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Digitale Fotografie - Themen Nachtfotografie (Vorschau)

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www.digitale-fotografi e-magazin.de<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong><br />

OUTDOOR<br />

Alles, was Sie wissen müssen, um atemberaubende Bilder mit Ihrer Digitalkamera zu schiessen<br />

Nr. 12/2012 Jul-Sept 2012<br />

ENTHÄLT<br />

LANDSCHAFTEN<br />

TIERE & NATUR<br />

NACHTFOTOGRAFIE<br />

PORTRÄTS<br />

& VIELES MEHR!<br />

Angebot auf Seite 2<br />

4 191705 609905 20012<br />

Deutschland:<br />

EUR 9,90<br />

Österreich:<br />

EUR 11,-<br />

Schweiz:<br />

CHF 19,-<br />

LU/BE<br />

EUR 11,50<br />

Tier- und<br />

Naturaufnahmen<br />

Beleuchtung für Porträts<br />

Atemberaubende<br />

Landschaften


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Willkommen 3<br />

ROSS HODDINOTT<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER: Ultimate Guide Media<br />

CHEFREDAKTEUR: Hagen Hellwig<br />

REDAKTION INTERNATIONAL: Daniel Lezano, Caroline<br />

Wilkinson, Ross Hoddinott, Lee Frost<br />

ART DIRECTOR: Dean Mullock<br />

FINANZDIREKTOR: Richard Layton<br />

DATENSCHUTZERKLÄRUNG<br />

Dieses MAGBOOKwird unter der Lizenz und mit<br />

der Erlaubnis von © Dennis Publishing Limited<br />

herausgegeben. Alle Rechte an Material, Titel und Marke<br />

dieses Magazins sind Eigentum von Dennis Publishing<br />

Limited und dürfen weder im Ganzen noch teilweise ohne<br />

vorherige schriftliche Genehmigung reproduziert werden.<br />

Willkommen...<br />

Fotografen lassen sich – grob gesagt – in zwei Lager aufteilen: Die einen fotografieren<br />

Menschen, die anderen Natur und Gegenstände. Beide Motive stellen gleichermaßen<br />

eine Herausforderung dar, beide üben eine Faszination auf den Betrachter aus – wenn<br />

sie denn gelungen sind. Nach unserer Porträt-Ausgabe halten Sie nun das Outdoor-<br />

Magazin in den Händen und sind so für beides gerüstet.<br />

Eine gute Fotogelegenheit bot das Festival „Horizonte Zingst“ auf dem Darß an der<br />

Ostsee. Hier konnte man nicht nur hochkarätige Fotoausstellungen besuchen, sondern<br />

auch überall selbst fotografieren: das Meer, die Boddenlandschaft, die Architektur und natürlich die Tiere und<br />

Pflanzen. Anleitungen zur Naturfotografie finden Sie viele in diesem Heft einschließlich eines Specials über<br />

Nachtaufnahmen.<br />

Und wenn Sie doch nicht auf Menschen verzichten wollen, empfehlen wir das Kapitel Outdoor-Porträts. Hier geht<br />

es um die Vorzüge des natürlichen Lichts – egal ob strahlender Sonnenschein oder bewölkter Himmel.<br />

Die <strong>Fotografie</strong> von Mensch und Natur muss also nicht immer getrennt betrachtet werden. Als guter Fotograf sollte<br />

man mit unterschiedlichen Situationen und Motiven umgehen können. Wir helfen Ihnen dabei!<br />

Immer das beste Licht wünscht<br />

Die in diesem Magazin artikulierten Meinungen, sind<br />

die Meinungen der jeweiligen Autoren und stimmen<br />

nicht zwingend mit der Meinung des Herausgebers, der<br />

Redaktion oder den Vertreibern dieses Magazins überein.<br />

HAFTUNG<br />

Das Heft wurde mit großer Sorgfalt produziert. Der<br />

Verlag kann jedoch keine Haftung, Gewährleistung,<br />

Garantie oder Versicherung für Meinungen, Waren oder<br />

Dienstleistungen übernehmen, die in dieser Ausgabe<br />

veröffentlicht wurden. Der Herausgeber übernimmt keine<br />

Verantwortung für Inhalte von externen Webseiten, deren<br />

Adressen veröffentlicht werden.<br />

VERTRIEB<br />

VU VERLAGSUNION KG<br />

Am Klingenweg 10<br />

65396 Walluf<br />

Telefon: 0612/3620 0<br />

VERLAG<br />

BÜRO DEUTSCHLAND<br />

Ultimate Guide Media Ltd.<br />

Chilehaus A, Fischertwiete 2<br />

20095 Hamburg<br />

Unsere nächsten Erscheinungstermine: <strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-KREATIV: 7.8.12, <strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-PHOTOSHOP:<br />

23.8.12, <strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-UPDATE: 4.9.12, <strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-THEMEN/Einsteiger: 2.10.12<br />

Treffen Sie unsere Outdoor-<strong>Fotografie</strong>-Experten<br />

Unsere Experten schreiben regelmäßig Beiträge für das Magazin <strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>. Holen Sie sich die neueste<br />

Ausgabe, die jeweils am zweiten Dienstag in jedem Monat erscheint, mit Expertenratschlägen und Anregungen, um<br />

Ihre Fototechniken zu verbessern. Weitere Informationen finden Sie unter www.digitale-fotografie-magazin.de.<br />

BÜRO UNITED KINGDOM<br />

Ultimate Guide Media Ltd<br />

Argyle House, 1 Dee Road<br />

Richmond, Surrey<br />

TW9 2JN<br />

Company No. 06965305<br />

HOMEPAGE<br />

www.digitale-fotografie-magazin.de<br />

ABONNEMENTS UND PRESSEVERTRIEB<br />

IPS Pressevertrieb GmbH<br />

Ultimate Guide Abo-Service<br />

Postfach 1331<br />

53340 Meckenheim<br />

E-Mail: abo-ugm@ips-d.de<br />

Telefon: 022 25/70 85-362<br />

Homepage: www.ips-d.de<br />

LESERFRAGEN<br />

Bitte schicken Sie Leseranfragen an<br />

info@digitale-fotografie-magazin.de<br />

ROSS HODDINOTT<br />

Ross ist ein preisgekrönter<br />

Fotograf, der auf eine<br />

langjährige Erfahrung mit der<br />

<strong>Fotografie</strong> der breit<br />

gefächerten Schönheit von<br />

britischen Landschaften und<br />

Tieren zurückblicken kann.<br />

www.rosshoddinott.co.uk<br />

HELEN DIXON<br />

Helen hat ihren Traum wahr<br />

gemacht und ihren Vollzeitjob<br />

aufgegeben, um professionelle<br />

Landschaftsfotografin zu<br />

werden. Sie gehört zu den<br />

größten Talenten Europas.<br />

www.helendixonphotography.co.uk<br />

LEE FROST<br />

Lee Frost ist seit zwei<br />

Jahrzehnten Profi und einer<br />

der bekanntesten Fotografen<br />

Großbritanniens. Er hat 20<br />

Bücher veröffentlicht und<br />

verkauft seine Bilder weltweit.<br />

www.leefrost.co.uk<br />

BRETT HARKNESS<br />

Brett gehört zu den führenden<br />

Porträt- und Gesellschaftsfotografen<br />

Großbritanniens<br />

und führt regelmäßige<br />

Workshops in ganz Europa<br />

durch. Für weitere<br />

Informationen besuchen Sie:<br />

www.brettharkness.com<br />

DRUCK UND BINDUNG<br />

Quad/Winkowski Sp. z o.o.,<br />

ul. Pułtuska 120,<br />

07-200 Wyszków,<br />

Polen<br />

www.Quadwinkowski.pl<br />

Das Papier, auf dem dieses<br />

Magazin gedruckt ist, besteht aus<br />

umweltverträglichen Fasern.


INHALT<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE -THEMEN / OUTDOOR<br />

6 Die Grundlagen<br />

Wenn Sie verstehen, wie das Belichtungssystem<br />

Ihrer Kamera funktioniert, machen Sie zwangsläufig<br />

bessere Fotos.<br />

14 Natur: Tierfotografie<br />

Ob groß oder klein, gefiedert oder mit Fell, süß<br />

oder unheimlich – Tiere sind zweifelsohne sehr<br />

abwechslungsreiche und populäre Fotomotive. Vom<br />

majestätischen Hirsch bis zum geheimnisvollen<br />

Hirschkäfer stellt jede Kreatur den Fotografen vor<br />

eine neue Herausforderung. Für tolle Tierfotos<br />

brauchen Sie die Fähigkeit sich zu tarnen,<br />

handwerkliches Geschick, eine Unmenge an<br />

Geduld - und unseren umfassenden Leitfaden für die<br />

<strong>Fotografie</strong> von frei lebenden Tieren.<br />

28 Schmetterlinge<br />

32 Spinnennetze<br />

38 Natur: Pflanzenfotografie<br />

Gehen Sie raus in Ihren Garten oder in die<br />

freie Natur und probieren die hier vorgestellten<br />

Expertentechniken aus, um Ihre Bilder mit Farben<br />

und Mustern zu füllen.<br />

46 Wassertropfen<br />

48 Magische Pilze<br />

50 Glockenblumen<br />

52 Outdoor-Porträts<br />

Lernen Sie, wie Sie im Freien mit Tageslicht und Blitz<br />

fantastische Porträtaufnahmen produzieren können.<br />

56 Das Sonnenlicht kontrollieren<br />

58 Im Schatten fotografieren<br />

60 Aufnahmen an wolkigen Tagen<br />

62 Bei Sonnenuntergang fotografieren<br />

64 Einsatz von Reflexionen<br />

68 Aufhellblitz<br />

70 Langzeit-Blitzsynchronisation<br />

74 Den Himmel dramatisieren<br />

77 Landschaften<br />

Lernen Sie die Grundlagen und Aufnahmetechniken,<br />

um atemberaubende Panoramabilder zu schießen,<br />

auf die Sie stolz sein werden. Wir zeigen Ihnen<br />

unter anderem Bildkomposition, Beleuchtung und<br />

Perspektive.<br />

86 Schärfe maximieren<br />

92 <strong>Fotografie</strong>ren bei Dämmerung<br />

100 Nebliger Morgen<br />

106 Natürliche Wellen<br />

108 Mystische Wasserlandschaften<br />

110 <strong>Nachtfotografie</strong><br />

Um diese Fototechniken bei Nacht auszuprobieren,<br />

sollten Sie rausgehen, sobald die Dämmerung<br />

einsetzt.<br />

120 Verkehrsspuren<br />

122 Malen mit Blitzlicht<br />

124 Das Motiv im Rampenlicht<br />

126 Landschaften im Mondschein<br />

128 Filter<br />

Jeder erfolgreiche Outdoor-Fotograf kennt die<br />

Vorzüge des Einsatzes von Filtern. Wir erläutern die<br />

verschiedenen Filtertypen und sagen Ihnen, welche<br />

empfehlenswert sind.<br />

143 Grundlegende Ausrüstung<br />

Wir stellen eine Auswahl der besten Ausrüstung für die<br />

Outdoor-<strong>Fotografie</strong> zusammen.<br />

144 Objektive von Weitwinkel bis Telezoom<br />

150 Unsere Wahl für die Makroausrüstung<br />

152 Einkaufsführer für Reflektoren und Diffusoren<br />

156 Die besten Fotorucksäcke<br />

158 Die besten Stative für die Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />

161 Bekleidung für die Outdoorfotografie<br />

162 Belichtung / Weißabgleich<br />

Benutzen Sie unsere Graukarte, um eine der Situation<br />

angepasste Belichtung zu erhalten.


164<br />

SEITEN<br />

MIT EXPERTENRAT-<br />

SCHLÄGEN<br />

FÜR DIE<br />

FOTOGRAFIE IM<br />

FREIEN


6 Die Grundlagen DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Richtig belichten<br />

Die Grundlagen der Belichtung zu lernen, ist für jeden Fotografen ein unerlässlicher Schritt auf dem Weg zum Erfolg<br />

WENN SIE EIN erfolgreicher Fotograf werden<br />

möchten, ist eines der ersten Gebiete, das Sie<br />

sicher beherrschen sollten, wie man ein Motiv<br />

richtig belichtet. Für viele beginnt die Belichtung<br />

genau dann, wenn sie den Auslöseknopf<br />

drücken, und das Belichtungsmesssystem der<br />

Kamera damit aktivieren. Erfahrene Fotografen<br />

haben schon zu einem viel früheren Zeitpunkt<br />

damit begonnen, das Motiv gedanklich zu<br />

erfassen, und sich überlegt, ob die Kamera in der<br />

Lage sein wird, die Situation richtig<br />

einzuschätzen, oder ob es nötig sein kann, dass<br />

der Fotograf hier eingreift. Es ist zwar die<br />

Kamera, die die Belichtung festlegt, aber es ist<br />

die Aufgabe des Fotografen, sicherzustellen, dass<br />

die Kamera so eingestellt wurde, dass das<br />

bestmögliche Ergebnis erzielt wird. Um das zu<br />

tun, muss man wissen, wie eine Belichtung<br />

grundsätzlich funktioniert und wie eine Kamera<br />

sie berechnet.<br />

Daher wollen wir uns zunächst die Grundlagen<br />

der Belichtung ansehen. Die Blende bestimmt,<br />

wie viel Licht durch das Objektiv gelassen wird,<br />

ganz ähnlich der Iris eines Auges, und die<br />

Belichtungszeit legt die Dauer fest, während der<br />

der Sensor diesem Licht ausgesetzt ist, indem<br />

der Verschluss vor dem Sensor aufgemacht wird.<br />

Für <strong>Fotografie</strong>anfänger, die in der Regel den<br />

vollautomatischen oder Programmmodus<br />

benutzen, gibt es nur eingeschränkt die<br />

Möglichkeit, die Belichtung zu bestimmen, da<br />

die Kamera alle Variablen, die in die Belichtung<br />

eingehen, selbst bestimmt. Wenn man einen<br />

dieser Modi benutzt, ist das schön für diejenigen,<br />

die nicht mehr über das Aufnehmen von Bildern<br />

lernen möchten. Für diejenigen von uns, die<br />

etwas lernen wollen, ist es jedoch besser, in den<br />

halbautomatischen Modus umzuschalten (und<br />

später dann den manuellen Modus<br />

auszuprobieren), da das eine Hilfe ist, etwas über<br />

den Zusammenhang zwischen Blende und<br />

Belichtungszeit zu lernen.<br />

Jetzt wissen wir, dass diese beiden Variablen eine<br />

Grundlage der Belichtung sind. Die nächste<br />

Frage ist jetzt: Wie nimmt eine Kamera ein Motiv<br />

wahr, wie erhält sie alle nötigen Daten, um die<br />

richtige Belichtung zu berechnen? Es mag Sie<br />

erstaunen, dass die Grundlagen des Systems,<br />

das von digitalen Spiegelreflexkameras genutzt<br />

wird, sehr ähnlich ist wie bei früheren Kameras,<br />

die noch eingebaute Belichtungsmesser hatten.<br />

Die Belichtungsmessung geht von der Annahme<br />

aus, dass der Durchschnitt der Farbtöne in dem<br />

gemessenen Bereich – unabhängig davon, ob es<br />

ein Porträt, Blütenblätter einer Blume oder eine<br />

Meeraufnahme ist – sich als mittlerer Farbton<br />

erweisen wird. Genauer gesagt geht sie davon<br />

aus, dass dieser Bereich 18 Prozent Grauton<br />

entspricht, was einen Durchschnittswert des<br />

Farbspektrums darstellt. Anders ausgedrückt:<br />

Wenn alle Farbtöne eines Motivs vermischt<br />

würden, wäre das Ergebnis 18 Prozent Grau.<br />

Das mag sich alles sehr technisch anhören, aber<br />

es lohnt sich, etwas darüber zu lernen, da es<br />

Ihnen verstehen hilft, was schief gegangen ist,<br />

wenn Sie plötzlich feststellen, dass Ihre Motive<br />

falsche Belichtungen aufweisen.<br />

Wie bereits erwähnt, sind die heutigen<br />

Belichtungsmesser sehr leistungsfähig und in der<br />

Lage, in den meisten Situationen hervorragend<br />

zu belichten - aber eben nicht zu 100 Prozent.<br />

Wenn die Umgebung überwiegend hell ist, kann<br />

es dazu führen, dass die Belichtungsmessung ein<br />

Motiv unterbelichtet, wohingegen eine<br />

überwiegend dunkle Umgebung häufig zu<br />

Überbelichtung führt. Das liegt daran, dass die<br />

Kamera versucht, aus allen Farbtönen des Bildes<br />

im Durchschnitt 18 Prozent Grautöne zu<br />

erzeugen. Die Multizonenmessung Ihrer Kamera<br />

ist in den meisten Fällen die richtige Wahl, aber<br />

in kniffligen Situationen kann es hilfreich sein,<br />

andere Methoden heranzuziehen. In manchen<br />

Fällen kann es nötig sein, die Einstellungen, die<br />

die Kamera vorschlägt, zu verwerfen, um eine<br />

korrekte Belichtung zu erreichen. Die vorliegende<br />

Anleitung hilft Ihnen dabei, solche Situationen zu<br />

erkennen und lehrt Sie, was dann zu tun ist.<br />

Ein unvergesslicher Anblick<br />

Wenn klar ist, wie die Kamera<br />

solche Szenen misst, kann man<br />

sich sicher sein, dass die<br />

Belichtung perfekt ist.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Die Grundlagen 7<br />

Motiv mit Hintergrundbeleuchtung<br />

Wer das Belichtungssystem seiner Digitalkamera<br />

zu beherrscht, kann auch mit kniffligen<br />

Lichtverhältnissen richtig umgehen.<br />

Blende und Belichtungszeiten<br />

Belichtungszeiten Sie werden stufenweise<br />

jeweils um Bruchteile einer Sekunde verändert.<br />

Jede Verdopplung oder Halbierung einer<br />

Belichtungszeit nennt sich „Lichtwertstufe“.<br />

Beispielsweise bewirkt eine Veränderung<br />

von 1/500 Sekunde zu 1/250 Sekunde eine<br />

Verdopplung der Belichtung. Je nach Kamera<br />

kann man Belichtungszeiten um ½ oder ganze<br />

Lichtwertstufe verändern. Die meisten Kameras<br />

haben einen Belichtungszeitenumfang von 30<br />

Sekunden bis 1/4.000 Sekunde. Das Schaubild<br />

unten zeigt den Umfang der Belichtung in<br />

ganzen Lichtwertstufen von 1 Sekunde bis<br />

1/4.000 Sekunde, sowie die Belichtungszeiten,<br />

die man verwendet, wenn man die Veränderung<br />

in halben Lichtwertstufen vornimmt.<br />

voll<br />

halb<br />

1/8sek<br />

1 Sek 1/2 Sek 1/4 Sek 1/8 Sek 1/16 Sek 1/30 Sek 1/60 Sek 1/125 Sek 1/250 Sek 1/500 Sek 1/1000 Sek 1/2000 Sek 1/4000 Sek<br />

0,7 Sek 1/3 Sek 1/6 Sek 1/10 Sek 1/20 Sek 1/45 Sek 1/90 Sek 1/180 Sek 1/350 Sek 1/750 Sek 1/1500 Sek 1/3000 Sek<br />

LEE FROST<br />

Blende Die Blendeneinstellungen werden<br />

normalerweise als „f/Zahl“ geschrieben, wie<br />

etwa f/4. Die Blendeneinstellungen beeinflussen,<br />

wie viel Licht durch die Blende gelassen wird.<br />

Das Licht wird durch eine Auswahl an Lamellen<br />

kontrolliert, die zusammen „Iris“ genannt<br />

werden. Sie kann geöffnet und geschlossen<br />

werden, fast so wie die Pupille eines Auges,<br />

um das Licht, das durch die Blende fällt, zu<br />

regulieren. Jede Veränderung der Blende<br />

um eine Stufe führt dazu, dass doppelt oder<br />

halb so viel Licht durchfällt. Die maximale<br />

Blendeneinstellung ist dann erreicht, wenn<br />

die Iris ganz geöffnet ist, und die minimale<br />

Blendeneinstellung ist dann erreicht, wenn die<br />

Iris am kleinsten ist (in diesem Fall f/22).<br />

f/2.8<br />

voll f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16 f/22 f/32<br />

halb f/3.5 f/4.5 f/6.7 f/9.5 f/13 f/19 f/27<br />

ISO und<br />

Belichtungseinstellung<br />

Um zu verstehen, wie ISO Ihre<br />

Belichtungseinstellung beeinflusst,<br />

müssen wir zunächst verstehen, was<br />

genau dieser Begriff bedeutet. ISO<br />

ist eine Bewertung, die bestimmt,<br />

wie empfindlich der Sensor auf<br />

Licht reagiert. Bei einer niedrigen<br />

Einstellung, wie ISO 100, ist er nicht<br />

so empfindlich, wohingegen ISO 800 zu einer höheren Empfindlichkeit führt.<br />

Die ISO-Einstellung, die Sie auf Ihrer Digitalkamera wählen, beeinflusst die<br />

Belichtungszeit- und Blendeneinstellungen. Denken Sie aber daran, dass eine<br />

Erhöhung des ISO zu verstärktem Bildrauschen führt. In den meisten Fällen<br />

reicht ein ISO-Wert zwischen 100 und 400 aus.


8 Die Grundlagen DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Die verschiedenen Belichtungsmodi<br />

Ihre Kamera bietet Ihnen eine Auswahl an Belichtungsmodi, die alle dazu dienen, ein perfekt belichtetes Bild zu<br />

bieten. Wenn Sie Fortschritte als kreativer Fotograf machen möchten, müssen Sie verstehen, wie jeder<br />

Belichtungsmodus funktioniert und welche Aufnahmesituation am besten zu ihm passt.<br />

Blendenprioritätsmodus ( AV oder A)<br />

Der Blendenprioritätsmodus gilt in fast<br />

jeder Situation als der sinnvollste und<br />

Av vielseitigste Modus. Er kann fast immer<br />

als Grundeinstellung Ihrer Kamera<br />

eingestellt bleiben, da er unter den<br />

meisten Aufnahmebedingungen nützlich ist. Er wird<br />

auf der Kamera als AV (Aperture value) oder A<br />

bezeichnet und ist der beliebteste und am häufigsten<br />

genutzte Belichtungsmodus bei Kameras.<br />

Weil Sie entscheiden, welche Blende genutzt wird<br />

und die Kamera dann die passende Belichtungszeit<br />

auswählt, wird er als halbautomatischer Modus<br />

bezeichnet, der zur Aufnahme aller möglichen Motive<br />

verwendet werden kann. Besonders von Fotografen,<br />

die Aufnahmen machen möchten, welche über<br />

bestimmte Entfernungsbereiche hinweg scharf sind,<br />

wird der A-Modus bevorzugt. Deshalb ist er auch bei<br />

Landschaftsfotografen besonders beliebt.<br />

Er wird außerdem von Porträtfotografen bevorzugt,<br />

die oft eine große Blende wählen, die dazu führt,<br />

dass der Hintergrund unscharf wird, und die<br />

Aufmerksamkeit dem Motiv gewidmet wird. Der<br />

Blendenprioritätsmodus ist auch deshalb unter<br />

Fotografen so beliebt, weil er einfach zu nutzen ist. Er<br />

erlaubt die Kontrolle der Tiefenschärfe, so dass man<br />

interessante Punkte auswählen kann, die scharf sein<br />

sollen.<br />

f/2.8 f/22<br />

Zeitvorwahlmodus (TV oder S)<br />

1 1<br />

Eine andere halbautomatische<br />

Einstellung, die TV (oder S) genannt wird,<br />

Tv funktioniert genau anders herum als der<br />

Blendenprioritätsmodus. Anstatt die<br />

Blende auszuwählen, gibt der Fotograf die<br />

gewählte Verschlusszeit ein, und die Kamera errechnet<br />

daraus zuverlässig die beste Blende, die zu wählen ist,<br />

um eine korrekte Belichtung zu erhalten.<br />

2<br />

Die Nutzung der<br />

Blendenpriorität:<br />

1. Drehen Sie den<br />

Modusschalter auf die<br />

Position AV oder A.<br />

2. Nutzen Sie die<br />

Eingabeauswahl,<br />

um die gewünschte<br />

Blende auszuwählen,<br />

die oben und/oder auf<br />

dem hinteren LCD-<br />

Monitor angezeigt<br />

wird.<br />

Die meisten Fotografen bevorzugen diesen Modus,<br />

wenn sich das Motiv im Bildausschnitt bewegt, und sie<br />

dieses gestochen scharf einfangen möchten, oder wenn<br />

sie es stattdessen verwischt haben möchten, um einen<br />

kreativen Effekt zu erzeugen. Wenn man zum Beispiel<br />

einen Radfahrer oder ein Auto fotografiert, das schnell<br />

an einem vorbeifährt, kann man entweder eine kurze<br />

Verschlusszeit einstellen, welche die Bewegung einfriert,<br />

oder man kann eine längere einstellen, die es ermöglicht,<br />

dass die Bewegung schwenkt, was die Bewegung des<br />

Motivs durch den Bildausschnitt betont.<br />

Beim <strong>Fotografie</strong>ren von Landschaften, die Wasser<br />

im Bildausschnitt beinhalten, gibt es eine ähnliche<br />

Wahlmöglichkeit: Nutzt man eine kurze Verschlusszeit,<br />

um die Bewegung des Wassers einzufrieren, oder<br />

eine sehr lange Verschlusszeit, was zu einer langen<br />

Belichtung führt, die das Wasser in einen ätherischen<br />

Nebel verwandelt? All diese Optionen werden ganz<br />

einfach durch die Wahl des passenden Verschlusszeit<br />

ermöglicht. Versuchen Sie es selbst, um ein Gefühl für die<br />

unterschiedlichen Ergebnisse zu erhalten.<br />

2<br />

1/250 Sek Zwei Sekunden<br />

Die Nutzung der<br />

Zeitvorwahl:<br />

1. Drehen Sie den<br />

Modusschalter auf die<br />

Position Tv oder S.<br />

2. Nutzen Sie die<br />

Eingabeauswahl,<br />

um die gewünschte<br />

Verschlusszeit<br />

auszuwählen, die oben<br />

und/oder auf dem<br />

hinteren LCD-Monitor<br />

angezeigt wird.<br />

Was ist Tiefenschärfe? Tiefenschärfe beschreibt den Anteil des<br />

Bildausschnitts, der scharf fokussiert erscheint. Die Brennweite und die<br />

Entfernung vom Brennpunkt tragen zu diesem Effekt bei, aber der wichtigste<br />

Faktor, um die Tiefenschärfe zu kontrollieren, ist die Wahl der Blende.<br />

Immer schön langsam! Zwei verschiedene Verschlusszeiten, zwei<br />

sehr unterschiedliche Ergebnisse. Eine kurze Belichtungszeit friert sich<br />

bewegendes Wasser ein, aber eine Verschlusszeit im Bereich mehrerer<br />

Sekunden führt zu Wasser, das wie Nebel aussieht. Viele professionelle<br />

Fotografen lieben diesen Effekt.<br />

Blendenpriorität: perfekt für ... Zeitvorwahl: perfekt für ...<br />

ISTOCK PHOTO<br />

LEE FROST<br />

PAUL STEFAN<br />

Porträts<br />

Eine große Blende führt zu geringer<br />

Tiefenschärfe, was sich bestens<br />

dafür eignet, die Aufmerksamkeit auf<br />

das Motiv zu lenken.<br />

Landschaftsaufnahmen<br />

Wenn Sie eine kleine Blende<br />

auswählen, erhalten Sie hohe<br />

Tiefenschärfe, so dass das<br />

komplette Bild scharf aussieht.<br />

Lichtspuren<br />

Stellen Sie Ihre Digitalkamera auf<br />

ein Stativ, und nutzen Sie eine<br />

lange Belichtungszeit, um kreative<br />

Lichtspuren zu erzeugen<br />

Sport und Bewegung<br />

Es ist unbedingt nötig, eine kurze<br />

Belichtungszeit auszuwählen, um<br />

sich schnell bewegende Motive<br />

gestochen scharf auf Zelluloid zu<br />

bannen.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Die Grundlagen 9<br />

Andere nützliche Einstellungen, an die man auch denken sollte<br />

ROSS HODDINOTT<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Bulbmodus: Für sehr lange Belichtungszeiten (normalerweise länger als<br />

B 30 Sekunden) brauchen Sie den Bulbmodus (B). Fast alle digitalen<br />

Spiegelreflexkameras bieten diesen Modus an, der es dem Fotografen<br />

erlaubt, den Verschluss in einer offenen Position zu verschließen, was<br />

Belichtungszeiten von mehreren Minuten oder sogar Stunden ermöglicht! Eignet<br />

sich bestens für Sternenbahnen und <strong>Nachtfotografie</strong>, oder für die Aufnahme von<br />

Feuerwerken.<br />

Manueller Modus: Wenn Sie die vollständige Kontrolle behalten möchten,<br />

M brauchen Sie den manuellen Modus. Wie sich aus dem Namen ableitet,<br />

wählt der Fotograf beide Schlüsselvariablen aus, die zu einer Aufnahme<br />

gehören: die Blende und die Verschlusszeit. Viele professionelle Fotografen belassen<br />

Ihre Moduseinstellung auf manuell, da Sie darauf vertrauen, dass es am besten ist,<br />

die volle Kontrolle über alle Aufnahmeparameter zu besitzen.


10 Die Grundlagen<br />

Die Beherrschung der Belichtungsmessung<br />

Ihre Kamera besitzt unterschiedliche Einstellungen zur Belichtungsmessung.<br />

Lernen Sie hier, welche davon Sie in einer bestimmten Aufnahmesituation nutzen<br />

sollten, um die beste Kontrolle Ihrer Aufnahme zu haben.<br />

WIE BEREITS ERWÄHNT WURDE, ist es die Aufgabe des<br />

Belichtungsmessers in Ihrer Kamera, den von Ihnen<br />

ausgewählten Bildausschnitt zu bewerten, und die Einstellungen<br />

für Blende und Verschlusszeit zu berechnen, die zu einer richtigen<br />

Belichtung führen. Die Kamera geht davon aus, dass der<br />

durchschnittliche Farbton im Bild ein 18-prozentiger mittlerer<br />

Grauton ist, und berechnet aufgrund dieser Annahme die<br />

Belichtung. Alle Belichtungsmesssysteme nutzen das Prinzip des<br />

mittleren Farbtons, aber es gibt zwischen den Systemen<br />

Unterschiede, wie sie den Bildausschnitt messen. Das<br />

Multizonensystem etwa teilt den Bildausschnitt in Zonen ein,<br />

berechnet einzelne Werte aus jeder Zone und nutzt einen<br />

komplizierten Algorithmus, um die Belichtung letztendlich zu<br />

bestimmen. Teil- und Punktmesssysteme beziehen dagegen die<br />

Daten zur Berechnung der Belichtung aus einem sehr kleinen<br />

Bereich (normalerweise drei bis neun Prozent) in der<br />

Bildausschnittsmitte.<br />

Wozu gibt es unterschiedliche Belichtungsmesssysteme? Das<br />

liegt daran, dass die Auswahlmöglichkeit, ob man den<br />

kompletten Bildausschnitt oder nur kleine Teile davon als<br />

Grundlage der Berechnung nimmt, dem Fotografen viel Kontrolle<br />

darüber gibt, dass die Messung auch exakt ausfällt. Natürlich<br />

muss man bei der Auswahl des Messsystems sorgfältig vorgehen,<br />

damit sichergestellt wird, dass es zu dem Motiv, das man<br />

aufnehmen will, auch passt. Wenn man beispielsweise eine<br />

typische Landschaft aufnimmt, mit einem hellblauen Himmel,<br />

sattem grünem Gras und einem dunklen, schattenspendenden<br />

Baum, wird man statt der Punktmessung lieber die<br />

Multizonenmessung nutzen, da eine Messung des dunklen,<br />

schattigen Baumes dazu führen würde, dass die Kamera der<br />

Ansicht wäre, dieses wäre der Mittelton, und daher das Bild<br />

überbelichten würde. Bei der Multizonenmessung berücksichtigt<br />

die Kamera dagegen die Abweichungen zwischen den einzelnen<br />

Bereichen – Himmel, Gras, dunkler Baum etc. – und berechnet<br />

auf dieser Grundlage die richtige Belichtung.<br />

Wir gehen unten auf jedes Belichtungsmesssystem einzeln ein<br />

und beschreiben auch, wie man es auf seiner Kamera findet. Wir<br />

schlagen auch Situationen vor, in denen die Verwendung dieses<br />

Belichtungsmesssystems vorteilhaft sein kann. Daher wissen Sie<br />

bei Ihrer nächsten Aufnahme, welcher Modus sich am besten für<br />

Sie eignet und vermeiden dadurch, Fotos zu machen, die sich<br />

dann als schlecht belichtet erweisen.<br />

Punkt- und Teilmessung<br />

1) unterbelichtet<br />

Gut geeignet in Situationen, in denen<br />

man einen bestimmten Bildausschnitt als<br />

Grundlage für die Berechnung heranziehen<br />

1<br />

möchte. Allerdings müssen die Punkt- und<br />

Teilmesseinstellungen sehr sorgfältig vom<br />

Fotografen ausgewählt werden, damit sich<br />

keine Fehler bei der Messung einstellen. Diese<br />

genaue Messmethode funktioniert so, dass ein<br />

kleiner Bereich, normalerweise in der Mitte des<br />

2) überbelichtet<br />

Bildes, für die Messung herangezogen wird.<br />

Die meisten Punktmessungen nutzen einen<br />

genauen Messkreis, der sich auf drei Prozent<br />

des Bildausschnitts bezieht. Die Teilmessung ist<br />

dagegen nicht so präzise, sondern misst einen<br />

Bereich von etwa neun Prozent.<br />

Um mit dieser Methode ein richtig belichtetes<br />

2<br />

Bild zu erhalten, muss der Messbereich auf<br />

einen Mittelton gerichtet sein, da sonst die<br />

3<br />

Gefahr besteht, dass das Bild über- oder<br />

3) richtige Belichtung<br />

unterbelichtet wird. Dieser Mittelton muss<br />

nicht grau sein, es könnte auch jede andere<br />

Mitteltonfarbe sein wie etwa grünes Gras,<br />

braune Erde oder eine Ziegelmauer. Die<br />

meisten Digitalkameras bieten heutzutage<br />

Punktmessung an, einige haben Teilmessung<br />

und ein paar sogar beides.<br />

Aufnahme auf Grundlage eines Mitteltons: Wenn man eine Punkt- oder Teilmessung nutzt, muss man sich<br />

unbedingt daran erinnern, dass der Messbereich auf einen Mittelton gerichtet ist, damit die korrekte Belichtung<br />

erfolgt. In diesem typischen Bild haben wir Punktmessungen aus unterschiedlichen Bereichen des Bildausschnitts<br />

ausgewählt, um zu verdeutlichen, wie unterschiedlich die Belichtung sein kann.<br />

Punkt- und Teilmessung: perfekt für ...<br />

Punkt- und Teilsymbole<br />

FOTOS: LEE FROST<br />

CANON CANON NIKON<br />

SONY<br />

OLYMPUS<br />

PENTAX<br />

Schneereiche Bilder<br />

Richten Sie den Punktmesser auf<br />

einen Bereich mit Mitteltönen,<br />

damit der Schnee nicht zu einer<br />

Unterbelichtung führt.<br />

Porträts mit Hintergrundbeleuchtung<br />

Das intensive Hintergrundlicht, das von<br />

oben kommt, kann Multizonensysteme<br />

in die Irre führen, daher sollte man<br />

eine Punktmessung des Gesichts<br />

durchführen.<br />

Motive mit Lichtpunkten<br />

Messen Sie einen Mittelton, wenn<br />

Bilder von Lichtpunkten, wie etwa<br />

Spiegelungen, übersät sind.


Werden Sie kreativ<br />

Wenn Sie verstehen, wie die<br />

Belichtungsmessung funktioniert, holen<br />

Sie das Beste aus Ihrer Kamera heraus.<br />

ROSS HODDINOTT<br />

Multizonenmessung<br />

Multizonenmesssysteme sind unglaublich zuverlässig und liefern in der überwiegenden<br />

Zahl aller Fälle den richtigen Wert für die Belichtung. Das liegt daran, dass das<br />

Multizonensystem das Ausgeklügeltste aller verfügbaren Messsysteme ist. Es<br />

funktioniert, indem das ganze Bild in Zonen eingeteilt wird, und separate Messwerte<br />

aus jeder Zone ermittelt werden. Die Daten dieser Messungen werden dann von einer<br />

Reihe von Algorithmen verarbeitet, und die Daten werden häufig mit den Werten<br />

anderer Bilder verglichen, was dabei hilft, die letztendliche Belichtung auszurechnen<br />

und zu bestimmen. Unterschiedliche Markenhersteller haben zur Beschreibung ihres<br />

jeweiligen Multizonenmodells unterschiedliche Bezeichnungen erfunden: bei Nikon<br />

heißt der Modus „Matrix“,<br />

Canon nennt sein System<br />

„Evaluative“, und bei Pentax<br />

heißt es „Multi-Segment“. Je<br />

nach Kameramodell gibt es eine<br />

unterschiedliche Zahl an Zonen.<br />

Es gilt zwar allgemein die Regel,<br />

dass ein System um so genauer<br />

ist, je mehr Zonen es heranzieht,<br />

aber das stimmt nicht in jedem<br />

einzelnen Fall.<br />

Multizonen-Symbole<br />

Mittenbetonte Durchschnittsmessung<br />

Anhänger von Filmaufnahmen werden sich an die mittenbetonte<br />

Durchschnittsmessung erinnern, wenn sie an die Zeit der Dunkelkammern<br />

zurückdenken. Dieser Modus fand jahrelang bei Spiegelreflexkameras Verwendung,<br />

wurde aber mittlerweile durch die Multizonenmessung ersetzt. Die mittenbetonte<br />

Durchschnittsmessung funktioniert folgendermaßen. Es wird im kompletten<br />

Bildausschnitt eine Durchschnittsmessung vorgenommen, wobei die Bildmitte am<br />

stärksten betont wird. Wenn man diese Methode kennt, wird man sie eher anwenden,<br />

und bei der Verwendung von AE-Lock (Messwertspeicherung) ist es auch die<br />

empfohlene Vorgehensweise.<br />

Je nach Marke unterscheidet sich die Gewichtung des Mittelpunkts, aber<br />

normalerweise wird die Mitte mit 60<br />

bis 80 Prozent gewichtet. Bei diesem<br />

System ergeben sich häufig Probleme,<br />

wenn man Landschaftsaufnahmen<br />

macht. Das liegt daran, dass der<br />

hohe Anteil des Himmels bei vielen<br />

Bildern zu einer Unterbelichtung des<br />

Bildes führt. Es braucht eine Menge<br />

Erfahrung, um zu wissen, was zu<br />

tun ist, um diese Schwierigkeiten zu<br />

umgehen (siehe unten).<br />

Mittenbetonte Durchschnitts-Symbole<br />

CANON NIKON SONY<br />

OLYMPUS PENTAX<br />

CANON<br />

NIKON<br />

SONY<br />

OLYMPUS<br />

PENTAX<br />

Multizonen-Messung: perfekt für ...<br />

Mittenbetonter Durchschnitt: perfekt für ...<br />

ROSS HODDINOTT<br />

LEE FROST<br />

BILDER: LEE FROST<br />

Landschaftsaufnahmen<br />

Bilder, die sowohl den Himmel als<br />

auch einen Vordergrund zeigen, der<br />

unterschiedlich belichtet werden<br />

muss, eignen sich gut für diese<br />

Messung.<br />

Allgemeine Aufnahmen<br />

Wenn Ihr Motiv keine<br />

ungewöhnlichen Lichtverhältnisse<br />

aufweist, ist die Verwendung der<br />

Multizonenmessung die beste Wahl.<br />

Allgemeine Porträts<br />

Mit Unterschieden zwischen<br />

hellen und dunklen Schatten wird<br />

gut umgegangen, und genaue<br />

Ergebnisse zu erzielen.<br />

Landschaften mit AE-L<br />

Bei Aufnahmen, die einen hellen<br />

Himmel beinhalten, sollte man die<br />

Kamera auf den Boden richten, AE-L<br />

nutzen und dann neu ausrichten und<br />

auf den Auslöser drücken.


12 Grundlegende Techniken DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

So umgehen Sie die automatische Belichtung<br />

<strong>Digitale</strong> Spiegelreflexkameras verfügen heute zwar über sehr hoch entwickelte Systeme zur Belichtungsmessung, aber dennoch<br />

sind diese nicht unfehlbar, so dass es gelegentlich zu falscher Belichtung kommt. Nicht nur Szenen, die heller oder dunkler als der<br />

Durchschnitt sind, führen am häufigsten zu schlechten Ergebnissen, sondern auch schwierige Lichtverhältnisse, wie eine<br />

Belichtung von hinten. Aus diesem Grund ist es wichtig zu wissen, wie Sie die Belichtungsmessung Ihrer Kamera umgehen und<br />

selber die Kontrolle übernehmen können. Nur so stellen Sie sicher, dass Ihre Fotos immer perfekt belichtet sind.<br />

Belichtungskorrektur<br />

Die am häufigsten verwendete und simpelste Methode, die<br />

automatische Belichtung zu umgehen, ist die Belichtungskorrektur.<br />

Diese Funktion, die bei jeder besseren Kamera zu finden ist,<br />

ermöglicht es dem Anwender, die von der Kamera vorgeschlagene<br />

Belichtungszeit zu verlängern oder zu verkürzen. Die Belichtungskorrektur ist einfach<br />

zu bedienen, da Sie die Belichtung in voreingestellten Schritten von einer oder einer<br />

halben Stufe anpassen können. Wenn Sie einen positiven (+) Wert wählen,<br />

verlängern Sie die Belichtungszeit und hellen so das Bild auf. Wenn Sie dagegen<br />

einen negativen (–) Wert einstellen, wird Ihr Bild dunkler. Da die Korrektur in<br />

Einzelschritten angewendet wird, die mit den Einstellungen für Blende und<br />

Verschlusszeit korrespondieren, sollten Sie sich recht schnell daran gewöhnen.<br />

Schon nach kurzer Zeit werden Sie die Belichtungskorrektur ganz automatisch<br />

anwenden, ohne groß darüber nachdenken zu müssen.<br />

Der Wert der Belichtungskorrektur wird für gewöhnlich in einer Skala oder als Zahl<br />

auf dem LCD-Display oder im Sucher angezeigt, und zumeist als EV (Exposure Value<br />

= Lichtwert) angegeben. Wenn Sie also eine halbe Stufe hinzufügen, wird dies als<br />

+½EV angezeigt. Wie die Kamera die Belichtungskorrektur anwendet, hängt davon<br />

ab, welchen Belichtungsmodus Sie verwenden.<br />

Bei der Zeitautomatik mit Blendenvorwahl wird die Verschlusszeit verändert, bei<br />

der Blendenautomatik dagegen, wird die Korrektur über die Blendeneinstellung<br />

angewendet. Im Programmmodus verändert die Kamera die beiden Variablen<br />

in Abhängigkeit von den Lichtverhältnissen und dem Verwacklungsrisiko. Die<br />

Grundregel, die Sie sich merken müssen, lautet: Wenn die Szene von einem hellen<br />

Objekt dominiert wird, könnte die Kamera unterbelichten. Wählen Sie also einen<br />

positiven (+) Wert, um dies zu vermeiden. Wenn Sie dagegen ein sehr dunkles<br />

Objekt oder eine dunkle Szene fotografieren, wird die Kamera das Bild eher<br />

überbelichten. Also stellen Sie einen negativen Korrekturwert (–) ein, um die korrekte<br />

Belichtungszeit zu erhalten.<br />

1 2<br />

Speicherung der automatischen Belichtungseinstellung<br />

= Autoexposure Lock (AE-L)<br />

AE-<br />

L<br />

Diese Möglichkeit, die automatische Belichtung zu umgehen, führt<br />

nicht wirklich zu längerer oder kürzerer Belichtung, sondern sie<br />

ermöglicht es Ihnen, das Gebiet zu spezifizieren, in dem die Kamera die<br />

Belichtung misst. Diese Umgehungsfunktion wird unter Fotografen<br />

nicht annähernd so gerne angewendet wie die Belichtungskorrektur. Das liegt daran,<br />

dass der Fotograf sehr viel mehr Erfahrung in der <strong>Fotografie</strong> sowie eine umfassendere<br />

Kenntnis über die Lichtsituationen und Szenen benötigt, die nach dieser Methode<br />

verlangen.<br />

Wie der Name schon sagt, ermöglicht die Autoexposure Lock-Funktion Ihnen eine<br />

Speicherung einer Belichtungsmessung. Diese wird beibehalten, selbst wenn Sie die<br />

Szene neu aufbauen. Normalerweise drücken Sie beim <strong>Fotografie</strong>ren den Auslöser halb<br />

und lösen so gleichzeitig den Autofokus und die automatische Belichtung aus. Das ist<br />

für die meisten Szenen auch völlig in Ordnung. In manchen Situationen jedoch kann<br />

dies zu Belichtungsfehlern führen, nämlich dann, wenn das Objekt oder die Szene<br />

sehr hell oder sehr dunkel ist, wenn das Bild einen starken Kontrast enthält oder wenn<br />

ungewöhnliche Lichtverhältnisse herrschen. Unter diesen Bedingungen können Sie<br />

die Belichtung für einen mittelhellen Bereich messen und diese Messung mit Hilfe der<br />

AE-L-Funktion in Ihre Kamera einspeichern, um so ein perfektes Ergebnis zu erzielen.<br />

Wenn Sie die Autoexposure Lock-Funktion benutzen, können Sie zwar eine<br />

Multizonenmessung vornehmen, Sie werden aber feststellen, dass Sie besser beraten<br />

sind, wenn Sie auf Punkt- oder Teilmessung umschalten, um sicher gehen zu können,<br />

dass die Messung an einem mittleren Ton vorgenommen wird. Das ist wichtig, egal<br />

ob Sie die Messung an einer Grasfläche, einer Backsteinmauer oder einer Graukarte<br />

vornehmen. Denken Sie immer daran, dass die Lichtsituation, in der Sie die AE-L<br />

vornehmen dieselbe sein sollte, wie die bei Ihrem Hauptobjekt. Wenn Sie also AE-L<br />

verwenden, um an einer Stelle zu messen, die in helles Sonnenlicht getaucht ist, Ihr<br />

tatsächliches Motiv jedoch im Schatten liegt, wird dies zu einem stark überbelichteten<br />

Foto führen.<br />

1 2<br />

Die Verwendung der Belichtungskorrektur:<br />

1) Finden Sie heraus, wo an Ihrer Kamera sich der Schalter für die<br />

Belichtungskorrektur befindet und drücken Sie ihn (gewöhnlich wird er mit<br />

dem Icon +/- gekennzeichnet).<br />

2) Um die gewünschte Belichtungskorrektur einzugeben, drehen Sie den<br />

Schalter in die entsprechende Richtung. Eine negative Belichtungskorrektur<br />

führt dazu, dass das Bild weniger stark belichtet wird. Eine positive<br />

Belichtungskorrektur dagegen verstärkt die Belichtung. Sobald Sie Ihr Foto<br />

geschossen haben, kontrollieren Sie das Ergebnis auf dem LCD-Display.<br />

Belichtungskorrektur: perfekt für…<br />

Die Verwendung von Autoexposure Lock (AE-L):<br />

1) Stellen Sie Ihre Kamera entweder auf Punkt- oder Teilmessung ein.<br />

Suchen Sie sich eine Stelle für Ihre Messung aus und drücken Sie den<br />

Auslöser halb, um das Messsystem zu aktivieren.<br />

2) Jetzt betätigen Sie den AE-L Schalten in den Belichtungseinstellungen.<br />

Bauen Sie Ihr Bild neu auf und, wenn Sie zufrieden sind, drücken Sie den<br />

Auslöser durch, um Ihr Bild zu fotografieren. So sollten Sie ein perfekt<br />

belichtetes Foto erhalten.<br />

Autoexposure Lock: perfekt für...<br />

HELEN DIXON<br />

LEE FROST<br />

LEE FROST<br />

MARK BAUER<br />

Verschneite Landschaften<br />

Eine positive Belichtungskorrektur<br />

(zwischen +1 und +2EV)<br />

verhindert, dass das<br />

Winterwunderland auf Ihren Bildern<br />

grau erscheint.<br />

Natürlichen Teint<br />

Die Belichtungskorrektur kann<br />

eingesetzt werden, um den<br />

Teint von sonnengebräunten<br />

oder dunkelhäutigen Modellen<br />

auszugleichen.<br />

Silhouetten bei Sonnenuntergang<br />

Messen sie die Belichtung für den<br />

Sonnenuntergang und drücken<br />

dann AE-L. Die anderen Elemente<br />

in der Szene werden als Silhouette<br />

dargestellt.<br />

Szenen mit strahlendem Himmel<br />

Große, strahlend helle<br />

Himmelsflächen können zu<br />

Unterbelichtung führen. Verwenden<br />

Sie AE-L und messen die Belichtung<br />

für eine Grasfläche.


Belichtungskorrektur<br />

Übernehmen Sie die Kontrolle und<br />

umgehen die automatische<br />

Belichtung. So wissen Sie, was zu tun<br />

ist, wenn Ihre Kamera Probleme hat,<br />

Ihr Bild korrekt zu belichten.<br />

Belichtungsvariantenreihen =<br />

Autoexposure Bracketing (AEB)<br />

AEB<br />

Autoexposure Bracketing (AEB, auch<br />

BKT) ermöglicht es dem Fotografen, eine<br />

Serie von drei Bildern mit<br />

unterschiedlichen<br />

Belichtungseinstellungen zu fotografieren, ohne dass<br />

er dazu zwischen den einzelnen Aufnahmen die<br />

Einstellungen ändern muss. Die meisten Kameras<br />

können Bildsequenzen von +/– drei Rasten von der<br />

Grundeinstellung erstellen, manche Kameras<br />

ermöglichen sogar bis zu fünf Rasten von AEB, und<br />

diese Funktion kann angewendet werden, egal ob Sie<br />

im Programmodus, mit Blendenautomatik, in<br />

Zeitautomatik mit Blendenvorwahl oder in manuellem<br />

Modus fotografieren. Ursprünglich wurde diese<br />

Funktion eingeführt, um unerfahrenen Fotografen die<br />

Möglichkeit zu bieten, in sehr schwierigen<br />

Lichtverhältnissen drei Belichtungszeiten in<br />

Kombination mit Belichtungskorrektur<br />

auszuprobieren, so dass wenigstens ein gutes<br />

Ergebnis sichergestellt war.<br />

Wie funktioniert es also? Nun, stellen Sie sich einfach<br />

vor, sie sollen eine strahlend weiße Schneelandschaft<br />

fotografieren und Sie sind sich nicht sicher, ob Sie<br />

+1 oder +2 EV wählen sollen. Um dieses Problem<br />

zu lösen, wählen Sie bei der Belichtungskorrektur<br />

+1,5 EV und bei AEB +/-0,5 EV. Wenn Sie nun<br />

Ihre Bildsequenz schießen, erhalten Sie als Ergebnis<br />

drei Bilder mit +1, +1,5 und +2 EV. Heutzutage<br />

wird AEB hauptsächlich verwendet, um Bilder<br />

aufzunehmen, aus denen später High Dynamic<br />

Range (HDR) Bilder gemacht werden. Normalerweise<br />

werden diese Bilder dann mit Photoshop oder einer<br />

anderen Software von Drittanbietern wie Photomatix<br />

bearbeitet. Bei der Aufnahme von HDR-Bildern muss<br />

der Fotograf aufpassen, dass er die Kamera zwischen<br />

den Aufnahmen nicht bewegt, denn das würde den<br />

Rest der Sequenz vollkommen unbrauchbar machen.<br />

Es wird außerdem empfohlen, zu fokussieren, bevor<br />

das erste Bild der AEB-Sequenz geschossen wird,<br />

und dann auf manuellen Modus umzuschalten.<br />

Das Letzte, was Sie wollen, ist schließlich, dass<br />

Ihr Objektiv zwischen den Fotos verzweifelt nach<br />

einem Fokuspunkt sucht, während jemand ihn Ihren<br />

Bildausschnitt hineinläuft und Ihnen das Bild verdirbt.<br />

Sie können in Verbindung mit AEB einen Fernauslöser<br />

oder den Selbstauslöser verwenden, so dass Sie den<br />

Auslöser nur noch einmal drücken müssen.<br />

1<br />

Die Verwendung von AEB: 1) Gehen Sie im Menü Ihrer<br />

Kamera auf die AEB-Funktion und stellen Sie mit dem<br />

Wählschalter ein, wie viele Stufen in der Sequenz abgedeckt<br />

werden sollen.<br />

2) Drücken Sie den Auslöser halb, um das Bildschirmmenü zu<br />

verlassen.<br />

3) Bauen Sie Ihr Bild auf und drücken den Auslöser dreimal<br />

durch (oder verwenden Sie dazu einen Fernauslöser), um die<br />

Sequenz aufzunehmen.<br />

AEB: perfekt für...<br />

HDR-Bilder<br />

Mit dieser beliebten Technik<br />

bringen Sie Licht und Schatten<br />

Ihrer Bilder so richtig zum<br />

Vorschein.<br />

Gehen Sie auf Nummer<br />

Sicher<br />

Verwenden Sie AEB<br />

in Verbindung mit der<br />

Belichtungskorrektur, und Sie<br />

können sicher sein, dass eines<br />

von drei Fotos perfekt sein wird.<br />

FOTOS: LEE FROST<br />

Blitzbelichtungsspeicherung<br />

(FEL)<br />

Flash Exposure<br />

Lock ist eine<br />

oftmals<br />

übersehene<br />

Funktion, die angewendet<br />

werden kann, wenn in<br />

schwierigen Lichtverhältnissen<br />

ein Blitz benutzt wird. Es muss<br />

allerdings angemerkt werden,<br />

dass nicht alle Kameras über<br />

die FEL-Funktion verfügen und<br />

dass diese Funktion nicht mit<br />

allen Blitzgeräten zur Verfügung<br />

steht. Schauen Sie also in der<br />

Bedienungsanleitung Ihrer<br />

Kamera nach, ob Sie diese<br />

Funktion benutzen können. Für<br />

gewöhnlich müssen Sie den<br />

Schalter für die Teilmessung (*)<br />

oder den AE-L-Schalter halb<br />

drücken, um einen Vorblitz<br />

auszulösen. So wird eine<br />

Punktmessung mit Blitz<br />

vorgenommen. Diese<br />

Information wird für kurze Zeit<br />

gespeichert (irgendwo<br />

zwischen sechs und 20<br />

Sekunden, je nach<br />

Kameramodell), was dem<br />

Fotografen die Zeit gibt, das<br />

Foto neu aufzubauen und das<br />

Bild auszulösen. Flash<br />

Exposure Lock ist besonders<br />

nützlich für Szenen mit stark<br />

reflektierenden Oberflächen<br />

wie Spiegel oder Glas und für<br />

Szenen mit Lichtquellen, wie<br />

Neonlicht. Diese können das<br />

Messsystem der Kamera<br />

beeinflussen, indem sie das<br />

Blitzlicht reflektieren. Dies<br />

wiederum kann zu<br />

unterbelichteten Blitzbildern<br />

führen. Wenn Sie unter diesen<br />

Bedingungen FEL verwenden,<br />

können Sie diese Probleme<br />

vermeiden.<br />

LEE FROST


14 Natur: Tierwelt DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

TIERWELT<br />

Ob groß oder klein, gefiedert oder mit Fell, süß oder unheimlich – Tiere sind zweifelsohne sehr<br />

abwechslungsreiche und populäre Fotomotive. Vom majestätischen Hirsch bis zum geheimnisvollen<br />

Hirschkäfer stellt jede Kreatur den Fotografen vor eine neue Herausforderung. Für tolle Tierfotos<br />

brauchen Sie die Fähigkeit sich zu tarnen, handwerkliches Geschick, eine Unmenge an Geduld, ... und<br />

unseren umfassenden Leitfaden für die <strong>Fotografie</strong> von frei lebenden Tieren.<br />

WENN MAN BEDENKT, WIE VIELE VON UNS von der Natur fasziniert<br />

sind, ist es kaum überraschend, dass Tierfotografie heutzutage so ein<br />

beliebtes Thema ist. An Fotogelegenheiten mangelt es nie, wenn man<br />

Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien, Käfer und andere Insekten<br />

fotografieren will. In Europa gibt es eine Fülle von tollen Motiven. Sie<br />

müssen wirklich nicht weit reisen oder auf eine Safari gehen, um<br />

beeindruckende Tierfotos zu schießen. Unser größtes Landsäugetier ist<br />

der Rothirsch mit einem imposanten Geweih und einer Schulterhöhe von<br />

bis zu 120 Zentimetern. Am anderen Ende der Skala sind Marienkäfer mit<br />

einer Länge von unter einem Zentimeter, aber mit ihrer leuchtenden Farbe<br />

gleichermaßen fotogen. In Europa findet man eine große Bandbreite von<br />

Lebensräumen, in der jeweils eine andere Art von wilden Tieren lebt und<br />

jeder Lebensraum für sich bietet einzigartige Gelegenheiten zum<br />

<strong>Fotografie</strong>ren. In Moor- und Heideland leben Greifvögel, Moorhühner,<br />

Otter und Echsen, während Waldgebiete den Schutzraum für Rotwild,<br />

Spechte, Eichhörnchen, Maikäfer und Ameisenhaufen bieten.<br />

Unsere ländlichen Gebiete sind voller Vögel, verspielten Kaninchen und<br />

filigranen Schmetterlingen, während man in der Nähe von Flüssen und<br />

Feuchtgebieten Watvögel, Enten, Eisvögel, farbenfrohe Liebellen und<br />

Jagdspinnen finden kann. Entlang von felsigen Küsten und Inseln kann<br />

man tauchende Seehunde und lautstarke Kolonien von nistenden<br />

Seevögeln entdecken, während Singvögel und Füchse sich in Gärten,<br />

Parks und Städten an das städtische Leben angepasst haben. In der<br />

Nacht tauchen Eulen, Igel, Dachse und Motten auf und im Sommer und<br />

Winter ziehen Zugvögel über ganz Europa. Mit einfachen Worten ist<br />

Europa wirklich ein erstaunlicher Kontinent für die <strong>Fotografie</strong> von frei<br />

lebenden Tieren. Das heißt aber nicht, dass es einfach ist, unvergessliche<br />

Naturbilder zu machen. Auch wenn Tiere, die in Parks und Gärten leben,<br />

leichter zugänglich sind, sind wilde Tiere scheu, schnell verstört, und es ist<br />

generell schwierig, ihnen nahe zu kommen. Um nah genug an ein frei<br />

lebendes Motiv heranzukommen, braucht man die Fähigkeit, sich zu<br />

tarnen, Geschicklichkeit, Kenntnis des Tieres, Vorbereitung, Geduld, ...<br />

und oft auch eine Prise Glück. Tiere zu fotografieren kann frustrierend und<br />

zeitraubend sein, aber auch extrem dankbar. Wenn einem eine<br />

Natur-Aufnahme gelingt, die vor Vertrautheit, Blickfang und Originalität<br />

nur so strotzt, ist dies ungeheuer zufriedenstellend. Aber bevor Sie nun von<br />

Kopf bis Fuß in Tarnkleidung gehüllt mit ihrem längsten Teleobjektiv<br />

unterm Arm nach draußen laufen, lesen Sie erst mal gründlich diesen<br />

ersten Abschnitt über die Tierfotografie.<br />

Machen Sie Ihre Hausaufgaben<br />

Auch wenn viele Tierfotos als Schnappschüsse entstanden sind,<br />

resultieren die besten Bilder normalerweise aus sorgfältiger Planung.<br />

Wenn Sie sich für ein Fotomotiv entschieden haben, sollten Sie Ihre<br />

Hausaufgaben machen. Lesen Sie alles über Ihr Motiv online oder in<br />

Büchern, um seine bevorzugte Umgebung, die Schlüsselaspekte seiner<br />

Verhaltensweisen, Nahrung und Gewohnheiten kennenzulernen. Ein<br />

solides Wissen und Verständnis über Ihr Tier ist entscheidend, damit Sie<br />

das Motiv zunächst erst mal finden und ihm anschließend auch nahe<br />

kommen. Wenn Sie Ihre Hausaufgaben gemacht haben, sparen Sie<br />

langfristig gesehen Zeit und maximieren dabei Ihre Chancen, erfolgreich<br />

beim <strong>Fotografie</strong>ren zu sein.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Natur: Tierwelt 15<br />

FOTO: ISTOCK PHOTO


16 Natur: Tierfotografie DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Ausrüstung für Outdoor-Fotografen<br />

Die <strong>Fotografie</strong> von frei lebenden Tieren erfordert spezielle Gerätschaften. Also achten Sie genau darauf,<br />

dass Sie für Ihr Geld die beste Ausstattung bekommen.<br />

DIE HEUTIGE TECHNIK macht es Tierfotografen einfach. Die Schnelligkeit,<br />

Zuverlässigkeit, Fokussierung und hohe ISO-Leistung von den modernen<br />

digitalen Spiegelreflexkameras versetzen uns in die Lage, Fotos aufzunehmen,<br />

die früher so einfach nicht möglich waren. Auch wenn man uns oft vom<br />

Gegenteil überzeugen will, braucht man keine großen Telezoom-Objektive, um<br />

gute Tieraufnahmen zu machen. Kleinere Motive wie Schmetterlinge, Frösche<br />

und Echsen können auch mit einem Standardobjektiv zusammen mit einem<br />

Makro-Aufsatz fotografiert werden, während ein 70-300-mm-Telezoom völlig<br />

ausreichen sollte, um Gartenvögel oder Tiere im Park zu fotografieren. Das<br />

Entscheidende ist, immer die Grenzen der Ausrüstung voll auszuschöpfen.<br />

Unser Überblick hilft Ihnen, die richtigen Geräte für Ihre jeweilige Aufgabe zu<br />

wählen, je nachdem ob es sich um die Nahaufnahme von kleinen Tieren und<br />

Insekten handelt, oder ob Sie größere frei lebende Tiere aus der Entfernung<br />

aufnehmen möchten.<br />

WILDLIFE WATCHING SUPPLIES WILDLIFE WATCHING SUPPLIES<br />

Für die Tierfotografie ist es wichtig, nur die besten<br />

Geräte für Ihre Bedürfnisse auszuwählen, so dass<br />

Sie die größten Erfolgschancen haben.<br />

Empfohlene Objektive für die <strong>Fotografie</strong> von frei lebenden Tieren<br />

Weitwinkel<br />

Mit<br />

Weitwinkelobjektiven<br />

mit einer Brennweite,<br />

die kürzer als 35<br />

Millimeter ist,<br />

können Sie tolle<br />

Bilder von frei<br />

lebenden Tieren machen. Ihr Blickfeld<br />

ist dazu geeignet, um Porträts in<br />

der Umwelt zu machen. Wenn man<br />

das Motiv im Kontext mit seinem<br />

Lebensraum zeigt, lässt sich mehr<br />

über das Motiv und seine Umgebung<br />

vermitteln als es eine bildfüllende<br />

Aufnahme könnte.<br />

Eine wichtige Eigenschaft ist, wie<br />

diese Objektive das Verhältnis<br />

zwischen Nähe und Ferne<br />

auszudehnen scheinen. Außerdem<br />

sind sie mit ihrer umfangreichen<br />

Tiefenschärfe und großen Blende sehr<br />

gut für Situationen mit wenig Licht<br />

geeignet. Dazu haben sie noch einen<br />

nützlichen minimalen Fokus. Ein<br />

Weitwinkelobjektiv in der Region von<br />

17-35 Millimetern bietet die größte<br />

Vielseitigkeit und stellt somit eine<br />

gute Wahl dar.<br />

Makroobjektiv<br />

Ein spezielles<br />

Makroobjektiv ist für<br />

das Nahfokussieren<br />

optimiert und stellt<br />

daher die beste Wahl<br />

für das <strong>Fotografie</strong>ren<br />

von kleineren Tieren<br />

wie Spinnen und Insekten dar. Wenn<br />

Sie sich ein solches Objektiv als<br />

Zubehör anschaffen, werden Sie<br />

feststellen, dass es bei einer Vielzahl<br />

von Anlässen genutzt werden kann.<br />

Ein echtes Makroobjektiv bietet<br />

ein Reproduktionsverhältnis von<br />

1:1 Lebensgröße oder größer.<br />

Üblicherweise werden sie mit<br />

Festbrennweiten produziert und<br />

sind in einer Bandbreite zwischen<br />

40 und 200 Millimetern erhältlich.<br />

Kürzere Brennweiten, also 40 bis<br />

90 Millimeter, sind meist kompakt<br />

und wiegen nicht viel, daher sind<br />

sie für das <strong>Fotografie</strong>ren aus der<br />

Hand gut geeignet. Brennweiten von<br />

Teleobjektiven zwischen 100 und<br />

200 Millimetern bieten eine größere,<br />

praktische Arbeitsdistanz, wodurch<br />

sie ideal sind, um scheue Motive aus<br />

der Entfernung zu fotografieren.<br />

Teleobjektive /<br />

Telezoom<br />

Um Vögel und<br />

Säugetiere zu<br />

fotografieren, ist ein<br />

Teleobjektiv<br />

unumgänglich. Es gibt<br />

sie in einer großen<br />

Bandbreite von Stärken. Lange<br />

Teleobjektive mit einer Brennweite<br />

von mehr als 300 Millimetern,<br />

entweder als Festbrennweite oder als<br />

Zoom, erlauben es dem Fotografen<br />

weiter entfernt vom Motiv zu arbeiten,<br />

und minimieren somit das Risiko,<br />

dass dieses wegläuft oder wegfliegt.<br />

Sie verkürzen die Perspektive und<br />

haben eine flache Tiefenschärfe. Dies<br />

ist nützlich, um die Motive in ihrer<br />

Umgebung zu isolieren.<br />

Entscheiden Sie sich für ein Objektiv<br />

mit Bildstabilisator, um das Risiko<br />

des Verwackelns zu minimieren.<br />

Die Bildstabilisierung ist für<br />

Naturfotografen ideal, die oftmals die<br />

Kamera mit der Hand führen.<br />

Telekonverter<br />

Telekonverter<br />

sind optische<br />

Komponenten,<br />

die zwischen der<br />

Kamera und dem<br />

Objektiv befestigt<br />

werden. Sie<br />

vergrößern die Brennweite entweder<br />

um das 1,4- oder das 2fache. Obwohl<br />

Konverter die Bildqualität zu einem<br />

schmalen Grad verschlechtern und<br />

Licht absorbieren – bei 1.4x Verstärkern<br />

wird ein Verlust von einer Stufe erlitten,<br />

während das Benutzen eines Zweifach-<br />

Konverters zu einem Lichtverlust von<br />

zwei Stufen führt – sind sie dennoch<br />

eine wirklich nützliche Ergänzung in der<br />

Ausrüstungstasche eines Tierfotografen,<br />

denn damit wird die Vielseitigkeit und<br />

Bandbreite des Objektivsystems deutlich<br />

erhöht.<br />

Wenn Sie sich finanziell kein<br />

vernünftiges Telezoom-Objektiv leisten<br />

können, stellen Telekonverter die beste<br />

Option für den kleinen Geldbeutel<br />

dar. Vermeiden Sie Modelle mit drei<br />

Elementen und entscheiden Sie sich, um<br />

die Qualität zu verbessern, für solche,<br />

die mindestens sieben Elemente haben.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Natur: Tierfotografie 17<br />

Stative & Stativköpfe<br />

Stative Tierfotografen<br />

benutzen regelmäßig lange,<br />

schwere Teleobjektive, daher<br />

ist ein Stativ sehr wichtig -<br />

insbesondere wenn man aus<br />

einem Versteck heraus<br />

fotografiert. Auf dem Markt<br />

gibt es eine große Bandbreite<br />

an Modellen und Designs,<br />

von führenden Marken wie Benbo, Giottos, Gitzo,<br />

Vanguard und Manfrotto. Entscheiden Sie sich für<br />

solide, gut konstruierte Beine, die eine gute maximale<br />

Tragekapazität bieten und stabil genug sind, den Aufbau<br />

einer schweren Kamera mit Objektiv zu stützen.<br />

Schauen Sie nach einem Design, bei dem Sie auch<br />

von einem niedrigen Blickwinkel arbeiten können,<br />

mit Beinen, die weit auseinander, fast bis zum Boden<br />

gespreizt werden können, und mit einer Mittelstange,<br />

die entfernt oder waagerecht positioniert werden kann.<br />

Wenn es Ihr Budget erlaubt, sind Beine aus Kohlefaser<br />

eine gute Wahl, denn mit ihrer leichteren Konstruktion<br />

bieten sie immer noch eine ausgezeichnete Stabilität.<br />

Da es eine große Auswahl an Designs, Gewichten,<br />

Größen und Materialien gibt, sollten Sie vor dem Kauf<br />

immer erst ausprobieren. Ein gutes Stativ (ohne Kopf)<br />

kostet ab rund 100 Euro aufwärts.<br />

Alternative Stützhilfen<br />

Monopod Ein Monopod ist eine<br />

simple Kamerastütze mit einem<br />

einzelnen Bein. Normalerweise<br />

haben sie zwei oder drei<br />

Abschnitte und sobald die<br />

erforderliche Höhe angepasst ist,<br />

können Sie mit dem<br />

<strong>Fotografie</strong>ren beginnen. Sie<br />

bieten zwar nicht den gleichen Grad an Stabilität wie ein<br />

dreibeiniges Stativ, aber durch ihr Design, ihre<br />

Einfachheit und hervorragende Handhabung sind sie<br />

sehr gut geeignet, um frei lebenden Tieren auf der Spur<br />

zu bleiben, oder wenn Sie mit optischen Komponenten<br />

ohne Bildstabilisator arbeiten. Man sollte wissen, dass<br />

die meisten Monopods ohne Stativkopf geliefert werden,<br />

also sollte man, um die Flexibilität zu erhöhen, entweder<br />

den Kopf des dreibeinigen Stativs benutzen oder<br />

idealerweise einen kompakten Kugelgelenks-Kopf<br />

erwerben (schauen Sie sich die Modelle von Giottos,<br />

Cullman, Manfrotto und Vanguard an).<br />

Zubehör zur Tarnung<br />

Kleidung Was Sie<br />

anziehen, wenn Sie Tiere<br />

fotografieren, ist eine<br />

wichtige Überlegung,<br />

insbesondere wenn Sie die<br />

Tiere erst aufspüren<br />

müssen. Es ist wichtig,<br />

dass Ihnen warm ist und<br />

dass Sie es trocken und<br />

bequem haben, während Sie geduldig auf Ihr Motiv<br />

warten, daher lohnt es sich wirklich in robuste,<br />

leistungsfähige Outdoor-Bekleidung zu investieren.<br />

Es gibt eine Reihe von Marken, die eine Reihe<br />

von spezieller Kleidung mit einer verstärkten<br />

Membranschicht produziert, die wind- und<br />

wasserabweisend und dabei atmungsaktiv ist. Auch<br />

wenn Sie sich nicht von Kopf bis Fuß in Tarnkleidung<br />

hüllen müssen, sollten Sie immer dunkle, eintönige<br />

Farben wie dunkelgrün oder braun tragen und<br />

Kleidung wählen, die nicht raschelt oder andere<br />

Geräusche macht, wenn Sie sich bewegen, um zu<br />

vermeiden, dass Ihr Motiv gestört wird.<br />

Stativköpfe Obwohl es eine<br />

große Auswahl an<br />

Stativköpfen gibt, sind die<br />

meisten eine Variation<br />

entweder vom klassischen<br />

Schwenk-/Neigekopf oder<br />

mit einem Kugelgelenk<br />

ausgestattet. Stativköpfe mit<br />

Kugelgelenk erlauben dem<br />

Fotografen, die Kamera gleichmäßig im Kreis zu rotieren<br />

und anschließend auf einer Position zu fixieren.<br />

Da sie sehr schnell anzupassen und zu positionieren<br />

sind, sind sie in der Naturfotografie sehr beliebt. Ein<br />

Design mit Schwenk-/Neigekopf bietet drei verschiedene<br />

Bewegungsachsen: Links-Rechts-Neigung,<br />

Vorwärts-Rückwärts-Neigung und horizontales<br />

Schwenken. Für die Arbeit mit langen Objektiven ist ein<br />

Klemmdesign sehr beliebt, da es eine bessere Balance<br />

zum Schwenken und Neigen bietet. Stativköpfe mit<br />

Tragbügeln sind insbesondere sehr populär für die Arbeit<br />

in der freien Natur.<br />

Die Kamera und das Objektiv werden durch ihren<br />

natürlichen Schwerpunkt ausbalanciert, so dass die<br />

Handhabung einfacher wird – perfekt um Bewegung zu<br />

verfolgen. Tragbügel-Köpfe sind von Marken wie Benro,<br />

Custom Brackets, Jobu und Really Right Stuff erhältlich.<br />

Auch hier sollten Sie vor der Kaufentscheidung eine<br />

Reihe von unterschiedlichen Designs auszuprobieren<br />

und für eine solide Wahl mindestens 50 Euro ausgeben.<br />

Beanbag/Bohnensack Beanbags<br />

bieten erstaunlich gute<br />

Unterstützung für Ihre<br />

Ausrüstung, wenn dieser auf<br />

einer stabilen Oberfläche wie auf<br />

einem Autodach oder auf dem<br />

Boden platziert sind. Die Füllung<br />

des Sacks schmiegt sich um die<br />

Kamera und das Objektiv und absorbiert so den größten<br />

Teil der Bewegung. Sie sind günstig, einfach zu benutzen<br />

und in der richtigen Situation eine sehr praktische und<br />

nützliche Unterstützung, daher stellen sie eine wertvolle<br />

Ergänzung für Ihre Ausrüstung dar. Es gibt sie in den<br />

unterschiedlichsten Designs. Im H-Design kann der<br />

Sack in eine Autotür mit heruntergekurbeltem Fenster<br />

geklemmt werden – perfekt für Fotografen, die ihr Auto<br />

als Versteck benutzen, um Tiere zu fotografieren.<br />

Tarnung Fotografen von Vögeln<br />

und Säugetieren verlassen sich<br />

auf Tarnung, um ihren<br />

Aufenthaltsort zu verschleiern.<br />

Natürlich ist es auch möglich,<br />

ein eigenes Versteck vor Ort aus<br />

Naturmaterialien zu bauen,<br />

aber die meisten Fotografen<br />

bevorzugen eine tragbare,<br />

fertige Version, die sie überall hin mitnehmen können.<br />

Wildlife Watching Supplies gehört zu den führenden<br />

Herstellern von zusammenklappbaren Verstecken<br />

und Tarnzubehör – zum Beispiel Objektivhüllen,<br />

Kleidung und Baumwollnetze. Ihr beliebtes Produkt,<br />

das „Dome Hide” Zelt, besteht aus imprägniertem<br />

und atmungsaktivem Material und ist leicht, kompakt,<br />

freistehend und schnell aufzubauen und wieder<br />

wegzupacken. Zelte sind für Fotografen, die nur<br />

gelegentlich Naturaufnahmen machen, nicht unbedingt<br />

notwendig. Aber wenn Sie regelmäßig Tiere im Freien<br />

fotografieren, sollten Sie sich unbedingt eines zulegen.<br />

F&A Zubehör für Tieraufnahmen<br />

Ich kann mir kein Makroobjektiv leisten. Gibt es<br />

irgendwelche preisgünstigeren Alternativen?<br />

Ja, auf dem Markt finden Sie eine Reihe von guten,<br />

preisgünstigen Aufsätzen für Nahaufnahmen. Die<br />

billigste Option ist ein Nahfilter, der direkt auf die<br />

Vorderseite des Objektivs geschraubt wird und wie<br />

ein Vergrößerungsglas funktioniert. Es gibt sie in einer<br />

Bandbreite von Stärken und Filterdurchmessern.<br />

So wird aus einem Standardobjektiv oder einem<br />

Telezoom ein Makroobjektiv. Filter können gerade<br />

mal 12 Euro kosten, aber sie verschlechtern die<br />

Bildqualität etwas. Verlängerungskonverter sind in<br />

dieser Hinsicht eine bessere Option, aber sie sind<br />

etwas teurer. Es gibt hohle Röhren, die zwischen die<br />

Kamera und das Objektiv passen, um die minimale<br />

Fokusdistanz zu reduzieren. Am besten funktionieren<br />

sie in Kombination mit kurzen Brennweiten, wie zum<br />

Beispiel bei 50-mm-Festbrennweite.<br />

Was ist der höchste ISO-Wert, den Sie empfehlen<br />

würden, um frei lebende Tiere zu fotografieren?<br />

Vor ein paar Jahren hätten wir Ihnen noch empfohlen,<br />

Ihren ISO-Wert unter 800 zu halten, aber mit den<br />

heutzutage erhältlichen Kameras können durch den<br />

Fortschritt in der Sensortechnologie brauchbare<br />

Ergebnisse bei Werten wie atemberaubenden<br />

25.600 erzielt werden. Zum Beispiel arbeitet die<br />

FX-Serie der digitalen Spiegelreflexkameras von<br />

Nikon, insbesondere das Nikon D4, hervorragend<br />

bei extremen ISO-Werten. Eine gute Leistung<br />

bei hohen ISO-Werten ist für Tierfotografen<br />

sehr von Vorteil, denn es hilft ihnen, mit einer<br />

Verschlussgeschwindigkeit zu arbeiten, die schnell<br />

genug ist, um eine rasche Bewegung des Motivs<br />

einzufrieren, oder im Dämmerlicht zu arbeiten.<br />

Wenn Sie eine relativ neue Kamera besitzen, sollen<br />

Sie sich daher nicht scheuen, mit ISO-Werten von<br />

3.200, 6.400 oder höher zu arbeiten, wenn das<br />

Motiv oder die Situation dies erfordert. Schließlich ist<br />

es besser, ein scharfes Bild mit leichtem Rauschen<br />

aufzunehmen als ein rauschfreies Bild, das<br />

verwackelt ist.<br />

Das <strong>Fotografie</strong>ren von Tieren kann eine Menge<br />

Speicherplatz erfordern. Wie kann ich sicher stellen,<br />

dass ich genügend Platz auf meiner Karte habe?<br />

Wenn Sie Tiere in Aktion fotografieren, werden<br />

Sie oft eine große Zahl von kontinuierlichen<br />

Bildern hintereinander fotografieren und so Ihre<br />

Speicherkarte schnell füllen. Daher sollten Sie immer<br />

mehrere Karten mit großer Kapazität dabei haben,<br />

idealerweise im Bereich von 8-GB-Karten. Wenn Sie<br />

wirklich oft auf den Auslöser drücken wollen, bringen<br />

Sie auch eine tragbares Festplatte oder ein Notebook<br />

mit. Eine Kapazität von 500 GB stellt sicher, dass<br />

Sie jederzeit von Ihren wertvollen Bildern ein Backup<br />

machen können.<br />

Was ist das beste Beleuchtungszubehör für<br />

Nahaufnahmen von Insekten – ein Reflektor oder<br />

ein Blitz?<br />

Das hängt vom Motiv und der Situation ab. Kleine,<br />

zusammenklappbare Reflektoren sind praktisch,<br />

um Licht auf kleine Motive zu werfen, mit dem<br />

Vorzug, dass Sie den Effekt sofort sehen und<br />

anpassen können. Sie erzeugen Ergebnisse, die<br />

am natürlichsten aussehen und sind oft die beste<br />

Wahl für statische Motive, aber ohne zusätzliche<br />

Hand kann es ein wenig knifflig sein. Ein Blitz ist<br />

hier verlässlicher, schneller und besser geeignet,<br />

wenn man eine schnelle Verschlussgeschwindigkeit<br />

braucht, um die Bewegung des Motivs aufzuheben,<br />

oder eine kleine Blende benutzt, um eine größere<br />

Tiefenschärfe zu erzielen. Ring- oder Doppelblitze<br />

werden speziell für Nahaufnahmen hergestellt. Ein<br />

stark streuender Blitz kommt aus einer Softbox oder<br />

einem in der Hand gehaltenen Diffuser, um das Licht<br />

weicher zu machen.


18 Natur: Tierfotografie<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Fotosafari im eigenen Garten<br />

Im Garten hinterm Haus wimmelt es nur so von interessanten Lebewesen. Nehmen Sie sich die Zeit,<br />

dieses Potenzial auszuschöpfen.<br />

ES IST KEINE REISE AN EXOTISCHE ORTE NÖTIG, um tolle Tieraufnahmen<br />

zu machen. Jeder durchschnittliche Garten beherbergt eine Fülle wild lebender<br />

Tiere. Es ist verblüffend, wie viele Insekten, Vögel und Säugetiere gelegentlich<br />

oder dauerhaft unsere heimischen Gärten bevölkern. Sowohl Eichhörnchen als<br />

auch Igel und Mäuse mögen die Bedingungen, die sie im Garten vorfinden. Zu<br />

den gängigsten gefiederten Gästen zählen Amseln, Blaumeisen und<br />

Rotkehlchen. Wer einmal genauer in den Blumenbeeten und unter den<br />

Pflanzentöpfen nachsieht, wird möglicherweise auf Spinnen, Käfer,<br />

Marienkäfer und Schnecken treffen, die sich dort verstecken. Mit etwas Glück<br />

findet sich dort vielleicht sogar ein Wurm oder Frosch. Dass dies alles weit<br />

verbreitete Tiere sind, sollte uns als Fotografen nicht abschrecken. Es ist<br />

schließlich besser, ein ganz alltägliches Tier gut und fantasievoll einzufangen,<br />

als ein exotischeres Lebewesen in einem durchschnittlichen Schnappschuss<br />

festzuhalten.<br />

Der Garten ist einfach ein toller Ort, um Bilder von Tieren in freier Natur zu<br />

machen und seine Fertigkeiten als Tierfotograf zu verbessern. Neben der<br />

Flexibilität hat das <strong>Fotografie</strong>ren vor der eigenen Haustür auch noch andere<br />

Vorteile. Es ist beispielsweise möglich, die Motive ganz einfach zu beobachten<br />

– wann sie kommen und wieder verschwinden und von Garten zu Garten<br />

ziehen. Auch gewöhnen sich die Vögel und Säugetiere an die Kamera und<br />

werden zutraulicher. Ein weiterer Vorteil: Vor dem eigenen Heim ist es<br />

einfacher, schnell auf wechselnde Licht- und Witterungsbedingungen zu<br />

reagieren. Bei Schneefall können Sie beispielsweise sofort die Kamera<br />

auspacken, noch bevor der frische Schnee wieder wegtaut oder plattgetreten<br />

wird. Zudem ist es möglich, selbst den Hintergrund oder Kulissen zu<br />

beeinflussen und sogar stehen zu lassen – ohne befürchten zu müssen, dass<br />

jemand etwas kaputtmacht. Dazu entfällt auch die Anreise. So können Sie die<br />

Zeit hinter der Kamera ideal nutzen.<br />

FOTOS: ROSS HODDINOTT<br />

Singvögel: Gärten sind eine hervorragende<br />

Kulisse für Fotos kleiner Vögel. Singvögel<br />

lassen sich durch Köder anlocken. Dazu zählen<br />

Lebensmittel wie Nüsse, Körner oder Mehlwürmer.<br />

Haben Sie eine Futterröhre? Dann hängen Sie<br />

sie am richtigen Ort auf. Zum <strong>Fotografie</strong>ren<br />

geeignet sind gut beleuchtete Positionen – das<br />

attraktivste Licht herrscht morgens und abends vor.<br />

Außerdem ist darauf zu achten, dass das Futter in<br />

ausreichend Abstand vor dem Hintergrund befestigt<br />

ist, der weder zugestellt noch zugewachsen<br />

sein darf. So wird der Hintergrund sauberer und<br />

verschwimmt besser. Als Nächstes kommt der<br />

Beobachtungspunkt. Dieser sollte sich drei Meter<br />

von dem Futterplatz entfernt befinden. Es ist<br />

auch möglich, das Futter im richtigen Abstand<br />

vors Fenster zu hängen und Fotos von drinnen zu<br />

machen. In dem Fall genügt es, sich im Fenster<br />

hinter dem Vorhang oder einem Tarnnetz zu<br />

verstecken. Mit einer Brennweite von etwa 300<br />

Millimetern sollte es möglich sein, das Motiv<br />

bildfüllend zu vergrößern, vor allem mit einem<br />

APS-C-Sensor. Eine Überlegung wert sind auch<br />

einige Requisiten als Landefläche für die Vögel,<br />

um die Aufnahme interessanter zu gestalten. Eine<br />

Möglichkeit wäre ein mit Blüten überdeckter Zweig<br />

oder ein Spatenstil. Danach genügt es, die Kamera<br />

auf den Stil zu richten und geduldig zu warten, bis<br />

ein Vogel landet.<br />

Schnecken: Die Kriechtiere gehören nicht<br />

unbedingt zu den bezauberndsten aller Lebewesen.<br />

Nichtsdestotrotz können Schnecken äußerst<br />

fotogen sein. Sie halten sich gern an schattigen<br />

Plätzen im Garten unter Steinen, Töpfen und<br />

lockeren Steinplatten auf. Setzen Sie die Tiere<br />

vorsichtig an einen fotografisch interessanteren Ort.<br />

Beispiele wären farbenprächtige Hintergründe oder<br />

ansehnliche Objekte zum Hochklettern, wie etwa<br />

Blumenstängel oder Pflanzentöpfe. Die Schnecke<br />

wird sich anfangs in ihr Haus zurückziehen. Nach<br />

einigen Minuten geduldigen Wartens wird sie aber<br />

die Fühler hervorstrecken. Die langsame Bewegung<br />

der Tiere gibt dem Fotografen mehr Zeit für die<br />

Komposition, die Beleuchtung und die Belichtung<br />

der Aufnahme. Schnecken sind somit die idealen<br />

Versuchsobjekte für angehende Tierfotografen. Das<br />

heißt aber nicht, dass es einfach ist, gute Bilder von<br />

Schnecken aufzunehmen. Dafür ist nämlich ein<br />

hoher Vergrößerungsfaktor notwendig, entweder<br />

mit einem Makro-Objektiv oder einer Nahlinse.<br />

Die Tiefenschärfe ist dabei nur gering. Der Fokus<br />

muss also sorgfältig bestimmt werden, während<br />

das Licht im Bedarfsfall mit einem Reflektor oder<br />

Blitz zu ergänzen ist. Der Experimentierfreunde sind<br />

keine Grenzen gesetzt. Versuchen Sie es mit einem<br />

flachen Winkel oder einer weiten Blendenöffnung<br />

wie f/2.8 oder f/4. So entsteht eine sehr geringe<br />

Tiefenschärfe, und alles bis auf den Fokuspunkt<br />

wird unscharf.<br />

Insekten: Wachsen in Ihrem Garten nektarreiche<br />

Blumen, werden Sie den ganzen Sommer über<br />

Besuch von Bienen, Schwebfliegen, Marienkäfern<br />

und Schmetterlingen bekommen. Morgens und<br />

abends sind die Insekten weniger aktiv – ein<br />

guter Zeitpunkt, um sie zu fotografieren. Bei<br />

Nahaufnahmen ist die Tiefenschärfe gering.<br />

Sie müssen die Sensorebene der Kamera also<br />

parallel zum Motiv halten, um nicht noch mehr an<br />

Tiefenschärfe einzubüßen. Wählen Sie dann eine<br />

Position in der Nähe einer Gruppe von Blumen aus,<br />

die regelmäßig von Insekten besucht wird. Dabei<br />

ist es wichtig, dass Ihr eigener Schatten nicht aufs<br />

Motiv fällt und Sie nicht die umstehenden Blumen<br />

berühren. Sonst verscheuchen Sie möglicherweise<br />

Ihr Motiv. Danach ist es effektiver, geduldig an<br />

einer Position auszuharren, als den Tieren quer<br />

durch den Garten nachzujagen. Insekten wie<br />

etwa Bienen besuchen die Blumen nur sehr kurz,<br />

um sich ihre Nahrung zu holen. Da heißt es dann<br />

schnell abdrücken. Systeme mit Autofokus haben<br />

allerdings bei hohen Vergrößerungsfaktoren oft<br />

ihre Probleme. Sie zoomen hin und her, ohne das<br />

Motiv zu erfassen. Wir raten Ihnen daher dringend<br />

zum manuellen Fokus. Es kann sich sogar lohnen,<br />

das Objektiv vorab schon einmal auf die Pflanze<br />

einzustellen. Dann reicht es später, die Kamera<br />

etwas näher zum Motiv hin zu bewegen, um das<br />

Bild im Sucher oder bei der Arbeit mit LiveView auf<br />

dem LCD-Monitor scharf zu bekommen.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Natur: Tierfotografie 19<br />

Gartensafari!<br />

Die Auswahl der richtigen<br />

Position und geduldiges<br />

Warten werden oft mit<br />

solchen tollen<br />

Schnappschüssen belohnt.<br />

ROSS HODDINOTT


20 Natur:Tierfotografie<br />

Fotos im Feuchtgebiet<br />

In Feuchtbiotopen tummeln sich viele wilde Tiere. Auf Folgendes ist bei einer Fotosafari zu achten.<br />

FEUCHTGEBIETE sind bei vielen Tieren sehr beliebt.<br />

Seen, Flüsse, Mündungen, Kanäle, Teiche, Moore<br />

und Sümpfe sind die Heimat der Otter, Wasserratten,<br />

einer Vielzahl von Stelz- und Wasservögeln, Fröschen,<br />

Kröten, Libellen, Eintagsfliegen und einer ganzen<br />

Reihe anderen Lebewesen. Nur wenige Lebensräume<br />

bieten Tierfotografen eine so große Auswahl an<br />

Motiven. Es lohnt sich also, regelmäßig mit der<br />

Kamera durchs nächstgelegene Feuchtgebiet zu<br />

streifen.<br />

Hierzulande gibt es einige hervorragende Gebiete<br />

dieser Art. Viele von ihnen verfügen über<br />

ausgezeichnete Möglichkeiten, mit der Kamera<br />

Enten, Gänsen, Stelzvögeln und anderen Tieren<br />

aufzulauern.<br />

Für Tieraufnahmen ist oft eine große Brennweite<br />

erforderlich – im Idealfall ein Teleobjektiv mit 400<br />

Millimetern. Eine gute Alternative ist auch ein<br />

kürzeres Teleobjektiv mit einem Telekonverter. Ein<br />

schwieriges Unterfangen ist die <strong>Fotografie</strong> von<br />

Flugphasen. Hier ist viel Experimentierfreude gefragt.<br />

Mit etwas Übung lassen sich aber atemberaubende<br />

Bilder schießen.<br />

Dabei ist es sinnvoll, zunächst einmal größere Vögel<br />

wie Gänse und Schwäne im Flug aufzunehmen.<br />

Diese sind nämlich langsamer und einfacher mit der<br />

Kamera zu verfolgen. Der Autofokus der digitalen<br />

Spiegelreflexkamera hilft im „AI Servo“-Modus,<br />

bewegte Motive gestochen scharf abzubilden. Dazu<br />

empfiehlt sich eine kurze Verschlusszeit von 1/500<br />

Sekunde und kürzer, um die Bewegung einzufrieren.<br />

Wahlweise kann auch eine langsame Verschlusszeit<br />

im Bereich von 1/30 Sekunde eingestellt werden.<br />

Mithilfe dieser Kreativoption wird das Objekt<br />

verwischt. Die Bilder sehen dann energiegeladener<br />

und effektvoller aus.<br />

An fischreichen Flüssen sind Eisvögel, Bachstelzen<br />

und Wasseramseln anzutreffen. Während Eisvögel<br />

recht scheu sind, haben Sie bei den Bachstelzen und<br />

Wasseramseln ganz gute Chancen. Sie setzen sich oft<br />

auf Felsen, die aus dem Wasser ragen, und lassen<br />

sich mit einem langen Teleobjektiv gut einfangen. Da<br />

Flüsse und Bäche oft durch Wälder fließen, mangelt<br />

es häufig an Licht. Wenn nötig, ist dann ein höherer<br />

ISO-Wert zu wählen, um dennoch mit kurzen<br />

Verschlusszeiten arbeiten zu können.<br />

Neben Vögeln sind in Feuchtgebieten im Frühling<br />

auch viele Frösche und Kröten zu finden. Dazu<br />

kommen exotisch gefärbte Libellen und<br />

Wasserjungfern, Eintagsfliegen, Wasserläufer und<br />

weitere Wasserinsekten, die sich dort den ganzen<br />

Sommer über tummeln. Es ist ein hoher<br />

Vergrößerungsfaktor notwendig, um mit den kleinen<br />

Tieren das ganze Bild auszufüllen.<br />

Wer kein Makro-Objektiv besitzt, kann auch einen<br />

Telekonverter oder Zwischenringe verwenden.<br />

Die Tiefenschärfe ist bei Makroaufnahmen sehr<br />

gering. Umso wichtiger ist es, das Bild scharf zu<br />

stellen. Konzentrieren Sie sich dafür auf die Augen<br />

des Insekts. Außerdem ist es oft notwendig, dass sich<br />

der Fotograf in der feuchten Vegetation auf den Boden<br />

kniet. Eine wasserdichte Hose ist da Gold wert.<br />

Feuchtgebiete in Deutschland<br />

Rheinauen bei Rastatt<br />

Die Rheinauen sind ein interessantes<br />

natürliches Feuchtgebiet. Dort ist der<br />

kleinste einheimische Frosch anzutreffen,<br />

der Laubfrosch. Dazu warten zahlreiche<br />

Vogelarten und viele Kleintiere nur darauf,<br />

abgelichtet zu werden.<br />

www.naturzentrum-rheinauen.eu<br />

Neusiedler See<br />

Am westlichsten Steppensee Europas<br />

und zugleich größten See Österreichs ist<br />

vom Stelzenläufer bis zum Seeadler alles<br />

vertreten. Mit dem Schilfgürtel ist das<br />

Binnengewässer 320 Quadratkilometer<br />

groß. Typische Bewohner des Schilfgürtelund<br />

Uferbereichs sind der Seefrosch, die<br />

Erdkröte, Ringelnattern, Eidechsen und<br />

unzählige andere Kleinlebewesen.<br />

www.neusiedlersee.com<br />

Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer<br />

Das Wattenmeer der Nordseeküste stellt<br />

das größte Feuchtgebiet Europas dar.<br />

Entsprechend vielfältig ist auch die Fauna.<br />

Im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer<br />

sind insgesamt 2.500 Tierarten<br />

anzutreffen. Im Laufe des Jahres machen<br />

dort zehn Millionen Zugvögel Station.<br />

www.nordsee24.de<br />

Im Visier<br />

Für eine gute Tiefenschärfe hilft es oft,<br />

sich auf einen festen Punkt zu<br />

konzentrieren und zu warten, bis das<br />

Motiv im Fokus ist.


