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03<br />
Bayerisch-Tiroler Schmankerl: Skitouren für Genießer<br />
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03 / März Juli 2014 2013<br />
Über 50 Tourentipps + 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Chiemgauer Alpen • Dolomiten • Tessiner Alpen<br />
| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
<strong>Frühlingstouren</strong>: Wo Sie jetzt die Saison starten können<br />
<strong>Raus</strong> <strong>und</strong> <strong>rauf</strong>!<br />
▶ Gardasee ▶ Südtirol ▶ Paklenica ▶ Tessin<br />
Heilbronner Weg<br />
Allgäuer Alpen – knackige<br />
Ski-Durchquerung<br />
Im Test:<br />
Softshelljacken<br />
für alle Fälle<br />
Königstour<br />
Weitwandern<br />
in Europa: Teil 2<br />
REPORTAGE<br />
Bergschatz<br />
Nazigold <strong>und</strong> Wallerbestie:<br />
sagenhafter Walchensee<br />
WINTERFLUCHTEN<br />
Feuergipfel<br />
Wandern auf tropische Vulkane:<br />
La Réunion – Insel für Entdecker<br />
EXKLUSIV:<br />
David Göttler –<br />
Notizen<br />
aus dem<br />
Basislager<br />
Die Paten V<br />
Berühmte Klettersteige:<br />
Che Guevara, Dino<br />
Buzzati, »Sisi« & Co.<br />
AUF TOUR<br />
Höhenrausch<br />
Dufourspitze <strong>und</strong> mehr:<br />
Skitouren im Monte Rosa
photo: Espen Mortensen www.esmofoto.no<br />
DYNAMIC PERFORMANCE<br />
Product: Aletsch Jacket<br />
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EDITORIAL<br />
Des einen Last,<br />
des anderen Lust<br />
Der Heiglkopf ist an sich kein Berg, der<br />
das Zeug zur Berühmtheit hat. Alpinisten<br />
werden ihn als Hügel abtun, mit<br />
seinen 1205 Metern Höhe <strong>und</strong> den bewaldeten Hängen macht er nicht viel her.<br />
Immerhin: Von seiner Gipfelkuppe hat der Wanderer einen schönen Blick in den<br />
Isarwinkel. Bekannt wurde der Heiglkopf 2007, als bei Google Maps auch die<br />
Bezeichnung »Hitlerberg« zum Heiglkopf führte. Fakt ist, dass im Jahr 1934 Nazis<br />
den Berg Adolf Hitler gewidmet <strong>und</strong> auf dem Gipfel ein monströses Hakenkreuz<br />
aufgestellt hatten. Seit 2007 versucht die Gemeinde Wackersberg, die Verknüpfung<br />
löschen zu lassen. Doch Google zeigte sich unbeeindruckt. Nun verkündete<br />
Bürgermeister Alois Bauer, der Kampf sei endlich von Erfolg gekrönt. Offenbar<br />
ein Irrtum: Denn zu Redaktionsschluss war alles beim Alten. So, wie auch der<br />
Name »Kaiser-Wilhelm-Spitze« immer noch zum Kilimandscharo führt. Leider.<br />
Zum Glück gibt es auch freudvollere Verbindungen in die Vergangenheit.<br />
Ob König Ludwig II. die Bezeichnung »Märchenkönig«<br />
tatsächlich verdient hat, sei dahingestellt. Der König-<br />
Ludwig-Weg jedenfalls führt den Wanderer an einigen seiner<br />
märchenhaften Bauten vorbei. Die Etappen lassen sich<br />
auch im Winter gut machen. Wer es lieber weniger<br />
kulturell <strong>und</strong> dafür knackiger mag, der kann sich<br />
schon mal auf eine Transalp oder eine Trans-Pyrenäen<br />
vorbereiten. Lesen Sie den Teil 2 unserer Weitwanderwege-Serie (S. 34–39).<br />
Der März ist ein Monat, an dem sich die (Berg-)Geister scheiden: Die einen empfinden<br />
den Winter als Last <strong>und</strong> wollen unbedingt die ersten Frühjahrstouren machen.<br />
Die anderen freuen sich über die meist perfekten Verhältnisse für Skitouren.<br />
Wir haben für beide Lager, so hoffen wir, appetitanregende Beiträge im Heft.<br />
In unserer Titelstory erzählen vier Autoren von Regionen, in denen das Frühjahr<br />
eher durchbricht. Herausgekommen ist eine Mischung für alle Sinne (S. 22–29).<br />
Skibergsteiger sollten sich die Schmankerl (S. 30–33) <strong>und</strong>, ambitionierter,<br />
den Heilbronner Weg (S. 40–43) sowie die Monte Rosa-Besteigungen (S. 60–65)<br />
nicht entgehen lassen. Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei!<br />
Michael Ruhland, Chefredakteur<br />
La Réunion<br />
Wenn Sie Vulkane lieben<br />
Während Sie entlang der von Vulkanausbrüchen<br />
geformten Küste wandern,<br />
tost neben Ihnen der Indische Ozean!<br />
Tiefe Täler, schroffe Lavafelsen, von<br />
Urwäldern überwucherte Berghänge,<br />
rauschende Wasserfälle <strong>und</strong> einsame<br />
Mondlandschaften – drei Vulkankessel<br />
bilden das Herz der Insel. Am aktiven<br />
Vulkan Piton de la Fournaise (2.632 m)<br />
lernen Sie alle Formen des hawaiianischen<br />
Vulkanismus kennen. Dörfer sind nur<br />
zu Fuß oder mit dem Helikopter erreichbar.<br />
40 Prozent der Insel gelten als<br />
Nationalpark. Wählen Sie zwischen einer<br />
Genuss-Wandertour oder dem Vulkan-<br />
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<strong>und</strong> Informationsmaterial, bieten mehrere<br />
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INHALT<br />
22<br />
Sehnsucht nach Sonne<br />
Vier Bergregionen, in denen sich der<br />
Frühling am ehesten zeigt: Eine davon ist<br />
der kroatische Nationalpark Paklenica.<br />
60<br />
Gipfelsturm<br />
Die Dufourspitze ist die Krönung einer<br />
Skitourensaison. Wer ihr auf‘s Haupt<br />
steigt, muss starken Winden trotzen.<br />
TITELTHEMA<br />
22 Frühlings Erwachen<br />
Wenn die Sonne an Kraft gewinnt, letzte<br />
Schneereste schmelzen <strong>und</strong> die Blüten duften,<br />
dann kann der Lenz nicht mehr weit sein.<br />
AKTUELL<br />
12 Neues aus der Welt der Berge<br />
12 CERRO TORRE Die erste freie Besteigung<br />
kommt ins Kino – Lama bezieht Stellung<br />
16 ISPO 2014 Die neuesten Trends von<br />
der größten Sportartikelmesse der Welt<br />
18 UMWELT Lange gekämpft, doch verloren:<br />
Zum Piz Val Gronda führt ab sofort ein Lift<br />
REPORTAGE<br />
98 Am Balkon der Kontinente<br />
Grenz-Erfahrung: Die Skitourenziele im Kaukasus<br />
liegen hoch, aber in greif barer Nähe.<br />
AUF TOUR<br />
30 Kalte Kostproben<br />
Diese Skitouren-Schmankerl südlich von<br />
München sollte jeder einmal probiert haben.
74<br />
Auf heißen Sohlen<br />
Warm, exotisch, hohe Berge:<br />
La Réunion ist die ideale Winderflucht.<br />
66<br />
Kleines Vergnügen<br />
Wer hat behauptet, dass Skitouren<br />
nichts für Kinder sind?<br />
TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />
12 Touren für Winter <strong>und</strong> Frühling<br />
Hochrappenkopf ......................................................... 51<br />
Mädelegabel ..................................................................... 51<br />
Bojin Kuk ......................................................................................... 51<br />
Von Oberbozen nach Klobenstein .................... 53<br />
Ponte Brolla - Gordevio .................................................. 53<br />
Capanna Cognora ................................................................. 53<br />
Monte Pizzòcolo ..................................................................... 55<br />
Via ferrata Attilio Tissi .................................................... 55<br />
Sentiero attrezzato Dino Buzzati ....................... 55<br />
Schreckenkopf ......................................................................... 57<br />
Erlbergkopf .................................................................................. 57<br />
Großer Ochsenkopf ............................................................ 57<br />
82<br />
Zwitterwesen<br />
Hybridjacken sollen<br />
die Vorteile von<br />
Fleece <strong>und</strong> Hardshell<br />
vereinen. Ob das<br />
funktioniert, zeigt<br />
sich im großen<br />
BERGSTEIGER-<br />
Test<br />
44<br />
Beziehungsweise<br />
Wer den Klettersteigen<br />
Pate steht<br />
Cover: Andreas Strauß, Gauligletscher, Berner Oberland; weitere Fotos: F. Gattermayr, P. Mathis, I. Kürschner, B. Ziegler D. Anker<br />
34 Perlenketten <strong>und</strong> Traumpfade<br />
Beim Weitwandern durchmisst man Räume,<br />
die man sonst mit dem Flugzeug überwindet.<br />
Oder lernt die eigene Heimat kennen.<br />
40 Into the Wild<br />
Den Heilbronner Weg mit Ski? An sich<br />
schon keine Allerweltstour. Wild wird die<br />
Zweitagesr<strong>und</strong>e mit einem Spezialstart.<br />
44 Serie: Die Paten V<br />
Che Guevara, Sissi <strong>und</strong> ein Geldfälscher:<br />
Auch Klettersteige haben ihre Paten.<br />
60 Vom Winde verblasen<br />
Seit die neue Hütte steht, sind die Skitouren<br />
r<strong>und</strong> um den Monte Rosa noch begehrter.<br />
Der Wind pfeift dagegen wie eh <strong>und</strong> je.<br />
66 Kleine auf großer Tour<br />
Wir müssen draußen bleiben! Kinder<br />
haben auf Skitouren den puren Spaß – ein<br />
wenig Hilfestellung braucht es aber schon.<br />
Familien-TIPP<br />
70 Serie: Geheimnisvolle Alpen<br />
Wickie, Waller, Nazigold: Welche<br />
Schätze lauern wirklich im mythenreichen<br />
Walchensee? Eine Spurensuche.<br />
Familien-TIPP<br />
74 Serie: Winterfluchten<br />
Gut gegen kalte Füße: Auf La Réunion im<br />
Indischen Ozean steigt man Vulkanen<br />
auf‘s Dach – einer davon ist sogar aktiv.<br />
SERVICE<br />
82 Gut gekreuzt<br />
Der neueste Trend der Ausrüster: Hybridjacken,<br />
die mehrere Lagen vereinen. Die<br />
Kaufberatung deckt auf, was dahintersteckt.<br />
92 Serie: Stille Helfer<br />
Im letzten Teil der Serie erklärt Moritz<br />
Baumstieger das Schichtenprinzip – <strong>und</strong><br />
zeigt, wie man Schneehöhlen schaufelt.<br />
96 Rettende Langfinger<br />
Vielleicht der am meisten unterschätzte<br />
Ausrüstungsgegenstand: Ohne Lawinensonde<br />
wird die Bergung zum Glücksspiel.<br />
BERGBILDER<br />
80 Blütenzauber<br />
Nächste R<strong>und</strong>e im Fotowettbewerb:<br />
Wir suchen die schönsten Frühlingsbilder –<br />
<strong>und</strong> Heinz Zak verrät, wie die gelingen.<br />
21 Neue Serie:<br />
Davids Depeschen<br />
Alpinismus hautnah:<br />
Ab sofort erzählt Extrembergsteiger<br />
David<br />
Göttler in jeder Ausgabe<br />
seine »Geschichten<br />
aus dem<br />
Basislager«.<br />
Zum Auftakt:<br />
Blutige Steigeisen<br />
<strong>und</strong><br />
schwarze<br />
Löcher am<br />
Mustagh Ata.<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 3<br />
Bildstrecke 6<br />
TV-Programm 20<br />
Bergpredigt 49<br />
Härtetest 89<br />
Briefe/Impressum 104<br />
<strong>Vorschau</strong> 106<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 5
BERGBILDER<br />
Alle Fotos: Peter Mathis<br />
6 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Perfekte Wellen<br />
Die Natur ganz groß, der Mensch ganz klein. Es<br />
sind vor allem die Momente in der Weite <strong>und</strong> Stille,<br />
die zu den ganz besonderen Erlebnissen als <strong>Bergsteiger</strong><br />
gehören. Man ist Teil eines großen Ganzen.<br />
Aufstieg vom Golm zum Kreuzjoch, Rätikon
8 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Bella Figura<br />
Wer die Schwünge so nahe am Abgr<strong>und</strong> setzt,<br />
muss wissen, was er tut. Bis zu 600 Meter geht’s<br />
senkrecht an den Südabstürzen der Drei Türme in der<br />
Drusenfluh nach unten. Ein Sturz wäre fatal.<br />
Abfahrt vom Großen Turm (2830 m) ins Sporatobel, Rätikon
Hang zum Dreiklang<br />
Spitz ragt der Kleine Turm in den milchigen Märzhimmel.<br />
Das Ziel der Skibergsteigerinnen ist aber<br />
der Große Turm (re.). Von seinem Gipfel geht es in<br />
rasanter Abfahrt zunächst über den Grat gen Süden.<br />
Kleiner (2754 m), Mittlerer (2782 m) <strong>und</strong> Großer Turm (2830 m)<br />
10 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Lichtgestalt<br />
Die Maxime ist, das vorgegebene Licht<br />
optimal einzusetzen. Es gilt, die Flüchtigkeit<br />
des entscheidenden Augenblicks<br />
zu erkennen <strong>und</strong> festzuhalten.<br />
Ein Bild ist nicht einfach<br />
nur eine Reproduktion.<br />
In guten Bildern geht es<br />
nicht ums Abbilden von<br />
Motiven, sondern darum,<br />
einen Deutungsspielraum<br />
zu schaffen, in dem der Betrachter<br />
das Dargestellte immer wieder auf<br />
neue Weise sehen <strong>und</strong> erleben kann. Durch<br />
den Einsatz der Mittel muss es gelingen, das<br />
Interesse am Bild wachzuhalten. Man »ist<br />
nicht einfach fertig« mit dem Motiv, sondern<br />
schaut immer wieder hin, weil dort<br />
etwas »in Bewegung« ist. Irgendetwas lässt<br />
sich nicht einfach so festlegen auf einen<br />
Gegenstand, eine Tatsache oder ein Motiv.<br />
Durch Komposition, Lichtgestaltung, Einsatz<br />
der Kontraste <strong>und</strong> viele weitere Aspekte<br />
entwickelt das Bild eine Art Eigenleben,<br />
das über das reine Motiv hinausgeht <strong>und</strong><br />
eine begriffliche Festlegung verhindert.<br />
Dieses Lebendige ist es, was den Betrachter<br />
letztendlich fasziniert <strong>und</strong> ihn am Werk<br />
festhält. Es fordert ihn auf, das »Geheimnis«<br />
zu lüften, das sich jedoch niemals in<br />
Worte fassen lässt. Es ist nur im Sehen zu<br />
erfahren.<br />
Peter Mathis
<strong>Bergsteiger</strong><br />
03/14 AKTUELL<br />
Zitat des Monats<br />
»Es gibt nur verschiedene<br />
Arten<br />
von gutem Wetter:<br />
Sonnenschein<br />
ist köstlich,<br />
Regen erfrischend,<br />
Wind fordert<br />
heraus, Schnee<br />
macht fröhlich.«<br />
John Ruskin (1819–1900),<br />
britischer Schriftsteller <strong>und</strong> Optimist<br />
»Okay« ist kein<br />
Seilkommando<br />
GERICHT VERURTEILT SICHERNDEN,<br />
IMMER MEHR BODENSTÜRZE<br />
Das Oberlandesgericht Hamm hat einen<br />
Mann nach einem schweren Unfall im<br />
Klettergarten zu umfassendem Schadensersatz<br />
verpflichtet. Die Klägerin war 2011<br />
aus 15 Metern auf den Boden gestürzt,<br />
nachdem sie sich an der Umlenkung<br />
ins Seil gesetzt hatte – der Angeklagte<br />
hatte sie auf ihren Hinweis »Okay« aus<br />
der Sicherung genommen. Ohne weitere<br />
Absprachen, so das Gericht, sei das Seilkommando<br />
»Stand!« nicht zu ersetzen –<br />
»okay« könne alles bedeuten. Der Fehler<br />
sei so gravierend, dass auch der übliche<br />
Haftungsausschluss bei gefährlichen<br />
Sportarten wie Klettern nicht greifen könne.<br />
Die Klägerin hatte sich bei dem Sturz<br />
schwer verletzt.<br />
Mit der stetigen Zunahme der Aktiven im<br />
Klettersport häufen sich auch die Unfälle:<br />
Im Januar stürzten in der Tölzer Kletterhalle<br />
innerhalb von 14 Tagen gleich zwei<br />
Kletterer aus großer Höhe bis zum Boden.<br />
Mindestens einmal war Unaufmerksamkeit<br />
des Sichernden Ursache des Unfalls. –te–<br />
Der entzauberte Berg<br />
Luftiges Biwak:<br />
David Lama <strong>und</strong> Peter<br />
Ortner bei der ersten<br />
Rotpunkt-Besteigung<br />
des Cerro Torre<br />
DAVID LAMAS HISTORISCHE BESTEIGUNG<br />
DES CERRO TORRE KOMMT INS KINO<br />
Der Plan war kühn, keine Frage. Noch nie zuvor<br />
war es einem <strong>Bergsteiger</strong> gelungen, den Cerro Torre<br />
frei zu klettern. Sozusagen den krassen Kontrapunkt<br />
zur Materialschlacht zu setzen, die der Italie ner<br />
Cesare Maestri 1970 mit 360 Bohrhaken in der Südwestflanke<br />
des patagonischen Berges geschlagen<br />
Geduldsspiel am Col de la Paciencia<br />
hatte. David Lama gelang dieses Kunststück am<br />
21. Januar 2012, er schrieb damit Alpingeschichte.<br />
»Cerro Torre – Nicht den Hauch einer Chance«<br />
heißt der Dokumentarfilm nicht zu Unrecht, der<br />
am 13. März in die deutschen Kinos kommt (<strong>und</strong><br />
am 21. 3. in die österreichischen). Denn die Szene<br />
hielt Lamas Ansinnen lange Zeit für anmaßend<br />
– die 3128 Meter hohe »Nadel aus Granit« galt im<br />
Kalte Schönheit aus Patagonien Freikletterstil als unbesteigbar. Es ist dem Regisseur<br />
Thomas Dirnhofer hoch anzurechnen, dass er<br />
aus dem Material von insgesamt drei Expeditionen<br />
kein Heldenepos gezimmert hat. Die 103 Minuten<br />
Kinofilm zeigen einen zeitweise völlig genervten<br />
Lama, der ob der langen Schlechtwetterphasen im<br />
patagonischen Sommer an seinem Projekt zweifelt;<br />
sie zeigen einen jungen Überflieger, der nach der<br />
harschen Kritik an der Bohrhaken-Aktion für die<br />
David, der Superstar, in El Chalten Fixseile des Red-Bull-Filmteams eingesteht, dass<br />
er Fehler gemacht hat <strong>und</strong> schließlich auch vom<br />
Kamerateam eine reguläre Besteigung verlangt – über die schneebedeckte Ostwand.<br />
Und es zeigt einen Ausnahmealpinisten, der nach all den Widrigkeiten<br />
trotzdem an sich <strong>und</strong> seine Fähigkeiten glaubt. Garniert ist die Dokumentation<br />
mit grandiosen Bildern, die teils von Helm-, Hand- <strong>und</strong> Helikopterkameras<br />
stammen. Zur historischen Tat ist ein historischer Film gelungen. –mr–<br />
Der BERGSTEIGER verlost 4x2 Eintrittskarten für den Film.<br />
Alle Zuschriften nehmen zusätzlich an der Verlosung einer<br />
»gloryfy G5 air Cerro Torre by David Lama« im Wert von 149 Euro teil.<br />
Die Brille ist unzerbrechlich, beschlägt nicht <strong>und</strong> lässt selbst bei hohen Geschwindigkeiten<br />
keine Zugluft auf die Augen. Schreiben Sie eine Postkarte an die Redaktion BERGSTEIGER,<br />
Infanteriestraße 11 a, 80797 München oder schicken Sie uns eine E-Mail an<br />
bergsteiger@bruckmann.de; Stichwort: Cerro Torre<br />
Mitmachen<br />
<strong>und</strong><br />
gewinnen!<br />
Fotos: Corey Rich/Red Bull Content Pool<br />
12 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Fünf Fragen an …<br />
Eugen Zernikel, kasachischer<br />
Hydrologie-Ingenieur <strong>und</strong><br />
Lagerverwalter beim DAV<br />
Summit Club, der r<strong>und</strong><br />
12 000 K<strong>und</strong>en pro Jahr hat<br />
… den Herrn der Ausrüstung<br />
Was genau machen Sie in diesem riesigen Materiallager?<br />
Ich organisiere seit fast 15 Jahren die Materialaus- <strong>und</strong> Rückgabe <strong>und</strong><br />
prüfe alles auf richtige Funktion – vom Karabiner bis zum Druckluftsack.<br />
Wenn es geht, repariere ich kleine Mängel, ansonsten wird ausgetauscht.<br />
Inzwischen ist es auch viel Arbeit am PC, gerade suche ich nach<br />
einer neuen Software für das Lager, damit ich den Überblick behalte.<br />
Fühlen Sie sich für die Sicherheit der K<strong>und</strong>en verantwortlich?<br />
Ja, sehr sogar. In Kasachstan haben wir unsere Gurte <strong>und</strong> Seile selber<br />
gefl ochten – in meiner Bergretter-Ausbildung habe ich gemerkt, wie verrückt<br />
das eigentlich war. Deswegen schaue ich heute umso genauer auf die<br />
Sicherheit. Von dem alten Material, als ich hier angefangen habe, ist nichts<br />
mehr da – gerade haben wir 300 Paar nagelneue Steigeisen bekommen.<br />
Welcher Gegenstand geht am häufigsten kaputt?<br />
Seile <strong>und</strong> Bandschlingen. Die werden eben nicht so behandelt wie eigenes<br />
Material <strong>und</strong> kommen oft aufgescheuert oder zerlöchert zurück. Das<br />
prüfe ich Meter für Meter. Hin <strong>und</strong> wieder tausche ich Steigeisenriemen,<br />
alles andere hält ziemlich gut. Ganz selten gab es Ermüdungsbrüche an<br />
bestimmten Steigeisen, die haben wir aussortiert. In der Regel sind es eher<br />
Anwendungsfehler, zum Beispiel, wenn jemand seine Steigeisen in den<br />
Lawinen-Airbag steckt oder so etwas. Ganz wartungsfrei ist nichts, sogar in<br />
einem Eispickel kann ein Riss versteckt sein. Daher dauert die Materialkontrolle<br />
einer achtköpfi gen Hochtourengruppe auch etwa eine St<strong>und</strong>e.<br />
Kommen Sie überhaupt noch selbst zum Bergsteigen?<br />
Ja, in meiner Freizeit bin ich Hochtouren-Leiter für die DAV-Sektion München.<br />
Die Familie schimpft schon, dass sie mich den ganzen Sommer nicht sieht.<br />
Reizen würde mich ein Achttausender, aber das scheitert wohl an Zeit <strong>und</strong><br />
Geld. Höher als auf den Khan Tengri (7010 m) habe ich es nicht geschafft.<br />
Tut es da nicht weh, das Material für große Expeditionen<br />
zusammenpacken zu müssen?<br />
Doch, schon. Vor allem als Luis Stitzinger noch beim Summit Club war – da<br />
habe ich gelitten. Irgendwann packe ich mich mal in eine blaue Tonne <strong>und</strong><br />
komme einfach mit!<br />
Interview: Thomas Ebert<br />
Die Traumberge von nebenan…<br />
Blick zum Jamtalgletscher<br />
Es muss nicht immer Palü oder Bernina sein. Die Berge der Silvretta<br />
<strong>und</strong> der Verwallgruppe bieten Wanderfans eine Bergwelt mit allem, was<br />
dazu gehört: Ein Wanderwegenetz <strong>und</strong> ein Angebot an Aussichten,<br />
das keine Wünsche offenlässt. Und noch etwas Gutes: Es liegt gerade<br />
mal im Dreiländereck zwischen Tirol – Vorarlberg <strong>und</strong> Graubünden<br />
<strong>und</strong> ist so für kleine Fluchten <strong>und</strong> große Abenteuer gut erreichbar.<br />
Den ganzen Sommer über sind wir auf genussvollen, leichten Wanderwegen<br />
oder sportlich ambitioniert in der Höhe mit unseren Gäs-<br />
<br />
die urigen Almen sind dabei eine Wohltat für Sie.<br />
LUST AUF BERGE …<br />
7 herrliche Sommertage<br />
(vom 15.06. – 05.10.2014) inkl. ausgezeichneter HP<br />
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Alpenhotel Tirol – Familie Franz Lorenz & Peter Lorenz<br />
A-6563 Galtür, Silvretta Tirol, Telefon +43 5443 / 8206, Fax +43 5443 / 8506<br />
info@alpenhotel-tirol.com, www.alpenhotel-tirol.com
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 03/14 AKTUELL<br />
Berg-Splitter<br />
Foto: visual impact / Thomas Senf<br />
Foto: Alex Honnold<br />
Der frühe Vogel...<br />
Um 5 Uhr am Neujahrsmorgen schnallte sich<br />
Klaus Gösweiner die Tourenski an, keine elf<br />
St<strong>und</strong>en später hatte er 8180 Höhenmeter <strong>und</strong><br />
80 Kilometer zurückgelegt – neuer Rekord.<br />
Im Training absolviert der 33-jährige Steirer bis<br />
zu 15 000 Höhenmeter pro Woche. –te–<br />
Starke Mixedsaison<br />
Im Dezember kletterte Angelika Rainer mit<br />
»Steel Koan« (M13+) als erste Frau die<br />
schwerste Route Kanadas, gewann kurz da<strong>rauf</strong><br />
die Nordamerikanischen Meisterschaften <strong>und</strong><br />
durchstieg zurück in Europa mit »Kama Sutra«<br />
(M13+) gleich die nächste Hammerroute. Ganz<br />
ohne Eis harkte sich Dani Arnold durch den<br />
steilen Fels von Eptingen: »Ironman« (D14+),<br />
von Robert Jasper erstbegangen, ist eine der<br />
schwersten Drytooling-Routen weltweit. –te–<br />
Eher Batman als Ironman: Der warme<br />
Frühwinter war Schuld am fehlenden Eis.<br />
Neuer Streich des »W<strong>und</strong>erkinds«<br />
Mit der Solobegehung von »El Sendero Luminoso«<br />
(7b+/c, 600 m) Mitte Januar in Mexiko<br />
gelang Alex Honnold ein free solo, das in den<br />
Geschichtsbüchern wohl auf einer Stufe mit<br />
Hansjörg Auers »Weg<br />
durch den Fisch«<br />
(7b+, 800 m, 2007)<br />
<strong>und</strong> Alex Hubers<br />
»Hasse-Brandler«<br />
(7a+, 580 m, 2002)<br />
anzusiedeln ist. –te–<br />
Lapidar nach großer Tat: »Great day out!«<br />
Testen <strong>und</strong> Montebelluna entdecken<br />
Der BERGSTEIGER, AKU <strong>und</strong> Mountix suchen<br />
20 Bergfre<strong>und</strong>e, die Schuhe des italienischen<br />
Herstellers testen. Unter anderem dürfen die<br />
Testpersonen Ende Juni ein Wochenende in<br />
Montebelluna, dem Sitz der Firma, verbringen.<br />
Alle Infos unter www.bergsteiger.de –mr–<br />
Helden der Nacht<br />
ENORMER ZULAUF BEIM 16. »MOUNTAIN ATTACK«<br />
SKIBERGSTEIGER-RENNEN IN SAALBACH<br />
Schon vor Weihnachten ging nichts mehr. Organisator<br />
Roland Kurz schloss die Liste bei 1050 Anmeldungen für<br />
das 16. »Mountain Attack«-Rennen in Saalbach im Glemmtal.<br />
Mehr wäre logistisch nicht zu bewältigen gewesen. »Als wir 1999 die Idee<br />
hatten, bei uns einen Marathon für Skibergsteiger zu machen, haben uns alle für<br />
verrückt erklärt«, sagte Kurz vor dem Startschuss zur 16. Auflage des Wettkampfs.<br />
»Jetzt kennt fast jeder den Wettbewerb.« Zwar ist die Veranstaltung, die unter anderem<br />
über den Schattberg (2018 m) führt, noch längst nicht so berühmt wie die<br />
»Patrouille des Glaciers« in der Schweiz. Doch längst hat sich »Mountain Attack« als<br />
eines der vier großen Rennen neben dem Weltcup etabliert. Als neuer Hauptsponsor<br />
ist die italienische Firma La Sportiva eingestiegen – <strong>und</strong> war mit einem eigenen<br />
Team am Start. Für Saalbach ist der »Mountain Attack«, der um 16 Uhr startet,<br />
ein Happening. Noch spät in der Nacht, wenn die letzten Hobbysportler im Lichte<br />
ihrer Stirnlampen eintreffen, brandet Jubel der Zuschauer auf, der kurzzeitig die<br />
Liveband übertönt. Der Sieger, Christian Hoffmann aus Österreich, absolvierte die<br />
Marathondistanz mit 3008 Höhenmetern in flinken 2:31 St<strong>und</strong>en.<br />
–mr–<br />
Neue Gipfel, neue Regeln<br />
SHERPAS MÜSSEN FÜR DEN EVEREST<br />
6000ER VORWEISEN, AUSLÄNDER NICHT<br />
Massenstart »Mountain<br />
Attack«, unten der spätere<br />
Sieger Christian Hoffmann<br />
Die nepalesische Regierung hat neue Regeln<br />
für die Besteigung des Mount Everest erlassen.<br />
Künftig müssen Nepalesen, die auf den<br />
höchsten Berg ihres Landes steigen wollen,<br />
mindestens eine erfolgreiche Sechstausender-Besteigung vorweisen können. Für<br />
Ausländer, die den Gipfel oftmals nur mit Hilfe der einheimischen Sherpas erreichen,<br />
gilt diese Regel nicht.<br />
Zudem sollen fünf Nebengipfel, die über 8000 Meter messen, zu eigenständigen<br />
Achttausendern erklärt <strong>und</strong> für Besteigungen freigegeben werden: am Kangchendzönga<br />
der Westgipfel (8505 m), der Mittelgipfel (8473 m) <strong>und</strong> der Südgipfel<br />
(8476 m) sowie der Mittelgipfel des Lhotse (8413 m) <strong>und</strong> der Lhotse Shar (8382 m).<br />
Die Regierung will <strong>Bergsteiger</strong>n zudem auch weitere Gipfelziele über 5500 Meter<br />
erlauben. Mehr als 3000 gibt es davon in Nepal, aber nur 300 durften bislang<br />
bestiegen werden. Von den neuen Regeln, die ab diesem Frühjahr in Kraft treten,<br />
erhofft sich Nepal eine weitere Ankurbelung des für die einheimische Wirtschaft<br />
essentiellen Tourismus-Geschäftes.<br />
–dst–<br />
Foto: Gunther Fre<strong>und</strong><br />
Foto: Ralf Dujmovits<br />
14 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Foto: Thomas Ebert<br />
200 000 Tage Sicherheit<br />
RISIKOMANAGEMENT DES DAV<br />
SUMMIT CLUB AUF DEM PRÜFSTAND<br />
Der 28. Dezember 1999 ist wohl der<br />
schwärzeste Tag in der Geschichte des DAV Weitergehen, obwohl der Hang rutscht,<br />
Summit Club. Unweit der Jamtalhütte ist auch eine Art von Risikomanagement.<br />
wurde eine geführte Gruppe von einer Lawine<br />
erfasst, von 14 Verschütteten starben neun. Das Unglück war zum<br />
einen Anlass für ein neues Risikomanagement, in dem Werner Munters<br />
»Reduktionsmethode« elementarer Bestandteil war. Seitdem gab es beim<br />
Summit Club keinen tödlichen Lawinenunfall mehr. Zum anderen begannen<br />
die Bergführer, jeden Tourentag zu protokollieren. Bis Ende 2013 kamen<br />
mehr als 200 000 Datensätze zusammen, deren Auswertung nun in die<br />
Ausbildung beim Summit Club einfließt. Das größte Restrisiko besteht laut<br />
Datenbank bei steilen, schattseitigen Abfahrten im Hochwinter – jene gefährliche<br />
Kombination, die Munter einst als »todgeilen Dreier« bezeichnete. –te–<br />
Berg-F<strong>und</strong>stück<br />
JAMES BONDS<br />
NEUES SPIELZEUG!<br />
Der 98-Gramm-Eispickel<br />
für die Hosentasche stammt<br />
ausnahmsweise nicht<br />
von 007-Wissenschaftler Q.<br />
Ortovox gewann mit dem<br />
Pocket Spike den ispo Gold<br />
Award.<br />
www.ortovox.de; Preis: 50 Euro<br />
(ab Herbst im Handel erhältlich)<br />
+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />
+++ BMW <strong>und</strong> Salewa kooperieren<br />
zukünftig. »Wir wollen die hohen<br />
Anforderungen von <strong>Bergsteiger</strong>n an grüne<br />
Mobilität erfüllen«, sagte BMW-Markenchef<br />
Steven Althaus bei der Bekanntgabe.<br />
Probefahrten des »Active Tourer«<br />
sollen mit alpinen Events wie Klettersteigkursen<br />
verb<strong>und</strong>en werden. +++<br />
+++ Der Schuhhersteller<br />
Scarpa hat sein neues Skitouren-<br />
Topmodell Evo F1 vorgestellt. Der 1100<br />
Gramm leichte Schuh kommt fast ohne<br />
Schnallen aus: Den Rist fi xiert eine<br />
Boa-Schnürung, der Schaft verriegelt sich<br />
selbständig, wenn der Schuh im Abfahrtsmodus<br />
einrastet. Funktioniert daher nur<br />
mit Pin-Bindungen. Ab der Wintersaison<br />
2014/15 für 569 Euro erhältlich. +++<br />
+++ Der Navigationsspezialist<br />
Garmin bringt mit der GPS-MAP<br />
64-Serie drei neue Handgeräte mit<br />
Tastenbedienung auf den Markt.<br />
Neuestes Feature: die Konnektivität<br />
zu Smartphones via Bluetooth 4.0.<br />
Damit kann man unterwegs Live-Tracking<br />
aktivieren oder SMS-Nachrichten <strong>und</strong><br />
E-Mails auf dem Display des GPS-Geräts<br />
lesen. Weitere Innovationen sind ein<br />
größerer Speicher, ein kombinierter<br />
GPS/GLONASS-Empfänger<br />
sowie eine interne Akku-Ladefunktion.<br />
+++<br />
+++ Schluss mit dem lästigen<br />
Einreiben <strong>und</strong> Aufsprühen von Insektenschutzmittel<br />
– ab diesem Sommer gibt<br />
es von Original Buff einen effektiven<br />
Schutz gegen Mücken. Der spanische<br />
Spezialist für multifunktionelle Headwear<br />
präsentiert ab dieser Saison das erste<br />
Schlauchtuch mit Insektenschutz,<br />
das Buff High UV Protection mit Insect<br />
Shield. +++<br />
STEFAN MOSER<br />
climbing Couloir<br />
Cortina d’Ampezzo<br />
Carbonstöcke sind leichter, steifer <strong>und</strong> korrosionsbeständiger als herkömmliche<br />
Aluminiumstöcke. Deshalb sind heute bereits mehr als die Hälfte unserer Stöcke<br />
aus Carbon. Finden Sie das für Sie optimale Modell auf:<br />
http://www.komperdell.com/en/poles/touring/carbon/index.php
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 03/14 AKTUELL<br />
ISPO-TRENDS<br />
Lebensretter mit Ventilator<br />
Lawinenairbags für den Ernstfall testen, hieß<br />
bislang: Kartuschen neu kaufen oder wieder<br />
befüllen lassen. Black Diamond hat nun<br />
mit JetForce eine völlig andere Technik auf<br />
den Markt gebracht. Gemeinsam mit Pieps,<br />
Marktführer im Bereich der digitalen LVS-<br />
Geräte, entwickelten sie ein Düsengebläse.<br />
Der 200-Liter-Airbag wird innerhalb von 3,5 Sek<strong>und</strong>en<br />
batteriegetrieben aufgeblasen <strong>und</strong> nach drei Minuten<br />
automatisch entleert, um Hohlräume mit Luft im Schnee<br />
zu bilden. Der kompakte Lithium-Polymer-Akku ermöglicht<br />
vier oder mehr Auslösungen pro Ladung. So lässt<br />
sich der Einsatz bequem zu Hause üben.<br />
Einer der ispo-Trends: Immer mehr Hersteller achten bei der Produktion<br />
von Outdoor-Artikeln auf bestmögliche Umweltverträglichkeit.<br />
NEUES ZUM THEMA NACHHALTIGKEIT AUF DER ISPO<br />
Der lange Weg zur PFC-Freiheit<br />
Innovative Produkte für die nächste Wintersaison standen Ende Januar bei der ispo München, der<br />
weltgrößten Sportartikelmesse, im Zentrum. Ein klarer Trend geht in Richtung Nachhaltigkeit <strong>und</strong><br />
Umweltfre<strong>und</strong>lichkeit. Die ideale Lösung für PFC-freie Imprägnierungen existiert aber noch nicht.<br />
Recycling <strong>und</strong> Transparenz in der Produktionskette sind die<br />
Schlagworte, die die Hersteller vielfach zum Thema Nachhaltigkeit<br />
genannt haben, als sie auf der ispo in München ihre Produkte für<br />
die Wintersaison 2014/15 vorgestellt haben.<br />
Bei Daune setzen Bergsport-Spezialisten wie Patagonia, Haglöfs oder<br />
The North Face auf Herkunftsnachweise, um brutale Lebendrupfungen<br />
oder Zwangsfütterungen auszuschließen. Einen gemeinsamen<br />
Standard gibt es dafür jedoch noch nicht. Bisher hat jedes Unternehmen<br />
seine eigene Methode der Gewährleistung entwickelt, was<br />
es für die K<strong>und</strong>en nicht unbedingt übersichtlicher macht.<br />
Viele Firmen verwenden mittlerweile zu großen Anteilen bluesignzertifizierte<br />
Textilien, die zu mindestens 90 Prozent aus Recyclingmaterial<br />
bestehen. »Die Verwertung von PET-Flaschen lohnt sich<br />
auf alle Fälle«, sagt Martina Kink von Polartec. »Wir können inzwischen<br />
alle Stoffe bis auf das dreilagige Neoshell daraus herstellen,<br />
ohne dass es Einbußen hinsichtlich der Qualität gibt.« 60 Prozent<br />
Erneuerbare Energie zum Mitnehmen<br />
Die britische Firma powertraveller, Spezialist für Akkus<br />
<strong>und</strong> Ladegeräte, hat mit dem powermonkey expedition<br />
ein grünes Kraftwerk präsentiert.<br />
Der 10 500 mAh fassende Akku wird per<br />
Solar-, Wind- oder Wasserkraft geladen,<br />
im Notfall reicht eine Handkurbel für den<br />
Hilferuf. Der 5V- <strong>und</strong> 12V-Ausgang gibt<br />
die Energie an Smartphone, GPS <strong>und</strong> Kamera<br />
weiter. In Zukunft soll das 1,8 kg schwere<br />
Gerät auch über Gas geladen werden können.<br />
der Polartec-Stoffe bestehen aus Recycling-Stoffen, gekennzeichnet<br />
mit dem Repreve-Label. Vor vier Jahren waren es noch 20 Prozent.<br />
Inwiefern recycelbare Textilien tatsächlich etwas zur Umweltfre<strong>und</strong>lichkeit<br />
beitragen, ist unter manchen Herstellern jedoch<br />
umstritten: Zum einen bringen die wenigsten Verbraucher ihre Bekleidung<br />
zum Recyceln, zum anderen steckt oftmals viel Energie<br />
in der Wiede<strong>rauf</strong> bereitung von Recycling-Stoffen.<br />
Alternative Imprägnier-Methoden<br />
Das umweltschädliche PFC, das bei der Imprägnierung gebraucht<br />
wird, kann die Outdoorbranche noch nicht aus ihren Textilien<br />
Ultraleichter Halt in der Eiswand<br />
Das Crampon Beast Lite von Edelrid ist mit 680 Gramm<br />
das bisher leichteste Steigeisen, das stabil genug<br />
ist für den Einsatz in steilen Eiswänden, <strong>und</strong> erhielt als<br />
solches einen ispo Award. Aufgr<strong>und</strong> der dreidimensionalen<br />
Geometrie des Körpers kann das Aluminium<br />
sehr dünn verarbeitet werden,<br />
ohne dabei an Stabilität einzubüßen.<br />
Die beiden geschmiedeten, aggressiven<br />
Frontalzacken sind austauschbar,<br />
um das Eisen eigenhändig<br />
<strong>und</strong> schnell<br />
von Duo- auf Monozacker<br />
umzurüsten.<br />
16 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Foto: ispo Munich, Hersteller<br />
Umweltschonende Polyester-Membran<br />
Der schwedische Hersteller Houdini präsentiert mit<br />
Bedrock Shell eine hydrophile Polyester-Membran,<br />
recycelbar <strong>und</strong> mindestens genauso dampfdurchlässig<br />
wie mikroporöse PTFE-Membranen, welche<br />
die Umwelt stark belasten. Für seine Bedrock Shell<br />
Pants, in welcher der Stoff zum Einsatz kommt,<br />
erhielt Houdini den ispo Award Eco Achievement.<br />
bannen. Zwar gibt es bereits PFC-freie Imprägnierungen, die auf<br />
Wachs basieren <strong>und</strong> die beispielsweise Haglöfs für einige Artikel seiner<br />
Trekkingbekleidung nutzt, doch sie funktionieren längst nicht<br />
so gut wie PFC-Technologien. So kommt die giftigste PFC-Variante<br />
PFOA (wegen der acht Kohlenstoff-Atome im chemischen Gr<strong>und</strong>gerüst<br />
auch C8 genannt) auch weiterhin bei vielen Firmen zumindest<br />
im Bereich der wasserdichten Hardshells für extreme Anforderungen<br />
zum Einsatz. Bei Trekking- <strong>und</strong> Wanderbekleidung wird es immerhin<br />
durch eine Variante mit sechs Kohlenstoff-Atomen ersetzt,<br />
deren Umweltgifte zwar ebenso wenig biologisch abbaubar sind,<br />
die sich aber nicht so stark im menschlichen Körper ansammeln<br />
wie PFOA. »Wir forschen intensiv nach einer Lösung. Aber es wird<br />
noch einige Jahre dauern, bis die bahnbrechende Neuentwicklung<br />
auf den Markt kommt.« Was Ilka von Goerne von Schöffel sagt, gilt<br />
für die gesamte Outdoor-Industrie. »Wer momentan PFC-freie Wetterschutzbekleidung<br />
haben will, muss Abstriche beim Abperleffekt<br />
machen.«<br />
Nur Nikwax schließt sich dieser Meinung nicht an: Der<br />
Hersteller von Imprägniermitteln stellte auf der ispo das<br />
wasserfeste System Nikwax Analogy vor, das gänzlich<br />
ohne PFC funktioniert. Die zweilagige Konstruktion, die<br />
das Prinzip eines Tierfells zum Vorbild hat, transportiert<br />
neben Wasserdampf auch flüssiges Wasser von der Haut<br />
weg <strong>und</strong> hält laut Hersteller selbst einem vierstündigen<br />
Dauerregen stand. Bisher hat Nikwax jedoch nur den britischen<br />
Textilhersteller Páramo von dieser Technologie<br />
überzeugen können. Dieser bringt kommenden Winter<br />
eine Kollektion mit Wetterschutzjacken auf der Basis von<br />
Nikwax Analogy heraus.<br />
–dst–<br />
Wärme während des Sports<br />
Polartec Alpha heißt das neue<br />
Isolationsmaterial aus dem<br />
Hause Polartec, das aufgr<strong>und</strong><br />
seiner hohen Atmungsaktivität<br />
auch schon während des Sports<br />
– nicht erst in der Pause – getragen<br />
werden kann. Ein dünnes,<br />
extrem leichtes Gestrick auf<br />
der Basis von Polartec Thermal<br />
Pro baut Luftkissen auf <strong>und</strong> hält<br />
die Wärme beim Körper, während<br />
es zugleich mehr Dampf durchlässt als herkömmliche<br />
Isolationsstoffe. Denn aufgr<strong>und</strong> seiner Struktur kann<br />
das Material auch mit durchlässigeren Unter- <strong>und</strong><br />
Oberstoffen – oder sogar mit Stretch wie bei der Bormio<br />
Pants von Vaude oder beim Awardwinner FRX 3D<br />
Hooded Jacket von Kjus – kombiniert werden.<br />
Frustfreie Skitourenfelle<br />
Kleberfreie Skifelle werden schon seit einigen Jahren entwickelt. Nun<br />
scheint die Zeit gekommen, da die Adhäsionsfelle von den letzten Kinderkrankheiten<br />
befreit wurden. Das vacuum base composite von Kohla<br />
haftet ohne Silikon <strong>und</strong> Kleber, hält dank Zwei-Zonen-Belag bombig auf<br />
dem Ski <strong>und</strong> ist dennoch pflegeleicht: Die Felle lassen sich auch ohne<br />
Trennfolie zusammenrollen <strong>und</strong> bei Bedarf mit Seifenwasser säubern.<br />
Dank Baukastenprinzip gibt es für jeden Ski die passende Befestigung.
