26.02.2014 Aufrufe

Bergsteiger Frühlingstouren - Raus und rauf! (Vorschau)

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03<br />

Bayerisch-Tiroler Schmankerl: Skitouren für Genießer<br />

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03 / März Juli 2014 2013<br />

Über 50 Tourentipps + 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Chiemgauer Alpen • Dolomiten • Tessiner Alpen<br />

| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

<strong>Frühlingstouren</strong>: Wo Sie jetzt die Saison starten können<br />

<strong>Raus</strong> <strong>und</strong> <strong>rauf</strong>!<br />

▶ Gardasee ▶ Südtirol ▶ Paklenica ▶ Tessin<br />

Heilbronner Weg<br />

Allgäuer Alpen – knackige<br />

Ski-Durchquerung<br />

Im Test:<br />

Softshelljacken<br />

für alle Fälle<br />

Königstour<br />

Weitwandern<br />

in Europa: Teil 2<br />

REPORTAGE<br />

Bergschatz<br />

Nazigold <strong>und</strong> Wallerbestie:<br />

sagenhafter Walchensee<br />

WINTERFLUCHTEN<br />

Feuergipfel<br />

Wandern auf tropische Vulkane:<br />

La Réunion – Insel für Entdecker<br />

EXKLUSIV:<br />

David Göttler –<br />

Notizen<br />

aus dem<br />

Basislager<br />

Die Paten V<br />

Berühmte Klettersteige:<br />

Che Guevara, Dino<br />

Buzzati, »Sisi« & Co.<br />

AUF TOUR<br />

Höhenrausch<br />

Dufourspitze <strong>und</strong> mehr:<br />

Skitouren im Monte Rosa


photo: Espen Mortensen www.esmofoto.no<br />

DYNAMIC PERFORMANCE<br />

Product: Aletsch Jacket<br />

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EDITORIAL<br />

Des einen Last,<br />

des anderen Lust<br />

Der Heiglkopf ist an sich kein Berg, der<br />

das Zeug zur Berühmtheit hat. Alpinisten<br />

werden ihn als Hügel abtun, mit<br />

seinen 1205 Metern Höhe <strong>und</strong> den bewaldeten Hängen macht er nicht viel her.<br />

Immerhin: Von seiner Gipfelkuppe hat der Wanderer einen schönen Blick in den<br />

Isarwinkel. Bekannt wurde der Heiglkopf 2007, als bei Google Maps auch die<br />

Bezeichnung »Hitlerberg« zum Heiglkopf führte. Fakt ist, dass im Jahr 1934 Nazis<br />

den Berg Adolf Hitler gewidmet <strong>und</strong> auf dem Gipfel ein monströses Hakenkreuz<br />

aufgestellt hatten. Seit 2007 versucht die Gemeinde Wackersberg, die Verknüpfung<br />

löschen zu lassen. Doch Google zeigte sich unbeeindruckt. Nun verkündete<br />

Bürgermeister Alois Bauer, der Kampf sei endlich von Erfolg gekrönt. Offenbar<br />

ein Irrtum: Denn zu Redaktionsschluss war alles beim Alten. So, wie auch der<br />

Name »Kaiser-Wilhelm-Spitze« immer noch zum Kilimandscharo führt. Leider.<br />

Zum Glück gibt es auch freudvollere Verbindungen in die Vergangenheit.<br />

Ob König Ludwig II. die Bezeichnung »Märchenkönig«<br />

tatsächlich verdient hat, sei dahingestellt. Der König-<br />

Ludwig-Weg jedenfalls führt den Wanderer an einigen seiner<br />

märchenhaften Bauten vorbei. Die Etappen lassen sich<br />

auch im Winter gut machen. Wer es lieber weniger<br />

kulturell <strong>und</strong> dafür knackiger mag, der kann sich<br />

schon mal auf eine Transalp oder eine Trans-Pyrenäen<br />

vorbereiten. Lesen Sie den Teil 2 unserer Weitwanderwege-Serie (S. 34–39).<br />

Der März ist ein Monat, an dem sich die (Berg-)Geister scheiden: Die einen empfinden<br />

den Winter als Last <strong>und</strong> wollen unbedingt die ersten Frühjahrstouren machen.<br />

Die anderen freuen sich über die meist perfekten Verhältnisse für Skitouren.<br />

Wir haben für beide Lager, so hoffen wir, appetitanregende Beiträge im Heft.<br />

In unserer Titelstory erzählen vier Autoren von Regionen, in denen das Frühjahr<br />

eher durchbricht. Herausgekommen ist eine Mischung für alle Sinne (S. 22–29).<br />

Skibergsteiger sollten sich die Schmankerl (S. 30–33) <strong>und</strong>, ambitionierter,<br />

den Heilbronner Weg (S. 40–43) sowie die Monte Rosa-Besteigungen (S. 60–65)<br />

nicht entgehen lassen. Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei!<br />

Michael Ruhland, Chefredakteur<br />

La Réunion<br />

Wenn Sie Vulkane lieben<br />

Während Sie entlang der von Vulkanausbrüchen<br />

geformten Küste wandern,<br />

tost neben Ihnen der Indische Ozean!<br />

Tiefe Täler, schroffe Lavafelsen, von<br />

Urwäldern überwucherte Berghänge,<br />

rauschende Wasserfälle <strong>und</strong> einsame<br />

Mondlandschaften – drei Vulkankessel<br />

bilden das Herz der Insel. Am aktiven<br />

Vulkan Piton de la Fournaise (2.632 m)<br />

lernen Sie alle Formen des hawaiianischen<br />

Vulkanismus kennen. Dörfer sind nur<br />

zu Fuß oder mit dem Helikopter erreichbar.<br />

40 Prozent der Insel gelten als<br />

Nationalpark. Wählen Sie zwischen einer<br />

Genuss-Wandertour oder dem Vulkan-<br />

Trekking. Auch La Réunion individuell zu<br />

entdecken, machen wir möglich. Wir buchen<br />

Flüge, Auto <strong>und</strong> Hotels, übergeben Karten<br />

<strong>und</strong> Informationsmaterial, bieten mehrere<br />

geführte Wanderungen <strong>und</strong> bei Bedarf Rat<br />

durch unseren örtlicher Partner.<br />

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INHALT<br />

22<br />

Sehnsucht nach Sonne<br />

Vier Bergregionen, in denen sich der<br />

Frühling am ehesten zeigt: Eine davon ist<br />

der kroatische Nationalpark Paklenica.<br />

60<br />

Gipfelsturm<br />

Die Dufourspitze ist die Krönung einer<br />

Skitourensaison. Wer ihr auf‘s Haupt<br />

steigt, muss starken Winden trotzen.<br />

TITELTHEMA<br />

22 Frühlings Erwachen<br />

Wenn die Sonne an Kraft gewinnt, letzte<br />

Schneereste schmelzen <strong>und</strong> die Blüten duften,<br />

dann kann der Lenz nicht mehr weit sein.<br />

AKTUELL<br />

12 Neues aus der Welt der Berge<br />

12 CERRO TORRE Die erste freie Besteigung<br />

kommt ins Kino – Lama bezieht Stellung<br />

16 ISPO 2014 Die neuesten Trends von<br />

der größten Sportartikelmesse der Welt<br />

18 UMWELT Lange gekämpft, doch verloren:<br />

Zum Piz Val Gronda führt ab sofort ein Lift<br />

REPORTAGE<br />

98 Am Balkon der Kontinente<br />

Grenz-Erfahrung: Die Skitourenziele im Kaukasus<br />

liegen hoch, aber in greif barer Nähe.<br />

AUF TOUR<br />

30 Kalte Kostproben<br />

Diese Skitouren-Schmankerl südlich von<br />

München sollte jeder einmal probiert haben.


74<br />

Auf heißen Sohlen<br />

Warm, exotisch, hohe Berge:<br />

La Réunion ist die ideale Winderflucht.<br />

66<br />

Kleines Vergnügen<br />

Wer hat behauptet, dass Skitouren<br />

nichts für Kinder sind?<br />

TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />

12 Touren für Winter <strong>und</strong> Frühling<br />

Hochrappenkopf ......................................................... 51<br />

Mädelegabel ..................................................................... 51<br />

Bojin Kuk ......................................................................................... 51<br />

Von Oberbozen nach Klobenstein .................... 53<br />

Ponte Brolla - Gordevio .................................................. 53<br />

Capanna Cognora ................................................................. 53<br />

Monte Pizzòcolo ..................................................................... 55<br />

Via ferrata Attilio Tissi .................................................... 55<br />

Sentiero attrezzato Dino Buzzati ....................... 55<br />

Schreckenkopf ......................................................................... 57<br />

Erlbergkopf .................................................................................. 57<br />

Großer Ochsenkopf ............................................................ 57<br />

82<br />

Zwitterwesen<br />

Hybridjacken sollen<br />

die Vorteile von<br />

Fleece <strong>und</strong> Hardshell<br />

vereinen. Ob das<br />

funktioniert, zeigt<br />

sich im großen<br />

BERGSTEIGER-<br />

Test<br />

44<br />

Beziehungsweise<br />

Wer den Klettersteigen<br />

Pate steht<br />

Cover: Andreas Strauß, Gauligletscher, Berner Oberland; weitere Fotos: F. Gattermayr, P. Mathis, I. Kürschner, B. Ziegler D. Anker<br />

34 Perlenketten <strong>und</strong> Traumpfade<br />

Beim Weitwandern durchmisst man Räume,<br />

die man sonst mit dem Flugzeug überwindet.<br />

Oder lernt die eigene Heimat kennen.<br />

40 Into the Wild<br />

Den Heilbronner Weg mit Ski? An sich<br />

schon keine Allerweltstour. Wild wird die<br />

Zweitagesr<strong>und</strong>e mit einem Spezialstart.<br />

44 Serie: Die Paten V<br />

Che Guevara, Sissi <strong>und</strong> ein Geldfälscher:<br />

Auch Klettersteige haben ihre Paten.<br />

60 Vom Winde verblasen<br />

Seit die neue Hütte steht, sind die Skitouren<br />

r<strong>und</strong> um den Monte Rosa noch begehrter.<br />

Der Wind pfeift dagegen wie eh <strong>und</strong> je.<br />

66 Kleine auf großer Tour<br />

Wir müssen draußen bleiben! Kinder<br />

haben auf Skitouren den puren Spaß – ein<br />

wenig Hilfestellung braucht es aber schon.<br />

Familien-TIPP<br />

70 Serie: Geheimnisvolle Alpen<br />

Wickie, Waller, Nazigold: Welche<br />

Schätze lauern wirklich im mythenreichen<br />

Walchensee? Eine Spurensuche.<br />

Familien-TIPP<br />

74 Serie: Winterfluchten<br />

Gut gegen kalte Füße: Auf La Réunion im<br />

Indischen Ozean steigt man Vulkanen<br />

auf‘s Dach – einer davon ist sogar aktiv.<br />

SERVICE<br />

82 Gut gekreuzt<br />

Der neueste Trend der Ausrüster: Hybridjacken,<br />

die mehrere Lagen vereinen. Die<br />

Kaufberatung deckt auf, was dahintersteckt.<br />

92 Serie: Stille Helfer<br />

Im letzten Teil der Serie erklärt Moritz<br />

Baumstieger das Schichtenprinzip – <strong>und</strong><br />

zeigt, wie man Schneehöhlen schaufelt.<br />

96 Rettende Langfinger<br />

Vielleicht der am meisten unterschätzte<br />

Ausrüstungsgegenstand: Ohne Lawinensonde<br />

wird die Bergung zum Glücksspiel.<br />

BERGBILDER<br />

80 Blütenzauber<br />

Nächste R<strong>und</strong>e im Fotowettbewerb:<br />

Wir suchen die schönsten Frühlingsbilder –<br />

<strong>und</strong> Heinz Zak verrät, wie die gelingen.<br />

21 Neue Serie:<br />

Davids Depeschen<br />

Alpinismus hautnah:<br />

Ab sofort erzählt Extrembergsteiger<br />

David<br />

Göttler in jeder Ausgabe<br />

seine »Geschichten<br />

aus dem<br />

Basislager«.<br />

Zum Auftakt:<br />

Blutige Steigeisen<br />

<strong>und</strong><br />

schwarze<br />

Löcher am<br />

Mustagh Ata.<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 3<br />

Bildstrecke 6<br />

TV-Programm 20<br />

Bergpredigt 49<br />

Härtetest 89<br />

Briefe/Impressum 104<br />

<strong>Vorschau</strong> 106<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 5


BERGBILDER<br />

Alle Fotos: Peter Mathis<br />

6 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Perfekte Wellen<br />

Die Natur ganz groß, der Mensch ganz klein. Es<br />

sind vor allem die Momente in der Weite <strong>und</strong> Stille,<br />

die zu den ganz besonderen Erlebnissen als <strong>Bergsteiger</strong><br />

gehören. Man ist Teil eines großen Ganzen.<br />

Aufstieg vom Golm zum Kreuzjoch, Rätikon


8 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Bella Figura<br />

Wer die Schwünge so nahe am Abgr<strong>und</strong> setzt,<br />

muss wissen, was er tut. Bis zu 600 Meter geht’s<br />

senkrecht an den Südabstürzen der Drei Türme in der<br />

Drusenfluh nach unten. Ein Sturz wäre fatal.<br />

Abfahrt vom Großen Turm (2830 m) ins Sporatobel, Rätikon


Hang zum Dreiklang<br />

Spitz ragt der Kleine Turm in den milchigen Märzhimmel.<br />

Das Ziel der Skibergsteigerinnen ist aber<br />

der Große Turm (re.). Von seinem Gipfel geht es in<br />

rasanter Abfahrt zunächst über den Grat gen Süden.<br />

Kleiner (2754 m), Mittlerer (2782 m) <strong>und</strong> Großer Turm (2830 m)<br />

10 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Lichtgestalt<br />

Die Maxime ist, das vorgegebene Licht<br />

optimal einzusetzen. Es gilt, die Flüchtigkeit<br />

des entscheidenden Augenblicks<br />

zu erkennen <strong>und</strong> festzuhalten.<br />

Ein Bild ist nicht einfach<br />

nur eine Reproduktion.<br />

In guten Bildern geht es<br />

nicht ums Abbilden von<br />

Motiven, sondern darum,<br />

einen Deutungsspielraum<br />

zu schaffen, in dem der Betrachter<br />

das Dargestellte immer wieder auf<br />

neue Weise sehen <strong>und</strong> erleben kann. Durch<br />

den Einsatz der Mittel muss es gelingen, das<br />

Interesse am Bild wachzuhalten. Man »ist<br />

nicht einfach fertig« mit dem Motiv, sondern<br />

schaut immer wieder hin, weil dort<br />

etwas »in Bewegung« ist. Irgendetwas lässt<br />

sich nicht einfach so festlegen auf einen<br />

Gegenstand, eine Tatsache oder ein Motiv.<br />

Durch Komposition, Lichtgestaltung, Einsatz<br />

der Kontraste <strong>und</strong> viele weitere Aspekte<br />

entwickelt das Bild eine Art Eigenleben,<br />

das über das reine Motiv hinausgeht <strong>und</strong><br />

eine begriffliche Festlegung verhindert.<br />

Dieses Lebendige ist es, was den Betrachter<br />

letztendlich fasziniert <strong>und</strong> ihn am Werk<br />

festhält. Es fordert ihn auf, das »Geheimnis«<br />

zu lüften, das sich jedoch niemals in<br />

Worte fassen lässt. Es ist nur im Sehen zu<br />

erfahren.<br />

Peter Mathis


<strong>Bergsteiger</strong><br />

03/14 AKTUELL<br />

Zitat des Monats<br />

»Es gibt nur verschiedene<br />

Arten<br />

von gutem Wetter:<br />

Sonnenschein<br />

ist köstlich,<br />

Regen erfrischend,<br />

Wind fordert<br />

heraus, Schnee<br />

macht fröhlich.«<br />

John Ruskin (1819–1900),<br />

britischer Schriftsteller <strong>und</strong> Optimist<br />

»Okay« ist kein<br />

Seilkommando<br />

GERICHT VERURTEILT SICHERNDEN,<br />

IMMER MEHR BODENSTÜRZE<br />

Das Oberlandesgericht Hamm hat einen<br />

Mann nach einem schweren Unfall im<br />

Klettergarten zu umfassendem Schadensersatz<br />

verpflichtet. Die Klägerin war 2011<br />

aus 15 Metern auf den Boden gestürzt,<br />

nachdem sie sich an der Umlenkung<br />

ins Seil gesetzt hatte – der Angeklagte<br />

hatte sie auf ihren Hinweis »Okay« aus<br />

der Sicherung genommen. Ohne weitere<br />

Absprachen, so das Gericht, sei das Seilkommando<br />

»Stand!« nicht zu ersetzen –<br />

»okay« könne alles bedeuten. Der Fehler<br />

sei so gravierend, dass auch der übliche<br />

Haftungsausschluss bei gefährlichen<br />

Sportarten wie Klettern nicht greifen könne.<br />

Die Klägerin hatte sich bei dem Sturz<br />

schwer verletzt.<br />

Mit der stetigen Zunahme der Aktiven im<br />

Klettersport häufen sich auch die Unfälle:<br />

Im Januar stürzten in der Tölzer Kletterhalle<br />

innerhalb von 14 Tagen gleich zwei<br />

Kletterer aus großer Höhe bis zum Boden.<br />

Mindestens einmal war Unaufmerksamkeit<br />

des Sichernden Ursache des Unfalls. –te–<br />

Der entzauberte Berg<br />

Luftiges Biwak:<br />

David Lama <strong>und</strong> Peter<br />

Ortner bei der ersten<br />

Rotpunkt-Besteigung<br />

des Cerro Torre<br />

DAVID LAMAS HISTORISCHE BESTEIGUNG<br />

DES CERRO TORRE KOMMT INS KINO<br />

Der Plan war kühn, keine Frage. Noch nie zuvor<br />

war es einem <strong>Bergsteiger</strong> gelungen, den Cerro Torre<br />

frei zu klettern. Sozusagen den krassen Kontrapunkt<br />

zur Materialschlacht zu setzen, die der Italie ner<br />

Cesare Maestri 1970 mit 360 Bohrhaken in der Südwestflanke<br />

des patagonischen Berges geschlagen<br />

Geduldsspiel am Col de la Paciencia<br />

hatte. David Lama gelang dieses Kunststück am<br />

21. Januar 2012, er schrieb damit Alpingeschichte.<br />

»Cerro Torre – Nicht den Hauch einer Chance«<br />

heißt der Dokumentarfilm nicht zu Unrecht, der<br />

am 13. März in die deutschen Kinos kommt (<strong>und</strong><br />

am 21. 3. in die österreichischen). Denn die Szene<br />

hielt Lamas Ansinnen lange Zeit für anmaßend<br />

– die 3128 Meter hohe »Nadel aus Granit« galt im<br />

Kalte Schönheit aus Patagonien Freikletterstil als unbesteigbar. Es ist dem Regisseur<br />

Thomas Dirnhofer hoch anzurechnen, dass er<br />

aus dem Material von insgesamt drei Expeditionen<br />

kein Heldenepos gezimmert hat. Die 103 Minuten<br />

Kinofilm zeigen einen zeitweise völlig genervten<br />

Lama, der ob der langen Schlechtwetterphasen im<br />

patagonischen Sommer an seinem Projekt zweifelt;<br />

sie zeigen einen jungen Überflieger, der nach der<br />

harschen Kritik an der Bohrhaken-Aktion für die<br />

David, der Superstar, in El Chalten Fixseile des Red-Bull-Filmteams eingesteht, dass<br />

er Fehler gemacht hat <strong>und</strong> schließlich auch vom<br />

Kamerateam eine reguläre Besteigung verlangt – über die schneebedeckte Ostwand.<br />

Und es zeigt einen Ausnahmealpinisten, der nach all den Widrigkeiten<br />

trotzdem an sich <strong>und</strong> seine Fähigkeiten glaubt. Garniert ist die Dokumentation<br />

mit grandiosen Bildern, die teils von Helm-, Hand- <strong>und</strong> Helikopterkameras<br />

stammen. Zur historischen Tat ist ein historischer Film gelungen. –mr–<br />

Der BERGSTEIGER verlost 4x2 Eintrittskarten für den Film.<br />

Alle Zuschriften nehmen zusätzlich an der Verlosung einer<br />

»gloryfy G5 air Cerro Torre by David Lama« im Wert von 149 Euro teil.<br />

Die Brille ist unzerbrechlich, beschlägt nicht <strong>und</strong> lässt selbst bei hohen Geschwindigkeiten<br />

keine Zugluft auf die Augen. Schreiben Sie eine Postkarte an die Redaktion BERGSTEIGER,<br />

Infanteriestraße 11 a, 80797 München oder schicken Sie uns eine E-Mail an<br />

bergsteiger@bruckmann.de; Stichwort: Cerro Torre<br />

Mitmachen<br />

<strong>und</strong><br />

gewinnen!<br />

Fotos: Corey Rich/Red Bull Content Pool<br />

12 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Fünf Fragen an …<br />

Eugen Zernikel, kasachischer<br />

Hydrologie-Ingenieur <strong>und</strong><br />

Lagerverwalter beim DAV<br />

Summit Club, der r<strong>und</strong><br />

12 000 K<strong>und</strong>en pro Jahr hat<br />

… den Herrn der Ausrüstung<br />

Was genau machen Sie in diesem riesigen Materiallager?<br />

Ich organisiere seit fast 15 Jahren die Materialaus- <strong>und</strong> Rückgabe <strong>und</strong><br />

prüfe alles auf richtige Funktion – vom Karabiner bis zum Druckluftsack.<br />

Wenn es geht, repariere ich kleine Mängel, ansonsten wird ausgetauscht.<br />

Inzwischen ist es auch viel Arbeit am PC, gerade suche ich nach<br />

einer neuen Software für das Lager, damit ich den Überblick behalte.<br />

Fühlen Sie sich für die Sicherheit der K<strong>und</strong>en verantwortlich?<br />

Ja, sehr sogar. In Kasachstan haben wir unsere Gurte <strong>und</strong> Seile selber<br />

gefl ochten – in meiner Bergretter-Ausbildung habe ich gemerkt, wie verrückt<br />

das eigentlich war. Deswegen schaue ich heute umso genauer auf die<br />

Sicherheit. Von dem alten Material, als ich hier angefangen habe, ist nichts<br />

mehr da – gerade haben wir 300 Paar nagelneue Steigeisen bekommen.<br />

Welcher Gegenstand geht am häufigsten kaputt?<br />

Seile <strong>und</strong> Bandschlingen. Die werden eben nicht so behandelt wie eigenes<br />

Material <strong>und</strong> kommen oft aufgescheuert oder zerlöchert zurück. Das<br />

prüfe ich Meter für Meter. Hin <strong>und</strong> wieder tausche ich Steigeisenriemen,<br />

alles andere hält ziemlich gut. Ganz selten gab es Ermüdungsbrüche an<br />

bestimmten Steigeisen, die haben wir aussortiert. In der Regel sind es eher<br />

Anwendungsfehler, zum Beispiel, wenn jemand seine Steigeisen in den<br />

Lawinen-Airbag steckt oder so etwas. Ganz wartungsfrei ist nichts, sogar in<br />

einem Eispickel kann ein Riss versteckt sein. Daher dauert die Materialkontrolle<br />

einer achtköpfi gen Hochtourengruppe auch etwa eine St<strong>und</strong>e.<br />

Kommen Sie überhaupt noch selbst zum Bergsteigen?<br />

Ja, in meiner Freizeit bin ich Hochtouren-Leiter für die DAV-Sektion München.<br />

Die Familie schimpft schon, dass sie mich den ganzen Sommer nicht sieht.<br />

Reizen würde mich ein Achttausender, aber das scheitert wohl an Zeit <strong>und</strong><br />

Geld. Höher als auf den Khan Tengri (7010 m) habe ich es nicht geschafft.<br />

Tut es da nicht weh, das Material für große Expeditionen<br />

zusammenpacken zu müssen?<br />

Doch, schon. Vor allem als Luis Stitzinger noch beim Summit Club war – da<br />

habe ich gelitten. Irgendwann packe ich mich mal in eine blaue Tonne <strong>und</strong><br />

komme einfach mit!<br />

Interview: Thomas Ebert<br />

Die Traumberge von nebenan…<br />

Blick zum Jamtalgletscher<br />

Es muss nicht immer Palü oder Bernina sein. Die Berge der Silvretta<br />

<strong>und</strong> der Verwallgruppe bieten Wanderfans eine Bergwelt mit allem, was<br />

dazu gehört: Ein Wanderwegenetz <strong>und</strong> ein Angebot an Aussichten,<br />

das keine Wünsche offenlässt. Und noch etwas Gutes: Es liegt gerade<br />

mal im Dreiländereck zwischen Tirol – Vorarlberg <strong>und</strong> Graubünden<br />

<strong>und</strong> ist so für kleine Fluchten <strong>und</strong> große Abenteuer gut erreichbar.<br />

Den ganzen Sommer über sind wir auf genussvollen, leichten Wanderwegen<br />

oder sportlich ambitioniert in der Höhe mit unseren Gäs-<br />

<br />

die urigen Almen sind dabei eine Wohltat für Sie.<br />

LUST AUF BERGE …<br />

7 herrliche Sommertage<br />

(vom 15.06. – 05.10.2014) inkl. ausgezeichneter HP<br />

können Sie schon ab Euro 441,- bei uns buchen .<br />

Alpenhotel Tirol – Familie Franz Lorenz & Peter Lorenz<br />

A-6563 Galtür, Silvretta Tirol, Telefon +43 5443 / 8206, Fax +43 5443 / 8506<br />

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<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 03/14 AKTUELL<br />

Berg-Splitter<br />

Foto: visual impact / Thomas Senf<br />

Foto: Alex Honnold<br />

Der frühe Vogel...<br />

Um 5 Uhr am Neujahrsmorgen schnallte sich<br />

Klaus Gösweiner die Tourenski an, keine elf<br />

St<strong>und</strong>en später hatte er 8180 Höhenmeter <strong>und</strong><br />

80 Kilometer zurückgelegt – neuer Rekord.<br />

Im Training absolviert der 33-jährige Steirer bis<br />

zu 15 000 Höhenmeter pro Woche. –te–<br />

Starke Mixedsaison<br />

Im Dezember kletterte Angelika Rainer mit<br />

»Steel Koan« (M13+) als erste Frau die<br />

schwerste Route Kanadas, gewann kurz da<strong>rauf</strong><br />

die Nordamerikanischen Meisterschaften <strong>und</strong><br />

durchstieg zurück in Europa mit »Kama Sutra«<br />

(M13+) gleich die nächste Hammerroute. Ganz<br />

ohne Eis harkte sich Dani Arnold durch den<br />

steilen Fels von Eptingen: »Ironman« (D14+),<br />

von Robert Jasper erstbegangen, ist eine der<br />

schwersten Drytooling-Routen weltweit. –te–<br />

Eher Batman als Ironman: Der warme<br />

Frühwinter war Schuld am fehlenden Eis.<br />

Neuer Streich des »W<strong>und</strong>erkinds«<br />

Mit der Solobegehung von »El Sendero Luminoso«<br />

(7b+/c, 600 m) Mitte Januar in Mexiko<br />

gelang Alex Honnold ein free solo, das in den<br />

Geschichtsbüchern wohl auf einer Stufe mit<br />

Hansjörg Auers »Weg<br />

durch den Fisch«<br />

(7b+, 800 m, 2007)<br />

<strong>und</strong> Alex Hubers<br />

»Hasse-Brandler«<br />

(7a+, 580 m, 2002)<br />

anzusiedeln ist. –te–<br />

Lapidar nach großer Tat: »Great day out!«<br />

Testen <strong>und</strong> Montebelluna entdecken<br />

Der BERGSTEIGER, AKU <strong>und</strong> Mountix suchen<br />

20 Bergfre<strong>und</strong>e, die Schuhe des italienischen<br />

Herstellers testen. Unter anderem dürfen die<br />

Testpersonen Ende Juni ein Wochenende in<br />

Montebelluna, dem Sitz der Firma, verbringen.<br />

Alle Infos unter www.bergsteiger.de –mr–<br />

Helden der Nacht<br />

ENORMER ZULAUF BEIM 16. »MOUNTAIN ATTACK«<br />

SKIBERGSTEIGER-RENNEN IN SAALBACH<br />

Schon vor Weihnachten ging nichts mehr. Organisator<br />

Roland Kurz schloss die Liste bei 1050 Anmeldungen für<br />

das 16. »Mountain Attack«-Rennen in Saalbach im Glemmtal.<br />

Mehr wäre logistisch nicht zu bewältigen gewesen. »Als wir 1999 die Idee<br />

hatten, bei uns einen Marathon für Skibergsteiger zu machen, haben uns alle für<br />

verrückt erklärt«, sagte Kurz vor dem Startschuss zur 16. Auflage des Wettkampfs.<br />

»Jetzt kennt fast jeder den Wettbewerb.« Zwar ist die Veranstaltung, die unter anderem<br />

über den Schattberg (2018 m) führt, noch längst nicht so berühmt wie die<br />

»Patrouille des Glaciers« in der Schweiz. Doch längst hat sich »Mountain Attack« als<br />

eines der vier großen Rennen neben dem Weltcup etabliert. Als neuer Hauptsponsor<br />

ist die italienische Firma La Sportiva eingestiegen – <strong>und</strong> war mit einem eigenen<br />

Team am Start. Für Saalbach ist der »Mountain Attack«, der um 16 Uhr startet,<br />

ein Happening. Noch spät in der Nacht, wenn die letzten Hobbysportler im Lichte<br />

ihrer Stirnlampen eintreffen, brandet Jubel der Zuschauer auf, der kurzzeitig die<br />

Liveband übertönt. Der Sieger, Christian Hoffmann aus Österreich, absolvierte die<br />

Marathondistanz mit 3008 Höhenmetern in flinken 2:31 St<strong>und</strong>en.<br />

–mr–<br />

Neue Gipfel, neue Regeln<br />

SHERPAS MÜSSEN FÜR DEN EVEREST<br />

6000ER VORWEISEN, AUSLÄNDER NICHT<br />

Massenstart »Mountain<br />

Attack«, unten der spätere<br />

Sieger Christian Hoffmann<br />

Die nepalesische Regierung hat neue Regeln<br />

für die Besteigung des Mount Everest erlassen.<br />

Künftig müssen Nepalesen, die auf den<br />

höchsten Berg ihres Landes steigen wollen,<br />

mindestens eine erfolgreiche Sechstausender-Besteigung vorweisen können. Für<br />

Ausländer, die den Gipfel oftmals nur mit Hilfe der einheimischen Sherpas erreichen,<br />

gilt diese Regel nicht.<br />

Zudem sollen fünf Nebengipfel, die über 8000 Meter messen, zu eigenständigen<br />

Achttausendern erklärt <strong>und</strong> für Besteigungen freigegeben werden: am Kangchendzönga<br />

der Westgipfel (8505 m), der Mittelgipfel (8473 m) <strong>und</strong> der Südgipfel<br />

(8476 m) sowie der Mittelgipfel des Lhotse (8413 m) <strong>und</strong> der Lhotse Shar (8382 m).<br />

Die Regierung will <strong>Bergsteiger</strong>n zudem auch weitere Gipfelziele über 5500 Meter<br />

erlauben. Mehr als 3000 gibt es davon in Nepal, aber nur 300 durften bislang<br />

bestiegen werden. Von den neuen Regeln, die ab diesem Frühjahr in Kraft treten,<br />

erhofft sich Nepal eine weitere Ankurbelung des für die einheimische Wirtschaft<br />

essentiellen Tourismus-Geschäftes.<br />

–dst–<br />

Foto: Gunther Fre<strong>und</strong><br />

Foto: Ralf Dujmovits<br />

14 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Foto: Thomas Ebert<br />

200 000 Tage Sicherheit<br />

RISIKOMANAGEMENT DES DAV<br />

SUMMIT CLUB AUF DEM PRÜFSTAND<br />

Der 28. Dezember 1999 ist wohl der<br />

schwärzeste Tag in der Geschichte des DAV Weitergehen, obwohl der Hang rutscht,<br />

Summit Club. Unweit der Jamtalhütte ist auch eine Art von Risikomanagement.<br />

wurde eine geführte Gruppe von einer Lawine<br />

erfasst, von 14 Verschütteten starben neun. Das Unglück war zum<br />

einen Anlass für ein neues Risikomanagement, in dem Werner Munters<br />

»Reduktionsmethode« elementarer Bestandteil war. Seitdem gab es beim<br />

Summit Club keinen tödlichen Lawinenunfall mehr. Zum anderen begannen<br />

die Bergführer, jeden Tourentag zu protokollieren. Bis Ende 2013 kamen<br />

mehr als 200 000 Datensätze zusammen, deren Auswertung nun in die<br />

Ausbildung beim Summit Club einfließt. Das größte Restrisiko besteht laut<br />

Datenbank bei steilen, schattseitigen Abfahrten im Hochwinter – jene gefährliche<br />

Kombination, die Munter einst als »todgeilen Dreier« bezeichnete. –te–<br />

Berg-F<strong>und</strong>stück<br />

JAMES BONDS<br />

NEUES SPIELZEUG!<br />

Der 98-Gramm-Eispickel<br />

für die Hosentasche stammt<br />

ausnahmsweise nicht<br />

von 007-Wissenschaftler Q.<br />

Ortovox gewann mit dem<br />

Pocket Spike den ispo Gold<br />

Award.<br />

www.ortovox.de; Preis: 50 Euro<br />

(ab Herbst im Handel erhältlich)<br />

+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />

+++ BMW <strong>und</strong> Salewa kooperieren<br />

zukünftig. »Wir wollen die hohen<br />

Anforderungen von <strong>Bergsteiger</strong>n an grüne<br />

Mobilität erfüllen«, sagte BMW-Markenchef<br />

Steven Althaus bei der Bekanntgabe.<br />

Probefahrten des »Active Tourer«<br />

sollen mit alpinen Events wie Klettersteigkursen<br />

verb<strong>und</strong>en werden. +++<br />

+++ Der Schuhhersteller<br />

Scarpa hat sein neues Skitouren-<br />

Topmodell Evo F1 vorgestellt. Der 1100<br />

Gramm leichte Schuh kommt fast ohne<br />

Schnallen aus: Den Rist fi xiert eine<br />

Boa-Schnürung, der Schaft verriegelt sich<br />

selbständig, wenn der Schuh im Abfahrtsmodus<br />

einrastet. Funktioniert daher nur<br />

mit Pin-Bindungen. Ab der Wintersaison<br />

2014/15 für 569 Euro erhältlich. +++<br />

+++ Der Navigationsspezialist<br />

Garmin bringt mit der GPS-MAP<br />

64-Serie drei neue Handgeräte mit<br />

Tastenbedienung auf den Markt.<br />

Neuestes Feature: die Konnektivität<br />

zu Smartphones via Bluetooth 4.0.<br />

Damit kann man unterwegs Live-Tracking<br />

aktivieren oder SMS-Nachrichten <strong>und</strong><br />

E-Mails auf dem Display des GPS-Geräts<br />

lesen. Weitere Innovationen sind ein<br />

größerer Speicher, ein kombinierter<br />

GPS/GLONASS-Empfänger<br />

sowie eine interne Akku-Ladefunktion.<br />

+++<br />

+++ Schluss mit dem lästigen<br />

Einreiben <strong>und</strong> Aufsprühen von Insektenschutzmittel<br />

– ab diesem Sommer gibt<br />

es von Original Buff einen effektiven<br />

Schutz gegen Mücken. Der spanische<br />

Spezialist für multifunktionelle Headwear<br />

präsentiert ab dieser Saison das erste<br />

Schlauchtuch mit Insektenschutz,<br />

das Buff High UV Protection mit Insect<br />

Shield. +++<br />

STEFAN MOSER<br />

climbing Couloir<br />

Cortina d’Ampezzo<br />

Carbonstöcke sind leichter, steifer <strong>und</strong> korrosionsbeständiger als herkömmliche<br />

Aluminiumstöcke. Deshalb sind heute bereits mehr als die Hälfte unserer Stöcke<br />

aus Carbon. Finden Sie das für Sie optimale Modell auf:<br />

http://www.komperdell.com/en/poles/touring/carbon/index.php


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 03/14 AKTUELL<br />

ISPO-TRENDS<br />

Lebensretter mit Ventilator<br />

Lawinenairbags für den Ernstfall testen, hieß<br />

bislang: Kartuschen neu kaufen oder wieder<br />

befüllen lassen. Black Diamond hat nun<br />

mit JetForce eine völlig andere Technik auf<br />

den Markt gebracht. Gemeinsam mit Pieps,<br />

Marktführer im Bereich der digitalen LVS-<br />

Geräte, entwickelten sie ein Düsengebläse.<br />

Der 200-Liter-Airbag wird innerhalb von 3,5 Sek<strong>und</strong>en<br />

batteriegetrieben aufgeblasen <strong>und</strong> nach drei Minuten<br />

automatisch entleert, um Hohlräume mit Luft im Schnee<br />

zu bilden. Der kompakte Lithium-Polymer-Akku ermöglicht<br />

vier oder mehr Auslösungen pro Ladung. So lässt<br />

sich der Einsatz bequem zu Hause üben.<br />

Einer der ispo-Trends: Immer mehr Hersteller achten bei der Produktion<br />

von Outdoor-Artikeln auf bestmögliche Umweltverträglichkeit.<br />

NEUES ZUM THEMA NACHHALTIGKEIT AUF DER ISPO<br />

Der lange Weg zur PFC-Freiheit<br />

Innovative Produkte für die nächste Wintersaison standen Ende Januar bei der ispo München, der<br />

weltgrößten Sportartikelmesse, im Zentrum. Ein klarer Trend geht in Richtung Nachhaltigkeit <strong>und</strong><br />

Umweltfre<strong>und</strong>lichkeit. Die ideale Lösung für PFC-freie Imprägnierungen existiert aber noch nicht.<br />

Recycling <strong>und</strong> Transparenz in der Produktionskette sind die<br />

Schlagworte, die die Hersteller vielfach zum Thema Nachhaltigkeit<br />

genannt haben, als sie auf der ispo in München ihre Produkte für<br />

die Wintersaison 2014/15 vorgestellt haben.<br />

Bei Daune setzen Bergsport-Spezialisten wie Patagonia, Haglöfs oder<br />

The North Face auf Herkunftsnachweise, um brutale Lebendrupfungen<br />

oder Zwangsfütterungen auszuschließen. Einen gemeinsamen<br />

Standard gibt es dafür jedoch noch nicht. Bisher hat jedes Unternehmen<br />

seine eigene Methode der Gewährleistung entwickelt, was<br />

es für die K<strong>und</strong>en nicht unbedingt übersichtlicher macht.<br />

Viele Firmen verwenden mittlerweile zu großen Anteilen bluesignzertifizierte<br />

Textilien, die zu mindestens 90 Prozent aus Recyclingmaterial<br />

bestehen. »Die Verwertung von PET-Flaschen lohnt sich<br />

auf alle Fälle«, sagt Martina Kink von Polartec. »Wir können inzwischen<br />

alle Stoffe bis auf das dreilagige Neoshell daraus herstellen,<br />

ohne dass es Einbußen hinsichtlich der Qualität gibt.« 60 Prozent<br />

Erneuerbare Energie zum Mitnehmen<br />

Die britische Firma powertraveller, Spezialist für Akkus<br />

<strong>und</strong> Ladegeräte, hat mit dem powermonkey expedition<br />

ein grünes Kraftwerk präsentiert.<br />

Der 10 500 mAh fassende Akku wird per<br />

Solar-, Wind- oder Wasserkraft geladen,<br />

im Notfall reicht eine Handkurbel für den<br />

Hilferuf. Der 5V- <strong>und</strong> 12V-Ausgang gibt<br />

die Energie an Smartphone, GPS <strong>und</strong> Kamera<br />

weiter. In Zukunft soll das 1,8 kg schwere<br />

Gerät auch über Gas geladen werden können.<br />

der Polartec-Stoffe bestehen aus Recycling-Stoffen, gekennzeichnet<br />

mit dem Repreve-Label. Vor vier Jahren waren es noch 20 Prozent.<br />

Inwiefern recycelbare Textilien tatsächlich etwas zur Umweltfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

beitragen, ist unter manchen Herstellern jedoch<br />

umstritten: Zum einen bringen die wenigsten Verbraucher ihre Bekleidung<br />

zum Recyceln, zum anderen steckt oftmals viel Energie<br />

in der Wiede<strong>rauf</strong> bereitung von Recycling-Stoffen.<br />

Alternative Imprägnier-Methoden<br />

Das umweltschädliche PFC, das bei der Imprägnierung gebraucht<br />

wird, kann die Outdoorbranche noch nicht aus ihren Textilien<br />

Ultraleichter Halt in der Eiswand<br />

Das Crampon Beast Lite von Edelrid ist mit 680 Gramm<br />

das bisher leichteste Steigeisen, das stabil genug<br />

ist für den Einsatz in steilen Eiswänden, <strong>und</strong> erhielt als<br />

solches einen ispo Award. Aufgr<strong>und</strong> der dreidimensionalen<br />

Geometrie des Körpers kann das Aluminium<br />

sehr dünn verarbeitet werden,<br />

ohne dabei an Stabilität einzubüßen.<br />

Die beiden geschmiedeten, aggressiven<br />

Frontalzacken sind austauschbar,<br />

um das Eisen eigenhändig<br />

<strong>und</strong> schnell<br />

von Duo- auf Monozacker<br />

umzurüsten.<br />

16 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Foto: ispo Munich, Hersteller<br />

Umweltschonende Polyester-Membran<br />

Der schwedische Hersteller Houdini präsentiert mit<br />

Bedrock Shell eine hydrophile Polyester-Membran,<br />

recycelbar <strong>und</strong> mindestens genauso dampfdurchlässig<br />

wie mikroporöse PTFE-Membranen, welche<br />

die Umwelt stark belasten. Für seine Bedrock Shell<br />

Pants, in welcher der Stoff zum Einsatz kommt,<br />

erhielt Houdini den ispo Award Eco Achievement.<br />

bannen. Zwar gibt es bereits PFC-freie Imprägnierungen, die auf<br />

Wachs basieren <strong>und</strong> die beispielsweise Haglöfs für einige Artikel seiner<br />

Trekkingbekleidung nutzt, doch sie funktionieren längst nicht<br />

so gut wie PFC-Technologien. So kommt die giftigste PFC-Variante<br />

PFOA (wegen der acht Kohlenstoff-Atome im chemischen Gr<strong>und</strong>gerüst<br />

auch C8 genannt) auch weiterhin bei vielen Firmen zumindest<br />

im Bereich der wasserdichten Hardshells für extreme Anforderungen<br />

zum Einsatz. Bei Trekking- <strong>und</strong> Wanderbekleidung wird es immerhin<br />

durch eine Variante mit sechs Kohlenstoff-Atomen ersetzt,<br />

deren Umweltgifte zwar ebenso wenig biologisch abbaubar sind,<br />

die sich aber nicht so stark im menschlichen Körper ansammeln<br />

wie PFOA. »Wir forschen intensiv nach einer Lösung. Aber es wird<br />

noch einige Jahre dauern, bis die bahnbrechende Neuentwicklung<br />

auf den Markt kommt.« Was Ilka von Goerne von Schöffel sagt, gilt<br />

für die gesamte Outdoor-Industrie. »Wer momentan PFC-freie Wetterschutzbekleidung<br />

haben will, muss Abstriche beim Abperleffekt<br />

machen.«<br />

Nur Nikwax schließt sich dieser Meinung nicht an: Der<br />

Hersteller von Imprägniermitteln stellte auf der ispo das<br />

wasserfeste System Nikwax Analogy vor, das gänzlich<br />

ohne PFC funktioniert. Die zweilagige Konstruktion, die<br />

das Prinzip eines Tierfells zum Vorbild hat, transportiert<br />

neben Wasserdampf auch flüssiges Wasser von der Haut<br />

weg <strong>und</strong> hält laut Hersteller selbst einem vierstündigen<br />

Dauerregen stand. Bisher hat Nikwax jedoch nur den britischen<br />

Textilhersteller Páramo von dieser Technologie<br />

überzeugen können. Dieser bringt kommenden Winter<br />

eine Kollektion mit Wetterschutzjacken auf der Basis von<br />

Nikwax Analogy heraus.<br />

–dst–<br />

Wärme während des Sports<br />

Polartec Alpha heißt das neue<br />

Isolationsmaterial aus dem<br />

Hause Polartec, das aufgr<strong>und</strong><br />

seiner hohen Atmungsaktivität<br />

auch schon während des Sports<br />

– nicht erst in der Pause – getragen<br />

werden kann. Ein dünnes,<br />

extrem leichtes Gestrick auf<br />

der Basis von Polartec Thermal<br />

Pro baut Luftkissen auf <strong>und</strong> hält<br />

die Wärme beim Körper, während<br />

es zugleich mehr Dampf durchlässt als herkömmliche<br />

Isolationsstoffe. Denn aufgr<strong>und</strong> seiner Struktur kann<br />

das Material auch mit durchlässigeren Unter- <strong>und</strong><br />

Oberstoffen – oder sogar mit Stretch wie bei der Bormio<br />

Pants von Vaude oder beim Awardwinner FRX 3D<br />

Hooded Jacket von Kjus – kombiniert werden.<br />

Frustfreie Skitourenfelle<br />

Kleberfreie Skifelle werden schon seit einigen Jahren entwickelt. Nun<br />

scheint die Zeit gekommen, da die Adhäsionsfelle von den letzten Kinderkrankheiten<br />

befreit wurden. Das vacuum base composite von Kohla<br />

haftet ohne Silikon <strong>und</strong> Kleber, hält dank Zwei-Zonen-Belag bombig auf<br />

dem Ski <strong>und</strong> ist dennoch pflegeleicht: Die Felle lassen sich auch ohne<br />

Trennfolie zusammenrollen <strong>und</strong> bei Bedarf mit Seifenwasser säubern.<br />

Dank Baukastenprinzip gibt es für jeden Ski die passende Befestigung.


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 AKTUELL<br />

03/14 AKTUELL<br />

Umwelt <strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />

Zertifizierte Wildnis<br />

im Val Grande<br />

ITALIENISCHER NATIONALPARK<br />

BEKOMMT ZWEI AUSZEICHNUNGEN<br />

Der »Parco Nazionale della Val Grande«<br />

ist von der UNESCO gemeinsam mit Valsesia<br />

<strong>und</strong> Valsessera zum »Geopark« erklärt worden.<br />

Der Titel wird Regionen verliehen, die<br />

über eine einzigartige Landschaft verfügen,<br />

besondere Fossil- <strong>und</strong> Mineralf<strong>und</strong>stätten<br />

oder bedeutende geologische Formationen<br />

aufweisen. Derzeit befinden sich 100 Geoparks<br />

aus 29 Ländern im UNESCO-Weltnetz.<br />

Ziel ist es, die Identifikation der Bevölkerung<br />

mit der Region zu verbessern <strong>und</strong> einen sanften<br />

Tourismus zu fördern.<br />

Letzteres scheint schon vorher funktioniert<br />

zu haben. Denn nur kurz nach der Anerkennung<br />

als Geopark zeichnete die EU den<br />

Nationalpark mit der »Europäischen Charta<br />

für nachhaltigen Tourismus« aus. Der Park<br />

erstreckt sich über 150 Quadratkilometer <strong>und</strong><br />

ist damit Italiens größtes alpines Wildnisgebiet.<br />

Vom 13. bis zum 20. Jahrh<strong>und</strong>ert war<br />

das Gebiet zwischen den Bergen der Ossola-<br />

Täler, dem Lago Maggiore <strong>und</strong> der Valle Cannobina<br />

besiedelt, nach Ende des 2. Weltkriegs<br />

zogen sich die Menschen weitgehend zurück.<br />

Die Natur übernahm nach <strong>und</strong> nach wieder<br />

das Regime. Am 2. März 1992 wurde der Nationalpark<br />

Val Grande offiziell gegründet. –mr–<br />

Foto: Christa Eder / Fotolia<br />

Im grünen Bereich?<br />

PISTENLOBBY UND UMWELTSCHÜTZER DISKUTIEREN BEIM DAV<br />

Bei den Skiliftbetreibern von Lech <strong>und</strong> Savognin ist »alles im grünen Bereich«,<br />

– nicht auf der Piste, sondern bei den Gästezahlen, wie Michael Manhart<br />

<strong>und</strong> Leo Jeker auf der Podiumsdiskussion des DAV zum Thema »Funpark Alpen«<br />

Ende Januar vorrechneten. Beide gelten als Pioniere der Schneekanonen, ohne<br />

die es nicht mehr geht: Der Wettbewerb der Skiorte in den Alpen führe zu einem<br />

»Wettrüsten« auf Kosten der Umwelt, erklärten CIPRA-Präsident Dominik Siegrist<br />

<strong>und</strong> Thomas Bausch, Professor für Tourismus an der LMU München. Sie forderten<br />

die Einführung einer Personengrenze für Skigebiete. Hanspeter Mair vom DAV<br />

zeigte sich selbstkritisch: »Wir DAV-Mitglieder müssen da<strong>rauf</strong> achten, umweltfre<strong>und</strong>licher<br />

anzureisen. Wir haben schließlich eine Vorbildfunktion.« –dst–<br />

Der Berg ist eröffnet<br />

Ein Hektar Gr<strong>und</strong>beschneiung (30 cm)<br />

verbraucht ca. eine Million Liter Wasser.<br />

UMSTRITTENES FREERIDE-AREAL AM PIZ VAL GRONDA IN BETRIEB<br />

Sanfter Wandertourismus im Val Grande<br />

Foto: Iris Kürschner<br />

Für die einen ist der Berg ein Symbol für die größte Schande der jüngeren<br />

Erschließungsgeschichte in den Alpen, für die anderen steht der Name für das<br />

wichtigste Skigebietsprojekt des Jahres: der Piz Val Gronda. Seit kurzem hat die<br />

monströse Bahn bis auf 2812 Meter geöffnet – obwohl die Bauarbeiten nach jahrzehntelangem<br />

Tauziehen erst im März 2013 bewilligt worden waren. Die Seilbahn<br />

erstreckt sich bei einer Länge von knapp 2400 Metern über 516 Höhenmeter <strong>und</strong><br />

erschließt ein neues Freeride-Areal für Gondelabenteurer. Hannes Parth, Vorstandsvorsitzender<br />

der Ischgler Seilbahnen, verspürt »große Freude, dass wir das<br />

nun geschafft haben«. Jörg Ruckriegel vom DAV beklagt dagegen, dass das Gebiet<br />

damit an Wert verloren habe, <strong>und</strong> zwar »nicht nur für unsere Mitglieder«. –dp–<br />

Umwelt-Ticker<br />

+++ Das Aktionsbündnis gegen den geplanten<br />

Kraftwerksbau am Jochberg hat sich zum Verein<br />

»Kein PumpSpeicherWahnsinn« zusammengeschlossen.<br />

+++ Neue Ziele: Bis 2030 will die<br />

EU den CO 2<br />

-Ausstoß um 40 Prozent verringern.<br />

Eine verpfl ichtende Förderung erneuerbarer<br />

Energien auf nationaler Ebene wurde nicht festgeschrieben.<br />

+++ Unter den 18 bayerischen<br />

Kandidaten für das »Immaterielle UNESCO-<br />

Weltkulturerbe« ist u. a. die Allgäuer Almwirtschaft.<br />

Der Freistaat wählt seine zwei Vorschläge<br />

im April, b<strong>und</strong>esweit wird im Dezember<br />

2014 entschieden. +++ Laut Forschern des<br />

Schweizer Instituts WSL profi tiert der Steinbock<br />

vom Klimawandel. Die frühere Schneeschmelze<br />

sorgt für ein besseres Nahrungsangebot, was<br />

man am gesteigerten Hornwachstum ablesen<br />

könne. +++ Der Einführung einer Alpentransitbörse,<br />

welche die Verlagerung von Lkw-Transporten<br />

auf die Schiene regeln könnte, steht laut<br />

CIPRA rechtlich nichts im Wege. +++<br />

18 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Medien<br />

BergBücher …<br />

Sale/Jugalski/Rodway/Hemmleb<br />

»HERAUSFORDERUNG 8000ER – DIE HÖCH-<br />

STEN BERGE DER WELT IM 21. JAHRHUN-<br />

DERT. MENSCHEN MYTHEN MEILENSTEINE.«<br />

272 Seiten, 213 farbige <strong>und</strong> 94 schwarzweiße<br />

Abbildungen, 24 x 29 cm, Hardcover<br />

mit Schutzumschlag, Tyrolia Verlag, Innsbruck-Wien 2013, 39,95 €<br />

Noch immer faszinieren Achttausender selbst jene Menschen,<br />

die es niemals in deren Nähe schaffen werden. Die vier<br />

Autoren nähern sich der »Herausforderung 8000er« in ihrem<br />

umfassenden Werk nicht mit der Euphorie <strong>und</strong> dem manchmal<br />

etwas eingeschränkten Blickfeld des Alpinisten. Sie gehen das<br />

Thema mit der aufklärerischen Sachlichkeit <strong>und</strong> Detailtreue eines<br />

Physikers (Sale), Chronisten (Jurgalski), Höhenmediziners (Rodway)<br />

<strong>und</strong> journalistisch arbeitenden Alpinhistorikers (Hemmleb)<br />

an. Der reich bebilderte Band widmet sich den 14 Bergen jeweils<br />

von der Etymologie <strong>und</strong> ersten Vermessung bis zu den jüngsten<br />

alpinistischen Taten. Das Einzige, was der Leser zwischen all den<br />

Informationen am Ende schmerzlich vermisst, ist eine große Übersichtskarte<br />

mit allen Herausforderungen auf einen Blick. –dp–<br />

Pepi Stückl, Georg Sojer<br />

»BERGSTEIGEN. PRAXISWISSEN<br />

VOM PROFI ZU AUSRÜSTUNG,<br />

TECHNIK UND SICHERHEIT«<br />

192 Seiten, 16,5 x 23,5 cm,<br />

Klappenbroschur, Bruckmann Verlag,<br />

München 2014, 19,95 €<br />

Das prall gefüllte Handbuch<br />

lotet vom Wandern bis<br />

zur Expedition alle erdenklichen<br />

Spielformen des Bergsteigens<br />

aus. Der Schwerpunkt<br />

liegt auf Technik <strong>und</strong> Taktik,<br />

aber auch Infos zu Trainingsmethoden,<br />

Wetter <strong>und</strong> Erste<br />

Hilfe sind auf dem aktuellen<br />

Stand präsentiert. Weniger detailliert<br />

als die mehrbändigen<br />

Alpin-Lehrpläne, als Gr<strong>und</strong>lage<br />

aber empfehlenswert. –te–<br />

Horst Ender, Gudrun Steger<br />

»ZILLERTAL«<br />

152 Seiten, 179 farbige Abbildungen,<br />

Übersichtskarte, 21 x 27 cm,<br />

geb<strong>und</strong>en mit Schutzumschlag,<br />

Tyrolia Verlag, Innsbruck-Wien 2013,<br />

24,95 €<br />

Nein, es ist kein unberührtes<br />

Tal, das Zillertal, das sich<br />

von Jenbach breit <strong>und</strong> behäbig<br />

nach Süden bis Mayrhofen<br />

schlängelt. Aber es ist ein Tal<br />

mit einer außergewöhnlichen<br />

Geschichte; mit Bewohnern,<br />

die sich vor Beginn des modernen<br />

Tourismus selbst in die<br />

Ferne aufmachten, um ihren<br />

Lebensunterhalt aufzubessern.<br />

Ein faszinierender, authentischer<br />

Bildband. –mr–<br />

BergApp … BergFilm … BergWeb …<br />

Foto: NFP marketing & distribution GmbH / Dogwoof<br />

»UEPAA!«<br />

Wofür? Für Leute, die schon vorab fest mit ihrem<br />

Verschwinden rechnen: GPS-Tracking, Fernortung,<br />

automatische Unfallerkennung <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong>...<br />

