STRASSENBAHN MAGAZIN Die Kieler Straßenbahn (Vorschau)
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die Fotoedition »<strong>Die</strong> schönsten <strong>Straßenbahn</strong>en«<br />
2013 erhalten Sie als Abonnent von <strong>STRASSENBAHN</strong><br />
<strong>MAGAZIN</strong> mit jeder Ausgabe ein Exemplar der Fotoedition<br />
»<strong>Die</strong> schönsten <strong>Straßenbahn</strong>en«. <strong>Die</strong> Karten –<br />
zum Sammeln, zum Aufhängen oder Weiterverschicken<br />
– sind aus hochwertigem Chromokarton,<br />
12 x 17 cm groß und erscheinen in limitierter Auflage.<br />
In<br />
9/2013<br />
Sie sind noch nicht Abonnent?<br />
Dann bestellen Sie am besten heute noch Ihr Vorteilspaket unter:<br />
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Einsteigen, bitte …<br />
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In der estnischen Hauptstadt Tallinn (Reval)<br />
läuft seit Jahresbeginn ein Experiment: <strong>Die</strong><br />
etwa 420.000 Einwohner der Stadt dürfen<br />
die Busse und <strong>Straßenbahn</strong>en zum Nulltarif<br />
nutzen! Davon erhofft sich die Stadtverwaltung<br />
vor allem eine deutliche Entlastung des<br />
Straßenverkehrs sowie eine geringere Umweltbelastung.<br />
Eine Tageszeitung in Cottbus griff vor<br />
kurzem das Thema Gratis-Nahverkehr auf<br />
und befragte den Geschäftsführer des örtlichen<br />
Verkehrsbetriebes, welche Chancen<br />
auf Verwirklichung einer solchen Idee er in<br />
der südbrandenburgischen Stadt sehe. Der<br />
Chef der Cottbusverkehr GmbH zeigte sich<br />
prinzipiell aufgeschlossen, gab aber zwei<br />
Dinge zu bedenken: die Kosten und der zu<br />
erwartende Mehrbedarf an Bussen und <strong>Straßenbahn</strong>wagen.<br />
Demnach müsste die Stadt pro Einwohner<br />
mindestens 90 Euro im Jahr übernehmen –<br />
diesen Betrag gaben die Cottbuser 2012<br />
durchschnittlich für ÖPNV-Fahrkarten aus.<br />
Ist ein Gratis-Nahverkehr in Deutschland umsetzbar?<br />
• Ja, langfristig gibt es dazu gar keine Alternative, es ist nur eine Frage<br />
der Umschichtung von Fördergeldern<br />
• Nein, das ist absolut realitätsfremdes Gerede und stellt außerdem<br />
einen unzulässigen Eingriff in die Freiheit der Bürger dar<br />
• Das sollte jede Stadt für sich einzeln prüfen – Pauschalisierungen sind<br />
bei so einem Thema nicht möglich<br />
Stimmen Sie online ab: www.strassenbahn-magazin.de<br />
Da beim Gratis-Nahverkehr allerdings der<br />
Bedarf an Fahrzeugen nachweislich steigt,<br />
stellt sich die Frage nach der Finanzierung<br />
von z.B. neuen <strong>Straßenbahn</strong>wagen.<br />
Ein Versuch im brandenburgischen Lübben,<br />
wo die Einwohner ab 1998 in allen<br />
städtischen Busse gratis fahren durften,<br />
scheiterte Ende 2001, weil für Neubeschaffungen<br />
kein ausreichendes Budget berücksichtigt<br />
worden war.<br />
Befürworter des Gratis-Nahverkehrs müssen<br />
sich entsprechend darüber im Klaren<br />
sein – wer übernimmt die durch steigende<br />
Nachfrage entstehenden Mehrkosten?<br />
<strong>Die</strong>sbezüglich schieben sich nicht nur in<br />
Deutschland derzeit Bund, Länder und<br />
Kommunen gegenseitig den „schwarzen<br />
Peter“ zu. Schon heute wissen viele Verkehrsbetriebe<br />
nicht, wie sie in den nächsten<br />
Jahren dringend notwendige Neubeschaffungen<br />
finanzieren sollen. Mehrere Unternehmen<br />
setzen darauf, ihre <strong>Straßenbahn</strong> wagen<br />
für eine deutlich längere Nutzungsdauer<br />
zu ertüchtigen als ursprünglich geplant.<br />
Ist ein Gratis-Nahverkehr unter diesen<br />
Bedingungen in Deutschland überhaupt<br />
machbar? Heuchelt die Politik,<br />
wenn sie einerseits von Stadtbewohnern<br />
mehr Umweltbewusstsein<br />
anmahnt, andererseits<br />
aber neue <strong>Straßenbahn</strong>en<br />
und Busse nicht mehr finanzierbar<br />
sind? Was sagen Sie,<br />
liebe Leser, dazu?<br />
Wie Studenten in der<br />
Stadt gratis fahren? In<br />
Tallin dürfen das jetzt<br />
testweise ein Jahr<br />
lang alle Einwohner –<br />
ist es einigermaßen<br />
finanzierbar, wollen<br />
z.B. Riga und Helsinki<br />
nachziehen<br />
FOTO AUS BERLIN: S. SCHRADER<br />
André<br />
Marks<br />
Verantwortlicher<br />
Redakteur<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
3
Inhalt<br />
Inhalt<br />
TITEL<br />
Kiel: 1985 kam das »Aus« für die <strong>Straßenbahn</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />
Betriebe<br />
TITEL<br />
Verdienter Jubel zum 100. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
100 Jahre Woltersdorfer <strong>Straßenbahn</strong> – Mitte Mai feierte der kleine<br />
<strong>Straßenbahn</strong>betrieb östlich von Berlin sein 100-jähriges Betriebsbestehen.<br />
Zu den Höhepunkten des dreitägigen Festes zählten ein Fahrzeugkorso am<br />
17. Mai und der restaurierte Triebwagen 218<br />
Jubiläum mit Gästen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
110 Jahre Cottbuser <strong>Straßenbahn</strong> – Seit 1903 verkehrt in Cottbus<br />
eine elektrische <strong>Straßenbahn</strong>. Das 110. Jubiläum nutzte der Verkehrsbetrieb<br />
am 15. Juni für eine zünftige Feier mit zwei Gastfahrzeugen. Damit zeigte<br />
das Unternehmen Flagge: Schaut, was für Vorteile eine <strong>Straßenbahn</strong> bietet!<br />
Fahrzeuge<br />
Erster »Neuer« in der Endmontage. . . . . . . . 36<br />
HeiterBlick GmbH komplettiert ersten TW3000 für Hannover –<br />
Vorfreude bei der Üstra – im Leipziger Stadtteil Neulindenau komplettieren<br />
die Mitarbeiter der HeiterBlick GmbH den ersten neuen Stadtbahnwagen<br />
vom Typ TW3000. Noch in diesem Jahr soll er nach Hannover kommen<br />
Neue Ideen für die Tram . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
60. UITP-Weltkongress und Messe „Mobility & City Transport“<br />
in Genf – Ende Mai traf sich die ÖPNV-Branche in der Schweiz, um beim<br />
Weltkongress des Internationalen Verbandes für öffent liches Verkehrswesen<br />
(UITP) über nachhaltige Mobilität zu diskutieren und zu informieren<br />
Angebot fast halbiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Taktausdünnung in Oberhausen – Seit Anfang Juni gibt es nur noch<br />
in der Hauptverkehrszeit am Morgen einen 10-Minuten-Takt nach Oberhausen,<br />
jede zweite Bahn der Gemeinschaftslinie endet bereits in Mülheim.<br />
Das Angebot auf der Linie 112 ist damit nahezu halbiert<br />
Kreisverkehr in Herzform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
Düsseldorfs Linie 706 im Porträt – <strong>Die</strong> von der Bevölkerung einfach<br />
nur „6“ genannte Straßen bahnlinie führt in einer großen Schleife einmal<br />
durch das Zentrum. Wer die Trassierung auf der Streckenkarte betrachtet,<br />
denkt oft an ein Herz – oder doch an eine auf dem Kopf stehende Birne?<br />
RUBRIKEN<br />
»Einsteigen, bitte ...« . . . . . . 3<br />
Bild des Monats . . . . . . . . . . 6<br />
Journal . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Nächster Halt . . . . . . . . . . . . 19<br />
Einst & Jetzt . . . . . . . . . . . . . 54<br />
Fundstück des Monats . . . . . 73<br />
»Forum«, Impressum . . . . . . 78<br />
<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
»Ende gut ...« . . . . . . . . . . . 82<br />
Das besondere Bild. . . . . . . . 83<br />
4 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> FOTOEDITION Nr. 8<br />
12 Postkarten<br />
gratis auch für alle<br />
neuen Abonnenten<br />
Moderne Bahnen als Jubiläumsgäste in Cottbus 20<br />
<strong>Die</strong> vier Zwölfachser der Rhein-Haardtbahn waren einst die längsten<br />
<strong>Straßenbahn</strong>en der Welt. Tw 1020, hier nahe Ellerstadt, konnte als<br />
einziger vor der Verschrottung bewahrt werden M. BEITELSMANN<br />
Im Jahr 2013 machen wir unseren Abonnenten ein ganz besonderes<br />
Geschenk: Mit jeder <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>-<br />
Ausgabe des Jahrgangs liefern wir Ihnen ein faszinierendes,<br />
historisches Foto der interessantesten Fahrzeugtypen. <strong>Die</strong><br />
Bilder sind auf hochwertigem Chromolux-Karton gedruckt<br />
und können auch als Ansichtskarten verschickt werden.<br />
Düsseldorfs Ringlinie 706 im Porträt 30<br />
Übrigens: Wer sich jetzt entschließt, das <strong>STRASSENBAHN</strong><br />
<strong>MAGAZIN</strong> künftig bequem nach Hause geschickt zu bekommen,<br />
erhält die komplette zwölfteilige Foto-Edition und<br />
spart gegenüber dem Heft-Einzelkauf im Handel bares Geld!<br />
Geschichte<br />
Ohne Achsen – aber bequem einsteigen . . 45<br />
<strong>Die</strong> Beiwagen mit Mitteleinstieg der Berliner <strong>Straßenbahn</strong> –<br />
Neben den zweiachsigen Mitteleinstieg-Triebwagen stellte die Berliner Verkehrsgesellschaft<br />
ab 1926 auch verschiedene Beiwagen mit den breiten<br />
Einstiegen in <strong>Die</strong>nst. Dabei beschritt man sogar technisches Neuland …<br />
Rot-weiße Moderne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
Frankfurts Stadtbahnwagen vom Typ U2 – Gegenwärtig heißt es, in<br />
der Mainmetropole vom Wagentyp U2 Abschied zu nehmen. Ende 2012<br />
endete ihr Einsatz auf den Linien U1, U2, U3 und U6. Seit Juni läuft bei der<br />
Linie U7 die Umstellung auf U5-Wagen. Letzte Einsatzstrecke ist die U4<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
TITEL<br />
Titelmotiv<br />
Für die <strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong><br />
entstanden bis<br />
1956 insgesamt sieben<br />
zweiachsige Triebwagen<br />
in der eigenen<br />
Werkstatt. Einer<br />
davon war Tw 236, der<br />
hier im Sommer 1965<br />
vor der Abstellhalle in<br />
Gaarden posiert<br />
G. JÄKLE<br />
TITEL<br />
Versenkt 1985 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />
<strong>Die</strong> <strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong> – 1977 fiel in Kiel die Entscheidung, die 1896<br />
eröffnete <strong>Straßenbahn</strong> im Jahr 1985 durch Busse zu ersetzen. <strong>Die</strong> Fakten<br />
dazu schaffte man bereits ab Mitte der 1960er-Jahre.<br />
Vergessener Tram-Traum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />
<strong>Die</strong> Vestische im Traumlandpark Bottrop – <strong>Die</strong> charmante Idee, die<br />
Erinnerung an diesen legendären <strong>Straßenbahn</strong>betrieb Deutschlands mit der<br />
„Museumsbahn Traumlandpark“ zu bewahren, ist seit 1991 Geschichte<br />
Über Berg und Tal durch Fribourg . . . . . . . . . . 68<br />
<strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong> in Fribourg/Freiburg – Von 1897 bis 1965 fuhr<br />
durch Fribourg eine <strong>Straßenbahn</strong> – bis zu ihrer Einstellung ausschließlich<br />
mit Altbau wagen. Sie besaß eine Maximal steigung von 9,3 Prozent!<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> im Modell<br />
TITEL<br />
Kleine Tram ganz groß, Teil 2 . . . . . . . . 74<br />
Bis nach Mitternacht strömten die Besucher in die Chemnitzer Bushalle,<br />
wo ihnen von 48 Ausstellern Trammodelle aller Größen gezeigt wurden<br />
5
Bild des Monats<br />
6<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Bild des Monats<br />
Bild des Monats<br />
Aufgrund der starken Niederschläge im Einzugsbereich der Elbe stieg der<br />
Pegel des Flusses im Juni dieses Jahres auf Höhen, die in Magdeburg sogar<br />
über den Werten von 2002 lagen. Auch das Terrassenufer in Dresden<br />
versank dadurch erneut in den braunen Wassermassen. Aufgrund von<br />
Überflutungen in anderen Stadtteilen richteten die DVB einen Sonderfahrplan<br />
ein, den wir im Journal-Teil dieser Ausgabe vorstellen.<br />
Vor der Kulisse des sächsischen Regierungspräsidiums nahm André<br />
Marks am 5. Juni einen NGT D12DD auf der 1971 eingeweihten neuen<br />
Carolabrücke auf, unter der die Elbe bis zum Folgetag auf einen Höchststand<br />
von 8,76 Meter anstieg …<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013 7
Meldungen aus Deutschland,<br />
aus der Industrie und aus aller Welt<br />
Während des Elbehochwassers setzten die DVB auch alle noch verfügbaren Tatra-Wagen ein. Michael Sperl hielt<br />
am 5. Juni eine Dreifachtraktion auf der Carolabrücke fest<br />
Überfluteter Betriebshof in Magdeburg – „Havariefahrplan“ in Dresden<br />
Hochwasser in Mitteldeutschland<br />
ONLINE-UMFRAGE<br />
Großes Interesse an<br />
ausländischen Betrieben<br />
Im vergangenen Heft fragten wir Sie,<br />
ob die bisherige Schwerpunktsetzung im<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> auf die Berichterstattung<br />
aus Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz Ihren Interessen<br />
entspricht, oder ob von Betrieben aus anderen<br />
Ländern intensiver berichtet werden<br />
solle. Fast die Hälfte (49,1 Prozent)<br />
der an der Umfrage teilnehmenden Leser<br />
wünschen sich demnach mehr und umfangreichere<br />
Berichte von Betrieben aus<br />
dem nicht deutschsprachigen Raum.<br />
35,6 Prozent der Leser plädieren hingegen<br />
dafür, in jeder Ausgabe möglichst viele<br />
unterschiedliche Berichte aus Deutschland<br />
lesen zu können. 15,3 Prozent der<br />
Votierenden sind mit der bisherigen<br />
Schwerpunktsetzung zufrieden, wünschen<br />
sich aber lieber weniger Themen im<br />
Heft, diese dafür ausführlicher. <strong>Die</strong> Redaktion<br />
wird die Wünsche nach längeren<br />
Beiträgen und mehr Berichten von Betrieben<br />
aus dem Ausland im Rahmen der<br />
Möglichkeiten behutsam umzusetzen.<br />
Das Hochwasser Ende Mai bis Anfang<br />
Juni machte auch vor den <strong>Straßenbahn</strong>betrieben<br />
der betroffenen<br />
Städte nicht Halt. Während manche<br />
Betriebe den regulären Betrieb wieder<br />
aufgenommen haben, warten anderswo<br />
schwere Schäden auf ihre baldmöglichste<br />
Beseitigung.<br />
Kirnitzschtalbahn<br />
Folgen für den kleinen Betrieb in Bad<br />
Schandau haben vor allem die Einnah-<br />
meausfälle aufgrund ausbleibender<br />
Touristen nach dem Hochwasser. <strong>Die</strong><br />
Kirnitzsch blieb im Gegensatz zu 2010<br />
diesmal in ihrem Flussbett, jedoch<br />
staute der Fluss im Bereich Stadtpark<br />
von der Elbe zurück, so dass dort das<br />
Tal samt Gleisanlagen unter Wasser<br />
stand. Am 9. Juni ging eine Schlammlawine<br />
bei der Ostrauer Mühle nieder<br />
und machte die Gleise mehrere Tage<br />
unpassierbar. Seit 12. Juni ist die Gesamtstrecke<br />
wieder in Betrieb.<br />
<strong>Die</strong> Kirnitzschtalbahn evakuierte<br />
sicherheitshalber ihren gesamten<br />
Wagenpark oberhalb des Depots,<br />
durch welches im Jahr 2010 das<br />
Wasser geflossen ist R. BÖHM<br />
Dresden<br />
In Dresden sind gegenüber 2002, als<br />
insbesondere die aus dem Osterzgebirge<br />
gespeiste Weißeritz schwere Verwüstungen<br />
anrichtete, in diesem Jahr<br />
keine schweren Infrastrukturschäden<br />
im Tramnetz zu beklagen. In Elbflorenz<br />
führte das Elbehochwasser am 4. Juni<br />
zur vorübergehenden Einstellung der<br />
durch die Linie 10 befahrenen Messestrecke<br />
sowie zur Unterbrechung des<br />
<strong>Straßenbahn</strong>verkehrs der Linien 4 und<br />
6 im überfluteten Abschnitt Tolkewitz<br />
– Laubegast/Leuben. Am Folgetag<br />
sperrten die DVB die Abschnitte Leuben<br />
– Kleinzschachwitz (Linie 2), Waltherstraße<br />
– Cotta im Bereich der Weißeritzmündung<br />
(Linie 1) sowie Anton-/<br />
Leipziger Straße – Altpieschen (Linie 4,<br />
9). Gleichfalls trat vom 5. bis 10. Juni<br />
ein „Havariefahrplan“ in Kraft, der<br />
durch verlängerte Pausen an den Endpunkten<br />
trotz zahlreicher Verkehrsbehinderungen<br />
größtmögliche Fahrplanstabilität<br />
ermöglichte. Der zusätzliche<br />
8 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Deutschland<br />
Der im Magdeburger<br />
Betriebshof<br />
Nord in<br />
Revision befindliche<br />
Tw 1379<br />
konnte nicht<br />
mehr evakuiert<br />
werden. Der<br />
ausgeachste<br />
Wagen blieb<br />
aber dennoch<br />
trocken …<br />
MVB<br />
Aufgrund der Überflutung der Betriebshöfe verbrachten viele Magdeburger<br />
Wagen während des Hochwassers die Nacht auf den Strecken – hier<br />
eine Aufnahme Westring/Ecke Spielhagenstraße<br />
R. KOZICA<br />
Wagenbedarf wurde durch Einsatz aller<br />
Reserven gedeckt, so kamen bis zu<br />
vier der sonst nur noch als Verstärker<br />
eingesetzten Tatrazüge regulär zum Linieneinsatz.<br />
Nach erfolgten Aufräumarbeiten<br />
gab die DVB bis zum 13. Juni<br />
alle Strecken wieder frei.<br />
Magdeburg<br />
Schwer getroffen hat es die MVB in<br />
Magdeburg, wo der maximale Elbpegel<br />
knapp 60 cm über dem Höchststand<br />
von 2002 lag. Bereits am 4. Juni<br />
konnten die Linien 5 und 6 nur noch<br />
bis Messegelände statt zum Herrenkrug<br />
fahren. Ab dem 5. Juni verkehrte<br />
die Linie 2 nur noch bis Buckau (Wasserwerk).<br />
Der Großteil der Züge aus<br />
dem Depot Südost wurde evakuiert,<br />
die Linie 8 ganz eingestellt. Im Betriebshof<br />
Nord nahmen den Platz der<br />
bis zum 4. Juni nach Oradea abtransportierten<br />
T4D zunächst die Regelzüge<br />
aus Südost ein. Ab dem 7. Juni galten<br />
auf den Linien 2, 5 und 6 Notfahrpläne.<br />
Ab dem 8. Juni wurde der Verkehr<br />
zum Barleber See eingestellt, die Linie<br />
10 endete in Neue Neustadt. Zwischen<br />
1 und 5.30 Uhr wurden der Betriebshof<br />
Nord (70 Wagen) evakuiert. Es ver-<br />
blieben nur einige Tatrawagen und ein<br />
aufgebockter NGT ohne Drehgestelle.<br />
<strong>Die</strong> Züge wurden auf dem Süd- und<br />
Westring abgestellt und dort bedarfsweise<br />
auch gewartet! Einige fanden<br />
Platz in der Hauptwerkstatt Brückfeld.<br />
<strong>Die</strong> Linie 5 wurde komplett eingestellt.<br />
Regulär fuhren noch die Linien 3, 4<br />
und 9. Am 9. Juni wurde dann auch<br />
die „4“ verkürzt. Sie fuhr wegen der<br />
für <strong>Straßenbahn</strong>en gesperrten Anna-<br />
Ebert-Brücke und des überfluteten<br />
Heumarkts nur noch bis Messegelände<br />
über den Nordbrückenzug. Seit<br />
dem 17. Juni gilt ein Interimsnetz: Linien<br />
1 bis 3 sowie 9 regulär; Linie 4: Olvenstedt<br />
– Nordbrückenzug – Heumarkt<br />
– Cracau; Linie 6: <strong>Die</strong>sdorf –<br />
Nordbrückenzug – Messegelände und<br />
Linie 10: Sudenburg – Neue Neustadt<br />
(SEV zum Barleber See). <strong>Die</strong> Linien 5<br />
und 8 sind eingestellt. Der Betriebshof<br />
Nord war bei Redaktionsschluss Ende<br />
Juni noch nicht nutzbar, viele Züge des<br />
Betriebshofes Nord wurden auf dem<br />
Europaring abgestellt. Für die Bewohner<br />
des Werders pendelt seit dem 20.<br />
Juni wegen einer Lastbeschränkung<br />
der stark beschädigten Anna-Ebert-<br />
Brücke auf 7,5 Tonnen ein Minibus der<br />
Dessauer Verkehrs-GmbH zwischen<br />
Zollhaus und Allee-Center am Breiten<br />
Weg. Unterstützung bekamen die<br />
MVB von den Betrieben aus Dresden,<br />
Halle, von der Bogestra und der Hamburger<br />
Hochbahn (8 Busfahrer). Es gilt<br />
bis auf Weiteres der Ferienfahrplan.<br />
Plauen und Zwickau<br />
<strong>Die</strong> Plauener <strong>Straßenbahn</strong> evakuierte<br />
vorbeugend ihren im Tal der Weißen<br />
Elster gelegenen Betriebshof und hinterstellte<br />
die Wagen am oberen Bahnhof.<br />
Der Zwickauer Betrieb stellte am<br />
3. Juni den öffentlichen Nahverkehr<br />
zeitweise ein und evakuierte vorbeugend<br />
das Depot. <strong>Die</strong> Wagenzüge wurden<br />
an den Gleisschleifen Klinikum sowie<br />
Hauptbahnhof hinterstellt.<br />
Gera und Jena<br />
Auch der Geraer Verkehrsbetrieb evakuierte<br />
aufgrund des Hochwassers der<br />
Weißen Elster am Morgen des 3. Juni<br />
vorsorglich seinen Betriebshof; die Züge<br />
wurden an der Gleisschleife Lusan/Brüte,<br />
entlang der Nürnberger<br />
Straße und am Gleisdreieck Lusan abgestellt.<br />
Bis zum 4. Juni abends kehrten<br />
die Fahrzeuge ins Depot zurück.<br />
Von Überflutung betroffen waren der<br />
Endpunkt Untermhaus und die Wiesestraße,<br />
wodurch der Bereich Lusan sowie<br />
der Betriebshof vom restlichen<br />
Netz abgetrennt waren. Am 3./4. Juni<br />
gab es lediglich einen Notbetrieb zwischen<br />
Zwötzen und Berufsakademie<br />
über Zentrum, da der Abschnitt nach<br />
Bieblach Ost baubedingt ohnehin gesperrt<br />
ist.<br />
Auch die Saale in Jena führte zu<br />
hochwasserbedingten Sperrungen am<br />
2. und 3. Juni. <strong>Die</strong> Stadtwerke führten<br />
die Linien 1, 4, 5 sowie die Nachtlinie<br />
35 aufgrund einer Brückensperrung<br />
am Paradiesbahnhof über Kahlaische<br />
Straße. Zwischen der Haltestelle Winzerla<br />
und der Haltestelle Jenertal setzten<br />
sie Pendelwagen ein, seit 4. Juni<br />
gilt wieder der reguläre Plan. DP/MSP<br />
Mülheim (R)<br />
<strong>Die</strong> Mülheimer Verkehrsgesellschaft<br />
(MVG) soll ab 2016<br />
bis zu 20 neue Niederflurwagen<br />
erhalten. Derzeit läuft die Ausschreibung<br />
für 18 Wagen mit<br />
Option auf zwei Weitere. <strong>Die</strong><br />
ersten beiden Meterspurfahrzeuge<br />
werden im Sommer 2015<br />
erwartet, die Serienlieferung soll<br />
ab März 2016 beginnen. Im<br />
kommenden Jahr liefert Bombardier<br />
Transportation bereits<br />
fünf Flexity Classic nach Mülheim.<br />
Damit sinkt der Bedarf an<br />
M8C-Wagen weiter. CLÜ<br />
Berlin<br />
In Berlin-Schöneweide läuft<br />
derzeit die Bahnhofsneugestaltung.<br />
Dabei wird auch die Linienführung<br />
der Tram verändert,<br />
die bisher um den S-Bahnhof<br />
herum zur Wendeschleife fuhr.<br />
Zukünftig soll sie von der Brückenstraße<br />
kommend geradeaus<br />
unter der S-Bahn und Fernbahn<br />
hindurchgeführt werden und vor<br />
der Einkaufspassage „Zentrum<br />
Schöneweide“ halten. Ein Vorteil<br />
ist der Abzug der Bahntrasse<br />
aus dem Sterndamm, damit<br />
wird ein Nadelöhr im Straßenverkehr<br />
beseitigt. Mit einer<br />
Fertigstellung der Arbeiten wird<br />
voraussichtlich im Herbst gerechnet.<br />
SSR<br />
Bonn<br />
<strong>Die</strong> Stadtwerke Bonn (SWB)<br />
haben im Vorjahr ihr Notfallmanagement<br />
überprüft und daraufhin<br />
verschiedene Änderungen<br />
beschlossen. So werden seit Jahresanfang<br />
auf den oberirdischen<br />
Stadtbahnstrecken ohne direkten<br />
Zugang zur Straße neue<br />
Fluchtwege installiert, auf denen<br />
die Fahrgäste ggf. problemlos<br />
zur nächsten Haltestelle gehen<br />
können. Außerdem entsteht<br />
z. B. zwischen Tannenbusch Mitte<br />
und Bonn West ein neuer<br />
Fluchtweg mit Treppen. <strong>Die</strong> Arbeiten<br />
sollen bis Mitte 2013 abgeschlossen<br />
sein. <strong>Die</strong> Kosten belaufen<br />
sich auf 1,45 Millionen<br />
Euro.<br />
UKI<br />
rz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
9
Aktuell<br />
Krefeld<br />
Verkehr nach Tackheide eingestellt<br />
Augsburg<br />
Jubiläum „75 Jahre<br />
swa Verkehr“<br />
Anlässlich des 75. Jubiläums der<br />
Stadtwerke Augsburg hatten deren<br />
Verkehrsbetriebe am 15. Juni in den<br />
<strong>Straßenbahn</strong>betriebshof an der Baumgartnerstraße<br />
eingeladen. Im Rahmen<br />
des Festes gab es Werkstatt- und Gleisbauvorführungen,<br />
Eingleisübungen der<br />
Feuerwehr am Combino 847 sowie eine<br />
große Wagenschau zu besichtigen.<br />
Besonderer Anziehungspunkt war der<br />
für den Fahrgastbetrieb derzeit nicht<br />
zugelassene Maximum-Tw 101<br />
(MAN/SSW 1913), in dem Informationen<br />
zur Augsburger <strong>Straßenbahn</strong>geschichte<br />
gegeben wurden. GT8 Nr. 806<br />
(MAN/Siemens 1976) zeigte sich neu<br />
Am 15. Juni gab es in Augsburg anlässlich „75 Jahre swa Verkehr“ auch<br />
Rundfahrten mit dem KSW 506 über Maximilianstraße und Dom zum Bärenwirt<br />
und vorbei am Königsplatz wieder zurück<br />
W. WOLFF<br />
<strong>Die</strong> Krefelder<br />
Endschleife<br />
Tackheide wird<br />
seit dem 9. Juni<br />
nicht mehr regulär<br />
angefahren.<br />
Nach der<br />
letzten Bedienung<br />
durch die<br />
Linie 043 erreichte<br />
sie am<br />
Vorabend der<br />
Museumswagen<br />
93<br />
C. LÜCKER<br />
Am 8. Juni haben die Stadtwerke Krefeld (SWK) den Linienbetrieb<br />
auf dem etwa ein Kilometer langen Ast zwischen<br />
Oberschlesienstraße und der Endstelle Tackheide<br />
eingestellt – siehe SM 4/13. Um 19.55 Uhr kam der letzte<br />
Wagen der <strong>Straßenbahn</strong>linie 043 in Tackheide an, gefolgt<br />
von einem voll besetzten Abschiedszug in Form des Zweiachsers<br />
93 mit seinem Sommerbeiwagen. Seit dem Fahrplanwechsel<br />
am 9. Juni ist Tackheide nur noch über die<br />
Buslinien 054 und 069 angebunden. <strong>Die</strong> 043 wurde von<br />
Uerdingen kommend zum Hauptbahnhof zurückgezogen<br />
und endet nicht, wie anfangs geplant, an der Oberschlesienstraße.<br />
Der Abschnitt zwischen Oberschlesienstraße<br />
und Hauptbahnhof wird nun alleine von der Linie 042 bedient,<br />
der <strong>Straßenbahn</strong>takt hat sich hier also halbiert. Zunächst<br />
bleibt der Ast Richtung Tackheide allerdings befahrbar.<br />
Einerseits könnte er als Abstellfläche dienen,<br />
wenn der Betriebshof wegen umfangreicher Bauarbeiten<br />
in der Innenstadt im Laufe des nächsten Jahres vom Netz<br />
abgetrennt sein wird. Andererseits könnte die zuletzt<br />
schlecht ausgelastete Strecke wieder in Betrieb genommen<br />
werden, falls sich auf dem Thyssengelände in Höhe<br />
der ehemaligen Endstelle neues Gewerbe ansiedelt. CLÜ<br />
lackiert im Farbschema seiner Auslieferung<br />
– beige mit grünen Schürzen.<br />
Fahrten mit seinem Schwesterfahrzeug<br />
807 zur Schleife am Stadttheater waren<br />
stets ausgebucht; in deren Verlauf<br />
wurde über die derzeit in Augsburg<br />
laufenden umfangreichen Baumaßnahmen<br />
informiert. Deren erster Teil<br />
soll mit Inbetriebnahme des vollständig<br />
neu gebauten Umsteigeknotens<br />
Königsplatz Mitte Dezember 2013 beendet<br />
werden. <strong>Die</strong> Untertunnelung des<br />
Hauptbahnhofs mit Neubau der Linie 5<br />
in den Westen der Stadt hat mit dem<br />
Bau der Tunnelrampe vor dem Bahnhofsgebäude<br />
hingegen erst begonnen<br />
und wird 2019 abgeschlossen werden.<br />
<strong>Die</strong> Rundfahrten mit dem hauptuntersuchten<br />
KSW 506 (Fuchs 1948) kamen<br />
gut an. <strong>Die</strong>se werden von Mai bis<br />
Oktober jeweils am ersten Samstag im<br />
Monat angeboten.<br />
WWO<br />
Darmstadt<br />
<strong>Straßenbahn</strong>linie zum<br />
Uni-Campus geplant<br />
Auf dem Campus „Lichtwiese“ der<br />
Technischen Universität Darmstadt gehen<br />
inzwischen 8.000 bis 10.000 Studenten<br />
ihren Studien nach. <strong>Die</strong> Einrichtungen<br />
liegen aber ziemlich dezentral<br />
am östlichen Rand der Stadt. Mit<br />
der Innenstadt sind sie durch die Buslinien<br />
K und KU verbunden, die dem<br />
Aufkommen aber längst nicht mehr<br />
gewachsen sind.<br />
Da der Stadtverwaltung die Einrichtung<br />
einer weiteren Buslinie nicht<br />
sinnvoll erscheint, ist nun der Bau<br />
einer 1,3 Kilometer langen Neubaustrecke<br />
vorgesehen. Sie soll am Hochschulstadion<br />
von der Nieder-Ramstädter<br />
Straße im Streckenverlauf der<br />
Linien 2 und 9 aus zur Lichtwiese abzweigen.<br />
<strong>Die</strong> Baukosten werden auf<br />
8,32 Millionen Euro geschätzt. <strong>Die</strong><br />
Wendeschleife soll neben dem gerade<br />
neu eröffneten Medienzentrum der TU<br />
ihren Platz finden. Bei einem errechneten<br />
Nutzen-Kosten-Faktor von 1,62 ist<br />
man in Darmstadt zuversichtlich, dass<br />
die Abläufe nun zügig vorangehen<br />
und die notwendigen Zuschüsse bewilligt<br />
werden. Sehr optimistische<br />
Schätzungen sprechen davon, dass die<br />
neue Strecke bereits Ende 2017 in Betrieb<br />
gehen kann. Das wäre im Vergleich<br />
zu früheren Darmstädter Planungszeiträumen<br />
schnell.<br />
JÖS<br />
Hamburger U-Bahn<br />
Spatenstich für<br />
U4-Verlängerung<br />
Mit dem symbolischen ersten Spatenstich<br />
begannen am 21. Juni die<br />
Bauarbeiten zur Verlängerung Hamburgs<br />
neuester U-Bahn Linie U4. Bis<br />
2018 soll die vier Kilometer lange<br />
Strecke in die HafenCity um weitere<br />
1,3 Kilometer bis zur Haltestelle Elbbrücke<br />
verlängert sein. <strong>Die</strong> Strecke<br />
wird überwiegend im Tunnel geführt<br />
und verläuft erst kurz vor der Endhaltestelle<br />
in Hochlage. Im Bereich der<br />
neuen Haltestelle werden ca. 2.800<br />
Wohnungen und Arbeitsplätze für<br />
20.000 Menschen errichtet. <strong>Die</strong> Baukosten<br />
schätzt die Hamburger Hochbahn<br />
AG auf insgesamt 180 Millionen<br />
Euro. Ob es einen ursprünglich geplanten<br />
Übergang zur benachbarten S-<br />
Bahn geben wird, ist nach jüngsten<br />
Diskussionen im Hamburger Senat aktuell<br />
fraglich.<br />
Nach der Fertigstellung der U-Bahn<br />
sowie der umliegenden Bebauung<br />
rechnen die Verkehrsplaner mit rund<br />
18.000 Fahrgästen pro Tag. Da die<br />
Strecke für maximal 15.000 Personen/Stunde<br />
ausgelegt ist, stellt sie<br />
auch bei den zahlreichen Großveranstaltungen<br />
in der HafenCity eine leistungsfähige<br />
Alternative zu anderen<br />
Verkehrsmitteln dar.<br />
10<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Deutschland<br />
Im vergangenen Jahr stiegen die<br />
Fahrgastzahlen in den Hochbahn-Bussen<br />
und -U-Bahnen um 2,9 Prozent<br />
auf 433 Millionen. Das bescherte Rekordeinnahmen,<br />
der Kostendeckungsgrad<br />
der Hochbahn verbesserte sich<br />
gegenüber 2011 von 89,2 auf 90,2<br />
Prozent. Für Entlastung in Spitzenzeiten<br />
sollen eine größere Busflotte und<br />
die neuen DT 5-Fahrzeuge im U-Bahn-<br />
Betrieb sorgen.<br />
JEP<br />
Obus Esslingen<br />
Provisorium<br />
am Bahnhof<br />
Seit dem 5. Juni sind die bisherigen<br />
Obus-Haltestellen am Bahnhof Esslingen<br />
gesperrt, was an der städtebaulichen<br />
Neuordnung des kompletten<br />
Bahnhofsbereichs liegt. Als ein wesentlicher<br />
Teil dieses Großprojekts wurde<br />
nun die sogenannte Südtangente – eine<br />
auf zuvor brachliegenden Bahnflächen<br />
entstandene neue Straße vom<br />
Bahnhof in die Esslinger Weststadt –<br />
an die Berliner Straße angeschlossen.<br />
Im Bereich des Bahnhofs wurde die<br />
Südtangente mit einer Oberleitung<br />
versehen. Noch etwa bis Ende Februar<br />
2014 werden die Obusse der Linie 101<br />
auf der Südtangente, zwischen dem<br />
Bahnhofsgebäude und den Bahngleisen,<br />
an provisorischen Haltestellen abfahren.<br />
<strong>Die</strong> zweite Esslinger Obus-Linie<br />
118 wird dagegen während des Provisoriums<br />
mit <strong>Die</strong>selbussen betrieben.<br />
Im Herbst 2014 soll dann der neue<br />
ZOB westlich des Bahnhofs fertiggestellt<br />
werden. Der ZOB soll durch seine<br />
spektakuläre Glasüberdachung maßgeblich<br />
zur Aufwertung des Bahnhofsumfeldes<br />
beitragen.<br />
PKR<br />
Naumburg<br />
Streckenverlängerung<br />
rückt näher<br />
<strong>Die</strong> geplante Verlängerung von der<br />
Vogelwiese zum Salztor könnte von der<br />
Naumburger <strong>Straßenbahn</strong> (NSB) teilweise<br />
in unentgeltlicher Eigenarbeit<br />
entstehen. Auch Spender sollen für die<br />
etwa 400 Meter lange Strecke gefunden<br />
werden. Mit diesem Konzept will<br />
die NSB den Weiterbau unterstützen,<br />
für den auch Mittel des Landes Sachsen-Anhalt<br />
und der Stadt Naumburg in<br />
Aussicht stehen. Eigentlich sollte die<br />
<strong>Straßenbahn</strong> bereits zu ihrer Reaktivierung<br />
im Jahr 2000 bis zum Salztor fahren,<br />
doch vereitelten Finanzierungsprobleme<br />
die Fortsetzung der heute 2,5<br />
Kilometer langen Strecke Hbf – Vogelwiese.<br />
Der Weiterbau erfordert den<br />
Im Rahmen einer privaten Charterfahrt kam am 16. Juni der Nürnberger Museumswagen 363 vom Typ N8S-NF<br />
wieder einmal zum Einsatz. Er absolvierte vom Trafowerk eine etwa vierstündige Rundfahrt, die fast durch das<br />
komplette Netz der VAG führte. Dabei gab es zahlreiche Fotohalte, so auch an der Endhaltestelle Thon C. HECHT<br />
vollständigen Neubau von etwa 200<br />
Meter <strong>Straßenbahn</strong>gleisen ab der Endstelle<br />
Vogelwiese. Im Anschluss könnten<br />
die seit über 20 Jahren brach liegenden<br />
Restgleise der alten Ringbahn<br />
weitergenutzt werden, wofür aber Ertüchtigungsarbeiten,<br />
vor allem der Austausch<br />
der Schwellen, erforderlich sind.<br />
Darüber hinaus müsste sowohl die<br />
Endstelle Salztor – wenn möglich mit<br />
Ausweichgleis – sowie die Fahrleitung<br />
neu errichtet werden. Für den laufenden<br />
Betrieb wäre die Strecke ein enormer<br />
Gewinn: Unter anderem aufgrund<br />
der Erschließung zweier Schulstandorte<br />
würden sich die Fahrgastzahlen voraussichtlich<br />
um 20 Prozent erhöhen,<br />
wofür aber nach wie vor der Einsatz eines<br />
Linien-Tw ausreichen würde. Am<br />
14. September plant die NSB ein <strong>Straßenbahn</strong>fest<br />
am Salztor, bei dem für<br />
die Verlängerung geworben werden<br />
soll. Sollte die Finanzierung bald geklärt<br />
sein, könnte bereits 2014 mit dem<br />
Bau begonnen werden.<br />
PKR<br />
Frankfurter U-Bahn<br />
Station für die<br />
Feuerwehr<br />
<strong>Die</strong> jüngste U-Bahnstation in Frankfurt<br />
am Main hat keine Rolltreppen,<br />
keinen Aufzug und die Bahnsteiglänge<br />
reicht nur für Solowagen. Trotzdem ist<br />
sie für ihre Zwecke ausreichend. <strong>Die</strong><br />
neue Station ist nämlich Bestandteil<br />
des neuen Feuerwehr- und Rettungstrainingscenter,<br />
das am 14. Juni eröffnet<br />
wurde. Zusammen mit dem Stadtbahnwagen<br />
602, dessen Technik 2010<br />
bei einem Hochwasser im Herstellerwerk<br />
Bautzen unbrauchbar geworden<br />
war, dient das Bauwerk als Übungsobjekt<br />
der Feuerwehr. Da die Tunnelröhre<br />
in Wirklichkeit nicht unter der Erde,<br />
sondern ebenerdig errichtet wurde,<br />
führen Rampen am Gebäude zum Stationszugang<br />
auf dem Dach. Über ein<br />
Gleis kann aber auch mit den schienengängigen<br />
Rüstwagen, deren neuste<br />
Generation seit letztem Jahr im<br />
Einsatz ist, in den „Tunnel“ eingefahren<br />
werden. Um einen realistischen<br />
Eindruck zu vermitteln, wurde das<br />
Übungs bauwerk detailgenau ausgestattet.<br />
In den Vitrinen hängen Fahrpläne,<br />
der Zugzielanzeiger zeigt die<br />
