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STRASSENBAHN MAGAZIN Die Kieler Straßenbahn (Vorschau)

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nur für Abonnenten –<br />

die Fotoedition »<strong>Die</strong> schönsten <strong>Straßenbahn</strong>en«<br />

2013 erhalten Sie als Abonnent von <strong>STRASSENBAHN</strong><br />

<strong>MAGAZIN</strong> mit jeder Ausgabe ein Exemplar der Fotoedition<br />

»<strong>Die</strong> schönsten <strong>Straßenbahn</strong>en«. <strong>Die</strong> Karten –<br />

zum Sammeln, zum Aufhängen oder Weiterverschicken<br />

– sind aus hochwertigem Chromokarton,<br />

12 x 17 cm groß und erscheinen in limitierter Auflage.<br />

In<br />

9/2013<br />

Sie sind noch nicht Abonnent?<br />

Dann bestellen Sie am besten heute noch Ihr Vorteilspaket unter:<br />

www.strassenbahn-magazin.de/abo Telefon 0180-532 16 17 *<br />

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* (14 ct/min.)


Einsteigen, bitte …<br />

Alles gratis oder was?<br />

Stimmen Sie ab<br />

In der estnischen Hauptstadt Tallinn (Reval)<br />

läuft seit Jahresbeginn ein Experiment: <strong>Die</strong><br />

etwa 420.000 Einwohner der Stadt dürfen<br />

die Busse und <strong>Straßenbahn</strong>en zum Nulltarif<br />

nutzen! Davon erhofft sich die Stadtverwaltung<br />

vor allem eine deutliche Entlastung des<br />

Straßenverkehrs sowie eine geringere Umweltbelastung.<br />

Eine Tageszeitung in Cottbus griff vor<br />

kurzem das Thema Gratis-Nahverkehr auf<br />

und befragte den Geschäftsführer des örtlichen<br />

Verkehrsbetriebes, welche Chancen<br />

auf Verwirklichung einer solchen Idee er in<br />

der südbrandenburgischen Stadt sehe. Der<br />

Chef der Cottbusverkehr GmbH zeigte sich<br />

prinzipiell aufgeschlossen, gab aber zwei<br />

Dinge zu bedenken: die Kosten und der zu<br />

erwartende Mehrbedarf an Bussen und <strong>Straßenbahn</strong>wagen.<br />

Demnach müsste die Stadt pro Einwohner<br />

mindestens 90 Euro im Jahr übernehmen –<br />

diesen Betrag gaben die Cottbuser 2012<br />

durchschnittlich für ÖPNV-Fahrkarten aus.<br />

Ist ein Gratis-Nahverkehr in Deutschland umsetzbar?<br />

• Ja, langfristig gibt es dazu gar keine Alternative, es ist nur eine Frage<br />

der Umschichtung von Fördergeldern<br />

• Nein, das ist absolut realitätsfremdes Gerede und stellt außerdem<br />

einen unzulässigen Eingriff in die Freiheit der Bürger dar<br />

• Das sollte jede Stadt für sich einzeln prüfen – Pauschalisierungen sind<br />

bei so einem Thema nicht möglich<br />

Stimmen Sie online ab: www.strassenbahn-magazin.de<br />

Da beim Gratis-Nahverkehr allerdings der<br />

Bedarf an Fahrzeugen nachweislich steigt,<br />

stellt sich die Frage nach der Finanzierung<br />

von z.B. neuen <strong>Straßenbahn</strong>wagen.<br />

Ein Versuch im brandenburgischen Lübben,<br />

wo die Einwohner ab 1998 in allen<br />

städtischen Busse gratis fahren durften,<br />

scheiterte Ende 2001, weil für Neubeschaffungen<br />

kein ausreichendes Budget berücksichtigt<br />

worden war.<br />

Befürworter des Gratis-Nahverkehrs müssen<br />

sich entsprechend darüber im Klaren<br />

sein – wer übernimmt die durch steigende<br />

Nachfrage entstehenden Mehrkosten?<br />

<strong>Die</strong>sbezüglich schieben sich nicht nur in<br />

Deutschland derzeit Bund, Länder und<br />

Kommunen gegenseitig den „schwarzen<br />

Peter“ zu. Schon heute wissen viele Verkehrsbetriebe<br />

nicht, wie sie in den nächsten<br />

Jahren dringend notwendige Neubeschaffungen<br />

finanzieren sollen. Mehrere Unternehmen<br />

setzen darauf, ihre <strong>Straßenbahn</strong> wagen<br />

für eine deutlich längere Nutzungsdauer<br />

zu ertüchtigen als ursprünglich geplant.<br />

Ist ein Gratis-Nahverkehr unter diesen<br />

Bedingungen in Deutschland überhaupt<br />

machbar? Heuchelt die Politik,<br />

wenn sie einerseits von Stadtbewohnern<br />

mehr Umweltbewusstsein<br />

anmahnt, andererseits<br />

aber neue <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

und Busse nicht mehr finanzierbar<br />

sind? Was sagen Sie,<br />

liebe Leser, dazu?<br />

Wie Studenten in der<br />

Stadt gratis fahren? In<br />

Tallin dürfen das jetzt<br />

testweise ein Jahr<br />

lang alle Einwohner –<br />

ist es einigermaßen<br />

finanzierbar, wollen<br />

z.B. Riga und Helsinki<br />

nachziehen<br />

FOTO AUS BERLIN: S. SCHRADER<br />

André<br />

Marks<br />

Verantwortlicher<br />

Redakteur<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

3


Inhalt<br />

Inhalt<br />

TITEL<br />

Kiel: 1985 kam das »Aus« für die <strong>Straßenbahn</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

Betriebe<br />

TITEL<br />

Verdienter Jubel zum 100. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

100 Jahre Woltersdorfer <strong>Straßenbahn</strong> – Mitte Mai feierte der kleine<br />

<strong>Straßenbahn</strong>betrieb östlich von Berlin sein 100-jähriges Betriebsbestehen.<br />

Zu den Höhepunkten des dreitägigen Festes zählten ein Fahrzeugkorso am<br />

17. Mai und der restaurierte Triebwagen 218<br />

Jubiläum mit Gästen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

110 Jahre Cottbuser <strong>Straßenbahn</strong> – Seit 1903 verkehrt in Cottbus<br />

eine elektrische <strong>Straßenbahn</strong>. Das 110. Jubiläum nutzte der Verkehrsbetrieb<br />

am 15. Juni für eine zünftige Feier mit zwei Gastfahrzeugen. Damit zeigte<br />

das Unternehmen Flagge: Schaut, was für Vorteile eine <strong>Straßenbahn</strong> bietet!<br />

Fahrzeuge<br />

Erster »Neuer« in der Endmontage. . . . . . . . 36<br />

HeiterBlick GmbH komplettiert ersten TW3000 für Hannover –<br />

Vorfreude bei der Üstra – im Leipziger Stadtteil Neulindenau komplettieren<br />

die Mitarbeiter der HeiterBlick GmbH den ersten neuen Stadtbahnwagen<br />

vom Typ TW3000. Noch in diesem Jahr soll er nach Hannover kommen<br />

Neue Ideen für die Tram . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

60. UITP-Weltkongress und Messe „Mobility & City Transport“<br />

in Genf – Ende Mai traf sich die ÖPNV-Branche in der Schweiz, um beim<br />

Weltkongress des Internationalen Verbandes für öffent liches Verkehrswesen<br />

(UITP) über nachhaltige Mobilität zu diskutieren und zu informieren<br />

Angebot fast halbiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

Taktausdünnung in Oberhausen – Seit Anfang Juni gibt es nur noch<br />

in der Hauptverkehrszeit am Morgen einen 10-Minuten-Takt nach Oberhausen,<br />

jede zweite Bahn der Gemeinschaftslinie endet bereits in Mülheim.<br />

Das Angebot auf der Linie 112 ist damit nahezu halbiert<br />

Kreisverkehr in Herzform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

Düsseldorfs Linie 706 im Porträt – <strong>Die</strong> von der Bevölkerung einfach<br />

nur „6“ genannte Straßen bahnlinie führt in einer großen Schleife einmal<br />

durch das Zentrum. Wer die Trassierung auf der Streckenkarte betrachtet,<br />

denkt oft an ein Herz – oder doch an eine auf dem Kopf stehende Birne?<br />

RUBRIKEN<br />

»Einsteigen, bitte ...« . . . . . . 3<br />

Bild des Monats . . . . . . . . . . 6<br />

Journal . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Nächster Halt . . . . . . . . . . . . 19<br />

