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Interview Küss mich, Baby! - RITA ORA (Vorschau)

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.<br />

AUGUST 2013<br />

1 EURO<br />

Los Angeles<br />

Winona RYDER<br />

Wedding<br />

Die BOATENGS<br />

New York<br />

Jeff KOONS &<br />

Stella McCARTNEY<br />

368 KARAT<br />

SCHMUCK<br />

SPEZIAL<br />

08<br />

4 192449 106002<br />

<strong>Küss</strong> <strong>mich</strong>,<br />

<strong>Baby</strong>!<br />

<strong>RITA</strong> <strong>ORA</strong><br />

Londons neue NR. 1<br />

braucht keinen<br />

PRINZEN


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Eine Marke der Daimler AG<br />

Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,1–5,5 l/100 km; CO₂-Emissionen kombiniert: 237–146 g/km.<br />

Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken<br />

zwischen verschiedenen Fahrzeugtypen. Das abgebildete Fahrzeug enthält Sonderausstattungen.<br />

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INHALT<br />

JULI/AUGUST 2013<br />

START<br />

SMALL TALK<br />

Kleine Gespräche mit großen Leuten:<br />

Greta GERWIG, Rosario DAWSON, John GIORNO,<br />

Wyn DAVIES, Jehnny BETH und Michal MARCZAK<br />

Seite 25<br />

SUPERSTARS<br />

Auf dem Weg nach vorn: TOM ODELL und ANTJE TRAUE<br />

Seite 30<br />

NAOMI CAMPBELL<br />

trifft the one and only Marianne Faithfull<br />

Seite 32<br />

DIE BOATENGS<br />

Kevin-Prince, Jérôme und George Boateng sind die schillerndsten<br />

Brüder des deutschen Fußballs. Zum ersten Mal verabreden sich<br />

die drei wieder auf ihrem alten Bolzplatz<br />

Seite 34<br />

WOW!<br />

Prächtige Pudel, eine Diamantenhaube und Prada für den Garten –<br />

die Gebrauchs anweisung für die Monate Juli und August<br />

Seite 62<br />

NOW!<br />

Neue Filme, gute Serien, interessante Ausstellungen und<br />

Superman als Gleichung<br />

Seite 74<br />

ANNA VON HAUSSWOLFF<br />

Family affairs: Die schwedische Musikerin im Gespräch mit<br />

ihrem Vater, dem König von Elgaland-Vargaland<br />

Seite 76<br />

.<br />

Foto GREGORY HARRIS<br />

Styling JULIA VON BOEHM<br />

Komplettlook & Schmuck<br />

BALENCIAGA<br />

FASHION_FORWARD<br />

TOBIAS ZIELONY<br />

Früher hat er seine Kamera auf Jugendliche am Rand der Gesellschaft<br />

gerichtet, jetzt fotografiert er im Zentrum der Prostitution<br />

Seite 78<br />

SCHMUCK SPEZIAL<br />

Fotos: Craig McDean/Art + Commerce; Cartier<br />

WINONA RYDER<br />

Foto CRAIG McDEAN<br />

Styling KARL TEMPLER<br />

Kleid GIORGIO ARMANI<br />

Handschuhe CAMILLA STAERK<br />

Armband KENNETH JAY LANE<br />

<strong>RITA</strong> <strong>ORA</strong><br />

Foto DAMON BAKER<br />

Styling KLAUS STOCKHAUSEN<br />

Ring CARTIER<br />

Ketten PRIVAT<br />

13<br />

THE BLING RING, CARTIER<br />

KARAT<br />

Lass es funkeln,<br />

<strong>Baby</strong><br />

Seite 39<br />

10:10<br />

Oder: Viertel nach<br />

Handgelenk<br />

Seite 44<br />

S/HE<br />

Naked Jewellery<br />

Seite 54<br />

BEAUTY<br />

NEWS:<br />

Bronzingpuder, Lanvin, Marc Jacobs<br />

Seite 152<br />

INSPIRATION:<br />

Jetset-Packages, Gaultier, Seyhan Özdemir<br />

Seite 153<br />

KOLUMNE:<br />

Beautiful in L. A.<br />

Seite 154


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Auf 250 Exemplare limitierte Edition.


.<br />

STORIES<br />

<strong>RITA</strong> <strong>ORA</strong><br />

Von Jay-Z entdeckt, von Leonardo DiCaprio umworben,<br />

von Cara Delevingne geliebt: Die unglaubliche Geschichte<br />

eines Mädchens aus dem Kosovo, das nicht nur die<br />

britischen Charts erobert hat, sondern auch uns<br />

Von JÖRG HARLAN ROHLEDER<br />

Seite 84<br />

INHALT<br />

FASHION_FORWARD<br />

Fotografiert von GREGORY HARRIS<br />

Seite 94<br />

DIE SOURCE FAMILY<br />

Der Vibe ist groovy, die Sprossen sind frisch, das LSD<br />

lacht: Vor 40 Jahren wollte Father Yod mit seinen<br />

Blumenkindern das Leben neu erfinden. Eine Dokumentation<br />

erzählt nun die Geschichte der Source Family.<br />

Turn on, tune in, drop out!<br />

Von DIMITRI EHRLICH<br />

Seite 112<br />

WINONA RYDER<br />

In den Neunzigern waren alle Jungs (und fast alle Mädchen)<br />

in Winona Ryder verliebt. Sie war die Meerjungfrau,<br />

das Mädchen mit den Scherenhänden, selbst Dracula war<br />

ganz versessen auf die schneeweiße Haut dieser Frau.<br />

Dann wurde es ruhig um sie. Anstatt vor der Kamera wurde<br />

sie beim Klauen erwischt. Doch die selbst auferlegte<br />

Pause hat nun ein Ende<br />

Von STEPHEN MOOALLEM<br />

Seite 120<br />

Fotos: Craig McDean/Art + Commerce; Courtesy Isis Aquarium Archives<br />

STELLA McCARTNEY<br />

Ihr Vater ist kein Rolling Stone, aber auch für die Tochter eines<br />

Beatles hat es Stella McCartney ziemlich weit gebracht.<br />

Sie hat die richtigen Freunde, den perfekten Mann, vier Kinder,<br />

das Haus auf dem Land und wahrscheinlich sogar einen netten<br />

Hund. Und natürlich auch ein großartiges Fashionlabel.<br />

Wir gratulieren<br />

Von JEFF KOONS<br />

Seite 128<br />

CHELSEA SCHUCHMAN<br />

Chelsea Schuchman weiß, dass die Träume in Los Angeles<br />

oft so schnell verglühen wie Zigaretten. Aber das ist ihr –<br />

Model, Schauspielerin und Sternchen – egal<br />

Von BRAD ELTERMAN<br />

Seite 134<br />

HANS FEURER<br />

Der Schweizer Fotograf wurde einst in Sierra Leone<br />

von Rebellen entführt, die ihn für einen<br />

britischen Spion hielten. Sie ließen ihn erst laufen,<br />

nachdem er vorgejodelt hatte. Nicht nur deswegen<br />

verneigen wir uns vor Feurer, einem der wichtigsten<br />

Modefotografen der vergangenen 40 Jahre,<br />

mit diesem Portfolio<br />

Seite 140<br />

LINDA CANTELLO<br />

Sie hat alle geschminkt (von Bowie bis Kate Middleton),<br />

alles probiert (von Lippenlack bis Feuchtigkeitscreme)<br />

und alles erreicht. Eigentlich könnte sich die Star-Visagistin<br />

entspannt zurückl ehnen – wäre da nicht Giorgio Armani,<br />

der immer wieder überrascht werden will<br />

Von HEIKE BLÜMNER<br />

Seite 146<br />

Foto CRAIG McDEAN, Styling KARL TEMPLER<br />

Kleid NINA RICCI<br />

Handschuhe CAMILLA STAERK<br />

Armband KENNETH JAY LANE<br />

15<br />

FATHER YOD & DIE SOURCE FAMILY<br />

WINONA RYDER, BACK FOR GOOD<br />

PS<br />

PARTY<br />

Die wunderbar Welt<br />

des Olivier Zahm<br />

& die Filmfestspiele<br />

von Cannes<br />

Seite 156<br />

FLASHBACK<br />

Dolly Parton<br />

Seite 162<br />

EDITORIAL S. 17<br />

IMPRESSUM S. 18<br />

MITARBEITER S. 22<br />

ABONNEMENT S. 155<br />

HERSTELLERNACHWEIS S. 160


.<br />

EINE PARTNERSCHAFT FÜR DEN<br />

SCHUTZ UNSERES PLANETEN<br />

Leonardo DiCaprio und TAG Heuer engagieren sich<br />

gemeinsam für die Initiativen des Green Cross International.<br />

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.<br />

Liebe Leserinnen,<br />

liebe Leser,<br />

EDITORIAL<br />

gestern Abend lauschte ich zufällig dem Gespräch zweier älterer Damen, von denen<br />

die eine eine Frisur trug, als hätte sie das Trockenshampoo einfach drinnengelassen.<br />

Die andere beschwerte sich darüber, dass die Trockenshampoo-Dame ständig verreise,<br />

gerade sei sie aus Teheran gekommen und auf dem Weg nach Vancouver. Sie solle<br />

stattdessen ihr Geld lieber anständig investieren. Sie wisse ja schließlich nicht, für wie<br />

lange es denn noch reichen müsse, was wie ein Satz meines Vaters klingt. Daraufhin<br />

wollte ich eigentlich schon wieder wegschalten und <strong>mich</strong> auf den Tisch auf der anderen<br />

Seite einlassen, da entgegnete Trockenshampoo relativ unbeeindruckt:<br />

“Ich investiere in Erinnerungen.”<br />

Recht hat sie!<br />

So wollen wir hier das auch halten<br />

(und nicht nur in den Sommerferien, weswegen Sie heute eine Doppelausgabe<br />

in den Händen haben).<br />

Die Reiseroute lautet wie folgt:<br />

In London treffen Sie <strong>RITA</strong> <strong>ORA</strong>, eine junge Pop-Sensation,<br />

an deren Rockzipfel selbst LEONARDO DICAPRIO hängt<br />

(wenn TONI GARRN gerade nicht hinschaut). In Los Angeles<br />

erzählt die Schauspielerin WINONA RYDER, dass sie wieder<br />

angreifen will (und nicht mehr klauen). Ebenfalls dort stellen wir<br />

Ihnen den utopisch-alternativen Lebensentwurf der SOURCE<br />

FAMILY und FATHER YOD vor (ach, Hippie müsste man sein).<br />

In New ork pflanzen wir dann Bäume mit STELLA McCARTNEY<br />

und JEFF KOONS und schauen uns an, was die wichtigsten<br />

Designer der Welt in der kommenden Saison für uns entworfen<br />

haben. Danach laden uns NAOMI CAMPBELL und MARIANNE<br />

FAITHFULL zum Tee. Und abschließend kicken wir noch eine<br />

Runde mit den BOATENGS, den schillerndsten Brüdern des<br />

deutschen Fuballs, auf ihrem alten Bolzplatz im Berliner Wedding.<br />

Genießen Sie den Urlaub.<br />

Und investieren Sie in Erinnerungen!<br />

Herzlichst<br />

Ihr Jörg Harlan Rohleder<br />

17


.<br />

Chefredaktion Jörg Harlan ROHLEDER<br />

Art Director Mike MEIRÉ<br />

Fashion Director Klaus STOCKHAUSEN<br />

Photography Director Frank SEIDLITZ<br />

Senior Editor Harald PETERS<br />

Editor Heike BLÜMNER, Beauty Editor Bettina BRENN<br />

Assistant Photography Dorothea FIEDLER, Assistant Fashion Caroline LEMBLÉ<br />

Interns Raha EMAMI KHANSARI, Réka Maria PROBST<br />

International Fashion Director Julia von BOEHM<br />

International Editor at Large Naomi CAMPBELL<br />

International Editor Aliona DOLETSKAYA<br />

Art<br />

Tim GIESEN<br />

Hannes AECHTER, Agnes GRÜB<br />

Digital<br />

Editor Nina SCHOLZ, Junior Editor Katharina BÖHM<br />

Intern Hella SCHNEIDER<br />

Managing Editor und Chef vom Dienst Silke MENZEL<br />

ecefin Elisabeth SCHMIDT<br />

Schlussredaktion Ulrike MATTERN, Ralph SCHÜNGEL, Kerstin SGONINA<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />

Allison BORNSTEIN, Clare BYRNE, Linda CANTELLO,<br />

Vanessa CHOW, Gro CURTIS, Brad ELTERMAN, Miguel ENAM<strong>ORA</strong>DO,<br />

Felicia GARCIA-RIVERA, Sönke HALLMANN, Carl Michael von HAUSSWOLFF,<br />

Friederike JUNG, Christian KLEEMANN, Björn LÜDTKE, Stephan MEYER,<br />

Ingo NAHRWOLD, Niki PAULS, Jeremy SHAW, Karl TEMPLER,<br />

Casting by Samuel Ellis SCHEINMAN for DMCASTING<br />

Die Redaktion grüßt Eazy EWERT und seine Mutter Laura<br />

und dankt der roen und der kleinen rafik in ln<br />

Fotografen dieser Ausgabe<br />

Alex BABSKY, Damon BAKER, Anna BAUER, Maurizio BAVUTTI,<br />

Benedict BRINK, Jerome CORPUZ, Horst DIEKGERDES, Paul FARRELL,<br />

Christian FERRETTI, Hans FEURER, Gregory HARRIS, Markus JANS,<br />

Benjamin LENNOX, Sebastian MADER, Michael MANN, Craig McDEAN,<br />

Stefan MILEV, SCHMIDT & GORGES, Ragnar SCHMUCK,<br />

Jork WEISMANN, Olivier ZAHM, Tobias ZIELONY<br />

Produktion<br />

grafie MAX-COLOR, Wrangelstraße 64, 10997 Berlin<br />

Druck MOHN MEDIA MOHNDRUCK GMBH, Carl-Bertelsmann-Straße 161 M, 33311 Gütersloh<br />

Manufacturing Director Oleg NOVIKOV<br />

Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt<br />

Jörg Harlan ROHLEDER<br />

Board of Directors <strong>Interview</strong> Publishing House Germany<br />

Vladislav DORONIN, Bernd RUNGE<br />

BMP Media Holdings, LLC<br />

Chairman Peter M. BRANT<br />

WWW.INTERVIEW.DE<br />

18


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Schweiz: USM U. Schärer Söhne AG, CH-3110 Münsingen, Tel. +41 31 720 72 72, info@usm.com<br />

Showrooms: Berlin, Bern, Düsseldorf, Hamburg, München, New York, Paris, Tokio<br />

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.<br />

Herausgeber und Geschäftsführer Bernd RUNGE<br />

Publishing Director Anja SCHWING<br />

Anzeigen<br />

Sales Director (Nielsen I, II, IIIa, V, VI, VII) Iris GRÄBNER<br />

Tel.: 030/2000 89-120, iris.graebner@atelier-publications.de<br />

Sales Director (Nielsen II, IIIb, IV, Österreich) Tanja SCHRADER<br />

Tel.: 089/35 63 77 44, tanja.schrader@atelier-publications.de<br />

Frankreich und Großbritannien Charlotte WIEDEMANN<br />

Tel.: 030/2000 89-129, charlotte.wiedemann@interview.de<br />

Italien Fabio MONTOBBIO<br />

Rock Media, Largo Cairoli, 2, 20121 Mailand<br />

Tel.: 00 39/02/78 26 08, info@rockmedia.it<br />

Advertising Service Manager Jacqueline ZIOB (Ltg.), Susann BUCHROTH<br />

Tel.: 030/2000 89-121, jacqueline.ziob@atelier-publications.de<br />

Communications Manager Charlotte WIEDEMANN<br />

Marketing Manager Wilkin SCHRÖDER<br />

Assistenz Kathleen MASSIERER, Tel.: 030/2000 89-165<br />

IT Manager Patrick HARTWIG<br />

Office Manager Hilko RENTEL<br />

Verantwortlich für Anzeigen<br />

Atelier Publications Deutschland GmbH & Co. KG<br />

Mommsenstraße 57, 10629 Berlin<br />

Tel.: 030/2000 89-0, Fax: 030/2000 89-112<br />

Geschäftsführer Anja SCHWING<br />

Vertrieb<br />

PressUp GmbH, Postfach 701311, 22013 Hamburg<br />

vertrieb@pressup.de<br />

Einzelheftbestellungen<br />

Preise, Verfügbarkeit und Bestellungen unter www.interview.de/einzelheft,<br />

bei weiteren Fragen Tel.: 030/2000 89-164<br />

Bezugspreise<br />

Einzelpreis Deutschland (inkl. 7 % MwSt.):<br />

2 Euro, mit ePaper: 3 Euro, XXL-Format: 6 Euro<br />

Jahresabonnement: 18 Euro inkl. 7 % MwSt. (10 Ausgaben)<br />

Jahresabonnement XXL-Format: 40 Euro inkl. 7 % MwSt. (10 Ausgaben)<br />

ePaper-Abonnement: 10 Euro inkl. 19 % MwSt. (10 Ausgaben)<br />

<strong>Interview</strong>-Leserservice, PressUp GmbH, Postfach 701311, 22013 Hamburg<br />

abo@interview.de, Tel.: 040/41 448-480<br />

<strong>Interview</strong> erscheint zehnmal im Jahr in der <strong>Interview</strong> PH GmbH.<br />

Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste vom 1. Januar 2013. Alle Rechte vorbehalten.<br />

Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen.<br />

Andy Warhol’s <strong>Interview</strong> (TM). All rights reserved.<br />

<strong>Interview</strong> Germany is published under a sublicense<br />

from LLC Publishing House <strong>Interview</strong>;<br />

<strong>Interview</strong> is a registered trademark of <strong>Interview</strong> Inc.<br />

Reproduction in any manner in any language in whole or in part<br />

without prior written permission is prohibited.<br />

<strong>Interview</strong> PH GmbH, Mommsenstraße 57, 10629 Berlin, Tel.: 030/2000 89-0<br />

20


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ROADMOVIE<br />

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MITARBEITER<br />

richtigen Zeit am richtigen Ort und schießt dabei<br />

unverstellte Bilder, die zeigen, dass er nicht nur dabei<br />

ist, sondern mittendrin; passenderweise gründete<br />

er 2006 die Fotoagentur Buzz, die Magazine und<br />

Zeitungen weltweit mit schönen Paparazzibildern<br />

versorgt. Elterman stellte <strong>Interview</strong> ausnahmsweise<br />

nicht Bildmaterial zur Verfügung, sondern ein Gespräch<br />

mit dem Model Chelsea Schuchman, das er in<br />

der Villa Le Reve in Los Angeles traf.<br />

Seite 134<br />

.<br />

Jeff KOONS<br />

Er wusste früh, was er mal werden will, wenn er groß<br />

ist. Sein erstes Bild verkaufte er mit elf Jahren im Laden<br />

seines Vaters, mit 17 reiste er nach New York, um<br />

sein Idol Salvador Dalí persönlich kennenzulernen.<br />

Inzwischen ist er einer der teuersten lebenden Künstler<br />

der Welt. Seine Skulpturen finden sich in den<br />

Sammlungen des MoMA und des Guggenheim in<br />

New York, in der Londoner Tate Gallery und auch im<br />

Kölner Museum Ludwig – außer wenn sie zu groß<br />

sind, um in den Räumlichkeiten eines Museums Platz<br />

zu finden. So sitzt Puppy – die zwölf Meter hohe<br />

Skulptur eines West Highland Terriers, die aus 17 000<br />

Blu men besteht – heute direkt vor der Tür des Guggenheim<br />

in Bilbao und wurde 1992 von Koons zur<br />

Documenta IX nahe Kassel platziert, weil er zur Documenta<br />

selbst gar nicht eingeladen worden war. Zum<br />

Gespräch über Blumen und Kindheit lud der 58-jährige<br />

Künstler die Modedesignerin Stella McCartney.<br />

Seite 128<br />

Linda CANTELLO<br />

Als die britische Starvisagistin Linda Cantello, 56, als<br />

Teenager zum ersten Mal David Bowie im Fernsehen<br />

sah, wurde sie von dessen Flamboyanz erleuchtet. Farben<br />

und Make-up spielten fortan in ihrem Leben eine<br />

übergeordnete Rolle. Auch ein klassisches Kunststudium<br />

konnte Cantello nicht davon abhalten, vor allem<br />

Gesichter als Leinwände zu bevorzugen. Inzwischen<br />

fällt einem niemand mehr ein, den Cantello nicht geschminkt<br />

hat. Sie ist Chef-Make-up-Artist bei Armani<br />

und hat für den Konzern eine eigene Kosmetiklinie<br />

entwickelt. Für diese Ausgabe von <strong>Interview</strong> realisierte<br />

sie die Beautystrecke 2 Glow. Und Bowie? Der gehört<br />

inzwischen zur Stammkundschaft.<br />

Seite 146<br />

Brad ELTERMAN<br />

Wenn es eine Gemeinde für It-Boys & -Girls gäbe,<br />

der Fotograf Brad Elterman, 56, wäre ihr Bürgermeister.<br />

Er hat ein untrügliches Gespür für die<br />

coolsten und interessantesten Leute (Bob Dylan, Sex<br />

Pistols, The Runaways, Queen u. a.), er ist stets zur<br />

22<br />

Carl Michael von HAUSSWOLFF<br />

Eine gute Portion skandinavischen Eigensinns ist<br />

Carl Michael von Hausswolff nicht abzusprechen.<br />

Der schwedische Künstler, Komponist und Kurator,<br />

der 1956 in Linköping zur Welt kam, beschäftigt sich<br />

vornehmlich mit Interferenzen, Interdependenzen und<br />

Störungen von Radiofrequenzen und zählt dabei Kassettendecks,<br />

Radar- und Sonargeräte, Überwachungskameras,<br />

Telefone und Bewegungsmelder zu seinen<br />

bevorzugten Arbeitsmaterialien. Im Nebenberuf ist er<br />

außerdem Co-König der Königreiche Elgaland-Vargaland,<br />

zu denen sämtliche Territorien zählen – zu<br />

Wasser wie zu Land, digitale ebenso wie mentale –, die<br />

ansonsten staatenlos wären. Für <strong>Interview</strong> hat Carl<br />

Michael von Hausswolff seine Tochter, die wunderbare<br />

Musikerin Anna von Hausswolff, interviewt.<br />

Seite 76<br />

Gregory HARRIS<br />

Der New Yorker Fotograf Gregory Harris soll 1997,<br />

bevor er sich der Arbeit mit der Kamera widmete, das<br />

neuseeländische Raumfahrtprogramm ins Leben gerufen<br />

haben. Denn eigentlich, so behauptet er, wollte<br />

er Erfinder werden. Die Liste seiner angeblichen<br />

Schöpfungen liest sich in der Tat beachtlich. Er schuf<br />

den dreieckigen Sarg, der sich für das Begräbnis siamesischer<br />

Zwillinge eignet, eine Art Joghurt, der im<br />

Dunkeln leuchtet, wasserdichte Zigaretten sowie die<br />

Schamhaar-Kneifzange. Nach allem, was man weiß,<br />

ist Harris’ Karriere als Mode- und Por trätfotograf<br />

allerdings deutlich erfolgreicher. Er ar beitet für Magazine<br />

wie Dazed & Confused, Numéro und i-D. Für<br />

<strong>Interview</strong> fotografierte er die Strecke Forward mit den<br />

Herbst/Winter-Looks der großen Designer.<br />

Seite 94<br />

Jeremy SHAW<br />

Als der kanadische Künstler Jeremy Shaw, 35,<br />

anlässlich seiner Ausstellung One On One in den<br />

Berliner Kunst-Werken das letzte Mal mit uns<br />

sprach, hatte er vor lauter Arbeit zwei Tage nicht<br />

geschlafen. Diesmal erschien er vollkommen aufgeräumt<br />

zum Gespräch mit dem Fotografen Tobias<br />

Zielony, obwohl er sich bestimmt kein bisschen<br />

weniger angestrengt hat. Shaw, der über<br />

Vancouver und London nach Berlin kam, thematisiert<br />

in seinen Arbeiten Rituale von Jugendsubkulturen,<br />

psychedelische Drogenerfahrungen<br />

und die wissenschaftlichen Bemühungen, diese<br />

zu dokumentieren. Wir können davon ausgehen,<br />

dass es in Berlin genug zu tun gibt für ihn. Seine<br />

neueste Ausstellung Variation FQ ist jedenfalls vom<br />

23. Juni bis zum 21. Juli im Berliner Schinkel Pavillon<br />

zu sehen.<br />

Seite 78<br />

Fotos: Mario Vedder/ddp images; Robin Rimbaud; Gregory Harris; L’Oréal; Marc Goldstein


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SmallTALK<br />

Kleine Gespräche mit großen Leuten:<br />

Greta GERWIG, Rosario DAWSON, John GIORNO, Wyn DAVIES,<br />

Jehnny BETH & Michal MARCZAK<br />

„WARST DU<br />

RICHTIG FIES<br />

ZU DEINEN<br />

LEUTEN?”<br />

Schauspielerin GRETA<br />

GERWIG, 29, hat in<br />

ihrer Jugend einmal ein<br />

Bühnenstück über einen<br />

Elefanten geschrieben<br />

.<br />

Foto: Horst Diekgerdes/Trunk Archive<br />

Foto HORST DIEKGERDES<br />

25<br />

INTERVIEW: Wo steckst du grade?<br />

GRETA GERWIG: Zu Hause in New York. Das ist der<br />

Vorteil von Telefoninterviews, ich kann <strong>mich</strong> dabei<br />

rumfläzen.<br />

INTERVIEW: Was trägst du gerade?<br />

GERWIG: Ein Kleid, weil der Sommer jetzt endlich da<br />

ist und es hier so verdammt heiß ist. Ich dachte erst,<br />

ich könnte Jeans tragen, aber das kann man auf keinen<br />

Fall! Außerdem habe ich den Ventilator noch nicht<br />

aufgebaut, weshalb es ein wenig schwül ist.<br />

INTERVIEW: Schwitzt du?<br />

GERWIG: Ja – haha.<br />

INTERVIEW: Das hört sich an, als ob wir ziemlich unbeholfen<br />

versuchen würden, Telefonsex zu haben.<br />

GERWIG: Stimmt! Ich meine, Telefonsex ist jetzt keines<br />

meiner Hobbys, aber weil ja einer anfangen muss,<br />

ist es immer ziemlich unbeholfen: „Hm, na ja, hättest<br />

du da auch Lust drauf?“<br />

INTERVIEW: Nach der Premiere deines neuen Films<br />

Frances Ha auf der Berlinale haben du und Regisseur<br />

Noah Baumbach auch ein wenig unbeholfen<br />

gewirkt.<br />

GERWIG: Ja, Noah und ich saßen in der Lobby bei<br />

Bier und Brezel, während der Film lief. Als er vorbei<br />

war, wurden wir abgeholt und gleichzeitig kamen alle<br />

diese Menschen aus dem Kino! Da habe ich bloß versucht,<br />

niemandem in die Augen zu schauen. Schließlich<br />

hätte ich in den Blicken sehen können, dass die<br />

Leute den Film vielleicht nicht mögen. Das hätte<br />

<strong>mich</strong> total fertig gemacht: „Gott, das war der schlechteste<br />

Film, den ich je gesehen habe. Und wie hässlich<br />

sie ist. Und untalentiert.“<br />

INTERVIEW: Worum geht es in dem Film?<br />

GERWIG: Es ist die Liebesgeschichte zwischen Frances<br />

und ihrer Freundin Sophie …<br />

INTERVIEW: … die ja in nahezu ungesunde Extreme<br />

ausartet. Hast du solche Freundschaften?<br />

GERWIG: Oh, ich hab sehr viele ungesunde Freundschaften<br />

geführt. Ich war in einer Gruppe von Freun-


JUNGE LEUTE AUF DEM WEG ZU SICH<br />

SELBST: SZENEN AUS FRANCES HA<br />

dinnen, die sich unfassbar nahe standen, dabei absolut<br />

voneinander abhängig waren. Eigentlich war es<br />

ziemlich giftig.<br />

INTERVIEW: Inwiefern?<br />

GERWIG: Wir waren zu sechst, hatten aber nur ein<br />

Apartment für drei. Ich schlief zwei Jahre lang auf einer<br />

Luftmatratze und war vor allem eine gut funktionierende<br />

Alkoholikerin, während meine beste Freundin<br />

die meiste Zeit nicht mit mir sprach.<br />

INTERVIEW: Warst du richtig fies?<br />

GERWIG: Ja, total. Ich habe dauernd schlecht<br />

über die anderen geredet und ein Theaterstück<br />

über uns alle geschrieben, das auch alles andere<br />

als nett gewesen ist. Außerdem kann<br />

ich Leute ziemlich gut anschreien. Es<br />

passiert nicht oft, aber wenn, ist es<br />

wirklich Furcht einflößend. Aber die<br />

anderen waren auch gemein! Man verletzt<br />

halt die, die man liebt.<br />

INTERVIEW: Wie viele Exfreundinnen<br />

hast du inzwischen?<br />

GERWIG: Oh, eigentlich nur eine. Mit<br />

dem Rest habe ich <strong>mich</strong> wieder vertragen.<br />

INTERVIEW: Wovon handelt die erste Geschichte,<br />

die du geschrieben hast?<br />

GERWIG: Die war ziemlich pubertär. Ich glaube, ich<br />

war 16, und es war eine Familiengeschichte. Es gab<br />

einen Elefanten in der Küche, den man nie sieht, weil<br />

die Küche sich hinter der Bühne befinden sollte, und<br />

der wurde dann von der Mutter umgebracht. Das<br />

Stück hieß Das Wohnzimmer. Danach habe den Zauberer<br />

von Oz umgeschrieben und ganz viele Gags<br />

reingepackt.<br />

INTERVIEW: Erzählst du mir deinen Lieblingswitz?<br />

GERWIG: Zwei Wollhaarmammuts hängen für<br />

Millionen von Jahren miteinander rum. Da<br />

dreht sich einer von beiden zum anderen um<br />

und sagt: „Ich werde das Gefühl nicht los, dass<br />

Mittwoch ist.“ Es lacht nie irgendjemand über<br />

diesen Witz.<br />

<strong>Interview</strong> RAHA EMAMI KHANSARI<br />

FRANCES HA STARTET<br />

AM 1. AUGUST<br />

PEOPLE/SmallTALK<br />

„WIE IST ES<br />

EIGENTLICH<br />

BEI DER<br />

HYPNOSE?”<br />

So hat sich die Schauspielerin<br />

ROSARIO<br />

DAWSON, 34, auf ihre<br />

Rolle in Trance vorbereitet<br />

INTERVIEW: Rosario, Sie spielen in Trance eine Hypnotiseurin.<br />

Gewiss haben Sie sich für die Rolle auch<br />

selbst mal hypnotisieren lassen.<br />

ROSARIO DAWSON: Ja, allerdings. Tatsächlich habe<br />

ich <strong>mich</strong> in der Vorbereitung sogar mit einer ganzen<br />

Reihe Hypnotherapeuten getroffen, um <strong>mich</strong> über<br />

die verschiedenen Techniken zu informieren und<br />

ihre Stimmen zu hören. Die Stimmen sind in dem<br />

Berufsstand ja sehr entscheidend.<br />

INTERVIEW: Wie sieht es in einer Hypnosepraxis eigentlich<br />

aus?<br />

DAWSON: Ganz unterschiedlich. In manchen ist es<br />

sehr glamourös, in anderen wiederum bescheiden.<br />

Manche behandeln zu Hause, andere haben Büros.<br />

INTERVIEW: Sind in den Praxen wirklich Bildschirme<br />

aufgestellt, auf denen Endlosschleifen mit Walfischvideos<br />

laufen ?<br />

DAWSON: Das kann ich jetzt<br />

so nicht behaupten. In<br />

dem Film ging es uns<br />

darum, eine bestimmte<br />

Welt herzustellen.<br />

INTERVIEW: Und<br />

was für Leute suchen<br />

Hypnotherapeuten<br />

auf?<br />

DAWSON: Kreuz<br />

und quer alle möglichen<br />

Leute eigentlich.<br />

Aber wenn man<br />

dann von einer Person<br />

hört, die vielleicht nicht so<br />

gute Erfahrungen gemacht hat, gerät<br />

gleich der gesamte Berufsstand in<br />

Misskredit. Dabei hat die Hypnotherapie<br />

so viele Ebenen, na ja …<br />

INTERVIEW: Klar …<br />

DAWSON: Jedenfalls kam ich dann<br />

hier in London bei den Dreharbeiten<br />

an und dachte: „Was, das soll meine<br />

Praxis sein? Meine Figur muss also<br />

wirklich gut verdienen. Und dann erst<br />

die Wohnung! Das ist der Wahnsinn.“<br />

Sie hilft ihren Kunden ja auch bei deren<br />

ungesunden Angewohnheiten, den Exfreunden,<br />

den Phobien und all diesen<br />

Sachen. Und offenbar ist sie, also meine<br />

Figur, sehr gut in ihrem Beruf,<br />

sonst könnte sie sich ja diesen Lebensstil<br />

überhaupt nicht leisten. Weshalb<br />

man es ihr auch sofort abnimmt,<br />

dass sie in Konkurrenz zu den Männern in Trance<br />

treten kann, die alle Gangster sind. Ich meine, wer,<br />

wenn nicht sie? Aber um mir in dieser Hinsicht sicher<br />

sein zu können, musste ich <strong>mich</strong> zunächst über<br />

den Beruf informieren. Und wenn ich den Eindruck<br />

gewonnen hätte, dass das alles Quatsch ist, hätte ich<br />

die Rolle natürlich immer noch spielen können, aber<br />

den Eindruck hatte ich zum Glück nicht<br />

INTERVIEW: Sie haben jetzt immer noch nicht erzählt,<br />

wie Ihre Hypnose war.<br />

DAWSON: Ach ja, stimmt. Die Hypnose war toll, ich<br />

meine, ich habe jetzt nicht versucht, mir mittels<br />

Hypnose das Rauchen abzugewöhnen oder so, es<br />

ging eigentlich um ganz belanglose Dinge. Ich wollte<br />

ja nichts über <strong>mich</strong> erfahren oder durch die Hypnose<br />

ein besserer Mensch werden. Ich wollte einfach nur<br />

wissen, wie das eigentlich ist.<br />

INTERVIEW: Und wie ist es?<br />

DAWSON: Man ist ganz entspannt. Jemand redet<br />

mit einem, und man fühlt sich wohl und begibt sich<br />

auf eine Reise. Man muss sich das vorstellen wie bei<br />

einer geführten Meditation. Und wenn einem kalt<br />

wird, kommt jemand und legt einem eine Decke<br />

über die Beine.<br />

<strong>Interview</strong> HARALD PETERS<br />

TRANCE – GEFÄHRLICHE ERINNERUNG<br />

STARTET AM 8. AUGUST<br />

„WAS IST IHRE<br />

SCHÖNSTE<br />

ERINNERUNG<br />

AN ANDY<br />

WARHOL?”<br />

Künstler und Dichter<br />

JOHN GIORNO, 76,<br />

denkt noch gern an<br />

Warhols bestes Stück<br />

INTERVIEW: Mr. Giorno, Sie sind durch Andy Warhols<br />

Film Sleep bekannt geworden. Darin sieht man<br />

Sie schlafend, stundenlang. Wurde das in einer Nacht<br />

gedreht?<br />

JOHN GIORNO: Nein, die Dreharbeiten haben Monate<br />

gedauert. Andy wusste ja gar nicht richtig, was er<br />

da eigentlich tat. Er hatte bis dahin noch nie mit der<br />

Kamera gearbeitet.<br />

INTERVIEW: Wie konnten Sie unter Beobachtung<br />

schlafen?<br />

GIORNO: Ich war ein ziemlicher Alkoholiker. 1963,<br />

als der Film gemacht wurde, sind wir auf viele Ausstellungen<br />

und Partys gegangen. Wenn wir in mein<br />

Apartment zurückkamen, war ich meistens ziemlich<br />

betrunken. Ich habe <strong>mich</strong> einfach ausgezogen und ins<br />

Bett gelegt. Es hat immer ewig gedauert, bis Andy das<br />

Licht aufgebaut und die Kamera eingerichtet hatte.<br />

Von dem surrenden Geräusch bin ich noch schneller<br />

eingeschlafen. Morgens bin ich jedes Mal im Schein<br />

.<br />

Fotos: © MFA+ FilmDistribution e.K. (3); Matteo Prandoni/ddp images; Jonas Lindstroem; Nicholas Hunt And Ryan Mccune/ddp images<br />

26


der Lampen aufgewacht, in einem Meer kleiner Kodak-Schachteln.<br />

INTERVIEW: Ohne Decke zu schlafen bereitet Ihnen<br />

offensichtlich auch keine Probleme.<br />

GIORNO: (lacht) Es war Sommer und ziemlich heiß.<br />

Vielleicht habe ich in den frühen Morgenstunden,<br />

wenn Andy schon weg war, doch noch nach dem zerknitterten<br />

Laken gegriffen.<br />

INTERVIEW: Sleep war ziemlich erfolgreich. Warum<br />

haben Sie nie wieder zusammen gedreht?<br />

GIORNO: Ich habe irgendwann William S. Burroughs<br />

kennengelernt und bin in eine andere Welt abgetaucht.<br />

Das war ein anderes Universum, das mit<br />

Andy nichts zu tun hatte.<br />

INTERVIEW: Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?<br />

GIORNO: 1987, kurz bevor er starb. Wir hatten uns<br />

davor viele Jahre nicht gesehen, und in diesem Jahr<br />

liefen wir uns plötzlich 15-mal über den Weg. Er<br />

war immer noch der gleiche, süße, einfache Andy,<br />

den ich von früher kannte. Er war sehr bescheiden<br />

und freundlich.<br />

INTERVIEW: Welche ist ihre schönste Erinnerung an<br />

ihn?<br />

GIORNO: Der Sommer 63 war wie gesagt sehr heiß.<br />

Deswegen haben wir immer nackt geschlafen. Wenn<br />

man sich den Kopf wegdenkt, sah er aus wie Michelangelos<br />

David! Er hat ja so viel gearbeitet und Speed<br />

genommen, dass er kein Gramm Fett am Körper hatte.<br />

Ich fand seinen Körper wunderschön, seine Haut<br />

war so weiß wie Alabaster. Übrigens hatte er auch einen<br />

großen Schwanz.<br />

INTERVIEW: Ach.<br />

GIORNO: Es war kein riesiger Schwanz, aber er war<br />

eben auch nicht klein, was viele Leute wahrscheinlich<br />

eher vermutet hätten. Andy selbst hat seinen Körper<br />

aber leider immer gehasst. Er fand sich hässlich. Ich<br />

bin sicher, dass das der Ursprung für eine seiner vielen<br />

Neurosen war. Na ja.<br />

<strong>Interview</strong> KATHARINA BÖHM<br />

JOHN GIORNOS AUSSTELLUNG YOU GOT TO BURN<br />

TO SHINE IST NOCH BIS ZUM 6. JULI IN DER<br />

GALERIE KIT SCHULTE CONTEMP<strong>ORA</strong>RY<br />

ART IN BERLIN ZU SEHEN<br />

PEOPLE/SmallTALK<br />

.<br />

„WIE LÄUFT<br />

ES JETZT<br />

MIT DEM<br />

MÄDCHEN?”<br />

Der Rapper WYN<br />

DAVIES, 25,<br />

hat die Schulausbildung<br />

genau<br />

dort abgebrochen,<br />

wo Tupac seinen<br />

Abschluss machte<br />

INTERVIEW: Wie oft bist du schon umgezogen?<br />

WYN DAVIES: In meinem Leben?<br />

INTERVIEW: Ja!<br />

DAVIES: 20-mal mindestens. Wir sind schon von klein<br />

auf immer viel rumgezogen, ich bin so gypsymäßig<br />

drauf gewesen.<br />

INTERVIEW: Du musst unfassbar gute Umzugstechniken<br />

kennen.<br />

DAVIES: Ja! Ich habe auch ungefähr drei Jahre als<br />

Möbel packer gearbeitet. Ich bin auf jeden Fall beim<br />

Umziehen top.<br />

INTERVIEW: Du weißt also genau, wie man so tetrismäßig<br />

alles in den Wagen reinbekommt.<br />

DAVIES: Ja. Und ich kann sehr gut packen. In San<br />

Francisco war ich Gruppenchef. Ich war der Jüngste<br />

in der Firma, und es lief alles unter meiner Verantwortung.<br />

INTERVIEW: Gibt es denn eine gute Methode, um einen<br />

Umzug besonders schnell hinzukriegen?<br />

DAVIES: Also, super ist es, drei Kisten voller Bücher<br />

auf dem Rücken zu tragen, so mit den Armen nach<br />

hinten. Das ist auch gut für den Rücken. Oder die<br />

Methode mit dem Seil: Da bindet man ein flaches Seil<br />

um die Boxen und hängt es sich dann um. So kann<br />

man die Kisten gut transportieren.<br />

INTERVIEW: Du warst auf der Highschool, auf der<br />

auch Tupac Shakur gewesen ist. Gab es da eine Gedenktafel?<br />

DAVIES: Nee, gar nicht. Und jeder in der Schule weiß<br />

es. Es gab noch eine Mathe lehrerin, die ihn unterrichtet<br />

hatte.<br />

INTERVIEW: Man gibt damit an.<br />

DAVIES: Ja klar! Ich bin Highschool-Dropout, also,<br />

ich hab die Schule nicht abgeschlossen, und es ist<br />

schon ganz cool zu sagen: „Ich habe die Schule abgebrochen,<br />

wo Tupac seinen Abschluss gemacht hat.“<br />

INTERVIEW: Und was hat die Mathelehrerin über ihn<br />

erzählt?<br />

DAVIES: Dass er ein ziemlich arroganter Typ gewesen<br />

sein soll.<br />

INTERVIEW: War er gut in Mathe?<br />

DAVIES: Keine Ahnung, aber im Schauspiel war er<br />

wohl klasse. Er war in allen Theaterkursen und -AGs.<br />

INTERVIEW: Wann war eigentlich deine allererste<br />

Show?<br />

27<br />

DAVIES: Das war mit 18, in Los Angeles, in einem<br />

Laden, der heißt The Whisky a Go Go. Das ist ein<br />

ziemlich berühmter Club. Da haben die Doors<br />

ihre allererste Show gespielt.<br />

INTERVIEW: An wen ist dein Track Money<br />

And Women gerichtet?<br />

DAVIES: An ein Mädchen, wegen dem ich<br />

Herzschmerz hatte. Eine Freundin von<br />

früher, mit der ich dann wieder zusammengekommen<br />

bin. Das Lied handelt ja<br />

von der Abwesenheit von Geld und Frauen,<br />

wenn also alles im Arsch ist.<br />

INTERVIEW: War zuerst sie weg oder das Geld?<br />

DAVIES: Das kam irgendwie alles zur selben<br />

Zeit.<br />

INTERVIEW: Also war sie nicht weg, weil du kein<br />

Geld mehr hattest?<br />

DAVIES: Nee, das waren zwei separate Themen:<br />

Geld und Frauen. Das sind ja die zwei<br />

großen Themen für Männer, denke ich. Wahrscheinlich<br />

die zwei gefährlichsten Sachen auf<br />

der Welt.<br />

INTERVIEW: Und wie läuft es jetzt mit dem<br />

Mädchen?<br />

DAVIES: Jetzt kommen wir uns wieder ein bisschen<br />

näher.<br />

INTERVIEW: Das heißt, das Geld ist wieder ein<br />

bisschen da und es ist auch wieder ein bisschen da.<br />

DAVIES: Merkwürdig, oder?<br />

<strong>Interview</strong> RAHA EMAMI KHANSARI<br />

DIE EP WHY WAIT ERSCHEINT AM 1. JULI<br />

BEI WYNDAVIESMUSIC.COM<br />

„NEHMEN<br />

SIE IHRE BAND<br />

VIELLEICHT<br />

ZU ERNST?”<br />

Savages-Sängerin<br />

JEHNNY BETH<br />

kann den Hype um ihre<br />

Band nicht leiden<br />

INTERVIEW: Jehnny, die erste Savages-Single hieß<br />

Flying To Berlin.<br />

JEHNNY BETH: Den Song habe ich geschrieben, als<br />

ich im Flugzeug nach Berlin saß, um dort ein Musikvideo<br />

zu drehen.<br />

INTERVIEW: Und was war an diesem Flug so besonders?<br />

BETH: Es war sehr früh morgens, und so wie ich da<br />

den Sonnenaufgang sah, hatte ich noch nie einen<br />

Sonnenaufgang gesehen. Fantastisch. Da bekam ich<br />

apokalyptische Visionen und mir wurde bewusst,<br />

dass ich genau jetzt sterben könnte.<br />

INTERVIEW: Andere Leute haben das Gefühl ja eher,<br />

wenn sie in Berlin landen.<br />

BETH: Genau.