Einfahrt einer „U10“ zum Hauptbahnhof<br />
an und auch der Fahrkartenautomat<br />
am Eingang fehlt nicht. Als weitere<br />
Örtlichkeit für Übungen steht der<br />
Frankfurter Feuerwehr ein nicht benötigtes<br />
Tunnelstück an der U-Bahnstation<br />
Hauptbahnhof zur Verfügung. SKY<br />
Forst (Lausitz)<br />
120 Jahre Forster<br />
Stadtbahn<br />
Anlässlich des 120. Jubiläums der<br />
Forster Stadtbahn war die Lok 36 am<br />
12. Mai erstmals seit ihrer Rückkehr<br />
aus Dresden für die Öffentlichkeit zugänglich.<br />
Für die derzeit im Feuerwehrgebäude<br />
an der Hochstraße hinterstellte<br />
Tramlok (Krauss München<br />
2796/1893) wird derzeit nach einer<br />
langfristigen Unterstellmöglichkeit<br />
gesucht. Zwar befindet sie sich offiziell<br />
auf Basis eines auf 15 Jahre begrenzten<br />
Leihvertrages in ihrer einstigen<br />
Einsatzstadt, aber es wird davon<br />
ausgegangen, dass das Verkehrsmuseum<br />
für die Maschine auch langfristig<br />
keinen Platz mehr in Dresden hat.<br />
An der Suche nach einem neuen<br />
Im neuen Feuerwehr- und Rettungstrainingscenter in Frankfurt am Main<br />
können seit Mitte Juni verschiedene Szenarien am nicht betriebsfähigen<br />
Stadtbahnwagen 602 trainiert werden<br />
S. KYRIELEIS<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
11
Aktuell<br />
Der bisher im Hannoverschen<br />
<strong>Straßenbahn</strong>-Museum<br />
in<br />
Sehnde-Wehmingen<br />
hinterstellte Sylter<br />
Borgward-Triebwagen<br />
LT4 – hier am<br />
31. Mai – soll betriebsfähig<br />
aufgearbeitet<br />
werden<br />
M. KILB<br />
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Ihre Prämie<br />
Sylter Inselbahn<br />
Fahrzeug-Unikat wird restauriert<br />
Ein Wahrzeichen der von 1959 bis 1970 gemäß Betriebsordnung<br />
<strong>Straßenbahn</strong> betriebenen Sylter Inselbahn<br />
wird in den nächsten Jahren betriebsfähig aufgearbeitet.<br />
Der letzte erhaltene Borgward-Triebwagen – der LT4 – soll<br />
anschließend im Wechsel auf der Insel Sylt ausgestellt und<br />
auf der meterspurigen Museumsbahn zwischen Schierwaldenrath<br />
und Gillrath eingesetzt werden.<br />
Zwischen 1952 und 1954 waren in der eigenen Werkstatt<br />
der Inselbahn insgesamt fünf derartige Sattelschlepper-Schienenbusse<br />
entstanden. Bis auf den LT4 wurden<br />
diese nach 1970 verschrottet. Das damit zum Unikat gewordene<br />
Fahrzeug war in den vergangenen Jahren in<br />
Standort für die Lok sind die Bürger<br />
der Stadt aktiv beteiligt. Derzeit ist<br />
neben dem Marktplatz und dem Brandenburgischen<br />
Textilmuseum auch das<br />
Gelände des ehemaligen Gaswerkes<br />
im Gespräch.<br />
<strong>Die</strong> Forster Stadtbahn verkehrte<br />
vom 8. Mai 1893 bis zum 31. August<br />
1965. Formell wurde sie jedoch zum<br />
31. Dezember 1965 eingestellt. FHE<br />
Weil am Rhein<br />
Verlängerung Basler<br />
Linie 8 läuft<br />
Am 21. Mai wurde im Zollhof Basel/Weil<br />
mit einer Schienenschweißung<br />
symbolisiert, dass die Grenzen im Dreiländereck<br />
am Rheinknie für die <strong>Straßenbahn</strong>en<br />
kein Hindernis sind. <strong>Die</strong><br />
nun im Bau befindliche Neubaustrecke<br />
Seit dem 27. Juli 2012 befindet sich die Tramlok Nr. 36 wieder in Forst. Am<br />
12. Mai dieses Jahres konnte die 120-jährige Maschine im Feuerwehrgebäude<br />
besichtigt werden<br />
F. HEILMANN<br />
Sehnde-Wehmingen hinterstellt. Kürzlich hat es die Sylter<br />
Verkehrs gesellschaft (SVG) anlässlich des 125. Jubiläums<br />
der Inselbahn vom Hannoverschen <strong>Straßenbahn</strong>-Museum<br />
erworben und an die den Betrieb der Selfkantbahn führende<br />
Interessengemeinschaft Historischer Schienenverkehr<br />
e.V. (IHS) übertragen. Der Verein wird den LT4 nun<br />
schrittweise instand setzen lassen. Dazu haben die Eisenbahnfreunde<br />
erste Gespräche mit verschiedenen Fachwerkstätten<br />
aufgenommen. <strong>Die</strong> Kosten für die betriebsfähige<br />
Aufarbeitung werden auf 250.000 bis 300.000 Euro<br />
geschätzt. <strong>Die</strong>se Summe soll größtenteils durch Spenden<br />
und mit Mitteln der SVG aufgebracht werden. AM<br />
beginnt an der Endhaltestelle der Linie<br />
8 im rechtsrheinischen Kleinhünigen<br />
und endet nach Überbrückung des<br />
Containerhafens und Rangierbahnhofes<br />
am Bahnhof Weil am Rhein DB am<br />
Rande der Innenstadt. Damit wird ermöglicht,<br />
dass Berufspendler die Industriezone<br />
Kleinhünigen mit diversen<br />
Standorten der chemischen- und pharmazeutischen<br />
Industrie ohne Umweg<br />
über Basel bad. Bf. direkt erreichen<br />
können. Von der rund 2,8 Kilometer<br />
langen Neubaustrecke liegen 1,6 Kilometer<br />
auf deutschem Hoheitsgebiet.<br />
<strong>Die</strong> Baukosten sind mit 85 Millionen<br />
Euro kalkuliert, wovon 85 Prozent von<br />
der Schweizer Seite finanziert werden.<br />
<strong>Die</strong> EU beteiligt sich mit einer knappen<br />
Million Euro für grenzbedingte Mehrkosten,<br />
wie die zusätzliche Ausrüstung<br />
der Wagen nach den Vorschriften der<br />
BO Strab.<br />
<strong>Die</strong> für Ende 2013 vorgesehene Inbetriebnahme<br />
verzögert sich auf Ende<br />
2014, da die DB AG nicht rechtzeitig<br />
Baufreiheit für die Brücke über den<br />
Rangierbahnhof in Weil geschaffen hat.<br />
Mit der verlängerten Linie 8 wird<br />
erstmals seit über 45 Jahren wieder<br />
Noch mehr Auswahl unter<br />
www.strassenbahnmagazin.de/abo<br />
ein Basler Tram die Staatsgrenzen<br />
überfahren. Bis 1957/67 bestanden<br />
bereits Tramlinien nach Lörrach, St.<br />
Ludwig/St Louis und nach Hüningen/Hunigue).<br />
UMÜ<br />
Industrie<br />
Siemens/Bombardier<br />
Flexity für Wien?<br />
<strong>Die</strong> Wiener Linien stehen vor der<br />
Entscheidung, eine Option über die<br />
Lieferung 150 weiterer Niederstflur-<br />
Triebwagen des Typs ULF zu ziehen<br />
oder den Großauftrag neu auszuschreiben.<br />
Letzte Variante verstärkte<br />
ein Bericht des Kontrollamts, indem die<br />
Wiener Linien wegen des hohen Wartungsbedarfs<br />
der ULF-Flotte und der<br />
damit verbundenen hohen Ausfallquote<br />
gerügt wurden. Auch entspreche der<br />
seit 1997 gebaute Fahrzeugtyp unter<br />
anderem nicht mehr aktuellen Crash-<br />
Normen. Gegen eine Neuausschreibung<br />
sprach bislang, dass andere Hersteller<br />
keine Fahrzeuge mit einer<br />
Einstiegshöhe von 197 Millimeter in<br />
ihrer Produktpalette aufweisen.<br />
Bombardier brachte sich nun mit einer<br />
zukunftsweisenden Niederflur-Lösung<br />
mit einer Einstiegshöhe von 200<br />
Millimeter in Stellung, das Fahrzeugkonzept<br />
entstand sozusagen aus einem<br />
„best of“ der Flexity-Reihe. Der<br />
für Wien projektierte Flexity ist ein<br />
Multigelenkfahrzeug und basiert auf<br />
den Fahrzeugtyp Flexity 2. <strong>Die</strong> um<br />
rund 100 Millimeter geringere Wagenbodenhöhe<br />
wird erreicht durch den<br />
Verzicht auf Achsfahrwerke. Vereinfacht<br />
dargestellt, es kämen solche<br />
Fahrwerke, die sich in den Flexity Berlin<br />
bewähren, in Flexity Outlook-Fahrwerksmodule<br />
zum Einbau. Das kürzere<br />
Modell würde knapp 34 Meter lang<br />
sein und über 66 Sitz- und 145 Steh-<br />
12 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Deutschland · Industrie · Weltweit<br />
plätze verfügen, eine 45 Meter lange<br />
Variante über 89 Sitz- und 198 Stehplätze.<br />
Zum Vergleich, die 35 Meter<br />
langen ULF des Typs B1 bieten 66 Sitzund<br />
143 Stehplätze. Neben einer viel<br />
höheren Verfügbarkeit garantiert<br />
Bombardier mit deutlich geringeren<br />
Wartungskosten, die den Wiener Linien<br />
in einem Zeitraum von 30 Jahren<br />
Einsparungen von mehr als 300 Millionen<br />
Euro gegenüber den Siemens-<br />
Fahrzeugen in Aussicht stellen. Bis Ende<br />
des Jahres wollen die Wiener Linien<br />
eine Entscheidung treffen. ROS<br />
Bombardier<br />
Flexity 2 für Gold Coast<br />
in Auslieferung<br />
Bombardier Transportation liefert<br />
14 Zweirichtungstriebwagen vom Typ<br />
Flexity 2 für das Gold Coast Rapid<br />
Transit-System in der australischen<br />
Stadt Gold Coast in Queensland. Ein<br />
Fahrzeug war zu Klima-Tests im Rail<br />
Tec Arsenal Wien und weilte anschließend<br />
für Testfahrten einige Tage in der<br />
Hauptwerkstätte der Wiener Linien.<br />
Das GoldLinQ-Konsortium errichtet<br />
in der australischen Stadt ein schlüsselfertiges<br />
Stadtbahnsystem. Bombardier<br />
erhielt als Teil des Konsortiums<br />
den Auftrag für Planung, Bau, Betrieb<br />
und Wartung der ersten Ausbaustufe.<br />
<strong>Die</strong> 13 Kilometer lange Strecke mit 16<br />
Haltestellen wird das neue Universitätsklinikum,<br />
die Griffith-Universität<br />
und die schnell wachsenden Geschäfts-,<br />
Wohn- und Freizeitzentren<br />
Southport, Surfers Paradise und Broadbeach<br />
verbinden. <strong>Die</strong> Aufnahme des<br />
Fahrgastbetriebs ist für 2014 geplant.<br />
Bombardier übernimmt für einen<br />
Zeitraum von 15 Jahren die Wartung<br />
der 14 Niederflurwagen. <strong>Die</strong> sieben -<br />
teiligen Fahrzeuge mit je 45 Metern<br />
Länge und 2,65 Meter Breite verfügen<br />
neben Rollstuhl- und Kinderwagenplätzen<br />
auch Abstellmöglichkeiten für<br />
Surfbretter. <strong>Die</strong> Fahrerkabinen der Flexity<br />
2 werden im Wiener Werk montiert,<br />
die Endmontage der Niederflurwagen<br />
erfolgt in Bautzen. ROS<br />
Am 5. Juni organisierte der Tramverein Bern (TVB) mit dem Oldtimer Nr. 145 (Baujahr 1935) für eine britische<br />
Reisegruppe eine Sonderfahrt. Dabei wurde vom Depot Burgernziel ausgehend der neuste Streckenast nach<br />
Wankdorf Bahnhof (Foto) befahren und als Zugabe auch noch die Zufahrtsgleise und das Werksgelände vom neuen<br />
Depot Bolligenstrasse<br />
A. THOMPSON<br />
Vossloh España<br />
Train-Trams für<br />
britisches Sheffield<br />
Vossloh España erhielt von der<br />
South Yorkshire Passenger Transport<br />
Executive den Auftrag über die Lieferung<br />
von sieben Zweisystemfahrzeugen<br />
für ein Train-Tram-Pilotprojekt auf<br />
den britischen Inseln. Ab 2015 sollen<br />
die Train-Trams auf der neuen Stadtbahnlinie<br />
zwischen dem Zentrum von<br />
Sheffield und Rotherham Parkgate verkehren.<br />
<strong>Die</strong> sieben Zweirichtungstriebwagen<br />
werden mit einer pneumatischen<br />
Federung versehen und damit<br />
einen hohen Fahrkomfort bieten. <strong>Die</strong><br />
elektrische Ausrüstung von Vossloh<br />
Kiepe ermöglicht den Einsatz sowohl<br />
auf dem vorhandenen <strong>Straßenbahn</strong>netz<br />
innerhalb der Stadt Sheffield mit<br />
750 Volt Fahrleitungsspannung als<br />
auch auf dem mit 25 kV mit elektrifiziertem<br />
Regionalbahnnetz zwischen<br />
Meadowhall und Rotherham Parkgate.<br />
Das Auftragsvolumen beträgt rund 70<br />
Millionen Euro und umfasst neben der<br />
Lieferung der sieben Zweisystemfahrzeuge<br />
auch die Elektrifizierung eines<br />
Streckenabschnitts zwischen Rotherham<br />
Parkgate und Meadowhall sowie<br />
den Bau einer 400 Meter langen Überleitungsstrecke<br />
zwischen der <strong>Straßenbahn</strong>-<br />
und der Regionalbahninfrastruktur<br />
– ein Novum in Großbritannien. <strong>Die</strong><br />
Auslieferung der Train-Trams soll 2015<br />
aus dem spanischen Vossloh-Werk in<br />
Albuixech (Valencia) erfolgen. ROS<br />
Ausland<br />
Italien: Rom:<br />
Linie 8 verlängert<br />
Nach einer Bauzeit von gut einem<br />
Jahr konnte in Rom am 6. Juni die 450<br />
Meter lange zweigleisige Verlängerung<br />
der <strong>Straßenbahn</strong>linie 8 von Largo<br />
Arenula zur Piazza Venezia längs der<br />
Via delle Botteghe Oscure in Betrieb<br />
genommen werden. <strong>Die</strong> kurze, aber<br />
sehr bedeutende Verlängerung verbessert<br />
die Umsteigesituation zu den vielen<br />
an der Piazza Venezia verkehrenden<br />
Buslinien, aber auch die beliebte<br />
Einkaufsstraße Via del Corso in der Innenstadt<br />
ist von hier aus wesentlich<br />
besser fußläufig erreichbar. Werktags<br />
wird die neue Endstelle durch die Linie<br />
8 im 5-Minuten-Takt bedient. <strong>Die</strong> bisherige<br />
Endstelle am Largo di Torre Argentina<br />
wurde abgebaut. BEKUS<br />
Frankreich: Marseille<br />
Neue <strong>Straßenbahn</strong><br />
gut frequentiert<br />
<strong>Die</strong> Rückkehr der <strong>Straßenbahn</strong> in<br />
moderner Form nach Marseille ist ein<br />
voller Erfolg. Auch beim gegenwärtig<br />
laufenden Kulturhauptstadtjahr Marseille<br />
2013 entdecken viele Besucher<br />
der Hafenstadt die Vorzüge der neuen<br />
Tramway, die im Frühsommer 2007 in<br />
Betrieb gegangen ist (siehe SM 4/<br />
2009). Gut läuft auch der Verbund der<br />
zwei neuen <strong>Straßenbahn</strong>linien (T1<br />
Noailles – Les Caillols, T2 Arenc Le Silo<br />
– Blancarde Foch) und der zwei Métro-Linien<br />
(M1 La Rose – La Fourragère,<br />
M2 Bougainville – Ste Marguerite<br />
Dromel).<br />
Nun wird die <strong>Straßenbahn</strong> von der<br />
„Prachtstraße“ Canebière in Richtung<br />
Castellane erweitert. In der Einkaufsstraße<br />
Rue de Rome werden gegenwärtig<br />
rund 1,4 Kilometer Gleise verlegt,<br />
die künftige Endhaltestelle<br />
Castellane ist ein wichtiger Umsteigepunkt<br />
zu Linie M2 und Bussen. <strong>Die</strong><br />
Weichen für die Abzweigung der T3<br />
waren zwar bereits seit 2007 gelegt.<br />
<strong>Die</strong> T3 nach Castellane soll im Juni<br />
2014 ihren Betrieb aufnehmen. Im De-<br />
Visualisierung der neuen Train-Trams für Sheffield. Sie sollen 2015 vom spanischen<br />
Vossloh-Werk in Albuixech (Valencia) ausgeliefert werden VOSSLOH<br />
Ein Flexity 2 für das neue Tram-System in Gold Coast, aufgenommen am<br />
21. Juni 2013 in der Hauptwerkstätte der Wiener Linien BOMBARDIER<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
13
Aktuell<br />
Sammlung des Museums. Dazu gehören<br />
Exemplare aus Birkenhead, Liverpool,<br />
Wallasey und sogar Lissabon. <strong>Die</strong><br />
Hauptlast tragen jedoch zwei 1992 in<br />
Hongkong zum Stückpreis von 85.000<br />
Pfund gebaute Doppelstockwagen.<br />
Der öffentliche Tramverkehr wurde<br />
in Birkenhead ursprünglich 1937 eingestellt.<br />
Im Jahr 1995 ging dann die in<br />
drei Bauphasen entstandene heutige<br />
Museumsstrecke in Betrieb. Sie weist<br />
gegenwärtig eine Länge von knapp einem<br />
Kilometer auf.<br />
ATH<br />
An der ansonsten nur von der Berner Linie 9 bedienten Schleife Guisanplatz Expo begegnen sich am 25. Mai<br />
die Tw 733 (Linie 7/9 Ostring) und 663 (Linie 8/9 Wankdorf Bahnhof)<br />
R. SCHREMPF<br />
Schweiz: Bern:<br />
Zweigeteiltes Tramnetz<br />
zember 2013 wird zuvor der Haltepunkt<br />
Marseille-Méditerranée im neuen<br />
Viertel am Hafen eröffnet. Damit<br />
erschließen die SNCF für die Regionalzüge<br />
TER das Hafenviertel. Dadurch<br />
werden die <strong>Straßenbahn</strong>linie 2 und<br />
die Endhaltestelle Arenc Le Silo entlastet.<br />
VLC<br />
Großbritannien: Birkenhead<br />
Tram wieder in Betrieb<br />
Während der Gesamtsanierung der Infrastruktur in der<br />
Marktgasse ist Tramnetz zweigeteilt. Vom 6. April bis 14.<br />
September 2013 werden zwischen den Haltestellen Bärenplatz<br />
und Zytglogge die Schienen und Versorgungsleitungen<br />
erneuert. Durch die Altstadtgassen, die Spital- und<br />
Marktgasse, fahren werktags stündlich bis zu 104 Trams<br />
und Obusse. <strong>Die</strong> letzte große Sanierung fand vor 18 Jahren<br />
statt. Während den Bauarbeiten ist der Trambetrieb<br />
nach gewohntem Muster in ein Ost- und Westnetz geteilt.<br />
<strong>Die</strong> Linie 6 verkehrt zwischen Zytglogge und Worb Dorf,<br />
die Linie 7/9 von Ostring via Zytglogge nach Guisanplatz<br />
Expo und die Linie 8/9 von Saali via Zytglogge und Guisanplatz<br />
Expo nach Wankdorf Bahnhof. <strong>Die</strong> von Westen<br />
kommenden Linien 7, 8 und 9 wenden am Bahnhof. Der<br />
Linienast ins Fischermätteli wird von Ersatzbussen bedient,<br />
ebenso die Verbindung der beiden Tramnetze<br />
(Bahnhof – Zytglogge).<br />
Das Projekt „Tram Region Bern“ nahm am 5. Juni 2013<br />
eine weitere Hürde, der Große Rat des Kantons Bern beschloss<br />
den Investitionsrahmenkredit. Voraussichtlich noch<br />
vor den Sommerferien wird der Bundesrat mit seiner Vernehmlassungsvorlage<br />
zur Zuteilung von Geldern aus dem<br />
Infrastrukturfonds weitere wichtige Finanzierungsentscheidungen<br />
treffen, die auch Tram Region Bern betreffen. ROS<br />
Nach einer durch Forderungen der<br />
zuständigen Aufsichtsbehörde ausgelösten<br />
mehrmonatigen Betriebspause<br />
rollen die historischen <strong>Straßenbahn</strong>en<br />
seit Februar 2013 wieder durch die gegenüber<br />
von Liverpool liegende britische<br />
Hafenstadt Birkenhead. Jedes<br />
Wochenende sowie an Feiertagen gibt<br />
es zwischen dem Fährterminal Woodside<br />
und dem „Wirral Transport Museum“<br />
nachmittags einen 30-Minuten-<br />
Taktverkehr. Zum Einsatz kommen<br />
diverse historische Trams aus der<br />
Schweden: Stockholm<br />
Lidingöbahn wird<br />
modernisiert<br />
Am 20. Juni verkehrte die Stockholmer<br />
Lidingöbahn zum letzten Mal in<br />
der jetzigen Form. Anschließend wird<br />
die elektrifizierte Vorortbahn, die von<br />
Ropsten hinüber zur Insel Lidingö und<br />
dort über Aga nach Gåshaga führt, für<br />
voraussichtlich eineinhalb Jahre im<br />
Schienenersatzverkehr betrieben und<br />
auf modernen Stadtbahnstandard umgebaut.<br />
Dabei werden u. a. neue<br />
Bahnsteige erstellt, ein neues Signalsystem<br />
installiert und die Trasse auf<br />
weiteren Abschnitten zweigleisig ausgebaut<br />
werden. Außerdem werden<br />
auch die bisher noch eingesetzten,<br />
rund 60 Jahre alten Vierachser-Garnituren<br />
nach aktuellem Stand durch Niederflurwagen<br />
der Firma CAF ersetzt.<br />
<strong>Die</strong> Arbeiten sind auf rund 130 Millionen<br />
Euro veranschlagt und eine Voraussetzung<br />
zum durchgehenden Verkehr<br />
von Lidingö in die Stockholmer<br />
Innenstadt. Daher beteiligt sich die<br />
Stadt Lidingö an den Kosten.<br />
Zurzeit enden die Züge der Lidingöbahn<br />
nach Überfahren einer markanten<br />
Brücke unmittelbar unterhalb der<br />
Metrostation Ropsten, doch ist hier<br />
künftig keine Verknüpfung mit der<br />
Metro, sondern mittelfristig eine Anbindung<br />
an die wachsende Stockhol-<br />
Noch biegt in Marseille die <strong>Straßenbahn</strong> vom Cours Belsunce in Richtung<br />
Canebière ab, mit der Linie 3 Richtung Castellane werden die Gleise im<br />
Vordergrund ab Juni 2014 weiterführen<br />
V. LECAENNAIS<br />
Birkenhead: Der in Hongkong erbaute Triebwagen Nr. 69 ist am 21. April<br />
2013 in Richtung Woodside unterwegs. Im Hintergrund erkennt man die<br />
Skyline des benachbarten Liverpools<br />
A. THOMPSON<br />
14<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Weltweit<br />
Seit 20. Juni enden die Züge der Lidingöbahn unterhalb der Metrostation<br />
Ropsten (Aufnahme am 4. Juni). Hier ist mittelfristig eine Anbindung an<br />
die Stockholmer <strong>Straßenbahn</strong> vorgesehen<br />
M. KOCHEMS<br />
Der im Eigentum der Stadt Lodz befindliche ATw 101 vom Typ 2N2 befindet<br />
sich gemeinsam mit vielen anderen historischen Wagen seit April dieses<br />
Jahres im Depot Helenowek<br />
L. F. RICHTER<br />
mer <strong>Straßenbahn</strong> (Spårväg city) vorgesehen.<br />
Dazu soll eine Zweigstrecke der<br />
bisherigen Linie 7 von der Brücke nach<br />
Djurgarden bis Ropsten mit sechs neuen<br />
Haltestellen gebaut werden. Bereits<br />
2009 wurde im Vorgriff darauf die Lidingöbahn<br />
von einer Eisen- in eine<br />
<strong>Straßenbahn</strong> umkonzessioniert. MKO<br />
Lettland: Liepaja/Libau<br />
Einzige Linie verlängert<br />
Der <strong>Straßenbahn</strong>betrieb im lettischen<br />
Liepaja/Libau hat seine derzeit<br />
einzige betriebene Linie verlängert.<br />
Am 29. Mai ging der etwa zwei Kilometer<br />
lange Neubauabschnitt in Betrieb.<br />
Er zweigt vor der bisherigen<br />
Endhaltestelle „Centralkapi“ (Zentralfriedhof)<br />
an der Tukuma iela nach Osten<br />
ab, erschließt ein Neubaugebiet<br />
und endet an der Mirdzas Kempes iela.<br />
Dabei bedient die intern als Linie T<br />
geführte Linie fünf neue Haltestellen.<br />
Der etwa 250 Meter lange Abschnitt<br />
bis zur ehemaligen Endhaltestelle liegt<br />
aktuell ungenutzt. <strong>Die</strong> Gesamtstrecke<br />
wird tagsüber alle acht Minuten und<br />
sonst alle 15 bis 20 Minuten bedient.<br />
Im Einsatz sind KT4, meist die gebraucht<br />
in Deutschland gekauften. Liepaja<br />
hat die älteste elektrische <strong>Straßenbahn</strong><br />
in den baltischen Staaten, sie<br />
verkehrt seit 1899.<br />
BEKUS<br />
Russland<br />
Rauchverbot auch<br />
in Trams<br />
Seit dem 1. Juni 2013 gilt in städtischen<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
Russlands ein umfassendes Rauchverbot.<br />
Das Rauchen auf Bahnhöfen, in<br />
Bussen und <strong>Straßenbahn</strong>en und an<br />
Haltestellen ist seitdem verboten. Verstöße<br />
dagegen werden mit mindestens<br />
1000 Rubel (24 EUR) geahndet.<br />
Präsident Putin verfolgt mit dem umfassenden<br />
Rauchverbot, welches auch<br />
in Krankenhäusern, Schulen, Verwal-<br />
Der Großteil der aus Berlin in Almaty eingetroffenen KT4Dt war Mitte Juni noch versiegelt im Betriebshof abgestellten.<br />
Für den Transport waren die Stromabnehmer demontiert und im Wageninneren verstaut worden O. GÜTTLER<br />
tungsgebäuden usw. gilt, das Ziel, die<br />
Zahl der Raucher zu halbieren. Etwa<br />
ein Drittel der russischen Bevölkerung<br />
raucht täglich.<br />
CMU<br />
Polen: Lodz<br />
Historische Wagen<br />
nun im Depot Brus<br />
Ende April hat der Klub Milosników<br />
Starych Tramwajów (KMST) die<br />
historischen Wagen aus dem stillgelegten<br />
Depot Helenowek der MKT ins<br />
ehemalige Depot Brus der TP transportiert.<br />
Das dortige Gelände gehört<br />
der Stadt Lodz und soll zum Transportmuseum<br />
ausgebaut werden. <strong>Die</strong><br />
Anlage ist derzeit noch nicht öffentlich<br />
zugänglich und dient als Abstellplatz<br />
sowie dem Verein KMST als<br />
Werkstatt.<br />
Folgende Fahrzeuge sind neben einigen<br />
Omnibussen der KMST jetzt<br />
dort beheimatet (Eigentümer in Klammern):<br />
2N1 ATw 108 (privat), 2N1 ATw<br />
1234 (MPK), 2N2 ATw 101 (Stadt<br />
Lodz), 2N2 ATw 92031 (KMST), 5N<br />
ATw 103 (Stadt Lodz), 5N ATw 109<br />
(KMST), 5N Tw 100 (Stadt Lodz), 5N<br />
Tw 154 (Tomasz Adamkiewicz), 5N Tw<br />
4092 (MPK), 5ND1 Bw 702 (Adamkiewicz),<br />
803N Tw 2 (KMST), 803N(mod.)<br />
Tw 37 (KMST), Sanok Tw 17 (Adamkiewicz)<br />
sowie zwei zweiachsigen<br />
ABw-Güterwagen (Nr. 48 Eigentum<br />
MPK, der nummernlose Eigentum<br />
Adamkiewicz). Dazu kommen noch<br />
die Wagenkästen der Herbrand-Tw 11,<br />
336 und 371 (KMST). Zugelassen sind<br />
derzeit nur die Tw 17 und 154. LFR<br />
Ukraine: Kiew<br />
Achtachsiger Prototyp<br />
vorgestellt<br />
Am 29. Mai stellte der Verkehrsbetrieb<br />
Kievpastrans in der ukrainischen<br />
Hauptstadt den Prototypen der neuen<br />
Serie „Kaschtan-2“ der Presse vor. Der<br />
geräumige achtachsige Gelenktriebwagen<br />
ruht auf vier Drehgestellen und ist<br />
31 Meter lang – davon sind 45 Prozent<br />
niederflurig ausgeführt. Das vom städtischen<br />
Verkehrsbetrieb selbst gefertigte<br />
Fahrzeug kann bis zu 300 Personen<br />
aufnehmen. Sowohl der Fahrgastraum<br />
als auch die davon abgeteilte Fahrerkabine<br />
sind klimatisiert.<br />
Der Kaufpreis des weiß-grün lackierten<br />
Wagens ist auf zehn Millionen<br />
UAH fixiert, was etwa 950.000 Euro<br />
entspricht. Mitte Juni soll der neue<br />
Wagen die ersten Probefahrten unternehmen,<br />
dann beginnt der Test im<br />
Planeinsatz auf der Schnellstraßenbahnlinie<br />
3 im Südwesten der Stadt.<br />
Anschließend wird über eine mögliche<br />
Serienbestellung entschieden.<br />
Von der im Februar 2011 stillge legten<br />
<strong>Straßenbahn</strong>linie 5 sind nur noch<br />
im nördlichen Abschnitt einige Gleisabschnitte<br />
erhalten. An der U-Bahnstation<br />
„Dnipro“ und südlich davon<br />
sind bereits alle Gleisanlagen im<br />
Vorfeld von Straßenverbreiterungen<br />
entfernt worden. Im Bereich des Post-<br />
Platzes (Poschtova Ploschtscha) erinnert<br />
ebenfalls fast nichts mehr an die<br />
<strong>Straßenbahn</strong>, auch dort werden derzeit<br />
die Straßen großzügig ausgebaut.<br />
WWE<br />
Kasachstan: Almaty<br />
KT4Dt aus Berlin<br />
eingetroffen<br />
Der 1937 eröffnete <strong>Straßenbahn</strong>betrieb<br />
in der kasachischen Stadt Almaty<br />
bekommt die dritte Generation deutscher<br />
<strong>Straßenbahn</strong>wagen. Nach den<br />
KT4D aus Berlin, den T3D aus Chemnitz<br />
und Schwerin sowie den T4D aus<br />
Dresden und Leipzig waren bis Mitte<br />
Juni dieses Jahres zehn der aus Berlin<br />
kommenden KT4Dt eingetroffen. Der<br />
erste Wagen wird seit dem 15. Juni im<br />
Linienverkehr eingesetzt, in seiner<br />
neuen Heimat bekam er die Nummer<br />
1001. OGÜ<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
15
Betriebe<br />
Verdienter Jubel<br />
zum 100. Jubiläum<br />
100 Jahre Woltersdorfer <strong>Straßenbahn</strong> Mitte Mai feierte der<br />
kleine <strong>Straßenbahn</strong>betrieb östlich von Berlin sein 100-jähriges Betriebsbestehen.<br />
Zu den Höhepunkten des dreitägigen Festes zählten ein<br />
Fahrzeugkorso am 17. Mai und der restaurierte Triebwagen 218<br />
16 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Woltersdorf<br />
Der im Jahr 1910 gebaute Maximum-Vierachser mit offenen Plattformen aus Berlin, Nr. 2990, passte hervorragend zum restaurierten Tw 218<br />
Den Fahrzeugkorso führten am 17. Mai der 1913 gebaute Tw 2 mit dem<br />
im selben Jahr ebenfalls von O & K gelieferten Bw 24 an. Dahinter liefen<br />
die Maximumwagen sowie der KSW<br />
I. KÖHLER<br />
Er zählte zu den modernsten am Jubiläumswochenende eingesetzten<br />
Triebwagen – der 1960 gebaute Gotha-Wagen Nr. 32. Er kam 1978 aus<br />
Dessau nach Woltersdorf B. SCHULZ (2)<br />
Vom 17. bis zum 19. Mai lud die<br />
Woltersdorfer <strong>Straßenbahn</strong> zum<br />
100. Jubiläum vor die Stadttore<br />
von Berlin. Wer dem Ruf folgte, der<br />
war begeistert. Fand am 17. Mai der eigentliche<br />
Festakt statt, den ein Fahrzeugkorso<br />
krönte, so pendelten am anschließenden<br />
Wochenende die historischen Wagen im<br />
10-Minuten-Takt auf der nur 5,6 Kilometer<br />
langen Regelspurstrecke zwischen dem S-<br />
Bahnhof Berlin-Rahnsdorf und Woltersdorf<br />
Schleuse. Besondere Beachtung fand dabei<br />
der erst kürzlich fertiggestellte Zweirichtungstriebwagen<br />
mit Holzaufbau 218 (Linke-Hofmann-Werke<br />
Breslau 1913). Der ab<br />
1920 von den Berliner <strong>Straßenbahn</strong>en als<br />
Tw 5403 genutzte Maximumwagen vom<br />
Typ TDS 08/24 zeigt sich nach über vierjähriger<br />
Restaurierung nun wieder in seinem<br />
ursprünglichen Zustand mit Luftdruckbremse<br />
und Bügelstromabnehmer in Lyraform.<br />
Angeführt vom <strong>Straßenbahn</strong>-Mitarbeiter<br />
Andreas Kubig hatten zahlreiche<br />
Unternehmen und Privatpersonen die Woltersdorfer<br />
<strong>Straßenbahn</strong> bei dessen Aufarbeitung<br />
unterstützt – das Lob und der Zuspruch<br />
der Jubiläumsgäste auf die ersten öffentlichen<br />
Fahrten mit dem Schmuckstück<br />
war für sie alle ein großer Dank.<br />
Kleinstbetrieb mit Charme<br />
Seit dem 17. Mai 1913 zuckelt die Vorortlinie<br />
nach Woltersdorf, die heutige 7.800-<br />
Einwohner-Gemeinde war schon damals ein<br />
beliebtes Ziel für Berliner Wochenend-Ausflügler.<br />
Nach dem Bau der <strong>Straßenbahn</strong>linie<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
17
Betriebe<br />
Der KSW-Prototyp (Uerdingen/AEG 1943)<br />
nahm ebenfalls an den Fahrten im<br />
10-Minuten-Takt teil. Seit 8. Juli 1944<br />
befindet er sich in Woltersdorf,<br />
seit November 1979 wird er als<br />
historischer Wagen genutzt<br />
C. SACHER<br />
RECHTS Dem Bauunternehmer Wolfgang Worf<br />
ist der Erhalt der Drehstuhlweiche von 1913<br />
zu verdanken. Am 17. Mai verteilte er Handzettel<br />
zu dieser Besonderheit I. KÖHLER (2)<br />
kamen aber vor allem auch die Woltersdorfer<br />
schneller zur Arbeit nach Berlin – und<br />
das bis heute. Als Linie 87 transportiert sie<br />
nach Angaben des Betriebes jährlich etwa<br />
630.000 Fahrgäste. <strong>Die</strong> Woltersdorfer <strong>Straßenbahn</strong><br />
GmbH gehört jeweils zur Hälfte<br />
der Gemeinde und dem Landkreis Oder-<br />
Spree. Aktuell sind 20 Mitarbeiter bei der<br />
GmbH beschäftigt. ANDRÉ MARKS<br />
Am 17. Mai war ein Blick auf den in Aufarbeitung<br />
befindlichen Tw 33 möglich. Bis 2008<br />
stand er in Dresden-Briesnitz am Theater<br />
18 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Nächster Halt: …<br />
Der 1986 von der DUEWAG gebaute GT10NC-DU Nr. 1006 hat am 4. Mai 2012 die Duisburger Haltestelle „Siechenhausstraße“ erreicht, im Hintergrund<br />
ist der markante Stadtwerketurm zu sehen. Das für die Station namensgebende Siechenhaus ist schon 1720 eingestürzt B. MARTIN<br />
Nächster Halt:<br />
Siechenhausstraße<br />
Im Norden des multikulturellen und von<br />
großen sozialen Problemen geplagten Duisburger<br />
Stadtteils Hochfeld liegt die <strong>Straßenbahn</strong>haltestelle<br />
„Siechenhausstraße“, die von<br />
der Linie 903 (Hüttenheim – Dinslaken) angefahren<br />
wird. <strong>Die</strong> ohne eigenen Gleiskörper<br />
in der Wanheimer Straße verlaufende Strecke<br />
wurde ursprünglich am 1. März 1898 als<br />
zweite, vom innerstädtischen Knüppelmarkt<br />
zum Hochfelder Südbahnhof verlaufende<br />
Neubaustrecke der neuen elektrischen Duisburger<br />
<strong>Straßenbahn</strong> eröffnet. Nach der Einführung<br />
von Liniennummern wurde sie von<br />
der Linie 2 Hochfeld Südbahnhof (hier gab<br />
es ein Gleisdreieck) – Mülheim-Stadtmitte<br />
bedient. Hieran änderte sich bis zum 30. September<br />
1979 nichts. An diesem Tag wurde<br />
die Hochfelder Strecke wegen des Beginns<br />
der Tunnelbauarbeiten in der Steinschen<br />
Gasse stillgelegt. Mit der Eröffnung des Innenstadttunnels<br />
der Duisburger Stadtbahn<br />
am 11. Juli 1992 erlebte sie ihre Wiedergeburt<br />
und wurde mittels einer neuen kombinierten<br />
Tram- und Straßenbrücke über den<br />
Kultushafen und die dortigen Hafenbahnanlagen<br />
mit der Bestandsstrecke nach Hüttenheim<br />
verbunden.<br />
Der Haltestellenname verweist auf das<br />
1447 erstmals urkundlich erwähnte Siechenhaus,<br />
in dem die Duisburger Aussätzigen außerhalb<br />
der Stadtmauern in einem dichten<br />
Waldgebiet gelegenen Gebäude isoliert wurden.<br />
In unmittelbarer Nähe lag auch der<br />
Richtplatz. Nach der Ausrottung der Lepra<br />
in der Neuzeit verfiel das auch „Melatenhaus“<br />
genannte Gebäude und stürzte 1720<br />
schließlich ganz ein. Als auf dem früheren<br />
Hochfeld im Zuge der Industrialisierung<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts ein großes Wohnquartier<br />
entstand, besann sich die Stadtverwaltung<br />
auf die Geschichte der Gabelung<br />
Heerstraße/Wanheimer Straße und benannte<br />
eine der neuen Straßen nach dem historischen<br />
Siechenhaus. BERNHARD MARTIN<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
29
Betriebe<br />
Jubiläum mit Gästen<br />
110 Jahre Cottbuser <strong>Straßenbahn</strong> Seit 1903 verkehrt in Cottbus eine elektrische <strong>Straßenbahn</strong>.<br />
Das 110. Jubiläum nutzte der Verkehrsbetrieb am 15. Juni für eine zünftige Feier mit zwei Gastfahrzeugen.<br />
Damit zeigte das Unternehmen Flagge: Schaut, was für Vorteile eine <strong>Straßenbahn</strong> bietet!<br />
20 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Cottbus<br />
Als Ole-Winther Laursen im Mai<br />
1965 diese Szene am Muskauer<br />
Platz im Bild festhielt, lief auf der<br />
damaligen Linie 1 gerade die Einführung<br />
des schaffnerlosen Betriebs.<br />
Der Tw 43 stammt aus Berlin<br />
und war 1956 im Raw Cottbus auf<br />
Meterspur umgebaut worden<br />
Am 15. Juni blickte die Cottbusverkehr<br />
GmbH auf „110 Jahre <strong>Straßenbahn</strong><br />
in Cottbus“ zurück. Doch<br />
der erste öffentliche Personennahverkehr<br />
war in Cottbus bereits 1893 in<br />
Form einer privaten (gleislosen) Pferdeomnibuslinie<br />
zwischen Sandow und dem<br />
Staatsbahnhof eröffnet worden. Der Zuspruch<br />
war hoch, so dass die Stadtväter<br />
noch Ende des 19. Jahrhunderts den Bau einer<br />
elektrischen <strong>Straßenbahn</strong> beschlossen.<br />
Nach mehreren gescheiterten Verhandlungen<br />
mit verschiedenen Gesellschaften stimmte<br />
der Stadtrat im Jahre 1901 letztendlich<br />
für den Bau und Betrieb in Eigenregie.<br />
Am 21. Dezember 1901 erhielt die Firma<br />
Siemens & Halske von der damals<br />
knapp 40.000 Einwohner zählenden Stadt<br />
den Auftrag zum Bau des Elektrizitätswerkes<br />
und der <strong>Straßenbahn</strong>. Deren Spurweite<br />
war auf 1.000 mm festgelegt. Für<br />
den Bau des Betriebshofs stellte die Stadt<br />
in der damaligen Kolkwitzer Straße (heute<br />
Berliner Straße) ein Grundstück zur Verfügung.<br />
Der Gleisbau der meist eingleisigen, mit<br />
Ausweichen versehenen Strecken begann im<br />
Juli 1902. Am 18. Juli 1903 erfolgte auf der<br />
ersten, etwa zwei Kilometer langen „Roten<br />
Linie“ vom Staatsbahnhof bis zur Oberkirche<br />
die Eröffnung.<br />
Der Betrieb wächst!<br />
Noch 1903 nahm die Stadt weitere Streckenabschnitte<br />
in Betrieb, so dass die <strong>Straßenbahn</strong><br />
rasch auf drei Linien (gekennzeichnet<br />
durch die Farben Rot, Blau und<br />
Gelb) mit einer Gesamtstreckenlänge von<br />
8,4 Kilometern unterwegs war. Im Folgejahr<br />
verfügte die <strong>Straßenbahn</strong> über 18 Triebund<br />
sechs Beiwagen.<br />
Zum 31. Juli 1912 erfolgte der Zusammenschluss<br />
des städtischen E-Werks samt<br />
<strong>Straßenbahn</strong>, des Gaswerks sowie des Wasserwerks<br />