Wie? Telefone in Reichweite verbinden sich, um<br />

Funklöcher zu schließen. Fünf Minuten Stillstand<br />

plus fünf ohne Reaktion lösen den Alarm aus.<br />

Warum? Smart ist nicht dasselbe wie intelligent.<br />

Wieviel? Uepaa! ist kostenlos für iOS <strong>und</strong><br />

Android, Premiumversion 70,- CHF pro Jahr –te–<br />

»CHASING ICE«<br />

Sie sind über Jahrtausende entstanden,<br />

<strong>und</strong> sie verschwinden vergleichsweise<br />

rasend: Gletscher. Der Naturfotograf <strong>und</strong><br />

Wissenschaftler James Balog hat diesen<br />

Prozess eingefangen. Für seine Langzeitstudie<br />

filmte er drei Jahre lang mit 25<br />

speziell entwickelten Zeitrafferkameras.<br />

Es entstanden atemberaubende Bilder<br />

von den Folgen der Erderwärmung. –sz–<br />

Von: Jeff Orlowski<br />

Mit: James Balog, Adam Lewinter,<br />

Svavar Jonatansson, Tad Pfeffer, Jason Box<br />

Aus: USA, erscheint am 27. 2. auf DVD<br />

map.geo.admin.ch<br />

Das Wichtigste: <strong>Bergsteiger</strong> erhalten hier<br />

eine voll zugängliche, topographische<br />

Karte der gesamten Schweiz (<strong>und</strong> vieler<br />

angrenzender Regionen) in landestypischer<br />

Präzision <strong>und</strong> stufenlosem Maßstab.<br />

Das an sich ist schon ein Gewinn, dazu<br />

lassen sich noch alle Hangneigungen über<br />

30° Grad einblenden <strong>und</strong> .kml-Dateien,<br />

z. B. Tracks von Google Earth, direkt in<br />

die Webansicht importieren. Off topic: Per<br />

Klick kann man Spielereien wie Katasterparzellen,<br />

einen geologischen Atlas<br />

oder die nationale Breitband-Abdeckung<br />

anzeigen – die gläserne Schweiz! –te–<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 19


TV-Programm Februar / März 2014<br />

15.2. | 7.00 | BR<br />

Unterwegs in den Alpen<br />

Kronplatz<br />

Dauer: 15 Min.<br />

15.2. | 12.15 | HR<br />

Weltreisen<br />

Iran: Vom Elburs-Gebirge<br />

zum Kaspischen Meer<br />

Dauer: 30 Min.<br />

15.2. | 15.00 | ZDF Info<br />

Das andere Ende der<br />

Welt – Winterreise<br />

durch Neuseeland<br />

Den Kiwis auf der Spur<br />

Dauer: 45 Min.<br />

15.2. | 18.15 | MDR<br />

Unterwegs in Sachsen<br />

Oybiner Felsenwelten<br />

Dauer: 30 Min.<br />

15.2. | 19.00 | BR<br />

natur exclusiv<br />

Wilder Iran<br />

Dauer: 45 Min.<br />

16.2. | 9.25 | S: Disc. Channel<br />

Everest: Spiel mit dem Tod<br />

Gipfelträume<br />

Dauer: 48 Min.<br />

16.2. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

17.2. | 13.50 | Servus TV<br />

Art Wolfe<br />

Das Königreich Bhutan<br />

Dauer: 22 Min.<br />

18.2. | 13.50 | Servus TV<br />

Art Wolfe – Reisen<br />

an die Grenzen der Erde<br />

Mongolei<br />

Dauer: 23 Min.<br />

20.2. | 15.15 | HR<br />

AH<br />

Abenteuer Erde:<br />

Himalaya<br />

Dauer: 45 Min.<br />

21.2. | 16.15 | 3sat<br />

Abenteuer Spitzbergen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

22.2. | 12.15 | N 3<br />

Weltreisen<br />

Abenteuer Südsee – Die<br />

geheimnisvollen Salomonen<br />

Dauer: 30 Min.<br />

22.2. | 16.00 | ARD<br />

Die große Odyssee<br />

Die große Odyssee – Unterwegs<br />

in Frankreichs Bergwelt<br />

Dauer: 30 Min.<br />

22.2. | 16.45 | alpha<br />

Fernweh<br />

Oregon<br />

Dauer: 25 Min.<br />

23.2. | 13.30 | 3sat<br />

Siebter Himmel im Himalaya<br />

Die Glücksformel von Bhutan<br />

Dauer: 30 Min.<br />

23.2. | 15.55 | 3sat<br />

Kitzbüheler Alpen<br />

Geschichten aus Österreich<br />

Dauer: 45 Min.<br />

23.2. | 16.15 | BR<br />

Fernweh<br />

Arizona<br />

Dauer: 30 Min.<br />

24.2. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Europas hoher Norden (1) –<br />

Lofoten <strong>und</strong> Polarmeer<br />

Dauer: 42 Min.<br />

24.2. | 22.25 | 3sat<br />

AH<br />

Gipfelsturm der Veteranen<br />

Drei Erstbesteiger <strong>und</strong><br />

ihr Achttausender<br />

Dauer: 50 Min.<br />

24.2. | 23.15 | ZDF Info<br />

Fahrten ins Ungewisse<br />

Verschollen vor Spitzbergen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

25.2. | 14.45 | SWR<br />

Bilderbuch: Winter im<br />

Werdenfelser Land<br />

Dauer: 45 Min.<br />

28.2. | 11.30 | 3sat<br />

Stolperstein<br />

Heilende Wände: Wie die<br />

Kraft des Kletterns hilft<br />

Dauer: 30 Min.<br />

28.2. | 18.15 | SWR<br />

Fahr mal hin<br />

Das Tannheimer Tal in Tirol<br />

Dauer: 30 Min.<br />

J2.3. | 7.15 | 3sat AH<br />

Gerlinde Kaltenbrunner<br />

Dauer: 50 Min.<br />

2.3. | 10.45 | ZDF<br />

Nervenkitzel am Steilhang<br />

Extrem-Skifahrer<br />

in den Alpen<br />

Dauer: 12 Min.<br />

2.3. | 20.15 | Phoenix<br />

Auf dem Dach Europas<br />

Gletscherglück<br />

der Gipfelstürmer<br />

Dauer: 45 Min.<br />

6.3. | 14.30 | HR<br />

Costa Rica – Naturparadies<br />

im Schatten der Vulkane<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

6.3. | 17.00 | 3sat<br />

Indiens wilde Schönheit<br />

Der Himalaya<br />

Dauer: 45 Min.<br />

7.3. | 17.00 | 3sat<br />

Die Alpen von oben<br />

Von Mittenwald ins Allgäu<br />

Dauer: 45 Min.<br />

8.3. | 12.15 | N 3<br />

Weltreisen<br />

Marokkos magische Mitte<br />

Dauer: 30 Min.<br />

8.3. | 15.35 | Servus TV<br />

Bergwelten<br />

Peter Aufschnaiter<br />

Dauer: 50 Min.<br />

9.3. | 16.15 | BR<br />

Fernweh<br />

Teneriffa<br />

Dauer: 30 Min.<br />

9.3. | 18.00 | ZDF<br />

ZDF.reportage<br />

Gipfel, Gips <strong>und</strong> Après-Ski –<br />

Der Winterzirkus in Sölden<br />

Dauer: 30 Min.<br />

9.3. | 21.30 | 3sat<br />

Die Bergretter im Himalaya<br />

Wenn der Mensch über sich<br />

hinauswächst<br />

Dauer: 95 Min.<br />

12.3. | 12.25 | 3sat<br />

„Der Berg schläft nie” –<br />

Naturpark Dobratsch<br />

Reportage<br />

Dauer: 35 Min.<br />

2.3. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

J19.2. | 16.15 | 3sat<br />

Im Bann der Berge<br />

Dauer: 40 Min.<br />

J24.2. | 19.30 | Arte<br />

Wildes Deutschland<br />

Die Berchtesgadener Alpen<br />

Dauer: 43 Min.<br />

4.3. | 18.50 | HR<br />

service: reisen<br />

Madeira<br />

Dauer: 25 Min.<br />

J12.3. | 14.00 | 3sat<br />

Lechtal – Lebensraum Berg<br />

Dauer: 45 Min.<br />

20.2. | 15.15 | N 3<br />

Magisches Sibirien<br />

Reise durch Tuwa<br />

Dauer: 45 Min.<br />

24.2. | 20.15 | 3sat<br />

Die Eroberung der Alpen<br />

150 Jahre SAC<br />

Dauer: 50 Min.<br />

5.3. | 20.15 | N 3<br />

Expeditionen ins Tierreich<br />

Das Great Barrier Reef<br />

Dauer: 45 Min.<br />

Das tagesaktuelle<br />

TV-Programm finden Sie<br />

auf bergsteiger.de<br />

20 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


KOLUMNE<br />

Führungsstress:<br />

David Göttler, links am<br />

Anstieg zum Makalu,<br />

kennt die Tücken des<br />

Expeditionsessens.<br />

Learning by burning<br />

Foto: North Face, David Göttler, Misha/Fotolia<br />

Einmal ist immer das erste Mal. Bei mir<br />

kamen einige erste Male auf einmal zusammen,<br />

als ich zu meiner Premiere als leitender<br />

Bergführer eine Gruppe auf den Siebentausender<br />

Muztagh Ata im Pamirgebirge<br />

im Westen Chinas führen sollte. »Learning<br />

by burning!«, wie es so schön heißt oder: der<br />

Sprung ins kalte Wasser. Für mich wurde es<br />

jedenfalls zum Wechselbad der Gefühle.<br />

Das begann schon im zwischenmenschlichen<br />

Bereich. Da war beispielsweise dieser<br />

mindestens zwei Jahrzehnte ältere Teilnehmer,<br />

der mich um einen Rat bat, was er<br />

mit seiner verkorksten Ehe daheim machen<br />

solle. Ausgerechnet mich, den mit 26 Jahren<br />

deutlich Jüngsten in unserem Team!<br />

Was sagt man dazu? Trennen <strong>und</strong> Party<br />

machen? Ihn damit trösten, dass doch auch<br />

andere Mütter schöne Töchter haben? Oder<br />

vielleicht eher: Auch andere Töchter haben<br />

schöne Mütter?<br />

Das Scheitern am Schneeschuh<br />

Kaum war dieser Brandherd, wenn nicht gelöscht,<br />

so zumindest eingedämmt, da holte<br />

sich unser ältester Teilnehmer schon im Basislager<br />

blutige Hände, als er seine Steigeisen<br />

anpasste. Wie soll das oben auf 7000 Metern<br />

dann erst funktionieren? Damit stand<br />

er aber nicht einmal alleine da: Eine andere<br />

<strong>Bergsteiger</strong>in (noch mal zur Erinnerung:<br />

Wir waren an einem Siebentausender),<br />

ging beim Gipfelanstieg aus dem letzten<br />

Lager leider erst gar nicht los, weil sie ihre<br />

Schneeschuhe nicht an die Füße gebracht<br />

Die Flädlesuppe hatte<br />

sich auf ewig in den Topf<br />

eingebrannt! Es war ein<br />

schwarzes Loch hier am<br />

Muztagh Ata entstanden.<br />

Von David Göttler<br />

hatte. Und ich – ständig mit verschiedenen<br />

Feuern <strong>und</strong> Sprüngen ins Eiswasser um<br />

mich herum beschäftigt – hatte das leider<br />

nicht einmal bemerkt. Kein W<strong>und</strong>er also,<br />

dass mir eine Dame sogar ein großzügiges<br />

Trinkgeld in Aussicht stellte, wenn ich meine<br />

Zeit ausschließlich dafür widmen möge,<br />

sie auf den Gipfel zu bringen. Ich schlug es<br />

schon allein deshalb ohne großes Zögern<br />

aus, weil es wahrscheinlich zur Lynchjustiz<br />

seitens der anderen Teilnehmer gekommen<br />

wäre. Und das völlig zu Recht.<br />

Das Einzige, was die Teilnehmer am Ende<br />

dann aber lynchten, war ein Kochtopf.<br />

Er hatte keine Chance, als das Pulver der<br />

Maggi-Flädle-Suppe im Topf landete, der<br />

selbige anschließend bis zum Rand mit<br />

Schnee gefüllt <strong>und</strong> dann alles auf den voll<br />

aufgedrehten Gasbrenner gestellt wurde. So<br />

paradox es klingt: Selbst Schnee brennt an,<br />

wenn man nicht so lange umrührt, bis sich<br />

das erste Wasser gebildet hat. Und dann<br />

noch mit dem Suppenpulver als Bodensatz<br />

… keine Chance! Nachdem ein beißender<br />

Geruch von verbranntem Etwas unsere<br />

Nasen erreichte, realisierte ich, was da im<br />

Gange war! Blitzartig holten wir den Topf<br />

aus seiner wahrhaft brenzligen Lage, aber<br />

jede Hilfe kam zu spät. Die gute Flädlesuppe<br />

hatte sich unter dem Schnee auf ewig<br />

in den Topf boden eingebrannt! Es war ein<br />

schwarzes Loch hier am Muztagh Ata entstanden,<br />

das Gott sei Dank aber niemanden<br />

verschluckte.<br />

Die schlimmste Erkenntnis an der Sache<br />

war allerdings: Ich habe nicht nur selten<br />

so viele Erfahrungen gesammelt, mir hat<br />

das auch noch Spaß gemacht! Oft war ich<br />

zwischen Lachen <strong>und</strong> Weinen hin <strong>und</strong> her<br />

gerissen. Und letztendlich hat es mich auch<br />

nicht davor abgeschreckt, als Bergführer<br />

Expeditionen zu leiten. Vielleicht liegt das<br />

daran, dass ich anderen Menschen gerne<br />

helfe, ihre Träume, ihr persönliches »erstes<br />

Mal« zu verwirklichen.<br />

Vielleicht bin ich aber auch einfach nur ein<br />

Masochist.<br />

◀<br />

David Göttler, Jahrgang 1978, teilte<br />

sein Zelt an den Steilwänden <strong>und</strong> Achttausendern<br />

dieser Welt unter anderem<br />

schon mit Gerlinde Kaltenbrunner,<br />

Stefan Glowacz <strong>und</strong> Simone Moro.<br />

Der staatlich geprüfte Berg- <strong>und</strong> Skiführer<br />

sowie Trainer des DAV-Expedkaders<br />

schreibt von dieser Ausgabe<br />

an exklusiv für den BERGSTEIGER<br />

über seine Erlebnisse auf Expedition.<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 21


TITELTHEMA<br />

Was den Frühling in den Bergen ausmacht?<br />

Die Sonne, die im Velebit schon früh an<br />

Kraft gewinnt. Massen von Schmelzwasser<br />

im Tessin. Der betörende Duft der Apfelblüte<br />

in Südtirol. Aber vor allem dieses<br />

unbeschreibliche Gefühl, das manchen<br />

Wanderer gar zu einem Rendezvous mit sich<br />

selbst hoch über dem Gardasee verleitet.<br />

Wanderungen zum Dahinschmelzen<br />

Frühlings<br />

Erwachen<br />

22 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Trockenübungen nach dem<br />

Winter: Die bizarren Kalkfelsen<br />

am Bojin Kuk regen<br />

Fantasie <strong>und</strong> Muskeln an.<br />

KOMPAKT<br />

Nationalpark<br />

Paklenica<br />

Anreise: Über die Autobahnen via Salzburg<br />

<strong>und</strong> Villach nach Ljubljana (Slowenien)<br />

<strong>und</strong> weiter nach Rijeka, von dort an der<br />

Küste entlang nach Starigrad<br />

Informationen: Paklenica-Nationalpark,<br />

Dr. Franje Tu mana 14a, HR-23244<br />

Starigrad, Tel. 00 38 5/23/3 69-155,<br />

www.paklenica.hr (englische Webseite)<br />

Karte: Verlag Astroida, 1:25 000,<br />

»Paklenica planinarska karta«<br />

Literatur: Reto Solèr, Natalie Stimac<br />

»Istrien mit Kvarner Bucht, Velebit <strong>und</strong><br />

Plitvicer Seen«, Bergverlag Rother 2012<br />

Paklenica-Nationalpark in Kroatien<br />

Wilder Westen im Südosten<br />

Laut schimpfend, die Flinte geschultert,<br />

marschiert ein Landwirt den eingewachsenen<br />

Weg nahe den Steinhäusern von Ramici<br />

entlang. »Habt ihr einen Bären gesehen? Er<br />

hat meinen Bienenstock ausgeräubert, der<br />

Mistkerl!« Eigentlich stehen die etwa zehn<br />

Bären im kroatischen Nationalpark Paklenica<br />

unter Schutz; ebenso wie die Luchse <strong>und</strong><br />

Wölfe, die hier hin <strong>und</strong> wieder durchziehen.<br />

Dem wütenden Bauern ist das an diesem<br />

Tag egal; er verteidigt den letzten Rest<br />

seines ehemals kultivierten Landes gegen<br />

die rücksichtslos wuchernde Wildnis.<br />

Die Almsiedlung Ramici ist eine der wenigen<br />

im Nationalpark, die im Sommer noch<br />

bewohnt werden. Ab April heizt die Sonne<br />

die Kalkfelsen im Süden des Velebit-Gebirges<br />

auf, <strong>und</strong> spätestens im August sticht sie<br />

derart vom Himmel, dass Waldbrände an<br />

der Tagesordnung sind. Schutz vor der sengenden<br />

Sonne findet man dann nur noch<br />

in den Schluchten; die größte davon ist die<br />

Velika Paklenica. Früher waren Händler<br />

auf dem mit buckligen Steinen gepflasterten<br />

Weg unterwegs <strong>und</strong> transportierten auf<br />

ihren Pferdefuhrwerken Waren zwischen<br />

dem Küstenstreifen <strong>und</strong> der Lika-Region. In<br />

den Mühlen am Wegrand mahlte das Getreide,<br />

Trampelpfade verbanden Siedlungen<br />

miteinander, <strong>und</strong> r<strong>und</strong> um die Steinhäuser<br />

im Hinterland wurden Kartoffeln<br />

<strong>und</strong> Rüben angebaut.<br />

Von dieser lebhaften Vergangenheit sind<br />

nur mehr ein paar verfallene Hütten <strong>und</strong><br />

der alte Kulturweg durch die Velika Paklenica<br />

geblieben, an deren Eingang die Kletterer<br />

an den bis zu 350 Meter hohen Felswänden<br />

hängen. Alles andere fordert die Natur<br />

inzwischen vehement zurück. Rotbuchen,<br />

Schwarzkiefern <strong>und</strong> krüppelige Eichen<br />

wachsen zwischen den Kalkfelsen, die das<br />

Wasser zu bizarren Formen zerfressen hat.<br />

In den Wiesen wuchern violette Orchideen,<br />

<strong>und</strong> dort, wo die Vegetation karger wird, recken<br />

sich Büschel von Rosmarin, Thymian<br />

<strong>und</strong> Salbei der Sonne entgegen. Wanderungen<br />

jenseits der Hauptverkehrsader – etwa<br />

durch die kleinere <strong>und</strong> wildere Schlucht<br />

Mala Paklenica oder zum Aussichtspunkt<br />

Bojin Kuk 1100 Meter über der Küste – sind<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich mit einer Prise Abenteuer gewürzt.<br />

TOUR<br />

Sonnenplätze im<br />

südlichen Velebit<br />

1 Bojin Kuk (1110 m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1100 Hm 10 Km<br />

Charakter: Durch gebirgige Macchia zu<br />

halb verfallenen Almen <strong>und</strong> bizarren Kalkfels-Formationen,<br />

mit herrlichem Ausblick<br />

über die kroatische Insellandschaft;<br />

leichter Klettersteig (K2) am Gipfelaufbau<br />

Ausgangspunkt: Milovici (90 m)<br />

Route: Milovici – Vaganac – Jagin<br />

Kuk – Bojin Kuk – Veliko<br />

Rujno – Vaganac – Milovici<br />

2 Paklenica-Hütte (480 m)<br />

▶ leicht 4½ Std.<br />

400 Hm 14 Km<br />

Charakter: Einfache Wanderung in<br />

den touristischsten Teil des Nationalparks,<br />

wo Kletterer in den Kalkfelsen hängen<br />

Ausgangspunkt: Punta bei Starigrad (50 m)<br />

Einkehr: Lugarnica Dom (350 m; ab Mai),<br />

Paklenica-Hütte (480 m; ab Juni)<br />

Route: Starigrad – Almsiedlung Ramici<br />

– Planinarski Dom Paklenica (Paklenica-<br />

Hütte) – Lugarnica Dom – Velika Paklenica<br />

– NP-Eingang bei Starigrad<br />

3 Anica Kuk (712 m)<br />

Tourenkarte 3<br />

Heftmitte<br />

▶ mittel 5½ Std.<br />

720 Hm 12 Km<br />

Charakter: R<strong>und</strong>tour durch die wilde<br />

Mala Paklenica mit seilversicherten Stellen<br />

bis K2, mit Besteigung des Anica Kuk<br />

Ausgangspunkt: Nationalpark-Eingang zur<br />

Schlucht Mala Paklenica bei Seline (50 m)<br />

Route: NP-Eingang Seline – Mala Paklenica<br />

– Njive Lekine – Grabove doline – Anica Kuk<br />

– Jukici – NP-Eingang Seline<br />

Der Paklenica-Nationalpark ist der Wilde<br />

Westen in Europas Südosten. In den 1960er-<br />

Jahren hat ihn auch die Filmbranche entdeckt:<br />

Damals bildeten die Kalkfelsen am<br />

Eingang zur Velika Paklenica die Kulissen<br />

zu Winnetou-Filmen. Schon 1949 wurde<br />

das Gebiet zum Nationalpark erklärt. Seitdem<br />

haben es die Einheimischen dort aufgegeben,<br />

die Wildnis zu zähmen. Die meisten<br />

jedenfalls. Dagmar Steigenberger<br />

Foto: Franz Gattermayr<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 23


Tessin zur Schneeschmelze<br />

Wieder im Fluss<br />

TOUR<br />

<strong>Frühlingstouren</strong><br />

am Wasser<br />

1 Von Ponte Brolla nach Gordevio<br />

(334 m)<br />

Ist der reißende Bach neben dem Weg nur<br />

Einbildung, nur Traum? Auf der Karte gibt<br />

es ihn nicht. Tatsächlich ist das Tessin jetzt<br />

im Frühling voller solcher Träume. Der<br />

Schnee hat sich in den Tessiner Alpen auf<br />

die höheren Lagen zurückgezogen <strong>und</strong><br />

wird von Tag zu Tag weniger. Als gischtender<br />

Gebirgsbach sprudelt das Schmelzwasser<br />

talwärts, selbst dort, wo es laut Karte<br />

nicht einmal ein Bächlein gibt.<br />

Ob auch der kleine Dorf bach in Tegna noch<br />

vom Schnee gespeist wird? Wir erfahren es<br />

nicht, denn bald schon zweigen wir aus der<br />

Falllinie nach Westen ab <strong>und</strong> steigen zum<br />

Oratorio Santa Anna hinauf. Durch Ginsterbüsche<br />

<strong>und</strong> luftige Kastanienwälder führt<br />

die Wanderung hoch über dem Tal der Melezza<br />

dahin. Es riecht nach frischer Erde,<br />

die Vögel zupfen kleine Zweige, Moos <strong>und</strong><br />

Gräser für den Nesterbau <strong>und</strong> die Schwebfliegen<br />

summen in hellen Tönen.<br />

Auf Steinplattenwegen führt die Tour zu<br />

alten Dörfern <strong>und</strong> Almen, wechselt von<br />

der Südseite auf den Westhang <strong>und</strong> leitet<br />

ins Maggiatal hinab. Dort ist die Kraft des<br />

Schmelzwassers noch augenscheinlicher:<br />

Die Maggia füllt ihr Bachbett gut aus, weiter<br />

unten im engen Canyon, wo im Sommer die<br />

ragazzi vor scheinbar uninteressierten Badenixen<br />

zeigen, welche Sprünge Mann sich<br />

traut, brodelt nun ein beachtlicher Strom<br />

zum Lago Maggiore hinab – gut, dass es<br />

KOMPAKT<br />

Zum Lago Maggiore<br />

Anreise: Mit dem Auto von Norden über<br />

die Gotthardautobahn oder den San<br />

Bernardino nach Bellinzona. Von Süden<br />

über Lugano (A2) zum Lago Maggiore.<br />

Mit der Bahn über Lugano oder Gotthard.<br />

Informationen: Ticino Turismo, Via Lugano<br />

12, 6500 B ellinzona, www.ticino.ch,<br />

Tel. 00 41/(0) 91/8 25 70 56<br />

Karten: Kümmerly + Frey 1:60 000,<br />

»Tessin Sopraceneri«. Kompass 1:50 000,<br />

Nr. 90 »Lago Maggiore, Lago di Varese«<br />

Literatur: Andrea <strong>und</strong> Andreas Strauß<br />

»Wanderbuch Tessin«, Bergverlag Rother,<br />

München 2010; Beat Hächler »Das Klappern<br />

der Zoccoli, Literarische Wanderungen<br />

im Tessin«, Rotpunkt Verlag, Zürich 2001<br />

Bei Bre am Luganer See beginnt die Wandersaison<br />

schon früh im Jahr.<br />

▶ leicht 4 Std.<br />

480 Hm 480 Hm<br />

Charakter: Hoch über dem Lago Maggiore<br />

von Ponte Brolla auf einfachen Wegen<br />

nach Gordevio im Maggiatal; trotz der an<br />

sich gut besuchten Region eine ruhige Tour<br />

Ausgangspunkt: Ponte Brolla (254 m)<br />

Hütte: Da Rosy (ca. 590 m) in Streccia<br />

Route: Ponte Brolla – Tegna – Kirche<br />

Sta. Anna – Streccia – Dunzio – Forcola di<br />

Dunzio (2¼ Std.)<br />

Abstieg: Kirche Oratorio del Carmelo –<br />

Maggiatal – Gordevio – Bus<br />

nach Ponte Brolla<br />

2 Capanna Cognora (1938 m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1020 Hm 1020 Hm<br />

Charakter: Anfangs fl ache, dann steile<br />

Wanderung im hinteren Verzascatal<br />

hinauf zu einer schön gelegenen Selbstversorgerhütte.<br />

Ausgangspunkt: Sonogno (919 m)<br />

Hütte: Capanna Cognora (1938 m)<br />

Route: Sonogno – Secada – Vald – Cabioi –<br />

Capanna Cognora (3½ Std.)<br />

– Sonogno<br />

3 Monte Bre (933 m)<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

40 Hm 660 Hm<br />

Tourenkarte 5<br />

Heftmitte<br />

Tourenkarte 6<br />

Heftmitte<br />

Charakter: Mit der Seilbahn ab Lugano<br />

(ab Juni, sonst zu Fuß, Infos unter<br />

www.montebre.ch) auf den Hausberg über<br />

Lugano <strong>und</strong> bequem hinab ins Tal<br />

Ausgangspunkt: Cassarate in Lugano<br />

(300 m)<br />

Route: Seilbahn Monte Bre – Monte Bre –<br />

Ortschaft Monte Bre – Gandria – Cassarate/<br />

Lugano<br />

zum Baden ohnehin noch zu frisch ist.<br />

Wasser prägt auch das Verzascatal. Nicht<br />

nur als Stausee Lago di Vogorno mit der berühmten<br />

220 Meter hohen Staumauer, die<br />

schon Drehort für einen James Bond-Film<br />

war, sondern auch weiter talaufwärts. Die<br />

grünen Wassermassen der Verzasca mit ihren<br />

w<strong>und</strong>erschönen Gneisplatten sind die<br />

Lebensader des Tals. Zufluss erhält der Bach<br />

im Übermaß, denn die Berge ringsum sind<br />

alle gut über 2000 Meter hoch <strong>und</strong> haben<br />

in den letzten Monaten reichlich Schnee<br />

erhalten.<br />

Als eine der ersten Wanderungen im Frühjahr<br />

bietet sich natürlich der Weg direkt<br />

an der Verzasca entlang an. Von Sonogno<br />

bis Mergoscia ist man den ganzen Tag unterwegs,<br />

die Eindrücke sind reich, der eine<br />

oder andere Seitenbach spritzt den Wanderern<br />

seine Gischt ins Gesicht. Bald kann<br />

man auch ins Val Vegorness abbiegen, wo<br />

die Verzasca ihren Ursprung hat. Entweder<br />

man bleibt im Talgr<strong>und</strong> oder man steigt auf<br />

den Wiesenabsatz mit der Capanna Cognora<br />

auf, einer urigen Selbstversorgerhütte im<br />

typischen Tessiner Baustil.<br />

Sollte das Frühjahr wider Erwarten einmal<br />

länger auf sich warten lassen, so besucht<br />

man statt des Sopraceneri einfach das Sottoceneri,<br />

wie der südliche Teil des Tessins<br />

heißt. Grenze zwischen den beiden Gebieten<br />

ist der Monte Ceneri. Er trennt den höher<br />

gelegenen Nordteil, in dem sich Maggia<strong>und</strong><br />

Verzascatal befinden, vom Süden, zu<br />

dem der Luganer See gehört. Schöne Frühlingswanderungen<br />

liegen hier vor allem<br />

in den Bergen direkt um den See. Speziell<br />

der Monte Bre östlich von Lugano kann als<br />

Ganzjahreswanderung gelten <strong>und</strong> auch am<br />

Monte San Salvatore südlich der Stadt zieht<br />

das Frühjahr besonders früh ein!<br />

Andrea Strauß<br />

Fotos: Andreas Strauß (2)<br />

24 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Leben im Überfluss:<br />

Der Bach lässt die Natur bei<br />

Verscio üppig gedeihen.<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 25


KOMPAKT<br />

Der Norden Italiens<br />

Anreise: Mit dem Auto über die Brennerautobahn<br />

nach Bozen, Meran oder<br />

über den Reschenpass in den Vinschgau.<br />

Bahnverbindung über den Brenner<br />

nach Bozen, Meran <strong>und</strong> in den Vinschgau<br />

Informationen: Ferienregion Meraner<br />

Land, Tel. 00 39/(0)4 73/20 04 43,<br />

www.meranerland.com; Vinschgau, Tel. 00 39/<br />

(0)4 73/ 62 04 80, www.vinschgau.net<br />

Karten: Tabacco 1:25 000, Blatt 04<br />

»Schnalstal – Naturns«, Blatt 011 »Meran<br />

<strong>und</strong> Umgebung«, Blatt 034 »Bozen – Ritten«;<br />

Kompass 1:50 000, Nr. 53 »Meran u.<br />

Umgebung«, Nr. 54 »Bozen u. Umgebung«<br />

Literatur: G. Weindl »Südtirol«, M. Zahel<br />

»Entdeckertouren Meraner Land«, beide<br />

Bruckmann Verlag; Baumann »R<strong>und</strong> um<br />

Meran«, »Bozen – Tor zu den Dolomiten«,<br />

beide Kompass-Verlag<br />

Betörend <strong>und</strong> heilend:<br />

In Kastelruth werden aus den<br />

Blüten Kräutertees gemischt.<br />

26 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Südtirol in voller Blüte<br />

Immer der Nase nach<br />

TOUR<br />

Wandern durch<br />

die Blumenpracht<br />

1 Von Oberbozen nach Klobenstein<br />

▶ leicht 4½ Std.<br />

520 Hm 520 Hm<br />

Welch ein Kontrast – gerade noch pfiff ein<br />

eisiger Wind um die Hausecken am Brenner.<br />

An den Berghängen ringsum glänzte<br />

weißer Firn. Der Geruch von Schnee lag in<br />

der Luft. Jetzt wärmt die milde Frühjahrsonne<br />

die vom langen Winter blassen Arme.<br />

Es riecht nach frischem Gras <strong>und</strong> feuchter<br />

Erde, ein bisschen süßlich vom Blütenduft.<br />

Die Nase ist auf Empfang geschaltet, will<br />

keine noch so feine Duftnote versäumen.<br />

Ja, man kann ihn riechen, den Frühling.<br />

Und in Südtirol früher als anderswo.<br />

An den Meraner Eisdielen stehen Touristen<br />

<strong>und</strong> Einheimische Schlange, auf den Cafétischen<br />

an der Passerpromenade leuchtet der<br />

Aperol orangefarben in großen bauchigen<br />

Gläsern. Die Talböden r<strong>und</strong> um Meran <strong>und</strong><br />

Bozen sind weiß, doch nicht vom Schnee.<br />

Wie eine feine Parfumnote eine elegant<br />

gekleidete Dame umgibt, schwebt zarter<br />

Blütenduft über den Apfelfeldern. Im April<br />

verwandeln sich Etschtal <strong>und</strong> Vinschgau in<br />

ein wahres Blütenmeer – als könnte es die<br />

Natur nach der winterlichen Verschnaufpause<br />

kaum erwarten, endlich wieder<br />

Farbe zu zeigen. Bei einer Wanderung entlang<br />

eines Waals lässt sich der Cocktail aus<br />

unterschiedlichen Sinneseindrücken am<br />

besten aufsaugen. Die Bewässerungskanäle<br />

sind eine Besonderheit des Vinschgaus<br />

<strong>und</strong> des Burggrafenamtes, einer Region,<br />

in der Niederschläge oft spärlich ausfallen.<br />

Auf den Waalwegen gehen die Gedanken<br />

mit dem plätschernden <strong>und</strong> murmelnden<br />

Wasser auf Reisen, <strong>und</strong> der Blick wandert<br />

zwischen den Blütenzweigen immer wieder<br />

hinauf zu den noch tief verschneiten Gipfeln<br />

der Ortlergruppe <strong>und</strong> des Texelgebirges<br />

– voll Vorfreude auf Sommertouren.<br />

Bereits im März gibt es jenseits des Brenners<br />

eine Anlaufstation für Wintermüde<br />

<strong>und</strong> Frühjahrssüchtige. Das Frühlingstal<br />

östlich von Kaltern hat seinen Namen nicht<br />

ohne Gr<strong>und</strong>: Durch seine sonnige <strong>und</strong><br />

windgeschützte Lage hält dort das Frühjahr<br />

früher Einzug als anderswo. Wenn<br />

r<strong>und</strong>um in der Natur noch die Brauntöne<br />

des Winters vorherrschen, ist dort der<br />

Waldboden weiß gepunktet von den Kelchen<br />

unzähliger Frühlingsknotenblumen.<br />

Dazwischen sind violettfarben die zarten<br />

Blüten der Leberblümchen wie auf einem<br />

Zarter Blütenduft hängt zwischen<br />

den Reihen der Apfelbäume bei Schenna.<br />

impressionistischen Gemälde mit feinem<br />

Pinselstrich hingetupft. Eine Etage höher,<br />

auf dem Salten im Süden des Tschögglbergs,<br />

sind es die Krokusse, die die neue<br />

Jahreszeit ankündigen. Kaum weichen<br />

die letzten Schneeflecken vor der Kraft der<br />

Frühjahrssonne zurück, überziehen sie die<br />

Lärchenwiesen der Hochfläche mit einem<br />

weiß-lilafarbenen Blütenteppich. Zwischen<br />

den Zweigen zeichnet sich die unverwechselbare<br />

Silhouette der westlichen Dolomiten<br />

ab, deren felsiges Labyrinth noch mit<br />

einer dicken Schneeschicht überzogen ist.<br />

Bei diesen Landschaftsbildern möchte man<br />

es den Haflingern gleich tun, die ihren<br />

Frühlingsgefühlen freien Lauf lassen <strong>und</strong><br />

mit wehender blonder Mähne übermütig<br />

über die Wiesen galoppieren.<br />

Am Sonnenberg über dem Vinschgau, zwischen<br />

Naturns <strong>und</strong> Partschins, kommen<br />

Wanderer schon jetzt ins Schwitzen. Nicht<br />

umsonst hat sich dort eine Vegetation, die<br />

an Mittelmeerregionen erinnert, angesiedelt.<br />

Unter Flaumeichen <strong>und</strong> Mannaeschen<br />

nehmen Eidechsen ein Sonnenbad. Sogar<br />

auf dem Meraner Höhenweg, auf der Etappe<br />

vom Giggelberg nach Katharinaberg im<br />

Schnalstal, ist das Gastspiel des Winters<br />

schon vorbei. Da lehnt der Rücken an der<br />

warmen Hauswand eines Berggasthofs mit<br />

Ausblick ins winterliche Ortlergebirge, wo<br />

Charakter: Auf Steigen <strong>und</strong> Fahrwegen<br />

durch Südtiroler Kulturlandschaft mit Blick<br />

auf die Dolomiten, steiler <strong>und</strong> sonniger<br />

Anstieg nach Klobenstein<br />

Ausgangspunkt: Oberbozen (1221 m),<br />

Bergstation der Rittner Seilbahn<br />

Einkehr: Buschenschänken Partschunerhof<br />

<strong>und</strong> Rielinger, Gasthöfe in Unterinn <strong>und</strong><br />

Klobenstein<br />

Route: Oberbozen – Partschunerhof –<br />

Unterinn – Erdpyramiden – Burgruine<br />

Stein – Rielinger – Siffi an –<br />

Klobenstein<br />

2 Von Giggelberg nach Katherinaberg<br />

▶ mittel 5½ Std.<br />

600 Hm 600 Hm<br />

Charakter: Aussichtsreiche Etappe des<br />

Meraner Höhenwegs mit vielen Einkehrmöglichkeiten,<br />

Trittsicherheit vor allem für die<br />

1000-Stufen-Schlucht erforderlich<br />

Ausgangspunkt: Bergstation der Texelbahn<br />

(1544 m), Talstation nördlich von Rabland<br />

Einkehr: Zahlreiche Gasthöfe am Weg<br />

Route: Bergstation – Giggelberg – Hochforch<br />

– 1000-Stufen-Schlucht – Pirchhof –<br />

Galmein – Innerforch – Lint – Innerunterstell<br />

– Kopfron – Katharinaberg<br />

3 Frühlingstal<br />

▶ leicht 3½ Std.<br />

310 Hm 310 Hm<br />

Tourenkarte 4<br />

Heftmitte<br />

Charakter: Nirgendwo sonst in Südtirol<br />

blühen im März so viele Frühlingsknotenblumen<br />

wie in der sumpfi gen Mulde dieses<br />

Tales; Wanderung auch für Familien mit<br />

Kinder geeignet<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Montiggler See<br />

Route: Parkplatz – Kirche in Montiggl, dort<br />

nach rechts abbiegen, bei der nächsten<br />

Querstraße nach ca. 20 Minuten nach links<br />

abbiegen – Frühlingstal – Westufer des<br />

Kalterer Sees – auf demselben Weg zurück<br />

zum Parkplatz<br />

Skitourengeher noch in ihrem Element<br />

sind. Ein Südtiroler Vernatsch leuchtet hellrot<br />

in der Sonne <strong>und</strong> entfaltet sein unwiderstehliches<br />

Bouquet – eine Duftnote, die<br />

in Südtirol nicht nur zum Frühling gehört.<br />

Franziska Baumann<br />

Fotos: Südtirol Marketing/Helmuth Rier, Franziska Baumann<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 27


Frühlingsgefühle am Gardasee<br />

Einsames Rendezvous<br />

TOUR<br />

Verführerische<br />

Gipfel <strong>und</strong> Täler<br />

1 Monte Pizzòcolo (1581 m)<br />

▶ mittel 6½ Std.<br />

1240 Hm 1240 Hm<br />

Fotos: fotolia.com/Samuele Gallini, Dagmar Steigenberger<br />

▶ Sind es die Farben?<br />

▶ Die Farben? Was meinst du?<br />

▶ Wie soll ich dir das erklären? Farben muss man<br />

sehen, dann fühlt man etwas. Freude vielleicht. Ein<br />

Beispiel: Wir sind unterwegs zum Benacus, der See<br />

ist erst eine Vorstellung, zusammengesetzt aus den<br />

Bildern der Erinnerung. Dann, hinter Nago, haben<br />

wir mit einem Mal das ganze Panorama vor<br />

uns: Azurblau liegt er da, der Lago, in der Ferne<br />

mit dem Horizont verschwimmend, kalkgrau die<br />

Felsen an der Rocchetta gegenüber, dazwischen viel<br />

Grüntöne, hell bis dunkel; am Seeufer die bunten<br />

Kleckse der Häuser <strong>und</strong> ganz fern schneebedeckte<br />

Berggrate unter dem Firmament.<br />

▶ Hm.<br />

▶ Oder vielleicht sind’s die Düfte. Riechst du es nicht?<br />

▶ Na klar. Gestern erst hat es geregnet, die Erde ist<br />

noch ein wenig feucht. Und dazu die Sonne <strong>und</strong> der<br />

Duft von Magnolien, Hyazinthen, wilden Zitronen<br />

<strong>und</strong> Forsythien. Betörend: Frühling halt. Frauen,<br />

schöne Frauen haben einen ähnlich w<strong>und</strong>erbaren<br />

Duft an sich, er muss sich bei ihnen irgendwo unter<br />

der Haut verstecken, hinterm Ohr, an ihren Brüsten<br />

haften, an dem kleinen schwarzen Flecken neben…<br />

Halbe Höhe. Etwas mehr als eine St<strong>und</strong>e bin<br />

ich unterwegs, bei gutem Tempo. Ich genieße<br />

das Vorankommen, schaue immer wieder<br />

hinaus auf die konturlos weite Fläche des<br />

Gardasees. An seinem unteren Ende ist er<br />

kein Fjord mehr, eingezwängt zwischen steilen<br />

Ufern, eher ein Meer. Der Benacus: ein<br />

facettenreiches Ganzes, gewoben aus streng<br />

KOMPAKT<br />

Südlicher Gardasee<br />

Anreise: Mit dem Auto über die Brenner-<br />

Autobahn A22 bis Abfahrt Riva del Garda<br />

<strong>und</strong> ans Westufer oder auf A22 <strong>und</strong> weiter<br />

auf A4 bis Abfahrt Brescia <strong>und</strong> weiter<br />

über Rezzato <strong>und</strong> Gavardo ans Südwestufer<br />

Informationen: Fremdenverkehrsbüro,<br />

Piazza S. Antonio 4, I-25087 Salò, Tel. 00 39/<br />

(0)3 65/2 14 23, wwwvisitgarda.com<br />

Karten: Kompass 1:25 000, WK 695<br />

»Gardasee Süd«; Kompass 1:50 000,<br />

WK 102 »Gardasee«<br />

Führer: Malecha/Lutz »Gardasee.<br />

Die 40 schönsten Touren«, Bruckmann Verlag<br />

2011; Fritz »Gardasee«, Michael Müller<br />

Verlag 2012; Bauregger »Gardaseeberge«,<br />

Bergverlag Rother 2013<br />

Die Liebe macht selbst vor den Kleinsten im<br />

Tierreich nicht Halt.<br />

alpinen Linien <strong>und</strong> bukolischer Heiterkeit.<br />

Am Pizzòcolo verbindet sich beides. Kantiger<br />

Kalk ragt aus den von der Sonne<br />

verwöhnten Hängen, hier blüht es schon,<br />

wenn die Münchner sich noch vor dem<br />

Spätwinter fürchten. Anderthalb Kilometer<br />

hoch ist der Berg, den die Einheimischen<br />

schlicht »Gù« nennen: »Schau«. Denn der<br />

Pizzòcolo gilt als Wetterzeiger. Wenn der<br />

Wind aus Süden kommt, was selten Gutes<br />

bedeutet, hängt bald schon ein Wolkenfähnchen<br />

an den Gipfelfelsen. Bei Nordföhn<br />

dagegen genießt man ein grandioses<br />

Panorama, das weite Teile des Alpeninnenbogens<br />

umfasst <strong>und</strong> im Westen bis zum<br />

Monte Rosa reicht.<br />

Der Pizzòcolo lässt sich fast das ganze Jahr<br />

über besteigen. Besonders schön ist die<br />

Tour im März, wenn es noch nicht so warm<br />

ist. Im Valle della Prera wandert man durch<br />

ein Meer von Schneeglöckchen <strong>und</strong> H<strong>und</strong>szahnlilien.<br />

Aus dem Unterholz leuchten<br />

die großen weißen Blüten der Christrosen,<br />

dazwischen setzen Leberblümchen blaue<br />

Tupfer <strong>und</strong> der Seidelbast verströmt seinen<br />

zartsüßen Duft.<br />

▶ Was für eine Pracht! Riechst du es?<br />

▶ Wann habe ich das letzte Mal oben auf dem Pizzòcolo<br />

gestanden? Vor drei, vier Jahren? Es muss<br />

im Herbst gewesen sein. Ja, die Wiesen waren<br />

braun, das Gras ausgedörrt. Aber die Aussicht!<br />

▶ Jetzt ist Frühling. Frühling! Endlich. Dieses elende<br />

Grau jeden Tag, so was schlägt einem aufs Gemüt.<br />

▶ Ja, <strong>und</strong> genau dagegen hilft Sport, Bewegung,<br />

Muskelanspannung.<br />

▶ Mag sein. Aber Frühling ist doch noch mehr als<br />

Schwitzen. Die Rückkehr der Farben <strong>und</strong> der Freuden.<br />

Heiterkeit, Gefühle, die sich zum Crescendo<br />

steigern.<br />

Der Gipfel kommt in Sicht. Ich biege ein<br />

in den alten Militärweg, der knapp unter<br />

dem Grat verläuft, dabei diagonal ansteigt,<br />

Charakter: Beliebte Gipfelwanderung,<br />

teilweise Sandstraßen. Früh im Jahr<br />

schon herrliche Flora, fantastische Tiefblicke<br />

auf den Gardasee<br />

Ausgangspunkt: Sanico (339 m),<br />

Weiler oberhalb von Toscolano-Maderno<br />

Route: Sanico – Ortello (755 m) – Malga<br />

Valle (1337 m) – Monte Pizzòcolo – Prade<br />

(1352 m) – Sant’Urbano<br />

(872 m) – Ortello – Sanico<br />

2 Cima Comer (1281 m)<br />

▶ mittel 3½ Std.<br />

750 Hm 750 Hm<br />

Charakter: Schattige Gipfelwanderung mit<br />

Tiefblicken auf den Gardasee, über dem<br />

der Riesenrücken des Monte Baldo aufragt.<br />

Blumen! Lohnender Abstecher zur ehemaligen<br />

Einsiedelei San Valentino<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz am Ortseingang<br />

von Sasso (546 m)<br />

Hütte: Rifugio ANA Gargnano (1020 m;<br />

nur an Wochenenden bewirtschaftet)<br />

Route: Sasso – Abzweig San Valentino –<br />

Cima Comer – Rif. ANA Gargnano – Sasso<br />

3 Valle delle Cartiere (274 m)<br />

▶ mittel 2½ Std.<br />

210 Hm 210 Hm<br />

Tourenkarte 7<br />

Heftmitte<br />

Charakter: Kulturweg <strong>und</strong> Landschaftserlebnis<br />

in einem: die Wanderung durch<br />

das Tal der Papierfabriken <strong>und</strong> der Aufstieg<br />

zur Terrasse von Gaìno. Besuchenswert:<br />

das Museo della Carta (im Sommer Dienstag<br />

bis Sonntag geöffnet)<br />

Ausgangspunkt: Toscolano-Maderno,<br />

Brücke über den Toscolano-Bach (78 m)<br />

oder Parkplatz an der Straße ins Valle<br />

delle Cartiere<br />

Hütte: in Gaìno<br />

Route: Toscolano-Maderno – Valle delle<br />

Cartiere – Còvoli (177 m) – Gaìno (274 m)<br />

– Pulciano (264 m) – Toscolano-Maderno<br />

immer mit freier Sicht auf das unterste Becken<br />

des Gardasees. Was für eine Schau!<br />

Es ist Frühling, das Leben hat mich wieder.<br />

Wir sind oben angekommen, ich <strong>und</strong><br />

ich. Auf einem schönen Berg, der jetzt einen<br />

neuen Namen hat: Monte Primavera.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

◀<br />

28 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


St<strong>und</strong>e der Romantiker:<br />

Sonnenaufgang<br />

über dem Gardasee am<br />

Monte Pizzòcolo<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 29


AUF TOUR<br />

Tagesskitouren südlich von München<br />

Kalte Kostproben<br />

Man muss für eine Genuss-Skitour nicht immer gleich über den Inn,<br />

ins Sellrain oder die Tuxer Alpen fahren. Lohnende Ziele gibt<br />

es auch in den bayerischen Bergen <strong>und</strong> im Nordtiroler Grenzgebiet.<br />

Von Janina <strong>und</strong> Markus Meier (Text <strong>und</strong> Fotos)<br />

30 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Sättigungsbeilage: der<br />

überzuckerte Anstieg zur<br />

Ammergauer Hochplatte<br />

Mit Münchner Leckerbissen ist<br />

es so eine Sache. Beim Namen<br />

kennt man sie alle, auch probiert<br />

haben schon die meisten.<br />

Doch was wirklich drinsteckt, wissen nur<br />

wenige, das gilt für die Weißwurst wie für<br />

Skitourenschmankerl. Während man die<br />

Nachforschungen bei der gebrühten Köstlichkeit<br />

alsbald einstellt (es soll ja auch in<br />

Zukunft noch schmecken), lohnt es sich bei<br />

letzteren sehr wohl, auch den letzten Rest<br />

auszukosten. Schönalmjoch, Hochplatte,<br />

Blankensteinreibn, seit Jahrzehnten sind<br />

das Pflichteinträge in den Büchern der<br />

Münchner Touren-Schickeria, <strong>und</strong> zwar<br />

zu Recht. Mei, werden die einen sagen, da<br />

is’ ja im Wiesn-Festzelt mehr Platz. Das<br />

sind oft diejenigen, die noch keines dieser<br />

Münchner Schmankerl kennen, weil<br />

sie auf überfüllten Skipisten für »echte«<br />

Schmankerl trainieren müssen. Den anderen<br />

schmeckt’s trotzdem. Im übrigen ist<br />

keineswegs immer die Hölle los, <strong>und</strong> selbst<br />

wenn: Manche Dinge sind eben einfach zu<br />

gut, um sie alleine zu genießen. –te–<br />

▶ Ein erster Gruß aus der Karwendel-Küche<br />

ist das Schönalmjoch bei Hinterriß.<br />

Die Tour steht nicht ganz auf einer Stufe<br />

mit dem benachbarten Mega-Schmankerl<br />

Schafreiter, ist aber dank der Forststraße<br />

im unteren Bereich fast immer möglich<br />

<strong>und</strong> geht bei guter Schneelage glatt als<br />

Hauptgang durch. Nach dem Kapellengraben<br />

verlässt man die Straße <strong>und</strong> steigt auf<br />

der ausgeholzten Skischneise hinauf zum<br />

Gipfelkamm. Noch vor dem Kreuz öffnet<br />

sich der Blick auf die einsamen Felsgipfel<br />

der Hauptkette. In der Abfahrt verwöhnt<br />

der südseitige Gipfelhang die Tourengeher<br />

mit überraschend gutem Schnee. Über die<br />

Skischneise <strong>und</strong> die Forststraße geht es zurück<br />

nach Hinterriß – der kleine Gegenanstieg<br />

ist zu kurz, um die Tour zu versalzen.<br />

TIPP<br />

Das Buch<br />

zum Thema:<br />

Das »Kochbuch«: Janina Meier,<br />

Markus Meier, Thomas Zanker<br />

»Münchner Skitouren-Schmankerl«<br />

52 Genusstouren von den Allgäuer<br />

bis zu den Kitzbüheler Alpen<br />

144 Seiten, ca. 120 Abbildungen,<br />

Format 16,5 x 23,5 cm, 19,99 Euro<br />

Schnelles Gipfelglück: Die Bleispitze bei<br />

Ehrwald ist von München leicht zu erreichen.<br />

▶ Und dann gibt es einige Schweinebraten<br />

unter den Touren-Schmankerln – gr<strong>und</strong>solide,<br />

saisonunabhängige Gerichte, die immer<br />

empfehlenswert <strong>und</strong> an guten Tagen<br />

brillant sind. Dazu gehören die Torscharte<br />

im Karwendel, die Bleispitze bei Ehrwald<br />

(die sicher nicht schwer im Magen liegt) <strong>und</strong><br />

auch die Blankensteinreibn. Auf der R<strong>und</strong>e<br />

am Tegernsee konserviert sich der Schnee<br />

in den schattigen Hängen deutlich besser<br />

als auf vielen benachbarten Skitouren. Zu<br />

Beginn steigt die Forststraße nur sanft an,<br />

dann geht es links zum Riederecksattel hinauf.<br />

Nach dem Anstieg durch den märchenhaft<br />

eingeschneiten Wald folgen die erste<br />

Zwischenabfahrt durch lockeren Pulverschnee<br />

<strong>und</strong> der steile Aufstieg zum Sattel,<br />

direkt unter dem zackigen Blankenstein.<br />

Nach einer kurzen Rast laden steile, nordseitige<br />

Hänge mit unverspurtem Schnee<br />

zum Hinabstürzen ein. Am Röthensteiner<br />

See lässt es sich in der Stille des Kessels w<strong>und</strong>erbar<br />

innehalten. Dann schwingt man<br />

sich an der Abzweigung zur Blankensteinhütte<br />

vorbei <strong>und</strong> weiter zum Parkplatz an<br />

der Straße Rottach-Egern – Valepp.<br />

▶ Nicht leicht, aber bekömmlich ist die<br />

Ammergauer Hochplatte. Viele Skitourengeher<br />

biegen gleich nach links zur Scheinbergspitze<br />

ab. Wir aber erreichen nach dem<br />

flachen Sägertal den Hasentalgraben. Die<br />

Querung ist berüchtigt, daher empfiehlt<br />

sich das Abschnallen. Jetzt kommen das<br />

märchenhafte Gelände hinüber zum<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 31


TOUREN<br />

Sieben Hauptgerichte aus der Münchner Skitourenküche<br />

Wer wartet schon gerne lange auf sein Essen? Maximal zwei St<strong>und</strong>en dauert die Anfahrt aus der<br />

bayerischen Landeshauptstadt, eher weniger. Und satt wird man bei diesen Touren allemal.<br />