SÄNGERIN MIT ROTEM KOPF:<br />

JEHNNY BETH UND IHRE BAND SAVAGES<br />

INTERVIEW: Von der ersten Single bis zum Album<br />

ging dann alles sehr schnell.<br />

BETH: Tat es das?<br />

INTERVIEW: Es wirkt zumindest so, von außen betrachtet.<br />

Savages haben sich erst 2011 gegründet –<br />

und jetzt dieser Hype.<br />

BETH: Das Wort Hype mag ich überhaupt nicht. Ich<br />

verstehe, warum Leute wie Sie es benutzen, aber für<br />

<strong>mich</strong> klingt das Wort negativ.<br />

INTERVIEW: Andere würden sich freuen.<br />

BETH: Ich verstehe schon, dass das bedeutet, dass die<br />

Leute uns mögen, aber Hype impliziert auch immer<br />

eine Kurzlebigkeit. Das wird unserer Musik nicht gerecht.<br />

INTERVIEW: Was denken Sie eigentlich, wenn Savages<br />

als weibliches Pendant zu Joy Division bezeichnet<br />

werden?<br />

BETH: Dann denke ich, dass sich mal jemand einen<br />

neuen Vergleich ausdenken sollte.<br />

INTERVIEW: Wie wichtig ist Ihnen Innovation?<br />

BETH: Als wir ins Studio gingen, wollten wir keine<br />

Revolution lostreten. Aber wir wollten mit Gewohnheiten<br />

brechen.<br />

INTERVIEW: Auf dem manifestartigen Stück Silence<br />

Yourself sprechen Sie sich gegen den Kommunikationsterror<br />

aus.<br />

BETH: Weil man als Musiker so unglaublich viel<br />

Zeit mit Öffentlichkeitsarbeit verschwendet.<br />

Alles muss ständig definiert werden. Ich finde<br />

das unsagbar langweilig. Kommunikation ist<br />

viel zu schnell, viel zu flüssig geworden.<br />

INTERVIEW: Was hat das mit Savages zu tun?<br />

BETH: Wenn die Leute auf ein Konzert von uns<br />

gehen, sollten sie zumindest dann mal ihre<br />

Smartphones in den Hosentaschen lassen. Dieser<br />

Bildschirm zwischen uns und ihnen muss doch<br />

wirklich nicht sein.<br />

INTERVIEW: Kann es sein, dass Sie das alles ein<br />

bisschen zu ernst nehmen?<br />

BETH: Das, was Sie ernst nennen, ist für <strong>mich</strong> normaler<br />

Menschenverstand. Wir haben Spaß bei dem,<br />

was wir tun, aber das ist nicht, worum es uns geht.<br />

INTERVIEW: Sind Savages eine politische Band?<br />

BETH: Das werde ich ständig gefragt. Nein, sind wir<br />

nicht. Wir haben Meinungen, geben aber keine Anweisungen.<br />

Wir präsentieren nur unsere Visionen<br />

von der Welt.<br />

<strong>Interview</strong> HELLA SCHNEIDER<br />

SILENCE YOURSELF<br />

IST BEI BEGGARS ERSCHIENEN<br />

PEOPLE/SmallTALK<br />

„WO FINDET<br />

MAN DENN<br />

LEUTE, DIE IN<br />

PORNOS<br />

MITMACHEN?”<br />

MICHAL MARCZAK,<br />

31, hat eine Doku<br />

über die Berliner Wohltätigkeitsorganisation<br />

Fuck For Forest gedreht<br />

INTERVIEW: Michal, ihr preisgekrönter Dokumentarfilm<br />

Fuck For Forest erzählt von der gleichnamigen<br />

Berliner Wohltätigkeitsorganisation, die mit selbst<br />

gedrehten Pornos Geld sammelt, um den Regenwald<br />

zu retten. Was wollten Sie mit dem Film zeigen?<br />

MICHAL MARCZAK: Zunächst einmal habe ich versucht,<br />

offen zu sein und nicht zu werten. Also habe ich<br />

<strong>mich</strong> von der Gruppe mit auf die Reise nehmen lassen.<br />

Mir war von vornherein klar, dass ich den Abstecher<br />

nach Brasilien brauche, um zu zeigen, wie die<br />

Gruppe das Geld, das sie mit den Pornos macht, vor<br />

Ort einsetzt. Der Berlin-Teil war wiederum wichtig,<br />

um sie zu verstehen. Und dann wollte ich jemanden<br />

haben, der neu in der Gruppe ist und durch dessen<br />

Augen man sie kennenlernt. So konnte ich den Film<br />

auf einer emotionalen Ebene erzählen.<br />

INTERVIEW: Der Neuling in der Gruppe war Danny,<br />

ein ehemaliger Springreiter, der für Norwegen an den<br />

Olympischen Spielen in Peking teilgenommen hätte,<br />

sich dem aber verweigerte, weil er nicht mit den Methoden<br />

einverstanden war, mit denen man die Pferde<br />

trainiert.<br />

MARCZAK:<br />

Exakt.<br />

INTERVIEW:<br />

Wie haben<br />

Sie ihn<br />

gefunden?<br />

FILMSZENEN AUS FUCK FOR FOREST,<br />

DANEBEN:<br />

REGISSEUR MICHAL MARCZAK<br />

MARCZAK: Er war plötzlich da, er kam aus dem<br />

Nichts.<br />

INTERVIEW: Und wo findet man Leute, die in Pornos<br />

mitmachen?<br />

MARCZAK: Überall – auf der Straße, auf Partys, in<br />

Parks. Das ist überraschend einfach.<br />

INTERVIEW: Ich könnte also auf die Straße gehen und<br />

Leute fragen, ob sie mit mir einen Porno drehen wollen,<br />

und die würden sagen: „Na klar, warum nicht?“<br />

MARCZAK: Wenn sie zehn Leute fragen, ist bestimmt<br />

einer dabei. Und sie müssten diese Person nicht einmal<br />

mit zu sich nach Hause nehmen. Die wären bereit,<br />

gleich im nächsten Gebüsch zu drehen.<br />

INTERVIEW: Und die wollen keine Nutzungsverträge,<br />

Sicherheiten oder so?<br />

MARCZAK: Nein, die meisten haben nicht einmal<br />

vorher geprüft, ob es Fuck For Forest wirklich gibt,<br />

ob sie also tatsächlich aus wohltätigem Zweck öffentlich<br />

Sex haben. Nicht einmal unsere große Kamera<br />

hat sie abgeschreckt.<br />

INTERVIEW: Waren Sie überrascht?<br />

MARCZAK: Selbstverständlich! Ich konnte es kaum<br />

glauben.<br />

INTERVIEW: In Ihrem Film kommt allerdings vergleichsweise<br />

wenig Sex vor.<br />

MARCZAK: Ja, weil Danny eigentlich gar nicht so<br />

sehr an Sex interessiert war. Und die Sexszenen, die<br />

wir hatten, haben wir am Schluss wieder rausgeschnitten,<br />

weil sie die Geschichte nicht voranbringen. Es ist<br />

halt nur Sex.<br />

INTERVIEW: Allerdings gibt es eine einigermaßen bizarre<br />

Sexszene, in der zwei Leute von Fuck For Forest<br />

auf einer improvisierten Bühne ficken, während das<br />

Publikum sich das so kunstsinnig anschaut, als würde<br />

es einer Lesung beiwohnen. Was stand denn bei der<br />

Veranstaltung auf der Einladung?<br />

MARCZAK: Eigentlich hatte Danny die Show als Konzert<br />

angekündigt, doch Tommy, einer der Gründer von<br />

Fuck For Forest, war der Meinung, dass bei Danny die<br />

sexuelle Sache zu kurz kommt, und hat das Ganze<br />

spontan in eine Sexperformance verwandelt. Das Publikum<br />

saß in seinen Sesseln und fand das offenbar nicht<br />

weiter ungewöhnlich.<br />

INTERVIEW: Ich muss allerdings sagen, dass ich, wäre<br />

ich Teil des Publikums gewesen, ein Konzert schockierender<br />

gefunden hätte. Wie der Film zeigt, machen<br />

Fuck For Forest mit größter Wahrscheinlichkeit<br />

die schlimmste Musik, die jemals gespielt wurde. Zwischen<br />

Rhythmus und Melodie gibt es keinen erkennbaren<br />

Zusammenhang, keiner beherrscht seine Instru<br />

mente, und singen können sie auch nicht.<br />

MARCZAK: Ja, na ja, aber ist nicht gerade<br />

das auch irgendwie charmant? Bei<br />

allem, was sie tun, sind sie zumindest<br />

mit ganzem Herzen dabei.<br />

<strong>Interview</strong> HARALD PETERS<br />

JETZT IM KINO:<br />

FUCK FOR FOREST<br />

.<br />

Fotos: XL Recordings/Beggars; © Neue Visionen Filmverleih (4)


.<br />

DASEINZIGE EINZIGE,<br />

WASINIHREMLEBEN<br />

IHREM WASINIHRE<br />

PERFEKT IST:<br />

DASCHAOS CHAOS.<br />

DIE KOMPLETTE ERSTE STAFFEL<br />

GIRLS<br />

samstag 13. juli und sonntag 14. juli ab 22:00 uhr


SUPERSTAR<br />

TOM ODELL<br />

Foto: Andrew Whitton.<br />

JUNG, ERFOLGREICH UND<br />

LIEBESKRANK: DER BRITISCHE<br />

MUSIKER TOM ODELL<br />

Dass man als Musiker vor zehn oder zwanzig<br />

Leuten spielen muss, ist nichts Ungewöhnliches.<br />

Dass daraus ein Plattenvertrag<br />

entsteht, schon eher. Bei einem<br />

Konzert von Tom Odell in einem Londoner Pub für<br />

ein paar Freunde war – Schicksal? Zufall? Kontakte?<br />

– ein Bekannter von Lily Allen dabei, der ihn für ihr<br />

Label empfahl. Die Geschichte nahm ihren Lauf.<br />

Als Tom im Dezember vergangenen Jahres die<br />

Bühne der Royal Festival Hall betrat, gingen für den<br />

21-jährigen Singer/Songwriter aus Chichester gleich<br />

zwei Träume in Erfüllung. Erstens wollte er dort schon<br />

immer spielen, zweitens erfuhr er kurz vor seinem<br />

Auftritt, dass er den Critics’ Choice Brit Award bekommen<br />

würde. Seine Vorgänger unter anderem:<br />

Florence and the Machine, Adele, Emeli Sandé.<br />

MELANCHOLIKER ALLER LÄNDER, VEREINIGT EUCH!<br />

Die verzweifelte Stimme, die sich dramatisch in<br />

die Höhe schaukelnden Arrangements, der fordernde<br />

Backgroundgesang – das klingt alles so unmittelbar<br />

wie gleichzeitig überaus gekonnt strukturiert. Auch<br />

wenn Odell behauptet, dass er auf den Straßen von<br />

Brighton mehr gelernt habe als bei seinem Studium<br />

am Brighton Institute of Modern Music, hört man<br />

seiner Musik die Ausbildung natürlich an.<br />

Im Gegensatz zu seinen Songs ist sein Auf treten<br />

geradezu unscheinbar. Mit seinen strähnigen blonden<br />

Haaren und einer Garderobe, die im Kern aus Doc-<br />

Martens-Schuhen, Jeans und Karohemd besteht, wirkt<br />

Odell eher zurückhaltend. Und wenn er die Bühne<br />

verlässt, dann kann er weder eine Gitarre zerstören<br />

noch einpacken, ja, er kann sie sich nicht einmal auf<br />

den Rücken schnallen, denn das Instrument seiner<br />

30<br />

Wahl ist das Klavier. Aber: „Weil ich in letzter Zeit so<br />

viel reise, muss ich auf der Gitarre komponieren.“<br />

Sein Vorbild: Bob Dylan. Sein Lieblingsalbum von<br />

Dylan: Blood On The Tracks, das tragische Geräusch<br />

einer Trennung, das Odells offenkundig rettungslos<br />

melancholischer Neigung sehr entgegenkommt.<br />

Und warum warten jetzt alle auf sein Debüt Long<br />

Way Down (Sony)? Vielleicht, weil er so jugendlich tugendhaft<br />

wirkt. Vielleicht, weil seine Songs so ehrlich<br />

klingen, wie Pop eigentlich nie ist. Vielleicht, weil er<br />

von seiner tief empfundenen Ehrlichkeit selbst ganz<br />

ergriffen ist: „Das Album ist sogar noch ehrlicher geworden,<br />

als ich wollte.“ Vielleicht.<br />

von HELLA SCHNEIDER


.<br />

SUPERSTAR<br />

ANTJE<br />

TRAUE<br />

AB NACH HOLLYWOOD:<br />

ANTJE TRAUE MACHT SUPERMAN<br />

DAS LEBEN SCHWER<br />

Antje Traue in einem Rollkragenpullover von GUCCI und mit Ohrringen von BRVTVS<br />

Bevor ihr neuer Film ins Kino kommt, hat<br />

sich Antje Traue noch schnell zu einem<br />

Roadtrip durch die USA aufgemacht.<br />

Einmal mit dem Auto von New York rüber<br />

(„Ich bin gerade irgendwo in Colorado, keine Ahnung,<br />

wie das hier heißt“) auf die andere Seite nach<br />

Los Angeles. Eine gute Idee! Hinterher dürfte sie<br />

kaum noch Zeit dazu haben, und die Tage weitgehender<br />

Anonymität sind dann sowieso gezählt.<br />

Ihr neuer Film ist Man Of Steel, die Neuauflage<br />

der Superman-Reihe, ausgedacht, überwacht und ausgeführt<br />

von den Herren Zack Snyder (Regie) und<br />

Christopher Nolan (Produktion) und bis in die Nebenrollen<br />

mit einem All-Star-Ensemble (Henry Cavill,<br />

Amy Adams, Kevin Costner, Russell Crowe, Diane<br />

Lane) besetzt – und Antje Traue mittendrin.<br />

Der Film trägt den Stempel „internationaler<br />

Blockbuster“ so dermaßen prominent auf der Stirn,<br />

dass man sich fragt, wie es denn bloß eine nahezu unbekannte<br />

32-jährige Berlinerin ins Aufgebot schaffen<br />

konnte. Bislang war Traues Erfolgsserie überschaubar.<br />

Kleine bis ganz kleine Rollen in Filmen wie Kleinruppin<br />

forever und Berlin am Meer, zwischendurch ein<br />

paar Arbeiten fürs Fernsehen, bis dann 2008 der Science-Fiction-Film<br />

Pandorum mit Dennis Quaid und<br />

Ben Foster in Babelsberg gedreht wurde, Antje Traue<br />

vorsprach und gleich die weibliche Hauptrolle bekam.<br />

Von dort aus hätte es weitergehen können, doch<br />

Traue blieb in Deutschland, und in Deutschland gab<br />

es für sie keine Rollen: „Ich weiß auch nicht, vielleicht<br />

habe ich für den deutschen Film nicht das<br />

richtige Gesicht, aber vielleicht sind die Gründe<br />

31<br />

egal.“ Jedenfalls scheint ihr Gesicht in Hollywood<br />

besser anzukommen, ihr Bewerbungsfilm führte gleich<br />

zum Engagement, Faora zu spielen, Supermans gewaltbereite<br />

Widersacherin. „Damit hatte ich natürlich<br />

nicht gerechnet“, sagt sie, natürlich nicht, mit so<br />

was rechnet man auch nicht.<br />

Und was noch besser ist: Es scheint für Traue gut<br />

weiterzugehen. Der Film The Seventh Son, in dem<br />

man sie neben Julianne Moore und Jeff Bridges sehen<br />

wird, ist bereits abgedreht, weitere Rollen sollen folgen.<br />

Wahrscheinlich gibt es für Schauspielerinnen<br />

schlimmere Schicksale, als vom deutschen Film nicht<br />

akzeptiert zu werden.<br />

Von HARALD PETERS<br />

Foto JEROME CORPUZ<br />

Styling ALLISON BORNSTEIN<br />

Hair WESLEY O’MEARA/THE WALL GROUP<br />

Make-up AYA KOMATSU/DEFACTO<br />

Photo Assistants KAREN GOSS, DARREN HALL


.<br />

AS TEARS GO BY, MARIANNE FAITHFULL<br />

PEOPLE<br />

“<br />

Sie hat das London<br />

der Sechziger zum<br />

Swingen gebracht,<br />

Mick JAGGER und<br />

Keith RICHARDS<br />

den Kopf verdreht<br />

und mehr Heroin<br />

genommen als alle<br />

Stones zusammen.<br />

Marianne Faithfull<br />

war Muse und Ur-<br />

Groupie, der Sündenfall<br />

des Rock ’n’ Roll.<br />

Viele sollten ihrem<br />

Weg folgen, doch<br />

an den Glamour der<br />

Tochter eines britischen<br />

Geheimagenten<br />

reichte nie wieder<br />

eine heran<br />

PORTRÄT<br />

PAUL FARRELL<br />

NAOMI<br />

CAMPBELL<br />

trifft<br />

Ich habe einige furchtbare Fehler gemacht,<br />

bin dunkle Wege gegangen.<br />

Aber unter dem Strich bereue ich nicht viel<br />

”<br />

Marianne<br />

FAITHFULL<br />

Foto (links): Paul Farrell/© Guardian News & Media Ltd.<br />

32


PEOPLE/Marianne Faithfull<br />

NAOMI CAMPBELL: Wie faithful ist Marianne?<br />

MARIANNE FAITHFULL: Nicht wirklich (lacht). Diesen<br />

Teil meiner Persönlichkeit habe ich früh in den<br />

Ruhestand geschickt. Ich hatte immer eine sehr offene<br />

Einstellung, was Sex und Liebe angeht …<br />

CAMPBELL: Du bist in Hampstead/England aufgewachsen.<br />

FAITHFULL: Was damals sehr Boheme war. Mutter<br />

und Vater waren alles andere als konventionell.<br />

CAMPBELL: Wusstest du eigentlich, dass du bei<br />

VH1 auf Platz 25 der 100 wichtigsten Sängerinnen<br />

gewählt wurdest?<br />

FAITHFULL: Nein! Das wusste ich nicht!<br />

CAMPBELL: Dein erster Song war As Tears Go By,<br />

geschrieben von Mick Jagger und Keith Richards.<br />

Fühlst du dich noch in ihrer Schuld, weil die beiden<br />

mit diesem großartigen Stück deine Karriere als Sängerin<br />

befeuert haben?<br />

FAITHFULL: Ich verdanke den beiden wirklich alles!<br />

Sie haben den Boden bereitet, auf dem ich heute<br />

noch stehe. Dafür werde ich ihnen immer dankbar<br />

sein.<br />

CAMPBELL: Später hast du dann mit Mick zusammengelebt,<br />

was eigentlich ausreichend dokumentiert<br />

ist. Andererseits interessiert es <strong>mich</strong> so sehr …<br />

FAITHFULL: Frag ruhig.<br />

CAMPBELL: Okay. Eine Frage brennt mir auf der<br />

Seele: Es gab diese Razzia in West Wittering, gerüchteweise<br />

warst du nur mit einem Pelz bekleidet.<br />

FAITHFULL: Und es war ein Pelzteppich, kein Pelzmantel,<br />

Darling!<br />

CAMPBELL: Was war geschehen?<br />

FAITHFULL: Wir hatten den ganzen Tag Acid genommen<br />

– für <strong>mich</strong> war es das erste Mal überhaupt –<br />

und alberten rum. Wir fuhren an den Strand und übers<br />

Land und ließen uns so treiben. Irgendwann landeten<br />

wir wieder bei Keith, wo ich entschied, ein Bad zu<br />

nehmen. Danach wollte ich nicht mehr die alten Klamotten<br />

anziehen, sie kamen mir schmutzig vor. Also<br />

entschied ich, diesen Teppich als Gewand zu tragen.<br />

Wie gesagt, es war mein erstes Mal LSD …<br />

CAMPBELL: In Keiths Autobiografie steht, die<br />

Zeitungen hätten in ihren Berichten übertrieben.<br />

FAITHFULL: Das haben sie auch. Allerdings war ich<br />

auch ziemlich frech.<br />

CAMPBELL: Was meinst du?<br />

FAITHFULL: Als die Bullen reinkamen, schrien sie<br />

<strong>mich</strong> an. Ich solle sofort wieder nach oben gehen. Das<br />

tat ich dann auch. Dort wollten sie <strong>mich</strong> durchsuchen.<br />

Also ließ ich einfach mein Gewand fallen.<br />

CAMPBELL: NEIN!<br />

FAITHFULL: Doch! Um <strong>mich</strong> herum standen 25 Polizisten,<br />

alle glotzten. Also ließ ich den Teppich fallen<br />

– das fanden die Bullen nicht wirklich gut. Jedenfalls<br />

haben sie sich furchtbar darüber aufgeregt. Vor Gericht<br />

kam das übrigens auch nicht so gut an (lacht).<br />

CAMPBELL: Wie fandest du denn Keiths Version<br />

eurer Geschichte der Sechziger?<br />

FAITHFULL: Ach, jeder hat seine eigene Sicht auf<br />

die Dinge. Und ich will seine gar nicht infrage stellen<br />

– auch wenn er manchmal zu weit gegangen ist.<br />

CAMPBELL: Immer wenn ich nach Marokko komme,<br />

muss ich an Mick und dich denken …<br />

FAITHFULL: Da hatten wir eine wunderbare Zeit!<br />

Jimi (Hendrix) hatte sein Haus in Essaouira, Mick und<br />

ich pendelten zwischen Marrakesch und Tanger, es<br />

war wirklich sehr besonders.<br />

CAMPBELL: Du scheinst neun Leben zu haben.<br />

FAITHFULL: Ja, das denke ich manchmal auch.<br />

CAMPBELL: Du hast mit so vielen Musikern zusammengearbeitet.<br />

Mit Jarvis Cocker, Dave Stewart,<br />

Billy Corgan, den Stones …<br />

FAITHFULL: … und mit Beck. Er war fantastisch.<br />

CAMPBELL: Und Patti Smith?<br />

FAITHFULL: Hat leider nie einen Song für <strong>mich</strong> geschrieben.<br />

Dafür aber ein Gedicht über <strong>mich</strong>. In den<br />

Siebzigern. Es ist wunderschön. Sie dachte, ich würde<br />

sterben – aber so weit ist es ja nicht gekommen, weswegen<br />

das Gedicht heute noch schöner ist.<br />

CAMPBELL: Du bist eine starke Frau!<br />

FAITHFULL: Ich habe einen starken Überlebens willen.<br />

CAMPBELL: Ich habe gehört, du willst dich nach<br />

deinem nächsten Album zur Ruhe setzen. Marianne,<br />

du darfst uns nicht verlassen!<br />

FAITHFULL: Darling, das werde ich auch nicht.<br />

Aller dings werde ich ein wenig kürzer treten. Meine<br />

Enkeltochter Eliza Hope ist jetzt neun Monate alt –<br />

und ich plane, mehr Zeit mit ihr zu verbringen.<br />

CAMPBELL: Wie und wo lebst du derzeit? Wie sehen<br />

deine Tage aus?<br />

FAITHFULL: Ich wohne in Paris. In einer schönen<br />

Wohnung aus den 30er-Jahren. Gegenüber von unserem<br />

Gebäude ist einmal die Woche Flohmarkt, ich<br />

schlendere gerne an den Ständen vorbei – und jedes<br />

Mal, wenn ich ein schönes Art-déco-Möbel sehe,<br />

kaufe ich es und trage es hoch in mein Nest. Mir geht<br />

es wirklich so gut wie noch nie im Leben.<br />

CAMPBELL: Deine Autobiografie war ein großer<br />

Erfolg. Ein Kritiker schrieb, es sei „eine traurige Geschichte<br />

mit einem hoffnungsfrohen Ende“. Siehst du<br />

das ähnlich?<br />

FAITHFULL: Ungefähr so, ja. Die meisten Menschen<br />

fokussieren immer nur auf den tragischen Teil<br />

meines Lebens. Ich sehe das aber nicht so. Ich habe<br />

einige furchtbare Fehler gemacht in meinem Leben,<br />

bin dunkle Wege gegangen, die ich besser gemieden<br />

hätte. Aber unter dem Strich bereue ich nicht viel.<br />

CAMPBELL: Stimmen eigentlich die Gerüchte,<br />

dass dein Vater ein Spion des MI6 war?<br />

FAITHFULL: Ja, das war er. Und ich wusste das auch<br />

schon sehr früh. Zu Hause wurde darüber allerdings<br />

nie gesprochen. Das war einfach eine andere Generation.<br />

Über bestimmte Dinge wurde nicht geredet.<br />

CAMPBELL: Glaubst du, dein Vater hat heimlich<br />

in deinen Sachen rumgestöbert?<br />

FAITHFULL: Niemals!<br />

CAMPBELL: Hat er sich über deinen Lebensstil<br />

oder deine Männerwahl jemals beschwert?<br />

EDITOR AT LARGE NAOMI CAMPBELL<br />

IM GESPRÄCH MIT MARIANNE FAITHFULL<br />

Foto ALEX BABSKY<br />

33<br />

.<br />

FAITHFULL: Nein, auch nicht. Er war ein sehr<br />

liebe voller Vater.<br />

CAMPBELL: Mochte er die Rolling Stones?<br />

FAITHFULL: Nicht besonders. Ich glaube, sie waren<br />

ihm egal. Mein Vater interessierte sich nicht für Geld<br />

oder Ruhm. Allenfalls für meine Noten in der Schule.<br />

CAMPBELL: Wie muss man sich dich denn in der<br />

Schule vorstellen?<br />

FAITHFULL: Eher klug. Und sehr frech.<br />

CAMPBELL: Du warst auf einer Klosterschule.<br />

FAITHFULL: Was <strong>mich</strong> ungemein geprägt hat, auch<br />

in Sachen Sex. Es dauerte Jahre, bis ich <strong>mich</strong> davon<br />

erholt hatte. Und danach wurde es wild.<br />

CAMPBELL: Hast du eigentlich damals gespürt,<br />

dass dein Lebensstil wild ist?<br />

FAITHFULL: Ja und nein. Ich ahnte schon, dass etwas<br />

nicht richtig läuft, und wollte auch nicht alles<br />

wegen der Drogen kaputtmachen. Ich geriet jedoch<br />

in diesen Strudel – und da wieder rauszukommen ist<br />

nicht wirklich einfach.<br />

CAMPBELL: Du hast früher sehr frei über Drogen<br />

wie LSD geredet.<br />

FAITHFULL: Warum sollte ich etwas verheimlichen?<br />

Es kommt ohnehin irgendwann raus. Egal, wer was<br />

warum verheimlichen will – die Wahrheit findet ihren<br />

Weg. Immer. Aber zurück zu deiner Frage: Ich habe<br />

es nie bereut, LSD genommen zu haben. Ebenso wenig<br />

bereue ich, Dope geraucht zu haben. Das mache<br />

ich heute nicht mehr, aber es hat Spaß gemacht.<br />

CAMPBELL: Was war deine liebste Droge?<br />

FAITHFULL: Die ehrliche Antwort: Heroin.<br />

CAMPBELL: Warum haben Drogen eine solche<br />

Anziehungskraft auf Menschen? Ist das Leben ohne<br />

Drogen wirklich so langweilig?<br />

FAITHFULL: Das glaube ich nicht. Aber es bedarf<br />

viel mehr Arbeit.<br />

CAMPBELL: Was haben die Drogen dir gegeben?<br />

FAITHFULL: Einen Weg, nicht über das echte Leben<br />

nachdenken zu müssen. Heroin beispielsweise ist<br />

ein Mittel gegen Schmerz. Wenn du Heroin nimmst,<br />

geht der Schmerz weg. Und Kokain scheint wie ein<br />

großer Spaß – bis es genau das Gegenteil davon wird,<br />

wie du weißt.<br />

CAMPBELL: Du wirkst heute wie eine sehr befreite<br />

Frau – musst du trotzdem noch auf dich aufpassen?<br />

FAITHFULL: Ich weiß nicht, ob man das drucken<br />

kann – aber ich gehe nach wie vor zu den Treffen meiner<br />

Selbsthilfegruppen.<br />

CAMPBELL: Diese Treffen sind auch sehr wichtig!<br />

Auf <strong>mich</strong> wirkst du wie ein Einhorn, das von intelligenten,<br />

aber bösen Männern verführt worden ist.<br />

FAITHFULL: Darling, an meinem Leben trägt kein<br />

Mann irgendeine Schuld. Die Verantwortung dafür<br />

liegt einzig und alleine bei mir.<br />

CAMPBELL: Wann hast du denn bemerkt, dass<br />

dein Leben einen falschen Weg nimmt?<br />

FAITHFULL: Nach der Razzia in den Redlands wurde<br />

alles viel, viel schlimmer. Ich nahm immer mehr<br />

Drogen, da ich dachte, sie wären ein probater Ausweg.<br />

Dabei wusste ich, dass Mick nicht mit mir zusammen<br />

sein wollte, wenn ich weiterhin Drogen nehmen<br />

würde. Aber mir war auch klar, dass eine Ehe mit<br />

vielen Kindern einfach nicht mein Weg sein würde.<br />

Ich konnte Mick das nicht geben, obwohl ich wusste,<br />

dass er sich nach einem Leben mit Familie sehnte.<br />

CAMPBELL: Marianne Faithfull als Hausfrau?<br />

FAITHFULL: Das war einer der Gründe, warum ich<br />

gehen musste. Ich wusste, dass ich so nicht leben<br />

kann, wusste, dass es tragisch enden würde. Also packte<br />

ich meine Sachen und verschwand.


.<br />

Die<br />

BOATENGS<br />

Family affair I:<br />

Der eine dirigiert den<br />

AC Mailand, der zweite<br />

verteidigt für Bayern<br />

München, der dritte<br />

züchtet Hunde in Berlin.<br />

KEVIN-PRINCE,<br />

JÉRÔME und GEORGE<br />

BOATENG sind die mit<br />

Abstand schillerndsten<br />

Fußballbrüder der Nation.<br />

Aber wie cool waren sie<br />

früher wirklich? Wer weinte<br />

auf dem Platz? Wer bereut<br />

welches Tattoo? Zum ersten<br />

Mal treffen sich die drei<br />

Brüder wieder gemeinsam<br />

in ihrem alten Viertel<br />

und erzählen, was war<br />

und was ist<br />

VON<br />

HARALD PETERS<br />

Fotos<br />

Markus JANS<br />

PEOPLE<br />

KEVIN-PRINCE BOATENG: Das erste Mal haben wir<br />

uns mit Jérôme hier an der Panke getroffen. Bist du da<br />

von alleine hergekommen?<br />

GEORGE BOATENG: Nein, ich habe ihn abgeholt.<br />

JÉRÔME BOATENG: Da war ich so zwölf.<br />

KEVIN-PRINCE: Damals haben wir nämlich noch<br />

nicht so viel miteinander rumgehangen. Und als George<br />

dich abgeholt hat, meinte ich: „Hi, wie geht’s?“<br />

Und Jérôme so: „Alles klar!“ Und George sagte nur:<br />

„Ey, umarm ihn mal jetzt! Das ist dein Bruder!“ Und<br />

ich dann so: „Ja, okay, aber …“ Das war krass. Und<br />

dann haben wir Fußball gespielt.<br />

GEORGE: Durch Fußball wurden wir dann schnell<br />

zu besten Freunden. Und bei Kevin und Jérôme hat<br />

man das auch sofort gesehen: das gleiche Blut, die<br />

KLEIDUNG & ACCESSOIRES<br />

(DURCHGEHEND GETRAGEN)<br />

NIKE<br />

UHR & SCHMUCK<br />

(DURCHGEHEND GETRAGEN)<br />

PRIVAT<br />

34


PEOPLE/Die Boatengs<br />

“<br />

Früher waren die beiden mehr<br />

Jasager als heute. Da konnte ich<br />

denen sagen: ,Mach so! Mach so!‘, und<br />

dann haben die das auch gemacht<br />

”<br />

– George Boateng<br />

.<br />

35<br />

VON LINKS: JÉRÔME, GEORGE & KEVIN-PRINCE BOATENG


können beide nicht verlieren. Wenn sie verloren haben,<br />

mussten sie immer weinen.<br />

KEVIN-PRINCE: Ich habe immer erst zu Hause geweint.<br />

Ich wollte cool sein. Ich habe zu mir gesagt:<br />

„Ich weine jetzt nicht, das mache ich zu Hause.“ Und<br />

Jérôme war immer eher so: „Ich will nicht mehr!“<br />

Auch wenn wir Playstation gespielt haben, schlugen<br />

wir uns die Köpfe ein.<br />

JÉRÔME: Dabei ist dann zwischendurch der Player<br />

kaputtgegangen.<br />

KEVIN-PRINCE: Deswegen hatten wir immer einen<br />

Extraplayer. Und wenn George gegen <strong>mich</strong> mal<br />

ein Tor gemacht hat – was nicht oft vorkam, weil ich<br />

nun mal besser bin –, aber wenn er ein Tor gemacht<br />

hat, dann war der so: „Ja! Ja! Ja! Ich habe ein Tor geschossen!<br />

Ein Tor! Ja, ein Tor! Ich habe ein Tor geschossen!“<br />

Und ich dann nur: „George, hör auf! Hör<br />

endlich auf!“ Ich habe ihm gegenüber nie so rumgejubelt,<br />

weil ich wusste, dass ich dann quer durch<br />

den Raum fliege. Verlieren konnten wir alle nicht.<br />

GEORGE: Ist nicht unsere Stärke.<br />

JÉRÔME: Auch in anderen Sportarten nicht. Wir<br />

haben ja alles zusammen gespielt – Basketball, Tischtennis.<br />

Immer um zu sehen, wer was besser kann, und<br />

dann zu sagen: „Guck mal, da bin ich besser drin!“<br />

KEVIN-PRINCE: Dazu gibt es eine klassische Geschichte.<br />

Als Jérôme gesehen hat, dass ich auch mit<br />

links gut spielen kann, hat er sich gesagt: „Ich will<br />

auch mit links gut spielen.“ Und da ist er erst wieder<br />

zurück an die Panke gekommen, als er mit links besser<br />

war als mit rechts. Und dann hat er uns die Bälle um<br />

die Ohren gehauen. Mit links – bumm! Mit rechts –<br />

bumm! Und ich so: „Alles klar, du hast trainiert.“ Und<br />

er so: „Nee, ist angeboren.“ Hahaha.<br />

JÉRÔME: Na klar hatte ich trainiert. Mach ich ja<br />

heute auch noch.<br />

KEVIN-PRINCE: Aber das ist so eine klassische Geschichte,<br />

die zeigt, wie wir uns gegenseitig gefordert<br />

haben. Wenn er was besser konnte, war ich so: „Nee,<br />

nee, nee, ich muss das besser können.“ Und wenn ich<br />

was besser konnte, war es bei ihm genauso. Und<br />

George hat immer dabeigestanden, zugeguckt, wie<br />

wir uns fast die Köpfe eingeschlagen haben. Er meinte<br />

nur: „Macht das mit Respekt!“ Gegeneinander ist<br />

gut, aber wenn es drauf ankommt, füreinander.<br />

GEORGE: Einen besseren Konkurrenten als deinen<br />

Bruder kannst du gar nicht haben. Die beiden<br />

haben sich gegenseitig so stark gemacht, das hätte<br />

sonst kein anderer geschafft. Weil sie sich gegenseitig<br />

was beweisen wollen.<br />

JÉRÔME: Und du?<br />

KEVIN-PRINCE: Der konnte doch alles.<br />

GEORGE: Na, als ich noch Fußball gespielt habe,<br />

war alles noch ein bisschen anders. Ich habe an die<br />

Möglichkeit, Profi zu werden, nicht einmal gedacht.<br />

Und ihr habt ja auch nicht wirklich daran gedacht.<br />

Kevin, du bist doch erst auf den Gedanken gekommen,<br />

als Dieter Hoeneß bei uns zu Hause saß. Und<br />

unsere Mutter wusste damals nicht einmal, wer<br />

Hoeneß ist: „Wer bist du denn, Alter?“, hat sie zu ihm<br />

gesagt. „Na, setz dich da mal hin!“<br />

KEVIN-PRINCE: Wir haben uns damals nicht so<br />

viel mit Fußball beschäftigt, wir haben einfach nur<br />

Fußball gespielt. (Jemand bringt für Jérôme einen Burger.)<br />

Das ist übrigens auch so ein Problem, was wir<br />

immer hatten: Jérôme isst nicht, der frisst. Wenn der<br />

zu Besuch war, war der Kühlschrank hinterher leer.<br />

Also wirklich, der isst morgens ein Toastbrot alleine,<br />

ein ganzes Toast. Ich hab ihn irgendwann nicht mehr<br />

eingeladen, das wurde einfach zu teuer. Aber das woll-<br />

“<br />

PEOPLE<br />

Meine Freundin<br />

sagt: ,Ihr seht euch<br />

überhaupt nicht<br />

ähnlich, aber ihr<br />

bewegt euch genau<br />

gleich. Jérôme läuft<br />

wie du, bewegt seine<br />

Hand wie du, hat<br />

einen Mund wie du‘<br />

”– Kevin-Prince Boateng<br />

36<br />

te ich eigentlich gar nicht erzählen. Wo war ich eben<br />

stehen geblieben?<br />

JÉRÔME: Bei Hoeneß.<br />

KEVIN-PRINCE: Ach ja. Da habe ich das erste Mal<br />

daran gedacht, Profi zu werden.<br />

JÉRÔME: Bei mir war es so, dass mein Vater bei<br />

Hoeneß war.<br />

KEVIN-PRINCE: Also genau andersrum, haha …<br />

JÉRÔME: … aber das war erst ein bisschen später.<br />

GEORGE: Als die beiden durchgestartet sind,<br />

ging mir das viel zu schnell. Das war erst vor zwei,<br />

drei Jahren, dass ich realisiert habe, dass die jetzt richtige<br />

Fußballer sind. Und da hatte ich für <strong>mich</strong> schon<br />

fast abgeschlossen mit dem Fußballthema.<br />

KEVIN-PRINCE: Da warst du schon bei Tattoos.<br />

GEORGE: Das erste Tattoo war ein Schriftzug auf<br />

dem Unterarm, so fängt ja eigentlich jeder an.<br />

KEVIN-PRINCE: Und als ich das gesehen habe,<br />

dachte ich: „Das will ich auch.“ Da war ich erst 16<br />

und musste mir von Mama die Einverständniserklärung<br />

holen. Ich sagte: „Mama, bitte, ich will mir<br />

ein Tattoo machen.“ Sie so: „Ähh …“ Und ich so:<br />

„Doch, bitte, Mama, ich will Tattoo. George hat<br />

auch.“ Dann hat sie Ja gesagt, und das war ihr größter<br />

Fehler, denn ich bin da nicht mehr rausgekommen.<br />

Ich bin wirklich süchtig geworden. Aber ich find es<br />

cool. Ich zeig mein Leben auf meinem Arm. Drei<br />

Tattoos sind bei mir und Jérôme gleich. Er hat auch<br />

einen riesigen Stammbaum auf dem Rücken. Jérôme,<br />

erzähl du doch mal!<br />

JÉRÔME: Mein erstes war das, was die beiden<br />

auch haben, das Ghana-Tattoo. Kevin hat da noch ein<br />

Tribal drumherum …<br />

GEORGE: Was Schrott ist …<br />

KEVIN-PRINCE: Das Tribal?<br />

JÉRÔME: Ja, was Schrott ist.<br />

.


