Digitale Fotografie - Themen Nachtfotografie (Vorschau)
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<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong><br />
OUTDOOR<br />
Alles, was Sie wissen müssen, um atemberaubende Bilder mit Ihrer Digitalkamera zu schiessen<br />
Nr. 12/2012 Jul-Sept 2012<br />
ENTHÄLT<br />
LANDSCHAFTEN<br />
TIERE & NATUR<br />
NACHTFOTOGRAFIE<br />
PORTRÄTS<br />
& VIELES MEHR!<br />
Angebot auf Seite 2<br />
4 191705 609905 20012<br />
Deutschland:<br />
EUR 9,90<br />
Österreich:<br />
EUR 11,-<br />
Schweiz:<br />
CHF 19,-<br />
LU/BE<br />
EUR 11,50<br />
Tier- und<br />
Naturaufnahmen<br />
Beleuchtung für Porträts<br />
Atemberaubende<br />
Landschaften
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Willkommen 3<br />
ROSS HODDINOTT<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER: Ultimate Guide Media<br />
CHEFREDAKTEUR: Hagen Hellwig<br />
REDAKTION INTERNATIONAL: Daniel Lezano, Caroline<br />
Wilkinson, Ross Hoddinott, Lee Frost<br />
ART DIRECTOR: Dean Mullock<br />
FINANZDIREKTOR: Richard Layton<br />
DATENSCHUTZERKLÄRUNG<br />
Dieses MAGBOOKwird unter der Lizenz und mit<br />
der Erlaubnis von © Dennis Publishing Limited<br />
herausgegeben. Alle Rechte an Material, Titel und Marke<br />
dieses Magazins sind Eigentum von Dennis Publishing<br />
Limited und dürfen weder im Ganzen noch teilweise ohne<br />
vorherige schriftliche Genehmigung reproduziert werden.<br />
Willkommen...<br />
Fotografen lassen sich – grob gesagt – in zwei Lager aufteilen: Die einen fotografieren<br />
Menschen, die anderen Natur und Gegenstände. Beide Motive stellen gleichermaßen<br />
eine Herausforderung dar, beide üben eine Faszination auf den Betrachter aus – wenn<br />
sie denn gelungen sind. Nach unserer Porträt-Ausgabe halten Sie nun das Outdoor-<br />
Magazin in den Händen und sind so für beides gerüstet.<br />
Eine gute Fotogelegenheit bot das Festival „Horizonte Zingst“ auf dem Darß an der<br />
Ostsee. Hier konnte man nicht nur hochkarätige Fotoausstellungen besuchen, sondern<br />
auch überall selbst fotografieren: das Meer, die Boddenlandschaft, die Architektur und natürlich die Tiere und<br />
Pflanzen. Anleitungen zur Naturfotografie finden Sie viele in diesem Heft einschließlich eines Specials über<br />
Nachtaufnahmen.<br />
Und wenn Sie doch nicht auf Menschen verzichten wollen, empfehlen wir das Kapitel Outdoor-Porträts. Hier geht<br />
es um die Vorzüge des natürlichen Lichts – egal ob strahlender Sonnenschein oder bewölkter Himmel.<br />
Die <strong>Fotografie</strong> von Mensch und Natur muss also nicht immer getrennt betrachtet werden. Als guter Fotograf sollte<br />
man mit unterschiedlichen Situationen und Motiven umgehen können. Wir helfen Ihnen dabei!<br />
Immer das beste Licht wünscht<br />
Die in diesem Magazin artikulierten Meinungen, sind<br />
die Meinungen der jeweiligen Autoren und stimmen<br />
nicht zwingend mit der Meinung des Herausgebers, der<br />
Redaktion oder den Vertreibern dieses Magazins überein.<br />
HAFTUNG<br />
Das Heft wurde mit großer Sorgfalt produziert. Der<br />
Verlag kann jedoch keine Haftung, Gewährleistung,<br />
Garantie oder Versicherung für Meinungen, Waren oder<br />
Dienstleistungen übernehmen, die in dieser Ausgabe<br />
veröffentlicht wurden. Der Herausgeber übernimmt keine<br />
Verantwortung für Inhalte von externen Webseiten, deren<br />
Adressen veröffentlicht werden.<br />
VERTRIEB<br />
VU VERLAGSUNION KG<br />
Am Klingenweg 10<br />
65396 Walluf<br />
Telefon: 0612/3620 0<br />
VERLAG<br />
BÜRO DEUTSCHLAND<br />
Ultimate Guide Media Ltd.<br />
Chilehaus A, Fischertwiete 2<br />
20095 Hamburg<br />
Unsere nächsten Erscheinungstermine: <strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-KREATIV: 7.8.12, <strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-PHOTOSHOP:<br />
23.8.12, <strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-UPDATE: 4.9.12, <strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-THEMEN/Einsteiger: 2.10.12<br />
Treffen Sie unsere Outdoor-<strong>Fotografie</strong>-Experten<br />
Unsere Experten schreiben regelmäßig Beiträge für das Magazin <strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>. Holen Sie sich die neueste<br />
Ausgabe, die jeweils am zweiten Dienstag in jedem Monat erscheint, mit Expertenratschlägen und Anregungen, um<br />
Ihre Fototechniken zu verbessern. Weitere Informationen finden Sie unter www.digitale-fotografie-magazin.de.<br />
BÜRO UNITED KINGDOM<br />
Ultimate Guide Media Ltd<br />
Argyle House, 1 Dee Road<br />
Richmond, Surrey<br />
TW9 2JN<br />
Company No. 06965305<br />
HOMEPAGE<br />
www.digitale-fotografie-magazin.de<br />
ABONNEMENTS UND PRESSEVERTRIEB<br />
IPS Pressevertrieb GmbH<br />
Ultimate Guide Abo-Service<br />
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E-Mail: abo-ugm@ips-d.de<br />
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Homepage: www.ips-d.de<br />
LESERFRAGEN<br />
Bitte schicken Sie Leseranfragen an<br />
info@digitale-fotografie-magazin.de<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Ross ist ein preisgekrönter<br />
Fotograf, der auf eine<br />
langjährige Erfahrung mit der<br />
<strong>Fotografie</strong> der breit<br />
gefächerten Schönheit von<br />
britischen Landschaften und<br />
Tieren zurückblicken kann.<br />
www.rosshoddinott.co.uk<br />
HELEN DIXON<br />
Helen hat ihren Traum wahr<br />
gemacht und ihren Vollzeitjob<br />
aufgegeben, um professionelle<br />
Landschaftsfotografin zu<br />
werden. Sie gehört zu den<br />
größten Talenten Europas.<br />
www.helendixonphotography.co.uk<br />
LEE FROST<br />
Lee Frost ist seit zwei<br />
Jahrzehnten Profi und einer<br />
der bekanntesten Fotografen<br />
Großbritanniens. Er hat 20<br />
Bücher veröffentlicht und<br />
verkauft seine Bilder weltweit.<br />
www.leefrost.co.uk<br />
BRETT HARKNESS<br />
Brett gehört zu den führenden<br />
Porträt- und Gesellschaftsfotografen<br />
Großbritanniens<br />
und führt regelmäßige<br />
Workshops in ganz Europa<br />
durch. Für weitere<br />
Informationen besuchen Sie:<br />
www.brettharkness.com<br />
DRUCK UND BINDUNG<br />
Quad/Winkowski Sp. z o.o.,<br />
ul. Pułtuska 120,<br />
07-200 Wyszków,<br />
Polen<br />
www.Quadwinkowski.pl<br />
Das Papier, auf dem dieses<br />
Magazin gedruckt ist, besteht aus<br />
umweltverträglichen Fasern.
INHALT<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE -THEMEN / OUTDOOR<br />
6 Die Grundlagen<br />
Wenn Sie verstehen, wie das Belichtungssystem<br />
Ihrer Kamera funktioniert, machen Sie zwangsläufig<br />
bessere Fotos.<br />
14 Natur: Tierfotografie<br />
Ob groß oder klein, gefiedert oder mit Fell, süß<br />
oder unheimlich – Tiere sind zweifelsohne sehr<br />
abwechslungsreiche und populäre Fotomotive. Vom<br />
majestätischen Hirsch bis zum geheimnisvollen<br />
Hirschkäfer stellt jede Kreatur den Fotografen vor<br />
eine neue Herausforderung. Für tolle Tierfotos<br />
brauchen Sie die Fähigkeit sich zu tarnen,<br />
handwerkliches Geschick, eine Unmenge an<br />
Geduld - und unseren umfassenden Leitfaden für die<br />
<strong>Fotografie</strong> von frei lebenden Tieren.<br />
28 Schmetterlinge<br />
32 Spinnennetze<br />
38 Natur: Pflanzenfotografie<br />
Gehen Sie raus in Ihren Garten oder in die<br />
freie Natur und probieren die hier vorgestellten<br />
Expertentechniken aus, um Ihre Bilder mit Farben<br />
und Mustern zu füllen.<br />
46 Wassertropfen<br />
48 Magische Pilze<br />
50 Glockenblumen<br />
52 Outdoor-Porträts<br />
Lernen Sie, wie Sie im Freien mit Tageslicht und Blitz<br />
fantastische Porträtaufnahmen produzieren können.<br />
56 Das Sonnenlicht kontrollieren<br />
58 Im Schatten fotografieren<br />
60 Aufnahmen an wolkigen Tagen<br />
62 Bei Sonnenuntergang fotografieren<br />
64 Einsatz von Reflexionen<br />
68 Aufhellblitz<br />
70 Langzeit-Blitzsynchronisation<br />
74 Den Himmel dramatisieren<br />
77 Landschaften<br />
Lernen Sie die Grundlagen und Aufnahmetechniken,<br />
um atemberaubende Panoramabilder zu schießen,<br />
auf die Sie stolz sein werden. Wir zeigen Ihnen<br />
unter anderem Bildkomposition, Beleuchtung und<br />
Perspektive.<br />
86 Schärfe maximieren<br />
92 <strong>Fotografie</strong>ren bei Dämmerung<br />
100 Nebliger Morgen<br />
106 Natürliche Wellen<br />
108 Mystische Wasserlandschaften<br />
110 <strong>Nachtfotografie</strong><br />
Um diese Fototechniken bei Nacht auszuprobieren,<br />
sollten Sie rausgehen, sobald die Dämmerung<br />
einsetzt.<br />
120 Verkehrsspuren<br />
122 Malen mit Blitzlicht<br />
124 Das Motiv im Rampenlicht<br />
126 Landschaften im Mondschein<br />
128 Filter<br />
Jeder erfolgreiche Outdoor-Fotograf kennt die<br />
Vorzüge des Einsatzes von Filtern. Wir erläutern die<br />
verschiedenen Filtertypen und sagen Ihnen, welche<br />
empfehlenswert sind.<br />
143 Grundlegende Ausrüstung<br />
Wir stellen eine Auswahl der besten Ausrüstung für die<br />
Outdoor-<strong>Fotografie</strong> zusammen.<br />
144 Objektive von Weitwinkel bis Telezoom<br />
150 Unsere Wahl für die Makroausrüstung<br />
152 Einkaufsführer für Reflektoren und Diffusoren<br />
156 Die besten Fotorucksäcke<br />
158 Die besten Stative für die Outdoor-<strong>Fotografie</strong><br />
161 Bekleidung für die Outdoorfotografie<br />
162 Belichtung / Weißabgleich<br />
Benutzen Sie unsere Graukarte, um eine der Situation<br />
angepasste Belichtung zu erhalten.
164<br />
SEITEN<br />
MIT EXPERTENRAT-<br />
SCHLÄGEN<br />
FÜR DIE<br />
FOTOGRAFIE IM<br />
FREIEN
6 Die Grundlagen DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Richtig belichten<br />
Die Grundlagen der Belichtung zu lernen, ist für jeden Fotografen ein unerlässlicher Schritt auf dem Weg zum Erfolg<br />
WENN SIE EIN erfolgreicher Fotograf werden<br />
möchten, ist eines der ersten Gebiete, das Sie<br />
sicher beherrschen sollten, wie man ein Motiv<br />
richtig belichtet. Für viele beginnt die Belichtung<br />
genau dann, wenn sie den Auslöseknopf<br />
drücken, und das Belichtungsmesssystem der<br />
Kamera damit aktivieren. Erfahrene Fotografen<br />
haben schon zu einem viel früheren Zeitpunkt<br />
damit begonnen, das Motiv gedanklich zu<br />
erfassen, und sich überlegt, ob die Kamera in der<br />
Lage sein wird, die Situation richtig<br />
einzuschätzen, oder ob es nötig sein kann, dass<br />
der Fotograf hier eingreift. Es ist zwar die<br />
Kamera, die die Belichtung festlegt, aber es ist<br />
die Aufgabe des Fotografen, sicherzustellen, dass<br />
die Kamera so eingestellt wurde, dass das<br />
bestmögliche Ergebnis erzielt wird. Um das zu<br />
tun, muss man wissen, wie eine Belichtung<br />
grundsätzlich funktioniert und wie eine Kamera<br />
sie berechnet.<br />
Daher wollen wir uns zunächst die Grundlagen<br />
der Belichtung ansehen. Die Blende bestimmt,<br />
wie viel Licht durch das Objektiv gelassen wird,<br />
ganz ähnlich der Iris eines Auges, und die<br />
Belichtungszeit legt die Dauer fest, während der<br />
der Sensor diesem Licht ausgesetzt ist, indem<br />
der Verschluss vor dem Sensor aufgemacht wird.<br />
Für <strong>Fotografie</strong>anfänger, die in der Regel den<br />
vollautomatischen oder Programmmodus<br />
benutzen, gibt es nur eingeschränkt die<br />
Möglichkeit, die Belichtung zu bestimmen, da<br />
die Kamera alle Variablen, die in die Belichtung<br />
eingehen, selbst bestimmt. Wenn man einen<br />
dieser Modi benutzt, ist das schön für diejenigen,<br />
die nicht mehr über das Aufnehmen von Bildern<br />
lernen möchten. Für diejenigen von uns, die<br />
etwas lernen wollen, ist es jedoch besser, in den<br />
halbautomatischen Modus umzuschalten (und<br />
später dann den manuellen Modus<br />
auszuprobieren), da das eine Hilfe ist, etwas über<br />
den Zusammenhang zwischen Blende und<br />
Belichtungszeit zu lernen.<br />
Jetzt wissen wir, dass diese beiden Variablen eine<br />
Grundlage der Belichtung sind. Die nächste<br />
Frage ist jetzt: Wie nimmt eine Kamera ein Motiv<br />
wahr, wie erhält sie alle nötigen Daten, um die<br />
richtige Belichtung zu berechnen? Es mag Sie<br />
erstaunen, dass die Grundlagen des Systems,<br />
das von digitalen Spiegelreflexkameras genutzt<br />
wird, sehr ähnlich ist wie bei früheren Kameras,<br />
die noch eingebaute Belichtungsmesser hatten.<br />
Die Belichtungsmessung geht von der Annahme<br />
aus, dass der Durchschnitt der Farbtöne in dem<br />
gemessenen Bereich – unabhängig davon, ob es<br />
ein Porträt, Blütenblätter einer Blume oder eine<br />
Meeraufnahme ist – sich als mittlerer Farbton<br />
erweisen wird. Genauer gesagt geht sie davon<br />
aus, dass dieser Bereich 18 Prozent Grauton<br />
entspricht, was einen Durchschnittswert des<br />
Farbspektrums darstellt. Anders ausgedrückt:<br />
Wenn alle Farbtöne eines Motivs vermischt<br />
würden, wäre das Ergebnis 18 Prozent Grau.<br />
Das mag sich alles sehr technisch anhören, aber<br />
es lohnt sich, etwas darüber zu lernen, da es<br />
Ihnen verstehen hilft, was schief gegangen ist,<br />
wenn Sie plötzlich feststellen, dass Ihre Motive<br />
falsche Belichtungen aufweisen.<br />
Wie bereits erwähnt, sind die heutigen<br />
Belichtungsmesser sehr leistungsfähig und in der<br />
Lage, in den meisten Situationen hervorragend<br />
zu belichten - aber eben nicht zu 100 Prozent.<br />
Wenn die Umgebung überwiegend hell ist, kann<br />
es dazu führen, dass die Belichtungsmessung ein<br />
Motiv unterbelichtet, wohingegen eine<br />
überwiegend dunkle Umgebung häufig zu<br />
Überbelichtung führt. Das liegt daran, dass die<br />
Kamera versucht, aus allen Farbtönen des Bildes<br />
im Durchschnitt 18 Prozent Grautöne zu<br />
erzeugen. Die Multizonenmessung Ihrer Kamera<br />
ist in den meisten Fällen die richtige Wahl, aber<br />
in kniffligen Situationen kann es hilfreich sein,<br />
andere Methoden heranzuziehen. In manchen<br />
Fällen kann es nötig sein, die Einstellungen, die<br />
die Kamera vorschlägt, zu verwerfen, um eine<br />
korrekte Belichtung zu erreichen. Die vorliegende<br />
Anleitung hilft Ihnen dabei, solche Situationen zu<br />
erkennen und lehrt Sie, was dann zu tun ist.<br />
Ein unvergesslicher Anblick<br />
Wenn klar ist, wie die Kamera<br />
solche Szenen misst, kann man<br />
sich sicher sein, dass die<br />
Belichtung perfekt ist.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Die Grundlagen 7<br />
Motiv mit Hintergrundbeleuchtung<br />
Wer das Belichtungssystem seiner Digitalkamera<br />
zu beherrscht, kann auch mit kniffligen<br />
Lichtverhältnissen richtig umgehen.<br />
Blende und Belichtungszeiten<br />
Belichtungszeiten Sie werden stufenweise<br />
jeweils um Bruchteile einer Sekunde verändert.<br />
Jede Verdopplung oder Halbierung einer<br />
Belichtungszeit nennt sich „Lichtwertstufe“.<br />
Beispielsweise bewirkt eine Veränderung<br />
von 1/500 Sekunde zu 1/250 Sekunde eine<br />
Verdopplung der Belichtung. Je nach Kamera<br />
kann man Belichtungszeiten um ½ oder ganze<br />
Lichtwertstufe verändern. Die meisten Kameras<br />
haben einen Belichtungszeitenumfang von 30<br />
Sekunden bis 1/4.000 Sekunde. Das Schaubild<br />
unten zeigt den Umfang der Belichtung in<br />
ganzen Lichtwertstufen von 1 Sekunde bis<br />
1/4.000 Sekunde, sowie die Belichtungszeiten,<br />
die man verwendet, wenn man die Veränderung<br />
in halben Lichtwertstufen vornimmt.<br />
voll<br />
halb<br />
1/8sek<br />
1 Sek 1/2 Sek 1/4 Sek 1/8 Sek 1/16 Sek 1/30 Sek 1/60 Sek 1/125 Sek 1/250 Sek 1/500 Sek 1/1000 Sek 1/2000 Sek 1/4000 Sek<br />
0,7 Sek 1/3 Sek 1/6 Sek 1/10 Sek 1/20 Sek 1/45 Sek 1/90 Sek 1/180 Sek 1/350 Sek 1/750 Sek 1/1500 Sek 1/3000 Sek<br />
LEE FROST<br />
Blende Die Blendeneinstellungen werden<br />
normalerweise als „f/Zahl“ geschrieben, wie<br />
etwa f/4. Die Blendeneinstellungen beeinflussen,<br />
wie viel Licht durch die Blende gelassen wird.<br />
Das Licht wird durch eine Auswahl an Lamellen<br />
kontrolliert, die zusammen „Iris“ genannt<br />
werden. Sie kann geöffnet und geschlossen<br />
werden, fast so wie die Pupille eines Auges,<br />
um das Licht, das durch die Blende fällt, zu<br />
regulieren. Jede Veränderung der Blende<br />
um eine Stufe führt dazu, dass doppelt oder<br />
halb so viel Licht durchfällt. Die maximale<br />
Blendeneinstellung ist dann erreicht, wenn<br />
die Iris ganz geöffnet ist, und die minimale<br />
Blendeneinstellung ist dann erreicht, wenn die<br />
Iris am kleinsten ist (in diesem Fall f/22).<br />
f/2.8<br />
voll f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16 f/22 f/32<br />
halb f/3.5 f/4.5 f/6.7 f/9.5 f/13 f/19 f/27<br />
ISO und<br />
Belichtungseinstellung<br />
Um zu verstehen, wie ISO Ihre<br />
Belichtungseinstellung beeinflusst,<br />
müssen wir zunächst verstehen, was<br />
genau dieser Begriff bedeutet. ISO<br />
ist eine Bewertung, die bestimmt,<br />
wie empfindlich der Sensor auf<br />
Licht reagiert. Bei einer niedrigen<br />
Einstellung, wie ISO 100, ist er nicht<br />
so empfindlich, wohingegen ISO 800 zu einer höheren Empfindlichkeit führt.<br />
Die ISO-Einstellung, die Sie auf Ihrer Digitalkamera wählen, beeinflusst die<br />
Belichtungszeit- und Blendeneinstellungen. Denken Sie aber daran, dass eine<br />
Erhöhung des ISO zu verstärktem Bildrauschen führt. In den meisten Fällen<br />
reicht ein ISO-Wert zwischen 100 und 400 aus.
8 Die Grundlagen DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Die verschiedenen Belichtungsmodi<br />
Ihre Kamera bietet Ihnen eine Auswahl an Belichtungsmodi, die alle dazu dienen, ein perfekt belichtetes Bild zu<br />
bieten. Wenn Sie Fortschritte als kreativer Fotograf machen möchten, müssen Sie verstehen, wie jeder<br />
Belichtungsmodus funktioniert und welche Aufnahmesituation am besten zu ihm passt.<br />
Blendenprioritätsmodus ( AV oder A)<br />
Der Blendenprioritätsmodus gilt in fast<br />
jeder Situation als der sinnvollste und<br />
Av vielseitigste Modus. Er kann fast immer<br />
als Grundeinstellung Ihrer Kamera<br />
eingestellt bleiben, da er unter den<br />
meisten Aufnahmebedingungen nützlich ist. Er wird<br />
auf der Kamera als AV (Aperture value) oder A<br />
bezeichnet und ist der beliebteste und am häufigsten<br />
genutzte Belichtungsmodus bei Kameras.<br />
Weil Sie entscheiden, welche Blende genutzt wird<br />
und die Kamera dann die passende Belichtungszeit<br />
auswählt, wird er als halbautomatischer Modus<br />
bezeichnet, der zur Aufnahme aller möglichen Motive<br />
verwendet werden kann. Besonders von Fotografen,<br />
die Aufnahmen machen möchten, welche über<br />
bestimmte Entfernungsbereiche hinweg scharf sind,<br />
wird der A-Modus bevorzugt. Deshalb ist er auch bei<br />
Landschaftsfotografen besonders beliebt.<br />
Er wird außerdem von Porträtfotografen bevorzugt,<br />
die oft eine große Blende wählen, die dazu führt,<br />
dass der Hintergrund unscharf wird, und die<br />
Aufmerksamkeit dem Motiv gewidmet wird. Der<br />
Blendenprioritätsmodus ist auch deshalb unter<br />
Fotografen so beliebt, weil er einfach zu nutzen ist. Er<br />
erlaubt die Kontrolle der Tiefenschärfe, so dass man<br />
interessante Punkte auswählen kann, die scharf sein<br />
sollen.<br />
f/2.8 f/22<br />
Zeitvorwahlmodus (TV oder S)<br />
1 1<br />
Eine andere halbautomatische<br />
Einstellung, die TV (oder S) genannt wird,<br />
Tv funktioniert genau anders herum als der<br />
Blendenprioritätsmodus. Anstatt die<br />
Blende auszuwählen, gibt der Fotograf die<br />
gewählte Verschlusszeit ein, und die Kamera errechnet<br />
daraus zuverlässig die beste Blende, die zu wählen ist,<br />
um eine korrekte Belichtung zu erhalten.<br />
2<br />
Die Nutzung der<br />
Blendenpriorität:<br />
1. Drehen Sie den<br />
Modusschalter auf die<br />
Position AV oder A.<br />
2. Nutzen Sie die<br />
Eingabeauswahl,<br />
um die gewünschte<br />
Blende auszuwählen,<br />
die oben und/oder auf<br />
dem hinteren LCD-<br />
Monitor angezeigt<br />
wird.<br />
Die meisten Fotografen bevorzugen diesen Modus,<br />
wenn sich das Motiv im Bildausschnitt bewegt, und sie<br />
dieses gestochen scharf einfangen möchten, oder wenn<br />
sie es stattdessen verwischt haben möchten, um einen<br />
kreativen Effekt zu erzeugen. Wenn man zum Beispiel<br />
einen Radfahrer oder ein Auto fotografiert, das schnell<br />
an einem vorbeifährt, kann man entweder eine kurze<br />
Verschlusszeit einstellen, welche die Bewegung einfriert,<br />
oder man kann eine längere einstellen, die es ermöglicht,<br />
dass die Bewegung schwenkt, was die Bewegung des<br />
Motivs durch den Bildausschnitt betont.<br />
Beim <strong>Fotografie</strong>ren von Landschaften, die Wasser<br />
im Bildausschnitt beinhalten, gibt es eine ähnliche<br />
Wahlmöglichkeit: Nutzt man eine kurze Verschlusszeit,<br />
um die Bewegung des Wassers einzufrieren, oder<br />
eine sehr lange Verschlusszeit, was zu einer langen<br />
Belichtung führt, die das Wasser in einen ätherischen<br />
Nebel verwandelt? All diese Optionen werden ganz<br />
einfach durch die Wahl des passenden Verschlusszeit<br />
ermöglicht. Versuchen Sie es selbst, um ein Gefühl für die<br />
unterschiedlichen Ergebnisse zu erhalten.<br />
2<br />
1/250 Sek Zwei Sekunden<br />
Die Nutzung der<br />
Zeitvorwahl:<br />
1. Drehen Sie den<br />
Modusschalter auf die<br />
Position Tv oder S.<br />
2. Nutzen Sie die<br />
Eingabeauswahl,<br />
um die gewünschte<br />
Verschlusszeit<br />
auszuwählen, die oben<br />
und/oder auf dem<br />
hinteren LCD-Monitor<br />
angezeigt wird.<br />
Was ist Tiefenschärfe? Tiefenschärfe beschreibt den Anteil des<br />
Bildausschnitts, der scharf fokussiert erscheint. Die Brennweite und die<br />
Entfernung vom Brennpunkt tragen zu diesem Effekt bei, aber der wichtigste<br />
Faktor, um die Tiefenschärfe zu kontrollieren, ist die Wahl der Blende.<br />
Immer schön langsam! Zwei verschiedene Verschlusszeiten, zwei<br />
sehr unterschiedliche Ergebnisse. Eine kurze Belichtungszeit friert sich<br />
bewegendes Wasser ein, aber eine Verschlusszeit im Bereich mehrerer<br />
Sekunden führt zu Wasser, das wie Nebel aussieht. Viele professionelle<br />
Fotografen lieben diesen Effekt.<br />
Blendenpriorität: perfekt für ... Zeitvorwahl: perfekt für ...<br />
ISTOCK PHOTO<br />
LEE FROST<br />
PAUL STEFAN<br />
Porträts<br />
Eine große Blende führt zu geringer<br />
Tiefenschärfe, was sich bestens<br />
dafür eignet, die Aufmerksamkeit auf<br />
das Motiv zu lenken.<br />
Landschaftsaufnahmen<br />
Wenn Sie eine kleine Blende<br />
auswählen, erhalten Sie hohe<br />
Tiefenschärfe, so dass das<br />
komplette Bild scharf aussieht.<br />
Lichtspuren<br />
Stellen Sie Ihre Digitalkamera auf<br />
ein Stativ, und nutzen Sie eine<br />
lange Belichtungszeit, um kreative<br />
Lichtspuren zu erzeugen<br />
Sport und Bewegung<br />
Es ist unbedingt nötig, eine kurze<br />
Belichtungszeit auszuwählen, um<br />
sich schnell bewegende Motive<br />
gestochen scharf auf Zelluloid zu<br />
bannen.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Die Grundlagen 9<br />
Andere nützliche Einstellungen, an die man auch denken sollte<br />
ROSS HODDINOTT<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Bulbmodus: Für sehr lange Belichtungszeiten (normalerweise länger als<br />
B 30 Sekunden) brauchen Sie den Bulbmodus (B). Fast alle digitalen<br />
Spiegelreflexkameras bieten diesen Modus an, der es dem Fotografen<br />
erlaubt, den Verschluss in einer offenen Position zu verschließen, was<br />
Belichtungszeiten von mehreren Minuten oder sogar Stunden ermöglicht! Eignet<br />
sich bestens für Sternenbahnen und <strong>Nachtfotografie</strong>, oder für die Aufnahme von<br />
Feuerwerken.<br />
Manueller Modus: Wenn Sie die vollständige Kontrolle behalten möchten,<br />
M brauchen Sie den manuellen Modus. Wie sich aus dem Namen ableitet,<br />
wählt der Fotograf beide Schlüsselvariablen aus, die zu einer Aufnahme<br />
gehören: die Blende und die Verschlusszeit. Viele professionelle Fotografen belassen<br />
Ihre Moduseinstellung auf manuell, da Sie darauf vertrauen, dass es am besten ist,<br />
die volle Kontrolle über alle Aufnahmeparameter zu besitzen.
10 Die Grundlagen<br />
Die Beherrschung der Belichtungsmessung<br />
Ihre Kamera besitzt unterschiedliche Einstellungen zur Belichtungsmessung.<br />
Lernen Sie hier, welche davon Sie in einer bestimmten Aufnahmesituation nutzen<br />
sollten, um die beste Kontrolle Ihrer Aufnahme zu haben.<br />
WIE BEREITS ERWÄHNT WURDE, ist es die Aufgabe des<br />
Belichtungsmessers in Ihrer Kamera, den von Ihnen<br />
ausgewählten Bildausschnitt zu bewerten, und die Einstellungen<br />
für Blende und Verschlusszeit zu berechnen, die zu einer richtigen<br />
Belichtung führen. Die Kamera geht davon aus, dass der<br />
durchschnittliche Farbton im Bild ein 18-prozentiger mittlerer<br />
Grauton ist, und berechnet aufgrund dieser Annahme die<br />
Belichtung. Alle Belichtungsmesssysteme nutzen das Prinzip des<br />
mittleren Farbtons, aber es gibt zwischen den Systemen<br />
Unterschiede, wie sie den Bildausschnitt messen. Das<br />
Multizonensystem etwa teilt den Bildausschnitt in Zonen ein,<br />
berechnet einzelne Werte aus jeder Zone und nutzt einen<br />
komplizierten Algorithmus, um die Belichtung letztendlich zu<br />
bestimmen. Teil- und Punktmesssysteme beziehen dagegen die<br />
Daten zur Berechnung der Belichtung aus einem sehr kleinen<br />
Bereich (normalerweise drei bis neun Prozent) in der<br />
Bildausschnittsmitte.<br />
Wozu gibt es unterschiedliche Belichtungsmesssysteme? Das<br />
liegt daran, dass die Auswahlmöglichkeit, ob man den<br />
kompletten Bildausschnitt oder nur kleine Teile davon als<br />
Grundlage der Berechnung nimmt, dem Fotografen viel Kontrolle<br />
darüber gibt, dass die Messung auch exakt ausfällt. Natürlich<br />
muss man bei der Auswahl des Messsystems sorgfältig vorgehen,<br />
damit sichergestellt wird, dass es zu dem Motiv, das man<br />
aufnehmen will, auch passt. Wenn man beispielsweise eine<br />
typische Landschaft aufnimmt, mit einem hellblauen Himmel,<br />
sattem grünem Gras und einem dunklen, schattenspendenden<br />
Baum, wird man statt der Punktmessung lieber die<br />
Multizonenmessung nutzen, da eine Messung des dunklen,<br />
schattigen Baumes dazu führen würde, dass die Kamera der<br />
Ansicht wäre, dieses wäre der Mittelton, und daher das Bild<br />
überbelichten würde. Bei der Multizonenmessung berücksichtigt<br />
die Kamera dagegen die Abweichungen zwischen den einzelnen<br />
Bereichen – Himmel, Gras, dunkler Baum etc. – und berechnet<br />
auf dieser Grundlage die richtige Belichtung.<br />
Wir gehen unten auf jedes Belichtungsmesssystem einzeln ein<br />
und beschreiben auch, wie man es auf seiner Kamera findet. Wir<br />
schlagen auch Situationen vor, in denen die Verwendung dieses<br />
Belichtungsmesssystems vorteilhaft sein kann. Daher wissen Sie<br />
bei Ihrer nächsten Aufnahme, welcher Modus sich am besten für<br />
Sie eignet und vermeiden dadurch, Fotos zu machen, die sich<br />
dann als schlecht belichtet erweisen.<br />
Punkt- und Teilmessung<br />
1) unterbelichtet<br />
Gut geeignet in Situationen, in denen<br />
man einen bestimmten Bildausschnitt als<br />
Grundlage für die Berechnung heranziehen<br />
1<br />
möchte. Allerdings müssen die Punkt- und<br />
Teilmesseinstellungen sehr sorgfältig vom<br />
Fotografen ausgewählt werden, damit sich<br />
keine Fehler bei der Messung einstellen. Diese<br />
genaue Messmethode funktioniert so, dass ein<br />
kleiner Bereich, normalerweise in der Mitte des<br />
2) überbelichtet<br />
Bildes, für die Messung herangezogen wird.<br />
Die meisten Punktmessungen nutzen einen<br />
genauen Messkreis, der sich auf drei Prozent<br />
des Bildausschnitts bezieht. Die Teilmessung ist<br />
dagegen nicht so präzise, sondern misst einen<br />
Bereich von etwa neun Prozent.<br />
Um mit dieser Methode ein richtig belichtetes<br />
2<br />
Bild zu erhalten, muss der Messbereich auf<br />
einen Mittelton gerichtet sein, da sonst die<br />
3<br />
Gefahr besteht, dass das Bild über- oder<br />
3) richtige Belichtung<br />
unterbelichtet wird. Dieser Mittelton muss<br />
nicht grau sein, es könnte auch jede andere<br />
Mitteltonfarbe sein wie etwa grünes Gras,<br />
braune Erde oder eine Ziegelmauer. Die<br />
meisten Digitalkameras bieten heutzutage<br />
Punktmessung an, einige haben Teilmessung<br />
und ein paar sogar beides.<br />
Aufnahme auf Grundlage eines Mitteltons: Wenn man eine Punkt- oder Teilmessung nutzt, muss man sich<br />
unbedingt daran erinnern, dass der Messbereich auf einen Mittelton gerichtet ist, damit die korrekte Belichtung<br />
erfolgt. In diesem typischen Bild haben wir Punktmessungen aus unterschiedlichen Bereichen des Bildausschnitts<br />
ausgewählt, um zu verdeutlichen, wie unterschiedlich die Belichtung sein kann.<br />
Punkt- und Teilmessung: perfekt für ...<br />
Punkt- und Teilsymbole<br />
FOTOS: LEE FROST<br />
CANON CANON NIKON<br />
SONY<br />
OLYMPUS<br />
PENTAX<br />
Schneereiche Bilder<br />
Richten Sie den Punktmesser auf<br />
einen Bereich mit Mitteltönen,<br />
damit der Schnee nicht zu einer<br />
Unterbelichtung führt.<br />
Porträts mit Hintergrundbeleuchtung<br />
Das intensive Hintergrundlicht, das von<br />
oben kommt, kann Multizonensysteme<br />
in die Irre führen, daher sollte man<br />
eine Punktmessung des Gesichts<br />
durchführen.<br />
Motive mit Lichtpunkten<br />
Messen Sie einen Mittelton, wenn<br />
Bilder von Lichtpunkten, wie etwa<br />
Spiegelungen, übersät sind.
Werden Sie kreativ<br />
Wenn Sie verstehen, wie die<br />
Belichtungsmessung funktioniert, holen<br />
Sie das Beste aus Ihrer Kamera heraus.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Multizonenmessung<br />
Multizonenmesssysteme sind unglaublich zuverlässig und liefern in der überwiegenden<br />
Zahl aller Fälle den richtigen Wert für die Belichtung. Das liegt daran, dass das<br />
Multizonensystem das Ausgeklügeltste aller verfügbaren Messsysteme ist. Es<br />
funktioniert, indem das ganze Bild in Zonen eingeteilt wird, und separate Messwerte<br />
aus jeder Zone ermittelt werden. Die Daten dieser Messungen werden dann von einer<br />
Reihe von Algorithmen verarbeitet, und die Daten werden häufig mit den Werten<br />
anderer Bilder verglichen, was dabei hilft, die letztendliche Belichtung auszurechnen<br />
und zu bestimmen. Unterschiedliche Markenhersteller haben zur Beschreibung ihres<br />
jeweiligen Multizonenmodells unterschiedliche Bezeichnungen erfunden: bei Nikon<br />
heißt der Modus „Matrix“,<br />
Canon nennt sein System<br />
„Evaluative“, und bei Pentax<br />
heißt es „Multi-Segment“. Je<br />
nach Kameramodell gibt es eine<br />
unterschiedliche Zahl an Zonen.<br />
Es gilt zwar allgemein die Regel,<br />
dass ein System um so genauer<br />
ist, je mehr Zonen es heranzieht,<br />
aber das stimmt nicht in jedem<br />
einzelnen Fall.<br />
Multizonen-Symbole<br />
Mittenbetonte Durchschnittsmessung<br />
Anhänger von Filmaufnahmen werden sich an die mittenbetonte<br />
Durchschnittsmessung erinnern, wenn sie an die Zeit der Dunkelkammern<br />
zurückdenken. Dieser Modus fand jahrelang bei Spiegelreflexkameras Verwendung,<br />
wurde aber mittlerweile durch die Multizonenmessung ersetzt. Die mittenbetonte<br />
Durchschnittsmessung funktioniert folgendermaßen. Es wird im kompletten<br />
Bildausschnitt eine Durchschnittsmessung vorgenommen, wobei die Bildmitte am<br />
stärksten betont wird. Wenn man diese Methode kennt, wird man sie eher anwenden,<br />
und bei der Verwendung von AE-Lock (Messwertspeicherung) ist es auch die<br />
empfohlene Vorgehensweise.<br />
Je nach Marke unterscheidet sich die Gewichtung des Mittelpunkts, aber<br />
normalerweise wird die Mitte mit 60<br />
bis 80 Prozent gewichtet. Bei diesem<br />
System ergeben sich häufig Probleme,<br />
wenn man Landschaftsaufnahmen<br />
macht. Das liegt daran, dass der<br />
hohe Anteil des Himmels bei vielen<br />
Bildern zu einer Unterbelichtung des<br />
Bildes führt. Es braucht eine Menge<br />
Erfahrung, um zu wissen, was zu<br />
tun ist, um diese Schwierigkeiten zu<br />
umgehen (siehe unten).<br />
Mittenbetonte Durchschnitts-Symbole<br />
CANON NIKON SONY<br />
OLYMPUS PENTAX<br />
CANON<br />
NIKON<br />
SONY<br />
OLYMPUS<br />
PENTAX<br />
Multizonen-Messung: perfekt für ...<br />
Mittenbetonter Durchschnitt: perfekt für ...<br />
ROSS HODDINOTT<br />
LEE FROST<br />
BILDER: LEE FROST<br />
Landschaftsaufnahmen<br />
Bilder, die sowohl den Himmel als<br />
auch einen Vordergrund zeigen, der<br />
unterschiedlich belichtet werden<br />
muss, eignen sich gut für diese<br />
Messung.<br />
Allgemeine Aufnahmen<br />
Wenn Ihr Motiv keine<br />
ungewöhnlichen Lichtverhältnisse<br />
aufweist, ist die Verwendung der<br />
Multizonenmessung die beste Wahl.<br />
Allgemeine Porträts<br />
Mit Unterschieden zwischen<br />
hellen und dunklen Schatten wird<br />
gut umgegangen, und genaue<br />
Ergebnisse zu erzielen.<br />
Landschaften mit AE-L<br />
Bei Aufnahmen, die einen hellen<br />
Himmel beinhalten, sollte man die<br />
Kamera auf den Boden richten, AE-L<br />
nutzen und dann neu ausrichten und<br />
auf den Auslöser drücken.
12 Grundlegende Techniken DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
So umgehen Sie die automatische Belichtung<br />
<strong>Digitale</strong> Spiegelreflexkameras verfügen heute zwar über sehr hoch entwickelte Systeme zur Belichtungsmessung, aber dennoch<br />
sind diese nicht unfehlbar, so dass es gelegentlich zu falscher Belichtung kommt. Nicht nur Szenen, die heller oder dunkler als der<br />
Durchschnitt sind, führen am häufigsten zu schlechten Ergebnissen, sondern auch schwierige Lichtverhältnisse, wie eine<br />
Belichtung von hinten. Aus diesem Grund ist es wichtig zu wissen, wie Sie die Belichtungsmessung Ihrer Kamera umgehen und<br />
selber die Kontrolle übernehmen können. Nur so stellen Sie sicher, dass Ihre Fotos immer perfekt belichtet sind.<br />
Belichtungskorrektur<br />
Die am häufigsten verwendete und simpelste Methode, die<br />
automatische Belichtung zu umgehen, ist die Belichtungskorrektur.<br />
Diese Funktion, die bei jeder besseren Kamera zu finden ist,<br />
ermöglicht es dem Anwender, die von der Kamera vorgeschlagene<br />
Belichtungszeit zu verlängern oder zu verkürzen. Die Belichtungskorrektur ist einfach<br />
zu bedienen, da Sie die Belichtung in voreingestellten Schritten von einer oder einer<br />
halben Stufe anpassen können. Wenn Sie einen positiven (+) Wert wählen,<br />
verlängern Sie die Belichtungszeit und hellen so das Bild auf. Wenn Sie dagegen<br />
einen negativen (–) Wert einstellen, wird Ihr Bild dunkler. Da die Korrektur in<br />
Einzelschritten angewendet wird, die mit den Einstellungen für Blende und<br />
Verschlusszeit korrespondieren, sollten Sie sich recht schnell daran gewöhnen.<br />
Schon nach kurzer Zeit werden Sie die Belichtungskorrektur ganz automatisch<br />
anwenden, ohne groß darüber nachdenken zu müssen.<br />
Der Wert der Belichtungskorrektur wird für gewöhnlich in einer Skala oder als Zahl<br />
auf dem LCD-Display oder im Sucher angezeigt, und zumeist als EV (Exposure Value<br />
= Lichtwert) angegeben. Wenn Sie also eine halbe Stufe hinzufügen, wird dies als<br />
+½EV angezeigt. Wie die Kamera die Belichtungskorrektur anwendet, hängt davon<br />
ab, welchen Belichtungsmodus Sie verwenden.<br />
Bei der Zeitautomatik mit Blendenvorwahl wird die Verschlusszeit verändert, bei<br />
der Blendenautomatik dagegen, wird die Korrektur über die Blendeneinstellung<br />
angewendet. Im Programmmodus verändert die Kamera die beiden Variablen<br />
in Abhängigkeit von den Lichtverhältnissen und dem Verwacklungsrisiko. Die<br />
Grundregel, die Sie sich merken müssen, lautet: Wenn die Szene von einem hellen<br />
Objekt dominiert wird, könnte die Kamera unterbelichten. Wählen Sie also einen<br />
positiven (+) Wert, um dies zu vermeiden. Wenn Sie dagegen ein sehr dunkles<br />
Objekt oder eine dunkle Szene fotografieren, wird die Kamera das Bild eher<br />
überbelichten. Also stellen Sie einen negativen Korrekturwert (–) ein, um die korrekte<br />
Belichtungszeit zu erhalten.<br />
1 2<br />
Speicherung der automatischen Belichtungseinstellung<br />
= Autoexposure Lock (AE-L)<br />
AE-<br />
L<br />
Diese Möglichkeit, die automatische Belichtung zu umgehen, führt<br />
nicht wirklich zu längerer oder kürzerer Belichtung, sondern sie<br />
ermöglicht es Ihnen, das Gebiet zu spezifizieren, in dem die Kamera die<br />
Belichtung misst. Diese Umgehungsfunktion wird unter Fotografen<br />
nicht annähernd so gerne angewendet wie die Belichtungskorrektur. Das liegt daran,<br />
dass der Fotograf sehr viel mehr Erfahrung in der <strong>Fotografie</strong> sowie eine umfassendere<br />
Kenntnis über die Lichtsituationen und Szenen benötigt, die nach dieser Methode<br />
verlangen.<br />
Wie der Name schon sagt, ermöglicht die Autoexposure Lock-Funktion Ihnen eine<br />
Speicherung einer Belichtungsmessung. Diese wird beibehalten, selbst wenn Sie die<br />
Szene neu aufbauen. Normalerweise drücken Sie beim <strong>Fotografie</strong>ren den Auslöser halb<br />
und lösen so gleichzeitig den Autofokus und die automatische Belichtung aus. Das ist<br />
für die meisten Szenen auch völlig in Ordnung. In manchen Situationen jedoch kann<br />
dies zu Belichtungsfehlern führen, nämlich dann, wenn das Objekt oder die Szene<br />
sehr hell oder sehr dunkel ist, wenn das Bild einen starken Kontrast enthält oder wenn<br />
ungewöhnliche Lichtverhältnisse herrschen. Unter diesen Bedingungen können Sie<br />
die Belichtung für einen mittelhellen Bereich messen und diese Messung mit Hilfe der<br />
AE-L-Funktion in Ihre Kamera einspeichern, um so ein perfektes Ergebnis zu erzielen.<br />
Wenn Sie die Autoexposure Lock-Funktion benutzen, können Sie zwar eine<br />
Multizonenmessung vornehmen, Sie werden aber feststellen, dass Sie besser beraten<br />
sind, wenn Sie auf Punkt- oder Teilmessung umschalten, um sicher gehen zu können,<br />
dass die Messung an einem mittleren Ton vorgenommen wird. Das ist wichtig, egal<br />
ob Sie die Messung an einer Grasfläche, einer Backsteinmauer oder einer Graukarte<br />
vornehmen. Denken Sie immer daran, dass die Lichtsituation, in der Sie die AE-L<br />
vornehmen dieselbe sein sollte, wie die bei Ihrem Hauptobjekt. Wenn Sie also AE-L<br />
verwenden, um an einer Stelle zu messen, die in helles Sonnenlicht getaucht ist, Ihr<br />
tatsächliches Motiv jedoch im Schatten liegt, wird dies zu einem stark überbelichteten<br />
Foto führen.<br />
1 2<br />
Die Verwendung der Belichtungskorrektur:<br />
1) Finden Sie heraus, wo an Ihrer Kamera sich der Schalter für die<br />
Belichtungskorrektur befindet und drücken Sie ihn (gewöhnlich wird er mit<br />
dem Icon +/- gekennzeichnet).<br />
2) Um die gewünschte Belichtungskorrektur einzugeben, drehen Sie den<br />
Schalter in die entsprechende Richtung. Eine negative Belichtungskorrektur<br />
führt dazu, dass das Bild weniger stark belichtet wird. Eine positive<br />
Belichtungskorrektur dagegen verstärkt die Belichtung. Sobald Sie Ihr Foto<br />
geschossen haben, kontrollieren Sie das Ergebnis auf dem LCD-Display.<br />
Belichtungskorrektur: perfekt für…<br />
Die Verwendung von Autoexposure Lock (AE-L):<br />
1) Stellen Sie Ihre Kamera entweder auf Punkt- oder Teilmessung ein.<br />
Suchen Sie sich eine Stelle für Ihre Messung aus und drücken Sie den<br />
Auslöser halb, um das Messsystem zu aktivieren.<br />
2) Jetzt betätigen Sie den AE-L Schalten in den Belichtungseinstellungen.<br />
Bauen Sie Ihr Bild neu auf und, wenn Sie zufrieden sind, drücken Sie den<br />
Auslöser durch, um Ihr Bild zu fotografieren. So sollten Sie ein perfekt<br />
belichtetes Foto erhalten.<br />
Autoexposure Lock: perfekt für...<br />
HELEN DIXON<br />
LEE FROST<br />
LEE FROST<br />
MARK BAUER<br />
Verschneite Landschaften<br />
Eine positive Belichtungskorrektur<br />
(zwischen +1 und +2EV)<br />
verhindert, dass das<br />
Winterwunderland auf Ihren Bildern<br />
grau erscheint.<br />
Natürlichen Teint<br />
Die Belichtungskorrektur kann<br />
eingesetzt werden, um den<br />
Teint von sonnengebräunten<br />
oder dunkelhäutigen Modellen<br />
auszugleichen.<br />
Silhouetten bei Sonnenuntergang<br />
Messen sie die Belichtung für den<br />
Sonnenuntergang und drücken<br />
dann AE-L. Die anderen Elemente<br />
in der Szene werden als Silhouette<br />
dargestellt.<br />
Szenen mit strahlendem Himmel<br />
Große, strahlend helle<br />
Himmelsflächen können zu<br />
Unterbelichtung führen. Verwenden<br />
Sie AE-L und messen die Belichtung<br />
für eine Grasfläche.
Belichtungskorrektur<br />
Übernehmen Sie die Kontrolle und<br />
umgehen die automatische<br />
Belichtung. So wissen Sie, was zu tun<br />
ist, wenn Ihre Kamera Probleme hat,<br />
Ihr Bild korrekt zu belichten.<br />
Belichtungsvariantenreihen =<br />
Autoexposure Bracketing (AEB)<br />
AEB<br />
Autoexposure Bracketing (AEB, auch<br />
BKT) ermöglicht es dem Fotografen, eine<br />
Serie von drei Bildern mit<br />
unterschiedlichen<br />
Belichtungseinstellungen zu fotografieren, ohne dass<br />
er dazu zwischen den einzelnen Aufnahmen die<br />
Einstellungen ändern muss. Die meisten Kameras<br />
können Bildsequenzen von +/– drei Rasten von der<br />
Grundeinstellung erstellen, manche Kameras<br />
ermöglichen sogar bis zu fünf Rasten von AEB, und<br />
diese Funktion kann angewendet werden, egal ob Sie<br />
im Programmodus, mit Blendenautomatik, in<br />
Zeitautomatik mit Blendenvorwahl oder in manuellem<br />
Modus fotografieren. Ursprünglich wurde diese<br />
Funktion eingeführt, um unerfahrenen Fotografen die<br />
Möglichkeit zu bieten, in sehr schwierigen<br />
Lichtverhältnissen drei Belichtungszeiten in<br />
Kombination mit Belichtungskorrektur<br />
auszuprobieren, so dass wenigstens ein gutes<br />
Ergebnis sichergestellt war.<br />
Wie funktioniert es also? Nun, stellen Sie sich einfach<br />
vor, sie sollen eine strahlend weiße Schneelandschaft<br />
fotografieren und Sie sind sich nicht sicher, ob Sie<br />
+1 oder +2 EV wählen sollen. Um dieses Problem<br />
zu lösen, wählen Sie bei der Belichtungskorrektur<br />
+1,5 EV und bei AEB +/-0,5 EV. Wenn Sie nun<br />
Ihre Bildsequenz schießen, erhalten Sie als Ergebnis<br />
drei Bilder mit +1, +1,5 und +2 EV. Heutzutage<br />
wird AEB hauptsächlich verwendet, um Bilder<br />
aufzunehmen, aus denen später High Dynamic<br />
Range (HDR) Bilder gemacht werden. Normalerweise<br />
werden diese Bilder dann mit Photoshop oder einer<br />
anderen Software von Drittanbietern wie Photomatix<br />
bearbeitet. Bei der Aufnahme von HDR-Bildern muss<br />
der Fotograf aufpassen, dass er die Kamera zwischen<br />
den Aufnahmen nicht bewegt, denn das würde den<br />
Rest der Sequenz vollkommen unbrauchbar machen.<br />
Es wird außerdem empfohlen, zu fokussieren, bevor<br />
das erste Bild der AEB-Sequenz geschossen wird,<br />
und dann auf manuellen Modus umzuschalten.<br />
Das Letzte, was Sie wollen, ist schließlich, dass<br />
Ihr Objektiv zwischen den Fotos verzweifelt nach<br />
einem Fokuspunkt sucht, während jemand ihn Ihren<br />
Bildausschnitt hineinläuft und Ihnen das Bild verdirbt.<br />
Sie können in Verbindung mit AEB einen Fernauslöser<br />
oder den Selbstauslöser verwenden, so dass Sie den<br />
Auslöser nur noch einmal drücken müssen.<br />
1<br />
Die Verwendung von AEB: 1) Gehen Sie im Menü Ihrer<br />
Kamera auf die AEB-Funktion und stellen Sie mit dem<br />
Wählschalter ein, wie viele Stufen in der Sequenz abgedeckt<br />
werden sollen.<br />
2) Drücken Sie den Auslöser halb, um das Bildschirmmenü zu<br />
verlassen.<br />
3) Bauen Sie Ihr Bild auf und drücken den Auslöser dreimal<br />
durch (oder verwenden Sie dazu einen Fernauslöser), um die<br />
Sequenz aufzunehmen.<br />
AEB: perfekt für...<br />
HDR-Bilder<br />
Mit dieser beliebten Technik<br />
bringen Sie Licht und Schatten<br />
Ihrer Bilder so richtig zum<br />
Vorschein.<br />
Gehen Sie auf Nummer<br />
Sicher<br />
Verwenden Sie AEB<br />
in Verbindung mit der<br />
Belichtungskorrektur, und Sie<br />
können sicher sein, dass eines<br />
von drei Fotos perfekt sein wird.<br />
FOTOS: LEE FROST<br />
Blitzbelichtungsspeicherung<br />
(FEL)<br />
Flash Exposure<br />
Lock ist eine<br />
oftmals<br />
übersehene<br />
Funktion, die angewendet<br />
werden kann, wenn in<br />
schwierigen Lichtverhältnissen<br />
ein Blitz benutzt wird. Es muss<br />
allerdings angemerkt werden,<br />
dass nicht alle Kameras über<br />
die FEL-Funktion verfügen und<br />
dass diese Funktion nicht mit<br />
allen Blitzgeräten zur Verfügung<br />
steht. Schauen Sie also in der<br />
Bedienungsanleitung Ihrer<br />
Kamera nach, ob Sie diese<br />
Funktion benutzen können. Für<br />
gewöhnlich müssen Sie den<br />
Schalter für die Teilmessung (*)<br />
oder den AE-L-Schalter halb<br />
drücken, um einen Vorblitz<br />
auszulösen. So wird eine<br />
Punktmessung mit Blitz<br />
vorgenommen. Diese<br />
Information wird für kurze Zeit<br />
gespeichert (irgendwo<br />
zwischen sechs und 20<br />
Sekunden, je nach<br />
Kameramodell), was dem<br />
Fotografen die Zeit gibt, das<br />
Foto neu aufzubauen und das<br />
Bild auszulösen. Flash<br />
Exposure Lock ist besonders<br />
nützlich für Szenen mit stark<br />
reflektierenden Oberflächen<br />
wie Spiegel oder Glas und für<br />
Szenen mit Lichtquellen, wie<br />
Neonlicht. Diese können das<br />
Messsystem der Kamera<br />
beeinflussen, indem sie das<br />
Blitzlicht reflektieren. Dies<br />
wiederum kann zu<br />
unterbelichteten Blitzbildern<br />
führen. Wenn Sie unter diesen<br />
Bedingungen FEL verwenden,<br />
können Sie diese Probleme<br />
vermeiden.<br />
LEE FROST
14 Natur: Tierwelt DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
TIERWELT<br />
Ob groß oder klein, gefiedert oder mit Fell, süß oder unheimlich – Tiere sind zweifelsohne sehr<br />
abwechslungsreiche und populäre Fotomotive. Vom majestätischen Hirsch bis zum geheimnisvollen<br />
Hirschkäfer stellt jede Kreatur den Fotografen vor eine neue Herausforderung. Für tolle Tierfotos<br />
brauchen Sie die Fähigkeit sich zu tarnen, handwerkliches Geschick, eine Unmenge an Geduld, ... und<br />
unseren umfassenden Leitfaden für die <strong>Fotografie</strong> von frei lebenden Tieren.<br />
WENN MAN BEDENKT, WIE VIELE VON UNS von der Natur fasziniert<br />
sind, ist es kaum überraschend, dass Tierfotografie heutzutage so ein<br />
beliebtes Thema ist. An Fotogelegenheiten mangelt es nie, wenn man<br />
Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien, Käfer und andere Insekten<br />
fotografieren will. In Europa gibt es eine Fülle von tollen Motiven. Sie<br />
müssen wirklich nicht weit reisen oder auf eine Safari gehen, um<br />
beeindruckende Tierfotos zu schießen. Unser größtes Landsäugetier ist<br />
der Rothirsch mit einem imposanten Geweih und einer Schulterhöhe von<br />
bis zu 120 Zentimetern. Am anderen Ende der Skala sind Marienkäfer mit<br />
einer Länge von unter einem Zentimeter, aber mit ihrer leuchtenden Farbe<br />
gleichermaßen fotogen. In Europa findet man eine große Bandbreite von<br />
Lebensräumen, in der jeweils eine andere Art von wilden Tieren lebt und<br />
jeder Lebensraum für sich bietet einzigartige Gelegenheiten zum<br />
<strong>Fotografie</strong>ren. In Moor- und Heideland leben Greifvögel, Moorhühner,<br />
Otter und Echsen, während Waldgebiete den Schutzraum für Rotwild,<br />
Spechte, Eichhörnchen, Maikäfer und Ameisenhaufen bieten.<br />
Unsere ländlichen Gebiete sind voller Vögel, verspielten Kaninchen und<br />
filigranen Schmetterlingen, während man in der Nähe von Flüssen und<br />
Feuchtgebieten Watvögel, Enten, Eisvögel, farbenfrohe Liebellen und<br />
Jagdspinnen finden kann. Entlang von felsigen Küsten und Inseln kann<br />
man tauchende Seehunde und lautstarke Kolonien von nistenden<br />
Seevögeln entdecken, während Singvögel und Füchse sich in Gärten,<br />
Parks und Städten an das städtische Leben angepasst haben. In der<br />
Nacht tauchen Eulen, Igel, Dachse und Motten auf und im Sommer und<br />
Winter ziehen Zugvögel über ganz Europa. Mit einfachen Worten ist<br />
Europa wirklich ein erstaunlicher Kontinent für die <strong>Fotografie</strong> von frei<br />
lebenden Tieren. Das heißt aber nicht, dass es einfach ist, unvergessliche<br />
Naturbilder zu machen. Auch wenn Tiere, die in Parks und Gärten leben,<br />
leichter zugänglich sind, sind wilde Tiere scheu, schnell verstört, und es ist<br />
generell schwierig, ihnen nahe zu kommen. Um nah genug an ein frei<br />
lebendes Motiv heranzukommen, braucht man die Fähigkeit, sich zu<br />
tarnen, Geschicklichkeit, Kenntnis des Tieres, Vorbereitung, Geduld, ...<br />
und oft auch eine Prise Glück. Tiere zu fotografieren kann frustrierend und<br />
zeitraubend sein, aber auch extrem dankbar. Wenn einem eine<br />
Natur-Aufnahme gelingt, die vor Vertrautheit, Blickfang und Originalität<br />
nur so strotzt, ist dies ungeheuer zufriedenstellend. Aber bevor Sie nun von<br />
Kopf bis Fuß in Tarnkleidung gehüllt mit ihrem längsten Teleobjektiv<br />
unterm Arm nach draußen laufen, lesen Sie erst mal gründlich diesen<br />
ersten Abschnitt über die Tierfotografie.<br />
Machen Sie Ihre Hausaufgaben<br />
Auch wenn viele Tierfotos als Schnappschüsse entstanden sind,<br />
resultieren die besten Bilder normalerweise aus sorgfältiger Planung.<br />
Wenn Sie sich für ein Fotomotiv entschieden haben, sollten Sie Ihre<br />
Hausaufgaben machen. Lesen Sie alles über Ihr Motiv online oder in<br />
Büchern, um seine bevorzugte Umgebung, die Schlüsselaspekte seiner<br />
Verhaltensweisen, Nahrung und Gewohnheiten kennenzulernen. Ein<br />
solides Wissen und Verständnis über Ihr Tier ist entscheidend, damit Sie<br />
das Motiv zunächst erst mal finden und ihm anschließend auch nahe<br />
kommen. Wenn Sie Ihre Hausaufgaben gemacht haben, sparen Sie<br />
langfristig gesehen Zeit und maximieren dabei Ihre Chancen, erfolgreich<br />
beim <strong>Fotografie</strong>ren zu sein.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Natur: Tierwelt 15<br />
FOTO: ISTOCK PHOTO
16 Natur: Tierfotografie DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Ausrüstung für Outdoor-Fotografen<br />
Die <strong>Fotografie</strong> von frei lebenden Tieren erfordert spezielle Gerätschaften. Also achten Sie genau darauf,<br />
dass Sie für Ihr Geld die beste Ausstattung bekommen.<br />
DIE HEUTIGE TECHNIK macht es Tierfotografen einfach. Die Schnelligkeit,<br />
Zuverlässigkeit, Fokussierung und hohe ISO-Leistung von den modernen<br />
digitalen Spiegelreflexkameras versetzen uns in die Lage, Fotos aufzunehmen,<br />
die früher so einfach nicht möglich waren. Auch wenn man uns oft vom<br />
Gegenteil überzeugen will, braucht man keine großen Telezoom-Objektive, um<br />
gute Tieraufnahmen zu machen. Kleinere Motive wie Schmetterlinge, Frösche<br />
und Echsen können auch mit einem Standardobjektiv zusammen mit einem<br />
Makro-Aufsatz fotografiert werden, während ein 70-300-mm-Telezoom völlig<br />
ausreichen sollte, um Gartenvögel oder Tiere im Park zu fotografieren. Das<br />
Entscheidende ist, immer die Grenzen der Ausrüstung voll auszuschöpfen.<br />
Unser Überblick hilft Ihnen, die richtigen Geräte für Ihre jeweilige Aufgabe zu<br />
wählen, je nachdem ob es sich um die Nahaufnahme von kleinen Tieren und<br />
Insekten handelt, oder ob Sie größere frei lebende Tiere aus der Entfernung<br />
aufnehmen möchten.<br />
WILDLIFE WATCHING SUPPLIES WILDLIFE WATCHING SUPPLIES<br />
Für die Tierfotografie ist es wichtig, nur die besten<br />
Geräte für Ihre Bedürfnisse auszuwählen, so dass<br />
Sie die größten Erfolgschancen haben.<br />
Empfohlene Objektive für die <strong>Fotografie</strong> von frei lebenden Tieren<br />
Weitwinkel<br />
Mit<br />
Weitwinkelobjektiven<br />
mit einer Brennweite,<br />
die kürzer als 35<br />
Millimeter ist,<br />
können Sie tolle<br />
Bilder von frei<br />
lebenden Tieren machen. Ihr Blickfeld<br />
ist dazu geeignet, um Porträts in<br />
der Umwelt zu machen. Wenn man<br />
das Motiv im Kontext mit seinem<br />
Lebensraum zeigt, lässt sich mehr<br />
über das Motiv und seine Umgebung<br />
vermitteln als es eine bildfüllende<br />
Aufnahme könnte.<br />
Eine wichtige Eigenschaft ist, wie<br />
diese Objektive das Verhältnis<br />
zwischen Nähe und Ferne<br />
auszudehnen scheinen. Außerdem<br />
sind sie mit ihrer umfangreichen<br />
Tiefenschärfe und großen Blende sehr<br />
gut für Situationen mit wenig Licht<br />
geeignet. Dazu haben sie noch einen<br />
nützlichen minimalen Fokus. Ein<br />
Weitwinkelobjektiv in der Region von<br />
17-35 Millimetern bietet die größte<br />
Vielseitigkeit und stellt somit eine<br />
gute Wahl dar.<br />
Makroobjektiv<br />
Ein spezielles<br />
Makroobjektiv ist für<br />
das Nahfokussieren<br />
optimiert und stellt<br />
daher die beste Wahl<br />
für das <strong>Fotografie</strong>ren<br />
von kleineren Tieren<br />
wie Spinnen und Insekten dar. Wenn<br />
Sie sich ein solches Objektiv als<br />
Zubehör anschaffen, werden Sie<br />
feststellen, dass es bei einer Vielzahl<br />
von Anlässen genutzt werden kann.<br />
Ein echtes Makroobjektiv bietet<br />
ein Reproduktionsverhältnis von<br />
1:1 Lebensgröße oder größer.<br />
Üblicherweise werden sie mit<br />
Festbrennweiten produziert und<br />
sind in einer Bandbreite zwischen<br />
40 und 200 Millimetern erhältlich.<br />
Kürzere Brennweiten, also 40 bis<br />
90 Millimeter, sind meist kompakt<br />
und wiegen nicht viel, daher sind<br />
sie für das <strong>Fotografie</strong>ren aus der<br />
Hand gut geeignet. Brennweiten von<br />
Teleobjektiven zwischen 100 und<br />
200 Millimetern bieten eine größere,<br />
praktische Arbeitsdistanz, wodurch<br />
sie ideal sind, um scheue Motive aus<br />
der Entfernung zu fotografieren.<br />
Teleobjektive /<br />
Telezoom<br />
Um Vögel und<br />
Säugetiere zu<br />
fotografieren, ist ein<br />
Teleobjektiv<br />
unumgänglich. Es gibt<br />
sie in einer großen<br />
Bandbreite von Stärken. Lange<br />
Teleobjektive mit einer Brennweite<br />
von mehr als 300 Millimetern,<br />
entweder als Festbrennweite oder als<br />
Zoom, erlauben es dem Fotografen<br />
weiter entfernt vom Motiv zu arbeiten,<br />
und minimieren somit das Risiko,<br />
dass dieses wegläuft oder wegfliegt.<br />
Sie verkürzen die Perspektive und<br />
haben eine flache Tiefenschärfe. Dies<br />
ist nützlich, um die Motive in ihrer<br />
Umgebung zu isolieren.<br />
Entscheiden Sie sich für ein Objektiv<br />
mit Bildstabilisator, um das Risiko<br />
des Verwackelns zu minimieren.<br />
Die Bildstabilisierung ist für<br />
Naturfotografen ideal, die oftmals die<br />
Kamera mit der Hand führen.<br />
Telekonverter<br />
Telekonverter<br />
sind optische<br />
Komponenten,<br />
die zwischen der<br />
Kamera und dem<br />
Objektiv befestigt<br />
werden. Sie<br />
vergrößern die Brennweite entweder<br />
um das 1,4- oder das 2fache. Obwohl<br />
Konverter die Bildqualität zu einem<br />
schmalen Grad verschlechtern und<br />
Licht absorbieren – bei 1.4x Verstärkern<br />
wird ein Verlust von einer Stufe erlitten,<br />
während das Benutzen eines Zweifach-<br />
Konverters zu einem Lichtverlust von<br />
zwei Stufen führt – sind sie dennoch<br />
eine wirklich nützliche Ergänzung in der<br />
Ausrüstungstasche eines Tierfotografen,<br />
denn damit wird die Vielseitigkeit und<br />
Bandbreite des Objektivsystems deutlich<br />
erhöht.<br />
Wenn Sie sich finanziell kein<br />
vernünftiges Telezoom-Objektiv leisten<br />
können, stellen Telekonverter die beste<br />
Option für den kleinen Geldbeutel<br />
dar. Vermeiden Sie Modelle mit drei<br />
Elementen und entscheiden Sie sich, um<br />
die Qualität zu verbessern, für solche,<br />
die mindestens sieben Elemente haben.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Natur: Tierfotografie 17<br />
Stative & Stativköpfe<br />
Stative Tierfotografen<br />
benutzen regelmäßig lange,<br />
schwere Teleobjektive, daher<br />
ist ein Stativ sehr wichtig -<br />
insbesondere wenn man aus<br />
einem Versteck heraus<br />
fotografiert. Auf dem Markt<br />
gibt es eine große Bandbreite<br />
an Modellen und Designs,<br />
von führenden Marken wie Benbo, Giottos, Gitzo,<br />
Vanguard und Manfrotto. Entscheiden Sie sich für<br />
solide, gut konstruierte Beine, die eine gute maximale<br />
Tragekapazität bieten und stabil genug sind, den Aufbau<br />
einer schweren Kamera mit Objektiv zu stützen.<br />
Schauen Sie nach einem Design, bei dem Sie auch<br />
von einem niedrigen Blickwinkel arbeiten können,<br />
mit Beinen, die weit auseinander, fast bis zum Boden<br />
gespreizt werden können, und mit einer Mittelstange,<br />
die entfernt oder waagerecht positioniert werden kann.<br />
Wenn es Ihr Budget erlaubt, sind Beine aus Kohlefaser<br />
eine gute Wahl, denn mit ihrer leichteren Konstruktion<br />
bieten sie immer noch eine ausgezeichnete Stabilität.<br />
Da es eine große Auswahl an Designs, Gewichten,<br />
Größen und Materialien gibt, sollten Sie vor dem Kauf<br />
immer erst ausprobieren. Ein gutes Stativ (ohne Kopf)<br />
kostet ab rund 100 Euro aufwärts.<br />
Alternative Stützhilfen<br />
Monopod Ein Monopod ist eine<br />
simple Kamerastütze mit einem<br />
einzelnen Bein. Normalerweise<br />
haben sie zwei oder drei<br />
Abschnitte und sobald die<br />
erforderliche Höhe angepasst ist,<br />
können Sie mit dem<br />
<strong>Fotografie</strong>ren beginnen. Sie<br />
bieten zwar nicht den gleichen Grad an Stabilität wie ein<br />
dreibeiniges Stativ, aber durch ihr Design, ihre<br />
Einfachheit und hervorragende Handhabung sind sie<br />
sehr gut geeignet, um frei lebenden Tieren auf der Spur<br />
zu bleiben, oder wenn Sie mit optischen Komponenten<br />
ohne Bildstabilisator arbeiten. Man sollte wissen, dass<br />
die meisten Monopods ohne Stativkopf geliefert werden,<br />
also sollte man, um die Flexibilität zu erhöhen, entweder<br />
den Kopf des dreibeinigen Stativs benutzen oder<br />
idealerweise einen kompakten Kugelgelenks-Kopf<br />
erwerben (schauen Sie sich die Modelle von Giottos,<br />
Cullman, Manfrotto und Vanguard an).<br />
Zubehör zur Tarnung<br />
Kleidung Was Sie<br />
anziehen, wenn Sie Tiere<br />
fotografieren, ist eine<br />
wichtige Überlegung,<br />
insbesondere wenn Sie die<br />
Tiere erst aufspüren<br />
müssen. Es ist wichtig,<br />
dass Ihnen warm ist und<br />
dass Sie es trocken und<br />
bequem haben, während Sie geduldig auf Ihr Motiv<br />
warten, daher lohnt es sich wirklich in robuste,<br />
leistungsfähige Outdoor-Bekleidung zu investieren.<br />
Es gibt eine Reihe von Marken, die eine Reihe<br />
von spezieller Kleidung mit einer verstärkten<br />
Membranschicht produziert, die wind- und<br />
wasserabweisend und dabei atmungsaktiv ist. Auch<br />
wenn Sie sich nicht von Kopf bis Fuß in Tarnkleidung<br />
hüllen müssen, sollten Sie immer dunkle, eintönige<br />
Farben wie dunkelgrün oder braun tragen und<br />
Kleidung wählen, die nicht raschelt oder andere<br />
Geräusche macht, wenn Sie sich bewegen, um zu<br />
vermeiden, dass Ihr Motiv gestört wird.<br />
Stativköpfe Obwohl es eine<br />
große Auswahl an<br />
Stativköpfen gibt, sind die<br />
meisten eine Variation<br />
entweder vom klassischen<br />
Schwenk-/Neigekopf oder<br />
mit einem Kugelgelenk<br />
ausgestattet. Stativköpfe mit<br />
Kugelgelenk erlauben dem<br />
Fotografen, die Kamera gleichmäßig im Kreis zu rotieren<br />
und anschließend auf einer Position zu fixieren.<br />
Da sie sehr schnell anzupassen und zu positionieren<br />
sind, sind sie in der Naturfotografie sehr beliebt. Ein<br />
Design mit Schwenk-/Neigekopf bietet drei verschiedene<br />
Bewegungsachsen: Links-Rechts-Neigung,<br />
Vorwärts-Rückwärts-Neigung und horizontales<br />
Schwenken. Für die Arbeit mit langen Objektiven ist ein<br />
Klemmdesign sehr beliebt, da es eine bessere Balance<br />
zum Schwenken und Neigen bietet. Stativköpfe mit<br />
Tragbügeln sind insbesondere sehr populär für die Arbeit<br />
in der freien Natur.<br />
Die Kamera und das Objektiv werden durch ihren<br />
natürlichen Schwerpunkt ausbalanciert, so dass die<br />
Handhabung einfacher wird – perfekt um Bewegung zu<br />
verfolgen. Tragbügel-Köpfe sind von Marken wie Benro,<br />
Custom Brackets, Jobu und Really Right Stuff erhältlich.<br />
Auch hier sollten Sie vor der Kaufentscheidung eine<br />
Reihe von unterschiedlichen Designs auszuprobieren<br />
und für eine solide Wahl mindestens 50 Euro ausgeben.<br />
Beanbag/Bohnensack Beanbags<br />
bieten erstaunlich gute<br />
Unterstützung für Ihre<br />
Ausrüstung, wenn dieser auf<br />
einer stabilen Oberfläche wie auf<br />
einem Autodach oder auf dem<br />
Boden platziert sind. Die Füllung<br />
des Sacks schmiegt sich um die<br />
Kamera und das Objektiv und absorbiert so den größten<br />
Teil der Bewegung. Sie sind günstig, einfach zu benutzen<br />
und in der richtigen Situation eine sehr praktische und<br />
nützliche Unterstützung, daher stellen sie eine wertvolle<br />
Ergänzung für Ihre Ausrüstung dar. Es gibt sie in den<br />
unterschiedlichsten Designs. Im H-Design kann der<br />
Sack in eine Autotür mit heruntergekurbeltem Fenster<br />
geklemmt werden – perfekt für Fotografen, die ihr Auto<br />
als Versteck benutzen, um Tiere zu fotografieren.<br />
Tarnung Fotografen von Vögeln<br />
und Säugetieren verlassen sich<br />
auf Tarnung, um ihren<br />
Aufenthaltsort zu verschleiern.<br />
Natürlich ist es auch möglich,<br />
ein eigenes Versteck vor Ort aus<br />
Naturmaterialien zu bauen,<br />
aber die meisten Fotografen<br />
bevorzugen eine tragbare,<br />
fertige Version, die sie überall hin mitnehmen können.<br />
Wildlife Watching Supplies gehört zu den führenden<br />
Herstellern von zusammenklappbaren Verstecken<br />
und Tarnzubehör – zum Beispiel Objektivhüllen,<br />
Kleidung und Baumwollnetze. Ihr beliebtes Produkt,<br />
das „Dome Hide” Zelt, besteht aus imprägniertem<br />
und atmungsaktivem Material und ist leicht, kompakt,<br />
freistehend und schnell aufzubauen und wieder<br />
wegzupacken. Zelte sind für Fotografen, die nur<br />
gelegentlich Naturaufnahmen machen, nicht unbedingt<br />
notwendig. Aber wenn Sie regelmäßig Tiere im Freien<br />
fotografieren, sollten Sie sich unbedingt eines zulegen.<br />
F&A Zubehör für Tieraufnahmen<br />
Ich kann mir kein Makroobjektiv leisten. Gibt es<br />
irgendwelche preisgünstigeren Alternativen?<br />
Ja, auf dem Markt finden Sie eine Reihe von guten,<br />
preisgünstigen Aufsätzen für Nahaufnahmen. Die<br />
billigste Option ist ein Nahfilter, der direkt auf die<br />
Vorderseite des Objektivs geschraubt wird und wie<br />
ein Vergrößerungsglas funktioniert. Es gibt sie in einer<br />
Bandbreite von Stärken und Filterdurchmessern.<br />
So wird aus einem Standardobjektiv oder einem<br />
Telezoom ein Makroobjektiv. Filter können gerade<br />
mal 12 Euro kosten, aber sie verschlechtern die<br />
Bildqualität etwas. Verlängerungskonverter sind in<br />
dieser Hinsicht eine bessere Option, aber sie sind<br />
etwas teurer. Es gibt hohle Röhren, die zwischen die<br />
Kamera und das Objektiv passen, um die minimale<br />
Fokusdistanz zu reduzieren. Am besten funktionieren<br />
sie in Kombination mit kurzen Brennweiten, wie zum<br />
Beispiel bei 50-mm-Festbrennweite.<br />
Was ist der höchste ISO-Wert, den Sie empfehlen<br />
würden, um frei lebende Tiere zu fotografieren?<br />
Vor ein paar Jahren hätten wir Ihnen noch empfohlen,<br />
Ihren ISO-Wert unter 800 zu halten, aber mit den<br />
heutzutage erhältlichen Kameras können durch den<br />
Fortschritt in der Sensortechnologie brauchbare<br />
Ergebnisse bei Werten wie atemberaubenden<br />
25.600 erzielt werden. Zum Beispiel arbeitet die<br />
FX-Serie der digitalen Spiegelreflexkameras von<br />
Nikon, insbesondere das Nikon D4, hervorragend<br />
bei extremen ISO-Werten. Eine gute Leistung<br />
bei hohen ISO-Werten ist für Tierfotografen<br />
sehr von Vorteil, denn es hilft ihnen, mit einer<br />
Verschlussgeschwindigkeit zu arbeiten, die schnell<br />
genug ist, um eine rasche Bewegung des Motivs<br />
einzufrieren, oder im Dämmerlicht zu arbeiten.<br />
Wenn Sie eine relativ neue Kamera besitzen, sollen<br />
Sie sich daher nicht scheuen, mit ISO-Werten von<br />
3.200, 6.400 oder höher zu arbeiten, wenn das<br />
Motiv oder die Situation dies erfordert. Schließlich ist<br />
es besser, ein scharfes Bild mit leichtem Rauschen<br />
aufzunehmen als ein rauschfreies Bild, das<br />
verwackelt ist.<br />
Das <strong>Fotografie</strong>ren von Tieren kann eine Menge<br />
Speicherplatz erfordern. Wie kann ich sicher stellen,<br />
dass ich genügend Platz auf meiner Karte habe?<br />
Wenn Sie Tiere in Aktion fotografieren, werden<br />
Sie oft eine große Zahl von kontinuierlichen<br />
Bildern hintereinander fotografieren und so Ihre<br />
Speicherkarte schnell füllen. Daher sollten Sie immer<br />
mehrere Karten mit großer Kapazität dabei haben,<br />
idealerweise im Bereich von 8-GB-Karten. Wenn Sie<br />
wirklich oft auf den Auslöser drücken wollen, bringen<br />
Sie auch eine tragbares Festplatte oder ein Notebook<br />
mit. Eine Kapazität von 500 GB stellt sicher, dass<br />
Sie jederzeit von Ihren wertvollen Bildern ein Backup<br />
machen können.<br />
Was ist das beste Beleuchtungszubehör für<br />
Nahaufnahmen von Insekten – ein Reflektor oder<br />
ein Blitz?<br />
Das hängt vom Motiv und der Situation ab. Kleine,<br />
zusammenklappbare Reflektoren sind praktisch,<br />
um Licht auf kleine Motive zu werfen, mit dem<br />
Vorzug, dass Sie den Effekt sofort sehen und<br />
anpassen können. Sie erzeugen Ergebnisse, die<br />
am natürlichsten aussehen und sind oft die beste<br />
Wahl für statische Motive, aber ohne zusätzliche<br />
Hand kann es ein wenig knifflig sein. Ein Blitz ist<br />
hier verlässlicher, schneller und besser geeignet,<br />
wenn man eine schnelle Verschlussgeschwindigkeit<br />
braucht, um die Bewegung des Motivs aufzuheben,<br />
oder eine kleine Blende benutzt, um eine größere<br />
Tiefenschärfe zu erzielen. Ring- oder Doppelblitze<br />
werden speziell für Nahaufnahmen hergestellt. Ein<br />
stark streuender Blitz kommt aus einer Softbox oder<br />
einem in der Hand gehaltenen Diffuser, um das Licht<br />
weicher zu machen.
18 Natur: Tierfotografie<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Fotosafari im eigenen Garten<br />
Im Garten hinterm Haus wimmelt es nur so von interessanten Lebewesen. Nehmen Sie sich die Zeit,<br />
dieses Potenzial auszuschöpfen.<br />
ES IST KEINE REISE AN EXOTISCHE ORTE NÖTIG, um tolle Tieraufnahmen<br />
zu machen. Jeder durchschnittliche Garten beherbergt eine Fülle wild lebender<br />
Tiere. Es ist verblüffend, wie viele Insekten, Vögel und Säugetiere gelegentlich<br />
oder dauerhaft unsere heimischen Gärten bevölkern. Sowohl Eichhörnchen als<br />
auch Igel und Mäuse mögen die Bedingungen, die sie im Garten vorfinden. Zu<br />
den gängigsten gefiederten Gästen zählen Amseln, Blaumeisen und<br />
Rotkehlchen. Wer einmal genauer in den Blumenbeeten und unter den<br />
Pflanzentöpfen nachsieht, wird möglicherweise auf Spinnen, Käfer,<br />
Marienkäfer und Schnecken treffen, die sich dort verstecken. Mit etwas Glück<br />
findet sich dort vielleicht sogar ein Wurm oder Frosch. Dass dies alles weit<br />
verbreitete Tiere sind, sollte uns als Fotografen nicht abschrecken. Es ist<br />
schließlich besser, ein ganz alltägliches Tier gut und fantasievoll einzufangen,<br />
als ein exotischeres Lebewesen in einem durchschnittlichen Schnappschuss<br />
festzuhalten.<br />
Der Garten ist einfach ein toller Ort, um Bilder von Tieren in freier Natur zu<br />
machen und seine Fertigkeiten als Tierfotograf zu verbessern. Neben der<br />
Flexibilität hat das <strong>Fotografie</strong>ren vor der eigenen Haustür auch noch andere<br />
Vorteile. Es ist beispielsweise möglich, die Motive ganz einfach zu beobachten<br />
– wann sie kommen und wieder verschwinden und von Garten zu Garten<br />
ziehen. Auch gewöhnen sich die Vögel und Säugetiere an die Kamera und<br />
werden zutraulicher. Ein weiterer Vorteil: Vor dem eigenen Heim ist es<br />
einfacher, schnell auf wechselnde Licht- und Witterungsbedingungen zu<br />
reagieren. Bei Schneefall können Sie beispielsweise sofort die Kamera<br />
auspacken, noch bevor der frische Schnee wieder wegtaut oder plattgetreten<br />
wird. Zudem ist es möglich, selbst den Hintergrund oder Kulissen zu<br />
beeinflussen und sogar stehen zu lassen – ohne befürchten zu müssen, dass<br />
jemand etwas kaputtmacht. Dazu entfällt auch die Anreise. So können Sie die<br />
Zeit hinter der Kamera ideal nutzen.<br />
FOTOS: ROSS HODDINOTT<br />
Singvögel: Gärten sind eine hervorragende<br />
Kulisse für Fotos kleiner Vögel. Singvögel<br />
lassen sich durch Köder anlocken. Dazu zählen<br />
Lebensmittel wie Nüsse, Körner oder Mehlwürmer.<br />
Haben Sie eine Futterröhre? Dann hängen Sie<br />
sie am richtigen Ort auf. Zum <strong>Fotografie</strong>ren<br />
geeignet sind gut beleuchtete Positionen – das<br />
attraktivste Licht herrscht morgens und abends vor.<br />
Außerdem ist darauf zu achten, dass das Futter in<br />
ausreichend Abstand vor dem Hintergrund befestigt<br />
ist, der weder zugestellt noch zugewachsen<br />
sein darf. So wird der Hintergrund sauberer und<br />
verschwimmt besser. Als Nächstes kommt der<br />
Beobachtungspunkt. Dieser sollte sich drei Meter<br />
von dem Futterplatz entfernt befinden. Es ist<br />
auch möglich, das Futter im richtigen Abstand<br />
vors Fenster zu hängen und Fotos von drinnen zu<br />
machen. In dem Fall genügt es, sich im Fenster<br />
hinter dem Vorhang oder einem Tarnnetz zu<br />
verstecken. Mit einer Brennweite von etwa 300<br />
Millimetern sollte es möglich sein, das Motiv<br />
bildfüllend zu vergrößern, vor allem mit einem<br />
APS-C-Sensor. Eine Überlegung wert sind auch<br />
einige Requisiten als Landefläche für die Vögel,<br />
um die Aufnahme interessanter zu gestalten. Eine<br />
Möglichkeit wäre ein mit Blüten überdeckter Zweig<br />
oder ein Spatenstil. Danach genügt es, die Kamera<br />
auf den Stil zu richten und geduldig zu warten, bis<br />
ein Vogel landet.<br />
Schnecken: Die Kriechtiere gehören nicht<br />
unbedingt zu den bezauberndsten aller Lebewesen.<br />
Nichtsdestotrotz können Schnecken äußerst<br />
fotogen sein. Sie halten sich gern an schattigen<br />
Plätzen im Garten unter Steinen, Töpfen und<br />
lockeren Steinplatten auf. Setzen Sie die Tiere<br />
vorsichtig an einen fotografisch interessanteren Ort.<br />
Beispiele wären farbenprächtige Hintergründe oder<br />
ansehnliche Objekte zum Hochklettern, wie etwa<br />
Blumenstängel oder Pflanzentöpfe. Die Schnecke<br />
wird sich anfangs in ihr Haus zurückziehen. Nach<br />
einigen Minuten geduldigen Wartens wird sie aber<br />
die Fühler hervorstrecken. Die langsame Bewegung<br />
der Tiere gibt dem Fotografen mehr Zeit für die<br />
Komposition, die Beleuchtung und die Belichtung<br />
der Aufnahme. Schnecken sind somit die idealen<br />
Versuchsobjekte für angehende Tierfotografen. Das<br />
heißt aber nicht, dass es einfach ist, gute Bilder von<br />
Schnecken aufzunehmen. Dafür ist nämlich ein<br />
hoher Vergrößerungsfaktor notwendig, entweder<br />
mit einem Makro-Objektiv oder einer Nahlinse.<br />
Die Tiefenschärfe ist dabei nur gering. Der Fokus<br />
muss also sorgfältig bestimmt werden, während<br />
das Licht im Bedarfsfall mit einem Reflektor oder<br />
Blitz zu ergänzen ist. Der Experimentierfreunde sind<br />
keine Grenzen gesetzt. Versuchen Sie es mit einem<br />
flachen Winkel oder einer weiten Blendenöffnung<br />
wie f/2.8 oder f/4. So entsteht eine sehr geringe<br />
Tiefenschärfe, und alles bis auf den Fokuspunkt<br />
wird unscharf.<br />
Insekten: Wachsen in Ihrem Garten nektarreiche<br />
Blumen, werden Sie den ganzen Sommer über<br />
Besuch von Bienen, Schwebfliegen, Marienkäfern<br />
und Schmetterlingen bekommen. Morgens und<br />
abends sind die Insekten weniger aktiv – ein<br />
guter Zeitpunkt, um sie zu fotografieren. Bei<br />
Nahaufnahmen ist die Tiefenschärfe gering.<br />
Sie müssen die Sensorebene der Kamera also<br />
parallel zum Motiv halten, um nicht noch mehr an<br />
Tiefenschärfe einzubüßen. Wählen Sie dann eine<br />
Position in der Nähe einer Gruppe von Blumen aus,<br />
die regelmäßig von Insekten besucht wird. Dabei<br />
ist es wichtig, dass Ihr eigener Schatten nicht aufs<br />
Motiv fällt und Sie nicht die umstehenden Blumen<br />
berühren. Sonst verscheuchen Sie möglicherweise<br />
Ihr Motiv. Danach ist es effektiver, geduldig an<br />
einer Position auszuharren, als den Tieren quer<br />
durch den Garten nachzujagen. Insekten wie<br />
etwa Bienen besuchen die Blumen nur sehr kurz,<br />
um sich ihre Nahrung zu holen. Da heißt es dann<br />
schnell abdrücken. Systeme mit Autofokus haben<br />
allerdings bei hohen Vergrößerungsfaktoren oft<br />
ihre Probleme. Sie zoomen hin und her, ohne das<br />
Motiv zu erfassen. Wir raten Ihnen daher dringend<br />
zum manuellen Fokus. Es kann sich sogar lohnen,<br />
das Objektiv vorab schon einmal auf die Pflanze<br />
einzustellen. Dann reicht es später, die Kamera<br />
etwas näher zum Motiv hin zu bewegen, um das<br />
Bild im Sucher oder bei der Arbeit mit LiveView auf<br />
dem LCD-Monitor scharf zu bekommen.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Natur: Tierfotografie 19<br />
Gartensafari!<br />
Die Auswahl der richtigen<br />
Position und geduldiges<br />
Warten werden oft mit<br />
solchen tollen<br />
Schnappschüssen belohnt.<br />
ROSS HODDINOTT
20 Natur:Tierfotografie<br />
Fotos im Feuchtgebiet<br />
In Feuchtbiotopen tummeln sich viele wilde Tiere. Auf Folgendes ist bei einer Fotosafari zu achten.<br />
FEUCHTGEBIETE sind bei vielen Tieren sehr beliebt.<br />
Seen, Flüsse, Mündungen, Kanäle, Teiche, Moore<br />
und Sümpfe sind die Heimat der Otter, Wasserratten,<br />
einer Vielzahl von Stelz- und Wasservögeln, Fröschen,<br />
Kröten, Libellen, Eintagsfliegen und einer ganzen<br />
Reihe anderen Lebewesen. Nur wenige Lebensräume<br />
bieten Tierfotografen eine so große Auswahl an<br />
Motiven. Es lohnt sich also, regelmäßig mit der<br />
Kamera durchs nächstgelegene Feuchtgebiet zu<br />
streifen.<br />
Hierzulande gibt es einige hervorragende Gebiete<br />
dieser Art. Viele von ihnen verfügen über<br />
ausgezeichnete Möglichkeiten, mit der Kamera<br />
Enten, Gänsen, Stelzvögeln und anderen Tieren<br />
aufzulauern.<br />
Für Tieraufnahmen ist oft eine große Brennweite<br />
erforderlich – im Idealfall ein Teleobjektiv mit 400<br />
Millimetern. Eine gute Alternative ist auch ein<br />
kürzeres Teleobjektiv mit einem Telekonverter. Ein<br />
schwieriges Unterfangen ist die <strong>Fotografie</strong> von<br />
Flugphasen. Hier ist viel Experimentierfreude gefragt.<br />
Mit etwas Übung lassen sich aber atemberaubende<br />
Bilder schießen.<br />
Dabei ist es sinnvoll, zunächst einmal größere Vögel<br />
wie Gänse und Schwäne im Flug aufzunehmen.<br />
Diese sind nämlich langsamer und einfacher mit der<br />
Kamera zu verfolgen. Der Autofokus der digitalen<br />
Spiegelreflexkamera hilft im „AI Servo“-Modus,<br />
bewegte Motive gestochen scharf abzubilden. Dazu<br />
empfiehlt sich eine kurze Verschlusszeit von 1/500<br />
Sekunde und kürzer, um die Bewegung einzufrieren.<br />
Wahlweise kann auch eine langsame Verschlusszeit<br />
im Bereich von 1/30 Sekunde eingestellt werden.<br />
Mithilfe dieser Kreativoption wird das Objekt<br />
verwischt. Die Bilder sehen dann energiegeladener<br />
und effektvoller aus.<br />
An fischreichen Flüssen sind Eisvögel, Bachstelzen<br />
und Wasseramseln anzutreffen. Während Eisvögel<br />
recht scheu sind, haben Sie bei den Bachstelzen und<br />
Wasseramseln ganz gute Chancen. Sie setzen sich oft<br />
auf Felsen, die aus dem Wasser ragen, und lassen<br />
sich mit einem langen Teleobjektiv gut einfangen. Da<br />
Flüsse und Bäche oft durch Wälder fließen, mangelt<br />
es häufig an Licht. Wenn nötig, ist dann ein höherer<br />
ISO-Wert zu wählen, um dennoch mit kurzen<br />
Verschlusszeiten arbeiten zu können.<br />
Neben Vögeln sind in Feuchtgebieten im Frühling<br />
auch viele Frösche und Kröten zu finden. Dazu<br />
kommen exotisch gefärbte Libellen und<br />
Wasserjungfern, Eintagsfliegen, Wasserläufer und<br />
weitere Wasserinsekten, die sich dort den ganzen<br />
Sommer über tummeln. Es ist ein hoher<br />
Vergrößerungsfaktor notwendig, um mit den kleinen<br />
Tieren das ganze Bild auszufüllen.<br />
Wer kein Makro-Objektiv besitzt, kann auch einen<br />
Telekonverter oder Zwischenringe verwenden.<br />
Die Tiefenschärfe ist bei Makroaufnahmen sehr<br />
gering. Umso wichtiger ist es, das Bild scharf zu<br />
stellen. Konzentrieren Sie sich dafür auf die Augen<br />
des Insekts. Außerdem ist es oft notwendig, dass sich<br />
der Fotograf in der feuchten Vegetation auf den Boden<br />
kniet. Eine wasserdichte Hose ist da Gold wert.<br />
Feuchtgebiete in Deutschland<br />
Rheinauen bei Rastatt<br />
Die Rheinauen sind ein interessantes<br />
natürliches Feuchtgebiet. Dort ist der<br />
kleinste einheimische Frosch anzutreffen,<br />
der Laubfrosch. Dazu warten zahlreiche<br />
Vogelarten und viele Kleintiere nur darauf,<br />
abgelichtet zu werden.<br />
www.naturzentrum-rheinauen.eu<br />
Neusiedler See<br />
Am westlichsten Steppensee Europas<br />
und zugleich größten See Österreichs ist<br />
vom Stelzenläufer bis zum Seeadler alles<br />
vertreten. Mit dem Schilfgürtel ist das<br />
Binnengewässer 320 Quadratkilometer<br />
groß. Typische Bewohner des Schilfgürtelund<br />
Uferbereichs sind der Seefrosch, die<br />
Erdkröte, Ringelnattern, Eidechsen und<br />
unzählige andere Kleinlebewesen.<br />
www.neusiedlersee.com<br />
Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer<br />
Das Wattenmeer der Nordseeküste stellt<br />
das größte Feuchtgebiet Europas dar.<br />
Entsprechend vielfältig ist auch die Fauna.<br />
Im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer<br />
sind insgesamt 2.500 Tierarten<br />
anzutreffen. Im Laufe des Jahres machen<br />
dort zehn Millionen Zugvögel Station.<br />
www.nordsee24.de<br />
Im Visier<br />
Für eine gute Tiefenschärfe hilft es oft,<br />
sich auf einen festen Punkt zu<br />
konzentrieren und zu warten, bis das<br />
Motiv im Fokus ist.