1 Schönalmjoch<br />

(1986 m), Karwendel<br />

▶ einfach 3¼ Std.<br />

1050 Hm 1050 Hm<br />

Charakter: Im unteren Bereich bleibt<br />

man lange auf einer Forststraße,<br />

oben in freiem Gelände.<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Parkplatz am<br />

Ortseingang von Hinterriß (928 m)<br />

Route: Die Straße zurück bis zur<br />

Rissbachbrücke. Der Forststraße<br />

bis zum Kapellengraben folgen <strong>und</strong><br />

kurz danach rechts in die angelegte<br />

Skischneise abzweigen. Zum Gipfelkamm<br />

<strong>und</strong> in gleichmäßiger Steigung<br />

zum Kreuz. Abfahrt wie Aufstieg.<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000,<br />

Blatt BY12 »Karwendelgebirge Nord«<br />

2 Blankensteinreibn,<br />

Bayerische Voralpen<br />

▶ mittel 2½ Std.<br />

750 Hm 750 Hm<br />

Charakter: Relativ kurze Skitour,<br />

die durch ihre landschaftlichen Reize<br />

besticht. Zudem ist die Gegend relativ<br />

schneesicher.<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Parkplatz<br />

Hufnagelstube/Suttenbahn (960 m)<br />

Route: Der Forststraße vom Parkplatz<br />

folgen, <strong>und</strong> über die Sieblialm zum<br />

Riederecksattel steigen (1534 m).<br />

Nun entweder zum Blankensteinsattel<br />

queren oder zum See hinabfahren<br />

<strong>und</strong> zum Sattel aufsteigen. Von hier<br />

unter den Flanken des Risserkogels<br />

zum Röthensteinersee hinab <strong>und</strong><br />

durch fl aches Gelände zur gleichnamigen<br />

Alm. Von hier entweder weiter<br />

auf Wallberg <strong>und</strong> Setzberg oder auf<br />

der Forststraße hinab zum Parkplatz.<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000,<br />

Blatt BY15 Mangfallgebirge Mitte<br />

Route: Vom Parkplatz über die<br />

Linderbrücke <strong>und</strong> fl ach am Bach<br />

taleinwärts. Am Talschluss einen<br />

Karrenweg bergauf <strong>und</strong> später den<br />

Hasentalgraben zum Lösertalmösl<br />

<strong>und</strong> weiter ins Joch queren. Von hier<br />

kurze Fellabfahrt <strong>und</strong> Aufstieg<br />

unter dem Schlössel hindurch zum<br />

Gamsangerl, wo Vorsicht geboten ist.<br />

Nun unschwierig zum Gipfel.<br />

Abfahrt wie Aufstieg oder am Lösertalmösl<br />

direkt in den H<strong>und</strong>sfällgraben<br />

abfahren, wo man auf die Abfahrt der<br />

Scheinbergspitze trifft.<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000,<br />

Blatt BY6 »Ammergebirge West«<br />

4 Bleispitze (2225 m),<br />

Lechtaler Alpen<br />

▶ mittel 3 Std.<br />

1160 Hm 1160 Hm<br />

Charakter: Sehr lohnende, aber<br />

stark lawinengefährdete Firntour.<br />

Der Gipfelhang bietet traumhaftes,<br />

hindernisloses Skigelände <strong>und</strong> einen<br />

spektakulären Zugspitzblick.<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Parkplatz am<br />

Ortsbeginn von Obergarten (1063 m)<br />

Route: Vom Parkplatz der Straße<br />

ortseinwärts zum Bach aus dem<br />

Gartner Tal folgen. Hier ins lawinengefährdete<br />

Tal bis zur Gartner Alm<br />

(1399 m). In weitem Rechtsbogen<br />

hinauf Richtung Sommerbergjöchle,<br />

kurz vor der Scharte rechtshaltend<br />

über freie Hänge zum Gipfel. Abfahrt<br />

wie Aufstieg, bei ganz sicheren Verhältnissen<br />

auch direkt über den Südhang.<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000,<br />

Blatt 4/1 »Wettersteingebirge West«<br />

5 Torscharte (1815 m), Karwendel<br />

▶ mittel 2¾ Std.<br />

900 Hm 900 Hm<br />

Charakter: Schattiger Anstieg <strong>und</strong><br />

sonnige Abfahrt in wilder Umgebung,<br />

um die Scharte jeweils recht steil.<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Parkplatz am<br />

Ortseingang von Hinterriß (928 m)<br />

Route: Über die Forststraße zur<br />

schönen, aber schattigen Rontalalm.<br />

Am Talschluss links haltend <strong>und</strong> nun<br />

in vielen Spitzkehren in die Torscharte.<br />

Hier wartet man den besten Firnzeitpunkt<br />

ab <strong>und</strong> fährt anschließend<br />

ins Tortal ab. Über welliges Gelände<br />

zur Tortalalm <strong>und</strong> am Bach entlang<br />

hinaus zur Straße nach Hinterriß.<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000,<br />

Blatt BY12 »Karwendelgebirge Nord«<br />

6 Rofanspitze (2259 m),<br />

Rofangebirge<br />

▶ mittel 1½ Std.<br />

560 Hm 1800 Hm<br />

Charakter: Durch die Bahn gemütlicher,<br />

zum Schluss steiler Aufstieg zum<br />

höchsten Rofangipfel. Die 1800-Hm-<br />

Abfahrt nach Wiesing ist über die<br />

Gebirgsgrenzen hinaus bekannt.<br />

Ausgangspunkt: Bergstation Rofanseilbahn<br />

(1831 m)<br />

Endpunkt: Wiesing (566 m)<br />

Aufstieg: Von der Bergstation in die<br />

Mulde beim Sessellift abfahren. Über<br />

welliges Gelände unter den Rosskopf<br />

<strong>und</strong> weiter in die Grubascharte. Steile<br />

Hangquerung in Richtung Gipfel,<br />

zum Schluss in Spitzkehren zum Kreuz.<br />

Abfahrt: Vom Gipfel hinab zur<br />

Schermsteinalm <strong>und</strong> unter dem Issköpfl<br />

vorbei zur Alpigalm. Auf einem<br />

Forstweg hinab (nicht in den Wald),<br />

erst weiter unten sind Abkürzungen<br />

über Lichtungen möglich. Soweit wie<br />

möglich über Wiesen ins Inntal,<br />

zum Schluss meist zu Fuß nach Wiesing<br />

<strong>und</strong> per Bus in 20 Min. zur Bahn.<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000,<br />

Blatt Nr. 6 »Rofangebirge«<br />

7 Nagelfluhkette,<br />

Allgäuer Alpen<br />

▶ mittel 6½ Std.<br />

1300 Hm 2300 Hm<br />

Charakter: Lange Überschreitung.<br />

Die Abfahrten durch die Schläuche<br />

sind teils eng <strong>und</strong> bis 35 Grad steil.<br />

Ausgangspunkt: Bergstation an der<br />

Hochgratbahn (1704 m)<br />

Endpunkt: Bhf. Immenstadt (728 m)<br />

Route: Vom Hochgratgipfel hinab<br />

zur Gütlealpe <strong>und</strong> mit Fellen hinauf<br />

zum Rindalphorn. Zweite Abfahrt in<br />

die Gündlesscharte <strong>und</strong> Aufstieg zum<br />

Gündleskopf. Wenn möglich, direkt<br />

vom Gipfel hinab in die Gündlesalpe.<br />

Halbzeit! Nun hinauf zum Vorgipfel<br />

des Buralpkopfes <strong>und</strong> hinab in die<br />

Gattereralpe, wo zum letzten Mal<br />

angefellt wird. Hinauf zum Sedererstuiben<br />

<strong>und</strong> per Fellabfahrt in eine<br />

Scharte. Weiter zum letzten Gipfel,<br />

dem Stuiben. Nun hinab zur Hinteren<br />

Krumbachalpe, durch das Steigbachtal<br />

hinaus nach Immenstadt <strong>und</strong> mit<br />

dem Zug zurück nach Oberstaufen.<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000,<br />

Blatt BY1 »Allgäuer Voralpen West«<br />

3 Ammergauer Hochplatte<br />

(2082 m), Ammergauer Alpen<br />

▶ mittel 4½ Std.<br />

1350 Hm 1350 Hm<br />

Charakter: Etwas verwinkelte Tour,<br />

die gute Sicht verlangt. Die Querung<br />

im Hasentalgraben <strong>und</strong> das Gamsangerl<br />

sind recht exponiert.<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Parkplatz an<br />

der Ammerwaldalm (969 m)<br />

32 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Lösertalmösl <strong>und</strong> die schönen Hänge zum<br />

Lösertaljoch. Nach der kurzen Zwischenabfahrt<br />

öffnet sich dem Tourengeher die weithin<br />

bekannte, alpine Szenerie der Hochplatte:<br />

Über das Beinlandl, vorbei am Schlössel<br />

<strong>und</strong> dem Wilden Freithof führt die Route<br />

hinauf zum Gamsangerl. An der schmalen<br />

Gratschneide ist Vorsicht geboten, von den<br />

Stahlseilen ist im Winter nichts zu sehen.<br />

Danach ist es aber nicht mehr weit bis zum<br />

großen Gipfelkreuz mit Zugspitzblick. Die<br />

Abfahrt ist, rein technisch gesehen, zwar<br />

nicht preisverdächtig, aber landschaftlich<br />

einmalig. Und die Hänge unterhalb des<br />

Lösertaljochs entschädigen mit ihrem konservierten<br />

Pulver für so manche Anstiegsschweißperle.<br />

Schon bald genießt<br />

man den Ausblick<br />

zu den vergletscherten<br />

Festmenüs der<br />

Zentralalpen. Aber<br />

auch hier schmeckt’s.<br />

Auf <strong>und</strong> nieder, immer wieder. Die Nagelfluhkette<br />

zu überschreiten ist tagesfüllend.<br />

▶ Für die Nachspeise lohnt sich ein Blick<br />

über den bayerischen Tellerrand. An der<br />

Rofanspitze gibt es viel Genuss bei moderatem<br />

Einsatz. Mit der Gondel sticht man<br />

durch das Nebelmeer, von der Bergstation<br />

geht es über schönes, welliges Gelände hinüber<br />

zur Grubascharte. Nur der Gipfelhang<br />

ist etwas steiler, aber schon bald sitzt man<br />

in der Gipfelsonne <strong>und</strong> genießt den Ausblick<br />

zu den vergletscherten Festmenüs der<br />

Zentralalpen. Aber auch hier schmeckt’s:<br />

Im besten Butterfirn geht es den Gipfelhang<br />

hinunter zur Schermsteinalm. Auch die<br />

weitere Abfahrt zur Alpigalm <strong>und</strong> auf der<br />

Forststraße durch den Waldgürtel ist gut zu<br />

fahren. Immer wieder eindrucksvoll ist der<br />

Blick hinunter ins schön grüne Inntal. Wer<br />

den Teller abschleckt <strong>und</strong> die letzten Rosinen<br />

aufpickt, schafft es auf Ski bis kurz vor<br />

Wiesing, ehe der Schnee endet. Der Skibus<br />

fährt zurück zum Ausgangspunkt.<br />

Steiler Zahn: Am Weg zur Rofanspitze sorgt<br />

die Grubalackenspitze für hochalpines Flair.<br />

Auf weiter Flur: irgendwo zwischen den<br />

vielen »Schläuchen« der Nagelfluhkette<br />

In der Torscharte wartet man gemütlich, bis<br />

die wärmende Sonne die Abfahrt auffirnt.<br />

▶ Wem das alles zu viel ist, dem sei ein<br />

Schmankerl-Schnellkurs empfohlen. Die<br />

Überschreitung der Nagelfluhkette liegt<br />

zwar nicht direkt vor den Toren Münchens.<br />

Dafür lässt sich hier an einem Tag eine vollwertige<br />

Mahlzeit verzehren, aber Vorsicht:<br />

Die Traverse von Oberstaufen nach Immenstadt<br />

fordert einen hungrigen Skitouristen<br />

(<strong>und</strong> gute Felle). Je fünf Aufstiege <strong>und</strong> Abfahrten<br />

stehen im Rezept. Und obwohl die<br />

Tour die 2000-Meter-Marke nicht überschreitet,<br />

stehen am Ende mehr als 2300 Meter auf<br />

der Uhr, nämlich in der Abfahrtsstatistik. ◀<br />

Inkl. Fahrt ab/bis Schweizer Grenze,<br />

2x Übernacht./HP im ***-Hotel, Platzreservierungen,<br />

Transfers in Zermatt:<br />

pro Person, ab 520 €<br />

Täglich buchbar bis 25.4.2014<br />

Bernina-Express – Glacier-Express <strong>und</strong> Gornergrat Bahn<br />

3 Panoramabahnen in 3 Tagen –<br />

«<strong>Bergsteiger</strong> auf Schienen»<br />

Detaillierte Reisebeschreibung: www.bahnurlaub.de/angebot245785<br />

Bahnurlaub.de / Rathausstraße 24 / D-66014 Waldmohr / Tel: 0800-7070787 (gratis)<br />

Der langsamste Schnellzug der Welt


AUF TOUR<br />

Weitwanderwege in Europa: Teil 2<br />

Perlenketten<br />

<strong>und</strong> Traumpfade<br />

Zwischen zwei Weltmeeren, über die Alpen <strong>und</strong><br />

auf den Spuren eines Königs: Teil zwei unserer<br />

Weitwander-Empfehlungen wartet mit zwei<br />

echten Weitwander-Hämmern <strong>und</strong> einem royalen<br />

Kurztrip auf. Von Michael Vogeley<br />

34 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Schwung <strong>und</strong> Masse:<br />

auf dem Weg zum<br />

Cirque de Gavarnie<br />

Menschenleer, trotzdem belebt: Die Pyrenäen sind oft so, wie man sich die Alpen wünscht.<br />

Pyrenäen: Grande Randonnée 10<br />

Vom Atlantik zum Mittelmeer<br />

Fotos: Yvann K. / fotolia, Anastasia / fotolia, Michael Vogeley (2)<br />

GR steht für »Grande Randonnée«, die Große<br />

Wanderung. Der GR10 überquert die<br />

Pyrenäen auf der französischen Seite, von<br />

Küste zu Küste. Vor mir liegen zwei Monate<br />

<strong>und</strong> fast 900 Kilometer Wandern durch<br />

»erstarrte Musik« – so nannte Kurt Tucholsky<br />

das Gebirge in seinem »Pyrenäenbuch«,<br />

der obligatorischen Begleitlektüre.<br />

Die Geier warten schon<br />

Wieder einmal ist der Weg das Ziel. Beim<br />

Start im regnerischen Baskenland, in grünerem<br />

Grün, als ich es bisher kennengelernt<br />

habe, kreisen die Geier. Ein Dutzend<br />

der Aasfresser streicht aus einem nebelverhangenen,<br />

toten Kastanienbaum davon.<br />

Darunter ich, nahezu bewegungsunfähig<br />

mit meinem schweren Rucksack. Steigeisen,<br />

Pickel <strong>und</strong> viel zu viel unnötige<br />

Nahrung zerren an mir, potenziert vom<br />

anspruchsvoller werdenden Weg.<br />

Zeit zu handeln. Wozu ein Zelt? Ein Biwaksack<br />

reicht in südlichen Breiten auch. Eine<br />

Liegematte? Der große Rucksack ist perfekt<br />

gepolstert, um mit dem Oberkörper da<strong>rauf</strong><br />

zu liegen. Kocher <strong>und</strong> Brennstoff ? Es gibt<br />

in den Pyrenäen überall sauberes Wasser,<br />

<strong>und</strong> Nahrung kann ich ungefähr alle drei<br />

Tage einkaufen. Falls nicht, dann reicht eine<br />

Handvoll Nüsse auch mal über den Tag.<br />

Und meistens übernachte ich sowieso unter<br />

irgendeinem heimeligen französischen<br />

Hüttendach mit einer für alpenländische<br />

Bergunterkünfte ungewöhnlich guten Küche.<br />

Diese Entscheidungen erleichtern das<br />

Rucksackgewicht um acht Kilo. Auf der<br />

anderen Seite der Waage schnellen Spaß<br />

<strong>und</strong> Geschwindigkeit nach oben. Die Geier<br />

habe ich abgehängt.<br />

Alpinismus? Pyrénéeismus!<br />

Mit den exakten IGN-Karten verlaufe ich<br />

mich auf den H<strong>und</strong>erten von Kilometern<br />

nur ein einziges Mal. Und das nur, weil<br />

alle französischen GRs rot-weiß markiert<br />

sind. Auch wenn sie sich kreuzen. Und<br />

wenn es dann noch neblig ist, passiert,<br />

was passieren muss: Auf einer Etappe<br />

im Zentralteil nehme ich den falschen<br />

Abzweig <strong>und</strong> verlängere den Tag auf 14<br />

St<strong>und</strong>en, was aber nur ein Wimpernschlag<br />

ist angesichts der unzähligen<br />

St<strong>und</strong>en, Kilometer <strong>und</strong> Höhenmeter der<br />

GR10. Ich mutiere vom Alpinisten zum<br />

»Pyrénéeisten«. Jeden Tag marschiere ich<br />

acht bis zehn St<strong>und</strong>en, einige Male deutlich<br />

mehr. Und damit ist wirklich nur<br />

die Zeit gemeint, in der ich die Beine bewege.<br />

Im Zentrum des Parc National des<br />

Pyrénées steige ich durchschnittlich 1400<br />

Höhenmeter pro Tag. Das wird zur Normalität<br />

– besser noch: zum Genuss.<br />

Der Cirque de Gavarnie ist beeindruckend<br />

schön, aber für die Pyrenäen auch<br />

ungewohnt touristisch überlaufen. Ein<br />

mehrere h<strong>und</strong>ert Meter hoher Wasserfall<br />

stiebt die steilen Wände hinunter. Die berühmte<br />

Brèche de Roland, angeblich vom<br />

W<strong>und</strong>erschwert Durendal in den Fels gekerbt,<br />

wirkt wie eine Zahnlücke im Maul<br />

eines steinernen Riesen. Die nächsten<br />

Tage durchquere ich, diesmal auf spanischem<br />

Nationalparkboden, eine Welt der<br />

Gegensätze aus kühnen Granitgipfeln mit<br />

Eiszeitseen, gischtenden Bächen <strong>und</strong> Wasserfällen,<br />

aus Blumenpracht, tiefgrünem<br />

Wald <strong>und</strong> bizarren toten Bäumen. Im Tagebuch<br />

steht: »Wieder einmal den ganzen<br />

Tag keinen Menschen getroffen.«<br />

Jambon, c‘est bon: Beinahe jedes Dorf an der GR10<br />

wartet mit eigenen Schinkenspezialitäten auf.<br />

Inbegriff einer Scharte: Durch die legendäre<br />

Brèche de Roland (2804 m) pfeift der Wind.<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 35


Hüttchen wie die<br />

Cabane Cap de la<br />

Baigt sind typisch<br />

für die Pyrenäen.<br />

Entlang der Perlenkette<br />

Es war schon im Jahr 1817, als Friedrich<br />

Parrot (nach dem auch die gleichnamige<br />

Spitze am Monte Rosa benannt ist) sich an<br />

die Pyrenäen-Überschreitung von West<br />

nach Ost wagte – <strong>und</strong> sie in nur 53 Tagen<br />

absolvierte. Damit hat er sie vermutlich<br />

als erster erobert, jene Perlenkette, die das<br />

Mittelmeer vom Atlantik trennt <strong>und</strong> von<br />

der jeder träumt, der die Pyrenäen nur ein<br />

wenig kennt.<br />

Dann überschreite ich die Pyrénées orientales.<br />

Sich Schritt für Schritt dem Mittelmeer<br />

zu nähern, durch die Sträucher der<br />

Garrigue, Eichenwälder <strong>und</strong> Olivenhaine,<br />

ist nach fast acht Wochen eine Rückkehr<br />

zu den Wurzeln. Mein Haus ist in Sichtweite.<br />

Noch einmal Tucholsky, am Ende<br />

seiner Reise: »Erlöst vom Gebirge – erlöst<br />

vom Klettern <strong>und</strong> Steigen. In meinem Herzen<br />

liegt eine kleine Flocke, eben geboren,<br />

ein Ei: Sehnsucht nach den Pyrenäen.«<br />

A<br />

TOUR<br />

Zwischen den Weltmeeren<br />

Charakter: Abwechslungsreiche, aber<br />

manchmal auch anstrengende Langstrecken-<br />

Wanderung durch eine Bergwelt, wie man sie<br />

aus den Alpen nicht kennt. Im Zentralbereich<br />

alpiner Charakter, der bergsteigerische Kenntnisse<br />

erfordert<br />

Dauer: Etwa 54 Etappen, 866 km<br />

Weg-strecke <strong>und</strong> 24 000 Höhenmeter. Die<br />

Weitwanderung kann auch in die drei<br />

Abschnitte »Aquitaine« (285 km / 18 Tage),<br />

»Midi-Pyrénées« (375 km / 30 Tage) <strong>und</strong><br />

»Languedoc-Roussillon« (190 km / 12 Tage)<br />

zerlegt werden<br />

Schwierigkeit: Nur erfahrenen (<strong>und</strong> ab <strong>und</strong><br />

zu leidensfähigen) Wanderern zu empfehlen.<br />

Oft zehn St<strong>und</strong>en Gehzeit pro Tag plus Pausen!<br />

Orientierungsvermögen <strong>und</strong> Umgang mit<br />

Karte, Kompass <strong>und</strong> Höhenmesser unbedingt<br />

erforderlich. Durchgehend rot-weiß markiert.<br />

Oft kein Handyempfang. Meist mittlere<br />

Höhenlagen. Neben der französischen GR10<br />

gibt es noch den ähnlich schwierigen GR11<br />

in Spanien sowie den deutlich anspruchsvolleren<br />

HRP (Haute Randonnée Pyrenées),<br />

der dem Hauptkamm des Gebirges folgt.<br />

Anreise/Rückreise: Mehrere Flughäfen in<br />

Start- <strong>und</strong> Zielnähe, z. B. Toulouse, Bordeaux,<br />

Bilbao, Perpignan. Perfekte Zug- <strong>und</strong> Busverbindungen<br />

nach Hendaye <strong>und</strong> Banyuls.<br />

Beste Reisezeit: Juni bis Oktober. Wegen<br />

Gewittergefahr sind Mitte August bis Anfang<br />

Oktober zu bevorzugen<br />

Ausrüstung: Alpine Wanderausrüstung.<br />

Früh im Jahr auch Pickel <strong>und</strong> Steigeisen hilfreich,<br />

mindestens Grödel <strong>und</strong> Teleskopstöcke.<br />

GPS bzw. Höhenmesser, Notbiwakausrüstung.<br />

Zelt nicht zwingend nötig, übernachtet wird<br />

meist in Berghütten, Gîtes d’étapes, Hotels,<br />

Pensionen<br />

Karten: Für die Übersicht: Cartes Michelin,<br />

1:150 000, Nr. 344, 343 <strong>und</strong> 342.<br />

Als Detailkarten genügen die Karten des frz.<br />

IGN, Rando éditions Pyrénées, N° 1, 2, 3,<br />

4, 8, 10, 11 sowie die Karten des Institut<br />

Cartogràfi c de Catalunya ICC, Rando éditions<br />

Pirineos 21, 22, 23 (alle 1:50 000)<br />

Informationen: Hartmut Stahn<br />

»Pyrenäenweg GR10«, Conrad-Stein-Verlag,<br />

mit allen Kartenausschnitten <strong>und</strong> Routen.<br />

Infos im Web auf www.mitrucksack.de<br />

München – Venedig<br />

Traumpfad über die Alpen<br />

Ludwig Graßler hatte eine Vision. Am<br />

Münchner Marienplatz den Rucksack<br />

schultern <strong>und</strong> nicht mehr umkehren, bis<br />

die Füße im Meer stehen. Aus der Vision<br />

wurde Wirklichkeit <strong>und</strong> 1977 auch ein<br />

Buch: Seitdem brechen jährlich Tausende<br />

Wanderer unter dem Münchner Rathaus<br />

zum »Traumpfad« nach Venedig auf, klassischerweise<br />

beim Weitwandertreff am<br />

08. 08. um 08:00 Uhr.<br />

Wir haben das begeistert nachvollzogen.<br />

Der erste Teil leitet entlang der Isar vier<br />

Tage durch das Voralpenland mit seinen<br />

Wiesen, Flusstälern <strong>und</strong> Hügeln. Wir<br />

besteigen mit der Benediktenwand den<br />

ersten Gipfel <strong>und</strong> sehen am Horizont die<br />

Birkkarspitze, den höchsten Karwendelgipfel.<br />

Kaum zu glauben, dass wir in drei<br />

Tagen dort oben stehen werden.<br />

Mit dem Eintritt ins Karwendel betreten<br />

wir alpines Gelände, nehmen Abschied<br />

von der Isar <strong>und</strong> zwängen uns in das Lager<br />

des Karwendelhauses – besser liegt hier,<br />

wer nicht am Wochenende vorbeikommt.<br />

36 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14<br />

E<br />

Über den Alpenhauptkamm<br />

Aus dem nur 500 Meter hoch gelegenen<br />

Inntal steigen wir in den nächsten Tagen<br />

hinauf zur Friesenbergscharte. Der steile<br />

Übergang ins Urgestein ist eisfrei, aber nebenan<br />

vermitteln Tuxer Gletscher, Olpe-


Alle Wege führen nach<br />

Rom – der schönste<br />

endet aber in Venedig.<br />

Nicht immer herrscht eitel Sonnenschein.<br />

Gerade das macht Weitwandern so spannend.<br />

Fotos: Peter Ebert (5), Michael Vogeley<br />

rer <strong>und</strong> Hochfeiler hochalpines Flair. Kurz<br />

da<strong>rauf</strong> betreten wir am Pfitscher Joch italienischen<br />

Boden. Über einen immer noch<br />

sehr einsamen Schmugglerweg über das<br />

Gliderschartl, wo kaum noch menschliche<br />

Spuren sichtbar sind, gelangen wir<br />

ins Pf<strong>und</strong>erer Tal <strong>und</strong> klopfen an der Dolomitenpforte.<br />

Durch die »bleichen Berge« führt ein beträchtlicher<br />

Teil des Traumpfads, <strong>und</strong> das<br />

bekommt ihm gut. Almwiesen <strong>und</strong> darüber<br />

aufragende, schroffe<br />

Kalkzacken prägen das Bild,<br />

wir nächtigen in Schmuckkästchen<br />

wie Kreuzwiesen-,<br />

Faliér- <strong>und</strong> Pian-Fontana-<br />

Hütte. Der Weg kreuzt das<br />

karge Gebirgsmassiv der<br />

Sella mit ihrer Aussichtsloge<br />

Piz Boè, auf dem viele<br />

Wanderer zum ersten<br />

Mal die magische 3000er-<br />

Marke durchbrechen. Die<br />

eisgepanzerte Marmolada<br />

lässt sich über einen kleinen<br />

Gletscher überlisten<br />

– aber auch an ihrem Fuß<br />

führt der Weg zum Alleghesee<br />

unter der Civetta, deren<br />

Nordwestseite auch als<br />

»Wand der Wände« gilt.<br />

Einsame Höhepunkte<br />

Die südlichen Dolomiten sind im deutschen<br />

Sprachraum wenig bekannt. Zu Unrecht,<br />

denn sie sind landschaftlich eines<br />

der »Highlights« der München-Venedig-<br />

Wanderung. Einsamere Berge haben wir<br />

in den Alpen selten erlebt, am »Tag der<br />

Jöcher« in der Moiazzagruppe läuft man<br />

sogar durch Edelweißfelder. Wir kneifen<br />

nicht vor dem wilden Klettersteig in der<br />

Schiara, dem alpinen Höhepunkt der<br />

Aussichtsloge:<br />

Der Piz Boè ist der<br />

höchste Punkt auf<br />

dem »Traumpfad«.<br />

Knackige Hürde: Der Weg in die Piave-Ebene<br />

führt über den steilen Marmol-Klettersteig.<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 37


Heimlicher Höhepunkt:<br />

Am Strand<br />

von Jesolo sind alle<br />

Mühen vergessen.<br />

Tour, um unsere Pässe für den Dolomitenhöhenweg<br />

Nr. 1 in Belluno abstempeln zu<br />

lassen. Ein bisschen Schummeln sei erlaubt:<br />

Man kann die Stadt auch einfacher<br />

über das Rifugio Bianchet <strong>und</strong> dann mit<br />

dem Bus erreichen.<br />

Im Veneto müssen wir Kompromisse<br />

machen, denn entlang der Piave sind (anders<br />

als an der Isar) Wanderwege abseits<br />

der Straßen rar. Der Sprung ins Meer vor<br />

Jesolo entschädigt aber für jeden harten<br />

Kilometer, den wir bisher marschiert <strong>und</strong><br />

geklettert sind.<br />

Das Abschlussbier im Anblick des Canal<br />

Grande, seinen Gondeln <strong>und</strong> den Tauben<br />

auf dem Markusplatz ist zwar sündteuer,<br />

aber mehr als verdient. Am liebsten würde<br />

man auch den Rückweg zu Fuß gehen,<br />

die nur sieben St<strong>und</strong>en kurze Rückfahrt<br />

per Zug ist dann aber doch zu verlockend.<br />

König-Ludwig-Weg<br />

Wandern auf royalen Spuren<br />

TOUR<br />

Zu Fuß über die Alpen<br />

Charakter: Ungewöhnlich abwechslungsreiche:<br />

leichte Talwanderungen entlang<br />

schöner Flüsse zum Beginn <strong>und</strong> Ende der<br />

Tour, dazwischen anspruchsvollere Hochgebirgsübergänge<br />

<strong>und</strong> kühne Klettersteige.<br />

Auch die 3000er-Marke wird überschritten.<br />

Dauer: Etwa 28 Wandertage<br />

Schwierigkeit: Mittelschwere Wanderung<br />

mit alpinen Passagen über etwa 520 Kilometer<br />

<strong>und</strong> 20 000 Höhenmeter. Gehzeiten bis<br />

8 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> 31 Kilometer pro Tag. Maximal<br />

1600 Aufstiegs- <strong>und</strong> 2000 Abstiegshöhenmeter<br />

Anreise/Rückreise: Sowohl München<br />

als auch Venedig haben perfekte Verkehrsanbindungen<br />

(Straße, Zug, Flug), die Rückreise<br />

per Zug ist in 7 St<strong>und</strong>en absolviert.<br />

Beste Reisezeit: Juli bis September<br />

Ausrüstung: In den Hochlagen alpine<br />

Wanderausrüstung. Höhenmesser, GPS vorteilhaft.<br />

Notbiwakausrüstung. Falls der kleine<br />

Gletscher an der Marmolada nicht im Tal<br />

umgangen wird: unbedingt Grödel einpacken<br />

Markierung: Der Traumpfad über die Alpen<br />

folgt verschiedenen, markierten Wanderwegen.<br />

Welche Markierung jeweils für eine Etappe<br />

gilt, ist im empfohlenen Führer beschrieben.<br />

Inoffi ziell führt aber auch der weitverbreitete<br />

München-Venedig-Aufkleber ans Ziel.<br />

Karten: BLVA, 1:25 000 oder 1:50 000,<br />

Nr. 01 »Ammersee-Starnberger See <strong>und</strong> Umgebung«;<br />

Nr. 18 »Bad Tölz-Lenggries <strong>und</strong> Umgebung«;<br />

Nr. 30 »Karwendelgebirge«; Kompass<br />

Nr. 26, 36, 37, 55, 56, 77; Tabacco Nr. 4<br />

Übernachtung: Gute Infrastruktur durch<br />

Hütten, Hotels, Pensionen auf der gesamten<br />

Strecke. Zelt nicht (mehr) notwendig<br />

Informationen: Führer: Graßler/Lenz/Troidl<br />

»Traumpfad München – Venedig«, Bruckmann<br />

Verlag 2011, 12,95 Euro;<br />

Bildband: Graßler/Lenz/Troidl »Traumpfad<br />

München – Venedig«, Bruckmann Verlag<br />

2010, 29,95 Euro<br />

War er verrückt? Ein grandioser Visionär?<br />

Vielleicht auch beides? König Ludwig II.<br />

von Bayern ist zweifellos die farbigste <strong>und</strong><br />

umstrittenste Gestalt der bayerischen Geschichte.<br />

Die große Liebe des »Märchenkönigs«<br />

galt den französischen Schlössern<br />

<strong>und</strong> dem barocken Pomp des Sonnenkönigs.<br />

Seine Schlösser, mit denen er diesen<br />

Lebensstil in die heile Bergwelt Bayerns<br />

platzierte, waren zeit seines Lebens für<br />

Besucher tabu. Erst nach seinem Tod wurden<br />

die Tore geöffnet – sehr zur Freude<br />

der Touristiker des Freistaats. So verw<strong>und</strong>ert<br />

es nicht, dass schon seit 1977 ein<br />

Wanderweg seinen Namen trägt, obwohl<br />

der von all den königlichen Prachtbauten<br />

nur Neuschwanstein berührt. Das macht<br />

aber nichts, denn eines steht fest: Die Heimat,<br />

die Ludwig II. so sehr liebte, sie ist<br />

wirklich außergewöhnlich schön.<br />

Heimspiel<br />

Ich gestehe, dass ich den gesamten Weg<br />

nie an einem Stück gegangen bin. Wenn<br />

man im Fünf-Seen-Land wohnt, muss das<br />

auch nicht sein – alle Stationen sind in<br />

kurzer Fahrt erreichbar. Und so kommt es<br />

denn, dass ich Teile gewandert bin, mehrere<br />

Etappen mit dem Mountainbike abradelte<br />

<strong>und</strong> am Fuße der Allgäuer Alpen<br />

meine Langlaufspuren vorbei an der Wieskirche<br />

zog. Die Überschreitung des Hohen<br />

Peißenberg war ein schönes Laufziel <strong>und</strong><br />

Neuschwanstein der Ausgangspunkt für<br />

eine nette Kletterei. So kann man den<br />

Weg auch erleben. Aber klassischerweise<br />

ist er eine Wanderung. Ein unschätzba-<br />

38 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Heimatdurchquerung: Weitwandern<br />

muss nicht immer in die Ferne führen.<br />

»Seine« bayerischen Berge veredelte<br />

Ludwig II. gleich mit drei Schlössern.<br />

TOUR<br />

Durch den Pfaffenwinkel<br />

Fotos: Peter Ebert, Bayern Tourismus GmbH (2), K. Dominik / pixelio, W. Dirscherl / pixelio<br />

rer Vorteil gegenüber anderen Weitwanderungen:<br />

Der König-Ludwig-Weg kann<br />

praktisch ganzjährig begangen werden,<br />

meist sogar auf geräumten Wegen.<br />

Lustwandeln<br />

Das schlichte Holzkreuz bei der Votivkapelle<br />

am Beginn bei Berg am Starnberger<br />

See markiert zugleich ein heftig diskutiertes<br />

Geheimnis: Hier kam der König am<br />

13. Juni 1886 auf ungeklärte Weise ums<br />

Leben. Während man über die verschiedensten<br />

Todesarten spekuliert, wandert es<br />

sich leicht am Ufer des Sees entlang zur<br />

Roseninsel, wo sich Ludwig oft mit seiner<br />

Cousine Sisi, der späteren österreichischen<br />

Kaiserin, traf.<br />

Der Traumpfad führt weiter durch die<br />

Maisinger Schlucht <strong>und</strong> steil hinauf zum<br />

»Heiligen Berg« von Andechs mit seinem<br />

Kloster <strong>und</strong> der dazugehörigen Schenke –<br />

ungewiss bleibt, wer von beiden Andechs<br />

seinen Ruf beschert. Per Schiff quert man<br />

den Ammersee nach Dießen <strong>und</strong> damit<br />

hinein in den prächtigen Pfaffenwinkel,<br />

dessen prächtigstes Zeugnis, die Wieskirche,<br />

man bei Kilometer 79 erlebt. Immer<br />

wieder trifft man am »Kini-Weg« auf sakrale<br />

Sehenswürdigkeiten, malerische<br />

Gegenden <strong>und</strong> stille Ecken – bis man<br />

beim Endpunkt in Füssen, unter den hohen<br />

Mauern von Schloss Neuschwanstein,<br />

den Rucksack abnimmt. Wen die Massen<br />

stören, muss hier nicht lange ausharren:<br />

Selbst der »Kini« verbrachte nicht einmal<br />

ein halbes Jahr in dem Schloss, das heute<br />

Millionen besuchen.<br />

◀<br />

Charakter: Natur- <strong>und</strong> kulturgeprägter<br />

Wanderweg im Alpenvorland<br />

Bayerns, vorbei an<br />

weltbekannten Architekturdenkmälern.<br />

Ohne größere Höhenunterschiede<br />

Dauer: Etwa sechs bis acht<br />

Tage über etwa 123 Kilometer.<br />

Zahlreiche Varianten <strong>und</strong> Ausfl üge<br />

bieten sich an, wodurch sich die<br />

Tageszahl etwas erhöht<br />

Wegverlauf: Starnberger See –<br />

Andechs – Herrsching – Ammersee<br />

– Dießen – Pfaffenwinkel<br />

– Wieskirche – Schwangau –<br />

Königsschlösser – Füssen<br />

Anforderungen: Leichte Wandertour<br />

ohne alpine Gefahren.<br />

Die Länge der Tagesetappen sind<br />

durch das dichte Übernachtungsnetz<br />

selbst einteilbar. Gepäcktransport<br />

organisierbar (siehe<br />

Informationen)<br />

Anreise/Rückreise: Perfekte<br />

Bus- <strong>und</strong> Zuganbindung von<br />

München zu allen Etappenorten<br />

am Weg. Straßenverbindungen<br />

ebenso problemlos<br />

Beste Reisezeit: Ganzjährig<br />

möglich. Am schönsten im<br />

blühenden Frühsommer oder im ausklingenden<br />

Herbst, auch im Winter reizvoll<br />

Ausrüstung: Je nach Jahreszeit <strong>und</strong> Witterung.<br />

Keine besonderen Ausrüstungsanforderungen für<br />

den erfahrenen Wanderer<br />

Markierung: Gut markiert mit einem blauen<br />

»K« auf weißem Gr<strong>und</strong><br />

Karten: Kompass-Karten, 1:50 000, Nr. 180<br />

»Starnberger See«, Nr. 179 »Pfaffenwinkel«,<br />

Nr. 4 »Füssen«<br />

Weltkultur am Wegrand: Die Wieskirche bei<br />

Steingaden ist Teil des »Kini-Wegs«.<br />

Übernachtung: Überall am Weg ausreichend<br />

Hotels <strong>und</strong> Pensionen<br />

Informationen: Christel Blankenstein<br />

»Die bayerischen Fernwanderwege«,<br />

Stöppel-Verlag, Merching 2005.<br />

Zusatzinfos: www.alpenlandtouristik.de,<br />

Wandern ohne Gepäck buchbar unter:<br />

www.koenig-ludwig-weg.de. Nicht zu verwechseln<br />

mit dem 50-km-Lang-laufklassiker<br />

»König-Ludwig-Lauf« bei Oberammergau!<br />

Von wegen überlaufen: Abseits der Touristenströme<br />

liegen überraschend stille Ecken.<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 39


AUF TOUR<br />

Nur erfahrene Skitourengeher nehmen sich<br />

die Winter-Variante des Heilbronner Wegs<br />

vor. Und kaum einer von ihnen startet dieses<br />

Unternehmen in Lechleiten. Die Route ist<br />

ambitioniert, aber mit Sicherheit einsam.<br />

Von Michael Pröttel (Text <strong>und</strong> Fotos)<br />

Der Heilbronner Weg im Winter<br />

Into the wild<br />

eine Begehung im<br />

Winter ist der Heilbronner<br />

Weg nicht geeignet«,<br />

heißt es auf einem Webportal<br />

zum Lechtal. Erst »Für<br />

recht, wenn man zur kältesten Jahreszeit<br />

über den Hochrappenkopf zur Rappenseehütte<br />

steigen <strong>und</strong> am Folgetag über die Mädelegabel<br />

wieder nach Holzgau abfahren<br />

möchte. Als wir dem einheimischen Taxichauffeur<br />

von unserem Unternehmen erzählen,<br />

hält er es – vorsichtig ausgedrückt<br />

– für ambitioniert. Seine Einschätzung,<br />

»dass das selten jemand so macht«, steigert<br />

unsere Vorfreude genau so wie den Respekt<br />

vor dieser anspruchsvollen Route.<br />

Knapp drei Kilometer Länge misst der Heilbronner<br />

Weg. Die Sommervariante verläuft<br />

zwischen Rappenseehütte <strong>und</strong> Kemptner<br />

Hütte in den Allgäuer Alpen, beginnt bei<br />

der Abzweigung zum Hohen Licht in der<br />

Nähe der kleinen Steinscharte <strong>und</strong> endet<br />

bei der Bockkarscharte. Erfahrene Skitourengeher<br />

nehmen die Winter-Variante<br />

des Heilbronner Wegs üblicherweise vom<br />

Lechtal aus – über das Hochalptal – in Angriff.<br />

Doch damit verpassen sie, wie wir am<br />

Abend unseres ersten grandiosen Tourentages<br />

auf dieser Unternehmung wissen, einen<br />

weitaus eindrucksvolleren Einstieg.<br />

Aber eins nach dem anderen: Klirrende<br />

Kälte, strahlender Sonnenschein <strong>und</strong> unverspurter<br />

Pulverschnee… Am Holzgauer<br />

Haus begrüßt uns der Winter von seiner<br />

Schokoladenseite. In Windeseile fellen wir<br />

an <strong>und</strong> vergessen in unserer Ungeduld fast,<br />

gegenseitig die LVS-Geräte zu checken. Was,<br />

wie sich bald herausstellt, fatal enden hätte<br />

können. Nach dem gemütlichen Aufstieg<br />

zur Lechleitner Alm wird uns an der Nordflanke<br />

des Biberkopfs unmissverständlich<br />

klar, dass man hier höchstens bei Lawinen-<br />

40 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Gescheitert: 30 Meter unter dem Gipfel der<br />

Mädelegabel muss die Gruppe den Rückzug antreten.<br />

warnstufe zwei unterwegs sein sollte. Während<br />

der nächsten St<strong>und</strong>e bewegen wir uns<br />

im unteren Drittel eines gigantischen Nordhangs<br />

<strong>und</strong> halten dementsprechend große<br />

Abstände zueinander ein.<br />

Die richtige Rinne<br />

Die Entscheidung darüber, welche der beiden<br />

Steilrinnen weit über unseren Köpfen<br />

wir ansteuern wollen, fällt daher auf Zuruf.<br />

Eine halbe St<strong>und</strong>e später wissen wir:<br />

Mit der Einschätzung der Steilheit am östlichen<br />

Durchschlupf lagen wir absolut richtig.<br />

Timmy ist der Erste, der sein teilbares<br />

Snowboard auf den Rucksack schnallt. Wenige<br />

Spitzkehren später folgt auch der Rest<br />

der Mannschaft seinem Beispiel <strong>und</strong> schuftet<br />

sich fröstelnd <strong>und</strong> schwitzend zugleich<br />

Meter um Meter hinauf. Die Ungewissheit,<br />

ob unsere Wahl die richtige war, drückt zusätzlich<br />

zum Rucksack auf die Schultern.<br />

»Es passt!« Als Lohn für die Spurarbeit darf<br />

ich die frohe Botschaft meinen Kumpels<br />

zurufen, die noch immer mit dem Aufstieg<br />

kämpfen. Auch wenn die ersehnte Sonne<br />

erst mal blendet, sehe ich sofort, dass die<br />

kleine Scharten-Wechte uns keinen Strich<br />

durch die Rechnung machen wird.<br />

Einem kleinen, beherzten Sprung folgt eine<br />

der schönsten Skidurchquerungen, die der<br />

Allgäuer Hauptkamm zu bieten hat. Fast<br />

immer auf Kammhöhe queren wir mit fantastischen<br />

Tief- <strong>und</strong> Fernblicken zum »Gipfel<br />

des Tages« <strong>und</strong> umarmen uns überglücklich<br />

nach viereinhalb St<strong>und</strong>en Gehzeit am<br />

2423 Meter hohen Hochrappenkopf.<br />

Der klare Himmel <strong>und</strong> die herrliche Fernsicht<br />

sind nicht der einzige Gr<strong>und</strong> für<br />

Glücksgefühle. Bei der Abfahrt geht die<br />

Endorphin-Ausschüttung erst richtig los:<br />

Timmy zieht mit seinem Board eine perfekte<br />

Line in den staubenden Tiefschnee.<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 41


Der Beginn eines herrlichen Wintertages:<br />

beim Start der Tour am Holzgauer Haus<br />

<strong>Raus</strong> aus dem Schatten: die letzten Meter zum<br />

Salzbücheljoch nordöstlich des Biberkopfes<br />

Staubender Neuschnee: traumhafte Verhältnisse<br />

bei der Abfahrt vom Hochrappenkopf<br />

Im Winterschlaf: Auf der Rappenseehütte<br />

müssen Skitourengeher sich selbst versorgen.<br />

Ankündigung der Schlechtwetterfront:<br />

Wolken ziehen beim Aufstieg zur Großen Steinscharte auf.<br />

Mühsam: Stufentreten in der Steilrinne<br />

der Kleinen Steinscharte<br />

42 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Die anschließende Powder-Abfahrt zum<br />

Rappensee ist so großartig, dass wir sogar<br />

überlegen, noch einmal aufzusteigen.<br />

Wären da nicht die schweren Beine... <strong>und</strong><br />

Holz machen, Ofen einschüren, Schnee<br />

schmelzen. Als eingefleischter Winterraum-Nutzer<br />

weiß man, dass es auf der Hütte<br />

noch ein bisschen dauert, bis man sich<br />

ausruhen kann.<br />

Bei minus 15° Celsius ist ein morgendlicher<br />

Auf bruch aus der warmen Hütte alles andere<br />

als sexy. Andererseits gilt: »Mann oder<br />

Memme?« Schließlich haben wir heute<br />

noch eine Winterbesteigung der Mädelegabel<br />

vor. Das Frösteln hat sich bald erübrigt.<br />

Schon nach den ersten drei, vier Spitzkehren<br />

kommt nicht nur der Kreislauf des Spurenden<br />

so richtig in Schwung.<br />

Die spannende Frage, welcher Bergeinschnitt<br />

uns heute den entscheidenden<br />

Übergang zur Südseite des Allgäuer Hauptkamms<br />

ermöglicht, ist schon bald geklärt.<br />

Christian ist der Erste, der die Kleine Steinscharte<br />

am gegenüberliegenden Felskamm<br />

ausmacht. Doch beim Steilrinnen-Stufen-<br />

Treten versinkt der eigentlich konditionsstarke<br />

Baum-Kletterer immer wieder bis zur<br />

Hüfte. Alle zehn Minuten wechseln wir uns<br />

bei der schweißtreibenden Wühlerei ab.<br />

Im Wettlauf mit der Kaltfront<br />

Oben jagt der Wind mit immenser Geschwindigkeit<br />

über die Scharte. Das<br />

schlechte Wetter zieht früher heran als<br />

erwartet. So schnell wie möglich fellen wir<br />

ab. Ab hier folgt die Wintervariante des<br />

Heilbronner Wegs nicht weiter dem Gratverlauf,<br />

sondern führt uns zunächst über<br />

zwei schöne Abfahrtshänge in den großen<br />

Bergkessel südlich des Bockkarkopfs hinunter.<br />

Doch zum Genießen bleibt wenig Zeit.<br />

Der Karten-Check im Kessel ergibt: Bis zum<br />

Skidepot der Mädelegabel sind es noch eineinhalb<br />

Kilometer. Bei Nebel hätte man auf<br />

dieser Strecke wohl wenig Aussicht auf Erfolg.<br />

Also beschleunigen wir unser Marschtempo<br />

auf der recht flachen, dafür langen<br />

Querung entsprechend der Geschwindigkeit,<br />

mit der die dunklen Wolken näher<br />

rücken. Am Fuß der Mädelegabel reißen<br />

wir die Ski herunter <strong>und</strong> treten hastig nach<br />

oben, Stufe für Stufe.<br />

Die Südflanke beschert uns guten Trittschnee<br />

<strong>und</strong> die Wolkenuntergrenze bleibt<br />

etwas oberhalb der Gipfelhöhen hängen.<br />

Wir scheinen Glück zu haben – wäre da<br />

nicht diese verdammte Wechte.<br />

Scheitern als Chance<br />

Im Sommer weist der Gipfelgrat keine<br />

ernsthaften Schwierigkeiten auf, bis auf<br />

eine etwas ausgesetzte Stelle. Genau dort<br />

baut sich nun eine gewaltige Mauer aus<br />

Triebschnee auf. Der Wind, im Winter oft<br />

Oben jagt der Wind mit immenser Geschwindigkeit<br />

über die Scharte. Das schlechte Wetter zieht<br />

früher heran als erwartet.<br />

als »Baumeister der Lawinen« bezeichnet,<br />

bekommt hier noch einen anderen Beinamen:<br />

»Zerstörer von Gipfelträumen«. In<br />

unserem Fall zerplatzen sie keine 30 Meter<br />

vor dem ersehnten Ziel. Wenigstens haben<br />

wir jetzt einen guten Gr<strong>und</strong>, hier oben noch<br />

einmal vorbei zu schauen. Obwohl beinahe<br />

KOMPAKT<br />

am vierthöchsten Punkt der Allgäuer Alpen<br />

angelangt, haben wir die Winterbegehung<br />

des Heilbronner Weges noch nicht in der<br />

Tasche: Die Talabfahrt zum Schochenalpbach<br />

ist der letzte Schüssel zum Erfolg der<br />

gesamten Unternehmung.<br />

»Hey, da vorne ist was.« Angesichts der immer<br />

diffuseren Sichtverhältnisse sind alle<br />

heilfroh, als Albert verwehte Spuren entdeckt.<br />

Sie müssen von Tourengehern stammen,<br />

die die Mädelegabel als Tagestour unternommen<br />

hatten. Ähnlich dem Faden der<br />

Ariadne erweisen sich diese Spuren kaum<br />

eine Viertelst<strong>und</strong>e später als große Hilfe<br />

beim Umschiffen der breiten, ins Tal abbrechenden<br />

Felswände.<br />

Selbst der abschließende Fahrweg nach<br />

Holzgau hat noch ein besonderes Schluss-<br />

Schmankerl in petto. Als Albert mit ordentlichem<br />

Tempo durch einen Klammabschnitt<br />

schießt, kann er gerade noch<br />

rechtzeitig bremsen. Hinter einer Kurve<br />

macht ein hart gefrorener Lawinenkegel<br />

aus der bequemen Straßenabfahrt eine<br />

heikle Steilhang-Querung oberhalb eines<br />

tief eingeschnittenen Wildbachs. Landschaftlich<br />

abwechslungsreicher können<br />

zwei Skitourentage wirklich nicht sein! ◀<br />

Allgäuer Alpenüberquerung bei Schnee<br />

Anreise: Mit dem Zug nach<br />

Reutte <strong>und</strong> mit Bus 4268<br />

über Holzgau (1084 m) zum<br />

Holzgauer Haus bei Lechleiten<br />

(1512 m). Kfz-Benutzer lassen<br />

ihr Auto in Holzgau stehen.<br />

Taxitransfer nach Lechleiten<br />

für 40 Euro, Firma Feuerstein,<br />

Tel. 00 43/(0) 56 33/56 33<br />

Fremdenverkehrsamt:<br />

Tourismusverband Ferienregion<br />

Tiroler Lechtal,<br />

Tel. 00 43/(0) 56 34/53 15,<br />

www.lechtal.at<br />

Beste Jahreszeit:<br />

März <strong>und</strong> April<br />

Karten: AV-Karten,<br />

1:25 000, Blatt Nr. BY 2<br />

»Kleinwalsertal« <strong>und</strong> BY 4<br />

»Allgäuer Hochalpen«<br />

Hütte: Rappenseehütte<br />

(2091 m), nur im Sommer<br />

bewartet, Winterraum<br />

an der Rückseite des<br />

Nebengebäudes offen,<br />

Holz- <strong>und</strong> Gasherd vorhanden,<br />

Infos im Internet unter<br />

www.rappenseehuette.de<br />

Route: Holzgauer Haus –<br />

Scharte östlich des Biberkopf<br />

– Hochrappenkopf – Rappenseehütte<br />

– Kleine Steinscharte<br />

– Skidepot – Mädelegabel<br />

– zurück zum<br />

Skidepot –<br />

Holzgau<br />

Tourenkarten 1<br />

<strong>und</strong> 2 Heftmitte<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 43