KEVIN-PRINCE: Jetzt kommt es raus. Zehn Jahre<br />

sagen sie mir: „Das sieht voll cool aus!“, und kaum bin<br />

ich weg, lachen sie sich schlapp: „Ey, sieht das Schrott<br />

aus. Und der denkt, der ist top.“<br />

JÉRÔME: Die gleichen Tattoos zu haben ist auf<br />

jeden Fall was Besonderes, das kommt, glaube ich,<br />

auch nicht so oft vor. Überhaupt denke ich, dass wir<br />

viele Gemeinsamkeiten haben: Fußball, Tattoos,<br />

Mu sik.<br />

KEVIN-PRINCE: Kleidung.<br />

JÉRÔME: Genau, Kleidung. Ich muss sagen, dass<br />

ich damit erst ziemlich spät angefangen habe.<br />

KEVIN-PRINCE: Da hast du aber aufgeholt.<br />

JÉRÔME: Ja, da habe ich aufgeholt, aber erst habe<br />

ich mir das vom Kevin abgeguckt. Der hat sich so gut<br />

gekleidet, das passte alles. Und dann war ich oft mit<br />

ihm unterwegs und habe gefragt: „Kann ich das von<br />

dir anziehen?“<br />

KEVIN-PRINCE: Das habe ich übrigens nie wiederbekommen!<br />

Das nur zur Info, haha.<br />

JÉRÔME: Das war doch andersrum genauso. Ich<br />

hatte eine coole Jacke, und dann war die plötzlich weg.<br />

KEVIN-PRINCE & GEORGE: Hahaha!<br />

JÉRÔME: Jedenfalls gehe ich ziemlich gern shoppen,<br />

so ganz normal in Läden mit meinem besten<br />

Freund. Der weiß auch, was mir gefällt. Das geht<br />

dann ganz schnell, meistens probiere ich die Sachen<br />

nicht einmal an.<br />

KEVIN-PRINCE: Da muss er aber seine Brille aufhaben,<br />

sonst kauft er die Sachen immer drei Köpfe<br />

kleiner: „Hä? Das passte doch eben noch!“<br />

JÉRÔME & GEORGE: Haha!<br />

KEVIN-PRINCE: Ja, aber wie er schon gesagt hat, er<br />

hat wirklich später angefangen. Aber der Junge hat<br />

aufgeholt, ich muss jetzt wieder einen Sprung machen.<br />

Allerdings bin ich im Vorteil, ich bin in Mailand.<br />

Meinem großen Bruder schicke ich manchmal<br />

Fotos, wenn ich einen neuen Style habe, und er sagt<br />

so: „Alter, geil! Du bist der Styler!“ Und ich kenne<br />

auch alle Designer, da ruf ich an und sage: „Hör zu,<br />

ich brauche das und das!“ Aber ich mag es trotzdem<br />

immer noch, in die Läden zu gehen. Ich gehe dann<br />

mit meiner Freundin, und dann sitzen wir da zwei,<br />

drei Stunden. Sie zieht sich um, ich ziehe <strong>mich</strong> um,<br />

ich mag das einfach. Bei meinem großen Bruder ist<br />

das genauso. Seine Schuhe müssen immer perfekt zur<br />

Jacke passen. Das haben wir alle so drin.<br />

GEORGE: Wobei ich <strong>mich</strong> gerade mehr mit meinen<br />

Hunden beschäftige. Ich züchte American Bullys,<br />

das sind kleinwüchsige Hunde, die sehen fast so aus<br />

wie Bulldoggen. Ich habe ein schönes Weibchen zu<br />

Hause, jetzt muss ich nur noch warten, bis die bereit<br />

ist, Eier zu legen. Wir haben jetzt ja alle Hunde, er hat<br />

sich auch einen geholt.<br />

JÉRÔME: Ja, ich habe mir auch einen geholt.<br />

KEVIN-PRINCE: Ich sage ja, wir haben von A bis Z<br />

die gleichen Interessen. Wenn du nach Musik fragst<br />

und mein Bruder antwortet, dann sagt er exakt das,<br />

was ich auch geantwortet hätte: Musik, Hunde, Autos,<br />

alles gleich.<br />

GEORGE: Ich kenne ja viele aus Jérômes Freundeskreis<br />

und auch viele von Kevins Freunden. Und<br />

die sagen immer: „Der ähnelt dir so krass!“ Und die<br />

anderen dann: „Du bist echt wie der.“ Das ist extrem.<br />

Darauf bin ich auch sehr, sehr stolz.<br />

KEVIN-PRINCE: Meine Freundin, die die beiden<br />

nur mal kurz getroffen hat, sagt: „Ihr seht euch überhaupt<br />

nicht ähnlich, aber ihr bewegt euch genau<br />

gleich. Jérôme läuft wie du, der bewegt seine Hand<br />

wie du, der hat einen Mund wie du.“ Und das ist ja<br />

PEOPLE/Die Boatengs<br />

“<br />

Mein erstes<br />

Tattoo war das, was<br />

die beiden auch haben,<br />

das Ghana-Tattoo.<br />

Kevin hat da noch ein<br />

Tribal drumherum –<br />

was Schrott ist<br />

”<br />

– Jérôme Boateng<br />

37<br />

keine Sache, die man lernt. Wir sind einfach so – wie<br />

Drillinge. Wir streiten uns natürlich auch oft.<br />

GEORGE: Das ist auch gut, wenn man sich die<br />

Meinung sagt. Früher waren die beiden mehr Jasager<br />

als heute. Da konnte ich denen sagen: „Mach so!<br />

Mach so!“, und dann haben die das auch gemacht.<br />

Aber wenn ich das heute mache, dann sagen die: „Bruder,<br />

ich habe die und die Erfahrung gemacht und<br />

weiß, dass das und das besser ist …“<br />

KEVIN-PRINCE: Womit wir beim Thema sind:<br />

Also die Frisur, die Jérôme neulich mal hatte …<br />

JÉRÔME: Guck dir doch deine Haare an …<br />

KEVIN-PRINCE: Also, als ich einmal seinen Haarschnitt<br />

gesehen habe, da habe ich gedacht: „Oh mein<br />

Gott! Das gibt es doch gar nicht.“ Dabei war der Ansatz<br />

gar nicht mal schlecht, die Seiten waren kurz,<br />

oben war es länger, also der Ansatz war nicht schlecht,<br />

aber die Vollendung ging gar nicht.<br />

JÉRÔME: Was soll ich dazu sagen.<br />

KEVIN-PRINCE: Hey, das ist ja nur mein Geschmack.<br />

Wenn es Jérôme gefallen hat … Er sah nur<br />

aus wie Ace Ventura, hahaha.<br />

JÉRÔME: Ich würde mir auch nicht die Haare<br />

blond machen.<br />

KEVIN-PRINCE: Klar. Aber du hattest die Haare<br />

mal blond.<br />

JÉRÔME: Ja, bei Tennis Borussia. Aber da war ich<br />

ja noch ein Teenager.<br />

Styling CAROLINE LEMBLÉ<br />

Styling-Assistenz RÉKA MARIA PROBST<br />

Foto-Assistenz JULIA VON DER HEIDE<br />

.


L<br />

9<br />

1<br />

.<br />

PHILIP HILIP-LORCA<br />

DICORCIA, CIA, I<br />

KE COL<br />

E, 38 YEARS OLD; LOS ANGELES,<br />

CALIFORNIA;<br />

$25 (D<br />

ETAIL)<br />

, 1990<br />

–92, ©<br />

COURT<br />

ESY OF<br />

THE ARTIST<br />

AND DA<br />

VID ZW<br />

IRNER GALLER<br />

Y, NEW YORK<br />

RK/<br />

LONDON<br />

PHOTOGRAPHS 1975 – 2012<br />

DICORCIA<br />

PHILIP-LORCA DICORCIA<br />

20. JUNI – 8. SEP. 2013<br />

SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT RÖMERBERG 60311 FRANKFURT AM MAIN WWW.SCHIRN.DE DI, FR – SO 10 – 19 UHR, MI + DO 10 – 22 UHR<br />

GEFÖRDER<br />

RDERT DU<br />

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MEDIENPARTNER


JEWELLERY SPECIAL<br />

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Foto CHRISTIAN FERRETTI<br />

Styling VANESSA CHOW<br />

Äußere WERTE<br />

Innere Werte hat man oder hat man nicht, äußere Werte kann man kaufen. Legt man sein Geld in Schmuck an,<br />

wird man es kaum bereuen. Aber muss sich eine Frau/ein Mann teures Geschmeide immer noch von einem Mann/<br />

einer Frau schenken lassen? Kommt ganz darauf an: Sieht es – wie oben zu betrachten ist – aus wie aus<br />

der Schatzkiste im Märchenbuch, geht es ganz einfach um Spaß – und für den kann man auch selbst sorgen!<br />

Willkommen beim Schmuck-Spezial von INTERVIEW.<br />

39<br />

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Fotos<br />

Christian FERRETTI<br />

Styling<br />

Vanessa CHOW<br />

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40


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POMELLATO<br />

41


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HOME AGENCY FOR LEONOR GREYL<br />

Make-up KRISTI MATAMOROS<br />

FOR CK ONE COLOR<br />

Manicure YUKO TSUCHIHASHI<br />

Model JULIA HAFSTROM/IMG<br />

Photo Assistants ALEX VALERIO,<br />

JEREMY SMITH<br />

Styling Assistant NICOLA BURNAGE<br />

Hair Assistant CHRISTIAN SALAZAR<br />

Make-up Assistant ELLEN GUHIN<br />

42


Glashütte Original – mehr als 165 Jahre deutsche Uhrmacherkunst.<br />

PanoMaticLunar<br />

.<br />

Die PanoMaticLunar. Asymmetrische Harmonie. Eingebettet in ein puristisches Gesamtdesign präsentieren sich die dezentralen Anzeigen auf elegante<br />

Art und Weise. Charakteristisch für diesen edlen Zeitmesser ist eine kunstvoll mit Mond und Sternen dekorierte Scheibe, auf der die Mondphase ablesbar<br />

ist. Erfahren Sie mehr unter www.glashuette-original.com. Wir laden Sie ein, unsere iPhone-Applikation vom App Store herunterzuladen.<br />

Glashütte Original Boutique ∧ QF, Quartier an der Frauenkirche ∧ Töpferstraße 4 ∧ 01067 Dresden<br />

Tel. +49 (0)351 82 12 59 70 ∧ E-mail: Boutique.Dresden@glashuette-original.com


DIESE SEITE:<br />

UHREN (V. O.):<br />

TAG HEUER<br />

HUBLOT<br />

WEMPE<br />

KUGEL AUS MURANOGLAS<br />

PRIVAT<br />

BUCH<br />

A: A NOVEL<br />

VON ANDY WARHOL<br />

RECHTE SEITE:<br />

UHR<br />

ROLEX<br />

BUCH<br />

GRACE VON<br />

GRACE CODDINGTON<br />

JEWELLERY SPECIAL<br />

.<br />

44


10:10<br />

JEWELLERY SPECIAL<br />

.<br />

Fotos<br />

Ragnar SCHMUCK<br />

Produktion<br />

Stephan MEYER<br />

45


.<br />

JEWELLERY SPECIAL<br />

UHR<br />

PATEK PHILIPPE<br />

SONNENBRILLE<br />

MAISON<br />

MARTIN MARGIELA<br />

BUCH<br />

FIFTH AVENUE, 5 A.M.<br />

VON SAM WASSON<br />

46


JEWELLERY SPECIAL<br />

.<br />

DIESE SEITE:<br />

UHREN (V. L.):<br />

GUCCI<br />

IWC<br />

JAEGER-LECOULTRE<br />

KAMERA<br />

OLYMPUS<br />

GLÄSER<br />

HOLMEGAARD<br />

BUCH<br />

THIS SIDE OF PARADISE<br />

VON F. SCOTT FITZGERALD<br />

RECHTE SEITE:<br />

UHREN (V. O.):<br />

CHOPARD<br />

CARL F. BUCHERER<br />

SCHLÜSSELANHÄNGER<br />

HERMÈS<br />

BUCH<br />

ARTFUL VON ALI SMITH


.<br />

JEWELLERY SPECIAL<br />

UHREN (V. O.):<br />

HERMÈS<br />

JUNGHANS<br />

BODYGEL<br />

AESOP<br />

BUCH<br />

SEX IS FORBIDDEN<br />

VON TIM PARKS<br />

WÜRFEL & WÜRFELBOX<br />

PRIVAT<br />

50


.<br />

Die wichtigsten Schauen,<br />

die besten Partys &<br />

die interessantesten Gespräche.<br />

live auf<br />

Die<br />

komplette<br />

BERLIN<br />

FASHION<br />

WEEK.<br />

Ab 2. Juli<br />

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.<br />

JEWELLERY SPECIAL<br />

UHREN (V. O.):<br />

DIOR HORLOGERIE<br />

OMEGA<br />

BECHER & UNTERTASSE<br />

HERMÈS<br />

FERNGLAS<br />

PRIVAT<br />

BUCH<br />

WISH YOU WERE HERE<br />

VON STEWART O’NAN<br />

52


VORTEILS-<br />

ABONNEMENT<br />

.<br />

Bis zu<br />

33%<br />

gespart*<br />

*10 AUSGABEN<br />

INTERVIEW TWIN für 18€<br />

INTERVIEW XXL für 40 €<br />

mit Geschenk<br />

IHRE<br />

GESCHENK-<br />

AUSWAHL!<br />

Gilt nur für INTERVIEW im XXL-Format<br />

G-SHOCK & BABY-G<br />

G-SHOCK entstand aus der Idee und dem Wunsch,<br />

eine unzerstörbare Uhr zu erschaffen.<br />

Die Ingenieure von CASIO folgten dem TRIPLE 10 Konzept,<br />

welches beinhaltete, dass die Uhr einen Sturz aus<br />

10 Metern Höhe überstehen, 10 Bar Wasserdruck aushalten<br />

und mit nur einer einzigen Batterie eine Laufzeit<br />

von 10 Jahren habe sollte.<br />

www.g-shock.eu/de/ und www.baby-g.eu/de/<br />

ODER<br />

TELEFONISCH bestellen:<br />

040/41 44 84 80<br />

E-MAIL: abo@interview.de<br />

www.interview.de/abo


ARMBAND<br />

CARTIER<br />

.


S/he<br />

Fotos<br />

Anna BAUER<br />

Styling<br />

Felicia GARCIA-<br />

RIVERA<br />

.


PERLENKETTE<br />

MIKIMOTO<br />

JEWELLERY SPECIAL<br />

.


RING<br />

DIOR<br />

JEWELLERY SPECIAL<br />

.


JEWELLERY SPECIAL<br />

.<br />

DIESE SEITE:<br />

RING<br />

DE GRISOGONO<br />

LINKE SEITE:<br />

KETTE<br />

CHOPARD<br />

61<br />

Hair EDWARD LAMPLEY FOR BUMBLE AND BUMBLE<br />

Make-up KRISTI MATAMOROS/KATE RYAN INC.<br />

FOR CK ONE COSMETICS<br />

Manicure JACKIE SAULSBERRY/KRAMER + KRAMER<br />

Models DARLINDA, ZOE WEST, BAPTISTE RADUFE/<br />

VNY MODEL MANAGEMENT<br />

Casting SAMUEL ELLIS SCHEINMAN FOR DMCASTING<br />

Lighting Technician JOHN ENGSTROM<br />

Styling Assistant RYANN FOULKE<br />

Production G<strong>ORA</strong>N MACURA


.<br />

WOW!<br />

Mario SORRENTI<br />

Wer schon immer wissen<br />

wollte, wie es im Gehirn<br />

eines der wichtigsten<br />

Fashionfotografen der Welt<br />

aussieht (ohne es aufzusägen),<br />

kann nun darin<br />

rumblättern:<br />

Mario<br />

SORRENTI<br />

veröffentlicht<br />

DRAW BLOOD FOR PROOF, STEIDL VERLAG<br />

im Steidl Verlag sein Buch<br />

Draw Blood For Proof,<br />

und wer denkt, SORRENTI hätte einfach nur eine Werk-<br />

schau abgeliefert, liegt völlig falsch. Der 41-jährige Italiener hat einmal durch<br />

seine Bildarchive gepflügt, von ersten Arbeiten als Student bis zu neuen Fashion-<br />

Shoots, und so einen großartigen, collagenhaften Bildersturm heraufbeschworen.<br />

62<br />

Fotos: Draw Blood For Proof by Mario Sorrenti, ISBN 978-3-86930-303-1, © 2013 for photographs, Mario Sorrenti,<br />

© 2013 Steidldangin Publishers, www.steidl.de; Swarovski by Shourouk; Chris Brooks (2); Moschino Cheap and Chic; Hublot


1<br />

RETROMANIA.<br />

DINGE VON<br />

GESTERN<br />

FÜR HEUTE<br />

TROCKENSHAMPOO<br />

Von all den Haarpflegemitteln, die der<br />

Haarpflegemittelmarkt zu bieten hat,<br />

genießt das Trockenshampoo den schlechtesten<br />

Ruf. Da bei der Anwendung nicht<br />

einmal Wasser im Spiel ist, lässt sich beim<br />

Gebrauch dieses Produktes auch nur bedingt<br />

von einer Haarsäuberung im eigentlichen<br />

Sinne sprechen. Besonders in den<br />

Siebzigern hatte das Trockenshampoo ein<br />

vorläufiges Beliebtheitshoch, was jedoch<br />

nicht an einer flächendeckenden<br />

Wasserknappheit gelegen haben kann,<br />

zumindest ist keine überliefert.<br />

Wahrscheinlicher ist vielmehr, dass der<br />

Trockenshampooverbrauch unmittelbar<br />

mit der Haarlänge korrelierte.<br />

Und seitdem die wieder zunimmt,<br />

ist auch der nächste Punkt höchst<br />

aktuell.<br />

WOW!<br />

OBEN:<br />

BÖSE KARTE<br />

INKLUSIVE<br />

KATZENSCHMÄ -<br />

HUNG VON<br />

MR. BINGO<br />

UNTEN:<br />

GEMEINE<br />

PERSÖNLICHE<br />

BELEIDIGUNG<br />

VON MR. BINGO<br />

.<br />

BONG RAUCHEN<br />

Endlich! Nachdem das Nachlegen von<br />

Kokain in den Nullern fast so attraktiv war<br />

wie in den Siebzigern das trockenweiße<br />

Puder in der Frisur, ist in den Zehnerjahren<br />

endlich wieder Zeit runterzukommen. Als<br />

Alternative zu empfehlen: Eimer rauchen,<br />

Badewanne rauchen, Pool rauchen oder See<br />

rauchen.<br />

PICKNICKEN<br />

Wer am See eine Bong raucht oder statt<br />

einer Bong am See einen Pool, wird über<br />

kurz oder lang Hunger bekommen, was<br />

zumindest in dieser Saison die Picknickausrüstung<br />

un verzichtbar macht. Aber was<br />

packt man ein? Kaffee oder Cidre? Okay,<br />

Cidre, aber wo bekommt man guten zu<br />

kaufen? Was, wenn jemand keinen Cidre<br />

mag? Brötchen oder Croissant? Das Leben<br />

unter freiem Himmel macht das Leben als<br />

solches nicht einfacher.<br />

FKK<br />

Da wir diesen Sommer sowieso nichts anderes<br />

tun, als mit trockenshampooniertem<br />

Haar auf der Picknickdecke Bong rauchend<br />

am See zu sitzen, dann ganz klar nackt.<br />

großes<br />

SCHRAMME<br />

Ganz GE<br />

M<br />

GESCHRAMMEL ME L<br />

GEHEIME<br />

SCHÄTZE<br />

Die Designerin Shourouk<br />

Rhaiem hat sich für die<br />

Swarovski-Kollektion<br />

„Secret Treasures“<br />

auf die Routen der<br />

Seidenstraße von<br />

China bis Venedig<br />

begeben<br />

und überall<br />

gelagert, wo<br />

es glitzert<br />

und funkelt.<br />

MIT UNFREUNDLICHEN GRÜSSEN<br />

Stellen Sie sich vor, Sie fi schen eines Morgens eine hübsch<br />

illustrierte Postkarte aus dem Briefkasten, die Sie nachhaltig<br />

beleidigt. Absender: Mr. Bingo. Initiator der Sendung:<br />

Sie selbst. Mr. Bingo schreibt gemeine Postkarten an seine<br />

Auft rag geber und macht sie damit glücklich.<br />

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, fremde Leute auf dem Postweg zu<br />

beleidigen? Eines Abends saß ich betrunken in meinem Studio und<br />

habe getwittert: „Die erste Person, die auf diesen Tweet antwortet,<br />

bekommt eine beleidigende Postkarte geschickt.“ Nach einer Minute<br />

hatte ich 50 Antworten. Die erste Nachricht ging an einen<br />

gewissen Jonathan Hopkins: „Fuck you, Jonathan, and fuck your<br />

fuckin’ shitlegs, too.“ Dazu habe ich ein paar dicke, abgeschnittene<br />

Beine gezeichnet. Ich dachte, das Ganze sei nur eine Suff-Idee,<br />

aber nachdem ich ein Foto der ersten Postkarte ins Netz gestellt<br />

hatte, bekam ich immer mehr Anfragen. Also habe ich einen Onlineshop<br />

für „Hate“-Mails eingerichtet. – Mittlerweile haben Sie über<br />

500 Karten verschickt. Wie viel muss man zahlen, um sich von Ihnen<br />

beschimpfen zu lassen? Anfangs waren es 5 Pfund für ein handsigniertes<br />

Kunstwerk. Inzwischen hat jemand 200 Pfund für eine Karte<br />

bezahlt. – Welche Beleidigung mögen Sie am liebsten? Am meisten mag<br />

ich: „Give up on your unrealistic dreams.“ Dieser Spruch trifft auf<br />

fast jeden zu.<br />

Als Musiker ist es schwer,<br />

im Gespräch zu bleiben. Mit<br />

der Tasche von Moschino Cheap and Chic können<br />

Sie zwar keine Gitarre transportieren, dafür<br />

werden Sie auf Ihre musikalische Expertise<br />

angesprochen und können bei jeder Begegnung<br />

charmant das Thema auf sich lenken.<br />

Klare ANSAGE<br />

Die Grenzen zwischen männlicher und weiblicher<br />

Ästhetik sind ein einziges Kuddelmuddel.<br />

Wenigstens auf die Uhrenhersteller ist noch Verlass.<br />

Diese skelettierte Uhr von Hublot ist schwarz, hat<br />

ein Gehäuse aus Keramik und ein Armband aus<br />

Alligator leder. Kurz: Sie ist der Hummer SUV unter<br />

den Uhren, kostet aber nur so viel wie ein Kleinwagen.<br />

Welcher Mann kann dazu schon Nein sagen?<br />

63<br />

KLAPPE, Clutch, KLATSCHEN<br />

Manchmal passieren ja die verrücktesten Dinge: Ein Regisseur<br />

spricht Sie auf der Straße an und möchte, dass Sie in einer Szene<br />

seines neuesten Films mitwirken. Leider hat er gerade keine<br />

Filmklappe dabei. Das Vorhaben droht zu scheitern. Doch halt:<br />

Sie zücken Ihre „Charlotte Olympia“-Clutch im Klappenformat,<br />

und Ruhm, Ehre und Applaus werden Ihnen gewiss sein.


JEREMY SCOTT<br />

Kappe, die erste<br />

„The Arab Spring” heißt Jeremy Scotts aktuelle Kollektion.<br />

Die dazugehörigen Kappen erscheinen nun<br />

exklusiv bei der amerikanischen New Era Cap<br />

Company. Straußen-, Schlangen-<br />

und Krokodillederoptik<br />

treffen auf<br />

Bitte in diesen Schuhen von Dolce & Gab -<br />

bana nur im Garten auf Polstern herumliegen.<br />

Aber das den ganzen Sommer lang.<br />

Goldener KÄFIG<br />

Kunstleder und<br />

Canvas. Und<br />

das sieht<br />

nicht nur auf<br />

blonden<br />

Locken<br />

fantastisch<br />

aus.<br />

Foto<br />

SCHMIDT & GORGES<br />

Styling<br />

INGO NAHRWOLD<br />

Jeanshemd<br />

7 FOR ALL<br />

MANKIND<br />

WOW!<br />

64<br />

Fast schon von musealer Schönheit sind die Sonnenbrillen der Berliner<br />

Manufaktur R.T.CO in farbiger Marmoroptik. Wäre Michelangelo ein<br />

Hipster gewesen, hätte er seinen Skulpturen diese Brillen aufgesetzt.<br />

+++<br />

Jeremy Scott,<br />

Klappe,<br />

die zweite:<br />

Für die Firma<br />

CYBEX hat der<br />

bekennende<br />

S t r a m p e l a n z u g-<br />

träger einen<br />

Kinderwagen<br />

entworfen, in<br />

dem er selbst<br />

am allerbesten<br />

aussehen würde.<br />

Das fröhliche<br />

J u n k f o o dd e s i g n<br />

des Wagens<br />

mit Eistüten und<br />

Pizzen<br />

finden Kinder<br />

lustig. Und<br />

Eltern<br />

praktisch,<br />

da es als<br />

Tarnbezug<br />

das notorische<br />

Gematsche<br />

des Nachwuchses<br />

wunderbar<br />

kaschiert.<br />

+++<br />

IN STEIN<br />

GE-<br />

MEISSELT<br />

Blühende LANDSCHAFTEN<br />

Diese Gartentasche von Prada ist so chic, dass sie nur Menschen zu<br />

empfehlen ist, die entweder über einen Gärtner verfügen, der ihre<br />

Ländereien pflegt, oder die nur einen winzigen Balkon ihr Eigen nennen,<br />

auf dem man ab und zu ein welkes Blatt mit der Schere abschneiden kann.<br />

Alle anderen Konstellationen von Natur und Eigenarbeit sind ungeeignet,<br />

denn wenn sich eins an dieser Tasche nicht gut macht, dann ist es Schmutz.<br />

AUF IN DEN GARTEN, WO BLUMEN UND STRÄUCHER AUF UNS WARTEN,<br />

DIE SCHÖNER SIND ALS JEDER BROKATVORHANG<br />

MEINE WELT<br />

Chanel macht’s möglich: Die Welt wird Ihr<br />

Spielball, Sie können Sie überallhin mitnehmen<br />

und stopfen in sie rein, was auch immer Ihnen in<br />

den Kram passt. Das perfekte Accessoire für alle<br />

Größenwahnsinnigen.<br />

.<br />

Fotos: Schmidt & Gorges, Styling: Ingo Nahrwold/Bigoudi, Make-up: Loni Baur/Ballsaal mit Produkten von Chanel, Haare: Tom Kroboth/Bigoudi mit Produkten von Aveda, Maniküre: Manuela Schwozer/bei Ballsaal, Casting: Jürgen Schabes, Set-Styling: Uli Dexheimer, Model: Miha/pma.org, Foto-Assistenz: Alexander Knöll, Post-Production: Sevengreen; R.T.CO; Prada; Dolce & Gabbana;<br />

Chanel; Lanvin; Tamara Comolli; Alexander McQueen; Promise by Kim/Wempe; Cartier; Roger Vivier; Walter Steiger; Tiffany & Co.


.<br />

LOVE,<br />

HAPPY,<br />

COOL<br />

Verblüffend, dass die wichtigen Worte der<br />

Menschheit alle kurz sind: Love, Happy<br />

und Cool zum Beispiel. Trockenshampoo<br />

gehört nicht dazu, weswegen die<br />

Schmuckdesigner bei Lanvin sich auf<br />

das Wesentliche konzentrieren.<br />

WOW!<br />

SYLT und HAMPTONS<br />

Zusammen mit Michelle Hunziker gehört die<br />

Schmuckdesignerin Tamara Comolli zu<br />

unseren Lieblingsblondinen. Tatsächlich<br />

sehen beide so aus, als würden sie ihre<br />

Tage an den schönsten Stränden der<br />

Welt verbringen. In Wirklichkeit<br />

arbeiten sie hart. Die feinen und<br />

lässigen Preziosen von Tamara<br />

Comolli unterstreichen dennoch<br />

den Urlaub-für-immer-Look.<br />

ARMBÄNDER<br />

VON TAMARA COMOLLI<br />

AUS TAHITI-PERLEN<br />

Wem<br />

die STUNDE<br />

schlägt<br />

Kurz vor der Geburt ihrer<br />

Zwillinge widmete sich Alexander<br />

McQueens Creative<br />

Director Sarah Burton einem<br />

gravitätischen Thema:<br />

dem Exzess der katholischen<br />

Kirche. Mit perlenverzierten<br />

Kopfkäfigen<br />

defilierten von Nonnen,<br />

Priestern, Kardinälen und<br />

Kommunionkindern<br />

inspirierte Models in subversiv<br />

verschnürter<br />

Schönheit über den Laufsteg.<br />

Dieser Kirche möchte<br />

man sofort beitreten.<br />

LOVE RINGS „PROMISE” BY KIM<br />

KEUSCH<br />

UND VERDORBEN<br />

ZUGLEICH:<br />

DIE KOPFKÄFIGE<br />

VON McQUEEN<br />

Glitzerlockenpracht<br />

Pudel sind die Ausgeburt von Eleganz: Sie gehen ständig<br />

zum Friseur, haben einen stolzen Gang und wohnen<br />

meist in den besseren Stadtvierteln. Höchste Zeit<br />

also, dass<br />

Cartier diesem wolligen<br />

Snob eine<br />

Diamantenbrosche<br />

widmet.<br />

EXKLUSIV VON<br />

CARTIER FÜR<br />

DEN NEUEN<br />

GRACE-<br />

KELLY-FILM<br />

MIT NICOLE<br />

KIDMAN<br />

IN GRÜN: ROGER VIVIER, IN ROT: WALTER STEIGER<br />

65<br />

,<br />

Machen<br />

Sie einen<br />

Punkt, und setzen<br />

Sie ein Komma!<br />

Die Schuhe im Satzzeichenlook<br />

gehören<br />

ab sofort zur allgemeinen<br />

Fashion-Grammatik.<br />

FÜR IMMER UND EWIG<br />

Alle Treueschwüre lassen sich in dieser Währung<br />

aufwiegen: den „Promise“-Ringen BY KIM aus dem<br />

Hause Wempe. Mehrere davon übereinanderzutragen<br />

ist kein Zeichen von Bigamie, sondern von<br />

noch tieferer Verbundenheit.<br />

Circulus<br />

Romanus<br />

Der Armreif aus der neuen „Atlas“-<br />

Kollektion von Tiffany & Co. mit<br />

römischen Ziffern steht auch<br />

Leuten ohne Latinum und ist ab<br />

Ende August erhältlich.


.<br />

FOR<br />

YOUR<br />

EYES ONLY<br />

WOW!<br />

DAS unendliche<br />

ARMBAND<br />

Für dieses sogenannte Bettelarmband aus der Kollektion „My little<br />

World“ von Ole Lynggaard Copenhagen muss man lange arbeiten<br />

gehen. Knapp 60 verschiedene Anhänger gibt es in allen<br />

erdenklichen Designs, und – ob schlicht oder brillantenbesetzt<br />

– wer einmal anfängt, kann<br />

nicht mehr aufhören.<br />

Die Reihe „Tiere, die die Welt bisher nicht<br />

kennt, aber unbedingt braucht“ wurde<br />

jetzt von Fendi um einen unschlagbaren<br />

Beitrag bereichert. Diese<br />

kuschelige Kreatur war in<br />

ihrem vorherigen<br />

Leben ein Fuchs und ein<br />

Nerz. Nun ist sie eine<br />

Muppet-Eule und so<br />

schön, dass man<br />

sie sogar nach Athen<br />

tragen darf.<br />

2<br />

1<br />

DER SCHMUCK<br />

VON<br />

DELFINA DELETTREZ<br />

KITZELT DAS<br />

UNTERBEWUSSTSEIN<br />

Der TAG am<br />

MEER<br />

So wie jedes Sandkorn, jeder Seestern<br />

und jedes Krustentier ist auch<br />

dieser Ring aus der „Le Coffret de<br />

Victoire“-Kollektion von Dior Haute<br />

Joaillerie ein Einzelstück. Aus Weißgold,<br />

Roségold, Korall-Amethyst, Saphiren<br />

und Tsavorit-Granate gefertigt, sollte<br />

man ihn allerdings ausschließlich zu After-<br />

Beach-Aktivitäten tragen.<br />

Vierte Generation Fendi, hallo! Delfina Delettrez<br />

ist einer der jüngsten Sprösse des großen italienischen Clans<br />

und bringt unter ihrem Namen eine eigene Schmuck kollektion<br />

heraus. Inspiriert von den Surre alisten, trägt man Herzen um den Hals (1),<br />

Lippen an den Ohren (2) oder Augen am Handgelenk (3).<br />

TOTAL SURREAL<br />

ALLE SCHMUCKSTÜCKE (1–3)<br />

GESEHEN BEI<br />

STYLEBOP.COM<br />

3<br />

Stone-<br />

FLOWER<br />

Nie wieder Sklave seiner Termine<br />

sein! Wer sich nicht stressen<br />

lassen will, schiebt die Blume über<br />

das Zifferblatt und freut sich über<br />

das hübsche Armband. Die „Tambour<br />

Bijou Secret“-Uhr von<br />

Louis Vuitton erscheint<br />

jetzt in einer neuen<br />

Farbpalette mit fünf<br />

verschiedenen, perfekt<br />

aufeinander abgestimmten<br />

Edelsteinen. Für Frauen, die<br />

selbst entscheiden wollen, ob sie<br />

wissen möchten, wie spät es ist.<br />

Fotos: Fendi; Ole Lynggaard Copenhagen; Delfina Delletrez/Stylebop.com (4); Dior Haute Joaillerie; Louis Vuitton<br />

66


.<br />

TWIN<br />

Jetzt auch als<br />

ePaper und im<br />

TABLET-Format<br />

Jetzt NEU!<br />

INTERVIEW TWIN –<br />

Das INTERVIEW-Magazin jetzt auch im TABLET-Format<br />

inklusive ePaper für 3 Euro<br />

An allen Bahnhöfen und Flughäfen<br />

Sie erhalten beim Kauf von INTERVIEW TWIN zusätzlich auch<br />

die digitale Ausgabe (ePaper) im Wert von 1 Euro.<br />

Einfach den achtstelligen Code eingeben, runterladen und<br />

INTERVIEW digital lesen und erleben.<br />

www.interview.de/TWIN


.<br />

Juli<br />

IM LANDEANFLUG:<br />

KEINE PANIK,<br />

DIESE INSEKTEN BEISSEN<br />

NICHT<br />

Fotos<br />

Benedict BRINK<br />

Styling<br />

Clare BYRNE<br />

1<br />

2<br />

4<br />

Diese Seite:<br />

1 Brosche ROBERTO CAVALLI Top CLOSED<br />

2 Brosche LANVIN Strickjacke EMPORIO ARMANI<br />

3 Brosche DRIES VAN NOTEN Top & Jacke<br />

CARVEN Rock PRADA<br />

4 Broschen & Ohrringe ROBERTO CAVALLI<br />

Pullover DRIES VAN NOTEN<br />

Rechte Seite:<br />

1 Brosche DRIES VAN NOTEN Top MIU MIU<br />

2 Broschen & Ohrringe ROBERTO CAVALLI<br />

Pullover DRIES VAN NOTEN<br />

3


FASHION<br />

.<br />

1<br />

2<br />

Model ELINOR WEEDON/WOMEN MANAGEMENT<br />

Hair TAKASHI YUSA<br />

Make-up AYA KOMATSU<br />

Casting SAMUEL ELLIS SCHEINMAN FOR DMCASTING<br />

Photo Assistant ANDREAS ALTAMIRANO<br />

Styling Assistant CHRIS LEE<br />

69


FASHION<br />

.<br />

CALIFORNICATION<br />

FOTOS SEBASTIAN MADER STYLING MIGUEL ENAM<strong>ORA</strong>DO<br />

Obere Reihe (v. l.): Jeans ARMANI JEANS Alle Accessoires FENDI / Jeans TOPMAN Gürtel, Uhr, Armband & Schlüsselanhänger GUCCI Börsenkette CHROME<br />

HEARTS / Jeans DIESEL Gürtel & Uhr CHANEL / Jeans A.P.C. Gürtel, Uhr & Kartenetui DIOR HOMME Armreif GILES & BROTHER Ring EDDIE BORGO Börsenkette<br />

ALEXANDER WANG<br />

Untere Reihe (v. l.): Jeans 7 FOR ALL MANKIND Gürtel, Sonnenbrille & Uhr DOLCE & GABBANA Armreif SAINT LAURENT BY HEDI SLIMANE Ring (Vintage) CARTIER /<br />

Jeans LEVI’S Gürtel, Uhr & iPhone-Hülle HERMÈS Armreif DEZSO Ring (Vintage) CARTIER / Jeans TOPMAN Gürtel, Sonnenbrille & Uhr LOUIS VUITTON Feuerzeug<br />

ZIPPO Schlüsselanhänger KENZO / Jeans HUDSON JEANS Gürtel, Armband & Tuch VERSACE Armreife EDDIE BORGO und MIANSAI Uhr OMEGA Feuerzeug ZIPPO


.<br />

… Na Logo: ausgewaschene Jeans, Gürtel mit Botschaft und schicke Uhren,<br />

damit das Leben schön im Zeichen der Zeit verläuft. Fehlt eigentlich nur noch<br />

das passende Cabrio, aber das haben wir ja am Strand geparkt<br />

Make-up JUNKO KIOKA/JOE MANAGEMENT<br />

Manicure CASEY HERMAN/KATE RYAN INC. FOR CHANEL<br />

Models VERA CASAGRANDE/PARTS MODELS, SHANE DUFFY/PARTS MODELS<br />

Casting SHAWN DEZAN/KCD, INC.<br />

Retouching SILHOUETTE STUDIO<br />

Special thanks FAST ASHLEYS<br />

71


.<br />

Taschen von links nach rechts:<br />

PRADA (dunkelbraun), MULBERRY (hellbraun),<br />

LONGCHAMP (rot), MCM (mit Logo-Prägung),<br />

BALENCIAGA (blau), gesehen bei mytheresa.com,<br />

LOUIS VUITTON (orange), GUCCI (schwarz),<br />

BURBERRY PRORSUM (mit Karomuster)<br />

Outfit: Jacke & Hose ACNE, Schuhe DIOR<br />

FASHION<br />

Styling INGO NAHRWOLD/BIGOUDI<br />

Make-up LONI BAUR/BALLSAAL<br />

MIT PRODUKTEN VON CHANEL<br />

Haare TOM KROBOTH/BIGOUDI<br />

MIT PRODUKTEN VON AVEDA<br />

Casting JÜRGEN SCHABES<br />

Set-Styling ULI DEXHEIMER<br />

Model CHARLOTT CORDES/MODELMANAGEMENT<br />

Maniküre MANUELA SCHWOZER/BALLSAAL<br />

Foto-Assistenz ALEXANDER KNÖLL<br />

Post-Production SEVENGREEN<br />

DIE EINEN GEHEN ZUM<br />

YOGA, DIE ANDEREN<br />

FAHREN ÜBERS<br />

WOCHENENDE AUFS<br />

LAND: HAUPTSACHE,<br />

DAS REISEGEPÄCK<br />

STIMMT<br />

Happy<br />

WEEKEND<br />

Fotos<br />

SCHMIDT & GORGES<br />

Styling<br />

INGO NAHRWOLD


FASHION<br />

.<br />

73


KULTUR<br />

Club to Catwalk<br />

Die Musealisierung der Jugendkultur geht mit großen Schritten voran. David Bowie: abgehakt.<br />

Punk: ebenfalls. Der nächste Schritt: New Wave im London der frühen Achtziger. Wo? Im Victoria<br />

& Albert Museum, wo auch Bowie bis August noch in der Vitrine liegt. Club to Catwalk: London<br />

Fashion in the 1980s (10. Juli bis 16. Februar 2014) zeigt, was Adam Ant bei der 2Arbeit trug und<br />

John Galliano schneiderte, bevor er zu Weltruhm kam.<br />

Ed Ruscha<br />

Als einen Freund der gepflegten<br />

Bleistiftzeichnung präsentiert<br />

das Kunstmuseum Basel den Künstler<br />

Ed Ruscha in der Schau Los Angeles<br />

Apartments (bis 29. September).<br />

Zu sehen: Apartmenthäuser aus<br />

Los Angeles – und zwar nicht<br />

von innen, sondern von außen, wobei sich nicht<br />

leugnen lässt, dass Fotos ihm als Vorlage dienten.<br />

DIE FORMEL SUPERMAN Die Komponenten, aus denen sich der größte Superheld aller Zeiten zusammensetzt<br />