Natur: Tierfotografie 21<br />
Bereit für die Nahaufnahme?<br />
Die besten Insektenaufnahmen sind<br />
mit Makro-Objektiven oder<br />
Telekonvertern möglich.<br />
Wasservögel: Fesselnde Bilder von Wasservögeln<br />
setzen perfektes Timing und eine gute Technik<br />
voraus. Der Herbst ist der ideale Zeitpunkt für diese<br />
Aufnahmen. Dann sind in den Feuchtgebieten große<br />
Populationen mit herrlichem Gefieder anzutreffen.<br />
Wasservögel sind kurz vor Sonnenaufgang bis in<br />
die Morgenstunden hinein sowie am Nachmittag<br />
bis kurz nach Sonnenuntergang am aktivsten. Es ist<br />
günstig, sich eine Stunde vor diesen Hauptzeiten vor<br />
Ort einzurichten. So können sich die Tiere an Ihre<br />
Anwesenheit gewöhnen. Gut beobachten sollten Sie<br />
dabei die Bewegungen der Tiere. Damit deuten die<br />
Vögel an, was sie als Nächstes vorhaben. Auf die<br />
Art lassen sich fotogene Aktionen wie das Abheben,<br />
das Eintauchen ins Wasser, Kabbeleien oder<br />
Flügelschläge schön festhalten. Das Licht sollte so<br />
kreativ wie möglich genutzt werden. Bei Sonnenaufund<br />
-untergang macht sich der Umriss der Tiere gut<br />
vor den warmen Farben, die das Wasser reflektiert.<br />
Bei Aufnahmen von Flugphasen ist auch das<br />
Schwenken ein probates Mittel. Wählen Sie hierzu<br />
eine lange Verschlusszeit von etwa 1/15 Sekunde,<br />
um während der Belichtung einfach dem Vogel zu<br />
folgen. So erscheint der Hintergrund im Bild herrlich<br />
verwischt, während der Vogel scharf bleibt. Die<br />
Technik erfordert viel Übung. Die Ergebnisse sind<br />
aber oft überwältigend.<br />
Libellen: Im Frühling und im Sommer schwirren<br />
scharenweise Libellen in bunter Vielfalt über<br />
Sümpfe, Moore, Flüsse und Seen. Als Motiv<br />
sind sie anspruchsvoll – sie halten selten still<br />
und fliegen oft sofort weiter, wenn sich der<br />
Fotograf nähert. Die erfolgversprechendste<br />
Tageszeit ist daher der Morgen. Dann sind die<br />
Tiere nämlich weniger aktiv. Die Ausrüstung<br />
sollte aus einem Makro-Objektiv mit mindestens<br />
100 Millimetern Brennweite bestehen. Halten<br />
Sie damit Ausschau nach Insekten in Ufernähe.<br />
So haben Sie gleich einen wunderbar freien<br />
Hintergrund. Die Flügel der Insekten kommen<br />
dann besser heraus. Wissenswert ist auch, dass<br />
Libellen sehr auf ihren Lebensraum fixiert sind.<br />
Oft fliegen sie die immer gleichen Strecken ab.<br />
Auch zum Ausruhen kehren sie meist immer<br />
wieder an dieselben Stellen zurück. Es ist daher<br />
sinnvoll, die Lage erst etwas zu beobachten. So<br />
ist schnell ein beliebter Ruheplatz ausgemacht,<br />
auf den Sie die Kamera richten können. Auch<br />
das Experimentieren mit Perspektiven ist die<br />
Mühe wert. Libellen eigenen sich dafür sehr gut.<br />
Von oben treten die Flügel deutlicher hervor, bei<br />
einem seitlichen Aufnahmewinkel die Körperform.<br />
Frontalaufnahmen unterstreichen derweil die Größe<br />
ihrer Augen.<br />
Amphibien: Die Herausforderung beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von Fröschen und Kröten besteht<br />
darin, sie erst einmal ausfindig zu machen. Oft<br />
sind sie gut in der dichten Vegetation versteckt. Am<br />
einfachsten sind sie im Frühling zu finden, wenn<br />
sie in Teichen und Tümpeln massenweise laichen.<br />
Knien Sie sich ans Ufer und warten Sie, bis die Tiere<br />
zum Atmen die Köpfe aus dem Wasser strecken.<br />
Ein schöner Effekt ist dabei das Spiegelbild auf der<br />
Wasseroberfläche. Außerhalb des Wassers sehen<br />
Frösche und Kröten gleichermaßen fotogen aus.<br />
Wenn ein Tier gefunden ist, kann es ein Freund<br />
für Sie behutsam an den gewünschten Punkt<br />
setzen, auf den bereits das Objektiv gerichtet ist.<br />
Die Szene sollte möglichst frei von Gräsern und<br />
sonstiger Vegetation sein, die vom eigentlichen<br />
Motiv ablenken. Bei schlechten Lichtverhältnissen<br />
kann ein Blitz lebendige und gut ausgeleuchtete<br />
Bilder sowie eine größere Tiefenschärfe erzeugen.<br />
Daneben gelangen dadurch interessante<br />
Reflexionen ins Auge des Motivs. Starke Blitze sollte<br />
allerdings breit gestreut werden. Sonst kommt es<br />
auf der reflektierenden Hautoberfläche des Tieres<br />
zu Spitzlichtern.
22 Natur: Tierfotografie<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Tierfotos im Stadtpark<br />
Ein Stadtpark ist spannender, als man glaubt. Eine kurze Tour mit der Kamera lohnt sich allemal.<br />
WER ZUM FOTOGRAFIEREN WIRKLICH IN DIE<br />
WILDNIS GEHEN WILL, muss oft wochenlang<br />
planen und damit rechnen, dass er vor Ort<br />
stundenlang auf der Lauer liegen muss. Die meisten<br />
Fotografen haben schlichtweg keine Zeit für solche<br />
lang angelegten zeitaufwendigen Projekte. Gehören<br />
Sie auch zu den Leuten, die sehr in Arbeit und Familie<br />
eingebunden ist? Dann sollten regelmäßige Besuche<br />
im nächstgelegenen Park auf Ihrer To-do-Liste ganz<br />
oben stehen.<br />
Parks und Stadtwälder ganz gleich welcher Größe<br />
eignen sich hervorragend zur Tierfotografie. In den<br />
meisten Anlagen lebt eine Fülle von Tieren wie<br />
verspielte Eichhörnchen, Kaninchen, Schwäne,<br />
Reiher, Gänse, Enten oder sogar Rehe und Hirsche.<br />
Die Tiere in Parks sind zudem an Spaziergänger,<br />
Jogger und den Menschen im Allgemeinen gewöhnt.<br />
So ist es viel unkomplizierter, sich ihnen zu nähern,<br />
um sie zu fotografieren.<br />
Eichhörnchen wagen sich beispielsweise oft bis auf<br />
nur einen oder zwei Meter ans Objektiv heran –<br />
vorausgesetzt, sie werden mit einigen Nüssen<br />
bestochen. Und im Frankfurter Stadtwald sagen sich<br />
Feldhase und Fuchs regelmäßig gute Nacht. Mit<br />
etwas Glück sind dort sogar Wildschweine sowie<br />
Damm- und Muffelwild anzutreffen. Der Herbst ist<br />
sicher die beste Jahreszeit für einen Besuch im Park<br />
oder Stadtwald. Dann hat das Wild Brunftzeit,<br />
während das Blattwerk der Bäume in voller Pracht in<br />
roten und goldenen Farben erstrahlt.<br />
In den meisten Parks sind große Teiche oder Seen<br />
angelegt, auf denen sich Schwäne, Gänse, Reiher,<br />
Wasser- und Moorhühner eingerichtet haben. Die<br />
Tiere sind normalerweise sehr zutraulich – eine tolle<br />
Gelegenheit, an seiner Technik zu feilen. An ruhigen<br />
Tagen lassen sich gewöhnlich reizvolle Bilder von<br />
Vögeln schießen, die übers Wasser gleiten, während<br />
die glatte Oberfläche ihre Spiegelbilder symmetrisch<br />
zurückwirft.<br />
Im Frühling haben die Vögel noch ihre Jungen mit im<br />
Schlepptau. Die flauschigen Küken sind besonders<br />
attraktive Motive – vor allem in der Nahaufnahme<br />
oder im bildfüllenden Porträt, wenn sie in der<br />
Formation schwimmen. In den Wintermonaten geben<br />
zugefrorene Teiche und Seen dem Fotografen die<br />
Möglichkeit, schöne Bilder von Tieren auf dem Eis<br />
abzulichten. Ein flacher Winkel ist meist am<br />
günstigsten – damit sieht das Resultat am<br />
natürlichsten aus. Wenn nötig muss sich der Fotograf<br />
also auf den Bauch legen. Die Kamera sollte dabei mit<br />
einem Sitzsack oder den Ellbogen gestützt werden.<br />
Weitere Dauergäste im Park sind Kaninchen,<br />
Rotkehlchen, Tauben, Stare und Käfer. Auch sie<br />
lassen den Menschen oft sehr nah an sich heran. Sie<br />
sind zwar nicht besonders exotisch, haben aber viel<br />
Potenzial.<br />
Die beste Tageszeit für einen Besuch im Park ist der<br />
Morgen oder der Abend. Dann ist nicht nur das Licht<br />
weicher und dramatischer, sondern es sind auch<br />
weniger Menschen unterwegs. So sinkt das Risiko,<br />
dass das Motiv bei der Aufnahme aufgescheucht<br />
wird.<br />
Interessante Stadtparks<br />
Luisenpark Mannheim<br />
Die Anlage gilt als eine der schönsten<br />
Parkanlagen Europas. Die vielfältige<br />
Fauna macht den Park zum attraktiven<br />
Ziel für Fotografen. Die Betreiber des<br />
gebührenpflichtigen Parks setzen sich<br />
auch für den Artenschutz der Störche ein.<br />
www.luisenpark.de<br />
Grugapark Essen<br />
Der Park mit einer der größten<br />
Vogelfreifluganlagen ermöglicht es<br />
den Besuchern, Damwild, Ponys und<br />
zutrauliche Vierbeiner im Kleintierzoo<br />
hautnah zu erleben.<br />
www.grugapark.de<br />
Hirschgarten München<br />
Klein aber fein, natürlich mit Biergarten<br />
und einem Wildgehege mit Damwild: Der<br />
Hirschgarten in München hat alles, was<br />
das Herz begehrt – und ist mit seinen 40<br />
Hektar auch relativ übersichtlich.<br />
www.muenchen.de<br />
Niendorfer Gehege Hamburg<br />
Das knapp 150 Hektar große Waldgebiet<br />
im Norden von Hamburg beherbergt<br />
bis zu 200 Jahre alte Buchen, Eichen<br />
und Fichten. Besonderheit: ein<br />
Damwildgehege auf einer Waldlichtung.<br />
www.hamburg.de/niendorfer-gehege<br />
Auf dem Sprung!<br />
Bringen Sie sich in Position, um<br />
sicherzustellen, dass der<br />
Hintergrund frei von störenden<br />
Elementen ist.<br />
ISTOCK PHOTO
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Natur: Tierfotografie 23<br />
Schnatterschuss!<br />
Mit dem Brot in der Hand sind<br />
hübsche Entenfotos wie hier in<br />
unserem Beispiel garantiert.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
ROSS<br />
HODDINOTT DINOTT<br />
ISTOCK PHOTO<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Wild: In vielen Parks läuft Rotwild entweder ganz<br />
frei oder in Freigehegen herum. Die Tiere halten<br />
zwar gern Abstand zum Besucher, doch manche<br />
sind äußerst zutraulich. So kommen Sie ganz<br />
einfach zu natürlichen Fotos. Bei einem Besuch im<br />
Vorfeld lässt sich feststellen, welche Bereiche die<br />
Tiere bevorzugen, und wo die besten Bilder möglich<br />
sind. Für die Aufnahmen selbst sind dann schon<br />
wichtige logistische Grundlagen geklärt.<br />
Ein 300-mm-Objektiv erlaubt bildfüllende<br />
Einstellungen. Kürzere Brennweiten funktionieren<br />
auch. Mit ihnen ist es möglich, die Tiere in ihrer<br />
angestammten Umgebung zu fotografieren. Im<br />
Frühling und Herbst bilden sich nach klaren, kühlen<br />
Nächten oft tief liegende Nebelfelder. Aufnahmen<br />
von Hirschen im Nebel sind unglaublich effektvoll.<br />
Gehen Sie also schon früh auf die Pirsch, wenn die<br />
Wetterbedingungen vielversprechend erscheinen.<br />
In der Brunftzeit Ende Herbst brüllen und kämpfen<br />
die Hirsche. Dann sind tolle Actionaufnahmen<br />
möglich. Allerdings ist es wichtig, Abstand zu<br />
halten. Zudem raten wir zu Kleidung in neutralen<br />
Farben. Nähern Sie sich den Tieren langsam und<br />
in Schlangenlinien, um sie nicht zu erschrecken.<br />
Da Säugetiere einen feinen Geruchssinn haben, ist<br />
außerdem Gegenwind von Vorteil.<br />
Schwäne: Es gibt nur wenige Tiere, die anmutiger<br />
sind als der Höckerschwan. Besonders hübsch sieht<br />
er aus, wenn er von der ruhigen Wasseroberfläche<br />
reflektiert wird. Das helle weiße Gefieder kann<br />
allerdings das Mess-System der Kamera täuschen.<br />
Es stuft die Szene oft als zu hell ein, und es kommt<br />
zur Unterbelichtung. Es ist daher wichtig, die Bilder<br />
mit dem Histogramm der Kamera zu überprüfen.<br />
Sind die Ergebnisse zu dunkel, schafft ein<br />
Belichtungsausgleich nach oben Abhilfe.<br />
Neben den gewöhnlichen Aufnahmen vom<br />
kompletten Tier sind auch Detailbilder eine<br />
Überlegung wert. Reizvolle Motive sind das Gefieder,<br />
der S-förmige Hals, die Augen oder der Schnabel. Mit<br />
Brot lassen sich die Tiere für diese Nahaufnahmen<br />
heranlocken. Weitere wichtige Aspekte sind Richtung<br />
und Qualität des Lichts. Starkes Mittagslicht gilt<br />
es zu vermeiden. Die weißen Federn verursachen<br />
sonst Spitzlichter. Wolken können für angenehme<br />
Lichtverhältnisse sorgen, dem Bild allerdings auch<br />
die Dynamik rauben. Einer der drastischsten Effekte<br />
ist Gegenlicht. Die Aufnahmeposition muss dafür<br />
gut gewählt sein. Im Frühling und Sommer sind<br />
Jungschwäne ein sehr hübsches Motiv. Da die<br />
Elterntiere sehr auf den Schutz ihrer Jungen bedacht<br />
sind, kann etwas Abstand aber nicht schaden.<br />
Eichhörnchen: Die possierlichen Tierchen sind<br />
überaus fotogen. Eichhörnchen sind neugierig<br />
und frech. Die weite Einstellung eines Objektivs<br />
mit 70–300 Millimetern sollte für sie genügen.<br />
Am aktivsten sind sie im Herbst, wenn sie<br />
Nüsse für die Wintermonate sammeln. Legen<br />
Sie Handvoll Eicheln und Haselnüsse an einem<br />
Platz mit günstigen Lichtverhältnissen und<br />
schöner Hintergrundkulisse aus. So locken Sie die<br />
Eichhörnchen vor die Kamera.<br />
Bei quirligen Tieren ist es normalerweise<br />
erforderlich, aus der Hand zu fotografieren,<br />
vorzugsweise mit Bildstabilisator. Dazu sind<br />
schnelle Reihenaufnahmen nützlich, um den<br />
gewünschten Schnappschuss zu erzielen.<br />
Manche der Tiere sind so zahm, dass sie sich bis<br />
auf 30 Zentimeter an die Kamera herantrauen.<br />
Stellen Sie in diesem Fall das Objektiv auf eine<br />
kurze Brennweite um. In den resultierenden<br />
Weitwinkelaufnahmen entsteht dadurch eine<br />
verzerrte aber sehr wirkungsvolle Perspektive.<br />
Es ist auch einen Versuch wert, die Kamera auf<br />
einem Sitzsack zu platzieren. Sie können sich<br />
dann in der Nähe aufstellen und per Fernauslöser<br />
den Verschluss bedienen, wenn das neugierige<br />
Eichhörnchen näherkommt.
24 Natur: Tierfotografie<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Fotosafari an der Küste<br />
Im Wattenmeer gibt es Tierarten in Hülle und Fülle. Also nichts wie ab an die Küste.<br />
DAS WATTENMEER UND SEINE NATIONALPARKS<br />
wurde im Juni 2009 zum UNESCO-Weltnaturerbe<br />
ernannt. Es ist das vogelreichste Gebiet Europas und<br />
Deutschlands bedeutendster Naturraum. Es gibt dort<br />
Robben, Wale, unzählige Vögel und Insekten vor<br />
einer einmaligen Küstenkulisse zu sehen.<br />
Die wirbellose Fauna des Wattes besteht aus<br />
Würmern, Muscheln, Schnecken und Krebsen. Diese<br />
bilden die Grundlage, von denen höhere Lebewesen<br />
wie Fische, Robben oder Vögel profitieren. Usedom<br />
– allerdings nicht im Wattenmeer, sondern in der<br />
Ostsee gelegen – zählt zu den vogelreichsten<br />
Gebieten Ostdeutschlands. Im Naturpark brüten<br />
regelmäßig elf Greifvogelarten, darunter auch der<br />
Seeadler, der vorwiegend im Mündungsgebiet der<br />
Oder verbreitet ist.<br />
Die großen und kleinen Inseln in Nord- und Ostsee<br />
wie Sylt, Norderney, Langeoog, Hooge, Hiddensee,<br />
Ummanz und Poel verfügen ebenfalls über eine<br />
reichhaltige Fauna mit einmaligen Tierarten. Ganz<br />
gleich, ob Sie Jagd auf Vögel, Säugetiere oder<br />
Insekten machen wollen: Die deutsche Küste ist für<br />
jeden Tierfotografen eine Reise wert. Machen Sie dort<br />
beispielsweise bildfüllende Porträts und<br />
Nahaufnahmen von Vögeln im Flug, während sie mit<br />
einem Fisch in Schnabel zum Nest zurückkehren. Ein<br />
300- oder sogar 400-mm-Objektiv ist ein Muss beim<br />
Aufnehmen von Tierfotos an der Küste. Dazu gehört<br />
eine ganze Tasche mit Speicherkarten und<br />
vollgeladenen Ersatzbatterien. Bei Aufnahmen<br />
tagsüber ist das Licht weniger kontrastreich und<br />
effektvoll. In dieser Zeit empfiehlt sich ein Aufhellblitz.<br />
Er verhindert, dass einzelne Schattenbereiche zu<br />
dunkel erscheinen. Außerdem sorgt er im Auge des<br />
Motivs für Reflexionen. Es ist aber wichtig, die<br />
Schatten nur aufzuhellen, ohne sie ganz<br />
auszuleuchten. Die Blitzleistung sollte also zunächst<br />
um eine oder zwei Positionen und gegebenenfalls<br />
sogar noch weiter reduziert werden.<br />
Äußerst fotogene Säugetiere sind die Robben. Leider<br />
ist es schwer, ihnen wirklich nahe zu kommen. Sie<br />
halten sich oft an abgelegenen felsigen Stränden auf.<br />
Auf Helgoland lassen sich Robben und Seehunde<br />
beispielsweise am besten auf der Düne ablichten.<br />
Wagen Sie sich aber nicht zu nahe an Tiere heran, die<br />
gerade Junge haben. Außerdem hat der Tier- und<br />
Naturschutz natürlich immer Vorrang. Die besten<br />
Ergebnisse erreichen Sie mit flachen Blickwinkeln. In<br />
Ufernähe können dann allerdings Sand und<br />
Wasserspritzer zum Problem werden. Den vorderen<br />
Teil wertvoller Objektive sollten Sie daher mithilfe<br />
eines UV- oder Skylightfilter schützen. Wer sich für<br />
Delfine, Tümmler und andere Meereslebewesen<br />
interessiert, sollte an einem organisierten<br />
Schiffsausflug für Naturliebhaber teilnehmen, um<br />
seine Lieblingsmotive vor die Linse zu bekommen.<br />
Heiße Tipps für die kühle Küste<br />
Schleswig-Holsteinisches<br />
Wattenmeer<br />
Im Wattenmeer gibt es Vögel und<br />
Meereslebewesen in Hülle und Fülle.<br />
Insgesamt sind dort 2.500 Tierarten zu<br />
sehen.<br />
www.nordsee24.de<br />
Niedersächsisches Wattenmeer<br />
Das Gebiet ist der Lebensraum vieler<br />
Seehunde. Das Wattenmeer ist ein<br />
weltweit einzigartiges Biotop und eine<br />
der letzten großräumigen deutschen<br />
Naturlandschaften.<br />
www.nationalpark-wattenmeer.de<br />
Vorpommmersche Boddenlandschaft<br />
Der mit 805 Quadratkilometern größte<br />
Nationalpark an der Ostsee umfasst<br />
fas die gesamte Halbinsel Darß. In den<br />
Nationalparkkernzonen sind Hirsche und<br />
Kraniche beliebte Motive.<br />
www.darss.org<br />
Usedom<br />
Charakteristische Tierarten der „grünen<br />
Insel am Meer“ sind der Seeadler, der<br />
Weißstorch, der Kranich und der Otter.<br />
www.naturpark-usedom.de<br />
ISTOCK PHOTO<br />
ISTOCK PHOTO<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Zauberhafte Fauna Die deutsche Küste ist ein riesiger<br />
und einmaliger Naturpark.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Natur: Tierfotografie 25<br />
Tierfotos im Betondschungel<br />
Fotosafari vor der eigenen Haustür: So gelingen Sie tolle Tierfotos in der Stadt<br />
ES IST NICHT UNBEDINGT EIN AUSFLUG INS<br />
GRÜNE ODER AN DIE KÜSTE NÖTIG, um wilde<br />
Tiere abzulichten. Auch in Städten finden sich<br />
Füchse, Igel, Tauben, Sperlinge und Wanderfalken.<br />
Mit ihnen können auch vor einem urbanen<br />
Hintergrund beeindruckende Fotos entstehen. Die<br />
potenziellen Motive finden Sie an Häfen und Kais, in<br />
Stadtparks, Hotelgärten, Bahnhöfen und auf<br />
nahegelegenen Müllhalden. Vor allem Füchse<br />
passen sich sehr schnell an die Stadt an. Sie leben in<br />
Gärten und Deponien, wo sie sich von unserem<br />
Abfall ernähren. Sie sind außerdem weit leichter zu<br />
fotografieren als ihre Artgenossen vom Land, da sie<br />
den Menschen schon besser gewohnt sind.<br />
Es ist durchaus möglich, sie tagsüber anzutreffen.<br />
Doch Füchse sind größtenteils nachtaktiv. Sie<br />
müssen also Geduld mitbringen. Außerdem<br />
empfiehlt sich die Verwendung eines Blitzes oder<br />
eines hohen ISO-Wertes, um mit praktikablen<br />
Verschlusszeiten arbeiten zu können. Der Schlüssel<br />
zum Erfolg ist oft gute Recherchearbeit. Ideal wäre<br />
es, den Lebensraum der Tiere ausfindig zu machen.<br />
Oder zumindest die Straßen und Orte, wo sie sich<br />
regelmäßig ihr Futter holen. Wenn die Hausaufgaben<br />
einmal erledigt sind, heißt es in Position gehen und<br />
warten. Es ist möglich, ein Auto als Versteck<br />
auszuwählen. In der Stadt ist es aber natürlich<br />
wichtig, diskret vorzugehen. Andernfalls lenken Sie<br />
vielleicht die Aufmerksamkeit der Polizei oder sogar<br />
von Kriminellen auf sich.<br />
Bei Tierfotos in der Stadt sollte das Motiv nicht das<br />
gesamte Foto ausfüllen. Hierbei besteht nämlich die<br />
Gefahr, dass nichtssagende Bilder herauskommen.<br />
Stattdessen ist ein kürzeres Objektiv sinnvoll, um<br />
den Betrachter ein Gefühl für den urbanen<br />
Lebensraum des Tiers zu vermitteln. Wie immer<br />
beim Tierfoto spielt auch hier der Hintergrund eine<br />
große Rolle. Er sollte das Motiv noch deutlicher<br />
hervortreten lassen oder einen Bezug zu seinem<br />
Lebensraum herstellen. Versuchen Sie,<br />
charakteristische urbane Elemente wie Züge, Autos,<br />
Häuser, Läden und Schilder in die Aufnahme<br />
miteinzubeziehen.<br />
Urbane Legenden Füchse sind sehr interessante<br />
Motive. Das Schwierige ist nur, sie zu finden – sie sind<br />
nämlich nachtaktiv.<br />
Machen Sie sich auf eine lange Nacht gefasst!<br />
ISTOCK PHOTO<br />
ISTOCK PHOTO<br />
ISTOCK PHOTO<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Igel: Die äußerst fotogenen Tiere sind nicht<br />
einfach mit der Kamera einzufangen – sie sind<br />
überraschend schnell und nachtaktiv. Fragen<br />
Sie in der Familie oder der Nachbarschaft, ob<br />
jemand eine Igelfamilie im Garten hat. Danach<br />
lassen sich die Tiere mit Hundefutter in den<br />
Blickwinkel der Kamera locken. Sie lieben das<br />
Dosenfutter! Ein Weitwinkelobjektiv erzeugt dann<br />
eine ungewöhnliche Perspektive. Außerdem lässt<br />
sich damit gleichzeitig die umgebende Stadt<br />
oder der Garten festhalten, so dass das Bild noch<br />
interessanter wird.<br />
Füchse: In vielen Städten findet sich eine große<br />
Zahl an Füchsen. Es würde Sie sicher überraschen<br />
zu wissen, wie viele in Ihrem Viertel leben. Sie<br />
können sehr zutraulich und dadurch leichter zu<br />
fotografieren sein. Wenn Sie ihr Revier ausfindig<br />
gemacht haben, können Sie unter Umständen<br />
sogar Welpen knipsen, die spät am Abend oder früh<br />
morgens in der Sonne miteinander spielen.<br />
Eine gute Strategie besteht darin, ihr Verhalten im<br />
urbanen Lebensraum festzuhalten – beispielsweise,<br />
wenn ein Fuchs einen Mülleimer umwirft oder in<br />
eine Tonne lugt.<br />
Tauben: Für manche Menschen sind „die Ratten<br />
der Lüfte“ eine reine Plage. Aber mit etwas Fantasie<br />
werden sie zum Motiv toller Schnappschüsse<br />
– vor allem, weil sie den Menschen in der Regel<br />
sehr nahe an sich heranlassen. Mit einem<br />
Weitwinkelobjektiv oder einem Fisheye entstehen<br />
bizarre und groteske Porträts. Auch auf Schilder<br />
oder Statuen sind Tauben fotogen. Dort können<br />
Sie mit den Tieren interessante oder sogar witzige<br />
Ergebnisse erzielen.
26 Natur: Tierfotografie<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Gartensafari<br />
Draußen im Garten tolle Makro-Aufnahmen schießen: von Bienen<br />
über Schmetterlingen bis hin zu den verschiedensten Käferarten.<br />
DER WARME FRÜHLING ruft Insekten wie<br />
Schmetterlinge und Bienen auf den Plan. Andere<br />
Vorboten des Frühlings wie Libellen beenden im<br />
Frühjahr ihre unglaubliche Metamorphose, um als<br />
erwachsene Insekten zu schlüpfen. Es gibt keinen<br />
besseren Zeitpunkt für beeindruckende Insektenbilder.<br />
Aufgrund der geringen Größe der Tiere sind Objektive<br />
mit kurzer Fokusdistanz oder Nahlinsen nötig, um<br />
bildfüllende Aufnahmen zu erzielen. Die beste Option ist<br />
natürlich das Makro-Objektiv. Es bietet eine hohe<br />
Bildqualität und setzt das Motiv lebensgroß 1:1 um – die<br />
ideale Aufnahmetechnik für Frühlingsinsekten. Diese<br />
Spezialobjektive sind allerdings recht kostspielig. Wer sie<br />
also nicht ständig einsetzen will, sollte sich das Geld<br />
besser sparen. Gute Alternativen sind Nahlinsen (siehe<br />
Kasten) oder Zwischenringe. Letztere werden zwischen<br />
Gehäuse und Objektiv angebracht und verkürzen so den<br />
Abstand des Fokuspunktes. Sie sind hohl und verfügen<br />
über keine optische Ausrüstung, beeinträchtigen also<br />
die Bildqualität nicht. Die Ringe sind in verschiedenen<br />
Größen erhältlich. Je länger sie sind, umso stärker die<br />
Vergrößerung. Wichtig ist, immer Zwischenringe zu<br />
wählen, die mit den automatischen Mess- und<br />
Scharfstellfunktionen der Kamera kompatibel sind. Wie<br />
auch die Nahlinsen funktionieren sie am besten mit<br />
kurzen Brennweiten – also beispielsweise in Verbindung<br />
mit einem 50-mm-Objektiv.<br />
Jeder Fotograf weiß, dass Insekten ein anspruchsvolles<br />
Motiv sind. Es ist schwer, sie ausfindig zu machen. Und<br />
selbst dann fliegen oder wetzen sie schnell weg, wenn<br />
sie gestört werden. Für die tollen Ergebnisse, die möglich<br />
sind, lohnt sich aber der Aufwand. Im Frühling kriechen<br />
die Insekten aus ihren Verstecken. Ob im Garten, im<br />
Park oder im Wald: Insekten tummeln sich überall, wo<br />
nektarreiche Pflanzen stehen. Es lohnt sich auch, nahe<br />
gelegene Naturparks, Wiesen und Feuchtgebiete zu<br />
besuchen.<br />
Ein guter Zeitpunkt, um Insekten zu fotografieren, ist der<br />
frühe Morgen. Die Kleintiere sind nämlich oft relativ<br />
träge, bis die ersten Sonnenstrahlen ihre Körper<br />
aufheizen. Nach klaren, kühlen Nächten sind sie unter<br />
Umständen von kleinen Tautropfen bedeckt. Die<br />
Aufnahmen werden dadurch nicht nur interessanter.<br />
Das Wasser kann auch Teile des Motivs vergrößern.<br />
Allerdings ist schon ein geschulter Blick nötig, um die<br />
ruhenden Insekten zu entdecken. Bewegen Sie sich<br />
langsam, und sehen Sie genau nach. Schon ein falscher<br />
Tritt kann für ruhende Insekten tödlich sein. Ist ein<br />
geeignetes Motiv gefunden, sollten Sie die Kamera<br />
parallel dazu ausrichten. So holen Sie das Maximum<br />
aus der Tiefenschärfe heraus. Hält das Insekt still, ist<br />
manchmal sogar der Einsatz eines Stativs möglich, eine<br />
willkommene Hilfe zum Aufnehmen von Makrobildern.<br />
Schließlich reagiert die Kamera bei starker Vergrößerung<br />
schon auf kleinste Bewegungen, während die<br />
Tiefenschärfe sehr begrenzt ist. Wenn nur eine<br />
Aufnahme aus der Hand in Frage kommt, empfiehlt es<br />
sich, nach Möglichkeit auf dem Bauch liegend die<br />
Ellbogen auf den Boden zu stützen.<br />
Bei Insektenaufnahmen sollte die weitest mögliche<br />
Blende gewählt werden, mit der das Motiv noch<br />
ausreichend scharf ist. Anders gesagt: Verwenden Sie<br />
nur so viel Tiefenschärfe wie unbedingt nötig. So bleibt<br />
nicht nur die Verschlussgeschwindigkeit im akzeptablen<br />
verwacklungsfreien Bereich. Gleichzeitig ist auch die<br />
umgebende Vegetation schön unscharf.<br />
Wesentliches Zubehör<br />
Wimberley Plamp: Ein<br />
praktisches Zubehörteil<br />
für Makrofotografen, die<br />
Blätterwerk und Insekten<br />
ablichten möchten.<br />
Das Hilfsmittel besteht<br />
aus einem flexiblen<br />
Kugelgelenk-Arm mit<br />
Klemmen an beiden Enden. Eine der Klemmen<br />
kann an einem Stativbein befestigt werden,<br />
während die andere einen einen Ast oder einen<br />
Reflektor in Position hält.<br />
Reflektor: Ein kleiner<br />
Handreflektor mit 30<br />
bis 45 Zentimetern<br />
ist bei Aufnahmen im<br />
Wald eine nützliche<br />
Belichtungshilfe. Er wirft<br />
das natürliche Licht auf<br />
kleine Motive zurück, um<br />
hässliche oder harte Schatten auszuleuchten.<br />
Die Lichtintensität kann durch Veränderung der<br />
Reflektordistanz zum Objekt verändert werden.<br />
Nahlinsen:<br />
Steht kein Makro-Objektiv<br />
zur Verfügung, sind<br />
Nahlinsen eine gute<br />
Einstiegslösung in die<br />
Makrofotografie. Sie<br />
sind in verschiedenen<br />
Durchmessern erhältlich<br />
und werden einfach vorne aufs Objektiv<br />
aufgeschraubt. Die Wirkung ist ähnlich der beim<br />
Vergrößerungsglas. Der Fotograf kann damit den<br />
Fokus näher zum Motiv schieben.<br />
Insekten: alles, was kreucht und fleucht<br />
ROSS HODDINOTT ROSS HODDINOTT<br />
Libellen<br />
Der Sommer ruft Libellen in<br />
großer Vielfalt auf den Plan. Sie<br />
gehen in der Nähe von Teichen<br />
und in anderen Feuchtgebieten<br />
auf Nahrungssuche. Beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von oben<br />
kommen sehr schön die<br />
offenen Flügel zur Geltung.<br />
ROSS HODDINOTT ROSS HODDINOTT<br />
Wasserjungfern<br />
Wenn es morgens warm wird,<br />
finden sich die bunten und<br />
interessanten Wasserinsekten<br />
auf ufernahen Wiesen und<br />
Schilfen ein. Die beste<br />
Aufnahmeperspektive ist ein<br />
Schnappschuss von der Seite.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Bienen<br />
Honigbienen und Hummeln<br />
sind fotogen, aber auch<br />
schwer mit der Kamera<br />
einzufangen – sie halten nie<br />
still. Wählen Sie eine kurze<br />
Verschlusszeit. Um schnell<br />
reagieren zu können, sollten<br />
Sie aus der Hand knipsen.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Schmetterlinge<br />
Sie gehören dank ihrer bunten<br />
Flügel zu den beliebtesten<br />
Insekten der Fotografen. Es<br />
sind aus allen Perspektiven tolle<br />
Bilder möglich. Experimentieren<br />
Sie nach Herzenslust.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Spinnen<br />
Ein Horror für Menschen, die<br />
an Arachnophobie leiden. Aber<br />
dennoch ein tolles Motiv für<br />
Makro-Aufnahmen. Gehen Sie<br />
nahe ans Motiv heran, um sich auf<br />
die vielen Augen zu konzentrieren.<br />
Eine exotische Variante sind<br />
Gegenlichtaufnahmen mit den<br />
Umrissen des Tiers.<br />
Schwebfliegen<br />
Schwebfliegen haben<br />
wunderbare Farben. Sie landen<br />
oft auf Blumen im Garten, die<br />
interessante Hintergründe in<br />
leuchtenden Tönen bieten. Um<br />
ausreichend Tiefenschärfe zu<br />
erreichen, empfiehlt sich eine<br />
geringe Blendenweite von f/8<br />
oder weniger.<br />
Motten<br />
Diese Insektenart ist<br />
tendenziell eher blass. Einige<br />
interessante Vertreter gibt<br />
es aber. Ein gutes Motiv ist<br />
beispielsweise der mittlere<br />
Weinschwärmer. Motten<br />
suchen tagsüber oft Schutz<br />
unter Hecken und Blattwerk.<br />
Wasserläufer<br />
Der Wasserläufer gehört zu den<br />
weit verbreitetsten Teichlebewesen.<br />
Der Körper des Insekts wird an der<br />
Wasseroberfläche nur vom unteren<br />
Teil der Beine getragen. Das Makro-<br />
Objektiv oder der Aufsatz sollten<br />
so parallel wie möglich zum Tier<br />
gehalten werden. Auch Aufnahmen<br />
von oben setzen die Tiere schön<br />
in Szene.<br />
Schnaken<br />
Schnaken (regional auch als<br />
Bachmücken, Pferdemücken,<br />
Langbeinmücken, Schneider<br />
oder Schuster bezeichnet) sind<br />
als Motiv nicht zu unterschätzen.<br />
Die dürren Tiere kommen in<br />
Nahaufnahmen vor einem<br />
sauberen und freien Hintergrund<br />
am besten zur Geltung. Versuchen<br />
Sie es mit Fotos auf Augenhöhe.<br />
Wespen<br />
Wie auch Bienen sind Wespen<br />
häufige Gäste im heimischen<br />
Garten. Sie werden von<br />
nektarreichen Pflanzen<br />
angelockt und sind immer in<br />
Bewegung. Schalten Sie also<br />
von AF auf manuellen Fokus,<br />
wenn das Objektiv Probleme<br />
mit der Zielerfassung hat.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Natur: Tierfotografie 27<br />
Spitzenposition<br />
Durch das Gegenlicht heben<br />
sich die Motive sehr schön vom<br />
Hintergrund ab.
28 Natur: Tierfotografie<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Schmetterlingsjagd<br />
Mit etwas Geduld und Hartnäckigkeit lassen sich beeindruckende<br />
Schmetterlingsfotos schießen. Diese Tipps verleihen Ihrer Kreativität Flügel.<br />
WENN DIE TAGE WÄRMER UND LÄNGER WERDEN, kommen die verschiedensten Insekten zum<br />
Vorschein. Überall brummen und surren Bienen und Libellen, während im Gestrüpp bunte Käfer<br />
und andere winzige Lebewesen umherflitzen. Auf den ersten Blick haben Insekten wenig<br />
fotografischen Reiz. Doch wenn sie in Nahaufnahmen den gesamten Bildausschnitt ausfüllen,<br />
entfaltet sich ihre ganze Pracht. Auf den Punkt gebracht: Insekten sind tolle Motive.<br />
Schmetterlinge sind zweifelsohne die beliebtesten und fotogensten aller Insekten. Dank ihrer vielfältigen<br />
Farben und anmutigen Bewegungen in der Luft lieben die meisten Menschen die kleinen Falter – selbst Leute,<br />
die sonst eigentlich Insekten hassen. Wer schon einmal versucht hat, beispielsweise im Schmetterlingshaus<br />
oder im eigenen Garten die bunten Tiere in Bildern festzuhalten, weiß: Die fliegenden Kleintiere sind<br />
anspruchsvolle Motive. Nur allzu leicht lassen sie sich aufscheuchen – meist gerade dann, wenn der Fotograf<br />
den Auslöser drückt. Selbst die größten Arten wie der Admiral oder das Tagpfauenauge haben nur eine<br />
Flügelspanne von gut 50 bis 60 Millimetern. Für bildfüllende Bilder ist daher ein hoher Vergrößerungsfaktor<br />
notwendig. Ein Makro-Objektiv ist hierfür das perfekte Hilfsmittel – vor allem ein Modell mit Brennweiten<br />
oberhalb von 90 Millimetern, die einen guten Abstand zum Motiv erlauben.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Natur: Tierfotografie 29
30 Natur: Tierfotografie<br />
Leider sind Makro-Objektive eine kostspielige<br />
Angelegenheit. Wer kein eingefleischter Makrofotograf ist,<br />
kann auch gut mit einem Aufsatz leben. Die kostengünstigen<br />
Nahlinsen und Zwischenringe haben allerdings den großen<br />
Nachteil, dass der Fotograf damit näher ans Motiv<br />
herangehen muss. Dadurch steigt das Risiko, die Insekten<br />
aufzuscheuchen. Die beiden Zubehörteile sind dennoch ein<br />
toller Einstieg in die faszinierende Welt der Makrofotografie.<br />
Auch, wenn es offensichtlich klingt: Bevor Sie<br />
Schmetterlinge fotografieren, müssen Sie die Tiere erst<br />
einmal finden. Ihre Zahl ist leider rückläufig. Es ist unter<br />
Umständen notwendig, einige Kilometer zu fahren, um<br />
geeignete Umgebungen zu finden. Unterschiedliche Arten<br />
haben auch verschiedene Anforderungen an ihre<br />
Lebensräume und Futterpflanzen. Manche ziehen Wiesen<br />
vor, während sich andere lieber in Heiden, Wäldern oder<br />
Hügellandschaften aufhalten. Das Wichtigste ist, sich gut<br />
über die verschiedenen Arten und ihre Lebensräume zu<br />
informieren. Finden Sie auch heraus, wann sie schlüpfen.<br />
Suchen Sie im Internet nach Schutzgebieten. Oder noch<br />
besser: Treten Sie einem Naturschutzbund bei, um sich<br />
unter die Experten zu mischen.<br />
Schmetterlinge sind tagsüber am einfachsten zu finden,<br />
wenn sie am aktivsten sind. Das Problem ist nur, dass sie<br />
sich dann auch selten hinsetzen oder Fotografen nahe genug<br />
an sich heranlassen. Die idealsten Zeitpunkte sind daher der<br />
frühe Morgen oder der Abend, wenn die Falter weniger aktiv<br />
sind oder sich auf Pflanzen niederlassen. Bei der<br />
Schmetterlingsjagd muss der Fotograf die Augen offenhalten<br />
und aufpassen, wo er hintritt. Außerdem sollte es windstill<br />
sein, da schon eine leichte Brise das Motiv wegwehen kann.<br />
Wenn ein Motiv gefunden ist, folgt die Positionierung fürs<br />
Bild. Dabei ist es wichtig, nicht auf die umliegende<br />
Vegetation zu treten oder Schatten aufs Insekt zu werfen.<br />
Sonst ist das Modell schneller weg, als Ihnen lieb ist. Am<br />
Morgen, wenn es noch kühl ist, fliegen die Schmetterlinge<br />
noch nicht. Dann ist es manchmal sogar möglich, mit Stativ<br />
zu arbeiten. Die feste Kameraposition zahlt sich aus: Damit<br />
lässt sich der Fokus genau einstellen, und es ist ein<br />
sorgfältiger Bildaufbau möglich. Werden die Fotos aus der<br />
Hand geschossen, sollte soweit vorhanden der<br />
Bildstabilisator eingeschaltet werden. Ein weiteres probates<br />
Mittel sind schnellere Verschlusszeiten von 1/200 Sekunden<br />
und kürzer. Diese beugen Verwacklungen vor. Vor dem<br />
Auslösen sollte sichergestellt sein, dass der Hintergrund<br />
nicht vom Motiv ablenkt. Nötigenfalls müssen Sie Ihre<br />
Position korrigieren, um alle störenden Elemente<br />
auszuklammern. Eine Alternative ist auch eine weitere<br />
Blendenöffnung. Damit werden unerwünschte<br />
Hintergrunddetails schnell unscharf. Zu beachten ist auch,<br />
Nahlinsen<br />
Mit einer Nahlinse kann ein Standardobjektiv oder<br />
kurzes Teleobjektiv schnell und günstig zu einer<br />
optischen Einheit umgewandelt werden, mit der<br />
tolle Insektenbilder möglich sind.<br />
Makro-Zwischenringe<br />
Die hohlen Ringe werden zwischen<br />
Kamera und Objektiv angebracht,<br />
um eine Scharfstellung näher<br />
an der Kamera zu ermöglichen.<br />
Diese Bauteile verfügen über<br />
keine optischen Elemente<br />
und beeinträchtigen daher die<br />
Bildqualität nicht, abgesehen vom<br />
Lichteinfall. Makro-Zwischenringe sind kompakt und leicht.<br />
Alle Kamerafunktionen bleiben damit erhalten. Sie werden<br />
einzeln oder im Set angeboten. Die gängigsten Längen<br />
sind Ringe mit 12, 25 und 36 Millimetern. Je größer der<br />
Durchmesser, umso größer ist auch der Abbildungsmaßstab.<br />
Nahlinsen<br />
Diese Zusatzteile werden<br />
vorne aufs Objektiv<br />
geschraubt. Sie wirken<br />
wie ein Vergrößerungsglas,<br />
sind günstig, leicht und in<br />
verschiedenen Filtergrößen<br />
verfügbar. Die meisten von ihnen bestehen aus einem<br />
einzelnen Bauteil. Nahlinsen gibt es in verschiedenen<br />
Stärken. Am meisten verbreitet sind die Werte +1,<br />
+2, +3 und +4 (je größer die Zahl ist, umso höher<br />
der Vergrößerungsfaktor). Sie beeinflussen die anderen<br />
Kamerafunktionen wie das Mess-System oder den<br />
Autofokus nicht. Genauso wenig schränken sie den<br />
Lichteinfall in die Kamera ein. Ein Manko: Die Schärfe an<br />
den Kanten kann abnehmen. Außerdem sind die Linsen<br />
anfällig für Geisterbilder sowie sphärische und chromatische<br />
Abbildungsfehler. Maximieren Sie die Bildqualität, indem<br />
Sie eine Blendenöffnung von f/8 oder weiter wählen.<br />
dass die Tiefenschärfe bei hohen Vergrößerungsfaktoren<br />
immer gering ist. Um das Insekt dennoch scharf abzubilden,<br />
muss die Kamera parallel zum Motiv gehalten werden.<br />
Diese Maßnahme maximiert auch die verfügbare<br />
Tiefenschärfe über alle Blendenzahlen hinweg.<br />
Es kann zugegebenermaßen ein wirklich kniffliges und<br />
frustrierendes Unterfangen sein, Schmetterlinge sauber ins<br />
Bild zu bekommen. Bereiten Sie sich darauf vor, über den<br />
Boden zu robben und häufig knapp daneben zu liegen. Mit<br />
der richtigen Vorbereitung und dem nötigen<br />
Durchhaltevermögen wird es dann nicht mehr lange dauern,<br />
bis Sie beeindruckende Schmetterlingsfotos knipsen.<br />
Fertiges Bild<br />
Weite Blende + Stativ +<br />
Reflektor = wunderbar<br />
scharfes Schmetterlingsbild mit<br />
geringer Tiefenschärfe.<br />
Motiv ausfindig machen Zum <strong>Fotografie</strong>ren von Schmetterlingen muss der<br />
1Fotograf zuerst wissen, wo und wann er welche Tiere finden kann. Bei mir in der<br />
Nähe liegt zum Beispiel ein Naturschutzgebiet, in dem viel Wiesen-Schaumkraut<br />
wächst. Dies ist die Futterpflanze der Aurorafalter. Ich stelle mir den Wecker, um bei<br />
Tagesanbruch aufzustehen. Nach eingehender Suche stoße ich auf einen<br />
Schmetterling, der sich an einer Blüte festhält.<br />
In Position gehen Langsam bewege ich mich in die gewünschte Position. Dabei<br />
2achte ich peinlich genau darauf, die umliegenden Pflanzen nicht zu sehr zum<br />
Wackeln zu bringen. Ein flacher Winkel ergibt oft die natürlichsten Bilder. Ich lege<br />
mich also auf den Boden und stütze mich auf die Ellbogen. Dann wähle ich eine<br />
geringe Blendenöffnung von f/16, um eine große Tiefenschärfe zu erreichen. Damit<br />
wird allerdings der Hintergrund zu scharf, was die Komposition stört.
Hintergrund verwischen Damit der Schmetterling schön hervorsticht, öffne ich<br />
3die Blende auf f/5.6. Damit verwische ich die Details im Hintergrund. Der<br />
Nachteil der weiteren Blendenöffnung: Ich muss das Motiv wegen der verringerten<br />
Tiefenschärfe jetzt sehr genau fokussieren. Um mir das Scharfstellen zu erleichtern,<br />
stelle ich neben mir das Stativ auf und verwende die LiveView-Funktion.<br />
4<br />
Belichtung einstellen Das Resultat gefällt mir schon besser. Nur sind mir jetzt ein<br />
wenig die Details im Flügel verloren gegangen. Um die Schatten aufzuhellen,<br />
verwende ich einen kleinen Reflektor. Damit werfe ich Licht auf den Falter, um die<br />
Flügelunterseite in ihrer ganzen bunten und detailreichen Schönheit erstrahlen zu<br />
lassen. Bewegt sich das Motiv wie in dieser Situation nicht, ermöglicht der Reflektor<br />
eine weit bessere Kontrolle als ein Blitz. Das Ergebnis sieht damit immer noch<br />
natürlich aus.
32 Natur: Tierfotografie<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Wundervolle Netze<br />
Spinnennetze sind aufgrund ihres verworrenen Aussehens außergewöhnlich fotogen.<br />
Ross Hoddinott zeigt Ihnen, wie Sie am meisten aus ihnen herausholen können.<br />
WARUM DAS NETZ NACH IDEEN DURCHFORSTEN? Warum nicht mit der Kamera rausgehen und nach<br />
einem echten Netz suchen?? Spinnen weben wunderschöne Netze aus klebriger Seide. Und Ihre<br />
Konstruktionen sind kompliziert, oft symmetrisch, und ergeben verblüffende Nahaufnahmen. Wenn Sie also<br />
eine Zoom-Linse, einen Filter und eine Verlängerung oder – noch besser – ein Makro-Objektiv für<br />
Naheinstellungen haben, werden Sie atemberaubende Bilder aufnehmen können.<br />
Spinnen leben überall, Sie sollten also keine Schwierigkeiten dabei haben, ein passendes Netz für Ihre Fotos zu finden.<br />
Sie sind sehr einfach aufzuspüren und sind am fotogensten, wenn sie mit kleinen Wassertröpfchen überzogen sind. Am<br />
frühen Morgen, nach einer klaren, ruhigen Nacht sollte viel Tau zu sehen sein. Dies der beste Zeitpunkt, sie zu suchen.<br />
Alternativ können Sie auch eine Sprühflasche benutzen und das Netz mit ein<br />
bisschen Wasser befeuchten, um einen feinen Nebel zu schaffen, der das Netz<br />
nicht zerstört, sondern eine ähnliche Wirkung erzeugt. In Herbst und Winter, nach<br />
einer kalten, frostigen Nacht, könnte es sogar sein, dass Sie ein gefrorenes Netz<br />
entdecken, was besonders fotogen ist und für künstlerische, abstrakt wirkende<br />
Bilder sorgen kann, wenn Sie eine flache Tiefenschärfe in Verbindung mit<br />
vorsichtiger Fokussierung anwenden.<br />
Ausrüstung<br />
Ein kompakter,<br />
zusammenklappbarer Reflektor<br />
ist ein wesentliches Accessoire<br />
für Nahaufnahmen. Sie sind dazu<br />
da, natürliches Licht auf kleinste<br />
Objekte umzulenken und eventuelle<br />
Schatten abzuschwächen. Ein<br />
Reflektor schafft für gewöhnlich<br />
eine natürlichere Ausleuchtung<br />
als Blitz. Ich habe Reflektoren<br />
allerdings auch schon des öfteren<br />
als behelfsmäßigen Hintergrund<br />
für kleinere Objekte benutzt. Seine<br />
Schwarzabdeckung kann hinter das<br />
Objekt gehalten werden, um einen<br />
sauberen, einfachen Hintergrund zu<br />
erzeugen. In manchen Situationen<br />
kann man sogar die silberne oder<br />
die weiße Seite eines Reflektors<br />
einsetzen, um High-key-Ergebnisse<br />
zu erzielen.<br />
Probeaufnahme: Ich muss meine örtliche Umgebung nicht lange absuchen, bevor<br />
1ich ein taugetränktes Spinnennetz finde. Schnell komponiere ich das Bild und<br />
entscheide mich, das ganze Netz in den Rahmen aufzunehmen. Ich wähle eine<br />
f/8-Blende und hoffe, dass es genug Tiefenschärfe erzeugt, um das Netz scharf zu halten<br />
und gleichzeitig nicht zuviel Hintergrunddetails aufzunehmen. Leider habe ich dem<br />
Hintergrund nicht genug Aufmerksamkeit gewidmet und so hebt sich das Netz nicht sehr<br />
gut vom Licht des Hintergrundes ab.<br />
Werden Sie die Ablenkunug los Die Kulissen eines Objekts leisten oft einen großen<br />
2Beitrag zu Erfolg oder Misserfolg eines Fotos. Sie können die Farbe und die Optik des<br />
Hintergrundes ändern, indem Sie einfach nur Ihren Standpunkt, den Aufnahmewinkel,<br />
die Fokallänge oder die Blende ändern. Um den weißen Himmel aus dem Bildrahmen zu<br />
verbannen, wähle ich einen höheren Winkel, indem ich die Beine meines Stativs<br />
verlängere. Ein mit Gras bewachsene Bank schafft jetzt einen attraktiveren grünen<br />
Hintergrund. Ebenso würde ich für eine engere Komposition plädieren.<br />
Experimentieren Sie mit der Tiefenschärfe Um ein künstlerischeres Resultat zu<br />
3erzeugen, wähle ich eine größere Blende von f/4 und platziere meinen Aufbau in<br />
einem Winkel zum Netz. Dies erlaubt mir, nur einen Teil des Netzes im Fokus<br />
aufzunehmen. Die Fokussierung muss exakt sein, wenn Sie mit einer so flachen<br />
Tiefenschärfe arbeiten. Ich überprüfe das Bild auf dem LCD-Display, zoome heran, um<br />
die Schärfe des Objekts zu kontrollieren. Leider ist meine Fokussierung nicht präzise<br />
genug, und das Bild ist etwas zu weich geraten.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Natur: Tierfotografie 33<br />
Verfeinern Sie den Fokus Bei dieser Vergrößerungsstufe eine flache Tiefenschärfe zu<br />
4benutzen, erlaubt dem Fotografen, das Auge des Betrachters auf einen speziellen<br />
Fokuspunkt zu lenken. Wenn Ihre Kamera einen <strong>Vorschau</strong>-Knopf besitzt, benutzen Sie<br />
ihn, um die Verteilung der Tiefenschärfe zu kontrollieren. Diesmal nehme ich mir einen<br />
zusätzlichen Moment, um sicher zu stellen, dass meine Fokussierung exakt ist. Dann<br />
löse ich den Verschluss mittels eines Fernauslösers aus, um zu vermeiden, dass das Bild<br />
frei von jeglicher Kamerabewegung bleibt.<br />
Versuchen Sie es mit einem anderen Hintergrund Obwohl ich mit der vorangegangenen<br />
5Aufnahme zufrieden bin, würde ein schwarzer Hintergrund besser zu dem Objekt passen,<br />
weil es einen starken Kontrast zu den glänzenden Wasertröpfchen bilden würde. Die Abdeckung<br />
meines zusammenklappbaren Reflektors ist schwarz, daher halte ich sie ungefähr 40 Zentimeter<br />
hinter das Netz und benutze den Selbstauslöser, um den Verschluss zu bedienen. Schließlich<br />
habe ich das Ergebnis, das ich wollte. Wenn Sie einen bunteren Look vorziehen, so könnten Sie<br />
zum Beispiel hell-bunten Karton verwenden, um die Optik des Hintergrundes zu ändern.
34 Natur: Tierfotografie DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Wie man Gartenvögel aufnimmt<br />
Ross Hoddinott zeigt, wie Sie Ihren Garten herrichten können, um tolle Bilder<br />
von den kleinen Vögeln aufzunehmen, die Sie das Jahr über besuchen.<br />
EGAL, WIE SIE LEBEN – ländlich oder urban: Singvögel sind selten weit weg. Aufgrund ihrer Vertrautheit ist<br />
leicht zu übersehen, wie attraktiv diese bekannten Gartenbewohner sind. Blaumeisen und Grünfinken<br />
beispielsweise sind sehr fotogen. Zudem scheinen sie ziemlich tolerant auf menschliche Aktivität zu reagieren<br />
und können mit passendem Futter in die Nähe der Kamera gelockt werden. Den Vögeln nah genug zu<br />
kommen, um sie fotografieren zu können, ist jedoch nur der Anfang. Ein gutes Foto ist die Kombination aus<br />
Hintergrund, Umgebung, Licht und Belichtung. All diese Dinge können vom Fotografen kontrolliert und<br />
beeinflusst werden, und sollten nicht dem Zufall überlassen werden. Sobald Ihr Aufbau erstmal abgeschlossen<br />
ist, müssen Sie warten. Die Natur ist unberechenbar und verlangt daher viel Geduld. Vögel zu fotografieren,<br />
kann allerdings süchtig machen. Man weiß einfach nie, was als nächstes passiert ... Der Schnappschuss Ihres<br />
Lebens kann jeden Moment gelingen.<br />
1) v Tarnung<br />
Gartenvögel lassen sich nur dann mit Futter in<br />
die Nähe Ihrer Kamera locken, wenn Ihr Aufbau<br />
gut verborgen ist. Andernfalls werden sie sich von<br />
jeder Art von Bewegung verjagen und Sie ohne<br />
gute Aufnahmen zurücklassen.<br />
In diesem Beispiel hängte ich nur ein Tarnnetz<br />
über mein Studiofenster. Dies erlaubte mir,<br />
die Speicherkarteen auszutauschen und<br />
Kameraeinstellungen zu ändern, ohne die nur<br />
ein paar Meter entfernte Fütterung der Vögel zu<br />
stören.<br />
Wenn Sie keine passenden Fenster<br />
oder Schuppen haben, die Sie auf diese<br />
Weise benutzen können, ziehen Sie den<br />
Kauf eines Versteckes in Erwägung. Ein<br />
zusammenklappbares Kuppelversteck ist dank<br />
seiner Aluminium-Flexipole schnell aufzubauen.<br />
Das Versteck steht frei. Bei starkem Wind können<br />
die mitgelieferten Abspannseile und Heringe<br />
verwendet werden. Um Ihre Aufenthaltsorte noch<br />
besser zu verbergen, kaufen Sie sich eine getarnte<br />
Hülle für Ihr Objektiv. Ein Tarnnetz ist aus<br />
weichem und recht leichtem Material, welches<br />
für die Naturfotografie sehr geeignet ist. Eine<br />
Quelle im Internet:<br />
www.augenblicke-eingefangen.de<br />
Rüsten Sie sich für Vögel aus!<br />
Um Vögel dieser Größe fotografieren zu können,<br />
brauchen Sie eine eine minimale Fokallänge<br />
von 300 Millimetern, andernfalls werden sie<br />
im Rahmen zu klein erscheinen. Ein 70 – 300<br />
Millimeter-Zoom ist gut, sie könnten aber auch<br />
eine kürzere Fokallänge von beispielsweise<br />
55 – 200 Millimetern mit einem 1,4x oder 2x<br />
Telekonverter kombinieren. Ein stabiles Stativ<br />
sollte ein wesentlicher Bestandteil Ihres Aufbaus<br />
sein.<br />
Stellen Sie den fortlaufenden Aufnahmemodus<br />
Ihrer Kamera ein, so dass Sie – sollte das Objekt in<br />
Position sein – eine schnelle Reihe an Aufnahmen<br />
machen können. Da Sie viele Bilder schießen<br />
werden, sollten Sie Ersatzspeicherkarten bei sich<br />
tragen, um volle Karten austauschen zu können.<br />
Ob Sie mit Autofokus arbeiten oder manuell<br />
fokussieren bleibt dem persönlichen Vorzug<br />
vorbehalten. Letzten Endes sollten Sie nicht<br />
enttäuscht sein, wenn Ihre Erfolgsrate zu Beginn<br />
eher gering ist. <strong>Digitale</strong> Aufnahmen kosten nichts<br />
und es tut nichts zur Sache, wie viele Bilder Sie<br />
machen, um ein gutes zu erhalten.<br />
2) v Ködern Sie das Objekt<br />
Die Vögel in die Reichweite Ihrer Kamera zu<br />
locken, ist nur mit Ködern möglich. Sie werden<br />
schnell lernen, eine Futterstelle zu besuchen, um<br />
ihre natürliche Ernährung dadurch zu ergänzen.<br />
Es ist wichtig, passende und für Wildtiere gut<br />
verdauliche Nahrung bereit zu stellen.<br />
Gemeine Gartenvögel wie Meisen und Finke<br />
mögen Vogelkerne und Erdnüsse – Sie finden<br />
sie in Ihrem örtlichen Gartencenter. Denken<br />
Sie daran, das Futter immer wieder aufzufüllen<br />
– auch wenn sich das als sehr kostspielig<br />
herausstellt: Es ist gut angelegtes Geld, wenn Sie<br />
die Ergebnisse sehen.<br />
Sobald die Vögel erstmal regelmäßig zu Ihrer<br />
Futterstation kommen, führen Sie Ihr Versteck<br />
ein, oder bewegen Sie die Futterquelle in<br />
die Reichweite eines Fensters, um dort Ihre<br />
Ausrüstung aufzubauen. Ich habe all diese<br />
Aufnahmen aus meinem Studio in Cornwall<br />
gemacht.<br />
Mein einfacher Aufbau bestand aus zwei<br />
Futtersäulen, die zwei Meter vor meinem Fenster<br />
entfernt standen. Ich hängte einen Kernfütterer<br />
an die eine und einen Nussfütterer an die andere,<br />
um verschiedene Arten anzulocken. Ich platzierte<br />
die Säulen parallel zueinander, mit einem halben<br />
Meter Abstand dazwischen. Dort fixierte ich ein<br />
Stange für die Vögel, die gerade nicht fressen,<br />
bevor ich mich für meine gefiederten Besucher<br />
auf die Lauer legte ...
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Natur: Tierfotografie 35<br />
3) Schaffen Sie Ihren eigenen Hintergrund!<br />
Viele Naturaufnahmen versagen, weil sie das Resultat<br />
ungenügender Aufmerksamkeit für den Objekthintergrund<br />
sind. Ein stumpfer oder schmuddeliger Hintergrund ruiniert ein<br />
ansonsten technisch gutes Bild, es handelt sich also um einen<br />
Schlüsselbereich, den man im Hinterkopf behalten muss.<br />
Wenn Sie kleine grüne Gartenvögel fotografieren, brauchen<br />
Sie normalerweise eine Brennweite ab 300 Millimetern. Eine<br />
nützliche Eigenschaft von Tele-Objektiven ist die, dass sie in<br />
Verbindung mit größeren Blenden die Perspektive verdichten<br />
und einen attraktiven, diffusen Hintergrund erzeugen.<br />
Um sicher zu gehen, dass Sie einen sauberen, einfachen<br />
Hintergrund schaffen, sollte die Stange mindestens zwei Meter<br />
Raum hinter sich frei haben. Zweige<br />
oder sonstige Hintergrundelemente,<br />
die näher sind, werden in der<br />
Aufnahme definiert bleiben und das<br />
Auge vom Objekt ablenken.<br />
Auch die Hintergrundfarbe spielt eine<br />
Rolle. Ein lebendiger Hintergrund<br />
wird Ihrem Bild zusätzlichen<br />
Schwung verleihen. Versuchen Sie<br />
daher, Ihren Aufbau so auszurichten,<br />
dass ein bunter Strauch oder<br />
ein bemalter Gartenzaun Ihren<br />
Hintergrund bilden.<br />
Sollte dies nicht möglich sein – oder<br />
sollten Sie Bilder im Winter machen,<br />
wenn die Farben gedämpfter sind –,<br />
dann führen Sie einen künstlichen<br />
Hintergrund ein. In diesem Beispiel<br />
habe ich einen einfachen hölzernen<br />
Rahmen gebaut (ein Quadrat von<br />
einem Meter), den ich ungefähr<br />
zwei Meter hinter der Futterstation<br />
aufstellte. Dann brachte ich mit<br />
Reißzwecken bunten Stoff am<br />
Rahmen an. Dabei gilt es darauf zu<br />
achten, den Stoff straff zu halten,<br />
so dass er keine störenden Falten wirft. Alternativ kann man<br />
auch Kartonstücke verwenden, die allerdings bei windigen<br />
Verhältnissen eher reißen können. In dieser Entfernung zum<br />
Objekt positioniert, wird der Stoff im Soft-Fokus wiedergegeben<br />
und erzeugt eine saubere, schmeichelhafte Kulisse. Alle Farben<br />
sind geeignet, experimentieren Sie einfach! Grüntöne, Blautöne<br />
und Brauntöne erzeugen jedoch das am natürlich aussehendste<br />
Resultat.<br />
4) v Die Wahl der Verschlusszeit<br />
Kleine Gartenvögel sind extrem flatterhaft und aktiv.<br />
Nur selten bleiben sie lange stillsitzen und erlauben<br />
Ihnen, bequem zu komponieren und sie zu fokussieren,<br />
und auch wenn sie sich kurz ausruhen, beobachten sie<br />
dauernd ihre Umgebung und ändern ihre Position. Sie<br />
sollten daher eine relativ kurze Verschlusszeit wählen,<br />
um ihre schnellen Bewegungen einzufrieren. Im Idealfall<br />
benötigen Sie ein Verschlusszeit von 1/400 Sekunde<br />
oder kürzer. Andernfalls wird ein hoher Prozentsatz<br />
Ihrer Bilder unter unscharfen Objekten leiden. Wenn<br />
nötig, wählen Sie eine höhere ISO-Empfindlichkeit,<br />
um eine kürzere Verschlusszeit hervorzurufen. Auch<br />
bei ISO 800 bleibt das Rauschlevel noch ertragbar.<br />
Um die Bildqualität jedoch zu erhöhen, empfehle ich<br />
keine ISO-Empfindlichkeit über 400. Den ISO-Wert<br />
durch Umlegen eines Schalters erhöhen zu können,<br />
bringt Naturfotografen viele Vorteile, die eine kürzere<br />
Verschlusszeit einstellen müssen, um eine Bewegung<br />
oder einen Flug einzufrieren. Die kann den Unterschied<br />
zwischen unscharfen und gestochen scharfen Bildern<br />
ausmachen.<br />
ISO 200<br />
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Natur: Tierfotografie 37<br />
v<br />
Gemeine Gartenvögel<br />
Dies sind fünf der wahrscheinlichsten<br />
Besucher in Ihrem Garten<br />
FOTOS: ROSS HODDINOTT<br />
1) Blaumeise: Die eBla<br />
Blaumeise it<br />
ist der<br />
wohl bekannteste Gartenbewohner. Sein<br />
Gefieder besteht aus blauen, grünen und<br />
gelben Elementen, auf seinem Kopf trägt er<br />
auffallende dunkle Markierungen.<br />
2) Rotkehlchen: Einer unserer beliebtesten<br />
bt t<br />
Singvögel. Er lebt nur in bestimmten<br />
Gebieten und kommt nicht oft zu<br />
Futterstellen. Dafür findet man ihn auf<br />
Sitzgelegenheiten, und häufig sieht man ihn<br />
dabei, wie er in der Nähe des Futterplatzes<br />
heruntergefallene Kerne pickt.<br />
3) Tannenmeise: Weit verbreitet t ist die<br />
Tannenmeise, einer unserer kleinsten<br />
Vögel. Sie hat schwarze und weiße<br />
Zeichnungen auf seinem Kopf und einen<br />
auffälligen weißen Fleck im Nacken. Die<br />
Unterseiten sind blass-rötlich gefärbt.<br />
5) Ziehen Sie den Gebrauch von Requisiten in Betracht<br />
Futter zu benutzen, ist der perfekte Weg, um Vögel in die Reichweite Ihres längsten Objektivs zu bringen. Allerdings<br />
sehen Bilder von Vögeln, die sich an eine Futterbox klammern, nicht sehr natürlich aus, und man wird dieser Art von<br />
Fotos bald überdrüssig. Um Ihren Bildern einen wilderen und natürlicheren Look zu geben, stellen Sie in der Nähe der<br />
Futterstation eine Requisite auf, die die Vögel als Sitz benutzen können. Sie kann aus allem sein, so lange sie fotogen<br />
und von den Tieren angenommen wird. Ein attraktiver, bunter Ast funktioniert gut. Sie können Ihren Bildern sogar einen<br />
saisonalen Anstrich geben, indem Sie den Zweig einer Frühlingsblüte oder den Ast einer Herbstbeere verwenden.<br />
Wenn Sie etwas draufgängerischer sein wollen, versuchen Sie es mit einem rostigen Stück Stacheldraht, mit einer<br />
Wäscheleine, oder mit einer Milchflasche. Benutzen Sie einfach Ihre Vorstellungskraft. Der Nachteil an Requisiten<br />
ist der, dass die Vögel typischerweise nur sehr kurz auf dem Sitz verweilen, bevor sie zum Futter weiterhüpfen. Sie<br />
müssen daher viel Geduld haben und schnell reagieren. Der Schlüssel liegt darin, herum zu experimentieren. Sie<br />
werden feststellen, dass einige Requisiten besser funktionieren und aussehen, als andere. Wenn Sie einen künstlichen<br />
Hintergrund verwenden, werden Sie auch seine Farben austauschen wollen, um der Art von Sitz gerecht zu werden, die<br />
Sie benutzen. Eine Requisite gibt Ihnen mehr Kontrolle und erlaubt Ihnen, mehr Kreativität in das Bildes einfließen zu<br />
lassen. Ein weiterer Vorteil einer attraktiven Sitzgelegenheit ist, dass sie Ihnen gestattet, einen geringeren Akzent auf den<br />
Vogel zu legen und ergo eine kürzere Brennweite zu benutzen. Mit einer geringeren Vergrößerung aufzunehmen ist von<br />
technischer Seite vorteilhaft, da es die Tiefenschärfe ausdehnt.<br />
4) Buchfink: Das Männchen hat ein<br />
rosa-rötliches Gesicht und eine rosarötliche<br />
Unterseite, eine blaue Krone und<br />
einen fuchsroten Rücken, während das<br />
Weibchen eher einfarbig braun ist. Beide<br />
haben einen weißen Schulterfleck und<br />
weiß gestreifte Flügel.<br />
5) Grünfink: Sehr weit verbreitet. Das<br />
Männchen ist aus einem hellen Grüngelb,<br />
das Weibchen ist weniger bunt. Beide<br />
haben gelb gefleckte Flügel und Bürzel und<br />
sind auch an der Seite bis zum Hinterteil<br />
gelb. Der Schnabel ist rosa und konisch,<br />
also ideal für den Verzehr von Kernen.
38 Natur: Flora DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Die Kraft des Mohns<br />
Wer kann schon die Wirkung<br />
eines roten Mohnfeldes<br />
ignorieren? Seien Sie bereit,<br />
wenn die Landschaften dieses<br />
Jahr in ihrer Blüte stehen.<br />
PFLANZENWELT<br />
Es überrascht kaum, dass die Pflanzenwelt bei Fototgrafen so beliebt<br />
ist. Wildblumen, Pflanzen, Pilze sind abwechslungsreiche, schöne und<br />
leicht zugängliche Objekte für Jedermann. Egal wo Sie leben, oder was<br />
für eine Ausrüstung Sie besitzen: Tolle Naturszenen sind auf jeden Fall<br />
im Bereich des Möglichen und können zu atemberaubenden Bildern<br />
voller Farben werden.<br />
DIE BLÜTEN, FARBEN, der Aufbau und die<br />
Feinheit von Pflanzen – ob sie nun blühen oder<br />
nicht – machen sie zu einem beliebten und<br />
lohnenswerten Objekt für Fototgrafen. Bei<br />
rahmenfüllenden Nahaufnahmen kann man als<br />
Fotografen Akzente auf feinste Details und<br />
Farben legen, während man Pflanzen aus etwas<br />
mehr Entfernung auch im Kontext ihrer<br />
Umgebung zeigen kann. Indem sie eine flache<br />
Tiefenschärfe wählen oder auf kreative Art und<br />
Weise Objekt- oder Kamerbewegung einsetzen,<br />
ist man als Fotograf dazu in der Lage, abstrakte<br />
oder malerische Ergebnisse einzufangen.<br />
Pflanzen können lebendig oder stumpf wirken,<br />
groß- oder kleinwüchsig, sie können breite<br />
Farbteppiche bilden, oder einsam wachsend<br />
gefunden werden. Manche habe bunte,<br />
eindrucksvolle Blüten, während andere, wie<br />
beispielsweise Pilze und Flechten, überhaupt<br />
nicht blühen. Da die Natur so vielfältig und<br />
dabei so unterschiedlich ist, besteht nie das<br />
Risiko, die Inspiration zu verlieren.<br />
Wenn sich die Jahreszeit ändert, werden den<br />
Fototgrafen neue Objekte und Bildgelegenheiten<br />
gegeben. Im Frühling gibt es allerorts frischen<br />
Wachstum. Besuchen Sie doch mal<br />
Waldlandschaften, Parks und Gärten, um zu<br />
entdecken, wie sich Farne ganz fein ausrollen,<br />
oder wie Blätter, Schwaden von Glockenblumen<br />
und bunte Blüten entstehen. In den<br />
Sommermonaten quillen die Landschaften vor<br />
Farben über. Die Wiesen ernähren eine breite<br />
Palette an Wildblumen, während Fingerhut und<br />
Weidenröschen hoch aufgeschossen am Rande<br />
von Heckenreihen und Böschungen stehen.<br />
Wenn der Sommer an den Herbst übergibt wird<br />
das Blattwerk goldfarbig, das Licht wird weicher<br />
und während viele Pflanzen aufhören zu blühen,<br />
stellt das plötzliche Aufkommen ausgefallener<br />
und wunderbar geformter Gift- und anderer<br />
Pilze den Naturfotografen vor neue, spannende<br />
Herausforderungen.<br />
Wenn man sich großartige Naturaufnahmen<br />
anschaut – zum Beispiel die Arbeit der<br />
Fotografin Sandra Bartocha –, so sehen diese<br />
beeindruckend unangestrengt aus. Tolle Bilder<br />
sind jedoch selten ein Zufall. Auch wenn<br />
Pflanzen statische Objekte sind – das heißt,<br />
dass den Fotografen ein breites Spektrum an<br />
Kontrolle über den Look des letztendlichen<br />
Bildes bleibt –, ist die Akzentuierung von<br />
Schönheit, Form und Aufbau der Pflanze in<br />
einem einzigen Rahmen noch lange kein<br />
leichtes Spiel. Tatsächlich erhöht das starke<br />
Im Wind arbeiten<br />
Obwohl Pflanzen statische Objekte sind, werden<br />
sie stark vom Wind beeinflusst. Hohe Blumen<br />
sind besonders anfällig für windige Verhältnisse<br />
und machen das Fokussieren und Komponieren<br />
bei natürlichem Licht zu einer schwierigen<br />
Angelegenheit. Pflanzenfotografie versucht<br />
man am besten bei ruhigen Verhältnissen, mit<br />
Windgeschwindigkeiten unter 15 Kilometer<br />
pro Stunde. Allerdings kann man sich das nicht<br />
immer aussuchen. Das Licht und wechselnde<br />
Windverhältnisse werden Sie nicht vor zu viele<br />
Probleme stellen – warten Sie einfach auf einen<br />
kurzen Moment der Windstille, bevor Sie schnell<br />
Ihren Fokus ausrichten und den Verschluss<br />
auslösen. Bei windigeren Verhältnissen sollten<br />
Sie in Erwägung ziehen, nur geschützte Objekte<br />
zu fotografieren, oder einen Regenschirm,<br />
beziehungsweise einen Windbrecher zu<br />
verwenden. Indem Sie klares und schweres<br />
Polyethylen nehmen, das von Aluminium-<br />
Stangen in Position gehalten wird, können<br />
Sie Ihren eigenen Windbrecher herstellen. Als<br />
Alternative kann der „Cubelite“ von Lostolite<br />
kleine Objekte abschirmen und darüberhinaus<br />
auch hartes, direktes Licht zerstreuen. Eine<br />
weitere Option ist sicherlich ein „Wimberley<br />
Plamp“ – ein in Kugel und Sockel aufgeteilter<br />
Arm, der an beiden Enden mit einer Klammer<br />
fixiert wird. Ein Ende kann mit dem Fuß Ihres<br />
Stativs verbunden werden, während das andere<br />
Ihr Objekt festhält. Passen Sie jedoch auf, dass<br />
Sie die Pflanze nicht zerstören, wenn Sie die<br />
Klammer an ihrem feinen Stiel anbringen.<br />
Maß an Kontrolle, das der Pflanzenfotograf über<br />
seine Ergebnisse hat, in gewisser Hinsicht sogar<br />
den Druck, die Dinge auch richtig zu machen<br />
– sowohl technisch als auch ästhetisch.<br />
Einfachheit ist häufig der Schlüssel, während<br />
die Wahl des Hintergrundes und Ausleuchtung<br />
ebenfalls besondere Aufmerksamkeit genießen<br />
sollten, wenn man Pflanzen fotografiert. Ein<br />
sauberer, schmeichelhafter Hintergrund, der frei<br />
von jeder Ablenkung ist, wird Ihr Objekt kühn<br />
hervorstehen lassen, während die Qualität und<br />
die Richtung des Lichts die Atmosphäre des<br />
Bildes bestimmen und feinste Details<br />
unterstreichen können. Pflanzen sind in all ihren<br />
Gewändern hervorragende Objekte für die<br />
Fototgrafie. Es ist an der Zeit, Ihre Fähigkeiten<br />
bei Nahaufnahmen zu verfeinern und<br />
anzufangen, die wunderbare Welt der Pflanzen<br />
zu erforschen. Lesen Sie weiter, um<br />
herauszufinden, wie man eine vielfältige Flora<br />
fotografiert.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Natur: Flora 39<br />
ISTOCK PHOTO
40 Natur: Flora DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Die richtige Ausrüstung<br />
Naturfotografie verlangt bescheidene Investionen in die<br />
Ausrüstung, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Wir<br />
haben für Sie aufgelistet, welche Art von Ausrüstung Sie<br />
brauchen...<br />
WÄHREND DIE FOTOGRAFIE EINIGER Objekte eine kostspielige und sehr<br />
spezielle Ausrüstung fordert, kommen Naturfotografen mit einem<br />
vergleichsweise simplen Aufbau aus. Eine gute Auswahl an Brennweiten bietet<br />
Ihnen natürlich mehr Optionen und Flexibilität. Aber es ist auch möglich,<br />
schon mit einem Standard-Zoom gute Ergebnisse zu erzielen. Die meisten<br />
Pflanzenfotografen werden jedoch von Zeit zu Zeit bildfüllende Nahaufnahmen<br />
Ihrer Objekte festhalten wollen, ein Makro-Objektiv oder ein<br />
Nahaufnahmeaufsatz steht daher auf der Prioritätenliste ganz oben. Außer den<br />
Objektiven ist auch noch eine weitere Anzahl nützlicher Accessoires, sowie<br />
unterstützendes Material für die Ausleuchtung verfügbar, von dem Ihre<br />
Naturbilder profitieren werden.<br />
Naturobjektive<br />
Makro: Optimal für die Fokussierung bei Nahaufnahmen, ist ein<br />
Makro-Objektiv die ideale Wahl für Naturaufnahmen. Sie<br />
verfügen typischerweise über ein Wiedergabeverhältnis der<br />
Lebensgröße von 1:1 und ein großes Blendenmaximum –<br />
normalerweise f/2.8 –, welches dazu beiträgt, ein helles<br />
Sucherbild bereitszustellen, um Fokussierung und Komposition zu<br />
erleichtern. Eine Brennweite über 70 Millimeter (ideal wären 100<br />
Millimeter) ist eine gute Wahl, da es für einen brauchbaren<br />
Arbeitsabstand sorgt.<br />
Weitwinkel: Eine weite Brennweite in der Region zwischen 18<br />
und 28 Millimeter eignet sich perfekt, um das Pflanzenleben im<br />
Kontext seiner Umgebung zu zeigen. Indem Sie näher an das<br />
Objekt herangehen, können Sie ungewöhnlich, verzerrte<br />
Perspektiven schaffen. Weitwinkel sind besonders nützlich, wenn<br />
man aus tiefem Winkel nach oben aufnimmt, oder den Blick über<br />
breite Blumenschwaden. Natürlich besitzten Weitwinkel hohe<br />
Tiefenschärfen und machen es dadurch möglich, Schärfen von<br />
vorne nach hinten einzustellen. Für noch extremere Resultate<br />
sollten Sie ein Fischauge-Objektivs in Betracht ziehen.<br />
Tele-Zoom/Tele-Objektiv: Die Länge eines Tele-Objektivs –<br />
irgendwo zwischen 200 und 300 Millimetern – eignet sich<br />
hervorragend dafür, einzelne Blumen zu isolieren. Kombiniert mit<br />
einer großen Blende, ist die Tiefenschärfe mit längeren Objektiven<br />
flacher. Mit einem Tele-Objektiv ist es also möglich, eine Blume<br />
scharf vor einem attraktiv diffusen Hintergrund wiederzugeben.<br />
Sie brauchen dazu nicht mal ein schnelles, kostspieliges Objektiv<br />
– ein Tele-Objektiv von 70 bis 300 Millimetern reicht aus.<br />
Verlängerungen können dabei behilflich sein, die<br />
Fokussierungsdistanz eines Tele-Objektivs zu verringern, doch sie<br />
gehen zu Lasten der Bildqualität.<br />
Gut gerüstet<br />
Die Ausrüstung seinen Bedürfnissen<br />
entsprechend auszuwählen – in diesem Fall,<br />
für Nahaufnahmen, um am Boden arbeiten<br />
können – ist ein wesentlicher Schritt in<br />
Richtung gelungener Aufnahmen.<br />
Accessoires zum Objektiv<br />
Beleuchtungshilfen<br />
Nahaufnahmefilter:<br />
Sie brachen<br />
kein Makro-<br />
Objektiv, um<br />
rahmenfüllende<br />
Aufnahmen zu<br />
machen<br />
– benutzen Sie<br />
einen Nahaufnahmefilter für ein<br />
Standard- oder Zoom-Objektiv. Mit<br />
unterschiedlichen Gewinden und in<br />
verschiedenen Stärken erhältlich,<br />
wird der Filter vorne auf das Objektiv<br />
geschraubt und funktioniert wie ein<br />
Vergrößerungsglas. Dioptrien von +3<br />
oder +4 sind für die Natur ideal.<br />
Nahaufnahemfilter können individuell<br />
oder im Set gekauft werden und<br />
kosten zwischen 25 und 40 Euro. Sie<br />
stufen die Bildqualität ganz leicht<br />
herab, wählen Sie daher eine mittlere<br />
Blende zwischen f/5.6 und f/8 für<br />
beste Ergebnisse.<br />
Konverter:<br />
Verlängerungen<br />
(Konverter) kosten<br />
mehr als ein<br />
Nahaufnahmefilter,<br />
doch im Gegensatz<br />
dazu haben sie<br />
weniger<br />
Auswirkungen auf die optische Qualität.<br />
Es sind hohle Rohre, die zwischen<br />
Kamera und Objektiv passen und die<br />
minimale Fokussierungsdistanz<br />
verringern. Konverter bewahren der<br />
Kamera all ihre automatischen<br />
Funktionen. Am besten verwendet man<br />
sie zusammen mit kurzen Fokallängen,<br />
zum Beispiel mit einem Standard-<br />
Objektiv von 50 Millimetern. Sie<br />
erzeugen allerdings auch keinen großen<br />
Arbeitsabstand, machen Sie sich also<br />
darauf gefasst, nah am Objekt zu<br />
arbeiten.<br />
Reflektor: Kleine,<br />
zusammenklappbare<br />
Reflektoren sind<br />
zum Beispiel bei<br />
Lastolite erhältlich<br />
und sehr nützlich,<br />
um Kontraste zu<br />
verringern und Schatten von Pflanzen<br />
zu nehmen. Ein Reflektor wird so<br />
aufgestellt, dass er dass Licht auf das<br />
Objekt weiterleitet. Die Intensität des<br />
Lichts kann geändert werden, indem<br />
man den Reflektor näher zum Objekt<br />
hin oder weiter davon weg bewegt.<br />
Einer der größten Vorteile eines<br />
Reflektors ist, dass man dazu in der<br />
Lage ist, seine Wirkung sofort<br />
wahrzunehmen. Ein goldfarbiger<br />
Reflektor produziert warmes, ein<br />
silberner ein eher kühleres Lciht und<br />
ein weißer Reflektor ruft ein weiches<br />
Fülllicht hervor.<br />
Aufsteckblitz:<br />
Das Licht kann<br />
begrenzt sein,<br />
wenn Sie sehr<br />
nah am Objekt<br />
und in schattigen<br />
Verhältnissen<br />
arbeiten. Ein<br />
Aufsteckblitz oder ein eingebauter<br />
Blitz können daher bei Aufnahmen<br />
des Pflanzenlebens durchaus von<br />
Nutzen sein. Der Blitz wird sie nicht<br />
nur dazu befähigen, kleinere<br />
Blendeneinstellungen zu verwenden,<br />
um die Tiefenschärfe zu verbessern.<br />
Er wird Ihnen auch erlauben, eine<br />
kürzere Verschlusszeit zu wählen –<br />
was hilfreich ist, wenn Ihr Objekt<br />
vom Winde verweht ist. Oft ist es am<br />
besten mit reduziertem Blitz oder<br />
durch einen Diffusor aufzenehmen,<br />
wenn die Resultate natürlich wirken<br />
sollen.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Natur: Flora 41<br />
Ausrüstung für die Natur:<br />
Fragen und Antworten<br />
Ich habe Schwierigkeiten, durch den Sucher zu schauen,<br />
wenn ich Pflanzen vom Boden aus aufnehme. Was kann<br />
ich tun?<br />
Wenn Sie keine Kamera mit einem Mehrfachwinkel-LCD-<br />
Display – wie beispielsweise die Nikon D5100 oder die<br />
Canon EOS 600D – besitzen, können Aufnahmen aus<br />
tiefen Winkeln umständlich sein. Anstatt auf dem Boden<br />
zu liegen und sich zu verrenken, um durch den Sucher<br />
blicken zu können, sollten Sie in Erwägung ziehen, einen<br />
rechtwinkligen Sucher zu kaufen. Dieser L-förmige Aufsatz<br />
passt auf das Okular und erlaubt Fotografen, Bilder<br />
bequem aus einem rechten Winkel zur optischen Achse der<br />
Kamera zu komponieren. Die meisten Marken bieten ihre<br />
eigene Palette an Aufsätzen an, schauen Sie sich auf deren<br />
Homepages die verschiedenen Details und Modelle an.<br />
Gibt es irgendwelche Tipps, mit denen man die Schärfe<br />
bei Pflanzenaufnahmen optimieren kann?<br />
Zu allererst sollten Sie immer ein Stativ benutzen, wenn<br />
sich dies als praktisch erweisen könnte. Außerdem sollten<br />
Sie darauf achten, den Verschlussknopf nicht mit Ihrem<br />
ganzen Körper zu bedienen, weil der Fingerdruck allein<br />
schon für genug Bewegung sorgt, um Verwacklungen<br />
hervorzurufen. Drücken Sie stattdessen den Auslöser<br />
aus der Ferne – entweder indem Sie einen Fernauslöser<br />
benutzen, oder aber den Selbstauslöser Ihrer Kamera.<br />
Wenn Ihre Kamera über eine Spiegelblockierung<br />
verfügt, benutzen Sie sie. Indem Sie den Reflexspiegel<br />
Ihrer Kameraa blockieren, bevor Sie Bilder machen,<br />
eliminieren Sie so das Risiko auf innere Vibration oder<br />
„Spiegelschläge“, die die Qualität des Bildes aufweichen.<br />
Ich habe gehört, dass Polarisationsfilter bei Pflanzen<br />
hilfreich sind. Stimmt das?<br />
Ja, das ist richtig. Wenn sich die Polarisationsfilter<br />
korrekt drehen lassen, verringern sie den Schein und die<br />
Reflektionen von Laub, Blütenblättern und glänzenden<br />
Pilzen. Durch den Filter können Sie die natürliche<br />
Farbsättigung wiederherstellen und Bilder mit mehr<br />
Lebendigkeit festhalten. Pol-Filter haben jedoch einen<br />
etwa zweistufigen Filterfaktor. Wenn Sie einen verwenden,<br />
verlängert sich also auch die Verschlusszeit. Bei gutem<br />
Licht oder windstillen Verhältnissen sollte dies kaum ein<br />
Problem sein. Bei schwachem Licht oder windigem Wetter<br />
könnte es hingegen ein Nachteil sein.<br />
Wie kann ich es vermeiden, feucht und schmuddelig zu<br />
werden, wenn ich Pflanzen fotografiere?<br />
Tragen Sie wasserfeste Kleidung, wenn Sie auf dem<br />
Boden liegen oder knien, oder investieren Sie in eine<br />
Bodenplane. Ziehen Sie den Kauf einer Fotomatte in<br />
Betracht, um sauber und trocken zu bleiben. Knieschoner<br />
für den Garten sind eine gute Alternative. Auch über<br />
Fotografenhandschuhe lässt sich nachdenken, um Finger<br />
und Hände vor Dornen und Brennesseln zu schützen.<br />
Stative und alternative Unterstützung für die Kamera<br />
Stativ: Ein gutes, solides Stativ wird<br />
Ihnen gute Dienste leisten, für Stabilität<br />
sorgen und Ihnen scharfe Bilder<br />
garantieren. Es wird auch den Prozess<br />
des <strong>Fotografie</strong>rens verlangsamen, und<br />
Sie dazu bringen, über Komposition<br />
und Blickwinkel nachzudenken.<br />
Außerdem unterstützt ein Stativ auch<br />
eine genaue Fokussierung, so dass<br />
Sie Ihren Fokuspunkt exakt einstellen<br />
können. Für die Natur sollten Sie eines<br />
wählen, was flach über dem Boden<br />
positioniert werden kann. Ein Aufbau<br />
ohne Mittelfuß oder einer, der horizontal<br />
aufgestellt werden kann, ist eine gute<br />
Option. Ein ausgerichteter Stativkopf wie<br />
der Manfrotto 410 Junior ist die perfekte<br />
Wahl für Nahaufnahmen.<br />
Sitzsack:<br />
Ein Sitzsack bietet<br />
Ihrer Ausrüstung<br />
überraschend viel<br />
Unterstützung,<br />
wenn Sie ihn auf<br />
dem Boden<br />
platzieren. Der<br />
Sack füllt auf natürliche Art und Weise<br />
Unebenheiten um Ihre Kamera herum<br />
aus und absorbiert den Großteil der<br />
Bewegungen. Wenn Sie auf<br />
Bodenebene fotografieren – was<br />
Naturfotografen regelmäßig tun –<br />
bietet er perfekte<br />
Kameraunterstützung und ist<br />
mühelos und leicht aufzustellen.<br />
Auch ein zerknüllter Pullover oder ein<br />
ein Fleece lassen sich als Ersatz für<br />
einen Sitzsack verwenden.<br />
„Wimberley<br />
Plamp“:<br />
Eine „Wimberley<br />
Plamp“ eröffnet der<br />
Naturfotografie sehr<br />
viel mehr<br />
Möglichkeiten, weil<br />
sie Ihnen erlaubt,<br />
Dinge aufzunehmen, die Sie<br />
normalerweise nicht aufnehmen<br />
könnten. Klemmen Sie das eine Ende<br />
irgendwo an Ihrem Stativ und an einem<br />
Ast fest, und benutzen Sie das andere<br />
Ende, um Ihr Objekt festzuhalten – es<br />
ist das perfekte Werkzeug, um feine<br />
Pflanzen und Blumen ruhig zu halten,<br />
wenn Sie unter windigen Bedingungen<br />
aufnehmen. Preislich liegt sie etwa bei<br />
40 Euro und ist eine großartige<br />
Investition, wofür sich eine Menge<br />
Einsatzmöglichkeiten, sowohl im Studio<br />
als auch bei Aufnahmen im Freien,<br />
finden lassen. Ein zwingend<br />
notwendiges Accessoire.