zur „Vereinigung städtischer Werke“,<br />
kurz „Stadtwerke“ genannt.<br />
Im letzten Friedensjahr vor dem Ersten<br />
Weltkrieg nutzten 2,5 Millionen Fahrgäste<br />
das inzwischen fünf Linien umfassende<br />
Netz mit einer Linienlänge von 12,53 Kilometern.<br />
Der Wagenpark war auf 29 Triebund<br />
acht Beiwagen angewachsen.<br />
Sowohl in den folgenden Kriegsjahren<br />
als auch während der Inflationszeit<br />
1923/24 und 1929 wurde der Betrieb auf<br />
mehreren Strecken jeweils für einige Monate,<br />
zum Spreewaldbahnhof hingegen für<br />
immer eingestellt. Nach Stabilisierung der<br />
wirtschaftlichen Lage konnten Erneuerungen<br />
und Erweiterungen in Angriff genommen<br />
werden. 1926 erfolgte die Betriebsaufnahme<br />
auf der erweiterten blauen Linie<br />
vom Südfriedhof nach Madlow und 1927<br />
auf der verlängerten gelben Linie vom<br />
Nordfriedhof bis zur Schmellwitzer<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
21
Betriebe<br />
In der Kaiserzeit entstand an der damaligen Endstelle Südfriedhof dieses Foto mit dem 1903 von der Waggonfabrik Gebr. Hofmann in Breslau<br />
gebauten Tw 11. Er blieb bis 1965 im <strong>Die</strong>nst<br />
Dorfaue. An der Endstelle Madlow ließen<br />
die Stadtwerke im gleichen Jahr eine zweigleisige<br />
Wagenhalle errichten.<br />
<strong>Die</strong> Zerstörung der Stadt<br />
In der Folgezeit bauten die Stadtwerke wichtige<br />
Abschnitte zweigleisig aus und errichteten<br />
erste Haltestelleninseln. Im Jahr 1942<br />
zählten die <strong>Straßenbahn</strong> 6,8 Millionen Fahrgäste.<br />
In den Kriegsjahren lösten Liniennummern<br />
im Zuge der Verdunklungsmaßnahmen<br />
die alten Farbbezeichnungen ab.<br />
Am 15. Februar 1945 bombardierten die<br />
Alliierten Cottbus, wobei insbesondere der<br />
Bereich des Bahnhofs und die Südstadt betroffen<br />
waren. Nachdem die Rote Armee<br />
am 16. April mit dem Sturm auf die Stadt<br />
begonnen hatte, ruhte der <strong>Straßenbahn</strong>betrieb<br />
ab dem 18. April.<br />
<strong>Die</strong> Nachkriegsjahre<br />
Per 20. Juni 1945 befahl der sowjetische<br />
Stadtkommandant die Wiederaufnahme des<br />
<strong>Straßenbahn</strong>betriebs auf dem zuvor instandgesetzten<br />
Abschnitt vom Betriebshof bis zum<br />
Altmarkt. Im Juli 1948 war die Wiederherstellung<br />
des Netzes weitestgehend beendet<br />
und auf vier Linien mit einer Linienlänge von<br />
17,05 Kilometer fuhren wieder <strong>Straßenbahn</strong>en.<br />
Zum 1. April 1949 wurde das Kommunalwirtschaftsunternehmen<br />
(KWU) Cottbuser<br />
Stadtwerke gebildet, dem auch das Elektrizitätswerk<br />
samt <strong>Straßenbahn</strong> angehörte.<br />
Da neue Fahrzeuge anfangs nicht zu beschaffen<br />
waren, übernahmen die Stadtwerke<br />
1949/50 sechs Beiwagen aus Dresden<br />
und spurten sie auf 1.000 mm um. Im Jahr<br />
1951/52 erfolgte der zweigleisige Ausbau<br />
der Dresdener Straße (heute Straße der Jugend/Dresdener<br />
Straße), am Sportzentrum<br />
entstand 1953 die erste Wendeschleife in<br />
Cottbus. Der Name des Betriebes änderte<br />
sich in den Folgejahren mehrmals: Galt ab<br />
1. Januar 1953 „VEB (K) Verkehrsbetriebe<br />
der Stadt Cottbus“, so wurde daraus 1968<br />
der VEB Cottbusverkehr.<br />
<strong>Die</strong> ersten Neubaufahrzeuge nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg waren zwei 1952 gebaute<br />
LOWA-Beiwagen vom Typ EB 50. Neue<br />
Triebwagen in Form von zwei LOWA-ET<br />
54 erhielt Cottbus erst 1955. Parallel übernahmen<br />
die Verkehrsbetriebe 1955 vier gebrauchte<br />
Triebwagen aus Berlin.<br />
1954/55 erfolgte der weitere zweigleisige<br />
Ausbau in der Spremberger Straße und in<br />
der Straße der Jugend. 1957 erwarben die<br />
Verkehrsbetriebe zunächst zwei gebrauchte<br />
LOWA-ET 50 aus Naumburg, danach<br />
stellten sie im gleichen Jahr noch fünf<br />
werks neu zugewiesene Einheitstriebwagen<br />
(„Gotha-Wagen“) vom Typ (E)T 57 in<br />
<strong>Die</strong>nst. <strong>Die</strong> zugehörigen fünf Beiwagen vom<br />
Typ (E)B 57 folgten im Jahr 1958.<br />
Längere Linien durch Wendeschleifen<br />
Um auch Einrichtungsfahrzeuge einsetzen<br />
zu können, war an den Endstellen der Bau<br />
von Wendeschleifen erforderlich. <strong>Die</strong>sen<br />
Umstand nutzten die Verkehrsbetriebe, um<br />
in den 1960er-Jahren gleich verschiedene<br />
Strecken geringfügig zu verlängern. Als erste<br />
DDR-Stadt setzte Cottbus im Linienverkehr<br />
ab 1968 keine Vorkriegswagen mehr<br />
ein. Damit konnten die seit 1964 in mehreren<br />
Serien ausgelieferten Einrichtungszüge –<br />
ab 1972 mit gebraucht aus Halle übernommenen<br />
Wagen ergänzt – effektiver eingesetzt<br />
werden. Mit der Fertigstellung der Wendeschleife<br />
in Madlow Anfang 1970 und der<br />
Streckenverlängerung in Sandow mit Schleife<br />
Ende 1972 waren bis auf den Bahnhof<br />
alle Endstellen mit Wendeschleifen ausgerüstet.<br />
Am Bahnhof standen dem die beengten<br />
Platzverhältnisse entgegen.<br />
22 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Von 1971 bis 1974 erhielt Cottbus ein<br />
„in industrieller Bauweise“ errichtetes „sozialistisches<br />
Stadtzentrum“. In der zur Fußgängerpassage<br />
umgestalteten Spremberger<br />
Straße fuhr am 1. Juli 1974 die letzte <strong>Straßenbahn</strong>.<br />
Als Ersatz erfolgte der Bau einer<br />
Neubaustrecke im Zuge der Stadtpromenade,<br />
die am 4. Oktober 1974 in Betrieb<br />
ging. Da die Strecke in der Karl-Liebknecht-Straße<br />
(früher Kaiser-Fried rich-Straße)<br />
im Osten nicht mehr an die Stadtpromenade<br />
und im Westen nicht mehr an die<br />
Bahnhofstraße angebunden gewesen wäre<br />
und deshalb im Oktober 1973 stillgelegt<br />
werden sollte, musste als Vorleistung die<br />
Bahnhofstraße im nördlichen Bereich zweigleisig<br />
ausgebaut werden (Inbetriebnahme<br />
am 7. November 1973).<br />
Zu dieser Zeit begann im Süden von<br />
Cottbus der Bau eines neuen Wohngebietes<br />
in Sachsendorf, wo später einmal 35.00<br />
Menschen leben sollten. Zur Erschließung<br />
plante man die an der Wendeschleife<br />
Thiem straße endende Strecke zu verlängern.<br />
Am 21. Mai 1977 konnte als 1. Bauabschnitt<br />
die 1,3 km lange Verlängerung bis<br />
zur Thierbacher Straße eröffnet werden.<br />
<strong>Die</strong> Bahnhofsbrücken waren schon immer<br />
ein neuralgischer Punkt im Cottbuser Streckennetz.<br />
Eine Prüfung der Statik führte im<br />
Sommer 1977 zu ihrer Sperrung für den<br />
Lkw- und <strong>Straßenbahn</strong>verkehr. Ein Brückenneubau<br />
war erst im Rahmen der Elektrifizierung<br />
des Bahnhofs Cottbus für Mitte<br />
der 1980er-Jahre geplant. Um den Verkehr<br />
nach Sachsendorf aufrecht zu erhalten, entschloss<br />
man sich zum Bau einer Verbindungsstrecke<br />
von der Straße der Jugend<br />
durch die Lutherstraße in die Thiemstraße,<br />
die am 16. November 1977 fertiggestellt<br />
wurde. Seit Oktober 1978 befindet sich der<br />
Endpunkt dieser Strecke an der Wendeschleife<br />
in Höhe der Autobahn.<br />
<strong>Die</strong> damalige Linie 1 endete ab 1977 mit<br />
Solowagen an der Bahnhofsbrücke – die<br />
Reststrecke zum Bahnhof entfiel ersatzlos.<br />
Neue Wagen und<br />
Streckenverlängerungen<br />
Am 22. Dezember 1978 trafen die ersten<br />
beiden KT4D in Cottbus ein. Ab Oktober<br />
1979 erfolgte der planmäßige Linieneinsatz<br />
in Doppeltraktion auf der Linie 3.<br />
Im Oktober 1978 erfolgte die feierliche<br />
Übergabe des neuen Empfangsgebäudes der<br />
Eisenbahn an der Vetschauer Straße. Hierzu<br />
errichtete man eine neue zweigleisige<br />
Trasse von der Straße der Jugend über den<br />
Stadtring bis zum vorläufigen Endpunkt<br />
Bahnhof mit einer Kuppelendstelle einschließlich<br />
eines Abzweigs zur Thiemstraße.<br />
Damit wurde die Lutherstraße entbehrlich<br />
und nicht mehr im Linienbetrieb befahren.<br />
Zum 28. September 1980 konnte die <strong>Straßenbahn</strong>strecke<br />
in der Vetschauer Straße um<br />
Im 110. Betriebsjahr der <strong>Straßenbahn</strong> war am 15. Juni 2013 die für die Bogestra vorgesehene<br />
Variobahn 533 in Cottbus zu Gast. Steffen Rother nahm sie vor der Stadthalle im Bogen auf<br />
LINKS Im Betriebshof Berliner Straße entstand 1953 diese Aufnahme des 1904 in Breslau gebauten<br />
Cottbuser Bw 5 mit dem aus Dresden stammenden Bw 73 sowie dem Tw 11 M. SCHATZ<br />
Anlässlich des 50. Jubiläums der Cottbuser <strong>Straßenbahn</strong> war 1953 auch der Tw 37 festlich geschmückt.<br />
<strong>Die</strong> Aufnahme entstand am Spremberger Turm SLG. STADTARCHIV COTTBUS (2)<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
23
Betriebe<br />
Der Cottbuser Bahnhof befand sich ursprünglich in Mittellage zwischen den Gleisen. Aus Platzgründen war dort entsprechend der Bau einer<br />
Wendeschleife nicht möglich, so dass die dortige Endstelle der <strong>Straßenbahn</strong> bis 1977 ausschließlich mit Zweirichtungswagen bedient wurde.<br />
Der hier Anfang der 1960er-Jahre aufgenommene Tw 24 stammt aus einer der ersten Lieferungen von 1903 aus Breslau<br />
SLG. S. HILKENBACH<br />
Als am 19. Oktober 1984 die Strecke nach Schmellwitz in Betrieb ging, hatte der Wohnblockbau hier erst begonnen. Wenige Jahre später säumten<br />
die Plattenbauten die Linie 4<br />
G. DAMMS<br />
24 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Cottbus<br />
Daten & Fakten: Cottbus<br />
Cottbusverkehr GmbH · Walther-Rathenau-Straße 38 · 03044 Cottbus<br />
Telefon: (03 55) 86 62-0<br />
Spurweite:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.000 mm<br />
Streckennetzlänge:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23,7 km<br />
Liniennetzlänge:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29,2 km<br />
Infrastrukturlänge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 km<br />
Betriebene Linien:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vier (am Wochenende drei)<br />
Haltestellen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
Weichen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />
Fahrgäste (<strong>Straßenbahn</strong>) 2012: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7,3 Millionen<br />
Fahrzeuge Regelbetrieb: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Wagen (KTNF6)<br />
Historische Wagen: . . . . . . . . . . . . . . . . Tw 24 (WUMAG 1928, ex Görlitz) +<br />
Bw 13 (MAN 1928, ex Kirnitzschtalbahn)<br />
Tw 62 (Typ T2-62, Gotha 1965); Tw 92 (Typ T 57, Gotha 1957)<br />
Arbeitswagen: . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 KT4D (Fahrleitungsenteisungswagen)<br />
2 Gotha-T57 (Schneepflug/Schleifwagen; Rangierwagen)<br />
GRAFIK: U. THOMSCH<br />
Sammelkarte für 25 Fahrten zu 2,50 Mark aus<br />
den 1960er-Jahren<br />
SLG. S. HILKENBACH<br />
1,22 Kilometer bis zur Schleife Jessener Straße<br />
erweitert werden. Zu dieser Zeit zählte<br />
Cottbus 115.000 Einwohner und weitere<br />
Wohnungen für die Bergbau- und Energiearbeiter<br />
im Norden der Stadt waren geplant.<br />
Anlässlich der verordneten Zentralisierung<br />
im Verkehrswesen verlor der VEB<br />
Cottbusverkehr zum 1. Januar 1982 seine<br />
Selbständigkeit. Er war nun Zweigbetrieb<br />
Cottbusverkehr im VEB Kraftverkehr Cottbus<br />
des volkseigenen Verkehrskombinates<br />
„Wilhelm Pieck“ Cottbus.<br />
In den Jahren 1982/83 ließ der Zweigbetrieb<br />
die bisher immer noch eingleisige<br />
Thiemstraße zweigleisig ausbauen. Zur Erschließung<br />
des Wohngebietes Neu Schmellwitz<br />
begannen im April 1984 die ersten<br />
Gleisbauarbeiten. <strong>Die</strong> neue 2,9 Kilometer<br />
lange Trasse zweigt am Bonnaskenplatz von<br />
der Strecke nach Schmellwitz ab und ging<br />
am 2. Oktober 1984 in Betrieb. In Neu<br />
Schmellwitz sollte sich die Trasse später<br />
noch einmal nach Westen und Osten erweitern,<br />
wobei später nur die westliche Trasse<br />
zum heutigen Betriebshof realisiert wurde.<br />
Um das Wohngebiet Sachsendorf auch<br />
von der östlichen Seite besser mit der <strong>Straßenbahn</strong><br />
erschließen zu können, begannen<br />
1985 die zweigleisigen Ausbauarbeiten zwischen<br />
Sportzentrum und Spreestraße, wo<br />
die Trasse später einmal nach Südwesten<br />
verlegt werden sollte.<br />
Der Betrieb nach 1990<br />
Nach der Wende 1989/90 galt es, die volkseigenen<br />
Betriebe in eine andere Unternehmensform<br />
zu überführen. So erfolgte am 11.<br />
Juli 1990 die Gründung der Cottbusverkehr<br />
GmbH. Aufgrund der rückläufigen Fahrgastzahlen<br />
entfielen ab April 1990 die im Oktober<br />
1989 eingeführten KT4D-Dreifachtraktionen.<br />
<strong>Die</strong> bereits 1988 begonnen Arbeiten<br />
zur Rekonstruktion der Gleisanlagen in der<br />
Bahnhofstraße einschließlich des Neubaus der<br />
Brücken wurde nun beschleunigt fortgeführt<br />
und mit der Wiederaufnahme des <strong>Straßenbahn</strong>verkehrs<br />
am 23. September 1990 abgeschlossen.<br />
Seitdem stehen wieder zwei Nord-<br />
Süd-Trassen zur Verfügung.<br />
Nach dem Zugang von sieben KT4D aus<br />
Erfurt 1991 erreichte die Cottbuser <strong>Straßenbahn</strong><br />
mit insgesamt 72 Wagen dieses Typs<br />
ihren Fahrzeughöchstbestand. Dadurch endete<br />
am 8. März 1991 der Einsatz der zweiachsigen<br />
Einheitswagen im Liniendienst. In<br />
den Jahren 1992–1995 modernisierte der damalige<br />
Waggonbau Bautzen (heute Bombar-<br />
<strong>Die</strong> Gleisanlagen an der Cottbuser Stadthalle waren am 17. Juni 1988 schon tüchtig ausgefahren,<br />
als ein Heck-an-Heck-gekuppelter KT4D-Wendezug die Haltestelle neben dem Gebäude<br />
bediente<br />
B. KUSSMAGK<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
25
Betriebe<br />
Am Berliner Platz entstand am 17. Juni 1988 diese Aufnahme eines Gotha-Dreiwagenzuges. Fast<br />
auf den Tag genau 25 Jahre später fand die Feier „110 Jahre <strong>Straßenbahn</strong> in Cottbus“ statt. Am<br />
15. Juni 2013 begegnete ein Cottbuser KTNF6 in der Fritz-Ebert-Straße der Stadler-Tram 533.<br />
<strong>Die</strong> Variobahn fährt zurück in den Betriebshof Schmellwitz B. KUSSMAGK (OBEN), F. HEILMANN (UNTEN)<br />
dier) insgesamt 26 Cottbuser Kurzgelenktriebwagen.<br />
Parallel begann Anfang der<br />
1990er-Jahre die systematische Sanierung<br />
der Gleisanlagen und der doppelgleisige Ausbau<br />
bisher noch eingleisiger Strecken.<br />
Niederflurtechnik hält Einzug<br />
Erstmals in einer Stadt der neuen Bundesländer<br />
fand 1995 in Cottbus eine Bundesgartenschau<br />
(BUGA) statt. Hierzu wurde das<br />
Verkehrsangebot insbesondere am Wochenende<br />
verstärkt und als Gastfahrzeuge kamen<br />
die ersten Niederflurstraßenbahnen zum Einsatz.<br />
Da im Cottbuser Stadtverkehr bereits<br />
seit 1992 nur noch Niederflurbusse im Einsatz<br />
waren, wurde der Druck zur Einführung<br />
der Niederflurtechnik im <strong>Straßenbahn</strong>bereich<br />
immer größer. In Absprache mit dem<br />
Verkehrsbetrieb ergänzte der damalige Mittenwalder<br />
Gerätebau GmbH (MGB) versuchsweise<br />
einen KT4D um ein niederfluriges<br />
Mittelteil. Am 29. Januar 1996 war der<br />
erste so zu einem KTNF6 umgebaute Wagen<br />
in Cottbus unterwegs. Da er die Erwartungen<br />
erfüllte, wurden anschließend auch die<br />
übrigen 25 modernisierten KT4D bis 1998<br />
in Mittenwalde zu KTNF6 umgebaut.<br />
Der Betriebshof Berliner Straße entsprach<br />
Anfang der 1990er Jahre nicht mehr den An-<br />
26 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Cottbus<br />
forderungen eines modernen <strong>Straßenbahn</strong>betriebs.<br />
Deshalb erwarb die Cottbusverkehr<br />
GmbH 1993 ein Grundstück in Schmellwitz,<br />
was über die Neu Schmellwitzer Strecke angebunden<br />
werden sollte. Am 26. Februar<br />
1998 fand die Eröffnung des Abschnittes bis<br />
zum Betriebshof statt. Der Einsatz der <strong>Straßenbahn</strong>en<br />
erfolgte nun vom neuen Standort,<br />
die Werkstätten in der Berliner Straße<br />
fungierten übergangsweise als Hauptwerkstatt,<br />
bis der gesamte Betriebshof Schmellwitz<br />
Ende November 1999 fertiggestellt war.<br />
Ein weiteres Großprojekt im Streckenausbau<br />
begann am 8. Juli 1997 mit dem<br />
Ausbau der Kolkwitzer bzw. Berliner Straße,<br />
wo die <strong>Straßenbahn</strong> bis zum 29. August<br />
2000 abschnittsweise einen zweigleisigen<br />
Bahnkörper in Mittellage erhielt.<br />
Im Rahmen einer Angebotsoptimierung<br />
und Linienanpassung war es ab dem 1.<br />
April 2002 möglich, auf den Einsatz von<br />
KT4D zu verzichten. Seitdem werden auf<br />
allen Kursen nur noch KTNF6 eingesetzt.<br />
Weiterbetrieb sicher<br />
In den Jahren 2008/09 wurde in Cottbus<br />
eine Diskussion zum Weiterbestand der<br />
<strong>Straßenbahn</strong> geführt. Nachdem sich die<br />
Stadt zum System <strong>Straßenbahn</strong> bekannt<br />
hat, sind inzwischen die Weichen klar in<br />
Richtung Erhalt gestellt.<br />
Unter diesen Bedingungen startete die<br />
Cottbusverkehr GmbH Ende 2011 ein Modernisierungsprogramm<br />
der KTNF6, um<br />
diese als „Langläufer“ bis ins nächste Jahrzehnt<br />
nutzen zu können. Gegenwärtig befindet<br />
sich das dritte Fahrzeug in der Fertigstellungsphase.<br />
Siemens brachte mit dem Tw 724 den neuesten für Erfurt bestimmten Combino Classic zum<br />
Jubiläum nach Cottbus. Im Betriebshof Schmellwitz begegnete er dem Gleispflegewagen 901<br />
Zur Feier „110 Jahre <strong>Straßenbahn</strong> in<br />
Cottbus“ luden Cottbusverkehr und Verkehrsverbund<br />
Berlin-Brandenburg (VBB) am<br />
15. Juni 2013 zu einem „Tag der offenen<br />
Tür“ in den Cottbuser Betriebshof Schmellwitz.<br />
Den 10.000 Besuchern wurden an diesem<br />
Tag ein buntes Rahmenprogramm für<br />
die ganze Familie, eine Ausstellung der Linien-<br />
und Arbeitsfahrzeuge sowie die Gelegenheit<br />
zum <strong>Straßenbahn</strong>-Selberfahren geboten.<br />
Auch ein Blick zurück auf die Geschichte der<br />
1903 eröffneten <strong>Straßenbahn</strong> und auf die aktuellen<br />
Bauprojekte fehlte nicht.<br />
In der Werkstatthalle gab es eine rege Podiumsdiskussion<br />
unter dem Motto „Wo<br />
steht der ÖPNV in den Städten Brandenburgs<br />
heute und wie sieht die Zukunft<br />
aus?“ mit Brandenburgs Infrastruktur -<br />
minister Jörg Vogelsänger und Cottbus -<br />
verkehr-Geschäftsführer Jörg Reincke.<br />
Themenschwerpunkte waren hierbei die Finanzierung<br />
der Brandenburger <strong>Straßenbahn</strong>betriebe<br />
sowie die Schwierigkeiten bei<br />
der Beschaffung von Neufahrzeugen ohne<br />
Fahrzeugförderung (die im Jahr 2005 im<br />
Land Brandenburg eingestellt wurde).<br />
Gastfahrzeuge in Cottbus<br />
Einen besonderen Höhepunkt des Jubiläums<br />
stellte der Einsatz der für Bochum-Gelsenkirchen<br />
bestimmten Variobahn 533 sowie<br />
des Erfurter Combino Classic 724 auf der<br />
„Jubiläumslinie 110“ dar. <strong>Die</strong>se beiden Gastfahrzeuge<br />
pendelten am 15. Juni zusammen<br />
mit den Cottbuser Museumswagen 24 + 13,<br />
62 sowie 92 zwischen dem Betriebshof<br />
Schmellwitz und der Innenstadt, wo sie eine<br />
große Schleife über Stadtpromenade, Stadtring<br />
und Bahnhofstraße befuhren.<br />
U. THOMSCH, M. MITDANK, M. KEUCHEL, AM<br />
Der Erfurter Combino sowie die Variobahn der Bogestra bedienten am<br />
15. Juni 2013 im Wechsel mit den historischen Wagen des Cottbusverkehrs<br />
die Jubiläumslinie 110. Der Rundkurs vom Be triebshof Schmellwitz<br />
führte über die Stadtpromenade (Foto), den Stadtring/Hauptbahnhof<br />
und die Stadthalle zum Betriebshof zurück F. HEILMANN (2)<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
27
Betriebe<br />
Bei Verspätungen bekommen<br />
die Fahrgäste die<br />
Taktausdünnung zwischen<br />
Mülheim und Oberhausen<br />
ganz besonders zu spüren<br />
Besonders auffällig ist die Haltestelle Neue Mitte auf der ÖPNV-Trasse in Oberhausen. Das gleichnamige Einkaufszentrum war 1996 der Hauptgrund<br />
für die Wiedereinführung der <strong>Straßenbahn</strong> nach 28 Jahren<br />
ALLE AUFNAHMEN: C. LÜCKER<br />
Angebot fast halbiert<br />
Taktausdünnung in Oberhausen Seit Anfang Juni gibt es nur noch in der Hauptverkehrszeit<br />
am Morgen einen 10-Minuten-Takt in Oberhauen, jede zweite Bahn der Gemeinschaftslinie mit<br />
Mülheim endet bereits vor der Stadtgrenze. Das Angebot auf der Linie 112 ist damit nahezu halbiert<br />
Seit dem 1. Juni 1996 verkehrt in<br />
Oberhausen, 28 Jahre nach der Stilllegung<br />
des ersten Netzes, wieder eine<br />
<strong>Straßenbahn</strong>: <strong>Die</strong> Linie 112 wurde<br />
seinerzeit über eine 8,4 Kilometer lange<br />
Neubaustrecke von der Mülheimer Stadtgrenze<br />
bis nach Oberhausen-Sterkrade verlängert.<br />
Im Jahr 2004 folgte eine etwa 500<br />
Meter lange Neubaustrecke vom Sterkrader<br />
Bahnhof zur neuen Endstelle Neumarkt.<br />
Seit dem Fahrplanwechsel am 9. Juni endet<br />
nach der morgendlichen Stoßzeit bereits jeder<br />
zweite Wagen an der Mülheimer Stadtgrenze<br />
in der Schleife Landwehr. Während<br />
M8C 276 nach Oberhausen fährt, hat der<br />
M6C-NF 278 die „Wende“ fast geschafft<br />
28 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Oberhausen<br />
Begegnungen dieser<br />
Art, wie hier<br />
nahe der Haltestelle<br />
Feuerwache, sind<br />
nur noch mit ganz<br />
viel Glück möglich!<br />
Seit der Taktausdünnung<br />
kommen<br />
die Mülheimer<br />
M-Wagen deutlich<br />
seltener nach<br />
Oberhausen<br />
Der Wagenpark der STOAG<br />
<strong>Die</strong> STOAG verfügt über sechs Niederflurwagen<br />
des Typs MGT6D, Baujahr 1996, mit den Nummern<br />
205 bis 210, die zusammen mit ihren vier<br />
Mülheimer Schwesterfahrzeugen (201 bis 204)<br />
im Mülheimer Betriebshof gewartet und untergestellt<br />
werden. Planmäßig soll die Linie 112<br />
ausschließlich mit den zehn Niederflurwagen<br />
bestückt werden, jedoch verirren sich immer<br />
wieder auch Mülheimer M-Wagen der unterschiedlichsten<br />
Bauarten bis nach Oberhausen.<br />
Bislang wurde die Gesamtstrecke zwischen<br />
Mülheim und Oberhausen montags bis freitags<br />
im 10-Minuten-Takt bedient.<br />
Streichungen auch sonntags<br />
17 Jahre nach Wiedereinführung der <strong>Straßenbahn</strong><br />
vollzog die Stadt Oberhausen nun<br />
einen radikalen Schnitt: Seit dem Fahrplanwechsel<br />
am 9. Juni hat die Stadtwerke<br />
Oberhausen AG (STOAG) die Taktung auf<br />
der Linie 112 aus Kostengründen nahezu<br />
halbiert. Seither endet jeder zweite Wagen<br />
außerhalb der Stoßzeit bereits an der Mül -<br />
heimer Stadtgrenze in der Schleife Landwehr.<br />
Selbst zur Hauptverkehrszeit zwischen<br />
6 und 8 Uhr kommen die Bahnen<br />
aber nur noch alle 20 Minuten bis zur Endhaltestelle<br />
Neumarkt in Sterkrade. Jeder<br />
zweite Wagen endet dann wiederum an der<br />
Haltestelle OLGA-Park in Oberhausen auf<br />
der ÖPNV-Trasse, die in den 1990er-Jahren<br />
auf einem ehemaligen Werkbahndamm entstanden<br />
ist, um die Neue Mitte Oberhausen,<br />
ein großes Einkaufszentrum, leistungsfähig<br />
erschließen zu können.<br />
An Samstagen bleibt es immerhin beim<br />
durchgehenden Viertelstundentakt, an<br />
Sonn tagen wurde dieser zugunsten eines<br />
Ein aktuelles Bild mit Symbolcharakter: <strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong> ist in Oberhausen an den Rand gedrängt<br />
worden – Busse spielen hier inzwischen die Hauptrolle<br />
Halbstundentaktes gestrichen, jede zweite<br />
Bahn endet dann wieder an der Landwehr.<br />
<strong>Die</strong> STOAG spart damit rund eine halbe<br />
Million Euro im Jahr – also die Hälfte der<br />
von der Politik geforderten Einsparungen.<br />
Das Argument der STOAG: <strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong><br />
dient eher der innerstädtischen Erschließung.<br />
Selbst zu Stoßzeiten seien die<br />
Bahnen städteübergreifend zu gering ausgelastet<br />
gewesen. Das bisherige Angebot sei<br />
schlicht „zu üppig“ gewesen.<br />
Verlängerung der Linie 105 geplant<br />
Auf der ÖPNV-Trasse zwischen Oberhausen<br />
Hauptbahnhof und Sterkrade dürften<br />
die Kürzungen am wenigsten auffallen: Hier<br />
verkehren zahlreiche Buslinien parallel zur<br />
<strong>Straßenbahn</strong>. Für die Fahrgäste zwischen<br />
Oberhausen und Mülheim bedeutet der<br />
Sparkurs jedoch eine spürbare Verschlechterung<br />
des Angebots.<br />
Gleichzeitig stehen die Zeichen in Oberhausen<br />
auf Ausbau: So wünscht sich die Politik<br />
– trotz Geldnot – die seit Jahren geplante<br />
Verlängerung der Essener Linie 105<br />
nach Oberhausen. <strong>Die</strong> 105 könnte künftig<br />
von ihrer derzeitigen Endhaltestelle an der<br />
Frintoper Unterstraße an der Essener Stadtgrenze<br />
über eine 3,7 Kilometer lange Neubaustrecke<br />
in Höhe der Neuen Mitte auf die<br />
ÖPNV-Trasse stoßen und zum Oberhausener<br />
Hauptbahnhof bzw. nach Sterkrade geführt<br />
werden.<br />
Das Planfeststellungsverfahren wurde bereits<br />
eingeleitet, wenn alles wie geplant<br />
läuft, dann könnte der Stadtrat den Bau im<br />
kommenden Jahr beschließen. Sollte die<br />
Strecke tatsächlich im Jahr 2018 in Betrieb<br />
gehen, dann bekäme die Linie 112 mit<br />
zwölf Jahren Verspätung doch noch Gesellschaft<br />
auf Oberhausener Stadtgebiet.<br />
CHRISTIAN LÜCKER<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
29
Betriebe<br />
Noch führt<br />
die Düsseldorfer<br />
Ringlinie 706 auch<br />
durch die Altstadt.<br />
In diesem Bereich<br />
der Station Heinrich-Heine-Allee<br />
wird die <strong>Straßenbahn</strong><br />
aber mit<br />
Eröffnung des<br />
Wehrhahn-Tunnels<br />
voraussichtlich<br />
2015 stillgelegt<br />
M. KOCHEMS<br />
30
Düsseldorf<br />
Mit „feucht & fröhlich“ wirbt das Hallenbad Düsselstrand um Gäste;<br />
die Station der Linie 706 an der Kettwiger Straße trägt zusätzlich den<br />
Namen Stadtwerke<br />
M. KOCHEMS<br />
Mehrfach kreuzt die Linie 706 Eisenbahnstrecken wie am S-Bahnhof<br />
Flingern. Am 11. November 2012 wird der Tw 2141 gleich unter der<br />
Eisenbahnbrücke durchfahren<br />
M. BEITELSMANN<br />
Kreisverkehr in Herzform<br />
Düsseldorfs Ringlinie 706 im Porträt <strong>Die</strong> Kurse der von der Bevölkerung einfach nur „6“<br />
genannten Straßen bahnlinie fahren in einer herzförmigen Schleife durch das Zentrum – sowohl im,<br />
als auch gegen den Uhrzeigersinn. Der Streckenabschnitt durch die Altstadt ist aber bald Geschichte<br />
Seit gut 60 Jahren verkehrt in Düsseldorf<br />
die heutige Linie 706 – früher<br />
und bis heute im Jargon einfach „die<br />
6“ – in einer großen Schleife einmal<br />
rund um das Stadtzentrum. Dabei kreuzt sie<br />
als Besonderheit auf ihrem Weg die Strecken<br />
aller anderen Düsseldorfer <strong>Straßenbahn</strong>linien<br />
mindestens einmal.<br />
<strong>Die</strong> Fahrt mit der Linie 706, die wir am<br />
südlichen Ende des Linienwegs starten, beginnt<br />
gleich mit einer kleinen Kuriosität,<br />
denn die Abfahrtshaltestelle trägt einen anderen<br />
Namen als die Ankunftshaltestelle.<br />
Nachdem die Bahnen ihre letzte Tour an der<br />
Haltestelle „Am Steinberg“ beendet und auf<br />
der mehrgleisigen Warteanlage vor der<br />
schönen Ziegelfassade des früheren Betriebshofs<br />
pausiert haben, beginnt die<br />
nächste Fahrt an der Station Merowingerstraße.<br />
Von dort führt die Fahrt eingleisig<br />
um den Block mit den Haltestellen Merowingerplatz<br />
und Moorenstraße, bevor in<br />
der Himmelgeister Straße wieder die Zufahrt<br />
zum Betriebshof und zur Endstelle erreicht<br />
wird. Innerhalb der Blockschleife liegt<br />
u. a. das alte „Jagenberg-Gelände“, wo aus<br />
einem Industriekomplex mit dem denkmalgeschützten<br />
„Salzmannbau“ aus dem Jahre<br />
1906 ein modernes Verwaltungs- und<br />
Wohnquartier entstanden ist.<br />
Unterschiedliche Fahrtzielangaben<br />
Nach der nächsten Haltestelle Kopernikusstraße<br />
trennen sich die Linienwege. Wir<br />
werden gegen den Uhrzeigersinn fahren und<br />
biegen rechts ab. <strong>Die</strong> Kurse dieser Route<br />
zeigen übrigens zunächst „Düsseltal,<br />
Brehmplatz“ als Fahrtziel an, die der gegen<br />
den Uhrzeigersinn fahrenden dagegen „Jan-<br />
Wellem-Platz“.<br />
Wenige Meter weiter wird die Strecke in<br />
der Relation Karolingerplatz – Universität<br />
gekreuzt, die von den Linien 701 (Rath –<br />
Benrath), 707 (Unterrath – Universität) und<br />
713 (Gerresheim, Krankenhaus – Christophstraße)<br />
genutzt wird. <strong>Die</strong> Fahrt geht<br />
vorbei an den Stationen „Auf’m Hennekamp“<br />
und „Redinghovenstraße“ zunächst<br />
bis zur Haltestelle „Volksgarten S“, wo eine<br />
Umsteigemöglichkeit zur S1 (Solingen –<br />
Dortmund) und S6 (Köln – Essen) besteht.<br />
In Fahrtrichtung rechts kennzeichnet der<br />
Waldrand und das Kunstobjekt „Zeitfeld“<br />
mit 24 Uhren den Rand des Volksgartens,<br />
der 1987 in die damalige Bundesgartenschau<br />
einbezogen worden war.<br />
Genau gegenüber befindet sich auf der<br />
anderen Straßenseite ein leibhaftiger Drache<br />
Daten & Fakten: Linie 706<br />
Linienlänge:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12,4 km<br />
Haltestellen:. . . . . . . . . . . . . 33/34 (je Richtung)<br />
Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.435 mm<br />
Fahrzeugeinsatz: NF8U, Baujahre 2006 bis 2012<br />
NF6, Baujahre 1996 bis 1998<br />
NF8, Baujahr 2003<br />
Takt der Linie 706: . . . . . . . . Mo–Fr: 12/15 Min.<br />
Sa: 15 Min.<br />
So: 15/20 Min.<br />
Tarif Gesamtstrecke: . . . . . . . . VRR-Tarifzone 43<br />
(Düsseldorf Mitte/Nord)<br />
Einzelfahrt 90 Minuten: . . . . . . . . . . . 2,50 Euro<br />
Tageskarte: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,90 Euro<br />
– „Nessie“ genannt. Hinter dem bunten,<br />
künstlerisch gestalteten Ungetüm aus Rohren<br />
und Stahlteilen verbirgt sich in Wahrheit<br />
eine Anlage zur Kanalbelüftung.<br />
Wo die Hausbesetzer hausten<br />
Einige hundert Meter weiter kreuzt die 706<br />
die Strecke der 715 (Vennhauser Allee – Unterrath<br />
S/Spichernplatz) und führt nun die<br />
Kruppstraße hinunter zum Oberbilker Markt.<br />
An der dortigen Haltestelle herrscht zwar<br />
auch heute noch viel Verkehr, doch sind die<br />
früher benachbarten Industrien inzwischen<br />
verschwunden und durch moderne Wohnund<br />
Geschäftsgebäude ersetzt worden. 2002<br />
verschwand außerdem die bis dahin hier<br />
oberirdisch durch die Kölner Straße kreuzende<br />
Trasse der Stadtbahnlinien U74 und<br />
U77 im Tunnel.<br />
Hinter der Kreuzung beginnt die Werdener<br />
Straße, und die 706 nimmt die Steigung<br />
zur Bahnüberführung in Angriff. Rechts befanden<br />
sich davor früher Stahlwerke und<br />
dahinter führt rechts die Fichtenstraße zur<br />
bekannten Kiefernstraße. Dort war in den<br />
frühen 1980er-Jahren das Zentrum der<br />
Düsseldorfer Hausbesetzerszene, wodurch<br />
die Straße überregional bekannt wurde. Neben<br />
einigen Neubauten sind dort bis heute<br />
einige der alten Häuser in teils renoviertem<br />
Zustand erhalten geblieben, so dass man<br />
durchaus sagen kann, dass die Aktionen damals<br />
auch einen Erfolg gehabt haben.<br />
An der Erkrather Straße werden vor der<br />
Haltestelle „Kettwiger Straße“ wieder <strong>Straßenbahn</strong>gleise<br />
gekreuzt, doch handelt es<br />
sich hierbei „nur“ um die Betriebsstrecke<br />
zum Betriebshof Lierenfeld. Bevor die heu-<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
31
Betriebe<br />
Im Februar 2013 warf Christian Lücker einen nächtlichen Blick auf den ehemaligen Jan-Wellem-Platz mit dem neuen Kö-Bogen. <strong>Die</strong> stark frequentierte<br />
Haltestelle, die z.B. auch von den Linien 701 und 715 bedient wird, hat ihr Gesicht in den letzten Jahren völlig verändert<br />
Tw 2127 an der Haltestelle Volksgarten nach Unterquerung der Eisenbahnstrecke<br />
Düsseldorf – Köln. Inzwischen kommen anstatt dieser NF6<br />
vorwiegend die moderneren NF8U auf der Linie 706 zum Einsatz<br />
Kurz nach der Passage des Brehmplatzes überquert die Linie 706 die in<br />
Richtung Duisburg führenden Eisenbahngleise. Tw 2133 befindet sich<br />
auf der Rethelstraße direkt am S-Bahnhof Zoo M. BEITELSMANN (2)<br />
tige U75 hier im Tunnel zum Hauptbahnhof<br />
verschwand und eine unterirdische Haltestelle<br />
erhielt, verkehrte hier gut 25 Jahre<br />
lang die Linie 7 (ab 1980 707) von Eller<br />
nach Unterrath.<br />
Zwischen Kraftwerk und Badestrand<br />
<strong>Die</strong> nächste Haltestelle zeigt bereits in ihrem<br />
Namen alles Sehenswerte. An der Station<br />
„Stadtwerke/Düsselstrand“ befindet sich<br />
nämlich links das gleichnamige Schwimmbad<br />
und auf der rechten Seite unübersehbar<br />
ein großes Kraftwerk der Düsseldorfer<br />
Stadtwerke. Das alte Kraftwerk Flingern<br />
geht auf ein Gaswerk von 1865 zurück,<br />
doch wird heute hier nur noch ein Gasturbinenwerk<br />
für Spitzenlast als Reserve für<br />
das große Kraftwerk an der Lausward betrieben.<br />
<strong>Die</strong> restlichen Gebäude stehen unter<br />
Denkmalschutz.<br />
Direkt an der nächsten Station „Flingern S“<br />
gibt es erneut Verknüpfungen mit anderen<br />
Schienenverkehrslinien. Eine Ebene höher<br />
halten die S-Bahn-Linien S8 (Mönchengladbach<br />
– Hagen) und S28 (Kaarst – Mettmann),<br />
während der Straßenzug Flur-/Birkenstraße<br />
von den <strong>Straßenbahn</strong>linien 709 (Gerresheim,<br />
Krankenhaus – Neuss, Theodor-Heuss-Platz)<br />
und 719 (Grafenberg / Bruchstraße – Polizeipräsidium)<br />
befahren wird.<br />
Auf eigenem Bahnkörper rollt die 706 unspektakulär<br />
die Dorotheenstraße bis zur<br />
Kreuzung mit der Grafenberger Allee hinunter,<br />
wo wir erneut auf die 713 treffen, die gemeinsam<br />
mit den Linien 703 (Gerresheim S<br />
– Kirchplatz) und 712 (Ratingen Mitte – Volmerswerth)<br />
kreuzt. Aus Kapazitätsgründen<br />
verkehren die beiden letztgenannten Linien<br />
gewöhnlich in Doppeltraktion. <strong>Die</strong> 712<br />
nutzt dabei bereits im Vorgriff auf ihre Zukunft<br />
als moderne Stadtbahnlinie „U72“ die<br />
neuen Triebwagen der Reihe NF8U.<br />
Zoopark ohne Tiere<br />