BATMAN<br />

(MUSKELMANN)<br />

ALLES<br />

SO SCHÖN<br />

BUNT HIER<br />

SCARLETT IN BODYMAP<br />

- : x<br />

+ =<br />

FLEDERMAUS<br />

(NACHTAKTIVITÄT)<br />

AUS DER KOLLEKTION THE CAT IN THE HAT<br />

TAKES A RUMBLE WITH THE TECHNO FISH, 1984<br />

HORNBRILLE<br />

(MASKIERUNG)<br />

CAPTAIN AMERICA<br />

(HILFSBEREITSCHAFT)<br />

74<br />

Anschauen!<br />

FILME<br />

„WORLD WAR Z“<br />

Wenn einer in der Lage ist, unsere Zivilisation vor<br />

dem Untergang zu retten, dann Brad Pitt. Tapfer<br />

stellt sich das weltweit beliebteste Chanel-No. 5-Model<br />

Millionen von Zombies entgegen und macht sie<br />

so schnell tot, dass die darüber ganz vergessen, dass<br />

sie ja eigentlich längst tot sind (ab 27. Juni).<br />

„FLIEGENDE LIEBENDE“<br />

Anspielungsreiche Allegorie auf die Wirtschaftskrise<br />

Spaniens, die als Komödie aus dem Flugbegleitermilieu<br />

erzählt wird. Auf der Strecke Madrid–Mexiko-Stadt<br />

treten technische Schwierigkeiten auf, die<br />

Passagiere in der Economy werden mit Schlaftabletten<br />

ruhig gestellt, und in der Businessclass nimmt<br />

man Mescalin, während die lustigen Stewards zu den<br />

Pointer Sisters tanzen und sich gegenseitig überall<br />

anfassen (ab 4. Juli).<br />

„ONLY GOD FORGIVES“<br />

Kristin Scott Thomas spielt die übelste Mutter der<br />

Filmgeschichte, ihr Sohn Ryan Gosling spricht vor<br />

lauter Angst nur 17 Sätze, ungefähr doppelt so viele<br />

Leute werden auf möglichst viehische Weise abgeschlachtet.<br />

Und zwar immer schön langsam, wobei<br />

langsam nicht nur langsam ist, sondern noch viel<br />

langsamer, als man sich vorstellen mag: nämlich<br />

Hier-bewegt-sich gar-nichts-Langsam. Ganz klar<br />

das Date-Movie des Sommers (ab 18. Juli).<br />

HAT NICHTS ZU SAGEN: RYAN GOSLING<br />

„THIS IS THE END“<br />

Im Kern geht es darum, dass James Franco eine<br />

Party feiert, bei der dann aber Außerirdische<br />

auf tauchen und Unheil anrichten, bei dem u. a.<br />

Rihanna stirbt, und am nächsten Morgen sitzen<br />

dann Seth Rogen und Jonah Hill bei Franco fest,<br />

und es gibt nur ein Milky Way zu essen:<br />

Drama (ab 8. August).<br />

TELEFONZELLE<br />

(UMKLEIDEKABINE)<br />

SUPERMAN<br />

.<br />

Fotos: Bodymap, A/W 1984, Cat in the hat takes a rumble with a techno fish. Model: Scarlett Cannon, 1985, © 1985 Monica Curtin; Tiberius Film; Ed Ruscha, Bronson Tropics, 1965, The Cleveland Museum of Art, © Ed Ruscha; Cinetext Bildarchiv; ddp images; Karsten Thormaehlen/mauritius images; Getty Images; UNITED ARCHIVES; George Condo, Lingerie Model, 2013,<br />

Ink & gesso on paper (two sheets) 60 1/2 x 82 1/4 inches, (153,7 x 208,9 cm) © George Condo 2013/VG Bild-Kunst, Bonn, 2013, Courtesy of the Artist and Skartedt Gallery, New York; Stefan Milev; MTV; Paper Weight, Stapel von für die Ausstellung ausgewählten Magazinen, © Matthu Placek


Runterladen!<br />

SERIEN<br />

ZITAT<br />

„KE$HA: MY CRAZY BEAUTIFUL LIFE“<br />

Ke$ha ist von Beruf Popstar, weshalb sie von Berufs<br />

wegen ein schönes Leben führt, das außerdem<br />

ziemlich verrückt ist – so verrückt, dass sie eine<br />

Reality-Serie hat, die ihr schönes und verrücktes<br />

Leben dokumentiert. Was da passiert: Ke$ha geht<br />

auf Tour, Ke$ha schleppt einen Typen ab, Ke$ha<br />

pullert in eine Plastikflasche und trinkt ihren Urin.<br />

Weiter so!<br />

„THE SHOW WITH VINNY“<br />

Jetzt, da es Jersey Shore nicht mehr gibt, hat sich<br />

Vinny als Talkmaster neu erfunden, obwohl in seiner<br />

Show weniger getalkt wird als gekocht und gegessen,<br />

wobei es helfen würde, wenn Vinny kochen könnte<br />

oder seine Gäste Hunger hätten – egal. Zu Gast sind<br />

jedenfalls Leute wie A$AP Rocky und Mark Wahlberg,<br />

denen dann wahlweise große Teller mit „Meatballs<br />

mit allem“ oder „Alles mit Meatballs“ aufgetischt<br />

werden. Lecker!<br />

„ZACH STONE IS GONNA BE FAMOUS“<br />

Im Unterschied zu Ke$ha und Vinny ist Zach Stone<br />

noch nicht berühmt, wäre es aber gerne. Wie gerne,<br />

zeigt seine Show. Und die Tatsache, dass es seine<br />

Show gibt, ist fast der Beweis, dass er es fast geschafft<br />

hat. Wird er sein Ziel erreichen? Wir bleiben dran.<br />

KULTUR<br />

Der amerikanische Künstler<br />

pflegt eine Vorliebe für<br />

see lische Extremzustände aller<br />

Art, wir pflegen eine Vorliebe für Condo. Der auf 888 Exemplare<br />

limitierten und nummerierten Condo-Edition unseres Juni-<br />

Hefts liegt auch ein Kunstdruck des Werkes<br />

Lingerie Model (links)<br />

bei. Noch sind einige Ausgaben (je 150 Euro) zu haben – unter<br />

condo@interview.de und in ausgewählten Buchhandlungen.<br />

„WENN ICH MIR EINE FIGUR MALE,<br />

DANN EXISTIERT SIE EIGENTLICH SCHON<br />

SO LANGE WIE ICH SELBST”<br />

– GEORGE CONDO<br />

Liberace: All of a<br />

sudden we’re<br />

sounding like a gay<br />

LUCY and RICKY.<br />

“Oh, Ricky, you wouldn’t<br />

fuck me up the ass if you<br />

loved me!” Scott THORSON:<br />

Why am I the Lucy?<br />

Liberace: Because I’m<br />

the band leader with the<br />

nightclub act.<br />

So verlief ein typischer Dialog zwischen Liberace<br />

und seinem Freund Scott Thorson dem Film<br />

Behind The Candelabra zufolge. Wann die wohl letzte<br />

Regiearbeit von Steven Soderbergh in Deutschland<br />

startet, ist noch nicht bekannt.<br />

Fashion Week<br />

Nun geht’s los: Fashion Week Time. Berlin<br />

als Laufsteg; Kleider, so weit das Auge reicht, so<br />

wie Nörgler, die unangemessene Vergleiche mit<br />

Paris und Mailand bemühen. Wir haben<br />

vielleicht nicht die größten Designer, aber<br />

dafür die besseren Partys. Ab 2. Juli finden<br />

Sie alles zur Fashion Week auf <strong>Interview</strong>.de.<br />

3<br />

EIN LOOK AUS DER<br />

S/S-14-KOLLEKTION<br />

VON AUGUSTIN<br />

TEBOUL.<br />

FOTO:<br />

STEFAN MILEV,<br />

ART DIRECTOR:<br />

MODY<br />

AL KHUFASH<br />

.<br />

Aufschlagen!<br />

BÜCHER<br />

REINHARD JIRGL<br />

„NICHTS VON EUCH AUF ERDEN“<br />

Hanser<br />

Reinhard Jirgl fliegt also im 23. Jahrhundert zum<br />

Mars. Die bösen Menschen haben die Erde verlassen,<br />

die Guten bleiben zurück, dann kommen die Bösen<br />

aber ein paar Hundert Jahre später zurück, weil sie<br />

den Mars auch zerstört haben – bei der Story könnte<br />

man skeptisch werden. Sollte man aber nicht, denn<br />

Jirgl erzählt die uralte Geschichte von Gier, Gewalt,<br />

Unterdrückung und Krieg als eine Science-Fiction-<br />

Story, die keine ist.<br />

MAX MONNEHAY<br />

„DORF DER IDIOTEN“<br />

Eichborn<br />

Eine idiotische Idee: Der Vollidiot Pierrot sucht in<br />

ganz Frankreich Idioten zusammen, um mit ihnen in<br />

einem Dorf für Idioten ein total idiotisches Leben zu<br />

leben. Doch dann wollen die anderen, die keine Idioten<br />

sind, auch ins Idiotendorf, was die Frage aufwirft,<br />

ob die alle noch ganz richtig sind im Kopf.<br />

ANNIKA SCHEFFEL<br />

„BEVOR ALLES VERSCHWINDET“<br />

Suhrkamp<br />

Es war einmal ein weltfernes Dorf, in dem man an<br />

blaue Füchse glaubt und manche Menschen unsichtbar<br />

sind. Das Leben ist idyllisch, doch rücken die<br />

Bulldozer an, weil das Dorf einem Staudamm weichen<br />

soll. Gar nicht so märchenhaft, wie man meint.<br />

FAST WELTSTAR: ZACH STONE<br />

„PRETTY WILD“<br />

Dranbleiben ist auch das Motto von Alexis Neiers,<br />

der zentralen Figur der Reality-Serie Pretty Wild.<br />

Neiers gehörte einst zur lustigen Bling-Ring-Bande,<br />

einer Gruppe von Jugendlichen, die sich mit einer<br />

Einbruchserie bei Prominenten einen Namen gemacht<br />

hat. Sofia Coppola hat deren Geschichte jetzt<br />

verfilmt. So kommt man nach ganz oben!<br />

75<br />

PAPER WEIGHT<br />

Dass Print tot sein soll und keiner<br />

mehr Sachen liest, die auf Papier gedruckt<br />

sind, hat sich inzwischen herumgesprochen.<br />

Doch im Haus der Kunst<br />

in München verweigert man sich dieser<br />

Einsicht und ehrt in der Ausstellung<br />

Paper Weight stilbildende Magazine des<br />

21. Jahrhunderts. Mit dabei unter anderem<br />

Butt, 032c und Ey! Magateen (Foto).<br />

Noch bis 27. Oktober.


.<br />

KULTUR<br />

Anna von<br />

HAUSSWOLFF<br />

Family affair II: Sie<br />

spielt die Kirchenorgel<br />

und ist eine aufregende<br />

junge Musikerin. Ihr<br />

Vater ist Soundkünstler<br />

und König<br />

des konzeptuellen<br />

Reiches von Elgaland-<br />

Vargaland. Mit Prinzessin<br />

ANNA plauderte<br />

er über den Tod<br />

VON<br />

CARL MICHAEL<br />

VON HAUSSWOLFF<br />

Foto<br />

Stefan MILEV<br />

CARL MICHAEL VON HAUSSWOLFF: Wie du weißt,<br />

sind viele Leute davon überzeugt, dass wir beide vom<br />

Tod besessen sind und damit Experten auf diesem Gebiet.<br />

Doch abgesehen von dem Umstand, dass niemand<br />

weiß, was nach dem Tod passiert: Hast du eine<br />

Ahnung, warum sich so viele vor dem Tod fürchten?<br />

ANNA VON HAUSSWOLFF: Weil der Tod ein geheimnisvoller<br />

Ort ist. Ein Ort, an dem unsere Werte<br />

nicht mehr von Nutzen sind, an dem Ideologien und<br />

politische Ideale keine Bedeutung haben, ein Ort, an<br />

dem alle Gesetze der Physik auf den Kopf gestellt und<br />

in den Strudel des Chaos gezogen werden. Dass er ein<br />

Tabu ist, hat dabei historische, religiöse und auch politische<br />

Gründe.<br />

CARL MICHAEL: Mir scheint, als sei die Angst vor<br />

dem Tod in Schweden ganz besonders verbreitet.<br />

ANNA: Ja, man darf über tote Vorfahren und ihre<br />

Geschichte sprechen, alles andere ist ein Problem.<br />

Tod wird in Schweden mit Dunkelheit, Trauer, Leere<br />

und Krankheit assoziiert. Das Thema wird gemieden,<br />

weil man sich vor dem Geheimnis fürchtet.<br />

CARL MICHAEL: Und wie siehst du das?<br />

ANNA: Ich fürchte vor allem, dass man meine<br />

Faszination für den Tod für klischeehaft halten könnte.<br />

Wer sich für Leichen und tote Dinge interessiert,<br />

den hält man entweder für einen Serienkiller, für depressiv<br />

oder für einen Witzbold. Aber ich meine das<br />

absolut ernst. Ich bin vom Tod fasziniert, und ich<br />

glaube, dass es eigentlich allen Menschen so geht. Das<br />

gehört zu unserem Urverhalten. Da muss man doch<br />

nur mal Kinder beobachten, wenn die Totsein spielen.<br />

CARL MICHAEL: Du trägst deine neuen Songs ja<br />

auf der Kirchenorgel vor. Warum eigentlich?<br />

ANNA: Weil ich viel Drone Metal gehört habe, als<br />

ich das Album geschrieben habe. Ich habe <strong>mich</strong> gefragt,<br />

wie ich meine Songs und Drone verbinden<br />

könnte, und fand in der Kirchenorgel sozusagen die<br />

Antwort. Von Flüstern bis Krach kann man praktisch<br />

jedes Geräusch damit produzieren. Wenn man will,<br />

kann man gleichzeitig mit sehr hohen und sehr tiefen<br />

Tönen arbeiten, der Umfang ist riesig, alles kein Problem.<br />

Man kann einen Song mit nur einem Instrument<br />

komplett orchestrieren. Da steckt ja alles drin,<br />

Flöten, Streicher, Oboen, Klarinetten, Trompeten …<br />

CARL MICHAEL: Dir ist natürlich klar, dass in der<br />

Kirchenorgel auch das Christentum steckt?<br />

ANNA: Ja, und ich kann etwas mit der Idee anfangen,<br />

dass die Kirchenorgel für Macht und Göttlichkeit<br />

steht, für etwas Majestätisches und Heiliges.<br />

Ich bin zwar keine Christin, aber ich mag es, dass die<br />

Kirchenorgel meist nur aus spirituellen Gründen gespielt<br />

wird und nur selten aus kommerziellen, wobei<br />

man sie für zeitgenössische Musik durchaus häufiger<br />

einsetzen könnte.<br />

CARL MICHAEL: Ist das so?<br />

ANNA: Ja, über Jahrhunderte war die Kirchenorgel<br />

das Instrument, das die Musik weiterentwickelt<br />

hat, im Mittelalter, in der Renaissance, im Barock. Sie<br />

war ein durch und durch modernes Instrument, und<br />

ich denke, dass sie es noch immer sein könnte. Aber<br />

da die Kirchenorgel heute vor allem als Teil des kulturellen<br />

Erbes gesehen wird, wird es wohl noch ein<br />

wenig dauern, bis man auf ihr etwas anderes spielt als<br />

immer nur Bach.<br />

CARL MICHAEL: Versuchst du eigentlich, deine<br />

Arbeit als Künstlerin mit deiner Rolle als Popmusikerin<br />

in Einklang zu bringen? Die Kunstwelt ist ja ziemlich<br />

elitär.<br />

ANNA: Ich denke, dass ich es gar nicht versuche.<br />

Vielleicht, weil man in der Kunstwelt die Popmusik<br />

für nicht konzeptuell genug hält, vielleicht, weil ich<br />

meine Musik für zu persönlich halte, keine Ahnung.<br />

Eigentlich ist das aber kein Problem. Ich wühle <strong>mich</strong><br />

durch die Kunstgeschichte und versuche dann, meine<br />

konzeptuellen Ideen in meine Kunstprojekte einzubringen.<br />

Was die Musik angeht, versuche ich, in einem<br />

konstanten Dialog mit meinen Gefühlen zu bleiben<br />

– so pur und roh wie möglich, egal ob es dabei<br />

Widersprüche, Fehler und Banalitäten gibt. Vielleicht<br />

sollte ich <strong>mich</strong> in beiden Welten einfach bei den besten<br />

Sachen bedienen.<br />

76<br />

CARL MICHAEL: Ich glaube übrigens, dass die<br />

Filmmusik tot ist, seit Krzysztof Penderecki in den<br />

späten Siebzigern seine experimentelle Phase beendet<br />

hat und anfing, konservativere Musik zu komponieren.<br />

Mit Rock verhält es sich seit den Neunzigern<br />

ähnlich. Die einzige innovative Musik kommt aus<br />

dem Bereich des elektronischen Minimalismus, dem<br />

Drone und Noise. Was meinst du?<br />

ANNA: Auf jeden Fall passiert in den Bereichen<br />

heute deutlich mehr, und es macht Spaß zu sehen, wie<br />

viele Frauen sich auf dem Feld bewegen. Aber die<br />

kommerzielle Seite ist ziemlich komplex, und es wird<br />

einem viel dabei abverlangt, nicht von der Musikindustrie<br />

als das nächste neue Ding vermarktet zu<br />

werden. Was Filmmusik angeht, glaube ich, dass die<br />

Kirchenorgel ideal wäre, um darauf Neues zu komponieren.<br />

Die alten Meister haben in der Hinsicht damals<br />

einen guten Job gemacht.<br />

CARL MICHAEL: Ähnlich wie die Kirchenorgel<br />

gilt auch Lyrik als nicht besonders aufregend und<br />

frisch. Gibt es überhaupt noch Leute, die sich Gedichtbände<br />

kaufen? Wie siehst du in diesem Zusammenhang<br />

deine Texte?<br />

ANNA: Ich versuche jedenfalls, meine Texte so<br />

ehrlich und direkt zu halten wie möglich. Es ist dabei<br />

wichtig, dass sie gut mit der Musik funktionieren und<br />

zum Rhythmus und zu den Harmonien passen, wenn<br />

ich singe. Auf dem Papier machen sie manchmal gar<br />

keinen Sinn, aber mit der Musik erwecke ich sie zum<br />

Leben. Sie sind dabei so geschrieben, als würde ich<br />

einem Kind eine Geschichte erzählen, wobei es sein<br />

kann, dass ich gleichzeitig die Geschichtenerzählerin<br />

und das Kind bin. Das ist wichtig, um die Emotionen,<br />

die in dem Text stecken, sowohl auszudrücken als<br />

auch zu fühlen.<br />

CARL MICHAEL: Wer inspiriert dich?<br />

ANNA: Zum Beispiel Edgar Allan Poe, Nathaniel<br />

Hawthorne, Hans Christian Andersen. Und wenn ich<br />

höre, wie Künstler wie Laurie Anderson und Patti<br />

Smith ihre Gedichte vortragen, dreht sich mir der<br />

Kopf. Ich liebe es, Energie aus Lyrik zu ziehen. Ich<br />

muss allerdings noch eine Menge lernen, um das Feld<br />

für <strong>mich</strong> wirklich zu beherrschen.<br />

CARL MICHAEL: Ganz offensichtlich bist du ja<br />

eine genetische Erweiterung von mir. Wie siehst du in<br />

dem Zusammenhang unsere künstlerische Arbeit?<br />

ANNA: Ich spüre, dass ich ein Teil deiner Arbeit<br />

bin, und spüre, dass auch du Teil meiner Arbeit bist.<br />

Wobei wir uns auf vollkommen unterschiedliche Weise<br />

ausdrücken. Aber ich schreibe mein Leben in Musik.<br />

Und das machst du ja auch.<br />

CEREMONY VON ANNA VON HAUSSWOLFF<br />

IST BEI CITY SLANG ERSCHIENEN<br />

Styling NIKI PAULS/SHOTVIEW<br />

Haare & Make-up MIRA HAKE<br />

Foto-Assistenz DUNJA ANTIĆ, OLIVER BLOHM<br />

Dank an BIGSHRIMP STUDIO BERLIN


.<br />

KULTUR/Anna von Hausswolff<br />

“<br />

TOP<br />

MARC O’POLO<br />

Wer sich für Leichen oder tote Dinge<br />

interessiert, den hält man entweder<br />

für einen Serienkiller, für depressiv oder<br />

für einen Witzbold<br />

77<br />


KULTUR<br />

“<br />

.<br />

Die Leute, die ich fotograere,<br />

müssen meine Arbeit nicht lieben, aber sie<br />

dürfen sie auf keinen Fall hassen<br />

Tobias<br />

ZIELONY<br />

”<br />

Der Fotograf<br />

TOBIAS ZIELONY<br />

setzt wie kein anderer<br />

die Jugendlichen an<br />

der sozialen Peripherie<br />

westlicher Großstädte<br />

in Szene und gibt<br />

ihnen in seinen Bildern<br />

Würde und Kraft<br />

zurück. Für seine<br />

Ausstellung Jenny<br />

Jenny begab er sich<br />

nun ins Berliner<br />

Prostituiertenmilieu<br />

VON<br />

JEREMY SHAW<br />

Fotos<br />

Tobias ZIELONY<br />

JEREMY SHAW: In deiner Ausstellung Jenny Jenny<br />

zeigst du viele Bilder von Prostituierten. Um welche<br />

Art von Weiblichkeit geht es?<br />

TOBIAS ZIELONY: Die Frauen, die als Prostituierte<br />

arbeiten und die ich für meine Ausstellung in der Berlinischen<br />

Galerie porträtiert habe, transportieren eine<br />

sehr heterosexuelle Idee von Weiblichkeit. Sie reagieren<br />

auf prototypisches, männlich-heterosexuelles Begehren.<br />

SHAW: Kommen die alle aus der Gegend um die<br />

Kurfürstenstraße?<br />

ZIELONY: Die meisten ja. Dort ging es los, aber<br />

irgendwann lernt man dann über diese Frauen andere<br />

Frauen kennen, die auch nicht alle auf der Straße arbeiten.<br />

Die ganze Geschichte fing an, als ich in der<br />

S-Bahn ein Punkpärchen mit einem Hund sah, das so<br />

interessant aussah, dass ich es fragte, ob ich es fotogra<br />

fieren könne. Es stellte sich heraus, dass es auf dem<br />

Weg zum Straßenstrich war, um dort zu arbeiten.<br />

SHAW: Beide?<br />

ZIELONY: Nein, nur die junge Frau. Es war ein<br />

echter Zufall, aber ich hatte vor Jahren ja schon einmal<br />

männliche Prostituierte in Berlin fotografiert.<br />

SHAW: Die Bilder, die du im Tiergarten in den<br />

Büschen aufgenommen hast?<br />

ZIELONY: Genau.<br />

SHAW: Die fand ich wunderschön. Wo sind die<br />

Jungs jetzt, wo hängen sie rum?<br />

ZIELONY: Ich weiß es nicht genau, es gibt einen<br />

kleinen Park in der Nähe der Motzstraße, wo ich jetzt<br />

ab und zu Jungs sehe. Damals, so um 2005, spielte sich<br />

noch vieles um den Bahnhof Zoo herum ab. Heute ist<br />

der aber zum Regionalbahnhof degradiert, da ist nicht<br />

mehr viel los.<br />

SHAW: Ja, das war einer der ersten Orte, wo ich<br />

hingegangen bin, als ich nach Berlin gezogen war.<br />

Das war meine Vision von Berlin, und ich war geschockt<br />

zu sehen, wie clean alles war.<br />

ZIELONY: Eine der Frauen, die ich jetzt fotografiert<br />

habe, hat mir erzählt, dass sie das Buch Christiane<br />

F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo so sehr mochte, dass<br />

sie sofort zum Bahnhof Zoo gefahren ist, um dort zu<br />

arbeiten.<br />

SHAW: Das Buch hatte eine starke Anziehungskraft,<br />

obwohl es so trostlos war. Ich wollte auch sofort<br />

nach Berlin fahren und mit solchen Leuten abhängen.<br />

Und der Film hatte noch diesen Bowie-Soundtrack,<br />

das machte die Sache natürlich noch romantischer.<br />

ZIELONY: Ich habe es gemocht, dort für meine Arbeit<br />

abzuhängen, weil es so viele unterschiedliche und<br />

interessante Leute gab.<br />

SHAW: Echt? Auch noch 2005? Wir haben da mal<br />

eine Plakatierungsaktion gemacht, aber als ich am<br />

nächsten Tag dort war, um das zu fotografieren, habe<br />

ich nur mittelalte Junkies gesehen und keine Kids.<br />

ZIELONY: Man muss sich dorthin begeben und am<br />

besten nicht bewegen. Normalerweise ist man ja nur<br />

auf der Durchreise, und man sieht nicht wirklich etwas.<br />

Wenn man dort aber stundenlang rumhängt, fallen<br />

einem auf einmal die ganzen Leute auf, die dort<br />

Fotos: Tobias Zielony, aus der Serie: Jenny Jenny, 2013, © Tobias Zielony, Courtesy of Tobias Zielony and KOW, Berlin<br />

78


.<br />

KULTUR/Tobias Zielony<br />

FOTO LINKE SEITE: BAUM<br />

DIESE SEITE (IM UHRZEIGERSINN, VON OBEN LINKS):<br />

BUILDING, MUSTER, LIGHT BOX, SCHULTER.<br />

ALLE FOTOS VON TOBIAS ZIELONY AUS DER SERIE:<br />

JENNY JENNY, 2013<br />

79


KULTUR<br />

auch rumhängen. Es ist sehr interessant und ziemlich<br />

offen. Wenn zum Beispiel Jungs auftauchen, die gerade<br />

von zu Hause weggelaufen und nach Berlin getrampt<br />

sind, dann bekommen sie dort zumindest ein<br />

Bier als Willkommensgruß.<br />

SHAW: Wie gewinnst du das Vertrauen dieser<br />

Kids?<br />

ZIENOLY: Erst mal muss ich die richtigen Leute<br />

treffen, zu denen ich eine Beziehung aufbauen kann.<br />

Zum Beispiel habe ich <strong>mich</strong> am Bahnhof Zoo mit einem<br />

Typen angefreundet, der noch nicht mal in meinen<br />

Bildern auftaucht. Er liebte Weingummi, deshalb<br />

habe ich ihm immer welches gekauft.<br />

SHAW: War er ein Junkie?<br />

ZIELONY: Nein. Er war eher auf irgendwelchen<br />

Pillen, aber er war dort am Bahnhof, seit er mit 15 Jahren<br />

nicht mehr zur Schule gegangen ist. Und er kannte<br />

wirklich jeden dort und konnte mir alles erzählen.<br />

Wir haben uns einfach gut verstanden. Das Wichtigste<br />

ist aber, dass ich das Leben und die Aktionen der<br />

Leute, mit denen ich arbeite, nicht bewerte. Das ist<br />

wirklich nicht meine Aufgabe.<br />

SHAW: Absolut.<br />

ZIELONY: Ja, aber die meisten Leute überrascht es<br />

dann doch, dass eine ernsthafte Person ganz anders<br />

auf sie reagiert als der Rest der Welt. Und ich meine<br />

das wirklich ernst. Ich möchte ihnen nicht sagen, was<br />

richtig ist und was falsch. Eigentlich mag ich sie besonders<br />

gern für das, was sie tun, auch wenn es moralisch<br />

vielleicht fragwürdig ist.<br />

SHAW: Agierst du als Fotograf auch so wertfrei,<br />

oder schlägst du bestimmte Posen vor?<br />

ZIELONY: Ich arrangiere die Fotos schon, aber es<br />

sind eher die kleinen Dinge. Ich sage zum Beispiel:<br />

Stell dich bitte mal hier hin oder mach das noch mal.<br />

SHAW: Also gibt es schon eine Art Regie?<br />

ZIELONY: Ja, aber es kommt auch drauf an, wie<br />

formell die Situation ist. Die Frauen, die ich jetzt in<br />

der Ausstellung zeige, diese Bilder sind schon sehr arrangiert,<br />

weil ich <strong>mich</strong> mit ihnen extra verabredet<br />

habe, um sie zu fotografieren. Einige habe ich bestimmt<br />

zehn- oder fünfzehnmal getroffen. Und selbst<br />

wenn man jedes Mal nur eine Stunde miteinander<br />

verbringt, redet man ja miteinander und lernt sich gut<br />

kennen. Vieles muss deshalb gar nicht arrangiert werden,<br />

vieles ist auch einfach nur Körpersprache. Ich<br />

suche immer nach Leuten, die auch gut auf <strong>mich</strong> reagieren<br />

und andersrum.<br />

SHAW: Würdest du sagen, dass sie zu Models werden?<br />

ZIELONY: Ja. Und das mögen sie auch. Es ist ein<br />

Schritt aus dem Alltag heraus, sie werden zu etwas Besonderem.<br />

Obwohl ich sehr nah an ihnen dran bin,<br />

mit ihnen Kaffee trinke und sie teilweise auch interviewt<br />

habe, ist es mir wichtig, in der Arbeit, die ich<br />

zeige, immer auch eine Fiktion zu entwerfen.<br />

SHAW: Das gefällt mir, und das unterscheidet dich<br />

ja auch von einem Fotojournalisten. Wie lange warst<br />

du eigentlich in Winnipeg?<br />

ZIELONY: Fünf Wochen.<br />

SHAW: Wow. Es ist so ein verlassener, heruntergekommener<br />

Ort.<br />

ZIELONY: Ich war 2007 vor der Krise dort. Man<br />

spürt schon diese kanadische Freundlichkeit, aber dann<br />

merkt man spätestens an der nächsten Ecke, dass hier<br />

alles auseinanderfällt. Es gibt überall enorme Spannungen.<br />

SHAW: Und das soziale Gefälle ist riesig. In Vancouver,<br />

wo ich herkomme, kann es manchmal auch<br />

schlimm sein, aber nicht so schlimm wie dort.<br />

JEREMY SHAW: VARIATION FQ, 2013,<br />

16-MM-FILM MIT ORIGINAL SOUNDTRACK<br />

ZIELONY: Wieso bist du nach Berlin gezogen?<br />

SHAW: Weil es an der Zeit war zu gehen. Nach<br />

Vancouver war ich noch in London und New York,<br />

aber dann war ich ein paar Mal hier. Meine Freunde<br />

standen alle auf Techno, und in Vancouver haben sie<br />

sich so abgestrampelt, ohne auch nur einen Funken<br />

Anerkennung zu bekommen. Und dann kamen sie<br />

hierher und wurden kleine Superstars.<br />

ZIELONY: Da dachtest du: „Das kann ich auch“?<br />

SHAW: Allein der Umstand, dass diese Musik hier<br />

wertgeschätzt wird, ist toll. In Nordamerika ist das<br />

echt anders. Ich fand das toll, als ich hierherkam und<br />

die DJs die minimalsten Tracks vor einem riesigen Publikum<br />

spielten, das ausflippte. Das hat <strong>mich</strong> total inspiriert.<br />

In Vancouver habe ich eine Zeit lang Platten<br />

aufgelegt, und die Leute haben <strong>mich</strong> alle fünf Minu ten<br />

nur nach dem neuesten Hit von 50 Cent gefragt.<br />

ZIELONY: Hattest du nicht auch mal eine Band?<br />

SHAW: Ja, aber keine Punkband. Wir haben eher<br />

eine Art repetitiven Zeitlupentechno gemacht. Aber<br />

das ist lange her, und inzwischen fokussiere ich <strong>mich</strong><br />

vor allem auf die künstlerische Arbeit.<br />

ZIELONY: Und die Musik in dem Video Variation<br />

FQ, das du in Berlin im Schinkel Pavillon zeigen wirst?<br />

SHAW: Ja, die habe ich auch gemacht.<br />

ZIELONY: Interessant, das wusste ich nicht. Ich<br />

fand die Musik so toll und dachte, dass du es echt gut<br />

hast, so einen musikalischen Partner gefunden zu haben,<br />

dem du vertrauen kannst. Und was heißt Variation<br />

FQ?<br />

SHAW: Variation ist eine Solo-Ballettperformance<br />

und FQ ist die Abkürzung für Femme/Queen, das ist<br />

eine Ballroom-Kategorie aus der Voguing-Szene.<br />

ZIELONY: Und wer ist die Tänzerin, die immer<br />

wieder diesen unglaublichen „Suicide Fall“ hinlegt?<br />

SHAW: Sie heißt Leiomy Maldonado. Sie nennt es<br />

„Suicide Dramatics“, und sie hat diesen Tanz erfunden.<br />

Leiomy kommt aus der Bronx und ist Transgender<br />

von Mann zu Frau. Mit 15 Jahren hat sie angefangen,<br />

Frauenkleider zu tragen, und mit 18 mit ihrer<br />

Geschlechtsumwandlung begonnen. Sie ist auch Teil<br />

der Ballroomszene, aber sie hat daraus ihr ganz eigenes<br />

Ding entwickelt. Ein Stil, der aggressiv und fast<br />

schon gewalttätig daherkommt. Am Anfang haben die<br />

anderen sie nur schräg angeguckt, aber nach ein paar<br />

Jahren machten es ihr alle auf einmal nach. Inzwischen<br />

klaut sogar Beyoncé ihre Bewegungen.<br />

ZIELONY: Du wiederholst ihren Fall immer wieder.<br />

Wieso?<br />

SHAW: Erst mal ist es Teil ihres Tanzes, die Bewegung<br />

zu wiederholen. Aber ich sehe darin auch so eine<br />

Art Katharsis. Sie tanzt in einem veränderten Bewusstseinszustand.<br />

Bei Leiomy heißt diese Bewegung<br />

„The Dip“. Sie hat mir erzählt, dass sie früher immer<br />

auf 15 Zentimeter hohen Schuhen ihren Gleichgewichtssinn<br />

trainierte. Sie lebte bei ihrer Oma, und<br />

die hatte eine geflieste Küche. Leiomy seifte den Boden<br />

ordentlich mit Lauge ein und lief dann stundenlang<br />

auf hochhackigen Schuhen hin und her. Was für<br />

ein wunderschönes Bild: der Teenagerjunge in Frauenkleidern,<br />

der über den rutschigen Boden stöckelt<br />

und bestimmt auch mal hinfällt.<br />

ZIELONY: Ich habe mir gerade ein Buch über Voguing<br />

gekauft.<br />

SHAW: Ah, das Buch, das kenne ich. Das war dieser<br />

Madonna-Moment, als auch Paris Is Burning rauskam,<br />

übrigens einer meiner absoluten Lieblingsfilme.<br />

Das ist lange her, aber was ich am Voguing liebe, ist,<br />

dass es immer noch total lebendig ist. Es gibt immer<br />

noch Bälle, und da gehen wirklich auch nur hundert<br />

Leute hin. Voguing wird zwar in Kunstkreisen immer<br />

so anerkennend wahrgenommen, aber die Szene ist<br />

total marginalisiert. Es sind 98 Prozent Afroamerikaner<br />

und Latinos … und ein blöder weißer Typ mit der<br />

Kamera, das bin dann ich.<br />

ZIELONY: Wie bist du an Leiomy rangekommen?<br />

SHAW: Na ja, erst mal habe ich versucht, über<br />

irgend welche Leute aus der Szene zu ihr Kontakt aufzunehmen,<br />

aber das hat gar nicht funktioniert. Irgendwann<br />

habe ich ihr dann direkt eine E-Mail geschrieben,<br />

und 20 Minuten später schrieb sie zurück. Dann<br />

haben wir uns ein paarmal getroffen. Den Tanz haben<br />

wir an einem Tag gefilmt, und dann habe ich über ein<br />

Jahr damit zugebracht, das Video zu schneiden.<br />

ZIELONY: Und wie findet sie es?<br />

SHAW: Sie hat es noch nicht gesehen. Ich werde es<br />

bei der Ausstellung auf 16 Millimeter zeigen, denn es<br />

.<br />

Foto (rechte Seite): Tobias Zielony, Kontrapost, aus der Serie: Jenny Jenny, 2013, © Tobias Zielony, Courtesy of Tobias Zielony and KOW, Berlin<br />

80


asiert ja auf einer Ballettchoreografie aus den späten<br />

60er-Jahren von dem kanadischen Animationskünstler<br />

Norman McLaren, der diese sich ständig wiederholende<br />

Schrittfolge erfunden hat. Der Bezug zu dieser<br />

Art sehr bourgeoisem Ballettfilm ist eine weitere<br />

Ebene dieser Arbeit.<br />

ZIELONY: Ja, am Anfang merkt man gar nicht, dass<br />

es ums Voguing geht. Ich dachte eher an Ballett. Erst<br />

wenn die ersten eindeutigen Posen hinzukommen<br />

und die Musik sich verändert, wird es klar.<br />

SHAW: Ja, ich hoffe, dass die Art und Weise der<br />

Präsentation einen noch mehr verwirren wird.<br />

ZIELONY: Es scheint, als hättest du es auf diese<br />

Uneindeutigkeiten abgesehen.<br />

SHAW: Was ich auch mag, ist dieser Science-Fiction-Aspekt:<br />

Sie hat so hart daran gearbeitet, eine<br />

Frau zu werden. Sie hat „das Frausein“ regelrecht studiert,<br />

anders als biologische Frauen es jemals tun würden.<br />

Und doch ist sie viel mehr als eine Frau, fast eine<br />

Überfrau, und sie ist so stark und auch bereit, andere<br />

zu dominieren. Sie ist einzigartig.<br />

ZIELONY: In deiner Arbeit gibt es viele popkulturelle<br />

und psychedelische Referenzen. Empfindest du<br />

deine Arbeit als Teil der Popkultur, oder schaust du<br />

eher von außen auf sie drauf?<br />

SHAW: Bei mir ist es so, dass ich oft auch noch Teil<br />

der Szene war, wenn ich bestimmte Arbeiten gemacht<br />

habe. Zum Beispiel bin ich eine Zeit lang viel auf Raves<br />

gegangen. Schon damals fiel mir auf, dass es viele<br />

Künstler gab, die sich aus der Subkultur einfach bedienten.<br />

Die filmten dann irgendeinen coolen Scheiß<br />

und zeigten es später der Kunstwelt. Ich finde, dass<br />

das nicht reicht. Man muss nicht Teil jeder Szene sein,<br />

aus der man seine Inspiration zieht, aber man sollte<br />

mehr abliefern als eine Dokumentation und neue Gedanke<br />

und Anregungen hinzufügen.<br />

ZIELONY: Was bedeutet das für deinen Film, der<br />

jetzt im Schinkel Pavillon läuft?<br />

SHAW: Dieser Film handelt weniger von Voguing<br />

als von der Geschichte des Tanzes allgemein und der<br />

Geschichte von Special Effects. Ich bin mir der Gefahr<br />

der Ausbeutung von Jugendkultur und Subkultur<br />

sehr bewusst und denke ständig darüber nach. Vermutlich<br />

geht es dir ähnlich.<br />

ZIELONY: Ja, genau. Die Leute, die ich fotografiere,<br />

müssen meine Arbeit nicht lieben, aber sie dürfen<br />

sie auf gar keinen Fall hassen.<br />

SHAW: Genau so ist es. Die Öffentlichkeit darf es<br />

natürlich hassen. Das Problem von Kunst ist aber ein<br />

anderes, nämlich dass der durchschnittlich kunstinteressierte<br />

Mensch sich dumm vorkommt. Ich fühle<br />

<strong>mich</strong> dumm, wenn ich mir bestimmte Ausstellungen<br />

anschaue. So nach dem Motto: Oh, dieses Buch habe<br />

ich jetzt gerade nicht gelesen. Ich finde, das hilft niemandem,<br />

wenn man Sachen macht, zu denen nur du<br />

und deine zehn superschlauen Freunde einen Zugang<br />

haben.<br />

ZIELONY: Klar, aber meine Familie fragt <strong>mich</strong><br />

auch immer dieselben Sachen: was die Leute darüber<br />

denken, die auf den Fotos sind, ob sie das gut finden<br />

und so weiter. Ich glaube aber, dass es trotzdem eine<br />

Brücke geben kann zwischen der Subkultur und der<br />

Kunstwelt.<br />

SHAW: Das sehe ich genauso. Ich finde es wichtig,<br />

dass man von beiden Seiten eine Resonanz erhält oder<br />

wenigstens eine Art Interesse oder Zurkenntnisnahme.<br />

Sonst kann es keinen Austausch geben, dann ist es<br />

nur eine Präsentation, und das hat mir noch nie gereicht.<br />

ZIELONY: Ich werde aber ständig konkret nach den<br />

“<br />

KULTUR/Tobias Zielony<br />

Eigentlich mag<br />

ich sie besonders gern<br />

für das, was sie tun,<br />

auch wenn es<br />

moralisch vielleicht<br />

fragwürdig ist<br />

”<br />

– Tobias Zielony<br />

TOBIAS ZIELONY: JENNY JENNY,<br />

VOM 21. JUNI BIS 30. SEPTEMBER IN<br />

DER BERLINISCHEN GALERIE IN BERLIN<br />

JEREMY SHAW: VARIATION FQ,<br />

VOM 23. JUNI BIS 21. JULI IM<br />

SCHINKEL PAVILLON IN BERLIN<br />

81<br />

.<br />

Leuten auf meinen Fotos und deren Gedanken gefragt,<br />

und ich vermute, dass jemand, der so wie du<br />

abstrakter arbeitet, damit weniger Probleme hat,<br />

oder? Andererseits arbeitest du mit psychedelischen<br />

Elementen, und da gibt es so viele Klischees und so<br />

viele abgedroschene Bilder, die für psychedelische Erfahrungen<br />

stehen.<br />

SHAW: Ja, zum Beispiel bei meinem Projekt DMT<br />

ging es darum, mit Worten zu beschreiben, was diese<br />

Droge mit dir macht. Es sprengt das Bewusstsein, und<br />

die Sprache versagt. Man kann diese Erfahrung nicht<br />

verbal übersetzen. Aber ich habe <strong>mich</strong> auch mit der<br />

historischen Darstellung von Rauschzuständen beschäftigt.<br />

Im Film wird dann oft auf Zeitlupentempo<br />

zurückgegriffen, oder es wird ein Tunnel gezeigt.<br />

Irgen dwie haben sich alle auf diese Bildsprache geeinigt,<br />

vom B-Movie bis zum Oscar-Film.<br />

ZIELONY: Und möchtest du mit deiner Arbeit<br />

Leute auch an der Rauscherfahrung teilhaben lassen?<br />

SHAW: Nein. Also, Gaspar Noé, der den Film Enter<br />

The Void gemacht hat, hat mit mir zusammen das<br />

erste Mal DMT genommen. Und unsere beiden Arbeiten,<br />

die aus dieser Erfahrung entstanden sind, waren<br />

total unterschiedlich. Er versucht zu visualisieren,<br />

was passiert, wenn man DMT nimmt, und das macht<br />

er sehr gut. Und ich lasse alles Sensorische vollkommen<br />

weg. Schon seit Langem versuche ich, psychedelische<br />

Erfahrungen zu konzeptiona lisieren. Ich versuche<br />

niemals, sie zu initiieren. Ich habe aber zum<br />

Beispiel auch Scans von Gehirnen auf Drogen gemacht<br />

und aus den Aufnahmen Schwarzlichtposter<br />

gedruckt. Ich liebe es, wenn hohe Wissenschaft und<br />

niederer Kitsch sich berühren. Diese beiden Bereiche<br />

sollten viel mehr zusammenkommen.<br />

ZIELONY: Ja, das erinnert <strong>mich</strong> daran, dass ich vor<br />

Jahren auf einer Studentenparty in der Uni Bochum<br />

war, und über den Aufzug kam man seltsamerweise in<br />

alle Labors und Hörsäle. Irgendwann sind wir dann<br />

in einem Raum der extraterrestrischen Physik gelandet<br />

und haben in deren Arbeitsräumen rumgehangen.<br />

Da hingen überall bunte Computer ausdrucke mit<br />

Bildern von galaktischen Nebeln an den Wänden.<br />

Irgendwie abgedroschen, aber es hatte trotzdem noch<br />

etwas Magisches. Ich musste damals einfach ein Bild<br />

mitnehmen.<br />

KONTRAPOST, VON TOBIAS ZIELONY AUS DER SERIE:<br />

JENNY JENNY, 2013


.<br />

STORIES<br />

BH, Höschen & Rock<br />

DOLCE & GABBANA<br />

Choker CHANEL<br />

Ohrringe & breite Armreife<br />

(links) SCHMUCKRAUSCH<br />

schmale Armreife (links)<br />

MARC BY MARC JACOBS<br />

gesehen bei stylebop.com<br />

breite Armreife (rechts)<br />

MARJANA VON BERLEPSCH<br />

schmale Armreife (rechts)<br />

CARTIER Schuhe<br />

CHRISTIAN LOUBOUTIN<br />

<strong>ORA</strong> et labora<br />

Jay-Z ist begeistert, Cara Delevingne verliebt und England entzückt: Mit einer Zielstrebigkeit, wie sie nur Migrantenkinder an den Tag legen,<br />

hat sich die Kosovarin <strong>RITA</strong> <strong>ORA</strong> bis an die Spitze der britischen Charts hochgearbeitet … Außerdem im Heft: WINONA RYDER erklärt ihre<br />