42 Natur: Flora DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Blumen fokussieren<br />
Eine gute Aufnahme zu machen, verlangt gewisse Fähigkeiten – und ein wenig Wissen über Ausleuchtung,<br />
Tiefenschärfe, Blickwinkel und Belichtung kann viel dazu beitragen.<br />
HELEN DIXON<br />
OB WILD ODER ANGEPFLANZT, Pflanzen und<br />
Blumen wachsen in vielen verschiedenen<br />
Gewändern. Während sie jedoch in Größe, Form,<br />
Farbe und Erscheinung stark voneinander<br />
abweichen können, ist die Annäherungsweise aus<br />
fotografischer Sicht immer mehr oder weniger die<br />
gleiche – egal um welche Pflanze es geht, die<br />
Technik und die Art der Ausleuchtung ist in der Tat<br />
sehr ähnlich. Ob Sie also den örtlichen Park,<br />
öffentliche Gärten, ein Schloss, Wildwiesen,<br />
Heidelandschaften, die Küste, oder aber alte<br />
Wälder aufsuchen, dank unserer Ratschläge<br />
werden Sie immer wieder mit unglaublichen<br />
Bildern zurückkehren.<br />
Tiefenschärfe<br />
Die Blende, die Sie benutzen, hat einen starken<br />
Einfluss darauf, wie Ihr Naturbild aussieht. Die<br />
Blendengröße bestimmt die Tiefenschärfe – den<br />
Bereich akzeptabler Schärfe vor und hinter dem<br />
Fokuspunkt. Eine große Blende (f/niedrige Ziffer),<br />
wie zum Beispiel f/4, produziert eine flache<br />
Tiefenschärfe, was ideal ist, wenn Sie<br />
Hintergrunddetails aus dem Fokus halten wollen.<br />
Eine kleine Blende (f/hohe Ziffer), wie f/16,<br />
erzeugt viel Tiefenschärfe, was am besten zu<br />
Bildern passt, in denen Sie ein vollständig<br />
scharfes Objekt sehen möchten. Es ist wichtig,<br />
dass Sie Ihre Kamera nicht automatisch die<br />
Blendenwahl überlassen, was dann der Fall<br />
wäre, wenn Sie einen Programm- oder den<br />
Blendenautomatik-Modus eingestellt hätten.<br />
Wählen Sie stattdessen die Blende manuell,<br />
indem Sie entweder den Zeitautomatik-Modus<br />
der Kamera, oder den Modus für manuelle<br />
Belichtung einstellen. Die Tiefenschärfe wird<br />
darüberhinaus auch von der Brennweite des<br />
Objektivs und von der Entfernung der Kamera<br />
zum Objekt beeinflusst. Bei ansteigender<br />
Brennweite und stärkerer Vergrößerung erscheint<br />
der scharfe Bereich jeweils flacher, was auch bei<br />
einem Makro-Objektiv der Fall wäre.<br />
Naturfotografen haben des öfteren mit<br />
eingeschränkter Tiefenschärfe zu kämpfen,<br />
weswegen die Fokussierung wirklich haargenau<br />
sein muss. Ein Stativ trägt zu einer korrekten<br />
Fokussierung bei, weil es dem Fotografen hilft,<br />
seinen Fokuspunkt zu finden und exakt<br />
Sonne ist nicht perfekt für die Naturfotografie. Bewölkte<br />
Tage sowie Aufnahmen am Morgen und Abend geben<br />
Ihren Blumenbildern bessere Farben und Details, weil<br />
das Licht weicher ist und keine harten Schatten hat.<br />
einzustellen. Wenn Sie Pflanzen fotografieren –<br />
vor allem bei Nahaufnahmen – ist es oftmals<br />
besser, zum manuellen Fokus zu wechseln, weil<br />
Ihnen dieser mehr Kontrolle überlässt.<br />
Zugegeben, mit einem so begrenzten<br />
Schärfebereich zu arbeiten, kann sich als<br />
Herausforderung entpuppen, man kann ihn<br />
jedoch auch zu seinem Vorteil nutzen. Eine<br />
geringe Tiefenschärfe kann ein nützliches<br />
kreatives und visuelles Werkzeug sein. Mit einer<br />
großen Blende, wie beispielsweise f/2.8 oder f/4<br />
können Sie Ihr Objekt vor einem diffusen<br />
Hintergrund isolieren – was perfekt ist, um eine<br />
einzelne Blume aus den um sie herum<br />
wachsenden herauszupicken. Kunstvoll oder gar<br />
abstrakt aussehende Ergebnisse sind dann<br />
möglich, wenn Sie absichtlich eine hauchdünne<br />
Tiefenschärfe anwenden, um kleine, interessante<br />
Details, wie zum Beispiel ein Blüten- oder ein<br />
Staubblatt hervorzuheben. Es gibt keine geheime<br />
Formel, wie viel oder wie wenig Tiefenschärfe für<br />
die Naturfotografie am besten ist. Es gilt zu<br />
experimentieren. Probieren Sie verschiedene<br />
Kombinationen aus Brennweite und Blenden<br />
aus, bis Sie genau die Tiefenschärfe erhalten, die<br />
zu dem jeweiligen Objekt passt. Überprüfen Sie<br />
die Resultate regelmäßig auf dem LCD-Display<br />
und zoomen Sie Ihre Bilder heran, um Schärfe<br />
und Tiefenschärfe genau zu kontrollieren. Wenn<br />
Ihre Kamera über einen Tiefenschärfe-<br />
<strong>Vorschau</strong>knopf verfügt, benutzen Sie ihn.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Ausleuchtung<br />
Die Qualität und die Richtung des Lichts sind<br />
Schlüsselzutaten zu jedem Naturbild. Starkes<br />
Sonnenlicht sollte am besten vermieden werden, da es<br />
oft zu hart ist, um kleinste Details festzuhalten.<br />
Während schattenloses Licht in Verbindung mit<br />
manchen Objekten als stumpf und leblos empfunden<br />
wird, ist ein heller, jedoch bewölkter Tag perfekt für die<br />
Pflanzen- und Waldfotografie. An Tagen wie diesem<br />
imitiert die Wolkendecke eine riesige Softbox, indem sie<br />
wunderschöne, gleichmäßig ausgeleuchtete Ergebnisse<br />
erzeugt. In der Tat kann es bei starkem Licht oft hilfreich<br />
sein, wenn Sie Ihrem Objekt etwas Schatten<br />
verschaffen – indem Sie Ihren eigenen Schatten oder<br />
den eines Schirmes verwenden –, um den Kontrast zu<br />
verringern und authentische Farben und Details<br />
festzuhalten.<br />
Im Allgemeinen sollte Oberlicht tunlichst vermieden<br />
werden, da es hässliche Schatten wirft. Man kann<br />
Schatten jedoch auch abschwächen, indem man einen<br />
Reflektor in der Nähe platziert, oder ein wenig Füllblitz<br />
einsetzt. Traditionellerweise gibt es am frühen Morgen<br />
und am Abend das beste Licht, da es auf natürliche Art<br />
und Weise weicher und wärmer ist. Die tiefe<br />
Sonnenposition wirft längere Schatten, die die Form<br />
besser hervorheben – es lohnt sich also, sich den<br />
Wecker zu stellen und abends etwas länger draußen zu<br />
bleiben. Gegen Ende des Tages macht es die tiefe<br />
Position der Sonne auch einfacher, Objekte mit<br />
wunderschöner Hintergrundbeleuchtung<br />
aufzunehmen.<br />
Hintergrundbeleuchtung – die Hauptlichtquelle ist<br />
hinter dem Objekt positioniert – passt ausgesprochen<br />
gut zu Pflanzen und Blumen. Es hebt die<br />
Kompliziertheit lichtdurchlässiger Objekte, von Blättern<br />
HELEN DIXON
Tiefenschärfe<br />
Die Blumen gegenüber Ihrer<br />
Umgebung hervorzuheben, ist die<br />
halbe Miete. Benutzen Sie eine<br />
große Blende, um eine geringe<br />
Tiefenschärfe zu erzeugen.<br />
oder Blütenblättern beispielsweise, hervor und legt die<br />
Betonung auf Gestalt, Form und feine Details – wie zum<br />
Beispiel kleine Haare oder Dornen am Stiel. Der<br />
Nachteil bei Aufnahemn gegen das Licht ist allerdings<br />
das Refelexlichtrisiko. Bringen Sie eine Sonnenblende<br />
an oder schirmen Sie Ihr Objektiv ab, um Refelexlicht<br />
und reduziertem Kontrast vorzubeugen. Von hinten<br />
beleuchtete Objekte neigen auch dazu, Dosiersysteme<br />
in Schwierigkeiten zu bringen und die Kamera zu<br />
unterbelichteten Ergebnissen zu treiben. Während dies<br />
ein Vorteil ist, wenn Sie Silhouetten aufnehmen wollen,<br />
kann es ein Bild ruinieren, wenn dies nicht in Ihrer<br />
Abischt liegt. Überprüfen Sie regelmäßig das<br />
Histogramm und erhöhen Sie die Belichtung mittels<br />
des positiven (+) Belichtungsausgleichs. Zu guter letzt<br />
sollten Sie den Blitz nicht außer Acht lassen. Wenn Sie<br />
keinen Reflektor zur Hand haben, kann der Blitz<br />
Bereiche mit störenden Schatten ausgleichen. Nehmen<br />
Sie mit einem reduzierten Blitz auf, so dass die Qualität<br />
des weichen, natürlichen Lichts nicht verloren geht. Der<br />
Blitz kann auf reflektierendem Laub oder<br />
reflektierenden Blütenblättern allerdings für hässliche<br />
„Hotspots“ sorgen. Es lohnt daher, den Blitz etwas<br />
abzuschwächen. Dafür kann man alles von einem<br />
Papiertaschentuch über eigens dafür angefertigte<br />
Diffusoren bis hin zu Softboxen benutzen, die von<br />
externen Herstellern produziert wurden. Der Blitz eignet<br />
sich auch dazu, den Hintergrund eines Objekts zu<br />
vereinfachen, da der Lichtabfall einen rein schwarzen<br />
Hintergrund erzeugen kann, sollte die Vegetation der<br />
Umgebung außerhalb der Reichweite des Blitzes<br />
liegen. Obwohl dies eine etwas unnatürliche Wirkung<br />
erzeugen kann, ist es doch wünschenswerter, als ein<br />
Objekt gegen einen hässlichen, ablenkenden<br />
Hintergrund aufzunehmen.<br />
Kulissen und „Gartenarbeit“<br />
Man unterschätzt leicht, wie wichtig der Hintergrund<br />
eines Objekts ist, und was für eine Gesamtwirkung<br />
er hat. Was man aus dem Rahmen ausschließt<br />
ist oft genau so wichtig wie das, was man darin<br />
aufnimmt. Hässliche Elemente im Hintergrund,<br />
wie zum Beispiel Schlaglichter, die außerhalb des<br />
Fokus liegen, oder störende Teile der umgebenden<br />
Vegetation lenken das Auge des Betrachters vom<br />
Objekt ab. Schauen Sie durch den Sucher und<br />
erforschen Sie die Umgebung des Objekts. Störende<br />
Elemente können oftmals leicht ausgeschlossen<br />
werden, inde man entweder den Blickwinkel<br />
ändert, oder eine größere Blende benutzt, um eine<br />
geringere Tiefenschärfe zu erzeugen. Häufig ist es<br />
auch möglich, ablenkende Vegetation aus dem Bild<br />
zu entfernen, indem man sie von and glatt streicht<br />
oder eine Schere benutzt – Naturfotografen nennen<br />
dies „Gartenarbeit“. Zu diesem Zweck sollten Sie ein<br />
Schere in Ihrer Kameratasche bereithalten. Passen<br />
Sie jedoch auf, dass Sie andere Pflanzen in diesem<br />
Pozess nicht zerstören.<br />
Wenn ein Objekthintergrund besonders schmutzig<br />
ist, werden kleinere Kniffe kaum ausreichen. In<br />
solchen Situationen ist ein künstlicher Hintergrund<br />
die beste Wahl. Um Ihren eigenen Hintergrund zu<br />
schaffen, sprühen Sie verschiedene Farben auf ein<br />
Stück Karton, um einen Hintergrund zu simulieren,<br />
der außerhalb des Fokus liegt, oder fotografieren Sie<br />
einfach Blattwerk mit defokussiertem Objektiv, bevor<br />
Sie das Ergebnis auf A3- oder A4-Größe drucken<br />
und auf festerem Karton anbringen, um einen<br />
authentisch wirkenden, künstlichen Hintergrund zu<br />
erzeugen. Eine Klammer wie die „Wimberley Plamp“<br />
ist für solche Fälle hilfreich.<br />
Kulissen<br />
Gartenarbeit<br />
ROSS HODDINOTT
44 Natur: Flora DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Wassertröpfchen<br />
Kleine Wassertröpfchen geben Ihren<br />
Pflanzenaufnahmen zusätzlichen Umfang und<br />
Glanz, sorgen für mehr Tiefgang und machen<br />
sie außerdem spannender. Einer der besten<br />
Zeitpunkte für die Naturfotografie ist daher<br />
nach einem Regen, oder an einem taufeuchten<br />
Morgen. Sie können auch Ihre eigenen Tröpfchen<br />
erzeugen, indem Sie eine Sprühflasche oder<br />
einen Zerstäuber verwenden. Besprühen Sie Ihr<br />
Objekt aus kurzer Distanz, bis sich Tröpfchen<br />
bilden. Sie werden im Sonnenlicht attraktiv<br />
glitzern und ein gebrochenes Bild des unmittelbar<br />
dahinterliegenden Objekts projizieren. Warum<br />
benutzen Sie nicht ein Makro-Objektiv oder<br />
ein Nahaufnahmeaufsatz und machen das<br />
gebrochene Bild zum Fokuspunkt Ihres Fotos?<br />
Windstille Bedingungen, Stativ und exaktes<br />
Fokussieren sind dabei unvermeidlich. Halten<br />
Sie die Tiefenschärfe so gering wie möglich, um<br />
sicher zu gehen, dass das Hintergrundobjekt<br />
nicht zu scharf ist. Das beste Ergebnis erhalten<br />
Sie dank des richtigen Aufbaus: Besprühen Sie<br />
ein Blatt oder einen Grashalm, bis sich Tröpfchen<br />
bilden und richten dann eine bunte Blume in<br />
einem Topf oder einer Vase hintendran so aus,<br />
dass ein gebrochenes Bild davon entsteht.<br />
Glyzerin wirkt noch besser als Wasser. Seine<br />
höhere Viskosität macht es stabiler, und es ist<br />
weniger anfällig für Verdunstung. Man findet<br />
es in Augentropfen oder als Nahrungsmittel im<br />
Reformhaus.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Blickwinkel<br />
Der Blickwinkel des Fotografen hat bedeutenden<br />
Einfluss auf den Look des Endergebnisses, achten Sie<br />
daher genau auf Ihren Aufnahmewinkel.<br />
Naturfotografen wird häufig dazu geraten, aus<br />
parallelen Winkeln aufzunehmen, weil dies die am<br />
natürlich ausehendste Perspektive schafft und auch<br />
zur höchstmöglichen Tiefenschärfe verhilft. Sicherlich<br />
funktionieren Aufnahmen auf Augenhöhe unter vielen<br />
Bedingungen und produzieren erstaunliche und intim<br />
wirkende Ergebnisse. Sie sollten jedoch darauf<br />
achten, sich immer den gleichen Winkel<br />
anzugewöhnen, da Ihre Bilder sonst anfangen, sich<br />
zu wiederholen und Sie auch nicht immer das beste<br />
Ergebnis erzielen werden. Brechen Sie aus Ihrer<br />
Wohlfühlzone aus und nähern Sie sich<br />
aufgeschlossen jedem Objekt: Haben Sie keine Angst<br />
davor, einen niedrigeren oder höheren Blickwinkel<br />
einzunehmen. Ein höherer Blickwinkel passt<br />
besonders gut zu eher flachen, geöffneten Blumen<br />
– wie zum Beispiel zu Margeriten, Ringelblumen,<br />
Rosen und Gerbera. Positionieren Sie Ihre Kamera<br />
parallel darüber, um die Tiefenschärfe zu maximieren,<br />
und gehen Sie nah dran, um den Rahmen zu füllen.<br />
Das Objekt zentral zu platzieren, kann in diesem<br />
Moment sehr gut funktionieren, da man so ein Gefühl<br />
von Symmetrie erzeugt. Ein höherer Winkel kann<br />
auch dann effektiv sein, wenn Sie die Struktur oder<br />
Details Ihres Objekts hervorheben wollen.<br />
Die verschobene Perspektive, die einfach durch<br />
Erhöhen oder Senken des Kamerawinkels erzeugt<br />
wird, kann eine große Wirkung auf Ihre Bilder haben.<br />
Wenn Sie Objekte aus deutlich höherem Winkel als<br />
auf Augenhöhe fototgrafieren, sieht es sofort kleiner<br />
und weniger imposant aus. Aus der<br />
Froschperspektive dagegen erscheint das Objekt<br />
bedrohlich größer. Ein tiefer Blickwinkel kann sehr<br />
markant wirken, wenn Sie Blumen oder Pilze<br />
fotografieren. Legen Sie sich auf den Boden und<br />
zielen Sie mit Ihrer Kamera nach oben, oder halten<br />
Sie alternativ Ihre Kamera auf Bodenhöhe, und<br />
verwenden Sie einen rechtwinkligen Sucher oder ein<br />
brauchbares LCD-Display, um Ihre Aufnahmen zu<br />
komponieren. Für die eindrucksvollsten Ergebnisse<br />
Blickwinkel: Das Objekt von unten aufzunehmen,<br />
eröffnet Ihren Blumenfotos ganz neue Dimensionen<br />
und lässt Ihre Objekte größer und imposanter<br />
erscheinen.<br />
benutzen Sie am besten ein Weitwinkel- oder ein<br />
Fischaugen-Objektiv. Die Pflanzen werden<br />
unnatürlich groß und imposant wirken, und Blumen<br />
werden sich kühn gen Himmel erheben. Wenn dieser<br />
klar und blau ist, kann ein Polarisationsfilter den<br />
Farben zusätzliche Sättigung verleihen und Ihren<br />
Aufnahmen mehr Schwung geben.<br />
Ihr Blickwinkel hat bedeutende Auswirkungen auf die<br />
Kraft Ihrer Komposition, nehmen Sie sich also einige<br />
Momente Zeit, laufen Sie um Ihr Objekt herum und<br />
probieren Sie verschiedene Möglichkeiten aus, bevor<br />
Sie sich für einen Aufnahmewinkel entscheiden.<br />
Kreative Unschärfe<br />
Wer sagt, dass Ihre Blumenbilder scharf und<br />
realistisch sein müssen? Kreativität führt häufig zu<br />
originellen, hervorstechenden Naturbildern.<br />
Objekt- oder Kameraunschärfe kann eine andernfalls<br />
gewöhnliche Aufnahme in ein Meisterwerk à la<br />
Monet verwandeln. Wenn Blumen oder Blattwerk<br />
vom Winde verweht sind, betonen Sie diese<br />
Bewegung, anstatt zu versuchen, sie einzufrieren.<br />
Stellen Sie Ihre Kamera auf Blendenautomatik oder<br />
manuelle Belichtung, und wählen Sie eine lange<br />
Verschlusszeit von ungefähr einer halben Sekunde,<br />
um Ihr Objekt absichtlich unscharf erscheinen zu<br />
lassen. Dies funktioniert besonders gut mit bunten<br />
Blumen wie zum Beispiel Mohn oder Tulpen. Sie<br />
müssen nur das richtige Maß an<br />
Bewegungsunschärfe erreichen: zu viel und Sie<br />
werden das Objekt nicht wiedererkennen – zu wenig<br />
und das Maß an Bewegung wird nicht so aussehen,<br />
als sei es gewollt. Die Verschlusszeit wird je nach<br />
Windgeschwindigkeit und gewünschtem Effekt<br />
variieren. Lassen Sie Versuch und Irrtum für sich<br />
arbeiten – experimentieren Sie einfach mit<br />
unterschiedlichen Verschlusszeiten herum. Und<br />
wenn nötig, verwenden Sie einen soliden Graufilter,<br />
um die Belichtungszeit künstlich zu verlängern. Ein<br />
Polarisationsfilter wird die Verschlusszeit ebenfalls
Natur: Flora 45<br />
HELEN DIXON<br />
Kreative Unschärfe: Dies ist eine fantastische<br />
Technik, wenn man das richtige Maß an Unschärfe<br />
erreicht. Es ist eine tolle Möglichkeit, seiner<br />
Naturfotografie ein Gefühl von Bewegung und<br />
Lebendigkeit hinzuzufügen.<br />
um zwei Stufen verlängern und außerdem den<br />
Himmel intensiver erscheinen lassen.<br />
Eine weitere lustige und wirkungsvolle Technik ist die,<br />
die Kamera während der Belichtung zu bewegen oder<br />
zu schwenken. Dies funktioniert bei Nahaufnahmen,<br />
oder wenn Sie größere Blumenfelder fotografieren –<br />
Glockenblumen zum Beispiel. Bewegen Sie die<br />
Kamera einfach während der Belichtung, um schöne,<br />
künstlerische Schlieren von Farbe und Struktur zu<br />
erzeugen. Versuchen Sie, die Kamera von oben nach<br />
unten oder von einer Seite zur anderen zu bewegen.<br />
Sollten Sie ein Objektiv mit Stativschelle verwenden,<br />
können Sie sogar versuchen, die Kamera kreisförmig<br />
rotieren zu lassen. Zu guter letzt, wenn Sie einen<br />
Zoom verwenden, probieren Sie es mit einer<br />
Zoom-Explosion. Dies ist eine weitere einfache<br />
Technik, deren Ergebnisse surreal und eindrucksvoll<br />
wirken können. Wählen Sie eine Verschlusszeit, die<br />
lang genug ist, damit Sie den Zoom während der<br />
Belichtung von einem Extrem zum anderen<br />
korrigieren können. Zoomen Sie für die besten<br />
Resultate sanft mit dem Objektiv. Auch dies ist eine<br />
Technik mit wechselndem Erfolg, und die Ergebnisse<br />
sind nicht Jedermanns Sache. <strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong><br />
birgt jedoch diese Art kreativer Experimente. Und es<br />
kostet nichts als die Zeit, diese Dinge auszuprobieren<br />
– Sie werden überrascht sein, wie gut die Ergebnisse<br />
aussehen können.<br />
Doppelte Belichtung<br />
Ein scharfes Bild mit einem zweiten, außerhalb des Fokus<br />
liegenden Rahmen zu kombinieren, macht es möglich,<br />
seinen Blumenbildern eine schöne, träumerische Qualität<br />
hinzuzufügen. Es ist ein ähnlicher Effekt, wie wenn man<br />
einen Weichzeichner verwendet, und erzeugt ätherisch<br />
wikende Ergebnisse, die besonders gut zu Bildern von<br />
aus dem Hintergrund beleuchteten Blumen passen. Die<br />
Technik steht und fällt mit dem Gebrauch eines Stativs,<br />
da beide Bilder auf identische Art und Weise komponiert<br />
sein müssen, so dass sie einander nahtlos überdecken<br />
können. Viele Digitalkameras erlauben eine doppelte<br />
Belichtung und kombinieren beide Bilder, um eine einzige<br />
Datei zu produzieren. Gehen Sie über das Kameramenü<br />
auf die verschiedenen Belichtungseinstellungen (mehr<br />
Details dazu und wie Sie sie anwenden, können Sie im<br />
Handbuch der Kamera nachlesen), wählen Sie zwei<br />
Rahmen und machen Sie zwei Bilder: eines davon scharf<br />
fokussiert, das andere unscharf. Wie sehr Sie das Objektiv<br />
defokussieren, hat Auswirkungen auf die Kraft und den<br />
Look des Endergebnisses. Es kann einige Versuche in<br />
Anspruch nehmen, bis Sie den richtigen Effekt erzielen.<br />
Nicht alle Kameras sind jedoch dazu in der Lage mehrere<br />
Belichtungen vorzunehmen und Sie haben auch weniger<br />
Kontrolle über den Look des Endergebnisses, wenn Sie<br />
die Bilder schon auf der Kamera kombinieren. Alternativ<br />
dazu können Sie die Bilder auch während der Bearbeitung<br />
miteinander verschmelzen lassen, indem Sie die Bilder<br />
mittels verschiedener Ebenen miteinander kombinieren. Dies<br />
gibt Ihnen mehr Kontrolle, da Sie in der Kraft jeden Rahmens<br />
variieren können. Darüberhinaus ist es auch möglich,<br />
weichzeichnende Effekte anzuwenden, indem Sie nur ein<br />
scharf fokussiertes Bild benutzen: Machen Sie einfach eine<br />
Kopie des Fotos und fügen ein gewisses Maß Gaußschen<br />
Weichzeichners zu dieser Ebene hinzu, bevor Sie es mit dem<br />
ursprünglichen, scharfen Rahmen kombinieren.<br />
Standardbelichtung<br />
Mehrfache Belichtung<br />
ROSS HODDINOTT
46 Natur: Flora DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Wassertröpfchen<br />
Daniel Lezano erklärt, wie hinzugefügte<br />
Wassertröpfchen Blumenbilder<br />
interessanter machen können.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
BEI SO VIEL REGEN, ist leicht zu<br />
verstehen, warum eine Anleitung dazu,<br />
wie man Regentropfen imitiert, ein<br />
bisschen deplatziert wirken könnte.<br />
Leider fällt jedoch der meiste Regen während der<br />
kälteren Monate, wenn die Gartenpflanzen schon<br />
etwas rarer sind. Da es im Sommer weniger nass<br />
ist, haben wir die beste Gelegenheit, Regentropfen<br />
zu fotografieren, wenn wir sie selbst erschaffen.<br />
Dies kann einfach mittels einer<br />
Wassersprühflasche, einer Gießkanne, oder eines<br />
Gartenschlauchs geschehen. Wenn Sie sich für eine<br />
der beiden letzten Optionen entscheiden, achten<br />
Sie darauf, dass die Düse einen Sprühaufsatz hat,<br />
der das Wasser versprüht, und keinen schweren<br />
Strahl erzeugt, der die feinen Pflanzen zerstören<br />
könnte.<br />
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Tröpfchen<br />
sich auf den Gartenlaub niederlassen können. Jede<br />
steht für eine andere Art von Bild. Eine der<br />
bekanntesten ist die, Tröpfchen festzuhalten, die<br />
normalerweise zu zweit oder zu dritt an einem Stiel<br />
hängen. Dies ist eine effektive Technik, die eine<br />
zusätzliche Dimension schafft, wenn Blumen in der<br />
Nähe sind, die sich in den Tröpfchen brechen, wie<br />
hier zu sehen. Wenn Sie diese Technik ausprobieren<br />
möchten, wählen Sie einen Blickwinkel, der den<br />
Hintergrund mit einkalkuliert. Ein anderes beliebtes<br />
Bild ist einfacher zu erzeugen, gefällt jedoch<br />
ebenso, und verlangt von Ihnen, dass sie die<br />
Oberfläche eines Blattes oder von Blütenblättern<br />
mit Dutzenden kleiner Tröpfchen bedecken, indem<br />
Sie sie mit Wasser besprühen.<br />
Bei dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung wollte ich<br />
eine Technik ausprobieren, die ich zuvor noch nie<br />
gesehen hatte und die darin bestand, ein einziges<br />
Tröpfchen zu erzeugen, das auf der Blume liegen<br />
bleibt, anstatt an ihr zu hängen. Die von mir<br />
gewählte Pflanze war der purpurfarbene Lauch,<br />
dank der komplizierten Beschaffenheit seiner<br />
vielblumigen Blüte eine meiner Lieblingspflanzen<br />
für die <strong>Fotografie</strong>. Während ich umhergehe und<br />
verschieden Winkel ausprobiere, nehme ich aus der<br />
Hand auf und benutze ein 100-Millimeter-Makro-<br />
Objektiv, das mir bei den Nahaufnahmen hilft. Das<br />
helle Sonnenlicht signalisiert mir, dass<br />
Verwacklungen vermeidbar sind. Ich verwende den<br />
Zeitautomatik-Modus, da ich die Tiefenschärfe<br />
unter strenger Kontrolle haben möchte. Zu guter<br />
letzt behalten Tröpfchen ihre Form und<br />
Geschlossenheit eher an den nassen Tagen, wenn<br />
mehr Feuchtigkeit in der Luft ist. Wenn also ein Tief<br />
im Anmarsch ist, eilen Sie in den Garten, und Sie<br />
werden sehen, dass Sie die Technik so einfacher<br />
anwenden können, als an heißen und trockenen<br />
Tagen.<br />
Aufbau<br />
Tragen Sie das Wasser auf: Versuchen Sie, die Blume<br />
1ganz leicht mit Wasser zu bestäuben, indem Sie eine<br />
Sprühflasche benutzen, und achten Sie auf den Effekt.<br />
Ich finde, dass die Verteilung des Wassers für diese<br />
Technik gut ist, die Tröpfchen aber leider zu klein und<br />
damit nicht groß genug für den Rahmen sind. Ich brauche<br />
eine Alternative!<br />
2<br />
Experimentieren Sie: Ich probiere es mit einem<br />
Schlauch, doch das Ergebnis ist das gleiche. Der<br />
Tropfen sollte größer und mit mehr Kontrolle aufgetragen<br />
werden, also versuche ich es mit einem Strohhalm, den ich<br />
vorher in ein Gefäß mit Wasser tauche. Indem ich meinen<br />
Finger an das Ende des Strohhalms halte, kann ich bestens<br />
kontrollieren, wie das Wasser auf den Lauch fällt.<br />
Probieren Sie es weiter: Man braucht ein paar<br />
3Versuche, aber vielleicht schaffe ich es, einen großen<br />
Tropfen auf der Blume abzulegen. Mit ein bisschen Glück<br />
und Geduld funktioniert die Strohhalmmethode mit<br />
Sicherheit. Dieser Tropfen ist sogar zu groß, also schüttele<br />
ich den Lauch und versuche es weiterhinn, bis ich es mir<br />
besser gelingt.<br />
Finden Sie Ihren Blickwinkel: Es braucht noch ein<br />
4paar Versuche, doch schließlich habe ich einen<br />
Tropfen in der passenden Größe. Jetzt gilt es, einen guten<br />
Blickwinkel und die beste Blendeneinstellung zu finden.<br />
Ich fange an, von oben aufzunehmen, doch das Resultat<br />
ist zu platt, daher wechsle ich die Position und suche<br />
nach Alternativen.<br />
Begeben Sie sich auf Augenhöhe zu Ihrem Objekt:<br />
5Wenn Sie einen niedrigeren Blickwinkel einnehmen,<br />
geben Sie dem Bild mehr Dreidimensionalität und das<br />
Tröpfchen ist dank der flachen Tiefenschärfe deutlich<br />
sichtbar. Der nicht im Fokus liegende Vordergrund wirkt<br />
allerdings störend und der dunkle Hintergrund ist<br />
unattraktiv.
Fertiges Bild<br />
Indem ich meine Position leicht nach oben<br />
korrigiert habe, konnte ich die Komposition<br />
drastisch verbessern. Das Objekt dominiert<br />
und der Vordergrund ist jetzt auch nicht<br />
mehr so überladen. Die grüne Vegetation im<br />
Hintergrund ist weitaus ansprechender. Die<br />
f/8-Blende bietet zudem genau die richtige<br />
Tiefenschärfe.
48 Natur: Flora DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Pilze<br />
An dunklen, feuchten Plätzen vor Blicken<br />
geschützt, kommen Pilze im Herbst zum<br />
Vorschein und geben ungewöhnlich<br />
attraktive Motive ab.<br />
PILZE GELTEN GENERELL eher nicht als<br />
besonders glamouröse Objekte – vor allem, wenn<br />
man sie mit bunten Blumen und Blüten vergleicht.<br />
Übersehen Sie jedoch nicht das Bildpotential von<br />
essbaren und giftigen Pilzen – sie sind<br />
überraschend fotogen. Da sie schon seit Millionen<br />
Jahren existieren, haben sie es mittlerweile zu einer<br />
außergewöhnlichen Artenvielfalt gebracht, die sich<br />
in Form, Farbe und Gestalt sehr voneinander<br />
unterscheiden – von Saftlingen, Stinkmorcheln,<br />
Bovisten und Knollenblätterpilzen bis zu<br />
Schopftintlingen. Der Herbst ist die beste Zeit des<br />
Jahres, um Pilze zu finden und zu fotografieren, da<br />
sie überall in Parks, Wäldern, oder Gartenwiesen<br />
auftauchen. Wenn Sie noch nie zuvor Pilze<br />
fotografiert haben, wird es so langsam Zeit ...<br />
Pilze finden<br />
Es gibt viele verschiedene Pilzarten, die allesamt<br />
unterschiedliche Lebensbedingungen und -räume<br />
benötigen. Die meisten bevorzugen Laubwälder<br />
und mögen die Umgebung von modernden<br />
Bäumen. Gehen Sie von September bis Mitte<br />
November in einen Wald in Ihrer Nähe, und<br />
suchen Sie da, wo Bäume aus der Erde kommen,<br />
abgefallene Äste oder dichte Laubhaufen liegen,<br />
und bei verfallenden Baumstümpfen. Manche sind<br />
relativ groß, wachsen in Horden und werden sich<br />
als leicht auffindbar erweisen, während andere<br />
eher klein und gut getarnt sind. Schauen Sie nach<br />
unten und nach oben – sie werden merken, dass<br />
einige auch über Ihrem Kopf an Ästen und<br />
Baumstämmen, aber immer noch in Reichweite<br />
eines Tele-Objektivs wachsen. Pilze können<br />
plötzlich und ohne Vorwarnung auftauchen und<br />
genauso schnell wieder verschwinden. Es lohnt<br />
sich daher, die selben Orte regelmäßig auzusuchen<br />
– was Sie finden werden, kann sich von Tag zu Tag<br />
ändern.<br />
Pilze fotografieren<br />
Viel von der praktischen und kreativen Technik, die<br />
in diesem Teil schon besprochen wurde, kann auch<br />
auf Pilze angewendet werden, auch die Ausrüstung<br />
ist dieselbe. Viele Pilzarten mögen dunkle, dunstige<br />
Umgebungen, das natürliche Licht ist daher<br />
oftmals begrenzt. Es ist unvermeidlich, dass<br />
Lamellen und Stiel der Pilze weniger Licht<br />
bekommen, als deren Hüte, weswegen<br />
normalerweise Füllblitz oder reflektiertes Licht<br />
benötigt werden. Einer der größten Vorteile eines<br />
Reflektors gegenüber einem Blitz ist der, dass man<br />
seine Wirkung sofort sehen kann und schnell und<br />
einfach Winkel und Intensität des reflektierten<br />
Lichts ändern kann. Ein Stück weißen Kartons,<br />
Spiegel oder Stanniolpapier leiten das Licht<br />
ebenfalls auf das Objekt um. Im Gegensatz zu<br />
anderen Pflanzenleben ist das von Pilzen eher<br />
weniger von Wind beeinflusst, da sie robust sind<br />
und meist im Schutz von Bäumen wachsen.<br />
Solange Sie daher ein Stativ benutzen, ist die<br />
Verschlusszeit eigentlich egal. Auch wenn die<br />
Belichtungszeit mehrere Sekunden dauert:<br />
Machen Sie sich keine Sorgen! Stecken Sie die<br />
Füße Ihres Stativs jedoch fest in den Boden, um<br />
Stabilität zu gewährleisten. Im Herbst ist es im<br />
Wald dreckiger, verwenden Sie daher eine<br />
Bodenplane, um sich und Ihre Ausrüstung sauber<br />
und trocken zu halten. Ein rechtwinkliger Sucher,<br />
oder eine Kamera mit einem Mehrfachwinkel-LCD-<br />
Display sind für Fokussierung und Komposition<br />
sehr hilfreich, wenn Sie Pilze vom Boden aus<br />
aufnehmen wollen.<br />
Was die Komposition angeht, so funktioniert<br />
Schlichtheit häufig am besten. Machen Sie Dinge<br />
nicht zu kompliziert, indem Sie versuchen, zu viel<br />
mit in den Rahmen aufzunehmen – ein oder zwei<br />
Pilze zu isolieren, kann mehr Wirkung erzeugen,<br />
als ein Foto einer großen Gruppe. Sie werden<br />
wahrscheinlich die Schönheit und Struktur der<br />
Nehmen Sie unberührte Objekte auf<br />
Wenn man das Pflanzenleben fotografiert,<br />
sollte man ausschließlich unberührte Objekte<br />
aufnehmen. In Nahaufnahmen wird gar die<br />
leichteste Unvollkommenheit übertrieben<br />
dargestellt, wirkt im endgültigen Bild störend<br />
und verdonnert Sie möglicherweise zu unnötiger<br />
Arbeit bei der Nachbearbeitung. Studieren<br />
Sie Ihre Objekte genau, bevor Sie zur Kamera<br />
greifen. Pilze überschreiten schnell Ihren Zenit,<br />
da Sie leicht vom Wetter oder von Insekten,<br />
wie beispielsweise Schnecken zerstört werden<br />
können. Suchen Sie also nach den besten<br />
Exemplaren! Da Pilze außerdem für gewöhnlich<br />
in der Umgebung von verfallendem Holz und<br />
Laub wachsen, können die Objekte daher voller<br />
Schmutzflecken und Vegetation sein: Wir raten<br />
in solchen Fällen dazu, einen Blaspinsel oder<br />
einen weichborstigen Malpinsel zu benutzen,<br />
und den Schmutz sorgfältig zu enntfernen. Dies<br />
spart Ihnen eine Menge Zeit dabei, das Bild mit<br />
Photoshop „aufzupolieren“, indem Sie das Klon-<br />
Werkzeug oder den Reparaturpinsel anwenden.<br />
Wählen Sie Ihr Exemplar aus: Pilze sind unglaublich<br />
fotogen und wenn Sie die richtigen Bedingungen<br />
erwischen, werden Sie Qual der Objektwahl haben.<br />
Suchen Sie ein unberührtes Exemplar für das höchste<br />
Bildpotential, ob Nahaufnahme oder Gruppenfoto.<br />
Lamellen an der Unterseite des Huts festhalten<br />
wollen, ein niedriger Aufnahmewinkel ist daher<br />
oftmals die beste Wahl. Sie müssen nicht einmal<br />
das komplette Objekt einschließen. Eine<br />
bildfüllende Aufnahme wird Details, Farben und<br />
Strukturen hervorheben.<br />
FOTOS: ROSS HODDINOTT
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Natur: Flora 49<br />
So bekommen Sie das perfekte Bild<br />
Ein oder zwei isolierte Pilze haben eine große<br />
Wirkung – größer als sie bei der Aufnahme<br />
einer ganzen Gruppe wäre.
50 Natur: Flora DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Besonders fotogen: Glockenblumen<br />
Nehmen Sie sich ein, zwei Tage frei, gehen in einen Wald, in dem es Glockenblumen gibt<br />
und probieren eine von diesen Techniken aus, um Ihrem Motiv gerecht zu werden.<br />
GLOCKENBLUMEN sind weit verbreitet. Sie<br />
blühen von Mitte April bis Ende Mai, die<br />
Hauptblütezeit kann sich jedoch von Jahr zu Jahr<br />
leicht verändern. Üblicherweise sind sie anfang<br />
Mai am fotogensten, doch es lohnt sich, ihnen<br />
einen früheren Besuch abzustatten, um<br />
abschätzen zu können, wie weit sie schon sind –<br />
dies lässt Sie Ihren Besuch genauer planen und die<br />
beste Zeit nicht verpassen.<br />
Wetter und genaue Planung sind<br />
Schlüsselfaktoren. Es gibt kein schlechtes Wetter,<br />
um Glockenblumen zu fotografieren. Doch ein<br />
heller, wolkenverhangener Tag kann oftmals für<br />
herausragende Ergebnisse sorgen. Da das Licht<br />
nur geringen Kontrast hervorruft, ist es einfach, die<br />
korrekte Belichtung zu finden. Die Beschaffenheit<br />
des Lichts ist weich und gedämpft, und die Farben<br />
der Waldblumen und des frischen grünen<br />
Laubwerks sehen auf natürliche Weise satter aus.<br />
Der frühe Morgen und der späte Abend können für<br />
die Waldfotografie magische Lichtverhältnisse<br />
hervorbringen. Das Licht ist wärmer und die<br />
langen Schatten geben Ihren Aufnahmen mehr<br />
Tiefe. Bei hellem Sonnenschein, der von oben<br />
kommt, kann der sonnengesprenkelte Waldboden<br />
dem Auge sehr attraktiv vorkommen, doch leider<br />
kann der starke Kontrast die Fähigkeiten der<br />
dynamischen Sensorreichweite oftmals<br />
überfordern. Es könnte daher schwierig, wenn<br />
nicht gar unmöglich werden, bei so viel Kontrast<br />
eine gute Belichtung zu erreichen – es ist<br />
deswegen häufig besser, Aufnahmen in der<br />
Mittagssonne zu vermeiden. Ebenfalls sollte man<br />
sich einen windstillen Tag aussuchen, an dem die<br />
Glockenblumen während der Belichtung ruhig<br />
stehen bleiben.<br />
Wenn Sie Wälder mit großen Flächen von<br />
Glockenblumen besuchen, kann es schwierig<br />
werden, die richtige Ansicht ausfindig zu machen,<br />
Schritt-für-Schritt zur Magie der Glockenblumen<br />
Glockenblumen sind fraglos wunderschön. Dies<br />
bedeutet jedoch nicht, dass sie leicht zu fotografieren<br />
sind. Da sie so häufig fotografiert werden, ist es<br />
schwer, ein originelles, kreatives Bild davon zu<br />
erzeugen. Ross Hoddinott versorgt Sie mit Inspiration,<br />
indem er seinen örtlichen Wald besucht, um<br />
herauszufinden, auf welch unterschiedliche Arten er<br />
Glockenblumen aufnehmen könnte. Sein Expertenrat<br />
wird Sie wissen lassen, wonach Sie suchen sollten,<br />
welche Techniken es auszuprobieren gilt, und was<br />
Sie beim Aufnehmen von Glockenblumen vermeiden<br />
sollten.<br />
da fast unendlich viele Kompositionsmöglichkeiten<br />
zur Verfügung stehen. Um sicher zu gehen, dass<br />
Sie gute Bilder machen, ist ein kreatives Auge<br />
essentiell. Halten Sie Ihre Komposition möglichst<br />
einfach. Vermeiden Sie Unordnung, wie<br />
abgefallene Äste, und suchen Sie nach<br />
interessanten Details des Waldes, deren Charakter<br />
Sie festhalten können, wie zum Beispiel bemooste<br />
Baumstümpfe oder große Farnbüsche. Enge<br />
Pfade, die sich in die Entfernung schlängeln,<br />
können anziehend auf das Auge des Betrachters<br />
wirken.<br />
Die Objektivwahl ist wichtig, nehmen Sie also eine<br />
Reihe verschiedener Fokallängen mit. Weitwinkel<br />
sind großartig, um breite Blumenteppiche<br />
festzuhalten, doch oftmals passt ein<br />
durchschnittliches Tele-Objektiv – irgendwo<br />
zwischen 50 und 100 Millimetern – am besten zu<br />
den Glockenblumen-Fotos. Ein kurzes<br />
Tele-Objektiv wird die Perspektive verkürzen und<br />
den Eindruck vermitteln, der Blumenteppich sei<br />
dichter als er es in Wirklichhkeit ist. Diese<br />
Brennweite ist auch dann sehr nützlich, wenn Sie<br />
die Aufmerksamkeit auf eine besonders fotogene<br />
Baumgruppe lenken möchten. Ein Makro-Objektiv,<br />
oder aber das lange Ende eine Tele-Objektivs, sind<br />
ideal, um einzelne Blumen zu isolieren.<br />
Bei bewölkten Lichtverhältnissen ist es relativ<br />
unkompliziert, die richtige Belichtung zu finden.<br />
Der Mehrzonen-Messer Ihrer Kamera sollte damit<br />
keine Schwierigkeiten haben. Am frühen Morgen<br />
oder am späten Abend ist es häufig besser, in<br />
Richtung des Lichts aufzunehmen, wenn es durch<br />
das Blattwerk „blutet“. Wenn Sie gegen das Licht<br />
aufnehmen, kann das Messgerät getäuscht werden<br />
und unterbelichtete Resultate hervorbringen.<br />
Werfen Sie ein Auge auf das Histogramm und<br />
wenden Sie, wenn nötig, die Belichtungskorrektur<br />
an. Im Schatten des Waldes sind die<br />
Weitere Waldblumen<br />
Buschwindröschen: Eine weit<br />
verbreitete und lokal übliche,<br />
mehrjährige Waldpflanze, die oft<br />
in großen Mengen wächst. Ihre<br />
weißen Blüten sind sehr zart und<br />
wunderschön. Am besten nimmt<br />
man sie einzeln und aus nächster<br />
Nähe oder im Kontext ihrer<br />
wäldlichen Umgebung mit Hilfe<br />
eines Weitwinkel-Objektivs auf.<br />
Bärlauch: Wächst häufig in der<br />
Nähe von Glockenblumen, riecht<br />
stark nach Knoblauch und kann<br />
in großen Mengen in morastigen<br />
Wäldern wachsen. Bärlauch<br />
erscheint sehr reizvoll, wenn er von<br />
hinten beleuchtet, oder aus nächster<br />
Nähe aufgenommen wird. Bringen<br />
Sie einen Polarisationsfilter an Ihrer<br />
Kamera an, um der Farbe der Blätter<br />
mehr Sättigung zu verleihen.<br />
Ruprechtskraut: Gewöhnlich<br />
und weit verbreitet, tauchen seine<br />
fotogenen rosafarbenen Blüten meist<br />
ab April auf. Wenn Sie ein Makro-<br />
Objektiv oder einen Nahaufnahmefilter<br />
benutzen, können Sie so seine zarte<br />
Schönheit offenlegen. Ein kleiner<br />
silberner/ weißer Reflektor lenkt das<br />
Licht um und befreit Ihr Objekt von<br />
harten Schatten.<br />
Verschlusszeiten hin und wieder langsamer, ein<br />
Stativ ist daher absolut notwendig. Für<br />
schwungvolle Weitwinkel-Aufnahmen vom Inneren<br />
des Waldes, sollten Sie eine kleine Blende, wie<br />
beispielsweise f/13 nehmen. Dies sorgt für eine<br />
hohe Tiefenschärfe, die alles von vorne nach<br />
hinten fokussiert. Nichtsdestotrotz kann eine<br />
geringe Tiefenschärfe zu manchen Szenen besser<br />
passen. Isolieren Sie zum Beispiel eine einzelne<br />
Pflanze oder einen reizvollen Farn und wählen eine<br />
Blende von f/4 oder f/5.6, um die Blumen im<br />
Hintergrund als attraktiven blauen Schleier<br />
wiederzugeben.<br />
f/4<br />
f/22<br />
Vermeiden Sie Unordnung unnd Ablenkung: Als ich<br />
1dieses Bild machte, war ich fasziniert von der<br />
Lebendigkeit und den Farben der Glockenblumen, und<br />
übersah deswegen die abgefallenen Äste und den<br />
unordentlichen Waldboden. Halten Sie die Komposition<br />
sauber und einfach.<br />
Suchen Sie sich Hilfe für die Bildkomposition: Ein<br />
2sich dahin schlängelnder Pfad oder ein bemooster<br />
Baumstumpf können als starke Einführungslinie<br />
dienen. Sie geben Ihren Bildern ein Gefühl von<br />
Dreidimensionalität. Andernfalls fehlt es den Bildern<br />
häufig an Tiefe und Spannung.<br />
Experimentieren Sie mit der Tiefenschärfe: Ein<br />
3flacher Fokus kann bei der <strong>Fotografie</strong> von<br />
Waldobjekten gut funktionieren. Nehmen Sie eine<br />
große Blende, um die Hintergrunddetails zu zerstreuen.<br />
So wird Ihr Fokuspunkt mehr betont.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Natur: Flora 51<br />
Verhalten im Wald<br />
Naturschutz hat Vorrang. Bleiben Sie auf vorhandenen<br />
Wegen und Pfaden und treten Sie nicht auf Blumen um<br />
einer besseren Bildkomposition willen. Pflücken Sie<br />
auch keine Blumen. Fotografen haben wegen Ihrer<br />
Gleichgültigkeit gegenüber Wildblumen bereits eine<br />
schlechte Presse – sorgen Sie durch Ihr Verhalten dafür,<br />
dass dies nicht noch schlimmer wird.<br />
Standardaufnahme Standardaufnahme Ohne Polarisator<br />
In Bewegung Mit „Zoom-BurstExplosion“ Mit Polarisator<br />
Seien Sie kreativ: Stellen Sie eine Verschlusszeit<br />
4von einer Sekunde ein und bewegen die Kamera<br />
während der Belichtung nach unten und nach oben,<br />
um die Bäume künstlich unscharf zu machen. Es ist<br />
eine Technik auf‘s Geratewohl und kann mehrere<br />
Versuche in Anspruch nehmen, um zu einem<br />
annehmbaren Ergebnis zu gelangen<br />
Versuchen Sie es mitt einem „Zoom-Burst“: Hierbei<br />
5handelt es sich um eine weitere einfache und<br />
kreative Technik. Machen Sie Ihre Aufnahme, indem<br />
Sie entweder das kürzeste oder das längste Extrem<br />
Ihres Zooms verwenden. Während der Belichtung<br />
drehen Sie dann den Zoomring in Richtung des anderen<br />
Extrems der Objektivreichweite.<br />
Verwenden Sie einen Pol-Filter: Er wird den Glanz<br />
6und die Reflektion von Blattwerk und Blüten<br />
reduzieren. Der Filter trägt dazu bei, die natürliche<br />
Farbsättigung wiederherzustellen und verleiht den<br />
Waldbildern zusätzliche Wirkung. Beachten Sie jedoch,<br />
dass er die Belichtungszeit verlängert.
52 Porträts DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Porträts<br />
im Freien<br />
Porträts im Freien zu fotografi eren ist eine großartige Gelegenheit, neue Aufnahmesituationen zu<br />
testen und hervorragende Bilder aufzunehmen. Die passenden Techniken für Aufnahmen in der<br />
brennenden Sonne oder mit bedecktem Himmel werden im folgenden Beitrag erklärt, ebenso die<br />
besten Hintergründe für Porträtfotos.<br />
DIE GUTE STIMMUNG IN DEN SOMMERMONATEN ist eine gute<br />
Gelegenheit für nette Porträtfotos. Der Sommer bringt aber für<br />
Fotografen auch Herausforderungen mit sich. Vor allem das starke,<br />
direkte Licht der im Zenit stehenden Sonne ist abträglich für<br />
Porträt-Aufnahmen, da die Modelle zum Blinzeln gezwungen werden<br />
und dunkle Schatten über das Gesicht verlaufen. Das ist aber nur ein<br />
Problem für unerfahrene Fotografen. Ein Profi kann unter allen<br />
möglichen Lichtbedingungen gute Porträts aufnehmen.<br />
In diesem Teil des Magazins geht es um Fachkenntnisse und<br />
verschiedene Techniken für die besten Sommerporträts im Freien. Es<br />
gibt Experten-Tipps dazu, wie auch an wolkigen Tagen, bei trübem,<br />
fl achem Licht gute Porträtfotos im Freien gelingen. Es geht also<br />
wieder einmal darum, schmeichelhafte Porträtaufnahmen zu<br />
machen. Außerdem wird die beste Ausrüstung für Porträts im Freien<br />
besprochen. An diesen Sommer werden sich unsere Leser wegen der<br />
vielen gelungenen Fotos erinnern. Jetzt brauchen wir nur noch ein<br />
Modell und los gehts!
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Porträts 53
54 Porträts DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Porträts im Freien<br />
Außenaufnahmen eröffnen eine Welt von Möglichkeiten für kreative<br />
Porträts. Es gibt keine bessere Jahreszeit dazu als den Sommer.<br />
BEI GUTEN PORTRÄTAUFNAHMEN im Sommer geht<br />
es darum, Farben, Gefühle und Erinnerungen<br />
festzuhalten. Heller Sonnenschein, romantische,<br />
goldene Sonnenuntergänge, saftig grüne Landschaften<br />
und viel Spaß im Freien für die ganze Familie sind<br />
allesamt gute Motive für hervorragende Sommerfotos.<br />
Wenn man nicht weiß, worauf es ankommt, ist der<br />
Sommer allerdings eine schwierige Jahreszeit für<br />
Fotografen. Wenn die Bilder gelingen, ist das die beste<br />
Belohnung für den ganzen Aufwand.<br />
Die meisten Menschen haben, wenn sie an den Sommer<br />
denken, Bilder vom blauen Himmel, sonnigen Tagen,<br />
glücklichen Gesichtern und lebendigen Farben im Kopf.<br />
Für Menschen, die in Nordeuropa oder Ländern mit<br />
einem ähnlichen Klima leben, hält das gute Wetter<br />
allerdings nicht immer lange an. Auf der einen Seite<br />
müssen sich Fotografen in diesen Ländern nicht oft mit<br />
starkem, direktem Sonnenlicht, das nicht so einfach<br />
kontrolliert werden kann, herumschlagen. Auf der<br />
anderen Seite wissen viele Hobby-Fotografen, wenn die<br />
Sonne dann einmal auftaucht, nicht, wie sie damit<br />
umgehen sollen. Es besteht die Gefahr, dass das Motiv<br />
überbelichtet wird, als Silhouette erscheint oder mit<br />
starken Schatten überzogen wird. Aber mit ein wenig<br />
Know-how kann diesen Gefahren vorgebeugt werden.<br />
Bei erfolgreichen Sommerporträts geht es auf der einen<br />
Seite darum, wie das starke Sonnenlicht durch<br />
Diffusoren, Reflektoren, Schatten und<br />
Kameraeinstellungen am besten kontrolliert werden<br />
kann. Auf der anderen Seite ist es aber auch wichtig zu<br />
wissen, wie die Farben und die Persönlichkeit des<br />
Models am besten in die Bildkomposition aufgenommen<br />
werden. Jede Tageszeit hat ihre eigenen<br />
Aufnahmesituationen und Herausforderungen. Steht die<br />
Sonne im Zenit, etwa zwischen 12:00 und 15:00 Uhr,<br />
kann ein Diffusor verwendet oder im Schatten<br />
aufgenommen werden. Zusätzlich kann auch ein<br />
Reflektor eingesetzt werden, um genügend Licht auf das<br />
Motiv zu bekommen. Am Morgen und am Abend, wenn<br />
die Sonne noch nicht so hoch im Zenit steht, ist das<br />
Licht meist weicher, golden und schmeichelhafter für<br />
Porträts. Direktes Gegenlicht hinter dem Motiv sollte<br />
vermieden werden. Kommt das Licht aus einem<br />
seitlichen Winkel, entstehen Schatten. Gegenlicht kann<br />
zu Belichtungsproblemen führen, wenn das<br />
Kamera-Messsystem auf Mehrfeldmessung eingestellt<br />
ist. Generell wird empfohlen, bei Sommerporträts im<br />
Freien eine Spotmessung vom Gesicht oder einem<br />
Mittelton einzusetzen – es sei denn, man will eine<br />
Silhouetten gegen einen goldenen Himmel aufnehmen.<br />
Auch an wolkigen Tagen ist es im Sommer meist warm<br />
und angenehm, um im Freien zu fotografieren. Parks<br />
und Wiesen mit hohem Gras und farbigen Blumen<br />
eignen sich bestens für schöne Vorder- und<br />
Hintergründe. Liegt das Modell auf dem Boden, wird es<br />
durch die Wiese auch von der tiefstehenden Sonne<br />
geschützt. Ein Familienausflug an den Strand ist eine<br />
weitere großartige Gelegenheit für interessante<br />
Aufnahmen. Dabei lohnt es, sich in der Nähe eines<br />
Hafens oder einer Strandpromenade einzurichten, die<br />
schattige Bildelemente für den Kontrast enthalten, falls<br />
man diese für die Aufnahmen braucht. Sanddünen<br />
eignen sich besonders gut, um Tiefe ins Bild zu bringen.<br />
Wälder hingegen bieten sich an für die<br />
Hintergrundbeleuchtung. Man muss aber gar nicht so<br />
weit von zu Zuhause weg. Gärten, Garagen und<br />
Schuppen sind ebenfalls fantastische Bildelemente.<br />
Wenn das Modell unter einem Torbogen sitzt und die<br />
Aufnahme mindestens eine Lichtwertstufe<br />
unterbelichtet wird, wird das Motiv wunderschön von<br />
diffusem Sonnenlicht beleuchtet, während der schattige<br />
Hintergrund schwarz aufgezeichnet wird.<br />
Lebendige Farben sind entscheidend, um die<br />
Sommerstimmung wiederzugeben. Hintergründe wie<br />
blaue Türen, rote Tore oder eine strukturierte Wand sind<br />
Beispiele geeigneter Hintergründe. Fehlt in der<br />
Umgebung für die Fotos ein wenig Farbe, kann auch das<br />
Model mit farbigen Kleidern etwas mehr Farbe aufs Bild<br />
bringen. Bei Familienaufnahmen sollte die Bekleidung<br />
passend kombiniert und abgestimmt werden. Von<br />
Kleidern mit farbigen Mustern ist abzuraten, sonst wird<br />
das Bild überlastet. Fußball-T-Shirts sollten ebenfalls<br />
sparsam eingesetzt werden.<br />
Die größte Herausforderungen bei Sommerporträts<br />
bestehen darin, Schatten auszugleichen und spielende<br />
Kinder richtig ins Bild zu bekommen. Dabei muss man<br />
mit den Modellen zu verhandeln, um die gewünschten<br />
Bilder zu bekommen. Das bedeutet, dass man<br />
manchmal vor dem <strong>Fotografie</strong>ren Fußball spielen oder<br />
Sandburgen bauen muss. Bei Aufnahmen von<br />
spielenden Kindern ist das geeignete Licht<br />
entscheidend.<br />
Bei Erwachsenen hingegen ist das größte Problem,<br />
Lebensfreude auf die Gesichter zu bringen. Dazu<br />
müssen diese manchmal aus dem Liegestuhl<br />
herausgelockt werden, die Hosen hochziehen und<br />
durchs Wasser paddeln.<br />
Ist das Modell mit dem Fotografen zufrieden, macht es<br />
auch gerne bei etwas aufwendigeren Bildkompositionen<br />
mit. Dann kann es los gehen: Kameraausrüstung bereit<br />
und ab ins Freie, um die besten Erinnerungen dieses<br />
Sommers einzufangen.<br />
Die beste Ausrüstung für Porträts<br />
im Freien.<br />
Objektive: Ein kurzes<br />
Telezoomobjektiv zum<br />
Beispiel ein 50 bis 200<br />
Millimeter-Objektiv ist ideal.<br />
Die verstellbare Brennweite ist<br />
perfekt, um den Bildausschnitt<br />
auszufüllen. Eine weitere<br />
Möglichkeit ist das 50-Millimeter-f/1.8-Objektiv.<br />
Dieses Objektiv ist eine günstige Option, um bei<br />
maximalem Blendwert den Hintergrund aus dem<br />
Fokus zu nehmen.<br />
Beleuchtungshilfen:<br />
Ein Reflektor ist ein Muss.<br />
Ein silberner oder weißer<br />
Reflektor ist wohl die am<br />
meisten verwendete Option,<br />
ein goldener Reflektor hat<br />
aber auch seine Vorteile.<br />
Ein Reflektor-Kit mit fünf<br />
Reflektoren in einem bietet wohl die größte<br />
Einsatzfreiheit. Ein Diffusor ist sehr nützlich bei<br />
Aufnahmen mit starkem Tageslicht.<br />
Das Blitzgerät: Das Blitzlicht<br />
wird nicht nur bei schwachem<br />
Licht benötigt. Es kann auch<br />
an hellen Tagen eingesetzt<br />
werden, um Schatten<br />
im Gesicht oder anderen<br />
Bildelementen aufzuhellen.<br />
Das Blitzgerät kann auch<br />
kabellos hinter dem Motiv als Haarlicht einen guten<br />
Effekt erzeugen.<br />
Das Blitzgerät nicht vergessen!<br />
BRETT HARKNESS<br />
Kameraeinstellungen für Porträts im Freien<br />
1) Belichtungsmodus: Die Blendenpriorität erlaubt<br />
es, die Tiefenschärfe zu kontrollieren und ist daher<br />
zu empfehlen.<br />
2) Mess-System: In den meisten<br />
Beleuchtungssituationen passt die<br />
Mehrfeldmessung, bei komplizierten<br />
Lichtverhältnissen wird allerdings eine Spot- oder<br />
Selektivmessung mit Belichtungsspeicherung<br />
empfohlen.<br />
3) Weißabgleich: Der automatische Weißabgleich<br />
reicht meistens aus, sonst kann die Beleuchtung<br />
angepasst werden.<br />
4) ISO-Einstellung: Bei hellem Licht kommt<br />
ISO 100 oder 200 zum Einsatz. Bei bedeckten<br />
Wettervoraussetzungen sollte ISO 400 oder 800<br />
gewählt werden.<br />
5) Fokus: Als Bildmittelpunkt in einer<br />
Einzelaufnahme im Autofokus immer die Augen<br />
fokussieren.<br />
1<br />
4<br />
3<br />
2<br />
Sonnige Tage sind kein Grund, das Blitzgerät Zuhause<br />
zu lassen. Bei starkem, direktem Sonnenlicht aus<br />
dem Zenit entstehen auf dem Motiv manchmal<br />
unerwünschte Schatten. Diese können mit dem<br />
Einsatz des Blitzgerätes vermieden werden. Es ist eine<br />
etwas fortgeschrittenere Technik, aber mit ein wenig<br />
Erfahrung beherrscht man sie schon bald, und es<br />
öffnen sich dadurch weitere Aufnahmemöglichkeiten.<br />
Am Ende einer Porträtaufnahmesession können dazu<br />
Versuchsfotos mit dem Blitzgerät aufgenommen<br />
werden. Wird der Blitz richtig eingesetzt, kann das<br />
Motiv vor einem verdunkelten Himmel zusätzlich<br />
hervorgehoben werden. Das Blitzgerät wird dazu auf<br />
TTL-Belichtungsmessung und die Belichtung der<br />
Kamera auf eine Belichtungskompensation von einer<br />
oder zwei negativen Lichtwertstufen eingestellt. Durch<br />
das Blitzlicht wird das Model richtig belichtet, während<br />
die Kamera das restliche Bild unterbelichtet. So entsteht<br />
ein stimmungsvoller Himmel.
Freude am Tageslicht<br />
Im Sommer braucht es keine<br />
ausgefallene Studioblitz-<br />
Ausrüstung . Wird das<br />
Tageslicht richtig eingesetzt,<br />
entstehen beeindruckende<br />
Porträts.<br />
BRETT HARKNESS
56 Porträts DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Aufnahmen bei Sonnenlicht<br />
Ein heller Sommertag scheint auf den ersten Blick ideal für schöne Porträtaufnahmen<br />
im Freien. Die Bilder kommen aber meist nur schmeichelhaft heraus, wenn man weiß,<br />
wie das grelle Sonnenlicht gedämpft werden kann.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
AN SONNIGEN TAGEN MIT BLAUEM HIMMEL gibt es viele<br />
Gründe, um Fotos im Freien aufzunehmen. Die<br />
Lichteinstrahlung ist sehr hoch, daher hat man eine breite<br />
Auswahl von Blendwerten und Verschlusszeiten, auch wenn<br />
die ISO-Empfindlichkeit für eine optimale Bildqualität tief<br />
eingestellt ist. Bei warmem Wetter fühlen sich die Modelle<br />
wohler beim Sitzen und Posieren. Auch bei der Bekleidung<br />
der Modelle hat man größere Freiheiten. Da das Licht so hell<br />
ist, werden die Farben ausdrucksstarker und die<br />
Farbsättigung grösser. Dadurch haben die Bilder eine<br />
eindrucksvollere Wirkung.<br />
Aber man darf auch die Nachteile nicht vergessen. Wenn<br />
das Modell direkt in das grelle Sonnenlicht schaut, muss es<br />
oft blinzeln, und Gesicht und Kinn werden von dunklen<br />
Schatten überzogen, was nicht gerade ein sehr<br />
schmeichelhaftes Porträt ergibt. Wenn das Modell dabei auf<br />
die andere Seite schaut, ist dies eine Möglichkeit, um<br />
genannte Probleme zu vermeiden. Dabei müssen aber<br />
Reflexlichter und Schatten im Gesicht kontrolliert werden.<br />
Der große Kontrast zwischen dem hellen Hintergrund und<br />
dem Motiv verlangt eine genaue Messung, damit das Motiv<br />
nicht unterbelichtet wird.<br />
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, einen Diffusor<br />
zwischen der Sonne und dem Modell einzusetzen. Dadurch<br />
wird das Motiv in ein weitaus schmeichelhafteres Licht<br />
getaucht. Ein Diffusor bringt zwar etwas Schatten aufs<br />
Gesicht, bietet aber einige Unterschiede im Vergleich zu<br />
Aufnahmen im Schatten. Das Licht durchdringt den Diffusor<br />
ungebündelt ähnlich wie Schatten. Da das Material des<br />
Diffusors aber weiß ist, bleibt das Licht neutral, rein und<br />
erhält eine relativ hohe Beleuchtungsstärke. Im Schatten<br />
hingegen wird das Licht von den Oberflächen reflektiert, und<br />
wenn diese farbig sind, wird das Licht auf dem Motiv<br />
beeinflusst. Wird das Licht von einer oder mehreren<br />
Oberflächen gespiegelt, wird es trüber und man hat dadurch<br />
eine kleinere Auswahl an Belichtungseinstellungen.<br />
Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass man mit einem<br />
Diffusor bei der Wahl des Aufnahmeortes weniger<br />
eingeschränkt ist. Es kann zum Beispiel in der Mitte eines<br />
Gartens, Strandes, Parks aufgenommen werden. Die<br />
Diffusorplatte kontrolliert dabei das Licht auf dem Gesicht<br />
des Modells. Da das gedämpfte Licht regelmäßig ist, kann<br />
das Motiv aus verschiedenen Bildwinkeln und mit<br />
verschiedenen Hintergründen aufgenommen werden.<br />
Gegenlichtaufnahmen<br />
Steht kein Diffusor zur Verfügung,<br />
kommt das Modell ohne direktes<br />
Sonnenlicht auf das Bild. Die<br />
Blätter eines Baumes sind eine<br />
Möglichkeit, um die Sonne zu<br />
verdecken, ein breitrandiger Hut<br />
(siehe Beispiel) ist eine weitere.<br />
Ein weißer Reflektor ist nützlich,<br />
um mehr Licht auf das Motiv<br />
zu bekommen. Dabei sollte mit<br />
der Belichtungsspeicherung<br />
das Gesicht gemessen oder<br />
die Belichtung durch eine oder<br />
zwei positive Lichtwertstufen<br />
kompensiert werden.<br />
Eine schrittweise Anleitung für<br />
erfolgreiche Aufnahmen im<br />
Sonnenlicht<br />
1<br />
3<br />
Daniel Lezano hat folgende Bilder mit Hilfe eines<br />
Lastolite Skylite in einem Garten aufgenommen.<br />
Lastolite Skylite ist ein großer Diffusor-Rahmen,<br />
der mindestens von einer Person gehalten<br />
werden muss. Es sind auch kleinere, handlichere<br />
Modelle erhältlich, aber dementsprechend ist<br />
die Fläche des gedämpften Lichtes kleiner. Man<br />
sieht also, dass Reflektoren eine wichtige Rolle<br />
spielen, um das Model richtig zu beleuchten<br />
und die gewünschten Resultate zu erzielen. Bei<br />
dieser Aufnahme wurde die Kamera im Modus<br />
Blendenpriorität auf f/5.6 (ISO 100) und der<br />
Weißabgleich auf Tageslicht gestellt.<br />
Einstellung Die Grundeinstellung für dieses Bild.<br />
1Das Bild wurde etwa um 15:00 Uhr<br />
aufgenommen. Die Sonne stand immer noch relativ<br />
hoch, daher musste der Diffusor über dem Kopf des<br />
Modells angebracht werden. Man sieht den großen<br />
Bereich von gedämpftem Licht hinter dem Modell.<br />
Probeaufnahme Hier das Resultat dieser<br />
2Grundeinstellung. Da die Sonne vom Diffusor<br />
verdunkelt wird, muss das Modell nicht blinzeln.<br />
Weil sich der Diffusor direkt über dem Kopf des<br />
Modells befindet, hat ihr Haar ein attraktives<br />
Spitzlicht. Obwohl das Licht auf dem Gesicht<br />
ziemlich regelmäßig ist, müssen noch einige<br />
störende Schatten entfernt werden.<br />
Zusätzlicher Reflektor Um ein bisschen mehr<br />
3Farbe in das gedämpfte Licht zu bringen, wurde<br />
ein Lastolite Sunfire-Reflektor auf dem Gras unter<br />
dem Diffusor angebracht, um das Gesicht des<br />
Models von unten zu beleuchten. Es handelt sich<br />
hier zwar um einen starken Reflektor, da er aber<br />
unter dem Diffusor angebracht wurde, zwingt er das<br />
Modell nicht zum Blinzeln.<br />
Richtige Beleuchtung Das resultierende Bild ist<br />
4viel besser als die Aufnahme ohne Reflektor.<br />
Das Licht aus dem Sunfire-Reflektor gibt der Haut<br />
des Modells einen warmen Ton und gleicht die<br />
Schatten aus. Das Resultat ist zwar mehr als<br />
gelungen, die Pose ist allerdings nicht sehr<br />
überzeugend, daher wurde weiterfotografiert.<br />
2<br />
4
Fertiges Bild<br />
Das Model sollte sich genauso wie der Fotograf<br />
auf den Boden legen. Das Gesicht war dadurch<br />
zu nahe am Sunfire-Reflektor, daher kam die<br />
weiße Reflektoroberfläche zum Einsatz. Deren<br />
Wirkung ist weicher und neutraler und ergibt<br />
zusammen mit der verbesserten Pose ein<br />
deutlich besseres Resultat.
58 Porträts DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Aufnahmen im Schatten<br />
Wenn man im Sommer bei Porträtaufnahmen Probleme mit direktem Sonnenlicht hat, sind<br />
Aufnahmen im Schatten oft eine willkommene Alternative. Wir zeigen, wie es geht.<br />
WENN DIE SONNE IM ZENIT STEHT und das Licht zu stark<br />
für Porträtaufnahmen ist, ist der Schatten oft der einzige Ort,<br />
wo man vor grellen Sonnenstrahlen und hohem Kontrast<br />
geschützt ist. Wird bei der Aufnahme ein breiter, gleichmäßiger<br />
Farbtonbereich mit eingeschränktem Kontrast und eine<br />
bessere Kontrolle gewünscht, ist die beste Lösung ein Platz im<br />
Schatten unter einem Baum oder neben einem Gebäude,<br />
wenn kein Diffusor zur Verfügung seht.<br />
Steht das Modell im Schatten, werden die<br />
Beleuchtungsbedingungen sofort besser. Der Fotograf verfügt<br />
dabei über eine bessere Kontrolle über die Richtung und Stärke<br />
des Tageslichtes. Das Licht ist im Schatten weicher, kühler und<br />
gedämpfter, man muss also mit weniger Licht und möglichen<br />
Farbstichen rechnen.<br />
Da das Licht im Schatten kühler ist, wählen Fotografen oft<br />
neben der Weißabgleich-Einstellung „Schatten“ einen<br />
goldenen Reflektor oder den Sunfire/Silber-Reflektor von<br />
Lastolite, um etwas Wärme ins Bild zu bringen. Auch die<br />
Farben der Umgebung müssen beachtet werden, da dunkle<br />
Oberflächen Licht absorbieren, währendem helle Flächen das<br />
Licht reflektieren. Oberflächen mit starken Farben können<br />
farbiges Licht spiegeln. Dabei sollte das Modell nicht zu nahe<br />
an diesen farbigen Oberflächen posieren und die Weißabgleich-<br />
Einstellung muss entsprechend angepasst werden. Am besten<br />
nimmt man im Raw-Format auf und korrigiert die Farben in der<br />
Nachbearbeitung.<br />
Bei Aufnahmen im Schatten ist es auch wichtig, sich bewusst<br />
zu sein, woher das Licht genau kommt. Oft wird es durch<br />
verschiedene Oberflächen wie Wände und Böden und in<br />
verschiedenen Winkeln gespiegelt. Mit ein wenig Erfahrung<br />
lernt man schnell, wie man am besten damit umgeht.<br />
Außerdem kann man auch verschiedene Aufnahmesituationen<br />
in der Mitte und am Rand des Schattenbereichs ausprobieren.<br />
Durch den Abstand zwischen Reflektor und Motiv kann die<br />
Beleuchtung ebenfalls beeinflusst werden. Auch der Kontrast<br />
kann auf diese Weise verändert werden. Das Motiv kann sich<br />
zum Beispiel zur Hälfte in der Sonne und zur anderen Hälfte im<br />
Schatten befinden oder von hinten beleuchtet werden. Wird<br />
letztgenannte Technik angewandt, empfiehlt sich ein Reflektor<br />
vor dem Modell, um Licht ins Gesicht zu spiegeln und Schatten<br />
zu entfernen.<br />
Der Fotograf kann auch mit der Sonne im Rücken aufnehmen<br />
und erzielt dadurch ein sehr schmeichelhaftes, weiches, Licht<br />
mit schwachem Kontrast auf dem Gesicht. Vor allem bei<br />
Modellen mit Kleidern in weißen oder schwarzen Farbtönen<br />
oder mit dunkler Haut empfehlen sich bei hellem Sonnenlicht<br />
Porträtaufnahmen im Schatten, da die Belichtung sonst zu<br />
einem Alptraum werden kann.<br />
Weißabgleich:<br />
Die meisten Anfänger stellen<br />
den Weißabgleich auf „Auto“<br />
und erreichen dadurch meist<br />
gute Resultate. Wählt man<br />
aber den Weißabgleich je nach<br />
Lichtbedingung, kann man diese<br />
Resultate noch weiter verbessern.<br />
Ist der Weißabgleich auf „Auto“<br />
gestellt, wirken Aufnahmen im<br />
Schatten oft blau, wird er aber<br />
auf „Schatten“ gestellt, werden<br />
diese wärmer. Man kann den<br />
Weißabgleich auch selbst definieren<br />
oder eine der Voreinstellungen<br />
der Kamera benutzen, um wärmere<br />
und kältere Farbtöne zu erzielen.<br />
Aufnahmen im Schatten<br />
1 2<br />
Profi-Fotograf Brett Harkness zeigt im Folgenden<br />
seine Vorgehensweise bei Aufnahmen im Schatten.<br />
Dieser Durchgang war perfekt für das Vorhaben, er<br />
hatte Schatten und das bestehende Licht war weich<br />
und einfach zu kontrollieren. Um das richtige Licht<br />
auf sein Modell Emma zu bringen, ließ er sie langsam<br />
aus dem Durchgang auf sich zu laufen, bis er mit der<br />
Beleuchtung auf dem Gesicht zufrieden war.<br />
Verschiedene Einstellungen ausprobieren Da die<br />
1Lichtbedingungen ziemlich schwach waren,<br />
begann Brett mit einer großen Blende von f/4 und<br />
verstärkte die ISO-Empfindlichkeit auf 640, um eine<br />
genügend kurze Verschlusszeit für eine Aufnahme aus<br />
der Hand zu erreichen. Die ersten paar Aufnahmen<br />
sind gelungen, der Hintergrund ist aber<br />
verschwommen, und es gibt noch einiges zu<br />
verbessern. Brett zoomte das Model dann näher<br />
heran, um einen Bildausschnitt von Kopf und<br />
Schultern aufzunehmen. Das Resultat ist weit besser<br />
als das vorherige!<br />
Verschiedene Posen Für eine weitere Aufnahme<br />
2bat er Emma, sich gegen eine Wand zu lehnen.<br />
Dadurch wurde das Licht auf ihrem Gesicht reduziert,<br />
und er musste einen Reflektor beiziehen. Er wählte die<br />
silberne Seite des Lastolite Sunfire-Reflektors, da<br />
diese die stärksten Resultate erzielt und dadurch<br />
möglichst viele Schatten entfernt werden. Bei einer<br />
großen Blende muss der Fokuspunkt vorsichtig<br />
gewählt werden. In diesem Beispiel hat Brett Emmas<br />
Augen mit dem punktuellen Fokus fokussiert und hat<br />
dadurch die Schärfe aus dem Vorder- und Hintergrund<br />
genommen. Die Wand verhalf der Aufnahme zu einer<br />
Linienführung gegen Emmas Gesicht, was die<br />
Komposition noch verstärkt.
Fertiges Bild<br />
Das Lieblingsbild wurde ins<br />
Schwarz-Weiß-Format verwandelt.<br />
Das schattierte Licht hat auf diesem<br />
Foto schöne, weiche Hauttöne<br />
geschaffen.
60 Porträts DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Aufnahmen an wolkigen Tagen<br />
Wolkenverhangene Tage sind eine weitere Herausforderung für<br />
Porträtfotografen. In folgendem Beitrag zeigen wir, wie man bedeckte<br />
Wetterbedingungen am besten für beeindruckende Porträts nutzt.<br />
LESER AUS NORDEUROPA erleben manchmal<br />
sogar im Sommer mehr Tage mit bedecktem Himmel<br />
als mit Sonnenschein. Das klingt für<br />
Einsteigerfotografen vielleicht zuerst nicht gerade<br />
ermutigend, bedeckter Himmel ist aber perfekt für<br />
Porträts. Eine Schicht grauer Wolken wirkt wie ein<br />
natürlicher Diffusor. Das Licht kann mit<br />
Beleuchtungshilfen wie Reflektoren an den richtigen<br />
Ort geleitet werden. Ein wolkenbehangener Tag bietet<br />
einen größeren Handlungsspielraum, um das Licht<br />
zu beeinflussen, da Lichtwinkel, -stärke und -ton vor<br />
allem von den Reflektoren und deren Position<br />
bestimmt werden. Der Fotograf muss sich in dieser<br />
Aufnahmesituation nicht mit direktem, grellem<br />
Sonnenlicht herumschlagen. Das Modell kann auch<br />
zur Mittagszeit im Freien fotografiert werden, ohne<br />
dass das Gesicht von starken Schatten und<br />
Spitzlichtern beeinträchtigt wird. Um ein wenig<br />
Sommerstimmung in die flache Beleuchtung zu<br />
bringen, wird empfohlen, ein Modell mit hellen,<br />
farbigen Kleidern und eine farbige Umgebung wie<br />
eine saftig grüne Wiese oder ein Garten mit Blumen<br />
zu wählen.<br />
Wie gut das Motiv beleuchtet wird, ist nicht nur<br />
abhängig von der Umgebung, sondern auch von den<br />
Fähigkeiten des Fotografen, Beleuchtungshilfen<br />
richtig einzusetzen. Da das Licht von oben durch die<br />
Wolken dringt, empfiehlt es sich, den Reflektor unter<br />
dem Modell auf dem Boden anzubringen, damit die<br />
Schatten ausgeleuchtet werden. Um die gewünschte<br />
Lichtintensität zu finden, kann der Abstand des<br />
Reflektors zum Modell verändert werden. Kleine<br />
Kinder können sich auch direkt auf den Reflektor<br />
-setzen. Alle Schatten werden dabei durch die<br />
Spiegelung des Lichts ausgeleuchtet. Kinder finden<br />
Reflektoren manchmal sogar richtig anziehend, da<br />
sie fliegenden Teppichen ähneln und bleiben daher<br />
auch gerne für ein paar Aufnahmen sitzen. Auch<br />
andere spiegelnde Oberflächen in der Umgebung wie<br />
weiße Wände können dazu beitragen, genügend<br />
Licht auf das Motiv zu bekommen. Vorsicht mit<br />
farbigen Oberflächen, da diese farbiges Licht<br />
abstrahlen.<br />
Es stehen verschiedene Arten von Reflektoren zur<br />
Auswahl, ein Kit mit fünf Reflektoren in einem ist<br />
wohl die beste Option für Einsteiger, da man dabei<br />
gleichzeitig über goldene, silberne und weiße<br />
Oberflächen verfügt.<br />
In manchen Aufnahmesituationen kann der silberne<br />
Reflektor zu stark und kühl und der goldene zu warm<br />
erscheinen. In diesen Fällen kann, wie in folgender<br />
Anleitung von Brett Harkness, ein kombinierter<br />
Reflektor wie der TriGrip-Sunfire/Silber-Reflektor von<br />
Lastolite eingesetzt werden.<br />
Hintergrundbeleuchtung mit dem Blitzgerät<br />
Meistens fehlt die Sonne gerade in dem Moment,<br />
in dem sie für eine Aufnahme gebraucht wird.<br />
Dann empfiehlt sich der Einsatz eines Blitzgerätes.<br />
Eine Mischung aus Blitz- und Tageslicht hilft<br />
dabei, Schatten auszuleuchten und macht die<br />
Aufnahme dynamischer. Diese Technik ist etwas<br />
fortgeschrittener. Beherrscht man sie richtig,<br />
öffnet sich jedoch eine breite Auswahl von neuen<br />
Aufnahmemöglichkeiten. Ein Blitzgerät kann<br />
hinter dem Motiv eingesetzt werden, um eine<br />
sonnige Hintergrundbeleuchtung nachzuahmen.<br />
Das externe Blitzgerät wird dabei kabellos über<br />
eine Fernbedienung betätigt. Zuerst sollte die<br />
Kamera dabei auf den Programm-Modus und<br />
das Blitzgerät auf TTL eingestellt werden. Ist der<br />
Effekt des Blitzgerätes zu schwach, wählt man die<br />
Blitzeinstellung manuell.<br />
BRETT HARKNESS<br />
Licht bei bedecktem Himmel<br />
1 2<br />
Für Porträtaufnahmen mit Kindern ist ein<br />
bedeckter Himmel ideal, da man sich nicht um<br />
scharfe Schatten und blinzelnde Augen kümmern<br />
muss und daher größere Freiheiten bei der<br />
Bildkomposition hat. Brett Harkness zeigt sein<br />
Können in dieser typischen Lifestyle-Aufnahme<br />
mit einem wolkenbehangenen Himmel.<br />
Bretts Modell ist ein typischer achtjähriger<br />
Junge, dem es schwerfällt, länger still zu<br />
sitzen und der stattdessen lieber spielt und die<br />
Umgebung erkundet. Brett wurde vor allem<br />
durch den schöne Himmel zu dieser Aufnahmen<br />
inspiriert. Er setzte dazu einen Reflektor ein, um<br />
die Lichtqualität zu verbessern. Bei Kinderfotos ist<br />
es wichtig, die Kinder während den Aufnahmen<br />
etwas zu unterhalten. Die Resultate werden<br />
besser, wenn die Kinder dabei Spaß haben. Wenn<br />
ein Kind zu einer Pose gezwungen wird, wirkt<br />
diese meist ziemlich unnatürlich.<br />
Einstellung Sobald Brett die<br />
1Aufnahmeumgebung ausgesucht hatte, bat er<br />
sein Modell, sich vor eine grüne Tür zu setzen und<br />
wählte eine Blende von f/5.6. Da die<br />
Lichtverhältnisse schwach waren, benutzte er<br />
einen Sunfire/Silber-Reflektor von Lastolite, um ein<br />
wenig Kontrast zum flachen und schwachen Licht<br />
zu schaffen.<br />
Probeaufnahme Bei dieser Aufnahme wurde<br />
2das Gesicht fokussiert und das Modell<br />
aufgefordert, in der Wiese herumzuspielen, um<br />
verschiedene Gesichtsausdrücke festzuhalten.<br />
Brett drehte seine Kamera für eine diagonale<br />
Komposition, um das Bild dynamischer zu<br />
gestalten.<br />
Die Position wechseln Nachdem das Modell<br />
3eine Weile spielen durfte, wurde es gebeten,<br />
sich auf ein Gitterkäfig zu setzen und still zu<br />
halten. Auf der Seite und auf dem Boden wurden<br />
zwei TriGrip-Reflektoren von Lastolite angebracht.<br />
Die unterschiedliche Entfernung der Reflektoren<br />
führte zu einem einen leichten Kontrast.<br />
3
Fertiges Bild<br />
In Bretts Bilderserie findet man<br />
verschiedene Gesichtsausdrücke<br />
und Posen. Durch die Reflektoren<br />
konnte das Licht wie gewünscht<br />
eingesetzt und der Kontrast auf dem<br />
Gesicht leicht verstärkt werden.
62 Porträts DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Aufnahmen bei Sonnenuntergang<br />
Daniel Lezano beschreibt, wie die letzten Minuten des Tageslichts<br />
am besten für eindrucksvolle Porträts genutzt werden.<br />
DIE „GOLDENE STUNDE“ IST EIN BEGRIFF, der von<br />
Landschaftsfotografen benutzt wird, um die Zeitspanne früh am Morgen<br />
und spät am Abend zu beschreiben, in der die Sonne so tief steht, dass das<br />
Licht einen goldenen Farbton bekommt. Bei Landschaftsfotos kann dieses<br />
Licht zu einem dreidimensionalen Eindruck führen, da durch die relativ starken<br />
Schatten in der Landschaft Tiefe und Konturen entstehen. Bei Porträtbildern bringt<br />
dieses goldene Licht zusätzliche Wärme auf Gesicht und Hintergrund. Dabei muss<br />
aber schnell gearbeitet werden, da man nur ein paar Minuten hat, bis die Sonne<br />
untergeht. Auch das Wetter hat einen Einfluss auf die Sonnenuntergänge. Ist der<br />
Himmel wolkenbedeckt, gibt es kein goldenes Licht. Der Sonnenuntergang kann bei<br />
Porträtfotos sowohl zur Beleuchtung des Gesichts als auch als wunderschöner<br />
Hintergrund eingesetzt werden.<br />
Wenn die Sonne tief im Himmel steht, liegt das gesamte Motiv im Schatten und<br />
daher ist weiches Licht garantiert. Deshalb werden meistens keine<br />
Beleuchtungshilfen benötigt. Bei schlechten Lichtverhältnissen können Reflektoren<br />
aber immer noch zusätzliches Licht liefern. Mit Hilfe dieses gespiegelten Lichts kann<br />
das Verwackeln vermieden werden, da bei wenig Licht eine längere Verschlusszeit<br />
eingesetzt wird.<br />
Im Folgenden ein paar Fotos von Ruby, der Tochter von Freunden von Daniel Lezano.<br />
Ruby hat blonde, lockige Haare, perfekt für eine Hintergrundbeleuchtung. Sie wurde<br />
gebeten, Kleider in neutralen Farben zu tragen, passend zur Umgebung.<br />
Da man bei Sonnenuntergängen nur eine kurze Zeit für die Aufnahmen zur Verfügung<br />
hat, empfiehlt es sich, rechtzeitig vorher am Aufnahmeort zu erscheinen, um<br />
mögliche Aufnahmewinkel und Hintergründe zu testen. Als Hintergrund für dieses<br />
Bild wurde das Ufer eines Teichs gewählt, da der Horizont dort ohne Hindernisse<br />
sichtbar war. Dadurch hatte der Fotograf etwas mehr Zeit für die Aufnahmen als im<br />
Innern des Parks, wo Bäume die untergehende Sonne schneller verdecken können.<br />
Die Mutter von Ruby hielt während der Aufnahmen den entsprechenden Reflektor.<br />
Der weiße Reflektor ist bei Tageslicht am beliebtesten, bei schwachem Licht<br />
hingegen zeigt er keine ausreichende Wirkung. In diesem Fall kommen silberne oder<br />
goldene Reflektoren zum Einsatz. Goldene Reflektoren müssen bei<br />
Sonnenuntergängen mit Vorsicht verwendet werden, damit das Bild nicht zu warm<br />
wirkt.<br />
Wie bei den meisten Porträtaufnahmen benutzte Daniel Lezano seine<br />
Spiegelreflexkamera mit einem 50-Millimeter-f/1.8-Objektiv. Der Weißabgleich<br />
wurde auf „Auto“ gestellt und die Bilder sowohl im Raw- als auch im JPEG-Format<br />
aufgenommen, um falls nötig den Weißabgleich in der Nachbearbeitung weiter<br />
anzupassen.<br />
Ruby steht vor dem Teich mit dem Rücken zur Sonne. Die Sonne ist im goldenen<br />
Hintergrund noch ganz zu sehen. Die tiefstehende Sonne schafft einen goldenen Glanz<br />
in den Haaren. Dieser Effekt ist so stark, dass er den Kontrast reduziert und das Bild<br />
negativ beeinflusst.<br />
Ruby wurde dann gebeten, vor einen Baum zu stehen und aus verschiedenen Winkeln<br />
aufgenommen. Dabei entstanden sowohl Bilder im Hoch-, als auch im Querformat<br />
aufgenommen. Die Textur des Baumes zieht zusätzliches Interesse auf das Bild. Das<br />
goldene Sonnenlicht von links bringt eine reizvolle Wärme auf die Haut des Models.<br />
Verwackeln vermeiden<br />
Da zu dieser Tageszeit mit einer relativ langen Verschlusszeit aufgenommen wird,<br />
muss das Verwackeln verhindert werden. Dazu wird das Bild am einfachsten mit<br />
der Bildstabilisation der Kamera oder des Objektivs aufgenommen, die Blende auf<br />
f/4 bis f/5.6 und die ISO-Empfindlichkeit auf mindestens 400 eingestellt. Anstelle<br />
eines langen Teleobjektivs sollte ein mittleres Teleobjektiv zwischen 50 und<br />
100 Millimetern eingesetzt werden. Mit Hilfe der Reziprokregel kann berechnet<br />
werden, wann die Gefahr von Verwackeln besteht: Dazu muss die Verschlusszeit<br />
gleich oder länger als der Kehrwert des benutzten Objektivs eingestellt werden.<br />
Bei einer Brennweite von 100 Millimetern sollte die Verschlusszeit auf<br />
mindestens 1/100 Sekunde eingestellt sein, bei 200 Millimetern auf 1/200<br />
Sekunde und so weiter.<br />
1/30 Sekunde 1/60 Sekunde<br />
Bevor die Sonne vollständig unterging und das Motiv in Schatten getaucht wurde,<br />
hatte das Licht immer noch einen goldenen Schimmer, der auf den Haaren zu sehen<br />
ist. Ein weißer Reflektor auf der linken Seite hilft dabei, etwas zusätzliches Licht auf<br />
das Modell zu spiegeln und Schatten auszuleuchten. Der natürliche Hautton blieb<br />
dabei erhalten.<br />
Goldene Reflektoren<br />
Beim Einsatz von goldenen<br />
Reflektoren bei Sonnenuntergängen<br />
ist Vorsicht geboten, um den warmen<br />
Effekt des goldenen Lichts nicht<br />
zu übertreiben. Das Model sollte<br />
daher nicht zu nahe am Reflektor<br />
aufgenommen werden. Der goldene<br />
Reflektor wird meisten für den letzten<br />
Augenblick des Sonnenuntergangs<br />
aufgespart. Vorher kommen weiße und<br />
silberne Reflektoren zum Einsatz.<br />
Golden<br />
Weiß
Vorsicht Wind<br />
Bei windigem Wetter wird empfohlen, die<br />
Haare des Models zu einem Pferdeschwanz<br />
oder in Zöpfen zusammenzubinden oder<br />
einen Hut zu verwenden.<br />
Die Models können in diesem Fall auch im<br />
Windschatten einer Wand oder eines<br />
Baumes fotografiert werden.<br />
Fertiges Bild<br />
Der Fotograf entfernte sich ein wenig weiter<br />
von Ruby und konnte dadurch einige<br />
zusätzliche Details ins Bild aufnehmen. Im<br />
Hochformat befindet sich Ruby außerhalb<br />
der Bildmitte. Eine Linie von Bäumen führt<br />
das Auge des Betrachters durch das Motiv<br />
zum Modell.