Natur: Tierfotografie 21<br />

Bereit für die Nahaufnahme?<br />

Die besten Insektenaufnahmen sind<br />

mit Makro-Objektiven oder<br />

Telekonvertern möglich.<br />

Wasservögel: Fesselnde Bilder von Wasservögeln<br />

setzen perfektes Timing und eine gute Technik<br />

voraus. Der Herbst ist der ideale Zeitpunkt für diese<br />

Aufnahmen. Dann sind in den Feuchtgebieten große<br />

Populationen mit herrlichem Gefieder anzutreffen.<br />

Wasservögel sind kurz vor Sonnenaufgang bis in<br />

die Morgenstunden hinein sowie am Nachmittag<br />

bis kurz nach Sonnenuntergang am aktivsten. Es ist<br />

günstig, sich eine Stunde vor diesen Hauptzeiten vor<br />

Ort einzurichten. So können sich die Tiere an Ihre<br />

Anwesenheit gewöhnen. Gut beobachten sollten Sie<br />

dabei die Bewegungen der Tiere. Damit deuten die<br />

Vögel an, was sie als Nächstes vorhaben. Auf die<br />

Art lassen sich fotogene Aktionen wie das Abheben,<br />

das Eintauchen ins Wasser, Kabbeleien oder<br />

Flügelschläge schön festhalten. Das Licht sollte so<br />

kreativ wie möglich genutzt werden. Bei Sonnenaufund<br />

-untergang macht sich der Umriss der Tiere gut<br />

vor den warmen Farben, die das Wasser reflektiert.<br />

Bei Aufnahmen von Flugphasen ist auch das<br />

Schwenken ein probates Mittel. Wählen Sie hierzu<br />

eine lange Verschlusszeit von etwa 1/15 Sekunde,<br />

um während der Belichtung einfach dem Vogel zu<br />

folgen. So erscheint der Hintergrund im Bild herrlich<br />

verwischt, während der Vogel scharf bleibt. Die<br />

Technik erfordert viel Übung. Die Ergebnisse sind<br />

aber oft überwältigend.<br />

Libellen: Im Frühling und im Sommer schwirren<br />

scharenweise Libellen in bunter Vielfalt über<br />

Sümpfe, Moore, Flüsse und Seen. Als Motiv<br />

sind sie anspruchsvoll – sie halten selten still<br />

und fliegen oft sofort weiter, wenn sich der<br />

Fotograf nähert. Die erfolgversprechendste<br />

Tageszeit ist daher der Morgen. Dann sind die<br />

Tiere nämlich weniger aktiv. Die Ausrüstung<br />

sollte aus einem Makro-Objektiv mit mindestens<br />

100 Millimetern Brennweite bestehen. Halten<br />

Sie damit Ausschau nach Insekten in Ufernähe.<br />

So haben Sie gleich einen wunderbar freien<br />

Hintergrund. Die Flügel der Insekten kommen<br />

dann besser heraus. Wissenswert ist auch, dass<br />

Libellen sehr auf ihren Lebensraum fixiert sind.<br />

Oft fliegen sie die immer gleichen Strecken ab.<br />

Auch zum Ausruhen kehren sie meist immer<br />

wieder an dieselben Stellen zurück. Es ist daher<br />

sinnvoll, die Lage erst etwas zu beobachten. So<br />

ist schnell ein beliebter Ruheplatz ausgemacht,<br />

auf den Sie die Kamera richten können. Auch<br />

das Experimentieren mit Perspektiven ist die<br />

Mühe wert. Libellen eigenen sich dafür sehr gut.<br />

Von oben treten die Flügel deutlicher hervor, bei<br />

einem seitlichen Aufnahmewinkel die Körperform.<br />

Frontalaufnahmen unterstreichen derweil die Größe<br />

ihrer Augen.<br />

Amphibien: Die Herausforderung beim<br />

<strong>Fotografie</strong>ren von Fröschen und Kröten besteht<br />

darin, sie erst einmal ausfindig zu machen. Oft<br />

sind sie gut in der dichten Vegetation versteckt. Am<br />

einfachsten sind sie im Frühling zu finden, wenn<br />

sie in Teichen und Tümpeln massenweise laichen.<br />

Knien Sie sich ans Ufer und warten Sie, bis die Tiere<br />

zum Atmen die Köpfe aus dem Wasser strecken.<br />

Ein schöner Effekt ist dabei das Spiegelbild auf der<br />

Wasseroberfläche. Außerhalb des Wassers sehen<br />

Frösche und Kröten gleichermaßen fotogen aus.<br />

Wenn ein Tier gefunden ist, kann es ein Freund<br />

für Sie behutsam an den gewünschten Punkt<br />

setzen, auf den bereits das Objektiv gerichtet ist.<br />

Die Szene sollte möglichst frei von Gräsern und<br />

sonstiger Vegetation sein, die vom eigentlichen<br />

Motiv ablenken. Bei schlechten Lichtverhältnissen<br />

kann ein Blitz lebendige und gut ausgeleuchtete<br />

Bilder sowie eine größere Tiefenschärfe erzeugen.<br />

Daneben gelangen dadurch interessante<br />

Reflexionen ins Auge des Motivs. Starke Blitze sollte<br />

allerdings breit gestreut werden. Sonst kommt es<br />

auf der reflektierenden Hautoberfläche des Tieres<br />

zu Spitzlichtern.


22 Natur: Tierfotografie<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Tierfotos im Stadtpark<br />

Ein Stadtpark ist spannender, als man glaubt. Eine kurze Tour mit der Kamera lohnt sich allemal.<br />

WER ZUM FOTOGRAFIEREN WIRKLICH IN DIE<br />

WILDNIS GEHEN WILL, muss oft wochenlang<br />

planen und damit rechnen, dass er vor Ort<br />

stundenlang auf der Lauer liegen muss. Die meisten<br />

Fotografen haben schlichtweg keine Zeit für solche<br />

lang angelegten zeitaufwendigen Projekte. Gehören<br />

Sie auch zu den Leuten, die sehr in Arbeit und Familie<br />

eingebunden ist? Dann sollten regelmäßige Besuche<br />

im nächstgelegenen Park auf Ihrer To-do-Liste ganz<br />

oben stehen.<br />

Parks und Stadtwälder ganz gleich welcher Größe<br />

eignen sich hervorragend zur Tierfotografie. In den<br />

meisten Anlagen lebt eine Fülle von Tieren wie<br />

verspielte Eichhörnchen, Kaninchen, Schwäne,<br />

Reiher, Gänse, Enten oder sogar Rehe und Hirsche.<br />

Die Tiere in Parks sind zudem an Spaziergänger,<br />

Jogger und den Menschen im Allgemeinen gewöhnt.<br />

So ist es viel unkomplizierter, sich ihnen zu nähern,<br />

um sie zu fotografieren.<br />

Eichhörnchen wagen sich beispielsweise oft bis auf<br />

nur einen oder zwei Meter ans Objektiv heran –<br />

vorausgesetzt, sie werden mit einigen Nüssen<br />

bestochen. Und im Frankfurter Stadtwald sagen sich<br />

Feldhase und Fuchs regelmäßig gute Nacht. Mit<br />

etwas Glück sind dort sogar Wildschweine sowie<br />

Damm- und Muffelwild anzutreffen. Der Herbst ist<br />

sicher die beste Jahreszeit für einen Besuch im Park<br />

oder Stadtwald. Dann hat das Wild Brunftzeit,<br />

während das Blattwerk der Bäume in voller Pracht in<br />

roten und goldenen Farben erstrahlt.<br />

In den meisten Parks sind große Teiche oder Seen<br />

angelegt, auf denen sich Schwäne, Gänse, Reiher,<br />

Wasser- und Moorhühner eingerichtet haben. Die<br />

Tiere sind normalerweise sehr zutraulich – eine tolle<br />

Gelegenheit, an seiner Technik zu feilen. An ruhigen<br />

Tagen lassen sich gewöhnlich reizvolle Bilder von<br />

Vögeln schießen, die übers Wasser gleiten, während<br />

die glatte Oberfläche ihre Spiegelbilder symmetrisch<br />

zurückwirft.<br />

Im Frühling haben die Vögel noch ihre Jungen mit im<br />

Schlepptau. Die flauschigen Küken sind besonders<br />

attraktive Motive – vor allem in der Nahaufnahme<br />

oder im bildfüllenden Porträt, wenn sie in der<br />

Formation schwimmen. In den Wintermonaten geben<br />

zugefrorene Teiche und Seen dem Fotografen die<br />

Möglichkeit, schöne Bilder von Tieren auf dem Eis<br />

abzulichten. Ein flacher Winkel ist meist am<br />

günstigsten – damit sieht das Resultat am<br />

natürlichsten aus. Wenn nötig muss sich der Fotograf<br />

also auf den Bauch legen. Die Kamera sollte dabei mit<br />

einem Sitzsack oder den Ellbogen gestützt werden.<br />

Weitere Dauergäste im Park sind Kaninchen,<br />

Rotkehlchen, Tauben, Stare und Käfer. Auch sie<br />

lassen den Menschen oft sehr nah an sich heran. Sie<br />

sind zwar nicht besonders exotisch, haben aber viel<br />

Potenzial.<br />

Die beste Tageszeit für einen Besuch im Park ist der<br />

Morgen oder der Abend. Dann ist nicht nur das Licht<br />

weicher und dramatischer, sondern es sind auch<br />

weniger Menschen unterwegs. So sinkt das Risiko,<br />

dass das Motiv bei der Aufnahme aufgescheucht<br />

wird.<br />

Interessante Stadtparks<br />

Luisenpark Mannheim<br />

Die Anlage gilt als eine der schönsten<br />

Parkanlagen Europas. Die vielfältige<br />

Fauna macht den Park zum attraktiven<br />

Ziel für Fotografen. Die Betreiber des<br />

gebührenpflichtigen Parks setzen sich<br />

auch für den Artenschutz der Störche ein.<br />

www.luisenpark.de<br />

Grugapark Essen<br />

Der Park mit einer der größten<br />

Vogelfreifluganlagen ermöglicht es<br />

den Besuchern, Damwild, Ponys und<br />

zutrauliche Vierbeiner im Kleintierzoo<br />

hautnah zu erleben.<br />

www.grugapark.de<br />

Hirschgarten München<br />

Klein aber fein, natürlich mit Biergarten<br />

und einem Wildgehege mit Damwild: Der<br />

Hirschgarten in München hat alles, was<br />

das Herz begehrt – und ist mit seinen 40<br />

Hektar auch relativ übersichtlich.<br />

www.muenchen.de<br />

Niendorfer Gehege Hamburg<br />

Das knapp 150 Hektar große Waldgebiet<br />

im Norden von Hamburg beherbergt<br />

bis zu 200 Jahre alte Buchen, Eichen<br />

und Fichten. Besonderheit: ein<br />

Damwildgehege auf einer Waldlichtung.<br />

www.hamburg.de/niendorfer-gehege<br />

Auf dem Sprung!<br />

Bringen Sie sich in Position, um<br />

sicherzustellen, dass der<br />

Hintergrund frei von störenden<br />

Elementen ist.<br />

ISTOCK PHOTO


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Natur: Tierfotografie 23<br />

Schnatterschuss!<br />

Mit dem Brot in der Hand sind<br />

hübsche Entenfotos wie hier in<br />

unserem Beispiel garantiert.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

ROSS<br />

HODDINOTT DINOTT<br />

ISTOCK PHOTO<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Wild: In vielen Parks läuft Rotwild entweder ganz<br />

frei oder in Freigehegen herum. Die Tiere halten<br />

zwar gern Abstand zum Besucher, doch manche<br />

sind äußerst zutraulich. So kommen Sie ganz<br />

einfach zu natürlichen Fotos. Bei einem Besuch im<br />

Vorfeld lässt sich feststellen, welche Bereiche die<br />

Tiere bevorzugen, und wo die besten Bilder möglich<br />

sind. Für die Aufnahmen selbst sind dann schon<br />

wichtige logistische Grundlagen geklärt.<br />

Ein 300-mm-Objektiv erlaubt bildfüllende<br />

Einstellungen. Kürzere Brennweiten funktionieren<br />

auch. Mit ihnen ist es möglich, die Tiere in ihrer<br />

angestammten Umgebung zu fotografieren. Im<br />

Frühling und Herbst bilden sich nach klaren, kühlen<br />

Nächten oft tief liegende Nebelfelder. Aufnahmen<br />

von Hirschen im Nebel sind unglaublich effektvoll.<br />

Gehen Sie also schon früh auf die Pirsch, wenn die<br />

Wetterbedingungen vielversprechend erscheinen.<br />

In der Brunftzeit Ende Herbst brüllen und kämpfen<br />

die Hirsche. Dann sind tolle Actionaufnahmen<br />

möglich. Allerdings ist es wichtig, Abstand zu<br />

halten. Zudem raten wir zu Kleidung in neutralen<br />

Farben. Nähern Sie sich den Tieren langsam und<br />

in Schlangenlinien, um sie nicht zu erschrecken.<br />

Da Säugetiere einen feinen Geruchssinn haben, ist<br />

außerdem Gegenwind von Vorteil.<br />

Schwäne: Es gibt nur wenige Tiere, die anmutiger<br />

sind als der Höckerschwan. Besonders hübsch sieht<br />

er aus, wenn er von der ruhigen Wasseroberfläche<br />

reflektiert wird. Das helle weiße Gefieder kann<br />

allerdings das Mess-System der Kamera täuschen.<br />

Es stuft die Szene oft als zu hell ein, und es kommt<br />

zur Unterbelichtung. Es ist daher wichtig, die Bilder<br />

mit dem Histogramm der Kamera zu überprüfen.<br />

Sind die Ergebnisse zu dunkel, schafft ein<br />

Belichtungsausgleich nach oben Abhilfe.<br />

Neben den gewöhnlichen Aufnahmen vom<br />

kompletten Tier sind auch Detailbilder eine<br />

Überlegung wert. Reizvolle Motive sind das Gefieder,<br />

der S-förmige Hals, die Augen oder der Schnabel. Mit<br />

Brot lassen sich die Tiere für diese Nahaufnahmen<br />

heranlocken. Weitere wichtige Aspekte sind Richtung<br />

und Qualität des Lichts. Starkes Mittagslicht gilt<br />

es zu vermeiden. Die weißen Federn verursachen<br />

sonst Spitzlichter. Wolken können für angenehme<br />

Lichtverhältnisse sorgen, dem Bild allerdings auch<br />

die Dynamik rauben. Einer der drastischsten Effekte<br />

ist Gegenlicht. Die Aufnahmeposition muss dafür<br />

gut gewählt sein. Im Frühling und Sommer sind<br />

Jungschwäne ein sehr hübsches Motiv. Da die<br />

Elterntiere sehr auf den Schutz ihrer Jungen bedacht<br />

sind, kann etwas Abstand aber nicht schaden.<br />

Eichhörnchen: Die possierlichen Tierchen sind<br />

überaus fotogen. Eichhörnchen sind neugierig<br />

und frech. Die weite Einstellung eines Objektivs<br />

mit 70–300 Millimetern sollte für sie genügen.<br />

Am aktivsten sind sie im Herbst, wenn sie<br />

Nüsse für die Wintermonate sammeln. Legen<br />

Sie Handvoll Eicheln und Haselnüsse an einem<br />

Platz mit günstigen Lichtverhältnissen und<br />

schöner Hintergrundkulisse aus. So locken Sie die<br />

Eichhörnchen vor die Kamera.<br />

Bei quirligen Tieren ist es normalerweise<br />

erforderlich, aus der Hand zu fotografieren,<br />

vorzugsweise mit Bildstabilisator. Dazu sind<br />

schnelle Reihenaufnahmen nützlich, um den<br />

gewünschten Schnappschuss zu erzielen.<br />

Manche der Tiere sind so zahm, dass sie sich bis<br />

auf 30 Zentimeter an die Kamera herantrauen.<br />

Stellen Sie in diesem Fall das Objektiv auf eine<br />

kurze Brennweite um. In den resultierenden<br />

Weitwinkelaufnahmen entsteht dadurch eine<br />

verzerrte aber sehr wirkungsvolle Perspektive.<br />

Es ist auch einen Versuch wert, die Kamera auf<br />

einem Sitzsack zu platzieren. Sie können sich<br />

dann in der Nähe aufstellen und per Fernauslöser<br />

den Verschluss bedienen, wenn das neugierige<br />

Eichhörnchen näherkommt.


24 Natur: Tierfotografie<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Fotosafari an der Küste<br />

Im Wattenmeer gibt es Tierarten in Hülle und Fülle. Also nichts wie ab an die Küste.<br />

DAS WATTENMEER UND SEINE NATIONALPARKS<br />

wurde im Juni 2009 zum UNESCO-Weltnaturerbe<br />

ernannt. Es ist das vogelreichste Gebiet Europas und<br />

Deutschlands bedeutendster Naturraum. Es gibt dort<br />

Robben, Wale, unzählige Vögel und Insekten vor<br />

einer einmaligen Küstenkulisse zu sehen.<br />

Die wirbellose Fauna des Wattes besteht aus<br />

Würmern, Muscheln, Schnecken und Krebsen. Diese<br />

bilden die Grundlage, von denen höhere Lebewesen<br />

wie Fische, Robben oder Vögel profitieren. Usedom<br />

– allerdings nicht im Wattenmeer, sondern in der<br />

Ostsee gelegen – zählt zu den vogelreichsten<br />

Gebieten Ostdeutschlands. Im Naturpark brüten<br />

regelmäßig elf Greifvogelarten, darunter auch der<br />

Seeadler, der vorwiegend im Mündungsgebiet der<br />

Oder verbreitet ist.<br />

Die großen und kleinen Inseln in Nord- und Ostsee<br />

wie Sylt, Norderney, Langeoog, Hooge, Hiddensee,<br />

Ummanz und Poel verfügen ebenfalls über eine<br />

reichhaltige Fauna mit einmaligen Tierarten. Ganz<br />

gleich, ob Sie Jagd auf Vögel, Säugetiere oder<br />

Insekten machen wollen: Die deutsche Küste ist für<br />

jeden Tierfotografen eine Reise wert. Machen Sie dort<br />

beispielsweise bildfüllende Porträts und<br />

Nahaufnahmen von Vögeln im Flug, während sie mit<br />

einem Fisch in Schnabel zum Nest zurückkehren. Ein<br />

300- oder sogar 400-mm-Objektiv ist ein Muss beim<br />

Aufnehmen von Tierfotos an der Küste. Dazu gehört<br />

eine ganze Tasche mit Speicherkarten und<br />

vollgeladenen Ersatzbatterien. Bei Aufnahmen<br />

tagsüber ist das Licht weniger kontrastreich und<br />

effektvoll. In dieser Zeit empfiehlt sich ein Aufhellblitz.<br />

Er verhindert, dass einzelne Schattenbereiche zu<br />

dunkel erscheinen. Außerdem sorgt er im Auge des<br />

Motivs für Reflexionen. Es ist aber wichtig, die<br />

Schatten nur aufzuhellen, ohne sie ganz<br />

auszuleuchten. Die Blitzleistung sollte also zunächst<br />

um eine oder zwei Positionen und gegebenenfalls<br />

sogar noch weiter reduziert werden.<br />

Äußerst fotogene Säugetiere sind die Robben. Leider<br />

ist es schwer, ihnen wirklich nahe zu kommen. Sie<br />

halten sich oft an abgelegenen felsigen Stränden auf.<br />

Auf Helgoland lassen sich Robben und Seehunde<br />

beispielsweise am besten auf der Düne ablichten.<br />

Wagen Sie sich aber nicht zu nahe an Tiere heran, die<br />

gerade Junge haben. Außerdem hat der Tier- und<br />

Naturschutz natürlich immer Vorrang. Die besten<br />

Ergebnisse erreichen Sie mit flachen Blickwinkeln. In<br />

Ufernähe können dann allerdings Sand und<br />

Wasserspritzer zum Problem werden. Den vorderen<br />

Teil wertvoller Objektive sollten Sie daher mithilfe<br />

eines UV- oder Skylightfilter schützen. Wer sich für<br />

Delfine, Tümmler und andere Meereslebewesen<br />

interessiert, sollte an einem organisierten<br />

Schiffsausflug für Naturliebhaber teilnehmen, um<br />

seine Lieblingsmotive vor die Linse zu bekommen.<br />

Heiße Tipps für die kühle Küste<br />

Schleswig-Holsteinisches<br />

Wattenmeer<br />

Im Wattenmeer gibt es Vögel und<br />

Meereslebewesen in Hülle und Fülle.<br />

Insgesamt sind dort 2.500 Tierarten zu<br />

sehen.<br />

www.nordsee24.de<br />

Niedersächsisches Wattenmeer<br />

Das Gebiet ist der Lebensraum vieler<br />

Seehunde. Das Wattenmeer ist ein<br />

weltweit einzigartiges Biotop und eine<br />

der letzten großräumigen deutschen<br />

Naturlandschaften.<br />

www.nationalpark-wattenmeer.de<br />

Vorpommmersche Boddenlandschaft<br />

Der mit 805 Quadratkilometern größte<br />

Nationalpark an der Ostsee umfasst<br />

fas die gesamte Halbinsel Darß. In den<br />

Nationalparkkernzonen sind Hirsche und<br />

Kraniche beliebte Motive.<br />

www.darss.org<br />

Usedom<br />

Charakteristische Tierarten der „grünen<br />

Insel am Meer“ sind der Seeadler, der<br />

Weißstorch, der Kranich und der Otter.<br />

www.naturpark-usedom.de<br />

ISTOCK PHOTO<br />

ISTOCK PHOTO<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Zauberhafte Fauna Die deutsche Küste ist ein riesiger<br />

und einmaliger Naturpark.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Natur: Tierfotografie 25<br />

Tierfotos im Betondschungel<br />

Fotosafari vor der eigenen Haustür: So gelingen Sie tolle Tierfotos in der Stadt<br />

ES IST NICHT UNBEDINGT EIN AUSFLUG INS<br />

GRÜNE ODER AN DIE KÜSTE NÖTIG, um wilde<br />

Tiere abzulichten. Auch in Städten finden sich<br />

Füchse, Igel, Tauben, Sperlinge und Wanderfalken.<br />

Mit ihnen können auch vor einem urbanen<br />

Hintergrund beeindruckende Fotos entstehen. Die<br />

potenziellen Motive finden Sie an Häfen und Kais, in<br />

Stadtparks, Hotelgärten, Bahnhöfen und auf<br />

nahegelegenen Müllhalden. Vor allem Füchse<br />

passen sich sehr schnell an die Stadt an. Sie leben in<br />

Gärten und Deponien, wo sie sich von unserem<br />

Abfall ernähren. Sie sind außerdem weit leichter zu<br />

fotografieren als ihre Artgenossen vom Land, da sie<br />

den Menschen schon besser gewohnt sind.<br />

Es ist durchaus möglich, sie tagsüber anzutreffen.<br />

Doch Füchse sind größtenteils nachtaktiv. Sie<br />

müssen also Geduld mitbringen. Außerdem<br />

empfiehlt sich die Verwendung eines Blitzes oder<br />

eines hohen ISO-Wertes, um mit praktikablen<br />

Verschlusszeiten arbeiten zu können. Der Schlüssel<br />

zum Erfolg ist oft gute Recherchearbeit. Ideal wäre<br />

es, den Lebensraum der Tiere ausfindig zu machen.<br />

Oder zumindest die Straßen und Orte, wo sie sich<br />

regelmäßig ihr Futter holen. Wenn die Hausaufgaben<br />

einmal erledigt sind, heißt es in Position gehen und<br />

warten. Es ist möglich, ein Auto als Versteck<br />

auszuwählen. In der Stadt ist es aber natürlich<br />

wichtig, diskret vorzugehen. Andernfalls lenken Sie<br />

vielleicht die Aufmerksamkeit der Polizei oder sogar<br />

von Kriminellen auf sich.<br />

Bei Tierfotos in der Stadt sollte das Motiv nicht das<br />

gesamte Foto ausfüllen. Hierbei besteht nämlich die<br />

Gefahr, dass nichtssagende Bilder herauskommen.<br />

Stattdessen ist ein kürzeres Objektiv sinnvoll, um<br />

den Betrachter ein Gefühl für den urbanen<br />

Lebensraum des Tiers zu vermitteln. Wie immer<br />

beim Tierfoto spielt auch hier der Hintergrund eine<br />

große Rolle. Er sollte das Motiv noch deutlicher<br />

hervortreten lassen oder einen Bezug zu seinem<br />

Lebensraum herstellen. Versuchen Sie,<br />

charakteristische urbane Elemente wie Züge, Autos,<br />

Häuser, Läden und Schilder in die Aufnahme<br />

miteinzubeziehen.<br />

Urbane Legenden Füchse sind sehr interessante<br />

Motive. Das Schwierige ist nur, sie zu finden – sie sind<br />

nämlich nachtaktiv.<br />

Machen Sie sich auf eine lange Nacht gefasst!<br />

ISTOCK PHOTO<br />

ISTOCK PHOTO<br />

ISTOCK PHOTO<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Igel: Die äußerst fotogenen Tiere sind nicht<br />

einfach mit der Kamera einzufangen – sie sind<br />

überraschend schnell und nachtaktiv. Fragen<br />

Sie in der Familie oder der Nachbarschaft, ob<br />

jemand eine Igelfamilie im Garten hat. Danach<br />

lassen sich die Tiere mit Hundefutter in den<br />

Blickwinkel der Kamera locken. Sie lieben das<br />

Dosenfutter! Ein Weitwinkelobjektiv erzeugt dann<br />

eine ungewöhnliche Perspektive. Außerdem lässt<br />

sich damit gleichzeitig die umgebende Stadt<br />

oder der Garten festhalten, so dass das Bild noch<br />

interessanter wird.<br />

Füchse: In vielen Städten findet sich eine große<br />

Zahl an Füchsen. Es würde Sie sicher überraschen<br />

zu wissen, wie viele in Ihrem Viertel leben. Sie<br />

können sehr zutraulich und dadurch leichter zu<br />

fotografieren sein. Wenn Sie ihr Revier ausfindig<br />

gemacht haben, können Sie unter Umständen<br />

sogar Welpen knipsen, die spät am Abend oder früh<br />

morgens in der Sonne miteinander spielen.<br />

Eine gute Strategie besteht darin, ihr Verhalten im<br />

urbanen Lebensraum festzuhalten – beispielsweise,<br />

wenn ein Fuchs einen Mülleimer umwirft oder in<br />

eine Tonne lugt.<br />

Tauben: Für manche Menschen sind „die Ratten<br />

der Lüfte“ eine reine Plage. Aber mit etwas Fantasie<br />

werden sie zum Motiv toller Schnappschüsse<br />

– vor allem, weil sie den Menschen in der Regel<br />

sehr nahe an sich heranlassen. Mit einem<br />

Weitwinkelobjektiv oder einem Fisheye entstehen<br />

bizarre und groteske Porträts. Auch auf Schilder<br />

oder Statuen sind Tauben fotogen. Dort können<br />

Sie mit den Tieren interessante oder sogar witzige<br />

Ergebnisse erzielen.


26 Natur: Tierfotografie<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Gartensafari<br />

Draußen im Garten tolle Makro-Aufnahmen schießen: von Bienen<br />

über Schmetterlingen bis hin zu den verschiedensten Käferarten.<br />

DER WARME FRÜHLING ruft Insekten wie<br />

Schmetterlinge und Bienen auf den Plan. Andere<br />

Vorboten des Frühlings wie Libellen beenden im<br />

Frühjahr ihre unglaubliche Metamorphose, um als<br />

erwachsene Insekten zu schlüpfen. Es gibt keinen<br />

besseren Zeitpunkt für beeindruckende Insektenbilder.<br />

Aufgrund der geringen Größe der Tiere sind Objektive<br />

mit kurzer Fokusdistanz oder Nahlinsen nötig, um<br />

bildfüllende Aufnahmen zu erzielen. Die beste Option ist<br />

natürlich das Makro-Objektiv. Es bietet eine hohe<br />

Bildqualität und setzt das Motiv lebensgroß 1:1 um – die<br />

ideale Aufnahmetechnik für Frühlingsinsekten. Diese<br />

Spezialobjektive sind allerdings recht kostspielig. Wer sie<br />

also nicht ständig einsetzen will, sollte sich das Geld<br />

besser sparen. Gute Alternativen sind Nahlinsen (siehe<br />

Kasten) oder Zwischenringe. Letztere werden zwischen<br />

Gehäuse und Objektiv angebracht und verkürzen so den<br />

Abstand des Fokuspunktes. Sie sind hohl und verfügen<br />

über keine optische Ausrüstung, beeinträchtigen also<br />

die Bildqualität nicht. Die Ringe sind in verschiedenen<br />

Größen erhältlich. Je länger sie sind, umso stärker die<br />

Vergrößerung. Wichtig ist, immer Zwischenringe zu<br />

wählen, die mit den automatischen Mess- und<br />

Scharfstellfunktionen der Kamera kompatibel sind. Wie<br />

auch die Nahlinsen funktionieren sie am besten mit<br />

kurzen Brennweiten – also beispielsweise in Verbindung<br />

mit einem 50-mm-Objektiv.<br />

Jeder Fotograf weiß, dass Insekten ein anspruchsvolles<br />

Motiv sind. Es ist schwer, sie ausfindig zu machen. Und<br />

selbst dann fliegen oder wetzen sie schnell weg, wenn<br />

sie gestört werden. Für die tollen Ergebnisse, die möglich<br />

sind, lohnt sich aber der Aufwand. Im Frühling kriechen<br />

die Insekten aus ihren Verstecken. Ob im Garten, im<br />

Park oder im Wald: Insekten tummeln sich überall, wo<br />

nektarreiche Pflanzen stehen. Es lohnt sich auch, nahe<br />

gelegene Naturparks, Wiesen und Feuchtgebiete zu<br />

besuchen.<br />

Ein guter Zeitpunkt, um Insekten zu fotografieren, ist der<br />

frühe Morgen. Die Kleintiere sind nämlich oft relativ<br />

träge, bis die ersten Sonnenstrahlen ihre Körper<br />

aufheizen. Nach klaren, kühlen Nächten sind sie unter<br />

Umständen von kleinen Tautropfen bedeckt. Die<br />

Aufnahmen werden dadurch nicht nur interessanter.<br />

Das Wasser kann auch Teile des Motivs vergrößern.<br />

Allerdings ist schon ein geschulter Blick nötig, um die<br />

ruhenden Insekten zu entdecken. Bewegen Sie sich<br />

langsam, und sehen Sie genau nach. Schon ein falscher<br />

Tritt kann für ruhende Insekten tödlich sein. Ist ein<br />

geeignetes Motiv gefunden, sollten Sie die Kamera<br />

parallel dazu ausrichten. So holen Sie das Maximum<br />

aus der Tiefenschärfe heraus. Hält das Insekt still, ist<br />

manchmal sogar der Einsatz eines Stativs möglich, eine<br />

willkommene Hilfe zum Aufnehmen von Makrobildern.<br />

Schließlich reagiert die Kamera bei starker Vergrößerung<br />

schon auf kleinste Bewegungen, während die<br />

Tiefenschärfe sehr begrenzt ist. Wenn nur eine<br />

Aufnahme aus der Hand in Frage kommt, empfiehlt es<br />

sich, nach Möglichkeit auf dem Bauch liegend die<br />

Ellbogen auf den Boden zu stützen.<br />

Bei Insektenaufnahmen sollte die weitest mögliche<br />

Blende gewählt werden, mit der das Motiv noch<br />

ausreichend scharf ist. Anders gesagt: Verwenden Sie<br />

nur so viel Tiefenschärfe wie unbedingt nötig. So bleibt<br />

nicht nur die Verschlussgeschwindigkeit im akzeptablen<br />

verwacklungsfreien Bereich. Gleichzeitig ist auch die<br />

umgebende Vegetation schön unscharf.<br />

Wesentliches Zubehör<br />

Wimberley Plamp: Ein<br />

praktisches Zubehörteil<br />

für Makrofotografen, die<br />

Blätterwerk und Insekten<br />

ablichten möchten.<br />

Das Hilfsmittel besteht<br />

aus einem flexiblen<br />

Kugelgelenk-Arm mit<br />

Klemmen an beiden Enden. Eine der Klemmen<br />

kann an einem Stativbein befestigt werden,<br />

während die andere einen einen Ast oder einen<br />

Reflektor in Position hält.<br />

Reflektor: Ein kleiner<br />

Handreflektor mit 30<br />

bis 45 Zentimetern<br />

ist bei Aufnahmen im<br />

Wald eine nützliche<br />

Belichtungshilfe. Er wirft<br />

das natürliche Licht auf<br />

kleine Motive zurück, um<br />

hässliche oder harte Schatten auszuleuchten.<br />

Die Lichtintensität kann durch Veränderung der<br />

Reflektordistanz zum Objekt verändert werden.<br />

Nahlinsen:<br />

Steht kein Makro-Objektiv<br />

zur Verfügung, sind<br />

Nahlinsen eine gute<br />

Einstiegslösung in die<br />

Makrofotografie. Sie<br />

sind in verschiedenen<br />

Durchmessern erhältlich<br />

und werden einfach vorne aufs Objektiv<br />

aufgeschraubt. Die Wirkung ist ähnlich der beim<br />

Vergrößerungsglas. Der Fotograf kann damit den<br />

Fokus näher zum Motiv schieben.<br />

Insekten: alles, was kreucht und fleucht<br />

ROSS HODDINOTT ROSS HODDINOTT<br />

Libellen<br />

Der Sommer ruft Libellen in<br />

großer Vielfalt auf den Plan. Sie<br />

gehen in der Nähe von Teichen<br />

und in anderen Feuchtgebieten<br />

auf Nahrungssuche. Beim<br />

<strong>Fotografie</strong>ren von oben<br />

kommen sehr schön die<br />

offenen Flügel zur Geltung.<br />

ROSS HODDINOTT ROSS HODDINOTT<br />

Wasserjungfern<br />

Wenn es morgens warm wird,<br />

finden sich die bunten und<br />

interessanten Wasserinsekten<br />

auf ufernahen Wiesen und<br />

Schilfen ein. Die beste<br />

Aufnahmeperspektive ist ein<br />

Schnappschuss von der Seite.<br />

ROSS HODDINOTT<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Bienen<br />

Honigbienen und Hummeln<br />

sind fotogen, aber auch<br />

schwer mit der Kamera<br />

einzufangen – sie halten nie<br />

still. Wählen Sie eine kurze<br />

Verschlusszeit. Um schnell<br />

reagieren zu können, sollten<br />

Sie aus der Hand knipsen.<br />

ROSS HODDINOTT<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Schmetterlinge<br />

Sie gehören dank ihrer bunten<br />

Flügel zu den beliebtesten<br />

Insekten der Fotografen. Es<br />

sind aus allen Perspektiven tolle<br />

Bilder möglich. Experimentieren<br />

Sie nach Herzenslust.<br />

ROSS HODDINOTT<br />

ROSS HODDINOTT<br />

Spinnen<br />

Ein Horror für Menschen, die<br />

an Arachnophobie leiden. Aber<br />

dennoch ein tolles Motiv für<br />

Makro-Aufnahmen. Gehen Sie<br />

nahe ans Motiv heran, um sich auf<br />

die vielen Augen zu konzentrieren.<br />

Eine exotische Variante sind<br />

Gegenlichtaufnahmen mit den<br />

Umrissen des Tiers.<br />

Schwebfliegen<br />

Schwebfliegen haben<br />

wunderbare Farben. Sie landen<br />

oft auf Blumen im Garten, die<br />

interessante Hintergründe in<br />

leuchtenden Tönen bieten. Um<br />

ausreichend Tiefenschärfe zu<br />

erreichen, empfiehlt sich eine<br />

geringe Blendenweite von f/8<br />

oder weniger.<br />

Motten<br />

Diese Insektenart ist<br />

tendenziell eher blass. Einige<br />

interessante Vertreter gibt<br />

es aber. Ein gutes Motiv ist<br />

beispielsweise der mittlere<br />

Weinschwärmer. Motten<br />

suchen tagsüber oft Schutz<br />

unter Hecken und Blattwerk.<br />

Wasserläufer<br />

Der Wasserläufer gehört zu den<br />

weit verbreitetsten Teichlebewesen.<br />

Der Körper des Insekts wird an der<br />

Wasseroberfläche nur vom unteren<br />

Teil der Beine getragen. Das Makro-<br />

Objektiv oder der Aufsatz sollten<br />

so parallel wie möglich zum Tier<br />

gehalten werden. Auch Aufnahmen<br />

von oben setzen die Tiere schön<br />

in Szene.<br />

Schnaken<br />

Schnaken (regional auch als<br />

Bachmücken, Pferdemücken,<br />

Langbeinmücken, Schneider<br />

oder Schuster bezeichnet) sind<br />

als Motiv nicht zu unterschätzen.<br />

Die dürren Tiere kommen in<br />

Nahaufnahmen vor einem<br />

sauberen und freien Hintergrund<br />

am besten zur Geltung. Versuchen<br />

Sie es mit Fotos auf Augenhöhe.<br />

Wespen<br />

Wie auch Bienen sind Wespen<br />

häufige Gäste im heimischen<br />

Garten. Sie werden von<br />

nektarreichen Pflanzen<br />

angelockt und sind immer in<br />

Bewegung. Schalten Sie also<br />

von AF auf manuellen Fokus,<br />

wenn das Objektiv Probleme<br />

mit der Zielerfassung hat.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Natur: Tierfotografie 27<br />

Spitzenposition<br />

Durch das Gegenlicht heben<br />

sich die Motive sehr schön vom<br />

Hintergrund ab.


28 Natur: Tierfotografie<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Schmetterlingsjagd<br />

Mit etwas Geduld und Hartnäckigkeit lassen sich beeindruckende<br />

Schmetterlingsfotos schießen. Diese Tipps verleihen Ihrer Kreativität Flügel.<br />

WENN DIE TAGE WÄRMER UND LÄNGER WERDEN, kommen die verschiedensten Insekten zum<br />

Vorschein. Überall brummen und surren Bienen und Libellen, während im Gestrüpp bunte Käfer<br />

und andere winzige Lebewesen umherflitzen. Auf den ersten Blick haben Insekten wenig<br />

fotografischen Reiz. Doch wenn sie in Nahaufnahmen den gesamten Bildausschnitt ausfüllen,<br />

entfaltet sich ihre ganze Pracht. Auf den Punkt gebracht: Insekten sind tolle Motive.<br />

Schmetterlinge sind zweifelsohne die beliebtesten und fotogensten aller Insekten. Dank ihrer vielfältigen<br />

Farben und anmutigen Bewegungen in der Luft lieben die meisten Menschen die kleinen Falter – selbst Leute,<br />

die sonst eigentlich Insekten hassen. Wer schon einmal versucht hat, beispielsweise im Schmetterlingshaus<br />

oder im eigenen Garten die bunten Tiere in Bildern festzuhalten, weiß: Die fliegenden Kleintiere sind<br />

anspruchsvolle Motive. Nur allzu leicht lassen sie sich aufscheuchen – meist gerade dann, wenn der Fotograf<br />

den Auslöser drückt. Selbst die größten Arten wie der Admiral oder das Tagpfauenauge haben nur eine<br />

Flügelspanne von gut 50 bis 60 Millimetern. Für bildfüllende Bilder ist daher ein hoher Vergrößerungsfaktor<br />

notwendig. Ein Makro-Objektiv ist hierfür das perfekte Hilfsmittel – vor allem ein Modell mit Brennweiten<br />

oberhalb von 90 Millimetern, die einen guten Abstand zum Motiv erlauben.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Natur: Tierfotografie 29


30 Natur: Tierfotografie<br />

Leider sind Makro-Objektive eine kostspielige<br />

Angelegenheit. Wer kein eingefleischter Makrofotograf ist,<br />

kann auch gut mit einem Aufsatz leben. Die kostengünstigen<br />

Nahlinsen und Zwischenringe haben allerdings den großen<br />

Nachteil, dass der Fotograf damit näher ans Motiv<br />

herangehen muss. Dadurch steigt das Risiko, die Insekten<br />

aufzuscheuchen. Die beiden Zubehörteile sind dennoch ein<br />

toller Einstieg in die faszinierende Welt der Makrofotografie.<br />

Auch, wenn es offensichtlich klingt: Bevor Sie<br />

Schmetterlinge fotografieren, müssen Sie die Tiere erst<br />

einmal finden. Ihre Zahl ist leider rückläufig. Es ist unter<br />

Umständen notwendig, einige Kilometer zu fahren, um<br />

geeignete Umgebungen zu finden. Unterschiedliche Arten<br />

haben auch verschiedene Anforderungen an ihre<br />

Lebensräume und Futterpflanzen. Manche ziehen Wiesen<br />

vor, während sich andere lieber in Heiden, Wäldern oder<br />

Hügellandschaften aufhalten. Das Wichtigste ist, sich gut<br />

über die verschiedenen Arten und ihre Lebensräume zu<br />

informieren. Finden Sie auch heraus, wann sie schlüpfen.<br />

Suchen Sie im Internet nach Schutzgebieten. Oder noch<br />

besser: Treten Sie einem Naturschutzbund bei, um sich<br />

unter die Experten zu mischen.<br />

Schmetterlinge sind tagsüber am einfachsten zu finden,<br />

wenn sie am aktivsten sind. Das Problem ist nur, dass sie<br />

sich dann auch selten hinsetzen oder Fotografen nahe genug<br />

an sich heranlassen. Die idealsten Zeitpunkte sind daher der<br />

frühe Morgen oder der Abend, wenn die Falter weniger aktiv<br />

sind oder sich auf Pflanzen niederlassen. Bei der<br />

Schmetterlingsjagd muss der Fotograf die Augen offenhalten<br />

und aufpassen, wo er hintritt. Außerdem sollte es windstill<br />

sein, da schon eine leichte Brise das Motiv wegwehen kann.<br />

Wenn ein Motiv gefunden ist, folgt die Positionierung fürs<br />

Bild. Dabei ist es wichtig, nicht auf die umliegende<br />

Vegetation zu treten oder Schatten aufs Insekt zu werfen.<br />

Sonst ist das Modell schneller weg, als Ihnen lieb ist. Am<br />

Morgen, wenn es noch kühl ist, fliegen die Schmetterlinge<br />

noch nicht. Dann ist es manchmal sogar möglich, mit Stativ<br />

zu arbeiten. Die feste Kameraposition zahlt sich aus: Damit<br />

lässt sich der Fokus genau einstellen, und es ist ein<br />

sorgfältiger Bildaufbau möglich. Werden die Fotos aus der<br />

Hand geschossen, sollte soweit vorhanden der<br />

Bildstabilisator eingeschaltet werden. Ein weiteres probates<br />

Mittel sind schnellere Verschlusszeiten von 1/200 Sekunden<br />

und kürzer. Diese beugen Verwacklungen vor. Vor dem<br />

Auslösen sollte sichergestellt sein, dass der Hintergrund<br />

nicht vom Motiv ablenkt. Nötigenfalls müssen Sie Ihre<br />

Position korrigieren, um alle störenden Elemente<br />

auszuklammern. Eine Alternative ist auch eine weitere<br />

Blendenöffnung. Damit werden unerwünschte<br />

Hintergrunddetails schnell unscharf. Zu beachten ist auch,<br />

Nahlinsen<br />

Mit einer Nahlinse kann ein Standardobjektiv oder<br />

kurzes Teleobjektiv schnell und günstig zu einer<br />

optischen Einheit umgewandelt werden, mit der<br />

tolle Insektenbilder möglich sind.<br />

Makro-Zwischenringe<br />

Die hohlen Ringe werden zwischen<br />

Kamera und Objektiv angebracht,<br />

um eine Scharfstellung näher<br />

an der Kamera zu ermöglichen.<br />

Diese Bauteile verfügen über<br />

keine optischen Elemente<br />

und beeinträchtigen daher die<br />

Bildqualität nicht, abgesehen vom<br />

Lichteinfall. Makro-Zwischenringe sind kompakt und leicht.<br />

Alle Kamerafunktionen bleiben damit erhalten. Sie werden<br />

einzeln oder im Set angeboten. Die gängigsten Längen<br />

sind Ringe mit 12, 25 und 36 Millimetern. Je größer der<br />

Durchmesser, umso größer ist auch der Abbildungsmaßstab.<br />

Nahlinsen<br />

Diese Zusatzteile werden<br />

vorne aufs Objektiv<br />

geschraubt. Sie wirken<br />

wie ein Vergrößerungsglas,<br />

sind günstig, leicht und in<br />

verschiedenen Filtergrößen<br />

verfügbar. Die meisten von ihnen bestehen aus einem<br />

einzelnen Bauteil. Nahlinsen gibt es in verschiedenen<br />

Stärken. Am meisten verbreitet sind die Werte +1,<br />

+2, +3 und +4 (je größer die Zahl ist, umso höher<br />

der Vergrößerungsfaktor). Sie beeinflussen die anderen<br />

Kamerafunktionen wie das Mess-System oder den<br />

Autofokus nicht. Genauso wenig schränken sie den<br />

Lichteinfall in die Kamera ein. Ein Manko: Die Schärfe an<br />

den Kanten kann abnehmen. Außerdem sind die Linsen<br />

anfällig für Geisterbilder sowie sphärische und chromatische<br />

Abbildungsfehler. Maximieren Sie die Bildqualität, indem<br />

Sie eine Blendenöffnung von f/8 oder weiter wählen.<br />

dass die Tiefenschärfe bei hohen Vergrößerungsfaktoren<br />

immer gering ist. Um das Insekt dennoch scharf abzubilden,<br />

muss die Kamera parallel zum Motiv gehalten werden.<br />

Diese Maßnahme maximiert auch die verfügbare<br />

Tiefenschärfe über alle Blendenzahlen hinweg.<br />

Es kann zugegebenermaßen ein wirklich kniffliges und<br />

frustrierendes Unterfangen sein, Schmetterlinge sauber ins<br />

Bild zu bekommen. Bereiten Sie sich darauf vor, über den<br />

Boden zu robben und häufig knapp daneben zu liegen. Mit<br />

der richtigen Vorbereitung und dem nötigen<br />

Durchhaltevermögen wird es dann nicht mehr lange dauern,<br />

bis Sie beeindruckende Schmetterlingsfotos knipsen.<br />

Fertiges Bild<br />

Weite Blende + Stativ +<br />

Reflektor = wunderbar<br />

scharfes Schmetterlingsbild mit<br />

geringer Tiefenschärfe.<br />

Motiv ausfindig machen Zum <strong>Fotografie</strong>ren von Schmetterlingen muss der<br />

1Fotograf zuerst wissen, wo und wann er welche Tiere finden kann. Bei mir in der<br />

Nähe liegt zum Beispiel ein Naturschutzgebiet, in dem viel Wiesen-Schaumkraut<br />

wächst. Dies ist die Futterpflanze der Aurorafalter. Ich stelle mir den Wecker, um bei<br />

Tagesanbruch aufzustehen. Nach eingehender Suche stoße ich auf einen<br />

Schmetterling, der sich an einer Blüte festhält.<br />

In Position gehen Langsam bewege ich mich in die gewünschte Position. Dabei<br />

2achte ich peinlich genau darauf, die umliegenden Pflanzen nicht zu sehr zum<br />

Wackeln zu bringen. Ein flacher Winkel ergibt oft die natürlichsten Bilder. Ich lege<br />

mich also auf den Boden und stütze mich auf die Ellbogen. Dann wähle ich eine<br />

geringe Blendenöffnung von f/16, um eine große Tiefenschärfe zu erreichen. Damit<br />

wird allerdings der Hintergrund zu scharf, was die Komposition stört.


Hintergrund verwischen Damit der Schmetterling schön hervorsticht, öffne ich<br />

3die Blende auf f/5.6. Damit verwische ich die Details im Hintergrund. Der<br />

Nachteil der weiteren Blendenöffnung: Ich muss das Motiv wegen der verringerten<br />

Tiefenschärfe jetzt sehr genau fokussieren. Um mir das Scharfstellen zu erleichtern,<br />

stelle ich neben mir das Stativ auf und verwende die LiveView-Funktion.<br />

4<br />

Belichtung einstellen Das Resultat gefällt mir schon besser. Nur sind mir jetzt ein<br />

wenig die Details im Flügel verloren gegangen. Um die Schatten aufzuhellen,<br />

verwende ich einen kleinen Reflektor. Damit werfe ich Licht auf den Falter, um die<br />

Flügelunterseite in ihrer ganzen bunten und detailreichen Schönheit erstrahlen zu<br />

lassen. Bewegt sich das Motiv wie in dieser Situation nicht, ermöglicht der Reflektor<br />

eine weit bessere Kontrolle als ein Blitz. Das Ergebnis sieht damit immer noch<br />

natürlich aus.


32 Natur: Tierfotografie<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Wundervolle Netze<br />

Spinnennetze sind aufgrund ihres verworrenen Aussehens außergewöhnlich fotogen.<br />

Ross Hoddinott zeigt Ihnen, wie Sie am meisten aus ihnen herausholen können.<br />

WARUM DAS NETZ NACH IDEEN DURCHFORSTEN? Warum nicht mit der Kamera rausgehen und nach<br />

einem echten Netz suchen?? Spinnen weben wunderschöne Netze aus klebriger Seide. Und Ihre<br />

Konstruktionen sind kompliziert, oft symmetrisch, und ergeben verblüffende Nahaufnahmen. Wenn Sie also<br />

eine Zoom-Linse, einen Filter und eine Verlängerung oder – noch besser – ein Makro-Objektiv für<br />

Naheinstellungen haben, werden Sie atemberaubende Bilder aufnehmen können.<br />

Spinnen leben überall, Sie sollten also keine Schwierigkeiten dabei haben, ein passendes Netz für Ihre Fotos zu finden.<br />

Sie sind sehr einfach aufzuspüren und sind am fotogensten, wenn sie mit kleinen Wassertröpfchen überzogen sind. Am<br />

frühen Morgen, nach einer klaren, ruhigen Nacht sollte viel Tau zu sehen sein. Dies der beste Zeitpunkt, sie zu suchen.<br />

Alternativ können Sie auch eine Sprühflasche benutzen und das Netz mit ein<br />

bisschen Wasser befeuchten, um einen feinen Nebel zu schaffen, der das Netz<br />

nicht zerstört, sondern eine ähnliche Wirkung erzeugt. In Herbst und Winter, nach<br />

einer kalten, frostigen Nacht, könnte es sogar sein, dass Sie ein gefrorenes Netz<br />

entdecken, was besonders fotogen ist und für künstlerische, abstrakt wirkende<br />

Bilder sorgen kann, wenn Sie eine flache Tiefenschärfe in Verbindung mit<br />

vorsichtiger Fokussierung anwenden.<br />

Ausrüstung<br />

Ein kompakter,<br />

zusammenklappbarer Reflektor<br />

ist ein wesentliches Accessoire<br />

für Nahaufnahmen. Sie sind dazu<br />

da, natürliches Licht auf kleinste<br />

Objekte umzulenken und eventuelle<br />

Schatten abzuschwächen. Ein<br />

Reflektor schafft für gewöhnlich<br />

eine natürlichere Ausleuchtung<br />

als Blitz. Ich habe Reflektoren<br />

allerdings auch schon des öfteren<br />

als behelfsmäßigen Hintergrund<br />

für kleinere Objekte benutzt. Seine<br />

Schwarzabdeckung kann hinter das<br />

Objekt gehalten werden, um einen<br />

sauberen, einfachen Hintergrund zu<br />

erzeugen. In manchen Situationen<br />

kann man sogar die silberne oder<br />

die weiße Seite eines Reflektors<br />

einsetzen, um High-key-Ergebnisse<br />

zu erzielen.<br />

Probeaufnahme: Ich muss meine örtliche Umgebung nicht lange absuchen, bevor<br />

1ich ein taugetränktes Spinnennetz finde. Schnell komponiere ich das Bild und<br />

entscheide mich, das ganze Netz in den Rahmen aufzunehmen. Ich wähle eine<br />

f/8-Blende und hoffe, dass es genug Tiefenschärfe erzeugt, um das Netz scharf zu halten<br />

und gleichzeitig nicht zuviel Hintergrunddetails aufzunehmen. Leider habe ich dem<br />

Hintergrund nicht genug Aufmerksamkeit gewidmet und so hebt sich das Netz nicht sehr<br />

gut vom Licht des Hintergrundes ab.<br />

Werden Sie die Ablenkunug los Die Kulissen eines Objekts leisten oft einen großen<br />

2Beitrag zu Erfolg oder Misserfolg eines Fotos. Sie können die Farbe und die Optik des<br />

Hintergrundes ändern, indem Sie einfach nur Ihren Standpunkt, den Aufnahmewinkel,<br />

die Fokallänge oder die Blende ändern. Um den weißen Himmel aus dem Bildrahmen zu<br />

verbannen, wähle ich einen höheren Winkel, indem ich die Beine meines Stativs<br />

verlängere. Ein mit Gras bewachsene Bank schafft jetzt einen attraktiveren grünen<br />

Hintergrund. Ebenso würde ich für eine engere Komposition plädieren.<br />

Experimentieren Sie mit der Tiefenschärfe Um ein künstlerischeres Resultat zu<br />

3erzeugen, wähle ich eine größere Blende von f/4 und platziere meinen Aufbau in<br />

einem Winkel zum Netz. Dies erlaubt mir, nur einen Teil des Netzes im Fokus<br />

aufzunehmen. Die Fokussierung muss exakt sein, wenn Sie mit einer so flachen<br />

Tiefenschärfe arbeiten. Ich überprüfe das Bild auf dem LCD-Display, zoome heran, um<br />

die Schärfe des Objekts zu kontrollieren. Leider ist meine Fokussierung nicht präzise<br />

genug, und das Bild ist etwas zu weich geraten.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Natur: Tierfotografie 33<br />

Verfeinern Sie den Fokus Bei dieser Vergrößerungsstufe eine flache Tiefenschärfe zu<br />

4benutzen, erlaubt dem Fotografen, das Auge des Betrachters auf einen speziellen<br />

Fokuspunkt zu lenken. Wenn Ihre Kamera einen <strong>Vorschau</strong>-Knopf besitzt, benutzen Sie<br />

ihn, um die Verteilung der Tiefenschärfe zu kontrollieren. Diesmal nehme ich mir einen<br />

zusätzlichen Moment, um sicher zu stellen, dass meine Fokussierung exakt ist. Dann<br />

löse ich den Verschluss mittels eines Fernauslösers aus, um zu vermeiden, dass das Bild<br />

frei von jeglicher Kamerabewegung bleibt.<br />

Versuchen Sie es mit einem anderen Hintergrund Obwohl ich mit der vorangegangenen<br />

5Aufnahme zufrieden bin, würde ein schwarzer Hintergrund besser zu dem Objekt passen,<br />

weil es einen starken Kontrast zu den glänzenden Wasertröpfchen bilden würde. Die Abdeckung<br />

meines zusammenklappbaren Reflektors ist schwarz, daher halte ich sie ungefähr 40 Zentimeter<br />

hinter das Netz und benutze den Selbstauslöser, um den Verschluss zu bedienen. Schließlich<br />

habe ich das Ergebnis, das ich wollte. Wenn Sie einen bunteren Look vorziehen, so könnten Sie<br />

zum Beispiel hell-bunten Karton verwenden, um die Optik des Hintergrundes zu ändern.


34 Natur: Tierfotografie DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Wie man Gartenvögel aufnimmt<br />

Ross Hoddinott zeigt, wie Sie Ihren Garten herrichten können, um tolle Bilder<br />

von den kleinen Vögeln aufzunehmen, die Sie das Jahr über besuchen.<br />

EGAL, WIE SIE LEBEN – ländlich oder urban: Singvögel sind selten weit weg. Aufgrund ihrer Vertrautheit ist<br />

leicht zu übersehen, wie attraktiv diese bekannten Gartenbewohner sind. Blaumeisen und Grünfinken<br />

beispielsweise sind sehr fotogen. Zudem scheinen sie ziemlich tolerant auf menschliche Aktivität zu reagieren<br />

und können mit passendem Futter in die Nähe der Kamera gelockt werden. Den Vögeln nah genug zu<br />

kommen, um sie fotografieren zu können, ist jedoch nur der Anfang. Ein gutes Foto ist die Kombination aus<br />

Hintergrund, Umgebung, Licht und Belichtung. All diese Dinge können vom Fotografen kontrolliert und<br />

beeinflusst werden, und sollten nicht dem Zufall überlassen werden. Sobald Ihr Aufbau erstmal abgeschlossen<br />

ist, müssen Sie warten. Die Natur ist unberechenbar und verlangt daher viel Geduld. Vögel zu fotografieren,<br />

kann allerdings süchtig machen. Man weiß einfach nie, was als nächstes passiert ... Der Schnappschuss Ihres<br />

Lebens kann jeden Moment gelingen.<br />

1) v Tarnung<br />

Gartenvögel lassen sich nur dann mit Futter in<br />

die Nähe Ihrer Kamera locken, wenn Ihr Aufbau<br />

gut verborgen ist. Andernfalls werden sie sich von<br />

jeder Art von Bewegung verjagen und Sie ohne<br />

gute Aufnahmen zurücklassen.<br />

In diesem Beispiel hängte ich nur ein Tarnnetz<br />

über mein Studiofenster. Dies erlaubte mir,<br />

die Speicherkarteen auszutauschen und<br />

Kameraeinstellungen zu ändern, ohne die nur<br />

ein paar Meter entfernte Fütterung der Vögel zu<br />

stören.<br />

Wenn Sie keine passenden Fenster<br />

oder Schuppen haben, die Sie auf diese<br />

Weise benutzen können, ziehen Sie den<br />

Kauf eines Versteckes in Erwägung. Ein<br />

zusammenklappbares Kuppelversteck ist dank<br />

seiner Aluminium-Flexipole schnell aufzubauen.<br />

Das Versteck steht frei. Bei starkem Wind können<br />

die mitgelieferten Abspannseile und Heringe<br />

verwendet werden. Um Ihre Aufenthaltsorte noch<br />

besser zu verbergen, kaufen Sie sich eine getarnte<br />

Hülle für Ihr Objektiv. Ein Tarnnetz ist aus<br />

weichem und recht leichtem Material, welches<br />

für die Naturfotografie sehr geeignet ist. Eine<br />

Quelle im Internet:<br />

www.augenblicke-eingefangen.de<br />

Rüsten Sie sich für Vögel aus!<br />

Um Vögel dieser Größe fotografieren zu können,<br />

brauchen Sie eine eine minimale Fokallänge<br />

von 300 Millimetern, andernfalls werden sie<br />

im Rahmen zu klein erscheinen. Ein 70 – 300<br />

Millimeter-Zoom ist gut, sie könnten aber auch<br />

eine kürzere Fokallänge von beispielsweise<br />

55 – 200 Millimetern mit einem 1,4x oder 2x<br />

Telekonverter kombinieren. Ein stabiles Stativ<br />

sollte ein wesentlicher Bestandteil Ihres Aufbaus<br />

sein.<br />

Stellen Sie den fortlaufenden Aufnahmemodus<br />

Ihrer Kamera ein, so dass Sie – sollte das Objekt in<br />

Position sein – eine schnelle Reihe an Aufnahmen<br />

machen können. Da Sie viele Bilder schießen<br />

werden, sollten Sie Ersatzspeicherkarten bei sich<br />

tragen, um volle Karten austauschen zu können.<br />

Ob Sie mit Autofokus arbeiten oder manuell<br />

fokussieren bleibt dem persönlichen Vorzug<br />

vorbehalten. Letzten Endes sollten Sie nicht<br />

enttäuscht sein, wenn Ihre Erfolgsrate zu Beginn<br />

eher gering ist. <strong>Digitale</strong> Aufnahmen kosten nichts<br />

und es tut nichts zur Sache, wie viele Bilder Sie<br />

machen, um ein gutes zu erhalten.<br />

2) v Ködern Sie das Objekt<br />

Die Vögel in die Reichweite Ihrer Kamera zu<br />

locken, ist nur mit Ködern möglich. Sie werden<br />

schnell lernen, eine Futterstelle zu besuchen, um<br />

ihre natürliche Ernährung dadurch zu ergänzen.<br />

Es ist wichtig, passende und für Wildtiere gut<br />

verdauliche Nahrung bereit zu stellen.<br />

Gemeine Gartenvögel wie Meisen und Finke<br />

mögen Vogelkerne und Erdnüsse – Sie finden<br />

sie in Ihrem örtlichen Gartencenter. Denken<br />

Sie daran, das Futter immer wieder aufzufüllen<br />

– auch wenn sich das als sehr kostspielig<br />

herausstellt: Es ist gut angelegtes Geld, wenn Sie<br />

die Ergebnisse sehen.<br />

Sobald die Vögel erstmal regelmäßig zu Ihrer<br />

Futterstation kommen, führen Sie Ihr Versteck<br />

ein, oder bewegen Sie die Futterquelle in<br />

die Reichweite eines Fensters, um dort Ihre<br />

Ausrüstung aufzubauen. Ich habe all diese<br />

Aufnahmen aus meinem Studio in Cornwall<br />

gemacht.<br />

Mein einfacher Aufbau bestand aus zwei<br />

Futtersäulen, die zwei Meter vor meinem Fenster<br />

entfernt standen. Ich hängte einen Kernfütterer<br />

an die eine und einen Nussfütterer an die andere,<br />

um verschiedene Arten anzulocken. Ich platzierte<br />

die Säulen parallel zueinander, mit einem halben<br />

Meter Abstand dazwischen. Dort fixierte ich ein<br />

Stange für die Vögel, die gerade nicht fressen,<br />

bevor ich mich für meine gefiederten Besucher<br />

auf die Lauer legte ...


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Natur: Tierfotografie 35<br />

3) Schaffen Sie Ihren eigenen Hintergrund!<br />

Viele Naturaufnahmen versagen, weil sie das Resultat<br />

ungenügender Aufmerksamkeit für den Objekthintergrund<br />

sind. Ein stumpfer oder schmuddeliger Hintergrund ruiniert ein<br />

ansonsten technisch gutes Bild, es handelt sich also um einen<br />

Schlüsselbereich, den man im Hinterkopf behalten muss.<br />

Wenn Sie kleine grüne Gartenvögel fotografieren, brauchen<br />

Sie normalerweise eine Brennweite ab 300 Millimetern. Eine<br />

nützliche Eigenschaft von Tele-Objektiven ist die, dass sie in<br />

Verbindung mit größeren Blenden die Perspektive verdichten<br />

und einen attraktiven, diffusen Hintergrund erzeugen.<br />

Um sicher zu gehen, dass Sie einen sauberen, einfachen<br />

Hintergrund schaffen, sollte die Stange mindestens zwei Meter<br />

Raum hinter sich frei haben. Zweige<br />

oder sonstige Hintergrundelemente,<br />

die näher sind, werden in der<br />

Aufnahme definiert bleiben und das<br />

Auge vom Objekt ablenken.<br />

Auch die Hintergrundfarbe spielt eine<br />

Rolle. Ein lebendiger Hintergrund<br />

wird Ihrem Bild zusätzlichen<br />

Schwung verleihen. Versuchen Sie<br />

daher, Ihren Aufbau so auszurichten,<br />

dass ein bunter Strauch oder<br />

ein bemalter Gartenzaun Ihren<br />

Hintergrund bilden.<br />

Sollte dies nicht möglich sein – oder<br />

sollten Sie Bilder im Winter machen,<br />

wenn die Farben gedämpfter sind –,<br />

dann führen Sie einen künstlichen<br />

Hintergrund ein. In diesem Beispiel<br />

habe ich einen einfachen hölzernen<br />

Rahmen gebaut (ein Quadrat von<br />

einem Meter), den ich ungefähr<br />

zwei Meter hinter der Futterstation<br />

aufstellte. Dann brachte ich mit<br />

Reißzwecken bunten Stoff am<br />

Rahmen an. Dabei gilt es darauf zu<br />

achten, den Stoff straff zu halten,<br />

so dass er keine störenden Falten wirft. Alternativ kann man<br />

auch Kartonstücke verwenden, die allerdings bei windigen<br />

Verhältnissen eher reißen können. In dieser Entfernung zum<br />

Objekt positioniert, wird der Stoff im Soft-Fokus wiedergegeben<br />

und erzeugt eine saubere, schmeichelhafte Kulisse. Alle Farben<br />

sind geeignet, experimentieren Sie einfach! Grüntöne, Blautöne<br />

und Brauntöne erzeugen jedoch das am natürlich aussehendste<br />

Resultat.<br />

4) v Die Wahl der Verschlusszeit<br />

Kleine Gartenvögel sind extrem flatterhaft und aktiv.<br />

Nur selten bleiben sie lange stillsitzen und erlauben<br />

Ihnen, bequem zu komponieren und sie zu fokussieren,<br />

und auch wenn sie sich kurz ausruhen, beobachten sie<br />

dauernd ihre Umgebung und ändern ihre Position. Sie<br />

sollten daher eine relativ kurze Verschlusszeit wählen,<br />

um ihre schnellen Bewegungen einzufrieren. Im Idealfall<br />

benötigen Sie ein Verschlusszeit von 1/400 Sekunde<br />

oder kürzer. Andernfalls wird ein hoher Prozentsatz<br />

Ihrer Bilder unter unscharfen Objekten leiden. Wenn<br />

nötig, wählen Sie eine höhere ISO-Empfindlichkeit,<br />

um eine kürzere Verschlusszeit hervorzurufen. Auch<br />

bei ISO 800 bleibt das Rauschlevel noch ertragbar.<br />

Um die Bildqualität jedoch zu erhöhen, empfehle ich<br />

keine ISO-Empfindlichkeit über 400. Den ISO-Wert<br />

durch Umlegen eines Schalters erhöhen zu können,<br />

bringt Naturfotografen viele Vorteile, die eine kürzere<br />

Verschlusszeit einstellen müssen, um eine Bewegung<br />

oder einen Flug einzufrieren. Die kann den Unterschied<br />

zwischen unscharfen und gestochen scharfen Bildern<br />

ausmachen.<br />

ISO 200<br />

ISO 400


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DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Natur: Tierfotografie 37<br />

v<br />

Gemeine Gartenvögel<br />

Dies sind fünf der wahrscheinlichsten<br />

Besucher in Ihrem Garten<br />

FOTOS: ROSS HODDINOTT<br />

1) Blaumeise: Die eBla<br />

Blaumeise it<br />

ist der<br />

wohl bekannteste Gartenbewohner. Sein<br />

Gefieder besteht aus blauen, grünen und<br />

gelben Elementen, auf seinem Kopf trägt er<br />

auffallende dunkle Markierungen.<br />

2) Rotkehlchen: Einer unserer beliebtesten<br />

bt t<br />

Singvögel. Er lebt nur in bestimmten<br />

Gebieten und kommt nicht oft zu<br />

Futterstellen. Dafür findet man ihn auf<br />

Sitzgelegenheiten, und häufig sieht man ihn<br />

dabei, wie er in der Nähe des Futterplatzes<br />

heruntergefallene Kerne pickt.<br />

3) Tannenmeise: Weit verbreitet t ist die<br />

Tannenmeise, einer unserer kleinsten<br />

Vögel. Sie hat schwarze und weiße<br />

Zeichnungen auf seinem Kopf und einen<br />

auffälligen weißen Fleck im Nacken. Die<br />

Unterseiten sind blass-rötlich gefärbt.<br />

5) Ziehen Sie den Gebrauch von Requisiten in Betracht<br />

Futter zu benutzen, ist der perfekte Weg, um Vögel in die Reichweite Ihres längsten Objektivs zu bringen. Allerdings<br />

sehen Bilder von Vögeln, die sich an eine Futterbox klammern, nicht sehr natürlich aus, und man wird dieser Art von<br />

Fotos bald überdrüssig. Um Ihren Bildern einen wilderen und natürlicheren Look zu geben, stellen Sie in der Nähe der<br />

Futterstation eine Requisite auf, die die Vögel als Sitz benutzen können. Sie kann aus allem sein, so lange sie fotogen<br />

und von den Tieren angenommen wird. Ein attraktiver, bunter Ast funktioniert gut. Sie können Ihren Bildern sogar einen<br />

saisonalen Anstrich geben, indem Sie den Zweig einer Frühlingsblüte oder den Ast einer Herbstbeere verwenden.<br />

Wenn Sie etwas draufgängerischer sein wollen, versuchen Sie es mit einem rostigen Stück Stacheldraht, mit einer<br />

Wäscheleine, oder mit einer Milchflasche. Benutzen Sie einfach Ihre Vorstellungskraft. Der Nachteil an Requisiten<br />

ist der, dass die Vögel typischerweise nur sehr kurz auf dem Sitz verweilen, bevor sie zum Futter weiterhüpfen. Sie<br />

müssen daher viel Geduld haben und schnell reagieren. Der Schlüssel liegt darin, herum zu experimentieren. Sie<br />

werden feststellen, dass einige Requisiten besser funktionieren und aussehen, als andere. Wenn Sie einen künstlichen<br />

Hintergrund verwenden, werden Sie auch seine Farben austauschen wollen, um der Art von Sitz gerecht zu werden, die<br />

Sie benutzen. Eine Requisite gibt Ihnen mehr Kontrolle und erlaubt Ihnen, mehr Kreativität in das Bildes einfließen zu<br />

lassen. Ein weiterer Vorteil einer attraktiven Sitzgelegenheit ist, dass sie Ihnen gestattet, einen geringeren Akzent auf den<br />

Vogel zu legen und ergo eine kürzere Brennweite zu benutzen. Mit einer geringeren Vergrößerung aufzunehmen ist von<br />

technischer Seite vorteilhaft, da es die Tiefenschärfe ausdehnt.<br />

4) Buchfink: Das Männchen hat ein<br />

rosa-rötliches Gesicht und eine rosarötliche<br />

Unterseite, eine blaue Krone und<br />

einen fuchsroten Rücken, während das<br />

Weibchen eher einfarbig braun ist. Beide<br />

haben einen weißen Schulterfleck und<br />

weiß gestreifte Flügel.<br />

5) Grünfink: Sehr weit verbreitet. Das<br />

Männchen ist aus einem hellen Grüngelb,<br />

das Weibchen ist weniger bunt. Beide<br />

haben gelb gefleckte Flügel und Bürzel und<br />

sind auch an der Seite bis zum Hinterteil<br />

gelb. Der Schnabel ist rosa und konisch,<br />

also ideal für den Verzehr von Kernen.


38 Natur: Flora DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Die Kraft des Mohns<br />

Wer kann schon die Wirkung<br />

eines roten Mohnfeldes<br />

ignorieren? Seien Sie bereit,<br />

wenn die Landschaften dieses<br />

Jahr in ihrer Blüte stehen.<br />

PFLANZENWELT<br />

Es überrascht kaum, dass die Pflanzenwelt bei Fototgrafen so beliebt<br />

ist. Wildblumen, Pflanzen, Pilze sind abwechslungsreiche, schöne und<br />

leicht zugängliche Objekte für Jedermann. Egal wo Sie leben, oder was<br />

für eine Ausrüstung Sie besitzen: Tolle Naturszenen sind auf jeden Fall<br />

im Bereich des Möglichen und können zu atemberaubenden Bildern<br />

voller Farben werden.<br />

DIE BLÜTEN, FARBEN, der Aufbau und die<br />

Feinheit von Pflanzen – ob sie nun blühen oder<br />

nicht – machen sie zu einem beliebten und<br />

lohnenswerten Objekt für Fototgrafen. Bei<br />

rahmenfüllenden Nahaufnahmen kann man als<br />

Fotografen Akzente auf feinste Details und<br />

Farben legen, während man Pflanzen aus etwas<br />

mehr Entfernung auch im Kontext ihrer<br />

Umgebung zeigen kann. Indem sie eine flache<br />

Tiefenschärfe wählen oder auf kreative Art und<br />

Weise Objekt- oder Kamerbewegung einsetzen,<br />

ist man als Fotograf dazu in der Lage, abstrakte<br />

oder malerische Ergebnisse einzufangen.<br />

Pflanzen können lebendig oder stumpf wirken,<br />

groß- oder kleinwüchsig, sie können breite<br />

Farbteppiche bilden, oder einsam wachsend<br />

gefunden werden. Manche habe bunte,<br />

eindrucksvolle Blüten, während andere, wie<br />

beispielsweise Pilze und Flechten, überhaupt<br />

nicht blühen. Da die Natur so vielfältig und<br />

dabei so unterschiedlich ist, besteht nie das<br />

Risiko, die Inspiration zu verlieren.<br />

Wenn sich die Jahreszeit ändert, werden den<br />

Fototgrafen neue Objekte und Bildgelegenheiten<br />

gegeben. Im Frühling gibt es allerorts frischen<br />

Wachstum. Besuchen Sie doch mal<br />

Waldlandschaften, Parks und Gärten, um zu<br />

entdecken, wie sich Farne ganz fein ausrollen,<br />

oder wie Blätter, Schwaden von Glockenblumen<br />

und bunte Blüten entstehen. In den<br />

Sommermonaten quillen die Landschaften vor<br />

Farben über. Die Wiesen ernähren eine breite<br />

Palette an Wildblumen, während Fingerhut und<br />

Weidenröschen hoch aufgeschossen am Rande<br />

von Heckenreihen und Böschungen stehen.<br />

Wenn der Sommer an den Herbst übergibt wird<br />

das Blattwerk goldfarbig, das Licht wird weicher<br />

und während viele Pflanzen aufhören zu blühen,<br />

stellt das plötzliche Aufkommen ausgefallener<br />

und wunderbar geformter Gift- und anderer<br />

Pilze den Naturfotografen vor neue, spannende<br />

Herausforderungen.<br />

Wenn man sich großartige Naturaufnahmen<br />

anschaut – zum Beispiel die Arbeit der<br />

Fotografin Sandra Bartocha –, so sehen diese<br />

beeindruckend unangestrengt aus. Tolle Bilder<br />

sind jedoch selten ein Zufall. Auch wenn<br />

Pflanzen statische Objekte sind – das heißt,<br />

dass den Fotografen ein breites Spektrum an<br />

Kontrolle über den Look des letztendlichen<br />

Bildes bleibt –, ist die Akzentuierung von<br />

Schönheit, Form und Aufbau der Pflanze in<br />

einem einzigen Rahmen noch lange kein<br />

leichtes Spiel. Tatsächlich erhöht das starke<br />

Im Wind arbeiten<br />

Obwohl Pflanzen statische Objekte sind, werden<br />

sie stark vom Wind beeinflusst. Hohe Blumen<br />

sind besonders anfällig für windige Verhältnisse<br />

und machen das Fokussieren und Komponieren<br />

bei natürlichem Licht zu einer schwierigen<br />

Angelegenheit. Pflanzenfotografie versucht<br />

man am besten bei ruhigen Verhältnissen, mit<br />

Windgeschwindigkeiten unter 15 Kilometer<br />

pro Stunde. Allerdings kann man sich das nicht<br />

immer aussuchen. Das Licht und wechselnde<br />

Windverhältnisse werden Sie nicht vor zu viele<br />

Probleme stellen – warten Sie einfach auf einen<br />

kurzen Moment der Windstille, bevor Sie schnell<br />

Ihren Fokus ausrichten und den Verschluss<br />

auslösen. Bei windigeren Verhältnissen sollten<br />

Sie in Erwägung ziehen, nur geschützte Objekte<br />

zu fotografieren, oder einen Regenschirm,<br />

beziehungsweise einen Windbrecher zu<br />

verwenden. Indem Sie klares und schweres<br />

Polyethylen nehmen, das von Aluminium-<br />

Stangen in Position gehalten wird, können<br />

Sie Ihren eigenen Windbrecher herstellen. Als<br />

Alternative kann der „Cubelite“ von Lostolite<br />

kleine Objekte abschirmen und darüberhinaus<br />

auch hartes, direktes Licht zerstreuen. Eine<br />

weitere Option ist sicherlich ein „Wimberley<br />

Plamp“ – ein in Kugel und Sockel aufgeteilter<br />

Arm, der an beiden Enden mit einer Klammer<br />

fixiert wird. Ein Ende kann mit dem Fuß Ihres<br />

Stativs verbunden werden, während das andere<br />

Ihr Objekt festhält. Passen Sie jedoch auf, dass<br />

Sie die Pflanze nicht zerstören, wenn Sie die<br />

Klammer an ihrem feinen Stiel anbringen.<br />

Maß an Kontrolle, das der Pflanzenfotograf über<br />

seine Ergebnisse hat, in gewisser Hinsicht sogar<br />

den Druck, die Dinge auch richtig zu machen<br />

– sowohl technisch als auch ästhetisch.<br />

Einfachheit ist häufig der Schlüssel, während<br />

die Wahl des Hintergrundes und Ausleuchtung<br />

ebenfalls besondere Aufmerksamkeit genießen<br />

sollten, wenn man Pflanzen fotografiert. Ein<br />

sauberer, schmeichelhafter Hintergrund, der frei<br />

von jeder Ablenkung ist, wird Ihr Objekt kühn<br />

hervorstehen lassen, während die Qualität und<br />

die Richtung des Lichts die Atmosphäre des<br />

Bildes bestimmen und feinste Details<br />

unterstreichen können. Pflanzen sind in all ihren<br />

Gewändern hervorragende Objekte für die<br />

Fototgrafie. Es ist an der Zeit, Ihre Fähigkeiten<br />

bei Nahaufnahmen zu verfeinern und<br />

anzufangen, die wunderbare Welt der Pflanzen<br />

zu erforschen. Lesen Sie weiter, um<br />

herauszufinden, wie man eine vielfältige Flora<br />

fotografiert.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Natur: Flora 39<br />

ISTOCK PHOTO


40 Natur: Flora DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Die richtige Ausrüstung<br />

Naturfotografie verlangt bescheidene Investionen in die<br />

Ausrüstung, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Wir<br />

haben für Sie aufgelistet, welche Art von Ausrüstung Sie<br />

brauchen...<br />

WÄHREND DIE FOTOGRAFIE EINIGER Objekte eine kostspielige und sehr<br />

spezielle Ausrüstung fordert, kommen Naturfotografen mit einem<br />

vergleichsweise simplen Aufbau aus. Eine gute Auswahl an Brennweiten bietet<br />

Ihnen natürlich mehr Optionen und Flexibilität. Aber es ist auch möglich,<br />

schon mit einem Standard-Zoom gute Ergebnisse zu erzielen. Die meisten<br />

Pflanzenfotografen werden jedoch von Zeit zu Zeit bildfüllende Nahaufnahmen<br />

Ihrer Objekte festhalten wollen, ein Makro-Objektiv oder ein<br />

Nahaufnahmeaufsatz steht daher auf der Prioritätenliste ganz oben. Außer den<br />

Objektiven ist auch noch eine weitere Anzahl nützlicher Accessoires, sowie<br />

unterstützendes Material für die Ausleuchtung verfügbar, von dem Ihre<br />

Naturbilder profitieren werden.<br />

Naturobjektive<br />

Makro: Optimal für die Fokussierung bei Nahaufnahmen, ist ein<br />

Makro-Objektiv die ideale Wahl für Naturaufnahmen. Sie<br />

verfügen typischerweise über ein Wiedergabeverhältnis der<br />

Lebensgröße von 1:1 und ein großes Blendenmaximum –<br />

normalerweise f/2.8 –, welches dazu beiträgt, ein helles<br />

Sucherbild bereitszustellen, um Fokussierung und Komposition zu<br />

erleichtern. Eine Brennweite über 70 Millimeter (ideal wären 100<br />

Millimeter) ist eine gute Wahl, da es für einen brauchbaren<br />

Arbeitsabstand sorgt.<br />

Weitwinkel: Eine weite Brennweite in der Region zwischen 18<br />

und 28 Millimeter eignet sich perfekt, um das Pflanzenleben im<br />

Kontext seiner Umgebung zu zeigen. Indem Sie näher an das<br />

Objekt herangehen, können Sie ungewöhnlich, verzerrte<br />

Perspektiven schaffen. Weitwinkel sind besonders nützlich, wenn<br />

man aus tiefem Winkel nach oben aufnimmt, oder den Blick über<br />

breite Blumenschwaden. Natürlich besitzten Weitwinkel hohe<br />

Tiefenschärfen und machen es dadurch möglich, Schärfen von<br />

vorne nach hinten einzustellen. Für noch extremere Resultate<br />

sollten Sie ein Fischauge-Objektivs in Betracht ziehen.<br />

Tele-Zoom/Tele-Objektiv: Die Länge eines Tele-Objektivs –<br />

irgendwo zwischen 200 und 300 Millimetern – eignet sich<br />

hervorragend dafür, einzelne Blumen zu isolieren. Kombiniert mit<br />

einer großen Blende, ist die Tiefenschärfe mit längeren Objektiven<br />

flacher. Mit einem Tele-Objektiv ist es also möglich, eine Blume<br />

scharf vor einem attraktiv diffusen Hintergrund wiederzugeben.<br />

Sie brauchen dazu nicht mal ein schnelles, kostspieliges Objektiv<br />

– ein Tele-Objektiv von 70 bis 300 Millimetern reicht aus.<br />

Verlängerungen können dabei behilflich sein, die<br />

Fokussierungsdistanz eines Tele-Objektivs zu verringern, doch sie<br />

gehen zu Lasten der Bildqualität.<br />

Gut gerüstet<br />

Die Ausrüstung seinen Bedürfnissen<br />

entsprechend auszuwählen – in diesem Fall,<br />

für Nahaufnahmen, um am Boden arbeiten<br />

können – ist ein wesentlicher Schritt in<br />

Richtung gelungener Aufnahmen.<br />

Accessoires zum Objektiv<br />

Beleuchtungshilfen<br />

Nahaufnahmefilter:<br />

Sie brachen<br />

kein Makro-<br />

Objektiv, um<br />

rahmenfüllende<br />

Aufnahmen zu<br />

machen<br />

– benutzen Sie<br />

einen Nahaufnahmefilter für ein<br />

Standard- oder Zoom-Objektiv. Mit<br />

unterschiedlichen Gewinden und in<br />

verschiedenen Stärken erhältlich,<br />

wird der Filter vorne auf das Objektiv<br />

geschraubt und funktioniert wie ein<br />

Vergrößerungsglas. Dioptrien von +3<br />

oder +4 sind für die Natur ideal.<br />

Nahaufnahemfilter können individuell<br />

oder im Set gekauft werden und<br />

kosten zwischen 25 und 40 Euro. Sie<br />

stufen die Bildqualität ganz leicht<br />

herab, wählen Sie daher eine mittlere<br />

Blende zwischen f/5.6 und f/8 für<br />

beste Ergebnisse.<br />

Konverter:<br />

Verlängerungen<br />

(Konverter) kosten<br />

mehr als ein<br />

Nahaufnahmefilter,<br />

doch im Gegensatz<br />

dazu haben sie<br />

weniger<br />

Auswirkungen auf die optische Qualität.<br />

Es sind hohle Rohre, die zwischen<br />

Kamera und Objektiv passen und die<br />

minimale Fokussierungsdistanz<br />

verringern. Konverter bewahren der<br />

Kamera all ihre automatischen<br />

Funktionen. Am besten verwendet man<br />

sie zusammen mit kurzen Fokallängen,<br />

zum Beispiel mit einem Standard-<br />

Objektiv von 50 Millimetern. Sie<br />

erzeugen allerdings auch keinen großen<br />

Arbeitsabstand, machen Sie sich also<br />

darauf gefasst, nah am Objekt zu<br />

arbeiten.<br />

Reflektor: Kleine,<br />

zusammenklappbare<br />

Reflektoren sind<br />

zum Beispiel bei<br />

Lastolite erhältlich<br />

und sehr nützlich,<br />

um Kontraste zu<br />

verringern und Schatten von Pflanzen<br />

zu nehmen. Ein Reflektor wird so<br />

aufgestellt, dass er dass Licht auf das<br />

Objekt weiterleitet. Die Intensität des<br />

Lichts kann geändert werden, indem<br />

man den Reflektor näher zum Objekt<br />

hin oder weiter davon weg bewegt.<br />

Einer der größten Vorteile eines<br />

Reflektors ist, dass man dazu in der<br />

Lage ist, seine Wirkung sofort<br />

wahrzunehmen. Ein goldfarbiger<br />

Reflektor produziert warmes, ein<br />

silberner ein eher kühleres Lciht und<br />

ein weißer Reflektor ruft ein weiches<br />

Fülllicht hervor.<br />

Aufsteckblitz:<br />

Das Licht kann<br />

begrenzt sein,<br />

wenn Sie sehr<br />

nah am Objekt<br />

und in schattigen<br />

Verhältnissen<br />

arbeiten. Ein<br />

Aufsteckblitz oder ein eingebauter<br />

Blitz können daher bei Aufnahmen<br />

des Pflanzenlebens durchaus von<br />

Nutzen sein. Der Blitz wird sie nicht<br />

nur dazu befähigen, kleinere<br />

Blendeneinstellungen zu verwenden,<br />

um die Tiefenschärfe zu verbessern.<br />

Er wird Ihnen auch erlauben, eine<br />

kürzere Verschlusszeit zu wählen –<br />

was hilfreich ist, wenn Ihr Objekt<br />

vom Winde verweht ist. Oft ist es am<br />

besten mit reduziertem Blitz oder<br />

durch einen Diffusor aufzenehmen,<br />

wenn die Resultate natürlich wirken<br />

sollen.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Natur: Flora 41<br />

Ausrüstung für die Natur:<br />

Fragen und Antworten<br />

Ich habe Schwierigkeiten, durch den Sucher zu schauen,<br />

wenn ich Pflanzen vom Boden aus aufnehme. Was kann<br />

ich tun?<br />

Wenn Sie keine Kamera mit einem Mehrfachwinkel-LCD-<br />

Display – wie beispielsweise die Nikon D5100 oder die<br />

Canon EOS 600D – besitzen, können Aufnahmen aus<br />

tiefen Winkeln umständlich sein. Anstatt auf dem Boden<br />

zu liegen und sich zu verrenken, um durch den Sucher<br />

blicken zu können, sollten Sie in Erwägung ziehen, einen<br />

rechtwinkligen Sucher zu kaufen. Dieser L-förmige Aufsatz<br />

passt auf das Okular und erlaubt Fotografen, Bilder<br />

bequem aus einem rechten Winkel zur optischen Achse der<br />

Kamera zu komponieren. Die meisten Marken bieten ihre<br />

eigene Palette an Aufsätzen an, schauen Sie sich auf deren<br />

Homepages die verschiedenen Details und Modelle an.<br />

Gibt es irgendwelche Tipps, mit denen man die Schärfe<br />

bei Pflanzenaufnahmen optimieren kann?<br />

Zu allererst sollten Sie immer ein Stativ benutzen, wenn<br />

sich dies als praktisch erweisen könnte. Außerdem sollten<br />

Sie darauf achten, den Verschlussknopf nicht mit Ihrem<br />

ganzen Körper zu bedienen, weil der Fingerdruck allein<br />

schon für genug Bewegung sorgt, um Verwacklungen<br />

hervorzurufen. Drücken Sie stattdessen den Auslöser<br />

aus der Ferne – entweder indem Sie einen Fernauslöser<br />

benutzen, oder aber den Selbstauslöser Ihrer Kamera.<br />

Wenn Ihre Kamera über eine Spiegelblockierung<br />

verfügt, benutzen Sie sie. Indem Sie den Reflexspiegel<br />

Ihrer Kameraa blockieren, bevor Sie Bilder machen,<br />

eliminieren Sie so das Risiko auf innere Vibration oder<br />

„Spiegelschläge“, die die Qualität des Bildes aufweichen.<br />

Ich habe gehört, dass Polarisationsfilter bei Pflanzen<br />

hilfreich sind. Stimmt das?<br />

Ja, das ist richtig. Wenn sich die Polarisationsfilter<br />

korrekt drehen lassen, verringern sie den Schein und die<br />

Reflektionen von Laub, Blütenblättern und glänzenden<br />

Pilzen. Durch den Filter können Sie die natürliche<br />

Farbsättigung wiederherstellen und Bilder mit mehr<br />

Lebendigkeit festhalten. Pol-Filter haben jedoch einen<br />

etwa zweistufigen Filterfaktor. Wenn Sie einen verwenden,<br />

verlängert sich also auch die Verschlusszeit. Bei gutem<br />

Licht oder windstillen Verhältnissen sollte dies kaum ein<br />

Problem sein. Bei schwachem Licht oder windigem Wetter<br />

könnte es hingegen ein Nachteil sein.<br />

Wie kann ich es vermeiden, feucht und schmuddelig zu<br />

werden, wenn ich Pflanzen fotografiere?<br />

Tragen Sie wasserfeste Kleidung, wenn Sie auf dem<br />

Boden liegen oder knien, oder investieren Sie in eine<br />

Bodenplane. Ziehen Sie den Kauf einer Fotomatte in<br />

Betracht, um sauber und trocken zu bleiben. Knieschoner<br />

für den Garten sind eine gute Alternative. Auch über<br />

Fotografenhandschuhe lässt sich nachdenken, um Finger<br />

und Hände vor Dornen und Brennesseln zu schützen.<br />

Stative und alternative Unterstützung für die Kamera<br />

Stativ: Ein gutes, solides Stativ wird<br />

Ihnen gute Dienste leisten, für Stabilität<br />

sorgen und Ihnen scharfe Bilder<br />

garantieren. Es wird auch den Prozess<br />

des <strong>Fotografie</strong>rens verlangsamen, und<br />

Sie dazu bringen, über Komposition<br />

und Blickwinkel nachzudenken.<br />

Außerdem unterstützt ein Stativ auch<br />

eine genaue Fokussierung, so dass<br />

Sie Ihren Fokuspunkt exakt einstellen<br />

können. Für die Natur sollten Sie eines<br />

wählen, was flach über dem Boden<br />

positioniert werden kann. Ein Aufbau<br />

ohne Mittelfuß oder einer, der horizontal<br />

aufgestellt werden kann, ist eine gute<br />

Option. Ein ausgerichteter Stativkopf wie<br />

der Manfrotto 410 Junior ist die perfekte<br />

Wahl für Nahaufnahmen.<br />

Sitzsack:<br />

Ein Sitzsack bietet<br />

Ihrer Ausrüstung<br />

überraschend viel<br />

Unterstützung,<br />

wenn Sie ihn auf<br />

dem Boden<br />

platzieren. Der<br />

Sack füllt auf natürliche Art und Weise<br />

Unebenheiten um Ihre Kamera herum<br />

aus und absorbiert den Großteil der<br />

Bewegungen. Wenn Sie auf<br />

Bodenebene fotografieren – was<br />

Naturfotografen regelmäßig tun –<br />

bietet er perfekte<br />

Kameraunterstützung und ist<br />

mühelos und leicht aufzustellen.<br />

Auch ein zerknüllter Pullover oder ein<br />

ein Fleece lassen sich als Ersatz für<br />

einen Sitzsack verwenden.<br />

„Wimberley<br />

Plamp“:<br />

Eine „Wimberley<br />

Plamp“ eröffnet der<br />

Naturfotografie sehr<br />

viel mehr<br />

Möglichkeiten, weil<br />

sie Ihnen erlaubt,<br />

Dinge aufzunehmen, die Sie<br />

normalerweise nicht aufnehmen<br />

könnten. Klemmen Sie das eine Ende<br />

irgendwo an Ihrem Stativ und an einem<br />

Ast fest, und benutzen Sie das andere<br />

Ende, um Ihr Objekt festzuhalten – es<br />

ist das perfekte Werkzeug, um feine<br />

Pflanzen und Blumen ruhig zu halten,<br />

wenn Sie unter windigen Bedingungen<br />

aufnehmen. Preislich liegt sie etwa bei<br />

40 Euro und ist eine großartige<br />

Investition, wofür sich eine Menge<br />

Einsatzmöglichkeiten, sowohl im Studio<br />

als auch bei Aufnahmen im Freien,<br />

finden lassen. Ein zwingend<br />

notwendiges Accessoire.