Einst & Jetzt . . . . . . . . . . . . . 54<br />

Fundstück des Monats . . . . . 73<br />

»Forum«, Impressum . . . . . . 78<br />

<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

»Ende gut ...« . . . . . . . . . . . 82<br />

Das besondere Bild. . . . . . . . 83<br />

4 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> FOTOEDITION Nr. 8<br />

12 Postkarten<br />

gratis auch für alle<br />

neuen Abonnenten<br />

Moderne Bahnen als Jubiläumsgäste in Cottbus 20<br />

<strong>Die</strong> vier Zwölfachser der Rhein-Haardtbahn waren einst die längsten<br />

<strong>Straßenbahn</strong>en der Welt. Tw 1020, hier nahe Ellerstadt, konnte als<br />

einziger vor der Verschrottung bewahrt werden M. BEITELSMANN<br />

Im Jahr 2013 machen wir unseren Abonnenten ein ganz besonderes<br />

Geschenk: Mit jeder <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>-<br />

Ausgabe des Jahrgangs liefern wir Ihnen ein faszinierendes,<br />

historisches Foto der interessantesten Fahrzeugtypen. <strong>Die</strong><br />

Bilder sind auf hochwertigem Chromolux-Karton gedruckt<br />

und können auch als Ansichtskarten verschickt werden.<br />

Düsseldorfs Ringlinie 706 im Porträt 30<br />

Übrigens: Wer sich jetzt entschließt, das <strong>STRASSENBAHN</strong><br />

<strong>MAGAZIN</strong> künftig bequem nach Hause geschickt zu bekommen,<br />

erhält die komplette zwölfteilige Foto-Edition und<br />

spart gegenüber dem Heft-Einzelkauf im Handel bares Geld!<br />

Geschichte<br />

Ohne Achsen – aber bequem einsteigen . . 45<br />

<strong>Die</strong> Beiwagen mit Mitteleinstieg der Berliner <strong>Straßenbahn</strong> –<br />

Neben den zweiachsigen Mitteleinstieg-Triebwagen stellte die Berliner Verkehrsgesellschaft<br />

ab 1926 auch verschiedene Beiwagen mit den breiten<br />

Einstiegen in <strong>Die</strong>nst. Dabei beschritt man sogar technisches Neuland …<br />

Rot-weiße Moderne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

Frankfurts Stadtbahnwagen vom Typ U2 – Gegenwärtig heißt es, in<br />

der Mainmetropole vom Wagentyp U2 Abschied zu nehmen. Ende 2012<br />

endete ihr Einsatz auf den Linien U1, U2, U3 und U6. Seit Juni läuft bei der<br />

Linie U7 die Umstellung auf U5-Wagen. Letzte Einsatzstrecke ist die U4<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

TITEL<br />

Titelmotiv<br />

Für die <strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong><br />

entstanden bis<br />

1956 insgesamt sieben<br />

zweiachsige Triebwagen<br />

in der eigenen<br />

Werkstatt. Einer<br />

davon war Tw 236, der<br />

hier im Sommer 1965<br />

vor der Abstellhalle in<br />

Gaarden posiert<br />

G. JÄKLE<br />

TITEL<br />

Versenkt 1985 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

<strong>Die</strong> <strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong> – 1977 fiel in Kiel die Entscheidung, die 1896<br />

eröffnete <strong>Straßenbahn</strong> im Jahr 1985 durch Busse zu ersetzen. <strong>Die</strong> Fakten<br />

dazu schaffte man bereits ab Mitte der 1960er-Jahre.<br />

Vergessener Tram-Traum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

<strong>Die</strong> Vestische im Traumlandpark Bottrop – <strong>Die</strong> charmante Idee, die<br />

Erinnerung an diesen legendären <strong>Straßenbahn</strong>betrieb Deutschlands mit der<br />

„Museumsbahn Traumlandpark“ zu bewahren, ist seit 1991 Geschichte<br />

Über Berg und Tal durch Fribourg . . . . . . . . . . 68<br />

<strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong> in Fribourg/Freiburg – Von 1897 bis 1965 fuhr<br />

durch Fribourg eine <strong>Straßenbahn</strong> – bis zu ihrer Einstellung ausschließlich<br />

mit Altbau wagen. Sie besaß eine Maximal steigung von 9,3 Prozent!<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> im Modell<br />

TITEL<br />

Kleine Tram ganz groß, Teil 2 . . . . . . . . 74<br />

Bis nach Mitternacht strömten die Besucher in die Chemnitzer Bushalle,<br />

wo ihnen von 48 Ausstellern Trammodelle aller Größen gezeigt wurden<br />

5


Bild des Monats<br />

6<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Bild des Monats<br />

Bild des Monats<br />

Aufgrund der starken Niederschläge im Einzugsbereich der Elbe stieg der<br />

Pegel des Flusses im Juni dieses Jahres auf Höhen, die in Magdeburg sogar<br />

über den Werten von 2002 lagen. Auch das Terrassenufer in Dresden<br />

versank dadurch erneut in den braunen Wassermassen. Aufgrund von<br />

Überflutungen in anderen Stadtteilen richteten die DVB einen Sonderfahrplan<br />

ein, den wir im Journal-Teil dieser Ausgabe vorstellen.<br />

Vor der Kulisse des sächsischen Regierungspräsidiums nahm André<br />

Marks am 5. Juni einen NGT D12DD auf der 1971 eingeweihten neuen<br />

Carolabrücke auf, unter der die Elbe bis zum Folgetag auf einen Höchststand<br />

von 8,76 Meter anstieg …<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013 7


Meldungen aus Deutschland,<br />

aus der Industrie und aus aller Welt<br />

Während des Elbehochwassers setzten die DVB auch alle noch verfügbaren Tatra-Wagen ein. Michael Sperl hielt<br />

am 5. Juni eine Dreifachtraktion auf der Carolabrücke fest<br />

Überfluteter Betriebshof in Magdeburg – „Havariefahrplan“ in Dresden<br />

Hochwasser in Mitteldeutschland<br />

ONLINE-UMFRAGE<br />

Großes Interesse an<br />

ausländischen Betrieben<br />

Im vergangenen Heft fragten wir Sie,<br />

ob die bisherige Schwerpunktsetzung im<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> auf die Berichterstattung<br />