Pause nun für beendet; Fotograf GREGORY HARRIS nimmt sich der Herbstmode an; zwei Blumenkinder der SOURCE FAMILY wissen<br />

das Sektenleben zu schätzen; STELLA McCARTNEY spricht mit JEFF KOONS; Model CHELSEA SCHUCHMAN schwärmt von L. A.;<br />

Star-Visagistin LINDA CANTELLO über den Eyeliner von Kate Middleton; und ein Portfolio des Fotografen HANS FEURER.<br />

Foto DAMON BAKER<br />

Styling KLAUS STOCKHAUSEN<br />

83


.<br />

Rita <strong>ORA</strong>von<br />

FOTOS<br />

DAMON BAKER<br />

STYLING<br />

KLAUS STOCKHAUSEN<br />

Jörg Harlan<br />

ROHLEDER<br />

BH<br />

DOLCE & GABBANA<br />

CHOKER<br />

CHANEL<br />

OHRRING<br />

SCHMUCKRAUSCH<br />

DÜNNE KETTEN<br />

(DURCHGEHEND GETRAGEN)<br />

PRIVAT


.<br />

OHRRING<br />

SCHMUCKRAUSCH<br />

CHOKER<br />

CHANEL<br />

85


.<br />

DIESE SEITE:<br />

BH, HÖSCHEN & ROCK<br />

DOLCE & GABBANA<br />

CHOKER<br />

CHANEL<br />

OHRRINGE & BREITE ARMREIFE (LINKS)<br />

SCHMUCKRAUSCH<br />

SCHMALE ARMREIFE (LINKS)<br />

MARC BY MARC JACOBS<br />

GESEHEN BEI STYLEBOP.COM<br />

BREITE ARMREIFE (RECHTS)<br />

MARJANA VON BERLEPSCH<br />

SCHMALE ARMREIFE (RECHTS)<br />

CARTIER<br />

SCHUHE<br />

CHRISTIAN LOUBOUTIN<br />

RECHTE SEITE:<br />

JUMPSUIT<br />

DONDUP<br />

GROSSER RING & ARMREIFE<br />

CARTIER<br />

OHRRINGE<br />

DOLCE & GABBANA<br />

RESTLICHE RINGE<br />

(DURCHGEHEND GETRAGEN)<br />

PRIVAT<br />

SCHUHE<br />

JIMMY CHOO


Dies ist die Geschichte<br />

eines großen Versprechens,<br />

das so alt ist wie<br />

die Popmusik selbst. Ein<br />

Mädchen (<strong>RITA</strong> <strong>ORA</strong>)<br />

aus ärmsten Verhältnissen<br />

(Flüchtling aus<br />

dem Kosovo) zieht<br />

aus (mit 18 von Jay-Z<br />

entdeckt), um mit ihrem<br />

Talent die Welt zu<br />

erobern (drei Nummereins-Singles,<br />

die erfolgreichste<br />

Chartstürmerin<br />

Englands 2012). Und<br />

weil das noch nicht<br />

reicht, hängt jetzt selbst<br />

Leonardo DICAPRIO<br />

an ihrem Rockzipfel<br />

.<br />

INTERVIEW: Rita, du hast <strong>mich</strong> warten lassen.<br />

<strong>RITA</strong> <strong>ORA</strong>: Ich weiß! Fünf Stunden! Und es tut mir<br />

wirklich leid – aber ich habe eine ziemlich gute Ausrede<br />

(Rita Ora kramt in einer ihrer vier Tüten und zerrt<br />

etwas Rotes heraus). Schau dir mal dieses Kleid an. Vivienne<br />

Westwood. Ich dreh durch!<br />

INTERVIEW: Dafür hast du <strong>mich</strong> versetzt?<br />

<strong>ORA</strong>: Nein. Also irgendwie schon (stopft das Kleid<br />

wieder zurück in die Tüte). Ich musste zur Anprobe und<br />

zum Friseur. Außerdem mussten meine Augenbrauen<br />

wieder in ihre Originalfarbe zurückgefärbt werden.<br />

INTERVIEW: Ach so.<br />

<strong>ORA</strong>: Wenn ich gestern gewusst hätte, was morgen<br />

passiert, hätte ich dich heute nicht warten lassen.<br />

INTERVIEW: Du fährst nach Cannes und wirst gemeinsam<br />

mit Cara Delevingne und Leonardo DiCaprio<br />

über den roten Teppich schreiten. In einem Kleid<br />

von Vivienne Westwood.<br />

<strong>ORA</strong>: Woher weißt du das?<br />

INTERVIEW: Gelesen. Im Internet.<br />

<strong>ORA</strong>: Ich auch! Es war surreal.<br />

INTERVIEW: Du hast im Internet gelesen, dass<br />

Cara und du das triple-date von Leo sein sollen?<br />

<strong>ORA</strong>: Ein bisschen merkwürdig ist das schon,<br />

oder? Ich bekam weder eine Mail noch eine offizielle<br />

Einladung. Jedenfalls schrieb ich sofort Cara – die<br />

hatte es auch im Netz gelesen. Sie meinte nur: „Weißt<br />

du irgendwas über diese Sache? Bei mir hat sich niemand<br />

gemeldet.“ Ich antwortete: „Bei mir auch nicht.“<br />

Der Anruf kam erst heute früh.<br />

INTERVIEW: Hat Leo wenigstens persönlich angefragt?<br />

Oder Blumen geschickt?<br />

<strong>ORA</strong>: Nein, hat er nicht. Aber ich habe ihn mal in<br />

New York in einer Bar kennengelernt. Er ist nett.<br />

INTERVIEW: An Selbstbewusstsein scheint es ihm<br />

jedenfalls nicht zu mangeln: Immerhin ist Cara Delevingne<br />

das meistbeschäftigte Model der letzten Saison<br />

und du mit drei Nummer-eins-Singles die erfolgreichste<br />

Chartstürmerin Englands 2012.<br />

<strong>ORA</strong>: Selbst Romeo muss eigentlich für so ein<br />

Date arbeiten (lacht).<br />

INTERVIEW: Und du hattest nicht einmal mehr<br />

Zeit, nach Österreich in dein Diät-Camp zu fahren.<br />

<strong>ORA</strong>: Wieso? Seh ich etwa fett aus?<br />

INTERVIEW: Nein, aber das sahst du auch vor deinem<br />

ersten Besuch nicht. Wie bist du überhaupt darauf<br />

gekommen, bei Viva Mayr einzuchecken?<br />

<strong>ORA</strong>: Ich dachte, das sei eine gute Übung. Ich bin<br />

ein schrecklicher Hypochonder und besessen von allem,<br />

was mit Gesundheit zu tun hat. Vitamine, Muskelaufbau,<br />

Ernährung, Body-Mass-Index und so weiter.<br />

So gesehen war das Diät-Camp meine Art, <strong>mich</strong><br />

zu belohnen.<br />

INTERVIEW: Klingt nachvollziehbar.<br />

87<br />

<strong>ORA</strong>: Es ging mir mehr um meine mentale Fitness<br />

als um meinen Körper. Ich wollte schlafen, denken und<br />

runterkommen.<br />

INTERVIEW: Und deswegen hast du jeden Bissen<br />

30- bis 40-mal gekaut, bevor du ihn runterschlucken<br />

durftest.<br />

<strong>ORA</strong>: Auch das, ja. Ich weiß, wie bescheuert das<br />

klingt, aber ich fand es wirklich großartig. Die anderen<br />

Patienten waren über 60 – und alle fragten <strong>mich</strong><br />

nur: Warum zum Teufel bist du hier? Die dachten, ich<br />

würde spätestens nach zwei Tagen abreisen. Aber so<br />

etwas macht Rita Ora nicht.<br />

INTERVIEW: Was gab es denn im angeblich härtesten<br />

Diät-Camp der Welt zu essen?<br />

<strong>ORA</strong>: Kartoffeln und Brühe. Was es nicht gerade<br />

leichter macht, jeden Biss 40-mal zu kauen.<br />

INTERVIEW: Wahrscheinlich hast du die ganze<br />

Zeit Nachrichten an Cara geschickt.<br />

<strong>ORA</strong>: Das darf man dort nicht. Kein Telefon, kein<br />

Internet. Das Leben dort verläuft wie in Zeitlupe. Es<br />

war wirklich das Gegenteil des Lebens, das ich gerade


.<br />

führe. Deswegen fand ich es auch so toll dort. Ich<br />

habe bereits den nächsten Aufenthalt gebucht. Obwohl<br />

ich die ersten Tage fast verhungert wäre.<br />

INTERVIEW: Hast du wenigstens versucht, eine Packung<br />

M&M’s reinzuschmuggeln?<br />

<strong>ORA</strong>: Nein.<br />

INTERVIEW: Hast du darüber nachgedacht?<br />

<strong>ORA</strong>: Klar, die ganze Zeit. Aber das wäre Beschiss.<br />

INTERVIEW: Wie Zigaretten aufzugeben und stattdessen<br />

Joints zu rauchen.<br />

<strong>ORA</strong>: Was auch noch nie funktioniert hat (lacht).<br />

INTERVIEW: Rita, du bist 22, Jay-Z ist dein Mentor,<br />

du hattest drei Nummer-eins-Hits im vergangenen<br />

Jahr, die britische Boulevardpresse dreht durch,<br />

wenn du nur das Haus verlässt, Leo lädt dich nach<br />

Cannes. Was soll da noch kommen? Liegst du manchmal<br />

nachts wach, weil du all das nicht fassen kannst?<br />

<strong>ORA</strong>: Ich bekomme Angst, wenn du das so aufzählst.<br />

All das passiert so schnell, dass ich glücklicherweise<br />

weder die Zeit habe, vor dem Schlafen nachzudenken,<br />

weil ich vor Erschöpfung wirklich umfalle,<br />

noch die Zeit habe, groß zu planen. Aber ich weiß, wie<br />

verrückt all das ist, was gerade in meinem Leben passiert.<br />

Es ist eine Achterbahn, die ich nicht steuern<br />

kann. Ich kann nur schreien, winken und hoffen, dass<br />

ich heil ankomme. Und <strong>mich</strong> freuen, wenn die Fahrt<br />

ab und an anhält, damit ich heimgehen kann, um<br />

meinen Kater Bruno zu füttern. Dementsprechend<br />

schwer ist es auch, eine vernünftige Beziehung zu<br />

führen – oder auch nur auf die Geburtstagsparty von<br />

Freunden zu gehen.<br />

INTERVIEW: Du wurdest mit 18 von Jay-Z entdeckt.<br />

Deine Freunde gingen stattdessen zur Uni.<br />

<strong>ORA</strong>: Ich musste schneller erwachsen werden und<br />

bin ins kalte Wasser gesprungen, ohne zu wissen, ob<br />

ich schwimmen kann.<br />

INTERVIEW: Dafür hältst du dich ganz gut. Die<br />

New York Times beschrieb dich als „fashion’s latest darling“,<br />

als eine „besonders flamboyante Sorte einer<br />

Englischen Rose“.<br />

<strong>ORA</strong>: Ich bin keine Englische Rose. Wenn ich<br />

überhaupt eine Rose bin, dann eine aus dem Kosovo!<br />

Meine Eltern sind nach London gezogen, als ich ein<br />

Jahr alt war. Als ich klein war, ahnte ich nicht einmal,<br />

wie hoch der Preis war, den sie bezahlten. Mittlerweile<br />

ahne ich es – und kann es immer noch nicht fassen.<br />

INTERVIEW: Deine Eltern sind wahrscheinlich<br />

sehr stolz auf dich.<br />

<strong>ORA</strong>: Sie haben alles für uns aufgegeben, ihr Leben,<br />

die Familie und all ihre Perspektiven. Meine<br />

Mum arbeitete vor dem Umzug nach London bereits<br />

als Psychologin. Sie hatte studiert, eine Praxis, einen<br />

Doktortitel. Als sie nach London kam, war all das<br />

nichts mehr wert. Sie war Flüchtling, die Mutter<br />

zweier, später dann dreier Kinder, konnte weder die<br />

Sprache noch wusste sie, wie sie an ihr altes Leben<br />

anschließen sollte. Ihre Abschlüsse waren in England<br />

nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt waren.<br />

Wir wohnten in einer Sozialwohnung in Ladbroke<br />

Grove, Mum ging putzen, lernte Englisch, abends belegte<br />

sie Unikurse und versuchte, ihre Abschlüsse<br />

nachzuholen. Wir waren klassische Immigranten, die<br />

alles aufs Spiel gesetzt hatten, arm, ganz unten. Mein<br />

Dad nahm alle Jobs an, die er kriegen konnte. Er arbeitete<br />

wie ein Tier. Irgendwann hatte er dann jedoch<br />

genug zusammengespart, um sein erstes Pub zu eröffnen.<br />

Es war krass. Und all das, weil meine Eltern meiner<br />

Schwester, meinem Bruder und mir eine bessere<br />

Chance bieten wollten, als wir sie in Pristina gehabt<br />

hätten.<br />

INTERVIEW: Und du hast die Chance ergriffen.<br />

<strong>ORA</strong>: Deswegen werde ich <strong>mich</strong> auch nie beschweren,<br />

egal wie chaotisch, hektisch, unübersichtlich<br />

und auf seine Art auch unmöglich sich mein Leben<br />

gestaltet. Ich habe wirklich den größten Respekt<br />

vor meinen Eltern. Vor allem vor meiner Mum, sie ist<br />

mein Vorbild, die stärkste Frau, die ich kenne.<br />

INTERVIEW: Arbeitet deine Mutter heute wieder<br />

als Psychologin?<br />

<strong>ORA</strong>: Ja. Sie hat härter gekämpft als alle Menschen,<br />

die ich kenne.<br />

INTERVIEW: Wie muss man sich deine Kindheit<br />

und Jugend vorstellen? Wie bist du aufgewachsen?<br />

<strong>ORA</strong>: Die Straße hoch, keine halbe Meile von<br />

hier, in einer Sozialwohnung in Ladbroke Grove. Alle<br />

wussten, dass wir, also meine Schwester und ich, die<br />

Girls aus dem Kosovo sind, dass wir kaum etwas haben<br />

und bereit sind zu kämpfen.<br />

INTERVIEW: Schon in der Schule?<br />

<strong>ORA</strong>: Vor allem nach der Schule.<br />

INTERVIEW: Warst du eine gute Nebensitzerin?<br />

<strong>ORA</strong>: Ich bilde mir ein, eine lustige Nebensitzerin<br />

gewesen zu sein. Ich saß grundsätzlich in der letzten<br />

Reihe und war frech. Ich wollte nicht da sein, habe<br />

aber das Beste daraus gemacht. Wir hatten damals sogar<br />

eine kleine Gang, nur Mädchen. Alle wollten Teil<br />

unserer Gang sein.<br />

INTERVIEW: Leo will auch Teil deiner Gang sein.<br />

<strong>ORA</strong>: Und die Mädels von damals sind heute noch<br />

meine besten Freundinnen.<br />

INTERVIEW: Was sagte denn deine Gang dazu,<br />

dass du auf einmal singen wolltest?<br />

<strong>ORA</strong>: Das lief immer parallel. Suzie, die Musiklehrerin,<br />

sprach meine Mutter an nach dem Unterricht<br />

und sagte ihr, dass ich Talent habe. Da wusste<br />

meine Mum jedoch nicht, was das Wort „Talent“ bedeutet.<br />

Ich war gerade mal sechs Jahre alt und konnte<br />

meiner Mutter nicht erklären, was die Lehrerin von<br />

ihr wollte. Ich sagte zu ihr: „Mum, ich will singen.“<br />

Daraufhin meinte sie nur: „Klar, okay.“ Wirklich verstanden,<br />

was ich meinte, hat sie erst, als ich Aschenputtel<br />

in der Schulaufführung wurde.<br />

INTERVIEW: Aschenputtel? Vergiss Cannes, vergiss<br />

Jay-Z, vergiss Leo!<br />

<strong>ORA</strong>: Ohne Frage: mein größter Erfolg! Mum<br />

hatte gerade meinen Bruder zur Welt gebracht, dennoch<br />

kam sie zur Aufführung. Sie hatte <strong>mich</strong> noch nie<br />

singen hören und hatte Tränen in den Augen. Seit<br />

diesem Nachmittag wusste sie: Ihre kleine Rita wird,<br />

muss und soll singen.<br />

INTERVIEW: Weswegen sie dich unterstützte, als<br />

du auf die Sylvia Young Theatre School wechseln<br />

wolltest. Die Schule, auf der auch Amy Winehouse<br />

und etliche Dutzend andere britische Popstars unterrichtet<br />

wurden.<br />

<strong>ORA</strong>: Eine großartige Schule, wirklich außergewöhnlich.<br />

INTERVIEW: Ist es nicht frustrierend und beängstigend,<br />

wenn der gesamte Jahrgang, die ganze Schule<br />

eigentlich den gleichen Traum teilt?<br />

<strong>ORA</strong>: So habe ich es damals nicht gesehen. Klar,<br />

jeder, der dir auf den Gängen entgegenkommt, will<br />

Musiker werden. Alle haben den gleichen Traum.<br />

Und das Niveau ist krass. Aber es geht nicht darum,<br />

berühmt zu werden. Es ist und bleibt eine Schule.<br />

Und ich wollte einfach nur singen. Zumindest bis<br />

Schulschluss. Danach wollte ich arbeiten.<br />

INTERVIEW: Auf dem Portobello-Wochenmarkt?<br />

<strong>ORA</strong>: Egal wo. Seit ich 13 oder 14 war, habe ich<br />

alles gemacht, was Geld bringt. Stände aufbauen,<br />

Kartons rumtragen, Touristen abfangen. An den Wochenenden<br />

stand ich um sieben Uhr in der Früh auf,<br />

88<br />

um an einem der Stände zu stehen. Meine Mutter hat<br />

nie verstanden, warum ich das mache. Dabei wollte<br />

ich nur frei, Herr der Lage sein, mein eigenes Ding<br />

machen. Zumal ich all das Geld, das ich in einem Monat<br />

zusammensparen konnte, ohnehin für das nächste<br />

Paar Nike Air Jordans ausgegeben habe.<br />

INTERVIEW: Hast du als Teenager auch geklaut?<br />

<strong>ORA</strong>: Höchstens mal ein Haargummi oder so.<br />

Wenn überhaupt, dann ein paar Pfundstücke aus dem<br />

Geldbeutel meiner Mutter. Aber selbst das hielt sich<br />

in Grenzen, weil ich immer einen Job hatte. Von 15<br />

bis 18 stand ich jedes Wochenende in einem Turnschuhladen.<br />

INTERVIEW: Dort erreichte dich der Anruf von<br />

Roc Nation, der deine Träume vom Popstardasein<br />

ziemlich schnell Wirklichkeit werden ließ.<br />

<strong>ORA</strong>: Diesen Anruf werde ich nie vergessen: Ich<br />

stand im Laden, suchte gerade Sneaker für irgendeinen<br />

Kunden raus. Da meinte der Manager – und der<br />

war ohnehin ziemlich genervt von mir: „Rita, ein Anruf<br />

für dich.“ Also nahm ich den Hörer – und der Typ<br />

am anderen Ende sagte nur: „Einer unserer Leute hat<br />

dich in London gesehen. Jay-Z mag deine Songs.<br />

Hast du Lust, nach New York zu kommen?“<br />

INTERVIEW: Und?<br />

<strong>ORA</strong>: Ich war sprachlos. Deswegen sagte ich nur:<br />

„Cool, schön, dass ihr anruft. Aber ich muss noch ein<br />

paar Wochen sparen, um mir ein Flugticket nach New<br />

York leisten zu können. Gib mir deine Nummer, ich<br />

ruf zurück.“ Daraufhin fing der Typ nur an zu lachen.<br />

INTERVIEW: Und du?<br />

<strong>ORA</strong>: Ich wusste nicht, was ich sagen soll. Roc<br />

Nation hatte bereits einen Flug reserviert, das Hotel<br />

war gebucht. Und ich hatte keine Ahnung, wie ich das<br />

meiner Mutter beibringen könnte.<br />

INTERVIEW: Wusste sie, wer dieser Jay-Z ist?<br />

<strong>ORA</strong>: Natürlich nicht. Erst als ich „99 problems<br />

but a bitch ain’t one“ vorrappte und erklärte, er sei der<br />

Mann von Beyoncé, ahnte sie, wer Jay-Z ist. Sie war<br />

keineswegs beeindruckt.<br />

INTERVIEW: Und wie war es, Jay-Z zu treffen?<br />

<strong>ORA</strong>: Ich hatte einfach nur Angst. Am Flughafen<br />

stand dieser Typ, der <strong>mich</strong> abholen wollte, er trug ein<br />

Schild, auf dem mein Name stand. Ich sah es – und<br />

ging geradewegs daran vorbei. Irgendwann fand er<br />

<strong>mich</strong>, wir fuhren nach Manhattan, direkt zur Weihnachtsfeier<br />

von Roc Nation. Ohne Stopp im Hotel.<br />

Ich stand da, ausgekotzt nach meinem ersten Transkontinentalflug,<br />

meine Haare hingen runter, ich konnte<br />

nicht einmal mein Make-up auffrischen. Nachdem<br />

ich jede Menge Hände geschüttelt hatte, wurde ich in<br />

einen Raum geschoben, in dem tatsächlich Jay-Z saß.<br />

Jay-Z! JAY-Z! Ich konnte es nicht fassen. Er sagte<br />

Hallo – und genau in dem Moment trat einer seiner<br />

Bodyguards auf meine Schuhe. Air Jordans, nagelneu,<br />

frisch aus der Schachtel. Bevor ich antworten konnte,<br />

kniete ich also hin, um die Jordans sauber zu schrubben.<br />

Wie sich das gehört. Ich knie also da, wische<br />

panisch an diesem Fleck rum, da greift Jay meine<br />

Schulter, zieht <strong>mich</strong> hoch und sagt: „Don’t ever do<br />

that. Come with me.“ Das waren die ersten Worte, die<br />

er direkt an <strong>mich</strong> richtete. Ich erklärte ihm, dass man<br />

genau das sehr wohl macht, zumindest dort, wo ich<br />

herkomme.<br />

INTERVIEW: Und dann?<br />

<strong>ORA</strong>: Sind wir Turnschuhe kaufen gegangen.<br />

INTERVIEW: Ein, zwei, drei Paare?<br />

<strong>ORA</strong>: Einen Koffer voll! Da wusste ich: Die Reise<br />

hat sich gelohnt!<br />

INTERVIEW: Ein paar Monate später hast du deine<br />

erste Single im Radio gehört.


“<br />

Wir landeten auf<br />

dem Rollfeld, dort<br />

empngen <strong>mich</strong> der<br />

Staatspräsident<br />

und der Bürgermeister<br />

von Pristina. Ich fühlte<br />

<strong>mich</strong>, als wäre ich<br />

Princess Diana<br />

”<br />

– Rita Ora<br />

.<br />

JUMPSUIT<br />

DONDUP<br />

ARMREIFE & GROSSER RING<br />

CARTIER<br />

OHRRINGE<br />

DOLCE & GABBANA


.<br />

DIESE SEITE:<br />

SCHUHE<br />

CHRISTIAN<br />

LOUBOUTIN<br />

STRUMPFHOSE<br />

FALKE<br />

RECHTE SEITE:<br />

MANTEL<br />

VERSACE<br />

OHRRINGE<br />

SCHMUCKRAUSCH<br />

90


“<br />

Alle wussten,<br />

dass meine Schwester<br />

und ich die Girls aus<br />

dem Kosovo sind,<br />

dass wir kaum etwas<br />

haben – und bereit<br />

sind zu kämpfen<br />

”<br />

– Rita Ora<br />

.<br />

JUMPSUIT<br />

DONDUP<br />

GROSSER RING & ARMREIFE<br />

CARTIER<br />

OHRRINGE<br />

DOLCE & GABBANA<br />

SCHUHE<br />

JIMMY CHOO<br />

92


<strong>ORA</strong>: Beim ersten Mal saß ich mit meiner Mutter<br />

im Auto, drehte das Radio auf volle Lautstärke, ließ<br />

die Fenster runter, und heulte wie an dem Tag, als ich<br />

Aschenputtel sein durfte.<br />

INTERVIEW: Von der Single hast du mehr als<br />

100 000 Stück in der ersten Woche verkauft. Das schafft<br />

Madonna in Deutschland nicht in einem Monat.<br />

<strong>ORA</strong>: Ich habe meiner Plattenfirma untersagt, mir<br />

zu erzählen, wie viel ich tatsächlich verkaufe.<br />

INTERVIEW: Verrätst du uns, was du von deinem<br />

ersten Scheck gekauft hast?<br />

<strong>ORA</strong>: Ein Auto für meine Eltern. Da ich nicht<br />

fahren darf, war das eine sehr gute Investition (lacht).<br />

INTERVIEW: Und wer hat dir die Kette mit deinen<br />

Initialen geschenkt, die du um den Hals trägst?<br />

<strong>ORA</strong>: Das ist eine Freundschaftskette, die Cara<br />

und ich uns geschenkt haben.<br />

INTERVIEW: Dein Debütalbum schoss auf Platz<br />

eins der englischen Charts, gefolgt von drei Nummereins-Singles.<br />

Ursprünglich sollte das Album zwei<br />

Jahre früher erscheinen. Wie kam es zu dieser Verzögerung?<br />

Zumal in der heutigen Popwelt manche<br />

Karrieren in weniger als zwei Jahren verglühen.<br />

<strong>ORA</strong>: Es war meine Entscheidung. Das Album war<br />

komplett fertig – und schlichtweg nicht gut genug.<br />

Daraufhin fing ich wieder bei null an, was unfassbar<br />

großzügig von Roc Nation war.<br />

INTERVIEW: Soll das heißen, dein neues Album,<br />

das für Herbst angekündigt wurde, erscheint 2015?<br />

<strong>ORA</strong>: Nein, dieses Mal weiß ich ja, was ich will.<br />

Die Single kommt im Sommer, das Album Ende des<br />

Jahres. Und es wird sehr ehrlich. Sehr Rita Ora.<br />

INTERVIEW: Die oft als die Rihanna von Pristina<br />

angepriesen wird. Wie fühlst du dich angesichts solcher<br />

Vergleiche?<br />

<strong>ORA</strong>: Am Anfang schmeichelt es, zumal ich Rihanna<br />

toll finde. Ich verstehe auch, warum Journalisten<br />

sich um Vergleiche bemühen: Sie wollen einordnen,<br />

eine Fallhöhe erzeugen und dich bestmöglich<br />

verkaufen. Aber irgendwann langweilen die Vergleiche<br />

auch.<br />

INTERVIEW: In Pristina wurdest du jedenfalls wie<br />

ein Staatsgast empfangen.<br />

<strong>ORA</strong>: Ich kriege eine Gänsehaut, wenn ich an diesen<br />

Tag denke. Es war unglaublich. Wir landeten auf<br />

dem Rollfeld, dort empfingen <strong>mich</strong> der Staatspräsident<br />

und der Bürgermeister von Pristina. Ich fühlte<br />

<strong>mich</strong>, als wäre ich Princess Diana. Die ganze Stadt<br />

kam, um <strong>mich</strong> zu sehen. Sie waren so stolz. Menschen,<br />

die sonst nicht viel haben, die Furchtbares<br />

durchmachen mussten, standen auf den Straßen und<br />

applaudierten. Das hat <strong>mich</strong> wirklich umgehauen.<br />

INTERVIEW: Der Staatspräsident hat dich abgeholt?<br />

<strong>ORA</strong>: Das Schlimme war, dass ich gerade aus<br />

Amerika kam. Ich sah furchtbar aus, eben wie jemand,<br />

der gerade 17 Stunden im Flieger saß. Als der Staatspräsident<br />

mir die Hand reichte, dachte ich nur: „Verdammt,<br />

ich wünschte, ich hätte mir wenigstens die<br />

Zähne vorher putzen können.“<br />

INTERVIEW: Gewöhnt man sich eigentlich daran,<br />

ständig von fremden Menschen belagert zu werden?<br />

Während wir sprechen, stehen Paparazzi vor der Tür.<br />

<strong>ORA</strong>: Ich will <strong>mich</strong> nicht beschweren. Klar nervt<br />

es, aber das ist nun mal Teil des Spiels. Ich bin mit der<br />

Celebrity-Kultur der Neunziger aufgewachsen, und<br />

es wäre idiotisch, jetzt so zu tun, als hätte ich nicht<br />

gewusst, dass das dazugehört.<br />

INTERVIEW: Sind sie wenigstens nett zu dir?<br />

<strong>ORA</strong>: Manche sind okay, die meisten sind eher unfreundlich.<br />

Letztendlich machen sie auch nur ihren<br />

Job. Aber es ist schon komisch, wenn man aus dem<br />

Supermarkt kommt und fotografiert wird. Sie könnten<br />

wenigstens meine Einkäufe tragen …<br />

INTERVIEW: Vergangene Woche hat ein Paparazzo<br />

Cara vor der Haustüre abgefangen und festgehalten,<br />

wie ein ziemlich verdächtig aussehendes Päckchen<br />

mit einem pulvrigen, weißen Inhalt aus der Handtasche<br />

segelte.<br />

<strong>ORA</strong>: Davon habe ich nichts mitbekommen.<br />

INTERVIEW: Wie bitte? Ihr telefoniert und textet<br />

doch im Zehn-Minuten-Takt.<br />

<strong>ORA</strong>: Dann kann der Vorfall ja nicht so schlimm<br />

gewesen sein, oder? (lacht)<br />

INTERVIEW: Klär uns doch mal auf: Cara und du<br />

seid beste Freundinnen. Mal heißt es das, mal heißt<br />

es, ihr wärt ein Paar.<br />

<strong>ORA</strong>: Ich liebe Cara mehr als jeden anderen Menschen<br />

auf diesem Planeten. Wir sind beste Freundinnen,<br />

Weggefährten, Seelenverwandte, unzertrennlich.<br />

Wir nennen uns gegenseitig „Wifey“. Das muss<br />

als Erklärung genügen.<br />

INTERVIEW: Auch sonst wird einem geradezu<br />

schwindelig, wenn man versucht, dem angeblichen<br />

Beziehungsleben von Rita Ora zu folgen.<br />

<strong>ORA</strong>: So schlimm, wie es im Internet zu lesen<br />

steht, ist es gar nicht. Wie vorhin gesagt: Mein Leben<br />

verläuft derzeit so schnell und unvorhersehbar, dass<br />

es wirklich schwer ist, eine anständige Beziehung zu<br />

führen. Und dann passiert es doch.<br />

INTERVIEW: Ein wenig konkreter musst du schon<br />

werden: Da gibt es Cara Delevingne, den Produzenten<br />

Calvin Harris, eine angebliche Affäre mit Jay-Z,<br />

Rob Kardashian, mit Snoop warst du gerade am<br />

Strand in Thailand, den besten Freund von David<br />

Beckham.<br />

<strong>ORA</strong>: Mit Snoop habe ich nur ein Video gedreht<br />

… Aber es gibt tatsächlich jemanden. Und du<br />

hast ihn auch aufgezählt.<br />

INTERVIEW: Calvin Harris?<br />

<strong>ORA</strong>: Nein.<br />

INTERVIEW: Jay-Z?<br />

<strong>ORA</strong>: Seid ihr alle irre? Jay-Z ist mit Beyoncé verheiratet.<br />

Sie ist die tollste Frau auf diesem Planeten.<br />

Außerdem interessiert sich Jay gerade nur für eine<br />

einzige Frau: für Blue Ivy, seine Tochter.<br />

INTERVIEW: Musst du Blue Ivy eigentlich babysitten<br />

als Nachwuchstalent von Roc Nation?<br />

<strong>ORA</strong>: Ich wünschte, sie würden <strong>mich</strong> fragen! Das<br />

wäre so toll! Aber ich fürchte, sie lassen überhaupt<br />

niemanden Blue Ivy babysitten. Dabei würde ich es<br />

sofort machen. Für lau!<br />

INTERVIEW: Zurück zum Boyfriend-Quiz: Rob<br />

Kardashian?<br />

<strong>ORA</strong>: Längst vorbei.<br />

INTERVIEW: Wie kam es überhaupt zu dieser Liaison?<br />

Wie landet ein Westend-Girl aus Pristina in der<br />

schlimmsten Fernsehfamilie Amerikas?<br />

<strong>ORA</strong>: Hey! Ich war 18, alleine in L. A. Ich kannte<br />

niemanden und war furchtbar einsam. Rob war nett<br />

zu mir – zumindest am Anfang.<br />

INTERVIEW: Und die schreckliche Familie? Kim<br />

Kardashian? Die furchtbare Mutter? Warst du wirklich<br />

in diesem Haus beim Sonntagsbraten?<br />

<strong>ORA</strong>: Ich kann nur sagen, dass ich froh bin, heil<br />

wieder rausgekommen zu sein.<br />

INTERVIEW: Die schmutzige Wäsche wurde via<br />

Twitter gewaschen. Rob schien ziemlich beleidigt.<br />

<strong>ORA</strong>: Na ja, jeder hat halt seine Meinung, was wie<br />

und warum passiert ist.<br />

INTERVIEW: Danach gab es einen ziemlich hässlichen<br />

Streit mit Azealia Banks. Wieso twitterst du<br />

überhaupt noch?<br />

93<br />

.<br />

<strong>ORA</strong>: Weil es total praktisch ist. Man kann direkt<br />

zu seinen Fans sprechen. In den eigenen Worten. 140<br />

Zeichen, boom. Ich habe gestern die Drei-Millionen-<br />

Follower-Marke geknackt!<br />

INTERVIEW: Twitter hat die Celebrity-Kultur<br />

maßgeblich verändert.<br />

<strong>ORA</strong>: Ja, aber nicht nur Twitter. Das ganze Social-<br />

Media-Ding hat das getan. Was für <strong>mich</strong> ungemein<br />

praktisch ist. Ich habe volle Kontrolle. Und wenn es<br />

einen Bitch-Fight geben sollte, dann sind nur wir alleine<br />

dafür verantwortlich. Auch wenn es wehtut.<br />

INTERVIEW: Weinst du manchmal heimlich?<br />

<strong>ORA</strong>: Nicht wegen Twitter. Sonst schon. Wobei es<br />

wirklich erstaunlich ist: Früher habe ich nie geweint.<br />

Nicht als Kind, nicht als Teenager. Und heute passiert<br />

das ziemlich oft. Meistens aus Erschöpfung. Nachts<br />

im Hotelzimmer, wenn die Türe hinter mir zufällt<br />

und ich endlich alleine sein darf.<br />

INTERVIEW: Ora et labora.<br />

<strong>ORA</strong>: Wie bitte?<br />

INTERVIEW: Ora et labora: Bete und arbeite!<br />

<strong>ORA</strong>: Ich bete nicht viel, aber ich arbeite. Und<br />

zwar hart (lacht). Ora et labora? Das ist der perfekte<br />

Titel für mein zweites Album. Darf ich das benutzen?<br />

INTERVIEW: Gerne. Warum haben wir uns eigentlich<br />

nicht im Pub deines Dads verabredet?<br />

<strong>ORA</strong>: Weil er sich total geschämt hätte, wenn ich<br />

dich fünf Stunden warten lasse. Wenn meine Mum<br />

das mitbekommt, kriege ich ernsthaft Ärger. Das Einzige,<br />

was sie mehr hasst als Unzuverlässigkeit, ist es,<br />

wenn mir eine Brust beim Konzert rausrutscht. Ich<br />

muss wirklich mehr darauf achten, einen BH zu tragen.<br />

Aber zurück zum Pub: Dort wäre das Essen auch<br />

viel besser gewesen als hier.<br />

INTERVIEW: Ich liebe Shepherd’s Pie!<br />

<strong>ORA</strong>: Und der von meinem Dad ist hervorragend.<br />

Ebenso wie die Spinattaschen nach einem alten Rezept<br />

meiner Großmutter. Er serviert gerne traditionelles<br />

Essen aus Albanien – Käse, Oliven, Pitabrot.<br />

INTERVIEW: Kannst du auch kochen?<br />

<strong>ORA</strong>: Leider gar nicht. Ich kaufe mir immer Fertiggerichte.<br />

INTERVIEW: Welches ist dein Favorit?<br />

<strong>ORA</strong>: Würstchen mit Kartoffelbrei. Schlimm, ich<br />

weiß. In meinem Kühlschrank findet man zudem immer<br />

Saft und Whisky. Garantiert nichts, was grün ist.<br />

INTERVIEW: Hast du nicht vorhin erzählt, du seist<br />

Hypochonder!<br />

<strong>ORA</strong>: Deswegen esse ich noch lange kein Gemüse.<br />

Auch wenn es meinen Vater in den Wahnsinn treibt.<br />

INTERVIEW: Steht ein Rita-Schrein in seinem Pub?<br />

<strong>ORA</strong>: Den trägt er im Herzen. Er mag es nicht,<br />

wenn Leute ihn über <strong>mich</strong> ausfragen. Dabei ist er sehr<br />

stolz. Aber eben auf seine Weise. Schließlich war er es,<br />

der <strong>mich</strong> zur Musik gebracht hat. Wir haben früher<br />

immer zusammen Platten gehört und gesungen.<br />

INTERVIEW: Welche Platten waren das?<br />

<strong>ORA</strong>: Sade, die Supremes, solche Sachen. Aber<br />

auch die Spice Girls. Und Céline Dion – er bringt<br />

<strong>mich</strong> um, wenn er das hier liest. Glücklicherweise ist<br />

sein Deutsch so schlecht wie mein Latein.<br />

Make-up LUCY BRIDGE/JED ROOT<br />

USING M.A.C PRO COSMETICS<br />

Hair JOHNNIE SAPONG/JED ROOT<br />

USING LEONOR GREYL<br />

Manicure REBECCA JADE WILSON/JED ROOT<br />

USING ESTÉE LAUDER<br />

Photo Assistants MICHAEL FURLONGER,<br />

SCOTT ARCHIBALD, MATT WASH, BEN BIBRIESCA<br />

Digital Operator HAZEL GASKIN<br />

Styling Assistant BASMA KHALIFA<br />

Hair Assistant NURIYE SONMEZ<br />

Production SAM BRENNAN, SOPHIE SORENSEN<br />

Special thanks to HOXTON STREET<br />

STUDIOS, LONDON


.<br />

FORW<br />

DIESE SEITE:<br />

KOMPLETTLOOK<br />

BALENCIAGA<br />

RECHTE SEITE:<br />

JACKE, ROCK & KETTE<br />

CHANEL<br />

LATEXSTRÜMPFE<br />

PURPLE PASSION


.<br />

ARDFotos<br />

Gregory HARRIS<br />

Styling<br />

Julia VON BOEHM


.<br />

DIESE SEITE:<br />

KLEID<br />

VALENTINO<br />

RECHTE SEITE:<br />

KOMPLETTLOOK<br />

& SCHMUCK<br />

BALENCIAGA<br />

96


.<br />

DIESE SEITE:<br />

KOMPLETTLOOKS<br />

PRADA<br />

RECHTE SEITE:<br />

KLEID & KRONE<br />

DOLCE & GABBANA<br />

SONNENBRILLE<br />

OAKLEY<br />

98


.<br />

DIESE SEITE:<br />

JACKE & ROCK<br />

PRADA<br />

BH<br />

WHAT KATIE DID<br />

RECHTE SEITE:<br />

KOMPLETTLOOK<br />

GIVENCHY BY RICCARDO TISCI<br />

100


.<br />

DIESE SEITE:<br />

LATEXTOP, -HÖSCHEN<br />

& -STRÜMPFE<br />

PURPLE PASSION<br />

SCHMUCK & SCHUHE<br />

CHANEL<br />

RECHTE SEITE:<br />

KOMPLETTLOOKS<br />

VALENTINO<br />

102


.<br />

DIESE SEITE:<br />

JACKE, ROCK & SCHUHE<br />

PROENZA SCHOULER<br />

HANDSCHUHE<br />

SERMONETA<br />

LINKE SEITE:<br />

TOP & HÖSCHEN<br />

DOLCE & GABBANA<br />

KRONE<br />

VIRGINS SAINTS & ANGELS<br />

105


KOMPLETTLOOK & SCHMUCK<br />

GIVENCHY BY RICCARDO TISCI<br />

.