42 Natur: Flora DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Blumen fokussieren<br />

Eine gute Aufnahme zu machen, verlangt gewisse Fähigkeiten – und ein wenig Wissen über Ausleuchtung,<br />

Tiefenschärfe, Blickwinkel und Belichtung kann viel dazu beitragen.<br />

HELEN DIXON<br />

OB WILD ODER ANGEPFLANZT, Pflanzen und<br />

Blumen wachsen in vielen verschiedenen<br />

Gewändern. Während sie jedoch in Größe, Form,<br />

Farbe und Erscheinung stark voneinander<br />

abweichen können, ist die Annäherungsweise aus<br />

fotografischer Sicht immer mehr oder weniger die<br />

gleiche – egal um welche Pflanze es geht, die<br />

Technik und die Art der Ausleuchtung ist in der Tat<br />

sehr ähnlich. Ob Sie also den örtlichen Park,<br />

öffentliche Gärten, ein Schloss, Wildwiesen,<br />

Heidelandschaften, die Küste, oder aber alte<br />

Wälder aufsuchen, dank unserer Ratschläge<br />

werden Sie immer wieder mit unglaublichen<br />

Bildern zurückkehren.<br />

Tiefenschärfe<br />

Die Blende, die Sie benutzen, hat einen starken<br />

Einfluss darauf, wie Ihr Naturbild aussieht. Die<br />

Blendengröße bestimmt die Tiefenschärfe – den<br />

Bereich akzeptabler Schärfe vor und hinter dem<br />

Fokuspunkt. Eine große Blende (f/niedrige Ziffer),<br />

wie zum Beispiel f/4, produziert eine flache<br />

Tiefenschärfe, was ideal ist, wenn Sie<br />

Hintergrunddetails aus dem Fokus halten wollen.<br />

Eine kleine Blende (f/hohe Ziffer), wie f/16,<br />

erzeugt viel Tiefenschärfe, was am besten zu<br />

Bildern passt, in denen Sie ein vollständig<br />

scharfes Objekt sehen möchten. Es ist wichtig,<br />

dass Sie Ihre Kamera nicht automatisch die<br />

Blendenwahl überlassen, was dann der Fall<br />

wäre, wenn Sie einen Programm- oder den<br />

Blendenautomatik-Modus eingestellt hätten.<br />

Wählen Sie stattdessen die Blende manuell,<br />

indem Sie entweder den Zeitautomatik-Modus<br />

der Kamera, oder den Modus für manuelle<br />

Belichtung einstellen. Die Tiefenschärfe wird<br />

darüberhinaus auch von der Brennweite des<br />

Objektivs und von der Entfernung der Kamera<br />

zum Objekt beeinflusst. Bei ansteigender<br />

Brennweite und stärkerer Vergrößerung erscheint<br />

der scharfe Bereich jeweils flacher, was auch bei<br />

einem Makro-Objektiv der Fall wäre.<br />

Naturfotografen haben des öfteren mit<br />

eingeschränkter Tiefenschärfe zu kämpfen,<br />

weswegen die Fokussierung wirklich haargenau<br />

sein muss. Ein Stativ trägt zu einer korrekten<br />

Fokussierung bei, weil es dem Fotografen hilft,<br />

seinen Fokuspunkt zu finden und exakt<br />

Sonne ist nicht perfekt für die Naturfotografie. Bewölkte<br />

Tage sowie Aufnahmen am Morgen und Abend geben<br />

Ihren Blumenbildern bessere Farben und Details, weil<br />

das Licht weicher ist und keine harten Schatten hat.<br />

einzustellen. Wenn Sie Pflanzen fotografieren –<br />

vor allem bei Nahaufnahmen – ist es oftmals<br />

besser, zum manuellen Fokus zu wechseln, weil<br />

Ihnen dieser mehr Kontrolle überlässt.<br />

Zugegeben, mit einem so begrenzten<br />

Schärfebereich zu arbeiten, kann sich als<br />

Herausforderung entpuppen, man kann ihn<br />

jedoch auch zu seinem Vorteil nutzen. Eine<br />

geringe Tiefenschärfe kann ein nützliches<br />

kreatives und visuelles Werkzeug sein. Mit einer<br />

großen Blende, wie beispielsweise f/2.8 oder f/4<br />

können Sie Ihr Objekt vor einem diffusen<br />

Hintergrund isolieren – was perfekt ist, um eine<br />

einzelne Blume aus den um sie herum<br />

wachsenden herauszupicken. Kunstvoll oder gar<br />

abstrakt aussehende Ergebnisse sind dann<br />

möglich, wenn Sie absichtlich eine hauchdünne<br />

Tiefenschärfe anwenden, um kleine, interessante<br />

Details, wie zum Beispiel ein Blüten- oder ein<br />

Staubblatt hervorzuheben. Es gibt keine geheime<br />

Formel, wie viel oder wie wenig Tiefenschärfe für<br />

die Naturfotografie am besten ist. Es gilt zu<br />

experimentieren. Probieren Sie verschiedene<br />

Kombinationen aus Brennweite und Blenden<br />

aus, bis Sie genau die Tiefenschärfe erhalten, die<br />

zu dem jeweiligen Objekt passt. Überprüfen Sie<br />

die Resultate regelmäßig auf dem LCD-Display<br />

und zoomen Sie Ihre Bilder heran, um Schärfe<br />

und Tiefenschärfe genau zu kontrollieren. Wenn<br />

Ihre Kamera über einen Tiefenschärfe-<br />

<strong>Vorschau</strong>knopf verfügt, benutzen Sie ihn.<br />

ROSS HODDINOTT<br />

Ausleuchtung<br />

Die Qualität und die Richtung des Lichts sind<br />

Schlüsselzutaten zu jedem Naturbild. Starkes<br />

Sonnenlicht sollte am besten vermieden werden, da es<br />

oft zu hart ist, um kleinste Details festzuhalten.<br />

Während schattenloses Licht in Verbindung mit<br />

manchen Objekten als stumpf und leblos empfunden<br />

wird, ist ein heller, jedoch bewölkter Tag perfekt für die<br />

Pflanzen- und Waldfotografie. An Tagen wie diesem<br />

imitiert die Wolkendecke eine riesige Softbox, indem sie<br />

wunderschöne, gleichmäßig ausgeleuchtete Ergebnisse<br />

erzeugt. In der Tat kann es bei starkem Licht oft hilfreich<br />

sein, wenn Sie Ihrem Objekt etwas Schatten<br />

verschaffen – indem Sie Ihren eigenen Schatten oder<br />

den eines Schirmes verwenden –, um den Kontrast zu<br />

verringern und authentische Farben und Details<br />

festzuhalten.<br />

Im Allgemeinen sollte Oberlicht tunlichst vermieden<br />

werden, da es hässliche Schatten wirft. Man kann<br />

Schatten jedoch auch abschwächen, indem man einen<br />

Reflektor in der Nähe platziert, oder ein wenig Füllblitz<br />

einsetzt. Traditionellerweise gibt es am frühen Morgen<br />

und am Abend das beste Licht, da es auf natürliche Art<br />

und Weise weicher und wärmer ist. Die tiefe<br />

Sonnenposition wirft längere Schatten, die die Form<br />

besser hervorheben – es lohnt sich also, sich den<br />

Wecker zu stellen und abends etwas länger draußen zu<br />

bleiben. Gegen Ende des Tages macht es die tiefe<br />

Position der Sonne auch einfacher, Objekte mit<br />

wunderschöner Hintergrundbeleuchtung<br />

aufzunehmen.<br />

Hintergrundbeleuchtung – die Hauptlichtquelle ist<br />

hinter dem Objekt positioniert – passt ausgesprochen<br />

gut zu Pflanzen und Blumen. Es hebt die<br />

Kompliziertheit lichtdurchlässiger Objekte, von Blättern<br />

HELEN DIXON


Tiefenschärfe<br />

Die Blumen gegenüber Ihrer<br />

Umgebung hervorzuheben, ist die<br />

halbe Miete. Benutzen Sie eine<br />

große Blende, um eine geringe<br />

Tiefenschärfe zu erzeugen.<br />

oder Blütenblättern beispielsweise, hervor und legt die<br />

Betonung auf Gestalt, Form und feine Details – wie zum<br />

Beispiel kleine Haare oder Dornen am Stiel. Der<br />

Nachteil bei Aufnahemn gegen das Licht ist allerdings<br />

das Refelexlichtrisiko. Bringen Sie eine Sonnenblende<br />

an oder schirmen Sie Ihr Objektiv ab, um Refelexlicht<br />

und reduziertem Kontrast vorzubeugen. Von hinten<br />

beleuchtete Objekte neigen auch dazu, Dosiersysteme<br />

in Schwierigkeiten zu bringen und die Kamera zu<br />

unterbelichteten Ergebnissen zu treiben. Während dies<br />

ein Vorteil ist, wenn Sie Silhouetten aufnehmen wollen,<br />

kann es ein Bild ruinieren, wenn dies nicht in Ihrer<br />

Abischt liegt. Überprüfen Sie regelmäßig das<br />

Histogramm und erhöhen Sie die Belichtung mittels<br />

des positiven (+) Belichtungsausgleichs. Zu guter letzt<br />

sollten Sie den Blitz nicht außer Acht lassen. Wenn Sie<br />

keinen Reflektor zur Hand haben, kann der Blitz<br />

Bereiche mit störenden Schatten ausgleichen. Nehmen<br />

Sie mit einem reduzierten Blitz auf, so dass die Qualität<br />

des weichen, natürlichen Lichts nicht verloren geht. Der<br />

Blitz kann auf reflektierendem Laub oder<br />

reflektierenden Blütenblättern allerdings für hässliche<br />

„Hotspots“ sorgen. Es lohnt daher, den Blitz etwas<br />

abzuschwächen. Dafür kann man alles von einem<br />

Papiertaschentuch über eigens dafür angefertigte<br />

Diffusoren bis hin zu Softboxen benutzen, die von<br />

externen Herstellern produziert wurden. Der Blitz eignet<br />

sich auch dazu, den Hintergrund eines Objekts zu<br />

vereinfachen, da der Lichtabfall einen rein schwarzen<br />

Hintergrund erzeugen kann, sollte die Vegetation der<br />

Umgebung außerhalb der Reichweite des Blitzes<br />

liegen. Obwohl dies eine etwas unnatürliche Wirkung<br />

erzeugen kann, ist es doch wünschenswerter, als ein<br />

Objekt gegen einen hässlichen, ablenkenden<br />

Hintergrund aufzunehmen.<br />

Kulissen und „Gartenarbeit“<br />

Man unterschätzt leicht, wie wichtig der Hintergrund<br />

eines Objekts ist, und was für eine Gesamtwirkung<br />

er hat. Was man aus dem Rahmen ausschließt<br />

ist oft genau so wichtig wie das, was man darin<br />

aufnimmt. Hässliche Elemente im Hintergrund,<br />

wie zum Beispiel Schlaglichter, die außerhalb des<br />

Fokus liegen, oder störende Teile der umgebenden<br />

Vegetation lenken das Auge des Betrachters vom<br />

Objekt ab. Schauen Sie durch den Sucher und<br />

erforschen Sie die Umgebung des Objekts. Störende<br />

Elemente können oftmals leicht ausgeschlossen<br />

werden, inde man entweder den Blickwinkel<br />

ändert, oder eine größere Blende benutzt, um eine<br />

geringere Tiefenschärfe zu erzeugen. Häufig ist es<br />

auch möglich, ablenkende Vegetation aus dem Bild<br />

zu entfernen, indem man sie von and glatt streicht<br />

oder eine Schere benutzt – Naturfotografen nennen<br />

dies „Gartenarbeit“. Zu diesem Zweck sollten Sie ein<br />

Schere in Ihrer Kameratasche bereithalten. Passen<br />

Sie jedoch auf, dass Sie andere Pflanzen in diesem<br />

Pozess nicht zerstören.<br />

Wenn ein Objekthintergrund besonders schmutzig<br />

ist, werden kleinere Kniffe kaum ausreichen. In<br />

solchen Situationen ist ein künstlicher Hintergrund<br />

die beste Wahl. Um Ihren eigenen Hintergrund zu<br />

schaffen, sprühen Sie verschiedene Farben auf ein<br />

Stück Karton, um einen Hintergrund zu simulieren,<br />

der außerhalb des Fokus liegt, oder fotografieren Sie<br />

einfach Blattwerk mit defokussiertem Objektiv, bevor<br />

Sie das Ergebnis auf A3- oder A4-Größe drucken<br />

und auf festerem Karton anbringen, um einen<br />

authentisch wirkenden, künstlichen Hintergrund zu<br />

erzeugen. Eine Klammer wie die „Wimberley Plamp“<br />

ist für solche Fälle hilfreich.<br />

Kulissen<br />

Gartenarbeit<br />

ROSS HODDINOTT


44 Natur: Flora DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

ROSS HODDINOTT<br />

Wassertröpfchen<br />

Kleine Wassertröpfchen geben Ihren<br />

Pflanzenaufnahmen zusätzlichen Umfang und<br />

Glanz, sorgen für mehr Tiefgang und machen<br />

sie außerdem spannender. Einer der besten<br />

Zeitpunkte für die Naturfotografie ist daher<br />

nach einem Regen, oder an einem taufeuchten<br />

Morgen. Sie können auch Ihre eigenen Tröpfchen<br />

erzeugen, indem Sie eine Sprühflasche oder<br />

einen Zerstäuber verwenden. Besprühen Sie Ihr<br />

Objekt aus kurzer Distanz, bis sich Tröpfchen<br />

bilden. Sie werden im Sonnenlicht attraktiv<br />

glitzern und ein gebrochenes Bild des unmittelbar<br />

dahinterliegenden Objekts projizieren. Warum<br />

benutzen Sie nicht ein Makro-Objektiv oder<br />

ein Nahaufnahmeaufsatz und machen das<br />

gebrochene Bild zum Fokuspunkt Ihres Fotos?<br />

Windstille Bedingungen, Stativ und exaktes<br />

Fokussieren sind dabei unvermeidlich. Halten<br />

Sie die Tiefenschärfe so gering wie möglich, um<br />

sicher zu gehen, dass das Hintergrundobjekt<br />

nicht zu scharf ist. Das beste Ergebnis erhalten<br />

Sie dank des richtigen Aufbaus: Besprühen Sie<br />

ein Blatt oder einen Grashalm, bis sich Tröpfchen<br />

bilden und richten dann eine bunte Blume in<br />

einem Topf oder einer Vase hintendran so aus,<br />

dass ein gebrochenes Bild davon entsteht.<br />

Glyzerin wirkt noch besser als Wasser. Seine<br />

höhere Viskosität macht es stabiler, und es ist<br />

weniger anfällig für Verdunstung. Man findet<br />

es in Augentropfen oder als Nahrungsmittel im<br />

Reformhaus.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Blickwinkel<br />

Der Blickwinkel des Fotografen hat bedeutenden<br />

Einfluss auf den Look des Endergebnisses, achten Sie<br />

daher genau auf Ihren Aufnahmewinkel.<br />

Naturfotografen wird häufig dazu geraten, aus<br />

parallelen Winkeln aufzunehmen, weil dies die am<br />

natürlich ausehendste Perspektive schafft und auch<br />

zur höchstmöglichen Tiefenschärfe verhilft. Sicherlich<br />

funktionieren Aufnahmen auf Augenhöhe unter vielen<br />

Bedingungen und produzieren erstaunliche und intim<br />

wirkende Ergebnisse. Sie sollten jedoch darauf<br />

achten, sich immer den gleichen Winkel<br />

anzugewöhnen, da Ihre Bilder sonst anfangen, sich<br />

zu wiederholen und Sie auch nicht immer das beste<br />

Ergebnis erzielen werden. Brechen Sie aus Ihrer<br />

Wohlfühlzone aus und nähern Sie sich<br />

aufgeschlossen jedem Objekt: Haben Sie keine Angst<br />

davor, einen niedrigeren oder höheren Blickwinkel<br />

einzunehmen. Ein höherer Blickwinkel passt<br />

besonders gut zu eher flachen, geöffneten Blumen<br />

– wie zum Beispiel zu Margeriten, Ringelblumen,<br />

Rosen und Gerbera. Positionieren Sie Ihre Kamera<br />

parallel darüber, um die Tiefenschärfe zu maximieren,<br />

und gehen Sie nah dran, um den Rahmen zu füllen.<br />

Das Objekt zentral zu platzieren, kann in diesem<br />

Moment sehr gut funktionieren, da man so ein Gefühl<br />

von Symmetrie erzeugt. Ein höherer Winkel kann<br />

auch dann effektiv sein, wenn Sie die Struktur oder<br />

Details Ihres Objekts hervorheben wollen.<br />

Die verschobene Perspektive, die einfach durch<br />

Erhöhen oder Senken des Kamerawinkels erzeugt<br />

wird, kann eine große Wirkung auf Ihre Bilder haben.<br />

Wenn Sie Objekte aus deutlich höherem Winkel als<br />

auf Augenhöhe fototgrafieren, sieht es sofort kleiner<br />

und weniger imposant aus. Aus der<br />

Froschperspektive dagegen erscheint das Objekt<br />

bedrohlich größer. Ein tiefer Blickwinkel kann sehr<br />

markant wirken, wenn Sie Blumen oder Pilze<br />

fotografieren. Legen Sie sich auf den Boden und<br />

zielen Sie mit Ihrer Kamera nach oben, oder halten<br />

Sie alternativ Ihre Kamera auf Bodenhöhe, und<br />

verwenden Sie einen rechtwinkligen Sucher oder ein<br />

brauchbares LCD-Display, um Ihre Aufnahmen zu<br />

komponieren. Für die eindrucksvollsten Ergebnisse<br />

Blickwinkel: Das Objekt von unten aufzunehmen,<br />

eröffnet Ihren Blumenfotos ganz neue Dimensionen<br />

und lässt Ihre Objekte größer und imposanter<br />

erscheinen.<br />

benutzen Sie am besten ein Weitwinkel- oder ein<br />

Fischaugen-Objektiv. Die Pflanzen werden<br />

unnatürlich groß und imposant wirken, und Blumen<br />

werden sich kühn gen Himmel erheben. Wenn dieser<br />

klar und blau ist, kann ein Polarisationsfilter den<br />

Farben zusätzliche Sättigung verleihen und Ihren<br />

Aufnahmen mehr Schwung geben.<br />

Ihr Blickwinkel hat bedeutende Auswirkungen auf die<br />

Kraft Ihrer Komposition, nehmen Sie sich also einige<br />

Momente Zeit, laufen Sie um Ihr Objekt herum und<br />

probieren Sie verschiedene Möglichkeiten aus, bevor<br />

Sie sich für einen Aufnahmewinkel entscheiden.<br />

Kreative Unschärfe<br />

Wer sagt, dass Ihre Blumenbilder scharf und<br />

realistisch sein müssen? Kreativität führt häufig zu<br />

originellen, hervorstechenden Naturbildern.<br />

Objekt- oder Kameraunschärfe kann eine andernfalls<br />

gewöhnliche Aufnahme in ein Meisterwerk à la<br />

Monet verwandeln. Wenn Blumen oder Blattwerk<br />

vom Winde verweht sind, betonen Sie diese<br />

Bewegung, anstatt zu versuchen, sie einzufrieren.<br />

Stellen Sie Ihre Kamera auf Blendenautomatik oder<br />

manuelle Belichtung, und wählen Sie eine lange<br />

Verschlusszeit von ungefähr einer halben Sekunde,<br />

um Ihr Objekt absichtlich unscharf erscheinen zu<br />

lassen. Dies funktioniert besonders gut mit bunten<br />

Blumen wie zum Beispiel Mohn oder Tulpen. Sie<br />

müssen nur das richtige Maß an<br />

Bewegungsunschärfe erreichen: zu viel und Sie<br />

werden das Objekt nicht wiedererkennen – zu wenig<br />

und das Maß an Bewegung wird nicht so aussehen,<br />

als sei es gewollt. Die Verschlusszeit wird je nach<br />

Windgeschwindigkeit und gewünschtem Effekt<br />

variieren. Lassen Sie Versuch und Irrtum für sich<br />

arbeiten – experimentieren Sie einfach mit<br />

unterschiedlichen Verschlusszeiten herum. Und<br />

wenn nötig, verwenden Sie einen soliden Graufilter,<br />

um die Belichtungszeit künstlich zu verlängern. Ein<br />

Polarisationsfilter wird die Verschlusszeit ebenfalls


Natur: Flora 45<br />

HELEN DIXON<br />

Kreative Unschärfe: Dies ist eine fantastische<br />

Technik, wenn man das richtige Maß an Unschärfe<br />

erreicht. Es ist eine tolle Möglichkeit, seiner<br />

Naturfotografie ein Gefühl von Bewegung und<br />

Lebendigkeit hinzuzufügen.<br />

um zwei Stufen verlängern und außerdem den<br />

Himmel intensiver erscheinen lassen.<br />

Eine weitere lustige und wirkungsvolle Technik ist die,<br />

die Kamera während der Belichtung zu bewegen oder<br />

zu schwenken. Dies funktioniert bei Nahaufnahmen,<br />

oder wenn Sie größere Blumenfelder fotografieren –<br />

Glockenblumen zum Beispiel. Bewegen Sie die<br />

Kamera einfach während der Belichtung, um schöne,<br />

künstlerische Schlieren von Farbe und Struktur zu<br />

erzeugen. Versuchen Sie, die Kamera von oben nach<br />

unten oder von einer Seite zur anderen zu bewegen.<br />

Sollten Sie ein Objektiv mit Stativschelle verwenden,<br />

können Sie sogar versuchen, die Kamera kreisförmig<br />

rotieren zu lassen. Zu guter letzt, wenn Sie einen<br />

Zoom verwenden, probieren Sie es mit einer<br />

Zoom-Explosion. Dies ist eine weitere einfache<br />

Technik, deren Ergebnisse surreal und eindrucksvoll<br />

wirken können. Wählen Sie eine Verschlusszeit, die<br />

lang genug ist, damit Sie den Zoom während der<br />

Belichtung von einem Extrem zum anderen<br />

korrigieren können. Zoomen Sie für die besten<br />

Resultate sanft mit dem Objektiv. Auch dies ist eine<br />

Technik mit wechselndem Erfolg, und die Ergebnisse<br />

sind nicht Jedermanns Sache. <strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong><br />

birgt jedoch diese Art kreativer Experimente. Und es<br />

kostet nichts als die Zeit, diese Dinge auszuprobieren<br />

– Sie werden überrascht sein, wie gut die Ergebnisse<br />

aussehen können.<br />

Doppelte Belichtung<br />

Ein scharfes Bild mit einem zweiten, außerhalb des Fokus<br />

liegenden Rahmen zu kombinieren, macht es möglich,<br />

seinen Blumenbildern eine schöne, träumerische Qualität<br />

hinzuzufügen. Es ist ein ähnlicher Effekt, wie wenn man<br />

einen Weichzeichner verwendet, und erzeugt ätherisch<br />

wikende Ergebnisse, die besonders gut zu Bildern von<br />

aus dem Hintergrund beleuchteten Blumen passen. Die<br />

Technik steht und fällt mit dem Gebrauch eines Stativs,<br />

da beide Bilder auf identische Art und Weise komponiert<br />

sein müssen, so dass sie einander nahtlos überdecken<br />

können. Viele Digitalkameras erlauben eine doppelte<br />

Belichtung und kombinieren beide Bilder, um eine einzige<br />

Datei zu produzieren. Gehen Sie über das Kameramenü<br />

auf die verschiedenen Belichtungseinstellungen (mehr<br />

Details dazu und wie Sie sie anwenden, können Sie im<br />

Handbuch der Kamera nachlesen), wählen Sie zwei<br />

Rahmen und machen Sie zwei Bilder: eines davon scharf<br />

fokussiert, das andere unscharf. Wie sehr Sie das Objektiv<br />

defokussieren, hat Auswirkungen auf die Kraft und den<br />

Look des Endergebnisses. Es kann einige Versuche in<br />

Anspruch nehmen, bis Sie den richtigen Effekt erzielen.<br />

Nicht alle Kameras sind jedoch dazu in der Lage mehrere<br />

Belichtungen vorzunehmen und Sie haben auch weniger<br />

Kontrolle über den Look des Endergebnisses, wenn Sie<br />

die Bilder schon auf der Kamera kombinieren. Alternativ<br />

dazu können Sie die Bilder auch während der Bearbeitung<br />

miteinander verschmelzen lassen, indem Sie die Bilder<br />

mittels verschiedener Ebenen miteinander kombinieren. Dies<br />

gibt Ihnen mehr Kontrolle, da Sie in der Kraft jeden Rahmens<br />

variieren können. Darüberhinaus ist es auch möglich,<br />

weichzeichnende Effekte anzuwenden, indem Sie nur ein<br />

scharf fokussiertes Bild benutzen: Machen Sie einfach eine<br />

Kopie des Fotos und fügen ein gewisses Maß Gaußschen<br />

Weichzeichners zu dieser Ebene hinzu, bevor Sie es mit dem<br />

ursprünglichen, scharfen Rahmen kombinieren.<br />

Standardbelichtung<br />

Mehrfache Belichtung<br />

ROSS HODDINOTT


46 Natur: Flora DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Wassertröpfchen<br />

Daniel Lezano erklärt, wie hinzugefügte<br />

Wassertröpfchen Blumenbilder<br />

interessanter machen können.<br />

ROSS HODDINOTT<br />

BEI SO VIEL REGEN, ist leicht zu<br />

verstehen, warum eine Anleitung dazu,<br />

wie man Regentropfen imitiert, ein<br />

bisschen deplatziert wirken könnte.<br />

Leider fällt jedoch der meiste Regen während der<br />

kälteren Monate, wenn die Gartenpflanzen schon<br />

etwas rarer sind. Da es im Sommer weniger nass<br />

ist, haben wir die beste Gelegenheit, Regentropfen<br />

zu fotografieren, wenn wir sie selbst erschaffen.<br />

Dies kann einfach mittels einer<br />

Wassersprühflasche, einer Gießkanne, oder eines<br />

Gartenschlauchs geschehen. Wenn Sie sich für eine<br />

der beiden letzten Optionen entscheiden, achten<br />

Sie darauf, dass die Düse einen Sprühaufsatz hat,<br />

der das Wasser versprüht, und keinen schweren<br />

Strahl erzeugt, der die feinen Pflanzen zerstören<br />

könnte.<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Tröpfchen<br />

sich auf den Gartenlaub niederlassen können. Jede<br />

steht für eine andere Art von Bild. Eine der<br />

bekanntesten ist die, Tröpfchen festzuhalten, die<br />

normalerweise zu zweit oder zu dritt an einem Stiel<br />

hängen. Dies ist eine effektive Technik, die eine<br />

zusätzliche Dimension schafft, wenn Blumen in der<br />

Nähe sind, die sich in den Tröpfchen brechen, wie<br />

hier zu sehen. Wenn Sie diese Technik ausprobieren<br />

möchten, wählen Sie einen Blickwinkel, der den<br />

Hintergrund mit einkalkuliert. Ein anderes beliebtes<br />

Bild ist einfacher zu erzeugen, gefällt jedoch<br />

ebenso, und verlangt von Ihnen, dass sie die<br />

Oberfläche eines Blattes oder von Blütenblättern<br />

mit Dutzenden kleiner Tröpfchen bedecken, indem<br />

Sie sie mit Wasser besprühen.<br />

Bei dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung wollte ich<br />

eine Technik ausprobieren, die ich zuvor noch nie<br />

gesehen hatte und die darin bestand, ein einziges<br />

Tröpfchen zu erzeugen, das auf der Blume liegen<br />

bleibt, anstatt an ihr zu hängen. Die von mir<br />

gewählte Pflanze war der purpurfarbene Lauch,<br />

dank der komplizierten Beschaffenheit seiner<br />

vielblumigen Blüte eine meiner Lieblingspflanzen<br />

für die <strong>Fotografie</strong>. Während ich umhergehe und<br />

verschieden Winkel ausprobiere, nehme ich aus der<br />

Hand auf und benutze ein 100-Millimeter-Makro-<br />

Objektiv, das mir bei den Nahaufnahmen hilft. Das<br />

helle Sonnenlicht signalisiert mir, dass<br />

Verwacklungen vermeidbar sind. Ich verwende den<br />

Zeitautomatik-Modus, da ich die Tiefenschärfe<br />

unter strenger Kontrolle haben möchte. Zu guter<br />

letzt behalten Tröpfchen ihre Form und<br />

Geschlossenheit eher an den nassen Tagen, wenn<br />

mehr Feuchtigkeit in der Luft ist. Wenn also ein Tief<br />

im Anmarsch ist, eilen Sie in den Garten, und Sie<br />

werden sehen, dass Sie die Technik so einfacher<br />

anwenden können, als an heißen und trockenen<br />

Tagen.<br />

Aufbau<br />

Tragen Sie das Wasser auf: Versuchen Sie, die Blume<br />

1ganz leicht mit Wasser zu bestäuben, indem Sie eine<br />

Sprühflasche benutzen, und achten Sie auf den Effekt.<br />

Ich finde, dass die Verteilung des Wassers für diese<br />

Technik gut ist, die Tröpfchen aber leider zu klein und<br />

damit nicht groß genug für den Rahmen sind. Ich brauche<br />

eine Alternative!<br />

2<br />

Experimentieren Sie: Ich probiere es mit einem<br />

Schlauch, doch das Ergebnis ist das gleiche. Der<br />

Tropfen sollte größer und mit mehr Kontrolle aufgetragen<br />

werden, also versuche ich es mit einem Strohhalm, den ich<br />

vorher in ein Gefäß mit Wasser tauche. Indem ich meinen<br />

Finger an das Ende des Strohhalms halte, kann ich bestens<br />

kontrollieren, wie das Wasser auf den Lauch fällt.<br />

Probieren Sie es weiter: Man braucht ein paar<br />

3Versuche, aber vielleicht schaffe ich es, einen großen<br />

Tropfen auf der Blume abzulegen. Mit ein bisschen Glück<br />

und Geduld funktioniert die Strohhalmmethode mit<br />

Sicherheit. Dieser Tropfen ist sogar zu groß, also schüttele<br />

ich den Lauch und versuche es weiterhinn, bis ich es mir<br />

besser gelingt.<br />

Finden Sie Ihren Blickwinkel: Es braucht noch ein<br />

4paar Versuche, doch schließlich habe ich einen<br />

Tropfen in der passenden Größe. Jetzt gilt es, einen guten<br />

Blickwinkel und die beste Blendeneinstellung zu finden.<br />

Ich fange an, von oben aufzunehmen, doch das Resultat<br />

ist zu platt, daher wechsle ich die Position und suche<br />

nach Alternativen.<br />

Begeben Sie sich auf Augenhöhe zu Ihrem Objekt:<br />

5Wenn Sie einen niedrigeren Blickwinkel einnehmen,<br />

geben Sie dem Bild mehr Dreidimensionalität und das<br />

Tröpfchen ist dank der flachen Tiefenschärfe deutlich<br />

sichtbar. Der nicht im Fokus liegende Vordergrund wirkt<br />

allerdings störend und der dunkle Hintergrund ist<br />

unattraktiv.


Fertiges Bild<br />

Indem ich meine Position leicht nach oben<br />

korrigiert habe, konnte ich die Komposition<br />

drastisch verbessern. Das Objekt dominiert<br />

und der Vordergrund ist jetzt auch nicht<br />

mehr so überladen. Die grüne Vegetation im<br />

Hintergrund ist weitaus ansprechender. Die<br />

f/8-Blende bietet zudem genau die richtige<br />

Tiefenschärfe.


48 Natur: Flora DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Pilze<br />

An dunklen, feuchten Plätzen vor Blicken<br />

geschützt, kommen Pilze im Herbst zum<br />

Vorschein und geben ungewöhnlich<br />

attraktive Motive ab.<br />

PILZE GELTEN GENERELL eher nicht als<br />

besonders glamouröse Objekte – vor allem, wenn<br />

man sie mit bunten Blumen und Blüten vergleicht.<br />

Übersehen Sie jedoch nicht das Bildpotential von<br />

essbaren und giftigen Pilzen – sie sind<br />

überraschend fotogen. Da sie schon seit Millionen<br />

Jahren existieren, haben sie es mittlerweile zu einer<br />

außergewöhnlichen Artenvielfalt gebracht, die sich<br />

in Form, Farbe und Gestalt sehr voneinander<br />

unterscheiden – von Saftlingen, Stinkmorcheln,<br />

Bovisten und Knollenblätterpilzen bis zu<br />

Schopftintlingen. Der Herbst ist die beste Zeit des<br />

Jahres, um Pilze zu finden und zu fotografieren, da<br />

sie überall in Parks, Wäldern, oder Gartenwiesen<br />

auftauchen. Wenn Sie noch nie zuvor Pilze<br />

fotografiert haben, wird es so langsam Zeit ...<br />

Pilze finden<br />

Es gibt viele verschiedene Pilzarten, die allesamt<br />

unterschiedliche Lebensbedingungen und -räume<br />

benötigen. Die meisten bevorzugen Laubwälder<br />

und mögen die Umgebung von modernden<br />

Bäumen. Gehen Sie von September bis Mitte<br />

November in einen Wald in Ihrer Nähe, und<br />

suchen Sie da, wo Bäume aus der Erde kommen,<br />

abgefallene Äste oder dichte Laubhaufen liegen,<br />

und bei verfallenden Baumstümpfen. Manche sind<br />

relativ groß, wachsen in Horden und werden sich<br />

als leicht auffindbar erweisen, während andere<br />

eher klein und gut getarnt sind. Schauen Sie nach<br />

unten und nach oben – sie werden merken, dass<br />

einige auch über Ihrem Kopf an Ästen und<br />

Baumstämmen, aber immer noch in Reichweite<br />

eines Tele-Objektivs wachsen. Pilze können<br />

plötzlich und ohne Vorwarnung auftauchen und<br />

genauso schnell wieder verschwinden. Es lohnt<br />

sich daher, die selben Orte regelmäßig auzusuchen<br />

– was Sie finden werden, kann sich von Tag zu Tag<br />

ändern.<br />

Pilze fotografieren<br />

Viel von der praktischen und kreativen Technik, die<br />

in diesem Teil schon besprochen wurde, kann auch<br />

auf Pilze angewendet werden, auch die Ausrüstung<br />

ist dieselbe. Viele Pilzarten mögen dunkle, dunstige<br />

Umgebungen, das natürliche Licht ist daher<br />

oftmals begrenzt. Es ist unvermeidlich, dass<br />

Lamellen und Stiel der Pilze weniger Licht<br />

bekommen, als deren Hüte, weswegen<br />

normalerweise Füllblitz oder reflektiertes Licht<br />

benötigt werden. Einer der größten Vorteile eines<br />

Reflektors gegenüber einem Blitz ist der, dass man<br />

seine Wirkung sofort sehen kann und schnell und<br />

einfach Winkel und Intensität des reflektierten<br />

Lichts ändern kann. Ein Stück weißen Kartons,<br />

Spiegel oder Stanniolpapier leiten das Licht<br />

ebenfalls auf das Objekt um. Im Gegensatz zu<br />

anderen Pflanzenleben ist das von Pilzen eher<br />

weniger von Wind beeinflusst, da sie robust sind<br />

und meist im Schutz von Bäumen wachsen.<br />

Solange Sie daher ein Stativ benutzen, ist die<br />

Verschlusszeit eigentlich egal. Auch wenn die<br />

Belichtungszeit mehrere Sekunden dauert:<br />

Machen Sie sich keine Sorgen! Stecken Sie die<br />

Füße Ihres Stativs jedoch fest in den Boden, um<br />

Stabilität zu gewährleisten. Im Herbst ist es im<br />

Wald dreckiger, verwenden Sie daher eine<br />

Bodenplane, um sich und Ihre Ausrüstung sauber<br />

und trocken zu halten. Ein rechtwinkliger Sucher,<br />

oder eine Kamera mit einem Mehrfachwinkel-LCD-<br />

Display sind für Fokussierung und Komposition<br />

sehr hilfreich, wenn Sie Pilze vom Boden aus<br />

aufnehmen wollen.<br />

Was die Komposition angeht, so funktioniert<br />

Schlichtheit häufig am besten. Machen Sie Dinge<br />

nicht zu kompliziert, indem Sie versuchen, zu viel<br />

mit in den Rahmen aufzunehmen – ein oder zwei<br />

Pilze zu isolieren, kann mehr Wirkung erzeugen,<br />

als ein Foto einer großen Gruppe. Sie werden<br />

wahrscheinlich die Schönheit und Struktur der<br />

Nehmen Sie unberührte Objekte auf<br />

Wenn man das Pflanzenleben fotografiert,<br />

sollte man ausschließlich unberührte Objekte<br />

aufnehmen. In Nahaufnahmen wird gar die<br />

leichteste Unvollkommenheit übertrieben<br />

dargestellt, wirkt im endgültigen Bild störend<br />

und verdonnert Sie möglicherweise zu unnötiger<br />

Arbeit bei der Nachbearbeitung. Studieren<br />

Sie Ihre Objekte genau, bevor Sie zur Kamera<br />

greifen. Pilze überschreiten schnell Ihren Zenit,<br />

da Sie leicht vom Wetter oder von Insekten,<br />

wie beispielsweise Schnecken zerstört werden<br />

können. Suchen Sie also nach den besten<br />

Exemplaren! Da Pilze außerdem für gewöhnlich<br />

in der Umgebung von verfallendem Holz und<br />

Laub wachsen, können die Objekte daher voller<br />

Schmutzflecken und Vegetation sein: Wir raten<br />

in solchen Fällen dazu, einen Blaspinsel oder<br />

einen weichborstigen Malpinsel zu benutzen,<br />

und den Schmutz sorgfältig zu enntfernen. Dies<br />

spart Ihnen eine Menge Zeit dabei, das Bild mit<br />

Photoshop „aufzupolieren“, indem Sie das Klon-<br />

Werkzeug oder den Reparaturpinsel anwenden.<br />

Wählen Sie Ihr Exemplar aus: Pilze sind unglaublich<br />

fotogen und wenn Sie die richtigen Bedingungen<br />

erwischen, werden Sie Qual der Objektwahl haben.<br />

Suchen Sie ein unberührtes Exemplar für das höchste<br />

Bildpotential, ob Nahaufnahme oder Gruppenfoto.<br />

Lamellen an der Unterseite des Huts festhalten<br />

wollen, ein niedriger Aufnahmewinkel ist daher<br />

oftmals die beste Wahl. Sie müssen nicht einmal<br />

das komplette Objekt einschließen. Eine<br />

bildfüllende Aufnahme wird Details, Farben und<br />

Strukturen hervorheben.<br />

FOTOS: ROSS HODDINOTT


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Natur: Flora 49<br />

So bekommen Sie das perfekte Bild<br />

Ein oder zwei isolierte Pilze haben eine große<br />

Wirkung – größer als sie bei der Aufnahme<br />

einer ganzen Gruppe wäre.


50 Natur: Flora DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Besonders fotogen: Glockenblumen<br />

Nehmen Sie sich ein, zwei Tage frei, gehen in einen Wald, in dem es Glockenblumen gibt<br />

und probieren eine von diesen Techniken aus, um Ihrem Motiv gerecht zu werden.<br />

GLOCKENBLUMEN sind weit verbreitet. Sie<br />

blühen von Mitte April bis Ende Mai, die<br />

Hauptblütezeit kann sich jedoch von Jahr zu Jahr<br />

leicht verändern. Üblicherweise sind sie anfang<br />

Mai am fotogensten, doch es lohnt sich, ihnen<br />

einen früheren Besuch abzustatten, um<br />

abschätzen zu können, wie weit sie schon sind –<br />

dies lässt Sie Ihren Besuch genauer planen und die<br />

beste Zeit nicht verpassen.<br />

Wetter und genaue Planung sind<br />

Schlüsselfaktoren. Es gibt kein schlechtes Wetter,<br />

um Glockenblumen zu fotografieren. Doch ein<br />

heller, wolkenverhangener Tag kann oftmals für<br />

herausragende Ergebnisse sorgen. Da das Licht<br />

nur geringen Kontrast hervorruft, ist es einfach, die<br />

korrekte Belichtung zu finden. Die Beschaffenheit<br />

des Lichts ist weich und gedämpft, und die Farben<br />

der Waldblumen und des frischen grünen<br />

Laubwerks sehen auf natürliche Weise satter aus.<br />

Der frühe Morgen und der späte Abend können für<br />

die Waldfotografie magische Lichtverhältnisse<br />

hervorbringen. Das Licht ist wärmer und die<br />

langen Schatten geben Ihren Aufnahmen mehr<br />

Tiefe. Bei hellem Sonnenschein, der von oben<br />

kommt, kann der sonnengesprenkelte Waldboden<br />

dem Auge sehr attraktiv vorkommen, doch leider<br />

kann der starke Kontrast die Fähigkeiten der<br />

dynamischen Sensorreichweite oftmals<br />

überfordern. Es könnte daher schwierig, wenn<br />

nicht gar unmöglich werden, bei so viel Kontrast<br />

eine gute Belichtung zu erreichen – es ist<br />

deswegen häufig besser, Aufnahmen in der<br />

Mittagssonne zu vermeiden. Ebenfalls sollte man<br />

sich einen windstillen Tag aussuchen, an dem die<br />

Glockenblumen während der Belichtung ruhig<br />

stehen bleiben.<br />

Wenn Sie Wälder mit großen Flächen von<br />

Glockenblumen besuchen, kann es schwierig<br />

werden, die richtige Ansicht ausfindig zu machen,<br />

Schritt-für-Schritt zur Magie der Glockenblumen<br />

Glockenblumen sind fraglos wunderschön. Dies<br />

bedeutet jedoch nicht, dass sie leicht zu fotografieren<br />

sind. Da sie so häufig fotografiert werden, ist es<br />

schwer, ein originelles, kreatives Bild davon zu<br />

erzeugen. Ross Hoddinott versorgt Sie mit Inspiration,<br />

indem er seinen örtlichen Wald besucht, um<br />

herauszufinden, auf welch unterschiedliche Arten er<br />

Glockenblumen aufnehmen könnte. Sein Expertenrat<br />

wird Sie wissen lassen, wonach Sie suchen sollten,<br />

welche Techniken es auszuprobieren gilt, und was<br />

Sie beim Aufnehmen von Glockenblumen vermeiden<br />

sollten.<br />

da fast unendlich viele Kompositionsmöglichkeiten<br />

zur Verfügung stehen. Um sicher zu gehen, dass<br />

Sie gute Bilder machen, ist ein kreatives Auge<br />

essentiell. Halten Sie Ihre Komposition möglichst<br />

einfach. Vermeiden Sie Unordnung, wie<br />

abgefallene Äste, und suchen Sie nach<br />

interessanten Details des Waldes, deren Charakter<br />

Sie festhalten können, wie zum Beispiel bemooste<br />

Baumstümpfe oder große Farnbüsche. Enge<br />

Pfade, die sich in die Entfernung schlängeln,<br />

können anziehend auf das Auge des Betrachters<br />

wirken.<br />

Die Objektivwahl ist wichtig, nehmen Sie also eine<br />

Reihe verschiedener Fokallängen mit. Weitwinkel<br />

sind großartig, um breite Blumenteppiche<br />

festzuhalten, doch oftmals passt ein<br />

durchschnittliches Tele-Objektiv – irgendwo<br />

zwischen 50 und 100 Millimetern – am besten zu<br />

den Glockenblumen-Fotos. Ein kurzes<br />

Tele-Objektiv wird die Perspektive verkürzen und<br />

den Eindruck vermitteln, der Blumenteppich sei<br />

dichter als er es in Wirklichhkeit ist. Diese<br />

Brennweite ist auch dann sehr nützlich, wenn Sie<br />

die Aufmerksamkeit auf eine besonders fotogene<br />

Baumgruppe lenken möchten. Ein Makro-Objektiv,<br />

oder aber das lange Ende eine Tele-Objektivs, sind<br />

ideal, um einzelne Blumen zu isolieren.<br />

Bei bewölkten Lichtverhältnissen ist es relativ<br />

unkompliziert, die richtige Belichtung zu finden.<br />

Der Mehrzonen-Messer Ihrer Kamera sollte damit<br />

keine Schwierigkeiten haben. Am frühen Morgen<br />

oder am späten Abend ist es häufig besser, in<br />

Richtung des Lichts aufzunehmen, wenn es durch<br />

das Blattwerk „blutet“. Wenn Sie gegen das Licht<br />

aufnehmen, kann das Messgerät getäuscht werden<br />

und unterbelichtete Resultate hervorbringen.<br />

Werfen Sie ein Auge auf das Histogramm und<br />

wenden Sie, wenn nötig, die Belichtungskorrektur<br />

an. Im Schatten des Waldes sind die<br />

Weitere Waldblumen<br />

Buschwindröschen: Eine weit<br />

verbreitete und lokal übliche,<br />

mehrjährige Waldpflanze, die oft<br />

in großen Mengen wächst. Ihre<br />

weißen Blüten sind sehr zart und<br />

wunderschön. Am besten nimmt<br />

man sie einzeln und aus nächster<br />

Nähe oder im Kontext ihrer<br />

wäldlichen Umgebung mit Hilfe<br />

eines Weitwinkel-Objektivs auf.<br />

Bärlauch: Wächst häufig in der<br />

Nähe von Glockenblumen, riecht<br />

stark nach Knoblauch und kann<br />

in großen Mengen in morastigen<br />

Wäldern wachsen. Bärlauch<br />

erscheint sehr reizvoll, wenn er von<br />

hinten beleuchtet, oder aus nächster<br />

Nähe aufgenommen wird. Bringen<br />

Sie einen Polarisationsfilter an Ihrer<br />

Kamera an, um der Farbe der Blätter<br />

mehr Sättigung zu verleihen.<br />

Ruprechtskraut: Gewöhnlich<br />

und weit verbreitet, tauchen seine<br />

fotogenen rosafarbenen Blüten meist<br />

ab April auf. Wenn Sie ein Makro-<br />

Objektiv oder einen Nahaufnahmefilter<br />

benutzen, können Sie so seine zarte<br />

Schönheit offenlegen. Ein kleiner<br />

silberner/ weißer Reflektor lenkt das<br />

Licht um und befreit Ihr Objekt von<br />

harten Schatten.<br />

Verschlusszeiten hin und wieder langsamer, ein<br />

Stativ ist daher absolut notwendig. Für<br />

schwungvolle Weitwinkel-Aufnahmen vom Inneren<br />

des Waldes, sollten Sie eine kleine Blende, wie<br />

beispielsweise f/13 nehmen. Dies sorgt für eine<br />

hohe Tiefenschärfe, die alles von vorne nach<br />

hinten fokussiert. Nichtsdestotrotz kann eine<br />

geringe Tiefenschärfe zu manchen Szenen besser<br />

passen. Isolieren Sie zum Beispiel eine einzelne<br />

Pflanze oder einen reizvollen Farn und wählen eine<br />

Blende von f/4 oder f/5.6, um die Blumen im<br />

Hintergrund als attraktiven blauen Schleier<br />

wiederzugeben.<br />

f/4<br />

f/22<br />

Vermeiden Sie Unordnung unnd Ablenkung: Als ich<br />

1dieses Bild machte, war ich fasziniert von der<br />

Lebendigkeit und den Farben der Glockenblumen, und<br />

übersah deswegen die abgefallenen Äste und den<br />

unordentlichen Waldboden. Halten Sie die Komposition<br />

sauber und einfach.<br />

Suchen Sie sich Hilfe für die Bildkomposition: Ein<br />

2sich dahin schlängelnder Pfad oder ein bemooster<br />

Baumstumpf können als starke Einführungslinie<br />

dienen. Sie geben Ihren Bildern ein Gefühl von<br />

Dreidimensionalität. Andernfalls fehlt es den Bildern<br />

häufig an Tiefe und Spannung.<br />

Experimentieren Sie mit der Tiefenschärfe: Ein<br />

3flacher Fokus kann bei der <strong>Fotografie</strong> von<br />

Waldobjekten gut funktionieren. Nehmen Sie eine<br />

große Blende, um die Hintergrunddetails zu zerstreuen.<br />

So wird Ihr Fokuspunkt mehr betont.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Natur: Flora 51<br />

Verhalten im Wald<br />

Naturschutz hat Vorrang. Bleiben Sie auf vorhandenen<br />

Wegen und Pfaden und treten Sie nicht auf Blumen um<br />

einer besseren Bildkomposition willen. Pflücken Sie<br />

auch keine Blumen. Fotografen haben wegen Ihrer<br />

Gleichgültigkeit gegenüber Wildblumen bereits eine<br />

schlechte Presse – sorgen Sie durch Ihr Verhalten dafür,<br />

dass dies nicht noch schlimmer wird.<br />

Standardaufnahme Standardaufnahme Ohne Polarisator<br />

In Bewegung Mit „Zoom-BurstExplosion“ Mit Polarisator<br />

Seien Sie kreativ: Stellen Sie eine Verschlusszeit<br />

4von einer Sekunde ein und bewegen die Kamera<br />

während der Belichtung nach unten und nach oben,<br />

um die Bäume künstlich unscharf zu machen. Es ist<br />

eine Technik auf‘s Geratewohl und kann mehrere<br />

Versuche in Anspruch nehmen, um zu einem<br />

annehmbaren Ergebnis zu gelangen<br />

Versuchen Sie es mitt einem „Zoom-Burst“: Hierbei<br />

5handelt es sich um eine weitere einfache und<br />

kreative Technik. Machen Sie Ihre Aufnahme, indem<br />

Sie entweder das kürzeste oder das längste Extrem<br />

Ihres Zooms verwenden. Während der Belichtung<br />

drehen Sie dann den Zoomring in Richtung des anderen<br />

Extrems der Objektivreichweite.<br />

Verwenden Sie einen Pol-Filter: Er wird den Glanz<br />

6und die Reflektion von Blattwerk und Blüten<br />

reduzieren. Der Filter trägt dazu bei, die natürliche<br />

Farbsättigung wiederherzustellen und verleiht den<br />

Waldbildern zusätzliche Wirkung. Beachten Sie jedoch,<br />

dass er die Belichtungszeit verlängert.


52 Porträts DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Porträts<br />

im Freien<br />

Porträts im Freien zu fotografi eren ist eine großartige Gelegenheit, neue Aufnahmesituationen zu<br />

testen und hervorragende Bilder aufzunehmen. Die passenden Techniken für Aufnahmen in der<br />

brennenden Sonne oder mit bedecktem Himmel werden im folgenden Beitrag erklärt, ebenso die<br />

besten Hintergründe für Porträtfotos.<br />

DIE GUTE STIMMUNG IN DEN SOMMERMONATEN ist eine gute<br />

Gelegenheit für nette Porträtfotos. Der Sommer bringt aber für<br />

Fotografen auch Herausforderungen mit sich. Vor allem das starke,<br />

direkte Licht der im Zenit stehenden Sonne ist abträglich für<br />

Porträt-Aufnahmen, da die Modelle zum Blinzeln gezwungen werden<br />

und dunkle Schatten über das Gesicht verlaufen. Das ist aber nur ein<br />

Problem für unerfahrene Fotografen. Ein Profi kann unter allen<br />

möglichen Lichtbedingungen gute Porträts aufnehmen.<br />

In diesem Teil des Magazins geht es um Fachkenntnisse und<br />

verschiedene Techniken für die besten Sommerporträts im Freien. Es<br />

gibt Experten-Tipps dazu, wie auch an wolkigen Tagen, bei trübem,<br />

fl achem Licht gute Porträtfotos im Freien gelingen. Es geht also<br />

wieder einmal darum, schmeichelhafte Porträtaufnahmen zu<br />

machen. Außerdem wird die beste Ausrüstung für Porträts im Freien<br />

besprochen. An diesen Sommer werden sich unsere Leser wegen der<br />

vielen gelungenen Fotos erinnern. Jetzt brauchen wir nur noch ein<br />

Modell und los gehts!


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Porträts 53


54 Porträts DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Porträts im Freien<br />

Außenaufnahmen eröffnen eine Welt von Möglichkeiten für kreative<br />

Porträts. Es gibt keine bessere Jahreszeit dazu als den Sommer.<br />

BEI GUTEN PORTRÄTAUFNAHMEN im Sommer geht<br />

es darum, Farben, Gefühle und Erinnerungen<br />

festzuhalten. Heller Sonnenschein, romantische,<br />

goldene Sonnenuntergänge, saftig grüne Landschaften<br />

und viel Spaß im Freien für die ganze Familie sind<br />

allesamt gute Motive für hervorragende Sommerfotos.<br />

Wenn man nicht weiß, worauf es ankommt, ist der<br />

Sommer allerdings eine schwierige Jahreszeit für<br />

Fotografen. Wenn die Bilder gelingen, ist das die beste<br />

Belohnung für den ganzen Aufwand.<br />

Die meisten Menschen haben, wenn sie an den Sommer<br />

denken, Bilder vom blauen Himmel, sonnigen Tagen,<br />

glücklichen Gesichtern und lebendigen Farben im Kopf.<br />

Für Menschen, die in Nordeuropa oder Ländern mit<br />

einem ähnlichen Klima leben, hält das gute Wetter<br />

allerdings nicht immer lange an. Auf der einen Seite<br />

müssen sich Fotografen in diesen Ländern nicht oft mit<br />

starkem, direktem Sonnenlicht, das nicht so einfach<br />

kontrolliert werden kann, herumschlagen. Auf der<br />

anderen Seite wissen viele Hobby-Fotografen, wenn die<br />

Sonne dann einmal auftaucht, nicht, wie sie damit<br />

umgehen sollen. Es besteht die Gefahr, dass das Motiv<br />

überbelichtet wird, als Silhouette erscheint oder mit<br />

starken Schatten überzogen wird. Aber mit ein wenig<br />

Know-how kann diesen Gefahren vorgebeugt werden.<br />

Bei erfolgreichen Sommerporträts geht es auf der einen<br />

Seite darum, wie das starke Sonnenlicht durch<br />

Diffusoren, Reflektoren, Schatten und<br />

Kameraeinstellungen am besten kontrolliert werden<br />

kann. Auf der anderen Seite ist es aber auch wichtig zu<br />

wissen, wie die Farben und die Persönlichkeit des<br />

Models am besten in die Bildkomposition aufgenommen<br />

werden. Jede Tageszeit hat ihre eigenen<br />

Aufnahmesituationen und Herausforderungen. Steht die<br />

Sonne im Zenit, etwa zwischen 12:00 und 15:00 Uhr,<br />

kann ein Diffusor verwendet oder im Schatten<br />

aufgenommen werden. Zusätzlich kann auch ein<br />

Reflektor eingesetzt werden, um genügend Licht auf das<br />

Motiv zu bekommen. Am Morgen und am Abend, wenn<br />

die Sonne noch nicht so hoch im Zenit steht, ist das<br />

Licht meist weicher, golden und schmeichelhafter für<br />

Porträts. Direktes Gegenlicht hinter dem Motiv sollte<br />

vermieden werden. Kommt das Licht aus einem<br />

seitlichen Winkel, entstehen Schatten. Gegenlicht kann<br />

zu Belichtungsproblemen führen, wenn das<br />

Kamera-Messsystem auf Mehrfeldmessung eingestellt<br />

ist. Generell wird empfohlen, bei Sommerporträts im<br />

Freien eine Spotmessung vom Gesicht oder einem<br />

Mittelton einzusetzen – es sei denn, man will eine<br />

Silhouetten gegen einen goldenen Himmel aufnehmen.<br />

Auch an wolkigen Tagen ist es im Sommer meist warm<br />

und angenehm, um im Freien zu fotografieren. Parks<br />

und Wiesen mit hohem Gras und farbigen Blumen<br />

eignen sich bestens für schöne Vorder- und<br />

Hintergründe. Liegt das Modell auf dem Boden, wird es<br />

durch die Wiese auch von der tiefstehenden Sonne<br />

geschützt. Ein Familienausflug an den Strand ist eine<br />

weitere großartige Gelegenheit für interessante<br />

Aufnahmen. Dabei lohnt es, sich in der Nähe eines<br />

Hafens oder einer Strandpromenade einzurichten, die<br />

schattige Bildelemente für den Kontrast enthalten, falls<br />

man diese für die Aufnahmen braucht. Sanddünen<br />

eignen sich besonders gut, um Tiefe ins Bild zu bringen.<br />

Wälder hingegen bieten sich an für die<br />

Hintergrundbeleuchtung. Man muss aber gar nicht so<br />

weit von zu Zuhause weg. Gärten, Garagen und<br />

Schuppen sind ebenfalls fantastische Bildelemente.<br />

Wenn das Modell unter einem Torbogen sitzt und die<br />

Aufnahme mindestens eine Lichtwertstufe<br />

unterbelichtet wird, wird das Motiv wunderschön von<br />

diffusem Sonnenlicht beleuchtet, während der schattige<br />

Hintergrund schwarz aufgezeichnet wird.<br />

Lebendige Farben sind entscheidend, um die<br />

Sommerstimmung wiederzugeben. Hintergründe wie<br />

blaue Türen, rote Tore oder eine strukturierte Wand sind<br />

Beispiele geeigneter Hintergründe. Fehlt in der<br />

Umgebung für die Fotos ein wenig Farbe, kann auch das<br />

Model mit farbigen Kleidern etwas mehr Farbe aufs Bild<br />

bringen. Bei Familienaufnahmen sollte die Bekleidung<br />

passend kombiniert und abgestimmt werden. Von<br />

Kleidern mit farbigen Mustern ist abzuraten, sonst wird<br />

das Bild überlastet. Fußball-T-Shirts sollten ebenfalls<br />

sparsam eingesetzt werden.<br />

Die größte Herausforderungen bei Sommerporträts<br />

bestehen darin, Schatten auszugleichen und spielende<br />

Kinder richtig ins Bild zu bekommen. Dabei muss man<br />

mit den Modellen zu verhandeln, um die gewünschten<br />

Bilder zu bekommen. Das bedeutet, dass man<br />

manchmal vor dem <strong>Fotografie</strong>ren Fußball spielen oder<br />

Sandburgen bauen muss. Bei Aufnahmen von<br />

spielenden Kindern ist das geeignete Licht<br />

entscheidend.<br />

Bei Erwachsenen hingegen ist das größte Problem,<br />

Lebensfreude auf die Gesichter zu bringen. Dazu<br />

müssen diese manchmal aus dem Liegestuhl<br />

herausgelockt werden, die Hosen hochziehen und<br />

durchs Wasser paddeln.<br />

Ist das Modell mit dem Fotografen zufrieden, macht es<br />

auch gerne bei etwas aufwendigeren Bildkompositionen<br />

mit. Dann kann es los gehen: Kameraausrüstung bereit<br />

und ab ins Freie, um die besten Erinnerungen dieses<br />

Sommers einzufangen.<br />

Die beste Ausrüstung für Porträts<br />

im Freien.<br />

Objektive: Ein kurzes<br />

Telezoomobjektiv zum<br />

Beispiel ein 50 bis 200<br />

Millimeter-Objektiv ist ideal.<br />

Die verstellbare Brennweite ist<br />

perfekt, um den Bildausschnitt<br />

auszufüllen. Eine weitere<br />

Möglichkeit ist das 50-Millimeter-f/1.8-Objektiv.<br />

Dieses Objektiv ist eine günstige Option, um bei<br />

maximalem Blendwert den Hintergrund aus dem<br />

Fokus zu nehmen.<br />

Beleuchtungshilfen:<br />

Ein Reflektor ist ein Muss.<br />

Ein silberner oder weißer<br />

Reflektor ist wohl die am<br />

meisten verwendete Option,<br />

ein goldener Reflektor hat<br />

aber auch seine Vorteile.<br />

Ein Reflektor-Kit mit fünf<br />

Reflektoren in einem bietet wohl die größte<br />

Einsatzfreiheit. Ein Diffusor ist sehr nützlich bei<br />

Aufnahmen mit starkem Tageslicht.<br />

Das Blitzgerät: Das Blitzlicht<br />

wird nicht nur bei schwachem<br />

Licht benötigt. Es kann auch<br />

an hellen Tagen eingesetzt<br />

werden, um Schatten<br />

im Gesicht oder anderen<br />

Bildelementen aufzuhellen.<br />

Das Blitzgerät kann auch<br />

kabellos hinter dem Motiv als Haarlicht einen guten<br />

Effekt erzeugen.<br />

Das Blitzgerät nicht vergessen!<br />

BRETT HARKNESS<br />

Kameraeinstellungen für Porträts im Freien<br />

1) Belichtungsmodus: Die Blendenpriorität erlaubt<br />

es, die Tiefenschärfe zu kontrollieren und ist daher<br />

zu empfehlen.<br />

2) Mess-System: In den meisten<br />

Beleuchtungssituationen passt die<br />

Mehrfeldmessung, bei komplizierten<br />

Lichtverhältnissen wird allerdings eine Spot- oder<br />

Selektivmessung mit Belichtungsspeicherung<br />

empfohlen.<br />

3) Weißabgleich: Der automatische Weißabgleich<br />

reicht meistens aus, sonst kann die Beleuchtung<br />

angepasst werden.<br />

4) ISO-Einstellung: Bei hellem Licht kommt<br />

ISO 100 oder 200 zum Einsatz. Bei bedeckten<br />

Wettervoraussetzungen sollte ISO 400 oder 800<br />

gewählt werden.<br />

5) Fokus: Als Bildmittelpunkt in einer<br />

Einzelaufnahme im Autofokus immer die Augen<br />

fokussieren.<br />

1<br />

4<br />

3<br />

2<br />

Sonnige Tage sind kein Grund, das Blitzgerät Zuhause<br />

zu lassen. Bei starkem, direktem Sonnenlicht aus<br />

dem Zenit entstehen auf dem Motiv manchmal<br />

unerwünschte Schatten. Diese können mit dem<br />

Einsatz des Blitzgerätes vermieden werden. Es ist eine<br />

etwas fortgeschrittenere Technik, aber mit ein wenig<br />

Erfahrung beherrscht man sie schon bald, und es<br />

öffnen sich dadurch weitere Aufnahmemöglichkeiten.<br />

Am Ende einer Porträtaufnahmesession können dazu<br />

Versuchsfotos mit dem Blitzgerät aufgenommen<br />

werden. Wird der Blitz richtig eingesetzt, kann das<br />

Motiv vor einem verdunkelten Himmel zusätzlich<br />

hervorgehoben werden. Das Blitzgerät wird dazu auf<br />

TTL-Belichtungsmessung und die Belichtung der<br />

Kamera auf eine Belichtungskompensation von einer<br />

oder zwei negativen Lichtwertstufen eingestellt. Durch<br />

das Blitzlicht wird das Model richtig belichtet, während<br />

die Kamera das restliche Bild unterbelichtet. So entsteht<br />

ein stimmungsvoller Himmel.


Freude am Tageslicht<br />

Im Sommer braucht es keine<br />

ausgefallene Studioblitz-<br />

Ausrüstung . Wird das<br />

Tageslicht richtig eingesetzt,<br />

entstehen beeindruckende<br />

Porträts.<br />

BRETT HARKNESS


56 Porträts DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Aufnahmen bei Sonnenlicht<br />

Ein heller Sommertag scheint auf den ersten Blick ideal für schöne Porträtaufnahmen<br />

im Freien. Die Bilder kommen aber meist nur schmeichelhaft heraus, wenn man weiß,<br />

wie das grelle Sonnenlicht gedämpft werden kann.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

AN SONNIGEN TAGEN MIT BLAUEM HIMMEL gibt es viele<br />

Gründe, um Fotos im Freien aufzunehmen. Die<br />

Lichteinstrahlung ist sehr hoch, daher hat man eine breite<br />

Auswahl von Blendwerten und Verschlusszeiten, auch wenn<br />

die ISO-Empfindlichkeit für eine optimale Bildqualität tief<br />

eingestellt ist. Bei warmem Wetter fühlen sich die Modelle<br />

wohler beim Sitzen und Posieren. Auch bei der Bekleidung<br />

der Modelle hat man größere Freiheiten. Da das Licht so hell<br />

ist, werden die Farben ausdrucksstarker und die<br />

Farbsättigung grösser. Dadurch haben die Bilder eine<br />

eindrucksvollere Wirkung.<br />

Aber man darf auch die Nachteile nicht vergessen. Wenn<br />

das Modell direkt in das grelle Sonnenlicht schaut, muss es<br />

oft blinzeln, und Gesicht und Kinn werden von dunklen<br />

Schatten überzogen, was nicht gerade ein sehr<br />

schmeichelhaftes Porträt ergibt. Wenn das Modell dabei auf<br />

die andere Seite schaut, ist dies eine Möglichkeit, um<br />

genannte Probleme zu vermeiden. Dabei müssen aber<br />

Reflexlichter und Schatten im Gesicht kontrolliert werden.<br />

Der große Kontrast zwischen dem hellen Hintergrund und<br />

dem Motiv verlangt eine genaue Messung, damit das Motiv<br />

nicht unterbelichtet wird.<br />

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, einen Diffusor<br />

zwischen der Sonne und dem Modell einzusetzen. Dadurch<br />

wird das Motiv in ein weitaus schmeichelhafteres Licht<br />

getaucht. Ein Diffusor bringt zwar etwas Schatten aufs<br />

Gesicht, bietet aber einige Unterschiede im Vergleich zu<br />

Aufnahmen im Schatten. Das Licht durchdringt den Diffusor<br />

ungebündelt ähnlich wie Schatten. Da das Material des<br />

Diffusors aber weiß ist, bleibt das Licht neutral, rein und<br />

erhält eine relativ hohe Beleuchtungsstärke. Im Schatten<br />

hingegen wird das Licht von den Oberflächen reflektiert, und<br />

wenn diese farbig sind, wird das Licht auf dem Motiv<br />

beeinflusst. Wird das Licht von einer oder mehreren<br />

Oberflächen gespiegelt, wird es trüber und man hat dadurch<br />

eine kleinere Auswahl an Belichtungseinstellungen.<br />

Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass man mit einem<br />

Diffusor bei der Wahl des Aufnahmeortes weniger<br />

eingeschränkt ist. Es kann zum Beispiel in der Mitte eines<br />

Gartens, Strandes, Parks aufgenommen werden. Die<br />

Diffusorplatte kontrolliert dabei das Licht auf dem Gesicht<br />

des Modells. Da das gedämpfte Licht regelmäßig ist, kann<br />

das Motiv aus verschiedenen Bildwinkeln und mit<br />

verschiedenen Hintergründen aufgenommen werden.<br />

Gegenlichtaufnahmen<br />

Steht kein Diffusor zur Verfügung,<br />

kommt das Modell ohne direktes<br />

Sonnenlicht auf das Bild. Die<br />

Blätter eines Baumes sind eine<br />

Möglichkeit, um die Sonne zu<br />

verdecken, ein breitrandiger Hut<br />

(siehe Beispiel) ist eine weitere.<br />

Ein weißer Reflektor ist nützlich,<br />

um mehr Licht auf das Motiv<br />

zu bekommen. Dabei sollte mit<br />

der Belichtungsspeicherung<br />

das Gesicht gemessen oder<br />

die Belichtung durch eine oder<br />

zwei positive Lichtwertstufen<br />

kompensiert werden.<br />

Eine schrittweise Anleitung für<br />

erfolgreiche Aufnahmen im<br />

Sonnenlicht<br />

1<br />

3<br />

Daniel Lezano hat folgende Bilder mit Hilfe eines<br />

Lastolite Skylite in einem Garten aufgenommen.<br />

Lastolite Skylite ist ein großer Diffusor-Rahmen,<br />

der mindestens von einer Person gehalten<br />

werden muss. Es sind auch kleinere, handlichere<br />

Modelle erhältlich, aber dementsprechend ist<br />

die Fläche des gedämpften Lichtes kleiner. Man<br />

sieht also, dass Reflektoren eine wichtige Rolle<br />

spielen, um das Model richtig zu beleuchten<br />

und die gewünschten Resultate zu erzielen. Bei<br />

dieser Aufnahme wurde die Kamera im Modus<br />

Blendenpriorität auf f/5.6 (ISO 100) und der<br />

Weißabgleich auf Tageslicht gestellt.<br />

Einstellung Die Grundeinstellung für dieses Bild.<br />

1Das Bild wurde etwa um 15:00 Uhr<br />

aufgenommen. Die Sonne stand immer noch relativ<br />

hoch, daher musste der Diffusor über dem Kopf des<br />

Modells angebracht werden. Man sieht den großen<br />

Bereich von gedämpftem Licht hinter dem Modell.<br />

Probeaufnahme Hier das Resultat dieser<br />

2Grundeinstellung. Da die Sonne vom Diffusor<br />

verdunkelt wird, muss das Modell nicht blinzeln.<br />

Weil sich der Diffusor direkt über dem Kopf des<br />

Modells befindet, hat ihr Haar ein attraktives<br />

Spitzlicht. Obwohl das Licht auf dem Gesicht<br />

ziemlich regelmäßig ist, müssen noch einige<br />

störende Schatten entfernt werden.<br />

Zusätzlicher Reflektor Um ein bisschen mehr<br />

3Farbe in das gedämpfte Licht zu bringen, wurde<br />

ein Lastolite Sunfire-Reflektor auf dem Gras unter<br />

dem Diffusor angebracht, um das Gesicht des<br />

Models von unten zu beleuchten. Es handelt sich<br />

hier zwar um einen starken Reflektor, da er aber<br />

unter dem Diffusor angebracht wurde, zwingt er das<br />

Modell nicht zum Blinzeln.<br />

Richtige Beleuchtung Das resultierende Bild ist<br />

4viel besser als die Aufnahme ohne Reflektor.<br />

Das Licht aus dem Sunfire-Reflektor gibt der Haut<br />

des Modells einen warmen Ton und gleicht die<br />

Schatten aus. Das Resultat ist zwar mehr als<br />

gelungen, die Pose ist allerdings nicht sehr<br />

überzeugend, daher wurde weiterfotografiert.<br />

2<br />

4


Fertiges Bild<br />

Das Model sollte sich genauso wie der Fotograf<br />

auf den Boden legen. Das Gesicht war dadurch<br />

zu nahe am Sunfire-Reflektor, daher kam die<br />

weiße Reflektoroberfläche zum Einsatz. Deren<br />

Wirkung ist weicher und neutraler und ergibt<br />

zusammen mit der verbesserten Pose ein<br />

deutlich besseres Resultat.


58 Porträts DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Aufnahmen im Schatten<br />

Wenn man im Sommer bei Porträtaufnahmen Probleme mit direktem Sonnenlicht hat, sind<br />

Aufnahmen im Schatten oft eine willkommene Alternative. Wir zeigen, wie es geht.<br />

WENN DIE SONNE IM ZENIT STEHT und das Licht zu stark<br />

für Porträtaufnahmen ist, ist der Schatten oft der einzige Ort,<br />

wo man vor grellen Sonnenstrahlen und hohem Kontrast<br />

geschützt ist. Wird bei der Aufnahme ein breiter, gleichmäßiger<br />

Farbtonbereich mit eingeschränktem Kontrast und eine<br />

bessere Kontrolle gewünscht, ist die beste Lösung ein Platz im<br />

Schatten unter einem Baum oder neben einem Gebäude,<br />

wenn kein Diffusor zur Verfügung seht.<br />

Steht das Modell im Schatten, werden die<br />

Beleuchtungsbedingungen sofort besser. Der Fotograf verfügt<br />

dabei über eine bessere Kontrolle über die Richtung und Stärke<br />

des Tageslichtes. Das Licht ist im Schatten weicher, kühler und<br />

gedämpfter, man muss also mit weniger Licht und möglichen<br />

Farbstichen rechnen.<br />

Da das Licht im Schatten kühler ist, wählen Fotografen oft<br />

neben der Weißabgleich-Einstellung „Schatten“ einen<br />

goldenen Reflektor oder den Sunfire/Silber-Reflektor von<br />

Lastolite, um etwas Wärme ins Bild zu bringen. Auch die<br />

Farben der Umgebung müssen beachtet werden, da dunkle<br />

Oberflächen Licht absorbieren, währendem helle Flächen das<br />

Licht reflektieren. Oberflächen mit starken Farben können<br />

farbiges Licht spiegeln. Dabei sollte das Modell nicht zu nahe<br />

an diesen farbigen Oberflächen posieren und die Weißabgleich-<br />

Einstellung muss entsprechend angepasst werden. Am besten<br />

nimmt man im Raw-Format auf und korrigiert die Farben in der<br />

Nachbearbeitung.<br />

Bei Aufnahmen im Schatten ist es auch wichtig, sich bewusst<br />

zu sein, woher das Licht genau kommt. Oft wird es durch<br />

verschiedene Oberflächen wie Wände und Böden und in<br />

verschiedenen Winkeln gespiegelt. Mit ein wenig Erfahrung<br />

lernt man schnell, wie man am besten damit umgeht.<br />

Außerdem kann man auch verschiedene Aufnahmesituationen<br />

in der Mitte und am Rand des Schattenbereichs ausprobieren.<br />

Durch den Abstand zwischen Reflektor und Motiv kann die<br />

Beleuchtung ebenfalls beeinflusst werden. Auch der Kontrast<br />

kann auf diese Weise verändert werden. Das Motiv kann sich<br />

zum Beispiel zur Hälfte in der Sonne und zur anderen Hälfte im<br />

Schatten befinden oder von hinten beleuchtet werden. Wird<br />

letztgenannte Technik angewandt, empfiehlt sich ein Reflektor<br />

vor dem Modell, um Licht ins Gesicht zu spiegeln und Schatten<br />

zu entfernen.<br />

Der Fotograf kann auch mit der Sonne im Rücken aufnehmen<br />

und erzielt dadurch ein sehr schmeichelhaftes, weiches, Licht<br />

mit schwachem Kontrast auf dem Gesicht. Vor allem bei<br />

Modellen mit Kleidern in weißen oder schwarzen Farbtönen<br />

oder mit dunkler Haut empfehlen sich bei hellem Sonnenlicht<br />

Porträtaufnahmen im Schatten, da die Belichtung sonst zu<br />

einem Alptraum werden kann.<br />

Weißabgleich:<br />

Die meisten Anfänger stellen<br />

den Weißabgleich auf „Auto“<br />

und erreichen dadurch meist<br />

gute Resultate. Wählt man<br />

aber den Weißabgleich je nach<br />

Lichtbedingung, kann man diese<br />

Resultate noch weiter verbessern.<br />

Ist der Weißabgleich auf „Auto“<br />

gestellt, wirken Aufnahmen im<br />

Schatten oft blau, wird er aber<br />

auf „Schatten“ gestellt, werden<br />

diese wärmer. Man kann den<br />

Weißabgleich auch selbst definieren<br />

oder eine der Voreinstellungen<br />

der Kamera benutzen, um wärmere<br />

und kältere Farbtöne zu erzielen.<br />

Aufnahmen im Schatten<br />

1 2<br />

Profi-Fotograf Brett Harkness zeigt im Folgenden<br />

seine Vorgehensweise bei Aufnahmen im Schatten.<br />

Dieser Durchgang war perfekt für das Vorhaben, er<br />

hatte Schatten und das bestehende Licht war weich<br />

und einfach zu kontrollieren. Um das richtige Licht<br />

auf sein Modell Emma zu bringen, ließ er sie langsam<br />

aus dem Durchgang auf sich zu laufen, bis er mit der<br />

Beleuchtung auf dem Gesicht zufrieden war.<br />

Verschiedene Einstellungen ausprobieren Da die<br />

1Lichtbedingungen ziemlich schwach waren,<br />

begann Brett mit einer großen Blende von f/4 und<br />

verstärkte die ISO-Empfindlichkeit auf 640, um eine<br />

genügend kurze Verschlusszeit für eine Aufnahme aus<br />

der Hand zu erreichen. Die ersten paar Aufnahmen<br />

sind gelungen, der Hintergrund ist aber<br />

verschwommen, und es gibt noch einiges zu<br />

verbessern. Brett zoomte das Model dann näher<br />

heran, um einen Bildausschnitt von Kopf und<br />

Schultern aufzunehmen. Das Resultat ist weit besser<br />

als das vorherige!<br />

Verschiedene Posen Für eine weitere Aufnahme<br />

2bat er Emma, sich gegen eine Wand zu lehnen.<br />

Dadurch wurde das Licht auf ihrem Gesicht reduziert,<br />

und er musste einen Reflektor beiziehen. Er wählte die<br />

silberne Seite des Lastolite Sunfire-Reflektors, da<br />

diese die stärksten Resultate erzielt und dadurch<br />

möglichst viele Schatten entfernt werden. Bei einer<br />

großen Blende muss der Fokuspunkt vorsichtig<br />

gewählt werden. In diesem Beispiel hat Brett Emmas<br />

Augen mit dem punktuellen Fokus fokussiert und hat<br />

dadurch die Schärfe aus dem Vorder- und Hintergrund<br />

genommen. Die Wand verhalf der Aufnahme zu einer<br />

Linienführung gegen Emmas Gesicht, was die<br />

Komposition noch verstärkt.


Fertiges Bild<br />

Das Lieblingsbild wurde ins<br />

Schwarz-Weiß-Format verwandelt.<br />

Das schattierte Licht hat auf diesem<br />

Foto schöne, weiche Hauttöne<br />

geschaffen.


60 Porträts DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Aufnahmen an wolkigen Tagen<br />

Wolkenverhangene Tage sind eine weitere Herausforderung für<br />

Porträtfotografen. In folgendem Beitrag zeigen wir, wie man bedeckte<br />

Wetterbedingungen am besten für beeindruckende Porträts nutzt.<br />

LESER AUS NORDEUROPA erleben manchmal<br />

sogar im Sommer mehr Tage mit bedecktem Himmel<br />

als mit Sonnenschein. Das klingt für<br />

Einsteigerfotografen vielleicht zuerst nicht gerade<br />

ermutigend, bedeckter Himmel ist aber perfekt für<br />

Porträts. Eine Schicht grauer Wolken wirkt wie ein<br />

natürlicher Diffusor. Das Licht kann mit<br />

Beleuchtungshilfen wie Reflektoren an den richtigen<br />

Ort geleitet werden. Ein wolkenbehangener Tag bietet<br />

einen größeren Handlungsspielraum, um das Licht<br />

zu beeinflussen, da Lichtwinkel, -stärke und -ton vor<br />

allem von den Reflektoren und deren Position<br />

bestimmt werden. Der Fotograf muss sich in dieser<br />

Aufnahmesituation nicht mit direktem, grellem<br />

Sonnenlicht herumschlagen. Das Modell kann auch<br />

zur Mittagszeit im Freien fotografiert werden, ohne<br />

dass das Gesicht von starken Schatten und<br />

Spitzlichtern beeinträchtigt wird. Um ein wenig<br />

Sommerstimmung in die flache Beleuchtung zu<br />

bringen, wird empfohlen, ein Modell mit hellen,<br />

farbigen Kleidern und eine farbige Umgebung wie<br />

eine saftig grüne Wiese oder ein Garten mit Blumen<br />

zu wählen.<br />

Wie gut das Motiv beleuchtet wird, ist nicht nur<br />

abhängig von der Umgebung, sondern auch von den<br />

Fähigkeiten des Fotografen, Beleuchtungshilfen<br />

richtig einzusetzen. Da das Licht von oben durch die<br />

Wolken dringt, empfiehlt es sich, den Reflektor unter<br />

dem Modell auf dem Boden anzubringen, damit die<br />

Schatten ausgeleuchtet werden. Um die gewünschte<br />

Lichtintensität zu finden, kann der Abstand des<br />

Reflektors zum Modell verändert werden. Kleine<br />

Kinder können sich auch direkt auf den Reflektor<br />

-setzen. Alle Schatten werden dabei durch die<br />

Spiegelung des Lichts ausgeleuchtet. Kinder finden<br />

Reflektoren manchmal sogar richtig anziehend, da<br />

sie fliegenden Teppichen ähneln und bleiben daher<br />

auch gerne für ein paar Aufnahmen sitzen. Auch<br />

andere spiegelnde Oberflächen in der Umgebung wie<br />

weiße Wände können dazu beitragen, genügend<br />

Licht auf das Motiv zu bekommen. Vorsicht mit<br />

farbigen Oberflächen, da diese farbiges Licht<br />

abstrahlen.<br />

Es stehen verschiedene Arten von Reflektoren zur<br />

Auswahl, ein Kit mit fünf Reflektoren in einem ist<br />

wohl die beste Option für Einsteiger, da man dabei<br />

gleichzeitig über goldene, silberne und weiße<br />

Oberflächen verfügt.<br />

In manchen Aufnahmesituationen kann der silberne<br />

Reflektor zu stark und kühl und der goldene zu warm<br />

erscheinen. In diesen Fällen kann, wie in folgender<br />

Anleitung von Brett Harkness, ein kombinierter<br />

Reflektor wie der TriGrip-Sunfire/Silber-Reflektor von<br />

Lastolite eingesetzt werden.<br />

Hintergrundbeleuchtung mit dem Blitzgerät<br />

Meistens fehlt die Sonne gerade in dem Moment,<br />

in dem sie für eine Aufnahme gebraucht wird.<br />

Dann empfiehlt sich der Einsatz eines Blitzgerätes.<br />

Eine Mischung aus Blitz- und Tageslicht hilft<br />

dabei, Schatten auszuleuchten und macht die<br />

Aufnahme dynamischer. Diese Technik ist etwas<br />

fortgeschrittener. Beherrscht man sie richtig,<br />

öffnet sich jedoch eine breite Auswahl von neuen<br />

Aufnahmemöglichkeiten. Ein Blitzgerät kann<br />

hinter dem Motiv eingesetzt werden, um eine<br />

sonnige Hintergrundbeleuchtung nachzuahmen.<br />

Das externe Blitzgerät wird dabei kabellos über<br />

eine Fernbedienung betätigt. Zuerst sollte die<br />

Kamera dabei auf den Programm-Modus und<br />

das Blitzgerät auf TTL eingestellt werden. Ist der<br />

Effekt des Blitzgerätes zu schwach, wählt man die<br />

Blitzeinstellung manuell.<br />

BRETT HARKNESS<br />

Licht bei bedecktem Himmel<br />

1 2<br />

Für Porträtaufnahmen mit Kindern ist ein<br />

bedeckter Himmel ideal, da man sich nicht um<br />

scharfe Schatten und blinzelnde Augen kümmern<br />

muss und daher größere Freiheiten bei der<br />

Bildkomposition hat. Brett Harkness zeigt sein<br />

Können in dieser typischen Lifestyle-Aufnahme<br />

mit einem wolkenbehangenen Himmel.<br />

Bretts Modell ist ein typischer achtjähriger<br />

Junge, dem es schwerfällt, länger still zu<br />

sitzen und der stattdessen lieber spielt und die<br />

Umgebung erkundet. Brett wurde vor allem<br />

durch den schöne Himmel zu dieser Aufnahmen<br />

inspiriert. Er setzte dazu einen Reflektor ein, um<br />

die Lichtqualität zu verbessern. Bei Kinderfotos ist<br />

es wichtig, die Kinder während den Aufnahmen<br />

etwas zu unterhalten. Die Resultate werden<br />

besser, wenn die Kinder dabei Spaß haben. Wenn<br />

ein Kind zu einer Pose gezwungen wird, wirkt<br />

diese meist ziemlich unnatürlich.<br />

Einstellung Sobald Brett die<br />

1Aufnahmeumgebung ausgesucht hatte, bat er<br />

sein Modell, sich vor eine grüne Tür zu setzen und<br />

wählte eine Blende von f/5.6. Da die<br />

Lichtverhältnisse schwach waren, benutzte er<br />

einen Sunfire/Silber-Reflektor von Lastolite, um ein<br />

wenig Kontrast zum flachen und schwachen Licht<br />

zu schaffen.<br />

Probeaufnahme Bei dieser Aufnahme wurde<br />

2das Gesicht fokussiert und das Modell<br />

aufgefordert, in der Wiese herumzuspielen, um<br />

verschiedene Gesichtsausdrücke festzuhalten.<br />

Brett drehte seine Kamera für eine diagonale<br />

Komposition, um das Bild dynamischer zu<br />

gestalten.<br />

Die Position wechseln Nachdem das Modell<br />

3eine Weile spielen durfte, wurde es gebeten,<br />

sich auf ein Gitterkäfig zu setzen und still zu<br />

halten. Auf der Seite und auf dem Boden wurden<br />

zwei TriGrip-Reflektoren von Lastolite angebracht.<br />

Die unterschiedliche Entfernung der Reflektoren<br />

führte zu einem einen leichten Kontrast.<br />

3


Fertiges Bild<br />

In Bretts Bilderserie findet man<br />

verschiedene Gesichtsausdrücke<br />

und Posen. Durch die Reflektoren<br />

konnte das Licht wie gewünscht<br />

eingesetzt und der Kontrast auf dem<br />

Gesicht leicht verstärkt werden.


62 Porträts DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Aufnahmen bei Sonnenuntergang<br />

Daniel Lezano beschreibt, wie die letzten Minuten des Tageslichts<br />

am besten für eindrucksvolle Porträts genutzt werden.<br />

DIE „GOLDENE STUNDE“ IST EIN BEGRIFF, der von<br />

Landschaftsfotografen benutzt wird, um die Zeitspanne früh am Morgen<br />

und spät am Abend zu beschreiben, in der die Sonne so tief steht, dass das<br />

Licht einen goldenen Farbton bekommt. Bei Landschaftsfotos kann dieses<br />

Licht zu einem dreidimensionalen Eindruck führen, da durch die relativ starken<br />

Schatten in der Landschaft Tiefe und Konturen entstehen. Bei Porträtbildern bringt<br />

dieses goldene Licht zusätzliche Wärme auf Gesicht und Hintergrund. Dabei muss<br />

aber schnell gearbeitet werden, da man nur ein paar Minuten hat, bis die Sonne<br />

untergeht. Auch das Wetter hat einen Einfluss auf die Sonnenuntergänge. Ist der<br />

Himmel wolkenbedeckt, gibt es kein goldenes Licht. Der Sonnenuntergang kann bei<br />

Porträtfotos sowohl zur Beleuchtung des Gesichts als auch als wunderschöner<br />

Hintergrund eingesetzt werden.<br />

Wenn die Sonne tief im Himmel steht, liegt das gesamte Motiv im Schatten und<br />

daher ist weiches Licht garantiert. Deshalb werden meistens keine<br />

Beleuchtungshilfen benötigt. Bei schlechten Lichtverhältnissen können Reflektoren<br />

aber immer noch zusätzliches Licht liefern. Mit Hilfe dieses gespiegelten Lichts kann<br />

das Verwackeln vermieden werden, da bei wenig Licht eine längere Verschlusszeit<br />

eingesetzt wird.<br />

Im Folgenden ein paar Fotos von Ruby, der Tochter von Freunden von Daniel Lezano.<br />

Ruby hat blonde, lockige Haare, perfekt für eine Hintergrundbeleuchtung. Sie wurde<br />

gebeten, Kleider in neutralen Farben zu tragen, passend zur Umgebung.<br />

Da man bei Sonnenuntergängen nur eine kurze Zeit für die Aufnahmen zur Verfügung<br />

hat, empfiehlt es sich, rechtzeitig vorher am Aufnahmeort zu erscheinen, um<br />

mögliche Aufnahmewinkel und Hintergründe zu testen. Als Hintergrund für dieses<br />

Bild wurde das Ufer eines Teichs gewählt, da der Horizont dort ohne Hindernisse<br />

sichtbar war. Dadurch hatte der Fotograf etwas mehr Zeit für die Aufnahmen als im<br />

Innern des Parks, wo Bäume die untergehende Sonne schneller verdecken können.<br />

Die Mutter von Ruby hielt während der Aufnahmen den entsprechenden Reflektor.<br />

Der weiße Reflektor ist bei Tageslicht am beliebtesten, bei schwachem Licht<br />

hingegen zeigt er keine ausreichende Wirkung. In diesem Fall kommen silberne oder<br />

goldene Reflektoren zum Einsatz. Goldene Reflektoren müssen bei<br />

Sonnenuntergängen mit Vorsicht verwendet werden, damit das Bild nicht zu warm<br />

wirkt.<br />

Wie bei den meisten Porträtaufnahmen benutzte Daniel Lezano seine<br />

Spiegelreflexkamera mit einem 50-Millimeter-f/1.8-Objektiv. Der Weißabgleich<br />

wurde auf „Auto“ gestellt und die Bilder sowohl im Raw- als auch im JPEG-Format<br />

aufgenommen, um falls nötig den Weißabgleich in der Nachbearbeitung weiter<br />

anzupassen.<br />

Ruby steht vor dem Teich mit dem Rücken zur Sonne. Die Sonne ist im goldenen<br />

Hintergrund noch ganz zu sehen. Die tiefstehende Sonne schafft einen goldenen Glanz<br />

in den Haaren. Dieser Effekt ist so stark, dass er den Kontrast reduziert und das Bild<br />

negativ beeinflusst.<br />

Ruby wurde dann gebeten, vor einen Baum zu stehen und aus verschiedenen Winkeln<br />

aufgenommen. Dabei entstanden sowohl Bilder im Hoch-, als auch im Querformat<br />

aufgenommen. Die Textur des Baumes zieht zusätzliches Interesse auf das Bild. Das<br />

goldene Sonnenlicht von links bringt eine reizvolle Wärme auf die Haut des Models.<br />

Verwackeln vermeiden<br />

Da zu dieser Tageszeit mit einer relativ langen Verschlusszeit aufgenommen wird,<br />

muss das Verwackeln verhindert werden. Dazu wird das Bild am einfachsten mit<br />

der Bildstabilisation der Kamera oder des Objektivs aufgenommen, die Blende auf<br />

f/4 bis f/5.6 und die ISO-Empfindlichkeit auf mindestens 400 eingestellt. Anstelle<br />

eines langen Teleobjektivs sollte ein mittleres Teleobjektiv zwischen 50 und<br />

100 Millimetern eingesetzt werden. Mit Hilfe der Reziprokregel kann berechnet<br />

werden, wann die Gefahr von Verwackeln besteht: Dazu muss die Verschlusszeit<br />

gleich oder länger als der Kehrwert des benutzten Objektivs eingestellt werden.<br />

Bei einer Brennweite von 100 Millimetern sollte die Verschlusszeit auf<br />

mindestens 1/100 Sekunde eingestellt sein, bei 200 Millimetern auf 1/200<br />

Sekunde und so weiter.<br />

1/30 Sekunde 1/60 Sekunde<br />

Bevor die Sonne vollständig unterging und das Motiv in Schatten getaucht wurde,<br />

hatte das Licht immer noch einen goldenen Schimmer, der auf den Haaren zu sehen<br />

ist. Ein weißer Reflektor auf der linken Seite hilft dabei, etwas zusätzliches Licht auf<br />

das Modell zu spiegeln und Schatten auszuleuchten. Der natürliche Hautton blieb<br />

dabei erhalten.<br />

Goldene Reflektoren<br />

Beim Einsatz von goldenen<br />

Reflektoren bei Sonnenuntergängen<br />

ist Vorsicht geboten, um den warmen<br />

Effekt des goldenen Lichts nicht<br />

zu übertreiben. Das Model sollte<br />

daher nicht zu nahe am Reflektor<br />

aufgenommen werden. Der goldene<br />

Reflektor wird meisten für den letzten<br />

Augenblick des Sonnenuntergangs<br />

aufgespart. Vorher kommen weiße und<br />

silberne Reflektoren zum Einsatz.<br />

Golden<br />

Weiß


Vorsicht Wind<br />

Bei windigem Wetter wird empfohlen, die<br />

Haare des Models zu einem Pferdeschwanz<br />

oder in Zöpfen zusammenzubinden oder<br />

einen Hut zu verwenden.<br />

Die Models können in diesem Fall auch im<br />

Windschatten einer Wand oder eines<br />

Baumes fotografiert werden.<br />

Fertiges Bild<br />

Der Fotograf entfernte sich ein wenig weiter<br />

von Ruby und konnte dadurch einige<br />

zusätzliche Details ins Bild aufnehmen. Im<br />

Hochformat befindet sich Ruby außerhalb<br />

der Bildmitte. Eine Linie von Bäumen führt<br />

das Auge des Betrachters durch das Motiv<br />

zum Modell.