aus Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz Ihren Interessen<br />

entspricht, oder ob von Betrieben aus anderen<br />

Ländern intensiver berichtet werden<br />

solle. Fast die Hälfte (49,1 Prozent)<br />

der an der Umfrage teilnehmenden Leser<br />

wünschen sich demnach mehr und umfangreichere<br />

Berichte von Betrieben aus<br />

dem nicht deutschsprachigen Raum.<br />

35,6 Prozent der Leser plädieren hingegen<br />

dafür, in jeder Ausgabe möglichst viele<br />

unterschiedliche Berichte aus Deutschland<br />

lesen zu können. 15,3 Prozent der<br />

Votierenden sind mit der bisherigen<br />

Schwerpunktsetzung zufrieden, wünschen<br />

sich aber lieber weniger Themen im<br />

Heft, diese dafür ausführlicher. <strong>Die</strong> Redaktion<br />

wird die Wünsche nach längeren<br />

Beiträgen und mehr Berichten von Betrieben<br />

aus dem Ausland im Rahmen der<br />

Möglichkeiten behutsam umzusetzen.<br />

Das Hochwasser Ende Mai bis Anfang<br />

Juni machte auch vor den <strong>Straßenbahn</strong>betrieben<br />

der betroffenen<br />

Städte nicht Halt. Während manche<br />

Betriebe den regulären Betrieb wieder<br />

aufgenommen haben, warten anderswo<br />

schwere Schäden auf ihre baldmöglichste<br />

Beseitigung.<br />

Kirnitzschtalbahn<br />

Folgen für den kleinen Betrieb in Bad<br />

Schandau haben vor allem die Einnah-<br />

meausfälle aufgrund ausbleibender<br />

Touristen nach dem Hochwasser. <strong>Die</strong><br />

Kirnitzsch blieb im Gegensatz zu 2010<br />

diesmal in ihrem Flussbett, jedoch<br />

staute der Fluss im Bereich Stadtpark<br />

von der Elbe zurück, so dass dort das<br />

Tal samt Gleisanlagen unter Wasser<br />

stand. Am 9. Juni ging eine Schlammlawine<br />

bei der Ostrauer Mühle nieder<br />

und machte die Gleise mehrere Tage<br />

unpassierbar. Seit 12. Juni ist die Gesamtstrecke<br />

wieder in Betrieb.<br />

<strong>Die</strong> Kirnitzschtalbahn evakuierte<br />

sicherheitshalber ihren gesamten<br />

Wagenpark oberhalb des Depots,<br />

durch welches im Jahr 2010 das<br />

Wasser geflossen ist R. BÖHM<br />

Dresden<br />

In Dresden sind gegenüber 2002, als<br />

insbesondere die aus dem Osterzgebirge<br />

gespeiste Weißeritz schwere Verwüstungen<br />

anrichtete, in diesem Jahr<br />

keine schweren Infrastrukturschäden<br />

im Tramnetz zu beklagen. In Elbflorenz<br />

führte das Elbehochwasser am 4. Juni<br />

zur vorübergehenden Einstellung der<br />

durch die Linie 10 befahrenen Messestrecke<br />

sowie zur Unterbrechung des<br />

<strong>Straßenbahn</strong>verkehrs der Linien 4 und<br />

6 im überfluteten Abschnitt Tolkewitz<br />

– Laubegast/Leuben. Am Folgetag<br />

sperrten die DVB die Abschnitte Leuben<br />

– Kleinzschachwitz (Linie 2), Waltherstraße<br />

– Cotta im Bereich der Weißeritzmündung<br />

(Linie 1) sowie Anton-/<br />

Leipziger Straße – Altpieschen (Linie 4,<br />

9). Gleichfalls trat vom 5. bis 10. Juni<br />

ein „Havariefahrplan“ in Kraft, der<br />

durch verlängerte Pausen an den Endpunkten<br />

trotz zahlreicher Verkehrsbehinderungen<br />

größtmögliche Fahrplanstabilität<br />

ermöglichte. Der zusätzliche<br />

8 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Deutschland<br />

Der im Magdeburger<br />

Betriebshof<br />

Nord in<br />

Revision befindliche<br />

Tw 1379<br />

konnte nicht<br />

mehr evakuiert<br />

werden. Der<br />

ausgeachste<br />

Wagen blieb<br />

aber dennoch<br />

trocken …<br />

MVB<br />

Aufgrund der Überflutung der Betriebshöfe verbrachten viele Magdeburger<br />

Wagen während des Hochwassers die Nacht auf den Strecken – hier<br />

eine Aufnahme Westring/Ecke Spielhagenstraße<br />

R. KOZICA<br />

Wagenbedarf wurde durch Einsatz aller<br />

Reserven gedeckt, so kamen bis zu<br />

vier der sonst nur noch als Verstärker<br />

eingesetzten Tatrazüge regulär zum Linieneinsatz.<br />

Nach erfolgten Aufräumarbeiten<br />

gab die DVB bis zum 13. Juni<br />

alle Strecken wieder frei.<br />

Magdeburg<br />

Schwer getroffen hat es die MVB in<br />

Magdeburg, wo der maximale Elbpegel<br />

knapp 60 cm über dem Höchststand<br />

von 2002 lag. Bereits am 4. Juni<br />

konnten die Linien 5 und 6 nur noch<br />

bis Messegelände statt zum Herrenkrug<br />

fahren. Ab dem 5. Juni verkehrte<br />

die Linie 2 nur noch bis Buckau (Wasserwerk).<br />

Der Großteil der Züge aus<br />

dem Depot Südost wurde evakuiert,<br />

die Linie 8 ganz eingestellt. Im Betriebshof<br />

Nord nahmen den Platz der<br />

bis zum 4. Juni nach Oradea abtransportierten<br />

T4D zunächst die Regelzüge<br />

aus Südost ein. Ab dem 7. Juni galten<br />

auf den Linien 2, 5 und 6 Notfahrpläne.<br />

Ab dem 8. Juni wurde der Verkehr<br />

zum Barleber See eingestellt, die Linie<br />

10 endete in Neue Neustadt. Zwischen<br />

1 und 5.30 Uhr wurden der Betriebshof<br />

Nord (70 Wagen) evakuiert. Es ver-<br />

blieben nur einige Tatrawagen und ein<br />

aufgebockter NGT ohne Drehgestelle.<br />

<strong>Die</strong> Züge wurden auf dem Süd- und<br />

Westring abgestellt und dort bedarfsweise<br />

auch gewartet! Einige fanden<br />

Platz in der Hauptwerkstatt Brückfeld.<br />

<strong>Die</strong> Linie 5 wurde komplett eingestellt.<br />

Regulär fuhren noch die Linien 3, 4<br />

und 9. Am 9. Juni wurde dann auch<br />

die „4“ verkürzt. Sie fuhr wegen der<br />

für <strong>Straßenbahn</strong>en gesperrten Anna-<br />

Ebert-Brücke und des überfluteten<br />

Heumarkts nur noch bis Messegelände<br />

über den Nordbrückenzug. Seit<br />

dem 17. Juni gilt ein Interimsnetz: Linien<br />

1 bis 3 sowie 9 regulär; Linie 4: Olvenstedt<br />

– Nordbrückenzug – Heumarkt<br />

– Cracau; Linie 6: <strong>Die</strong>sdorf –<br />

Nordbrückenzug – Messegelände und<br />

Linie 10: Sudenburg – Neue Neustadt<br />

(SEV zum Barleber See). <strong>Die</strong> Linien 5<br />

und 8 sind eingestellt. Der Betriebshof<br />

Nord war bei Redaktionsschluss Ende<br />

Juni noch nicht nutzbar, viele Züge des<br />

Betriebshofes Nord wurden auf dem<br />

Europaring abgestellt. Für die Bewohner<br />

des Werders pendelt seit dem 20.<br />

Juni wegen einer Lastbeschränkung<br />

der stark beschädigten Anna-Ebert-<br />

Brücke auf 7,5 Tonnen ein Minibus der<br />

Dessauer Verkehrs-GmbH zwischen<br />

Zollhaus und Allee-Center am Breiten<br />

Weg. Unterstützung bekamen die<br />

MVB von den Betrieben aus Dresden,<br />

Halle, von der Bogestra und der Hamburger<br />

Hochbahn (8 Busfahrer). Es gilt<br />

bis auf Weiteres der Ferienfahrplan.<br />

Plauen und Zwickau<br />