AUF TOUR<br />

Serie: Die Paten<br />

Teil 5 (Ende der Serie)<br />

Eiserne<br />

Spektakulär: die »Via<br />

Farinetta« in der tiefen<br />

Klamm der Salentse.<br />

Sie folgt im Mittelteil kurz<br />

einer alten, aufgelassenen<br />

Bisse (rechte Seite)<br />

44 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Beziehungen<br />

Manchmal haben auch Klettersteige ihre Paten.<br />

Oft sind das Kletterer, gelegentlich auch Persönlichkeiten,<br />

die nie in den Bergen unterwegs waren,<br />

oder so schräge Typen wie jener Walliser, der mit<br />

Geldfälschen reich werden wollte. Von Eugen E. Hüsler<br />

Samuel Farinet<br />

geb. 17. 6. 1845, Saint-Rhémy-en-<br />

Bosses/Aostatal, gest. 17. 4. 1880,<br />

Schlucht der Salentse<br />

Fotos: Daniel Anker, Amis de Farinet<br />

Nomen est omen. Den Satz kennt jede/r,<br />

doch nicht immer ist der Name auch wirklich<br />

ein Zeichen. Möglicherweise aber<br />

eine gute Werbung, Inus, as con<br />

selbst provid bei quiduciis Kletterstei-<br />

uciis<br />

gen. Wer sich rem.<br />

mit Nam<br />

berühmten nistibusam sam quunt Gestalten<br />

unt a<br />

schmückt, weckt nos qui Interesse, ut porum acienim auch im<br />

wenn pe-<br />

er<br />

dabei nicht rios immer estempo empo ins Schwarze reperch erch<br />

icillan<br />

trifft. So<br />

wollte die AV-Sektion Villach den großen<br />

Erschließer der Julischen Alpen, Julius Kugy,<br />

ehren, indem sie seine zum Klettersteig<br />

»umgebaute« Nordwandroute am Montasch<br />

nach ihm benannte. Nur: Kugy hielt gar<br />

nichts von solchen Installationen, er wetterte<br />

in seinen Büchern sogar gegen den<br />

Markierungswahn bei Bergwegen… Vor<br />

bald h<strong>und</strong>ert Jahren!<br />

Trotzdem: Nomen est omen. Denn gerade<br />

die Liste der Klettersteig-Paten erweist sich<br />

als eine Art alpenländischer Kulturspiegel.<br />

Im Osten des Gebirges huldigt man der<br />

Vergangenheit, ist die k. u. k. Prominenz<br />

gut vertreten, im Süden sind Heroen jeder<br />

Couleur sehr beliebt, im Norden dagegen<br />

sieht man’s eher technokratisch nüchtern:<br />

Alpspitz-Ferrata. Und im Westen ebenso.<br />

Unsere kleine Auswahl an Klettersteigpaten<br />

ist keineswegs repräsentativ. Dass dabei<br />

nur eine Frau vorkommt, überrascht nicht<br />

wirklich, eher schon, dass sich ein Falschmünzer<br />

<strong>und</strong> ein berühmter Linker in der<br />

kleinen Liste wiederfinden.<br />

[ Nr. 1: Via Farinetta ]<br />

So berühmt wie der Urschweizer<br />

Wilhelm Tell ist er nicht geworden,<br />

der Falschmünzer Samuel Farinet,<br />

doch zum Walliser Kantonshelden hat’s<br />

gereicht, <strong>und</strong> ein großer eidgenössischer<br />

Dichter, Charles-Ferdiand Ramuz, setzte<br />

ihm mit seinem Roman »Farinet ou la<br />

fausse monnaie« sogar ein literarisches<br />

Denkmal. Eine Gedenktafel in der Salentse-Schlucht<br />

oberhalb von Saillon erinnert<br />

an den Walliser Outlaw, der in dieser<br />

Klamm zu Tode kam. Gestiftet wurde sie<br />

– was für eine Ironie – ausgerechnet von<br />

der Kantonalbank!<br />

Nach dem Falschmünzer benannt ist die<br />

»Via ferrata Farinetta«, 2011 eingeweiht<br />

<strong>und</strong> letztes Jahr noch um einen knackigen<br />

Abschnitt verlängert. R<strong>und</strong> tausend Klammern,<br />

Tritteisen <strong>und</strong> Stifte sichern diese<br />

ganz »à la française« angelegte Route.<br />

Hätte es den Klettersteig damals, zu Farinets<br />

Zeiten, schon gegeben, wer weiß, der<br />

Falschmünzer wäre der Polizei vielleicht<br />

doch entkommen <strong>und</strong> als H<strong>und</strong>ertjähriger<br />

in seinem Bett friedlich entschlafen…<br />

Die Polizei braucht heute keiner mehr zu<br />

fürchten, der über eine Dreiseilbrücke in<br />

die Schlucht einsteigt, bodenlose Tiefe<br />

<strong>und</strong> senkrechte Mauern schon eher. Im<br />

Berner Alpen/Wallis<br />

(Passerelle à Farinet, 817 m)<br />

Via Farinetta<br />

Schwierigkeit: K 4–5<br />

Ausgangspunkt: Saillon (510 m)<br />

oder Brücke über die Salentse (483 m)<br />

Verlauf: Saillon – Gorges de la<br />

Salentse – Klettersteig – Passerelle à<br />

Farinet – Saillon<br />

Zwischenausstieg möglich, den<br />

extrem schwierigen dritten Abschnitt<br />

(K 6) kann man auslassen.<br />

Gehzeit: 4 Std., Klettersteig 2½ Std.<br />

Highlights: Ambiente in der Schlucht,<br />

Klammerreihen im senkrechten Fels,<br />

Seilbrücken<br />

zweiten, schwierigeren Abschnitt benützt<br />

die Ferrata den Tunnel einer alten Bisse<br />

(= Bewässerungskanal im Wallis), bevor<br />

sie sehr steil, ja sogar leicht überhängend<br />

zum Ausstieg wenig oberhalb der Passerelle<br />

à Farinet hinaufklettert.<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 45


[ Nr. 2 Santnerpass-Klettersteig ]<br />

[ Nr. 3 Loser-Panorama-Klett<br />

Als Johann Santner 1912 zu Grabe getragen<br />

wurde, neigte sich das »golden<br />

age« des Alpinismus seinem<br />

Ende zu, rüsteten die Monarchien Europas<br />

bereits auf. Ein Jahr zuvor hatte der aus<br />

dem Osttiroler Defreggental stammende<br />

Santner seinen Lieblingsberg, den Schlern,<br />

ein letztes Mal bestiegen – das Ende einer<br />

bemerkenswerten <strong>Bergsteiger</strong>lauf bahn.<br />

Sie spielte in den westlichen Dolomiten,<br />

vor allem Schlern <strong>und</strong> Rosengarten waren<br />

sein Revier. Gründliche Kenntnisse der Gegend<br />

erwarb sich der gelernte Uhrmacher<br />

beim Botanisieren. Im Jahr 1868 heiratete<br />

er eine Südtirolerin, mit der er dann in Bozen<br />

einen recht gut florierenden Handel<br />

mit besonderen Postkarten betrieb. Sie<br />

wurden später als »Santnerkartl« berühmt<br />

<strong>und</strong> waren mit getrockneten Blumen geschmückt.<br />

Die suchte <strong>und</strong> fand Santner<br />

vor allem am Schlern, den er r<strong>und</strong> 400<br />

Mal bestieg. Hoch in den Felsen legte er<br />

kleine Edelweißgärten an; an einem Platz,<br />

den er niemandem verriet, soll er sogar<br />

die Schwarze Teufelskralle (Phyteuma nigrum)<br />

entdeckt haben, von der in Südtirol<br />

keine weiteren Standorte bekannt sind.<br />

Santner war ein guter <strong>Bergsteiger</strong> mit geschultem<br />

Blick fürs felsige Gelände. Sonst<br />

hätte er den Aufstieg zu jener versteckten<br />

Scharte unter der Rosengartenspitze<br />

bestimmt nicht entdeckt. Sie trägt heute<br />

seinen Namen, wie auch der markante<br />

Dolomiten/Santnerpass<br />

(2745 m)<br />

Santnerpass-<br />

Klettersteig<br />

Johann Santner<br />

geb. 21. 4. 1841, St. Jakob in Defereggen,<br />

gest. 21. 5. 1912, Bozen<br />

Bugturm des Schlerns. Den bestieg er solo<br />

– in Wollsocken, nachdem er die Schuhe<br />

ausgezogen hatte! –, immerhin eine<br />

Klettertour im III. Grad bei teilweise recht<br />

brüchigem Gestein: »Ich kam mir so recht<br />

verlassen vor, heroben; <strong>und</strong> wenn ich<br />

auch Bilder öder <strong>und</strong> wilder Großartigkeit<br />

gewöhnt bin, so muss ich doch sagen, daß<br />

angesichts dieser tief klaffenden Abgründe,<br />

dieser lotrechten Mauern, der ausgewaschenen<br />

Kamine <strong>und</strong> der schuttgefüllten<br />

Felsenkessel mir der Mut ein wenig sank.<br />

Über alle furchterregenden Passagen kam<br />

ich jedoch mit größter Vorsicht hinweg.<br />

Dann stand ich auf der unersteiglichen<br />

Spitze. Welch’ übergroße Freude ich empfand,<br />

ist unbeschreiblich.« (2. Juli 1880)<br />

Schon recht betagt:<br />

die einzige Leiter<br />

am »Santnerpass-<br />

Klettersteig«<br />

Mitunter könnte man ja auch im<br />

21. Jahrh<strong>und</strong>ert noch glauben,<br />

die Österreicher wären alle Monarchisten,<br />

heimliche zumindest. Sogar jene,<br />

die bestimmt lieber in den Bergen herumsteigen,<br />

als in Wien ihren Bückling vor<br />

dem Adel zu machen. Der ist ja eigentlich<br />

seit dem Zweiten Weltkrieg abgeschafft,<br />

doch tirol- <strong>und</strong> alpenweit wimmelt es nur<br />

so von »Franz-Josephs-Wegen«, »Johann-<br />

Steigen« <strong>und</strong> – natürlich – »Sissi-Promenaden«.<br />

Die Erfindung des Kinos hat<br />

die unglückliche Kaiserin ja posthum<br />

nochmals zum Leben erweckt, in Gestalt<br />

der so bezaubernd naiv wirkenden Romy<br />

Schneider (die das Glück, wie wir wissen,<br />

auch nicht fand). Sissi liebte die Natur <strong>und</strong><br />

Schwierigkeit: K2<br />

Ausgangspunkt: Bergstation des<br />

Laurin-Sesselliftes bei der Rosengartenhütte<br />

(2339 m)<br />

Verlauf: Liftstation – Klettersteig –<br />

Santnerpass – Gartl – Vajolethütte<br />

– Tschagerjoch – Liftstation<br />

Gehzeit: 5½ Std., Klettersteig 2 Std.<br />

Hütten: Rosengartenhütte (2339 m),<br />

Santnerpasshütte (2734 m), Gartlhütte<br />

(2621 m), Vajolethütte (2243<br />

m), Preußhütte (2243 m)<br />

Highlights: Die faszinierende Felskulisse<br />

mit den Vajolettürmen über<br />

dem Gartl als absolutem Höhepunkt.<br />

Anregend die (sparsam gesicherte)<br />

Kletterei hinauf zum Santnerpass.<br />

Fotos: Eugen E. Hüsler, Manfred Kostner, Archiv <strong>Bergsteiger</strong><br />

Kaiserin Elisabeth<br />

geb. 24. 12. 1837, München,<br />

gest. 10. 9. 1898, Genf<br />

46 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


ersteig »Sisi« ]<br />

Im Salzkammergut:<br />

Traumblick vom Loser<br />

auf den Altausseer See<br />

[ Nr. 4 Sentiero attrezzato Dino Buzzati ]<br />

ging gern in die Berge – wen w<strong>und</strong>ert’s,<br />

verbrachte sie in ihrer Jugend viel Zeit<br />

im Sommerschlösschen Possenhofen am<br />

Starnberger See. So soll sie auch den Loser<br />

im steirischen Salzkammergut bestiegen<br />

haben. Und weil man mit einer Kaiserin<br />

gut Werbung machen kann, benannten<br />

die Erbauer des Klettersteigs an der Südwand<br />

des Gipfels ihre Route nach ihr. Ob<br />

Sissi an der steilen Via ferrata ihre Freude<br />

gehabt hätte, lässt sich im Nachhinein<br />

nicht beurteilen. Ich weiß auch nicht, wie<br />

viele fesche Sissis (oder Sisis) schon an »ihrem«<br />

Klettersteig unterwegs waren. Eine<br />

Kaiserin war bestimmt nicht dabei – das<br />

hätte die Zeitung, die sich immer für uns<br />

ein Bild macht, garantiert vermeldet…<br />

Totes Gebirge/Loser (1837 m)<br />

Loser-Panorama-<br />

Klettersteig »Sisi«<br />

Schwierigkeit: K4<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz (1390<br />

m) an der elften Kehre der Loser-<br />

Panoramastraße (Maut)<br />

Verlauf: Parkplatz – Einstieg (1632 m)<br />

– Klettersteig – Loser – Parkplatz<br />

Gehzeit: 3 Std., Klettersteig 1½ Std.<br />

Hütte: Loserhütte (1498 m), ein paar<br />

Min. vom Abstiegsweg<br />

Highlights: Tiefblicke auf den Altausseer<br />

See, extrem luftige Steilpassagen.<br />

Vom Gipfel des Losers großes<br />

Salzkammergut-Panorama<br />

Aus den Belluneser Dolomiten stammt<br />

der Schriftsteller, Maler, Grafiker <strong>und</strong><br />

Journalist Dino Buzzati, der seinen<br />

Heimatbergen zeitlebens verb<strong>und</strong>en war.<br />

Nicht zufällig ist ein Weg am Cimerlo in der<br />

Palagruppe nach ihm benannt; wer die bizarre<br />

Felskulisse durchwandert, fühlt sich<br />

leicht in eine der fantastischen Erzählungen<br />

des Dichters versetzt – vor allem, wenn aufziehende<br />

Nebel die Grenze zwischen Wirklichkeit<br />

<strong>und</strong> Schein verwischen…<br />

Das dichterische Werk Buzzatis gilt als stark<br />

von Kafka beeinflusst; surreale Züge tragen<br />

auch viele seiner Bilder, unter denen jenes<br />

des Mailänder Doms – einer Dolomitenlandschaft<br />

nachempf<strong>und</strong>en – das bekannteste<br />

ist. Buzzati trat 1928 in die Redaktion<br />

Dino Buzzati<br />

geb. 16. 10. 1906, Belluno,<br />

gest. 28. 1. 1972, Mailand<br />

Nur mäßig schwierig<br />

<strong>und</strong> gut gesichert:<br />

der »Sentiero Buzzati«<br />

Dolomiten/Pala<br />

(Cima della Stanga, 2550 m)<br />

Sentiero attrezzato<br />

Dino Buzzati<br />

Tourenkarte 9<br />

Heftmitte<br />

Schwierigkeit: K 2–3<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz bei den<br />

Prati Fosne (1326 m), Anfahrt von<br />

Fiera di Primiero durch das Val Canali<br />

Verlauf: Parkpl. – Einstieg (ca. 2100<br />

m) – »Sentiero Buzzati« – Cima della<br />

Stanga – Rifugio Velo della Madonna –<br />

»Sentiero Camillo Depaoli« – Forcella<br />

Col dei Cistri (1555 m) – Parkpl.<br />

Gehzeit: 7½ Std., Klettersteig 1¼ Std.<br />

Hütte: Rif. Velo della Madonna (2358 m)<br />

Highlights: Zackenwald am Klettersteig,<br />

origineller Felsdurchschlupf,<br />

Sass Maor <strong>und</strong> Cima della Madonna<br />

mit Schleierkante<br />

der Mailänder Tageszeitung Corriere della<br />

Sera ein, der er bis zu seinem Tod (zuletzt<br />

als Chefredakteur) angehörte. Während des<br />

Zweiten Weltkrieges war er als Marineoffizier<br />

<strong>und</strong> Frontberichterstatter in Nordafrika<br />

<strong>und</strong> auf Sizilien. Während dieser Zeit erschien<br />

sein bekanntestes Werk, »Il deserto<br />

dei Tartari«, das 1976 verfilmt wurde.<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 47


[ Nr. 5 Via ferrata Ernesto »Che« Guevara ]<br />

Der Berufsrevolutionär mag ja 1967<br />

im bolivianischen Dschungel erschossen<br />

worden sein, im Trentino<br />

des frühen 21. Jahrh<strong>und</strong>erts lebt er trotzdem<br />

munter weiter. Wie ein anderer Aufrührer,<br />

der Provinzheld Cesare Battisti.<br />

Auch der starb für seine Überzeugung,<br />

doch in seine Geschichte waren weder<br />

US-Kommandos noch die CIA verwickelt.<br />

Dafür benannte der CAI (bitte nicht verwechseln!)<br />

nach dem Helden aus der Zeit<br />

der Irridentia einen Steig, einen sehr schönen<br />

übrigens, in den heimatlichen Monti<br />

Lessini.<br />

Dass der in Argentinien geborene »Che«<br />

eine Via ferrata bekam, ist dem Initianten<br />

<strong>und</strong> Erbauer aus Riva zu verdanken,<br />

in dessen Adern nicht nur <strong>Bergsteiger</strong>-,<br />

sondern auch Revoluzzerblut pulste –<br />

ein Alt-68er halt, der seine Utopie einer<br />

gerechteren Welt an die Felsen der Heimat<br />

nageln wollte – wie dereinst Martin<br />

Luther seine Thesen. Begeisterte Anhänger<br />

fand die Route bald, zu Recht, ob der<br />

Ernesto »Che« Guevara<br />

geb. 14. 6. 1928, Rosario/<br />

Argentinien, gest. 9. 10. 1967,<br />

La Higuera/Bolivien<br />

eine oder die andere – unterwegs an der<br />

Riesenmauer – auch seine revolutionäre<br />

Gesinnung entdeckte, ist doch eher zweifelhaft.<br />

Gardaseeberge<br />

(Monte Casale, 1632 m)<br />

Via ferrata Ernesto<br />

»Che« Guevara<br />

Schwierigkeit: K3<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz im Gewerbegebiet<br />

von Pietramurata (254 m)<br />

Verlauf: Parkpl. – Einstieg (ca. 400 m)<br />

– Klettersteig – Monte Casale – Rif. Don<br />

Zio – Sarche (259 m) – Pietramurata<br />

Alternativ auch Abstieg vom Busòn<br />

(1345 m) direkt nach Pietramurata<br />

möglich (kürzlich saniert, sehr steil!).<br />

Gehzeit: 8¼ Std., Klettersteig 4½ Std.<br />

Hütte: Rifugio Don Zio (1610 m)<br />

Highlights: Großes Ambiente, lange<br />

gesicherte Passagen im Mittelteil<br />

der Route, Tiefblick aufs Sarcatal<br />

Große Felskulisse<br />

an der<br />

»Ferrata Che<br />

Guevara«<br />

Fotos: Eugen E. Hüsler, Manfred Kostner, Alberto Korda/Havanna<br />

[ Nr. 6 Via ferrata Attilio Tissi ]<br />

Die Ferrata in der Civetta ist natürlich<br />

nicht zufällig nach Attilio Tissi<br />

benannt. Tissi gilt als einer der bedeutendsten<br />

Erschließer dieser Dolomitengruppe;<br />

ihm gelang 1931 zusammen<br />

mit seinem Seilgefährten Giovanni Andrich<br />

die erste italienische Begehung der<br />

legendären Nordwestwandroute von Solleder-Lettenbauer<br />

(VI), was damals viel na-<br />

Steil, aber gut<br />

gesichert: die<br />

neu trassierte<br />

»Ferrata Tissi«<br />

Dolomiten/Civetta (3220 m)<br />

Via ferrata Tissi<br />

Schwierigkeit: K 4–5<br />

Ausgangspunkt: Casera della Grava<br />

(1627 m)<br />

Verlauf: Parkpl. – Forcella della Grava<br />

(1784 m) – Forcella delle Sasse<br />

(2476 m) – Einstieg (ca. 2620 m) –<br />

Klettersteig – Rifugio Torrani (2984 m)<br />

– Civetta – Rifugio Torrani – Normalweg<br />

– Forcella della Grava – Parkpl.<br />

Gehzeit: 8¾ Std., Klettersteig 1½ Std.<br />

Hütte: Rifugio Torrani (2984 m)<br />

Highlights: Der wilde Felskessel des<br />

Van delle Sasse, das Gipfelpanorama.<br />

Unbedingt empfehlenswert: eine<br />

Nacht in der Torrani-Hütte, Sonnenuntergang<br />

von der Civetta<br />

inklusive!<br />

Tourenkarte 8<br />

Heftmitte<br />

Attilio Tissi<br />

geb. 9. 9. 1900, Vallada Agordina,<br />

gest. 22. 8. 1959, Auronzo di Cadore<br />

tionalistische Begeisterung für den »sesto<br />

grado« entfachte. Die beiden verbuchten<br />

zahlreiche Erstbegehungen; u. a. an der<br />

Nordostwand der Pan de Zucchero (1932).<br />

Bei seiner Erstbesteigung des Campanile<br />

di Brabante (2252 m), eines Felsturms im<br />

Civetta-Pelsa-Kamm, befand sich Attilio<br />

Tissi in sehr illustrer Gesellschaft: Er hatte<br />

den belgischen König Leopold am Seil.<br />

Tissi machte auch abseits der Berge Karriere;<br />

als überzeugter Antifaschist (den die<br />

SS deshalb verhaftete <strong>und</strong> folterte) gehörte<br />

er von 1948 bis 1953 dem italienischen<br />

Senat an.<br />

◀<br />

48 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


KOLUMNE<br />

Glücksbringer<br />

Es ist altmodisch, keine Frage. Aber das ist gut so.<br />

Das Gipfelbuch verleitet zu spontanen Gedanken <strong>und</strong><br />

Gefühlen <strong>und</strong> lässt einen bei der Lektüre oft schmunzeln.<br />

Ein Plädoyer für einen Dinosaurier der Berge.<br />

Ich mag Gipfelbücher, auch wenn ich da<br />

selten etwas hineinschreibe. Für mich<br />

sind sie die wirklich authentischen Bergbücher,<br />

jedes Wort ist niedergeschrieben<br />

unter freiem Himmel, vor einem mehr oder<br />

weniger großen Panorama, vor allem aber:<br />

direkt am Berg. In einem Moment, der Gefühle<br />

zulässt, ja, sie bei manchen erst hervorzaubert,<br />

oben, am Ziel. Kinder schreiben<br />

oder malen ein Bildchen, Herzen sind auch<br />

zu finden, dazwischen Sinnsprüche, <strong>und</strong> die<br />

unbefleckte Bergheimat wird beschworen.<br />

Es entsteht spontan, gerade noch war’s der<br />

Weg, auf den man sich konzentrieren musste.<br />

Und dann schreibt man seine Gefühle<br />

aufs weiße Papier, seine Freude, hinein ins<br />

Gipfelbuch, das allen gehört, die sich übers<br />

Jahr hier einfinden. Und der AV-Sektion.<br />

Beerdigung am Gipfel?<br />

Irgendwann ist das Buch voll geschrieben,<br />

voll gekritzelt – <strong>und</strong> das bedeutet: Abschied<br />

vom Gipfel, von der kargen, oft eiskalten<br />

<strong>und</strong> manchmal zugefrorenen Heimstatt in<br />

einer Blechbüchse, manchmal über Wochen<br />

hinweg allein in der Stille. Viel Zeit zum<br />

Nachdenken ist da; das Buch könnte sich ja<br />

auch selber lesen – ein schöner Gedanke!<br />

– <strong>und</strong> so der Einsamkeit entrinnen. Und<br />

manches, da bin ich mir sicher, kann man<br />

ja auch mehr als einmal lesen: Liebeserklärungen<br />

zum Beispiel, an die Natur oder an<br />

den Menschen, mit dem man das Glück am<br />

Saum des Himmels teilen darf.<br />

Nachdem die letzte weiße Seite beschrieben,<br />

manchmal auch von Kinderhand be-<br />

malt oder von einem ätherisch fühlenden<br />

Wesen verziert worden ist, wandert es zurück<br />

ins Tal, ein blütenweißes Exemplar<br />

kommt in die Blechbox, <strong>und</strong> auf der ersten<br />

Seite steht dann beispielsweise: Almkogel,<br />

2222 m, darüber prangt in Blau der Stempel<br />

der AV-Sektion samt Edelweißgarnitur.<br />

Das alte Gipfelbuch wandert in ein Regal,<br />

wo es dann, unbeachtet <strong>und</strong> schon gar<br />

nicht gelesen, allmählich verstaubt. Schade!<br />

Man möchte all die Gedanken, Emotionen<br />

vieler Tage <strong>und</strong> vieler Menschen<br />

irgendwie erhalten. Oder sollte man diese<br />

Gipfelbücher wenigstens oben beerdigen,<br />

im Wortsinn, sie da vergraben, wo sie ihre<br />

Aufgabe erfüllt haben, manche über viele<br />

Jahre hinweg: den Menschen eine Möglichkeit<br />

zu bieten, sich auszudrücken.<br />

»Häsch Grindweh gli«<br />

Altmodisch sind sie, <strong>und</strong> das ist gut so. Sie<br />

verweigern sich all den Veränderungen, die<br />

unseren Alltag immer mehr zu einer Hatz<br />

machen. Oben auf den Bergen, das machen<br />

sie uns klar, da ist alles wenigstens ein bisschen<br />

anders, man könnte sogar behaupten:<br />

besser. Deshalb zieht es uns vielleicht auch<br />

hinauf zu den Gipfeln. Und zu dem festen<br />

Glauben, dass nicht alles digital gesteuert<br />

sein muss, passt das Kreuz so gut wie das<br />

Buch, das man in die Hand nehmen, in dem<br />

man blättern kann. Und dann liest du da,<br />

auf 2376 Metern über dem Meeresspiegel,<br />

von einem Unbekannten niedergeschrieben:<br />

»Jeninser Wii isch Sonnenschi – trinksch<br />

Maienfelder Wii, häsch Grindweh gli!« ◀<br />

Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />

Eugen E. Hüsler<br />

ist seit 50 Jahren in den Alpen<br />

unterwegs <strong>und</strong> hat mehr als<br />

h<strong>und</strong>ert Bücher <strong>und</strong> Führer<br />

verfasst. Der 69-Jährige schreibt<br />

im Wechsel mit Sandra Zistl,<br />

Axel Klemmer <strong>und</strong> Caroline<br />

Fink über das aktuelle<br />

Geschehen in den Bergen.<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 49


TIPP<br />

12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />

Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 03/14<br />

Allgäuer, Tessiner, Chiemgauer<br />

Alpen, Südtirol, Velebit, Dolomiten<br />

Abtrennen<br />

Falten<br />

Einstecken<br />

5 Maggiatal,<br />

12 Gr. Ochsenkopf,<br />

2 Mädelegabel,<br />

10 Schreckenkopf,<br />

11 Erlbergkopf,<br />

8 Via ferrata Tissi,<br />

leichte, abgeschiedene<br />

Almwanderung<br />

unschwierige Skiroute<br />

über Winterwanderweg<br />

anspruchsvoll; für erfahrene<br />

Skibergsteiger<br />

kurze, harmlose<br />

Kinder-Skitour<br />

leichte Skitour mit<br />

Abfahrtsvarianten<br />

sehr ausgesetzte, sparsam<br />

gesicherte Route<br />

6 Capanna Cognora, 1 Hochrappenkopf,<br />

7 Monte Pizzòcolo,<br />

4 Klobenstein,<br />

9 Sent. attr. Buzzati,<br />

teils schmale, steile<br />

Wanderwege<br />

einsame lange Skitour<br />

für Geübte<br />

leichte, aber lange<br />

Gipfelwanderung<br />

abwechslungsreiche<br />

Wanderung, viel Sonne<br />

anstrengende Tour mit<br />

viel Geröll im Anstieg<br />

3 Bojin Kuk, im<br />

Gipfelbereich leichter<br />

versicherter Steig<br />

GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />

Tourenart<br />

Schwierigkeit<br />

Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />

Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig


TIPP<br />

Allgäuer Alpen Hochrappenkopf (2425 m)<br />

1<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 40<br />

TIPP<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 40<br />

Auftakt zu einer großartigen Skidurchquerung<br />

Hier gibt es Bergeinsamkeit auch an schönen Winterwochenenden.<br />

Die lange Strecke wird zwar nur mit einer kurzen Abfahrt »belohnt«,<br />

deren Hänge aber meist besten Pulverschnee <strong>und</strong> der Hochrappenkopf<br />

selbst grandiose Aussichten bieten!<br />

1000 Hm | 6 Std.<br />

Skitouren-Ausrüstung plus<br />

Pickel <strong>und</strong> Steigeisen;<br />

Proviant für zwei Tage<br />

Talort: Holzgau (1084 m)<br />

Ausgangspunkt: Lechleiten/Holzgauer Haus (1539 m)<br />

Endpunkt: Rappenseehütte (2091 m)<br />

Anfahrt: Mit dem Zug nach Reutte <strong>und</strong> mit Bus 4268<br />

über Holzgau nach Lechleiten. Kfz-Benutzer lassen ihr<br />

Auto in Holzgau stehen. Taxitransfer nach Lechleiten<br />

40 Euro, Firma Feuerstein, Tel. 00 43/56 33/56 33<br />

Gehzeiten: Holzgauer Haus – Scharte östl. Biberkopf<br />

3 Std.; Scharte östl. Biberkopf – Hochrappenkopf<br />

1½ Std.; Hochrappenkopf – Rappenseehütte 1½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: März <strong>und</strong> April<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, BY 2 »Kleinwalsertal«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Ferienregion<br />

Tiroler Lechtal, Tel. 00 43/56 34/53 15, www.lechtal.at<br />

Allgäuer Alpen Mädelegabel (2645 m)<br />

Auf den vierthöchsten Gipfel der Allgäuer Alpen<br />

Die Wintervariante des Heilbronner Höhenwegs ist eine landschaftlich einmalige Skidurchquerung,<br />

die erfahrene <strong>Bergsteiger</strong> unbedingt einmal in ihrem Skitouren-Leben gemacht haben sollten;<br />

zumal die Option einer Winterbesteigung der Mädelegabel wartet.<br />

1000 Hm | 7¼ Std.<br />

Skitouren-Ausrüstung plus<br />

Pickel <strong>und</strong> Steigeisen;<br />

Proviant für zwei Tage<br />

Talort: Holzgau (1084 m)<br />

Ausgangspunkt: Rappenseehütte (2091 m)<br />

Endpunkt: Holzgau (1084 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Von Holzgau mit Bus<br />

4268 nach Reutte <strong>und</strong> von dort wieder mit dem Zug<br />

Gehzeiten: Rappenseehütte – Kleine Steinscharte 2<br />

Std., Kleine Steinscharte – Skidepot Mädelgabel 2 Std.;<br />

Skidepot Mädelgabel – Mädelegabel – Skidepot Mädelgabel<br />

1¼ Std., Skidepot Mädelgabel – Holzgau 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: März <strong>und</strong> April<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, BY4 »Allgäuer Hochalpen«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Ferienregion Tiroler<br />

Lechtal, Tel. 00 43/56 34/53 15, www.lechtal.at<br />

Hütte: Rappenseehütte (2091 m); nur im Sommer bewartet,<br />

Winterraum an der Rückseite des Nebengebäudes offen. Holz<strong>und</strong><br />

Gasherd vorhanden; www.rappenseehuette.de<br />

Charakter/Schwierigkeit: Noch eindrucksvollere, einsamere<br />

Berglandschaft als am Vortag. Für die Winter-Besteigung der<br />

Mädelegabel ist Trittsicherheit <strong>und</strong> Schwindelfreiheit erforderlich.<br />

Pickel <strong>und</strong> Steigeisen oft hilfreich. Abfahrt ins Schochenalptal<br />

erfordert Orientierungsvermögen.<br />

Hütte: Rappenseehütte (2091 m); nur im Sommer bewartet,<br />

Winterraum an der Rückseite des Nebengebäudes offen. Holz<strong>und</strong><br />

Gasherd vorhanden; www.rappenseehuette.de<br />

Charakter/Schwierigkeit: Großartige Skidurchquerung<br />

in wirklich einsamer Winter-Bergwelt. Absolut sichere Lawinenverhältnisse<br />

<strong>und</strong> eine solide Aufstiegs- <strong>und</strong> Abfahrtstechnik<br />

sind Pfl icht!<br />

2<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

TIPP<br />

Velebit Bojin Kuk (1110 m)<br />

3<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 22<br />

Eine Prise Abenteuer bei der Wegfindung<br />

Die bizarren Kalkfels-Formationen entlang des Aufstiegs auf den nordöstlichsten Gipfel im<br />

Nationalpark Paklenica regen die Phantasie an <strong>und</strong> machen Lust aufs Klettern. Auf den letzten<br />

seilversicherten Metern zum Gipfel muss man dann tatsächlich die Hände zu Hilfe nehmen.<br />

1120 Hm | → 10 km | 6½ Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Starigrad (809 m)<br />

Ausgangspunkt: Milovici (90 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: keine<br />

Gehzeiten: Milovici – Doline Veliki Vaganac – Prag –<br />

Jagin Kuk – Bojin Kuk 3½ Std. – Marasovici – Vaganac<br />

– Milovici 3 Std.<br />

Beste Jahreszeit: April bis Juni <strong>und</strong> Sept./Oktober<br />

Karte: Verlag Astroida, 1:25 000 »Paklenica planinarska<br />

karta«<br />

Führer: Reto Solèr, Natalie Stimac »Istrien mit Kvarner Bucht,<br />

Velebit <strong>und</strong> Plitvicer Seen«, Bergverlag Rother, 2012<br />

Informationen: Paklenica Nationalpark, Dr. Franje Tu mana<br />

14a, HR-23244 Starigrad, Tel. 00 385/23/3 69-1 55,<br />

www.paklenica.hr (englische Webseite)<br />

Einkehr: keine<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Die Wanderwege im Paklenica<br />

Nationalpark sind zwar mit Holztafeln beschildert <strong>und</strong> gut mit rotweißen<br />

Markierungen ausgestattet, aber meist sehr von Macchia<br />

eingewachsen <strong>und</strong> wenig begangen. Vorsicht vor Schlangen!<br />

Im Gipfelbereich leichte Kletterei an griffi gen Kalkfelsen, zuletzt<br />

mit Stahlseil versichert.<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen


TIPP<br />

Allgäuer Alpen Hochrappenkopf (2425 m)<br />

TIPP<br />

Wegverlauf: Man startet in Lechleiten am Holzgauer<br />

Haus. Kurz dahinter hält man sich halblinks (Wegweiser<br />

Schrofenjoch, Mindelheimer Hütte, Rappenseehütte) <strong>und</strong><br />

steigt über eine freie Wiese nach Nordwesten bergan. In<br />

derselben Richtung geht es parallel zu dem rechts aufragenden<br />

Felskamm zur Lechleitner Alm empor. Dahinter<br />

kurz abfahrend, dann fl ach <strong>und</strong> wieder ansteigend erreicht<br />

man eine wenig ausgeprägte Schulter. Nun ist der weitere<br />

Verlauf gut einsehbar: Man muss den rechten von zwei<br />

Satteln erreichen, die im Kammverlauf zwischen Biberkopf<br />

<strong>und</strong> Hochrappenkopf zu sehen sind.<br />

Man quert einen gewaltigen Nodwesthang leicht ansteigend,<br />

bis man einen wenig ausgeprägten Kessel erreicht.<br />

Hier hält man sich rechts, um eine deutlich sichtbare<br />

Steilrinne zu erreichen, durch die man je nach Können<br />

mit Ski oder zu Fuß zum Sattel aufsteigt. Auf der anderen<br />

Seite fährt man ganz kurz ab <strong>und</strong> quert gleich wieder nach<br />

links. Man umgeht somit einen breiten Felsaufschwung<br />

<strong>und</strong> erreicht bald den (oben angesprochenen anderen)<br />

Sattel. Der von hier aus sichtbare höchste Punkt ist aber<br />

nicht der Gipfel. Deswegen quert man weiter auf ungefähr<br />

Allgäuer Alpen Mädelegabel (2645 m)<br />

Wegverlauf: Von der Rappenseehütte steigt man über<br />

mäßig steile Hänge nach Osten zur Großen Steinscharte<br />

auf. Von hier aus ist die kleine Steinscharte bereits zu sehen,<br />

die es als nächstes zu erreichen gilt. Hierzu quert man<br />

in leichtem Auf <strong>und</strong> Ab einen großen Bergkessel genau zur<br />

gegenüberliegenden Seite, wo ein mäßig steiler Hang direkt<br />

zu einer markanten Rinne hinauf führt. Dort wo diese<br />

sich teilt, hält man sich rechts, um (meist zu Fuß) wieder<br />

eher nach links aufsteigend die Kleine Steinscharte zu<br />

erreichen. Dahinter fährt man ca. 200 Hm ab, fellt wieder<br />

an <strong>und</strong> steigt nach Nordosten auf einen breiten Geländeabsatz<br />

auf, der östlich des Steinschartenkopfes liegt. Von<br />

hier sieht man einen großen Bergkessel unter sich liegen,<br />

zu dessen Abfahrt es sich lohnt, einmal mehr abzufellen.<br />

Im Kessel angekommen geht man ein Stück lang parallel<br />

zu einer links liegenden Felswand nach Osten weiter <strong>und</strong><br />

hält sich sobald diese endet, wieder etwas nach links.<br />

Nun in angenehmer Steigung nach Nordosten ansteigend<br />

quert man parallel zum links aufragenden Allgäuer Hauptkamm<br />

zum Skidepot der Mädelegabel, das man zuletzt<br />

kurz abfahrend <strong>und</strong> dann wieder ansteigend erreicht.<br />

derselben Höhe (immer in Richtung Nordosten) eine breite, nach<br />

rechts abfallende Geländeterrasse (Achtung, unterhalb ist ein<br />

Felsabbruch) <strong>und</strong> gelangt somit in eine Mulde, von der aus das<br />

Gipfelkreuz halblinks schon zu sehen ist.<br />

Nach der Gipfelrast fährt man nach Osten ohne Orientierungsprobleme<br />

in den breiten Sattel zwischen Hochrappenkopf <strong>und</strong><br />

Rappenseekopf hinab, von wo aus w<strong>und</strong>erschöne Abfahrtshänge<br />

nach Norden hinab zum Rappensee führen. Hier wird noch einmal<br />

angefellt, um über leicht gewelltes Gelände <strong>und</strong> einen Rücken die<br />

Rappenseehütte zu erreichen.<br />

Michael Pröttel<br />

Der Gipfel wird zu Fuß erstiegen <strong>und</strong> ist zuletzt ausgesetzt.<br />

Für die unübersichtliche Abfahrt nach Holzgau ist es erfreulich,<br />

wenn bereits Spuren vorhanden sind, was bei günstigen Verhältnissen<br />

wahrscheinlich ist, da die Mädelegabel auch als Tagestour<br />

gemacht wird.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich hält man sich vom Skidepot aus gesehen rechts,<br />

um rechts eines Tälchens nach Süden abzufahren. Dort, wo das<br />

riesige freie Gelände etwas steiler wird, hält man sich wieder etwas<br />

links. Immer wieder fährt man an steilen Geländestufen vorbei.<br />

Weiter unten muss man gut aufpassen, da hier Felsabstürze<br />

lauern. Eine Möglichkeit ist: Man hält auf einen schmalen Absatz<br />

zu (hinter dem es steil bergab geht) <strong>und</strong> hält sich hier scharf nach<br />

rechts, um über ungefährliche Hänge den Talboden zu erreichen.<br />

Ab hier ist die Orientierung kein Problem mehr. Es geht immer<br />

dem Talweg folgend erst nach Osten <strong>und</strong> dann nach Süden weiter.<br />

Ein Stück lang muss man schieben, <strong>und</strong> ganz zum Schluss führt<br />

der Weg durch eine enge Schlucht, in der man kurz gut aufpassen<br />

muss, dass man nicht vom Weg abkommt. Michael Pröttel<br />

Die tief verschneite Rappenseehütte<br />

Schneemassen am Gipfel der Mädelegabel<br />

Foto: Michael Pröttel Foto: Michael Pröttel<br />

TIPP<br />

Velebit Bojin Kuk (1110 m)<br />

Aufstieg: Zwischen den wenigen Häusern des Weilers<br />

Milovici (90 m) auf einem alten Maultierpfad über Steintreppen<br />

bergan. Durch karstiges Gelände auf Pfad zu einem<br />

kleinen Sattel mit einer Marienstatue. Nach Durchquerung<br />

einer Mulde wird die Landschaft immer wilder:<br />

Macchia wuchert die Wege ein, die Kalkblöcke am Wegrand<br />

werden immer größer <strong>und</strong> Schwertlilien blühen in<br />

den wilden Wiesen. Früher war diese Ebene, die Doline Veliki<br />

Vaganc, eine Alm. Heute ist die Hütte von Büschen eingewachsen.<br />

An einer Wegkreuzung nach links <strong>und</strong> an einer<br />

niedrigen Steinmauer entlang. Allmählich steigt der Pfad<br />

wieder an, während der Bewuchs ringsum immer karger<br />

<strong>und</strong> schütterer wird. Bei einem kurzen Flachstück zweigt<br />

ein Pfad nach links zum Prag genannten Aussichtspunkt<br />

ab (lohnend!). Wieder zurück am Weg rechts an einer Felswand<br />

vorbei zu einem Sattel: Unter ihm liegt eine tiefe<br />

Wiesendoline mit der markanten, schneckenförmigen<br />

Felsgestalt des Jagin Kuk in der Mitte, dahinter erhebt sich<br />

das Felsmassiv des Bojin Kuk. Nach Durchquerung der<br />

Doline auf der anderen Seite wieder aufwärts bis zu einer<br />

Weggabelung, dort links weiter. Wenige Minuten später bei<br />

einer Gabelung erneut dem linken Weg ein kurzes Stück abwärts<br />

folgen, um schließlich unter der Südwand des Bojin Kuk über faszinierende<br />

Karstplatten mit skurrilen Rillen <strong>und</strong> Löchern zu einem<br />

Sattel zu queren. Der Abstecher zum Vorgipfel Kotao (1009 m)<br />

dauert nur wenige Minuten. Vom Sattel ist der Gipfel dank Drahtseil-Sicherungen<br />

<strong>und</strong> deutlicher Markierungen problemlos <strong>und</strong><br />

mit ein bisschen Kletterei (K2) auch leicht zu bewältigen. Nur bei<br />

Nässe können die schrägen Platten schnell zu einer Rutschpartie<br />

werden. Nach der Schlüsselstelle um ein ausgesetztes Eck wieder<br />

einfacheres Gelände <strong>und</strong> nach wenigen Minuten zum Gipfel.<br />

Abstieg: Zunächst zurück entlang der Drahtseile zum Sattel<br />

<strong>und</strong> weiter unter der Südwand bis zum Wegweiser Richtung Veliko<br />

Rujno <strong>und</strong> diesem zunächst leicht aufwärts folgen. Auf dem teils<br />

sehr eingewachsenen Pfad zwischen Büschen <strong>und</strong> über Felskanten<br />

zu einem Sattel <strong>und</strong> weiter zum breiten Schotterweg. Auf diesem<br />

eben nach Südosten bis zu einem Sattel, auf dem der breite<br />

Fahrweg nach rechts verlassen wird. Rote <strong>und</strong> rotweiße Markierungen<br />

leiten auf einem eingewachsenen, steilen Weg weiter.<br />

Vom halb verfallenen Almhaus in der Doline Veliki Vaganc geht es<br />

auf dem Anstiegsweg zurück zum Weiler Milovici.<br />

Dagmar Steigenberger<br />

Der Klettersteig am Gipfelaufbau des Bojin Kuk<br />

Foto: Dagmar Steigenberger


TIPP<br />

Südtirol Von Oberbozen nach Klobenstein<br />

4<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 22<br />

TIPP<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 22<br />

Sonnige Hänge mit Dolomitenblick<br />

Das Plateau des Ritten ist die traditionsreiche Sommerfrische der<br />

Bozner Bürger. Sonnenverwöhntes Südtiroler Bauernland mit schön<br />

gelegenen Höfen <strong>und</strong> Weilern <strong>und</strong> gemütlichen Buschenschänken<br />

lädt dort schon zeitig im Jahr zum Wandern ein.<br />

520 Hm | 4½ Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Bozen (266 m)<br />

Ausgangspunkt: Oberbozen (1221 m), Bergstation der<br />

Rittner Seilbahn<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn über den<br />

Brenner nach Bozen, Talstation in der Nähe des Bahnhofs<br />

Gehzeiten: Partschunerhof 1¼ Std., Rielinger 1¾ Std.;<br />

gesamt 4½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Frühjahr <strong>und</strong> Herbst<br />

Karten/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 034 »Bozen – Ritten«;<br />

Franziska Baumann »Bozen – Tor zu den Dolomiten«, Kompass<br />

Verlag, Innsbruck<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverein Ritten, Dorfstr. 5,<br />

39054 Klobenstein, Tel. 00 39/04 71/35 61 00, www.ritten.com<br />

Einkehr: Buschenschänken Partschunerhof (Mittwoch Ruhetag)<br />

Tessiner Alpen Ponte Brolla – Gordevio (334 m)<br />

Almwanderung hoch über dem Lago Maggiore<br />

Die R<strong>und</strong>e verläuft weitgehend parallel mit dem untersten Abschnitt des Maggiatals. Auf ruhigen<br />

Wanderwegen geht es durch eine liebliche Landschaft, mit Edelkastanien, Almen, alten Steinbrücken<br />

<strong>und</strong> Kapellen. Im Sommer bietet es sich natürlich an, in der Maggia zu baden.<br />

480 Hm | 4 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Ponte Brolla (254 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz direkt neben der Bahnlinie<br />

(254 m) gegenüber dem Restaurant Centovalli in Ponte<br />

Brolla<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn- <strong>und</strong> Busverbindung<br />

von Locarno nach Ponte Brolla<br />

Gehzeiten: 2½ Std. Aufstieg bis zur Forcola, 1½ Std.<br />

Abstieg<br />

Beste Jahreszeit: ganzjährig<br />

Karten/Führer: Kümmerly + Frey 1:60 000 »Tessin Sopraceneri«;<br />

Andrea <strong>und</strong> Andreas Strauß »Tessin«, Rother<br />

Wanderbuch 2010<br />

Fremdenverkehrsamt: Ticino Turismo, Via Lugano 12, 6500<br />

Bellinzona, www.ticino.ch, Tel. 00 41/(0)91/8 25 70 56<br />

Einkehr: Da Rosy (ca. 590 m), am unteren Ende der Almsiedlung<br />

Streccia, geöffnet am Wochenende <strong>und</strong> an Feiertagen von<br />

Pfi ngsten bis Ende Oktober, Tel. 00 41/(0)79/4 44 31 10<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Der Übergang von Ponte<br />

Brolla ins Maggiatal verläuft auf alten Steinplattenwegen <strong>und</strong><br />

Almwegen. Er ist einfach <strong>und</strong> gut ausgeschildert. Im Vergleich mit<br />

einigen anderen Wanderungen r<strong>und</strong> um Locarno ist es hier vergleichsweise<br />

ruhig. Als Erweiterungsmöglichkeit kann man statt<br />

der Rückfahrt mit dem Bus auch zu Fuß gehen.<br />

<strong>und</strong> Rielinger (Montag Ruhetag), Gasthöfe in Oberbozen,<br />

Unterinn <strong>und</strong> Klobenstein<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Abwechslungsreiche Wanderung<br />

über aussichtsreiche Wiesenhänge <strong>und</strong> Obstfelder <strong>und</strong><br />

durch tief eingeschnittene waldige Bachgräben, Steige <strong>und</strong><br />

Fahrwege ohne Schwierigkeiten. Etwas steiler <strong>und</strong> der Sonne<br />

ausgesetzter Anstieg nach Klobenstein.<br />

5<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

TIPP<br />

Tessiner Alpen Capanna Cognora (1938 m)<br />

6<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 22<br />

Im obersten Verzascatal<br />

Von Sonogno wandert man auf flachem, bequemem Almweg ins Val Vegornèss. Der anspruchsvollere<br />

Teil der Wanderung ist der folgende Steilaufschwung in das Seitental, in dem die Capanna<br />

Cognora auf einer schönen Wiesenterrasse steht – der optimale Platz für ein paar ruhige Tage.<br />

1020 Hm | 6 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Sonogno (918 m)<br />

Ausgangspunkt: Großer Parkplatz (918 m),<br />

unmittelbar vor dem Ort Sonogno (Fahrverbot) rechts,<br />

gebührenpfl ichtig<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung durch<br />

das Verzascatal von Locarno<br />

Gehzeiten: 3½ Aufstieg, 2½ Std. Abstieg<br />

Beste Jahreszeit: Mai bis Oktober<br />

Karten/Führer: Kümmerly + Frey 1:60 000 »Tessin<br />

Sopraceneri«; Andrea <strong>und</strong> Andreas Strauß »Tessin«,<br />

Rother Wanderbuch 2010<br />

Fremdenverkehrsamt: Ticino Turismo, Via Lugano 12,<br />

6500 Bellinzona, www.ticino.ch, Tel. 00 41/(0)91/8 25 70 56<br />

Hütte: Die Capanna Cognora ist eine sehr gut ausgestattete<br />

Selbstversorgerhütte (Holz- <strong>und</strong> Gasherd, Spüle, Geschirr).<br />

Getränke vorhanden (Softdrinks, Bier <strong>und</strong> Wein). 18 Lager mit<br />

Matratzen <strong>und</strong> Decken. Tel. Hüttenwart: 00 41/79/4 00 71 81<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Während man im Haupttal auf<br />

einfachen Wegen unterwegs ist, erfolgt der Anstieg ins Seitental<br />

auf einem schmalen Wanderweg, der auf längeren Passagen sehr<br />

steil ist. Da einige Abschnitte recht ausgesetzt <strong>und</strong> nur provisorisch<br />

versichert sind, ist gute Trittsicherheit unbedingt nötig.<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen


TIPP<br />

Südtirol Von Oberbozen nach Klobenstein<br />

TIPP<br />

Route: Von der Bergstation der Seilbahn in Oberbozen<br />

folgt man dem Rittner Themenweg nach links über die<br />

Schienen der Rittnerbahn <strong>und</strong> geht auf einem Sträßchen<br />

unter der Seilbahn hindurch. Am Ende der Straße führt<br />

rechts ein alter Pfl asterweg durch den Wald bergab.<br />

Bereits nach wenigen Minuten zweigt man links auf einen<br />

Steig ab, der mit »Signat, Wolfsgruben« ausgeschildert ist.<br />

Man passiert die Gebäude des Lahnerhofs <strong>und</strong> hält sich<br />

bei einem Holzlagerplatz wiederum Richtung »Signat«<br />

rechts bergab. Der Steig verläuft an den waldigen Hängen<br />

oberhalb des Grabens des Rivelaunbachs entlang <strong>und</strong><br />

trifft auf eine Straße. Kurz da<strong>rauf</strong> könnte man rechts einen<br />

kurzen Abstecher in die Schlucht zu einigen Erdpyramiden<br />

unternehmen. Für den Weiterweg folgt man einem Forstweg<br />

links bergauf, biegt in einer Rechtskehre auf einen<br />

Pfad ein <strong>und</strong> erreicht den Partschunerhof mit schönem<br />

Garten <strong>und</strong> Blick auf Rosengarten <strong>und</strong> Latemar. Man<br />

ist nun auf dem Keschtnweg unterwegs, der über dem<br />

Eisacktal von Brixen bis Bozen führt. Er verläuft ostwärts<br />

über steile, sonnige Hänge <strong>und</strong> an einigen Höfen vorbei<br />

zur Ortschaft Unterinn. Im Dorfzentrum zweigt man vor der<br />

Tessiner Alpen Ponte Brolla – Gordevio (627 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz geht man zurück über den<br />

Bahnübergang <strong>und</strong> entlang der Straße nach Tegna<br />

(255 m), bis auf Höhe der Kirche. Hier wandert man<br />

rechts eine schöne Gasse hinauf (Wanderwegweiser<br />

Sta. Anna) <strong>und</strong> schon bald über eine Fahrstraße hinweg<br />

weiter auf einem Plattenweg aufwärts bis zu einer Verzweigung<br />

bei einer Kapelle (Selva Piana, 350 m). Man<br />

biegt links ab <strong>und</strong> steigt durch den Kastanienwald weiter<br />

auf, wobei schon bald ein Waal überquert wird. Weiter<br />

mit schönem Blick auf Ponte Brolla <strong>und</strong> die Maggia-<br />

Mündung bis zur Kirche Sta. Anna (486 m). In gerader<br />

Richtung geht es fl ach weiter, bis es rechtshaltend<br />

bergauf geht Richtung Dunzio. Nach einer sehr schönen<br />

Steinbrücke hält man sich erneut rechts <strong>und</strong> über<br />

Wiesengelände mit vielen Rustici weiter aufwärts bis zur<br />

Almsiedlung Streccia (627 m). Hier führt der Weg nach<br />

rechts <strong>und</strong> wenige Meter später in einem kleinen Sattel<br />

links hinab nach Dunzio (528 m). Dort geht es auf der<br />

Fahrtstraße Richtung Aurigeno vorwiegend höhengleich<br />

<strong>und</strong> zum Schluss steigend zur Forcola di Dunzio (627 m).<br />

Abstieg: Die erste Serpentine nach der Forcola steigt<br />

Kirche links in den Huberweg ein, wandert aus dem Ort <strong>und</strong> in den<br />

Graben des Gastererbach hinunter, wo ebenfalls einige Erdpyramiden<br />

zu sehen sind. Anschließend geht man das Rösslerbachtal<br />

aus, über dem die Burgruine Stein thront, trifft oberhalb des<br />

Gemäuers auf Weg Nr. 11 <strong>und</strong> gelangt kurz da<strong>rauf</strong> rechts zum beliebten<br />

Buschenschank Rielinger. Nun beginnt der Anstieg nach<br />

Klobenstein. Er führt durch den Weiler Leitach <strong>und</strong> auf einem<br />

Pfl asterweg nach Siffi an hinauf. Dort geht es bei einem großen<br />

Kruzifi x nach rechts <strong>und</strong> ziemlich steil nach Klobenstein. Im Ort<br />

hält man sich links zur Kirche <strong>und</strong> anschließend rechts hinauf zur<br />

Hauptstraße. Links kommt man zum Bahnhof <strong>und</strong> fährt entweder<br />

mit der Rittnerbahn zurück nach Oberbozen oder mit dem Bus<br />

direkt nach Bozen.<br />

Franziska Baumann<br />

man kurz auf der Straße hinab <strong>und</strong> rechts auf einem Wanderweg<br />

weiter, dabei hält man sich an einer Verzweigung links Richtung<br />

Aurigeno, an der Kirche Oratorio del Carmelo vorbei, bis man<br />

– wieder auf der Fahrstraße – einen Bach überquert <strong>und</strong> sich<br />

Richtung Ronchini hält. Schon nach kurzem rechts einen Hohlweg<br />

hinab (Schild Sentiero), dem Linksknick folgend <strong>und</strong> am<br />

Hochufer der Maggia fl ussaufwärts, über eine Hängebrücke auf<br />

die andere Flussseite <strong>und</strong> durch die Maggia-Auen fl ußabwärts<br />

nach Gordevio. Hier wandert man hinauf zur Hauptstraße <strong>und</strong><br />

entweder rechts zur Bushaltestelle oder geradeaus hinauf in<br />

den sehenswerten Ort. Zurück nach Ponte Brolla mit dem Bus<br />

(stündlich 12:19, 13:19 Uhr etc.).<br />

Andrea Strauß<br />

Gemütliche Einkehr im Rielinger Hof<br />

Aufstieg über einen Plattenweg<br />

Foto: Andreas Strauß Foto: Franziska Baumann<br />

TIPP<br />

Tessiner Alpen Capanna Cognora (1938 m)<br />

Aufstieg: Vom hintersten Ende des Parkplatzes wandert<br />

man in Anfahrtsrichtung auf der gesperrten Fahrstraße<br />

taleinwärts <strong>und</strong> nach der Rustici-Siedlung Secada<br />

(992 m) über die Brücke auf die rechte Bachseite. Nun<br />

geht es auf der unbefestigten Straße an der Almsiedlung<br />

Vald (1027 m) vorbei, bis noch vor der Almsiedlung Cabioi<br />

(1079 m) auf ca. 1070 m der Weg zur Capanna Cognora<br />

nach rechts beschildert abzweigt. Der Pfad leitet uns<br />

rechts des Bachlaufs nur ein sehr kurzes Stück in Richtung<br />

auf die hohen Wasserfallstufen zu <strong>und</strong> quert schon bei<br />

der ersten, kleinen felsigen Stufe auf die linke Bachseite.<br />

Dort steigt er zu einem riesigen Felsen <strong>und</strong> weiter mit einer<br />