64 Porträts DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Steuerung von Reflexionen bei Porträts im Freien<br />
Profifotograf Paul Ward zeigt, wie die Reflexionen der Sonne am wirkungsvollsten in<br />
Porträtkompositionen aufgenommen werden.<br />
BEI NUR WENIGEN DISKUSSIONEN<br />
GEHEN DIE MEINUNGEN DER<br />
FOTOGRAFEN so weit auseinander wie<br />
beim Thema Reflexlichter. Die einen<br />
lieben sie, andere versuchen alles, um ihnen aus<br />
dem Weg zu gehen. Lichtreflexe im Objektiv<br />
entstehen durch die direkte Lichteinstrahlung<br />
durchs Objektiv und haben meist eine der<br />
folgenden Wirkungen: Ausgebleichte Farben mit<br />
einem weißen Schleier, reduzierter Kontrast oder<br />
farbige Ringe (Artefakte genannt), die den<br />
Bildausschnitt durchqueren. Durch den Einsatz<br />
einer Sonnenblende oder bei Aufnahmen mit der<br />
Sonne im Rücken werden Reflexlichter<br />
vermieden. Unterdessen haben die meisten<br />
Hersteller allerdings effiziente<br />
Lichtstreubeschichtungen für ihre Objektive<br />
entwickelt, dass es immer schwieriger wird,<br />
Reflexlichter zu schaffen. Falls das Objektiv nicht<br />
die gewünschten Lichtreflexe hervorbringt,<br />
können ältere Objektive ohne Beschichtung<br />
eingesetzt werden. Gebrauchte Objektive findet<br />
man heutzutage ziemlich günstig. Das<br />
Objektivmodell bestimmt auch, welche Artefakte<br />
durch die Reflexlichter hervorgerufen werden.<br />
Reflexlichter eines Zoomobjektivs sehen ganz<br />
anders aus als Artefakte bei Festbrennweiten-<br />
Objektiven. Das beste ist, die Effekte selbst ein<br />
wenig auszuprobieren.<br />
Wird der Modus „Blendenpriorität“ verwendet,<br />
wechselt die Verschlusszeit je nach<br />
Lichtbedingungen. Dies kann durch den Einsatz<br />
des manuellen Modus vermieden werden. Für<br />
Einsteiger wird im Folgenden gezeigt, wie auch im<br />
Modus „Blendenpriorität“ die gleiche<br />
Belichtungseinstellung mehrmals verwendet<br />
werden kann. Eine Probeaufnahme mit f/3.5 bis<br />
f/5.6 bewirkt einen engen Tiefenschärfebereich.<br />
Hier sollte das Model vor der Sonne platziert<br />
werden. Je nach Sonnenstand muss der Fotograf<br />
dabei eventuell in die Knie gehen. Der Winter und<br />
der frühe Morgen oder späte Abend sind perfekt<br />
für diese Aufnahmen, da die Sonne dann nicht zu<br />
hoch im Zenit steht. Fast alle Objektive<br />
produzieren Reflexlichter, wenn sie gegen die<br />
Sonne gerichtet werden. Man braucht aber<br />
besondere Objektive, um die von Profifotografen<br />
erzielten Artefakte zu schaffen.<br />
Keine Reflexlichter<br />
Zu starke Reflexlichter<br />
Reflektoreinsatz Da das Motiv von hinten beleuchtet wird, führt das<br />
1Mehrfeldmesssystem wahrscheinlich zu einer unterbelichteten Aufnahme. Man<br />
kann das mit einer positiven Belichtungskompensation korrigieren. Es gibt aber auch<br />
noch eine andere Lösung: Mit Hilfe eines Reflektors können die Sonnenstrahlen auf<br />
das Gesicht des Models gerichtet werden. Ein goldener Reflektor erzielt ein wärmeres<br />
Licht als weiße und silberne Reflektoren. Wird das Modell durch das Licht zum<br />
Blinzeln gezwungen, hält es die Augen am besten bis kurz vor der Aufnahme<br />
geschlossen.<br />
Fokus Wenn sich die Sonne im Bildausschnitt des Porträts befindet, erreicht der<br />
2Autofokus wegen fehlendem Kontrast meist nicht die gewünschte Einstellung.<br />
Dies kann folgendermaßen gelöst werden: Das Motiv mit dem Modell vor der Sonne<br />
fokussieren (das Modell verdeckt dabei die Sonne), den Auslöser zur Hälfte nach<br />
unten drücken, um die Scharfeinstellung zu speichern und das Model dann leicht<br />
seitlich mit der Sonne im Bildausschnitt aufnehmen. Dadurch kann wiederum die<br />
Belichtung beeinträchtigt werden. Je nach Position der Sonne im Bildausschnitt<br />
werden unerwünschte Reflexlichter erzeugt, die zu überlichteten Spitzlichtern führen<br />
können. Es geht also wieder einmal darum, selbst die beste Komposition zu finden.<br />
24 bis 70 Millimeter<br />
28 Millimeter<br />
Belichtung Sind die Aufnahmen zu hell, sollte die Belichtung ein paar Stufen<br />
3zurückgedreht werden, sonst muss die vorhandene Sonne im Bildausschnitt<br />
reduziert werden. Sind die Aufnahmen zu dunkel und die Sonne befindet sich im<br />
gewünschten Bereich des Bildausschnitts, wird die Belichtung ein paar Stufen erhöht.<br />
Bei diesem Bild wurde, da sich die Sonne direkt neben dem Kopf befindet, eine<br />
positive Belichtungskompensation von zwei Lichtwertstufen eingesetzt, um das Bild<br />
überzubelichten. Die Wirkung war dabei etwas zu stark. Deshalb wurde bei den<br />
nächsten Aufnahmen versucht, die gleiche Position mit nur einer zusätzlichen<br />
Lichtwertstufe aufzunehmen.<br />
Verschiedene Objektive Das EF 24 bis 70 Millimeter f/2.8L USM-Objektiv<br />
4blockiert erfolgreich die meisten Reflexlichter, es erscheinen fast keine Artefakte,<br />
nur ein Lichtschleier. Je weiter eine Aufnahme mit diesem Objektiv überbelichtet wird,<br />
desto mehr überdeckt der weiße Schleier das Gesicht des Models. Dieser Effekt ist<br />
hier unerwünscht. Was passiert wohl mit dem neu erworbenen, 20-jährigen 28<br />
Millimeter-Objektiv von Vivitar ohne Beschichtung gegen Reflexlichter? Mit dem<br />
Modell in der gleichen Position wurden durch dieses Objektiv, wie gewünscht, ein<br />
paar fantastische Artefakte hervorgerufen.
Der Sonnenstand<br />
Um Reflexionen erfolgreich einzusetzen, muss die Sonne<br />
in den Bildausschnitt eindringen oder diesen zumindest<br />
tangieren, um den weißgewaschenen Lichteffekt zu<br />
erzielen. An bedeckten Tagen ist das Licht weicher. Wird<br />
das Objektiv dabei direkt gegen das Licht gerichtet,<br />
entstehen keine Reflexionen, nur der Hintergrund wird<br />
dadurch ausgebleicht.<br />
Fertiges Bild<br />
Auf dieser Aufnahme haben die<br />
Lichtreflexe einen wunderschönen,<br />
ausgewogenen Effekt. Das leicht<br />
weißgewaschene Bild hat einen<br />
stilisierten, frühlingshaften Ausdruck.
66 Porträts mit Blitz DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Wissenswertes über den Einsatz<br />
von Blitzlicht bei Porträts<br />
Ein erfolgreicher Blitzeinsatz ist gar nicht so schwierig,<br />
wie man vielleicht zu Anfang denkt.<br />
ALLE FOTOGRAFEN WURDEN SCHON EINMAL DURCH Aufnahmen enttäuscht, bei denen<br />
der Blitz die Stimmung des Motivs zerstörte. Das passiert meistens, wenn man nicht genau<br />
weiß, wie man am besten vorgehen sollte und daher den Modus „Auto“ einsetzt. Das<br />
Erfolgsrezept für wirkungsvolle Aufnahmen mit Blitz liegt darin, die gesamte Auswahl an<br />
Belichtungsmodi der Kamera und die richtige Beleuchtungsstrategie für alle vorhandenen<br />
Lichtquellen einzusetzen.<br />
Die Bildqualität von Aufnahmen mit Blitz ist abhängig von der Einstellung der Kamera und des<br />
Blitzgerätes. Das Resultat unterscheidet sich deutlich, wenn anstelle des Modus<br />
„Blendenpriorität“ der Modus „Programm“ verwendet wird oder das Blitzgerät anstatt auf<br />
„Auto“ auf den Langzeitsynchronisations-Modus eingestellt ist. Beim Einsatz von<br />
unterschiedlichen Modi werden Einstellungen wie die Verschlusszeit verändert. Diese<br />
Einstellungen beeinflussen ihrerseits die Menge an Umgebungslicht, das den Sensor erreicht.<br />
Zusätzlich bestimmen die Blitzmodi, ob der Blitz am Anfang oder am Ende der Belichtung<br />
ausgelöst wird. Dadurch wird die Wiedergabe von beweglichen Elementen auf das endgültige<br />
Bild verändert. Das hört sich vielleicht ein wenig kompliziert an, ist es aber nicht. Auch beim<br />
Blitzeinsatz lernt man am besten aus seinen eigenen Erfahrungen. Man sollte sich durch die<br />
Aufnahmesituation inspirieren lassen, ausprobieren und die Einstellungen dann nach eigenen<br />
Kriterien richtig anpassen. Das Blitzlicht kann als wesentliches Element in der <strong>Fotografie</strong> in<br />
fast allen Aufnahmesituationen erfolgreich eingesetzt werden.<br />
Übliche Blitzmodi auf Spiegelreflexkameras<br />
Das Zusammenspielen von Kamera und Blitzgerät ist abhängig vom gewählten<br />
Blitzmodus. Im Folgenden ein Vergleich der wichtigsten Blitzmodi auf digitalen<br />
Spiegelreflexkameras und auf dem Blitzschuh montierbaren, externen<br />
Blitzgeräten.<br />
Auto: Bei schwachem Licht aktiviert die Spiegelreflexkamera automatisch<br />
den internen Blitz. Der Blendwert wird durch eine Messung durch das<br />
Objektiv bestimmt. Dabei wird die Verschlusszeit verkürzt, um das<br />
Verwackeln der Kamera zu vermeiden. Dieser Blitzmodus ist, wie wir sehen, einfach<br />
anzuwenden, ist aber nicht sehr kreativ.<br />
Langzeitsynchronisation: Dieser Modus verwendet eine kürzere<br />
Verschlusszeit, um das Umgebungslicht angemessen aufzuzeichnen. Er ist<br />
daher besonders geeignet für stimmungsvolle Nachtporträts. Vorsicht mit<br />
der Verwacklung!<br />
Rote Augen korrigieren: Diese Funktion dient der Vermeidung des<br />
Rote-Augen-Effekts auf Blitzaufnahmen durch den Einsatz einer Reihe von<br />
Vorblitzen, was die Pupillen des Models vor der Belichtung verkleinert.<br />
Kein Blitz: Dadurch wird der automatische Blitz nicht ausgelöst. Diese<br />
Funktion ist vor allem praktisch für Stativ-Aufnahmen bei Motiven mit<br />
schwachem Licht.<br />
Blitzbelichtungskorrektur: Spiegelreflexkameras berechnen die<br />
Blitzintensität für eine bestehende Belichtung. Die Blitzstärke kann durch<br />
diese Funktion an individuelle Bedürfnisse und Vorlieben angepasst<br />
werden.<br />
Blitzausrüstung<br />
Beleuchtungshilfen: Es gibt eine<br />
große Auswahl an Softboxen,<br />
Diffusoren, Schirmen, Beauty Dishes<br />
und anderen Lichtformern, um das<br />
Blitzlicht abzuschwächen und<br />
umzuleiten. Ein einfacher Diffusor ist<br />
bereits für weniger als 30 Euro im Handel erhältlich,<br />
eine gute Softbox kostet bis zu 300 Euro. Folgende<br />
Produkte sind besonders empfehlenswert: Blitzaufsatz<br />
Stofen Omnibounce für ca. 20 Euro (www.newprouk.<br />
co.uk), die 38-Zentimeter-Ezybox von Lastolite für<br />
149,90 Euro (www.lastolite.de), Speedlight Pro ca.<br />
90 Euro (www.speedlightprokit.co.uk/) und Strobies<br />
Kit ca. 150 Euro (www.daymen.de).<br />
Blitz-Auslöser und -Fernbedienung<br />
über Kabel: Zum Einsatz eines<br />
externen Blitzgerätes wird ein<br />
Auslöser oder eine Fernbedienung<br />
über ein Kabel angeschlossen und<br />
der Systemblitz damit verbunden. Es<br />
gibt aber auch externe Blitzgeräte mit einer kabellosen<br />
Fernbedienung. Alle Hersteller haben ihre eigenen<br />
Fernbedienungen. Hama (www.hama.de), Hähnel<br />
(www.hahnel.ie) und Phottix (www.intro2020.com)<br />
bieten besonders preiswerte Optionen.<br />
Farbige Gelfilter: Farbige Gelfilter<br />
können als Blitzaufsatz das Motiv in<br />
eine bestimmte Farbe tauchen. Viele<br />
Profi-Fotografen setzen farbige<br />
Gelfilter auf externen Blitzgeräten ein,<br />
um den Hintergrund zu beleuchten.<br />
Honi (www.flaghead.co.uk) und Hama (www.hama.<br />
de) bieten ausgezeichnete Blitz-Gelfilter.<br />
Servo-Blitzauslöser: Wird an der<br />
Unterseite des Blitzgerätes befestigt<br />
und per Blitzimpuls ausgelöst. Für<br />
Fotografen mit manuellen<br />
Blitzgeräten ohne Systemblitz ist dies<br />
eine günstige Form verschiedene<br />
Blitzgeräte gleichzeitig einzusetzen. Servoblitzauslöser<br />
von Hama kosten etwa 30 Euro.<br />
Blitz-Stativ mit Kugelgelenk:<br />
Beim Einsatz eines externen<br />
Blitzgerätes, muss dieses auf einem<br />
Blitzfuß oder einem Stativ mit<br />
Kugelgelenk sicher befestigt werden.<br />
Cullmann (www.newprouk.com),<br />
Interfit (www.interfitphotographic.com) und andere<br />
unabhängige Marken bieten verschiedene Optionen.<br />
Grundmodi Blitzgerät<br />
Auto: <strong>Digitale</strong> Spiegelreflexkameras<br />
besitzen keinen Blitz-Modus „Auto“, die<br />
verschiedenen Belichtungsmodi passen<br />
den Einsatz des Blitzgerätes automatisch<br />
an. Manche spiegellosen Systemkameras besitzen<br />
einen Blitzmodus „Auto“. Sie funktionieren dann wie<br />
Kompaktkameras: Der Blitz wird bei schwachem Licht<br />
eingesetzt und bei hellem Licht weggelassen.<br />
Wann wird der automatische Blitz am besten<br />
eingesetzt?<br />
Bei allgemeinen Schnappschüssen ist der Einsatz<br />
des automatischen Blitzmodus empfehlenswert. Sonst<br />
können Aufnahmen bei Umgebungslicht durch das<br />
Verwackeln der Kamera ruiniert werden.<br />
Benutzerdefinierter Füllblitz – Man braucht sich<br />
aber nicht auf den Kamerablitzsensor zu verlassen,<br />
sondern kann den Blitz auch selbst durch die Blitztaste<br />
aktivieren. Ein Füllblitz leuchtet Schatten aus und<br />
bringt zusätzliche Spitzlichter auf Tageslicht-Porträts<br />
oder Aufnahmesituationen, bei denen sich das<br />
Gesicht des Models im Schatten befindet. Die<br />
Intensität des Füllblitzes wird automatisch von der<br />
Kamera bestimmt, sie kann aber mit dem Modus<br />
„Blitzkorrektur“ (siehe nächste Seite) korrigiert<br />
werden.<br />
Wann wird der Füllblitz am besten eingesetzt?<br />
Steht das Model mit dem Rücken zur Sonne, wird<br />
der Füllblitz eingesetzt, um die Detailschärfe im<br />
Gesicht zu verbessern.<br />
Auch wenn das Model unter einem Baum steht und<br />
fleckige Schatten das Gesicht überziehen, findet der<br />
Füllblitz seine Anwendung.<br />
Kein Blitz: Dieser Modus findet man auf<br />
den meisten Spiegelreflexkameras nicht,<br />
da diese nicht mit einem automatischen<br />
Anschluss für externe Blitzgeräte<br />
ausgestattet sind. Bei manchen digitalen<br />
Spiegelreflexkameras findet man „Kein Blitz“ über<br />
dem Wählrad. Diese Funktion dient vor allem dazu,<br />
den Blitz in Aufnahmesituationen auszuschalten, in<br />
denen dessen Einsatz verboten oder wirkungslos ist,<br />
zum Beispiel dann, wenn sich das Motiv außer<br />
Reichweite befindet.<br />
Wann sollte der Blitz ausgeschaltet werden?<br />
Bei Aufnahmen durch Glas, sollte der Blitz<br />
ausgeschaltet werden, um Lichtreflexe zu vermeiden.<br />
In Aufnahmesituationen, bei denen sich das Motiv<br />
außer Reichweite des Blitzlichts befindet, zum<br />
Beispiel bei Open-Air-Konzerten, sollte das Blitzgerät<br />
nicht eingesetzt werden.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
ISTOCK PHOTO<br />
ISTOCK PHOTO
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Porträts mit Blitz 67<br />
Gerätefunktionen: Wie funktionieren Blitzgeräte?<br />
1) Blitzkopf: Die meisten Blitzköpfe sind dreh- und schwenkbar. Viele<br />
Blitzgeräte besitzen einen Zoomkopf, um die Objektiveinstellung an die<br />
Reichweite des Blitzes anzupassen.<br />
2) Autofokus-Hilfslampe: Bei schwachem Licht sieht man, dass der Blitz<br />
zur Entfernungsmessung einen roten Lichtstrahl aussendet.<br />
3) Interner Diffusor/Reflektor: Der Diffusor dämpft das Blitzlicht, der<br />
Reflektor dient der Umleitung eines Teils des Blitzlichtes.<br />
4) Externer Stromanschluss: Viele erstklassige Blitzgerät-Modelle können auch ans<br />
Stromnetz angeschlossen werden.<br />
5) LCD-Monitor: Viele Top-Blitzgeräte verfügen über einen eigenen LCD-Monitor,<br />
auf dem verschiedene Informationen wie der eingestellte Blitzmodus und eine<br />
Blitzdistanz-Skala, auf der die Reichweite des Blitzlichts unter der gewählten<br />
Einstellung sichtbar wird, ersichtlich sind.<br />
6) Kontrollknöpfe: Fortgeschrittenere Blitzgeräte sind mit vielen unterschiedlichen<br />
Kontrollknöpfen ausgestattet, mit denen jeweils mehrere Funktionen aktiviert<br />
werden können. Um die Bedienung von fortgeschrittenen Blitzgeräten<br />
richtig zu verstehen, braucht es seine Zeit, da diese manchmal nicht gerade<br />
benutzerfreundlich sind.<br />
7) Blitzschuh-Anschluss: Über den Blitzschuh-Anschluss kann ein externes<br />
Blitzgerät oder eine Fernbedienung angeschlossen werden. So wird der Blitz<br />
ausgelöst, wenn der Auslöser gedrückt wird. Alle Blitzschuhe außer die der Sony-<br />
Alpha-Serie haben den gleichen Anschluss. Manche Kompaktkameras verfügen<br />
ebenfalls über Blitzschuh-Anschlüsse.<br />
8) Batterie-Kontrolllampe: Die meisten Modelle verfügen über eine zweistufige<br />
Batterie-Kontrolllampe. Rotes Licht bedeutet Ladezustand, grünes Licht<br />
Blitzbereitschaft. Bei manchen Geräten kann diese Lampe zur Probeauslösung des<br />
Blitzgerätes betätigt werden.<br />
9) Halterung: Durch die Halterung wird das Blitzgerät am Blitzschuh befestigt.<br />
10) Blitzfuß: Blitzgeräte mit kabelloser Fernbedienung sind oft mit einem Blitzfuß<br />
3<br />
2<br />
1<br />
10<br />
ausgerüstet, so dass diese auch extern eingesetzt werden können. Eine Alternative<br />
dazu ist ein Blitz-Stativaufsatz mit einem Kugelgelenk wie zum Beispiel das Modell<br />
Cullman CB2 für ca. 30 Euro. Dieser Stativaufsatz erlaubt eine präzise Position des<br />
Blitzzgerätes auf einem Blitzstativ.<br />
8<br />
1<br />
6<br />
9<br />
7<br />
5<br />
4<br />
Der w richtige Belichtungsmodus für den Blitzeinsatz:<br />
Das Blitzbelichtungssystem durch das Objektiv sucht immer die bestmögliche Einstellung für die richtige Belichtung. Die verschiedenen<br />
Belichtungsmodi sollten dabei berücksichtigt werden. Das Blitzbelichtungssystem unterscheidet sich bei unterschiedlichen Marken und<br />
Modellen. Unsere Vergleichstabelle zeigt, wie die verschiedenen Basis-Funktionsmodi den Blitzeinsatz beeinflussen.<br />
Marke Canon Nikon Pentax Olympus Sony<br />
Programm<br />
Die Kamera stellt die<br />
Verschlusszeit und Blende so<br />
ein, dass das Verwackeln der<br />
Kamera vermieden wird. Der<br />
Hintergrund kann dabei dunkel<br />
bleiben.<br />
Außer bei Einsatz des<br />
Langzeitsynchronisations-Modus<br />
wird die Belichtung von der Kamera<br />
festgelegt und die Verschlusszeit<br />
verkürzt, um das Verwackeln<br />
der Kamera zu vermeiden. Der<br />
Hintergrund kann dabei dunkel<br />
bleiben.<br />
Außer bei Einsatz des<br />
Langzeitsynchronisations-<br />
Modus wird die Belichtung von<br />
der Kamera festgelegt und die<br />
Verschlusszeit verkürzt, um<br />
das Verwackeln der Kamera zu<br />
vermeiden. Der Hintergrund<br />
kann dabei dunkel bleiben.<br />
Außer bei Einsatz des<br />
Langzeitsynchronisations-Modus<br />
wird die Belichtung von der Kamera<br />
festgelegt und die Verschlusszeit<br />
verkürzt, um das Verwackeln<br />
der Kamera zu vermeiden. Der<br />
Hintergrund kann dabei dunkel<br />
bleiben.<br />
Außer bei Einsatz des<br />
Langzeitsynchronisations-Modus<br />
wird die Belichtung von der Kamera<br />
festgelegt und die Verschlusszeit<br />
verkürzt, um das Verwackeln<br />
der Kamera zu vermeiden. Der<br />
Hintergrund kann dabei dunkel<br />
bleiben.<br />
Blendenpriorität<br />
Wird die Blende vom Benutzer<br />
gewählt, berechnet die Kamera<br />
automatisch die entsprechende<br />
Blitzbelichtung. Die Verschlusszeit<br />
wird korrekt an das Umgebungslicht<br />
angepasst. Vorsicht vor dem<br />
Verwackeln der Kamera.<br />
Wird die Blende vom Benutzer<br />
gewählt, berechnet die Kamera<br />
automatisch die entsprechende<br />
Blitzbelichtung. Außer bei Aktivierung<br />
des Langzeitsynchronisations-<br />
Modus wird die Verschlusszeit von<br />
der Kamera reduziert, um das<br />
Verwackeln der zu verhindern.<br />
Der Fotograf stellt den Blendwert<br />
und die Verschlusszeit<br />
korrekt ein, um den<br />
Hintergrund bis zur höchsten<br />
Synchronisationsgeschwindigkeit<br />
zu belichten. Bei schwachem Licht<br />
besteht das Risiko des Verwackelns.<br />
Wird die Blende vom Benutzer<br />
gewählt, berechnet die Kamera<br />
automatisch die entsprechende<br />
Blitzbelichtung. Außer bei Aktivierung<br />
des Langzeitsynchronisations-<br />
Modus wird die Verschlusszeit<br />
von der Kamera reduziert, um<br />
das Verwackeln der Kamera zu<br />
verhindern.<br />
Wird die Blende vom Benutzer<br />
gewählt, berechnet die Kamera<br />
automatisch die entsprechende<br />
Blitzbelichtung. Außer bei Aktivierung<br />
des Langzeitsynchronisations-<br />
Modus wird die Verschlusszeit<br />
von der Kamera reduziert, um<br />
das Verwackeln der Kamera zu<br />
verhindern.<br />
Verschlusspriorität<br />
Bei einer benutzerdefinierten<br />
Verschlusszeit wählt die Kamera<br />
den entsprechenden Blendwert<br />
für das Umgebungslicht und den<br />
dadurch benötigten Blitzeinsatz.<br />
Bei einer benutzerdefinierten<br />
Verschlusszeit wählt die Kamera<br />
den entsprechenden Blendwert<br />
für das Umgebungslicht und die<br />
dadurch benötigte Blitzstärke.<br />
Bei einer benutzerdefinierten<br />
Verschlusszeit wählt die Kamera<br />
den entsprechenden Blendwert<br />
für das Umgebungslicht und die<br />
dadurch benötigte Blitzstärke.<br />
Bei einer benutzerdefinierten<br />
Verschlusszeit wählt die<br />
Kamera den entsprechenden<br />
Blendwert für das vorhandene<br />
Umgebungslicht und die<br />
dadurch benötigte Blitzstärke.<br />
Bei einer benutzerdefinierten<br />
Verschlusszeit wählt die<br />
Kamera den entsprechenden<br />
Blendwert für das vorhandene<br />
Umgebungslicht und die<br />
dadurch benötigte Blitzstärke.<br />
Manuell<br />
Der Blendwert und die<br />
Verschlusszeit werden vom<br />
Benutzer (unter Berücksichtigung<br />
der Blitzsynchronisation) gewählt,<br />
um genügend Umgebungslicht zu<br />
garantieren. Das Blitzmesssystem<br />
durch das Objektiv garantiert eine<br />
korrekte Belichtung.<br />
Der Blendwert und die<br />
Verschlusszeit werden vom<br />
Benutzer (unter Berücksichtigung<br />
der Blitzsynchronisation) gewählt,<br />
um genügend Umgebungslicht zu<br />
garantieren. Das Blitzmesssystem<br />
durch das Objektiv garantiert eine<br />
korrekte Belichtung.<br />
Der Blendwert und die<br />
Verschlusszeit werden<br />
vom Benutzer gewählt, um<br />
genügend Umgebungslicht<br />
zu garantieren. Das<br />
Blitzbeleuchtungsmesssystem<br />
durch das Objektiv garantiert eine<br />
korrekte Belichtung.<br />
Der Blendwert und die<br />
Verschlusszeit werden<br />
vom Benutzer gewählt, um<br />
genügend Umgebungslicht<br />
zu garantieren. Das<br />
Blitzbeleuchtungsmesssystem<br />
durch das Objektiv garantiert eine<br />
korrekte Belichtung.<br />
Der Blendwert und die<br />
Verschlusszeit werden vom<br />
Benutzer (unter Berücksichtigung<br />
der Blitzsynchronisation) gewählt,<br />
um genügend Umgebungslicht zu<br />
garantieren. Das Blitzmesssystem<br />
durch das Objektiv garantiert eine<br />
korrekte Belichtung.<br />
Belichtungskorrektur<br />
Beeinflusst nur die<br />
Umgebungslicht-Belichtung.<br />
Beeinflusst die Stimmung und<br />
die Blitzbelichtung.<br />
Beeinflusst die Stimmung und<br />
die Blitzbelichtung.<br />
Beeinflusst die Stimmung und<br />
die Blitzbelichtung.<br />
Beeinflusst die Stimmung und<br />
die Blitzbelichtung.<br />
Blitzbelichtungskorrektur<br />
Beeinflusst nur die Blitz-<br />
Belichtung.<br />
Beeinflusst nur die Blitz-<br />
Belichtung.<br />
Beeinflusst nur die Blitz-<br />
Belichtung.<br />
Beeinflusst nur die Blitz-<br />
Belichtung.<br />
Beeinflusst nur die Blitz-<br />
Belichtung.<br />
* Diese Information bezieht sich auf typische Aufnahmesituationen. In individuellen Aufnahmesituationen kann das Resultat der Kamera- und Blitzleistung leicht davon abweichen.
68 Portraits mit Blitz<br />
Wie wird der Füllblitz am<br />
besten eingesetzt?<br />
So gelingen schmeichelhafte Porträts.<br />
DER NAME SAGT SCHON, wozu der Füllblitz eingesetzt wird. Füllblitze leuchten<br />
Schatten aus und finden vor allem bei Porträts im Freien, wenn die<br />
Sonnenstrahlen Schatten auf das Gesicht werfen, ihren Einsatz. Mit älteren<br />
Blitzgeräten war ein erfolgreicher Füllblitz-Einsatz einiges komplizierter wie mit<br />
modernen Blitzsystemen. Wenn man weiß, wie die Blitz-Ausrüstung funktioniert<br />
und wie sie am besten eingesetzt wird, bekommt man schnell das gewünschte<br />
Gleichgewicht in seine Aufnahmen. Der Füllblitz kann durch das kamerainterne<br />
Blitzgerät (gegebenenfalls im Langzeitsynchronisations-Modus) bei allen<br />
Belichtungsmodi eingesetzt werden. Es geht dabei darum, das Motiv wie<br />
gewohnt aufzunehmen und zusätzlich den Blitz auszulösen, um die Schatten<br />
leicht aufzuhellen. Benötigen die Tageslichtbedingungen eine Verschlusszeit, die<br />
die Blitzsynchronzeit übersteigt, wird die Einstellung durch die<br />
Spiegelreflexkamera automatisch angepasst, oder es muss bezüglich des<br />
verwendeten Belichtungsmodus ein kleinerer Blendwert gewählt werden. Es<br />
kann auch ein Hochgeschwindigkeitsblitz verwendet werden. Ein externes<br />
Blitzgerät funktioniert ähnlich, ist aber leichter zu kontrollieren und hat eine<br />
stärkere Leistung. Falls der Blitzeinsatz eine zu starke Wirkung auf die Aufnahme<br />
hat, wird empfohlen, ein externes Blitzgerät mit einer negativen<br />
Blitzbelichtungskorrektur einzusetzen. Eine Blitzbelichtungskorrektur einer<br />
negativen Lichtwertstufe reduziert das Blitzlicht zur Hälfte. Das Verhältnis<br />
Umgebungslicht–Blitzlicht ist dadurch anstatt eins zu eins, zwei zu eins. Je<br />
näher das Blitzgerät am Motiv, desto kleiner die benötigte Blitzstärke. Im<br />
Folgenden hat Brett Harkness einen schrittweisen Guide über den<br />
Füllblitzeinsatz zusammengestellt.<br />
Ohne Füllblitz: Porträts an sonnigen Tagen im Freien gelingen wegen des hohen<br />
Kontrasts selten. Das Model hat in dieser Aufnahmesituation häufig Schatten unter den<br />
Augen und der Nase. Bei starkem Gegenlicht kann das Model als Silhouette<br />
erscheinen, wie im Bild oben. Durch den Einsatz des Füllblitzes kann all dies verhindert<br />
werden.<br />
Kein Blitz: Dieses Porträt wurde im Modus „Programm“ aufgenommen. Die<br />
1starken Schatten auf dem Gesicht würden einen Füllblitz gut vertragen, der die<br />
dunklen Bereiche aufhellt und den Kontrast ein wenig reduziert.<br />
Belichtungskorrektur: Bevor der Blitz zum Einsatz kommt, sollte eine positive<br />
2Lichtwertstufe als Belichtungskorrektur gewählt werden und eine Probeaufnahme<br />
gemacht werden. Das Resultat ist zwar heller, aber es gehen dabei Details im<br />
Hintergrund verloren, ein Füllblitz ist daher angebracht.
Ein bemerkenswerter<br />
Unterschied!<br />
Brett Harkness setzt den Füllblitz<br />
oft an Hochzeiten ein. Diese<br />
Aufnahme zeigt den Unterschied<br />
in einer Aufnahmesituation mit<br />
starker Hintergrundbeleuchtung.<br />
Die Silhouette links ist das<br />
gleiche Motiv ohne Füllblitz!.<br />
Füllblitz-Einsatz: Für diese Aufnahme kam eine Canon Speedlite 580EX II mit dem<br />
3Modus E-TTL (Belichtungsmessung durchs Objektiv) zum Einsatz. Der<br />
Programmmodus wählte automatisch die kürzeste Blitzsynchronisationszeit von 1/250<br />
Sekunden und eine Blende von f/8. Das Resultat wurde allerdings zu hell.<br />
Belichtung anpassen: Aufnahme im Programm-Modus, Blitz im E-TTL-Modus, die<br />
4Blitzbelichtungskorrektur liegt bei 12/3 Lichtwertstufen. Dadurch wird das Model<br />
perfekt belichtet und die Detailschärfe im Hintergrund bleibt erhalten.
70 Porträts mit Blitz DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Langzeit-Blitzsynchronisation<br />
Blitzlicht wird meist dazu benutzt, um Bewegungen in einem Motiv<br />
einzufrieren. Durch den Langzeit-Blitzsynchronisations-Modus<br />
können beweglichen Elemente kreativ eingesetzt werden.<br />
IM AUTOMODUS stellen die meisten digitalen Spiegelreflexkameras eine relativ<br />
kurze Verschlusszeit von etwa 1/100 Sekunde ein, wenn der Blitz zum Einsatz<br />
kommt. Wird aus kreativen Gründen eine längere Verschlusszeit eingesetzt, zum<br />
Beispiel bei schwachem Umgebungslicht, kann ein starkes Blitzlicht die Stimmung<br />
ruinieren. Aber auch dafür gibt es eine Lösung. Kommt die Langzeit-<br />
Blitzsynchronisation zum Einsatz, wird die Kamera gezwungen, die gesetzte<br />
Verschlusszeit einzuhalten und den Blitz am Anfang der Aufnahme auszulösen.<br />
Dadurch kann Umgebungslicht und Blitzlicht in der selben Belichtung gemischt<br />
werden.<br />
Der Langzeit-Blitzsynchronisations-Modus eignet sich besonders für<br />
<strong>Nachtfotografie</strong>n. Er empfiehlt sich in allen Aufnahmesituationen mit einer längeren<br />
Verschlusszeit. Man kann dadurch zum Beispiel bei einem beweglichen Motiv den<br />
Hintergrund verschwimmen lassen oder die Lichtspuren von beweglichen Objekten<br />
in der Nacht festhalten. Dadurch entsteht ein eingefrorenes Bild mit Blitz, gefolgt von<br />
der Lichtspur. Beides, verschwommene Hintergründe und Lichtspuren sind<br />
interessante Bildelemente.<br />
Um Lichtspuren festzuhalten, gibt es eine weitere Möglichkeit. Im normalen<br />
Langzeit-Blitzsynchronisationsmodus wird der Blitz zu Beginn der Aufnahme<br />
ausgelöst und der Verschluss bleibt offen, um die Bewegungen aufzuzeichnen. Viele<br />
Spiegelreflexkameras und externe Blitzgeräte verfügen aber noch über einen<br />
weiteren Blitzmodus, die „Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang“<br />
manchmal auch „Synchronisierung zweiter Verschluss“ genannt. In diesem Modus<br />
wird der Blitz erst am Ende der Belichtung ausgelöst. Dadurch werden alle<br />
Lichtspuren hinter dem beweglichen Objekt aufgezeichnet und geben der<br />
Bewegung auf dem Bild einen realistischeren Ausdruck.<br />
Langzeit-Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang<br />
Erbringt der Blitzeinsatz im Modus „Auto“ gut belichtete Resultate,<br />
können bestimmte Motive wie spielende Kinder durch den Langzeit-<br />
Synchronisations-Blitzmodus lebendiger gestaltet werden. Wie man auf der<br />
Vergleichstabelle unten sieht, ist der Langzeitsynchronisationsblitz etwas<br />
dynamischer. Die Kamera wurde bei dieser Aufnahme mitgeschwenkt,<br />
daher entstanden Bewegungsstreifen im Hintergrund. Wird der Blitz auf<br />
„Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang“ eingestellt, wird der<br />
Blitz am Ende der Belichtung ausgelöst. Bei Aufnahmen von beweglichen<br />
Motiven bei schwachem Licht bietet diese Blitzfunktion eine kreative<br />
Anwendung.<br />
Normale Blitzbelichtung<br />
Langzeit-Blitzsynchronisation<br />
ISTOCKPHOTO<br />
Langzeit-Blitzsynchronisation<br />
Beim Blitzeinsatz mit einer langen<br />
Belichtungszeit gibt es die Möglichkeiten,<br />
das Motiv verschwommen aufzuzeichnen<br />
oder bewegliche Bildelemente einzufrieren.
Die Kamera drehen<br />
Bei Aufnahmen mit dem Blitzmodus<br />
„Synchronisation auf den zweiten<br />
Verschlussvorhang“ sollte die Kamera zur<br />
Belichtung gedreht werden. Das Blitzlicht<br />
erhellt das Motiv, wobei andere<br />
Lichtquellen als runde Leuchtspuren<br />
aufgezeichnet werden.<br />
Verschwommene Lichtstrahlen<br />
Bei Aufnahmen mit der Langzeit-<br />
Blitzsynchronisation werden alle<br />
Bewegungen im Umgebungslicht<br />
festgehalten, währenddessen der Blitz<br />
das Hauptmotiv belichtet.
72 Porträts mit Blitz DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Hochgeschwindigkeitsblitz bei hellem Tageslicht<br />
Werden Sie bei Porträtaufnahmen mit hellem Sonnenlicht konfrontiert? Zeit für den Hochgeschwindigkeitsblitz.<br />
WENN SIE DEN BLITZ BENUTZEN, werden Sie merken, dass Ihre Digitalkamera<br />
eine maximale Verschlusszeit hat, die Sie nicht ausweiten können, auch als<br />
Synchronzeit der Kamera bekannt. Diese liegt normalerweise zwischen 1/125 und<br />
1/250 Sekunde und entspricht der kürzesten Verschlusszeit, die der<br />
Schlitzverschluss Ihrer Kamera vollständig geöffnet ist.<br />
Wenn Sie das Rückteil Ihrer Kamera öffnen könnten, würden Sie sehen, dass der<br />
Verschluss aus zwei metallenen Vorhängen besteht. Einer davon beginnt mit der<br />
Belichtung, indem er sich vertikal nach unten bewegt, was dem Licht erlaubt, durch<br />
den Sensor einzudringen. Nach dem Bruchteil einer Sekunde folgt der zweite<br />
Vorhang, der den Sensor wieder abschirmt und die Belichtung beendet. Wenn der<br />
zweite Vorhang schließen würde, bevor der erste die Öffnung abgeschlossen hat,<br />
würde der Sensor nicht vollständig belichtet. Dies würde passieren, wenn Sie eine<br />
Verschlusszeit wählen würden, die kürzer ist als die Synchronzeit der Kamera. Die<br />
meisten Kameras beugen dem vor, doch wenn sie dazu in der Lage wären, würde ein<br />
schwarzer Streifen über dem Bild liegen – als Ergebnis des Verschlusses, der den<br />
Sensor während des Blitzes verdunkelt und verhindert, dass er den Sensor erreicht.<br />
Vor ein paar Jahren entdeckte Olympus einen Weg, dies zu umgehen, und andere<br />
Hersteller folgten. Das Resultat war der FP-Blitz (focal plane), bei Canon Speedlites<br />
auch als Hochgeschwindigkeitsblitz bekannt. In diesem Modus kann der Blitz im<br />
Verlauf der ganzen Belichtung eine Folge von Impulsen abgeben, anstatt seine<br />
komplette Kraft in einem Schwung zu verpulvern. Das Ergebnis ist eine brauchbare<br />
Verschlusszeit bis zu 1/8.000 Sekunde, die jedoch auch ihre Grenzen hat: die Kraft<br />
des Blitzes fällt ab, wenn die Verschlusszeit verkürzt wird. Der FP-Modus benötigt<br />
mehr Strom als der normale Blitz, und erst seit kurzem funktioniert der FP-Blitz auch<br />
mit automatisierten TTL-Belichtungssystemen. Dies bedeutet wiederum, dass ältere<br />
Digitalkameras und Blitze diese Fähigkeit nur im manuellen Modus aufweisen.<br />
Abgesehen von den Nachteilen kann der FP-Blitz unerlässlich werden, wenn Sie<br />
Porträts im Freien aufnehmen und den Blitz mit dem Tageslicht mischen – vor allem<br />
an hellen, sonnigen Tagen (wenn etwas Aufhellblitz gefragt ist), die eine<br />
Verschlusszeit unterhalb der Synchronzeit fordern, und Sie eine große Blende<br />
verwenden, um Hintergründe zu verwischen.<br />
Brett Harkness erklärt, wie man den Hochgeschwindigkeitsblitz bei Porträtaufnahmen einsetzt<br />
Der Hochgeschwindigkeitsblitz funktioniert am besten, wenn Sie mit einer großen Blende aufnehmen und dabei versuchen, den Blitz als Aufhellblitz ans Tageslicht anzugleichen.<br />
Große Blenden bedeuten kurze Verschlusszeiten. Mit einem konventionellen Blitz sind die Optionen jedoch aufgrund der Synchronzeit begrenzt. Große Blenden sind für<br />
Porträtaufnahmen wichtig, weil sie Ihr Objekt von dessen Hintergrund abheben. Hier kommt der FP-Blitz ins Spiel. Die meisten Blitze aus dem mittleren bis hohen Preissegment<br />
bieten eine Hochgeschwindigkeitseinrichtung, doch nicht alle Digitalkameras können in Verbindung damit verwendet werden. Konsultieren Sie daher Ihr Benutzerhandbuch<br />
(oder Ihren Händler), bevor Sie losziehen und einen Blitz kaufen!<br />
FOTOS: BRETT HARKNESS<br />
Ohne Blitz: Dieses Porträt benötigt<br />
1dringend einen Aufhellblitz, wurde<br />
jedoch mit einer Belichtung von 1/640<br />
Sekunde bei f/6.3 aufgenommen. Auf die<br />
Synchronzeit meiner Kamera von 1/250<br />
Sekunde runterzugehen, würde eine<br />
Blende von f/11 nach sich ziehen – nicht<br />
unbedingt ideal für eine geringe<br />
Tiefenschärfe.<br />
Stellen Sie die Belichtung ein: Moving<br />
2Indem ich mein Modell an einen<br />
dunkleren Ort führte und mein ISO auf 50<br />
verringerte, erreichte ich eine Belichtung<br />
von 1/250 Sekunde bei f/7.1. Trotz der<br />
größeren Blende als f/11 ist der<br />
Hintergrund nicht sehr unscharf. Mit<br />
einem FP-Blitz komme ich zu besseren<br />
Ergebnissen.<br />
Benutzen Sie einen FP-Blitz: Indem<br />
3ich den FP-Blitz anschalte, kann ich<br />
mit einer Blende von f/2.8 aufnehmen und<br />
die benötigte Verschlusszeit von 1/1.250<br />
Sekunde einstellen. Der Hintergrund ist<br />
nun dank der eingeschränkten<br />
Tiefenschärfe schön verschwommen und<br />
mein Objekt hebt sich gut davon ab.<br />
Verkürzen Sie die Verschlusszeit: Bei<br />
4hellen Bedingungen kann ich eine<br />
Verschlusszeit von maximal 1/8.000<br />
Sekunde einstellen. Kein Wunder, dass<br />
Hochzeitsfotografen (die an sonnigen<br />
Tagen auf Aufhellblitz angewiesen sind)<br />
die Flexibilität eines<br />
Hochgeschwindigkeitsblitzes lieben.<br />
Fügen Sie Aufhellblitz hinzu: Aufhellblitz kombiniert mit einer Belichtung von<br />
51/8.000 Sekunde bei f/3.5 bedeutet, dass mein Objekt ordentlich belichtet wird,<br />
sich jedoch vom verschwommenen Hiintergrund abhebt. Diese Technik ist bei meiner<br />
Arbeit unverzichtbar.
Schnell und flexibel<br />
Der Hochgeschwindigkeitsblitz eignet sich<br />
ideal dafür, Schatten bei Aufnahmen mit<br />
großen Blenden und hellen Bedingungen<br />
aufzufüllen. Er ist allerdings auch<br />
unglaublich nützlich, um Details von<br />
Objekten zu offenbaren, die sich schnell<br />
bewegen, und bei hellem Tageslicht<br />
festgehalten werden.<br />
ISTOCKPHOTO
74 Porträts mit Blitz DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Den Himmel dramatisieren<br />
Die Szene unterzubelichten, ist eine gute Methode, um seinen Porträts mehr Wirkung zu verschaffen.<br />
DES ÖFTEREN WIRD DER BLITZ BENUTZT, um das<br />
Umgebungslicht auszugleichen oder Schatten<br />
aufzuhellen. Hin und wieder jedoch wird der Blitz auch<br />
dazu verwendet, das Umgebungslicht zu überrumpeln<br />
und eine Szene vollständig zu verwandeln.<br />
Eine großartige Technik ist das Dramatisieren des<br />
Himmels durch Unterbelichtung der Szene. Dies führt<br />
dazu, dass die Szene weitaus dunkler erscheint, als sie<br />
es in Wirklichkeit ist, während der Blitz das Objekt<br />
korrekt belichtet. Es funktioniert auf zwei verschiedene<br />
Arten: Benutzen Sie die Belichtungskorrektureinrichtung<br />
und stellen einen negativen Wert ein, oder arbeiten Sie<br />
im manuellen Modus. Beide Techniken werden wir hier<br />
detailliert beschreiben.<br />
Funkauslöser<br />
Meistens ist es so, dass Blitze, sobald<br />
sie erst einmal kameraunabhängig<br />
von einem Funkauslöser betätigt<br />
werden, ihre Fähigkeiten<br />
verlieren, in Verbindung mit<br />
TTL zu arbeiten. Es ist daher<br />
wichtig, dass Ihr Blitz manuelle<br />
Einstellungssmöglichkeiten besitzt.<br />
Um die TTL beizubehalten, könnten<br />
Sie sich beispielsweise für eine<br />
kameraunabhängige Bedienung<br />
entscheiden, werden dabei jedoch von der<br />
Schnurlänge eingeschränkt. Sollten Sie jedoch mit<br />
einem manuellen Blitz gut umgehen können, sind eine<br />
Zweitzelle oder ein Blitz mit Fernauslöser durchaus<br />
erschwinglich – erhältlich sind viele Modelle, die sich<br />
preislich und in Bezug auf ihre Funktionen voneinander<br />
unterscheiden. Während PocketWizards brilliant und<br />
leistungstechnisch marktführend sind, sind sie ebenso<br />
teuer. Kamerahersteller bieten auch ihre eigenen<br />
Fernauslöser an, wir empfehlen jedoch unabhängige<br />
Versionen, wie zum Beispiel die von Calumet, Kenro,<br />
Hähnel und Seculine, da sie günstiger sind und ihre<br />
Aufgabe genauso gut erfüllen. Der Combi TF voon<br />
Hähnel liegt beispielsweise bei 65 Euro und hat<br />
eine Doppelfunktion als Fernauslöser für den Blitz<br />
und den Verschluss. Die hocheffektive Ausrüstung<br />
mit der Bezeichnung „Twin Link T2D Wireless Radio<br />
Flash Trigger Kit“ von Seculine kann man für 150<br />
Euro erwerben. Egal für welchen Fernauslöser sie<br />
sich entscheiden, denken Sie daran, dass Sie einen<br />
Sender brauchen, der auf dem Blitzschuh Ihrer Kamera<br />
sitzt, und einen Empfänger, den Sie an jedem Ihrer<br />
kameraunabhängigen Blitze anbringen müssen, damit<br />
sie funktionieren.<br />
Belichtungskorrektur<br />
Anstatt den manuellen Modus zu verwenden,<br />
stellen sie Ihre Kamera auf Zeitautomatik, den<br />
Blitz auf TTL und die Entfernung zum Hintergrund<br />
ein. Nehmen Sie die Blende, die Sie möchten, und<br />
stellen Sie dann einen mindestens zweistufigen<br />
negativen Wert in der Belichtungskorrektur der<br />
Kamera ein, um die Szene unterzubelichten. Der<br />
Blitz wird sich um das Objekt kümmern. Wenn<br />
Sie mit einer Nikon fotografieren, könnte es sein,<br />
dass Sie die Belichtungskorrektur des Blitzes<br />
ebenfalls um zwei Stufen erhöhen müssen, da<br />
die Belichtungskorrektur von Kamera und Blitz<br />
mit einander in Verbindung stehen. Spielen und<br />
experimentieren Sie mit den Ergebnissen herum!<br />
Egal für welche der beiden Techniken Sie sich<br />
entscheiden: Für die besten Ergebnisse sollten Sie den<br />
integrierten Kamerablitz oder einen auf einen Blitzschuh<br />
montierten Blitz außer Acht lassen, und den Blitz<br />
stattdessen per Fernauslöser oder kameraunabhängiger<br />
Blitzschnur betätigen. Positionieren Sie den Blitz einfach<br />
seitlich zum Objekt, um die Funktion des Blitzes<br />
augenblicklich zu ändern und aus einem flachen<br />
Aufhelllicht ein direktes und kontrastreicheres Licht zu<br />
machen. In dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung werden<br />
wir erklären, wie Sie diese Technik anwenden, indem Sie<br />
Ihre Kamera manuell einstellen, anstatt sich auf ihr<br />
TTL-System zu verlassen. Dies bietet mehr Kontrolle und<br />
Chancen zum Lernen und Experimentieren.<br />
(oben) Bereiten Sie den Blitz vor: Ich bitte meinen<br />
1 Assistenten, den Blitz mehrere Schritte weit von<br />
Modell Emma entfernt zu halten. Da wir keine<br />
Diffusoren-Accessoires verwenden, möchte ich, dass er<br />
den Blitz senkrecht hält, damit wir eine größere Streuung<br />
des Lichts über ihr haben. Sonnenbrille und Golstoffe<br />
geben dem Ganzen das Gefühl von Modeaufnahmen.<br />
(rechts) Unterbelichten Sie die Szene: Um einen<br />
2 unausgeglichenen Himmel festzuhalten, muss ich die<br />
Szene dramatisch unterbelichten, indem ich eine kurze<br />
Verschlusszeit verwende, um die Details des Himmels<br />
beizubehalten. Wie Sie sehen, wurde die Szene dank<br />
einer kurzen Verschlusszeit unterbelichtet. Ohne Blitz<br />
bedeutet dies aber auch, dass das Objekt sehr dunkel ist.<br />
Verschiedene Kamera- und Blitzsysteme funktionieren<br />
auf verschiedene Weisen. Wenn Sie also die<br />
Belichtungskorrektur-Methode mit TTL ausprobieren<br />
wollen, konsultieren Sie das Benutzerhandbuch Ihrer<br />
Kamera. Denken Sie daran: Wenn Sie mit manuellem<br />
Blitz arbeiten, kontrolliert die Verschlusszeit die Menge<br />
an Umgebungslicht, die auf den Sensor fällt, während<br />
die Blende den Blitzausstoß reguliert. Bei dieser Technik<br />
ist die Verschlusszeit von übergeordneter Wichtigkeit, da<br />
Sie für den Himmel und nicht für ein Objekt belichten. Je<br />
kürzer die Verschlusszeit, desto dunkler wird die<br />
Umgebung sein, und je länger die Verschlusszeit, desto<br />
mehr Einfluss nimmt das Umgebungslicht auf das Foto.<br />
Wie Sie einen dramatischen Himmel für Ihr Porträt im Freien erzeugen<br />
Hierbei handelt es sich um eine fortgeschrittene Technik, die daher einiges an Übung erfordert. Der Profifotograf Brett<br />
Harkness, der die Technik regelmäßig anwendet, erklärt, wie man aus manuellem Blitz und schlecht gelauntem<br />
Himmel das Meiste herausholt. In dieser Aufnahme ist es bewölkt und der Himmel ist voller Details, die man<br />
festhalten kann. Da Brett es mag, wenn seine Aufnahmen von vorne nach hinten scharf sind, benutzt er eine kleine<br />
Blende von circa f/13 und stellt seinen Blitz als Ausgleich auf ein Viertel seiner Maximalkraft. Wenn Sie geringe<br />
Tiefenschärfe bevorzugen, platzieren Sie den Blitz in die Nähe Ihres Objekts, stellen Sie ihn auf ein Achtel seiner<br />
Maximalkraft und öffnen die Blende.<br />
(links) Stellen Sie die Belichtung ein: Sobald ich<br />
3 anfange, den Blitz zu benutzen, beschränkt sich meine<br />
Verschlusszeit sofort auf die Synchronzeit der Kamera – in<br />
diesem Fall auf 1/250 Sekunde. Indem ich meine Kamera<br />
auf manuell stelle, stelle ich auch die Blende ein, die der<br />
Szene die korrekte Belichtung für das Umgebungslicht gibt.<br />
Dann stelle ich den Blitz auf ein Viertel seiner Maximalkraft<br />
ein, was Emma sehr gut belichtet. Der Szene mangelt es<br />
jedoch an Dramatik und Atmosphäre.<br />
(unten) Stellen Sie den Blitz auf: Um die Wirkung zu<br />
4 verbessern, erhöht mein Assistent den Blitz und richtet<br />
ihn nach unten Richtung Emma aus. Der Schlüssel dazu,<br />
die Szene hinter ihr zu verdunkeln, liegt jedoch darin, die<br />
Blende zu verkleinern (hier um zwei Stufen), so dass der<br />
Hintergrund unterbelichtet ist, was zu einem weitaus<br />
stimmigeren Resultat führt.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Porträts mit Blitz 75<br />
Fertiges Bild<br />
Nach ein paar Kniffen an<br />
den Kurven und<br />
Niveaustufen von<br />
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in einem. Er bietet einen einfachen Onlinezugriff auf über<br />
25.000 Artikel und wird mehrmals täglich aktualisiert.<br />
Kunden können zudem über eine besondere Funktion<br />
Produkte miteinander vergleichen. Der Zubehörassistent<br />
ermöglicht eine schnelle Übersicht über passendes<br />
Zubehör, egal ob vom gleichen Hersteller oder von<br />
Zubehörspezialisten anderer Marken. „Hier spiegelt sich<br />
unsere langjährige Erfahrung wider“ führt Saftenberger<br />
weiter aus. „Das Zubehör wird von uns permanent<br />
gepflegt und aktualisiert. Es gibt keinen Automatismus.<br />
Jeder Fachberater ist für die Pflege seines Sortimentsbereiches<br />
zuständig. Als Spezialist kennt er sich ganz<br />
genau aus und ordnet das Zubehör den Produkten<br />
sinnvoll zu. Denn erst das richtige Zubehör, da ist sich<br />
Martin Saftenberger sicher bringt 100 Prozent Spaß<br />
am Produkt.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Landschaften 77<br />
LANDSCHAFTEN<br />
Die Wunder unserer großartigen Natur bieten unendlich viel Potential für atemberaubende<br />
<strong>Fotografie</strong>. Dieser Abschnitt versorgt Sie mit allen nötigen Informationen, die Sie brauchen, um<br />
Ihre besten Landschaftsbilder zu machen.<br />
SCHÖNE LANDSCHAFTEN FESTZUHALTEN, ist ein Streben von Millionen Fotografen auf der ganzen Welt. Ob in Europa oder über seine<br />
Grenzen hinaus: Die Vielfalt der Szenarien und wie sie zur jeweiligen Tageszeit, in den verschiedenen Jahreszeiten und bei unterschiedlichen<br />
Bedingungen erscheinen, rufen eine Bandbreite an Szenarien hervor, die sich immer wieder ändert und von Ihnen fotografiert werden kann.<br />
Wir stellen Ihnen die Kernprinzipien und Techniken vor, die Ihnen dabei helfen werden, Ihre besten Landschaftsfotos zu machen, und stellen<br />
außerdem eine große Auswahl wunderschöner Bilder zur Verfügung, die Sie jedes Mal dann inspirieren sollen, wenn Sie sich mit Ihrer<br />
Kamera und der dazugehörigen Ausrüstung ins Freie wagen.
78 Landschaften The Essential Guide to Outdoor Photography 2nd Edition<br />
So schaffen Sie Balance:<br />
die Drittel-Regel<br />
Bevor Sie auch nur ein einziges Bild machen,<br />
sollten Sie diese einfache Technik auprobieren.<br />
DAS WORT „BALANCE“ impliziert Gleichgewicht. In einem Bild<br />
würde dies Symmetrie bedeuten, doch visuelle Balance – oder<br />
besser gesagt Harmonie – wird so normalerweise eher nicht<br />
erreicht. Ein Objekt mittig im Bild zu platzieren, resultiert für<br />
gewöhnlich eher in einer statischen als in einer dynamischen<br />
Komposition. Ein Objekt, das sich nicht in der Bildmitte befindet,<br />
regt das Auge hingegen dazu an, in der Szene umherzuwandern,<br />
was zu einem interessanteren Bild führt.<br />
Eine Möglichkeit, um den Rahmen aufzuteilen und somit die<br />
Harmonie zu fördern, ist die Anwendung der Drittel-Regel. Dies<br />
ist eine vereinfachte Version des „Goldenen Schnitts“, eines<br />
Verhältnisses, welches seit Jahrhunderten in der Kunst und der<br />
Architektur verwendet wird. Das Verhältnis taucht auch häufig in<br />
der Natur auf, und laut Forschung reagiert unser Gehirn positiv<br />
auf Bilder und Gegenstände, die dieser Verhältnisregel folgen<br />
– Menschen, deren Gesichter beispielsweise im Verhältnis des<br />
Goldenen Schnitts proportioniert sind, gelten als attraktiver. Die<br />
praktische Anwendung dieser Regel auf die<br />
Landschaftsfotografie funktioniert so, dass der Rahmen vertikal<br />
und horizontal in Drittel aufgeteilt wird, und die Elemente der<br />
Szene so angeordnet werden, dass sie in das Gitter passen, zum<br />
Beispiel indem man die Horizontlinie mit einer der Trennlinien<br />
zusammenlegt. Die Punkte, an denen vertikale und horizontale<br />
Linien sich schneiden, können besonders starke Orte für<br />
eventuelle Fokalpunkte der Szene sein.<br />
Drittel-Regel<br />
Rechts: Dieses Bild folgt der Drittel-Regel ziemlich genau. Es<br />
sind annäherungsweise zwei Drittel Erde und ein Drittel Himmel,<br />
der Hauptteil des Heuballens befindet sich im linken Drittel des<br />
Rahmens und die Sonne auf einem Schnittpunkt der Drittel.<br />
Brechen v Sie die Regeln: Horizonte<br />
Wie alle Regeln jedoch, so sollte auch die Drittel-Regel<br />
mit Vernunft angewendet und nicht als selbstverständlich<br />
hingenommen werden. Es wird immer Situationen geben, in<br />
denen sie missachtet werden sollte. Am besten sehen Sie die<br />
Drittel-Regel eher als Richtlinie, da es Momente geben wird, in<br />
denen die Anwendung dieser Regel ein Bild nicht verbessern<br />
kann. Wenn Sie zum Beispiel eine Szene aufnehmen, in der sich<br />
der Himmel in Wasser spiegelt, werden Sie den Horizont in der<br />
Mitte des Rahmens platzieren wollen, um beide Elementen des<br />
Fotos – Himmel und Spiegelbild – gleich zu gewichten. Sollte der<br />
Himmel nicht von weiterem Interesse sein, kann der Horizont<br />
auch noch höher im Rahmen platziert sein, oder vollständig<br />
herausgeschnitten werden. Oder aber man möchte das Gefühl<br />
von Leere und Isolation verstärken und platziert den Horizont<br />
für eine Landschaft mit riesigem Himmel sehr weit unten im<br />
Bild. Das Schöne an der digitalen <strong>Fotografie</strong> ist, dass man seine<br />
Anstrengungen und Aufnahmen überprüfen kann, um in die<br />
Nähe der perfekten Szenenkomposition zu gelangen.<br />
Zentraler Horizont<br />
Niedriger Horizont
ALL IMAGES: MARK BAUER<br />
Ordnung & Balance<br />
Gute Landschaftskomposition besteht oftmals<br />
aus einer auuferlegten Ordnung, Balance und<br />
Symmetrie. Halten Sie Ausschau nach einem<br />
einzigen dominanten Element, das gemäß der<br />
Drittel-Regel im Rahmen platziert wérden kann.<br />
vExperimentieren Sie mit den Blickwinkeln<br />
Den richtigen Blickwinkel zu finden, ist für erfolgreiche<br />
Landschaftsfotografie von enormer Bedeutung. Anstatt alles<br />
aus Kopfhöhe aufzunehmen, sollten Sie mit hohen und tiefen<br />
Blickwinkeln herumexperimentieren. Höhere Blickwinkel<br />
öffnen die Bildebenen und funktionieren vor allem mit<br />
Standard- und Tele-Objektiven sehr gut. Aus einem tiefen<br />
Blickwinkel zu fotografieren, kann Ihren Aufnahmen eine gewisse<br />
Grenzenlosigkeit verleihen. Wenn Sie bekannte Landstriche<br />
fotografieren, ist es verlockend, die etablierten Blickwinkel zu<br />
nehmen. Sie sollte jedoch Zeit darin investieren, nach frischen<br />
Standpunkten Ausschau zu halten, da es sehr viel befriedigender<br />
ist, ein originelleres Bild festzuhalten.<br />
Während in dem ersten Bild nichts verkehrt ist, handelt es sich<br />
um den Standardblick auf Old Harry Rocks in Dorset, der schon<br />
von unzählbaren Fotografen zuvor festgehalten wurde. Ohne<br />
sich sehr weit weg zu bewegen, konnte jedoch ein weniger<br />
häufig fotografierter Blickwinkel gefunden und dadurch ein<br />
dramatischeres Bild erzeugt werden.
80 Landschaften DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Führungslinien<br />
Meistern Sie eines der wichtigsten<br />
Kompositionswerkzeuge: die Führungslinien.<br />
WENIGE KOMPOSITIONSMITTEL KÖNNEN die<br />
Wirkung Ihrer Landschaftsbilder so verstärken und<br />
soviel Tiefe hinzufügen, wie Führungslinien.<br />
Wenn Sie an Führungslinien denken, was kommt<br />
Ihnen da in den Sinn? Getreidefelder, eine scheinbar<br />
niemals endende Straße, ein kurvenreicher Fluss?<br />
Was ist mit Schatten, Fußspuren, Wolken, der<br />
Küste, Fenstern, Piers, Rissen, Pfaden oder Felsen?<br />
Und diese Liste ist mitnichten vollständig. Obwohl<br />
Führungslinien vielgestaltig sein können – ob<br />
natürlich, oder von Menschen Hand gemacht –<br />
neigen sie alle dazu, entweder das Auge des<br />
Betrachters in das beziehungsweise aus dem Bild,<br />
oder aber in Richtung des Fokuspunktes zu lenken.<br />
Letzteres ist die bevorzugte Methode, da sie dem<br />
Auge erlaubt, sich in der Szene niederzulassen.<br />
Beide Techniken können gut funktionieren, was<br />
allerdings vom jeweiligen Bild abhängt.<br />
Einige der effektivsten Führungslinien fangen am<br />
unteren Ende des Rahmens an und verlaufen<br />
geradewegs zur Mitte des Bildes, wie ein Pier in<br />
Richtung Horizont. Dies gibt es in vielen<br />
Variationen, die allesamt genauso viel Wirkung<br />
erzeugen können, jeweils abhängig von der<br />
entsprechenden Szene. Während gerade Linien das<br />
Auge schnell auf den Mittelpunkt aufmerksam<br />
machen, zwingen kurvige Linien den Betrachter zu<br />
einer gemächlicheren Reise durch das Bild.<br />
Vertikale Linien, aus tiefem Winkel aufgenommen,<br />
wie beispielsweise die eines Gebäudes, geben dem<br />
Bild mehr Spannung. Diagonale Linien<br />
funktionieren gut, wenn sie vom linken unteren<br />
Ende des Bildes zum rechten oberen Ende<br />
verlaufen, weil dies der normale Blickverlauf des<br />
menschlichen Auges ist. Es muss sich auch nicht<br />
um eine einzige Linie handeln: mehrere Linien<br />
verstärken lediglich die Wirkung einer einzigen<br />
Linie, solange sie klar definiert und in die gleiche<br />
Richtung verlaufen. Es ist sehr wichtig, die<br />
Elemente innerhalb einer Szene miteinander in<br />
Verbindung zu bringen, da jede Unterbrechung des<br />
1<br />
Linienverlaufs der Komposition ein<br />
unzusammenhängendes Gefühl gibt und dem Blick<br />
des Betrachters erlaubt, ziellos im Rahmen und<br />
umherzuwandern und diesen gar zu verlassen. Sie<br />
können Ihre Führungslinien je nach Blickwinkel und<br />
Objektiv verbessern, da beides die Perspektive<br />
entweder abflachen oder strecken kann. Die<br />
dynamischste Verzerrung von Führungslinien<br />
erreicht man mit Hilfe von konvergierenden<br />
Vertikalen. Konvergierende diagonale Linien<br />
erzeugen einen starken Eindruck von Entfernung<br />
und Tiefe, vor allem dann, wenn sie in der<br />
Rahmenmitte konvergieren und parallel zueinander<br />
verlaufen. Wenn man zwischen ihnen steht, wird<br />
man merken, dass sie sich einander immer mehr<br />
annähern, je weiter sie sich von der Kamera<br />
entfernen. Dort wo sie sich treffen entsteht dann der<br />
so genannte Fluchtpunkt. Ein Weitwinkel-Objektiv<br />
kann diese Wirkung sogar noch verstärken, da es<br />
die Perspektive streckt: Die Linien scheinen am<br />
Anfang weiter auseinander und in der Entfernung<br />
enger beieinander zu liegen, während ein<br />
Tele-Objektiv die Perspektive staucht und das<br />
Gefühl von Tiefe verhindert.<br />
1) Führungslinien müssen nicht gerade oder in<br />
Richtung des Fokuspunktes verlaufen. Die Linie<br />
selbst kann das Bild ausmachen. Achten Sie darauf,<br />
wie Ihr Auge dank der winterlichen von Bäumen<br />
gesäumten Straße durch die Szene geführt wird.<br />
2) Wenn Sie konvergierende vertikale Linien<br />
verwenden, sollten Sie die komplette Szene<br />
fokussieren. Montieren Sie die Kamera auf ein<br />
Stativ, wählen eine kleine Blende (f/11 bis f/22) und<br />
fokussieren Sie in die hyperfokale Entfernung für<br />
maximale Tiefenschärfe.<br />
3) Einfache Kompositionen sind oftmals die<br />
wirkungsvollsten. Denken Sie darüber nach, eine<br />
Küstenlandschaft mit nichts weiter als Buhnen oder<br />
einem Pier als Führungslinie. Indem Sie sie auch<br />
mit dem Horizont verknüpfen, wird der Blick des<br />
Betrachters in die Weiten und der Szene und dank der<br />
Horizontlinie aus dem Rahmen geführt.<br />
4) Diagonale Linien können den Blick von unten<br />
links nach oben rechts lenken, was dem natürlichen<br />
Blickverlauf des Auges entspricht. So wie bei dieser<br />
Küstenlandschaft, in der die Linien der Felsen<br />
im atemberaubenden Sonnenuntergangshimmel<br />
zusammenlaufen.<br />
5) Der Zaun wird in diesem Bild als Mittel eingesetzt,<br />
um das Auge elegant in Richtung des Fokuspunktes<br />
zu lenken: das erhöhte Schloss in der Ferne.<br />
ADAM BURTON<br />
2<br />
HELEN DIXON<br />
3 4<br />
ROSS HODDINOTT<br />
ADAM BURTON<br />
Führungslinien: Denken Sie um!<br />
Versuchen Sie Führungslinien aus verschiedenen<br />
Winkeln zu fotografieren. Sie werden merken,<br />
dass die Linien, die von außerhalb in den Rahmen<br />
verlaufen besser wirken, als die, die erst im Rahmen<br />
ihren Ursprung haben. Auch das Gegenteil kann der<br />
Fall sein. Probieren Sie verschiedene Perspektiven<br />
aus: Legen Sie sich auf den Boden, um stark<br />
konvergierende vertikale Linien zu erhalten. Richten<br />
Sie die Kamera nach oben aus und schauen Sie,<br />
welche vertikalen Linien Sie finden können. Versuchen<br />
Sie auch, Ihre eigene Position zu erhöhen, indem<br />
Sie sich beispielsweise auf eine Brücke stellen. Vor<br />
allem sollten Sie Ihre Augen und Ihren Verstand für<br />
weniger offensichtliche, lineare Aspekte öffnen und<br />
dabei die anderen Richtlinien für die Komposition<br />
vergessen. Hierzu gehören auch die Wichtigkeit des<br />
Vordergrundes und die Drittel-Regel<br />
HELEN DIXON<br />
Schatten Struktur Fußspuren<br />
HELEN DIXON<br />
LEE FROST
5<br />
LEE FROST
82 Landschaften DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
So verwendet man natürliche Rahmen<br />
Mit „natürlichen Rahmen“, die Ihnen das Motiv selbst zur Verfügung stellt, können Sie<br />
Ihre Landschaftsfotografie entscheidend verbessern.<br />
EINE DER EFFEKTIVSTEN METHODEN, um straffe,<br />
strukturierte Kompositionen zu erzeugen, ist die, der<br />
Szene oder dem Motiv einen Rahmen zu geben. Dies<br />
trägt nicht nur dazu bei, das Auge des Betrachters in<br />
den wichtigsten Bildbereich zu lenken. Rahmen<br />
können darüberhinaus auch dazu dienen,<br />
uninteressante Teile zu verstecken, wie zum Beispiel<br />
den weiten Raum eines leeren Himmels. Natürliche<br />
Rahmen können bei jeder Art der <strong>Fotografie</strong><br />
eingesetzt werden. Doch wenn Sie Ihre Augen offen<br />
alten, finden sie sie gerade in der Landschaft zum<br />
Überfluss.<br />
Wenn Sie an natürlicche Rahmen denken, was fällt<br />
Ihnen da ein? Die überhangenden Äste eines Baums<br />
ist vielleicht der offensichtlichste. Die Lücke zwischen<br />
Bäumen, die die Szenen dahinter einrahmen? Wie ist<br />
es mit überhängenden Klippen oder dem Eingang zu<br />
einer Höhle? An der Küste kann eine Lücke zwischen<br />
Felsvorständen und Klippen dazu verwendet werden,<br />
das Meer und den dahinterliegenden Strand<br />
einzurahmen.<br />
Dies alles sind ziemlich offensichtliche Alternativen,<br />
doch wenn Sie anfangen, um die Ecke zu denken,<br />
werden sich Ihnen weitere Ideen offenbaren. Die<br />
Form von Hügeln oder Bergen kann als Rahmen für<br />
Dinge benutzt werden, die vor Ihnen liegen. Wolken<br />
können ebenfalls Rahmen bilden – wenn sie<br />
beispielsweise Dinge auf der Erde umfassen, und das<br />
Auge darauf lenken.<br />
Wenn Sie mit einem Rahmen fotografieren und die<br />
Sonne hinter Ihnen ist, wird Licht auf die komplette<br />
Szene fallen, so dass alles ungefähr gleich hell ist und<br />
mehr oder weniger so aufgenommen wird, wie Sie es<br />
sehen. Wenn Sie allerdings gegen das Licht<br />
1 2<br />
3<br />
ISTOCK PHOTO<br />
aufnehmen, oder die Sonne seitlich zur Kamera steht,<br />
kann es sein, dass ein Großteil der Szene gut<br />
ausgeleuchtet ist, der Rahmen jedoch so gut wie kein<br />
direktes Licht abbekommt und somit dunkel oder gar<br />
als Silhouette aufgenommen wird. Sollten der<br />
Rahmen, sowie die dahinterliegende Szene<br />
gleichmäßig ausgeleuchtet sein, sollten Sie keinerlei<br />
Probleme dabei haben, gut beleuchtete Bilder zu<br />
erhalten. Wenn Sie im Schatten des Rahmens stehen,<br />
kann es jedoch leicht zu Überbelichtung kommen.<br />
Stellt sich heraus, dass dies der Fall ist, stellen Sie<br />
sich hinter den Rahmen und treten Sie aus seinem<br />
Schatten, machen Sie einen Belichtungsdurchlauf,<br />
stellen Sie Ihre Kamera darauf ein, indem Sie den<br />
gemessenen Belichtungswert speichern, oder aber im<br />
manuellen Belichtungsmodus aufnehmen, und<br />
ändern Sie nichts mehr daran, wenn Sie – Rahmen<br />
eingeschlossen – neu komponieren. Als Alternative<br />
können Sie eine Aufnahme aus Ihrer<br />
Aufnahmeposition machen, <strong>Vorschau</strong>bild und<br />
Histogramm überprüfen, dann eine negative oder<br />
positive Belichtungskorrektur vornehmen und erneut<br />
belichten.<br />
Wenn Sie schlussendlich wollen, dass Rahmen und<br />
dahinterliegende Szene fokussiert sind, wählen Sie<br />
eine kleine Blende, wie beispielsweise f/13, und<br />
fokussieren Sie hyperfokal, um die Tiefenschärfe zu<br />
maximieren. Als Option dazu können Sie auch eine<br />
große Blende, wie zum Beispiel f/4 einstellen, die<br />
Szene hinter dem Rahmen fokussieren, so dass die<br />
Tiefenschärfe verringert wird, der Rahmen selbst aus<br />
dem Fokus fällt, und alle Aufmerksamkeit auf Ihr<br />
Hauptobjekt gelenkt wird.<br />
LEE FROST<br />
LEE FROST<br />
Weitwinkel<br />
Weitwinkel oder Tele?<br />
Den Effekt, den der Rahmen auf die Komposition<br />
hat, hängt teilweise auch von der Wahl des<br />
Objektivs ab. Weitwinkel-Objektive strecken<br />
die Perspektive, so dass die offenbare Distanz<br />
zwischen den Elementen einer Szene vergrößert<br />
wird. Wenn Sie sich in der Nähe eines<br />
natürlichen Rahmens befinden, können Sie ihn<br />
in das Bild mit aufnehmen und sich trotzdem<br />
noch einen klaren Blick auf die dahinterliegende<br />
Szene bewahren. Tele-Objektive haben<br />
den gegenteiligen Effekt – sie stauchen die<br />
Perspektive, so dass es aussieht, als würden die<br />
Elemente einer Szene nah beieinander liegen.<br />
Dieser Umstand macht sie weniger adäquat für<br />
Aufnahmen mit natürlichen Rahmen. Allerdings<br />
können sie auch manchmal praktisch sein.<br />
Wenn Sie zum Beispiel nicht in die Nähe eines<br />
wirkungsvollen Rahmens gelangen, wird es Sie<br />
freuen, dass die Szene jenseits des Rahmens<br />
etwas trennschärfer erscheint.<br />
1) Torbögen sind etwas, was wir auch zuvor schon<br />
oft gesehen haben, sie eignen sich jedoch trotzdem<br />
hervorragend, um einen Fokuspunkt zu umrahmen. Bei<br />
dieser Kirche wirken sie besonders gut, weil Details aus<br />
dem Rahmen das Objekt ergänzen.<br />
2) Denken Sie an die Symmetrie, wenn Sie Ausschau<br />
nach natürlichen Rahmen halten. Sie fällt immer positiv<br />
ins Auge. Auch schon das einfachste Arrangement kann<br />
Wirkung erzeugen, wie Sie hier sehen können.<br />
3) Einen natürlichen Rahmen zu benutzen, ist eine tolle<br />
Möglichkeit, den Vordergrund einer Szene interessanter<br />
zu gestalten. Während das Schloss den Fokuspunkt der<br />
Aufnahme bildet, sind es die dramatischen Dornen, die<br />
die Wirkung im Betrachter hervorrufen.<br />
4) Ihr Objekt muss den Rahmen nicht ausfüllen, um<br />
zu wirken – der zusätzliche Raum trägt hier in der Tat<br />
zum Rahmen bei und lenkt die Aufmerksamkeit auf die<br />
kleine Kapelle. Versuchen Sie, subtile aber grafische<br />
Formen in der Landschaft zu verwenden, wie zum<br />
Beispiel Wolken oder Hügel, um Ihre Komposition zu<br />
verbessern – einfach nur die Kirche in die Bildmitte zu<br />
setzen, würde nicht die gleiche Energie erzeugen, wie es<br />
hier der Fall ist. Denken Sie um die Ecke, und Sie werden<br />
anfangen, Rahmen an den unwahrscheinlichsten Stellen<br />
zu entdecken.<br />
5) Der dunkle Rahmen bildet hier einen<br />
beeindruckenden Kontrast zu der helleren Szene<br />
dahinter. Halten Sie nach unterschiedlichen Farben<br />
Ausschau, um Ihren Rahmen zu betonen und mehr<br />
Wirkung zu erzeugen.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
4<br />
LEE FROST
5<br />
IAN WOOLCOCK
84 Landschaften The Essential Guide to Outdoor Photography<br />
Interessante Vordergründe<br />
In folgendem Beitrag wird gezeigt, wie durch interessante Vordergründe<br />
eindrucksvolle Landschaftsbilder erzeugt werden können.<br />
DER BERÜHMTE KRIEGSFOTOGRAF ROBERT<br />
CAPA sagte einmal: „Ist ein Bild nicht gut genug, war<br />
der Fotograf nicht genügend nahe am Motiv.“ Er<br />
bezog sich dabei auf die dramatischen Aufnahmen<br />
von kriegerischen Auseinandersetzungen und auf die<br />
Notwendigkeit des Kriegsfotografen, sich ins<br />
Zentrum des Konflikts zu begeben. Diese Einstellung<br />
hat Capa leider das Leben gekostet. Diese Regel gilt<br />
aber auch für die Landschaftsfotografie. Soll auf<br />
einem Bild die Ausdruckskraft eines großartigen<br />
Motivs möglichst treu wiedergegeben werden, sollte<br />
dieses aus der Nähe aufgenommen werden. Der<br />
Vordergrund ist dabei eines der wichtigsten Elemente<br />
für eine dynamische Bildkomposition.<br />
Interessante Vordergründe sind aus verschiedenen<br />
Gründen nützlich für ausgewogene Aufnahmen. Die<br />
Betonung des Vordergrundes gibt den Bildern einen<br />
Ausdruck von Tiefe. Erstens hängt das an der<br />
Perspektive. Aufnahmegegenstände direkt vor der<br />
Kamera erscheinen auf dem Bild viel größer als<br />
weiter entfernte Bildelemente. Unser Gehirn<br />
assoziiert die kleineren Bildelemente mit Tiefe,<br />
sodass wir einen dreidimensionalen Endruck des<br />
Bildes bekommen.<br />
Zweitens bietet der Vordergrund einen<br />
hervorragenden Blickeingang in die Bildgestaltung.<br />
Der Blick wird dadurch automatisch und ganz<br />
natürlich durch das Bild zum fokussierten Punkt im<br />
Hintergrund geführt. Eine erfolgreiche<br />
Bildkomposition braucht einen Köder, um die<br />
Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zu ziehen.<br />
Bei Landschaftsbildern befindet sich der beste<br />
Blickfang im Vordergrund.<br />
Drittens enthält der Vordergrund die meiste<br />
Information des Motivs, ist der Fotograf nahe genug,<br />
kann er auch feine Details ohne den Einfluss von<br />
Nebel und Dunst aufnehmen, was bei weiter<br />
entfernten Aufnahmegegenständen nicht möglich ist.<br />
Weitwinkelobjektive ermöglichen es, am nächsten an<br />
die Aufnahmegegenstände heranzukommen und<br />
Bildelemente im Vordergrund in die Komposition<br />
aufzunehmen. Weitwinkelobjektive „strecken“ die<br />
Perspektive und holen die Aufnahmegegenstände im<br />
Vordergrund nahe heran. Alles andere auf dem Bild<br />
scheint dabei in den Hintergrund zu treten. Je tiefer<br />
der Blickwinkel, desto stärker dominiert der<br />
Vordergrund das Bild. Objektive mit einer Brennweite<br />
von 16 bis 18 Millimetern (24 bis 28 Millimeter bei<br />
Vollformatsensoren) sind eine relativ sichere<br />
Investition für Einsteiger, da diese über eine<br />
ausreichende Brennweite verfügen, um möglichst<br />
viele Details im Vordergrund zu betonen, ohne sich<br />
aber auf den Vordergrund zu beschränken. Sobald<br />
das Wissen und das Selbstvertrauen des Fotografen<br />
größer wird, können fantastische Bilder mit<br />
Ultraweitwinkel-Objektiven mit einer Brennweite von<br />
10 bis 15 Millimetern (15 bis 20 Millimeter im<br />
Vollformat) aufgenommen werden. Dabei muss man<br />
aber wirklich ganz nah ans Motiv heran, sonst wird<br />
dieses durch den Effekt des Objektivs auf dem Bild<br />
weit nach hinten gedrückt.<br />
Teleobjektive sind in dieser Beziehung weniger<br />
dynamisch, da sich die Bildelemente im Vordergrund<br />
logischerweise weiter weg befinden. Durch die<br />
Perspektiveverkürzung werden die Bildelemente<br />
„zusammengedrückt“. Dadurch entsteht natürlich<br />
nicht der selbe dreidimensionale Tiefeneffekt wie bei<br />
Weitwinkel-Objektiven. Dominiert ein einzelner<br />
Aufnahmegegenstand das Motiv, kann der<br />
Tiefeneffekt auch mit Teleobjektiven erreicht werden.<br />
Welche Motive dienen als interessante<br />
Vordergründe? Fast alles: Felsen, Flüsse, Wände,<br />
Tore, Zäune, Bäume, ankernde Schiffe, Sandrippel,<br />
Spiegelungen, Menschen ... Motive und<br />
Bildelemente mit einer natürlichen Linienführung<br />
dienen diesem Zweck am besten, da sie den Blick<br />
des Betrachters über das Motiv führen. Eine vertikale<br />
Linienführung funktioniert gut, diagonale Linien von<br />
unten links nach oben rechts funktionieren noch<br />
besser. Linien, die sich im Horizont verlieren, wie<br />
Eisenbahnlinien oder gerade Straßen sind die besten<br />
Beispiele dafür. Um das beste aus vertikalen und<br />
stürzenden Linien herauszuholen, sollte das Bild im<br />
Porträt-Format mit gedrehter Kamera aufgenommen<br />
werden. Eine diagonale Linienführung eignet sich<br />
besser für Landschaftsbilder, da sie einen längeren<br />
Bildbereich durchqueren und somit die<br />
Aufmerksamkeit länger auf sich ziehen.<br />
1 2<br />
ADAM BURTON<br />
3<br />
LEE FROST LEE FROST<br />
1) Verwenden Sie ein Weitwinkelobjektiv, um die<br />
Perspektive zu „strecken“. Wählen Sie einen tiefen<br />
Bildwinkel, um den Vordergrund zu betonen.<br />
2) Wählen Sie Motive mit einer diagonalen<br />
Linienführung von unten links nach oben rechts, wie<br />
die Schiffe auf dem Bild, da diese den Betrachter ins<br />
Bild „ziehen“.<br />
3) Versuchen Sie den Vordergrund nicht nur<br />
als Dekoration des Hintergrundes zu benutzen.<br />
Suchen Sie dazu Aufnahmesituationen, bei denen<br />
der Vordergrund als Hauptmotiv dient und der<br />
Hintergrund einfacher gestaltet ist.<br />
4) Gehen Sie nicht ohne eine Auswahl an Graufiltern<br />
aus dem Haus. Dadurch sind Sie sicher, dass<br />
der Vordergrund auch richtig belichtet wird. Bei<br />
Aufnahmesituationen mit wenig Licht, wie zum<br />
Beispiel bei Sonnenuntergängen, ist es einfach,<br />
den Vordergrund dunkel und abwechslungsreich zu<br />
gestalten.<br />
5) Die meisten Motive, die zur Bildkomposition<br />
passen, können als interessante Vordergründe<br />
dienen. Halten Sie Ausschau nach originellen und<br />
ungewöhnlichen Objekten und Bildelementen wie<br />
Treibholz, Muscheln oder Buhnen.<br />
6) Felsen sind die beliebtesten Motive. In einer<br />
Küstenlandschaft und sind sie besonders wirksam als<br />
Linienführung. Landestege und Dämme haben den<br />
zusätzlichen Vorteil von einführenden, stürzenden<br />
Vertikallinien.
6<br />
LEE FROST<br />
4 5<br />
ROSS HODDINOTT<br />
LEE FROST<br />
Die Tiefenschärfe optimieren<br />
Ein fantastischer aber unscharfer Vordergrund<br />
bringt nichts. Es braucht genügend Tiefenschärfe,<br />
um eine ausreichende Schärfe von vorne nach<br />
hinten zu erreichen. Als Grundregel gilt Folgendes:<br />
Benutzen Sie eine Kamera mit einer Brennweite<br />
zwischen 16 und 18 Millimeter, fokussieren<br />
Sie einen Bereich, der 1,5 Meter von der<br />
Kamera entfernt ist und schalten dann auf f/11.<br />
Somit sind alle Aufnahmegegenstände in einer<br />
Entfernung über 75 Zentimetern scharf gestellt.<br />
Bei weiteren Brennweiten im Bereich von 10 bis<br />
15 Zentimetern fokussieren Sie einen Punkt in<br />
einer Entfernung von einem Meter und schalten<br />
auf f/11. Dadurch werden alle Bildelemente<br />
ab einem Abstand von 50 Zentimetern scharf.<br />
Bei digitalen Spiegelreflexkameras mit einem<br />
Vollformatsensor und einer Brennweite zwischen<br />
24 und 28 Millimetern schalten Sie auf f/16 und<br />
die Tiefenschärfe verläuft ab einer Entfernung von<br />
75 Zentimetern bis in den Horizont. Bei weiteren<br />
Objektiven im Bereich von 16 bis 20 Zentimetern<br />
fokussieren Sie einen Punkt in in einer Entfernung<br />
von einem Meter und schalten auf f/16. Dadurch<br />
erhalten Sie eine Tiefenschärfe ab 50 Zentimetern.<br />
Grundsätzlich sollten Weitwinkel-Objektive auf<br />
nahe Aufnahmegegenstände fokussiert werden.<br />
Fokussieren Sie ein weiter entferntes Bildelement,<br />
wird die Aufnahme weniger scharf.
86 Landschaftsfotografie DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Wie erreicht man eine maximale Tiefenschärfe?<br />
Bei Landschaftsbilder n mit einem<br />
interessanten Vordergrund ist es<br />
manchmal schwierig, eine optimale<br />
Tiefenschärfe zu erreichen. Ross<br />
Hoddinott zeigt, wie’ s geht …<br />
Ross Hoddinott WENN MAN EIN<br />
FOTO- ODER Countrymagazin<br />
durchblättert, sieht man, dass die meisten<br />
hervorragenden Landschaftsbilder einen<br />
interessanten Vordergrund enthalten. Er hilft dabei,<br />
das Interesse des Betrachters auf das Motiv zu lenken.<br />
Passend zum Motiv können als Vordergrund<br />
unterschiedliche Objekte wie Felsen, eine Steinmauer,<br />
ein gewundener Pfad, farbige Spiegelungen oder<br />
Schilf gewählt werden. Im Frühling und Sommer<br />
eignen sich Blumen besonders gut für einen<br />
interessanten Vordergrund. Blumen helfen nicht nur<br />
dabei, den Blickwinkel des Betrachters zu erweitern,<br />
sondern verleihen dem Bild auch ein paar<br />
willkommene Farbtupfer. Im Frühling an der Küste<br />
findet man zum Beispiel besonders reizvolle Nelken.<br />
Manchmal sind ganze Felskuppen von farbigen<br />
Nelken besetzt. Diese eignen sich als Vordergrund für<br />
Sandbuchten oder zerklüftete Küstenlinien.<br />
Bei Bildern mit Vordergrundinteresse ist eine<br />
maximale Tiefenschärfe angebracht, um alle<br />
Bildelemente von vorne nach hinten scharf zu<br />
bekommen. Dazu wählt man am besten eine<br />
Blendenstufe im Bereich f/16 oder größer. Wird eine<br />
kleinere Blendenstufe gewählt, macht die Wirkung<br />
der Lichtbeugung den Bildkontrast zu weich. Der<br />
Fokuspunkt muss sorgfältig gewählt werden. Die<br />
Tiefenschärfe beginnt etwa einen Drittel des<br />
Bildausschnitts vor dem Fokuspunkt und endet zwei<br />
Drittel hinter dem Fokuspunkt. Fokussiert man einen<br />
Punkt zu weit hinten im Bildausschnitt, kann die<br />
Tiefenschärfe nicht optimal genutzt werden. Eine<br />
Faustregel zur Maximierung der Tiefenschärfe besteht<br />
also darin, einen Drittel in den Bildausschnitt hinein<br />
zu fokussieren. Profifotografen fokussieren meist die<br />
hyperfokale Entfernung (siehe Tabelle). Die<br />
Berechnung sieht vielleicht etwas schwierig aus, ist<br />
sie aber nicht.<br />
Um den Bildern einen dreidimensionalen Ausdruck<br />
zu verleihen, kann ein Ultraweitwinkelobjektiv im<br />
Bereich von 17 bis 24 Millimetern gewählt werden,<br />
um nahe an den Vordergrund heranzukommen.<br />
Dadurch werden Objekte im Vordergrund vergrößert<br />
und die Perspektive „gestreckt“. Das Resultat sind<br />
meist erstaunlich eindrucksvolle Bilder.<br />
Die hyperfokale Distanz<br />
Der gesamte mit akzeptabler Unschärfe<br />
abgebildete Bereich einer Aufnahme, der<br />
Tiefenschärfe-Bereich, reicht bei allen gegebenen<br />
Blendeneinstellungen annähernd von der halben<br />
hyperfokalen Entfernung bis ins Unendliche. Es ist<br />
daher entscheidend, diese Distanz zu fokussieren,<br />
um eine maximale Tiefenschärfe zu erreichen.<br />
Die Berechnung der hyperfokalen Entfernung<br />
ist nicht so schwierig, wie es vielleicht aussieht.<br />
Beim Einsatz von Festbrennweiten-Objektiven<br />
mit guten Distanz- und Tiefenschärfe-Skalen<br />
muss die Unendlichkeitsmarke an den gewählten<br />
Blendwert angepasst werden. Manche modernen<br />
Objektive, vor allem Zoomobjektive werden mit den<br />
APS-C-Sensoren<br />
Eine interessante Aussicht: Bilder ohne<br />
1Vordergrundinteresse können flach und langweilig<br />
wirken. Auch das schönste Aussichtsbild ohne<br />
Vordergrundinteresse zur Vervollständigung der<br />
Aufnahme ist nichts weiter als ein Schnappschuss.<br />
Ästhetische Elemente im Vordergrund ziehen den Blick<br />
des Betrachters ins Bild.<br />
entsprechenden Skalen geliefert. Die Fotografen<br />
müssen die hyperfokale Distanz also selbst<br />
berechnen. Hilfreich dabei sind Tiefenschärfe-<br />
Berechnungsprogramme und Tabellen mit<br />
hyperfokalen Distanzen, die vom Internet<br />
heruntergeladen werden können. www.dofmaster.<br />
com bietet sogar eine App für Smartphones.<br />
Im Folgenden zwei Tabellen mit den beliebtesten<br />
Brennweiten und verschiedenen Blendwerten<br />
für Vollformat- und APS-C-Sensoren. Diese<br />
Tabelle sollte am besten gemeinsam mit der<br />
Fotoausrüstung aufbewahrt werden, um sie bei der<br />
Bildkomposition und den Aufnahmen einsetzen zu<br />
können.<br />
Blende 12mm 15mm 17mm 20mm 24mm 28mm 35mm 50mm<br />
f/8 3.2ft 5ft 6.4ft 8.9ft 12.6ft 17ft 27ft 55ft<br />
f/11 2.3ft 3.5ft 4.5ft 6.2ft 9ft 12ft 19ft 39ft<br />
f/16 1.7ft 2.5ft 3.3ft 4.4ft 6.4ft 8.6ft 14.5ft 27ft<br />
f/22 1.2ft 0.9ft 2.3ft 3.2ft 4.5ft 6ft 9.5ft 19.2ft<br />
Vollbildsensoren<br />
Blende 16mm 20mm 24mm 28mm 35mm 50mm<br />
f/11 2.6ft 3.9ft 5.8ft 7.8ft 12ft 25ft<br />
f/22 1.4ft 2ft 2.9ft 3.9ft 6ft 12.5ft<br />
Den Standpunkt verändern: Manchmal können ein<br />
2paar Meter Abstand einen riesigen Unterschied auf<br />
das Resultat einer Aufnahme machen. Mit ein paar<br />
blühenden Nelken im Vordergrund bekommt das Bild<br />
mehr Tiefe und wird interessanter. Trotzdem wurde der<br />
Himmel hier überbelichtet, es sollte also ein Filter oder<br />
eine Belichtungsvermischung eingesetzt werden.<br />
Die Belichtung einstellen: Es wurden sowohl der<br />
3Himmel als auch die Nelken im Vordergrund<br />
gemessen. Der Unterschied beträgt etwa vier<br />
Lichtwertstufen. Das menschliche Auge nimmt den<br />
Himmel heller war als das Land, daher sollte das Licht<br />
nicht vollständig ausgeglichen werden. Zur<br />
Aufzeichnung von Detailschärfe wurde ein<br />
0,6-Graufilter (zwei Lichtwertstufen) eingesetzt.<br />
Die Bildkomposition perfektionieren: Sobald die<br />
4richtige Belichtung erreicht wird, geht es darum,<br />
die Bildkomposition zu fokussieren. Um den<br />
Vordergrund zu betonen und dadurch mehr<br />
Tiefenschärfe zu schaffen, ist ein tiefer, naher<br />
Blickwinkel mit einer kurzen Brennweite zu empfehlen.<br />
In dieser Aufnahme wurde ein 17 bis 35<br />
Millimeter-Zoom-Objektiv verwendet. Manche der<br />
Blumen im Vordergrund sind wegen falschem<br />
Fokussieren unscharf herausgekommen.<br />
Die hyperfokale Distanz berechnen:<br />
5Um den gesamten Bildausschnitt vom Vordergrund<br />
bis ins Unendliche akzeptabel scharf zu stellen, sollte<br />
die hyperfokale Distanz fokussiert werden. Die Tabelle<br />
gibt Auskunft: Bei einer Brennweite von 17 Millimeter<br />
und einem Blendwert von f/16 liegt die hyperfokale<br />
Distanz bei über 60 Zentimetern. Der Fokuspunkt<br />
wurde manuell auf diesen Punkt eingestellt und das<br />
Bild nochmals aufgenommen. Bei diesem Bild wurde<br />
eine Tiefenschärfe von vorne nach hinten erreicht.