64 Porträts DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Steuerung von Reflexionen bei Porträts im Freien<br />

Profifotograf Paul Ward zeigt, wie die Reflexionen der Sonne am wirkungsvollsten in<br />

Porträtkompositionen aufgenommen werden.<br />

BEI NUR WENIGEN DISKUSSIONEN<br />

GEHEN DIE MEINUNGEN DER<br />

FOTOGRAFEN so weit auseinander wie<br />

beim Thema Reflexlichter. Die einen<br />

lieben sie, andere versuchen alles, um ihnen aus<br />

dem Weg zu gehen. Lichtreflexe im Objektiv<br />

entstehen durch die direkte Lichteinstrahlung<br />

durchs Objektiv und haben meist eine der<br />

folgenden Wirkungen: Ausgebleichte Farben mit<br />

einem weißen Schleier, reduzierter Kontrast oder<br />

farbige Ringe (Artefakte genannt), die den<br />

Bildausschnitt durchqueren. Durch den Einsatz<br />

einer Sonnenblende oder bei Aufnahmen mit der<br />

Sonne im Rücken werden Reflexlichter<br />

vermieden. Unterdessen haben die meisten<br />

Hersteller allerdings effiziente<br />

Lichtstreubeschichtungen für ihre Objektive<br />

entwickelt, dass es immer schwieriger wird,<br />

Reflexlichter zu schaffen. Falls das Objektiv nicht<br />

die gewünschten Lichtreflexe hervorbringt,<br />

können ältere Objektive ohne Beschichtung<br />

eingesetzt werden. Gebrauchte Objektive findet<br />

man heutzutage ziemlich günstig. Das<br />

Objektivmodell bestimmt auch, welche Artefakte<br />

durch die Reflexlichter hervorgerufen werden.<br />

Reflexlichter eines Zoomobjektivs sehen ganz<br />

anders aus als Artefakte bei Festbrennweiten-<br />

Objektiven. Das beste ist, die Effekte selbst ein<br />

wenig auszuprobieren.<br />

Wird der Modus „Blendenpriorität“ verwendet,<br />

wechselt die Verschlusszeit je nach<br />

Lichtbedingungen. Dies kann durch den Einsatz<br />

des manuellen Modus vermieden werden. Für<br />

Einsteiger wird im Folgenden gezeigt, wie auch im<br />

Modus „Blendenpriorität“ die gleiche<br />

Belichtungseinstellung mehrmals verwendet<br />

werden kann. Eine Probeaufnahme mit f/3.5 bis<br />

f/5.6 bewirkt einen engen Tiefenschärfebereich.<br />

Hier sollte das Model vor der Sonne platziert<br />

werden. Je nach Sonnenstand muss der Fotograf<br />

dabei eventuell in die Knie gehen. Der Winter und<br />

der frühe Morgen oder späte Abend sind perfekt<br />

für diese Aufnahmen, da die Sonne dann nicht zu<br />

hoch im Zenit steht. Fast alle Objektive<br />

produzieren Reflexlichter, wenn sie gegen die<br />

Sonne gerichtet werden. Man braucht aber<br />

besondere Objektive, um die von Profifotografen<br />

erzielten Artefakte zu schaffen.<br />

Keine Reflexlichter<br />

Zu starke Reflexlichter<br />

Reflektoreinsatz Da das Motiv von hinten beleuchtet wird, führt das<br />

1Mehrfeldmesssystem wahrscheinlich zu einer unterbelichteten Aufnahme. Man<br />

kann das mit einer positiven Belichtungskompensation korrigieren. Es gibt aber auch<br />

noch eine andere Lösung: Mit Hilfe eines Reflektors können die Sonnenstrahlen auf<br />

das Gesicht des Models gerichtet werden. Ein goldener Reflektor erzielt ein wärmeres<br />

Licht als weiße und silberne Reflektoren. Wird das Modell durch das Licht zum<br />

Blinzeln gezwungen, hält es die Augen am besten bis kurz vor der Aufnahme<br />

geschlossen.<br />

Fokus Wenn sich die Sonne im Bildausschnitt des Porträts befindet, erreicht der<br />

2Autofokus wegen fehlendem Kontrast meist nicht die gewünschte Einstellung.<br />

Dies kann folgendermaßen gelöst werden: Das Motiv mit dem Modell vor der Sonne<br />

fokussieren (das Modell verdeckt dabei die Sonne), den Auslöser zur Hälfte nach<br />

unten drücken, um die Scharfeinstellung zu speichern und das Model dann leicht<br />

seitlich mit der Sonne im Bildausschnitt aufnehmen. Dadurch kann wiederum die<br />

Belichtung beeinträchtigt werden. Je nach Position der Sonne im Bildausschnitt<br />

werden unerwünschte Reflexlichter erzeugt, die zu überlichteten Spitzlichtern führen<br />

können. Es geht also wieder einmal darum, selbst die beste Komposition zu finden.<br />

24 bis 70 Millimeter<br />

28 Millimeter<br />

Belichtung Sind die Aufnahmen zu hell, sollte die Belichtung ein paar Stufen<br />

3zurückgedreht werden, sonst muss die vorhandene Sonne im Bildausschnitt<br />

reduziert werden. Sind die Aufnahmen zu dunkel und die Sonne befindet sich im<br />

gewünschten Bereich des Bildausschnitts, wird die Belichtung ein paar Stufen erhöht.<br />

Bei diesem Bild wurde, da sich die Sonne direkt neben dem Kopf befindet, eine<br />

positive Belichtungskompensation von zwei Lichtwertstufen eingesetzt, um das Bild<br />

überzubelichten. Die Wirkung war dabei etwas zu stark. Deshalb wurde bei den<br />

nächsten Aufnahmen versucht, die gleiche Position mit nur einer zusätzlichen<br />

Lichtwertstufe aufzunehmen.<br />

Verschiedene Objektive Das EF 24 bis 70 Millimeter f/2.8L USM-Objektiv<br />

4blockiert erfolgreich die meisten Reflexlichter, es erscheinen fast keine Artefakte,<br />

nur ein Lichtschleier. Je weiter eine Aufnahme mit diesem Objektiv überbelichtet wird,<br />

desto mehr überdeckt der weiße Schleier das Gesicht des Models. Dieser Effekt ist<br />

hier unerwünscht. Was passiert wohl mit dem neu erworbenen, 20-jährigen 28<br />

Millimeter-Objektiv von Vivitar ohne Beschichtung gegen Reflexlichter? Mit dem<br />

Modell in der gleichen Position wurden durch dieses Objektiv, wie gewünscht, ein<br />

paar fantastische Artefakte hervorgerufen.


Der Sonnenstand<br />

Um Reflexionen erfolgreich einzusetzen, muss die Sonne<br />

in den Bildausschnitt eindringen oder diesen zumindest<br />

tangieren, um den weißgewaschenen Lichteffekt zu<br />

erzielen. An bedeckten Tagen ist das Licht weicher. Wird<br />

das Objektiv dabei direkt gegen das Licht gerichtet,<br />

entstehen keine Reflexionen, nur der Hintergrund wird<br />

dadurch ausgebleicht.<br />

Fertiges Bild<br />

Auf dieser Aufnahme haben die<br />

Lichtreflexe einen wunderschönen,<br />

ausgewogenen Effekt. Das leicht<br />

weißgewaschene Bild hat einen<br />

stilisierten, frühlingshaften Ausdruck.


66 Porträts mit Blitz DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Wissenswertes über den Einsatz<br />

von Blitzlicht bei Porträts<br />

Ein erfolgreicher Blitzeinsatz ist gar nicht so schwierig,<br />

wie man vielleicht zu Anfang denkt.<br />

ALLE FOTOGRAFEN WURDEN SCHON EINMAL DURCH Aufnahmen enttäuscht, bei denen<br />

der Blitz die Stimmung des Motivs zerstörte. Das passiert meistens, wenn man nicht genau<br />

weiß, wie man am besten vorgehen sollte und daher den Modus „Auto“ einsetzt. Das<br />

Erfolgsrezept für wirkungsvolle Aufnahmen mit Blitz liegt darin, die gesamte Auswahl an<br />

Belichtungsmodi der Kamera und die richtige Beleuchtungsstrategie für alle vorhandenen<br />

Lichtquellen einzusetzen.<br />

Die Bildqualität von Aufnahmen mit Blitz ist abhängig von der Einstellung der Kamera und des<br />

Blitzgerätes. Das Resultat unterscheidet sich deutlich, wenn anstelle des Modus<br />

„Blendenpriorität“ der Modus „Programm“ verwendet wird oder das Blitzgerät anstatt auf<br />

„Auto“ auf den Langzeitsynchronisations-Modus eingestellt ist. Beim Einsatz von<br />

unterschiedlichen Modi werden Einstellungen wie die Verschlusszeit verändert. Diese<br />

Einstellungen beeinflussen ihrerseits die Menge an Umgebungslicht, das den Sensor erreicht.<br />

Zusätzlich bestimmen die Blitzmodi, ob der Blitz am Anfang oder am Ende der Belichtung<br />

ausgelöst wird. Dadurch wird die Wiedergabe von beweglichen Elementen auf das endgültige<br />

Bild verändert. Das hört sich vielleicht ein wenig kompliziert an, ist es aber nicht. Auch beim<br />

Blitzeinsatz lernt man am besten aus seinen eigenen Erfahrungen. Man sollte sich durch die<br />

Aufnahmesituation inspirieren lassen, ausprobieren und die Einstellungen dann nach eigenen<br />

Kriterien richtig anpassen. Das Blitzlicht kann als wesentliches Element in der <strong>Fotografie</strong> in<br />

fast allen Aufnahmesituationen erfolgreich eingesetzt werden.<br />

Übliche Blitzmodi auf Spiegelreflexkameras<br />

Das Zusammenspielen von Kamera und Blitzgerät ist abhängig vom gewählten<br />

Blitzmodus. Im Folgenden ein Vergleich der wichtigsten Blitzmodi auf digitalen<br />

Spiegelreflexkameras und auf dem Blitzschuh montierbaren, externen<br />

Blitzgeräten.<br />

Auto: Bei schwachem Licht aktiviert die Spiegelreflexkamera automatisch<br />

den internen Blitz. Der Blendwert wird durch eine Messung durch das<br />

Objektiv bestimmt. Dabei wird die Verschlusszeit verkürzt, um das<br />

Verwackeln der Kamera zu vermeiden. Dieser Blitzmodus ist, wie wir sehen, einfach<br />

anzuwenden, ist aber nicht sehr kreativ.<br />

Langzeitsynchronisation: Dieser Modus verwendet eine kürzere<br />

Verschlusszeit, um das Umgebungslicht angemessen aufzuzeichnen. Er ist<br />

daher besonders geeignet für stimmungsvolle Nachtporträts. Vorsicht mit<br />

der Verwacklung!<br />

Rote Augen korrigieren: Diese Funktion dient der Vermeidung des<br />

Rote-Augen-Effekts auf Blitzaufnahmen durch den Einsatz einer Reihe von<br />

Vorblitzen, was die Pupillen des Models vor der Belichtung verkleinert.<br />

Kein Blitz: Dadurch wird der automatische Blitz nicht ausgelöst. Diese<br />

Funktion ist vor allem praktisch für Stativ-Aufnahmen bei Motiven mit<br />

schwachem Licht.<br />

Blitzbelichtungskorrektur: Spiegelreflexkameras berechnen die<br />

Blitzintensität für eine bestehende Belichtung. Die Blitzstärke kann durch<br />

diese Funktion an individuelle Bedürfnisse und Vorlieben angepasst<br />

werden.<br />

Blitzausrüstung<br />

Beleuchtungshilfen: Es gibt eine<br />

große Auswahl an Softboxen,<br />

Diffusoren, Schirmen, Beauty Dishes<br />

und anderen Lichtformern, um das<br />

Blitzlicht abzuschwächen und<br />

umzuleiten. Ein einfacher Diffusor ist<br />

bereits für weniger als 30 Euro im Handel erhältlich,<br />

eine gute Softbox kostet bis zu 300 Euro. Folgende<br />

Produkte sind besonders empfehlenswert: Blitzaufsatz<br />

Stofen Omnibounce für ca. 20 Euro (www.newprouk.<br />

co.uk), die 38-Zentimeter-Ezybox von Lastolite für<br />

149,90 Euro (www.lastolite.de), Speedlight Pro ca.<br />

90 Euro (www.speedlightprokit.co.uk/) und Strobies<br />

Kit ca. 150 Euro (www.daymen.de).<br />

Blitz-Auslöser und -Fernbedienung<br />

über Kabel: Zum Einsatz eines<br />

externen Blitzgerätes wird ein<br />

Auslöser oder eine Fernbedienung<br />

über ein Kabel angeschlossen und<br />

der Systemblitz damit verbunden. Es<br />

gibt aber auch externe Blitzgeräte mit einer kabellosen<br />

Fernbedienung. Alle Hersteller haben ihre eigenen<br />

Fernbedienungen. Hama (www.hama.de), Hähnel<br />

(www.hahnel.ie) und Phottix (www.intro2020.com)<br />

bieten besonders preiswerte Optionen.<br />

Farbige Gelfilter: Farbige Gelfilter<br />

können als Blitzaufsatz das Motiv in<br />

eine bestimmte Farbe tauchen. Viele<br />

Profi-Fotografen setzen farbige<br />

Gelfilter auf externen Blitzgeräten ein,<br />

um den Hintergrund zu beleuchten.<br />

Honi (www.flaghead.co.uk) und Hama (www.hama.<br />

de) bieten ausgezeichnete Blitz-Gelfilter.<br />

Servo-Blitzauslöser: Wird an der<br />

Unterseite des Blitzgerätes befestigt<br />

und per Blitzimpuls ausgelöst. Für<br />

Fotografen mit manuellen<br />

Blitzgeräten ohne Systemblitz ist dies<br />

eine günstige Form verschiedene<br />

Blitzgeräte gleichzeitig einzusetzen. Servoblitzauslöser<br />

von Hama kosten etwa 30 Euro.<br />

Blitz-Stativ mit Kugelgelenk:<br />

Beim Einsatz eines externen<br />

Blitzgerätes, muss dieses auf einem<br />

Blitzfuß oder einem Stativ mit<br />

Kugelgelenk sicher befestigt werden.<br />

Cullmann (www.newprouk.com),<br />

Interfit (www.interfitphotographic.com) und andere<br />

unabhängige Marken bieten verschiedene Optionen.<br />

Grundmodi Blitzgerät<br />

Auto: <strong>Digitale</strong> Spiegelreflexkameras<br />

besitzen keinen Blitz-Modus „Auto“, die<br />

verschiedenen Belichtungsmodi passen<br />

den Einsatz des Blitzgerätes automatisch<br />

an. Manche spiegellosen Systemkameras besitzen<br />

einen Blitzmodus „Auto“. Sie funktionieren dann wie<br />

Kompaktkameras: Der Blitz wird bei schwachem Licht<br />

eingesetzt und bei hellem Licht weggelassen.<br />

Wann wird der automatische Blitz am besten<br />

eingesetzt?<br />

Bei allgemeinen Schnappschüssen ist der Einsatz<br />

des automatischen Blitzmodus empfehlenswert. Sonst<br />

können Aufnahmen bei Umgebungslicht durch das<br />

Verwackeln der Kamera ruiniert werden.<br />

Benutzerdefinierter Füllblitz – Man braucht sich<br />

aber nicht auf den Kamerablitzsensor zu verlassen,<br />

sondern kann den Blitz auch selbst durch die Blitztaste<br />

aktivieren. Ein Füllblitz leuchtet Schatten aus und<br />

bringt zusätzliche Spitzlichter auf Tageslicht-Porträts<br />

oder Aufnahmesituationen, bei denen sich das<br />

Gesicht des Models im Schatten befindet. Die<br />

Intensität des Füllblitzes wird automatisch von der<br />

Kamera bestimmt, sie kann aber mit dem Modus<br />

„Blitzkorrektur“ (siehe nächste Seite) korrigiert<br />

werden.<br />

Wann wird der Füllblitz am besten eingesetzt?<br />

Steht das Model mit dem Rücken zur Sonne, wird<br />

der Füllblitz eingesetzt, um die Detailschärfe im<br />

Gesicht zu verbessern.<br />

Auch wenn das Model unter einem Baum steht und<br />

fleckige Schatten das Gesicht überziehen, findet der<br />

Füllblitz seine Anwendung.<br />

Kein Blitz: Dieser Modus findet man auf<br />

den meisten Spiegelreflexkameras nicht,<br />

da diese nicht mit einem automatischen<br />

Anschluss für externe Blitzgeräte<br />

ausgestattet sind. Bei manchen digitalen<br />

Spiegelreflexkameras findet man „Kein Blitz“ über<br />

dem Wählrad. Diese Funktion dient vor allem dazu,<br />

den Blitz in Aufnahmesituationen auszuschalten, in<br />

denen dessen Einsatz verboten oder wirkungslos ist,<br />

zum Beispiel dann, wenn sich das Motiv außer<br />

Reichweite befindet.<br />

Wann sollte der Blitz ausgeschaltet werden?<br />

Bei Aufnahmen durch Glas, sollte der Blitz<br />

ausgeschaltet werden, um Lichtreflexe zu vermeiden.<br />

In Aufnahmesituationen, bei denen sich das Motiv<br />

außer Reichweite des Blitzlichts befindet, zum<br />

Beispiel bei Open-Air-Konzerten, sollte das Blitzgerät<br />

nicht eingesetzt werden.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

ISTOCK PHOTO<br />

ISTOCK PHOTO


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Porträts mit Blitz 67<br />

Gerätefunktionen: Wie funktionieren Blitzgeräte?<br />

1) Blitzkopf: Die meisten Blitzköpfe sind dreh- und schwenkbar. Viele<br />

Blitzgeräte besitzen einen Zoomkopf, um die Objektiveinstellung an die<br />

Reichweite des Blitzes anzupassen.<br />

2) Autofokus-Hilfslampe: Bei schwachem Licht sieht man, dass der Blitz<br />

zur Entfernungsmessung einen roten Lichtstrahl aussendet.<br />

3) Interner Diffusor/Reflektor: Der Diffusor dämpft das Blitzlicht, der<br />

Reflektor dient der Umleitung eines Teils des Blitzlichtes.<br />

4) Externer Stromanschluss: Viele erstklassige Blitzgerät-Modelle können auch ans<br />

Stromnetz angeschlossen werden.<br />

5) LCD-Monitor: Viele Top-Blitzgeräte verfügen über einen eigenen LCD-Monitor,<br />

auf dem verschiedene Informationen wie der eingestellte Blitzmodus und eine<br />

Blitzdistanz-Skala, auf der die Reichweite des Blitzlichts unter der gewählten<br />

Einstellung sichtbar wird, ersichtlich sind.<br />

6) Kontrollknöpfe: Fortgeschrittenere Blitzgeräte sind mit vielen unterschiedlichen<br />

Kontrollknöpfen ausgestattet, mit denen jeweils mehrere Funktionen aktiviert<br />

werden können. Um die Bedienung von fortgeschrittenen Blitzgeräten<br />

richtig zu verstehen, braucht es seine Zeit, da diese manchmal nicht gerade<br />

benutzerfreundlich sind.<br />

7) Blitzschuh-Anschluss: Über den Blitzschuh-Anschluss kann ein externes<br />

Blitzgerät oder eine Fernbedienung angeschlossen werden. So wird der Blitz<br />

ausgelöst, wenn der Auslöser gedrückt wird. Alle Blitzschuhe außer die der Sony-<br />

Alpha-Serie haben den gleichen Anschluss. Manche Kompaktkameras verfügen<br />

ebenfalls über Blitzschuh-Anschlüsse.<br />

8) Batterie-Kontrolllampe: Die meisten Modelle verfügen über eine zweistufige<br />

Batterie-Kontrolllampe. Rotes Licht bedeutet Ladezustand, grünes Licht<br />

Blitzbereitschaft. Bei manchen Geräten kann diese Lampe zur Probeauslösung des<br />

Blitzgerätes betätigt werden.<br />

9) Halterung: Durch die Halterung wird das Blitzgerät am Blitzschuh befestigt.<br />

10) Blitzfuß: Blitzgeräte mit kabelloser Fernbedienung sind oft mit einem Blitzfuß<br />

3<br />

2<br />

1<br />

10<br />

ausgerüstet, so dass diese auch extern eingesetzt werden können. Eine Alternative<br />

dazu ist ein Blitz-Stativaufsatz mit einem Kugelgelenk wie zum Beispiel das Modell<br />

Cullman CB2 für ca. 30 Euro. Dieser Stativaufsatz erlaubt eine präzise Position des<br />

Blitzzgerätes auf einem Blitzstativ.<br />

8<br />

1<br />

6<br />

9<br />

7<br />

5<br />

4<br />

Der w richtige Belichtungsmodus für den Blitzeinsatz:<br />

Das Blitzbelichtungssystem durch das Objektiv sucht immer die bestmögliche Einstellung für die richtige Belichtung. Die verschiedenen<br />

Belichtungsmodi sollten dabei berücksichtigt werden. Das Blitzbelichtungssystem unterscheidet sich bei unterschiedlichen Marken und<br />

Modellen. Unsere Vergleichstabelle zeigt, wie die verschiedenen Basis-Funktionsmodi den Blitzeinsatz beeinflussen.<br />

Marke Canon Nikon Pentax Olympus Sony<br />

Programm<br />

Die Kamera stellt die<br />

Verschlusszeit und Blende so<br />

ein, dass das Verwackeln der<br />

Kamera vermieden wird. Der<br />

Hintergrund kann dabei dunkel<br />

bleiben.<br />

Außer bei Einsatz des<br />

Langzeitsynchronisations-Modus<br />

wird die Belichtung von der Kamera<br />

festgelegt und die Verschlusszeit<br />

verkürzt, um das Verwackeln<br />

der Kamera zu vermeiden. Der<br />

Hintergrund kann dabei dunkel<br />

bleiben.<br />

Außer bei Einsatz des<br />

Langzeitsynchronisations-<br />

Modus wird die Belichtung von<br />

der Kamera festgelegt und die<br />

Verschlusszeit verkürzt, um<br />

das Verwackeln der Kamera zu<br />

vermeiden. Der Hintergrund<br />

kann dabei dunkel bleiben.<br />

Außer bei Einsatz des<br />

Langzeitsynchronisations-Modus<br />

wird die Belichtung von der Kamera<br />

festgelegt und die Verschlusszeit<br />

verkürzt, um das Verwackeln<br />

der Kamera zu vermeiden. Der<br />

Hintergrund kann dabei dunkel<br />

bleiben.<br />

Außer bei Einsatz des<br />

Langzeitsynchronisations-Modus<br />

wird die Belichtung von der Kamera<br />

festgelegt und die Verschlusszeit<br />

verkürzt, um das Verwackeln<br />

der Kamera zu vermeiden. Der<br />

Hintergrund kann dabei dunkel<br />

bleiben.<br />

Blendenpriorität<br />

Wird die Blende vom Benutzer<br />

gewählt, berechnet die Kamera<br />

automatisch die entsprechende<br />

Blitzbelichtung. Die Verschlusszeit<br />

wird korrekt an das Umgebungslicht<br />

angepasst. Vorsicht vor dem<br />

Verwackeln der Kamera.<br />

Wird die Blende vom Benutzer<br />

gewählt, berechnet die Kamera<br />

automatisch die entsprechende<br />

Blitzbelichtung. Außer bei Aktivierung<br />

des Langzeitsynchronisations-<br />

Modus wird die Verschlusszeit von<br />

der Kamera reduziert, um das<br />

Verwackeln der zu verhindern.<br />

Der Fotograf stellt den Blendwert<br />

und die Verschlusszeit<br />

korrekt ein, um den<br />

Hintergrund bis zur höchsten<br />

Synchronisationsgeschwindigkeit<br />

zu belichten. Bei schwachem Licht<br />

besteht das Risiko des Verwackelns.<br />

Wird die Blende vom Benutzer<br />

gewählt, berechnet die Kamera<br />

automatisch die entsprechende<br />

Blitzbelichtung. Außer bei Aktivierung<br />

des Langzeitsynchronisations-<br />

Modus wird die Verschlusszeit<br />

von der Kamera reduziert, um<br />

das Verwackeln der Kamera zu<br />

verhindern.<br />

Wird die Blende vom Benutzer<br />

gewählt, berechnet die Kamera<br />

automatisch die entsprechende<br />

Blitzbelichtung. Außer bei Aktivierung<br />

des Langzeitsynchronisations-<br />

Modus wird die Verschlusszeit<br />

von der Kamera reduziert, um<br />

das Verwackeln der Kamera zu<br />

verhindern.<br />

Verschlusspriorität<br />

Bei einer benutzerdefinierten<br />

Verschlusszeit wählt die Kamera<br />

den entsprechenden Blendwert<br />

für das Umgebungslicht und den<br />

dadurch benötigten Blitzeinsatz.<br />

Bei einer benutzerdefinierten<br />

Verschlusszeit wählt die Kamera<br />

den entsprechenden Blendwert<br />

für das Umgebungslicht und die<br />

dadurch benötigte Blitzstärke.<br />

Bei einer benutzerdefinierten<br />

Verschlusszeit wählt die Kamera<br />

den entsprechenden Blendwert<br />

für das Umgebungslicht und die<br />

dadurch benötigte Blitzstärke.<br />

Bei einer benutzerdefinierten<br />

Verschlusszeit wählt die<br />

Kamera den entsprechenden<br />

Blendwert für das vorhandene<br />

Umgebungslicht und die<br />

dadurch benötigte Blitzstärke.<br />

Bei einer benutzerdefinierten<br />

Verschlusszeit wählt die<br />

Kamera den entsprechenden<br />

Blendwert für das vorhandene<br />

Umgebungslicht und die<br />

dadurch benötigte Blitzstärke.<br />

Manuell<br />

Der Blendwert und die<br />

Verschlusszeit werden vom<br />

Benutzer (unter Berücksichtigung<br />

der Blitzsynchronisation) gewählt,<br />

um genügend Umgebungslicht zu<br />

garantieren. Das Blitzmesssystem<br />

durch das Objektiv garantiert eine<br />

korrekte Belichtung.<br />

Der Blendwert und die<br />

Verschlusszeit werden vom<br />

Benutzer (unter Berücksichtigung<br />

der Blitzsynchronisation) gewählt,<br />

um genügend Umgebungslicht zu<br />

garantieren. Das Blitzmesssystem<br />

durch das Objektiv garantiert eine<br />

korrekte Belichtung.<br />

Der Blendwert und die<br />

Verschlusszeit werden<br />

vom Benutzer gewählt, um<br />

genügend Umgebungslicht<br />

zu garantieren. Das<br />

Blitzbeleuchtungsmesssystem<br />

durch das Objektiv garantiert eine<br />

korrekte Belichtung.<br />

Der Blendwert und die<br />

Verschlusszeit werden<br />

vom Benutzer gewählt, um<br />

genügend Umgebungslicht<br />

zu garantieren. Das<br />

Blitzbeleuchtungsmesssystem<br />

durch das Objektiv garantiert eine<br />

korrekte Belichtung.<br />

Der Blendwert und die<br />

Verschlusszeit werden vom<br />

Benutzer (unter Berücksichtigung<br />

der Blitzsynchronisation) gewählt,<br />

um genügend Umgebungslicht zu<br />

garantieren. Das Blitzmesssystem<br />

durch das Objektiv garantiert eine<br />

korrekte Belichtung.<br />

Belichtungskorrektur<br />

Beeinflusst nur die<br />

Umgebungslicht-Belichtung.<br />

Beeinflusst die Stimmung und<br />

die Blitzbelichtung.<br />

Beeinflusst die Stimmung und<br />

die Blitzbelichtung.<br />

Beeinflusst die Stimmung und<br />

die Blitzbelichtung.<br />

Beeinflusst die Stimmung und<br />

die Blitzbelichtung.<br />

Blitzbelichtungskorrektur<br />

Beeinflusst nur die Blitz-<br />

Belichtung.<br />

Beeinflusst nur die Blitz-<br />

Belichtung.<br />

Beeinflusst nur die Blitz-<br />

Belichtung.<br />

Beeinflusst nur die Blitz-<br />

Belichtung.<br />

Beeinflusst nur die Blitz-<br />

Belichtung.<br />

* Diese Information bezieht sich auf typische Aufnahmesituationen. In individuellen Aufnahmesituationen kann das Resultat der Kamera- und Blitzleistung leicht davon abweichen.


68 Portraits mit Blitz<br />

Wie wird der Füllblitz am<br />

besten eingesetzt?<br />

So gelingen schmeichelhafte Porträts.<br />

DER NAME SAGT SCHON, wozu der Füllblitz eingesetzt wird. Füllblitze leuchten<br />

Schatten aus und finden vor allem bei Porträts im Freien, wenn die<br />

Sonnenstrahlen Schatten auf das Gesicht werfen, ihren Einsatz. Mit älteren<br />

Blitzgeräten war ein erfolgreicher Füllblitz-Einsatz einiges komplizierter wie mit<br />

modernen Blitzsystemen. Wenn man weiß, wie die Blitz-Ausrüstung funktioniert<br />

und wie sie am besten eingesetzt wird, bekommt man schnell das gewünschte<br />

Gleichgewicht in seine Aufnahmen. Der Füllblitz kann durch das kamerainterne<br />

Blitzgerät (gegebenenfalls im Langzeitsynchronisations-Modus) bei allen<br />

Belichtungsmodi eingesetzt werden. Es geht dabei darum, das Motiv wie<br />

gewohnt aufzunehmen und zusätzlich den Blitz auszulösen, um die Schatten<br />

leicht aufzuhellen. Benötigen die Tageslichtbedingungen eine Verschlusszeit, die<br />

die Blitzsynchronzeit übersteigt, wird die Einstellung durch die<br />

Spiegelreflexkamera automatisch angepasst, oder es muss bezüglich des<br />

verwendeten Belichtungsmodus ein kleinerer Blendwert gewählt werden. Es<br />

kann auch ein Hochgeschwindigkeitsblitz verwendet werden. Ein externes<br />

Blitzgerät funktioniert ähnlich, ist aber leichter zu kontrollieren und hat eine<br />

stärkere Leistung. Falls der Blitzeinsatz eine zu starke Wirkung auf die Aufnahme<br />

hat, wird empfohlen, ein externes Blitzgerät mit einer negativen<br />

Blitzbelichtungskorrektur einzusetzen. Eine Blitzbelichtungskorrektur einer<br />

negativen Lichtwertstufe reduziert das Blitzlicht zur Hälfte. Das Verhältnis<br />

Umgebungslicht–Blitzlicht ist dadurch anstatt eins zu eins, zwei zu eins. Je<br />

näher das Blitzgerät am Motiv, desto kleiner die benötigte Blitzstärke. Im<br />

Folgenden hat Brett Harkness einen schrittweisen Guide über den<br />

Füllblitzeinsatz zusammengestellt.<br />

Ohne Füllblitz: Porträts an sonnigen Tagen im Freien gelingen wegen des hohen<br />

Kontrasts selten. Das Model hat in dieser Aufnahmesituation häufig Schatten unter den<br />

Augen und der Nase. Bei starkem Gegenlicht kann das Model als Silhouette<br />

erscheinen, wie im Bild oben. Durch den Einsatz des Füllblitzes kann all dies verhindert<br />

werden.<br />

Kein Blitz: Dieses Porträt wurde im Modus „Programm“ aufgenommen. Die<br />

1starken Schatten auf dem Gesicht würden einen Füllblitz gut vertragen, der die<br />

dunklen Bereiche aufhellt und den Kontrast ein wenig reduziert.<br />

Belichtungskorrektur: Bevor der Blitz zum Einsatz kommt, sollte eine positive<br />

2Lichtwertstufe als Belichtungskorrektur gewählt werden und eine Probeaufnahme<br />

gemacht werden. Das Resultat ist zwar heller, aber es gehen dabei Details im<br />

Hintergrund verloren, ein Füllblitz ist daher angebracht.


Ein bemerkenswerter<br />

Unterschied!<br />

Brett Harkness setzt den Füllblitz<br />

oft an Hochzeiten ein. Diese<br />

Aufnahme zeigt den Unterschied<br />

in einer Aufnahmesituation mit<br />

starker Hintergrundbeleuchtung.<br />

Die Silhouette links ist das<br />

gleiche Motiv ohne Füllblitz!.<br />

Füllblitz-Einsatz: Für diese Aufnahme kam eine Canon Speedlite 580EX II mit dem<br />

3Modus E-TTL (Belichtungsmessung durchs Objektiv) zum Einsatz. Der<br />

Programmmodus wählte automatisch die kürzeste Blitzsynchronisationszeit von 1/250<br />

Sekunden und eine Blende von f/8. Das Resultat wurde allerdings zu hell.<br />

Belichtung anpassen: Aufnahme im Programm-Modus, Blitz im E-TTL-Modus, die<br />

4Blitzbelichtungskorrektur liegt bei 12/3 Lichtwertstufen. Dadurch wird das Model<br />

perfekt belichtet und die Detailschärfe im Hintergrund bleibt erhalten.


70 Porträts mit Blitz DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Langzeit-Blitzsynchronisation<br />

Blitzlicht wird meist dazu benutzt, um Bewegungen in einem Motiv<br />

einzufrieren. Durch den Langzeit-Blitzsynchronisations-Modus<br />

können beweglichen Elemente kreativ eingesetzt werden.<br />

IM AUTOMODUS stellen die meisten digitalen Spiegelreflexkameras eine relativ<br />

kurze Verschlusszeit von etwa 1/100 Sekunde ein, wenn der Blitz zum Einsatz<br />

kommt. Wird aus kreativen Gründen eine längere Verschlusszeit eingesetzt, zum<br />

Beispiel bei schwachem Umgebungslicht, kann ein starkes Blitzlicht die Stimmung<br />

ruinieren. Aber auch dafür gibt es eine Lösung. Kommt die Langzeit-<br />

Blitzsynchronisation zum Einsatz, wird die Kamera gezwungen, die gesetzte<br />

Verschlusszeit einzuhalten und den Blitz am Anfang der Aufnahme auszulösen.<br />

Dadurch kann Umgebungslicht und Blitzlicht in der selben Belichtung gemischt<br />

werden.<br />

Der Langzeit-Blitzsynchronisations-Modus eignet sich besonders für<br />

<strong>Nachtfotografie</strong>n. Er empfiehlt sich in allen Aufnahmesituationen mit einer längeren<br />

Verschlusszeit. Man kann dadurch zum Beispiel bei einem beweglichen Motiv den<br />

Hintergrund verschwimmen lassen oder die Lichtspuren von beweglichen Objekten<br />

in der Nacht festhalten. Dadurch entsteht ein eingefrorenes Bild mit Blitz, gefolgt von<br />

der Lichtspur. Beides, verschwommene Hintergründe und Lichtspuren sind<br />

interessante Bildelemente.<br />

Um Lichtspuren festzuhalten, gibt es eine weitere Möglichkeit. Im normalen<br />

Langzeit-Blitzsynchronisationsmodus wird der Blitz zu Beginn der Aufnahme<br />

ausgelöst und der Verschluss bleibt offen, um die Bewegungen aufzuzeichnen. Viele<br />

Spiegelreflexkameras und externe Blitzgeräte verfügen aber noch über einen<br />

weiteren Blitzmodus, die „Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang“<br />

manchmal auch „Synchronisierung zweiter Verschluss“ genannt. In diesem Modus<br />

wird der Blitz erst am Ende der Belichtung ausgelöst. Dadurch werden alle<br />

Lichtspuren hinter dem beweglichen Objekt aufgezeichnet und geben der<br />

Bewegung auf dem Bild einen realistischeren Ausdruck.<br />

Langzeit-Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang<br />

Erbringt der Blitzeinsatz im Modus „Auto“ gut belichtete Resultate,<br />

können bestimmte Motive wie spielende Kinder durch den Langzeit-<br />

Synchronisations-Blitzmodus lebendiger gestaltet werden. Wie man auf der<br />

Vergleichstabelle unten sieht, ist der Langzeitsynchronisationsblitz etwas<br />

dynamischer. Die Kamera wurde bei dieser Aufnahme mitgeschwenkt,<br />

daher entstanden Bewegungsstreifen im Hintergrund. Wird der Blitz auf<br />

„Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang“ eingestellt, wird der<br />

Blitz am Ende der Belichtung ausgelöst. Bei Aufnahmen von beweglichen<br />

Motiven bei schwachem Licht bietet diese Blitzfunktion eine kreative<br />

Anwendung.<br />

Normale Blitzbelichtung<br />

Langzeit-Blitzsynchronisation<br />

ISTOCKPHOTO<br />

Langzeit-Blitzsynchronisation<br />

Beim Blitzeinsatz mit einer langen<br />

Belichtungszeit gibt es die Möglichkeiten,<br />

das Motiv verschwommen aufzuzeichnen<br />

oder bewegliche Bildelemente einzufrieren.


Die Kamera drehen<br />

Bei Aufnahmen mit dem Blitzmodus<br />

„Synchronisation auf den zweiten<br />

Verschlussvorhang“ sollte die Kamera zur<br />

Belichtung gedreht werden. Das Blitzlicht<br />

erhellt das Motiv, wobei andere<br />

Lichtquellen als runde Leuchtspuren<br />

aufgezeichnet werden.<br />

Verschwommene Lichtstrahlen<br />

Bei Aufnahmen mit der Langzeit-<br />

Blitzsynchronisation werden alle<br />

Bewegungen im Umgebungslicht<br />

festgehalten, währenddessen der Blitz<br />

das Hauptmotiv belichtet.


72 Porträts mit Blitz DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Hochgeschwindigkeitsblitz bei hellem Tageslicht<br />

Werden Sie bei Porträtaufnahmen mit hellem Sonnenlicht konfrontiert? Zeit für den Hochgeschwindigkeitsblitz.<br />

WENN SIE DEN BLITZ BENUTZEN, werden Sie merken, dass Ihre Digitalkamera<br />

eine maximale Verschlusszeit hat, die Sie nicht ausweiten können, auch als<br />

Synchronzeit der Kamera bekannt. Diese liegt normalerweise zwischen 1/125 und<br />

1/250 Sekunde und entspricht der kürzesten Verschlusszeit, die der<br />

Schlitzverschluss Ihrer Kamera vollständig geöffnet ist.<br />

Wenn Sie das Rückteil Ihrer Kamera öffnen könnten, würden Sie sehen, dass der<br />

Verschluss aus zwei metallenen Vorhängen besteht. Einer davon beginnt mit der<br />

Belichtung, indem er sich vertikal nach unten bewegt, was dem Licht erlaubt, durch<br />

den Sensor einzudringen. Nach dem Bruchteil einer Sekunde folgt der zweite<br />

Vorhang, der den Sensor wieder abschirmt und die Belichtung beendet. Wenn der<br />

zweite Vorhang schließen würde, bevor der erste die Öffnung abgeschlossen hat,<br />

würde der Sensor nicht vollständig belichtet. Dies würde passieren, wenn Sie eine<br />

Verschlusszeit wählen würden, die kürzer ist als die Synchronzeit der Kamera. Die<br />

meisten Kameras beugen dem vor, doch wenn sie dazu in der Lage wären, würde ein<br />

schwarzer Streifen über dem Bild liegen – als Ergebnis des Verschlusses, der den<br />

Sensor während des Blitzes verdunkelt und verhindert, dass er den Sensor erreicht.<br />

Vor ein paar Jahren entdeckte Olympus einen Weg, dies zu umgehen, und andere<br />

Hersteller folgten. Das Resultat war der FP-Blitz (focal plane), bei Canon Speedlites<br />

auch als Hochgeschwindigkeitsblitz bekannt. In diesem Modus kann der Blitz im<br />

Verlauf der ganzen Belichtung eine Folge von Impulsen abgeben, anstatt seine<br />

komplette Kraft in einem Schwung zu verpulvern. Das Ergebnis ist eine brauchbare<br />

Verschlusszeit bis zu 1/8.000 Sekunde, die jedoch auch ihre Grenzen hat: die Kraft<br />

des Blitzes fällt ab, wenn die Verschlusszeit verkürzt wird. Der FP-Modus benötigt<br />

mehr Strom als der normale Blitz, und erst seit kurzem funktioniert der FP-Blitz auch<br />

mit automatisierten TTL-Belichtungssystemen. Dies bedeutet wiederum, dass ältere<br />

Digitalkameras und Blitze diese Fähigkeit nur im manuellen Modus aufweisen.<br />

Abgesehen von den Nachteilen kann der FP-Blitz unerlässlich werden, wenn Sie<br />

Porträts im Freien aufnehmen und den Blitz mit dem Tageslicht mischen – vor allem<br />

an hellen, sonnigen Tagen (wenn etwas Aufhellblitz gefragt ist), die eine<br />

Verschlusszeit unterhalb der Synchronzeit fordern, und Sie eine große Blende<br />

verwenden, um Hintergründe zu verwischen.<br />

Brett Harkness erklärt, wie man den Hochgeschwindigkeitsblitz bei Porträtaufnahmen einsetzt<br />

Der Hochgeschwindigkeitsblitz funktioniert am besten, wenn Sie mit einer großen Blende aufnehmen und dabei versuchen, den Blitz als Aufhellblitz ans Tageslicht anzugleichen.<br />

Große Blenden bedeuten kurze Verschlusszeiten. Mit einem konventionellen Blitz sind die Optionen jedoch aufgrund der Synchronzeit begrenzt. Große Blenden sind für<br />

Porträtaufnahmen wichtig, weil sie Ihr Objekt von dessen Hintergrund abheben. Hier kommt der FP-Blitz ins Spiel. Die meisten Blitze aus dem mittleren bis hohen Preissegment<br />

bieten eine Hochgeschwindigkeitseinrichtung, doch nicht alle Digitalkameras können in Verbindung damit verwendet werden. Konsultieren Sie daher Ihr Benutzerhandbuch<br />

(oder Ihren Händler), bevor Sie losziehen und einen Blitz kaufen!<br />

FOTOS: BRETT HARKNESS<br />

Ohne Blitz: Dieses Porträt benötigt<br />

1dringend einen Aufhellblitz, wurde<br />

jedoch mit einer Belichtung von 1/640<br />

Sekunde bei f/6.3 aufgenommen. Auf die<br />

Synchronzeit meiner Kamera von 1/250<br />

Sekunde runterzugehen, würde eine<br />

Blende von f/11 nach sich ziehen – nicht<br />

unbedingt ideal für eine geringe<br />

Tiefenschärfe.<br />

Stellen Sie die Belichtung ein: Moving<br />

2Indem ich mein Modell an einen<br />

dunkleren Ort führte und mein ISO auf 50<br />

verringerte, erreichte ich eine Belichtung<br />

von 1/250 Sekunde bei f/7.1. Trotz der<br />

größeren Blende als f/11 ist der<br />

Hintergrund nicht sehr unscharf. Mit<br />

einem FP-Blitz komme ich zu besseren<br />

Ergebnissen.<br />

Benutzen Sie einen FP-Blitz: Indem<br />

3ich den FP-Blitz anschalte, kann ich<br />

mit einer Blende von f/2.8 aufnehmen und<br />

die benötigte Verschlusszeit von 1/1.250<br />

Sekunde einstellen. Der Hintergrund ist<br />

nun dank der eingeschränkten<br />

Tiefenschärfe schön verschwommen und<br />

mein Objekt hebt sich gut davon ab.<br />

Verkürzen Sie die Verschlusszeit: Bei<br />

4hellen Bedingungen kann ich eine<br />

Verschlusszeit von maximal 1/8.000<br />

Sekunde einstellen. Kein Wunder, dass<br />

Hochzeitsfotografen (die an sonnigen<br />

Tagen auf Aufhellblitz angewiesen sind)<br />

die Flexibilität eines<br />

Hochgeschwindigkeitsblitzes lieben.<br />

Fügen Sie Aufhellblitz hinzu: Aufhellblitz kombiniert mit einer Belichtung von<br />

51/8.000 Sekunde bei f/3.5 bedeutet, dass mein Objekt ordentlich belichtet wird,<br />

sich jedoch vom verschwommenen Hiintergrund abhebt. Diese Technik ist bei meiner<br />

Arbeit unverzichtbar.


Schnell und flexibel<br />

Der Hochgeschwindigkeitsblitz eignet sich<br />

ideal dafür, Schatten bei Aufnahmen mit<br />

großen Blenden und hellen Bedingungen<br />

aufzufüllen. Er ist allerdings auch<br />

unglaublich nützlich, um Details von<br />

Objekten zu offenbaren, die sich schnell<br />

bewegen, und bei hellem Tageslicht<br />

festgehalten werden.<br />

ISTOCKPHOTO


74 Porträts mit Blitz DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Den Himmel dramatisieren<br />

Die Szene unterzubelichten, ist eine gute Methode, um seinen Porträts mehr Wirkung zu verschaffen.<br />

DES ÖFTEREN WIRD DER BLITZ BENUTZT, um das<br />

Umgebungslicht auszugleichen oder Schatten<br />

aufzuhellen. Hin und wieder jedoch wird der Blitz auch<br />

dazu verwendet, das Umgebungslicht zu überrumpeln<br />

und eine Szene vollständig zu verwandeln.<br />

Eine großartige Technik ist das Dramatisieren des<br />

Himmels durch Unterbelichtung der Szene. Dies führt<br />

dazu, dass die Szene weitaus dunkler erscheint, als sie<br />

es in Wirklichkeit ist, während der Blitz das Objekt<br />

korrekt belichtet. Es funktioniert auf zwei verschiedene<br />

Arten: Benutzen Sie die Belichtungskorrektureinrichtung<br />

und stellen einen negativen Wert ein, oder arbeiten Sie<br />

im manuellen Modus. Beide Techniken werden wir hier<br />

detailliert beschreiben.<br />

Funkauslöser<br />

Meistens ist es so, dass Blitze, sobald<br />

sie erst einmal kameraunabhängig<br />

von einem Funkauslöser betätigt<br />

werden, ihre Fähigkeiten<br />

verlieren, in Verbindung mit<br />

TTL zu arbeiten. Es ist daher<br />

wichtig, dass Ihr Blitz manuelle<br />

Einstellungssmöglichkeiten besitzt.<br />

Um die TTL beizubehalten, könnten<br />

Sie sich beispielsweise für eine<br />

kameraunabhängige Bedienung<br />

entscheiden, werden dabei jedoch von der<br />

Schnurlänge eingeschränkt. Sollten Sie jedoch mit<br />

einem manuellen Blitz gut umgehen können, sind eine<br />

Zweitzelle oder ein Blitz mit Fernauslöser durchaus<br />

erschwinglich – erhältlich sind viele Modelle, die sich<br />

preislich und in Bezug auf ihre Funktionen voneinander<br />

unterscheiden. Während PocketWizards brilliant und<br />

leistungstechnisch marktführend sind, sind sie ebenso<br />

teuer. Kamerahersteller bieten auch ihre eigenen<br />

Fernauslöser an, wir empfehlen jedoch unabhängige<br />

Versionen, wie zum Beispiel die von Calumet, Kenro,<br />

Hähnel und Seculine, da sie günstiger sind und ihre<br />

Aufgabe genauso gut erfüllen. Der Combi TF voon<br />

Hähnel liegt beispielsweise bei 65 Euro und hat<br />

eine Doppelfunktion als Fernauslöser für den Blitz<br />

und den Verschluss. Die hocheffektive Ausrüstung<br />

mit der Bezeichnung „Twin Link T2D Wireless Radio<br />

Flash Trigger Kit“ von Seculine kann man für 150<br />

Euro erwerben. Egal für welchen Fernauslöser sie<br />

sich entscheiden, denken Sie daran, dass Sie einen<br />

Sender brauchen, der auf dem Blitzschuh Ihrer Kamera<br />

sitzt, und einen Empfänger, den Sie an jedem Ihrer<br />

kameraunabhängigen Blitze anbringen müssen, damit<br />

sie funktionieren.<br />

Belichtungskorrektur<br />

Anstatt den manuellen Modus zu verwenden,<br />

stellen sie Ihre Kamera auf Zeitautomatik, den<br />

Blitz auf TTL und die Entfernung zum Hintergrund<br />

ein. Nehmen Sie die Blende, die Sie möchten, und<br />

stellen Sie dann einen mindestens zweistufigen<br />

negativen Wert in der Belichtungskorrektur der<br />

Kamera ein, um die Szene unterzubelichten. Der<br />

Blitz wird sich um das Objekt kümmern. Wenn<br />

Sie mit einer Nikon fotografieren, könnte es sein,<br />

dass Sie die Belichtungskorrektur des Blitzes<br />

ebenfalls um zwei Stufen erhöhen müssen, da<br />

die Belichtungskorrektur von Kamera und Blitz<br />

mit einander in Verbindung stehen. Spielen und<br />

experimentieren Sie mit den Ergebnissen herum!<br />

Egal für welche der beiden Techniken Sie sich<br />

entscheiden: Für die besten Ergebnisse sollten Sie den<br />

integrierten Kamerablitz oder einen auf einen Blitzschuh<br />

montierten Blitz außer Acht lassen, und den Blitz<br />

stattdessen per Fernauslöser oder kameraunabhängiger<br />

Blitzschnur betätigen. Positionieren Sie den Blitz einfach<br />

seitlich zum Objekt, um die Funktion des Blitzes<br />

augenblicklich zu ändern und aus einem flachen<br />

Aufhelllicht ein direktes und kontrastreicheres Licht zu<br />

machen. In dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung werden<br />

wir erklären, wie Sie diese Technik anwenden, indem Sie<br />

Ihre Kamera manuell einstellen, anstatt sich auf ihr<br />

TTL-System zu verlassen. Dies bietet mehr Kontrolle und<br />

Chancen zum Lernen und Experimentieren.<br />

(oben) Bereiten Sie den Blitz vor: Ich bitte meinen<br />

1 Assistenten, den Blitz mehrere Schritte weit von<br />

Modell Emma entfernt zu halten. Da wir keine<br />

Diffusoren-Accessoires verwenden, möchte ich, dass er<br />

den Blitz senkrecht hält, damit wir eine größere Streuung<br />

des Lichts über ihr haben. Sonnenbrille und Golstoffe<br />

geben dem Ganzen das Gefühl von Modeaufnahmen.<br />

(rechts) Unterbelichten Sie die Szene: Um einen<br />

2 unausgeglichenen Himmel festzuhalten, muss ich die<br />

Szene dramatisch unterbelichten, indem ich eine kurze<br />

Verschlusszeit verwende, um die Details des Himmels<br />

beizubehalten. Wie Sie sehen, wurde die Szene dank<br />

einer kurzen Verschlusszeit unterbelichtet. Ohne Blitz<br />

bedeutet dies aber auch, dass das Objekt sehr dunkel ist.<br />

Verschiedene Kamera- und Blitzsysteme funktionieren<br />

auf verschiedene Weisen. Wenn Sie also die<br />

Belichtungskorrektur-Methode mit TTL ausprobieren<br />

wollen, konsultieren Sie das Benutzerhandbuch Ihrer<br />

Kamera. Denken Sie daran: Wenn Sie mit manuellem<br />

Blitz arbeiten, kontrolliert die Verschlusszeit die Menge<br />

an Umgebungslicht, die auf den Sensor fällt, während<br />

die Blende den Blitzausstoß reguliert. Bei dieser Technik<br />

ist die Verschlusszeit von übergeordneter Wichtigkeit, da<br />

Sie für den Himmel und nicht für ein Objekt belichten. Je<br />

kürzer die Verschlusszeit, desto dunkler wird die<br />

Umgebung sein, und je länger die Verschlusszeit, desto<br />

mehr Einfluss nimmt das Umgebungslicht auf das Foto.<br />

Wie Sie einen dramatischen Himmel für Ihr Porträt im Freien erzeugen<br />

Hierbei handelt es sich um eine fortgeschrittene Technik, die daher einiges an Übung erfordert. Der Profifotograf Brett<br />

Harkness, der die Technik regelmäßig anwendet, erklärt, wie man aus manuellem Blitz und schlecht gelauntem<br />

Himmel das Meiste herausholt. In dieser Aufnahme ist es bewölkt und der Himmel ist voller Details, die man<br />

festhalten kann. Da Brett es mag, wenn seine Aufnahmen von vorne nach hinten scharf sind, benutzt er eine kleine<br />

Blende von circa f/13 und stellt seinen Blitz als Ausgleich auf ein Viertel seiner Maximalkraft. Wenn Sie geringe<br />

Tiefenschärfe bevorzugen, platzieren Sie den Blitz in die Nähe Ihres Objekts, stellen Sie ihn auf ein Achtel seiner<br />

Maximalkraft und öffnen die Blende.<br />

(links) Stellen Sie die Belichtung ein: Sobald ich<br />

3 anfange, den Blitz zu benutzen, beschränkt sich meine<br />

Verschlusszeit sofort auf die Synchronzeit der Kamera – in<br />

diesem Fall auf 1/250 Sekunde. Indem ich meine Kamera<br />

auf manuell stelle, stelle ich auch die Blende ein, die der<br />

Szene die korrekte Belichtung für das Umgebungslicht gibt.<br />

Dann stelle ich den Blitz auf ein Viertel seiner Maximalkraft<br />

ein, was Emma sehr gut belichtet. Der Szene mangelt es<br />

jedoch an Dramatik und Atmosphäre.<br />

(unten) Stellen Sie den Blitz auf: Um die Wirkung zu<br />

4 verbessern, erhöht mein Assistent den Blitz und richtet<br />

ihn nach unten Richtung Emma aus. Der Schlüssel dazu,<br />

die Szene hinter ihr zu verdunkeln, liegt jedoch darin, die<br />

Blende zu verkleinern (hier um zwei Stufen), so dass der<br />

Hintergrund unterbelichtet ist, was zu einem weitaus<br />

stimmigeren Resultat führt.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Porträts mit Blitz 75<br />

Fertiges Bild<br />

Nach ein paar Kniffen an<br />

den Kurven und<br />

Niveaustufen von<br />

Photoshop, erzeugt Brett<br />

ein dramatisches Porträt,<br />

mit nur einem<br />

kameraunabhängigen<br />

Blitz. Probieren Sie‘s aus!


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in einem. Er bietet einen einfachen Onlinezugriff auf über<br />

25.000 Artikel und wird mehrmals täglich aktualisiert.<br />

Kunden können zudem über eine besondere Funktion<br />

Produkte miteinander vergleichen. Der Zubehörassistent<br />

ermöglicht eine schnelle Übersicht über passendes<br />

Zubehör, egal ob vom gleichen Hersteller oder von<br />

Zubehörspezialisten anderer Marken. „Hier spiegelt sich<br />

unsere langjährige Erfahrung wider“ führt Saftenberger<br />

weiter aus. „Das Zubehör wird von uns permanent<br />

gepflegt und aktualisiert. Es gibt keinen Automatismus.<br />

Jeder Fachberater ist für die Pflege seines Sortimentsbereiches<br />

zuständig. Als Spezialist kennt er sich ganz<br />

genau aus und ordnet das Zubehör den Produkten<br />

sinnvoll zu. Denn erst das richtige Zubehör, da ist sich<br />

Martin Saftenberger sicher bringt 100 Prozent Spaß<br />

am Produkt.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Landschaften 77<br />

LANDSCHAFTEN<br />

Die Wunder unserer großartigen Natur bieten unendlich viel Potential für atemberaubende<br />

<strong>Fotografie</strong>. Dieser Abschnitt versorgt Sie mit allen nötigen Informationen, die Sie brauchen, um<br />

Ihre besten Landschaftsbilder zu machen.<br />

SCHÖNE LANDSCHAFTEN FESTZUHALTEN, ist ein Streben von Millionen Fotografen auf der ganzen Welt. Ob in Europa oder über seine<br />

Grenzen hinaus: Die Vielfalt der Szenarien und wie sie zur jeweiligen Tageszeit, in den verschiedenen Jahreszeiten und bei unterschiedlichen<br />

Bedingungen erscheinen, rufen eine Bandbreite an Szenarien hervor, die sich immer wieder ändert und von Ihnen fotografiert werden kann.<br />

Wir stellen Ihnen die Kernprinzipien und Techniken vor, die Ihnen dabei helfen werden, Ihre besten Landschaftsfotos zu machen, und stellen<br />

außerdem eine große Auswahl wunderschöner Bilder zur Verfügung, die Sie jedes Mal dann inspirieren sollen, wenn Sie sich mit Ihrer<br />

Kamera und der dazugehörigen Ausrüstung ins Freie wagen.


78 Landschaften The Essential Guide to Outdoor Photography 2nd Edition<br />

So schaffen Sie Balance:<br />

die Drittel-Regel<br />

Bevor Sie auch nur ein einziges Bild machen,<br />

sollten Sie diese einfache Technik auprobieren.<br />

DAS WORT „BALANCE“ impliziert Gleichgewicht. In einem Bild<br />

würde dies Symmetrie bedeuten, doch visuelle Balance – oder<br />

besser gesagt Harmonie – wird so normalerweise eher nicht<br />

erreicht. Ein Objekt mittig im Bild zu platzieren, resultiert für<br />

gewöhnlich eher in einer statischen als in einer dynamischen<br />

Komposition. Ein Objekt, das sich nicht in der Bildmitte befindet,<br />

regt das Auge hingegen dazu an, in der Szene umherzuwandern,<br />

was zu einem interessanteren Bild führt.<br />

Eine Möglichkeit, um den Rahmen aufzuteilen und somit die<br />

Harmonie zu fördern, ist die Anwendung der Drittel-Regel. Dies<br />

ist eine vereinfachte Version des „Goldenen Schnitts“, eines<br />

Verhältnisses, welches seit Jahrhunderten in der Kunst und der<br />

Architektur verwendet wird. Das Verhältnis taucht auch häufig in<br />

der Natur auf, und laut Forschung reagiert unser Gehirn positiv<br />

auf Bilder und Gegenstände, die dieser Verhältnisregel folgen<br />

– Menschen, deren Gesichter beispielsweise im Verhältnis des<br />

Goldenen Schnitts proportioniert sind, gelten als attraktiver. Die<br />

praktische Anwendung dieser Regel auf die<br />

Landschaftsfotografie funktioniert so, dass der Rahmen vertikal<br />

und horizontal in Drittel aufgeteilt wird, und die Elemente der<br />

Szene so angeordnet werden, dass sie in das Gitter passen, zum<br />

Beispiel indem man die Horizontlinie mit einer der Trennlinien<br />

zusammenlegt. Die Punkte, an denen vertikale und horizontale<br />

Linien sich schneiden, können besonders starke Orte für<br />

eventuelle Fokalpunkte der Szene sein.<br />

Drittel-Regel<br />

Rechts: Dieses Bild folgt der Drittel-Regel ziemlich genau. Es<br />

sind annäherungsweise zwei Drittel Erde und ein Drittel Himmel,<br />

der Hauptteil des Heuballens befindet sich im linken Drittel des<br />

Rahmens und die Sonne auf einem Schnittpunkt der Drittel.<br />

Brechen v Sie die Regeln: Horizonte<br />

Wie alle Regeln jedoch, so sollte auch die Drittel-Regel<br />

mit Vernunft angewendet und nicht als selbstverständlich<br />

hingenommen werden. Es wird immer Situationen geben, in<br />

denen sie missachtet werden sollte. Am besten sehen Sie die<br />

Drittel-Regel eher als Richtlinie, da es Momente geben wird, in<br />

denen die Anwendung dieser Regel ein Bild nicht verbessern<br />

kann. Wenn Sie zum Beispiel eine Szene aufnehmen, in der sich<br />

der Himmel in Wasser spiegelt, werden Sie den Horizont in der<br />

Mitte des Rahmens platzieren wollen, um beide Elementen des<br />

Fotos – Himmel und Spiegelbild – gleich zu gewichten. Sollte der<br />

Himmel nicht von weiterem Interesse sein, kann der Horizont<br />

auch noch höher im Rahmen platziert sein, oder vollständig<br />

herausgeschnitten werden. Oder aber man möchte das Gefühl<br />

von Leere und Isolation verstärken und platziert den Horizont<br />

für eine Landschaft mit riesigem Himmel sehr weit unten im<br />

Bild. Das Schöne an der digitalen <strong>Fotografie</strong> ist, dass man seine<br />

Anstrengungen und Aufnahmen überprüfen kann, um in die<br />

Nähe der perfekten Szenenkomposition zu gelangen.<br />

Zentraler Horizont<br />

Niedriger Horizont


ALL IMAGES: MARK BAUER<br />

Ordnung & Balance<br />

Gute Landschaftskomposition besteht oftmals<br />

aus einer auuferlegten Ordnung, Balance und<br />

Symmetrie. Halten Sie Ausschau nach einem<br />

einzigen dominanten Element, das gemäß der<br />

Drittel-Regel im Rahmen platziert wérden kann.<br />

vExperimentieren Sie mit den Blickwinkeln<br />

Den richtigen Blickwinkel zu finden, ist für erfolgreiche<br />

Landschaftsfotografie von enormer Bedeutung. Anstatt alles<br />

aus Kopfhöhe aufzunehmen, sollten Sie mit hohen und tiefen<br />

Blickwinkeln herumexperimentieren. Höhere Blickwinkel<br />

öffnen die Bildebenen und funktionieren vor allem mit<br />

Standard- und Tele-Objektiven sehr gut. Aus einem tiefen<br />

Blickwinkel zu fotografieren, kann Ihren Aufnahmen eine gewisse<br />

Grenzenlosigkeit verleihen. Wenn Sie bekannte Landstriche<br />

fotografieren, ist es verlockend, die etablierten Blickwinkel zu<br />

nehmen. Sie sollte jedoch Zeit darin investieren, nach frischen<br />

Standpunkten Ausschau zu halten, da es sehr viel befriedigender<br />

ist, ein originelleres Bild festzuhalten.<br />

Während in dem ersten Bild nichts verkehrt ist, handelt es sich<br />

um den Standardblick auf Old Harry Rocks in Dorset, der schon<br />

von unzählbaren Fotografen zuvor festgehalten wurde. Ohne<br />

sich sehr weit weg zu bewegen, konnte jedoch ein weniger<br />

häufig fotografierter Blickwinkel gefunden und dadurch ein<br />

dramatischeres Bild erzeugt werden.


80 Landschaften DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Führungslinien<br />

Meistern Sie eines der wichtigsten<br />

Kompositionswerkzeuge: die Führungslinien.<br />

WENIGE KOMPOSITIONSMITTEL KÖNNEN die<br />

Wirkung Ihrer Landschaftsbilder so verstärken und<br />

soviel Tiefe hinzufügen, wie Führungslinien.<br />

Wenn Sie an Führungslinien denken, was kommt<br />

Ihnen da in den Sinn? Getreidefelder, eine scheinbar<br />

niemals endende Straße, ein kurvenreicher Fluss?<br />

Was ist mit Schatten, Fußspuren, Wolken, der<br />

Küste, Fenstern, Piers, Rissen, Pfaden oder Felsen?<br />

Und diese Liste ist mitnichten vollständig. Obwohl<br />

Führungslinien vielgestaltig sein können – ob<br />

natürlich, oder von Menschen Hand gemacht –<br />

neigen sie alle dazu, entweder das Auge des<br />

Betrachters in das beziehungsweise aus dem Bild,<br />

oder aber in Richtung des Fokuspunktes zu lenken.<br />

Letzteres ist die bevorzugte Methode, da sie dem<br />

Auge erlaubt, sich in der Szene niederzulassen.<br />

Beide Techniken können gut funktionieren, was<br />

allerdings vom jeweiligen Bild abhängt.<br />

Einige der effektivsten Führungslinien fangen am<br />

unteren Ende des Rahmens an und verlaufen<br />

geradewegs zur Mitte des Bildes, wie ein Pier in<br />

Richtung Horizont. Dies gibt es in vielen<br />

Variationen, die allesamt genauso viel Wirkung<br />

erzeugen können, jeweils abhängig von der<br />

entsprechenden Szene. Während gerade Linien das<br />

Auge schnell auf den Mittelpunkt aufmerksam<br />

machen, zwingen kurvige Linien den Betrachter zu<br />

einer gemächlicheren Reise durch das Bild.<br />

Vertikale Linien, aus tiefem Winkel aufgenommen,<br />

wie beispielsweise die eines Gebäudes, geben dem<br />

Bild mehr Spannung. Diagonale Linien<br />

funktionieren gut, wenn sie vom linken unteren<br />

Ende des Bildes zum rechten oberen Ende<br />

verlaufen, weil dies der normale Blickverlauf des<br />

menschlichen Auges ist. Es muss sich auch nicht<br />

um eine einzige Linie handeln: mehrere Linien<br />

verstärken lediglich die Wirkung einer einzigen<br />

Linie, solange sie klar definiert und in die gleiche<br />

Richtung verlaufen. Es ist sehr wichtig, die<br />

Elemente innerhalb einer Szene miteinander in<br />

Verbindung zu bringen, da jede Unterbrechung des<br />

1<br />

Linienverlaufs der Komposition ein<br />

unzusammenhängendes Gefühl gibt und dem Blick<br />

des Betrachters erlaubt, ziellos im Rahmen und<br />

umherzuwandern und diesen gar zu verlassen. Sie<br />

können Ihre Führungslinien je nach Blickwinkel und<br />

Objektiv verbessern, da beides die Perspektive<br />

entweder abflachen oder strecken kann. Die<br />

dynamischste Verzerrung von Führungslinien<br />

erreicht man mit Hilfe von konvergierenden<br />

Vertikalen. Konvergierende diagonale Linien<br />

erzeugen einen starken Eindruck von Entfernung<br />

und Tiefe, vor allem dann, wenn sie in der<br />

Rahmenmitte konvergieren und parallel zueinander<br />

verlaufen. Wenn man zwischen ihnen steht, wird<br />

man merken, dass sie sich einander immer mehr<br />

annähern, je weiter sie sich von der Kamera<br />

entfernen. Dort wo sie sich treffen entsteht dann der<br />

so genannte Fluchtpunkt. Ein Weitwinkel-Objektiv<br />

kann diese Wirkung sogar noch verstärken, da es<br />

die Perspektive streckt: Die Linien scheinen am<br />

Anfang weiter auseinander und in der Entfernung<br />

enger beieinander zu liegen, während ein<br />

Tele-Objektiv die Perspektive staucht und das<br />

Gefühl von Tiefe verhindert.<br />

1) Führungslinien müssen nicht gerade oder in<br />

Richtung des Fokuspunktes verlaufen. Die Linie<br />

selbst kann das Bild ausmachen. Achten Sie darauf,<br />

wie Ihr Auge dank der winterlichen von Bäumen<br />

gesäumten Straße durch die Szene geführt wird.<br />

2) Wenn Sie konvergierende vertikale Linien<br />

verwenden, sollten Sie die komplette Szene<br />

fokussieren. Montieren Sie die Kamera auf ein<br />

Stativ, wählen eine kleine Blende (f/11 bis f/22) und<br />

fokussieren Sie in die hyperfokale Entfernung für<br />

maximale Tiefenschärfe.<br />

3) Einfache Kompositionen sind oftmals die<br />

wirkungsvollsten. Denken Sie darüber nach, eine<br />

Küstenlandschaft mit nichts weiter als Buhnen oder<br />

einem Pier als Führungslinie. Indem Sie sie auch<br />

mit dem Horizont verknüpfen, wird der Blick des<br />

Betrachters in die Weiten und der Szene und dank der<br />

Horizontlinie aus dem Rahmen geführt.<br />

4) Diagonale Linien können den Blick von unten<br />

links nach oben rechts lenken, was dem natürlichen<br />

Blickverlauf des Auges entspricht. So wie bei dieser<br />

Küstenlandschaft, in der die Linien der Felsen<br />

im atemberaubenden Sonnenuntergangshimmel<br />

zusammenlaufen.<br />

5) Der Zaun wird in diesem Bild als Mittel eingesetzt,<br />

um das Auge elegant in Richtung des Fokuspunktes<br />

zu lenken: das erhöhte Schloss in der Ferne.<br />

ADAM BURTON<br />

2<br />

HELEN DIXON<br />

3 4<br />

ROSS HODDINOTT<br />

ADAM BURTON<br />

Führungslinien: Denken Sie um!<br />

Versuchen Sie Führungslinien aus verschiedenen<br />

Winkeln zu fotografieren. Sie werden merken,<br />

dass die Linien, die von außerhalb in den Rahmen<br />

verlaufen besser wirken, als die, die erst im Rahmen<br />

ihren Ursprung haben. Auch das Gegenteil kann der<br />

Fall sein. Probieren Sie verschiedene Perspektiven<br />

aus: Legen Sie sich auf den Boden, um stark<br />

konvergierende vertikale Linien zu erhalten. Richten<br />

Sie die Kamera nach oben aus und schauen Sie,<br />

welche vertikalen Linien Sie finden können. Versuchen<br />

Sie auch, Ihre eigene Position zu erhöhen, indem<br />

Sie sich beispielsweise auf eine Brücke stellen. Vor<br />

allem sollten Sie Ihre Augen und Ihren Verstand für<br />

weniger offensichtliche, lineare Aspekte öffnen und<br />

dabei die anderen Richtlinien für die Komposition<br />

vergessen. Hierzu gehören auch die Wichtigkeit des<br />

Vordergrundes und die Drittel-Regel<br />

HELEN DIXON<br />

Schatten Struktur Fußspuren<br />

HELEN DIXON<br />

LEE FROST


5<br />

LEE FROST


82 Landschaften DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

So verwendet man natürliche Rahmen<br />

Mit „natürlichen Rahmen“, die Ihnen das Motiv selbst zur Verfügung stellt, können Sie<br />

Ihre Landschaftsfotografie entscheidend verbessern.<br />

EINE DER EFFEKTIVSTEN METHODEN, um straffe,<br />

strukturierte Kompositionen zu erzeugen, ist die, der<br />

Szene oder dem Motiv einen Rahmen zu geben. Dies<br />

trägt nicht nur dazu bei, das Auge des Betrachters in<br />

den wichtigsten Bildbereich zu lenken. Rahmen<br />

können darüberhinaus auch dazu dienen,<br />

uninteressante Teile zu verstecken, wie zum Beispiel<br />

den weiten Raum eines leeren Himmels. Natürliche<br />

Rahmen können bei jeder Art der <strong>Fotografie</strong><br />

eingesetzt werden. Doch wenn Sie Ihre Augen offen<br />

alten, finden sie sie gerade in der Landschaft zum<br />

Überfluss.<br />

Wenn Sie an natürlicche Rahmen denken, was fällt<br />

Ihnen da ein? Die überhangenden Äste eines Baums<br />

ist vielleicht der offensichtlichste. Die Lücke zwischen<br />

Bäumen, die die Szenen dahinter einrahmen? Wie ist<br />

es mit überhängenden Klippen oder dem Eingang zu<br />

einer Höhle? An der Küste kann eine Lücke zwischen<br />

Felsvorständen und Klippen dazu verwendet werden,<br />

das Meer und den dahinterliegenden Strand<br />

einzurahmen.<br />

Dies alles sind ziemlich offensichtliche Alternativen,<br />

doch wenn Sie anfangen, um die Ecke zu denken,<br />

werden sich Ihnen weitere Ideen offenbaren. Die<br />

Form von Hügeln oder Bergen kann als Rahmen für<br />

Dinge benutzt werden, die vor Ihnen liegen. Wolken<br />

können ebenfalls Rahmen bilden – wenn sie<br />

beispielsweise Dinge auf der Erde umfassen, und das<br />

Auge darauf lenken.<br />

Wenn Sie mit einem Rahmen fotografieren und die<br />

Sonne hinter Ihnen ist, wird Licht auf die komplette<br />

Szene fallen, so dass alles ungefähr gleich hell ist und<br />

mehr oder weniger so aufgenommen wird, wie Sie es<br />

sehen. Wenn Sie allerdings gegen das Licht<br />

1 2<br />

3<br />

ISTOCK PHOTO<br />

aufnehmen, oder die Sonne seitlich zur Kamera steht,<br />

kann es sein, dass ein Großteil der Szene gut<br />

ausgeleuchtet ist, der Rahmen jedoch so gut wie kein<br />

direktes Licht abbekommt und somit dunkel oder gar<br />

als Silhouette aufgenommen wird. Sollten der<br />

Rahmen, sowie die dahinterliegende Szene<br />

gleichmäßig ausgeleuchtet sein, sollten Sie keinerlei<br />

Probleme dabei haben, gut beleuchtete Bilder zu<br />

erhalten. Wenn Sie im Schatten des Rahmens stehen,<br />

kann es jedoch leicht zu Überbelichtung kommen.<br />

Stellt sich heraus, dass dies der Fall ist, stellen Sie<br />

sich hinter den Rahmen und treten Sie aus seinem<br />

Schatten, machen Sie einen Belichtungsdurchlauf,<br />

stellen Sie Ihre Kamera darauf ein, indem Sie den<br />

gemessenen Belichtungswert speichern, oder aber im<br />

manuellen Belichtungsmodus aufnehmen, und<br />

ändern Sie nichts mehr daran, wenn Sie – Rahmen<br />

eingeschlossen – neu komponieren. Als Alternative<br />

können Sie eine Aufnahme aus Ihrer<br />

Aufnahmeposition machen, <strong>Vorschau</strong>bild und<br />

Histogramm überprüfen, dann eine negative oder<br />

positive Belichtungskorrektur vornehmen und erneut<br />

belichten.<br />

Wenn Sie schlussendlich wollen, dass Rahmen und<br />

dahinterliegende Szene fokussiert sind, wählen Sie<br />

eine kleine Blende, wie beispielsweise f/13, und<br />

fokussieren Sie hyperfokal, um die Tiefenschärfe zu<br />

maximieren. Als Option dazu können Sie auch eine<br />

große Blende, wie zum Beispiel f/4 einstellen, die<br />

Szene hinter dem Rahmen fokussieren, so dass die<br />

Tiefenschärfe verringert wird, der Rahmen selbst aus<br />

dem Fokus fällt, und alle Aufmerksamkeit auf Ihr<br />

Hauptobjekt gelenkt wird.<br />

LEE FROST<br />

LEE FROST<br />

Weitwinkel<br />

Weitwinkel oder Tele?<br />

Den Effekt, den der Rahmen auf die Komposition<br />

hat, hängt teilweise auch von der Wahl des<br />

Objektivs ab. Weitwinkel-Objektive strecken<br />

die Perspektive, so dass die offenbare Distanz<br />

zwischen den Elementen einer Szene vergrößert<br />

wird. Wenn Sie sich in der Nähe eines<br />

natürlichen Rahmens befinden, können Sie ihn<br />

in das Bild mit aufnehmen und sich trotzdem<br />

noch einen klaren Blick auf die dahinterliegende<br />

Szene bewahren. Tele-Objektive haben<br />

den gegenteiligen Effekt – sie stauchen die<br />

Perspektive, so dass es aussieht, als würden die<br />

Elemente einer Szene nah beieinander liegen.<br />

Dieser Umstand macht sie weniger adäquat für<br />

Aufnahmen mit natürlichen Rahmen. Allerdings<br />

können sie auch manchmal praktisch sein.<br />

Wenn Sie zum Beispiel nicht in die Nähe eines<br />

wirkungsvollen Rahmens gelangen, wird es Sie<br />

freuen, dass die Szene jenseits des Rahmens<br />

etwas trennschärfer erscheint.<br />

1) Torbögen sind etwas, was wir auch zuvor schon<br />

oft gesehen haben, sie eignen sich jedoch trotzdem<br />

hervorragend, um einen Fokuspunkt zu umrahmen. Bei<br />

dieser Kirche wirken sie besonders gut, weil Details aus<br />

dem Rahmen das Objekt ergänzen.<br />

2) Denken Sie an die Symmetrie, wenn Sie Ausschau<br />

nach natürlichen Rahmen halten. Sie fällt immer positiv<br />

ins Auge. Auch schon das einfachste Arrangement kann<br />

Wirkung erzeugen, wie Sie hier sehen können.<br />

3) Einen natürlichen Rahmen zu benutzen, ist eine tolle<br />

Möglichkeit, den Vordergrund einer Szene interessanter<br />

zu gestalten. Während das Schloss den Fokuspunkt der<br />

Aufnahme bildet, sind es die dramatischen Dornen, die<br />

die Wirkung im Betrachter hervorrufen.<br />

4) Ihr Objekt muss den Rahmen nicht ausfüllen, um<br />

zu wirken – der zusätzliche Raum trägt hier in der Tat<br />

zum Rahmen bei und lenkt die Aufmerksamkeit auf die<br />

kleine Kapelle. Versuchen Sie, subtile aber grafische<br />

Formen in der Landschaft zu verwenden, wie zum<br />

Beispiel Wolken oder Hügel, um Ihre Komposition zu<br />

verbessern – einfach nur die Kirche in die Bildmitte zu<br />

setzen, würde nicht die gleiche Energie erzeugen, wie es<br />

hier der Fall ist. Denken Sie um die Ecke, und Sie werden<br />

anfangen, Rahmen an den unwahrscheinlichsten Stellen<br />

zu entdecken.<br />

5) Der dunkle Rahmen bildet hier einen<br />

beeindruckenden Kontrast zu der helleren Szene<br />

dahinter. Halten Sie nach unterschiedlichen Farben<br />

Ausschau, um Ihren Rahmen zu betonen und mehr<br />

Wirkung zu erzeugen.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

4<br />

LEE FROST


5<br />

IAN WOOLCOCK


84 Landschaften The Essential Guide to Outdoor Photography<br />

Interessante Vordergründe<br />

In folgendem Beitrag wird gezeigt, wie durch interessante Vordergründe<br />

eindrucksvolle Landschaftsbilder erzeugt werden können.<br />

DER BERÜHMTE KRIEGSFOTOGRAF ROBERT<br />

CAPA sagte einmal: „Ist ein Bild nicht gut genug, war<br />

der Fotograf nicht genügend nahe am Motiv.“ Er<br />

bezog sich dabei auf die dramatischen Aufnahmen<br />

von kriegerischen Auseinandersetzungen und auf die<br />

Notwendigkeit des Kriegsfotografen, sich ins<br />

Zentrum des Konflikts zu begeben. Diese Einstellung<br />

hat Capa leider das Leben gekostet. Diese Regel gilt<br />

aber auch für die Landschaftsfotografie. Soll auf<br />

einem Bild die Ausdruckskraft eines großartigen<br />

Motivs möglichst treu wiedergegeben werden, sollte<br />

dieses aus der Nähe aufgenommen werden. Der<br />

Vordergrund ist dabei eines der wichtigsten Elemente<br />

für eine dynamische Bildkomposition.<br />

Interessante Vordergründe sind aus verschiedenen<br />

Gründen nützlich für ausgewogene Aufnahmen. Die<br />

Betonung des Vordergrundes gibt den Bildern einen<br />

Ausdruck von Tiefe. Erstens hängt das an der<br />

Perspektive. Aufnahmegegenstände direkt vor der<br />

Kamera erscheinen auf dem Bild viel größer als<br />

weiter entfernte Bildelemente. Unser Gehirn<br />

assoziiert die kleineren Bildelemente mit Tiefe,<br />

sodass wir einen dreidimensionalen Endruck des<br />

Bildes bekommen.<br />

Zweitens bietet der Vordergrund einen<br />

hervorragenden Blickeingang in die Bildgestaltung.<br />

Der Blick wird dadurch automatisch und ganz<br />

natürlich durch das Bild zum fokussierten Punkt im<br />

Hintergrund geführt. Eine erfolgreiche<br />

Bildkomposition braucht einen Köder, um die<br />

Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zu ziehen.<br />

Bei Landschaftsbildern befindet sich der beste<br />

Blickfang im Vordergrund.<br />

Drittens enthält der Vordergrund die meiste<br />

Information des Motivs, ist der Fotograf nahe genug,<br />

kann er auch feine Details ohne den Einfluss von<br />

Nebel und Dunst aufnehmen, was bei weiter<br />

entfernten Aufnahmegegenständen nicht möglich ist.<br />

Weitwinkelobjektive ermöglichen es, am nächsten an<br />

die Aufnahmegegenstände heranzukommen und<br />

Bildelemente im Vordergrund in die Komposition<br />

aufzunehmen. Weitwinkelobjektive „strecken“ die<br />

Perspektive und holen die Aufnahmegegenstände im<br />

Vordergrund nahe heran. Alles andere auf dem Bild<br />

scheint dabei in den Hintergrund zu treten. Je tiefer<br />

der Blickwinkel, desto stärker dominiert der<br />

Vordergrund das Bild. Objektive mit einer Brennweite<br />

von 16 bis 18 Millimetern (24 bis 28 Millimeter bei<br />

Vollformatsensoren) sind eine relativ sichere<br />

Investition für Einsteiger, da diese über eine<br />

ausreichende Brennweite verfügen, um möglichst<br />

viele Details im Vordergrund zu betonen, ohne sich<br />

aber auf den Vordergrund zu beschränken. Sobald<br />

das Wissen und das Selbstvertrauen des Fotografen<br />

größer wird, können fantastische Bilder mit<br />

Ultraweitwinkel-Objektiven mit einer Brennweite von<br />

10 bis 15 Millimetern (15 bis 20 Millimeter im<br />

Vollformat) aufgenommen werden. Dabei muss man<br />

aber wirklich ganz nah ans Motiv heran, sonst wird<br />

dieses durch den Effekt des Objektivs auf dem Bild<br />

weit nach hinten gedrückt.<br />

Teleobjektive sind in dieser Beziehung weniger<br />

dynamisch, da sich die Bildelemente im Vordergrund<br />

logischerweise weiter weg befinden. Durch die<br />

Perspektiveverkürzung werden die Bildelemente<br />

„zusammengedrückt“. Dadurch entsteht natürlich<br />

nicht der selbe dreidimensionale Tiefeneffekt wie bei<br />

Weitwinkel-Objektiven. Dominiert ein einzelner<br />

Aufnahmegegenstand das Motiv, kann der<br />

Tiefeneffekt auch mit Teleobjektiven erreicht werden.<br />

Welche Motive dienen als interessante<br />

Vordergründe? Fast alles: Felsen, Flüsse, Wände,<br />

Tore, Zäune, Bäume, ankernde Schiffe, Sandrippel,<br />

Spiegelungen, Menschen ... Motive und<br />

Bildelemente mit einer natürlichen Linienführung<br />

dienen diesem Zweck am besten, da sie den Blick<br />

des Betrachters über das Motiv führen. Eine vertikale<br />

Linienführung funktioniert gut, diagonale Linien von<br />

unten links nach oben rechts funktionieren noch<br />

besser. Linien, die sich im Horizont verlieren, wie<br />

Eisenbahnlinien oder gerade Straßen sind die besten<br />

Beispiele dafür. Um das beste aus vertikalen und<br />

stürzenden Linien herauszuholen, sollte das Bild im<br />

Porträt-Format mit gedrehter Kamera aufgenommen<br />

werden. Eine diagonale Linienführung eignet sich<br />

besser für Landschaftsbilder, da sie einen längeren<br />

Bildbereich durchqueren und somit die<br />

Aufmerksamkeit länger auf sich ziehen.<br />

1 2<br />

ADAM BURTON<br />

3<br />

LEE FROST LEE FROST<br />

1) Verwenden Sie ein Weitwinkelobjektiv, um die<br />

Perspektive zu „strecken“. Wählen Sie einen tiefen<br />

Bildwinkel, um den Vordergrund zu betonen.<br />

2) Wählen Sie Motive mit einer diagonalen<br />

Linienführung von unten links nach oben rechts, wie<br />

die Schiffe auf dem Bild, da diese den Betrachter ins<br />

Bild „ziehen“.<br />

3) Versuchen Sie den Vordergrund nicht nur<br />

als Dekoration des Hintergrundes zu benutzen.<br />

Suchen Sie dazu Aufnahmesituationen, bei denen<br />

der Vordergrund als Hauptmotiv dient und der<br />

Hintergrund einfacher gestaltet ist.<br />

4) Gehen Sie nicht ohne eine Auswahl an Graufiltern<br />

aus dem Haus. Dadurch sind Sie sicher, dass<br />

der Vordergrund auch richtig belichtet wird. Bei<br />

Aufnahmesituationen mit wenig Licht, wie zum<br />

Beispiel bei Sonnenuntergängen, ist es einfach,<br />

den Vordergrund dunkel und abwechslungsreich zu<br />

gestalten.<br />

5) Die meisten Motive, die zur Bildkomposition<br />

passen, können als interessante Vordergründe<br />

dienen. Halten Sie Ausschau nach originellen und<br />

ungewöhnlichen Objekten und Bildelementen wie<br />

Treibholz, Muscheln oder Buhnen.<br />

6) Felsen sind die beliebtesten Motive. In einer<br />

Küstenlandschaft und sind sie besonders wirksam als<br />

Linienführung. Landestege und Dämme haben den<br />

zusätzlichen Vorteil von einführenden, stürzenden<br />

Vertikallinien.


6<br />

LEE FROST<br />

4 5<br />

ROSS HODDINOTT<br />

LEE FROST<br />

Die Tiefenschärfe optimieren<br />

Ein fantastischer aber unscharfer Vordergrund<br />

bringt nichts. Es braucht genügend Tiefenschärfe,<br />

um eine ausreichende Schärfe von vorne nach<br />

hinten zu erreichen. Als Grundregel gilt Folgendes:<br />

Benutzen Sie eine Kamera mit einer Brennweite<br />

zwischen 16 und 18 Millimeter, fokussieren<br />

Sie einen Bereich, der 1,5 Meter von der<br />

Kamera entfernt ist und schalten dann auf f/11.<br />

Somit sind alle Aufnahmegegenstände in einer<br />

Entfernung über 75 Zentimetern scharf gestellt.<br />

Bei weiteren Brennweiten im Bereich von 10 bis<br />

15 Zentimetern fokussieren Sie einen Punkt in<br />

einer Entfernung von einem Meter und schalten<br />

auf f/11. Dadurch werden alle Bildelemente<br />

ab einem Abstand von 50 Zentimetern scharf.<br />

Bei digitalen Spiegelreflexkameras mit einem<br />

Vollformatsensor und einer Brennweite zwischen<br />

24 und 28 Millimetern schalten Sie auf f/16 und<br />

die Tiefenschärfe verläuft ab einer Entfernung von<br />

75 Zentimetern bis in den Horizont. Bei weiteren<br />

Objektiven im Bereich von 16 bis 20 Zentimetern<br />

fokussieren Sie einen Punkt in in einer Entfernung<br />

von einem Meter und schalten auf f/16. Dadurch<br />

erhalten Sie eine Tiefenschärfe ab 50 Zentimetern.<br />

Grundsätzlich sollten Weitwinkel-Objektive auf<br />

nahe Aufnahmegegenstände fokussiert werden.<br />

Fokussieren Sie ein weiter entferntes Bildelement,<br />

wird die Aufnahme weniger scharf.