In der weiterführenden Lindemannstraße beeindruckt<br />
auf der linken Seite bald der wuchtige<br />
Ziegelkomplex des Goethe-Gymnasiums,<br />
dessen erstes Gebäude 1914 für eine<br />
Mädchenschule fertiggestellt worden war.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong>gleise führen ab der Station<br />
Schumannstraße nun unter Bäumen<br />
weiter bis zum Brehmplatz. Im Hintergrund<br />
rechts sind das alte Düsseldorfer Eisstadion,<br />
wo die heimische DEG mehrere deutsche<br />
32 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Düsseldorf<br />
Der 1998 von Düwag-Triebwagen 2142 passiert in der Altstadt von<br />
Düsseldorf den Graf-Adolf-Platz. Den hier entstandenen Neubauten<br />
fehlt es teils etwas an Festigkeit …<br />
C. LÜCKER, F. FREDENBAUM (UNTEN)<br />
<strong>Die</strong> reguläre Fahrtroute der Düsseldorfer Linie 706. Baustellenbedingt<br />
wird sie im Bereich des Jan-Wellem-Platzes gegenwärtig lediglich gegen<br />
den Uhrzeigersinn so bedient – siehe Kasten<br />
R. SCHWANDL<br />
<strong>Die</strong> vierte Kreuzung der Linie 706 mit einer Eisenbahnstrecke gibt es<br />
am S-Bahnhof Bilk. <strong>Die</strong> Aufnahme aus der Unterführung zeigt die südliche<br />
Rampe des in Bau befindlichen Tunnels der „Wehrhahn-Linie“<br />
Meisterschaften im Eishockey gewann und<br />
der Zoopark zu sehen, wo bis zur Zerstörung<br />
im Zweiten Weltkrieg der Düsseldorfer<br />
Zoo sein Zuhause besaß. Nach dem<br />
Krieg wurde der Tierpark nicht wieder eingerichtet,<br />
doch erfreut sich der Park selber<br />
bis heute großer Beliebtheit als Naherholungsgebiet.<br />
Neubaustrecke aus den 1930ern<br />
Das Teilstück, das wir vom Volksgarten bis<br />
hierhin befahren haben, gehört zu den letzten<br />
Düsseldorfer Neubaustrecken vor Ausbruch<br />
des Zweiten Weltkriegs. Es wurde am<br />
10. September 1935 in Betrieb genommen,<br />
nachdem es bereits in den 1920er-Jahren<br />
zwar zu einem großen Teil schon gebaut,<br />
aber wegen der Weltwirtschaftskrise nicht<br />
fertiggestellt werden konnte. Bereits damals<br />
fuhr hier die Linie 6, die auch schon eine<br />
Art Rundlinie war. Sie kreuzte damals jedoch<br />
als zusätzliche Besonderheit auf dem<br />
Weg zu ihrer Endstation an der Markenstraße<br />
in Oberbilk über die Ellerstraße ihren<br />
eigenen Linienweg. <strong>Die</strong> Strecke vom Volksgarten<br />
bis zum Betriebshof Steinberg wurde<br />
erst nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut<br />
und am 2. Mai 1954 eröffnet. Damit war<br />
die heutige Rundlinie fertig.<br />
Eine kleine betriebliche Besonderheit ist<br />
nun die weitere Streckenführung, in deren<br />
Verlauf die Gleise ein Stück gemeinsam mit<br />
der von Norden kommenden Linie 708<br />
(Hamm – Heinrichstraße) in jeweils einem<br />
eigenen, eingleisigen Straßenzug pro Richtung<br />
genutzt werden. Unsere Fahrtrichtung<br />
führt eingleisig durch die Rethelstraße bis<br />
zum neuerlichen Zusammentreffen mit dem<br />
Gegengleis kurz vor der Station „Zoo S“,<br />
das wiederum entgegengesetzt durch Humboldt-<br />
und Herderstraße führt.<br />
<strong>Die</strong> angesprochene Haltestelle, vor der<br />
sich die 708 wieder verabschiedet, liegt auf<br />
der Brücke über den hier tiefer gelegenen<br />
Gleisen der Deutschen Bahn und dem<br />
gleichnamigen S-Bahn-Haltepunkt der S-<br />
Bahnlinien S1, S6 und S11 (Bergisch Gladbach<br />
– Düsseldorf-Flughafen). Das wäre eigentlich<br />
kaum erwähnenswert, wäre nicht<br />
der westliche Abschnitt unter der Brücke bis<br />
vor wenigen Jahren Teil eines großen Güterbahnhofs<br />
gewesen. Nach jahrelangem<br />
Dornröschenschlaf sind die Gleise dort inzwischen<br />
alle verschwunden, und das Gelände<br />
wurde – wie man so schön sagt –<br />
städtebaulich neu überplant.<br />
Spange zwischen den Strecken<br />
Auf der Pempelforter Seite der Brücke setzt<br />
die 706 ihren Ruf als Spange zwischen den<br />
verschiedenen Düsseldorfer Schienenverbindungen<br />
fort, da an der Haltestelle Stockkampstraße<br />
die Linie 704 (Derendorf Nord<br />
– Südfriedhof) gekreuzt wird.<br />
Am Marienhospital, dem größten Krankenhaus<br />
im Düsseldorfer Norden, treffen<br />
wir an der Ecke Sternstraße auf das südwärts<br />
führende Richtungsgleis der Linie<br />
707, das anschließend nach links in die<br />
Duisburger Straße abbiegt, während wir geradeaus<br />
weiter durch die Sternstraße fahren,<br />
bis diese auf die breite Kaiserstraße einmündet.<br />
<strong>Die</strong> 706 biegt hier nach links ab und vereinigt<br />
sich mit den Gleisen der Linien 701 und<br />
715. Auf der rechten Seite befindet sich bereits<br />
die nordöstliche Ecke des Düsseldorfer Hofgartens,<br />
der grünen Lunge im Stadtzentrum.<br />
Entlang der grünen Wand rechts rollen<br />
wir südwärts, wobei uns bereits nach wenigen<br />
Metern Hinweisschilder vorwarnen,<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
33
Betriebe<br />
Aufgrund von Bauarbeiten am Jan-Wellem-Platz wird die Linie 706 derzeit im Uhrzeigersinn<br />
fahrend umgeleitet. Dabei bedient sie – wie hier 2010 – die Haltestellen Schadowstraße,<br />
Jacobistraße, Schloss Jägerhof (Aufnahme) und Marienhospital<br />
M. KOCHEMS<br />
Umleitung für Linie 706!<br />
Wie auch einige andere <strong>Straßenbahn</strong>linien der<br />
Düsseldorfer Rheinbahn musste die Linie 706 in<br />
der ersten Jahreshälfte 2013 im Bereich des Jan-<br />
Wellem-Platzes ab 25. Februar eine längerfristige<br />
Umleitung fahren. Grund war der Abriss der<br />
den Platz in Nord-Süd-Richtung überspannenden<br />
Hochstraße, „Tausendfüssler“ genannt.<br />
dass wir uns einer der größten Düsseldorfer<br />
Baustellen nähern. Der frühere Jan-Wellem-<br />
Platz, auf dem die Rheinbahn u. a. einst vier<br />
Bahnsteiggleise in West-Ost-Richtung, eine<br />
zweigleisige Schleife für ihre Fernlinien und<br />
innenliegende Bushaltestellen besaß, wurde<br />
in den letzten Monaten mit mehreren Geschäftshäusern,<br />
dem so genannten „Kö-Bogen“<br />
vollständig überbaut. Dadurch ist der<br />
frühere offene Übergang von der Fußgängerzone<br />
Schadowstraße zum Hofgarten und<br />
Opernhaus verschwunden.<br />
Neben den neuen Gebäudeklötzen zeugen<br />
weitere Baustellen von den fortschreitenden<br />
Seit dem 17. Juni nimmt die Linie 706 in Fahrtrichtung<br />
gegen den Uhrzeigersinn wieder ihren<br />
gewohnten Weg. In der Gegenrichtung wird hingegen<br />
bis auf Weiteres die zuvor in beiden Richtungen<br />
genutzte Umleitung über Schadowstraße<br />
– Jacobistraße – Schloss Jägerhof – Marienhospital<br />
weiter gefahren.<br />
MKO<br />
Am Abend des<br />
19. November 2012<br />
hat der Combino<br />
3368 die Haltestelle<br />
Bilk (S) erreicht. Auch<br />
sie wird von vielen<br />
Düsseldorfer Linien<br />
bedient<br />
M. BEITELSMANN<br />
Arbeiten zum Bau der neuen Ost-West-U-<br />
Bahn „Wehrhahnlinie“, die den Bereich ab<br />
2014/15 unterfahren wird, so dass die aktuell<br />
noch vorhandenen zwei Gleise in Richtung<br />
Altstadt dann auch verschwinden werden.<br />
Nach heutigem Stand bedeutet der<br />
Wegfall der oberirdischen Strecke zudem<br />
das Ende der heutigen Ringlinie 706, da ihr<br />
Endpunkt künftig als Ersatz für die zur<br />
Streichung vorgesehene Linie 708 am S-<br />
Bahnhof in Hamm liegen soll.<br />
Freunde ungewöhnlicher Bauwerke sollten<br />
auf jeden Fall vor der Haltestelle Jan-<br />
Wellem-Platz nach links schauen. Dort grü-<br />
ßen nämlich das markante „Drei-Scheiben-<br />
Haus“, ein Hochhaus aus drei scheinbar<br />
hintereinander aufgestellten Blöcken, und<br />
das in rundlichen Formen gehaltene, weiß<br />
gestrichene Düsseldorfer Schauspielhaus am<br />
Gustaf-Gründgens-Platz.<br />
Bei Verlassen des Jan-Wellem-Platzes<br />
bzw. des Baustellengeländes, werden rechts<br />
kurz das „Steigenberger Parkhotel“ und das<br />
Opernhaus mit ihren historischen Bausubstanzen<br />
sichtbar. Auf der linken Seite befindet<br />
sich ein altes Kaufhausgebäude – von<br />
den Düsseldorfern gewöhnlich „Alter Kaufhof“<br />
(der „neue“ befindet sich Ecke Tonhallenstraße/Am<br />
Wehrhahn) genannt.<br />
Über die Heinrich-Heine-Allee mit dem<br />
darunterliegenden U-Bahnhof hinweg führt<br />
unser Gleis geradeaus in die Altstadt, während<br />
das Gleis der Gegenrichtung durch die<br />
Breite Straße herangeführt wird.<br />
Durch die Fußgängerzone<br />
An der Altstadtperipherie biegt das Richtungsgleis<br />
nach Süden – außer der 706 fahren<br />
hier noch die 703, 712, 713 und 715 –<br />
ab, wo sich die Haltestelle „Heinrich-Heine-Allee“<br />
dann in der Fußgängerzone kurz<br />
vor dem „Carschhaus“ befindet.<br />
Das Carschhaus beherbergt ebenfalls ein<br />
Kaufhaus, doch ist das nicht die eigentliche<br />
Besonderheit an dem historischen Gebäude.<br />
Vielmehr war es beim Bau der ersten Düsseldorfer<br />
U-Bahnstrecke in den 1970er-Jahren<br />
an seinem ursprünglichen Standort abgebaut<br />
und später an seiner jetzigen Stelle<br />
Stein für Stein wieder aufgebaut worden,<br />
weil genau unter seinem früheren Platz die<br />
U-Bahn gebaut und befürchtet wurde, dass<br />
das schwere Gebäude darüber die Baustelle<br />
zum Einsturz bringen könnte.<br />
Nach rechts führen die Fußgängerzonen<br />
tiefer in die Altstadt und Richtung Rheinufer.<br />
Überraschungen am Graf-Adolf-Platz<br />
<strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong> fährt über den Straßenzug<br />
Kasernenstraße südwärts zum Graf-Adolf-<br />
Platz. Unmittelbar an dessen nördlichen<br />
Ende war vor einigen Jahren inmitten der<br />
kleinen, planmäßig nicht genutzten Blockschleife<br />
das neue Hochhaus „GAP 15“<br />
(GAP = „G“raf-„A“dolf-„P“latz) errichtet<br />
worden. Böse, sprachkundige Düsseldorfer<br />
Zungen haben inzwischen bereits behauptet,<br />
dass „GAP“ wörtlich aus dem Englischen<br />
zu übersetzen wäre – nämlich mit<br />
„Lücke“. Tatsächlich hat das Gebäude<br />
mehrfach Schlagzeilen dadurch gemacht,<br />
dass sich Lücken in der modernen Front<br />
aufgetan hatten, weil die Fenster einfach herausgefallen<br />
waren. Darum musste die<br />
Front auch todschick in ein Schutznetz eingepackt<br />
werden.<br />
Am Graf-Adolf-Platz werden zunächst<br />
die Gleise der Linien 704, 709 und 719 ge-<br />
34 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Düsseldorf<br />
Zwei der auf der Linie 706 im Jahr 2013 dominierenden pausbäckig aussehnden NF8U (Siemens-Typ Combino) neben der Halle des alten Betriebshofs,<br />
wo alle an der Haltestelle „Am Steinberg“ endenden Kurse der Linie 706 einen Betriebshalt einlegen. An der nächsten Haltestelle<br />
Merowingerplatz beginnt dann die nächste Rundfahrt – im oder gegen den Uhrzeigersinn – durch Düsseldorf ... F. FREDENBAUM, M. KOCHEMS (UNTEN)<br />
kreuzt, bevor die gleichnamige Haltestelle<br />
erreicht wird. Weiterhin ist die Strecke aufgrund<br />
der Einbahnstraßenregelung eingleisig<br />
und die Gegenrichtung verkehrt durch<br />
die parallele Friedrichstraße. Auf der rechten<br />
Seite befindet sich ein kleiner Park mit<br />
zwei Weihern, dem Schwanenspiegel und<br />
dem Kaiserteich, hinter dem das „Ständehaus“<br />
aufragt. 1876 wurde das wuchtige,<br />
vierflügelige Gebäude als Sitz des preußischen<br />
Provinziallandtags eröffnet und diente<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1988 als<br />
Sitz des Landtags. Heute wird es von der<br />
Der Betriebshof „Am Steinberg“ an der Endstelle<br />
der Linie 706 wurde im Juni 2011 geschlossen<br />
(Foto vom Abschiedstag) und liegt<br />
derzeit im „Dornröschenschlaf“. Zumindest<br />
ein kleiner Teil der Anlagen könnte aber als<br />
künftige Heimat für die historischen Düsseldorfer<br />
Fahrzeuge wieder „aufwachen“<br />
Landes-Kunstsammlung genutzt und erhielt<br />
bei der Renovierung eine markante Kuppel<br />
aus Glas und Stahl anstelle der früheren<br />
Dachkonstruktion.<br />
Zurück zum Ausgangspunkt<br />
Über der künftigen Tunnelstrecke fährt die<br />
706 weiter südwärts durch die Elisabethstraße<br />
zum Kirchplatz – bemerkenswert hier<br />
die wuchtige Pfarrkirche St. Peter mit der<br />
südlich anschließenden zweigleisigen Wendeschleife<br />
der Linie 703 – und schließlich<br />
zum S-Bahnhof Bilk. An der Bilker Allee<br />
werden zunächst noch die Gleise der Linie<br />
708 gekreuzt, bevor sich die Bahn anschließend<br />
durch die Baustelle am südlichen Tunnelausgang<br />
der Wehrhahn-Linie windet. <strong>Die</strong><br />
frühere Haltestellenanlage unmittelbar<br />
nördlich der Bahnunterführung und vor<br />
dem Einkaufszentrum „Düsseldorf Arcaden“<br />
ist aufgrund der im Bau befindlichen<br />
Rampenstrecke verschwunden und wurde<br />
durch provisorische Haltestellen in den südlich<br />
angrenzenden Straßenzügen – Aachener<br />
Straße für die Linie 712, Brunnenstraße für<br />
die 706, 707 und 713 – ersetzt.<br />
Nach einem kurzen Stopp in der Brunnenstraße<br />
geht es weiter zum Karolingerplatz,<br />
wo von links die 701 durch die Heres -<br />
bachstraße zunächst wieder hinzukommt,<br />
und nach der Haltestelle die 701, 707 und<br />
713 links in die Witzelstraße abbiegen.<br />
<strong>Die</strong> 706 führt geradeaus weiter durch die<br />
Himmelgeister Straße und erreicht nach<br />
etwa 250 m wieder die Verzweigung an der<br />
Kopernikusstraße, wo wir vor rund 40 Minuten<br />
schon einmal gewesen sind.<br />
Schnell sind die letzten Meter bis zur Endstation<br />
„Am Steinberg“ zurückgelegt, wo<br />
wir die Bahn verlassen und den Ausgangspunkt<br />
der Tour wieder erreicht haben.<br />
MICHAEL KOCHEMS<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
35
Fahrzeuge<br />
Am 2. Mai gab die HeiterBlick GmbH in Leipzig-Neulindenau Einblick in die Fertigung des TW3000. Der erste Wagen hat demnach bereits Form<br />
angenommen – seine Endmontage läuft. Noch in diesem Jahr wird er in Hannover erwartet<br />
J. KARKUSCHKE<br />
Erster »Neuer« in Endmontage<br />
HeiterBlick GmbH komplettiert ersten TW3000 für Hannover Vorfreude bei der Üstra – im<br />
Leipziger Stadtteil Neulindenau komplettieren die Mitarbeiter der HeiterBlick GmbH den ersten neuen<br />
Stadtbahnwagen vom Typ TW3000. Noch in diesem Jahr soll er nach Hannover kommen<br />
In Leipzig hat im Frühjahr die Montage<br />
der neuen Stadtbahnwagen TW3000<br />
für die Üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe<br />
AG begonnen. Bei der Heiter-<br />
Blick GmbH auf dem Kirow-Gelände im<br />
Stadtteil Neulindenau werden angelieferte<br />
Wagenkastenrohbauten zur fahrbereiten<br />
Stadtbahn komplettiert. <strong>Die</strong> meisten Komponenten<br />
haben da schon eine weite Reise<br />
hinter sich, denn in die Produktion der Wagen<br />
sind viele Unternehmen einbezogen.<br />
Anfang Mai gab es Gelegenheit zu ersten<br />
Einblicken in die laufende Montage am<br />
Fahrzeug Nummer eins. Es soll im Herbst<br />
2013 in Hannover als Tw 3001 eintreffen<br />
und nach eingehenden Tests voraussichtlich<br />
Anfang 2014 zusammen mit Tw 3002 in<br />
den Fahrgastbetrieb gehen. Für die zweitei-<br />
Erste Ideenskizzen für den TW3000 vom Juni<br />
2009 gibt diese Grafik wieder<br />
GRAFIK: ÜSTRA/PANIKRUHDORFER DESIGNPARTNER<br />
36 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Hannover: TW3000<br />
<strong>Die</strong>ses 1:5-Kopfmodell vom November 2012 mit Beleuchtungsanlage<br />
und anderen Details zeigt die zukünftige Form der TW3000 für Hannover<br />
sehr anschaulich FOTOS, WENN NICHT ANDERS ANGEGEBEN: A. UHLENHUT<br />
In schlichter Gestaltung zeigt das in Hannover stehende 1:1-Modell die<br />
zu erwartenden Dimensionen des Hochflur-Stadtbahnwagens, die Fenstersäulen<br />
vorn rechts und links wurden nachträglich umkonstruiert<br />
ligen Wagen ist ein Stückpreis von etwa<br />
2,5 Millionen Euro im Gespräch.<br />
<strong>Die</strong> TW3000 werden nicht auf gleichsam<br />
klassische Weise von der Teilezurichtung<br />
über Rohbau und Farbgebung bis zur Endprüfung<br />
in einer Waggonfabrik gefertigt. <strong>Die</strong><br />
HeiterBlick GmbH ist Partner des Konsortiums<br />
TW3000 unter Führung von Vossloh-<br />
Kiepe für die Produktion der Fahrzeuge. <strong>Die</strong><br />
stählernen Wagenkasten-Rohbauten kommen<br />
aus Salzgitter, aber nicht aus dem dortigen<br />
Werk des Konsortialpartners Alstom<br />
Deutschland. Nur wenige Kilometer von<br />
dessen Werk entfernt arbeitet die Firma Bozankaya,<br />
sie liefert die röhrenförmigen Wagenkästen<br />
nach Grimma in Sachsen. Dort<br />
werden sie bei dem auf großvolumige Fahrzeuge<br />
spezialisierten Lackierbetrieb Lange<br />
auf dem Gelände des früheren Waggonbaus<br />
komplett verspachtelt, geschliffen, lackiert<br />
und auch mit den Fußböden versehen. Danach<br />
schon als hannoversche Stadtbahn<br />
dritter Generation zu erkennen, reisen die<br />
Rohbauten weiter ins nahe Leipzig. Dort<br />
werden alle Komponenten, Baugruppen und<br />
Einzelteile zum fertigen Fahrzeug vereinigt.<br />
Moderner Endmontageort<br />
In der Montagehalle der HeiterBlick GmbH<br />
– hier entstanden zuletzt bis Ende 2012 die<br />
neuen Stadtbahnwagen für Bielefeld, auch<br />
Aus Salzgitter ist der stählerne, noch komplett unbehandelte Wagenkastenrohbau 3002 A zur<br />
Oberflächenbehandlung in Grimma eingetroffen (Aufnahme vom 2. Mai 2013)<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
37
Fahrzeuge<br />
Innen ist der B-Wagenkasten des Triebwagens 3002 nach ersten Arbeiten<br />
in Grimma schon nicht mehr ganz so roh<br />
Der Fahrerplatz der getesteten Wagenattrappe zeigt schon den endgültigen,<br />
vielfach verstellbaren Fahrersitz – erstmals mit Kopfstütze<br />
Hier werden sonst Lkw behandelt: Grundierung und Verschleifen des<br />
Rohbau-Wagenkastens 3002 B Anfang Mai 2013 in Grimma<br />
<strong>Die</strong> gelben Transportfahrwerke sind eine Eigenproduktion von Heiter-<br />
Blick für die Montagepositionen 1 bis 4 unter einem TW3000-Rohbau<br />
Stadtbahnwagen Hannover<br />
Typ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . TW3000<br />
Wagennummer(n) . 3001–3050, evtl. 3051–3146<br />
Baujahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ab 2013<br />
Hersteller (mech.). . . . . . . HeiterBlick (Montage),<br />
Alstom (Drehgestelle)<br />
Hersteller (elektr.). . . . . . . . . . . . . . Vossloh Kiepe<br />
Anzahl . . . . . . . . . . . . . . bestellt 50, Option + 96<br />
Anzahl in Betrieb. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (keine)<br />
Achsfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bo 2 +Bo<br />
Motorleistung. . . . . . . . . 4 x 125 kW Achsantrieb<br />
Leermasse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ca. 39.850 kg<br />
Länge über Kupplung. . . . . . . . . . . . . 25.160 mm<br />
Länge über Blech . . . . . . . . . . . . . . . . 25.000 mm<br />
Wagenkastenbreite . . . . . . . . . . . . . . . 2.650 mm<br />
Wagenhöhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.750 mm<br />
Fußbodenhöhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 860 mm<br />
Drehgestellmittenabstände . . 7.700 + 9.800 mm<br />
Achsstand im Drehgestell . . . . . . . . . . 1.800 mm<br />
min. Kurvenradius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 m<br />
Sitzplätze . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 + 8 Klappsitze<br />
Stehplätze. . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 (4 Pers./m²)<br />
Gesamtplatzangebot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175<br />
Gestaltung . . . . . . PanikRuhdorfer Designpartner<br />
sie nach ähnlichen Konzept – gibt es für den<br />
TW3000 vorbereitete Montageplätze. Heute<br />
ist die Halle, in der nach Kranbauten des<br />
heutigen Mutterkonzerns Kirow-Ardelt ab<br />
2005 zuerst die Leoliner für Leipzig und Halberstadt<br />
entstanden, kaum mehr wiederzuerkennen.<br />
Sie wurde nach Auslieferung der<br />
Bielefelder Achtachser komplett saniert und<br />
präsentiert sich nun als eine der weithin modernsten<br />
Fertigungshallen für Schienenbahnen.<br />
Alles wurde auf den Bau der zunächst<br />
50 fest bestellten, später bis zu 146 TW3000<br />
zugeschnitten. Er wird an zwei mal vier<br />
Montagepositionen schrittweise komplettiert.<br />
Erst ab Station 5 sind auch die von Alstom<br />
aus Salzgitter kommenden Drehgestelle<br />
dabei. Zuvor werden die Kästen auf speziellen<br />
gelben, zweirädrigen Montagefahrwerken<br />
verschoben – einer Eigenentwicklung der<br />
Leipziger für diesen Auftrag. Hierfür wurde<br />
im Konzern vorhandenes Know-how aus<br />
dem Kranbau genutzt.<br />
Teils ungewöhnliche Reihenfolge<br />
Bei der ersten Baubesichtigung der Üstra<br />
mit Vorstand und Aufsichtsrat waren die<br />
Wagenkästen noch „kopflos“. <strong>Die</strong> bis zu<br />
292 Fahrzeugköpfe aus glasfaserverstärktem<br />
Kunststoff auf stählerner Tragstruktur<br />
– plus einige Reserven für fallweise Reparaturen<br />
nach Kollisionen – liefert die Dessauer<br />
FVK GmbH zu. Sie sind beim Eintreffen<br />
in Leipzig lackiert, aber völlig leer. <strong>Die</strong> komplette<br />
Verkabelung und Ausstattung wird<br />
auch hier erst bei HeiterBlick eingebaut, bemerkenswerter<br />
Weise vor der Befestigung<br />
am Wagenkasten. Für die separate Kopfarbeit<br />
gibt es einer komplett neuen, der Montagehalle<br />
unmittelbar benachbarten Halle<br />
für Logistik und Vormontage sechs eigene<br />
Arbeitsplätze. Eine gute Idee, denn der nach<br />
hinten hin auf voller Breite von gut 2,50<br />
Meter offene Kopf lässt sich so viel leichter<br />
und ungestörter ausrüsten. Schon zu erkennen:<br />
<strong>Die</strong> Frontscheibe wird trotz vielfacher<br />
Rundungen an Kopf und Wagenkasten völlig<br />
eben sein. Zusammen mit dem geneigten<br />
Einbau wird das die vom Vorgängermodell<br />
TW2000 bekannten, vielfachen und für das<br />
Fahrpersonal irritierenden Spiegelungen an<br />
der dreidimensional gewölbten Glasfläche<br />
vermeiden; von außen sollte die Fahrzielanzeige<br />
besser erkennbar sein.<br />
Zahlreiche Neuentwicklungen<br />
Ohnehin stecken im TW3000 viele Neuheiten,<br />
die ihn vom TW2000 deutlich unterscheiden,<br />
obwohl er zumindest halboffiziell<br />
als dessen Weiterentwicklung gilt. Nicht alles,<br />
was an den im Vorfeld der Weltausstel-<br />
38 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Hannover: TW3000<br />
<strong>Die</strong> beim TW3000 vorgesehene Beleuchtungsanlage<br />
im Detail<br />
J. KARKUSCHKE<br />
Bislang nur im 1:1-Modell zu sehen sind die<br />
an der Seitenwand befestigten Fahrgastsitze<br />
lung EXPO2000 ab April 1997 binnen kurzer<br />
Zeit ausgelieferten Tw 2001 bis 2048<br />
und 2501 bis 2596 steckt, hat sich bewährt.<br />
Vieles musste in den zurückliegenden 15<br />
Jahren nachgebessert oder verändert werden,<br />
vom Dach-Wasserablauf über Fahrertürgriffe<br />
und Fensterdichtungen bis zu den<br />
Achslagern, von Haltemöglichkeiten über<br />
Sitzflächen und Türaufhängungen bis zur<br />
Antriebssteuerung. Immerhin sammelte sich<br />
so viel Wissen um Details, die diesmal gleich<br />
anders zu machen wären. Zudem wurden<br />
unter anderem Behindertenverbände und<br />
das Fahrpersonal in die Entwicklung einbezogen,<br />
beides hatte Änderungen schon vor<br />
Fertigungsbeginn zur Folge. Insofern dürfte<br />
der TW3000 das vielleicht am sorgfältigsten<br />
vorbereitete Produkt der jüngeren Üstra-<br />
Geschichte sein.<br />
Asymmetrische Form!<br />
Von vornherein schon stand fest, dass die<br />
neuen Wagen 25 Meter lange Zweirichtungs-Hochflursechsachser<br />
mit seitlicher<br />
Verbreiterung („Bombierung“) von 2,50<br />
auf 2,65 Meter werden, alle mit zwei Fahrerräumen<br />
und alle ohne Trittstufen. Um die<br />
nicht ganz zufriedenstellende Konstruktion<br />
mit dem zweiachsigen Gelenk-Zwischenwagen<br />
der bei selber Länge dreiteiligen<br />
Der erste TW2000 war 1997 auf der Hannover-Messe enthüllt worden, er erhielt dort den<br />
begehrten iF-Designpreis – ob das auch beim TW3000 klappt?<br />
Einsatz ab der Jahreswende<br />
Der erste TW3000 soll – Stand Juni 2013 – Hannover<br />
im Herbst erreichen. Eingehende Tests des<br />
oder der ersten Fahrzeuge werden voraussichtlich<br />
einige Monate beanspruchen. Auch die dynamische<br />
Inbetriebnahme wird, anders als zunächst<br />
geplant, beim Verkehrsbetrieb durchgeführt. Mit<br />
ersten Einsätzen im Linienbetrieb ist wohl ab Anfang<br />
2014 zu rechnen. Vorgesehen ist laut Üstra,<br />
dass die TW3000 zuerst auf den Linien 3 und 7 der<br />
A-Strecke zum Einsatz kommen (Wettbergen –<br />
Altwarmbüchen und Wettbergen – Schierholzstraße).<br />
Stationiert werden sie dafür auf dem Betriebshof<br />
Glocksee, was den Vorteil der unmittelbar<br />
benachbarten Hauptwerkstatt hat.<br />
<strong>Die</strong> neuen Stadtbahnwagen dritter Generation<br />
können mit Fahrgästen grundsätzlich nur auf Strecken<br />
verkehren, an denen sämtliche Haltestellen<br />
mit Hochbahnsteigen ausgerüstet sind. Das ist bei<br />
den Linien 3 und 7 der Fall. Deren Haltestellen und<br />
Stationen entlang des Regelfahrweges werden bis<br />
TW2000 zu vermeiden – er galt anfangs als<br />
entgleisungsfreudig, führt wegen des festen<br />
Fahrwerks zu erhöhtem Schienenverschleiß<br />
und macht das Eingleisen kompliziert –<br />
wurde der zweiteilige TW3000 asymmetrisch<br />
konzipiert. Dabei wurden möglichst<br />
viele Gleichteile verwendet. So sind viele<br />
Grund-Komponenten des bei Vossloh<br />
GTZ6-H genannten Wagens (HeiterBlick<br />
führt das Projekt als „Vamos HF Hannover“)<br />
gleich. Tür- und Fenstermodule bilden<br />
die Seitenwand, wobei das A-Teil nur um<br />
drei Fahrgastfenster länger ist als das B-Teil<br />
ist. Konstruktiv handelt es sich – ähnlich<br />
wie bei dem Leoliner und dem um einen<br />
Wagen längeren Vamos HF Bielefeld – um<br />
eine Kombination aus einem Vierachser mit<br />
über Gelenk angeschlossenem Drehgestell-<br />
Einsatzbeginn sämtlich zudem auch barrierefrei<br />
zugänglich sein. Der Einsatz von TW3000 ist von<br />
Anbeginn an ebenfalls auf den Messelinien 8/18<br />
(Hauptbahnhof – Messe/Nord) und 16 (Innenstadt<br />
– Messe/Ost) möglich. Damit ist denkbar, dass es<br />
zu einzelnen Fahrten im Messeverkehr im Frühjahr<br />
2014 kommen kann.<br />
Neue Bahnsteige erforderlich<br />
Während des Eintreffens der ersten Fahrzeugserie<br />
wird sich eine weitere Einsatzmöglichkeit vom<br />
Betriebshof Leinhausen aus ergeben, wenn die<br />
Linien 4 (Garbsen – Roderbruch) und 5 (Stöcken<br />
– Anderten) der C-Strecke durchgehend Hochbahnsteige<br />
aufweisen. Letzte Lücken in der barrierefreien<br />
Zugänglichkeit sind dort bald geschlossen:<br />
Sieben Niedrig-Haltestellen der Linie 5,<br />
von denen drei auch die Linie 4 anfährt, werden in<br />
absehbarer Zeit durch fünf Hochbahnsteige in teilweise<br />
neuer Lage ersetzt sein. ACHIM UHLENHUT<br />
Zweiachser. Der A-Wagenkasten des<br />
TW3000 ist mit seinen 13.340 Millimetern<br />
gegenüber dem 10.560 Millimeter messenden<br />
B-Teil deutlich länger und läuft auf zwei<br />
Drehgestellen.<br />
Üstra-Werkstätten nicht einbezogen<br />
<strong>Die</strong>se asymmetrische Ausführung hat Auswirkungen<br />
auf die Montage: A- und B-Wagenteil<br />
durchlaufen die Leipziger Halle mit<br />
ihren acht Positionen in fester Ausrichtung<br />
und tragen teilweise unterschiedliche Aggregate.<br />
Deren Nachschub sichert die neue<br />
Logistik- und Vormontagehalle. Alle angelieferten<br />
Teile gelangen dorthin, der Lagerplatz<br />
soll für die Komponenten von fünf<br />
kompletten Stadtbahnwagen ausreichen.<br />
Eingebaut sind mehrere Bodenlager und ein<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
39
Fahrzeuge<br />
<strong>Die</strong> zwischen 2010 und 2012 erstellte Projektzeichnung des TW3000 enthält eine Vielzahl von Details der neuen Stadtbahngeneration VOSSLOH-KIEPE<br />
Der Weg zum TW3000<br />
Vorstellung Designentwurf<br />
in Verwaltung: . . . . . . . . . . . . . . . . . 04.06.2009<br />
Vertragsunterzeichnung<br />
Üstra/Konsortium in Glocksee: . . . . . 08.04.2011<br />
Vorstellung 1:1-Modell<br />
in Schwaikheim: . . . . . . . . . . . . . . . . 25.01.2012<br />
Tag der offenen Tür mit Besichtigung<br />
in Glocksee: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24.06.2012<br />
Vorstellung Modelle 1:20/1:5<br />
in Verwaltung: . . . . . . . . . . . . . . . . . 06.11.2012<br />
1. Kasten aus Grimma bei<br />
HeiterBlick in Leipzig:. . . . . . . . . . . . 14.03.2013<br />
Besuch Vorstand & Aufsichtsrat<br />
in Grimma & Leipzig: . . . . . . . . . . . . 02.05.2013<br />
Regallager mit sechs Ebenen. Eine langgestreckte<br />
Lagerbühne für Großteile schafft in<br />
der Halle zusätzlichen Platz in zweiter Ebene,<br />
über allem verfährt ein 10-Tonnen-<br />
Kran, zwei Übergänge zur Montagehalle sichern<br />
kurze Wege. Anders als beim<br />
TW2000 sind die Werkstätten der Üstra in<br />
die Komponentenfertigung und -zulieferung<br />
für den TW3000 übrigens nicht einbezogen.<br />
Mitarbeiter des Verkehrsbetriebs begleiten<br />
aber nach Unternehmensangaben den Bau<br />
der Fahrzeuge vor Ort.<br />
Serienbau ab Anfang 2014<br />
<strong>Die</strong> während des Sommers 2013 in Montage<br />
befindlichen Triebwagen 3001 und 3002<br />
gelten als Prototypen. Mit ihnen werden Erfahrungen<br />
gesammelt – in Leipzig wie etwas<br />
später in Hannover. Erst mit Beginn der Serienfertigung<br />
ab etwa Anfang 2014 wird<br />
HeiterBlick unter Volllast am TW3000 arbeiten.<br />
An acht Fahrzeugen zugleich, wobei<br />
Position 8 der Transportvorbereitung und<br />
der statischen Inbetriebnahme vorbehalten<br />
ist. <strong>Die</strong> dynamische Inbetriebsetzung wird<br />
nach derzeitigem Stand auf Üstra-Gleisen<br />
und in deren Werkstätten in Hannover vorgenommen,<br />
ursprünglich war dafür das<br />
Testgleis im Alstom-Werk Salzgitter im Gespräch.<br />
Nach Anlauf des Serienbaues für<br />
das erste Los wird in Leipzig an bis zu acht<br />
Fahrzeugen zugleich gearbeitet. Geplant ist,<br />
dass dann bis zu einem Fahrzeug pro Woche<br />
nach Hannover ausgeliefert wird. Während<br />
der Serienproduktion werden allein bei HeiterBlick<br />
nach Unternehmensangaben stets<br />
90 eigene Fachkräfte und bis zu 60 Leiharbeiter<br />
mit der Montage der Wagen für Hannover<br />
beschäftigt sein. Auch wegen dieser<br />
Arbeitsplätze sollte sich nach Ansicht aller<br />
Beteiligten die Fertigung eines zweiten Loses<br />
ab 2015 unmittelbar anschließen.<br />
Hoffnung auf weitere Aufträge<br />
Da die Üstra insgesamt 146 TW3000 zum<br />
vollständigen Ersatz aller grünen TW6000<br />
bis etwa 2025 beschaffen will, muss es nach<br />
der ersten Serie von 50 Fahrzeugen ohnehin<br />
Anschlussaufträge geben. Einen hofft der<br />
Üstra-Vorstand noch im laufenden Jahr<br />
2013 abschließen zu können – und damit<br />
wohl noch vor dem ersten Fahrgasteinsatz<br />
eines TW3000. Letzte fehlende Vorausset-<br />
40 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Hannover: TW3000<br />
Am 2. Mai entstand bei der HeiterBlick GmbH auch diese Aufnahme des in Endmontage befindlichen ersten TW3000<br />
J. KARKUSCHKE<br />
zung dafür war im Mai eine verbindliche Zusage<br />
für öffentliche Förderung. Üstra-Vorstand<br />
André Neiß sah hierfür aber bereits<br />
„gute Zeichen“. <strong>Die</strong> Beschaffung des ersten<br />
Loses im Wert von 126 Millionen Euro fördert<br />
das Land Niedersachsen über seine Landesnahverkehrsgesellschaft<br />
LNVG zu 50<br />
Prozent. Eine entsprechende Quote wäre<br />
auch für den Anschlussvertrag erforderlich.<br />
Eine Modernisierung vorhandener TW6000<br />
hatte die Üstra stets ausgeschlossen. Neue<br />
Wagen sind jedoch nur mit 50 Prozent Förderung<br />
zu finanzieren. Angesichts steigender<br />
Fahrgastzahlen und anstehender Streckenverlängerungen<br />
werden in nicht allzu später<br />
Zukunft zudem wohl mehr als die heutigen<br />
290 Stadtbahnwagen erforderlich sein – eine<br />
Chance für sogar mehr als 146 „Neue“?<br />
Keine Netzanpassungen vorgesehen<br />
Erst einmal gilt es aber, mit dem TW3000<br />
Erfahrungen zu sammeln – zunächst ohne,<br />
ab 2014 dann auch mit Fahrgästen (siehe<br />
Kasten). Mit neuerlichen Anpassungen der<br />
Strecken-Infrastruktur für den TW3000 ist<br />
dafür nicht zu rechnen: Trotz des 2.440-<br />
Millimeter-Abstandes der Drehpunkte von<br />
Gelenk und mittlerem (Lauf-)Drehgestell<br />
ergibt sich in Bögen eine Hüllkurve, die jener<br />
der Jakobs-Achtachser TW6000 und<br />
der Zwischenwagen-Sechsachser TW2000<br />
entspricht. Bis Mitte der 2020er-Jahre wird<br />
die Üstra auch alle drei Stadtbahn-Generationen<br />
parallel einsetzen: die lindgrünen<br />
TW6000 als Solowagen und Zweiwagenzüge,<br />
die TW2000 und TW3000 jeweils als<br />
Ein- bis Dreiwagenzüge, als Vierwagenzüge<br />
nur auf der Messestrecke zwischen Hauptbahnhof<br />
und Messe/Nord.<br />
Während der TW6000 überall verkehren<br />
kann, erfordern TW2000 und 3000 für<br />
breitere Fahrzeuge geeignete Strecken, der<br />
TW3000 zudem durchgehend Hochbahnsteige<br />
(siehe Kasten). <strong>Die</strong> Fahrzeuge der drei<br />
Typen werden generationenübergreifend<br />
grundsätzlich nur mechanisch kuppelbar<br />
sein, also zum Abschleppen oder für Überführungsfahrten.<br />
Ein elektrisches Kuppeln<br />
ist wegen der stark unterschiedlichen Hardund<br />
Softwareausstattung sicher auszuschließen.<br />
Damit es gar nicht erst zu Kontakten<br />
kommt, sind die elektrischen Kontakte<br />
beim TW6000 über der mechanischen<br />
Kupplung, beim TW2000 seitlich und beim<br />
TW3000 unterhalb montiert. So gibt es keine<br />
Chance für schädliche, zu unerwünschten<br />
Effekten führende und möglicherweise<br />
kurzschlussträchtige Verbindungen.<br />
Besonderheiten einzelner Wagen<br />
Wie bei den TW6000 und 2000 erhalten die<br />
Fahrzeuge mit den Endziffern 03, 06, 09,<br />
13, 19, 23 usw. – also jeder vierte Stadtbahnwagen<br />
– eine gleisbogenabhängige<br />
Spur kranzschmiereinrichtung im mittleren<br />
Laufgestell.<br />