Reihe von Treppenstufen hinauf zum Waldrand, wo noch<br />

ein letztes Rustico steht. Wir steigen den Serpentinen<br />

folgend durch den Buchenwald hinauf bis zu riesigen Felsabbrüchen,<br />

unter denen der Weg waagrecht nach rechts<br />

ausquert <strong>und</strong> ausgesetzt durch eine steile Plattenzone zum<br />

Bachlauf führt. Über eine kleine Holzbrücke (ca. 1320 m)<br />

wechseln wir auf die rechte Bachseite. Weiter steigen wir<br />

am Rücken rechts des Baches sehr steil <strong>und</strong> auf Abschnitten<br />

recht ausgesetzt hinauf. Dabei sehen wir immer wieder<br />

in die wild in die Felswand eingeschnittene Schlucht zur Linken<br />

<strong>und</strong> auch in die kaum weniger eindrucksvolle Schlucht rechts<br />

des Rückens. Nach vielen Serpentinen gelangen wir unter einen<br />

Felsabbruch (ca. 1670 m), unter dem der Hüttenweg nach links<br />

ausweicht <strong>und</strong> im allmählich lichter werdenden Lärchenwald<br />

in eine breite Karschüssel leitet. Über das stark mit Gras <strong>und</strong><br />

Grünerlen bewachsene Kar steigen wir in einigen Serpentinen auf,<br />

bis der Weg sich allmählich nach rechts wendet <strong>und</strong> nach einem<br />

Schräganstieg rechts hinaus hinter einem Grasrücken unvermittelt<br />

die Capanna Cognora (1938 m) steht.<br />

Abstieg: Wie Aufstieg.<br />

Andrea Strauß<br />

Im hintersten Verzascatal<br />

Foto: Andreas Strauß


TIPP<br />

Gardaseeberge Monte Pizzòcolo (1581 m)<br />

7<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 22<br />

TIPP<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 44<br />

Der Wetterberg am Alpenrand<br />

Aufgr<strong>und</strong> seiner Alpenrandlage gilt der Pizzòcolo als besonders dankbare Aussichtswarte: freie<br />

Sicht bis zum Apennin! Noch spektakulärer sind die Tiefblicke auf den See. Bei den Einheimischen<br />

gilt er als Wetterzeiger, hängt bei Südwind doch gleich ein (Wolken-)Fähnchen an seinem Gipfel.<br />

1240 Hm | 6½ Std.<br />

normale Wanderausrüstung;<br />

evtl. Teleskopstöcke<br />

Talort: Toscolano-Maderno (78 m)<br />

Ausgangspunkt: Sanico (339 m), Weiler oberhalb von<br />

Toscolano-Maderno<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbus am Westufer<br />

des Gardasees<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3¾ Std., Abstieg 2¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Frühling <strong>und</strong> Herbst bis zum ersten<br />

Schneefall. Im Sommer zu heiß, Gewittergefahr<br />

Karte/Führer: Kompass 1:25 000, Blatt 694 »Parco<br />

Dolomiten Via ferrata Attilio Tissi<br />

Alto Garda Bresciano«. Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner<br />

»Die schönsten Wanderungen – Gardasee«, Athesia Verlag, Bozen<br />

Fremdenverkehrsamt: Via Sacerdoti, I-25088 Toscolano-<br />

Maderno; Tel. 00 39/(0)3 65/54 60 83<br />

Hütte: Selbstversorgerhütte unterm Gipfel, stets offen<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Leichte, aber ziemlich lange<br />

Gipfeltour, teilweise auf Straßen <strong>und</strong> Fahrwegen. Im Frühling<br />

herrliche Flora, großes Panorama vom Gipfel.<br />

Steile Route auf die Civetta<br />

Mit Baujahr 1938 ist die »Via ferrata Tissi« ein echter Klassiker, sie wurde früh als einer der schwierigsten<br />

Klettersteige der Dolomiten geadelt, ihr verwegener Verlauf gerühmt. Später wurde die<br />

»Tissi« wegen zunehmender Steinschlaggefahr gesperrt, was eine Neutrassierung zur Folge hatte.<br />

1600 Hm | 8¾ Std.<br />

K 4–5; komplette Klettersteigausrüstung,<br />

Helm<br />

Talort: Ágordo (610 m), Städtchen im Cordévoletal<br />

Ausgangspunkt: Malga della Grava (1627 m); Anfahrt<br />

über die Passo-Duràn-Straße, Abzweigung der Almstraße<br />

hinter Chiesa. Kleiner Parkplatz oberhalb der Almhütte<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Nur bis Ágordo, kein Bus<br />

über den Passo Duràn<br />

Gehzeiten: Malga della Grava – Forcella delle Sasse –<br />

Einstieg 3 Std., »Ferrata Tissi« – Rifugio Torrani 1½ Std.,<br />

Rifugio Torrani – Civetta ¾ Std., Abstieg 3½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis zum ersten Schnee im Herbst<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 025 »Dolomiti di Zoldo,<br />

Cadorine e Agordine«. Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner »Top-<br />

Klettersteige Dolomiten«, Bruckmann Verlag, München<br />

Fremdenverkehrsamt: Uffi cio Turistico, Via XXVII Aprile 5/A,<br />

I-32021 Ágordo; Tel. 00 39/(0)4 37/6 21 05, www.infodolomiti.it<br />

Hütte: Rifugio Torrani (2984 m), Anfang Juli bis Mitte September;<br />

Tel. 04 37/78 91 50<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Nach der Neutrassierung<br />

verläuft die Ferrata jetzt durch die Westfl anke der Cima di Tomè,<br />

ist nicht mehr ganz so spektakulär, aber teilweise sehr ausgesetzt.<br />

Sparsam gesicherte Route, die über Felsbänder <strong>und</strong> Aufschwünge<br />

verläuft. Mit Besteigung des Civetta-Gipfels ein knackiges Tagespensum,<br />

deshalb Übernachtung auf der Torrani-Hütte ratsam. Im<br />

Frühsommer muss man in schattigen Winkeln mit Hartschneeresten<br />

rechnen (Steigeisen, Pickel).<br />

8<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

TIPP<br />

Dolomiten Sentiero attrezzato Dino Buzzati (Cima della Stanga, 2550 m)<br />

9<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 44<br />

Was für eine fantastische Felskulisse!<br />

Die R<strong>und</strong>e im Südwesten der Pala führt ganz nahe an das Vorzeige-Felsduo Cima della Madonna –<br />

Sass Maor heran. Diese sind aber nur zwei von unzähligen Felszähnen, die dem Hauptkamm dieses<br />

Dolomitenmassivs entragen. Ein fantastisches Schauerlebnis mit längeren gesicherten Passagen.<br />

1300 Hm | 7½ Std.<br />

K 2–3; komplette Klettersteigausrüstung,<br />

Helm<br />

Talort: Fiera di Primiero (713 m), Städtchen am Fuß des<br />

Rollepasses<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz (1326 m) wenig<br />

unterhalb der Prati Fosne<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Nur bis Fiera di Primiero<br />

bzw. Tonadico<br />

Gehzeiten: Parkplatz – »Sentiero Buzzati« – Cima della<br />

Stanga – Rifugio Velo della Madonna 4½ Std., Rifugio<br />

Velo della Madonna – »Sentiero Depaoli« – Parkplatz 3 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis zum ersten Schnee im Herbst<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 022 »Pale di San<br />

Martino«. Eugen E. Hüsler »Leichte Klettersteige Dolomiten«,<br />

Bruckmann Verlag, München<br />

Fremdenverkehrsamt: APT San Martino di Castrozza,<br />

Passo Rolle, Primiero e Vanoi, Via Passo Rolle 165,<br />

I-38054 San Martino di Castrozza; Tel. 00 39/(0)4 39/76 88 67,<br />

www.sanmartino.com<br />

Hütte: Rif. Velo della Madonna (2358 m), 20. Juni bis 20. September;<br />

Tel. 04 39/76 87 31, www.rifugiovelodellamadonna.it<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Recht anstrengende Tour mit<br />

kräftezehrendem Anstieg (Geröll). Die Klettersteigpassagen sind<br />

nur mäßig schwierig, der Durchschlupf am Cimerlo ist mit dem<br />

Rucksack am Rücken nicht zu schaffen.<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen


TIPP<br />

Gardaseeberge Monte Pizzòcolo (1581 m)<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Der Aufstieg beginnt auf einer Straße, führt<br />

teilweise im Wald über einige Schleifen bergan. Vom Croce<br />

di Ortello (625 m) genießt man einen stimmungsvollen<br />

Blick auf den südlichen Gardasee. Nach einem kurzen<br />

Flachstück zweigt bei den Häusern von Ortello (755 m)<br />

rechts ein Fahrweg ab (Schild »Malga Valle – Pizzòcolo«).<br />

Er steigt kräftig an, mündet dann ins Valle della Prera.<br />

In lichtem Wald geht’s bergan zur verlassenen Malga<br />

Valle (1337 m). Eine Viertelst<strong>und</strong>e höher stößt man auf<br />

den breiten Kriegsweg, der vom Passo dello Spino he<strong>rauf</strong>kommt<br />

<strong>und</strong> in angenehmer Steigung – vorbei an der<br />

Selbstversorgerhütte Due Aceri (1530 m) – zum Gipfel mit<br />

Kreuz <strong>und</strong> einer originellen Kapelle führt.<br />

Abstieg: Der Abstieg ist zunächst eine Höhenwanderung,<br />

folgt dem langgestreckten Westkamm des Bergstocks, mit<br />

einer kleinen Gegensteigung am Dosso le Prade (1511 m),<br />

bevor er sich zu den Blumenwiesen von Prade senkt. Hier<br />

verzweigt sich der Weg (1352 m; Tafeln); man hält sich links<br />

(rechts zum Rifugio Pirlo) <strong>und</strong> spaziert im Abwärtsgang an<br />

dem breiten Grasrücken entlang, mit freier Sicht auf das untere<br />

Becken des Gardasees. An der 1200-Meter-Höhenkote<br />

Dolomiten Via ferrata Attilio Tissi<br />

Zustieg: Von der Malga della Grava (1627 m) auf<br />

Sandsträßchen über ein paar Schleifen in die Forcella<br />

della Grava (1784 m) <strong>und</strong> weiter zur Materialseilbahn<br />

(1808 m) der Torrani-Hütte. Hier gabelt sich der Weg,<br />

beginnt der Aufstieg zur Forcella delle Sasse (2476 m).<br />

Auf zunächst noch ordentlichem Weg zwischen den Ausläufern<br />

der Civetta Bassa <strong>und</strong> der Cima della Moiazzetta<br />

della Grava bergan. In Geröll bergwärts – ein ziemlicher<br />

Schinder. Aus der Scharte auf Spur rechts unter den<br />

Felsen erst fl ach, dann nochmals ansteigend zum Beginn<br />

der Ferrata (2620 m; rotes Viereck).<br />

Via ferrata Tissi: Der Klettersteig startet mit einer seilgesicherten,<br />

kurzen Wandstufe, dann auf Spur über Geröll<br />

zum Beginn einer markanten, extrem steilen Felsrampe.<br />

Am straff gespannten Drahtseil (einige künstliche<br />

Tritte) aufwärts zu einem kleinen Überhang. Anschließend<br />

vorübergehend leichter, das Gelände ist angenehm<br />

gestuft. Zwei Steilaufschwünge höher in der<br />

Wand verlangen nochmals vollen Einsatz, dann steht<br />

man unter einer schwarzen, oft feuchten Mauer – Ende<br />

der Hauptschwierigkeiten. Die Fortsetzung der »Tissi«<br />

mündet der Pfad auf eine breite Fahrspur. Sie zieht, das oberste<br />

Valle Poiano querend, in einem weiten Bogen hinunter zu der<br />

malerischen Häusergruppe von Sant’Urbano (872 m). Weiter auf<br />

der Straße zu den Häusern von Ortello <strong>und</strong> auf dem Hinweg zurück<br />

nach Sanico.Eugen E. Hüsler<br />

Der Gipfelzeiger am Monte Pizzòcolo<br />

gibt Auskunft über die umliegenden Berge.<br />

folgt einem Bändersystem, teilweise noch mit Drahtseilsicherungen,<br />

bis in den Geröllkessel unterhalb des Pian di Tenda<br />

(Ausstieg 2880 m). Über Schnee oder links davon (Spur) hinauf<br />

zu dem Sattel <strong>und</strong> links weiter zum Rifugio Torrani.<br />

Zum Gipfel: Rechts neben der Hütte leiten Drahtseile über<br />

gestufte Felsen auf den Trümmerhang. Spuren, Farbkleckse<br />

<strong>und</strong> Steinmännchen weisen den Weg durch die Geröllfl anke.<br />

Ein paar kleine Felsstufen sind zu überklettern (I), dann steht<br />

man am Gipfel der Civetta (3220 m).<br />

Abstieg: Zunächst zurück zum Rifugio Torrani, dann links weiter<br />

hinunter in ein Hochkar. Über eine schier endlose Abfolge<br />

von Felsstufen (bis in den Hochsommer Schneefl ecken), ordentlich<br />

markiert <strong>und</strong> teilweise gesichert hinab durch das steinerne<br />

Labyrinth. Am Ausgang des Kars leiten Markierungen<br />

nach rechts auf ein abschüssiges, aber gesichertes Band<br />

(»Passo Grünwald«). Plattige Felsen <strong>und</strong> eine steile Rinne verlangen<br />

weiter konzentriertes Gehen bis zu einem mächtigen<br />

Geröllhang. Man rutscht weiter ab, bis der Untergr<strong>und</strong> stabiler<br />

<strong>und</strong> die Andeutung eines Weges sichtbar wird. Oberhalb der<br />

Forcella della Grava (1784 m) taucht man ein in den Wald, an<br />

der gleichnamigen Alm endet die Tour. Eugen E. Hüsler<br />

Der Autor an der »Tissi«<br />

Foto: Manfred Kostner Foto: Eugen E. Hüsler<br />

TIPP<br />

Dolomiten Sentiero attrezzato Dino Buzzati (Cima della Stanga, 2550 m)<br />

Sentiero attrezzato Dino Buzzati: Die R<strong>und</strong>e beginnt<br />

auf der Almstraße, die in einigen Schleifen ansteigt,<br />

dann biegt man ein in den »Sentiero Buzzati« (Hinweis).<br />

Er quert im Wald nach rechts zum Ansatzpunkt jenes markanten<br />

Geröllstroms, der vom Cimerlo herabzieht. Rechts<br />

davon leitet die Spur in steilem Zickzack bergan. Ein<br />

schweißtreibender Anstieg, doch entschädigt die Kulisse<br />

mit ihren fantastisch geformten Zinnen, den bizarren Nadeln<br />

<strong>und</strong> Türmen für die Mühen: ein steinerner Märchenwald.<br />

Nach gut zwei St<strong>und</strong>en bekommt man das erste<br />

Drahtseil zu fassen; wenig höher folgt dann bereits die<br />

Schlüsselstelle der Route: ein tiefer, gerade einen halben<br />

Meter breiter Felsspalt, dem man über zwei Leitern entsteigt.<br />

Nach dem kleinen Abstecher ins Berginnere gewinnt<br />

der Steig an der Ostfl anke des Cimerlo (2503 m)<br />

weiter an Höhe; der Gipfel bleibt allerdings links. Man<br />

krabbelt durch ein enges Felsloch <strong>und</strong> folgt dann dem<br />

Grat – den Torre Moser umgehend – hinüber zur Cima della<br />

Stanga (2550 m). Rechts geht der »Sentiero Cacciatore«<br />

ab (Hinweis); nach kurzem Gegenanstieg steht man am<br />

Gipfelgrat, wird der Blick frei auf Cima della Madonna <strong>und</strong><br />

Sass Maor. Eine Geröllspur leitet nordseitig hinunter zum Rifugio<br />

Velo della Madonna (2358 m) am Fuß der in Kletterkreisen legendären<br />

Schleierkante.<br />

Sentiero Camillo Depaoli: Knapp unterhalb der Hütte zweigt<br />

der »Sentiero Depaoli« vom Hüttenzustieg links ab. Er läuft zunächst<br />

am Hang fl ach hinaus auf einem grünen Rücken (2263 m).<br />

Unmittelbar an der Geländekante beginnen die Drahtseilsicherungen.<br />

Knapp h<strong>und</strong>ert Höhenmeter steigt man im Bereich einer<br />

seichten Rinne, teilweise über gestufte Felsen, ab gegen das Val<br />

Cismon. Dann wendet sich der »Sentiero Depaoli« nach links <strong>und</strong><br />

quert die steinigen Almböden; im Vorblick hat man die Zacken<br />

<strong>und</strong> Nadeln der Cimerlo-Westfl anke. Die wachsen beim weiteren<br />

Abstieg, der wiederholt von fl achen Abschnitten unterbrochen<br />

wird, immer höher in den Himmel. Der schmale Weg passiert die<br />

wilde Klamm über dem Val Fazane, quert dann – wieder die Höhe<br />

haltend – mehrere Geröllreißen <strong>und</strong> steigt erst ganz zuletzt im<br />

Wald ab zur Forcella Col dei Cistri (1555 m). Hier biegt man ein in<br />

die Sandstraße, die aus dem Val Canali he<strong>rauf</strong>kommt <strong>und</strong> wandert<br />

auf ihr zurück zum Parkplatz.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Oberhalb des Rifugio Velo della Madonna<br />

Foto: Eugen E. Hüsler


TIPP<br />

Mangfallgebirge Schreckenkopf (1316 m)<br />

10<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 66<br />

TIPP<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 66<br />

Idealskitour für Kinder am Sudelfeld<br />

Die Route auf den Schreckenkopf ist eine w<strong>und</strong>erschöne kurze Spritztour über überwiegend freie<br />

bzw. licht bewaldete Hänge. Zwei Aufstiegs- bzw. Abfahrtsvarianten gibt es, wobei die geschützte<br />

Mulde auf der Rückseite meist den deutlich besseren Schnee aufweist.<br />

300 Hm | 1 Std.<br />

normale<br />

Skitourenausrüstung<br />

Talort: Bayrischzell (800 m)<br />

Ausgangspunkt: Sudelfeld, großer Parkplatz bei der<br />

Arzbachbrücke (990 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bayerischen<br />

Oberlandbahn (BOB) nach Bayrischzell, dann weiter mit<br />

dem Skibus zum Sudelfeld<br />

Gehzeit: 1 Std., mit Kindern 1½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Je nach Schneelage den ganzen<br />

Winter über<br />

Chiemgauer Alpen Erlbergkopf (1134 m)<br />

Karten/Führer: Bayerisches Landesvermessungsamt<br />

1:50 000, UK50-53 »Mangfallgebirge«;<br />

B. Ziegler »Skitouren mit Kindern«, tourentipp Verlag<br />

Fremdenverkehrsamt: Bayrischzell, Tel. 00 49/(0)80 23/<br />

6 48, www.bayrischzell.de<br />

Einkehr: Gasthäuser in Bayrischzell sowie Gasthaus Tatzelwurm<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Harmlose, kurze, jedoch<br />

w<strong>und</strong>erschöne kleine Skitour, die für Kinder sehr gut geeignet ist.<br />

Langweilige Forstwege werden hier zur Gänze vermieden, <strong>und</strong> die<br />

Route ist durchwegs nur mäßig steil. Bei kindgerechter Spuranlage<br />

kann man Spitzkehren völlig vermeiden.<br />

Gipfel mit Chiemseeblick <strong>und</strong> drei Abfahrtsvarianten<br />

Eine ruhige Familientour im Schatten der Kampenwand – das ist die Skiroute auf den Erlbergkopf,<br />

die man auch als kleine Reibn gestalten kann. Die Wahl der Abfahrtsroute kann idealerweise dem<br />

Können <strong>und</strong> Alter der Kinder angepasst werden.<br />

310 + 130 Hm | 1½ + ½ Std.<br />

normale<br />

Skitourenausrüstung<br />

Talort: Aschau im Chiemgau (815 m)<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Aigen (830 m)<br />

bei Hintergschwendt, südlich von Bernau am Chiemsee<br />

bzw. östlich von Aschau<br />

Öffentliche Verkehrmittel: Mit der Bahn nach Aschau<br />

im Chiemgau<br />

Gehzeiten: Mit Kindern ca. 1½ Std. zum Gipfel;<br />

Gegenanstieg Erlbergalm – Schwarzenberg-Sattel<br />

ca. ½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Je nach Schneelage den ganzen Winter über<br />

Karten/Führer: AV-Karte 1:25 000, Blatt BY17 »Chiemgauer<br />

Alpen West«; B. Ziegler »Skitouren mit Kindern«, tourentipp Verlag<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourist Info/Kurverwaltung Bernau am<br />

Chiemsee; Tel. 00 49/(0) 80 51/98 68-0,<br />

www.bernau-am-chiemsee.de<br />

Einkehr: Unweit des Ausgangspunktes befi ndet sich der Berggasthof<br />

Seiserhof; Infos unter www.seiserhof.de<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Ruhige Familienskitour über<br />

einen schönen, nicht zu steilen Waldweg <strong>und</strong> einen herrlichen<br />

freien Südhang. Die Abfahrt über die Vockalm ist die anspruchsvollste<br />

von den hier genannten. Hier sollten die Kinder schon<br />

Übung haben im Geländefahren.<br />

11<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

TIPP<br />

Allgäuer Alpen Großer Ochsenkopf (1662 m)<br />

12<br />

Sonnenhang über dem Berghaus Schwaben<br />

Diese für Kinder ideale Skitour mit Lifthilfe führt über einen<br />

präparierten Winterwanderweg <strong>und</strong> einen tollen, mäßig steilen<br />

Gipfelhang. Nach dem Ausflug ins »wilde« Gelände folgt eine lange<br />

Talabfahrt über die Piste.<br />

300 Hm | 1½ Std.<br />

normale<br />

Skitourenausrüstung<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 66<br />

Talort: Fischen im Allgäu (761 m)<br />

Ausgangspunkt: Talstation der Hörnerbahn (941 m) in<br />

Bolsterlang bei Fischen<br />

Öffentliche Verkehrmittel: Mit der Bahn nach Fischen<br />

i. Allgäu. Von hier Busverbindung nach Bolsterlang.<br />

Preise <strong>und</strong> Betriebszeiten der Hörnerbahn unter<br />

www.hoernerbahn.de<br />

Gehzeiten: Mit Kindern ca. 1 Std. zum Gipfel; für den Gegenanstieg<br />

beim Rückweg sollte man ½ Std. einplanen.<br />

Beste Jahreszeit: Je nach Schneelage den ganzen Winter über<br />

Karten/Führer: BLVA 1:50 000, UK L8 »Allgäuer Alpen«;<br />

B. Ziegler »Skitouren mit Kindern«, tourentipp Verlag<br />

Fremdenverkehrsamt: Bolsterlang, Tel. 00 49/(0)83 26/<br />

83 14, www.bolsterlang.de<br />

Einkehr: Berghaus Schwaben (1500 m), Übernachtung<br />

im Zimmer oder Lager nach Voranmeldung, Tel. 00 49/<br />

(0)83 26/4 38<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Leichte Route über einen<br />

präparierten Winterwanderweg <strong>und</strong> einen w<strong>und</strong>erschönen,<br />

mäßig steilen sonnseitigen Gipfelhang. Daher ist die Tour am<br />

schönsten bei lockerem, schnellem Neuschnee.


TIPP<br />

Mangfallgebirge Schreckenkopf (1316 m)<br />

Aufstieg: 1. Durch die Westmulde (windgeschützt, meist<br />

besserer Schnee): Vom Parkplatz ein paar Meter auf der<br />

Straße zurück Richtung Brücke. Direkt vor ihr beginnt ein<br />

breiter Wirtschaftsweg ins Arzbachtal, dem man ca. 200 m<br />

folgt. Erst nach einem Bachgraben verlässt man den<br />

Weg nach rechts <strong>und</strong> spurt über sanfte, licht bewaldete<br />

Hänge in nordöstliche Gr<strong>und</strong>richtung. Auf ca. 1120 m<br />

hält man sich dann genau nach Osten <strong>und</strong> zielt in den<br />

Sattel zwischen Schreckenkopf im Süden <strong>und</strong> Dümpfel<br />

im Norden. Aus dem Sattel nach rechts (Süden) durch<br />

lichten Wald hinauf zum Westrücken des Schreckenkopf.<br />

Über den Rücken nach Osten zum Gipfel beim Zaun (mit<br />

Miniaturkreuz).<br />

2. Über den Westrücken (sonnig, aber oft abgeblasen):<br />

Vom Parkplatz ein paar Meter auf der Straße zurück<br />

Richtung Brücke. Direkt vor ihr beginnt ein breiter Wirtschaftsweg<br />

ins Arzbachtal. Durch die Schranke, dann<br />

gleich rechts (Osten) zum Fuß des anfangs ganz sanften<br />

Rückens, welcher sich bis zum Gipfel hinaufzieht. Über<br />

den zunehmend ausgeprägten <strong>und</strong> steiler werdenden<br />

Rücken hinauf nach Nordosten bis zu seiner Westschulter<br />

<strong>und</strong> über den Kamm nach Osten zum Gipfel.<br />

Abfahrt: Auf einer der beschriebenen Anstiegsrouten; wobei<br />

Variante (2), mit einer kurzen Nordabfahrt durch lichten Wald<br />

zum Sattel <strong>und</strong> durch die geschützte Westmulde, meist besseren<br />

Schnee aufweist.<br />

Bernhard Ziegler<br />

Flache, bewaldete Hänge kennzeichnen<br />

das Sudelfeldgebiet.<br />

Foto: Bernhard Ziegler<br />

TIPP<br />

Chiemgauer Alpen Erlbergkopf (1134 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz nach Osten dem Wegweiser zur<br />

Wolfsschlucht <strong>und</strong> zur Schmiedalm folgend. An Wiesen<br />

<strong>und</strong> einem Hof vorbei führt die Straße fl ach in den Wald,<br />

wo man (kurz bevor die Straße eine Kehre vollzieht) bei<br />

einer Gabelung (Ww. Gedererwand) nach rechts oben<br />

abzweigt <strong>und</strong> nun auf einem breiten Wanderweg durch<br />

den Wald ansteigt. Die Abzweigung zur Wasserfassung<br />

lässt man links liegen <strong>und</strong> spurt hinauf bis zu einer querlaufenden<br />

Forststraße. Auf ihr ca. 200 m nach links, dann<br />

verlässt man die Straße nach links zum Almgelände bei<br />

der Schmiedalm. Parallel zu einem Zaun wandert man auf<br />

den Bergfuß zu, dann dreht man nach rechts ein <strong>und</strong> quert<br />

den schönen Südhang immer leicht ansteigend empor.<br />

Am Ende direkt nach Norden auf den Gipfel mit seinem<br />

kleinen Kreuz zu.<br />

Abfahrt: 1. Auf dem Anstiegsweg.<br />

2. Vom Gipfel nach Norden in den weiten Sattel zwischen<br />

dem bewaldeten Schwarzenberg <strong>und</strong> dem Erlbergkopf.<br />

Hier dreht man nach links (Westen) ein <strong>und</strong> fährt über<br />

die Vockalm (974 m) hinunter, bis man am Waldrand auf<br />

einen Forstweg trifft. Auf ihm ca. 300 m leicht abwärts, bis<br />

man nach einem minimalen Gegenanstieg auf die Anstiegsroute<br />

trifft.<br />

3. Schönste <strong>und</strong> längste Variante: Vom Gipfel nach Osten über einen<br />

150 Hm langen, w<strong>und</strong>erschönen Idealhang hinunter zur vom<br />

Gipfel sichtbaren Erlbergalm (994 m). Hier wird wieder angefellt<br />

<strong>und</strong> zum Sattel zwischen Erlbergkopf <strong>und</strong> Schwarzenberg aufgestiegen.<br />

Weiter wie unter (2.) beschrieben. Bernhard Ziegler<br />

Aufstieg zum Erlbergkopf<br />

Foto: Bernhard Ziegler<br />

TIPP<br />

Allgäuer Alpen Großer Ochsenkopf (1662 m)<br />

Aufstieg: Mit der Bahn zur Bergstation, dann schiebt<br />

man ohne Felle nur wenige Meter am Rücken entlang nach<br />

Nordwesten zum Beginn des beschilderten Weges zum<br />

Berghaus Schwaben. Über den auch im Winter gespurten<br />

Wanderweg (Panoramaweg) fährt <strong>und</strong> schiebt man hinunter<br />

bis auf ca. 1450 m. Erst hier – kurz unterhalb vom<br />

Berghaus Schwaben – fellt man an <strong>und</strong> steigt weiterhin<br />

auf dem Weg bleibend ca. 50 Hm zur Hütte hinauf. Wenige<br />

Meter nach der Hütte eröffnet sich rechts ein w<strong>und</strong>erschöner<br />

freier Hang. Über ihn nach Nordosten empor, am<br />

Ende – auf ca. 1600 m – nach Norden über eine Lichtung<br />

zum Gipfelkreuz.<br />

Abfahrt: Wie Aufstieg, wobei ein Gegenanstieg zur Bergstation<br />

von 80 Hm zu bewältigen ist. Dann geht es auf der<br />

Piste über die Talabfahrt zurück zum Ausgangspunkt.<br />

Bernhard Ziegler<br />

Foto: Bernhard Ziegler<br />

Mit Aufstiegshilfe <strong>und</strong> über sanft geneigte Hänge: Der Große Ochsenkopf ist ideal für Kinder.


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AUF TOUR<br />

Tourenrausch am Monte Rosa<br />

Vom Winde<br />

Skitouren im Monte-Rosa-<br />

Massiv in den Walliser<br />

Alpen sind die Krönung<br />

einer Wintersaison.<br />

Die Dufourspitze ist, wenn<br />

man so will, das Sahnehäubchen.<br />

Zu genießen<br />

eher für erfahrene Tourengeher,<br />

zumal dort oben<br />

ab <strong>und</strong> an eine ziemlich<br />

steife Brise weht.<br />

Von Peter Mathis (Fotos)<br />

<strong>und</strong> Sandra Zistl (Text)<br />

60 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


verblasen<br />

Windkraft, die Energie<br />

schluckt: Je höher die<br />

<strong>Bergsteiger</strong> aufsteigen,<br />

desto stärker bläst es.


Ankunft in Zermatt:<br />

Lutz Fleck,<br />

Arthur Lanthaler<br />

<strong>und</strong> Freeriderin<br />

Nadine Wallner<br />

Labung vor <strong>und</strong><br />

nach der Tour:<br />

Die Monte-Rosa-<br />

Hütte ist ideales<br />

»Basislager«.<br />

Abmarsch in der<br />

Dämmerung.<br />

Im Hintergr<strong>und</strong><br />

grüßt das<br />

Matterhorn.<br />

Klare Verhältnisse: beim Queren des Gletschers als Dreier-Seilschaft<br />

Aufstieg zur Dufourspitze: mit Fixseilen versichert auch im Winter machbar<br />

Klar, aber windig würde er werden,<br />

der Tag. Das zeichnet sich bereits<br />

vor Sonnenaufgang ab, als die<br />

vier Tourengeher die neue Monte-<br />

Rosa-Hütte (2883 m) verlassen<br />

<strong>und</strong> den Aufstieg Richtung Dufourspitze<br />

(4634 m) beginnen. Ihre Stirnlampen beleuchten<br />

die hart gespresste Kappe der<br />

Schneedecke, über die der Wind peitscht.<br />

Die Kristalle knarzen unter den Fellen, 1750<br />

Höhenmeter liegen vor ihnen.<br />

Doch sie wollen die Tour nicht verschieben,<br />

nicht noch einmal. Das Wetter hatte<br />

sie schon mehrmals dazu gezwungen. Der<br />

Fotograf Peter Mathis ist mit den beiden<br />

Ski- <strong>und</strong> Bergführern Lutz Fleck <strong>und</strong> Arthur<br />

Konzentration<br />

vonnöten:<br />

Die heftigen<br />

Böen erschweren<br />

die Skitour.<br />

Lanthaler <strong>und</strong> der Freeride-Weltmeisterin<br />

2013, Nadine Wallner, unterwegs auf den<br />

zweithöchsten Berg der Alpen.<br />

Am Tag zuvor waren sie mit dem Zug von<br />

Täsch nach Zermatt gefahren <strong>und</strong> von dort<br />

mit der Gornergrat-Bahn bis Rotenboden<br />

(2815 m) <strong>und</strong> weiter auf der Route des Sommerweges<br />

über das Ussere Gornerli hinab<br />

zum Gornergletscher gestiegen. Über die<br />

Untere Platte gelangten sie zur Hütte.<br />

Experten unter sich<br />

»Die Dufourspitze ist natürlich ein absoluter<br />

Skitouren-Klassiker«, sagt der aus dem<br />

Biebertal in Hessen stammende Lutz Fleck,<br />

der seit zehn Jahren im Walliser Lötschental<br />

Bei Windgeschwindigkeiten<br />

von bis zu<br />

h<strong>und</strong>ert St<strong>und</strong>enkilometern<br />

wird die<br />

Besteigung zum Kampf<br />

gegen die Elemente.<br />

lebt <strong>und</strong> immer wieder mit K<strong>und</strong>en im Monte-Rosa-Gebiet<br />

unterwegs ist. »Eine grandiose<br />

Tour, aber nichts für Anfänger«, ergänzt<br />

er. Diesmal ist er mit Seinesgleichen unterwegs.<br />

Zu viert kämpfen sie sich bei strahlender<br />

Sonne, aber Windgeschwindigkeiten in<br />

der Gipfelregion von bis zu 100 Kilometern<br />

pro St<strong>und</strong>e vorwärts. Andere Tourengeher,<br />

die am selben Tag unterwegs sind, machen<br />

immer wieder Rast. Das Team um Peter<br />

Mathis <strong>und</strong> Lutz Fleck geht bis auf die<br />

62 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


INFO<br />

Neue Monte-Rosa-Hütte (2883 m)<br />

geöffnet: Mitte März bis September<br />

Kontakt: Tel. 00 41/27/967 21 15,<br />

monterosa.sac@rhone.ch<br />

Preise <strong>und</strong> Reservierungen:<br />

www.section-monte-rosa.ch/cabanes_4.htm<br />

Lage: Die Hütte (120 Betten) steht am Fuße des<br />

Monte-Rosa-Massivs, am sogenannten »Plattje«.<br />

Sie dominiert den Gornergletscher unterhalb des<br />

Gornergrats, Endstation der berühmten Zahnradbahn.<br />

Auf der linken Seite sieht man die Zwillinge<br />

(Castor <strong>und</strong> Pollux), das Breithorn sowie gleich<br />

gegenüber den majestätischen Hörnligrat des<br />

Matterhorns. Der Startpunkt von großen alpinen<br />

Touren gilt auch als Tagesziel von der Bahnstation<br />

Rotenboden aus.<br />

Künstlicher Riesenkristall: Abfahrt zur Neuen Monte-Rosa-Hütte<br />

Zustiege: Im Winter<br />

• 5 Std. von Zermatt über den Gornergletscher;<br />

• 4 Std. von Furi;<br />

• 1½ Std. ab Bergstation Stockhorn;<br />

• 2½ Std. ab Gornergletscher nach Abfahrt zu<br />

Schwarztor oder Trockener Steg<br />

Im Sommer<br />

• 5 Std. von Zermatt über den Gornergletscher;<br />

• gut 4 Std. von Furi;<br />

• gut 4 Std. von der Bahnstation Rotenboden<br />

der Gornergratbahn<br />

Energie aus der Hülle<br />

Die neue Monte-Rosa-Hütte sollte<br />

Maßstäbe in der umweltfre<strong>und</strong>lichen<br />

Technologie von Berghütten setzen.<br />

Vor fünf Jahren eröffnete der Schweizer<br />

Alpen Club das in Zusammenarbeit<br />

mit der ETH Zürich entwickelte Haus.<br />

Seither rennen <strong>Bergsteiger</strong> dem Hüttenwirt<br />

förmlich die Bude ein. Was zu<br />

Problemen führt – auch mit der Technik.<br />

Faszinierend sieht sie aus, wie sie da so in der<br />

Sonne funkelt. Die 2009 eröffnete <strong>und</strong> noch<br />

immer das Attribut »neu« im Namen führende<br />

Monte-Rosa-Hütte sieht aus, als sei ein riesiger<br />

silberner Bergkristall vom Himmel gefallen.<br />

Nur, dass man in ihm wohnen kann, <strong>und</strong> dass er<br />

über seine Hülle die dafür notwendige Energie<br />

erzeugt. Zumindest in weiten Teilen.<br />

Die zwischen Gorner-, Grenz- <strong>und</strong> Monte-Rosa-<br />

Gletscher gelegene Unterkunft des Schweizer<br />

Alpen Clubs (SAC) sollte ein Meilen stein für das<br />

hochalpine Bauen werden. Und erst einmal<br />

verlief auch alles nach Plan. SAC <strong>und</strong> ETH Zürich<br />

hatten gemeinsam das Konzept entwickelt.<br />

Sie wollten auf 2883 Metern über dem Meer<br />

<strong>und</strong> an einem exponierten Punkt ohne Zufahrtswege<br />

»wegweisende neue Technologien in<br />

Entwurf, Berechnung <strong>und</strong> Fertigung von Bauten<br />

exemplarisch darstellen«. So steht es im<br />

Internet-Auftritt der Hütte. 90 Prozent des<br />

Energiebedarfs – die Küche ausgenommen –<br />

sollten mit Solarenergie gedeckt werden:<br />

Photovoltaik-Paneele sammeln Sonnenenergie<br />

für die Versorgung der elektrischen Geräte.<br />

Was übrig bleibt, sollte in Batterien gespeichert<br />

werden. Dadurch sollte eine lückenlose Versorgung<br />

auch bei bedecktem Himmel oder in der<br />

Nacht möglich sein. Als ergänzende Stromquelle<br />

bei Spitzenlasten oder als red<strong>und</strong>antes System<br />

bei einem Ausfall der Photovoltaik-Anlage wurde<br />

ein Blockheizkraftwerk eingesetzt, das Wärme<br />

<strong>und</strong> Elektrizität erzeugt. Der Wasserbedarf wird<br />

mit Schmelzwasser aus der Umgebung der Hütte<br />

gedeckt. Dieses wird im Sommer gesammelt<br />

<strong>und</strong> in einer Kaverne gespeichert. Alle Apparate<br />

sind für einen Wasser sparenden Betrieb ausgelegt.<br />

Das in der hauseigenen Anlage aufbereitete<br />

Abwasser soll als Toilettenspülung dienen.<br />

Steuerung von Zürich aus<br />

Ein speziell für die Hütte an der ETH entwickeltes<br />

Programm steuert nicht nur von Zürich aus<br />

die Gebäudetechnik, sondern speist neben den<br />

aktuellen Klimadaten (Temperaturen, Einstrahlung)<br />

<strong>und</strong> verschiedenen Gebäudedaten<br />

(Ladezustand der Energie- <strong>und</strong> Wasserspeicher)<br />

auch Informationen wie Besucher- oder<br />

Wetterprognosen ins System ein. Das soll dazu<br />

führen, dass es vorausschauend geregelt wird<br />

<strong>und</strong> somit effi zienter funktioniert. Bei soviel<br />

Technologie sollte das hölzerne Innere gemütlich<br />

sein <strong>und</strong> gleichzeitig möglichst hell <strong>und</strong> mit<br />

Blick nach draußen. Soweit die Idee.<br />

Und tatsächlich geben Balken, Boden <strong>und</strong><br />

Treppen aus Walliser Fichte dem Inneren des<br />

Hightech-Baus eine fre<strong>und</strong>liche Atmosphäre.<br />

Die entlang der Außenwände verlaufenden<br />

Im Inneren viel Holz <strong>und</strong> Licht: Walliser<br />

Fichte ist ein Baustoff der neuen Hütte.<br />

Kaskadentreppen geben den Blick auf das<br />

Gletscher-Panorama frei. Sonnenkollektoren<br />

decken laut Angaben der ETH beinahe 100<br />

Prozent des Wärmebedarfs.<br />

11 000 statt 4000 Übernachtungen<br />

Die Hütte wurde begeistert angenommen.<br />

»Vor Beginn der Planung hatten wir in der alten<br />

Monte-Rosa-Hütte r<strong>und</strong> 4000 Übernachtungen«,<br />

erzählt Peter Planche, Vizepräsident der<br />

SAC-Sektion Monte Rosa, dem BERGSTEIGER.<br />

»Wir hatten schon damit gerechnet, dass<br />

die neue Hütte mehr Gäste anziehen würde.<br />

Wir kalkulierten mit 50 Prozent mehr, also<br />

circa 6000.« Gekommen sind in den ersten<br />

Jahren jeweils mehr als 11 000. Eine logistische<br />

Herausforderung, aber auch eine technische.<br />

Vergangenes Jahr kamen zwar wetterbedingt nur<br />

7500 Alpinisten, aber immer noch »mehr als<br />

budgetiert«, wie Peter Planche erklärt. Die Anlage,<br />

die das Abwasser reinigt, benötige dadurch<br />

viel Strom. Mehr, als die Sonnenkollektoren<br />

liefern konnten.<br />

Und das war auch der Gr<strong>und</strong>, weshalb die Hütte<br />

im Sommer 2013 in die Kritik geriet. Hinzu<br />

kam auch noch der Umstand, dass ein Sieb der<br />

Kläranlage verstopfte <strong>und</strong> Schweizer Medien<br />

berichteten, das Abwasser sei ungeklärt in den<br />

Schnee geleitet worden. Was die Gemeinde<br />

Zermatt <strong>und</strong> den Kanton Wallis entrüstete.<br />

Der SAC entkräftet diese Vorwürfe im Gespräch<br />

mit dem BERGSTEIGER. »Es wurde nie Abwasser<br />

in den Schnee geleitet«, sagt Planche. Das<br />

Abwasser sei gereinigt worden. Übrig geblieben<br />

seien lediglich Feststoffe, vermischt mit Wasser,<br />

da deren »Austrag« – das letzte Element<br />

der ganzen Anlage – nicht funktioniert habe.<br />

»Der Kanton Wallis <strong>und</strong> die Gemeinde Zermatt<br />

haben mittlerweile bestätigt, dass das ökologisch<br />

unbedenklich ist«, berichtet er. Für den<br />

»Austrag der Feststoffe« werde bis zur Öffnung<br />

der Hütte Mitte März ein neues Gerät eingebaut.<br />

Zurzeit wird die Monte-Rosa-Hütte von Manuela<br />

<strong>und</strong> Horst Brantschen bewirtschaftet, die<br />

auch die alte Hütte betrieben hatten. Über eine<br />

Nachfolge wird laut SAC in diesem Frühjahr<br />

entschieden.<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 63


TOUREN<br />

Die schönsten Skitouren r<strong>und</strong> um die Monte-Rosa-Hütte<br />

Acht anspruchsvolle Routen für erfahrene Skibergsteiger,<br />

zusammengestellt von Berg- <strong>und</strong> Skiführer Lutz Fleck<br />

1 Zustieg zur Monte-Rosa Hütte<br />

(2883 m) über Klein Matterhorn<br />

(3883 m) <strong>und</strong> Schwarztor (3725 m)<br />

▶ mitel 4–5 Std.<br />

500 Hm 1300 Hm<br />

Ausgangspunkt: Zermatt (1616 m)<br />

Route: Von Zermatt mit der Klein<br />

Matterhornbahn zum Klein Matterhorn<br />

(3883 m). Über das Breithornplateau<br />

südlich des Breithorns<br />

(4163 m, kann zum Akklimatisieren<br />

bestiegen werden, ca. 1½–2 Std.)<br />

zu einer Felsnase auf 3800 m, dann<br />

Abfahrt entlang des Breithorns<br />

bis zu einem Felsen unterhalb des<br />

Bivaco Rossi e Volante (3787 m);<br />

dann Aufstieg Richtung Nordosten<br />

zum Schwarztor (3725 m), ca. 1 Std.<br />

Abfahrt über Schwärzegletscher bis<br />

Gornergletscher (ca. 2500 m), dann<br />

Aufstieg zur Hütte über Grenzgletscher<br />

(ca. 1½ Std.).<br />

2 Signalkuppe – Punta<br />

Gnifetti (4554 m)<br />

▶ schwierig 6–7 Std.<br />

1670 Hm 1670 Hm<br />

Charakter: skitechnisch leicht, aber<br />

stark vergletschert <strong>und</strong> konditionell<br />

anspruchsvoll<br />

Ausgangspunkt: Monte-Rosa-Hütte<br />

Route: Ab ca. 2900 m über den<br />

Grenzgletscher durch Spaltenlabyrinth<br />

Richtung Punkt 3753 m (Fels),<br />

dann unterhalb der Dufourspitze zum<br />

Plateau. Über den Colle Gnifetti zur<br />

Capanna Regina Margherita (4554 m),<br />

im Winter nicht bewirtschaftet. Zurück<br />

wie Aufstieg oder über Lisgletscher<br />

nach Italien zum Rifugio Mantova.<br />

3 Castor (4223 m)<br />

▶ schwierig 4–5 Std.<br />

1400 Hm 1400 Hm<br />

Charakter: anspruchsvoll<br />

Ausgangspunkt: Monte-Rosa-Hütte<br />

Route: Abfahrt auf Grenzgletscher<br />

nach Westen zum Zwillingsgletscher,<br />

dort hinauf durch viele Spalten <strong>und</strong><br />

Séracs zum Felikjoch (4061 m), dann<br />

über den Grat zum Gipfel. Abfahrt:<br />

Wie Aufstieg oder zum Rifugio Quintino<br />

Sella oder unter Pollux traversieren <strong>und</strong><br />

über Schwarztor – Schwärzegletscher<br />

zum Gornergletscher nach Zermatt.<br />

4 Monte-Rosa-Hütte –<br />

Strahlhorn – Britanniahütte<br />

▶ schwierig 7–9 Std.<br />

1900 Hm 1900 Hm<br />

Charakter: sehr schöne, aber auch<br />

lange Skitour<br />

Route: Von der Monte-Rosa-Hütte<br />

über die Untere Plattje zum Monte<br />

Rosa Gletscher. Am Punkt 3263 m<br />

über Eisenstufen <strong>und</strong> hinab zum<br />

Gornergletscher <strong>und</strong> über diesen<br />

zum Stockhornpass (3384 m).<br />

Abfahrt über Findelgletscher vorbei<br />

am Strahlchnubel auf ca. 2900 m,<br />

wieder Aufstieg über Adlergletscher<br />

zum Adlerpass (3789 m), steiler<br />

Aufschwung, dann zum Strahlhorn-<br />

Gipfel (4190 m). Abfahrt: Zurück zum<br />

Adlerpass, dann unter Rimpfi schhorn<br />

<strong>und</strong> Allalinhorn auf dem Allalingletscher<br />

bis ca. 3060 m, kurzer<br />

Aufstieg bis Punkt 3108 m <strong>und</strong> zum<br />

Hohlaubgletscher. Queren <strong>und</strong> auf ca.<br />

2940 m Gegenanstieg zur Britanniahütte<br />

(3030 m) oder hinab durch die<br />

Allalinmoräne zum Mattmarksee <strong>und</strong><br />

auf der Straße nach Saas Almagell.<br />

5 Cima Brioschi (3635 m)<br />

▶ schwierig 2½–3 Std.<br />

1100 Hm 1100 Hm<br />

Charakter: nicht allzu lang, aber<br />

anspruchsvoll<br />

Ausgangspunkt: Monte-Rosa-Hütte<br />

Route: Über die Untere Plattje zum<br />

Monte Rosa Gletscher, Punkt 3263 m,<br />

dort über Eisenstufen <strong>und</strong> hinab<br />

zum Gornergletscher. Weiter Richtung<br />

Stockhornpass (3384 m), dann<br />

bei einer Felsinsel auf 3150 m<br />

östlich zur Cima Brioschi (3635 m).<br />

Abfahrt: Zum Stockhornpass <strong>und</strong><br />

über Findelgletscher zur Gletscherzunge.<br />

Skifahrer fahren links an<br />

der Moräne entlang <strong>und</strong> Richtung<br />

Gand ins Skigebiet <strong>und</strong> z. B. mit<br />

dem Skilift zum Blauherd <strong>und</strong> auf der<br />

Piste nach Zermatt.<br />

6 Silbersattel (4515 m)<br />

▶ schwierig 8 Std.<br />

1600 Hm 3100 Hm<br />

Charakter: nur für sehr gute Skifahrer<br />

<strong>und</strong> bei guten Verhältnissen<br />

Ausgangspunkt: Monte-Rosa-Hütte<br />

Route: Über Obere Plattje, Scholle,<br />

<strong>und</strong> Satteltole zum Silbersattel<br />

(4515 m). Abfahrt nach Osten durch<br />

den Canalone Marinelli vorbei an der<br />

Cab. Marinelli (3036 m) zum Lago<br />

Effi mero (2200 m), auf dem Glacier<br />

del Belvedere ins Skigebiet nach<br />

Macugnaga (1360 m). Achtung: sehr<br />

steil (55 Grad), nur für sehr gute<br />

Skifahrer <strong>und</strong> bei guten Verhältnissen.<br />

3100 Höhenmeter Abfahrt, zurück<br />

mit Bus <strong>und</strong> Zug – eine lange Reise.<br />

7 Liskamm-Ostgipfel (4527 m)<br />

▶ schwierig 7–8 Std.<br />

1750 Hm 1750 Hm<br />

Charakter: schwierig<br />

Ausgangspunkt: Monte-Rosa-Hütte<br />

Route: Auf ca. 2900 m auf Grenzgletscher<br />

durch Spaltenlabyrinth<br />

Richtung Punkt 3753 m (Fels),<br />

unterhalb der Dufourspitze zum<br />

Plateau Richtung Signalkuppe,<br />

dann südlich zum Lisjoch (4178 m)<br />

<strong>und</strong> weiter Richtung Liskamm. Auf<br />

ca. 4200 m Skidepot <strong>und</strong> über den<br />

Grat zum Ostgipfel (4527 m). Abfahrt<br />

wie Aufstieg oder zur Mantova-Hütte.<br />

8 Zumsteinspitze (4563 m)<br />

▶ schwierig 8 Std.<br />

1600 Hm 1600 Hm<br />

Charakter: anspruchsvoll<br />

Ausgangspunkt: Monte-Rosa-Hütte<br />

Route: Zugang wie Signalkuppe:<br />

Gletscherwelten: Der Aufstieg<br />

zur Dufourspitze erfordert<br />

wegen der Gefahr eines Spaltensturzes<br />

viel Vorsicht.<br />

Von der Monte-Rosa-Hütte auf<br />

ca. 2900 m auf Grenzgletscher durch<br />

Spaltenlabyrinth Richtung Punkt<br />

3753 m (Fels), unterhalb der Dufourspitze<br />

zum Plateau, dann Colle Gnifetti<br />

<strong>und</strong> nach Norden über den Grat<br />

zum Gipfel. Kann mit Signalkuppe<br />

an einem Tag gemacht werden. Vom<br />

Colle Gnifetti sind es noch ca. 45<br />

Minuten bis zum Gipfel der Zumsteinspitze<br />

(4563 m).<br />

LUTZ FLECKS TIPP:<br />

Die italienischen Gipfel wie zum<br />

Beispiel Ludwigshöhe, Corno Nero,<br />

Vincentpyramide <strong>und</strong> Punta Giordani<br />

sind von der Mantova-Hütte oder<br />

dem Rifugio Gnifetti besser erreichbar.<br />

Daher bietet sich ein Aufstieg zur<br />

Signalkuppe <strong>und</strong> die Abfahrt nach<br />

Italien an, um dort noch weitere<br />

Touren zu machen. Dies setzt aber<br />

eine gewisse Ausdauer voraus. Nach<br />

der Besteigung der Dufourspitze<br />

ist oft eine kurze Tour wie zur Cima<br />

Brioschi <strong>und</strong> die Abfahrt nach<br />

Zermatt mehr als ausreichend.<br />

64 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Foto-Pausen zügig vorwärts, dreht sich nur<br />

einmal um zur Hütte, die mit ihrer Aluminiumhülle<br />

wie ein großer, sechsstöckiger<br />

Bergkristall in der Sonne funkelt. »Das ist<br />

schon immer wieder großartig«, sagt Fleck,<br />

»die Hütte, darunter der Gornergletscher<br />

<strong>und</strong> im Westen das Matterhorn.« Er strahlt.<br />

3000 Höhenmeter Abfahrt<br />

An diesem Tag im April strahlt auch die<br />

Sonne, allerdings ohne die Skibergsteiger<br />

Hotel Bergidylle Falknerhof ****<br />

Ihr Rückzugsort im Gipfelmeer<br />

Skitouren-, Loipen- <strong>und</strong> Wandereldorado<br />

hoch über dem Ötztal auf 1.560 m Seehöhe<br />

4/7 Übernachtungen inkl. HP & Nachmittagsjause,<br />

geführte Schneeschuhwanderungen,<br />

Ausrüstungsverleih, Fackelwanderung mit<br />

Glühwein, Wellness, uvm.<br />

Wolken- <strong>und</strong> Schneestaub: Die Abfahrt ist ein Garant für Endorphin-Kicks.<br />

Gipfelbild mit Weltmeisterin: Lutz Fleck,<br />

Nadine Wallner <strong>und</strong> Arthur Lanthaler<br />

Nicht der Gipfel der<br />

Dufourspitze ist die<br />

Krönung der langen Tour.<br />

Es ist die Abfahrt, die<br />

erst 3000 Höhenmeter<br />

tiefer in Zermatt endet.<br />

zu wärmen – der Wind beißt im Gesicht.<br />

Ihre Route führt die vier Profis über die Obere<br />

Plattje (das Felsplateau, auf dem die Hütte<br />

steht), Scholle <strong>und</strong> Satteltole vorbei an<br />

Gletscherspalten <strong>und</strong> Séracs zum Skidepot<br />

auf dem Silbersattel (4515 m). Je näher der<br />

Gipfel kommt, umso größer die Vorfreude.<br />

Allerdings nimmt mit der Höhe auch der<br />

Wind zu. »Die Böen waren schon extrem«,<br />

sagt Lutz Fleck. Ein Gr<strong>und</strong>, die Konzentration<br />

auf der Tour ständig hoch zu halten.<br />

Vom Silbersattel geht es in etwa einer weiteren<br />

St<strong>und</strong>e über Fixseile Richtung Gipfel.<br />

Wenigstens dort lässt der Wind die Truppe<br />

<strong>und</strong> die anderen <strong>Bergsteiger</strong>, die den klaren<br />

Tag nutzen, ein wenig in Frieden.<br />

»Und dann kommt der Teil, der für uns immer<br />

noch der beste ist«, erzählt Fleck mit<br />

einem breiten Grinsen: »die Abfahrt«. Vom<br />

Silbersattel führt sie fast 3000 Höhenmeter<br />

hinab, ähnlich der Aufstiegsroute bis zur<br />

Hütte <strong>und</strong> von dort über den Gletscher hinaus<br />

Richtung Furi <strong>und</strong> Zermatt (1616 m).<br />

Ein ganz eigener Tiefenrausch.<br />

◀<br />

4 ÜN ab € 264,00 pro Person<br />

7 ÜN ab € 462,00 pro Person<br />

A-6441 Niederthai / Tirol<br />

T. +43 5255 55 88<br />

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alpinen Wanderhotels in Österreich,<br />