86 Landschaftsfotografie DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Wie erreicht man eine maximale Tiefenschärfe?<br />

Bei Landschaftsbilder n mit einem<br />

interessanten Vordergrund ist es<br />

manchmal schwierig, eine optimale<br />

Tiefenschärfe zu erreichen. Ross<br />

Hoddinott zeigt, wie’ s geht …<br />

Ross Hoddinott WENN MAN EIN<br />

FOTO- ODER Countrymagazin<br />

durchblättert, sieht man, dass die meisten<br />

hervorragenden Landschaftsbilder einen<br />

interessanten Vordergrund enthalten. Er hilft dabei,<br />

das Interesse des Betrachters auf das Motiv zu lenken.<br />

Passend zum Motiv können als Vordergrund<br />

unterschiedliche Objekte wie Felsen, eine Steinmauer,<br />

ein gewundener Pfad, farbige Spiegelungen oder<br />

Schilf gewählt werden. Im Frühling und Sommer<br />

eignen sich Blumen besonders gut für einen<br />

interessanten Vordergrund. Blumen helfen nicht nur<br />

dabei, den Blickwinkel des Betrachters zu erweitern,<br />

sondern verleihen dem Bild auch ein paar<br />

willkommene Farbtupfer. Im Frühling an der Küste<br />

findet man zum Beispiel besonders reizvolle Nelken.<br />

Manchmal sind ganze Felskuppen von farbigen<br />

Nelken besetzt. Diese eignen sich als Vordergrund für<br />

Sandbuchten oder zerklüftete Küstenlinien.<br />

Bei Bildern mit Vordergrundinteresse ist eine<br />

maximale Tiefenschärfe angebracht, um alle<br />

Bildelemente von vorne nach hinten scharf zu<br />

bekommen. Dazu wählt man am besten eine<br />

Blendenstufe im Bereich f/16 oder größer. Wird eine<br />

kleinere Blendenstufe gewählt, macht die Wirkung<br />

der Lichtbeugung den Bildkontrast zu weich. Der<br />

Fokuspunkt muss sorgfältig gewählt werden. Die<br />

Tiefenschärfe beginnt etwa einen Drittel des<br />

Bildausschnitts vor dem Fokuspunkt und endet zwei<br />

Drittel hinter dem Fokuspunkt. Fokussiert man einen<br />

Punkt zu weit hinten im Bildausschnitt, kann die<br />

Tiefenschärfe nicht optimal genutzt werden. Eine<br />

Faustregel zur Maximierung der Tiefenschärfe besteht<br />

also darin, einen Drittel in den Bildausschnitt hinein<br />

zu fokussieren. Profifotografen fokussieren meist die<br />

hyperfokale Entfernung (siehe Tabelle). Die<br />

Berechnung sieht vielleicht etwas schwierig aus, ist<br />

sie aber nicht.<br />

Um den Bildern einen dreidimensionalen Ausdruck<br />

zu verleihen, kann ein Ultraweitwinkelobjektiv im<br />

Bereich von 17 bis 24 Millimetern gewählt werden,<br />

um nahe an den Vordergrund heranzukommen.<br />

Dadurch werden Objekte im Vordergrund vergrößert<br />

und die Perspektive „gestreckt“. Das Resultat sind<br />

meist erstaunlich eindrucksvolle Bilder.<br />

Die hyperfokale Distanz<br />

Der gesamte mit akzeptabler Unschärfe<br />

abgebildete Bereich einer Aufnahme, der<br />

Tiefenschärfe-Bereich, reicht bei allen gegebenen<br />

Blendeneinstellungen annähernd von der halben<br />

hyperfokalen Entfernung bis ins Unendliche. Es ist<br />

daher entscheidend, diese Distanz zu fokussieren,<br />

um eine maximale Tiefenschärfe zu erreichen.<br />

Die Berechnung der hyperfokalen Entfernung<br />

ist nicht so schwierig, wie es vielleicht aussieht.<br />

Beim Einsatz von Festbrennweiten-Objektiven<br />

mit guten Distanz- und Tiefenschärfe-Skalen<br />

muss die Unendlichkeitsmarke an den gewählten<br />

Blendwert angepasst werden. Manche modernen<br />

Objektive, vor allem Zoomobjektive werden mit den<br />

APS-C-Sensoren<br />

Eine interessante Aussicht: Bilder ohne<br />

1Vordergrundinteresse können flach und langweilig<br />

wirken. Auch das schönste Aussichtsbild ohne<br />

Vordergrundinteresse zur Vervollständigung der<br />

Aufnahme ist nichts weiter als ein Schnappschuss.<br />

Ästhetische Elemente im Vordergrund ziehen den Blick<br />

des Betrachters ins Bild.<br />

entsprechenden Skalen geliefert. Die Fotografen<br />

müssen die hyperfokale Distanz also selbst<br />

berechnen. Hilfreich dabei sind Tiefenschärfe-<br />

Berechnungsprogramme und Tabellen mit<br />

hyperfokalen Distanzen, die vom Internet<br />

heruntergeladen werden können. www.dofmaster.<br />

com bietet sogar eine App für Smartphones.<br />

Im Folgenden zwei Tabellen mit den beliebtesten<br />

Brennweiten und verschiedenen Blendwerten<br />

für Vollformat- und APS-C-Sensoren. Diese<br />

Tabelle sollte am besten gemeinsam mit der<br />

Fotoausrüstung aufbewahrt werden, um sie bei der<br />

Bildkomposition und den Aufnahmen einsetzen zu<br />

können.<br />

Blende 12mm 15mm 17mm 20mm 24mm 28mm 35mm 50mm<br />

f/8 3.2ft 5ft 6.4ft 8.9ft 12.6ft 17ft 27ft 55ft<br />

f/11 2.3ft 3.5ft 4.5ft 6.2ft 9ft 12ft 19ft 39ft<br />

f/16 1.7ft 2.5ft 3.3ft 4.4ft 6.4ft 8.6ft 14.5ft 27ft<br />

f/22 1.2ft 0.9ft 2.3ft 3.2ft 4.5ft 6ft 9.5ft 19.2ft<br />

Vollbildsensoren<br />

Blende 16mm 20mm 24mm 28mm 35mm 50mm<br />

f/11 2.6ft 3.9ft 5.8ft 7.8ft 12ft 25ft<br />

f/22 1.4ft 2ft 2.9ft 3.9ft 6ft 12.5ft<br />

Den Standpunkt verändern: Manchmal können ein<br />

2paar Meter Abstand einen riesigen Unterschied auf<br />

das Resultat einer Aufnahme machen. Mit ein paar<br />

blühenden Nelken im Vordergrund bekommt das Bild<br />

mehr Tiefe und wird interessanter. Trotzdem wurde der<br />

Himmel hier überbelichtet, es sollte also ein Filter oder<br />

eine Belichtungsvermischung eingesetzt werden.<br />

Die Belichtung einstellen: Es wurden sowohl der<br />

3Himmel als auch die Nelken im Vordergrund<br />

gemessen. Der Unterschied beträgt etwa vier<br />

Lichtwertstufen. Das menschliche Auge nimmt den<br />

Himmel heller war als das Land, daher sollte das Licht<br />

nicht vollständig ausgeglichen werden. Zur<br />

Aufzeichnung von Detailschärfe wurde ein<br />

0,6-Graufilter (zwei Lichtwertstufen) eingesetzt.<br />

Die Bildkomposition perfektionieren: Sobald die<br />

4richtige Belichtung erreicht wird, geht es darum,<br />

die Bildkomposition zu fokussieren. Um den<br />

Vordergrund zu betonen und dadurch mehr<br />

Tiefenschärfe zu schaffen, ist ein tiefer, naher<br />

Blickwinkel mit einer kurzen Brennweite zu empfehlen.<br />

In dieser Aufnahme wurde ein 17 bis 35<br />

Millimeter-Zoom-Objektiv verwendet. Manche der<br />

Blumen im Vordergrund sind wegen falschem<br />

Fokussieren unscharf herausgekommen.<br />

Die hyperfokale Distanz berechnen:<br />

5Um den gesamten Bildausschnitt vom Vordergrund<br />

bis ins Unendliche akzeptabel scharf zu stellen, sollte<br />

die hyperfokale Distanz fokussiert werden. Die Tabelle<br />

gibt Auskunft: Bei einer Brennweite von 17 Millimeter<br />

und einem Blendwert von f/16 liegt die hyperfokale<br />

Distanz bei über 60 Zentimetern. Der Fokuspunkt<br />

wurde manuell auf diesen Punkt eingestellt und das<br />

Bild nochmals aufgenommen. Bei diesem Bild wurde<br />

eine Tiefenschärfe von vorne nach hinten erreicht.


Das fertige Bild<br />

Es wurde eine vertikale Bildkomposition gewählt, da<br />

das Porträtformat Vordergrundobjekte besser betont.<br />

Die Nelken schaffen einen logischen Blickfang. Der<br />

Vordergrund sollte das Bild nicht dominieren,<br />

sondern die Bildkomposition ausgeglichen<br />

vervollständigen und Tiefe schaffen, was hier gut<br />

gelungen ist.


88 Landschaftsfotografie DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Landschaftsaufnahmen bei Tageslicht<br />

Tageslicht ist für Fotografen die bequemste und beweglichste Lichtquelle. Folgender Beitrag<br />

behandelt die verschiedenen Formen von Tageslicht, die Faktoren die es beeinflussen und<br />

wie es am besten für eindrucksvolle Landschaftsbilder eingesetzt werden kann.<br />

LICHT IST DAS GRUNDELEMENT einer<br />

fotografischen Aufnahme. Licht kann in<br />

verschiedenen Formen auftreten: weich oder hart,<br />

stark oder schwach, warm oder kalt. Jede dieser<br />

Eigenschaften hat eine entscheidende Wirkung auf<br />

die Stimmung und den Charakter des<br />

Landschaftsbildes und auf den Erfolg der Aufnahme<br />

im Allgemeinen. Die Tageszeit und die<br />

Wetterbedingungen sind die beiden Hauptfaktoren,<br />

die die Qualität des Tageslichtes beeinflussen. An<br />

manchen Tagen verändern sich die Lichtverhältnisse<br />

jede Minute. Das kann je nach Situation beim<br />

<strong>Fotografie</strong>ren helfen oder zu einem Alptraum werden.<br />

Tageslicht ist, wenn alles planmäßig verläuft, die beste<br />

aller Lichtquellen. Wenn man aber mitten in der<br />

Nacht aufsteht und drei Stunden fährt, um noch vor<br />

Sonnenaufgang am Aufnahmeort anzukommen und<br />

dort von einer dicken Regenwolke begrüßt wird, kann<br />

das schon etwas frustrierend sein.<br />

Eine gute Vorbereitung<br />

Eine gute Planung ist das beste Erfolgsrezept und wird<br />

dank Internet immer einfacher. Die Wetterprognosen<br />

können bei der Planung schon Tage vorher beigezogen<br />

werden. Auch über die genaue Uhrzeit von<br />

Sonnenauf- und -untergängen und den Gezeiten<br />

sollten man sich vor einer Fahrt an die Küste<br />

informieren. Je besser man sich vorbereitet, desto<br />

größer die Chance zur richtigen Zeit am richtigen Ort<br />

fantastische Lichtbedingungen auszunutzen. Aber<br />

auch wenn die Dinge nicht nach Plan verlaufen,<br />

können unerwartete Wetterveränderungen<br />

spektakuläre Lichtbedingungen hervorbringen, die für<br />

reizvolle Überraschungen sorgen können. Es ist nicht<br />

nur Glücksache, dass Top-Fotografen regelmäßig<br />

wunderschöne Landschaftsbilder hervorbringen,<br />

sondern eine Frage der Erfahrung und Geduld auf der<br />

Jagd nach dem richtigen Licht.<br />

Lernt man, wie man aus unvorhergesehenen<br />

Aufnahmesituationen das beste herausholt, kann<br />

man auch die Motive passend zu den herrschenden<br />

Lichtverhältnissen wählen. Das flache Licht an<br />

wolkenbedeckten Tagen ergibt zum Beispiel keine<br />

großartigen Weitwinkelaufnahmen, ist aber ideal für<br />

Details in Landschaftsbildern. Bei bedeckten<br />

Wetterbedingungen besteht auch die Möglichkeit die<br />

Aufnahmen in Schwarz-Weiß-Bilder zu verwandeln,<br />

wobei die Lichtqualität nicht bestimmend ist. Es<br />

können auch andere <strong>Fotografie</strong>-Techniken eingesetzt<br />

werden. Bei Küstenaufnahmen mit düsteren<br />

Wetterbedingungen können durch den Einsatz eines<br />

zehnstufigen Graufilters die Wasserbewegungen im<br />

Meer und der Kontrast mit statischen Elementen wie<br />

Felsen, Wellenbrechern und Landestegen abgestimmt<br />

werden. Dadurch können wunderschöne,<br />

stimmungsvolle Bilder erzielt werden.<br />

Die richtige Richtung<br />

Die Richtung der Lichtstrahlen und der<br />

Aufnahmewinkel können die Stimmung und den<br />

Eindruck einer Aufnahme stark verändern. Eine<br />

frontale Beleuchtung, bei der sich die Sonne im<br />

Rücken des Fotografen befindet, gibt den Aufnahmen<br />

einen netten Ausdruck, ist fotografisch betrachtet aber<br />

nicht die glücklichste Aufnahmesituation, da die<br />

Schatten nach hinten fallen und der Landschaft einen<br />

eher flachen Ausdruck verleihen. Kurz nach dem<br />

Sonnenaufgang oder kurz vor dem Sonnenuntergang<br />

steht die Sonne tief im Himmel und taucht die<br />

Landschaft in ein goldenes Licht. Die fehlende Tiefe<br />

wird durch dieses fantastische Licht gutgemacht. Der<br />

Die wichtigsten Lichtfilter<br />

Graufilter: Graufilter helfen dem Fotografen<br />

dabei, den Himmel und den Vordergrund<br />

auszugleichen und erzielen eine perfekte<br />

Belichtung. Ohne Graufilter erreicht man oft<br />

Aufnahmen mit einem richtig belichteten Himmel<br />

und einem unterbelichteten Vordergrund oder<br />

einen richtig belichteten Vordergrund mit einem<br />

ausgewaschenen Himmel. Dieser ungewollte<br />

Effekt wird zum Beispiel bei Aufnahmen in der<br />

Morgen- oder Abenddämmerung, wenn der<br />

Kontrast zwischen Himmel und Erde am größten<br />

ist, erreicht. In der Morgen- und Abenddämmerung<br />

empfiehlt sich deshalb ein 0,9 Graufilter (drei<br />

Lichtwertstufen) und während dem Tag ein 0,6<br />

Graufilter (zwei Lichtwertstufen).<br />

Polfilter: Auch Polfilter sind nützlich für<br />

Landschaftsaufnahmen an sonnigen Tagen. Sie<br />

verdunkeln den blauen Himmel, unterdrücken<br />

Blend- und Reflexlichter und verstärken die Farben<br />

und den Kontrast. An trüben Herbsttagen werden<br />

dadurch die Farben der Bäume hervorgehoben.<br />

Fotograf muss dabei aufpassen, dass der eigene<br />

Schatten nicht im Bildausschitt erscheint.<br />

Aufnahmen von der Seite mit der Sonne in einem<br />

90-Grad-Winkel zur Kamera sind hier die beste<br />

Möglichkeit, um die Schatten in die Bildkomposition<br />

aufzunehmen und dadurch Textur und Detail und eine<br />

verstärkte Tiefenschärfe hervorzubringen. Die beste<br />

Tageszeit ist wie gesagt dann, wenn die Sonne am<br />

tiefsten steht, weil die Schatten zu diesem Zeitpunkt<br />

am längsten und schwächsten sind. Eine weitere<br />

Möglichkeit besteht darin, direkt gegen das Licht<br />

aufzunehmen. Dabei entstehen sogenannte<br />

Gegenlichtaufnahmen. Aufnahmen von Sonnenaufund<br />

-untergängen werden meist gegen das Licht<br />

aufgenommen, weil sich die schönsten, farbigen<br />

Bereiche des Himmels in der Nähe der Sonne<br />

befinden. Auch wenn die Sonne höher steht, können<br />

noch eindrückliche Gegenlichtaufnahmen gemacht<br />

werden, es muss nur das richtige Motiv gewählt<br />

werden. Aussichten auf die Küste oder andere Motive<br />

mit Wasser eignen sich besonders für<br />

Gegenlichtaufnahmen. Im Winter reflektieren Schnee,<br />

Eis und Frost das Sonnenlicht. Auch bei Aufnahmen<br />

durch den Nebel können wunderschöne,<br />

stimmungsvolle Bilder geschaffen werden.<br />

Natürliches Tageslicht kann wie alle Kräfte der Natur<br />

unmöglich vollständig kontrolliert werden. Es kann<br />

aber durch Planung, Geduld, Erfahrung und Ausdauer<br />

beherrscht werden. Dadurch wird man zu einem<br />

guten Fotografen.<br />

ALL IMAGES: LEE FROST


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Landschaftsfotografie 89<br />

Fantastisches Licht<br />

Sogar an den trübsten Tagen des<br />

Jahres können durch die richtige<br />

Technik hervorragende<br />

Landschaftsbilder erzielt werden.


90 Landschaften The Essential Guide to Outdoor Photography 2nd Edition<br />

Die Tageszeit<br />

Von Moment des ersten bis zum Moment des letzten Tageslichts, durchläuft<br />

das Licht eine Vielzahl wunderschöner Verwandlungen ,und es wirkt sich<br />

dabei sehr unterschiedlich auf Ihre <strong>Fotografie</strong> aus...<br />

Vor der Dämmerung: Das erste Licht taucht<br />

normalerweise 30 bis 40 Minuten vor Sonnenaufgang<br />

auf. Suchen Sie am besten eine Stunde, bevor die<br />

Sonne aufgegangen ist, nach einem Standpunkt, bauen<br />

Sie Ihre Ausrüstung auf und fangen Sie an<br />

aufzunehmen, sobald die ersten Farben sichtbar<br />

werden. Jedes Licht in der Landschaft wird<br />

normalerweise vom Himmel reflektiert, ist daher weich<br />

und schattenlos, und erzeugt eine starke, kühle<br />

Szenerie, die einen sehr schönen Kontrast zu dem<br />

warmen Glanz über dem östlichen Horizont.<br />

Wasser, feuchter Sand und nasse Felsen nehmen die<br />

Farben des Himmels auf, weswegen die Zeit vor der<br />

Dämmerung optimal ist, um Küsten- oder Seeblicke zu<br />

fotografieren. Im Idealfall stehen ein paar gebrochene<br />

Wolken am Himmel, die für ein bisschen mehr Farbe<br />

sorgen, doch auch klare Morgen können hochproduktiv<br />

sein. Die Lichtverhältnisse sind schwach, rechnen Sie<br />

also mit langen Belichtungen. Der Kontrast zwischen<br />

Himmel und Erde ist aufgrund des Mangels an direktem<br />

Licht sehr stark, benutzen Sie daher einen<br />

Grauverlaufsfilter und stellen Sie ihn so ein, dass Details<br />

und Himmelfarben beibehalten werden.<br />

Sonnenaufgang: Sobald die Sonne über den<br />

Horizont schielt, wird der Himmel jegliche Farbe<br />

verloren haben. An klaren Morgen wird die Sonne<br />

blenden, sobald sie aufgegangen ist. Sie werden<br />

trotzdem für ein paar Minuten die Möglichkeit<br />

haben, ihr entgegen aufzunehmen, da das Meer<br />

und der feuchte Sand das Licht reflektieren, und der<br />

Kontrast somit leicht zu handhaben ist.<br />

Gegenstände wie zum Beispiel Piers, Schlösser und<br />

Leuchttürme können auch als Silhouette<br />

festgehalten werden. Im Inland wird der Kontrast<br />

schon zu stark sein, sobald die Sonne an einem<br />

klaren Himmel aufgegangen ist. Wenn dem so ist,<br />

halten Sie das goldene Licht in der Landschaft fest.<br />

Im Idealfall scheint die Sonne seitlich auf Ihre<br />

Szene, so dass Sie lange, sich neigende Schatten in<br />

Ihr Bild aufnehmen und somit Tiefe hinzufügen, und<br />

die Strukturen offenlegen können. Das Licht bei<br />

Sonnenaufgang ist warm. Die Strahlen durchqueren<br />

die Atmosphäre in einem flachen Winkel, das Licht<br />

ist stark gestreut und viele Wellenlängen am blauen<br />

Ende des Farbspektrums werden herausgefiltert.<br />

Früher Morgen: Sobald die Sonne aufegangen ist,<br />

haben Sie ein paar Minuten, um das Licht auf seinem<br />

Zenit festzuhalten, bevor es an Wärme verliert. Den<br />

Sommer über ist das Tageslicht zwei Stunden nach<br />

dem Sonnenaufgang neutral und seine Farbtemperatur<br />

bleibt für die nächsten zwölf Stunden konstant. In<br />

Frühling und Herbst wird das Liicht ab 8 Uhr morgens<br />

keine Wärme mehr enthalten und die Farbtemperatur<br />

bleibt erst ab 16 Uhr konstant. Im Winter jedoch wird<br />

die Farbtemperatur kaum 5.500 K erreichen, nicht mal<br />

um die Mittagszeit, weil der Winkel zwischen Sonne<br />

und Erde den ganzen Tag über sehr spitz ist.<br />

Die ersten beiden Stunden nach dem Sonnenaufgang<br />

sind die besten, um Landschaften zu fotografieren, da<br />

die Intensität des Lichts ziemlich gering ist, und lange<br />

Schatten für Tiefe und Schnitt sorgen. Ein Polarisator<br />

kann effektiv sein, wenn die Sonne tief am Himmel und<br />

in einem 90 Grad-Winkel zur Kamera steht.<br />

Die Mittagsstunden: Sobald die Sonne mehr als<br />

zwei Stunden am Himmel steht, beginnt die Qualität<br />

des Lichts bei klarem, sonnigem Wetter abzufallen.<br />

Je höher die Sonne steigt, desto härter und intensiver<br />

wird das Licht und desto kürzer und dichter werden<br />

die Schatten. Um 9 Uhr morgens steht die Sonne im<br />

Sommer im Zenit – Ihrem höchsten Punkt – und<br />

bleibt dort bis mindestens 16 Uhr am Mittag. Die<br />

Landschaft sieht flach aus, der Kontrast ist hoch und<br />

das Licht ist unattraktiv. Urbane Landschaften<br />

passen besser zu starkem Licht: nehmen Sie<br />

moderne Architektur auf, indem Sie einen Polarisator<br />

verwenden, um den Himmel zu vertiefen, und halten<br />

Sie Ausschau nach abstrakten und bunten Details.<br />

Auf dem Land können Sie beispielsweise Bäume aus<br />

einem tiefen Winkel gegen den Himmel<br />

fotografieren, und Reflektionen im Wasser suchen.<br />

Infrarot-<strong>Fotografie</strong> funktioniert gut bei hartem Licht,<br />

vor allem in Frühling und Sommer, wenn das Laub<br />

überall üppig ist.<br />

Später Nachmittag: Sobald die Sonne Ihren<br />

langsamen Untergang beginnt und das Licht wieder<br />

wärmer wird, verringert sich auch seine Intensität<br />

und die Schatten werden wieder länger und<br />

schwächer. Form und Charakter kehren in die<br />

Landschaft zurück, und je länger Sie warten, desto<br />

besser wird es. Am Morgen fällt das Licht auf eine<br />

kalte Erde, am Nachmittag jedoch hat sich die Erde<br />

aufgewärmt und die Schatten wirken nicht mehr<br />

kühl, sondern neutral. Auch die Atmosphäre ist am<br />

Nachmittag dichter, so dass das Licht röter<br />

erscheint, als noch zu Beginn des Tages. Die Stunde<br />

vor Sonnenuntergang wird dank der reichhaltigen<br />

Lichtverhältnisse häufig als „goldene Stunde“<br />

bezeichnet. Lange Schatten legen die Strukturen<br />

und Schnitte offen, geben Ihren Bildern somit Tiefe<br />

und da die Sonnen sinkt und nicht aufgeht, ist es<br />

einfacher vorherzusagen, wohin das Licht wandert,<br />

so dass Sie sich eine passenden Ort aussuchen<br />

können.


Sonnenuntergang: Wenn ein Sonnenuntergang<br />

wahrscheinlich ist, begeben Sie sich 45 Minuten<br />

vorher an den von Ihnen gewählten Ort, so dass Sie<br />

den besten Standpunkt wählen, aufbauen und eine<br />

Reihe von Bildern machen können, während die<br />

Sonnen versinkt. Halten Sie die in goldenem Licht<br />

gebadete Landschaft fest. Wenn die Szene relativ<br />

flach ist, wird das Licht seine Magie wortwörtlich bis<br />

zum Untergang der Sonne ausstrahlen, wogegen man<br />

sie in hügeligen Gegenden möglicherweise schon eine<br />

halbe Stunde früher verlieren kann. Wenn Sie gegen<br />

die Sonne aufnehmen, werden Sie alles zwischen<br />

Sonnen und Kamera als Silhouette festhalten. Dies ist<br />

eine gute Technik für Aufnahmen von Wasser, da der<br />

Glanz und die Farbe der Sonne im Himmel reflektiert<br />

werden, und so eine Kulisse für die Silhouetten von<br />

Booten, Inseln, Piers und so weiter bilden. Sollte<br />

Reflexlicht ein Problem darstellen, verstecken Sie die<br />

Sonne hinter einem Element der Szene, oder warten<br />

Sie, bis sie untergeht. Wenn Sie Details im<br />

Vordergrund aufnehmen möchten, verwenden Sie<br />

einen 0.9 Grauverlaufsfilter.<br />

Zwielicht: Sobald die Sonne hinter dem Horizont<br />

verschwindet, flaut auch das Lichtniveau schnell ab<br />

und das Licht in der Landschaft wird wieder vom<br />

Himmel reflektiert. Wenn Sie Glück haben,<br />

erwischen Sie einen Himmel mit lebendigem<br />

Nachglühen, welches von der Sonne erzeugt wird,<br />

indem sie die Wolken von hinter dem Horizont aus<br />

unterleuchtet. Auch das wird jedoch schnell<br />

vergehen. Sie werden merken, dass die Farben<br />

gedämpfter und das Licht weicher wird, bis die<br />

Schatten abklingen und das Licht letztlich ganz<br />

wegfällt. Gehen Sie an den Rand des Wassers, wo<br />

die Pastelltöne, die am Himmel zurückbleiben und<br />

in Seen und Flüssen reflektiert werden, absolut<br />

überwältigend aussehen. Oder aber Sie benutzen<br />

diese Farben als Hintergrund für Silhouetten. Lange<br />

Belichtungszeiten halten Bewegungen fest: das<br />

Wiegen der Bäume im Wind, die Wolkenbewegung<br />

am Himmel, die Lebhaftigkeit des Meeres oder das<br />

fließende Wasser in Bächen und Flüssen.<br />

<strong>Fotografie</strong>ren Sie, bis die Farben verblassen!<br />

Alles rosa<br />

Die Farben und Strukturen am<br />

Himmel können spektakulär sein,<br />

vor allem dann, wenn Sie den<br />

Moment erwischen, in dem die<br />

Sonne über dem Horizont aufoder<br />

hinter ihm untergeht.<br />

Mondlicht: Der Mond kann eine schöne,<br />

natürliche Lichtquelle sein. Winterliche Szenen<br />

funktionieren besonders gut, weil Schnee und Eis<br />

das Mondlicht reflektieren. Auch Küstenblicke<br />

wirken toll, wenn Sie das schimmernde, silberne<br />

Farbband festhalten, das der Mond auf die See legt.<br />

Indem Sie die Belichtung erhöhen, können Sie<br />

surreale Aufnahmen machen, die aussehen, als<br />

hätten Sie sie bei Tag gemacht. Sie werden normal<br />

aussehen, jedoch in einem ungewöhnlichen Licht.<br />

Sie können sogar versuchen, Sternspuren am<br />

Himmel aufzunehmen, die durch die Rotation der<br />

Erde hervorgerufen werden, während der<br />

Verschluss der Kamera geöffnet ist. Die<br />

Belichtungszeit wird bei schwachem Licht natürlich<br />

länger sein, verwenden Sie also für gute Bildqualität<br />

ein Stativ und wählen Sie einen geringen ISO-Wert<br />

– 400 oder darunter. Was auch immer Sie<br />

aufnehmen, solange der Mond nicht von Wolken<br />

bedeckt ist, verbannen Sie ihn aus Ihrem Rahmen,<br />

um zu verhindern, dass er lediglich als<br />

überbelichteter weißer Fleck aufgenommen wird!<br />

ALL IMAGES: LEE FROST GARY McPARLAND


92 Landschaften DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

<strong>Fotografie</strong>ren Sie eine Szene im Morgengrauen<br />

Laut Ross Hoddinott gibt es nichts besseres, als einen Sonnenaufgang, um außergewöhnliche Farben in seine Landschaften<br />

einfließen zu lassen...<br />

Ross Hoddinott ALS TEENAGER HÄTTE ich nie gedacht,<br />

dass ich diese Worte mal äußern würde, aber... die<br />

Morgendämmerung ist die beste Zeit des Tages. Das<br />

Licht ist rein, der Himmel ist wunderschön, und man hat<br />

die Welt oft ganz für sich. Verstehen Sie mich nicht falsch: ich liebe<br />

mein Bett. Doch wenn man erst mal aufgestanden ist, sind die<br />

generelle Aufregung und die Vorfreude auf das, was ich<br />

möglicherweise fotografieren werde, unschlagbar.<br />

Die besten Aufnahmen im Morgengrauen sind nur selten ein<br />

Ergebnis des Zufalls. Legen Sie sich daher einen Plan zu Recht!<br />

Berechnen Sie den Zeitpunkt und die Richtung des Sonnenaufgangs<br />

anhand der Jahreszeit, und wählen Sie den Ort dementsprechend.<br />

Auch die Wettervorhersage ist wichtig: Wenn Sie auf Licht und<br />

Farben hoffen und es wird eine Wolkendecke vorhergesagt, werden<br />

Sie sonst enttäuscht sein. Und wir haben es schon mal gesagt, und<br />

sagen es hier nochmal: Farben können sich schon bis zu einer<br />

Stunde vor Sonnenaufgang am Himmel aufbauen, nehmen Sie also<br />

genug Zeit mit. Überprüfen Sie Ihre Ausrüstung am Abend zuvor,<br />

stellen Sie sicher, dass die Filter sauber sind, alles an Ort und Stelle<br />

ist, und die Batterien vollständig aufgeladen sind. Packen Sie auch<br />

eine Taschenlampe ein. Zu guter letzt: Fangen Sie an, geradewegs<br />

aufzunehmen. Auch bei sehr schwachen Lichtverhältnissen, denn<br />

die Lichtaufnahmefunktion von Bildsensoren sind hervorragend. Die<br />

Belichtungszeit wird etwas länger sein, doch gerade dieser Umstand<br />

erzeugt häufig interessante Wolken- oder Wasserbewegungen. Sie<br />

werden von den Resultaten überrascht sein!<br />

Bereiten Sie sich vor: Planen Sie Ihre<br />

1Aufnahmen sorgfältig, um die<br />

Erfolgaussichten zu erhöhen. Studieren Sie die<br />

Position der Sonne, weil diese Sie in der<br />

Morgendämmerung an passende Standpunkte<br />

führt. Auch den Zeitpunkt des Sonnenaufgangs<br />

sollten Sie kennen, sowie die Gezeiten, falls Sie<br />

an die Küste fahren. Überprüfen Sie die<br />

Wettervorhersage. Diverse Homepages und<br />

Handy-Applikationen bieten hier ihre Hilfe an<br />

(eine der besten ist www.photoephemeris.com).<br />

Auf Seite 94 finden Sie weitere nützliche<br />

Homepages, die Sie bei ihrer Planung<br />

unterstützen.<br />

Reise: Nachdem Sie den Ort gewählt haben,<br />

2sollten Sie mindestens 30 Minuten vor<br />

Sonnenaufgang dort und bereit für die<br />

Aufnahmen sein. Planen Sie genug Zeit für die<br />

Fahrt, den Gang zu Ihrem Standpunkt und den<br />

Aufbau ein. Die besten Dämmerungsfarben und<br />

der morgendliche Glanz erscheinen oftmals<br />

schon lange vor dem Sonnenaufgang selbst.<br />

Geben Sie sich lieber zu viel Zeit, als zu wenig; Sie<br />

werden kaum im Auto sitzen und gerade an den<br />

entsprechenden Ort fahren wollen, während die<br />

Farben dabei sind, am Himmel zu erscheinen,<br />

und Sie somit die Hälfte Ihrer Aufnahmen<br />

verpassen.<br />

6.03am<br />

Überbelichteter Himmel: Als die Farben schon anfingen, sich am Himmel zu<br />

3formieren, komponierte ich meine Aufnahme. Um Schärfe von vorne nach hinten<br />

zu garantieren, wählte ich eine kleine Blende von f/16 und fokussierte die hyperfokale<br />

Distanz an. Im schwachen Licht des Morgengrauens ist ein Stativ unerlässlich, um<br />

scharfe Ergebnisse zu erhalten. Indem ich die Mehrzonen-Messung verwendete,<br />

schuf ich meinen ersten Rahmen. Der Vordergrund ist richtig belichtet, der hellere<br />

Himmel allerdings ist verwaschen und frei von Details.<br />

6.07am<br />

Grauverlaufsfilter: In der Morgendämmerung herrscht normalerweise ein starker<br />

4Kontrast zwischen dem Licht des Himmels und der Erde. Um nur mit der Kamera<br />

korrekt belichtete Ergebnisse hervorzubringen, könnten Sie zwei Rahmen schaffen –<br />

im ersten belichten Sie für die Erde, im zweiten für den Himmel – und sie in der<br />

Nachbearbeitung übereinander legen, oder einen Grauverlaufsfilter aufsetzen. Ich<br />

richtete den Filter mit Hilfe einer dreistufigen Dichte (0.9 ND) aus, um den Kontrast<br />

innerhalb des Kontrastumfangs der Kamera zu verringern.<br />

6.10am<br />

Der Glanz vor dem Morgengrauen: Das Licht vor der Morgendämmerung ist<br />

5weich, kühl und schattenlos, was einen guten Kontrast zu einem warmen,<br />

farbenfrohen Himmel bildet. Für die besten Farben, entscheiden sie sich für einen<br />

Standpunkt mit Blick nach Osten. Zwanzig Minuten vor Sonnenaufgang erreichen die<br />

Farben ihren Höhepunkt. Wasserszenen funktionieren sehr gut im Morgengrauen, da<br />

sie die Farben und das Licht des Himmels reflektieren. Da sich die Dichte des<br />

Himmels schnell ändert, können sich der Look und das Gefühl Ihrer Bilder von einem<br />

Rahmen zum nächsten stark unterscheiden.<br />

6.31am<br />

Sonnenaufgang: Minuten später ist die Dichte des Himmels schon zu stark und<br />

6nicht mehr kontrollierbar, da die Sonne schon am Horizont erscheint. Die besten<br />

Farben sind verschwunden und die Spitzlichter sind hell und ausgebrannt. Dank der<br />

tiefen Position der Sonne am Himmel ist das Liccht jedoch warm und gut. Sie sollten<br />

also noch nicht zusammenpacken und nach Hause fahren, sondern sich einen<br />

anderen Standpunkt aussuchen – zielen Sie weiter von der Sonnenposition weg! –<br />

und weiter fotografieren.


Lieblingsbild: 6 Uhr 10 morgens<br />

Da die besten Farben nur ein paar Minuten<br />

verweilen, gilt es, Aufnahmen zu machen, bis die<br />

Sonne aufgeht – wunderbare Bilder wie dieses<br />

sollten Ihnen mehr oder minder garantiert sein.


94 Landschaftsbilder DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Wetterbeobachtungen<br />

Wetterschwankungen wirken sich noch stärker auf die Lichtqualität<br />

aus als die Tageszeit. Um beeindruckende Bilder zu schießen,<br />

müssen Sie also immer auf die Witterung vorbereitet sein.<br />

ES GIBT KEIN SCHLECHTES WETTER, es gibt nur<br />

unpassende Kleidung. Wenn die Sonne nicht<br />

scheint und der Himmel nicht blau ist, sprechen wir<br />

oft von „schlechtem Wetter“. Für den Fotografen<br />

allerdings kann „schlechtes Wetter“ sogar gut sein.<br />

Schließlich bekommt er dadurch Lichtverhältnisse<br />

geliefert, die für Dramatik und Atmosphäre sorgen.<br />

Das sogenannte „gute Wetter“ ist wiederum gar<br />

nicht so vorteilhaft für die <strong>Fotografie</strong>. Das Licht ist<br />

dabei zumeist kühl und die Landschaft erinnert an<br />

aalglatte Urlaubspostkarten, was auf Dauer<br />

langweilig werden kann.<br />

Die Wolken haben einen drastischen Einfluss auf die<br />

Qualität des Tageslichts. Sie dämpfen und streuen<br />

es, wodurch seine Intensität sinkt, während die<br />

Kontraste nachlassen und die Schatten schwächer<br />

werden. Darüber hinaus sorgen die Wolken auch für<br />

einen ausdrucksstärkeren Himmel. Und mit dem<br />

Himmel kann ein Landschaftsfoto schließlich<br />

stehen oder fallen.<br />

Das wahrscheinlich noch uninteressanteste<br />

Schlechtwetter-Szenario für den<br />

Landschaftsfotografen sind Tage, an denen der<br />

Himmel mit einer monotonen grauen Wolkendecke<br />

überzogen ist. Dann erscheinen die Farben trübe<br />

und haben keine Leuchtkraft. Durch die fehlenden<br />

Schatten erscheint die Szene oft wenig plastisch<br />

und nicht besonders einladend. Ist der Himmel aber<br />

nur leicht bewölkt, dann ist das ideal, um die Details<br />

eines Landschaftsfotos hervorzuheben: die Muster<br />

und Strukturen der Felsen, die sanften Farben und<br />

geschmeidigen Formen von durchs Wasser<br />

geschliffenen Geröllblöcken und Kieselsteinen, die<br />

leuchtenden Farben der Blätter im Herbst oder einer<br />

Blumenwiese im Frühling. Im diffusen Licht wirken<br />

starke Farben intensiver, weil der hohe<br />

Sättigungsgrad nicht durch grelle Lichter gedämpft<br />

wird. Trübe Tage sind auch ideal für Aufnahmen von<br />

Wasserfällen mit langen Verschlusszeiten. Achten<br />

Sie nur darauf, den langweiligen Himmel aus dem<br />

Bild herauszuhalten. Dann sind tolle Resultate<br />

möglich.<br />

Äußerst fotogen sind auch weiße Wolken in ihren<br />

unterschiedlichsten Formen vor blauem Himmel.<br />

Mithilfe eines Polfilters, der die Blautöne abdunkelt,<br />

wirken sie noch prägnanter. Den besten Effekt<br />

erzielen Sie bei seitlichem Sonnenstand. Bei<br />

Landschaftsfotos können Wolkenmuster genau das<br />

gewisse Etwas sein, das aus einem guten Bild eine<br />

tolle Aufnahme macht. Am einfachsten sind sie<br />

beim <strong>Fotografie</strong>ren von einem erhöhten<br />

Aussichtspunkt aus zu erkennen.<br />

Die dramatischste Kulisse für<br />

Landschaftsaufnahmen ist der stürmische Himmel.<br />

Dabei ziehen bei starkem Windgang unheilvolle,<br />

dunkle Wolken aufgebracht übers Firmament.<br />

Zwischendurch strömt immer wieder Sonnenlicht<br />

durch die Wolkendecke und hellt die<br />

darunterliegende Landschaft auf. Solche<br />

Wetterbedingungen lassen sich nicht planen. Aber<br />

wenn es bei stürmischem Wetter nach draußen<br />

geht, besteht immer die Möglichkeit, dass sich so<br />

eine Szene ergibt. So etwas ist für den Fotografen<br />

ein echtes Glück.<br />

Wenn während des Sturms tatsächlich einmal die<br />

Sonne durchkommt, ist die Landschaft heller als der<br />

Himmel. Die normalen Verhältnisse sind dann auf<br />

den Kopf gestellt. In der Praxis heißt das: Es ist kein<br />

Graufverlaufsfilter nötig, weil die Kamera den<br />

Himmel nicht überbelichtet. Verlaufsfilter mit 0,6<br />

lohnen sich aber dennoch. Sie lassen den Himmel<br />

noch dramatischer erscheinen, als er es ohnehin<br />

schon ist.<br />

Ein weiteres interessantes Phänomen bei<br />

stürmischem Wetter sind Regenbogen am<br />

Himmelszelt. Diese Naturschauspiele entstehen,<br />

wenn die Sonne durch herabfallenden Regen<br />

scheint. Wenn die richtigen Bedingungen<br />

vorherrschen, kehren Sie also der Sonne den<br />

Rücken, um sich den vor Ihnen liegenden Himmel<br />

anzusehen. Damit die Farben so gut wie möglich zur<br />

Geltung kommen, empfehlen sich als Hintergrund<br />

dunkle Wolken. Außerdem ist es sinnvoll, sich mit<br />

einem Teleobjektiv auf einen Teil des Regenbogens<br />

zu konzentrieren. Eine Alternative wäre ein<br />

Weitwinkelobjektiv, um den gesamten Regenbogen<br />

in den Bildausschnitt zu bekommen.<br />

Ein weiteres interessantes Wetterphänomen ist der<br />

Nebel. Er reduziert die Landschaft auf weiche<br />

Formen und verschwommene Umrisse. Aus drei<br />

Dimensionen werden zwei. Bei der Luftperspektive<br />

werden zudem die Farbtöne mit wachsender<br />

Entfernung intensiviert. Das Licht ist gebrochen, es<br />

gibt keine Schatten, und feine Details verlieren sich.<br />

Die Landschaft wird vereinfacht abgebildet. Dieser<br />

Effekt lässt sich durch die Aufnahmetechnik noch<br />

verstärken.<br />

Teleobjektive verstärken die Wirkung von Nebel und<br />

Dunst, indem sie die Szene vergrößern und die Tiefe<br />

stauchen – genau das Richtige, um die<br />

überlappenden Umrisse von Hügeln und Bergen<br />

abzulichten. Oder einzelne Motive wie einen Baum<br />

oder einen Kirchturm festzuhalten, der in den<br />

düsteren Nebel ragt. Sollen Nebel oder Dunst in<br />

Online-Recherche<br />

Nutzen Sie das Internet, wenn Sie Landschaftsbilder<br />

geplant haben. Ob Sie nun schon früh am Morgen zum<br />

Sonnenaufgang nach draußen gehen oder eine Woche lang<br />

zur Fotosafari fahren: Holen Sie das Maximum aus dem<br />

Licht heraus. Hier sind einige Websites für die Favoriten<br />

Ihres Browsers:<br />

Wettervorhersage<br />

www.wetter.de<br />

www.wetter.info<br />

www.wetter24.de<br />

wetter.tagesschau.de<br />

Sonnenauf- und Untergangszeiten<br />

www.sonnenaufgang-sonnenuntergang.de<br />

Gezeiten<br />

www.bsh.de<br />

Aufnahmeplanung<br />

Ein noch besser ausgeklügeltes Tool ist die Software<br />

Photographer’s Ephemeris (www.photoephemeris.com).<br />

Das englischsprachige Programm wird als Gratis-Download<br />

sowohl für Mac als auch PC angeboten. Daneben gibt es<br />

auch eine gebührenpflichtige App fürs iPhone. Damit kann<br />

der Anwender nicht nur die Zeiten von Sonnenauf- und<br />

-untergang für jeden beliebigen Ort der Welt und an jedem<br />

Tag des Jahres bestimmen. Daneben verrät das Programm<br />

dem Nutzer auch den Winkel des Sonnenstandes. So lässt<br />

sich ermitteln, ob die Sonne zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

beispielsweise hinter eine Bergkette verschwindet. Auch die<br />

Zeiten des Mondauf- und -untergangs werden mitgeliefert.<br />

Unten links: Die Wolken stören die Szene nicht,<br />

sondern sind bei Küstenbildern das nötige Salz in der<br />

Suppe.<br />

Unten rechts: Dunst macht sich sehr gut in einfachen<br />

Szenen, die dadurch einen unwirklichen Touch<br />

bekommen.<br />

Rechts: Wenn Licht durch Sturmwolken dringt, kann<br />

das einen dramatischen Effekt erzeugen.<br />

Richtung Horizont verschoben werden, ist das<br />

Weitwinkelobjektiv das Mittel der Wahl. Damit ist<br />

die Schärfe in der Nähe der Kamera weit größer als<br />

in weiter entfernt liegenden Bereichen. Die Details<br />

im Vordergrund werden also genauer abgebildet,<br />

während weiter entfernte Elemente verblassen.<br />

Dichter Nebel ist schwer und feucht. Er schluckt die<br />

Farben und lässt die Welt grau aussehen. In diesem<br />

Fall kann es sinnvoll sein, das Landschaftsbild in<br />

eine Schwarzweißaufnahme umzuwandeln.<br />

Feinerer Nebel hingegen zerstört die Farben nicht.<br />

Er neigt vielmehr dazu, alle Töne zu vermischen.<br />

Das Ergebnis sind sehr sanfte Nuancen. Dünnere<br />

Schleier sind auch fein genug, um noch Licht<br />

durchzulassen. Machen Sie also Aufnahmen im<br />

Gegenlicht bei Sonnenaufgang. Zu diesem<br />

Zeitpunkt sammelt sich der feine Dunst zumeist in<br />

Wäldern oder über Gewässern. Fangen Sie die<br />

goldenen Lichtstrahlen ein, die durch den Schleier<br />

hindurchdringen. Solche Lichtverhältnisse bei<br />

Nebel im Sonnenaufgang sind nur schwer zu<br />

überbieten.<br />

Sonne<br />

LEE FROST<br />

Dunst<br />

ROSS HODDINOTT


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Landschaftsbilder 95<br />

Stürmischer Himmel<br />

LEE FROST<br />

Farbtemperatur und Weißabgleich<br />

Die Farbe des Lichts wird auch als „Farbtemperatur“ bezeichnet. Sie wird<br />

in Kelvin (K) gemessen. Je wärmer das Licht ist, umso niedriger seine<br />

Farbtemperatur und umgekehrt.<br />

Das menschliche Auge passt sich automatisch an Änderungen der<br />

Farbtemperatur an. Natürliches Licht erscheint dadurch immer mehr oder<br />

weniger weiß. Diesen Prozess bezeichnen die Experten als chromatische<br />

Adaptation. Das Gegenstück dazu in der Kamera ist der automatische<br />

Weißabgleich (AWB). Der AWB erzeugt bei Tageslicht in den meisten Fällen<br />

ansprechende Resultate. Allerdings variiert der Weißabgleich, und es kann<br />

passieren, dass das Foto die Farbe des Lichts nicht naturgetreu wiedergibt.<br />

Um das zu erreichen, muss für den Weißabgleich die Voreinstellung fürs<br />

Tageslicht übernommen werden. Diese entspricht 5.500 K, der Farbtemperatur<br />

des „durchschnittlichen Tageslichts“. Herrschen tagsüber also normale<br />

Bedingungen vor, kommen damit neutrale Bilder heraus. Bei Sonnenauf- und<br />

-untergang ist das Licht allerdings viel wärmer (hat also eine niedrigere<br />

Farbtemperatur). Wenn Sie als Voreinstellung für den Weißabgleich also<br />

durchschnittliches Tageslicht wählen, zeichnet die Kamera die warmen Farben<br />

auch auf. Dasselbe gilt bei kühlem Licht, wie es oft vor der Dämmerung oder bei<br />

„schlechtem Wetter“ vorherrscht. Auch dann bleibt mit dieser Voreinstellung<br />

der kühle Charakter erhalten.<br />

Danken Sie auch daran, dass bei Raw-Aufnahmen die Farbtemperatur eines<br />

Bildes auch noch nachkorrigiert werden kann. Gefällt Ihnen der kühle Ton nicht,<br />

können Sie ihn ganz einfach wieder beseitigen. Genauso ist es, wenn ein Bild<br />

nicht warm genug ist: Dies kann mit der Farbtemperatur nachreguliert werden.<br />

7000 K<br />

3000 K<br />

Bedingungen Farbtemperatur (K) Farbstick<br />

(Daylight WB)<br />

Offener Schatten unter blauem 10000K<br />

sehr kühl/blau<br />

Himmel<br />

Schatten unter teils bewölktem 7500K<br />

kühl<br />

Himmel<br />

Bewölkter Himmel 6000K etwas kühl<br />

Durchschnittliches Mittagslicht 5500K neutral<br />

Sonnenlicht am Morgen/Abend 3500K warm<br />

Sonnenaufgang/-untergang 2000K sehr warm/rot


96 Landschaftsbilder DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Der Lichtkalender<br />

Der Einfluss der Jahreszeiten auf das Landschaftsbild ist zwar augenfälliger. Doch im Lauf der Monate verändert sich<br />

auch die Lichtqualität. Hier ist unser Leitfaden zum Umgang mit dem Licht in Frühling, Sommer, Herbst und Winter.<br />

LEE FROST<br />

1) Winter<br />

Die Natur hält Winterschlaf und die Landschaften<br />

sind kahl. Die Bäume strecken sich wie Gerippe<br />

auf braunen und kargen Feldern gen Himmel.<br />

Zudem sind die Tage unangenehm kurz. Die Sonne<br />

geht im Januar erst um acht Uhr auf und<br />

verschwindet zwischen vier und fünf Uhr abends<br />

schon wieder.<br />

Für den Fotografen ist der Winter dennoch eine<br />

tolle Jahreszeit. Es gibt nur wenige Bilder, die<br />

bezaubernder sind, als eine in ein frisches<br />

Schneekleid gehüllte Landschaft, über der an<br />

einem klirrend kalten Morgen die warme Sonne<br />

aufgeht. Selbst, wenn Sie nicht das Glück haben,<br />

solche Bedingungen vorzufinden: Eis und Frost<br />

sind garantiert, wenn die Temperaturen weit unter<br />

den Gefrierpunkt fallen.<br />

Die kurzen Tage haben zudem den Vorteil, dass Sie<br />

zu zivilisierten Zeiten Bilder vom Sonnenauf- und<br />

-untergang schießen können. Dazu kommt noch<br />

die Tatsache, dass die Sonne nie höher als 20 Grad<br />

überm Horizont steht. Die Lichtqualität ist also von<br />

früh bis spät hervorragend. Die langen, schwachen<br />

Schatten sorgen dabei für Tiefe. Ein klarer<br />

Wintertag bedeutet acht Stunden hochwertiges<br />

Licht.<br />

Behalten Sie das Wetter immer gut im Auge. Wird<br />

eine klare Nacht vorhergesagt, sollten Sie früh<br />

aufstehen. Denn dann sind in der Regel morgens<br />

Eis, Frost und mit etwas Glück auch Reif zu<br />

erwarten. Sie werden dann Zeuge, wie die<br />

aufgehende Sonne die oberste Eisschicht langsam<br />

wegschmelzen lässt – die ideale Voraussetzung für<br />

beeindruckende Bilder. Die besten Ziele sind<br />

Wälder und Gewässer. Aufnahmetechnisch sind<br />

Weitwinkelbilder sinnvoll. Halten Sie trotzdem aber<br />

auch Ausschau nach Details. Dazu gehören mit<br />

Eistropfen überzogene Spinnweben, Eismuster auf<br />

Teichen und Pfützen, gefrorene Blätter am Boden,<br />

und so weiter.<br />

Die Dämmerung an einem eiskalten Morgen kann<br />

zauberhaft sein. Der Himmel ist voller<br />

Pastellfarben, während die Sonne wie ein riesiger<br />

orangefarbener Ball über der Szene aufgeht. Die<br />

Intensität der Strahlen wird oft durch Nebel oder<br />

Dunst herabgesetzt. Der wärmende<br />

Himmelskörper lässt sich also ohne das Risiko von<br />

Spitzlichtern mit in die Bilder einbauen. Verwenden<br />

Sie das längste Objektiv, damit sie in der Aufnahme<br />

schön groß erscheint.<br />

Der Schnee sieht am besten aus, wenn er<br />

frisch gefallen ist – im Idealfall bei Sonnenschein.<br />

Eine glitzernde Schneelandschaft unter einem<br />

blauen Himmel ist nur schwer zu toppen. Für tolle<br />

Winteraufnahmen ist nicht einmal ein besonderer<br />

Standort notwendig. Ein Besuch im Park nebenan<br />

kann ebenso produktiv sein, wenn Sie sich auf<br />

einfache Einstellungen wie einen Baum inmitten<br />

einer schneebedeckten Wiese konzentrieren.<br />

HELEN DIXON<br />

F+A für den Winter<br />

Worauf ist beim <strong>Fotografie</strong>ren<br />

von Winterszenen zu achten?<br />

Die Belichtung! Die vielen weißen Stellen<br />

im Bild können leicht die Mess-Systeme der<br />

Kamera täuschen und zur Unterbelichtung<br />

führen. Sie sollten daher zuerst eine<br />

Aufnahme machen, um sich das <strong>Vorschau</strong>bild<br />

und das Histogramm anzusehen. Es ist<br />

ziemlich wahrscheinlich, dass Sie mittels<br />

Belichtungsausgleich über das Stellrad einen<br />

höheren Wert eingeben müssen – und zwar<br />

in 1/3-Schritten, bis im <strong>Vorschau</strong>bild die<br />

blinkenden Bereiche vor Überbelichtung<br />

warnen. Löschen Sie diese Aufnahme. Das<br />

vorhergehende Bild sollte ideal sein.<br />

Ist es ratsam, im Winter einen Polfilter zu<br />

benutzen?<br />

Es ist möglich. Seien Sie aber vorsichtig. Der<br />

Blauanteil des Himmels ist im Winter noch<br />

stärker. Somit fällt die Wirkung des Polfilters<br />

drastischer aus als in den anderen Jahreszeiten.<br />

Im Extremfall kann der Himmel bei vollständiger<br />

Polarisierung fast schwarz werden. Es ist daher<br />

sinnvoll, den Effekt nur dezent einzusetzen.<br />

Funktioniert meine Kamera auch in der Kälte<br />

richtig?<br />

Ja, aber die Batterien werden schneller leer. Es<br />

ist also wichtig, sie voll aufzuladen. Im Idealfall<br />

nehmen Sie noch einen Ersatzakku mit. Es ist<br />

auch wichtig, nicht aufs Objektiv oder die Filter<br />

zu atmen. Sie beschlagen sonst, und es dauert<br />

eine halbe Ewigkeit, bis Sie wieder den vollen<br />

Durchblick haben.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Landschaftsbilder 97<br />

HELEN DIXON<br />

HELEN DIXON<br />

2) Frühling<br />

Im Frühling erwacht die Natur aus ihrem<br />

Dornröschenschlaf. Auf kahlen Bäumen blühen<br />

wieder Knospen und Blüten. Der Waldboden, die<br />

Hecken und die Flussufer sind mit bunten wild<br />

wachsenden Blumen überzogen. Trostlose Felder<br />

werden zu wunderbaren grünen<br />

Flickenteppichen.<br />

Die im Winter noch grauen und düsteren Szenen<br />

verwandeln sich innerhalb weniger Wochen zu<br />

blühenden Landschaften – vor allem, wenn das<br />

Wetter umschlägt und am Ende des Winters<br />

besonders mild wird. Der Frühling ist die Zeit der<br />

Tulpen, Osterglocken und Butterblumen, die<br />

Gärten und Wiesen in leuchtende Farbflächen<br />

verwandeln.<br />

Das Wetter ist im Frühling noch recht<br />

wechselhaft und unvorhersehbar – was für den<br />

Fotografen aber nicht von Nachteil sein muss.<br />

Kurze Schauer reinigen die Luft und lassen in der<br />

Landschaft Regenbogen entstehen.<br />

Sonnenstrahlen brechen durch den stürmischen<br />

Himmel, um darunterliegende Felder, Wiesen,<br />

Wälder und Seen erstrahlen zu lassen. Über<br />

Flüssen oder Tälern sammeln sich indes bei<br />

Sonnenaufgang feine Nebel.<br />

Außerdem werden die Tage immer länger. Zum<br />

Frühlingsbeginn geht die Sonne etwa um sechs<br />

auf und gegen acht Uhr abends unter. Um als<br />

Fotograf den Frühling voll auszukosten, sollten<br />

Sie früh aufstehen und lange wach bleiben. Der<br />

Sonnenaufgang an einem perfekten<br />

Frühlingsmorgen ist einzigartig, wenn in der<br />

kühlen Morgenluft Vogelgesänge ertönen und die<br />

ersten Sonnenstrahlen den Nebel vertreiben. Das<br />

ist die Gelegenheit, einmalige Bilder zu schießen.<br />

Außerdem ist nichts schöner, als sich der Natur<br />

so nahe zu fühlen.<br />

Die Intensität der Farben lässt sich in der<br />

Frühlingslandschaft mittels Polfilter verbessern.<br />

So kommen die stimmungsvollen Farbtöne und<br />

das Leuchten des Blattwerks stärker zum<br />

Ausdruck. Zum Aufnehmen eines<br />

Blumenteppichs sollten Sie im Idealfall bis zu<br />

einem hellen und gleichzeitig bewölkten Tag<br />

warten. Dann sind die Kontraste niedrig und die<br />

Schatten schwach. Dies macht Ihnen das Leben<br />

leichter, wenn Sie die feinen Farben und zarten<br />

Details der Blüten festhalten möchten. Das gilt<br />

vor allem beim <strong>Fotografie</strong>ren im Wald, wenn das<br />

Licht in sonnigen Abschnitten nur auf einzelne<br />

Stellen der Szene trifft.<br />

F+A für den Frühling<br />

Wie fotografiere ich Frühlingsnebel?<br />

Nebel entsteht oft, wenn auf einen milden Regentag<br />

eine kalte Nacht mit kühlen Temperaturen folgt.<br />

Wenn diese Konstellation vorhergesagt wird,<br />

müssen Sie den Wecker stellen, um sich noch vor<br />

Sonnenaufgang auf den Weg zu machen. Der Nebel<br />

zeigt sich am häufigsten in der Nähe von Gewässern<br />

und Feuchtgebieten und im Wald. Suchen Sie sich<br />

einen schönen Ort aus, und bereiten Sie sich vor.<br />

Mit etwas Glück wird das Sonnenlicht den Nebel<br />

mit warmen Strahlen vertreiben, die zwischen den<br />

Bäumen und Gebäuden hindurchscheinen. Mit einer<br />

normalen Belichtung sollte sich dieser Effekt perfekt<br />

einfangen lassen. Wenn nötig, kann die Belichtung<br />

auch noch um 2/3 oder eine ganze Stufe erhöht<br />

werden.<br />

Was ist die beste Verschlusszeit zum Aufnehmen<br />

von Wasserfällen?<br />

Eine Verschlusszeit von etwa einer Sekunde reicht in<br />

der Regel bereits aus, um das Wasser ausreichend<br />

weichzuzeichnen, aber immer noch etwas Struktur<br />

beizubehalten. Es spricht aber nichts dagegen, auch<br />

längere Verschlusszeiten auszuprobieren. Auf jeden<br />

Fall vermieden werden sollte eine Überbelichtung<br />

des Wassers. Andernfalls wird es auf dem Bild weiß<br />

dargestellt.<br />

Wie fertige ich Blumenbilder mit Gegenlicht an?<br />

Bei der Aufnahme muss die Sonne tief<br />

stehen. Gut sind also der frühe Morgen oder<br />

der späte Nachmittag (Morgenbilder sind oft<br />

stimmungsvoller). Wählen Sie einen flachen<br />

Aufnahmewinkel, um mit einem Teleobjektiv eine<br />

Gruppe von Blumen anzuvisieren. Der Hintergrund<br />

sollte dunkel sein, damit die Farben richtig leuchten.


98 Landschaftsbilder DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

HELEN DIXON<br />

ADAM BURTON<br />

3) Sommer<br />

Der Sommer ist die Zeit, in der<br />

Landschaftsfotografen am wenigsten aktiv sind.<br />

Das Licht ist in dieser Periode nämlich zu hart und<br />

kühl. Sicher sieht das Land in seinem üppigen<br />

Blätterkleid einfach prächtig aus. Die Gärten und<br />

Wiesen leuchten in allen Farben, und auch die<br />

Tage dauern länger. Doch die pralle Sonne kann<br />

sehr intensiv und unvorteilhaft aussehen. Die hohe<br />

Farbtemperatur lässt die Bilder kühl wirken. Das<br />

Hitzeflimmern erzeugt am Himmel einen<br />

hässlichen ausgewaschenen Farbton. Die effektive<br />

Zeit, in der sinnvolle Landschaftsfotos möglich<br />

sind, ist also nicht viel mehr als an einem klaren<br />

Wintertag.<br />

Zwischen 10 und 16 Uhr steht die Sonne im<br />

Sommer hoch. Das Licht ist schroff und kühl,<br />

während sich die Schatten als kurze und dichte<br />

schwarze Flächen präsentieren. Für herkömmliche<br />

Landschaftsbilder sind das alles andere als ideale<br />

Voraussetzungen. Wenn Sie aber Szenen mit vielen<br />

Farben finden, wie Raps-, Mohn- oder<br />

Sonnenblumenfelder, sind an einem sonnigen Tag<br />

mit blauem Himmel dennoch ausdrucksstarke<br />

Aufnahmen möglich. Dabei sollten Kontrast und<br />

Schärfe mit einem Polfilter gesteigert werden. Die<br />

Komposition sollte einfach bleiben.<br />

Ein häufiges Phänomen sind auch Sommerstürme<br />

mit Donner und schweren Regenfällen als Ergebnis<br />

der hohen Temperaturen. Das dabei entstehende<br />

Licht kann unglaublich aussehen. Wer es<br />

festhalten möchte, kommt aber unter Umständen<br />

patschnass wieder nach Hause! Wenn der Regen<br />

aufgehört hat, ist die Landschaft oft in frisches,<br />

klares Licht gebadet, und es kommen Regenbogen<br />

zum Vorschein.<br />

Das Licht ist wieder einmal am Anfang und am<br />

Ende des Tages am besten. Sie sollten sich also<br />

schon sehr früh vor Ort begeben oder bereit sein,<br />

abends lange wach zu bleiben. Im Verlauf des<br />

Sommers werden die Tage wieder kürzer. Trotzdem<br />

geht die Sonne meist schon um fünf Uhr auf und<br />

erst kurz vor zehn unter. Notfalls können Sie vorher<br />

am Nachmittag etwas schlafen, wenn die<br />

Lichtverhältnisse ohnehin schlecht sind!<br />

Naturaufnahmen können auch im Sommer sehr<br />

effektvoll aussehen. Anfang September bekommen<br />

sie aber dazu noch einen herbstlichen Touch.<br />

Machen Sie die farbenfreudigsten Szenen in Ihrer<br />

Umgebung ausfindig. Die Küste verändert sich<br />

beispielsweise den Sommer über nur wenig. Sie<br />

kann aber vor allem im warmen Licht der<br />

Dämmerung als Vorlage für großartige<br />

Schnappschüsse dienen.<br />

F+A für den Sommer<br />

Was kann ich machen, wenn es diesig ist?<br />

Leider nicht viel. Wenn das Wetter diesig oder<br />

der Himmel mit grauen Wolken verhangen<br />

ist, fehlt es den Aufnahmen an Struktur und<br />

Dramatik. Der Himmel ist dann nur eine<br />

langweilige Farbfläche. Ein Grauverlaufsfilter<br />

kann das Ganze etwas abdunkeln. Doch<br />

interessanter wird die Szene dadurch nur selten.<br />

Es ist ratsam, den Himmel in diesen Fällen<br />

aus der Komposition auszuschließen. Dafür<br />

genügt es, sich mit einem Teleobjektiv selektiv<br />

auf bestimmte Landschaftsteile oder kleinere<br />

Details zu beschränken.<br />

Ist der Sommer ein guter Zeitpunkt, um eine<br />

Kamera mit Infrarotfilter zu benutzen?<br />

Auf jeden Fall. Es ist dann eine Menge Blattwerk<br />

für den gespenstischen Infraroteffekt vorhanden.<br />

Das harte Licht ist für die Infrarotfotografie<br />

kein Hindernis. Benutzen Sie Ihre IR-Kamera<br />

in Parks, Gärten, im Wald und auf dem Land.<br />

Wer noch keinen Infrarotfilter an der Kamera<br />

hat, kann es zum Beispiel mit dem Hoya R72<br />

probieren.<br />

Meine Sommerbilder haben oft einen<br />

unansehnlichen Blaustich. Woher kommt das?<br />

Die Farbtemperatur kann an sonnigen Tagen<br />

mit blauem Himmel die Marke von 10.000 K<br />

überschreiten. Beim Tageslicht-Weißabgleich<br />

(5.500 K) nimmt die Kamera kühles Licht auf.<br />

Durch eine Einstellung auf „Schatten“ beseitigen<br />

Sie den Farbton. Auch der automatische<br />

Weißabgleich (AWB) kann bereits genügen. Bei<br />

Raw-Aufnahmen lässt sich die Färbung bei der<br />

Bildverarbeitung beseitigen.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Landschaftsbilder 99<br />

LEE FROST<br />

4) Herbst<br />

Im Herbst stehen die Farben im Mittelpunkt. Die<br />

Tage werden kürzer, und die Temperaturen<br />

nehmen ab. Das Laubwerk verwandelt sich<br />

indes in ein Meer wunderbarer rustikaler Töne. Die<br />

Wälder bekommen einen goldgelben bis leuchtend<br />

roten Anstrich, während sich die Natur auf den<br />

Winter vorbereitet. Ob der Herbst farblich zum Hit<br />

oder zum Flop wird, hängt von den Temperaturen<br />

und den Niederschlagsmengen im Frühling und<br />

Sommer ab. Die schönsten Farben zeigen sich oft<br />

gegen Ende Oktober, manchmal aber auch früher<br />

oder später.<br />

Die besten Ausgangsbedingungen, um den Herbst<br />

in seiner ganzen Pracht zu fotografieren, sind klare,<br />

sonnige Tage – vor allem am frühen Morgen und<br />

späten Nachmittag, wenn das Sonnenlicht von<br />

Natur aus sehr warm ist, und sich der Himmel in<br />

einem samtigen tiefen Blau präsentiert. Die Natur<br />

ist in diesem Zeitraum atemberaubend schön. In<br />

den deutschen Berg- oder Seenlandschaften<br />

können Sie eigentlich gar nichts falsch machen.<br />

Für Aufnahmen im Wald eignen sich bewölkte<br />

Tage, an dem das Licht weich ist und schwache<br />

Schatten wirft. Andernfalls kann es zu Problemen<br />

mit dem Kontrast kommen. Unter diesen<br />

Bedingungen kommen die Farben im Wald am<br />

Intensivsten zur Geltung – insbesondere, wenn sie<br />

durch einen Polfilter verstärkt werden, der den<br />

Dunst auf dem feuchten Blätterwerk durchdringt.<br />

Suchen Sie ruhige Flüsse und Seen, in deren<br />

Wasser sich die Herbstfarben spiegeln. Für den<br />

Bildaufbau empfehlen sich neben<br />

Weitwinkelaufnahmen auch Ausschnitte der<br />

leuchtenden Muster am Boden liegender Blätter.<br />

Dies ist auch eine gute Jahreszeit, um stürmische<br />

Szenen mit dramatischen Lichtverhältnissen<br />

festzuhalten, in denen durch die dunklen,<br />

unheilvollen Wolken vereinzelt Sonnenstrahlen<br />

strömen. Es spricht auch nichts dagegen, früh<br />

aufzustehen und den herrlichen Morgennebel über<br />

Gewässern, in Tälern und Wäldern abzulichten.<br />

Wenn es gut läuft, erwischen Sie die ersten<br />

Sonnenstrahlen, die durch den Dunst dringen.<br />

Solche Szenen ergeben umwerfende Bilder.<br />

Zum kalendarischen Herbstanfang am 22.<br />

September geht die Sonne bei uns um sieben Uhr<br />

auf und um 19 Uhr unter. Die Tage sind also noch<br />

verhältnismäßig lang. Die Lichtqualität ist indes<br />

durchgehend hoch. Zum Winteranfang am 21.<br />

Dezember zeigt sich die Sonne erst ab 8 Uhr und<br />

verschwindet kurz vor halb fünf bereits wieder.<br />

HELEN DIXON<br />

F+A zum Herbst<br />

Wie erklärt sich der Farbwechsel<br />

der Blätter im Herbst?<br />

Ist zu wenig Licht für die Fotosynthese<br />

vorhanden, werfen die Laubbäume ihre Blätter<br />

ab, um sich auf den Winter vorzubereiten.<br />

Danach leben sie von den über den Sommer<br />

gespeicherten Zuckerreserven. Das Chlorophyll<br />

ist verantwortlich für die grüne Farbe der Blätter<br />

und die Fotosynthese. Wenn die Tage aber<br />

kürzer werden, wird die Produktion gebremst,<br />

und die Farben ändern sich. Die buntesten<br />

Variationen zeigen sich, wenn das ganze<br />

Chlorophyll zerstört wurde und alle anderen<br />

Chemikalien im Blatt zum Vorschein kommen.<br />

Dazu zählen beispielsweise die Carotinoide und<br />

Anthocyane.<br />

Wo finde ich in Deutschland<br />

schöne Standorte für Herbstbilder?<br />

Wenn die Blätter ihre ganze Farbenpracht<br />

zeigen, sind praktisch überall gute Aufnahmen<br />

möglich, wo Laubbäume wachsen. Besonders<br />

lohnenswert sind beispielsweise das Sauerland,<br />

die Schwäbische Alb, die Sächsische Schweiz,<br />

das Harzgebirge, der Taunus sowie einige Städte<br />

mit ihren Parks und Alleen.


100 Landschaften DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Neblige Morgenszenen einfangen<br />

Ross Hoddinott erklärt, wie frühmorgendlicher Nebel eine wunderbare<br />

Gelegenheit bietet, stimmungsvolle und märchenhafte Bilder zu schießen.<br />

NEBLIGE MORGEN sind eines der<br />

Hauptmerkmale im Frühling und Herbst.<br />

Wenn der Nebel die Täler füllt und<br />

stimmungsvoll über den Feldern hängt,<br />

verleiht dies der Landschaft ein gar märchenhaftes<br />

Aussehen. Der Nebel vereinfacht das Aussehen von<br />

Objekten, indem er ihnen Farbe und Kontrast nimmt<br />

und dafür die Formen betont. Es gibt verschiedene Arten<br />

von Nebel und Dunst, doch die fotogenste Art ist der<br />

Bodennebel, welcher sich in klaren und ruhigen<br />

Nächten bildet, wenn der Boden durch Abstrahlung und<br />

-kühlung Wärme verliert.<br />

Der Boden kühlt die nahe Luft bis zum Sättigungspunkt<br />

und es entsteht Nebel. Oft bleibt dieser nur in der Tiefe<br />

und bildet eine dünne, weiße Schicht am Boden von<br />

Tälern. Achten Sie bei der lokalen Wettervorhersage auf<br />

klare Himmel und kühle, ruhige Nächte – die perfekten<br />

Bedingungen für Nebel. Beachten Sie auch die<br />

Vorhersage der Sichtbarkeit. Wenn die Sicht während<br />

der Nacht auf ein Mittelmaß oder Minimum fällt, ist die<br />

Wahrscheinlichkeit hoch, am Morgen von Nebel begrüßt<br />

zu werden. Stellen Sie den Wecker früh und rechnen Sie<br />

genug Zeit ein, um vor Sonnenaufgang zum<br />

beabsichtigten Aussichtspunkt zu gelangen. So haben<br />

Sie Zeit, sich vorzubereiten, bevor die besten<br />

Bedingungen vorhanden sind. Falls Sie mit dem Auto<br />

fahren, denken Sie daran, dass die Reise aufgrund der<br />

Wetterbedingungen etwas länger dauern kann. Am<br />

besten eignet sich ein hoch gelegener Aussichtspunkt,<br />

z. B. auf einem Hügel oder einer Talhöhe, um über der<br />

Nebelgrenze stimmungsvolle Bilder einfangen zu<br />

können.<br />

Bei Nebelwetter ist von Gegenständen oft nicht mehr als<br />

ihr Umriss sichtbar. Suchen Sie deshalb nach<br />

aussagekräftigen, markanten Motiven in der Landschaft,<br />

wie z. B. einem Kirchturm, einer Burgruine oder einem<br />

Baum. Für neblige Szenen eignen sich am besten eine<br />

längere Brennweite und ein verkürzter Bildwinkel,<br />

welche es dem Fotografen erlauben, interessante<br />

Objekte einzugrenzen. Nebst dem diffusen Licht und der<br />

Lichtstreuung, die zur mystischen Wirkung des Nebels<br />

beitragen, erzielt man die dramatischsten Ergebnisse<br />

oft, indem man ins Licht fotografiert. Ein mittelgroßes<br />

Teleobjektiv, um die 100 Millimeter, passt meistens gut.<br />

Nebel wie auch Schnee haben die Angewohnheit, die<br />

Messinstrumente der Kamera durcheinanderzubringen.<br />

Dies deshalb, weil die Kamera davon ausgeht, dass das<br />

vorliegende Motiv einen mittleren Grauwert hat (18<br />

Prozent). Objekte, die deutlich heller oder dunkler sind<br />

wie z. B. eine Nebellandschaft können so falsch<br />

belichtet werden. Die TTL-Messgeräte haben die<br />

Tendenz zur Unterbelichtung von Nebel, weshalb das<br />

Foto zu dunkel wird. Beachten Sie während dem<br />

<strong>Fotografie</strong>ren von Nebel regelmäßig die<br />

Wetterwebseiten & Apps<br />

Outdoor-Fotografen sind<br />

stark von den lokalen<br />

Wettervorhersagen abhängig,<br />

wenn sie auf ideale<br />

Bedingungen für Nebel<br />

warten. Während langfristige<br />

Wettervorhersagen nicht immer<br />

verlässlich sind, stimmen<br />

24-Stunden-Vorhersagen<br />

meistens. Verfolgen Sie deshalb<br />

regelmäßig den Wetterbericht.<br />

Apps für Handys sind eine gute<br />

Informationsquelle, Sie sollten<br />

jedoch auch Wetter-Webseiten<br />

wie www.wetter.com besuchen.<br />

Histogramm-Anzeige Ihrer Kamera. Eine<br />

Linksverzerrung des Diagramms ist ein Anzeichen für<br />

Unterbelichtung. Nehmen Sie eine positive (+)<br />

Belichtungskorrektur vor, um das Bild aufzuhellen und<br />

drücken Sie erneut ab. Oft reicht es, eine halbe Stufe zu<br />

erhöhen, in Extremsituationen kann jedoch auch schon<br />

mal eine ganze Stufe oder mehr notwendig sein.<br />

Nehmen Sie auf jeden Fall das Histogramm zur Hilfe.<br />

Da Sie es nun schon so früh aus dem Bett geschafft<br />

haben, um den Morgennebel zu fotografieren, halten Sie<br />

auch Ausschau nach anderen, kleineren und weniger<br />

auffälligen potentiellen Motiven, wie z. B. einem<br />

taubehangenen Spinnennetz, das im Morgenlicht<br />

glänzt.<br />

Planung Ich verfolge täglich die lokalen<br />

1Wettervorhersagen, bis eine klare, ruhige Nacht<br />

vorausgesagt wird. Die Sicht während der Nacht hat<br />

abgenommen, und ich bin deshalb zuversichtlich, dass<br />

der Morgen neblig sein wird. Ich bereite meine<br />

Kameraausrüstung vor und stelle den Wecker auf vor<br />

Sonnenaufgang.<br />

Aussichtspunkt Die Landschaft ist definitiv in<br />

2Morgennebel gehüllt. Ich fahre zu einem<br />

hochgelegenen Punkt, der eine gute Sicht auf die<br />

Nebellandschaft bietet und bereite meine Ausrüstung<br />

vor. Eine Teleobjektiv ist eine gute Wahl bei Nebel, da es<br />

den Bildwinkel verkürzt und so die Wirkung verstärkt.<br />

Messung Der Nebel vereinfacht das Aussehen der<br />

3Landschaft und sorgt für einen Schichteneffekt. Ich<br />

stelle mein Bild ein und drücke ab, doch das Resultat<br />

ist zu dunkel. Ein Blick auf das Histogramm verrät, dass<br />

die Belichtung links verzerrt ist, was mir die<br />

Unterbelichtung bestätigt.<br />

Belichtungskorrektur Die Helligkeit von Nebel kann<br />

4Messsysteme, welche davon ausgehen, dass das<br />

Motiv einen mittleren Grauwert hat, durcheinanderbringen.<br />

Mithilfe des Belichtungskorrektur-Knopfs der Kamera<br />

korrigiere ich um eine Stufe (+), um die Belichtungszeit zu<br />

erhöhen. Das Resultat ist klar besser, doch fehlt dem Bild<br />

ein Blickpunkt.<br />

Komposition Ich suche die Landschaft nach einem<br />

5interessanten Objekt ab, um meinem Bild mehr<br />

Charakter zu verleihen, und bemerke einen Kirchturm,<br />

der aus dem Nebel herausragt. Ich stelle das Bild neu ein,<br />

mit dem Kirchturm als Hauptmotiv, und versuche zudem<br />

eine vertikale Komposition. Das Ergebnis ist ein tolles<br />

Frühlings-Nebelbild.


Vorsicht Kondensierung<br />

Wenn feinste Wassertröpfchen in der Luft<br />

kondensieren können, können Sie dies auch auf<br />

der Oberfläche Ihrer Linse und Filter. Achten Sie<br />

deshalb auf Feuchtigkeit und trocknen Sie die<br />

Kamera mit einem sauberen MiKrofasertuch.<br />

Fertiges Bild<br />

Ich habe verschiedene Kompositionen<br />

ausprobiert, doch dies ist meine<br />

Lieblingsversion. Gemacht habe ich das Bild<br />

mit kurzen Teleobjektiv-Einstellungen, um<br />

ein stimmungsvolles Landschaftsbild aus<br />

verschiedenen Schichten zu erhalten.


102 Landschaften DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Die perfekte Belichtung<br />

<strong>Digitale</strong> Spiegelreflexkameras besitzen sehr genaue Mehrfeld-Mess-Systeme mit Histogramm-Funktion, die uns hilft, die passende<br />

Belichtungszeit zu finden – noch nie war richtiges Belichten einfacher. Wer jedoch die kreativen Möglichkeiten voll ausschöpfen will,<br />

muss die Belichtung selbst in die Hand nehmen. Im Folgenden erklären wir Ihnen die Techniken zur perfekten Belichtung.<br />

Messung des mittleren Grauwertes<br />

Die Messsysteme von Digitalkameras sind auf einen<br />

mittleren Grautonwert von 18 Prozent eingestellt. Um<br />

korrekte Lichtwerte zu ermitteln, sollte man als<br />

Ausgangspunkt Messungen anhand eines mittleren<br />

Grauwertes, wie Ihn zum Beispiel Gras besitzt, vornehmen.<br />

MARK BAUER SCHLENDERTE zum Friedhof von<br />

Dorset, auf der Suche nach einem ‚anderen’ Blick auf<br />

Corfe Castle. Als er seinen Bildausschnitt mit einem<br />

der Kreuze als Hauptmotiv gefunden hatte, war das<br />

nächste Problem die passende Belichtung. Hier erklärt<br />

Mark Schritt für Schritt, wie er die Herausforderung<br />

anging:<br />

1) Dies ist das Resultat des Mehrzonenmessers<br />

der Kamera, ohne Einsatz von Filtern. Das Bild ist<br />

kontraststark, weshalb die Kamera Mühe hatte, alle<br />

Toninformationen einzufangen.<br />

2) Objektmessungen sowohl am unteren Ende<br />

des Kreuzes als auch dem Himmel zeigen einen<br />

Helligkeitsunterschied von ca 4½ Blendenwerten.<br />

Ich stelle die Belichtung fürs Land ein und setze einen<br />

0,9-Grauverlauffilter auf (mit drei Blendenstufen), den<br />

ich bis unter den Horizont, der Kante des dunkelsten<br />

Schattenbereiches, ziehe. Ich benutze einen weichen<br />

Filter, damit sich im Kreuz keine Linie abzeichnet. Da<br />

sonst in den helleren Teilen des Himmels einige Details<br />

verloren gingen, reduziere ich die Belichtung um zwei<br />

Drittel des Blendenwerts und drücke erneut ab.<br />

3) Als Ergebnis erhalte ich nun ein Bild, das ‚nach rechts<br />

belichtet’ wurde, ohne die hellen Lichter zu übersteuern.<br />

Auf dem Histogramm zeigt sich, dass zwar immer noch<br />

dunkle Töne, jedoch ebenfalls viel Information im oberen<br />

Bereich und keine zu dunklen Schatten vorhanden sind.<br />

4) Durch die Konvertierung ins Raw-Format sieht das Bild<br />

stumpf aus, es fehlt ihm an Konstrast. Für die endgültige<br />

Version habe ich die Belichtung etwas reduziert und mehr<br />

Kontrast hinzugefügt, v. a. in den Schattenbereichen,<br />

um so den dramatischen Effekt der ursprünglichen<br />

Szene wiederherzustellen. Außerdem habe ich den<br />

Weißausgleich optimiert, um das Bild wärmer erscheinen<br />

zu lassen, und die Sättigung erhöht.<br />

5) Zum Vergleich mache ich ein um einen Blendenwert<br />

unterbelichtetes Foto. Wie man sieht, erscheinen die<br />

Schatten schmutzig. Es fehlt dem Bild an Details.<br />

1 2<br />

4 5<br />

1<br />

Belichtung<br />

Schatten<br />

Die beiden Beispiele rechts<br />

zeigen, warum es keine<br />

gute Idee ist, ein Bild<br />

unterzubelichten und dann<br />

die Schatten im Nachhinein<br />

zu verändern. Das erste<br />

Bild ist um ca. einen<br />

Blendenwert unterbelichtet,<br />

um die Details der hellen<br />

Bereiche beizubehalten.<br />

Die Schattenkurve wurde<br />

hochgezogen, um mit<br />

der Belichtung der richtig<br />

belichteten Version<br />

auf der rechten Seite<br />

übereinzustimmen. Es finden<br />

sich nicht nur Zeichen der<br />

Nachbearbeitung statt<br />

weichen Tonübergängen,<br />

sondern auch viel Rauschen<br />

auf den Schatten. Der Sensor<br />

auch bedeutend weniger<br />

Details aufgenommen.<br />

unterbelichtet<br />

richtig belichtet


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Landschaften 103<br />

Farbhistogramme<br />

Bei einigen Kameras besteht die Option, die<br />

Histogramme für die Rot-, Grün- und<br />

Blaukanäle einzeln anzusehen. Ignorieren Sie<br />

diese Option besser und benützen Sie<br />

stattdessen die herkömmliche Grauskala-<br />

Histogramm-Option.<br />

Nach rechts belichten<br />

‚Nach rechts belichten’ hat sich rasch zu einer gängigen Methode zur Optimierung der<br />

Bildqualität entwickelt. Das geht jedoch nur, wenn im Raw-Format fotografiert wird.<br />

Bei dieser Technik nähern wir uns bei den Verschlusseinstellungen so stark wie<br />

möglich der Überbelichtung, jedoch ohne die hellen Lichter zu übersteuern. Als<br />

Ergebnis erhalten wir ein Histogramm, bei dem die Mehrheit der Pixel rechts der Mitte<br />

angeordnet sind – daher der Name ‚nach rechts belichten’. Wenn Sie denken, von<br />

Belichtung genug zu verstehen, probieren Sie diese Technik aus und stellen Sie die<br />

Belichtungszeit im Histogramm so weit es geht nach rechts, ohne die hellen Lichter zu<br />

übersteuern. Das Bild wird im Raw-Konverter wahrscheinlich zu hell aussehen, was<br />

mit der Helligkeits- und Kontraststeuerung jedoch einfach korrigiert werden kann und<br />

für deutlich bessere Ergebnisse sorgt, als wenn man versucht, ein zu dunkles Bild<br />

aufzuhellen.<br />

CCD- und CMOS-Sensoren berechnen das Licht linear. Die meisten Kameras sind<br />

fähig, ein 12-Bit-Bild mit 4.096 Tonwerten in sechs Bereichen aufzunehmen. Diese<br />

Tonwerte sind jedoch nicht gleichmäßig auf die sechs Bereiche verteilt. Jeder Bereich<br />

nimmt die Hälfte des Lichts des vorhergehenden auf. Die Hälfte des Lichts wird also im<br />

hellsten Belichtungsbereich aufgenommen (2.048), die Hälfte des verbleibenden<br />

Lichts (1.024 Stufen) im nächsten usw. Für die letzte und dunkelste Stufe bleiben also<br />

nur noch 64 Tonwerte. Dies mag verwirrend klingen, jedoch ist es ganz einfach so,<br />

dass wir bis zur Hälfte der verfügbaren Werte verschwenden, wenn wir die rechte Seite<br />

des Histogramms, wo die Mehrheit der Tonwerte liegen, nicht richtig benutzen. Wenn<br />

wir also bewusst unterbelichten, um sicher zu gehen, dass alle Einzelheiten in den<br />

hellen Bereichen abgelichtet werden – eine gängige Praxis unter den Digitalfotografen<br />

– riskieren wir, einen großen Prozentsatz der Daten zu verlieren, welche wir einfangen<br />

könnten.<br />

HAUPTFOTO & EINSATZ: Durch die Belichtung nach rechts auf dem<br />

Histogramm werden so viele Details und so wenig Rauschen wie möglich<br />

festgehalten. Im Raw-Konverter sieht das Bild zu hell und zu verwaschen<br />

aus, weshalb es mittels Helligkeits- und Kontrastwerkzeugen angepasst<br />

werden muss.<br />

MARK BAUER


104 Landschaften DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

<strong>Fotografie</strong>ren von Gewässern<br />

Mit der richtigen Technik und Ausrüstung wird das <strong>Fotografie</strong>ren von<br />

atemberaubenden Wasserlandschaften zum Kinderspiel. Bereiten Sie sich deshalb<br />

gut vor, bevor Sie sich in die Natur hinaus wagen.<br />

VIELLEICHT IST IHNEN SCHON AUFGEFALLEN,<br />

dass auf den meisten packenden Landschaftsfotos<br />

Wasser in irgendeiner Form auftritt. Sei es als kleiner,<br />

unauffällig durchs Bild rieselnder Bach oder in Form<br />

des dominanten Ozeans in einer Küstenlandschaft,<br />

Wasser ist eines der Schlüsselelemente in vielen<br />

Landschaftsbildern.<br />

Einer der Hauptgründe dafür ist, dass Wasser<br />

fotografisch so vielseitig ist. Durch den Einsatz von<br />

Filtern und/oder durch Verändern der Verschlusszeit<br />

kann man Wasser auf alle möglichen Arten<br />

fotografieren: Vom Einfrieren der Bewegung, so dass<br />

die Tröpfchen in der Luft hängen bleiben, bis hin zu<br />

einer langen Belichtungszeit, die das Wasser in einen<br />

seidigen Nebel verwandelt, ist alles möglich.<br />

Während uns die Wasserspiegelung Probleme bei der<br />

Belichtung bereiten kann, trägt sie gleichzeitig auch<br />

zur Verbesserung der Bilder bei. An Tagen mit wenig<br />

oder keinem Wind kann man auf einem Teich,<br />

Wahl der Belichtungszeit<br />

Welche Belichtungszeit Sie für das <strong>Fotografie</strong>ren<br />

von Gewässern wählen, hängt von verschiedenen<br />

Faktoren ab: Ob sich das Wasser bewegt, wie schnell<br />

es sich bewegt, wie groß die Wassermasse ist, und<br />

ob Sie die Wasserbewegung einfrieren oder einen<br />

verschwommenen Effekt erzielen möchten. Bei großen<br />

Wasserfällen und brechenden Wellen garantiert<br />

eine Belichtungszeit von 1/1000 bis 1/2000 s das<br />

Einfrieren der einzelnen Tropfen. Versuchen Sie es bei<br />

schnellen Flüssen und kleineren Wasserfällen, wie<br />

auf dem Bild, mit 1/200 bis 1/500 s , bei langsamen<br />

Flüssen und Bächen sollten 1/125 bis 1/250 s<br />

reichen. Um einen Wisch-Effekt zu erreichen, erzielen<br />

Sie bei großen Wasserfällen mit einer, bei kleineren mit<br />

zwei oder drei Sekunden gute Ergebnisse. Für Flüsse<br />

und Bäche benötigen Sie eine längere Belichtungszeit<br />

von zwei bis vier Sekunden, wobei Sie sogar bis zu 10<br />

bis 20 s gehen können, wenn Sie mögen.<br />

Überbelichtung kann ein Problem darstellen, wenn<br />

in gewissen Bereichen große Wassermengen vereint<br />

sind. Achten Sie deshalb auf das Histogramm und<br />

stellen Sie eine längere Verschlusszeit ein, falls die<br />

hellen Lichter übersteuert werden. Bei Küstenbildern<br />

lassen eine bis zwei Sekunden die Wellen verwischt<br />

wirken, während 20 bis 30 Sekunden für einen<br />

milchigen Effekt sorgen.<br />

Stausee oder anderen großen Gewässern eine<br />

verblüffend genaue Spiegelung der Landschaft auf<br />

der Wasseroberfläche fotografieren. Doch die<br />

Möglichkeiten sind damit noch nicht ausgeschöpft<br />

– Flüsse können auf Fotos als markante, ins Bild<br />

hineinführende Linien dienen oder können auch,<br />

ähnlich wie abgeschlossene Gezeitentümpel oder mit<br />

Steinen gesäte Flusswindungen, sehr wirkungsvolle<br />

Hauptmotive bilden.<br />

Die Liste der Möglichkeiten ist ohne Ende, doch in<br />

diesem Teil unseres Guides erklären wir Ihnen das<br />

Wesentlichste, um mit dem erfolgreichen<br />

<strong>Fotografie</strong>ren von Landschaften beginnen zu können.<br />

Worauf warten Sie noch? Begeben Sie sich auf<br />

Entdeckungsreise...<br />

1/60 Sek.<br />

1/20 Sek. 0,4 Sek.<br />

Unentbehrliche Ausrüstung<br />

Weitwinkelobjektiv:<br />

Ein Ultraweitwinkelobjektiv<br />

von 12 bis 24mm ist ideal,<br />

da es die Möglichkeit, den<br />

Vordergrund mit Wasser<br />

auszufüllen, und viel<br />

Schärfentiefe für durchwegs<br />

scharfe Objekte bietet. Das<br />

10-20mm-Zoom von Sigma (ca. 380 Euro) ist<br />

dank seiner hervorragenden Leistung und dem<br />

guten Preis-Leistungs-Verhältnis sehr beliebt.<br />

Wasserwaage: Falls<br />

Wenn Ihr Stativ über eine<br />

Wasserwaage verfügt,<br />

benutzen Sie sie, um sich<br />

zu vergewissern, dass der<br />

Horizont gerade ist. Es<br />

ist doch einfacher, dies<br />

gleich beim <strong>Fotografie</strong>ren<br />

zu beachten, als danach lange mit Photoshop<br />

ausgleichen zu müssen. Alternativ können Sie<br />

eine einfache Wasserwaage für ca. 15 Euro<br />

kaufen, die Sie in den Blitzschuh schieben.<br />

Filter: Wenn es Ihnen mit<br />

der Landschaftsfotografie<br />

ernst ist, lohnt es sich,<br />

in ein Steckfilter-System<br />

zu investieren. Cokin’s<br />

P-System (www.<br />

intro2020.com) bietet<br />

gute Qualität fürs Geld. Bei<br />

wem die Qualität an erster Stelle steht, der sieht<br />

sich nach Lee Filters hervorragendem 100-mm-<br />

System um (www.leefilters.com) – das System<br />

vieler Berufsfotografen. Ein Polarisationsfilter<br />

verstärkt das Blau des Himmels und sorgt für<br />

klare Wasserspiegelungen. Ebenfalls lohnt es<br />

sich, über die Anschaffung eines 0,6- oder<br />

0,9-Graufilters (nicht gleich Grauverlaufsfilter!)<br />

nachzudenken, da damit bei Tageslicht mit einer<br />

langen Belichtungszeit Wasser in Bewegung<br />

verschwommen fotografiert werden kann.<br />

Stativ: Verwenden Sie bei<br />

Wasseraufnahmen eine<br />

kleine Blendenöffnung, um<br />

maximale Schärfentiefe<br />

zu erhalten. Die lange<br />

Belichtungszeit erfordert,<br />

dass die Kamera sich nicht<br />

bewegt. Lesen Sie die<br />

Tipps zum Kauf von Stativen für die <strong>Fotografie</strong> im<br />

Freien für alle Preislagen weiter hinten in unserem<br />

Heft.<br />

Fotorucksack: Während<br />

langer Wanderungen<br />

schützt ein Fotorucksack<br />

Ihre Ausrüstung viel<br />

besser als eine Fototasche.<br />

Fotorucksäcke mit<br />

Allwetterschutz bieten<br />

guten Schutz vor Regen<br />

und anderen Witterungen.<br />

Kleidung: Es gibt nichts<br />

Schlimmeres, als in einen<br />

Fluss zu fallen und den<br />

Rest des Tages in nassen<br />

Kleidern verbringen zu<br />

müssen. Ziehen Sie<br />

deshalb gute Schuhe an<br />

und überlegen sich die<br />

Anschaffung von wasserdichten Hosen oder<br />

Gamaschen, damit Sie auch im Wasser stehend<br />

trocken bleiben.