<strong>Die</strong> Plauener <strong>Straßenbahn</strong> evakuierte<br />

vorbeugend ihren im Tal der Weißen<br />

Elster gelegenen Betriebshof und hinterstellte<br />

die Wagen am oberen Bahnhof.<br />

Der Zwickauer Betrieb stellte am<br />

3. Juni den öffentlichen Nahverkehr<br />

zeitweise ein und evakuierte vorbeugend<br />

das Depot. <strong>Die</strong> Wagenzüge wurden<br />

an den Gleisschleifen Klinikum sowie<br />

Hauptbahnhof hinterstellt.<br />

Gera und Jena<br />

Auch der Geraer Verkehrsbetrieb evakuierte<br />

aufgrund des Hochwassers der<br />

Weißen Elster am Morgen des 3. Juni<br />

vorsorglich seinen Betriebshof; die Züge<br />

wurden an der Gleisschleife Lusan/Brüte,<br />

entlang der Nürnberger<br />

Straße und am Gleisdreieck Lusan abgestellt.<br />

Bis zum 4. Juni abends kehrten<br />

die Fahrzeuge ins Depot zurück.<br />

Von Überflutung betroffen waren der<br />

Endpunkt Untermhaus und die Wiesestraße,<br />

wodurch der Bereich Lusan sowie<br />

der Betriebshof vom restlichen<br />

Netz abgetrennt waren. Am 3./4. Juni<br />

gab es lediglich einen Notbetrieb zwischen<br />

Zwötzen und Berufsakademie<br />

über Zentrum, da der Abschnitt nach<br />

Bieblach Ost baubedingt ohnehin gesperrt<br />

ist.<br />

Auch die Saale in Jena führte zu<br />

hochwasserbedingten Sperrungen am<br />

2. und 3. Juni. <strong>Die</strong> Stadtwerke führten<br />

die Linien 1, 4, 5 sowie die Nachtlinie<br />

35 aufgrund einer Brückensperrung<br />

am Paradiesbahnhof über Kahlaische<br />

Straße. Zwischen der Haltestelle Winzerla<br />

und der Haltestelle Jenertal setzten<br />

sie Pendelwagen ein, seit 4. Juni<br />

gilt wieder der reguläre Plan. DP/MSP<br />

Mülheim (R)<br />

<strong>Die</strong> Mülheimer Verkehrsgesellschaft<br />

(MVG) soll ab 2016<br />

bis zu 20 neue Niederflurwagen<br />

erhalten. Derzeit läuft die Ausschreibung<br />

für 18 Wagen mit<br />

Option auf zwei Weitere. <strong>Die</strong><br />

ersten beiden Meterspurfahrzeuge<br />

werden im Sommer 2015<br />

erwartet, die Serienlieferung soll<br />

ab März 2016 beginnen. Im<br />

kommenden Jahr liefert Bombardier<br />

Transportation bereits<br />

fünf Flexity Classic nach Mülheim.<br />

Damit sinkt der Bedarf an<br />

M8C-Wagen weiter. CLÜ<br />

Berlin<br />

In Berlin-Schöneweide läuft<br />

derzeit die Bahnhofsneugestaltung.<br />

Dabei wird auch die Linienführung<br />

der Tram verändert,<br />

die bisher um den S-Bahnhof<br />

herum zur Wendeschleife fuhr.<br />

Zukünftig soll sie von der Brückenstraße<br />

kommend geradeaus<br />

unter der S-Bahn und Fernbahn<br />

hindurchgeführt werden und vor<br />

der Einkaufspassage „Zentrum<br />

Schöneweide“ halten. Ein Vorteil<br />

ist der Abzug der Bahntrasse<br />

aus dem Sterndamm, damit<br />

wird ein Nadelöhr im Straßenverkehr<br />

beseitigt. Mit einer<br />

Fertigstellung der Arbeiten wird<br />

voraussichtlich im Herbst gerechnet.<br />

SSR<br />

Bonn<br />

<strong>Die</strong> Stadtwerke Bonn (SWB)<br />

haben im Vorjahr ihr Notfallmanagement<br />

überprüft und daraufhin<br />

verschiedene Änderungen<br />

beschlossen. So werden seit Jahresanfang<br />

auf den oberirdischen<br />

Stadtbahnstrecken ohne direkten<br />

Zugang zur Straße neue<br />

Fluchtwege installiert, auf denen<br />

die Fahrgäste ggf. problemlos<br />

zur nächsten Haltestelle gehen<br />

können. Außerdem entsteht<br />

z. B. zwischen Tannenbusch Mitte<br />

und Bonn West ein neuer<br />

Fluchtweg mit Treppen. <strong>Die</strong> Arbeiten<br />

sollen bis Mitte 2013 abgeschlossen<br />

sein. <strong>Die</strong> Kosten belaufen<br />

sich auf 1,45 Millionen<br />

Euro.<br />

UKI<br />

rz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

9


Aktuell<br />

Krefeld<br />

Verkehr nach Tackheide eingestellt<br />

Augsburg<br />

Jubiläum „75 Jahre<br />

swa Verkehr“<br />

Anlässlich des 75. Jubiläums der<br />

Stadtwerke Augsburg hatten deren<br />

Verkehrsbetriebe am 15. Juni in den<br />

<strong>Straßenbahn</strong>betriebshof an der Baumgartnerstraße<br />

eingeladen. Im Rahmen<br />

des Festes gab es Werkstatt- und Gleisbauvorführungen,<br />

Eingleisübungen der<br />

Feuerwehr am Combino 847 sowie eine<br />

große Wagenschau zu besichtigen.<br />

Besonderer Anziehungspunkt war der<br />

für den Fahrgastbetrieb derzeit nicht<br />

zugelassene Maximum-Tw 101<br />

(MAN/SSW 1913), in dem Informationen<br />

zur Augsburger <strong>Straßenbahn</strong>geschichte<br />

gegeben wurden. GT8 Nr. 806<br />

(MAN/Siemens 1976) zeigte sich neu<br />

Am 15. Juni gab es in Augsburg anlässlich „75 Jahre swa Verkehr“ auch<br />

Rundfahrten mit dem KSW 506 über Maximilianstraße und Dom zum Bärenwirt<br />

und vorbei am Königsplatz wieder zurück<br />

W. WOLFF<br />

<strong>Die</strong> Krefelder<br />

Endschleife<br />

Tackheide wird<br />

seit dem 9. Juni<br />

nicht mehr regulär<br />

angefahren.<br />

Nach der<br />

letzten Bedienung<br />

durch die<br />

Linie 043 erreichte<br />

sie am<br />

Vorabend der<br />

Museumswagen<br />

93<br />

C. LÜCKER<br />

Am 8. Juni haben die Stadtwerke Krefeld (SWK) den Linienbetrieb<br />

auf dem etwa ein Kilometer langen Ast zwischen<br />

Oberschlesienstraße und der Endstelle Tackheide<br />

eingestellt – siehe SM 4/13. Um 19.55 Uhr kam der letzte<br />

Wagen der <strong>Straßenbahn</strong>linie 043 in Tackheide an, gefolgt<br />

von einem voll besetzten Abschiedszug in Form des Zweiachsers<br />

93 mit seinem Sommerbeiwagen. Seit dem Fahrplanwechsel<br />

am 9. Juni ist Tackheide nur noch über die<br />

Buslinien 054 und 069 angebunden. <strong>Die</strong> 043 wurde von<br />

Uerdingen kommend zum Hauptbahnhof zurückgezogen<br />

und endet nicht, wie anfangs geplant, an der Oberschlesienstraße.<br />

Der Abschnitt zwischen Oberschlesienstraße<br />

und Hauptbahnhof wird nun alleine von der Linie 042 bedient,<br />

der <strong>Straßenbahn</strong>takt hat sich hier also halbiert. Zunächst<br />

bleibt der Ast Richtung Tackheide allerdings befahrbar.<br />

Einerseits könnte er als Abstellfläche dienen,<br />

wenn der Betriebshof wegen umfangreicher Bauarbeiten<br />

in der Innenstadt im Laufe des nächsten Jahres vom Netz<br />

abgetrennt sein wird. Andererseits könnte die zuletzt<br />

schlecht ausgelastete Strecke wieder in Betrieb genommen<br />

werden, falls sich auf dem Thyssengelände in Höhe<br />

der ehemaligen Endstelle neues Gewerbe ansiedelt. CLÜ<br />

lackiert im Farbschema seiner Auslieferung<br />

– beige mit grünen Schürzen.<br />

Fahrten mit seinem Schwesterfahrzeug<br />