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 AKTUELL<br />
03/14 AKTUELL<br />
Umwelt <strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />
Zertifizierte Wildnis<br />
im Val Grande<br />
ITALIENISCHER NATIONALPARK<br />
BEKOMMT ZWEI AUSZEICHNUNGEN<br />
Der »Parco Nazionale della Val Grande«<br />
ist von der UNESCO gemeinsam mit Valsesia<br />
<strong>und</strong> Valsessera zum »Geopark« erklärt worden.<br />
Der Titel wird Regionen verliehen, die<br />
über eine einzigartige Landschaft verfügen,<br />
besondere Fossil- <strong>und</strong> Mineralf<strong>und</strong>stätten<br />
oder bedeutende geologische Formationen<br />
aufweisen. Derzeit befinden sich 100 Geoparks<br />
aus 29 Ländern im UNESCO-Weltnetz.<br />
Ziel ist es, die Identifikation der Bevölkerung<br />
mit der Region zu verbessern <strong>und</strong> einen sanften<br />
Tourismus zu fördern.<br />
Letzteres scheint schon vorher funktioniert<br />
zu haben. Denn nur kurz nach der Anerkennung<br />
als Geopark zeichnete die EU den<br />
Nationalpark mit der »Europäischen Charta<br />
für nachhaltigen Tourismus« aus. Der Park<br />
erstreckt sich über 150 Quadratkilometer <strong>und</strong><br />
ist damit Italiens größtes alpines Wildnisgebiet.<br />
Vom 13. bis zum 20. Jahrh<strong>und</strong>ert war<br />
das Gebiet zwischen den Bergen der Ossola-<br />
Täler, dem Lago Maggiore <strong>und</strong> der Valle Cannobina<br />
besiedelt, nach Ende des 2. Weltkriegs<br />
zogen sich die Menschen weitgehend zurück.<br />
Die Natur übernahm nach <strong>und</strong> nach wieder<br />
das Regime. Am 2. März 1992 wurde der Nationalpark<br />
Val Grande offiziell gegründet. –mr–<br />
Foto: Christa Eder / Fotolia<br />
Im grünen Bereich?<br />
PISTENLOBBY UND UMWELTSCHÜTZER DISKUTIEREN BEIM DAV<br />
Bei den Skiliftbetreibern von Lech <strong>und</strong> Savognin ist »alles im grünen Bereich«,<br />
– nicht auf der Piste, sondern bei den Gästezahlen, wie Michael Manhart<br />
<strong>und</strong> Leo Jeker auf der Podiumsdiskussion des DAV zum Thema »Funpark Alpen«<br />
Ende Januar vorrechneten. Beide gelten als Pioniere der Schneekanonen, ohne<br />
die es nicht mehr geht: Der Wettbewerb der Skiorte in den Alpen führe zu einem<br />
»Wettrüsten« auf Kosten der Umwelt, erklärten CIPRA-Präsident Dominik Siegrist<br />
<strong>und</strong> Thomas Bausch, Professor für Tourismus an der LMU München. Sie forderten<br />
die Einführung einer Personengrenze für Skigebiete. Hanspeter Mair vom DAV<br />
zeigte sich selbstkritisch: »Wir DAV-Mitglieder müssen da<strong>rauf</strong> achten, umweltfre<strong>und</strong>licher<br />
anzureisen. Wir haben schließlich eine Vorbildfunktion.« –dst–<br />
Der Berg ist eröffnet<br />
Ein Hektar Gr<strong>und</strong>beschneiung (30 cm)<br />
verbraucht ca. eine Million Liter Wasser.<br />
UMSTRITTENES FREERIDE-AREAL AM PIZ VAL GRONDA IN BETRIEB<br />
Sanfter Wandertourismus im Val Grande<br />
Foto: Iris Kürschner<br />
Für die einen ist der Berg ein Symbol für die größte Schande der jüngeren<br />
Erschließungsgeschichte in den Alpen, für die anderen steht der Name für das<br />
wichtigste Skigebietsprojekt des Jahres: der Piz Val Gronda. Seit kurzem hat die<br />
monströse Bahn bis auf 2812 Meter geöffnet – obwohl die Bauarbeiten nach jahrzehntelangem<br />
Tauziehen erst im März 2013 bewilligt worden waren. Die Seilbahn<br />
erstreckt sich bei einer Länge von knapp 2400 Metern über 516 Höhenmeter <strong>und</strong><br />
erschließt ein neues Freeride-Areal für Gondelabenteurer. Hannes Parth, Vorstandsvorsitzender<br />
der Ischgler Seilbahnen, verspürt »große Freude, dass wir das<br />
nun geschafft haben«. Jörg Ruckriegel vom DAV beklagt dagegen, dass das Gebiet<br />
damit an Wert verloren habe, <strong>und</strong> zwar »nicht nur für unsere Mitglieder«. –dp–<br />
Umwelt-Ticker<br />
+++ Das Aktionsbündnis gegen den geplanten<br />
Kraftwerksbau am Jochberg hat sich zum Verein<br />
»Kein PumpSpeicherWahnsinn« zusammengeschlossen.<br />
+++ Neue Ziele: Bis 2030 will die<br />
EU den CO 2<br />
-Ausstoß um 40 Prozent verringern.<br />
Eine verpfl ichtende Förderung erneuerbarer<br />
Energien auf nationaler Ebene wurde nicht festgeschrieben.<br />
+++ Unter den 18 bayerischen<br />
Kandidaten für das »Immaterielle UNESCO-<br />
Weltkulturerbe« ist u. a. die Allgäuer Almwirtschaft.<br />
Der Freistaat wählt seine zwei Vorschläge<br />
im April, b<strong>und</strong>esweit wird im Dezember<br />
2014 entschieden. +++ Laut Forschern des<br />
Schweizer Instituts WSL profi tiert der Steinbock<br />
vom Klimawandel. Die frühere Schneeschmelze<br />
sorgt für ein besseres Nahrungsangebot, was<br />
man am gesteigerten Hornwachstum ablesen<br />
könne. +++ Der Einführung einer Alpentransitbörse,<br />
welche die Verlagerung von Lkw-Transporten<br />
auf die Schiene regeln könnte, steht laut<br />
CIPRA rechtlich nichts im Wege. +++<br />
18 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Medien<br />
BergBücher …<br />
Sale/Jugalski/Rodway/Hemmleb<br />
»HERAUSFORDERUNG 8000ER – DIE HÖCH-<br />
STEN BERGE DER WELT IM 21. JAHRHUN-<br />
DERT. MENSCHEN MYTHEN MEILENSTEINE.«<br />
272 Seiten, 213 farbige <strong>und</strong> 94 schwarzweiße<br />
Abbildungen, 24 x 29 cm, Hardcover<br />
mit Schutzumschlag, Tyrolia Verlag, Innsbruck-Wien 2013, 39,95 €<br />
Noch immer faszinieren Achttausender selbst jene Menschen,<br />
die es niemals in deren Nähe schaffen werden. Die vier<br />
Autoren nähern sich der »Herausforderung 8000er« in ihrem<br />
umfassenden Werk nicht mit der Euphorie <strong>und</strong> dem manchmal<br />
etwas eingeschränkten Blickfeld des Alpinisten. Sie gehen das<br />
Thema mit der aufklärerischen Sachlichkeit <strong>und</strong> Detailtreue eines<br />
Physikers (Sale), Chronisten (Jurgalski), Höhenmediziners (Rodway)<br />
<strong>und</strong> journalistisch arbeitenden Alpinhistorikers (Hemmleb)<br />
an. Der reich bebilderte Band widmet sich den 14 Bergen jeweils<br />
von der Etymologie <strong>und</strong> ersten Vermessung bis zu den jüngsten<br />
alpinistischen Taten. Das Einzige, was der Leser zwischen all den<br />
Informationen am Ende schmerzlich vermisst, ist eine große Übersichtskarte<br />
mit allen Herausforderungen auf einen Blick. –dp–<br />
Pepi Stückl, Georg Sojer<br />
»BERGSTEIGEN. PRAXISWISSEN<br />
VOM PROFI ZU AUSRÜSTUNG,<br />
TECHNIK UND SICHERHEIT«<br />
192 Seiten, 16,5 x 23,5 cm,<br />
Klappenbroschur, Bruckmann Verlag,<br />
München 2014, 19,95 €<br />
Das prall gefüllte Handbuch<br />
lotet vom Wandern bis<br />
zur Expedition alle erdenklichen<br />
Spielformen des Bergsteigens<br />
aus. Der Schwerpunkt<br />
liegt auf Technik <strong>und</strong> Taktik,<br />
aber auch Infos zu Trainingsmethoden,<br />
Wetter <strong>und</strong> Erste<br />
Hilfe sind auf dem aktuellen<br />
Stand präsentiert. Weniger detailliert<br />
als die mehrbändigen<br />
Alpin-Lehrpläne, als Gr<strong>und</strong>lage<br />
aber empfehlenswert. –te–<br />
Horst Ender, Gudrun Steger<br />
»ZILLERTAL«<br />
152 Seiten, 179 farbige Abbildungen,<br />
Übersichtskarte, 21 x 27 cm,<br />
geb<strong>und</strong>en mit Schutzumschlag,<br />
Tyrolia Verlag, Innsbruck-Wien 2013,<br />
24,95 €<br />
Nein, es ist kein unberührtes<br />
Tal, das Zillertal, das sich<br />
von Jenbach breit <strong>und</strong> behäbig<br />
nach Süden bis Mayrhofen<br />
schlängelt. Aber es ist ein Tal<br />
mit einer außergewöhnlichen<br />
Geschichte; mit Bewohnern,<br />
die sich vor Beginn des modernen<br />
Tourismus selbst in die<br />
Ferne aufmachten, um ihren<br />
Lebensunterhalt aufzubessern.<br />
Ein faszinierender, authentischer<br />
Bildband. –mr–<br />
BergApp … BergFilm … BergWeb …<br />
Foto: NFP marketing & distribution GmbH / Dogwoof<br />
»UEPAA!«<br />
Wofür? Für Leute, die schon vorab fest mit ihrem<br />
Verschwinden rechnen: GPS-Tracking, Fernortung,<br />
automatische Unfallerkennung <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong>...<br />
Wie? Telefone in Reichweite verbinden sich, um<br />
Funklöcher zu schließen. Fünf Minuten Stillstand<br />
plus fünf ohne Reaktion lösen den Alarm aus.<br />
Warum? Smart ist nicht dasselbe wie intelligent.<br />
Wieviel? Uepaa! ist kostenlos für iOS <strong>und</strong><br />
Android, Premiumversion 70,- CHF pro Jahr –te–<br />
»CHASING ICE«<br />
Sie sind über Jahrtausende entstanden,<br />
<strong>und</strong> sie verschwinden vergleichsweise<br />
rasend: Gletscher. Der Naturfotograf <strong>und</strong><br />
Wissenschaftler James Balog hat diesen<br />
Prozess eingefangen. Für seine Langzeitstudie<br />
filmte er drei Jahre lang mit 25<br />
speziell entwickelten Zeitrafferkameras.<br />
Es entstanden atemberaubende Bilder<br />
von den Folgen der Erderwärmung. –sz–<br />
Von: Jeff Orlowski<br />
Mit: James Balog, Adam Lewinter,<br />
Svavar Jonatansson, Tad Pfeffer, Jason Box<br />
Aus: USA, erscheint am 27. 2. auf DVD<br />
map.geo.admin.ch<br />
Das Wichtigste: <strong>Bergsteiger</strong> erhalten hier<br />
eine voll zugängliche, topographische<br />
Karte der gesamten Schweiz (<strong>und</strong> vieler<br />
angrenzender Regionen) in landestypischer<br />
Präzision <strong>und</strong> stufenlosem Maßstab.<br />
Das an sich ist schon ein Gewinn, dazu<br />
lassen sich noch alle Hangneigungen über<br />
30° Grad einblenden <strong>und</strong> .kml-Dateien,<br />
z. B. Tracks von Google Earth, direkt in<br />
die Webansicht importieren. Off topic: Per<br />
Klick kann man Spielereien wie Katasterparzellen,<br />
einen geologischen Atlas<br />
oder die nationale Breitband-Abdeckung<br />
anzeigen – die gläserne Schweiz! –te–<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 19
TV-Programm Februar / März 2014<br />
15.2. | 7.00 | BR<br />
Unterwegs in den Alpen<br />
Kronplatz<br />
Dauer: 15 Min.<br />
15.2. | 12.15 | HR<br />
Weltreisen<br />
Iran: Vom Elburs-Gebirge<br />
zum Kaspischen Meer<br />
Dauer: 30 Min.<br />
15.2. | 15.00 | ZDF Info<br />
Das andere Ende der<br />
Welt – Winterreise<br />
durch Neuseeland<br />
Den Kiwis auf der Spur<br />
Dauer: 45 Min.<br />
15.2. | 18.15 | MDR<br />
Unterwegs in Sachsen<br />
Oybiner Felsenwelten<br />
Dauer: 30 Min.<br />
15.2. | 19.00 | BR<br />
natur exclusiv<br />
Wilder Iran<br />
Dauer: 45 Min.<br />
16.2. | 9.25 | S: Disc. Channel<br />
Everest: Spiel mit dem Tod<br />
Gipfelträume<br />
Dauer: 48 Min.<br />
16.2. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
17.2. | 13.50 | Servus TV<br />
Art Wolfe<br />
Das Königreich Bhutan<br />
Dauer: 22 Min.<br />
18.2. | 13.50 | Servus TV<br />
Art Wolfe – Reisen<br />
an die Grenzen der Erde<br />
Mongolei<br />
Dauer: 23 Min.<br />
20.2. | 15.15 | HR<br />
AH<br />
Abenteuer Erde:<br />
Himalaya<br />
Dauer: 45 Min.<br />
21.2. | 16.15 | 3sat<br />
Abenteuer Spitzbergen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
22.2. | 12.15 | N 3<br />
Weltreisen<br />
Abenteuer Südsee – Die<br />
geheimnisvollen Salomonen<br />
Dauer: 30 Min.<br />
22.2. | 16.00 | ARD<br />
Die große Odyssee<br />
Die große Odyssee – Unterwegs<br />
in Frankreichs Bergwelt<br />
Dauer: 30 Min.<br />
22.2. | 16.45 | alpha<br />
Fernweh<br />
Oregon<br />
Dauer: 25 Min.<br />
23.2. | 13.30 | 3sat<br />
Siebter Himmel im Himalaya<br />
Die Glücksformel von Bhutan<br />
Dauer: 30 Min.<br />
23.2. | 15.55 | 3sat<br />
Kitzbüheler Alpen<br />
Geschichten aus Österreich<br />
Dauer: 45 Min.<br />
23.2. | 16.15 | BR<br />
Fernweh<br />
Arizona<br />
Dauer: 30 Min.<br />
24.2. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Europas hoher Norden (1) –<br />
Lofoten <strong>und</strong> Polarmeer<br />
Dauer: 42 Min.<br />
24.2. | 22.25 | 3sat<br />
AH<br />
Gipfelsturm der Veteranen<br />
Drei Erstbesteiger <strong>und</strong><br />
ihr Achttausender<br />
Dauer: 50 Min.<br />
24.2. | 23.15 | ZDF Info<br />
Fahrten ins Ungewisse<br />
Verschollen vor Spitzbergen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
25.2. | 14.45 | SWR<br />
Bilderbuch: Winter im<br />
Werdenfelser Land<br />
Dauer: 45 Min.<br />
28.2. | 11.30 | 3sat<br />
Stolperstein<br />
Heilende Wände: Wie die<br />
Kraft des Kletterns hilft<br />
Dauer: 30 Min.<br />
28.2. | 18.15 | SWR<br />
Fahr mal hin<br />
Das Tannheimer Tal in Tirol<br />
Dauer: 30 Min.<br />
J2.3. | 7.15 | 3sat AH<br />
Gerlinde Kaltenbrunner<br />
Dauer: 50 Min.<br />
2.3. | 10.45 | ZDF<br />
Nervenkitzel am Steilhang<br />
Extrem-Skifahrer<br />
in den Alpen<br />
Dauer: 12 Min.<br />
2.3. | 20.15 | Phoenix<br />
Auf dem Dach Europas<br />
Gletscherglück<br />
der Gipfelstürmer<br />
Dauer: 45 Min.<br />
6.3. | 14.30 | HR<br />
Costa Rica – Naturparadies<br />
im Schatten der Vulkane<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
6.3. | 17.00 | 3sat<br />
Indiens wilde Schönheit<br />
Der Himalaya<br />
Dauer: 45 Min.<br />
7.3. | 17.00 | 3sat<br />
Die Alpen von oben<br />
Von Mittenwald ins Allgäu<br />
Dauer: 45 Min.<br />
8.3. | 12.15 | N 3<br />
Weltreisen<br />
Marokkos magische Mitte<br />
Dauer: 30 Min.<br />
8.3. | 15.35 | Servus TV<br />
Bergwelten<br />
Peter Aufschnaiter<br />
Dauer: 50 Min.<br />
9.3. | 16.15 | BR<br />
Fernweh<br />
Teneriffa<br />
Dauer: 30 Min.<br />
9.3. | 18.00 | ZDF<br />
ZDF.reportage<br />
Gipfel, Gips <strong>und</strong> Après-Ski –<br />
Der Winterzirkus in Sölden<br />
Dauer: 30 Min.<br />
9.3. | 21.30 | 3sat<br />
Die Bergretter im Himalaya<br />
Wenn der Mensch über sich<br />
hinauswächst<br />
Dauer: 95 Min.<br />
12.3. | 12.25 | 3sat<br />
„Der Berg schläft nie” –<br />
Naturpark Dobratsch<br />
Reportage<br />
Dauer: 35 Min.<br />
2.3. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
J19.2. | 16.15 | 3sat<br />
Im Bann der Berge<br />
Dauer: 40 Min.<br />
J24.2. | 19.30 | Arte<br />
Wildes Deutschland<br />
Die Berchtesgadener Alpen<br />
Dauer: 43 Min.<br />
4.3. | 18.50 | HR<br />
service: reisen<br />
Madeira<br />
Dauer: 25 Min.<br />
J12.3. | 14.00 | 3sat<br />
Lechtal – Lebensraum Berg<br />
Dauer: 45 Min.<br />
20.2. | 15.15 | N 3<br />
Magisches Sibirien<br />
Reise durch Tuwa<br />
Dauer: 45 Min.<br />
24.2. | 20.15 | 3sat<br />
Die Eroberung der Alpen<br />
150 Jahre SAC<br />
Dauer: 50 Min.<br />
5.3. | 20.15 | N 3<br />
Expeditionen ins Tierreich<br />
Das Great Barrier Reef<br />
Dauer: 45 Min.<br />
Das tagesaktuelle<br />
TV-Programm finden Sie<br />
auf bergsteiger.de<br />
20 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
KOLUMNE<br />
Führungsstress:<br />
David Göttler, links am<br />
Anstieg zum Makalu,<br />
kennt die Tücken des<br />
Expeditionsessens.<br />
Learning by burning<br />
Foto: North Face, David Göttler, Misha/Fotolia<br />
Einmal ist immer das erste Mal. Bei mir<br />
kamen einige erste Male auf einmal zusammen,<br />
als ich zu meiner Premiere als leitender<br />
Bergführer eine Gruppe auf den Siebentausender<br />
Muztagh Ata im Pamirgebirge<br />
im Westen Chinas führen sollte. »Learning<br />
by burning!«, wie es so schön heißt oder: der<br />
Sprung ins kalte Wasser. Für mich wurde es<br />
jedenfalls zum Wechselbad der Gefühle.<br />
Das begann schon im zwischenmenschlichen<br />
Bereich. Da war beispielsweise dieser<br />
mindestens zwei Jahrzehnte ältere Teilnehmer,<br />
der mich um einen Rat bat, was er<br />
mit seiner verkorksten Ehe daheim machen<br />
solle. Ausgerechnet mich, den mit 26 Jahren<br />
deutlich Jüngsten in unserem Team!<br />
Was sagt man dazu? Trennen <strong>und</strong> Party<br />
machen? Ihn damit trösten, dass doch auch<br />
andere Mütter schöne Töchter haben? Oder<br />
vielleicht eher: Auch andere Töchter haben<br />
schöne Mütter?<br />
Das Scheitern am Schneeschuh<br />
Kaum war dieser Brandherd, wenn nicht gelöscht,<br />
so zumindest eingedämmt, da holte<br />
sich unser ältester Teilnehmer schon im Basislager<br />
blutige Hände, als er seine Steigeisen<br />
anpasste. Wie soll das oben auf 7000 Metern<br />
dann erst funktionieren? Damit stand<br />
er aber nicht einmal alleine da: Eine andere<br />
<strong>Bergsteiger</strong>in (noch mal zur Erinnerung:<br />
Wir waren an einem Siebentausender),<br />
ging beim Gipfelanstieg aus dem letzten<br />
Lager leider erst gar nicht los, weil sie ihre<br />
Schneeschuhe nicht an die Füße gebracht<br />
Die Flädlesuppe hatte<br />
sich auf ewig in den Topf<br />
eingebrannt! Es war ein<br />
schwarzes Loch hier am<br />
Muztagh Ata entstanden.<br />
Von David Göttler<br />
hatte. Und ich – ständig mit verschiedenen<br />
Feuern <strong>und</strong> Sprüngen ins Eiswasser um<br />
mich herum beschäftigt – hatte das leider<br />
nicht einmal bemerkt. Kein W<strong>und</strong>er also,<br />
dass mir eine Dame sogar ein großzügiges<br />
Trinkgeld in Aussicht stellte, wenn ich meine<br />
Zeit ausschließlich dafür widmen möge,<br />
sie auf den Gipfel zu bringen. Ich schlug es<br />
schon allein deshalb ohne großes Zögern<br />
aus, weil es wahrscheinlich zur Lynchjustiz<br />
seitens der anderen Teilnehmer gekommen<br />
wäre. Und das völlig zu Recht.<br />
Das Einzige, was die Teilnehmer am Ende<br />
dann aber lynchten, war ein Kochtopf.<br />
Er hatte keine Chance, als das Pulver der<br />
Maggi-Flädle-Suppe im Topf landete, der<br />
selbige anschließend bis zum Rand mit<br />
Schnee gefüllt <strong>und</strong> dann alles auf den voll<br />
aufgedrehten Gasbrenner gestellt wurde. So<br />
paradox es klingt: Selbst Schnee brennt an,<br />
wenn man nicht so lange umrührt, bis sich<br />
das erste Wasser gebildet hat. Und dann<br />
noch mit dem Suppenpulver als Bodensatz<br />
… keine Chance! Nachdem ein beißender<br />
Geruch von verbranntem Etwas unsere<br />
Nasen erreichte, realisierte ich, was da im<br />
Gange war! Blitzartig holten wir den Topf<br />
aus seiner wahrhaft brenzligen Lage, aber<br />
jede Hilfe kam zu spät. Die gute Flädlesuppe<br />
hatte sich unter dem Schnee auf ewig<br />
in den Topf boden eingebrannt! Es war ein<br />
schwarzes Loch hier am Muztagh Ata entstanden,<br />
das Gott sei Dank aber niemanden<br />
verschluckte.<br />
Die schlimmste Erkenntnis an der Sache<br />
war allerdings: Ich habe nicht nur selten<br />
so viele Erfahrungen gesammelt, mir hat<br />
das auch noch Spaß gemacht! Oft war ich<br />
zwischen Lachen <strong>und</strong> Weinen hin <strong>und</strong> her<br />
gerissen. Und letztendlich hat es mich auch<br />
nicht davor abgeschreckt, als Bergführer<br />
Expeditionen zu leiten. Vielleicht liegt das<br />
daran, dass ich anderen Menschen gerne<br />
helfe, ihre Träume, ihr persönliches »erstes<br />
Mal« zu verwirklichen.<br />
Vielleicht bin ich aber auch einfach nur ein<br />
Masochist.<br />
◀<br />
David Göttler, Jahrgang 1978, teilte<br />
sein Zelt an den Steilwänden <strong>und</strong> Achttausendern<br />
dieser Welt unter anderem<br />
schon mit Gerlinde Kaltenbrunner,<br />
Stefan Glowacz <strong>und</strong> Simone Moro.<br />
Der staatlich geprüfte Berg- <strong>und</strong> Skiführer<br />
sowie Trainer des DAV-Expedkaders<br />
schreibt von dieser Ausgabe<br />
an exklusiv für den BERGSTEIGER<br />
über seine Erlebnisse auf Expedition.<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 21
TITELTHEMA<br />
Was den Frühling in den Bergen ausmacht?<br />
Die Sonne, die im Velebit schon früh an<br />
Kraft gewinnt. Massen von Schmelzwasser<br />
im Tessin. Der betörende Duft der Apfelblüte<br />
in Südtirol. Aber vor allem dieses<br />
unbeschreibliche Gefühl, das manchen<br />
Wanderer gar zu einem Rendezvous mit sich<br />
selbst hoch über dem Gardasee verleitet.<br />
Wanderungen zum Dahinschmelzen<br />
Frühlings<br />
Erwachen<br />
22 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Trockenübungen nach dem<br />
Winter: Die bizarren Kalkfelsen<br />
am Bojin Kuk regen<br />
Fantasie <strong>und</strong> Muskeln an.<br />
KOMPAKT<br />
Nationalpark<br />
Paklenica<br />
Anreise: Über die Autobahnen via Salzburg<br />
<strong>und</strong> Villach nach Ljubljana (Slowenien)<br />
<strong>und</strong> weiter nach Rijeka, von dort an der<br />
Küste entlang nach Starigrad<br />
Informationen: Paklenica-Nationalpark,<br />
Dr. Franje Tu mana 14a, HR-23244<br />
Starigrad, Tel. 00 38 5/23/3 69-155,<br />
www.paklenica.hr (englische Webseite)<br />
Karte: Verlag Astroida, 1:25 000,<br />
»Paklenica planinarska karta«<br />
Literatur: Reto Solèr, Natalie Stimac<br />
»Istrien mit Kvarner Bucht, Velebit <strong>und</strong><br />
Plitvicer Seen«, Bergverlag Rother 2012<br />
Paklenica-Nationalpark in Kroatien<br />
Wilder Westen im Südosten<br />
Laut schimpfend, die Flinte geschultert,<br />
marschiert ein Landwirt den eingewachsenen<br />
Weg nahe den Steinhäusern von Ramici<br />
entlang. »Habt ihr einen Bären gesehen? Er<br />
hat meinen Bienenstock ausgeräubert, der<br />
Mistkerl!« Eigentlich stehen die etwa zehn<br />
Bären im kroatischen Nationalpark Paklenica<br />
unter Schutz; ebenso wie die Luchse <strong>und</strong><br />
Wölfe, die hier hin <strong>und</strong> wieder durchziehen.<br />
Dem wütenden Bauern ist das an diesem<br />
Tag egal; er verteidigt den letzten Rest<br />
seines ehemals kultivierten Landes gegen<br />
die rücksichtslos wuchernde Wildnis.<br />
Die Almsiedlung Ramici ist eine der wenigen<br />
im Nationalpark, die im Sommer noch<br />
bewohnt werden. Ab April heizt die Sonne<br />
die Kalkfelsen im Süden des Velebit-Gebirges<br />
auf, <strong>und</strong> spätestens im August sticht sie<br />
derart vom Himmel, dass Waldbrände an<br />
der Tagesordnung sind. Schutz vor der sengenden<br />
Sonne findet man dann nur noch<br />
in den Schluchten; die größte davon ist die<br />
Velika Paklenica. Früher waren Händler<br />
auf dem mit buckligen Steinen gepflasterten<br />
Weg unterwegs <strong>und</strong> transportierten auf<br />
ihren Pferdefuhrwerken Waren zwischen<br />
dem Küstenstreifen <strong>und</strong> der Lika-Region. In<br />
den Mühlen am Wegrand mahlte das Getreide,<br />
Trampelpfade verbanden Siedlungen<br />
miteinander, <strong>und</strong> r<strong>und</strong> um die Steinhäuser<br />
im Hinterland wurden Kartoffeln<br />
<strong>und</strong> Rüben angebaut.<br />
Von dieser lebhaften Vergangenheit sind<br />
nur mehr ein paar verfallene Hütten <strong>und</strong><br />
der alte Kulturweg durch die Velika Paklenica<br />
geblieben, an deren Eingang die Kletterer<br />
an den bis zu 350 Meter hohen Felswänden<br />
hängen. Alles andere fordert die Natur<br />
inzwischen vehement zurück. Rotbuchen,<br />
Schwarzkiefern <strong>und</strong> krüppelige Eichen<br />
wachsen zwischen den Kalkfelsen, die das<br />
Wasser zu bizarren Formen zerfressen hat.<br />
In den Wiesen wuchern violette Orchideen,<br />
<strong>und</strong> dort, wo die Vegetation karger wird, recken<br />
sich Büschel von Rosmarin, Thymian<br />
<strong>und</strong> Salbei der Sonne entgegen. Wanderungen<br />
jenseits der Hauptverkehrsader – etwa<br />
durch die kleinere <strong>und</strong> wildere Schlucht<br />
Mala Paklenica oder zum Aussichtspunkt<br />
Bojin Kuk 1100 Meter über der Küste – sind<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich mit einer Prise Abenteuer gewürzt.<br />
TOUR<br />
Sonnenplätze im<br />
südlichen Velebit<br />
1 Bojin Kuk (1110 m)<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1100 Hm 10 Km<br />
Charakter: Durch gebirgige Macchia zu<br />
halb verfallenen Almen <strong>und</strong> bizarren Kalkfels-Formationen,<br />
mit herrlichem Ausblick<br />
über die kroatische Insellandschaft;<br />
leichter Klettersteig (K2) am Gipfelaufbau<br />
Ausgangspunkt: Milovici (90 m)<br />
Route: Milovici – Vaganac – Jagin<br />
Kuk – Bojin Kuk – Veliko<br />
Rujno – Vaganac – Milovici<br />
2 Paklenica-Hütte (480 m)<br />
▶ leicht 4½ Std.<br />
400 Hm 14 Km<br />
Charakter: Einfache Wanderung in<br />
den touristischsten Teil des Nationalparks,<br />
wo Kletterer in den Kalkfelsen hängen<br />
Ausgangspunkt: Punta bei Starigrad (50 m)<br />
Einkehr: Lugarnica Dom (350 m; ab Mai),<br />
Paklenica-Hütte (480 m; ab Juni)<br />
Route: Starigrad – Almsiedlung Ramici<br />
– Planinarski Dom Paklenica (Paklenica-<br />
Hütte) – Lugarnica Dom – Velika Paklenica<br />
– NP-Eingang bei Starigrad<br />
3 Anica Kuk (712 m)<br />
Tourenkarte 3<br />
Heftmitte<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
720 Hm 12 Km<br />
Charakter: R<strong>und</strong>tour durch die wilde<br />
Mala Paklenica mit seilversicherten Stellen<br />
bis K2, mit Besteigung des Anica Kuk<br />
Ausgangspunkt: Nationalpark-Eingang zur<br />
Schlucht Mala Paklenica bei Seline (50 m)<br />
Route: NP-Eingang Seline – Mala Paklenica<br />
– Njive Lekine – Grabove doline – Anica Kuk<br />
– Jukici – NP-Eingang Seline<br />
Der Paklenica-Nationalpark ist der Wilde<br />
Westen in Europas Südosten. In den 1960er-<br />
Jahren hat ihn auch die Filmbranche entdeckt:<br />
Damals bildeten die Kalkfelsen am<br />
Eingang zur Velika Paklenica die Kulissen<br />
zu Winnetou-Filmen. Schon 1949 wurde<br />
das Gebiet zum Nationalpark erklärt. Seitdem<br />
haben es die Einheimischen dort aufgegeben,<br />
die Wildnis zu zähmen. Die meisten<br />
jedenfalls. Dagmar Steigenberger<br />
Foto: Franz Gattermayr<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 23
Tessin zur Schneeschmelze<br />
Wieder im Fluss<br />
TOUR<br />
<strong>Frühlingstouren</strong><br />
am Wasser<br />
1 Von Ponte Brolla nach Gordevio<br />
(334 m)<br />
Ist der reißende Bach neben dem Weg nur<br />
Einbildung, nur Traum? Auf der Karte gibt<br />
es ihn nicht. Tatsächlich ist das Tessin jetzt<br />
im Frühling voller solcher Träume. Der<br />
Schnee hat sich in den Tessiner Alpen auf<br />
die höheren Lagen zurückgezogen <strong>und</strong><br />
wird von Tag zu Tag weniger. Als gischtender<br />
Gebirgsbach sprudelt das Schmelzwasser<br />
talwärts, selbst dort, wo es laut Karte<br />
nicht einmal ein Bächlein gibt.<br />
Ob auch der kleine Dorf bach in Tegna noch<br />
vom Schnee gespeist wird? Wir erfahren es<br />
nicht, denn bald schon zweigen wir aus der<br />
Falllinie nach Westen ab <strong>und</strong> steigen zum<br />
Oratorio Santa Anna hinauf. Durch Ginsterbüsche<br />
<strong>und</strong> luftige Kastanienwälder führt<br />
die Wanderung hoch über dem Tal der Melezza<br />
dahin. Es riecht nach frischer Erde,<br />
die Vögel zupfen kleine Zweige, Moos <strong>und</strong><br />
Gräser für den Nesterbau <strong>und</strong> die Schwebfliegen<br />
summen in hellen Tönen.<br />
Auf Steinplattenwegen führt die Tour zu<br />
alten Dörfern <strong>und</strong> Almen, wechselt von<br />
der Südseite auf den Westhang <strong>und</strong> leitet<br />
ins Maggiatal hinab. Dort ist die Kraft des<br />
Schmelzwassers noch augenscheinlicher:<br />
Die Maggia füllt ihr Bachbett gut aus, weiter<br />
unten im engen Canyon, wo im Sommer die<br />
ragazzi vor scheinbar uninteressierten Badenixen<br />
zeigen, welche Sprünge Mann sich<br />
traut, brodelt nun ein beachtlicher Strom<br />
zum Lago Maggiore hinab – gut, dass es<br />
KOMPAKT<br />
Zum Lago Maggiore<br />
Anreise: Mit dem Auto von Norden über<br />
die Gotthardautobahn oder den San<br />
Bernardino nach Bellinzona. Von Süden<br />
über Lugano (A2) zum Lago Maggiore.<br />
Mit der Bahn über Lugano oder Gotthard.<br />
Informationen: Ticino Turismo, Via Lugano<br />
12, 6500 B ellinzona, www.ticino.ch,<br />
Tel. 00 41/(0) 91/8 25 70 56<br />
Karten: Kümmerly + Frey 1:60 000,<br />
»Tessin Sopraceneri«. Kompass 1:50 000,<br />
Nr. 90 »Lago Maggiore, Lago di Varese«<br />
Literatur: Andrea <strong>und</strong> Andreas Strauß<br />
»Wanderbuch Tessin«, Bergverlag Rother,<br />
München 2010; Beat Hächler »Das Klappern<br />
der Zoccoli, Literarische Wanderungen<br />
im Tessin«, Rotpunkt Verlag, Zürich 2001<br />
Bei Bre am Luganer See beginnt die Wandersaison<br />
schon früh im Jahr.<br />
▶ leicht 4 Std.<br />
480 Hm 480 Hm<br />
Charakter: Hoch über dem Lago Maggiore<br />
von Ponte Brolla auf einfachen Wegen<br />
nach Gordevio im Maggiatal; trotz der an<br />
sich gut besuchten Region eine ruhige Tour<br />
Ausgangspunkt: Ponte Brolla (254 m)<br />
Hütte: Da Rosy (ca. 590 m) in Streccia<br />
Route: Ponte Brolla – Tegna – Kirche<br />
Sta. Anna – Streccia – Dunzio – Forcola di<br />
Dunzio (2¼ Std.)<br />
Abstieg: Kirche Oratorio del Carmelo –<br />
Maggiatal – Gordevio – Bus<br />
nach Ponte Brolla<br />
2 Capanna Cognora (1938 m)<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1020 Hm 1020 Hm<br />
Charakter: Anfangs fl ache, dann steile<br />
Wanderung im hinteren Verzascatal<br />
hinauf zu einer schön gelegenen Selbstversorgerhütte.<br />
Ausgangspunkt: Sonogno (919 m)<br />
Hütte: Capanna Cognora (1938 m)<br />
Route: Sonogno – Secada – Vald – Cabioi –<br />
Capanna Cognora (3½ Std.)<br />
– Sonogno<br />
3 Monte Bre (933 m)<br />
▶ leicht 2½ Std.<br />
40 Hm 660 Hm<br />
Tourenkarte 5<br />
Heftmitte<br />
Tourenkarte 6<br />
Heftmitte<br />
Charakter: Mit der Seilbahn ab Lugano<br />
(ab Juni, sonst zu Fuß, Infos unter<br />
www.montebre.ch) auf den Hausberg über<br />
Lugano <strong>und</strong> bequem hinab ins Tal<br />
Ausgangspunkt: Cassarate in Lugano<br />
(300 m)<br />
Route: Seilbahn Monte Bre – Monte Bre –<br />
Ortschaft Monte Bre – Gandria – Cassarate/<br />
Lugano<br />
zum Baden ohnehin noch zu frisch ist.<br />
Wasser prägt auch das Verzascatal. Nicht<br />
nur als Stausee Lago di Vogorno mit der berühmten<br />
220 Meter hohen Staumauer, die<br />
schon Drehort für einen James Bond-Film<br />
war, sondern auch weiter talaufwärts. Die<br />
grünen Wassermassen der Verzasca mit ihren<br />
w<strong>und</strong>erschönen Gneisplatten sind die<br />
Lebensader des Tals. Zufluss erhält der Bach<br />
im Übermaß, denn die Berge ringsum sind<br />
alle gut über 2000 Meter hoch <strong>und</strong> haben<br />
in den letzten Monaten reichlich Schnee<br />
erhalten.<br />
Als eine der ersten Wanderungen im Frühjahr<br />
bietet sich natürlich der Weg direkt<br />
an der Verzasca entlang an. Von Sonogno<br />
bis Mergoscia ist man den ganzen Tag unterwegs,<br />
die Eindrücke sind reich, der eine<br />
oder andere Seitenbach spritzt den Wanderern<br />
seine Gischt ins Gesicht. Bald kann<br />
man auch ins Val Vegorness abbiegen, wo<br />
die Verzasca ihren Ursprung hat. Entweder<br />
man bleibt im Talgr<strong>und</strong> oder man steigt auf<br />
den Wiesenabsatz mit der Capanna Cognora<br />
auf, einer urigen Selbstversorgerhütte im<br />
typischen Tessiner Baustil.<br />
Sollte das Frühjahr wider Erwarten einmal<br />
länger auf sich warten lassen, so besucht<br />
man statt des Sopraceneri einfach das Sottoceneri,<br />
wie der südliche Teil des Tessins<br />
heißt. Grenze zwischen den beiden Gebieten<br />
ist der Monte Ceneri. Er trennt den höher<br />
gelegenen Nordteil, in dem sich Maggia<strong>und</strong><br />
Verzascatal befinden, vom Süden, zu<br />
dem der Luganer See gehört. Schöne Frühlingswanderungen<br />
liegen hier vor allem<br />
in den Bergen direkt um den See. Speziell<br />
der Monte Bre östlich von Lugano kann als<br />
Ganzjahreswanderung gelten <strong>und</strong> auch am<br />
Monte San Salvatore südlich der Stadt zieht<br />
das Frühjahr besonders früh ein!<br />
Andrea Strauß<br />
Fotos: Andreas Strauß (2)<br />
24 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Leben im Überfluss:<br />
Der Bach lässt die Natur bei<br />
Verscio üppig gedeihen.<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 25
KOMPAKT<br />
Der Norden Italiens<br />
Anreise: Mit dem Auto über die Brennerautobahn<br />
nach Bozen, Meran oder<br />
über den Reschenpass in den Vinschgau.<br />
Bahnverbindung über den Brenner<br />
nach Bozen, Meran <strong>und</strong> in den Vinschgau<br />
Informationen: Ferienregion Meraner<br />
Land, Tel. 00 39/(0)4 73/20 04 43,<br />
www.meranerland.com; Vinschgau, Tel. 00 39/<br />
(0)4 73/ 62 04 80, www.vinschgau.net<br />
Karten: Tabacco 1:25 000, Blatt 04<br />
»Schnalstal – Naturns«, Blatt 011 »Meran<br />
<strong>und</strong> Umgebung«, Blatt 034 »Bozen – Ritten«;<br />
Kompass 1:50 000, Nr. 53 »Meran u.<br />
Umgebung«, Nr. 54 »Bozen u. Umgebung«<br />
Literatur: G. Weindl »Südtirol«, M. Zahel<br />
»Entdeckertouren Meraner Land«, beide<br />
Bruckmann Verlag; Baumann »R<strong>und</strong> um<br />
Meran«, »Bozen – Tor zu den Dolomiten«,<br />
beide Kompass-Verlag<br />
Betörend <strong>und</strong> heilend:<br />
In Kastelruth werden aus den<br />
Blüten Kräutertees gemischt.<br />
26 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Südtirol in voller Blüte<br />
Immer der Nase nach<br />
TOUR<br />
Wandern durch<br />
die Blumenpracht<br />
1 Von Oberbozen nach Klobenstein<br />
▶ leicht 4½ Std.<br />
520 Hm 520 Hm<br />
Welch ein Kontrast – gerade noch pfiff ein<br />
eisiger Wind um die Hausecken am Brenner.<br />
An den Berghängen ringsum glänzte<br />
weißer Firn. Der Geruch von Schnee lag in<br />
der Luft. Jetzt wärmt die milde Frühjahrsonne<br />
die vom langen Winter blassen Arme.<br />
Es riecht nach frischem Gras <strong>und</strong> feuchter<br />
Erde, ein bisschen süßlich vom Blütenduft.<br />
Die Nase ist auf Empfang geschaltet, will<br />
keine noch so feine Duftnote versäumen.<br />
Ja, man kann ihn riechen, den Frühling.<br />
Und in Südtirol früher als anderswo.<br />
An den Meraner Eisdielen stehen Touristen<br />
<strong>und</strong> Einheimische Schlange, auf den Cafétischen<br />
an der Passerpromenade leuchtet der<br />
Aperol orangefarben in großen bauchigen<br />
Gläsern. Die Talböden r<strong>und</strong> um Meran <strong>und</strong><br />
Bozen sind weiß, doch nicht vom Schnee.<br />
Wie eine feine Parfumnote eine elegant<br />
gekleidete Dame umgibt, schwebt zarter<br />
Blütenduft über den Apfelfeldern. Im April<br />
verwandeln sich Etschtal <strong>und</strong> Vinschgau in<br />
ein wahres Blütenmeer – als könnte es die<br />
Natur nach der winterlichen Verschnaufpause<br />
kaum erwarten, endlich wieder<br />
Farbe zu zeigen. Bei einer Wanderung entlang<br />
eines Waals lässt sich der Cocktail aus<br />
unterschiedlichen Sinneseindrücken am<br />
besten aufsaugen. Die Bewässerungskanäle<br />
sind eine Besonderheit des Vinschgaus<br />
<strong>und</strong> des Burggrafenamtes, einer Region,<br />
in der Niederschläge oft spärlich ausfallen.<br />
Auf den Waalwegen gehen die Gedanken<br />
mit dem plätschernden <strong>und</strong> murmelnden<br />
Wasser auf Reisen, <strong>und</strong> der Blick wandert<br />
zwischen den Blütenzweigen immer wieder<br />
hinauf zu den noch tief verschneiten Gipfeln<br />
der Ortlergruppe <strong>und</strong> des Texelgebirges<br />
– voll Vorfreude auf Sommertouren.<br />
Bereits im März gibt es jenseits des Brenners<br />
eine Anlaufstation für Wintermüde<br />
<strong>und</strong> Frühjahrssüchtige. Das Frühlingstal<br />
östlich von Kaltern hat seinen Namen nicht<br />
ohne Gr<strong>und</strong>: Durch seine sonnige <strong>und</strong><br />
windgeschützte Lage hält dort das Frühjahr<br />
früher Einzug als anderswo. Wenn<br />
r<strong>und</strong>um in der Natur noch die Brauntöne<br />
des Winters vorherrschen, ist dort der<br />
Waldboden weiß gepunktet von den Kelchen<br />
unzähliger Frühlingsknotenblumen.<br />
Dazwischen sind violettfarben die zarten<br />
Blüten der Leberblümchen wie auf einem<br />
Zarter Blütenduft hängt zwischen<br />
den Reihen der Apfelbäume bei Schenna.<br />
impressionistischen Gemälde mit feinem<br />
Pinselstrich hingetupft. Eine Etage höher,<br />
auf dem Salten im Süden des Tschögglbergs,<br />
sind es die Krokusse, die die neue<br />
Jahreszeit ankündigen. Kaum weichen<br />
die letzten Schneeflecken vor der Kraft der<br />
Frühjahrssonne zurück, überziehen sie die<br />
Lärchenwiesen der Hochfläche mit einem<br />
weiß-lilafarbenen Blütenteppich. Zwischen<br />
den Zweigen zeichnet sich die unverwechselbare<br />
Silhouette der westlichen Dolomiten<br />
ab, deren felsiges Labyrinth noch mit<br />
einer dicken Schneeschicht überzogen ist.<br />
Bei diesen Landschaftsbildern möchte man<br />
es den Haflingern gleich tun, die ihren<br />
Frühlingsgefühlen freien Lauf lassen <strong>und</strong><br />
mit wehender blonder Mähne übermütig<br />
über die Wiesen galoppieren.<br />
Am Sonnenberg über dem Vinschgau, zwischen<br />
Naturns <strong>und</strong> Partschins, kommen<br />
Wanderer schon jetzt ins Schwitzen. Nicht<br />
umsonst hat sich dort eine Vegetation, die<br />
an Mittelmeerregionen erinnert, angesiedelt.<br />
Unter Flaumeichen <strong>und</strong> Mannaeschen<br />
nehmen Eidechsen ein Sonnenbad. Sogar<br />
auf dem Meraner Höhenweg, auf der Etappe<br />
vom Giggelberg nach Katharinaberg im<br />
Schnalstal, ist das Gastspiel des Winters<br />
schon vorbei. Da lehnt der Rücken an der<br />
warmen Hauswand eines Berggasthofs mit<br />
Ausblick ins winterliche Ortlergebirge, wo<br />
Charakter: Auf Steigen <strong>und</strong> Fahrwegen<br />
durch Südtiroler Kulturlandschaft mit Blick<br />
auf die Dolomiten, steiler <strong>und</strong> sonniger<br />
Anstieg nach Klobenstein<br />
Ausgangspunkt: Oberbozen (1221 m),<br />
Bergstation der Rittner Seilbahn<br />
Einkehr: Buschenschänken Partschunerhof<br />
<strong>und</strong> Rielinger, Gasthöfe in Unterinn <strong>und</strong><br />
Klobenstein<br />
Route: Oberbozen – Partschunerhof –<br />
Unterinn – Erdpyramiden – Burgruine<br />
Stein – Rielinger – Siffi an –<br />
Klobenstein<br />
2 Von Giggelberg nach Katherinaberg<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
600 Hm 600 Hm<br />
Charakter: Aussichtsreiche Etappe des<br />
Meraner Höhenwegs mit vielen Einkehrmöglichkeiten,<br />
Trittsicherheit vor allem für die<br />
1000-Stufen-Schlucht erforderlich<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der Texelbahn<br />
(1544 m), Talstation nördlich von Rabland<br />
Einkehr: Zahlreiche Gasthöfe am Weg<br />
Route: Bergstation – Giggelberg – Hochforch<br />
– 1000-Stufen-Schlucht – Pirchhof –<br />
Galmein – Innerforch – Lint – Innerunterstell<br />
– Kopfron – Katharinaberg<br />
3 Frühlingstal<br />
▶ leicht 3½ Std.<br />
310 Hm 310 Hm<br />
Tourenkarte 4<br />
Heftmitte<br />
Charakter: Nirgendwo sonst in Südtirol<br />
blühen im März so viele Frühlingsknotenblumen<br />
wie in der sumpfi gen Mulde dieses<br />
Tales; Wanderung auch für Familien mit<br />
Kinder geeignet<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Montiggler See<br />
Route: Parkplatz – Kirche in Montiggl, dort<br />
nach rechts abbiegen, bei der nächsten<br />
Querstraße nach ca. 20 Minuten nach links<br />
abbiegen – Frühlingstal – Westufer des<br />
Kalterer Sees – auf demselben Weg zurück<br />
zum Parkplatz<br />
Skitourengeher noch in ihrem Element<br />
sind. Ein Südtiroler Vernatsch leuchtet hellrot<br />
in der Sonne <strong>und</strong> entfaltet sein unwiderstehliches<br />
Bouquet – eine Duftnote, die<br />
in Südtirol nicht nur zum Frühling gehört.<br />
Franziska Baumann<br />
Fotos: Südtirol Marketing/Helmuth Rier, Franziska Baumann<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 27
Frühlingsgefühle am Gardasee<br />
Einsames Rendezvous<br />
TOUR<br />
Verführerische<br />
Gipfel <strong>und</strong> Täler<br />
1 Monte Pizzòcolo (1581 m)<br />
▶ mittel 6½ Std.<br />
1240 Hm 1240 Hm<br />
Fotos: fotolia.com/Samuele Gallini, Dagmar Steigenberger<br />
▶ Sind es die Farben?<br />
▶ Die Farben? Was meinst du?<br />
▶ Wie soll ich dir das erklären? Farben muss man<br />
sehen, dann fühlt man etwas. Freude vielleicht. Ein<br />
Beispiel: Wir sind unterwegs zum Benacus, der See<br />
ist erst eine Vorstellung, zusammengesetzt aus den<br />
Bildern der Erinnerung. Dann, hinter Nago, haben<br />
wir mit einem Mal das ganze Panorama vor<br />
uns: Azurblau liegt er da, der Lago, in der Ferne<br />
mit dem Horizont verschwimmend, kalkgrau die<br />
Felsen an der Rocchetta gegenüber, dazwischen viel<br />
Grüntöne, hell bis dunkel; am Seeufer die bunten<br />
Kleckse der Häuser <strong>und</strong> ganz fern schneebedeckte<br />
Berggrate unter dem Firmament.<br />
▶ Hm.<br />
▶ Oder vielleicht sind’s die Düfte. Riechst du es nicht?<br />
▶ Na klar. Gestern erst hat es geregnet, die Erde ist<br />
noch ein wenig feucht. Und dazu die Sonne <strong>und</strong> der<br />
Duft von Magnolien, Hyazinthen, wilden Zitronen<br />
<strong>und</strong> Forsythien. Betörend: Frühling halt. Frauen,<br />
schöne Frauen haben einen ähnlich w<strong>und</strong>erbaren<br />
Duft an sich, er muss sich bei ihnen irgendwo unter<br />
der Haut verstecken, hinterm Ohr, an ihren Brüsten<br />
haften, an dem kleinen schwarzen Flecken neben…<br />
Halbe Höhe. Etwas mehr als eine St<strong>und</strong>e bin<br />
ich unterwegs, bei gutem Tempo. Ich genieße<br />
das Vorankommen, schaue immer wieder<br />
hinaus auf die konturlos weite Fläche des<br />
Gardasees. An seinem unteren Ende ist er<br />
kein Fjord mehr, eingezwängt zwischen steilen<br />
Ufern, eher ein Meer. Der Benacus: ein<br />
facettenreiches Ganzes, gewoben aus streng<br />
KOMPAKT<br />
Südlicher Gardasee<br />
Anreise: Mit dem Auto über die Brenner-<br />
Autobahn A22 bis Abfahrt Riva del Garda<br />
<strong>und</strong> ans Westufer oder auf A22 <strong>und</strong> weiter<br />
auf A4 bis Abfahrt Brescia <strong>und</strong> weiter<br />
über Rezzato <strong>und</strong> Gavardo ans Südwestufer<br />
Informationen: Fremdenverkehrsbüro,<br />
Piazza S. Antonio 4, I-25087 Salò, Tel. 00 39/<br />
(0)3 65/2 14 23, wwwvisitgarda.com<br />
Karten: Kompass 1:25 000, WK 695<br />
»Gardasee Süd«; Kompass 1:50 000,<br />
WK 102 »Gardasee«<br />
Führer: Malecha/Lutz »Gardasee.<br />
Die 40 schönsten Touren«, Bruckmann Verlag<br />
2011; Fritz »Gardasee«, Michael Müller<br />
Verlag 2012; Bauregger »Gardaseeberge«,<br />
Bergverlag Rother 2013<br />
Die Liebe macht selbst vor den Kleinsten im<br />
Tierreich nicht Halt.<br />
alpinen Linien <strong>und</strong> bukolischer Heiterkeit.<br />
Am Pizzòcolo verbindet sich beides. Kantiger<br />
Kalk ragt aus den von der Sonne<br />
verwöhnten Hängen, hier blüht es schon,<br />
wenn die Münchner sich noch vor dem<br />
Spätwinter fürchten. Anderthalb Kilometer<br />
hoch ist der Berg, den die Einheimischen<br />
schlicht »Gù« nennen: »Schau«. Denn der<br />
Pizzòcolo gilt als Wetterzeiger. Wenn der<br />
Wind aus Süden kommt, was selten Gutes<br />
bedeutet, hängt bald schon ein Wolkenfähnchen<br />
an den Gipfelfelsen. Bei Nordföhn<br />
dagegen genießt man ein grandioses<br />
Panorama, das weite Teile des Alpeninnenbogens<br />
umfasst <strong>und</strong> im Westen bis zum<br />
Monte Rosa reicht.<br />
Der Pizzòcolo lässt sich fast das ganze Jahr<br />
über besteigen. Besonders schön ist die<br />
Tour im März, wenn es noch nicht so warm<br />
ist. Im Valle della Prera wandert man durch<br />
ein Meer von Schneeglöckchen <strong>und</strong> H<strong>und</strong>szahnlilien.<br />
Aus dem Unterholz leuchten<br />
die großen weißen Blüten der Christrosen,<br />
dazwischen setzen Leberblümchen blaue<br />
Tupfer <strong>und</strong> der Seidelbast verströmt seinen<br />
zartsüßen Duft.<br />
▶ Was für eine Pracht! Riechst du es?<br />
▶ Wann habe ich das letzte Mal oben auf dem Pizzòcolo<br />
gestanden? Vor drei, vier Jahren? Es muss<br />
im Herbst gewesen sein. Ja, die Wiesen waren<br />
braun, das Gras ausgedörrt. Aber die Aussicht!<br />
▶ Jetzt ist Frühling. Frühling! Endlich. Dieses elende<br />
Grau jeden Tag, so was schlägt einem aufs Gemüt.<br />
▶ Ja, <strong>und</strong> genau dagegen hilft Sport, Bewegung,<br />
Muskelanspannung.<br />
▶ Mag sein. Aber Frühling ist doch noch mehr als<br />
Schwitzen. Die Rückkehr der Farben <strong>und</strong> der Freuden.<br />
Heiterkeit, Gefühle, die sich zum Crescendo<br />
steigern.<br />
Der Gipfel kommt in Sicht. Ich biege ein<br />
in den alten Militärweg, der knapp unter<br />
dem Grat verläuft, dabei diagonal ansteigt,<br />
Charakter: Beliebte Gipfelwanderung,<br />
teilweise Sandstraßen. Früh im Jahr<br />
schon herrliche Flora, fantastische Tiefblicke<br />
auf den Gardasee<br />
Ausgangspunkt: Sanico (339 m),<br />
Weiler oberhalb von Toscolano-Maderno<br />
Route: Sanico – Ortello (755 m) – Malga<br />
Valle (1337 m) – Monte Pizzòcolo – Prade<br />
(1352 m) – Sant’Urbano<br />
(872 m) – Ortello – Sanico<br />
2 Cima Comer (1281 m)<br />
▶ mittel 3½ Std.<br />
750 Hm 750 Hm<br />
Charakter: Schattige Gipfelwanderung mit<br />
Tiefblicken auf den Gardasee, über dem<br />
der Riesenrücken des Monte Baldo aufragt.<br />
Blumen! Lohnender Abstecher zur ehemaligen<br />
Einsiedelei San Valentino<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz am Ortseingang<br />
von Sasso (546 m)<br />
Hütte: Rifugio ANA Gargnano (1020 m;<br />
nur an Wochenenden bewirtschaftet)<br />
Route: Sasso – Abzweig San Valentino –<br />
Cima Comer – Rif. ANA Gargnano – Sasso<br />
3 Valle delle Cartiere (274 m)<br />
▶ mittel 2½ Std.<br />
210 Hm 210 Hm<br />
Tourenkarte 7<br />
Heftmitte<br />
Charakter: Kulturweg <strong>und</strong> Landschaftserlebnis<br />
in einem: die Wanderung durch<br />
das Tal der Papierfabriken <strong>und</strong> der Aufstieg<br />
zur Terrasse von Gaìno. Besuchenswert:<br />
das Museo della Carta (im Sommer Dienstag<br />
bis Sonntag geöffnet)<br />
Ausgangspunkt: Toscolano-Maderno,<br />
Brücke über den Toscolano-Bach (78 m)<br />
oder Parkplatz an der Straße ins Valle<br />
delle Cartiere<br />
Hütte: in Gaìno<br />
Route: Toscolano-Maderno – Valle delle<br />
Cartiere – Còvoli (177 m) – Gaìno (274 m)<br />
– Pulciano (264 m) – Toscolano-Maderno<br />
immer mit freier Sicht auf das unterste Becken<br />
des Gardasees. Was für eine Schau!<br />
Es ist Frühling, das Leben hat mich wieder.<br />
Wir sind oben angekommen, ich <strong>und</strong><br />
ich. Auf einem schönen Berg, der jetzt einen<br />
neuen Namen hat: Monte Primavera.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
◀<br />
28 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
St<strong>und</strong>e der Romantiker:<br />
Sonnenaufgang<br />
über dem Gardasee am<br />
Monte Pizzòcolo<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 29
AUF TOUR<br />
Tagesskitouren südlich von München<br />
Kalte Kostproben<br />
Man muss für eine Genuss-Skitour nicht immer gleich über den Inn,<br />
ins Sellrain oder die Tuxer Alpen fahren. Lohnende Ziele gibt<br />
es auch in den bayerischen Bergen <strong>und</strong> im Nordtiroler Grenzgebiet.<br />
Von Janina <strong>und</strong> Markus Meier (Text <strong>und</strong> Fotos)<br />
30 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Sättigungsbeilage: der<br />
überzuckerte Anstieg zur<br />
Ammergauer Hochplatte<br />
Mit Münchner Leckerbissen ist<br />
es so eine Sache. Beim Namen<br />
kennt man sie alle, auch probiert<br />
haben schon die meisten.<br />
Doch was wirklich drinsteckt, wissen nur<br />
wenige, das gilt für die Weißwurst wie für<br />
Skitourenschmankerl. Während man die<br />
Nachforschungen bei der gebrühten Köstlichkeit<br />
alsbald einstellt (es soll ja auch in<br />
Zukunft noch schmecken), lohnt es sich bei<br />
letzteren sehr wohl, auch den letzten Rest<br />
auszukosten. Schönalmjoch, Hochplatte,<br />
Blankensteinreibn, seit Jahrzehnten sind<br />
das Pflichteinträge in den Büchern der<br />
Münchner Touren-Schickeria, <strong>und</strong> zwar<br />
zu Recht. Mei, werden die einen sagen, da<br />
is’ ja im Wiesn-Festzelt mehr Platz. Das<br />
sind oft diejenigen, die noch keines dieser<br />
Münchner Schmankerl kennen, weil<br />
sie auf überfüllten Skipisten für »echte«<br />
Schmankerl trainieren müssen. Den anderen<br />
schmeckt’s trotzdem. Im übrigen ist<br />
keineswegs immer die Hölle los, <strong>und</strong> selbst<br />
wenn: Manche Dinge sind eben einfach zu<br />
gut, um sie alleine zu genießen. –te–<br />
▶ Ein erster Gruß aus der Karwendel-Küche<br />
ist das Schönalmjoch bei Hinterriß.<br />
Die Tour steht nicht ganz auf einer Stufe<br />
mit dem benachbarten Mega-Schmankerl<br />
Schafreiter, ist aber dank der Forststraße<br />