Wasseraufnahmen wie ein Profi<br />

Dramatische Küstenstriche sind der perfekte<br />

Ort, um die Theorie in die Praxis umzusetzen,<br />

wenn es ums <strong>Fotografie</strong>ren von Landschaften<br />

mit Gewässern geht. Folgen Sie unseren Tipps<br />

bezüglich Ausrüstung, Techniken und<br />

Einstellungen, und Sie werden schon bald<br />

Landschaftsbilder wie ein Profi schießen.<br />

HELEN DIXON


106 Landschaften DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Wellen abbilden<br />

Der Berufsfotograf Mark Bauer schildert die beste Technik, um Wellen zu<br />

fotografieren, wenn sie auf das Ufer treffen.<br />

ES WIRD VIEL DARÜBER DEBATTIERT wie<br />

man Wellenbewegungen am besten<br />

fotografieren soll. Langzeitbelichtungen<br />

haben einen nebligen Effekt zur Folge (siehe<br />

nächste Seite), der bei vielen, jedoch<br />

verständlicherweise nicht bei allen Fotografen beliebt ist,<br />

da nicht naturgetreu. Wenn wir Wellen dem Ufer<br />

zurollen sehen, sehen wir die vollständige Bewegung –<br />

keinen in der Zeit eingefrorenen Moment oder Nebel, der<br />

über die Felsen gleitet. Eine Möglichkeit, die<br />

Wellenbewegungen so festzuhalten, wie sie das Auge<br />

wahrnimmt, ist mittels Video statt Fotokamera. Passen<br />

wir jedoch bei der Verschlusszeit genau auf, ist es<br />

tatsächlich auch möglich, ein natürliches Aussehen der<br />

Wellen mit der Spiegelreflexkamera festzuhalten.<br />

1<br />

Wahl des Aussichtspunkts Ich wähle den Bildausschnitt<br />

so, dass die Wellen über dem Felsen im Vordergrund<br />

brechen und überprüfe dann die Belichtungszeit sowohl für<br />

den Himmel als auch für den Boden mithilfe des<br />

Objektmessers meiner Spiegelreflexkamera.<br />

Die Kunst besteht darin, genau das richtige Maß an<br />

Bewegung einzufangen: Ist die Blende zu lange offen,<br />

wird die Bewegung zu verschwommen, bei zu kurzer<br />

Zeit wird die Welle zu bewegungslos aussehen. Man<br />

muss einen Mittelwert finden, wo die Bewegung<br />

verwischt, die Wellen jedoch trotzdem ihre Form<br />

bewahren.<br />

Dafür gibt es kein einfaches Rezept. Die optimale<br />

Verschlusszeit hängt von der Größe und Geschwindigkeit<br />

der Wellen ab, wie sie am Meeresufer brechen, und dem<br />

persönlichen Geschmack des Fotografen. Der Schlüssel<br />

liegt im Ausprobieren – stellen Sie sich also darauf ein,<br />

viele Bilder zu machen und viel Zeit mit dem Überprüfen<br />

des LCD-Monitors und dem Optimieren der<br />

Kameraeinstellungen zu verbringen.<br />

Einsatz eines Grauverlaufsfilters Da der Himmel viel<br />

2heller ist als der Boden, setze ich einen weichen<br />

Grauverlaufsfilter auf, um den Kontrast auszugleichen. Ein<br />

weicher Filter bedeutet, dass die Trennline zwischen Himmel<br />

und Boden nicht allzu gut sichtbar wird.<br />

Kontrollieren der Verschlusszeit<br />

Obwohl es keine optimale Verschlusszeit gibt, um<br />

brechende Wellen zu fotografieren – alles hängt von den<br />

herrschenden Bedingungen ab – kommt man mit einer<br />

Belichtungszeit von zwischen ¼ und einigen Sekunden<br />

normalerweise zum gewünschten Ergebnis.<br />

Leider braucht es jedoch etwas mehr als nur auf<br />

Blendenautomatik zu stellen und die Verschlusszeit<br />

einzustellen. Sie müssen zudem darauf achten,<br />

die richtige Blendenöffnung zu verwenden, um die<br />

korrekte Schärfentiefe und eine passende Belichtung<br />

zu erhalten. Für Landschaften stellt man die Kamera<br />

normalerweise auf zwischen f/8 und f/22 für maximale<br />

Tiefenschärfe ein.<br />

Es gibt auch noch andere Möglichkeiten, die<br />

Belichtungszeit zu kontrollieren. Nebst dem Warten<br />

auf Lichtveränderungen können Sie für eine kürzere<br />

Belichtungszeit auch den ISO-Wert erhöhen. Dies<br />

führt normalerweise auch zu mehr Rauschen im<br />

Bild – vermeiden Sie es deshalb, höher als ISO<br />

800 zu gehen – außer Sie fotografieren mit einer<br />

professionellen Spiegelreflexkamera, die mit Rauschen<br />

besser umgehen kann.<br />

Für Belichtungszeiten von über 30 Sekunden<br />

müssen Sie die Kamera auf Bulb-Modus, und die<br />

Belichtungszeit manuell einstellen. Dies führt jedoch<br />

oft zu überbelichteten Bildern und es ist ein solider<br />

Graufilter nötig, um die Lichtmenge auf dem Sensor zu<br />

verringern. Graufilter gibt es in verschiedenen Stärken:<br />

Die gängigsten Filter bewirken eine, zwei oder drei<br />

Blendenstufen, wobei mehrere Filter miteinander<br />

verwendet werden können, zusammen mit einem<br />

Polarisationsfilter für Tage, an denen Sie besonders<br />

lange belichten wollen.<br />

Probeaufnahme Stellen Sie auf Blendenautomatik.<br />

3Ich versuche es mit 1/100 s, doch die Bewegung<br />

friert ein. Bei großen Wellen kann dies einen<br />

dramatischen Effekt erzeugen, doch bei kleinen wie<br />

diesen ist es ein kompletter Misserfolg.<br />

Ersetzen des Filters In der Hoffnung, die Belichtungszeit<br />

4damit verlängern zu können, warte ich auf etwas weniger<br />

Lichtintensität und benutze einen stärkeren Graufilter, welcher<br />

mir eine Belichtungszeit von zehn Sekunden bei einer<br />

Blendenöffnung von f/22 erlaubt.<br />

Noch nicht ganz… Die Verschlusszeit ist immer<br />

5noch nicht lange genug, um dem Wasser einen<br />

verwischten Effekt zu verleihen, schafft es gleichzeitig<br />

jedoch auch nicht, durch Einfrieren der Bewegung die<br />

Dramatik des Moments festzuhalten.<br />

Verkürzen der Belichtungszeit Durch Öffnen der Blende bis zu f/11 und durch<br />

6Ersetzen des Graufilters kann ich die Belichtungszeit auf 0,3 Sekunden reduzieren.<br />

Das Ergebnis ist schon fast zufriedenstellend, die Wellenbewegung ist jedoch noch etwas<br />

zu stark eingefroren.<br />

Minimales Verlängern der Belichtungszeit Bei meinem letzten Versuch mit etwas<br />

7weniger Tageslicht erhalte ich das ersehnte Bild mit ungefähr 0,6 Sekunden<br />

Belichtungszeit. Im Bild ist genug Bewegung, um einen dramatischen Effekt zu erzielen,<br />

doch behalten die Wellen trotzdem noch ihre Form.


Fertiges Bild<br />

Die Blendenöffnung von f/11 erlaubt es mir,<br />

die Belichtungszeit auf eine halbe Sekunde<br />

zu stellen, wobei ich immer noch genug<br />

Tiefenschärfe erhalte. Das Foto schafft<br />

Dramatik und Bewegung, jedoch konnte ein<br />

nebelhaftes Aussehen der Wellen<br />

vermieden werden. Ich persönlich mag<br />

besonders, wie die Gischt in der Mitte des<br />

Fotos über die die Felsen spritzt.


108 Landschaften DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Mystische Wasserlandschaften<br />

Outdoor-Fotograf Ross Hoddinott zeigt uns, wie man märchenhafte Bilder von fließendem Wasser einfangen kann.<br />

NUR WENIGE MOTIVE sind bei Fotografen so<br />

beliebt wie Meereslandschaften. Für den Erfolg<br />

oder Misserfolg des Bildes ist jedoch<br />

entscheidend, wie man die Bewegung des<br />

Wassers einfängt. Während einige Menschen den<br />

verschwommenen Effekt des Wassers nicht ausstehen<br />

können, so lieben ihn doch die meisten. Die verblüffendsten<br />

Ergebnisse erzielt man, wenn man nahe ans Geschehen<br />

kommt und dahin, wo das Wasser die Steine im<br />

Vordergrund umspült und sie ‚formt’. Ob man solche<br />

Szenen zu sehen bekommt, hängt jedoch von den Gezeiten<br />

ab. Es empfiehlt sich, bei Ebbe zu fotografieren, da dies<br />

weniger gefährlich ist. Passen Sie jedoch in jedem Fall auf<br />

hohe Wellen auf, und stellen Sie Ihre eigene Sicherheit vor<br />

den Foto-Eifer. Winterabende eignen sich hervorragend für<br />

langzeitbelichtete Landschaftsfotos, da das Licht natürlich<br />

weich und gedämpft ist. Mit dieser Idee im Hinterkopf<br />

besuchte ich den Strand von Trebarwith in Nordcornwall,<br />

mit der Absicht, Wasser in Bewegung zu fotografieren. Ich<br />

kam eine Stunde vor Sonnenuntergang an, ausgerüstet mit<br />

einer Reihe von Filtern, die mir helfen sollten, das ersehnte<br />

verträumte, himmlisch-neblige Meeresfoto zu schießen.<br />

Achtung Ausrüstung!<br />

Stativ<br />

Zum <strong>Fotografie</strong>ren von fließenden<br />

Gewässern ist ein gutes, stabiles<br />

Stativ unentbehrlich. Die<br />

Kamerastütze sorgt dafür,<br />

dass alles außer dem Wasser<br />

gestochen scharf erscheint. Um<br />

nasse Füsse zu vermeiden,<br />

ist ein anständiges Paar<br />

Gummistiefel außerdem keine<br />

schlechte Idee.<br />

Wahl des Aussichtspunkts Es hat keinen Sinn, viel<br />

1Zeit darauf zu verwenden, das Wasser kunstvoll zu<br />

verwischen, wenn die Bildkomposition nicht stimmt. In<br />

meinem Fall habe ich nach einem markanten Felsen als<br />

Vordergrundsmotiv gesucht, um das Auge des<br />

Betrachters ins Bild hineinzuleiten. Versuchen Sie, sich<br />

vorzustellen, wie die verschwommenen<br />

Fließbewegungen des Wassers den Vordergrund<br />

formen. Dank einem vertikalen Bildausschnitt gewinnt<br />

das Bild zudem an Tiefe.<br />

Probeaufnahme Wählen Sie im<br />

2Blendenprioritätsmodus f/16 für genug<br />

Tiefenschärfe und ISO 100, um eine lange<br />

Verschlusszeit zu erhalten. Gehen Sie besser nicht bis<br />

f/22, da Diffraktion (Weichzeichnung des Bildes) das<br />

Ergebnis beeinflussen kann. Für mich bedeutet dies<br />

eine Belichtungszeit von ¼s, wodurch das Motiv zwar<br />

bewegt dargestellt wird, jedoch nicht so stark, wie ich<br />

wollte. Es ist also an der Zeit, die Verschlusszeit<br />

künstlich zu verlängern.<br />

Einsatz von Filtern Eine Blendenstufe verdoppelt bzw. halbiert die Verschlusszeit. Dies bedeutet, dass ein<br />

3Graufilter mit drei Blendenstufen (0,9 ND) den ungefilterten Wert von ¼ auf zwei Sekunden verlängert – eine<br />

merkliche Veränderung. Bei wenig Licht und unter Einsatz von Graufiltern mit hoher Dichte neigt das<br />

TTL-Messsystem eher zu Fehlern, v. a. zu Unterbelichtung. Denken Sie deshalb daran, die Fotos und Histogramme<br />

regelmäßig zu überprüfen.<br />

Und noch etwas… Mit dem Graufilter wirkt die<br />

4Fließbewegung schon viel attraktiver. Um eine<br />

richtig märchenhafte Stimmung zu erzeugen, habe ich<br />

jedoch einfach noch bis zum Sonnenuntergang<br />

gewartet und die Verschlusszeit verlängert.


Fertiges Bild<br />

Eine Viertelstunde später, nach<br />

Sonnenuntergang, habe ich die<br />

Belichtungszeit auf eine Minute<br />

erhöht und konnte dieses<br />

verträumte Bild erzielen.


110 <strong>Nachtfotografie</strong> DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

ES WERDE NACHT<br />

Nach Einbruch der Dunkelheit sieht die Welt völlig anders aus.<br />

Nach einem langen Arbeitstag ist es ganz natürlich, wenn Sie sich ausruhen<br />

wollen, jedoch verpassen Sie so die Gelegenheit, großartige<br />

Nachtaufnahmen zu schießen, wie dieser Führer verrät.<br />

ES IST EINE TATSACHE, DASS DIE WENIGSTEN Fotografen ernsthaft versuchen, gute<br />

Nachtaufnahmen zu schießen. Von denjenigen, die den Versuch dennoch unternehmen, geben viele<br />

bald auf, da sie Schwierigkeiten haben, mit den besonderen Bedingungen und Problemen umzugehen,<br />

die sich beim <strong>Fotografie</strong>ren bei wenig Licht stellen. Es lohnt sich jedoch sehr, am Ende des Tages noch<br />

einmal rauszugehen und sich diesen Problemen zu stellen, denn <strong>Fotografie</strong>ren bei Nacht bietet die<br />

Möglichkeit, ganz andere Bilder einzufangen, als dies bei Tag möglich wäre. Auf den nächsten Seiten<br />

beschreiben wir die verschiedenen Probleme, die sich Ihnen beim <strong>Nachtfotografie</strong>ren stellen und<br />

bieten eine ausfürliche Anzahl an Techniken, die Sie mit Ihrer Kameraausrüstung ausprobieren können.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

<strong>Nachtfotografie</strong> 111<br />

JON HICKS


112 <strong>Nachtfotografie</strong> DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Wenn das Licht sich rar macht<br />

Die Low-Light-<strong>Fotografie</strong> ist eine ganz eigene Kunstform. Unsere professionellen Ratschläge in<br />

Verbindung mit den grundlegenden Techniken und der wichtigsten Ausrüstung werden auch Ihnen zu<br />

fantastischen Nachtaufnahmen verhelfen.<br />

DAS SPRICHWORT „WENIGER IST MEHR” trifft auf viele Bereiche der<br />

<strong>Fotografie</strong> zu. Ausrüstung ist einer davon. Sie brauchen nicht tonnenweise<br />

Zubehör, um großartige Fotos zu machen. Bildkomposition ist ein weiterer<br />

Bereich. Je mehr Inhalt Sie versuchen, in ein Bild zu quetschen, umso<br />

weniger anziehend wird wahrscheinlich das Ergebnis. Das Gleiche trifft auch<br />

auf Licht zu. Man könnte meinen, dass jede Menge davon benötigt wird, um<br />

erfolgreiche Fotos zu machen. Tatsächlich gilt aber: je weniger desto besser.<br />

Wenn Sie davon nicht überzeugt sind, schauen Sie sich doch ganz einfach<br />

mal diese Fotos an.<br />

Sonnenaufgang und Sonnenuntergang werden generell als die am meisten<br />

fotogenen Tageszeiten angesehen. Die Lichtmenge ist aber deutlich geringer<br />

als am Mittag. Auch städtische Landschaftsfotos sehen am Abend<br />

wesentlich attraktiver aus, wenn das Tageslicht verschwunden ist und der<br />

farbenfrohe Glanz künstlicher Beleuchtung an dessen Stelle tritt. Und wenn<br />

man in einer sternklaren Nacht zum Himmel schaut, kann man gar nicht<br />

anders, als beeindruckt zu sein von dem Anblick dieser winzigen<br />

Lichtpunkte, die dort oben am Himmel funkeln wie Diamanten auf einem<br />

schwarzen Samtkissen.<br />

Aber bei der Low-Light-<strong>Fotografie</strong> dreht es sich nicht nur um die freie<br />

Wildbahn. Das Gleiche gilt auch für Innenaufnahmen. Denken Sie doch mal<br />

darüber nach: Sieht Ihr Wohnzimmer anheimelnder aus, wenn die gesamte<br />

Deckenbeleuchtung eingeschaltet ist, oder bevorzugen Sie nicht doch den<br />

gemütlichen Schein eines offenen Feuers? Ein halbes Dutzend Halogenspots<br />

mag Sie davor bewahren, über umherliegende Dinge zu fallen. Aber wenn<br />

Sie romantische Porträts fotografieren möchten, ist ein schummriger Raum<br />

sehr viel effektiver. Wir wollen Ihnen zeigen, welch erstaunliche Dinge man<br />

mit wenig Licht anstellen kann. Also haben wir einen Teil dieses Ratgebers<br />

der Low-Light-<strong>Fotografie</strong> gewidmet. Mit ein wenig Hilfe von unseren<br />

Mitarbeitern wollen wir Ihnen zeigen, wie Sie sich die Dunkelheit zu Nutze<br />

machen und diese beherrschen können. Schauen wir also einmal, wie düster<br />

die Kollegen sein können!<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Wenn es um das Licht geht, ist die Qualität immer<br />

wichtiger als die Quantität. Ein wenig spezielles<br />

Licht schlägt jede Menge mittelmäßiges Licht<br />

jederzeit um Längen. Das ist auch der Grund,<br />

warum die Low-Light-<strong>Fotografie</strong> ein solch<br />

lohnendes Objekt ist. Egal, um welches Motiv oder<br />

um welche Situation es geht, das Licht ist immer<br />

gut. Und wenn das Licht gut ist, ist die Schlacht um<br />

ein gutes Foto schon fast gewonnen. Bei<br />

Außenaufnahmen beginnt die Zeit für die<br />

Low-Light-<strong>Fotografie</strong>, wenn der Tag endet und sie<br />

endet dann, wenn der nächste Tag beginnt. Das<br />

heißt von der Abend- bis zur nächsten<br />

Morgendämmerung. Der Sonnenuntergang bildet<br />

den Startschuss. Sobald die Sonne hinter dem<br />

Horizont verschwunden ist, beginnt der Tag, sich<br />

langsam in die Nacht zu verwandeln. Das direkte<br />

Licht auf der Landschaft verschwindet und der<br />

Himmel über uns verwandelt sich in eine riesige<br />

Softbox, die die Erde mit diffuser Beleuchtung<br />

überflutet, während der Himmel über dem<br />

westlichen Horizont (hoffentlich) aussieht, als stehe<br />

er in Flammen. Schieben Sie einen weichen<br />

Grauverlaufsfilter in Ihren Filterhalter. So können<br />

Sie alles in einer einzigen Aufnahme festhalten:<br />

einen Vordergrund voller Details und einen Himmel<br />

voller Farben.<br />

Im Zwielicht lösen sich dann später die warmen<br />

Farben des Himmels nahtlos in kühlere Purpur- und<br />

Blautöne auf, während das Tageslicht schwächer<br />

wird und die Szenerie sich deutlich verdunkelt. Jetzt<br />

ist ein idealer Zeitpunkt, um rauszugehen und<br />

moderne Architektur zu fotografieren, weil die<br />

Farben des Himmels sich in den Oberflächen aus<br />

Glas und Stahl spiegeln. Wenn Sie lieber in freier<br />

Wildbahn auf die Pirsch gehen, halten Sie<br />

Ausschau nach Wasser. Die glatte Oberfläche<br />

erzielt den gleichen Effekt. Zwielicht auf dem<br />

Strand eines Sees oder am Meer ist kaum zu<br />

schlagen, was den Stimmungsfaktor anbelangt,<br />

und das schwache Umgebungslicht verlangt nach<br />

langen Belichtungszeiten, was Ihnen außerdem<br />

noch verschwommenes Wasser beschert.<br />

Städtische Landschaften erwachen erst bei<br />

Zwielicht so richtig zum Leben, wenn das<br />

Tageslicht so weit geschwunden ist, dass die<br />

künstliche Beleuchtung ihren Zauber in Technicolor<br />

entfalten kann, es aber immer noch genug<br />

natürliches Licht gibt, dass die Schatten nicht<br />

komplett schwarz erscheinen. Der Himmel, der<br />

inzwischen ein dunkles Blau angenommen hat,<br />

wirkt wie ein Reflektor, und wirft das noch<br />

vorhandene Licht auf die Stellen, die nicht von der<br />

Straßenbeleuchtung oder von Flutlicht,<br />

Leuchtreklame oder Schaufensterbeleuchtung<br />

ausgeleuchtet sind. Diese Übergangszeit ist die<br />

beste Zeit, um mit Flutlicht beleuchtete Gebäude,<br />

Straßenszenen oder Verkehrsspuren zu<br />

fotografieren – im Grunde alle städtischen<br />

Low-Light-Szenen oder -Motive, bei denen der<br />

Himmel Teil des Bildaufbaus ist. Sobald der<br />

Himmel schwarz ist, ist es schon fast an der Zeit,<br />

aufzuhören, obwohl die Bildsensoren immer noch<br />

überraschend viel Farbe aus dem Himmel ziehen<br />

können, wenn unsere Augen diese schon lange<br />

nicht mehr sehen können. Also beeilen Sie sich<br />

nicht allzu sehr mit dem Aufbruch nach Hause. Im<br />

Grunde brauchen Sie überhaupt nicht nach Hause<br />

Grundausstattung<br />

Stativ Die einfachste Möglichkeit,<br />

Verwacklungsunschärfe bei wenig<br />

Licht zu vermeiden, ist, Ihre<br />

Kamera auf ein solides Stativ zu<br />

stellen. Wenn Sie keines besitzen,<br />

sollten Sie sich eins anschaffen.<br />

Rechnen Sie mit mindestens 125<br />

Euro für ein anständiges Modell.<br />

Fernauslöser Ein äußerst<br />

nützliches Hilfsmittel<br />

bei der Vermeidung von<br />

Verwacklungsunschärfe.<br />

Kompatible Auslöser finden Sie<br />

nicht nur bei dem Hersteller<br />

Ihrer Kamera, sondern auch von<br />

Firmen wie Hähnel oder Hama.<br />

Fragen Sie im Fotoladen Ihres<br />

Vertrauens, welche Möglichkeiten<br />

es für Ihr Kameramodell auf dem<br />

Markt gibt.<br />

Taschenlampe Es ist auf<br />

jeden Fall sinnvoll, eine kleine<br />

Taschenlampe griffbereit zu<br />

haben, wenn Sie Ihre Ausrüstung<br />

bei sehr schwachem Licht<br />

aufbauen müssen. Im Grunde tut<br />

es jede Taschenlampe, aber sehr<br />

praktisch ist auf jeden Fall die<br />

Gorillatorch von den Herstellern<br />

des Gorillapod. Die können Sie<br />

um ein vorhandenes Objekt<br />

herumwickeln und haben so<br />

beide Hände frei.<br />

zu gehen, denn sobald die Nacht angebrochen ist,<br />

können Sie Ihre Aufmerksamkeit dem Himmel<br />

zuwenden. Wie wäre es mit ein paar<br />

Landschaftsaufnahmen im Mondlicht? Auch hier<br />

sollten Sie darauf achten, Wasser mit in den<br />

Vordergrund des Bildausschnitts zu nehmen. Es<br />

nimmt das schimmernde, silberne Band des<br />

Mondlichts auf, das auf der tintenschwarzen<br />

Oberfläche tanzt. Dieser Kontrast kann Ihnen ein<br />

paar großartige Fotos bescheren.<br />

Oder lassen Sie den Verschluss der Kamera zehn<br />

Minuten oder länger geöffnet und machen Sie so<br />

die Nacht zum Tage. Ihre Fotos werden einen<br />

surrealistischen Effekt erhalten, denn die Szenen<br />

sehen aus, als wären sie am helllichten Tag<br />

aufgenommen worden. Tatsächlich aber sind sie<br />

nicht von der Sonne, sondern vom Mond<br />

ausgeleuchtet. Egal, wofür Sie sich entscheiden,<br />

die Low-Light-Technik bietet Ihnen jede Menge<br />

fotografischer Möglichkeiten.


Low-Light-Meerlandschaft<br />

Die meisten Leute fahren zwar lieber an einem<br />

heißen Sommertag an die See, aber<br />

enthusiastische Hobbyfotografen bevorzugen<br />

einen Besuch in der Abenddämmerung, um<br />

eine atemberaubende Meerlandschaft<br />

einzufangen.<br />

LEE FROST<br />

Fünf Techniken für Außenaufnahmen zum Ausprobieren<br />

ISTOCK PHOTO<br />

LEE FROST<br />

ISTOCK PHOTO<br />

DANIEL LEZANO<br />

LEE FROST<br />

1) Leuchtspuren<br />

Suchen Sie sich einen leicht<br />

erhöhten Standort, von dem<br />

Sie eine stark befahrene<br />

Straße oder einen Kreisverkehr<br />

überblicken können. Befestigen<br />

Sie Ihre Kamera auf einem<br />

Stativ und verwenden Sie<br />

eine Belichtungszeit von 30<br />

bis 60 Sekunden. So können<br />

Sie den bewegten Verkehr als<br />

farbenfrohe Verkehrsspuren<br />

einfangen. Für zusätzliche<br />

interessante Details nehmen Sie<br />

auch mit Flutlicht angestrahlte<br />

Gebäude oder den Himmel in der<br />

Morgendämmerung mit in den<br />

Bildausschnitt auf. Im Moment ist<br />

die ideale Jahreszeit dafür, da die<br />

morgendliche Rush Hour genau in<br />

die Morgendämmerung fällt. Aber<br />

achten Sie auf den Verkehr!<br />

2) Mit Flutlicht angestrahlte<br />

Gebäude<br />

Ein weiteres, klassisches<br />

Low-Light-Motiv, das für jeden<br />

zugänglich ist. Kirchen, Schlösser,<br />

Kathedralen, Monumente. Jedes<br />

Dorf und jede Stadt hat ein paar<br />

Sehenswürdigkeiten, die mit<br />

Flutlicht angestrahlt werden. Für<br />

das beste Ergebnis fotografieren<br />

Sie bei Zwielicht, wenn noch etwas<br />

Farbe am Himmel ist und noch<br />

ausreichend Tageslicht vorhanden<br />

ist, so dass die Schatten noch<br />

nicht komplett dunkel sind und das<br />

farbintensive Flutlicht sich nicht so<br />

scharf abhebt.<br />

3) Wandernde Sterne<br />

Entfernen Sie sich in einer klaren<br />

Nacht so weit wie möglich<br />

von jeglicher Zivilisation und<br />

verwenden Sie eine lange<br />

Belichtungszeit, um die Sterne<br />

am Himmel als Lichtspuren<br />

abzubilden. Richten Sie Ihr größtes<br />

Objektiv so auf den nördlichen<br />

Himmel, dass der Polarstern<br />

(Polaris) sich im Bildausschnitt<br />

befindet. Öffnen Sie den Verschluss<br />

Ihrer Kamera im Bulb-Modus zwei<br />

Stunden lang bei f/4 und ISO 200<br />

und warten Sie ab, was passiert.<br />

Sie werden von dem Ergebnis<br />

überwältigt sein.<br />

4) Mit Licht malen<br />

Suchen Sie sich ein altes,<br />

unbeleuchtetes Gebäude. Wenn<br />

es beginnt, dunkel zu werden,<br />

beleuchten Sie das Gebäude von<br />

außen mit wiederholten Blitzen<br />

aus einem Handblitzgerät, dass<br />

sie vorher auf manuellen Modus<br />

einstellen. Den Verschluss Ihrer<br />

Kamera stellen Sie dabei auf<br />

den Bulb-Modus ein. Wenn<br />

Sie möchten, können Sie den<br />

Blitz auch mit Hilfe von Filtern<br />

einfärben. An Stelle eines<br />

Blitzgerätes können Sie auch eine<br />

starke Taschenlampe verwenden<br />

und ausprobieren, welche<br />

Ergebnisse Sie damit erzielen.<br />

5) Küstenlandschaften<br />

Fahren Sie entweder vor<br />

Sonnenaufgang oder kurz vor<br />

Sonnenuntergang ans Meer und<br />

fangen Sie am Rande des Tages<br />

erstaunliche Meerlandschaften ein.<br />

Da das Umgebungslicht schwach<br />

ist, benutzen Sie eine lange<br />

Belichtungszeit um die Bewegung<br />

im Meer abzubilden. Nasser Sand<br />

und nasse Felsen reflektieren<br />

dabei die reichhaltigen Farben des<br />

Himmels. Denken Sie daran, auf<br />

die Gezeiten zu achten. Vergessen<br />

Sie nicht, Ihr Handy mitzunehmen,<br />

und informieren Sie jemanden, wo<br />

Sie hinfahren.


114 <strong>Nachtfotografie</strong> DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Vorbereitungen für die Nachtsafari<br />

Das <strong>Fotografie</strong>ren bei Nacht stellt Sie vor eine ganze Reihe von<br />

Herausforderungen. Doch ist Ihre digitale Spiegelreflexkamera gut genug<br />

gerüstet, um sie alle annehmen zu können? Mit unseren Tipps zu Einstellungen<br />

und Techniken können auch Sie sicher sein, dass Sie bestens vorbereitet sind.<br />

Die richtige Ausrüstung für die Nacht<br />

Es ist absolut unabdingbar, dass Sie Ihre Kamera<br />

auf irgendeine Art abstützen. Ein<br />

vernünftiges Stativ sollte also ganz oben<br />

auf Ihrer Liste stehen. Modelle wie das Slik<br />

Pro 400DX oder das Manfrotto 190X Pro<br />

B sind auf jeden Fall eine Überlegung wert.<br />

Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag über<br />

Ausrüstung in diesem Ratgeber. Dort<br />

finden Sie auch noch weitere Optionen.<br />

Falls Sie, aus welchen Gründen<br />

auch immer, kein Stativ benutzen<br />

können, gibt es auf dem Markt auch noch<br />

andere Stützen wie Bohnensäckchen,<br />

Ministative und Saugnäpfe. Ein weiterer<br />

Ausrüstungsgegenstand, den wir<br />

Ihnen dringend ans Herz legen<br />

möchten, ist ein Fernauslöser,<br />

mit dessen Hilfe Sie den Auslöser<br />

betätigen können, ohne die<br />

Kamera dabei berühren zu müssen.<br />

Je nach dem, was Sie fotografieren wollen,<br />

könnten auch noch ein Blitzgerät oder eine<br />

Taschenlampe von Nutzen sein. Schließlich und endlich<br />

sollten Sie darauf achten, dass Sie sich selber schön<br />

warm einpacken. Wenn Ihnen kalt und ungemütlich wird,<br />

verhilft Ihnen das nicht unbedingt zu mehr Inspiration<br />

beim <strong>Fotografie</strong>ren.<br />

Verwacklungsunschärfe<br />

Wie kann ich Verwacklungsunschärfe vermeiden, ohne ein Stativ zu benutzen?<br />

1) Setzen Sie den ISO-Wert herauf Wenn Sie einen höheren ISO-Wert einstellen, wird Ihnen eine kürzere<br />

Verschlusszeit zur Verfügung stehen. Der größte Nachteil dieser Methode ist jedoch, dass mit dem Heraufsetzen des<br />

ISO-Werts ein Absinken der Bildqualität einhergeht. Es entsteht mehr Bildrauschen, und die Farben werden weniger<br />

realistisch wiedergegeben. Nichtsdestotrotz produziert die moderne Generation von digitalen Spiegelreflexkameras<br />

bis zu einem ISO-Wert von 800 (in manchen Fällen sogar darüber hinaus) immer noch hervorragende Bilder. Sie<br />

werden also nur dann einen Qualitätsverlust bemerken, wenn Sie diese Grenze überschreiten. Dennoch empfehlen<br />

wir, den ISO-Wert nur dann heraufzusetzen, wenn Sie aus der Hand fotografieren oder Ihre Kamera auf einen<br />

instabilen Untergrund aufgesetzt haben. Wenn Ihre Kamera stabil steht, zum Beispiel auf einem Stativ, würden wir<br />

einen niedrigen ISO-Wert (100 bis 200) empfehlen, um die höchstmögliche Bildqualität sicherzustellen.<br />

Die folgende Bildserie<br />

zeigt, wie stark das<br />

ISO 100 ISO 800 ISO 3200<br />

Bildrauschen ansteigt,<br />

je mehr die ISO-Rate<br />

heraufgesetzt wird. Die<br />

Menge des Bildrauschens<br />

variiert von Kamera zu<br />

Kamera. Probieren Sie<br />

aus, wie viel Bildrauschen<br />

Ihre Kamera produziert,<br />

indem Sie die gleiche<br />

Szene mit verschiedenen<br />

ISO-Einstellungen<br />

fotografieren.<br />

2) Bildstabilisierung Je nachdem, welche Kamera Sie benutzen, werden Sie feststellen,<br />

dass entweder das Gehäuse oder bestimmte Objektive über ein Bildstabilisierungssystem<br />

verfügen. Wenn Sie Ihre Kamera nicht auf ein stabiles Stativ gestellt haben, ist es auf<br />

jeden Fall sinnvoll, diese Funktion zu aktivieren, weil Sie mit diesem Hilfsmittel in der<br />

Lage sind, eine um drei oder vier Stufen kürzere Verschlusszeit zu verwenden, als ohne<br />

Bildstabilisierung.<br />

3) Lehnen Sie sich an oder legen Sie die Kamera auf Sie<br />

werden feststellen, dass Sie mehr Stabilität erzielen, wenn<br />

Sie sich an einen Baum lehnen oder Ihre Kamera auf eine<br />

Mauer abstützen, als wenn Sie frei stehen und die Kamera<br />

frei in der Hand halten. Halten Sie also Ausschau nach<br />

Objekten, mit deren Hilfe Sie Ihre Kamera abstützen können.<br />

Umkehrschluss<br />

Sie sind sich nicht sicher, mit welcher Verschlusszeit Sie noch<br />

davonkommen, wenn Sie aus der Hand fotografieren? Die<br />

einfachste Möglichkeit ist, immer im Hinterkopf zu behalten,<br />

dass die angemessene Verschlusszeit im umgekehrten Verhältnis<br />

zu der benutzten Brennweite steht. Wenn Sie also mit 100 mm<br />

Brennweite fotografieren, sollte Ihre Verschlusszeit mindestens<br />

1/100 Sekunde betragen und so weiter.<br />

Das offensichtliche Problem, mit dem Sie bei der<br />

Nacht- bzw. Low-Light-<strong>Fotografie</strong> konfrontiert werden,<br />

ist das der langen Belichtungszeiten. Diese wiederum<br />

bergen ein sehr hohes Risiko, dass Ihre Bilder durch<br />

Verwacklungsunschärfe ruiniert werden. Sie werden<br />

wahrscheinlich Verschlusszeiten verwenden, die sich<br />

über Sekunden erstrecken. Ihre größte Herausforderung<br />

ist also sicherzustellen, dass Ihre Bilder nicht verwackeln.<br />

Idealerweise sollten Sie Ihre Kamera auf eine stabile<br />

Erhöhung wie ein Stativ stellen. Diese hält Ihre Kamera<br />

stabil und garantiert Ihnen totale Freiheit, was die<br />

Belichtung betrifft. Es ist absolut essentiell, dass Ihre<br />

Kamera während der Belichtungszeit nicht bewegt wird.<br />

Verwenden Sie also Ihr Stativ, damit Ihre Kamera so stabil<br />

wie möglich steht.<br />

Vermeiden Sie Verwackeln von Anfang an!<br />

Was viele Neulinge nicht wissen ist, dass<br />

Verwacklungsunschärfe sehr oft zu Beginn der Aufnahme<br />

von zwei Faktoren verursacht wird. Der eine ist die<br />

Bewegung beim Drücken des Auslösers, der andere ist die<br />

Bewegung des Spiegels, der zu Beginn der Aufnahme nach<br />

oben schnellt. Im Folgenden stellen wir Ihnen drei einfache<br />

Möglichkeiten vor, wie Sie diese Faktoren ausschalten<br />

können.<br />

✔ Verwenden Sie einen Fernauslöser Fast jede<br />

digitale Spiegelreflexkamera ist kompatibel mit<br />

der einen oder anderen Art von Fernauslösern.<br />

Diese nützlichen Ausrüstungsgegenstände<br />

ermöglichen es Ihnen, ein Foto zu machen, ohne<br />

den Auslöser betätigen zu müssen und reduzieren somit<br />

das Risiko von Verwacklungsunschärfe, die durch das<br />

manuelle Drücken des Auslösers entsteht. Manche<br />

Fernauslöser funktionieren mit Infrarotstrahlen, andere<br />

wiederum werden in eine Buchse am Kameragehäuse<br />

eingestöpselt.<br />

✔ Selbstauslöser Eine Alternative zur<br />

Verwendung eines Fernauslösers ist, den<br />

Auslöser mit Hilfe der Selbstauslösefunktion<br />

zu betätigen. Die Zeit zwischen dem Drücken des<br />

Knopfes und dem Öffnen des Verschlusses (zwei oder zehn<br />

Sekunden, je nach Kameramodell) ist lang genug, dass<br />

jegliches Vibrieren zum Halten kommt.<br />

✔ Spiegelvorauslösung Diese Funktion wird nicht allzu<br />

oft in Betracht bezogen, aber wenn Ihre Kamera darüber<br />

verfügt, ist sie recht nützlich. Sie hebt den Spiegel an,<br />

bevor die Aufnahme beginnt, um so jegliches Risiko der<br />

Verwacklung durch diese Aktion zu vermeiden.


Verkehrsspuren<br />

Halten Sie ein Stück schwarze Pappe vor das<br />

Objektiv, sobald eine längere Lücke im<br />

Verkehrsfluss entsteht. Auf diese Weise<br />

vermeiden Sie das Ausbrennen der Lichter im<br />

Hintergrund einer Szene bei langen<br />

Belichtungszeiten.<br />

Bringen Sie Licht in Ihr Leben<br />

Das <strong>Fotografie</strong>ren von Straßenszenen wie<br />

dieser ist relativ einfach, wenn man weiß,<br />

wie es gemacht wird. Eine digitale<br />

Spiegelreflexkamera auf einem Stativ und<br />

eine Belichtungszeit über ein paar Sekunden<br />

sind alles, was Sie brauchen.<br />

JON HICKS


116 <strong>Nachtfotografie</strong> DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Welchen Modus sollten Sie benutzen?<br />

Das hängt davon ab, was Sie fotografieren möchten und welche Technik Sie verwenden.<br />

Für Außenaufnahmen, Verkehrsspuren oder Techniken, bei denen mit Licht gemalt wird,<br />

verwenden die meisten Fotografen zunächst die Zeitautomatik mit Blendenvorwahl oder<br />

die Blendenautomatik und stellen dann Blende f/8 oder eine Belichtungszeit zwischen einer<br />

und acht Sekunden ein. Keiner dieser beiden Einstellungen ist jedoch ideal. Sie sind weitaus<br />

besser beraten, wenn Sie Ihre Kamera auf manuellen Modus (M) einstellen, eine mittlere<br />

Blende wie f/8 für die optimale Qualität wählen und dann mit verschiedenen Verschlusszeiten<br />

experimentieren und Ihre Ergebnisse immer wieder auf dem LCD-Display kontrollieren.<br />

Sie werden einen tieferen Einblick in diese Vorgehensweise erhalten, wenn Sie unseren<br />

Ratschlägen folgen und die Techniken selber ausprobieren.<br />

Bulb-Modus: Gehen Sie die Verschlusszeiten durch. Nach der längsten Einstellung (für<br />

gewöhnlich 30 Sekunden) finden Sie den Bulb-Modus. Dieser Modus ermöglicht es Ihnen<br />

Bilder zu fotografieren, bei denen Sie die Länge der Belichtungszeit selber bestimmen<br />

können. Sie können also zum Beispiel 23<br />

Sekunden oder drei Minuten lang belichten.<br />

Bei manchen Kameramodellen müssen Sie<br />

den Auslöseknopf einmal drücken, um die<br />

Aufnahme im Bulb-Modus zu starten und dann<br />

noch einmal, um sie zu beenden. Bei anderen<br />

Modellen müssen Sie den Auslöser während<br />

der gesamten Aufnahme gedrückt halten.<br />

Bei der zweiten Methode ist das Risiko der<br />

Verwacklungsunschärfe nicht unerheblich. Verwenden Sie also einen Fernauslöser.<br />

So bereiten Sie Ihre digitale Spiegelreflexkamera auf<br />

Nachtaufnahmen vor<br />

Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie Sie Ihre Kamera so einstellen<br />

können, dass sie optimal für den Einsatz bei Nacht gerüstet ist, folgen Sie<br />

einfach den Ratschlägen in unserem hilfreichen Aktionsplan.<br />

CANON<br />

1<br />

(1) Stellen Sie den Modus-Wahlschalter<br />

auf M (manueller Modus). Um eine<br />

Verschlusszeit einzustellen, drehen Sie<br />

den Wahlschalter hinter dem Auslöser.<br />

(2) Um eine Blende einzustellen<br />

drücken Sie den +/- Schalter und<br />

halten Sie ihn gedrückt, dann drehen<br />

Sie den Wahlschalter. (3) Um den<br />

Selbstauslöser oder Fernauslöser<br />

4<br />

2<br />

3<br />

zu verwenden, tippen Sie auf die Taste Betriebsart und wählen das entsprechende<br />

Icon. (4) Um den Spiegelvorauslöser (je nach Kamera) zu aktivieren, drücken Sie auf<br />

MENU, gehen Sie auf Funktionen und wählen die entsprechende Nummer. Drücken<br />

Sie auf Einstellen und wählen Sie 1: Aktivieren. Wenn Sie ein Foto machen wollen,<br />

drücken Sie den Auslöser einmal, um den Spiegel anzuheben und dann noch einmal,<br />

um die Aufnahme zu machen.<br />

NIKON<br />

(1) Um eine Blende einzustellen,<br />

drehen Sie den Wahlschalter oben<br />

auf dem Handgriff.<br />

(2) Um den Selbst- oder den<br />

Fernauslöser zu verwenden, drücken<br />

Sie auf den Schalter Betriebsart und<br />

wählen Sie das entsprechende Icon.<br />

(3) Um den Spiegelvorauslöser (je<br />

nach Kameramodell) zu aktivieren,<br />

drücken Sie auf MENU, gehen Sie<br />

auf Einstellungen und wählen die<br />

entsprechende Nummer.<br />

3<br />

1<br />

2<br />

Weißabgleich: Bei Nachtaufnahmen müssen Sie auf Bilder mit sehr ungewöhnlichen<br />

Farben vorbereitet sein. Das liegt an der künstlichen Beleuchtung. Sie werden<br />

feststellen, dass viele Arten der Straßenbeleuchtung einen orangen Farbstich<br />

produzieren. Mit Flutlicht angestrahlte Gebäude wie Kathedralen oder Kirchen<br />

dagegen werden oftmals mit<br />

einem bläulich-weißen Farbstich<br />

abgebildet. Wir empfehlen, in Raw zu<br />

fotografieren und später am Computer<br />

verschiedene Einstellungen für<br />

den Weißabgleich auszuprobieren,<br />

und so herauszufinden, was am<br />

besten funktioniert. Wenn Sie in<br />

JPEG schießen, machen Sie eine<br />

ganze Serie von Aufnahmen mit<br />

unterschiedlichen Voreinstellungen<br />

für den Weißabgleich, und vergleichen<br />

Sie die Ergebnisse.<br />

<strong>Fotografie</strong> bei Nacht: die idealen Einstellungen<br />

Wenn Sie Ihre Kamera so aufbauen können, wie unten<br />

beschrieben, sind Sie bestens vorbereitet für das<br />

<strong>Fotografie</strong>ren fantastischer Nachtaufnahmen<br />

✔ Stellen Sie Ihre Kamera auf ein stabiles Stativ.<br />

✔ Stellen Sie die Kamera auf Raw (+ JPEG wenn<br />

möglich) ein, so dass Sie Farbstiche schnell und<br />

einfach bearbeiten können.<br />

✔ Für optimale Qualität stellen Sie den ISO-Wert<br />

auf 100 oder 200 ein.<br />

✔ Stellen Sie die Kamera auf manuellen Modus,<br />

eine mittlere Blende (f/8 oder f/11) und<br />

Bulb-Modus ein.<br />

✔ Aktivieren Sie den Spiegelvorauslöser und starten<br />

die Aufnahme per Selbst- oder Fernauslöser.<br />

1<br />

OLYMPUS<br />

(1) Stellen Sie den Modus-Wahlschalter<br />

auf M (manueller Modus). Um eine<br />

Verschlusszeit einzustellen, drehen<br />

Sie den Wahlschalter auf der oberen<br />

Abdeckung. (2) Um eine Blende<br />

einzustellen drücken Sie den +/-<br />

Schalter auf der oberen Abdeckung<br />

3<br />

und halten ihn gedrückt, dann drehen<br />

Sie den Wahlschalter. (3) Um den<br />

Selbstauslöser oder den Fernauslöser<br />

zu verwenden, drücken Sie auf OK, gehen zu dem Icon Betriebsarten auf dem LCD-<br />

Display, drücken wieder OK und wählen dann das entsprechende Icon.<br />

PENTAX<br />

1 2<br />

(1) Stellen Sie den Modus-<br />

Wahlschalter auf M (manueller<br />

Modus). Um eine Verschlusszeit<br />

einzustellen, drehen Sie den hinteren<br />

Wahlschalter. (2) Um eine Blende<br />

einzustellen drücken Sie den +/-<br />

Schalter und halten ihn gedrückt,<br />

dann drehen Sie den Wahlschalter.<br />

(3) Um den Selbstauslöser oder<br />

3<br />

den Fernauslöser zu verwenden,<br />

drücken Sie den Fn-Knopf auf dem<br />

Vierwegeschalter und wählen das entsprechende Icon, dann drücken Sie auf OK. Wie<br />

Sie feststellen werden, wird mit dem zwei Sekunden dauernden Selbstauslöser auch<br />

gleichzeitig die Spiegelvorauslösungsfunktion aktiviert.<br />

SONY<br />

1<br />

3<br />

(1) Stellen Sie den Modus-<br />

Wahlschalter auf M (manueller<br />

2<br />

Modus). Um eine Verschlusszeit<br />

einzustellen, drehen Sie den<br />

Wahlschalter vor dem Auslöser.<br />

(2) Um eine Blende einzustellen<br />

drücken Sie den +/- Schalter<br />

und halten ihn gedrückt, dann<br />

drehen Sie den Wahlschalter.<br />

(3) Um den Selbstauslöser zu<br />

verwenden, drücken Sie auf den<br />

Schalter Betriebsart und wählen<br />

das entsprechende Icon. Wie Sie feststellen werden, wird mit dem zwei Sekunden<br />

dauernden Selbstauslöser auch gleichzeitig die Spiegelvorauslösungsfunktion aktiviert.<br />

2


Nachtleben<br />

Küstenlandschaften sind<br />

großartige Orte, um das<br />

<strong>Fotografie</strong>ren bei Nacht zu<br />

üben. Machen Sie eine ganze<br />

Reihe von Aufnahmen mit<br />

verschiedenen Verschlusszeiten<br />

und vergleichen die Ergebnisse<br />

zu Hause in Ruhe.<br />

GARY MCPARLAND<br />

Blackout!<br />

Es gibt noch eine weitere<br />

Verwendungsmöglichkeit für ein Stück<br />

schwarzer Pappe. Halten Sie es zu Beginn der<br />

Aufnahme ein paar Sekunden lang vor das<br />

Objektiv. Auf diese Weise nimmt die Kamera<br />

eventuell auftretende Verwacklungen nicht auf.


118 <strong>Nachtfotografie</strong> DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Stadtbilder<br />

Beherrschen Sie die wichtigsten Techniken für das <strong>Fotografie</strong>ren von Stadtbildern bei Nacht.<br />

VON GEBÄUDEN IM TUDORSTIL bis hin zu modernen<br />

Wolkenkratzern aus Glas und verfallenen Lagerhallen<br />

gibt es in einer urbanen Umgebung jede Menge<br />

fotografischer Möglichkeiten, und sie sehen alle<br />

fantastisch aus, wenn sie bei Nacht angestrahlt<br />

werden.<br />

Aber bevor Sie sich kopfüber in Ihre Fotonacht stürzen,<br />

sollten Sie etwas Zeit darauf verwenden, Ihr Foto zu<br />

planen. Planung ist ein wesentlicher Baustein für<br />

erfolgreiche Nachtfotos, insbesondere, wenn Sie den<br />

Schauplatz zum ersten Mal betreten. Kenntnisse über<br />

Fahrpläne, den nächstgelegenen Bahnhof, besondere<br />

Orientierungspunkte, Blickwinkel und<br />

Parkmöglichkeiten, eine Fotokopie eines Stadtplanes<br />

sowie das Wissen, um welche Zeit die Sonne<br />

untergeht, werden Ihnen jede Menge Zeit sparen und<br />

erlauben es Ihnen, sich voll und ganz auf das<br />

<strong>Fotografie</strong>ren zu konzentrieren, tolle Fotos zu schießen.<br />

Lassen Sie sich als Ausgangspunkt ruhig auch einmal<br />

von den Fotos anderer Leute inspirieren. Sorgen Sie<br />

dafür, dass Sie schon ein paar Stunden vor der<br />

Abenddämmerung an Ihrem Zielort eintreffen, so dass<br />

Sie schon ein wenig umherwandern, sich mit der Szene<br />

vertraut machen und verschiedene Brennweiten und<br />

Bildkompositionen ausprobieren können, bevor die<br />

Sonne untergeht. Halten Sie Ausschau nach Bäumen,<br />

Tunneln oder Brücken, die Ihr Bild einrahmen könnten.<br />

Statuen können ein interessantes Detail im<br />

Vordergrund darstellen und Ihren Bildern einen<br />

dreidimensionalen Anstrich verleihen, indem Sie einen<br />

Größenvergleich bieten. Suchen Sie sich nicht einfach<br />

nur ein breites Stadtpanorama, sondern zoomen Sie<br />

ruhig näher heran und konzentrieren sich auf hohe<br />

Gebäude oder menschenleere Straßen. Wenn Sie<br />

etwas Bewegung in Ihre Nachtaufnahmen bringen,<br />

kann das ebenfalls den Bildaufbau und die Dynamik<br />

verbessern. Achten Sie also auf Autos und Menschen.<br />

Versuchen Sie auch einmal, Wasser in den Vordergrund<br />

zu integrieren, das die Lichter der Gebäude<br />

widerspiegelt. So erhält Ihr Bild eine erstaunliche<br />

Symmetrie und mehr Kontrast. Geeignete Motive<br />

können ein Fluss, ein See oder einfach ein nasser<br />

Gehweg nach einem Regenguss sein.<br />

Das beste Licht für Stadtbilder bietet die Übergangszeit,<br />

wenn das Umgebungslicht mit dem künstlichen Licht<br />

der Gebäude im Gleichgewicht ist. Zu diesem Zeitpunkt<br />

ist der blaue oder orangefarbene Himmel bei<br />

Sonnenuntergang schon dunkler geworden und man<br />

kann die Straßenlampen deutlich sehen. Aber trotzdem<br />

gibt es immer noch genug Tageslicht, um Details im<br />

Schatten zu zeigen. Dieser Moment nach<br />

Sonnenuntergang ist je nach Jahreszeit,<br />

Wetterbedingungen und dem Helligkeitsgrad der<br />

Gebäude unterschiedlich. Am besten beginnen Sie 15<br />

Minuten nach Sonnenuntergang, oder wenn die<br />

Straßenbeleuchtung eingeschaltet wird, und<br />

fotografieren so lange, bis der Himmel jegliche Farbe<br />

verloren hat und nur noch schwarz ist. <strong>Fotografie</strong>ren Sie<br />

über eine Zeitspanne von insgesamt 20 Minuten alle<br />

paar Minuten eine Belichtungsreihe (in Schritten zu je<br />

einer Stufe oberhalb und unterhalb der von der Kamera<br />

gemessenen Belichtungszeit). Später können Sie dann<br />

das am besten ausbalancierte Foto auswählen.<br />

Außerdem können Sie so erkennen, wie sich das<br />

Verhältnis von Tageslicht und künstlichem Licht nach<br />

und nach verändert. Wenn der Himmel komplett<br />

schwarz ist, können Sie trotzdem weiter fotografieren<br />

und die Bilder später in Schwarzweiß konvertieren.<br />

Wenn Sie einen Schauplatz gefunden und sich für<br />

einen geeigneten Bildaufbau entschieden haben,<br />

sollten Sie sich als Nächstes auf Fokus und Belichtung<br />

konzentrieren. Selbst die besten Autofokussysteme<br />

können in Situationen mit wenig Licht an ihre Grenzen<br />

stoßen. Machen Sie also ein Testfoto und zoomen Sie<br />

heran, um die Schärfe zu kontrollieren. Wenn das Bild<br />

unscharf ist, ändern Sie den Fokuspunkt manuell,<br />

indem Sie eine helle Fläche mit starken Kontrastlinien<br />

suchen und erneut fokussieren. Anschließend schalten<br />

Sie um auf manuellen Fokus, um die Kamera davon<br />

abzuhalten, noch einmal zu fokussieren. Wenn Ihre<br />

Kamera über LiveView verfügt, stellen Sie sie über das<br />

Menü auf Stativmodus ein und verwenden Sie diesen,<br />

um manuell zu fokussieren. Ein Fernauslöser kann<br />

ebenfalls zu mehr Schärfe beitragen. Sie sollten also,<br />

wenn möglich, einen benutzen.<br />

Das Messsystem Ihrer Kamera ist im Allgemeinen sehr<br />

zuverlässig, aber es gibt Situationen, in denen es an<br />

seine Grenzen stößt, wie zum Beispiel bei schlechten<br />

Lichtverhältnissen. Da urbane Nachtaufnahmen<br />

zumeist aus großen, dunklen Flächen, unterbrochen<br />

von kleinen, hellen Flächen wie Straßenlampen,<br />

erleuchteten Fenstern und Leuchtreklameschildern<br />

bestehen, kann der extreme Kontrastumfang eine echte<br />

Herausforderung bei der Berechnung der korrekten<br />

Belichtungszeit darstellen. Ist sie zu lang können<br />

Details im Schlaglicht verloren gehen, ist sie zu kurz,<br />

fließen die Bereiche im Schatten ineinander und bieten<br />

keine Details mehr.<br />

Für hell erleuchtete Stadtbilder verwenden Sie das<br />

Multizonenmesssystem Ihrer Kamera. Dies misst die<br />

durchschnittliche Belichtungszeit für die gesamte<br />

Szene. Für individuelle Gebäude benutzen Sie eine<br />

mittenbetonte Messung oder Punktmessung,<br />

ansonsten riskieren Sie eine Unterbelichtung.<br />

Die beste Methode zur Beurteilung, ob das Bild akkurat<br />

belichtet ist, ist eine Betrachtung des Histogramms der<br />

Kamera. Achten Sie auf die rechte Seite, und stellen Sie<br />

sicher, dass keine Schlaglichter beschnitten werden.<br />

Belichtungsreihen (für detaillierte Informationen über<br />

das <strong>Fotografie</strong>ren von Belichtungsreihen sehen Sie<br />

auch die Bedienungsanleitung Ihrer Kamera) erhöhen<br />

Ihre Chancen, eine korrekte Belichtung zu erzeugen,<br />

Kennen Sie Ihre Rechte<br />

Ein Problem beim <strong>Fotografie</strong>ren von Gebäuden<br />

bei Nacht sind möglicherweise Polizeibeamte<br />

oder Wachleute, die Sie mit Hinweis auf<br />

Hausfriedensbruch verjagen. In großen Städten<br />

können solche Leute oftmals unangenehm<br />

werden. Sie sollten also Ihre Rechte kennen. Sie<br />

dürfen Ihre Speicherkarte oder Ihre Kamera nicht<br />

anfassen. Das wäre gegen das Gesetz. Bleiben<br />

Sie höflich aber bestimmt. Wenn Sie sich auf<br />

Privatgelände befinden (welches oftmals nicht<br />

ausgeschildert ist) und Sie werden aufgefordert,<br />

das Gelände zu verlassen, leisten Sie Folge.<br />

aber in einigen Fällen werden Sie womöglich auch Teile<br />

verschiedener Bilder in Photoshop zusammenfügen<br />

müssen, um ein Bild mit hohem Kontrastumfang zu<br />

erhalten. Dazu können Sie drei Bilder übereinander<br />

legen und dann Ebenenmasken verwenden, um<br />

verloren gegangene Schatten oder Schlaglichter aus<br />

den unterschiedlichen Bildern herauszuholen. Achten<br />

Sie beim Aufbau Ihrer Bilder auf Lichter, die sich knapp<br />

außerhalb Ihres Bildaufbaus befinden. Sie könnten<br />

Reflexlichter verursachen. Das können Sie ganz einfach<br />

testen, indem Sie Ihre Hand um den Rand des<br />

Objektivs legen. Manchmal sind die Reflexlichter sehr<br />

offensichtlich, sie können aber auch einen nur sehr<br />

subtilen Kontrastverlust verursachen. Verwenden Sie<br />

einen Objektivdeckel oder halten Sie ein Stück<br />

schwarzer Pappe zwischen das Licht und das Objektiv.<br />

Achten Sie dabei darauf, dass es nicht im<br />

Bildausschnitt erscheint.<br />

Außerdem sollten Sie auch auf mögliche Diffraktion<br />

achten, da diese die Bildqualität durch optische<br />

Abweichungen vermindern kann. Um Diffraktion zu<br />

minimieren, vermeiden Sie es tunlichst, die kleinsten<br />

Blenden zu benutzen. Bleiben Sie stattdessen bei<br />

Blendengrößen zwischen f/11 und f/16. Wenn Sie<br />

darüber hinausgehen, ist Diffraktion ein ernsthaftes<br />

Risiko.<br />

Ein interessanter und hübscher Aspekt der Diffraktion<br />

ist der Sterneneffekt, der um helle Lichtpunkte wie<br />

Straßenlampen erscheint. Diese sehen am besten aus,<br />

wenn das Objektiv über eine ungerade Anzahl an<br />

Blendenlamellen verfügt (idealerweise sieben oder<br />

neun), da es die Anzahl der Diffraktionsstrahlen<br />

verdoppelt. Sieben Lamellen erzeugen einen Stern mit<br />

14 Strahlen. Je kleiner die Blende, desto raffinierter<br />

und eleganter ist der Effekt. Blende f/22 oder kleiner<br />

sind jedoch nur mit Vorsicht zu verwenden.<br />

Rechts: Dieses Bild wurde im manuellen Modus<br />

aufgenommen. Es wurde eine mittenbetonte Messung<br />

vorgenommen und eine Belichtungszeit von acht<br />

Sekunden bei Blende f/11 eingestellt.<br />

Unten: Diese Bildserie zeigt die Übergangszeit.<br />

Hier wird deutlich, wie schnell das Umgebungslicht<br />

schwindet und mit der künstlichen Beleuchtung der<br />

Stadt ins Gleichgewicht kommt.<br />

FOTOS: TIM GARTSIDE<br />

17:40 18:05 18:30 18:35


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

<strong>Nachtfotografie</strong> 119<br />

Das <strong>Fotografie</strong>ren von mit Flutlicht angestrahlten Gebäuden<br />

Wenn es dunkel wird werden viele historische und moderne Gebäude<br />

mit Flutlicht angestrahlt und bilden so wunderschöne Motive für<br />

Architekturbilder. Um die Atmosphäre einfangen zu können, müssen Sie<br />

die richtige Belichtung beherrschen, denn oftmals wird das Gebäude<br />

selber einige Rasten heller sein, als seine Umgebung. Für beste<br />

Ergebnisse sollten Sie frühzeitig in der Übergangszeit fotografieren,<br />

bevor der Himmel zu dunkel wird, eine Punktmessung für einen Bereich<br />

mit mittleren Farbtönen vornehmen und dann ein Testfoto aufnehmen.<br />

Kontrollieren Sie das Histogramm auf beschnittene Schatten oder<br />

Schlaglichter und passen die Belichtung entsprechend an.<br />

Bisweilen wird das Messystem der Kamera von einem großen,<br />

hellen Bereich, wie einem mit Flutlicht angestrahlten Gebäude, zur<br />

Unterbelichtung verleitet. Umgehen Sie dies, indem Sie 1 oder 1,5<br />

Stufen positiver Belichtungszeit zugeben, um dies zu kompensieren.<br />

Passen Sie die Verschlusszeit an oder geben entsprechende Stufen<br />

positiver Belichtungskorrektur ein. In manchen Fällen neigt das System<br />

zur Überbelichtung. Dies ist viel schwieriger zu kontrollieren, weil hierbei<br />

der Kontrastumfang der Kamera überschritten wird. In solchen Fällen<br />

werden Belichtungsreihen und das Restaurieren verloren gegangener<br />

Schatten und Glanzlichter in der Nachbearbeitung zum normalen<br />

Bestandteil des digitalen Arbeitsablaufs.<br />

19:30 20:30<br />

FOTOS: TIM GARTSIDE


120 <strong>Nachtfotografie</strong> The Essential Guide to Outdoor Photography 2nd Edition<br />

Werden Sie kreativ: Verkehrsspuren<br />

Sie sind ein Neuling in der <strong>Nachtfotografie</strong> und wollen ein paar neue Techniken<br />

ausprobieren? Dann schnappen Sie sich Ihre Kamera und ein Stativ und<br />

machen sich auf den Weg zu einer stark befahrenen Straße in Ihrer Nähe.<br />

FÜR JEMANDEN, DER SEINE FÄHIGKEITEN in der <strong>Nachtfotografie</strong> weiterentwickeln möchte, gibt es kaum<br />

ein Motiv, das so leicht zugänglich und so relativ einfach zu fotografieren ist, wie Verkehrsspuren. Die Technik<br />

dahinter ist simpel: Sie bauen Ihre Kamera so auf, dass Sie auf eine Straße zielt und lösen eine lange<br />

Belichtungszeit aus, während der Verkehr an Ihnen vorüberzieht. Ziel ist es, die Lichter der vorbeiziehenden<br />

Fahrzeuge als weiße (Scheinwerfer) und rote (Rücklichter) Streifen abzubilden. Es ist eine der einfachsten<br />

Techniken zum Ausprobieren, also versuchen Sie es ruhig einmal.<br />

Stellen Sie Ihre Kamera auf ein Stativ und bauen das Bild so auf, dass die Straße den größten Teil des<br />

Bildausschnitts einnimmt. Nun können Sie sich aussuchen, in welchem Belichtungsmodus Sie fotografieren<br />

möchten. Wir empfehlen Ihnen, die Kamera auf manuellen Modus (M) einzustellen, einen ISO-Wert von<br />

100 bis 200 und eine mittelgroße Blende wie f/8 oder f/11 zu wählen. So erhalten Sie die bestmögliche<br />

Bildqualität. Danach geht es einfach nur noch darum zu entscheiden, wie lang Ihre Belichtungszeit dauern<br />

soll. Sie können bestimmte Verschlusszeiten einstellen, oder Sie können den Bulb-Modus einstellen und<br />

solange belichten, wie Sie möchten. Wir empfehlen Ihnen, Bildsequenzen zu fotografieren und dabei immer<br />

um eine Stufe längere beziehungsweise kürzere Belichtungszeiten zu verwenden, zum Beispiel zwei<br />

Sekunden, vier Sekunden, acht Sekunden, 15 Sekunden und so weiter. So können Sie die Resultate am<br />

Bildschirm vergleichen und entscheiden, welche Belichtungszeit für Sie am besten funktioniert. Bedenken<br />

Sie jedoch, dass die Geschwindigkeit des fließenden Verkehrs hierbei eine wesentliche Rolle spielt.<br />

Langsame Fahrzeuge produzieren kürzere Spuren als solche, die sich schnell bewegen. Außerdem sollten Sie<br />

überlegen, einmal unterschiedliche Blickwinkel auszuprobieren, aus denen Sie den Verkehr fotografieren.<br />

Natürlich beginnt man immer damit, die Kamera auf normaler Arbeitshöhe aufzubauen. Sie können aber<br />

auch einmal versuchen, von einem höheren Standort aus zu fotografieren, z. B. von dem obersten Stockwerk<br />

eines Gebäudes oder von einer Fußgängerbrücke aus. Aus einem niedrigen Blickwinkel lässt sich ein Effekt<br />

erzielen, als ob die Spuren sich über den Himmel erstreckten. Unsere folgende Schritt-für-Schritt-Anleitung<br />

gibt Ihnen einen geeigneten Einstieg in das <strong>Fotografie</strong>ren von Verkehrsspuren.<br />

Aufbau<br />

Weißabgleich<br />

Wenn Sie bei Nacht fotografieren, werden Sie starke<br />

Farbstiche erhalten. Wir empfehlen Ihnen, Ihre digitale<br />

Spiegelreflexkamera auf automatischen Weißabgleich<br />

einzustellen und in Raw zu fotografieren. Die Farben<br />

können Sie dann später in der Nachbearbeitung am<br />

Computer verändern.<br />

Testfoto<br />

Vier Sekunden<br />

Bohnensacktest Dieses Testfoto wurde aufgenommen, während die Kamera von<br />

1einem Bohnensack abgestützt auf dem Geländer lag. Wie Sie sehen können, sind<br />

die Vibrationen des Verkehrs durch das Geländer und den Bohnensack gedrungen<br />

und haben starke Verwacklungsunschärfe verursacht. Damit ist zweifelsfrei<br />

bewiesen, dass das gute, alte Stativ nicht zu schlagen ist.<br />

Belichtungszeit: vier Sekunden Die erste unserer Verschlusszeitsequenzen ist eine<br />

2Aufnahme mit vier Sekunden Belichtungszeit. Eine kurze Betrachtung auf dem<br />

LCD-Display zeigt, dass wir zum <strong>Fotografie</strong>ren von Autos, die mit einer Geschwindigkeit von<br />

ungefähr 65 km/h unterwegs sind, eine sehr viel längere Belichtungszeit benötigen, wenn<br />

wir Verkehrsspuren einfangen wollen, die sich über den gesamten Bildausschnitt erstrecken.


Verkehr bei Nacht<br />

Wenn Sie bereits erste Erfahrungen im <strong>Fotografie</strong>ren von<br />

Verkehrsspuren gesammelt haben, halten Sie nach<br />

ungewöhnlichen und interessanten Blickwinkeln<br />

Ausschau. So sind Sie in der Lage, interessante Fotos zu<br />

machen, denen die Verkehrsspuren noch eine zusätzliche<br />

Dimension verleihen.<br />

PAUL WARD<br />

15 Sekunden 30 Sekunden<br />

Belichtungszeit: 15 Sekunden Eine sehr viel längere Belichtungszeit begünstigt<br />

3Verkehrsspuren, die sich durch den gesamten Bildausschnitt ziehen, und mit<br />

schön knackigen Farben aufwarten. Das Umgebungslicht ist ebenfalls unter<br />

Kontrolle, so dass es im gesamten Bildausschnitt keine ausgebrannten Bereiche gibt.<br />

Belichtungszeit: 30 Sekunden Auch wenn eine längere Belichtungszeit dazu führt,<br />

4dass mehr Lichtspuren aufgenommen werden, so kommt man doch irgendwann an<br />

einen Punkt, an dem zu viel Licht beginnt, die Spuren auszubrennen. Wenn dies der Fall<br />

ist, wählen Sie entweder eine kleinere Blende oder eine kürzere Belichtungszeit, oder<br />

senken Sie den ISO-Wert. Sie können natürlich auch zwei oder mehr dieser Methoden<br />

miteinander kombinieren.


122 Nachtaufnahmen<br />

Lichtgemälde mit Blitz<br />

Ross Hoddinott zeigt, wie ein externes Blitzgerät dazu<br />

verwendet werden kann, Motive mit Licht zu „bemalen“.<br />

Ross Hoddinott DAS WORT FOTOGRAFIE bedeutet ganz wörtlich genommen<br />

eigentlich „mit Licht malen“. Damit ist die außergewöhnliche<br />

Nachtaufnahme-Technik bereits ganz gut beschrieben. Beim Lichtgemälde<br />

werden bei annähernder oder kompletter Dunkelheit lange Belichtungszeiten<br />

von bis zu einer Minute und mehr verwendet. Während der Verschluss offen ist, richtet<br />

der Fotograf eine künstliche Lichtquelle aufs Motiv. Hierfür übliche Hilfsmittel sind<br />

Blitzgeräte oder Taschenlampen. Die entstehenden Bilder strahlen eine surreale,<br />

stimmungsvolle Atmosphäre aus. Diese ergibt sich durch die ungleichmäßige Belichtung<br />

mittels der künstlichen Lichtquellen in Verbindung mit dem Umgebungslicht.<br />

Die Vorstellung, mit Licht zu malen, mag zunächst merkwürdig klingen. Wer es versucht,<br />

merkt aber schnell, dass die Technik viel Spaß macht und verblüffende Ergebnisse<br />

hervorbringen kann. Der Prozess beruht stark auf dem Prinzip von Versuch und Irrtum,<br />

auch wenn der Einstieg nicht schwer ist. Zuerst muss ein geeignetes Motiv her. Dafür<br />

eignet sich praktisch jedes Objekt – ganz gleich, wie groß oder klein es ist. Die<br />

auffallendsten Aufnahmen sind allerdings schon mit größeren Objekten wie Bäume und<br />

Gebäuden möglich. Am besten funktionieren alte Ruinen, heruntergekommene Gebäude<br />

und Grabsteine (falls sie vor dem Gedanken nicht zurückschrecken).<br />

Das Wichtige ist, dass es bei der Aufnahme selbst dunkel ist. Für den Bildaufbau<br />

empfiehlt es sich dennoch, bereits schon vorher vor Ort zu erscheinen. So können Sie sich<br />

auch mit dem Umfeld vertraut machen, um später nicht im Dunkeln herumzustolpern.<br />

Es ist verlockend, direkt nach Sonnenuntergang loszulegen. Davon ist jedoch abzuraten.<br />

Zu viel Umgebungslicht verwässert den Effekt der Taschenlampe oder des Blitzgerätes.<br />

Warten Sie, bis es ausreichend dunkel ist. Warme Kleidung ist dafür natürlich wichtig.<br />

Aus Sicherheitsgründen sollte auch immer eine Taschenlampe dabei sein.<br />

Allgemein empfiehlt es sich, etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang anzufangen, wenn<br />

noch etwas Farbe im Himmel ist. Hinsichtlich der Belichtungsdauer gibt es keine feste<br />

Regel. Hier ist Experimentierfreude gefragt. Ein guter Einstieg ist eine Dauer von 30<br />

Sekunden in Verbindung mit einer schmalen Blendenöffnung von f/16 oder f/22. Es kann<br />

natürlich auch gut sein, dass Ihnen die Resultate mit einer Minute oder länger mehr<br />

zusagen. Bei derart langen Zeitspannen ist die Langzeitbelichtung der Kamera<br />

erforderlich. Machen Sie sich darauf gefasst, mehrere Versuche starten und die Bilder<br />

nach jeder Einstellung überprüfen zu müssen. So können Sie die Einstellungen<br />

entsprechend anpassen. Die Kamera sollte auf einem stabilen Stativ befestigt werden.<br />

Dann die Belichtung einstellen und den Verschluss entweder per Fernbedienung oder<br />

dem Selbstauslöser öffnen. Das erlaubt es Ihnen, bei Aufnahmebeginn bereits am<br />

richtigen Punkt zu sein. Zum Beleuchten größerer Motive im Freien ist ein Blitzgerät ideal.<br />

Das Gerät muss mehrmals mit voller Kraft die Szene aufhellen, damit das Licht richtig zur<br />

Geltung kommt. Am besten<br />

laufen Sie um das Motiv herum,<br />

während Sie den Blitz<br />

auf die gewünschten Bereiche<br />

richten und abdrücken. Einzelne<br />

Stellen können durch wiederholte<br />

Blitze stärker betont werden. Um<br />

selbst möglichst wenig Spuren zu<br />

hinterlassen, sollten Sie dunkle<br />

Kleidung tragen und immer in<br />

Bewegung bleiben.<br />

Langzeitbelichtung<br />

Die meisten digitalen Kameras<br />

verfügen in der Regel über eine<br />

maximale automatische Belichtung<br />

von 30 Sekunden. Für längere<br />

Zeiträume muss in der Kamera<br />

die Langzeitbelichtung eingestellt<br />

werden. Mit dieser Einstellung bleibt<br />

der Verschluss so lange offen, wie der<br />

Auslöser gedrückt gehalten wird – sei<br />

es manuell oder per Fernbedienung.<br />

Der hierfür verwendete englische<br />

Begriff „Bulb“ bezieht sich auf die<br />

alten pneumatisch ausgelösten<br />

Verschlüsse. Dabei wurde durch das<br />

Zusammendrücken und Loslassen<br />

eines Gummiballs der Verschluss<br />

offengehalten beziehungsweise<br />

wieder geschlossen. In diesem<br />

Modus ist die Belichtungsdauer<br />

manuell zu bestimmen. Es sind also<br />

unter Umständen einige Versuche<br />

nötig, bis es klappt.<br />

Testschuss<br />

15 Sekunden<br />

Einrichten: Die Sonne ist bereits untergegangen. Doch das natürliche Licht ist<br />

1noch zu stark für mein Vorhaben. So habe ich noch etwas Zeit und Licht, um<br />

die Kamera auf einem festen Stativ anzubringen, die Komposition auszuloten und<br />

einen Testschuss durchzuführen.<br />

Testbild aufnehmen Für den ersten Versuch wähle ich eine Dauer von 15<br />

2Sekunden. Das ist aber nicht genug, um die Ruinen richtig zu beleuchten. Auch<br />

das Blitzlicht kommt nicht gut genug heraus.


Der Blitz im Anschlag ...<br />

Blitzgeräte lassen sich über den Testknopf manuell<br />

abfeuern. Für schöne Resultate muss das Motiv<br />

mit dem Gerät wiederholt aufgehellt werden.<br />

Daher ist es wichtig, im Vorfeld neue Batterien<br />

einzulegen. So ist sichergestellt, dass die<br />

Aufladezeit nicht zu lang wird. Es ist auch eine<br />

gute Idee, mehrere Ersatzbatterien in der<br />

Hinterhand zu haben.<br />

Fertiges Bild<br />

Mit der Langzeitbelichtung der Kamera erhöhte ich<br />

die Belichtungszeit auf eine Minute. Während der<br />

Belichtung bewegte ich mich ständig, um nicht mit<br />

aufgenommen zu werden. Ich schaffe es, das<br />

Blitzgerät innerhalb dieser Zeit elf Mal abzufeuern.<br />

Das Ergebnis ist ein eindrucksvolles, gruseliges Bild.<br />

Die Aufnahme hat Spaß gemacht und war einfach zu<br />

bewerkstelligen.<br />

30 Sekunden Unterbelichtung<br />

Längere Belichtung testen Mit einer Belichtungsdauer von 30 Sekunden kann ich<br />

3zwei Mal so oft das Blitzgerät abfeuern als noch zuvor. Das Motiv ist weit besser<br />

beleuchtet. Allerdings bleibe ich an einem Punkt regungslos stehen. So werden leider<br />

meine Umrisse mit aufgenommen.<br />

Belichtung anpassen Beim Ermitteln der richtigen Belichtung gilt: probieren geht<br />

4über studieren. Obwohl die Sonne bereits seit einer Stunde verschwunden ist,<br />

nimmt die Lichtintensität immer noch stetig ab. Wenn ich die Belichtungsdauer nicht<br />

anpasse, laufe ich Gefahr, die Bilder wie hier unterzubelichten.


124 <strong>Nachtfotografie</strong><br />

Das Motiv im Rampenlicht<br />

Eine Taschenlampe kann ein gutes<br />

Hilfsmittel sein, um tolle Bilder zu<br />

kreieren. Mark Bauer zeigt es.<br />

TRÜBES WETTER und mangelndes Licht<br />

sind kein Grund, gleich die Ausrüstung<br />

zusammenzupacken und einer schönen<br />

Landschaftsszene den Rücken zu kehren.<br />

Wer eine eigene Lichtquelle dabeihat, muss nie mehr<br />

auf seine Fotos verzichten. Mit einer kräftigen<br />

Taschenlampe lassen sich beispielsweise bei langer<br />

Belichtungsdauer Motive aufhellen, die andernfalls<br />

für eine ordentliche Aufnahme zu düster wären. Mit<br />

dieser Technik löst sich das Motiv wunderbar aus der<br />

Dunkelheit heraus. Dies ist ein brillanter Kniff, der<br />

wirklich beeindruckende Ergebnisse liefern kann. Der<br />

Farbkontrast zwischen dem kühlen Umgebungslicht<br />

und dem warmen Licht der Taschenlampe kann der<br />

Aufnahme eine enorme Wirkung verleihen.<br />

Wir haben es für Sie getestet und sind abends zum<br />

Poole Harbour in der südwestenglischen Grafschaft<br />

Dorset gefahren. Dort haben wir bei Ebbe die Boote<br />

im Sand fotografiert. Vielleicht bekommen Sie ja<br />

Lust, es auch einmal zu versuchen!<br />

Bringen Sie Licht ins Dunkel!<br />

Es ist unglaublich, wie<br />

viele verschiedene Arten<br />

von Taschenlampen<br />

es gibt. Für eine solche<br />

nächtliche Operation<br />

sind nicht alle gleich gut<br />

geeignet. Die Helligkeit der<br />

Geräte wird oft in Form der<br />

Lichtstärkeeinheit Candela<br />

angegeben. Soll ein großes<br />

Objekt wie ein Gebäude<br />

angestrahlt werden, muss es<br />

schon eine kräftige Lampe<br />

mit beispielsweise zehn<br />

Millionen Candela sein.<br />

Auch die Art des<br />

Leuchtmittels ist wichtig, da<br />

davon die Farbtemperatur<br />

abhängt. Diese beeinflusst<br />

wiederum den Weißabgleich<br />

(übrigens ein weiterer<br />

Grund, warum Sie in Raw<br />

arbeiten sollten).<br />

Motiv auswählen<br />

1Zunächst habe<br />

ich mir ein geeignetes<br />

Boot gesucht. Nach<br />

einigen<br />

Testaufnahmen stellte<br />

ich fest, dass das Boot<br />

nicht zu schäbig<br />

aussehen darf und<br />

zur Kamera geneigt<br />

sein sollte. Bei diesem<br />

hier leuchteten zwar<br />

die Straßenlichter von<br />

Sandbanks im<br />

Hintergrund. Das<br />

Motiv selbst war aber<br />

nicht besonders<br />

fotogen. Außerdem<br />

war es noch etwas zu<br />

früh am Abend,<br />

weshalb alles grau<br />

aussah. Ich wartete<br />

also noch etwas.<br />

Kamera aufstellen Mein nächstes Motiv war bunter und schöner zur Kamera hin<br />

2geöffnet. Außerdem gab es mehr Wasser im Vordergrund, auf dem sich das Licht<br />

widerspiegelte. Die Lichtintensität hatte zum Zeitpunkt dieser Aufnahme schon etwas<br />

abgenommen. So erklärt sich der kühle Blaustich. Ohne Lichtquelle wirkte das Boot<br />

allerdings nicht besonders interessant. Außerdem kam das Boot vor dem Hintergrund<br />

nicht richtig heraus.<br />

Belichtung einstellen Ich nahm eine Spotmessung des Himmels vor, die ich als<br />

3Mittelton festlegen wollte. Die anfängliche Einstellung lag bei ISO 100 und f/16, wofür<br />

eine Belichtung von 24 Minuten notwendig war! Das erschien mir viel zu lang. Ich<br />

befürchtete, dass das Stativ im nassen Sand versinken und die Aufnahme ruinieren würde.<br />

Daher erhöhte ich den ISO-Wert auf 200 und wählte eine Öffnung von f/8. Anschließend<br />

entschied ich mich für die Langzeitbelichtung und eine Belichtungsdauer von drei Minuten.


Fertiges Bild<br />

Das Boot strahlt Wärme aus und hebt sich gut<br />

von der kühleren Umgebung ab. Verstärkt<br />

wird der Eindruck durch die Komposition: Das<br />

Schiff ist im Verhältnis zum Bildausschnitt<br />

relativ klein. Die Wolkenbewegung während<br />

der langen Belichtungszeit runden den<br />

Gesamteindruck ab. Der Himmel wäre ohne<br />

diesen Effekt relativ nichtssagend gewesen.<br />

Mit der Taschenlampe malen Danach begann ich damit, das Motiv mit Licht zu<br />

4„bemalen“. Die Dauer dieses Vorgangs hängt von verschiedenen Faktoren ab: der<br />

Stärke der Lampe, der Entfernung zum Objekt und seiner Reflexionskraft. Ich hielt den<br />

Lichtstrahl während der Belichtung in Bewegung. Ich selbst stand außerhalb des<br />

Bildausschnitts und stellte sicher, das Schiff gleichmäßig mit Lichtstrahlen zu<br />

überziehen.<br />

5<br />

Lichtmenge abstimmen Die richtige Lichtmenge konnte ich nur durch das Prinzip von<br />

Versuch und Irrtum herausfinden. Wie anhand des Kontrollbildes auf dem<br />

LCD-Monitor zu sehen, habe ich es hier übertrieben: Ich hatte die Lampe bei einer<br />

Belichtungsdauer von drei Minuten etwa zwei Minuten lang auf das Boot gerichtet. Ich<br />

wiederholte den Vorgang und ließ die Lampe diesmal nur 90 Sekunden lang an –<br />

wahrscheinlich ein guter Ausgangspunkt für die meisten Bilder dieser Art.


126 Landschaftsbilder<br />

Landschaften im Mondlicht<br />

Der helle Mond kann Landschaftsbilder in ein unwirkliches Licht tauchen. So<br />

nutzen Sie den Mond zu Ihrem Vorteil.<br />

AUCH OHNE SONNENLICHT können Sie<br />

wunderschöne Landschaftsbilder aufnehmen. Das<br />

<strong>Fotografie</strong>ren bei Mondschein ist sogar einfacher als die<br />

Arbeit in der Dämmerung. Das Mondlicht ist nämlich<br />

zuverlässiger. Die grundlegende Technik ist nicht viel<br />

anders als bei Aufnahmen bei Tageslicht – allerdings um<br />

Einiges leichter als beim Sonnenuntergang. Das liegt<br />

daran, dass das Mondlicht weit stärker ist als die letzten<br />

Sonnenstrahlen des Tages. Der Winkel und die Position<br />

des Gestirns sind allerdings genauso wichtig wie bei der<br />

Sonne. Ein hoch stehender Mond wirft starke und kurze<br />

Schatten, während ein tiefer Mond für lange Schatten<br />

und weicheres Licht sorgt. Das ist die ideale<br />

Voraussetzung für Landschaftsbilder. Diese Bedingungen<br />

herrschen direkt nach Sonnenuntergang vor, wenn der<br />

Mond seine nächtliche Reise übers Himmelszelt antritt.<br />

Die größte Herausforderung bei Mondschein ist die<br />

Belichtung. Schließlich ist das Licht des Erdtrabanten<br />

tausend Mal schwächer als das der Sonne. Weiter<br />

kompliziert wird die Sache durch die relativ schnelle<br />

Wanderung des Mondes. Bei einer Belichtungsdauer von<br />

mehr als zwei Minuten erscheint er bereits als Streifen am<br />

Firmament. Eine Lösung besteht darin, den Mond nicht<br />

mit in den Bildausschnitt zu übernehmen und lediglich<br />

die von ihm in Licht getauchte Landschaft zu<br />

fotografieren. Verwischt der in Bewegung befindliche<br />

Vollmond als einzige Lichtquelle der Aufnahme die<br />

Schatten, entstehen dabei oft schaurig-schöne Bilder. Ist<br />

die Belichtung allerdings zu lang, sieht das Licht<br />

langweilig aus. Wenn der Mond mit im Bild sein soll, die<br />

Belichtung aber zu lang ist, gibt es einen Trick: Wählen<br />

Sie die gewünschte Belichtung für den Vordergrund,<br />

gefolgt von einer kürzeren Belichtung für den Himmel. In<br />

der Nachbearbeitung lassen sich die beiden Szenen dann<br />

zusammenfügen.<br />

Die Länge einer Belichtung hängt von der Intensität des<br />

Mondes ab. Ein Vollmond in einer klaren Nacht ist<br />

hervorragend dazu geeignet, Landschaften mit<br />

ausgeprägter Tiefenschärfe aufzuhellen. Ist<br />

das Gestirn jedoch nicht so stark oder markant, müssen<br />

Sie unter Umständen auf etwas Tiefenschärfe verzichten,<br />

um mittels einer weiteren Blendenöffnung die<br />

Belichtungsdauer zu reduzieren. Denken Sie aber daran:<br />

Bei weiten Blendenöffnungen ist ein guter Fokus das A<br />

und O. Die besten Voraussetzungen herrschen bei<br />

Vollmond oder an den beiden vorhergehenden oder<br />

folgenden Tagen vor. Ebenfalls zu beachten ist, dass<br />

Wolken genauso wie am Tag die Belichtung beeinflussen.<br />

Noch eindrucksvoller sind Aufnahmen mit Flüssen, Seen<br />

oder Meer im Vordergrund. Das Licht spiegelt sich dann<br />

an der Wasseroberfläche und hellt das gesamte Bild auf.<br />

Eine andere Möglichkeit besteht darin, Blitzgeräte oder<br />

eine Taschenlampe zu verwenden, um damit den<br />

Vordergrund aufzuhellen.<br />

Beim Aufstellen der Kamera ist dieselbe Technik<br />

anzuwenden, wie sie bereits zuvor in diesem Leitfaden<br />

beschrieben wurde: die Langzeitbelichtung oder den<br />

manuellen Aufnahmemodus verwenden, die<br />

Belichtungsdauer festlegen, nach Möglichkeit manuell<br />

scharfstellen und den Verschluss per Fernbedienung<br />

auslösen. Beim Bestimmen der Belichtung für eine<br />

Mondszene sind die Messbereiche eine gute Hilfe.<br />

Danach kommen die folgenden Schritte: Machen Sie im<br />

A-Modus (manuelle Blende, Belichtungszeit<br />

automatisch) und beim höchsten ISO-Wert eine<br />

Testaufnahme. Dies gibt die Basis-Verschlusszeit vor.<br />

Danach mithilfe des Reziprozitätsgesetzes die Belichtung<br />

berechnen, die für eine ordentliche Blendenöffnung und<br />

einen niedrigen ISO-Wert nötig ist. Alternativ können Sie<br />

auch eine Spotmessung des hellsten Bildteils<br />

vornehmen. Danach weitere zwei Stufen zum<br />

Belichtungswert hinzufügen. Sonst interpretiert das<br />

Mess-System die Höhen als Mitteltöne.<br />

Wenn Sie einmal Sternenspuren und Landschaftsbilder<br />

im Mondlicht beherrschen, wagen Sie sich an Auroren<br />

und Meteoritenschauer heran. Oder versuchen Sie es mit<br />

Weltraumfotos!<br />

Rechts: Hier mussten bei jeder Belichtung Blendenöffnung<br />

und ISO angepasst werden, um eine Verschlusszeit von 15<br />

bis 30 Sekunden aufrechtzuerhalten. Nur so war es möglich,<br />

die Bewegung des Mondes einzufrieren.<br />

Unten: Diese Aufnahme des englischen Tales Swaledale im<br />

Nationalpark Yorkshire Dales besteht aus einer Belichtung<br />

von vier Minuten für den Vordergrund und von 30 Sekunden<br />

für den Himmel.<br />

JOHN PATRICK<br />

Reziprozitätsgesetz<br />

Bei Bildern im gedämpften Licht ist es wichtig,<br />

sich das Reziprozitätsgesetz ins Gedächtnis<br />

zu rufen: Dieses beschreibt die umgekehrte<br />

Abhängigkeit zwischen Verschlusszeit und<br />

Blendenöffnung. Mit diesem Wissen lässt sich<br />

die erforderliche Belichtung berechnen.<br />

Für die Berechnung ist etwas Kopfarbeit<br />

notwendig. Es gibt aber bereits Apps fürs<br />

Smartphone, die bei der Bestimmung der<br />

passenden Belichtung helfen. Die Faustregel<br />

besagt: Jede Stufe, um die abgeblendet wird,<br />

verdoppelt die Verschlusszeit. Beim Abblenden<br />

von f/4 auf f/5.6 müsste der Verschluss also<br />

vier statt zwei Sekunden lang offen bleiben.<br />

Ein Schwarzschildeffekt liegt vor, wenn die<br />

Kamera bei gedämpftem Licht eine Szene<br />

nicht richtig ausliest und keine ausreichende<br />

Belichtungsdauer für die Verschlusszeit<br />

ermittelt. Bei digitalen Kameras tritt dieser<br />

Effekt seltener auf als bei Fotofilm. Es kann<br />

dennoch nötig sein, die Belichtung um<br />

einen oder zwei Werte nach oben zu stellen.<br />

So ist sichergestellt, dass Mondschein-<br />

Aufnahmen wie auf dieser Seite zu sehen nicht<br />

unterbelichtet werden.