Deutschland, Südtirol <strong>und</strong> der<br />

Lombardei.<br />

Weitere Angebote<br />

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AUF TOUR<br />

Mit Kindern auf Skitour<br />

Familien-TIPP<br />

Kleine<br />

auf großer Tour<br />

66 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Spaß statt Sport auf dem Weg<br />

zum Großen Ochsenkopf<br />

Zugegeben, wir waren<br />

alle ein wenig aufgeregt gt<br />

– die Kinder <strong>und</strong> die El-<br />

tern! Wir hatten viel Zeit<br />

in Sportgeschäften <strong>und</strong><br />

am Ende auch eine Menge Geld investiert,<br />

um für Selina (9) <strong>und</strong> Linus (7)<br />

eine Skitourenausrüstung zusammen-menzustellen.<br />

Allein das war schon ein kleines<br />

Abenteuer, denn es gibt nicht viel<br />

auf dem Markt, was wirklich geeignet<br />

ist für Kids. Aber am Ende hatten wir es<br />

hinbekommen.<br />

Und dann der erste Test. Eine klitzekleine<br />

Skitour mit der ganzen Familie wollten wir<br />

probieren, <strong>und</strong> so sind wir am Spitzingsee<br />

über die gut eingeschneite, noch nicht öffnete Piste aufgestiegen. Das Gehen auf<br />

Ski mitsamt Fellen hatten die Kinder rela-<br />

getiv<br />

schnell raus, doch anders als erwartet<br />

sank die Motivation unserer Sprösslinge<br />

ziemlich rasch. Linus, der sonst immer voller<br />

Begeisterung in die Berge geht, brachte<br />

es auf den Punkt: »Papa, wenn du mit mir<br />

eine Skitour gehen willst, ok, aber nicht auf<br />

einer Piste, wo ringsherum Lärm ist <strong>und</strong> irgendwelche<br />

Liftanlagen, die nicht laufen.«<br />

Ein erster Fehlversuch, den wir auch ganz<br />

schnell abgebrochen haben, damit der negative<br />

Eindruck nicht hängen bleibt.<br />

»Wie, die Gummibärchen sind schon<br />

alle?« Auf Skitour ist der Gipfel für<br />

Kinder oft nur Nebensache.<br />

TIPP<br />

Das Buch<br />

zum Thema:<br />

Skitouren gelten<br />

nicht gerade als kindgerechter<br />

Freizeitspaß.<br />

Zu Unrecht,<br />

denn sind die Ausrüstungshürden<br />

erst überw<strong>und</strong>en,<br />

steht dem kleinen<br />

Vergnügen nichts im<br />

Wege – wenn man<br />

erwachsene Maßstäbe<br />

mal beiseite lässt.<br />

Von Bernhard Ziegler<br />

Fotos: Bernhard Ziegler (2), Ortovox, Tim Reckmann / pixelio<br />

Mit dem LVS auf Gummibärchenjagd<br />

Ein zweiter Versuch einige Wochen später:<br />

Mit dem Blomberglift sind wir zur<br />

Bergstation aufgefahren <strong>und</strong> dann hinuntergerutscht<br />

zum Blomberghaus. Diesmal<br />

war ich noch nervöser: »Wird es heute<br />

klappen?« Wir zogen die Felle auf <strong>und</strong><br />

marschierten ganz gemächlich los. Nein,<br />

nicht auf einer ausgetretenen Spur. Wir<br />

haben einfach unsere eigene Linie in den<br />

frischen Pulverschnee gelegt <strong>und</strong> hingespürt,<br />

wie sich das anfühlt. Geschaut, wie<br />

schön das aussieht – unsere eigene Spur<br />

in der frisch verschneiten Landschaft. Kein<br />

Meckern diesmal, nur strahlende Gesichter!<br />

Im Wald entdeckten wir dann eine<br />

Bernhard Ziegler »Skitouren mit<br />

Kindern«, 152 Seiten, 16 x 23 cm,<br />

1. Auflage Oktober 2013, tourentipp<br />

Verlag – München, 19,95 €<br />

Kinderskitouren sind viel mehr als einfach<br />

nur kurze Genuss-Skitouren. Damit die<br />

ganze Familie Spaß hat, sollten die Routen<br />

ganz bestimmte Kriterien erfüllen. Bernhard<br />

Ziegler war die letzten Jahre mit seinen<br />

Kindern (<strong>und</strong> anderen Familien) auf Skitour<br />

<strong>und</strong> hat Routen sowie viel Erfahrung<br />

gesammelt. Neben 25 Tourenvorschlägen<br />

aus Bayern <strong>und</strong> dem angrenzenden Tirol<br />

(mit vielen Bildern) fi nden Sie in diesem<br />

Buch auch Tipps zu Motivation, Planung,<br />

Ausrüstung, Taktik, Sicherheit <strong>und</strong> der<br />

spielerischen Durchführung einer Skitour.<br />

Und weil es der<br />

Kinderm<strong>und</strong> häufi g<br />

besser trifft, haben<br />

auch die beiden<br />

Kinder des Autors,<br />

Selina <strong>und</strong> Linus,<br />

die Routenbeschreibungen<br />

kommentiert.<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 67


TOUREN<br />

Kinderskitouren zwischen Allgäu <strong>und</strong> Chiemgau<br />

Die bayerischen Berge sind optimal für die ersten Schritte auf Fellen: Schnell erreichbar,<br />

kaum gefährlich <strong>und</strong> voller ideal geneigter Hänge zum Entdecken, Spielen <strong>und</strong> Üben.<br />

1 Zwiesel (1348 m) –<br />

Bayerische Voralpen<br />

▶ einfach 1 Std.<br />

200 Hm 200 Hm<br />

Charakter: Ganz einfache <strong>und</strong><br />

kurze Skiwanderung, eine Tour zum<br />

Ausprobieren <strong>und</strong> Reinschmecken<br />

Ausgangspunkt: Blombergbahn,<br />

Bergstation (1236 m)<br />

Route: Von der Bergstation auf dem<br />

Forstweg zum Blomberghaus, weiter<br />

auf breitem Wanderweg <strong>und</strong> über<br />

eine Waldschneise, dann über den<br />

Rücken zum Gipfel. Abfahren kann<br />

man dann natürlich zum Parkplatz.<br />

Tourenkarte X<br />

Heftmitte<br />

2 Schreckenkopf (1315 m) –<br />

Mangfallgebirge<br />

▶ einfach 1 Std.<br />

300 Hm 300 Hm<br />

Charakter: Harmlose, kurze, jedoch<br />

w<strong>und</strong>erschöne kleine Skitour, ohne<br />

Forststraßen-Passagen<br />

Ausgangspunkt: Sudelfeld, Parkplatz<br />

bei der Arzbachbrücke (990 m)<br />

Route: 1. Über den Westrücken zum<br />

Gipfelrücken <strong>und</strong> über diesen zum<br />

höchsten Punkt.<br />

2. Durch die Westmulde in den Sattel<br />

zwischen Schreckenkopf <strong>und</strong> Dümpfel,<br />

hier rechts durch lichten Wald<br />

zum Gipfelrücken <strong>und</strong><br />

über diesen zum<br />

höchsten Punkt.<br />

Tourenkarte 10<br />

Heftmitte<br />

Ideales Skigelände:<br />

die freien Hänge r<strong>und</strong><br />

um den Schreckenkopf<br />

3 Erlbergkopf (1134 m) –<br />

Chiemgauer Alpen<br />

▶ einfach 1 Std.<br />

300 Hm 300 Hm<br />

Charakter: Nicht zu steiler, kurzer<br />

Waldweg <strong>und</strong> ein herrlicher, freier<br />

Südhang mit Almen.<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz<br />

Aigen (830 m) bei Hintergschwendt/<br />

Aschau<br />

Route: Vom Parkplatz nach links<br />

Richtung Wolfsschlucht <strong>und</strong> weiter<br />

zur Schmiedalm. Dann in großem<br />

Bogen Richtung Norden <strong>und</strong> über<br />

freies Almgelände<br />

zum Gipfel mit<br />

kleinem Kreuz.<br />

Tourenkarte 11<br />

Heftmitte<br />

4 Hinteres Hörnle (1548 m)<br />

– Ammergauer Alpen<br />

▶ einfach 1 Std.<br />

200 Hm 200 Hm<br />

Charakter: Aussichtsreiche, einfache<br />

Kammwanderung, teilweise auf<br />

Winterwanderwegen.<br />

Ausgangspunkt: Bad Kohlgrub, Bergstation<br />

der Hörnlebahn (1395 m)<br />

Route: Von der Bergstation immer<br />

entlang des Kammes; nach Osten<br />

am Vorderen Hörnle, dann ein Stück<br />

nach Süden am Mittleren Hörnle<br />

vorbei <strong>und</strong> wieder nach Osten zum<br />

Hinteren Hörnle.<br />

5 Großer Ochsenkopf (1662 m)<br />

– Allgäuer Alpen<br />

▶ einfach 1½ Std.<br />

300 Hm 300 Hm<br />

Charakter: Präparierter Winterwanderweg<br />

<strong>und</strong> ein mäßig steiler, freier<br />

Gipfelhang<br />

Ausgangspunkt: Bergstation der<br />

Hörnerbahn (1526 m) in Bolsterlang<br />

Route: Über den Panoramaweg<br />

zum Berghaus Schwaben. Nur noch<br />

wenige Meter bleibt man auf<br />

dem Weg, dann zweigt man rechts ab<br />

<strong>und</strong> steigt über den<br />

tollen Gipfelhang<br />

zum Kreuz.<br />

Tourenkarte 12<br />

Heftmitte<br />

68 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Fotos: Bernhard Ziegler (4), Hersteller<br />

»Papa, wenn du mit mir<br />

eine Skitour gehen<br />

willst, ok. Aber nicht auf<br />

einer Piste, wo ringsherum<br />

Lärm <strong>und</strong> Lifte sind!«<br />

Hasenspur <strong>und</strong> nahmen sofort die Verfolgung<br />

auf. Obwohl wir dem Gipfel nur unwesentlich<br />

näher gekommen waren, wurde<br />

anschließend Brotzeit gemacht, <strong>und</strong> Selina<br />

hatte Lust, mit der Lawinenschaufel ein<br />

bisschen im Schnee zu graben. Unterdessen<br />

habe ich schnell ein paar Süßigkeiten<br />

zusammen mit einem LVS-Gerät versteckt<br />

<strong>und</strong> die Kinder hatten einen riesigen Spaß<br />

beim Suchen. Eher nebenbei haben wir<br />

dann doch noch den Gipfel des Zwiesels<br />

erreicht. Eine ganz kurze Skiwanderung<br />

führt zu ihm hinauf. Danach noch Einkehr<br />

im Blomberghaus <strong>und</strong> die flotte Abfahrt<br />

über die Piste am Ende einer wirklich gelungenen<br />

Unternehmung: glückliche Kinder<br />

– glückliche Eltern! Diesmal haben wir<br />

es richtig gemacht. Spielerisch <strong>und</strong> in der<br />

Natur schwelgend sollte man eine Skitour<br />

mit Kindern durchführen, gerade bei den<br />

ersten Versuchen.<br />

Es folgten weitere Touren dieser Art. Zu einer<br />

Lieblingstour meiner Kinder wurde dabei<br />

der Schreckenkopf am Sudelfeld. Über<br />

die sonnige Vorderseite des Berges sind wir<br />

bei guten Schneeverhältnissen aufgestiegen,<br />

<strong>und</strong> dann über die schattseitige <strong>und</strong><br />

windgeschützte Rückseite abgefahren. Nach<br />

alter Indianerart geht es<br />

dabei ein paar Meter<br />

durch lichten Wald –<br />

bei tollem Pulverschnee<br />

hatten wir auch dabei<br />

richtig Spaß.<br />

INFO<br />

Knifflig: Ausrüstung<br />

für Kinder<br />

Ski: Tourenski für Kinder – Fehlanzeige!<br />

Es gibt jedoch aus dem Fun- bzw. Freestyle-<br />

Bereich Kinderski, die etwas breiter sind.<br />

Diese eignen sich besonders gut, ansonsten<br />

tut es auch jeder andere moderne<br />

Kinderski.<br />

Skistiefel: Für kleinere Kinder muss<br />

man sich mit Pistenskischuhen behelfen.<br />

Ein Stiefel mit mehreren Schnallen bzw.<br />

mit Riemen <strong>und</strong> Klettverschluss ist günstig,<br />

da man den Schuh dann nach Bedarf<br />

einstellen kann. Größere Kinder können<br />

bereits einen leichten Damen-Skitouren-<br />

Stiefel verwenden.<br />

Bindung: Die Silvretta Pure Kidz ist bisher<br />

die einzige Kinderbindung (Z-Wert/Auslösewert:<br />

2 bis 4). Sie wird zwar nicht mehr<br />

hergestellt, aber im Internet fi ndet man noch<br />

Restbestände. Für etwas größere Kinder<br />

kann man die Diamir Scout 11 von<br />

Fritschi verwenden (minimaler<br />

Z-Wert: 3). Außerdem gibt es<br />

noch Skitouren-Bindungseinsätze<br />

(von BCA Alpine Trekker,<br />

im Bild, <strong>und</strong> ab Saison<br />

14/15 von Koch Alpin).<br />

Felle: Contour bietet ein preisgünstiges<br />

Steigfell (Contour Basic Kids) speziell für<br />

Kinderski.<br />

Früh übt sich: Wer schon als Kind<br />

Zöpfe in den Tiefschnee flicht,<br />

beherrscht die Technik umso besser.<br />

Spielen statt sporteln<br />

Positive Erlebnisse motivieren, machen<br />

Lust auf weitere Familientouren. Etwa 30<br />

Skitouren durfte ich mit meinen Kindern<br />

in den letzten Jahren genießen. Sie haben<br />

mir dabei eine neue Perspektive auf diesen<br />

Sport geschenkt: weniger sportlich ambitioniert,<br />

dafür voller Neugierde, mit reichlich<br />

Spieltrieb <strong>und</strong> mit wirklich sinnlichem Erleben<br />

der winterlichen Natur. Linus ist jetzt<br />

elf, <strong>und</strong> fast schon ein alter Skitouren-Hase.<br />

Aus den Kindertouren ist er herausgewachsen.<br />

Seine Liga sind jetzt ganz normale<br />

Genuss-Skitouren – letztes Jahr hat er die<br />

1000-Hm-Marke geknackt. Auch die Spitzkehren<br />

klappen immer besser. Zügig spurt<br />

er vor mir her <strong>und</strong> ich ahne bereits, dass er<br />

wohl bald schon auf mich warten oder sein<br />

Tempo nach mir richten muss. Aber dann<br />

schreibe ich halt ein neues Buch – Skitouren<br />

für Senioren…<br />

◀<br />

Der Nebel macht die<br />

Skitour zum Blomberg<br />

nur noch spannender.<br />

»Wer als Erster an der<br />

Alm ist!« Die Gipfelhänge<br />

des Erlbergkopfs<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 69


AUF TOUR<br />

SERIE: Geheimnisvolle Alpen<br />

Teil 6: Der Walchensee <strong>und</strong> seine Mythen<br />

Familien-TIPP<br />

Waller <strong>und</strong> Wahn<br />

Nach dem Sturm:<br />

Über dem Eschenlainetal<br />

hängen noch die Wolken,<br />

der Simetsberg (li.) thront<br />

über dem See, im Dunkeln<br />

die Halbinsel Zwergern.<br />

Die Mär vom Ungeheuer in den Tiefen des Walchensees beschäftigte einst<br />

gar die ferne Landeshauptstadt München. Sie ließ jedes Jahr einen goldenen<br />

Ring weihen <strong>und</strong> in den See werfen, um die Bestie milde zu stimmen. Zum<br />

Kriegsende vergrabene Goldbarren, die von den Nazis stammen sollen, locken<br />

Schatzsucher noch heute an den See. Eine Spurensuche. Von Isabel Meixner<br />

70 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


INFO<br />

Welsche <strong>und</strong><br />

Wikinger<br />

Wild ist der Walchensee<br />

<strong>und</strong> romantisch: ideales<br />

Revier für Wanderer<br />

Filmkulisse: Relikte von den Dreharbeiten<br />

zum Bully Herbig-Film »Wickie«<br />

Ob es den Waller im Walchensee gibt – das<br />

bleibt der Sage überlassen. Der Taufpate des<br />

Gebirgsgewässers war er jedoch kaum. Denn<br />

wie in anderen Ortsnamen auf »Walch-« lebt<br />

darin die Erinnerung weiter an die Bevölkerung,<br />

die vor den Bajuwaren im Oberland<br />

lebte. In 500 Jahren römischer Herrschaft<br />

waren diese Alpenbewohner romanisiert worden.<br />

»Walchen«, Welsche, waren sie für die<br />

Bayern, die sich nach dem Zusammenbruch<br />

des römischen Imperiums im Oberland breit<br />

machten. Und so mögen wohl auch am<br />

Walchensee lateinisch sprechende Walchen<br />

gelebt haben. Vielleicht waren sie sogar die<br />

Ureinwohner der Gegend. Jedenfalls sind<br />

auf der Birg am Kochelsee, direkt am Beginn<br />

der Kesselbergstraße, jener uralten Wegeverbindung,<br />

Überreste einer 3000 Jahre alten<br />

Fliehburg zu entdecken. Und dann ist da<br />

noch die Sache mit den Wikingern… Wikinger?<br />

Nun ja, die echten Nordmänner hat es<br />

natürlich nicht bis an den Walchensee verschlagen.<br />

Aber das Wikingerdorf Flake steht<br />

an seinem Westufer – eine Touristenattraktion,<br />

die an die Wickie-Filme des Regisseurs<br />

Michael »Bully« Herbig erinnert.<br />

Die Erwachsenen haben ihn gewarnt,<br />

doch der Junge lässt sich<br />

von seinem Vorhaben nicht abbringen.<br />

Ein riesiges Monster auf<br />

dem Gr<strong>und</strong> des Sees! Der Bursche kann<br />

seine Neugier nicht zurückhalten. In einer<br />

Glocke aus Ochsenhaut lässt er sich in die<br />

Tiefe des Wallersees hinab. Immer weiter<br />

taucht er durch das dunkle, kalte Wasser<br />

hinab, zwanzig Fuß, fünfzig Fuß, h<strong>und</strong>ert<br />

Fuß… An der Wasseroberfläche verfolgen<br />

einige Dorf bewohner gespannt das Schauspiel,<br />

während immer mehr Seil in den See<br />

gezogen wird. Plötzlich ein panisches, starkes<br />

Ziehen – ein Hilferuf aus der Tiefe des<br />

Sees. Schnell ziehen die Dorf bewohner den<br />

Burschen wieder hinauf. Erst nach ein paar<br />

Momenten kann der am ganzen Körper<br />

zitternde Junge erzählen, was ihm in der<br />

Tiefe widerfahren war: Ein riesiges Seeungeheuer<br />

mit feuerroten Augen <strong>und</strong> spitzen<br />

Zähnen sei auf ihn zugekommen <strong>und</strong> habe<br />

versucht, ihn zu verschlingen. Der Junge<br />

hat seinen kindlichen Wagemut fast mit<br />

seinem Leben bezahlt.<br />

So oder so ähnlich könnte sich das Abenteuer<br />

einst abgespielt haben, das als Sage<br />

vom »Wallersee« erzählt wird. Heute als<br />

Walchensee bekannt, zählt das Gewässer<br />

mit fast 200 Metern zu den tiefsten der<br />

deutschen Alpenseen. An sonnigen Tagen<br />

kann sich der Besucher kaum vorstellen,<br />

dass am Gr<strong>und</strong> des Sees eine wie auch immer<br />

geartete Kreatur leben soll: Der See funkelt<br />

türkisfarben, ein leichter Wind kräuselt<br />

die Wasseroberfläche, kleine Wellen<br />

plätschern ans Ufer. Der Blick schweift vom<br />

Simetsberg hinüber zum Herzogstand <strong>und</strong><br />

weiter zum Jochberg <strong>und</strong> zur Benediktenwand,<br />

die sich im Hintergr<strong>und</strong> auftürmt.<br />

Ein perfekter Ausflugsort, auch für Wassersportler:<br />

Wegen seiner Kessellage zwischen<br />

den Bergen finden Surfer hier ideale Bedingungen,<br />

Fallwinde sorgen für den nötigen<br />

Schub im Segel. Und auch Taucher zieht<br />

der Walchensee aufgr<strong>und</strong> seiner Tiefe, aber<br />

auch etlicher Auto- <strong>und</strong> sogar Flugzeugwracks<br />

auf dem Gr<strong>und</strong> wie ein Magnet an.<br />

Verbindung zum Ozean?<br />

Dabei ist auch heute Vorsicht geboten, weniger<br />

wegen des riesigen Wallers aus der<br />

Sage allerdings. Immer wieder kommt es<br />

am Walchensee zu Tauchunfällen, etwa<br />

dann, wenn – wie im vorigen Sommer<br />

passiert – der Atemregler in 35 bis 40 Metern<br />

Tiefe vereist. Außerdem gilt der Walchensee<br />

wegen seiner starken Strömungen<br />

als tückisch. Strömungen, die vom Meer<br />

herkommen? Das zumindest hätten sicherlich<br />

die Einheimischen im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

behauptet, hätte es zu dieser Zeit schon<br />

Flaschentaucher gegeben. Sie glaubten, der<br />

Walchensee sei unterirdisch mit dem Ozean<br />

verb<strong>und</strong>en. Den vermeintlichen Beweis<br />

dafür lieferte ausgerechnet ein verheerendes<br />

Erdbeben, das 1755 die portugiesische<br />

Hauptstadt Lissabon fast vollständig zerstörte.<br />

An diesem Tag, berichteten ein paar<br />

Fischer, die auf dem Walchensee gerade<br />

ihre Netze einholten, hätten sich haus-<br />

Postkartenidylle am Südufer: Nahe Altlach<br />

ist der Nazi-Schatz versteckt worden.<br />

Fotos: Bernd Ritschel (2), Isabel Meixner (2)<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 71


200 Höhenmeter Unterschied:<br />

links Kochel-,<br />

rechts Walchensee<br />

Mystisches Licht: Kein<br />

W<strong>und</strong>er, dass sich Sagen<br />

um den »Wallersee«<br />

ranken.<br />

hohe Wellen vor ihnen aufgetürmt <strong>und</strong> sie<br />

beinahe in die Tiefe gerissen.<br />

Oder war es erneut der Waller, der ein Blutpfand<br />

von den Einheimischen forderte?<br />

Nicht nur die Einwohner der umliegenden<br />

Dörfer fürchteten den Zorn des Seeungeheuers,<br />

sogar die Stadt München versuchte,<br />

das Ungetüm zu besänftigen. Denn, so erzählte<br />

die Sage, der Waller habe sich einmal<br />

um den Jochberg gew<strong>und</strong>en <strong>und</strong> habe seine<br />

Schwanzflosse im Maul. Fielen die Bewohner<br />

des Oberlandes vom Glauben ab oder<br />

kämen sie ihm zu nahe, würde das Untier<br />

seine Schwanzflosse loslassen <strong>und</strong> mit nur<br />

einem Schlag den Jochberg zerschmettern<br />

– <strong>und</strong> das gesamte Voralpenland inklusive<br />

München unter Wasser setzen. Um den<br />

Waller versöhnlich zu stimmen, wurde jedes<br />

Jahr in der Gruftkirche zu München ein<br />

goldener Ring geweiht, der in den Walchensee<br />

geworfen wurde.<br />

Nazi-Schergen verbuddeln Goldbarren<br />

Die Männer, die im April 1945 den Walchensee<br />

aufsuchten, hatten indes andere<br />

Absichten. In den Kofferräumen ihrer Autos:<br />

Goldbarren <strong>und</strong> Devisen im Wert von<br />

angeblich 150 Millionen Euro. Vermögen<br />

Doppeldeutig: Herzogstand <strong>und</strong> Heimgarten<br />

(links) spiegeln sich auf der Seeoberfläche.<br />

Nachdem die Ameri kaner<br />

nach Bayern vorgerückt<br />

waren, wurde<br />

ihnen das Geheimnis<br />

vom Nazischatz<br />

verraten, <strong>und</strong> sie<br />

nahmen das Gold in<br />

ihren Besitz. Alles?<br />

KOMPAKT<br />

Das Wichtigste<br />

zum Walchensee<br />

Anreise: Über die Autobahn München–<br />

Garmisch-Partenkirchen bis zur Ausfahrt<br />

Großweil/Kochel <strong>und</strong> nach Kochel am See;<br />

weiter üben den Kesselberg nach Urfeld<br />

Ausgangspunkt: Urfeld, Walchensee<br />

Karte: Kompass-Wanderkarte, Nr. 6 »Walchensee,<br />

Kochelsee, Sylvenstein-Stausee«<br />

Wanderführer: Eugen E. Hüsler »Isarwinkel<br />

– Bad Tölz, Lenggries, Kochel«, 50<br />

ausgewählte Touren, Rother Wanderführer,<br />

Bergverlag Rother, Oberhaching<br />

Tourismusbüro: Tourist-Information<br />

Walchensee, Ringstraße 1,<br />

82432 Walchensee, Tel. 0 88 58/4 11,<br />

E-Mail: info@walchensee.de,<br />

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9–12<br />

Uhr <strong>und</strong> 13–17 Uhr<br />

aus der Reichsbank in Berlin, das die Nationalsozialisten<br />

vor den vorrückenden<br />

Alliierten in den Alpen verstecken wollten.<br />

Dass der geheime Trupp ausgerechnet am<br />

Fuße des Herzogstands strandete, war Zufall.<br />

Eigentlich sollte das Gold vom Bahnhof<br />

in Huglfing in das Bergwerk in Peißenberg<br />

gebracht werden, das sich wegen der eindringenden<br />

Nässe allerdings als untauglich<br />

erwies. So gelangte ein Teil des Reichsvermögens,<br />

darunter Zahngold ermordeter<br />

Juden, in das Forsthaus in Einsiedl am südlichen<br />

Ufer des Walchensees. Was dann geschah,<br />

darum ranken sich heute zahlreiche<br />

Mythen <strong>und</strong> Mutmaßungen, die teils auf<br />

historischen Fakten, teils auf Spekulationen<br />

<strong>und</strong> Gerüchten basieren. Am 26. April<br />

1945 sollen ranghohe Gebirgsjäger <strong>und</strong><br />

Nazi-Schergen die Schätze mit Hilfe von<br />

Geländefahrzeugen in Richtung des 920<br />

Meter hohen Bergs Steinriegel, der sich<br />

hinter dem heutigen Obernach-Kraftwerk<br />

erhebt, transportiert haben. Nach knapp<br />

einer St<strong>und</strong>e Wegmarsch soll der Trupp<br />

zum Stillstand gekommen sein <strong>und</strong> drei<br />

Löcher auf einer Waldwiese ausgehoben<br />

haben. Hier versteckten die Nazis das Gold<br />

der Reichsbank – insgesamt 12,25 Tonnen<br />

–, in einer nahen Höhle deponierten sie<br />

die Devisennoten.<br />

Lagert noch Gold am Walchensee?<br />

Das Versteck währte jedoch nicht lang:<br />

Nachdem die Amerikaner nach Bayern vorgerückt<br />

waren, wurde ihnen das Geheimnis<br />

von den vergrabenen Reichtümern am<br />

Steinriegel verraten, <strong>und</strong> sie nahmen das<br />

Gold in ihren Besitz. Alles? Auch darüber<br />

wird heute noch spekuliert. Manche Schatzsucher,<br />

die das Gebiet am Walchensee mit<br />

Sonden absuchen, glauben, dass damals<br />

nur ein kleiner Teil des Golds geopfert wor-<br />

Fotos: Bernd Ritschel (2), Isabel Meixner; Tiefenkarte: www.schweizerbart.de/journals/zdgg<br />

72 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


TOUREN<br />

Logenplätze im Schatzsucherland<br />

R<strong>und</strong> um den Walchensee gibt es herrliche Wanderungen<br />

mit Aussichtsgarantie. Wir haben vier lohnenswerte Touren für<br />

Sie ausgesucht, von einer familienfre<strong>und</strong>lichen Tour auf den<br />

beliebten, sonnigen Jochberg über eine spannende Gratwanderung<br />

bis hin zu einer Tour auf den Spuren des Märchenkönigs.<br />

den sei, um die Amerikaner davon abzuhalten,<br />

weiter nach den übrigen Barren, Edelsteinen<br />

<strong>und</strong> Devisen zu suchen. So sollen<br />

die Nazis beispielsweise eines der seltenen<br />

weißen Mulis für den Transport verwendet<br />

haben, das von weither sichtbar war. Das<br />

Gold soll außerdem beim Auffinden nicht<br />

gesichert gewesen sein, etwa mit Sprengstofffallen.<br />

Zufall? Absicht? Gerücht?<br />

Die historischen Überlieferungen jedenfalls<br />

geben kein einheitliches Bild wieder, sondern<br />

allenfalls Schatzsuchern Gründe, weiter<br />

über den »Nazischatz« zu mutmaßen. Ob es<br />

ihn überhaupt gibt oder ob er längst geborgen<br />

ist, da<strong>rauf</strong> werden sie so schnell keine<br />

endgültige Antwort finden. Der Walchensee<br />

behält seine Geheimnisse weiter für sich. ◀<br />

IM MAI-HEFT Teil 7: Heilige Quelle <strong>und</strong> rätselhafte<br />

rätische Felsinschriften am Guffert<br />

Tiefblick: Die Karte zeigt, wie sich die Steilflanke<br />

des Herzogstands im See fortsetzt.<br />

1 Jochberg (1565 m)<br />

▶ leicht 3½ Std.<br />

700 Hm 700 Hm<br />

Charakter: leichte Bergwanderung<br />

mit tollem R<strong>und</strong>umblick, auch für Kinder<br />

gut geeignet<br />

Ausgangspunkt: Passhöhe am Kesselberg<br />

(850 m)<br />

Route: Von der Passhöhe verläuft der<br />

Weg zunächst steil in Serpentinen<br />

im Wald bergauf, später wird es fl acher.<br />

Im oberen Bereich teilt sich der Weg:<br />

Der rechte führt direkt zur Jocheralm,<br />

der linke zum Gipfel. Abstieg über die<br />

Jocheralm möglich.<br />

Einkehr: Jocheralm (1381 m),<br />

geöffnet von Mai bis Oktober<br />

bis 17 Uhr, montags Ruhetag,<br />

Tel. 01 78/4 47 55 74<br />

2 Gratwanderung vom<br />

Herzogstand (1731 m) zum<br />

Heimgarten (1791 m)<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

400 Hm 400 Hm<br />

Charakter: eindrucksvolle Panoramawanderung,<br />

die Trittsicherheit erfordert<br />

Ausgangspunkt: Bergstation der Herzogstandbahn<br />

(1600 m)<br />

Route: Von der Bergstation geht es zunächst<br />

auf den Gipfel des Herzogstands.<br />

Der Weg führt durch die Latschen<br />

hindurch immer entlang des Grats,<br />

zwischendrin gesichert mit Seilen.<br />

In Serpentinen erfolgt der Schlussanstieg<br />

hinauf zum Heimgarten-Gipfelkreuz.<br />

Variante: Wer mehr Höhenmeter machen<br />

will, geht von der Talstation (809 m)<br />

zunächst nach Osten, dann in einem<br />

langgezogenen Bogen in westlicher Richtung<br />

über den beschilderten Pfad auf<br />

den Heimgarten; von dort über den Grat<br />

zum Herzogstand (5–6 Std., 1400 Hm)<br />

Einkehr: Berggasthaus Herzogstand,<br />

geöffnet täglich von März bis Oktober,<br />

Tel. 0 88 51/2 34;<br />

Heimgarten-Hütte (privat),<br />

bewirtschaftet Mai bis Oktober,<br />

Tel. 01 71/9 50 77 87,<br />

Übernachtung nicht möglich<br />

3 Simetsberg (1836 m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1000 Hm 1000 Hm<br />

Charakter: technisch einfache, aber<br />

lange Wanderung; schattig im unteren<br />

Bereich, sonnig <strong>und</strong> steil im Schlussanstieg<br />

Ausgangspunkt: Simetsberg-Wegabzweigung<br />

kurz vor Einsiedl (830 m)<br />

Route: Der Weg verläuft zunächst im<br />

Wald <strong>und</strong> mündet nach kurzer Zeit auf<br />

eine Forststraße. Hier zweigt rechts<br />

der Weg zum Simetsberg (1836 m) ab.<br />

Ein Steilhang führt zum freiliegenden,<br />

sonnigen Gipfelanstieg.<br />

4 Altlacher Hochkopf (1328 m)<br />

▶ leicht 3½ Std.<br />

530 Hm 530 Hm<br />

Charakter: Leichte Wanderung auf den<br />

Spuren von Richard Wagner, der in der<br />

Hochkopfhütte auf Einladung Ludwigs II.<br />

komponierte; auch für Kinder geeignet<br />

Ausgangspunkt: Altlach (800 m)<br />

Route: Vom Parkplatz zunächst die Forststraße<br />

entlang. Nach etwa einem halben<br />

Kilometer zweigt ein gut ausgeschilderter<br />

Fußweg links ab. Der Weg verläuft am<br />

Anfang entlang einer kleinen Schlucht,<br />

quert später einen Bach <strong>und</strong> mündet<br />

später wieder auf die Forststraße. Hier<br />

nach links ein paar h<strong>und</strong>ert Meter auf<br />

der Forststraße abwärts gehen, dann<br />

aufpassen, denn der Wanderweg zur<br />

Hochkopfhütte verlässt die Forststraße<br />

wieder nach rechts.<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 73


AUF TOUR<br />

SERIE: Winterfluchten | Teil 2: La Réunion<br />

Wandern auf der Vulkaninsel im Indischen Ozean<br />

Auf<br />

heißen<br />

Sohlen<br />

La Réunion, eine Insel im Indischen Ozean<br />

<strong>und</strong> Übersee-Département von Frankreich,<br />

gehört zu Europa <strong>und</strong> ist doch ganz anders.<br />

An der Küste pulsiert zwar das moderne<br />

Leben mit lärmenden Autos, doch im wilden<br />

Landesinneren kommt man nur zu Fuß<br />

weiter. Von Iris Kürschner (Text <strong>und</strong> Fotos)<br />

Montagmorgen auf La Réunion:<br />

Pünktlich um neun<br />

Uhr brummt es bei Roche<br />

Plate. Staub wird um die<br />

kleine Siedlung aufgewirbelt,<br />

die an den Flanken des gewaltigen<br />

Vulkans Piton Maido klebt. Doch bald ist<br />

der Spuk vorbei, der Heli hat den Briefträger<br />

Jean-Marie Timon abgesetzt. Mit einem<br />

schweren Rucksack startet Timon seinen<br />

Marsch. Heute trägt er auch noch einen<br />

großen Bottich Babynahrung mit. Engpässe<br />

im Sortiment der Dorfläden kommen<br />

74 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Einmal im Jahr speit der Piton de la<br />

Fournaise Feuer; 2007 waren die Lava-<br />

Fontänen sogar bis zu 200 Meter hoch.<br />

ständig vor. Der Briefträger ist vielleicht die<br />

wichtigste Persönlichkeit im Sozialnetz der<br />

r<strong>und</strong> 800 Bewohner, die im Felskessel von<br />

Mafate leben, einem Ort, der nur zu Fuß<br />

erreichbar ist. Timon bringt nicht nur die<br />

Post, er verbindet die Bewohner auch sonst<br />

mit der Außenwelt. Neuigkeiten werden<br />

ausgetauscht, Tratsch weitergeleitet, Grüße<br />

oder wichtige Informationen von Verwandten<br />

oder Fre<strong>und</strong>en ausgerichtet, vergessene<br />

Einkäufe mitgebracht. Da schleppt der Beamte<br />

schon mal 20 Kilo auf seinem Buckel.<br />

Eine kleine Erleichterung bringt in jüngerer<br />

Briefträger Jean-Marie Timon bei seinem<br />

Postr<strong>und</strong>gang in Roche Plate<br />

Zeit der Helikopter. Er fliegt den Briefträger<br />

vom Hauptpostbüro an der Küste in den<br />

Cirque de Mafate. »Mein Vorgänger musste<br />

noch die gesamte Strecke zu Fuß machen«,<br />

erzählt Timon. »Das waren wöchentlich<br />

180 Kilometer <strong>und</strong> einige tausend Höhenmeter.«<br />

Aus dem Feuer geschaffen<br />

Die Insel Réunion wurde aus einem Vulkan<br />

geboren, der vor zwei bis drei Millionen Jahren<br />

aus dem Indischen Ozean auftauchte,<br />

aus einer sagenhaften Tiefe von etwa<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 75


Der Kraterrand bildet einen riesigen Schutzwall um den Cirque de Cilaos.<br />

Das Wasser stürzt in der Schlucht von Saint-Gilles in<br />

4000 Metern. Gewaltige Eruptionen <strong>und</strong><br />

ausströmende Lava ließen ihn weitere<br />

3000 Meter emporwachsen. Vor 12 000 Jahren<br />

beruhigte sich der Stammvulkan, der<br />

Piton de Neige. Seither haben Erosion <strong>und</strong><br />

tropische Unwetter an dem Berg gemeißelt<br />

<strong>und</strong> drei wilde Felsenkessel, sogenannte<br />

Cirques, entstehen lassen, die ein Kleeblatt<br />

um den höchsten Gipfel bilden. Während<br />

der Cirque de Salazie <strong>und</strong> der Cirque de Cilaos<br />

bereits seit den 1930er-Jahren über eine<br />

Straßenzufahrt verfügen, ist der Cirque<br />

de Mafate bis heute nur zu Fuß oder über<br />

den Luftweg erreichbar. Und das soll auch<br />

so bleiben. Als sich die Regierung vor einigen<br />

Jahren anschickte, eine Straßenverbindung<br />

zwischen dem Cirque de Salazie<br />

Als die Regierung eine<br />

Straße zum Cirque de<br />

Mafate schaffen wollte,<br />

wehrten sich die<br />

Einwohner vehement.<br />

<strong>und</strong> Mafate zu schaffen, wehrten sich die<br />

Einwohner vehement dagegen. Sie sahen<br />

ihre Lebensgr<strong>und</strong>lage, die Beherbergung<br />

von Wandertouristen, bedroht, <strong>und</strong> mit<br />

dem zunehmenden Verkehr wären auch<br />

die Ruhe <strong>und</strong> das Besondere des Cirque<br />

de Mafate schlagartig verloren gewesen.<br />

Ihr Widerstand war von Erfolg gekrönt:<br />

2007 wurde der Bergkessel zur Kernzone<br />

eines Nationalparks ernannt <strong>und</strong> damit<br />

dem Straßenprojekt endgültig der Garaus<br />

gemacht. So bleibt die bizarr zerfurchte<br />

Vulkanlandschaft aus tiefen Schluchten,<br />

kleinen Plateaus, spitzen Felstürmen <strong>und</strong><br />

himmelhohen Steilwänden, wie sie ist: ein<br />

kleines, abgeschiedenes Paradies.<br />

Für ein Paradies hielten die ersten Siedler<br />

Mitte des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts die gesamte<br />

Insel von La Réunion. Es waren Bretonen,<br />

die sich mit madagassischen Frauen mischten.<br />

Piraten folgten. Schließlich ließen sich<br />

auch Franzosen, Portugiesen <strong>und</strong> Holländer<br />

nieder. Das Wirtschaftssystem basierte auf<br />

Zum Dorf La Nouvelle im Cirque de Mafate führt keine einzige Straße.<br />

INFO<br />

Mücken<br />

Ein Thema, an das man sich in tropischen<br />

Gefilden gewöhnen muss: Mücken! Am<br />

besten den Körper mit Zitronenöl oder Tigerbalsam<br />

einreiben, um sich für die Mücken<br />

unschmackhaft zu machen. 2006 haben<br />

diese kleinen Plagegeister für Schlagzeilen<br />

gesorgt: Die sonst für das Fehlen von<br />

Tropenkrankheiten bekannte Insel sah sich<br />

plötzlich mit Chikungunja konfrontiert, einer<br />

Krankheit, die durch Mückenstiche übertragen<br />

wird. Neben grippeähnlichen Symptomen<br />

treten schmerzhafte Gelenknerven-<br />

Lähmungen auf <strong>und</strong> der Erkrankte kann sich<br />

nur noch in gebückter Haltung fortbewegen.<br />

Chikungunja, ein Kishuaheli-Wort, heißt<br />

übersetzt »der gebeugte Mann«. Mit einer<br />

groß angelegten Desinfi zierungsaktion hat<br />

man die Epidemie, die nur für alte Menschen<br />

<strong>und</strong> Kleinkinder lebensbedrohlich war,<br />

wieder in den Griff bekommen.<br />

76 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


das Becken des Bassin des Aigrettes.<br />

Die Hülsenfrüchte der Tamarindenbäume finden Verwendung in der asiatischen Küche.<br />

Sklavenarbeitern, die vor allem aus Ostafrika<br />

<strong>und</strong> Madagaskar eingeführt wurden. Gegen<br />

Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts flohen viele<br />

aus den Plantagen in die Abgeschiedenheit<br />

des Cirque de Mafate, der seither den Namen<br />

eines entflohenen Sklaven trägt. Nach<br />

der Abschaffung der Sklaverei 1848 kamen<br />

Inder <strong>und</strong> Chinesen als Arbeitskräfte ins<br />

Land. Unter anderem dieser bunten Mischung<br />

aus so vielen Kulturen verdankt La<br />

Réunion seinen Reiz.<br />

Das Land der Fußgänger<br />

Jeden Montag muss Timon drei Dörfer mit<br />

Post versorgen. Schweißgebadet erreicht<br />

er mittags Orangers, wo er sich nur kurz<br />

einen kühlen Drink in der Epicerie von<br />

Im »Jardin des Parfums et des Epices«<br />

Louise Yolande gönnt. Zeit zum Mittagessen<br />

bleibt keine. Er hat noch eine Menge<br />

Briefe zu verteilen <strong>und</strong> muss es bis zum<br />

späten Nachmittag in sein Heimatdorf Lataniers<br />

schaffen. »Der Dienstag ist der härteste<br />

Tag«, sagt er. Sechs Dörfer liegen dann<br />

auf seiner Route, die durch unzähliges Auf<br />

<strong>und</strong> Ab gekennzeichnet ist. Im Kessel von<br />

Mafate läuft nichts eben, entweder es geht<br />

steil bergauf oder steil bergab. Zyklone <strong>und</strong><br />

tropische Regenfälle tragen das Übrige dazu<br />

bei, die Pfade unwegsam, nicht selten sogar<br />

unpassierbar zu machen. Der Briefträger<br />

erinnert sich nur zu gut an solche Wetterkapriolen:<br />

»Einmal bin ich vier Tage lang<br />

in Grand Place festgesessen. Der Fluss war<br />

unpassierbar, so gewaltige Wassermassen<br />

kamen wegen des Regens daher. Dabei ist<br />

mein Dorf nicht mal einen Kilometer Luftlinie<br />

entfernt.« Inzwischen erleichtert eine<br />

Hängebrücke die Überquerung.<br />

Im Felsenkessel von Mafate leben Menschen,<br />

die der Hektik <strong>und</strong> dem Stress der<br />

modernen Welt den Rücken kehren. Axel<br />

beispielsweise kam als Aussteiger vor 18<br />

Jahren von der Küste an diesen Ort. In seinem<br />

Garten gedeihen zwischen Bananenstauden<br />

<strong>und</strong> Hibiskusbüschen Kräuter,<br />

Gemüse <strong>und</strong> Obstbäume – »eben alles,<br />

was es zu einem Leben als Selbstversorger<br />

braucht«, erklärt Axel. Der Vater von sechs<br />

Kindern unterhält eine kleine Gîte, eine<br />

Wanderherberge, die etwas Geld einbringt,<br />

während seine Frau Sabine als Lehrerin im<br />

Nachbardorf arbeitet. Der drahtige Kreole<br />

verkörpert das Land der wilden Fußgänger<br />

wie kein anderer. Wenn er sich die teuren<br />

Lebensmitteltransporte per Helikopter sparen<br />

will, spurtet er in anderthalb St<strong>und</strong>en<br />

zum Maido; normale Wandertouristen<br />

brauchen für diese Strecke das Dreifache.<br />

Mit dem Sammeltaxi geht es dann hinunter<br />

zu den großen Supermärkten an der Küste<br />

<strong>und</strong> mit schwerem Rucksack im Dauerlauf<br />

wieder zurück. Drahtig ist auch seine Frau,<br />

für die der Halbtagesmarsch zur Dorfschule<br />

in Orangers »nur ein kurzer Spaziergang«<br />

ist. Und so w<strong>und</strong>ert es nicht, dass beide<br />

auch an Europas verrücktestem Rennen,<br />

an der »Diagonale des Fous« teilnehmen,<br />

die jährlich Ende Oktober Athleten aus aller<br />

Welt anlockt. »Le Grand Raid« ist der offizielle<br />

Name dieses Ultra-Cross-Rennens quer<br />

durch die Insel, das mit 125 Kilometern <strong>und</strong><br />

8000 Metern Höhendifferenz zu den härtesten<br />

Marathons der Welt zählt.<br />

Aber abgeschieden zu leben, heißt hier<br />

trotzdem nicht, auf einen gewissen Komfort<br />

verzichten zu müssen. Schließlich<br />

buttert Frankreich eine Menge Geld –<br />

Subventionen, Arbeitslosenunterstützung,<br />

Familienbeihilfen – in das Sozialsystem<br />

seines Übersee-Departements. Telefon<br />

<strong>und</strong> Fernseher funktionieren per Satellit,<br />

Handyempfang gibt es auch, <strong>und</strong> die<br />

Sonne sorgt für Strom <strong>und</strong> heißes Wasser.<br />

Ein Arzt wird wöchentlich per Heli in den<br />

Cirque de Mafate eingeflogen – jede<br />

Vor allem abends präsentiert sich<br />

das Chamäleon in den buntesten Farben.<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 77


Ein Erinnerungsfoto hält die Hochstimmung über den Wolken fest.<br />

Nebel verleiht der Plaine des Tamarins im Cirque de Mafate eine mystische Aura.<br />

Auf dem Sentier Scout kamen die ersten Weißen in<br />

Schaulustige können<br />

von einer Aussichtsplattform<br />

den Cratère<br />

Dolomieu beim Feuerspeien<br />

beobachten.<br />

Woche in ein anderes Dorf, um Patienten<br />

zu versorgen <strong>und</strong> Kurse für Schwangere zu<br />

erteilen.<br />

Zwischen Paradies <strong>und</strong> Hölle<br />

Der Wanderklassiker auf La Réunion ist<br />

eine R<strong>und</strong>e durch alle drei Gebirgskessel<br />

an den Flanken des Piton des Neiges. Etwa<br />

eine Woche ist man unterwegs, von Hütte<br />

zu Hütte, wo abends feines Carri serviert<br />

wird. Das kreolische Gericht ist das Traditionsessen<br />

der Insel Réunion <strong>und</strong> schmeckt<br />

dank vieler Variationen doch immer wieder<br />

anders. Mal mit Huhn, mal mit Fisch,<br />

mal mit Rind- <strong>und</strong> Schweinefleisch. Dazu<br />

werden Reis <strong>und</strong> Hülsenfrüchte gereicht.<br />

So schmackhaft wie nahrhaft <strong>und</strong> die ideale<br />

Stärkung für den nächsten Wandertag,<br />

KOMPAKT<br />

Trekking auf La Réunion<br />

Anreise: Flüge nach Réunion<br />

nur über Paris; Air France<br />

(www.airfrance.de) fl iegt täglich<br />

von deutschen Flughäfen.<br />

Information: Fremdenverkehrsamt<br />

der Insel Réunion, Zeppelinallee 37,<br />

60325 Frankfurt am Main (D),<br />

Tel. 00 49/(0) 69/97 59 04 94,<br />

www.reunion.fr/de/<br />

Direkt im Flughafen von Saint Denis<br />

befi ndet sich ein Büro der Île de la<br />

Réunion Tourisme (IRT), Tel. 00 33/<br />

8 10/16 00 00, man spricht dort<br />

auch deutsch.<br />

Berghütten: Wer ein Trekking<br />

plant, für den ist die Reservierung<br />

von Wanderherbergen über die<br />

Reservierungszentrale obligatorisch.<br />

Auf www.reunion.fr/de/ fi ndet<br />

man eine Hüttenübersicht <strong>und</strong> kann<br />

dort auch online reservieren:<br />

resa@reunion.fr<br />

Reiseveranstalter: Mehrere<br />

deutsche Veranstalter wie Wikinger<br />

Reisen (www.wikinger.de) <strong>und</strong><br />

Hauser (www.hauser-exkursionen.de)<br />

bieten geführte <strong>und</strong> individuelle<br />

Trekkingwochen an, in Österreich<br />

wendet man sich dazu am besten<br />

an die Alpinschule Innsbruck<br />

(www.asi.at).<br />

Trekkingroute durch alle<br />

drei Cirques:<br />

Hell Bourg/Le Belier im Cirque<br />

de Salazie – Grand Place im Cirque<br />

de Mafate, 6 Std., 400 Hm auf,<br />

1200 Hm ab (1. Tag);<br />

Grand Place – Roche Plate, 5 Std.,<br />

1200 Hm auf, 800 Hm ab (2. Tag);<br />

Roche Plate – Marla, 5 Std.,<br />

900 Hm auf, 400 Hm ab (3. Tag);<br />

Marla – Cilaos, 6 Std., 500 Hm auf,<br />

850 Hm ab (4. Tag);<br />

Cilaos – Caverne Dufour, 3½ Std.,<br />

1300 Hm auf, 100 Hm ab (5. Tag);<br />

Caverne Dufour – Piton des Neiges<br />

– Plaine des Cafres, 7 Std.,<br />

60 Hm auf, 1800 Hm ab (6. Tag)<br />

Klima: Das ganzjährig subtropische<br />

Klima besteht aus zwei<br />

Jahreszeiten. Der Winter von Mai bis<br />

Oktober ist mild <strong>und</strong> trocken,<br />

Temperaturen meist zwischen 20<br />

<strong>und</strong> 25 Grad Celsius, der Sommer<br />

von November bis April ist wärmer<br />

(24–30°C) <strong>und</strong> auch feuchter.<br />

Karte: Comité du Tourisme de La Réunion<br />

Wanderkarten: IGN 1:25 000,<br />

4401RT-4406RT (»St. Paul«,<br />

»St. Denis«, »St. Benoit«, »St.Leu«,<br />

»St. Pierre«, »Piton de la fournaise«)<br />

Literatur: Walter Iwersen<br />

»La Réunion. Frankreichs Wanderparadies<br />

im Indischen Ozean«,<br />

Bergverlag Rother, 2013<br />

78 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


den Kessel von Mafate.<br />

Der Cratère Dolomieu am Piton de la Fournaise ist noch immer aktiv.<br />

der mit vielen Höhenmetern, aber auch<br />

unglaublich eindrücklichen Landschaftsreizen<br />

aufwartet. Im tropischen Urwald<br />

können aufmerksame Beobachter Gewürze<br />

wie Vanille, Pfeffer <strong>und</strong> Muskat finden.<br />

Wildromantische Badepools unter Wasserfällen<br />

dienen als Dusche. Dazu kommen<br />

mystische Savannenlandschaften <strong>und</strong><br />

knorrige Tamarindenbäume, von denen<br />

lange Flechtenfetzen hängen <strong>und</strong> die dadurch<br />

wie aus der Geisterwelt wirken, <strong>und</strong><br />

Vulkansteppen wie in einer Mondlandschaft.<br />

Den Kontrast bildet der Horizont<br />

mit dem stahlblauen Meer.<br />

Die Besteigung des Piton des Neiges ist<br />

Pflicht. Von nirgendwo sonst kann man die<br />

Insel besser überblicken. Auf bruch ist um<br />

vier Uhr nachts bei der Gîte de la Caverne<br />

Dufour. Ein Tatzelwurm an Stirnlampen<br />

zieht sich durch die schwarze Vulkanlandschaft<br />

bergwärts. Hellwache Begeisterung<br />

dann am Gipfel, wenn man über dem Wolkenmeer<br />

steht <strong>und</strong> vis-à-vis den Piton de la<br />

Fournaise feurige Lava spucken sieht. Dann<br />

ist meist auch schon das nächste Ziel klar,<br />

denn am Rande eines »Hot Spot« zu stehen,<br />

ist die Krönung von Réunion. »Hot Spots«<br />

sind selten, es gibt weltweit nur etwa 40<br />

von diesen Aufschmelzungspunkten im<br />

Erdmantel. Der Piton de la Fournaise bietet<br />

alljährlich sein Spektakel, ein fauchendes<br />

Feuerwerk aus glühender Lava – mal<br />

mehr, mal weniger heftig. Besonders starke<br />

Eruptionen ereigneten sich im Frühling<br />

2007. Aus einer frisch aufgebrochenen<br />

Spalte schossen bis zu 200 Meter hohe Lava-Fontänen<br />

in den Himmel <strong>und</strong> ein breiter<br />

Feuerstrom wälzte sich mit 60 St<strong>und</strong>enkilometern<br />

bis zur Küste. Menschen <strong>und</strong> Dörfer<br />

kamen nicht zu Schaden. Spukt der Piton<br />

de la Fournaise zu arg, wird das Terrain um<br />

Am Piton des Neiges, mit 3069 Metern der höchste Gipfel von La Réunion<br />

TIPP<br />

Unterkunft für<br />

Individualisten<br />

Gandalf Safari Camp klingt groß, ist aber<br />

eine kleine familiäre Unterkunft mit liebevoll<br />

eingerichteten Zimmern <strong>und</strong> großem Garten<br />

an der Südküste von Manapany les Bains.<br />

Die Gastgeber Christina <strong>und</strong> Claus Moreno<br />

sind vor einigen Jahren aus Deutschland<br />

ausgewandert <strong>und</strong> betreuen die Gäste nach<br />

Wunsch auch bei der Organisation von<br />

Ausfl ügen. Gandalf Safari Camp, 87, Bd.<br />

de l’Océan, Manapany les Bains, F-97480<br />

Saint Joseph, Tel. 02 62/(0)6 92 33 09 36,<br />

www.gandalfsafaricamp.de<br />

den Krater gesperrt. Die Einheimischen sagen<br />

dann auf kreolisch »Volcan i pet«: »Der<br />

Vulkan pupst.« Lässt die Tätigkeit des Vulkans<br />

etwas nach, können Schaulustige auf<br />

ausgewiesenen Wegen wieder durch die bizarre<br />

Mondlandschaft pilgern <strong>und</strong> hautnah<br />

La Fournaise, den »Glutofen« bestaunen.<br />

Markierungen weisen den Weg durch die<br />

weite Caldera des Enclos Fouqué zu einer<br />

Aussichtsplattform nördlich des aktiven<br />

Dolomieu-Kraters. Welch ein Gefühl, direkt<br />

in der Hölle zu stehen!<br />

◀<br />

IM APRIL-HEFT lesen Sie eine Reportage über die<br />

Inselgruppe der Azoren im Atlantik.<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 79