<strong>Die</strong> ersten zehn Triebwagen 3001 bis<br />
3010 erhalten eine Einrichtung zur Fahrgastzählung.<br />
Ansonsten wird es eine Fülle<br />
von Neuerungen für das Fahrpersonal und<br />
die Fahrgäste geben. Erste Einblicke gab es<br />
schon bei der Montage. So wird der Wagen<br />
keine Rückspiegel, dafür aber vier Rückblickkameras<br />
bekommen.<br />
Das Personal darf sich über einen „Memory-Sitz“<br />
freuen, der sich automatisch den<br />
individuellen ergonomischen Anforderungen<br />
des Fahrers anpasst.<br />
Innenbeleuchtung nach Jahreszeiten<br />
<strong>Die</strong> Mischung aus Quer- und Längssitzen<br />
wird gegenüber dem TW2000 genau umgekehrt<br />
sortiert und kann dank „Cantileveraufhängung“<br />
an den Seitenwänden später<br />
noch variiert werden. Das 1:1-Modell zeigte<br />
schon, wie der Fahrgastraum beleuchtet<br />
wird: Mit vielen kleinen LED-Sternchen sowie<br />
durchgehender farbwechselnder Ambientebeleuchtung:<br />
gelb im Winter (damit<br />
die Menschen sich subjektiv wohlig warm<br />
fühlen), im Sommer für entgegen gesetzte<br />
Gefühle bläulich und bei besonderen Anlässen<br />
– angeblich insbesondere zur Beruhigung<br />
von so genannten Fußballfreunden –<br />
auch grünlich.<br />
Über weitere Besonderheiten wie eine teilweise<br />
nachgiebige Frontgestaltung, LED-<br />
Lichtleisten zur Signalisierung des Tür -<br />
zustandes für heraneilende Fahrgäste und<br />
anderes mehr wird zu berichten sein, wenn<br />
die ersten Fahrzeuge durch Hannover rollen.<br />
ACHIM UHLENHUT<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
41
Fahrzeuge<br />
Während des 60. Weltkongresses waren in Genf alle Fahrzeuge der TPG mit Fähnchen der UITP geschmückt. In der Rhônestadt sind bereits<br />
19 Tango im Einsatz, hier Tw 1816 an der Haltestelle Meyrin-Village – im Hintergrund das französische Jura-Gebirge ALLE FOTOS: R. SCHREMPF<br />
Neue Ideen für die Tram<br />
60. UITP-Weltkongress und Messe „Mobility & City Transport“ in Genf Ende Mai traf sich<br />
die ÖPNV-Branche in der Schweiz, um beim Weltkongress des Internationalen Verbandes für öffent -<br />
liches Verkehrswesen (UITP) über nachhaltige Mobilität zu diskutieren und zu informieren<br />
Zur Bewältigung von Staus, Luftverschmutzung<br />
und Parkplatznot bedarf<br />
es leistungsfähiger Nahverkehrssys -<br />
teme – das war den Teilnehmern des<br />
Kongresses vom 26. bis zum 30. Mai im<br />
Genfer Messegelände klar. Doch viele Staaten<br />
haben mit Defiziten zu kämpfen und<br />
müssen derzeit ihre Schulden verringern.<br />
Dennoch stellten sich Industrie und Betreiber<br />
von Systemen des öffentlichen Verkehrs erneut<br />
das Ziel, den Marktanteil des ÖPNV<br />
bis zum Jahr 2025 zu verdoppeln.<br />
Für eine steigende Zahl an Städten, die an<br />
den Auswirkungen der Verkehrsüberlastung<br />
und Umweltverschmutzung leiden, zeigten<br />
300 Aussteller an der parallel veranstalteten<br />
Ausstellung „Mobility und City Transport“<br />
und der Schweizer Messe „Suissetraffic“ die<br />
fortschrittlichsten städtischen Mobilitätslösungen,<br />
die dabei helfen sollen, die Städte<br />
nachhaltig für die Zukunft zu gestalten.<br />
Ausgestellt waren überwiegend Elektrobusse,<br />
die zahlreiche Hersteller für Vorführfahrten<br />
am Messegelände bereitstellten und<br />
als günstige und rasch realisierbare Form<br />
der Elektromobilität anpriesen.<br />
Messehöhepunkte und<br />
Industrie-Neuigkeiten<br />
Schon bei der Ankunft am Messegelände<br />
fiel den Besuchern ein Fahrzeug ins Auge:<br />
Alstom stellte zwei Module eines siebenteiligen<br />
Citadis für die Stadt Tours aus. Das<br />
Unternehmen liefert für das neue französische<br />
<strong>Straßenbahn</strong>system, das am 31. August<br />
2013 eröffnet wird, 21 Citadis mit extravagantem<br />
Design aus. Im Stadtzentrum<br />
und über den Fluss Loire wurde das 15 Kilometer<br />
umfassenden Tramsystems mit dem<br />
Bodenstromversorgungssystems APS versehen.<br />
Stolz informierte Alstom, dass bereits<br />
1.600 Citadis in über 40 Städte verkauft<br />
wurden.<br />
AnsaldoBreda enthüllte ein 1:1-Modell<br />
der neuen Triebzüge für das fahrerlose U-<br />
Bahn-System in Honolulu (US-Bundesstaat<br />
Hawaii). Ab 2015 sollen die ersten von<br />
80 zweiteiligen Triebzügen den Betrieb aufnehmen.<br />
Ansaldo STS informierte über das<br />
Bodenstromversorgungssystems TramWave,<br />
das erstmals an zwei Streckenabschnitten<br />
in Neapel (Italien) installiert wurde.<br />
Auch Bombardier setzt auf E-Busse<br />
Bombardier informierte über zahlreiche E-<br />
Mobility-Lösungen, darunter die neuen fahrerlosen<br />
Movia-U-Bahn-Züge für Singapur,<br />
die Flexity 2-Trams für Basel und das Primove-System,<br />
welches die kontaktlose<br />
Übertragung von Energie ohne Oberleitung<br />
ermöglicht. Erste über Induktion gespeiste<br />
E-Busse verkehren in Mannheim im Fahrgastverkehr,<br />
weitere kommen in Berlin und<br />
Braunschweig sowie in Brügge (Belgien)<br />
zum Einsatz. Niederflur-<strong>Straßenbahn</strong>wagen<br />
mit Primove-Technologie werden ab 2014<br />
erstmals in Nanjing (China) zum Einsatz<br />
kommen. Bombardier-Partner CSR Puzhen<br />
fertigt in Lizenz 15 Flexity 2, die mit dem<br />
42 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Genf<br />
Ebenfalls in Genf ausgestellt: das 1:1-Modell der neuen Berliner Kleinprofil-U-Bahn-Triebzüge.<br />
Links im Bild ist das Modell einer Niederflur-<br />
<strong>Straßenbahn</strong> von Stadler Minsk zu sehen<br />
Modell der neuen Zweiwagen-Triebzüge, die Ansaldo Honolulu (Gemeinschaftsunternehmen<br />
von AnsaldoBreda und Ansaldo STS) ab 2014<br />
für das neue U-Bahn-System in Honolulu liefern wird<br />
Vossloh Kiepe) für die TPG große Aufmerksamkeit.<br />
Das Außen- und Innendesign<br />
des Bus-Typs Exqui.City ist ähnlich hochwertig<br />
gestaltet, wie es von französischen<br />
<strong>Straßenbahn</strong>en her bekannt ist. Auch die<br />
Modulbauweise wurde den Tram-Herstellern<br />
nachempfunden. Der neue Fahrzeugtyp<br />
wird als 18-Meter-Gelenkbus oder als 24-<br />
Meter-Doppelgelenkbus-Variante angeboten.<br />
Im Heck der elektrisch angetriebenen<br />
Busse können unterschiedliche Antriebssysteme<br />
wie Hybridantrieb (diesel- und CNGelektrisch),<br />
Brennstoffzellen oder wie bei<br />
den TPG Batterien eingebaut werden.<br />
Neben dem neuen Genfer Obus mit der<br />
Nummer 1601 waren ein <strong>Die</strong>selhybrid-<br />
Doppelgelenkbus für Barcelona (Spanien)<br />
und einer für Metz (Frankreich) ausgestellt.<br />
In Metz entschied man sich anstatt der Errichtung<br />
eines <strong>Straßenbahn</strong>systems für ein<br />
in der Errichtung günstigeres BHNS-System<br />
(Busverkehr auf hohem Niveau und eigener<br />
Trasse). Es soll die Flexibilität eines Busses<br />
mit der Kapazität einer <strong>Straßenbahn</strong> komneuen<br />
leistungsstarken Primove-Lithium-<br />
Ionen-Batteriesystem für die Befahrung<br />
oberleitungsfreier Abschnitte ausgerüstet<br />
werden. <strong>Die</strong>se neu entwickelten Hochleistungsbatterien<br />
können mehr als dreimal<br />
so schnell aufgeladen werden und wiegen<br />
50 Prozent weniger als vergleichbare bestehende<br />
Lösungen. Anfang 2013 erhielt CSR<br />
Puzhen bereits einen Auftrag für die Lieferung<br />
von 18 Flexity 2 für die chinesische<br />
Stadt Suzhou.<br />
<strong>Die</strong> 24 Mittelflur-Triebwagen Be 4/6 801<br />
bis 822, 825 und 826 der Genfer Verkehrsbetriebe<br />
TPG, die in der Regel auf der Linie<br />
12 als führende Triebwagen mit den Be 4/8<br />
831 bis 852 in Traktion verkehren, werden<br />
im Schweizer Bombardier-Werk Vevey umgebaut.<br />
Dabei wird der Wagenboden (bisher<br />
480 mm Einstiegshöhe) an den ersten beiden<br />
Türen (vordere Wagenteil) weiter abgesenkt,<br />
um einen barrierefreien Zugang zu<br />
ermöglichen. <strong>Die</strong> in den Jahren 1984 bis<br />
1986 gelieferten Triebwagen sollen noch bis<br />
2030 im Einsatz bleiben.<br />
Der für Wien entworfene Flexity ist im<br />
Journalteil dieser Ausgabe vorgestellt.<br />
Obusse und U-Bahnen<br />
<strong>Die</strong> Firma Hess stellte zwei Niederflur-Gelenkobusse<br />
des Typs „Swisstrolley 4“ aus<br />
den aktuellen Lieferserien für Lausanne<br />
(Schweiz) und Limoges (Frankreich) aus.<br />
Siemens lud zu Testfahrten mit einem Elektrobus<br />
der Wiener Linien. Auf zwei Buslinien<br />
in der Wiener Innenstadt verkehren<br />
zwölf Rampini-Midibusse mit elektrischer<br />
Ausrüstung von Siemens. <strong>Die</strong> Aufladung<br />
der Batterien erfolgt an den Endstationen<br />
über einen zweipoligen Einholmstromabnehmer,<br />
die Stromversorgung wird aus dem<br />
<strong>Straßenbahn</strong>netz bezogen.<br />
Stadler Rail zeigte dem internationalen<br />
Fachpublikum das 1:1-Modell der neuen<br />
Berliner Kleinprofil-U-Bahn-Triebzüge.<br />
Zwei Vorserienfahrzeuge werden 2015 zum<br />
Einsatz kommen.<br />
Bei den Genfer Verkehrsbetrieben TPG<br />
sind bereits 19 von 32 bestellten Tango-Niederflurtrams<br />
im Einsatz. Es erfolgte die Bekanntgabe,<br />
dass die Baselland Transport<br />
<strong>Die</strong> neuen Niederflur-Gelenkobusse für die Stadt Genf sind wieder orange-weiß lackiert. Bis<br />
Mitte 2014 sollen 33 solche Obusse ausgeliefert werden<br />
AG weitere 19 Tango-Trams orderten, deren<br />
Auslieferung bis Mitte 2016 erfolgt. An<br />
der Ausschreibung der Verkehrsbetriebe<br />
Zürich über 30 (Option für bis zu 140 Fahrzeuge)<br />
wurde eine weiterentwickelte Tango-<br />
Tram mit stufenlosem Innenraum angeboten.<br />
Über Details zu diesem Fahrzeugtyp<br />
hält sich der Schweizer Rollmaterialhersteller<br />
noch bedeckt, um sich damit einen Wettbewerbsvorteil<br />
einzuräumen.<br />
Seit Anfang dieses Jahres besteht ein Joint<br />
Venture von Stadler mit einem lokalen<br />
Partner in Weißrussland. Stadler Minsk<br />
übernahm die Produktpalette von Belkommunmasch<br />
und wird künftig deren Niederflur-<strong>Straßenbahn</strong>wagen<br />
und Obusse vermarkten<br />
und herstellen, vorwiegend für den<br />
Markt in den GUS-Staaten. Ein Niederflur-<br />
Gelenkobus war in Genf ausgestellt.<br />
Neue Obusse im Tram-Design<br />
VanHool erregte mit der Präsentation des<br />
ersten von 33 bestellten Niederflur-Gelenkobusse<br />
(mit elektrischer Ausrüstung von<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
43
Fahrzeuge<br />
Alstom stellte in<br />
Genf zwei Module<br />
eines siebenteiligen<br />
Citadis für die französische<br />
Stadt Tours<br />
mit extravagantem<br />
Design aus<br />
Neue Schienenschleifmaschine<br />
Vossloh Rail Services präsentierte im Vorjahr auf<br />
der InnoTrans erstmals deren neue Schienenschleifmaschine<br />
HSG-city. <strong>Die</strong>se kann bei Geschwindigkeiten<br />
bis zu 60 km/h präventiv schleifen,<br />
besitzt aber keinen eigenen Antrieb. <strong>Die</strong><br />
Prototyp-Maschine kam bereits in Düsseldorf,<br />
geschoben von einem Zweiwege-Unimog, und<br />
im Berliner U-Bahn-Netz hinter einer Akkulok<br />
zum Einsatz. <strong>Die</strong> Rheinbahn Düsseldorf ist der<br />
Erstkunde, die Maschine soll im Frühjahr 2014<br />
ausgeliefert werden.<br />
ROS<br />
<strong>Die</strong> Genfer Triebwagen Be 4/6 814 und Be 4/8 843 verlassen das historische Stadtviertel<br />
Carouge Richtung Palettes. Der Wagenboden an den ersten beiden Einstiegstüren der Be 4/6<br />
wird demnächst weiter abgesenkt<br />
binieren. <strong>Die</strong>sem Beispiel folgen viele kleinere<br />
Städte, welche die Investitionsmittel für<br />
ein <strong>Straßenbahn</strong>system nicht aufbringen<br />
können.<br />
Neues Obus-System<br />
Zugleich mit der Eröffnung des Weltkongresses<br />
startete auch das TOSA-Projekt ihren<br />
Fahrgastverkehr. <strong>Die</strong> Abkürzung TOSA<br />
steht für optimierte Energieversorgung von<br />
Obusse, aber auch für die Hauptpartner des<br />
Projekts. Der Kanton Genf, die Industrie<br />
Services (SIG), die Genfer Verkehrsbetriebe<br />
und der ABB Sécheron haben ein Obussystem<br />
entwickelt, welche ohne „Schienen am<br />
Himmel“ (Oberleitung) einen 100 Prozent<br />
elektrischen Betrieb ermöglicht. <strong>Die</strong> Batterien<br />
werden an Haltestellen und an Terminals<br />
nachgeladen. Das Demonstrationsfahrzeug,<br />
ein Hess-Gelenkbus „Swisstrolley 4“,<br />
verkehrt ein Jahr lang im 20-Minuten-Takt<br />
zwischen dem Flughafen und dem Palexpo-<br />
Gelände (1,8 km). Am Flughafen wurde eine<br />
Pause von fünf Minuten eingeplant, in der<br />
eine drei bis vier Minuten lang eine Aufladung<br />
mit 200 kW erfolgt. An der Station vor<br />
dem Messeeingang erfolgt eine Schnellladung<br />
in nur 15 Sekunden mit 400 kW. Hierfür<br />
wurden beide Haltestellen entsprechend<br />
mit einer Ladestation ausgerüstet. Dabei<br />
dockt ein Stromabnehmer automatisch in<br />
die darüber liegende Stromschiene an, ohne<br />
dass das Fahrzeug in exakter Position stehen<br />
muss. Eine Erweiterung des Betriebs ist für<br />
die gesamte knapp neun Kilometer lange<br />
Buslinie 5 geplant, hierfür werden elf Fahrzeuge<br />
benötigt. Zwölf Kurzladestationen<br />
und zwei Ladestationen an den Endhaltestellen<br />
sollen ein geringes Batteriegewicht ermöglichen.<br />
Das System soll in etwa so viel<br />
kosten wie ein herkömmliches Obussystem,<br />
jedoch einfacher zu realisieren sein und<br />
günstigere Wartungskosten aufweisen.<br />
Langfristig könnte man sich vorstellen auch<br />
das <strong>Straßenbahn</strong>netz im Stadtkern „oberleitungsfrei“<br />
zu betreiben und damit eine<br />
„ästhetische Sanierung“ der historischen<br />
Stadtteile zu ermöglichen.<br />
Verkehrsbetriebe unter Ausstellern<br />
Zu den Ausstellern zählten auch zahlreiche<br />
Verkehrsbetriebe, etwa aus Brüssel, Moskau,<br />
Paris und Mailand, die ihr Know-how<br />
anboten. In letzterer Metropole wird 2015<br />
der 61. UITP-Weltkongress tagen. Mit verschieden<br />
Exkursionen – etwa der Besichtigung<br />
des <strong>Straßenbahn</strong>depots in Genf und<br />
die Pläne für das neue Depot beim Flughafen<br />
oder die VAL-Metro in Lausanne – endete<br />
für viele Teilnehmer der Weltkongress.<br />
ROBERT SCHREMPF<br />
44 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Berliner Mitteleinstiegswagen<br />
Bereits mit zwei Achsen versehen ist hier der Beiwagen 874 um 1937 gemeinsam mit dem HAWA-Triebwagen 5591 auf der Linie 12 in<br />
Siemensstadt unterwegs. Der Beiwagen war 1928 mit einzeln gelagerten Rädern geliefert worden!<br />
SLG. K.-H. GEWANDT<br />
Ohne Achsen –<br />
aber bequem einsteigen<br />
<strong>Die</strong> Beiwagen mit Mitteleinstieg<br />
der Berliner<br />
<strong>Straßenbahn</strong> Neben<br />
den zweiachsigen Mitteleinstieg-Triebwagen<br />
stellte die<br />
Berliner Verkehrsgesellschaft<br />
ab 1926 auch verschiedene<br />
Beiwagen mit den breiten<br />
Einstiegen in <strong>Die</strong>nst. Dabei<br />
beschritt man sogar<br />
technisches Neuland …<br />
Zusammen mit den im <strong>Straßenbahn</strong>-<br />
Magazin 4/2013 ab Seiten 60 beschriebenen<br />
Mitteleinstieg-Triebwagen<br />
beschaffte die BVG Ende der<br />
1920er-Jahre 50 schwere Mitteleinstieg-Beiwagen<br />
mit Längssitzen (Reihe 1501 bis<br />
1550). <strong>Die</strong> von 1926 bis 1929 von O & K<br />
ausgelieferten Vierachser erhielten später die<br />
Typenbezeichnung BDM 26. Im Krieg entfernte<br />
man bei einem Teil von ihnen die Sitze.<br />
Sie wurden dann im „Stadt-Güterverkehr“<br />
eingesetzt. 45 Wagen überstanden die Kriegszeit,<br />
aus den brauchbaren Überresten der fünf<br />
kriegszerstörten BDM 26 richtete die BVG<br />
West Flach-Güterwagen für eigene Zwecke<br />
her. Bei der Aufteilung des Bestandes 1949<br />
blieben 27 Wagen im Westteil, während<br />
15 Wagen in Ost-Berlin eingesetzt waren.<br />
LHB lieferte 1928 die ebenfalls mit einzeln gelagerten Rädern gefertigten Beiwagen 881 bis<br />
900. Im Jahr 1937 erhielten auch diese 20 Wagen herkömmliche Fahrwerke mit zwei Radsätzen,<br />
hier der Bw 896 nach dem Umbau zum BM 28/37<br />
SLG. K.-H. GEWANDT<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
45
Fahrzeuge<br />
<strong>Die</strong> Christoph & Unmag<br />
AG in Niesky<br />
fertigte für die<br />
Berliner <strong>Straßenbahn</strong>en<br />
1928 insgesamt<br />
30 Beiwagen<br />
mit Einzelradaufhängung.<br />
Sieben<br />
Jahre später erhielten<br />
die Wagen herkömmliche<br />
Achsen<br />
K.-H. GEWANDT<br />
Technische Daten Beiwagen der Berliner Mitteleinstiegswagen<br />
Typ An- Bau- Betriebs- Sitz/Steh- Her- Umbau Kriegs- Verbleib Bem.<br />
zahl jahr nummer plätze steller verlust West Ost<br />
BM 28/35 30 1928 851–880 34/36 Niesky 1935 3 21 6 1)<br />
BM 28/37 20 1928 881–900 34/36 LHB 1937 2 15 3 1)<br />
BDM 26 50 1926/29 1501–1550 34/46 O & K 8 27 15 2)<br />
1) zuerst achslose Bauform mit „Losrädern“, gedacht zum Einsatz mit Schützenwagen; 1935–1937 Umbau<br />
mit konventionellen Radsätzen, danach BM 28/35 und BM 28/37<br />
2) einzige Vierachs-Beiwagen der BVG vor Kriegsende, ab 1935/36 erhielten sie gummigefederte Radsätze<br />
Auch bei ihnen wurden einige Umbauten<br />
vorgenommen; so wurden u. a. die seitlichen,<br />
aufschiebbaren Scheiben zum Teil durch feste<br />
Fenster ohne den senkrechten Mittelsteg<br />
ersetzt. Später wurden die BDM 26-Wagen in<br />
das Reko-Programm mit einbezogen.<br />
Neuland mit achslosen Wagen<br />
Ebenfalls zum Einsatz mit den Schützenwagen<br />
vorgesehen waren die ab 1928 von<br />
Niesky bzw. Busch, Bautzen gelieferten<br />
Längssitz-Niederflurbeiwagen 851 bis 900.<br />
<strong>Die</strong> 20 im Jahr 1928<br />
von LHB gelieferten<br />
Beiwagen wichen<br />
von den in Niesky<br />
gebauten 30 Wagen<br />
geringfügig ab. <strong>Die</strong><br />
LHB-Wagen wurden<br />
1937 umgebaut<br />
K.-H. GEWANDT<br />
46 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Berliner Mitteleinstiegswagen<br />
<strong>Die</strong> einzigen Beiwagen der BVG mit Drehgestellen waren die schweren Mitteleinstiegswagen vom Typ BDM 26 mit den Nummern 1501 bis 1550.<br />
Der Erstgebaute kam zur BVG West und steht im Sommer 1962 an der Endstelle Schöneberg Gotenstraße<br />
K.-H. GEWANDT<br />
Mit ihnen wurde technisches Neuland insofern<br />
beschritten, als ihre vier Räder achslos<br />
in Einzelradaufhängung (sog. „Losräder“)<br />
konstruiert waren. <strong>Die</strong> Wagen 851 bis 880<br />
hatten heruntergezogene Seitenschürzen,<br />
während die Wagen 881 bis 900 Lüftungsklappen<br />
über den Fenstern und andere Seitenschürzen<br />
hatten. <strong>Die</strong> Losräder wurden<br />
einige Zeit später durch konventionelle<br />
Achsen ersetzt. Danach erhielten die robusten<br />
Fahrzeuge die Typenbezeichnung BM<br />
28/35 bzw. 28/37. Auch sie wurden während<br />
der letzten Kriegsjahre teilweise im<br />
Stadtgüterverkehr eingesetzt. Acht Wagen<br />
schieden als Kriegsverlust aus.<br />
Zu den BM 28/35 und 28/37 ist zu bemerken,<br />
dass ihr Einsatz im Linienbetrieb<br />
erst ab etwa 1949 wieder anlief. 36 Wagen<br />
verkehrten in West-Berlin, während neun<br />
Wagen bei der BVG Ost eingesetzt waren. Sie<br />
wurden dort um 1966 ebenfalls Reko-Wagen<br />
„umgebaut“, während man sie in West-<br />
Berlin etwa zur gleichen Zeit ausmusterte.<br />
Von den TM 31-U-Triebwagen und den<br />
Beiwagen BM 28 hat kein einziges Fahrzeug<br />
die Verschrottungsaktionen in beiden Verwaltungen<br />
überstanden, so dass heute hier<br />
die Erinnerung an diese interessanten Konstruktionen<br />
schon verblasst ist. Nur noch<br />
Archivbilder zeigen heute diese technisch<br />
ausgereiften Fahrzeuge der BVG, die einstmals<br />
mit das Straßenbild Berlins prägten.<br />
Lediglich der Beiwagen 1525 des Typs<br />
BDM 26 hat überlebt und wird für museale<br />
Zwecke aufbewahrt.<br />
KARL-HEINZ GEWANDT<br />
Bei den 50 zwischen<br />
1926 und 1929 von<br />
O & K gebauten<br />
Mitteleinstiegs -<br />
wagen handelte es<br />
sich um Vierachser –<br />
mehrere Jahrzehnte<br />
die einzigen Beiwagen<br />
mit dieser Achs -<br />
anzahl<br />
K.-H. GEWANDT<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
47
Fahrzeuge<br />
1970 hat ein Zug<br />
Heddernheim in<br />
Richtung Nordweststadt<br />
verlassen, im<br />
Hintergrund der Abzweig<br />
nach Bad<br />
Homburg und der<br />
Gleisbaulagerplatz<br />
mit Kipplore 2390<br />
und Transport-Tw<br />
2013. <strong>Die</strong> U2-Wagen<br />
hatten damals noch<br />
eine zusätzliche<br />
Glasscheibe vor den<br />
Scheinwerfern<br />
L. BRIDGE<br />
Rot-weiße Moderne<br />
Frankfurts Stadtbahnwagen vom Typ U2 Gegenwärtig heißt es, in der Mainmetropole vom<br />
Wagentyp U2 Abschied zu nehmen. Ende 2012 endete ihr Einsatz auf den Linien U1, U2, U3 und<br />
U6. Seit Juni läuft bei der Linie U7 die Umstellung auf U5-Wagen. Letzte Einsatzstrecke ist die U4<br />
Der 4. Oktober 1968 war für die<br />
Frankfurter Bevölkerung ein besonderer<br />
Freitag: Tausende Menschen<br />
drängelten sich an der<br />
Hauptwache, um die Eröffnung der Stadtbahnstrecke<br />
A1 zwischen der Frankfurter Innenstadt<br />
und der Nordweststadt mit ihrem<br />
zeitgleich eröffneten Einkaufszentrum mitzuerleben.<br />
Auch wenn nur ein Teil der neuen<br />
Strecke kreuzungsfrei im Tunnel verläuft, feierte<br />
sich Frankfurt am Main damit als dritte<br />
Stadt in Deutschland mit einer U-Bahn.<br />
Während in anderen Städten Tunnelstrecken<br />
zunächst mit herkömmlichen <strong>Straßenbahn</strong>wagen<br />
befahren wurden, ließ man in<br />
Frankfurt mit dem Stadtbahnwagen des<br />
Typs U2 einen neuen Wagentyp entwickeln.<br />
Sein Erscheinungsbild hat wesentlichen Anteil<br />
daran, dass die Frankfurter ihre Stadtbahn<br />
als U-Bahn bezeichnen. <strong>Die</strong> neuen<br />
Wagen wurden zu einem Symbol des modernen<br />
Frankfurts und zu einem Aushängeschild<br />
des Herstellers Düwag. Über vier<br />
Jahrzehnte prägen sie das Bild der Frankfurter<br />
U-Bahn. Jetzt heißt es gegenwärtig<br />
Abschied zu nehmen. Von der Öffentlichkeit<br />
fast unbemerkt endete am 5. November<br />
2012 der Einsatz des Wagentyps U2 auf der<br />
A-Strecke (Linien U1, U2 und U3), ihrer<br />
früheren Stammstrecke. Auch auf der Linie<br />
U6 wurden sie inzwischen schon vollständig<br />
durch neue Wagen des Typs U5 ersetzt. Seit<br />
Juni 2013 läuft bei der Linie U7 ebenfalls<br />
die Umstellung auf neue Fahrzeuge. Eine<br />
weitere verbliebene Einsatzstrecke ist die Linie<br />
U4.<br />
Am 20. August 2011 waren die als Museumswagen in ihre Ursprungslackierung<br />
zurückversetzten Tw 303, 304 sowie der letzte orange/<br />
hellelfenbeinfarbene Tw 361 auf einer Sonderfahrt anzutreffen, hier<br />
zwischen Nieder-Eschbach und Bonames<br />
AUFNAHMEN, WENN NICHT ANDERS GEKENNZEICHNET: STEPHAN KYRIELEIS<br />
48 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Frankfurt/Main: Typ U2<br />
Technische Daten Typ U2<br />
Hersteller: . . . . Düwag, Siemens (E-Ausrüstung),<br />
AEG (Motoren)<br />
gelieferte Exemplare: . . . . . . . . . . . . . 104 Stück<br />
Baujahre: . . . . . . 1968–1984 (sieben Bauserien)<br />
Achsfolge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B’2’B<br />
Länge über Kupplung: . . . . . . . . . . . 24.294 mm<br />
Wagenkastenlänge: . . . . . . . . . . . . . 23.094 mm<br />
Wagenkastenbreite: . . . . . . . . . . . . . . 2.650 mm<br />
Höchstgeschwindigkeit:. . . . . . . . . . . . . 80 km/h<br />
Leergewicht:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31.000 kg<br />
kleinster befahrbarer Bogenradius:<br />
• belastet im Fahrbetrieb: . . . . . . . . . . . . . 35 m<br />
• unbelastet im Werkstattbereich:. . . . 25 Meter<br />
Sitzplätze:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />
Stehplätze (vier Personen/qm):. . . . . . . . . . . . 97<br />
Betriebsnummern: . . . . . . . . . . . . . . . . 303–406<br />
Im Mai 1987 stand der damals vermutlich letzte noch nicht umlackierte U2-Triebwagen im Betriebshof<br />
Heddernheim. <strong>Die</strong> Übrigen waren damals orange/hellelfenbein lackiert<br />
Mit dem Wagentyp U2 hat die Waggonfabrik<br />
Uerdingen AG, Werk Düsseldorf (Düwag)<br />
– heute ein Teil der Siemens AG – eine<br />
neue Fahrzeuggattung geschaffen. Mit einer<br />
Breite von 2,65 Metern und dem kastenförmigen<br />
Design sind sie vergleichbar mit einem<br />
U-Bahn-Wagen des Berliner Großprofilnetzes.<br />
Stadtbahnwagen im U-Bahn-Stil<br />
<strong>Die</strong> Ausführung als Gelenkwagen mit drei<br />
Drehgestellen und der damit verbundene<br />
befahrbare Bogenradius von 35 Metern im<br />
Fahrgastbetrieb erinnert dagegen an eine<br />
<strong>Straßenbahn</strong>. Mit seiner Gestaltung ist der<br />
Stadtbahnwagen Typ U2 das Resultat einer<br />
Planung, die sich in Frankfurt von einem<br />
<strong>Straßenbahn</strong>system mit unterirdischen Abschnitten<br />
immer mehr in Richtung einer U-<br />
Bahn-ähnlichen Schnellbahn (Pre-Metro) –<br />
mit Option zum Ausbau in eine Voll-U-<br />
Bahn – entwickelte. Im Jahr 1961 fällte das<br />
Stadtparlament einen Grundsatzbeschluss<br />
für die „Stadtbahn Frankfurt“. Da eine echte<br />
U-Bahn oder eine Alweg-Bahn zu teuer<br />
und nicht schrittweise umzusetzen war, entschied<br />
man sich für die Verlegung von Teilabschnitten<br />
des <strong>Straßenbahn</strong>netzes im Bereich<br />
der Innenstadt in die zweite Ebene<br />
(Tiefbahn). Zunächst war geplant, normale<br />
Düwag-Gelenkwagen, die seit 1959 bei<br />
der Frankfurter <strong>Straßenbahn</strong> eingesetzt<br />
wurden, auch im Tunnel verkehren zu lassen.<br />
<strong>Die</strong> Bestellung einer 2,50 Meter breiten<br />
Variante dieses Wagentyps, wie sie ab 1963<br />
in Köln zum Einsatz kam, verwarf man aber<br />
nach Messfahrten im Jahr 1961. In zahlreichen<br />
Bögen hätten sich die Züge im bestehenden<br />
<strong>Straßenbahn</strong>netz nicht begegnen<br />
können. So blieb man bei der Beschaffung<br />
neuer <strong>Straßenbahn</strong>en der Typen GT6 (in<br />
Frankfurt als Typ M bezeichnet) und<br />
GT8 (Typ N), bei einer Wagenbreite von<br />
2,35 Metern.<br />
<strong>Die</strong> ersten beiden Serienfahrzeuge des<br />
Typs N – später nie im Tunnel eingesetzt –<br />
hatten bei Auslieferung versuchsweise<br />
Klapptrittstufen für den Einsatz an verschiedenen<br />
Bahnsteighöhen. Doch schon<br />
kurz nach der Bestellung hatte sich die Auffassung<br />
über den Wageneinsatz auf der<br />
Stadtbahnstrecke gewandelt.<br />
Der Gedanke vom Mischbetrieb<br />
Da sich die Einwohnerzahl Frankfurts deutlich<br />
der 700.000-Marke näherte und die<br />
Wirtschaft florierte, sollte alles „mehr einer<br />
U-Bahn als einer <strong>Straßenbahn</strong>“ gleichen. <strong>Die</strong><br />
neuen Strecken wurden daher so dimensioniert,<br />
dass sie später zu einer vom Individualverkehr<br />
völlig unabhängigen Schnellbahn<br />
umgewandelt werden konnten. Mit<br />
dem Beginn der S-Bahnplanungen kam zudem<br />
der Gedanke eines Mischverkehrs von<br />
Schnellbahnen der DB und der städtischen<br />
Verkehrsbetriebe auf. Daher wurde beschlossen,<br />
Stadtbahnwagen mit einer Breite von<br />
2,65 Metern zu beschaffen. In Zusammenarbeit<br />
von <strong>Straßenbahn</strong>verwaltung und Düwag<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
49
Fahrzeuge<br />
Bis zur Auslieferung des Typs U4 standen für 4-Wagen-Züge nicht genügend U2-Wagen zur Verfügung. Daher gab es aus vier U2 gebildete Züge<br />
nur einmal im Jahr – als Faschingszug nach Heddernheim. Am Faschingsdienstag 1988 fährt eine solche Garnitur aus der Station Weißer Stein<br />
Im Februar 1986 entstand diese Innenaufnahme eines noch nicht umgebauten<br />
U2-Wagens. Er verfügt noch über die ursprünglichen Türdrücker<br />
und fensterlose Trennwände zur Fahrerkabine<br />
Wagen 403, ein Exemplar der letzten Bauserie, hat wie alle zuletzt in<br />
Frankfurt eingesetzten U2-Wagen nachträglich in den Fahrgastraum<br />
vergrößerte Fahrerkabinen erhalten<br />
entstand am Reißbrett ein auf die Frankfurter<br />
Bedürfnisse zugeschnittene Stadtbahnwagen.<br />
Um auf Wendeschleifen verzichten zu<br />
können und auch Mittelbahnsteige anfahren<br />
zu können, war er als Zweirichtungswagen<br />
mit beidseitigen Türen ausgeführt. Während<br />
in Düsseldorf bereits der erste Prototyp gebaut<br />
wurde, forderte man im Jahr 1964<br />
Schienenfahrzeughersteller auf, Angebote für<br />
eine Serie von 50 derartigen Fahrzeugen abzugeben<br />
oder eigene Vorschläge einzureichen.<br />
<strong>Die</strong> Vorschläge der anderen Hersteller konnten<br />
aber technisch oder preislich nicht überzeugen<br />
– man blieb bei Düwag.<br />
Erster Prototyp auf der IVA 1965<br />
Auf der Internationalen Verkehrsausstellung<br />
1965 in München stellte Düwag den ersten<br />
von zwei Prototypen des Stadtbahnwagens<br />
Frankfurt vor. Wegen seiner Achszahl wurde<br />
dieser Typ zunächst als U6, später in Unterscheidung<br />
zum Serienwagen als U1 bezeichnet.<br />
Mit seiner elfenbeinfarbenen Lackierung<br />
mit Zierstreifen und Köpfen mit Steckschildern<br />
und Liniennummernkästen orientierte<br />
sich die Gestaltung des Prototyps noch sehr<br />
an den Düwag-<strong>Straßenbahn</strong>wagen, wies<br />
aber schon die Tür- und Fensteranordnung<br />
der späteren Serienfahrzeugen auf.<br />
<strong>Die</strong> am ausgestellten Fahrzeug angebrachten<br />
Außenklappstufen wurden noch<br />
vor der Überführung nach Frankfurt wieder<br />
entfernt. Da im ersten Bauabschnitt keine<br />
80 Zentimeter hohen, sondern nur 32 und<br />
56 Zentimeter hohe Bahnsteige angefahren<br />
wurden, reichte eine fest eingebaute Stufe.<br />
Auch die „straßenbahnmäßige“ Lackierung<br />
wurde vor Auslieferung geändert. Statt des<br />
Zierstreifens erhielt der Wagen eine graue<br />
Schürze. Bei seiner Restaurierung vor Aufstellung<br />
im Schwanheimer Verkehrsmuseum<br />
im Jahr 1986 erhielt der Wagen jedoch die<br />
damals verpönte Ursprungslackierung zurück,<br />
obwohl er so nie in Frankfurt zu sehen<br />
war.<br />
Neue Köpfe für die Serie<br />
In Frankfurt erprobte man den ersten Prototypen<br />
ab Mai 1966 mit der Wagennummer<br />
1001 (mit Lieferung der Serienfahrzeuge<br />
in 301 umgezeichnet). <strong>Die</strong> Erfahrungen<br />
dieser Probefahrten flossen in Umbauten des<br />
bereits im Jahr 1965 fertiggestellten zweiten<br />
Prototyps ein. Der Wagen 1002 (302) traf<br />
dadurch erst im Jahr 1967 in Frankfurt ein.<br />
So konnte das Publikum bei den „Tagen der<br />
offenen Tür“ 1967 im Zugverband zwi-<br />
50 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Frankfurt (Main): Typ U2<br />
Literaturtipp<br />
Krakies, Jens/Nagel, Frank: Stadtbahn Frankfurt<br />
am Main – Eine Dokumentation. Frankfurt<br />
1988, 336 Seiten.<br />
schen Miquel-/Adickesallee und Eschersheimer<br />
Tor fahren.<br />
Während Frankfurt die ersten beiden Wagen<br />
erprobte, entwickelt man in Düsseldorf<br />
den Typ weiter. <strong>Die</strong> Serienfahrzeuge erhielten<br />
daraufhin einen neugestalteten Wagenkopf<br />
mit Seitenfenstern im Fahrerraum und<br />
einer integrierter Rollbandanzeige zur Zielanzeige.<br />
Mit ihrer eckigeren Form und den<br />
planebenen Stirnscheiben sehen sie deutlich<br />
„U-Bahn-mäßiger“ aus. Statt aus Blech besteht<br />
der Wagenkopf aus glasfaserverstärkten<br />
Kunststoff (GFK) in Sandwichbauweise<br />
und ist als Einheit mit dem übrigen in<br />
Stahl-Leichtbauweise geschweißten Wagenkasten<br />
verschraubt. Eine Bauweise, die auch<br />
für die Frankfurter Pt-Wagen übernommen<br />
wurde. Bei Unfällen, die auf dem oberirdischen<br />
Teil der A-Strecke durch falsch abbiegende<br />
Autofahrer nicht selten sind,<br />
konnte die Fahrzeugfront in der Zentralwerkstatt<br />
komplett gegen ein Ersatzteil ausgetauscht<br />
werden. So fuhr der betroffene<br />
Wagen schon wieder, während die kaputte<br />
Front ausgebessert wurde.<br />
Um mehr Platz für die Elektrik zu schaffen<br />
und durch Verwendung der nun den<br />
kompletten Fahrerraum aufnehmenden<br />
neuen Wagenköpfe sind die Serienfahrzeuge<br />
gegenüber den Prototypen länger geworden.<br />
Jeweils ohne Kupplung weisen sie 23<br />
anstatt der 21,80 Meter der Prototypen auf.<br />
Motorisierung und Elektronik<br />
<strong>Die</strong> AEG-Motoren mit einer Leistung von<br />
jeweils 150 kW treiben zwei der drei Drehgestelle<br />
eines Triebwagens an. Ein voll besetzter<br />
Zug beschleunigt innerhalb von elf<br />
Sekunden auf 40 km/h und kann bis zu 80<br />
km/h fahren. Umgekehrt dauert es bei einer<br />
Notbremsung drei Sekunden, bis ein 40<br />
km/h schneller Zug zum Stehen gekommen<br />
ist. Um im Traktionsbetrieb mit bis zu vier<br />
Triebwagen zu fahren, erhielten die Fahrzeuge<br />
eine elektronische Fahrschaltersteuerung<br />
vom Typ Siemens SIMATIC, die sich<br />
zuvor bei einem Test in zwei M-<strong>Straßenbahn</strong>wagen<br />
bewährt hatte. Ab Wagen 366<br />
baute Siemens statt der SIMATIC eine<br />
Steuerung mit integrierten Schaltkreisen<br />
(TTL-Steuerung) ein.<br />
Nach verschiedenen Lackierungsversuchen<br />
an den Prototypen hatte man sich für<br />
eine Lackierung in feuerrot mit weißgrauer<br />
Bauchbinde entschieden. Anfangs achtete<br />
man sehr darauf, dass Reklamebeschriftungen<br />
nur in Positivschrift auf dieser Banderole<br />
erschienen. <strong>Die</strong> sandgelben Kunst leder-<br />
Von den beiden U1-Prototypen blieb Tw 1001 (später 301) erhalten. Er ist im Verkehrsmuseum<br />
Schwanheim (hier 1996) mit seiner Lackierung von 1965 ausgestellt, wie er nie zum Einsatz kam<br />
Aus einer Firmenbroschüre ist diese Zeichnung des U2-Wagens entnommen<br />
polster der in Abteilanordnung gehalteten<br />
Bestuhlung der ersten Serien finden sich<br />
noch heute bei vielen noch im Einsatz stehenden<br />
U2-Wagen.<br />
SLG. A. REUTHER<br />
Anlieferung anfangs per Dampfkraft<br />
Gezogen von Dampfloks der Baureihe 50<br />
rollten die ersten Wagen auf eigenen Rädern<br />
zum Güterbahnhof Oberursel. Obwohl nur<br />