Das fertige Bild<br />
Es wurde eine vertikale Bildkomposition gewählt, da<br />
das Porträtformat Vordergrundobjekte besser betont.<br />
Die Nelken schaffen einen logischen Blickfang. Der<br />
Vordergrund sollte das Bild nicht dominieren,<br />
sondern die Bildkomposition ausgeglichen<br />
vervollständigen und Tiefe schaffen, was hier gut<br />
gelungen ist.
88 Landschaftsfotografie DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Landschaftsaufnahmen bei Tageslicht<br />
Tageslicht ist für Fotografen die bequemste und beweglichste Lichtquelle. Folgender Beitrag<br />
behandelt die verschiedenen Formen von Tageslicht, die Faktoren die es beeinflussen und<br />
wie es am besten für eindrucksvolle Landschaftsbilder eingesetzt werden kann.<br />
LICHT IST DAS GRUNDELEMENT einer<br />
fotografischen Aufnahme. Licht kann in<br />
verschiedenen Formen auftreten: weich oder hart,<br />
stark oder schwach, warm oder kalt. Jede dieser<br />
Eigenschaften hat eine entscheidende Wirkung auf<br />
die Stimmung und den Charakter des<br />
Landschaftsbildes und auf den Erfolg der Aufnahme<br />
im Allgemeinen. Die Tageszeit und die<br />
Wetterbedingungen sind die beiden Hauptfaktoren,<br />
die die Qualität des Tageslichtes beeinflussen. An<br />
manchen Tagen verändern sich die Lichtverhältnisse<br />
jede Minute. Das kann je nach Situation beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren helfen oder zu einem Alptraum werden.<br />
Tageslicht ist, wenn alles planmäßig verläuft, die beste<br />
aller Lichtquellen. Wenn man aber mitten in der<br />
Nacht aufsteht und drei Stunden fährt, um noch vor<br />
Sonnenaufgang am Aufnahmeort anzukommen und<br />
dort von einer dicken Regenwolke begrüßt wird, kann<br />
das schon etwas frustrierend sein.<br />
Eine gute Vorbereitung<br />
Eine gute Planung ist das beste Erfolgsrezept und wird<br />
dank Internet immer einfacher. Die Wetterprognosen<br />
können bei der Planung schon Tage vorher beigezogen<br />
werden. Auch über die genaue Uhrzeit von<br />
Sonnenauf- und -untergängen und den Gezeiten<br />
sollten man sich vor einer Fahrt an die Küste<br />
informieren. Je besser man sich vorbereitet, desto<br />
größer die Chance zur richtigen Zeit am richtigen Ort<br />
fantastische Lichtbedingungen auszunutzen. Aber<br />
auch wenn die Dinge nicht nach Plan verlaufen,<br />
können unerwartete Wetterveränderungen<br />
spektakuläre Lichtbedingungen hervorbringen, die für<br />
reizvolle Überraschungen sorgen können. Es ist nicht<br />
nur Glücksache, dass Top-Fotografen regelmäßig<br />
wunderschöne Landschaftsbilder hervorbringen,<br />
sondern eine Frage der Erfahrung und Geduld auf der<br />
Jagd nach dem richtigen Licht.<br />
Lernt man, wie man aus unvorhergesehenen<br />
Aufnahmesituationen das beste herausholt, kann<br />
man auch die Motive passend zu den herrschenden<br />
Lichtverhältnissen wählen. Das flache Licht an<br />
wolkenbedeckten Tagen ergibt zum Beispiel keine<br />
großartigen Weitwinkelaufnahmen, ist aber ideal für<br />
Details in Landschaftsbildern. Bei bedeckten<br />
Wetterbedingungen besteht auch die Möglichkeit die<br />
Aufnahmen in Schwarz-Weiß-Bilder zu verwandeln,<br />
wobei die Lichtqualität nicht bestimmend ist. Es<br />
können auch andere <strong>Fotografie</strong>-Techniken eingesetzt<br />
werden. Bei Küstenaufnahmen mit düsteren<br />
Wetterbedingungen können durch den Einsatz eines<br />
zehnstufigen Graufilters die Wasserbewegungen im<br />
Meer und der Kontrast mit statischen Elementen wie<br />
Felsen, Wellenbrechern und Landestegen abgestimmt<br />
werden. Dadurch können wunderschöne,<br />
stimmungsvolle Bilder erzielt werden.<br />
Die richtige Richtung<br />
Die Richtung der Lichtstrahlen und der<br />
Aufnahmewinkel können die Stimmung und den<br />
Eindruck einer Aufnahme stark verändern. Eine<br />
frontale Beleuchtung, bei der sich die Sonne im<br />
Rücken des Fotografen befindet, gibt den Aufnahmen<br />
einen netten Ausdruck, ist fotografisch betrachtet aber<br />
nicht die glücklichste Aufnahmesituation, da die<br />
Schatten nach hinten fallen und der Landschaft einen<br />
eher flachen Ausdruck verleihen. Kurz nach dem<br />
Sonnenaufgang oder kurz vor dem Sonnenuntergang<br />
steht die Sonne tief im Himmel und taucht die<br />
Landschaft in ein goldenes Licht. Die fehlende Tiefe<br />
wird durch dieses fantastische Licht gutgemacht. Der<br />
Die wichtigsten Lichtfilter<br />
Graufilter: Graufilter helfen dem Fotografen<br />
dabei, den Himmel und den Vordergrund<br />
auszugleichen und erzielen eine perfekte<br />
Belichtung. Ohne Graufilter erreicht man oft<br />
Aufnahmen mit einem richtig belichteten Himmel<br />
und einem unterbelichteten Vordergrund oder<br />
einen richtig belichteten Vordergrund mit einem<br />
ausgewaschenen Himmel. Dieser ungewollte<br />
Effekt wird zum Beispiel bei Aufnahmen in der<br />
Morgen- oder Abenddämmerung, wenn der<br />
Kontrast zwischen Himmel und Erde am größten<br />
ist, erreicht. In der Morgen- und Abenddämmerung<br />
empfiehlt sich deshalb ein 0,9 Graufilter (drei<br />
Lichtwertstufen) und während dem Tag ein 0,6<br />
Graufilter (zwei Lichtwertstufen).<br />
Polfilter: Auch Polfilter sind nützlich für<br />
Landschaftsaufnahmen an sonnigen Tagen. Sie<br />
verdunkeln den blauen Himmel, unterdrücken<br />
Blend- und Reflexlichter und verstärken die Farben<br />
und den Kontrast. An trüben Herbsttagen werden<br />
dadurch die Farben der Bäume hervorgehoben.<br />
Fotograf muss dabei aufpassen, dass der eigene<br />
Schatten nicht im Bildausschitt erscheint.<br />
Aufnahmen von der Seite mit der Sonne in einem<br />
90-Grad-Winkel zur Kamera sind hier die beste<br />
Möglichkeit, um die Schatten in die Bildkomposition<br />
aufzunehmen und dadurch Textur und Detail und eine<br />
verstärkte Tiefenschärfe hervorzubringen. Die beste<br />
Tageszeit ist wie gesagt dann, wenn die Sonne am<br />
tiefsten steht, weil die Schatten zu diesem Zeitpunkt<br />
am längsten und schwächsten sind. Eine weitere<br />
Möglichkeit besteht darin, direkt gegen das Licht<br />
aufzunehmen. Dabei entstehen sogenannte<br />
Gegenlichtaufnahmen. Aufnahmen von Sonnenaufund<br />
-untergängen werden meist gegen das Licht<br />
aufgenommen, weil sich die schönsten, farbigen<br />
Bereiche des Himmels in der Nähe der Sonne<br />
befinden. Auch wenn die Sonne höher steht, können<br />
noch eindrückliche Gegenlichtaufnahmen gemacht<br />
werden, es muss nur das richtige Motiv gewählt<br />
werden. Aussichten auf die Küste oder andere Motive<br />
mit Wasser eignen sich besonders für<br />
Gegenlichtaufnahmen. Im Winter reflektieren Schnee,<br />
Eis und Frost das Sonnenlicht. Auch bei Aufnahmen<br />
durch den Nebel können wunderschöne,<br />
stimmungsvolle Bilder geschaffen werden.<br />
Natürliches Tageslicht kann wie alle Kräfte der Natur<br />
unmöglich vollständig kontrolliert werden. Es kann<br />
aber durch Planung, Geduld, Erfahrung und Ausdauer<br />
beherrscht werden. Dadurch wird man zu einem<br />
guten Fotografen.<br />
ALL IMAGES: LEE FROST
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Landschaftsfotografie 89<br />
Fantastisches Licht<br />
Sogar an den trübsten Tagen des<br />
Jahres können durch die richtige<br />
Technik hervorragende<br />
Landschaftsbilder erzielt werden.
90 Landschaften The Essential Guide to Outdoor Photography 2nd Edition<br />
Die Tageszeit<br />
Von Moment des ersten bis zum Moment des letzten Tageslichts, durchläuft<br />
das Licht eine Vielzahl wunderschöner Verwandlungen ,und es wirkt sich<br />
dabei sehr unterschiedlich auf Ihre <strong>Fotografie</strong> aus...<br />
Vor der Dämmerung: Das erste Licht taucht<br />
normalerweise 30 bis 40 Minuten vor Sonnenaufgang<br />
auf. Suchen Sie am besten eine Stunde, bevor die<br />
Sonne aufgegangen ist, nach einem Standpunkt, bauen<br />
Sie Ihre Ausrüstung auf und fangen Sie an<br />
aufzunehmen, sobald die ersten Farben sichtbar<br />
werden. Jedes Licht in der Landschaft wird<br />
normalerweise vom Himmel reflektiert, ist daher weich<br />
und schattenlos, und erzeugt eine starke, kühle<br />
Szenerie, die einen sehr schönen Kontrast zu dem<br />
warmen Glanz über dem östlichen Horizont.<br />
Wasser, feuchter Sand und nasse Felsen nehmen die<br />
Farben des Himmels auf, weswegen die Zeit vor der<br />
Dämmerung optimal ist, um Küsten- oder Seeblicke zu<br />
fotografieren. Im Idealfall stehen ein paar gebrochene<br />
Wolken am Himmel, die für ein bisschen mehr Farbe<br />
sorgen, doch auch klare Morgen können hochproduktiv<br />
sein. Die Lichtverhältnisse sind schwach, rechnen Sie<br />
also mit langen Belichtungen. Der Kontrast zwischen<br />
Himmel und Erde ist aufgrund des Mangels an direktem<br />
Licht sehr stark, benutzen Sie daher einen<br />
Grauverlaufsfilter und stellen Sie ihn so ein, dass Details<br />
und Himmelfarben beibehalten werden.<br />
Sonnenaufgang: Sobald die Sonne über den<br />
Horizont schielt, wird der Himmel jegliche Farbe<br />
verloren haben. An klaren Morgen wird die Sonne<br />
blenden, sobald sie aufgegangen ist. Sie werden<br />
trotzdem für ein paar Minuten die Möglichkeit<br />
haben, ihr entgegen aufzunehmen, da das Meer<br />
und der feuchte Sand das Licht reflektieren, und der<br />
Kontrast somit leicht zu handhaben ist.<br />
Gegenstände wie zum Beispiel Piers, Schlösser und<br />
Leuchttürme können auch als Silhouette<br />
festgehalten werden. Im Inland wird der Kontrast<br />
schon zu stark sein, sobald die Sonne an einem<br />
klaren Himmel aufgegangen ist. Wenn dem so ist,<br />
halten Sie das goldene Licht in der Landschaft fest.<br />
Im Idealfall scheint die Sonne seitlich auf Ihre<br />
Szene, so dass Sie lange, sich neigende Schatten in<br />
Ihr Bild aufnehmen und somit Tiefe hinzufügen, und<br />
die Strukturen offenlegen können. Das Licht bei<br />
Sonnenaufgang ist warm. Die Strahlen durchqueren<br />
die Atmosphäre in einem flachen Winkel, das Licht<br />
ist stark gestreut und viele Wellenlängen am blauen<br />
Ende des Farbspektrums werden herausgefiltert.<br />
Früher Morgen: Sobald die Sonne aufegangen ist,<br />
haben Sie ein paar Minuten, um das Licht auf seinem<br />
Zenit festzuhalten, bevor es an Wärme verliert. Den<br />
Sommer über ist das Tageslicht zwei Stunden nach<br />
dem Sonnenaufgang neutral und seine Farbtemperatur<br />
bleibt für die nächsten zwölf Stunden konstant. In<br />
Frühling und Herbst wird das Liicht ab 8 Uhr morgens<br />
keine Wärme mehr enthalten und die Farbtemperatur<br />
bleibt erst ab 16 Uhr konstant. Im Winter jedoch wird<br />
die Farbtemperatur kaum 5.500 K erreichen, nicht mal<br />
um die Mittagszeit, weil der Winkel zwischen Sonne<br />
und Erde den ganzen Tag über sehr spitz ist.<br />
Die ersten beiden Stunden nach dem Sonnenaufgang<br />
sind die besten, um Landschaften zu fotografieren, da<br />
die Intensität des Lichts ziemlich gering ist, und lange<br />
Schatten für Tiefe und Schnitt sorgen. Ein Polarisator<br />
kann effektiv sein, wenn die Sonne tief am Himmel und<br />
in einem 90 Grad-Winkel zur Kamera steht.<br />
Die Mittagsstunden: Sobald die Sonne mehr als<br />
zwei Stunden am Himmel steht, beginnt die Qualität<br />
des Lichts bei klarem, sonnigem Wetter abzufallen.<br />
Je höher die Sonne steigt, desto härter und intensiver<br />
wird das Licht und desto kürzer und dichter werden<br />
die Schatten. Um 9 Uhr morgens steht die Sonne im<br />
Sommer im Zenit – Ihrem höchsten Punkt – und<br />
bleibt dort bis mindestens 16 Uhr am Mittag. Die<br />
Landschaft sieht flach aus, der Kontrast ist hoch und<br />
das Licht ist unattraktiv. Urbane Landschaften<br />
passen besser zu starkem Licht: nehmen Sie<br />
moderne Architektur auf, indem Sie einen Polarisator<br />
verwenden, um den Himmel zu vertiefen, und halten<br />
Sie Ausschau nach abstrakten und bunten Details.<br />
Auf dem Land können Sie beispielsweise Bäume aus<br />
einem tiefen Winkel gegen den Himmel<br />
fotografieren, und Reflektionen im Wasser suchen.<br />
Infrarot-<strong>Fotografie</strong> funktioniert gut bei hartem Licht,<br />
vor allem in Frühling und Sommer, wenn das Laub<br />
überall üppig ist.<br />
Später Nachmittag: Sobald die Sonne Ihren<br />
langsamen Untergang beginnt und das Licht wieder<br />
wärmer wird, verringert sich auch seine Intensität<br />
und die Schatten werden wieder länger und<br />
schwächer. Form und Charakter kehren in die<br />
Landschaft zurück, und je länger Sie warten, desto<br />
besser wird es. Am Morgen fällt das Licht auf eine<br />
kalte Erde, am Nachmittag jedoch hat sich die Erde<br />
aufgewärmt und die Schatten wirken nicht mehr<br />
kühl, sondern neutral. Auch die Atmosphäre ist am<br />
Nachmittag dichter, so dass das Licht röter<br />
erscheint, als noch zu Beginn des Tages. Die Stunde<br />
vor Sonnenuntergang wird dank der reichhaltigen<br />
Lichtverhältnisse häufig als „goldene Stunde“<br />
bezeichnet. Lange Schatten legen die Strukturen<br />
und Schnitte offen, geben Ihren Bildern somit Tiefe<br />
und da die Sonnen sinkt und nicht aufgeht, ist es<br />
einfacher vorherzusagen, wohin das Licht wandert,<br />
so dass Sie sich eine passenden Ort aussuchen<br />
können.
Sonnenuntergang: Wenn ein Sonnenuntergang<br />
wahrscheinlich ist, begeben Sie sich 45 Minuten<br />
vorher an den von Ihnen gewählten Ort, so dass Sie<br />
den besten Standpunkt wählen, aufbauen und eine<br />
Reihe von Bildern machen können, während die<br />
Sonnen versinkt. Halten Sie die in goldenem Licht<br />
gebadete Landschaft fest. Wenn die Szene relativ<br />
flach ist, wird das Licht seine Magie wortwörtlich bis<br />
zum Untergang der Sonne ausstrahlen, wogegen man<br />
sie in hügeligen Gegenden möglicherweise schon eine<br />
halbe Stunde früher verlieren kann. Wenn Sie gegen<br />
die Sonne aufnehmen, werden Sie alles zwischen<br />
Sonnen und Kamera als Silhouette festhalten. Dies ist<br />
eine gute Technik für Aufnahmen von Wasser, da der<br />
Glanz und die Farbe der Sonne im Himmel reflektiert<br />
werden, und so eine Kulisse für die Silhouetten von<br />
Booten, Inseln, Piers und so weiter bilden. Sollte<br />
Reflexlicht ein Problem darstellen, verstecken Sie die<br />
Sonne hinter einem Element der Szene, oder warten<br />
Sie, bis sie untergeht. Wenn Sie Details im<br />
Vordergrund aufnehmen möchten, verwenden Sie<br />
einen 0.9 Grauverlaufsfilter.<br />
Zwielicht: Sobald die Sonne hinter dem Horizont<br />
verschwindet, flaut auch das Lichtniveau schnell ab<br />
und das Licht in der Landschaft wird wieder vom<br />
Himmel reflektiert. Wenn Sie Glück haben,<br />
erwischen Sie einen Himmel mit lebendigem<br />
Nachglühen, welches von der Sonne erzeugt wird,<br />
indem sie die Wolken von hinter dem Horizont aus<br />
unterleuchtet. Auch das wird jedoch schnell<br />
vergehen. Sie werden merken, dass die Farben<br />
gedämpfter und das Licht weicher wird, bis die<br />
Schatten abklingen und das Licht letztlich ganz<br />
wegfällt. Gehen Sie an den Rand des Wassers, wo<br />
die Pastelltöne, die am Himmel zurückbleiben und<br />
in Seen und Flüssen reflektiert werden, absolut<br />
überwältigend aussehen. Oder aber Sie benutzen<br />
diese Farben als Hintergrund für Silhouetten. Lange<br />
Belichtungszeiten halten Bewegungen fest: das<br />
Wiegen der Bäume im Wind, die Wolkenbewegung<br />
am Himmel, die Lebhaftigkeit des Meeres oder das<br />
fließende Wasser in Bächen und Flüssen.<br />
<strong>Fotografie</strong>ren Sie, bis die Farben verblassen!<br />
Alles rosa<br />
Die Farben und Strukturen am<br />
Himmel können spektakulär sein,<br />
vor allem dann, wenn Sie den<br />
Moment erwischen, in dem die<br />
Sonne über dem Horizont aufoder<br />
hinter ihm untergeht.<br />
Mondlicht: Der Mond kann eine schöne,<br />
natürliche Lichtquelle sein. Winterliche Szenen<br />
funktionieren besonders gut, weil Schnee und Eis<br />
das Mondlicht reflektieren. Auch Küstenblicke<br />
wirken toll, wenn Sie das schimmernde, silberne<br />
Farbband festhalten, das der Mond auf die See legt.<br />
Indem Sie die Belichtung erhöhen, können Sie<br />
surreale Aufnahmen machen, die aussehen, als<br />
hätten Sie sie bei Tag gemacht. Sie werden normal<br />
aussehen, jedoch in einem ungewöhnlichen Licht.<br />
Sie können sogar versuchen, Sternspuren am<br />
Himmel aufzunehmen, die durch die Rotation der<br />
Erde hervorgerufen werden, während der<br />
Verschluss der Kamera geöffnet ist. Die<br />
Belichtungszeit wird bei schwachem Licht natürlich<br />
länger sein, verwenden Sie also für gute Bildqualität<br />
ein Stativ und wählen Sie einen geringen ISO-Wert<br />
– 400 oder darunter. Was auch immer Sie<br />
aufnehmen, solange der Mond nicht von Wolken<br />
bedeckt ist, verbannen Sie ihn aus Ihrem Rahmen,<br />
um zu verhindern, dass er lediglich als<br />
überbelichteter weißer Fleck aufgenommen wird!<br />
ALL IMAGES: LEE FROST GARY McPARLAND
92 Landschaften DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
<strong>Fotografie</strong>ren Sie eine Szene im Morgengrauen<br />
Laut Ross Hoddinott gibt es nichts besseres, als einen Sonnenaufgang, um außergewöhnliche Farben in seine Landschaften<br />
einfließen zu lassen...<br />
Ross Hoddinott ALS TEENAGER HÄTTE ich nie gedacht,<br />
dass ich diese Worte mal äußern würde, aber... die<br />
Morgendämmerung ist die beste Zeit des Tages. Das<br />
Licht ist rein, der Himmel ist wunderschön, und man hat<br />
die Welt oft ganz für sich. Verstehen Sie mich nicht falsch: ich liebe<br />
mein Bett. Doch wenn man erst mal aufgestanden ist, sind die<br />
generelle Aufregung und die Vorfreude auf das, was ich<br />
möglicherweise fotografieren werde, unschlagbar.<br />
Die besten Aufnahmen im Morgengrauen sind nur selten ein<br />
Ergebnis des Zufalls. Legen Sie sich daher einen Plan zu Recht!<br />
Berechnen Sie den Zeitpunkt und die Richtung des Sonnenaufgangs<br />
anhand der Jahreszeit, und wählen Sie den Ort dementsprechend.<br />
Auch die Wettervorhersage ist wichtig: Wenn Sie auf Licht und<br />
Farben hoffen und es wird eine Wolkendecke vorhergesagt, werden<br />
Sie sonst enttäuscht sein. Und wir haben es schon mal gesagt, und<br />
sagen es hier nochmal: Farben können sich schon bis zu einer<br />
Stunde vor Sonnenaufgang am Himmel aufbauen, nehmen Sie also<br />
genug Zeit mit. Überprüfen Sie Ihre Ausrüstung am Abend zuvor,<br />
stellen Sie sicher, dass die Filter sauber sind, alles an Ort und Stelle<br />
ist, und die Batterien vollständig aufgeladen sind. Packen Sie auch<br />
eine Taschenlampe ein. Zu guter letzt: Fangen Sie an, geradewegs<br />
aufzunehmen. Auch bei sehr schwachen Lichtverhältnissen, denn<br />
die Lichtaufnahmefunktion von Bildsensoren sind hervorragend. Die<br />
Belichtungszeit wird etwas länger sein, doch gerade dieser Umstand<br />
erzeugt häufig interessante Wolken- oder Wasserbewegungen. Sie<br />
werden von den Resultaten überrascht sein!<br />
Bereiten Sie sich vor: Planen Sie Ihre<br />
1Aufnahmen sorgfältig, um die<br />
Erfolgaussichten zu erhöhen. Studieren Sie die<br />
Position der Sonne, weil diese Sie in der<br />
Morgendämmerung an passende Standpunkte<br />
führt. Auch den Zeitpunkt des Sonnenaufgangs<br />
sollten Sie kennen, sowie die Gezeiten, falls Sie<br />
an die Küste fahren. Überprüfen Sie die<br />
Wettervorhersage. Diverse Homepages und<br />
Handy-Applikationen bieten hier ihre Hilfe an<br />
(eine der besten ist www.photoephemeris.com).<br />
Auf Seite 94 finden Sie weitere nützliche<br />
Homepages, die Sie bei ihrer Planung<br />
unterstützen.<br />
Reise: Nachdem Sie den Ort gewählt haben,<br />
2sollten Sie mindestens 30 Minuten vor<br />
Sonnenaufgang dort und bereit für die<br />
Aufnahmen sein. Planen Sie genug Zeit für die<br />
Fahrt, den Gang zu Ihrem Standpunkt und den<br />
Aufbau ein. Die besten Dämmerungsfarben und<br />
der morgendliche Glanz erscheinen oftmals<br />
schon lange vor dem Sonnenaufgang selbst.<br />
Geben Sie sich lieber zu viel Zeit, als zu wenig; Sie<br />
werden kaum im Auto sitzen und gerade an den<br />
entsprechenden Ort fahren wollen, während die<br />
Farben dabei sind, am Himmel zu erscheinen,<br />
und Sie somit die Hälfte Ihrer Aufnahmen<br />
verpassen.<br />
6.03am<br />
Überbelichteter Himmel: Als die Farben schon anfingen, sich am Himmel zu<br />
3formieren, komponierte ich meine Aufnahme. Um Schärfe von vorne nach hinten<br />
zu garantieren, wählte ich eine kleine Blende von f/16 und fokussierte die hyperfokale<br />
Distanz an. Im schwachen Licht des Morgengrauens ist ein Stativ unerlässlich, um<br />
scharfe Ergebnisse zu erhalten. Indem ich die Mehrzonen-Messung verwendete,<br />
schuf ich meinen ersten Rahmen. Der Vordergrund ist richtig belichtet, der hellere<br />
Himmel allerdings ist verwaschen und frei von Details.<br />
6.07am<br />
Grauverlaufsfilter: In der Morgendämmerung herrscht normalerweise ein starker<br />
4Kontrast zwischen dem Licht des Himmels und der Erde. Um nur mit der Kamera<br />
korrekt belichtete Ergebnisse hervorzubringen, könnten Sie zwei Rahmen schaffen –<br />
im ersten belichten Sie für die Erde, im zweiten für den Himmel – und sie in der<br />
Nachbearbeitung übereinander legen, oder einen Grauverlaufsfilter aufsetzen. Ich<br />
richtete den Filter mit Hilfe einer dreistufigen Dichte (0.9 ND) aus, um den Kontrast<br />
innerhalb des Kontrastumfangs der Kamera zu verringern.<br />
6.10am<br />
Der Glanz vor dem Morgengrauen: Das Licht vor der Morgendämmerung ist<br />
5weich, kühl und schattenlos, was einen guten Kontrast zu einem warmen,<br />
farbenfrohen Himmel bildet. Für die besten Farben, entscheiden sie sich für einen<br />
Standpunkt mit Blick nach Osten. Zwanzig Minuten vor Sonnenaufgang erreichen die<br />
Farben ihren Höhepunkt. Wasserszenen funktionieren sehr gut im Morgengrauen, da<br />
sie die Farben und das Licht des Himmels reflektieren. Da sich die Dichte des<br />
Himmels schnell ändert, können sich der Look und das Gefühl Ihrer Bilder von einem<br />
Rahmen zum nächsten stark unterscheiden.<br />
6.31am<br />
Sonnenaufgang: Minuten später ist die Dichte des Himmels schon zu stark und<br />
6nicht mehr kontrollierbar, da die Sonne schon am Horizont erscheint. Die besten<br />
Farben sind verschwunden und die Spitzlichter sind hell und ausgebrannt. Dank der<br />
tiefen Position der Sonne am Himmel ist das Liccht jedoch warm und gut. Sie sollten<br />
also noch nicht zusammenpacken und nach Hause fahren, sondern sich einen<br />
anderen Standpunkt aussuchen – zielen Sie weiter von der Sonnenposition weg! –<br />
und weiter fotografieren.
Lieblingsbild: 6 Uhr 10 morgens<br />
Da die besten Farben nur ein paar Minuten<br />
verweilen, gilt es, Aufnahmen zu machen, bis die<br />
Sonne aufgeht – wunderbare Bilder wie dieses<br />
sollten Ihnen mehr oder minder garantiert sein.
94 Landschaftsbilder DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Wetterbeobachtungen<br />
Wetterschwankungen wirken sich noch stärker auf die Lichtqualität<br />
aus als die Tageszeit. Um beeindruckende Bilder zu schießen,<br />
müssen Sie also immer auf die Witterung vorbereitet sein.<br />
ES GIBT KEIN SCHLECHTES WETTER, es gibt nur<br />
unpassende Kleidung. Wenn die Sonne nicht<br />
scheint und der Himmel nicht blau ist, sprechen wir<br />
oft von „schlechtem Wetter“. Für den Fotografen<br />
allerdings kann „schlechtes Wetter“ sogar gut sein.<br />
Schließlich bekommt er dadurch Lichtverhältnisse<br />
geliefert, die für Dramatik und Atmosphäre sorgen.<br />
Das sogenannte „gute Wetter“ ist wiederum gar<br />
nicht so vorteilhaft für die <strong>Fotografie</strong>. Das Licht ist<br />
dabei zumeist kühl und die Landschaft erinnert an<br />
aalglatte Urlaubspostkarten, was auf Dauer<br />
langweilig werden kann.<br />
Die Wolken haben einen drastischen Einfluss auf die<br />
Qualität des Tageslichts. Sie dämpfen und streuen<br />
es, wodurch seine Intensität sinkt, während die<br />
Kontraste nachlassen und die Schatten schwächer<br />
werden. Darüber hinaus sorgen die Wolken auch für<br />
einen ausdrucksstärkeren Himmel. Und mit dem<br />
Himmel kann ein Landschaftsfoto schließlich<br />
stehen oder fallen.<br />
Das wahrscheinlich noch uninteressanteste<br />
Schlechtwetter-Szenario für den<br />
Landschaftsfotografen sind Tage, an denen der<br />
Himmel mit einer monotonen grauen Wolkendecke<br />
überzogen ist. Dann erscheinen die Farben trübe<br />
und haben keine Leuchtkraft. Durch die fehlenden<br />
Schatten erscheint die Szene oft wenig plastisch<br />
und nicht besonders einladend. Ist der Himmel aber<br />
nur leicht bewölkt, dann ist das ideal, um die Details<br />
eines Landschaftsfotos hervorzuheben: die Muster<br />
und Strukturen der Felsen, die sanften Farben und<br />
geschmeidigen Formen von durchs Wasser<br />
geschliffenen Geröllblöcken und Kieselsteinen, die<br />
leuchtenden Farben der Blätter im Herbst oder einer<br />
Blumenwiese im Frühling. Im diffusen Licht wirken<br />
starke Farben intensiver, weil der hohe<br />
Sättigungsgrad nicht durch grelle Lichter gedämpft<br />
wird. Trübe Tage sind auch ideal für Aufnahmen von<br />
Wasserfällen mit langen Verschlusszeiten. Achten<br />
Sie nur darauf, den langweiligen Himmel aus dem<br />
Bild herauszuhalten. Dann sind tolle Resultate<br />
möglich.<br />
Äußerst fotogen sind auch weiße Wolken in ihren<br />
unterschiedlichsten Formen vor blauem Himmel.<br />
Mithilfe eines Polfilters, der die Blautöne abdunkelt,<br />
wirken sie noch prägnanter. Den besten Effekt<br />
erzielen Sie bei seitlichem Sonnenstand. Bei<br />
Landschaftsfotos können Wolkenmuster genau das<br />
gewisse Etwas sein, das aus einem guten Bild eine<br />
tolle Aufnahme macht. Am einfachsten sind sie<br />
beim <strong>Fotografie</strong>ren von einem erhöhten<br />
Aussichtspunkt aus zu erkennen.<br />
Die dramatischste Kulisse für<br />
Landschaftsaufnahmen ist der stürmische Himmel.<br />
Dabei ziehen bei starkem Windgang unheilvolle,<br />
dunkle Wolken aufgebracht übers Firmament.<br />
Zwischendurch strömt immer wieder Sonnenlicht<br />
durch die Wolkendecke und hellt die<br />
darunterliegende Landschaft auf. Solche<br />
Wetterbedingungen lassen sich nicht planen. Aber<br />
wenn es bei stürmischem Wetter nach draußen<br />
geht, besteht immer die Möglichkeit, dass sich so<br />
eine Szene ergibt. So etwas ist für den Fotografen<br />
ein echtes Glück.<br />
Wenn während des Sturms tatsächlich einmal die<br />
Sonne durchkommt, ist die Landschaft heller als der<br />
Himmel. Die normalen Verhältnisse sind dann auf<br />
den Kopf gestellt. In der Praxis heißt das: Es ist kein<br />
Graufverlaufsfilter nötig, weil die Kamera den<br />
Himmel nicht überbelichtet. Verlaufsfilter mit 0,6<br />
lohnen sich aber dennoch. Sie lassen den Himmel<br />
noch dramatischer erscheinen, als er es ohnehin<br />
schon ist.<br />
Ein weiteres interessantes Phänomen bei<br />
stürmischem Wetter sind Regenbogen am<br />
Himmelszelt. Diese Naturschauspiele entstehen,<br />
wenn die Sonne durch herabfallenden Regen<br />
scheint. Wenn die richtigen Bedingungen<br />
vorherrschen, kehren Sie also der Sonne den<br />
Rücken, um sich den vor Ihnen liegenden Himmel<br />
anzusehen. Damit die Farben so gut wie möglich zur<br />
Geltung kommen, empfehlen sich als Hintergrund<br />
dunkle Wolken. Außerdem ist es sinnvoll, sich mit<br />
einem Teleobjektiv auf einen Teil des Regenbogens<br />
zu konzentrieren. Eine Alternative wäre ein<br />
Weitwinkelobjektiv, um den gesamten Regenbogen<br />
in den Bildausschnitt zu bekommen.<br />
Ein weiteres interessantes Wetterphänomen ist der<br />
Nebel. Er reduziert die Landschaft auf weiche<br />
Formen und verschwommene Umrisse. Aus drei<br />
Dimensionen werden zwei. Bei der Luftperspektive<br />
werden zudem die Farbtöne mit wachsender<br />
Entfernung intensiviert. Das Licht ist gebrochen, es<br />
gibt keine Schatten, und feine Details verlieren sich.<br />
Die Landschaft wird vereinfacht abgebildet. Dieser<br />
Effekt lässt sich durch die Aufnahmetechnik noch<br />
verstärken.<br />
Teleobjektive verstärken die Wirkung von Nebel und<br />
Dunst, indem sie die Szene vergrößern und die Tiefe<br />
stauchen – genau das Richtige, um die<br />
überlappenden Umrisse von Hügeln und Bergen<br />
abzulichten. Oder einzelne Motive wie einen Baum<br />
oder einen Kirchturm festzuhalten, der in den<br />
düsteren Nebel ragt. Sollen Nebel oder Dunst in<br />
Online-Recherche<br />
Nutzen Sie das Internet, wenn Sie Landschaftsbilder<br />
geplant haben. Ob Sie nun schon früh am Morgen zum<br />
Sonnenaufgang nach draußen gehen oder eine Woche lang<br />
zur Fotosafari fahren: Holen Sie das Maximum aus dem<br />
Licht heraus. Hier sind einige Websites für die Favoriten<br />
Ihres Browsers:<br />
Wettervorhersage<br />
www.wetter.de<br />
www.wetter.info<br />
www.wetter24.de<br />
wetter.tagesschau.de<br />
Sonnenauf- und Untergangszeiten<br />
www.sonnenaufgang-sonnenuntergang.de<br />
Gezeiten<br />
www.bsh.de<br />
Aufnahmeplanung<br />
Ein noch besser ausgeklügeltes Tool ist die Software<br />
Photographer’s Ephemeris (www.photoephemeris.com).<br />
Das englischsprachige Programm wird als Gratis-Download<br />
sowohl für Mac als auch PC angeboten. Daneben gibt es<br />
auch eine gebührenpflichtige App fürs iPhone. Damit kann<br />
der Anwender nicht nur die Zeiten von Sonnenauf- und<br />
-untergang für jeden beliebigen Ort der Welt und an jedem<br />
Tag des Jahres bestimmen. Daneben verrät das Programm<br />
dem Nutzer auch den Winkel des Sonnenstandes. So lässt<br />
sich ermitteln, ob die Sonne zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />
beispielsweise hinter eine Bergkette verschwindet. Auch die<br />
Zeiten des Mondauf- und -untergangs werden mitgeliefert.<br />
Unten links: Die Wolken stören die Szene nicht,<br />
sondern sind bei Küstenbildern das nötige Salz in der<br />
Suppe.<br />
Unten rechts: Dunst macht sich sehr gut in einfachen<br />
Szenen, die dadurch einen unwirklichen Touch<br />
bekommen.<br />
Rechts: Wenn Licht durch Sturmwolken dringt, kann<br />
das einen dramatischen Effekt erzeugen.<br />
Richtung Horizont verschoben werden, ist das<br />
Weitwinkelobjektiv das Mittel der Wahl. Damit ist<br />
die Schärfe in der Nähe der Kamera weit größer als<br />
in weiter entfernt liegenden Bereichen. Die Details<br />
im Vordergrund werden also genauer abgebildet,<br />
während weiter entfernte Elemente verblassen.<br />
Dichter Nebel ist schwer und feucht. Er schluckt die<br />
Farben und lässt die Welt grau aussehen. In diesem<br />
Fall kann es sinnvoll sein, das Landschaftsbild in<br />
eine Schwarzweißaufnahme umzuwandeln.<br />
Feinerer Nebel hingegen zerstört die Farben nicht.<br />
Er neigt vielmehr dazu, alle Töne zu vermischen.<br />
Das Ergebnis sind sehr sanfte Nuancen. Dünnere<br />
Schleier sind auch fein genug, um noch Licht<br />
durchzulassen. Machen Sie also Aufnahmen im<br />
Gegenlicht bei Sonnenaufgang. Zu diesem<br />
Zeitpunkt sammelt sich der feine Dunst zumeist in<br />
Wäldern oder über Gewässern. Fangen Sie die<br />
goldenen Lichtstrahlen ein, die durch den Schleier<br />
hindurchdringen. Solche Lichtverhältnisse bei<br />
Nebel im Sonnenaufgang sind nur schwer zu<br />
überbieten.<br />
Sonne<br />
LEE FROST<br />
Dunst<br />
ROSS HODDINOTT
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Landschaftsbilder 95<br />
Stürmischer Himmel<br />
LEE FROST<br />
Farbtemperatur und Weißabgleich<br />
Die Farbe des Lichts wird auch als „Farbtemperatur“ bezeichnet. Sie wird<br />
in Kelvin (K) gemessen. Je wärmer das Licht ist, umso niedriger seine<br />
Farbtemperatur und umgekehrt.<br />
Das menschliche Auge passt sich automatisch an Änderungen der<br />
Farbtemperatur an. Natürliches Licht erscheint dadurch immer mehr oder<br />
weniger weiß. Diesen Prozess bezeichnen die Experten als chromatische<br />
Adaptation. Das Gegenstück dazu in der Kamera ist der automatische<br />
Weißabgleich (AWB). Der AWB erzeugt bei Tageslicht in den meisten Fällen<br />
ansprechende Resultate. Allerdings variiert der Weißabgleich, und es kann<br />
passieren, dass das Foto die Farbe des Lichts nicht naturgetreu wiedergibt.<br />
Um das zu erreichen, muss für den Weißabgleich die Voreinstellung fürs<br />
Tageslicht übernommen werden. Diese entspricht 5.500 K, der Farbtemperatur<br />
des „durchschnittlichen Tageslichts“. Herrschen tagsüber also normale<br />
Bedingungen vor, kommen damit neutrale Bilder heraus. Bei Sonnenauf- und<br />
-untergang ist das Licht allerdings viel wärmer (hat also eine niedrigere<br />
Farbtemperatur). Wenn Sie als Voreinstellung für den Weißabgleich also<br />
durchschnittliches Tageslicht wählen, zeichnet die Kamera die warmen Farben<br />
auch auf. Dasselbe gilt bei kühlem Licht, wie es oft vor der Dämmerung oder bei<br />
„schlechtem Wetter“ vorherrscht. Auch dann bleibt mit dieser Voreinstellung<br />
der kühle Charakter erhalten.<br />
Danken Sie auch daran, dass bei Raw-Aufnahmen die Farbtemperatur eines<br />
Bildes auch noch nachkorrigiert werden kann. Gefällt Ihnen der kühle Ton nicht,<br />
können Sie ihn ganz einfach wieder beseitigen. Genauso ist es, wenn ein Bild<br />
nicht warm genug ist: Dies kann mit der Farbtemperatur nachreguliert werden.<br />
7000 K<br />
3000 K<br />
Bedingungen Farbtemperatur (K) Farbstick<br />
(Daylight WB)<br />
Offener Schatten unter blauem 10000K<br />
sehr kühl/blau<br />
Himmel<br />
Schatten unter teils bewölktem 7500K<br />
kühl<br />
Himmel<br />
Bewölkter Himmel 6000K etwas kühl<br />
Durchschnittliches Mittagslicht 5500K neutral<br />
Sonnenlicht am Morgen/Abend 3500K warm<br />
Sonnenaufgang/-untergang 2000K sehr warm/rot
96 Landschaftsbilder DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Der Lichtkalender<br />
Der Einfluss der Jahreszeiten auf das Landschaftsbild ist zwar augenfälliger. Doch im Lauf der Monate verändert sich<br />
auch die Lichtqualität. Hier ist unser Leitfaden zum Umgang mit dem Licht in Frühling, Sommer, Herbst und Winter.<br />
LEE FROST<br />
1) Winter<br />
Die Natur hält Winterschlaf und die Landschaften<br />
sind kahl. Die Bäume strecken sich wie Gerippe<br />
auf braunen und kargen Feldern gen Himmel.<br />
Zudem sind die Tage unangenehm kurz. Die Sonne<br />
geht im Januar erst um acht Uhr auf und<br />
verschwindet zwischen vier und fünf Uhr abends<br />
schon wieder.<br />
Für den Fotografen ist der Winter dennoch eine<br />
tolle Jahreszeit. Es gibt nur wenige Bilder, die<br />
bezaubernder sind, als eine in ein frisches<br />
Schneekleid gehüllte Landschaft, über der an<br />
einem klirrend kalten Morgen die warme Sonne<br />
aufgeht. Selbst, wenn Sie nicht das Glück haben,<br />
solche Bedingungen vorzufinden: Eis und Frost<br />
sind garantiert, wenn die Temperaturen weit unter<br />
den Gefrierpunkt fallen.<br />
Die kurzen Tage haben zudem den Vorteil, dass Sie<br />
zu zivilisierten Zeiten Bilder vom Sonnenauf- und<br />
-untergang schießen können. Dazu kommt noch<br />
die Tatsache, dass die Sonne nie höher als 20 Grad<br />
überm Horizont steht. Die Lichtqualität ist also von<br />
früh bis spät hervorragend. Die langen, schwachen<br />
Schatten sorgen dabei für Tiefe. Ein klarer<br />
Wintertag bedeutet acht Stunden hochwertiges<br />
Licht.<br />
Behalten Sie das Wetter immer gut im Auge. Wird<br />
eine klare Nacht vorhergesagt, sollten Sie früh<br />
aufstehen. Denn dann sind in der Regel morgens<br />
Eis, Frost und mit etwas Glück auch Reif zu<br />
erwarten. Sie werden dann Zeuge, wie die<br />
aufgehende Sonne die oberste Eisschicht langsam<br />
wegschmelzen lässt – die ideale Voraussetzung für<br />
beeindruckende Bilder. Die besten Ziele sind<br />
Wälder und Gewässer. Aufnahmetechnisch sind<br />
Weitwinkelbilder sinnvoll. Halten Sie trotzdem aber<br />
auch Ausschau nach Details. Dazu gehören mit<br />
Eistropfen überzogene Spinnweben, Eismuster auf<br />
Teichen und Pfützen, gefrorene Blätter am Boden,<br />
und so weiter.<br />
Die Dämmerung an einem eiskalten Morgen kann<br />
zauberhaft sein. Der Himmel ist voller<br />
Pastellfarben, während die Sonne wie ein riesiger<br />
orangefarbener Ball über der Szene aufgeht. Die<br />
Intensität der Strahlen wird oft durch Nebel oder<br />
Dunst herabgesetzt. Der wärmende<br />
Himmelskörper lässt sich also ohne das Risiko von<br />
Spitzlichtern mit in die Bilder einbauen. Verwenden<br />
Sie das längste Objektiv, damit sie in der Aufnahme<br />
schön groß erscheint.<br />
Der Schnee sieht am besten aus, wenn er<br />
frisch gefallen ist – im Idealfall bei Sonnenschein.<br />
Eine glitzernde Schneelandschaft unter einem<br />
blauen Himmel ist nur schwer zu toppen. Für tolle<br />
Winteraufnahmen ist nicht einmal ein besonderer<br />
Standort notwendig. Ein Besuch im Park nebenan<br />
kann ebenso produktiv sein, wenn Sie sich auf<br />
einfache Einstellungen wie einen Baum inmitten<br />
einer schneebedeckten Wiese konzentrieren.<br />
HELEN DIXON<br />
F+A für den Winter<br />
Worauf ist beim <strong>Fotografie</strong>ren<br />
von Winterszenen zu achten?<br />
Die Belichtung! Die vielen weißen Stellen<br />
im Bild können leicht die Mess-Systeme der<br />
Kamera täuschen und zur Unterbelichtung<br />
führen. Sie sollten daher zuerst eine<br />
Aufnahme machen, um sich das <strong>Vorschau</strong>bild<br />
und das Histogramm anzusehen. Es ist<br />
ziemlich wahrscheinlich, dass Sie mittels<br />
Belichtungsausgleich über das Stellrad einen<br />
höheren Wert eingeben müssen – und zwar<br />
in 1/3-Schritten, bis im <strong>Vorschau</strong>bild die<br />
blinkenden Bereiche vor Überbelichtung<br />
warnen. Löschen Sie diese Aufnahme. Das<br />
vorhergehende Bild sollte ideal sein.<br />
Ist es ratsam, im Winter einen Polfilter zu<br />
benutzen?<br />
Es ist möglich. Seien Sie aber vorsichtig. Der<br />
Blauanteil des Himmels ist im Winter noch<br />
stärker. Somit fällt die Wirkung des Polfilters<br />
drastischer aus als in den anderen Jahreszeiten.<br />
Im Extremfall kann der Himmel bei vollständiger<br />
Polarisierung fast schwarz werden. Es ist daher<br />
sinnvoll, den Effekt nur dezent einzusetzen.<br />
Funktioniert meine Kamera auch in der Kälte<br />
richtig?<br />
Ja, aber die Batterien werden schneller leer. Es<br />
ist also wichtig, sie voll aufzuladen. Im Idealfall<br />
nehmen Sie noch einen Ersatzakku mit. Es ist<br />
auch wichtig, nicht aufs Objektiv oder die Filter<br />
zu atmen. Sie beschlagen sonst, und es dauert<br />
eine halbe Ewigkeit, bis Sie wieder den vollen<br />
Durchblick haben.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Landschaftsbilder 97<br />
HELEN DIXON<br />
HELEN DIXON<br />
2) Frühling<br />
Im Frühling erwacht die Natur aus ihrem<br />
Dornröschenschlaf. Auf kahlen Bäumen blühen<br />
wieder Knospen und Blüten. Der Waldboden, die<br />
Hecken und die Flussufer sind mit bunten wild<br />
wachsenden Blumen überzogen. Trostlose Felder<br />
werden zu wunderbaren grünen<br />
Flickenteppichen.<br />
Die im Winter noch grauen und düsteren Szenen<br />
verwandeln sich innerhalb weniger Wochen zu<br />
blühenden Landschaften – vor allem, wenn das<br />
Wetter umschlägt und am Ende des Winters<br />
besonders mild wird. Der Frühling ist die Zeit der<br />
Tulpen, Osterglocken und Butterblumen, die<br />
Gärten und Wiesen in leuchtende Farbflächen<br />
verwandeln.<br />
Das Wetter ist im Frühling noch recht<br />
wechselhaft und unvorhersehbar – was für den<br />
Fotografen aber nicht von Nachteil sein muss.<br />
Kurze Schauer reinigen die Luft und lassen in der<br />
Landschaft Regenbogen entstehen.<br />
Sonnenstrahlen brechen durch den stürmischen<br />
Himmel, um darunterliegende Felder, Wiesen,<br />
Wälder und Seen erstrahlen zu lassen. Über<br />
Flüssen oder Tälern sammeln sich indes bei<br />
Sonnenaufgang feine Nebel.<br />
Außerdem werden die Tage immer länger. Zum<br />
Frühlingsbeginn geht die Sonne etwa um sechs<br />
auf und gegen acht Uhr abends unter. Um als<br />
Fotograf den Frühling voll auszukosten, sollten<br />
Sie früh aufstehen und lange wach bleiben. Der<br />
Sonnenaufgang an einem perfekten<br />
Frühlingsmorgen ist einzigartig, wenn in der<br />
kühlen Morgenluft Vogelgesänge ertönen und die<br />
ersten Sonnenstrahlen den Nebel vertreiben. Das<br />
ist die Gelegenheit, einmalige Bilder zu schießen.<br />
Außerdem ist nichts schöner, als sich der Natur<br />
so nahe zu fühlen.<br />
Die Intensität der Farben lässt sich in der<br />
Frühlingslandschaft mittels Polfilter verbessern.<br />
So kommen die stimmungsvollen Farbtöne und<br />
das Leuchten des Blattwerks stärker zum<br />
Ausdruck. Zum Aufnehmen eines<br />
Blumenteppichs sollten Sie im Idealfall bis zu<br />
einem hellen und gleichzeitig bewölkten Tag<br />
warten. Dann sind die Kontraste niedrig und die<br />
Schatten schwach. Dies macht Ihnen das Leben<br />
leichter, wenn Sie die feinen Farben und zarten<br />
Details der Blüten festhalten möchten. Das gilt<br />
vor allem beim <strong>Fotografie</strong>ren im Wald, wenn das<br />
Licht in sonnigen Abschnitten nur auf einzelne<br />
Stellen der Szene trifft.<br />
F+A für den Frühling<br />
Wie fotografiere ich Frühlingsnebel?<br />
Nebel entsteht oft, wenn auf einen milden Regentag<br />
eine kalte Nacht mit kühlen Temperaturen folgt.<br />
Wenn diese Konstellation vorhergesagt wird,<br />
müssen Sie den Wecker stellen, um sich noch vor<br />
Sonnenaufgang auf den Weg zu machen. Der Nebel<br />
zeigt sich am häufigsten in der Nähe von Gewässern<br />
und Feuchtgebieten und im Wald. Suchen Sie sich<br />
einen schönen Ort aus, und bereiten Sie sich vor.<br />
Mit etwas Glück wird das Sonnenlicht den Nebel<br />
mit warmen Strahlen vertreiben, die zwischen den<br />
Bäumen und Gebäuden hindurchscheinen. Mit einer<br />
normalen Belichtung sollte sich dieser Effekt perfekt<br />
einfangen lassen. Wenn nötig, kann die Belichtung<br />
auch noch um 2/3 oder eine ganze Stufe erhöht<br />
werden.<br />
Was ist die beste Verschlusszeit zum Aufnehmen<br />
von Wasserfällen?<br />
Eine Verschlusszeit von etwa einer Sekunde reicht in<br />
der Regel bereits aus, um das Wasser ausreichend<br />
weichzuzeichnen, aber immer noch etwas Struktur<br />
beizubehalten. Es spricht aber nichts dagegen, auch<br />
längere Verschlusszeiten auszuprobieren. Auf jeden<br />
Fall vermieden werden sollte eine Überbelichtung<br />
des Wassers. Andernfalls wird es auf dem Bild weiß<br />
dargestellt.<br />
Wie fertige ich Blumenbilder mit Gegenlicht an?<br />
Bei der Aufnahme muss die Sonne tief<br />
stehen. Gut sind also der frühe Morgen oder<br />
der späte Nachmittag (Morgenbilder sind oft<br />
stimmungsvoller). Wählen Sie einen flachen<br />
Aufnahmewinkel, um mit einem Teleobjektiv eine<br />
Gruppe von Blumen anzuvisieren. Der Hintergrund<br />
sollte dunkel sein, damit die Farben richtig leuchten.
98 Landschaftsbilder DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
HELEN DIXON<br />
ADAM BURTON<br />
3) Sommer<br />
Der Sommer ist die Zeit, in der<br />
Landschaftsfotografen am wenigsten aktiv sind.<br />
Das Licht ist in dieser Periode nämlich zu hart und<br />
kühl. Sicher sieht das Land in seinem üppigen<br />
Blätterkleid einfach prächtig aus. Die Gärten und<br />
Wiesen leuchten in allen Farben, und auch die<br />
Tage dauern länger. Doch die pralle Sonne kann<br />
sehr intensiv und unvorteilhaft aussehen. Die hohe<br />
Farbtemperatur lässt die Bilder kühl wirken. Das<br />
Hitzeflimmern erzeugt am Himmel einen<br />
hässlichen ausgewaschenen Farbton. Die effektive<br />
Zeit, in der sinnvolle Landschaftsfotos möglich<br />
sind, ist also nicht viel mehr als an einem klaren<br />
Wintertag.<br />
Zwischen 10 und 16 Uhr steht die Sonne im<br />
Sommer hoch. Das Licht ist schroff und kühl,<br />
während sich die Schatten als kurze und dichte<br />
schwarze Flächen präsentieren. Für herkömmliche<br />
Landschaftsbilder sind das alles andere als ideale<br />
Voraussetzungen. Wenn Sie aber Szenen mit vielen<br />
Farben finden, wie Raps-, Mohn- oder<br />
Sonnenblumenfelder, sind an einem sonnigen Tag<br />
mit blauem Himmel dennoch ausdrucksstarke<br />
Aufnahmen möglich. Dabei sollten Kontrast und<br />
Schärfe mit einem Polfilter gesteigert werden. Die<br />
Komposition sollte einfach bleiben.<br />
Ein häufiges Phänomen sind auch Sommerstürme<br />
mit Donner und schweren Regenfällen als Ergebnis<br />
der hohen Temperaturen. Das dabei entstehende<br />
Licht kann unglaublich aussehen. Wer es<br />
festhalten möchte, kommt aber unter Umständen<br />
patschnass wieder nach Hause! Wenn der Regen<br />
aufgehört hat, ist die Landschaft oft in frisches,<br />
klares Licht gebadet, und es kommen Regenbogen<br />
zum Vorschein.<br />
Das Licht ist wieder einmal am Anfang und am<br />
Ende des Tages am besten. Sie sollten sich also<br />
schon sehr früh vor Ort begeben oder bereit sein,<br />
abends lange wach zu bleiben. Im Verlauf des<br />
Sommers werden die Tage wieder kürzer. Trotzdem<br />
geht die Sonne meist schon um fünf Uhr auf und<br />
erst kurz vor zehn unter. Notfalls können Sie vorher<br />
am Nachmittag etwas schlafen, wenn die<br />
Lichtverhältnisse ohnehin schlecht sind!<br />
Naturaufnahmen können auch im Sommer sehr<br />
effektvoll aussehen. Anfang September bekommen<br />
sie aber dazu noch einen herbstlichen Touch.<br />
Machen Sie die farbenfreudigsten Szenen in Ihrer<br />
Umgebung ausfindig. Die Küste verändert sich<br />
beispielsweise den Sommer über nur wenig. Sie<br />
kann aber vor allem im warmen Licht der<br />
Dämmerung als Vorlage für großartige<br />
Schnappschüsse dienen.<br />
F+A für den Sommer<br />
Was kann ich machen, wenn es diesig ist?<br />
Leider nicht viel. Wenn das Wetter diesig oder<br />
der Himmel mit grauen Wolken verhangen<br />
ist, fehlt es den Aufnahmen an Struktur und<br />
Dramatik. Der Himmel ist dann nur eine<br />
langweilige Farbfläche. Ein Grauverlaufsfilter<br />
kann das Ganze etwas abdunkeln. Doch<br />
interessanter wird die Szene dadurch nur selten.<br />
Es ist ratsam, den Himmel in diesen Fällen<br />
aus der Komposition auszuschließen. Dafür<br />
genügt es, sich mit einem Teleobjektiv selektiv<br />
auf bestimmte Landschaftsteile oder kleinere<br />
Details zu beschränken.<br />
Ist der Sommer ein guter Zeitpunkt, um eine<br />
Kamera mit Infrarotfilter zu benutzen?<br />
Auf jeden Fall. Es ist dann eine Menge Blattwerk<br />
für den gespenstischen Infraroteffekt vorhanden.<br />
Das harte Licht ist für die Infrarotfotografie<br />
kein Hindernis. Benutzen Sie Ihre IR-Kamera<br />
in Parks, Gärten, im Wald und auf dem Land.<br />
Wer noch keinen Infrarotfilter an der Kamera<br />
hat, kann es zum Beispiel mit dem Hoya R72<br />
probieren.<br />
Meine Sommerbilder haben oft einen<br />
unansehnlichen Blaustich. Woher kommt das?<br />
Die Farbtemperatur kann an sonnigen Tagen<br />
mit blauem Himmel die Marke von 10.000 K<br />
überschreiten. Beim Tageslicht-Weißabgleich<br />
(5.500 K) nimmt die Kamera kühles Licht auf.<br />
Durch eine Einstellung auf „Schatten“ beseitigen<br />
Sie den Farbton. Auch der automatische<br />
Weißabgleich (AWB) kann bereits genügen. Bei<br />
Raw-Aufnahmen lässt sich die Färbung bei der<br />
Bildverarbeitung beseitigen.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Landschaftsbilder 99<br />
LEE FROST<br />
4) Herbst<br />
Im Herbst stehen die Farben im Mittelpunkt. Die<br />
Tage werden kürzer, und die Temperaturen<br />
nehmen ab. Das Laubwerk verwandelt sich<br />
indes in ein Meer wunderbarer rustikaler Töne. Die<br />
Wälder bekommen einen goldgelben bis leuchtend<br />
roten Anstrich, während sich die Natur auf den<br />
Winter vorbereitet. Ob der Herbst farblich zum Hit<br />
oder zum Flop wird, hängt von den Temperaturen<br />
und den Niederschlagsmengen im Frühling und<br />
Sommer ab. Die schönsten Farben zeigen sich oft<br />
gegen Ende Oktober, manchmal aber auch früher<br />
oder später.<br />
Die besten Ausgangsbedingungen, um den Herbst<br />
in seiner ganzen Pracht zu fotografieren, sind klare,<br />
sonnige Tage – vor allem am frühen Morgen und<br />
späten Nachmittag, wenn das Sonnenlicht von<br />
Natur aus sehr warm ist, und sich der Himmel in<br />
einem samtigen tiefen Blau präsentiert. Die Natur<br />
ist in diesem Zeitraum atemberaubend schön. In<br />
den deutschen Berg- oder Seenlandschaften<br />
können Sie eigentlich gar nichts falsch machen.<br />
Für Aufnahmen im Wald eignen sich bewölkte<br />
Tage, an dem das Licht weich ist und schwache<br />
Schatten wirft. Andernfalls kann es zu Problemen<br />
mit dem Kontrast kommen. Unter diesen<br />
Bedingungen kommen die Farben im Wald am<br />
Intensivsten zur Geltung – insbesondere, wenn sie<br />
durch einen Polfilter verstärkt werden, der den<br />
Dunst auf dem feuchten Blätterwerk durchdringt.<br />
Suchen Sie ruhige Flüsse und Seen, in deren<br />
Wasser sich die Herbstfarben spiegeln. Für den<br />
Bildaufbau empfehlen sich neben<br />
Weitwinkelaufnahmen auch Ausschnitte der<br />
leuchtenden Muster am Boden liegender Blätter.<br />
Dies ist auch eine gute Jahreszeit, um stürmische<br />
Szenen mit dramatischen Lichtverhältnissen<br />
festzuhalten, in denen durch die dunklen,<br />
unheilvollen Wolken vereinzelt Sonnenstrahlen<br />
strömen. Es spricht auch nichts dagegen, früh<br />
aufzustehen und den herrlichen Morgennebel über<br />
Gewässern, in Tälern und Wäldern abzulichten.<br />
Wenn es gut läuft, erwischen Sie die ersten<br />
Sonnenstrahlen, die durch den Dunst dringen.<br />
Solche Szenen ergeben umwerfende Bilder.<br />
Zum kalendarischen Herbstanfang am 22.<br />
September geht die Sonne bei uns um sieben Uhr<br />
auf und um 19 Uhr unter. Die Tage sind also noch<br />
verhältnismäßig lang. Die Lichtqualität ist indes<br />
durchgehend hoch. Zum Winteranfang am 21.<br />
Dezember zeigt sich die Sonne erst ab 8 Uhr und<br />
verschwindet kurz vor halb fünf bereits wieder.<br />
HELEN DIXON<br />
F+A zum Herbst<br />
Wie erklärt sich der Farbwechsel<br />
der Blätter im Herbst?<br />
Ist zu wenig Licht für die Fotosynthese<br />
vorhanden, werfen die Laubbäume ihre Blätter<br />
ab, um sich auf den Winter vorzubereiten.<br />
Danach leben sie von den über den Sommer<br />
gespeicherten Zuckerreserven. Das Chlorophyll<br />
ist verantwortlich für die grüne Farbe der Blätter<br />
und die Fotosynthese. Wenn die Tage aber<br />
kürzer werden, wird die Produktion gebremst,<br />
und die Farben ändern sich. Die buntesten<br />
Variationen zeigen sich, wenn das ganze<br />
Chlorophyll zerstört wurde und alle anderen<br />
Chemikalien im Blatt zum Vorschein kommen.<br />
Dazu zählen beispielsweise die Carotinoide und<br />
Anthocyane.<br />
Wo finde ich in Deutschland<br />
schöne Standorte für Herbstbilder?<br />
Wenn die Blätter ihre ganze Farbenpracht<br />
zeigen, sind praktisch überall gute Aufnahmen<br />
möglich, wo Laubbäume wachsen. Besonders<br />
lohnenswert sind beispielsweise das Sauerland,<br />
die Schwäbische Alb, die Sächsische Schweiz,<br />
das Harzgebirge, der Taunus sowie einige Städte<br />
mit ihren Parks und Alleen.
100 Landschaften DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Neblige Morgenszenen einfangen<br />
Ross Hoddinott erklärt, wie frühmorgendlicher Nebel eine wunderbare<br />
Gelegenheit bietet, stimmungsvolle und märchenhafte Bilder zu schießen.<br />
NEBLIGE MORGEN sind eines der<br />
Hauptmerkmale im Frühling und Herbst.<br />
Wenn der Nebel die Täler füllt und<br />
stimmungsvoll über den Feldern hängt,<br />
verleiht dies der Landschaft ein gar märchenhaftes<br />
Aussehen. Der Nebel vereinfacht das Aussehen von<br />
Objekten, indem er ihnen Farbe und Kontrast nimmt<br />
und dafür die Formen betont. Es gibt verschiedene Arten<br />
von Nebel und Dunst, doch die fotogenste Art ist der<br />
Bodennebel, welcher sich in klaren und ruhigen<br />
Nächten bildet, wenn der Boden durch Abstrahlung und<br />
-kühlung Wärme verliert.<br />
Der Boden kühlt die nahe Luft bis zum Sättigungspunkt<br />
und es entsteht Nebel. Oft bleibt dieser nur in der Tiefe<br />
und bildet eine dünne, weiße Schicht am Boden von<br />
Tälern. Achten Sie bei der lokalen Wettervorhersage auf<br />
klare Himmel und kühle, ruhige Nächte – die perfekten<br />
Bedingungen für Nebel. Beachten Sie auch die<br />
Vorhersage der Sichtbarkeit. Wenn die Sicht während<br />
der Nacht auf ein Mittelmaß oder Minimum fällt, ist die<br />
Wahrscheinlichkeit hoch, am Morgen von Nebel begrüßt<br />
zu werden. Stellen Sie den Wecker früh und rechnen Sie<br />
genug Zeit ein, um vor Sonnenaufgang zum<br />
beabsichtigten Aussichtspunkt zu gelangen. So haben<br />
Sie Zeit, sich vorzubereiten, bevor die besten<br />
Bedingungen vorhanden sind. Falls Sie mit dem Auto<br />
fahren, denken Sie daran, dass die Reise aufgrund der<br />
Wetterbedingungen etwas länger dauern kann. Am<br />
besten eignet sich ein hoch gelegener Aussichtspunkt,<br />
z. B. auf einem Hügel oder einer Talhöhe, um über der<br />
Nebelgrenze stimmungsvolle Bilder einfangen zu<br />
können.<br />
Bei Nebelwetter ist von Gegenständen oft nicht mehr als<br />
ihr Umriss sichtbar. Suchen Sie deshalb nach<br />
aussagekräftigen, markanten Motiven in der Landschaft,<br />
wie z. B. einem Kirchturm, einer Burgruine oder einem<br />
Baum. Für neblige Szenen eignen sich am besten eine<br />
längere Brennweite und ein verkürzter Bildwinkel,<br />
welche es dem Fotografen erlauben, interessante<br />
Objekte einzugrenzen. Nebst dem diffusen Licht und der<br />
Lichtstreuung, die zur mystischen Wirkung des Nebels<br />
beitragen, erzielt man die dramatischsten Ergebnisse<br />
oft, indem man ins Licht fotografiert. Ein mittelgroßes<br />
Teleobjektiv, um die 100 Millimeter, passt meistens gut.<br />
Nebel wie auch Schnee haben die Angewohnheit, die<br />
Messinstrumente der Kamera durcheinanderzubringen.<br />
Dies deshalb, weil die Kamera davon ausgeht, dass das<br />
vorliegende Motiv einen mittleren Grauwert hat (18<br />
Prozent). Objekte, die deutlich heller oder dunkler sind<br />
wie z. B. eine Nebellandschaft können so falsch<br />
belichtet werden. Die TTL-Messgeräte haben die<br />
Tendenz zur Unterbelichtung von Nebel, weshalb das<br />
Foto zu dunkel wird. Beachten Sie während dem<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von Nebel regelmäßig die<br />
Wetterwebseiten & Apps<br />
Outdoor-Fotografen sind<br />
stark von den lokalen<br />
Wettervorhersagen abhängig,<br />
wenn sie auf ideale<br />
Bedingungen für Nebel<br />
warten. Während langfristige<br />
Wettervorhersagen nicht immer<br />
verlässlich sind, stimmen<br />
24-Stunden-Vorhersagen<br />
meistens. Verfolgen Sie deshalb<br />
regelmäßig den Wetterbericht.<br />
Apps für Handys sind eine gute<br />
Informationsquelle, Sie sollten<br />
jedoch auch Wetter-Webseiten<br />
wie www.wetter.com besuchen.<br />
Histogramm-Anzeige Ihrer Kamera. Eine<br />
Linksverzerrung des Diagramms ist ein Anzeichen für<br />
Unterbelichtung. Nehmen Sie eine positive (+)<br />
Belichtungskorrektur vor, um das Bild aufzuhellen und<br />
drücken Sie erneut ab. Oft reicht es, eine halbe Stufe zu<br />
erhöhen, in Extremsituationen kann jedoch auch schon<br />
mal eine ganze Stufe oder mehr notwendig sein.<br />
Nehmen Sie auf jeden Fall das Histogramm zur Hilfe.<br />
Da Sie es nun schon so früh aus dem Bett geschafft<br />
haben, um den Morgennebel zu fotografieren, halten Sie<br />
auch Ausschau nach anderen, kleineren und weniger<br />
auffälligen potentiellen Motiven, wie z. B. einem<br />
taubehangenen Spinnennetz, das im Morgenlicht<br />
glänzt.<br />
Planung Ich verfolge täglich die lokalen<br />
1Wettervorhersagen, bis eine klare, ruhige Nacht<br />
vorausgesagt wird. Die Sicht während der Nacht hat<br />
abgenommen, und ich bin deshalb zuversichtlich, dass<br />
der Morgen neblig sein wird. Ich bereite meine<br />
Kameraausrüstung vor und stelle den Wecker auf vor<br />
Sonnenaufgang.<br />
Aussichtspunkt Die Landschaft ist definitiv in<br />
2Morgennebel gehüllt. Ich fahre zu einem<br />
hochgelegenen Punkt, der eine gute Sicht auf die<br />
Nebellandschaft bietet und bereite meine Ausrüstung<br />
vor. Eine Teleobjektiv ist eine gute Wahl bei Nebel, da es<br />
den Bildwinkel verkürzt und so die Wirkung verstärkt.<br />
Messung Der Nebel vereinfacht das Aussehen der<br />
3Landschaft und sorgt für einen Schichteneffekt. Ich<br />
stelle mein Bild ein und drücke ab, doch das Resultat<br />
ist zu dunkel. Ein Blick auf das Histogramm verrät, dass<br />
die Belichtung links verzerrt ist, was mir die<br />
Unterbelichtung bestätigt.<br />
Belichtungskorrektur Die Helligkeit von Nebel kann<br />
4Messsysteme, welche davon ausgehen, dass das<br />
Motiv einen mittleren Grauwert hat, durcheinanderbringen.<br />
Mithilfe des Belichtungskorrektur-Knopfs der Kamera<br />
korrigiere ich um eine Stufe (+), um die Belichtungszeit zu<br />
erhöhen. Das Resultat ist klar besser, doch fehlt dem Bild<br />
ein Blickpunkt.<br />
Komposition Ich suche die Landschaft nach einem<br />
5interessanten Objekt ab, um meinem Bild mehr<br />
Charakter zu verleihen, und bemerke einen Kirchturm,<br />
der aus dem Nebel herausragt. Ich stelle das Bild neu ein,<br />
mit dem Kirchturm als Hauptmotiv, und versuche zudem<br />
eine vertikale Komposition. Das Ergebnis ist ein tolles<br />
Frühlings-Nebelbild.
Vorsicht Kondensierung<br />
Wenn feinste Wassertröpfchen in der Luft<br />
kondensieren können, können Sie dies auch auf<br />
der Oberfläche Ihrer Linse und Filter. Achten Sie<br />
deshalb auf Feuchtigkeit und trocknen Sie die<br />
Kamera mit einem sauberen MiKrofasertuch.<br />
Fertiges Bild<br />
Ich habe verschiedene Kompositionen<br />
ausprobiert, doch dies ist meine<br />
Lieblingsversion. Gemacht habe ich das Bild<br />
mit kurzen Teleobjektiv-Einstellungen, um<br />
ein stimmungsvolles Landschaftsbild aus<br />
verschiedenen Schichten zu erhalten.
102 Landschaften DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Die perfekte Belichtung<br />
<strong>Digitale</strong> Spiegelreflexkameras besitzen sehr genaue Mehrfeld-Mess-Systeme mit Histogramm-Funktion, die uns hilft, die passende<br />
Belichtungszeit zu finden – noch nie war richtiges Belichten einfacher. Wer jedoch die kreativen Möglichkeiten voll ausschöpfen will,<br />
muss die Belichtung selbst in die Hand nehmen. Im Folgenden erklären wir Ihnen die Techniken zur perfekten Belichtung.<br />
Messung des mittleren Grauwertes<br />
Die Messsysteme von Digitalkameras sind auf einen<br />
mittleren Grautonwert von 18 Prozent eingestellt. Um<br />
korrekte Lichtwerte zu ermitteln, sollte man als<br />
Ausgangspunkt Messungen anhand eines mittleren<br />
Grauwertes, wie Ihn zum Beispiel Gras besitzt, vornehmen.<br />
MARK BAUER SCHLENDERTE zum Friedhof von<br />
Dorset, auf der Suche nach einem ‚anderen’ Blick auf<br />
Corfe Castle. Als er seinen Bildausschnitt mit einem<br />
der Kreuze als Hauptmotiv gefunden hatte, war das<br />
nächste Problem die passende Belichtung. Hier erklärt<br />
Mark Schritt für Schritt, wie er die Herausforderung<br />
anging:<br />
1) Dies ist das Resultat des Mehrzonenmessers<br />
der Kamera, ohne Einsatz von Filtern. Das Bild ist<br />
kontraststark, weshalb die Kamera Mühe hatte, alle<br />
Toninformationen einzufangen.<br />
2) Objektmessungen sowohl am unteren Ende<br />
des Kreuzes als auch dem Himmel zeigen einen<br />
Helligkeitsunterschied von ca 4½ Blendenwerten.<br />
Ich stelle die Belichtung fürs Land ein und setze einen<br />
0,9-Grauverlauffilter auf (mit drei Blendenstufen), den<br />
ich bis unter den Horizont, der Kante des dunkelsten<br />
Schattenbereiches, ziehe. Ich benutze einen weichen<br />
Filter, damit sich im Kreuz keine Linie abzeichnet. Da<br />
sonst in den helleren Teilen des Himmels einige Details<br />
verloren gingen, reduziere ich die Belichtung um zwei<br />
Drittel des Blendenwerts und drücke erneut ab.<br />
3) Als Ergebnis erhalte ich nun ein Bild, das ‚nach rechts<br />
belichtet’ wurde, ohne die hellen Lichter zu übersteuern.<br />
Auf dem Histogramm zeigt sich, dass zwar immer noch<br />
dunkle Töne, jedoch ebenfalls viel Information im oberen<br />
Bereich und keine zu dunklen Schatten vorhanden sind.<br />
4) Durch die Konvertierung ins Raw-Format sieht das Bild<br />
stumpf aus, es fehlt ihm an Konstrast. Für die endgültige<br />
Version habe ich die Belichtung etwas reduziert und mehr<br />
Kontrast hinzugefügt, v. a. in den Schattenbereichen,<br />
um so den dramatischen Effekt der ursprünglichen<br />
Szene wiederherzustellen. Außerdem habe ich den<br />
Weißausgleich optimiert, um das Bild wärmer erscheinen<br />
zu lassen, und die Sättigung erhöht.<br />
5) Zum Vergleich mache ich ein um einen Blendenwert<br />
unterbelichtetes Foto. Wie man sieht, erscheinen die<br />
Schatten schmutzig. Es fehlt dem Bild an Details.<br />
1 2<br />
4 5<br />
1<br />
Belichtung<br />
Schatten<br />
Die beiden Beispiele rechts<br />
zeigen, warum es keine<br />
gute Idee ist, ein Bild<br />
unterzubelichten und dann<br />
die Schatten im Nachhinein<br />
zu verändern. Das erste<br />
Bild ist um ca. einen<br />
Blendenwert unterbelichtet,<br />
um die Details der hellen<br />
Bereiche beizubehalten.<br />
Die Schattenkurve wurde<br />
hochgezogen, um mit<br />
der Belichtung der richtig<br />
belichteten Version<br />
auf der rechten Seite<br />
übereinzustimmen. Es finden<br />
sich nicht nur Zeichen der<br />
Nachbearbeitung statt<br />
weichen Tonübergängen,<br />
sondern auch viel Rauschen<br />
auf den Schatten. Der Sensor<br />
auch bedeutend weniger<br />
Details aufgenommen.<br />
unterbelichtet<br />
richtig belichtet
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Landschaften 103<br />
Farbhistogramme<br />
Bei einigen Kameras besteht die Option, die<br />
Histogramme für die Rot-, Grün- und<br />
Blaukanäle einzeln anzusehen. Ignorieren Sie<br />
diese Option besser und benützen Sie<br />
stattdessen die herkömmliche Grauskala-<br />
Histogramm-Option.<br />
Nach rechts belichten<br />
‚Nach rechts belichten’ hat sich rasch zu einer gängigen Methode zur Optimierung der<br />
Bildqualität entwickelt. Das geht jedoch nur, wenn im Raw-Format fotografiert wird.<br />
Bei dieser Technik nähern wir uns bei den Verschlusseinstellungen so stark wie<br />
möglich der Überbelichtung, jedoch ohne die hellen Lichter zu übersteuern. Als<br />
Ergebnis erhalten wir ein Histogramm, bei dem die Mehrheit der Pixel rechts der Mitte<br />
angeordnet sind – daher der Name ‚nach rechts belichten’. Wenn Sie denken, von<br />
Belichtung genug zu verstehen, probieren Sie diese Technik aus und stellen Sie die<br />
Belichtungszeit im Histogramm so weit es geht nach rechts, ohne die hellen Lichter zu<br />
übersteuern. Das Bild wird im Raw-Konverter wahrscheinlich zu hell aussehen, was<br />
mit der Helligkeits- und Kontraststeuerung jedoch einfach korrigiert werden kann und<br />
für deutlich bessere Ergebnisse sorgt, als wenn man versucht, ein zu dunkles Bild<br />
aufzuhellen.<br />
CCD- und CMOS-Sensoren berechnen das Licht linear. Die meisten Kameras sind<br />
fähig, ein 12-Bit-Bild mit 4.096 Tonwerten in sechs Bereichen aufzunehmen. Diese<br />
Tonwerte sind jedoch nicht gleichmäßig auf die sechs Bereiche verteilt. Jeder Bereich<br />
nimmt die Hälfte des Lichts des vorhergehenden auf. Die Hälfte des Lichts wird also im<br />
hellsten Belichtungsbereich aufgenommen (2.048), die Hälfte des verbleibenden<br />
Lichts (1.024 Stufen) im nächsten usw. Für die letzte und dunkelste Stufe bleiben also<br />
nur noch 64 Tonwerte. Dies mag verwirrend klingen, jedoch ist es ganz einfach so,<br />
dass wir bis zur Hälfte der verfügbaren Werte verschwenden, wenn wir die rechte Seite<br />
des Histogramms, wo die Mehrheit der Tonwerte liegen, nicht richtig benutzen. Wenn<br />
wir also bewusst unterbelichten, um sicher zu gehen, dass alle Einzelheiten in den<br />
hellen Bereichen abgelichtet werden – eine gängige Praxis unter den Digitalfotografen<br />
– riskieren wir, einen großen Prozentsatz der Daten zu verlieren, welche wir einfangen<br />
könnten.<br />
HAUPTFOTO & EINSATZ: Durch die Belichtung nach rechts auf dem<br />
Histogramm werden so viele Details und so wenig Rauschen wie möglich<br />
festgehalten. Im Raw-Konverter sieht das Bild zu hell und zu verwaschen<br />
aus, weshalb es mittels Helligkeits- und Kontrastwerkzeugen angepasst<br />
werden muss.<br />
MARK BAUER
104 Landschaften DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von Gewässern<br />
Mit der richtigen Technik und Ausrüstung wird das <strong>Fotografie</strong>ren von<br />
atemberaubenden Wasserlandschaften zum Kinderspiel. Bereiten Sie sich deshalb<br />
gut vor, bevor Sie sich in die Natur hinaus wagen.<br />
VIELLEICHT IST IHNEN SCHON AUFGEFALLEN,<br />
dass auf den meisten packenden Landschaftsfotos<br />
Wasser in irgendeiner Form auftritt. Sei es als kleiner,<br />
unauffällig durchs Bild rieselnder Bach oder in Form<br />
des dominanten Ozeans in einer Küstenlandschaft,<br />
Wasser ist eines der Schlüsselelemente in vielen<br />
Landschaftsbildern.<br />
Einer der Hauptgründe dafür ist, dass Wasser<br />
fotografisch so vielseitig ist. Durch den Einsatz von<br />
Filtern und/oder durch Verändern der Verschlusszeit<br />
kann man Wasser auf alle möglichen Arten<br />
fotografieren: Vom Einfrieren der Bewegung, so dass<br />
die Tröpfchen in der Luft hängen bleiben, bis hin zu<br />
einer langen Belichtungszeit, die das Wasser in einen<br />
seidigen Nebel verwandelt, ist alles möglich.<br />
Während uns die Wasserspiegelung Probleme bei der<br />
Belichtung bereiten kann, trägt sie gleichzeitig auch<br />
zur Verbesserung der Bilder bei. An Tagen mit wenig<br />
oder keinem Wind kann man auf einem Teich,<br />
Wahl der Belichtungszeit<br />
Welche Belichtungszeit Sie für das <strong>Fotografie</strong>ren<br />
von Gewässern wählen, hängt von verschiedenen<br />
Faktoren ab: Ob sich das Wasser bewegt, wie schnell<br />
es sich bewegt, wie groß die Wassermasse ist, und<br />
ob Sie die Wasserbewegung einfrieren oder einen<br />
verschwommenen Effekt erzielen möchten. Bei großen<br />
Wasserfällen und brechenden Wellen garantiert<br />
eine Belichtungszeit von 1/1000 bis 1/2000 s das<br />
Einfrieren der einzelnen Tropfen. Versuchen Sie es bei<br />
schnellen Flüssen und kleineren Wasserfällen, wie<br />
auf dem Bild, mit 1/200 bis 1/500 s , bei langsamen<br />
Flüssen und Bächen sollten 1/125 bis 1/250 s<br />
reichen. Um einen Wisch-Effekt zu erreichen, erzielen<br />
Sie bei großen Wasserfällen mit einer, bei kleineren mit<br />
zwei oder drei Sekunden gute Ergebnisse. Für Flüsse<br />
und Bäche benötigen Sie eine längere Belichtungszeit<br />
von zwei bis vier Sekunden, wobei Sie sogar bis zu 10<br />
bis 20 s gehen können, wenn Sie mögen.<br />
Überbelichtung kann ein Problem darstellen, wenn<br />
in gewissen Bereichen große Wassermengen vereint<br />
sind. Achten Sie deshalb auf das Histogramm und<br />
stellen Sie eine längere Verschlusszeit ein, falls die<br />
hellen Lichter übersteuert werden. Bei Küstenbildern<br />
lassen eine bis zwei Sekunden die Wellen verwischt<br />
wirken, während 20 bis 30 Sekunden für einen<br />
milchigen Effekt sorgen.<br />
Stausee oder anderen großen Gewässern eine<br />
verblüffend genaue Spiegelung der Landschaft auf<br />
der Wasseroberfläche fotografieren. Doch die<br />
Möglichkeiten sind damit noch nicht ausgeschöpft<br />
– Flüsse können auf Fotos als markante, ins Bild<br />
hineinführende Linien dienen oder können auch,<br />
ähnlich wie abgeschlossene Gezeitentümpel oder mit<br />
Steinen gesäte Flusswindungen, sehr wirkungsvolle<br />
Hauptmotive bilden.<br />
Die Liste der Möglichkeiten ist ohne Ende, doch in<br />
diesem Teil unseres Guides erklären wir Ihnen das<br />
Wesentlichste, um mit dem erfolgreichen<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von Landschaften beginnen zu können.<br />
Worauf warten Sie noch? Begeben Sie sich auf<br />
Entdeckungsreise...<br />
1/60 Sek.<br />
1/20 Sek. 0,4 Sek.<br />
Unentbehrliche Ausrüstung<br />
Weitwinkelobjektiv:<br />
Ein Ultraweitwinkelobjektiv<br />
von 12 bis 24mm ist ideal,<br />
da es die Möglichkeit, den<br />
Vordergrund mit Wasser<br />
auszufüllen, und viel<br />
Schärfentiefe für durchwegs<br />
scharfe Objekte bietet. Das<br />
10-20mm-Zoom von Sigma (ca. 380 Euro) ist<br />
dank seiner hervorragenden Leistung und dem<br />
guten Preis-Leistungs-Verhältnis sehr beliebt.<br />
Wasserwaage: Falls<br />
Wenn Ihr Stativ über eine<br />
Wasserwaage verfügt,<br />
benutzen Sie sie, um sich<br />
zu vergewissern, dass der<br />
Horizont gerade ist. Es<br />
ist doch einfacher, dies<br />
gleich beim <strong>Fotografie</strong>ren<br />
zu beachten, als danach lange mit Photoshop<br />
ausgleichen zu müssen. Alternativ können Sie<br />
eine einfache Wasserwaage für ca. 15 Euro<br />
kaufen, die Sie in den Blitzschuh schieben.<br />
Filter: Wenn es Ihnen mit<br />
der Landschaftsfotografie<br />
ernst ist, lohnt es sich,<br />
in ein Steckfilter-System<br />
zu investieren. Cokin’s<br />
P-System (www.<br />
intro2020.com) bietet<br />
gute Qualität fürs Geld. Bei<br />
wem die Qualität an erster Stelle steht, der sieht<br />
sich nach Lee Filters hervorragendem 100-mm-<br />
System um (www.leefilters.com) – das System<br />
vieler Berufsfotografen. Ein Polarisationsfilter<br />
verstärkt das Blau des Himmels und sorgt für<br />
klare Wasserspiegelungen. Ebenfalls lohnt es<br />
sich, über die Anschaffung eines 0,6- oder<br />
0,9-Graufilters (nicht gleich Grauverlaufsfilter!)<br />
nachzudenken, da damit bei Tageslicht mit einer<br />
langen Belichtungszeit Wasser in Bewegung<br />
verschwommen fotografiert werden kann.<br />
Stativ: Verwenden Sie bei<br />
Wasseraufnahmen eine<br />
kleine Blendenöffnung, um<br />
maximale Schärfentiefe<br />
zu erhalten. Die lange<br />
Belichtungszeit erfordert,<br />
dass die Kamera sich nicht<br />
bewegt. Lesen Sie die<br />
Tipps zum Kauf von Stativen für die <strong>Fotografie</strong> im<br />
Freien für alle Preislagen weiter hinten in unserem<br />
Heft.<br />
Fotorucksack: Während<br />
langer Wanderungen<br />
schützt ein Fotorucksack<br />
Ihre Ausrüstung viel<br />
besser als eine Fototasche.<br />
Fotorucksäcke mit<br />
Allwetterschutz bieten<br />
guten Schutz vor Regen<br />
und anderen Witterungen.<br />
Kleidung: Es gibt nichts<br />
Schlimmeres, als in einen<br />
Fluss zu fallen und den<br />
Rest des Tages in nassen<br />
Kleidern verbringen zu<br />
müssen. Ziehen Sie<br />
deshalb gute Schuhe an<br />
und überlegen sich die<br />
Anschaffung von wasserdichten Hosen oder<br />
Gamaschen, damit Sie auch im Wasser stehend<br />
trocken bleiben.