im unteren Bereich fast immer möglich<br />
<strong>und</strong> geht bei guter Schneelage glatt als<br />
Hauptgang durch. Nach dem Kapellengraben<br />
verlässt man die Straße <strong>und</strong> steigt auf<br />
der ausgeholzten Skischneise hinauf zum<br />
Gipfelkamm. Noch vor dem Kreuz öffnet<br />
sich der Blick auf die einsamen Felsgipfel<br />
der Hauptkette. In der Abfahrt verwöhnt<br />
der südseitige Gipfelhang die Tourengeher<br />
mit überraschend gutem Schnee. Über die<br />
Skischneise <strong>und</strong> die Forststraße geht es zurück<br />
nach Hinterriß – der kleine Gegenanstieg<br />
ist zu kurz, um die Tour zu versalzen.<br />
TIPP<br />
Das Buch<br />
zum Thema:<br />
Das »Kochbuch«: Janina Meier,<br />
Markus Meier, Thomas Zanker<br />
»Münchner Skitouren-Schmankerl«<br />
52 Genusstouren von den Allgäuer<br />
bis zu den Kitzbüheler Alpen<br />
144 Seiten, ca. 120 Abbildungen,<br />
Format 16,5 x 23,5 cm, 19,99 Euro<br />
Schnelles Gipfelglück: Die Bleispitze bei<br />
Ehrwald ist von München leicht zu erreichen.<br />
▶ Und dann gibt es einige Schweinebraten<br />
unter den Touren-Schmankerln – gr<strong>und</strong>solide,<br />
saisonunabhängige Gerichte, die immer<br />
empfehlenswert <strong>und</strong> an guten Tagen<br />
brillant sind. Dazu gehören die Torscharte<br />
im Karwendel, die Bleispitze bei Ehrwald<br />
(die sicher nicht schwer im Magen liegt) <strong>und</strong><br />
auch die Blankensteinreibn. Auf der R<strong>und</strong>e<br />
am Tegernsee konserviert sich der Schnee<br />
in den schattigen Hängen deutlich besser<br />
als auf vielen benachbarten Skitouren. Zu<br />
Beginn steigt die Forststraße nur sanft an,<br />
dann geht es links zum Riederecksattel hinauf.<br />
Nach dem Anstieg durch den märchenhaft<br />
eingeschneiten Wald folgen die erste<br />
Zwischenabfahrt durch lockeren Pulverschnee<br />
<strong>und</strong> der steile Aufstieg zum Sattel,<br />
direkt unter dem zackigen Blankenstein.<br />
Nach einer kurzen Rast laden steile, nordseitige<br />
Hänge mit unverspurtem Schnee<br />
zum Hinabstürzen ein. Am Röthensteiner<br />
See lässt es sich in der Stille des Kessels w<strong>und</strong>erbar<br />
innehalten. Dann schwingt man<br />
sich an der Abzweigung zur Blankensteinhütte<br />
vorbei <strong>und</strong> weiter zum Parkplatz an<br />
der Straße Rottach-Egern – Valepp.<br />
▶ Nicht leicht, aber bekömmlich ist die<br />
Ammergauer Hochplatte. Viele Skitourengeher<br />
biegen gleich nach links zur Scheinbergspitze<br />
ab. Wir aber erreichen nach dem<br />
flachen Sägertal den Hasentalgraben. Die<br />
Querung ist berüchtigt, daher empfiehlt<br />
sich das Abschnallen. Jetzt kommen das<br />
märchenhafte Gelände hinüber zum<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 31
TOUREN<br />
Sieben Hauptgerichte aus der Münchner Skitourenküche<br />
Wer wartet schon gerne lange auf sein Essen? Maximal zwei St<strong>und</strong>en dauert die Anfahrt aus der<br />
bayerischen Landeshauptstadt, eher weniger. Und satt wird man bei diesen Touren allemal.<br />
1 Schönalmjoch<br />
(1986 m), Karwendel<br />
▶ einfach 3¼ Std.<br />
1050 Hm 1050 Hm<br />
Charakter: Im unteren Bereich bleibt<br />
man lange auf einer Forststraße,<br />
oben in freiem Gelände.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Parkplatz am<br />
Ortseingang von Hinterriß (928 m)<br />
Route: Die Straße zurück bis zur<br />
Rissbachbrücke. Der Forststraße<br />
bis zum Kapellengraben folgen <strong>und</strong><br />
kurz danach rechts in die angelegte<br />
Skischneise abzweigen. Zum Gipfelkamm<br />
<strong>und</strong> in gleichmäßiger Steigung<br />
zum Kreuz. Abfahrt wie Aufstieg.<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000,<br />
Blatt BY12 »Karwendelgebirge Nord«<br />
2 Blankensteinreibn,<br />
Bayerische Voralpen<br />
▶ mittel 2½ Std.<br />
750 Hm 750 Hm<br />
Charakter: Relativ kurze Skitour,<br />
die durch ihre landschaftlichen Reize<br />
besticht. Zudem ist die Gegend relativ<br />
schneesicher.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Parkplatz<br />
Hufnagelstube/Suttenbahn (960 m)<br />
Route: Der Forststraße vom Parkplatz<br />
folgen, <strong>und</strong> über die Sieblialm zum<br />
Riederecksattel steigen (1534 m).<br />
Nun entweder zum Blankensteinsattel<br />
queren oder zum See hinabfahren<br />
<strong>und</strong> zum Sattel aufsteigen. Von hier<br />
unter den Flanken des Risserkogels<br />
zum Röthensteinersee hinab <strong>und</strong><br />
durch fl aches Gelände zur gleichnamigen<br />
Alm. Von hier entweder weiter<br />
auf Wallberg <strong>und</strong> Setzberg oder auf<br />
der Forststraße hinab zum Parkplatz.<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000,<br />
Blatt BY15 Mangfallgebirge Mitte<br />
Route: Vom Parkplatz über die<br />
Linderbrücke <strong>und</strong> fl ach am Bach<br />
taleinwärts. Am Talschluss einen<br />
Karrenweg bergauf <strong>und</strong> später den<br />
Hasentalgraben zum Lösertalmösl<br />
<strong>und</strong> weiter ins Joch queren. Von hier<br />
kurze Fellabfahrt <strong>und</strong> Aufstieg<br />
unter dem Schlössel hindurch zum<br />
Gamsangerl, wo Vorsicht geboten ist.<br />
Nun unschwierig zum Gipfel.<br />
Abfahrt wie Aufstieg oder am Lösertalmösl<br />
direkt in den H<strong>und</strong>sfällgraben<br />
abfahren, wo man auf die Abfahrt der<br />
Scheinbergspitze trifft.<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000,<br />
Blatt BY6 »Ammergebirge West«<br />
4 Bleispitze (2225 m),<br />
Lechtaler Alpen<br />
▶ mittel 3 Std.<br />
1160 Hm 1160 Hm<br />
Charakter: Sehr lohnende, aber<br />
stark lawinengefährdete Firntour.<br />
Der Gipfelhang bietet traumhaftes,<br />
hindernisloses Skigelände <strong>und</strong> einen<br />
spektakulären Zugspitzblick.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Parkplatz am<br />
Ortsbeginn von Obergarten (1063 m)<br />
Route: Vom Parkplatz der Straße<br />
ortseinwärts zum Bach aus dem<br />
Gartner Tal folgen. Hier ins lawinengefährdete<br />
Tal bis zur Gartner Alm<br />
(1399 m). In weitem Rechtsbogen<br />
hinauf Richtung Sommerbergjöchle,<br />
kurz vor der Scharte rechtshaltend<br />
über freie Hänge zum Gipfel. Abfahrt<br />
wie Aufstieg, bei ganz sicheren Verhältnissen<br />
auch direkt über den Südhang.<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000,<br />
Blatt 4/1 »Wettersteingebirge West«<br />
5 Torscharte (1815 m), Karwendel<br />
▶ mittel 2¾ Std.<br />
900 Hm 900 Hm<br />
Charakter: Schattiger Anstieg <strong>und</strong><br />
sonnige Abfahrt in wilder Umgebung,<br />
um die Scharte jeweils recht steil.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Parkplatz am<br />
Ortseingang von Hinterriß (928 m)<br />
Route: Über die Forststraße zur<br />
schönen, aber schattigen Rontalalm.<br />
Am Talschluss links haltend <strong>und</strong> nun<br />
in vielen Spitzkehren in die Torscharte.<br />
Hier wartet man den besten Firnzeitpunkt<br />
ab <strong>und</strong> fährt anschließend<br />
ins Tortal ab. Über welliges Gelände<br />
zur Tortalalm <strong>und</strong> am Bach entlang<br />
hinaus zur Straße nach Hinterriß.<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000,<br />
Blatt BY12 »Karwendelgebirge Nord«<br />
6 Rofanspitze (2259 m),<br />
Rofangebirge<br />
▶ mittel 1½ Std.<br />
560 Hm 1800 Hm<br />
Charakter: Durch die Bahn gemütlicher,<br />
zum Schluss steiler Aufstieg zum<br />
höchsten Rofangipfel. Die 1800-Hm-<br />
Abfahrt nach Wiesing ist über die<br />
Gebirgsgrenzen hinaus bekannt.<br />
Ausgangspunkt: Bergstation Rofanseilbahn<br />
(1831 m)<br />
Endpunkt: Wiesing (566 m)<br />
Aufstieg: Von der Bergstation in die<br />
Mulde beim Sessellift abfahren. Über<br />
welliges Gelände unter den Rosskopf<br />
<strong>und</strong> weiter in die Grubascharte. Steile<br />
Hangquerung in Richtung Gipfel,<br />
zum Schluss in Spitzkehren zum Kreuz.<br />
Abfahrt: Vom Gipfel hinab zur<br />
Schermsteinalm <strong>und</strong> unter dem Issköpfl<br />
vorbei zur Alpigalm. Auf einem<br />
Forstweg hinab (nicht in den Wald),<br />
erst weiter unten sind Abkürzungen<br />
über Lichtungen möglich. Soweit wie<br />
möglich über Wiesen ins Inntal,<br />
zum Schluss meist zu Fuß nach Wiesing<br />
<strong>und</strong> per Bus in 20 Min. zur Bahn.<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000,<br />
Blatt Nr. 6 »Rofangebirge«<br />
7 Nagelfluhkette,<br />
Allgäuer Alpen<br />
▶ mittel 6½ Std.<br />
1300 Hm 2300 Hm<br />
Charakter: Lange Überschreitung.<br />
Die Abfahrten durch die Schläuche<br />
sind teils eng <strong>und</strong> bis 35 Grad steil.<br />
Ausgangspunkt: Bergstation an der<br />
Hochgratbahn (1704 m)<br />
Endpunkt: Bhf. Immenstadt (728 m)<br />
Route: Vom Hochgratgipfel hinab<br />
zur Gütlealpe <strong>und</strong> mit Fellen hinauf<br />
zum Rindalphorn. Zweite Abfahrt in<br />
die Gündlesscharte <strong>und</strong> Aufstieg zum<br />
Gündleskopf. Wenn möglich, direkt<br />
vom Gipfel hinab in die Gündlesalpe.<br />
Halbzeit! Nun hinauf zum Vorgipfel<br />
des Buralpkopfes <strong>und</strong> hinab in die<br />
Gattereralpe, wo zum letzten Mal<br />
angefellt wird. Hinauf zum Sedererstuiben<br />
<strong>und</strong> per Fellabfahrt in eine<br />
Scharte. Weiter zum letzten Gipfel,<br />
dem Stuiben. Nun hinab zur Hinteren<br />
Krumbachalpe, durch das Steigbachtal<br />
hinaus nach Immenstadt <strong>und</strong> mit<br />
dem Zug zurück nach Oberstaufen.<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000,<br />
Blatt BY1 »Allgäuer Voralpen West«<br />
3 Ammergauer Hochplatte<br />
(2082 m), Ammergauer Alpen<br />
▶ mittel 4½ Std.<br />
1350 Hm 1350 Hm<br />
Charakter: Etwas verwinkelte Tour,<br />
die gute Sicht verlangt. Die Querung<br />
im Hasentalgraben <strong>und</strong> das Gamsangerl<br />
sind recht exponiert.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Parkplatz an<br />
der Ammerwaldalm (969 m)<br />
32 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Lösertalmösl <strong>und</strong> die schönen Hänge zum<br />
Lösertaljoch. Nach der kurzen Zwischenabfahrt<br />
öffnet sich dem Tourengeher die weithin<br />
bekannte, alpine Szenerie der Hochplatte:<br />
Über das Beinlandl, vorbei am Schlössel<br />
<strong>und</strong> dem Wilden Freithof führt die Route<br />
hinauf zum Gamsangerl. An der schmalen<br />
Gratschneide ist Vorsicht geboten, von den<br />
Stahlseilen ist im Winter nichts zu sehen.<br />
Danach ist es aber nicht mehr weit bis zum<br />
großen Gipfelkreuz mit Zugspitzblick. Die<br />
Abfahrt ist, rein technisch gesehen, zwar<br />
nicht preisverdächtig, aber landschaftlich<br />
einmalig. Und die Hänge unterhalb des<br />
Lösertaljochs entschädigen mit ihrem konservierten<br />
Pulver für so manche Anstiegsschweißperle.<br />
Schon bald genießt<br />
man den Ausblick<br />
zu den vergletscherten<br />
Festmenüs der<br />
Zentralalpen. Aber<br />
auch hier schmeckt’s.<br />
Auf <strong>und</strong> nieder, immer wieder. Die Nagelfluhkette<br />
zu überschreiten ist tagesfüllend.<br />
▶ Für die Nachspeise lohnt sich ein Blick<br />
über den bayerischen Tellerrand. An der<br />
Rofanspitze gibt es viel Genuss bei moderatem<br />
Einsatz. Mit der Gondel sticht man<br />
durch das Nebelmeer, von der Bergstation<br />
geht es über schönes, welliges Gelände hinüber<br />
zur Grubascharte. Nur der Gipfelhang<br />
ist etwas steiler, aber schon bald sitzt man<br />
in der Gipfelsonne <strong>und</strong> genießt den Ausblick<br />
zu den vergletscherten Festmenüs der<br />
Zentralalpen. Aber auch hier schmeckt’s:<br />
Im besten Butterfirn geht es den Gipfelhang<br />
hinunter zur Schermsteinalm. Auch die<br />
weitere Abfahrt zur Alpigalm <strong>und</strong> auf der<br />
Forststraße durch den Waldgürtel ist gut zu<br />
fahren. Immer wieder eindrucksvoll ist der<br />
Blick hinunter ins schön grüne Inntal. Wer<br />
den Teller abschleckt <strong>und</strong> die letzten Rosinen<br />
aufpickt, schafft es auf Ski bis kurz vor<br />
Wiesing, ehe der Schnee endet. Der Skibus<br />
fährt zurück zum Ausgangspunkt.<br />
Steiler Zahn: Am Weg zur Rofanspitze sorgt<br />
die Grubalackenspitze für hochalpines Flair.<br />
Auf weiter Flur: irgendwo zwischen den<br />
vielen »Schläuchen« der Nagelfluhkette<br />
In der Torscharte wartet man gemütlich, bis<br />
die wärmende Sonne die Abfahrt auffirnt.<br />
▶ Wem das alles zu viel ist, dem sei ein<br />
Schmankerl-Schnellkurs empfohlen. Die<br />
Überschreitung der Nagelfluhkette liegt<br />
zwar nicht direkt vor den Toren Münchens.<br />
Dafür lässt sich hier an einem Tag eine vollwertige<br />
Mahlzeit verzehren, aber Vorsicht:<br />
Die Traverse von Oberstaufen nach Immenstadt<br />
fordert einen hungrigen Skitouristen<br />
(<strong>und</strong> gute Felle). Je fünf Aufstiege <strong>und</strong> Abfahrten<br />
stehen im Rezept. Und obwohl die<br />
Tour die 2000-Meter-Marke nicht überschreitet,<br />
stehen am Ende mehr als 2300 Meter auf<br />
der Uhr, nämlich in der Abfahrtsstatistik. ◀<br />
Inkl. Fahrt ab/bis Schweizer Grenze,<br />
2x Übernacht./HP im ***-Hotel, Platzreservierungen,<br />
Transfers in Zermatt:<br />
pro Person, ab 520 €<br />
Täglich buchbar bis 25.4.2014<br />
Bernina-Express – Glacier-Express <strong>und</strong> Gornergrat Bahn<br />
3 Panoramabahnen in 3 Tagen –<br />
«<strong>Bergsteiger</strong> auf Schienen»<br />
Detaillierte Reisebeschreibung: www.bahnurlaub.de/angebot245785<br />
Bahnurlaub.de / Rathausstraße 24 / D-66014 Waldmohr / Tel: 0800-7070787 (gratis)<br />
Der langsamste Schnellzug der Welt
AUF TOUR<br />
Weitwanderwege in Europa: Teil 2<br />
Perlenketten<br />
<strong>und</strong> Traumpfade<br />
Zwischen zwei Weltmeeren, über die Alpen <strong>und</strong><br />
auf den Spuren eines Königs: Teil zwei unserer<br />
Weitwander-Empfehlungen wartet mit zwei<br />
echten Weitwander-Hämmern <strong>und</strong> einem royalen<br />
Kurztrip auf. Von Michael Vogeley<br />
34 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Schwung <strong>und</strong> Masse:<br />
auf dem Weg zum<br />
Cirque de Gavarnie<br />
Menschenleer, trotzdem belebt: Die Pyrenäen sind oft so, wie man sich die Alpen wünscht.<br />
Pyrenäen: Grande Randonnée 10<br />
Vom Atlantik zum Mittelmeer<br />
Fotos: Yvann K. / fotolia, Anastasia / fotolia, Michael Vogeley (2)<br />
GR steht für »Grande Randonnée«, die Große<br />
Wanderung. Der GR10 überquert die<br />
Pyrenäen auf der französischen Seite, von<br />
Küste zu Küste. Vor mir liegen zwei Monate<br />
<strong>und</strong> fast 900 Kilometer Wandern durch<br />
»erstarrte Musik« – so nannte Kurt Tucholsky<br />
das Gebirge in seinem »Pyrenäenbuch«,<br />
der obligatorischen Begleitlektüre.<br />
Die Geier warten schon<br />
Wieder einmal ist der Weg das Ziel. Beim<br />
Start im regnerischen Baskenland, in grünerem<br />
Grün, als ich es bisher kennengelernt<br />
habe, kreisen die Geier. Ein Dutzend<br />
der Aasfresser streicht aus einem nebelverhangenen,<br />
toten Kastanienbaum davon.<br />
Darunter ich, nahezu bewegungsunfähig<br />
mit meinem schweren Rucksack. Steigeisen,<br />
Pickel <strong>und</strong> viel zu viel unnötige<br />
Nahrung zerren an mir, potenziert vom<br />
anspruchsvoller werdenden Weg.<br />
Zeit zu handeln. Wozu ein Zelt? Ein Biwaksack<br />
reicht in südlichen Breiten auch. Eine<br />
Liegematte? Der große Rucksack ist perfekt<br />
gepolstert, um mit dem Oberkörper da<strong>rauf</strong><br />
zu liegen. Kocher <strong>und</strong> Brennstoff ? Es gibt<br />
in den Pyrenäen überall sauberes Wasser,<br />
<strong>und</strong> Nahrung kann ich ungefähr alle drei<br />
Tage einkaufen. Falls nicht, dann reicht eine<br />
Handvoll Nüsse auch mal über den Tag.<br />
Und meistens übernachte ich sowieso unter<br />
irgendeinem heimeligen französischen<br />
Hüttendach mit einer für alpenländische<br />
Bergunterkünfte ungewöhnlich guten Küche.<br />
Diese Entscheidungen erleichtern das<br />
Rucksackgewicht um acht Kilo. Auf der<br />
anderen Seite der Waage schnellen Spaß<br />
<strong>und</strong> Geschwindigkeit nach oben. Die Geier<br />
habe ich abgehängt.<br />
Alpinismus? Pyrénéeismus!<br />
Mit den exakten IGN-Karten verlaufe ich<br />
mich auf den H<strong>und</strong>erten von Kilometern<br />
nur ein einziges Mal. Und das nur, weil<br />
alle französischen GRs rot-weiß markiert<br />
sind. Auch wenn sie sich kreuzen. Und<br />
wenn es dann noch neblig ist, passiert,<br />
was passieren muss: Auf einer Etappe<br />
im Zentralteil nehme ich den falschen<br />
Abzweig <strong>und</strong> verlängere den Tag auf 14<br />
St<strong>und</strong>en, was aber nur ein Wimpernschlag<br />
ist angesichts der unzähligen<br />
St<strong>und</strong>en, Kilometer <strong>und</strong> Höhenmeter der<br />
GR10. Ich mutiere vom Alpinisten zum<br />
»Pyrénéeisten«. Jeden Tag marschiere ich<br />
acht bis zehn St<strong>und</strong>en, einige Male deutlich<br />
mehr. Und damit ist wirklich nur<br />
die Zeit gemeint, in der ich die Beine bewege.<br />
Im Zentrum des Parc National des<br />
Pyrénées steige ich durchschnittlich 1400<br />
Höhenmeter pro Tag. Das wird zur Normalität<br />
– besser noch: zum Genuss.<br />
Der Cirque de Gavarnie ist beeindruckend<br />
schön, aber für die Pyrenäen auch<br />
ungewohnt touristisch überlaufen. Ein<br />
mehrere h<strong>und</strong>ert Meter hoher Wasserfall<br />
stiebt die steilen Wände hinunter. Die berühmte<br />
Brèche de Roland, angeblich vom<br />
W<strong>und</strong>erschwert Durendal in den Fels gekerbt,<br />
wirkt wie eine Zahnlücke im Maul<br />
eines steinernen Riesen. Die nächsten<br />
Tage durchquere ich, diesmal auf spanischem<br />
Nationalparkboden, eine Welt der<br />
Gegensätze aus kühnen Granitgipfeln mit<br />
Eiszeitseen, gischtenden Bächen <strong>und</strong> Wasserfällen,<br />
aus Blumenpracht, tiefgrünem<br />
Wald <strong>und</strong> bizarren toten Bäumen. Im Tagebuch<br />
steht: »Wieder einmal den ganzen<br />
Tag keinen Menschen getroffen.«<br />
Jambon, c‘est bon: Beinahe jedes Dorf an der GR10<br />
wartet mit eigenen Schinkenspezialitäten auf.<br />
Inbegriff einer Scharte: Durch die legendäre<br />
Brèche de Roland (2804 m) pfeift der Wind.<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 35
Hüttchen wie die<br />
Cabane Cap de la<br />
Baigt sind typisch<br />
für die Pyrenäen.<br />
Entlang der Perlenkette<br />
Es war schon im Jahr 1817, als Friedrich<br />
Parrot (nach dem auch die gleichnamige<br />
Spitze am Monte Rosa benannt ist) sich an<br />
die Pyrenäen-Überschreitung von West<br />
nach Ost wagte – <strong>und</strong> sie in nur 53 Tagen<br />
absolvierte. Damit hat er sie vermutlich<br />
als erster erobert, jene Perlenkette, die das<br />
Mittelmeer vom Atlantik trennt <strong>und</strong> von<br />
der jeder träumt, der die Pyrenäen nur ein<br />
wenig kennt.<br />
Dann überschreite ich die Pyrénées orientales.<br />
Sich Schritt für Schritt dem Mittelmeer<br />
zu nähern, durch die Sträucher der<br />
Garrigue, Eichenwälder <strong>und</strong> Olivenhaine,<br />
ist nach fast acht Wochen eine Rückkehr<br />
zu den Wurzeln. Mein Haus ist in Sichtweite.<br />
Noch einmal Tucholsky, am Ende<br />
seiner Reise: »Erlöst vom Gebirge – erlöst<br />
vom Klettern <strong>und</strong> Steigen. In meinem Herzen<br />
liegt eine kleine Flocke, eben geboren,<br />
ein Ei: Sehnsucht nach den Pyrenäen.«<br />
A<br />
TOUR<br />
Zwischen den Weltmeeren<br />
Charakter: Abwechslungsreiche, aber<br />
manchmal auch anstrengende Langstrecken-<br />
Wanderung durch eine Bergwelt, wie man sie<br />
aus den Alpen nicht kennt. Im Zentralbereich<br />
alpiner Charakter, der bergsteigerische Kenntnisse<br />
erfordert<br />
Dauer: Etwa 54 Etappen, 866 km<br />
Weg-strecke <strong>und</strong> 24 000 Höhenmeter. Die<br />
Weitwanderung kann auch in die drei<br />
Abschnitte »Aquitaine« (285 km / 18 Tage),<br />
»Midi-Pyrénées« (375 km / 30 Tage) <strong>und</strong><br />
»Languedoc-Roussillon« (190 km / 12 Tage)<br />
zerlegt werden<br />
Schwierigkeit: Nur erfahrenen (<strong>und</strong> ab <strong>und</strong><br />
zu leidensfähigen) Wanderern zu empfehlen.<br />
Oft zehn St<strong>und</strong>en Gehzeit pro Tag plus Pausen!<br />
Orientierungsvermögen <strong>und</strong> Umgang mit<br />
Karte, Kompass <strong>und</strong> Höhenmesser unbedingt<br />
erforderlich. Durchgehend rot-weiß markiert.<br />
Oft kein Handyempfang. Meist mittlere<br />
Höhenlagen. Neben der französischen GR10<br />
gibt es noch den ähnlich schwierigen GR11<br />
in Spanien sowie den deutlich anspruchsvolleren<br />
HRP (Haute Randonnée Pyrenées),<br />
der dem Hauptkamm des Gebirges folgt.<br />
Anreise/Rückreise: Mehrere Flughäfen in<br />
Start- <strong>und</strong> Zielnähe, z. B. Toulouse, Bordeaux,<br />
Bilbao, Perpignan. Perfekte Zug- <strong>und</strong> Busverbindungen<br />
nach Hendaye <strong>und</strong> Banyuls.<br />
Beste Reisezeit: Juni bis Oktober. Wegen<br />
Gewittergefahr sind Mitte August bis Anfang<br />
Oktober zu bevorzugen<br />
Ausrüstung: Alpine Wanderausrüstung.<br />
Früh im Jahr auch Pickel <strong>und</strong> Steigeisen hilfreich,<br />
mindestens Grödel <strong>und</strong> Teleskopstöcke.<br />
GPS bzw. Höhenmesser, Notbiwakausrüstung.<br />
Zelt nicht zwingend nötig, übernachtet wird<br />
meist in Berghütten, Gîtes d’étapes, Hotels,<br />
Pensionen<br />
Karten: Für die Übersicht: Cartes Michelin,<br />
1:150 000, Nr. 344, 343 <strong>und</strong> 342.<br />
Als Detailkarten genügen die Karten des frz.<br />
IGN, Rando éditions Pyrénées, N° 1, 2, 3,<br />
4, 8, 10, 11 sowie die Karten des Institut<br />
Cartogràfi c de Catalunya ICC, Rando éditions<br />
Pirineos 21, 22, 23 (alle 1:50 000)<br />
Informationen: Hartmut Stahn<br />
»Pyrenäenweg GR10«, Conrad-Stein-Verlag,<br />
mit allen Kartenausschnitten <strong>und</strong> Routen.<br />
Infos im Web auf www.mitrucksack.de<br />
München – Venedig<br />
Traumpfad über die Alpen<br />
Ludwig Graßler hatte eine Vision. Am<br />
Münchner Marienplatz den Rucksack<br />
schultern <strong>und</strong> nicht mehr umkehren, bis<br />
die Füße im Meer stehen. Aus der Vision<br />
wurde Wirklichkeit <strong>und</strong> 1977 auch ein<br />
Buch: Seitdem brechen jährlich Tausende<br />
Wanderer unter dem Münchner Rathaus<br />
zum »Traumpfad« nach Venedig auf, klassischerweise<br />
beim Weitwandertreff am<br />
08. 08. um 08:00 Uhr.<br />
Wir haben das begeistert nachvollzogen.<br />
Der erste Teil leitet entlang der Isar vier<br />
Tage durch das Voralpenland mit seinen<br />
Wiesen, Flusstälern <strong>und</strong> Hügeln. Wir<br />
besteigen mit der Benediktenwand den<br />
ersten Gipfel <strong>und</strong> sehen am Horizont die<br />
Birkkarspitze, den höchsten Karwendelgipfel.<br />
Kaum zu glauben, dass wir in drei<br />
Tagen dort oben stehen werden.<br />
Mit dem Eintritt ins Karwendel betreten<br />
wir alpines Gelände, nehmen Abschied<br />
von der Isar <strong>und</strong> zwängen uns in das Lager<br />
des Karwendelhauses – besser liegt hier,<br />
wer nicht am Wochenende vorbeikommt.<br />
36 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14<br />
E<br />
Über den Alpenhauptkamm<br />
Aus dem nur 500 Meter hoch gelegenen<br />
Inntal steigen wir in den nächsten Tagen<br />
hinauf zur Friesenbergscharte. Der steile<br />
Übergang ins Urgestein ist eisfrei, aber nebenan<br />
vermitteln Tuxer Gletscher, Olpe-
Alle Wege führen nach<br />
Rom – der schönste<br />
endet aber in Venedig.<br />
Nicht immer herrscht eitel Sonnenschein.<br />
Gerade das macht Weitwandern so spannend.<br />
Fotos: Peter Ebert (5), Michael Vogeley<br />
rer <strong>und</strong> Hochfeiler hochalpines Flair. Kurz<br />
da<strong>rauf</strong> betreten wir am Pfitscher Joch italienischen<br />
Boden. Über einen immer noch<br />
sehr einsamen Schmugglerweg über das<br />
Gliderschartl, wo kaum noch menschliche<br />
Spuren sichtbar sind, gelangen wir<br />
ins Pf<strong>und</strong>erer Tal <strong>und</strong> klopfen an der Dolomitenpforte.<br />
Durch die »bleichen Berge« führt ein beträchtlicher<br />
Teil des Traumpfads, <strong>und</strong> das<br />
bekommt ihm gut. Almwiesen <strong>und</strong> darüber<br />
aufragende, schroffe<br />
Kalkzacken prägen das Bild,<br />
wir nächtigen in Schmuckkästchen<br />
wie Kreuzwiesen-,<br />
Faliér- <strong>und</strong> Pian-Fontana-<br />
Hütte. Der Weg kreuzt das<br />
karge Gebirgsmassiv der<br />
Sella mit ihrer Aussichtsloge<br />
Piz Boè, auf dem viele<br />
Wanderer zum ersten<br />
Mal die magische 3000er-<br />
Marke durchbrechen. Die<br />
eisgepanzerte Marmolada<br />
lässt sich über einen kleinen<br />
Gletscher überlisten<br />
– aber auch an ihrem Fuß<br />
führt der Weg zum Alleghesee<br />
unter der Civetta, deren<br />
Nordwestseite auch als<br />
»Wand der Wände« gilt.<br />
Einsame Höhepunkte<br />
Die südlichen Dolomiten sind im deutschen<br />
Sprachraum wenig bekannt. Zu Unrecht,<br />
denn sie sind landschaftlich eines<br />
der »Highlights« der München-Venedig-<br />
Wanderung. Einsamere Berge haben wir<br />
in den Alpen selten erlebt, am »Tag der<br />
Jöcher« in der Moiazzagruppe läuft man<br />
sogar durch Edelweißfelder. Wir kneifen<br />
nicht vor dem wilden Klettersteig in der<br />
Schiara, dem alpinen Höhepunkt der<br />
Aussichtsloge:<br />
Der Piz Boè ist der<br />
höchste Punkt auf<br />
dem »Traumpfad«.<br />
Knackige Hürde: Der Weg in die Piave-Ebene<br />
führt über den steilen Marmol-Klettersteig.<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 37
Heimlicher Höhepunkt:<br />
Am Strand<br />
von Jesolo sind alle<br />
Mühen vergessen.<br />
Tour, um unsere Pässe für den Dolomitenhöhenweg<br />
Nr. 1 in Belluno abstempeln zu<br />
lassen. Ein bisschen Schummeln sei erlaubt:<br />
Man kann die Stadt auch einfacher<br />
über das Rifugio Bianchet <strong>und</strong> dann mit<br />
dem Bus erreichen.<br />
Im Veneto müssen wir Kompromisse<br />
machen, denn entlang der Piave sind (anders<br />
als an der Isar) Wanderwege abseits<br />
der Straßen rar. Der Sprung ins Meer vor<br />
Jesolo entschädigt aber für jeden harten<br />
Kilometer, den wir bisher marschiert <strong>und</strong><br />
geklettert sind.<br />
Das Abschlussbier im Anblick des Canal<br />
Grande, seinen Gondeln <strong>und</strong> den Tauben<br />
auf dem Markusplatz ist zwar sündteuer,<br />
aber mehr als verdient. Am liebsten würde<br />
man auch den Rückweg zu Fuß gehen,<br />
die nur sieben St<strong>und</strong>en kurze Rückfahrt<br />
per Zug ist dann aber doch zu verlockend.<br />
König-Ludwig-Weg<br />
Wandern auf royalen Spuren<br />
TOUR<br />
Zu Fuß über die Alpen<br />
Charakter: Ungewöhnlich abwechslungsreiche:<br />
leichte Talwanderungen entlang<br />
schöner Flüsse zum Beginn <strong>und</strong> Ende der<br />
Tour, dazwischen anspruchsvollere Hochgebirgsübergänge<br />
<strong>und</strong> kühne Klettersteige.<br />
Auch die 3000er-Marke wird überschritten.<br />
Dauer: Etwa 28 Wandertage<br />
Schwierigkeit: Mittelschwere Wanderung<br />
mit alpinen Passagen über etwa 520 Kilometer<br />
<strong>und</strong> 20 000 Höhenmeter. Gehzeiten bis<br />
8 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> 31 Kilometer pro Tag. Maximal<br />
1600 Aufstiegs- <strong>und</strong> 2000 Abstiegshöhenmeter<br />
Anreise/Rückreise: Sowohl München<br />
als auch Venedig haben perfekte Verkehrsanbindungen<br />
(Straße, Zug, Flug), die Rückreise<br />
per Zug ist in 7 St<strong>und</strong>en absolviert.<br />
Beste Reisezeit: Juli bis September<br />
Ausrüstung: In den Hochlagen alpine<br />
Wanderausrüstung. Höhenmesser, GPS vorteilhaft.<br />
Notbiwakausrüstung. Falls der kleine<br />
Gletscher an der Marmolada nicht im Tal<br />
umgangen wird: unbedingt Grödel einpacken<br />
Markierung: Der Traumpfad über die Alpen<br />
folgt verschiedenen, markierten Wanderwegen.<br />
Welche Markierung jeweils für eine Etappe<br />
gilt, ist im empfohlenen Führer beschrieben.<br />
Inoffi ziell führt aber auch der weitverbreitete<br />
München-Venedig-Aufkleber ans Ziel.<br />
Karten: BLVA, 1:25 000 oder 1:50 000,<br />
Nr. 01 »Ammersee-Starnberger See <strong>und</strong> Umgebung«;<br />
Nr. 18 »Bad Tölz-Lenggries <strong>und</strong> Umgebung«;<br />
Nr. 30 »Karwendelgebirge«; Kompass<br />
Nr. 26, 36, 37, 55, 56, 77; Tabacco Nr. 4<br />
Übernachtung: Gute Infrastruktur durch<br />
Hütten, Hotels, Pensionen auf der gesamten<br />
Strecke. Zelt nicht (mehr) notwendig<br />
Informationen: Führer: Graßler/Lenz/Troidl<br />
»Traumpfad München – Venedig«, Bruckmann<br />
Verlag 2011, 12,95 Euro;<br />
Bildband: Graßler/Lenz/Troidl »Traumpfad<br />
München – Venedig«, Bruckmann Verlag<br />
2010, 29,95 Euro<br />
War er verrückt? Ein grandioser Visionär?<br />
Vielleicht auch beides? König Ludwig II.<br />
von Bayern ist zweifellos die farbigste <strong>und</strong><br />
umstrittenste Gestalt der bayerischen Geschichte.<br />
Die große Liebe des »Märchenkönigs«<br />
galt den französischen Schlössern<br />
<strong>und</strong> dem barocken Pomp des Sonnenkönigs.<br />
Seine Schlösser, mit denen er diesen<br />
Lebensstil in die heile Bergwelt Bayerns<br />
platzierte, waren zeit seines Lebens für<br />
Besucher tabu. Erst nach seinem Tod wurden<br />
die Tore geöffnet – sehr zur Freude<br />
der Touristiker des Freistaats. So verw<strong>und</strong>ert<br />
es nicht, dass schon seit 1977 ein<br />
Wanderweg seinen Namen trägt, obwohl<br />
der von all den königlichen Prachtbauten<br />
nur Neuschwanstein berührt. Das macht<br />
aber nichts, denn eines steht fest: Die Heimat,<br />
die Ludwig II. so sehr liebte, sie ist<br />
wirklich außergewöhnlich schön.<br />
Heimspiel<br />
Ich gestehe, dass ich den gesamten Weg<br />
nie an einem Stück gegangen bin. Wenn<br />
man im Fünf-Seen-Land wohnt, muss das<br />
auch nicht sein – alle Stationen sind in<br />
kurzer Fahrt erreichbar. Und so kommt es<br />
denn, dass ich Teile gewandert bin, mehrere<br />
Etappen mit dem Mountainbike abradelte<br />
<strong>und</strong> am Fuße der Allgäuer Alpen<br />
meine Langlaufspuren vorbei an der Wieskirche<br />
zog. Die Überschreitung des Hohen<br />
Peißenberg war ein schönes Laufziel <strong>und</strong><br />
Neuschwanstein der Ausgangspunkt für<br />
eine nette Kletterei. So kann man den<br />
Weg auch erleben. Aber klassischerweise<br />
ist er eine Wanderung. Ein unschätzba-<br />
38 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Heimatdurchquerung: Weitwandern<br />
muss nicht immer in die Ferne führen.<br />
»Seine« bayerischen Berge veredelte<br />
Ludwig II. gleich mit drei Schlössern.<br />
TOUR<br />
Durch den Pfaffenwinkel<br />
Fotos: Peter Ebert, Bayern Tourismus GmbH (2), K. Dominik / pixelio, W. Dirscherl / pixelio<br />
rer Vorteil gegenüber anderen Weitwanderungen:<br />
Der König-Ludwig-Weg kann<br />
praktisch ganzjährig begangen werden,<br />
meist sogar auf geräumten Wegen.<br />
Lustwandeln<br />
Das schlichte Holzkreuz bei der Votivkapelle<br />
am Beginn bei Berg am Starnberger<br />
See markiert zugleich ein heftig diskutiertes<br />
Geheimnis: Hier kam der König am<br />
13. Juni 1886 auf ungeklärte Weise ums<br />
Leben. Während man über die verschiedensten<br />
Todesarten spekuliert, wandert es<br />
sich leicht am Ufer des Sees entlang zur<br />
Roseninsel, wo sich Ludwig oft mit seiner<br />
Cousine Sisi, der späteren österreichischen<br />
Kaiserin, traf.<br />
Der Traumpfad führt weiter durch die<br />
Maisinger Schlucht <strong>und</strong> steil hinauf zum<br />
»Heiligen Berg« von Andechs mit seinem<br />
Kloster <strong>und</strong> der dazugehörigen Schenke –<br />
ungewiss bleibt, wer von beiden Andechs<br />
seinen Ruf beschert. Per Schiff quert man<br />
den Ammersee nach Dießen <strong>und</strong> damit<br />
hinein in den prächtigen Pfaffenwinkel,<br />
dessen prächtigstes Zeugnis, die Wieskirche,<br />
man bei Kilometer 79 erlebt. Immer<br />
wieder trifft man am »Kini-Weg« auf sakrale<br />
Sehenswürdigkeiten, malerische<br />
Gegenden <strong>und</strong> stille Ecken – bis man<br />
beim Endpunkt in Füssen, unter den hohen<br />
Mauern von Schloss Neuschwanstein,<br />
den Rucksack abnimmt. Wen die Massen<br />
stören, muss hier nicht lange ausharren:<br />
Selbst der »Kini« verbrachte nicht einmal<br />
ein halbes Jahr in dem Schloss, das heute<br />
Millionen besuchen.<br />
◀<br />
Charakter: Natur- <strong>und</strong> kulturgeprägter<br />
Wanderweg im Alpenvorland<br />
Bayerns, vorbei an<br />
weltbekannten Architekturdenkmälern.<br />
Ohne größere Höhenunterschiede<br />
Dauer: Etwa sechs bis acht<br />
Tage über etwa 123 Kilometer.<br />
Zahlreiche Varianten <strong>und</strong> Ausfl üge<br />
bieten sich an, wodurch sich die<br />
Tageszahl etwas erhöht<br />
Wegverlauf: Starnberger See –<br />
Andechs – Herrsching – Ammersee<br />
– Dießen – Pfaffenwinkel<br />
– Wieskirche – Schwangau –<br />
Königsschlösser – Füssen<br />
Anforderungen: Leichte Wandertour<br />
ohne alpine Gefahren.<br />
Die Länge der Tagesetappen sind<br />
durch das dichte Übernachtungsnetz<br />
selbst einteilbar. Gepäcktransport<br />
organisierbar (siehe<br />
Informationen)<br />
Anreise/Rückreise: Perfekte<br />
Bus- <strong>und</strong> Zuganbindung von<br />
München zu allen Etappenorten<br />
am Weg. Straßenverbindungen<br />
ebenso problemlos<br />
Beste Reisezeit: Ganzjährig<br />
möglich. Am schönsten im<br />
blühenden Frühsommer oder im ausklingenden<br />
Herbst, auch im Winter reizvoll<br />
Ausrüstung: Je nach Jahreszeit <strong>und</strong> Witterung.<br />
Keine besonderen Ausrüstungsanforderungen für<br />
den erfahrenen Wanderer<br />
Markierung: Gut markiert mit einem blauen<br />
»K« auf weißem Gr<strong>und</strong><br />
Karten: Kompass-Karten, 1:50 000, Nr. 180<br />
»Starnberger See«, Nr. 179 »Pfaffenwinkel«,<br />
Nr. 4 »Füssen«<br />
Weltkultur am Wegrand: Die Wieskirche bei<br />
Steingaden ist Teil des »Kini-Wegs«.<br />
Übernachtung: Überall am Weg ausreichend<br />
Hotels <strong>und</strong> Pensionen<br />
Informationen: Christel Blankenstein<br />
»Die bayerischen Fernwanderwege«,<br />
Stöppel-Verlag, Merching 2005.<br />
Zusatzinfos: www.alpenlandtouristik.de,<br />
Wandern ohne Gepäck buchbar unter:<br />
www.koenig-ludwig-weg.de. Nicht zu verwechseln<br />
mit dem 50-km-Lang-laufklassiker<br />
»König-Ludwig-Lauf« bei Oberammergau!<br />
Von wegen überlaufen: Abseits der Touristenströme<br />
liegen überraschend stille Ecken.<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 39
AUF TOUR<br />
Nur erfahrene Skitourengeher nehmen sich<br />
die Winter-Variante des Heilbronner Wegs<br />
vor. Und kaum einer von ihnen startet dieses<br />
Unternehmen in Lechleiten. Die Route ist<br />
ambitioniert, aber mit Sicherheit einsam.<br />
Von Michael Pröttel (Text <strong>und</strong> Fotos)<br />
Der Heilbronner Weg im Winter<br />
Into the wild<br />
eine Begehung im<br />
Winter ist der Heilbronner<br />
Weg nicht geeignet«,<br />
heißt es auf einem Webportal<br />
zum Lechtal. Erst »Für<br />
recht, wenn man zur kältesten Jahreszeit<br />
über den Hochrappenkopf zur Rappenseehütte<br />
steigen <strong>und</strong> am Folgetag über die Mädelegabel<br />
wieder nach Holzgau abfahren<br />
möchte. Als wir dem einheimischen Taxichauffeur<br />
von unserem Unternehmen erzählen,<br />
hält er es – vorsichtig ausgedrückt<br />
– für ambitioniert. Seine Einschätzung,<br />
»dass das selten jemand so macht«, steigert<br />
unsere Vorfreude genau so wie den Respekt<br />
vor dieser anspruchsvollen Route.<br />
Knapp drei Kilometer Länge misst der Heilbronner<br />
Weg. Die Sommervariante verläuft<br />
zwischen Rappenseehütte <strong>und</strong> Kemptner<br />
Hütte in den Allgäuer Alpen, beginnt bei<br />
der Abzweigung zum Hohen Licht in der<br />
Nähe der kleinen Steinscharte <strong>und</strong> endet<br />
bei der Bockkarscharte. Erfahrene Skitourengeher<br />
nehmen die Winter-Variante<br />
des Heilbronner Wegs üblicherweise vom<br />
Lechtal aus – über das Hochalptal – in Angriff.<br />
Doch damit verpassen sie, wie wir am<br />
Abend unseres ersten grandiosen Tourentages<br />
auf dieser Unternehmung wissen, einen<br />
weitaus eindrucksvolleren Einstieg.<br />
Aber eins nach dem anderen: Klirrende<br />
Kälte, strahlender Sonnenschein <strong>und</strong> unverspurter<br />
Pulverschnee… Am Holzgauer<br />
Haus begrüßt uns der Winter von seiner<br />
Schokoladenseite. In Windeseile fellen wir<br />
an <strong>und</strong> vergessen in unserer Ungeduld fast,<br />
gegenseitig die LVS-Geräte zu checken. Was,<br />
wie sich bald herausstellt, fatal enden hätte<br />
können. Nach dem gemütlichen Aufstieg<br />
zur Lechleitner Alm wird uns an der Nordflanke<br />
des Biberkopfs unmissverständlich<br />
klar, dass man hier höchstens bei Lawinen-<br />
40 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Gescheitert: 30 Meter unter dem Gipfel der<br />
Mädelegabel muss die Gruppe den Rückzug antreten.<br />
warnstufe zwei unterwegs sein sollte. Während<br />
der nächsten St<strong>und</strong>e bewegen wir uns<br />
im unteren Drittel eines gigantischen Nordhangs<br />
<strong>und</strong> halten dementsprechend große<br />
Abstände zueinander ein.<br />
Die richtige Rinne<br />
Die Entscheidung darüber, welche der beiden<br />
Steilrinnen weit über unseren Köpfen<br />
wir ansteuern wollen, fällt daher auf Zuruf.<br />
Eine halbe St<strong>und</strong>e später wissen wir:<br />
Mit der Einschätzung der Steilheit am östlichen<br />
Durchschlupf lagen wir absolut richtig.<br />
Timmy ist der Erste, der sein teilbares<br />
Snowboard auf den Rucksack schnallt. Wenige<br />
Spitzkehren später folgt auch der Rest<br />
der Mannschaft seinem Beispiel <strong>und</strong> schuftet<br />
sich fröstelnd <strong>und</strong> schwitzend zugleich<br />
Meter um Meter hinauf. Die Ungewissheit,<br />
ob unsere Wahl die richtige war, drückt zusätzlich<br />
zum Rucksack auf die Schultern.<br />
»Es passt!« Als Lohn für die Spurarbeit darf<br />
ich die frohe Botschaft meinen Kumpels<br />
zurufen, die noch immer mit dem Aufstieg<br />
kämpfen. Auch wenn die ersehnte Sonne<br />
erst mal blendet, sehe ich sofort, dass die<br />
kleine Scharten-Wechte uns keinen Strich<br />
durch die Rechnung machen wird.<br />
Einem kleinen, beherzten Sprung folgt eine<br />
der schönsten Skidurchquerungen, die der<br />
Allgäuer Hauptkamm zu bieten hat. Fast<br />
immer auf Kammhöhe queren wir mit fantastischen<br />
Tief- <strong>und</strong> Fernblicken zum »Gipfel<br />
des Tages« <strong>und</strong> umarmen uns überglücklich<br />
nach viereinhalb St<strong>und</strong>en Gehzeit am<br />
2423 Meter hohen Hochrappenkopf.<br />
Der klare Himmel <strong>und</strong> die herrliche Fernsicht<br />
sind nicht der einzige Gr<strong>und</strong> für<br />
Glücksgefühle. Bei der Abfahrt geht die<br />
Endorphin-Ausschüttung erst richtig los:<br />
Timmy zieht mit seinem Board eine perfekte<br />
Line in den staubenden Tiefschnee.<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 41
Der Beginn eines herrlichen Wintertages:<br />
beim Start der Tour am Holzgauer Haus<br />
<strong>Raus</strong> aus dem Schatten: die letzten Meter zum<br />
Salzbücheljoch nordöstlich des Biberkopfes<br />
Staubender Neuschnee: traumhafte Verhältnisse<br />
bei der Abfahrt vom Hochrappenkopf<br />
Im Winterschlaf: Auf der Rappenseehütte<br />
müssen Skitourengeher sich selbst versorgen.<br />
Ankündigung der Schlechtwetterfront:<br />
Wolken ziehen beim Aufstieg zur Großen Steinscharte auf.<br />
Mühsam: Stufentreten in der Steilrinne<br />
der Kleinen Steinscharte<br />
42 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Die anschließende Powder-Abfahrt zum<br />
Rappensee ist so großartig, dass wir sogar<br />
überlegen, noch einmal aufzusteigen.<br />
Wären da nicht die schweren Beine... <strong>und</strong><br />
Holz machen, Ofen einschüren, Schnee<br />
schmelzen. Als eingefleischter Winterraum-Nutzer<br />
weiß man, dass es auf der Hütte<br />
noch ein bisschen dauert, bis man sich<br />
ausruhen kann.<br />
Bei minus 15° Celsius ist ein morgendlicher<br />
Auf bruch aus der warmen Hütte alles andere<br />
als sexy. Andererseits gilt: »Mann oder<br />
Memme?« Schließlich haben wir heute<br />
noch eine Winterbesteigung der Mädelegabel<br />
vor. Das Frösteln hat sich bald erübrigt.<br />
Schon nach den ersten drei, vier Spitzkehren<br />
kommt nicht nur der Kreislauf des Spurenden<br />
so richtig in Schwung.<br />
Die spannende Frage, welcher Bergeinschnitt<br />
uns heute den entscheidenden<br />
Übergang zur Südseite des Allgäuer Hauptkamms<br />
ermöglicht, ist schon bald geklärt.<br />
Christian ist der Erste, der die Kleine Steinscharte<br />
am gegenüberliegenden Felskamm<br />
ausmacht. Doch beim Steilrinnen-Stufen-<br />
Treten versinkt der eigentlich konditionsstarke<br />
Baum-Kletterer immer wieder bis zur<br />
Hüfte. Alle zehn Minuten wechseln wir uns<br />
bei der schweißtreibenden Wühlerei ab.<br />
Im Wettlauf mit der Kaltfront<br />
Oben jagt der Wind mit immenser Geschwindigkeit<br />
über die Scharte. Das<br />
schlechte Wetter zieht früher heran als<br />
erwartet. So schnell wie möglich fellen wir<br />
ab. Ab hier folgt die Wintervariante des<br />
Heilbronner Wegs nicht weiter dem Gratverlauf,<br />
sondern führt uns zunächst über<br />
zwei schöne Abfahrtshänge in den großen<br />
Bergkessel südlich des Bockkarkopfs hinunter.<br />
Doch zum Genießen bleibt wenig Zeit.<br />
Der Karten-Check im Kessel ergibt: Bis zum<br />
Skidepot der Mädelegabel sind es noch eineinhalb<br />
Kilometer. Bei Nebel hätte man auf<br />
dieser Strecke wohl wenig Aussicht auf Erfolg.<br />
Also beschleunigen wir unser Marschtempo<br />
auf der recht flachen, dafür langen<br />
Querung entsprechend der Geschwindigkeit,<br />
mit der die dunklen Wolken näher<br />
rücken. Am Fuß der Mädelegabel reißen<br />
wir die Ski herunter <strong>und</strong> treten hastig nach<br />
oben, Stufe für Stufe.<br />
Die Südflanke beschert uns guten Trittschnee<br />
<strong>und</strong> die Wolkenuntergrenze bleibt<br />
etwas oberhalb der Gipfelhöhen hängen.<br />
Wir scheinen Glück zu haben – wäre da<br />
nicht diese verdammte Wechte.<br />
Scheitern als Chance<br />
Im Sommer weist der Gipfelgrat keine<br />
ernsthaften Schwierigkeiten auf, bis auf<br />
eine etwas ausgesetzte Stelle. Genau dort<br />
baut sich nun eine gewaltige Mauer aus<br />
Triebschnee auf. Der Wind, im Winter oft<br />
Oben jagt der Wind mit immenser Geschwindigkeit<br />
über die Scharte. Das schlechte Wetter zieht<br />
früher heran als erwartet.<br />
als »Baumeister der Lawinen« bezeichnet,<br />
bekommt hier noch einen anderen Beinamen:<br />
»Zerstörer von Gipfelträumen«. In<br />
unserem Fall zerplatzen sie keine 30 Meter<br />
vor dem ersehnten Ziel. Wenigstens haben<br />
wir jetzt einen guten Gr<strong>und</strong>, hier oben noch<br />
einmal vorbei zu schauen. Obwohl beinahe<br />
KOMPAKT<br />
am vierthöchsten Punkt der Allgäuer Alpen<br />
angelangt, haben wir die Winterbegehung<br />
des Heilbronner Weges noch nicht in der<br />
Tasche: Die Talabfahrt zum Schochenalpbach<br />
ist der letzte Schüssel zum Erfolg der<br />
gesamten Unternehmung.<br />
»Hey, da vorne ist was.« Angesichts der immer<br />
diffuseren Sichtverhältnisse sind alle<br />
heilfroh, als Albert verwehte Spuren entdeckt.<br />
Sie müssen von Tourengehern stammen,<br />
die die Mädelegabel als Tagestour unternommen<br />
hatten. Ähnlich dem Faden der<br />
Ariadne erweisen sich diese Spuren kaum<br />
eine Viertelst<strong>und</strong>e später als große Hilfe<br />
beim Umschiffen der breiten, ins Tal abbrechenden<br />
Felswände.<br />
Selbst der abschließende Fahrweg nach<br />
Holzgau hat noch ein besonderes Schluss-<br />
Schmankerl in petto. Als Albert mit ordentlichem<br />
Tempo durch einen Klammabschnitt<br />
schießt, kann er gerade noch<br />
rechtzeitig bremsen. Hinter einer Kurve<br />
macht ein hart gefrorener Lawinenkegel<br />
aus der bequemen Straßenabfahrt eine<br />
heikle Steilhang-Querung oberhalb eines<br />
tief eingeschnittenen Wildbachs. Landschaftlich<br />
abwechslungsreicher können<br />
zwei Skitourentage wirklich nicht sein! ◀<br />
Allgäuer Alpenüberquerung bei Schnee<br />
Anreise: Mit dem Zug nach<br />
Reutte <strong>und</strong> mit Bus 4268<br />
über Holzgau (1084 m) zum<br />
Holzgauer Haus bei Lechleiten<br />
(1512 m). Kfz-Benutzer lassen<br />
ihr Auto in Holzgau stehen.<br />
Taxitransfer nach Lechleiten<br />
für 40 Euro, Firma Feuerstein,<br />
Tel. 00 43/(0) 56 33/56 33<br />
Fremdenverkehrsamt:<br />
Tourismusverband Ferienregion<br />
Tiroler Lechtal,<br />
Tel. 00 43/(0) 56 34/53 15,<br />
www.lechtal.at<br />
Beste Jahreszeit:<br />
März <strong>und</strong> April<br />
Karten: AV-Karten,<br />
1:25 000, Blatt Nr. BY 2<br />
»Kleinwalsertal« <strong>und</strong> BY 4<br />
»Allgäuer Hochalpen«<br />
Hütte: Rappenseehütte<br />
(2091 m), nur im Sommer<br />
bewartet, Winterraum<br />
an der Rückseite des<br />
Nebengebäudes offen,<br />
Holz- <strong>und</strong> Gasherd vorhanden,<br />
Infos im Internet unter<br />
www.rappenseehuette.de<br />
Route: Holzgauer Haus –<br />
Scharte östlich des Biberkopf<br />
– Hochrappenkopf – Rappenseehütte<br />
– Kleine Steinscharte<br />
– Skidepot – Mädelegabel<br />
– zurück zum<br />
Skidepot –<br />
Holzgau<br />
Tourenkarten 1<br />
<strong>und</strong> 2 Heftmitte<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 43
AUF TOUR<br />
Serie: Die Paten<br />
Teil 5 (Ende der Serie)<br />
Eiserne<br />
Spektakulär: die »Via<br />
Farinetta« in der tiefen<br />
Klamm der Salentse.<br />
Sie folgt im Mittelteil kurz<br />
einer alten, aufgelassenen<br />
Bisse (rechte Seite)<br />
44 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Beziehungen<br />
Manchmal haben auch Klettersteige ihre Paten.<br />
Oft sind das Kletterer, gelegentlich auch Persönlichkeiten,<br />
die nie in den Bergen unterwegs waren,<br />
oder so schräge Typen wie jener Walliser, der mit<br />
Geldfälschen reich werden wollte. Von Eugen E. Hüsler<br />
Samuel Farinet<br />
geb. 17. 6. 1845, Saint-Rhémy-en-<br />
Bosses/Aostatal, gest. 17. 4. 1880,<br />
Schlucht der Salentse<br />
Fotos: Daniel Anker, Amis de Farinet<br />
Nomen est omen. Den Satz kennt jede/r,<br />
doch nicht immer ist der Name auch wirklich<br />
ein Zeichen. Möglicherweise aber<br />
eine gute Werbung, Inus, as con<br />
selbst provid bei quiduciis Kletterstei-<br />
uciis<br />
gen. Wer sich rem.<br />
mit Nam<br />
berühmten nistibusam sam quunt Gestalten<br />
unt a<br />
schmückt, weckt nos qui Interesse, ut porum acienim auch im<br />
wenn pe-<br />
er<br />
dabei nicht rios immer estempo empo ins Schwarze reperch erch<br />
icillan<br />
trifft. So<br />
wollte die AV-Sektion Villach den großen<br />
Erschließer der Julischen Alpen, Julius Kugy,<br />
ehren, indem sie seine zum Klettersteig<br />
»umgebaute« Nordwandroute am Montasch<br />
nach ihm benannte. Nur: Kugy hielt gar<br />
nichts von solchen Installationen, er wetterte<br />
in seinen Büchern sogar gegen den<br />
Markierungswahn bei Bergwegen… Vor<br />
bald h<strong>und</strong>ert Jahren!<br />
Trotzdem: Nomen est omen. Denn gerade<br />
die Liste der Klettersteig-Paten erweist sich<br />
als eine Art alpenländischer Kulturspiegel.<br />
Im Osten des Gebirges huldigt man der<br />
Vergangenheit, ist die k. u. k. Prominenz<br />
gut vertreten, im Süden sind Heroen jeder<br />
Couleur sehr beliebt, im Norden dagegen<br />
sieht man’s eher technokratisch nüchtern:<br />
Alpspitz-Ferrata. Und im Westen ebenso.<br />
Unsere kleine Auswahl an Klettersteigpaten<br />
ist keineswegs repräsentativ. Dass dabei<br />
nur eine Frau vorkommt, überrascht nicht<br />
wirklich, eher schon, dass sich ein Falschmünzer<br />
<strong>und</strong> ein berühmter Linker in der<br />
kleinen Liste wiederfinden.<br />
[ Nr. 1: Via Farinetta ]<br />
So berühmt wie der Urschweizer<br />