BERGBILDER<br />

Heinz Zak: Bergfotograf,<br />

Extremkletterer, Autor<br />

Astern mit Gipfelblick:<br />

groß herausgebracht<br />

dank eines<br />

Weitwinkel-Objektivs<br />

Viele assoziieren mit Frühling »Blumen« oder<br />

»Blüte«. Details in der Natur wie Blumen,<br />

Eiskristalle oder ein einzelner Wassertropfen sind<br />

oft Kunstwerke. Es macht große Freude, solche<br />

Details bildfüllend zu fotografi eren. Als Betrachter<br />

vermutet man hinter den Makro-Aufnahmen<br />

einen großen technischen Aufwand, den man<br />

sich <strong>und</strong> seiner Kamera nicht zutraut. Dabei<br />

ist es meist viel einfacher, als man denkt: Man<br />

muss nur richtig nah rangehen! Ich persönlich<br />

will mich bewegen <strong>und</strong> in den Bergen unterwegs<br />

sein. Dennoch kann es leicht passieren, dass ich<br />

besonders schöne Blumen entdecke <strong>und</strong> dann<br />

st<strong>und</strong>enlang irgendwo hängenbleibe. Hauptsache,<br />

man hat Zeit für das, was am meisten Spaß<br />

macht: Gipfel oder Blume oder eben beides!<br />

Schirm sind Erkennungsmerkmale für einen<br />

Makro-Fotografen. Im Rucksack selbst befi nden<br />

sich: Makrolinse (oder: Zwischenringe, Nahlinse,<br />

Balgengerät), externes Blitzgerät, Blitzkabel<br />

oder Funkauslöser, Aufhellschirm, LED-Lampe,<br />

Blumendraht, Schere, Wassersprüher.<br />

Fotowettbewerb: Frühling in den Bergen<br />

Blütenzauber<br />

Gerade das Frühjahr schenkt Fotobegeisterten eine Fülle<br />

von lohnenden Motiven. Entsprechend in Szene gesetzt,<br />

entstehen kunstvolle Bilder. Heinz Zak gibt BERGSTEIGER-<br />

Lesern exklusiv Tipps für die Makro-Fotografie.<br />

Zwei völlig unterschiedliche Vorgehensweisen<br />

kennzeichnen die Fotografi e im Nahbereich.<br />

Das einfachste <strong>und</strong> schnellste<br />

ist der Schnappschuss: Man entdeckt das<br />

Motiv, legt sich auf den Boden <strong>und</strong> geht mit<br />

der Kamera so nahe wie möglich heran. Das<br />

fotografi sche Ergebnis ist abhängig vom Umge-<br />

bungslicht <strong>und</strong> den technischen Möglichkeiten<br />

der Kamera. Das andere Ende des Spektrums<br />

weist den Fotografen aus, dessen Leidenschaft<br />

der Makro-Fotografi e gehört. Ähnlich wie Tierfotografen<br />

zeichnen sie sich durch eine technisch<br />

ausgefeilte Ausrüstung aus: Schweres Stativ,<br />

Fotorucksack <strong>und</strong> ein lichtdurchlässiger, weißer<br />

Kompakt für den Nahbereich<br />

Das Kernstück der Ausrüstung ist der geeignete<br />

Fotoapparat mit der entsprechenden Optik.<br />

Viele <strong>Bergsteiger</strong> haben nur noch eine kleine<br />

Kompaktkamera dabei. Man muss beim Kauf<br />

da<strong>rauf</strong> achten, dass die technischen Voraussetzungen<br />

für Makro-Aufnahmen gegeben sind.<br />

Meine Empfehlung ist die P 7100 von Nikon<br />

oder die G 12 von Canon – beide Kameras haben<br />

eine ausgesprochen gute Naheinstellung,<br />

mit der man bis auf wenige Zentimeter an das<br />

Motiv herankommt. Wenn das Umgebungslicht<br />

zu schwach ist für ein verwacklungsfreies Foto<br />

(Verschlusszeit ca. 1/250), kann man problemlos<br />

die ISO-Zahl auf 400 oder 800 anheben.<br />

Vorteile der Spiegelreflexkamera<br />

Für Spiegelrefl exkameras gibt es spezielle<br />

Makro-Objektive, die aber recht teuer sind.<br />

Außerdem ist so ein Objektiv in der Regel<br />

schwer – viele lassen es dann aus Gewichtsgründen<br />

wieder zuhause <strong>und</strong> ärgern sich dann,<br />

wenn sie ein bestimmtes Foto nicht machen<br />

können. Mein Hilfsmittel der Wahl sind ganz<br />

einfache Zwischenringe (Firma: Kenko), die<br />

zwischen dem Objektiv <strong>und</strong> dem Gehäuse<br />

einer Spiegelrefl exkamera installiert werden.<br />

Die speziellen Makro-Objektive haben unterschiedliche<br />

Fixbrennweiten, in der Regel 105<br />

80 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Bildfüllende Makroaufnahmen (oberes Foto<br />

rechts) erzeugen kunstvolle Effekte.<br />

Man muss sich auch mal in die Wiese legen,<br />

um neue Perspektiven zu kreieren (unten).<br />

Das oberste Gebot bei der Makro-Fotografi e lautet: nahe ans Motiv rangehen.<br />

Diese Feuerlilie ist zusätzlich durch ein Fisheye-Objektiv in Szene gesetzt.<br />

mm oder 150 mm. Mir selbst ist die 150 mm<br />

Optik lieber – da habe ich mehr Tiefenschärfe<br />

<strong>und</strong> muss auch nicht so nahe ran (Schmetterlinge!).<br />

Eine weitere Alternative sind Nahlinsen,<br />

die im Filtergewinde vor die Optik geschraubt<br />

werden. Nahlinsen bringen für mich nicht die<br />

gewünschten Ergebnisse – außerdem sind sie<br />

nicht mehr verwendbar, wenn man ein anderes<br />

Objektiv mit einem anderen Filtergewinde verwenden<br />

möchte.<br />

Spielraum zum Scharfstellen<br />

Zwischenringe sind sehr leicht, das Set besteht<br />

aus drei Teilen, die gesamt oder einzeln verwendet<br />

werden können. Am liebsten setze ich<br />

die Zwischenringe bei einem Telezoom-Objektiv<br />

(70–200 mm) ein. Dies hat den Vorteil, dass<br />

ich durch die Zoom-Funktion einen großen<br />

Spielraum zum Scharfstellen habe. Bei einem<br />

Makro-Objektiv bin ich auf wenige Millimeter<br />

eingeschränkt <strong>und</strong> muss jedes Mal umständlich<br />

das Stativ umbauen, wenn ich eine andere<br />

Naheinstellung fotografi eren möchte. Im<br />

Nahbereich ist das Bild sehr unruhig <strong>und</strong> der<br />

Tiefenschärfebereich gering. Die Verwendung<br />

eines Stativs rentiert sich – idealerweise bei<br />

Verwendung eines Kugelkopfes, mit dem man<br />

den Bildausschnitt schnell verändern kann.<br />

Der besondere Look<br />

Langstielige Pfl anzen wackeln zum Beispiel<br />

selbst bei geringem Wind recht viel – man<br />

kann die Pfl anze mit einem Blumendraht <strong>und</strong><br />

einer Klammer fi xieren. Viele Makro-Fotografen<br />

wünschen sich für ihre Bilder einen eigenen<br />

»Look«: gleichmäßiges Licht ohne Sonne, viel<br />

verschwommene Unschärfe <strong>und</strong> ein klares Motiv<br />

scharf abgebildet. Um zu solchen Ergebnissen<br />

zu kommen, wird über das »Makro-Set« ein<br />

lichtdurchlässiger Schirm gespannt, der extrem<br />

weiches Licht erzeugt. Auch bei der Spiegelrefl<br />

exkamera lässt sich die ISO-Zahl weit nach<br />

oben drehen, um kürzere Belichtungszeiten<br />

zu erreichen. Manchmal ist das Motiv von<br />

Grashalmen verdeckt. Profi s haben dafür eine<br />

Schere dabei <strong>und</strong> schnippeln sich das Motiv<br />

zurecht. Gras wächst ja wieder nach. Wer die<br />

Natur gern hat, wird gefühlvoll damit umgehen!<br />

Weitwinkel <strong>und</strong> Fisheye<br />

Einen ganz eigenen Look für den Nahbereich<br />

bekommt man mit Hilfe eines starken Weitwinkels<br />

(Zoom 10–20 mm bei DX-Objektiv). Ich<br />

mag diese Art der Nahfotografi e gern, weil sie<br />

mir auch die Möglichkeit bietet, die Umgebung<br />

voll ins Bild zu integrieren. Ich wähle dafür die<br />

maximale Weitwinkelstellung <strong>und</strong> erzeuge mit<br />

Blende 22 die größtmögliche Tiefenschärfe.<br />

Ein Fisheye verstärkt diesen Effekt noch – man<br />

muss aber bedenken, dass man schnell einen<br />

»r<strong>und</strong>lichen« Bildausschnitt bekommt, wenn im<br />

Hintergr<strong>und</strong> deutliche Linien sichtbar sind wie<br />

beispielsweise Bergkanten, Häuser et cetera.<br />

Blitzlicht, LED-Lampe <strong>und</strong> Aufhellschirm<br />

Ein Fotograf ist ja ein »Maler mit dem Licht«.<br />

Für das richtige Licht gibt es mehrere Tricks. Am<br />

besten für ein plastisch wirkendes Bild ist das<br />

Licht von der Seite. Also entweder die Sonne<br />

selbst oder ein Blitzlicht, das man über Kabel<br />

oder Funk auslösen kann. Eine gern verwendete<br />

Lichtquelle im Nahbereich ist ein einfacher<br />

Aufheller – entweder ein professioneller Aufhellschirm<br />

oder ein weißes Stück Karton oder<br />

eine Alufolie. Auch das Licht einer LED-Lampe<br />

tut hier gute Dienste. Wichtig: Es lohnt sich, das<br />

Ganze vorher zu Hause auszuprobieren! ◀<br />

Mehr fotografische Tipps <strong>und</strong> Bildbeispiele<br />

gibt es beim abschließenden Fotowettbewerb<br />

zum Thema »Sommer in den Bergen«<br />

in der Juni-Ausgabe des BERGSTEIGER.<br />

Schicken Sie uns Ihre besten Frühlingsbilder! Der Hauptgewinn<br />

ist eine Woche mit Halbpension für zwei Personen (DZ) im »Alpenhotel<br />

Tirol« in Galtür im Wert von mehr als 2000 Euro. Der zweite Preis ist ein Daunenschlafsack<br />

»Helium 400« im Wert von 280 Euro, der dritte Preis ist ein »Jetboil Coffee Flask Set« im Wert von<br />

110 Euro (beide von Mountain Equipment). Platz 4 bis 10 erhalten jeweils das Bruckmann-Buch<br />

»Bergerlebnis Südtirol«. Teilnehmen kann jeder Hobbyfotograf, bis zu drei Bilder dürfen digital in niedriger<br />

Aufl ösung an redaktion@bergsteiger.de eingesandt werden. Wir veröffentlichen die zehn besten<br />

Bilder (dafür werden wir dann HighRes-Daten anfordern) mit Kurzbesprechungen von<br />

Heinz Zak. Bild-Collagen werden nicht bewertet. Einsendeschluss ist der 30. 4. 2014.


KAUFBERATUNG: Hybrid-Softshells<br />

Fleece, Regenjacke oder Daune? Wenn das Wetter nicht weiß, was es<br />

will, sollten zumindest die Wanderer wissen, was sie anziehen.<br />

Gut gekreuzt<br />

Bei windigem oder wechselhaftem Wetter auf Bergtour kommt man in<br />

Hardshells leicht ins Schwitzen, Fleecejacken dagegen sind zu durchlässig.<br />

In solchen Fällen bieten sich Softshell-Jacken aus einer Kombination von<br />

winddichten <strong>und</strong> dampfdurchlässigen Materialien an: sogenannte Hybride.<br />

Von Christian Schneeweiß<br />

82 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Hardshell, Softshell, Windshell,<br />

Warmshell: Was soll man denn<br />

nun als Wetterschutz am Berg<br />

mitnehmen? Am besten etwas<br />

von allem: eine extrem dampfdurchlässige,<br />

wasser- <strong>und</strong> windresistente<br />

Jacke mit einrollbarer Kapuze oder wärmendem<br />

Futter. Zwar ist diese eierlegende<br />

Wollmilchsau – als die Softshells gerne<br />

verkauft werden – eine Legende. Aber mit<br />

einem Hybrid, einer Kombination von verschiedenen<br />

Materialien in einer Jacke, lassen<br />

sich immerhin Schwerpunkte setzen.<br />

▶ Windresistent <strong>und</strong> dampfdurchlässig<br />

Softshell besteht aus robustem <strong>und</strong> flexiblem<br />

Polyamid oder aus Polyester mit einer<br />

Beimischung dehnbarer Gummifasern<br />

(7–12% Elastan). Letzteres ist die günstigere<br />

Alternative, die weniger Feuchtigkeit<br />

aufnimmt. Generell ist das Material relativ<br />

schwer: Eine ungefütterte Jacke wiegt in<br />

Größe 52 gut 500 Gramm, mit Fleecefutter<br />

etwa 600 Gramm. Die dehnbaren Jacken<br />

passen sich dem Körper oder auch dickerer<br />

Hybride kombinieren dampfdurchlässige Stoffe<br />

mit Wetterschutz in neuralgischen Zonen.<br />

Foto: visualimpact.ch / Thomas Senf<br />

Bekleidung etwas an <strong>und</strong> erhöhen die Beweglichkeit,<br />

allerdings eher beim Anwinkeln<br />

als beim Anheben der Arme. Und noch<br />

ein Vorteil: Sie rascheln nicht bei jeder Bewegung.<br />

Die Hauptfunktion der Softshells<br />

liegt allerdings in hoher Atmungsaktivität<br />

(genauer: dem Dampfdurchlass) <strong>und</strong> etwas<br />

Kühlung bei gutem Wind- <strong>und</strong> Nässeschutz,<br />

Regen ausgenommen.<br />

Jackenteile mit laminierter Membran sind<br />

nicht nur winddicht, sondern auch robuster<br />

<strong>und</strong> leichter (ultraleichte 360g/Gr. L bei<br />

Berghaus) als reines Softshell, aber je nach<br />

Konstruktion teils deutlich weniger dampfdurchlässig<br />

<strong>und</strong> weniger dehnbar. Diese<br />

winddichte Membran für stürmisches oder<br />

wechselhaftes Wetter ist in der Regel ohne<br />

Tape verarbeitet, was bedeutet, dass an den<br />

Nähten Nässe durchkommt. Die Ausnahmen<br />

bilden die Jacken von Rab <strong>und</strong> Outdoor<br />

Research mit getapten Nähten. Hybride<br />

kombinieren membranloses, stark dampfdurchlässiges<br />

Softshell mit stärkerem<br />

Wind- <strong>und</strong> Nässeschutz (meist winddichte<br />

Membran) oder auch Kälteschutz in neuralgischen<br />

Zonen.<br />

▶ Ableitungs- <strong>und</strong> Resistenzzonen<br />

Dehnbare »Bewegungshybride« mit starker<br />

Dampfableitung besitzen meist einen winddichten<br />

<strong>und</strong> nässeresistenten, erweiterten<br />

Schulterbereich, der sich über die oberen<br />

Ärmel <strong>und</strong> den oberen Körper erstreckt (bei<br />

Rab wasserdichtes, hochatmungsaktives<br />

Polartec Neoshell). Auch am Rücken kann<br />

dünnes Softshell sinnvoll sein, zumal bei<br />

einem Rucksack, der den Körper zwar vor<br />

Nässe von außen schützt, aber an den Kontaktpunkten<br />

schweißtreibend wirkt. Adidas<br />

<strong>und</strong> Vaude statten ihre Jacken mit drei<br />

verschieden isolierenden Zonen aus, während<br />

La Sportiva am Rücken lediglich ein<br />

hauchfeines Netz eingesetzt hat. Ortovox,<br />

Vaude <strong>und</strong> in geringerem Maße auch Montane<br />

nutzen ein Stretchfleece an Armen oder<br />

nur an den Seiten, das Schweißdampf nach<br />

außen transportiert. Das sorgt für stärkere<br />

Kühlung, aber hohe Nässeempfindlichkeit.<br />

»Wetterhybride« mit hohem Wetterschutz<br />

kombinieren winddichte, meist unelastische<br />

Membranlaminate (oft Gore Windstopper)<br />

mit hoher Dampfdurchlässigkeit<br />

in weniger neuralgischen Zonen – insbesondere<br />

an Seiten <strong>und</strong> unteren Ärmeln. So<br />

ist man dadurch auch beweglicher. Outdoor<br />

Research punktet mit hoher Nässeresistenz,<br />

auch die Jacke von Rab ist teils wasserdicht.<br />

Beide sehen aus wie Hardshells <strong>und</strong> lassen<br />

sich im Winter – eingeschränkt auch im<br />

Sommer – als solche verwenden. Befindet<br />

sich im Hüftbereich eine Membranzone<br />

wie bei Adidas oder bei Rab (letztere ist sogar<br />

wasserdicht), ist auch dieser empfindliche<br />

Bereich gegen Wind <strong>und</strong> Nässe geschützt<br />

<strong>und</strong> zudem an der Gurtauflage robuster.<br />

»Wärmehybride« eignen sich für Winter<br />

<strong>und</strong> Übergangszeiten. Die winddichten<br />

<strong>und</strong> wasserresistenten Jacken kombinieren<br />

kuschelige Wollfüllung (Ortovox) oder<br />

Kunstfaserwattierung (Arc’teryx) mit unisolierten,<br />

weniger geschützten Zonen für<br />

höheren Dampfdurchlass, sodass der Körper<br />

an diesen Stellen bei hoher Aktivität<br />

gekühlt wird.<br />

▶ Frontverschluss <strong>und</strong> Bündchen<br />

Bei Softshells <strong>und</strong> Hybriden ist ein innen<br />

abgedeckter (hinterlegter) Front-Reißverschluss<br />

(RV) üblich, bei dem außen häufig<br />

die Zähnchen mit Stoff abgedeckt sind<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 83


EXPERTEN-TIPP<br />

»Da winddichte Mem -<br />

branen nur bedingt<br />

wasserdicht sind,<br />

macht das Tapen der<br />

Nähte kaum Sinn.«<br />

(»resistent«), da die Jacke ja nicht wasserdicht<br />

ist. Das RV-Futter ist meist nicht wasserabweisend,<br />

zieht also bei Nässe Feuchtigkeit<br />

an; die rühmlichen Ausnahmen bilden<br />

Berghaus, Rab <strong>und</strong> Outdoor Research. Kletterer<br />

sollten zur besseren Seilhandhabung eine<br />

Jacke mit Zwei-Wege-RV verwenden, der<br />

auch von unten zu öffnen ist.<br />

Der Rumpf lässt sich am besten mit einhändig<br />

verstellbaren Gummizügen abdichten:<br />

Mountain Equipment verwendet Doppelzüge<br />

für eine exaktere Anpassung. Marmot besitzt<br />

störungsfreie einhändige Tandemzüge,<br />

die in der Tasche zugezogen <strong>und</strong> am<br />

B<strong>und</strong> aufgezogen werden, die aber sehr<br />

klein <strong>und</strong> mit Handschuhen nicht zu öffnen<br />

sind. Lycrabündchen passen sich nur<br />

beschränkt oder gar nicht an, wie beispielsweise<br />

bei Vaude <strong>und</strong> Ortovox. An den Ärmeln<br />

Fleece ist hier ideal. Mit Fleece gefütterte<br />

oder am Torso mit Kunstfaser wattierte<br />

Softshell-Hybride für winterlichen Wetterschutz<br />

sollten immer Kapuzen besitzen,<br />

die idealerweise einrollbar oder im Kragen<br />

verstaubar sind. Die Kapuze sollte sich<br />

wie beim Hardshell mit drei Zügen auf das<br />

Gesicht einstellen lassen <strong>und</strong> voll beweglich<br />

sein. Die Jacken von Rab <strong>und</strong> Outdoor<br />

Research besitzen sogar einen einstellbaren<br />

Schild als Augenschutz, welcher nicht einstellbaren<br />

Kapuzen mit Lycra-Rand (Vaude,<br />

Montane) fehlt.<br />

▶Staufächer <strong>und</strong> Details<br />

Alle seitlichen Einschubtaschen sind groß<br />

(außer bei Ortovox) – d. h. eine Hand passt<br />

gespreizt hinein – <strong>und</strong> dienen mit Netzinnenfutter<br />

häufig als optionale Lüftung.<br />

Tim Jasper leitet die Abteilung »Design«<br />

beim britischen Hersteller Rab.<br />

Tipp 1 Hybrid-Softshells sollten einen<br />

höheren Wetterschutz an Schultern, oberen<br />

Armen, deren Abschlüssen <strong>und</strong> um die Hüften<br />

besitzen. Mehr Dampfdurchlässigkeit sollte<br />

unter den Armen <strong>und</strong> am mittleren Rücken<br />

möglich sein. Diese Formel ist für alle Einsätze<br />

anwendbar, wo ein Hybrid die Leistung<br />

verbessern kann.<br />

Tipp 2 Weil winddichte Membranen nur<br />

eine gewisse Wasserresistenz besitzen, würde<br />

das aufwändige Tapen von deren Nähten kaum<br />

Sinn machen – vor allem wenn diese dichter<br />

wären als der Stoff selbst (Rab Fusion ist als<br />

einziges Softshell mit wasserdichten Zonen<br />

getaped; Anm. der Red.).<br />

Wattierte Softshell-Hybride für winterlichen<br />

Wetterschutz sollten immer Kapuzen besitzen.<br />

sind sie zwar angenehm, aber für exakte<br />

Abdichtung benötigt man doch anpassende<br />

Stretchbünde (ein Top-Beispiel liefert<br />

Arc’teryx) oder am effektivsten variable, bei<br />

dünnem Stoff nahezu wasserdicht fixierbare<br />

Klettverschlüsse wie beispielsweise<br />

die elastischen Gummizüge bei Outdoor Research.<br />

Kragen oder Kapuze? Diese Frage stellt sich<br />

bei Softshells. Bei Sommerhybriden reicht<br />

als Windschutz ein Kragen plus zusätzliche<br />

Windkappe aus, der den Hals eng umschließen<br />

sollte <strong>und</strong> zur Temperaturregulierung<br />

per Front-RV zu öffnen ist. Ein schweißabsorbierendes<br />

Trikot-Futter statt pillendem<br />

Außerdem besitzen sie einen Steg gegen<br />

Herausfallen von Ausrüstung. Einige sind<br />

hochgesetzt, sodass sie sich auch mit Klettergurt<br />

ungehindert bedienen lassen. Etwas<br />

unbequemer zu handhaben sind Brusttaschen<br />

(La Sportiva, Outdoor Research bzw.<br />

Mammut, Rab). Auch Napoleontaschen <strong>und</strong><br />

innere Werttaschen, die zum Schutz elektronischer<br />

Geräte taugen, besitzen einen<br />

RV – nicht aber (über-)große Wärmungs-<br />

Innentaschen im Futter von Einschüben<br />

(v. a. Vaude). Die Rennjacke von La Sportiva<br />

besitzt zusätzliche Rückentaschen.<br />

Die Seitentaschen von Softshelljacken sollten<br />

auch bei großteils membranlosen Soft-<br />

Tipp 3 Das RV-Futter ist bei Softshells<br />

normalerweise nicht wasserresistent, weil es<br />

den Reißverschluss steif machen würde <strong>und</strong><br />

die Zähne nicht ganz wasserdicht sein können.<br />

Wasserresistente RVs (YKK Aquaguard)<br />

funktionieren aber recht gut.<br />

Tipp 4 Eine relativ hohe Wasserresistenz<br />

ohne Einsatz einer Membran erreicht man<br />

durch Verwendung eines eng gewobenen Stoffs<br />

mit weicher Oberfl äche oder aus Mikrofasergarn<br />

sowie guter Dauerimprägnierung (DWR),<br />

so dass Wasser abperlen kann. Durch<br />

regelmäßiges Waschen <strong>und</strong> Imprägnieren der<br />

Jacke wird die Dauerimprägnierung aufrechterhalten<br />

(mit Nikwax ohne PFC).<br />

Stoffmosaik: Diese Hybridjacke von La Sportiva<br />

für Skitouren- <strong>und</strong> Bergrennen kombiniert<br />

eine winddichte Membran an der Front mit<br />

durchlässigem Netz am Rücken <strong>und</strong> sehr dehnbarem<br />

Softshell an Ärmeln <strong>und</strong> Schultern.<br />

Daumenschmaus: Der ergonomisch angepasste<br />

Ärmelabschluss mit Daumenloch<br />

(Ortovox) hält warm. Zum Schweiß ableitenden,<br />

windabweisenden Fleeceärmel kommt<br />

ein winddichter, mit Wolle wattierter Torso.<br />

84 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


So bewertet der BERGSTEIGER<br />

Fotos: Andreas Strauß (5), Christian Schneeweiß (2), privat<br />

KONSTRUKTION<br />

Membranloses Softshell-Material<br />

punktet mit uneingeschränkter<br />

Beweglichkeit bei hohem<br />

Dampfdurchlass <strong>und</strong> bedingtem<br />

Wetterschutz. Integrierte<br />

Pulswärmer schützen in den<br />

Übergangszeiten <strong>und</strong> verhindern<br />

ein Rückrutschen des Ärmels.<br />

Schnitt <strong>und</strong> Passform der Hybridjacken<br />

wurden nicht bewertet, da<br />

deren Effekt von Körperbau <strong>und</strong><br />

Unterbekleidung des Trägers abhängt.<br />

Die Abdichtung der Softshelljacken<br />

gegen Wind <strong>und</strong> Nässe fi el durchwegs<br />

gut bis sehr gut aus. Jacken mit<br />

Kapuze statt Kragen schützen zwar<br />

prinzipiell besser, bekamen bei der<br />

Bewertung aber keinen Extrapunkt.<br />

Einfache Kapuzen passten sich gut<br />

bis sehr gut den Bewegungen an <strong>und</strong><br />

dichteten gut ab.<br />

Auf die Beweglichkeit wirkten sich<br />

elastische Softshells selbstverständlich<br />

positiv aus, der Stoff an Armen<br />

<strong>und</strong> Rumpf verrutschte kaum.<br />

Der Wärmerückhalt von Thermohybriden<br />

mit Fleecefutter, Kunstfaser-<br />

oder Wollfüllung wurde im<br />

Wesentlichen durch deren Dicke<br />

bestimmt. Fleece wärmt zwar, kühlt<br />

aber zugleich, weil es Dampf gut<br />

ableitet. Isolationsfüllung dagegen<br />

behindert die Dampfdurchlässigkeit.<br />

Je höher der membranlose Anteil der<br />

Jacke, desto höher der Kühlungseffekt.<br />

Fleecefutter oder Kunstfaserfüllung<br />

in den Jacken setzen diesen<br />

Wert herab; allerdings wurde in<br />

manchen Jacken schweißkühlendes<br />

Stretchfl eece verarbeitet. Futterlose<br />

Jacken mit effektiven Taschenlüftungen<br />

aus Netzfutter oder mit Ventilationsöffnungen<br />

kühlen am besten.<br />

Wasserresistenz: Der mit einer<br />

Brause geprüfte Abperleffekt vor dem<br />

ersten Waschen war phänomenal:<br />

Bis auf absichtlich unimprägnierte<br />

Zonen, die den Dampfdurchlass<br />

erhöhen, perlte an den meisten<br />

Softshells das Wasser gut ab (am<br />

besten bei Rab, Adidas, Outdoor<br />

Research) <strong>und</strong> ließ sich fast vollständig<br />

abschütteln. Zusammen mit der<br />

zusätzlichen Schutzschicht reicht dies<br />

für Schneefall oder Nieseln, aber<br />

nicht bei Regen aus. Revolutionäre<br />

Neuerung: Die Jacken von Berghaus,<br />

Outdoor Research <strong>und</strong> Rab besitzen<br />

imprägniertes Reißverschlussfutter.<br />

Ortovox, Montane, Vaude fi elen nur<br />

wegen dampfsaugender Zonen ab, La<br />

Sportiva wegen Netzrücken.<br />

Windresistenz: Die Windresistenz<br />

wurde mit einem auf die membranlose<br />

Softshellfl äche gerichteten Fön<br />

plus Durchatmen mit dem M<strong>und</strong> geprüft,<br />

<strong>und</strong> dann mit der winddichten<br />

Membran kombiniert bewertet. Hybride<br />

mit größerer stark dampfdurchlässiger<br />

Fläche sind somit tendenziell<br />

weniger windresistent, solche mit viel<br />

oder intelligent verteilter winddichter<br />

Membran dagegen besonders<br />

windresistent.<br />

EINSATZBEREICHE<br />

Klettern: Die Bewegungen verlangen<br />

ein dehnbares Softshell kombiniert<br />

mit hohem Dampfdurchlass bei<br />

eingeschränktem Wetterschutz. Die<br />

Ärmel verrutschen kaum, der Rücken<br />

ist verlängert geschnitten.<br />

Bergtour: Hohe Dampfdurchlässigkeit<br />

(Softshell ohne Membran) kombiniert<br />

mit Wetterschutz (winddichte<br />

Zur Anpassung einer helmtauglichen,<br />

sturmfesten Kapuze<br />

ist ein einhändig zu bedienender<br />

Gummizug am Hinterkopf<br />

unverzichtbar. Er passt deren<br />

Volumen an Kopf oder Helm<br />

an <strong>und</strong> ermöglicht es, den Kopf<br />

mitsamt Kapuze zu drehen.<br />

Membran, gute Imprägnierung) an<br />

den entsprechenden Zonen ermöglicht<br />

eine ausreichende Klimaregulierung,<br />

ergänzt durch Taschenlüftung.<br />

Trekking/Gletscher: Hoher<br />

Nässe- <strong>und</strong> Windschutz sowie gute<br />

Lüftungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Abschlüsse<br />

(idealerweise mit Kapuze <strong>und</strong><br />

winddichtem Hüftbereich) schützen<br />

vor allen Wetterverhältnissen außer<br />

Dauerregen <strong>und</strong> Höhensturm. Hohe<br />

Abriebfestigkeit sollte zumindest im<br />

Schulterbereich gegeben sein.<br />

Skitour: Winddichte Membran am<br />

Körper <strong>und</strong> Wasserresistenz sowie<br />

verstellbare Kapuze reichen für<br />

kompletten Wetterschutz aus. Fleecefutter<br />

oder Faserfüllung wärmt, ein<br />

verlängerter Rücken <strong>und</strong> minimales<br />

Verrutschen schützen die Nieren.<br />

shells immer Netzfutter besitzen, um Be<strong>und</strong><br />

Entlüftung vor allem im Bauchbereich<br />

zu ermöglichen. Die beste Ventilation aber<br />

lässt sich immer noch durch RV-Achsellüftungen<br />

wie bei Vaude erreichen. Daumenlöcher<br />

verhindern ein Zurückrutschen der<br />

Ärmel <strong>und</strong> ersetzen zumindest einen Teil<br />

der Wärme von Handschuhen (sehr gut bei<br />

Ortovox). Und zu guter Letzt kann man auch<br />

der Umwelt <strong>und</strong> der Gesellschaft Gutes tun<br />

beim Kauf einer Softshell-Jacke: Bei Vaude<br />

ist der Stoff Bluesign-zertifiziert, Mammut<br />

ist Mitglied bei Fair Wear <strong>und</strong> Marmot spendet<br />

an die dZi-Stiftung für Dorfentwicklung<br />

im Himalaya.<br />

◀<br />

Für alle Zonen das Richtige: Luftiges Meshfutter<br />

am Rücken, schweißsaugendes Stretch -<br />

fleece an Ärmeln <strong>und</strong> Seiten, robustes <strong>und</strong><br />

zugleich weiches Nylon im Schulterbereich<br />

(Montane) sorgen für optimales Körperklima.<br />

Vorteil Softshell: Mit zwei Seitzügen <strong>und</strong><br />

einem Hinterkopfzug (3D-Züge) lässt sich<br />

diese Kapuze an jeden Kopf anpassen <strong>und</strong> mit<br />

diesem ungehindert beliebig seitlich drehen<br />

(Mammut).<br />

Netzwerk: Robustes, winddichtes Gore<br />

Windstopper Softshell schützt die Rückseite<br />

dieser sehr wetterresistenten <strong>und</strong> doch an<br />

Rücken, inneren Ärmeln <strong>und</strong> Seiten stark<br />

dampfdurchlässigen Hybridjacke (Adidas).<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 85


KAUFBERATUNG : Hybrid-Softshells<br />

TIPP<br />

Bewegung<br />

Adidas Terrex<br />

Hybrid Softshell J.<br />

Arc'teryx Atom LT<br />

Hoody Jacket Men’s<br />

Berghaus<br />

Cadence SS Jacket<br />

La Sportiva<br />

Synopsis J. Man<br />

Mammut<br />

Manaslu Jacket M<br />

Marmot<br />

Prodigy Jacket<br />

Vertrieb, Info 0 91 32/ 84-0,<br />

www.adidas.com/outdoor<br />

0 89/3 21 97 77-0,<br />

www.arcteryx.com<br />

08 00/10 08 76-5,<br />

www.berghaus.com<br />

00 39/(0)4 62/57 18 00,<br />

www.lasportiva.com<br />

0 83 31/83 92-0,<br />

www.mammut.ch<br />

0 91 53/9 20 59-0,<br />

www.marmot.eu<br />

Preis in Euro 179,95 200,- 140,- 179,95 180,- 200,-<br />

Gew./Größe 370 g/M–L 400 g/L 360 g/L 450 g/L (50) 520 g/L 630 g/L<br />

Passform<br />

Anliegend bis mittel,<br />

hinten länger<br />

Anliegend bis mittel,<br />

hinten länger<br />

Mittel, hinten länger<br />

Mittel, Ärmel schlank,<br />

hinten länger<br />

Anliegend bis mittel<br />

Mittel, hinten länger<br />

Material<br />

inkl. Futter<br />

Gore Windstopper Softshell<br />

+ elast. Softshell<br />

Dünnes Softshell mit<br />

Coreloft-Isolierung<br />

Gore Windstopper Softshell<br />

(elastisch)<br />

Winddichte Membran +<br />

sehr elastisches Softshell<br />

Winddichte Membran +<br />

Softshell, beides elastisch<br />

Gore Windstopper Softshell,<br />

teils Fleece, teils ungefüttert<br />

Wetterresistente<br />

Zonen<br />

Schultern, obere Ärmel,<br />

Front, Hüftbereich /<br />

dampfdurchlässig: Seiten,<br />

Rücken, untere Ärmel<br />

Ganze Jacke winddicht<br />

außer Seiten <strong>und</strong><br />

Achseln<br />

Vorne, hinten, an Schultern<br />

<strong>und</strong> oberen Ärmeln /<br />

Ableitungszonen an Seiten<br />

<strong>und</strong> unteren Ärmeln<br />

Front winddicht / Ableitungszonen<br />

an Rückenrahmen,<br />

Ärmeln, Schultern;<br />

Netz am Rücken<br />

Schulterbereich, obere<br />

Ärmel <strong>und</strong> Kapuze winddicht<br />

Front, Rücken, Schultern,<br />

obere Arme winddicht<br />

Frontverschluss<br />

RV resistent, innen<br />

abgedeckt + Knopf<br />

RV innen isoliert,<br />

abgedeckt<br />

RV innen abgedeckt RV innen abgedeckt RV resistent, innen<br />

abgedeckt<br />

2-Wege-RV resistent, innen<br />

abgedeckt<br />

Abschlüsse Gummizüge / Elastikb<strong>und</strong><br />

Rumpf/Ärmel/Hals / Kragen<br />

Gummizüge / Stretch-<br />

B<strong>und</strong> / Kapuze mit Lycra<br />

Gummizüge / Lycra-<br />

B<strong>und</strong> / Kragen<br />

Lycra-B<strong>und</strong> / Stretchfl<br />

eece / Kragen<br />

Gummizüge / Klett /<br />

einstellbare Kapuze<br />

Taschenzüge / Klett-Verschluss<br />

/ Fleece-Kragen<br />

Taschen<br />

2 Einschub groß, 2 innen<br />

groß offen, Napoleon<br />

2 Einschub hochgesetzt,<br />

Wertfach innen groß<br />

2 Einschub groß,<br />

2 innen sehr groß offen<br />

2 Einschub sehr groß<br />

hochgesetzt, 2 Netz innen<br />

2 Brust lang 2 Einschub groß, Napoleon,<br />

Elektroniktasche<br />

Extras<br />

Taschenlüftungen, Kragen<br />

+ Kinn aus weichem<br />

Trikotstoff, Refl ektoren<br />

Kapuze helm-, aber nicht<br />

kopftauglich, Refl ektor<br />

Taschenlüftungen,<br />

Refl ektor<br />

Rücken-Netztaschen,<br />

Kragen aus absorbierendem<br />

Trikotstoff, Refl ektor<br />

Taschenlüftung, Gummizüge<br />

ohne Mechanik, Fair<br />

Wear-zertifi ziert<br />

Lebenslange Garantie, dZi-<br />

Stifung für Dorfentwicklung<br />

im Himalaya<br />

BEWERTUNGEN<br />

Verrutschen ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Beweglichk. ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Abdichtung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Wärmung – ■■■■■ – – – ■■■■■<br />

Kühlung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Wasserres. ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Windres. ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Fotos: Andreas Strauß<br />

Unser<br />

Eindruck<br />

Sehr leichtes Sommer-<br />

Softshell: für alle<br />

Aktivitäten, optimale<br />

Kombination aus Schutz<br />

<strong>und</strong> Dampfdurchlass,<br />

RVs saugen Nässe,<br />

mickrige Zugtankas<br />

EINSATZBEREICHE<br />

Leichter Thermohybrid:<br />

Füllung wärmt auch bei<br />

Nässe, Stretchfl eece<br />

nässeabweisend statt<br />

-saugend, Kapuze funktioniert<br />

mit Helm super,<br />

Material weniger robust<br />

Sehr leichtes Sommer-<br />

Softshell: guter Wetterschutz<br />

inkl. Kragen,<br />

mäßiger Dampfdurchlass,<br />

RV-Futter nässedicht, fällt<br />

kleiner aus, verrutscht an<br />

Ärmeln <strong>und</strong> Körper<br />

Robustes Raceshell: für<br />

intensive Aktivitäten mit<br />

Rucksack, sehr dampfdurchlässig,<br />

Rücken für<br />

maximale Kühlung ohne<br />

Wetterschutz, Taschenlüftungen<br />

fehlen<br />

Kühlendes Bewegungs-<br />

Softshell: luftig <strong>und</strong> doch<br />

schützend, gut funktionierende<br />

Kapuze, robust,<br />

Ärmel verrutschen, RVs<br />

saugen Nässe<br />

Sehr robustes 3-Season-<br />

Softshell: sehr guter<br />

Wetterschutz, aber keine<br />

Kapuze, sehr beweglich,<br />

kleine Taschenzüge mit<br />

Handschuhen kaum zu<br />

öffnen, RV saugt Nässe<br />

Klettern ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Bergtour ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Gletscher ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■ ■■■■■<br />

Skitour ■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■ – ■■■■■<br />

86 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


TIPP<br />

Top<br />

TIPP<br />

Preis/Leistg.<br />

Montane<br />

Alpha Guide Jacket<br />

Mountain Equipment<br />

Ultratherm Jacket M<br />

Ortovox Hybrid<br />

Jacket M (Swiss Wool)<br />

Outdoor Research<br />

Enchainment J. Men’s<br />

Rab<br />

Fusion Jacket<br />

Vaude<br />

Larice Jacket<br />

0 88 56/8 68 53 18,<br />

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0 81 79/99 78-30,<br />

www.mountain-equipment.de<br />

0 89/6 66 74-0,<br />

www.ortovox.com<br />

00 41/52/20 81 07-0,<br />

www.outdoorresearch.com<br />

0 89/8 99 60 30,<br />

www.rab.uk.com<br />

0 75 42/53 06-0,<br />

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180,- 139,90 179,95 195,- 239,95 170,-<br />

525 g/L 295 g/XL (54-56) 570 g/XL 590 g/XL 520 g/XL (54) 600 g/L (52)<br />

Weit, Ärmel mittel, hinten<br />

länger<br />

Anliegend<br />

Mittel, Ärmel schlank;<br />

hinten länger<br />

Weiter Anliegend bis mittel Anliegend, Ärmel schlank<br />

Stark resistentes, isol. Polartec<br />

Alpha + Stretchfl eece<br />

Winddichter Stoff mit Waffelfutter<br />

+ Softshell ungefüttert<br />

Polyester-Merino-Stretch +<br />

Ripstop-Nylon mit Wollfüllg.<br />

Stark resist. Polyester-Softshell<br />

+ Schoeller Nanosphere<br />

Polartec Nanosphere + sehr<br />

elastisches Softshell<br />

Windproof Pro-Membran +<br />

Softshell + Stretchfl eece<br />

Torso außer Achselbereiche<br />

winddicht<br />

Ganze Jacke winddicht<br />

außer Seiten bis untere<br />

Ärmel<br />

Front <strong>und</strong> Seiten winddicht<br />

/ Ableitungs-Zonen an<br />

Rücken <strong>und</strong> Ärmeln<br />

Vorne, hinten, Schultern,<br />

obere Arme, Hüften, Kapuze<br />

stark resistent<br />

Schulterbereich bis Ellenbogen<br />

+ Kapuze + Hüftbereich<br />

wasserdicht<br />

Vorne winddicht, Rest 80 %<br />

resistent außer Rücken,<br />

Seiten bis Unterärmel<br />

Resistenter 2-Wege-RV, innen<br />

isoliert abgedeckt + Knopf<br />

RV innen abgedeckt<br />

RV windresistent, innen<br />

abgedeckt<br />

Imprägnierter RV, innen<br />

abgedeckt<br />

RV resistent, innen dicht<br />

abgedeckt<br />

RV resistent, innen abgedeckt<br />

Gummizüge / Stretchb<strong>und</strong><br />

/ Kapuze mit Lycra<br />

Gummizüge / Lycra-B<strong>und</strong> /<br />

Kragen + Kapuze einstellbar<br />

Lycra-B<strong>und</strong> teilelastisch /<br />

Lycra ergonomisch / Kragen<br />

Gummizüge / Elastik-Klettverschluss<br />

/ einstellb. Kapuze<br />

Gummizüge / Klettverschluss<br />

/ einstellb. Kapuze<br />

Lycra-B<strong>und</strong> / Stretchfl eece-<br />

Lycra / Kapuze mit Lycra<br />

2 Einschub groß, etwas<br />

hochgesetzt<br />

Napoleon groß 2 Einschub, Oberarmtasche 2 Einschub hochgesetzt,<br />

Napoleon, Wertfach groß<br />

2 Brust, 2 innen, beide<br />

sehr groß<br />

2 Einschub, 2 Brust, 2<br />

innen superlang <strong>und</strong> offen<br />

Meshfutter, Refl ektoren,<br />

Daumenloch, Kragenfutter<br />

Mikrofl eece<br />

Kapuze in Kragen zippbar,<br />

Refl ektoren, in Tasche<br />

packbar<br />

Daumenloch, Kragenfutter<br />

aus Polyester-Merino-<br />

Gemisch<br />

Nähte laminiert, Taschenlüftungen,<br />

Drahtschild,<br />

lebenslange Garantie<br />

RVs wasserabweisend,<br />

Refl ektoren, Kapuze mit<br />

Drahtschild<br />

RV-Achsellüftung, Daumenloch,<br />

Taschenlüftung, Refl ektor,<br />

Bluesign-zertifi ziert<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

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■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ – – ■■■■■<br />

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■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

3-Season-Allro<strong>und</strong>hybrid:<br />

kuscheliges, schnelltrocknendes<br />

Futter, super Kapuze<br />

(guter Sitz, abdichtend,<br />

drehbar), Schnitt am Körper<br />

zu weit, Ärmel dampf- <strong>und</strong><br />

nässesaugend<br />

Ultraleichter Windhybrid:<br />

kurzer Schnitt, dünnes<br />

Fleecefutter sehr angenehm,<br />

Kapuze super anpassbar,<br />

Züge sehr leichtgängig <strong>und</strong><br />

perfekt anpassbar, Material<br />

weniger robust<br />

3-Season-Allro<strong>und</strong>er mit<br />

Wollfaser: natürlich geruchshemmend<br />

<strong>und</strong> wärmend am<br />

Torso, Stretchfl eece-Ärmel<br />

dampf- + nässesaugend,<br />

Abschlüsse relativ weit,<br />

kleine Taschen<br />

Neutraler Allro<strong>und</strong>er (außer<br />

Regen): im Winter ähnlich<br />

Hardshell einsetzbar, RV-<br />

Futter nässedicht, abdichtende<br />

Bündchen, Kapuze nicht<br />

dicht <strong>und</strong> wenig helmtauglich,<br />

Züge leichtgängig<br />

Regenresistente Alljahresjacke:<br />

Resistenzzonen wasserdicht<br />

bei bestmöglichem<br />

Dampfdurchlass, im Winter<br />

als Hardshell einsetzbar,<br />

sturm- <strong>und</strong> helmtaugliche<br />

Kapuze (einfaltbar)<br />

Raffi nierter Kühlungshybrid:<br />

3 Stoffe von winddicht bis<br />

dampfsaugend, top Belüftung,<br />

super Kapuze, sehr<br />

schlanke Arme, aber Rumpf<br />

rutscht, Stretchfl eece + RVs<br />

saugen Nässe<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ – ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ – ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 87


Klimakarte<br />

des Körpers<br />

Je nach Körperzone kommen bei einem Hybrid-Softshell<br />

unterschiedliche Materialien zum Einsatz. Die einen<br />

schützen vor Wind <strong>und</strong> Nässe, die anderen vor Kälte, <strong>und</strong><br />

wieder andere punkten mit hoher Dampfdurchlässigkeit.<br />

TIPP<br />

Gegen den Wind<br />

■ Vor dem ersten Aufsetzen einer Kapuze die<br />

Funktion der Züge begutachten, deren Effi zienz<br />

<strong>und</strong> Gängigkeit ausprobieren <strong>und</strong> die Kapuze<br />

gleich voreinstellen.<br />

■ Wer eine Softshelljacke nach jeder (nicht<br />

zu häufi gen) Wäsche besonders im Schulterbereich<br />

nachimprägniert, wird lange seine Freude<br />

an deren Wasserresistenz haben.<br />

■ Kletterer, Ferratisti <strong>und</strong> Hochtourengeher<br />

sollten da<strong>rauf</strong> achten, dass die Jacke einen<br />

Zwei-Wege-RV hat, um besser sichern <strong>und</strong> den<br />

Frontbereich belüften zu können.<br />

HALS- UND KOPFSCHUTZ<br />

ATMUNGSAKTIV<br />

TASCHEN<br />

Unter gemäßigten Bedingungen<br />

genügt für Hals- <strong>und</strong> Kopfschutz<br />

ein Kragen plus Windschutz für den<br />

Kopf. Bei Sturm <strong>und</strong> generell in<br />

hochalpinen Lagen ist eine wetterfeste<br />

Kapuze angebracht.<br />

Ein Hybrid-Softshell sollte<br />

unter den Armen sowie<br />

an Seiten <strong>und</strong> Rücken besonders<br />

dampfdurchlässig<br />

<strong>und</strong> ansonsten besonders<br />

resistent gegen Wind <strong>und</strong><br />

Nässe oder Kälte sein.<br />

In großvolumigen Taschen<br />

mit innerem Netzfutter<br />

lässt sich nicht nur Ausrüstung<br />

verstauen; sie lassen<br />

sich geöffnet auch zur<br />

Temperatur-Regulierung,<br />

sprich Ventilation bei<br />

Aktivität einsetzen.<br />

FUTTER<br />

Mit Fleece gefütterte oder<br />

dünn wattierte Softshells<br />

sind ideal als Wind- <strong>und</strong><br />

Nässeschutz für Aktivitäten<br />

im Herbst, Frühjahr oder<br />

Winter.<br />

PASSFORM<br />

Ein Hybrid-Softshell, das<br />

gut vor Wind schützen soll,<br />

muss auch gut abgedichtet<br />

sein: An Ärmeln <strong>und</strong><br />

Rumpf dichtet es dank<br />

Elastik- oder verstellbaren<br />

Bündchen ab, der<br />

geschlossene Kragen liegt<br />

eng an.<br />

88 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


H<br />

Skitourensteigeisen<br />

Camp Race 290<br />

Was aktuelle Hightech-Produkte<br />

wirklich können, zeigen sie meist<br />

erst beim Praxistest am Berg.<br />

Hier berichtet die Redaktion, was<br />

sie im Einsatz hatte <strong>und</strong> wie sie<br />

damit zufrieden war.<br />

▶ Das sagt der Hersteller:<br />

Das Race 290 ist das leichteste Steigeisen der<br />

Welt <strong>und</strong> damit ein neuer Maßstab bei<br />

Skitourenrennen. Die Fersenbindung »Clip-in«<br />

passt auf dynafi t-kompatible Skitourenschuhe bis<br />

Größe 44. Durch den Steg aus Dyneema kann<br />

das Steigeisen extrem kompakt verpackt werden.<br />

Gewicht: 294 g (Paar) Material: 7075 T6 Alu,<br />

Dyneema Preis: 150 € Info: www.camp.it<br />

▶ Das sagen wir: Gewicht <strong>und</strong> Packmaß sind<br />

verführerisch, das Konzept ist pfi ffi g. Ein Voll-<br />

Steigeisen ist der 10-Zacker aus Alu, konzipiert für<br />

den Renneinsatz, freilich nicht. Der Steg dehnt<br />

sich beim ersten Gebrauch, früh nachziehen! Die<br />

Frontzacken könnten einen Tick länger sein. Im Eis<br />

auf Dauer anstrengend, für kurze Passagen <strong>und</strong><br />

Notfälle aber zweckdienlich. Und leicht!<br />

Packmaß/Gewicht ■■■■■■<br />

Funktion ■■■■■<br />

Preis/Leistung ■■■<br />

Thomas, 26<br />

Icebreaker Softshelljacke<br />

Viento W’s Longsleeve Hood<br />

Edelrid Einfach-Kletterseil<br />

Heron Duotec 9,8 mm<br />

Adidas Sportbrille<br />

Tycane POL L<br />

Fotos: Hersteller, Andreas Strauß, privat (4)<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Die unglaublich leichte<br />

<strong>und</strong> vielseitige Viento besteht aus einer<br />

strapazierfähigen, wasserabweisenden Softshell<br />

außen <strong>und</strong> aus hochatmungsaktivem Merino<br />

innen für ein kuschelig weiches Tragegefühl.<br />

Anpassbare anatomische Kapuze, verstellbare<br />

Velcro® Ärmelbündchen, Tunnelzugsaum, innere<br />

Windschutzleiste, RV-Seitentaschen<br />

Material: 100 % Merino (innen), 100 % Polyester<br />

(außen) Farben: black, lotus Größen: XS–XL<br />

Preis: 280 € Info: www.icebreaker.com<br />

▶ Das sagen wir: Die Dampfdurchlässigkeit überzeugt<br />

bei schweißtreibenden Aufstiegen im Winter<br />

<strong>und</strong> Frühjahr. Das Merinofutter fühlt sich angenehm<br />

an, aber bei der Abfahrt braucht man zusätzliche<br />

Wärmeisolation. Die Kapuze ist zu weit – ab<br />

der Sommerkollektion aber mehrfach verstellbar.<br />

Design<br />

Funktion<br />

Preis/Leistung<br />

■■■■<br />

■■■■■<br />

■■■<br />

Dagmar, 36<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Das Heron vereint<br />

minimales Gewicht <strong>und</strong> geringen Durchmesser<br />

mit Langlebigkeit <strong>und</strong> bestem Handling. Durch<br />

Duotec-Flechtverfahren besitzt das Seil eindeutig<br />

voneinander unterscheidbare Seilhälften.<br />

Sturzzahl: 8 Gewicht: 62 g/m Durchmesser:<br />

9,8 mm Länge: 60 m, 70 m, 80 m Farbe: fl ame<br />

Fangstoß: 8,7 kN Preis: ab 185 €<br />

Info: www.edelrid.de<br />

▶ Das sagen wir: Robustes, vielfältig einsetzbares<br />

Einfachseil. Unempfi ndlich gegen Schmutz <strong>und</strong><br />

Feuchtigkeit durch hochwertige Imprägnierung. Die<br />

dauerhafte Mittenmarkierung ist gerade fürs<br />

Alpinklettern ein großes Plus, wobei die beiden<br />

Hälften sich farblich deutlicher unterscheiden<br />

könnten. Mit 9,8 mm Durchmesser gutes Handling<br />

beim Sichern <strong>und</strong> dennoch abriebfest.<br />

Gewicht ■■■■<br />

Flexibilität ■■■■<br />

Preis/Leistung ■■■■■<br />

Beate, 29<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Die einzigartige,<br />

hydrophobe Filtertechnologie garantiert erstklassige<br />

Sicht <strong>und</strong> maximalen Augenschutz – egal<br />

bei welchem Wetter. Der Rahmen ist aus besonders<br />

leichtem, fl exiblem <strong>und</strong> bruchsicherem SPX<br />

Material. Extrem große, stark gewölbte 10-base-<br />

Filter ermöglichen einen gefühlten 360°-Blick.<br />

Gewicht: 28g Größen: S <strong>und</strong> L Farbe: lime/black,<br />

black/red, white/grey, black/grey Preis: 199 Euro<br />

Info: www.adidas.com/eyewear<br />

▶ Das sagen wir: Egal ob beim Skaten, auf<br />

Berg- oder Skitour oder auf dem Mountainbike:<br />

Die Sportbrille verrutscht <strong>und</strong> beschlägt nicht<br />

<strong>und</strong> versagt auch nicht bei schnell wechselnden<br />

Lichtverhältnissen oder stark spiegelnden Flächen.<br />

Die Konturen der Landschaft werden verstärkt, was<br />

gerade bei schnelleren Aktivitäten von Vorteil ist.<br />

Tragekomfort<br />

Funktion<br />

Preis/Leistung<br />

■■■■■<br />

■■■■■■<br />

■■■<br />

Michael, 49


MARKT<br />

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03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 91


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SERIE: Stille Helfer<br />

Stille<br />

Helfer<br />

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Teil 12: Zwiebelprinzip<br />

EINE INITIATIVE VON<br />

Schichtwechsel<br />

Wer schlau ist, schichtet: Mit mehreren Bekleidungslagen<br />

übersteht man Kälte unbeschadet. Wer gut kombiniert,<br />

gerät dabei nicht einmal ins Schwitzen. Im letzten Teil der<br />

»Stillen Helfer«: das Zwiebelprinzip Von Moritz Baumstieger<br />

92 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Aus-, Um-, Anziehen: Kleidungswechsel sind meist lästig, aber effizienter als jede Membran.<br />