807 zur Schleife am Stadttheater waren<br />

stets ausgebucht; in deren Verlauf<br />

wurde über die derzeit in Augsburg<br />

laufenden umfangreichen Baumaßnahmen<br />

informiert. Deren erster Teil<br />

soll mit Inbetriebnahme des vollständig<br />

neu gebauten Umsteigeknotens<br />

Königsplatz Mitte Dezember 2013 beendet<br />

werden. <strong>Die</strong> Untertunnelung des<br />

Hauptbahnhofs mit Neubau der Linie 5<br />

in den Westen der Stadt hat mit dem<br />

Bau der Tunnelrampe vor dem Bahnhofsgebäude<br />

hingegen erst begonnen<br />

und wird 2019 abgeschlossen werden.<br />

<strong>Die</strong> Rundfahrten mit dem hauptuntersuchten<br />

KSW 506 (Fuchs 1948) kamen<br />

gut an. <strong>Die</strong>se werden von Mai bis<br />

Oktober jeweils am ersten Samstag im<br />

Monat angeboten.<br />

WWO<br />

Darmstadt<br />

<strong>Straßenbahn</strong>linie zum<br />

Uni-Campus geplant<br />

Auf dem Campus „Lichtwiese“ der<br />

Technischen Universität Darmstadt gehen<br />

inzwischen 8.000 bis 10.000 Studenten<br />

ihren Studien nach. <strong>Die</strong> Einrichtungen<br />

liegen aber ziemlich dezentral<br />

am östlichen Rand der Stadt. Mit<br />

der Innenstadt sind sie durch die Buslinien<br />

K und KU verbunden, die dem<br />

Aufkommen aber längst nicht mehr<br />

gewachsen sind.<br />

Da der Stadtverwaltung die Einrichtung<br />

einer weiteren Buslinie nicht<br />

sinnvoll erscheint, ist nun der Bau<br />

einer 1,3 Kilometer langen Neubaustrecke<br />

vorgesehen. Sie soll am Hochschulstadion<br />

von der Nieder-Ramstädter<br />

Straße im Streckenverlauf der<br />

Linien 2 und 9 aus zur Lichtwiese abzweigen.<br />

<strong>Die</strong> Baukosten werden auf<br />

8,32 Millionen Euro geschätzt. <strong>Die</strong><br />

Wendeschleife soll neben dem gerade<br />

neu eröffneten Medienzentrum der TU<br />

ihren Platz finden. Bei einem errechneten<br />

Nutzen-Kosten-Faktor von 1,62 ist<br />

man in Darmstadt zuversichtlich, dass<br />

die Abläufe nun zügig vorangehen<br />

und die notwendigen Zuschüsse bewilligt<br />

werden. Sehr optimistische<br />

Schätzungen sprechen davon, dass die<br />

neue Strecke bereits Ende 2017 in Betrieb<br />

gehen kann. Das wäre im Vergleich<br />

zu früheren Darmstädter Planungszeiträumen<br />

schnell.<br />

JÖS<br />

Hamburger U-Bahn<br />

Spatenstich für<br />

U4-Verlängerung<br />

Mit dem symbolischen ersten Spatenstich<br />

begannen am 21. Juni die<br />

Bauarbeiten zur Verlängerung Hamburgs<br />

neuester U-Bahn Linie U4. Bis<br />

2018 soll die vier Kilometer lange<br />

Strecke in die HafenCity um weitere<br />

1,3 Kilometer bis zur Haltestelle Elbbrücke<br />

verlängert sein. <strong>Die</strong> Strecke<br />

wird überwiegend im Tunnel geführt<br />

und verläuft erst kurz vor der Endhaltestelle<br />

in Hochlage. Im Bereich der<br />

neuen Haltestelle werden ca. 2.800<br />

Wohnungen und Arbeitsplätze für<br />

20.000 Menschen errichtet. <strong>Die</strong> Baukosten<br />

schätzt die Hamburger Hochbahn<br />

AG auf insgesamt 180 Millionen<br />

Euro. Ob es einen ursprünglich geplanten<br />

Übergang zur benachbarten S-<br />

Bahn geben wird, ist nach jüngsten<br />

Diskussionen im Hamburger Senat aktuell<br />

fraglich.<br />

Nach der Fertigstellung der U-Bahn<br />

sowie der umliegenden Bebauung<br />

rechnen die Verkehrsplaner mit rund<br />

18.000 Fahrgästen pro Tag. Da die<br />

Strecke für maximal 15.000 Personen/Stunde<br />

ausgelegt ist, stellt sie<br />

auch bei den zahlreichen Großveranstaltungen<br />

in der HafenCity eine leistungsfähige<br />

Alternative zu anderen<br />

Verkehrsmitteln dar.<br />

10<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Deutschland<br />

Im vergangenen Jahr stiegen die<br />

Fahrgastzahlen in den Hochbahn-Bussen<br />

und -U-Bahnen um 2,9 Prozent<br />

auf 433 Millionen. Das bescherte Rekordeinnahmen,<br />

der Kostendeckungsgrad<br />

der Hochbahn verbesserte sich<br />

gegenüber 2011 von 89,2 auf 90,2<br />

Prozent. Für Entlastung in Spitzenzeiten<br />

sollen eine größere Busflotte und<br />

die neuen DT 5-Fahrzeuge im U-Bahn-<br />

Betrieb sorgen.<br />

JEP<br />

Obus Esslingen<br />

Provisorium<br />

am Bahnhof<br />

Seit dem 5. Juni sind die bisherigen<br />

Obus-Haltestellen am Bahnhof Esslingen<br />

gesperrt, was an der städtebaulichen<br />

Neuordnung des kompletten<br />

Bahnhofsbereichs liegt. Als ein wesentlicher<br />

Teil dieses Großprojekts wurde<br />

nun die sogenannte Südtangente – eine<br />

auf zuvor brachliegenden Bahnflächen<br />

entstandene neue Straße vom<br />

Bahnhof in die Esslinger Weststadt –<br />

an die Berliner Straße angeschlossen.<br />

Im Bereich des Bahnhofs wurde die<br />

Südtangente mit einer Oberleitung<br />

versehen. Noch etwa bis Ende Februar<br />

2014 werden die Obusse der Linie 101<br />

auf der Südtangente, zwischen dem<br />

Bahnhofsgebäude und den Bahngleisen,<br />

an provisorischen Haltestellen abfahren.<br />

<strong>Die</strong> zweite Esslinger Obus-Linie<br />

118 wird dagegen während des Provisoriums<br />

mit <strong>Die</strong>selbussen betrieben.<br />

Im Herbst 2014 soll dann der neue<br />

ZOB westlich des Bahnhofs fertiggestellt<br />

werden. Der ZOB soll durch seine<br />

spektakuläre Glasüberdachung maßgeblich<br />

zur Aufwertung des Bahnhofsumfeldes<br />

beitragen.<br />

PKR<br />

Naumburg<br />

Streckenverlängerung<br />

rückt näher<br />

<strong>Die</strong> geplante Verlängerung von der<br />

Vogelwiese zum Salztor könnte von der<br />

Naumburger <strong>Straßenbahn</strong> (NSB) teilweise<br />

in unentgeltlicher Eigenarbeit<br />

entstehen. Auch Spender sollen für die<br />

etwa 400 Meter lange Strecke gefunden<br />

werden. Mit diesem Konzept will<br />

die NSB den Weiterbau unterstützen,<br />

für den auch Mittel des Landes Sachsen-Anhalt<br />

und der Stadt Naumburg in<br />

Aussicht stehen. Eigentlich sollte die<br />

<strong>Straßenbahn</strong> bereits zu ihrer Reaktivierung<br />

im Jahr 2000 bis zum Salztor fahren,<br />

doch vereitelten Finanzierungsprobleme<br />

die Fortsetzung der heute 2,5<br />

Kilometer langen Strecke Hbf – Vogelwiese.<br />

Der Weiterbau erfordert den<br />

Im Rahmen einer privaten Charterfahrt kam am 16. Juni der Nürnberger Museumswagen 363 vom Typ N8S-NF<br />

wieder einmal zum Einsatz. Er absolvierte vom Trafowerk eine etwa vierstündige Rundfahrt, die fast durch das<br />

komplette Netz der VAG führte. Dabei gab es zahlreiche Fotohalte, so auch an der Endhaltestelle Thon C. HECHT<br />