GARY McPARLAND<br />

Mondbilder<br />

Wer gerade nicht das notwendige Equipment zur<br />

Hand hat, um Fotos von den Tiefen des Weltalls zu<br />

schießen, kann immer noch Mondbilder schießen.<br />

Dafür ist keine besondere Ausrüstung nötig. Es<br />

genügen die Geräte, die auch für die gängigsten<br />

Nachtbilder verwendet werden. Ein ordentliches<br />

Teleobjektiv ist allerdings schon ganz hilfreich – vor<br />

allem, wenn es Brennweiten von mindestens 300<br />

Millimetern erreicht. Haben Sie kein passendes<br />

Objektiv zur Hand, könnte sich die Investition in einen<br />

Telekonverter lohnen, der die Reichweite erhöht.<br />

Dabei ist zu beachten, dass eine APS-C-Kamera einen<br />

Vergrößerungsfaktor von 1,5 hat. Das Äquivalent<br />

zum 200-mm-Zoom wäre dann also das 300-mm-<br />

Objektiv.<br />

Der Helligkeitsgrad des Monds ist schnell<br />

unterschätzt. Es kann daher recht knifflig sein,<br />

die richtige Belichtung zu bestimmen. Die<br />

meisten Versuche der Mondfotografie enden mit<br />

überbelichteten Kreisen anstelle von Mondbildern.<br />

Die wichtigste Gegenmaßnahme: Suchen Sie sich<br />

einen Punkt aus, wo es keinen Verkehr und keine<br />

Straßenlaternen gibt, die Umgebungslicht ausstrahlen.<br />

Die Luft sollte klar und der Himmel wolkenlos sein.<br />

Sie müssen außerdem etwas herumprobieren, um die<br />

richtige Belichtung herauszubekommen, die von den<br />

Aufnahmebedingungen abhängt. Als Ausgangspunkt<br />

empfiehlt sich der manuelle Modus der Kamera<br />

mit 1/250 Sekunde bei f/8 (ISO 100). Nehmen<br />

Sie mit dieser Einstellung als Mittelwert einige<br />

Belichtungsreihen auf (mit Abständen von je einer<br />

Stufe). Überprüfen Sie diese auf dem LCD-Monitor.<br />

Wir raten dazu, die Verschlusszeit anstatt der<br />

Blendenöffnung zu korrigieren. Je nach Mondphase,<br />

Helligkeit des Mondlichts, Ihrer Position und<br />

Witterung muss die Belichtungsdauer verkürzt<br />

oder verlängert werden. Das Ziel besteht darin, die<br />

Tonwerte auf der Mondoberfläche ausreichend genau<br />

darzustellen.<br />

Wenn Sie bereit sind, wählen Sie zunächst mit dem<br />

Autofokus einen Punkt oberhalb des Monds. Danach<br />

auf den manuellen Fokus umstellen, damit sich das<br />

Objektiv nicht mehr verstellt. Mit einer Fernbedienung<br />

oder dem Selbstauslöser sinkt außerdem das<br />

Verwacklungsrisiko.<br />

Es kann sein, dass das Bild in Photoshop noch<br />

zugeschnitten werden muss. Unter Umständen<br />

ist auch eine Tonwertkorrektur vorzunehmen,<br />

um noch weitere Details aus der Mondoberfläche<br />

herauszuholen.<br />

LEE FROST


128 Filter DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

FILTER<br />

Lee Frost erklärt, warum Filter für<br />

Landschaftsfotografen so wichtig sind.<br />

ANGENOMMEN, SIE ERLEIDEN SCHIFFBRUCH vor einer<br />

einsamen Insel, und der Kapitän des Schiffes gibt strikte<br />

Anweisungen, dass Sie nur drei Filter von Bord mitnehmen<br />

können. Na schön, das Szenario ist etwas extrem – anderseits ist<br />

auf See schon Schlimmeres vorgekommen! Die Frage ist also:<br />

Welche drei Filter nehmen Sie mit?<br />

Als typisches Kind der Cokin-Ära habe ich mehr Filter<br />

angesammelt als ein durchschnittliches Fotogeschäft. Ich hatte<br />

solche aus Plastik (na gut, offiziell C39-Kunstharz): Damit<br />

konnte ich künstliche Regenbögen in meine Bilder zaubern,<br />

einen absolut perfekten Himmel durch Beigabe einer<br />

Tabak-Tönung ruinieren, attraktive Szenen auf ein paar<br />

impressionistische Flecken reduzieren, helle Lichtpunkte in<br />

brillante Farbexplosionen verwandeln und viele andere, seltsam<br />

wunderbare Tricks. Natürlich habe ich die Dinger nie wirklich<br />

benutzt, denn die meisten Effekte waren nur scheußlich. Doch<br />

man war eben kein richtiger Fotograf, wenn man nicht überall<br />

mindestens ein Dutzend davon dabei hatte. Und wenn es ganz<br />

schlimm kam, zerfetzte man sich damit sogar noch seine<br />

Innentaschen, wie ich an hunderten Beispielen beweisen kann.<br />

Zum Glück habe ich nach einigen Fehlversuchen meine<br />

Cokin-Sucht erfolgreich kuriert und all jene Filter entsorgt, die<br />

nicht wirklich nützlich waren… Da haben nur wenige überlebt.<br />

Und als ich später auf den digitalen Zug aufsprang, gingen<br />

weitere über Bord, vor allem die Farbkorrektur- und<br />

Konversionsfilter, die durch regelbaren Weißabgleich bzw.<br />

Farbtemperaturen ersetzt wurden.<br />

Heute habe ich nur noch drei Filtertypen: einen Polarisationsfilter<br />

sowie je einen Neutraldichtefilter (ND) mit und ohne Verlauf – für<br />

allgemeine und Landschaftsfotografie ist das alles, was Sie<br />

brauchen. Zudem können alle drei auch kombiniert eingesetzt<br />

werden, um aus jeder Szene wirklich das Beste zu machen.<br />

Einige werden jetzt vielleicht denken: „Wozu sich überhaupt mit<br />

Filtern abmühen, wenn man alle Effekte später in Photoshop<br />

zugeben kann?“ Aber wer so denkt, hat wahrscheinlich niemals<br />

welche benutzt. Denn nur manche Filtereffekte lassen sich durch<br />

Photoshop replizieren, viele nicht. Und selbst wenn es möglich<br />

wäre, ist es trotzdem besser, wenn Sie Ihre Fotos so weit wie<br />

möglich in der Kamera komponieren, anstatt sie in<br />

stundenlanger Nacharbeit am Computer zu überbearbeiten.<br />

Auf der nachfolgenden Tafel finden Sie einige Informationen zu<br />

Filtersystemen. Im Anschluss erfahren Sie dann, wie Ihre<br />

Landschaftsaufnahmen mithilfe meiner drei Lieblingsfilter noch<br />

besser werden.<br />

Welches Filtersystem?<br />

Gewindeanschluss: Solche hochwertigen<br />

Glasfilter werden direkt auf das Filtergewinde<br />

des Objektivs geschraubt, womit sie schnell<br />

und einfach zu bedienen sind. Hier finden Sie<br />

zahlreiche Polarisations- und Graufilter (ND),<br />

einschließlich eines ND mit 10 Abblendstufen<br />

von B+W, aber praktisch keine Verlaufsfilter.<br />

Gewindefilter liefern zwar ausgezeichnete<br />

optische Qualität, haben aber einen großen Nachteil: Wenn Sie<br />

mehrere verschieden große Objektive haben, müssen Sie Ihre Filter<br />

vermutlich mehrmals passend nachkaufen.<br />

Empfehlenswerte Marken sind B+W, Hoya,<br />

Jessops und Tiffen.<br />

Einschubrahmen: Die beste Investition in ein<br />

Filtersystem ist die Einschub-Variante: Sie kaufen<br />

zu Ihren Objektiven passende Gewinderinge<br />

sowie einen Halterahmen, der auf all diese Ringe<br />

passt, sodass Sie nur noch einen Filter brauchen.<br />

Alle Polarisationsfilter und ND-Filter mit/ohne<br />

Verlauf sind als Einschubfilter erhältlich. Gute Einstiegssysteme<br />

bieten Cokin (P oder X-Pro) und Formatt (Hitech). Profis dagegen<br />

wählen Filter von Lee.<br />

Wunderbarer Nebel<br />

Geheimnisvolle, dramatische<br />

Atmosphäre – mithilfe<br />

fotografischer Filter wirken Ihre<br />

guten Aufnahmen noch besser.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Filter 129


130 Filter DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Grauverlaufsfilter<br />

Nie mehr ausgebleichte Himmel, dank<br />

eines Grauverlaufsfilters<br />

WIE OFT HABEN SIE SCHON eine tolle Aufnahme mit<br />

dramatischem Himmel komponiert und dann auf dem<br />

fertigen Bild festgestellt, dass die Landschaft gut<br />

aussieht, aber der Himmel überbelichtet und<br />

verwaschen ist?<br />

Naive Fotografen zucken dann mit den Schultern und<br />

denken: „Ach, das korrigiere ich später“ – was in<br />

Ordnung ist, sofern etwas zu retten da ist. Ist ein<br />

Himmel jedoch so überbelichtet, dass keine Details<br />

aufgezeichnet wurden, dann ist nichts mehr zu<br />

machen. Erfahrenere Fotografen nehmen die Szene<br />

stattdessen zweimal auf – eine Belichtung für den<br />

Himmel, die andere für die Landschaft – und<br />

kombinieren die beiden in Photoshop. Dieses<br />

Verfahren funktioniert gut, erfordert aber mehr Zeit vor<br />

dem Computer als hinter der Kamera. Die schnellste<br />

und einfachste Lösung besteht darin, einen<br />

Grauverlaufsfilter (ND-Verlaufsfilter) zu verwenden.<br />

Grauverlaufsfilter haben eine graue obere Hälfte, den<br />

Neutraldichte-Bereich, und eine klare unteren Hälfte.<br />

Der graue Filterbereich hat die Aufgabe, die Helligkeit<br />

des Himmels so weit abzudämpfen, dass bei einer auf<br />

die Landschaft abgestimmten Belichtung der Himmel<br />

trotzdem korrekt belichtet wird, ohne völlig<br />

auszubleichen.<br />

Graufilter & Belichtung<br />

Vor Einführung der Multizonenmessung<br />

mussten alle Werte mithilfe von externen<br />

Belichtungsmessern erfasst und manuell<br />

an der Kamera eingestellt werden. Da<br />

ohne Filter gemessen wurde, war man<br />

vor überbelichteten Bildern relativ sicher.<br />

Die Messsysteme unserer Tage sind viel<br />

intelligenter: Heute komponieren Sie Ihre<br />

Aufnahme und messen die Belichtung,<br />

während der Filter schon auf dem Objektiv<br />

fix und fertig eingestellt ist. Denn mithilfe<br />

seines Multizonen-Messfeldmusters<br />

erfasst der Belichtungsmesser mehrere<br />

verschiedene Bildbereiche, ohne dass<br />

die Tönung des Filters die Messung<br />

negativ beeinflusst. Im Grunde hilft der<br />

Grauverlaufsfilter Ihrer Kamera dabei, einen<br />

genauen Messwert zu erhalten. Denn durch<br />

die Abdämpfung des Himmelslichts wird<br />

der Kontrast zum Vordergrund reduziert. Et<br />

voilà: Eine perfekt belichtete Landschaft.<br />

Achtung, Technik!<br />

Die Wahl der richtigen Dichte<br />

Um überzeugende Ergebnisse zu erzielen,<br />

müssen Sie einen Grauverlaufsfilter mit<br />

passender Dichte auswählen. Zum Glück fällt<br />

diese Wahl nicht allzu schwer, da praktisch<br />

nur drei Dichten zur Auswahl stehen: 0,3, 0,6<br />

und 0,9. Diese reduzieren die Helligkeit des<br />

Himmels entsprechend um einen, zwei oder<br />

drei Blendenwerte. Manche Hersteller bieten<br />

auch Filter mit 1,2 Dichte an, die den Himmel<br />

um vier Werte abtönen. Der schwächste Filter,<br />

der 0,3 ND, ist nur dann nützlich, wenn Sie<br />

eine sehr subtile Wirkung benötigen. Der<br />

stärkere 0,9 ND dagegen wird vor allem<br />

bei Dämmerlicht frühmorgens und abends<br />

verwendet, wenn der Himmel zwar hell ist,<br />

aber kaum direktes Licht auf die Landschaft<br />

wirft. Der 0,6 ND schließlich ist die beste<br />

Wahl für allgemeine Zwecke. Machen Sie im<br />

Zweifelsfall eine Probeaufnahme mit dem<br />

0,6 ND-Filter, prüfen Sie dann das Bild im<br />

<strong>Vorschau</strong>fenster Ihrer Kamera und wechseln<br />

Sie je nach Bedarf zum 0,3 ND oder zum 0,9<br />

ND, um den Effekt entsprechend anzupassen.<br />

0,3 0,9


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Filter 131<br />

Für erfahrene<br />

Landschaftsfotografen sind<br />

Grauverlaufsfilter nicht nur<br />

optionales, sondern<br />

unerlässliches Zubehör.<br />

Ausrichtung eines Graufilters<br />

Der Schlüssel zum Erfolg mit Verlaufsfiltern<br />

ist die korrekte Ausrichtung. Viele Fotografen<br />

suchen nach einer magischen Formel,<br />

damit der Effekt keine verräterischen Spuren<br />

hinterlässt. Dabei ist es eigentlich nur eine<br />

Frage der Geduld.<br />

Flter einschieben<br />

1Montieren Sie Ihre<br />

Kamera auf ein Stativ und<br />

richten Sie das Bild aus.<br />

Dann setzen Sie einen<br />

Grauverlaufsfilter am<br />

Filterhalter Ihres Objektivs an<br />

und schieben ihn langsam<br />

nach unten in den Rahmen,<br />

während Sie durch den<br />

Sucher schauen.<br />

Genau beobachten<br />

2Während Sie den Filter<br />

abwärts in den Halter<br />

schieben, sehen Sie<br />

normalerweise die obere<br />

Bildhälfte dunkler werden.<br />

Die Wirkung ist auch mit<br />

starken Filtern eher subtil,<br />

schauen Sie also genau hin.<br />

Wenn Sie glauben, der Filter<br />

sei in der richtigen Position, lassen Sie ihn einfach<br />

los.<br />

Nicht übertreiben Häufig<br />

3wird der Fehler gemacht,<br />

den Filter zu weit in den<br />

Halter zu schieben. Wenn Sie<br />

das tun, kann der<br />

Verlaufseffekt des Filters<br />

verloren gehen, ohne den<br />

Lichtkontrast zwischen<br />

Himmel und Vordergrund<br />

auszugleichen. Zusätzlich<br />

wird die Belichtungszeit erhöht und –<br />

schlimmstenfalls – die Verlaufslinie sichtbar.<br />

LiveView nutzen<br />

4 Anstatt den Verlaufsfilter<br />

mithilfe des Suchers<br />

auszurichten, sollten Sie<br />

möglichst die<br />

LiveView-Funktion nutzen.<br />

Diese erleichtert die<br />

Ausrichtung Ihres Filters<br />

erheblich, da Sie seine<br />

Wirkung auf dem<br />

<strong>Vorschau</strong>bild genau beobachten können.<br />

Achtung, Technik!<br />

Harter oder weicher Verlauf?<br />

Es gibt zwei Typen von Graufverlaufsfiltern: hart und<br />

weich. Dies bezeichnet die Art und Weise, in der die<br />

Neutraldichte (grau) des Verlaufsfilters nach unten hin<br />

abnimmt: bei harten Verlaufsfiltern ist der Übergang abrupt,<br />

bei weichen Verlaufsfiltern sanft abgestuft. Neulinge im<br />

Umgang mit Filtern halten den weichen Verlaufstyp für<br />

benutzerfreundlicher, weil er bei falscher Ausrichtung<br />

wahrscheinlich keine Linie auf Ihrem Bild hinterlässt.<br />

Allerdings sind auch harte Verlaufsfilter relativ fehlertolerant<br />

und auch deshalb die beste Wahl, weil ihre Wirkung<br />

deutlicher zu sehen ist.<br />

Weich<br />

Hart<br />

Weich<br />

Hart


132 Filter DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Polfilter<br />

Ein zirkularer Polarisationsfilter ist Ihr<br />

bester Begleiter: Er steigert die<br />

Farbwirkung und verringert Lichtreflexe.<br />

WENN DAS LICHT auf eine Oberfläche trifft,<br />

wird ein Teil der Strahlen in alle Richtungen<br />

zerstreut und dadurch ‚depolarisiert’, was in der<br />

Folge durch Reflexe und Lichtflecken die<br />

Farbsättigung reduziert – vor allem auf<br />

glänzenden, lackierten Oberflächen, aber auch<br />

Laubblättern. Ein Polarisationsfilter verhindert<br />

diesen Effekt, indem er nur die aus einer<br />

Richtung eintreffenden Lichtstrahlen in Ihr<br />

Objektiv einlässt und unpolarisiertes Licht somit<br />

effektiv blockiert. Dadurch bietet er drei<br />

entscheidende Vorteile für die<br />

Landschaftsfotografie:<br />

Der offensichtlichste Vorteil besteht darin, das<br />

Himmelsblau zu vertiefen, da es viel<br />

unpolarisiertes Licht enthält. Da ein Polfilter für<br />

intensiven blauen Hintergrund sorgt, wird die<br />

visuelle Wirkung Ihrer Bilder verstärkt. Als<br />

weiterer Vorteil werden Lichtreflexe von<br />

natürlichen Oberflächen reduziert, sodass die<br />

Farben einer Szene klarer und satter erscheinen.<br />

Der dritte Vorteil von Polarisationsfiltern besteht<br />

darin, Spiegelungen zu eliminieren, sodass Sie<br />

durch Fenster und Wasseroberflächen<br />

fotografieren können.<br />

Die Verwendung eines Polfilters ist leicht, da Sie<br />

seine Wirkung direkt durch langsames Drehen<br />

Polfilter & Belichtung<br />

Durch einen Polfilter wird der Lichteinfall in Ihr<br />

Objektiv um zwei Blendenstufen verringert.<br />

Das bedeutet, dass Sie z. B. bei Belichtung<br />

mit Blende 11 eine Verschlusszeit von 1/125<br />

Sek. auf 1/30 Sek. verlängern müssen,<br />

sobald Sie einen Polfilter einsetzen. Die<br />

Kamera nimmt Ihnen zwar diese Mühe ab<br />

und gleicht den Lichtverlust automatisch aus;<br />

dennoch sollten Sie sich bewusst sein, dass<br />

beim Einsatz eines Polfilters – auch in hellem<br />

Sonnenlicht – die Verschlusszeit durchaus so<br />

lang werden kann, dass Verwacklungsgefahr<br />

für die Kamera besteht. Andererseits kann ein<br />

solcher Lichtverlust auch von Vorteil sein, wenn<br />

Sie eine längere Verschlusszeit verwenden,<br />

da der Polfilter wie ein 0,6-Neutraldichtefilter<br />

(verdeckt auf der Rückseite) wirkt. Bei der<br />

Aufnahme von Wasserfällen zum Beispiel<br />

ermöglicht Ihnen der Polfilter nicht nur eine<br />

längere Verschlusszeit, um das Wasser zu<br />

verwischen, sondern er entfernt auch Reflexe<br />

und Blendlicht vom Wasser, nassen Steinen<br />

und Laub und verbessert dadurch Ihre<br />

Ergebnisse.<br />

Ohne Filter<br />

seiner Fassung auf Ihrem Objektiv sehen können,<br />

während Sie durch den Sucher der Kamera<br />

blicken: Blauer Himmel wird dunkler, weiße<br />

Wolken treten hervor, Reflexe kommen und<br />

gehen, Blendlicht verschwindet. Sobald Sie mit<br />

dem Bild im Sucher zufrieden sind, hören Sie<br />

einfach auf zu drehen und drücken den Auslöser.<br />

Um optimale Ergebnisse zu erzielen, sollten Sie<br />

allerdings noch ein paar Faktoren<br />

berücksichtigen.<br />

Obwohl Polfilter normalerweise am besten<br />

bei hellem Wetter funktionieren, wo mehr<br />

Sonne auch mehr Streulicht erzeugt,<br />

können sie Blendlicht und Reflexe auch<br />

bei trüber, bedeckter Witterung<br />

entfernen. Die meisten Herbstwälder<br />

wirken noch besser, wenn sie durch<br />

einen Polfilter aufgenommen werden,<br />

da er das Streulicht im Blattlaub<br />

reduziert und so die reichen Farben<br />

besser durchscheinen lässt.<br />

Wenn Sie den Polfilter zur Vertiefung eines<br />

blauen Himmels nutzen, halten die Kamera<br />

im rechten Winkel zur Sonne, sodass Sie auf<br />

den Himmelsbereich mit dem maximalen<br />

Streulicht zielen. Auf diese Weise erhalten Sie die<br />

stärkste Wirkung. Steht die Sonne jedoch hinter<br />

oder direkt vor Ihnen, bleibt die Wirkung des<br />

Polfilters minimal. Die Polarisation von<br />

Himmelslicht funktioniert außerdem am besten,<br />

wenn die Sonne tief steht, Sie erhalten also<br />

frühmorgens und abends bessere Ergebnisse als<br />

um die Mittagszeit.<br />

Da sich Streulicht ungleichmäßig am Himmel<br />

verteilt, sollten Sie beim Einsatz von<br />

Ultra-Weitwinkelobjektiven mit Brennweiten<br />

Ohne Filter<br />

Mit Polarisationsfilter<br />

Achtung, Technik!<br />

Zirkular oder linear?<br />

Polarisationsfilter sind in zwei Typen erhältlich,<br />

linear und zirkular. Vermeiden Sie aber den<br />

linearen. Für Ihre Digitalkamera benötigen Sie<br />

nur den zirkularen Typ. Lineare Polarisationsfilter<br />

dagegen sind für ältere analoge Kameras ohne<br />

Autofokus gedacht. Obwohl beide Typen praktisch<br />

dasselbe tun, werden zirkulare Polfilter speziell<br />

so hergestellt, um mit digitalen Kamera mit<br />

Autofokus korrekte Belichtungen zu gewährleisten.<br />

über 24 Millimeter (16 mm bei APS-C Sensoren)<br />

darauf achten, ob der Himmel auf Ihrem Bild<br />

gleichmäßig erscheint und keine seltsamen<br />

Effekte auftreten. Solche sind später in<br />

Photoshop nur schwer zu korrigieren. Beachten<br />

Sie außerdem, dass nur die Reflexe<br />

nichtmetallischer Oberflächen wie Lack,<br />

Kunststoff und Laub entfernt werden. Um<br />

Spiegelungen von Oberflächen wie Wasser und<br />

Glas zu entfernen, muss der Winkel zwischen der<br />

reflektierenden Oberfläche und der<br />

Objektivachse etwa 30 Grad betragen. Sie<br />

können dies erreichen, indem sie Ihre Position<br />

leicht verändern, dabei den Polfilter drehen und<br />

sehen, was passiert.<br />

Bei hellem, sonnigem Wetter können<br />

Polarisationsfilter Ihren Bildern außerdem einen<br />

leichten Blaustich verleihen. Um dies zu<br />

vermeiden, können Sie entweder Sie den<br />

Weißabgleich Ihrer Kamera anpassen oder den<br />

Farbstich später bei der digitalen<br />

Nachbearbeitung aus der Raw-Datei entfernen.<br />

Mit Polarisationsfilter


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Filter 133<br />

Peppen Sie Ihren blauen<br />

Himmel und die visuelle<br />

Gesamtwirkung mit einem<br />

Polarisationsfilter auf.


134 Filter<br />

Verlaufsfilter<br />

Verlängern Sie Ihre Belichtungszeiten für kreative Effekte mit Verlaufsfiltern<br />

GRAUFILTER sind speziell dafür gemacht, die Menge<br />

des Lichteinfalls in das Objektiv zu reduzieren, ohne die<br />

Farbbalance zu beeinträchtigen. Sie funktionieren<br />

ähnlich wie Verlaufsfilter, doch anstatt nur einen Teil des<br />

Bildes zu beeinflussen - bei Verlaufsfiltern meistens der<br />

Himmel - wirken sie durchgehend auf das gesamte Bild.<br />

Graufilter werden hauptsächlich eingesetzt, um die für<br />

ein Bild benötigte Belichtung zu erhöhen, damit Sie z. B.<br />

Bewegungen durch längere Verschlusszeiten<br />

aufnehmen können. Ein klassisches Motiv, für das sie<br />

bekannt sind, ist der ästhetische Verwischungseffekt von<br />

fließenden Gewässern und Wasserfällen. Dabei sind sie<br />

ebenso hilfreich für Bewegungsaufnahmen anderer<br />

Motive: hektische Menschenmassen auf Bahnhöfen, der<br />

Verkehr einer stark befahrenen Straße, Bäume im Wind,<br />

von Wellen überspülte Felsen und anderes mehr. Am<br />

besten sind sie für helle Lichtverhältnisse geeignet,<br />

wenn auch der niedrigste ISO-Wert und die kleinste<br />

Blende nicht ausreichen, um die Verschlusszeit wie<br />

gewünscht verlängern zu können.<br />

Belichtungstabelle<br />

Wenn Sie schwächere Graufilter bis zur Dichte von<br />

1,2 verwenden, liefert die TTL-Belichtungsmessung<br />

Ihrer Kamera präzise Werte, auch mit dem Filter auf<br />

dem Objektiv. Bei Dichten über 1,2 dagegen kann es<br />

zu Unterbelichtungen kommen, weil der Filter den<br />

Belichtungsmesser verwirrt.<br />

Um Fehlbelichtungen zu vermeiden, messen Sie zuerst<br />

ohne den ND-Filter auf dem Objektiv, berechnen dann<br />

die erforderliche Belichtung mit aufgesetztem Filter und<br />

stellen die Werte an der Kamera manuell ein. Wenn Sie<br />

ein iPhone besitzen, kann eine nützliche App namens ‚ND<br />

Calc’ dies für Sie ausrechnen. Alternativ können Sie die<br />

Werte aus der nachfolgenden Tabelle entnehmen. Falls die<br />

Belichtung 30 Sekunden übersteigen sollte, müssen Sie<br />

Ihre Kamera auf Langzeitbelichtungsmodus (B) einstellen<br />

und die Verschlusszeit entweder mithilfe des Timers auf<br />

Ihrer Kamera oder Smartphone, einem Fernauslöser, Ihrer<br />

Armbanduhr oder durch Schäfchenzählen kontrollieren<br />

– Sie haben freie Wahl! Wir empfehlen Ihnen, die<br />

nachfolgende Belichtungstabelle zu fotokopieren oder<br />

auszuschneiden und sie zusammen mit Ihrem Graufilter<br />

stets dabeizuhaben, um schnell nachschauen zu können.<br />

Ohne Filter Mit 0.6ND Mit 0.9ND Mit 1.2ND<br />

1/500 Sek. 1/125 Sek. 1/60 Sek. 1/30 Sek.<br />

1/250 Sek. 1/60 Sek. 1/30 Sek. 1/15 Sek.<br />

1/125 Sek. 1/30 Sek. 1/15 Sek. 1/8 Sek.<br />

1/60 Sek. 1/15 Sek. 1/8 Sek. 1/4 Sek.<br />

1/30 Sek. 1/8 Sek. 1/4 Sek. 1/2 Sek.<br />

1/15 Sek. 1/4 Sek. 1/2 Sek. Eine Sekunde<br />

1/8 Sek. 1/2 Sek. Eine Sekunde Zwei Sekunden<br />

1/4 Sek. Eine Sekunde Zwei Sekunden Vier Sekunden<br />

1/2 Sek. Zwei Sekunden Vier Sekunden Acht Sekunden<br />

Eine Sekunde Vier Sekunden Acht Sekunden 16 Sekunden<br />

Zwei Sekunden Acht Sekunden 16 Sekunden 32 Sekunden<br />

Drei Sekunden 16 Sekunden 32 Sekunden Eine Minute<br />

Vier Sekunden 32 Sekunden Eine Minute Zwei Minuten<br />

Die Technik<br />

Verschiedene Dichten<br />

Die beim Einsatz von Graufiltern benötigte<br />

Mehrbelichtung hängt von deren Dichte ab: Der<br />

schwächste noch nützliche Graufilter besitzt eine<br />

Dichte von 0,6 (4x) und erfordert eine Mehrbelichtung<br />

von zwei Blendenstufen. Auch ein Pol-Filter erfordert<br />

eine Mehrbelichtung von zwei Stufen und kann somit<br />

wie ein Graufilter der Stärke 0,6 verwendet werden.<br />

Als Nächstes folgt die Stärke 0,9 (8x), die drei<br />

Blendenstufen Mehrbelichtung benötigt, dann ein 1,2<br />

(16x) mit vier Stufen Mehrbelichtung. Weiter reichen<br />

die Dichten konventioneller Graufilter nicht; man kann<br />

jedoch zwei oder mehr Filter für einen kumulativen<br />

Effekt kombinieren – zum Beispiel erfordern ein Filter<br />

der Stärke 0,6 und einer mit 0,9 zusammen eine<br />

Mehrbelichtung fünf Blendenstufen.<br />

Alternativ sind auch extremere Graufilter mit Dichten<br />

von 1,8 (sechs Stufen) oder mehr verwendbar.<br />

Solche Filter waren ursprünglich für die <strong>Fotografie</strong><br />

von Industrieprozessen bei extrem hellem Licht<br />

gedacht, sind aber inzwischen auch bei Fotografen<br />

beliebt, da sie auch bei Tageslicht Verschlusszeiten<br />

von mehreren Minuten ermöglichen. Lesen Sie weiter,<br />

um unseren Favoriten kennenzulernen: den Graufilter<br />

der Stärke 3,0. Er erfordert eine Mehrbelichtung von<br />

zehn Blendenstufen – das ist das 1.000-fache der<br />

ungefilterten Belichtungsdauer!<br />

Ohne Filter<br />

0.6ND


ALL IMAGES: LEE FROST<br />

Graufilter erlauben Ihnen längere<br />

Verschlusszeiten bei Tageslicht:<br />

ideal für Aufnahmen von<br />

Wasserfällen.<br />

1.2ND<br />

3.0ND<br />

Farbstiche<br />

Grauilter sollten neutral sein. Sobald Sie<br />

sie jedoch für noch höhere Dichten (und<br />

längere Belichtungszeiten) kombinieren,<br />

werden Sie leichte Farbstiche bemerken.<br />

Am deutlichsten ist dies mit einem 10-fach<br />

Graufilter zu sehen: der 3,0 ND von B+W<br />

erzeugt einen sehr warmen Farbstich, der<br />

„Big Stopper“ von Lee hingegen einen kühlen<br />

Blaustich. Diese Effekte können Ihre Bilder<br />

durchaus verbessern; falls nicht, können<br />

Sie die Farbtemperatur auch später bei der<br />

Verarbeitung der Raw-Dateien anpassen.


136 Filter DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

10x-Graufilter<br />

Mit Hilfe eines 10x-Graufilters erschaffen Sie mit<br />

Leichtigkeit künstlerische Landschaftsaufnahmen<br />

in Farbe und Schwarzweiß<br />

ALS ERSTES WERDEN SIE BEMERKEN, dass ein 10x-Graufilter zu<br />

dicht ist, um hindurchsehen zu können. Bei hellem Sonnenlicht<br />

erkennen Sie im Sucher vielleicht gerade noch ein schwaches Bild; es<br />

ist jedoch 1.000-mal dunkler als ohne Filter. Um mit diesem Filter zu<br />

fotografieren, setzen Sie Ihre Kamera immer zuerst auf ein Stativ,<br />

richten das Bild ein und stellen den Fokus auf manuell (Ihr AF<br />

funktioniert mit diesem Filter nicht). Richten Sie dann ggf. noch<br />

vorhandene Verlaufsfilter im Halter aus, bevor Sie abschließend den<br />

10x-Graufilter aufsetzen. Einige der neuesten Kameras bieten eine<br />

LiveView-Funktion mit ausreichender Empfindlichkeit, um einen<br />

10x-Graufilter zu durchdringen; sehr nützlich für den Fall, dass Sie<br />

eine Szene verändern oder die Kamera neu positionieren möchten,<br />

ohne den 10x-Graufilter vorher zu entfernen. Die meisten von uns<br />

werden leider kaum vermeiden können, den Filter abzunehmen,<br />

bevor wir durch den Sucher schauen. Einschubfilter sind dabei<br />

deutlich praktischer, z. B. der ‚Big Stopper’ von Lee oder der ‚Pro Stop’<br />

von HiTech, da sie unabhängig von anderen Filtern einfach aus ihrer<br />

Halterung entfernt werden können, während ein Gewindefilter wie<br />

von B+W erst vom Objektiv abgeschraubt werden muss.<br />

Die längste mit den Programmen Ihrer Kamera mögliche<br />

Verschlusszeit beträgt vermutlich 30 Sekunden. Da ein 10x-Graufilter<br />

aber durchaus noch längere Belichtungszeiten erfordert, müssen Sie<br />

Ihre Kamera auf Langzeitbelichtungsmodus (B) einstellen und den<br />

Auslöser mechanisch gedrückt halten. Mit dem Versuch, aus<br />

Bequemlichkeit mit weit geöffneter Blende oder erhöhten ISO-Werten<br />

unter 30 Sekunden zu belichten, ruinieren Sie nur Ihr Motiv; die<br />

besten Ergebnisse erzielen Sie mit Verschlusszeiten von mehreren<br />

Minuten.<br />

Für die Motivwahl ist jede Szene mit bewegten Elementen geeignet:<br />

Der Himmel bietet sich an, denn Wind und Wolken können<br />

geisterhafte Streifen erzeugen, deren Effekte erst nach der Belichtung<br />

beim Prüfen der Aufnahme zutage treten. Auch im Wind wiegendes<br />

Gras und Bäume entfalten bei Belichtungszeiten von einigen Minuten<br />

ungeahnte Wirkung und verleihen Ihrem Bild ein starkes Gefühl von<br />

Bewegung.<br />

Meeresküsten liefern vielleicht die effektivsten Motive für<br />

10x-Graufilter, denn das Meer ist ständig in Bewegung und verliert im<br />

Laufe einiger Minuten jede Textur. So entsteht eine glatt-milchige<br />

Oberfläche, die gegen statische Elemente wie Pfeiler, Leuchttürme,<br />

Landzungen, Molen und Felsen wunderbare Kontraste erzeugt. Auch<br />

Wolken können schöne Streifen am Himmel bilden; falls Sie jedoch<br />

etwas ganz anderes suchen, nehmen Sie einmal eine Stadtszene mit<br />

einem 10x-Graufilter auf. Hier wird nichts mehr von alldem<br />

abgebildet, was sich bei offenem Verschluss normalerweise durch die<br />

Szene bewegt, etwa einzelne Personen und Fahrzeuge. Stattdessen<br />

können Sie etwas erfassen, das wir mit bloßem Auge niemals sehen:<br />

belebte Straßen, die wie ausgestorben wirken!<br />

Für die Arbeit mit 10x-Graufiltern sind Weitwinkelobjektive besser<br />

geeignet als Teleobjektive, weil sie mehr Himmel und Vordergrund<br />

erfassen, um dort stattfindende Bewegungen hervorzuheben: Gehen<br />

Sie z. B. dicht an ein statisches Vordergrundobjekt heran und setzen<br />

Sie es in Kontrast zu bewegtem Wasser, oder richten Sie Ihr<br />

Weitwinkelobjektiv von einer tiefen Position steil nach oben in den<br />

Himmel.<br />

Strahlende Sonne liefert das am wenigsten geeignete Licht für<br />

Aufnahmen mit 10x-Graufilter: Es ist hart und flach, und aufgrund<br />

¼ Sek. ohne Filter<br />

Vier Minuten mit 10x-Graufilter<br />

seiner höheren Lichtstärke kaum wirkungsvoll bei langen<br />

Belichtungszeiten – selbst wenn Sie Ihre Blende ganz schließen und<br />

den ISO-Wert minimal einstellen. Morgen- und Abenddämmerungen<br />

hingegen sind für stimmungsvolle Bilder ideal – gerade frühmorgens<br />

und abends, wenn das Licht der tief stehenden Sonne besonders<br />

warm ist. Der B+W 3,0-ND (10x) hat einen solchen warmen<br />

Farbstich, der Ihre Frühmorgen- oder Abendaufnahmen spürbar<br />

verbessert. Auch stürmisches Wetter kann dramatische Ergebnisse<br />

liefern, da Himmel und Meer stärker in Bewegung sind; bedecktes<br />

Wetter dagegen liefert weiches Licht und sanfte Töne für einfache,<br />

grafische Aufnahmen.<br />

Obwohl Sie vermutlich in Farbe aufnehmen, sind auch<br />

Schwarzweißfotos mit 10x-Graufilter äußerst wirkungsvoll –<br />

besonders, wenn Sie Farbstiche sowieso lieber vermeiden. Die<br />

maximale Wirkung und Dramatik erzielen Sie, wenn Sie bei einer<br />

Schwarzweiß-Umwandlung Ihrer Farbaufnahmen den Himmel und<br />

die übrige Szene als separate Elemente behandeln und die Tonalität<br />

mit Werkzeugen wie Tonwertkorrektur und Gradationskurven einzeln<br />

anpassen. Das Endergebnis mag kaum noch an die Originalszene<br />

erinnern – das macht aber nichts, denn mit einem 10x-Graufilter vor<br />

Ihrem Objektiv entfernen Sie sich ohnehin ein Stück weit von der<br />

Realität.<br />

Belichtungstabelle<br />

Die Tabelle rechts zeigt den<br />

Anstieg der Belichtungszeiten<br />

bei Verwendung eines<br />

10x-Graufilters: Sie sind<br />

ein Hauptgrund, warum<br />

wir Ihnen davon abraten,<br />

die Rauschreduzierung des<br />

Langzeitbelichtungsmodus<br />

Ihrer Kamera zu verwenden.<br />

Diese Funktion beansprucht<br />

nämlich ebenso viel Zeit wie<br />

die Belichtung selbst: Wenn Sie<br />

zum Beispiel eine Aufnahme<br />

für zwei Minuten belichten,<br />

müssen Sie gleich mehrere<br />

Minuten hinzurechnen, bis<br />

das fertig korrigierte Bild<br />

endlich auf dem LCD-Monitor<br />

erscheint. Unser Tipp ist,<br />

die Rauschunterdrückung<br />

auszuschalten und die<br />

notwendigen Korrekturen<br />

während der Nachbearbeitung<br />

vorzunehmen.<br />

Ungefiltert<br />

3,0 ND (10x)<br />

1/500 Sek. Zwei Sekunden<br />

1/250 Sek. Vier Sekunden<br />

1/125 Sek. Acht Sekunden<br />

1/60 Sek. 16 Sekunden<br />

1/30 Sek. 32 Sekunden<br />

1/15 Sek. Eine Minute<br />

1/8 Sek. Zwei Minuten<br />

1/4 Sek. Vier Minuten<br />

1/2 Sek. Acht Minuten<br />

Eine Sekunde 16 Minuten<br />

Zwei Sekunden 32 Minuten<br />

Drei Sekunden 48 Minuten<br />

Vier Sekunden Eine Stunde


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Filter 137<br />

Der 10x-Graufilter ist aktuell<br />

der angesagteste Filter; haben<br />

Sie immer einen dabei!


138 Filter DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Filterhersteller<br />

Obwohl es nicht sehr viele Hersteller von Filtern gibt, kann die Auswahl<br />

verwirrend sein. Wir haben die bewährtesten Filtermarken zusammengestellt,<br />

die ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und hochwertige Produkte bieten<br />

B+W<br />

www.daymen.co.uk<br />

Dieser renommierte deutsche Hersteller ist<br />

bekannt für Gewindefilter von optimaler<br />

Qualität, sowohl in Bezug auf den Metallring<br />

des Filters als auch das Herstellungsverfahren<br />

der optischen Premiumgläser. Die Marke ist<br />

bei Profis sehr beliebt, kostet aber etwa<br />

doppelt so viel wie andere Marken. Wenn Sie<br />

Gewindefilter in Spitzenqualität suchen, dann<br />

ist B+W für Sie die richtige Wahl; andernfalls<br />

ist auch Hoya eine gute Alternative. Ein<br />

Produkt aus der Palette ist der 10x-ND-Filter,<br />

der sich in der Tageslichtfotografie größter<br />

Beliebtheit erfreut.<br />

Hoya<br />

www.intro2020.co.uk<br />

Der Hersteller Hoya liefert weltweit ca. 60 %<br />

aller optischen Gläser, auf deren Qualität Sie<br />

daher voll vertrauen können. Hoya bietet in<br />

seinem umfangreichsten Programm für<br />

Gewindefiltersysteme praktisch jeden nur<br />

vorstellbaren Filtertyp an. Die gängigsten<br />

Typen, also UV- oder Polarisationsfilter, sind<br />

zudem in zahlreichen Varianten erhältlich, um<br />

den Ansprüchen aller Amateur- und<br />

Profifotografen gerecht zu werden. Hoya stellt<br />

seine Filter mithilfe diverser<br />

Spitzentechnologien her: Die HD-Serie zum<br />

Beispiel besteht aus gehärtetem Glas und<br />

einer mehrlagigen Multi-Beschichtung,<br />

welche Kontraste steigern und Reflexe<br />

reduzieren soll. Die Serie ‚Pro 1 Digital’<br />

hingegen wurde speziell für den Einsatz mit<br />

Digitalkameras entwickelt. Die umfangreiche<br />

Super-HMC-Serie deckt einen Großteil aller<br />

Filtertypen ab und bietet fantastische Qualität<br />

zu einem günstigen Preis. Es lohnt sich, die<br />

Filter-Broschüre von Hoya herunterzuladen,<br />

um sich einen Eindruck des gesamten<br />

Filterangebots zu verschaffen.<br />

Cokin<br />

www.intro2020.co.uk<br />

Der Name Cokin steht seit Jahrzehnten für<br />

viele Fotografen stellvertretend für qualitativ<br />

hochwertige, erschwingliche<br />

Einschubfiltersysteme. Dies überrascht<br />

kaum, ist dieser Hersteller doch der Erfinder<br />

des Kreativfilters für Hobby-Fotografen und<br />

seither unbestrittener Marktführer.<br />

Cokin bietet Filter in vier Größen an: 67 mm<br />

(A-Serie), 84 mm (P-Serie), 100 mm (Z-Pro)<br />

und 130 mm (X-Pro). Während die A-Serie<br />

mehr für Kompaktkameras oder Camcorder<br />

gedacht ist, bietet die P-Serie den besten<br />

Einstieg für Kleinbildfotografen. Wenn Sie<br />

Weitwinkelobjektive mit Brennweiten über 28<br />

mm verwenden, sollten Sie die Z-Pro-Serie in<br />

Betracht ziehen; für Mittelformat-Fotografen<br />

dagegen ist die Serie X-Pro besser geeignet,<br />

und alle Serien bieten diverse Optionen. Mit<br />

über 140 Filtern bietet besonders die P-Serie<br />

alles, was ein DSLR-Fotograf jemals braucht,<br />

darunter Polarisationsfilter und zahlreiche<br />

Neutraldichte- bzw. Grau-Verlaufsfilter.<br />

Filterringe sind für Gewinde bis zu 82 mm<br />

erhältlich, während der P-Halter bis zu drei<br />

Filtern aufnehmen kann. Die Z-Pro-Serie ist<br />

die bessere Wahl für Landschaftsfotografen<br />

– besonders für solche mit Ultra-<br />

Weitwinkelzoom. Adapterringe sind erhältlich<br />

von 49 mm bis 96 mm, die Filter messen<br />

100 x 100 mm, außer den Verlaufsfiltern mit<br />

100 x 150 mm.<br />

Alle Filter werden aus optischem<br />

CR39-Kunstharz hergestellt, liefern qualitativ<br />

hochwertige Ergebnisse und sind aufgrund<br />

ihrer breiten Beliebtheit sehr preiswert. Der<br />

ND-Verlaufsfiltersatz der P-Serie ist mit ca.<br />

60,- erschwinglich und umfasst einen Cokin<br />

P-Filterhalter, einen hellen P121L<br />

ND2-Verlaufsfilter, einen P121M ND4 und<br />

einen weichen P121S ND8-Verlaufsfilter. Der<br />

zirkulare Polarisationsfilter P164 von Cokin<br />

liegt bei 60,- , während der Z164 der<br />

Z-Pro-Serie mit ca. 275,- zu Buche schlägt!<br />

Adapterringe kosten etwa 10 (A-Serie), 15<br />

(P-Serie), 60 (X-Pro) und 25 (Z-Pro).<br />

Jessops<br />

www.jessops.com<br />

Das Angebot an Gewindefiltern umfasst zwar<br />

nur etwa 20 Schutz- und Polarisationsfilter, ist<br />

jedoch zu Preisen ab ca. 25 für einen 52<br />

mm Skylight- oder UV-Filter ein guter<br />

Grundstein für Ihre Filtersammlung. Die hohe<br />

Fertigungsqualität dieser Produkte ist<br />

unbestritten. Die meisten Filter sind ebenso<br />

im Einzelhandel wie auch bequem per<br />

Bestellung von zuhause erhältlich.<br />

Lee Filters<br />

www.leefilters.com<br />

Filter von Lee sind die ultimative Wahl für<br />

anspruchsvolle Fotografen. Von Profis und<br />

Amateuren gleichermaßen geschätzt, liefern<br />

Lee Filter die bestmögliche optische Qualität,<br />

sind aber wegen ihrer strengen<br />

Herstellungsverfahren nur zu entsprechend<br />

hohen Preisen zu haben. Der Grundstein für<br />

die erfolgreiche Serie ist das brillante<br />

100-mm-System, dessen hochwertiger und<br />

vielseitiger Halter sogar nach Ihren<br />

persönlichen Wünschen hergestellt werden<br />

kann, um eine individuelle Anzahl von Filtern<br />

aufzunehmen. Die Filter selbst sind von<br />

brillanter Qualität und bestehen aus diversen<br />

Materialien wie Glas, Harz und Polyester.<br />

Verschiedene Kits stehen zur Auswahl, wir<br />

empfehlen hier das Digital Starter Kit (ca.<br />

245,- ) mit kompaktem Halter, einem<br />

0,6-ND ProGlass, einem harten 0,6-ND<br />

Verlaufsfilter und Reinigungstuch, alles gut<br />

verpackt in ordentlichem Etui. Der andere Typ<br />

ist das Starter Kit (ca. 185,- ) mit<br />

kompaktem Filterhalter, 0,6-ND-Verlaufsfilter,<br />

Reinigungstuch, Coral 3 Verlaufsfilter und<br />

Etui. Der 10x-ND ‚Big Stopper’ (ca. 160,- )<br />

ist der beste auf dem Markt. Die Preise der<br />

Adapterringe liegen bei ca. 25 für 49 bis 77<br />

mm, ca. 50 für 82 und 86 mm und ca. 60<br />

für Ringe mit 93, 95 und 105 mm; der<br />

Filterhalter (‚Foundation’-Kit) kostet ca. 60.<br />

Wenn Sie mit <strong>Fotografie</strong> ihren<br />

Lebensunterhalt bestreiten und in teures<br />

Zubehör investieren können, dann sollten Sie<br />

sich diese Filter anschaffen.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Filter 139<br />

ROSS HODDINOTT<br />

Filter-Hilfe<br />

Unterschätzen Sie nicht die positive<br />

Wirkung von Filtern auf Ihre Bilder –<br />

ganz besonders für<br />

Landschaftsaufnahmen.<br />

Formatt (Hitech)<br />

www.formatt.co.uk<br />

Der Hersteller Formatt bietet eine Reihe von<br />

Filtern für Video- und Stilllebenfotografie an.<br />

Seine Hitech-Filter, speziell für digitale<br />

SLR-Fotografen entwickelt, werden aus<br />

optischem Kunstharz nach sehr hohen<br />

Standards in Großbritannien hergestellt und<br />

liefern höchste optische Qualität. Die<br />

Filtersysteme mit 67, 85 und 100 mm sind<br />

zu Einschubfiltern anderer Hersteller<br />

kompatibel und bieten eine umfangreiche<br />

Auswahl an Verlaufsfiltern. Außer harten und<br />

weichen Verlaufsfiltern (0,3 – 1,2 ND) ist eine<br />

riesige Auswahl an Farbgradienten erhältlich<br />

sowie ein ‚Blender’, der den Verlaufseffekt<br />

über den gesamten Filter erstreckt. Zudem<br />

bietet Hitech mit dem ‚Pro Stop’ einen<br />

10x-ND-Filter, dessen 85-mm-Version nur ca.<br />

60 kostet (ca. 90 für 100 mm). Ein Satz<br />

Verlaufsfilter mit 0,3, 0,6 und 0,9-ND-Filter<br />

kostet ca. 47 (85 mm), ca. 105 (100 mm)<br />

und ca. 135 (100 x 150 mm). Der zirkulare<br />

Polarisationsfilter kostet ca. 165 (85 mm)<br />

oder ca. 170 (100 mm). Ein Halter aus<br />

Kunststoff kostet bis ca. 10, Adapterringe<br />

aus Kunststoff bis ca. 5 (49 – 77 mm).<br />

Kood<br />

www.kood-international.com<br />

Der Hersteller Kood bietet eine eigene<br />

Produktserie mit aus Japan importierten<br />

Gewindefiltern und in Großbritannien<br />

hergestellten Einschubfiltern an. Die Auswahl<br />

der Gewindefilter ist nicht groß, umfasst aber<br />

Polarisations-, Schutz- und<br />

Nahaufnahmefilter sowie verschiedene<br />

Effekte wie Starburst- und Farbkorrekturfilter.<br />

Außerdem bietet Kood eine gute Auswahl an<br />

Adapterringen sowie Einschubfilter in den vier<br />

Größen 67, 84, 100 und 130 mm an, die<br />

sogar zu allen wichtigen Einschubsystemen<br />

kompatibel sind. Aus optischem<br />

CR39-Kunstharz gefertigt, bieten sie solide<br />

Qualität und sind günstig in der Anschaffung.<br />

Kood ist nicht bei allen Einzelhändlern<br />

erhältlich, den nächsten Händler finden Sie<br />

aber auf der Hersteller-Website. Die zirkularen<br />

Polarisations- und ND-Verlaufsfilter von Kood<br />

in den Größen 84 bis 130 mm kosten etwa<br />

30 – 40 und sind entweder direkt bei Kood<br />

oder in einigen Fotofachgeschäften erhältlich.<br />

Unbekannte Marken<br />

Wenn Sie im Internet nach Filtern suchen, stoßen Sie<br />

auf weniger bekannte Marken wie Helios, die zumeist<br />

aus China stammen. Da es keine offiziellen Importeure<br />

gibt und die optische Qualität schwierig zu beurteilen<br />

ist, bleiben bekannte Filterhersteller die sicherste Wahl.<br />

Tiffen<br />

www.tiffen.com<br />

Tiffen ist eine amerikanische Marke, die seit<br />

Jahrzehnten besteht und in der Filmbranche<br />

besonders beliebt ist. Das Angebot an<br />

Gewindefiltern ist nicht so umfassend wie bei<br />

Hoya, umfasst jedoch alle wichtigen Typen<br />

von Schutzfiltern, Polarisationsfiltern und<br />

Neutraldichtefiltern. Zudem steht eine Reihe<br />

von Spezialeffektfiltern zur Verfügung,<br />

insbesondere einige Diffusionsfilter wie<br />

Weichzeichner, Dunst- und Nebelfilter, die Sie<br />

jedoch kaum regelmäßig verwenden werden.<br />

Trotz der relativ geringen Auswahl liefert Tiffen<br />

Filter von höchster Qualität und mit einer<br />

Zehn-Jahres-Garantie. Sie werden auch<br />

merken, dass die Preise wettbewerbsfähig<br />

sind und eine solide Alternative zu Marken<br />

wie Hoya bieten – obwohl diese Marke<br />

wahrscheinlich eher bei Ihrem Fotohändler<br />

vorrätig ist.


140 Filter DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Nahfilter<br />

Diese nützlichen Helfer bieten einen kostengünstigen<br />

Weg zu großartigen Nahaufnahmen<br />

NAHFILTER BIETEN einen hervorragenden Einstieg in die Welt der<br />

Makrofotografie, ohne ein Vermögen für spezielle Makroobjektive<br />

ausgeben zu müssen. Technisch gesehen sind sie nicht wirklich<br />

Filter, sondern Dioptrielinsen, sie werden jedoch allgemein als<br />

Filter behandelt und von den meisten großen Herstellern als<br />

solche angeboten. Es sind Gewindefilter, die vorne auf das Objektiv<br />

aufgeschraubt werden, wo sie wie Vergrößerungsgläser wirken, um die<br />

Naheinstellgrenze des Objektivs zu verkürzen.<br />

Sie werden normalerweise bei einteilig-kompakter Bauweise in vier<br />

Stärken hergestellt, +1, +2, +3 und +4. Je höher der Wert, desto<br />

stärker ist die Vergrößerung bzw. umso näher wird der<br />

Aufnahmeabstand. Einige Marken bieten auch leistungsstarke +10<br />

Dioptrielinsen, in der Regel in zweiteiliger Bauweise, um die Bildqualität<br />

zu optimieren.<br />

Manche Nahfilter können auch kombiniert werden, um die<br />

Vergrößerung noch weiter zu erhöhen. Wenn Sie dies möchten, setzen<br />

Sie zuerst den stärksten Filter auf Ihr Objektiv, den schwächsten zuletzt.<br />

Allerdings lässt bei drei oder mehr Filtern die Bildqualität merklich nach<br />

und optische Mängel treten verstärkt hervor. Wir empfehlen Ihnen<br />

deshalb, nie mehr als zwei dieser Filter zugleich einzusetzen. Erhältlich<br />

sind sie als Satz oder einzeln, wobei Sie für einen einzelnen Filter mit ca.<br />

25 rechnen müssen. Zu diesem Preis kann man realistischerweise<br />

nicht die optische Qualität eines Makroobjektivs oder<br />

Verlängerungstubus erwarten, zudem sind die Filter anfällig für<br />

sphärische Aberrationen (Aufweichung des Bildes). Dieser Nebeneffekt<br />

kann jedoch durch die Wahl einer mittleren Blende von f/8 oder f/11<br />

minimiert werden, sodass angesichts des günstigen<br />

Anschaffungspreises hervorragende Ergebnisse möglich sind. Am<br />

besten verwenden Sie sie zusammen mit Festbrennweiten- anstatt von<br />

Zoomobjektiven.<br />

Die ideale Brennweite liefert ein 50-mm-Standardobjektiv, aber auch<br />

kurze Teleobjektive bis zu 135 mm sind gut geeignet. Wenn sie also<br />

Nahaufnahmen mögen, können Sie auch mit Standard- oder<br />

Zoomobjektiven respektable Ergebnisse erzielen und sollten es einfach<br />

ausprobieren.<br />

Nahfilter bieten einen leichten Einstieg in<br />

die Welt der Makrofotografie<br />

+1<br />

+2<br />

+3<br />

+4<br />

Verzerrungen<br />

Ein Nahfilter hat die gleiche Wirkung<br />

wie ein Vergrößerungsglas – ideal,<br />

wenn Sie kleinere Objekte, z. B.<br />

kleine Blumen, im Bildfenster<br />

vergrößern wollen.<br />

Nahfilter können mitunter<br />

Verzerrungen des Objektivs an den<br />

Bildfeldrändern verstärken.<br />

Vermeiden Sie daher möglichst, sie<br />

mit Weitwinkelobjektiven<br />

einzusetzen.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Filter 141<br />

Filterung in der Kamera<br />

Versuchen Sie einmal, die Weißabgleichfunktion der Kamera als kreativen Filter zu nutzen<br />

DIE FARBTEMPERATUR des Lichts wird in Grad Kelvin (K) gemessen und wird vom Weißabgleichsystem Ihrer<br />

Kamera kontrolliert. Ein Licht von ca. 5500 K gilt als neutral, niedrigere Temperaturen erscheinen wärmer und<br />

höhere Temperaturen kühler. Durch eine vom vorhandenen Licht gezielt abweichende Einstellung des<br />

Weißabgleichs ist es möglich, kreativ mit der Farbwiedergabe zu spielen. Wenn Sie zum Beispiel bei der<br />

Aufnahme einer sonnendurchfluteten Landschaft den Weißabgleich auf ‚bewölkt’ einstellen, erhalten<br />

Sie einen warmen Farbton. Andersherum können Sie eine niedrigere Einstellung, z. B. 3000 K oder<br />

die Voreinstellung ‚Kunstlicht’ wählen, um das Foto kühler werden zu lassen. Sobald Sie das<br />

kreative Potenzial des Weißabgleichs kennen, können Sie ihn praktisch wie einen kamerainternen<br />

Filter einsetzen – er ist jederzeit einfach auf Knopfdruck verfügbar. Bei den meisten DSLRs können<br />

Sie den Weißabgleich-Wert manuell einstellen; damit haben Sie volle Kontrolle und müssen sich<br />

keineswegs auf voreingestellte Kamerawerte verlassen. Obwohl die beste Wirkung meistens subtil<br />

daherkommt, können Sie ruhig auch Experimente wagen – manchmal liefert ein stark künstlicher<br />

Farbton das schönste Ergebnis. Andere Bilder, vor allem Porträt- und Landschaftsaufnahmen,<br />

profitieren von zusätzlicher Wärme. Ein Blaustich durch kühlere Farbtemperatur dagegen kann ein Gefühl<br />

von cooler Rätselhaftigkeit vermitteln, was zwar nicht für alle <strong>Themen</strong> geeignet, aber als Effekt nicht zu<br />

unterschätzen ist.<br />

Kerzenlicht<br />

Kunstlicht<br />

Tageslicht Blitzlicht<br />

Bewölkt<br />

Schattig<br />

2000K<br />

3400K 4000K 5200K 5500K 6000K<br />

7000K<br />

8000K<br />

10000K<br />

3000K 4000K 5500K<br />

6000K<br />

8000K<br />

Sobald Sie das kreative<br />

Potenzial des<br />

Weißabgleichs kennen,<br />

können Sie ihn praktisch<br />

wie einen kamerainternen<br />

Filter einsetzen.<br />

3000K 4000K 5500K<br />

6000K<br />

8000K<br />

Weißabgleich in Kürze<br />

Ein Farbstich kann das Gefühl, die Stimmung und den<br />

Eindruck einer Szene oder eines Objekts erheblich<br />

verändern. <strong>Digitale</strong> SLR-Fotografen können ihre Bilder<br />

schnell und einfach ‚filtern’, indem Sie einfach eine<br />

zum Umgebungslicht unpassende Weißabgleich-<br />

Einstellung wählen. Für verschiedene Szenen sind<br />

entsprechend andere Farbverschiebungen geeignet: in<br />

der ersten Bildserie (Wasser und Felsen) funktioniert<br />

zum Beispiel eine blaue Tönung am besten, während<br />

in der zweiten (Gänse bei Sonnenaufgang) ein<br />

wärmerer Farbton besser geeignet ist. In beiden<br />

Fällen jedoch verbessert der von der Voreinstellung<br />

abweichende Weißabgleich das Bild deutlich im<br />

Vergleich zur korrekten Weißabgleich-Einstellung.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Basis-Ausrüstung 143<br />

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144 Basis-Ausrüstung: Objektive DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Grundlagen zu Objektiven<br />

Folgen Sie unserem Ratgeber, um für Ihren Bedarf das richtige Objektiv zu finden<br />

DER SCHLÜSSEL ZUR OBJEKTIVWAHL liegt<br />

darin, ein System für all Ihre Bedürfnisse<br />

zusammenzustellen. Diese hängen wiederum von<br />

den <strong>Themen</strong> ab, die Sie bevorzugt aufnehmen:<br />

Spezialthemen wie Sport, Natur und Makro<br />

erfordern jeweils spezifische optische Mittel. Da die<br />

meisten von uns allerdings lieber von allem etwas<br />

haben, ist eine allgemeinere Auswahl am<br />

sinnvollsten. In Bezug auf Brennweiten heißt das:<br />

Wenn Ihre Objektive die Bereiche 15 mm bis 300<br />

mm auf einer Vollformat-DSLR (12 mm bis 200<br />

mm bei APS-C Sensoren) abdecken, sind Sie<br />

praktisch für jede Situation gut ausgerüstet.<br />

Längere Brennweiten sind ideal für<br />

Landschaftsfotografie, freie Natur, Architektur,<br />

Straßenszenen und Reisen, mittlere Brennweiten<br />

sind gut für Porträts, Details und allgemeine<br />

Zwecke, und Teleobjektive eignen sich für Sport,<br />

Schnappschüsse und Natur. Natürlich können Sie<br />

auch mit einem Teleobjektiv tolle Landschaften<br />

fotografieren, oder atemberaubende Naturszenen<br />

mit einem Ultraweitwinkel – nutzen Sie einfach<br />

Ihre Fantasie und nutzen Sie all Ihre Objektive voll<br />

aus.<br />

In unserem digitalen Zeitalter ist die Qualität eines<br />

Objektivs wichtiger denn je. Hochauflösende<br />

Sensoren sind so leistungsfähig, dass alle optischen<br />

Mängel von minderwertigen Objektiven sofort<br />

sichtbar werden. Am größten ist das Problem bei<br />

Ultraweitwinkel-Zooms, wo chromatische<br />

Aberration, Beugung, Vignettierung, Verzerrung<br />

und Verlust an Schärfe an den Bildecken<br />

üblicherweise zum Problem werden können – je<br />

billiger das Objektiv, umso wahrscheinlicher –,<br />

obwohl es Ausnahmen gibt. Telezooms leiden<br />

tendenziell weniger unter den genannten<br />

Problemen, weil ihr optisches Design toleranter ist,<br />

können sie aber nicht völlig ausschließen: Je mehr<br />

Pixel die Kamera hat, umso mehr Probleme können<br />

sich auf Ihren Bildern zeigen.<br />

Obwohl optische Mängel in gewissem Umfang bei<br />

der Nachbearbeitung korrigiert werden können, ist<br />

man besser bedient, wenn sie überhaupt nicht oder<br />

nur minimal vorhanden sind. Am sichersten sind<br />

Sie, wenn Sie das bestmögliche Objektiv kaufen,<br />

das Ihr Budget erlaubt. Nehmen Sie aber nicht nur<br />

den Preis eines Objektivs als alleinigen Indikator<br />

seiner Qualität. Viele Objektive und Hersteller<br />

haben einen bestimmten guten oder schlechten<br />

Ruf; lesen Sie also Kundenbewertungen und fragen<br />

Sie andere Fotografen nach ihrer Meinung. Ob Sie<br />

sich für ein Objektiv mit Festbrennweite oder eine<br />

Zoom entscheiden, hängt wiederum ganz von Ihren<br />

Bedürfnissen und Mitteln ab.<br />

Festbrennweiten sind in Bezug auf die Bildqualität<br />

meistens überlegen – Zooms hingegen sind<br />

Objektivwahl: Festbrennweite<br />

oder Zoom<br />

Sowohl Objektive mit feststehender als auch<br />

Zoomobjektive mit variabler Brennweite<br />

bieten Vor- und Nachteile. In der Regel bieten<br />

Festbrennweiten mehr Bildqualität, größere<br />

Blendenöffnungen, sind kompakter und<br />

leichter; der Kauf mehrerer Einzelobjektive<br />

kann jedoch kostspielig werden. Ein Zoom<br />

ist vielseitiger und spart Geld, da es einen<br />

großen Brennweitenbereich abdeckt. Die<br />

Qualität ist nicht ganz so hoch und die<br />

maximale Blendenöffnung kleiner, aber seine<br />

Bequemlichkeit macht es immer beliebter.<br />

vielseitiger, und Sie werden vermutlich kaum den<br />

Unterschied zwischen einer Aufnahme mit einem<br />

Zoom für 500 Euro und einer zweiten mit einem<br />

Festbrennweitenobjektiv für über 1.000 Euro<br />

erkennen. Neben Größen wie Canon und Nikon<br />

sollten auch Objektive von unabhängigen<br />

Herstellern wie Sigma und Tamron in Betracht<br />

gezogen werden, die optisch oft gleichwertig, aber<br />

preislich wesentlich günstiger sind. Unabhängig<br />

davon, welches Objektiv Sie kaufen: Seine beste<br />

optische Leistung erhalten Sie, wenn Sie so oft wie<br />

möglich mit mittleren Blendenwerten von f/8 oder<br />

f/11 arbeiten. Die Bildqualität ist jeweils am<br />

geringsten bei der kleinsten bzw. größten<br />

Blendenöffnung, vor allem bei Weitwinkel-Zooms,<br />

während die mittlere Blendenöffnung optimale<br />

Schärfe liefert.<br />

Die wichtigsten Objektivtypen für die digitale <strong>Fotografie</strong><br />

1) Weitwinkel<br />

Mit ihrem breiteren Blickfeld als<br />

das menschliche Auge erlauben<br />

Ihnen Weitwinkelobjektive,<br />

mehr von einer Szene im<br />

Bildfenster zu erfassen, daher<br />

sind sie die ideale Wahl für die<br />

Aufnahme von Landschaften,<br />

Innenräumen oder bei engen<br />

Platzverhältnissen. Sie sind<br />

in umfangreicher Auswahl als<br />

Festbrennweiten und Zooms<br />

erhältlich, an Optionen herrscht<br />

also kein Mangel. Mithilfe<br />

von Weitwinkeln können Sie<br />

Perspektiven und Bildtiefen<br />

verstärken, was zu kreativen<br />

Ergebnissen führen kann. Sie<br />

müssen sich aber bewusst sein,<br />

dass es leicht zu Verzerrungen<br />

kommt, besonders bei<br />

Objekten an den äußeren<br />

Bildrändern. Dies kann zwar<br />

für Ihre Bilder mitunter von<br />

Vorteil sein, es kann sie aber<br />

auch leicht ruinieren. Details<br />

zu Weitwinkelobjektiven siehe<br />

Seite 146.<br />

2) Telezooms<br />

Ein Telezoom ist oft das erste<br />

Objektiv, das ein DSLR- bzw.<br />

CSC-Fotograf sich anschafft.<br />

Durch seine verlängerbare<br />

Brennweite ist ein Teleobjektiv<br />

sehr hilfreich, um relativ kleine<br />

oder weit entfernte Objekte<br />

auf bildfüllendes Format zu<br />

vergrößern. Es ist auch ideal,<br />

wenn Sie Motive aufnehmen<br />

möchten, ohne bemerkt zu<br />

werden, z. . Wildtiere oder<br />

lustige Schnappschüsse.<br />

Da dieser Objektivtyp die<br />

perspektivische Bildtiefe<br />

verkürzt, ist er perfekt für<br />

schmeichelhafte Porträts<br />

geeignet. Telezooms mit<br />

50–200 mm und 70–300<br />

mm sind sehr beliebt, müssen<br />

aber mit Vorsicht eingesetzt<br />

werden, um Verwacklungen zu<br />

vermeiden. Wenn Sie es sich<br />

leisten können, investieren Sie<br />

in ein Telezoom mit maximalen<br />

Blende von f/2,8. Weitere<br />

Informationen zu Teleobjektiven<br />

siehe Seite 148.<br />

3) Makroobjektive<br />

Äußerlich sehen<br />

Makroobjektive genau wie<br />

Normalobjektive aus; der<br />

Hauptunterschied ist jedoch,<br />

dass sie viel stärker vergrößern<br />

können, sodass Sie winzige<br />

Objekte wie Insekten und<br />

Schmetterlingen formatfüllend<br />

aufnehmen können. Sie sind<br />

außerdem für sehr kurze<br />

Einstellentfernungen perfekt<br />

geeignet, wo sie hervorragende<br />

optische Qualität liefern, in<br />

der Regel mit Brennweiten<br />

von 50/55 mm bis 90/105<br />

mm. Während beide Typen<br />

nützlich sind und zumeist<br />

auch 1:1 (lebensgroße)<br />

Aufnahmen ermöglichen, sind<br />

längere Brennweiten besser<br />

für Naturfotografie geeignet,<br />

weil sie in größerer Entfernung<br />

arbeiten können – so brauchen<br />

Sie Ihrem Motiv nicht zu nah zu<br />

kommen und riskieren nicht, es<br />

zu erschrecken.<br />

4) Normalobjektive<br />

Vor langer Zeit wurden<br />

Spiegelreflexkameras mit<br />

„normalen“ 50-mm-Objektiven<br />

verkauft, von denen folglich jeder<br />

begeisterte Fotograf eines besaß;<br />

heute sind Sie stattdessen<br />

mit Standard-Zooms von<br />

18–55 mm oder 18–105 mm<br />

bestückt. Die Investition in ein<br />

50-mm-Festbrennweitenobjektiv<br />

lohnt sich aber trotzdem;<br />

denn damit halten Sie ein<br />

kompakt-leichtes Objektiv in<br />

Händen, das bis zum Bereich<br />

von wenigen Zentimetern<br />

gestochen scharfe Aufnahmen<br />

mit fantastischen Lichtstärken<br />

von mindestens f/1,8 oder sogar<br />

f/1,4 oder f/1,2 erlaubt – perfekt<br />

für Aufnahmen aus der Hand<br />

oder bei schwachem Licht. Ein<br />

75–80-mm-Objektiv hingegen<br />

liefert, auf einer Kamera mit<br />

APS-C Sensor bei maximaler<br />

Blendenöffnung, hervorragende<br />

Bilder und brillante<br />

Porträtaufnahmen mit minimaler<br />

Schärfentiefe.<br />

5) Tilt-/Shiftobjektive<br />

Diese teuren Objektive dienen zu<br />

zwei Zwecken. Erstens verhindern<br />

sie bei Architekturaufnahmen<br />

stürzende Linien: Anstatt sich<br />

zurückzulehnen, um die Spitze<br />

eines Gebäudes erfassen<br />

zu können, verschieben Sie<br />

einfach die Optik nach oben und<br />

lassen die Kamera parallel zum<br />

Gebäude ausgerichtet. Mithilfe<br />

der ‚Tilt’-Funktion können Sie<br />

außerdem den vorderen Teil des<br />

Objektivs in einem bestimmten<br />

Winkel nach unten neigen,<br />

sodass die Schärfeebene parallel<br />

zur Ebene des Kamerasensors<br />

liegt. Dadurch wird der<br />

Schärfentiefebereich vergrößert,<br />

ohne eine kleinere Blende<br />

einstellen zu müssen. Neigen Sie<br />

die Optik in die andere Richtung,<br />

wird der Schärfentiefebereich bis<br />

auf ein Minimum reduziert, was<br />

ungewöhnliche Effekte schafft.<br />

Eine ähnliche Wirkung erzielen<br />

Sie allerdings, zu einem Bruchteil<br />

der Kosten, auch mithilfe eines<br />

‚Lensbaby’.<br />

BENEDICT CAMPBELL<br />

BJORN THOMASSEN<br />

HELEN DIXON<br />

HELEN DIXON<br />

HELEN DIXON


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Basis-Ausrüstung: Objektive 145<br />

Thema: Effektive Brennweite<br />

Die meisten für den Einsatz mit Digitalkameras<br />

verfügbaren Objektive wurden für 35-mm-<br />

Spiegelreflexkameras oder digitale Vollformat-<br />

Spiegelreflexkameras entwickelt, deren Sensoren die<br />

gleiche Größe haben wie ein 35-mm-Filmbild (24 x<br />

36 mm). Allerdings bieten derzeit nur sehr wenige<br />

digitale Spiegelreflexkameras einen Vollformat-<br />

Sensor; die große Mehrheit verwendet APS-C<br />

Sensoren, die kleiner als das 35-mm-Vollformat<br />

sind. Demzufolge muss die Brennweite des<br />

„Normalobjektivs“ auf ein Maß verlängert werden,<br />

das in der Regel als effektive Brennweite bezeichnet<br />

wird. Diese Verlängerung kann mittels eines<br />

Vergrößerungsfaktors (MF) berechnet werden, der<br />

von der Größe des Kamerasensors abhängt. Bei den<br />

meisten Kameras beträgt dieser Faktor 1,5x – bei<br />

Canon allerdings 1,6x, und bei Vier-Drittel-Kameras<br />

sogar 2x.<br />

Für Landschaften und andere Motive, wo<br />

vorwiegend Weitwinkelobjektive genutzt werden,<br />

ist diese Verlängerung der Brennweite von Nachteil:<br />

So wird zum Beispiel ein Ultraweitwinkelzoom<br />

von 17–40 mm effektiv zu einem 25–60 mm<br />

Standardzoom, wenn die Digitalkamera den Faktor<br />

1,5x besitzt. Um die gleiche Wirkung wie ein 17–40<br />

mm Zoom zu erhalten, müssten Sie also etwa ein<br />

10–20 mm oder 12–24 mm Zoom verwenden. Für<br />

Sport, Natur und andere <strong>Themen</strong>, die Teleobjektive<br />

benötigen, ist die Brennweitenverlängerung indes<br />

vorteilhaft, weil sie schwache Objektive stärker<br />

macht: Ein 70–300 mm Zoom wird zum Beispiel<br />

auf einer Kamera mit dem Faktor 1,5x zu einem<br />

105–450 mm Zoom, sodass Sie weiter entfernte<br />

oder kleinere Motive formatfüllend aufnehmen<br />

können.<br />

Ein weiterer zu bedenkender Faktor ist, dass alle<br />

Objektive in der Mitte am schärfsten abbilden und<br />

zu den Rändern an Schärfe verlieren. Kameras mit<br />

APS-C-Sensor profitieren daher am meisten von<br />

Vollformat-Objektiven, da sie den schärferen Bereich<br />

in der Objektivmitte ausnutzen und die äußeren<br />

Bildränder ausschließen, wo die Bildqualität<br />

schlechter ist. Das Rechnen mit Brennweiten kann<br />

verwirrend sein, deshalb sollten Ihnen unsere<br />

nachfolgenden Tabellen das Verständnis erleichtern.<br />

Kameramarke/Modelle<br />

Vergrößerungs-<br />

Faktor<br />

Canon<br />

Alle EOS-Modelle (außer folgende) 1.6x<br />

EOS-1D serie 1.3x<br />

EOS 5D & EOS-1DS-Serien<br />

1x<br />

Fujifilm<br />

Alle Modelle der S-Serie 1.5x<br />

Nikon<br />

Alle D-Serien (außer folgende) 1.5x<br />

D700- und D3-Serie 1x<br />

Olympus & Panasonic<br />

Alle digitalen SLRs und CSCs<br />

2x<br />

Pentax<br />

Alle Modelle der *ist und K-Serie 1.5x<br />

Samsung<br />

Alle Modelle der GX- und NX-Serien 1.5x<br />

Sigma<br />

Alle SD-Modelle 1.7x<br />

Sony<br />

Alle Alpha & NEX (außer folgende) 1.5x<br />

Alpha 850 und 900<br />

1x<br />

Effektive Brennweiten: Die obige Tabelle zeigt<br />

die effektive Zunahme der Brennweiten für die<br />

meisten gängigen DSLR- und CSC-Kameramarken.<br />

Verwenden Sie die Vergrößerungsfaktoren<br />

zusammen mit der Tabelle auf der rechten Seite,<br />

um die effektiven Brennweiten für andere gängige<br />

Zoomobjektive zu ermitteln.<br />

Sensorgrößen: Diese Bilder wurden alle<br />

mit einem 35-mm-Objektiv von identischer<br />

Position aufgenommen, um die Wirkung des<br />

Vergrößerungsfaktors zu zeigen.<br />

Sensorgröße<br />

Vollbild APS-H APS-C APS-C (Canon) Vier-Drittel &<br />

Micro Four Thirds<br />

Brennweite<br />

auf Objektiv 1x 1.3x 1.5x 1.6x 2x<br />

14mm 14mm 18mm 21mm 22mm 28mm<br />

15mm 15mm 19mm 22mm 23mm 30mm<br />

20mm 20mm 26mm 30mm 32mm 40mm<br />

24mm 24mm 31mm 36mm 38mm 48mm<br />

28mm 28mm 36mm 42mm 45mm 56mm<br />

50mm 50mm 65mm 75mm 80mm 100mm<br />

85mm 85mm 110mm 127mm 136mm 170mm<br />

100mm 100mm 135mm 150mm 160mm 200mm<br />

10-17mm 10-17mm 13-22mm 15-25mm 16-27mm 20-34mm<br />

10-20mm 10-20mm 13-26mm 15-30mm 16-32mm 20-40mm<br />

10-22mm 10-22mm 13-29mm 15-33mm 16-35mm 20-44mm<br />

11-18mm 11-18mm 14-23mm 16-27mm 18-29mm 22-36mm<br />

12-24mm 12-24mm 16-31mm 18-36mm 19-38mm 24-48mm<br />

16-35mm 16-35mm 21-45mm 24-53mm 26-56mm 32-70mm<br />

17-35mm 17-35mm 22-45mm 25-53mm 27-56mm 34-70mm<br />

17-40mm 17-40mm 22-52mm 25-60mm 27-56mm 34-80mm<br />

18-55mm 18-55mm 23-71mm 27-82mm 29-88mm 36-110mm<br />

18-200mm 18-200mm 23-260mm 27-300mm 29-320mm 36-400mm<br />

18-270mm 18-270mm 23-351mm 27-405mm 29-432mm 36-540mm<br />

24-105mm 24-105mm 31-136mm 36-157mm 38-168mm 48-210mm<br />

28-70mm 28-70mm 36-91mm 42-105mm 45-112mm 56-140mm<br />

28-300mm 28-300mm 36-390mm 42-450mm 45-480mm 56-600mm<br />

55-200mm 55-200mm 71-260mm 82-300mm 88-320mm 110-400mm<br />

70-300mm 70-300mm 91-390mm 105-450mm 112-480mm 140-600mm<br />

100-400mm 100-400mm 130-520mm 150-600mm 160-600mm 200-800mm<br />

Vollbild<br />

APS-C<br />

Vier-Drittel


146 Grundausstattung: Objektive DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Weitwinkelobjektive<br />

Mit Ihrem weiten Blickwinkel sind Weitwinkelobjektive ideal, um den<br />

gesamten Bildausschnitt mit großartigen Szenen zu füllen, oder um in<br />

beengten Verhältnissen zu fotografieren.<br />

WENN SIE ZUM ERSTEN MAL ein Weitwinkelobjektiv<br />

auf Ihre Kamera aufgesetzt haben und durch den<br />

Sucher schauen, werden Sie eine völlig neue Welt<br />

entdecken. Plötzlich können Sie deutlich mehr<br />

erkennen, als dies mit dem bloßen Auge möglich wäre,<br />

und die ersten Reaktionen sind für gewöhnlich großes<br />

Erstaunen und Spannung. Naheliegende Details<br />

werden auf einmal im Bildausschnitt sehr groß,<br />

während alles, was weiter entfernt ist, sich mit<br />

dramatischem Effekt noch weiter zurückzuziehen<br />

scheint. Linien und Formen werden verzerrt, und<br />

Perspektiven werden übertrieben abgebildet, so dass<br />

die Elemente einer Szene viel weiter nach hinten zu<br />

rücken scheinen, als sie es in Wirklichkeit sind, und<br />

selbst die gewöhnlichsten Motive und Szenen können<br />

dynamische Kompositionen erschaffen.<br />

Jedes Objektiv mit einer kleineren Brennweite als<br />

gewöhnlich wird als Weitwinkel bezeichnet. Im<br />

Vollformat ist dies alles, was kleiner ist als 50 mm und<br />

im APS-C-Format ist es alles unter 32 mm, obwohl die<br />

unterste wirkliche Brennweite eines Weitwinkels 35<br />

mm beträgt (oder 22 mm bei APS-C). Im Allgemeinen<br />

gelten 24 mm und 28 mm als “normale” Brennweiten<br />

für Weitwinkel und sind für fast alle<br />

Einsatzmöglichkeiten die beste Wahl, bei<br />

Landschaftsfotos, Architektur und anderen malerischen<br />

Szenen. Sie verfügen über einen weiten Blickwinkel und<br />

starke Charakteristiken eines Weitwinkel, sind aber<br />

trotzdem noch relativ einfach zu verwenden, so dass es<br />

nicht allzu schwierig ist, eine ausgewogene<br />

Bildkomposition anstatt einer mit leeren Räumen zu<br />

erschaffen.<br />

Sobald die Brennweite auf 21 mm (14 mm im<br />

APS-C-Format) oder darunter sinkt, befinden Sie sich<br />

im Gebiet der Ultraweitwinkel. Diese Objektive können<br />

fantastische Ergebnisse erzielen, da sie extreme Effekte<br />

hervorrufen. Die Tiefenschärfe erstreckt sich bei kleinen<br />

Blenden wie f/11 oder f/16 von ein paar Zentimetern bis<br />

in unendliche Weiten. Sie können also nach Herzenslust<br />

interessante Details im Vordergrund einfangen und<br />

trotzdem darauf vertrauen, dass von vorne bis hinten<br />

alles scharf fokussiert bleibt. Auch verändern selbst<br />

kleine Veränderungen der Kameraposition das<br />

Verhältnis der einzelnen Elemente im Bildausschnitt<br />

und die Art und Weise, wie sie miteinander in<br />

Beziehung treten, auf dramatische Weise, so dass Sie<br />

Bilder quasi aus dem Nichts erschaffen können.<br />

Versuchen Sie doch einfach einmal, aus einem extrem<br />

niedrigen Blickwinkel zu fotografieren, und Sie werden<br />

sehen, was gemeint ist. Ultraweitwinkel sollten<br />

allerdings mit Vorsicht genossen werden. Die<br />

Perspektive wird so stark übertrieben und der<br />

Blickwinkel wird so weit, dass das Ergebnis sehr schnell<br />

auch eine leere und langweilig wirkende<br />

Bildkomposition sein kann. Es ist unabdingbar, dass Sie<br />

nah an einen wichtigen Bestandteil der Szene<br />

herangehen, und den Bildaufbau von diesem<br />

beherrschen zu lassen. Ultraweitwinkel sind außerdem<br />

ideal, um Linien in einer Szene zu nutzen oder um<br />

Rahmen dazu zu benutzen, die Aufmerksamkeit des<br />

Betrachters auf das Hauptmotiv zu lenken.<br />

Auch wenn Weitwinkelobjektive hauptsächlich in der<br />

Landschaftsfotografie eingesetzt werden, finden Sie<br />

trotzdem auch noch woanders Verwendung. Die<br />

minimale Fokusdistanz ist für gewöhnlich nur ein paar<br />

Zentimeter, so dass Sie ganz erstaunliche Naturfotos<br />

schießen können, einfach indem Sie nah an Ihr Motiv<br />

herangehen und es in seiner natürlichen Umgebung<br />

einfangen. Dasselbe gilt für Menschen. Anstatt für<br />

Porträts von Kopf bis Schultern ein Zoomobjektiv zu<br />

benutzen, probieren Sie es doch einfach einmal mit<br />

einem Weitwinkel und bringen Sie noch etwas von der<br />

Umgebung mit ins Bild. Weitwinkelobjektive sind<br />

außerdem perfekt für Schnappschüsse aus nächster<br />

Nähe oder für die <strong>Fotografie</strong> bei Reportagen.<br />

Sie halten nicht gerne jemandem einfach so Ihre<br />

Kamera ins Gesicht? Dann schießen Sie aus der Hüfte.<br />

Stellen Sie das Objektiv auf f/8 und den Fokus auf<br />

ungefähr zwei Meter ein. So können Sie loslegen, ohne<br />

dass die Leute merken, dass Sie sie fotografieren.<br />

Jenseits des Ultraweitwinkels betreten Sie die verrückte<br />

Welt des Fischaugenobjektivs. Das trägt diesen Namen,<br />

weil sein gewölbtes Frontelement wie das Auge eines<br />

Fisches aussieht. Das Fischauge verfügt über einen<br />

Blickwinkel von erstaunlichen 180°, der alles, was vor<br />

Ihnen liegt, aufnimmt und alles, was sich am Rand des<br />

Bildausschnittes befindet, stark verzerrt. Es gibt zwei<br />

Sorten von Fischaugenobjektiven, nämlich Zirkular- und<br />

Vollbildfischaugen. Die erstere Sorte produziert ein<br />

rundes Bild in der Mitte des Bildausschnitts und hat für<br />

gewöhnlich eine Brennweite um die 8 mm im Vollbild<br />

(Sigma stellt ein 1,5 mm Fischauge für<br />

APS-C-Sensoren her), wohingegen das letztere den<br />

gesamten Bildausschnitt füllt und über eine Brennweite<br />

von 15 oder 16 mm verfügt. Wenn Sie mit dem<br />

Gedanken spielen, ein Fischauge zu kaufen, sollten Sie<br />

eher zu einem aus der Vollbildkategorie greifen, weil der<br />

Effekt hier nicht ganz so extrem ist, und das Objektiv<br />

somit alltagstauglicher ist. Nichtsdestotrotz sollte man<br />

sich der Tatsache bewusst sein, dass eine ganz<br />

offensichtliche Verzerrung unvermeidbar ist. Jedes<br />

Fischaugenobjektiv hat also im Vergleich zu einem<br />

Ultraweitwinkel einen eingeschränkten Nutzwert.<br />

Obwohl Weitwinkelobjektive eine spezifizierte<br />

Brennweite haben, investieren die meisten Fotografen<br />

lieber in ein Weitwinkel- als in ein normales Objektiv mit<br />

fester Brennweite, weil sie einfach vielseitiger sind. Das<br />

“Standard”-Zoomobjektiv mit 24 - 70 mm (16 - 25<br />

Weitwinkelobjektive: häufige Probleme<br />

1) Lichtreflexe: Lichtreflexe treten bei<br />

Weitwinkelobjektiven aufgrund ihres weiten<br />

Blickwinkels sehr viel häufiger auf. Um sie zu<br />

vermeiden, halten Sie das Frontelement und<br />

alle Filter, die Sie aufsetzen, peinlich sauber und<br />

schirmen Sie das Objektiv mit Ihrer Hand, einem<br />

Stück Pappe oder Ihrer Jacke von hellen Lichtquellen<br />

(insbesondere der Sonne) knapp außerhalb Ihres<br />

Bildausschnittes ab.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Ultraweitwinkel-Zoomobjektive: die Vielseitigkeit<br />

von Ultraweitwinkel-Zoomobjektiven und ihre<br />

beeindruckende Bildqualität machen sie zur besten<br />

Wahl für alle Anwendungen.<br />

mm für APS-C-Sensoren) ist eine gute Ausgangsbasis,<br />

aber wenn Ihnen die Weitwinkelfotografie gefällt, wird<br />

es nicht lange dauern, bis Sie sich etwas Weiteres<br />

suchen. Für Vollformat-Nutzer ist der Bereich von 16<br />

- 35 mm bis zu 17 - 40 mm ideal, für APS-C-Sensoren<br />

dagegen ist der Bereich von 10 - 20 mm bis zu 12 - 24<br />

mm sehr beliebt. Etwas Weiteres werden Sie kaum<br />

benötigen, aber falls doch, bietet Canon ein 8 - 15 mm<br />

für Vollformat- und APS-C-Sensoren an und Sigma stellt<br />

ein 8 - 16 mm für APS-C an. Das nennen wir richtig<br />

weit!<br />

2) Lichtabfall: Weitwinkel-Zoomobjektive neigen<br />

aufgrund Ihres Designs zu natürlichem Lichtabfall<br />

(Abdunkeln der Bildecken). Das kann bei manchen<br />

Bildern recht gut funktionieren, da es dazu<br />

beiträgt, die Aufmerksamkeit des Betrachters<br />

auf das Hauptmotiv zu lenken, aber wenn man<br />

diesen Effekt nicht mag, kann man ihn in der<br />

Nachbearbeitung der Raw-Dateien ganz einfach<br />

entfernen.<br />

LEE FROST


Perfekt für Landschaftsbilder<br />

Das Ultaweitwinkel-Zoomobjektiv<br />

ist der Liebling eines jeden<br />

begeisterten Landschaftsfotografen,<br />

weil es interessante Details im<br />

Vordergrund betont und der Szene<br />

mehr Tiefe verleiht.


148 Grundausstattung: Objektive DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Teleobjektive<br />

Wenn es Ihnen nicht möglich ist, näher an Ihr Objekt heranzugehen, ist die<br />

Benutzung eines Teleobjektivs die Lösung Ihres Problems , weil dieses Ihr<br />

Motiv näher an Sie heran bringt.<br />

JEDES OBJEKTIV MIT EINER BRENNWEITE von mehr<br />

als 50mm (32 mm im APS-C-Format) wird als<br />

Teleobjektiv bezeichnet, und, wie Sie sich<br />

wahrscheinlich schon gedacht haben, tun diese<br />

Objektive das genaue Gegenteil von dem, was<br />

Weitwinkelobjektive tun.<br />

• Der Blickwinkel ist kleiner als bei einem<br />

Standard- oder Weitwinkelobjektiv. Aus diesem Grunde<br />

„sieht” das Teleobjektiv weniger als das bloße Auge und<br />

vergrößert Ihr Motiv im Sucher.<br />

• Die Tiefenschärfe wird reduziert, so dass bei große<br />

Blenden wie f/2,8 oder f/4 nur ein kleiner Bereich der<br />

Szene in scharfem Fokus abgebildet wird. Die<br />

Tiefenschärfe nimmt bei kleineren Blenden wie f/16<br />

oder f/22 zu, aber niemals in einem solchen Maße wie<br />

bei Weitwinkelobjektiven.<br />

• Die Perspektive wird komprimiert, so dass die<br />

Elemente einer Szene näher beieinander erscheinen, als<br />

sie tatsächlich sind. Dieser Effekt ist auch unter der<br />

Bezeichnung „perspektivische Verkürzung bekannt.<br />

Je größer die Brennweite, umso deutlicher treten diese<br />

Charakteristika zutage. So vergrößert eine Brennweite<br />

von 300 mm Ihr Motiv mehr und verursacht bei allen<br />

Blenden weniger Tiefenschärfe und mehr<br />

perspektivische Verkürzung, als eine Brennweite von<br />

100 mm aber weniger als eine von 500 mm.<br />

Die mittleren Brennweiten von 80 bis 200 mm sind für<br />

den allgemeinen Gebrauch ausgesprochen nützlich.<br />

Das ist auch der Grund, warum Zoomobjektive, die<br />

diesen Brennweitenbereich abdecken, in so großer Zahl<br />

gekauft werden. Der niedrigere Bereich (80 bis 100<br />

mm) ist ideal für die Porträtfotografie, weil ein kurzer<br />

Zoombereich die Perspektive ein wenig komprimiert,<br />

was wiederum den Gesichtszügen schmeichelt.<br />

Standardobjektive mit einer Festbrennweite von 100<br />

oder 105 mm werden deshalb auch oft als<br />

Porträtobjektive bezeichnet. Auch die Tiefenschärfe ist<br />

bei großen Blenden sehr niedrig. Sie können also den<br />

Hintergrund unfokussiert lassen und die gesamte<br />

Aufmerksamkeit auf Ihren Fokuspunkt bündeln. Der<br />

obere Bereich (100 bis 200 mm) dagegen ist<br />

besonders gut für Schnappschüsse, actionreiche Fotos<br />

Mehr Vergrößerung durch einen Telekonverter<br />

Telekonverter werden zwischen das Gehäuse Ihrer<br />

Kamera und das Objektiv gesetzt, um die Brennweite des<br />

Objektivs zu vergrößern. Die minimale Fokusdistanz des<br />

Originalobjektivs bleibt davon unangetastet, so dass Sie<br />

trotzdem sehr nah an Ihr Motiv herangehen können. Der<br />

gebräuchlichste Telekonverter ist der Zweifach-Konverter,<br />

der die Brennweite verdoppelt und so aus einem 70<br />

bis 200 mm Zoom ein 140 bis 400 mm bei einer<br />

Vollformat-DSLR und ein kolossales 220 bis 600 mm<br />

bei einer DSLR mit APS-C-Sensor macht! Es gibt auch<br />

1,4fach-Konverter, die die Brennweite um bescheidene<br />

40% vergrößern.<br />

Allerdings führt die Verwendung von Telekonvertern<br />

auch Nachteile mit sich. Bei der Zweifachversion verlieren<br />

Sie zwei Stufen an Helligkeit, so dass aus einem f/4<br />

Objektiv tatsächlich ein f/8 Objektiv wird. Das verdunkelt<br />

das Bild im Sucher und bedeutet, dass Sie eine längere<br />

Verschlusszeit verwenden oder einen höheren ISO-Wert<br />

einstellen müssen, um die Verschlusszeit in einem<br />

vernünftigen Rahmen zu halten, so dass Sie Objekte in<br />

der Bewegung einfrieren und Verwacklungsunschärfe<br />

vermeiden können. Bei langsamen Zoomobjektiven<br />

mit einer minimalen Blende von f/4 bis 5,6 könnte<br />

der Autofokus im größeren Bereich aufgrund des<br />

Helligkeitsverlusts versagen. Ein 1,4fach-Konverter<br />

verliert nur eine Helligkeitsstufe, ist also in dieser Hinsicht<br />

die bessere Wahl.<br />

im Nahbereich und zum Isolieren interessanter Details<br />

in der Landschaft, an Gebäuden und so weiter geeignet.<br />

Eine Brennweite von 300 oder 400 mm stellt für die<br />

meisten Fotografen den nächsten Schritt dar, besonders<br />

für diejenigen, die sich für Sport- oder Naturfotografie<br />

begeistern, weil Sie so auch noch von weiter weg den<br />

gesamten Bildausschnitt mit ihrem Motiv füllen<br />

können. Solche Brennweiten sind ideal für Fotos von<br />

Sonnenauf- und -untergängen, weil sie den<br />

Durchmesser der Sonne optisch stark vergrößern. Die<br />

optische Verkürzung (auch als Perpektivkompression<br />

bekannt) ist ebenfalls viel offensichtlicher, so dass man<br />

die einzelnen Elemente in einer Szene viel näher<br />

zusammenrücken kann. Das ist toll für Stadtbilder,<br />

Alleen, Bergketten im Nebel und andere Szenen oder<br />

Motive, die von der Wiederholung von Objekten leben.<br />

Jenseits der 400 mm befindet man sich auf dem Gebiet<br />

der extrem langen Teleobjektive, die groß, schwer und<br />

teuer sind. Es gibt ein paar Zoomobjektive, die bis 400<br />

oder 500 mm gehen, aber Standardobjektive mit fester<br />

Brennweite sind in diesem Bereich eher an der<br />

Tagesordnung. Ernsthafte Naturfotografen verwenden<br />

standardmäßig ein 500 oder 600 mm Objektiv, und nur<br />

wenige leidenschaftliche Sportfotografen lassen sich in<br />

der Öffentlichkeit ohne ein Objektiv mit mindestens 500<br />

mm Brennweite blicken.<br />

Wenn man in diesem Brennweitenbereich<br />

angekommen ist, sind die Effekte überaus erstaunlich.<br />

Objekte, die dem bloßen Auge sehr weit entfernt<br />

erscheinen, füllen auf einmal den Sucher Ihrer Kamera<br />

komplett aus. Die Tiefenschärfe ist dabei erheblich<br />

eingeschränkt, so dass nur ein Element in scharfem<br />

Fokus erscheint und die Perspektive wird in einem<br />

solchen Maße komprimiert, dass weiter entfernte<br />

Elemente dicht aneinandergedrängt erscheinen.<br />

Vergessen Sie außerdem nicht, dass die Leistung des<br />

Teleobjektivs noch weiter verstärkt wird, wenn Sie eine<br />

APS-C-Kamera verwenden, wie die meisten von Ihnen<br />

es sicherlich tun, so dass ein 70 bis 300 mm<br />

Zoomobjektiv tatsächlich zum 105 bis 450 mm<br />

Objektiv wird.<br />

Die optische Qualität des Objektivs wird ebenfalls<br />

reduziert, wenn Sie einen Telekonverter einsetzen. Ihre<br />

Bilder werden also weniger scharf. Um diese Gefahr<br />

so gering wie möglich zu halten, empfehlen wir Ihnen,<br />

den besten Konverter zu kaufen, den Sie sich leisten<br />

können, idealerweise einen mit sieben Elementen, und Ihr<br />

Objektiv auf eine mittlere Blendenzahl wie f/8 oder f/11<br />

einzustellen.<br />

Doch trotz dieser Schwachstellen sind Telekonverter<br />

die ideale Lösung, wenn Sie nur gelegentlich Fotos<br />

mit langem Teleobjektiv machen möchten und die<br />

Ausgabe für ein solches Objektiv nicht rechtfertigen<br />

können. Außerdem müssen Sie so nicht eine Menge von<br />

Objektiven mit sich herumtragen, was ein echter Vorteil<br />

sein kann, wenn Sie mit leichtem Gepäck reisen möchten.<br />

Vergrößerung: die neuesten Teleobjektive sind im<br />

Verhältnis zu der enormen Vergrößerung, die sie<br />

bieten, extrem kompakt und leichtgewichtig.<br />

So vermeiden Sie Verwacklungsunschärfe<br />

Das Risiko von Verwacklungsunschärfe steigt<br />

proportional zu der Größe und dem Gewicht des<br />

Objektivs an. Wenn Sie also Zoom- und Teleobjektive<br />

verwenden, müssen Sie sehr sorgfältig arbeiten, wenn<br />

Sie trotzdem messerscharfe Fotos machen wollen.<br />

Die Bildstabilisation bietet Ihnen hier einen großen<br />

Vorteil, weil sie Ihnen das <strong>Fotografie</strong>ren aus der Hand<br />

bei längeren Verschlusszeiten als normal ermöglicht.<br />

Wenn Sie also mit einem Teleobjektiv fotografieren<br />

möchten, ist ein Bildstabilisator wichtig. Andere<br />

Möglichkeiten zur Vermeidung von Verwacklung beim<br />

<strong>Fotografie</strong>ren aus der Hand sind ein sicherer Stand mit<br />

leicht gespreizten Beinen, ein gerader Rücken und die<br />

linke Hand als Stütze unter dem Objektiv. Und lösen<br />

Sie den Verschluss aus, nachdem Sie ausgeatmet<br />

haben. So ist Ihr Körper entspannter. Es ist wichtig,<br />

den Verschluss leicht zu drücken, und nicht abrupt<br />

herunterschießen zu lassen. Falls erforderlich, halten<br />

Sie Ausschau nach einer Stütze: einer Mauer, einem<br />

Pfosten, einem Baumstumpf - irgendetwas, auf dem<br />

Sie die Kamera abstützen können. Oder Sie verwenden<br />

ein Einbeinstativ. So können Sie das Objektiv<br />

abstützen, behalten aber Ihre Bewegungsfreiheit.<br />

Sportfotografen verwenden gerne diese Methode.<br />

Ein Dreibeinstativ bietet natürlich die ultimative<br />

Unterstützung. Dennoch ist es eine gute Idee, den<br />

Spiegelvorauslöser zu benutzen, um Vibrationen durch<br />

das Anschlagen des Spiegels zu vermeiden und den<br />

Auslöser mit Hilfe eines Fernauslösers zu betätigen, so<br />

dass Sie die Kamera nicht berühren müssen.