.<br />

DIESE SEITE:<br />

TOP<br />

DIOR<br />

HÖSCHEN,<br />

STRAPSHALTER<br />

& STAY-UPS<br />

WOLFORD<br />

LINKE SEITE:<br />

JACKE, KETTE & SCHUHE<br />

CHANEL<br />

LATEXSTRÜMPFE<br />

PURPLE PASSION


.<br />

DIESE SEITE:<br />

KOMPLETTLOOK<br />

PROENZA SCHOULER<br />

RECHTE SEITE:<br />

KLEID<br />

CÉLINE


.<br />

Set Design ELI METCALF/MAREK & ASSOCIATES<br />

Hair BRENT LAWLER/STREETERS<br />

Make-up KARAN FRANJOLA/MAREK & ASSOCIATES<br />

Manicure ALICIA TORELLO/THE WALL GROUP<br />

Models TESS HELLFEUER/NEW YORK MODELS,<br />

JOSEPHINE LE TUTOUR/THE SOCIETY, KREMI OTASHLIYSKA/FORD,<br />

NOUK TORSING/IMG, ELISABETH ERM/WILHELMINA<br />

Casting SAMUEL ELLIS SCHEINMAN FOR DMCASTING<br />

Producer LINDA HILFIKER<br />

Photo Assistants STEPHEN WORDIE, JACOB JONES<br />

Digital Technician MARY GEBHARDT<br />

Styling Assistants CLARE BYRNE, CHRIS LEE<br />

Set Assistants ROY DELGADO, MIKE NINEOHSEVEN,<br />

JAMES EMMERICH, AUBREE GALBISO, JACE MAUPIN,<br />

SAFWAT RIAD, SONYA LOUISE BARHAM<br />

Hair Assistant EMILY HAUSMAN<br />

Make-up Assistants AI YOKOMIZO, TAKAHIRO OKADA<br />

Special thanks DUNE STUDIOS, NEW YORK<br />

111


.<br />

Wir schreiben die späten Sechziger: Der Vibe ist groovy,<br />

die Sprossen sind frisch, das LSD lacht. Während erstmals tote<br />

Amerikaner in Blechsärgen aus Vietnam nach Hause geschickt<br />

werden, blüht in Kalifornien die Gegenkultur: Eine besonders<br />

illustre Gefolgschaft aus Los Angeles nennt sich The Source Family.<br />

Ihr Anführer Father Yod serviert vegetarische Kost, spirituelle<br />

Erleuchtung und Liebe, die so frei ist wie ein Vogel im Wind.<br />

Doch was geschieht wirklich? Eine neue Dokumentation geht<br />

auf Spurensuche – im Schatten wie im Sonnenlicht<br />

S O URCE


.<br />

F A M I L Y<br />

von<br />

Dimitri EHRLICH


114<br />

.


115<br />

In den späten 60er-Jahren kauften meine Eltern ein Bauernhaus in<br />

der Nähe von Woodstock/New York. Es stammte noch aus der<br />

Zeit vor dem Bürgerkrieg. Meine Familie hat viele Sommer dort<br />

verbracht. Auch wenn es sich dabei nicht um eine offizielle Kommune<br />

handelte, haben wir das Haus regelmäßig mit anderen Familien<br />

geteilt. Wir machten zusammen Yoga, ernährten uns gesund,<br />

lernten zu meditieren und taten also, was Hippies eben so tun.<br />

Meine Eltern waren Anhänger verschiedener Lehrer und Gurus,<br />

darunter Baba Ram Dass, Chögyam Trungpa, Bhagwan Shree Rajneesh<br />

und Alan Watts. Meine Geschwister und ich sind in einer Welt aufgewachsen,<br />

in der Buddhismus und Taoismus sozusagen Teil des täglichen makro biotischen<br />

Eintopfs waren.<br />

Als im Schatten des Vietnamkriegs zahlreiche Gegenbewegungen zu sprießen<br />

begannen, traditionelle Machtgefüge von Bürgerrechtsbewegung und sexueller<br />

Befreiung infrage gestellt wurden und die anderen Kulturrevolutionen dieser Tage<br />

Fahrt aufnahmen, trieb das viele junge Leute dazu, ihr eigenes Bewusstsein genauer<br />

zu erkunden. Einige von ihnen fanden zur Religion – sowohl zur institutionellen<br />

als auch zu esoterischeren Auswüchsen. Andere traten Gemeinschaften bei, die<br />

sich für neue Denk- und Lebensweisen interessierten. Wieder andere landeten in<br />

Gemeinschaften, die sich einige Zeit später als Sekten entpuppen sollten. Zur<br />

selben Zeit, als ich meine eigene idyllische Hippie-Kindheit in den Catskill<br />

Mountains verlebte, wurden im ganzen Land Tausende solcher Kommunen ins<br />

Leben gerufen – die meisten davon harmlos und friedfertig. Andere, wie jene von<br />

Jim Jones und Charles Manson, waren schädlicherer Natur.<br />

Unter den vielen selbst ernannten Gurus im Amerika der 60er- und frühen<br />

70er-Jahre befand sich auch ein gewisser Jim Baker. Der ehemalige Marinesoldat<br />

und Veteran des Zweiten Weltkriegs hatte sich selbst auf den Namen Father Yod<br />

getauft und ist nun Hauptfigur eines neuen Dokumentarfilms mit dem Titel The<br />

Source Family von Jodi Wille und Maria Demopoulos. Bakers Vergangenheit ist<br />

nicht gerade respektabel: Abgesehen von der Tatsache, dass er zwei Ehefrauen sitzen<br />

gelassen haben soll, sagte man ihm nach, in mehrere Banküberfälle ver wickelt<br />

gewesen zu sein und zwei Männer bei verschiedenen Gelegenheiten um gebracht<br />

zu haben, beide anscheinend, um sich selbst zu verteidigen.<br />

Nichtsdestotrotz hatte Baker Ende der 60er-Jahre ein beträchtliches Vermögen<br />

angehäuft. Er eröffnete das Source – das erste Health-Food-Restaurant auf<br />

dem Sunset Strip in Los Angeles – und gab Meditationsunterricht. Daneben zog er<br />

eine Menge attraktiver junger Männer und Frauen an, von denen viele Mitglieder<br />

der Source Family wurden – der Kommune, die Baker gegründet hatte und die die<br />

Lehren verschiedener Glaubensrichtungen von Theosophie über Tantra bis zu<br />

Kundalini und Astrologie miteinander vermischte. Bakers Restaurant wurde zum<br />

Epizentrum eines coolen neuen Lifestyle- und Health-Food-Bewusstseins: John<br />

Lennon, Steve McQueen und Warren Beatty aßen dort zu Abend. Woody Allen<br />

drehte die berühmte Szene aus Annie Hall (1977) im Source. Zudem erlaubten die<br />

Einnahmen aus dem Restaurantbetrieb den Mitgliedern der Source Family ein<br />

komfortableres Leben, als es Kommunenbewohnern normalerweise vergönnt war:<br />

Baker wurde im weißen Rolls-Royce durch die Stadt kutschiert und mietete eine<br />

Villa samt Swimmingpool von olympischem Ausmaß in Los Feliz, in der er zeitweise<br />

mit bis zu 100 Familienmitgliedern lebte. Die Source Family hatte außerdem<br />

eine eigene Rockband, Ya Ho Wa 13, die sich in den Randgebieten des psychodelischen<br />

Rock erprobte, während Baker planlos auf einem Schlagzeug herumtrommelte<br />

und dazu vor sich hinsang (Vinyl-Aufnahmen von Ya Ho Wa 13 avancierten<br />

zu heiß begehrten Sammlerstücken).<br />

Jim Baker war gelinde gesagt ein komplizierter Charakter. Es gab einen Zeitpunkt,<br />

an dem er 14 „spirituelle Ehefrauen“ gleichzeitig hatte, einige von ihnen<br />

noch im Teenageralter. Doch auch wenn er von seinen Anhängern unbestreitbar<br />

ein bestimmtes Maß an Hingabe forderte – er war kein tyrannischer Anführer.<br />

Demopoulos’ und Willes Dokumentation dämonisiert weder, noch schreckt sie vor<br />

Bakers kontroversem Verhalten zurück. „Meiner Meinung nach ist Father Yod<br />

kein Scharlatan“, sagt Wille, der für den Film über sechs Jahre lang 40 Mitglieder<br />

der Source Family interviewt hat. „Zwar hatte er Facetten eines Scharlatans an<br />

sich, aber er stimmt dennoch genau mit dem überein, was Robert Ellwood als<br />

‚magus tradition‘ bezeichnet hat. Ein Magus ist kein Heiliger, er ist nicht einmal<br />

ein Seher oder Prophet, er ist eher ein Initiator. Er tritt als Person auf, die stärkeren<br />

Zugang zu anderen Welten hat als die meisten Leute. Solche Menschen gab es<br />

im antiken Griechenland, sie tauchten aber auch in vielen anderen Kulturen auf<br />

und wurden jedes Mal von den Autoritäten infrage gestellt. Für <strong>mich</strong> hat Father<br />

Yod weitaus weniger mit Charles Manson gemein als mit Pythagoras.“<br />

Dessen ungeachtet waren es die ängstlichen Vergleiche mit dem Erstgenannten,<br />

die Baker und seine Familie schließlich dazu brachte, ihr Haus zu verlassen,<br />

das nur wenige Blocks vom Tatort der LaBianca-Morde entfernt lag. 1975 zog die<br />

gesamte Source Family nach Hawaii, wo ihr nicht nur Feindseligkeit entgegen-<br />

.<br />

schlug, sondern sie zudem auch noch Geldprobleme plagte. Nachdem Baker sich<br />

beim Drachenfliegen tödlich verletzt hatte, zerstreuten sich seine Anhänger in alle<br />

Himmelsrichtungen.<br />

Hätten die Familienmitglieder Isis und Electricity Aquarian 2007 nicht ein<br />

Buch unter dem Titel The Source: The Untold Story of Father Yod, Ya Ho Wa 13, and<br />

The Source Family veröffentlicht, wäre die Geschichte dieser Familie vermutlich in<br />

Vergessenheit geraten. Willes und Demopoulos’ Dokumentation basiert auf eben<br />

diesem Buch, und so erfährt man, dass einige der früheren Weggefährten mittlerweile<br />

recht erfolgreich sind (einer von ihnen, Magus, gründete eine Personalfirma<br />

für die Softwareindustrie, die für 60 Millionen Dollar verkauft wurde), während es<br />

anderen weniger gut erging (die Tochter von Bakers rechtmäßiger Ehefrau Robin<br />

erzählt im Film, ihre Mutter sei an ihren Erfahrungen zerbrochen).<br />

DIMITRI EHRLICH: Wie verlief Ihre Kindheit?<br />

ISIS AQUARIAN: Ich war das älteste von sieben Geschwistern. Wir waren beim<br />

Militär, daher sind wir oft umgezogen. Meine Mutter war eine Heilige – eine<br />

wahnsinnig liebevolle, perfekte Mutter. Sie hat sich sehr gut um uns gekümmert.<br />

Mein Vater war Alkoholiker, was quasi normal war für Militärs in den Fünfzigern.<br />

Irgendwie waren wir schon eine dysfunktionale Familie. Wir waren einfach zu<br />

viele und sind ständig umgezogen, das war schon schwer. Das hat dazu geführt,<br />

dass alle von uns sich so schnell wie möglich davon lösen wollten.<br />

ELECTRICITY AQUARIAN: Meine Geschichte ist ganz ähnlich. Ich wurde in Columbia/South<br />

Carolina geboren. Mein Vater war Alkoholiker, meine Mutter eine<br />

Heilige. Mittlerweile ist sie 93 Jahre alt. Unsere Kindheit war hart. Ich hatte einen<br />

älteren Bruder, der die Gewalt und die Schwierigkeiten größtenteils abfing. Deswegen<br />

konnte ich mir etwas Unschuld bewahren. Alles in allem war es die typische<br />

Erziehung, die man in den Südstaaten eben bekam. Fast alle Kinder, die ich damals<br />

kannte, hatten Väter, die Alkoholiker waren.<br />

EHRLICH: Welcher Religion haben Sie angehört?<br />

ISIS: Ich wurde katholisch erzogen. Ich kann <strong>mich</strong> nicht erinnern, mir besonders<br />

viel daraus gemacht zu haben. Aber den Weihrauch habe ich geliebt. Ich fand<br />

es immer toll, wenn sie damit den Gang entlanggegangen sind.<br />

ELECTRICITY: Ich wurde baptistisch erzogen. Ich war ziemlich fromm. Als<br />

Sechsjähriger stand ich auf der Kanzel und habe vor der gesamten Gemeinde erzählt,<br />

dass ich Prediger werden will. Dieser Wunsch währte, bis ich so circa 14 war<br />

und erkannte, dass ich es da mit viel zu vielen Lügen zu tun hatte. Also habe ich<br />

<strong>mich</strong> bei sämtlichen anderen Religionen umgesehen, und als Student sah ich <strong>mich</strong><br />

dann als überzeugten Atheisten.<br />

EHRLICH: Wann hatten Sie Ihre erste mystische Erfahrung oder sind mit Meditation<br />

in Kontakt gekommen?<br />

ISIS: Als Heranwachsende hatte ich übersinnliche Erfahrungen, aber ich habe<br />

das damals nie mit irgendeiner Religion in Verbindung gebracht. Als ich die Highschool<br />

abschloss, habe ich lange gesucht, aber ich habe nichts gefunden, das <strong>mich</strong><br />

wirklich für sich einnehmen konnte. Dann kam ich nach L.A. – wo die Hippies und<br />

Blumenkinder gerade voll im Gange waren. Es war, als würde sich eine Tür öffnen.<br />

Plötzlich tauchten überall Menschen auf, die anders leben wollten. In den Sechzigern<br />

und Siebzigern ging es ums Essen, um Ernährung, um Vegetarismus und<br />

solche Dinge, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Als ich meine Familie verlassen<br />

habe, bin ich mit meinem Kongressabgeordneten nach D.C. gezogen. Dort habe<br />

ich schnell gemerkt, dass ich dieses Leben weder führen noch mit jemandem verheiratet<br />

sein möchte, der es führt. Ich habe <strong>mich</strong> viel mehr zu den Hippies und<br />

Blumenkindern hingezogen gefühlt.<br />

ELECTRICITY: 1968 habe ich meinen Abschluss an der University of South Carolina<br />

gemacht. Ich wollte wegziehen, aber meine Frau wollte nicht mitkommen,<br />

also habe ich einfach Platten, Bücher und ein paar Klamotten in meinen VW-Bus<br />

geworfen und bin Richtung San Francisco gefahren. Ich hatte sogar Plastikblumen<br />

gekauft und den Wagen damit geschmückt (lacht). Ich war auf der Suche nach etwas<br />

Besserem, nach mehr. In Berkeley habe ich dann ein winziges Zimmer in einem<br />

Sandsteinhaus gemietet. Es wurde ausschließlich von Studenten bewohnt, die<br />

meisten von ihnen waren im letzten Jahr oder hatten das Studium bereits abgeschlossen.<br />

Da war ich in guter Gesellschaft, das hat <strong>mich</strong> natürlich sofort beeinflusst.<br />

Nach ein paar Monaten bin ich dann nach San Francisco, ganz in die<br />

Nähe der Haight Street gezogen. Niemand, der damals im Haight-Ashbury-Viertel<br />

wohnte, blieb ein Konservativer oder hat sich nicht für das interessiert, was<br />

gerade abging. An jeder Straßenecke begegnete man jemandem, der Gras oder<br />

LSD anbot, und überall liefen Hippie-Mädchen in Mänteln herum, um sich im<br />

nächsten Touri-Auto schnell frei machen zu können. Es war eine wilde Zeit, und<br />

dein Geist ist dramatisch schnell gewachsen, sowohl spirituell als auch physisch.<br />

Wir waren trotzdem weiter auf der Suche und haben angefangen, uns mit den


.<br />

“<br />

Wir lebten in<br />

einer anderen Dimension.<br />

Wir hatten unsere<br />

eigenen Regeln<br />

”<br />

– Isis Aquarian<br />

116


117<br />

.<br />

verschiedenen Yogis und Gurus zu treffen, die in die Stadt kamen, und auch selber<br />

meditiert. Eines Tages habe ich <strong>mich</strong> verliebt und bin mit dem Mädchen nach<br />

Potreo Hill gezogen, wo wir beinahe so etwas wie unsere eigene kleine Familie,<br />

unsere eigene kleine Kommune führten. Wir haben alle zusammen meditiert und<br />

uns mit verschiedenen Formen von Spiritualität auseinandergesetzt. Aber als ich<br />

Father kennenlernte, hat es <strong>mich</strong> umgehauen. Das war weit, sehr weit entfernt von<br />

dem, was ich kannte. Das war 1974.<br />

ISIS: Ich habe Jim Baker das erste Mal im Old World Restaurant getroffen, als<br />

ich mit einer paar Leuten dort war. Das war, kurz nachdem ich von New York nach<br />

L. A. gekommen bin. Baker war damals mit einer Französin verheiratet, Dora. Ich<br />

habe <strong>mich</strong> mit ihr angefreundet. Zu Baker selber hatte ich noch keinen richtigen<br />

Kontakt. Er war bereits eine Legende in Hollywood. Man nannte ihn Food-Guru,<br />

weil er lauter hervorragende und gut laufende Restaurants auf dem Sunset Strip<br />

besaß. Ich verlobte <strong>mich</strong> mit einem ziemlich berühmten Rock-’n’-Roll-Fotografen<br />

(Ron Raffaeli). Für eine Kampagne zu Jesus Christ Superstar suchte er Models, und<br />

ich wusste, dass Jim Baker gerade das Restaurant Source eröffnet hatte, in dem<br />

langhaarige Typen arbeiten sollten, die angeblich wie Jesus aussahen. Als ich da<br />

hinging, lief mir dann prompt jemand in die Arme, der aussah wie Moses. Es war<br />

nicht der Jim Baker, den ich kennengelernt hatte. Irgendetwas änderte sich augenblicklich<br />

in mir. Ich wusste auf einmal, dass ich zu Hause angekommen war. Wir<br />

trafen uns auf derselben Frequenz, das hat <strong>mich</strong> sofort beflügelt. Von diesem Moment<br />

an habe ich nie mehr zurückgeblickt.<br />

ELECTRICITY: Würde man 100 Mitglieder aus der Familie interviewen, wäre<br />

man erstaunt, wie sehr sich ihre Schilderungen ähneln. Aber ich sage ja immer:<br />

Wir haben Father nicht gefunden, er hat uns magnetisch angezogen. Diejenigen,<br />

die in der Lage waren, ihn zu erkennen, wurden zu ihm hingezogen. Ich lebte in<br />

San Francisco und hatte gerade einen Jungen namens Scott aufgesammelt, der per<br />

Anhalter bei mir mitgefahren war. Er war ein sehr talentierter Musiker. Ich habe<br />

ihn eingeladen, eine Weile bei mir zu bleiben, damit wir sein Talent gemeinsam<br />

weiterentwickeln könnten. Wir haben meinen 51er Chevy beladen und sind damit<br />

nach Los Angeles gefahren, wo wir eine Woche lang nicht weitergekommen sind<br />

und ständig an diesem Laden vorbeikamen, in dem all diese tollen Leute saßen.<br />

Männer in weißen Roben mit langen Bärten und wunderschöne Frauen. Wir waren<br />

fasziniert davon, aber wir konnten uns nicht leisten, dort essen zu gehen, also<br />

haben wir es uns weiter von außen angeschaut. Schließlich hatten wir all unser<br />

Geld ausgegeben, keine Ideen mehr und saßen einen ganzen Tag lang auf David<br />

Geffens Parkplatz herum. Er kam an diesem Tag nicht zur Arbeit. Schließlich sind<br />

wir nach Venice Beach gefahren, um dort ein bisschen LSD zu nehmen und zu<br />

gucken, ob uns doch noch ein paar Ideen kommen. Scott zog einen Flyer aus der<br />

Tasche und sagte: „Lass uns doch auf das Konzert im Venice Pavilion gehen.“ Das<br />

Konzert wurde von der Source Family organisiert. Nach der Show hat Scott ein<br />

paar Stücke auf dem Klavier gespielt. Einige der Söhne haben ihn gehört und<br />

Father Yod dazugeholt. Er hat uns dann zu seiner Meditationsstunde am nächsten<br />

Morgen eingeladen. Von da an wusste ich, dass sich mein Leben ändern würde.<br />

ISIS: Wir lebten in einer anderen Dimension. Wir hatten unsere eigenen Regeln<br />

und haben immer gesagt, dass wir nach dem spirituellen Gesetz und nicht<br />

nach menschengemachten Gesetzen leben würden. Jedenfalls war ich sehr auf Baker<br />

fixiert. Er war mein roter Faden. Es hat <strong>mich</strong> auch nicht gestört, als er irgendwann<br />

etwas mit anderen Frauen anfing. Die Frauen waren vorher schon Schwestern.<br />

Für <strong>mich</strong> hat das so funktioniert. Kann sein, dass andere Frauen das anders<br />

sehen. Zwischen Jim und mir gab es jedenfalls nie Probleme deshalb. Wir haben<br />

schon in Übereinstimmung gelebt, bevor wir uns überhaupt kennengelernt haben.<br />

EHRLICH: Wie war Ihr erster Eindruck von Father Yod?<br />

ISIS: Mein erster Eindruck war, dass ich mir absolut im Klaren darüber war,<br />

was ich da mit ihm tue und wer er war. Die Familie war einfach phänomenal. Wir<br />

waren sehr wohlhabend, aber Geld hat uns nichts bedeutet. Wir haben in einer<br />

Villa gewohnt. Wir sind Rolls-Royce gefahren. Wir haben morgens meditiert. Ich<br />

meine, wir hatten einfach alles.<br />

ELECTRICITY: Am Morgen, nachdem wir ihn kennengelernt hatten, gingen wir<br />

zu seiner Meditationsrunde. Wir haben uns einem Raum genähert, aus dem uns<br />

die unglaublichsten Gerüche und Gesänge entgegenströmten. Mehr als 100 Leute<br />

saßen im Lotussitz vor Father Yod – es war ein unglaublich starkes und schönes<br />

Bild. Als wir hereintraten, rief er: „Ihr seid zu spät!“ Wir sind ziemlich langsam<br />

gefahren, weil wir Angst hatten, uns würde das Benzin ausgehen (lacht). „Zeige ich<br />

euch mehr Liebe, wenn ich euch nun wegschicke oder wenn ich euch erlaube zu<br />

bleiben?“ Er sah <strong>mich</strong> direkt an. Ich habe gesagt, dass ich es vorziehen würde,<br />

wenn er uns bleiben ließe. „Genau das habe ich mir gedacht, raus mit euch hier!“<br />

Ich bin hinausgestürmt und hörte ihn noch rufen: „Niemand redet so mit mir.“<br />

Am nächsten Morgen ging ich wieder hin.<br />

EHRLICH: Was haben Ihre Familien und Freunde gesagt, als Sie der Source<br />

Family beigetreten sind?


118<br />

ISIS: Es war nun mal so, dass man sie verließ, wenn sie einem nicht zu den Yogis<br />

und Gurus folgen wollten oder diesen Weg nicht unterstützten. Zu meiner Mutter<br />

habe ich aber Kontakt gehalten. Sie wusste immer, wo ich war. Aber man hat ein<br />

neues Leben angefangen. Die meisten von uns haben sich nie wieder umgedreht<br />

oder zurückgeschaut. Viele kamen allerdings auch aus familiären Situationen, die<br />

ihnen nicht viel Gutes mit auf den Weg gegeben haben.<br />

ELECTRICITY: Die meisten Leute aus unserer Generation haben sich von ihren<br />

Familien entfremdet oder hatten ein angespanntes Verhältnis zu ihnen. Von daher<br />

fiel es uns nicht schwer, Father Yods Rat, die Vergangenheit hinter uns zu lassen,<br />

umzusetzen. Hat man das nicht gemacht, wurde es oft schmerzhaft, weil alte<br />

Freunde und die Familie einen vom Kurs abgebracht haben. Viele Beziehungen<br />

mussten später geheilt werden. Aber im Grunde haben wir der Vergangenheit den<br />

Rücken gekehrt. Deswegen haben wir auch alle neue Namen angenommen. Wir<br />

bekamen sogar neue Führerscheine.<br />

EHRLICH: Wenn man mit circa 140 Leuten in einem Haus lebt – wer kauft dann<br />

eigentlich das Klopapier?<br />

ISIS: Jeder hatte seine Pflichten. Die Frauen, die zu Hause blieben, haben sich<br />

hervorragend um den Haushalt gekümmert. Es war immer blitzblank, und es gab<br />

immer etwas zu essen. Ich weiß nicht, wie wir es geschafft haben, mit drei Badezimmern<br />

auszukommen, aber es hat funktioniert. Ich kann <strong>mich</strong> nicht erinnern,<br />

jemals vor dem Badezimmer gewartet zu haben. Und als Vegetarier oder während<br />

einer speziellen Diät aufs Klo zu gehen ist schon etwas anders – falls Sie verstehen,<br />

was ich meine.<br />

EHRLICH: Was hat Ihnen an Father Yod am meisten gefallen, und was war sein<br />

schlimmster Fehler?<br />

ISIS: Seine beste Eigenschaft war die Fähigkeit, plötzlich voll da zu sein und sich<br />

zu öffnen. Er konnte in einem Moment den sogenannten Earth Trip mit jemandem<br />

machen, der gerade ein Problem hatte, und im nächsten wieder ganz spirituell<br />

sein. Er konnte sich in jeden gut hineinversetzen, egal ob Mann oder Frau. Er war<br />

eine sehr starke Person. Seine schlimmste Eigenschaft war seine Ungeduld. Wenn<br />

man so schnell zwischen den verschiedenen Sphären des Universums wechseln<br />

kann wie er und das Umfeld sich nicht so schnell darauf einstellt, kann das natürlich<br />

bei 200 Leuten manchmal etwas frustrierend sein.<br />

EHRLICH: Haben Sie angesichts der Tatsache, dass er in den Tod zweier Menschen<br />

verwickelt war, anscheinend mehrere Banken überfallen und Frauen mit<br />

ganzen Familien im Stich gelassen hatte, eigentlich jemals gedacht: „Vielleicht<br />

sollte dieser Mann nicht mein Guru werden?“<br />

ISIS: Für uns war das vergangen. Diesen Teil seines Lebens kannten wir nicht.<br />

Und es war an ihm, sein Leben neu zu gestalten und mit der Vergangenheit aufzuräumen.<br />

Das konnten wir ihm nicht abnehmen. Aber er hat uns alles darüber<br />

erzählt. Er hat tagelang von nichts anderem gesprochen als davon, wie er die Leute<br />

umgebracht und die Bank ausgeraubt hat. Das war wie Geschichtsunterricht für<br />

die kommende Generation. Und er hat als Father Yod nur noch in der dritten<br />

Person gesprochen. Jim Baker wurde zu einer abgeschlossenen Einheit für ihn.<br />

ELECTRICITY: Jim Baker ist gestorben, und Father Yod wurde geboren. Deswegen<br />

konnte das alte Karma nicht mitkommen.<br />

ISIS: Er hat immer die Verantwortung für das übernommen, was er als Jim Baker<br />

getan hat. Er hat sich auch bei den Leuten entschuldigt, denen er Schlechtes<br />

getan hat, und Geld zurückgezahlt, wenn er jemandem etwas geschuldet hat.<br />

ELECTRICITY: Er hat immer gesagt: „Lerne von der Vergangenheit, hab ein<br />

Auge auf die Zukunft, und lebe im Jetzt.“ Genauso hat er sein Leben auch gelebt.<br />

ISIS: Er hat ständig über Jim Baker gelacht.<br />

EHRLICH: Hat die Tatsache, dass er zeitweise 14 Frauen gleichzeitig hatte, gegen<br />

eines seiner Zehn Gebote verstoßen?<br />

ELECTRICITY: Entschuldigung, aber nein, das hat sie nicht. Nirgendwo heißt es,<br />

dass der Mann mit einer Frau zusammengehört. Es heißt: „Der Mann und seine<br />

Frau werden eins.“ Das heißt nicht zwangsläufig, dass er nur eine Frau haben darf.<br />

EHRLICH: Im Film erzählt Electra, dass er Leute angewiesen hätte, mit bestimmten<br />

anderen Leuten Sex zu haben.<br />

ISIS: Das hat <strong>mich</strong> ganz schön umgehauen. Ich kann dem, was da gesagt wird,<br />

nicht zustimmen. Das ist nicht meine Realität. Ich habe es nie so erlebt, und ich<br />

habe nie jemanden dort erlebt, der unglücklich über seine Entscheidungen war. Er<br />

hat immer gesagt, dass man nicht mit jemandem zusammen sein muss, wenn man<br />

das nicht will. Es kam oft vor, dass er eine Frau gefragt hat, ob sie mit einem bestimmten<br />

Sohn zusammenkommen möchte, und die das dann abgelehnt hat. Vielleicht<br />

sehen die völlig Gehorsamen unter ihnen das anders. Diese ganze Geschichte<br />

von Electra (Familienmitglied, das in der Dokumentation zu Wort kommt), die mit<br />

Mercury (männliches Mitglied) zusammenkommt, ergibt für <strong>mich</strong> überhaupt keinen<br />

Sinn. Das ist nur ihre Version.<br />

ELECTRICITY: Nach 40 Jahren haben manche Leute ihre Erinnerungen eben<br />

etwas zu sehr ausgeschmückt. Da wird schon mal hier und da etwas zurechtgebogen,<br />

damit das alles mit dem Leben, das sie jetzt führen oder vor der Familie<br />

geführt haben, zusammenpasst.<br />

ISIS: Ich glaube schon, dass einige Dinge zu manchen Leuten nicht gepasst haben.<br />

Für die Zeit, in der wir zusammen waren, war alles gut, weil wir in unserer<br />

eigenen Welt gelebt haben. Aber dann kehrt man zurück zum Rest der Welt und<br />

merkt, dass man da nicht reinpasst. Deshalb haben viele Leute im Nachhinein<br />

negativ geurteilt. Warum sind die Leute alle so lange dabeigeblieben, wenn es ihnen<br />

nicht guttat? Ich kann <strong>mich</strong> nur an glückliche, lachende Menschen erinnern,<br />

die sagten: „Ich habe hier die Zeit meines Lebens!“ Jeder, der in dem Film sagt,<br />

dass er nicht glücklich gewesen sei, kann letztlich den Satz hinzufügen: „Aber ich<br />

würde es gegen nichts eintauschen wollen.“<br />

ELECTRICITY: Er hat uns immer gesagt: „Wenn du nicht glücklich bist, wenn du<br />

irgendetwas von dem, was ich hier sage, falsch findest, dann sag es mir bitte oder<br />

zeig mir etwas Besseres oder verlass uns.“ Alle, die geblieben sind, waren also absolut<br />

im Reinen mit der Sache. Kann sein, dass manche ihre Ansichten im Nachhinein<br />

geändert haben. Aber das erlauben wir ihnen, wie Isis schon gesagt hat.<br />

EHRLICH: Ich habe ja den Eindruck, dass er sich am Ende das Leben genommen<br />

hat, weil …<br />

ISIS: Hier muss ich unterbrechen, wenn das okay ist. Ich weiß, was jetzt kommt.<br />

Er hat mehrmals versucht, die Familie aufzulösen. Wir haben L. A. einmal verlassen,<br />

das war es. Es ging bergab für uns, es hat einfach nicht mehr funktioniert.<br />

Als wir in Kauai waren, wollte er die Familie auflösen, aber keiner von uns ist gegangen.<br />

Er sagte: „Es ist nun an der Zeit, dass alle ihren eigenen Weg gehen – so<br />

funktioniert es nicht. Ich habe alles gegeben, was ich habe. Mehr braucht ihr<br />

nicht.“ Wir sind geblieben. Er hat nicht Selbstmord begangen, aber er wollte raus.<br />

Er war bereit zu gehen. Er wusste, dass er die Familie nicht verlassen konnte und<br />

wir ihn nicht verlassen würden. Also hat er es versucht. Er sagte: „Ich springe von<br />

einer Klippe. Ich werde Drachenfliegen.“ Ich glaube aber, dass er einen Hintergedanken<br />

hatte: „Oh mein Gott, wenn das eine Gelegenheit ist, dann hol <strong>mich</strong>,<br />

bitte. Ich bin bereit.“<br />

EHRLICH: Es war also kein Selbstmord …<br />

ISIS: Als wir ihn gefunden haben, hatte er nicht einen gebrochenen Knochen.<br />

Er hat auch nicht geblutet. Er war bei Bewusstsein. Er hat gesagt, dass er Rückenschmerzen<br />

hätte. Niemand hatte erwartet, dass er seinen Körper verlässt. Er sagte<br />

noch: „Das war wohl Gottes letzte Lektion für <strong>mich</strong>. Ich dachte, ich würde das tun,<br />

aber ich habe es nicht getan.“ Er verließ seinen Körper. Das war sein Wille.<br />

ELECTRICITY: Vor Kurzem hatten wir eine Unterhaltung über das Thema auf<br />

unserer privaten Internetseite. Da hat niemand behauptet, dass er Selbstmord begangen<br />

hätte. Er selbst hat uns beigebracht, dass Selbstmord nicht zum spirituellen<br />

Weg gehören würde. Einer der Söhne kann Drachenfliegen. Er hatte Baker seinen<br />

Drachen geliehen. Er hat gesagt: „Warum hätte er diese wunderschöne Formation<br />

fliegen und den Drachen landen sollen, wenn er vorhatte, sich umzubringen.“ Er<br />

ist sogar ziemlich gut gelandet. Ein bisschen hart vielleicht, aber ich habe schon<br />

schlimmere Kratzer von Katzenkrallen an meinen Beinen gehabt. Das endgültige<br />

Statement ist also: Er hat den Drachen gelandet, und der Drachen war nicht mal<br />

beschädigt. Man begeht keinen Selbstmord, indem man einen Drachen landet. In<br />

dem Fall würde man gegen eine Klippe fliegen oder ins Meer.<br />

EHRLICH: Wo haben Sie sich mittlerweile niedergelassen?<br />

ISIS: Ich wohne auf Oahu/Hawaii.<br />

ELECTRICITY: Und ich auf Kauai/Hawaii.<br />

EHRLICH: Und wie leben Sie dort?<br />

ISIS: Sehr gut (lacht). Wir sind sehr glücklich, da zu wohnen. Wir haben beide<br />

ein schönes Zuhause. Wir arbeiten beide, wir haben Familien um uns. Wir reisen.<br />

Electricity ist mein Source-Partner, gemeinsam arbeiten wir an vielen Projekten.<br />

Manchmal fahre ich nach Kauai, und manchmal besucht er <strong>mich</strong>. Ich bin 71 Jahre<br />

alt und in Rente.<br />

ELECTRICITY: Ich mache verschiedene Geschäfte. Ich war 24 Jahre lang Immobilienmakler<br />

im Staat Hawaii.<br />

EHRLICH: Was haben Sie aus heutiger Sicht aus Ihren Erfahrungen gelernt?<br />

ISIS: Ich habe überhaupt keine Angst vor dem Tod. Ich verstehe das Karma in<br />

diesem Leben. Ich verstehe den Menschwerdungsprozess. Ich verstehe den Geist.<br />

ELECTRICITY: Ich mache all diese Aufarbeitung nicht nur, weil ich denke, dass<br />

das eine sehr gute Geschichte ist, sondern auch, um andere Menschen zu inspirieren,<br />

ihr eigenes seelisches Wachstum zu verfolgen. Father hat immer gesagt: „ Wir<br />

brauchen keine Mittelsmänner zwischen Gott und uns.“ Und: „Welchen Weg?<br />

Das spielt keine Rolle, solange du nur die Kraft hast, ihn weiterzugehen.“ Der<br />

beste Weg, seine Lehren in die Tat umzusetzen, war, sich auf das zu fokussieren,<br />

was er immer als unser Ziel bezeichnet hat. Ich habe es in den „Path of PERL“<br />

umbenannt: Purify your body; Elevate your mind; Refine your emotions; Liberate<br />

your soul. Wenn man einmal auf diesem Weg ist, kann man alles machen, was man<br />

will. Solange man nur gütig ist.<br />

.<br />

Alle Fotos: Courtesy Isis Aquarian Archives


.<br />

Winona<br />

Eigentlich waren in den Neunzigern alle Jungs<br />

(und fast alle Mädchen) in diese Frau verliebt. Sie war die<br />

Meerjungfrau, das Mädchen mit den Scherenhänden,<br />

so unschuldig und rein, dass selbst Dracula sich in ihren Hals<br />

verbiss. Doch irgendwann setzte Reality Bites ein,<br />

die Schlagzeilen wurden merkwürdig, auf Panikattacken folgte<br />

ein Kaufhausdiebstahl. Das war vor zwölf Jahren.<br />

Danach wurde es ruhig um Winona Ryder. Doch die selbst<br />

auferlegte Pause hat nun ein Ende<br />

von<br />

Stephen MOOALLEM<br />

“<br />

KLEID<br />

GIORGIO ARMANI<br />

HANDSCHUHE<br />

(DURCHGEHEND GETRAGEN)<br />

CAMILLA STAERK<br />

ARMBAND<br />

(DURCHGEHEND GETRAGEN)<br />

KENNETH JAY LANE<br />

Da meinte die Casting-Frau:<br />

‚Mädchen, du solltest nicht versuchen,<br />

Schauspielerin zu sein. Du hast einfach nicht,<br />

was man braucht‘<br />

FOTOS<br />

CRAIG McDEAN<br />

STYLING<br />

KARL TEMPLER<br />

121<br />


122<br />

.


.<br />

DIESE SEITE:<br />

KLEID<br />

LOUIS VUITTON<br />

SCHUHE<br />

ROCHAS<br />

LINKE SEITE:<br />

KLEID<br />

NINA RICCI


KLEIDER<br />

VALENTINO<br />

BH<br />

KIKI DE MONTPARNASSE<br />

GÜRTEL<br />

KYUNG PHILL KANG<br />

SCHUHE<br />

ROCHAS<br />

.