vollständigen Neubau von etwa 200<br />

Meter <strong>Straßenbahn</strong>gleisen ab der Endstelle<br />

Vogelwiese. Im Anschluss könnten<br />

die seit über 20 Jahren brach liegenden<br />

Restgleise der alten Ringbahn<br />

weitergenutzt werden, wofür aber Ertüchtigungsarbeiten,<br />

vor allem der Austausch<br />

der Schwellen, erforderlich sind.<br />

Darüber hinaus müsste sowohl die<br />

Endstelle Salztor – wenn möglich mit<br />

Ausweichgleis – sowie die Fahrleitung<br />

neu errichtet werden. Für den laufenden<br />

Betrieb wäre die Strecke ein enormer<br />

Gewinn: Unter anderem aufgrund<br />

der Erschließung zweier Schulstandorte<br />

würden sich die Fahrgastzahlen voraussichtlich<br />

um 20 Prozent erhöhen,<br />

wofür aber nach wie vor der Einsatz eines<br />

Linien-Tw ausreichen würde. Am<br />

14. September plant die NSB ein <strong>Straßenbahn</strong>fest<br />

am Salztor, bei dem für<br />

die Verlängerung geworben werden<br />

soll. Sollte die Finanzierung bald geklärt<br />

sein, könnte bereits 2014 mit dem<br />

Bau begonnen werden.<br />

PKR<br />

Frankfurter U-Bahn<br />

Station für die<br />

Feuerwehr<br />

<strong>Die</strong> jüngste U-Bahnstation in Frankfurt<br />

am Main hat keine Rolltreppen,<br />

keinen Aufzug und die Bahnsteiglänge<br />

reicht nur für Solowagen. Trotzdem ist<br />

sie für ihre Zwecke ausreichend. <strong>Die</strong><br />

neue Station ist nämlich Bestandteil<br />

des neuen Feuerwehr- und Rettungstrainingscenter,<br />

das am 14. Juni eröffnet<br />

wurde. Zusammen mit dem Stadtbahnwagen<br />

602, dessen Technik 2010<br />

bei einem Hochwasser im Herstellerwerk<br />

Bautzen unbrauchbar geworden<br />

war, dient das Bauwerk als Übungsobjekt<br />

der Feuerwehr. Da die Tunnelröhre<br />

in Wirklichkeit nicht unter der Erde,<br />

sondern ebenerdig errichtet wurde,<br />

führen Rampen am Gebäude zum Stationszugang<br />

auf dem Dach. Über ein<br />

Gleis kann aber auch mit den schienengängigen<br />

Rüstwagen, deren neuste<br />

Generation seit letztem Jahr im<br />

Einsatz ist, in den „Tunnel“ eingefahren<br />

werden. Um einen realistischen<br />

Eindruck zu vermitteln, wurde das<br />

Übungs bauwerk detailgenau ausgestattet.<br />

In den Vitrinen hängen Fahrpläne,<br />

der Zugzielanzeiger zeigt die<br />

Einfahrt einer „U10“ zum Hauptbahnhof<br />

an und auch der Fahrkartenautomat<br />

am Eingang fehlt nicht. Als weitere<br />

Örtlichkeit für Übungen steht der<br />

Frankfurter Feuerwehr ein nicht benötigtes<br />

Tunnelstück an der U-Bahnstation<br />

Hauptbahnhof zur Verfügung. SKY<br />

Forst (Lausitz)<br />

120 Jahre Forster<br />

Stadtbahn<br />

Anlässlich des 120. Jubiläums der<br />

Forster Stadtbahn war die Lok 36 am<br />

12. Mai erstmals seit ihrer Rückkehr<br />

aus Dresden für die Öffentlichkeit zugänglich.<br />

Für die derzeit im Feuerwehrgebäude<br />

an der Hochstraße hinterstellte<br />

Tramlok (Krauss München<br />

2796/1893) wird derzeit nach einer<br />

langfristigen Unterstellmöglichkeit<br />

gesucht. Zwar befindet sie sich offiziell<br />

auf Basis eines auf 15 Jahre begrenzten<br />

Leihvertrages in ihrer einstigen<br />

Einsatzstadt, aber es wird davon<br />

ausgegangen, dass das Verkehrsmuseum<br />

für die Maschine auch langfristig<br />

keinen Platz mehr in Dresden hat.<br />

An der Suche nach einem neuen<br />

Im neuen Feuerwehr- und Rettungstrainingscenter in Frankfurt am Main<br />

können seit Mitte Juni verschiedene Szenarien am nicht betriebsfähigen<br />

Stadtbahnwagen 602 trainiert werden<br />

S. KYRIELEIS<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

11


Aktuell<br />

Der bisher im Hannoverschen<br />

<strong>Straßenbahn</strong>-Museum<br />

in<br />

Sehnde-Wehmingen<br />

hinterstellte Sylter<br />

Borgward-Triebwagen<br />

LT4 – hier am<br />

31. Mai – soll betriebsfähig<br />

aufgearbeitet<br />

werden<br />

M. KILB<br />

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Sylter Inselbahn<br />

Fahrzeug-Unikat wird restauriert<br />

Ein Wahrzeichen der von 1959 bis 1970 gemäß Betriebsordnung<br />

<strong>Straßenbahn</strong> betriebenen Sylter Inselbahn<br />

wird in den nächsten Jahren betriebsfähig aufgearbeitet.<br />

Der letzte erhaltene Borgward-Triebwagen – der LT4 – soll<br />

anschließend im Wechsel auf der Insel Sylt ausgestellt und<br />

auf der meterspurigen Museumsbahn zwischen Schierwaldenrath<br />

und Gillrath eingesetzt werden.<br />

Zwischen 1952 und 1954 waren in der eigenen Werkstatt<br />

der Inselbahn insgesamt fünf derartige Sattelschlepper-Schienenbusse<br />

entstanden. Bis auf den LT4 wurden<br />

diese nach 1970 verschrottet. Das damit zum Unikat gewordene<br />

Fahrzeug war in den vergangenen Jahren in<br />

Standort für die Lok sind die Bürger<br />

der Stadt aktiv beteiligt. Derzeit ist<br />

neben dem Marktplatz und dem Brandenburgischen<br />

Textilmuseum auch das<br />

Gelände des ehemaligen Gaswerkes<br />

im Gespräch.<br />

<strong>Die</strong> Forster Stadtbahn verkehrte<br />

vom 8. Mai 1893 bis zum 31. August<br />

1965. Formell wurde sie jedoch zum<br />

31. Dezember 1965 eingestellt. FHE<br />

Weil am Rhein<br />

Verlängerung Basler<br />

Linie 8 läuft<br />

Am 21. Mai wurde im Zollhof Basel/Weil<br />

mit einer Schienenschweißung<br />

symbolisiert, dass die Grenzen im Dreiländereck<br />

am Rheinknie für die <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

kein Hindernis sind. <strong>Die</strong><br />

nun im Bau befindliche Neubaustrecke<br />

Seit dem 27. Juli 2012 befindet sich die Tramlok Nr. 36 wieder in Forst. Am<br />

12. Mai dieses Jahres konnte die 120-jährige Maschine im Feuerwehrgebäude<br />

besichtigt werden<br />

F. HEILMANN<br />

Sehnde-Wehmingen hinterstellt. Kürzlich hat es die Sylter<br />

Verkehrs gesellschaft (SVG) anlässlich des 125. Jubiläums<br />

der Inselbahn vom Hannoverschen <strong>Straßenbahn</strong>-Museum<br />

erworben und an die den Betrieb der Selfkantbahn führende<br />

Interessengemeinschaft Historischer Schienenverkehr<br />

e.V. (IHS) übertragen. Der Verein wird den LT4 nun<br />

schrittweise instand setzen lassen. Dazu haben die Eisenbahnfreunde<br />

erste Gespräche mit verschiedenen Fachwerkstätten<br />

aufgenommen. <strong>Die</strong> Kosten für die betriebsfähige<br />

Aufarbeitung werden auf 250.000 bis 300.000 Euro<br />

geschätzt. <strong>Die</strong>se Summe soll größtenteils durch Spenden<br />

und mit Mitteln der SVG aufgebracht werden. AM<br />

beginnt an der Endhaltestelle der Linie<br />

8 im rechtsrheinischen Kleinhünigen<br />

und endet nach Überbrückung des<br />

Containerhafens und Rangierbahnhofes<br />

am Bahnhof Weil am Rhein DB am<br />

Rande der Innenstadt. Damit wird ermöglicht,<br />

dass Berufspendler die Industriezone<br />

Kleinhünigen mit diversen<br />

Standorten der chemischen- und pharmazeutischen<br />

Industrie ohne Umweg<br />

über Basel bad. Bf. direkt erreichen<br />

können. Von der rund 2,8 Kilometer<br />

langen Neubaustrecke liegen 1,6 Kilometer<br />

auf deutschem Hoheitsgebiet.<br />

<strong>Die</strong> Baukosten sind mit 85 Millionen<br />

Euro kalkuliert, wovon 85 Prozent von<br />

der Schweizer Seite finanziert werden.<br />

<strong>Die</strong> EU beteiligt sich mit einer knappen<br />

Million Euro für grenzbedingte Mehrkosten,<br />

wie die zusätzliche Ausrüstung<br />

der Wagen nach den Vorschriften der<br />

BO Strab.<br />

<strong>Die</strong> für Ende 2013 vorgesehene Inbetriebnahme<br />

verzögert sich auf Ende<br />

2014, da die DB AG nicht rechtzeitig<br />

Baufreiheit für die Brücke über den<br />

Rangierbahnhof in Weil geschaffen hat.<br />

Mit der verlängerten Linie 8 wird<br />

erstmals seit über 45 Jahren wieder<br />

Noch mehr Auswahl unter<br />

www.strassenbahnmagazin.de/abo<br />

ein Basler Tram die Staatsgrenzen<br />

überfahren. Bis 1957/67 bestanden<br />

bereits Tramlinien nach Lörrach, St.<br />

Ludwig/St Louis und nach Hüningen/Hunigue).<br />

UMÜ<br />

Industrie<br />

Siemens/Bombardier<br />

Flexity für Wien?<br />

<strong>Die</strong> Wiener Linien stehen vor der<br />

Entscheidung, eine Option über die<br />

Lieferung 150 weiterer Niederstflur-<br />

Triebwagen des Typs ULF zu ziehen<br />

oder den Großauftrag neu auszuschreiben.<br />

Letzte Variante verstärkte<br />

ein Bericht des Kontrollamts, indem die<br />

Wiener Linien wegen des hohen Wartungsbedarfs<br />

der ULF-Flotte und der<br />

damit verbundenen hohen Ausfallquote<br />

gerügt wurden. Auch entspreche der<br />

seit 1997 gebaute Fahrzeugtyp unter<br />

anderem nicht mehr aktuellen Crash-<br />

Normen. Gegen eine Neuausschreibung<br />

sprach bislang, dass andere Hersteller<br />

keine Fahrzeuge mit einer<br />

Einstiegshöhe von 197 Millimeter in<br />

ihrer Produktpalette aufweisen.<br />

Bombardier brachte sich nun mit einer<br />

zukunftsweisenden Niederflur-Lösung<br />

mit einer Einstiegshöhe von 200<br />

Millimeter in Stellung, das Fahrzeugkonzept<br />

entstand sozusagen aus einem<br />

„best of“ der Flexity-Reihe. Der<br />

für Wien projektierte Flexity ist ein<br />

Multigelenkfahrzeug und basiert auf<br />

den Fahrzeugtyp Flexity 2. <strong>Die</strong> um<br />

rund 100 Millimeter geringere Wagenbodenhöhe<br />

wird erreicht durch den<br />

Verzicht auf Achsfahrwerke. Vereinfacht<br />

dargestellt, es kämen solche<br />

Fahrwerke, die sich in den Flexity Berlin<br />

bewähren, in Flexity Outlook-Fahrwerksmodule<br />

zum Einbau. Das kürzere<br />

Modell würde knapp 34 Meter lang<br />

sein und über 66 Sitz- und 145 Steh-<br />

12 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Deutschland · Industrie · Weltweit<br />