Wilhelm Tell ist er nicht geworden,<br />
der Falschmünzer Samuel Farinet,<br />
doch zum Walliser Kantonshelden hat’s<br />
gereicht, <strong>und</strong> ein großer eidgenössischer<br />
Dichter, Charles-Ferdiand Ramuz, setzte<br />
ihm mit seinem Roman »Farinet ou la<br />
fausse monnaie« sogar ein literarisches<br />
Denkmal. Eine Gedenktafel in der Salentse-Schlucht<br />
oberhalb von Saillon erinnert<br />
an den Walliser Outlaw, der in dieser<br />
Klamm zu Tode kam. Gestiftet wurde sie<br />
– was für eine Ironie – ausgerechnet von<br />
der Kantonalbank!<br />
Nach dem Falschmünzer benannt ist die<br />
»Via ferrata Farinetta«, 2011 eingeweiht<br />
<strong>und</strong> letztes Jahr noch um einen knackigen<br />
Abschnitt verlängert. R<strong>und</strong> tausend Klammern,<br />
Tritteisen <strong>und</strong> Stifte sichern diese<br />
ganz »à la française« angelegte Route.<br />
Hätte es den Klettersteig damals, zu Farinets<br />
Zeiten, schon gegeben, wer weiß, der<br />
Falschmünzer wäre der Polizei vielleicht<br />
doch entkommen <strong>und</strong> als H<strong>und</strong>ertjähriger<br />
in seinem Bett friedlich entschlafen…<br />
Die Polizei braucht heute keiner mehr zu<br />
fürchten, der über eine Dreiseilbrücke in<br />
die Schlucht einsteigt, bodenlose Tiefe<br />
<strong>und</strong> senkrechte Mauern schon eher. Im<br />
Berner Alpen/Wallis<br />
(Passerelle à Farinet, 817 m)<br />
Via Farinetta<br />
Schwierigkeit: K 4–5<br />
Ausgangspunkt: Saillon (510 m)<br />
oder Brücke über die Salentse (483 m)<br />
Verlauf: Saillon – Gorges de la<br />
Salentse – Klettersteig – Passerelle à<br />
Farinet – Saillon<br />
Zwischenausstieg möglich, den<br />
extrem schwierigen dritten Abschnitt<br />
(K 6) kann man auslassen.<br />
Gehzeit: 4 Std., Klettersteig 2½ Std.<br />
Highlights: Ambiente in der Schlucht,<br />
Klammerreihen im senkrechten Fels,<br />
Seilbrücken<br />
zweiten, schwierigeren Abschnitt benützt<br />
die Ferrata den Tunnel einer alten Bisse<br />
(= Bewässerungskanal im Wallis), bevor<br />
sie sehr steil, ja sogar leicht überhängend<br />
zum Ausstieg wenig oberhalb der Passerelle<br />
à Farinet hinaufklettert.<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 45
[ Nr. 2 Santnerpass-Klettersteig ]<br />
[ Nr. 3 Loser-Panorama-Klett<br />
Als Johann Santner 1912 zu Grabe getragen<br />
wurde, neigte sich das »golden<br />
age« des Alpinismus seinem<br />
Ende zu, rüsteten die Monarchien Europas<br />
bereits auf. Ein Jahr zuvor hatte der aus<br />
dem Osttiroler Defreggental stammende<br />
Santner seinen Lieblingsberg, den Schlern,<br />
ein letztes Mal bestiegen – das Ende einer<br />
bemerkenswerten <strong>Bergsteiger</strong>lauf bahn.<br />
Sie spielte in den westlichen Dolomiten,<br />
vor allem Schlern <strong>und</strong> Rosengarten waren<br />
sein Revier. Gründliche Kenntnisse der Gegend<br />
erwarb sich der gelernte Uhrmacher<br />
beim Botanisieren. Im Jahr 1868 heiratete<br />
er eine Südtirolerin, mit der er dann in Bozen<br />
einen recht gut florierenden Handel<br />
mit besonderen Postkarten betrieb. Sie<br />
wurden später als »Santnerkartl« berühmt<br />
<strong>und</strong> waren mit getrockneten Blumen geschmückt.<br />
Die suchte <strong>und</strong> fand Santner<br />
vor allem am Schlern, den er r<strong>und</strong> 400<br />
Mal bestieg. Hoch in den Felsen legte er<br />
kleine Edelweißgärten an; an einem Platz,<br />
den er niemandem verriet, soll er sogar<br />
die Schwarze Teufelskralle (Phyteuma nigrum)<br />
entdeckt haben, von der in Südtirol<br />
keine weiteren Standorte bekannt sind.<br />
Santner war ein guter <strong>Bergsteiger</strong> mit geschultem<br />
Blick fürs felsige Gelände. Sonst<br />
hätte er den Aufstieg zu jener versteckten<br />
Scharte unter der Rosengartenspitze<br />
bestimmt nicht entdeckt. Sie trägt heute<br />
seinen Namen, wie auch der markante<br />
Dolomiten/Santnerpass<br />
(2745 m)<br />
Santnerpass-<br />
Klettersteig<br />
Johann Santner<br />
geb. 21. 4. 1841, St. Jakob in Defereggen,<br />
gest. 21. 5. 1912, Bozen<br />
Bugturm des Schlerns. Den bestieg er solo<br />
– in Wollsocken, nachdem er die Schuhe<br />
ausgezogen hatte! –, immerhin eine<br />
Klettertour im III. Grad bei teilweise recht<br />
brüchigem Gestein: »Ich kam mir so recht<br />
verlassen vor, heroben; <strong>und</strong> wenn ich<br />
auch Bilder öder <strong>und</strong> wilder Großartigkeit<br />
gewöhnt bin, so muss ich doch sagen, daß<br />
angesichts dieser tief klaffenden Abgründe,<br />
dieser lotrechten Mauern, der ausgewaschenen<br />
Kamine <strong>und</strong> der schuttgefüllten<br />
Felsenkessel mir der Mut ein wenig sank.<br />
Über alle furchterregenden Passagen kam<br />
ich jedoch mit größter Vorsicht hinweg.<br />
Dann stand ich auf der unersteiglichen<br />
Spitze. Welch’ übergroße Freude ich empfand,<br />
ist unbeschreiblich.« (2. Juli 1880)<br />
Schon recht betagt:<br />
die einzige Leiter<br />
am »Santnerpass-<br />
Klettersteig«<br />
Mitunter könnte man ja auch im<br />
21. Jahrh<strong>und</strong>ert noch glauben,<br />
die Österreicher wären alle Monarchisten,<br />
heimliche zumindest. Sogar jene,<br />
die bestimmt lieber in den Bergen herumsteigen,<br />
als in Wien ihren Bückling vor<br />
dem Adel zu machen. Der ist ja eigentlich<br />
seit dem Zweiten Weltkrieg abgeschafft,<br />
doch tirol- <strong>und</strong> alpenweit wimmelt es nur<br />
so von »Franz-Josephs-Wegen«, »Johann-<br />
Steigen« <strong>und</strong> – natürlich – »Sissi-Promenaden«.<br />
Die Erfindung des Kinos hat<br />
die unglückliche Kaiserin ja posthum<br />
nochmals zum Leben erweckt, in Gestalt<br />
der so bezaubernd naiv wirkenden Romy<br />
Schneider (die das Glück, wie wir wissen,<br />
auch nicht fand). Sissi liebte die Natur <strong>und</strong><br />
Schwierigkeit: K2<br />
Ausgangspunkt: Bergstation des<br />
Laurin-Sesselliftes bei der Rosengartenhütte<br />
(2339 m)<br />
Verlauf: Liftstation – Klettersteig –<br />
Santnerpass – Gartl – Vajolethütte<br />
– Tschagerjoch – Liftstation<br />
Gehzeit: 5½ Std., Klettersteig 2 Std.<br />
Hütten: Rosengartenhütte (2339 m),<br />
Santnerpasshütte (2734 m), Gartlhütte<br />
(2621 m), Vajolethütte (2243<br />
m), Preußhütte (2243 m)<br />
Highlights: Die faszinierende Felskulisse<br />
mit den Vajolettürmen über<br />
dem Gartl als absolutem Höhepunkt.<br />
Anregend die (sparsam gesicherte)<br />
Kletterei hinauf zum Santnerpass.<br />
Fotos: Eugen E. Hüsler, Manfred Kostner, Archiv <strong>Bergsteiger</strong><br />
Kaiserin Elisabeth<br />
geb. 24. 12. 1837, München,<br />
gest. 10. 9. 1898, Genf<br />
46 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
ersteig »Sisi« ]<br />
Im Salzkammergut:<br />
Traumblick vom Loser<br />
auf den Altausseer See<br />
[ Nr. 4 Sentiero attrezzato Dino Buzzati ]<br />
ging gern in die Berge – wen w<strong>und</strong>ert’s,<br />
verbrachte sie in ihrer Jugend viel Zeit<br />
im Sommerschlösschen Possenhofen am<br />
Starnberger See. So soll sie auch den Loser<br />
im steirischen Salzkammergut bestiegen<br />
haben. Und weil man mit einer Kaiserin<br />
gut Werbung machen kann, benannten<br />
die Erbauer des Klettersteigs an der Südwand<br />
des Gipfels ihre Route nach ihr. Ob<br />
Sissi an der steilen Via ferrata ihre Freude<br />
gehabt hätte, lässt sich im Nachhinein<br />
nicht beurteilen. Ich weiß auch nicht, wie<br />
viele fesche Sissis (oder Sisis) schon an »ihrem«<br />
Klettersteig unterwegs waren. Eine<br />
Kaiserin war bestimmt nicht dabei – das<br />
hätte die Zeitung, die sich immer für uns<br />
ein Bild macht, garantiert vermeldet…<br />
Totes Gebirge/Loser (1837 m)<br />
Loser-Panorama-<br />
Klettersteig »Sisi«<br />
Schwierigkeit: K4<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz (1390<br />
m) an der elften Kehre der Loser-<br />
Panoramastraße (Maut)<br />
Verlauf: Parkplatz – Einstieg (1632 m)<br />
– Klettersteig – Loser – Parkplatz<br />
Gehzeit: 3 Std., Klettersteig 1½ Std.<br />
Hütte: Loserhütte (1498 m), ein paar<br />
Min. vom Abstiegsweg<br />
Highlights: Tiefblicke auf den Altausseer<br />
See, extrem luftige Steilpassagen.<br />
Vom Gipfel des Losers großes<br />
Salzkammergut-Panorama<br />
Aus den Belluneser Dolomiten stammt<br />
der Schriftsteller, Maler, Grafiker <strong>und</strong><br />
Journalist Dino Buzzati, der seinen<br />
Heimatbergen zeitlebens verb<strong>und</strong>en war.<br />
Nicht zufällig ist ein Weg am Cimerlo in der<br />
Palagruppe nach ihm benannt; wer die bizarre<br />
Felskulisse durchwandert, fühlt sich<br />
leicht in eine der fantastischen Erzählungen<br />
des Dichters versetzt – vor allem, wenn aufziehende<br />
Nebel die Grenze zwischen Wirklichkeit<br />
<strong>und</strong> Schein verwischen…<br />
Das dichterische Werk Buzzatis gilt als stark<br />
von Kafka beeinflusst; surreale Züge tragen<br />
auch viele seiner Bilder, unter denen jenes<br />
des Mailänder Doms – einer Dolomitenlandschaft<br />
nachempf<strong>und</strong>en – das bekannteste<br />
ist. Buzzati trat 1928 in die Redaktion<br />
Dino Buzzati<br />
geb. 16. 10. 1906, Belluno,<br />
gest. 28. 1. 1972, Mailand<br />
Nur mäßig schwierig<br />
<strong>und</strong> gut gesichert:<br />
der »Sentiero Buzzati«<br />
Dolomiten/Pala<br />
(Cima della Stanga, 2550 m)<br />
Sentiero attrezzato<br />
Dino Buzzati<br />
Tourenkarte 9<br />
Heftmitte<br />
Schwierigkeit: K 2–3<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz bei den<br />
Prati Fosne (1326 m), Anfahrt von<br />
Fiera di Primiero durch das Val Canali<br />
Verlauf: Parkpl. – Einstieg (ca. 2100<br />
m) – »Sentiero Buzzati« – Cima della<br />
Stanga – Rifugio Velo della Madonna –<br />
»Sentiero Camillo Depaoli« – Forcella<br />
Col dei Cistri (1555 m) – Parkpl.<br />
Gehzeit: 7½ Std., Klettersteig 1¼ Std.<br />
Hütte: Rif. Velo della Madonna (2358 m)<br />
Highlights: Zackenwald am Klettersteig,<br />
origineller Felsdurchschlupf,<br />
Sass Maor <strong>und</strong> Cima della Madonna<br />
mit Schleierkante<br />
der Mailänder Tageszeitung Corriere della<br />
Sera ein, der er bis zu seinem Tod (zuletzt<br />
als Chefredakteur) angehörte. Während des<br />
Zweiten Weltkrieges war er als Marineoffizier<br />
<strong>und</strong> Frontberichterstatter in Nordafrika<br />
<strong>und</strong> auf Sizilien. Während dieser Zeit erschien<br />
sein bekanntestes Werk, »Il deserto<br />
dei Tartari«, das 1976 verfilmt wurde.<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 47
[ Nr. 5 Via ferrata Ernesto »Che« Guevara ]<br />
Der Berufsrevolutionär mag ja 1967<br />
im bolivianischen Dschungel erschossen<br />
worden sein, im Trentino<br />
des frühen 21. Jahrh<strong>und</strong>erts lebt er trotzdem<br />
munter weiter. Wie ein anderer Aufrührer,<br />
der Provinzheld Cesare Battisti.<br />
Auch der starb für seine Überzeugung,<br />
doch in seine Geschichte waren weder<br />
US-Kommandos noch die CIA verwickelt.<br />
Dafür benannte der CAI (bitte nicht verwechseln!)<br />
nach dem Helden aus der Zeit<br />
der Irridentia einen Steig, einen sehr schönen<br />
übrigens, in den heimatlichen Monti<br />
Lessini.<br />
Dass der in Argentinien geborene »Che«<br />
eine Via ferrata bekam, ist dem Initianten<br />
<strong>und</strong> Erbauer aus Riva zu verdanken,<br />
in dessen Adern nicht nur <strong>Bergsteiger</strong>-,<br />
sondern auch Revoluzzerblut pulste –<br />
ein Alt-68er halt, der seine Utopie einer<br />
gerechteren Welt an die Felsen der Heimat<br />
nageln wollte – wie dereinst Martin<br />
Luther seine Thesen. Begeisterte Anhänger<br />
fand die Route bald, zu Recht, ob der<br />
Ernesto »Che« Guevara<br />
geb. 14. 6. 1928, Rosario/<br />
Argentinien, gest. 9. 10. 1967,<br />
La Higuera/Bolivien<br />
eine oder die andere – unterwegs an der<br />
Riesenmauer – auch seine revolutionäre<br />
Gesinnung entdeckte, ist doch eher zweifelhaft.<br />
Gardaseeberge<br />
(Monte Casale, 1632 m)<br />
Via ferrata Ernesto<br />
»Che« Guevara<br />
Schwierigkeit: K3<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz im Gewerbegebiet<br />
von Pietramurata (254 m)<br />
Verlauf: Parkpl. – Einstieg (ca. 400 m)<br />
– Klettersteig – Monte Casale – Rif. Don<br />
Zio – Sarche (259 m) – Pietramurata<br />
Alternativ auch Abstieg vom Busòn<br />
(1345 m) direkt nach Pietramurata<br />
möglich (kürzlich saniert, sehr steil!).<br />
Gehzeit: 8¼ Std., Klettersteig 4½ Std.<br />
Hütte: Rifugio Don Zio (1610 m)<br />
Highlights: Großes Ambiente, lange<br />
gesicherte Passagen im Mittelteil<br />
der Route, Tiefblick aufs Sarcatal<br />
Große Felskulisse<br />
an der<br />
»Ferrata Che<br />
Guevara«<br />
Fotos: Eugen E. Hüsler, Manfred Kostner, Alberto Korda/Havanna<br />
[ Nr. 6 Via ferrata Attilio Tissi ]<br />
Die Ferrata in der Civetta ist natürlich<br />
nicht zufällig nach Attilio Tissi<br />
benannt. Tissi gilt als einer der bedeutendsten<br />
Erschließer dieser Dolomitengruppe;<br />
ihm gelang 1931 zusammen<br />
mit seinem Seilgefährten Giovanni Andrich<br />
die erste italienische Begehung der<br />
legendären Nordwestwandroute von Solleder-Lettenbauer<br />
(VI), was damals viel na-<br />
Steil, aber gut<br />
gesichert: die<br />
neu trassierte<br />
»Ferrata Tissi«<br />
Dolomiten/Civetta (3220 m)<br />
Via ferrata Tissi<br />
Schwierigkeit: K 4–5<br />
Ausgangspunkt: Casera della Grava<br />
(1627 m)<br />
Verlauf: Parkpl. – Forcella della Grava<br />
(1784 m) – Forcella delle Sasse<br />
(2476 m) – Einstieg (ca. 2620 m) –<br />
Klettersteig – Rifugio Torrani (2984 m)<br />
– Civetta – Rifugio Torrani – Normalweg<br />
– Forcella della Grava – Parkpl.<br />
Gehzeit: 8¾ Std., Klettersteig 1½ Std.<br />
Hütte: Rifugio Torrani (2984 m)<br />
Highlights: Der wilde Felskessel des<br />
Van delle Sasse, das Gipfelpanorama.<br />
Unbedingt empfehlenswert: eine<br />
Nacht in der Torrani-Hütte, Sonnenuntergang<br />
von der Civetta<br />
inklusive!<br />
Tourenkarte 8<br />
Heftmitte<br />
Attilio Tissi<br />
geb. 9. 9. 1900, Vallada Agordina,<br />
gest. 22. 8. 1959, Auronzo di Cadore<br />
tionalistische Begeisterung für den »sesto<br />
grado« entfachte. Die beiden verbuchten<br />
zahlreiche Erstbegehungen; u. a. an der<br />
Nordostwand der Pan de Zucchero (1932).<br />
Bei seiner Erstbesteigung des Campanile<br />
di Brabante (2252 m), eines Felsturms im<br />
Civetta-Pelsa-Kamm, befand sich Attilio<br />
Tissi in sehr illustrer Gesellschaft: Er hatte<br />
den belgischen König Leopold am Seil.<br />
Tissi machte auch abseits der Berge Karriere;<br />
als überzeugter Antifaschist (den die<br />
SS deshalb verhaftete <strong>und</strong> folterte) gehörte<br />
er von 1948 bis 1953 dem italienischen<br />
Senat an.<br />
◀<br />
48 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
KOLUMNE<br />
Glücksbringer<br />
Es ist altmodisch, keine Frage. Aber das ist gut so.<br />
Das Gipfelbuch verleitet zu spontanen Gedanken <strong>und</strong><br />
Gefühlen <strong>und</strong> lässt einen bei der Lektüre oft schmunzeln.<br />
Ein Plädoyer für einen Dinosaurier der Berge.<br />
Ich mag Gipfelbücher, auch wenn ich da<br />
selten etwas hineinschreibe. Für mich<br />
sind sie die wirklich authentischen Bergbücher,<br />
jedes Wort ist niedergeschrieben<br />
unter freiem Himmel, vor einem mehr oder<br />
weniger großen Panorama, vor allem aber:<br />
direkt am Berg. In einem Moment, der Gefühle<br />
zulässt, ja, sie bei manchen erst hervorzaubert,<br />
oben, am Ziel. Kinder schreiben<br />
oder malen ein Bildchen, Herzen sind auch<br />
zu finden, dazwischen Sinnsprüche, <strong>und</strong> die<br />
unbefleckte Bergheimat wird beschworen.<br />
Es entsteht spontan, gerade noch war’s der<br />
Weg, auf den man sich konzentrieren musste.<br />
Und dann schreibt man seine Gefühle<br />
aufs weiße Papier, seine Freude, hinein ins<br />
Gipfelbuch, das allen gehört, die sich übers<br />
Jahr hier einfinden. Und der AV-Sektion.<br />
Beerdigung am Gipfel?<br />
Irgendwann ist das Buch voll geschrieben,<br />
voll gekritzelt – <strong>und</strong> das bedeutet: Abschied<br />
vom Gipfel, von der kargen, oft eiskalten<br />
<strong>und</strong> manchmal zugefrorenen Heimstatt in<br />
einer Blechbüchse, manchmal über Wochen<br />
hinweg allein in der Stille. Viel Zeit zum<br />
Nachdenken ist da; das Buch könnte sich ja<br />
auch selber lesen – ein schöner Gedanke!<br />
– <strong>und</strong> so der Einsamkeit entrinnen. Und<br />
manches, da bin ich mir sicher, kann man<br />
ja auch mehr als einmal lesen: Liebeserklärungen<br />
zum Beispiel, an die Natur oder an<br />
den Menschen, mit dem man das Glück am<br />
Saum des Himmels teilen darf.<br />
Nachdem die letzte weiße Seite beschrieben,<br />
manchmal auch von Kinderhand be-<br />
malt oder von einem ätherisch fühlenden<br />
Wesen verziert worden ist, wandert es zurück<br />
ins Tal, ein blütenweißes Exemplar<br />
kommt in die Blechbox, <strong>und</strong> auf der ersten<br />
Seite steht dann beispielsweise: Almkogel,<br />
2222 m, darüber prangt in Blau der Stempel<br />
der AV-Sektion samt Edelweißgarnitur.<br />
Das alte Gipfelbuch wandert in ein Regal,<br />
wo es dann, unbeachtet <strong>und</strong> schon gar<br />
nicht gelesen, allmählich verstaubt. Schade!<br />
Man möchte all die Gedanken, Emotionen<br />
vieler Tage <strong>und</strong> vieler Menschen<br />
irgendwie erhalten. Oder sollte man diese<br />
Gipfelbücher wenigstens oben beerdigen,<br />
im Wortsinn, sie da vergraben, wo sie ihre<br />
Aufgabe erfüllt haben, manche über viele<br />
Jahre hinweg: den Menschen eine Möglichkeit<br />
zu bieten, sich auszudrücken.<br />
»Häsch Grindweh gli«<br />
Altmodisch sind sie, <strong>und</strong> das ist gut so. Sie<br />
verweigern sich all den Veränderungen, die<br />
unseren Alltag immer mehr zu einer Hatz<br />
machen. Oben auf den Bergen, das machen<br />
sie uns klar, da ist alles wenigstens ein bisschen<br />
anders, man könnte sogar behaupten:<br />
besser. Deshalb zieht es uns vielleicht auch<br />
hinauf zu den Gipfeln. Und zu dem festen<br />
Glauben, dass nicht alles digital gesteuert<br />
sein muss, passt das Kreuz so gut wie das<br />
Buch, das man in die Hand nehmen, in dem<br />
man blättern kann. Und dann liest du da,<br />
auf 2376 Metern über dem Meeresspiegel,<br />
von einem Unbekannten niedergeschrieben:<br />
»Jeninser Wii isch Sonnenschi – trinksch<br />
Maienfelder Wii, häsch Grindweh gli!« ◀<br />
Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />
Eugen E. Hüsler<br />
ist seit 50 Jahren in den Alpen<br />
unterwegs <strong>und</strong> hat mehr als<br />
h<strong>und</strong>ert Bücher <strong>und</strong> Führer<br />
verfasst. Der 69-Jährige schreibt<br />
im Wechsel mit Sandra Zistl,<br />
Axel Klemmer <strong>und</strong> Caroline<br />
Fink über das aktuelle<br />
Geschehen in den Bergen.<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 49
TIPP<br />
12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />
Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 03/14<br />
Allgäuer, Tessiner, Chiemgauer<br />
Alpen, Südtirol, Velebit, Dolomiten<br />
Abtrennen<br />
Falten<br />
Einstecken<br />
5 Maggiatal,<br />
12 Gr. Ochsenkopf,<br />
2 Mädelegabel,<br />
10 Schreckenkopf,<br />
11 Erlbergkopf,<br />
8 Via ferrata Tissi,<br />
leichte, abgeschiedene<br />
Almwanderung<br />
unschwierige Skiroute<br />
über Winterwanderweg<br />
anspruchsvoll; für erfahrene<br />
Skibergsteiger<br />
kurze, harmlose<br />
Kinder-Skitour<br />
leichte Skitour mit<br />
Abfahrtsvarianten<br />
sehr ausgesetzte, sparsam<br />
gesicherte Route<br />
6 Capanna Cognora, 1 Hochrappenkopf,<br />
7 Monte Pizzòcolo,<br />
4 Klobenstein,<br />
9 Sent. attr. Buzzati,<br />
teils schmale, steile<br />
Wanderwege<br />
einsame lange Skitour<br />
für Geübte<br />
leichte, aber lange<br />
Gipfelwanderung<br />
abwechslungsreiche<br />
Wanderung, viel Sonne<br />
anstrengende Tour mit<br />
viel Geröll im Anstieg<br />
3 Bojin Kuk, im<br />
Gipfelbereich leichter<br />
versicherter Steig<br />
GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />
Tourenart<br />
Schwierigkeit<br />
Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />
Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig
TIPP<br />
Allgäuer Alpen Hochrappenkopf (2425 m)<br />
1<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 40<br />
TIPP<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 40<br />
Auftakt zu einer großartigen Skidurchquerung<br />
Hier gibt es Bergeinsamkeit auch an schönen Winterwochenenden.<br />
Die lange Strecke wird zwar nur mit einer kurzen Abfahrt »belohnt«,<br />
deren Hänge aber meist besten Pulverschnee <strong>und</strong> der Hochrappenkopf<br />
selbst grandiose Aussichten bieten!<br />
1000 Hm | 6 Std.<br />
Skitouren-Ausrüstung plus<br />
Pickel <strong>und</strong> Steigeisen;<br />
Proviant für zwei Tage<br />
Talort: Holzgau (1084 m)<br />
Ausgangspunkt: Lechleiten/Holzgauer Haus (1539 m)<br />
Endpunkt: Rappenseehütte (2091 m)<br />
Anfahrt: Mit dem Zug nach Reutte <strong>und</strong> mit Bus 4268<br />
über Holzgau nach Lechleiten. Kfz-Benutzer lassen ihr<br />
Auto in Holzgau stehen. Taxitransfer nach Lechleiten<br />
40 Euro, Firma Feuerstein, Tel. 00 43/56 33/56 33<br />
Gehzeiten: Holzgauer Haus – Scharte östl. Biberkopf<br />
3 Std.; Scharte östl. Biberkopf – Hochrappenkopf<br />
1½ Std.; Hochrappenkopf – Rappenseehütte 1½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: März <strong>und</strong> April<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, BY 2 »Kleinwalsertal«<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Ferienregion<br />
Tiroler Lechtal, Tel. 00 43/56 34/53 15, www.lechtal.at<br />
Allgäuer Alpen Mädelegabel (2645 m)<br />
Auf den vierthöchsten Gipfel der Allgäuer Alpen<br />
Die Wintervariante des Heilbronner Höhenwegs ist eine landschaftlich einmalige Skidurchquerung,<br />
die erfahrene <strong>Bergsteiger</strong> unbedingt einmal in ihrem Skitouren-Leben gemacht haben sollten;<br />
zumal die Option einer Winterbesteigung der Mädelegabel wartet.<br />
1000 Hm | 7¼ Std.<br />
Skitouren-Ausrüstung plus<br />
Pickel <strong>und</strong> Steigeisen;<br />
Proviant für zwei Tage<br />
Talort: Holzgau (1084 m)<br />
Ausgangspunkt: Rappenseehütte (2091 m)<br />
Endpunkt: Holzgau (1084 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Von Holzgau mit Bus<br />
4268 nach Reutte <strong>und</strong> von dort wieder mit dem Zug<br />
Gehzeiten: Rappenseehütte – Kleine Steinscharte 2<br />
Std., Kleine Steinscharte – Skidepot Mädelgabel 2 Std.;<br />
Skidepot Mädelgabel – Mädelegabel – Skidepot Mädelgabel<br />
1¼ Std., Skidepot Mädelgabel – Holzgau 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: März <strong>und</strong> April<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, BY4 »Allgäuer Hochalpen«<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Ferienregion Tiroler<br />
Lechtal, Tel. 00 43/56 34/53 15, www.lechtal.at<br />
Hütte: Rappenseehütte (2091 m); nur im Sommer bewartet,<br />
Winterraum an der Rückseite des Nebengebäudes offen. Holz<strong>und</strong><br />
Gasherd vorhanden; www.rappenseehuette.de<br />
Charakter/Schwierigkeit: Noch eindrucksvollere, einsamere<br />
Berglandschaft als am Vortag. Für die Winter-Besteigung der<br />
Mädelegabel ist Trittsicherheit <strong>und</strong> Schwindelfreiheit erforderlich.<br />
Pickel <strong>und</strong> Steigeisen oft hilfreich. Abfahrt ins Schochenalptal<br />
erfordert Orientierungsvermögen.<br />
Hütte: Rappenseehütte (2091 m); nur im Sommer bewartet,<br />
Winterraum an der Rückseite des Nebengebäudes offen. Holz<strong>und</strong><br />
Gasherd vorhanden; www.rappenseehuette.de<br />
Charakter/Schwierigkeit: Großartige Skidurchquerung<br />
in wirklich einsamer Winter-Bergwelt. Absolut sichere Lawinenverhältnisse<br />
<strong>und</strong> eine solide Aufstiegs- <strong>und</strong> Abfahrtstechnik<br />
sind Pfl icht!<br />
2<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
TIPP<br />
Velebit Bojin Kuk (1110 m)<br />
3<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 22<br />
Eine Prise Abenteuer bei der Wegfindung<br />
Die bizarren Kalkfels-Formationen entlang des Aufstiegs auf den nordöstlichsten Gipfel im<br />
Nationalpark Paklenica regen die Phantasie an <strong>und</strong> machen Lust aufs Klettern. Auf den letzten<br />
seilversicherten Metern zum Gipfel muss man dann tatsächlich die Hände zu Hilfe nehmen.<br />
1120 Hm | → 10 km | 6½ Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Starigrad (809 m)<br />
Ausgangspunkt: Milovici (90 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: keine<br />
Gehzeiten: Milovici – Doline Veliki Vaganac – Prag –<br />
Jagin Kuk – Bojin Kuk 3½ Std. – Marasovici – Vaganac<br />
– Milovici 3 Std.<br />
Beste Jahreszeit: April bis Juni <strong>und</strong> Sept./Oktober<br />
Karte: Verlag Astroida, 1:25 000 »Paklenica planinarska<br />
karta«<br />
Führer: Reto Solèr, Natalie Stimac »Istrien mit Kvarner Bucht,<br />
Velebit <strong>und</strong> Plitvicer Seen«, Bergverlag Rother, 2012<br />
Informationen: Paklenica Nationalpark, Dr. Franje Tu mana<br />
14a, HR-23244 Starigrad, Tel. 00 385/23/3 69-1 55,<br />
www.paklenica.hr (englische Webseite)<br />
Einkehr: keine<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Die Wanderwege im Paklenica<br />
Nationalpark sind zwar mit Holztafeln beschildert <strong>und</strong> gut mit rotweißen<br />
Markierungen ausgestattet, aber meist sehr von Macchia<br />
eingewachsen <strong>und</strong> wenig begangen. Vorsicht vor Schlangen!<br />
Im Gipfelbereich leichte Kletterei an griffi gen Kalkfelsen, zuletzt<br />
mit Stahlseil versichert.<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen
TIPP<br />
Allgäuer Alpen Hochrappenkopf (2425 m)<br />
TIPP<br />
Wegverlauf: Man startet in Lechleiten am Holzgauer<br />
Haus. Kurz dahinter hält man sich halblinks (Wegweiser<br />
Schrofenjoch, Mindelheimer Hütte, Rappenseehütte) <strong>und</strong><br />
steigt über eine freie Wiese nach Nordwesten bergan. In<br />
derselben Richtung geht es parallel zu dem rechts aufragenden<br />
Felskamm zur Lechleitner Alm empor. Dahinter<br />
kurz abfahrend, dann fl ach <strong>und</strong> wieder ansteigend erreicht<br />
man eine wenig ausgeprägte Schulter. Nun ist der weitere<br />
Verlauf gut einsehbar: Man muss den rechten von zwei<br />
Satteln erreichen, die im Kammverlauf zwischen Biberkopf<br />
<strong>und</strong> Hochrappenkopf zu sehen sind.<br />
Man quert einen gewaltigen Nodwesthang leicht ansteigend,<br />
bis man einen wenig ausgeprägten Kessel erreicht.<br />
Hier hält man sich rechts, um eine deutlich sichtbare<br />
Steilrinne zu erreichen, durch die man je nach Können<br />
mit Ski oder zu Fuß zum Sattel aufsteigt. Auf der anderen<br />
Seite fährt man ganz kurz ab <strong>und</strong> quert gleich wieder nach<br />
links. Man umgeht somit einen breiten Felsaufschwung<br />
<strong>und</strong> erreicht bald den (oben angesprochenen anderen)<br />
Sattel. Der von hier aus sichtbare höchste Punkt ist aber<br />
nicht der Gipfel. Deswegen quert man weiter auf ungefähr<br />
Allgäuer Alpen Mädelegabel (2645 m)<br />
Wegverlauf: Von der Rappenseehütte steigt man über<br />
mäßig steile Hänge nach Osten zur Großen Steinscharte<br />
auf. Von hier aus ist die kleine Steinscharte bereits zu sehen,<br />
die es als nächstes zu erreichen gilt. Hierzu quert man<br />
in leichtem Auf <strong>und</strong> Ab einen großen Bergkessel genau zur<br />
gegenüberliegenden Seite, wo ein mäßig steiler Hang direkt<br />
zu einer markanten Rinne hinauf führt. Dort wo diese<br />
sich teilt, hält man sich rechts, um (meist zu Fuß) wieder<br />
eher nach links aufsteigend die Kleine Steinscharte zu<br />
erreichen. Dahinter fährt man ca. 200 Hm ab, fellt wieder<br />
an <strong>und</strong> steigt nach Nordosten auf einen breiten Geländeabsatz<br />
auf, der östlich des Steinschartenkopfes liegt. Von<br />
hier sieht man einen großen Bergkessel unter sich liegen,<br />
zu dessen Abfahrt es sich lohnt, einmal mehr abzufellen.<br />
Im Kessel angekommen geht man ein Stück lang parallel<br />
zu einer links liegenden Felswand nach Osten weiter <strong>und</strong><br />
hält sich sobald diese endet, wieder etwas nach links.<br />
Nun in angenehmer Steigung nach Nordosten ansteigend<br />
quert man parallel zum links aufragenden Allgäuer Hauptkamm<br />
zum Skidepot der Mädelegabel, das man zuletzt<br />
kurz abfahrend <strong>und</strong> dann wieder ansteigend erreicht.<br />
derselben Höhe (immer in Richtung Nordosten) eine breite, nach<br />
rechts abfallende Geländeterrasse (Achtung, unterhalb ist ein<br />
Felsabbruch) <strong>und</strong> gelangt somit in eine Mulde, von der aus das<br />
Gipfelkreuz halblinks schon zu sehen ist.<br />
Nach der Gipfelrast fährt man nach Osten ohne Orientierungsprobleme<br />
in den breiten Sattel zwischen Hochrappenkopf <strong>und</strong><br />
Rappenseekopf hinab, von wo aus w<strong>und</strong>erschöne Abfahrtshänge<br />
nach Norden hinab zum Rappensee führen. Hier wird noch einmal<br />
angefellt, um über leicht gewelltes Gelände <strong>und</strong> einen Rücken die<br />
Rappenseehütte zu erreichen.<br />
Michael Pröttel<br />
Der Gipfel wird zu Fuß erstiegen <strong>und</strong> ist zuletzt ausgesetzt.<br />
Für die unübersichtliche Abfahrt nach Holzgau ist es erfreulich,<br />
wenn bereits Spuren vorhanden sind, was bei günstigen Verhältnissen<br />
wahrscheinlich ist, da die Mädelegabel auch als Tagestour<br />
gemacht wird.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich hält man sich vom Skidepot aus gesehen rechts,<br />
um rechts eines Tälchens nach Süden abzufahren. Dort, wo das<br />
riesige freie Gelände etwas steiler wird, hält man sich wieder etwas<br />
links. Immer wieder fährt man an steilen Geländestufen vorbei.<br />
Weiter unten muss man gut aufpassen, da hier Felsabstürze<br />
lauern. Eine Möglichkeit ist: Man hält auf einen schmalen Absatz<br />
zu (hinter dem es steil bergab geht) <strong>und</strong> hält sich hier scharf nach<br />
rechts, um über ungefährliche Hänge den Talboden zu erreichen.<br />
Ab hier ist die Orientierung kein Problem mehr. Es geht immer<br />
dem Talweg folgend erst nach Osten <strong>und</strong> dann nach Süden weiter.<br />
Ein Stück lang muss man schieben, <strong>und</strong> ganz zum Schluss führt<br />
der Weg durch eine enge Schlucht, in der man kurz gut aufpassen<br />
muss, dass man nicht vom Weg abkommt. Michael Pröttel<br />
Die tief verschneite Rappenseehütte<br />
Schneemassen am Gipfel der Mädelegabel<br />
Foto: Michael Pröttel Foto: Michael Pröttel<br />
TIPP<br />
Velebit Bojin Kuk (1110 m)<br />
Aufstieg: Zwischen den wenigen Häusern des Weilers<br />
Milovici (90 m) auf einem alten Maultierpfad über Steintreppen<br />
bergan. Durch karstiges Gelände auf Pfad zu einem<br />
kleinen Sattel mit einer Marienstatue. Nach Durchquerung<br />
einer Mulde wird die Landschaft immer wilder:<br />
Macchia wuchert die Wege ein, die Kalkblöcke am Wegrand<br />
werden immer größer <strong>und</strong> Schwertlilien blühen in<br />
den wilden Wiesen. Früher war diese Ebene, die Doline Veliki<br />
Vaganc, eine Alm. Heute ist die Hütte von Büschen eingewachsen.<br />
An einer Wegkreuzung nach links <strong>und</strong> an einer<br />
niedrigen Steinmauer entlang. Allmählich steigt der Pfad<br />
wieder an, während der Bewuchs ringsum immer karger<br />
<strong>und</strong> schütterer wird. Bei einem kurzen Flachstück zweigt<br />
ein Pfad nach links zum Prag genannten Aussichtspunkt<br />
ab (lohnend!). Wieder zurück am Weg rechts an einer Felswand<br />
vorbei zu einem Sattel: Unter ihm liegt eine tiefe<br />
Wiesendoline mit der markanten, schneckenförmigen<br />
Felsgestalt des Jagin Kuk in der Mitte, dahinter erhebt sich<br />
das Felsmassiv des Bojin Kuk. Nach Durchquerung der<br />
Doline auf der anderen Seite wieder aufwärts bis zu einer<br />
Weggabelung, dort links weiter. Wenige Minuten später bei<br />
einer Gabelung erneut dem linken Weg ein kurzes Stück abwärts<br />
folgen, um schließlich unter der Südwand des Bojin Kuk über faszinierende<br />
Karstplatten mit skurrilen Rillen <strong>und</strong> Löchern zu einem<br />
Sattel zu queren. Der Abstecher zum Vorgipfel Kotao (1009 m)<br />
dauert nur wenige Minuten. Vom Sattel ist der Gipfel dank Drahtseil-Sicherungen<br />
<strong>und</strong> deutlicher Markierungen problemlos <strong>und</strong><br />
mit ein bisschen Kletterei (K2) auch leicht zu bewältigen. Nur bei<br />
Nässe können die schrägen Platten schnell zu einer Rutschpartie<br />
werden. Nach der Schlüsselstelle um ein ausgesetztes Eck wieder<br />
einfacheres Gelände <strong>und</strong> nach wenigen Minuten zum Gipfel.<br />
Abstieg: Zunächst zurück entlang der Drahtseile zum Sattel<br />
<strong>und</strong> weiter unter der Südwand bis zum Wegweiser Richtung Veliko<br />
Rujno <strong>und</strong> diesem zunächst leicht aufwärts folgen. Auf dem teils<br />
sehr eingewachsenen Pfad zwischen Büschen <strong>und</strong> über Felskanten<br />
zu einem Sattel <strong>und</strong> weiter zum breiten Schotterweg. Auf diesem<br />
eben nach Südosten bis zu einem Sattel, auf dem der breite<br />
Fahrweg nach rechts verlassen wird. Rote <strong>und</strong> rotweiße Markierungen<br />
leiten auf einem eingewachsenen, steilen Weg weiter.<br />
Vom halb verfallenen Almhaus in der Doline Veliki Vaganc geht es<br />
auf dem Anstiegsweg zurück zum Weiler Milovici.<br />
Dagmar Steigenberger<br />
Der Klettersteig am Gipfelaufbau des Bojin Kuk<br />
Foto: Dagmar Steigenberger
TIPP<br />
Südtirol Von Oberbozen nach Klobenstein<br />
4<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 22<br />
TIPP<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 22<br />
Sonnige Hänge mit Dolomitenblick<br />
Das Plateau des Ritten ist die traditionsreiche Sommerfrische der<br />
Bozner Bürger. Sonnenverwöhntes Südtiroler Bauernland mit schön<br />
gelegenen Höfen <strong>und</strong> Weilern <strong>und</strong> gemütlichen Buschenschänken<br />
lädt dort schon zeitig im Jahr zum Wandern ein.<br />
520 Hm | 4½ Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Bozen (266 m)<br />
Ausgangspunkt: Oberbozen (1221 m), Bergstation der<br />
Rittner Seilbahn<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn über den<br />
Brenner nach Bozen, Talstation in der Nähe des Bahnhofs<br />
Gehzeiten: Partschunerhof 1¼ Std., Rielinger 1¾ Std.;<br />
gesamt 4½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Frühjahr <strong>und</strong> Herbst<br />
Karten/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 034 »Bozen – Ritten«;<br />
Franziska Baumann »Bozen – Tor zu den Dolomiten«, Kompass<br />
Verlag, Innsbruck<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusverein Ritten, Dorfstr. 5,<br />
39054 Klobenstein, Tel. 00 39/04 71/35 61 00, www.ritten.com<br />
Einkehr: Buschenschänken Partschunerhof (Mittwoch Ruhetag)<br />
Tessiner Alpen Ponte Brolla – Gordevio (334 m)<br />
Almwanderung hoch über dem Lago Maggiore<br />
Die R<strong>und</strong>e verläuft weitgehend parallel mit dem untersten Abschnitt des Maggiatals. Auf ruhigen<br />
Wanderwegen geht es durch eine liebliche Landschaft, mit Edelkastanien, Almen, alten Steinbrücken<br />
<strong>und</strong> Kapellen. Im Sommer bietet es sich natürlich an, in der Maggia zu baden.<br />
480 Hm | 4 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Ponte Brolla (254 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz direkt neben der Bahnlinie<br />
(254 m) gegenüber dem Restaurant Centovalli in Ponte<br />
Brolla<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn- <strong>und</strong> Busverbindung<br />
von Locarno nach Ponte Brolla<br />
Gehzeiten: 2½ Std. Aufstieg bis zur Forcola, 1½ Std.<br />
Abstieg<br />
Beste Jahreszeit: ganzjährig<br />
Karten/Führer: Kümmerly + Frey 1:60 000 »Tessin Sopraceneri«;<br />
Andrea <strong>und</strong> Andreas Strauß »Tessin«, Rother<br />
Wanderbuch 2010<br />
Fremdenverkehrsamt: Ticino Turismo, Via Lugano 12, 6500<br />
Bellinzona, www.ticino.ch, Tel. 00 41/(0)91/8 25 70 56<br />
Einkehr: Da Rosy (ca. 590 m), am unteren Ende der Almsiedlung<br />
Streccia, geöffnet am Wochenende <strong>und</strong> an Feiertagen von<br />
Pfi ngsten bis Ende Oktober, Tel. 00 41/(0)79/4 44 31 10<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Der Übergang von Ponte<br />
Brolla ins Maggiatal verläuft auf alten Steinplattenwegen <strong>und</strong><br />
Almwegen. Er ist einfach <strong>und</strong> gut ausgeschildert. Im Vergleich mit<br />
einigen anderen Wanderungen r<strong>und</strong> um Locarno ist es hier vergleichsweise<br />
ruhig. Als Erweiterungsmöglichkeit kann man statt<br />
der Rückfahrt mit dem Bus auch zu Fuß gehen.<br />
<strong>und</strong> Rielinger (Montag Ruhetag), Gasthöfe in Oberbozen,<br />
Unterinn <strong>und</strong> Klobenstein<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Abwechslungsreiche Wanderung<br />
über aussichtsreiche Wiesenhänge <strong>und</strong> Obstfelder <strong>und</strong><br />
durch tief eingeschnittene waldige Bachgräben, Steige <strong>und</strong><br />
Fahrwege ohne Schwierigkeiten. Etwas steiler <strong>und</strong> der Sonne<br />
ausgesetzter Anstieg nach Klobenstein.<br />
5<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
TIPP<br />
Tessiner Alpen Capanna Cognora (1938 m)<br />
6<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 22<br />
Im obersten Verzascatal<br />
Von Sonogno wandert man auf flachem, bequemem Almweg ins Val Vegornèss. Der anspruchsvollere<br />
Teil der Wanderung ist der folgende Steilaufschwung in das Seitental, in dem die Capanna<br />
Cognora auf einer schönen Wiesenterrasse steht – der optimale Platz für ein paar ruhige Tage.<br />
1020 Hm | 6 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Sonogno (918 m)<br />
Ausgangspunkt: Großer Parkplatz (918 m),<br />
unmittelbar vor dem Ort Sonogno (Fahrverbot) rechts,<br />
gebührenpfl ichtig<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung durch<br />
das Verzascatal von Locarno<br />
Gehzeiten: 3½ Aufstieg, 2½ Std. Abstieg<br />
Beste Jahreszeit: Mai bis Oktober<br />
Karten/Führer: Kümmerly + Frey 1:60 000 »Tessin<br />
Sopraceneri«; Andrea <strong>und</strong> Andreas Strauß »Tessin«,<br />
Rother Wanderbuch 2010<br />
Fremdenverkehrsamt: Ticino Turismo, Via Lugano 12,<br />
6500 Bellinzona, www.ticino.ch, Tel. 00 41/(0)91/8 25 70 56<br />
Hütte: Die Capanna Cognora ist eine sehr gut ausgestattete<br />
Selbstversorgerhütte (Holz- <strong>und</strong> Gasherd, Spüle, Geschirr).<br />
Getränke vorhanden (Softdrinks, Bier <strong>und</strong> Wein). 18 Lager mit<br />
Matratzen <strong>und</strong> Decken. Tel. Hüttenwart: 00 41/79/4 00 71 81<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Während man im Haupttal auf<br />
einfachen Wegen unterwegs ist, erfolgt der Anstieg ins Seitental<br />
auf einem schmalen Wanderweg, der auf längeren Passagen sehr<br />
steil ist. Da einige Abschnitte recht ausgesetzt <strong>und</strong> nur provisorisch<br />
versichert sind, ist gute Trittsicherheit unbedingt nötig.<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen
TIPP<br />
Südtirol Von Oberbozen nach Klobenstein<br />
TIPP<br />
Route: Von der Bergstation der Seilbahn in Oberbozen<br />
folgt man dem Rittner Themenweg nach links über die<br />
Schienen der Rittnerbahn <strong>und</strong> geht auf einem Sträßchen<br />
unter der Seilbahn hindurch. Am Ende der Straße führt<br />
rechts ein alter Pfl asterweg durch den Wald bergab.<br />
Bereits nach wenigen Minuten zweigt man links auf einen<br />
Steig ab, der mit »Signat, Wolfsgruben« ausgeschildert ist.<br />
Man passiert die Gebäude des Lahnerhofs <strong>und</strong> hält sich<br />
bei einem Holzlagerplatz wiederum Richtung »Signat«<br />
rechts bergab. Der Steig verläuft an den waldigen Hängen<br />
oberhalb des Grabens des Rivelaunbachs entlang <strong>und</strong><br />
trifft auf eine Straße. Kurz da<strong>rauf</strong> könnte man rechts einen<br />
kurzen Abstecher in die Schlucht zu einigen Erdpyramiden<br />
unternehmen. Für den Weiterweg folgt man einem Forstweg<br />
links bergauf, biegt in einer Rechtskehre auf einen<br />
Pfad ein <strong>und</strong> erreicht den Partschunerhof mit schönem<br />
Garten <strong>und</strong> Blick auf Rosengarten <strong>und</strong> Latemar. Man<br />
ist nun auf dem Keschtnweg unterwegs, der über dem<br />
Eisacktal von Brixen bis Bozen führt. Er verläuft ostwärts<br />
über steile, sonnige Hänge <strong>und</strong> an einigen Höfen vorbei<br />
zur Ortschaft Unterinn. Im Dorfzentrum zweigt man vor der<br />
Tessiner Alpen Ponte Brolla – Gordevio (627 m)<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz geht man zurück über den<br />
Bahnübergang <strong>und</strong> entlang der Straße nach Tegna<br />
(255 m), bis auf Höhe der Kirche. Hier wandert man<br />
rechts eine schöne Gasse hinauf (Wanderwegweiser<br />
Sta. Anna) <strong>und</strong> schon bald über eine Fahrstraße hinweg<br />
weiter auf einem Plattenweg aufwärts bis zu einer Verzweigung<br />
bei einer Kapelle (Selva Piana, 350 m). Man<br />
biegt links ab <strong>und</strong> steigt durch den Kastanienwald weiter<br />
auf, wobei schon bald ein Waal überquert wird. Weiter<br />
mit schönem Blick auf Ponte Brolla <strong>und</strong> die Maggia-<br />
Mündung bis zur Kirche Sta. Anna (486 m). In gerader<br />
Richtung geht es fl ach weiter, bis es rechtshaltend<br />
bergauf geht Richtung Dunzio. Nach einer sehr schönen<br />
Steinbrücke hält man sich erneut rechts <strong>und</strong> über<br />
Wiesengelände mit vielen Rustici weiter aufwärts bis zur<br />
Almsiedlung Streccia (627 m). Hier führt der Weg nach<br />
rechts <strong>und</strong> wenige Meter später in einem kleinen Sattel<br />
links hinab nach Dunzio (528 m). Dort geht es auf der<br />
Fahrtstraße Richtung Aurigeno vorwiegend höhengleich<br />
<strong>und</strong> zum Schluss steigend zur Forcola di Dunzio (627 m).<br />
Abstieg: Die erste Serpentine nach der Forcola steigt<br />
Kirche links in den Huberweg ein, wandert aus dem Ort <strong>und</strong> in den<br />
Graben des Gastererbach hinunter, wo ebenfalls einige Erdpyramiden<br />
zu sehen sind. Anschließend geht man das Rösslerbachtal<br />
aus, über dem die Burgruine Stein thront, trifft oberhalb des<br />
Gemäuers auf Weg Nr. 11 <strong>und</strong> gelangt kurz da<strong>rauf</strong> rechts zum beliebten<br />
Buschenschank Rielinger. Nun beginnt der Anstieg nach<br />
Klobenstein. Er führt durch den Weiler Leitach <strong>und</strong> auf einem<br />
Pfl asterweg nach Siffi an hinauf. Dort geht es bei einem großen<br />
Kruzifi x nach rechts <strong>und</strong> ziemlich steil nach Klobenstein. Im Ort<br />
hält man sich links zur Kirche <strong>und</strong> anschließend rechts hinauf zur<br />
Hauptstraße. Links kommt man zum Bahnhof <strong>und</strong> fährt entweder<br />
mit der Rittnerbahn zurück nach Oberbozen oder mit dem Bus<br />
direkt nach Bozen.<br />
Franziska Baumann<br />
man kurz auf der Straße hinab <strong>und</strong> rechts auf einem Wanderweg<br />
weiter, dabei hält man sich an einer Verzweigung links Richtung<br />
Aurigeno, an der Kirche Oratorio del Carmelo vorbei, bis man<br />
– wieder auf der Fahrstraße – einen Bach überquert <strong>und</strong> sich<br />
Richtung Ronchini hält. Schon nach kurzem rechts einen Hohlweg<br />
hinab (Schild Sentiero), dem Linksknick folgend <strong>und</strong> am<br />
Hochufer der Maggia fl ussaufwärts, über eine Hängebrücke auf<br />
die andere Flussseite <strong>und</strong> durch die Maggia-Auen fl ußabwärts<br />
nach Gordevio. Hier wandert man hinauf zur Hauptstraße <strong>und</strong><br />
entweder rechts zur Bushaltestelle oder geradeaus hinauf in<br />
den sehenswerten Ort. Zurück nach Ponte Brolla mit dem Bus<br />
(stündlich 12:19, 13:19 Uhr etc.).<br />
Andrea Strauß<br />
Gemütliche Einkehr im Rielinger Hof<br />
Aufstieg über einen Plattenweg<br />
Foto: Andreas Strauß Foto: Franziska Baumann<br />
TIPP<br />
Tessiner Alpen Capanna Cognora (1938 m)<br />
Aufstieg: Vom hintersten Ende des Parkplatzes wandert<br />
man in Anfahrtsrichtung auf der gesperrten Fahrstraße<br />
taleinwärts <strong>und</strong> nach der Rustici-Siedlung Secada<br />
(992 m) über die Brücke auf die rechte Bachseite. Nun<br />
geht es auf der unbefestigten Straße an der Almsiedlung<br />
Vald (1027 m) vorbei, bis noch vor der Almsiedlung Cabioi<br />
(1079 m) auf ca. 1070 m der Weg zur Capanna Cognora<br />
nach rechts beschildert abzweigt. Der Pfad leitet uns<br />
rechts des Bachlaufs nur ein sehr kurzes Stück in Richtung<br />
auf die hohen Wasserfallstufen zu <strong>und</strong> quert schon bei<br />
der ersten, kleinen felsigen Stufe auf die linke Bachseite.<br />
Dort steigt er zu einem riesigen Felsen <strong>und</strong> weiter mit einer<br />
Reihe von Treppenstufen hinauf zum Waldrand, wo noch<br />
ein letztes Rustico steht. Wir steigen den Serpentinen<br />
folgend durch den Buchenwald hinauf bis zu riesigen Felsabbrüchen,<br />
unter denen der Weg waagrecht nach rechts<br />
ausquert <strong>und</strong> ausgesetzt durch eine steile Plattenzone zum<br />
Bachlauf führt. Über eine kleine Holzbrücke (ca. 1320 m)<br />
wechseln wir auf die rechte Bachseite. Weiter steigen wir<br />
am Rücken rechts des Baches sehr steil <strong>und</strong> auf Abschnitten<br />
recht ausgesetzt hinauf. Dabei sehen wir immer wieder<br />
in die wild in die Felswand eingeschnittene Schlucht zur Linken<br />
<strong>und</strong> auch in die kaum weniger eindrucksvolle Schlucht rechts<br />
des Rückens. Nach vielen Serpentinen gelangen wir unter einen<br />
Felsabbruch (ca. 1670 m), unter dem der Hüttenweg nach links<br />
ausweicht <strong>und</strong> im allmählich lichter werdenden Lärchenwald<br />
in eine breite Karschüssel leitet. Über das stark mit Gras <strong>und</strong><br />
Grünerlen bewachsene Kar steigen wir in einigen Serpentinen auf,<br />
bis der Weg sich allmählich nach rechts wendet <strong>und</strong> nach einem<br />
Schräganstieg rechts hinaus hinter einem Grasrücken unvermittelt<br />
die Capanna Cognora (1938 m) steht.<br />
Abstieg: Wie Aufstieg.<br />
Andrea Strauß<br />
Im hintersten Verzascatal<br />
Foto: Andreas Strauß
TIPP<br />
Gardaseeberge Monte Pizzòcolo (1581 m)<br />
7<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 22<br />
TIPP<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 44<br />
Der Wetterberg am Alpenrand<br />
Aufgr<strong>und</strong> seiner Alpenrandlage gilt der Pizzòcolo als besonders dankbare Aussichtswarte: freie<br />
Sicht bis zum Apennin! Noch spektakulärer sind die Tiefblicke auf den See. Bei den Einheimischen<br />
gilt er als Wetterzeiger, hängt bei Südwind doch gleich ein (Wolken-)Fähnchen an seinem Gipfel.<br />
1240 Hm | 6½ Std.<br />
normale Wanderausrüstung;<br />
evtl. Teleskopstöcke<br />
Talort: Toscolano-Maderno (78 m)<br />
Ausgangspunkt: Sanico (339 m), Weiler oberhalb von<br />
Toscolano-Maderno<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbus am Westufer<br />
des Gardasees<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3¾ Std., Abstieg 2¾ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Frühling <strong>und</strong> Herbst bis zum ersten<br />
Schneefall. Im Sommer zu heiß, Gewittergefahr<br />
Karte/Führer: Kompass 1:25 000, Blatt 694 »Parco<br />
Dolomiten Via ferrata Attilio Tissi<br />
Alto Garda Bresciano«. Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner<br />
»Die schönsten Wanderungen – Gardasee«, Athesia Verlag, Bozen<br />
Fremdenverkehrsamt: Via Sacerdoti, I-25088 Toscolano-<br />
Maderno; Tel. 00 39/(0)3 65/54 60 83<br />
Hütte: Selbstversorgerhütte unterm Gipfel, stets offen<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Leichte, aber ziemlich lange<br />
Gipfeltour, teilweise auf Straßen <strong>und</strong> Fahrwegen. Im Frühling<br />