Wasseraufnahmen wie ein Profi<br />
Dramatische Küstenstriche sind der perfekte<br />
Ort, um die Theorie in die Praxis umzusetzen,<br />
wenn es ums <strong>Fotografie</strong>ren von Landschaften<br />
mit Gewässern geht. Folgen Sie unseren Tipps<br />
bezüglich Ausrüstung, Techniken und<br />
Einstellungen, und Sie werden schon bald<br />
Landschaftsbilder wie ein Profi schießen.<br />
HELEN DIXON
106 Landschaften DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Wellen abbilden<br />
Der Berufsfotograf Mark Bauer schildert die beste Technik, um Wellen zu<br />
fotografieren, wenn sie auf das Ufer treffen.<br />
ES WIRD VIEL DARÜBER DEBATTIERT wie<br />
man Wellenbewegungen am besten<br />
fotografieren soll. Langzeitbelichtungen<br />
haben einen nebligen Effekt zur Folge (siehe<br />
nächste Seite), der bei vielen, jedoch<br />
verständlicherweise nicht bei allen Fotografen beliebt ist,<br />
da nicht naturgetreu. Wenn wir Wellen dem Ufer<br />
zurollen sehen, sehen wir die vollständige Bewegung –<br />
keinen in der Zeit eingefrorenen Moment oder Nebel, der<br />
über die Felsen gleitet. Eine Möglichkeit, die<br />
Wellenbewegungen so festzuhalten, wie sie das Auge<br />
wahrnimmt, ist mittels Video statt Fotokamera. Passen<br />
wir jedoch bei der Verschlusszeit genau auf, ist es<br />
tatsächlich auch möglich, ein natürliches Aussehen der<br />
Wellen mit der Spiegelreflexkamera festzuhalten.<br />
1<br />
Wahl des Aussichtspunkts Ich wähle den Bildausschnitt<br />
so, dass die Wellen über dem Felsen im Vordergrund<br />
brechen und überprüfe dann die Belichtungszeit sowohl für<br />
den Himmel als auch für den Boden mithilfe des<br />
Objektmessers meiner Spiegelreflexkamera.<br />
Die Kunst besteht darin, genau das richtige Maß an<br />
Bewegung einzufangen: Ist die Blende zu lange offen,<br />
wird die Bewegung zu verschwommen, bei zu kurzer<br />
Zeit wird die Welle zu bewegungslos aussehen. Man<br />
muss einen Mittelwert finden, wo die Bewegung<br />
verwischt, die Wellen jedoch trotzdem ihre Form<br />
bewahren.<br />
Dafür gibt es kein einfaches Rezept. Die optimale<br />
Verschlusszeit hängt von der Größe und Geschwindigkeit<br />
der Wellen ab, wie sie am Meeresufer brechen, und dem<br />
persönlichen Geschmack des Fotografen. Der Schlüssel<br />
liegt im Ausprobieren – stellen Sie sich also darauf ein,<br />
viele Bilder zu machen und viel Zeit mit dem Überprüfen<br />
des LCD-Monitors und dem Optimieren der<br />
Kameraeinstellungen zu verbringen.<br />
Einsatz eines Grauverlaufsfilters Da der Himmel viel<br />
2heller ist als der Boden, setze ich einen weichen<br />
Grauverlaufsfilter auf, um den Kontrast auszugleichen. Ein<br />
weicher Filter bedeutet, dass die Trennline zwischen Himmel<br />
und Boden nicht allzu gut sichtbar wird.<br />
Kontrollieren der Verschlusszeit<br />
Obwohl es keine optimale Verschlusszeit gibt, um<br />
brechende Wellen zu fotografieren – alles hängt von den<br />
herrschenden Bedingungen ab – kommt man mit einer<br />
Belichtungszeit von zwischen ¼ und einigen Sekunden<br />
normalerweise zum gewünschten Ergebnis.<br />
Leider braucht es jedoch etwas mehr als nur auf<br />
Blendenautomatik zu stellen und die Verschlusszeit<br />
einzustellen. Sie müssen zudem darauf achten,<br />
die richtige Blendenöffnung zu verwenden, um die<br />
korrekte Schärfentiefe und eine passende Belichtung<br />
zu erhalten. Für Landschaften stellt man die Kamera<br />
normalerweise auf zwischen f/8 und f/22 für maximale<br />
Tiefenschärfe ein.<br />
Es gibt auch noch andere Möglichkeiten, die<br />
Belichtungszeit zu kontrollieren. Nebst dem Warten<br />
auf Lichtveränderungen können Sie für eine kürzere<br />
Belichtungszeit auch den ISO-Wert erhöhen. Dies<br />
führt normalerweise auch zu mehr Rauschen im<br />
Bild – vermeiden Sie es deshalb, höher als ISO<br />
800 zu gehen – außer Sie fotografieren mit einer<br />
professionellen Spiegelreflexkamera, die mit Rauschen<br />
besser umgehen kann.<br />
Für Belichtungszeiten von über 30 Sekunden<br />
müssen Sie die Kamera auf Bulb-Modus, und die<br />
Belichtungszeit manuell einstellen. Dies führt jedoch<br />
oft zu überbelichteten Bildern und es ist ein solider<br />
Graufilter nötig, um die Lichtmenge auf dem Sensor zu<br />
verringern. Graufilter gibt es in verschiedenen Stärken:<br />
Die gängigsten Filter bewirken eine, zwei oder drei<br />
Blendenstufen, wobei mehrere Filter miteinander<br />
verwendet werden können, zusammen mit einem<br />
Polarisationsfilter für Tage, an denen Sie besonders<br />
lange belichten wollen.<br />
Probeaufnahme Stellen Sie auf Blendenautomatik.<br />
3Ich versuche es mit 1/100 s, doch die Bewegung<br />
friert ein. Bei großen Wellen kann dies einen<br />
dramatischen Effekt erzeugen, doch bei kleinen wie<br />
diesen ist es ein kompletter Misserfolg.<br />
Ersetzen des Filters In der Hoffnung, die Belichtungszeit<br />
4damit verlängern zu können, warte ich auf etwas weniger<br />
Lichtintensität und benutze einen stärkeren Graufilter, welcher<br />
mir eine Belichtungszeit von zehn Sekunden bei einer<br />
Blendenöffnung von f/22 erlaubt.<br />
Noch nicht ganz… Die Verschlusszeit ist immer<br />
5noch nicht lange genug, um dem Wasser einen<br />
verwischten Effekt zu verleihen, schafft es gleichzeitig<br />
jedoch auch nicht, durch Einfrieren der Bewegung die<br />
Dramatik des Moments festzuhalten.<br />
Verkürzen der Belichtungszeit Durch Öffnen der Blende bis zu f/11 und durch<br />
6Ersetzen des Graufilters kann ich die Belichtungszeit auf 0,3 Sekunden reduzieren.<br />
Das Ergebnis ist schon fast zufriedenstellend, die Wellenbewegung ist jedoch noch etwas<br />
zu stark eingefroren.<br />
Minimales Verlängern der Belichtungszeit Bei meinem letzten Versuch mit etwas<br />
7weniger Tageslicht erhalte ich das ersehnte Bild mit ungefähr 0,6 Sekunden<br />
Belichtungszeit. Im Bild ist genug Bewegung, um einen dramatischen Effekt zu erzielen,<br />
doch behalten die Wellen trotzdem noch ihre Form.
Fertiges Bild<br />
Die Blendenöffnung von f/11 erlaubt es mir,<br />
die Belichtungszeit auf eine halbe Sekunde<br />
zu stellen, wobei ich immer noch genug<br />
Tiefenschärfe erhalte. Das Foto schafft<br />
Dramatik und Bewegung, jedoch konnte ein<br />
nebelhaftes Aussehen der Wellen<br />
vermieden werden. Ich persönlich mag<br />
besonders, wie die Gischt in der Mitte des<br />
Fotos über die die Felsen spritzt.
108 Landschaften DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Mystische Wasserlandschaften<br />
Outdoor-Fotograf Ross Hoddinott zeigt uns, wie man märchenhafte Bilder von fließendem Wasser einfangen kann.<br />
NUR WENIGE MOTIVE sind bei Fotografen so<br />
beliebt wie Meereslandschaften. Für den Erfolg<br />
oder Misserfolg des Bildes ist jedoch<br />
entscheidend, wie man die Bewegung des<br />
Wassers einfängt. Während einige Menschen den<br />
verschwommenen Effekt des Wassers nicht ausstehen<br />
können, so lieben ihn doch die meisten. Die verblüffendsten<br />
Ergebnisse erzielt man, wenn man nahe ans Geschehen<br />
kommt und dahin, wo das Wasser die Steine im<br />
Vordergrund umspült und sie ‚formt’. Ob man solche<br />
Szenen zu sehen bekommt, hängt jedoch von den Gezeiten<br />
ab. Es empfiehlt sich, bei Ebbe zu fotografieren, da dies<br />
weniger gefährlich ist. Passen Sie jedoch in jedem Fall auf<br />
hohe Wellen auf, und stellen Sie Ihre eigene Sicherheit vor<br />
den Foto-Eifer. Winterabende eignen sich hervorragend für<br />
langzeitbelichtete Landschaftsfotos, da das Licht natürlich<br />
weich und gedämpft ist. Mit dieser Idee im Hinterkopf<br />
besuchte ich den Strand von Trebarwith in Nordcornwall,<br />
mit der Absicht, Wasser in Bewegung zu fotografieren. Ich<br />
kam eine Stunde vor Sonnenuntergang an, ausgerüstet mit<br />
einer Reihe von Filtern, die mir helfen sollten, das ersehnte<br />
verträumte, himmlisch-neblige Meeresfoto zu schießen.<br />
Achtung Ausrüstung!<br />
Stativ<br />
Zum <strong>Fotografie</strong>ren von fließenden<br />
Gewässern ist ein gutes, stabiles<br />
Stativ unentbehrlich. Die<br />
Kamerastütze sorgt dafür,<br />
dass alles außer dem Wasser<br />
gestochen scharf erscheint. Um<br />
nasse Füsse zu vermeiden,<br />
ist ein anständiges Paar<br />
Gummistiefel außerdem keine<br />
schlechte Idee.<br />
Wahl des Aussichtspunkts Es hat keinen Sinn, viel<br />
1Zeit darauf zu verwenden, das Wasser kunstvoll zu<br />
verwischen, wenn die Bildkomposition nicht stimmt. In<br />
meinem Fall habe ich nach einem markanten Felsen als<br />
Vordergrundsmotiv gesucht, um das Auge des<br />
Betrachters ins Bild hineinzuleiten. Versuchen Sie, sich<br />
vorzustellen, wie die verschwommenen<br />
Fließbewegungen des Wassers den Vordergrund<br />
formen. Dank einem vertikalen Bildausschnitt gewinnt<br />
das Bild zudem an Tiefe.<br />
Probeaufnahme Wählen Sie im<br />
2Blendenprioritätsmodus f/16 für genug<br />
Tiefenschärfe und ISO 100, um eine lange<br />
Verschlusszeit zu erhalten. Gehen Sie besser nicht bis<br />
f/22, da Diffraktion (Weichzeichnung des Bildes) das<br />
Ergebnis beeinflussen kann. Für mich bedeutet dies<br />
eine Belichtungszeit von ¼s, wodurch das Motiv zwar<br />
bewegt dargestellt wird, jedoch nicht so stark, wie ich<br />
wollte. Es ist also an der Zeit, die Verschlusszeit<br />
künstlich zu verlängern.<br />
Einsatz von Filtern Eine Blendenstufe verdoppelt bzw. halbiert die Verschlusszeit. Dies bedeutet, dass ein<br />
3Graufilter mit drei Blendenstufen (0,9 ND) den ungefilterten Wert von ¼ auf zwei Sekunden verlängert – eine<br />
merkliche Veränderung. Bei wenig Licht und unter Einsatz von Graufiltern mit hoher Dichte neigt das<br />
TTL-Messsystem eher zu Fehlern, v. a. zu Unterbelichtung. Denken Sie deshalb daran, die Fotos und Histogramme<br />
regelmäßig zu überprüfen.<br />
Und noch etwas… Mit dem Graufilter wirkt die<br />
4Fließbewegung schon viel attraktiver. Um eine<br />
richtig märchenhafte Stimmung zu erzeugen, habe ich<br />
jedoch einfach noch bis zum Sonnenuntergang<br />
gewartet und die Verschlusszeit verlängert.
Fertiges Bild<br />
Eine Viertelstunde später, nach<br />
Sonnenuntergang, habe ich die<br />
Belichtungszeit auf eine Minute<br />
erhöht und konnte dieses<br />
verträumte Bild erzielen.
110 <strong>Nachtfotografie</strong> DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
ES WERDE NACHT<br />
Nach Einbruch der Dunkelheit sieht die Welt völlig anders aus.<br />
Nach einem langen Arbeitstag ist es ganz natürlich, wenn Sie sich ausruhen<br />
wollen, jedoch verpassen Sie so die Gelegenheit, großartige<br />
Nachtaufnahmen zu schießen, wie dieser Führer verrät.<br />
ES IST EINE TATSACHE, DASS DIE WENIGSTEN Fotografen ernsthaft versuchen, gute<br />
Nachtaufnahmen zu schießen. Von denjenigen, die den Versuch dennoch unternehmen, geben viele<br />
bald auf, da sie Schwierigkeiten haben, mit den besonderen Bedingungen und Problemen umzugehen,<br />
die sich beim <strong>Fotografie</strong>ren bei wenig Licht stellen. Es lohnt sich jedoch sehr, am Ende des Tages noch<br />
einmal rauszugehen und sich diesen Problemen zu stellen, denn <strong>Fotografie</strong>ren bei Nacht bietet die<br />
Möglichkeit, ganz andere Bilder einzufangen, als dies bei Tag möglich wäre. Auf den nächsten Seiten<br />
beschreiben wir die verschiedenen Probleme, die sich Ihnen beim <strong>Nachtfotografie</strong>ren stellen und<br />
bieten eine ausfürliche Anzahl an Techniken, die Sie mit Ihrer Kameraausrüstung ausprobieren können.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
<strong>Nachtfotografie</strong> 111<br />
JON HICKS
112 <strong>Nachtfotografie</strong> DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Wenn das Licht sich rar macht<br />
Die Low-Light-<strong>Fotografie</strong> ist eine ganz eigene Kunstform. Unsere professionellen Ratschläge in<br />
Verbindung mit den grundlegenden Techniken und der wichtigsten Ausrüstung werden auch Ihnen zu<br />
fantastischen Nachtaufnahmen verhelfen.<br />
DAS SPRICHWORT „WENIGER IST MEHR” trifft auf viele Bereiche der<br />
<strong>Fotografie</strong> zu. Ausrüstung ist einer davon. Sie brauchen nicht tonnenweise<br />
Zubehör, um großartige Fotos zu machen. Bildkomposition ist ein weiterer<br />
Bereich. Je mehr Inhalt Sie versuchen, in ein Bild zu quetschen, umso<br />
weniger anziehend wird wahrscheinlich das Ergebnis. Das Gleiche trifft auch<br />
auf Licht zu. Man könnte meinen, dass jede Menge davon benötigt wird, um<br />
erfolgreiche Fotos zu machen. Tatsächlich gilt aber: je weniger desto besser.<br />
Wenn Sie davon nicht überzeugt sind, schauen Sie sich doch ganz einfach<br />
mal diese Fotos an.<br />
Sonnenaufgang und Sonnenuntergang werden generell als die am meisten<br />
fotogenen Tageszeiten angesehen. Die Lichtmenge ist aber deutlich geringer<br />
als am Mittag. Auch städtische Landschaftsfotos sehen am Abend<br />
wesentlich attraktiver aus, wenn das Tageslicht verschwunden ist und der<br />
farbenfrohe Glanz künstlicher Beleuchtung an dessen Stelle tritt. Und wenn<br />
man in einer sternklaren Nacht zum Himmel schaut, kann man gar nicht<br />
anders, als beeindruckt zu sein von dem Anblick dieser winzigen<br />
Lichtpunkte, die dort oben am Himmel funkeln wie Diamanten auf einem<br />
schwarzen Samtkissen.<br />
Aber bei der Low-Light-<strong>Fotografie</strong> dreht es sich nicht nur um die freie<br />
Wildbahn. Das Gleiche gilt auch für Innenaufnahmen. Denken Sie doch mal<br />
darüber nach: Sieht Ihr Wohnzimmer anheimelnder aus, wenn die gesamte<br />
Deckenbeleuchtung eingeschaltet ist, oder bevorzugen Sie nicht doch den<br />
gemütlichen Schein eines offenen Feuers? Ein halbes Dutzend Halogenspots<br />
mag Sie davor bewahren, über umherliegende Dinge zu fallen. Aber wenn<br />
Sie romantische Porträts fotografieren möchten, ist ein schummriger Raum<br />
sehr viel effektiver. Wir wollen Ihnen zeigen, welch erstaunliche Dinge man<br />
mit wenig Licht anstellen kann. Also haben wir einen Teil dieses Ratgebers<br />
der Low-Light-<strong>Fotografie</strong> gewidmet. Mit ein wenig Hilfe von unseren<br />
Mitarbeitern wollen wir Ihnen zeigen, wie Sie sich die Dunkelheit zu Nutze<br />
machen und diese beherrschen können. Schauen wir also einmal, wie düster<br />
die Kollegen sein können!<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Wenn es um das Licht geht, ist die Qualität immer<br />
wichtiger als die Quantität. Ein wenig spezielles<br />
Licht schlägt jede Menge mittelmäßiges Licht<br />
jederzeit um Längen. Das ist auch der Grund,<br />
warum die Low-Light-<strong>Fotografie</strong> ein solch<br />
lohnendes Objekt ist. Egal, um welches Motiv oder<br />
um welche Situation es geht, das Licht ist immer<br />
gut. Und wenn das Licht gut ist, ist die Schlacht um<br />
ein gutes Foto schon fast gewonnen. Bei<br />
Außenaufnahmen beginnt die Zeit für die<br />
Low-Light-<strong>Fotografie</strong>, wenn der Tag endet und sie<br />
endet dann, wenn der nächste Tag beginnt. Das<br />
heißt von der Abend- bis zur nächsten<br />
Morgendämmerung. Der Sonnenuntergang bildet<br />
den Startschuss. Sobald die Sonne hinter dem<br />
Horizont verschwunden ist, beginnt der Tag, sich<br />
langsam in die Nacht zu verwandeln. Das direkte<br />
Licht auf der Landschaft verschwindet und der<br />
Himmel über uns verwandelt sich in eine riesige<br />
Softbox, die die Erde mit diffuser Beleuchtung<br />
überflutet, während der Himmel über dem<br />
westlichen Horizont (hoffentlich) aussieht, als stehe<br />
er in Flammen. Schieben Sie einen weichen<br />
Grauverlaufsfilter in Ihren Filterhalter. So können<br />
Sie alles in einer einzigen Aufnahme festhalten:<br />
einen Vordergrund voller Details und einen Himmel<br />
voller Farben.<br />
Im Zwielicht lösen sich dann später die warmen<br />
Farben des Himmels nahtlos in kühlere Purpur- und<br />
Blautöne auf, während das Tageslicht schwächer<br />
wird und die Szenerie sich deutlich verdunkelt. Jetzt<br />
ist ein idealer Zeitpunkt, um rauszugehen und<br />
moderne Architektur zu fotografieren, weil die<br />
Farben des Himmels sich in den Oberflächen aus<br />
Glas und Stahl spiegeln. Wenn Sie lieber in freier<br />
Wildbahn auf die Pirsch gehen, halten Sie<br />
Ausschau nach Wasser. Die glatte Oberfläche<br />
erzielt den gleichen Effekt. Zwielicht auf dem<br />
Strand eines Sees oder am Meer ist kaum zu<br />
schlagen, was den Stimmungsfaktor anbelangt,<br />
und das schwache Umgebungslicht verlangt nach<br />
langen Belichtungszeiten, was Ihnen außerdem<br />
noch verschwommenes Wasser beschert.<br />
Städtische Landschaften erwachen erst bei<br />
Zwielicht so richtig zum Leben, wenn das<br />
Tageslicht so weit geschwunden ist, dass die<br />
künstliche Beleuchtung ihren Zauber in Technicolor<br />
entfalten kann, es aber immer noch genug<br />
natürliches Licht gibt, dass die Schatten nicht<br />
komplett schwarz erscheinen. Der Himmel, der<br />
inzwischen ein dunkles Blau angenommen hat,<br />
wirkt wie ein Reflektor, und wirft das noch<br />
vorhandene Licht auf die Stellen, die nicht von der<br />
Straßenbeleuchtung oder von Flutlicht,<br />
Leuchtreklame oder Schaufensterbeleuchtung<br />
ausgeleuchtet sind. Diese Übergangszeit ist die<br />
beste Zeit, um mit Flutlicht beleuchtete Gebäude,<br />
Straßenszenen oder Verkehrsspuren zu<br />
fotografieren – im Grunde alle städtischen<br />
Low-Light-Szenen oder -Motive, bei denen der<br />
Himmel Teil des Bildaufbaus ist. Sobald der<br />
Himmel schwarz ist, ist es schon fast an der Zeit,<br />
aufzuhören, obwohl die Bildsensoren immer noch<br />
überraschend viel Farbe aus dem Himmel ziehen<br />
können, wenn unsere Augen diese schon lange<br />
nicht mehr sehen können. Also beeilen Sie sich<br />
nicht allzu sehr mit dem Aufbruch nach Hause. Im<br />
Grunde brauchen Sie überhaupt nicht nach Hause<br />
Grundausstattung<br />
Stativ Die einfachste Möglichkeit,<br />
Verwacklungsunschärfe bei wenig<br />
Licht zu vermeiden, ist, Ihre<br />
Kamera auf ein solides Stativ zu<br />
stellen. Wenn Sie keines besitzen,<br />
sollten Sie sich eins anschaffen.<br />
Rechnen Sie mit mindestens 125<br />
Euro für ein anständiges Modell.<br />
Fernauslöser Ein äußerst<br />
nützliches Hilfsmittel<br />
bei der Vermeidung von<br />
Verwacklungsunschärfe.<br />
Kompatible Auslöser finden Sie<br />
nicht nur bei dem Hersteller<br />
Ihrer Kamera, sondern auch von<br />
Firmen wie Hähnel oder Hama.<br />
Fragen Sie im Fotoladen Ihres<br />
Vertrauens, welche Möglichkeiten<br />
es für Ihr Kameramodell auf dem<br />
Markt gibt.<br />
Taschenlampe Es ist auf<br />
jeden Fall sinnvoll, eine kleine<br />
Taschenlampe griffbereit zu<br />
haben, wenn Sie Ihre Ausrüstung<br />
bei sehr schwachem Licht<br />
aufbauen müssen. Im Grunde tut<br />
es jede Taschenlampe, aber sehr<br />
praktisch ist auf jeden Fall die<br />
Gorillatorch von den Herstellern<br />
des Gorillapod. Die können Sie<br />
um ein vorhandenes Objekt<br />
herumwickeln und haben so<br />
beide Hände frei.<br />
zu gehen, denn sobald die Nacht angebrochen ist,<br />
können Sie Ihre Aufmerksamkeit dem Himmel<br />
zuwenden. Wie wäre es mit ein paar<br />
Landschaftsaufnahmen im Mondlicht? Auch hier<br />
sollten Sie darauf achten, Wasser mit in den<br />
Vordergrund des Bildausschnitts zu nehmen. Es<br />
nimmt das schimmernde, silberne Band des<br />
Mondlichts auf, das auf der tintenschwarzen<br />
Oberfläche tanzt. Dieser Kontrast kann Ihnen ein<br />
paar großartige Fotos bescheren.<br />
Oder lassen Sie den Verschluss der Kamera zehn<br />
Minuten oder länger geöffnet und machen Sie so<br />
die Nacht zum Tage. Ihre Fotos werden einen<br />
surrealistischen Effekt erhalten, denn die Szenen<br />
sehen aus, als wären sie am helllichten Tag<br />
aufgenommen worden. Tatsächlich aber sind sie<br />
nicht von der Sonne, sondern vom Mond<br />
ausgeleuchtet. Egal, wofür Sie sich entscheiden,<br />
die Low-Light-Technik bietet Ihnen jede Menge<br />
fotografischer Möglichkeiten.
Low-Light-Meerlandschaft<br />
Die meisten Leute fahren zwar lieber an einem<br />
heißen Sommertag an die See, aber<br />
enthusiastische Hobbyfotografen bevorzugen<br />
einen Besuch in der Abenddämmerung, um<br />
eine atemberaubende Meerlandschaft<br />
einzufangen.<br />
LEE FROST<br />
Fünf Techniken für Außenaufnahmen zum Ausprobieren<br />
ISTOCK PHOTO<br />
LEE FROST<br />
ISTOCK PHOTO<br />
DANIEL LEZANO<br />
LEE FROST<br />
1) Leuchtspuren<br />
Suchen Sie sich einen leicht<br />
erhöhten Standort, von dem<br />
Sie eine stark befahrene<br />
Straße oder einen Kreisverkehr<br />
überblicken können. Befestigen<br />
Sie Ihre Kamera auf einem<br />
Stativ und verwenden Sie<br />
eine Belichtungszeit von 30<br />
bis 60 Sekunden. So können<br />
Sie den bewegten Verkehr als<br />
farbenfrohe Verkehrsspuren<br />
einfangen. Für zusätzliche<br />
interessante Details nehmen Sie<br />
auch mit Flutlicht angestrahlte<br />
Gebäude oder den Himmel in der<br />
Morgendämmerung mit in den<br />
Bildausschnitt auf. Im Moment ist<br />
die ideale Jahreszeit dafür, da die<br />
morgendliche Rush Hour genau in<br />
die Morgendämmerung fällt. Aber<br />
achten Sie auf den Verkehr!<br />
2) Mit Flutlicht angestrahlte<br />
Gebäude<br />
Ein weiteres, klassisches<br />
Low-Light-Motiv, das für jeden<br />
zugänglich ist. Kirchen, Schlösser,<br />
Kathedralen, Monumente. Jedes<br />
Dorf und jede Stadt hat ein paar<br />
Sehenswürdigkeiten, die mit<br />
Flutlicht angestrahlt werden. Für<br />
das beste Ergebnis fotografieren<br />
Sie bei Zwielicht, wenn noch etwas<br />
Farbe am Himmel ist und noch<br />
ausreichend Tageslicht vorhanden<br />
ist, so dass die Schatten noch<br />
nicht komplett dunkel sind und das<br />
farbintensive Flutlicht sich nicht so<br />
scharf abhebt.<br />
3) Wandernde Sterne<br />
Entfernen Sie sich in einer klaren<br />
Nacht so weit wie möglich<br />
von jeglicher Zivilisation und<br />
verwenden Sie eine lange<br />
Belichtungszeit, um die Sterne<br />
am Himmel als Lichtspuren<br />
abzubilden. Richten Sie Ihr größtes<br />
Objektiv so auf den nördlichen<br />
Himmel, dass der Polarstern<br />
(Polaris) sich im Bildausschnitt<br />
befindet. Öffnen Sie den Verschluss<br />
Ihrer Kamera im Bulb-Modus zwei<br />
Stunden lang bei f/4 und ISO 200<br />
und warten Sie ab, was passiert.<br />
Sie werden von dem Ergebnis<br />
überwältigt sein.<br />
4) Mit Licht malen<br />
Suchen Sie sich ein altes,<br />
unbeleuchtetes Gebäude. Wenn<br />
es beginnt, dunkel zu werden,<br />
beleuchten Sie das Gebäude von<br />
außen mit wiederholten Blitzen<br />
aus einem Handblitzgerät, dass<br />
sie vorher auf manuellen Modus<br />
einstellen. Den Verschluss Ihrer<br />
Kamera stellen Sie dabei auf<br />
den Bulb-Modus ein. Wenn<br />
Sie möchten, können Sie den<br />
Blitz auch mit Hilfe von Filtern<br />
einfärben. An Stelle eines<br />
Blitzgerätes können Sie auch eine<br />
starke Taschenlampe verwenden<br />
und ausprobieren, welche<br />
Ergebnisse Sie damit erzielen.<br />
5) Küstenlandschaften<br />
Fahren Sie entweder vor<br />
Sonnenaufgang oder kurz vor<br />
Sonnenuntergang ans Meer und<br />
fangen Sie am Rande des Tages<br />
erstaunliche Meerlandschaften ein.<br />
Da das Umgebungslicht schwach<br />
ist, benutzen Sie eine lange<br />
Belichtungszeit um die Bewegung<br />
im Meer abzubilden. Nasser Sand<br />
und nasse Felsen reflektieren<br />
dabei die reichhaltigen Farben des<br />
Himmels. Denken Sie daran, auf<br />
die Gezeiten zu achten. Vergessen<br />
Sie nicht, Ihr Handy mitzunehmen,<br />
und informieren Sie jemanden, wo<br />
Sie hinfahren.
114 <strong>Nachtfotografie</strong> DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Vorbereitungen für die Nachtsafari<br />
Das <strong>Fotografie</strong>ren bei Nacht stellt Sie vor eine ganze Reihe von<br />
Herausforderungen. Doch ist Ihre digitale Spiegelreflexkamera gut genug<br />
gerüstet, um sie alle annehmen zu können? Mit unseren Tipps zu Einstellungen<br />
und Techniken können auch Sie sicher sein, dass Sie bestens vorbereitet sind.<br />
Die richtige Ausrüstung für die Nacht<br />
Es ist absolut unabdingbar, dass Sie Ihre Kamera<br />
auf irgendeine Art abstützen. Ein<br />
vernünftiges Stativ sollte also ganz oben<br />
auf Ihrer Liste stehen. Modelle wie das Slik<br />
Pro 400DX oder das Manfrotto 190X Pro<br />
B sind auf jeden Fall eine Überlegung wert.<br />
Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag über<br />
Ausrüstung in diesem Ratgeber. Dort<br />
finden Sie auch noch weitere Optionen.<br />
Falls Sie, aus welchen Gründen<br />
auch immer, kein Stativ benutzen<br />
können, gibt es auf dem Markt auch noch<br />
andere Stützen wie Bohnensäckchen,<br />
Ministative und Saugnäpfe. Ein weiterer<br />
Ausrüstungsgegenstand, den wir<br />
Ihnen dringend ans Herz legen<br />
möchten, ist ein Fernauslöser,<br />
mit dessen Hilfe Sie den Auslöser<br />
betätigen können, ohne die<br />
Kamera dabei berühren zu müssen.<br />
Je nach dem, was Sie fotografieren wollen,<br />
könnten auch noch ein Blitzgerät oder eine<br />
Taschenlampe von Nutzen sein. Schließlich und endlich<br />
sollten Sie darauf achten, dass Sie sich selber schön<br />
warm einpacken. Wenn Ihnen kalt und ungemütlich wird,<br />
verhilft Ihnen das nicht unbedingt zu mehr Inspiration<br />
beim <strong>Fotografie</strong>ren.<br />
Verwacklungsunschärfe<br />
Wie kann ich Verwacklungsunschärfe vermeiden, ohne ein Stativ zu benutzen?<br />
1) Setzen Sie den ISO-Wert herauf Wenn Sie einen höheren ISO-Wert einstellen, wird Ihnen eine kürzere<br />
Verschlusszeit zur Verfügung stehen. Der größte Nachteil dieser Methode ist jedoch, dass mit dem Heraufsetzen des<br />
ISO-Werts ein Absinken der Bildqualität einhergeht. Es entsteht mehr Bildrauschen, und die Farben werden weniger<br />
realistisch wiedergegeben. Nichtsdestotrotz produziert die moderne Generation von digitalen Spiegelreflexkameras<br />
bis zu einem ISO-Wert von 800 (in manchen Fällen sogar darüber hinaus) immer noch hervorragende Bilder. Sie<br />
werden also nur dann einen Qualitätsverlust bemerken, wenn Sie diese Grenze überschreiten. Dennoch empfehlen<br />
wir, den ISO-Wert nur dann heraufzusetzen, wenn Sie aus der Hand fotografieren oder Ihre Kamera auf einen<br />
instabilen Untergrund aufgesetzt haben. Wenn Ihre Kamera stabil steht, zum Beispiel auf einem Stativ, würden wir<br />
einen niedrigen ISO-Wert (100 bis 200) empfehlen, um die höchstmögliche Bildqualität sicherzustellen.<br />
Die folgende Bildserie<br />
zeigt, wie stark das<br />
ISO 100 ISO 800 ISO 3200<br />
Bildrauschen ansteigt,<br />
je mehr die ISO-Rate<br />
heraufgesetzt wird. Die<br />
Menge des Bildrauschens<br />
variiert von Kamera zu<br />
Kamera. Probieren Sie<br />
aus, wie viel Bildrauschen<br />
Ihre Kamera produziert,<br />
indem Sie die gleiche<br />
Szene mit verschiedenen<br />
ISO-Einstellungen<br />
fotografieren.<br />
2) Bildstabilisierung Je nachdem, welche Kamera Sie benutzen, werden Sie feststellen,<br />
dass entweder das Gehäuse oder bestimmte Objektive über ein Bildstabilisierungssystem<br />
verfügen. Wenn Sie Ihre Kamera nicht auf ein stabiles Stativ gestellt haben, ist es auf<br />
jeden Fall sinnvoll, diese Funktion zu aktivieren, weil Sie mit diesem Hilfsmittel in der<br />
Lage sind, eine um drei oder vier Stufen kürzere Verschlusszeit zu verwenden, als ohne<br />
Bildstabilisierung.<br />
3) Lehnen Sie sich an oder legen Sie die Kamera auf Sie<br />
werden feststellen, dass Sie mehr Stabilität erzielen, wenn<br />
Sie sich an einen Baum lehnen oder Ihre Kamera auf eine<br />
Mauer abstützen, als wenn Sie frei stehen und die Kamera<br />
frei in der Hand halten. Halten Sie also Ausschau nach<br />
Objekten, mit deren Hilfe Sie Ihre Kamera abstützen können.<br />
Umkehrschluss<br />
Sie sind sich nicht sicher, mit welcher Verschlusszeit Sie noch<br />
davonkommen, wenn Sie aus der Hand fotografieren? Die<br />
einfachste Möglichkeit ist, immer im Hinterkopf zu behalten,<br />
dass die angemessene Verschlusszeit im umgekehrten Verhältnis<br />
zu der benutzten Brennweite steht. Wenn Sie also mit 100 mm<br />
Brennweite fotografieren, sollte Ihre Verschlusszeit mindestens<br />
1/100 Sekunde betragen und so weiter.<br />
Das offensichtliche Problem, mit dem Sie bei der<br />
Nacht- bzw. Low-Light-<strong>Fotografie</strong> konfrontiert werden,<br />
ist das der langen Belichtungszeiten. Diese wiederum<br />
bergen ein sehr hohes Risiko, dass Ihre Bilder durch<br />
Verwacklungsunschärfe ruiniert werden. Sie werden<br />
wahrscheinlich Verschlusszeiten verwenden, die sich<br />
über Sekunden erstrecken. Ihre größte Herausforderung<br />
ist also sicherzustellen, dass Ihre Bilder nicht verwackeln.<br />
Idealerweise sollten Sie Ihre Kamera auf eine stabile<br />
Erhöhung wie ein Stativ stellen. Diese hält Ihre Kamera<br />
stabil und garantiert Ihnen totale Freiheit, was die<br />
Belichtung betrifft. Es ist absolut essentiell, dass Ihre<br />
Kamera während der Belichtungszeit nicht bewegt wird.<br />
Verwenden Sie also Ihr Stativ, damit Ihre Kamera so stabil<br />
wie möglich steht.<br />
Vermeiden Sie Verwackeln von Anfang an!<br />
Was viele Neulinge nicht wissen ist, dass<br />
Verwacklungsunschärfe sehr oft zu Beginn der Aufnahme<br />
von zwei Faktoren verursacht wird. Der eine ist die<br />
Bewegung beim Drücken des Auslösers, der andere ist die<br />
Bewegung des Spiegels, der zu Beginn der Aufnahme nach<br />
oben schnellt. Im Folgenden stellen wir Ihnen drei einfache<br />
Möglichkeiten vor, wie Sie diese Faktoren ausschalten<br />
können.<br />
✔ Verwenden Sie einen Fernauslöser Fast jede<br />
digitale Spiegelreflexkamera ist kompatibel mit<br />
der einen oder anderen Art von Fernauslösern.<br />
Diese nützlichen Ausrüstungsgegenstände<br />
ermöglichen es Ihnen, ein Foto zu machen, ohne<br />
den Auslöser betätigen zu müssen und reduzieren somit<br />
das Risiko von Verwacklungsunschärfe, die durch das<br />
manuelle Drücken des Auslösers entsteht. Manche<br />
Fernauslöser funktionieren mit Infrarotstrahlen, andere<br />
wiederum werden in eine Buchse am Kameragehäuse<br />
eingestöpselt.<br />
✔ Selbstauslöser Eine Alternative zur<br />
Verwendung eines Fernauslösers ist, den<br />
Auslöser mit Hilfe der Selbstauslösefunktion<br />
zu betätigen. Die Zeit zwischen dem Drücken des<br />
Knopfes und dem Öffnen des Verschlusses (zwei oder zehn<br />
Sekunden, je nach Kameramodell) ist lang genug, dass<br />
jegliches Vibrieren zum Halten kommt.<br />
✔ Spiegelvorauslösung Diese Funktion wird nicht allzu<br />
oft in Betracht bezogen, aber wenn Ihre Kamera darüber<br />
verfügt, ist sie recht nützlich. Sie hebt den Spiegel an,<br />
bevor die Aufnahme beginnt, um so jegliches Risiko der<br />
Verwacklung durch diese Aktion zu vermeiden.
Verkehrsspuren<br />
Halten Sie ein Stück schwarze Pappe vor das<br />
Objektiv, sobald eine längere Lücke im<br />
Verkehrsfluss entsteht. Auf diese Weise<br />
vermeiden Sie das Ausbrennen der Lichter im<br />
Hintergrund einer Szene bei langen<br />
Belichtungszeiten.<br />
Bringen Sie Licht in Ihr Leben<br />
Das <strong>Fotografie</strong>ren von Straßenszenen wie<br />
dieser ist relativ einfach, wenn man weiß,<br />
wie es gemacht wird. Eine digitale<br />
Spiegelreflexkamera auf einem Stativ und<br />
eine Belichtungszeit über ein paar Sekunden<br />
sind alles, was Sie brauchen.<br />
JON HICKS
116 <strong>Nachtfotografie</strong> DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Welchen Modus sollten Sie benutzen?<br />
Das hängt davon ab, was Sie fotografieren möchten und welche Technik Sie verwenden.<br />
Für Außenaufnahmen, Verkehrsspuren oder Techniken, bei denen mit Licht gemalt wird,<br />
verwenden die meisten Fotografen zunächst die Zeitautomatik mit Blendenvorwahl oder<br />
die Blendenautomatik und stellen dann Blende f/8 oder eine Belichtungszeit zwischen einer<br />
und acht Sekunden ein. Keiner dieser beiden Einstellungen ist jedoch ideal. Sie sind weitaus<br />
besser beraten, wenn Sie Ihre Kamera auf manuellen Modus (M) einstellen, eine mittlere<br />
Blende wie f/8 für die optimale Qualität wählen und dann mit verschiedenen Verschlusszeiten<br />
experimentieren und Ihre Ergebnisse immer wieder auf dem LCD-Display kontrollieren.<br />
Sie werden einen tieferen Einblick in diese Vorgehensweise erhalten, wenn Sie unseren<br />
Ratschlägen folgen und die Techniken selber ausprobieren.<br />
Bulb-Modus: Gehen Sie die Verschlusszeiten durch. Nach der längsten Einstellung (für<br />
gewöhnlich 30 Sekunden) finden Sie den Bulb-Modus. Dieser Modus ermöglicht es Ihnen<br />
Bilder zu fotografieren, bei denen Sie die Länge der Belichtungszeit selber bestimmen<br />
können. Sie können also zum Beispiel 23<br />
Sekunden oder drei Minuten lang belichten.<br />
Bei manchen Kameramodellen müssen Sie<br />
den Auslöseknopf einmal drücken, um die<br />
Aufnahme im Bulb-Modus zu starten und dann<br />
noch einmal, um sie zu beenden. Bei anderen<br />
Modellen müssen Sie den Auslöser während<br />
der gesamten Aufnahme gedrückt halten.<br />
Bei der zweiten Methode ist das Risiko der<br />
Verwacklungsunschärfe nicht unerheblich. Verwenden Sie also einen Fernauslöser.<br />
So bereiten Sie Ihre digitale Spiegelreflexkamera auf<br />
Nachtaufnahmen vor<br />
Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie Sie Ihre Kamera so einstellen<br />
können, dass sie optimal für den Einsatz bei Nacht gerüstet ist, folgen Sie<br />
einfach den Ratschlägen in unserem hilfreichen Aktionsplan.<br />
CANON<br />
1<br />
(1) Stellen Sie den Modus-Wahlschalter<br />
auf M (manueller Modus). Um eine<br />
Verschlusszeit einzustellen, drehen Sie<br />
den Wahlschalter hinter dem Auslöser.<br />
(2) Um eine Blende einzustellen<br />
drücken Sie den +/- Schalter und<br />
halten Sie ihn gedrückt, dann drehen<br />
Sie den Wahlschalter. (3) Um den<br />
Selbstauslöser oder Fernauslöser<br />
4<br />
2<br />
3<br />
zu verwenden, tippen Sie auf die Taste Betriebsart und wählen das entsprechende<br />
Icon. (4) Um den Spiegelvorauslöser (je nach Kamera) zu aktivieren, drücken Sie auf<br />
MENU, gehen Sie auf Funktionen und wählen die entsprechende Nummer. Drücken<br />
Sie auf Einstellen und wählen Sie 1: Aktivieren. Wenn Sie ein Foto machen wollen,<br />
drücken Sie den Auslöser einmal, um den Spiegel anzuheben und dann noch einmal,<br />
um die Aufnahme zu machen.<br />
NIKON<br />
(1) Um eine Blende einzustellen,<br />
drehen Sie den Wahlschalter oben<br />
auf dem Handgriff.<br />
(2) Um den Selbst- oder den<br />
Fernauslöser zu verwenden, drücken<br />
Sie auf den Schalter Betriebsart und<br />
wählen Sie das entsprechende Icon.<br />
(3) Um den Spiegelvorauslöser (je<br />
nach Kameramodell) zu aktivieren,<br />
drücken Sie auf MENU, gehen Sie<br />
auf Einstellungen und wählen die<br />
entsprechende Nummer.<br />
3<br />
1<br />
2<br />
Weißabgleich: Bei Nachtaufnahmen müssen Sie auf Bilder mit sehr ungewöhnlichen<br />
Farben vorbereitet sein. Das liegt an der künstlichen Beleuchtung. Sie werden<br />
feststellen, dass viele Arten der Straßenbeleuchtung einen orangen Farbstich<br />
produzieren. Mit Flutlicht angestrahlte Gebäude wie Kathedralen oder Kirchen<br />
dagegen werden oftmals mit<br />
einem bläulich-weißen Farbstich<br />
abgebildet. Wir empfehlen, in Raw zu<br />
fotografieren und später am Computer<br />
verschiedene Einstellungen für<br />
den Weißabgleich auszuprobieren,<br />
und so herauszufinden, was am<br />
besten funktioniert. Wenn Sie in<br />
JPEG schießen, machen Sie eine<br />
ganze Serie von Aufnahmen mit<br />
unterschiedlichen Voreinstellungen<br />
für den Weißabgleich, und vergleichen<br />
Sie die Ergebnisse.<br />
<strong>Fotografie</strong> bei Nacht: die idealen Einstellungen<br />
Wenn Sie Ihre Kamera so aufbauen können, wie unten<br />
beschrieben, sind Sie bestens vorbereitet für das<br />
<strong>Fotografie</strong>ren fantastischer Nachtaufnahmen<br />
✔ Stellen Sie Ihre Kamera auf ein stabiles Stativ.<br />
✔ Stellen Sie die Kamera auf Raw (+ JPEG wenn<br />
möglich) ein, so dass Sie Farbstiche schnell und<br />
einfach bearbeiten können.<br />
✔ Für optimale Qualität stellen Sie den ISO-Wert<br />
auf 100 oder 200 ein.<br />
✔ Stellen Sie die Kamera auf manuellen Modus,<br />
eine mittlere Blende (f/8 oder f/11) und<br />
Bulb-Modus ein.<br />
✔ Aktivieren Sie den Spiegelvorauslöser und starten<br />
die Aufnahme per Selbst- oder Fernauslöser.<br />
1<br />
OLYMPUS<br />
(1) Stellen Sie den Modus-Wahlschalter<br />
auf M (manueller Modus). Um eine<br />
Verschlusszeit einzustellen, drehen<br />
Sie den Wahlschalter auf der oberen<br />
Abdeckung. (2) Um eine Blende<br />
einzustellen drücken Sie den +/-<br />
Schalter auf der oberen Abdeckung<br />
3<br />
und halten ihn gedrückt, dann drehen<br />
Sie den Wahlschalter. (3) Um den<br />
Selbstauslöser oder den Fernauslöser<br />
zu verwenden, drücken Sie auf OK, gehen zu dem Icon Betriebsarten auf dem LCD-<br />
Display, drücken wieder OK und wählen dann das entsprechende Icon.<br />
PENTAX<br />
1 2<br />
(1) Stellen Sie den Modus-<br />
Wahlschalter auf M (manueller<br />
Modus). Um eine Verschlusszeit<br />
einzustellen, drehen Sie den hinteren<br />
Wahlschalter. (2) Um eine Blende<br />
einzustellen drücken Sie den +/-<br />
Schalter und halten ihn gedrückt,<br />
dann drehen Sie den Wahlschalter.<br />
(3) Um den Selbstauslöser oder<br />
3<br />
den Fernauslöser zu verwenden,<br />
drücken Sie den Fn-Knopf auf dem<br />
Vierwegeschalter und wählen das entsprechende Icon, dann drücken Sie auf OK. Wie<br />
Sie feststellen werden, wird mit dem zwei Sekunden dauernden Selbstauslöser auch<br />
gleichzeitig die Spiegelvorauslösungsfunktion aktiviert.<br />
SONY<br />
1<br />
3<br />
(1) Stellen Sie den Modus-<br />
Wahlschalter auf M (manueller<br />
2<br />
Modus). Um eine Verschlusszeit<br />
einzustellen, drehen Sie den<br />
Wahlschalter vor dem Auslöser.<br />
(2) Um eine Blende einzustellen<br />
drücken Sie den +/- Schalter<br />
und halten ihn gedrückt, dann<br />
drehen Sie den Wahlschalter.<br />
(3) Um den Selbstauslöser zu<br />
verwenden, drücken Sie auf den<br />
Schalter Betriebsart und wählen<br />
das entsprechende Icon. Wie Sie feststellen werden, wird mit dem zwei Sekunden<br />
dauernden Selbstauslöser auch gleichzeitig die Spiegelvorauslösungsfunktion aktiviert.<br />
2
Nachtleben<br />
Küstenlandschaften sind<br />
großartige Orte, um das<br />
<strong>Fotografie</strong>ren bei Nacht zu<br />
üben. Machen Sie eine ganze<br />
Reihe von Aufnahmen mit<br />
verschiedenen Verschlusszeiten<br />
und vergleichen die Ergebnisse<br />
zu Hause in Ruhe.<br />
GARY MCPARLAND<br />
Blackout!<br />
Es gibt noch eine weitere<br />
Verwendungsmöglichkeit für ein Stück<br />
schwarzer Pappe. Halten Sie es zu Beginn der<br />
Aufnahme ein paar Sekunden lang vor das<br />
Objektiv. Auf diese Weise nimmt die Kamera<br />
eventuell auftretende Verwacklungen nicht auf.
118 <strong>Nachtfotografie</strong> DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Stadtbilder<br />
Beherrschen Sie die wichtigsten Techniken für das <strong>Fotografie</strong>ren von Stadtbildern bei Nacht.<br />
VON GEBÄUDEN IM TUDORSTIL bis hin zu modernen<br />
Wolkenkratzern aus Glas und verfallenen Lagerhallen<br />
gibt es in einer urbanen Umgebung jede Menge<br />
fotografischer Möglichkeiten, und sie sehen alle<br />
fantastisch aus, wenn sie bei Nacht angestrahlt<br />
werden.<br />
Aber bevor Sie sich kopfüber in Ihre Fotonacht stürzen,<br />
sollten Sie etwas Zeit darauf verwenden, Ihr Foto zu<br />
planen. Planung ist ein wesentlicher Baustein für<br />
erfolgreiche Nachtfotos, insbesondere, wenn Sie den<br />
Schauplatz zum ersten Mal betreten. Kenntnisse über<br />
Fahrpläne, den nächstgelegenen Bahnhof, besondere<br />
Orientierungspunkte, Blickwinkel und<br />
Parkmöglichkeiten, eine Fotokopie eines Stadtplanes<br />
sowie das Wissen, um welche Zeit die Sonne<br />
untergeht, werden Ihnen jede Menge Zeit sparen und<br />
erlauben es Ihnen, sich voll und ganz auf das<br />
<strong>Fotografie</strong>ren zu konzentrieren, tolle Fotos zu schießen.<br />
Lassen Sie sich als Ausgangspunkt ruhig auch einmal<br />
von den Fotos anderer Leute inspirieren. Sorgen Sie<br />
dafür, dass Sie schon ein paar Stunden vor der<br />
Abenddämmerung an Ihrem Zielort eintreffen, so dass<br />
Sie schon ein wenig umherwandern, sich mit der Szene<br />
vertraut machen und verschiedene Brennweiten und<br />
Bildkompositionen ausprobieren können, bevor die<br />
Sonne untergeht. Halten Sie Ausschau nach Bäumen,<br />
Tunneln oder Brücken, die Ihr Bild einrahmen könnten.<br />
Statuen können ein interessantes Detail im<br />
Vordergrund darstellen und Ihren Bildern einen<br />
dreidimensionalen Anstrich verleihen, indem Sie einen<br />
Größenvergleich bieten. Suchen Sie sich nicht einfach<br />
nur ein breites Stadtpanorama, sondern zoomen Sie<br />
ruhig näher heran und konzentrieren sich auf hohe<br />
Gebäude oder menschenleere Straßen. Wenn Sie<br />
etwas Bewegung in Ihre Nachtaufnahmen bringen,<br />
kann das ebenfalls den Bildaufbau und die Dynamik<br />
verbessern. Achten Sie also auf Autos und Menschen.<br />
Versuchen Sie auch einmal, Wasser in den Vordergrund<br />
zu integrieren, das die Lichter der Gebäude<br />
widerspiegelt. So erhält Ihr Bild eine erstaunliche<br />
Symmetrie und mehr Kontrast. Geeignete Motive<br />
können ein Fluss, ein See oder einfach ein nasser<br />
Gehweg nach einem Regenguss sein.<br />
Das beste Licht für Stadtbilder bietet die Übergangszeit,<br />
wenn das Umgebungslicht mit dem künstlichen Licht<br />
der Gebäude im Gleichgewicht ist. Zu diesem Zeitpunkt<br />
ist der blaue oder orangefarbene Himmel bei<br />
Sonnenuntergang schon dunkler geworden und man<br />
kann die Straßenlampen deutlich sehen. Aber trotzdem<br />
gibt es immer noch genug Tageslicht, um Details im<br />
Schatten zu zeigen. Dieser Moment nach<br />
Sonnenuntergang ist je nach Jahreszeit,<br />
Wetterbedingungen und dem Helligkeitsgrad der<br />
Gebäude unterschiedlich. Am besten beginnen Sie 15<br />
Minuten nach Sonnenuntergang, oder wenn die<br />
Straßenbeleuchtung eingeschaltet wird, und<br />
fotografieren so lange, bis der Himmel jegliche Farbe<br />
verloren hat und nur noch schwarz ist. <strong>Fotografie</strong>ren Sie<br />
über eine Zeitspanne von insgesamt 20 Minuten alle<br />
paar Minuten eine Belichtungsreihe (in Schritten zu je<br />
einer Stufe oberhalb und unterhalb der von der Kamera<br />
gemessenen Belichtungszeit). Später können Sie dann<br />
das am besten ausbalancierte Foto auswählen.<br />
Außerdem können Sie so erkennen, wie sich das<br />
Verhältnis von Tageslicht und künstlichem Licht nach<br />
und nach verändert. Wenn der Himmel komplett<br />
schwarz ist, können Sie trotzdem weiter fotografieren<br />
und die Bilder später in Schwarzweiß konvertieren.<br />
Wenn Sie einen Schauplatz gefunden und sich für<br />
einen geeigneten Bildaufbau entschieden haben,<br />
sollten Sie sich als Nächstes auf Fokus und Belichtung<br />
konzentrieren. Selbst die besten Autofokussysteme<br />
können in Situationen mit wenig Licht an ihre Grenzen<br />
stoßen. Machen Sie also ein Testfoto und zoomen Sie<br />
heran, um die Schärfe zu kontrollieren. Wenn das Bild<br />
unscharf ist, ändern Sie den Fokuspunkt manuell,<br />
indem Sie eine helle Fläche mit starken Kontrastlinien<br />
suchen und erneut fokussieren. Anschließend schalten<br />
Sie um auf manuellen Fokus, um die Kamera davon<br />
abzuhalten, noch einmal zu fokussieren. Wenn Ihre<br />
Kamera über LiveView verfügt, stellen Sie sie über das<br />
Menü auf Stativmodus ein und verwenden Sie diesen,<br />
um manuell zu fokussieren. Ein Fernauslöser kann<br />
ebenfalls zu mehr Schärfe beitragen. Sie sollten also,<br />
wenn möglich, einen benutzen.<br />
Das Messsystem Ihrer Kamera ist im Allgemeinen sehr<br />
zuverlässig, aber es gibt Situationen, in denen es an<br />
seine Grenzen stößt, wie zum Beispiel bei schlechten<br />
Lichtverhältnissen. Da urbane Nachtaufnahmen<br />
zumeist aus großen, dunklen Flächen, unterbrochen<br />
von kleinen, hellen Flächen wie Straßenlampen,<br />
erleuchteten Fenstern und Leuchtreklameschildern<br />
bestehen, kann der extreme Kontrastumfang eine echte<br />
Herausforderung bei der Berechnung der korrekten<br />
Belichtungszeit darstellen. Ist sie zu lang können<br />
Details im Schlaglicht verloren gehen, ist sie zu kurz,<br />
fließen die Bereiche im Schatten ineinander und bieten<br />
keine Details mehr.<br />
Für hell erleuchtete Stadtbilder verwenden Sie das<br />
Multizonenmesssystem Ihrer Kamera. Dies misst die<br />
durchschnittliche Belichtungszeit für die gesamte<br />
Szene. Für individuelle Gebäude benutzen Sie eine<br />
mittenbetonte Messung oder Punktmessung,<br />
ansonsten riskieren Sie eine Unterbelichtung.<br />
Die beste Methode zur Beurteilung, ob das Bild akkurat<br />
belichtet ist, ist eine Betrachtung des Histogramms der<br />
Kamera. Achten Sie auf die rechte Seite, und stellen Sie<br />
sicher, dass keine Schlaglichter beschnitten werden.<br />
Belichtungsreihen (für detaillierte Informationen über<br />
das <strong>Fotografie</strong>ren von Belichtungsreihen sehen Sie<br />
auch die Bedienungsanleitung Ihrer Kamera) erhöhen<br />
Ihre Chancen, eine korrekte Belichtung zu erzeugen,<br />
Kennen Sie Ihre Rechte<br />
Ein Problem beim <strong>Fotografie</strong>ren von Gebäuden<br />
bei Nacht sind möglicherweise Polizeibeamte<br />
oder Wachleute, die Sie mit Hinweis auf<br />
Hausfriedensbruch verjagen. In großen Städten<br />
können solche Leute oftmals unangenehm<br />
werden. Sie sollten also Ihre Rechte kennen. Sie<br />
dürfen Ihre Speicherkarte oder Ihre Kamera nicht<br />
anfassen. Das wäre gegen das Gesetz. Bleiben<br />
Sie höflich aber bestimmt. Wenn Sie sich auf<br />
Privatgelände befinden (welches oftmals nicht<br />
ausgeschildert ist) und Sie werden aufgefordert,<br />
das Gelände zu verlassen, leisten Sie Folge.<br />
aber in einigen Fällen werden Sie womöglich auch Teile<br />
verschiedener Bilder in Photoshop zusammenfügen<br />
müssen, um ein Bild mit hohem Kontrastumfang zu<br />
erhalten. Dazu können Sie drei Bilder übereinander<br />
legen und dann Ebenenmasken verwenden, um<br />
verloren gegangene Schatten oder Schlaglichter aus<br />
den unterschiedlichen Bildern herauszuholen. Achten<br />
Sie beim Aufbau Ihrer Bilder auf Lichter, die sich knapp<br />
außerhalb Ihres Bildaufbaus befinden. Sie könnten<br />
Reflexlichter verursachen. Das können Sie ganz einfach<br />
testen, indem Sie Ihre Hand um den Rand des<br />
Objektivs legen. Manchmal sind die Reflexlichter sehr<br />
offensichtlich, sie können aber auch einen nur sehr<br />
subtilen Kontrastverlust verursachen. Verwenden Sie<br />
einen Objektivdeckel oder halten Sie ein Stück<br />
schwarzer Pappe zwischen das Licht und das Objektiv.<br />
Achten Sie dabei darauf, dass es nicht im<br />
Bildausschnitt erscheint.<br />
Außerdem sollten Sie auch auf mögliche Diffraktion<br />
achten, da diese die Bildqualität durch optische<br />
Abweichungen vermindern kann. Um Diffraktion zu<br />
minimieren, vermeiden Sie es tunlichst, die kleinsten<br />
Blenden zu benutzen. Bleiben Sie stattdessen bei<br />
Blendengrößen zwischen f/11 und f/16. Wenn Sie<br />
darüber hinausgehen, ist Diffraktion ein ernsthaftes<br />
Risiko.<br />
Ein interessanter und hübscher Aspekt der Diffraktion<br />
ist der Sterneneffekt, der um helle Lichtpunkte wie<br />
Straßenlampen erscheint. Diese sehen am besten aus,<br />
wenn das Objektiv über eine ungerade Anzahl an<br />
Blendenlamellen verfügt (idealerweise sieben oder<br />
neun), da es die Anzahl der Diffraktionsstrahlen<br />
verdoppelt. Sieben Lamellen erzeugen einen Stern mit<br />
14 Strahlen. Je kleiner die Blende, desto raffinierter<br />
und eleganter ist der Effekt. Blende f/22 oder kleiner<br />
sind jedoch nur mit Vorsicht zu verwenden.<br />
Rechts: Dieses Bild wurde im manuellen Modus<br />
aufgenommen. Es wurde eine mittenbetonte Messung<br />
vorgenommen und eine Belichtungszeit von acht<br />
Sekunden bei Blende f/11 eingestellt.<br />
Unten: Diese Bildserie zeigt die Übergangszeit.<br />
Hier wird deutlich, wie schnell das Umgebungslicht<br />
schwindet und mit der künstlichen Beleuchtung der<br />
Stadt ins Gleichgewicht kommt.<br />
FOTOS: TIM GARTSIDE<br />
17:40 18:05 18:30 18:35
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
<strong>Nachtfotografie</strong> 119<br />
Das <strong>Fotografie</strong>ren von mit Flutlicht angestrahlten Gebäuden<br />
Wenn es dunkel wird werden viele historische und moderne Gebäude<br />
mit Flutlicht angestrahlt und bilden so wunderschöne Motive für<br />
Architekturbilder. Um die Atmosphäre einfangen zu können, müssen Sie<br />
die richtige Belichtung beherrschen, denn oftmals wird das Gebäude<br />
selber einige Rasten heller sein, als seine Umgebung. Für beste<br />
Ergebnisse sollten Sie frühzeitig in der Übergangszeit fotografieren,<br />
bevor der Himmel zu dunkel wird, eine Punktmessung für einen Bereich<br />
mit mittleren Farbtönen vornehmen und dann ein Testfoto aufnehmen.<br />
Kontrollieren Sie das Histogramm auf beschnittene Schatten oder<br />
Schlaglichter und passen die Belichtung entsprechend an.<br />
Bisweilen wird das Messystem der Kamera von einem großen,<br />
hellen Bereich, wie einem mit Flutlicht angestrahlten Gebäude, zur<br />
Unterbelichtung verleitet. Umgehen Sie dies, indem Sie 1 oder 1,5<br />
Stufen positiver Belichtungszeit zugeben, um dies zu kompensieren.<br />
Passen Sie die Verschlusszeit an oder geben entsprechende Stufen<br />
positiver Belichtungskorrektur ein. In manchen Fällen neigt das System<br />
zur Überbelichtung. Dies ist viel schwieriger zu kontrollieren, weil hierbei<br />
der Kontrastumfang der Kamera überschritten wird. In solchen Fällen<br />
werden Belichtungsreihen und das Restaurieren verloren gegangener<br />
Schatten und Glanzlichter in der Nachbearbeitung zum normalen<br />
Bestandteil des digitalen Arbeitsablaufs.<br />
19:30 20:30<br />
FOTOS: TIM GARTSIDE
120 <strong>Nachtfotografie</strong> The Essential Guide to Outdoor Photography 2nd Edition<br />
Werden Sie kreativ: Verkehrsspuren<br />
Sie sind ein Neuling in der <strong>Nachtfotografie</strong> und wollen ein paar neue Techniken<br />
ausprobieren? Dann schnappen Sie sich Ihre Kamera und ein Stativ und<br />
machen sich auf den Weg zu einer stark befahrenen Straße in Ihrer Nähe.<br />
FÜR JEMANDEN, DER SEINE FÄHIGKEITEN in der <strong>Nachtfotografie</strong> weiterentwickeln möchte, gibt es kaum<br />
ein Motiv, das so leicht zugänglich und so relativ einfach zu fotografieren ist, wie Verkehrsspuren. Die Technik<br />
dahinter ist simpel: Sie bauen Ihre Kamera so auf, dass Sie auf eine Straße zielt und lösen eine lange<br />
Belichtungszeit aus, während der Verkehr an Ihnen vorüberzieht. Ziel ist es, die Lichter der vorbeiziehenden<br />
Fahrzeuge als weiße (Scheinwerfer) und rote (Rücklichter) Streifen abzubilden. Es ist eine der einfachsten<br />
Techniken zum Ausprobieren, also versuchen Sie es ruhig einmal.<br />
Stellen Sie Ihre Kamera auf ein Stativ und bauen das Bild so auf, dass die Straße den größten Teil des<br />
Bildausschnitts einnimmt. Nun können Sie sich aussuchen, in welchem Belichtungsmodus Sie fotografieren<br />
möchten. Wir empfehlen Ihnen, die Kamera auf manuellen Modus (M) einzustellen, einen ISO-Wert von<br />
100 bis 200 und eine mittelgroße Blende wie f/8 oder f/11 zu wählen. So erhalten Sie die bestmögliche<br />
Bildqualität. Danach geht es einfach nur noch darum zu entscheiden, wie lang Ihre Belichtungszeit dauern<br />
soll. Sie können bestimmte Verschlusszeiten einstellen, oder Sie können den Bulb-Modus einstellen und<br />
solange belichten, wie Sie möchten. Wir empfehlen Ihnen, Bildsequenzen zu fotografieren und dabei immer<br />
um eine Stufe längere beziehungsweise kürzere Belichtungszeiten zu verwenden, zum Beispiel zwei<br />
Sekunden, vier Sekunden, acht Sekunden, 15 Sekunden und so weiter. So können Sie die Resultate am<br />
Bildschirm vergleichen und entscheiden, welche Belichtungszeit für Sie am besten funktioniert. Bedenken<br />
Sie jedoch, dass die Geschwindigkeit des fließenden Verkehrs hierbei eine wesentliche Rolle spielt.<br />
Langsame Fahrzeuge produzieren kürzere Spuren als solche, die sich schnell bewegen. Außerdem sollten Sie<br />
überlegen, einmal unterschiedliche Blickwinkel auszuprobieren, aus denen Sie den Verkehr fotografieren.<br />
Natürlich beginnt man immer damit, die Kamera auf normaler Arbeitshöhe aufzubauen. Sie können aber<br />
auch einmal versuchen, von einem höheren Standort aus zu fotografieren, z. B. von dem obersten Stockwerk<br />
eines Gebäudes oder von einer Fußgängerbrücke aus. Aus einem niedrigen Blickwinkel lässt sich ein Effekt<br />
erzielen, als ob die Spuren sich über den Himmel erstreckten. Unsere folgende Schritt-für-Schritt-Anleitung<br />
gibt Ihnen einen geeigneten Einstieg in das <strong>Fotografie</strong>ren von Verkehrsspuren.<br />
Aufbau<br />
Weißabgleich<br />
Wenn Sie bei Nacht fotografieren, werden Sie starke<br />
Farbstiche erhalten. Wir empfehlen Ihnen, Ihre digitale<br />
Spiegelreflexkamera auf automatischen Weißabgleich<br />
einzustellen und in Raw zu fotografieren. Die Farben<br />
können Sie dann später in der Nachbearbeitung am<br />
Computer verändern.<br />
Testfoto<br />
Vier Sekunden<br />
Bohnensacktest Dieses Testfoto wurde aufgenommen, während die Kamera von<br />
1einem Bohnensack abgestützt auf dem Geländer lag. Wie Sie sehen können, sind<br />
die Vibrationen des Verkehrs durch das Geländer und den Bohnensack gedrungen<br />
und haben starke Verwacklungsunschärfe verursacht. Damit ist zweifelsfrei<br />
bewiesen, dass das gute, alte Stativ nicht zu schlagen ist.<br />
Belichtungszeit: vier Sekunden Die erste unserer Verschlusszeitsequenzen ist eine<br />
2Aufnahme mit vier Sekunden Belichtungszeit. Eine kurze Betrachtung auf dem<br />
LCD-Display zeigt, dass wir zum <strong>Fotografie</strong>ren von Autos, die mit einer Geschwindigkeit von<br />
ungefähr 65 km/h unterwegs sind, eine sehr viel längere Belichtungszeit benötigen, wenn<br />
wir Verkehrsspuren einfangen wollen, die sich über den gesamten Bildausschnitt erstrecken.
Verkehr bei Nacht<br />
Wenn Sie bereits erste Erfahrungen im <strong>Fotografie</strong>ren von<br />
Verkehrsspuren gesammelt haben, halten Sie nach<br />
ungewöhnlichen und interessanten Blickwinkeln<br />
Ausschau. So sind Sie in der Lage, interessante Fotos zu<br />
machen, denen die Verkehrsspuren noch eine zusätzliche<br />
Dimension verleihen.<br />
PAUL WARD<br />
15 Sekunden 30 Sekunden<br />
Belichtungszeit: 15 Sekunden Eine sehr viel längere Belichtungszeit begünstigt<br />
3Verkehrsspuren, die sich durch den gesamten Bildausschnitt ziehen, und mit<br />
schön knackigen Farben aufwarten. Das Umgebungslicht ist ebenfalls unter<br />
Kontrolle, so dass es im gesamten Bildausschnitt keine ausgebrannten Bereiche gibt.<br />
Belichtungszeit: 30 Sekunden Auch wenn eine längere Belichtungszeit dazu führt,<br />
4dass mehr Lichtspuren aufgenommen werden, so kommt man doch irgendwann an<br />
einen Punkt, an dem zu viel Licht beginnt, die Spuren auszubrennen. Wenn dies der Fall<br />
ist, wählen Sie entweder eine kleinere Blende oder eine kürzere Belichtungszeit, oder<br />
senken Sie den ISO-Wert. Sie können natürlich auch zwei oder mehr dieser Methoden<br />
miteinander kombinieren.
122 Nachtaufnahmen<br />
Lichtgemälde mit Blitz<br />
Ross Hoddinott zeigt, wie ein externes Blitzgerät dazu<br />
verwendet werden kann, Motive mit Licht zu „bemalen“.<br />
Ross Hoddinott DAS WORT FOTOGRAFIE bedeutet ganz wörtlich genommen<br />
eigentlich „mit Licht malen“. Damit ist die außergewöhnliche<br />
Nachtaufnahme-Technik bereits ganz gut beschrieben. Beim Lichtgemälde<br />
werden bei annähernder oder kompletter Dunkelheit lange Belichtungszeiten<br />
von bis zu einer Minute und mehr verwendet. Während der Verschluss offen ist, richtet<br />
der Fotograf eine künstliche Lichtquelle aufs Motiv. Hierfür übliche Hilfsmittel sind<br />
Blitzgeräte oder Taschenlampen. Die entstehenden Bilder strahlen eine surreale,<br />
stimmungsvolle Atmosphäre aus. Diese ergibt sich durch die ungleichmäßige Belichtung<br />
mittels der künstlichen Lichtquellen in Verbindung mit dem Umgebungslicht.<br />
Die Vorstellung, mit Licht zu malen, mag zunächst merkwürdig klingen. Wer es versucht,<br />
merkt aber schnell, dass die Technik viel Spaß macht und verblüffende Ergebnisse<br />
hervorbringen kann. Der Prozess beruht stark auf dem Prinzip von Versuch und Irrtum,<br />
auch wenn der Einstieg nicht schwer ist. Zuerst muss ein geeignetes Motiv her. Dafür<br />
eignet sich praktisch jedes Objekt – ganz gleich, wie groß oder klein es ist. Die<br />
auffallendsten Aufnahmen sind allerdings schon mit größeren Objekten wie Bäume und<br />
Gebäuden möglich. Am besten funktionieren alte Ruinen, heruntergekommene Gebäude<br />
und Grabsteine (falls sie vor dem Gedanken nicht zurückschrecken).<br />
Das Wichtige ist, dass es bei der Aufnahme selbst dunkel ist. Für den Bildaufbau<br />
empfiehlt es sich dennoch, bereits schon vorher vor Ort zu erscheinen. So können Sie sich<br />
auch mit dem Umfeld vertraut machen, um später nicht im Dunkeln herumzustolpern.<br />
Es ist verlockend, direkt nach Sonnenuntergang loszulegen. Davon ist jedoch abzuraten.<br />
Zu viel Umgebungslicht verwässert den Effekt der Taschenlampe oder des Blitzgerätes.<br />
Warten Sie, bis es ausreichend dunkel ist. Warme Kleidung ist dafür natürlich wichtig.<br />
Aus Sicherheitsgründen sollte auch immer eine Taschenlampe dabei sein.<br />
Allgemein empfiehlt es sich, etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang anzufangen, wenn<br />
noch etwas Farbe im Himmel ist. Hinsichtlich der Belichtungsdauer gibt es keine feste<br />
Regel. Hier ist Experimentierfreude gefragt. Ein guter Einstieg ist eine Dauer von 30<br />
Sekunden in Verbindung mit einer schmalen Blendenöffnung von f/16 oder f/22. Es kann<br />
natürlich auch gut sein, dass Ihnen die Resultate mit einer Minute oder länger mehr<br />
zusagen. Bei derart langen Zeitspannen ist die Langzeitbelichtung der Kamera<br />
erforderlich. Machen Sie sich darauf gefasst, mehrere Versuche starten und die Bilder<br />
nach jeder Einstellung überprüfen zu müssen. So können Sie die Einstellungen<br />
entsprechend anpassen. Die Kamera sollte auf einem stabilen Stativ befestigt werden.<br />
Dann die Belichtung einstellen und den Verschluss entweder per Fernbedienung oder<br />
dem Selbstauslöser öffnen. Das erlaubt es Ihnen, bei Aufnahmebeginn bereits am<br />
richtigen Punkt zu sein. Zum Beleuchten größerer Motive im Freien ist ein Blitzgerät ideal.<br />
Das Gerät muss mehrmals mit voller Kraft die Szene aufhellen, damit das Licht richtig zur<br />
Geltung kommt. Am besten<br />
laufen Sie um das Motiv herum,<br />
während Sie den Blitz<br />
auf die gewünschten Bereiche<br />
richten und abdrücken. Einzelne<br />
Stellen können durch wiederholte<br />
Blitze stärker betont werden. Um<br />
selbst möglichst wenig Spuren zu<br />
hinterlassen, sollten Sie dunkle<br />
Kleidung tragen und immer in<br />
Bewegung bleiben.<br />
Langzeitbelichtung<br />
Die meisten digitalen Kameras<br />
verfügen in der Regel über eine<br />
maximale automatische Belichtung<br />
von 30 Sekunden. Für längere<br />
Zeiträume muss in der Kamera<br />
die Langzeitbelichtung eingestellt<br />
werden. Mit dieser Einstellung bleibt<br />
der Verschluss so lange offen, wie der<br />
Auslöser gedrückt gehalten wird – sei<br />
es manuell oder per Fernbedienung.<br />
Der hierfür verwendete englische<br />
Begriff „Bulb“ bezieht sich auf die<br />
alten pneumatisch ausgelösten<br />
Verschlüsse. Dabei wurde durch das<br />
Zusammendrücken und Loslassen<br />
eines Gummiballs der Verschluss<br />
offengehalten beziehungsweise<br />
wieder geschlossen. In diesem<br />
Modus ist die Belichtungsdauer<br />
manuell zu bestimmen. Es sind also<br />
unter Umständen einige Versuche<br />
nötig, bis es klappt.<br />
Testschuss<br />
15 Sekunden<br />
Einrichten: Die Sonne ist bereits untergegangen. Doch das natürliche Licht ist<br />
1noch zu stark für mein Vorhaben. So habe ich noch etwas Zeit und Licht, um<br />
die Kamera auf einem festen Stativ anzubringen, die Komposition auszuloten und<br />
einen Testschuss durchzuführen.<br />
Testbild aufnehmen Für den ersten Versuch wähle ich eine Dauer von 15<br />
2Sekunden. Das ist aber nicht genug, um die Ruinen richtig zu beleuchten. Auch<br />
das Blitzlicht kommt nicht gut genug heraus.
Der Blitz im Anschlag ...<br />
Blitzgeräte lassen sich über den Testknopf manuell<br />
abfeuern. Für schöne Resultate muss das Motiv<br />
mit dem Gerät wiederholt aufgehellt werden.<br />
Daher ist es wichtig, im Vorfeld neue Batterien<br />
einzulegen. So ist sichergestellt, dass die<br />
Aufladezeit nicht zu lang wird. Es ist auch eine<br />
gute Idee, mehrere Ersatzbatterien in der<br />
Hinterhand zu haben.<br />
Fertiges Bild<br />
Mit der Langzeitbelichtung der Kamera erhöhte ich<br />
die Belichtungszeit auf eine Minute. Während der<br />
Belichtung bewegte ich mich ständig, um nicht mit<br />
aufgenommen zu werden. Ich schaffe es, das<br />
Blitzgerät innerhalb dieser Zeit elf Mal abzufeuern.<br />
Das Ergebnis ist ein eindrucksvolles, gruseliges Bild.<br />
Die Aufnahme hat Spaß gemacht und war einfach zu<br />
bewerkstelligen.<br />
30 Sekunden Unterbelichtung<br />
Längere Belichtung testen Mit einer Belichtungsdauer von 30 Sekunden kann ich<br />
3zwei Mal so oft das Blitzgerät abfeuern als noch zuvor. Das Motiv ist weit besser<br />
beleuchtet. Allerdings bleibe ich an einem Punkt regungslos stehen. So werden leider<br />
meine Umrisse mit aufgenommen.<br />
Belichtung anpassen Beim Ermitteln der richtigen Belichtung gilt: probieren geht<br />
4über studieren. Obwohl die Sonne bereits seit einer Stunde verschwunden ist,<br />
nimmt die Lichtintensität immer noch stetig ab. Wenn ich die Belichtungsdauer nicht<br />
anpasse, laufe ich Gefahr, die Bilder wie hier unterzubelichten.
124 <strong>Nachtfotografie</strong><br />
Das Motiv im Rampenlicht<br />
Eine Taschenlampe kann ein gutes<br />
Hilfsmittel sein, um tolle Bilder zu<br />
kreieren. Mark Bauer zeigt es.<br />
TRÜBES WETTER und mangelndes Licht<br />
sind kein Grund, gleich die Ausrüstung<br />
zusammenzupacken und einer schönen<br />
Landschaftsszene den Rücken zu kehren.<br />
Wer eine eigene Lichtquelle dabeihat, muss nie mehr<br />
auf seine Fotos verzichten. Mit einer kräftigen<br />
Taschenlampe lassen sich beispielsweise bei langer<br />
Belichtungsdauer Motive aufhellen, die andernfalls<br />
für eine ordentliche Aufnahme zu düster wären. Mit<br />
dieser Technik löst sich das Motiv wunderbar aus der<br />
Dunkelheit heraus. Dies ist ein brillanter Kniff, der<br />
wirklich beeindruckende Ergebnisse liefern kann. Der<br />
Farbkontrast zwischen dem kühlen Umgebungslicht<br />
und dem warmen Licht der Taschenlampe kann der<br />
Aufnahme eine enorme Wirkung verleihen.<br />
Wir haben es für Sie getestet und sind abends zum<br />
Poole Harbour in der südwestenglischen Grafschaft<br />
Dorset gefahren. Dort haben wir bei Ebbe die Boote<br />
im Sand fotografiert. Vielleicht bekommen Sie ja<br />
Lust, es auch einmal zu versuchen!<br />
Bringen Sie Licht ins Dunkel!<br />
Es ist unglaublich, wie<br />
viele verschiedene Arten<br />
von Taschenlampen<br />
es gibt. Für eine solche<br />
nächtliche Operation<br />
sind nicht alle gleich gut<br />
geeignet. Die Helligkeit der<br />
Geräte wird oft in Form der<br />
Lichtstärkeeinheit Candela<br />
angegeben. Soll ein großes<br />
Objekt wie ein Gebäude<br />
angestrahlt werden, muss es<br />
schon eine kräftige Lampe<br />
mit beispielsweise zehn<br />
Millionen Candela sein.<br />
Auch die Art des<br />
Leuchtmittels ist wichtig, da<br />
davon die Farbtemperatur<br />
abhängt. Diese beeinflusst<br />
wiederum den Weißabgleich<br />
(übrigens ein weiterer<br />
Grund, warum Sie in Raw<br />
arbeiten sollten).<br />
Motiv auswählen<br />
1Zunächst habe<br />
ich mir ein geeignetes<br />
Boot gesucht. Nach<br />
einigen<br />
Testaufnahmen stellte<br />
ich fest, dass das Boot<br />
nicht zu schäbig<br />
aussehen darf und<br />
zur Kamera geneigt<br />
sein sollte. Bei diesem<br />
hier leuchteten zwar<br />
die Straßenlichter von<br />
Sandbanks im<br />
Hintergrund. Das<br />
Motiv selbst war aber<br />
nicht besonders<br />
fotogen. Außerdem<br />
war es noch etwas zu<br />
früh am Abend,<br />
weshalb alles grau<br />
aussah. Ich wartete<br />
also noch etwas.<br />
Kamera aufstellen Mein nächstes Motiv war bunter und schöner zur Kamera hin<br />
2geöffnet. Außerdem gab es mehr Wasser im Vordergrund, auf dem sich das Licht<br />
widerspiegelte. Die Lichtintensität hatte zum Zeitpunkt dieser Aufnahme schon etwas<br />
abgenommen. So erklärt sich der kühle Blaustich. Ohne Lichtquelle wirkte das Boot<br />
allerdings nicht besonders interessant. Außerdem kam das Boot vor dem Hintergrund<br />
nicht richtig heraus.<br />
Belichtung einstellen Ich nahm eine Spotmessung des Himmels vor, die ich als<br />
3Mittelton festlegen wollte. Die anfängliche Einstellung lag bei ISO 100 und f/16, wofür<br />
eine Belichtung von 24 Minuten notwendig war! Das erschien mir viel zu lang. Ich<br />
befürchtete, dass das Stativ im nassen Sand versinken und die Aufnahme ruinieren würde.<br />
Daher erhöhte ich den ISO-Wert auf 200 und wählte eine Öffnung von f/8. Anschließend<br />
entschied ich mich für die Langzeitbelichtung und eine Belichtungsdauer von drei Minuten.
Fertiges Bild<br />
Das Boot strahlt Wärme aus und hebt sich gut<br />
von der kühleren Umgebung ab. Verstärkt<br />
wird der Eindruck durch die Komposition: Das<br />
Schiff ist im Verhältnis zum Bildausschnitt<br />
relativ klein. Die Wolkenbewegung während<br />
der langen Belichtungszeit runden den<br />
Gesamteindruck ab. Der Himmel wäre ohne<br />
diesen Effekt relativ nichtssagend gewesen.<br />
Mit der Taschenlampe malen Danach begann ich damit, das Motiv mit Licht zu<br />
4„bemalen“. Die Dauer dieses Vorgangs hängt von verschiedenen Faktoren ab: der<br />
Stärke der Lampe, der Entfernung zum Objekt und seiner Reflexionskraft. Ich hielt den<br />
Lichtstrahl während der Belichtung in Bewegung. Ich selbst stand außerhalb des<br />
Bildausschnitts und stellte sicher, das Schiff gleichmäßig mit Lichtstrahlen zu<br />
überziehen.<br />
5<br />
Lichtmenge abstimmen Die richtige Lichtmenge konnte ich nur durch das Prinzip von<br />
Versuch und Irrtum herausfinden. Wie anhand des Kontrollbildes auf dem<br />
LCD-Monitor zu sehen, habe ich es hier übertrieben: Ich hatte die Lampe bei einer<br />
Belichtungsdauer von drei Minuten etwa zwei Minuten lang auf das Boot gerichtet. Ich<br />
wiederholte den Vorgang und ließ die Lampe diesmal nur 90 Sekunden lang an –<br />
wahrscheinlich ein guter Ausgangspunkt für die meisten Bilder dieser Art.
126 Landschaftsbilder<br />
Landschaften im Mondlicht<br />
Der helle Mond kann Landschaftsbilder in ein unwirkliches Licht tauchen. So<br />
nutzen Sie den Mond zu Ihrem Vorteil.<br />
AUCH OHNE SONNENLICHT können Sie<br />
wunderschöne Landschaftsbilder aufnehmen. Das<br />
<strong>Fotografie</strong>ren bei Mondschein ist sogar einfacher als die<br />
Arbeit in der Dämmerung. Das Mondlicht ist nämlich<br />
zuverlässiger. Die grundlegende Technik ist nicht viel<br />
anders als bei Aufnahmen bei Tageslicht – allerdings um<br />
Einiges leichter als beim Sonnenuntergang. Das liegt<br />
daran, dass das Mondlicht weit stärker ist als die letzten<br />
Sonnenstrahlen des Tages. Der Winkel und die Position<br />
des Gestirns sind allerdings genauso wichtig wie bei der<br />
Sonne. Ein hoch stehender Mond wirft starke und kurze<br />
Schatten, während ein tiefer Mond für lange Schatten<br />
und weicheres Licht sorgt. Das ist die ideale<br />
Voraussetzung für Landschaftsbilder. Diese Bedingungen<br />
herrschen direkt nach Sonnenuntergang vor, wenn der<br />
Mond seine nächtliche Reise übers Himmelszelt antritt.<br />
Die größte Herausforderung bei Mondschein ist die<br />
Belichtung. Schließlich ist das Licht des Erdtrabanten<br />
tausend Mal schwächer als das der Sonne. Weiter<br />
kompliziert wird die Sache durch die relativ schnelle<br />
Wanderung des Mondes. Bei einer Belichtungsdauer von<br />
mehr als zwei Minuten erscheint er bereits als Streifen am<br />
Firmament. Eine Lösung besteht darin, den Mond nicht<br />
mit in den Bildausschnitt zu übernehmen und lediglich<br />
die von ihm in Licht getauchte Landschaft zu<br />
fotografieren. Verwischt der in Bewegung befindliche<br />
Vollmond als einzige Lichtquelle der Aufnahme die<br />
Schatten, entstehen dabei oft schaurig-schöne Bilder. Ist<br />
die Belichtung allerdings zu lang, sieht das Licht<br />
langweilig aus. Wenn der Mond mit im Bild sein soll, die<br />
Belichtung aber zu lang ist, gibt es einen Trick: Wählen<br />
Sie die gewünschte Belichtung für den Vordergrund,<br />
gefolgt von einer kürzeren Belichtung für den Himmel. In<br />
der Nachbearbeitung lassen sich die beiden Szenen dann<br />
zusammenfügen.<br />
Die Länge einer Belichtung hängt von der Intensität des<br />
Mondes ab. Ein Vollmond in einer klaren Nacht ist<br />
hervorragend dazu geeignet, Landschaften mit<br />
ausgeprägter Tiefenschärfe aufzuhellen. Ist<br />
das Gestirn jedoch nicht so stark oder markant, müssen<br />
Sie unter Umständen auf etwas Tiefenschärfe verzichten,<br />
um mittels einer weiteren Blendenöffnung die<br />
Belichtungsdauer zu reduzieren. Denken Sie aber daran:<br />
Bei weiten Blendenöffnungen ist ein guter Fokus das A<br />
und O. Die besten Voraussetzungen herrschen bei<br />
Vollmond oder an den beiden vorhergehenden oder<br />
folgenden Tagen vor. Ebenfalls zu beachten ist, dass<br />
Wolken genauso wie am Tag die Belichtung beeinflussen.<br />
Noch eindrucksvoller sind Aufnahmen mit Flüssen, Seen<br />
oder Meer im Vordergrund. Das Licht spiegelt sich dann<br />
an der Wasseroberfläche und hellt das gesamte Bild auf.<br />
Eine andere Möglichkeit besteht darin, Blitzgeräte oder<br />
eine Taschenlampe zu verwenden, um damit den<br />
Vordergrund aufzuhellen.<br />
Beim Aufstellen der Kamera ist dieselbe Technik<br />
anzuwenden, wie sie bereits zuvor in diesem Leitfaden<br />
beschrieben wurde: die Langzeitbelichtung oder den<br />
manuellen Aufnahmemodus verwenden, die<br />
Belichtungsdauer festlegen, nach Möglichkeit manuell<br />
scharfstellen und den Verschluss per Fernbedienung<br />
auslösen. Beim Bestimmen der Belichtung für eine<br />
Mondszene sind die Messbereiche eine gute Hilfe.<br />
Danach kommen die folgenden Schritte: Machen Sie im<br />
A-Modus (manuelle Blende, Belichtungszeit<br />
automatisch) und beim höchsten ISO-Wert eine<br />
Testaufnahme. Dies gibt die Basis-Verschlusszeit vor.<br />
Danach mithilfe des Reziprozitätsgesetzes die Belichtung<br />
berechnen, die für eine ordentliche Blendenöffnung und<br />
einen niedrigen ISO-Wert nötig ist. Alternativ können Sie<br />
auch eine Spotmessung des hellsten Bildteils<br />
vornehmen. Danach weitere zwei Stufen zum<br />
Belichtungswert hinzufügen. Sonst interpretiert das<br />
Mess-System die Höhen als Mitteltöne.<br />
Wenn Sie einmal Sternenspuren und Landschaftsbilder<br />
im Mondlicht beherrschen, wagen Sie sich an Auroren<br />
und Meteoritenschauer heran. Oder versuchen Sie es mit<br />
Weltraumfotos!<br />
Rechts: Hier mussten bei jeder Belichtung Blendenöffnung<br />
und ISO angepasst werden, um eine Verschlusszeit von 15<br />
bis 30 Sekunden aufrechtzuerhalten. Nur so war es möglich,<br />
die Bewegung des Mondes einzufrieren.<br />
Unten: Diese Aufnahme des englischen Tales Swaledale im<br />
Nationalpark Yorkshire Dales besteht aus einer Belichtung<br />
von vier Minuten für den Vordergrund und von 30 Sekunden<br />
für den Himmel.<br />
JOHN PATRICK<br />
Reziprozitätsgesetz<br />
Bei Bildern im gedämpften Licht ist es wichtig,<br />
sich das Reziprozitätsgesetz ins Gedächtnis<br />
zu rufen: Dieses beschreibt die umgekehrte<br />
Abhängigkeit zwischen Verschlusszeit und<br />
Blendenöffnung. Mit diesem Wissen lässt sich<br />
die erforderliche Belichtung berechnen.<br />
Für die Berechnung ist etwas Kopfarbeit<br />
notwendig. Es gibt aber bereits Apps fürs<br />
Smartphone, die bei der Bestimmung der<br />
passenden Belichtung helfen. Die Faustregel<br />
besagt: Jede Stufe, um die abgeblendet wird,<br />
verdoppelt die Verschlusszeit. Beim Abblenden<br />
von f/4 auf f/5.6 müsste der Verschluss also<br />
vier statt zwei Sekunden lang offen bleiben.<br />
Ein Schwarzschildeffekt liegt vor, wenn die<br />
Kamera bei gedämpftem Licht eine Szene<br />
nicht richtig ausliest und keine ausreichende<br />
Belichtungsdauer für die Verschlusszeit<br />
ermittelt. Bei digitalen Kameras tritt dieser<br />
Effekt seltener auf als bei Fotofilm. Es kann<br />
dennoch nötig sein, die Belichtung um<br />
einen oder zwei Werte nach oben zu stellen.<br />
So ist sichergestellt, dass Mondschein-<br />
Aufnahmen wie auf dieser Seite zu sehen nicht<br />
unterbelichtet werden.