plätze verfügen, eine 45 Meter lange<br />

Variante über 89 Sitz- und 198 Stehplätze.<br />

Zum Vergleich, die 35 Meter<br />

langen ULF des Typs B1 bieten 66 Sitzund<br />

143 Stehplätze. Neben einer viel<br />

höheren Verfügbarkeit garantiert<br />

Bombardier mit deutlich geringeren<br />

Wartungskosten, die den Wiener Linien<br />

in einem Zeitraum von 30 Jahren<br />

Einsparungen von mehr als 300 Millionen<br />

Euro gegenüber den Siemens-<br />

Fahrzeugen in Aussicht stellen. Bis Ende<br />

des Jahres wollen die Wiener Linien<br />

eine Entscheidung treffen. ROS<br />

Bombardier<br />

Flexity 2 für Gold Coast<br />

in Auslieferung<br />

Bombardier Transportation liefert<br />

14 Zweirichtungstriebwagen vom Typ<br />

Flexity 2 für das Gold Coast Rapid<br />

Transit-System in der australischen<br />

Stadt Gold Coast in Queensland. Ein<br />

Fahrzeug war zu Klima-Tests im Rail<br />

Tec Arsenal Wien und weilte anschließend<br />

für Testfahrten einige Tage in der<br />

Hauptwerkstätte der Wiener Linien.<br />

Das GoldLinQ-Konsortium errichtet<br />

in der australischen Stadt ein schlüsselfertiges<br />

Stadtbahnsystem. Bombardier<br />

erhielt als Teil des Konsortiums<br />

den Auftrag für Planung, Bau, Betrieb<br />

und Wartung der ersten Ausbaustufe.<br />

<strong>Die</strong> 13 Kilometer lange Strecke mit 16<br />

Haltestellen wird das neue Universitätsklinikum,<br />

die Griffith-Universität<br />

und die schnell wachsenden Geschäfts-,<br />

Wohn- und Freizeitzentren<br />

Southport, Surfers Paradise und Broadbeach<br />

verbinden. <strong>Die</strong> Aufnahme des<br />

Fahrgastbetriebs ist für 2014 geplant.<br />

Bombardier übernimmt für einen<br />

Zeitraum von 15 Jahren die Wartung<br />

der 14 Niederflurwagen. <strong>Die</strong> sieben -<br />

teiligen Fahrzeuge mit je 45 Metern<br />

Länge und 2,65 Meter Breite verfügen<br />

neben Rollstuhl- und Kinderwagenplätzen<br />

auch Abstellmöglichkeiten für<br />

Surfbretter. <strong>Die</strong> Fahrerkabinen der Flexity<br />

2 werden im Wiener Werk montiert,<br />

die Endmontage der Niederflurwagen<br />

erfolgt in Bautzen. ROS<br />

Am 5. Juni organisierte der Tramverein Bern (TVB) mit dem Oldtimer Nr. 145 (Baujahr 1935) für eine britische<br />

Reisegruppe eine Sonderfahrt. Dabei wurde vom Depot Burgernziel ausgehend der neuste Streckenast nach<br />

Wankdorf Bahnhof (Foto) befahren und als Zugabe auch noch die Zufahrtsgleise und das Werksgelände vom neuen<br />

Depot Bolligenstrasse<br />

A. THOMPSON<br />

Vossloh España<br />

Train-Trams für<br />

britisches Sheffield<br />

Vossloh España erhielt von der<br />

South Yorkshire Passenger Transport<br />

Executive den Auftrag über die Lieferung<br />

von sieben Zweisystemfahrzeugen<br />

für ein Train-Tram-Pilotprojekt auf<br />

den britischen Inseln. Ab 2015 sollen<br />

die Train-Trams auf der neuen Stadtbahnlinie<br />

zwischen dem Zentrum von<br />

Sheffield und Rotherham Parkgate verkehren.<br />

<strong>Die</strong> sieben Zweirichtungstriebwagen<br />

werden mit einer pneumatischen<br />

Federung versehen und damit<br />

einen hohen Fahrkomfort bieten. <strong>Die</strong><br />

elektrische Ausrüstung von Vossloh<br />

Kiepe ermöglicht den Einsatz sowohl<br />

auf dem vorhandenen <strong>Straßenbahn</strong>netz<br />

innerhalb der Stadt Sheffield mit<br />

750 Volt Fahrleitungsspannung als<br />

auch auf dem mit 25 kV mit elektrifiziertem<br />

Regionalbahnnetz zwischen<br />

Meadowhall und Rotherham Parkgate.<br />

Das Auftragsvolumen beträgt rund 70<br />

Millionen Euro und umfasst neben der<br />

Lieferung der sieben Zweisystemfahrzeuge<br />

auch die Elektrifizierung eines<br />

Streckenabschnitts zwischen Rotherham<br />

Parkgate und Meadowhall sowie<br />

den Bau einer 400 Meter langen Überleitungsstrecke<br />

zwischen der <strong>Straßenbahn</strong>-<br />

und der Regionalbahninfrastruktur<br />

– ein Novum in Großbritannien. <strong>Die</strong><br />

Auslieferung der Train-Trams soll 2015<br />

aus dem spanischen Vossloh-Werk in<br />

Albuixech (Valencia) erfolgen. ROS<br />

Ausland<br />

Italien: Rom:<br />

Linie 8 verlängert<br />

Nach einer Bauzeit von gut einem<br />

Jahr konnte in Rom am 6. Juni die 450<br />

Meter lange zweigleisige Verlängerung<br />

der <strong>Straßenbahn</strong>linie 8 von Largo<br />

Arenula zur Piazza Venezia längs der<br />

Via delle Botteghe Oscure in Betrieb<br />

genommen werden. <strong>Die</strong> kurze, aber<br />

sehr bedeutende Verlängerung verbessert<br />

die Umsteigesituation zu den vielen<br />

an der Piazza Venezia verkehrenden<br />

Buslinien, aber auch die beliebte<br />

Einkaufsstraße Via del Corso in der Innenstadt<br />

ist von hier aus wesentlich<br />

besser fußläufig erreichbar. Werktags<br />

wird die neue Endstelle durch die Linie<br />

8 im 5-Minuten-Takt bedient. <strong>Die</strong> bisherige<br />

Endstelle am Largo di Torre Argentina<br />

wurde abgebaut. BEKUS<br />

Frankreich: Marseille<br />

Neue <strong>Straßenbahn</strong><br />

gut frequentiert<br />

<strong>Die</strong> Rückkehr der <strong>Straßenbahn</strong> in<br />

moderner Form nach Marseille ist ein<br />

voller Erfolg. Auch beim gegenwärtig<br />

laufenden Kulturhauptstadtjahr Marseille<br />

2013 entdecken viele Besucher<br />

der Hafenstadt die Vorzüge der neuen<br />

Tramway, die im Frühsommer 2007 in<br />

Betrieb gegangen ist (siehe SM 4/<br />

2009). Gut läuft auch der Verbund der<br />

zwei neuen <strong>Straßenbahn</strong>linien (T1<br />

Noailles – Les Caillols, T2 Arenc Le Silo<br />

– Blancarde Foch) und der zwei Métro-Linien<br />

(M1 La Rose – La Fourragère,<br />

M2 Bougainville – Ste Marguerite<br />

Dromel).<br />

Nun wird die <strong>Straßenbahn</strong> von der<br />

„Prachtstraße“ Canebière in Richtung<br />

Castellane erweitert. In der Einkaufsstraße<br />

Rue de Rome werden gegenwärtig<br />

rund 1,4 Kilometer Gleise verlegt,<br />

die künftige Endhaltestelle<br />

Castellane ist ein wichtiger Umsteigepunkt<br />

zu Linie M2 und Bussen. <strong>Die</strong><br />

Weichen für die Abzweigung der T3<br />

waren zwar bereits seit 2007 gelegt.<br />

<strong>Die</strong> T3 nach Castellane soll im Juni<br />

2014 ihren Betrieb aufnehmen. Im De-<br />

Visualisierung der neuen Train-Trams für Sheffield. Sie sollen 2015 vom spanischen<br />