herrliche Flora, großes Panorama vom Gipfel.<br />
Steile Route auf die Civetta<br />
Mit Baujahr 1938 ist die »Via ferrata Tissi« ein echter Klassiker, sie wurde früh als einer der schwierigsten<br />
Klettersteige der Dolomiten geadelt, ihr verwegener Verlauf gerühmt. Später wurde die<br />
»Tissi« wegen zunehmender Steinschlaggefahr gesperrt, was eine Neutrassierung zur Folge hatte.<br />
1600 Hm | 8¾ Std.<br />
K 4–5; komplette Klettersteigausrüstung,<br />
Helm<br />
Talort: Ágordo (610 m), Städtchen im Cordévoletal<br />
Ausgangspunkt: Malga della Grava (1627 m); Anfahrt<br />
über die Passo-Duràn-Straße, Abzweigung der Almstraße<br />
hinter Chiesa. Kleiner Parkplatz oberhalb der Almhütte<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Nur bis Ágordo, kein Bus<br />
über den Passo Duràn<br />
Gehzeiten: Malga della Grava – Forcella delle Sasse –<br />
Einstieg 3 Std., »Ferrata Tissi« – Rifugio Torrani 1½ Std.,<br />
Rifugio Torrani – Civetta ¾ Std., Abstieg 3½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis zum ersten Schnee im Herbst<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 025 »Dolomiti di Zoldo,<br />
Cadorine e Agordine«. Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner »Top-<br />
Klettersteige Dolomiten«, Bruckmann Verlag, München<br />
Fremdenverkehrsamt: Uffi cio Turistico, Via XXVII Aprile 5/A,<br />
I-32021 Ágordo; Tel. 00 39/(0)4 37/6 21 05, www.infodolomiti.it<br />
Hütte: Rifugio Torrani (2984 m), Anfang Juli bis Mitte September;<br />
Tel. 04 37/78 91 50<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Nach der Neutrassierung<br />
verläuft die Ferrata jetzt durch die Westfl anke der Cima di Tomè,<br />
ist nicht mehr ganz so spektakulär, aber teilweise sehr ausgesetzt.<br />
Sparsam gesicherte Route, die über Felsbänder <strong>und</strong> Aufschwünge<br />
verläuft. Mit Besteigung des Civetta-Gipfels ein knackiges Tagespensum,<br />
deshalb Übernachtung auf der Torrani-Hütte ratsam. Im<br />
Frühsommer muss man in schattigen Winkeln mit Hartschneeresten<br />
rechnen (Steigeisen, Pickel).<br />
8<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
TIPP<br />
Dolomiten Sentiero attrezzato Dino Buzzati (Cima della Stanga, 2550 m)<br />
9<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 44<br />
Was für eine fantastische Felskulisse!<br />
Die R<strong>und</strong>e im Südwesten der Pala führt ganz nahe an das Vorzeige-Felsduo Cima della Madonna –<br />
Sass Maor heran. Diese sind aber nur zwei von unzähligen Felszähnen, die dem Hauptkamm dieses<br />
Dolomitenmassivs entragen. Ein fantastisches Schauerlebnis mit längeren gesicherten Passagen.<br />
1300 Hm | 7½ Std.<br />
K 2–3; komplette Klettersteigausrüstung,<br />
Helm<br />
Talort: Fiera di Primiero (713 m), Städtchen am Fuß des<br />
Rollepasses<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz (1326 m) wenig<br />
unterhalb der Prati Fosne<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Nur bis Fiera di Primiero<br />
bzw. Tonadico<br />
Gehzeiten: Parkplatz – »Sentiero Buzzati« – Cima della<br />
Stanga – Rifugio Velo della Madonna 4½ Std., Rifugio<br />
Velo della Madonna – »Sentiero Depaoli« – Parkplatz 3 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis zum ersten Schnee im Herbst<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 022 »Pale di San<br />
Martino«. Eugen E. Hüsler »Leichte Klettersteige Dolomiten«,<br />
Bruckmann Verlag, München<br />
Fremdenverkehrsamt: APT San Martino di Castrozza,<br />
Passo Rolle, Primiero e Vanoi, Via Passo Rolle 165,<br />
I-38054 San Martino di Castrozza; Tel. 00 39/(0)4 39/76 88 67,<br />
www.sanmartino.com<br />
Hütte: Rif. Velo della Madonna (2358 m), 20. Juni bis 20. September;<br />
Tel. 04 39/76 87 31, www.rifugiovelodellamadonna.it<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Recht anstrengende Tour mit<br />
kräftezehrendem Anstieg (Geröll). Die Klettersteigpassagen sind<br />
nur mäßig schwierig, der Durchschlupf am Cimerlo ist mit dem<br />
Rucksack am Rücken nicht zu schaffen.<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen
TIPP<br />
Gardaseeberge Monte Pizzòcolo (1581 m)<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Der Aufstieg beginnt auf einer Straße, führt<br />
teilweise im Wald über einige Schleifen bergan. Vom Croce<br />
di Ortello (625 m) genießt man einen stimmungsvollen<br />
Blick auf den südlichen Gardasee. Nach einem kurzen<br />
Flachstück zweigt bei den Häusern von Ortello (755 m)<br />
rechts ein Fahrweg ab (Schild »Malga Valle – Pizzòcolo«).<br />
Er steigt kräftig an, mündet dann ins Valle della Prera.<br />
In lichtem Wald geht’s bergan zur verlassenen Malga<br />
Valle (1337 m). Eine Viertelst<strong>und</strong>e höher stößt man auf<br />
den breiten Kriegsweg, der vom Passo dello Spino he<strong>rauf</strong>kommt<br />
<strong>und</strong> in angenehmer Steigung – vorbei an der<br />
Selbstversorgerhütte Due Aceri (1530 m) – zum Gipfel mit<br />
Kreuz <strong>und</strong> einer originellen Kapelle führt.<br />
Abstieg: Der Abstieg ist zunächst eine Höhenwanderung,<br />
folgt dem langgestreckten Westkamm des Bergstocks, mit<br />
einer kleinen Gegensteigung am Dosso le Prade (1511 m),<br />
bevor er sich zu den Blumenwiesen von Prade senkt. Hier<br />
verzweigt sich der Weg (1352 m; Tafeln); man hält sich links<br />
(rechts zum Rifugio Pirlo) <strong>und</strong> spaziert im Abwärtsgang an<br />
dem breiten Grasrücken entlang, mit freier Sicht auf das untere<br />
Becken des Gardasees. An der 1200-Meter-Höhenkote<br />
Dolomiten Via ferrata Attilio Tissi<br />
Zustieg: Von der Malga della Grava (1627 m) auf<br />
Sandsträßchen über ein paar Schleifen in die Forcella<br />
della Grava (1784 m) <strong>und</strong> weiter zur Materialseilbahn<br />
(1808 m) der Torrani-Hütte. Hier gabelt sich der Weg,<br />
beginnt der Aufstieg zur Forcella delle Sasse (2476 m).<br />
Auf zunächst noch ordentlichem Weg zwischen den Ausläufern<br />
der Civetta Bassa <strong>und</strong> der Cima della Moiazzetta<br />
della Grava bergan. In Geröll bergwärts – ein ziemlicher<br />
Schinder. Aus der Scharte auf Spur rechts unter den<br />
Felsen erst fl ach, dann nochmals ansteigend zum Beginn<br />
der Ferrata (2620 m; rotes Viereck).<br />
Via ferrata Tissi: Der Klettersteig startet mit einer seilgesicherten,<br />
kurzen Wandstufe, dann auf Spur über Geröll<br />
zum Beginn einer markanten, extrem steilen Felsrampe.<br />
Am straff gespannten Drahtseil (einige künstliche<br />
Tritte) aufwärts zu einem kleinen Überhang. Anschließend<br />
vorübergehend leichter, das Gelände ist angenehm<br />
gestuft. Zwei Steilaufschwünge höher in der<br />
Wand verlangen nochmals vollen Einsatz, dann steht<br />
man unter einer schwarzen, oft feuchten Mauer – Ende<br />
der Hauptschwierigkeiten. Die Fortsetzung der »Tissi«<br />
mündet der Pfad auf eine breite Fahrspur. Sie zieht, das oberste<br />
Valle Poiano querend, in einem weiten Bogen hinunter zu der<br />
malerischen Häusergruppe von Sant’Urbano (872 m). Weiter auf<br />
der Straße zu den Häusern von Ortello <strong>und</strong> auf dem Hinweg zurück<br />
nach Sanico.Eugen E. Hüsler<br />
Der Gipfelzeiger am Monte Pizzòcolo<br />
gibt Auskunft über die umliegenden Berge.<br />
folgt einem Bändersystem, teilweise noch mit Drahtseilsicherungen,<br />
bis in den Geröllkessel unterhalb des Pian di Tenda<br />
(Ausstieg 2880 m). Über Schnee oder links davon (Spur) hinauf<br />
zu dem Sattel <strong>und</strong> links weiter zum Rifugio Torrani.<br />
Zum Gipfel: Rechts neben der Hütte leiten Drahtseile über<br />
gestufte Felsen auf den Trümmerhang. Spuren, Farbkleckse<br />
<strong>und</strong> Steinmännchen weisen den Weg durch die Geröllfl anke.<br />
Ein paar kleine Felsstufen sind zu überklettern (I), dann steht<br />
man am Gipfel der Civetta (3220 m).<br />
Abstieg: Zunächst zurück zum Rifugio Torrani, dann links weiter<br />
hinunter in ein Hochkar. Über eine schier endlose Abfolge<br />
von Felsstufen (bis in den Hochsommer Schneefl ecken), ordentlich<br />
markiert <strong>und</strong> teilweise gesichert hinab durch das steinerne<br />
Labyrinth. Am Ausgang des Kars leiten Markierungen<br />
nach rechts auf ein abschüssiges, aber gesichertes Band<br />
(»Passo Grünwald«). Plattige Felsen <strong>und</strong> eine steile Rinne verlangen<br />
weiter konzentriertes Gehen bis zu einem mächtigen<br />
Geröllhang. Man rutscht weiter ab, bis der Untergr<strong>und</strong> stabiler<br />
<strong>und</strong> die Andeutung eines Weges sichtbar wird. Oberhalb der<br />
Forcella della Grava (1784 m) taucht man ein in den Wald, an<br />
der gleichnamigen Alm endet die Tour. Eugen E. Hüsler<br />
Der Autor an der »Tissi«<br />
Foto: Manfred Kostner Foto: Eugen E. Hüsler<br />
TIPP<br />
Dolomiten Sentiero attrezzato Dino Buzzati (Cima della Stanga, 2550 m)<br />
Sentiero attrezzato Dino Buzzati: Die R<strong>und</strong>e beginnt<br />
auf der Almstraße, die in einigen Schleifen ansteigt,<br />
dann biegt man ein in den »Sentiero Buzzati« (Hinweis).<br />
Er quert im Wald nach rechts zum Ansatzpunkt jenes markanten<br />
Geröllstroms, der vom Cimerlo herabzieht. Rechts<br />
davon leitet die Spur in steilem Zickzack bergan. Ein<br />
schweißtreibender Anstieg, doch entschädigt die Kulisse<br />
mit ihren fantastisch geformten Zinnen, den bizarren Nadeln<br />
<strong>und</strong> Türmen für die Mühen: ein steinerner Märchenwald.<br />
Nach gut zwei St<strong>und</strong>en bekommt man das erste<br />
Drahtseil zu fassen; wenig höher folgt dann bereits die<br />
Schlüsselstelle der Route: ein tiefer, gerade einen halben<br />
Meter breiter Felsspalt, dem man über zwei Leitern entsteigt.<br />
Nach dem kleinen Abstecher ins Berginnere gewinnt<br />
der Steig an der Ostfl anke des Cimerlo (2503 m)<br />
weiter an Höhe; der Gipfel bleibt allerdings links. Man<br />
krabbelt durch ein enges Felsloch <strong>und</strong> folgt dann dem<br />
Grat – den Torre Moser umgehend – hinüber zur Cima della<br />
Stanga (2550 m). Rechts geht der »Sentiero Cacciatore«<br />
ab (Hinweis); nach kurzem Gegenanstieg steht man am<br />
Gipfelgrat, wird der Blick frei auf Cima della Madonna <strong>und</strong><br />
Sass Maor. Eine Geröllspur leitet nordseitig hinunter zum Rifugio<br />
Velo della Madonna (2358 m) am Fuß der in Kletterkreisen legendären<br />
Schleierkante.<br />
Sentiero Camillo Depaoli: Knapp unterhalb der Hütte zweigt<br />
der »Sentiero Depaoli« vom Hüttenzustieg links ab. Er läuft zunächst<br />
am Hang fl ach hinaus auf einem grünen Rücken (2263 m).<br />
Unmittelbar an der Geländekante beginnen die Drahtseilsicherungen.<br />
Knapp h<strong>und</strong>ert Höhenmeter steigt man im Bereich einer<br />
seichten Rinne, teilweise über gestufte Felsen, ab gegen das Val<br />
Cismon. Dann wendet sich der »Sentiero Depaoli« nach links <strong>und</strong><br />
quert die steinigen Almböden; im Vorblick hat man die Zacken<br />
<strong>und</strong> Nadeln der Cimerlo-Westfl anke. Die wachsen beim weiteren<br />
Abstieg, der wiederholt von fl achen Abschnitten unterbrochen<br />
wird, immer höher in den Himmel. Der schmale Weg passiert die<br />
wilde Klamm über dem Val Fazane, quert dann – wieder die Höhe<br />
haltend – mehrere Geröllreißen <strong>und</strong> steigt erst ganz zuletzt im<br />
Wald ab zur Forcella Col dei Cistri (1555 m). Hier biegt man ein in<br />
die Sandstraße, die aus dem Val Canali he<strong>rauf</strong>kommt <strong>und</strong> wandert<br />
auf ihr zurück zum Parkplatz.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Oberhalb des Rifugio Velo della Madonna<br />
Foto: Eugen E. Hüsler
TIPP<br />
Mangfallgebirge Schreckenkopf (1316 m)<br />
10<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 66<br />
TIPP<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 66<br />
Idealskitour für Kinder am Sudelfeld<br />
Die Route auf den Schreckenkopf ist eine w<strong>und</strong>erschöne kurze Spritztour über überwiegend freie<br />
bzw. licht bewaldete Hänge. Zwei Aufstiegs- bzw. Abfahrtsvarianten gibt es, wobei die geschützte<br />
Mulde auf der Rückseite meist den deutlich besseren Schnee aufweist.<br />
300 Hm | 1 Std.<br />
normale<br />
Skitourenausrüstung<br />
Talort: Bayrischzell (800 m)<br />
Ausgangspunkt: Sudelfeld, großer Parkplatz bei der<br />
Arzbachbrücke (990 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bayerischen<br />
Oberlandbahn (BOB) nach Bayrischzell, dann weiter mit<br />
dem Skibus zum Sudelfeld<br />
Gehzeit: 1 Std., mit Kindern 1½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Je nach Schneelage den ganzen<br />
Winter über<br />
Chiemgauer Alpen Erlbergkopf (1134 m)<br />
Karten/Führer: Bayerisches Landesvermessungsamt<br />
1:50 000, UK50-53 »Mangfallgebirge«;<br />
B. Ziegler »Skitouren mit Kindern«, tourentipp Verlag<br />
Fremdenverkehrsamt: Bayrischzell, Tel. 00 49/(0)80 23/<br />
6 48, www.bayrischzell.de<br />
Einkehr: Gasthäuser in Bayrischzell sowie Gasthaus Tatzelwurm<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Harmlose, kurze, jedoch<br />
w<strong>und</strong>erschöne kleine Skitour, die für Kinder sehr gut geeignet ist.<br />
Langweilige Forstwege werden hier zur Gänze vermieden, <strong>und</strong> die<br />
Route ist durchwegs nur mäßig steil. Bei kindgerechter Spuranlage<br />
kann man Spitzkehren völlig vermeiden.<br />
Gipfel mit Chiemseeblick <strong>und</strong> drei Abfahrtsvarianten<br />
Eine ruhige Familientour im Schatten der Kampenwand – das ist die Skiroute auf den Erlbergkopf,<br />
die man auch als kleine Reibn gestalten kann. Die Wahl der Abfahrtsroute kann idealerweise dem<br />
Können <strong>und</strong> Alter der Kinder angepasst werden.<br />
310 + 130 Hm | 1½ + ½ Std.<br />
normale<br />
Skitourenausrüstung<br />
Talort: Aschau im Chiemgau (815 m)<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Aigen (830 m)<br />
bei Hintergschwendt, südlich von Bernau am Chiemsee<br />
bzw. östlich von Aschau<br />
Öffentliche Verkehrmittel: Mit der Bahn nach Aschau<br />
im Chiemgau<br />
Gehzeiten: Mit Kindern ca. 1½ Std. zum Gipfel;<br />
Gegenanstieg Erlbergalm – Schwarzenberg-Sattel<br />
ca. ½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Je nach Schneelage den ganzen Winter über<br />
Karten/Führer: AV-Karte 1:25 000, Blatt BY17 »Chiemgauer<br />
Alpen West«; B. Ziegler »Skitouren mit Kindern«, tourentipp Verlag<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourist Info/Kurverwaltung Bernau am<br />
Chiemsee; Tel. 00 49/(0) 80 51/98 68-0,<br />
www.bernau-am-chiemsee.de<br />
Einkehr: Unweit des Ausgangspunktes befi ndet sich der Berggasthof<br />
Seiserhof; Infos unter www.seiserhof.de<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Ruhige Familienskitour über<br />
einen schönen, nicht zu steilen Waldweg <strong>und</strong> einen herrlichen<br />
freien Südhang. Die Abfahrt über die Vockalm ist die anspruchsvollste<br />
von den hier genannten. Hier sollten die Kinder schon<br />
Übung haben im Geländefahren.<br />
11<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
TIPP<br />
Allgäuer Alpen Großer Ochsenkopf (1662 m)<br />
12<br />
Sonnenhang über dem Berghaus Schwaben<br />
Diese für Kinder ideale Skitour mit Lifthilfe führt über einen<br />
präparierten Winterwanderweg <strong>und</strong> einen tollen, mäßig steilen<br />
Gipfelhang. Nach dem Ausflug ins »wilde« Gelände folgt eine lange<br />
Talabfahrt über die Piste.<br />
300 Hm | 1½ Std.<br />
normale<br />
Skitourenausrüstung<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2014 – Seite 66<br />
Talort: Fischen im Allgäu (761 m)<br />
Ausgangspunkt: Talstation der Hörnerbahn (941 m) in<br />
Bolsterlang bei Fischen<br />
Öffentliche Verkehrmittel: Mit der Bahn nach Fischen<br />
i. Allgäu. Von hier Busverbindung nach Bolsterlang.<br />
Preise <strong>und</strong> Betriebszeiten der Hörnerbahn unter<br />
www.hoernerbahn.de<br />
Gehzeiten: Mit Kindern ca. 1 Std. zum Gipfel; für den Gegenanstieg<br />
beim Rückweg sollte man ½ Std. einplanen.<br />
Beste Jahreszeit: Je nach Schneelage den ganzen Winter über<br />
Karten/Führer: BLVA 1:50 000, UK L8 »Allgäuer Alpen«;<br />
B. Ziegler »Skitouren mit Kindern«, tourentipp Verlag<br />
Fremdenverkehrsamt: Bolsterlang, Tel. 00 49/(0)83 26/<br />
83 14, www.bolsterlang.de<br />
Einkehr: Berghaus Schwaben (1500 m), Übernachtung<br />
im Zimmer oder Lager nach Voranmeldung, Tel. 00 49/<br />
(0)83 26/4 38<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Leichte Route über einen<br />
präparierten Winterwanderweg <strong>und</strong> einen w<strong>und</strong>erschönen,<br />
mäßig steilen sonnseitigen Gipfelhang. Daher ist die Tour am<br />
schönsten bei lockerem, schnellem Neuschnee.
TIPP<br />
Mangfallgebirge Schreckenkopf (1316 m)<br />
Aufstieg: 1. Durch die Westmulde (windgeschützt, meist<br />
besserer Schnee): Vom Parkplatz ein paar Meter auf der<br />
Straße zurück Richtung Brücke. Direkt vor ihr beginnt ein<br />
breiter Wirtschaftsweg ins Arzbachtal, dem man ca. 200 m<br />
folgt. Erst nach einem Bachgraben verlässt man den<br />
Weg nach rechts <strong>und</strong> spurt über sanfte, licht bewaldete<br />
Hänge in nordöstliche Gr<strong>und</strong>richtung. Auf ca. 1120 m<br />
hält man sich dann genau nach Osten <strong>und</strong> zielt in den<br />
Sattel zwischen Schreckenkopf im Süden <strong>und</strong> Dümpfel<br />
im Norden. Aus dem Sattel nach rechts (Süden) durch<br />
lichten Wald hinauf zum Westrücken des Schreckenkopf.<br />
Über den Rücken nach Osten zum Gipfel beim Zaun (mit<br />
Miniaturkreuz).<br />
2. Über den Westrücken (sonnig, aber oft abgeblasen):<br />
Vom Parkplatz ein paar Meter auf der Straße zurück<br />
Richtung Brücke. Direkt vor ihr beginnt ein breiter Wirtschaftsweg<br />
ins Arzbachtal. Durch die Schranke, dann<br />
gleich rechts (Osten) zum Fuß des anfangs ganz sanften<br />
Rückens, welcher sich bis zum Gipfel hinaufzieht. Über<br />
den zunehmend ausgeprägten <strong>und</strong> steiler werdenden<br />
Rücken hinauf nach Nordosten bis zu seiner Westschulter<br />
<strong>und</strong> über den Kamm nach Osten zum Gipfel.<br />
Abfahrt: Auf einer der beschriebenen Anstiegsrouten; wobei<br />
Variante (2), mit einer kurzen Nordabfahrt durch lichten Wald<br />
zum Sattel <strong>und</strong> durch die geschützte Westmulde, meist besseren<br />
Schnee aufweist.<br />
Bernhard Ziegler<br />
Flache, bewaldete Hänge kennzeichnen<br />
das Sudelfeldgebiet.<br />
Foto: Bernhard Ziegler<br />
TIPP<br />
Chiemgauer Alpen Erlbergkopf (1134 m)<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz nach Osten dem Wegweiser zur<br />
Wolfsschlucht <strong>und</strong> zur Schmiedalm folgend. An Wiesen<br />
<strong>und</strong> einem Hof vorbei führt die Straße fl ach in den Wald,<br />
wo man (kurz bevor die Straße eine Kehre vollzieht) bei<br />
einer Gabelung (Ww. Gedererwand) nach rechts oben<br />
abzweigt <strong>und</strong> nun auf einem breiten Wanderweg durch<br />
den Wald ansteigt. Die Abzweigung zur Wasserfassung<br />
lässt man links liegen <strong>und</strong> spurt hinauf bis zu einer querlaufenden<br />
Forststraße. Auf ihr ca. 200 m nach links, dann<br />
verlässt man die Straße nach links zum Almgelände bei<br />
der Schmiedalm. Parallel zu einem Zaun wandert man auf<br />
den Bergfuß zu, dann dreht man nach rechts ein <strong>und</strong> quert<br />
den schönen Südhang immer leicht ansteigend empor.<br />
Am Ende direkt nach Norden auf den Gipfel mit seinem<br />
kleinen Kreuz zu.<br />
Abfahrt: 1. Auf dem Anstiegsweg.<br />
2. Vom Gipfel nach Norden in den weiten Sattel zwischen<br />
dem bewaldeten Schwarzenberg <strong>und</strong> dem Erlbergkopf.<br />
Hier dreht man nach links (Westen) ein <strong>und</strong> fährt über<br />
die Vockalm (974 m) hinunter, bis man am Waldrand auf<br />
einen Forstweg trifft. Auf ihm ca. 300 m leicht abwärts, bis<br />
man nach einem minimalen Gegenanstieg auf die Anstiegsroute<br />
trifft.<br />
3. Schönste <strong>und</strong> längste Variante: Vom Gipfel nach Osten über einen<br />
150 Hm langen, w<strong>und</strong>erschönen Idealhang hinunter zur vom<br />
Gipfel sichtbaren Erlbergalm (994 m). Hier wird wieder angefellt<br />
<strong>und</strong> zum Sattel zwischen Erlbergkopf <strong>und</strong> Schwarzenberg aufgestiegen.<br />
Weiter wie unter (2.) beschrieben. Bernhard Ziegler<br />
Aufstieg zum Erlbergkopf<br />
Foto: Bernhard Ziegler<br />
TIPP<br />
Allgäuer Alpen Großer Ochsenkopf (1662 m)<br />
Aufstieg: Mit der Bahn zur Bergstation, dann schiebt<br />
man ohne Felle nur wenige Meter am Rücken entlang nach<br />
Nordwesten zum Beginn des beschilderten Weges zum<br />
Berghaus Schwaben. Über den auch im Winter gespurten<br />
Wanderweg (Panoramaweg) fährt <strong>und</strong> schiebt man hinunter<br />
bis auf ca. 1450 m. Erst hier – kurz unterhalb vom<br />
Berghaus Schwaben – fellt man an <strong>und</strong> steigt weiterhin<br />
auf dem Weg bleibend ca. 50 Hm zur Hütte hinauf. Wenige<br />
Meter nach der Hütte eröffnet sich rechts ein w<strong>und</strong>erschöner<br />
freier Hang. Über ihn nach Nordosten empor, am<br />
Ende – auf ca. 1600 m – nach Norden über eine Lichtung<br />
zum Gipfelkreuz.<br />
Abfahrt: Wie Aufstieg, wobei ein Gegenanstieg zur Bergstation<br />
von 80 Hm zu bewältigen ist. Dann geht es auf der<br />
Piste über die Talabfahrt zurück zum Ausgangspunkt.<br />
Bernhard Ziegler<br />
Foto: Bernhard Ziegler<br />
Mit Aufstiegshilfe <strong>und</strong> über sanft geneigte Hänge: Der Große Ochsenkopf ist ideal für Kinder.
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AUF TOUR<br />
Tourenrausch am Monte Rosa<br />
Vom Winde<br />
Skitouren im Monte-Rosa-<br />
Massiv in den Walliser<br />
Alpen sind die Krönung<br />
einer Wintersaison.<br />
Die Dufourspitze ist, wenn<br />
man so will, das Sahnehäubchen.<br />
Zu genießen<br />
eher für erfahrene Tourengeher,<br />
zumal dort oben<br />
ab <strong>und</strong> an eine ziemlich<br />
steife Brise weht.<br />
Von Peter Mathis (Fotos)<br />
<strong>und</strong> Sandra Zistl (Text)<br />
60 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
verblasen<br />
Windkraft, die Energie<br />
schluckt: Je höher die<br />
<strong>Bergsteiger</strong> aufsteigen,<br />
desto stärker bläst es.
Ankunft in Zermatt:<br />
Lutz Fleck,<br />
Arthur Lanthaler<br />
<strong>und</strong> Freeriderin<br />
Nadine Wallner<br />
Labung vor <strong>und</strong><br />
nach der Tour:<br />
Die Monte-Rosa-<br />
Hütte ist ideales<br />
»Basislager«.<br />
Abmarsch in der<br />
Dämmerung.<br />
Im Hintergr<strong>und</strong><br />
grüßt das<br />
Matterhorn.<br />
Klare Verhältnisse: beim Queren des Gletschers als Dreier-Seilschaft<br />
Aufstieg zur Dufourspitze: mit Fixseilen versichert auch im Winter machbar<br />
Klar, aber windig würde er werden,<br />
der Tag. Das zeichnet sich bereits<br />
vor Sonnenaufgang ab, als die<br />
vier Tourengeher die neue Monte-<br />
Rosa-Hütte (2883 m) verlassen<br />
<strong>und</strong> den Aufstieg Richtung Dufourspitze<br />
(4634 m) beginnen. Ihre Stirnlampen beleuchten<br />
die hart gespresste Kappe der<br />
Schneedecke, über die der Wind peitscht.<br />
Die Kristalle knarzen unter den Fellen, 1750<br />
Höhenmeter liegen vor ihnen.<br />
Doch sie wollen die Tour nicht verschieben,<br />
nicht noch einmal. Das Wetter hatte<br />
sie schon mehrmals dazu gezwungen. Der<br />
Fotograf Peter Mathis ist mit den beiden<br />
Ski- <strong>und</strong> Bergführern Lutz Fleck <strong>und</strong> Arthur<br />
Konzentration<br />
vonnöten:<br />
Die heftigen<br />
Böen erschweren<br />
die Skitour.<br />
Lanthaler <strong>und</strong> der Freeride-Weltmeisterin<br />
2013, Nadine Wallner, unterwegs auf den<br />
zweithöchsten Berg der Alpen.<br />
Am Tag zuvor waren sie mit dem Zug von<br />
Täsch nach Zermatt gefahren <strong>und</strong> von dort<br />
mit der Gornergrat-Bahn bis Rotenboden<br />
(2815 m) <strong>und</strong> weiter auf der Route des Sommerweges<br />
über das Ussere Gornerli hinab<br />
zum Gornergletscher gestiegen. Über die<br />
Untere Platte gelangten sie zur Hütte.<br />
Experten unter sich<br />
»Die Dufourspitze ist natürlich ein absoluter<br />
Skitouren-Klassiker«, sagt der aus dem<br />
Biebertal in Hessen stammende Lutz Fleck,<br />
der seit zehn Jahren im Walliser Lötschental<br />
Bei Windgeschwindigkeiten<br />
von bis zu<br />
h<strong>und</strong>ert St<strong>und</strong>enkilometern<br />
wird die<br />
Besteigung zum Kampf<br />
gegen die Elemente.<br />
lebt <strong>und</strong> immer wieder mit K<strong>und</strong>en im Monte-Rosa-Gebiet<br />
unterwegs ist. »Eine grandiose<br />
Tour, aber nichts für Anfänger«, ergänzt<br />
er. Diesmal ist er mit Seinesgleichen unterwegs.<br />
Zu viert kämpfen sie sich bei strahlender<br />
Sonne, aber Windgeschwindigkeiten in<br />
der Gipfelregion von bis zu 100 Kilometern<br />
pro St<strong>und</strong>e vorwärts. Andere Tourengeher,<br />
die am selben Tag unterwegs sind, machen<br />
immer wieder Rast. Das Team um Peter<br />
Mathis <strong>und</strong> Lutz Fleck geht bis auf die<br />
62 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
INFO<br />
Neue Monte-Rosa-Hütte (2883 m)<br />
geöffnet: Mitte März bis September<br />
Kontakt: Tel. 00 41/27/967 21 15,<br />
monterosa.sac@rhone.ch<br />
Preise <strong>und</strong> Reservierungen:<br />
www.section-monte-rosa.ch/cabanes_4.htm<br />
Lage: Die Hütte (120 Betten) steht am Fuße des<br />
Monte-Rosa-Massivs, am sogenannten »Plattje«.<br />
Sie dominiert den Gornergletscher unterhalb des<br />
Gornergrats, Endstation der berühmten Zahnradbahn.<br />
Auf der linken Seite sieht man die Zwillinge<br />
(Castor <strong>und</strong> Pollux), das Breithorn sowie gleich<br />
gegenüber den majestätischen Hörnligrat des<br />
Matterhorns. Der Startpunkt von großen alpinen<br />
Touren gilt auch als Tagesziel von der Bahnstation<br />
Rotenboden aus.<br />
Künstlicher Riesenkristall: Abfahrt zur Neuen Monte-Rosa-Hütte<br />
Zustiege: Im Winter<br />
• 5 Std. von Zermatt über den Gornergletscher;<br />
• 4 Std. von Furi;<br />
• 1½ Std. ab Bergstation Stockhorn;<br />
• 2½ Std. ab Gornergletscher nach Abfahrt zu<br />
Schwarztor oder Trockener Steg<br />
Im Sommer<br />
• 5 Std. von Zermatt über den Gornergletscher;<br />
• gut 4 Std. von Furi;<br />
• gut 4 Std. von der Bahnstation Rotenboden<br />
der Gornergratbahn<br />
Energie aus der Hülle<br />
Die neue Monte-Rosa-Hütte sollte<br />
Maßstäbe in der umweltfre<strong>und</strong>lichen<br />
Technologie von Berghütten setzen.<br />
Vor fünf Jahren eröffnete der Schweizer<br />
Alpen Club das in Zusammenarbeit<br />
mit der ETH Zürich entwickelte Haus.<br />
Seither rennen <strong>Bergsteiger</strong> dem Hüttenwirt<br />
förmlich die Bude ein. Was zu<br />
Problemen führt – auch mit der Technik.<br />
Faszinierend sieht sie aus, wie sie da so in der<br />
Sonne funkelt. Die 2009 eröffnete <strong>und</strong> noch<br />
immer das Attribut »neu« im Namen führende<br />
Monte-Rosa-Hütte sieht aus, als sei ein riesiger<br />
silberner Bergkristall vom Himmel gefallen.<br />
Nur, dass man in ihm wohnen kann, <strong>und</strong> dass er<br />
über seine Hülle die dafür notwendige Energie<br />
erzeugt. Zumindest in weiten Teilen.<br />
Die zwischen Gorner-, Grenz- <strong>und</strong> Monte-Rosa-<br />
Gletscher gelegene Unterkunft des Schweizer<br />
Alpen Clubs (SAC) sollte ein Meilen stein für das<br />
hochalpine Bauen werden. Und erst einmal<br />
verlief auch alles nach Plan. SAC <strong>und</strong> ETH Zürich<br />
hatten gemeinsam das Konzept entwickelt.<br />
Sie wollten auf 2883 Metern über dem Meer<br />
<strong>und</strong> an einem exponierten Punkt ohne Zufahrtswege<br />
»wegweisende neue Technologien in<br />
Entwurf, Berechnung <strong>und</strong> Fertigung von Bauten<br />
exemplarisch darstellen«. So steht es im<br />
Internet-Auftritt der Hütte. 90 Prozent des<br />
Energiebedarfs – die Küche ausgenommen –<br />
sollten mit Solarenergie gedeckt werden:<br />
Photovoltaik-Paneele sammeln Sonnenenergie<br />
für die Versorgung der elektrischen Geräte.<br />
Was übrig bleibt, sollte in Batterien gespeichert<br />
werden. Dadurch sollte eine lückenlose Versorgung<br />
auch bei bedecktem Himmel oder in der<br />
Nacht möglich sein. Als ergänzende Stromquelle<br />
bei Spitzenlasten oder als red<strong>und</strong>antes System<br />
bei einem Ausfall der Photovoltaik-Anlage wurde<br />
ein Blockheizkraftwerk eingesetzt, das Wärme<br />
<strong>und</strong> Elektrizität erzeugt. Der Wasserbedarf wird<br />
mit Schmelzwasser aus der Umgebung der Hütte<br />
gedeckt. Dieses wird im Sommer gesammelt<br />
<strong>und</strong> in einer Kaverne gespeichert. Alle Apparate<br />
sind für einen Wasser sparenden Betrieb ausgelegt.<br />
Das in der hauseigenen Anlage aufbereitete<br />
Abwasser soll als Toilettenspülung dienen.<br />
Steuerung von Zürich aus<br />
Ein speziell für die Hütte an der ETH entwickeltes<br />
Programm steuert nicht nur von Zürich aus<br />
die Gebäudetechnik, sondern speist neben den<br />
aktuellen Klimadaten (Temperaturen, Einstrahlung)<br />
<strong>und</strong> verschiedenen Gebäudedaten<br />
(Ladezustand der Energie- <strong>und</strong> Wasserspeicher)<br />
auch Informationen wie Besucher- oder<br />
Wetterprognosen ins System ein. Das soll dazu<br />
führen, dass es vorausschauend geregelt wird<br />
<strong>und</strong> somit effi zienter funktioniert. Bei soviel<br />
Technologie sollte das hölzerne Innere gemütlich<br />
sein <strong>und</strong> gleichzeitig möglichst hell <strong>und</strong> mit<br />
Blick nach draußen. Soweit die Idee.<br />
Und tatsächlich geben Balken, Boden <strong>und</strong><br />
Treppen aus Walliser Fichte dem Inneren des<br />
Hightech-Baus eine fre<strong>und</strong>liche Atmosphäre.<br />
Die entlang der Außenwände verlaufenden<br />
Im Inneren viel Holz <strong>und</strong> Licht: Walliser<br />
Fichte ist ein Baustoff der neuen Hütte.<br />
Kaskadentreppen geben den Blick auf das<br />
Gletscher-Panorama frei. Sonnenkollektoren<br />
decken laut Angaben der ETH beinahe 100<br />
Prozent des Wärmebedarfs.<br />
11 000 statt 4000 Übernachtungen<br />
Die Hütte wurde begeistert angenommen.<br />
»Vor Beginn der Planung hatten wir in der alten<br />
Monte-Rosa-Hütte r<strong>und</strong> 4000 Übernachtungen«,<br />
erzählt Peter Planche, Vizepräsident der<br />
SAC-Sektion Monte Rosa, dem BERGSTEIGER.<br />
»Wir hatten schon damit gerechnet, dass<br />
die neue Hütte mehr Gäste anziehen würde.<br />
Wir kalkulierten mit 50 Prozent mehr, also<br />
circa 6000.« Gekommen sind in den ersten<br />
Jahren jeweils mehr als 11 000. Eine logistische<br />
Herausforderung, aber auch eine technische.<br />
Vergangenes Jahr kamen zwar wetterbedingt nur<br />
7500 Alpinisten, aber immer noch »mehr als<br />
budgetiert«, wie Peter Planche erklärt. Die Anlage,<br />
die das Abwasser reinigt, benötige dadurch<br />
viel Strom. Mehr, als die Sonnenkollektoren<br />
liefern konnten.<br />
Und das war auch der Gr<strong>und</strong>, weshalb die Hütte<br />
im Sommer 2013 in die Kritik geriet. Hinzu<br />
kam auch noch der Umstand, dass ein Sieb der<br />
Kläranlage verstopfte <strong>und</strong> Schweizer Medien<br />
berichteten, das Abwasser sei ungeklärt in den<br />
Schnee geleitet worden. Was die Gemeinde<br />
Zermatt <strong>und</strong> den Kanton Wallis entrüstete.<br />
Der SAC entkräftet diese Vorwürfe im Gespräch<br />
mit dem BERGSTEIGER. »Es wurde nie Abwasser<br />
in den Schnee geleitet«, sagt Planche. Das<br />
Abwasser sei gereinigt worden. Übrig geblieben<br />
seien lediglich Feststoffe, vermischt mit Wasser,<br />
da deren »Austrag« – das letzte Element<br />
der ganzen Anlage – nicht funktioniert habe.<br />
»Der Kanton Wallis <strong>und</strong> die Gemeinde Zermatt<br />
haben mittlerweile bestätigt, dass das ökologisch<br />
unbedenklich ist«, berichtet er. Für den<br />
»Austrag der Feststoffe« werde bis zur Öffnung<br />
der Hütte Mitte März ein neues Gerät eingebaut.<br />
Zurzeit wird die Monte-Rosa-Hütte von Manuela<br />
<strong>und</strong> Horst Brantschen bewirtschaftet, die<br />
auch die alte Hütte betrieben hatten. Über eine<br />
Nachfolge wird laut SAC in diesem Frühjahr<br />
entschieden.<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 63
TOUREN<br />
Die schönsten Skitouren r<strong>und</strong> um die Monte-Rosa-Hütte<br />
Acht anspruchsvolle Routen für erfahrene Skibergsteiger,<br />
zusammengestellt von Berg- <strong>und</strong> Skiführer Lutz Fleck<br />
1 Zustieg zur Monte-Rosa Hütte<br />
(2883 m) über Klein Matterhorn<br />
(3883 m) <strong>und</strong> Schwarztor (3725 m)<br />
▶ mitel 4–5 Std.<br />
500 Hm 1300 Hm<br />
Ausgangspunkt: Zermatt (1616 m)<br />
Route: Von Zermatt mit der Klein<br />
Matterhornbahn zum Klein Matterhorn<br />
(3883 m). Über das Breithornplateau<br />
südlich des Breithorns<br />
(4163 m, kann zum Akklimatisieren<br />
bestiegen werden, ca. 1½–2 Std.)<br />
zu einer Felsnase auf 3800 m, dann<br />
Abfahrt entlang des Breithorns<br />
bis zu einem Felsen unterhalb des<br />
Bivaco Rossi e Volante (3787 m);<br />
dann Aufstieg Richtung Nordosten<br />
zum Schwarztor (3725 m), ca. 1 Std.<br />
Abfahrt über Schwärzegletscher bis<br />
Gornergletscher (ca. 2500 m), dann<br />
Aufstieg zur Hütte über Grenzgletscher<br />
(ca. 1½ Std.).<br />
2 Signalkuppe – Punta<br />
Gnifetti (4554 m)<br />
▶ schwierig 6–7 Std.<br />
1670 Hm 1670 Hm<br />
Charakter: skitechnisch leicht, aber<br />
stark vergletschert <strong>und</strong> konditionell<br />
anspruchsvoll<br />
Ausgangspunkt: Monte-Rosa-Hütte<br />
Route: Ab ca. 2900 m über den<br />
Grenzgletscher durch Spaltenlabyrinth<br />
Richtung Punkt 3753 m (Fels),<br />
dann unterhalb der Dufourspitze zum<br />
Plateau. Über den Colle Gnifetti zur<br />
Capanna Regina Margherita (4554 m),<br />
im Winter nicht bewirtschaftet. Zurück<br />
wie Aufstieg oder über Lisgletscher<br />
nach Italien zum Rifugio Mantova.<br />
3 Castor (4223 m)<br />
▶ schwierig 4–5 Std.<br />
1400 Hm 1400 Hm<br />
Charakter: anspruchsvoll<br />
Ausgangspunkt: Monte-Rosa-Hütte<br />
Route: Abfahrt auf Grenzgletscher<br />
nach Westen zum Zwillingsgletscher,<br />
dort hinauf durch viele Spalten <strong>und</strong><br />
Séracs zum Felikjoch (4061 m), dann<br />
über den Grat zum Gipfel. Abfahrt:<br />
Wie Aufstieg oder zum Rifugio Quintino<br />
Sella oder unter Pollux traversieren <strong>und</strong><br />
über Schwarztor – Schwärzegletscher<br />
zum Gornergletscher nach Zermatt.<br />
4 Monte-Rosa-Hütte –<br />
Strahlhorn – Britanniahütte<br />
▶ schwierig 7–9 Std.<br />
1900 Hm 1900 Hm<br />
Charakter: sehr schöne, aber auch<br />
lange Skitour<br />
Route: Von der Monte-Rosa-Hütte<br />
über die Untere Plattje zum Monte<br />
Rosa Gletscher. Am Punkt 3263 m<br />
über Eisenstufen <strong>und</strong> hinab zum<br />
Gornergletscher <strong>und</strong> über diesen<br />
zum Stockhornpass (3384 m).<br />
Abfahrt über Findelgletscher vorbei<br />
am Strahlchnubel auf ca. 2900 m,<br />
wieder Aufstieg über Adlergletscher<br />
zum Adlerpass (3789 m), steiler<br />
Aufschwung, dann zum Strahlhorn-<br />
Gipfel (4190 m). Abfahrt: Zurück zum<br />
Adlerpass, dann unter Rimpfi schhorn<br />
<strong>und</strong> Allalinhorn auf dem Allalingletscher<br />
bis ca. 3060 m, kurzer<br />
Aufstieg bis Punkt 3108 m <strong>und</strong> zum<br />
Hohlaubgletscher. Queren <strong>und</strong> auf ca.<br />
2940 m Gegenanstieg zur Britanniahütte<br />
(3030 m) oder hinab durch die<br />
Allalinmoräne zum Mattmarksee <strong>und</strong><br />
auf der Straße nach Saas Almagell.<br />
5 Cima Brioschi (3635 m)<br />
▶ schwierig 2½–3 Std.<br />
1100 Hm 1100 Hm<br />
Charakter: nicht allzu lang, aber<br />
anspruchsvoll<br />
Ausgangspunkt: Monte-Rosa-Hütte<br />
Route: Über die Untere Plattje zum<br />
Monte Rosa Gletscher, Punkt 3263 m,<br />
dort über Eisenstufen <strong>und</strong> hinab<br />
zum Gornergletscher. Weiter Richtung<br />
Stockhornpass (3384 m), dann<br />
bei einer Felsinsel auf 3150 m<br />
östlich zur Cima Brioschi (3635 m).<br />
Abfahrt: Zum Stockhornpass <strong>und</strong><br />
über Findelgletscher zur Gletscherzunge.<br />
Skifahrer fahren links an<br />
der Moräne entlang <strong>und</strong> Richtung<br />
Gand ins Skigebiet <strong>und</strong> z. B. mit<br />
dem Skilift zum Blauherd <strong>und</strong> auf der<br />
Piste nach Zermatt.<br />
6 Silbersattel (4515 m)<br />
▶ schwierig 8 Std.<br />
1600 Hm 3100 Hm<br />
Charakter: nur für sehr gute Skifahrer<br />
<strong>und</strong> bei guten Verhältnissen<br />
Ausgangspunkt: Monte-Rosa-Hütte<br />
Route: Über Obere Plattje, Scholle,<br />
<strong>und</strong> Satteltole zum Silbersattel<br />
(4515 m). Abfahrt nach Osten durch<br />
den Canalone Marinelli vorbei an der<br />
Cab. Marinelli (3036 m) zum Lago<br />
Effi mero (2200 m), auf dem Glacier<br />
del Belvedere ins Skigebiet nach<br />
Macugnaga (1360 m). Achtung: sehr<br />
steil (55 Grad), nur für sehr gute<br />
Skifahrer <strong>und</strong> bei guten Verhältnissen.<br />
3100 Höhenmeter Abfahrt, zurück<br />
mit Bus <strong>und</strong> Zug – eine lange Reise.<br />
7 Liskamm-Ostgipfel (4527 m)<br />
▶ schwierig 7–8 Std.<br />
1750 Hm 1750 Hm<br />
Charakter: schwierig<br />
Ausgangspunkt: Monte-Rosa-Hütte<br />
Route: Auf ca. 2900 m auf Grenzgletscher<br />
durch Spaltenlabyrinth<br />
Richtung Punkt 3753 m (Fels),<br />
unterhalb der Dufourspitze zum<br />
Plateau Richtung Signalkuppe,<br />
dann südlich zum Lisjoch (4178 m)<br />
<strong>und</strong> weiter Richtung Liskamm. Auf<br />
ca. 4200 m Skidepot <strong>und</strong> über den<br />
Grat zum Ostgipfel (4527 m). Abfahrt<br />
wie Aufstieg oder zur Mantova-Hütte.<br />
8 Zumsteinspitze (4563 m)<br />
▶ schwierig 8 Std.<br />
1600 Hm 1600 Hm<br />
Charakter: anspruchsvoll<br />
Ausgangspunkt: Monte-Rosa-Hütte<br />
Route: Zugang wie Signalkuppe:<br />
Gletscherwelten: Der Aufstieg<br />
zur Dufourspitze erfordert<br />
wegen der Gefahr eines Spaltensturzes<br />
viel Vorsicht.<br />
Von der Monte-Rosa-Hütte auf<br />
ca. 2900 m auf Grenzgletscher durch<br />
Spaltenlabyrinth Richtung Punkt<br />
3753 m (Fels), unterhalb der Dufourspitze<br />
zum Plateau, dann Colle Gnifetti<br />
<strong>und</strong> nach Norden über den Grat<br />
zum Gipfel. Kann mit Signalkuppe<br />
an einem Tag gemacht werden. Vom<br />
Colle Gnifetti sind es noch ca. 45<br />
Minuten bis zum Gipfel der Zumsteinspitze<br />
(4563 m).<br />
LUTZ FLECKS TIPP:<br />
Die italienischen Gipfel wie zum<br />
Beispiel Ludwigshöhe, Corno Nero,<br />
Vincentpyramide <strong>und</strong> Punta Giordani<br />
sind von der Mantova-Hütte oder<br />
dem Rifugio Gnifetti besser erreichbar.<br />
Daher bietet sich ein Aufstieg zur<br />
Signalkuppe <strong>und</strong> die Abfahrt nach<br />
Italien an, um dort noch weitere<br />
Touren zu machen. Dies setzt aber<br />
eine gewisse Ausdauer voraus. Nach<br />
der Besteigung der Dufourspitze<br />
ist oft eine kurze Tour wie zur Cima<br />
Brioschi <strong>und</strong> die Abfahrt nach<br />
Zermatt mehr als ausreichend.<br />
64 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Foto-Pausen zügig vorwärts, dreht sich nur<br />
einmal um zur Hütte, die mit ihrer Aluminiumhülle<br />
wie ein großer, sechsstöckiger<br />
Bergkristall in der Sonne funkelt. »Das ist<br />
schon immer wieder großartig«, sagt Fleck,<br />
»die Hütte, darunter der Gornergletscher<br />
<strong>und</strong> im Westen das Matterhorn.« Er strahlt.<br />
3000 Höhenmeter Abfahrt<br />
An diesem Tag im April strahlt auch die<br />
Sonne, allerdings ohne die Skibergsteiger<br />
Hotel Bergidylle Falknerhof ****<br />
Ihr Rückzugsort im Gipfelmeer<br />
Skitouren-, Loipen- <strong>und</strong> Wandereldorado<br />
hoch über dem Ötztal auf 1.560 m Seehöhe<br />
4/7 Übernachtungen inkl. HP & Nachmittagsjause,<br />
geführte Schneeschuhwanderungen,<br />
Ausrüstungsverleih, Fackelwanderung mit<br />
Glühwein, Wellness, uvm.<br />
Wolken- <strong>und</strong> Schneestaub: Die Abfahrt ist ein Garant für Endorphin-Kicks.<br />
Gipfelbild mit Weltmeisterin: Lutz Fleck,<br />
Nadine Wallner <strong>und</strong> Arthur Lanthaler<br />
Nicht der Gipfel der<br />
Dufourspitze ist die<br />
Krönung der langen Tour.<br />
Es ist die Abfahrt, die<br />
erst 3000 Höhenmeter<br />
tiefer in Zermatt endet.<br />
zu wärmen – der Wind beißt im Gesicht.<br />
Ihre Route führt die vier Profis über die Obere<br />
Plattje (das Felsplateau, auf dem die Hütte<br />
steht), Scholle <strong>und</strong> Satteltole vorbei an<br />
Gletscherspalten <strong>und</strong> Séracs zum Skidepot<br />
auf dem Silbersattel (4515 m). Je näher der<br />
Gipfel kommt, umso größer die Vorfreude.<br />
Allerdings nimmt mit der Höhe auch der<br />
Wind zu. »Die Böen waren schon extrem«,<br />
sagt Lutz Fleck. Ein Gr<strong>und</strong>, die Konzentration<br />
auf der Tour ständig hoch zu halten.<br />
Vom Silbersattel geht es in etwa einer weiteren<br />
St<strong>und</strong>e über Fixseile Richtung Gipfel.<br />
Wenigstens dort lässt der Wind die Truppe<br />
<strong>und</strong> die anderen <strong>Bergsteiger</strong>, die den klaren<br />
Tag nutzen, ein wenig in Frieden.<br />
»Und dann kommt der Teil, der für uns immer<br />
noch der beste ist«, erzählt Fleck mit<br />
einem breiten Grinsen: »die Abfahrt«. Vom<br />
Silbersattel führt sie fast 3000 Höhenmeter<br />
hinab, ähnlich der Aufstiegsroute bis zur<br />
Hütte <strong>und</strong> von dort über den Gletscher hinaus<br />
Richtung Furi <strong>und</strong> Zermatt (1616 m).<br />
Ein ganz eigener Tiefenrausch.<br />
◀<br />
4 ÜN ab € 264,00 pro Person<br />
7 ÜN ab € 462,00 pro Person<br />
A-6441 Niederthai / Tirol<br />
T. +43 5255 55 88<br />
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alpinen Wanderhotels in Österreich,<br />
Deutschland, Südtirol <strong>und</strong> der<br />
Lombardei.<br />
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AUF TOUR<br />
Mit Kindern auf Skitour<br />
Familien-TIPP<br />
Kleine<br />
auf großer Tour<br />
66 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Spaß statt Sport auf dem Weg<br />
zum Großen Ochsenkopf<br />
Zugegeben, wir waren<br />
alle ein wenig aufgeregt gt<br />
– die Kinder <strong>und</strong> die El-<br />
tern! Wir hatten viel Zeit<br />
in Sportgeschäften <strong>und</strong><br />
am Ende auch eine Menge Geld investiert,<br />
um für Selina (9) <strong>und</strong> Linus (7)<br />
eine Skitourenausrüstung zusammen-menzustellen.<br />
Allein das war schon ein kleines<br />
Abenteuer, denn es gibt nicht viel<br />
auf dem Markt, was wirklich geeignet<br />
ist für Kids. Aber am Ende hatten wir es<br />
hinbekommen.<br />
Und dann der erste Test. Eine klitzekleine<br />
Skitour mit der ganzen Familie wollten wir<br />
probieren, <strong>und</strong> so sind wir am Spitzingsee<br />
über die gut eingeschneite, noch nicht öffnete Piste aufgestiegen. Das Gehen auf<br />
Ski mitsamt Fellen hatten die Kinder rela-<br />
getiv<br />
schnell raus, doch anders als erwartet<br />
sank die Motivation unserer Sprösslinge<br />
ziemlich rasch. Linus, der sonst immer voller<br />
Begeisterung in die Berge geht, brachte<br />
es auf den Punkt: »Papa, wenn du mit mir<br />
eine Skitour gehen willst, ok, aber nicht auf<br />
einer Piste, wo ringsherum Lärm ist <strong>und</strong> irgendwelche<br />
Liftanlagen, die nicht laufen.«<br />
Ein erster Fehlversuch, den wir auch ganz<br />
schnell abgebrochen haben, damit der negative<br />
Eindruck nicht hängen bleibt.<br />
»Wie, die Gummibärchen sind schon<br />
alle?« Auf Skitour ist der Gipfel für<br />
Kinder oft nur Nebensache.<br />
TIPP<br />
Das Buch<br />
zum Thema:<br />
Skitouren gelten<br />
nicht gerade als kindgerechter<br />
Freizeitspaß.<br />
Zu Unrecht,<br />
denn sind die Ausrüstungshürden<br />
erst überw<strong>und</strong>en,<br />
steht dem kleinen<br />
Vergnügen nichts im<br />
Wege – wenn man<br />
erwachsene Maßstäbe<br />
mal beiseite lässt.<br />
Von Bernhard Ziegler<br />
Fotos: Bernhard Ziegler (2), Ortovox, Tim Reckmann / pixelio<br />
Mit dem LVS auf Gummibärchenjagd<br />
Ein zweiter Versuch einige Wochen später:<br />
Mit dem Blomberglift sind wir zur<br />
Bergstation aufgefahren <strong>und</strong> dann hinuntergerutscht<br />
zum Blomberghaus. Diesmal<br />
war ich noch nervöser: »Wird es heute<br />
klappen?« Wir zogen die Felle auf <strong>und</strong><br />
marschierten ganz gemächlich los. Nein,<br />
nicht auf einer ausgetretenen Spur. Wir<br />
haben einfach unsere eigene Linie in den<br />
frischen Pulverschnee gelegt <strong>und</strong> hingespürt,<br />
wie sich das anfühlt. Geschaut, wie<br />
schön das aussieht – unsere eigene Spur<br />
in der frisch verschneiten Landschaft. Kein<br />
Meckern diesmal, nur strahlende Gesichter!<br />
Im Wald entdeckten wir dann eine<br />
Bernhard Ziegler »Skitouren mit<br />
Kindern«, 152 Seiten, 16 x 23 cm,<br />
1. Auflage Oktober 2013, tourentipp<br />
Verlag – München, 19,95 €<br />
Kinderskitouren sind viel mehr als einfach<br />
nur kurze Genuss-Skitouren. Damit die<br />
ganze Familie Spaß hat, sollten die Routen<br />
ganz bestimmte Kriterien erfüllen. Bernhard<br />
Ziegler war die letzten Jahre mit seinen<br />
Kindern (<strong>und</strong> anderen Familien) auf Skitour<br />
<strong>und</strong> hat Routen sowie viel Erfahrung<br />
gesammelt. Neben 25 Tourenvorschlägen<br />
aus Bayern <strong>und</strong> dem angrenzenden Tirol<br />
(mit vielen Bildern) fi nden Sie in diesem<br />
Buch auch Tipps zu Motivation, Planung,<br />
Ausrüstung, Taktik, Sicherheit <strong>und</strong> der<br />
spielerischen Durchführung einer Skitour.<br />
Und weil es der<br />
Kinderm<strong>und</strong> häufi g<br />
besser trifft, haben<br />
auch die beiden<br />
Kinder des Autors,<br />
Selina <strong>und</strong> Linus,<br />
die Routenbeschreibungen<br />
kommentiert.<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 67
TOUREN<br />
Kinderskitouren zwischen Allgäu <strong>und</strong> Chiemgau<br />
Die bayerischen Berge sind optimal für die ersten Schritte auf Fellen: Schnell erreichbar,<br />
kaum gefährlich <strong>und</strong> voller ideal geneigter Hänge zum Entdecken, Spielen <strong>und</strong> Üben.<br />
1 Zwiesel (1348 m) –<br />
Bayerische Voralpen<br />
▶ einfach 1 Std.<br />
200 Hm 200 Hm<br />
Charakter: Ganz einfache <strong>und</strong><br />
kurze Skiwanderung, eine Tour zum<br />
Ausprobieren <strong>und</strong> Reinschmecken<br />
Ausgangspunkt: Blombergbahn,<br />
Bergstation (1236 m)<br />
Route: Von der Bergstation auf dem<br />
Forstweg zum Blomberghaus, weiter<br />
auf breitem Wanderweg <strong>und</strong> über<br />
eine Waldschneise, dann über den<br />
Rücken zum Gipfel. Abfahren kann<br />
man dann natürlich zum Parkplatz.<br />
Tourenkarte X<br />
Heftmitte<br />
2 Schreckenkopf (1315 m) –<br />
Mangfallgebirge<br />
▶ einfach 1 Std.<br />
300 Hm 300 Hm<br />
Charakter: Harmlose, kurze, jedoch<br />
w<strong>und</strong>erschöne kleine Skitour, ohne<br />
Forststraßen-Passagen<br />
Ausgangspunkt: Sudelfeld, Parkplatz<br />
bei der Arzbachbrücke (990 m)<br />
Route: 1. Über den Westrücken zum<br />
Gipfelrücken <strong>und</strong> über diesen zum<br />
höchsten Punkt.<br />
2. Durch die Westmulde in den Sattel<br />
zwischen Schreckenkopf <strong>und</strong> Dümpfel,<br />
hier rechts durch lichten Wald<br />
zum Gipfelrücken <strong>und</strong><br />
über diesen zum<br />
höchsten Punkt.<br />
Tourenkarte 10<br />
Heftmitte<br />
Ideales Skigelände:<br />
die freien Hänge r<strong>und</strong><br />
um den Schreckenkopf<br />
3 Erlbergkopf (1134 m) –<br />
Chiemgauer Alpen<br />
▶ einfach 1 Std.<br />
300 Hm 300 Hm<br />
Charakter: Nicht zu steiler, kurzer<br />
Waldweg <strong>und</strong> ein herrlicher, freier<br />
Südhang mit Almen.<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz<br />