Füllen Sie den Bildausschnitt<br />

Teleobjektive sind die ideale Wahl,<br />

wenn Sie den Bildausschnitt mit weit<br />

entfernten Objekten ausfüllen möchten.<br />

Aus diesem Grund sind sie auch bei<br />

Tier- und Sportfotografen die<br />

bevorzugten Objektive.


150 Grundausstattung: Objektive DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Unsere Auswahl von Objektiven mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis<br />

Diese Objektive haben es in die engere Auswahl geschafft, weil sie ihr Geld wert sind und eine exzellente Leistung bieten.<br />

Tamron 10-24mm f/3.5-4.5 Di II LD<br />

www.intro2020.co.uk<br />

WICHTIGSTE MERKMALE<br />

Unverbindliche Preisempfehlung: 625 Euro<br />

Verkaufspreis: 435 Euro<br />

Linsenaufbau: 12 Elemente in neun Gruppen<br />

Blendenbereich: f/3,5 - 4,5 bis f/22<br />

Filtergewinde: 77mm<br />

Abmessungen: 83.2x86.5mm<br />

Gewicht: 406g<br />

Passend für: Canon, Nikon, Pentax and Sony<br />

Das Tamron 11 - 18 mm kann sich schon seit Jahren großer Beliebtheit erfreuen, aber<br />

diese neue Version mit ihrem sehr großen Fokusbereich ist sogar noch vielseitiger.<br />

Das Objektiv ist kompakt und leichtgewichtig, einfach in der Handhabung, und das<br />

eingebaute Fokussystem wird besonders denjenigen Fotografen gefallen, die gerne<br />

Filter verwenden. Die optische Qualität ist dank der Verwendung von asphärischen<br />

Elementen und von Elementen mit niedriger Streuung gut.<br />

Tamron AF 55-200mm f/4-5.6 LD Di II<br />

Macro<br />

www.intro2020.co.uk<br />

WICHTIGSTE MERKMALE<br />

Unverbindliche Preisempfehlung: 225 Euro<br />

Verkaufspreis: 150 Euro<br />

Linsenaufbau: 13 Elemente in neun Gruppen<br />

Blendenbereich: f/4-5.6 to f/32<br />

Filtergewinde: 52mm<br />

Abmessungen: 71.6x83mm<br />

Gewicht: 300g<br />

Passend für: Canon and Nikon<br />

Normalerweise fällt die Schärfe ab, je weiter man durch den Fokusbereich<br />

durchzoomt, aber dieses Objektiv verfügt in allen Bereichen über eine gute Schärfe.<br />

Sein weiter Zoomring ist ganz einfach anzuwenden. Der Autofokus bietet eine<br />

gute Leistung, er ist nicht der Schnellste oder der Leiseste, aber er ist akkurat und<br />

funktioniert auch bei schlechten Lichtverhältnissen gut. Das Objektiv ist leicht und<br />

kompakt und stellt ein tolles Teleobjektiv für den kleinen Geldbeutel dar.<br />

Tamron AF 18-270mm f/3.5-6.3 Di II VC<br />

Macro<br />

www.intro2020.co.uk<br />

WICHTIGSTE MERKMALE<br />

Unverbindliche Preisempfehlung: 625 Euro<br />

Verkaufspreis: 500 Euro<br />

Linsenaufbau: 18 Elemente in 13 Gruppen<br />

Blendenbereich: f/3.5-6.3 to f/22<br />

Filtergewinde: 72mm<br />

Abmessungen: 79.6x101mm<br />

Gewicht: 560g<br />

Passend für: Canon und Nikon<br />

Das Tamron 18-270mm kann sich eines unglaublichen Zoombereichs von 15x<br />

rühmen, was eine tatsächliche Brennweite von 28 - 419 mm bedeutet und es<br />

zu einem passenden Objektiv für fast jede Art von Motiv macht. Die zusätzliche<br />

Bildstabilisation verschafft ihm eine Toleranz von vier Stufen, so dass man damit<br />

auch in schlechten Lichtverhältnissen oder bei längeren Brennweiten aus der Hand<br />

fotografieren kann, ohne Verwacklungsunschärfe zu riskieren.<br />

Tamron SP AF 60mm f/2 Di II L Macro<br />

www.intro2020.co.uk<br />

WICHTIGSTE MERKMALE<br />

Unverbindliche Preisempfehlung: 685 Euro<br />

Verkaufspreis: 500 Euro<br />

Linsenaufbau: 14 Elemente in zehn Gruppen<br />

Blendenbereich: f/2 to f/22<br />

Filtergewinde: 55mm<br />

Abmessungen: 73x80mm<br />

Gewicht: 400g<br />

Passend für: Canon, Nikon und Sony<br />

Dieses leichtgewichtige Objektiv wurde ausschließlich für den Gebrauch mit DSLRs<br />

mit APS-C-Sensoren konstruiert und hat mit seiner maximalen Blende von f/2 ein<br />

besonderes As im Ärmel, das ihm einen großen Vorsprung vor seinen Mitbewerbern<br />

verleiht. Neben einem helleren Bild im Sucher bietet es außerdem eine sehr<br />

niedrige Tiefenschärfe, was bei Makrofotografen heiß begehrt ist. Die Bildqualität ist<br />

hervorragend.<br />

Voigtlander 20mm f/3.5 Color Skopar SL II<br />

www.robertwhite.co.uk<br />

WICHTIGSTE MERKMALE<br />

Unverbindliche Preisempfehlung: 590 Euro<br />

Verkaufspreis: 590 Euro<br />

Linsenaufbau: Neun Elemente in sechs Gruppen<br />

Blendenbereich: f/3.5 to f/22<br />

Filtergewinde: 52mm<br />

Abmessungen: 63x28.8mm<br />

Gewicht: 205g<br />

Passend für: Nikon and Pentax<br />

Sigma 120-400mm f/4.5-5.6 DG OS HSM<br />

www.sigma-imaging-uk.com<br />

WICHTIGSTE MERKMALE<br />

Unverbindliche Preisempfehlung: 934 Euro<br />

Verkaufspreis: 750 Euro<br />

Blendenbereich: 21 Elemente in 15 Gruppen<br />

Aperture range: f/4.5-5.6 to f/32<br />

Filtergewinde: 77mm<br />

Abmessungen: 92x203mm / Gewicht: 1,640g<br />

Passend für: Canon, Nikon, Pentax, Sigma und Sony<br />

Dieses Objektiv mit manuellem Fokus ist das günstigste Objektiv mit fester Brennweite<br />

auf dem Markt. Außerdem ist es eines der kleinsten und leichtesten. Der manuelle<br />

Fokus läuft sehr glatt und der Tubus verfügt über eine klare hyperfokale Skala. Optisch<br />

ist dieses Objektiv sehr leistungsstark mit exzellenter Schärfe, sobald es abgeblendet<br />

ist. Ein großartiges Objektiv zum günstigen Preis.<br />

Trotz seiner Brennweite ist dieses Objektiv mit hoher Zoomrate relativ kompakt und<br />

beinhaltet ein Optisches Stabilisierungssystem (OS), ein rückseitiges Fokussystem<br />

und einen HyperSonic Motor (HSM) für leises Fokussieren bei hoher Geschwindigkeit.<br />

Seine minimale Fokusdistanz beträgt 150 cm mit einer Vergrößerung von 1 : 4,2. Das<br />

dürfte begeisterten Naturfotografen gefallen.


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Ausrüstung für Nahaufnahmen<br />

Viele Standard-Zoomobjektive verfügen über ein zweckmäßiges<br />

Wiedergabeverhältnis von 1 : 4. Das entspricht einem Viertel der<br />

Lebensgröße. Das ist für den Anfang ideal, aber wenn Sie noch näher an Ihre<br />

Motive heran gehen wollen, werden Sie wahrscheinlich in eine Vorsatzlinse für<br />

Nahaufnahmen oder ein spezielles Makroobjektiv investieren müssen. Wir<br />

stellen Ihnen im Folgenden die beliebtesten Lösungen vor und berichten über<br />

Vor- und Nachteile.<br />

Die Makrofotografie eröffnet<br />

Ihnen ganz neue Möglichkeiten,<br />

erstaunliche Bilder von kleinen<br />

Objekten einzufangen.<br />

Grundausstattung: Objektive 151<br />

Nützliches Zubehör für Nahaufnahmen<br />

Stativ: Bei einer hohen Vergrößerung wird auch<br />

der Effekt von Kamerabewegungen verstärkt. Ein<br />

Stativ ist das beste Hilfsmittel für Nahaufnahmen,<br />

weil Sie die Kamera damit sehr weit unten halten<br />

können.<br />

Reflektor: Kleine, faltbare Reflektoren können<br />

so positioniert werden, dass sie Licht gezielt auf<br />

Ihr Motiv werfen. Die Intensität des Lichts kann<br />

variiert werden, indem der Reflektor näher am<br />

Objekt oder weiter davon entfernt aufgebaut wird.<br />

Wimberley Plamp: Dabei handelt es sich um<br />

einen speziellen Arm, an dessen beiden Enden<br />

sich Klemmen befinden. Eine dieser Klemmen<br />

kann an das Bein eines Stativs geklemmt werden,<br />

während die andere einen Reflektor halten kann.<br />

Ringblitz: Ein Ringblitz ist speziell für<br />

Nahaufnahmen konzipiert. Er wird direkt auf<br />

die Vorderseite des Objektivs aufgesetzt, so<br />

dass er beim Auslösen Objekte im Nahbereich<br />

ausleuchtet. Zwillingsblitzgeräte arbeiten nach<br />

einem ähnlichen Prinzip.<br />

Fernauslöser: Wenn Sie bei starker Vergrößerung<br />

in Verbindung mit einer langen Verschlusszeit den<br />

Auslöser drücken, kann das eine leichte Vibration<br />

der Kamera zur Folge haben. Ein Fernauslöser<br />

ermöglicht es Ihnen, den Verschluss auszulösen,<br />

ohne sich Gedanken über Verwacklungsunschärfe<br />

machen zu müssen<br />

Nahfilter Automatische Zwischenringe Makroobjektiv<br />

Nahfilter werden auf das Gewinde Ihres Objektivs<br />

aufgeschraubt und funktionieren wie ein<br />

Vergrößerungsglas. Je nach Marke und Größe erhält<br />

man sie schon für schlappe 12,50 . Normalerweise<br />

bestehen Sie aus nur einem einzigen Element und<br />

sind in aufsteigenden Stärken erhältlich, die in<br />

Dioptrien gemessen werden. +1, +2, +3 und +4<br />

sind dabei die beliebtesten, aber es gibt auch einen<br />

Filter mit +10 Dioptrien, der aus zwei Elementen<br />

besteht. Je höher die Zahl, umso näher kann das<br />

Objektiv fokussieren und umso stärker ist die<br />

Vergrößerung. Diese Filter können zwar miteinander<br />

kombiniert werden, aber wenn Sie mehr als zwei<br />

gleichzeitig aufsetzen, leidet die Bildqualität. Nahfilter<br />

beeinflussen die normalen Funktionen der Kamera<br />

nicht, deswegen sind sie einfach in der Anwendung<br />

und hervorragend geeignet, um Anfänger auf den<br />

Geschmack der <strong>Fotografie</strong> im Nahbereich zu bringen.<br />

Trotz ihres bescheidenen Preises können Sie exzellente<br />

Resultate liefern, und da sie so klein und leicht sind,<br />

kann man mit Ihnen auch problemlos aus der Hand<br />

fotografieren, ohne dass die Bildstabilität leidet.<br />

Zwischenringe sind hohle Ringe, die zwischen das<br />

Kameragehäuse und das Objektiv eingesetzt werden.<br />

Sie vergrößern den Abstand zwischen dem Sensor<br />

und dem Objektiv, und erlauben so der Kamera, näher<br />

zu fokussieren als dies normalerweise der Fall wäre.<br />

Außerdem verstärken sie die Vergrößerung. Sie verfügen<br />

selber über keinerlei Optiken und beeinflussen somit<br />

auch nicht die Bildqualität des Objektivs, mit dem Sie<br />

kombiniert werden. Folglich ist die Bildqualität besser<br />

als bei Nahlinsen. Sie sind einzeln oder in einem Set<br />

mit drei Längen erhältlich: 12 mm, 25 mm und 36<br />

mm. Ihre Vergrößerungsrate wird berechnet, indem<br />

man das Maß der Verlängerung durch die Brennweite<br />

des benutzten Objektivs teilt. Eine Verlängerung von 25<br />

mm an einem Standardobjektiv mit 50 mm Brennweite<br />

führt also zu einem Wiedergabemaßstab von 1 : 2, also<br />

halber Lebensgröße.<br />

Um ein Verhältnis von 1 : 1, Lebensgröße, zu erreichen,<br />

müsste die Verlängerung genauso groß sein, wie die<br />

Brennweite des aufgesetzten Objektivs. Zwischenringe<br />

erzielen somit den größten Effekt, wenn sie mit einer<br />

relativ kurzen Brennweite kombiniert werden.<br />

Makroobjektive sind für das Fokussieren im<br />

Nahbereich optimiert. Sie sind zwar darauf<br />

ausgerichtet, im Nahbereich beste Ergebnisse zu<br />

liefern, können aber auch für allgemeine Zwecke<br />

eingesetzt werden, und erfreuen sich auch bei<br />

Porträtfotografen großer Beliebtheit. Normalerweise<br />

produziert ein Makroobjektiv bei seiner kleinsten<br />

Brennweite eine Wiedergabe im Verhältnis 1 :<br />

1. Makroobjektive sind in einer ganzen Reihe<br />

verschiedener Brennweiten erhältlich: kurze<br />

Makroobjektive im Bereich von 50 bis 70 mm sind<br />

leichtgewichtig und kompakt, was das <strong>Fotografie</strong>ren<br />

aus der Hand erleichtert. Bei ihrer maximalen<br />

Vergrößerung bieten sie jedoch keine sonderlich<br />

großzügige Arbeitsentfernung mehr. Deshalb ist diese<br />

Brennweite nicht die beste, wenn Sie Objekte wie<br />

Schmetterlinge oder andere Insekten fotografieren<br />

möchten, die leicht aufgescheucht werden. Im<br />

Allgemeinen sind Brennweiten von 90mm und<br />

aufwärts die bessere Wahl. Sie ermöglichen einen<br />

weiteren Abstand zwischen Kamera und Objekt und<br />

machen es Ihnen einfacher, Ihr Motiv zu isolieren.


152 Grundausstattung: Beleuchtungshilfen DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Kaufberatung: Beleuchtungshilfen<br />

Wenn Sie mit Umgebungslicht arbeiten, bieten Reflektoren und Diffusoren eine günstige und vielseitige Hilfestellung, um das Licht so<br />

zu manipulieren, dass es die bestmöglichen Resultate liefert. Wir zeigen Ihnen die besten Geräte von den beliebtesten Herstellern.<br />

California Sunbounce<br />

www.theflashcentre.com<br />

Die Stabilität, die Bauweise und das geringe<br />

Gewicht der Produkte von California<br />

Sunbounce hat diese bei Profifotografen so<br />

beliebt gemacht. Die Reflektorflächen sind<br />

an Aluminiumrahmen angebracht. Es gibt sie<br />

in vielen verschiedenen Größen und sie sind<br />

einfach und schnell auf- und wieder<br />

abzubauen und für Transport oder Lagerung<br />

einzupacken. Die Auswahl an<br />

Reflektorpaneelen ist umfassend, aber nicht<br />

jede Farbe passt auf jeden Rahmen (der<br />

Katalog steht im PDF-Format zum Download<br />

bereit und enthält eine nützliche Tabelle, die<br />

einen einfachen Überblick bietet). Sie<br />

können zwar zusätzliche Paneele für Ihren<br />

Rahmen kaufen, aber der Unterschied<br />

zwischen dem Preis für ein komplettes Set<br />

und dem für ein einzelnes Paneel ist nicht so<br />

gravierend, dass es sich nicht lohnen würde,<br />

ein weiteres, komplettes Set zu kaufen. Auf<br />

diese Weise sind Sie vor Ort dann auch nicht<br />

gezwungen, die Paneele auszutauschen. Wie<br />

auch bei anderen Marken, stehen Refl ektoren<br />

in den Farbkombinationen Silber / Weiß und<br />

Gold / Weiß zur Verfügung. Zusätzlich gibt es<br />

noch andere reflektierende Oberflächen wie<br />

zum Beispiel Zebra / Weiß (Zebra ist eine<br />

Kombination aus Gold und Silber) und eine<br />

ganze Reihe von durchscheinenden<br />

Diffusor-Optionen.<br />

Sie sind für professionelle Zwecke hergestellt<br />

und demzufolge nicht ganz billig, aber dafür<br />

überstehen sie auch jahrelange, intensive<br />

Nutzung und sind aus den qualitativ<br />

hochwertigsten Materialien hergestellt. Die<br />

Es gibt zwar sowohl für den Pro-, als auch für<br />

den Mega-Reflektor lichtdurchlässige Paneele<br />

für Diffusionszwecke, aber wir empfehlen<br />

trotzdem den Sun Swatter. Dieser große<br />

Diffusor ist ideal für Außenaufnahmen, da er<br />

von einem Galgenstativ außerhalb der<br />

Bildfläche über das Motiv gehalten werden<br />

kann. Er ist einfach aufzubauen und so<br />

konstruiert, dass er auch windigem Wetter<br />

standhält. Er ist in zwei verschiedenen Größen<br />

und in jeweils mehreren Optionen für den<br />

Wert der Lichtreduktion des Materials<br />

erhältlich ( , oder eine ganze<br />

Diffusionsstufe).<br />

Wir empfehlen Ihnen einen der kleineren Sun<br />

Swatter mit einem Diffusor in Stufe oder als<br />

Grundausstattung. Weitere Diffusoren, die<br />

noch zur Auswahl stehen sind der Sun-Mover,<br />

der Ihnen noch zusätzlich Kontrolle über die<br />

Verbreitung des Lichts verleiht und der Sun<br />

Cage, ein speziell angefertigtes, mobiles<br />

Studio.<br />

Sun Swatter (130x190cm)<br />

1<br />

/3 komplett 324 Euro<br />

Sun Swatter (130x190cm)<br />

2<br />

/3 komplett 339 Euro<br />

Sun Swatter Giant (180x245cm)<br />

1<br />

/3 komplett 537 Euro<br />

Sun Swatter Giant (180x245cm)<br />

2<br />

/3 komplett 562 Euro<br />

Auswahl ist sehr breit gefächert,<br />

kontaktieren Sie also einen deutschen<br />

Händler (Anschriften finden Sie auf der<br />

Website) oder laden Sie den Katalog unter<br />

www.sunbounce.com herunter.<br />

Da die Kombinationsmöglichkeiten schier<br />

unüberschaubar sind, haben wir Ihnen unten<br />

die verschiedenen Reflektorenserien<br />

aufgelistet und die Preise für jeweils zwei der<br />

beliebtesten Farbkombinationen angegeben.<br />

Es gibt zwar viele unterschiedliche Größen,<br />

aber wir empfehlen den Mini oder den Pro als<br />

Grundausstattung und den Mega (im Katalog<br />

als Big bezeichnet) für sehr ambitionierte<br />

Hobbyfotografen. Sehen Sie hier die<br />

wichtigsten Optionen:<br />

Micro-mini: (60x90cm)<br />

Silber / Weiß: 145 ; Zebra / Weiß: 177 Euro<br />

Mini: (90x125cm)<br />

Silber / Weiß: 219 ; Zebra / Weiß: 268 Euro<br />

Pro: (130x190cm)<br />

Silber / Weiß: 329 ; Zebra / Weiß: 368 Euro<br />

Big: (180x245cm)<br />

Silber / Weiße: 514 ; Zebra / Weiß: 599 Euro<br />

Calumet<br />

www.calumetphoto.de<br />

Calumet ist ein großer<br />

Einzelhändler im<br />

<strong>Fotografie</strong>bereich, der auch<br />

eine große Anzahl an<br />

Fotoaccessoires einer der<br />

eigenen Marke vertreibt.<br />

Darunter befinden sich<br />

auch die Zip Discs, eine Serie<br />

zusammenfaltbarer Reflektoren. Diese<br />

bestehen aus einem zweifarbigen Reflektor, einem<br />

lichtdurchlässigen Paneel und Überzügen in vier<br />

Farben (Gold, Silber, Weiß, Schwarz). Die Preise für<br />

die ZipDisk Sets sind wie folgt:<br />

Lichtdurchlässiges, weißes ZipDisc Paneel<br />

Der runde Diffusor, der das Herzstück des 5-in-1-Sets<br />

bildet, ist auch einzeln erhältlich.<br />

56cm 28 Euro 81cm 34 Euro<br />

107cm 46 Euro 130cm 57 Euro<br />

Zigzag Gold-Silber / Weiß ZipDisc<br />

Die gold-silber-farbige Seite kombiniert Gold mit<br />

Silber, und verleiht dem Objekt mehr Wärme.<br />

56cm 34 Euro 81cm 46 Euro 107cm 58 Euro<br />

Silber / Weiß ZipDisc<br />

Der klassische Reflektor, der in der Hand gehalten<br />

wird. Im Lieferumfang ist eine Tasche mit<br />

Reißverschluss enthalten.<br />

56cm 33 Euro 81cm 42 Euro 107cm 53 Euro<br />

ZipDisc Wechselbezüge in vier Farben<br />

Dieser vierfarbige (Gold, Weiß, Silber und Schwarz)<br />

Reflektorbezug kann mit jedem runden oder ovalen<br />

Reflektor verwendet werden.<br />

56cm ZipDisc vierseitig: 28,50 Euro<br />

81cm ZipDisc vierseitig: 34,50 Euro<br />

107cm ZipDisc vierseitig: 46,51 Euro<br />

5-in-1 kit<br />

Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus dem<br />

lichtdurchlässigen ZipDisc Paneel und dem<br />

vierfarbigen Wechselbezug. Wir haben in unserem<br />

Vergleichstest das 5-in-1 Set mit 81 Zentimetern<br />

Durchmesser auf die Probe gestellt.<br />

56cm 26 Euro; 81cm 48 Euro 107cm 51 Euro<br />

Wenn Sie die Website von Calumet besuchen, kann<br />

es sein, dass Sie unter Umständen durch die<br />

Produktbeschreibungen ein wenig verwirrt werden. In<br />

diesen Fällen wenden Sie sich bitte unter 0800 / 225<br />

8638 an die Kundendienst-Hotline.<br />

Elemental<br />

www.studio-flash.com<br />

Elemental, der Spezialist für<br />

Blitzgeräte im Niedrigpreissegment<br />

bietet zurzeit nur zwei faltbare<br />

Reflektoren an, aber wir haben<br />

sie in diesen Ratgeber<br />

aufgenommen, weil sie für den<br />

Preis eine exzellente Qualität<br />

bieten. Sowohl das 5-in-1-Set mit 80 Zentimetern<br />

Durchmessern, als auch das mit 107 Zentimetern<br />

Durchmesser enthalten einen weißen Diffusor mit<br />

einem austauschbaren, goldenen, silbernen und<br />

weißen Wechselbezug. Das gesamte Set wird in<br />

einer schwarzen Tasche geliefert. Die Variante mit 80<br />

Zentimetern kostet ca. 31 Euro, die mit 107<br />

Zentimetern ungefähr 43 Euro. Elemental hat auch<br />

einen Reflektorarm für ungefähr 31 Euro im Angebot


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Grundausstattung: Beleuchtungshilfen 153<br />

Interfit<br />

www.interfitphotographic.com<br />

Interfit ist eine der führenden Marken für<br />

Studioausrüstung in Großbritannien und verfügt über<br />

ein breitgefächertes Angebot an Reflektoren. Sie<br />

haben die Qual der Wahl zwischen kleineren<br />

Modellen, die in der Hand gehalten werden, bis hin zu<br />

größeren Arten, die auf ein Stativ gestellt werden<br />

müssen!<br />

Soft Sun / Weiß; Silber / Weiß<br />

und Silber / Gold<br />

Runde, faltbare Reflektoren, die mit drei<br />

verschiedenen Oberflächen und in vier Größen<br />

erhältlich sind.<br />

30cm 13 Euro 56cm 20 Euro<br />

82cm 34 Euro 107cm 48 Euro<br />

5-in-1 kits<br />

Diese enthalten einen lichtdurchlässigen Reflektor<br />

und einen vierfarbigen Wechselüberzug (Gold, Silber,<br />

Schwarz und Weiß), und werden in einer Tasche mit<br />

Reißverschluss geliefert. Sie<br />

sind in den drei<br />

folgenden Größen<br />

erhältlich:<br />

56cm 33 Euro<br />

82cm 46 Euro<br />

107cm 54 Euro<br />

Easy Grip<br />

Der InterfitEasy<br />

Grip Reflektor<br />

hat einen dicken<br />

Handgriff, so dass<br />

er auch einhändig<br />

verwendet werden<br />

kann, und misst 90 x 60<br />

cm. Er ist erhältlich in den folgenden Farben: Sunlight<br />

/ Weiß; Gold / Silber; Silber / Weiß und ½ Stufe<br />

lichtdurchlässig und kostet ungefähr 50 Euro.<br />

Porträt Reflektor-Set<br />

Das Interfit Porträt Reflektor-Set besteht im<br />

Wesentlichen aus drei an einem Rahmen<br />

angebrachten Reflektorpaneelen. Der Rahmen<br />

wiederum ist ganz leicht an einem<br />

Beleuchtungsständer anzubringen. Jedes Paneel von<br />

90 x 60 cm kann für eine bessere Lichtkontrolle<br />

individuell positioniert werden. Das Set wird mit<br />

einem Paneel in Silber / Gold und zwei Paneelen in<br />

Sunlight / Silber geliefert und kostet um die 125 Euro.<br />

Große, flache Reflektorpaneele<br />

Studiofotografen dürften an diesem großen<br />

Reflektorpaneel interessiert sein, dass auf<br />

Ganzkörperporträts und Modefotos ausgelegt ist. Das<br />

große, flache Reflektorpaneel misst 89 x 178 cm und<br />

wird mit einem Ständer und einer dreh- und<br />

kippbaren Klemme geliefert, mit deren Hilfe man das<br />

Paneel sowohl vertikal als auch horizontal verwenden<br />

kann. Die Versionen in Silber / Gold oder Schwarz /<br />

Weiß sind für ca. 102 Euro erhältlich.<br />

Flexi-lite 5-in-1<br />

Dieses auf einen Ständer<br />

montierte Reflektorpaneel ist<br />

auf die Bedürfnisse von<br />

Profifotografen ausgerichtet<br />

und kann entweder in der<br />

Hand gehalten oder frei<br />

stehend benutzt werden. Der<br />

Aluminiumrahmen verfügt<br />

über einen Galgenstativarm,<br />

der in jedem Winkel<br />

positioniert werden kann. Es sind<br />

verschiedene Sets in mittlerer (100 x<br />

150 cm) oder großer (150 x 200 cm)<br />

Größe erhältlich. Das INT303 hat<br />

einen Bezug in Gold / Silber / Schwarz / Weiß und<br />

kostet ungefähr 380 Euro.<br />

Lastolite<br />

www.lastolite.com<br />

Lastolite ist eine der führenden Marken für<br />

Studioausrüstung auf der ganzen Welt und ist<br />

besonders bekannt für seine Beleuchtungshilfen. Es<br />

überrascht also nicht, dass Lastolite ein<br />

breitgefächertes Angebot an Produkten führt. Viele<br />

davon sind speziell den Bedürfnissen von<br />

Profifotografen angepasst. Aus Platzgründen haben<br />

wir diejenigen Produkte ausgewählt, die in der<br />

allgemeinen Porträtfotografie die größte Verwendung<br />

finden. Wenn Sie sich über das gesamte Angebot<br />

informieren möchten, steht auf der Website von<br />

Lastolite eine umfassende Broschüre im PDF-Format<br />

zum Download bereit.<br />

Faltbare Reflektoren: Keine andere Marke hält im<br />

Bereich der faltbaren Reflektoren eine solche Auswahl<br />

bereit wie Lastolite. Ihre runden Reflektoren sind mit<br />

Durchmessern von 30, 50, 76, 95 und 120<br />

Zentimetern erhältlich und es gibt auch eine riesige,<br />

rechteckige Version mit den Abmessungen 180 x 120<br />

Zentimeter. All diese Reflektoren sind mit den<br />

folgenden Oberflächen erhältlich: Silber / Weiß,<br />

Sunfire / Weiß, Silber / Gold, Sunfire / Silber, Gold /<br />

Weiß und Sunlite / Soft Silber. Ein zweistufiger Diffusor<br />

ist ebenfalls in allen Größen von 50 Zentimetern<br />

aufwärts erhältlich. Die Richtpreise für Silber / Weiß<br />

sind wie folgt:<br />

30cm 17 Euro; 50cm 30 Euro 75cm 44 Euro 95cm 72<br />

Euro 120cm 93 Euro 1.8x1.2m 113 Euro<br />

Bottletop 5-in-1 Set: Es handelt sich hier um ein<br />

Diffusorpaneel mit Spannbezügen. Das Set enthält ein<br />

Diffusorpaneel und einen Bezug in Gold / Weiß und<br />

Sunfire / Silber und ist in vier verschiedenen Größen<br />

erhältlich: 50 cm (ca. 51 Euro), 75 cm (ca. 59 Euro),<br />

95 cm (ca. 71 Euro) und 120 cm (ca. 106 Euro).<br />

TriGrip: Der original TriGrip war der erste faltbare<br />

Reflektor auf dem Markt, der mit einem Handgriff<br />

ausgerüstet war und erfreute sich größter Beliebtheit.<br />

Das Design wurde neu überarbeitet und der TriGrip<br />

erhielt einen neuen, ergonomischen Griff für<br />

verbessertes Handling und ist inzwischen in drei<br />

verschiedenen Größen erhältlich: der Mini TriGrip für<br />

ungefähr 59 Euro (45 Zentimeter), der TriGrip für<br />

ungefähr 77 Euro (75 Zentimeter) und der Large<br />

TriGrip für ungefähr 96 Euro (120 Zentimeter). In<br />

jeder Größe können Sie Reflektoren mit Oberflächen in<br />

Silber / Weiß, Gold / Weiß, Sunfire / Silber und Sunlite /<br />

Soft Silber sowie einen ein- oder zweistufigen Diffusor<br />

wählen. Weiteres Zubehör für den TriGrip beinhaltet<br />

eine Stützklammer und den TriFlip, ein Set von sieben<br />

Reflektorbezügen, die über den TriGrip gezogen<br />

werden können und so die ultimative Vielseitigkeit<br />

bieten. Für den Preis von ungefähr 230 Euro erhalten<br />

Sie außerdem das TriFlip 8- in-1-Set mit einem<br />

zweistufigen Diffusor (Mini TriGrip oder TriGrip) und<br />

sieben farbigen Wechselbezügen.<br />

Triflector: Das MkII Set besteht aus einem<br />

Stützrahmen mit drei faltbaren Paneelen, die alle<br />

schnell und problemlos in eine Transporttasche<br />

gepackt werden können und ein Gesamtgewicht von<br />

gerade mal 1,2 Kilogramm auf die Waage bringen.<br />

Die Paneele sind mit den folgenden, reflektierenden<br />

Oberflächen erhältlich: Sunfire / Silber, Silber / Weiß,<br />

Gold / Weiß und ein 1,2stufiger Diffusor. Ein Set<br />

kostet ungefähr 153 Euro, ein zusätzlicher Satz<br />

Paneele liegt in einem preislichen Bereich zwischen<br />

ungefähr 41 Euro und 46 Euro.<br />

UpLite 4:1: Ein Set von frei stehenden<br />

Reflektorpaneelen in einer Größe von 120 x 90 cm,<br />

speziell für die Bedürfnisse von Fotografen, die alleine<br />

arbeiten und Licht in einem Winkel vom Boden<br />

abprallen lassen wollen. Der Winkel kann in einem<br />

Bereich von 30 bis 80 ° eingestellt werden und die<br />

beiden Paneele können auch getrennt und in der<br />

Hand gehalten werden. Der Up-Lite ist in zwei<br />

Versionen verfügbar. Der Cool Tone hat reflektierende<br />

Oberflächen in Sunlite / Soft Silber und Silber / Weiß,<br />

während der Warm Tone über reflektierende<br />

Oberflächen in Gold / Weiß und Sunfire / Silber<br />

verfügt. Er wird mit einem Regenschutz und einer<br />

Tragetasche geliefert und kostet ungefähr 150 Euro.<br />

Skylite: Ein tolles Angebot für ernsthafte<br />

Fotografen, die einen leichtgewichtigen,<br />

strapazierfähigen und großen Diffusor suchen, der<br />

auch als Reflektor verwendet werden kann. Der<br />

starre, hohle Aluminiumrahmen hält einen Diffusor<br />

(0,75- oder 1,25-stufig) oder einen Reflektor (Gold /<br />

Silber, Silber / Weiß, Schwarz / Weiß oder Sunfire /<br />

Weiß) mit Hilfe von Klettverschlüssen sicher an<br />

seinem Platz. Der Skylite ist in einer ganzen Reihe<br />

verschiedener Sets und in den drei folgenden Größen<br />

lieferbar: klein 110 x 110 Zentimeter (1,3 kg),<br />

medium 100 x 200 Zentimeter (2 kg) und groß (200<br />

x 200 Zentimeter) (2,3 kg). Das Standardset enthält<br />

den Rahmen, Folie in Silber / Weiß und<br />

lichtdurchlässiges Material sowie die Tragetasche<br />

und kostet ungefähr 172 Euro für die kleine Version,<br />

225 Euro für die mittelgroße Version und 325 Euro<br />

für die große Version.


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DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Wichtige Ausrüstung: Reflektoren 155<br />

5-in-1-Reflektor-Sets<br />

Wenn Sie sich zum ersten Mal eine Beleuchtungshilfe zulegen möchten, nehmen Sie eines von<br />

diesen 5-in-1-Sets. Sie haben silberne, weiße, goldene und (selten benutzte) schwarze Oberflächen<br />

und passen somit zu einer Menge Aufnahmesituationen. Das lichtdurchlässige Feld, um das herum<br />

die reflektierende Hülle gewickelt ist, kann als weicher, weißer Reflektor verwendet werden, obwohl<br />

seine Wirkung eher gering ist. Sie können ihn ebenfalls dazu verwenden, um Ihrem Objekt Schatten<br />

zu spenden, allerding würden wir dazu raten, für diesen Fall auch einen zweckmäßig gebauten<br />

Diffusor zu erwerben, da dieser weitaus besser funktioniert. Wie wir während des Tests feststellten,<br />

sind die Sets in allen Bereichen, einschließlich der Bauweise, sehr ähnlich. Für die meisten<br />

Fotografen wird daher die günstigste Variante die beste sein. Wir haben die Hauptunterschiede im<br />

Folgenden unterstrichen, doch die Produkte sind allesamt recht ähnlich.<br />

Elemental 5-in-1 (107 Zentimeter)<br />

www.studio-flash.com<br />

Listenpreis: 45 Euro<br />

Straßenpreis: 45 Euro<br />

Besser bekannt für Ihre exzellente Auswahl an preiswerten<br />

Studioblitz-Ausrüstungen, bietet Elemental auch ein paar<br />

5-in-1-Reflektoren-Sets an, die ebenfalls ein hervorragendes<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen. Diese 107<br />

Zentimeter-Ausrüstung kommt in ihrer eigenen schwarzen<br />

Reißverschlusstasche daher und hat man ihn mal ausgepackt,<br />

sieht der 5-in-1-Reflektor dem preislich naheliegenden Interfit<br />

sehr ähnlich und verhält sich auch dementsprechend. Das<br />

lichtdurchlässige Feld ist gut verarbeitet und die farbige Hülle<br />

enthält einen Schlitz, durch den der Aufhänger des Feldes<br />

rutschen kann, wenn der Reißverschluss geschlossen ist.<br />

Die Hülle kann einen silbernen/ schwarzen, oder aber einen<br />

goldenen/ weißen Effekt wiedergeben, und ist stark und gut<br />

zusammengebaut. Dies ist eine hervorragende, preiswerte Wahl<br />

und bietet eine gute Leistung für sein Geld.<br />

Interfit 265 (107cm)<br />

www.interfitphotographic.com<br />

Listenpreis: 55 Euro<br />

Straßenpreis: 47 Euro<br />

Die weiße Oberfläche des gut gebauten lichtdurchlässigen<br />

Feldes bietet eine halbstufige Wirkung und hat einen kräftigen<br />

schwarzen Rand und einen kleinen Aufhänger aus Stoff, an<br />

den man einen Haken anbringen kann. Die Hülle besteht aus<br />

kräftigem Material und kann drumherum gewickelt werden,<br />

um Ihnen silberne/ schwarze, oder goldene/ weiße Optionen<br />

zu geben. Der Reißverschluss läuft sanft und am Ende lässt die<br />

Hülle eine Lücke frei, durch die man den Aufhänger stecken<br />

kann. Interfit macht eine Vielzahl von Reflektoren-Sets, Sie<br />

sollten daher keine Schwierigkeiten haben, die passende<br />

Größe für sich zu finden. Und umso besser, dass sie alle zu<br />

einem hervorragenden Preis erhältlich sind. Ein hochwertiger<br />

Ausrüstungsgegenstand, der in einer gut gebauten, schwarzen<br />

Reißverschlusstasche geliefert wird.<br />

Lastolite Bottletop 4896 (120cm)<br />

www.lastolite.com<br />

Listenpreis: 105 Euro<br />

Straßenpreis: 100 Euro<br />

Dieses 120 Zentimeter-Set ist das größte dieser Auswahl, und<br />

damit das größte und auch das teuerste 5-in-1-Set unseres<br />

Tests. Es birgt Unterschiede in vielerlei Hinsicht. Zuvorderst<br />

besteht das 5-in-1-Set aus einem Feld und zwei umkehrbaren<br />

Hüllen mit Gummizug: einem goldenen/ weißen und einem<br />

silbernen/ sonnenfeuerfarbenen. Dies bietet eine Reihe von<br />

Vorteilen: man kann schneller von einer zur anderen wechseln,<br />

da es keinen Reißverschluss gibt. Darüberhinaus kann man<br />

auch eine auf jeder Seite des Feldes anbringen, wodurch<br />

man verschiedene Kombinationen hat, die man seinen<br />

Bedürfnissen anpassen kann. Die Bauweise ist Güteklasse A<br />

und Ersatzfelder sind ebenfalls erhältlich, so dass man eine<br />

Hülle an jedem Feld anbringen kann und zwei einsatzbereite<br />

Reflektoren zur Verfügung hat.<br />

Urteil<br />

Ein exzellenter und gleichzeitig preiswerter Kauf.<br />

Bauweise (Feld)<br />

Bauweise (Hülle)<br />

Vielseitigkeit<br />

Leistung<br />

Preis<br />

INGESAMT<br />

Urteil<br />

Ein gutes und erschwingliches Set.<br />

Bauweise (Feld)<br />

Bauweise (Hülle)<br />

Vielseitigkeit<br />

Leistung<br />

Preis<br />

INGESAMT<br />

Urteil<br />

Vielseitig und und für die Ewigkeit gebaut.<br />

Bauweise (Feld)<br />

Bauweise (Hülle)<br />

Vielseitigkeit<br />

Leistung<br />

Preis<br />

INGESAMT


156 Unverzichtbare Ausrüstungsgegenstände: Taschen DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Taschen und Rucksäcke<br />

Expertentipps für die Aufbewahrung zum Schutz Ihrer Kameraausrüstung.<br />

DIE MEISTEN FOTOGRAFEN, die im Freien aufnehmen, bevorzugen<br />

Rucksäcke, weil sie das Gewicht auf Schultern und Rücken verteilen und es<br />

somit einfacher machen, die Ausrüstung über längere Entfernungen zu<br />

tragen. Tagesrucksäcke bewahrt die Fotoausrüstung unten und allgemeinere<br />

Gegenstände im oberen Teil auf, während spezielle Fotorucksäcke eher auf<br />

etwas größere Ausrüstungen ausgelegt sind. Beachten werden sollte<br />

Folgendes:<br />

Komfort: Wenn Sie mehr Ausrüstung tragen, erhöht sich auch das Gewicht,<br />

Schultergurte sind daher wichtig. Je breiter und gepolsterter sie sind, desto<br />

weniger graben sie sich in Ihre Schultern. Auch Hüftgurte sind nützlich, da<br />

sie den druck von der Lendenregion nehmen und einen geraden Rücken<br />

unterstützen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Rahmen des Rucksacks.<br />

Einige sind steifer als andere, was auf den ersten Blick unkomfortabel wirkt,<br />

bei längeren Wanderungen sorgt das jedoch ebenfalls für einen geraden<br />

Rücken.<br />

Kapazität: Denken Sie darüber nach, wie viel Ausrüstung Sie mitnehmen<br />

wollen. Alle hier aufgeführten Taschen haben anpassungsfähige Fächer und<br />

sind daher recht vielseitig.<br />

Herstellungsqualität: Wie hochwertig der Rucksack zusammengesetzt ist,<br />

einschließlich Nähten, Reißverschlüssen und Wasserdichte, bestimmt, wie<br />

lange er halten sollte, wie stark er ist und wie gut er Ihre Ausrüstung schützt.<br />

Ausstattung (siehe unterer Kasten): Manche Fotografen wollen einfach nur<br />

eine Tasche mit viel Platz, andere sind anspruchsvoller in Bezug auf gewisse<br />

Ausstattungsbereiche. Die meisten Taschen haben Vorderfächer, die dafür<br />

gedacht sind, dass Sie Ihre benutzten und unbenutzten Speicherkarten und<br />

Batterien sortieren können<br />

Preis: Wir haben den durchschnittlichen Straßenpreis einer Zahl von<br />

bekannten Einzelhändlern angegeben, nicht den Listenpreis der Hersteller.<br />

Eigenschaften<br />

1) Gurte: Kontrollieren Sie, ob die Gurte<br />

verstellbar, gepolstert und breit sind, so<br />

dass sie bei längeren Reisen nicht in Ihre<br />

Schultern schneiden. Halten Sie auch<br />

Ausschau nach Hüftgurten.<br />

2) Polsterung: Einige Taschen haben<br />

Druckpolster am Rücken, die bei längeren<br />

Reisen für viel Entlastung sorgen werden<br />

und das Gewicht der Ausrüstung auf<br />

einen größeren Bereich verteilt.<br />

3) Aufnahmekapazität:<br />

Fasst die Tasche all die Ausrüstung, die<br />

Sie für Ihre <strong>Fotografie</strong> benötigen? Wenn<br />

es zu viel Platz gibt, wird das Gewicht<br />

ungleichmäßig verteilt, was scchlecht für<br />

Ihren Rücken sein kann. Alle Taschen in<br />

diesem Test besitzen anpassungsfähige<br />

Trennelemente und bieten darüberhinaus<br />

ein anständiges Maß an Vielseitigkeit.<br />

4) Wasserdichte/ Regenschutz: Die<br />

meisten Taschen sind wasserabweisend.<br />

Einige sind wasserdicht, andere bieten<br />

Schutzabdeckungen, die bei allen<br />

Wetterlagen aus einem versteckten Fach<br />

herausgezogen werden können, das sich<br />

normalerweise am Boden der Tasche<br />

befindet.<br />

5) Laptop-Fach: Achten Sie darauf, dass<br />

das Laptop-Fach für Ihren Computer<br />

groß genug ist, da sie sich in ihrer Größe<br />

oftmals unterscheiden. Die Polsterung ist<br />

hier ebenfalls sehr wichtig.<br />

6) Zusatztaschen: Manche Taschen<br />

erlauben Ihnen, noch weitere Taschen,<br />

Stative und Einbeinstative anzubringen,<br />

sind jedoch nur mit dem herstellereigenen<br />

Clip-System kompatibel.<br />

7) Reißverschlüsse: Wenn Sie häufig<br />

bei schlechtem Wetter oder in der Nähe<br />

von Gewässern unterwegs sind, stellen<br />

Sie sicher, dass die Reißverschlüsse<br />

dafür vorgesehen sind. Tierfotografen<br />

sollten auch das Geräusch beachten, das<br />

die Reißverschlüsse machen, da sich<br />

Tiere davon leicht verschrecken lassen<br />

könnten.<br />

6<br />

1<br />

4<br />

7<br />

3<br />

5<br />

2<br />

Ausrüstungskontrolle!<br />

Wie man seine Tasche richtig anpasst und trägt<br />

Wenn Sie eine Menge schwerer Ausrüstung tragen, ist es wichtig, dass Ihr Rucksack<br />

richtig auf Ihrem Rücken sitzt, oder Sie Ihre Tasche richtig auf der Seite tragen. Dieser<br />

Rat beugt jeglichen Rücken- und Haltungsproblemen vor. Bei einem Rucksack sollten<br />

Sie darauf achten, dass beide Gurte fest über den Schultern liegen, so dass die Tasche<br />

zentral auf Ihrem Rücken sitzt. Wenn der Rucksack Hüft- und Brustgurte besitzt,<br />

stellen Sie sicher, dass Sie sie benutzen, um das Gewicht gleichmäßig über den Rücken<br />

verteilen, anstatt nur auf Ihre Schultern. Bei Schultertaschen sollten Sie den Gurt über<br />

den Kopf auf die andere Schulter legen. So wird die Last besser verteilt, als wenn der<br />

Gurt auf der näheren Schulter liegt. Außerdem kann Ihnen die Tasche somit nicht von<br />

der Schulter abrutschen, oder einfach entrissen werden.<br />

Fototasche<br />

Lowepro CompuDay Photo 250<br />

Größe: 40 x 32 x 18 Zentimeter<br />

Gewicht: 900 Gramm<br />

Garantie: auf Lebenszeit<br />

Website: www.lowepro-deutschland.de<br />

Die Laptop-Tasche hat viel Platz für alltägliche<br />

Gegenstände und ein gepolstertes Seitenfach,<br />

das groß genug ist für eine Digitalkamera mit<br />

Standard-Zoom. Während der Kameraaspekt kein<br />

Nebengedanke war, passt das Hauptfach eher zu<br />

Flaschen und Sandwiches, als zu irgendwelchen<br />

speziell fottografischen Dingen. Es gibt keine<br />

Trennelemente, aber Platz für ein zusätzliches<br />

Objektiv oder einen Blitz, wenn sie weich<br />

eingewickelt sind. Der obere Reißverschluss hat eine<br />

Regenlasche. Das Konzept ist hervorragend, wenn<br />

man eine Kamera zusammen mit seiner normalen<br />

Arbeitsausrüstung mit sich tragen möchte. Es<br />

gibt Fächer für Dokumente und eine abgetrennte<br />

Innentasche für das Ladegerät und die Kabel des<br />

Laptops. Das Gurtwerk ist einfach und besteht<br />

lediglich aus Schultergurten. Die konturierte Form<br />

macht es einem jedoch leicht, die Tasche über<br />

einer Schulter zu tragen und schnellen Zugriff auf<br />

die Kamera zu haben.<br />

Vanguard UP-Rise 45<br />

Rucksack<br />

Größe (außen): 43 x 32 x 22 Zentimeter<br />

Gewicht: 1.600 Gramm<br />

Garantie: Begrenzte Lebenszeit<br />

Website: www.vanguardworld.de<br />

Der Produktname UP-Rise bezieht sich auf das<br />

Erweiterungssystem von Vanguard, mit dem man<br />

angeblich zusätzlichen Platz schaffen kann, wenn<br />

nötig. In Wahrheit macht das bei der UP-Rise 45<br />

kaum einen Unterschied. Was nicht bedeutet,<br />

dass Platz und Ausstattung spärlich bemessen<br />

wären. Das Hauptfach ist groß genug für eine<br />

Digitalkamera mit 70-200 Millimeter-Zoom, zwei<br />

oder drei zusätzlichen Objektiven und einen Blitz.<br />

Es ist einfach, durch die Seitenlasche nach der<br />

Kamera zu greifen, während auf weniger häufig<br />

verwendete Gegenstände zugegriffen werden<br />

kann, indem man das Rückteil abnimmt. Das<br />

gepolsterte Oberfach ist groß, und der Boden kann<br />

abgenommen werden, um eine große Reisetasche<br />

daraus zu machen. Es gibt eine Vielzahl<br />

einfallsreicher Details, wie zum Beispiel das<br />

Kamerafach, das mit doppelten Schnell-Zippern,<br />

Klettband und einem Clip gesichert ist. Es gibt<br />

doppelte Haltegriffe, einen Regenschutz und einen<br />

guten Stativschlitz mit verstellbaren Gurten.<br />

70 EURO<br />

75 EURO


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Unverzichtbare Ausrüstungsgegenstände: Taschen 157<br />

Tamrac Evolution 6<br />

Größe: 42 x 26 x 19 Zentimeter<br />

Gewicht: 1.510 Gramm<br />

Garantie: Fünf Jahre<br />

Website: www.intro2020.co.uk<br />

Ein Mitglied der cleveren Evolution-Serie von<br />

Tamrac, in der es noch zwei größere Versionen<br />

gibt. Es gibt drei Möglichkeiten, die Tasche zu<br />

tragen: als Rucksack, oder als Tragetasche auf der<br />

linken oder rechten Seite. Zum Hauptkamerafach<br />

gelangt man auf drei verschiedene Arten: von<br />

beiden Seiten und von vorne. Als Tragetasche mit<br />

schnellem Zugriff funktioniert sie ausgesprochen gut,<br />

da der andere Schulter-, sowie der Brustgurt hinter<br />

der Polsterung an der Rückseite versteckt werden<br />

kann. Der Zugriff auf die Kamera ist seitlich. Dort<br />

finden die Digitalkamera und ein mittelgroßer Zoom<br />

Platz. Auch für ein oder zwei weitere Objektive und<br />

einen Blitz gibt es genug Platz, der Zugriff erfolgt<br />

entweder durch die Vorderlasche, oder aber von der<br />

entgegengesetzten Seite aus. Das Oberfach bietet<br />

genug nützliche Zusatzkapazität für einen 70-200<br />

Millimeter-Zoom. Von außen ist die Tasche gut<br />

gepolstert, die Ausrüstung im Inneren braucht<br />

jedoch ihre eigenen Schutzvorrichtungen.<br />

Tamrac Aero Speed Pack 85<br />

Größe: 36 x 23 x 50 Zentimeter<br />

Gewicht: 1.600 Gramm<br />

Garantie: Fünf Jahre<br />

Website: www.intro2020.co.uk<br />

Mit genug Platz für Kamera- und persönliche<br />

Ausrüstung, kommt der Aero Speed Pack 85 in<br />

einer anderen Aufmachung daher, die Ihnen erlaubt,<br />

mehr Ausrüstung mit sich zu führen. Die Tasche fasst<br />

größere Digitalkameras, mindestens drei Objektive,<br />

und ist außerdem mit dem Gurtzubehörsystem von<br />

Tamrac kompatibel, so dass man zusätzliche Taschen<br />

anbringen kann. Zugriff hat man sowohl von vorne als<br />

auch von der Seite, wodurch man etwas schneller an die<br />

Ausrüstung kommt, wozu man zuerst allerdings immer<br />

noch den Rucksack abnehmen muss. Der obere Teil der<br />

Tasche bietet Platz für eine leichte Jacke, Mittagessen<br />

und andere wichtge Dinge, jedoch kein Laptopfach.<br />

Die anderen Fächer sind ebenfalls begrenzt; es gibt<br />

eine Menge seitlicher Fächer aus Mesh-Material, und<br />

Taschen mit Klettband und Reißverschluss für die<br />

Aufbewahrung von Speicherkarten und Batterien. Die<br />

Polsterung des Rückteils und der rutschfesten Gurte<br />

ist dünn und es mangelt auch an einem Brust- und<br />

Hüftgurten, sowie an einem Regenschutz.<br />

110 EURO<br />

110 EURO<br />

Hama Defender 170 Backpack<br />

Größe: 40 x 26 x 45 Zentimeter<br />

Gewicht: 2.800 Gramm<br />

Garantie: 30 Jahre<br />

Website: www.hama.de<br />

Dieser große Rucksack hat zwei Fächer, die<br />

beide eine Menge Platz bieten. Das untere Fach<br />

fasst eine große Digitalkamera mit einem 24-70<br />

Millimeter-f/2.8-Objektiv, einen großen Zoom, einen<br />

Blitz, zwei kleinen Prismen und sogar ein zweites<br />

Gehäuse. Die flexiblen Trennelemente machen die<br />

Tasche vielseitig, da auch die komplette Polsterung<br />

abgenommen werden kann. Außerdem gibt es ein<br />

großes 17‘‘-Laptopfach. Die Bauweise ist robust, mit<br />

Ultra-Dobby-Nylon, geschützten Reißverschlüssen,<br />

straffen Gurten, kräftigen Metallhaken und einem<br />

Gummiboden, der den unteren Teil abdeckt. Kein<br />

Problem also, ihn auf einem nassen Untergrund<br />

abzustellen. Die Schultergurte sind verstellbar,<br />

allerdings nicht sehr gut gepolstert, und es gibt einen<br />

Hüftgurt, Unterstützung für den Lendenbereich,<br />

sowie für besseren Komfort eine Polsterung an<br />

der Rückseite. Die Zusatzausstattung ist ebenfalls<br />

gut, mit abnehmbarer Mikrofaserverkleidung,<br />

Speicherkartenfach, Regenschutz und mehreren<br />

Fächern.<br />

Lowepro Flipside 400 AW<br />

Größe: 45 x 30 x 24 Zentimeter<br />

Gewicht: 1.540 Gramm<br />

Garantie: auf Lebenszeit<br />

Website: www.lowepro-deutschland.de<br />

130 EURO<br />

Dies ist ein ernst zu nehmender Rucksack, wie<br />

für eine große Kameraausrüstung und gleichzeitig<br />

Komfort und Sicherheit gemacht. Der komplette<br />

hintere Teil kann geöffnet werden, um die volle<br />

Kapazität der Tasche, die für mehrere Kameras,<br />

vier oder fünf Objektive jedweder Größe, Blitz<br />

und Accessoires ausreicht, ausnutzen zu können.<br />

Wenn Sie ihn tragen, haben sie keinen Zugriff auf<br />

das Hauptfach – für Sie nicht und auch für keinen<br />

anderen. Der Komfort wird durch Schulter- und<br />

Brustgurte sichergestellt, der Hüftgurt sitzt tief,<br />

ist stark gepolstert und enthält Ösen für Zubehör.<br />

Lowepro behauptet, man könne die Tasche nach<br />

vorne drehen und habe Zugriff auf die Ausrüstung,<br />

während sie auf der Hüfte liegt, doch das ist viel<br />

verlangt, wenn die Tasche voll ist. Das Vorderfach<br />

ist ziemlich flach und schwach gepolstert, aber<br />

groß genug für kleinere persönliche Dinge und ein<br />

iPad, jedoch nicht für einen Laptop.<br />

110 EURO<br />

Lowepro Pro Runner 450 AW<br />

Tamrac Expedition 7x<br />

Größe: 34 x 29 x 50,5 Zentimeter<br />

Gewicht: 2.700 Gramm<br />

Garantie: auf Lebenszeit<br />

Website: www.lowepro-deutschland.de<br />

Der Pro Runner 450 AW fasst eine Menge<br />

Ausrüstung, hat Platz für zwei Digitalkameras<br />

mit Zoom, sowie für mehrere zusätzliche<br />

Objektive, Blitze, ein drittes Gehäuse und sogar<br />

einen 17‘‘-Laptop. Die Schultergurte sind<br />

dick gepolstert und verstellbar, Hüftgurt und<br />

Tragegriffe wird man mit zunehmendem Gewicht<br />

immer mehr schätzen. Die Kompressionsriemen<br />

tragen dazu bei, die Größe des 450 AW zu<br />

reduzieren, um ihn leichter transportieren zu<br />

können. Außerdem gibt es einen eingebauten<br />

Allwetterschutz und praktische Ösen für<br />

ein Stativ. Die Vordertasche fassen ein paar<br />

persönliche Gegenstände, die drei Innentaschen<br />

haben Sichtfenster, um beispielsweise Filter im<br />

Auge zu behalten, und darüberhinaus gibt es zwei<br />

Speicherkartenfächer. Dies ist eine großartige<br />

Tasche, um sowohl eine große Ausrüstung als<br />

auch persönliche Dinge mitzunehmen.<br />

Größe: 33 x 34 x 50 Zentimeter<br />

Gewicht: 2.900 Gramm<br />

Garantie: Fünf Jahre (begrenzt)<br />

Website: www.intro2020.co.uk<br />

Der Expedition 7x enthält eine Menge Platz<br />

und besitzt ein komfortables Gurtsystem.<br />

Die Schultergurte, die Unterstützung für den<br />

Lendenbereich, sowie der Hüftgurt sind sehr gut<br />

gepolstert und mit luftdurchlässig, damit Sie nicht<br />

ins Schwitzen kommen. Ein Regenschutz ist nicht<br />

vorhanden, dafür schützen jedoch wasserabweisende<br />

Reißverschlüsse und verschließbare Regenlaschen<br />

Ihre Ausrüstung. Das Trennsystem mit zwei<br />

Scharnieren hilft Ihnen, zwei Digitalkameras mit<br />

Zoom zu tragen, bietet Platz für zusätzliche Objektive,<br />

und die Kapazität kann dank des Zubehörsystems<br />

nach dem Baukastenprinzip von Tamrac und dessen<br />

Gurtzubehörsystem erweitert werden. Außerdem<br />

gibt es ein 15‘‘-Laptopfach und zwei Flügeltaschen<br />

für Zubehör mit dem Speicherkarten- und<br />

Batterieverwahrungssystem von Tamrac. Zusätzlich<br />

findet man ein mit Plastik verstärktes Fach, welches<br />

zerbrechlichen Gegenständen Schutz bieten und als<br />

Fußstütze für ein Stativ fungieren kann.<br />

150 EURO<br />

180 EURO


158 Grundausstattung: Stative DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Stative für Außenaufnahmen<br />

Verlassen Sie niemals das Haus ohne Ihren dreibeinigen Freund<br />

EIN STATIV IST ALS essentieller Bestandteil Ihrer Ausstattung zu betrachten. Für gewöhnlich<br />

benutzen wir eine kleine Blende, um die größtmögliche Tiefenschärfe zu erhalten. Hinzu kommt<br />

ein niedriger ISO-Wert, der uns Ergebnisse in höchster Qualität sichert. Die Kombination dieser<br />

Einstellungen führt zu langen Verschlusszeiten. In manchen Situationen ist es möglich, aus der<br />

Hand zu fotografieren, aber wenn man ein Stativ verwendet, braucht man sich keine Sorgen über<br />

Verwacklungsunschärfe zu machen. Außerdem werden Sie feststellen, dass Sie mehr Zeit und<br />

Aufmerksamkeit darauf verwenden können, feinste Veränderungen am Bildausschnitt<br />

vorzunehmen und so die Bildkomposition zu vervollkommnen, wenn Sie ein Stativ benutzen. Auf<br />

dem Markt gibt es eine große Auswahl an Stativen, und es ist nicht ganz einfach, das Richtige<br />

auszuwählen. Aber es gibt zwei wesentliche Auswahlkriterien, die Sie berücksichtigen sollten. Das<br />

erste ist die Stabilität. Ein günstiges Stativ mag auf den ersten Blick verführerisch wirken, es stellt<br />

sich allerdings die Frage, ob es auch wirklich eine stabile Unterkonstruktion abgibt. Stellen Sie<br />

also sicher, dass Sie ein Modell aussuchen, das stabil genug ist, Ihre Kamera während der<br />

Aufnahme absolut ruhig zu halten. Das zweite Kriterium ist das Eigengewicht des Stativs. Dieser<br />

Faktor ist nicht zu unterschätzen, da Sie es, zusammen mit dem Rest Ihrer Ausrüstung, über<br />

beträchtliche Entfernungen mit sich herumschleppen müssen. Die meisten Stative werden aus<br />

Aluminium hergestellt. Dieser Werkstoff ist robust, dabei aber verhältnismäßig leicht.<br />

Nichtsdestotrotz wiegt ein geeignetes Modell um die zwei Kilogramm oder mehr. Wenn Sie ein<br />

Stativ haben möchten, das genauso robust, dabei aber deutlich leichter ist, werden Sie zu einem<br />

Modell aus Kohlefaser greifen müssen, das aber in einer deutlich höheren Preissparte angesiedelt<br />

ist. Die Stative, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen möchten, haben durchweg gute<br />

Bewertungen erhalten. Wir haben Modelle aus allen Preissegmenten in unsere Auswahl<br />

aufgenommen, so dass jeder das Stativ findet, das zu seinem Budget passt. Beachten Sie jedoch<br />

bitte, dass bei den hochpreisigen Modellen der Stativkopf nicht im Preis des Stativs enthalten ist<br />

und noch zugekauft werden muss.<br />

Funktionen<br />

1) Kopf Auf dem Markt sind drei<br />

verschiedene Arten von Stativköpfen<br />

erhältlich, vom Kugelgelenk bis hin<br />

zum 3-Wege-Neiger. Wenn Sie ein<br />

Stativ auswählen, befestigen Sie Ihre<br />

digitale Spiegelreflexkamera sicher<br />

darauf und kontrollieren Sie, ob der<br />

Kopf bewegungslos bleibt.<br />

2) Schnellwechselplatte Diese<br />

Vorrichtung ermöglicht es Ihnen, Ihre<br />

digitale Spiegelreflexkamera schnell<br />

auf das Stativ zu bauen und wieder<br />

davon herunterzunehmen. Alle<br />

Stative in unserem Test verfügen über<br />

dieses Merkmal.<br />

3) Bein-Schnellklemmen Die meisten<br />

der unten vorgestellten Stative<br />

besitzen diese Klemmverschlüsse. Sie<br />

sind einfach zu benutze und geben<br />

dabei einen festen Halt.<br />

4) Beinsegmente Stative mit drei<br />

oder weniger Beinsegmenten sind<br />

im Allgemeinen die stabilsten, denn<br />

je mehr Segmente vorhanden sind,<br />

umso instabiler kann das Bein<br />

werden.<br />

5) Wasserwaage Viele Stative<br />

verfügen über eine eingebaute<br />

Wasserwaage. Das ist sehr nützlich<br />

für Landschaftsaufnahmen, weil<br />

Sie so stets kontrollieren können,<br />

dass Ihre Bilder in der Waage sind.<br />

Sollte das Stativ Ihrer Wahl keine<br />

Wasserwaage haben, können Sie im<br />

Fotogeschäft Ihres Vertrauens eine<br />

kaufen, die sie auf Ihren Blitzschuh<br />

aufstecken können.<br />

7<br />

6) Taschenhaken Bei manchen<br />

Stativen befindet sich an der zentralen<br />

Säule ein Haken, an den Sie Ihre<br />

Fototasche hängen können. Das<br />

Gewicht der Tasche verleiht dem<br />

Stativ bei windigem Wetter noch<br />

zusätzliche Stabilität.<br />

7) Stativfüße Spikes bieten bei<br />

Außenaufnahmen einen guten<br />

Halt, zerkratzen Ihnen aber bei<br />

Innenaufnahmen die Fußböden.<br />

Gummifüße stehen innen wie<br />

außen rutschfest und sind für alle<br />

Situationen eine gute Wahl.<br />

1<br />

2<br />

5<br />

3 6<br />

4<br />

Stativköpfe<br />

Auswechselbare Stativköpfe<br />

Die meisten High-End-Stativköpfe werden ohne Kopf<br />

geliefert. So kann der Kunde sein bevorzugtes Untergestell<br />

mit einem speziellen oder einem Mehrzweckkopf<br />

kombinieren. Die beiden meistverwendeten Arten von<br />

Stativköpfen sind die Folgenden:<br />

Kugelgelenk: Diese Köpfe rangieren von ganz einfachen<br />

Köpfen mit einer Einstellmöglichkeit bis hin zu<br />

komplexen Geräten mit Panoramaverschlüssen und<br />

Messgeräten, Schnellverschlüssen und hydraulischen<br />

Kugelverschlüssen. Im Allgemeinen sind diese Köpfe<br />

solider gebaut und schneller einzustellen als Schwenkund<br />

Neigeköpfe. Sie ermöglichen freie Bewegung<br />

in alle Richtungen. In der Vergangenheit wurde das<br />

Auseinanderdriften der Beine oftmals zum Problem, aber<br />

das ist heutzutage nicht mehr der Fall.<br />

Drei-Wege-Neiger: Sie werden auch Schwenk- und<br />

Neigeköpfe genannt und eignen sich hervorragend für<br />

alle möglichen Arten der <strong>Fotografie</strong>. Messgeräte für den<br />

Kameraschwenk, die den Winkel anzeigen, sind sehr<br />

nützlich für Panoramaaufnahmen, obwohl es dafür auch<br />

Spezialköpfe gibt. Fluidköpfe erlauben die sanfteste<br />

Schwenkbewegung, was sie zum idealen Hilfsmittel für<br />

Sportfotografen macht.<br />

Giottos MTL9351B + MH5011<br />

Länge (geschlossen): 64 cm<br />

Anzahl Beinsegmente: 3<br />

Höhe (Beine ausgefahren): 159 cm<br />

maximale Belastbarkeit: 5 kg<br />

Eigengewicht: 2,1 kg<br />

Website: www.giottos-tripods.com<br />

Stabile Aluminiumbeine mit Schaumgummiüberzügen schützen Ihre<br />

Hände davor, an kalten Tagen am Stativ fest zu frieren. Die Muttern<br />

und Verschlüsse bestehen aus einer Kombination aus Kunststoff und<br />

Aluminiumguss, und sind so stabil, wie man es sich für diesen Preis<br />

nur wünschen kann. Der Drei-Wege-Neiger ist einfach zu kontrollieren<br />

und verfügt über drei eingebaute Wasserwaagen, sowie eine<br />

zusätzliche an den Beinen. Damit gibt es keine Entschuldigung mehr<br />

für schiefe Horizonte! Das Stativ verfügt über eine schwenk- und<br />

feststellbare Mittelsäule, die auch herausgenommen und horizontal<br />

wieder eingesetzt werden kann. Für Makro- oder Kopierarbeiten<br />

kann sie außerdem andersherum eingesetzt werden. Das<br />

Stativ ist für diesen Preis sehr stabil, und im Lieferumfang ist noch<br />

ein Werkzeugset enthalten, so dass Sie problemlos alle eventuell<br />

notwendigen Anpassungen vornehmen können. Des Weiteren verfügt<br />

das Stativ über einen verborgenen Taschenhaken unter der Mittelsäule.<br />

Das MTL9351B hatte keinerlei Probleme mit unserer Mittelklasse-<br />

Nikon und stellt eine sehr gut geeignetes Basis für die digitale<br />

Spiegelreflexkamera eines jeden Amateurfotografen dar.<br />

Giottos Vitruvian VGR8255 kit<br />

Kugelgelenk<br />

Drei-Wege-Neiger<br />

Länge (geschlossen): 40 cm<br />

Höhe (Beine ausgefahren): 136 cm<br />

Anzahl Beinsegmente: 5<br />

maximale Belastbarkeit: 4 kg<br />

Eigengewicht: 1,28 kg<br />

Website: www.giottos-tripods.com<br />

Das Vitruvian verfügt über das „Umkehrtechnologie- Design. Die<br />

Beine können um 180 Grad eingeklappt werden, so dass sie die<br />

Mittelsäule umschließen, und das Packmaß zusammengeklappt nur<br />

40 Zentimeter beträgt. Wenn Sie die Beine ausklappen, erhalten Sie<br />

eine Arbeitshöhe von beeindruckenden 1,36 Metern (1,57 Meter,<br />

wenn die Mittelsäule auch noch ausgefahren wird). Das Stativ<br />

besteht aus sechslagiger Kohlefaser und ist damit leichtgewichtig,<br />

aber dennoch stabil. Der Kern ist mit einer Aluminiumlegierung<br />

verstärkt, was dem Stativ noch mehr Stabilität verleiht. Ein Haken<br />

an der Mittelsäule kann mit Ballast beschwert werden. Die<br />

Drehverschlüsse sind schnell und einfach zu bedienen und die<br />

Mittelsäule kann entfernt und in ein Einbeinstativ verwandelt werden.<br />

Der eingebaute Kugelgelenkkopf ermöglicht schnelle Schwenks<br />

und verfügt über einen Klemmverschluss, eine Wasserwaage und<br />

eine Schnellwechselplatte mit Sicherheitsverschluss. Die maximale<br />

Zuladung von vier Kilogramm macht das Stativ zu einer sehr<br />

passenden Wahl für die meisten Fotografen. Die Aluminiumversion<br />

(VGR9255) hat eine annähernd identische Spezifikation, wiegt 1,5<br />

Kilogramm und kostet ungefähr 225 Euro.<br />

130 EURO<br />

270 EURO


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Grundausstattung: Stative 159<br />

Giottos MTL8240B + MH1302-652<br />

Länge (geschlossen): 51 cm<br />

Höhe (Beine ausgefahren): 148 cm<br />

Anzahl Beinsegmente: 4<br />

maximale Belastbarkeit: 3 kg<br />

Gewicht: 1,375 kg<br />

Website: www.giottos-tripods.com<br />

Dieses Stativ ist außergewöhnlich leicht, aber dennoch stabil, obwohl<br />

sich die maximale Belastbarkeit möglicherweise für den einen oder<br />

anderen als Ausschlusskriterium erweisen könnte. Die gummierten<br />

Drehverschlüsse sind sicher und leicht zu bedienen. Die mit<br />

Schaumgummi überzogenen Beingriffe sind auch in kaltem Wetter<br />

angenehm anzufassen. Die Drei-Positionen-Winkelverschlüsse<br />

stellen sicher, dass die Beine nicht auseinanderrutschen, was<br />

eine besonders beruhigende Wirkung auf die Besitzer einer<br />

teuren Ausrüstung haben dürfte. Die Mittelsäule kann für<br />

Fotos aus einem niedrigen Winkel und für Makroaufnahmen<br />

herumgedreht werden und verfügt über einen Taschenhaken.<br />

Der Kugelgelenkkopf ist ebenfalls sehr sicher, und die Kamera kann<br />

ganz einfach in fast jede Position manövriert werden. Er verfügt über<br />

ein variables Friktionssystem, was dem Benutzer ein hohes Maß an<br />

Kontrolle erlaubt. Präzise Anpassungen sind somit sehr schnell und<br />

einfach durchzuführen. Die drei eingebauten Wasserwaagen tragen<br />

zu einer perfekten Ausrichtung horizontaler und vertikaler Linien bei.<br />

Kurz gesagt, ist dieses Stativ ein hervorragender Allrounder und für<br />

fast alle Arten der <strong>Fotografie</strong> geeignet.<br />

270 EURO<br />

Manfrotto 190CXPRO3 + 494RC2<br />

Länge (geschlossen): 58 cm<br />

Höhr (Beine ausgefahren): 146 cm<br />

Anzahl Beinsegmente: 3<br />

maximale Belastbarkeit: 5 kg<br />

Gewicht: 1,62 kg<br />

Website: www.manfrotto.de<br />

Dieses Manfrotto ist außergewöhnlich leicht und sein elegantes<br />

Design sieht fantastisch aus. Trotz seiner schlanken Beine erwies<br />

es sich im Test als sehr stabil und stützte unsere Testkamera mit<br />

Leichtigkeit. Die Drehverschlüsse sind stark und einfach in der<br />

Anwendung. Die Mittelsäule kann herausgefahren und in eine<br />

horizontale Position gebracht werden, ohne dass Sie dazu von den<br />

Beinen entfernt werden müsste. Das macht das Stativ perfekt<br />

für Makroaufnahmen und Fotos aus niedrigem Blickwinkel.<br />

Die Arretierung der mehrfach verstellbaren Beinverschlüsse<br />

lässt sich auf Knopfdruck lösen, was angenehmer und einfacher in<br />

der Bedienung ist als Klemmen, die angehoben werden müssen.<br />

Der Kugelgelenkkopf läuft geschmeidig und ist ebenfalls einfach zu<br />

benutzen, da alles mit nur einem Schalter bedient wird. Das ist ideal<br />

für eine schnelle Positionierung, aber nicht so präzise wie einige der<br />

anderen Köpfe im Test. Der Kopf verfügt über einen Wasserwaage,<br />

mit der Sie kontrollieren können, ob Ihre Kamera gerade steht,<br />

und die Mittelsäule verfügt über einen Taschenhaken, an den bei<br />

starkem Wind zusätzliches Gewicht für mehr Stabilität gehängt<br />

werden kann.<br />

300 EURO<br />

Manfrotto 190X PRO B + 460MG<br />

Länge (geschlossen): 57 cm<br />

Höhe (Beine ausgefahren): 146 cm<br />

Anzahl Beinsegmente: 3<br />

maximale Belastbarkeit: 5 kg<br />

Gewicht: 2,25 kg<br />

Website: www.manfrotto.de<br />

Dieses Aluminiumstativ von Manfrotto ist eines der leichtesten in<br />

dieser Preiskategorie. Die Beine sind stabil und stützen die Kamera<br />

in allen Positionen gut ab. Die Schnappverschlüsse sind einfach zu<br />

bedienen und sehr sicher, und es verfügt außerdem über mehrfach<br />

verstellbare Verschlüsse, die die Beine in allen Situationen sicher<br />

arretieren. Das vielleicht interessanteste Merkmal der Beine ist, dass<br />

die Mittelsäule für Makroaufnahmen in eine horizontale Position<br />

umgelegt werden kann, ohne dass sie dazu von den Beinen<br />

entfernt werden müsste. Das ist eine hervorragende Lösung, da sie<br />

den Umbau schnell und einfach durchführbar macht. Der Kopf ist<br />

sehr vielseitig, er kann in fast alle Positionen geschwenkt, geneigt<br />

und gedreht werden und ist sehr einfach zu bedienen. Leider<br />

verfügt der Kopf nicht über Schwenkgriffe, was einige Fotografen<br />

vom Kauf abhalten könnte, aber der Kopf ist so vielseitig, dass<br />

dieses Manko mehr als ausgeglichen ist. Wasserwaagen<br />

befinden sich an dem Kopf und an der Mittelsäule, und die<br />

Beine verfügen über einen Taschenhaken.<br />

190 EURO<br />

Velbon Sherpa 435 + PHD-41Q<br />

Länge (geschlossen): 53 cm<br />

Höhe (Beine ausgefahren): 161 cm<br />

Anzahl Beinsegmente: 3<br />

maximale Belastbarkeit: 3 kg<br />

Gewicht: 1,92 kg<br />

Website: www.velbon.de<br />

Dieses kombinierte Set von Velbon, bestehend aus Stativ und<br />

Kopf, befindet sich in einem erschwinglicheren Preissegment. Die<br />

Aluminiumbeine des Stativs sind in drei Segmente aufgeteilt,<br />

sie werden mit leicht zu öffnenden Klemmverschlüssen<br />

arretiert. Die Mittelsäule kann angepasst und für Fotos aus<br />

niedrigem Blickwinkel umgedreht werden. Der PHD-41Q<br />

ist ebenfalls ein guter Kauf als Einsteigermodell. Er ist<br />

größer und stabiler als andere in dieser Preiskategorie<br />

und kann problemlos mit bis zu drei Kilogramm<br />

zusätzlichem Gewicht belastet werden. Uns gefällt das<br />

unkomplizierte Design. Man gewöhnt sich sehr schnell an<br />

die Bedienung. Zwei gepolsterte Handgriffe helfen dabei, die<br />

Kamera zu bewegen und wenn das Stativ eingepackt und gelagert<br />

wird, kann man einen davon abschrauben und in den anderen<br />

stecken. Eine durchdachte Schnellwechselplatte vervollständigt das<br />

Paket. Ein tolles Angebot für Einsteiger bis hin zu fortgeschrittenen<br />

Fotografen, die auf der Suche nach einem Vielzweckstativ sind.<br />

170 EURO<br />

Manfrotto 055XPROB + 322RC2 head<br />

Länge (geschlossen): 65,5 cm<br />

Höhe (Beine ausgefahren): 178,5 cm<br />

Anzahl Beinsegmente: 3<br />

maximale Belastbarkeit: 7 kg<br />

Gewicht: 3,15 kg<br />

Website: www.manfrotto.co.uk<br />

Die Bauweise dieses Stativs aus Aluminiumguss ist hervorragend.<br />

Das stabile 055XPROB verfügt über die gleichen Produktmerkmale<br />

wie das 190XPROB, außerdem noch über eine Wasserwaage, einen<br />

Taschenhaken sowie Beingriffe mit Schaumgummiüberzug, die<br />

bei kaltem Wetter die Hände des Benutzers schonen. Jedes der<br />

Beine ist mit einer Verriegelung für vier Positionen ausgerüstet, was<br />

das Gerät vielseitig und sicher macht. Der Action-Griff erinnert<br />

an den Abzug einer Waffe und Sie werden ihn entweder lieben<br />

oder hassen. Wir jedenfalls fanden ihn unglaublich schnell<br />

und einfach zu bedienen, weil man die Kamera mit ihm mit<br />

minimalem Aufwand in genau die richtige Position bringen<br />

kann. Es spart sehr viel Zeit, wenn man keine Hebel feststellen<br />

muss und es reduziert auch das Risiko, dass man versehentlich den<br />

Kopf anstößt und wieder verstellt. Der Kopf verfügt über eine eigene<br />

Wasserwaage, die Ihnen hilft, die Kamera gerade auszurichten.<br />

Dieser Kopf ist besonders nützlich in Kombination mit der<br />

Vielseitigkeit der Mittelsäule des Stativs und in der Makrofotografie.<br />

270 EURO<br />

Slik Pro 700DX + 700DX pan-&-tilt<br />

Länge (geschlossen): 76 cm<br />

Höhe (Beine ausgefahren): 190 cm<br />

Anzahl Beinsegmente: 3<br />

maximale Belastbarkeit: 6,8 kg<br />

Gewicht: 3,2 kg<br />

Website: www.slik.com<br />

Das größte Stativ in dieser Kategorie sieht aus, als würde es wirklich<br />

jede Behandlung überstehen. Es ist stabil, einfach und stylish, und es<br />

sieht mit Sicherheit aus wie ein Stativ für härteste Einsätze. Obwohl<br />

es ziemlich schwer ist, lässt es sich dennoch recht gut tragen. Die<br />

Verschlüsse sind kräftig und sicher und trotzdem leicht zu öffnen,<br />

und die reversible Mittelsäule ermöglicht die Aufnahme von Fotos<br />

aus niedrigem Blickwinkel und Makrobilder mit Leichtigkeit. Dies<br />

ist besonders effektiv bei der Benutzung mit weit gespreizten<br />

Beinen. Die Drei-Positionen-Verschlüsse halten die Beine sicher<br />

in ihrer Position und machen diese Technik so zum Kinderspiel. Der<br />

Schwenk- und Neigekopf verfügt über einen Schwenkverschluss<br />

und weist eine sehr gleichmäßige Schwenkbewegung auf. Die<br />

Schnellwechselplatte ist rund, was das Aufsetzen und Abnehmen<br />

der Kamera erleichtert. Es gibt zwei Wasserwaagen, die helfen,<br />

horizontale und vertikale Linien in der Waage zu halten. Es gibt zwar<br />

keinen Taschenhaken, aber das Stativ ist so stabil, dass Sie diesen<br />

wahrscheinlich kaum vermissen werden.<br />

120 EURO


4<br />

Ausgaben<br />

für<br />

35,- €!<br />

8<br />

Ausgaben<br />

für<br />

67,50 €!


DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

Grundausstattung: Kleidung 161<br />

Kleidung und Zubehör<br />

1<br />

Seien Sie vorbereitet, um allen Wetterbedingungen zu trotzen.<br />

Als Outdoorfotograf fotografieren Sie oft von Beginn der Morgendämmerung bis<br />

zum späten Abend. Daher sollten Sie sich passend kleiden, wenn eine so lange<br />

Zeitspanne überbrückt werden muss. Neben dicker Kleidung für kalte<br />

Temperaturen und eisige Winde sollten Sie auch atmungsaktive Kleidungsstücke<br />

in Betracht ziehen, damit Schweißabsonderungen verdunsten können, und<br />

bequemes Schuhwerk, das für stundenlanges Herumlaufen in der freien Natur, in<br />

felsigem Gelände und auf feuchtem Sumpfboden geeignet ist. Schützen Sie sich vor<br />

den Gewalten der Natur, indem Sie unsere Ratschläge befolgen.<br />

1) Halten Sie Ihren Kopf warm. Sie verlieren ein Drittel Ihrer Körperwärme über Ihren<br />

Kopf. Daher ist es wichtig bei kühlen Temperaturen einen Hut oder eine Mütze zu<br />

tragen. Auch Baseballmützen sind zwar in Ordnung, aber diese bedecken nicht Ihre<br />

Ohren und bestehen nicht aus isolierendem Material. Außerdem ist das Schild der<br />

Kappe im Weg, wenn Sie die Kamera ans Auge halten. Gestrickte Mützen gibt es in<br />

vielen verschiedenen Designs, so dass Sie eine ganz nach Ihrem Modegeschmack<br />

(oder auch nicht!) auswählen können.<br />

2) Halten Sie Ihre Finger beweglich. Bei eisigem Wind können Ihre Finger frieren,<br />

dadurch wird es noch schwieriger, die Knöpfe und Schalter auf Ihrer digitalen<br />

Spiegelreflexkamera zu drücken. Die einfachste Lösung ist es, Handschuhe zu<br />

tragen. Jedoch sind gewöhnliche Handschuhe dick und damit ist es immer noch<br />

schwierig, die Kamera zu bedienen. Das Modell Takustretch hat eine griffige<br />

Handfläche und besteht aus windresistentem Material, damit die Hände warm<br />

bleiben. Noch besser ist das Modell Konagrip Convertible, ein windfester<br />

Fleece-Handschuh mit einer Handfläche aus Leder und aufklappbarem<br />

Fausthandschuh.<br />

3) Tragen Sie gutes Schuhwerk. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass Sie kilometerlang durch<br />

atemberaubende Landschaften wandern werden, deswegen sind gewöhnliche Turnschuhe<br />

sicherlich nicht die beste Wahl. Wanderstiefel sind für richtige Wanderungen am besten<br />

geeignet, zum Beispiel sind die Berghaus Explorer Trek für ca. 115 Euro (www.<br />

berghaus.com) ideal, da sie Bequemlichkeit, Strapazierfähigkeit und Halt bieten. Es<br />

gibt sie sowohl für Herren als auch für Damen in verschiedenen Farben. Eine<br />

weitere tolle Alternative sind die Snoutler Wanderschuhe von Patagonia (www.<br />

patagonia.com), die sehr bequem und leichtgewichtig und unglaublich<br />

strapazierfähig sind. Sie sehen außerdem noch modisch aus und sind mit ca.<br />

110 Euro auch noch recht günstig.<br />

4) Vergessen Sie die Socken nicht. Mit kalten oder nassen Füßen<br />

herumzulaufen, ist eine wirkliche Qual, genau so wie es eine Qual sein kann,<br />

zu warme Socken bei warmen Wetter zu tragen. Es lohnt daher durchaus,<br />

sich einige Paare von vernünftigen Socken zuzulegen, die je nach Jahreszeit<br />

zu dem jeweils getragenen Schuhwerk passen. Der Fachhandel bietet ein<br />

großes Angebot an Socken für kaltes Wetter, leichte Spaziergänge oder längere<br />

Wanderungen, bei denen Bequemlichkeit entscheidend ist. Sie werden dort<br />

eine verblüffend große Auswahl finden, aber wir empfehlen Ihnen die<br />

Endurance Trekker und Comfort Trekker für längere Wanderungen und die<br />

leichten Bamboo Crew bei wärmerem Wetter.<br />

5) Halten Sie Ihren Körper warm und trocken. Gewöhnliche Fleecejacken sind der<br />

unbestrittende Spitzenreiter bei Outdoorkleidung, da sie sowohl relativ leichtgewichtig,<br />

unglaublich warm und sehr strapazierfähig sind. Es gibt sie auch in den unterschiedlichsten<br />

Designs und Farben, daher sind sie nicht nur praktisch, sondern auch modisch. Alle<br />

führenden Modelabels haben ihre eigene Marke, aber wir empfehlen Ihnen unbedingt, dass<br />

Sie die Outdoor-Spezialisten Patagonia, Paramo und Berghaus ausprobieren, denn hier ist<br />

das Material generell von einer besseren Qualität. Bei kaltem Wetter sollten Sie allgemein<br />

lieber eine oder zwei dünne Schichten anstelle von einer dicken Schicht tragen, denn die Luft<br />

zwischen den Schichten erwärmt sich. Ein Fleecetop mit einer äußeren Fleecejacke darüber<br />

stellt also eine gute Option dar. Wenn es besonders kalt oder windig ist, bietet eine windfeste<br />

Jacke eine extra Schutzschicht. Für diesen Leitfaden haben wir eine Reihe von<br />

Fleeceprodukten ausprobiert und finden, dass der Patagonia R1 Pullover und der Berghaus<br />

Arana exzellente Fleecetops sind. Der Berghaus Arana ist auch eine vernünftige Wahl als<br />

äußere Schicht, während Pajaro und Cascada von Paramo einen hervorragenden Schutz vor<br />

Wind und Meeressprühnebel sind, wenn man in Küstennähe fotografiert. Bei der Farbwahl<br />

sollten Sie beachten, dass knallrot zwar gut für die Sichtbarkeit ist, also perfekt, wenn es Sie<br />

zu abgelegenen Örtlichkeiten zieht, aber nicht wirklich eine gute Wahl, wenn es darum geht,<br />

frei lebende Tiere aufzuspüren!<br />

6) Schützen Sie Ihre Beine. In der Realität tragen wenige Outdoorfotografen etwas anderes<br />

als gewöhnliche Jeans, und auch wenn diese bequem sind, sind sie nicht ideal wenn es<br />

plötzlich nass wird. Wenn das Wetter unvorhersehbar ist oder wenn Sie wissen, dass Sie in<br />

der Nähe der Küste fotografieren werden, sollten Sie eine wasserdichte Hose in Betracht<br />

ziehen. Auch hier sind Outdoor-Spezialisten wieder am besten. Die Cascada Hose von<br />

Paramo wird von vielen als eine der allerbesten bezeichnet.<br />

5<br />

3<br />

6<br />

4<br />

5<br />

2


162 Die perfekte Belichtung DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />

ADAM BURTON<br />

Machen Sie eine Belichtungsreihe!<br />

Egal, ob Sie die Graukarte benutzen oder nicht. Bei<br />

komplizierten Lichtverhältnissen sollten Sie immer mit<br />

der Belichtungskompensation Ihrer Kamera oder den<br />

AEB-Funktionen eine Belichtungsreihe mit +/- 1<br />

Stufen machen, um sicher zu gehen, dass die<br />

Aufnahme gelingt<br />

Wie Sie Ihre Mess- und Weißabgleich-Karten benutzen<br />

Die 18-Prozent-Graukarte wird benutzt, um bei schwierigen Lichtverhältnissen richtig zu belichten. Beide Referenzkarten können<br />

auch dazu benutzt werden, einen maßgeschneiderten Weißabgleich festzulegen. Je nachdem, welche Kamera Sie verwenden,<br />

müssen Sie den Weißabgleich von der Grau- oder der Weißkarte ablesen - wie, sagt Ihnen die Betriebsanleitung Ihrer Kamera.<br />

DIGITALE SPIEGELREFLEXKAMERAS BENUTZEN ANSPRUCHSVOLLE<br />

Belichtungssysteme und gehen alle von der gleichen Voraussetzung aus, dass<br />

der Durchschnitt einer Szene, der gemessen wird, ein mittleres Grau, genauer<br />

gesagt ein 18-prozentig Grau, darstellt. Dies bedeutet also, dass der<br />

Durchschnitt aller dunklen, hellen und mittleren Tonwerte zusammengemischt<br />

ein 18-prozentiges Grau ergibt. Das ist die Basis alle Messmuster und<br />

funktioniert erstaunlich gut. Doch auch wenn es für die meisten Situationen gut<br />

passt, kann es zu einer falschen Belichtung führen, wenn die Szene oder das<br />

Motiv deutlich heller oder dunkler im Ton ist als 18 Prozent Grau. Sehr dunkle<br />

Bereiche können das Messsystem zum Beispiel fälschlicherweise zu einer<br />

Überbelichtung verleiten. Und auf ähnliche Art können sehr helle Motive, wie<br />

zum Beispiel eine Schneelandschaft, die Kamera fälschlicherweise zu<br />

Unterbelichtung verleiten. Dann sieht die Szene dunkler aus als sie wirklich ist,<br />

da der Belichtungsmesser davon ausgeht, dass das, was es liest, ein mittlerer<br />

Tonwert ist. Da die Kamera versucht, eine graue Farbe zu finden, liegt es an<br />

Ihnen, sicher zu stellen, dies auszugleichen, damit die Tonwerte lebensecht<br />

aussehen. Das können Sie tun, indem Sie die Belichtung Ihrer Kamera<br />

In Perfektion gemessen!<br />

Heller Himmel kann zu<br />

Belichtungsfehlern führen. Wenn Sie eine<br />

Graukarte benutzen, sollten Sie damit<br />

kein Problem haben.<br />

überlisten, zum Beispiel durch Belichtungskompensation oder den<br />

AE-Lock-Schalter, oder indem Sie eine Szene messen, die einen mittleren<br />

Tonwert hat. Und hierfür brauchen wir unsere Graukarte. Es ist sehr einfach,<br />

diese zu benutzen, wie unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung unten zeigt. Denken<br />

Sie daran, die Graukarte in ähnlichen Lichtverhältnissen wie Ihre Szene zu<br />

verwenden: Stellen Sie sie also zum Beispiel nicht in den Schatten, wenn die<br />

Szene in Sonnenlicht gebadet ist. Und achten Sie darauf, dass die Karte den<br />

Messbereich ausfüllt. Wir empfehlen Ihnen, eine Punkt- oder partielle Messung<br />

vorzunehmen, da die Karte so nicht das ganze Bild ausfüllen muss, aber alles ist<br />

hier passend. Sie können die Belichtung entweder mit der AE-Lock-Einstellung<br />

Ihrer Kamera festlegen oder die Blende und Belichtungszeit notieren und auf<br />

manuellen Modus wechseln und diese einstellen. Allerdings ist diese Methode<br />

nicht an Tagen geeignet, bei denen die Lichtverhältnisse variieren. Die Karte hat<br />

AF-Referenzlinien, die Ihnen helfen, den Autofokus Ihrer Kamera festzulegen.<br />

Sie müssen allerdings nicht fokussieren, damit diese korrekt funktionieren. Die<br />

Graukarte (und auch die Weißkarte) können ebenfalls dazu benutzt werden, um<br />

den Weißabgleich maßgeschneidert abzulesen<br />

Los gehts Legen Sie Ihre Graukarte auf den Boden, so<br />

1dass sie in einem Winkel zu Ihnen positioniert ist und<br />

achten Sie darauf, dass sie an einem Platz liegt, der die<br />

gleichen Lichtverhältnisse aufweist, wie der größte Teil der<br />

Szene, die Sie fotografieren möchten.<br />

Führen Sie eine Messung durch Achten Sie darauf,<br />

2dass der gesamte Messbereich mit der Graukarte<br />

ausgefüllt ist (hier benutzen wir die Multizonenmessung)<br />

und fixieren Sie die Belichtung mit dem AE-Lock-Schalter.<br />

Legen Sie den Bildaufbau fest und drücken Sie ab Mit<br />

3fixierter Belichtung können Sie nun den Bildaufbau<br />

festlegen und die Aufnahmen machen. Wenn Sie diese<br />

auf Ihrem LCD Monitor überprüfen, sollte die Belichtung<br />

perfekt sein.


GRAUKARTE<br />

<strong>Digitale</strong><br />

WEISSABGLEICHKARTE<br />

<strong>Digitale</strong>

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