.<br />

“<br />

Viele Leute denken vermutlich,<br />

dass dieser Zwischenfall <strong>mich</strong> in eine<br />

komische Bahn gelenkt hätte, das passierte<br />

jedoch schon ein paar Jahre zuvor<br />


.<br />

KLEID<br />

NINA RICCI<br />

126


INTERVIEW: Ich hörte, du seist angeschlagen.<br />

WINONA RYDER: Und ich weiß nicht einmal, ob<br />

es eine Erkältung ist oder nicht. Jedenfalls verlor ich<br />

meine Stimme und klang sehr verrucht. Kurzzeitig<br />

fand ich das ganz chic …<br />

INTERVIEW: Und für die Nachwelt dokumentieren<br />

wir es, da wir ja alles aufzeichnen. Jedenfalls hoffe ich<br />

das. So wirklich trauen kann man diesen digitalen<br />

Diktiergeräten ja nie.<br />

RYDER: Früher benutzte man dafür noch Tonbandgeräte.<br />

Verrückte Welt.<br />

INTERVIEW: Wir schreiben das Jahr 2013. Ich bin<br />

mir sicher, dass uns irgendwer ohnehin zuhört.<br />

RYDER: Big Brother!<br />

INTERVIEW: Na ja, du bist schließlich in Kalifornien<br />

in den Siebzigern aufgewachsen. Mit Sicherheit<br />

gab es da etliche Verschwörungstheoretiker …<br />

RYDER: Oh ja, willkommen in meiner Kindheit!<br />

Meine Eltern sind toll, wirklich toll, aber auch ziemlich<br />

links. Mittlerweile wohnen sie in Kanada.<br />

INTERVIEW: Wirklich?<br />

RYDER: Ja. Sie sind dorthin gezogen, als Bush<br />

wieder gewählt wurde.<br />

INTERVIEW: Das glaube ich nicht.<br />

RYDER: Doch! Alle redeten nur davon, meine Eltern<br />

haben es tatsächlich durchgezogen. Du merkst:<br />

Ich komme aus einem ziemlich alternativen Haushalt.<br />

Meine frühesten Kindheitserinnerungen spielen im<br />

City Lights, dem legendären Buchladen in San Francisco.<br />

Dort wurde ich babygesittet.<br />

INTERVIEW: Wow.<br />

RYDER: Ganz genau! Aber noch einmal zurück zu<br />

moderner Technologie: Damit stehe ich einfach auf<br />

Kriegsfuß. Ich weiß natürlich, welche großartigen<br />

Möglichkeiten diese Kommunikationstechnik bietet.<br />

Aber es macht <strong>mich</strong> wahnsinnig, wenn es wieder<br />

heißt: „Du musst Social Media machen, sonst findest<br />

du nicht statt, existierst nicht als Mensch, bist nicht<br />

relevant.“ Dieses ganze „Pass dich an oder stirb aus“<br />

ist wirklich nicht mein Ding.<br />

INTERVIEW: Aber du hast doch ein iPhone.<br />

RYDER: Ja, das habe ich. Seit Kurzem. Aber auch<br />

das war nicht unproblematisch: Als der Verkäufer<br />

meinte: „We should go up to the bar“, fragte ich nur:<br />

„Wow, ihr habt ’ne Bar hier?“ Dabei meinte der<br />

irgend ein Menü-Detail. Egal, ich muss echt aufhören,<br />

so rumzuheulen auf meiner Suche nach einem Medium,<br />

das einem das kleine Glück, Privatsphäre und ein<br />

wenig Restwürde lässt. Ich bin einfach sehr nostalgisch<br />

– und weiß natürlich, wie viel Gutes in all diesem<br />

neuen Zeug steckt. Letztendlich liebe ich jedoch<br />

Bücher, und mein Lieblingsgeräusch ist das, wenn die<br />

Nadel auf die Schallplatte trifft.<br />

INTERVIEW: Du wohnst mittlerweile die meiste<br />

Zeit in New York.<br />

RYDER: Ja, in Brooklyn. Und dieses Mal werde<br />

ich dieses Zwischen-den-Küsten-Pendeln auch hinbekommen:<br />

Meine Heimat ist und bleibt San Francisco,<br />

ich habe eine kleine Wohnung in L. A. und ein<br />

Apartment in Williamsburg, in dem ich <strong>mich</strong> sehr<br />

wohl fühle, auch wenn es dort derzeit furchtbar hip<br />

ist. Mein Dad wuchs in der Gegend auf. Allerdings<br />

muss ich <strong>mich</strong> jedes Mal neu darauf einlassen: In San<br />

Francisco dürfen die Leute einfach so lächeln – in<br />

New York haben sie immer gleich Hintergedanken,<br />

wenn man sie auf der Straße anlächelt.<br />

INTERVIEW: Klar: „Winona Ryder hat <strong>mich</strong> angelächelt!“<br />

RYDER: Ich weiß ja nicht. Jedenfalls habe ich etliche<br />

ziemlich merkwürdige Reaktionen bekommen.<br />

Vielleicht muss ich genauer hinsehen.<br />

INTERVIEW: Du arbeitest in letzter Zeit wieder<br />

sehr viel. Dein nächster Film heißt The Iceman.<br />

RYDER: Yeah. Und ich freue <strong>mich</strong> auch auf einige<br />

andere Projekte. Beispielsweise einen Film mit David<br />

Hare, den zweiten Teil der Worricker Trilogy. Das<br />

könnte schräg werden.<br />

INTERVIEW: Du hast in den vergangenen Jahren ja<br />

nicht nur Rollen gespielt, die sympathisch waren.<br />

RYDER: Die letzten zehn Jahre waren ziemlich<br />

merkwürdig in meinem Leben. Aus unterschiedlichsten<br />

Gründen. Wenn man zurückblickt – und das sage<br />

ich nun in der Rückschau –, hatte ich ziemlich großen<br />

Erfolg und tolle Möglichkeiten zu Beginn meiner<br />

Karriere. Doch dann hieß es ständig: Dafür ist sie<br />

nicht die Richtige. Ich weiß nicht, ob das am Aussehen<br />

oder dem tatsächlichen Alter gelegen hat – ich<br />

blieb einfach in vielen Köpfen das Mädchen aus Edward<br />

mit den Scherenhänden. Dann kamen neue, frische<br />

Talente wie Kate Winslet, die ich liebe. Und plötzlich<br />

… Ach, es ist nicht so leicht zurückzublicken.<br />

Jeden falls ist es interessant für <strong>mich</strong>, heute die Ältere<br />

zu sein und nicht mehr das Kind, weil das war ich lange<br />

genug.<br />

INTERVIEW: Es ist lustig, dass du gerade diese Zeit<br />

erwähnst: Die Leute scheinen in einem Nostalgierausch<br />

zu sein, was die frühen Neunziger angeht.<br />

RYDER: Wow, es bedarf gerade mal 20 Jahre, bis<br />

Menschen nostalgisch werden? Das ist interessant.<br />

Beim Foto-Shooting habe ich …<br />

INTERVIEW: … Simple Minds gehört.<br />

RYDER: Simple Minds! Ich kann <strong>mich</strong> noch genau<br />

daran erinnern, wie ich früher ins Greek Theatre in<br />

Berkeley gegangen bin, mit elf oder zwölf Jahren.<br />

Simple Minds spielten als Vorgruppe vor den Pretenders.<br />

Ich stand in der ersten Reihe und wurde fast erdrückt,<br />

also hoben <strong>mich</strong> die Leute hoch auf die Bühne.<br />

Da wollte ich gar nicht hin, doch als die<br />

Sicher heitsmänner kamen, um <strong>mich</strong> wegzuschaffen,<br />

rief Chrissie nur: „Nein, nein.“ Sie nahm <strong>mich</strong> zu sich<br />

hoch, schaute <strong>mich</strong> an, sang 2000 Miles für <strong>mich</strong> und<br />

strich mit ihren Fingern durch mein Haar.<br />

INTERVIEW: Wow.<br />

RYDER: Es war das Großartigste, was mir bisher<br />

im Leben widerfahren war. Später traf ich sie dann<br />

wieder: bei einem PETA-Event, den ich mit River<br />

Phoenix besuchte. Sie ist so nett!<br />

INTERVIEW: Solltest du nicht mit River vor der Kamera<br />

stehen?<br />

RYDER: Ja, für Lucas. Er war so unglaublich gut.<br />

INTERVIEW: Unfassbar gut!<br />

RYDER: Ja, das war er. Und ich war blind oder abgelenkt.<br />

Ich habe nicht gesehen oder sehen wollen,<br />

was mit ihm passiert … Aber eigentlich sprachen wir<br />

von was anderem: Ich kann gut verstehen, dass es eine<br />

Nostalgie gibt, was die Neunziger angeht. Damals<br />

waren Dinge noch viel mysteriöser. Ich meine, das ist<br />

es, was ich vermisse: eine Schauspielerin zu sein, von<br />

der du weißt, dass sie gerade einen Film mit Al Pacino<br />

oder Robert De Niro dreht. Darauf wartest du dann<br />

ein Jahr, stehst in der Schlange vor dem Kino. Du<br />

weißt eigentlich nichts über den Film und freust dich<br />

trotzdem. Wie soll das in Zeiten des Internets funktionieren?<br />

Wie soll irgendetwas noch geheim bleiben?<br />

Als wir 2009 Star Trek drehten, waren wir irgendwo in<br />

einer Wüste. Ich trug ein verrücktes Kostüm, und<br />

eine ganze Horde Assistenten stand bewaffnet mit<br />

Regen schirmen vor meinem Trailer. Ich meinte nur:<br />

„Passt schon, Leute, ich kann alleine laufen.“ Daraufhin<br />

hieß es: „Hm, nein.“ Sie hatten Angst, dass irgendwelche<br />

Paparazzi <strong>mich</strong> abschießen könnten. Dabei<br />

standen wir wirklich mitten in dieser Wüste!<br />

127<br />

.<br />

INTERVIEW: Was denkst du, wenn du die jungen<br />

Frauen von heute, Jennifer Lawrence oder Kristen Stewart,<br />

so siehst, wie sie mit all dem Rummel umgehen?<br />

RYDER: Ich weiß wirklich nicht, ob ich heute<br />

Schauspielerin werden würde, wenn ich in dem Alter<br />

wäre. Die beiden sind supertalentiert. Aber ich weiß<br />

nicht, wie sie es schaffen, sich auch nur einen Hauch<br />

von Privatsphäre zu bewahren.<br />

INTERVIEW: Du bist aber auch ziemlich offen mit<br />

vielen Dingen umgegangen, ob es Panikattacken,<br />

Schlaflosigkeit oder deine Beziehungen waren.<br />

RYDER: Ja.<br />

INTERVIEW: Gleichzeitig haben sich die Leute viel<br />

mehr für dich interessiert als für andere Schauspielerinnen.<br />

Das lag vermutlich an frühen Rollen, an Lydia<br />

in Beetlejuice und Veronica in Heathers.<br />

RYDER: Was auch die beiden Rollen waren, die<br />

mir heute noch am nächsten sind. Es fühlt sich fast so<br />

an, als hätte ich gar nicht mitgespielt in den Filmen,<br />

ich bin einfach ein großer Fan. Allerdings wäre ich<br />

wahrscheinlich nicht Schauspielerin geworden, wenn<br />

ich diese Rollen nicht bekommen hätte.<br />

INTERVIEW: Warum denn nicht?<br />

RYDER: Ich weiß nicht, ob ich für andere Rollen<br />

gecastet worden wäre. Einfach, weil ich nicht als<br />

Schönheit wahrgenommen wurde.<br />

INTERVIEW: Hat das jemand wirklich so gesagt?<br />

RYDER: Klar! An einen Vorfall kann ich <strong>mich</strong> besonders<br />

gut erinnern: Ich sprach gerade vor, da meinte<br />

die Casting-Frau mitten im Satz zu mir: „Mädchen,<br />

hör zu, du solltest wirklich nicht versuchen, Schauspielerin<br />

zu sein. Du bist einfach nicht schön genug. Geh<br />

zurück, woher du gekommen bist. Geh in die Schule.<br />

Du hast einfach nicht, was man braucht.“<br />

INTERVIEW: Nein!<br />

RYDER: Die dachte wirklich, sie würde mir einen<br />

Gefallen tun.<br />

INTERVIEW: Wie alt warst du damals?<br />

RYDER: 15 oder 16. An dieser Stelle muss ich<br />

meinen Eltern danken, die <strong>mich</strong> als Individuum erzogen<br />

haben, das auch anecken kann und darf – und<br />

nicht als eine Person, die immer nur reinpassen will.<br />

INTERVIEW: Hat dir das auch geholfen in der anderen<br />

schweren Zeit, die du vorhin angedeutet hast?<br />

Damals hast du auch mit der Wahrnehmung der Leute<br />

zu kämpfen gehabt, wusstest nicht, was du tun oder<br />

lassen sollst.<br />

RYDER: Das war der Fall, bevor diese Sache passiert<br />

ist (Ryder wurde 2001 beim Ladendiebstahl erwischt).<br />

Viele Leute denken vermutlich, dass dieser<br />

Zwischenfall <strong>mich</strong> in eine komische Bahn gelenkt hätte,<br />

das passierte jedoch schon ein paar Jahre zuvor, ich<br />

hatte da schon einigen Ärger. Dazu kam, dass etliche<br />

Filme, die ich drehen sollte, nicht zustande kamen –<br />

und auf einmal stand ich vor dieser Wand. Damals<br />

wohnte ich in San Francisco und ich brauchte wirklich<br />

eine Auszeit. Rückblickend war es wahrscheinlich<br />

das Beste, was mir passieren konnte.<br />

Photography CRAIG McDEAN/ART + COMMERCE<br />

Hair ANTHONY TURNER/<br />

ART PARTNER USING L’ORÉAL PROFESSIONNEL<br />

Make-up FRANCELLE USING NARS COSMETICS, CHANEL<br />

Manicure YUNA PARK/STREETERS<br />

Set Design RANDALL PEACOCK/THE MAGNET AGENCY<br />

Retouching GLOSS STUDIO NEW YORK<br />

Digital Technician SALLY GRIFFITHS<br />

Photography Assistants SIMON ROBERTS,<br />

HUAN NGUYEN, MARU TEPPEI<br />

Styling Assistants ELIN SVAHN,<br />

ALEKSANDRA KOJ, MELISSA LEVY<br />

Hair Assistant MICHAEL VIGGUE<br />

Make-up Assistant AI YOKOMIZO<br />

Manicure Assistant NAOKO SAITA<br />

Set Design Assistant TODD KNOPKE<br />

Special thanks HIGHLINE STAGES


.<br />

Stella<br />

McCartney<br />

Ihr Vater war kein Rolling Stone, aber auch als<br />

Tochter eines Beatles hat es Stella McCARTNEY ziemlich weit gebracht.<br />

Sie hat die richtigen Freunde, den perfekten Ehemann, vier Kinder,<br />

das Haus auf dem Land und wahrscheinlich sogar einen netten Hund.<br />

Und natürlich hat es die 41-Jährige zudem noch geschafft,<br />

ihr eigenes (und sehr gut funktionierendes) Modelabel aufzubauen.<br />

Angeblich schmeißt die überzeugte Veganerin alle Redakteurinnen,<br />

die mit einer Leder tasche zum Gespräch auflaufen, direkt wieder raus.<br />

Das konnte unserem <strong>Interview</strong>er nicht passieren<br />

von<br />

Jeff KOONS<br />

“<br />

Neulich habe ich meine Näh maschine<br />

wieder rausgekramt. Ob du es glaubst oder nicht,<br />

ich habe sie lange nicht benutzt<br />

”<br />

PORTRÄT<br />

CRAIG McDEAN<br />

STYLING<br />

KARL TEMPLER<br />

Foto: Craig McDean/Art+Commerce<br />

128


.<br />

Fotos<br />

Maurizio BAVUTTI<br />

Styling<br />

Gro CURTIS<br />

ALLE LOOKS PRE-FALL 2013<br />

STELLA McCARTNEY<br />

130


131<br />

.


.<br />

132<br />

STELLA McCARTNEY: Das war ja komisch! Ich dachte,<br />

ich sollte dich interviewen. Dann wurde ich plötzlich<br />

gefragt, ob ich die Fragen gesehen hätte. Und ich<br />

so: „Ja, aber die sind alle für <strong>mich</strong> bestimmt! Wo sind<br />

meine Fragen an Jeff?“ Das ist langweilig! Ich will<br />

nicht, dass du <strong>mich</strong> interviewst, sondern umgekehrt.<br />

JEFF KOONS: Stella, ich war ziemlich aufgeregt …<br />

McCARTNEY: Halt die Klappe! (lacht)<br />

KOONS: Doch, es stimmt. Du musst mir helfen.<br />

McCARTNEY: Stell einfach deine Fragen!<br />

KOONS: Alles klar! Wir legen los und reden einfach<br />

über alles, was uns gerade in den Sinn kommt.<br />

McCARTNEY: Wie geht es dir?<br />

KOONS: Ach, großartig (lacht).<br />

McCARTNEY: Wie waren deine Ausstellungen?<br />

KOONS: Die waren alle fantastisch. Aber wie geht<br />

es dir, liebe Stella?<br />

McCARTNEY: Gut! Ich bin eben mit meinen vier<br />

<strong>Baby</strong>s und dem Hund auf dem Land angekommen. Es<br />

ist wunderschön. Ich sitze gerade in der Küche und<br />

sehe draußen den Flieder blühen. Es ist toll, am<br />

Freitag abend aus London rauszukommen.<br />

KOONS: Du hast mir mal erzählt, ihr hättet viele<br />

Bäume da draußen.<br />

McCARTNEY: Genau. Und wir haben auch selbst<br />

ganz viele gepflanzt.<br />

KOONS: Wie viele denn?<br />

McCARTNEY: So um die tausend, schätze ich. Als<br />

wir geheiratet haben, haben wir die Leute nicht um<br />

Geschenke gebeten, sondern um Bäume. Wir haben<br />

einen Hochzeitswald angelegt. So fing das an.<br />

KOONS: Justine und ich haben auch einen Baum,<br />

der eurer Hochzeit gewidmet ist!<br />

McCARTNEY: Oh, ihr seid doch zu süß!<br />

KOONS: Durfte man verschiedene Bäume pflanzen?<br />

Zum Beispiel Apfel- oder Orangenbäume?<br />

McCARTNEY: Ja, solange sie sich mit dem Klima<br />

und dem Boden hier vertragen haben. Habt ihr viele<br />

Bäume auf eurer Farm?<br />

KOONS: Nein, nur die heimischen. Als Justine<br />

den Garten angelegt hat, hat sie ein paar Zwergbäume<br />

gepflanzt. Aber lass uns über dich sprechen. Du bist<br />

also zurzeit mit den Kindern im Landhaus. Ist das ein<br />

Ort, an dem du kreativ sein kannst?<br />

McCARTNEY: Im Laufe der Zeit habe ich gemerkt,<br />

dass Kreativität immer schwieriger wird zwischen<br />

all den Deadlines, die man zu erfüllen hat. Die<br />

Wochenenden werden mir immer heiliger. Nicht nur,<br />

weil ich dann Zeit mit den Kindern verbringe, sondern<br />

auch, weil ich dann kleine Pausen für <strong>mich</strong> habe.<br />

Und dann ist auch wieder Raum für Kreativität.<br />

Ja, wenn ich hier so rausgucke, muss ich echt sagen,<br />

dass ich glücklich bin – in unserer Scheune aus dem<br />

16. Jahr hundert, mit ihrem geziegelten Dach, das<br />

über die Zeit ein bisschen angegilbt und mit Moos bewachsen<br />

ist. Das kann die Arbeit schon beeinflussen.<br />

Ich arbeite ja gerade auch an meiner Sommerkollektion<br />

für 2014. Ich bin in der Natur, das ist immer auch<br />

ein großes Thema in meinen Entwürfen.<br />

KOONS: Wie meintest du das gerade, als du vom<br />

16. Jahrhundert gesprochen hast? Dass die Zeit und<br />

der Wandel der Dinge Einfluss haben auf deine Kollektionen<br />

von heute?<br />

McCARTNEY: Ich hoffe, dass meine Arbeit ebenso<br />

langlebig sein wird wie dieses Haus hier. Auf deine<br />

Arbeit trifft das bestimmt zu! Ich frage <strong>mich</strong> gerade,<br />

wie eine Jeff-Koons-Skulptur wohl nach 500 Jahren in<br />

meiner Scheune aussehen würde.<br />

KOONS: Bei meiner Arbeit gibt es diese Deadlines,<br />

von denen du vorhin sprachst, zum Glück nicht.<br />

McCARTNEY: Die muss es bei dir doch auch geben.<br />

Ich habe mal gehört, dass Leute sehnsüchtig auf<br />

Arbeiten von dir gewartet haben, die sie zehn Jahre<br />

vorher bestellt hatten.<br />

KOONS: Das ist eine andere Art von Deadline.<br />

Aber das funktioniert mit mir nicht … Können wir zur<br />

Abwechslung mal wieder auf dich zu sprechen kommen?<br />

Ich würde wirklich gerne von dir wissen, wie du<br />

als junges Mädchen warst. Ich habe so eine Erinnerung<br />

an früher: Da liege ich auf einer grünen Wiese<br />

und atme einfach nur ihren Duft ein und freue <strong>mich</strong>,<br />

dass sie so grün ist. Dabei schaue ich in den blauen<br />

Himmel, und alles ist so wunderschön. Ich wollte immer<br />

raus in die Welt und das Beste aus mir herausholen.<br />

Hattest du je den konkreten Wunsch, über<br />

dich hinauszuwachsen?<br />

McCARTNEY: Ja. Ich erinnere <strong>mich</strong> zwar nicht an<br />

einen bestimmten Moment, in dem ich gedacht habe:<br />

„Ich will raus an die Öffentlichkeit.“ Ich glaube, ich<br />

versuche bis heute, <strong>mich</strong> so weit aus der Öffentlichkeit<br />

herauszuhalten, wie es eben geht. Aber ich habe<br />

auch noch solche Erinnerungen wie du. Wo man einfach<br />

auf dem Boden lag und in den Himmel gestarrt<br />

hat. Das machen Kinder eben gern. Wahrscheinlich<br />

aber bin ich schon sehr anders aufgewachsen als die<br />

meisten. Ich hatte berühmte Eltern, die auf Welttourneen<br />

gegangen sind. Als Kind war ich oft unter<br />

berühmten Menschen, das hat mir die Augen geöffnet.<br />

Gleichzeitig bin ich auf einem Bauernhof groß<br />

geworden und habe die nächstgelegene Schule besucht.<br />

Die längste Zeit meiner Kindheit habe ich mit<br />

meinen Geschwistern in Schottland verbracht. Das<br />

war das Gegenteil von Ruhm. Meine Wünsche gingen<br />

damals auch in eine ganz andere Richtung. Ich<br />

wollte <strong>mich</strong> nie von anderen abhängig machen. Ich<br />

hatte keine konkrete Vorstellung davon, wer ich gerne<br />

sein will, aber ich wollte meinen ganz eigenen Platz<br />

finden. Ich weiß nicht, ob das so verständlich wird.<br />

KOONS: Doch, ich verstehe genau, was du meinst.<br />

Ich wollte einfach mitmachen. Bei jedem zeitgenössischen<br />

Künstler oder jedem Künstler des 20. Jahrhunderts,<br />

den ich mir damals angeschaut habe, dachte<br />

ich immer nur, dass ich gerne selbst ein Teil dieses<br />

Dialogs wäre.<br />

McCARTNEY: Wann hast du angefangen, dich für<br />

die New Yorker Kunstszene zu interessieren?<br />

KOONS: Auf dem College. Davor hat meine Tante<br />

<strong>mich</strong> und meine Familie regelmäßig mit ins Philadelphia<br />

Museum genommen. Ich bin nicht gerade mit<br />

Hochkultur aufgewachsen. Mein Vater war Innenausstatter.<br />

Er hat mir beigebracht, wie Farben und Gewebe<br />

Gefühle beeinflussen können. Meine Familie<br />

mütterlicherseits war eher politisch. Mein Großvater<br />

war Stadtkämmerer und sein Bruder Kaufmann. Der<br />

Drang, <strong>mich</strong> mit meiner Außenwelt in Verbindung zu<br />

setzen, kam eher von dieser Seite der Familie.<br />

McCARTNEY: Das ist interessant.<br />

KOONS: Ich glaube, Großeltern sind sehr wichtig.<br />

McCARTNEY: Ja. Mein Großvater hatte tatsächlich<br />

großen Einfluss auf <strong>mich</strong>. Der Vater meiner Mutter.<br />

Er hat immer gesagt: „Bleib stark.“ Er war übrigens<br />

ein großer Kunstsammler.<br />

KOONS: Auch mit Eltern, die beide kreativ gearbeitet<br />

haben, musst du das doch aufgesogen haben.<br />

Erinnerst du dich noch daran, deinen Vater beim<br />

Songschreiben oder deine Mutter beim Fotografieren<br />

erlebt zu haben?<br />

McCARTNEY: Als Kind habe ich <strong>mich</strong> nie als Teil<br />

dieses kreativen Treibens gefühlt. Mein Vater hat einfach<br />

in der Küche gesessen und Songs geschrieben,<br />

während wir gegessen haben. Aber wenn heute meine<br />

eigenen Kinder neben mir sitzen, während ich arbeite,<br />

fühle ich ihre Energie, und sie steckt <strong>mich</strong> an. Der<br />

Lärm kleiner Kinder, die spielen und Unsinn machen,<br />

hat seine ganz eigene Energie. Sie ist einfach da. So<br />

erging es unseren Eltern damals sicher auch mit uns.<br />

Wir sind auf vielen Bildern meiner Mutter zu sehen,<br />

und ihre Sicht auf die Welt war sicher auch von uns<br />

beeinflusst. Deine Kinder haben doch sicher auch einen<br />

riesigen Effekt auf deine Arbeit.<br />

KOONS: Meinem Sohn Blake und mir macht es<br />

großen Spaß, uns gemeinsam Picassos anzusehen. Picasso<br />

hat ja viele Zeichnungen von Herkules gemacht.<br />

Blake hat letztens einen nachgezeichnet. Ich habe vor<br />

einiger Zeit auch eine riesige Herkules-Skulptur gemacht.<br />

So setzt sich der Dialog immer weiter fort. Es<br />

war schön, Blake beim Zeichnen zuzusehen und zu<br />

beobachten, wie er sich mit männlicher Identität auseinandersetzt.<br />

Natürlich beeinflusst einen das.<br />

McCARTNEY: Neulich habe ich meine Nähmaschine<br />

wieder rausgekramt. Ob du es glaubst oder<br />

nicht, ich habe sie lange nicht benutzt. Ich sagte zu<br />

Bailey, meiner Tochter: „Komm, wir nähen jetzt was.<br />

Was willst du gerne machen?“ Ich habe sie zeichnen<br />

lassen, worauf sie Lust hatte, und habe dann Stoffe<br />

von der Arbeit mitgebracht. Dann haben wir ihren<br />

Entwurf genäht. „Mommy, können wir noch einen<br />

Reißverschluss einbauen?“ Ich hatte seit Jahren keinen<br />

Reißverschluss mehr eingenäht. Ich habe es dann<br />

einfach gemacht. Wenn man älter wird, neigt man<br />

dazu, alles zu überdenken und infrage zu stellen.<br />

Manchmal macht man das Wesentliche so kaputt.<br />

KOONS: Und diese ständige Verantwortung für<br />

alles, was man tut. Man macht sich so viele Gedanken<br />

darüber, wie das eigene Handeln aufgenommen wird.<br />

Heute will ich Sachen machen, auf die meine Kinder<br />

stolz wären. Kinder erden dich wirklich.<br />

McCARTNEY: Heißt das, dass du jetzt auf das ganze<br />

Softporno-Zeug verzichten musst? (beide lachen)<br />

Ich würde es sogar nicht mal Softporno nennen, das<br />

ist schon eher Medium-Porno.<br />

KOONS: Es geht eigentlich nur darum, morgens<br />

aufzuwachen und sich zu überlegen, worauf man Lust<br />

hat und worauf nicht. Das, was der Mensch am meisten<br />

will, ist das, was er oft am stärksten meidet, weil es<br />

viel Angst und Druck erzeugt, zu tun, was man wirklich<br />

will. Meine Kinder helfen mir, aufzuwachen und<br />

die Schritte zu gehen, die ich wirklich gehen will.<br />

McCARTNEY: Soweit ich das beurteilen kann, tust<br />

du genau das. Ich bin dein größter Fan.<br />

KOONS: Und ich habe <strong>mich</strong> wahnsinnig gefreut,<br />

dass du einige meiner Bilder auf Kleider hast drucken<br />

lassen.<br />

McCARTNEY: Lass uns das wiederholen.<br />

KOONS: Wir haben auch das Kaninchen zusammen<br />

gemacht.<br />

McCARTNEY: Ich liebe es. Nach diesem offiziellen<br />

Gespräch hier rufe ich dich noch mal an, und dann<br />

unterhalten wir uns ganz inoffiziell. Woran arbeitest<br />

du gerade?<br />

KOONS: Ach, ich versuche, einfach nur weiterzumachen.<br />

McCARTNEY: Ich glaube, das ist das beste <strong>Interview</strong>,<br />

das jemals in <strong>Interview</strong> gedruckt wurde. Sie haben<br />

alles von uns, was sie brauchen. Ich unterhalte<br />

<strong>mich</strong> einfach wahnsinnig gern mit dir. Als ich deine<br />

Arbeit zum ersten Mal gesehen habe, war das Liebe<br />

auf den ersten Blick. Mehr sage ich nicht. Ich muss<br />

jetzt los. Richte deiner Familie ganz liebe Grüße von<br />

mir aus, Jeff.<br />

KOONS: Und du – genieß die Zeit auf dem Land.


.<br />

“<br />

Ich hoffe, dass meine Arbeit<br />

ebenso langlebig sein wird wie<br />

dieses Haus hier<br />

”<br />

– Stella McCartney<br />

Photographer MAURIZIO BAVUTTI/ARTLIST<br />

Hair BRIAN BUENAVENTURA/MANAGEMENT ARTISTS<br />

FOR ORLO SALON<br />

Make-up ADRIEN PINAULT/MANAGEMENT ARTISTS<br />

FOR NARS<br />

Manicure JACKIE SAULSBERRY/KRAMER + KRAMER<br />

Models ANNA EWERS/WOMEN,<br />

IRINA NIKOLAEVA/WOMEN<br />

Photo Assistants BARRETT SWEGER, JIMI FRANKLIN<br />

Digital Operator ALONZO MACIEL/DTOUCH<br />

Styling Assistant ONELL EDNACOT


.<br />

Chelsea<br />

Sonnenstrahlen auf der Haut, wiegende Palmen und<br />

das Plätschern des Pools. LOS ANGELES ist nur noch ein<br />

fernes Rauschen. Wir sind nackt, wir sind frei.<br />

Ein Nachmittag in der legendären Villa Le Reve.<br />

CHELSEA SCHUCHMAN – Model, Socialite, Sternchen –<br />

weiß, dass in dieser Stadt Träume schneller<br />

verglühen als Zigaretten. Aber das ist ihr egal<br />

von<br />

Brad ELTERMAN<br />

FOTOS<br />

JORK WEISMANN


.<br />

BRAD ELTERMAN: Hey Chelsea, sag mal, bist du ein<br />

L. A.-Chick?<br />

CHELSEA SCHUCHMAN: Nein, technisch gesehen<br />

jedenfalls nicht, denn aufgewachsen bin ich in<br />

Chicago. Dann war ich in der Schweiz auf dem Internat,<br />

vier Jahre lang, bis zum Ende der Highschool.<br />

Das gefiel mir ziemlich gut. Wir konnten reisen, durften<br />

mit 15 schon trinken und konnten eigentlich alles<br />

machen, was wir wollten. Das war eine tolle Zeit.<br />

ELTERMAN: Und dann?<br />

SCHUCHMAN: Ja, dann habe ich in Rom studiert<br />

und auch in Paris, und das Beste daran war, dass ich<br />

dabei Leute aus der ganzen Welt kennengelernt habe,<br />

zu denen ich noch heute Kontakt habe. Wenn ich unterwegs<br />

bin, habe ich praktisch in jeder Stadt irgendwelche<br />

Freunde, bei denen ich übernachten kann.<br />

ELTERMAN: Aber jetzt lebst du in Los Angeles.<br />

Findest du es hier eigentlich aufregend?<br />

SCHUCHMAN: Ich bin jetzt seit fünf Jahren in<br />

L. A., aber was die Stadt für <strong>mich</strong> gerade ganz besonders<br />

aufregend macht, ist, dass ich eine tolle neue<br />

Wohnung in Hollywood habe. Die ist in so einem alten<br />

Haus aus den Zwanzigern. Die Wohnung selbst<br />

ist gar nicht groß, wahrscheinlich kaum größer als<br />

dein Pool, also eigentlich winzig, aber zu der Wohnung<br />

gehört auch eine tolle Garage, was in Los Angeles<br />

sozusagen essenziell ist. Und der Pool des Hauses<br />

ist riesig, und er ist natürlich auch aus den Zwanzigern<br />

und sieht etwas aus wie aus Sunset Boulevard, also<br />

ziemlich toll. Ich glaube, ich verbringe mehr Zeit am<br />

Pool als in der Wohnung.<br />

“<br />

Wenn ich fünfzig,<br />

sechzig, siebzig oder<br />

achtzig bin, möchte ich<br />

Charakterdarstellerin<br />

sein. Das ist mein<br />

Traum, darauf arbeite<br />

ich hin<br />

”<br />

– Chelsea Schuchman<br />

137<br />

ELTERMAN: Stehst du auf das Licht in L. A.?<br />

SCHUCHMAN: Ja, ich steh so dermaßen auf das<br />

Licht in L. A., das Licht ist beinahe, wie soll ich sagen,<br />

himmlisch. Wenn die Sonne um drei Uhr, vier Uhr<br />

nachmittags auf dich scheint, dann ist einfach alles<br />

okay, egal, wie es dir vorher ging. Dann ist einfach<br />

alles gut, es ist unglaublich.<br />

ELTERMAN: Helmut Newton hat ohne Unterbrechung<br />

33 Jahre lang den Winter hier verbracht, nur<br />

wegen des Lichts. Du hast natürlich nicht mit Helmut<br />

Newton gearbeitet, dafür bist du zu jung, aber ich<br />

denke, Helmut wäre von dir fasziniert gewesen.<br />

SCHUCHMAN: Haha.<br />

ELTERMAN: Aber auch ohne Newton passiert gerade<br />

eine Menge in deinem Leben.<br />

SCHUCHMAN. Ja, es ist seltsam. Wie gesagt bin<br />

ich ja schon seit fünf Jahren in L. A., und seit zwei<br />

Jahren arbeite ich als Model. Aber erst als Olivier<br />

Zahm meine Fotos gesehen hat, ging es für <strong>mich</strong> los.<br />

Der war so was wie ein Beschleuniger für <strong>mich</strong>. Seitdem<br />

war ich auf dem Cover von L’Officiel Hommes,<br />

war in der Kampagne von Kitsuné, dann kam die<br />

Kampagne für 81hours, und das alles passierte innerhalb<br />

weniger Monate.<br />

ELTERMAN: Hat man dir auch irgendwelche seltsamen<br />

Angebote gemacht?<br />

SCHUCHMAN: Ja, und zwar eine Rolle in einer<br />

Realityshow. Die habe ich aber abgelehnt. Solche<br />

Shows sind so cheesy, und ich will ja länger im Geschäft<br />

bleiben und stolz sein, wenn ich später auf meine<br />

Arbeit zurückblicke.


ELTERMAN: Mir kommt es vor, als würde in L. A.<br />

gerade ziemlich viel passieren.<br />

SCHUCHMAN: Ja, absolut, das Gefühl habe ich<br />

auch. Es gibt immer irgendeine interessante Ausstellung<br />

im MOCA (Museum of Contemporary Art), oder<br />

es spielen Freunde von mir im Roxy. Es ist, als würde<br />

L. A. wieder den Geist der Siebziger atmen. Auch der<br />

Sunset Strip, so klischeehaft das vielleicht klingen<br />

mag, besinnt sich wieder auf die guten alten Zeiten …<br />

Ja, hier passiert wieder was. Und dann die Strände<br />

und dass man nach Joshua Tree fahren kann.<br />

ELTERMAN: Du bist also gern hier.<br />

SCHUCHMAN: Unbedingt. Es ist ein guter Ausgangspunkt<br />

für <strong>mich</strong>. Zumal sich ja Leute aus der<br />

ganzen Welt hier treffen.<br />

ELTERMAN: Woody Allen hat gesagt, dass er in<br />

Paris leben würde, wenn es New York nicht gäbe, und<br />

wenn es Paris nicht gäbe, dann würde er in Venedig<br />

leben. Wo würdest du leben, wenn nicht in L. A.?<br />

SCHUCHMAN: Ich könnte in Paris leben, aber<br />

Rom mag ich auch. Wobei ich mir nicht vorstellen<br />

könnte, dort zu wohnen. Florenz gefällt mir auch sehr<br />

gut, der Lebensstil dort ist so toll, es ist irre. Ja, irgendwann<br />

will ich mal in Florenz wohnen.<br />

ELTERMAN: Cool! Hast du dich schon mal im<br />

Leonardo-da-Vinci-Flughafen in Rom übergeben?<br />

SCHUCHMAN: Ja, tatsächlich, das habe ich.<br />

ELTERMAN: Lustig, ich auch.<br />

SCHUCHMAN: Keine Ahnung, wie es kommt,<br />

aber auf Flughäfen muss ich <strong>mich</strong> oft übergeben.<br />

ELTERMAN: Das hat mit Angstzuständen zu tun.<br />

SCHUCHMAN: Ich habe <strong>mich</strong> in JFK, Heathrow,<br />

Charles de Gaulle und was weiß ich wo übergeben.<br />

ELTERMAN: Praktisch auf allen Flughäfen der<br />

Welt.<br />

SCHUCHMAN: Ja, lustig, oder?<br />

ELTERMAN: Hast du sonst irgendwelche Ängste?<br />

SCHUCHMAN: Ja, ich weiß nicht, ich meine: Für<br />

sich selbst sorgen zu müssen und Tag für Tag über die<br />

Runden zu kommen ist schon sehr anstrengend. Das<br />

wird mir jetzt erst richtig klar. Ich mache mir Sorgen<br />

ums Geld und um ganz alltägliche Dinge. Aber ich<br />

mache mir keine Sorgen um die Zukunft, meine Sorgen<br />

betreffen das Jetzt. Was die Zukunft angeht, weiß<br />

ich, dass es okay sein wird.<br />

ELTERMAN: Warst du eigentlich in letzter Zeit auf<br />

irgendwelchen coolen Konzerten?<br />

SCHUCHMAN: Ja, bei den Stones. Ich habe die<br />

zum ersten Mal gesehen, das war der Wahnsinn. Die<br />

Show war im Pit, es war so cool, eine derart ikonische<br />

Band live zu erleben. Definitiv das beste Konzert, auf<br />

dem ich jemals war. Und ich hatte ja keine Ahnung<br />

wie sexy Ronnie Wood ist …<br />

ELTERMAN: Äh, Ronnie Wood?<br />

SCHUCHMAN: Ja, der ist ziemlich sexy, ich hatte<br />

ja keine Ahnung, er hat <strong>mich</strong> umgehauen.<br />

ELTERMAN: Ja, aber er ist doch fast 70 …<br />

SCHUCHMAN: Das macht doch nichts.<br />

ELTERMAN: Das dürfte 70-jährigen Männern wieder<br />

Hoffnung geben …<br />

SCHUCHMAN: Haha.<br />

ELTERMAN: … zumindest wenn es sich bei diesen<br />

70-Jährigen um Rockstars handelt. Was machst du,<br />

abgesehen vom Modeln, eigentlich sonst noch so?<br />

SCHUCHMAN: Einmal die Woche gehe ich zum<br />

Schauspielunterricht, und das läuft eigentlich ziem lich<br />

gut. Ich bin gewiss noch keine ausgebildete Schauspielerin,<br />

aber ich gehe meinen Weg, langsam, aber<br />

sicher. Wenn ich fünfzig, sechzig, siebzig oder achtzig<br />

bin, möchte ich jedenfalls eine Charakterdarstellerin<br />

sein. Das wäre mein Traum, darauf arbeite ich hin.<br />

“<br />

Ich steh so auf<br />

das Licht in L. A.<br />

Wenn die Sonne um<br />

drei Uhr, vier Uhr<br />

nachmittags auf dich<br />

scheint, dann ist<br />

einfach alles okay,<br />

egal, wie es dir vorher<br />

ging<br />

”<br />

– Chelsea Schuchman<br />

138<br />

.


HANS<br />

FEURER<br />

.


.<br />

Es gab einen Moment im Leben des Fotografen Hans<br />

FEURER, 74, da wäre der Mann, der seine Bilder das<br />

Laufen lehrte, fast auf fatale Weise stecken geblieben. Der<br />

für seine schüchterne Art bekannte Schweizer bereiste<br />

gerade Sierra Leone, dort saß er eines Morgens an einem<br />

Fluss beim Angeln, als ein paar Rebellen aus dem Busch<br />

hinter ihm auftauchten und FEURER kurzerhand gefangen nahmen.<br />

Sie hielten ihn für einen englischen Spion. Selbstverständlich<br />

versuchte sich der neutrale Schweizer zu erklären. Doch die Rebellen<br />

waren von der großen Kamera wenig beeindruckt. Warum auch?<br />

Seit wann dürfen Spione keine großen Kameras mit sich führen?<br />

Die Lage war ernst, der Entschluss, den Spion auf der Stelle zu<br />

exekutieren, bereits gefasst. Irgendwann, nachdem FEURER<br />

stundenlang erklärt hatte, wer er sei, der<br />

größte Modefotograf der Schweiz, seit<br />

30 Jahren im Geschäft, weltbekannt<br />

durch seine Arbeiten für Nova, Vogue,<br />

Twen, Elle und Numéro, dass er sogar<br />

in den Siebzigern einen Pirelli-<br />

Kalender habe schießen dürfen (der<br />

damals noch etwas galt), erkannte<br />

FEURER, dass ihn das nicht retten<br />

würde. Nicht einmal von seiner gro-<br />

en Erndung, den ersten wirklichen<br />

STREET-STYLE-AUFNAHMEN<br />

der Welt, hatten die Rebellen jemals<br />

gehrt. Also ng FEURER an zu<br />

HANS FEURER IN INTERVIEW, JUNI 2012<br />

jodeln und Schuhplattler zu tanzen. So lange, bis die Rebellen<br />

einsahen, dass dieser Mann tatsächlich Schweizer ist – und seit wann<br />

braucht man Schweizer Spione? Wir grüßen mit diesem Portfolio,<br />

das einen Auszug der im August erscheinenden Werkschau Feurers<br />

zeigt, die ausnahmsweise gnädigen Rebellen in Sierra Leone –<br />

und verneigen uns vor Hans FEURER, einem der großen Modefoto<br />

grafen der vergangenen 40 Jahre.<br />

142<br />

HANS FEURER, GESTALTET VON FABIEN BARON,<br />

ERSCHEINT ENDE AUGUST BEI DAMIANI


144<br />

.


145<br />

.