Aigen (830 m) bei Hintergschwendt/<br />
Aschau<br />
Route: Vom Parkplatz nach links<br />
Richtung Wolfsschlucht <strong>und</strong> weiter<br />
zur Schmiedalm. Dann in großem<br />
Bogen Richtung Norden <strong>und</strong> über<br />
freies Almgelände<br />
zum Gipfel mit<br />
kleinem Kreuz.<br />
Tourenkarte 11<br />
Heftmitte<br />
4 Hinteres Hörnle (1548 m)<br />
– Ammergauer Alpen<br />
▶ einfach 1 Std.<br />
200 Hm 200 Hm<br />
Charakter: Aussichtsreiche, einfache<br />
Kammwanderung, teilweise auf<br />
Winterwanderwegen.<br />
Ausgangspunkt: Bad Kohlgrub, Bergstation<br />
der Hörnlebahn (1395 m)<br />
Route: Von der Bergstation immer<br />
entlang des Kammes; nach Osten<br />
am Vorderen Hörnle, dann ein Stück<br />
nach Süden am Mittleren Hörnle<br />
vorbei <strong>und</strong> wieder nach Osten zum<br />
Hinteren Hörnle.<br />
5 Großer Ochsenkopf (1662 m)<br />
– Allgäuer Alpen<br />
▶ einfach 1½ Std.<br />
300 Hm 300 Hm<br />
Charakter: Präparierter Winterwanderweg<br />
<strong>und</strong> ein mäßig steiler, freier<br />
Gipfelhang<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der<br />
Hörnerbahn (1526 m) in Bolsterlang<br />
Route: Über den Panoramaweg<br />
zum Berghaus Schwaben. Nur noch<br />
wenige Meter bleibt man auf<br />
dem Weg, dann zweigt man rechts ab<br />
<strong>und</strong> steigt über den<br />
tollen Gipfelhang<br />
zum Kreuz.<br />
Tourenkarte 12<br />
Heftmitte<br />
68 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Fotos: Bernhard Ziegler (4), Hersteller<br />
»Papa, wenn du mit mir<br />
eine Skitour gehen<br />
willst, ok. Aber nicht auf<br />
einer Piste, wo ringsherum<br />
Lärm <strong>und</strong> Lifte sind!«<br />
Hasenspur <strong>und</strong> nahmen sofort die Verfolgung<br />
auf. Obwohl wir dem Gipfel nur unwesentlich<br />
näher gekommen waren, wurde<br />
anschließend Brotzeit gemacht, <strong>und</strong> Selina<br />
hatte Lust, mit der Lawinenschaufel ein<br />
bisschen im Schnee zu graben. Unterdessen<br />
habe ich schnell ein paar Süßigkeiten<br />
zusammen mit einem LVS-Gerät versteckt<br />
<strong>und</strong> die Kinder hatten einen riesigen Spaß<br />
beim Suchen. Eher nebenbei haben wir<br />
dann doch noch den Gipfel des Zwiesels<br />
erreicht. Eine ganz kurze Skiwanderung<br />
führt zu ihm hinauf. Danach noch Einkehr<br />
im Blomberghaus <strong>und</strong> die flotte Abfahrt<br />
über die Piste am Ende einer wirklich gelungenen<br />
Unternehmung: glückliche Kinder<br />
– glückliche Eltern! Diesmal haben wir<br />
es richtig gemacht. Spielerisch <strong>und</strong> in der<br />
Natur schwelgend sollte man eine Skitour<br />
mit Kindern durchführen, gerade bei den<br />
ersten Versuchen.<br />
Es folgten weitere Touren dieser Art. Zu einer<br />
Lieblingstour meiner Kinder wurde dabei<br />
der Schreckenkopf am Sudelfeld. Über<br />
die sonnige Vorderseite des Berges sind wir<br />
bei guten Schneeverhältnissen aufgestiegen,<br />
<strong>und</strong> dann über die schattseitige <strong>und</strong><br />
windgeschützte Rückseite abgefahren. Nach<br />
alter Indianerart geht es<br />
dabei ein paar Meter<br />
durch lichten Wald –<br />
bei tollem Pulverschnee<br />
hatten wir auch dabei<br />
richtig Spaß.<br />
INFO<br />
Knifflig: Ausrüstung<br />
für Kinder<br />
Ski: Tourenski für Kinder – Fehlanzeige!<br />
Es gibt jedoch aus dem Fun- bzw. Freestyle-<br />
Bereich Kinderski, die etwas breiter sind.<br />
Diese eignen sich besonders gut, ansonsten<br />
tut es auch jeder andere moderne<br />
Kinderski.<br />
Skistiefel: Für kleinere Kinder muss<br />
man sich mit Pistenskischuhen behelfen.<br />
Ein Stiefel mit mehreren Schnallen bzw.<br />
mit Riemen <strong>und</strong> Klettverschluss ist günstig,<br />
da man den Schuh dann nach Bedarf<br />
einstellen kann. Größere Kinder können<br />
bereits einen leichten Damen-Skitouren-<br />
Stiefel verwenden.<br />
Bindung: Die Silvretta Pure Kidz ist bisher<br />
die einzige Kinderbindung (Z-Wert/Auslösewert:<br />
2 bis 4). Sie wird zwar nicht mehr<br />
hergestellt, aber im Internet fi ndet man noch<br />
Restbestände. Für etwas größere Kinder<br />
kann man die Diamir Scout 11 von<br />
Fritschi verwenden (minimaler<br />
Z-Wert: 3). Außerdem gibt es<br />
noch Skitouren-Bindungseinsätze<br />
(von BCA Alpine Trekker,<br />
im Bild, <strong>und</strong> ab Saison<br />
14/15 von Koch Alpin).<br />
Felle: Contour bietet ein preisgünstiges<br />
Steigfell (Contour Basic Kids) speziell für<br />
Kinderski.<br />
Früh übt sich: Wer schon als Kind<br />
Zöpfe in den Tiefschnee flicht,<br />
beherrscht die Technik umso besser.<br />
Spielen statt sporteln<br />
Positive Erlebnisse motivieren, machen<br />
Lust auf weitere Familientouren. Etwa 30<br />
Skitouren durfte ich mit meinen Kindern<br />
in den letzten Jahren genießen. Sie haben<br />
mir dabei eine neue Perspektive auf diesen<br />
Sport geschenkt: weniger sportlich ambitioniert,<br />
dafür voller Neugierde, mit reichlich<br />
Spieltrieb <strong>und</strong> mit wirklich sinnlichem Erleben<br />
der winterlichen Natur. Linus ist jetzt<br />
elf, <strong>und</strong> fast schon ein alter Skitouren-Hase.<br />
Aus den Kindertouren ist er herausgewachsen.<br />
Seine Liga sind jetzt ganz normale<br />
Genuss-Skitouren – letztes Jahr hat er die<br />
1000-Hm-Marke geknackt. Auch die Spitzkehren<br />
klappen immer besser. Zügig spurt<br />
er vor mir her <strong>und</strong> ich ahne bereits, dass er<br />
wohl bald schon auf mich warten oder sein<br />
Tempo nach mir richten muss. Aber dann<br />
schreibe ich halt ein neues Buch – Skitouren<br />
für Senioren…<br />
◀<br />
Der Nebel macht die<br />
Skitour zum Blomberg<br />
nur noch spannender.<br />
»Wer als Erster an der<br />
Alm ist!« Die Gipfelhänge<br />
des Erlbergkopfs<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 69
AUF TOUR<br />
SERIE: Geheimnisvolle Alpen<br />
Teil 6: Der Walchensee <strong>und</strong> seine Mythen<br />
Familien-TIPP<br />
Waller <strong>und</strong> Wahn<br />
Nach dem Sturm:<br />
Über dem Eschenlainetal<br />
hängen noch die Wolken,<br />
der Simetsberg (li.) thront<br />
über dem See, im Dunkeln<br />
die Halbinsel Zwergern.<br />
Die Mär vom Ungeheuer in den Tiefen des Walchensees beschäftigte einst<br />
gar die ferne Landeshauptstadt München. Sie ließ jedes Jahr einen goldenen<br />
Ring weihen <strong>und</strong> in den See werfen, um die Bestie milde zu stimmen. Zum<br />
Kriegsende vergrabene Goldbarren, die von den Nazis stammen sollen, locken<br />
Schatzsucher noch heute an den See. Eine Spurensuche. Von Isabel Meixner<br />
70 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
INFO<br />
Welsche <strong>und</strong><br />
Wikinger<br />
Wild ist der Walchensee<br />
<strong>und</strong> romantisch: ideales<br />
Revier für Wanderer<br />
Filmkulisse: Relikte von den Dreharbeiten<br />
zum Bully Herbig-Film »Wickie«<br />
Ob es den Waller im Walchensee gibt – das<br />
bleibt der Sage überlassen. Der Taufpate des<br />
Gebirgsgewässers war er jedoch kaum. Denn<br />
wie in anderen Ortsnamen auf »Walch-« lebt<br />
darin die Erinnerung weiter an die Bevölkerung,<br />
die vor den Bajuwaren im Oberland<br />
lebte. In 500 Jahren römischer Herrschaft<br />
waren diese Alpenbewohner romanisiert worden.<br />
»Walchen«, Welsche, waren sie für die<br />
Bayern, die sich nach dem Zusammenbruch<br />
des römischen Imperiums im Oberland breit<br />
machten. Und so mögen wohl auch am<br />
Walchensee lateinisch sprechende Walchen<br />
gelebt haben. Vielleicht waren sie sogar die<br />
Ureinwohner der Gegend. Jedenfalls sind<br />
auf der Birg am Kochelsee, direkt am Beginn<br />
der Kesselbergstraße, jener uralten Wegeverbindung,<br />
Überreste einer 3000 Jahre alten<br />
Fliehburg zu entdecken. Und dann ist da<br />
noch die Sache mit den Wikingern… Wikinger?<br />
Nun ja, die echten Nordmänner hat es<br />
natürlich nicht bis an den Walchensee verschlagen.<br />
Aber das Wikingerdorf Flake steht<br />
an seinem Westufer – eine Touristenattraktion,<br />
die an die Wickie-Filme des Regisseurs<br />
Michael »Bully« Herbig erinnert.<br />
Die Erwachsenen haben ihn gewarnt,<br />
doch der Junge lässt sich<br />
von seinem Vorhaben nicht abbringen.<br />
Ein riesiges Monster auf<br />
dem Gr<strong>und</strong> des Sees! Der Bursche kann<br />
seine Neugier nicht zurückhalten. In einer<br />
Glocke aus Ochsenhaut lässt er sich in die<br />
Tiefe des Wallersees hinab. Immer weiter<br />
taucht er durch das dunkle, kalte Wasser<br />
hinab, zwanzig Fuß, fünfzig Fuß, h<strong>und</strong>ert<br />
Fuß… An der Wasseroberfläche verfolgen<br />
einige Dorf bewohner gespannt das Schauspiel,<br />
während immer mehr Seil in den See<br />
gezogen wird. Plötzlich ein panisches, starkes<br />
Ziehen – ein Hilferuf aus der Tiefe des<br />
Sees. Schnell ziehen die Dorf bewohner den<br />
Burschen wieder hinauf. Erst nach ein paar<br />
Momenten kann der am ganzen Körper<br />
zitternde Junge erzählen, was ihm in der<br />
Tiefe widerfahren war: Ein riesiges Seeungeheuer<br />
mit feuerroten Augen <strong>und</strong> spitzen<br />
Zähnen sei auf ihn zugekommen <strong>und</strong> habe<br />
versucht, ihn zu verschlingen. Der Junge<br />
hat seinen kindlichen Wagemut fast mit<br />
seinem Leben bezahlt.<br />
So oder so ähnlich könnte sich das Abenteuer<br />
einst abgespielt haben, das als Sage<br />
vom »Wallersee« erzählt wird. Heute als<br />
Walchensee bekannt, zählt das Gewässer<br />
mit fast 200 Metern zu den tiefsten der<br />
deutschen Alpenseen. An sonnigen Tagen<br />
kann sich der Besucher kaum vorstellen,<br />
dass am Gr<strong>und</strong> des Sees eine wie auch immer<br />
geartete Kreatur leben soll: Der See funkelt<br />
türkisfarben, ein leichter Wind kräuselt<br />
die Wasseroberfläche, kleine Wellen<br />
plätschern ans Ufer. Der Blick schweift vom<br />
Simetsberg hinüber zum Herzogstand <strong>und</strong><br />
weiter zum Jochberg <strong>und</strong> zur Benediktenwand,<br />
die sich im Hintergr<strong>und</strong> auftürmt.<br />
Ein perfekter Ausflugsort, auch für Wassersportler:<br />
Wegen seiner Kessellage zwischen<br />
den Bergen finden Surfer hier ideale Bedingungen,<br />
Fallwinde sorgen für den nötigen<br />
Schub im Segel. Und auch Taucher zieht<br />
der Walchensee aufgr<strong>und</strong> seiner Tiefe, aber<br />
auch etlicher Auto- <strong>und</strong> sogar Flugzeugwracks<br />
auf dem Gr<strong>und</strong> wie ein Magnet an.<br />
Verbindung zum Ozean?<br />
Dabei ist auch heute Vorsicht geboten, weniger<br />
wegen des riesigen Wallers aus der<br />
Sage allerdings. Immer wieder kommt es<br />
am Walchensee zu Tauchunfällen, etwa<br />
dann, wenn – wie im vorigen Sommer<br />
passiert – der Atemregler in 35 bis 40 Metern<br />
Tiefe vereist. Außerdem gilt der Walchensee<br />
wegen seiner starken Strömungen<br />
als tückisch. Strömungen, die vom Meer<br />
herkommen? Das zumindest hätten sicherlich<br />
die Einheimischen im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
behauptet, hätte es zu dieser Zeit schon<br />
Flaschentaucher gegeben. Sie glaubten, der<br />
Walchensee sei unterirdisch mit dem Ozean<br />
verb<strong>und</strong>en. Den vermeintlichen Beweis<br />
dafür lieferte ausgerechnet ein verheerendes<br />
Erdbeben, das 1755 die portugiesische<br />
Hauptstadt Lissabon fast vollständig zerstörte.<br />
An diesem Tag, berichteten ein paar<br />
Fischer, die auf dem Walchensee gerade<br />
ihre Netze einholten, hätten sich haus-<br />
Postkartenidylle am Südufer: Nahe Altlach<br />
ist der Nazi-Schatz versteckt worden.<br />
Fotos: Bernd Ritschel (2), Isabel Meixner (2)<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 71
200 Höhenmeter Unterschied:<br />
links Kochel-,<br />
rechts Walchensee<br />
Mystisches Licht: Kein<br />
W<strong>und</strong>er, dass sich Sagen<br />
um den »Wallersee«<br />
ranken.<br />
hohe Wellen vor ihnen aufgetürmt <strong>und</strong> sie<br />
beinahe in die Tiefe gerissen.<br />
Oder war es erneut der Waller, der ein Blutpfand<br />
von den Einheimischen forderte?<br />
Nicht nur die Einwohner der umliegenden<br />
Dörfer fürchteten den Zorn des Seeungeheuers,<br />
sogar die Stadt München versuchte,<br />
das Ungetüm zu besänftigen. Denn, so erzählte<br />
die Sage, der Waller habe sich einmal<br />
um den Jochberg gew<strong>und</strong>en <strong>und</strong> habe seine<br />
Schwanzflosse im Maul. Fielen die Bewohner<br />
des Oberlandes vom Glauben ab oder<br />
kämen sie ihm zu nahe, würde das Untier<br />
seine Schwanzflosse loslassen <strong>und</strong> mit nur<br />
einem Schlag den Jochberg zerschmettern<br />
– <strong>und</strong> das gesamte Voralpenland inklusive<br />
München unter Wasser setzen. Um den<br />
Waller versöhnlich zu stimmen, wurde jedes<br />
Jahr in der Gruftkirche zu München ein<br />
goldener Ring geweiht, der in den Walchensee<br />
geworfen wurde.<br />
Nazi-Schergen verbuddeln Goldbarren<br />
Die Männer, die im April 1945 den Walchensee<br />
aufsuchten, hatten indes andere<br />
Absichten. In den Kofferräumen ihrer Autos:<br />
Goldbarren <strong>und</strong> Devisen im Wert von<br />
angeblich 150 Millionen Euro. Vermögen<br />
Doppeldeutig: Herzogstand <strong>und</strong> Heimgarten<br />
(links) spiegeln sich auf der Seeoberfläche.<br />
Nachdem die Ameri kaner<br />
nach Bayern vorgerückt<br />
waren, wurde<br />
ihnen das Geheimnis<br />
vom Nazischatz<br />
verraten, <strong>und</strong> sie<br />
nahmen das Gold in<br />
ihren Besitz. Alles?<br />
KOMPAKT<br />
Das Wichtigste<br />
zum Walchensee<br />
Anreise: Über die Autobahn München–<br />
Garmisch-Partenkirchen bis zur Ausfahrt<br />
Großweil/Kochel <strong>und</strong> nach Kochel am See;<br />
weiter üben den Kesselberg nach Urfeld<br />
Ausgangspunkt: Urfeld, Walchensee<br />
Karte: Kompass-Wanderkarte, Nr. 6 »Walchensee,<br />
Kochelsee, Sylvenstein-Stausee«<br />
Wanderführer: Eugen E. Hüsler »Isarwinkel<br />
– Bad Tölz, Lenggries, Kochel«, 50<br />
ausgewählte Touren, Rother Wanderführer,<br />
Bergverlag Rother, Oberhaching<br />
Tourismusbüro: Tourist-Information<br />
Walchensee, Ringstraße 1,<br />
82432 Walchensee, Tel. 0 88 58/4 11,<br />
E-Mail: info@walchensee.de,<br />
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9–12<br />
Uhr <strong>und</strong> 13–17 Uhr<br />
aus der Reichsbank in Berlin, das die Nationalsozialisten<br />
vor den vorrückenden<br />
Alliierten in den Alpen verstecken wollten.<br />
Dass der geheime Trupp ausgerechnet am<br />
Fuße des Herzogstands strandete, war Zufall.<br />
Eigentlich sollte das Gold vom Bahnhof<br />
in Huglfing in das Bergwerk in Peißenberg<br />
gebracht werden, das sich wegen der eindringenden<br />
Nässe allerdings als untauglich<br />
erwies. So gelangte ein Teil des Reichsvermögens,<br />
darunter Zahngold ermordeter<br />
Juden, in das Forsthaus in Einsiedl am südlichen<br />
Ufer des Walchensees. Was dann geschah,<br />
darum ranken sich heute zahlreiche<br />
Mythen <strong>und</strong> Mutmaßungen, die teils auf<br />
historischen Fakten, teils auf Spekulationen<br />
<strong>und</strong> Gerüchten basieren. Am 26. April<br />
1945 sollen ranghohe Gebirgsjäger <strong>und</strong><br />
Nazi-Schergen die Schätze mit Hilfe von<br />
Geländefahrzeugen in Richtung des 920<br />
Meter hohen Bergs Steinriegel, der sich<br />
hinter dem heutigen Obernach-Kraftwerk<br />
erhebt, transportiert haben. Nach knapp<br />
einer St<strong>und</strong>e Wegmarsch soll der Trupp<br />
zum Stillstand gekommen sein <strong>und</strong> drei<br />
Löcher auf einer Waldwiese ausgehoben<br />
haben. Hier versteckten die Nazis das Gold<br />
der Reichsbank – insgesamt 12,25 Tonnen<br />
–, in einer nahen Höhle deponierten sie<br />
die Devisennoten.<br />
Lagert noch Gold am Walchensee?<br />
Das Versteck währte jedoch nicht lang:<br />
Nachdem die Amerikaner nach Bayern vorgerückt<br />
waren, wurde ihnen das Geheimnis<br />
von den vergrabenen Reichtümern am<br />
Steinriegel verraten, <strong>und</strong> sie nahmen das<br />
Gold in ihren Besitz. Alles? Auch darüber<br />
wird heute noch spekuliert. Manche Schatzsucher,<br />
die das Gebiet am Walchensee mit<br />
Sonden absuchen, glauben, dass damals<br />
nur ein kleiner Teil des Golds geopfert wor-<br />
Fotos: Bernd Ritschel (2), Isabel Meixner; Tiefenkarte: www.schweizerbart.de/journals/zdgg<br />
72 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
TOUREN<br />
Logenplätze im Schatzsucherland<br />
R<strong>und</strong> um den Walchensee gibt es herrliche Wanderungen<br />
mit Aussichtsgarantie. Wir haben vier lohnenswerte Touren für<br />
Sie ausgesucht, von einer familienfre<strong>und</strong>lichen Tour auf den<br />
beliebten, sonnigen Jochberg über eine spannende Gratwanderung<br />
bis hin zu einer Tour auf den Spuren des Märchenkönigs.<br />
den sei, um die Amerikaner davon abzuhalten,<br />
weiter nach den übrigen Barren, Edelsteinen<br />
<strong>und</strong> Devisen zu suchen. So sollen<br />
die Nazis beispielsweise eines der seltenen<br />
weißen Mulis für den Transport verwendet<br />
haben, das von weither sichtbar war. Das<br />
Gold soll außerdem beim Auffinden nicht<br />
gesichert gewesen sein, etwa mit Sprengstofffallen.<br />
Zufall? Absicht? Gerücht?<br />
Die historischen Überlieferungen jedenfalls<br />
geben kein einheitliches Bild wieder, sondern<br />
allenfalls Schatzsuchern Gründe, weiter<br />
über den »Nazischatz« zu mutmaßen. Ob es<br />
ihn überhaupt gibt oder ob er längst geborgen<br />
ist, da<strong>rauf</strong> werden sie so schnell keine<br />
endgültige Antwort finden. Der Walchensee<br />
behält seine Geheimnisse weiter für sich. ◀<br />
IM MAI-HEFT Teil 7: Heilige Quelle <strong>und</strong> rätselhafte<br />
rätische Felsinschriften am Guffert<br />
Tiefblick: Die Karte zeigt, wie sich die Steilflanke<br />
des Herzogstands im See fortsetzt.<br />
1 Jochberg (1565 m)<br />
▶ leicht 3½ Std.<br />
700 Hm 700 Hm<br />
Charakter: leichte Bergwanderung<br />
mit tollem R<strong>und</strong>umblick, auch für Kinder<br />
gut geeignet<br />
Ausgangspunkt: Passhöhe am Kesselberg<br />
(850 m)<br />
Route: Von der Passhöhe verläuft der<br />
Weg zunächst steil in Serpentinen<br />
im Wald bergauf, später wird es fl acher.<br />
Im oberen Bereich teilt sich der Weg:<br />
Der rechte führt direkt zur Jocheralm,<br />
der linke zum Gipfel. Abstieg über die<br />
Jocheralm möglich.<br />
Einkehr: Jocheralm (1381 m),<br />
geöffnet von Mai bis Oktober<br />
bis 17 Uhr, montags Ruhetag,<br />
Tel. 01 78/4 47 55 74<br />
2 Gratwanderung vom<br />
Herzogstand (1731 m) zum<br />
Heimgarten (1791 m)<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
400 Hm 400 Hm<br />
Charakter: eindrucksvolle Panoramawanderung,<br />
die Trittsicherheit erfordert<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der Herzogstandbahn<br />
(1600 m)<br />
Route: Von der Bergstation geht es zunächst<br />
auf den Gipfel des Herzogstands.<br />
Der Weg führt durch die Latschen<br />
hindurch immer entlang des Grats,<br />
zwischendrin gesichert mit Seilen.<br />
In Serpentinen erfolgt der Schlussanstieg<br />
hinauf zum Heimgarten-Gipfelkreuz.<br />
Variante: Wer mehr Höhenmeter machen<br />
will, geht von der Talstation (809 m)<br />
zunächst nach Osten, dann in einem<br />
langgezogenen Bogen in westlicher Richtung<br />
über den beschilderten Pfad auf<br />
den Heimgarten; von dort über den Grat<br />
zum Herzogstand (5–6 Std., 1400 Hm)<br />
Einkehr: Berggasthaus Herzogstand,<br />
geöffnet täglich von März bis Oktober,<br />
Tel. 0 88 51/2 34;<br />
Heimgarten-Hütte (privat),<br />
bewirtschaftet Mai bis Oktober,<br />
Tel. 01 71/9 50 77 87,<br />
Übernachtung nicht möglich<br />
3 Simetsberg (1836 m)<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1000 Hm 1000 Hm<br />
Charakter: technisch einfache, aber<br />
lange Wanderung; schattig im unteren<br />
Bereich, sonnig <strong>und</strong> steil im Schlussanstieg<br />
Ausgangspunkt: Simetsberg-Wegabzweigung<br />
kurz vor Einsiedl (830 m)<br />
Route: Der Weg verläuft zunächst im<br />
Wald <strong>und</strong> mündet nach kurzer Zeit auf<br />
eine Forststraße. Hier zweigt rechts<br />
der Weg zum Simetsberg (1836 m) ab.<br />
Ein Steilhang führt zum freiliegenden,<br />
sonnigen Gipfelanstieg.<br />
4 Altlacher Hochkopf (1328 m)<br />
▶ leicht 3½ Std.<br />
530 Hm 530 Hm<br />
Charakter: Leichte Wanderung auf den<br />
Spuren von Richard Wagner, der in der<br />
Hochkopfhütte auf Einladung Ludwigs II.<br />
komponierte; auch für Kinder geeignet<br />
Ausgangspunkt: Altlach (800 m)<br />
Route: Vom Parkplatz zunächst die Forststraße<br />
entlang. Nach etwa einem halben<br />
Kilometer zweigt ein gut ausgeschilderter<br />
Fußweg links ab. Der Weg verläuft am<br />
Anfang entlang einer kleinen Schlucht,<br />
quert später einen Bach <strong>und</strong> mündet<br />
später wieder auf die Forststraße. Hier<br />
nach links ein paar h<strong>und</strong>ert Meter auf<br />
der Forststraße abwärts gehen, dann<br />
aufpassen, denn der Wanderweg zur<br />
Hochkopfhütte verlässt die Forststraße<br />
wieder nach rechts.<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 73
AUF TOUR<br />
SERIE: Winterfluchten | Teil 2: La Réunion<br />
Wandern auf der Vulkaninsel im Indischen Ozean<br />
Auf<br />
heißen<br />
Sohlen<br />
La Réunion, eine Insel im Indischen Ozean<br />
<strong>und</strong> Übersee-Département von Frankreich,<br />
gehört zu Europa <strong>und</strong> ist doch ganz anders.<br />
An der Küste pulsiert zwar das moderne<br />
Leben mit lärmenden Autos, doch im wilden<br />
Landesinneren kommt man nur zu Fuß<br />
weiter. Von Iris Kürschner (Text <strong>und</strong> Fotos)<br />
Montagmorgen auf La Réunion:<br />
Pünktlich um neun<br />
Uhr brummt es bei Roche<br />
Plate. Staub wird um die<br />
kleine Siedlung aufgewirbelt,<br />
die an den Flanken des gewaltigen<br />
Vulkans Piton Maido klebt. Doch bald ist<br />
der Spuk vorbei, der Heli hat den Briefträger<br />
Jean-Marie Timon abgesetzt. Mit einem<br />
schweren Rucksack startet Timon seinen<br />
Marsch. Heute trägt er auch noch einen<br />
großen Bottich Babynahrung mit. Engpässe<br />
im Sortiment der Dorfläden kommen<br />
74 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Einmal im Jahr speit der Piton de la<br />
Fournaise Feuer; 2007 waren die Lava-<br />
Fontänen sogar bis zu 200 Meter hoch.<br />
ständig vor. Der Briefträger ist vielleicht die<br />
wichtigste Persönlichkeit im Sozialnetz der<br />
r<strong>und</strong> 800 Bewohner, die im Felskessel von<br />
Mafate leben, einem Ort, der nur zu Fuß<br />
erreichbar ist. Timon bringt nicht nur die<br />
Post, er verbindet die Bewohner auch sonst<br />
mit der Außenwelt. Neuigkeiten werden<br />
ausgetauscht, Tratsch weitergeleitet, Grüße<br />
oder wichtige Informationen von Verwandten<br />
oder Fre<strong>und</strong>en ausgerichtet, vergessene<br />
Einkäufe mitgebracht. Da schleppt der Beamte<br />
schon mal 20 Kilo auf seinem Buckel.<br />
Eine kleine Erleichterung bringt in jüngerer<br />
Briefträger Jean-Marie Timon bei seinem<br />
Postr<strong>und</strong>gang in Roche Plate<br />
Zeit der Helikopter. Er fliegt den Briefträger<br />
vom Hauptpostbüro an der Küste in den<br />
Cirque de Mafate. »Mein Vorgänger musste<br />
noch die gesamte Strecke zu Fuß machen«,<br />
erzählt Timon. »Das waren wöchentlich<br />
180 Kilometer <strong>und</strong> einige tausend Höhenmeter.«<br />
Aus dem Feuer geschaffen<br />
Die Insel Réunion wurde aus einem Vulkan<br />
geboren, der vor zwei bis drei Millionen Jahren<br />
aus dem Indischen Ozean auftauchte,<br />
aus einer sagenhaften Tiefe von etwa<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 75
Der Kraterrand bildet einen riesigen Schutzwall um den Cirque de Cilaos.<br />
Das Wasser stürzt in der Schlucht von Saint-Gilles in<br />
4000 Metern. Gewaltige Eruptionen <strong>und</strong><br />
ausströmende Lava ließen ihn weitere<br />
3000 Meter emporwachsen. Vor 12 000 Jahren<br />
beruhigte sich der Stammvulkan, der<br />
Piton de Neige. Seither haben Erosion <strong>und</strong><br />
tropische Unwetter an dem Berg gemeißelt<br />
<strong>und</strong> drei wilde Felsenkessel, sogenannte<br />
Cirques, entstehen lassen, die ein Kleeblatt<br />
um den höchsten Gipfel bilden. Während<br />
der Cirque de Salazie <strong>und</strong> der Cirque de Cilaos<br />
bereits seit den 1930er-Jahren über eine<br />
Straßenzufahrt verfügen, ist der Cirque<br />
de Mafate bis heute nur zu Fuß oder über<br />
den Luftweg erreichbar. Und das soll auch<br />
so bleiben. Als sich die Regierung vor einigen<br />
Jahren anschickte, eine Straßenverbindung<br />
zwischen dem Cirque de Salazie<br />
Als die Regierung eine<br />
Straße zum Cirque de<br />
Mafate schaffen wollte,<br />
wehrten sich die<br />
Einwohner vehement.<br />
<strong>und</strong> Mafate zu schaffen, wehrten sich die<br />
Einwohner vehement dagegen. Sie sahen<br />
ihre Lebensgr<strong>und</strong>lage, die Beherbergung<br />
von Wandertouristen, bedroht, <strong>und</strong> mit<br />
dem zunehmenden Verkehr wären auch<br />
die Ruhe <strong>und</strong> das Besondere des Cirque<br />
de Mafate schlagartig verloren gewesen.<br />
Ihr Widerstand war von Erfolg gekrönt:<br />
2007 wurde der Bergkessel zur Kernzone<br />
eines Nationalparks ernannt <strong>und</strong> damit<br />
dem Straßenprojekt endgültig der Garaus<br />
gemacht. So bleibt die bizarr zerfurchte<br />
Vulkanlandschaft aus tiefen Schluchten,<br />
kleinen Plateaus, spitzen Felstürmen <strong>und</strong><br />
himmelhohen Steilwänden, wie sie ist: ein<br />
kleines, abgeschiedenes Paradies.<br />
Für ein Paradies hielten die ersten Siedler<br />
Mitte des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts die gesamte<br />
Insel von La Réunion. Es waren Bretonen,<br />
die sich mit madagassischen Frauen mischten.<br />
Piraten folgten. Schließlich ließen sich<br />
auch Franzosen, Portugiesen <strong>und</strong> Holländer<br />
nieder. Das Wirtschaftssystem basierte auf<br />
Zum Dorf La Nouvelle im Cirque de Mafate führt keine einzige Straße.<br />
INFO<br />
Mücken<br />
Ein Thema, an das man sich in tropischen<br />
Gefilden gewöhnen muss: Mücken! Am<br />
besten den Körper mit Zitronenöl oder Tigerbalsam<br />
einreiben, um sich für die Mücken<br />
unschmackhaft zu machen. 2006 haben<br />
diese kleinen Plagegeister für Schlagzeilen<br />
gesorgt: Die sonst für das Fehlen von<br />
Tropenkrankheiten bekannte Insel sah sich<br />
plötzlich mit Chikungunja konfrontiert, einer<br />
Krankheit, die durch Mückenstiche übertragen<br />
wird. Neben grippeähnlichen Symptomen<br />
treten schmerzhafte Gelenknerven-<br />
Lähmungen auf <strong>und</strong> der Erkrankte kann sich<br />
nur noch in gebückter Haltung fortbewegen.<br />
Chikungunja, ein Kishuaheli-Wort, heißt<br />
übersetzt »der gebeugte Mann«. Mit einer<br />
groß angelegten Desinfi zierungsaktion hat<br />
man die Epidemie, die nur für alte Menschen<br />
<strong>und</strong> Kleinkinder lebensbedrohlich war,<br />
wieder in den Griff bekommen.<br />
76 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
das Becken des Bassin des Aigrettes.<br />
Die Hülsenfrüchte der Tamarindenbäume finden Verwendung in der asiatischen Küche.<br />
Sklavenarbeitern, die vor allem aus Ostafrika<br />
<strong>und</strong> Madagaskar eingeführt wurden. Gegen<br />
Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts flohen viele<br />
aus den Plantagen in die Abgeschiedenheit<br />
des Cirque de Mafate, der seither den Namen<br />
eines entflohenen Sklaven trägt. Nach<br />
der Abschaffung der Sklaverei 1848 kamen<br />
Inder <strong>und</strong> Chinesen als Arbeitskräfte ins<br />
Land. Unter anderem dieser bunten Mischung<br />
aus so vielen Kulturen verdankt La<br />
Réunion seinen Reiz.<br />
Das Land der Fußgänger<br />
Jeden Montag muss Timon drei Dörfer mit<br />
Post versorgen. Schweißgebadet erreicht<br />
er mittags Orangers, wo er sich nur kurz<br />
einen kühlen Drink in der Epicerie von<br />
Im »Jardin des Parfums et des Epices«<br />
Louise Yolande gönnt. Zeit zum Mittagessen<br />
bleibt keine. Er hat noch eine Menge<br />
Briefe zu verteilen <strong>und</strong> muss es bis zum<br />
späten Nachmittag in sein Heimatdorf Lataniers<br />
schaffen. »Der Dienstag ist der härteste<br />
Tag«, sagt er. Sechs Dörfer liegen dann<br />
auf seiner Route, die durch unzähliges Auf<br />
<strong>und</strong> Ab gekennzeichnet ist. Im Kessel von<br />
Mafate läuft nichts eben, entweder es geht<br />
steil bergauf oder steil bergab. Zyklone <strong>und</strong><br />
tropische Regenfälle tragen das Übrige dazu<br />
bei, die Pfade unwegsam, nicht selten sogar<br />
unpassierbar zu machen. Der Briefträger<br />
erinnert sich nur zu gut an solche Wetterkapriolen:<br />
»Einmal bin ich vier Tage lang<br />
in Grand Place festgesessen. Der Fluss war<br />
unpassierbar, so gewaltige Wassermassen<br />
kamen wegen des Regens daher. Dabei ist<br />
mein Dorf nicht mal einen Kilometer Luftlinie<br />
entfernt.« Inzwischen erleichtert eine<br />
Hängebrücke die Überquerung.<br />
Im Felsenkessel von Mafate leben Menschen,<br />
die der Hektik <strong>und</strong> dem Stress der<br />
modernen Welt den Rücken kehren. Axel<br />
beispielsweise kam als Aussteiger vor 18<br />
Jahren von der Küste an diesen Ort. In seinem<br />
Garten gedeihen zwischen Bananenstauden<br />
<strong>und</strong> Hibiskusbüschen Kräuter,<br />
Gemüse <strong>und</strong> Obstbäume – »eben alles,<br />
was es zu einem Leben als Selbstversorger<br />
braucht«, erklärt Axel. Der Vater von sechs<br />
Kindern unterhält eine kleine Gîte, eine<br />
Wanderherberge, die etwas Geld einbringt,<br />
während seine Frau Sabine als Lehrerin im<br />
Nachbardorf arbeitet. Der drahtige Kreole<br />
verkörpert das Land der wilden Fußgänger<br />
wie kein anderer. Wenn er sich die teuren<br />
Lebensmitteltransporte per Helikopter sparen<br />
will, spurtet er in anderthalb St<strong>und</strong>en<br />
zum Maido; normale Wandertouristen<br />
brauchen für diese Strecke das Dreifache.<br />
Mit dem Sammeltaxi geht es dann hinunter<br />
zu den großen Supermärkten an der Küste<br />
<strong>und</strong> mit schwerem Rucksack im Dauerlauf<br />
wieder zurück. Drahtig ist auch seine Frau,<br />
für die der Halbtagesmarsch zur Dorfschule<br />
in Orangers »nur ein kurzer Spaziergang«<br />
ist. Und so w<strong>und</strong>ert es nicht, dass beide<br />
auch an Europas verrücktestem Rennen,<br />
an der »Diagonale des Fous« teilnehmen,<br />
die jährlich Ende Oktober Athleten aus aller<br />
Welt anlockt. »Le Grand Raid« ist der offizielle<br />
Name dieses Ultra-Cross-Rennens quer<br />
durch die Insel, das mit 125 Kilometern <strong>und</strong><br />
8000 Metern Höhendifferenz zu den härtesten<br />
Marathons der Welt zählt.<br />
Aber abgeschieden zu leben, heißt hier<br />
trotzdem nicht, auf einen gewissen Komfort<br />
verzichten zu müssen. Schließlich<br />
buttert Frankreich eine Menge Geld –<br />
Subventionen, Arbeitslosenunterstützung,<br />
Familienbeihilfen – in das Sozialsystem<br />
seines Übersee-Departements. Telefon<br />
<strong>und</strong> Fernseher funktionieren per Satellit,<br />
Handyempfang gibt es auch, <strong>und</strong> die<br />
Sonne sorgt für Strom <strong>und</strong> heißes Wasser.<br />
Ein Arzt wird wöchentlich per Heli in den<br />
Cirque de Mafate eingeflogen – jede<br />
Vor allem abends präsentiert sich<br />
das Chamäleon in den buntesten Farben.<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 77
Ein Erinnerungsfoto hält die Hochstimmung über den Wolken fest.<br />
Nebel verleiht der Plaine des Tamarins im Cirque de Mafate eine mystische Aura.<br />
Auf dem Sentier Scout kamen die ersten Weißen in<br />
Schaulustige können<br />
von einer Aussichtsplattform<br />
den Cratère<br />
Dolomieu beim Feuerspeien<br />
beobachten.<br />
Woche in ein anderes Dorf, um Patienten<br />
zu versorgen <strong>und</strong> Kurse für Schwangere zu<br />
erteilen.<br />
Zwischen Paradies <strong>und</strong> Hölle<br />
Der Wanderklassiker auf La Réunion ist<br />
eine R<strong>und</strong>e durch alle drei Gebirgskessel<br />
an den Flanken des Piton des Neiges. Etwa<br />
eine Woche ist man unterwegs, von Hütte<br />
zu Hütte, wo abends feines Carri serviert<br />
wird. Das kreolische Gericht ist das Traditionsessen<br />
der Insel Réunion <strong>und</strong> schmeckt<br />
dank vieler Variationen doch immer wieder<br />
anders. Mal mit Huhn, mal mit Fisch,<br />
mal mit Rind- <strong>und</strong> Schweinefleisch. Dazu<br />
werden Reis <strong>und</strong> Hülsenfrüchte gereicht.<br />
So schmackhaft wie nahrhaft <strong>und</strong> die ideale<br />
Stärkung für den nächsten Wandertag,<br />
KOMPAKT<br />
Trekking auf La Réunion<br />
Anreise: Flüge nach Réunion<br />
nur über Paris; Air France<br />
(www.airfrance.de) fl iegt täglich<br />
von deutschen Flughäfen.<br />
Information: Fremdenverkehrsamt<br />
der Insel Réunion, Zeppelinallee 37,<br />
60325 Frankfurt am Main (D),<br />
Tel. 00 49/(0) 69/97 59 04 94,<br />
www.reunion.fr/de/<br />
Direkt im Flughafen von Saint Denis<br />
befi ndet sich ein Büro der Île de la<br />
Réunion Tourisme (IRT), Tel. 00 33/<br />
8 10/16 00 00, man spricht dort<br />
auch deutsch.<br />
Berghütten: Wer ein Trekking<br />
plant, für den ist die Reservierung<br />
von Wanderherbergen über die<br />
Reservierungszentrale obligatorisch.<br />
Auf www.reunion.fr/de/ fi ndet<br />
man eine Hüttenübersicht <strong>und</strong> kann<br />
dort auch online reservieren:<br />
resa@reunion.fr<br />
Reiseveranstalter: Mehrere<br />
deutsche Veranstalter wie Wikinger<br />
Reisen (www.wikinger.de) <strong>und</strong><br />
Hauser (www.hauser-exkursionen.de)<br />
bieten geführte <strong>und</strong> individuelle<br />
Trekkingwochen an, in Österreich<br />
wendet man sich dazu am besten<br />
an die Alpinschule Innsbruck<br />
(www.asi.at).<br />
Trekkingroute durch alle<br />
drei Cirques:<br />
Hell Bourg/Le Belier im Cirque<br />
de Salazie – Grand Place im Cirque<br />
de Mafate, 6 Std., 400 Hm auf,<br />
1200 Hm ab (1. Tag);<br />
Grand Place – Roche Plate, 5 Std.,<br />
1200 Hm auf, 800 Hm ab (2. Tag);<br />
Roche Plate – Marla, 5 Std.,<br />
900 Hm auf, 400 Hm ab (3. Tag);<br />
Marla – Cilaos, 6 Std., 500 Hm auf,<br />
850 Hm ab (4. Tag);<br />
Cilaos – Caverne Dufour, 3½ Std.,<br />
1300 Hm auf, 100 Hm ab (5. Tag);<br />
Caverne Dufour – Piton des Neiges<br />
– Plaine des Cafres, 7 Std.,<br />
60 Hm auf, 1800 Hm ab (6. Tag)<br />
Klima: Das ganzjährig subtropische<br />
Klima besteht aus zwei<br />
Jahreszeiten. Der Winter von Mai bis<br />
Oktober ist mild <strong>und</strong> trocken,<br />
Temperaturen meist zwischen 20<br />
<strong>und</strong> 25 Grad Celsius, der Sommer<br />
von November bis April ist wärmer<br />
(24–30°C) <strong>und</strong> auch feuchter.<br />
Karte: Comité du Tourisme de La Réunion<br />
Wanderkarten: IGN 1:25 000,<br />
4401RT-4406RT (»St. Paul«,<br />
»St. Denis«, »St. Benoit«, »St.Leu«,<br />
»St. Pierre«, »Piton de la fournaise«)<br />
Literatur: Walter Iwersen<br />
»La Réunion. Frankreichs Wanderparadies<br />
im Indischen Ozean«,<br />
Bergverlag Rother, 2013<br />
78 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
den Kessel von Mafate.<br />
Der Cratère Dolomieu am Piton de la Fournaise ist noch immer aktiv.<br />
der mit vielen Höhenmetern, aber auch<br />
unglaublich eindrücklichen Landschaftsreizen<br />
aufwartet. Im tropischen Urwald<br />
können aufmerksame Beobachter Gewürze<br />
wie Vanille, Pfeffer <strong>und</strong> Muskat finden.<br />
Wildromantische Badepools unter Wasserfällen<br />
dienen als Dusche. Dazu kommen<br />
mystische Savannenlandschaften <strong>und</strong><br />
knorrige Tamarindenbäume, von denen<br />
lange Flechtenfetzen hängen <strong>und</strong> die dadurch<br />
wie aus der Geisterwelt wirken, <strong>und</strong><br />
Vulkansteppen wie in einer Mondlandschaft.<br />
Den Kontrast bildet der Horizont<br />
mit dem stahlblauen Meer.<br />
Die Besteigung des Piton des Neiges ist<br />
Pflicht. Von nirgendwo sonst kann man die<br />
Insel besser überblicken. Auf bruch ist um<br />
vier Uhr nachts bei der Gîte de la Caverne<br />
Dufour. Ein Tatzelwurm an Stirnlampen<br />
zieht sich durch die schwarze Vulkanlandschaft<br />
bergwärts. Hellwache Begeisterung<br />
dann am Gipfel, wenn man über dem Wolkenmeer<br />
steht <strong>und</strong> vis-à-vis den Piton de la<br />
Fournaise feurige Lava spucken sieht. Dann<br />
ist meist auch schon das nächste Ziel klar,<br />
denn am Rande eines »Hot Spot« zu stehen,<br />
ist die Krönung von Réunion. »Hot Spots«<br />
sind selten, es gibt weltweit nur etwa 40<br />
von diesen Aufschmelzungspunkten im<br />
Erdmantel. Der Piton de la Fournaise bietet<br />
alljährlich sein Spektakel, ein fauchendes<br />
Feuerwerk aus glühender Lava – mal<br />
mehr, mal weniger heftig. Besonders starke<br />
Eruptionen ereigneten sich im Frühling<br />
2007. Aus einer frisch aufgebrochenen<br />
Spalte schossen bis zu 200 Meter hohe Lava-Fontänen<br />
in den Himmel <strong>und</strong> ein breiter<br />
Feuerstrom wälzte sich mit 60 St<strong>und</strong>enkilometern<br />
bis zur Küste. Menschen <strong>und</strong> Dörfer<br />
kamen nicht zu Schaden. Spukt der Piton<br />
de la Fournaise zu arg, wird das Terrain um<br />
Am Piton des Neiges, mit 3069 Metern der höchste Gipfel von La Réunion<br />
TIPP<br />
Unterkunft für<br />
Individualisten<br />
Gandalf Safari Camp klingt groß, ist aber<br />
eine kleine familiäre Unterkunft mit liebevoll<br />
eingerichteten Zimmern <strong>und</strong> großem Garten<br />
an der Südküste von Manapany les Bains.<br />
Die Gastgeber Christina <strong>und</strong> Claus Moreno<br />
sind vor einigen Jahren aus Deutschland<br />
ausgewandert <strong>und</strong> betreuen die Gäste nach<br />
Wunsch auch bei der Organisation von<br />
Ausfl ügen. Gandalf Safari Camp, 87, Bd.<br />
de l’Océan, Manapany les Bains, F-97480<br />
Saint Joseph, Tel. 02 62/(0)6 92 33 09 36,<br />
www.gandalfsafaricamp.de<br />
den Krater gesperrt. Die Einheimischen sagen<br />
dann auf kreolisch »Volcan i pet«: »Der<br />
Vulkan pupst.« Lässt die Tätigkeit des Vulkans<br />
etwas nach, können Schaulustige auf<br />
ausgewiesenen Wegen wieder durch die bizarre<br />
Mondlandschaft pilgern <strong>und</strong> hautnah<br />
La Fournaise, den »Glutofen« bestaunen.<br />
Markierungen weisen den Weg durch die<br />
weite Caldera des Enclos Fouqué zu einer<br />
Aussichtsplattform nördlich des aktiven<br />
Dolomieu-Kraters. Welch ein Gefühl, direkt<br />
in der Hölle zu stehen!<br />
◀<br />
IM APRIL-HEFT lesen Sie eine Reportage über die<br />
Inselgruppe der Azoren im Atlantik.<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 79
BERGBILDER<br />
Heinz Zak: Bergfotograf,<br />
Extremkletterer, Autor<br />
Astern mit Gipfelblick:<br />
groß herausgebracht<br />
dank eines<br />
Weitwinkel-Objektivs<br />
Viele assoziieren mit Frühling »Blumen« oder<br />
»Blüte«. Details in der Natur wie Blumen,<br />
Eiskristalle oder ein einzelner Wassertropfen sind<br />
oft Kunstwerke. Es macht große Freude, solche<br />
Details bildfüllend zu fotografi eren. Als Betrachter<br />
vermutet man hinter den Makro-Aufnahmen<br />
einen großen technischen Aufwand, den man<br />
sich <strong>und</strong> seiner Kamera nicht zutraut. Dabei<br />
ist es meist viel einfacher, als man denkt: Man<br />
muss nur richtig nah rangehen! Ich persönlich<br />
will mich bewegen <strong>und</strong> in den Bergen unterwegs<br />
sein. Dennoch kann es leicht passieren, dass ich<br />
besonders schöne Blumen entdecke <strong>und</strong> dann<br />
st<strong>und</strong>enlang irgendwo hängenbleibe. Hauptsache,<br />
man hat Zeit für das, was am meisten Spaß<br />
macht: Gipfel oder Blume oder eben beides!<br />
Schirm sind Erkennungsmerkmale für einen<br />
Makro-Fotografen. Im Rucksack selbst befi nden<br />
sich: Makrolinse (oder: Zwischenringe, Nahlinse,<br />
Balgengerät), externes Blitzgerät, Blitzkabel<br />
oder Funkauslöser, Aufhellschirm, LED-Lampe,<br />
Blumendraht, Schere, Wassersprüher.<br />
Fotowettbewerb: Frühling in den Bergen<br />
Blütenzauber<br />
Gerade das Frühjahr schenkt Fotobegeisterten eine Fülle<br />
von lohnenden Motiven. Entsprechend in Szene gesetzt,<br />
entstehen kunstvolle Bilder. Heinz Zak gibt BERGSTEIGER-<br />
Lesern exklusiv Tipps für die Makro-Fotografie.<br />
Zwei völlig unterschiedliche Vorgehensweisen<br />
kennzeichnen die Fotografi e im Nahbereich.<br />
Das einfachste <strong>und</strong> schnellste<br />
ist der Schnappschuss: Man entdeckt das<br />
Motiv, legt sich auf den Boden <strong>und</strong> geht mit<br />
der Kamera so nahe wie möglich heran. Das<br />
fotografi sche Ergebnis ist abhängig vom Umge-<br />
bungslicht <strong>und</strong> den technischen Möglichkeiten<br />
der Kamera. Das andere Ende des Spektrums<br />
weist den Fotografen aus, dessen Leidenschaft<br />
der Makro-Fotografi e gehört. Ähnlich wie Tierfotografen<br />
zeichnen sie sich durch eine technisch<br />
ausgefeilte Ausrüstung aus: Schweres Stativ,<br />
Fotorucksack <strong>und</strong> ein lichtdurchlässiger, weißer<br />
Kompakt für den Nahbereich<br />
Das Kernstück der Ausrüstung ist der geeignete<br />
Fotoapparat mit der entsprechenden Optik.<br />
Viele <strong>Bergsteiger</strong> haben nur noch eine kleine<br />
Kompaktkamera dabei. Man muss beim Kauf<br />
da<strong>rauf</strong> achten, dass die technischen Voraussetzungen<br />
für Makro-Aufnahmen gegeben sind.<br />
Meine Empfehlung ist die P 7100 von Nikon<br />
oder die G 12 von Canon – beide Kameras haben<br />
eine ausgesprochen gute Naheinstellung,<br />
mit der man bis auf wenige Zentimeter an das<br />
Motiv herankommt. Wenn das Umgebungslicht<br />
zu schwach ist für ein verwacklungsfreies Foto<br />
(Verschlusszeit ca. 1/250), kann man problemlos<br />
die ISO-Zahl auf 400 oder 800 anheben.<br />
Vorteile der Spiegelreflexkamera<br />
Für Spiegelrefl exkameras gibt es spezielle<br />
Makro-Objektive, die aber recht teuer sind.<br />
Außerdem ist so ein Objektiv in der Regel<br />
schwer – viele lassen es dann aus Gewichtsgründen<br />
wieder zuhause <strong>und</strong> ärgern sich dann,<br />
wenn sie ein bestimmtes Foto nicht machen<br />
können. Mein Hilfsmittel der Wahl sind ganz<br />
einfache Zwischenringe (Firma: Kenko), die<br />
zwischen dem Objektiv <strong>und</strong> dem Gehäuse<br />
einer Spiegelrefl exkamera installiert werden.<br />
Die speziellen Makro-Objektive haben unterschiedliche<br />
Fixbrennweiten, in der Regel 105<br />
80 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Bildfüllende Makroaufnahmen (oberes Foto<br />
rechts) erzeugen kunstvolle Effekte.<br />
Man muss sich auch mal in die Wiese legen,<br />
um neue Perspektiven zu kreieren (unten).<br />
Das oberste Gebot bei der Makro-Fotografi e lautet: nahe ans Motiv rangehen.<br />
Diese Feuerlilie ist zusätzlich durch ein Fisheye-Objektiv in Szene gesetzt.<br />
mm oder 150 mm. Mir selbst ist die 150 mm<br />
Optik lieber – da habe ich mehr Tiefenschärfe<br />
<strong>und</strong> muss auch nicht so nahe ran (Schmetterlinge!).<br />
Eine weitere Alternative sind Nahlinsen,<br />
die im Filtergewinde vor die Optik geschraubt<br />
werden. Nahlinsen bringen für mich nicht die<br />
gewünschten Ergebnisse – außerdem sind sie<br />
nicht mehr verwendbar, wenn man ein anderes<br />
Objektiv mit einem anderen Filtergewinde verwenden<br />
möchte.<br />
Spielraum zum Scharfstellen<br />
Zwischenringe sind sehr leicht, das Set besteht<br />
aus drei Teilen, die gesamt oder einzeln verwendet<br />
werden können. Am liebsten setze ich<br />
die Zwischenringe bei einem Telezoom-Objektiv<br />
(70–200 mm) ein. Dies hat den Vorteil, dass<br />
ich durch die Zoom-Funktion einen großen<br />
Spielraum zum Scharfstellen habe. Bei einem<br />
Makro-Objektiv bin ich auf wenige Millimeter<br />
eingeschränkt <strong>und</strong> muss jedes Mal umständlich<br />
das Stativ umbauen, wenn ich eine andere<br />
Naheinstellung fotografi eren möchte. Im<br />
Nahbereich ist das Bild sehr unruhig <strong>und</strong> der<br />
Tiefenschärfebereich gering. Die Verwendung<br />
eines Stativs rentiert sich – idealerweise bei<br />
Verwendung eines Kugelkopfes, mit dem man<br />
den Bildausschnitt schnell verändern kann.<br />
Der besondere Look<br />
Langstielige Pfl anzen wackeln zum Beispiel<br />
selbst bei geringem Wind recht viel – man<br />
kann die Pfl anze mit einem Blumendraht <strong>und</strong><br />
einer Klammer fi xieren. Viele Makro-Fotografen<br />
wünschen sich für ihre Bilder einen eigenen<br />
»Look«: gleichmäßiges Licht ohne Sonne, viel<br />
verschwommene Unschärfe <strong>und</strong> ein klares Motiv<br />
scharf abgebildet. Um zu solchen Ergebnissen<br />
zu kommen, wird über das »Makro-Set« ein<br />
lichtdurchlässiger Schirm gespannt, der extrem<br />
weiches Licht erzeugt. Auch bei der Spiegelrefl<br />
exkamera lässt sich die ISO-Zahl weit nach<br />
oben drehen, um kürzere Belichtungszeiten<br />
zu erreichen. Manchmal ist das Motiv von<br />
Grashalmen verdeckt. Profi s haben dafür eine<br />
Schere dabei <strong>und</strong> schnippeln sich das Motiv<br />
zurecht. Gras wächst ja wieder nach. Wer die<br />
Natur gern hat, wird gefühlvoll damit umgehen!<br />
Weitwinkel <strong>und</strong> Fisheye<br />
Einen ganz eigenen Look für den Nahbereich<br />
bekommt man mit Hilfe eines starken Weitwinkels<br />
(Zoom 10–20 mm bei DX-Objektiv). Ich<br />
mag diese Art der Nahfotografi e gern, weil sie<br />
mir auch die Möglichkeit bietet, die Umgebung<br />
voll ins Bild zu integrieren. Ich wähle dafür die<br />
maximale Weitwinkelstellung <strong>und</strong> erzeuge mit<br />
Blende 22 die größtmögliche Tiefenschärfe.<br />
Ein Fisheye verstärkt diesen Effekt noch – man<br />
muss aber bedenken, dass man schnell einen<br />
»r<strong>und</strong>lichen« Bildausschnitt bekommt, wenn im<br />
Hintergr<strong>und</strong> deutliche Linien sichtbar sind wie<br />
beispielsweise Bergkanten, Häuser et cetera.<br />
Blitzlicht, LED-Lampe <strong>und</strong> Aufhellschirm<br />
Ein Fotograf ist ja ein »Maler mit dem Licht«.<br />
Für das richtige Licht gibt es mehrere Tricks. Am<br />
besten für ein plastisch wirkendes Bild ist das<br />
Licht von der Seite. Also entweder die Sonne<br />
selbst oder ein Blitzlicht, das man über Kabel<br />
oder Funk auslösen kann. Eine gern verwendete<br />
Lichtquelle im Nahbereich ist ein einfacher<br />
Aufheller – entweder ein professioneller Aufhellschirm<br />
oder ein weißes Stück Karton oder<br />
eine Alufolie. Auch das Licht einer LED-Lampe<br />
tut hier gute Dienste. Wichtig: Es lohnt sich, das<br />
Ganze vorher zu Hause auszuprobieren! ◀<br />
Mehr fotografische Tipps <strong>und</strong> Bildbeispiele<br />
gibt es beim abschließenden Fotowettbewerb<br />
zum Thema »Sommer in den Bergen«<br />
in der Juni-Ausgabe des BERGSTEIGER.<br />
Schicken Sie uns Ihre besten Frühlingsbilder! Der Hauptgewinn<br />
ist eine Woche mit Halbpension für zwei Personen (DZ) im »Alpenhotel<br />
Tirol« in Galtür im Wert von mehr als 2000 Euro. Der zweite Preis ist ein Daunenschlafsack<br />
»Helium 400« im Wert von 280 Euro, der dritte Preis ist ein »Jetboil Coffee Flask Set« im Wert von<br />
110 Euro (beide von Mountain Equipment). Platz 4 bis 10 erhalten jeweils das Bruckmann-Buch<br />
»Bergerlebnis Südtirol«. Teilnehmen kann jeder Hobbyfotograf, bis zu drei Bilder dürfen digital in niedriger<br />
Aufl ösung an redaktion@bergsteiger.de eingesandt werden. Wir veröffentlichen die zehn besten<br />
Bilder (dafür werden wir dann HighRes-Daten anfordern) mit Kurzbesprechungen von<br />
Heinz Zak. Bild-Collagen werden nicht bewertet. Einsendeschluss ist der 30. 4. 2014.