rund 30 Jahre Altersunterschied zwischen<br />
den Dampfloks und den angehängten Stadtbahnwagen<br />
liegt, zeigt sich hier ein deutlicher<br />
Kontrast zwischen Althergebrachten<br />
und Neuem – der auch in der bundesrepublikanischen<br />
Gesellschaft an der Schwelle<br />
zu den 1970er-Jahren spürbar war. Nachdem<br />
es aber bei der dritten Fuhre zu zwei<br />
Unfällen kam, bei denen Wagen 306 zunächst<br />
durch Auffahren auf den Schutzwagen<br />
nach einer Zwangsbremsung der Zuglok<br />
und später durch eine Entgleisung beschädigt<br />
wurde, verbot die Bundesbahn einen<br />
weiteren Transport auf eigenen Radsätzen.<br />
Wie schon die Prototypen lieferte<br />
Düwag die neuen Wagen fortan auf Flachwagen<br />
an.<br />
Bis zur Eröffnung der ersten Stadtbahnstrecke<br />
waren 20 Wagen des Typs U2 ausgeliefert.<br />
<strong>Die</strong> restlichen zehn Wagen der ersten<br />
Serie (Wagennummern 303 bis 332)<br />
trafen bis Anfang 1969 in Frankfurt ein. Im<br />
Jahr 1971 folgte die zweite Serie mit 15 Wagen<br />
(333 bis 347). Statt aus Düsseldorf kamen<br />
die Bahnen diesmal aus Kassel. Zur<br />
Unterstützung der Industrie im damaligen<br />
Zonenrandgebiet wünschte Frankfurt eine<br />
Beteiligung der Firma Wegmann am Waggonbau.<br />
Mit den Bahnen der zweiten Serie stellte<br />
der Verkehrsbetrieb die Strecke nach Bad<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
51
Fahrzeuge<br />
Zu den in San <strong>Die</strong>go eingesetzten Wagen vom Düwag-Typ U2 gehört der Tw 1053. Robert<br />
Schwandl nahm ihn dort am 8. August 2012 in den USA unter den Palmen auf<br />
Erfolgreich auch in Amerika<br />
In Deutschland blieb Frankfurt am Main die einzige<br />
Stadt, die den Stadtbahnwagen Typ U2 einsetzte.<br />
Für die U-Bahn in Mannheim und Ludwigshafen<br />
war der Fahrzeugtyp zwar vorgesehen – wurde<br />
aber aufgrund der nur fragmenthafter Realisierung<br />
der Strecken nicht beschafft. Trotzdem war die Entwicklung<br />
für Düwag ein Glücksfall.<br />
Aufgrund seiner Breite eignete sich der Wagentyp<br />
nämlich ideal für neue Stadtbahnstrecken, die<br />
Ende der 1970er-Jahre unter teilweiser Einbeziehung<br />
alter Eisenbahnstrecken in Kanada und den<br />
USA entstanden. Nachdem Edmonton gute Erfahrungen<br />
mit dem Typ U2 gemacht hatte, kauften<br />
Homburg als zweite Linie (A2 später U2)<br />
auf Stadtbahnbetrieb um. Aufgrund der<br />
größeren Wagenbreite und den für die neuen<br />
Fahrzeuge benötigten Hochbahnsteigen<br />
konnten die Strecke aber nicht mehr bis ins<br />
Stadtzentrum Bad Homburgs hineingeführt<br />
werden und endet seitdem, bis zu einem geplanten<br />
Weiterbau zum Bad Homburger<br />
Bahnhof, bereits im Stadtteil Gonzenheim.<br />
auch Calgary und San <strong>Die</strong>go derartige Stadtbahnwagen.<br />
Gebraucht aus San <strong>Die</strong>go übernommene<br />
Fahrzeuge fahren heute auch im Raum Medoza, wo<br />
im Oktober 2012 die zweite Stadtbahn Argentiniens<br />
ihren Betrieb aufnahm. Aus der ersten Generation<br />
Stadtbahnwagen für Frankfurt ist eine weitläufige<br />
Familie entstanden. Auch wenn sich das Design im<br />
Laufe der Jahre geändert hat, lässt die Fenster- und<br />
Türanordnung der Nachfolgegenerationen die Familienzugehörigkeit<br />
erkennen. In Frankfurt erhielten<br />
die ersten beiden U2-Triebwagen 303 und 304<br />
ihren rot-weißen Anstrich zurück und sollen betriebsfähig<br />
erhalten werden. ST. KYRIELEIS<br />
Eine dritte und vierte Wagenserie mit jeweils<br />
zehn Wagen gab die Stadt Frankfurt<br />
1975 in Auftrag, um auf den Stadtbahnlinien<br />
A1 und A2 längere Züge einsetzen zu<br />
können. <strong>Die</strong> 20 Wagen mit den Betriebsnummern<br />
348 bis 367 wurden bis zum<br />
Frühjahr 1976 ausgeliefert. Um zeitgleich<br />
zum S-Bahnstart im Jahr 1978 auch die<br />
Strecke nach Oberursel auf Stadtbahnwagen<br />
umzustellen, folgten in einer fünften<br />
(Wagen Nr. 368 bis 392) und sechsten Serie<br />
(Nr. 393 bis 399) weitere 32 Wagen.<br />
Mehr als 15 Jahre nach der Auslieferung<br />
der ersten Wagen endete die Beschaffung<br />
des Wagentyps U2 im Jahre 1984 mit der<br />
Auslieferung von sieben Wagen der siebten<br />
Serie (Nr. 400 bis 406). Sie unterschieden<br />
sich im Innenraum durch eine eingefasste<br />
Velourpolsterung von den übrigen Serien<br />
und ersetzten u. a. die bei einem Brand im<br />
Depot Heddernheim im Jahr 1980 zerstörten<br />
Wagen 314, 317, 318, 320 und 323.<br />
Umbauten und neue Farbe<br />
Im Laufe ihrer Einsatzzeit modifizierte man<br />
die U2-Wagen mehrmals. Neben technischen<br />
Anpassungen gab es auch äußerlich<br />
sichtbare Änderungen. So entfernte man<br />
1972 die nur bei der ersten Serie verwendete<br />
Schutzverglasung über der Scheinwerfereinheit.<br />
Im Rahmen der Hauptuntersuchung<br />
erhielten alle Wagen zwischen 1981<br />
und 1987 neben einer neuen Lackierung in<br />
der 1972 bei den Stadtwerken Frankfurt<br />
eingeführten Farbgebung reinorange/hellelfenbein<br />
und einer Schürze in Beigegrau<br />
auch Umbauten im Innenbereich.<br />
Zur Verbesserung der Sicherheit stattete<br />
man die bisher fensterlosen Trennwände zur<br />
Fahrerkabine mit zwei Fenstern aus und<br />
tauschte die Türöffner-Knöpfe gegen eine<br />
Kombination mit einer Sprechanlage zur<br />
Kontaktaufnahme mit dem Fahrer aus. Zur<br />
Verminderung des Brandrisikos wurde zudem<br />
die Holzkonstruktion des Dachaufbaus<br />
unter dem Stromabnehmer durch Aluminium<br />
ersetzt.<br />
Ab 1997 erhielten die Wagen bei der<br />
Hauptuntersuchung erneut eine neue Lackie<br />
rung. Fortan zeigten sie sich in dem zuvor<br />
nur bei Neufahrzeugen (wie dem Stadtbahnwagentyp<br />
U4) verwendeten Türkis des<br />
Frankfurter Nahverkehrs. Mit der einfarbigen<br />
Gestaltung – ohne farblichen Kontrast<br />
– verloren die U2-Wagen jedoch viel von ihrer<br />
Eleganz.<br />
Einsatz auch auf der C-Strecke<br />
Mit der Auslieferung der zweiten Serie des<br />
Stadtbahnwagentyps U4 im Jahr 1998 wurden<br />
Wagen des Typs U2 frei. Mit einer um<br />
100 Millimeter niedrigeren Fußbodenhöhe<br />
als bei den älteren Stadtbahnwagen eigneten<br />
sich die neue Wagengeneration nämlich<br />
nicht für den Einsatz an den 87 Zentimeter<br />
hohen Bahnsteigen der B- (Linien U4, U5)<br />
und C-Strecke (U6, U7), sondern war für<br />
die künftige Einheitsbahnsteighöhe von 80<br />
Zentimeter ausgerichtet.<br />
So blieben die U4-Wagen auf der A-Strecke,<br />
während 34 U2-Wagen (366 bis 399)<br />
für den Einsatz an Hochbahnsteigen umgebaut<br />
wurden. Dabei wurden die Türen gekürzt<br />
und die eingebaute Stufe wich einen<br />
52 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Frankfurt (Main): Typ U2<br />
Für Überführungsfahrten benutzen die U2-Wagen auch das <strong>Straßenbahn</strong>netz. Im Jahr 2001 passiert ein zum Typ U2e umgebauter Zug auf Ausrückfahrt<br />
vom Depot Gutleut den Platz der Republik. Der Messe-Tower prägt auch hier das Stadtbild<br />
Seit Ende vorigen Jahres werden die nicht mehr benötigten U2-Wagen<br />
im ehemaligen Betriebshof Eckenheim abgestellt. Hier nahm Stephan<br />
Kyrieleis am 12. Januar u.a. auch die Tw 337 und 311 auf<br />
Am 20. Januar 2013 war die Linie U7, hier am Zoo, noch voll in der<br />
Hand des Typs U2e. Inzwischen werden die Fahrzeuge in der Stadtbahnzentralwerkstatt<br />
sukzessive verschrottet<br />
ebenerdigen Bodenbelag, wonach die Wagen<br />
die Bezeichnung U2e erhielten.<br />
Ab 20. September 1998 kamen die U2e-<br />
Wagen vom Betriebshof Gallus aus auf der<br />
Linie U7 zum Einsatz. <strong>Die</strong> Linie U6 blieb<br />
dagegen bis zum Jahr 2011 für die U2e-Wagen<br />
verwehrt, da noch nicht alle oberirdischen<br />
Stationen mit Hochbahnsteigen ausgestattet<br />
waren.<br />
Ein Jahr später begann man auch die übrigen<br />
U2-Wagen umzubauen. Im Zuge der<br />
Umrüstung der A-Strecke auf die nun festgelegte<br />
Höhe, mussten die U2-Wagen nun<br />
sowohl 56 als auch 80 Zentimeter hohe<br />
Bahnsteige anfahren können. Um die Einstiegshöhe<br />
von einem 56 Zentimeter hohen<br />
Bahnsteig noch in den zulässigen Toleranzen<br />
der Betriebsordnung <strong>Straßenbahn</strong> zu<br />
halten, konnte hier die eingebaute Stufe<br />
nicht völlig zugebaut werden. Daher verblieb<br />
bei diesen Umbauten im Wagen eine<br />
zehn Zentimeter hohe Stufe.<br />
Um die nun als U2h bezeichneten Wagen<br />
mit Fortschreiten der Bahnsteigerhöhungen<br />
auf den Typ U2e umbauen zu können, erhielten<br />
die Türen gleich die zum vollständigen<br />
Zubauen der Trittstufe notwendige<br />
Länge. Der dadurch entstehende Spalt wurde<br />
mit angeschraubten Ausgleichsstücken<br />
geschlossen.<br />
<strong>Die</strong> letzten Umbauten betrafen den Fahrerraum.<br />
Um den Fahrersitz etwas nach hinten<br />
versetzen zu können, wurde die Wand<br />
neben der Kabinentür mit einer Ausbuchtung<br />
versehen.<br />
Einen besonderen Umbau bekam im Jahr<br />
1998 Wagen 351. Mit weinroten Sitzbezügen,<br />
Teppichboden und passenden Gardinen<br />
sowie Tischlämpchen und einer Bar<br />
ausgestattet, fuhr er als Werbebahn anlässlich<br />
des 30-jährigen Bestehens des Nordwestzentrums<br />
eine Woche im Linienverkehr.<br />
Anschließend baute man ihn wieder zu einem<br />
normalen Wagen zurück.<br />
STEPHAN KYRIELEIS<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
53
Geschichte<br />
Einst&Jetzt<br />
54 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Einst & Jetzt<br />
Kurz nach dessen Auslieferung lichtete<br />
der Nürnberger MAN-Werksfotograf in<br />
Augsburg den 1936 gebauten Beiwagen<br />
222 ab. Er befand sich gerade am Moritzplatz<br />
hinter dem im gleichen Jahr gebauten<br />
Triebwagen 176 auf der Linie 1<br />
auf dem Weg in Richtung Pfersee. Der<br />
Triebwagen war mit der damals hochmodernen<br />
Nutzbremsschaltung System<br />
„Schwend“ ausgerüstet. <strong>Die</strong> Strecke vom<br />
Perlachturm zum Ulrichsplatz wurde bereits<br />
wenige Wochen nach Eröffnung der<br />
Augsburger Pferdebahn im Juni 1881 in<br />
Betrieb genommen, die auf der Aufnahme<br />
nach links führende Verbindung über<br />
die Bürgermeister-Fischer-Straße zum<br />
Königsplatz folgte im Jahr 1905. Auf der<br />
Aufnahme präsentieren die Häuser der<br />
Maximilianstraße ihren aufwändigen<br />
Fassadenschmuck.<br />
Am 21. Mai 2013 biegt der von Bombardier<br />
gebaute Triebwagen 882 der<br />
Linie 2 wegen des Umbaus des Königsplatzes<br />
nicht dorthin ab, sondern fährt<br />
vom Moritzplatz geradeaus, um über<br />
Ulrichsplatz und den Milchberg hinab<br />
weiter zum Roten Tor zu gelangen, wo er<br />
wieder auf die Stammstrecke nach<br />
Haunstetten trifft.<br />
<strong>Die</strong> auf der historischen Aufnahme<br />
abgebildeten Fahrzeuge sind beide nicht<br />
erhalten geblieben. Sie entstammten<br />
beide aus jeweils nur zwei Exemplare<br />
umfassenden Kleinserien.<br />
WINFRIED WOLFF<br />
HISTORISCHE AUFNAHME: MAN-ARCHIV<br />
IM VERKEHRSMUSEUM NÜRNBERG<br />
AKTUELLE AUFNAHME: WINFRIED WOLFF<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
55
Geschichte<br />
Versenkt 1985<br />
<strong>Die</strong> <strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong> 1977 fiel in der <strong>Kieler</strong> Ratsversammlung die<br />
endgültige Entscheidung – gemäß Empfehlung im Generalverkehrsplan –,<br />
die 1896 eröffnete <strong>Straßenbahn</strong> bis zum Jahr 1985 komplettdurch Busse zu<br />
ersetzen. <strong>Die</strong> Fakten dazu schaffte man bereits ab Mitte der 1960er-Jahre.<br />
Ein Rückblick auf diese Zeit mit vielen neuen Forschungsergebnissen<br />
56 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Kiel<br />
Letzter Halt vor der Endstation Kiel Kanal,<br />
Fähre Holtenau, linkes Fördeufer: Als Andreas<br />
Mausolf im Sommer 1983 an der Haltestelle<br />
Auberg das Triebwagen-Pärchen 245/247<br />
fotografierte, war das Ende der <strong>Kieler</strong><br />
<strong>Straßenbahn</strong> längst beschlossene Sache<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
57
Geschichte<br />
Im Jahr 1937 ist der 1900 gebaute Triebwagen 119 vom Niemannsweg<br />
kommend auf dem Weg in die Innenstadt und weiter zum Eichhof<br />
M. JOHN, SLG. P. BOEHM, ARCHIV A. REUTHER<br />
Blickte man von der Holstenstraße in Richtung Rathausturm, so passierte<br />
Anfang der 1930er-Jahre die <strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong> in dichten Abständen<br />
die Fleethörn<br />
SLG. A. REUTHER<br />
Von Otto John stammt dieser Nachschuss aus dem Jahre 1937 auf einen<br />
Dreiwagenzug in der Holstenstraße. Trieb- und Beiwagen sind zu<br />
diesem Zeitpunkt vollverglast<br />
SLG. P. BOEHM, ARCHIV A. REUTHER<br />
<strong>Die</strong> von der <strong>Kieler</strong> Straßen- und Eisenbahn-Gesellschaft<br />
am 9. Juli<br />
1881 in Kiel eröffnete Pferdebahn<br />
hatte 1892 eine Streckenlänge von<br />
7,2 Kilometern erreicht. Um den Betrieb auf<br />
den mit 1.100 mm Spurweite errichteten Linien<br />
rentabler zu gestalten, war die Elektrifizierung<br />
und Erweiterung der Strecken geplant.<br />
Da die Gesellschaft jedoch das dafür<br />
notwendige Kapitel nicht aufbringen konnte,<br />
verkaufte sie 1894 alle Anlagen. Der<br />
Pferdebahnbetrieb blieb allerdings bis zum<br />
23. Mai 1896 bestehen.<br />
Im Dezember 1894 erhielt die AEG die<br />
Konzession zum Bau und Betrieb einer elektrischen<br />
<strong>Straßenbahn</strong> in Kiel. In deren Auftrag<br />
nahm die Betriebsverwaltung Kiel der in<br />
Berlin ansässigen Allgemeinen Lokal- und<br />
<strong>Straßenbahn</strong>-Gesellschaft (ALOKA, eine<br />
AEG-Tochtergesellschaft) am 12. Mai 1896<br />
den elektrischen Betrieb auf. Als Spurweite<br />
waren die 1.100 mm von der Pferdebahn beibehalten<br />
worden. <strong>Die</strong> neue Hauptlinie führte<br />
vom Hauptbahnhof zum Belvedere. Bis zur<br />
Jahrhundertwende wuchs das Streckennetz<br />
auf etwa 15 Kilometer Länge. Bis zum Ersten<br />
Weltkrieg setzte sich dieser Trend fort, so<br />
dass per 1. April 1915 ein 36,5 Kilometer<br />
umfassendes Gleisnetz in Betrieb war.<br />
Zwischen 1925 und 1939 änderte sich<br />
die Linienführung in Kiel kaum, die ALO-<br />
KA betrieb in dieser Zeit insgesamt sechs Linien.<br />
Bis Ende der 1940er-Jahre wurden die<br />
Kriegszerstörungen an den <strong>Straßenbahn</strong>anlagen<br />
weitestgehend behoben, nur auf zwei<br />
Linienäste ließ die inzwischen zuständige<br />
<strong>Kieler</strong> Verkehrs AG (KVAG) die Gleise<br />
nicht erneuern. Dafür verlängerte der Betrieb<br />
1950 und 1955 zwei Linien um in<br />
Summe 2,5 Kilometer. <strong>Die</strong> <strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong>en<br />
hatten damit ihre größte Ausdehnung<br />
nach dem Krieg erreicht.<br />
Der Anfang vom Ende<br />
Nahm die SL 4 nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
als erste Linie am 20. Juli 1945 ihren<br />
Betrieb auf und beförderte noch 1963 bis zu<br />
12.000 Fahrgäste pro Stunde (2) im Feierabendverkehr<br />
(3-Minuten-Takt), so war sie<br />
1985 die letzte <strong>Straßenbahn</strong>linie in Kiel. <strong>Die</strong><br />
Ursachen für diese Entwicklung sind in den<br />
1960er-Jahren zu finden und gipfelten<br />
schließlich in der am 21. Juli 1977 in der<br />
<strong>Kieler</strong> Ratsversammlung getroffenen Entscheidung<br />
– gemäß Empfehlung im Generalverkehrsplan<br />
– die <strong>Straßenbahn</strong> im Jahr<br />
1985 durch Busse zu ersetzen.<br />
Sämtliche Initiativen, die in den letzten Betriebsjahren<br />
– oder noch kurz vor der Einstellung<br />
des Betriebes – aufkamen, mussten<br />
somit scheitern, auch wenn die letzte <strong>Straßenbahn</strong>linie<br />
4 ein Viertel der Beförderungsleistungen<br />
in Kiel eingefahren hat. Der „Aktionskreis<br />
Nahverkehr im Bundesgebiet“<br />
sprach sogar von „rund 30 Prozent“ (1).<br />
Ein Rückblick<br />
Ab den 1950er-Jahren war die <strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong><br />
rückblickend gut aufgestellt. <strong>Die</strong> bestehenden<br />
Strecken waren nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg schnellstmöglich wieder in Betrieb<br />
genommen worden. Konsequent hatte man<br />
die Gelegenheit des Wiederaufbaus der Stadt<br />
genutzt, die <strong>Straßenbahn</strong> aus den engen Gassen<br />
herauszunehmen, mindestens die Gleislage<br />
in den Straßenflächen zu optimieren, bzw.<br />
bei neuen Strecken von der Fahrbahn unabhängige<br />
Gleiskörper zu verlegen.<br />
58 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Kiel<br />
Der Fotograf dieser Ansichtskarte hielt beim Blick auf den Kleinen Kiel in Richtung Förde zwei noch vor dem Ersten Weltkrieg gebaute Triebwagen<br />
im Bild fest<br />
SLG. A. REUTHER<br />
Daten & Fakten: Kiel<br />
Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.100 mm<br />
Eröffnung Pferdbahn: . . . . . . . . . . . . . 9.07.1881<br />
Eröffnung elektr. <strong>Straßenbahn</strong>:. . . . . 12.05.1896<br />
Stilllegung Pferdebahn: . . . . . . . . . . 23.05.1896<br />
Stilllegung <strong>Straßenbahn</strong>: . . . . . . . . . . 4.05.1985<br />
Eigentümer <strong>Straßenbahn</strong>:<br />
1881 bis 1895: <strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong>- und Eisenbahn-Gesellschaft<br />
(KSEG)<br />
1995 bis 1896: AEG mit Betriebsführung der Allgemeinen<br />
Lokal- und <strong>Straßenbahn</strong>-Gesellschaft,<br />
Betriebsverwaltung Kiel<br />
1896 bis 1942: Allgemeine Lokal- und <strong>Straßenbahn</strong>-Gesellschaft<br />
(ALOKA)<br />
1942 bis 1966: <strong>Kieler</strong> Verkehrs-AG (KVAG)<br />
1966 bis 1985: Versorgungs- und Verkehrs-<br />
GmbH Kiel (VVK) als Holding von Stadtwerken<br />
und KVAG<br />
Ein Beispiel war die „Neue Straße“ heute<br />
Andreas-Gayk-Straße (Oberbürgermeister<br />
von 1946 bis 1954), der Berliner Platz/Wall<br />
und die Pfaffenstraße. <strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong><br />
konnte aus der engen Holstenstraße herausgenommen<br />
werden und Kiel bekam durch<br />
diese Baumaßnahmen 1953 die erste Fußgängerzone<br />
Deutschlands. Für den oberen<br />
Bereich der Holstenstraße kamen sogar Ideen<br />
auf, den Alten Markt für die <strong>Straßenbahn</strong><br />
zu untertunneln, dass heißt, vom Wall kommend<br />
sollte die <strong>Straßenbahn</strong> in der Pfaffenstraße<br />
in den Tunnel weiter zum Alten<br />
Markt fahren („U-Bahn-Lösung“ (3)) und<br />
erst am Schloßgarten wieder auftauchen. Bei<br />
veranschlagten sechs Millionen DM Kosten<br />
blieb man in Kiel bei einer Gleisführung auf<br />
Straßenniveau für 300.000 DM.<br />
<strong>Die</strong> Neubaustrecken<br />
In den 1950er-Jahren gingen außerdem<br />
mehrere Neubaustrecken in Betrieb. <strong>Die</strong> SL<br />
1 fuhr ab dem 15. Juli 1950 von der Forstbaumschule<br />
weiter durch die Wik, der Feldstraße<br />
weiter nach Norden folgend, dann in<br />
die Adalbertstraße bis zur neuen Wendeschleife<br />
in der Herthastraße. Am anderen<br />
Ende der um 1.640 Meter auf 9,8 Kilometer<br />
Länge angewachsenen Verbindung in<br />
Schulensee gab es ab September 1952 eine<br />
zweigleisige Wendeschleife.<br />
Ebenso verlegte der Verkehrsbetrieb 1951<br />
in Gaarden die <strong>Straßenbahn</strong>gleise aus der<br />
Kaiserstraße über die neu ausgebaute Werftstraße<br />
in die Elisabethstraße. <strong>Die</strong> Holtenauer<br />
Straße bekam 1953 zwischen Jungmannstraße<br />
und Lehmberg eine neue Gestaltung.<br />
Im gleichen Jahr bekam die <strong>Straßenbahn</strong><br />
vor dem Bahnhof mehr Platz und auf dem<br />
Sophienblatt einen eigenen Gleiskörper.<br />
Bis Mitte der 1950er-Jahre stattete der<br />
Betrieb alle Endpunkte der <strong>Straßenbahn</strong> mit<br />
Wendeschleifen aus. Und das entgegen der<br />
schon damals vorherrschenden Meinung,<br />
dass die <strong>Straßenbahn</strong> – wie es sich in einigen<br />
Städten bereits abzeichnete – zum Auslaufmodell<br />
gehöre.<br />
Im Zuge der Verbreiterung der Gablenzbrücke<br />
1957 sahen die Planungen überdies<br />
eine Neugestaltung der gesamten verkehrlichen<br />
Situation vor dem Betriebshof durch<br />
einen großen Verkehrskreisel vor. In dem<br />
Kreisel befand sich ein großes Gleisdreieck<br />
für die ein- und ausrückenden Bahnen sowie<br />
eine großzügig angelegte Haltestelle, die<br />
am 1. April 1960 in Betrieb ging.<br />
Ab dem 26. August 1958 fuhr die Linie 1<br />
aus der Brunswiker Straße direkt in die neue<br />
Feldstraße, um nur die wesentlichen Veränderungen<br />
dieses Jahrzehnts zu nennen. Bleibt<br />
noch der Heiligabend 1958 zu erwähnen,<br />
an dem es im <strong>Straßenbahn</strong>depot Gaarden<br />
eine Feierstunde anlässlich des Jubiläums<br />
„75 Jahre <strong>Straßenbahn</strong> in Kiel“ gab.<br />
Schaffnerloser Einmannbetrieb<br />
1952 führte die <strong>Kieler</strong> Verkehrs AG<br />
(KVAG) als erstes Verkehrsunternehmen in<br />
der Bundesrepublik den schaffnerlosen Einmannbetrieb<br />
erfolgreich ein und rüstete<br />
nach und nach ihre Fahrzeuge mit Sprechfunk<br />
aus. Allerdings war der Betrieb ohne<br />
Schaffner keine neue Erfindung aus Kiel.<br />
Ein halbes Jahrhundert zuvor fuhren schon<br />
<strong>Straßenbahn</strong>en in Kiel ohne Schaffner. Den<br />
Fahrpreis warf der Fahrgast beim Einsteigen<br />
abgezählt in so genannte Zahlboxen neben<br />
dem Fahrer ein.<br />
Eigene Fahrzeugentwicklung<br />
Ein Höhepunkt in diesem Jahrzehnt ist eine<br />
<strong>Kieler</strong> Eigenentwicklung im Fahrzeugbau<br />
unter Direktor Rauschenberger, die ab 1953<br />
auf die Gleise kam. Das Konzept sah ein<br />
Fahrzeug vor, das ganz ohne Schaffner aus-<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
59
Geschichte<br />
Alt und Neu stehen in der neuen Hauptwerkstatt in Gaarden 1962 einträchtig nebeneinander.<br />
Für die über 19 Meter langen Gelenktriebwagen – im Bild Tw 263 – wird an die für 14-<br />
Meter-Wagen errichtete Schiebebühne eine Zusatzbühne angehängt<br />
SLG. A. HELLMUTH<br />
Der Betriebsbahnhof Gaarden in den 1960er-Jahren<br />
Um den Betriebsbahnhof Gaarden ausbauen zu können, erwarb die KVAG Ende der 1950er-Jahre zusätzliche<br />
22.000 Quadratmetern Grund und Boden. Zwischen 1959 bis 1962 ließ die Verkehrsgesellschaft<br />
auf dem Gesamtgelände anschließend mehrere Neubauten errichten, darunter eine neue Hauptwerkstatt.<br />
Dort sind die Beschäftigten der KVAG nicht nur mit der täglichen Wartung der Fahrzeuge,<br />
sondern vor allem mit der Modernisierung der Wagen beschäftigt.<br />
Nach dem Umbau 1950 präsentierte sich der Wismarer Triebwagen 216 mit schräger Frontscheibe<br />
und gesickten Seitenwänden. Hier im Sommer 1965 als Einsatzwagen auf der SL 4 in<br />
Gaarden im Karlstal mit Beiwagen 29<br />
G. JÄKLE<br />
kommt. <strong>Die</strong> Fahrscheine gab es ggf. vorne<br />
beim Einstieg vom Fahrer.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Kieler</strong> Nachrichten titelte am 15. Juni<br />
1954: „Nun auch Ein-Mann-<strong>Straßenbahn</strong>wagen<br />
in Kiel“. Und weiter hieß es: „die<br />
Fahrt mit dem ,Neuen‘ ist ein Gedicht mit<br />
mehreren Strophen. Auf seiner Gummifederung<br />
wiegt sich der Wagen selbstgefällig<br />
und ignoriert jede Unebenheit. <strong>Die</strong> Fahrt ist<br />
für den Fahrgast eine wahre Erholung.“<br />
<strong>Die</strong> KVAG lud tags darauf alle <strong>Kieler</strong> ein,<br />
kostenlos auf der SL 7 die Fahrzeuge auf der<br />
Strecke vom Hauptbahnhof zum Hasseldieksdamm<br />
kennenzulernen.<br />
Unter Leitung von Oberingenieur Gilbert<br />
entstanden diese Einrichtungszweiachser<br />
(Nr. 231 bis 237), nach vorausgegangener<br />
Entwicklung und Erprobung bis 1956 in eigener<br />
Werkstatt. Ausgerüstet waren sie mit<br />
Gummifederung, zwei schrägen Frontscheiben<br />
(Sicherheitsglas, beheizte Fenster und<br />
elektrischen Scheibenwischer), Fahrerplatz<br />
mit Drehsitz (Einmannbetrieb), elektrischen<br />
Falttüren und 30 Sitzplätzen in Fahrtrichtung.<br />
An Stelle der Fahrkurbel bedienten die<br />
Fahrer den Fahrschalter wie ein Auto per<br />
Fußschaltung, wodurch die Fahrzeuge den<br />
Spitznamen „Strampelmax“ erhielten. Keine<br />
13 Jahre später, mit Einstellung der SL 2, kamen<br />
die Fahrzeuge aufs Abstellgleis und gingen<br />
schnell den Weg des alten Eisens. Eine zu<br />
kurze Nutzungsdauer für <strong>Straßenbahn</strong>en!<br />
Letzte Neubaustrecke<br />
Für die letzte Neubaustrecke kämpfte die<br />
KVAG lange. Sie zweigte von der Holtenauer<br />
Straße in die Beselerallee ab und führte<br />
durch die Olshausenstraße zur neuen Univer<br />
sität am Westring. Mangels Geld und<br />
aufgrund der bis weit in das Frühjahr 1955<br />
anhaltenden Frostperiode schritten die Gleisbauarbeiten<br />
nur langsam voran. Manch ein<br />
Anwohner in der Olshausenstraße hatte von<br />
den sich ewig hinziehenden Bauarbeiten damals<br />
genug. Doch bereits am 15. Juni des<br />
Jahres begrüßte eine Vielzahl von Studenten<br />
den damaligen KVAG-Vorstandsvorsitzenden<br />
Fischer auf offizieller Probefahrt in der<br />
Wendeschleife vor der Universität. Er hatte<br />
es sich nicht nehmen lassen, den Zug mit Ehrengästen<br />
selbst zu fahren. Einen Spitznamen<br />
für die Bahnanbindung fanden die Studierenden<br />
schnell. Mit einer Flasche Milch tauften<br />
sie den Zug als „Genietransporter“ (4).<br />
Ab Sonntag, dem 20. Juni 1955, pünktlich<br />
zum Start der <strong>Kieler</strong> Woche, ging die<br />
Strecke offiziell in Betrieb. Doch schon im<br />
Vorfeld der Segelregatta musste sich die<br />
Vor „Haus Nr. 2“ des Betriebshofes Gaarden<br />
wartet am 6. Juli 1965 ein Arbeitszug mit<br />
ATw 352 an der Spitze und dem Salzwagen<br />
365 am Ende. Letzterer steht direkt am Salzlager<br />
und wird noch im Winter 1984/85 hinter<br />
Tw 196 zum Einsatz kommen<br />
G. JÄKLE<br />
60 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Kiel<br />
Nur fünf Monate nach der am 6. Juli 1965 im Betriebshof Wik entstandenen Aufnahme musterte die KVAG den 1919 gebauten Triebwagen 174<br />
im Januar 1966 aus. <strong>Die</strong> vor dem Ersten Weltkrieg gebauten Beiwagen 15 und 36 folgten im Laufe des Jahres<br />
G. JÄKLE<br />
KVAG für die Verlängerung gegenüber den<br />
Busbefürwortern rechtfertigen, die deren<br />
Bau als rückständig bezeichneten. So war in<br />
einem Artikel der <strong>Kieler</strong> Nachrichten am<br />
23. August 1953 zu lesen: „ ... der Ausbau<br />
eines <strong>Straßenbahn</strong>netzes entspricht, wie jedem<br />
Fachmann bekannt ist, den allgemein<br />
herrschenden Ansichten über den Verkehrswert<br />
der <strong>Straßenbahn</strong> ... <strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong><br />
wäre das leistungsfähigste und wirtschaftlichste<br />
Verkehrsmittel einer Großstadt.“<br />
Das <strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong>netz<br />
im<br />
Jahre 1915.<br />
Gestrichelt eingezeichnet<br />
sind die<br />
Erweiterungen,<br />
die in den Jahren<br />
1925, 1950 und<br />
1955 dazu kamen<br />
SLG. A. REUTHER<br />
Neue Betriebsgebäude<br />
Und die KVAG setzte noch eins drauf. Nach<br />
dem Erwerb von zusätzlich 22.000 Quadratmetern<br />
Grund und Boden modernisierte<br />
sie den Betriebshof Gaarden von 1959 bis<br />
1963 komplett in Form von Neubauten. Bis<br />
zu 90 der 156 <strong>Straßenbahn</strong>wagen fanden<br />
hier auf den 14 Gleisen in den zwei großen<br />
Wagenhallen eine nächtliche Bleibe. Dazu<br />
kamen die Revisions- und Waschhalle und<br />
zuletzt die neue Hauptwerkstatt. An die<br />
sechs Millionen DM plante der Verkehrsbetrieb<br />
dafür ein, eine Investition, die den<br />
Fortbestand der <strong>Straßenbahn</strong> zum damaligen<br />
Zeitpunkt untermauerte.<br />
Mit dem Depot in der Wik, in dem bis zu<br />
60 Wagen Platz hatten, gab es genug Kapazität,<br />
um das alte Depot am Rondel 1962 zu<br />
schließen und abzureißen.<br />
Ungeachtet dieser Baumaßnahmen beschäftigten<br />
sich die Mitarbeiter in eigener<br />
Werkstatt kontinuierlich mit der Modernisierung<br />
bzw. dem Umbau älterer Fahrzeuge.<br />
Erste Streckeneinstellung<br />
Einziger Wermutstropfen in den 1950er-Jahren<br />
war die Einstellung des Abschnittes<br />
Hauptbahnhof, Knooper Weg bis zur Reventlou-Brücke<br />
der SL 2 am 4. Oktober 1959.<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
61
Geschichte<br />
<strong>Die</strong> mächtigen Kräne der Howaldtswerke Kiel sind für den Zweiachserzug auf der Linie 4 eine beeindruckende Kulisse<br />
SLG. A. MAUSOLF<br />
Zu den am häufigsten fotografierten Motiven der <strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong> gehört die Schleife in Wellingdorf. Hier wartete am 3. November 1984<br />
der Tw 274 auf die Abfahrt zur Fähre Holtenau<br />
B. KUSSMAGK<br />
62 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Kiel<br />
Im März 1965 stand<br />
in Kiel noch ein<br />
umfassendes <strong>Straßenbahn</strong>netz<br />
zur<br />
Verfügung. <strong>Die</strong> Wendeschleife<br />
an der<br />
Großen Ziegelstraße<br />
war gerade fertiggestellt.<br />
Doch<br />
schon einen Monat<br />
später begann der<br />
Stern der Tram zu<br />
sinken. <strong>Die</strong> Linie 3<br />
machte den Anfang<br />
KARTE: GEOBASIS-DE/<br />
LVERMGEO SH, LINIENPLAN:<br />
A. HELLMUTH<br />
<strong>Die</strong> Buslinie 8 übernahm diese Verbindung. In<br />
den Vorbereitungen auf die geplante Umstellung<br />
dieses Streckenabschnitts tauchte auch<br />
die Frage nach einer generellen Umstellung<br />
auf Busbetrieb auf. <strong>Die</strong> Antwort lieferte der<br />
KVAG-Vorstandsvorsitzende Dr. Jentzsch bereits<br />
im Oktober 1958: „... für Kiel wird die<br />
<strong>Straßenbahn</strong> immer das Hauptverkehrsmittel<br />
bleiben“. (5) So fand die Umstellung dieses<br />
Streckenabschnitts auf Busbetrieb in der Bevölkerung<br />
noch wenig Beachtung.<br />
Neue Bahnen<br />
Ab 1957 kamen die ersten modernen vierachsigen<br />
Großraumwagen (Nr. 241 bis 252)<br />
für die Linie 1, hergestellt von der Düsseldorfer<br />
Waggonfabrik (Düwag) zum Preis<br />
von 150.000 DM das Stück, mit einer Kapazität<br />
von 30 Sitz- und 80 Stehplätzen. Am<br />
14. Januar 1958 begann der Einsatz der<br />
neuen Wagen auf der SL 1, wobei die Fahrzeuge<br />
ab Werk vorn nur eine Tür hatten.<br />
Der damalige Fahrgastfluss sah das Einsteigen<br />
an der hinteren Tür beim Schaffner vor.<br />
Da der Einmannbetrieb sich bereits etablierte,<br />
rüstete man später eine zweite Tür<br />
nach und machte die Fahrzeuge für eine<br />
Kapazitätssteigerung traktionsfähig. Ein<br />
solcher Doppelzug konnte offiziell bis zu<br />
223 Fahrgäste mitnehmen.<br />
1960/61 folgten die geräumigen Sechsachser<br />
(Nr. 261 bis 275) zu 225.000 DM<br />
aus gleichem Hause mit je 45 Sitzplätzen,<br />
115 Stehplätzen und ebenfalls einem Schaffnerplatz,<br />
den ab 1964/65 endgültig kein<br />
Schaffner mehr besetzte.<br />
Auch die Sicherheit war ein zentrales Anliegen.<br />
<strong>Die</strong> Kiepe-Fahrschalter der neuen<br />
Bahnen rüstete der Hersteller mit einer<br />
„Totmannanlage“ aus. Eine vom Fahrer<br />
losgelassene Fahrkurbel führte dazu, dass<br />
sich zeitverzögert der Wagenautomat ausschaltete<br />
und die Schienenbremse einschaltete,<br />
was zu einer automatischen Notbremsung<br />
führte (6). Zum Rangieren hatten alle<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
63
Geschichte<br />
Am 11. August 1962 nahm Wolfgang Kramer den Triebwagen 237 an der Auguste-Viktoria-Straße/Hbf auf. Er gehört zu den sieben zwischen 1953<br />
und 1956 in der eigenen Werkstatt der KVAG gebauten Einrichtungswagen (Tw 231 bis 237)<br />
SLG. A. REUTHER<br />
Tw 147 entstand 1950 unter Verwendung von „Altteilen“ als Neufahrzeug.<br />
<strong>Die</strong> Deklarierung als Umbauwagen brachte dem Betrieb Fördermittel<br />
aus dem „European Recovery Program“ ein<br />
Nach der Einstellung der SL 3 im Jahr 1965 ging man in der Werkstatt in<br />
Gaarden daran, die 1960 aus Lübeck übernommenen Motorwagen (Aufbautyp)<br />
zu Beiwagen umzubauen, hier Bw 85 im August 1965 G. JÄKLE (2)<br />
Fahrzeuge am Heck einen kleinen Fahrschalter,<br />
der im Normalbetrieb unter einer<br />
Abdeckung verborgen blieb. Weiter gab es<br />
an allen Türen Trittstufenkontakte und<br />
Druckwellenschalter in den Gummikanten.<br />
Eine Technik, die neben Haltewunschtasten<br />
und Aussendruckknöpfen zur Türöffnung<br />
ebenfalls bei dem Umbau der Uerdinger<br />
Zweiachser 1964 Verwendung fand. Hier<br />
ging es vordergründig um Rationalisierung,<br />
mit dem Nebeneffekt der Modernisierung<br />
und dem Ziel des schaffnerlosen Betriebes.<br />
Umbauten in eigener Werkstatt<br />
In einem solchen Zug, bestehend aus einem<br />
Sechsachser und einem zweiachsigen Beiwagen,<br />
fanden 241 Personen Platz. Was die<br />
Gesamtkapazität der Fahrzeuge angeht,<br />
wird sich mancher <strong>Kieler</strong> daran erinnern,<br />
dass im realen Berufsverkehr die Zahlen sicherlich<br />
übertroffen wurden. Ein Nachzählen<br />
der wie die Ölsardinen zusammenstehenden<br />
Fahrgäste – unmöglich. Im Juni<br />
1960 verjüngte sich das Durchschnittsalter<br />
der <strong>Straßenbahn</strong>fahrzeuge erheblich durch<br />
den Zukauf von 15 zweiachsigen Triebwagen<br />
vom eingestellten Betrieb aus Lübeck.<br />
<strong>Die</strong> zehn Verbandstypen von der Düwag,<br />
1950 bis 1952 gebaut (alte Nummern 240<br />
bis 249), und fünf Aufbautypen (alte Nummern<br />
251 bis 255) von 1948/49 ersetzten<br />
weitere Vorkriegszweiachser. <strong>Die</strong> noch recht<br />
jungen Fahrzeuge fanden, nach kleineren<br />
Anpassungen an die hiesigen Betriebsverhältnisse,<br />
sofort auf der SL 3 eine gute Verwendung,<br />
da hier mangels Wendeschleife in<br />
Hasse keine Großraumwagen zum Einsatz<br />
kommen konnten. Bereits ab 1965 baute<br />
man in eigener Werkstatt die Aufbauwagen<br />
zu Einrichtungsbeiwagen um und setzte sie<br />
hinter den Sechsachsern auf Linie 1 und<br />