GARY McPARLAND<br />
Mondbilder<br />
Wer gerade nicht das notwendige Equipment zur<br />
Hand hat, um Fotos von den Tiefen des Weltalls zu<br />
schießen, kann immer noch Mondbilder schießen.<br />
Dafür ist keine besondere Ausrüstung nötig. Es<br />
genügen die Geräte, die auch für die gängigsten<br />
Nachtbilder verwendet werden. Ein ordentliches<br />
Teleobjektiv ist allerdings schon ganz hilfreich – vor<br />
allem, wenn es Brennweiten von mindestens 300<br />
Millimetern erreicht. Haben Sie kein passendes<br />
Objektiv zur Hand, könnte sich die Investition in einen<br />
Telekonverter lohnen, der die Reichweite erhöht.<br />
Dabei ist zu beachten, dass eine APS-C-Kamera einen<br />
Vergrößerungsfaktor von 1,5 hat. Das Äquivalent<br />
zum 200-mm-Zoom wäre dann also das 300-mm-<br />
Objektiv.<br />
Der Helligkeitsgrad des Monds ist schnell<br />
unterschätzt. Es kann daher recht knifflig sein,<br />
die richtige Belichtung zu bestimmen. Die<br />
meisten Versuche der Mondfotografie enden mit<br />
überbelichteten Kreisen anstelle von Mondbildern.<br />
Die wichtigste Gegenmaßnahme: Suchen Sie sich<br />
einen Punkt aus, wo es keinen Verkehr und keine<br />
Straßenlaternen gibt, die Umgebungslicht ausstrahlen.<br />
Die Luft sollte klar und der Himmel wolkenlos sein.<br />
Sie müssen außerdem etwas herumprobieren, um die<br />
richtige Belichtung herauszubekommen, die von den<br />
Aufnahmebedingungen abhängt. Als Ausgangspunkt<br />
empfiehlt sich der manuelle Modus der Kamera<br />
mit 1/250 Sekunde bei f/8 (ISO 100). Nehmen<br />
Sie mit dieser Einstellung als Mittelwert einige<br />
Belichtungsreihen auf (mit Abständen von je einer<br />
Stufe). Überprüfen Sie diese auf dem LCD-Monitor.<br />
Wir raten dazu, die Verschlusszeit anstatt der<br />
Blendenöffnung zu korrigieren. Je nach Mondphase,<br />
Helligkeit des Mondlichts, Ihrer Position und<br />
Witterung muss die Belichtungsdauer verkürzt<br />
oder verlängert werden. Das Ziel besteht darin, die<br />
Tonwerte auf der Mondoberfläche ausreichend genau<br />
darzustellen.<br />
Wenn Sie bereit sind, wählen Sie zunächst mit dem<br />
Autofokus einen Punkt oberhalb des Monds. Danach<br />
auf den manuellen Fokus umstellen, damit sich das<br />
Objektiv nicht mehr verstellt. Mit einer Fernbedienung<br />
oder dem Selbstauslöser sinkt außerdem das<br />
Verwacklungsrisiko.<br />
Es kann sein, dass das Bild in Photoshop noch<br />
zugeschnitten werden muss. Unter Umständen<br />
ist auch eine Tonwertkorrektur vorzunehmen,<br />
um noch weitere Details aus der Mondoberfläche<br />
herauszuholen.<br />
LEE FROST
128 Filter DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
FILTER<br />
Lee Frost erklärt, warum Filter für<br />
Landschaftsfotografen so wichtig sind.<br />
ANGENOMMEN, SIE ERLEIDEN SCHIFFBRUCH vor einer<br />
einsamen Insel, und der Kapitän des Schiffes gibt strikte<br />
Anweisungen, dass Sie nur drei Filter von Bord mitnehmen<br />
können. Na schön, das Szenario ist etwas extrem – anderseits ist<br />
auf See schon Schlimmeres vorgekommen! Die Frage ist also:<br />
Welche drei Filter nehmen Sie mit?<br />
Als typisches Kind der Cokin-Ära habe ich mehr Filter<br />
angesammelt als ein durchschnittliches Fotogeschäft. Ich hatte<br />
solche aus Plastik (na gut, offiziell C39-Kunstharz): Damit<br />
konnte ich künstliche Regenbögen in meine Bilder zaubern,<br />
einen absolut perfekten Himmel durch Beigabe einer<br />
Tabak-Tönung ruinieren, attraktive Szenen auf ein paar<br />
impressionistische Flecken reduzieren, helle Lichtpunkte in<br />
brillante Farbexplosionen verwandeln und viele andere, seltsam<br />
wunderbare Tricks. Natürlich habe ich die Dinger nie wirklich<br />
benutzt, denn die meisten Effekte waren nur scheußlich. Doch<br />
man war eben kein richtiger Fotograf, wenn man nicht überall<br />
mindestens ein Dutzend davon dabei hatte. Und wenn es ganz<br />
schlimm kam, zerfetzte man sich damit sogar noch seine<br />
Innentaschen, wie ich an hunderten Beispielen beweisen kann.<br />
Zum Glück habe ich nach einigen Fehlversuchen meine<br />
Cokin-Sucht erfolgreich kuriert und all jene Filter entsorgt, die<br />
nicht wirklich nützlich waren… Da haben nur wenige überlebt.<br />
Und als ich später auf den digitalen Zug aufsprang, gingen<br />
weitere über Bord, vor allem die Farbkorrektur- und<br />
Konversionsfilter, die durch regelbaren Weißabgleich bzw.<br />
Farbtemperaturen ersetzt wurden.<br />
Heute habe ich nur noch drei Filtertypen: einen Polarisationsfilter<br />
sowie je einen Neutraldichtefilter (ND) mit und ohne Verlauf – für<br />
allgemeine und Landschaftsfotografie ist das alles, was Sie<br />
brauchen. Zudem können alle drei auch kombiniert eingesetzt<br />
werden, um aus jeder Szene wirklich das Beste zu machen.<br />
Einige werden jetzt vielleicht denken: „Wozu sich überhaupt mit<br />
Filtern abmühen, wenn man alle Effekte später in Photoshop<br />
zugeben kann?“ Aber wer so denkt, hat wahrscheinlich niemals<br />
welche benutzt. Denn nur manche Filtereffekte lassen sich durch<br />
Photoshop replizieren, viele nicht. Und selbst wenn es möglich<br />
wäre, ist es trotzdem besser, wenn Sie Ihre Fotos so weit wie<br />
möglich in der Kamera komponieren, anstatt sie in<br />
stundenlanger Nacharbeit am Computer zu überbearbeiten.<br />
Auf der nachfolgenden Tafel finden Sie einige Informationen zu<br />
Filtersystemen. Im Anschluss erfahren Sie dann, wie Ihre<br />
Landschaftsaufnahmen mithilfe meiner drei Lieblingsfilter noch<br />
besser werden.<br />
Welches Filtersystem?<br />
Gewindeanschluss: Solche hochwertigen<br />
Glasfilter werden direkt auf das Filtergewinde<br />
des Objektivs geschraubt, womit sie schnell<br />
und einfach zu bedienen sind. Hier finden Sie<br />
zahlreiche Polarisations- und Graufilter (ND),<br />
einschließlich eines ND mit 10 Abblendstufen<br />
von B+W, aber praktisch keine Verlaufsfilter.<br />
Gewindefilter liefern zwar ausgezeichnete<br />
optische Qualität, haben aber einen großen Nachteil: Wenn Sie<br />
mehrere verschieden große Objektive haben, müssen Sie Ihre Filter<br />
vermutlich mehrmals passend nachkaufen.<br />
Empfehlenswerte Marken sind B+W, Hoya,<br />
Jessops und Tiffen.<br />
Einschubrahmen: Die beste Investition in ein<br />
Filtersystem ist die Einschub-Variante: Sie kaufen<br />
zu Ihren Objektiven passende Gewinderinge<br />
sowie einen Halterahmen, der auf all diese Ringe<br />
passt, sodass Sie nur noch einen Filter brauchen.<br />
Alle Polarisationsfilter und ND-Filter mit/ohne<br />
Verlauf sind als Einschubfilter erhältlich. Gute Einstiegssysteme<br />
bieten Cokin (P oder X-Pro) und Formatt (Hitech). Profis dagegen<br />
wählen Filter von Lee.<br />
Wunderbarer Nebel<br />
Geheimnisvolle, dramatische<br />
Atmosphäre – mithilfe<br />
fotografischer Filter wirken Ihre<br />
guten Aufnahmen noch besser.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Filter 129
130 Filter DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Grauverlaufsfilter<br />
Nie mehr ausgebleichte Himmel, dank<br />
eines Grauverlaufsfilters<br />
WIE OFT HABEN SIE SCHON eine tolle Aufnahme mit<br />
dramatischem Himmel komponiert und dann auf dem<br />
fertigen Bild festgestellt, dass die Landschaft gut<br />
aussieht, aber der Himmel überbelichtet und<br />
verwaschen ist?<br />
Naive Fotografen zucken dann mit den Schultern und<br />
denken: „Ach, das korrigiere ich später“ – was in<br />
Ordnung ist, sofern etwas zu retten da ist. Ist ein<br />
Himmel jedoch so überbelichtet, dass keine Details<br />
aufgezeichnet wurden, dann ist nichts mehr zu<br />
machen. Erfahrenere Fotografen nehmen die Szene<br />
stattdessen zweimal auf – eine Belichtung für den<br />
Himmel, die andere für die Landschaft – und<br />
kombinieren die beiden in Photoshop. Dieses<br />
Verfahren funktioniert gut, erfordert aber mehr Zeit vor<br />
dem Computer als hinter der Kamera. Die schnellste<br />
und einfachste Lösung besteht darin, einen<br />
Grauverlaufsfilter (ND-Verlaufsfilter) zu verwenden.<br />
Grauverlaufsfilter haben eine graue obere Hälfte, den<br />
Neutraldichte-Bereich, und eine klare unteren Hälfte.<br />
Der graue Filterbereich hat die Aufgabe, die Helligkeit<br />
des Himmels so weit abzudämpfen, dass bei einer auf<br />
die Landschaft abgestimmten Belichtung der Himmel<br />
trotzdem korrekt belichtet wird, ohne völlig<br />
auszubleichen.<br />
Graufilter & Belichtung<br />
Vor Einführung der Multizonenmessung<br />
mussten alle Werte mithilfe von externen<br />
Belichtungsmessern erfasst und manuell<br />
an der Kamera eingestellt werden. Da<br />
ohne Filter gemessen wurde, war man<br />
vor überbelichteten Bildern relativ sicher.<br />
Die Messsysteme unserer Tage sind viel<br />
intelligenter: Heute komponieren Sie Ihre<br />
Aufnahme und messen die Belichtung,<br />
während der Filter schon auf dem Objektiv<br />
fix und fertig eingestellt ist. Denn mithilfe<br />
seines Multizonen-Messfeldmusters<br />
erfasst der Belichtungsmesser mehrere<br />
verschiedene Bildbereiche, ohne dass<br />
die Tönung des Filters die Messung<br />
negativ beeinflusst. Im Grunde hilft der<br />
Grauverlaufsfilter Ihrer Kamera dabei, einen<br />
genauen Messwert zu erhalten. Denn durch<br />
die Abdämpfung des Himmelslichts wird<br />
der Kontrast zum Vordergrund reduziert. Et<br />
voilà: Eine perfekt belichtete Landschaft.<br />
Achtung, Technik!<br />
Die Wahl der richtigen Dichte<br />
Um überzeugende Ergebnisse zu erzielen,<br />
müssen Sie einen Grauverlaufsfilter mit<br />
passender Dichte auswählen. Zum Glück fällt<br />
diese Wahl nicht allzu schwer, da praktisch<br />
nur drei Dichten zur Auswahl stehen: 0,3, 0,6<br />
und 0,9. Diese reduzieren die Helligkeit des<br />
Himmels entsprechend um einen, zwei oder<br />
drei Blendenwerte. Manche Hersteller bieten<br />
auch Filter mit 1,2 Dichte an, die den Himmel<br />
um vier Werte abtönen. Der schwächste Filter,<br />
der 0,3 ND, ist nur dann nützlich, wenn Sie<br />
eine sehr subtile Wirkung benötigen. Der<br />
stärkere 0,9 ND dagegen wird vor allem<br />
bei Dämmerlicht frühmorgens und abends<br />
verwendet, wenn der Himmel zwar hell ist,<br />
aber kaum direktes Licht auf die Landschaft<br />
wirft. Der 0,6 ND schließlich ist die beste<br />
Wahl für allgemeine Zwecke. Machen Sie im<br />
Zweifelsfall eine Probeaufnahme mit dem<br />
0,6 ND-Filter, prüfen Sie dann das Bild im<br />
<strong>Vorschau</strong>fenster Ihrer Kamera und wechseln<br />
Sie je nach Bedarf zum 0,3 ND oder zum 0,9<br />
ND, um den Effekt entsprechend anzupassen.<br />
0,3 0,9
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Filter 131<br />
Für erfahrene<br />
Landschaftsfotografen sind<br />
Grauverlaufsfilter nicht nur<br />
optionales, sondern<br />
unerlässliches Zubehör.<br />
Ausrichtung eines Graufilters<br />
Der Schlüssel zum Erfolg mit Verlaufsfiltern<br />
ist die korrekte Ausrichtung. Viele Fotografen<br />
suchen nach einer magischen Formel,<br />
damit der Effekt keine verräterischen Spuren<br />
hinterlässt. Dabei ist es eigentlich nur eine<br />
Frage der Geduld.<br />
Flter einschieben<br />
1Montieren Sie Ihre<br />
Kamera auf ein Stativ und<br />
richten Sie das Bild aus.<br />
Dann setzen Sie einen<br />
Grauverlaufsfilter am<br />
Filterhalter Ihres Objektivs an<br />
und schieben ihn langsam<br />
nach unten in den Rahmen,<br />
während Sie durch den<br />
Sucher schauen.<br />
Genau beobachten<br />
2Während Sie den Filter<br />
abwärts in den Halter<br />
schieben, sehen Sie<br />
normalerweise die obere<br />
Bildhälfte dunkler werden.<br />
Die Wirkung ist auch mit<br />
starken Filtern eher subtil,<br />
schauen Sie also genau hin.<br />
Wenn Sie glauben, der Filter<br />
sei in der richtigen Position, lassen Sie ihn einfach<br />
los.<br />
Nicht übertreiben Häufig<br />
3wird der Fehler gemacht,<br />
den Filter zu weit in den<br />
Halter zu schieben. Wenn Sie<br />
das tun, kann der<br />
Verlaufseffekt des Filters<br />
verloren gehen, ohne den<br />
Lichtkontrast zwischen<br />
Himmel und Vordergrund<br />
auszugleichen. Zusätzlich<br />
wird die Belichtungszeit erhöht und –<br />
schlimmstenfalls – die Verlaufslinie sichtbar.<br />
LiveView nutzen<br />
4 Anstatt den Verlaufsfilter<br />
mithilfe des Suchers<br />
auszurichten, sollten Sie<br />
möglichst die<br />
LiveView-Funktion nutzen.<br />
Diese erleichtert die<br />
Ausrichtung Ihres Filters<br />
erheblich, da Sie seine<br />
Wirkung auf dem<br />
<strong>Vorschau</strong>bild genau beobachten können.<br />
Achtung, Technik!<br />
Harter oder weicher Verlauf?<br />
Es gibt zwei Typen von Graufverlaufsfiltern: hart und<br />
weich. Dies bezeichnet die Art und Weise, in der die<br />
Neutraldichte (grau) des Verlaufsfilters nach unten hin<br />
abnimmt: bei harten Verlaufsfiltern ist der Übergang abrupt,<br />
bei weichen Verlaufsfiltern sanft abgestuft. Neulinge im<br />
Umgang mit Filtern halten den weichen Verlaufstyp für<br />
benutzerfreundlicher, weil er bei falscher Ausrichtung<br />
wahrscheinlich keine Linie auf Ihrem Bild hinterlässt.<br />
Allerdings sind auch harte Verlaufsfilter relativ fehlertolerant<br />
und auch deshalb die beste Wahl, weil ihre Wirkung<br />
deutlicher zu sehen ist.<br />
Weich<br />
Hart<br />
Weich<br />
Hart
132 Filter DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Polfilter<br />
Ein zirkularer Polarisationsfilter ist Ihr<br />
bester Begleiter: Er steigert die<br />
Farbwirkung und verringert Lichtreflexe.<br />
WENN DAS LICHT auf eine Oberfläche trifft,<br />
wird ein Teil der Strahlen in alle Richtungen<br />
zerstreut und dadurch ‚depolarisiert’, was in der<br />
Folge durch Reflexe und Lichtflecken die<br />
Farbsättigung reduziert – vor allem auf<br />
glänzenden, lackierten Oberflächen, aber auch<br />
Laubblättern. Ein Polarisationsfilter verhindert<br />
diesen Effekt, indem er nur die aus einer<br />
Richtung eintreffenden Lichtstrahlen in Ihr<br />
Objektiv einlässt und unpolarisiertes Licht somit<br />
effektiv blockiert. Dadurch bietet er drei<br />
entscheidende Vorteile für die<br />
Landschaftsfotografie:<br />
Der offensichtlichste Vorteil besteht darin, das<br />
Himmelsblau zu vertiefen, da es viel<br />
unpolarisiertes Licht enthält. Da ein Polfilter für<br />
intensiven blauen Hintergrund sorgt, wird die<br />
visuelle Wirkung Ihrer Bilder verstärkt. Als<br />
weiterer Vorteil werden Lichtreflexe von<br />
natürlichen Oberflächen reduziert, sodass die<br />
Farben einer Szene klarer und satter erscheinen.<br />
Der dritte Vorteil von Polarisationsfiltern besteht<br />
darin, Spiegelungen zu eliminieren, sodass Sie<br />
durch Fenster und Wasseroberflächen<br />
fotografieren können.<br />
Die Verwendung eines Polfilters ist leicht, da Sie<br />
seine Wirkung direkt durch langsames Drehen<br />
Polfilter & Belichtung<br />
Durch einen Polfilter wird der Lichteinfall in Ihr<br />
Objektiv um zwei Blendenstufen verringert.<br />
Das bedeutet, dass Sie z. B. bei Belichtung<br />
mit Blende 11 eine Verschlusszeit von 1/125<br />
Sek. auf 1/30 Sek. verlängern müssen,<br />
sobald Sie einen Polfilter einsetzen. Die<br />
Kamera nimmt Ihnen zwar diese Mühe ab<br />
und gleicht den Lichtverlust automatisch aus;<br />
dennoch sollten Sie sich bewusst sein, dass<br />
beim Einsatz eines Polfilters – auch in hellem<br />
Sonnenlicht – die Verschlusszeit durchaus so<br />
lang werden kann, dass Verwacklungsgefahr<br />
für die Kamera besteht. Andererseits kann ein<br />
solcher Lichtverlust auch von Vorteil sein, wenn<br />
Sie eine längere Verschlusszeit verwenden,<br />
da der Polfilter wie ein 0,6-Neutraldichtefilter<br />
(verdeckt auf der Rückseite) wirkt. Bei der<br />
Aufnahme von Wasserfällen zum Beispiel<br />
ermöglicht Ihnen der Polfilter nicht nur eine<br />
längere Verschlusszeit, um das Wasser zu<br />
verwischen, sondern er entfernt auch Reflexe<br />
und Blendlicht vom Wasser, nassen Steinen<br />
und Laub und verbessert dadurch Ihre<br />
Ergebnisse.<br />
Ohne Filter<br />
seiner Fassung auf Ihrem Objektiv sehen können,<br />
während Sie durch den Sucher der Kamera<br />
blicken: Blauer Himmel wird dunkler, weiße<br />
Wolken treten hervor, Reflexe kommen und<br />
gehen, Blendlicht verschwindet. Sobald Sie mit<br />
dem Bild im Sucher zufrieden sind, hören Sie<br />
einfach auf zu drehen und drücken den Auslöser.<br />
Um optimale Ergebnisse zu erzielen, sollten Sie<br />
allerdings noch ein paar Faktoren<br />
berücksichtigen.<br />
Obwohl Polfilter normalerweise am besten<br />
bei hellem Wetter funktionieren, wo mehr<br />
Sonne auch mehr Streulicht erzeugt,<br />
können sie Blendlicht und Reflexe auch<br />
bei trüber, bedeckter Witterung<br />
entfernen. Die meisten Herbstwälder<br />
wirken noch besser, wenn sie durch<br />
einen Polfilter aufgenommen werden,<br />
da er das Streulicht im Blattlaub<br />
reduziert und so die reichen Farben<br />
besser durchscheinen lässt.<br />
Wenn Sie den Polfilter zur Vertiefung eines<br />
blauen Himmels nutzen, halten die Kamera<br />
im rechten Winkel zur Sonne, sodass Sie auf<br />
den Himmelsbereich mit dem maximalen<br />
Streulicht zielen. Auf diese Weise erhalten Sie die<br />
stärkste Wirkung. Steht die Sonne jedoch hinter<br />
oder direkt vor Ihnen, bleibt die Wirkung des<br />
Polfilters minimal. Die Polarisation von<br />
Himmelslicht funktioniert außerdem am besten,<br />
wenn die Sonne tief steht, Sie erhalten also<br />
frühmorgens und abends bessere Ergebnisse als<br />
um die Mittagszeit.<br />
Da sich Streulicht ungleichmäßig am Himmel<br />
verteilt, sollten Sie beim Einsatz von<br />
Ultra-Weitwinkelobjektiven mit Brennweiten<br />
Ohne Filter<br />
Mit Polarisationsfilter<br />
Achtung, Technik!<br />
Zirkular oder linear?<br />
Polarisationsfilter sind in zwei Typen erhältlich,<br />
linear und zirkular. Vermeiden Sie aber den<br />
linearen. Für Ihre Digitalkamera benötigen Sie<br />
nur den zirkularen Typ. Lineare Polarisationsfilter<br />
dagegen sind für ältere analoge Kameras ohne<br />
Autofokus gedacht. Obwohl beide Typen praktisch<br />
dasselbe tun, werden zirkulare Polfilter speziell<br />
so hergestellt, um mit digitalen Kamera mit<br />
Autofokus korrekte Belichtungen zu gewährleisten.<br />
über 24 Millimeter (16 mm bei APS-C Sensoren)<br />
darauf achten, ob der Himmel auf Ihrem Bild<br />
gleichmäßig erscheint und keine seltsamen<br />
Effekte auftreten. Solche sind später in<br />
Photoshop nur schwer zu korrigieren. Beachten<br />
Sie außerdem, dass nur die Reflexe<br />
nichtmetallischer Oberflächen wie Lack,<br />
Kunststoff und Laub entfernt werden. Um<br />
Spiegelungen von Oberflächen wie Wasser und<br />
Glas zu entfernen, muss der Winkel zwischen der<br />
reflektierenden Oberfläche und der<br />
Objektivachse etwa 30 Grad betragen. Sie<br />
können dies erreichen, indem sie Ihre Position<br />
leicht verändern, dabei den Polfilter drehen und<br />
sehen, was passiert.<br />
Bei hellem, sonnigem Wetter können<br />
Polarisationsfilter Ihren Bildern außerdem einen<br />
leichten Blaustich verleihen. Um dies zu<br />
vermeiden, können Sie entweder Sie den<br />
Weißabgleich Ihrer Kamera anpassen oder den<br />
Farbstich später bei der digitalen<br />
Nachbearbeitung aus der Raw-Datei entfernen.<br />
Mit Polarisationsfilter
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Filter 133<br />
Peppen Sie Ihren blauen<br />
Himmel und die visuelle<br />
Gesamtwirkung mit einem<br />
Polarisationsfilter auf.
134 Filter<br />
Verlaufsfilter<br />
Verlängern Sie Ihre Belichtungszeiten für kreative Effekte mit Verlaufsfiltern<br />
GRAUFILTER sind speziell dafür gemacht, die Menge<br />
des Lichteinfalls in das Objektiv zu reduzieren, ohne die<br />
Farbbalance zu beeinträchtigen. Sie funktionieren<br />
ähnlich wie Verlaufsfilter, doch anstatt nur einen Teil des<br />
Bildes zu beeinflussen - bei Verlaufsfiltern meistens der<br />
Himmel - wirken sie durchgehend auf das gesamte Bild.<br />
Graufilter werden hauptsächlich eingesetzt, um die für<br />
ein Bild benötigte Belichtung zu erhöhen, damit Sie z. B.<br />
Bewegungen durch längere Verschlusszeiten<br />
aufnehmen können. Ein klassisches Motiv, für das sie<br />
bekannt sind, ist der ästhetische Verwischungseffekt von<br />
fließenden Gewässern und Wasserfällen. Dabei sind sie<br />
ebenso hilfreich für Bewegungsaufnahmen anderer<br />
Motive: hektische Menschenmassen auf Bahnhöfen, der<br />
Verkehr einer stark befahrenen Straße, Bäume im Wind,<br />
von Wellen überspülte Felsen und anderes mehr. Am<br />
besten sind sie für helle Lichtverhältnisse geeignet,<br />
wenn auch der niedrigste ISO-Wert und die kleinste<br />
Blende nicht ausreichen, um die Verschlusszeit wie<br />
gewünscht verlängern zu können.<br />
Belichtungstabelle<br />
Wenn Sie schwächere Graufilter bis zur Dichte von<br />
1,2 verwenden, liefert die TTL-Belichtungsmessung<br />
Ihrer Kamera präzise Werte, auch mit dem Filter auf<br />
dem Objektiv. Bei Dichten über 1,2 dagegen kann es<br />
zu Unterbelichtungen kommen, weil der Filter den<br />
Belichtungsmesser verwirrt.<br />
Um Fehlbelichtungen zu vermeiden, messen Sie zuerst<br />
ohne den ND-Filter auf dem Objektiv, berechnen dann<br />
die erforderliche Belichtung mit aufgesetztem Filter und<br />
stellen die Werte an der Kamera manuell ein. Wenn Sie<br />
ein iPhone besitzen, kann eine nützliche App namens ‚ND<br />
Calc’ dies für Sie ausrechnen. Alternativ können Sie die<br />
Werte aus der nachfolgenden Tabelle entnehmen. Falls die<br />
Belichtung 30 Sekunden übersteigen sollte, müssen Sie<br />
Ihre Kamera auf Langzeitbelichtungsmodus (B) einstellen<br />
und die Verschlusszeit entweder mithilfe des Timers auf<br />
Ihrer Kamera oder Smartphone, einem Fernauslöser, Ihrer<br />
Armbanduhr oder durch Schäfchenzählen kontrollieren<br />
– Sie haben freie Wahl! Wir empfehlen Ihnen, die<br />
nachfolgende Belichtungstabelle zu fotokopieren oder<br />
auszuschneiden und sie zusammen mit Ihrem Graufilter<br />
stets dabeizuhaben, um schnell nachschauen zu können.<br />
Ohne Filter Mit 0.6ND Mit 0.9ND Mit 1.2ND<br />
1/500 Sek. 1/125 Sek. 1/60 Sek. 1/30 Sek.<br />
1/250 Sek. 1/60 Sek. 1/30 Sek. 1/15 Sek.<br />
1/125 Sek. 1/30 Sek. 1/15 Sek. 1/8 Sek.<br />
1/60 Sek. 1/15 Sek. 1/8 Sek. 1/4 Sek.<br />
1/30 Sek. 1/8 Sek. 1/4 Sek. 1/2 Sek.<br />
1/15 Sek. 1/4 Sek. 1/2 Sek. Eine Sekunde<br />
1/8 Sek. 1/2 Sek. Eine Sekunde Zwei Sekunden<br />
1/4 Sek. Eine Sekunde Zwei Sekunden Vier Sekunden<br />
1/2 Sek. Zwei Sekunden Vier Sekunden Acht Sekunden<br />
Eine Sekunde Vier Sekunden Acht Sekunden 16 Sekunden<br />
Zwei Sekunden Acht Sekunden 16 Sekunden 32 Sekunden<br />
Drei Sekunden 16 Sekunden 32 Sekunden Eine Minute<br />
Vier Sekunden 32 Sekunden Eine Minute Zwei Minuten<br />
Die Technik<br />
Verschiedene Dichten<br />
Die beim Einsatz von Graufiltern benötigte<br />
Mehrbelichtung hängt von deren Dichte ab: Der<br />
schwächste noch nützliche Graufilter besitzt eine<br />
Dichte von 0,6 (4x) und erfordert eine Mehrbelichtung<br />
von zwei Blendenstufen. Auch ein Pol-Filter erfordert<br />
eine Mehrbelichtung von zwei Stufen und kann somit<br />
wie ein Graufilter der Stärke 0,6 verwendet werden.<br />
Als Nächstes folgt die Stärke 0,9 (8x), die drei<br />
Blendenstufen Mehrbelichtung benötigt, dann ein 1,2<br />
(16x) mit vier Stufen Mehrbelichtung. Weiter reichen<br />
die Dichten konventioneller Graufilter nicht; man kann<br />
jedoch zwei oder mehr Filter für einen kumulativen<br />
Effekt kombinieren – zum Beispiel erfordern ein Filter<br />
der Stärke 0,6 und einer mit 0,9 zusammen eine<br />
Mehrbelichtung fünf Blendenstufen.<br />
Alternativ sind auch extremere Graufilter mit Dichten<br />
von 1,8 (sechs Stufen) oder mehr verwendbar.<br />
Solche Filter waren ursprünglich für die <strong>Fotografie</strong><br />
von Industrieprozessen bei extrem hellem Licht<br />
gedacht, sind aber inzwischen auch bei Fotografen<br />
beliebt, da sie auch bei Tageslicht Verschlusszeiten<br />
von mehreren Minuten ermöglichen. Lesen Sie weiter,<br />
um unseren Favoriten kennenzulernen: den Graufilter<br />
der Stärke 3,0. Er erfordert eine Mehrbelichtung von<br />
zehn Blendenstufen – das ist das 1.000-fache der<br />
ungefilterten Belichtungsdauer!<br />
Ohne Filter<br />
0.6ND
ALL IMAGES: LEE FROST<br />
Graufilter erlauben Ihnen längere<br />
Verschlusszeiten bei Tageslicht:<br />
ideal für Aufnahmen von<br />
Wasserfällen.<br />
1.2ND<br />
3.0ND<br />
Farbstiche<br />
Grauilter sollten neutral sein. Sobald Sie<br />
sie jedoch für noch höhere Dichten (und<br />
längere Belichtungszeiten) kombinieren,<br />
werden Sie leichte Farbstiche bemerken.<br />
Am deutlichsten ist dies mit einem 10-fach<br />
Graufilter zu sehen: der 3,0 ND von B+W<br />
erzeugt einen sehr warmen Farbstich, der<br />
„Big Stopper“ von Lee hingegen einen kühlen<br />
Blaustich. Diese Effekte können Ihre Bilder<br />
durchaus verbessern; falls nicht, können<br />
Sie die Farbtemperatur auch später bei der<br />
Verarbeitung der Raw-Dateien anpassen.
136 Filter DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
10x-Graufilter<br />
Mit Hilfe eines 10x-Graufilters erschaffen Sie mit<br />
Leichtigkeit künstlerische Landschaftsaufnahmen<br />
in Farbe und Schwarzweiß<br />
ALS ERSTES WERDEN SIE BEMERKEN, dass ein 10x-Graufilter zu<br />
dicht ist, um hindurchsehen zu können. Bei hellem Sonnenlicht<br />
erkennen Sie im Sucher vielleicht gerade noch ein schwaches Bild; es<br />
ist jedoch 1.000-mal dunkler als ohne Filter. Um mit diesem Filter zu<br />
fotografieren, setzen Sie Ihre Kamera immer zuerst auf ein Stativ,<br />
richten das Bild ein und stellen den Fokus auf manuell (Ihr AF<br />
funktioniert mit diesem Filter nicht). Richten Sie dann ggf. noch<br />
vorhandene Verlaufsfilter im Halter aus, bevor Sie abschließend den<br />
10x-Graufilter aufsetzen. Einige der neuesten Kameras bieten eine<br />
LiveView-Funktion mit ausreichender Empfindlichkeit, um einen<br />
10x-Graufilter zu durchdringen; sehr nützlich für den Fall, dass Sie<br />
eine Szene verändern oder die Kamera neu positionieren möchten,<br />
ohne den 10x-Graufilter vorher zu entfernen. Die meisten von uns<br />
werden leider kaum vermeiden können, den Filter abzunehmen,<br />
bevor wir durch den Sucher schauen. Einschubfilter sind dabei<br />
deutlich praktischer, z. B. der ‚Big Stopper’ von Lee oder der ‚Pro Stop’<br />
von HiTech, da sie unabhängig von anderen Filtern einfach aus ihrer<br />
Halterung entfernt werden können, während ein Gewindefilter wie<br />
von B+W erst vom Objektiv abgeschraubt werden muss.<br />
Die längste mit den Programmen Ihrer Kamera mögliche<br />
Verschlusszeit beträgt vermutlich 30 Sekunden. Da ein 10x-Graufilter<br />
aber durchaus noch längere Belichtungszeiten erfordert, müssen Sie<br />
Ihre Kamera auf Langzeitbelichtungsmodus (B) einstellen und den<br />
Auslöser mechanisch gedrückt halten. Mit dem Versuch, aus<br />
Bequemlichkeit mit weit geöffneter Blende oder erhöhten ISO-Werten<br />
unter 30 Sekunden zu belichten, ruinieren Sie nur Ihr Motiv; die<br />
besten Ergebnisse erzielen Sie mit Verschlusszeiten von mehreren<br />
Minuten.<br />
Für die Motivwahl ist jede Szene mit bewegten Elementen geeignet:<br />
Der Himmel bietet sich an, denn Wind und Wolken können<br />
geisterhafte Streifen erzeugen, deren Effekte erst nach der Belichtung<br />
beim Prüfen der Aufnahme zutage treten. Auch im Wind wiegendes<br />
Gras und Bäume entfalten bei Belichtungszeiten von einigen Minuten<br />
ungeahnte Wirkung und verleihen Ihrem Bild ein starkes Gefühl von<br />
Bewegung.<br />
Meeresküsten liefern vielleicht die effektivsten Motive für<br />
10x-Graufilter, denn das Meer ist ständig in Bewegung und verliert im<br />
Laufe einiger Minuten jede Textur. So entsteht eine glatt-milchige<br />
Oberfläche, die gegen statische Elemente wie Pfeiler, Leuchttürme,<br />
Landzungen, Molen und Felsen wunderbare Kontraste erzeugt. Auch<br />
Wolken können schöne Streifen am Himmel bilden; falls Sie jedoch<br />
etwas ganz anderes suchen, nehmen Sie einmal eine Stadtszene mit<br />
einem 10x-Graufilter auf. Hier wird nichts mehr von alldem<br />
abgebildet, was sich bei offenem Verschluss normalerweise durch die<br />
Szene bewegt, etwa einzelne Personen und Fahrzeuge. Stattdessen<br />
können Sie etwas erfassen, das wir mit bloßem Auge niemals sehen:<br />
belebte Straßen, die wie ausgestorben wirken!<br />
Für die Arbeit mit 10x-Graufiltern sind Weitwinkelobjektive besser<br />
geeignet als Teleobjektive, weil sie mehr Himmel und Vordergrund<br />
erfassen, um dort stattfindende Bewegungen hervorzuheben: Gehen<br />
Sie z. B. dicht an ein statisches Vordergrundobjekt heran und setzen<br />
Sie es in Kontrast zu bewegtem Wasser, oder richten Sie Ihr<br />
Weitwinkelobjektiv von einer tiefen Position steil nach oben in den<br />
Himmel.<br />
Strahlende Sonne liefert das am wenigsten geeignete Licht für<br />
Aufnahmen mit 10x-Graufilter: Es ist hart und flach, und aufgrund<br />
¼ Sek. ohne Filter<br />
Vier Minuten mit 10x-Graufilter<br />
seiner höheren Lichtstärke kaum wirkungsvoll bei langen<br />
Belichtungszeiten – selbst wenn Sie Ihre Blende ganz schließen und<br />
den ISO-Wert minimal einstellen. Morgen- und Abenddämmerungen<br />
hingegen sind für stimmungsvolle Bilder ideal – gerade frühmorgens<br />
und abends, wenn das Licht der tief stehenden Sonne besonders<br />
warm ist. Der B+W 3,0-ND (10x) hat einen solchen warmen<br />
Farbstich, der Ihre Frühmorgen- oder Abendaufnahmen spürbar<br />
verbessert. Auch stürmisches Wetter kann dramatische Ergebnisse<br />
liefern, da Himmel und Meer stärker in Bewegung sind; bedecktes<br />
Wetter dagegen liefert weiches Licht und sanfte Töne für einfache,<br />
grafische Aufnahmen.<br />
Obwohl Sie vermutlich in Farbe aufnehmen, sind auch<br />
Schwarzweißfotos mit 10x-Graufilter äußerst wirkungsvoll –<br />
besonders, wenn Sie Farbstiche sowieso lieber vermeiden. Die<br />
maximale Wirkung und Dramatik erzielen Sie, wenn Sie bei einer<br />
Schwarzweiß-Umwandlung Ihrer Farbaufnahmen den Himmel und<br />
die übrige Szene als separate Elemente behandeln und die Tonalität<br />
mit Werkzeugen wie Tonwertkorrektur und Gradationskurven einzeln<br />
anpassen. Das Endergebnis mag kaum noch an die Originalszene<br />
erinnern – das macht aber nichts, denn mit einem 10x-Graufilter vor<br />
Ihrem Objektiv entfernen Sie sich ohnehin ein Stück weit von der<br />
Realität.<br />
Belichtungstabelle<br />
Die Tabelle rechts zeigt den<br />
Anstieg der Belichtungszeiten<br />
bei Verwendung eines<br />
10x-Graufilters: Sie sind<br />
ein Hauptgrund, warum<br />
wir Ihnen davon abraten,<br />
die Rauschreduzierung des<br />
Langzeitbelichtungsmodus<br />
Ihrer Kamera zu verwenden.<br />
Diese Funktion beansprucht<br />
nämlich ebenso viel Zeit wie<br />
die Belichtung selbst: Wenn Sie<br />
zum Beispiel eine Aufnahme<br />
für zwei Minuten belichten,<br />
müssen Sie gleich mehrere<br />
Minuten hinzurechnen, bis<br />
das fertig korrigierte Bild<br />
endlich auf dem LCD-Monitor<br />
erscheint. Unser Tipp ist,<br />
die Rauschunterdrückung<br />
auszuschalten und die<br />
notwendigen Korrekturen<br />
während der Nachbearbeitung<br />
vorzunehmen.<br />
Ungefiltert<br />
3,0 ND (10x)<br />
1/500 Sek. Zwei Sekunden<br />
1/250 Sek. Vier Sekunden<br />
1/125 Sek. Acht Sekunden<br />
1/60 Sek. 16 Sekunden<br />
1/30 Sek. 32 Sekunden<br />
1/15 Sek. Eine Minute<br />
1/8 Sek. Zwei Minuten<br />
1/4 Sek. Vier Minuten<br />
1/2 Sek. Acht Minuten<br />
Eine Sekunde 16 Minuten<br />
Zwei Sekunden 32 Minuten<br />
Drei Sekunden 48 Minuten<br />
Vier Sekunden Eine Stunde
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Filter 137<br />
Der 10x-Graufilter ist aktuell<br />
der angesagteste Filter; haben<br />
Sie immer einen dabei!
138 Filter DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Filterhersteller<br />
Obwohl es nicht sehr viele Hersteller von Filtern gibt, kann die Auswahl<br />
verwirrend sein. Wir haben die bewährtesten Filtermarken zusammengestellt,<br />
die ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und hochwertige Produkte bieten<br />
B+W<br />
www.daymen.co.uk<br />
Dieser renommierte deutsche Hersteller ist<br />
bekannt für Gewindefilter von optimaler<br />
Qualität, sowohl in Bezug auf den Metallring<br />
des Filters als auch das Herstellungsverfahren<br />
der optischen Premiumgläser. Die Marke ist<br />
bei Profis sehr beliebt, kostet aber etwa<br />
doppelt so viel wie andere Marken. Wenn Sie<br />
Gewindefilter in Spitzenqualität suchen, dann<br />
ist B+W für Sie die richtige Wahl; andernfalls<br />
ist auch Hoya eine gute Alternative. Ein<br />
Produkt aus der Palette ist der 10x-ND-Filter,<br />
der sich in der Tageslichtfotografie größter<br />
Beliebtheit erfreut.<br />
Hoya<br />
www.intro2020.co.uk<br />
Der Hersteller Hoya liefert weltweit ca. 60 %<br />
aller optischen Gläser, auf deren Qualität Sie<br />
daher voll vertrauen können. Hoya bietet in<br />
seinem umfangreichsten Programm für<br />
Gewindefiltersysteme praktisch jeden nur<br />
vorstellbaren Filtertyp an. Die gängigsten<br />
Typen, also UV- oder Polarisationsfilter, sind<br />
zudem in zahlreichen Varianten erhältlich, um<br />
den Ansprüchen aller Amateur- und<br />
Profifotografen gerecht zu werden. Hoya stellt<br />
seine Filter mithilfe diverser<br />
Spitzentechnologien her: Die HD-Serie zum<br />
Beispiel besteht aus gehärtetem Glas und<br />
einer mehrlagigen Multi-Beschichtung,<br />
welche Kontraste steigern und Reflexe<br />
reduzieren soll. Die Serie ‚Pro 1 Digital’<br />
hingegen wurde speziell für den Einsatz mit<br />
Digitalkameras entwickelt. Die umfangreiche<br />
Super-HMC-Serie deckt einen Großteil aller<br />
Filtertypen ab und bietet fantastische Qualität<br />
zu einem günstigen Preis. Es lohnt sich, die<br />
Filter-Broschüre von Hoya herunterzuladen,<br />
um sich einen Eindruck des gesamten<br />
Filterangebots zu verschaffen.<br />
Cokin<br />
www.intro2020.co.uk<br />
Der Name Cokin steht seit Jahrzehnten für<br />
viele Fotografen stellvertretend für qualitativ<br />
hochwertige, erschwingliche<br />
Einschubfiltersysteme. Dies überrascht<br />
kaum, ist dieser Hersteller doch der Erfinder<br />
des Kreativfilters für Hobby-Fotografen und<br />
seither unbestrittener Marktführer.<br />
Cokin bietet Filter in vier Größen an: 67 mm<br />
(A-Serie), 84 mm (P-Serie), 100 mm (Z-Pro)<br />
und 130 mm (X-Pro). Während die A-Serie<br />
mehr für Kompaktkameras oder Camcorder<br />
gedacht ist, bietet die P-Serie den besten<br />
Einstieg für Kleinbildfotografen. Wenn Sie<br />
Weitwinkelobjektive mit Brennweiten über 28<br />
mm verwenden, sollten Sie die Z-Pro-Serie in<br />
Betracht ziehen; für Mittelformat-Fotografen<br />
dagegen ist die Serie X-Pro besser geeignet,<br />
und alle Serien bieten diverse Optionen. Mit<br />
über 140 Filtern bietet besonders die P-Serie<br />
alles, was ein DSLR-Fotograf jemals braucht,<br />
darunter Polarisationsfilter und zahlreiche<br />
Neutraldichte- bzw. Grau-Verlaufsfilter.<br />
Filterringe sind für Gewinde bis zu 82 mm<br />
erhältlich, während der P-Halter bis zu drei<br />
Filtern aufnehmen kann. Die Z-Pro-Serie ist<br />
die bessere Wahl für Landschaftsfotografen<br />
– besonders für solche mit Ultra-<br />
Weitwinkelzoom. Adapterringe sind erhältlich<br />
von 49 mm bis 96 mm, die Filter messen<br />
100 x 100 mm, außer den Verlaufsfiltern mit<br />
100 x 150 mm.<br />
Alle Filter werden aus optischem<br />
CR39-Kunstharz hergestellt, liefern qualitativ<br />
hochwertige Ergebnisse und sind aufgrund<br />
ihrer breiten Beliebtheit sehr preiswert. Der<br />
ND-Verlaufsfiltersatz der P-Serie ist mit ca.<br />
60,- erschwinglich und umfasst einen Cokin<br />
P-Filterhalter, einen hellen P121L<br />
ND2-Verlaufsfilter, einen P121M ND4 und<br />
einen weichen P121S ND8-Verlaufsfilter. Der<br />
zirkulare Polarisationsfilter P164 von Cokin<br />
liegt bei 60,- , während der Z164 der<br />
Z-Pro-Serie mit ca. 275,- zu Buche schlägt!<br />
Adapterringe kosten etwa 10 (A-Serie), 15<br />
(P-Serie), 60 (X-Pro) und 25 (Z-Pro).<br />
Jessops<br />
www.jessops.com<br />
Das Angebot an Gewindefiltern umfasst zwar<br />
nur etwa 20 Schutz- und Polarisationsfilter, ist<br />
jedoch zu Preisen ab ca. 25 für einen 52<br />
mm Skylight- oder UV-Filter ein guter<br />
Grundstein für Ihre Filtersammlung. Die hohe<br />
Fertigungsqualität dieser Produkte ist<br />
unbestritten. Die meisten Filter sind ebenso<br />
im Einzelhandel wie auch bequem per<br />
Bestellung von zuhause erhältlich.<br />
Lee Filters<br />
www.leefilters.com<br />
Filter von Lee sind die ultimative Wahl für<br />
anspruchsvolle Fotografen. Von Profis und<br />
Amateuren gleichermaßen geschätzt, liefern<br />
Lee Filter die bestmögliche optische Qualität,<br />
sind aber wegen ihrer strengen<br />
Herstellungsverfahren nur zu entsprechend<br />
hohen Preisen zu haben. Der Grundstein für<br />
die erfolgreiche Serie ist das brillante<br />
100-mm-System, dessen hochwertiger und<br />
vielseitiger Halter sogar nach Ihren<br />
persönlichen Wünschen hergestellt werden<br />
kann, um eine individuelle Anzahl von Filtern<br />
aufzunehmen. Die Filter selbst sind von<br />
brillanter Qualität und bestehen aus diversen<br />
Materialien wie Glas, Harz und Polyester.<br />
Verschiedene Kits stehen zur Auswahl, wir<br />
empfehlen hier das Digital Starter Kit (ca.<br />
245,- ) mit kompaktem Halter, einem<br />
0,6-ND ProGlass, einem harten 0,6-ND<br />
Verlaufsfilter und Reinigungstuch, alles gut<br />
verpackt in ordentlichem Etui. Der andere Typ<br />
ist das Starter Kit (ca. 185,- ) mit<br />
kompaktem Filterhalter, 0,6-ND-Verlaufsfilter,<br />
Reinigungstuch, Coral 3 Verlaufsfilter und<br />
Etui. Der 10x-ND ‚Big Stopper’ (ca. 160,- )<br />
ist der beste auf dem Markt. Die Preise der<br />
Adapterringe liegen bei ca. 25 für 49 bis 77<br />
mm, ca. 50 für 82 und 86 mm und ca. 60<br />
für Ringe mit 93, 95 und 105 mm; der<br />
Filterhalter (‚Foundation’-Kit) kostet ca. 60.<br />
Wenn Sie mit <strong>Fotografie</strong> ihren<br />
Lebensunterhalt bestreiten und in teures<br />
Zubehör investieren können, dann sollten Sie<br />
sich diese Filter anschaffen.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Filter 139<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Filter-Hilfe<br />
Unterschätzen Sie nicht die positive<br />
Wirkung von Filtern auf Ihre Bilder –<br />
ganz besonders für<br />
Landschaftsaufnahmen.<br />
Formatt (Hitech)<br />
www.formatt.co.uk<br />
Der Hersteller Formatt bietet eine Reihe von<br />
Filtern für Video- und Stilllebenfotografie an.<br />
Seine Hitech-Filter, speziell für digitale<br />
SLR-Fotografen entwickelt, werden aus<br />
optischem Kunstharz nach sehr hohen<br />
Standards in Großbritannien hergestellt und<br />
liefern höchste optische Qualität. Die<br />
Filtersysteme mit 67, 85 und 100 mm sind<br />
zu Einschubfiltern anderer Hersteller<br />
kompatibel und bieten eine umfangreiche<br />
Auswahl an Verlaufsfiltern. Außer harten und<br />
weichen Verlaufsfiltern (0,3 – 1,2 ND) ist eine<br />
riesige Auswahl an Farbgradienten erhältlich<br />
sowie ein ‚Blender’, der den Verlaufseffekt<br />
über den gesamten Filter erstreckt. Zudem<br />
bietet Hitech mit dem ‚Pro Stop’ einen<br />
10x-ND-Filter, dessen 85-mm-Version nur ca.<br />
60 kostet (ca. 90 für 100 mm). Ein Satz<br />
Verlaufsfilter mit 0,3, 0,6 und 0,9-ND-Filter<br />
kostet ca. 47 (85 mm), ca. 105 (100 mm)<br />
und ca. 135 (100 x 150 mm). Der zirkulare<br />
Polarisationsfilter kostet ca. 165 (85 mm)<br />
oder ca. 170 (100 mm). Ein Halter aus<br />
Kunststoff kostet bis ca. 10, Adapterringe<br />
aus Kunststoff bis ca. 5 (49 – 77 mm).<br />
Kood<br />
www.kood-international.com<br />
Der Hersteller Kood bietet eine eigene<br />
Produktserie mit aus Japan importierten<br />
Gewindefiltern und in Großbritannien<br />
hergestellten Einschubfiltern an. Die Auswahl<br />
der Gewindefilter ist nicht groß, umfasst aber<br />
Polarisations-, Schutz- und<br />
Nahaufnahmefilter sowie verschiedene<br />
Effekte wie Starburst- und Farbkorrekturfilter.<br />
Außerdem bietet Kood eine gute Auswahl an<br />
Adapterringen sowie Einschubfilter in den vier<br />
Größen 67, 84, 100 und 130 mm an, die<br />
sogar zu allen wichtigen Einschubsystemen<br />
kompatibel sind. Aus optischem<br />
CR39-Kunstharz gefertigt, bieten sie solide<br />
Qualität und sind günstig in der Anschaffung.<br />
Kood ist nicht bei allen Einzelhändlern<br />
erhältlich, den nächsten Händler finden Sie<br />
aber auf der Hersteller-Website. Die zirkularen<br />
Polarisations- und ND-Verlaufsfilter von Kood<br />
in den Größen 84 bis 130 mm kosten etwa<br />
30 – 40 und sind entweder direkt bei Kood<br />
oder in einigen Fotofachgeschäften erhältlich.<br />
Unbekannte Marken<br />
Wenn Sie im Internet nach Filtern suchen, stoßen Sie<br />
auf weniger bekannte Marken wie Helios, die zumeist<br />
aus China stammen. Da es keine offiziellen Importeure<br />
gibt und die optische Qualität schwierig zu beurteilen<br />
ist, bleiben bekannte Filterhersteller die sicherste Wahl.<br />
Tiffen<br />
www.tiffen.com<br />
Tiffen ist eine amerikanische Marke, die seit<br />
Jahrzehnten besteht und in der Filmbranche<br />
besonders beliebt ist. Das Angebot an<br />
Gewindefiltern ist nicht so umfassend wie bei<br />
Hoya, umfasst jedoch alle wichtigen Typen<br />
von Schutzfiltern, Polarisationsfiltern und<br />
Neutraldichtefiltern. Zudem steht eine Reihe<br />
von Spezialeffektfiltern zur Verfügung,<br />
insbesondere einige Diffusionsfilter wie<br />
Weichzeichner, Dunst- und Nebelfilter, die Sie<br />
jedoch kaum regelmäßig verwenden werden.<br />
Trotz der relativ geringen Auswahl liefert Tiffen<br />
Filter von höchster Qualität und mit einer<br />
Zehn-Jahres-Garantie. Sie werden auch<br />
merken, dass die Preise wettbewerbsfähig<br />
sind und eine solide Alternative zu Marken<br />
wie Hoya bieten – obwohl diese Marke<br />
wahrscheinlich eher bei Ihrem Fotohändler<br />
vorrätig ist.
140 Filter DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Nahfilter<br />
Diese nützlichen Helfer bieten einen kostengünstigen<br />
Weg zu großartigen Nahaufnahmen<br />
NAHFILTER BIETEN einen hervorragenden Einstieg in die Welt der<br />
Makrofotografie, ohne ein Vermögen für spezielle Makroobjektive<br />
ausgeben zu müssen. Technisch gesehen sind sie nicht wirklich<br />
Filter, sondern Dioptrielinsen, sie werden jedoch allgemein als<br />
Filter behandelt und von den meisten großen Herstellern als<br />
solche angeboten. Es sind Gewindefilter, die vorne auf das Objektiv<br />
aufgeschraubt werden, wo sie wie Vergrößerungsgläser wirken, um die<br />
Naheinstellgrenze des Objektivs zu verkürzen.<br />
Sie werden normalerweise bei einteilig-kompakter Bauweise in vier<br />
Stärken hergestellt, +1, +2, +3 und +4. Je höher der Wert, desto<br />
stärker ist die Vergrößerung bzw. umso näher wird der<br />
Aufnahmeabstand. Einige Marken bieten auch leistungsstarke +10<br />
Dioptrielinsen, in der Regel in zweiteiliger Bauweise, um die Bildqualität<br />
zu optimieren.<br />
Manche Nahfilter können auch kombiniert werden, um die<br />
Vergrößerung noch weiter zu erhöhen. Wenn Sie dies möchten, setzen<br />
Sie zuerst den stärksten Filter auf Ihr Objektiv, den schwächsten zuletzt.<br />
Allerdings lässt bei drei oder mehr Filtern die Bildqualität merklich nach<br />
und optische Mängel treten verstärkt hervor. Wir empfehlen Ihnen<br />
deshalb, nie mehr als zwei dieser Filter zugleich einzusetzen. Erhältlich<br />
sind sie als Satz oder einzeln, wobei Sie für einen einzelnen Filter mit ca.<br />
25 rechnen müssen. Zu diesem Preis kann man realistischerweise<br />
nicht die optische Qualität eines Makroobjektivs oder<br />
Verlängerungstubus erwarten, zudem sind die Filter anfällig für<br />
sphärische Aberrationen (Aufweichung des Bildes). Dieser Nebeneffekt<br />
kann jedoch durch die Wahl einer mittleren Blende von f/8 oder f/11<br />
minimiert werden, sodass angesichts des günstigen<br />
Anschaffungspreises hervorragende Ergebnisse möglich sind. Am<br />
besten verwenden Sie sie zusammen mit Festbrennweiten- anstatt von<br />
Zoomobjektiven.<br />
Die ideale Brennweite liefert ein 50-mm-Standardobjektiv, aber auch<br />
kurze Teleobjektive bis zu 135 mm sind gut geeignet. Wenn sie also<br />
Nahaufnahmen mögen, können Sie auch mit Standard- oder<br />
Zoomobjektiven respektable Ergebnisse erzielen und sollten es einfach<br />
ausprobieren.<br />
Nahfilter bieten einen leichten Einstieg in<br />
die Welt der Makrofotografie<br />
+1<br />
+2<br />
+3<br />
+4<br />
Verzerrungen<br />
Ein Nahfilter hat die gleiche Wirkung<br />
wie ein Vergrößerungsglas – ideal,<br />
wenn Sie kleinere Objekte, z. B.<br />
kleine Blumen, im Bildfenster<br />
vergrößern wollen.<br />
Nahfilter können mitunter<br />
Verzerrungen des Objektivs an den<br />
Bildfeldrändern verstärken.<br />
Vermeiden Sie daher möglichst, sie<br />
mit Weitwinkelobjektiven<br />
einzusetzen.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Filter 141<br />
Filterung in der Kamera<br />
Versuchen Sie einmal, die Weißabgleichfunktion der Kamera als kreativen Filter zu nutzen<br />
DIE FARBTEMPERATUR des Lichts wird in Grad Kelvin (K) gemessen und wird vom Weißabgleichsystem Ihrer<br />
Kamera kontrolliert. Ein Licht von ca. 5500 K gilt als neutral, niedrigere Temperaturen erscheinen wärmer und<br />
höhere Temperaturen kühler. Durch eine vom vorhandenen Licht gezielt abweichende Einstellung des<br />
Weißabgleichs ist es möglich, kreativ mit der Farbwiedergabe zu spielen. Wenn Sie zum Beispiel bei der<br />
Aufnahme einer sonnendurchfluteten Landschaft den Weißabgleich auf ‚bewölkt’ einstellen, erhalten<br />
Sie einen warmen Farbton. Andersherum können Sie eine niedrigere Einstellung, z. B. 3000 K oder<br />
die Voreinstellung ‚Kunstlicht’ wählen, um das Foto kühler werden zu lassen. Sobald Sie das<br />
kreative Potenzial des Weißabgleichs kennen, können Sie ihn praktisch wie einen kamerainternen<br />
Filter einsetzen – er ist jederzeit einfach auf Knopfdruck verfügbar. Bei den meisten DSLRs können<br />
Sie den Weißabgleich-Wert manuell einstellen; damit haben Sie volle Kontrolle und müssen sich<br />
keineswegs auf voreingestellte Kamerawerte verlassen. Obwohl die beste Wirkung meistens subtil<br />
daherkommt, können Sie ruhig auch Experimente wagen – manchmal liefert ein stark künstlicher<br />
Farbton das schönste Ergebnis. Andere Bilder, vor allem Porträt- und Landschaftsaufnahmen,<br />
profitieren von zusätzlicher Wärme. Ein Blaustich durch kühlere Farbtemperatur dagegen kann ein Gefühl<br />
von cooler Rätselhaftigkeit vermitteln, was zwar nicht für alle <strong>Themen</strong> geeignet, aber als Effekt nicht zu<br />
unterschätzen ist.<br />
Kerzenlicht<br />
Kunstlicht<br />
Tageslicht Blitzlicht<br />
Bewölkt<br />
Schattig<br />
2000K<br />
3400K 4000K 5200K 5500K 6000K<br />
7000K<br />
8000K<br />
10000K<br />
3000K 4000K 5500K<br />
6000K<br />
8000K<br />
Sobald Sie das kreative<br />
Potenzial des<br />
Weißabgleichs kennen,<br />
können Sie ihn praktisch<br />
wie einen kamerainternen<br />
Filter einsetzen.<br />
3000K 4000K 5500K<br />
6000K<br />
8000K<br />
Weißabgleich in Kürze<br />
Ein Farbstich kann das Gefühl, die Stimmung und den<br />
Eindruck einer Szene oder eines Objekts erheblich<br />
verändern. <strong>Digitale</strong> SLR-Fotografen können ihre Bilder<br />
schnell und einfach ‚filtern’, indem Sie einfach eine<br />
zum Umgebungslicht unpassende Weißabgleich-<br />
Einstellung wählen. Für verschiedene Szenen sind<br />
entsprechend andere Farbverschiebungen geeignet: in<br />
der ersten Bildserie (Wasser und Felsen) funktioniert<br />
zum Beispiel eine blaue Tönung am besten, während<br />
in der zweiten (Gänse bei Sonnenaufgang) ein<br />
wärmerer Farbton besser geeignet ist. In beiden<br />
Fällen jedoch verbessert der von der Voreinstellung<br />
abweichende Weißabgleich das Bild deutlich im<br />
Vergleich zur korrekten Weißabgleich-Einstellung.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Basis-Ausrüstung 143<br />
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144 Basis-Ausrüstung: Objektive DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Grundlagen zu Objektiven<br />
Folgen Sie unserem Ratgeber, um für Ihren Bedarf das richtige Objektiv zu finden<br />
DER SCHLÜSSEL ZUR OBJEKTIVWAHL liegt<br />
darin, ein System für all Ihre Bedürfnisse<br />
zusammenzustellen. Diese hängen wiederum von<br />
den <strong>Themen</strong> ab, die Sie bevorzugt aufnehmen:<br />
Spezialthemen wie Sport, Natur und Makro<br />
erfordern jeweils spezifische optische Mittel. Da die<br />
meisten von uns allerdings lieber von allem etwas<br />
haben, ist eine allgemeinere Auswahl am<br />
sinnvollsten. In Bezug auf Brennweiten heißt das:<br />
Wenn Ihre Objektive die Bereiche 15 mm bis 300<br />
mm auf einer Vollformat-DSLR (12 mm bis 200<br />
mm bei APS-C Sensoren) abdecken, sind Sie<br />
praktisch für jede Situation gut ausgerüstet.<br />
Längere Brennweiten sind ideal für<br />
Landschaftsfotografie, freie Natur, Architektur,<br />
Straßenszenen und Reisen, mittlere Brennweiten<br />
sind gut für Porträts, Details und allgemeine<br />
Zwecke, und Teleobjektive eignen sich für Sport,<br />
Schnappschüsse und Natur. Natürlich können Sie<br />
auch mit einem Teleobjektiv tolle Landschaften<br />
fotografieren, oder atemberaubende Naturszenen<br />
mit einem Ultraweitwinkel – nutzen Sie einfach<br />
Ihre Fantasie und nutzen Sie all Ihre Objektive voll<br />
aus.<br />
In unserem digitalen Zeitalter ist die Qualität eines<br />
Objektivs wichtiger denn je. Hochauflösende<br />
Sensoren sind so leistungsfähig, dass alle optischen<br />
Mängel von minderwertigen Objektiven sofort<br />
sichtbar werden. Am größten ist das Problem bei<br />
Ultraweitwinkel-Zooms, wo chromatische<br />
Aberration, Beugung, Vignettierung, Verzerrung<br />
und Verlust an Schärfe an den Bildecken<br />
üblicherweise zum Problem werden können – je<br />
billiger das Objektiv, umso wahrscheinlicher –,<br />
obwohl es Ausnahmen gibt. Telezooms leiden<br />
tendenziell weniger unter den genannten<br />
Problemen, weil ihr optisches Design toleranter ist,<br />
können sie aber nicht völlig ausschließen: Je mehr<br />
Pixel die Kamera hat, umso mehr Probleme können<br />
sich auf Ihren Bildern zeigen.<br />
Obwohl optische Mängel in gewissem Umfang bei<br />
der Nachbearbeitung korrigiert werden können, ist<br />
man besser bedient, wenn sie überhaupt nicht oder<br />
nur minimal vorhanden sind. Am sichersten sind<br />
Sie, wenn Sie das bestmögliche Objektiv kaufen,<br />
das Ihr Budget erlaubt. Nehmen Sie aber nicht nur<br />
den Preis eines Objektivs als alleinigen Indikator<br />
seiner Qualität. Viele Objektive und Hersteller<br />
haben einen bestimmten guten oder schlechten<br />
Ruf; lesen Sie also Kundenbewertungen und fragen<br />
Sie andere Fotografen nach ihrer Meinung. Ob Sie<br />
sich für ein Objektiv mit Festbrennweite oder eine<br />
Zoom entscheiden, hängt wiederum ganz von Ihren<br />
Bedürfnissen und Mitteln ab.<br />
Festbrennweiten sind in Bezug auf die Bildqualität<br />
meistens überlegen – Zooms hingegen sind<br />
Objektivwahl: Festbrennweite<br />
oder Zoom<br />
Sowohl Objektive mit feststehender als auch<br />
Zoomobjektive mit variabler Brennweite<br />
bieten Vor- und Nachteile. In der Regel bieten<br />
Festbrennweiten mehr Bildqualität, größere<br />
Blendenöffnungen, sind kompakter und<br />
leichter; der Kauf mehrerer Einzelobjektive<br />
kann jedoch kostspielig werden. Ein Zoom<br />
ist vielseitiger und spart Geld, da es einen<br />
großen Brennweitenbereich abdeckt. Die<br />
Qualität ist nicht ganz so hoch und die<br />
maximale Blendenöffnung kleiner, aber seine<br />
Bequemlichkeit macht es immer beliebter.<br />
vielseitiger, und Sie werden vermutlich kaum den<br />
Unterschied zwischen einer Aufnahme mit einem<br />
Zoom für 500 Euro und einer zweiten mit einem<br />
Festbrennweitenobjektiv für über 1.000 Euro<br />
erkennen. Neben Größen wie Canon und Nikon<br />
sollten auch Objektive von unabhängigen<br />
Herstellern wie Sigma und Tamron in Betracht<br />
gezogen werden, die optisch oft gleichwertig, aber<br />
preislich wesentlich günstiger sind. Unabhängig<br />
davon, welches Objektiv Sie kaufen: Seine beste<br />
optische Leistung erhalten Sie, wenn Sie so oft wie<br />
möglich mit mittleren Blendenwerten von f/8 oder<br />
f/11 arbeiten. Die Bildqualität ist jeweils am<br />
geringsten bei der kleinsten bzw. größten<br />
Blendenöffnung, vor allem bei Weitwinkel-Zooms,<br />
während die mittlere Blendenöffnung optimale<br />
Schärfe liefert.<br />
Die wichtigsten Objektivtypen für die digitale <strong>Fotografie</strong><br />
1) Weitwinkel<br />
Mit ihrem breiteren Blickfeld als<br />
das menschliche Auge erlauben<br />
Ihnen Weitwinkelobjektive,<br />
mehr von einer Szene im<br />
Bildfenster zu erfassen, daher<br />
sind sie die ideale Wahl für die<br />
Aufnahme von Landschaften,<br />
Innenräumen oder bei engen<br />
Platzverhältnissen. Sie sind<br />
in umfangreicher Auswahl als<br />
Festbrennweiten und Zooms<br />
erhältlich, an Optionen herrscht<br />
also kein Mangel. Mithilfe<br />
von Weitwinkeln können Sie<br />
Perspektiven und Bildtiefen<br />
verstärken, was zu kreativen<br />
Ergebnissen führen kann. Sie<br />
müssen sich aber bewusst sein,<br />
dass es leicht zu Verzerrungen<br />
kommt, besonders bei<br />
Objekten an den äußeren<br />
Bildrändern. Dies kann zwar<br />
für Ihre Bilder mitunter von<br />
Vorteil sein, es kann sie aber<br />
auch leicht ruinieren. Details<br />
zu Weitwinkelobjektiven siehe<br />
Seite 146.<br />
2) Telezooms<br />
Ein Telezoom ist oft das erste<br />
Objektiv, das ein DSLR- bzw.<br />
CSC-Fotograf sich anschafft.<br />
Durch seine verlängerbare<br />
Brennweite ist ein Teleobjektiv<br />
sehr hilfreich, um relativ kleine<br />
oder weit entfernte Objekte<br />
auf bildfüllendes Format zu<br />
vergrößern. Es ist auch ideal,<br />
wenn Sie Motive aufnehmen<br />
möchten, ohne bemerkt zu<br />
werden, z. . Wildtiere oder<br />
lustige Schnappschüsse.<br />
Da dieser Objektivtyp die<br />
perspektivische Bildtiefe<br />
verkürzt, ist er perfekt für<br />
schmeichelhafte Porträts<br />
geeignet. Telezooms mit<br />
50–200 mm und 70–300<br />
mm sind sehr beliebt, müssen<br />
aber mit Vorsicht eingesetzt<br />
werden, um Verwacklungen zu<br />
vermeiden. Wenn Sie es sich<br />
leisten können, investieren Sie<br />
in ein Telezoom mit maximalen<br />
Blende von f/2,8. Weitere<br />
Informationen zu Teleobjektiven<br />
siehe Seite 148.<br />
3) Makroobjektive<br />
Äußerlich sehen<br />
Makroobjektive genau wie<br />
Normalobjektive aus; der<br />
Hauptunterschied ist jedoch,<br />
dass sie viel stärker vergrößern<br />
können, sodass Sie winzige<br />
Objekte wie Insekten und<br />
Schmetterlingen formatfüllend<br />
aufnehmen können. Sie sind<br />
außerdem für sehr kurze<br />
Einstellentfernungen perfekt<br />
geeignet, wo sie hervorragende<br />
optische Qualität liefern, in<br />
der Regel mit Brennweiten<br />
von 50/55 mm bis 90/105<br />
mm. Während beide Typen<br />
nützlich sind und zumeist<br />
auch 1:1 (lebensgroße)<br />
Aufnahmen ermöglichen, sind<br />
längere Brennweiten besser<br />
für Naturfotografie geeignet,<br />
weil sie in größerer Entfernung<br />
arbeiten können – so brauchen<br />
Sie Ihrem Motiv nicht zu nah zu<br />
kommen und riskieren nicht, es<br />
zu erschrecken.<br />
4) Normalobjektive<br />
Vor langer Zeit wurden<br />
Spiegelreflexkameras mit<br />
„normalen“ 50-mm-Objektiven<br />
verkauft, von denen folglich jeder<br />
begeisterte Fotograf eines besaß;<br />
heute sind Sie stattdessen<br />
mit Standard-Zooms von<br />
18–55 mm oder 18–105 mm<br />
bestückt. Die Investition in ein<br />
50-mm-Festbrennweitenobjektiv<br />
lohnt sich aber trotzdem;<br />
denn damit halten Sie ein<br />
kompakt-leichtes Objektiv in<br />
Händen, das bis zum Bereich<br />
von wenigen Zentimetern<br />
gestochen scharfe Aufnahmen<br />
mit fantastischen Lichtstärken<br />
von mindestens f/1,8 oder sogar<br />
f/1,4 oder f/1,2 erlaubt – perfekt<br />
für Aufnahmen aus der Hand<br />
oder bei schwachem Licht. Ein<br />
75–80-mm-Objektiv hingegen<br />
liefert, auf einer Kamera mit<br />
APS-C Sensor bei maximaler<br />
Blendenöffnung, hervorragende<br />
Bilder und brillante<br />
Porträtaufnahmen mit minimaler<br />
Schärfentiefe.<br />
5) Tilt-/Shiftobjektive<br />
Diese teuren Objektive dienen zu<br />
zwei Zwecken. Erstens verhindern<br />
sie bei Architekturaufnahmen<br />
stürzende Linien: Anstatt sich<br />
zurückzulehnen, um die Spitze<br />
eines Gebäudes erfassen<br />
zu können, verschieben Sie<br />
einfach die Optik nach oben und<br />
lassen die Kamera parallel zum<br />
Gebäude ausgerichtet. Mithilfe<br />
der ‚Tilt’-Funktion können Sie<br />
außerdem den vorderen Teil des<br />
Objektivs in einem bestimmten<br />
Winkel nach unten neigen,<br />
sodass die Schärfeebene parallel<br />
zur Ebene des Kamerasensors<br />
liegt. Dadurch wird der<br />
Schärfentiefebereich vergrößert,<br />
ohne eine kleinere Blende<br />
einstellen zu müssen. Neigen Sie<br />
die Optik in die andere Richtung,<br />
wird der Schärfentiefebereich bis<br />
auf ein Minimum reduziert, was<br />
ungewöhnliche Effekte schafft.<br />
Eine ähnliche Wirkung erzielen<br />
Sie allerdings, zu einem Bruchteil<br />
der Kosten, auch mithilfe eines<br />
‚Lensbaby’.<br />
BENEDICT CAMPBELL<br />
BJORN THOMASSEN<br />
HELEN DIXON<br />
HELEN DIXON<br />
HELEN DIXON
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Basis-Ausrüstung: Objektive 145<br />
Thema: Effektive Brennweite<br />
Die meisten für den Einsatz mit Digitalkameras<br />
verfügbaren Objektive wurden für 35-mm-<br />
Spiegelreflexkameras oder digitale Vollformat-<br />
Spiegelreflexkameras entwickelt, deren Sensoren die<br />
gleiche Größe haben wie ein 35-mm-Filmbild (24 x<br />
36 mm). Allerdings bieten derzeit nur sehr wenige<br />
digitale Spiegelreflexkameras einen Vollformat-<br />
Sensor; die große Mehrheit verwendet APS-C<br />
Sensoren, die kleiner als das 35-mm-Vollformat<br />
sind. Demzufolge muss die Brennweite des<br />
„Normalobjektivs“ auf ein Maß verlängert werden,<br />
das in der Regel als effektive Brennweite bezeichnet<br />
wird. Diese Verlängerung kann mittels eines<br />
Vergrößerungsfaktors (MF) berechnet werden, der<br />
von der Größe des Kamerasensors abhängt. Bei den<br />
meisten Kameras beträgt dieser Faktor 1,5x – bei<br />
Canon allerdings 1,6x, und bei Vier-Drittel-Kameras<br />
sogar 2x.<br />
Für Landschaften und andere Motive, wo<br />
vorwiegend Weitwinkelobjektive genutzt werden,<br />
ist diese Verlängerung der Brennweite von Nachteil:<br />
So wird zum Beispiel ein Ultraweitwinkelzoom<br />
von 17–40 mm effektiv zu einem 25–60 mm<br />
Standardzoom, wenn die Digitalkamera den Faktor<br />
1,5x besitzt. Um die gleiche Wirkung wie ein 17–40<br />
mm Zoom zu erhalten, müssten Sie also etwa ein<br />
10–20 mm oder 12–24 mm Zoom verwenden. Für<br />
Sport, Natur und andere <strong>Themen</strong>, die Teleobjektive<br />
benötigen, ist die Brennweitenverlängerung indes<br />
vorteilhaft, weil sie schwache Objektive stärker<br />
macht: Ein 70–300 mm Zoom wird zum Beispiel<br />
auf einer Kamera mit dem Faktor 1,5x zu einem<br />
105–450 mm Zoom, sodass Sie weiter entfernte<br />
oder kleinere Motive formatfüllend aufnehmen<br />
können.<br />
Ein weiterer zu bedenkender Faktor ist, dass alle<br />
Objektive in der Mitte am schärfsten abbilden und<br />
zu den Rändern an Schärfe verlieren. Kameras mit<br />
APS-C-Sensor profitieren daher am meisten von<br />
Vollformat-Objektiven, da sie den schärferen Bereich<br />
in der Objektivmitte ausnutzen und die äußeren<br />
Bildränder ausschließen, wo die Bildqualität<br />
schlechter ist. Das Rechnen mit Brennweiten kann<br />
verwirrend sein, deshalb sollten Ihnen unsere<br />
nachfolgenden Tabellen das Verständnis erleichtern.<br />
Kameramarke/Modelle<br />
Vergrößerungs-<br />
Faktor<br />
Canon<br />
Alle EOS-Modelle (außer folgende) 1.6x<br />
EOS-1D serie 1.3x<br />
EOS 5D & EOS-1DS-Serien<br />
1x<br />
Fujifilm<br />
Alle Modelle der S-Serie 1.5x<br />
Nikon<br />
Alle D-Serien (außer folgende) 1.5x<br />
D700- und D3-Serie 1x<br />
Olympus & Panasonic<br />
Alle digitalen SLRs und CSCs<br />
2x<br />
Pentax<br />
Alle Modelle der *ist und K-Serie 1.5x<br />
Samsung<br />
Alle Modelle der GX- und NX-Serien 1.5x<br />
Sigma<br />
Alle SD-Modelle 1.7x<br />
Sony<br />
Alle Alpha & NEX (außer folgende) 1.5x<br />
Alpha 850 und 900<br />
1x<br />
Effektive Brennweiten: Die obige Tabelle zeigt<br />
die effektive Zunahme der Brennweiten für die<br />
meisten gängigen DSLR- und CSC-Kameramarken.<br />
Verwenden Sie die Vergrößerungsfaktoren<br />
zusammen mit der Tabelle auf der rechten Seite,<br />
um die effektiven Brennweiten für andere gängige<br />
Zoomobjektive zu ermitteln.<br />
Sensorgrößen: Diese Bilder wurden alle<br />
mit einem 35-mm-Objektiv von identischer<br />
Position aufgenommen, um die Wirkung des<br />
Vergrößerungsfaktors zu zeigen.<br />
Sensorgröße<br />
Vollbild APS-H APS-C APS-C (Canon) Vier-Drittel &<br />
Micro Four Thirds<br />
Brennweite<br />
auf Objektiv 1x 1.3x 1.5x 1.6x 2x<br />
14mm 14mm 18mm 21mm 22mm 28mm<br />
15mm 15mm 19mm 22mm 23mm 30mm<br />
20mm 20mm 26mm 30mm 32mm 40mm<br />
24mm 24mm 31mm 36mm 38mm 48mm<br />
28mm 28mm 36mm 42mm 45mm 56mm<br />
50mm 50mm 65mm 75mm 80mm 100mm<br />
85mm 85mm 110mm 127mm 136mm 170mm<br />
100mm 100mm 135mm 150mm 160mm 200mm<br />
10-17mm 10-17mm 13-22mm 15-25mm 16-27mm 20-34mm<br />
10-20mm 10-20mm 13-26mm 15-30mm 16-32mm 20-40mm<br />
10-22mm 10-22mm 13-29mm 15-33mm 16-35mm 20-44mm<br />
11-18mm 11-18mm 14-23mm 16-27mm 18-29mm 22-36mm<br />
12-24mm 12-24mm 16-31mm 18-36mm 19-38mm 24-48mm<br />
16-35mm 16-35mm 21-45mm 24-53mm 26-56mm 32-70mm<br />
17-35mm 17-35mm 22-45mm 25-53mm 27-56mm 34-70mm<br />
17-40mm 17-40mm 22-52mm 25-60mm 27-56mm 34-80mm<br />
18-55mm 18-55mm 23-71mm 27-82mm 29-88mm 36-110mm<br />
18-200mm 18-200mm 23-260mm 27-300mm 29-320mm 36-400mm<br />
18-270mm 18-270mm 23-351mm 27-405mm 29-432mm 36-540mm<br />
24-105mm 24-105mm 31-136mm 36-157mm 38-168mm 48-210mm<br />
28-70mm 28-70mm 36-91mm 42-105mm 45-112mm 56-140mm<br />
28-300mm 28-300mm 36-390mm 42-450mm 45-480mm 56-600mm<br />
55-200mm 55-200mm 71-260mm 82-300mm 88-320mm 110-400mm<br />
70-300mm 70-300mm 91-390mm 105-450mm 112-480mm 140-600mm<br />
100-400mm 100-400mm 130-520mm 150-600mm 160-600mm 200-800mm<br />
Vollbild<br />
APS-C<br />
Vier-Drittel
146 Grundausstattung: Objektive DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Weitwinkelobjektive<br />
Mit Ihrem weiten Blickwinkel sind Weitwinkelobjektive ideal, um den<br />
gesamten Bildausschnitt mit großartigen Szenen zu füllen, oder um in<br />
beengten Verhältnissen zu fotografieren.<br />
WENN SIE ZUM ERSTEN MAL ein Weitwinkelobjektiv<br />
auf Ihre Kamera aufgesetzt haben und durch den<br />
Sucher schauen, werden Sie eine völlig neue Welt<br />
entdecken. Plötzlich können Sie deutlich mehr<br />
erkennen, als dies mit dem bloßen Auge möglich wäre,<br />
und die ersten Reaktionen sind für gewöhnlich großes<br />
Erstaunen und Spannung. Naheliegende Details<br />
werden auf einmal im Bildausschnitt sehr groß,<br />
während alles, was weiter entfernt ist, sich mit<br />
dramatischem Effekt noch weiter zurückzuziehen<br />
scheint. Linien und Formen werden verzerrt, und<br />
Perspektiven werden übertrieben abgebildet, so dass<br />
die Elemente einer Szene viel weiter nach hinten zu<br />
rücken scheinen, als sie es in Wirklichkeit sind, und<br />
selbst die gewöhnlichsten Motive und Szenen können<br />
dynamische Kompositionen erschaffen.<br />
Jedes Objektiv mit einer kleineren Brennweite als<br />
gewöhnlich wird als Weitwinkel bezeichnet. Im<br />
Vollformat ist dies alles, was kleiner ist als 50 mm und<br />
im APS-C-Format ist es alles unter 32 mm, obwohl die<br />
unterste wirkliche Brennweite eines Weitwinkels 35<br />
mm beträgt (oder 22 mm bei APS-C). Im Allgemeinen<br />
gelten 24 mm und 28 mm als “normale” Brennweiten<br />
für Weitwinkel und sind für fast alle<br />
Einsatzmöglichkeiten die beste Wahl, bei<br />
Landschaftsfotos, Architektur und anderen malerischen<br />
Szenen. Sie verfügen über einen weiten Blickwinkel und<br />
starke Charakteristiken eines Weitwinkel, sind aber<br />
trotzdem noch relativ einfach zu verwenden, so dass es<br />
nicht allzu schwierig ist, eine ausgewogene<br />
Bildkomposition anstatt einer mit leeren Räumen zu<br />
erschaffen.<br />
Sobald die Brennweite auf 21 mm (14 mm im<br />
APS-C-Format) oder darunter sinkt, befinden Sie sich<br />
im Gebiet der Ultraweitwinkel. Diese Objektive können<br />
fantastische Ergebnisse erzielen, da sie extreme Effekte<br />
hervorrufen. Die Tiefenschärfe erstreckt sich bei kleinen<br />
Blenden wie f/11 oder f/16 von ein paar Zentimetern bis<br />
in unendliche Weiten. Sie können also nach Herzenslust<br />
interessante Details im Vordergrund einfangen und<br />
trotzdem darauf vertrauen, dass von vorne bis hinten<br />
alles scharf fokussiert bleibt. Auch verändern selbst<br />
kleine Veränderungen der Kameraposition das<br />
Verhältnis der einzelnen Elemente im Bildausschnitt<br />
und die Art und Weise, wie sie miteinander in<br />
Beziehung treten, auf dramatische Weise, so dass Sie<br />
Bilder quasi aus dem Nichts erschaffen können.<br />
Versuchen Sie doch einfach einmal, aus einem extrem<br />
niedrigen Blickwinkel zu fotografieren, und Sie werden<br />
sehen, was gemeint ist. Ultraweitwinkel sollten<br />
allerdings mit Vorsicht genossen werden. Die<br />
Perspektive wird so stark übertrieben und der<br />
Blickwinkel wird so weit, dass das Ergebnis sehr schnell<br />
auch eine leere und langweilig wirkende<br />
Bildkomposition sein kann. Es ist unabdingbar, dass Sie<br />
nah an einen wichtigen Bestandteil der Szene<br />
herangehen, und den Bildaufbau von diesem<br />
beherrschen zu lassen. Ultraweitwinkel sind außerdem<br />
ideal, um Linien in einer Szene zu nutzen oder um<br />
Rahmen dazu zu benutzen, die Aufmerksamkeit des<br />
Betrachters auf das Hauptmotiv zu lenken.<br />
Auch wenn Weitwinkelobjektive hauptsächlich in der<br />
Landschaftsfotografie eingesetzt werden, finden Sie<br />
trotzdem auch noch woanders Verwendung. Die<br />
minimale Fokusdistanz ist für gewöhnlich nur ein paar<br />
Zentimeter, so dass Sie ganz erstaunliche Naturfotos<br />
schießen können, einfach indem Sie nah an Ihr Motiv<br />
herangehen und es in seiner natürlichen Umgebung<br />
einfangen. Dasselbe gilt für Menschen. Anstatt für<br />
Porträts von Kopf bis Schultern ein Zoomobjektiv zu<br />
benutzen, probieren Sie es doch einfach einmal mit<br />
einem Weitwinkel und bringen Sie noch etwas von der<br />
Umgebung mit ins Bild. Weitwinkelobjektive sind<br />
außerdem perfekt für Schnappschüsse aus nächster<br />
Nähe oder für die <strong>Fotografie</strong> bei Reportagen.<br />
Sie halten nicht gerne jemandem einfach so Ihre<br />
Kamera ins Gesicht? Dann schießen Sie aus der Hüfte.<br />
Stellen Sie das Objektiv auf f/8 und den Fokus auf<br />
ungefähr zwei Meter ein. So können Sie loslegen, ohne<br />
dass die Leute merken, dass Sie sie fotografieren.<br />
Jenseits des Ultraweitwinkels betreten Sie die verrückte<br />
Welt des Fischaugenobjektivs. Das trägt diesen Namen,<br />
weil sein gewölbtes Frontelement wie das Auge eines<br />
Fisches aussieht. Das Fischauge verfügt über einen<br />
Blickwinkel von erstaunlichen 180°, der alles, was vor<br />
Ihnen liegt, aufnimmt und alles, was sich am Rand des<br />
Bildausschnittes befindet, stark verzerrt. Es gibt zwei<br />
Sorten von Fischaugenobjektiven, nämlich Zirkular- und<br />
Vollbildfischaugen. Die erstere Sorte produziert ein<br />
rundes Bild in der Mitte des Bildausschnitts und hat für<br />
gewöhnlich eine Brennweite um die 8 mm im Vollbild<br />
(Sigma stellt ein 1,5 mm Fischauge für<br />
APS-C-Sensoren her), wohingegen das letztere den<br />
gesamten Bildausschnitt füllt und über eine Brennweite<br />
von 15 oder 16 mm verfügt. Wenn Sie mit dem<br />
Gedanken spielen, ein Fischauge zu kaufen, sollten Sie<br />
eher zu einem aus der Vollbildkategorie greifen, weil der<br />
Effekt hier nicht ganz so extrem ist, und das Objektiv<br />
somit alltagstauglicher ist. Nichtsdestotrotz sollte man<br />
sich der Tatsache bewusst sein, dass eine ganz<br />
offensichtliche Verzerrung unvermeidbar ist. Jedes<br />
Fischaugenobjektiv hat also im Vergleich zu einem<br />
Ultraweitwinkel einen eingeschränkten Nutzwert.<br />
Obwohl Weitwinkelobjektive eine spezifizierte<br />
Brennweite haben, investieren die meisten Fotografen<br />
lieber in ein Weitwinkel- als in ein normales Objektiv mit<br />
fester Brennweite, weil sie einfach vielseitiger sind. Das<br />
“Standard”-Zoomobjektiv mit 24 - 70 mm (16 - 25<br />
Weitwinkelobjektive: häufige Probleme<br />
1) Lichtreflexe: Lichtreflexe treten bei<br />
Weitwinkelobjektiven aufgrund ihres weiten<br />
Blickwinkels sehr viel häufiger auf. Um sie zu<br />
vermeiden, halten Sie das Frontelement und<br />
alle Filter, die Sie aufsetzen, peinlich sauber und<br />
schirmen Sie das Objektiv mit Ihrer Hand, einem<br />
Stück Pappe oder Ihrer Jacke von hellen Lichtquellen<br />
(insbesondere der Sonne) knapp außerhalb Ihres<br />
Bildausschnittes ab.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Ultraweitwinkel-Zoomobjektive: die Vielseitigkeit<br />
von Ultraweitwinkel-Zoomobjektiven und ihre<br />
beeindruckende Bildqualität machen sie zur besten<br />
Wahl für alle Anwendungen.<br />
mm für APS-C-Sensoren) ist eine gute Ausgangsbasis,<br />
aber wenn Ihnen die Weitwinkelfotografie gefällt, wird<br />
es nicht lange dauern, bis Sie sich etwas Weiteres<br />
suchen. Für Vollformat-Nutzer ist der Bereich von 16<br />
- 35 mm bis zu 17 - 40 mm ideal, für APS-C-Sensoren<br />
dagegen ist der Bereich von 10 - 20 mm bis zu 12 - 24<br />
mm sehr beliebt. Etwas Weiteres werden Sie kaum<br />
benötigen, aber falls doch, bietet Canon ein 8 - 15 mm<br />
für Vollformat- und APS-C-Sensoren an und Sigma stellt<br />
ein 8 - 16 mm für APS-C an. Das nennen wir richtig<br />
weit!<br />
2) Lichtabfall: Weitwinkel-Zoomobjektive neigen<br />
aufgrund Ihres Designs zu natürlichem Lichtabfall<br />
(Abdunkeln der Bildecken). Das kann bei manchen<br />
Bildern recht gut funktionieren, da es dazu<br />
beiträgt, die Aufmerksamkeit des Betrachters<br />
auf das Hauptmotiv zu lenken, aber wenn man<br />
diesen Effekt nicht mag, kann man ihn in der<br />
Nachbearbeitung der Raw-Dateien ganz einfach<br />
entfernen.<br />
LEE FROST
Perfekt für Landschaftsbilder<br />
Das Ultaweitwinkel-Zoomobjektiv<br />
ist der Liebling eines jeden<br />
begeisterten Landschaftsfotografen,<br />
weil es interessante Details im<br />
Vordergrund betont und der Szene<br />
mehr Tiefe verleiht.
148 Grundausstattung: Objektive DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Teleobjektive<br />
Wenn es Ihnen nicht möglich ist, näher an Ihr Objekt heranzugehen, ist die<br />
Benutzung eines Teleobjektivs die Lösung Ihres Problems , weil dieses Ihr<br />
Motiv näher an Sie heran bringt.<br />
JEDES OBJEKTIV MIT EINER BRENNWEITE von mehr<br />
als 50mm (32 mm im APS-C-Format) wird als<br />
Teleobjektiv bezeichnet, und, wie Sie sich<br />
wahrscheinlich schon gedacht haben, tun diese<br />
Objektive das genaue Gegenteil von dem, was<br />
Weitwinkelobjektive tun.<br />
• Der Blickwinkel ist kleiner als bei einem<br />
Standard- oder Weitwinkelobjektiv. Aus diesem Grunde<br />
„sieht” das Teleobjektiv weniger als das bloße Auge und<br />
vergrößert Ihr Motiv im Sucher.<br />
• Die Tiefenschärfe wird reduziert, so dass bei große<br />
Blenden wie f/2,8 oder f/4 nur ein kleiner Bereich der<br />
Szene in scharfem Fokus abgebildet wird. Die<br />
Tiefenschärfe nimmt bei kleineren Blenden wie f/16<br />
oder f/22 zu, aber niemals in einem solchen Maße wie<br />
bei Weitwinkelobjektiven.<br />
• Die Perspektive wird komprimiert, so dass die<br />
Elemente einer Szene näher beieinander erscheinen, als<br />
sie tatsächlich sind. Dieser Effekt ist auch unter der<br />
Bezeichnung „perspektivische Verkürzung bekannt.<br />
Je größer die Brennweite, umso deutlicher treten diese<br />
Charakteristika zutage. So vergrößert eine Brennweite<br />
von 300 mm Ihr Motiv mehr und verursacht bei allen<br />
Blenden weniger Tiefenschärfe und mehr<br />
perspektivische Verkürzung, als eine Brennweite von<br />
100 mm aber weniger als eine von 500 mm.<br />
Die mittleren Brennweiten von 80 bis 200 mm sind für<br />
den allgemeinen Gebrauch ausgesprochen nützlich.<br />
Das ist auch der Grund, warum Zoomobjektive, die<br />
diesen Brennweitenbereich abdecken, in so großer Zahl<br />
gekauft werden. Der niedrigere Bereich (80 bis 100<br />
mm) ist ideal für die Porträtfotografie, weil ein kurzer<br />
Zoombereich die Perspektive ein wenig komprimiert,<br />
was wiederum den Gesichtszügen schmeichelt.<br />
Standardobjektive mit einer Festbrennweite von 100<br />
oder 105 mm werden deshalb auch oft als<br />
Porträtobjektive bezeichnet. Auch die Tiefenschärfe ist<br />
bei großen Blenden sehr niedrig. Sie können also den<br />
Hintergrund unfokussiert lassen und die gesamte<br />
Aufmerksamkeit auf Ihren Fokuspunkt bündeln. Der<br />
obere Bereich (100 bis 200 mm) dagegen ist<br />
besonders gut für Schnappschüsse, actionreiche Fotos<br />
Mehr Vergrößerung durch einen Telekonverter<br />
Telekonverter werden zwischen das Gehäuse Ihrer<br />
Kamera und das Objektiv gesetzt, um die Brennweite des<br />
Objektivs zu vergrößern. Die minimale Fokusdistanz des<br />
Originalobjektivs bleibt davon unangetastet, so dass Sie<br />
trotzdem sehr nah an Ihr Motiv herangehen können. Der<br />
gebräuchlichste Telekonverter ist der Zweifach-Konverter,<br />
der die Brennweite verdoppelt und so aus einem 70<br />
bis 200 mm Zoom ein 140 bis 400 mm bei einer<br />
Vollformat-DSLR und ein kolossales 220 bis 600 mm<br />
bei einer DSLR mit APS-C-Sensor macht! Es gibt auch<br />
1,4fach-Konverter, die die Brennweite um bescheidene<br />
40% vergrößern.<br />
Allerdings führt die Verwendung von Telekonvertern<br />
auch Nachteile mit sich. Bei der Zweifachversion verlieren<br />
Sie zwei Stufen an Helligkeit, so dass aus einem f/4<br />
Objektiv tatsächlich ein f/8 Objektiv wird. Das verdunkelt<br />
das Bild im Sucher und bedeutet, dass Sie eine längere<br />
Verschlusszeit verwenden oder einen höheren ISO-Wert<br />
einstellen müssen, um die Verschlusszeit in einem<br />
vernünftigen Rahmen zu halten, so dass Sie Objekte in<br />
der Bewegung einfrieren und Verwacklungsunschärfe<br />
vermeiden können. Bei langsamen Zoomobjektiven<br />
mit einer minimalen Blende von f/4 bis 5,6 könnte<br />
der Autofokus im größeren Bereich aufgrund des<br />
Helligkeitsverlusts versagen. Ein 1,4fach-Konverter<br />
verliert nur eine Helligkeitsstufe, ist also in dieser Hinsicht<br />
die bessere Wahl.<br />
im Nahbereich und zum Isolieren interessanter Details<br />
in der Landschaft, an Gebäuden und so weiter geeignet.<br />
Eine Brennweite von 300 oder 400 mm stellt für die<br />
meisten Fotografen den nächsten Schritt dar, besonders<br />
für diejenigen, die sich für Sport- oder Naturfotografie<br />
begeistern, weil Sie so auch noch von weiter weg den<br />
gesamten Bildausschnitt mit ihrem Motiv füllen<br />
können. Solche Brennweiten sind ideal für Fotos von<br />
Sonnenauf- und -untergängen, weil sie den<br />
Durchmesser der Sonne optisch stark vergrößern. Die<br />
optische Verkürzung (auch als Perpektivkompression<br />
bekannt) ist ebenfalls viel offensichtlicher, so dass man<br />
die einzelnen Elemente in einer Szene viel näher<br />
zusammenrücken kann. Das ist toll für Stadtbilder,<br />
Alleen, Bergketten im Nebel und andere Szenen oder<br />
Motive, die von der Wiederholung von Objekten leben.<br />
Jenseits der 400 mm befindet man sich auf dem Gebiet<br />
der extrem langen Teleobjektive, die groß, schwer und<br />
teuer sind. Es gibt ein paar Zoomobjektive, die bis 400<br />
oder 500 mm gehen, aber Standardobjektive mit fester<br />
Brennweite sind in diesem Bereich eher an der<br />
Tagesordnung. Ernsthafte Naturfotografen verwenden<br />
standardmäßig ein 500 oder 600 mm Objektiv, und nur<br />
wenige leidenschaftliche Sportfotografen lassen sich in<br />
der Öffentlichkeit ohne ein Objektiv mit mindestens 500<br />
mm Brennweite blicken.<br />
Wenn man in diesem Brennweitenbereich<br />
angekommen ist, sind die Effekte überaus erstaunlich.<br />
Objekte, die dem bloßen Auge sehr weit entfernt<br />
erscheinen, füllen auf einmal den Sucher Ihrer Kamera<br />
komplett aus. Die Tiefenschärfe ist dabei erheblich<br />
eingeschränkt, so dass nur ein Element in scharfem<br />
Fokus erscheint und die Perspektive wird in einem<br />
solchen Maße komprimiert, dass weiter entfernte<br />
Elemente dicht aneinandergedrängt erscheinen.<br />
Vergessen Sie außerdem nicht, dass die Leistung des<br />
Teleobjektivs noch weiter verstärkt wird, wenn Sie eine<br />
APS-C-Kamera verwenden, wie die meisten von Ihnen<br />
es sicherlich tun, so dass ein 70 bis 300 mm<br />
Zoomobjektiv tatsächlich zum 105 bis 450 mm<br />
Objektiv wird.<br />
Die optische Qualität des Objektivs wird ebenfalls<br />
reduziert, wenn Sie einen Telekonverter einsetzen. Ihre<br />
Bilder werden also weniger scharf. Um diese Gefahr<br />
so gering wie möglich zu halten, empfehlen wir Ihnen,<br />
den besten Konverter zu kaufen, den Sie sich leisten<br />
können, idealerweise einen mit sieben Elementen, und Ihr<br />
Objektiv auf eine mittlere Blendenzahl wie f/8 oder f/11<br />
einzustellen.<br />
Doch trotz dieser Schwachstellen sind Telekonverter<br />
die ideale Lösung, wenn Sie nur gelegentlich Fotos<br />
mit langem Teleobjektiv machen möchten und die<br />
Ausgabe für ein solches Objektiv nicht rechtfertigen<br />
können. Außerdem müssen Sie so nicht eine Menge von<br />
Objektiven mit sich herumtragen, was ein echter Vorteil<br />
sein kann, wenn Sie mit leichtem Gepäck reisen möchten.<br />
Vergrößerung: die neuesten Teleobjektive sind im<br />
Verhältnis zu der enormen Vergrößerung, die sie<br />
bieten, extrem kompakt und leichtgewichtig.<br />
So vermeiden Sie Verwacklungsunschärfe<br />
Das Risiko von Verwacklungsunschärfe steigt<br />
proportional zu der Größe und dem Gewicht des<br />
Objektivs an. Wenn Sie also Zoom- und Teleobjektive<br />
verwenden, müssen Sie sehr sorgfältig arbeiten, wenn<br />
Sie trotzdem messerscharfe Fotos machen wollen.<br />
Die Bildstabilisation bietet Ihnen hier einen großen<br />
Vorteil, weil sie Ihnen das <strong>Fotografie</strong>ren aus der Hand<br />
bei längeren Verschlusszeiten als normal ermöglicht.<br />
Wenn Sie also mit einem Teleobjektiv fotografieren<br />
möchten, ist ein Bildstabilisator wichtig. Andere<br />
Möglichkeiten zur Vermeidung von Verwacklung beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren aus der Hand sind ein sicherer Stand mit<br />
leicht gespreizten Beinen, ein gerader Rücken und die<br />
linke Hand als Stütze unter dem Objektiv. Und lösen<br />
Sie den Verschluss aus, nachdem Sie ausgeatmet<br />
haben. So ist Ihr Körper entspannter. Es ist wichtig,<br />
den Verschluss leicht zu drücken, und nicht abrupt<br />
herunterschießen zu lassen. Falls erforderlich, halten<br />
Sie Ausschau nach einer Stütze: einer Mauer, einem<br />
Pfosten, einem Baumstumpf - irgendetwas, auf dem<br />
Sie die Kamera abstützen können. Oder Sie verwenden<br />
ein Einbeinstativ. So können Sie das Objektiv<br />
abstützen, behalten aber Ihre Bewegungsfreiheit.<br />
Sportfotografen verwenden gerne diese Methode.<br />
Ein Dreibeinstativ bietet natürlich die ultimative<br />
Unterstützung. Dennoch ist es eine gute Idee, den<br />
Spiegelvorauslöser zu benutzen, um Vibrationen durch<br />
das Anschlagen des Spiegels zu vermeiden und den<br />
Auslöser mit Hilfe eines Fernauslösers zu betätigen, so<br />
dass Sie die Kamera nicht berühren müssen.