.<br />

Fotos<br />

Benjamin LENNOX<br />

Styling<br />

Klaus STOCKHAUSEN<br />

Make-up<br />

Linda CANTELLO<br />

2 GLOW<br />

Hautpflege<br />

„Crema Nera<br />

Extrema Supreme<br />

Reviving Cream”<br />

Foundations<br />

„Maestro Fusion<br />

Make-up No. 3”,<br />

„Maestro Concealer<br />

No. 2” & „Fluid<br />

Sheer No. 2”<br />

Lidschatten<br />

„Eyes to Kill Fatal<br />

Attraction”,<br />

Palette No. 12<br />

Lippenstifte<br />

„Rouge d’Armani<br />

No. 612 Wine Red”<br />

& „Rouge d’Armani<br />

No. 610 Boxing Red”,<br />

Fall Collection<br />

Alle Beautyprodukte<br />

(durchgehend)<br />

GIORGIO ARMANI


.<br />

Hautpflege<br />

„Crema Nera Extrema<br />

Supreme Reviving Cream”<br />

Foundations<br />

„Maestro Fusion Make-up<br />

No. 3” & „Fluid Sheer No. 2”<br />

Lidschatten<br />

„Eyes to Kill Quatuor”,<br />

Palette No. 9, & „Eyes to Kill<br />

Intense No. 25”<br />

Mascara<br />

„Eyes to Kill Mascara”<br />

in Schwarz<br />

Lippenstift<br />

„Rouge Ecstasy No. 104”<br />

DIESE SEITE:<br />

JACKE<br />

VIKTOR & ROLF<br />

LINKE SEITE:<br />

JACKE<br />

GIORGIO ARMANI<br />

147


.<br />

“<br />

Mit Make-up im Gesicht<br />

hat man nur ein<br />

gewisses Spektrum, ohne<br />

dass es lächerlich wirkt<br />

”<br />

– Linda Cantello<br />

HUT<br />

ANN DEMEULEMEESTER<br />

KLEID<br />

GIORGIO ARMANI<br />

Hautpflege<br />

„Crema Nera Extrema<br />

Supreme Reviving Cream”<br />

Foundations<br />

„Maestro Fusion Make-up No. 3” & „Maestro<br />

Eraser No. 2”. Für ein perfektes Finish „Luminous<br />

Silk Powder No. 2” auf das gesamte Gesicht<br />

(inkl. Augenlider) auftragen<br />

Lidschatten<br />

„Iridescent Blue” & „Spray of Blue Violet<br />

Pearls”, Palette No. 1, Fall Collection,<br />

„Eyes to Kill Quatuor”, Palette No. 4,<br />

„Eyes to Kill Quatuor”, Palette No. 1<br />

Mascara<br />

„Eyes to Kill Mascara” in Braun<br />

Lippenstifte<br />

„Rouge Ecstasy No. 100 Androgino”<br />

& „Eyes to Kill Quatuor”, Palette No. 12


Sie hat alle geschminkt<br />

(von Bowie bis Kate<br />

Middleton), alles probiert<br />

(von Lippenlack<br />

bis Feuchtigkeitscreme)<br />

und alles erreicht.<br />

Ein Gespräch mit<br />

Star-Visagistin<br />

Linda CANTELLO<br />

INTERVIEW: Wann haben Sie begonnen, sich zu<br />

schminken?<br />

LINDA CANTELLO: Meine Mutter hatte es mir<br />

verboten, bis ich 13 Jahre alt war. Aber ich habe <strong>mich</strong><br />

schon mit 11 heimlich im Badezimmer ein geschlossen<br />

und das Make-up meiner Mutter mit ihrem Mascara<br />

vermischt und das dann als braunen Lidschatten auf<br />

meine Augenlider geschmiert. Ganz schön bescheuert,<br />

aber ich konnte es nicht erwarten, bis ich endlich<br />

13 war.<br />

INTERVIEW: Und was passierte dann?<br />

CANTELLO: Ab dann trug ich tonnenweise Makeup.<br />

Es gab dieses seltsame Produkt namens „Lip<br />

Coat“. Es war schrecklich, so eine Art Nagellack für<br />

die Lippen. Erst schminkten wir uns die Lippen rot,<br />

und dann pinselten wir dieses stinkende Zeug darüber,<br />

weil es angeblich verhinderte, dass beim <strong>Küss</strong>en<br />

der Lippenstift verschmierte. Mein Mann sagt, ich<br />

sehe auf Jugendfotos aus wie ein schlechter Porno star.<br />

INTERVIEW: Wann haben Sie zum ersten Mal ein<br />

fremdes Gesicht geschminkt?<br />

CANTELLO: Ich bin in den 70er-Jahren auf eine<br />

Mädchenschule gegangen und habe meinen Mitschülerinnen<br />

immer Tipps gegeben: Zupf dir die Augenbrauen!<br />

Hell deine Haare auf! Ich war besessen von<br />

Schönheit und generös mit meinen Beauty-Tipps und<br />

-Tricks. Auch ungefragt.<br />

INTERVIEW: Und läuft das Verschönerungs programm<br />

immer noch in Ihrem Kopf ab, wenn Sie<br />

jemanden zum ersten Mal treffen?<br />

CANTELLO: Es ist ein schrecklicher Berufstick,<br />

unter dem ich leide. Ich versuche immer, <strong>mich</strong> zurückzuhalten.<br />

Was <strong>mich</strong> am meisten nervt, ist, dass so viele<br />

Leute im Modebusiness und vor allem Beauty-Redakteurinnen<br />

oft so schlecht geschminkt sind.<br />

INTERVIEW: Wie sieht schlecht geschminkt aus?<br />

CANTELLO: Zu viel Blush, der Lippenstift hat die<br />

falsche Farbe, manchmal benutzen sie sogar Lipliner.<br />

INTERVIEW: Am schlimmsten finde ich falsch oder<br />

zu stark gezupfte Augenbrauen …<br />

CANTELLO: Schlimm! Wenn man zu viel zupft,<br />

hat man sofort so einen komischen Bogen im Gesicht.<br />

Das macht sehr alt.<br />

INTERVIEW: Die meisten Frauen schminken sich<br />

ein Leben lang mehr oder weniger gleich. Wie kommt<br />

man da wieder raus, ohne dass man sich im Kaufhaus<br />

auf einem Beratungshocker wiederfindet?<br />

CANTELLO: Mein Tipp wäre, sich mit ungeschminktem<br />

Gesicht einen Spiegel zu schnappen, einen<br />

ehrlichen Blick reinzuwerfen und dann loszulegen.<br />

Nehmen Sie einen Kajalstift und umranden Sie<br />

Ihre Augen auf verschiedene Art, probieren Sie ande-<br />

re Lippenstifte aus. Nicht nur Farben, sondern auch<br />

Texturen: Gloss oder Lippenstift, Puder oder Creme,<br />

so tastet man sich langsam an Veränderung heran.<br />

INTERVIEW: Sie haben Kunst in London studiert.<br />

War Make-up-Artist da ein naheliegendes Ziel?<br />

CANTELLO: Gar nicht. Nach dem Studium arbeitete<br />

ich zunächst bei Sotheby’s, um dann über tausend<br />

Zufälle als Mädchen für alles bei einem neuseeländischen<br />

Modedesigner zu landen. Als ich zum ersten<br />

Mal auf eine seiner Schauen ging, wurde mir überhaupt<br />

erst klar, dass es den Beruf Make-up-Artist<br />

gibt. Da dachte ich mir: „Das kann ich auch.“ Meine<br />

Freunde waren alle angehende Fotografen oder Stylisten.<br />

Wir bauten mit Weihnachtspapier als Hintergrund<br />

ein Studio zu Hause nach und versuchten, alle<br />

Looks, die wir gut fanden, selbst hinzubekommen.<br />

Dabei ging natürlich auch total viel schief. Zum Beispiel<br />

waren damals gräuliche Pastelltöne total angesagt,<br />

und ich habe fleißig Lippenfarben gemixt, denen<br />

ich dann Namen wie „Ashes of Roses“ gab. Das fand<br />

ich so chic. Wenn ich mir heute die Fotos anschaue,<br />

denke ich: „Die Models sehen alle aus wie tot.“<br />

INTERVIEW: Als Sie Anfang der Achtziger nach<br />

New York zogen, starteten Sie sofort durch. Wie kam<br />

es dazu?<br />

CANTELLO: Die Zentren der Mode waren damals<br />

Paris und New York. Selbst die britische Vogue buchte<br />

nie irgendwelche Leute, die in London lebten. Deshalb<br />

bin ich mit meinem Freund, dem Fotografen<br />

Sam McKnight, nach New York gegangen. Nach ein<br />

paar Tagen rief ich einen Agenten an, um mit ihm<br />

über mein Visum zu sprechen, und fragte, ob ich ihn<br />

deshalb am Montag treffen könne. Er sagte nur: „Nein,<br />

Montag geht nicht, da hast du ein Shooting für die<br />

Vogue mit Irving Penn.“ Ich bin ausgeflippt. Mit einer<br />

kleinen orangenen Plastikbox ging ich zum Shooting<br />

und legte los. Leider stülpte Irving Penn den Models<br />

zum Schluss einen Helm über den Kopf, der das Gesicht<br />

verdeckte. Das war mein erster Job.<br />

INTERVIEW: Schwierig für die Referenz …<br />

CANTELLO: Zum Glück hatte die Vogue-Redakteurin<br />

Andrea Robinson sich in Sam und <strong>mich</strong> verliebt.<br />

Ihr verdanke ich meine Karriere, sie nahm uns wie Kinder<br />

unter ihre Fittiche und buchte uns danach für alles.<br />

INTERVIEW: Zu dieser Zeit sahen viele Models<br />

und Stars auf Fotos viel weniger perfekt aus als heute.<br />

Wie kommt das?<br />

CANTELLO: Es gab nicht diese hysterische Suche<br />

nach vermeintlicher Perfektion, und es gab auch keine<br />

Referenzbücher so wie heute, auf die man sich während<br />

des Jobs beziehen muss. Man musste eigentlich<br />

selbst ständig neue Looks erfinden. Und es gab natürlich<br />

kein Photoshop.<br />

INTERVIEW: Was kommt nach der Perfektion?<br />

CANTELLO: Ich hoffe, dass wir bald durch sind<br />

mit dieser Künstlichkeit. Interessant ist es auch, Prominente<br />

auf dem roten Teppich zu beobachten. Dort<br />

sehen sie auf jeden Fall echter und auch fehlerhafter<br />

aus als auf den stark retuschierten Fotos. Aber selbst<br />

dort eifern sie diesem verrückten Look nach, mit<br />

falschen Augenwimpern, Extensions und Tonnen von<br />

Make-up im Gesicht.<br />

INTERVIEW: Wenn der Druck immer größer wird,<br />

alte Looks zu recyceln, dann können Sie ja aus dem<br />

Vollen schöpfen.<br />

CANTELLO: Ich? Nein, also ohne jetzt unbescheiden<br />

klingen zu wollen: Ich bin immer noch voller<br />

neuer Ideen. Natürlich bin oft unsicher, aber das muss<br />

auch so sein, denn das treibt einen an. Ich habe übrigens<br />

zwei Söhne, die 22 und 25 Jahre alt sind, und die<br />

bringen alle ihre Freunde mit nach Hause. Über die<br />

149<br />

.<br />

bekomme ich viel mehr Infos, was abgeht, als durch<br />

die Modebranche.<br />

INTERVIEW: Was ist denn Ihrer Meinung nach<br />

neu und interessant?<br />

CANTELLO: Na ja, man muss auch sagen, dass<br />

man mit Make-up im Gesicht nur ein gewisses Spektrum<br />

hat, ohne dass es lächerlich wirkt. Deshalb glaube<br />

ich, dass man sich in Zukunft auch auf weitere<br />

Körper teile konzentrieren wird. Zum Beispiel gucke<br />

ich mir in der U-Bahn gerne junge Leute an, die aus<br />

Clubs oder von Konzerten kommen. Sie dekorieren<br />

sich viel mehr, und das beschränkt sich nicht nur auf<br />

das Gesicht. Sie bemalen sich oder kleben sich Dinge<br />

ins Gesicht. Sehr einfallsreich.<br />

INTERVIEW: Sie haben schon für die meisten großen<br />

Modehäuser gearbeitet, und Sie sind der Chef-<br />

Make-up-Artist von Armani. Wie frei sind Sie, innerhalb<br />

des Markenuniversums Ihre Looks zu entwickeln?<br />

CANTELLO: Armani wird es geben, auch wenn ich<br />

nicht mehr da bin. Deshalb lege ich mein Ego an der<br />

Garderobe ab. Dafür darf ich aber meine Interpretation<br />

der Armani-Welt liefern. Gerade bei Armani ist<br />

es interessanterweise bei den Modeschauen bei nahe<br />

so, als wäre das Gesicht zweitrangig, weil so viel Wert<br />

auf die Körper und die Bewegungen der Models gelegt<br />

wird. Bei Giorgio hat Schönheit etwas Selbstverständliches.<br />

Er hat einen sehr guten Geschmack und<br />

ist sehr modern. Er möchte immer überrascht werden.<br />

Auch von mir. Seine Ästhetik ist reine, ein fache<br />

Schönheit, und viele Leute verwechseln das mit Klassik.<br />

Giorgio und ich teilen die Einstellung, dass Einfachheit<br />

das Schwierigste ist, was es gibt.<br />

INTERVIEW: Was war das größte Risiko, das Sie<br />

jemals bei einem Job eingegangen sind?<br />

CANTELLO: Ich liebe es, hin und wieder gar<br />

nichts zu machen.<br />

INTERVIEW: Wie, gar nichts?<br />

CANTELLO: Gar nichts. Ich schaue mir das Model<br />

an und finde es so am schönsten. Dann bekommt<br />

es höchstens ein wenig Feuchtigkeitscreme ins Gesicht.<br />

Das hat mit Erfahrung und Selbstbewusstsein zu tun.<br />

INTERVIEW: Sie haben auch Kate Middleton für<br />

ihr Verlobungsfoto geschminkt. Worum ging es da:<br />

einen Look für das neue Mitglied der Royals zu kreieren<br />

oder sie besonders hübsch aussehen zu lassen?<br />

CANTELLO: Ich dachte, ich könnte einen Look<br />

kreieren, aber es kam anders: Mario Testino fragte<br />

Kate, ob sie die Augen gerne stärker betonen würde.<br />

Und Kate sagte Ja und ging ins Badezimmer, um sich<br />

selbst schwarzen Eyeliner aufzutragen. Meine Assistentin<br />

und ich schauten uns an und sagten: „Na ja …“<br />

Auf der anderen Seite gibt diese Art, sich zu schminken,<br />

ihr Sicherheit, und die will ich ihr auf keinen<br />

Fall nehmen. Sie ist eine sehr kreative Person, und sie<br />

weiß genau, was sie will, und das gefällt mir sehr gut.<br />

Für die Hochzeit hat sie sich auch selbst geschminkt.<br />

Ich persönlich fand es etwas zu viel.<br />

INTERVIEW: Welchen Look hätten Sie ihr denn<br />

gerne nahegebracht?<br />

CANTELLO: Ich hätte ihren Look insgesamt etwas<br />

sanfter gehalten, vor allem die Augen.<br />

INTERVIEW: Gibt es jemanden, der noch nicht auf<br />

Ihrem Stuhl saß, mit dem Sie gerne arbeiten würden?<br />

CANTELLO: Diese Frage stelle ich mir nicht. Die<br />

Leute fragen <strong>mich</strong> auch immer, wie ich Kate Moss<br />

finde. Einfach nur klasse! Nicht, weil sie ein Supermodel<br />

ist, sondern weil sie eine lustige und schlaue<br />

Person ist. Es klingt vielleicht abgedroschen, aber<br />

nach so vielen Jahren im Job fällt mir nur ein Satz ein:<br />

Wahre Schönheit kommt von innen.<br />

<strong>Interview</strong> HEIKE BLÜMNER


.<br />

Hautpflege<br />

„Crema Nera Extrema<br />

Supreme Reviving Cream”<br />

Foundations<br />

„Maestro Fusion Make-up No. 3”<br />

& „Maestro Eraser No. 2”<br />

Lidschatten<br />

„Smokey Purple”, Palette No. 1,<br />

Fall Collection<br />

Mascara<br />

„Eyes to Kill Mascara” in Braun<br />

Lippenstift<br />

„Rouge Ecstasy No. 104”<br />

DIESE SEITE:<br />

STRICKJACKE<br />

PEACHOO & KREJBERG<br />

RECHTE SEITE:<br />

MANTEL<br />

GARETH PUGH<br />

HUT<br />

PHILIP TREACY LONDON<br />

150


.<br />

Hautpflege<br />

„Crema Nera Extrema Supreme<br />

Reviving Cream”<br />

Foundations<br />

„Maestro Fusion Make-up No. 3”<br />

& „Maestro Concealer No. 2”<br />

Lidschatten<br />

„Satin Vert d’Eau”, Palette No. 2,<br />

Fall Collection, „Iridiscent Blue”<br />

& „Spray of Blue Violet Pearls”,<br />

Palette No. 1, Fall Collection<br />

Lippenstifte<br />

„Rouge d’Armani No. 409 Ferrari Red”<br />

& „Rouge d’Armani No. 410 Boxing<br />

Red”, Fall Collection<br />

Hair SEBASTIEN RICHARD/JEDROOT<br />

Make-up LINDA CANTELLO/B-AGENCY<br />

Manicure KAMEL/B-AGENCY<br />

Model JULIANE GRÜNER/SCOOP MODELS<br />

Casting EMILIE GOFF/TWO BIRDS CASTING<br />

Photo Assistants DAVID GILBEY, PABLO FREDA<br />

Digital Operator RUGGIERO CASAGNA/PIN-UP<br />

Styling Assistant ULI SEMMLER<br />

Production LENNY HARLIN/MANAGEMENT ARTISTS<br />

Special thanks DAYLIGHT STUDIO


.<br />

Gj<br />

WIE EIN SONNENSTRAHL<br />

GUERLAINS<br />

der Götter und Könige.<br />

Collector’s Edition<br />

„HYPNÔSE DOLL EYES<br />

MASCARA”, UM<br />

32 EURO. „HYPNÔSE<br />

DOLL EYES PALETTE”,<br />

UM 55 EURO<br />

BEAUTY<br />

Sommerlook 2013<br />

ist eine Ode an glänzendes Gold.<br />

Das Bronzingpuder schimmert<br />

in diesem Jahr in der Farbe<br />

„HYPNÔSE DRAMA<br />

MASCARA”,<br />

UM 32 EURO. „HYPNÔSE<br />

DRAMA EYES PALETTE”,<br />

UM 55 EURO<br />

„HYPNÔSE STAR<br />

MASCARA”, UM 32 EURO.<br />

„HYPNÔSE STAR EYES<br />

PALETTE”, UM 55 EURO<br />

„TERRA <strong>ORA</strong>”-<br />

PUDERDOSE<br />

AUS SCHWARZEM<br />

HOLZ MIT MAGNET-<br />

VERSCHLUSS VON GUERLAIN,<br />

UM CA. 63 EURO<br />

ALLE<br />

lieben<br />

ALBER ELBAZ<br />

Lanvins Chefdesigner Alber<br />

Elbaz zeigt in dieser Kooperation<br />

mit Lancôme, dass er nicht<br />

nur umwerfende Kleider designen<br />

kann. Seine Lieblingsmuster<br />

– Sterne, Herzen, Polka-<br />

Dots und große Augen –<br />

schmücken in diesem Sommer<br />

auch die begehrtesten Mascaras<br />

und Lidschattenpaletten von<br />

Lancôme. Und für den XXL–<br />

Augenaufschlag gibt es ein Set<br />

falsche Wimpern – in einer<br />

selbstredend ebenso stilvoll<br />

gekleideten Box.<br />

First Row Feeling: WER EIN STÜCK AUS DER LIMITIERTEN KOLLEKTION SEIN EIGEN<br />

NENNEN MÖCHTE, MUSS SCHNELL SEIN. AB ENDE JUNI IM HANDEL!<br />

HOTSPOT<br />

TIEF<br />

DURCHATMEN<br />

Hinter den um 1475 errichteten<br />

Mauern des Hotels Palazzo Gritti<br />

in Venedig befindet sich der neue<br />

Acqua di Parma Blu Mediterraneo<br />

Spa. Genau der richtige Ort, um<br />

nach einer Tour durch die Lagunenstadt<br />

neue Energie zu tanken.<br />

Verantwortlich für den belebenden<br />

Effekt soll der „Mediterranean<br />

Oxygenating Complex“ in den<br />

Produkten sein.<br />

DAS FOYER ALS PRODUKT-GALERIE<br />

152<br />

MARC<br />

Meisterstück<br />

Jacobs’<br />

neuestes1<br />

1<br />

AB 50<br />

EURO<br />

erinnert an einen<br />

Sommercocktail.<br />

Für den Schwips haben sich grüne<br />

Birne, Fruchtpunsch<br />

und Honig von<br />

kundigster<br />

Hand durchschütteln<br />

lassen.<br />

„HONEY” VON<br />

MARC JACOBS,


JEAN PAUL<br />

GAULTIER<br />

„CLASSIQUE –<br />

DIE SCHÖNE MIT<br />

CORSAGE”,<br />

UM 93 EURO,<br />

LIMITIERT<br />

Wenn Jean Paul<br />

Gaultier am<br />

Ende einer jeden Couture-<br />

Schau den Laufsteg betritt<br />

und ihn in alter Gewohnheit<br />

hinuntersprintet, dann gibt es<br />

stets tosenden Applaus. Das<br />

Modehaus Gaultier leistet sich als<br />

eines der wenigen Fashionhäuser<br />

die kostspielige Couture-Kollektion<br />

und versetzt so zweimal im Jahr<br />

die Modewelt in Erstaunen. Ebenso<br />

perplex war einst die Beautywelt, als<br />

der sympathische Franzose vor exakt<br />

20 Jahren sein erstes Parfüm vorstellte.<br />

„Classique“ war anders als alles bisher<br />

Dagewesene. Egal ob Verpackung, Flakon<br />

oder Inhalt – es gab keinen vergleichbaren<br />

Duft in der Parfümerie. So wurde der<br />

Flakon in Form eines weiblichen Torsos, verpackt in<br />

einer schlichten Konservendose, zum Kultobjekt.<br />

Der Duft selbst feiert die Weiblichkeit mit Ingredienzien<br />

wie Rose, Orchidee und viel Vanille. Die<br />

Jubiläums edition wurde übrigens von einem Couturekleid<br />

der Sommerkollektion 2012 inspiriert, wie sollte<br />

es auch anders sein.<br />

2<br />

BEAUTY<br />

Jetset-Packages<br />

Stilsichere Nomaden reisen vorzugsweise mit<br />

leichtem Gepäck. Denn wer nach dem Prinzip<br />

„Heute hier, morgen dort“ lebt, möchte<br />

schließlich auf keinen Fall seine kostbare Zeit<br />

an internationalen Gepäckbändern vergeuden.<br />

Glücklicherweise ist das noch lange kein<br />

Grund, auf die Lieblingspflege- oder -stylingprodukte<br />

zu verzichten. Unsere drei<br />

Topfavoriten für die nächsten Kurztrips<br />

vereinen auf gekonnte Weise das Praktische<br />

mit dem Nützlichen.<br />

1<br />

GAULTIER JEAN PAUL<br />

3Reif für die Insel?<br />

Der Urlaub liegt aber noch in weiter Ferne? Dann<br />

könnte der Unisexduft „Coccobello“ von James<br />

Heeley (um 120 Euro) helfen. Das Parfüm mit<br />

Aromen von frischen Palmblättern, Kokosnuss- und<br />

Monoi-Öl sendet positive Signale direkt an den Teil<br />

unseres Kleinhirns, wo unsere Erinnerungen, zum<br />

Beispiel die vom letzten Strandurlaub, gespeichert sind. Hat noch<br />

nicht ganz geklappt? Dann hilft eventuell „Catwalk Session Series<br />

Salt Spray“ von Tigi (um 19 Euro). Auf die Haare sprühen, durchkneten<br />

– fini! Ein Look wie nach einem Tag am Meer.<br />

.<br />

1 VOLUMEN TO GO:<br />

VON PERCY & REED,<br />

UM 38 EURO. ÜBER<br />

NICHE-BEAUTY.COM<br />

2 LEERE BEHÄLTER FÜR<br />

DIE LIEBLINGSPFLEGE:<br />

VON AESOP, UM 15<br />

EURO<br />

3 ALLES FÜR EINE REINE<br />

WÄSCHE AUF REISEN.<br />

VON THE LAUNDRESS,<br />

UM 65 EURO<br />

3<br />

2<br />

Fotos: PR; Porträt: Koray Birand<br />

BEAUTY-TALK<br />

SEYHAN ÖZDEMIR<br />

Seyhan Özdemir ist der weibliche Part des mit vielen Preisen ausgezeichneten<br />

Istanbuler Designduos Autoban. Wir sprachen mit der Architektin über ihre Liebe zu<br />

einem ganz besonderen Duft und ihre persönliche Deutung von Schönheit<br />

INTERVIEW: Was ist für Sie die größte Sünde in Bezug auf die Schönheit eines<br />

Menschen?<br />

SEYHAN ÖZDEMIR: Nachlässiger Umgang mit dem Äußeren. Die Zeit hinterlässt<br />

sowieso schon genug Spuren, ob wir wollen oder nicht. Man achtet ja auch darauf,<br />

dass es der Seele gut geht – dann sollte die eigene Fürsorge beim Äußeren nicht<br />

aufhören. Und das gilt in meinen Augen übrigens für Frauen wie für Männer.<br />

INTERVIEW: Sind Sie folglich ein Spa-Junkie?<br />

ÖZDEMIR: Oh ja, ich liebe vor allem asiatische Treatments und Thaimassagen<br />

und gönne sie mir so oft wie möglich. Außerdem glaube ich an die reinigende<br />

Wirkung eines Besuchs im türkischen Hamam zu jedem Jahreszeitenwechsel.<br />

INTERVIEW: Erinnern Sie sich an das erste Parfüm, das Sie bewusst wahrgenommen<br />

haben?<br />

ÖZDEMIR: Vielleicht war es nicht das erste, aber „Angel“ von Thierry Mugler ist<br />

mir auf jeden Fall bis heute in Erinnerung geblieben. Meine Schwester trug es.<br />

INTERVIEW: Und Ihr erster Duft?<br />

ÖZDEMIR: „Roma“ von Laura Biagiotti – ich war 14 Jahre alt!<br />

INTERVIEW: Und heute?<br />

ÖZDEMIR: … trauere ich immer noch ein wenig meinem Lieblingsduft „By“ von<br />

Dolce & Gabbana nach. Dieser Duft gehörte einfach zu mir. Er wurde vom<br />

Markt genommen, und ich versuchte lange Zeit, weltweit<br />

alle verbliebenen Flakons zu ergattern. Doch irgendwann<br />

war wirklich Schluss, und ich musste eine Alternative finden.<br />

Mit „Scent“ von Costume National habe ich aber<br />

einen würdigen Nachfolger gefunden.<br />

INTERVIEW: Haben Sie einen Lieblingsduft bei Männern?<br />

ÖZDEMIR: Ich mag die ungewöhnlichen Düfte von<br />

Comme des Garçons – „Wonderwood“ und „2“.<br />

INTERVIEW: Wie würden Sie die Schönheit von<br />

Möbeln beschreiben?<br />

ÖZDEMIR: Ich liebe das Gefühl, wenn ich für<br />

ein Stück den perfekten Platz gefunden habe.<br />

Es bereichert das Leben mit seiner Form und<br />

den Gefühlen, die es in einem wachruft.<br />

INTERVIEW: Und was ist das Schönste, das Sie je<br />

geschaffen haben?<br />

ÖZDEMIR: Mein kleine Tochter Yaz! (bei Erscheinen<br />

dieser Ausgabe von „<strong>Interview</strong>“ vier Monate alt)<br />

EINSPURIGE<br />

AUTOBAN<br />

153


.<br />

BEAUTY<br />

BEAUTIFUL<br />

in L.A.<br />

DISKUTIERT WERDEN: SPA-TREATMENTS IN WEST<br />

HOLLYWOOD UND BOTANISCHE DÜFTE AUS VENICE<br />

NOIR COUTURE WATERPROOF MASCARA<br />

Volumen, Länge, Schwung und Pflege – etzt<br />

auc h wa s s er fe s t I n Bla ck – o der P u r ple Velvet .<br />

Von GIVENCHY, um 30 Euro.<br />

DRYING LOTION<br />

Mein Favorit gegen Pickel Galmei und Salicylsäure<br />

klären und beschleunigen den Heilungsprozess.<br />

Von MARIO BADESCU, um 22 Euro.<br />

MOROCCANOIL LIGHT<br />

Der lassiker mit Arganl in der Light-Version – speziell<br />

für feines Haar. Von MOROCCANOIL, 15 Euro.<br />

MEHR BEAUTY-ADRESSEN IN LOS ANGELES:<br />

NAILART: mars-salon.com, ORGANIC SKIN TREATMENTS: terrilawton.com,<br />

HAARE: sergenormant.com, SALON & SPA: fredsegal.com<br />

CELLULAR PERFORMANCE<br />

HYDRACHANGE MIST<br />

Spendet Feuchtigkeit und erfrischt –<br />

unbedingt im ühlschrank aufbewahren<br />

Von KANEBO, um 63 Euro.<br />

DÉMAQUILLANT EXPRESS<br />

-Phasen-Augen-Make-up-Entferner – auch für wasserfeste<br />

Mascara geeignet. Von CLARINS, um 25 Euro.<br />

EAU DE MANDARINE AMBRÉE<br />

Neu in der Cologne-Serie. Mit fruchtiger Mandarine<br />

und zartem Amber. Von HERMÈS, um 90 Euro.<br />

154<br />

Eine Kolumne von BETTINA BRENN<br />

Willkommen in L. A., dem Ort, an dem<br />

man so selbstverständlich in Beautyinstitute<br />

geht wie in Deutschland in<br />

den Supermarkt. Warum? Vielleicht,<br />

weil an 300 Tagen im Jahr die Sonne scheint und man<br />

zeigen will, was man hat. Es könnte aber auch daran<br />

liegen, dass 90 Prozent des Restaurant- und Barpersonals<br />

von L. A. auf die große Hollywoodkarriere hoffen.<br />

Und sollte die auf sich warten lassen, sieht man<br />

wenigstens danach aus. Eine ganze Armada an Salons<br />

steht bereit, um die Gier nach dem „perfect<br />

look“ zu befriedigen.<br />

Wer seinem Teint etwas Gutes tun möchte, sollte<br />

ein Treatment bei Face Place in West Holly wood buchen;<br />

der Salon ist seit den Siebzigern eine Institution.<br />

Hier wird nur eine Gesichts behandlung angeboten,<br />

und die ist seit damals fast unverändert. Nur die<br />

Kundenliste mit Celebritys wurde über die Jahre länger.<br />

Zunächst werden beim Treatment mehrere Lagen<br />

in Lotionen getränkte Tücher auf das Gesicht<br />

gelegt. Danach bekommt man eine Art Gesichtssauna<br />

übergestülpt: Die aus Kunstleder gefertigte Haube<br />

erinnert ein wenig an nord afrikanische Schmortöpfe<br />

und ist ganz sicher nichts für Klaustrophobiker. Im<br />

Anschluss wird die Haut mit einem Porensauger gereinigt,<br />

um dann unter vielen Pads zu verschwinden,<br />

die mit einem Feuch tigkeits- und Vitamincocktail getränkt<br />

sind. Darüber wird dann ein feines Netz aus<br />

Strom gelegt, das die Produkte tiefer in die Haut leiten<br />

und sie dabei straffen und besser durchbluten soll.<br />

Das Ergebnis? Sensationell! Kein Wunder, dass sich<br />

manche Familien bereits seit drei Generationen hier<br />

behandeln lassen. Ein Stammkunde ist z. B. Johnny<br />

Depp. Der lässt sich allerdings von Mr. Rogers’ Team,<br />

in dem es un gewöhnlich viele männliche Kosmetiker<br />

gibt, ganz diskret zu Hause behandeln. Meine Empfehlung<br />

ist übrigens Tony, auf den schwört auch Sofia<br />

Coppola seit über zehn Jahren! (faceplace.com)<br />

Neben den Friseurbesuchen für Schnitt und Farbe<br />

stehen in L. A. regelmäßig Termine zum Waschen<br />

und Föhnen an. Dafür gibt es sogenannte Blow Dry<br />

Bars, die nichts anderes anbieten als heiße Luft. Das<br />

coole Pendant zum deutschen Waschen, Legen, Föhnen.<br />

Der neueste L. A.-Hotspot ist die kürzlich eröffnete<br />

Blow Dry Bar von Celebrity-Stylist David Babaii.<br />

Die befindet sich praktischerweise im ebenfalls<br />

neu eröffneten Brentwood-Fitnesstempel von Sportguru<br />

Tracy Anderson. Langsam rollt die Föhnwelle auch<br />

auf uns zu: In Berlin wurde 2012 Deutschlands erster<br />

und bisher einziger Salon eröffnet. (drybar.de)<br />

Zurück nach L. A.: Frisch geglättet und geföhnt,<br />

sollten Sie unbedingt der kleinen Parfümerie Strange<br />

Invisible auf dem Abbot Kinney Boulevard in Venice<br />

einen Besuch abstatten; alles, was hier angeboten<br />

wird, ist natürlichen Ursprungs. Und wer glaubt, seine<br />

Nase schon überall reingesteckt zu haben, wird<br />

hier ganz neue Fährten aufnehmen können. Besonders<br />

beeindruckend sind die ungewöhnlichen Kreationen<br />

der Besitzerin und Parfümeurin Alexandra<br />

Balahoutis. Zudem gibt es eine fein kuratierte Auswahl<br />

nationaler und internationaler Organic Brands.<br />

(siperfumes.com) Optimalerweise schaut man hier<br />

erst gegen Abend vorbei, um anschließend einen<br />

ebenso eindrucksvollen Drink einzunehmen – im<br />

Gjelina, dem derzeit angesagtesten Restaurant<br />

von Venice.<br />

Foto MICHAEL MANN<br />

Styling CHRISTIAN KLEEMANN


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Technologie, die über einfache UVB und UVA-Filter hinausgeht und<br />

Schutz gegen die für Festigkeits- und Elastizitätsverlust der Haut verantwortlichen<br />

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365 kurbelt den hauteigenen DNA-Reparaturmechanismus der Haut an,<br />

wodurch Zeichen von Hautschädigungen sichtbar repariert werden und<br />

die Haut vor vorzeitiger Hautalterung an 365 Tagen im Jahr geschützt wird.<br />

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PARTY<br />

Waris Ahluwalia und Mark Borthwick beim ASMALL-<br />

WORLD-Dinner von Sabine Heller, Tali Lennox und<br />

Waris Ahluwalia, New York<br />

IT’S A<br />

PURPLE<br />

Olivier Zahm und Kanye West<br />

bei der Eröffnungsparty<br />

des Le Baron im Scotch, London<br />

Jefferson Hack und Tati Cotliar bei der<br />

Eröffnungsparty des Le Baron im Scotch, London<br />

WORLDVON UND MIT<br />

OLIVIER ZAHM<br />

Glenn O’Brien bei sich zu Hause, New York<br />

Harry Brant und Rachel Chandler beim jährlichen Chanel-<br />

Künstlerdinner des Tribeca Film Festivals im Odeon, New York<br />

Lily Donaldson und André Saraiva beim Dinner zu Ehren von<br />

Cyprien Gaillards Ausstellung im Hammer Museum, L. A.<br />

John Baldessari und Cyprien Gaillard beim Dinner von<br />

Cyprien Gaillards Ausstellung im Hammer Museum, L. A.


.<br />

PARTY<br />

Julian Schnabel bei der Creative Time Annual<br />

Gala in der Domino Sugar Factory, New York<br />

Léa Seydoux und André Saraiva als<br />

Marilyn Monroe und Arthur Miller<br />

im Hôtel Amour, Paris<br />

Ahmad Larnes und Cédric Rivrain bei<br />

der Eröffnung des No42-Stores, Paris<br />

Olivier Zahm und James Goldstein beim Dinner von<br />

Cyprien Gaillards Ausstellung im Hammer Museum, L. A.<br />

Der Adidas-Badeanzug von Jeremy Scott<br />

bei der Eröffnung des No42-Stores, Paris<br />

Wenn dieser Mann neben Ihnen<br />

an der Bar auftaucht, wissen Sie,<br />

dass Sie entweder sofort gehen<br />

müssen oder die Nacht sehr, sehr<br />

lang wird. Unser neuer Party-<br />

Korrespondent ist wahrlich kein<br />

Unbekannter.<br />

Sein Name: Olivier ZAHM.<br />

Sein Auftrag: schöne Menschen<br />

zuerst in einen seiner Clubs locken<br />

und dann in seinem Heft (Purple<br />

Magazine) nackig machen.<br />

Exklusiv in INTERVIEW zeigt<br />

Monsieur ZAHM nun, was in seiner<br />

Welt Nacht für Nacht passiert<br />

Rod Stewart und Penny Lancaster<br />

im Teddy’s im Roosevelt Hotel, L. A.


.<br />

PARTY<br />

Leonardo DiCaprio<br />

und Nicole Kidman<br />

Heidi Klum und Begleitung<br />

Rosie Huntington-Whiteley, Karlie Kloss,<br />

Derek Blasberg<br />

Alessandra Ambrosio, Irina Shayk,<br />

Ana Beatriz Barros<br />

Petra Nemcova, Jon Kortajarena und Begleitung<br />

Jessica Chastain<br />

YES, WE<br />

CANNES<br />

Eigentlich hatte es in<br />

Cannes während der<br />

Filmfestspiele die<br />

ganze Zeit über geregnet,<br />

nur am Tag, als die<br />

amfAR-Cinema-<br />

Against-Aids-Gala<br />

stattfand, schien<br />

die Sonne<br />

Lara Lieto, Adrien Brody<br />

Joan Smalls<br />

Toni Garrn<br />

Fotos: Dave M. Benett/Getty Images<br />

Goldie Hawn<br />

Eugenia Silva<br />

Sharon Stone


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No4


DOLLY<br />

PARTON<br />

FLASHBACK, JULI 1984<br />

Ihr Äußeres ist dem einer Prostituierten nachempfunden,<br />

ihre Songs kommen von Herzen: Die wohl größte<br />

Countrysängerin aller Zeiten erklärt, wie man trotz<br />

schlechter Voraussetzungen zum Weltstar wird<br />

DIE NÄCHSTE AUSGABE<br />

VON INTERVIEW<br />

ERSCHEINT AM<br />

21. AUGUST 2013<br />

INTERVIEW: Wie viele Perücken hast du?<br />

DOLLY PARTON: Keine Ahnung. Ich habe bessere<br />

Dinge zu tun, als sie zu zählen. Aber ich trage jeden<br />

Tag eine andere, also besitze ich wahrscheinlich 365.<br />

INTERVIEW: Aus dir wäre eine großartige Predigerin<br />

geworden.<br />

PARTON: Wie meinst du das? Ich bin eine großartige<br />

Predigerin!<br />

INTERVIEW: Dein Großvater war Prediger.<br />

PARTON: Ja, bei der Church of God.<br />

INTERVIEW: Gehst du regelmäßig in die Kirche?<br />

PARTON: Nein, gar nicht.<br />

INTERVIEW: Betest du?<br />

PARTON: Ja, ständig.<br />

INTERVIEW: Machst du viel Sport?<br />

PARTON: Nicht viel, aber ein bisschen.<br />

INTERVIEW: Machst du Diät?<br />

PARTON: Das ist so ein Problem, denn ich bin verfressen<br />

wie ein Schwein. Ich bin klein und habe großen<br />

Appetit. Und ich kann nicht nur ein bisschen essen.<br />

Das geht mir mit allem so. Ich kann nicht nur ein<br />

bisschen lieben, kann nicht nur ein bisschen Sex haben,<br />

und ich kann auch nicht nur ein wenig essen. Ich<br />

stand auch immer auf Junkfood, stehe ich immer<br />

noch. Eigentlich habe ich mit nichts aufgehört. Dennoch<br />

versuche ich, nicht so viel zu essen. Aus diesem<br />

Grund betrachte ich meine Diät wie einen Job, fünf<br />

Tage die Woche. Unter der Woche esse ich mehr<br />

Gemüse und Fisch, aber am Wochenende … Wenn<br />

es mir gefällt, esse ich auch schon mal drei Pizzen.<br />

Aber ich bin ja nur 1,52 m groß.<br />

INTERVIEW: Denkt man gar nicht.<br />

PARTON: Weil ich <strong>mich</strong> groß bewege, ich habe<br />

eine große Haltung. Aber ich bin ganz klein.<br />

INTERVIEW: Wusstest du schon als Kind, dass du<br />

berühmt werden würdest?<br />

PARTON: Ja. Ich war wahrscheinlich eine ziemliche<br />

Nervensäge als Kind, weil ich so große Träume hatte.<br />

Und ich brauchte sehr viel Aufmerksamkeit, die ich<br />

nicht bekam. Meine Eltern haben uns geliebt, aber ich<br />

hatte ja noch drei ältere und acht jüngere Geschwister.<br />

Ich war also das vierte Kind und unglaublich sensibel<br />

und leicht verletzlich. Ich wollte, dass <strong>mich</strong> jeder liebt<br />

und jeder spürt, dass ich etwas Besonderes bin. Und, ja,<br />

ich wusste immer, dass ich ein Star werde. Dass ich<br />

reich sein würde, damit ich Mommy und Daddy Sachen<br />

kaufen kann, ein großes Haus und schöne Dinge.<br />

INTERVIEW: Warst du selbstsicher?<br />

PARTON: Und wie!<br />

INTERVIEW: Und bist du immer noch selbstsicher?<br />

PARTON: Ja. Als Kind konnte <strong>mich</strong> nichts erschrecken.<br />

Wir hatten ein hartes Leben und arbeiteten auf<br />

dem Feld. Wir waren starke Kinder, und ich war ein<br />

richtiger Tomboy. Deswegen kann ich es auch gar<br />

nicht glauben, dass ich heute so zerbrechlich bin. Ich<br />

habe kleine Hände mit kurzen Fingern, weshalb ich<br />

lange Fingernägel habe. Und ich trage hohe Absätze,<br />

weil ich sonst noch kleiner wäre. Meine Haare konnte<br />

ich nie so frisieren, wie ich es eigentlich wollte, weshalb<br />

ich angefangen habe, Perücken zu tragen. Alles,<br />

was ich mache, hat also einen guten Grund. Ich wollte<br />

einen bestimmten Look.<br />

INTERVIEW: Warum hast du keine Kinder?<br />

PARTON: Weil ich keine kriegen kann, ich habe es<br />

jahrelang versucht. Aber das ist okay. Ich habe meine<br />

jüngeren Geschwister großgezogen und deren Kinder<br />

nennen <strong>mich</strong> heute Tante Omi. Weil ich Tante und<br />

Oma zugleich bin.<br />

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Foto: Robert Risko für <strong>Interview</strong> Magazine, Juli 1984<br />

„ICH WOLLTE, DASS MICH JEDER LIEBT.” DOLLY PARTON, JULI 1984


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