Linie 4 ein. Nach Einstellung der SL 3 baute<br />
man die Verbandstypen ebenfalls in Einrichtungsfahrzeuge<br />
um und setzte sie vorwiegend<br />
auf der SL 2 ein.<br />
Zukunftssicher<br />
In Kiel galt die <strong>Straßenbahn</strong> Anfang der<br />
1960er-Jahre als zukunftssicher und die<br />
Stadt hatte einen leistungsfähigen und modernen<br />
Verkehrsbetrieb vorzuweisen. So<br />
verwundert es nicht, dass die Ausbildungsplätze<br />
bei der KVAG seinerzeit begehrt waren.<br />
Ab Mitte der 1960er-Jahre wird sich<br />
64 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Kiel<br />
Seit 1951 fuhr die SL 4 über die neue Werftstraße in die Elisabethstraße. Gleich ging es für den Fahrer des Düwag-Gelenktriebwagens 266 am<br />
11. Juni 1981 in das eingleisige Streckenstück in der <strong>Kieler</strong> Augustenstraße G. JÄKLE<br />
Quellen<br />
(1) Kiel Kurier, Mittwoch, 4. August 1982<br />
(2), (5) Bock, Bruno: Geliebte, ungeliebte <strong>Kieler</strong><br />
<strong>Straßenbahn</strong>, Koehlers Verlagsgesellschaft<br />
mbH, Herford 1985<br />
(3) <strong>Kieler</strong> Nachrichten vom 11.04.1953<br />
(4) <strong>Kieler</strong> Nachrichten vom 16.06.1955<br />
(6) <strong>Die</strong>nstanweisung für den schaffnerlosen<br />
Betrieb (Einmannbetrieb) von zwei gekuppelten<br />
vierachsigen <strong>Straßenbahn</strong>triebwagen<br />
Nr. 241–251, <strong>Kieler</strong> Verkehrsaktiengesellschaft,<br />
Ausgabe 1967<br />
Bock, Bruno: Klammheimlich kam der Omnibus,<br />
Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Herford 1987<br />
Feldmeier, Hans: 100 Jahre Nahverkehr in Kiel,<br />
hrsg. von Interessengemeinschaft Schienenverkehr<br />
e. V., Johann Schweffel, Kiel 1981<br />
Feldmeier, Hans: 100 Jahre Nahverkehr in Kiel,<br />
hrsg. von Interessengemeinschaft Schienenverkehr<br />
e. V., Johann Schweffel, 2. erweiterte und<br />
ergänzte Auflage, Kiel 1985<br />
Höltge, <strong>Die</strong>ter: Straßen- und Stadtbahnen in<br />
Deutschland, Band 8, Freiburg 2002<br />
Kreipe, Helmut (Hrsg.): Erinnerungen an die<br />
<strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong>, Broschüre, Kiel 1985<br />
eigene Aufzeichnungen des Autors<br />
In der letzten Stunde vor dem „Aus“ verabschieden die <strong>Kieler</strong> ihre <strong>Straßenbahn</strong> auf der Einfahrt<br />
zum Betriebsgelände. Dann gibt es kein Zurück mehr – der Strom auf der Strecke wird<br />
nach Einrücken des letzten Fahrzeugs sofort abgeschaltet<br />
D. BOLDT<br />
dann so manch junger Azubi bei der <strong>Straßenbahn</strong><br />
gewundert haben. In den kommenden<br />
vier Jahren stellte die KVAG drei<br />
von vier <strong>Straßenbahn</strong>linien ein. Bei der<br />
Stadt, und demnach auch bei dem Verkehrsbetrieb,<br />
fand in den Jahren zuvor abrupt<br />
ein Umdenken statt, das zunächst in<br />
der Öffentlichkeit wenig Beachtung fand.<br />
Vernahm der belesene <strong>Kieler</strong> am 20. März<br />
1963 in den <strong>Kieler</strong> Nachrichten, dass es Planungen<br />
gibt, in der Eckernförder Allee die<br />
Gleise der Linie 3 auf eigenen Bahnkörper<br />
zu verlegen, so erfuhr er tags darauf aus der<br />
gleichen Zeitung, dass die SL 3 bis Ende des<br />
Jahres auf Busbetrieb umgestellt wird. Das<br />
wollte so recht keiner glauben, zumal im<br />
gleichen Jahr die KVAG noch Gleiserneuerungen<br />
vornahm und die letzten Gelenktriebwagen<br />
gerade zwei Jahre im <strong>Die</strong>nst<br />
standen.<br />
Ein Gutachten warf seine Schatten voraus<br />
und im Rathaus legte die KVAG bereits im<br />
Sommer 1963 ihren Generalverkehrsplan<br />
vor ... wird fortgesetzt · ANDRÉ HELLMUTH<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
65
Geschichte<br />
Tw 327 der Vestischen mit originaler Linienbeschilderung im Juli 1987 im Traumlandpark Bottrop an der Haltestelle „Super-Spirale“, die später<br />
in „Achterbahn“ umbenannt wurde. Das Gleis rechts gehört zu einer Feldbahnstrecke<br />
ALLE AUFNAHMEN: A. REUTHER<br />
Vergessener Tram-Traum<br />
<strong>Die</strong> Vestische im Traumlandpark Bottrop 1982 endete das Kapitel der Vestischen <strong>Straßenbahn</strong>.<br />
<strong>Die</strong> charmante Idee, die Erinnerung an diesen legendären und einst sechstgrößten <strong>Straßenbahn</strong>betrieb<br />
Deutschlands mit der „Museumsbahn Traumlandpark“ aufrecht zu erhalten, ist seit 1991 Geschichte<br />
Der Traumlandpark in Kirchhellen-<br />
Feldhausen, seit 1976 ein Stadtteil<br />
von Bottrop, bestand von 1976 bis<br />
1991. Er entstand aus dem 1967<br />
gegründeten Kirchhellener Märchenwald<br />
und war vor allem als Europas größtes Dinosaurier-Freilichtmuseum<br />
bekannt. In einer<br />
derartigen Einrichtung würde man nicht<br />
unbedingt einen kleinen <strong>Straßenbahn</strong>betrieb<br />
vermuten, dennoch erinnerte hier ein solcher<br />
mehr als zehn Jahre an die Vestische<br />
<strong>Straßenbahn</strong>.<br />
Als 1980 das Ende des <strong>Straßenbahn</strong>betriebes<br />
im Vest absehbar war, stellte sich die<br />
Frage, was mit den wenigen noch vorhan-<br />
Blick auf die Wagenhalle der „Traumlandpark-<br />
Tram“; davor Tw 144, der heute in Essen fährt.<br />
Links der 1986 aus Mülheim an der Ruhr übernommene<br />
ex-Stuttgarter Bw 1528 und unter<br />
der Plane Aufbau-Tw 329 der Vestischen<br />
66 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Ein Magazin von<br />
Erinnerungen<br />
an die Vestische<br />
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Erinnerungen an die Vestische<br />
Tw 144 in historischer grün-weißer Lackierung und beschildert als Linie 10 unterwegs zwischen<br />
„Rutsche“ und „Varieté“ und bei Einfahrt in die Haltestelle „Achterbahn“. <strong>Die</strong> Strecke war mit<br />
ehemaligem Gleis- und Fahrleitungsmaterial der Vestischen ausgestattet!<br />
denen älteren <strong>Straßenbahn</strong>fahrzeugen geschehen<br />
sollte. Auch war im Betriebshof der<br />
Mülheimer <strong>Straßenbahn</strong> ein 1974 von einem<br />
Privatmann erworbener Zweiachser<br />
der Vestischen <strong>Straßenbahn</strong> von 1921 in<br />
restauriertem Zustand abgestellt.<br />
Altmaterial ehemaliger Strecken<br />
Auf der Suche nach einem geeigneten Areal<br />
für die Einrichtung eines Fahrbetriebes stießen<br />
<strong>Straßenbahn</strong>freunde zu Beginn der<br />
1980er-Jahre beim Betreiber des Kirchhellener<br />
Freizeit- und Erlebnisparks „Traumland“<br />
auf Interesse. Er versprach sich von<br />
einer historischen <strong>Straßenbahn</strong> auf dem Gelände<br />
seines Parkes nicht nur einen zusätzliche<br />
Anziehungspunkt für die Besucher, er<br />
konnte auf diese Weise zudem die Beförderung<br />
zwischen den einzelnen Attraktionen<br />
sinnvoll regeln.<br />
Eine Arbeitsgemeinschaft „Museumsbahn<br />
Traumlandpark“ aus <strong>Straßenbahn</strong>freunden<br />
organisierte den Streckenbau, die<br />
Beschaffung der Fahrzeuge und den späteren<br />
Fahrbetrieb.<br />
Dank der Finanzierung durch den Parkbesitzer<br />
konnte der zunächst 1.200 Meter<br />
lange erste Abschnitt der Meterspurstrecke<br />
in professioneller Form und unter Verwendung<br />
von Altmaterial abgebauter Strecken<br />
der Vestischen <strong>Straßenbahn</strong>en 1980 erbaut<br />
werden. Sie begann am Haupteingang des<br />
Parks und verlief dann in Richtung Norden<br />
über die Haltestellen „Super-Spirale“, „Restaurant“,<br />
und „Varieté“ bis zur Endstation<br />
„Motorrad-Artistik“.<br />
Etwa in Streckenmitte befanden sich ein<br />
Gleisdreieck und eine zweigleisige Abstellanlage.<br />
Eine Verlängerung um zunächst<br />
weitere 1,3 Kilometer in beide Richtungen<br />
war für die Jahre 1984/85 vorgesehen, im<br />
Endstadium sollte die Strecke einmal auf<br />
vier Kilometern um den gesamten Park herum<br />
führen.<br />
Drei Trieb- und zwei Beiwagen<br />
Als erstes Fahrzeug kam der Triebwagen<br />
144 aus Mülheim im Herbst 1980 im<br />
Traumlandpark an. 1981 kam der Aufbautriebwagen<br />
327 nach Feldhausen. Er diente<br />
zuvor in Herten als Rangierwagen, wurde<br />
dort aber durch die Aufgabe des <strong>Straßenbahn</strong>teils<br />
überflüssig. Bevor er seine alte<br />
Heimat Richtung Feldhausen verließ, erhielt<br />
er noch seine cremefarbene Lackierung des<br />
Personenverkehrs zurück. Damit standen<br />
zwei Triebwagen für den Personenverkehr<br />
zur Verfügung, die wechselweise und bei Bedarf<br />
auch gleichzeitig eingesetzt werden<br />
konnten. Neben dem Aufbautriebwagen<br />
konnte der Fahrbetrieb im Traumlandpark<br />
auch zwei Güterwagen und einige Loren<br />
übernehmen. Wagen 560, ein so genannter<br />
Kriegsgüterwagen von 1944, wurde für den<br />
Personenverkehr mit Bänken ausgestattet<br />
und fuhr bei größerem Andrang gemeinsam<br />
mit Tw 144. Mangels Ausweichen wurde er<br />
in einer Fahrtrichtung geschoben. Ende<br />
1982 kam auch noch der Aufbauzweiachser<br />
329 in den Traumlandpark. Er behielt zunächst<br />
seinen orangenen Anstrich als Werkstattwagen<br />
und fand auch als solcher Verwendung.<br />
1983 erhielt die Abstellanlage<br />
zum besseren Schutz der Fahrzeuge vor Witterungseinflüssen<br />
eine Überdachung.<br />
1991 musste der Traumlandpark aufgrund<br />
finanzieller Probleme seine Pforten<br />
schließen. Damit endete auch der Trambetrieb.<br />
Bei seinem 1992 eröffneten Nachfolger<br />
„Bavaria-Filmpark“ passte die <strong>Straßenbahn</strong><br />
nicht mehr ins Konzept, weshalb sie<br />
abgebaut wurde. Tw 327 und Lore 560<br />
kamen zu den Bergischen Museumsbahnen,<br />
wo der Tw als Ersatzteilspender diente.<br />
Tw 329 und Bw 1528 gingen an das Industriemuseum<br />
Zeche Zollern in Dortmund-<br />
Bövinghausen. Der Tw 144 kam nach Essen,<br />
wo er heute noch als Museumswagen einsatzfähig<br />
ist.<br />
Der Freizeitpark selbst existiert heute übrigens<br />
unter dem Namen „Moviepark Germany“.<br />
AXEL REUTHER<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
67
Geschichte<br />
<strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong> in<br />
Fribourg/Freiburg<br />
Zwischen 1897 und 1965<br />
fuhr durch Fribourg eine<br />
liebenswerte <strong>Straßenbahn</strong> –<br />
bis zu ihrer Einstellung übrigens<br />
ausschließlich mit<br />
Altbau wagen. Mit einer<br />
Maximal steigung von 9,3 Prozent<br />
war sie außerdem viele<br />
Jahrzehnte lang der Trambetrieb<br />
mit der stärksten<br />
Neigung in der Schweiz<br />
Fribourg/Freiburg im Üechtland ist der<br />
sehr sehenswerte Hauptort des<br />
gleichnamigen Schweizerkantons und<br />
hat einiges gemeinsam mit Freiburg<br />
im Breisgau. Wie die heute südbadische Metropole<br />
wurde auch Fribourg im 12. Jahrhundert<br />
vom Adelsgeschlecht der Zähringer<br />
gegründet. <strong>Die</strong> Stadt liegt heute nahe der<br />
Grenze zwischen der französisch- und<br />
deutschsprachigen Schweiz. Bis 1965 wurde<br />
als weitere Gemeinsamkeit mit der Stadt<br />
im Breisgau ebenfalls ein <strong>Straßenbahn</strong>netz<br />
in Meterspur betrieben.<br />
Über Berg<br />
und Tal ...<br />
Netzentwicklung<br />
Bereits im Jahre 1893 wurden die ersten<br />
Pläne für den Aufbau eines Tramnetzes geschmiedet.<br />
Einiges Kopfzerbrechen bereitete<br />
die komplexe Topografie der Stadt. <strong>Die</strong><br />
Rue de Lausanne erwies sich dabei als größtes<br />
Problem mit einer Minimalbreite von<br />
lediglich 6,35 Metern und einer Maximalsteigung<br />
von 9,3 Prozent. Da in ausländischen<br />
Städten mit noch schwierigeren<br />
Betriebsverhältnissen dennoch ein <strong>Straßenbahn</strong>betrieb<br />
möglich war, konnten alle<br />
Zweifel an der Machbarkeit des Projektes<br />
in Freiburg ausgeräumt werden. Nach erfolgreicher<br />
Zeichnung des Aktienkapitals –<br />
mehrheitliche durch Privatpersonen – begannen<br />
die Arbeiten im April 1897 zwischen<br />
dem Bahnhof und der Hängebrücke<br />
über die Saane.<br />
Am 27. Juli 1897 erfolgte die Abnahme<br />
der 1,3 Kilometer langen Strecke durch die<br />
Behörden, am Folgetag deren feierliche Einweihung<br />
und am 29. Juli 1897 fand schluss-<br />
LINKS <strong>Die</strong>se Aufnahme entstand 1964 auf dem<br />
mit 9,3 Prozent maximal geneigten Streckenabschnitt<br />
der <strong>Straßenbahn</strong> in Fribourg/Freiburg.<br />
Der aus der Rue de Lausanne kommende<br />
Triebwagen 12 (SWS 1913) erreicht gleich<br />
die Haltestelle Tilleul<br />
N. MÜLLER<br />
68 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Schweiz: Fribourg<br />
Das war die Schweiz in den frühen 1960er-Jahren. Triebwagen Nr. 11<br />
ist im September 1964 in Fribourg unterwegs nach Cimetière. Er gehört<br />
zu den fünf 1913 gebauten Wagen<br />
An der Endstelle Charmette entstand im September 1964 diese Aufnahme<br />
des im Jahr 1900 von der SWS gebauten Triebwagens Nr. 6 –<br />
das Unterteil der Tw war in etwa königsblau lackiert N. MÜLLER (2)<br />
endlich die Aufnahme des Regelbetriebes<br />
mit drei Triebwagen statt.<br />
Große Nachfrage!<br />
Aufgrund der regen Benützung musste<br />
schon 1898 ein vierter Wagen beschafft<br />
werden. <strong>Die</strong> bereits in der Anfangskonzession<br />
enthaltenen Linien vom Bahnhof nach<br />
Charmettes und Beauregard wurden am 14.<br />
Juni 1900 gleichzeitig mit zwei zusätzlichen<br />
Triebwagen in Betrieb genommen. <strong>Die</strong> provisorische<br />
Einstellhalle beim Bahnhof wurde<br />
durch ein geräumigeres Depot bei der<br />
Kirche Notre Dame ersetzt.<br />
Ab 1904/05 verstärkten zwei weitere<br />
neue Triebwagen den Fuhrpark. 1912 erfolgte<br />
die Inbetriebnahme der Abzweigung<br />
von Tilleul nach dem Friedhof und 1913<br />
diejenige von St. Léonard nach Pont de<br />
Grandfey. <strong>Die</strong>se Linien konnten nur mit<br />
starker finanzieller Beteiligung der Stadt Fribourg<br />
und der betroffenen Gemeinden erstellt<br />
werden. <strong>Die</strong> Erweiterung erforderte<br />
auch die Inbetriebnahme von zusätzlichen<br />
fünf Triebwagen. Damit erreicht der Rollmaterialbestand<br />
seinen maximalen Umfang<br />
– bis zur Einstellung des Betriebes erfuhr er<br />
übrigens keine Änderung mehr!<br />
Pläne zur Netzvergrößerung<br />
<strong>Die</strong> Linie nach Grandfey war ursprünglich<br />
als erstes Teilstück für ein Überlandnetz vorgesehen,<br />
der Kriegsausbruch 1914 und die<br />
anschließende Wirtschaftskrise verhinderten<br />
jedoch dessen Realisierung. 1924 konnte<br />
das neue Depot Perolles mit wesentlich<br />
besseren Platzverhältnissen bezogen werden.<br />
Das alte Depot wurde an die Stadt verkauft<br />
und existiert – im Gegensatz zum Depot<br />
Perolles – heute noch. Im gleichen Jahre<br />
konnte, nach dem Ersatz der alten Hängebrücke<br />
durch die neue Zähringerbrücke, die<br />
Linie von Pont Suspendu über die Saane<br />
(Sarine) bis nach Schoenberg verlängert<br />
werden.<br />
<strong>Die</strong> letzte Netzergänzung zwischen Beauregard<br />
und Vignettaz wurde im Rahmen eines<br />
Arbeitslosenprogramms erstellt und<br />
Liniennetz der <strong>Straßenbahn</strong><br />
Freiburg/Fribourg<br />
SLG. N. MÜLLER<br />
Zahlen & Daten: Fribourg<br />
Eröffnung: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29.07.1897<br />
Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.000 mm<br />
größte Netzlänge: . . . . . . 6,78 km (1936–1951)<br />
Maximalsteigung: . . . . . . . . . . . . . . 9,3 Prozent<br />
max. Linienzahl: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
ursprünglich alle mit Ausgangspunkt Tilleul<br />
ab 1958: noch eine durchgehende Linie<br />
Charmettes – Cimetière<br />
Rollmaterial: . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Triebwagen<br />
(bis zur Betriebseinstellung im Bestand)<br />
Einstellung:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31.03.1965<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
69
Geschichte<br />
OBEN Der 1913 von<br />
der Schweizerischen<br />
Wagonsfabrik AG in<br />
Schlieren (SWS) gebaute<br />
Triebwagen<br />
Nr. 11 hat die Haltestelle<br />
Place Georges<br />
Python erreicht<br />
N. MÜLLER (4)<br />
In das Anfang der 1990er-Jahre abgebrochene Depot Perolles wurden einst auch Trolleybusse<br />
eingestellt. Ursprünglich handelte es sich bei dem Gebäude um ein Sägewerk<br />
Der Tw Nr. 11 ist hier unterwegs auf der Linie nach Pont Grandfey. <strong>Die</strong> vor 1958 angefertigte<br />
Aufnahme entstand von der parallelführenden Eisenbahnlinie Bern – Fribourg SLG. N. MÜLLER<br />
1936 in Betrieb genommen. Damit erreichte<br />
das Netz seine Maximalausdehnung von<br />
6,78 Kilometer. Zwischen 1911 bis 1938<br />
wurde auch die Achse Charmettes – Tilleul<br />
etappenweise zweigleisig ausgebaut. Von<br />
einer weiteren Ausdehnung des Netzes<br />
nahm man ab 1936 Abstand, vielmehr beabsichtigte<br />
man andere Traktionsmittel einzuführen<br />
und das Tram lediglich auf der<br />
Hauptachse Charmettes – St. Leonard beizubehalten.<br />
Von 1946 bis 1951 wurden deshalb<br />
auf dieser Strecke die Geleise nochmals<br />
erneuert.<br />
Der Stern des Trams sinkt<br />
Ab 1948 bis 1951 findet bereits ein Parallelbetrieb<br />
zwischen Vignettaz – Bahnhof –<br />
Place Python via Route des Alpes bis Tilleul<br />
mit Trolleybussen statt. 1951 werden die<br />
beiden Außenäste Vignettaz – Bahnhof und<br />
Tilleul – Schoenberg eingestellt und durch<br />
eine Trolleybuslinie mit der bereits erwähnten<br />
Verbindung durch die Innenstadt ersetzt.<br />
Das Jahr 1958 brachte aufgrund des<br />
schlechten Gleiszustandes das Ende für das<br />
Teilstück St. Leonard – Pont de Grandfey,<br />
70 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Schweiz: Fribourg<br />
Im Bereich der Haltestelle Tilleul sind die<br />
Gleise der <strong>Straßenbahn</strong> fast eben. Nur hier<br />
trafen während der Maximalausdehnung<br />
des Netzes alle fünf Linien zusammen<br />
eine Investition rechnete sich wegen<br />
der geringen Beförderungszahlen<br />
nicht.<br />
1961 fiel schlussendlich der<br />
Entscheid, die letzte Linie auf<br />
Trolleybus umzustellen. So verkehrte<br />
das Tram am 31. März<br />
1965 zum letzten Mal auf der<br />
verbliebenen Strecke Charmettes<br />
– Gare – Tilleul – St. Leonard –<br />
Cimetière.<br />
Das Rollmaterial des Trams<br />
Der Betrieb wurde mit drei 1897 von Rathgeber<br />
München gelieferten zweiachsigen<br />
Triebwagen mit den Nummern 1 bis 3 aufgenommen,<br />
die – wie damals üblich – über<br />
offenen Plattformen verfügten. Der Achsstand<br />
dieser Wagen betrug 1,55 Meter, die<br />
Gesamtlänge über Puffer 7,35 Meter und<br />
die Maximalbreite 1,97 Meter. <strong>Die</strong> Wagen<br />
waren mit Schienenmagnet-, Motor- und<br />
Handbremse ausgerüstet und verfügten<br />
über eine Motorleistung von 2 x 25 PS. Das<br />
Gesamtgewicht betrug 8.000 Kilogramm<br />
und offerierte 14 Sitz- und 18 Stehplätze.<br />
Das Untergestell des Triebwagens Nr. 1 garantierte<br />
mit seinem Achsstand von 1,55 Metern<br />
ein „herrlich schlingerndes“ Fahrgefühl!<br />
Der 1898 von Rathgeber nachgelieferte Wagen<br />
Nr. 4 war von identischer Ausführung.<br />
<strong>Die</strong> Wagen 5 und 6 wurden 1900 von der<br />
Schweizerischen Wagonsfabrik in Schlieren<br />
ebenfalls in praktisch unveränderter Ausführung<br />
geliefert, nur das Gewicht stieg auf<br />
8.500 Kilogramm. 1904 wurden der Wagen<br />
Nr. 7 und 1905 der Wagen Nr. 8 in gleicher<br />
Version von Rathgeber München nachgeliefert,<br />
einzig der Achstand wurde nun bei<br />
diesen zwei Fahrzeugen auf 1,65 Meter verlängert<br />
und das Gewicht erhöhte<br />
sich erneut (vermutlich wegen nötiger<br />
Verstärkung einiger konstruktiven<br />
Details) auf 9.000 Kilogramm.<br />
Neue Wagen im Jahr 1913<br />
Mit den Linien zum Friedhof und<br />
nach Pont de Grandfey wurden die<br />
Wagen 9 bis 13 im Jahre 1913 in<br />
Betrieb genommen. Sie waren von<br />
wesentlich modernerer Bauart<br />
(ähnlich Neuenburg) und wurden erneut<br />
von der Schweizerischen Wagonsfabrik AG<br />
in Schlie ren geliefert. <strong>Die</strong> Motorenleistung<br />
wurde auf 2 x 50 PS angehoben, die Gesamtlänge<br />
betrug 9,2 Meter, die Maximalbreite<br />
2,0 Meter und das Gesamtgewicht<br />
stieg auf 11.700 Kilogramm. <strong>Die</strong> für alle<br />
bisherigen Fahrzeuge zulässige Höchstgeschwindigkeit<br />
von 30 km/h wurde bei diesen<br />
Wagen auf 35 km/h angehoben. <strong>Die</strong><br />
elektrische Ausrüstung stammte, wie übrigens<br />
auch bei allen übrigen Wagen, von der<br />
SA. des Ateliers de Sécheron in Genf. <strong>Die</strong>se<br />
Serie hatte ein Fassungsvermögen von<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
71
Geschichte<br />
Eine Haltestelle mit<br />
Verpflegung! Abzweigung<br />
Murtengasse/Route<br />
de<br />
Grandfey. Der Triebwagen<br />
fährt hier<br />
vor 1958 als Linie<br />
Nr. 5 nach Pont de<br />
Grandfey. Das gerade<br />
Gleis führt durch<br />
die Bahnunterführung<br />
nach Cimetière<br />
(Linie 3)<br />
SLG. N. MÜLLER (2)<br />
Tw Nr. 5 (SWS 1905) vor 1924 an der ehemaligen Endstelle Pont Suspendu. Im Vordergrund die<br />
Tragseile der damaligen Hängebrücke. Seit 1924 ersetzt eine Steinbrücke die Hängebrücke<br />
18 Sitz- und 27 Stehplätzen. Es war die letzte<br />
Rollmaterialergänzung bis zur Einstellung<br />
des Betriebes im Jahre 1965!<br />
Kaum Umbauten an Wagen<br />
Umbauten bei den Fahrzeugen wurden praktisch<br />
während der ganzen Betriebszeit keine<br />
vorgenommen, ausgenommen das Verschließen<br />
der Plattformen bei den Wa gen 1 bis 8,<br />
was in den Jahren 1904 bis 1909 ausgeführt<br />
wurde. Je nach Zeitpunkt des Umbaus wurden<br />
die Plattformverkleidungen jeweils in<br />
voneinander abweichenden „Stilen“ ausgeführt,<br />
was den Wagen, trotz ursprünglich<br />
gleicher Bauart, sehr verschiedene Aspekte<br />
gab. Ab 1929 werden auch alle Wagen sukzessiv<br />
mit einer Sicherheitsausrüstung für<br />
Einmannbetrieb ausgerüstet, da zu gewissen<br />
Zeiten die Benützerfrequenzen auf den Außenlinien<br />
sehr zu wünschen übrig ließen.<br />
Dazu wurden die Kontroller so umgebaut,<br />
dass beim Loslassen der Kommandokurbel<br />
in Fahrstellung, diese sofort auf die letzte,<br />
bzw. stärkste Bremsposition (inklusive Magnetschienenbremse!)<br />
zurücksprang. <strong>Die</strong>se<br />
Aktion konnte nur durch Niederdrücken<br />
und gleichzeitiger Rückstellung auf die Nullposition<br />
rückgängig gemacht werden.<br />
Nach Einstellung des Betriebes wurden<br />
acht Wagen aufgrund ihres damals schon<br />
Was ist von der<br />
<strong>Straßenbahn</strong> geblieben?<br />
Knapp 25 Jahre nach der Einstellung des Trams<br />
wurde Ende 1989 der Tramwayclub Freiburg gegründet.<br />
Er zählt aktuell über 50 Mitglieder. Ziel<br />
der <strong>Straßenbahn</strong>freunde war z.B. die Restaurierung<br />
des in Fribourg gebliebenen Triebwagens Nr.<br />
10. Da dessen Zustand zu schlecht war, zerlegten<br />
ihn die <strong>Straßenbahn</strong>freunde 2010. An seiner Stelle<br />
wird nun der Tw 9 restauriert. Er wird heute im<br />
ehemaligen Depot im Burgquartier präsentiert,<br />
welches nach seiner Umfunktionierung zur Autogarage<br />
zum Museum umgebaut wurde. Dort<br />
werden heute auch eine Menge von Objekten,<br />
Archivalien und Fotografien präsentiert – siehe<br />
www.fritram.org/de.<br />
Erhaltene <strong>Straßenbahn</strong>wagen:<br />
Tw 1 Rathgeber/SAAS Paris, Musée des<br />
1897 transports urbains, interurbains<br />
et ruraux<br />
Tw 4 Rathgeber/SAAS <strong>Straßenbahn</strong>museum<br />
1897 Detroit<br />
Tw 5 SWS/SAAS zunächst AMUTRA,<br />
1900 Brüssel – heute AMIT-<br />
RAM, Lille<br />
Tw 7 Rathgeber/SAAS Museumsbahn<br />
1904 Blonay – Chamby<br />
Tw 9 SWS/SAAS 1913 seit 2010 Club du<br />
Tramway de Fribourg<br />
ziemlich musealen Aussehens in alle Welt<br />
zerstreut, heute sind davon noch fünf erhalten.<br />
NICOLAS MÜLLER<br />
Der Autor dankt Kurt Kull für die Überprüfung<br />
der Fotostandorte. Mehrere Farbaufnahmen<br />
von der <strong>Straßenbahn</strong> Fribourg<br />
sind u. a. im Beitrag von Jörg Zimmer im<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 9/2005 zu<br />
finden.<br />
72 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Fundstück des Monats<br />
FOLGE 6<br />
Chemnitz<br />
Sonnenberg<br />
In Chemnitz werden heute noch zwei 925-mm-Triebwagen von Privatleuten genutzt, so auch der Tw 228 II neben der Gaststätte<br />
einer Gartensparte an der Hofer Straße<br />
M. BERGELT<br />
Karl Marx adé – Lenin olé?<br />
Seit 1990 trägt die Stadt Chemnitz wieder ihren angestammten Namen. In einer nach dem Kommu -<br />
nisten Fritz Heckert benannten Kleingartensparte am Sonnenberg gibt es jedoch auch noch einen<br />
1929 in Bautzen gebauten LHB-Triebwagen mit der Zielanzeige „Leninstraße“ …<br />
Wer nach Zeitzeugen des legendären Chemnitzer<br />
925-mm-Schmalspurnetzes sucht,<br />
denkt natürlich sofort an das <strong>Straßenbahn</strong>museum<br />
im ehemaligen Betriebshof Kappel.<br />
Jedoch gibt es auch noch anderswo das ein<br />
oder andere sehenswerte Relikt, das die Herzen<br />
von <strong>Straßenbahn</strong>freunden höher schlagen<br />
lässt. So befindet sich auf dem Gelände<br />
des Kleingärtnervereins „Fritz Heckert“ e.V.<br />
nahe der Hofer Straße im Chemnitzer Stadtteil<br />
Sonnenberg der 1929 von LHB in Bautzen<br />
gefertigte Triebwagen 228 II (1975–1988<br />
als Tw 328 geführt). Er war bis zur Einstellung<br />
der letzten Chemnitzer Schmalspurstrecke<br />
(Linie 3 nach Rottluff) im November<br />
1988 im Einsatz und wurde am 25. Juli<br />
1989 vom Betriebshof Altendorf an seinen<br />
jetzigen Standort transportiert.<br />
Nach nunmehr fast 24 Jahren im Freien<br />
hat der Zahn der Zeit trotz guter Pflege an<br />
dem Fahrzeug genagt. <strong>Die</strong> Zielanzeige erinnert<br />
mit „Linie 9 Betriebshof Leninstraße“<br />
an die am 16. November 1975 eingestellte<br />
Strecke zwischen Schule Hilbersdorf und<br />
Schillerplatz. Der nur wenige Gehminuten<br />
entfernte Betriebshof Leninstraße (heutige<br />
Heinrich-Schütz-Straße, ursprünglich Planitzstraße)<br />
war der einstmals größte Betriebshof<br />
des Schmalspurnetzes. Nachdem<br />
er ab 1976 nicht mehr ans Gleisnetz angebunden<br />
war, diente er der NVK/CVAG noch<br />
bis 1995 als Busdepot und -werkstatt.<br />
Wer dem Triebwagen einen Besuch abstatten<br />
möchte, erreicht diesen mit der Buslinie<br />
51 (Haltestelle Hofer Straße) oder 31<br />
(Haltestelle Humboldtplatz). Das „Objekt<br />
der Begierde“ steht dann etwas südwestlich<br />
der Kreuzung Hofer Straße/Humboldstraße<br />
an der Vereinsgaststätte der Gartenanlage.<br />
MARKUS BERGELT/AM<br />
Infos & Daten Tw 228 II<br />
Baujahr: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1929<br />
Hersteller: . . . . . . . . . . . LHB, Werk Bautzen/AEG<br />
Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 925 mm<br />
Wagenbreite:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2100 mm<br />
Wagenhöhe: . . . . . . . . . . . . . . 3.380 mm (Dach)<br />
Eigenmasse: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15,4 t<br />
Fahrschalter: . . . . . . SSW-Nockenschalter OF 54<br />
Sitz-/Stehplätze: . . . . . . . . . . 22 (Querbänke)/38<br />
Länge über Puffer: . . . . . . . . . . . . . . 10.294 mm<br />
Achsabstand: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.800 mm<br />
Stundenleistung: . . . . . . . . . . . . . . . 2 x 47,8 kW<br />
Bremsen: . . . . . . Elektrische Kurzschlussbremse,<br />
Handbremse, Schienenbremse<br />
Betriebsnummern: . ab 1929: 228; ab 1975: 328<br />
Ausmusterung:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1988<br />
1989 an Kleingärtnerverein „Fritz Heckert“<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
71
■ Miniatur-Nahverkehr: Anlagen, Fahrzeuge, Tipps und Neuheiten<br />
2 Tage * für die<br />
Modell- Tram<br />
Kleine Bahn<br />
Ganz Groß<br />
10. Internationale Modell <strong>Straßenbahn</strong> Ausstellung<br />
* und eine Nacht<br />
Druck: cdt-werbedruck.de<br />
Kleine Bahn ganz groß. Teil 2<br />
■ Bis nach Mitternacht strömten<br />
die Besucher in die Chemnitzer<br />
Bushalle, wo ihnen von 48 Ausstellern<br />
Trammodelle aller Größen gezeigt wurden<br />
25. - 26.05.2013<br />
Samstag 13:00 - 01:00 Uhr<br />
Sonntag 12:00 - 16:00 Uhr<br />
ab 18:00 Uhr als besonderes Angebot zur 14. Chemnitzer Museumsnacht<br />
im CVAG Omnibusbetriebshof<br />
Chemnitz, Werner-Seelenbinder-Straße<br />
Bus-Shuttleverkehr im 30-min-Takt ab Hauptbahnhof über Zentralhalteste le<br />
Als sich am ersten Ausstellungstag<br />
um 13 Uhr die<br />
Türen öffneten und die<br />
Zuschauer gleich in großen<br />
Scharen in die zur Modelltramschau<br />
umfunktionierten Bushalle der Chemnitzer<br />
Verkehrs-AG strömten, waren<br />
manche Aussteller eigentlich noch<br />
gar nicht bereit für solch ein geballtes<br />
Interesse. Auch Johannes Puchta<br />
aus Plauen lief noch hecktisch neben<br />
seinem silbergrauen Cityrider her.<br />
Das gewaltige Trammodell im Maßstab<br />
1:10 war nicht willens, das rund<br />
40 Meter lange, in der Hallenmitte<br />
aufgebaute Gleisrondell ohne Stottern<br />
zu befahren. Mit jeweils einem<br />
gezielten Strahl Kontaktspray aus<br />
der Dose rückte Puchta schließlich<br />
den ungewollten Widerständen an<br />
Das große Depot der „Modellstraßenbahn Hamburg“ (gr. Foto) ist so<br />
breit, dass es auf zwei Module aufgeteilt werden musste. Das Teil ist<br />
dem HHA-Betriebshof Lehmweg nachempfunden. Stefan Klerk setzt von<br />
hier aus seine Fahrzeuge ein. Ein eigenes Modul besitzt er nicht. Ein<br />
Stück DDR zur Nachwendezeit stellt dagegen das Modul „Brauerei“ (kl.<br />
Foto) dar. Der durchfahrende Tram-Oldtimer kommt aber aus Hamburg<br />
OLGA BANDELOWA (12)<br />
74 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8|2013
Anlagenbau<br />
Hier stoßen die „Nürnberger“ H0-Module zweier Erbauer aneinander: vorne mit den markanten, aber noch unfertigen Bäumen der Berliner Platz<br />
in Stuttgart von Johannes Keller-Harmsen, hinten Tobias Ruschels Umsetzung der 1984 stillgelegten Nürnberger Endschleife Gustav-Adolf-Straße.<br />
Beide Module verfügen über zum Teil komplett gefrästes Selbstbaugleis und Gebäude, die größenrichtig nach realen Vorbildern gefertigt wurden<br />
den Fahrdrahtbefestigungen der Leitungsmasten<br />
zu Leibe. Danach lief‘s<br />
auch bei dem Vogtländer endlich<br />
rund und seine beiden von der ganzen<br />
Familie in monatelangem Einsatz<br />
selbstgebauten Triebwagen konnten<br />
dem staunenden Publikum fahrend<br />
vorgeführt werden.<br />
Auch Tobias Ruschel aus Nürnberg<br />
und Johannes Keller-Harmsen aus<br />
dem hessischen Petersberg hatten<br />
sich mit anderen zu einer gemeinschaftlichen<br />
Ausstellungsanlage zusammengefunden.<br />
„Unsere Module<br />
haben Übergänge nach der Norm<br />
vom Modulbau Nürnberg“, erklärt<br />
Ruschel. Auf dieser Anlage wird<br />
ausschließlich digital mit Loconet<br />
gefahren. Jeder steuert so seine eigene<br />
Bahn. „Wenn wir Zeit haben,<br />
Hanseatische Trammotive<br />
Einige Nummern kleiner ging es<br />
dagegen bei Stefan Klerk und den<br />
anderen Mitgliedern der „Modellstraßenbahn<br />
Hamburg“ zu. Sie hatten<br />
14 Module mitgebracht und zu<br />
einer großen Anlage aufgebaut, die<br />
vorwiegend hanseatische Motive im<br />
Maßstab 1:87 zeigte. Bei diesen Modellstraßenbahnern<br />
gibt es keine Vereinsanlage,<br />
sondern alle Teile sind im<br />
Privatbesitz der einzelnen Mitglieder.<br />
Für große Bauvorhaben tun sich aber<br />
auch schon mal mehrere Hobbyfreunde<br />
zusammen, um gemeinsam<br />
ein neues Teil zu verwirklichen.<br />
Oben: Ob er wohl fährt? Johannes Puchta kämpfte anfänglich mit Kontaktproblemen, die seinen Cityrider stottern<br />
ließen. Beim Vorbild hat dieser Tramtyp vom Hersteller Heiterblick auch noch immer Anlaufschwierigkeiten.<br />
Unten: Vom slowakischen Kleinhersteller Yozo stammen die H0-Modelle der T3-Tatra, die René Felgentreu<br />
aus Berlin zu einem Prager Fahrschulzug verarbeitete.Yozo liefert die Bausätze unlackiert und ohne Antrieb<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8|2013 75
<strong>Straßenbahn</strong> im Modell<br />
Mit vier H0-Trammodulen war Hans-Martin Schmid aus Nürnberg nach Chemnitz gekommen.<br />
<strong>Die</strong> großzügige Haltestelle gehört zu seinem Doppelmodul „Klinikum“. Im links anschließenden<br />
Modul „Eigenes Heim“ (kl. Foto) fällt die realistische Überhöhung der 90-Grad-Kurve auf<br />
fahren wir auch nach Fahrplan“,<br />
ergänzt er. Nach der gleichen Norm<br />
baut auch Hans-Martin Schmid seine<br />
Module. Für die Fahrzeugauswahl<br />
gilt aber keine fränkische Norm. „Wir<br />
fahren auf unseren H0m- und H0-<br />
Strecken, was der Markt so bietet“,<br />
sagt Schmid. Vom Wiener E 1 bis zum<br />
Eigenbau-Tatzelwurm war bei den<br />
„Nürnbergern“, die auch aus Fulda<br />
und Stuttgart kommen, tatsächlich<br />
alles zu sehen.<br />
Auch die Modellbahnfreunde Karlsruhe<br />
(MEK) und die Modellgruppe<br />
Südwest (MGS) hatten sich zu einer<br />
gemeinsamen Ausstellungsanlage<br />
zusammengefunden. <strong>Die</strong> Mitglieder<br />
des MEK bauen seit vielen Jahren die<br />
Albtalbahn in H0 nach, beim MGS<br />
ist das Karlsruher Modell mit seinem<br />
gemeinsamen Verkehr von Tram und<br />
Bahn auf einem Gleis das Thema. <strong>Die</strong><br />
acht MGS-Mitglieder sind junge Hobbyfreunde<br />
aus dem Raum Karlsruhe.<br />
„Wir arbeiten mit Unterstützung des<br />
MEK an unseren Modulen, helfen<br />
aber auch bei deren Anlagenteilen“,<br />
berichtet Daniel Hübner von der Südwestgruppe,<br />
die im Gegensatz zum<br />
MEK kein eingetragener Verein ist.<br />
Auf dem MGS-Anlagenteil mit seinem<br />
kombinierten aus Betrieb Straßen-<br />
<strong>Die</strong>ser Teil der gemeinsamen Ausstellungsanlage von MGS und MEK gehört<br />
Mitgliedern der Modellgruppe Südwest. Am Stellpult regelt Daniel<br />
Hübner den Verkehrsablauf. Auf dem MEK-Anlagenteil (gr. Foto) verlässt<br />
eine Bistrotram (Neumeister-Eigenbau) den Bahnhof Bad Herrenalb<br />