Es gibt kein schlechtes Wetter,<br />

nur schlechte Kleidung: Hinter<br />

der Weisheit steckt ein wahrer<br />

Kern – <strong>und</strong> ein Verkaufsargument<br />

der Outdoor-Hersteller.<br />

Fotos: Rainer Eder, Thomas Senf<br />

Über die Temperaturen, die im<br />

Inneren der Zwiebel herrschen,<br />

ist im Allgemeinen nur wenig<br />

bekannt. Dass sie trotzdem Namenspatin<br />

für die Art <strong>und</strong> Weise<br />

wurde, nach der sich unzählige Frischluftfre<strong>und</strong>e<br />

kleiden, begründet sich auch eher<br />

auf ihrem Auf bau, denn auf ihrem Binnenklima<br />

(oder Geruch): Mehrere dünne<br />

Schalen liegen übereinander, nimmt man<br />

eine von außen weg, schützt die nächste<br />

den Kern.<br />

Das Zwiebelschalen-Prinzip – die Klimaanlage<br />

des <strong>Bergsteiger</strong>s – ist schnell erklärt:<br />

Eine unterste Schicht liegt direkt auf der<br />

Haut <strong>und</strong> hat die Aufgabe, den Schweiß<br />

vom Körper weg zu transportieren. Über ihr<br />

wird eine Isolationsschicht getragen, die die<br />

Körperwärme speichern <strong>und</strong> Wind abhalten<br />

soll – Verdunstungskälte, die im Sommer<br />

so viele schätzen, ist im Winter selbst<br />

bei ausgemachten Heißblütern unbeliebt.<br />

Wenn die Verhältnisse durch Sturm, Regen<br />

oder Schneefall arg ungemütlich werden,<br />

dann wird noch eine äußerste Hülle als<br />

Wetterschutz übergezogen.<br />

Damit dieses einfache Prinzip aber auch<br />

wirklich funktioniert, gibt es einige Dinge<br />

zu beachten. Und auch, wenn man die echte<br />

Zwiebel von außen zu schälen beginnt,<br />

soll nun als erstes die innerste Schicht genauer<br />

begutachtet werden.<br />

Bei der Unterwäsche haben sich in den<br />

letzten Jahren vor allem zwei Materialien<br />

durchgesetzt: Funktionswäsche aus Kunstfaser<br />

<strong>und</strong> aus Merinowolle (siehe BERGSTEI-<br />

GER 01/2014). Beide Materialien können<br />

gut mit Schweiß, der beim Aufstieg auch<br />

verfrorenen Bergsportlern aus den Poren<br />

tritt. Während Kunstfaser teilweise recht<br />

schnell zu müffeln beginnt (selbst, wenn<br />

Bakterien-hemmende Silberionen mit eingearbeitet<br />

sind), kann man sich mit einem<br />

Merino-Shirt auch nach der Tour noch unter<br />

Leute trauen – wenn es einen nicht zu<br />

sehr kratzt, weshalb viele dann doch wieder<br />

bei den (oft günstigeren) Synthetikprodukten<br />

landen.<br />

Klimaanlage mit Zusatzstufe<br />

Kunstfaser leitet die Feuchtigkeit direkt<br />

nach außen weiter, Merinowolle nimmt sie<br />

teilweise auf, wärmt aber auch im nassen<br />

Zustand. Beide trocknen schnell, ganz im<br />

Gegensatz zur Baumwolle, deren Fasern<br />

aufquellen <strong>und</strong> die Feuchtigkeit lange speichern.<br />

Wer unter oder über der Funktionswäsche<br />

ein Baumwollhemd trägt, wird das<br />

zu spüren bekommen: das Zwiebelprinzip<br />

ist dann unterbrochen. Funktionswäsche<br />

sollte so gekauft werden, dass sie elastisch<br />

<strong>und</strong> eng am Körper anliegt. Je nach Temperatur<br />

wählt man ferner die Dicke der Unterwäsche.<br />

Oft ist es ratsam, anstelle einer<br />

dicken Lage lieber zwei dünne Schichten<br />

zu tragen, zum Beispiel ein dünnes Funktionsshirt<br />

<strong>und</strong> einen leichten Fleecepulli. So<br />

bekommt die Klimaanlage eine zusätzliche<br />

Zwischenstufe.<br />

Bei der (außer vielleicht bei warmen Frühjahrs-Skitouren)<br />

darüber getragenen Isolationsschicht<br />

hat sich in den letzten<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 93


Weder Sauna noch<br />

Tiefkühltruhe:<br />

Ein stimmiges Körperklima<br />

ist am Berg<br />

die halbe Miete.<br />

Das Schichtprinzip<br />

nähert sich seiner<br />

Namenspatin an: Auch bei<br />

der echten Zwiebel sind<br />

die äußersten Schichten<br />

die dünnsten.<br />

INFO<br />

Auf Eis gelegt<br />

Wer die Nacht im Winter draußen verbringen<br />

muss, wird auch mit perfektem Zwiebelprinzip<br />

wenig zu lachen haben. Besser ist da<br />

der Bau einer Schneehöhle.<br />

Für eine Schneehöhle braucht es zunächst genug<br />

von dem Material, das ihr den Namen gibt:<br />

Mindestens zwei Meter Schnee sollten es sein,<br />

damit die Decke hält, was mit der Sonde leicht zu<br />

messen ist. Ideale Standorte fi nden sich bei<br />

Schneeverwehungen, Windkolken oder – wenn die<br />

Lawinensituation das zulässt – unter Wechten.<br />

Zunächst gräbt man nach unten, etwa einen<br />

halben bis einen Meter, um dann von dort aus<br />

den Eingangstunnel leicht nach oben anzulegen.<br />

So entsteht später eine Mulde, in der<br />

sich die Kälte sammeln kann.<br />

Der Eingangstunnel sollte möglichst schmal<br />

sein, so dass er mit Rucksäcken oder Schneebrocken<br />

verschlossen werden kann. Der Höhlenraum<br />

zum Schlafen misst im Idealfall für zwei<br />

Personen etwa 2,5 Meter Länge, 1,8 Meter<br />

Breite <strong>und</strong> 1,5 Meter Höhe. Wichtig ist, die<br />

Decke kuppelförmig anzulegen <strong>und</strong> anschließend<br />

glatt zu klopfen – sonst entstehen<br />

tropfende Stalaktiten, was auf die Dauer recht<br />

unangenehm sein kann. Da jede Person in<br />

acht St<strong>und</strong>en Schlaf knapp fünf Kubikmeter<br />

Luft beim Atmen verbraucht, sollte man auf<br />

ausreichende Belüftung achten. Anstatt<br />

Luftlöcher in die Decke zu stechen (aus denen<br />

dann aber auch die Wärme entweicht), öffnet<br />

man den Eingang besser von Zeit zu Zeit.<br />

Damit er nicht mit Triebschnee zugeweht wird,<br />

sollte er auf der windabgewandten Seite liegen.<br />

Reicht die Schneelage jedoch nicht für eine<br />

Schneehöhle, schaufelt man erst ein möglichst<br />

tiefes Loch mit einem Kältegraben (rechtes<br />

Bild). Zusätzliche Höhe gewinnt, wer den<br />

Aushub um den Rand aufschichtet. Schließlich<br />

wird das Loch mit Ski, einem Biwaksack <strong>und</strong><br />

Schneebrocken zugedeckt. Dann heißt es<br />

Warten auf den Morgen oder das Ende des<br />

Sturms – warme Gedanken helfen dabei.<br />

Jahren viel getan. Früher kamen hier vor<br />

allem Fleecejacken zum Einsatz (<strong>und</strong> noch<br />

früher: schwere Wollpullis), die eine gute<br />

Wärmeleistung brachten. Gegen Wind<br />

<strong>und</strong> Wetter konnten sie jedoch nur wenig<br />

ausrichten, weshalb man immer noch eine<br />

starke Überjacke im Rucksack haben musste<br />

– die wiederum den Aufstieg in ein Saunabad<br />

verwandelte.<br />

So entstand schließlich eine Art Zwitter aus<br />

Isolations- <strong>und</strong> Schutzschicht: die Softshelljacke.<br />

Sie wärmt wie der alte Fleece <strong>und</strong> ist<br />

(bei hoher Qualität) auch ähnlich atmungsaktiv,<br />

aber deutlich winddichter <strong>und</strong> teilweise<br />

fast so witterunsgabweisend wie eine<br />

Außenhaut. Softshelljacken <strong>und</strong> -hosen<br />

gibt es heute in unzähligen Variationen –<br />

manche decken so gut wie alle Wettersituationen<br />

ab. Aber: Je besser Softshells gegen<br />

Feuchtigkeit von außen schützen, desto<br />

weniger gut lassen sie die Nässe von innen<br />

durch. Zudem trocknen besonders aufwändige<br />

Softshells vergleichsweise langsam.<br />

Manch einer kommt nass am Gipfel an, gerade<br />

weil er eine (zu) gute Jacke anhat.<br />

Weniger ist manchmal mehr<br />

Dringt das Wetter durch die isolierende<br />

Schicht, kommt die Außenhaut aus dem<br />

Rucksack <strong>und</strong> zum Zuge. Die festeren <strong>und</strong><br />

robusteren bestehen aus dreilagigen Laminaten:<br />

Einer Außenhaut zum Schutz, einer<br />

wasserdichten <strong>und</strong> atmungsaktiven Membran<br />

(z. B. Gore-Tex), an die innen ein Futter<br />

geschweißt ist. Weil in den letzten Jahren<br />

die mittlere Lage deutlich an Kompetenzen<br />

hinzugewonnen hat, geht der Trend jedoch<br />

eher zu leichteren Konstruktionen. Moderne<br />

Hardshell-Jacken <strong>und</strong> -hosen sind oft<br />

nur noch zweilagig laminiert. Ohne festes<br />

Innenfutter erreichen sie ein geringeres Gewicht<br />

<strong>und</strong> Packmaß <strong>und</strong> knittern deutlich<br />

weniger. Wenn man so will, hat sich das<br />

Zwiebel-Prinzip so noch ein wenig mehr<br />

an seine Namenspatin angenähert: Auch<br />

bei der echten Zwiebel sind die äußersten<br />

Schichten die dünnsten.<br />

◀<br />

94 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Definitiv mehr als<br />

leicht erfroren: Wenn<br />

die Finger Blasen<br />

werfen, drohen Schäden<br />

an Haut <strong>und</strong> Nerven.<br />

Taglingers Tipp:<br />

Partner-<br />

Kälte-Check!<br />

Wetterschutz durch Harmonie<br />

Beim Zwiebelprinzip entscheidet nicht nur die<br />

Qualität der Einzelprodukte – sie müssen vor<br />

allem miteinander harmonieren. Die teuerste<br />

Hardshell-Jacke bringt nichts, wenn die unterste<br />

Lage den Schweiß nicht abtransportiert. Wenig<br />

funktionell ist auch, mehrere Membranen<br />

übereinander zu verwenden: ein Windstopper-<br />

Dritte Schicht:<br />

Mammut<br />

Keele Jacket Men<br />

Preis: 250 Euro<br />

Gewicht: 700 g<br />

Material: wind- <strong>und</strong> wasserdichtes<br />

Polyurethan, zweilagig<br />

laminiert, bluesign-zertifi ziert<br />

Zweite Schicht:<br />

Mammut<br />

Sarita Hoody<br />

Women<br />

Preis: 160 Euro<br />

Gewicht: 550 g<br />

Material: 100 %<br />

Polyester, wind- <strong>und</strong><br />

wasserabweisendes<br />

SOFtech Material<br />

Softshell unter einer Gore-Tex-Jacke wird deutlich<br />

weniger luftdurchlässig arbeiten, als ein<br />

(unspektakulärer, aber genauso gut isolierender)<br />

Fleecepullover – klassischer Membranen-<br />

Overkill. Am besten variiert man auf den ersten<br />

Touren die Lagen, bis man für jedes Wetter die<br />

perfekte Kombination gef<strong>und</strong>en hat.<br />

Zweite Schicht:<br />

Mammut<br />

Kapin Pull Men<br />

Preis: 100 Euro<br />

Gewicht: 360 g<br />

Material: ohne Membranen,<br />

10 % Elasthan,<br />

90 % Polyester<br />

Erste Schicht:<br />

Mammut<br />

Go Warm<br />

Longsleeve Men<br />

Preis: 70 Euro<br />

Gewicht: 185 g (M)<br />

Material: 78 % Polyester,<br />

22 % Merinowolle,<br />

UV-Schutz LSF 20+<br />

Fotos: Thomas Senf; visual impact / Thomas Senf; Hersteller (4); Illustration: Georg Sojer<br />

»Kälteschäden entwickeln sich meist langsam<br />

<strong>und</strong> schleichend. Deshalb sollte man<br />

besonders bei beginnender Ermüdung auf<br />

sich <strong>und</strong> den Partner achten. Wer körperlich<br />

erschöpft ist, lange niedrigen Temperaturen<br />

<strong>und</strong> Wind ausgesetzt war, läuft schnell<br />

Gefahr, sich eine leichte Unterkühlung<br />

zuzuziehen. Diese erkennt man an erhöhter<br />

Puls- <strong>und</strong> Atemfrequenz <strong>und</strong> deutlichem<br />

Zittern, spätestens jetzt heißt es: <strong>Raus</strong> aus<br />

der nassen Kleidung, was natürlich nur<br />

geht, wenn man Ersatzklamotten eingepackt<br />

hat. Fast noch wichtiger: <strong>Raus</strong> aus dem<br />

Wind. Anstatt orientierungslos durch einen<br />

Schneesturm zu irren <strong>und</strong> noch mehr<br />

Kräfte zu verbrauchen, sollte man gezielt<br />

einen Unterschlupf ansteuern oder ihn<br />

im Zweifelsfall selbst bauen. Zum Beispiel<br />

mit Biwaksack <strong>und</strong> Rettungsdecke, noch<br />

besser durch das Graben einer Schneehöhle<br />

(siehe Kasten). Ist das geschafft: Schuhe<br />

lockern, um die Durchblutung zu verbessern.<br />

Nahrung <strong>und</strong> süßer, warmer Tee geben<br />

dem Körper Energie zurück.<br />

Leichte Erfrierungen erkennt man durch<br />

bläulich-weiße Verfärbung der Haut, zudem<br />

tun die betroffenen Extremitäten weh. Auch<br />

hier sollten nasse Handschuhe <strong>und</strong> Socken<br />

<strong>und</strong> zu enge Schuhe ausgezogen <strong>und</strong> die<br />

Extremitäten dann für zehn Minuten am<br />

Körper des Partners aufgewärmt werden,<br />

beispielsweise unter der Achsel. Die betroffenen<br />

Stellen zu massieren, sie mit Schnee<br />

einzureiben oder sie durch direkte Hitze<br />

zu erwärmen ist hingegen eine schlechte<br />

Idee. Hat der Betroffene nach zehn Minuten<br />

wieder Gefühl in den Zehen, ist ein<br />

Weitergehen möglich. Falls nicht: Die Tour<br />

abbrechen <strong>und</strong> umkehren, sofern nötig <strong>und</strong><br />

möglich: Hilfe holen.«<br />

Reiner Taglinger, Jahrgang 1969, ist Leiter der<br />

Mammut Alpine School <strong>und</strong> Ausbildungsreferent<br />

des deutschen Bergführerverbandes.<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 95


SERVICE<br />

Lawinensonden in der Praxis<br />

Rettende Langfinger<br />

Auch wenn Skitourengeher sie hoffentlich nie brauchen: Eine vollständige<br />

Sicherheitsausrüstung sollten sie immer dabei haben. Dazu gehört neben<br />

LVS-Gerät <strong>und</strong> Schaufel auch eine Lawinensonde. Von Christian Schneeweiß<br />

Mit den immer zuverlässigeren<br />

LVS-Geräten lassen sich Verschüttete<br />

immer schneller erreichen.<br />

Aber deren punktgenaue<br />

Lokalisierung hängt von der Verschüttungstiefe,<br />

von der Ortungsgenauigkeit des Geräts<br />

<strong>und</strong> letztlich auch vom Feingefühl des<br />

Suchenden ab. Nach der Ortung mit dem<br />

LVS-Gerät sticht man r<strong>und</strong> um den Ortungspunkt<br />

mit der Lawinensonde systematisch<br />

ein Raster im Abstand von 20 Zentimetern<br />

in den Schnee, bis man auf den Widerstand<br />

des verschütteten Körpers trifft. Deshalb<br />

sind Sonden nach wie vor erforderlich, um<br />

die exakte Lage des Verschütteten zu eruieren<br />

<strong>und</strong> diesen schnellstmöglich retten zu<br />

können.<br />

Was die Sonde können muss<br />

Sonden mit tropfenförmiger Spitze verringern<br />

das Verletzungsrisiko des Verschütteten<br />

während des Sondierens. Allerdings<br />

funktionieren sie nur bei Lawinen aus weichem<br />

Schnee. Stark komprimierte Lawinenkegel<br />

<strong>und</strong> schwere Nassschneelawinen<br />

lassen sich nur mit steifen Sonden samt<br />

Kegelspitzen durchstechen. Um die Biegestabilität<br />

einer zusammengesetzten Sonde<br />

beim Kauf zu prüfen, drückt man diese<br />

waagerecht auf den Boden – allerdings<br />

nicht zu fest!<br />

In der Regel werden Sonden als Aluminium-<br />

<strong>und</strong> Karbonvariante angeboten. Aluminium<br />

ist deutlich günstiger, wie beispielsweise<br />

die Sonde von Stubai, aber meist auch<br />

flexibler <strong>und</strong> kann je nach Schnee- <strong>und</strong> Außentemperatur<br />

beim Einsatz vereisen oder<br />

im Sondenloch festfrieren. Etwas überstehende<br />

Sondenspitzen sollen dies verhindern.<br />

Karbonsonden sind meist leichter<br />

(190–230 g), steifer <strong>und</strong> nicht vereisungsanfällig,<br />

aber deutlich teurer.<br />

Wie eine Sonde aufgebaut ist<br />

Lawinensonden bestehen aus vier bis acht<br />

Segmenten. Zusammengesetzt haben sie<br />

Längen von etwa 190 (Kurzsonde) bis zu<br />

320 Zentimetern (Bergwachtsonde), wobei<br />

man zur Ermittlung der effektiven Suchlänge<br />

etwa 40 Zentimeter abziehen muss. Für<br />

Schneebrettlawinen, die Skitouren- <strong>und</strong><br />

Schneeschuhgeher auslösen können, ha-<br />

Fotos: Ortovox, Pieps, Stubai, BCA<br />

96 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Lawinenkegel aus Nassschnee<br />

sind betonhart<br />

<strong>und</strong> nur von stabilen<br />

Sonden zu durchstoßen.<br />

ben sich sechs Segmente à knapp 45 Zentimeter<br />

Länge (das entspricht dem Packmaß)<br />

etabliert. Skifahrersonden sollten eine maximale<br />

Sondierlänge von 180 bis 220 Zentimeter<br />

besitzen (Sondenlänge 220–260 cm).<br />

Eine Zentimeteranzeige mit Markierungen<br />

(5 oder 10 cm) sowie farbig abgesetzte Segmente<br />

zeigen die Suchtiefe an, sind aber<br />

auch bei der Erstellung eines Schneeprofils<br />

hilfreich.<br />

Wie man eine Sonde bedient<br />

Die Segmente werden nach dem Auswerfen<br />

der Sonde mittels einer Zugfixierung<br />

zusammengesetzt, welche meist aus ummanteltem<br />

Drahtkabel besteht. Die Systeme<br />

zum Zusammenziehen <strong>und</strong> Fixieren<br />

der Sonden funktionieren alle mehr oder<br />

weniger schnell – die Ausnahme bildet die<br />

Drehfixierung. Mit Übung klappt die Montage<br />

in einem Zug mit der automatischen<br />

Fixierung. Hinzu kommt das Ausziehen<br />

aus einem Packbeutel oder das Öffnen eines<br />

Kletts. Am simpelsten funktioniert die Zug-<br />

schlaufe mit Federknopf-Verschluss von<br />

Stubai. Letzterer kann jedoch relativ leicht<br />

vereisen <strong>und</strong> ist mit Handschuh knifflig zu<br />

öffnen. Einfach mit Handschuhen zu bedienen<br />

ist der pfa-Verschluss von Ortovox mit<br />

Zuggriff <strong>und</strong> Hochdrücken des Verschluss-<br />

»Huts« zum Öffnen. BCA kombiniert einen<br />

Hut zum Ziehen mit Doppelklemme zum<br />

Öffnen <strong>und</strong> Pieps einen handschuhtauglichen<br />

Lösungsknopf mit Zugschlaufe <strong>und</strong><br />

Verlängerung der Sonde.<br />

Pieps hat eine Sonde herausgebracht, die<br />

es ermöglicht, einen Verschütteten noch<br />

schneller <strong>und</strong> zielsicherer selbst in einem<br />

bis zu vier Meter tiefen Lawinenkegel zu<br />

finden: Die iProbe One besitzt einen Zuggriff<br />

mit integrierter Batterie <strong>und</strong> Ein-/Aus-<br />

Schalter sowie Mini-LVS-Empfänger in der<br />

Sondenspitze. Ab etwa zwei Meter Entfernung<br />

zum eingeschalteten LVS-Gerät des<br />

Verschütteten beginnt der Griff zu piepsen<br />

<strong>und</strong> zu blinken, ab 50 bis 40 Zentimeter<br />

Entfernung im Dauerton. Noch geht es also<br />

nicht ganz ohne physische Sondierung. ◀<br />

Vier ausgewählte Produkte im Test:<br />

Beim Orten <strong>und</strong><br />

Freischaufeln eines<br />

Lawinenopfers<br />

zählt jede Minute.<br />

BCA<br />

Stealth 260 Carbon<br />

Ortovox<br />

240 Carbon pfa<br />

Pieps<br />

iProbe One<br />

Stubai<br />

Alu Rapid<br />

www.backcountryaccess.com<br />

UVP 79,95 €<br />

www.ortovox.com<br />

UVP 79,95 €<br />

www.pieps.com<br />

UVP 130,- €<br />

www.stubai-bergsport.com<br />

UVP 44,90 €<br />

Gewicht/Packmaß:<br />

213 g/45 cm<br />

Gewicht/Packmaß:<br />

190 g/44 cm<br />

Gewicht/Packmaß:<br />

390 g/43 cm + Griff 5 cm<br />

Gewicht/Packmaß:<br />

215 g/45 cm<br />

6-teilige Sonde aus<br />

Karbon mit 1 cm-/5 cm-<br />

Markierungen; Zugsystem<br />

mit Zughut; Kegel-Spitze<br />

überstehend<br />

6-teilige, 10 mm starke<br />

Sonde aus Karbon mit<br />

1 cm-/10 cm-Markierungen;<br />

Zugsystem mit Griff;<br />

Kegel-Spitze überstehend<br />

6-teilige Sonde mit integriertem<br />

LVS-Empfänger;<br />

Aluminium mit 1 cm-/5<br />

cm-Markierungen; Spitzensegment<br />

Karbon<br />

6-teilige, 11 mm starke<br />

Sonde aus Aluminium mit<br />

Zentimeter-Markierungen;<br />

Zugsystem mit Schlaufe;<br />

Kegel-Spitze überstehend<br />

Länge: 260 cm, max.<br />

Suchtiefe: ca. 215 cm<br />

Länge: 240 cm, max.<br />

Suchtiefe: ca. 200 cm<br />

Länge: 260 cm, max.<br />

Suchtiefe: knapp 220 cm<br />

Länge: 265 cm, max.<br />

Suchtiefe: gut 215 cm<br />

Extras: Packbeutel mit<br />

Tanka-Verschluss<br />

Fixieren/Öffnen:<br />

Verschluss-Hut ziehen /<br />

Doppelklemmen drücken<br />

Extras: Schaumstoffgriff,<br />

schnellöffnender Beutel<br />

Fixieren/Öffnen: Griff<br />

ziehen (an Sonde befestigen)<br />

/ Verschluss-Hut<br />

hochdrücken<br />

Extras: opto-akustische<br />

Trefferanzeige, Batterie,<br />

Antirutschringe<br />

Fixieren/Öffnen: Knopf<br />

drücken <strong>und</strong> Griff ziehen<br />

/ Knopf <strong>und</strong> Griff drücken<br />

Extras: Packbeutel mit<br />

Tanka-Verschluss<br />

Fixieren/Öffnen: Schlaufe<br />

ziehen bis Einrasten /<br />

Federknopf drücken<br />

Eindruck: Leichtsonde<br />

mit variabler Schnell-<br />

Fixierung, mit Handschuhen<br />

zu bedienen;<br />

v. a. für Skifahrer-Lawinen,<br />

auch in hartem Schnee<br />

Eindruck: komfortable<br />

Leichtsonde mit variabler<br />

Schnell-Fixierung, mit<br />

Handschuhen zu bedienen;<br />

nur für Skifahrer-Lawinen,<br />

auch in hartem Schnee<br />

Eindruck: Hightech-Sonde<br />

für genauere Ortung<br />

bei tief Verschütteten,<br />

mit Handschuhen zu bedienen;<br />

auch für härteren<br />

Schnee<br />

Eindruck: simple Sonde<br />

mit schneller Fixierung, mit<br />

Handschuhen schwierig,<br />

Federknopf kann vereisen;<br />

v. a. für Skifahrer-Lawinen<br />

<strong>und</strong> weicheren Schnee<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 97


REPORTAGE<br />

Skitouren im Kaukasus<br />

Am Balkon<br />

der Kontinente<br />

98 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Nirgendwo kann man sich mehr als globalisierter<br />

<strong>Bergsteiger</strong> fühlen als in Georgien, wo Asien <strong>und</strong> Europa<br />

zu einer Einheit verschmelzen. Touren am Kazbeg<br />

führen nicht nur durch Mythen <strong>und</strong> die Geschichte des<br />

Christentums, sie münden direkt im Himmel auf Erden.<br />

Von Joachim Stark (Text <strong>und</strong> Fotos)<br />

Die Ziele fest im Blick:<br />

Vom Skigebiet Gudauri lassen<br />

sich fantastische Skitourenberge<br />

wie der Miketi studieren.


Zum Miketi startet man auf<br />

1600 Metern – wo der Schnee<br />

im Frühjahr bereits fehlt.<br />

Je nachdem, von welcher Seite man<br />

sie betrachtet, ist die Globalisierung<br />

eine tolle Sache: An der Grenze zu<br />

Österreich nehmen sie einem als<br />

deutschem Staatsbürger das Auto<br />

nicht mehr auseinander, die atmungsaktiven<br />

Tourenklamotten sind made in China,<br />

<strong>und</strong> die Waschmaschinen-Hotline sagt<br />

einem von Bangalore aus, was kaputt ist.<br />

Wenn man einen EU-Pass besitzt, kommt<br />

man als <strong>Bergsteiger</strong> außer einer visums- <strong>und</strong><br />

stressfreien Einreise nach Österreich in den<br />

Genuss weiterer Vorteile: Die Besteigung<br />

eines Fünftausenders in Georgien dauert<br />

inklusive Anreise aus, sagen wir: München,<br />

nicht mehr wesentlich länger als eine Skitour<br />

auf einen hohen Westalpengipfel.<br />

Der Kaukasus ist das höchste Gebirge Europas,<br />

<strong>und</strong> wer möchte, kann ihn als Balkon<br />

des Kontinents bezeichnen, weil er<br />

hineinragt ins angrenzende Asien. Den<br />

allermeisten <strong>Bergsteiger</strong>n fällt zum Kaukasus<br />

zuerst der Elbrus ein: Der russische<br />

Vulkan ist mit seinen 5642 Metern in <strong>Bergsteiger</strong>kreisen<br />

als höchster Europäer sehr<br />

begehrt. Im restlichen Kaukasus ist die Frage,<br />

auf welchem Kontinent man eigentlich<br />

steht, weniger eindeutig. Denn wenn man<br />

im Großen Kaukasus von Süden her auf die<br />

Gipfel steigen will, checkt man nach Tiflis<br />

ein. Diese Stadt liegt in Georgien <strong>und</strong> damit<br />

nach mitteleuropäischer Schulmeinung in<br />

Asien. Die Georgier sehen das freilich wieder<br />

ganz anders <strong>und</strong> suchen den Anschluss<br />

nach Europa <strong>und</strong> an die EU. Ein gewisser<br />

Philip Johan von Strahlenberg hat anno<br />

1730 wiederum den gesamten Kaukasus<br />

– inklusive des etwas abseits stehenden<br />

Elbrus – den Asiaten zugeschlagen. Asien,<br />

Europa, Eurasien – im Prinzip bleibt es in<br />

Kaukasien jedem selbst überlassen, wo er<br />

seine persönliche Grenze zieht. Nirgendwo<br />

kann man sich mehr als globalisierter <strong>Bergsteiger</strong><br />

fühlen als hier, wo selbst Kontinente<br />

zu einer Einheit verschmelzen.<br />

Perfekte Variantenbedingungen<br />

Vom Kofferpacken daheim dauert es –<br />

dank Direktflügen – keine zehn St<strong>und</strong>en,<br />

bis man sich hier mitten im Kaukasus die<br />

Ski anschnallen kann. Der Skiort Gudauri,<br />

das größte, bekannteste <strong>und</strong> mittlerweile<br />

auch modernisierte Skigebiet Georgiens,<br />

ist von Tiflis aus in r<strong>und</strong> zwei St<strong>und</strong>en<br />

mit dem Auto erreichbar. Und auch zum<br />

Tourengehen bietet sich Gudauri aus mehreren<br />

Gründen an: Es liegt auf über 2000<br />

Metern Höhe <strong>und</strong> ist sehr schneesicher. Die<br />

Gipfel r<strong>und</strong>um sind bis 3300 Meter hoch,<br />

die Hänge gleichmäßig in alle Richtungen<br />

exponiert. Es gibt kaum Steilabbrüche oder<br />

lästige Waldgürtel. Zudem erlaubt das ausgedehnte<br />

Pistengebiet Skitouren bei allen<br />

Bedingungen. Nun fliegt zugegebenermaßen<br />

garantiert niemand für Pistenskitouren<br />

in den Kaukasus. Aber bei guten Schneeverhältnissen<br />

sind die Bedingungen für Varianten<br />

perfekt.<br />

Abfahrts-Vorfreude beim Abfellen<br />

Beliebte Unterkunft: die Gudauri Hut<br />

Wechtensprung am Sadzele<br />

100 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Bei guten Schneeverhältnissen<br />

bietet selbst das<br />

Skigebiet etliche Varianten.<br />

Exponiert: das georgisch-russische<br />

Fre<strong>und</strong>schaftdenkmal;<br />

im Volksm<strong>und</strong> »Elefantenklo«<br />

Die Ruine des alten<br />

Wehrdorfs Meketi erinnert<br />

an vergangene<br />

Tage des Krieges. Hinter<br />

Meketi wird es sportlich,<br />

<strong>und</strong> man spurt durch<br />

800 Meter hohe Nordosthänge<br />

nach oben.<br />

INFO<br />

<strong>Bergsteiger</strong>latein<br />

Mkinvartsveri (»Eisgipfel«) ist der<br />

georgische Name des Kazbeg, wenn man<br />

ihn aus der georgischen Schrift wieder<br />

in lateinische Buchstaben überführt. Mit<br />

diesem Wissen kann man beim nächsten<br />

<strong>Bergsteiger</strong>stammtisch punkten. Monte<br />

Cervino, Sagarmatha oder Uluru kennt ja<br />

mittlerweile jeder. In Georgien ist man<br />

permanent mit geradezu babylonischer<br />

Sprachverwirrung konfrontiert. Georgisch,<br />

Russisch, Englisch: Das bedeutet nicht<br />

nur drei gesprochene Sprachen, sondern<br />

auch drei völlig unterschiedliche Alphabete<br />

<strong>und</strong> Schriftzeichen. Die jüngere politische<br />

Geschichte Georgiens brachte es außerdem<br />

mit sich, dass so gut wie alles irgendwie<br />

umbenannt wurde. Es könnte also passieren,<br />

dass der Gesprächspartner etwas auf<br />

Russisch erklärt, in lateinischen Buchstaben<br />

aufschreibt, aber einen georgischen<br />

Ortsnamen verwendet.<br />

Die »Hausberge« von Gudauri sind<br />

der Kudebi (3007 m), der von nem Sessellift erschlossen wird,<br />

der Sadzele (3307 m), auf dessen<br />

Vorgipfel (3270 m) ebenfalls ein<br />

Lift führt, <strong>und</strong> der leicht abseits s<br />

ei-<br />

des Pistengebiets gelegene<br />

Bidara (3174 m). Bidara <strong>und</strong><br />

Sadzele sind echte Skiberge,<br />

von denen verschiedene Abfahrtsvarianten<br />

hinunter<br />

in die kaukasische Einsamkeit<br />

führen. Die Abfahrten<br />

nach Westen oder Norden<br />

sind bei guten Verhältnissen ein bis<br />

zu 1200 Höhenmeter andauerndes Ver-<br />

gnügen. Auf der anderen Talseite, weit<br />

weg vom Skigebiet, bilden die Nord- <strong>und</strong><br />

Osthänge des Miketi das Revier für Traumtouren.<br />

Zwar geht es nur bis auf etwa 2900<br />

Meter hinauf, dafür startet man im Tal unterhalb<br />

von Gudauri auf 1600 Metern. Vom<br />

Fluss führt der Weg steil auf einen Bergrücken.<br />

Plötzlich tauchen mit bunten Flechten<br />

bewachsene Steinmauern auf <strong>und</strong> die<br />

Reste eines Turmes: Die Ruinen des alten<br />

Wehrdorfs Meketi erinnern an vergangene<br />

Tage des Krieges. Hinter Meketi wird es<br />

sportlich, <strong>und</strong> man spurt durch 800 Meter<br />

hohe Nordosthänge nach oben zum Miketi.<br />

Wer auf dem Sadzele (3307 m) noch so viel Kraft<br />

hat, darf sich an den Kazbeg (5047 m) wagen.<br />

Prometheus in Ketten<br />

Im Gr<strong>und</strong>e ist Gudauri <strong>und</strong> seine angrenzenden<br />

Tourengebiete aber nur die stressfreie<br />

Vorbereitung für ein weit größeres<br />

Ziel namens Kazbeg (5047 m). Der erloschene<br />

Vulkan ist das Paradeziel für Skibergsteiger<br />

in Georgien <strong>und</strong> nicht einfach<br />

nur ein Berg mit einer für meterzählende<br />

Alpinisten so reizvollen Höhe. Er ist ein<br />

legendärer Berg, der sowohl in der griechischen<br />

Mythologie als auch der christlichen<br />

Historie eine große Rolle spielt. Der Sage<br />

nach wurde Prometheus, der Schöpfer des<br />

Menschen, von Göttervater Zeus an die<br />

Felsen des Kazbeg gekettet, weil er gegen<br />

Zeus’ Willen den Menschen das Feuer auf<br />

die Erde brachte. Die Legenden setzen sich<br />

in christlicher Zeit fort: Die Bethlemi-Höhlen<br />

auf r<strong>und</strong> 4000 Meter Höhe im Lavagestein<br />

des Kazbeg sind angeblich die<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 101


Der sozialistische Charme<br />

der Bethlemi Hut ist eher<br />

gewöhnungsbedürftig.<br />

Von hier ist es nicht mehr weit<br />

bis zum Gipfel: Spuren am<br />

Gletscherplateau des Kazbeg<br />

Immerhin präsentiert sich die Hütte zur Talseite hin<br />

von ihrer schönsten, weil angemalten Seite.<br />

Der Begriff Hütte für<br />

das unbeheizte, kasernenartige<br />

Gebäude ist die<br />

absolute Beschönigung.<br />

Übernachtungsgäste<br />

müssen die komplette<br />

Biwakausrüstung<br />

selbst mitschleppen.<br />

Daune statt Stroh<br />

Wer angesichts der Höhe <strong>und</strong> der Wettervorhersage<br />

einen kompletten Ruhetag<br />

zur Akklimatisation einplant, verbringt<br />

ihn mit dem üblichen Programm für kalte<br />

Hütten bei schlechtem Wetter auf 3650<br />

Metern: Schnee schmelzen, lesen, schlafen.<br />

Daune statt Stroh, Matratze statt Krip-<br />

älteste Einsiedelei des Christentums.<br />

Darin sollen sich Reliquien<br />

Abrahams <strong>und</strong> sogar die Wiege<br />

Christi befinden. Bethlemi heißt<br />

Bethlehem, Kazbeg bedeutet auf<br />

Ossetisch »Berg Christi«.<br />

Die Route auf den Berg Christi<br />

gliedert sich in zwei Etappen:<br />

Von Stepanzminda (das bis<br />

2006 Kazbegi hieß) bis zur<br />

Bethlemi-Hütte auf 3650 Metern<br />

Höhe. Und von dort zum<br />

Gipfel (5047 m). Der Begriff<br />

»Hütte« ist eine ziemliche<br />

Beschönigung. Übernachtungsgäste<br />

müssen die komplette Biwakausrüstung<br />

selbst mitschleppen. Immerhin bietet das<br />

unbeheizte, steinerne, kasernenartige Gebäude<br />

viel Platz, die Zimmer sind mit Doppelstockbetten<br />

<strong>und</strong> Matratzen ausgestattet.<br />

In den 1940er-Jahren wurde das Gebäude<br />

als meteorologische Station errichtet. Seit<br />

1998 heißt die Unterkunft offiziell Bethlemi-Hütte,<br />

ist aber nach wie vor als »Meteo«<br />

in vielen <strong>Bergsteiger</strong>köpfen gespeichert.<br />

In der Hütte ist Selbstversorgung gefragt.<br />

Wehmütiger Blick zurück zum Kazbeg<br />

Abends vor der Bethlemi Hut…<br />

102 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


Der Lohn aller Mühen:<br />

Im besten Pulverschnee geht es<br />

die Flanke des Kazbeg hinab.<br />

KOMPAKT<br />

Unterwegs zwischen den Welten<br />

pe: Zu einer unchristlichen Zeit quält man<br />

sich am nächsten Morgen aus den warmen<br />

Schafsäcken in der »Hütte Bethlehem«.<br />

Kein Schneefall mehr, dafür Eiseskälte.<br />

Der Neuschnee ist gerade so tief, dass das<br />

Spuren problemlos vonstatten geht. Die<br />

Sicht ist perfekt, es geht schnell voran.<br />

An steileren Stellen ist die Schneeauflage<br />

nicht immer perfekt mit dem Eis verb<strong>und</strong>en.<br />

Im Sattel vor der Gipfelflanke auf etwa<br />

4850 Meter Höhe beäugt jeder kritisch<br />

diesen mit bis über 40 Grad steilsten Teil<br />

des Aufstiegs. Zwei Tage vorher war die<br />

Flanke noch blank gewesen. Meist geht<br />

man die letzten 150 Meter zum Gipfel mit<br />

Steigeisen. Wir lassen die Ski angeschnallt.<br />

Manchmal muss man sehr genau da<strong>rauf</strong><br />

achten, ob die Kanten unter dem Pulverschnee<br />

noch auf Firn oder schon im Eis<br />

Halt suchen. Aber der Schnee hält. Und<br />

trägt uns bis zum Gipfel. Mit Ski an den<br />

Füßen bei solchen Bedingungen auf diesem<br />

sagenhaften Gipfel! Wir buddeln einen<br />

Logenplatz in den Balkon Europas <strong>und</strong><br />

lassen uns das wahrlich eisgekühlte Gipfelbier<br />

schmecken. Die Abfahrt hält, was das<br />

Spuren versprach: In bestem Pulverschnee<br />

zerpflügen wir die Gipfelflanke des Kazbeg<br />

<strong>und</strong> schweben über weite, weiße, im Sonnenlicht<br />

glitzernde Flächen über den Gletscher.<br />

Und ob dieser Teil Georgiens nun zu<br />

Asien oder Europas gehört, ist völlig egal.<br />

Hier oben fühlt man sich schlicht wie im<br />

Himmel auf Erden.<br />

◀<br />

Karte: Wikimedia<br />

Flüge: Mit Lufthansa in vier<br />

St<strong>und</strong>en von München nach<br />

Tifl is, ab 300 Euro hin <strong>und</strong><br />

zurück. Den günstigeren Preis<br />

mit Pegasus, Baltic oder Turkish<br />

Airlines erkauft man sich<br />

mit einer Flugdauer von acht<br />

bis 15 St<strong>und</strong>en.<br />

Transfer im Land: Gudauri<br />

ist von Tifl is aus problemlos<br />

zu erreichen. Pauschal ist der<br />

Trip nicht komplizierter als<br />

ein Alpenurlaub. Wer aber auf<br />

eigene Faust mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln Richtung<br />

Kazbeg aufbricht, kann noch<br />

das rustikale Georgien erleben.<br />

Gerade mit viel Gepäck<br />

(Skiausrüstung) kann die<br />

Reise problematisch werden.<br />

Im Winter sollte man sich vor<br />

einer Reise zum Kazbeg erk<strong>und</strong>igen,<br />

ob die Straße über<br />

den Kreuzpass passierbar ist.<br />

Transfer am Kazbeg: Für<br />

eine Besteigung des Kazbeg<br />

im Frühjahr besteht die Möglichkeit,<br />

sich von Stepanzminda<br />

bis zur berühmten Dreifaltigkeitskirche<br />

Zminda Sameba<br />

Schwarzes Meer<br />

kutschieren zu lassen, um sich<br />

ein paar Kilometer Wegstrecke<br />

<strong>und</strong> 450 Höhenmeter zu sparen<br />

– wenn der Geländewagen<br />

nicht im Matsch versinkt.<br />

Bergführer: Für Bergsteigen<br />

<strong>und</strong> Skitouren in Georgien ist<br />

die Agentur achitours empfehlenswert<br />

(www.achitours.de).<br />

Inhaber Archil Tsintsadze<br />

kommt aus Georgien, lebt in<br />

Freiburg <strong>und</strong> ist staatlich<br />

geprüfter deutscher Bergführer.<br />

Die Übernachtung auf<br />

der Bethlemi Hut ist vorab<br />

zu buchen, z. B. über Archil<br />

oder über einen georgischen<br />

Bergführer. Informationen<br />

dazu sowie GPS-Daten des<br />

Normalweges am Kazbeg<br />

unter www.bethlemihut.ge<br />

(engl.).Vorsicht: Nicht jeder,<br />

der sich in Georgien Bergführer<br />

nennt, kennt sich auch aus.<br />

Kommunikation: In der<br />

Tourismusbranche sprechen<br />

immer mehr Menschen<br />

englisch. Ansonsten hilft oft<br />

russisch, selten deutsch (vor<br />

allem bei älteren Georgiern).<br />

Georgien<br />

Gori<br />

Handynetz gibt es fast überall,<br />

auch vor der Bethlemi Hütte.<br />

Gespräche mit einem deutschen<br />

Handy sind allerdings<br />

uferlos teuer, daher empfi ehlt<br />

sich der Kauf einer georgischen<br />

SIM-Karte (ab 15 GEL).<br />

Sicherheit: In den Bergen<br />

sind die Grenzen fl ießend,<br />

sollten aber nicht ignoriert<br />

werden. Für die Russen sind<br />

Grenzverletzungen kein Spaß.<br />

Auch die Grenze zu Ossetien<br />

sollte man kennen, um nicht<br />

unversehens in den Lauf<br />

einer Kalashnikov zu blicken.<br />

Infos zur politischen Lage unter<br />

www.auswaertiges-amt.de<br />

Kosten: Die georgische Währung<br />

ist der Lari (GEL). 1 Euro<br />

= ca. 2,2 GEL. Bei Unterkünften<br />

erwartet man sich für<br />

sein Geld oft etwas mehr.<br />

Verpfl egung ist etwas preiswerter<br />

als in Deutschland. Die<br />

Preise für einen Tagesskipass<br />

in Gudauri liegen bei 30 GEL,<br />

für sechs Tage bei 160 GEL.<br />

Beste Skitourenzeit:<br />

März <strong>und</strong> April<br />

Gudauri<br />

Tiflis<br />

03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 103


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Die Sechs-Tage-Skitour<br />

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Ski-Abenteuer<br />

Kaukasus:<br />

Wildnis, Wodka,<br />

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Sehr geehrte Redaktion,<br />

viele Fre<strong>und</strong>e des Bergsports<br />

befinden sich sicher in einer<br />

ähnlichen Situation wie ich: in<br />

BERGSTEIGER 01/2014<br />

Plattform für so einen?<br />

Betrifft: Interview<br />

Hallo Michael Ruhland,<br />

als langjähriger Leser vom<br />

BERGSTEIGER habe ich mich<br />

sehr über das Interview mit<br />

Christian Stangl gew<strong>und</strong>ert.<br />

Dass ihr so jemandem die Plattform<br />

bietet, seine Gedanken zu<br />

verbreiten, finde ich nicht gut.<br />

Die ständigen Angriffe von<br />

Stangl gegen die <strong>Bergsteiger</strong>-<br />

Ehre <strong>und</strong> die anderen <strong>Bergsteiger</strong><br />

kann ich nicht verstehen.<br />

Er brüstet sich mit einer genauen<br />

Beweisführung für seine<br />

vom Ehrgeiz übertriebenen<br />

Besteigungen, obwohl er selber<br />

betrogen hat. Außerdem ist jeder<br />

Beweis irgendwie fälschbar.<br />

Dank Leuten wie ihm, wird<br />

das Bergsteigen immer mehr<br />

zu einem intriganten Spiel um<br />

Ruhm <strong>und</strong> Geld. Die Kameradschaft<br />

bleibt auf der Strecke.<br />

Michael Schroff (per E-Mail)<br />

BERGSTEIGER unter der Lupe: Leserbriefe des Monats<br />

Antwort der Redaktion<br />

Lieber Michael Schroff,<br />

wir hatten lange überlegt, ob wir<br />

Stangl solch ein Forum geben sollten,<br />

<strong>und</strong> haben das ja auch gleich zu<br />

Beginn des Interviews thematisiert.<br />

Ich denke, im Interview kommt immer<br />

wieder klar rüber, was wir als<br />

<strong>Bergsteiger</strong> von seiner K2-Lüge halten.<br />

Wir wollten aber ergründen,<br />

was diesen Menschen umgetrieben<br />

hat <strong>und</strong> umtreibt. Jeder Leser kann<br />

Studium oder Ausbildung mit<br />

nur wenig finanziellem Spielraum.<br />

Nun stellen Sie in einem<br />

Kurztest eine Daunenjacke für<br />

270 Euro vor <strong>und</strong> bewerten das<br />

Preis-Leistungsverhältnis mit 5<br />

von 5 Punkten. Für mich ist<br />

diese Bewertung traurig im<br />

Hinblick auf die eigene finanzielle<br />

Situation <strong>und</strong> generiert<br />

gleichzeitig ein großes Unverständnis,<br />

welche Maßstäbe Sie<br />

anlegen. 270 Euro für eine<br />

Marken-Daunenjacke halte ich<br />

für alles andere als sehr gut. Ich<br />

hätte eher an 2 von 5 Punkten<br />

gedacht. In Sportgeschäften<br />

finde ich Daunenjacken für unter<br />

100 Euro, Fleece-Pullis für<br />

30 Euro etc. Leider beschäftigen<br />

Sie sich in Ihren Tests<br />

kaum mit diesen Produkten,<br />

bei denen ich ein besseres<br />

Preis-Leistungsverhältnis vermute<br />

als bei all Ihren Preis-Leistungs-Siegern.<br />

Es wäre doch<br />

gut zu wissen, welcher Mehrwert<br />

bei Verfünffachung des<br />

Preises von Markenprodukten<br />

entsteht <strong>und</strong> wie sich die »Billigprodukte«<br />

untereinander<br />

schlagen. Mir bleibt nichts anderes,<br />

als relativ blind zu diesen<br />

günstigen Produkten zu<br />

greifen. Mit bestem Gruß,<br />

R. J. Ebert (per E-Mail)<br />

Hat einen<br />

schweren Stand:<br />

Christian Stangl<br />

sich dann sein eigenes Bild machen.<br />

Ich bin der Ansicht, dass man die<br />

wahren Werte des Bergsteigens umso<br />

deutlicher für all diejenigen, die<br />

nicht vom persönlichen Ehrgeiz zerfressen<br />

sind (<strong>und</strong> das sind zum<br />

Glück die meisten), herausarbeiten<br />

kann, wenn man auch »schwarze<br />

Schafe« zum Thema macht. Dazu<br />

kann auch ein Interview beitragen.<br />

Und letztlich erst recht die Diskussion<br />

darüber. Ihr Michael Ruhland<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />

Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />

BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-80702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />

Foto: Archiv Christian Stangl<br />

03/14 | 81. Jahrgang<br />

Internet: www.bergsteiger.de<br />

Redaktionsanschrift<br />

BERGSTEIGER<br />

Postfach 40 02 09, 80702 München<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />

Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />

bergsteiger@bruckmann.de<br />

Chefredakteur Michael Ruhland<br />

Redaktion Thomas Ebert, Diana Gäntzle,<br />

Petra Gössl-Kubin, Dominik Prantl,<br />

Dagmar Steigenberger<br />

Assistenz Thomas Ebert<br />

Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic<br />

Kartographie Christian Rolle<br />

Illustrationen Max Baitinger<br />

Aboservice/Leserservice<br />

BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />

82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />

Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />

Fax 01 80-5 32 16 20*<br />

(* 14 Cent pro Minute)<br />

leserservice@bergsteiger.de<br />

Anzeigenleitung<br />

Helmut Kramer, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.270,<br />

helmut.kramer@verlagshaus.de<br />

Anzeigenverkauf<br />

Peter Schachtl (Bergsport),<br />

Tel. +49 (0) 80 64.90 59 75,<br />

medienservice@schachtl.de<br />

Tourismus-Marketing<br />

Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />

angelika.genat@verlagshaus.de<br />

Anzeigendisposition<br />

Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />

johanna.eppert@verlagshaus.de<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 50, ab<br />

1. Januar 2014, www.verlagshaus-media.de<br />

Repro ludwig:media, Zell am See<br />

Druck Stürtz, Würzburg<br />

Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

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Geschäftsführer Clemens Schüssler,<br />

Carsten Leininger<br />

Herstellungsleitung: Sandra Kho<br />

Vertrieb Zeitschriften Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung<br />

Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />

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Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />

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Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72<br />

(D) inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />

Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56<br />

inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten<br />

ISSN 1435–8905 • 1681<br />

Erscheinen <strong>und</strong> Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />

monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />

<strong>und</strong> in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />

an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, im<br />

Fachhandel sowie direkt beim Verlag.<br />

© 2014 by Bruckmann Verlag GmbH<br />

Die Zeitschrift <strong>und</strong> alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />

<strong>und</strong> Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts<br />

erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />

zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte<br />

Fotos <strong>und</strong> Manuskripte wird keine Haftung<br />

übernommen. Gerichtstand ist München.<br />

100%-Gesellschafterin der Bruckmann Verlag<br />

GmbH ist die GeraNova Bruckmann Verlagshaus<br />

GmbH. Geschäftsführender Gesellschafter:<br />

Clemens Schüssler<br />

Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt<br />

Michael Ruhland, Infanteriestraße 11a,<br />

80797 München.<br />

Verantwort lich für Anzeigen<br />

Helmut Kramer, Infanteriestraße<br />

11a, 80797 München<br />

Wir weisen ausdrücklich da<strong>rauf</strong> hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />

sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />

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das in wasserdichten<br />

Membranen <strong>und</strong><br />

in Imprägnierungen vorkommt, aus<br />

ihren Produkten verbannt haben. Die<br />

Forschungen laufen auf Hochtouren,<br />

doch noch ist keine Lösung in Sicht.<br />

Fotos: Corey Rich/Red Bull Content Pool, Wikipedia, Mountain Equipment<br />

MITARBEITER DES MONATS<br />

↗<br />

AUFSTEIGER DES MONATS<br />

↘<br />

ABSTEIGER DES MONATS<br />

Rucksack-Prügel<br />

Die Goldene Gams<br />

Die Erfolgschancen für die Transpatagonica,<br />

110 Kilometer zu Fuß, auf Ski <strong>und</strong> im<br />

Leicht-Schlauchboot, standen schon vor<br />

Reiseantritt nicht gut. Dass der unerbittliche<br />

Wind kein einziges der drei Teilstücke über<br />

das Nördliche Patagonische Inlandeis ermöglichte,<br />

hat den sonst so ruhigen Bremer<br />

BERGSTEIGER-Autor Folkert Lenz<br />

aber dann doch stark frustriert.<br />

Elf Tage ging gar nichts, der<br />

Rest war meist Lastenschleppen<br />

von A nach B. Die Bilanz<br />

nach vier stürmischen Wochen:<br />

verlorene Ski, zerfetzte Zelte,<br />

verwehte Packsäcke <strong>und</strong> ein Schwerverletzter.<br />

»Als wir über den Pass kamen<br />

<strong>und</strong> der Wind wieder nicht nachließ, habe<br />

ich aus Frust meinen Rucksack verprügelt.«<br />

So viel Einsatz belohnt die Redaktion!<br />

Mediziner am Kili<br />

Christian Kreisel, Medizinstudent aus Marburg,<br />

erforscht die Höhenkrankheit am 5895<br />

Meter hohen Kilimandscharo. Gemeinsam mit<br />

Trekkinggruppen will der 34-Jährige bis Ende<br />

Mai sechsmal auf den höchsten Berg Afrikas<br />

steigen <strong>und</strong> Daten sammeln, die ihm eine<br />

Antwort geben sollen auf seine Dissertations-<br />

Frage: Warum werden manche Menschen<br />

höhenkrank <strong>und</strong> andere nicht? Nebenbei<br />

arbeitet Kreisel am Kibosho Hospital <strong>und</strong><br />

baut dort eine Notaufnahme auf.<br />

Die Mitgliederzeitschrift des DAV vergibt<br />

alle fünf Jahre den sogenannten Panorama<br />

Award namens Goldene Gams an Hersteller<br />

von Bergsportartikeln, Outdoor-Firmen sowie<br />

gefragte Urlaubsregionen. Praktischerweise<br />

gibt es bei diesem Preis so viele Kategorien,<br />

dass irgendwie jede Firma was gewinnt.<br />

Soll ja keiner zu kurz kommen. Erst kürzlich<br />

wurden die Firma Mammut (gleich drei Mal),<br />

die Schuhhersteller Meindl <strong>und</strong> Lowa, die<br />

Marken Deuter, Mountain Equipment, Salewa<br />

<strong>und</strong> Odlo <strong>und</strong> die Ferienregion Bayern gekürt.<br />

Angesichts von so viel Prämierungslust<br />

hat der BERGSTEIGER spontan einen nicht<br />

dotierten Preis ins Leben gerufen <strong>und</strong> gibt<br />

der Goldenen<br />

Gams ganz ohne<br />

Leserumfrage<br />

die Goldene Kugel.<br />

Fotos: privat (2), DAV<br />

106 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14


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