KAUFBERATUNG: Hybrid-Softshells<br />
Fleece, Regenjacke oder Daune? Wenn das Wetter nicht weiß, was es<br />
will, sollten zumindest die Wanderer wissen, was sie anziehen.<br />
Gut gekreuzt<br />
Bei windigem oder wechselhaftem Wetter auf Bergtour kommt man in<br />
Hardshells leicht ins Schwitzen, Fleecejacken dagegen sind zu durchlässig.<br />
In solchen Fällen bieten sich Softshell-Jacken aus einer Kombination von<br />
winddichten <strong>und</strong> dampfdurchlässigen Materialien an: sogenannte Hybride.<br />
Von Christian Schneeweiß<br />
82 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Hardshell, Softshell, Windshell,<br />
Warmshell: Was soll man denn<br />
nun als Wetterschutz am Berg<br />
mitnehmen? Am besten etwas<br />
von allem: eine extrem dampfdurchlässige,<br />
wasser- <strong>und</strong> windresistente<br />
Jacke mit einrollbarer Kapuze oder wärmendem<br />
Futter. Zwar ist diese eierlegende<br />
Wollmilchsau – als die Softshells gerne<br />
verkauft werden – eine Legende. Aber mit<br />
einem Hybrid, einer Kombination von verschiedenen<br />
Materialien in einer Jacke, lassen<br />
sich immerhin Schwerpunkte setzen.<br />
▶ Windresistent <strong>und</strong> dampfdurchlässig<br />
Softshell besteht aus robustem <strong>und</strong> flexiblem<br />
Polyamid oder aus Polyester mit einer<br />
Beimischung dehnbarer Gummifasern<br />
(7–12% Elastan). Letzteres ist die günstigere<br />
Alternative, die weniger Feuchtigkeit<br />
aufnimmt. Generell ist das Material relativ<br />
schwer: Eine ungefütterte Jacke wiegt in<br />
Größe 52 gut 500 Gramm, mit Fleecefutter<br />
etwa 600 Gramm. Die dehnbaren Jacken<br />
passen sich dem Körper oder auch dickerer<br />
Hybride kombinieren dampfdurchlässige Stoffe<br />
mit Wetterschutz in neuralgischen Zonen.<br />
Foto: visualimpact.ch / Thomas Senf<br />
Bekleidung etwas an <strong>und</strong> erhöhen die Beweglichkeit,<br />
allerdings eher beim Anwinkeln<br />
als beim Anheben der Arme. Und noch<br />
ein Vorteil: Sie rascheln nicht bei jeder Bewegung.<br />
Die Hauptfunktion der Softshells<br />
liegt allerdings in hoher Atmungsaktivität<br />
(genauer: dem Dampfdurchlass) <strong>und</strong> etwas<br />
Kühlung bei gutem Wind- <strong>und</strong> Nässeschutz,<br />
Regen ausgenommen.<br />
Jackenteile mit laminierter Membran sind<br />
nicht nur winddicht, sondern auch robuster<br />
<strong>und</strong> leichter (ultraleichte 360g/Gr. L bei<br />
Berghaus) als reines Softshell, aber je nach<br />
Konstruktion teils deutlich weniger dampfdurchlässig<br />
<strong>und</strong> weniger dehnbar. Diese<br />
winddichte Membran für stürmisches oder<br />
wechselhaftes Wetter ist in der Regel ohne<br />
Tape verarbeitet, was bedeutet, dass an den<br />
Nähten Nässe durchkommt. Die Ausnahmen<br />
bilden die Jacken von Rab <strong>und</strong> Outdoor<br />
Research mit getapten Nähten. Hybride<br />
kombinieren membranloses, stark dampfdurchlässiges<br />
Softshell mit stärkerem<br />
Wind- <strong>und</strong> Nässeschutz (meist winddichte<br />
Membran) oder auch Kälteschutz in neuralgischen<br />
Zonen.<br />
▶ Ableitungs- <strong>und</strong> Resistenzzonen<br />
Dehnbare »Bewegungshybride« mit starker<br />
Dampfableitung besitzen meist einen winddichten<br />
<strong>und</strong> nässeresistenten, erweiterten<br />
Schulterbereich, der sich über die oberen<br />
Ärmel <strong>und</strong> den oberen Körper erstreckt (bei<br />
Rab wasserdichtes, hochatmungsaktives<br />
Polartec Neoshell). Auch am Rücken kann<br />
dünnes Softshell sinnvoll sein, zumal bei<br />
einem Rucksack, der den Körper zwar vor<br />
Nässe von außen schützt, aber an den Kontaktpunkten<br />
schweißtreibend wirkt. Adidas<br />
<strong>und</strong> Vaude statten ihre Jacken mit drei<br />
verschieden isolierenden Zonen aus, während<br />
La Sportiva am Rücken lediglich ein<br />
hauchfeines Netz eingesetzt hat. Ortovox,<br />
Vaude <strong>und</strong> in geringerem Maße auch Montane<br />
nutzen ein Stretchfleece an Armen oder<br />
nur an den Seiten, das Schweißdampf nach<br />
außen transportiert. Das sorgt für stärkere<br />
Kühlung, aber hohe Nässeempfindlichkeit.<br />
»Wetterhybride« mit hohem Wetterschutz<br />
kombinieren winddichte, meist unelastische<br />
Membranlaminate (oft Gore Windstopper)<br />
mit hoher Dampfdurchlässigkeit<br />
in weniger neuralgischen Zonen – insbesondere<br />
an Seiten <strong>und</strong> unteren Ärmeln. So<br />
ist man dadurch auch beweglicher. Outdoor<br />
Research punktet mit hoher Nässeresistenz,<br />
auch die Jacke von Rab ist teils wasserdicht.<br />
Beide sehen aus wie Hardshells <strong>und</strong> lassen<br />
sich im Winter – eingeschränkt auch im<br />
Sommer – als solche verwenden. Befindet<br />
sich im Hüftbereich eine Membranzone<br />
wie bei Adidas oder bei Rab (letztere ist sogar<br />
wasserdicht), ist auch dieser empfindliche<br />
Bereich gegen Wind <strong>und</strong> Nässe geschützt<br />
<strong>und</strong> zudem an der Gurtauflage robuster.<br />
»Wärmehybride« eignen sich für Winter<br />
<strong>und</strong> Übergangszeiten. Die winddichten<br />
<strong>und</strong> wasserresistenten Jacken kombinieren<br />
kuschelige Wollfüllung (Ortovox) oder<br />
Kunstfaserwattierung (Arc’teryx) mit unisolierten,<br />
weniger geschützten Zonen für<br />
höheren Dampfdurchlass, sodass der Körper<br />
an diesen Stellen bei hoher Aktivität<br />
gekühlt wird.<br />
▶ Frontverschluss <strong>und</strong> Bündchen<br />
Bei Softshells <strong>und</strong> Hybriden ist ein innen<br />
abgedeckter (hinterlegter) Front-Reißverschluss<br />
(RV) üblich, bei dem außen häufig<br />
die Zähnchen mit Stoff abgedeckt sind<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 83
EXPERTEN-TIPP<br />
»Da winddichte Mem -<br />
branen nur bedingt<br />
wasserdicht sind,<br />
macht das Tapen der<br />
Nähte kaum Sinn.«<br />
(»resistent«), da die Jacke ja nicht wasserdicht<br />
ist. Das RV-Futter ist meist nicht wasserabweisend,<br />
zieht also bei Nässe Feuchtigkeit<br />
an; die rühmlichen Ausnahmen bilden<br />
Berghaus, Rab <strong>und</strong> Outdoor Research. Kletterer<br />
sollten zur besseren Seilhandhabung eine<br />
Jacke mit Zwei-Wege-RV verwenden, der<br />
auch von unten zu öffnen ist.<br />
Der Rumpf lässt sich am besten mit einhändig<br />
verstellbaren Gummizügen abdichten:<br />
Mountain Equipment verwendet Doppelzüge<br />
für eine exaktere Anpassung. Marmot besitzt<br />
störungsfreie einhändige Tandemzüge,<br />
die in der Tasche zugezogen <strong>und</strong> am<br />
B<strong>und</strong> aufgezogen werden, die aber sehr<br />
klein <strong>und</strong> mit Handschuhen nicht zu öffnen<br />
sind. Lycrabündchen passen sich nur<br />
beschränkt oder gar nicht an, wie beispielsweise<br />
bei Vaude <strong>und</strong> Ortovox. An den Ärmeln<br />
Fleece ist hier ideal. Mit Fleece gefütterte<br />
oder am Torso mit Kunstfaser wattierte<br />
Softshell-Hybride für winterlichen Wetterschutz<br />
sollten immer Kapuzen besitzen,<br />
die idealerweise einrollbar oder im Kragen<br />
verstaubar sind. Die Kapuze sollte sich<br />
wie beim Hardshell mit drei Zügen auf das<br />
Gesicht einstellen lassen <strong>und</strong> voll beweglich<br />
sein. Die Jacken von Rab <strong>und</strong> Outdoor<br />
Research besitzen sogar einen einstellbaren<br />
Schild als Augenschutz, welcher nicht einstellbaren<br />
Kapuzen mit Lycra-Rand (Vaude,<br />
Montane) fehlt.<br />
▶Staufächer <strong>und</strong> Details<br />
Alle seitlichen Einschubtaschen sind groß<br />
(außer bei Ortovox) – d. h. eine Hand passt<br />
gespreizt hinein – <strong>und</strong> dienen mit Netzinnenfutter<br />
häufig als optionale Lüftung.<br />
Tim Jasper leitet die Abteilung »Design«<br />
beim britischen Hersteller Rab.<br />
Tipp 1 Hybrid-Softshells sollten einen<br />
höheren Wetterschutz an Schultern, oberen<br />
Armen, deren Abschlüssen <strong>und</strong> um die Hüften<br />
besitzen. Mehr Dampfdurchlässigkeit sollte<br />
unter den Armen <strong>und</strong> am mittleren Rücken<br />
möglich sein. Diese Formel ist für alle Einsätze<br />
anwendbar, wo ein Hybrid die Leistung<br />
verbessern kann.<br />
Tipp 2 Weil winddichte Membranen nur<br />
eine gewisse Wasserresistenz besitzen, würde<br />
das aufwändige Tapen von deren Nähten kaum<br />
Sinn machen – vor allem wenn diese dichter<br />
wären als der Stoff selbst (Rab Fusion ist als<br />
einziges Softshell mit wasserdichten Zonen<br />
getaped; Anm. der Red.).<br />
Wattierte Softshell-Hybride für winterlichen<br />
Wetterschutz sollten immer Kapuzen besitzen.<br />
sind sie zwar angenehm, aber für exakte<br />
Abdichtung benötigt man doch anpassende<br />
Stretchbünde (ein Top-Beispiel liefert<br />
Arc’teryx) oder am effektivsten variable, bei<br />
dünnem Stoff nahezu wasserdicht fixierbare<br />
Klettverschlüsse wie beispielsweise<br />
die elastischen Gummizüge bei Outdoor Research.<br />
Kragen oder Kapuze? Diese Frage stellt sich<br />
bei Softshells. Bei Sommerhybriden reicht<br />
als Windschutz ein Kragen plus zusätzliche<br />
Windkappe aus, der den Hals eng umschließen<br />
sollte <strong>und</strong> zur Temperaturregulierung<br />
per Front-RV zu öffnen ist. Ein schweißabsorbierendes<br />
Trikot-Futter statt pillendem<br />
Außerdem besitzen sie einen Steg gegen<br />
Herausfallen von Ausrüstung. Einige sind<br />
hochgesetzt, sodass sie sich auch mit Klettergurt<br />
ungehindert bedienen lassen. Etwas<br />
unbequemer zu handhaben sind Brusttaschen<br />
(La Sportiva, Outdoor Research bzw.<br />
Mammut, Rab). Auch Napoleontaschen <strong>und</strong><br />
innere Werttaschen, die zum Schutz elektronischer<br />
Geräte taugen, besitzen einen<br />
RV – nicht aber (über-)große Wärmungs-<br />
Innentaschen im Futter von Einschüben<br />
(v. a. Vaude). Die Rennjacke von La Sportiva<br />
besitzt zusätzliche Rückentaschen.<br />
Die Seitentaschen von Softshelljacken sollten<br />
auch bei großteils membranlosen Soft-<br />
Tipp 3 Das RV-Futter ist bei Softshells<br />
normalerweise nicht wasserresistent, weil es<br />
den Reißverschluss steif machen würde <strong>und</strong><br />
die Zähne nicht ganz wasserdicht sein können.<br />
Wasserresistente RVs (YKK Aquaguard)<br />
funktionieren aber recht gut.<br />
Tipp 4 Eine relativ hohe Wasserresistenz<br />
ohne Einsatz einer Membran erreicht man<br />
durch Verwendung eines eng gewobenen Stoffs<br />
mit weicher Oberfl äche oder aus Mikrofasergarn<br />
sowie guter Dauerimprägnierung (DWR),<br />
so dass Wasser abperlen kann. Durch<br />
regelmäßiges Waschen <strong>und</strong> Imprägnieren der<br />
Jacke wird die Dauerimprägnierung aufrechterhalten<br />
(mit Nikwax ohne PFC).<br />
Stoffmosaik: Diese Hybridjacke von La Sportiva<br />
für Skitouren- <strong>und</strong> Bergrennen kombiniert<br />
eine winddichte Membran an der Front mit<br />
durchlässigem Netz am Rücken <strong>und</strong> sehr dehnbarem<br />
Softshell an Ärmeln <strong>und</strong> Schultern.<br />
Daumenschmaus: Der ergonomisch angepasste<br />
Ärmelabschluss mit Daumenloch<br />
(Ortovox) hält warm. Zum Schweiß ableitenden,<br />
windabweisenden Fleeceärmel kommt<br />
ein winddichter, mit Wolle wattierter Torso.<br />
84 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
So bewertet der BERGSTEIGER<br />
Fotos: Andreas Strauß (5), Christian Schneeweiß (2), privat<br />
KONSTRUKTION<br />
Membranloses Softshell-Material<br />
punktet mit uneingeschränkter<br />
Beweglichkeit bei hohem<br />
Dampfdurchlass <strong>und</strong> bedingtem<br />
Wetterschutz. Integrierte<br />
Pulswärmer schützen in den<br />
Übergangszeiten <strong>und</strong> verhindern<br />
ein Rückrutschen des Ärmels.<br />
Schnitt <strong>und</strong> Passform der Hybridjacken<br />
wurden nicht bewertet, da<br />
deren Effekt von Körperbau <strong>und</strong><br />
Unterbekleidung des Trägers abhängt.<br />
Die Abdichtung der Softshelljacken<br />
gegen Wind <strong>und</strong> Nässe fi el durchwegs<br />
gut bis sehr gut aus. Jacken mit<br />
Kapuze statt Kragen schützen zwar<br />
prinzipiell besser, bekamen bei der<br />
Bewertung aber keinen Extrapunkt.<br />
Einfache Kapuzen passten sich gut<br />
bis sehr gut den Bewegungen an <strong>und</strong><br />
dichteten gut ab.<br />
Auf die Beweglichkeit wirkten sich<br />
elastische Softshells selbstverständlich<br />
positiv aus, der Stoff an Armen<br />
<strong>und</strong> Rumpf verrutschte kaum.<br />
Der Wärmerückhalt von Thermohybriden<br />
mit Fleecefutter, Kunstfaser-<br />
oder Wollfüllung wurde im<br />
Wesentlichen durch deren Dicke<br />
bestimmt. Fleece wärmt zwar, kühlt<br />
aber zugleich, weil es Dampf gut<br />
ableitet. Isolationsfüllung dagegen<br />
behindert die Dampfdurchlässigkeit.<br />
Je höher der membranlose Anteil der<br />
Jacke, desto höher der Kühlungseffekt.<br />
Fleecefutter oder Kunstfaserfüllung<br />
in den Jacken setzen diesen<br />
Wert herab; allerdings wurde in<br />
manchen Jacken schweißkühlendes<br />
Stretchfl eece verarbeitet. Futterlose<br />
Jacken mit effektiven Taschenlüftungen<br />
aus Netzfutter oder mit Ventilationsöffnungen<br />
kühlen am besten.<br />
Wasserresistenz: Der mit einer<br />
Brause geprüfte Abperleffekt vor dem<br />
ersten Waschen war phänomenal:<br />
Bis auf absichtlich unimprägnierte<br />
Zonen, die den Dampfdurchlass<br />
erhöhen, perlte an den meisten<br />
Softshells das Wasser gut ab (am<br />
besten bei Rab, Adidas, Outdoor<br />
Research) <strong>und</strong> ließ sich fast vollständig<br />
abschütteln. Zusammen mit der<br />
zusätzlichen Schutzschicht reicht dies<br />
für Schneefall oder Nieseln, aber<br />
nicht bei Regen aus. Revolutionäre<br />
Neuerung: Die Jacken von Berghaus,<br />
Outdoor Research <strong>und</strong> Rab besitzen<br />
imprägniertes Reißverschlussfutter.<br />
Ortovox, Montane, Vaude fi elen nur<br />
wegen dampfsaugender Zonen ab, La<br />
Sportiva wegen Netzrücken.<br />
Windresistenz: Die Windresistenz<br />
wurde mit einem auf die membranlose<br />
Softshellfl äche gerichteten Fön<br />
plus Durchatmen mit dem M<strong>und</strong> geprüft,<br />
<strong>und</strong> dann mit der winddichten<br />
Membran kombiniert bewertet. Hybride<br />
mit größerer stark dampfdurchlässiger<br />
Fläche sind somit tendenziell<br />
weniger windresistent, solche mit viel<br />
oder intelligent verteilter winddichter<br />
Membran dagegen besonders<br />
windresistent.<br />
EINSATZBEREICHE<br />
Klettern: Die Bewegungen verlangen<br />
ein dehnbares Softshell kombiniert<br />
mit hohem Dampfdurchlass bei<br />
eingeschränktem Wetterschutz. Die<br />
Ärmel verrutschen kaum, der Rücken<br />
ist verlängert geschnitten.<br />
Bergtour: Hohe Dampfdurchlässigkeit<br />
(Softshell ohne Membran) kombiniert<br />
mit Wetterschutz (winddichte<br />
Zur Anpassung einer helmtauglichen,<br />
sturmfesten Kapuze<br />
ist ein einhändig zu bedienender<br />
Gummizug am Hinterkopf<br />
unverzichtbar. Er passt deren<br />
Volumen an Kopf oder Helm<br />
an <strong>und</strong> ermöglicht es, den Kopf<br />
mitsamt Kapuze zu drehen.<br />
Membran, gute Imprägnierung) an<br />
den entsprechenden Zonen ermöglicht<br />
eine ausreichende Klimaregulierung,<br />
ergänzt durch Taschenlüftung.<br />
Trekking/Gletscher: Hoher<br />
Nässe- <strong>und</strong> Windschutz sowie gute<br />
Lüftungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Abschlüsse<br />
(idealerweise mit Kapuze <strong>und</strong><br />
winddichtem Hüftbereich) schützen<br />
vor allen Wetterverhältnissen außer<br />
Dauerregen <strong>und</strong> Höhensturm. Hohe<br />
Abriebfestigkeit sollte zumindest im<br />
Schulterbereich gegeben sein.<br />
Skitour: Winddichte Membran am<br />
Körper <strong>und</strong> Wasserresistenz sowie<br />
verstellbare Kapuze reichen für<br />
kompletten Wetterschutz aus. Fleecefutter<br />
oder Faserfüllung wärmt, ein<br />
verlängerter Rücken <strong>und</strong> minimales<br />
Verrutschen schützen die Nieren.<br />
shells immer Netzfutter besitzen, um Be<strong>und</strong><br />
Entlüftung vor allem im Bauchbereich<br />
zu ermöglichen. Die beste Ventilation aber<br />
lässt sich immer noch durch RV-Achsellüftungen<br />
wie bei Vaude erreichen. Daumenlöcher<br />
verhindern ein Zurückrutschen der<br />
Ärmel <strong>und</strong> ersetzen zumindest einen Teil<br />
der Wärme von Handschuhen (sehr gut bei<br />
Ortovox). Und zu guter Letzt kann man auch<br />
der Umwelt <strong>und</strong> der Gesellschaft Gutes tun<br />
beim Kauf einer Softshell-Jacke: Bei Vaude<br />
ist der Stoff Bluesign-zertifiziert, Mammut<br />
ist Mitglied bei Fair Wear <strong>und</strong> Marmot spendet<br />
an die dZi-Stiftung für Dorfentwicklung<br />
im Himalaya.<br />
◀<br />
Für alle Zonen das Richtige: Luftiges Meshfutter<br />
am Rücken, schweißsaugendes Stretch -<br />
fleece an Ärmeln <strong>und</strong> Seiten, robustes <strong>und</strong><br />
zugleich weiches Nylon im Schulterbereich<br />
(Montane) sorgen für optimales Körperklima.<br />
Vorteil Softshell: Mit zwei Seitzügen <strong>und</strong><br />
einem Hinterkopfzug (3D-Züge) lässt sich<br />
diese Kapuze an jeden Kopf anpassen <strong>und</strong> mit<br />
diesem ungehindert beliebig seitlich drehen<br />
(Mammut).<br />
Netzwerk: Robustes, winddichtes Gore<br />
Windstopper Softshell schützt die Rückseite<br />
dieser sehr wetterresistenten <strong>und</strong> doch an<br />
Rücken, inneren Ärmeln <strong>und</strong> Seiten stark<br />
dampfdurchlässigen Hybridjacke (Adidas).<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 85
KAUFBERATUNG : Hybrid-Softshells<br />
TIPP<br />
Bewegung<br />
Adidas Terrex<br />
Hybrid Softshell J.<br />
Arc'teryx Atom LT<br />
Hoody Jacket Men’s<br />
Berghaus<br />
Cadence SS Jacket<br />
La Sportiva<br />
Synopsis J. Man<br />
Mammut<br />
Manaslu Jacket M<br />
Marmot<br />
Prodigy Jacket<br />
Vertrieb, Info 0 91 32/ 84-0,<br />
www.adidas.com/outdoor<br />
0 89/3 21 97 77-0,<br />
www.arcteryx.com<br />
08 00/10 08 76-5,<br />
www.berghaus.com<br />
00 39/(0)4 62/57 18 00,<br />
www.lasportiva.com<br />
0 83 31/83 92-0,<br />
www.mammut.ch<br />
0 91 53/9 20 59-0,<br />
www.marmot.eu<br />
Preis in Euro 179,95 200,- 140,- 179,95 180,- 200,-<br />
Gew./Größe 370 g/M–L 400 g/L 360 g/L 450 g/L (50) 520 g/L 630 g/L<br />
Passform<br />
Anliegend bis mittel,<br />
hinten länger<br />
Anliegend bis mittel,<br />
hinten länger<br />
Mittel, hinten länger<br />
Mittel, Ärmel schlank,<br />
hinten länger<br />
Anliegend bis mittel<br />
Mittel, hinten länger<br />
Material<br />
inkl. Futter<br />
Gore Windstopper Softshell<br />
+ elast. Softshell<br />
Dünnes Softshell mit<br />
Coreloft-Isolierung<br />
Gore Windstopper Softshell<br />
(elastisch)<br />
Winddichte Membran +<br />
sehr elastisches Softshell<br />
Winddichte Membran +<br />
Softshell, beides elastisch<br />
Gore Windstopper Softshell,<br />
teils Fleece, teils ungefüttert<br />
Wetterresistente<br />
Zonen<br />
Schultern, obere Ärmel,<br />
Front, Hüftbereich /<br />
dampfdurchlässig: Seiten,<br />
Rücken, untere Ärmel<br />
Ganze Jacke winddicht<br />
außer Seiten <strong>und</strong><br />
Achseln<br />
Vorne, hinten, an Schultern<br />
<strong>und</strong> oberen Ärmeln /<br />
Ableitungszonen an Seiten<br />
<strong>und</strong> unteren Ärmeln<br />
Front winddicht / Ableitungszonen<br />
an Rückenrahmen,<br />
Ärmeln, Schultern;<br />
Netz am Rücken<br />
Schulterbereich, obere<br />
Ärmel <strong>und</strong> Kapuze winddicht<br />
Front, Rücken, Schultern,<br />
obere Arme winddicht<br />
Frontverschluss<br />
RV resistent, innen<br />
abgedeckt + Knopf<br />
RV innen isoliert,<br />
abgedeckt<br />
RV innen abgedeckt RV innen abgedeckt RV resistent, innen<br />
abgedeckt<br />
2-Wege-RV resistent, innen<br />
abgedeckt<br />
Abschlüsse Gummizüge / Elastikb<strong>und</strong><br />
Rumpf/Ärmel/Hals / Kragen<br />
Gummizüge / Stretch-<br />
B<strong>und</strong> / Kapuze mit Lycra<br />
Gummizüge / Lycra-<br />
B<strong>und</strong> / Kragen<br />
Lycra-B<strong>und</strong> / Stretchfl<br />
eece / Kragen<br />
Gummizüge / Klett /<br />
einstellbare Kapuze<br />
Taschenzüge / Klett-Verschluss<br />
/ Fleece-Kragen<br />
Taschen<br />
2 Einschub groß, 2 innen<br />
groß offen, Napoleon<br />
2 Einschub hochgesetzt,<br />
Wertfach innen groß<br />
2 Einschub groß,<br />
2 innen sehr groß offen<br />
2 Einschub sehr groß<br />
hochgesetzt, 2 Netz innen<br />
2 Brust lang 2 Einschub groß, Napoleon,<br />
Elektroniktasche<br />
Extras<br />
Taschenlüftungen, Kragen<br />
+ Kinn aus weichem<br />
Trikotstoff, Refl ektoren<br />
Kapuze helm-, aber nicht<br />
kopftauglich, Refl ektor<br />
Taschenlüftungen,<br />
Refl ektor<br />
Rücken-Netztaschen,<br />
Kragen aus absorbierendem<br />
Trikotstoff, Refl ektor<br />
Taschenlüftung, Gummizüge<br />
ohne Mechanik, Fair<br />
Wear-zertifi ziert<br />
Lebenslange Garantie, dZi-<br />
Stifung für Dorfentwicklung<br />
im Himalaya<br />
BEWERTUNGEN<br />
Verrutschen ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Beweglichk. ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Abdichtung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Wärmung – ■■■■■ – – – ■■■■■<br />
Kühlung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Wasserres. ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Windres. ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Fotos: Andreas Strauß<br />
Unser<br />
Eindruck<br />
Sehr leichtes Sommer-<br />
Softshell: für alle<br />
Aktivitäten, optimale<br />
Kombination aus Schutz<br />
<strong>und</strong> Dampfdurchlass,<br />
RVs saugen Nässe,<br />
mickrige Zugtankas<br />
EINSATZBEREICHE<br />
Leichter Thermohybrid:<br />
Füllung wärmt auch bei<br />
Nässe, Stretchfl eece<br />
nässeabweisend statt<br />
-saugend, Kapuze funktioniert<br />
mit Helm super,<br />
Material weniger robust<br />
Sehr leichtes Sommer-<br />
Softshell: guter Wetterschutz<br />
inkl. Kragen,<br />
mäßiger Dampfdurchlass,<br />
RV-Futter nässedicht, fällt<br />
kleiner aus, verrutscht an<br />
Ärmeln <strong>und</strong> Körper<br />
Robustes Raceshell: für<br />
intensive Aktivitäten mit<br />
Rucksack, sehr dampfdurchlässig,<br />
Rücken für<br />
maximale Kühlung ohne<br />
Wetterschutz, Taschenlüftungen<br />
fehlen<br />
Kühlendes Bewegungs-<br />
Softshell: luftig <strong>und</strong> doch<br />
schützend, gut funktionierende<br />
Kapuze, robust,<br />
Ärmel verrutschen, RVs<br />
saugen Nässe<br />
Sehr robustes 3-Season-<br />
Softshell: sehr guter<br />
Wetterschutz, aber keine<br />
Kapuze, sehr beweglich,<br />
kleine Taschenzüge mit<br />
Handschuhen kaum zu<br />
öffnen, RV saugt Nässe<br />
Klettern ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Bergtour ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Gletscher ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■ ■■■■■<br />
Skitour ■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■ – ■■■■■<br />
86 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
TIPP<br />
Top<br />
TIPP<br />
Preis/Leistg.<br />
Montane<br />
Alpha Guide Jacket<br />
Mountain Equipment<br />
Ultratherm Jacket M<br />
Ortovox Hybrid<br />
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180,- 139,90 179,95 195,- 239,95 170,-<br />
525 g/L 295 g/XL (54-56) 570 g/XL 590 g/XL 520 g/XL (54) 600 g/L (52)<br />
Weit, Ärmel mittel, hinten<br />
länger<br />
Anliegend<br />
Mittel, Ärmel schlank;<br />
hinten länger<br />
Weiter Anliegend bis mittel Anliegend, Ärmel schlank<br />
Stark resistentes, isol. Polartec<br />
Alpha + Stretchfl eece<br />
Winddichter Stoff mit Waffelfutter<br />
+ Softshell ungefüttert<br />
Polyester-Merino-Stretch +<br />
Ripstop-Nylon mit Wollfüllg.<br />
Stark resist. Polyester-Softshell<br />
+ Schoeller Nanosphere<br />
Polartec Nanosphere + sehr<br />
elastisches Softshell<br />
Windproof Pro-Membran +<br />
Softshell + Stretchfl eece<br />
Torso außer Achselbereiche<br />
winddicht<br />
Ganze Jacke winddicht<br />
außer Seiten bis untere<br />
Ärmel<br />
Front <strong>und</strong> Seiten winddicht<br />
/ Ableitungs-Zonen an<br />
Rücken <strong>und</strong> Ärmeln<br />
Vorne, hinten, Schultern,<br />
obere Arme, Hüften, Kapuze<br />
stark resistent<br />
Schulterbereich bis Ellenbogen<br />
+ Kapuze + Hüftbereich<br />
wasserdicht<br />
Vorne winddicht, Rest 80 %<br />
resistent außer Rücken,<br />
Seiten bis Unterärmel<br />
Resistenter 2-Wege-RV, innen<br />
isoliert abgedeckt + Knopf<br />
RV innen abgedeckt<br />
RV windresistent, innen<br />
abgedeckt<br />
Imprägnierter RV, innen<br />
abgedeckt<br />
RV resistent, innen dicht<br />
abgedeckt<br />
RV resistent, innen abgedeckt<br />
Gummizüge / Stretchb<strong>und</strong><br />
/ Kapuze mit Lycra<br />
Gummizüge / Lycra-B<strong>und</strong> /<br />
Kragen + Kapuze einstellbar<br />
Lycra-B<strong>und</strong> teilelastisch /<br />
Lycra ergonomisch / Kragen<br />
Gummizüge / Elastik-Klettverschluss<br />
/ einstellb. Kapuze<br />
Gummizüge / Klettverschluss<br />
/ einstellb. Kapuze<br />
Lycra-B<strong>und</strong> / Stretchfl eece-<br />
Lycra / Kapuze mit Lycra<br />
2 Einschub groß, etwas<br />
hochgesetzt<br />
Napoleon groß 2 Einschub, Oberarmtasche 2 Einschub hochgesetzt,<br />
Napoleon, Wertfach groß<br />
2 Brust, 2 innen, beide<br />
sehr groß<br />
2 Einschub, 2 Brust, 2<br />
innen superlang <strong>und</strong> offen<br />
Meshfutter, Refl ektoren,<br />
Daumenloch, Kragenfutter<br />
Mikrofl eece<br />
Kapuze in Kragen zippbar,<br />
Refl ektoren, in Tasche<br />
packbar<br />
Daumenloch, Kragenfutter<br />
aus Polyester-Merino-<br />
Gemisch<br />
Nähte laminiert, Taschenlüftungen,<br />
Drahtschild,<br />
lebenslange Garantie<br />
RVs wasserabweisend,<br />
Refl ektoren, Kapuze mit<br />
Drahtschild<br />
RV-Achsellüftung, Daumenloch,<br />
Taschenlüftung, Refl ektor,<br />
Bluesign-zertifi ziert<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ – – ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
3-Season-Allro<strong>und</strong>hybrid:<br />
kuscheliges, schnelltrocknendes<br />
Futter, super Kapuze<br />
(guter Sitz, abdichtend,<br />
drehbar), Schnitt am Körper<br />
zu weit, Ärmel dampf- <strong>und</strong><br />
nässesaugend<br />
Ultraleichter Windhybrid:<br />
kurzer Schnitt, dünnes<br />
Fleecefutter sehr angenehm,<br />
Kapuze super anpassbar,<br />
Züge sehr leichtgängig <strong>und</strong><br />
perfekt anpassbar, Material<br />
weniger robust<br />
3-Season-Allro<strong>und</strong>er mit<br />
Wollfaser: natürlich geruchshemmend<br />
<strong>und</strong> wärmend am<br />
Torso, Stretchfl eece-Ärmel<br />
dampf- + nässesaugend,<br />
Abschlüsse relativ weit,<br />
kleine Taschen<br />
Neutraler Allro<strong>und</strong>er (außer<br />
Regen): im Winter ähnlich<br />
Hardshell einsetzbar, RV-<br />
Futter nässedicht, abdichtende<br />
Bündchen, Kapuze nicht<br />
dicht <strong>und</strong> wenig helmtauglich,<br />
Züge leichtgängig<br />
Regenresistente Alljahresjacke:<br />
Resistenzzonen wasserdicht<br />
bei bestmöglichem<br />
Dampfdurchlass, im Winter<br />
als Hardshell einsetzbar,<br />
sturm- <strong>und</strong> helmtaugliche<br />
Kapuze (einfaltbar)<br />
Raffi nierter Kühlungshybrid:<br />
3 Stoffe von winddicht bis<br />
dampfsaugend, top Belüftung,<br />
super Kapuze, sehr<br />
schlanke Arme, aber Rumpf<br />
rutscht, Stretchfl eece + RVs<br />
saugen Nässe<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ – ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ – ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 87
Klimakarte<br />
des Körpers<br />
Je nach Körperzone kommen bei einem Hybrid-Softshell<br />
unterschiedliche Materialien zum Einsatz. Die einen<br />
schützen vor Wind <strong>und</strong> Nässe, die anderen vor Kälte, <strong>und</strong><br />
wieder andere punkten mit hoher Dampfdurchlässigkeit.<br />
TIPP<br />
Gegen den Wind<br />
■ Vor dem ersten Aufsetzen einer Kapuze die<br />
Funktion der Züge begutachten, deren Effi zienz<br />
<strong>und</strong> Gängigkeit ausprobieren <strong>und</strong> die Kapuze<br />
gleich voreinstellen.<br />
■ Wer eine Softshelljacke nach jeder (nicht<br />
zu häufi gen) Wäsche besonders im Schulterbereich<br />
nachimprägniert, wird lange seine Freude<br />
an deren Wasserresistenz haben.<br />
■ Kletterer, Ferratisti <strong>und</strong> Hochtourengeher<br />
sollten da<strong>rauf</strong> achten, dass die Jacke einen<br />
Zwei-Wege-RV hat, um besser sichern <strong>und</strong> den<br />
Frontbereich belüften zu können.<br />
HALS- UND KOPFSCHUTZ<br />
ATMUNGSAKTIV<br />
TASCHEN<br />
Unter gemäßigten Bedingungen<br />
genügt für Hals- <strong>und</strong> Kopfschutz<br />
ein Kragen plus Windschutz für den<br />
Kopf. Bei Sturm <strong>und</strong> generell in<br />
hochalpinen Lagen ist eine wetterfeste<br />
Kapuze angebracht.<br />
Ein Hybrid-Softshell sollte<br />
unter den Armen sowie<br />
an Seiten <strong>und</strong> Rücken besonders<br />
dampfdurchlässig<br />
<strong>und</strong> ansonsten besonders<br />
resistent gegen Wind <strong>und</strong><br />
Nässe oder Kälte sein.<br />
In großvolumigen Taschen<br />
mit innerem Netzfutter<br />
lässt sich nicht nur Ausrüstung<br />
verstauen; sie lassen<br />
sich geöffnet auch zur<br />
Temperatur-Regulierung,<br />
sprich Ventilation bei<br />
Aktivität einsetzen.<br />
FUTTER<br />
Mit Fleece gefütterte oder<br />
dünn wattierte Softshells<br />
sind ideal als Wind- <strong>und</strong><br />
Nässeschutz für Aktivitäten<br />
im Herbst, Frühjahr oder<br />
Winter.<br />
PASSFORM<br />
Ein Hybrid-Softshell, das<br />
gut vor Wind schützen soll,<br />
muss auch gut abgedichtet<br />
sein: An Ärmeln <strong>und</strong><br />
Rumpf dichtet es dank<br />
Elastik- oder verstellbaren<br />
Bündchen ab, der<br />
geschlossene Kragen liegt<br />
eng an.<br />
88 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
H<br />
Skitourensteigeisen<br />
Camp Race 290<br />
Was aktuelle Hightech-Produkte<br />
wirklich können, zeigen sie meist<br />
erst beim Praxistest am Berg.<br />
Hier berichtet die Redaktion, was<br />
sie im Einsatz hatte <strong>und</strong> wie sie<br />
damit zufrieden war.<br />
▶ Das sagt der Hersteller:<br />
Das Race 290 ist das leichteste Steigeisen der<br />
Welt <strong>und</strong> damit ein neuer Maßstab bei<br />
Skitourenrennen. Die Fersenbindung »Clip-in«<br />
passt auf dynafi t-kompatible Skitourenschuhe bis<br />
Größe 44. Durch den Steg aus Dyneema kann<br />
das Steigeisen extrem kompakt verpackt werden.<br />
Gewicht: 294 g (Paar) Material: 7075 T6 Alu,<br />
Dyneema Preis: 150 € Info: www.camp.it<br />
▶ Das sagen wir: Gewicht <strong>und</strong> Packmaß sind<br />
verführerisch, das Konzept ist pfi ffi g. Ein Voll-<br />
Steigeisen ist der 10-Zacker aus Alu, konzipiert für<br />
den Renneinsatz, freilich nicht. Der Steg dehnt<br />
sich beim ersten Gebrauch, früh nachziehen! Die<br />
Frontzacken könnten einen Tick länger sein. Im Eis<br />
auf Dauer anstrengend, für kurze Passagen <strong>und</strong><br />
Notfälle aber zweckdienlich. Und leicht!<br />
Packmaß/Gewicht ■■■■■■<br />
Funktion ■■■■■<br />
Preis/Leistung ■■■<br />
Thomas, 26<br />
Icebreaker Softshelljacke<br />
Viento W’s Longsleeve Hood<br />
Edelrid Einfach-Kletterseil<br />
Heron Duotec 9,8 mm<br />
Adidas Sportbrille<br />
Tycane POL L<br />
Fotos: Hersteller, Andreas Strauß, privat (4)<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Die unglaublich leichte<br />
<strong>und</strong> vielseitige Viento besteht aus einer<br />
strapazierfähigen, wasserabweisenden Softshell<br />
außen <strong>und</strong> aus hochatmungsaktivem Merino<br />
innen für ein kuschelig weiches Tragegefühl.<br />
Anpassbare anatomische Kapuze, verstellbare<br />
Velcro® Ärmelbündchen, Tunnelzugsaum, innere<br />
Windschutzleiste, RV-Seitentaschen<br />
Material: 100 % Merino (innen), 100 % Polyester<br />
(außen) Farben: black, lotus Größen: XS–XL<br />
Preis: 280 € Info: www.icebreaker.com<br />
▶ Das sagen wir: Die Dampfdurchlässigkeit überzeugt<br />
bei schweißtreibenden Aufstiegen im Winter<br />
<strong>und</strong> Frühjahr. Das Merinofutter fühlt sich angenehm<br />
an, aber bei der Abfahrt braucht man zusätzliche<br />
Wärmeisolation. Die Kapuze ist zu weit – ab<br />
der Sommerkollektion aber mehrfach verstellbar.<br />
Design<br />
Funktion<br />
Preis/Leistung<br />
■■■■<br />
■■■■■<br />
■■■<br />
Dagmar, 36<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Das Heron vereint<br />
minimales Gewicht <strong>und</strong> geringen Durchmesser<br />
mit Langlebigkeit <strong>und</strong> bestem Handling. Durch<br />
Duotec-Flechtverfahren besitzt das Seil eindeutig<br />
voneinander unterscheidbare Seilhälften.<br />
Sturzzahl: 8 Gewicht: 62 g/m Durchmesser:<br />
9,8 mm Länge: 60 m, 70 m, 80 m Farbe: fl ame<br />
Fangstoß: 8,7 kN Preis: ab 185 €<br />
Info: www.edelrid.de<br />
▶ Das sagen wir: Robustes, vielfältig einsetzbares<br />
Einfachseil. Unempfi ndlich gegen Schmutz <strong>und</strong><br />
Feuchtigkeit durch hochwertige Imprägnierung. Die<br />
dauerhafte Mittenmarkierung ist gerade fürs<br />
Alpinklettern ein großes Plus, wobei die beiden<br />
Hälften sich farblich deutlicher unterscheiden<br />
könnten. Mit 9,8 mm Durchmesser gutes Handling<br />
beim Sichern <strong>und</strong> dennoch abriebfest.<br />
Gewicht ■■■■<br />
Flexibilität ■■■■<br />
Preis/Leistung ■■■■■<br />
Beate, 29<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Die einzigartige,<br />
hydrophobe Filtertechnologie garantiert erstklassige<br />
Sicht <strong>und</strong> maximalen Augenschutz – egal<br />
bei welchem Wetter. Der Rahmen ist aus besonders<br />
leichtem, fl exiblem <strong>und</strong> bruchsicherem SPX<br />
Material. Extrem große, stark gewölbte 10-base-<br />
Filter ermöglichen einen gefühlten 360°-Blick.<br />
Gewicht: 28g Größen: S <strong>und</strong> L Farbe: lime/black,<br />
black/red, white/grey, black/grey Preis: 199 Euro<br />
Info: www.adidas.com/eyewear<br />
▶ Das sagen wir: Egal ob beim Skaten, auf<br />
Berg- oder Skitour oder auf dem Mountainbike:<br />
Die Sportbrille verrutscht <strong>und</strong> beschlägt nicht<br />
<strong>und</strong> versagt auch nicht bei schnell wechselnden<br />
Lichtverhältnissen oder stark spiegelnden Flächen.<br />
Die Konturen der Landschaft werden verstärkt, was<br />
gerade bei schnelleren Aktivitäten von Vorteil ist.<br />
Tragekomfort<br />
Funktion<br />
Preis/Leistung<br />
■■■■■<br />
■■■■■■<br />
■■■<br />
Michael, 49
MARKT<br />
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Aus-, Um-, Anziehen: Kleidungswechsel sind meist lästig, aber effizienter als jede Membran.<br />
Es gibt kein schlechtes Wetter,<br />
nur schlechte Kleidung: Hinter<br />
der Weisheit steckt ein wahrer<br />
Kern – <strong>und</strong> ein Verkaufsargument<br />
der Outdoor-Hersteller.<br />
Fotos: Rainer Eder, Thomas Senf<br />
Über die Temperaturen, die im<br />
Inneren der Zwiebel herrschen,<br />
ist im Allgemeinen nur wenig<br />
bekannt. Dass sie trotzdem Namenspatin<br />
für die Art <strong>und</strong> Weise<br />
wurde, nach der sich unzählige Frischluftfre<strong>und</strong>e<br />
kleiden, begründet sich auch eher<br />
auf ihrem Auf bau, denn auf ihrem Binnenklima<br />
(oder Geruch): Mehrere dünne<br />
Schalen liegen übereinander, nimmt man<br />
eine von außen weg, schützt die nächste<br />
den Kern.<br />
Das Zwiebelschalen-Prinzip – die Klimaanlage<br />
des <strong>Bergsteiger</strong>s – ist schnell erklärt:<br />
Eine unterste Schicht liegt direkt auf der<br />
Haut <strong>und</strong> hat die Aufgabe, den Schweiß<br />
vom Körper weg zu transportieren. Über ihr<br />
wird eine Isolationsschicht getragen, die die<br />
Körperwärme speichern <strong>und</strong> Wind abhalten<br />
soll – Verdunstungskälte, die im Sommer<br />
so viele schätzen, ist im Winter selbst<br />
bei ausgemachten Heißblütern unbeliebt.<br />
Wenn die Verhältnisse durch Sturm, Regen<br />
oder Schneefall arg ungemütlich werden,<br />
dann wird noch eine äußerste Hülle als<br />
Wetterschutz übergezogen.<br />
Damit dieses einfache Prinzip aber auch<br />
wirklich funktioniert, gibt es einige Dinge<br />
zu beachten. Und auch, wenn man die echte<br />
Zwiebel von außen zu schälen beginnt,<br />
soll nun als erstes die innerste Schicht genauer<br />
begutachtet werden.<br />
Bei der Unterwäsche haben sich in den<br />
letzten Jahren vor allem zwei Materialien<br />
durchgesetzt: Funktionswäsche aus Kunstfaser<br />
<strong>und</strong> aus Merinowolle (siehe BERGSTEI-<br />
GER 01/2014). Beide Materialien können<br />
gut mit Schweiß, der beim Aufstieg auch<br />
verfrorenen Bergsportlern aus den Poren<br />
tritt. Während Kunstfaser teilweise recht<br />
schnell zu müffeln beginnt (selbst, wenn<br />
Bakterien-hemmende Silberionen mit eingearbeitet<br />
sind), kann man sich mit einem<br />
Merino-Shirt auch nach der Tour noch unter<br />
Leute trauen – wenn es einen nicht zu<br />
sehr kratzt, weshalb viele dann doch wieder<br />
bei den (oft günstigeren) Synthetikprodukten<br />
landen.<br />
Klimaanlage mit Zusatzstufe<br />
Kunstfaser leitet die Feuchtigkeit direkt<br />
nach außen weiter, Merinowolle nimmt sie<br />
teilweise auf, wärmt aber auch im nassen<br />
Zustand. Beide trocknen schnell, ganz im<br />
Gegensatz zur Baumwolle, deren Fasern<br />
aufquellen <strong>und</strong> die Feuchtigkeit lange speichern.<br />
Wer unter oder über der Funktionswäsche<br />
ein Baumwollhemd trägt, wird das<br />
zu spüren bekommen: das Zwiebelprinzip<br />
ist dann unterbrochen. Funktionswäsche<br />
sollte so gekauft werden, dass sie elastisch<br />
<strong>und</strong> eng am Körper anliegt. Je nach Temperatur<br />
wählt man ferner die Dicke der Unterwäsche.<br />
Oft ist es ratsam, anstelle einer<br />
dicken Lage lieber zwei dünne Schichten<br />
zu tragen, zum Beispiel ein dünnes Funktionsshirt<br />
<strong>und</strong> einen leichten Fleecepulli. So<br />
bekommt die Klimaanlage eine zusätzliche<br />
Zwischenstufe.<br />
Bei der (außer vielleicht bei warmen Frühjahrs-Skitouren)<br />
darüber getragenen Isolationsschicht<br />
hat sich in den letzten<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 93
Weder Sauna noch<br />
Tiefkühltruhe:<br />
Ein stimmiges Körperklima<br />
ist am Berg<br />
die halbe Miete.<br />
Das Schichtprinzip<br />
nähert sich seiner<br />
Namenspatin an: Auch bei<br />
der echten Zwiebel sind<br />
die äußersten Schichten<br />
die dünnsten.<br />
INFO<br />
Auf Eis gelegt<br />
Wer die Nacht im Winter draußen verbringen<br />
muss, wird auch mit perfektem Zwiebelprinzip<br />
wenig zu lachen haben. Besser ist da<br />
der Bau einer Schneehöhle.<br />
Für eine Schneehöhle braucht es zunächst genug<br />
von dem Material, das ihr den Namen gibt:<br />
Mindestens zwei Meter Schnee sollten es sein,<br />
damit die Decke hält, was mit der Sonde leicht zu<br />
messen ist. Ideale Standorte fi nden sich bei<br />
Schneeverwehungen, Windkolken oder – wenn die<br />
Lawinensituation das zulässt – unter Wechten.<br />
Zunächst gräbt man nach unten, etwa einen<br />
halben bis einen Meter, um dann von dort aus<br />
den Eingangstunnel leicht nach oben anzulegen.<br />
So entsteht später eine Mulde, in der<br />
sich die Kälte sammeln kann.<br />
Der Eingangstunnel sollte möglichst schmal<br />
sein, so dass er mit Rucksäcken oder Schneebrocken<br />
verschlossen werden kann. Der Höhlenraum<br />
zum Schlafen misst im Idealfall für zwei<br />
Personen etwa 2,5 Meter Länge, 1,8 Meter<br />
Breite <strong>und</strong> 1,5 Meter Höhe. Wichtig ist, die<br />
Decke kuppelförmig anzulegen <strong>und</strong> anschließend<br />
glatt zu klopfen – sonst entstehen<br />
tropfende Stalaktiten, was auf die Dauer recht<br />
unangenehm sein kann. Da jede Person in<br />
acht St<strong>und</strong>en Schlaf knapp fünf Kubikmeter<br />
Luft beim Atmen verbraucht, sollte man auf<br />
ausreichende Belüftung achten. Anstatt<br />
Luftlöcher in die Decke zu stechen (aus denen<br />
dann aber auch die Wärme entweicht), öffnet<br />
man den Eingang besser von Zeit zu Zeit.<br />
Damit er nicht mit Triebschnee zugeweht wird,<br />
sollte er auf der windabgewandten Seite liegen.<br />
Reicht die Schneelage jedoch nicht für eine<br />