Auf einem Roco-Fahrwerk baute Ingbert Neumeister das Messingmodell<br />
des Stadtbahnwagens „Rizzi-Bahn“. Bei der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft<br />
wurde das Original von US-Künstler James Rizzi lackiert. Das Modell erhielt<br />
das perfekte Aussehen mittels selbst gedruckter Schiebebilder<br />
76 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8|2013
Anlagenbau<br />
Eines der kleinsten Module der Modellstraßenbahn Hamburg ist dieses mit der Polizeiwache. Es tarnt das Ende der funktionslosen Hochbahn<br />
bahn und Eisenbahn wird analog und<br />
digital gefahren. Ein Oberleitungsbetrieb<br />
ist bisher noch nicht möglich,<br />
hierfür nötige Vorbereitungen sind<br />
aber schon weit fortgeschritten.<br />
TW 3000 aus der Restekiste<br />
So wie Johannes Puchta zeigte auch<br />
Wolfgang Mönch auf dem Stand<br />
der IG Modellstraßenbahn Hannover<br />
ein Modell, dessen Vorbild es noch<br />
gar nicht gibt. <strong>Die</strong> neue Üstra-Baureihe<br />
TW 3000 lässt beim Vorbild noch<br />
auf sich warten, bei Mönch drehte<br />
sie schon ihre Runden. <strong>Die</strong> Wagenkästen<br />
hat er aus den Gehäuseresten<br />
einiger TW-2000-Modelle zusammengesetzt.<br />
„Daher gibt es auch<br />
kleine Abweichnungen“, sagt Mönch<br />
entschuldigend. Nach Versuchen mit<br />
nur einem Antrieb hat er schließlich<br />
beide Fahrzeughälten motorisiert.<br />
<strong>Die</strong> Stromaufnahme erfolgt über alle<br />
Drehgestelle. <strong>Die</strong>ses Antriebskonzept<br />
wird auch das Serienmodell erhalten,<br />
das bei Halling in der Planung ist.<br />
Beim Vorbild in Hannover noch Zukunftsmusik, bei Wolfgang Mönch<br />
aber als H0-Eigenbau schon in Betrieb – der neue TW 3000 der Üstra. Das<br />
Modell entstand aus der Restekiste und kommt dem Original sehr nahe<br />
Auch als es dämmerte, ging der erste<br />
Tag für die 48 Aussteller noch nicht<br />
zuende. Wegen fehlender Oberlichter<br />
war in der recht düsteren Bushalle<br />
von der einbrechenden Dunkelheit<br />
ohnehin kaum etwas zu merken<br />
– und neue Besucher kamen trotz<br />
vorgerückter Stunde weiterhin in den<br />
normalerweise 24 Gelenkbusse beherbergenden<br />
Flachbau. Bis früh um<br />
1 Uhr war „Kleine Bahn ganz groß“<br />
Teil der Chemnitzer Museumsnacht.<br />
Wer die schöne Ausstellung nicht<br />
selbst besuchen konnte, sollte mal<br />
bei Youtube im Internet suchen, da<br />
kann man inzwischen kleine Videos<br />
von der Veranstaltung sehen. Und<br />
nächstes Jahr gibt es ja wieder ein<br />
„Kleine Bahn ganz groß“ – dann in<br />
Plauen. JENS-OLAF GRIESE-BANDELOW<br />
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<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8|2013 77
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: redaktion@geramond.de<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />
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Zu „Das besondere Bild“<br />
(SM 6/13)<br />
Budapest: Trauerkränze<br />
kamen immer mit Tram<br />
In meiner damaligen Heimatstadt<br />
Budapest war es damals üblich, in den<br />
Blumengeschäften bestellte und dort gefertigte<br />
Trauerkränze per <strong>Straßenbahn</strong> in<br />
die Friedhöfe zu transportieren. <strong>Die</strong> Blumengeschäfte<br />
waren noch nicht mobil,<br />
deshalb wurden die Trauerkränze mit Hilfe<br />
eines „S-Hakens“ vorn, wo die Richtungsschilder<br />
eingesteckt waren, befestigt.<br />
Der Kranz auf dem Bild musste noch<br />
einmal auf die Linie 59 „umsteigen“, um<br />
in den Friedhof Farkasrét zu gelangen. So<br />
„geschmückte“ <strong>Straßenbahn</strong>en waren<br />
damals tagtäglich auf den Straßen von<br />
Budapest zu sehen.<br />
Übrigens: <strong>Die</strong> Szabadság-Brücke wurde<br />
2007/08 generalsaniert, wobei u. a.<br />
das ursprüngliche Geländer, die gusseisernen<br />
Kandelaber, aber auch andere<br />
Schmuckelemente wieder hergestellt<br />
wurden.<br />
Peter Gombar, Grafing bei München<br />
Zu „Abschied auf Raten“<br />
(SM 7/2013)<br />
Noch vier Tatra-KD4Dt<br />
im Bestand<br />
In dem interessanten Bericht ist Ihnen<br />
in der Tabelle auf Seite 47 ein Fehler unterlaufen.<br />
Sie schreiben, dass in Berlin<br />
sämtliche Wagen vom Typ KT4Dt abgestellt<br />
seien. <strong>Die</strong>se möchte ich hiermit berichtigen:<br />
Bei den Berliner Verkehrsbetrieben<br />
(BVG) sind derzeit noch vier solche<br />
Fahrzeuge im Fahrgastbetrieb unterwegs.<br />
Es handelt sich hierbei um die Wagen<br />
7016, 7057, 7058 und 7087. <strong>Die</strong>se Wagen<br />
haben ihren Fristablauf erst im Juni<br />
und Juli 2014 und werden somit noch einige<br />
Zeit zur Verfügung stehen.<br />
<strong>Die</strong> Wagen 7057 und 7087 sind im<br />
Betriebshof Weißensee stationiert und<br />
fahren meist als Doppeltraktion auf der<br />
Linie M4. <strong>Die</strong> Wagen 7016 und 7058<br />
sind im Betriebshof Lichtenberg stationiert<br />
und fahren meist als Solowagen auf<br />
der Linie 21, fuhren allerdings auch<br />
schon als Doppeltraktion auf der M5.<br />
Zum 30. April 2013 waren mit den<br />
Wagen 7005 und 7008 auf der SL 21 sogar<br />
noch zwei weitere KT4Dt im Plandienst,<br />
die dann aber zum 4. bzw. 11.<br />
Mai abgestellt wurden.<br />
Christian Scheidt, Berlin<br />
Identischen Inhalts gingen auch mehrere<br />
andere Leserbriefe in der Redaktion ein.<br />
Ergänzend schrieb Randolf Jaentsch aus<br />
Berlin:<br />
Betreffend der T6A2mod und<br />
B6A2mod – es sind noch etliche Wagen<br />
auf einigen Betriebshöfen (z.B. Marzahn<br />
und Nalepastr.) abgestellt. Nach Beobachtungen<br />
(nicht vollständig) waren dies<br />
in Marzahn im April 2013 die Wagen<br />
5135, 5137, 5141, 5143, 5152, 5157,<br />
5163, 5168, 5169, 5174, 5502, 5505,<br />
5507, 5510, 5512, 5528, 5537 und<br />
5550 sowie an der Nalepastraße im Juni<br />
2013 die Wagen 5151, 5509, 5520,<br />
5523, 5526, 5556 und 5559. Es sind<br />
noch einige Fahrzeuge mehr, die aber<br />
versteckt stehen und für Außenstehende<br />
unzugänglich sind. In Niederschönhausen<br />
stehen vermutlich ebenfalls noch einige<br />
Fahrzeuge.<br />
Am 22. Juni fotografierte Randolf Jaentsch den KT4Dt 7057 auf der Linie<br />
M4 Prerower Platz. Seine Untersuchungsfrist läuft am 13. Juli 2014 ab<br />
Auch in Neunkirchen<br />
selbst<br />
ist einer der in<br />
Esslingen<br />
gebauten GT4<br />
erhalten<br />
geblieben<br />
J. SEIDEL<br />
Zu „Reicht die Lobbyarbeit für<br />
Trams?“ (SM 5/13)<br />
<strong>Straßenbahn</strong> rechnet<br />
sich eher langfristig<br />
<strong>Die</strong> Antwort lautet für mich nein! Warum?<br />
Vielleicht ist dieses Ergebnis von der<br />
Stadt durchaus gewollt worden. Von denjenigen,<br />
die in den proppevollen Bussen<br />
fahren dürfen, haben bestimmt etliche für<br />
die <strong>Straßenbahn</strong> gestimmt. Ein Großteil<br />
der Bürger bzw. Studenten durfte wahrscheinlich<br />
gar nicht abstimmen, weil sie<br />
nur Mitbürger auf Zeit in dieser Stadt<br />
sind. Warum sollen Bürger am anderen<br />
Ende der Stadt für die <strong>Straßenbahn</strong> sein,<br />
wenn sie auf Jahre hinaus keinen Vorteil,<br />
sondern momentan nur die Kosten von<br />
dem Verkehrsmittel zu erwarten haben?<br />
Bis die Vorteile des zweifellos vernünftigen<br />
Verkehrsmittels zum Tragen kommen,<br />
werden viele Jahrzehnte vergehen. Ein<br />
Schelm, der jetzt Böses dabei denkt.<br />
Zum Thema Lobbyarbeit hat sich in<br />
Augsburg in den 1970er-Jahren die Arbeitsgemeinschaft<br />
Nahverkehr Augsburg<br />
(ANA e.V.) gegründet. <strong>Die</strong> jahrelange<br />
Arbeit mit Seminaren, Ausstellungen,<br />
Besuchen bei anderen Betrieben und<br />
Mitwirkungen bei aktuellen Planungen<br />
hat sich bei Bürgern und Politikern erst in<br />
den 1990er-Jahren in Streckenerweiterungen<br />
und neuen Fahrzeugen bezahlt<br />
gemacht. Vor drei Jahren konnte so eine<br />
1960 stillgelegte Strecke wieder in Betriebe<br />
genommen werden. Wie viel Lobbyarbeit<br />
der ANA zugeschrieben werden<br />
können, lässt sich natürlich nicht beziffern.<br />
In Aachen ist leider eine ganze Generation<br />
ohne Schienenverkehrsmittel<br />
aufgewachsen. Wer soll hier für ein Verkehrsmittel<br />
abstimmen, dessen Vorteile er<br />
nicht am einen Leib erfahren dürfte. <strong>Die</strong><br />
Politiker in Aachen haben sich hier sehr<br />
zweifelhaft aus der Affäre gezogen, zum<br />
Nachteil späterer Generationen. Schade.<br />
Karl H. Pfob, Augsburg<br />
Zu „Deutschlands Steilste“<br />
(SM 7/13)<br />
Fabelhafte Jugend -<br />
erinnerungen!<br />
Haben Sie vielen herzlichen Dank für<br />
diesen wunderbaren Beitrag über die<br />
Neunkircher <strong>Straßenbahn</strong>. Das sind für<br />
mich fabelhafte Jugenderinnerungen. Besonders<br />
gefreut hat es mich, die historischen<br />
Aufnahmen in dieser Abbildungsgröße<br />
zu finden. Aber auch die Fotos aus<br />
den siebziger Jahren gefallen mir gut und<br />
geben gut den damaligen Betrieb wieder.<br />
Neben den Fahrzeugen in Sehnde-<br />
Wehmingen bei Hannover ist übrigens<br />
auch in Neunkirchen selbst ein Wagen<br />
erhalten geblieben – der GT4 Nr. 4 auf<br />
dem Betriebsgelände der Neunkircher<br />
Verkehrs-AG.<br />
Schön ist außerdem, dass die Autoren<br />
mehrere im Buch vom Eisenbahn-Kurier<br />
veröffentlichte Fehler nicht übernommen<br />
haben – so die Länge der ersten <strong>Straßenbahn</strong>linie.<br />
Und meine Heimatstadt hatte<br />
bei Eröffnung der <strong>Straßenbahn</strong> eben<br />
noch kein Stadtrecht, entsprechend war<br />
es die Gemeindeverwaltung und kein<br />
Stadtrat, der von 1907 bis 1922 die <strong>Straßenbahn</strong><br />
leitete, wie im <strong>Straßenbahn</strong>-<br />
Magazin nun völlig richtig zu lesen ist ...<br />
J. Werner, per E-Mail<br />
78<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013
Berliner U-Bahn: Eine bunte Vielfalt …<br />
Machen Sie es sich auf Ihrem Sofa bequem und verschaffen<br />
Sie sich einen Überblick über die derzeit 173<br />
Berliner U-Bahnhöfe. <strong>Die</strong> Neuauflage des bereits vor elf<br />
Jahren erschienenen Buches ermöglicht es Ihnen, beginnend<br />
mit einer Seite Bahnhofsschilder zum Auftakt,<br />
gefolgt von einer sehr kurzen Einleitung zur Geschichte<br />
der U-Bahn. Sämtliche Bahnhöfe aller Linien werden jeweils<br />
wie Linienperlschnüre abgefahren und mit mindestens<br />
einem Bild kurz und prägnant gezeigt, so dass<br />
sich ein guter Überblick der Vielfalt des Berliner U-<br />
Bahnnetzes ergibt. Der Autor hat sein Augenmerk auf<br />
Besonderheiten gerichtet: Mal ist es die Deckenstruktur,<br />
die einen Bahnhof so besonders macht; mal sind es die<br />
Hintergleisflächen, mal die Pfeiler, mal die starke Krümmung<br />
das, was die Bahnhöfe ausmacht. Einige Eingänge<br />
und Aufzüge sind als Ergänzung zu sehen, manchmal<br />
auch etwas Kunst auf den Bahnhöfen oder ein<br />
wichtiges Bauwerk in seiner Umgebung.<br />
Viele der Bilder zeigen nahezu menschenleere<br />
Bahnsteige, Züge sind eher nicht im Fokus dieses Buches.<br />
So fällt das Auge des Betrachters ohne Ablenkung<br />
auf die Gestaltung der Bahnhöfe und ihre Besonderheiten.<br />
In einem sehr kurzen Text beschreibt der<br />
Autor die Charakteristika jeder Linie, ergänzt um die<br />
Eröffnungsdaten der einzelnen Abschnitte. Das Bahnhofsverzeichnis<br />
am Ende bietet eine alphabetische Auflistung<br />
aller Bahnhöfe von Adenauerplatz bis Zwickauer<br />
Damm mit allen Umbenennungen und<br />
Eröffnungsdaten und eignet sich zum unverzüglichen<br />
Auffinden der Seite, auf dem der jeweilige Bahnhof zu<br />
finden ist.<br />
Wenn Sie mehr über Berlins<br />
U-Bahn wissen möchten,<br />
müssten Sie sich allerdings<br />
vom Sofa erheben<br />
und entweder in weiterführende<br />
Literatur hineinsehen<br />
oder sich gar selbst in den<br />
Berliner Untergrund oder<br />
auf die Hochbahnviadukte<br />
begeben, denn das Durchblättern<br />
regt durchaus<br />
dazu an. Das Buch ist aktualisiert<br />
und die Aufnahmen sind von guter Qualität, sogar die<br />
künftigen Bahnhöfe der Verlängerung der U5 vom Alex<br />
aus in Richtung Westen zur U55 sind bereits als Visualisierungen<br />
vertreten. Der Autor beschreibt das Wesen der<br />
Berliner U-Bahn als eher facettenreich und historisch geprägt<br />
statt als uniform und langweilig; dies gilt auch für<br />
das vorliegende Buch aus der „schwarzen Reihe“ aus<br />
dem Robert Schwandl Verlag: Steigen Sie selbst mal<br />
(wieder) in die U-Bahn, um noch mehr aus der 111-jährigen<br />
Geschichte der U-Bahn zu entdecken. Wie üblich<br />
spricht Robert Schwandl ein internationales Publikum an,<br />
denn das Buch ist konsequent zweisprachig, deutsch und<br />
englisch, wenngleich die Texte insgesamt etwas knapp<br />
ausgefallen sind.<br />
BERNHARD KUSSMAGK<br />
Robert Schwandl: Berlin U-Bahn Album, 2. Auflage,<br />
160 Seiten, A5 hoch, mit ca. 420 Farbaufnahmen<br />
und einem Plan, Robert Schwandl Verlag<br />
Berlin 2013, ISBN 978-3-936573-39-8; 14,50 Euro<br />
Lesen<br />
Sie noch oder<br />
sammeln<br />
<br />
Sie schon?<br />
Lückenlose Bilderreise durch Kassel<br />
Innerhalb seiner Reihe „Auf Schienen unterwegs“ verlegte<br />
der Erfurter Sutton-Verlag im Frühjahr einen Bildband<br />
über die Kasseler <strong>Straßenbahn</strong>. Autor Ulrich Fröhberg<br />
(Jahrgang 1949) stellt darin innerhalb von acht<br />
Kapiteln die Entwicklung der Kasseler <strong>Straßenbahn</strong> von<br />
den Anfängen als Dampfbahn 1877 über die Aufnahme<br />
des elektrischen Betriebes 1898 bis zur heutigen Zeit<br />
vor. <strong>Die</strong> Herkulesbahn ist darunter ebenso zu finden wie<br />
Arbeitswagen und Betriebshöfe im Wandel der Jahrzehnte.<br />
Neben seinen eigenen Aufnahmen aus immerhin<br />
fünf Jahrzehnten sind auch Aufnahmen aus den Beständen<br />
des Stadtarchivs, der KVG sowie den Sammlungen<br />
anderer <strong>Straßenbahn</strong>freunde zum Abdruck gekommen.<br />
Damit ist es gelungen, ein nahezu lückenloses Bild über<br />
die Entwicklung der Tram in Kassel zu zeichnen!<br />
<strong>Die</strong> ausgewählten Illustrationen sind motivlich aussagekräftig<br />
und handwerklich fast immer gut, bei mehr<br />
als 100 Jahre alten Aufnahmen sind Abstriche selbstverständlich<br />
und akzeptabel.<br />
Besonders lobenswert sind außerdem die inhalts -<br />
reichen Bildunterschriften, die viele Zusatzinformationen<br />
enthalten. <strong>Die</strong> in dieser Buchreihe wie immer gefühlt<br />
viel zu kurzen Einführungstexte werden dadurch bestens<br />
ergänzt. <strong>Die</strong> von Hand gezeichneten Linienpläne<br />
entsprechend zwar nicht dem Stand der heutigen technischen<br />
Möglichkeiten – ihre Aussagekraft leidet darunter<br />
jedoch keinesfalls; schön, dass Autor und Verlag auf<br />
solche Zeichnungen wert gelegt haben.<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />
Schade ist, dass der<br />
Verlag dem Autor nur einen<br />
kleinen Farbteil zubilligte.<br />
<strong>Die</strong> darin veröffentlichten<br />
Aufnahmen<br />
stammen aus immerhin<br />
fünf Jahrzehnten und<br />
sind technisch gut wiedergegeben.<br />
Zahlreiche<br />
Aufnahmen aus der<br />
heutigen Zeit lediglich<br />
in Schwarzweiß zu betrachten,<br />
empfindet der Rezensent hingegen als anachronistisch<br />
– aber scheinbar erreicht der Verlag nur so<br />
das gewünschte Verhältnis zwischen Druckkosten, Gewinnspanne<br />
und Verkaufspreis? Letzterer ist mit knapp<br />
20 Euro für eine Broschur mit lediglich 15 Farbseiten als<br />
eher hoch einzustufen. <strong>Die</strong> Fülle an Informationen und<br />
Aufnahmen rechtfertigt dennoch für jeden <strong>Straßenbahn</strong>freund<br />
den Kauf dieses Buches. Wer sich in die oftmals<br />
völlig unbekannten Motive vertieft, wird den Erwerb<br />
des Bildbandes keinesfalls bereuen – ganz egal,<br />
ob man Kassel kaum kennt – oder bestens mit allen<br />
Örtlichkeiten vertraut ist.<br />
ANDRÉ MARKS<br />
Ulrich Fröhberg: <strong>Die</strong> Kasseler <strong>Straßenbahn</strong>, 144<br />
Seiten, 16,5 x 23,5 cm, Broschur, mit 30 Farb- und<br />
228 Schwarzweißaufnahmen, Sutton-Verlag Erfurt<br />
2013, ISBN: 978-3-95400-186-6; 19,95 Euro<br />
<strong>Die</strong>se hochwertigen Acryl-Sammelkassetten<br />
helfen Ihnen, Ihre <strong>STRASSENBAHN</strong>-<br />
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(14 Cent/Minute von 8-18 Uhr)
Literatur · Händlerverzeichnis · Impressum<br />
Nummer 286 • 8/2013 • August • 44. Jahrgang<br />
80<br />
Termine<br />
In diesen Fachgeschäften erhalten Sie das <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />
Postleitzahlgebiet 0<br />
Thalia-Buchhandlung, 02625 Bautzen,<br />
Kornmarkt 7 · Fachbuchhandlung<br />
Hermann Sack, 04107 Leipzig,<br />
Harkortstr. 7<br />
Postleitzahlgebiet 1<br />
Schweitzer Sortiment, 10117 Berlin,<br />
Französische Str. 13/14 · Loko Motive<br />
Fachbuchhandlung, 10777 Berlin,<br />
Regensburger Str. 25 · Modellbahnen<br />
& Spielwaren Michael Turberg, 10789<br />
Berlin, Lietzenburger Str. 51 · Buchhandlung<br />
Flügelrad, 10963 Berlin,<br />
Stresemannstr. 107 · Modellbahn-<br />
Pietsch, 12105 Berlin, Prühßstr. 34<br />
Postleitzahlgebiet 2<br />
Roland Modellbahnstudio,<br />
28217 Bremen, Wartburgstr. 59<br />
Postleitzahlgebiet 3<br />
Buchhandlung Decius, 30159 Hannover,<br />
Marktstr. 52 · Train & Play, 30159<br />
Hannover, Breite Str. 7 · Pfankuch<br />
Buch, 38023 Braunschweig, Postfach<br />
3360 · Pfankuch Buch, Kleine Burg<br />
10, 38100 Braunschweig<br />
Postleitzahlgebiet 4<br />
Menzels Lokschuppen, 40217 Düsseldorf,<br />
Friedrichstr. 6 · Goethe-Buchhandlung,<br />
40549 Düsseldorf, Will -<br />
stätterstr. 15 · Modellbahnladen Hilden,<br />
Hofstr. 12, 40723 Hilden · Fach -<br />
buchhandlung Jürgen Donat, 47058<br />
Duis burg, Ottilienplatz 6<br />
Postleitzahlgebiet 5<br />
Technische Spielwaren Karin Lindenberg,<br />
50676 Köln, Blaubach 6-8 ·<br />
Modellbahn-Center Hünerbein, 52062<br />
Aachen, Augustinergasse 14 · Mayersche<br />
Buchhandlung, 52064 Aachen,<br />
Matthiashofstr. 28-30 · Buchhandlung<br />
Karl Kersting, 58095 Hagen, Berg -<br />
str. 78<br />
Postleitzahlgebiet 6<br />
Kerst & Schweitzer, 60486 Frankfurt,<br />
Solmsstr. 75<br />
Postleitzahlgebiet 7<br />
Stuttgarter Eisenbahn-u.Verkehrsparadies,<br />
70176 Stuttgart, Leuschnerstr. 35<br />
· Buchhandlung Wilhelm Messerschmidt,<br />
70193 Stuttgart, Schwabstr.<br />
96 · Buchhandlung Albert Müller,<br />
70597 Stutt gart, Epplestr. 19C · Eisen -<br />
bahn-Treffpunkt Schweickhardt,<br />
71334 Waiblingen, Biegelwiesenstr.<br />
31 · Osiandersche Buch handlung,<br />
72072 Tübingen, Unter dem Holz 25 ·<br />
Buch verkauf Alfred Junginger, 73312<br />
Ob Tag der offenen Tür, Sonderfahrt oder Sym posium:<br />
Veröffentlichen Sie Ihren Termin hier kostenlos.<br />
Fax (0 89) 13 06 99-700 · E-Mail: redaktion@geramond.de<br />
21. Juli, Stuttgart: „Umsteigen bitte“ heißt es für die Fahrgäste<br />
der Oldtimerlinie 23. Aufgrund von Bauarbeiten verkehren zwischen<br />
<strong>Straßenbahn</strong>welt und Ruhbank (Fernsehturm) für ca. zwei<br />
Jahren ersatzweise historische Omnibusse. Zur Umstellung veranstalten<br />
SSB und SHB einen Aktionstag mit jeder Menge Fahr -<br />
betrieb. <strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong>linien 21 und 23 sowie die neue Buslinie<br />
23E verkehren zwischen 10.30 und 17 Uhr im Stundentakt. Für<br />
Vielfahrer gibt es günstige Tagestickets. <strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong>welt<br />
bietet ein buntes Rahmenprogramm. Info: www.strassenbahnwelt.com<br />
oder www.shb-ev.info<br />
21. Juli, Bochum: Zwischen 11 und 17 Uhr fährt der „Muse ums-<br />
Express“ der VhAG Bogestra mit historischen <strong>Straßenbahn</strong>en als<br />
Zu brin ger vom Hbf Bochum, Bstg. Linie 308/318, zum Bahnhof<br />
Bo.-Dahl hausen, wo in den Pendel-Schienenbus zum Eisenbahnmuseum<br />
umgestiegen werden kann. Nähere Informationen:<br />
www.vhag-bogestra.de<br />
21. Juli, Leipzig: Der „Historische <strong>Straßenbahn</strong>hof Leipzig-Möckern“<br />
hat von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Neben den historischen<br />
<strong>Straßenbahn</strong>en und technischen Exponaten kann auch die Modellstraßenbahnanlage<br />
besichtigt werden. Stündlich pendelt die<br />
Linie 29E zwischen Museum und Innenstadt mit historischen Wagen,<br />
außerdem finden damit Sonderfahrten statt. Weitere Informationen<br />
unter: www.strassenbahnmuseum.de<br />
28. Juli, München: MVG-Museum von 11 bis 17 Uhr geöffnet,<br />
Ständlerstraße 20, 81549 München<br />
28. Juli, Wuppertal: Fahrtag bei den BMB. <strong>Die</strong> Bergischen Museumsbahnen<br />
e.V. fahren auf ihrer Strecke zwischen der Kohlfurther<br />
Brücke und Greuel im Halbstundentakt. Das Museum selbst<br />
ist samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Fahrplan<br />
und Informationen unter www.tram-info.de/bmb<br />
28. Juli, Sehnde-Wehmingen: <strong>Straßenbahn</strong> selbst fahren im<br />
Hannoverschen <strong>Straßenbahn</strong>-Museum, Hohenfelser Straße 16,<br />
31319 Sehnde, geöffnet von 11–17 Uhr, Gelegenheit, unter Anleitung<br />
eines HSM-Fahrlehrers selbst eine <strong>Straßenbahn</strong> zu fahren,<br />
Kosten: 15 EUR, siehe www.tram-museum.de<br />
3. August, Augsburg: Rundfahrt mit KSW, organisiert von den<br />
Freunden der Augsburger <strong>Straßenbahn</strong> e.V. und den Verkehrs -<br />
betrieben. Start ist am Königsplatz (Bahnst. „H“ der Linie 2 Richtung<br />
Stadttheater) um 13.05, 14.05 und 15.05 Uhr <strong>Die</strong> Fahrt<br />
dauert ca. 40 Minuten und kostet 3 EUR für Erwachsene und 1,50<br />
EUR für Kinder. Mitglieder anderer Nahverkehrsfreunde sind frei.<br />
Bitte beim Fahrbegleiter melden<br />
3. August, Berlin: Führungen durch den Betriebshof Niederschönhausen<br />
und die Sammlung historischer <strong>Straßenbahn</strong>en und<br />
Busse der BVG; <strong>Die</strong>tzgenstraße 100 (<strong>Straßenbahn</strong>linie M1 bis Haltestelle<br />
Nordend, Buslinien 107 und 124 bis Haltestelle <strong>Die</strong>tzgenstr./Mittelstr.);<br />
stündlich von 10 bis 15 Uhr; Eintritt: Erwachsene<br />
2 Euro, Kinder (6–14 Jahre) 1 Euro; www.dvn-berlin.de<br />
3. August, Freiburg: Pendelfahrten der Oldtimerlinie 7 zwischen<br />
Musikhochschule und Paduaallee von 9.55 bis ca. 17.45 Uhr; parallel<br />
verkehrt das Tramcafé von 12.25 bis ebenfalls ca. 17.45 Uhr<br />
im 30-Minuten-Takt zwischen Rieselfeld und Vauban; Mitfahrten<br />
sind kostenlos; Spenden an die Freunde der Freiburger <strong>Straßenbahn</strong><br />
e.V. sind willkommen; Informationen siehe www.fdfs.de<br />
11. August, Bochum: „Werkstattfahrt <strong>Straßenbahn</strong>“ der VhAG<br />
BOGESTRA: Werfen Sie zunächst einen Blick hinter die Kulissen<br />
des <strong>Straßenbahn</strong>betriebs Bochum. Von dort aus geht es mit dem<br />
historischen Tw 96 zum Betrieb Gelsenkirchen und anschließend<br />
über Buer und Erle zurück nach Bochum. Infos und Anmeldung:<br />
www.vhag-bogestra.de<br />
11. August, Sehnde-Wehmingen: Oldtimertag im Hannoverschen<br />
<strong>Straßenbahn</strong>-Museum, Hohenfelser Straße 16, 31319<br />
Sehnde, geöffnet von 11–17 Uhr, weitere Informationen unter<br />
www.tram-museum.de oder vorstand@tram-museum.de<br />
11./25. August, Wuppertal: Fahrbetrieb auf <strong>Straßenbahn</strong> Kohlfurth<br />
– Cronenberg, Infos über die Bergischen Museumsbahnen<br />
e.V. unter www.tram-info.de/bmb<br />
11. August, Berlin: Themenfahrten mit historischen <strong>Straßenbahn</strong>en:<br />
2,5-stündige Rundfahrten 11 und 14 Uhr ab Alexanderplatz/Dircksenstraße;<br />
Fahrpreise: Erwachsene 6 Euro, Kinder (6–<br />
14 Jahre) 3 EUR; Fahrscheine in den Wagen erhältlich, keine<br />
Platzreservierung, siehe auch www.dvn-berlin.de<br />
17. August, Strausberg: <strong>Die</strong> Strausberger Eisenbahn feiert ihr<br />
120. Jubiläum<br />
Geis lingen, Karlstr. 14 · Service rund<br />
ums Buch Uwe Mumm, 75180 Pforzheim,<br />
Hirsauer Str. 122 · Modellbahnen<br />
Mössner, 79261 Gutach, Landstr.<br />
16 A<br />
Postleitzahlgebiet 8<br />
Fachbuchzentrum & Antiquariat Stiletto,<br />
80634 München, Schulstr. 19 ·<br />
Augsburger Lok schuppen, 86199<br />
Augsburg, Gögginger Str. 110 · Verlag<br />
Benedikt Bickel, 86529 Schroben -<br />
hausen, Ingolstädter Str. 54<br />
Postleitzahlgebiet 9<br />
Buchhandlung Jakob, 90402 Nürnberg,<br />
Hefners platz 8 · Modellbahnvertrieb<br />
Gisela Scholz, 90451 Nürnberg,<br />
Nördlinger Str. 13 · Modell spielwaren<br />
Helmut Sigmund, 90478 Nürnberg,<br />
Schweiggerstr. 5 · Buchhandlung<br />
Rupprecht, 92648 Vohenstrauß, Zum<br />
Beckenkeller 2 · Fried rich Pustet & .,<br />
94032 Passau, Nibe lun gen platz 1 ·<br />
Schöningh Buchhandlung & ., 97070<br />
Würz burg, Franziskanerplatz 4<br />
Österreich<br />
Buchhandlung Herder, 1010 Wien,<br />
Wollzeile 33 · Modellbau Pospischil,<br />
1020 Wien, Novaragasse 47 · Technische<br />
Fachbuch handlung, 1040 Wien,<br />
Wiedner Hauptstr. 13 · Leporello – die<br />
Buchhandlung, 1090 Wien, Liechtensteinstr.<br />
17 · Buchhandlung Morawa,<br />
1140 Wien, Hackinger Str. 52 · Buchhandlung<br />
J. Heyn, 9020 Klagenfurt,<br />
Kramergasse 2-4<br />
Belgien<br />
Musée du Transport Urbain Bruxellois,<br />
1090 Brüssel, Boulevard de Smet de<br />
Naeyer 423/1<br />
Tschechien<br />
Rezek Pragomodel, 110 00 Praha 1<br />
Klimentska 32<br />
Dänemark<br />
Peter Andersens Forlag, 2640 Hede -<br />
husene, Brandvaenget 60<br />
Spanien<br />
Librimport, 8027 Barcelona, Ciudad<br />
de Elche 5<br />
Großbritannien<br />
ABOUT, GU46 6LJ, Yateley,<br />
4 Borderside<br />
Niederlande<br />
van Stockum Boekverkopers, 2512 GV,<br />
Den Haag, Westeinde 57 · Norsk<br />
Modell jernbane AS, 6815 ES, Arnheim,<br />
Kluizeweg 474<br />
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Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 23 vom 1.1.2013<br />
Layout: Axel Ladleif<br />
Litho: Cromika, Verona<br />
Druck: Stürtz GmbH, Würzburg<br />
Verlag:<br />
GeraMond Verlag GmbH,<br />
Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
Geschäftsführung:<br />
Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />
Herstellungsleitung:<br />
Sandra Kho<br />
Vertrieb Zeitschriften:<br />
Dr. Regine Hahn<br />
Vertrieb/Auslieferung Handel:<br />
MZV, Unterschleißheim<br />
Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />
Preise: Einzelheft Euro 8,50 (D), Euro 9,50 (A),<br />
sFr. 15,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Porto;<br />
Jahresabopreis (12 Hefte) Euro 91,80 (incl. MwSt.,<br />
im Ausland zzgl. Versandkosten)<br />
Erscheinen und Bezug: <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />
erscheint monatlich. Sie erhalten die Reihe in Deutsch -<br />
land, in Österreich und in der Schweiz im Bahnhofs buch -<br />
handel, an gut sortierten Zeitschriftenki os ken, im Fachbuchhandel<br />
sowie direkt beim Verlag.<br />
© 2013 by GeraMond Verlag. <strong>Die</strong> Zeitschrift und alle ihre<br />
enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Durch Annahme eines Manu skripts erwirbt<br />
der Verlag das aus schließ liche Recht zur Ver öffentlichung.<br />
Für unverlangt ein gesandte Fotos wird keine Haftung<br />
übernommen. Gerichtsstand ist München.<br />
Ver antwortlich für den redaktionellen Inhalt: André Marks;<br />
verantwortlich für Anzeigen: Helmut Kramer, beide Infanteriestr.<br />
11a, 80797 München.<br />
ISSN 0340-7071 • 10815<br />
Betriebe<br />
Fahrzeuge<br />
Geschichte<br />
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<strong>Vorschau</strong><br />
Liebe Leser,<br />
Sie haben<br />
Freunde, die<br />
sich ebenso<br />
für die<br />
<strong>Straßenbahn</strong><br />
mit all Ihren<br />
Facetten begeistern<br />
wie Sie? Dann empfehlen<br />
Sie uns doch weiter! Ich freue mich<br />
über jeden neuen Leser<br />
TOPTHEMA 40 Jahre Stadtbahnwagen B – vom<br />
Kompromiss zum erfolgreichen Serienfahrzeug<br />
Im Frühjahr 1973 wurde das erste sechsachsige Stadtbahnfahrzeug einer neuen Bauart an die Kölner Verkehrs-Betriebe<br />
abgeliefert. Vorausgegangen war eine jahrelange, von etlichen Wirrungen geprägte Suche nach einem für den Einsatz im<br />
geplanten landesweiten Stadtbahnnetz von Nordrhein-Westfalen geeigneten Fahrzeug. Bis 1989 wurden schließlich fast<br />
500 Fahrzeuge gebaut. Sie waren Vorbild für mehrere Konstruktionen anderer Netze im In- und Ausland. Axel Reuther<br />
nimmt das Jubiläum zum Anlass die Vorgeschichte und die Anfänge in den 1970er Jahren näher zu betrachten.<br />
Weitere Themen der kommenden Ausgabe<br />
Berlin: Stilllegung nach über<br />
138 Jahren im „Feuerland”<br />
In der Berliner Chausseestraße, einem der ältesten <strong>Straßenbahn</strong>abschnitte<br />
der Stadt, wird bald der Betrieb eingestellt.<br />
Bernhard Kußmagk zeichnet die Entwicklung der <strong>Straßenbahn</strong><br />
in den vergangenen 138 Jahren an dieser Stelle nach.<br />
Im Zuge von Bauarbeiten an der Kreuzung Invalidenstraße<br />
Ecke Chausseestraße wird sie nun voraussichtlich Ende August<br />
außer Betrieb genommen und endgültig stillgelegt.<br />
Tram-Trains – Zwischenfazit und<br />
Ausblick auf laufende Projekte<br />
Was sieht aus wie eine etwas breitere, etwas schwerere<br />
<strong>Straßenbahn</strong>, fährt auf <strong>Straßenbahn</strong>gleisen und kann auch<br />
bimmeln wie eine <strong>Straßenbahn</strong>, ist aber keine? Richtig, ein<br />
Tram-Train. Doch ganz so einfach ist es nicht, wie Stefan<br />
Vockrodt in dem Beitrag aufzeigt. Er stellt die „Zwitter“, die<br />
sowohl nach <strong>Straßenbahn</strong>- als auch Eisenbahn-Betriebsordnung<br />
zugelassen sein müssen, vor allem in Deutschland vor.<br />
M. BEITELSMANN<br />
Manchester – eine Eisenbahnstadt<br />
im <strong>Straßenbahn</strong>fieber<br />
Slg. A. Reuther<br />
Fällt der Name Manchester, so leuchten vor allem die Augen<br />
von Eisenbahnfreunden auf. Aber die Stadt kann seit 1992<br />
auch einen Jahr für Jahr weiter wachsenden Stadtbahnbetrieb<br />
vorweisen. Unser Korrespondent Andrew Thompson<br />
aus Großbritannien berichtet über die Neuigkeiten von der<br />
Manchester Metrolink, einem Betrieb, der sich „explosionsartig<br />
erweitert“.<br />
A. THOMPSON<br />
Nur 32 Jahre im Betrieb:<br />
<strong>Straßenbahn</strong> in Wilhelmshaven<br />
Vor 100 Jahren wurde die <strong>Straßenbahn</strong> an der Jade eröffnet<br />
– im März 1945 stellte sie aufgrund gravierender Kriegszerstörungen<br />
ihren Betrieb ein. Andreas Mausolf erinnert an<br />
das Entstehen der Tram in Wilhelmshaven, ihren Betrieb und<br />
ihr Ende. Dabei stellt er auch kurz die eingesetzten Fahrzeuge<br />
vor und lässt auch den Obusbetrieb von 1942 bis 1960<br />
nicht unerwähnt.<br />
André Marks,<br />
verantwortlicher Redakteur<br />
Ende gut …?<br />
Petition für Linie 61<br />
nach Rahnsdorf<br />
Nach Redaktionsschluss für den<br />
Journal-Teil dieser Ausgabe traf<br />
die Nachricht ein, dass die <strong>Straßenbahn</strong>linie<br />
61 nach Rahnsdorf<br />
wohl bald eingestellt wird. BVG<br />
und Senat scheuen die Investition,<br />
den Streckenabschnitt nördlich<br />
des Großen Müggelsees zu sanieren.<br />
Wegen der erwarteten Kosten<br />
und geringer Fahrgastzahlen sei<br />
die Stilllegung der 2,5 Kilometer<br />
langen Trasse ab Berlin-Friedrichshagen<br />
so gut wie sicher, hieß es<br />
Anfang Juli.<br />
<strong>Die</strong> Linie 61 gehöre im betroffenen<br />
Bereich zu den „nachfrageschwächsten<br />
Linien“, so ein BVG-<br />
Sprecher. Zwar würden bei<br />
Sommerwetter knapp 1.000 Fahrgäste<br />
den betreffenden <strong>Straßenbahn</strong>abschnitt<br />
nutzen, bei schlechtem<br />
Wetter jedoch nur etwa 400.<br />
Demnach sind auf der als „Uferbahn“<br />
bekannten Linie 68 zwischen<br />
Grünau und Schmöckwitz<br />
deutlich mehr Personen unterwegs,<br />
deren vor kurzem abgeschlossene<br />
Sanierung sehr umstritten<br />
ist – sie war aus verschiedenen<br />
Gründen vergleichsweise teuer<br />
ausgefallen.<br />
Anfang Juni versendeten <strong>Straßenbahn</strong>freunde<br />
per E-Mail eine<br />
Petition zum Erhalt der Linie 61<br />
zwischen S-Bahnhof Berlin-Friedrichs<br />
hagen und Rahnsdorf Wald -<br />
schänke. Ob diese Unterschriften<br />
dazu beitragen können, das drohende<br />
Ende der reizvollen Linie<br />
abzuwenden?<br />
AM<br />
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Das besondere Bild<br />
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Bis zum 3. Juli 1966<br />
war es in Basel möglich,<br />
am Spalentor von der<br />
Missionsstrasse her<br />
kommende <strong>Straßenbahn</strong>wagen<br />
aus dieser<br />
Perspektive zu fotografieren.<br />
Hier kreuzten<br />
sich die Linien 2 und 3.<br />
Zum erwähnten Datum<br />
wurde der Westast der<br />
Linie 2 „der Autolobby<br />
geopfert“. Anschließend<br />
ersetzten Busse und später<br />
dann Trolleybusse<br />
das Tram. Inzwischen ist<br />
auch der Obus bereits<br />
wieder Geschichte.<br />
In der Zeit des „Autobooms“,<br />
also in den<br />
1960/1970er-Jahren,<br />
durchlebte das Basler<br />
Tram generell schwierige<br />
Zeiten. Viele Linien<br />
sollten eingestellt werden<br />
– da damals diskutierte<br />
Tiefbahnpläne jedoch<br />
nicht so schnell<br />
verwirklichbar waren,<br />
verschob sich die Still -<br />
legung mehrere <strong>Straßenbahn</strong>strecken<br />
– und kam<br />
schlussendlich nicht<br />
zum Tragen.<br />
Neben der abgebildeten<br />
Strecke mussten die Verkehrsbetriebe<br />
aufgrund<br />
der politischen Umstände<br />
in den 1960er-Jahren<br />
allerdings auch die<br />
grenzüberschreitenden<br />
Linien nach Lörrach,<br />
St. Louis und Huningue<br />
einstellen.<br />
Heute spricht niemand<br />
mehr von Umstellungen,<br />
sondern nur noch von<br />
der Erweiterung des<br />
Netzes.<br />
Das besondere Bild<br />
TEXT UND FOTO:<br />
N. MÜLLER<br />
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