Füllen Sie den Bildausschnitt<br />
Teleobjektive sind die ideale Wahl,<br />
wenn Sie den Bildausschnitt mit weit<br />
entfernten Objekten ausfüllen möchten.<br />
Aus diesem Grund sind sie auch bei<br />
Tier- und Sportfotografen die<br />
bevorzugten Objektive.
150 Grundausstattung: Objektive DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Unsere Auswahl von Objektiven mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis<br />
Diese Objektive haben es in die engere Auswahl geschafft, weil sie ihr Geld wert sind und eine exzellente Leistung bieten.<br />
Tamron 10-24mm f/3.5-4.5 Di II LD<br />
www.intro2020.co.uk<br />
WICHTIGSTE MERKMALE<br />
Unverbindliche Preisempfehlung: 625 Euro<br />
Verkaufspreis: 435 Euro<br />
Linsenaufbau: 12 Elemente in neun Gruppen<br />
Blendenbereich: f/3,5 - 4,5 bis f/22<br />
Filtergewinde: 77mm<br />
Abmessungen: 83.2x86.5mm<br />
Gewicht: 406g<br />
Passend für: Canon, Nikon, Pentax and Sony<br />
Das Tamron 11 - 18 mm kann sich schon seit Jahren großer Beliebtheit erfreuen, aber<br />
diese neue Version mit ihrem sehr großen Fokusbereich ist sogar noch vielseitiger.<br />
Das Objektiv ist kompakt und leichtgewichtig, einfach in der Handhabung, und das<br />
eingebaute Fokussystem wird besonders denjenigen Fotografen gefallen, die gerne<br />
Filter verwenden. Die optische Qualität ist dank der Verwendung von asphärischen<br />
Elementen und von Elementen mit niedriger Streuung gut.<br />
Tamron AF 55-200mm f/4-5.6 LD Di II<br />
Macro<br />
www.intro2020.co.uk<br />
WICHTIGSTE MERKMALE<br />
Unverbindliche Preisempfehlung: 225 Euro<br />
Verkaufspreis: 150 Euro<br />
Linsenaufbau: 13 Elemente in neun Gruppen<br />
Blendenbereich: f/4-5.6 to f/32<br />
Filtergewinde: 52mm<br />
Abmessungen: 71.6x83mm<br />
Gewicht: 300g<br />
Passend für: Canon and Nikon<br />
Normalerweise fällt die Schärfe ab, je weiter man durch den Fokusbereich<br />
durchzoomt, aber dieses Objektiv verfügt in allen Bereichen über eine gute Schärfe.<br />
Sein weiter Zoomring ist ganz einfach anzuwenden. Der Autofokus bietet eine<br />
gute Leistung, er ist nicht der Schnellste oder der Leiseste, aber er ist akkurat und<br />
funktioniert auch bei schlechten Lichtverhältnissen gut. Das Objektiv ist leicht und<br />
kompakt und stellt ein tolles Teleobjektiv für den kleinen Geldbeutel dar.<br />
Tamron AF 18-270mm f/3.5-6.3 Di II VC<br />
Macro<br />
www.intro2020.co.uk<br />
WICHTIGSTE MERKMALE<br />
Unverbindliche Preisempfehlung: 625 Euro<br />
Verkaufspreis: 500 Euro<br />
Linsenaufbau: 18 Elemente in 13 Gruppen<br />
Blendenbereich: f/3.5-6.3 to f/22<br />
Filtergewinde: 72mm<br />
Abmessungen: 79.6x101mm<br />
Gewicht: 560g<br />
Passend für: Canon und Nikon<br />
Das Tamron 18-270mm kann sich eines unglaublichen Zoombereichs von 15x<br />
rühmen, was eine tatsächliche Brennweite von 28 - 419 mm bedeutet und es<br />
zu einem passenden Objektiv für fast jede Art von Motiv macht. Die zusätzliche<br />
Bildstabilisation verschafft ihm eine Toleranz von vier Stufen, so dass man damit<br />
auch in schlechten Lichtverhältnissen oder bei längeren Brennweiten aus der Hand<br />
fotografieren kann, ohne Verwacklungsunschärfe zu riskieren.<br />
Tamron SP AF 60mm f/2 Di II L Macro<br />
www.intro2020.co.uk<br />
WICHTIGSTE MERKMALE<br />
Unverbindliche Preisempfehlung: 685 Euro<br />
Verkaufspreis: 500 Euro<br />
Linsenaufbau: 14 Elemente in zehn Gruppen<br />
Blendenbereich: f/2 to f/22<br />
Filtergewinde: 55mm<br />
Abmessungen: 73x80mm<br />
Gewicht: 400g<br />
Passend für: Canon, Nikon und Sony<br />
Dieses leichtgewichtige Objektiv wurde ausschließlich für den Gebrauch mit DSLRs<br />
mit APS-C-Sensoren konstruiert und hat mit seiner maximalen Blende von f/2 ein<br />
besonderes As im Ärmel, das ihm einen großen Vorsprung vor seinen Mitbewerbern<br />
verleiht. Neben einem helleren Bild im Sucher bietet es außerdem eine sehr<br />
niedrige Tiefenschärfe, was bei Makrofotografen heiß begehrt ist. Die Bildqualität ist<br />
hervorragend.<br />
Voigtlander 20mm f/3.5 Color Skopar SL II<br />
www.robertwhite.co.uk<br />
WICHTIGSTE MERKMALE<br />
Unverbindliche Preisempfehlung: 590 Euro<br />
Verkaufspreis: 590 Euro<br />
Linsenaufbau: Neun Elemente in sechs Gruppen<br />
Blendenbereich: f/3.5 to f/22<br />
Filtergewinde: 52mm<br />
Abmessungen: 63x28.8mm<br />
Gewicht: 205g<br />
Passend für: Nikon and Pentax<br />
Sigma 120-400mm f/4.5-5.6 DG OS HSM<br />
www.sigma-imaging-uk.com<br />
WICHTIGSTE MERKMALE<br />
Unverbindliche Preisempfehlung: 934 Euro<br />
Verkaufspreis: 750 Euro<br />
Blendenbereich: 21 Elemente in 15 Gruppen<br />
Aperture range: f/4.5-5.6 to f/32<br />
Filtergewinde: 77mm<br />
Abmessungen: 92x203mm / Gewicht: 1,640g<br />
Passend für: Canon, Nikon, Pentax, Sigma und Sony<br />
Dieses Objektiv mit manuellem Fokus ist das günstigste Objektiv mit fester Brennweite<br />
auf dem Markt. Außerdem ist es eines der kleinsten und leichtesten. Der manuelle<br />
Fokus läuft sehr glatt und der Tubus verfügt über eine klare hyperfokale Skala. Optisch<br />
ist dieses Objektiv sehr leistungsstark mit exzellenter Schärfe, sobald es abgeblendet<br />
ist. Ein großartiges Objektiv zum günstigen Preis.<br />
Trotz seiner Brennweite ist dieses Objektiv mit hoher Zoomrate relativ kompakt und<br />
beinhaltet ein Optisches Stabilisierungssystem (OS), ein rückseitiges Fokussystem<br />
und einen HyperSonic Motor (HSM) für leises Fokussieren bei hoher Geschwindigkeit.<br />
Seine minimale Fokusdistanz beträgt 150 cm mit einer Vergrößerung von 1 : 4,2. Das<br />
dürfte begeisterten Naturfotografen gefallen.
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Ausrüstung für Nahaufnahmen<br />
Viele Standard-Zoomobjektive verfügen über ein zweckmäßiges<br />
Wiedergabeverhältnis von 1 : 4. Das entspricht einem Viertel der<br />
Lebensgröße. Das ist für den Anfang ideal, aber wenn Sie noch näher an Ihre<br />
Motive heran gehen wollen, werden Sie wahrscheinlich in eine Vorsatzlinse für<br />
Nahaufnahmen oder ein spezielles Makroobjektiv investieren müssen. Wir<br />
stellen Ihnen im Folgenden die beliebtesten Lösungen vor und berichten über<br />
Vor- und Nachteile.<br />
Die Makrofotografie eröffnet<br />
Ihnen ganz neue Möglichkeiten,<br />
erstaunliche Bilder von kleinen<br />
Objekten einzufangen.<br />
Grundausstattung: Objektive 151<br />
Nützliches Zubehör für Nahaufnahmen<br />
Stativ: Bei einer hohen Vergrößerung wird auch<br />
der Effekt von Kamerabewegungen verstärkt. Ein<br />
Stativ ist das beste Hilfsmittel für Nahaufnahmen,<br />
weil Sie die Kamera damit sehr weit unten halten<br />
können.<br />
Reflektor: Kleine, faltbare Reflektoren können<br />
so positioniert werden, dass sie Licht gezielt auf<br />
Ihr Motiv werfen. Die Intensität des Lichts kann<br />
variiert werden, indem der Reflektor näher am<br />
Objekt oder weiter davon entfernt aufgebaut wird.<br />
Wimberley Plamp: Dabei handelt es sich um<br />
einen speziellen Arm, an dessen beiden Enden<br />
sich Klemmen befinden. Eine dieser Klemmen<br />
kann an das Bein eines Stativs geklemmt werden,<br />
während die andere einen Reflektor halten kann.<br />
Ringblitz: Ein Ringblitz ist speziell für<br />
Nahaufnahmen konzipiert. Er wird direkt auf<br />
die Vorderseite des Objektivs aufgesetzt, so<br />
dass er beim Auslösen Objekte im Nahbereich<br />
ausleuchtet. Zwillingsblitzgeräte arbeiten nach<br />
einem ähnlichen Prinzip.<br />
Fernauslöser: Wenn Sie bei starker Vergrößerung<br />
in Verbindung mit einer langen Verschlusszeit den<br />
Auslöser drücken, kann das eine leichte Vibration<br />
der Kamera zur Folge haben. Ein Fernauslöser<br />
ermöglicht es Ihnen, den Verschluss auszulösen,<br />
ohne sich Gedanken über Verwacklungsunschärfe<br />
machen zu müssen<br />
Nahfilter Automatische Zwischenringe Makroobjektiv<br />
Nahfilter werden auf das Gewinde Ihres Objektivs<br />
aufgeschraubt und funktionieren wie ein<br />
Vergrößerungsglas. Je nach Marke und Größe erhält<br />
man sie schon für schlappe 12,50 . Normalerweise<br />
bestehen Sie aus nur einem einzigen Element und<br />
sind in aufsteigenden Stärken erhältlich, die in<br />
Dioptrien gemessen werden. +1, +2, +3 und +4<br />
sind dabei die beliebtesten, aber es gibt auch einen<br />
Filter mit +10 Dioptrien, der aus zwei Elementen<br />
besteht. Je höher die Zahl, umso näher kann das<br />
Objektiv fokussieren und umso stärker ist die<br />
Vergrößerung. Diese Filter können zwar miteinander<br />
kombiniert werden, aber wenn Sie mehr als zwei<br />
gleichzeitig aufsetzen, leidet die Bildqualität. Nahfilter<br />
beeinflussen die normalen Funktionen der Kamera<br />
nicht, deswegen sind sie einfach in der Anwendung<br />
und hervorragend geeignet, um Anfänger auf den<br />
Geschmack der <strong>Fotografie</strong> im Nahbereich zu bringen.<br />
Trotz ihres bescheidenen Preises können Sie exzellente<br />
Resultate liefern, und da sie so klein und leicht sind,<br />
kann man mit Ihnen auch problemlos aus der Hand<br />
fotografieren, ohne dass die Bildstabilität leidet.<br />
Zwischenringe sind hohle Ringe, die zwischen das<br />
Kameragehäuse und das Objektiv eingesetzt werden.<br />
Sie vergrößern den Abstand zwischen dem Sensor<br />
und dem Objektiv, und erlauben so der Kamera, näher<br />
zu fokussieren als dies normalerweise der Fall wäre.<br />
Außerdem verstärken sie die Vergrößerung. Sie verfügen<br />
selber über keinerlei Optiken und beeinflussen somit<br />
auch nicht die Bildqualität des Objektivs, mit dem Sie<br />
kombiniert werden. Folglich ist die Bildqualität besser<br />
als bei Nahlinsen. Sie sind einzeln oder in einem Set<br />
mit drei Längen erhältlich: 12 mm, 25 mm und 36<br />
mm. Ihre Vergrößerungsrate wird berechnet, indem<br />
man das Maß der Verlängerung durch die Brennweite<br />
des benutzten Objektivs teilt. Eine Verlängerung von 25<br />
mm an einem Standardobjektiv mit 50 mm Brennweite<br />
führt also zu einem Wiedergabemaßstab von 1 : 2, also<br />
halber Lebensgröße.<br />
Um ein Verhältnis von 1 : 1, Lebensgröße, zu erreichen,<br />
müsste die Verlängerung genauso groß sein, wie die<br />
Brennweite des aufgesetzten Objektivs. Zwischenringe<br />
erzielen somit den größten Effekt, wenn sie mit einer<br />
relativ kurzen Brennweite kombiniert werden.<br />
Makroobjektive sind für das Fokussieren im<br />
Nahbereich optimiert. Sie sind zwar darauf<br />
ausgerichtet, im Nahbereich beste Ergebnisse zu<br />
liefern, können aber auch für allgemeine Zwecke<br />
eingesetzt werden, und erfreuen sich auch bei<br />
Porträtfotografen großer Beliebtheit. Normalerweise<br />
produziert ein Makroobjektiv bei seiner kleinsten<br />
Brennweite eine Wiedergabe im Verhältnis 1 :<br />
1. Makroobjektive sind in einer ganzen Reihe<br />
verschiedener Brennweiten erhältlich: kurze<br />
Makroobjektive im Bereich von 50 bis 70 mm sind<br />
leichtgewichtig und kompakt, was das <strong>Fotografie</strong>ren<br />
aus der Hand erleichtert. Bei ihrer maximalen<br />
Vergrößerung bieten sie jedoch keine sonderlich<br />
großzügige Arbeitsentfernung mehr. Deshalb ist diese<br />
Brennweite nicht die beste, wenn Sie Objekte wie<br />
Schmetterlinge oder andere Insekten fotografieren<br />
möchten, die leicht aufgescheucht werden. Im<br />
Allgemeinen sind Brennweiten von 90mm und<br />
aufwärts die bessere Wahl. Sie ermöglichen einen<br />
weiteren Abstand zwischen Kamera und Objekt und<br />
machen es Ihnen einfacher, Ihr Motiv zu isolieren.
152 Grundausstattung: Beleuchtungshilfen DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Kaufberatung: Beleuchtungshilfen<br />
Wenn Sie mit Umgebungslicht arbeiten, bieten Reflektoren und Diffusoren eine günstige und vielseitige Hilfestellung, um das Licht so<br />
zu manipulieren, dass es die bestmöglichen Resultate liefert. Wir zeigen Ihnen die besten Geräte von den beliebtesten Herstellern.<br />
California Sunbounce<br />
www.theflashcentre.com<br />
Die Stabilität, die Bauweise und das geringe<br />
Gewicht der Produkte von California<br />
Sunbounce hat diese bei Profifotografen so<br />
beliebt gemacht. Die Reflektorflächen sind<br />
an Aluminiumrahmen angebracht. Es gibt sie<br />
in vielen verschiedenen Größen und sie sind<br />
einfach und schnell auf- und wieder<br />
abzubauen und für Transport oder Lagerung<br />
einzupacken. Die Auswahl an<br />
Reflektorpaneelen ist umfassend, aber nicht<br />
jede Farbe passt auf jeden Rahmen (der<br />
Katalog steht im PDF-Format zum Download<br />
bereit und enthält eine nützliche Tabelle, die<br />
einen einfachen Überblick bietet). Sie<br />
können zwar zusätzliche Paneele für Ihren<br />
Rahmen kaufen, aber der Unterschied<br />
zwischen dem Preis für ein komplettes Set<br />
und dem für ein einzelnes Paneel ist nicht so<br />
gravierend, dass es sich nicht lohnen würde,<br />
ein weiteres, komplettes Set zu kaufen. Auf<br />
diese Weise sind Sie vor Ort dann auch nicht<br />
gezwungen, die Paneele auszutauschen. Wie<br />
auch bei anderen Marken, stehen Refl ektoren<br />
in den Farbkombinationen Silber / Weiß und<br />
Gold / Weiß zur Verfügung. Zusätzlich gibt es<br />
noch andere reflektierende Oberflächen wie<br />
zum Beispiel Zebra / Weiß (Zebra ist eine<br />
Kombination aus Gold und Silber) und eine<br />
ganze Reihe von durchscheinenden<br />
Diffusor-Optionen.<br />
Sie sind für professionelle Zwecke hergestellt<br />
und demzufolge nicht ganz billig, aber dafür<br />
überstehen sie auch jahrelange, intensive<br />
Nutzung und sind aus den qualitativ<br />
hochwertigsten Materialien hergestellt. Die<br />
Es gibt zwar sowohl für den Pro-, als auch für<br />
den Mega-Reflektor lichtdurchlässige Paneele<br />
für Diffusionszwecke, aber wir empfehlen<br />
trotzdem den Sun Swatter. Dieser große<br />
Diffusor ist ideal für Außenaufnahmen, da er<br />
von einem Galgenstativ außerhalb der<br />
Bildfläche über das Motiv gehalten werden<br />
kann. Er ist einfach aufzubauen und so<br />
konstruiert, dass er auch windigem Wetter<br />
standhält. Er ist in zwei verschiedenen Größen<br />
und in jeweils mehreren Optionen für den<br />
Wert der Lichtreduktion des Materials<br />
erhältlich ( , oder eine ganze<br />
Diffusionsstufe).<br />
Wir empfehlen Ihnen einen der kleineren Sun<br />
Swatter mit einem Diffusor in Stufe oder als<br />
Grundausstattung. Weitere Diffusoren, die<br />
noch zur Auswahl stehen sind der Sun-Mover,<br />
der Ihnen noch zusätzlich Kontrolle über die<br />
Verbreitung des Lichts verleiht und der Sun<br />
Cage, ein speziell angefertigtes, mobiles<br />
Studio.<br />
Sun Swatter (130x190cm)<br />
1<br />
/3 komplett 324 Euro<br />
Sun Swatter (130x190cm)<br />
2<br />
/3 komplett 339 Euro<br />
Sun Swatter Giant (180x245cm)<br />
1<br />
/3 komplett 537 Euro<br />
Sun Swatter Giant (180x245cm)<br />
2<br />
/3 komplett 562 Euro<br />
Auswahl ist sehr breit gefächert,<br />
kontaktieren Sie also einen deutschen<br />
Händler (Anschriften finden Sie auf der<br />
Website) oder laden Sie den Katalog unter<br />
www.sunbounce.com herunter.<br />
Da die Kombinationsmöglichkeiten schier<br />
unüberschaubar sind, haben wir Ihnen unten<br />
die verschiedenen Reflektorenserien<br />
aufgelistet und die Preise für jeweils zwei der<br />
beliebtesten Farbkombinationen angegeben.<br />
Es gibt zwar viele unterschiedliche Größen,<br />
aber wir empfehlen den Mini oder den Pro als<br />
Grundausstattung und den Mega (im Katalog<br />
als Big bezeichnet) für sehr ambitionierte<br />
Hobbyfotografen. Sehen Sie hier die<br />
wichtigsten Optionen:<br />
Micro-mini: (60x90cm)<br />
Silber / Weiß: 145 ; Zebra / Weiß: 177 Euro<br />
Mini: (90x125cm)<br />
Silber / Weiß: 219 ; Zebra / Weiß: 268 Euro<br />
Pro: (130x190cm)<br />
Silber / Weiß: 329 ; Zebra / Weiß: 368 Euro<br />
Big: (180x245cm)<br />
Silber / Weiße: 514 ; Zebra / Weiß: 599 Euro<br />
Calumet<br />
www.calumetphoto.de<br />
Calumet ist ein großer<br />
Einzelhändler im<br />
<strong>Fotografie</strong>bereich, der auch<br />
eine große Anzahl an<br />
Fotoaccessoires einer der<br />
eigenen Marke vertreibt.<br />
Darunter befinden sich<br />
auch die Zip Discs, eine Serie<br />
zusammenfaltbarer Reflektoren. Diese<br />
bestehen aus einem zweifarbigen Reflektor, einem<br />
lichtdurchlässigen Paneel und Überzügen in vier<br />
Farben (Gold, Silber, Weiß, Schwarz). Die Preise für<br />
die ZipDisk Sets sind wie folgt:<br />
Lichtdurchlässiges, weißes ZipDisc Paneel<br />
Der runde Diffusor, der das Herzstück des 5-in-1-Sets<br />
bildet, ist auch einzeln erhältlich.<br />
56cm 28 Euro 81cm 34 Euro<br />
107cm 46 Euro 130cm 57 Euro<br />
Zigzag Gold-Silber / Weiß ZipDisc<br />
Die gold-silber-farbige Seite kombiniert Gold mit<br />
Silber, und verleiht dem Objekt mehr Wärme.<br />
56cm 34 Euro 81cm 46 Euro 107cm 58 Euro<br />
Silber / Weiß ZipDisc<br />
Der klassische Reflektor, der in der Hand gehalten<br />
wird. Im Lieferumfang ist eine Tasche mit<br />
Reißverschluss enthalten.<br />
56cm 33 Euro 81cm 42 Euro 107cm 53 Euro<br />
ZipDisc Wechselbezüge in vier Farben<br />
Dieser vierfarbige (Gold, Weiß, Silber und Schwarz)<br />
Reflektorbezug kann mit jedem runden oder ovalen<br />
Reflektor verwendet werden.<br />
56cm ZipDisc vierseitig: 28,50 Euro<br />
81cm ZipDisc vierseitig: 34,50 Euro<br />
107cm ZipDisc vierseitig: 46,51 Euro<br />
5-in-1 kit<br />
Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus dem<br />
lichtdurchlässigen ZipDisc Paneel und dem<br />
vierfarbigen Wechselbezug. Wir haben in unserem<br />
Vergleichstest das 5-in-1 Set mit 81 Zentimetern<br />
Durchmesser auf die Probe gestellt.<br />
56cm 26 Euro; 81cm 48 Euro 107cm 51 Euro<br />
Wenn Sie die Website von Calumet besuchen, kann<br />
es sein, dass Sie unter Umständen durch die<br />
Produktbeschreibungen ein wenig verwirrt werden. In<br />
diesen Fällen wenden Sie sich bitte unter 0800 / 225<br />
8638 an die Kundendienst-Hotline.<br />
Elemental<br />
www.studio-flash.com<br />
Elemental, der Spezialist für<br />
Blitzgeräte im Niedrigpreissegment<br />
bietet zurzeit nur zwei faltbare<br />
Reflektoren an, aber wir haben<br />
sie in diesen Ratgeber<br />
aufgenommen, weil sie für den<br />
Preis eine exzellente Qualität<br />
bieten. Sowohl das 5-in-1-Set mit 80 Zentimetern<br />
Durchmessern, als auch das mit 107 Zentimetern<br />
Durchmesser enthalten einen weißen Diffusor mit<br />
einem austauschbaren, goldenen, silbernen und<br />
weißen Wechselbezug. Das gesamte Set wird in<br />
einer schwarzen Tasche geliefert. Die Variante mit 80<br />
Zentimetern kostet ca. 31 Euro, die mit 107<br />
Zentimetern ungefähr 43 Euro. Elemental hat auch<br />
einen Reflektorarm für ungefähr 31 Euro im Angebot
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Grundausstattung: Beleuchtungshilfen 153<br />
Interfit<br />
www.interfitphotographic.com<br />
Interfit ist eine der führenden Marken für<br />
Studioausrüstung in Großbritannien und verfügt über<br />
ein breitgefächertes Angebot an Reflektoren. Sie<br />
haben die Qual der Wahl zwischen kleineren<br />
Modellen, die in der Hand gehalten werden, bis hin zu<br />
größeren Arten, die auf ein Stativ gestellt werden<br />
müssen!<br />
Soft Sun / Weiß; Silber / Weiß<br />
und Silber / Gold<br />
Runde, faltbare Reflektoren, die mit drei<br />
verschiedenen Oberflächen und in vier Größen<br />
erhältlich sind.<br />
30cm 13 Euro 56cm 20 Euro<br />
82cm 34 Euro 107cm 48 Euro<br />
5-in-1 kits<br />
Diese enthalten einen lichtdurchlässigen Reflektor<br />
und einen vierfarbigen Wechselüberzug (Gold, Silber,<br />
Schwarz und Weiß), und werden in einer Tasche mit<br />
Reißverschluss geliefert. Sie<br />
sind in den drei<br />
folgenden Größen<br />
erhältlich:<br />
56cm 33 Euro<br />
82cm 46 Euro<br />
107cm 54 Euro<br />
Easy Grip<br />
Der InterfitEasy<br />
Grip Reflektor<br />
hat einen dicken<br />
Handgriff, so dass<br />
er auch einhändig<br />
verwendet werden<br />
kann, und misst 90 x 60<br />
cm. Er ist erhältlich in den folgenden Farben: Sunlight<br />
/ Weiß; Gold / Silber; Silber / Weiß und ½ Stufe<br />
lichtdurchlässig und kostet ungefähr 50 Euro.<br />
Porträt Reflektor-Set<br />
Das Interfit Porträt Reflektor-Set besteht im<br />
Wesentlichen aus drei an einem Rahmen<br />
angebrachten Reflektorpaneelen. Der Rahmen<br />
wiederum ist ganz leicht an einem<br />
Beleuchtungsständer anzubringen. Jedes Paneel von<br />
90 x 60 cm kann für eine bessere Lichtkontrolle<br />
individuell positioniert werden. Das Set wird mit<br />
einem Paneel in Silber / Gold und zwei Paneelen in<br />
Sunlight / Silber geliefert und kostet um die 125 Euro.<br />
Große, flache Reflektorpaneele<br />
Studiofotografen dürften an diesem großen<br />
Reflektorpaneel interessiert sein, dass auf<br />
Ganzkörperporträts und Modefotos ausgelegt ist. Das<br />
große, flache Reflektorpaneel misst 89 x 178 cm und<br />
wird mit einem Ständer und einer dreh- und<br />
kippbaren Klemme geliefert, mit deren Hilfe man das<br />
Paneel sowohl vertikal als auch horizontal verwenden<br />
kann. Die Versionen in Silber / Gold oder Schwarz /<br />
Weiß sind für ca. 102 Euro erhältlich.<br />
Flexi-lite 5-in-1<br />
Dieses auf einen Ständer<br />
montierte Reflektorpaneel ist<br />
auf die Bedürfnisse von<br />
Profifotografen ausgerichtet<br />
und kann entweder in der<br />
Hand gehalten oder frei<br />
stehend benutzt werden. Der<br />
Aluminiumrahmen verfügt<br />
über einen Galgenstativarm,<br />
der in jedem Winkel<br />
positioniert werden kann. Es sind<br />
verschiedene Sets in mittlerer (100 x<br />
150 cm) oder großer (150 x 200 cm)<br />
Größe erhältlich. Das INT303 hat<br />
einen Bezug in Gold / Silber / Schwarz / Weiß und<br />
kostet ungefähr 380 Euro.<br />
Lastolite<br />
www.lastolite.com<br />
Lastolite ist eine der führenden Marken für<br />
Studioausrüstung auf der ganzen Welt und ist<br />
besonders bekannt für seine Beleuchtungshilfen. Es<br />
überrascht also nicht, dass Lastolite ein<br />
breitgefächertes Angebot an Produkten führt. Viele<br />
davon sind speziell den Bedürfnissen von<br />
Profifotografen angepasst. Aus Platzgründen haben<br />
wir diejenigen Produkte ausgewählt, die in der<br />
allgemeinen Porträtfotografie die größte Verwendung<br />
finden. Wenn Sie sich über das gesamte Angebot<br />
informieren möchten, steht auf der Website von<br />
Lastolite eine umfassende Broschüre im PDF-Format<br />
zum Download bereit.<br />
Faltbare Reflektoren: Keine andere Marke hält im<br />
Bereich der faltbaren Reflektoren eine solche Auswahl<br />
bereit wie Lastolite. Ihre runden Reflektoren sind mit<br />
Durchmessern von 30, 50, 76, 95 und 120<br />
Zentimetern erhältlich und es gibt auch eine riesige,<br />
rechteckige Version mit den Abmessungen 180 x 120<br />
Zentimeter. All diese Reflektoren sind mit den<br />
folgenden Oberflächen erhältlich: Silber / Weiß,<br />
Sunfire / Weiß, Silber / Gold, Sunfire / Silber, Gold /<br />
Weiß und Sunlite / Soft Silber. Ein zweistufiger Diffusor<br />
ist ebenfalls in allen Größen von 50 Zentimetern<br />
aufwärts erhältlich. Die Richtpreise für Silber / Weiß<br />
sind wie folgt:<br />
30cm 17 Euro; 50cm 30 Euro 75cm 44 Euro 95cm 72<br />
Euro 120cm 93 Euro 1.8x1.2m 113 Euro<br />
Bottletop 5-in-1 Set: Es handelt sich hier um ein<br />
Diffusorpaneel mit Spannbezügen. Das Set enthält ein<br />
Diffusorpaneel und einen Bezug in Gold / Weiß und<br />
Sunfire / Silber und ist in vier verschiedenen Größen<br />
erhältlich: 50 cm (ca. 51 Euro), 75 cm (ca. 59 Euro),<br />
95 cm (ca. 71 Euro) und 120 cm (ca. 106 Euro).<br />
TriGrip: Der original TriGrip war der erste faltbare<br />
Reflektor auf dem Markt, der mit einem Handgriff<br />
ausgerüstet war und erfreute sich größter Beliebtheit.<br />
Das Design wurde neu überarbeitet und der TriGrip<br />
erhielt einen neuen, ergonomischen Griff für<br />
verbessertes Handling und ist inzwischen in drei<br />
verschiedenen Größen erhältlich: der Mini TriGrip für<br />
ungefähr 59 Euro (45 Zentimeter), der TriGrip für<br />
ungefähr 77 Euro (75 Zentimeter) und der Large<br />
TriGrip für ungefähr 96 Euro (120 Zentimeter). In<br />
jeder Größe können Sie Reflektoren mit Oberflächen in<br />
Silber / Weiß, Gold / Weiß, Sunfire / Silber und Sunlite /<br />
Soft Silber sowie einen ein- oder zweistufigen Diffusor<br />
wählen. Weiteres Zubehör für den TriGrip beinhaltet<br />
eine Stützklammer und den TriFlip, ein Set von sieben<br />
Reflektorbezügen, die über den TriGrip gezogen<br />
werden können und so die ultimative Vielseitigkeit<br />
bieten. Für den Preis von ungefähr 230 Euro erhalten<br />
Sie außerdem das TriFlip 8- in-1-Set mit einem<br />
zweistufigen Diffusor (Mini TriGrip oder TriGrip) und<br />
sieben farbigen Wechselbezügen.<br />
Triflector: Das MkII Set besteht aus einem<br />
Stützrahmen mit drei faltbaren Paneelen, die alle<br />
schnell und problemlos in eine Transporttasche<br />
gepackt werden können und ein Gesamtgewicht von<br />
gerade mal 1,2 Kilogramm auf die Waage bringen.<br />
Die Paneele sind mit den folgenden, reflektierenden<br />
Oberflächen erhältlich: Sunfire / Silber, Silber / Weiß,<br />
Gold / Weiß und ein 1,2stufiger Diffusor. Ein Set<br />
kostet ungefähr 153 Euro, ein zusätzlicher Satz<br />
Paneele liegt in einem preislichen Bereich zwischen<br />
ungefähr 41 Euro und 46 Euro.<br />
UpLite 4:1: Ein Set von frei stehenden<br />
Reflektorpaneelen in einer Größe von 120 x 90 cm,<br />
speziell für die Bedürfnisse von Fotografen, die alleine<br />
arbeiten und Licht in einem Winkel vom Boden<br />
abprallen lassen wollen. Der Winkel kann in einem<br />
Bereich von 30 bis 80 ° eingestellt werden und die<br />
beiden Paneele können auch getrennt und in der<br />
Hand gehalten werden. Der Up-Lite ist in zwei<br />
Versionen verfügbar. Der Cool Tone hat reflektierende<br />
Oberflächen in Sunlite / Soft Silber und Silber / Weiß,<br />
während der Warm Tone über reflektierende<br />
Oberflächen in Gold / Weiß und Sunfire / Silber<br />
verfügt. Er wird mit einem Regenschutz und einer<br />
Tragetasche geliefert und kostet ungefähr 150 Euro.<br />
Skylite: Ein tolles Angebot für ernsthafte<br />
Fotografen, die einen leichtgewichtigen,<br />
strapazierfähigen und großen Diffusor suchen, der<br />
auch als Reflektor verwendet werden kann. Der<br />
starre, hohle Aluminiumrahmen hält einen Diffusor<br />
(0,75- oder 1,25-stufig) oder einen Reflektor (Gold /<br />
Silber, Silber / Weiß, Schwarz / Weiß oder Sunfire /<br />
Weiß) mit Hilfe von Klettverschlüssen sicher an<br />
seinem Platz. Der Skylite ist in einer ganzen Reihe<br />
verschiedener Sets und in den drei folgenden Größen<br />
lieferbar: klein 110 x 110 Zentimeter (1,3 kg),<br />
medium 100 x 200 Zentimeter (2 kg) und groß (200<br />
x 200 Zentimeter) (2,3 kg). Das Standardset enthält<br />
den Rahmen, Folie in Silber / Weiß und<br />
lichtdurchlässiges Material sowie die Tragetasche<br />
und kostet ungefähr 172 Euro für die kleine Version,<br />
225 Euro für die mittelgroße Version und 325 Euro<br />
für die große Version.
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DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Wichtige Ausrüstung: Reflektoren 155<br />
5-in-1-Reflektor-Sets<br />
Wenn Sie sich zum ersten Mal eine Beleuchtungshilfe zulegen möchten, nehmen Sie eines von<br />
diesen 5-in-1-Sets. Sie haben silberne, weiße, goldene und (selten benutzte) schwarze Oberflächen<br />
und passen somit zu einer Menge Aufnahmesituationen. Das lichtdurchlässige Feld, um das herum<br />
die reflektierende Hülle gewickelt ist, kann als weicher, weißer Reflektor verwendet werden, obwohl<br />
seine Wirkung eher gering ist. Sie können ihn ebenfalls dazu verwenden, um Ihrem Objekt Schatten<br />
zu spenden, allerding würden wir dazu raten, für diesen Fall auch einen zweckmäßig gebauten<br />
Diffusor zu erwerben, da dieser weitaus besser funktioniert. Wie wir während des Tests feststellten,<br />
sind die Sets in allen Bereichen, einschließlich der Bauweise, sehr ähnlich. Für die meisten<br />
Fotografen wird daher die günstigste Variante die beste sein. Wir haben die Hauptunterschiede im<br />
Folgenden unterstrichen, doch die Produkte sind allesamt recht ähnlich.<br />
Elemental 5-in-1 (107 Zentimeter)<br />
www.studio-flash.com<br />
Listenpreis: 45 Euro<br />
Straßenpreis: 45 Euro<br />
Besser bekannt für Ihre exzellente Auswahl an preiswerten<br />
Studioblitz-Ausrüstungen, bietet Elemental auch ein paar<br />
5-in-1-Reflektoren-Sets an, die ebenfalls ein hervorragendes<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen. Diese 107<br />
Zentimeter-Ausrüstung kommt in ihrer eigenen schwarzen<br />
Reißverschlusstasche daher und hat man ihn mal ausgepackt,<br />
sieht der 5-in-1-Reflektor dem preislich naheliegenden Interfit<br />
sehr ähnlich und verhält sich auch dementsprechend. Das<br />
lichtdurchlässige Feld ist gut verarbeitet und die farbige Hülle<br />
enthält einen Schlitz, durch den der Aufhänger des Feldes<br />
rutschen kann, wenn der Reißverschluss geschlossen ist.<br />
Die Hülle kann einen silbernen/ schwarzen, oder aber einen<br />
goldenen/ weißen Effekt wiedergeben, und ist stark und gut<br />
zusammengebaut. Dies ist eine hervorragende, preiswerte Wahl<br />
und bietet eine gute Leistung für sein Geld.<br />
Interfit 265 (107cm)<br />
www.interfitphotographic.com<br />
Listenpreis: 55 Euro<br />
Straßenpreis: 47 Euro<br />
Die weiße Oberfläche des gut gebauten lichtdurchlässigen<br />
Feldes bietet eine halbstufige Wirkung und hat einen kräftigen<br />
schwarzen Rand und einen kleinen Aufhänger aus Stoff, an<br />
den man einen Haken anbringen kann. Die Hülle besteht aus<br />
kräftigem Material und kann drumherum gewickelt werden,<br />
um Ihnen silberne/ schwarze, oder goldene/ weiße Optionen<br />
zu geben. Der Reißverschluss läuft sanft und am Ende lässt die<br />
Hülle eine Lücke frei, durch die man den Aufhänger stecken<br />
kann. Interfit macht eine Vielzahl von Reflektoren-Sets, Sie<br />
sollten daher keine Schwierigkeiten haben, die passende<br />
Größe für sich zu finden. Und umso besser, dass sie alle zu<br />
einem hervorragenden Preis erhältlich sind. Ein hochwertiger<br />
Ausrüstungsgegenstand, der in einer gut gebauten, schwarzen<br />
Reißverschlusstasche geliefert wird.<br />
Lastolite Bottletop 4896 (120cm)<br />
www.lastolite.com<br />
Listenpreis: 105 Euro<br />
Straßenpreis: 100 Euro<br />
Dieses 120 Zentimeter-Set ist das größte dieser Auswahl, und<br />
damit das größte und auch das teuerste 5-in-1-Set unseres<br />
Tests. Es birgt Unterschiede in vielerlei Hinsicht. Zuvorderst<br />
besteht das 5-in-1-Set aus einem Feld und zwei umkehrbaren<br />
Hüllen mit Gummizug: einem goldenen/ weißen und einem<br />
silbernen/ sonnenfeuerfarbenen. Dies bietet eine Reihe von<br />
Vorteilen: man kann schneller von einer zur anderen wechseln,<br />
da es keinen Reißverschluss gibt. Darüberhinaus kann man<br />
auch eine auf jeder Seite des Feldes anbringen, wodurch<br />
man verschiedene Kombinationen hat, die man seinen<br />
Bedürfnissen anpassen kann. Die Bauweise ist Güteklasse A<br />
und Ersatzfelder sind ebenfalls erhältlich, so dass man eine<br />
Hülle an jedem Feld anbringen kann und zwei einsatzbereite<br />
Reflektoren zur Verfügung hat.<br />
Urteil<br />
Ein exzellenter und gleichzeitig preiswerter Kauf.<br />
Bauweise (Feld)<br />
Bauweise (Hülle)<br />
Vielseitigkeit<br />
Leistung<br />
Preis<br />
INGESAMT<br />
Urteil<br />
Ein gutes und erschwingliches Set.<br />
Bauweise (Feld)<br />
Bauweise (Hülle)<br />
Vielseitigkeit<br />
Leistung<br />
Preis<br />
INGESAMT<br />
Urteil<br />
Vielseitig und und für die Ewigkeit gebaut.<br />
Bauweise (Feld)<br />
Bauweise (Hülle)<br />
Vielseitigkeit<br />
Leistung<br />
Preis<br />
INGESAMT
156 Unverzichtbare Ausrüstungsgegenstände: Taschen DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Taschen und Rucksäcke<br />
Expertentipps für die Aufbewahrung zum Schutz Ihrer Kameraausrüstung.<br />
DIE MEISTEN FOTOGRAFEN, die im Freien aufnehmen, bevorzugen<br />
Rucksäcke, weil sie das Gewicht auf Schultern und Rücken verteilen und es<br />
somit einfacher machen, die Ausrüstung über längere Entfernungen zu<br />
tragen. Tagesrucksäcke bewahrt die Fotoausrüstung unten und allgemeinere<br />
Gegenstände im oberen Teil auf, während spezielle Fotorucksäcke eher auf<br />
etwas größere Ausrüstungen ausgelegt sind. Beachten werden sollte<br />
Folgendes:<br />
Komfort: Wenn Sie mehr Ausrüstung tragen, erhöht sich auch das Gewicht,<br />
Schultergurte sind daher wichtig. Je breiter und gepolsterter sie sind, desto<br />
weniger graben sie sich in Ihre Schultern. Auch Hüftgurte sind nützlich, da<br />
sie den druck von der Lendenregion nehmen und einen geraden Rücken<br />
unterstützen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Rahmen des Rucksacks.<br />
Einige sind steifer als andere, was auf den ersten Blick unkomfortabel wirkt,<br />
bei längeren Wanderungen sorgt das jedoch ebenfalls für einen geraden<br />
Rücken.<br />
Kapazität: Denken Sie darüber nach, wie viel Ausrüstung Sie mitnehmen<br />
wollen. Alle hier aufgeführten Taschen haben anpassungsfähige Fächer und<br />
sind daher recht vielseitig.<br />
Herstellungsqualität: Wie hochwertig der Rucksack zusammengesetzt ist,<br />
einschließlich Nähten, Reißverschlüssen und Wasserdichte, bestimmt, wie<br />
lange er halten sollte, wie stark er ist und wie gut er Ihre Ausrüstung schützt.<br />
Ausstattung (siehe unterer Kasten): Manche Fotografen wollen einfach nur<br />
eine Tasche mit viel Platz, andere sind anspruchsvoller in Bezug auf gewisse<br />
Ausstattungsbereiche. Die meisten Taschen haben Vorderfächer, die dafür<br />
gedacht sind, dass Sie Ihre benutzten und unbenutzten Speicherkarten und<br />
Batterien sortieren können<br />
Preis: Wir haben den durchschnittlichen Straßenpreis einer Zahl von<br />
bekannten Einzelhändlern angegeben, nicht den Listenpreis der Hersteller.<br />
Eigenschaften<br />
1) Gurte: Kontrollieren Sie, ob die Gurte<br />
verstellbar, gepolstert und breit sind, so<br />
dass sie bei längeren Reisen nicht in Ihre<br />
Schultern schneiden. Halten Sie auch<br />
Ausschau nach Hüftgurten.<br />
2) Polsterung: Einige Taschen haben<br />
Druckpolster am Rücken, die bei längeren<br />
Reisen für viel Entlastung sorgen werden<br />
und das Gewicht der Ausrüstung auf<br />
einen größeren Bereich verteilt.<br />
3) Aufnahmekapazität:<br />
Fasst die Tasche all die Ausrüstung, die<br />
Sie für Ihre <strong>Fotografie</strong> benötigen? Wenn<br />
es zu viel Platz gibt, wird das Gewicht<br />
ungleichmäßig verteilt, was scchlecht für<br />
Ihren Rücken sein kann. Alle Taschen in<br />
diesem Test besitzen anpassungsfähige<br />
Trennelemente und bieten darüberhinaus<br />
ein anständiges Maß an Vielseitigkeit.<br />
4) Wasserdichte/ Regenschutz: Die<br />
meisten Taschen sind wasserabweisend.<br />
Einige sind wasserdicht, andere bieten<br />
Schutzabdeckungen, die bei allen<br />
Wetterlagen aus einem versteckten Fach<br />
herausgezogen werden können, das sich<br />
normalerweise am Boden der Tasche<br />
befindet.<br />
5) Laptop-Fach: Achten Sie darauf, dass<br />
das Laptop-Fach für Ihren Computer<br />
groß genug ist, da sie sich in ihrer Größe<br />
oftmals unterscheiden. Die Polsterung ist<br />
hier ebenfalls sehr wichtig.<br />
6) Zusatztaschen: Manche Taschen<br />
erlauben Ihnen, noch weitere Taschen,<br />
Stative und Einbeinstative anzubringen,<br />
sind jedoch nur mit dem herstellereigenen<br />
Clip-System kompatibel.<br />
7) Reißverschlüsse: Wenn Sie häufig<br />
bei schlechtem Wetter oder in der Nähe<br />
von Gewässern unterwegs sind, stellen<br />
Sie sicher, dass die Reißverschlüsse<br />
dafür vorgesehen sind. Tierfotografen<br />
sollten auch das Geräusch beachten, das<br />
die Reißverschlüsse machen, da sich<br />
Tiere davon leicht verschrecken lassen<br />
könnten.<br />
6<br />
1<br />
4<br />
7<br />
3<br />
5<br />
2<br />
Ausrüstungskontrolle!<br />
Wie man seine Tasche richtig anpasst und trägt<br />
Wenn Sie eine Menge schwerer Ausrüstung tragen, ist es wichtig, dass Ihr Rucksack<br />
richtig auf Ihrem Rücken sitzt, oder Sie Ihre Tasche richtig auf der Seite tragen. Dieser<br />
Rat beugt jeglichen Rücken- und Haltungsproblemen vor. Bei einem Rucksack sollten<br />
Sie darauf achten, dass beide Gurte fest über den Schultern liegen, so dass die Tasche<br />
zentral auf Ihrem Rücken sitzt. Wenn der Rucksack Hüft- und Brustgurte besitzt,<br />
stellen Sie sicher, dass Sie sie benutzen, um das Gewicht gleichmäßig über den Rücken<br />
verteilen, anstatt nur auf Ihre Schultern. Bei Schultertaschen sollten Sie den Gurt über<br />
den Kopf auf die andere Schulter legen. So wird die Last besser verteilt, als wenn der<br />
Gurt auf der näheren Schulter liegt. Außerdem kann Ihnen die Tasche somit nicht von<br />
der Schulter abrutschen, oder einfach entrissen werden.<br />
Fototasche<br />
Lowepro CompuDay Photo 250<br />
Größe: 40 x 32 x 18 Zentimeter<br />
Gewicht: 900 Gramm<br />
Garantie: auf Lebenszeit<br />
Website: www.lowepro-deutschland.de<br />
Die Laptop-Tasche hat viel Platz für alltägliche<br />
Gegenstände und ein gepolstertes Seitenfach,<br />
das groß genug ist für eine Digitalkamera mit<br />
Standard-Zoom. Während der Kameraaspekt kein<br />
Nebengedanke war, passt das Hauptfach eher zu<br />
Flaschen und Sandwiches, als zu irgendwelchen<br />
speziell fottografischen Dingen. Es gibt keine<br />
Trennelemente, aber Platz für ein zusätzliches<br />
Objektiv oder einen Blitz, wenn sie weich<br />
eingewickelt sind. Der obere Reißverschluss hat eine<br />
Regenlasche. Das Konzept ist hervorragend, wenn<br />
man eine Kamera zusammen mit seiner normalen<br />
Arbeitsausrüstung mit sich tragen möchte. Es<br />
gibt Fächer für Dokumente und eine abgetrennte<br />
Innentasche für das Ladegerät und die Kabel des<br />
Laptops. Das Gurtwerk ist einfach und besteht<br />
lediglich aus Schultergurten. Die konturierte Form<br />
macht es einem jedoch leicht, die Tasche über<br />
einer Schulter zu tragen und schnellen Zugriff auf<br />
die Kamera zu haben.<br />
Vanguard UP-Rise 45<br />
Rucksack<br />
Größe (außen): 43 x 32 x 22 Zentimeter<br />
Gewicht: 1.600 Gramm<br />
Garantie: Begrenzte Lebenszeit<br />
Website: www.vanguardworld.de<br />
Der Produktname UP-Rise bezieht sich auf das<br />
Erweiterungssystem von Vanguard, mit dem man<br />
angeblich zusätzlichen Platz schaffen kann, wenn<br />
nötig. In Wahrheit macht das bei der UP-Rise 45<br />
kaum einen Unterschied. Was nicht bedeutet,<br />
dass Platz und Ausstattung spärlich bemessen<br />
wären. Das Hauptfach ist groß genug für eine<br />
Digitalkamera mit 70-200 Millimeter-Zoom, zwei<br />
oder drei zusätzlichen Objektiven und einen Blitz.<br />
Es ist einfach, durch die Seitenlasche nach der<br />
Kamera zu greifen, während auf weniger häufig<br />
verwendete Gegenstände zugegriffen werden<br />
kann, indem man das Rückteil abnimmt. Das<br />
gepolsterte Oberfach ist groß, und der Boden kann<br />
abgenommen werden, um eine große Reisetasche<br />
daraus zu machen. Es gibt eine Vielzahl<br />
einfallsreicher Details, wie zum Beispiel das<br />
Kamerafach, das mit doppelten Schnell-Zippern,<br />
Klettband und einem Clip gesichert ist. Es gibt<br />
doppelte Haltegriffe, einen Regenschutz und einen<br />
guten Stativschlitz mit verstellbaren Gurten.<br />
70 EURO<br />
75 EURO
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Unverzichtbare Ausrüstungsgegenstände: Taschen 157<br />
Tamrac Evolution 6<br />
Größe: 42 x 26 x 19 Zentimeter<br />
Gewicht: 1.510 Gramm<br />
Garantie: Fünf Jahre<br />
Website: www.intro2020.co.uk<br />
Ein Mitglied der cleveren Evolution-Serie von<br />
Tamrac, in der es noch zwei größere Versionen<br />
gibt. Es gibt drei Möglichkeiten, die Tasche zu<br />
tragen: als Rucksack, oder als Tragetasche auf der<br />
linken oder rechten Seite. Zum Hauptkamerafach<br />
gelangt man auf drei verschiedene Arten: von<br />
beiden Seiten und von vorne. Als Tragetasche mit<br />
schnellem Zugriff funktioniert sie ausgesprochen gut,<br />
da der andere Schulter-, sowie der Brustgurt hinter<br />
der Polsterung an der Rückseite versteckt werden<br />
kann. Der Zugriff auf die Kamera ist seitlich. Dort<br />
finden die Digitalkamera und ein mittelgroßer Zoom<br />
Platz. Auch für ein oder zwei weitere Objektive und<br />
einen Blitz gibt es genug Platz, der Zugriff erfolgt<br />
entweder durch die Vorderlasche, oder aber von der<br />
entgegengesetzten Seite aus. Das Oberfach bietet<br />
genug nützliche Zusatzkapazität für einen 70-200<br />
Millimeter-Zoom. Von außen ist die Tasche gut<br />
gepolstert, die Ausrüstung im Inneren braucht<br />
jedoch ihre eigenen Schutzvorrichtungen.<br />
Tamrac Aero Speed Pack 85<br />
Größe: 36 x 23 x 50 Zentimeter<br />
Gewicht: 1.600 Gramm<br />
Garantie: Fünf Jahre<br />
Website: www.intro2020.co.uk<br />
Mit genug Platz für Kamera- und persönliche<br />
Ausrüstung, kommt der Aero Speed Pack 85 in<br />
einer anderen Aufmachung daher, die Ihnen erlaubt,<br />
mehr Ausrüstung mit sich zu führen. Die Tasche fasst<br />
größere Digitalkameras, mindestens drei Objektive,<br />
und ist außerdem mit dem Gurtzubehörsystem von<br />
Tamrac kompatibel, so dass man zusätzliche Taschen<br />
anbringen kann. Zugriff hat man sowohl von vorne als<br />
auch von der Seite, wodurch man etwas schneller an die<br />
Ausrüstung kommt, wozu man zuerst allerdings immer<br />
noch den Rucksack abnehmen muss. Der obere Teil der<br />
Tasche bietet Platz für eine leichte Jacke, Mittagessen<br />
und andere wichtge Dinge, jedoch kein Laptopfach.<br />
Die anderen Fächer sind ebenfalls begrenzt; es gibt<br />
eine Menge seitlicher Fächer aus Mesh-Material, und<br />
Taschen mit Klettband und Reißverschluss für die<br />
Aufbewahrung von Speicherkarten und Batterien. Die<br />
Polsterung des Rückteils und der rutschfesten Gurte<br />
ist dünn und es mangelt auch an einem Brust- und<br />
Hüftgurten, sowie an einem Regenschutz.<br />
110 EURO<br />
110 EURO<br />
Hama Defender 170 Backpack<br />
Größe: 40 x 26 x 45 Zentimeter<br />
Gewicht: 2.800 Gramm<br />
Garantie: 30 Jahre<br />
Website: www.hama.de<br />
Dieser große Rucksack hat zwei Fächer, die<br />
beide eine Menge Platz bieten. Das untere Fach<br />
fasst eine große Digitalkamera mit einem 24-70<br />
Millimeter-f/2.8-Objektiv, einen großen Zoom, einen<br />
Blitz, zwei kleinen Prismen und sogar ein zweites<br />
Gehäuse. Die flexiblen Trennelemente machen die<br />
Tasche vielseitig, da auch die komplette Polsterung<br />
abgenommen werden kann. Außerdem gibt es ein<br />
großes 17‘‘-Laptopfach. Die Bauweise ist robust, mit<br />
Ultra-Dobby-Nylon, geschützten Reißverschlüssen,<br />
straffen Gurten, kräftigen Metallhaken und einem<br />
Gummiboden, der den unteren Teil abdeckt. Kein<br />
Problem also, ihn auf einem nassen Untergrund<br />
abzustellen. Die Schultergurte sind verstellbar,<br />
allerdings nicht sehr gut gepolstert, und es gibt einen<br />
Hüftgurt, Unterstützung für den Lendenbereich,<br />
sowie für besseren Komfort eine Polsterung an<br />
der Rückseite. Die Zusatzausstattung ist ebenfalls<br />
gut, mit abnehmbarer Mikrofaserverkleidung,<br />
Speicherkartenfach, Regenschutz und mehreren<br />
Fächern.<br />
Lowepro Flipside 400 AW<br />
Größe: 45 x 30 x 24 Zentimeter<br />
Gewicht: 1.540 Gramm<br />
Garantie: auf Lebenszeit<br />
Website: www.lowepro-deutschland.de<br />
130 EURO<br />
Dies ist ein ernst zu nehmender Rucksack, wie<br />
für eine große Kameraausrüstung und gleichzeitig<br />
Komfort und Sicherheit gemacht. Der komplette<br />
hintere Teil kann geöffnet werden, um die volle<br />
Kapazität der Tasche, die für mehrere Kameras,<br />
vier oder fünf Objektive jedweder Größe, Blitz<br />
und Accessoires ausreicht, ausnutzen zu können.<br />
Wenn Sie ihn tragen, haben sie keinen Zugriff auf<br />
das Hauptfach – für Sie nicht und auch für keinen<br />
anderen. Der Komfort wird durch Schulter- und<br />
Brustgurte sichergestellt, der Hüftgurt sitzt tief,<br />
ist stark gepolstert und enthält Ösen für Zubehör.<br />
Lowepro behauptet, man könne die Tasche nach<br />
vorne drehen und habe Zugriff auf die Ausrüstung,<br />
während sie auf der Hüfte liegt, doch das ist viel<br />
verlangt, wenn die Tasche voll ist. Das Vorderfach<br />
ist ziemlich flach und schwach gepolstert, aber<br />
groß genug für kleinere persönliche Dinge und ein<br />
iPad, jedoch nicht für einen Laptop.<br />
110 EURO<br />
Lowepro Pro Runner 450 AW<br />
Tamrac Expedition 7x<br />
Größe: 34 x 29 x 50,5 Zentimeter<br />
Gewicht: 2.700 Gramm<br />
Garantie: auf Lebenszeit<br />
Website: www.lowepro-deutschland.de<br />
Der Pro Runner 450 AW fasst eine Menge<br />
Ausrüstung, hat Platz für zwei Digitalkameras<br />
mit Zoom, sowie für mehrere zusätzliche<br />
Objektive, Blitze, ein drittes Gehäuse und sogar<br />
einen 17‘‘-Laptop. Die Schultergurte sind<br />
dick gepolstert und verstellbar, Hüftgurt und<br />
Tragegriffe wird man mit zunehmendem Gewicht<br />
immer mehr schätzen. Die Kompressionsriemen<br />
tragen dazu bei, die Größe des 450 AW zu<br />
reduzieren, um ihn leichter transportieren zu<br />
können. Außerdem gibt es einen eingebauten<br />
Allwetterschutz und praktische Ösen für<br />
ein Stativ. Die Vordertasche fassen ein paar<br />
persönliche Gegenstände, die drei Innentaschen<br />
haben Sichtfenster, um beispielsweise Filter im<br />
Auge zu behalten, und darüberhinaus gibt es zwei<br />
Speicherkartenfächer. Dies ist eine großartige<br />
Tasche, um sowohl eine große Ausrüstung als<br />
auch persönliche Dinge mitzunehmen.<br />
Größe: 33 x 34 x 50 Zentimeter<br />
Gewicht: 2.900 Gramm<br />
Garantie: Fünf Jahre (begrenzt)<br />
Website: www.intro2020.co.uk<br />
Der Expedition 7x enthält eine Menge Platz<br />
und besitzt ein komfortables Gurtsystem.<br />
Die Schultergurte, die Unterstützung für den<br />
Lendenbereich, sowie der Hüftgurt sind sehr gut<br />
gepolstert und mit luftdurchlässig, damit Sie nicht<br />
ins Schwitzen kommen. Ein Regenschutz ist nicht<br />
vorhanden, dafür schützen jedoch wasserabweisende<br />
Reißverschlüsse und verschließbare Regenlaschen<br />
Ihre Ausrüstung. Das Trennsystem mit zwei<br />
Scharnieren hilft Ihnen, zwei Digitalkameras mit<br />
Zoom zu tragen, bietet Platz für zusätzliche Objektive,<br />
und die Kapazität kann dank des Zubehörsystems<br />
nach dem Baukastenprinzip von Tamrac und dessen<br />
Gurtzubehörsystem erweitert werden. Außerdem<br />
gibt es ein 15‘‘-Laptopfach und zwei Flügeltaschen<br />
für Zubehör mit dem Speicherkarten- und<br />
Batterieverwahrungssystem von Tamrac. Zusätzlich<br />
findet man ein mit Plastik verstärktes Fach, welches<br />
zerbrechlichen Gegenständen Schutz bieten und als<br />
Fußstütze für ein Stativ fungieren kann.<br />
150 EURO<br />
180 EURO
158 Grundausstattung: Stative DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Stative für Außenaufnahmen<br />
Verlassen Sie niemals das Haus ohne Ihren dreibeinigen Freund<br />
EIN STATIV IST ALS essentieller Bestandteil Ihrer Ausstattung zu betrachten. Für gewöhnlich<br />
benutzen wir eine kleine Blende, um die größtmögliche Tiefenschärfe zu erhalten. Hinzu kommt<br />
ein niedriger ISO-Wert, der uns Ergebnisse in höchster Qualität sichert. Die Kombination dieser<br />
Einstellungen führt zu langen Verschlusszeiten. In manchen Situationen ist es möglich, aus der<br />
Hand zu fotografieren, aber wenn man ein Stativ verwendet, braucht man sich keine Sorgen über<br />
Verwacklungsunschärfe zu machen. Außerdem werden Sie feststellen, dass Sie mehr Zeit und<br />
Aufmerksamkeit darauf verwenden können, feinste Veränderungen am Bildausschnitt<br />
vorzunehmen und so die Bildkomposition zu vervollkommnen, wenn Sie ein Stativ benutzen. Auf<br />
dem Markt gibt es eine große Auswahl an Stativen, und es ist nicht ganz einfach, das Richtige<br />
auszuwählen. Aber es gibt zwei wesentliche Auswahlkriterien, die Sie berücksichtigen sollten. Das<br />
erste ist die Stabilität. Ein günstiges Stativ mag auf den ersten Blick verführerisch wirken, es stellt<br />
sich allerdings die Frage, ob es auch wirklich eine stabile Unterkonstruktion abgibt. Stellen Sie<br />
also sicher, dass Sie ein Modell aussuchen, das stabil genug ist, Ihre Kamera während der<br />
Aufnahme absolut ruhig zu halten. Das zweite Kriterium ist das Eigengewicht des Stativs. Dieser<br />
Faktor ist nicht zu unterschätzen, da Sie es, zusammen mit dem Rest Ihrer Ausrüstung, über<br />
beträchtliche Entfernungen mit sich herumschleppen müssen. Die meisten Stative werden aus<br />
Aluminium hergestellt. Dieser Werkstoff ist robust, dabei aber verhältnismäßig leicht.<br />
Nichtsdestotrotz wiegt ein geeignetes Modell um die zwei Kilogramm oder mehr. Wenn Sie ein<br />
Stativ haben möchten, das genauso robust, dabei aber deutlich leichter ist, werden Sie zu einem<br />
Modell aus Kohlefaser greifen müssen, das aber in einer deutlich höheren Preissparte angesiedelt<br />
ist. Die Stative, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen möchten, haben durchweg gute<br />
Bewertungen erhalten. Wir haben Modelle aus allen Preissegmenten in unsere Auswahl<br />
aufgenommen, so dass jeder das Stativ findet, das zu seinem Budget passt. Beachten Sie jedoch<br />
bitte, dass bei den hochpreisigen Modellen der Stativkopf nicht im Preis des Stativs enthalten ist<br />
und noch zugekauft werden muss.<br />
Funktionen<br />
1) Kopf Auf dem Markt sind drei<br />
verschiedene Arten von Stativköpfen<br />
erhältlich, vom Kugelgelenk bis hin<br />
zum 3-Wege-Neiger. Wenn Sie ein<br />
Stativ auswählen, befestigen Sie Ihre<br />
digitale Spiegelreflexkamera sicher<br />
darauf und kontrollieren Sie, ob der<br />
Kopf bewegungslos bleibt.<br />
2) Schnellwechselplatte Diese<br />
Vorrichtung ermöglicht es Ihnen, Ihre<br />
digitale Spiegelreflexkamera schnell<br />
auf das Stativ zu bauen und wieder<br />
davon herunterzunehmen. Alle<br />
Stative in unserem Test verfügen über<br />
dieses Merkmal.<br />
3) Bein-Schnellklemmen Die meisten<br />
der unten vorgestellten Stative<br />
besitzen diese Klemmverschlüsse. Sie<br />
sind einfach zu benutze und geben<br />
dabei einen festen Halt.<br />
4) Beinsegmente Stative mit drei<br />
oder weniger Beinsegmenten sind<br />
im Allgemeinen die stabilsten, denn<br />
je mehr Segmente vorhanden sind,<br />
umso instabiler kann das Bein<br />
werden.<br />
5) Wasserwaage Viele Stative<br />
verfügen über eine eingebaute<br />
Wasserwaage. Das ist sehr nützlich<br />
für Landschaftsaufnahmen, weil<br />
Sie so stets kontrollieren können,<br />
dass Ihre Bilder in der Waage sind.<br />
Sollte das Stativ Ihrer Wahl keine<br />
Wasserwaage haben, können Sie im<br />
Fotogeschäft Ihres Vertrauens eine<br />
kaufen, die sie auf Ihren Blitzschuh<br />
aufstecken können.<br />
7<br />
6) Taschenhaken Bei manchen<br />
Stativen befindet sich an der zentralen<br />
Säule ein Haken, an den Sie Ihre<br />
Fototasche hängen können. Das<br />
Gewicht der Tasche verleiht dem<br />
Stativ bei windigem Wetter noch<br />
zusätzliche Stabilität.<br />
7) Stativfüße Spikes bieten bei<br />
Außenaufnahmen einen guten<br />
Halt, zerkratzen Ihnen aber bei<br />
Innenaufnahmen die Fußböden.<br />
Gummifüße stehen innen wie<br />
außen rutschfest und sind für alle<br />
Situationen eine gute Wahl.<br />
1<br />
2<br />
5<br />
3 6<br />
4<br />
Stativköpfe<br />
Auswechselbare Stativköpfe<br />
Die meisten High-End-Stativköpfe werden ohne Kopf<br />
geliefert. So kann der Kunde sein bevorzugtes Untergestell<br />
mit einem speziellen oder einem Mehrzweckkopf<br />
kombinieren. Die beiden meistverwendeten Arten von<br />
Stativköpfen sind die Folgenden:<br />
Kugelgelenk: Diese Köpfe rangieren von ganz einfachen<br />
Köpfen mit einer Einstellmöglichkeit bis hin zu<br />
komplexen Geräten mit Panoramaverschlüssen und<br />
Messgeräten, Schnellverschlüssen und hydraulischen<br />
Kugelverschlüssen. Im Allgemeinen sind diese Köpfe<br />
solider gebaut und schneller einzustellen als Schwenkund<br />
Neigeköpfe. Sie ermöglichen freie Bewegung<br />
in alle Richtungen. In der Vergangenheit wurde das<br />
Auseinanderdriften der Beine oftmals zum Problem, aber<br />
das ist heutzutage nicht mehr der Fall.<br />
Drei-Wege-Neiger: Sie werden auch Schwenk- und<br />
Neigeköpfe genannt und eignen sich hervorragend für<br />
alle möglichen Arten der <strong>Fotografie</strong>. Messgeräte für den<br />
Kameraschwenk, die den Winkel anzeigen, sind sehr<br />
nützlich für Panoramaaufnahmen, obwohl es dafür auch<br />
Spezialköpfe gibt. Fluidköpfe erlauben die sanfteste<br />
Schwenkbewegung, was sie zum idealen Hilfsmittel für<br />
Sportfotografen macht.<br />
Giottos MTL9351B + MH5011<br />
Länge (geschlossen): 64 cm<br />
Anzahl Beinsegmente: 3<br />
Höhe (Beine ausgefahren): 159 cm<br />
maximale Belastbarkeit: 5 kg<br />
Eigengewicht: 2,1 kg<br />
Website: www.giottos-tripods.com<br />
Stabile Aluminiumbeine mit Schaumgummiüberzügen schützen Ihre<br />
Hände davor, an kalten Tagen am Stativ fest zu frieren. Die Muttern<br />
und Verschlüsse bestehen aus einer Kombination aus Kunststoff und<br />
Aluminiumguss, und sind so stabil, wie man es sich für diesen Preis<br />
nur wünschen kann. Der Drei-Wege-Neiger ist einfach zu kontrollieren<br />
und verfügt über drei eingebaute Wasserwaagen, sowie eine<br />
zusätzliche an den Beinen. Damit gibt es keine Entschuldigung mehr<br />
für schiefe Horizonte! Das Stativ verfügt über eine schwenk- und<br />
feststellbare Mittelsäule, die auch herausgenommen und horizontal<br />
wieder eingesetzt werden kann. Für Makro- oder Kopierarbeiten<br />
kann sie außerdem andersherum eingesetzt werden. Das<br />
Stativ ist für diesen Preis sehr stabil, und im Lieferumfang ist noch<br />
ein Werkzeugset enthalten, so dass Sie problemlos alle eventuell<br />
notwendigen Anpassungen vornehmen können. Des Weiteren verfügt<br />
das Stativ über einen verborgenen Taschenhaken unter der Mittelsäule.<br />
Das MTL9351B hatte keinerlei Probleme mit unserer Mittelklasse-<br />
Nikon und stellt eine sehr gut geeignetes Basis für die digitale<br />
Spiegelreflexkamera eines jeden Amateurfotografen dar.<br />
Giottos Vitruvian VGR8255 kit<br />
Kugelgelenk<br />
Drei-Wege-Neiger<br />
Länge (geschlossen): 40 cm<br />
Höhe (Beine ausgefahren): 136 cm<br />
Anzahl Beinsegmente: 5<br />
maximale Belastbarkeit: 4 kg<br />
Eigengewicht: 1,28 kg<br />
Website: www.giottos-tripods.com<br />
Das Vitruvian verfügt über das „Umkehrtechnologie- Design. Die<br />
Beine können um 180 Grad eingeklappt werden, so dass sie die<br />
Mittelsäule umschließen, und das Packmaß zusammengeklappt nur<br />
40 Zentimeter beträgt. Wenn Sie die Beine ausklappen, erhalten Sie<br />
eine Arbeitshöhe von beeindruckenden 1,36 Metern (1,57 Meter,<br />
wenn die Mittelsäule auch noch ausgefahren wird). Das Stativ<br />
besteht aus sechslagiger Kohlefaser und ist damit leichtgewichtig,<br />
aber dennoch stabil. Der Kern ist mit einer Aluminiumlegierung<br />
verstärkt, was dem Stativ noch mehr Stabilität verleiht. Ein Haken<br />
an der Mittelsäule kann mit Ballast beschwert werden. Die<br />
Drehverschlüsse sind schnell und einfach zu bedienen und die<br />
Mittelsäule kann entfernt und in ein Einbeinstativ verwandelt werden.<br />
Der eingebaute Kugelgelenkkopf ermöglicht schnelle Schwenks<br />
und verfügt über einen Klemmverschluss, eine Wasserwaage und<br />
eine Schnellwechselplatte mit Sicherheitsverschluss. Die maximale<br />
Zuladung von vier Kilogramm macht das Stativ zu einer sehr<br />
passenden Wahl für die meisten Fotografen. Die Aluminiumversion<br />
(VGR9255) hat eine annähernd identische Spezifikation, wiegt 1,5<br />
Kilogramm und kostet ungefähr 225 Euro.<br />
130 EURO<br />
270 EURO
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Grundausstattung: Stative 159<br />
Giottos MTL8240B + MH1302-652<br />
Länge (geschlossen): 51 cm<br />
Höhe (Beine ausgefahren): 148 cm<br />
Anzahl Beinsegmente: 4<br />
maximale Belastbarkeit: 3 kg<br />
Gewicht: 1,375 kg<br />
Website: www.giottos-tripods.com<br />
Dieses Stativ ist außergewöhnlich leicht, aber dennoch stabil, obwohl<br />
sich die maximale Belastbarkeit möglicherweise für den einen oder<br />
anderen als Ausschlusskriterium erweisen könnte. Die gummierten<br />
Drehverschlüsse sind sicher und leicht zu bedienen. Die mit<br />
Schaumgummi überzogenen Beingriffe sind auch in kaltem Wetter<br />
angenehm anzufassen. Die Drei-Positionen-Winkelverschlüsse<br />
stellen sicher, dass die Beine nicht auseinanderrutschen, was<br />
eine besonders beruhigende Wirkung auf die Besitzer einer<br />
teuren Ausrüstung haben dürfte. Die Mittelsäule kann für<br />
Fotos aus einem niedrigen Winkel und für Makroaufnahmen<br />
herumgedreht werden und verfügt über einen Taschenhaken.<br />
Der Kugelgelenkkopf ist ebenfalls sehr sicher, und die Kamera kann<br />
ganz einfach in fast jede Position manövriert werden. Er verfügt über<br />
ein variables Friktionssystem, was dem Benutzer ein hohes Maß an<br />
Kontrolle erlaubt. Präzise Anpassungen sind somit sehr schnell und<br />
einfach durchzuführen. Die drei eingebauten Wasserwaagen tragen<br />
zu einer perfekten Ausrichtung horizontaler und vertikaler Linien bei.<br />
Kurz gesagt, ist dieses Stativ ein hervorragender Allrounder und für<br />
fast alle Arten der <strong>Fotografie</strong> geeignet.<br />
270 EURO<br />
Manfrotto 190CXPRO3 + 494RC2<br />
Länge (geschlossen): 58 cm<br />
Höhr (Beine ausgefahren): 146 cm<br />
Anzahl Beinsegmente: 3<br />
maximale Belastbarkeit: 5 kg<br />
Gewicht: 1,62 kg<br />
Website: www.manfrotto.de<br />
Dieses Manfrotto ist außergewöhnlich leicht und sein elegantes<br />
Design sieht fantastisch aus. Trotz seiner schlanken Beine erwies<br />
es sich im Test als sehr stabil und stützte unsere Testkamera mit<br />
Leichtigkeit. Die Drehverschlüsse sind stark und einfach in der<br />
Anwendung. Die Mittelsäule kann herausgefahren und in eine<br />
horizontale Position gebracht werden, ohne dass Sie dazu von den<br />
Beinen entfernt werden müsste. Das macht das Stativ perfekt<br />
für Makroaufnahmen und Fotos aus niedrigem Blickwinkel.<br />
Die Arretierung der mehrfach verstellbaren Beinverschlüsse<br />
lässt sich auf Knopfdruck lösen, was angenehmer und einfacher in<br />
der Bedienung ist als Klemmen, die angehoben werden müssen.<br />
Der Kugelgelenkkopf läuft geschmeidig und ist ebenfalls einfach zu<br />
benutzen, da alles mit nur einem Schalter bedient wird. Das ist ideal<br />
für eine schnelle Positionierung, aber nicht so präzise wie einige der<br />
anderen Köpfe im Test. Der Kopf verfügt über einen Wasserwaage,<br />
mit der Sie kontrollieren können, ob Ihre Kamera gerade steht,<br />
und die Mittelsäule verfügt über einen Taschenhaken, an den bei<br />
starkem Wind zusätzliches Gewicht für mehr Stabilität gehängt<br />
werden kann.<br />
300 EURO<br />
Manfrotto 190X PRO B + 460MG<br />
Länge (geschlossen): 57 cm<br />
Höhe (Beine ausgefahren): 146 cm<br />
Anzahl Beinsegmente: 3<br />
maximale Belastbarkeit: 5 kg<br />
Gewicht: 2,25 kg<br />
Website: www.manfrotto.de<br />
Dieses Aluminiumstativ von Manfrotto ist eines der leichtesten in<br />
dieser Preiskategorie. Die Beine sind stabil und stützen die Kamera<br />
in allen Positionen gut ab. Die Schnappverschlüsse sind einfach zu<br />
bedienen und sehr sicher, und es verfügt außerdem über mehrfach<br />
verstellbare Verschlüsse, die die Beine in allen Situationen sicher<br />
arretieren. Das vielleicht interessanteste Merkmal der Beine ist, dass<br />
die Mittelsäule für Makroaufnahmen in eine horizontale Position<br />
umgelegt werden kann, ohne dass sie dazu von den Beinen<br />
entfernt werden müsste. Das ist eine hervorragende Lösung, da sie<br />
den Umbau schnell und einfach durchführbar macht. Der Kopf ist<br />
sehr vielseitig, er kann in fast alle Positionen geschwenkt, geneigt<br />
und gedreht werden und ist sehr einfach zu bedienen. Leider<br />
verfügt der Kopf nicht über Schwenkgriffe, was einige Fotografen<br />
vom Kauf abhalten könnte, aber der Kopf ist so vielseitig, dass<br />
dieses Manko mehr als ausgeglichen ist. Wasserwaagen<br />
befinden sich an dem Kopf und an der Mittelsäule, und die<br />
Beine verfügen über einen Taschenhaken.<br />
190 EURO<br />
Velbon Sherpa 435 + PHD-41Q<br />
Länge (geschlossen): 53 cm<br />
Höhe (Beine ausgefahren): 161 cm<br />
Anzahl Beinsegmente: 3<br />
maximale Belastbarkeit: 3 kg<br />
Gewicht: 1,92 kg<br />
Website: www.velbon.de<br />
Dieses kombinierte Set von Velbon, bestehend aus Stativ und<br />
Kopf, befindet sich in einem erschwinglicheren Preissegment. Die<br />
Aluminiumbeine des Stativs sind in drei Segmente aufgeteilt,<br />
sie werden mit leicht zu öffnenden Klemmverschlüssen<br />
arretiert. Die Mittelsäule kann angepasst und für Fotos aus<br />
niedrigem Blickwinkel umgedreht werden. Der PHD-41Q<br />
ist ebenfalls ein guter Kauf als Einsteigermodell. Er ist<br />
größer und stabiler als andere in dieser Preiskategorie<br />
und kann problemlos mit bis zu drei Kilogramm<br />
zusätzlichem Gewicht belastet werden. Uns gefällt das<br />
unkomplizierte Design. Man gewöhnt sich sehr schnell an<br />
die Bedienung. Zwei gepolsterte Handgriffe helfen dabei, die<br />
Kamera zu bewegen und wenn das Stativ eingepackt und gelagert<br />
wird, kann man einen davon abschrauben und in den anderen<br />
stecken. Eine durchdachte Schnellwechselplatte vervollständigt das<br />
Paket. Ein tolles Angebot für Einsteiger bis hin zu fortgeschrittenen<br />
Fotografen, die auf der Suche nach einem Vielzweckstativ sind.<br />
170 EURO<br />
Manfrotto 055XPROB + 322RC2 head<br />
Länge (geschlossen): 65,5 cm<br />
Höhe (Beine ausgefahren): 178,5 cm<br />
Anzahl Beinsegmente: 3<br />
maximale Belastbarkeit: 7 kg<br />
Gewicht: 3,15 kg<br />
Website: www.manfrotto.co.uk<br />
Die Bauweise dieses Stativs aus Aluminiumguss ist hervorragend.<br />
Das stabile 055XPROB verfügt über die gleichen Produktmerkmale<br />
wie das 190XPROB, außerdem noch über eine Wasserwaage, einen<br />
Taschenhaken sowie Beingriffe mit Schaumgummiüberzug, die<br />
bei kaltem Wetter die Hände des Benutzers schonen. Jedes der<br />
Beine ist mit einer Verriegelung für vier Positionen ausgerüstet, was<br />
das Gerät vielseitig und sicher macht. Der Action-Griff erinnert<br />
an den Abzug einer Waffe und Sie werden ihn entweder lieben<br />
oder hassen. Wir jedenfalls fanden ihn unglaublich schnell<br />
und einfach zu bedienen, weil man die Kamera mit ihm mit<br />
minimalem Aufwand in genau die richtige Position bringen<br />
kann. Es spart sehr viel Zeit, wenn man keine Hebel feststellen<br />
muss und es reduziert auch das Risiko, dass man versehentlich den<br />
Kopf anstößt und wieder verstellt. Der Kopf verfügt über eine eigene<br />
Wasserwaage, die Ihnen hilft, die Kamera gerade auszurichten.<br />
Dieser Kopf ist besonders nützlich in Kombination mit der<br />
Vielseitigkeit der Mittelsäule des Stativs und in der Makrofotografie.<br />
270 EURO<br />
Slik Pro 700DX + 700DX pan-&-tilt<br />
Länge (geschlossen): 76 cm<br />
Höhe (Beine ausgefahren): 190 cm<br />
Anzahl Beinsegmente: 3<br />
maximale Belastbarkeit: 6,8 kg<br />
Gewicht: 3,2 kg<br />
Website: www.slik.com<br />
Das größte Stativ in dieser Kategorie sieht aus, als würde es wirklich<br />
jede Behandlung überstehen. Es ist stabil, einfach und stylish, und es<br />
sieht mit Sicherheit aus wie ein Stativ für härteste Einsätze. Obwohl<br />
es ziemlich schwer ist, lässt es sich dennoch recht gut tragen. Die<br />
Verschlüsse sind kräftig und sicher und trotzdem leicht zu öffnen,<br />
und die reversible Mittelsäule ermöglicht die Aufnahme von Fotos<br />
aus niedrigem Blickwinkel und Makrobilder mit Leichtigkeit. Dies<br />
ist besonders effektiv bei der Benutzung mit weit gespreizten<br />
Beinen. Die Drei-Positionen-Verschlüsse halten die Beine sicher<br />
in ihrer Position und machen diese Technik so zum Kinderspiel. Der<br />
Schwenk- und Neigekopf verfügt über einen Schwenkverschluss<br />
und weist eine sehr gleichmäßige Schwenkbewegung auf. Die<br />
Schnellwechselplatte ist rund, was das Aufsetzen und Abnehmen<br />
der Kamera erleichtert. Es gibt zwei Wasserwaagen, die helfen,<br />
horizontale und vertikale Linien in der Waage zu halten. Es gibt zwar<br />
keinen Taschenhaken, aber das Stativ ist so stabil, dass Sie diesen<br />
wahrscheinlich kaum vermissen werden.<br />
120 EURO
4<br />
Ausgaben<br />
für<br />
35,- €!<br />
8<br />
Ausgaben<br />
für<br />
67,50 €!
DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
Grundausstattung: Kleidung 161<br />
Kleidung und Zubehör<br />
1<br />
Seien Sie vorbereitet, um allen Wetterbedingungen zu trotzen.<br />
Als Outdoorfotograf fotografieren Sie oft von Beginn der Morgendämmerung bis<br />
zum späten Abend. Daher sollten Sie sich passend kleiden, wenn eine so lange<br />
Zeitspanne überbrückt werden muss. Neben dicker Kleidung für kalte<br />
Temperaturen und eisige Winde sollten Sie auch atmungsaktive Kleidungsstücke<br />
in Betracht ziehen, damit Schweißabsonderungen verdunsten können, und<br />
bequemes Schuhwerk, das für stundenlanges Herumlaufen in der freien Natur, in<br />
felsigem Gelände und auf feuchtem Sumpfboden geeignet ist. Schützen Sie sich vor<br />
den Gewalten der Natur, indem Sie unsere Ratschläge befolgen.<br />
1) Halten Sie Ihren Kopf warm. Sie verlieren ein Drittel Ihrer Körperwärme über Ihren<br />
Kopf. Daher ist es wichtig bei kühlen Temperaturen einen Hut oder eine Mütze zu<br />
tragen. Auch Baseballmützen sind zwar in Ordnung, aber diese bedecken nicht Ihre<br />
Ohren und bestehen nicht aus isolierendem Material. Außerdem ist das Schild der<br />
Kappe im Weg, wenn Sie die Kamera ans Auge halten. Gestrickte Mützen gibt es in<br />
vielen verschiedenen Designs, so dass Sie eine ganz nach Ihrem Modegeschmack<br />
(oder auch nicht!) auswählen können.<br />
2) Halten Sie Ihre Finger beweglich. Bei eisigem Wind können Ihre Finger frieren,<br />
dadurch wird es noch schwieriger, die Knöpfe und Schalter auf Ihrer digitalen<br />
Spiegelreflexkamera zu drücken. Die einfachste Lösung ist es, Handschuhe zu<br />
tragen. Jedoch sind gewöhnliche Handschuhe dick und damit ist es immer noch<br />
schwierig, die Kamera zu bedienen. Das Modell Takustretch hat eine griffige<br />
Handfläche und besteht aus windresistentem Material, damit die Hände warm<br />
bleiben. Noch besser ist das Modell Konagrip Convertible, ein windfester<br />
Fleece-Handschuh mit einer Handfläche aus Leder und aufklappbarem<br />
Fausthandschuh.<br />
3) Tragen Sie gutes Schuhwerk. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass Sie kilometerlang durch<br />
atemberaubende Landschaften wandern werden, deswegen sind gewöhnliche Turnschuhe<br />
sicherlich nicht die beste Wahl. Wanderstiefel sind für richtige Wanderungen am besten<br />
geeignet, zum Beispiel sind die Berghaus Explorer Trek für ca. 115 Euro (www.<br />
berghaus.com) ideal, da sie Bequemlichkeit, Strapazierfähigkeit und Halt bieten. Es<br />
gibt sie sowohl für Herren als auch für Damen in verschiedenen Farben. Eine<br />
weitere tolle Alternative sind die Snoutler Wanderschuhe von Patagonia (www.<br />
patagonia.com), die sehr bequem und leichtgewichtig und unglaublich<br />
strapazierfähig sind. Sie sehen außerdem noch modisch aus und sind mit ca.<br />
110 Euro auch noch recht günstig.<br />
4) Vergessen Sie die Socken nicht. Mit kalten oder nassen Füßen<br />
herumzulaufen, ist eine wirkliche Qual, genau so wie es eine Qual sein kann,<br />
zu warme Socken bei warmen Wetter zu tragen. Es lohnt daher durchaus,<br />
sich einige Paare von vernünftigen Socken zuzulegen, die je nach Jahreszeit<br />
zu dem jeweils getragenen Schuhwerk passen. Der Fachhandel bietet ein<br />
großes Angebot an Socken für kaltes Wetter, leichte Spaziergänge oder längere<br />
Wanderungen, bei denen Bequemlichkeit entscheidend ist. Sie werden dort<br />
eine verblüffend große Auswahl finden, aber wir empfehlen Ihnen die<br />
Endurance Trekker und Comfort Trekker für längere Wanderungen und die<br />
leichten Bamboo Crew bei wärmerem Wetter.<br />
5) Halten Sie Ihren Körper warm und trocken. Gewöhnliche Fleecejacken sind der<br />
unbestrittende Spitzenreiter bei Outdoorkleidung, da sie sowohl relativ leichtgewichtig,<br />
unglaublich warm und sehr strapazierfähig sind. Es gibt sie auch in den unterschiedlichsten<br />
Designs und Farben, daher sind sie nicht nur praktisch, sondern auch modisch. Alle<br />
führenden Modelabels haben ihre eigene Marke, aber wir empfehlen Ihnen unbedingt, dass<br />
Sie die Outdoor-Spezialisten Patagonia, Paramo und Berghaus ausprobieren, denn hier ist<br />
das Material generell von einer besseren Qualität. Bei kaltem Wetter sollten Sie allgemein<br />
lieber eine oder zwei dünne Schichten anstelle von einer dicken Schicht tragen, denn die Luft<br />
zwischen den Schichten erwärmt sich. Ein Fleecetop mit einer äußeren Fleecejacke darüber<br />
stellt also eine gute Option dar. Wenn es besonders kalt oder windig ist, bietet eine windfeste<br />
Jacke eine extra Schutzschicht. Für diesen Leitfaden haben wir eine Reihe von<br />
Fleeceprodukten ausprobiert und finden, dass der Patagonia R1 Pullover und der Berghaus<br />
Arana exzellente Fleecetops sind. Der Berghaus Arana ist auch eine vernünftige Wahl als<br />
äußere Schicht, während Pajaro und Cascada von Paramo einen hervorragenden Schutz vor<br />
Wind und Meeressprühnebel sind, wenn man in Küstennähe fotografiert. Bei der Farbwahl<br />
sollten Sie beachten, dass knallrot zwar gut für die Sichtbarkeit ist, also perfekt, wenn es Sie<br />
zu abgelegenen Örtlichkeiten zieht, aber nicht wirklich eine gute Wahl, wenn es darum geht,<br />
frei lebende Tiere aufzuspüren!<br />
6) Schützen Sie Ihre Beine. In der Realität tragen wenige Outdoorfotografen etwas anderes<br />
als gewöhnliche Jeans, und auch wenn diese bequem sind, sind sie nicht ideal wenn es<br />
plötzlich nass wird. Wenn das Wetter unvorhersehbar ist oder wenn Sie wissen, dass Sie in<br />
der Nähe der Küste fotografieren werden, sollten Sie eine wasserdichte Hose in Betracht<br />
ziehen. Auch hier sind Outdoor-Spezialisten wieder am besten. Die Cascada Hose von<br />
Paramo wird von vielen als eine der allerbesten bezeichnet.<br />
5<br />
3<br />
6<br />
4<br />
5<br />
2
162 Die perfekte Belichtung DIGITALE FOTOGRAFIE – THEMEN<br />
ADAM BURTON<br />
Machen Sie eine Belichtungsreihe!<br />
Egal, ob Sie die Graukarte benutzen oder nicht. Bei<br />
komplizierten Lichtverhältnissen sollten Sie immer mit<br />
der Belichtungskompensation Ihrer Kamera oder den<br />
AEB-Funktionen eine Belichtungsreihe mit +/- 1<br />
Stufen machen, um sicher zu gehen, dass die<br />
Aufnahme gelingt<br />
Wie Sie Ihre Mess- und Weißabgleich-Karten benutzen<br />
Die 18-Prozent-Graukarte wird benutzt, um bei schwierigen Lichtverhältnissen richtig zu belichten. Beide Referenzkarten können<br />
auch dazu benutzt werden, einen maßgeschneiderten Weißabgleich festzulegen. Je nachdem, welche Kamera Sie verwenden,<br />
müssen Sie den Weißabgleich von der Grau- oder der Weißkarte ablesen - wie, sagt Ihnen die Betriebsanleitung Ihrer Kamera.<br />
DIGITALE SPIEGELREFLEXKAMERAS BENUTZEN ANSPRUCHSVOLLE<br />
Belichtungssysteme und gehen alle von der gleichen Voraussetzung aus, dass<br />
der Durchschnitt einer Szene, der gemessen wird, ein mittleres Grau, genauer<br />
gesagt ein 18-prozentig Grau, darstellt. Dies bedeutet also, dass der<br />
Durchschnitt aller dunklen, hellen und mittleren Tonwerte zusammengemischt<br />
ein 18-prozentiges Grau ergibt. Das ist die Basis alle Messmuster und<br />
funktioniert erstaunlich gut. Doch auch wenn es für die meisten Situationen gut<br />
passt, kann es zu einer falschen Belichtung führen, wenn die Szene oder das<br />
Motiv deutlich heller oder dunkler im Ton ist als 18 Prozent Grau. Sehr dunkle<br />
Bereiche können das Messsystem zum Beispiel fälschlicherweise zu einer<br />
Überbelichtung verleiten. Und auf ähnliche Art können sehr helle Motive, wie<br />
zum Beispiel eine Schneelandschaft, die Kamera fälschlicherweise zu<br />
Unterbelichtung verleiten. Dann sieht die Szene dunkler aus als sie wirklich ist,<br />
da der Belichtungsmesser davon ausgeht, dass das, was es liest, ein mittlerer<br />
Tonwert ist. Da die Kamera versucht, eine graue Farbe zu finden, liegt es an<br />
Ihnen, sicher zu stellen, dies auszugleichen, damit die Tonwerte lebensecht<br />
aussehen. Das können Sie tun, indem Sie die Belichtung Ihrer Kamera<br />
In Perfektion gemessen!<br />
Heller Himmel kann zu<br />
Belichtungsfehlern führen. Wenn Sie eine<br />
Graukarte benutzen, sollten Sie damit<br />
kein Problem haben.<br />
überlisten, zum Beispiel durch Belichtungskompensation oder den<br />
AE-Lock-Schalter, oder indem Sie eine Szene messen, die einen mittleren<br />
Tonwert hat. Und hierfür brauchen wir unsere Graukarte. Es ist sehr einfach,<br />
diese zu benutzen, wie unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung unten zeigt. Denken<br />
Sie daran, die Graukarte in ähnlichen Lichtverhältnissen wie Ihre Szene zu<br />
verwenden: Stellen Sie sie also zum Beispiel nicht in den Schatten, wenn die<br />
Szene in Sonnenlicht gebadet ist. Und achten Sie darauf, dass die Karte den<br />
Messbereich ausfüllt. Wir empfehlen Ihnen, eine Punkt- oder partielle Messung<br />
vorzunehmen, da die Karte so nicht das ganze Bild ausfüllen muss, aber alles ist<br />
hier passend. Sie können die Belichtung entweder mit der AE-Lock-Einstellung<br />
Ihrer Kamera festlegen oder die Blende und Belichtungszeit notieren und auf<br />
manuellen Modus wechseln und diese einstellen. Allerdings ist diese Methode<br />
nicht an Tagen geeignet, bei denen die Lichtverhältnisse variieren. Die Karte hat<br />
AF-Referenzlinien, die Ihnen helfen, den Autofokus Ihrer Kamera festzulegen.<br />
Sie müssen allerdings nicht fokussieren, damit diese korrekt funktionieren. Die<br />
Graukarte (und auch die Weißkarte) können ebenfalls dazu benutzt werden, um<br />
den Weißabgleich maßgeschneidert abzulesen<br />
Los gehts Legen Sie Ihre Graukarte auf den Boden, so<br />
1dass sie in einem Winkel zu Ihnen positioniert ist und<br />
achten Sie darauf, dass sie an einem Platz liegt, der die<br />
gleichen Lichtverhältnisse aufweist, wie der größte Teil der<br />
Szene, die Sie fotografieren möchten.<br />
Führen Sie eine Messung durch Achten Sie darauf,<br />
2dass der gesamte Messbereich mit der Graukarte<br />
ausgefüllt ist (hier benutzen wir die Multizonenmessung)<br />
und fixieren Sie die Belichtung mit dem AE-Lock-Schalter.<br />
Legen Sie den Bildaufbau fest und drücken Sie ab Mit<br />
3fixierter Belichtung können Sie nun den Bildaufbau<br />
festlegen und die Aufnahmen machen. Wenn Sie diese<br />
auf Ihrem LCD Monitor überprüfen, sollte die Belichtung<br />
perfekt sein.
GRAUKARTE<br />
<strong>Digitale</strong><br />
WEISSABGLEICHKARTE<br />
<strong>Digitale</strong>