Schneehöhle, schaufelt man erst ein möglichst<br />
tiefes Loch mit einem Kältegraben (rechtes<br />
Bild). Zusätzliche Höhe gewinnt, wer den<br />
Aushub um den Rand aufschichtet. Schließlich<br />
wird das Loch mit Ski, einem Biwaksack <strong>und</strong><br />
Schneebrocken zugedeckt. Dann heißt es<br />
Warten auf den Morgen oder das Ende des<br />
Sturms – warme Gedanken helfen dabei.<br />
Jahren viel getan. Früher kamen hier vor<br />
allem Fleecejacken zum Einsatz (<strong>und</strong> noch<br />
früher: schwere Wollpullis), die eine gute<br />
Wärmeleistung brachten. Gegen Wind<br />
<strong>und</strong> Wetter konnten sie jedoch nur wenig<br />
ausrichten, weshalb man immer noch eine<br />
starke Überjacke im Rucksack haben musste<br />
– die wiederum den Aufstieg in ein Saunabad<br />
verwandelte.<br />
So entstand schließlich eine Art Zwitter aus<br />
Isolations- <strong>und</strong> Schutzschicht: die Softshelljacke.<br />
Sie wärmt wie der alte Fleece <strong>und</strong> ist<br />
(bei hoher Qualität) auch ähnlich atmungsaktiv,<br />
aber deutlich winddichter <strong>und</strong> teilweise<br />
fast so witterunsgabweisend wie eine<br />
Außenhaut. Softshelljacken <strong>und</strong> -hosen<br />
gibt es heute in unzähligen Variationen –<br />
manche decken so gut wie alle Wettersituationen<br />
ab. Aber: Je besser Softshells gegen<br />
Feuchtigkeit von außen schützen, desto<br />
weniger gut lassen sie die Nässe von innen<br />
durch. Zudem trocknen besonders aufwändige<br />
Softshells vergleichsweise langsam.<br />
Manch einer kommt nass am Gipfel an, gerade<br />
weil er eine (zu) gute Jacke anhat.<br />
Weniger ist manchmal mehr<br />
Dringt das Wetter durch die isolierende<br />
Schicht, kommt die Außenhaut aus dem<br />
Rucksack <strong>und</strong> zum Zuge. Die festeren <strong>und</strong><br />
robusteren bestehen aus dreilagigen Laminaten:<br />
Einer Außenhaut zum Schutz, einer<br />
wasserdichten <strong>und</strong> atmungsaktiven Membran<br />
(z. B. Gore-Tex), an die innen ein Futter<br />
geschweißt ist. Weil in den letzten Jahren<br />
die mittlere Lage deutlich an Kompetenzen<br />
hinzugewonnen hat, geht der Trend jedoch<br />
eher zu leichteren Konstruktionen. Moderne<br />
Hardshell-Jacken <strong>und</strong> -hosen sind oft<br />
nur noch zweilagig laminiert. Ohne festes<br />
Innenfutter erreichen sie ein geringeres Gewicht<br />
<strong>und</strong> Packmaß <strong>und</strong> knittern deutlich<br />
weniger. Wenn man so will, hat sich das<br />
Zwiebel-Prinzip so noch ein wenig mehr<br />
an seine Namenspatin angenähert: Auch<br />
bei der echten Zwiebel sind die äußersten<br />
Schichten die dünnsten.<br />
◀<br />
94 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Definitiv mehr als<br />
leicht erfroren: Wenn<br />
die Finger Blasen<br />
werfen, drohen Schäden<br />
an Haut <strong>und</strong> Nerven.<br />
Taglingers Tipp:<br />
Partner-<br />
Kälte-Check!<br />
Wetterschutz durch Harmonie<br />
Beim Zwiebelprinzip entscheidet nicht nur die<br />
Qualität der Einzelprodukte – sie müssen vor<br />
allem miteinander harmonieren. Die teuerste<br />
Hardshell-Jacke bringt nichts, wenn die unterste<br />
Lage den Schweiß nicht abtransportiert. Wenig<br />
funktionell ist auch, mehrere Membranen<br />
übereinander zu verwenden: ein Windstopper-<br />
Dritte Schicht:<br />
Mammut<br />
Keele Jacket Men<br />
Preis: 250 Euro<br />
Gewicht: 700 g<br />
Material: wind- <strong>und</strong> wasserdichtes<br />
Polyurethan, zweilagig<br />
laminiert, bluesign-zertifi ziert<br />
Zweite Schicht:<br />
Mammut<br />
Sarita Hoody<br />
Women<br />
Preis: 160 Euro<br />
Gewicht: 550 g<br />
Material: 100 %<br />
Polyester, wind- <strong>und</strong><br />
wasserabweisendes<br />
SOFtech Material<br />
Softshell unter einer Gore-Tex-Jacke wird deutlich<br />
weniger luftdurchlässig arbeiten, als ein<br />
(unspektakulärer, aber genauso gut isolierender)<br />
Fleecepullover – klassischer Membranen-<br />
Overkill. Am besten variiert man auf den ersten<br />
Touren die Lagen, bis man für jedes Wetter die<br />
perfekte Kombination gef<strong>und</strong>en hat.<br />
Zweite Schicht:<br />
Mammut<br />
Kapin Pull Men<br />
Preis: 100 Euro<br />
Gewicht: 360 g<br />
Material: ohne Membranen,<br />
10 % Elasthan,<br />
90 % Polyester<br />
Erste Schicht:<br />
Mammut<br />
Go Warm<br />
Longsleeve Men<br />
Preis: 70 Euro<br />
Gewicht: 185 g (M)<br />
Material: 78 % Polyester,<br />
22 % Merinowolle,<br />
UV-Schutz LSF 20+<br />
Fotos: Thomas Senf; visual impact / Thomas Senf; Hersteller (4); Illustration: Georg Sojer<br />
»Kälteschäden entwickeln sich meist langsam<br />
<strong>und</strong> schleichend. Deshalb sollte man<br />
besonders bei beginnender Ermüdung auf<br />
sich <strong>und</strong> den Partner achten. Wer körperlich<br />
erschöpft ist, lange niedrigen Temperaturen<br />
<strong>und</strong> Wind ausgesetzt war, läuft schnell<br />
Gefahr, sich eine leichte Unterkühlung<br />
zuzuziehen. Diese erkennt man an erhöhter<br />
Puls- <strong>und</strong> Atemfrequenz <strong>und</strong> deutlichem<br />
Zittern, spätestens jetzt heißt es: <strong>Raus</strong> aus<br />
der nassen Kleidung, was natürlich nur<br />
geht, wenn man Ersatzklamotten eingepackt<br />
hat. Fast noch wichtiger: <strong>Raus</strong> aus dem<br />
Wind. Anstatt orientierungslos durch einen<br />
Schneesturm zu irren <strong>und</strong> noch mehr<br />
Kräfte zu verbrauchen, sollte man gezielt<br />
einen Unterschlupf ansteuern oder ihn<br />
im Zweifelsfall selbst bauen. Zum Beispiel<br />
mit Biwaksack <strong>und</strong> Rettungsdecke, noch<br />
besser durch das Graben einer Schneehöhle<br />
(siehe Kasten). Ist das geschafft: Schuhe<br />
lockern, um die Durchblutung zu verbessern.<br />
Nahrung <strong>und</strong> süßer, warmer Tee geben<br />
dem Körper Energie zurück.<br />
Leichte Erfrierungen erkennt man durch<br />
bläulich-weiße Verfärbung der Haut, zudem<br />
tun die betroffenen Extremitäten weh. Auch<br />
hier sollten nasse Handschuhe <strong>und</strong> Socken<br />
<strong>und</strong> zu enge Schuhe ausgezogen <strong>und</strong> die<br />
Extremitäten dann für zehn Minuten am<br />
Körper des Partners aufgewärmt werden,<br />
beispielsweise unter der Achsel. Die betroffenen<br />
Stellen zu massieren, sie mit Schnee<br />
einzureiben oder sie durch direkte Hitze<br />
zu erwärmen ist hingegen eine schlechte<br />
Idee. Hat der Betroffene nach zehn Minuten<br />
wieder Gefühl in den Zehen, ist ein<br />
Weitergehen möglich. Falls nicht: Die Tour<br />
abbrechen <strong>und</strong> umkehren, sofern nötig <strong>und</strong><br />
möglich: Hilfe holen.«<br />
Reiner Taglinger, Jahrgang 1969, ist Leiter der<br />
Mammut Alpine School <strong>und</strong> Ausbildungsreferent<br />
des deutschen Bergführerverbandes.<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 95
SERVICE<br />
Lawinensonden in der Praxis<br />
Rettende Langfinger<br />
Auch wenn Skitourengeher sie hoffentlich nie brauchen: Eine vollständige<br />
Sicherheitsausrüstung sollten sie immer dabei haben. Dazu gehört neben<br />
LVS-Gerät <strong>und</strong> Schaufel auch eine Lawinensonde. Von Christian Schneeweiß<br />
Mit den immer zuverlässigeren<br />
LVS-Geräten lassen sich Verschüttete<br />
immer schneller erreichen.<br />
Aber deren punktgenaue<br />
Lokalisierung hängt von der Verschüttungstiefe,<br />
von der Ortungsgenauigkeit des Geräts<br />
<strong>und</strong> letztlich auch vom Feingefühl des<br />
Suchenden ab. Nach der Ortung mit dem<br />
LVS-Gerät sticht man r<strong>und</strong> um den Ortungspunkt<br />
mit der Lawinensonde systematisch<br />
ein Raster im Abstand von 20 Zentimetern<br />
in den Schnee, bis man auf den Widerstand<br />
des verschütteten Körpers trifft. Deshalb<br />
sind Sonden nach wie vor erforderlich, um<br />
die exakte Lage des Verschütteten zu eruieren<br />
<strong>und</strong> diesen schnellstmöglich retten zu<br />
können.<br />
Was die Sonde können muss<br />
Sonden mit tropfenförmiger Spitze verringern<br />
das Verletzungsrisiko des Verschütteten<br />
während des Sondierens. Allerdings<br />
funktionieren sie nur bei Lawinen aus weichem<br />
Schnee. Stark komprimierte Lawinenkegel<br />
<strong>und</strong> schwere Nassschneelawinen<br />
lassen sich nur mit steifen Sonden samt<br />
Kegelspitzen durchstechen. Um die Biegestabilität<br />
einer zusammengesetzten Sonde<br />
beim Kauf zu prüfen, drückt man diese<br />
waagerecht auf den Boden – allerdings<br />
nicht zu fest!<br />
In der Regel werden Sonden als Aluminium-<br />
<strong>und</strong> Karbonvariante angeboten. Aluminium<br />
ist deutlich günstiger, wie beispielsweise<br />
die Sonde von Stubai, aber meist auch<br />
flexibler <strong>und</strong> kann je nach Schnee- <strong>und</strong> Außentemperatur<br />
beim Einsatz vereisen oder<br />
im Sondenloch festfrieren. Etwas überstehende<br />
Sondenspitzen sollen dies verhindern.<br />
Karbonsonden sind meist leichter<br />
(190–230 g), steifer <strong>und</strong> nicht vereisungsanfällig,<br />
aber deutlich teurer.<br />
Wie eine Sonde aufgebaut ist<br />
Lawinensonden bestehen aus vier bis acht<br />
Segmenten. Zusammengesetzt haben sie<br />
Längen von etwa 190 (Kurzsonde) bis zu<br />
320 Zentimetern (Bergwachtsonde), wobei<br />
man zur Ermittlung der effektiven Suchlänge<br />
etwa 40 Zentimeter abziehen muss. Für<br />
Schneebrettlawinen, die Skitouren- <strong>und</strong><br />
Schneeschuhgeher auslösen können, ha-<br />
Fotos: Ortovox, Pieps, Stubai, BCA<br />
96 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Lawinenkegel aus Nassschnee<br />
sind betonhart<br />
<strong>und</strong> nur von stabilen<br />
Sonden zu durchstoßen.<br />
ben sich sechs Segmente à knapp 45 Zentimeter<br />
Länge (das entspricht dem Packmaß)<br />
etabliert. Skifahrersonden sollten eine maximale<br />
Sondierlänge von 180 bis 220 Zentimeter<br />
besitzen (Sondenlänge 220–260 cm).<br />
Eine Zentimeteranzeige mit Markierungen<br />
(5 oder 10 cm) sowie farbig abgesetzte Segmente<br />
zeigen die Suchtiefe an, sind aber<br />
auch bei der Erstellung eines Schneeprofils<br />
hilfreich.<br />
Wie man eine Sonde bedient<br />
Die Segmente werden nach dem Auswerfen<br />
der Sonde mittels einer Zugfixierung<br />
zusammengesetzt, welche meist aus ummanteltem<br />
Drahtkabel besteht. Die Systeme<br />
zum Zusammenziehen <strong>und</strong> Fixieren<br />
der Sonden funktionieren alle mehr oder<br />
weniger schnell – die Ausnahme bildet die<br />
Drehfixierung. Mit Übung klappt die Montage<br />
in einem Zug mit der automatischen<br />
Fixierung. Hinzu kommt das Ausziehen<br />
aus einem Packbeutel oder das Öffnen eines<br />
Kletts. Am simpelsten funktioniert die Zug-<br />
schlaufe mit Federknopf-Verschluss von<br />
Stubai. Letzterer kann jedoch relativ leicht<br />
vereisen <strong>und</strong> ist mit Handschuh knifflig zu<br />
öffnen. Einfach mit Handschuhen zu bedienen<br />
ist der pfa-Verschluss von Ortovox mit<br />
Zuggriff <strong>und</strong> Hochdrücken des Verschluss-<br />
»Huts« zum Öffnen. BCA kombiniert einen<br />
Hut zum Ziehen mit Doppelklemme zum<br />
Öffnen <strong>und</strong> Pieps einen handschuhtauglichen<br />
Lösungsknopf mit Zugschlaufe <strong>und</strong><br />
Verlängerung der Sonde.<br />
Pieps hat eine Sonde herausgebracht, die<br />
es ermöglicht, einen Verschütteten noch<br />
schneller <strong>und</strong> zielsicherer selbst in einem<br />
bis zu vier Meter tiefen Lawinenkegel zu<br />
finden: Die iProbe One besitzt einen Zuggriff<br />
mit integrierter Batterie <strong>und</strong> Ein-/Aus-<br />
Schalter sowie Mini-LVS-Empfänger in der<br />
Sondenspitze. Ab etwa zwei Meter Entfernung<br />
zum eingeschalteten LVS-Gerät des<br />
Verschütteten beginnt der Griff zu piepsen<br />
<strong>und</strong> zu blinken, ab 50 bis 40 Zentimeter<br />
Entfernung im Dauerton. Noch geht es also<br />
nicht ganz ohne physische Sondierung. ◀<br />
Vier ausgewählte Produkte im Test:<br />
Beim Orten <strong>und</strong><br />
Freischaufeln eines<br />
Lawinenopfers<br />
zählt jede Minute.<br />
BCA<br />
Stealth 260 Carbon<br />
Ortovox<br />
240 Carbon pfa<br />
Pieps<br />
iProbe One<br />
Stubai<br />
Alu Rapid<br />
www.backcountryaccess.com<br />
UVP 79,95 €<br />
www.ortovox.com<br />
UVP 79,95 €<br />
www.pieps.com<br />
UVP 130,- €<br />
www.stubai-bergsport.com<br />
UVP 44,90 €<br />
Gewicht/Packmaß:<br />
213 g/45 cm<br />
Gewicht/Packmaß:<br />
190 g/44 cm<br />
Gewicht/Packmaß:<br />
390 g/43 cm + Griff 5 cm<br />
Gewicht/Packmaß:<br />
215 g/45 cm<br />
6-teilige Sonde aus<br />
Karbon mit 1 cm-/5 cm-<br />
Markierungen; Zugsystem<br />
mit Zughut; Kegel-Spitze<br />
überstehend<br />
6-teilige, 10 mm starke<br />
Sonde aus Karbon mit<br />
1 cm-/10 cm-Markierungen;<br />
Zugsystem mit Griff;<br />
Kegel-Spitze überstehend<br />
6-teilige Sonde mit integriertem<br />
LVS-Empfänger;<br />
Aluminium mit 1 cm-/5<br />
cm-Markierungen; Spitzensegment<br />
Karbon<br />
6-teilige, 11 mm starke<br />
Sonde aus Aluminium mit<br />
Zentimeter-Markierungen;<br />
Zugsystem mit Schlaufe;<br />
Kegel-Spitze überstehend<br />
Länge: 260 cm, max.<br />
Suchtiefe: ca. 215 cm<br />
Länge: 240 cm, max.<br />
Suchtiefe: ca. 200 cm<br />
Länge: 260 cm, max.<br />
Suchtiefe: knapp 220 cm<br />
Länge: 265 cm, max.<br />
Suchtiefe: gut 215 cm<br />
Extras: Packbeutel mit<br />
Tanka-Verschluss<br />
Fixieren/Öffnen:<br />
Verschluss-Hut ziehen /<br />
Doppelklemmen drücken<br />
Extras: Schaumstoffgriff,<br />
schnellöffnender Beutel<br />
Fixieren/Öffnen: Griff<br />
ziehen (an Sonde befestigen)<br />
/ Verschluss-Hut<br />
hochdrücken<br />
Extras: opto-akustische<br />
Trefferanzeige, Batterie,<br />
Antirutschringe<br />
Fixieren/Öffnen: Knopf<br />
drücken <strong>und</strong> Griff ziehen<br />
/ Knopf <strong>und</strong> Griff drücken<br />
Extras: Packbeutel mit<br />
Tanka-Verschluss<br />
Fixieren/Öffnen: Schlaufe<br />
ziehen bis Einrasten /<br />
Federknopf drücken<br />
Eindruck: Leichtsonde<br />
mit variabler Schnell-<br />
Fixierung, mit Handschuhen<br />
zu bedienen;<br />
v. a. für Skifahrer-Lawinen,<br />
auch in hartem Schnee<br />
Eindruck: komfortable<br />
Leichtsonde mit variabler<br />
Schnell-Fixierung, mit<br />
Handschuhen zu bedienen;<br />
nur für Skifahrer-Lawinen,<br />
auch in hartem Schnee<br />
Eindruck: Hightech-Sonde<br />
für genauere Ortung<br />
bei tief Verschütteten,<br />
mit Handschuhen zu bedienen;<br />
auch für härteren<br />
Schnee<br />
Eindruck: simple Sonde<br />
mit schneller Fixierung, mit<br />
Handschuhen schwierig,<br />
Federknopf kann vereisen;<br />
v. a. für Skifahrer-Lawinen<br />
<strong>und</strong> weicheren Schnee<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 97
REPORTAGE<br />
Skitouren im Kaukasus<br />
Am Balkon<br />
der Kontinente<br />
98 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Nirgendwo kann man sich mehr als globalisierter<br />
<strong>Bergsteiger</strong> fühlen als in Georgien, wo Asien <strong>und</strong> Europa<br />
zu einer Einheit verschmelzen. Touren am Kazbeg<br />
führen nicht nur durch Mythen <strong>und</strong> die Geschichte des<br />
Christentums, sie münden direkt im Himmel auf Erden.<br />
Von Joachim Stark (Text <strong>und</strong> Fotos)<br />
Die Ziele fest im Blick:<br />
Vom Skigebiet Gudauri lassen<br />
sich fantastische Skitourenberge<br />
wie der Miketi studieren.
Zum Miketi startet man auf<br />
1600 Metern – wo der Schnee<br />
im Frühjahr bereits fehlt.<br />
Je nachdem, von welcher Seite man<br />
sie betrachtet, ist die Globalisierung<br />
eine tolle Sache: An der Grenze zu<br />
Österreich nehmen sie einem als<br />
deutschem Staatsbürger das Auto<br />
nicht mehr auseinander, die atmungsaktiven<br />
Tourenklamotten sind made in China,<br />
<strong>und</strong> die Waschmaschinen-Hotline sagt<br />
einem von Bangalore aus, was kaputt ist.<br />
Wenn man einen EU-Pass besitzt, kommt<br />
man als <strong>Bergsteiger</strong> außer einer visums- <strong>und</strong><br />
stressfreien Einreise nach Österreich in den<br />
Genuss weiterer Vorteile: Die Besteigung<br />
eines Fünftausenders in Georgien dauert<br />
inklusive Anreise aus, sagen wir: München,<br />
nicht mehr wesentlich länger als eine Skitour<br />
auf einen hohen Westalpengipfel.<br />
Der Kaukasus ist das höchste Gebirge Europas,<br />
<strong>und</strong> wer möchte, kann ihn als Balkon<br />
des Kontinents bezeichnen, weil er<br />
hineinragt ins angrenzende Asien. Den<br />
allermeisten <strong>Bergsteiger</strong>n fällt zum Kaukasus<br />
zuerst der Elbrus ein: Der russische<br />
Vulkan ist mit seinen 5642 Metern in <strong>Bergsteiger</strong>kreisen<br />
als höchster Europäer sehr<br />
begehrt. Im restlichen Kaukasus ist die Frage,<br />
auf welchem Kontinent man eigentlich<br />
steht, weniger eindeutig. Denn wenn man<br />
im Großen Kaukasus von Süden her auf die<br />
Gipfel steigen will, checkt man nach Tiflis<br />
ein. Diese Stadt liegt in Georgien <strong>und</strong> damit<br />
nach mitteleuropäischer Schulmeinung in<br />
Asien. Die Georgier sehen das freilich wieder<br />
ganz anders <strong>und</strong> suchen den Anschluss<br />
nach Europa <strong>und</strong> an die EU. Ein gewisser<br />
Philip Johan von Strahlenberg hat anno<br />
1730 wiederum den gesamten Kaukasus<br />
– inklusive des etwas abseits stehenden<br />
Elbrus – den Asiaten zugeschlagen. Asien,<br />
Europa, Eurasien – im Prinzip bleibt es in<br />
Kaukasien jedem selbst überlassen, wo er<br />
seine persönliche Grenze zieht. Nirgendwo<br />
kann man sich mehr als globalisierter <strong>Bergsteiger</strong><br />
fühlen als hier, wo selbst Kontinente<br />
zu einer Einheit verschmelzen.<br />
Perfekte Variantenbedingungen<br />
Vom Kofferpacken daheim dauert es –<br />
dank Direktflügen – keine zehn St<strong>und</strong>en,<br />
bis man sich hier mitten im Kaukasus die<br />
Ski anschnallen kann. Der Skiort Gudauri,<br />
das größte, bekannteste <strong>und</strong> mittlerweile<br />
auch modernisierte Skigebiet Georgiens,<br />
ist von Tiflis aus in r<strong>und</strong> zwei St<strong>und</strong>en<br />
mit dem Auto erreichbar. Und auch zum<br />
Tourengehen bietet sich Gudauri aus mehreren<br />
Gründen an: Es liegt auf über 2000<br />
Metern Höhe <strong>und</strong> ist sehr schneesicher. Die<br />
Gipfel r<strong>und</strong>um sind bis 3300 Meter hoch,<br />
die Hänge gleichmäßig in alle Richtungen<br />
exponiert. Es gibt kaum Steilabbrüche oder<br />
lästige Waldgürtel. Zudem erlaubt das ausgedehnte<br />
Pistengebiet Skitouren bei allen<br />
Bedingungen. Nun fliegt zugegebenermaßen<br />
garantiert niemand für Pistenskitouren<br />
in den Kaukasus. Aber bei guten Schneeverhältnissen<br />
sind die Bedingungen für Varianten<br />
perfekt.<br />
Abfahrts-Vorfreude beim Abfellen<br />
Beliebte Unterkunft: die Gudauri Hut<br />
Wechtensprung am Sadzele<br />
100 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Bei guten Schneeverhältnissen<br />
bietet selbst das<br />
Skigebiet etliche Varianten.<br />
Exponiert: das georgisch-russische<br />
Fre<strong>und</strong>schaftdenkmal;<br />
im Volksm<strong>und</strong> »Elefantenklo«<br />
Die Ruine des alten<br />
Wehrdorfs Meketi erinnert<br />
an vergangene<br />
Tage des Krieges. Hinter<br />
Meketi wird es sportlich,<br />
<strong>und</strong> man spurt durch<br />
800 Meter hohe Nordosthänge<br />
nach oben.<br />
INFO<br />
<strong>Bergsteiger</strong>latein<br />
Mkinvartsveri (»Eisgipfel«) ist der<br />
georgische Name des Kazbeg, wenn man<br />
ihn aus der georgischen Schrift wieder<br />
in lateinische Buchstaben überführt. Mit<br />
diesem Wissen kann man beim nächsten<br />
<strong>Bergsteiger</strong>stammtisch punkten. Monte<br />
Cervino, Sagarmatha oder Uluru kennt ja<br />
mittlerweile jeder. In Georgien ist man<br />
permanent mit geradezu babylonischer<br />
Sprachverwirrung konfrontiert. Georgisch,<br />
Russisch, Englisch: Das bedeutet nicht<br />
nur drei gesprochene Sprachen, sondern<br />
auch drei völlig unterschiedliche Alphabete<br />
<strong>und</strong> Schriftzeichen. Die jüngere politische<br />
Geschichte Georgiens brachte es außerdem<br />
mit sich, dass so gut wie alles irgendwie<br />
umbenannt wurde. Es könnte also passieren,<br />
dass der Gesprächspartner etwas auf<br />
Russisch erklärt, in lateinischen Buchstaben<br />
aufschreibt, aber einen georgischen<br />
Ortsnamen verwendet.<br />
Die »Hausberge« von Gudauri sind<br />
der Kudebi (3007 m), der von nem Sessellift erschlossen wird,<br />
der Sadzele (3307 m), auf dessen<br />
Vorgipfel (3270 m) ebenfalls ein<br />
Lift führt, <strong>und</strong> der leicht abseits s<br />
ei-<br />
des Pistengebiets gelegene<br />
Bidara (3174 m). Bidara <strong>und</strong><br />
Sadzele sind echte Skiberge,<br />
von denen verschiedene Abfahrtsvarianten<br />
hinunter<br />
in die kaukasische Einsamkeit<br />
führen. Die Abfahrten<br />
nach Westen oder Norden<br />
sind bei guten Verhältnissen ein bis<br />
zu 1200 Höhenmeter andauerndes Ver-<br />
gnügen. Auf der anderen Talseite, weit<br />
weg vom Skigebiet, bilden die Nord- <strong>und</strong><br />
Osthänge des Miketi das Revier für Traumtouren.<br />
Zwar geht es nur bis auf etwa 2900<br />
Meter hinauf, dafür startet man im Tal unterhalb<br />
von Gudauri auf 1600 Metern. Vom<br />
Fluss führt der Weg steil auf einen Bergrücken.<br />
Plötzlich tauchen mit bunten Flechten<br />
bewachsene Steinmauern auf <strong>und</strong> die<br />
Reste eines Turmes: Die Ruinen des alten<br />
Wehrdorfs Meketi erinnern an vergangene<br />
Tage des Krieges. Hinter Meketi wird es<br />
sportlich, <strong>und</strong> man spurt durch 800 Meter<br />
hohe Nordosthänge nach oben zum Miketi.<br />
Wer auf dem Sadzele (3307 m) noch so viel Kraft<br />
hat, darf sich an den Kazbeg (5047 m) wagen.<br />
Prometheus in Ketten<br />
Im Gr<strong>und</strong>e ist Gudauri <strong>und</strong> seine angrenzenden<br />
Tourengebiete aber nur die stressfreie<br />
Vorbereitung für ein weit größeres<br />
Ziel namens Kazbeg (5047 m). Der erloschene<br />
Vulkan ist das Paradeziel für Skibergsteiger<br />
in Georgien <strong>und</strong> nicht einfach<br />
nur ein Berg mit einer für meterzählende<br />
Alpinisten so reizvollen Höhe. Er ist ein<br />
legendärer Berg, der sowohl in der griechischen<br />
Mythologie als auch der christlichen<br />
Historie eine große Rolle spielt. Der Sage<br />
nach wurde Prometheus, der Schöpfer des<br />
Menschen, von Göttervater Zeus an die<br />
Felsen des Kazbeg gekettet, weil er gegen<br />
Zeus’ Willen den Menschen das Feuer auf<br />
die Erde brachte. Die Legenden setzen sich<br />
in christlicher Zeit fort: Die Bethlemi-Höhlen<br />
auf r<strong>und</strong> 4000 Meter Höhe im Lavagestein<br />
des Kazbeg sind angeblich die<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 101
Der sozialistische Charme<br />
der Bethlemi Hut ist eher<br />
gewöhnungsbedürftig.<br />
Von hier ist es nicht mehr weit<br />
bis zum Gipfel: Spuren am<br />
Gletscherplateau des Kazbeg<br />
Immerhin präsentiert sich die Hütte zur Talseite hin<br />
von ihrer schönsten, weil angemalten Seite.<br />
Der Begriff Hütte für<br />
das unbeheizte, kasernenartige<br />
Gebäude ist die<br />
absolute Beschönigung.<br />
Übernachtungsgäste<br />
müssen die komplette<br />
Biwakausrüstung<br />
selbst mitschleppen.<br />
Daune statt Stroh<br />
Wer angesichts der Höhe <strong>und</strong> der Wettervorhersage<br />
einen kompletten Ruhetag<br />
zur Akklimatisation einplant, verbringt<br />
ihn mit dem üblichen Programm für kalte<br />
Hütten bei schlechtem Wetter auf 3650<br />
Metern: Schnee schmelzen, lesen, schlafen.<br />
Daune statt Stroh, Matratze statt Krip-<br />
älteste Einsiedelei des Christentums.<br />
Darin sollen sich Reliquien<br />
Abrahams <strong>und</strong> sogar die Wiege<br />
Christi befinden. Bethlemi heißt<br />
Bethlehem, Kazbeg bedeutet auf<br />
Ossetisch »Berg Christi«.<br />
Die Route auf den Berg Christi<br />
gliedert sich in zwei Etappen:<br />
Von Stepanzminda (das bis<br />
2006 Kazbegi hieß) bis zur<br />
Bethlemi-Hütte auf 3650 Metern<br />
Höhe. Und von dort zum<br />
Gipfel (5047 m). Der Begriff<br />
»Hütte« ist eine ziemliche<br />
Beschönigung. Übernachtungsgäste<br />
müssen die komplette Biwakausrüstung<br />
selbst mitschleppen. Immerhin bietet das<br />
unbeheizte, steinerne, kasernenartige Gebäude<br />
viel Platz, die Zimmer sind mit Doppelstockbetten<br />
<strong>und</strong> Matratzen ausgestattet.<br />
In den 1940er-Jahren wurde das Gebäude<br />
als meteorologische Station errichtet. Seit<br />
1998 heißt die Unterkunft offiziell Bethlemi-Hütte,<br />
ist aber nach wie vor als »Meteo«<br />
in vielen <strong>Bergsteiger</strong>köpfen gespeichert.<br />
In der Hütte ist Selbstversorgung gefragt.<br />
Wehmütiger Blick zurück zum Kazbeg<br />
Abends vor der Bethlemi Hut…<br />
102 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
Der Lohn aller Mühen:<br />
Im besten Pulverschnee geht es<br />
die Flanke des Kazbeg hinab.<br />
KOMPAKT<br />
Unterwegs zwischen den Welten<br />
pe: Zu einer unchristlichen Zeit quält man<br />
sich am nächsten Morgen aus den warmen<br />
Schafsäcken in der »Hütte Bethlehem«.<br />
Kein Schneefall mehr, dafür Eiseskälte.<br />
Der Neuschnee ist gerade so tief, dass das<br />
Spuren problemlos vonstatten geht. Die<br />
Sicht ist perfekt, es geht schnell voran.<br />
An steileren Stellen ist die Schneeauflage<br />
nicht immer perfekt mit dem Eis verb<strong>und</strong>en.<br />
Im Sattel vor der Gipfelflanke auf etwa<br />
4850 Meter Höhe beäugt jeder kritisch<br />
diesen mit bis über 40 Grad steilsten Teil<br />
des Aufstiegs. Zwei Tage vorher war die<br />
Flanke noch blank gewesen. Meist geht<br />
man die letzten 150 Meter zum Gipfel mit<br />
Steigeisen. Wir lassen die Ski angeschnallt.<br />
Manchmal muss man sehr genau da<strong>rauf</strong><br />
achten, ob die Kanten unter dem Pulverschnee<br />
noch auf Firn oder schon im Eis<br />
Halt suchen. Aber der Schnee hält. Und<br />
trägt uns bis zum Gipfel. Mit Ski an den<br />
Füßen bei solchen Bedingungen auf diesem<br />
sagenhaften Gipfel! Wir buddeln einen<br />
Logenplatz in den Balkon Europas <strong>und</strong><br />
lassen uns das wahrlich eisgekühlte Gipfelbier<br />
schmecken. Die Abfahrt hält, was das<br />
Spuren versprach: In bestem Pulverschnee<br />
zerpflügen wir die Gipfelflanke des Kazbeg<br />
<strong>und</strong> schweben über weite, weiße, im Sonnenlicht<br />
glitzernde Flächen über den Gletscher.<br />
Und ob dieser Teil Georgiens nun zu<br />
Asien oder Europas gehört, ist völlig egal.<br />
Hier oben fühlt man sich schlicht wie im<br />
Himmel auf Erden.<br />
◀<br />
Karte: Wikimedia<br />
Flüge: Mit Lufthansa in vier<br />
St<strong>und</strong>en von München nach<br />
Tifl is, ab 300 Euro hin <strong>und</strong><br />
zurück. Den günstigeren Preis<br />
mit Pegasus, Baltic oder Turkish<br />
Airlines erkauft man sich<br />
mit einer Flugdauer von acht<br />
bis 15 St<strong>und</strong>en.<br />
Transfer im Land: Gudauri<br />
ist von Tifl is aus problemlos<br />
zu erreichen. Pauschal ist der<br />
Trip nicht komplizierter als<br />
ein Alpenurlaub. Wer aber auf<br />
eigene Faust mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln Richtung<br />
Kazbeg aufbricht, kann noch<br />
das rustikale Georgien erleben.<br />
Gerade mit viel Gepäck<br />
(Skiausrüstung) kann die<br />
Reise problematisch werden.<br />
Im Winter sollte man sich vor<br />
einer Reise zum Kazbeg erk<strong>und</strong>igen,<br />
ob die Straße über<br />
den Kreuzpass passierbar ist.<br />
Transfer am Kazbeg: Für<br />
eine Besteigung des Kazbeg<br />
im Frühjahr besteht die Möglichkeit,<br />
sich von Stepanzminda<br />
bis zur berühmten Dreifaltigkeitskirche<br />
Zminda Sameba<br />
Schwarzes Meer<br />
kutschieren zu lassen, um sich<br />
ein paar Kilometer Wegstrecke<br />
<strong>und</strong> 450 Höhenmeter zu sparen<br />
– wenn der Geländewagen<br />
nicht im Matsch versinkt.<br />
Bergführer: Für Bergsteigen<br />
<strong>und</strong> Skitouren in Georgien ist<br />
die Agentur achitours empfehlenswert<br />
(www.achitours.de).<br />
Inhaber Archil Tsintsadze<br />
kommt aus Georgien, lebt in<br />
Freiburg <strong>und</strong> ist staatlich<br />
geprüfter deutscher Bergführer.<br />
Die Übernachtung auf<br />
der Bethlemi Hut ist vorab<br />
zu buchen, z. B. über Archil<br />
oder über einen georgischen<br />
Bergführer. Informationen<br />
dazu sowie GPS-Daten des<br />
Normalweges am Kazbeg<br />
unter www.bethlemihut.ge<br />
(engl.).Vorsicht: Nicht jeder,<br />
der sich in Georgien Bergführer<br />
nennt, kennt sich auch aus.<br />
Kommunikation: In der<br />
Tourismusbranche sprechen<br />
immer mehr Menschen<br />
englisch. Ansonsten hilft oft<br />
russisch, selten deutsch (vor<br />
allem bei älteren Georgiern).<br />
Georgien<br />
Gori<br />
Handynetz gibt es fast überall,<br />
auch vor der Bethlemi Hütte.<br />
Gespräche mit einem deutschen<br />
Handy sind allerdings<br />
uferlos teuer, daher empfi ehlt<br />
sich der Kauf einer georgischen<br />
SIM-Karte (ab 15 GEL).<br />
Sicherheit: In den Bergen<br />
sind die Grenzen fl ießend,<br />
sollten aber nicht ignoriert<br />
werden. Für die Russen sind<br />
Grenzverletzungen kein Spaß.<br />
Auch die Grenze zu Ossetien<br />
sollte man kennen, um nicht<br />
unversehens in den Lauf<br />
einer Kalashnikov zu blicken.<br />
Infos zur politischen Lage unter<br />
www.auswaertiges-amt.de<br />
Kosten: Die georgische Währung<br />
ist der Lari (GEL). 1 Euro<br />
= ca. 2,2 GEL. Bei Unterkünften<br />
erwartet man sich für<br />
sein Geld oft etwas mehr.<br />
Verpfl egung ist etwas preiswerter<br />
als in Deutschland. Die<br />
Preise für einen Tagesskipass<br />
in Gudauri liegen bei 30 GEL,<br />
für sechs Tage bei 160 GEL.<br />
Beste Skitourenzeit:<br />
März <strong>und</strong> April<br />
Gudauri<br />
Tiflis<br />
03 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 103
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Sehr geehrte Redaktion,<br />
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befinden sich sicher in einer<br />
ähnlichen Situation wie ich: in<br />
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Plattform für so einen?<br />
Betrifft: Interview<br />
Hallo Michael Ruhland,<br />
als langjähriger Leser vom<br />
BERGSTEIGER habe ich mich<br />
sehr über das Interview mit<br />
Christian Stangl gew<strong>und</strong>ert.<br />
Dass ihr so jemandem die Plattform<br />
bietet, seine Gedanken zu<br />
verbreiten, finde ich nicht gut.<br />
Die ständigen Angriffe von<br />
Stangl gegen die <strong>Bergsteiger</strong>-<br />
Ehre <strong>und</strong> die anderen <strong>Bergsteiger</strong><br />
kann ich nicht verstehen.<br />
Er brüstet sich mit einer genauen<br />
Beweisführung für seine<br />
vom Ehrgeiz übertriebenen<br />
Besteigungen, obwohl er selber<br />
betrogen hat. Außerdem ist jeder<br />
Beweis irgendwie fälschbar.<br />
Dank Leuten wie ihm, wird<br />
das Bergsteigen immer mehr<br />
zu einem intriganten Spiel um<br />
Ruhm <strong>und</strong> Geld. Die Kameradschaft<br />
bleibt auf der Strecke.<br />
Michael Schroff (per E-Mail)<br />
BERGSTEIGER unter der Lupe: Leserbriefe des Monats<br />
Antwort der Redaktion<br />
Lieber Michael Schroff,<br />
wir hatten lange überlegt, ob wir<br />
Stangl solch ein Forum geben sollten,<br />
<strong>und</strong> haben das ja auch gleich zu<br />
Beginn des Interviews thematisiert.<br />
Ich denke, im Interview kommt immer<br />
wieder klar rüber, was wir als<br />
<strong>Bergsteiger</strong> von seiner K2-Lüge halten.<br />
Wir wollten aber ergründen,<br />
was diesen Menschen umgetrieben<br />
hat <strong>und</strong> umtreibt. Jeder Leser kann<br />
Studium oder Ausbildung mit<br />
nur wenig finanziellem Spielraum.<br />
Nun stellen Sie in einem<br />
Kurztest eine Daunenjacke für<br />
270 Euro vor <strong>und</strong> bewerten das<br />
Preis-Leistungsverhältnis mit 5<br />
von 5 Punkten. Für mich ist<br />
diese Bewertung traurig im<br />
Hinblick auf die eigene finanzielle<br />
Situation <strong>und</strong> generiert<br />
gleichzeitig ein großes Unverständnis,<br />
welche Maßstäbe Sie<br />
anlegen. 270 Euro für eine<br />
Marken-Daunenjacke halte ich<br />
für alles andere als sehr gut. Ich<br />
hätte eher an 2 von 5 Punkten<br />
gedacht. In Sportgeschäften<br />
finde ich Daunenjacken für unter<br />
100 Euro, Fleece-Pullis für<br />
30 Euro etc. Leider beschäftigen<br />
Sie sich in Ihren Tests<br />
kaum mit diesen Produkten,<br />
bei denen ich ein besseres<br />
Preis-Leistungsverhältnis vermute<br />
als bei all Ihren Preis-Leistungs-Siegern.<br />
Es wäre doch<br />
gut zu wissen, welcher Mehrwert<br />
bei Verfünffachung des<br />
Preises von Markenprodukten<br />
entsteht <strong>und</strong> wie sich die »Billigprodukte«<br />
untereinander<br />
schlagen. Mir bleibt nichts anderes,<br />
als relativ blind zu diesen<br />
günstigen Produkten zu<br />
greifen. Mit bestem Gruß,<br />
R. J. Ebert (per E-Mail)<br />
Hat einen<br />
schweren Stand:<br />
Christian Stangl<br />
sich dann sein eigenes Bild machen.<br />
Ich bin der Ansicht, dass man die<br />
wahren Werte des Bergsteigens umso<br />
deutlicher für all diejenigen, die<br />
nicht vom persönlichen Ehrgeiz zerfressen<br />
sind (<strong>und</strong> das sind zum<br />
Glück die meisten), herausarbeiten<br />
kann, wenn man auch »schwarze<br />
Schafe« zum Thema macht. Dazu<br />
kann auch ein Interview beitragen.<br />
Und letztlich erst recht die Diskussion<br />
darüber. Ihr Michael Ruhland<br />
Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />
Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />
BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-80702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />
Foto: Archiv Christian Stangl<br />
03/14 | 81. Jahrgang<br />
Internet: www.bergsteiger.de<br />
Redaktionsanschrift<br />
BERGSTEIGER<br />
Postfach 40 02 09, 80702 München<br />
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bergsteiger@bruckmann.de<br />
Chefredakteur Michael Ruhland<br />
Redaktion Thomas Ebert, Diana Gäntzle,<br />
Petra Gössl-Kubin, Dominik Prantl,<br />
Dagmar Steigenberger<br />
Assistenz Thomas Ebert<br />
Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic<br />
Kartographie Christian Rolle<br />
Illustrationen Max Baitinger<br />
Aboservice/Leserservice<br />
BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />
82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />
Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />
Fax 01 80-5 32 16 20*<br />
(* 14 Cent pro Minute)<br />
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Anzeigenleitung<br />
Helmut Kramer, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.270,<br />
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Tel. +49 (0) 80 64.90 59 75,<br />
medienservice@schachtl.de<br />
Tourismus-Marketing<br />
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angelika.genat@verlagshaus.de<br />
Anzeigendisposition<br />
Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />
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Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 50, ab<br />
1. Januar 2014, www.verlagshaus-media.de<br />
Repro ludwig:media, Zell am See<br />
Druck Stürtz, Würzburg<br />
Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />
Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
www.bruckmann.de<br />
Geschäftsführer Clemens Schüssler,<br />
Carsten Leininger<br />
Herstellungsleitung: Sandra Kho<br />
Vertrieb Zeitschriften Dr. Regine Hahn<br />
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Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />
sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />
Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72<br />
(D) inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />
Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56<br />
inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten<br />
ISSN 1435–8905 • 1681<br />
Erscheinen <strong>und</strong> Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />
monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />
<strong>und</strong> in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />
an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, im<br />
Fachhandel sowie direkt beim Verlag.<br />
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Die Zeitschrift <strong>und</strong> alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />
<strong>und</strong> Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
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erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />
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Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt<br />
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80797 München.<br />
Verantwort lich für Anzeigen<br />
Helmut Kramer, Infanteriestraße<br />
11a, 80797 München<br />
Wir weisen ausdrücklich da<strong>rauf</strong> hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />
sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />
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das in wasserdichten<br />
Membranen <strong>und</strong><br />
in Imprägnierungen vorkommt, aus<br />
ihren Produkten verbannt haben. Die<br />
Forschungen laufen auf Hochtouren,<br />
doch noch ist keine Lösung in Sicht.<br />
Fotos: Corey Rich/Red Bull Content Pool, Wikipedia, Mountain Equipment<br />
MITARBEITER DES MONATS<br />
↗<br />
AUFSTEIGER DES MONATS<br />
↘<br />
ABSTEIGER DES MONATS<br />
Rucksack-Prügel<br />
Die Goldene Gams<br />
Die Erfolgschancen für die Transpatagonica,<br />
110 Kilometer zu Fuß, auf Ski <strong>und</strong> im<br />
Leicht-Schlauchboot, standen schon vor<br />
Reiseantritt nicht gut. Dass der unerbittliche<br />
Wind kein einziges der drei Teilstücke über<br />
das Nördliche Patagonische Inlandeis ermöglichte,<br />
hat den sonst so ruhigen Bremer<br />
BERGSTEIGER-Autor Folkert Lenz<br />
aber dann doch stark frustriert.<br />
Elf Tage ging gar nichts, der<br />
Rest war meist Lastenschleppen<br />
von A nach B. Die Bilanz<br />
nach vier stürmischen Wochen:<br />
verlorene Ski, zerfetzte Zelte,<br />
verwehte Packsäcke <strong>und</strong> ein Schwerverletzter.<br />
»Als wir über den Pass kamen<br />
<strong>und</strong> der Wind wieder nicht nachließ, habe<br />
ich aus Frust meinen Rucksack verprügelt.«<br />
So viel Einsatz belohnt die Redaktion!<br />
Mediziner am Kili<br />
Christian Kreisel, Medizinstudent aus Marburg,<br />
erforscht die Höhenkrankheit am 5895<br />
Meter hohen Kilimandscharo. Gemeinsam mit<br />
Trekkinggruppen will der 34-Jährige bis Ende<br />
Mai sechsmal auf den höchsten Berg Afrikas<br />
steigen <strong>und</strong> Daten sammeln, die ihm eine<br />
Antwort geben sollen auf seine Dissertations-<br />
Frage: Warum werden manche Menschen<br />
höhenkrank <strong>und</strong> andere nicht? Nebenbei<br />
arbeitet Kreisel am Kibosho Hospital <strong>und</strong><br />
baut dort eine Notaufnahme auf.<br />
Die Mitgliederzeitschrift des DAV vergibt<br />
alle fünf Jahre den sogenannten Panorama<br />
Award namens Goldene Gams an Hersteller<br />
von Bergsportartikeln, Outdoor-Firmen sowie<br />
gefragte Urlaubsregionen. Praktischerweise<br />
gibt es bei diesem Preis so viele Kategorien,<br />
dass irgendwie jede Firma was gewinnt.<br />
Soll ja keiner zu kurz kommen. Erst kürzlich<br />
wurden die Firma Mammut (gleich drei Mal),<br />
die Schuhhersteller Meindl <strong>und</strong> Lowa, die<br />
Marken Deuter, Mountain Equipment, Salewa<br />
<strong>und</strong> Odlo <strong>und</strong> die Ferienregion Bayern gekürt.<br />
Angesichts von so viel Prämierungslust<br />
hat der BERGSTEIGER spontan einen nicht<br />
dotierten Preis ins Leben gerufen <strong>und</strong> gibt<br />
der Goldenen<br />
Gams ganz ohne<br />
Leserumfrage<br />
die Goldene Kugel.<br />
Fotos: privat (2), DAV<br />
106 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄14
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