Vossloh-Werk in Albuixech (Valencia) ausgeliefert werden VOSSLOH<br />

Ein Flexity 2 für das neue Tram-System in Gold Coast, aufgenommen am<br />

21. Juni 2013 in der Hauptwerkstätte der Wiener Linien BOMBARDIER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

13


Aktuell<br />

Sammlung des Museums. Dazu gehören<br />

Exemplare aus Birkenhead, Liverpool,<br />

Wallasey und sogar Lissabon. <strong>Die</strong><br />

Hauptlast tragen jedoch zwei 1992 in<br />

Hongkong zum Stückpreis von 85.000<br />

Pfund gebaute Doppelstockwagen.<br />

Der öffentliche Tramverkehr wurde<br />

in Birkenhead ursprünglich 1937 eingestellt.<br />

Im Jahr 1995 ging dann die in<br />

drei Bauphasen entstandene heutige<br />

Museumsstrecke in Betrieb. Sie weist<br />

gegenwärtig eine Länge von knapp einem<br />

Kilometer auf.<br />

ATH<br />

An der ansonsten nur von der Berner Linie 9 bedienten Schleife Guisanplatz Expo begegnen sich am 25. Mai<br />

die Tw 733 (Linie 7/9 Ostring) und 663 (Linie 8/9 Wankdorf Bahnhof)<br />

R. SCHREMPF<br />

Schweiz: Bern:<br />

Zweigeteiltes Tramnetz<br />

zember 2013 wird zuvor der Haltepunkt<br />

Marseille-Méditerranée im neuen<br />

Viertel am Hafen eröffnet. Damit<br />

erschließen die SNCF für die Regionalzüge<br />

TER das Hafenviertel. Dadurch<br />

werden die <strong>Straßenbahn</strong>linie 2 und<br />

die Endhaltestelle Arenc Le Silo entlastet.<br />

VLC<br />

Großbritannien: Birkenhead<br />

Tram wieder in Betrieb<br />

Während der Gesamtsanierung der Infrastruktur in der<br />

Marktgasse ist Tramnetz zweigeteilt. Vom 6. April bis 14.<br />

September 2013 werden zwischen den Haltestellen Bärenplatz<br />

und Zytglogge die Schienen und Versorgungsleitungen<br />

erneuert. Durch die Altstadtgassen, die Spital- und<br />

Marktgasse, fahren werktags stündlich bis zu 104 Trams<br />

und Obusse. <strong>Die</strong> letzte große Sanierung fand vor 18 Jahren<br />

statt. Während den Bauarbeiten ist der Trambetrieb<br />

nach gewohntem Muster in ein Ost- und Westnetz geteilt.<br />

<strong>Die</strong> Linie 6 verkehrt zwischen Zytglogge und Worb Dorf,<br />

die Linie 7/9 von Ostring via Zytglogge nach Guisanplatz<br />

Expo und die Linie 8/9 von Saali via Zytglogge und Guisanplatz<br />

Expo nach Wankdorf Bahnhof. <strong>Die</strong> von Westen<br />

kommenden Linien 7, 8 und 9 wenden am Bahnhof. Der<br />

Linienast ins Fischermätteli wird von Ersatzbussen bedient,<br />

ebenso die Verbindung der beiden Tramnetze<br />

(Bahnhof – Zytglogge).<br />

Das Projekt „Tram Region Bern“ nahm am 5. Juni 2013<br />

eine weitere Hürde, der Große Rat des Kantons Bern beschloss<br />

den Investitionsrahmenkredit. Voraussichtlich noch<br />

vor den Sommerferien wird der Bundesrat mit seiner Vernehmlassungsvorlage<br />

zur Zuteilung von Geldern aus dem<br />

Infrastrukturfonds weitere wichtige Finanzierungsentscheidungen<br />

treffen, die auch Tram Region Bern betreffen. ROS<br />

Nach einer durch Forderungen der<br />

zuständigen Aufsichtsbehörde ausgelösten<br />

mehrmonatigen Betriebspause<br />

rollen die historischen <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

seit Februar 2013 wieder durch die gegenüber<br />

von Liverpool liegende britische<br />

Hafenstadt Birkenhead. Jedes<br />

Wochenende sowie an Feiertagen gibt<br />

es zwischen dem Fährterminal Woodside<br />

und dem „Wirral Transport Museum“<br />

nachmittags einen 30-Minuten-<br />

Taktverkehr. Zum Einsatz kommen<br />

diverse historische Trams aus der<br />

Schweden: Stockholm<br />

Lidingöbahn wird<br />

modernisiert<br />

Am 20. Juni verkehrte die Stockholmer<br />

Lidingöbahn zum letzten Mal in<br />

der jetzigen Form. Anschließend wird<br />

die elektrifizierte Vorortbahn, die von<br />

Ropsten hinüber zur Insel Lidingö und<br />

dort über Aga nach Gåshaga führt, für<br />

voraussichtlich eineinhalb Jahre im<br />

Schienenersatzverkehr betrieben und<br />

auf modernen Stadtbahnstandard umgebaut.<br />

Dabei werden u. a. neue<br />

Bahnsteige erstellt, ein neues Signalsystem<br />

installiert und die Trasse auf<br />

weiteren Abschnitten zweigleisig ausgebaut<br />

werden. Außerdem werden<br />

auch die bisher noch eingesetzten,<br />

rund 60 Jahre alten Vierachser-Garnituren<br />

nach aktuellem Stand durch Niederflurwagen<br />

der Firma CAF ersetzt.<br />

<strong>Die</strong> Arbeiten sind auf rund 130 Millionen<br />

Euro veranschlagt und eine Voraussetzung<br />

zum durchgehenden Verkehr<br />

von Lidingö in die Stockholmer<br />

Innenstadt. Daher beteiligt sich die<br />

Stadt Lidingö an den Kosten.<br />

Zurzeit enden die Züge der Lidingöbahn<br />

nach Überfahren einer markanten<br />

Brücke unmittelbar unterhalb der<br />

Metrostation Ropsten, doch ist hier<br />

künftig keine Verknüpfung mit der<br />

Metro, sondern mittelfristig eine Anbindung<br />

an die wachsende Stockhol-<br />

Noch biegt in Marseille die <strong>Straßenbahn</strong> vom Cours Belsunce in Richtung<br />

Canebière ab, mit der Linie 3 Richtung Castellane werden die Gleise im<br />

Vordergrund ab Juni 2014 weiterführen<br />

V. LECAENNAIS<br />

Birkenhead: Der in Hongkong erbaute Triebwagen Nr. 69 ist am 21. April<br />

2013 in Richtung Woodside unterwegs. Im Hintergrund erkennt man die<br />

Skyline des benachbarten Liverpools<br />

A. THOMPSON<br />

14<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Weltweit<br />

Seit 20. Juni enden die Züge der Lidingöbahn unterhalb der Metrostation<br />

Ropsten (Aufnahme am 4. Juni). Hier ist mittelfristig eine Anbindung an<br />

die Stockholmer <strong>Straßenbahn</strong> vorgesehen<br />

M. KOCHEMS<br />

Der im Eigentum der Stadt Lodz befindliche ATw 101 vom Typ 2N2 befindet<br />

sich gemeinsam mit vielen anderen historischen Wagen seit April dieses<br />

Jahres im Depot Helenowek<br />

L. F. RICHTER<br />

mer <strong>Straßenbahn</strong> (Spårväg city) vorgesehen.<br />

Dazu soll eine Zweigstrecke der<br />

bisherigen Linie 7 von der Brücke nach<br />

Djurgarden bis Ropsten mit sechs neuen<br />

Haltestellen gebaut werden. Bereits<br />

2009 wurde im Vorgriff darauf die Lidingöbahn<br />

von einer Eisen- in eine<br />

<strong>Straßenbahn</strong> umkonzessioniert. MKO<br />

Lettland: Liepaja/Libau<br />

Einzige Linie verlängert<br />

Der <strong>Straßenbahn</strong>betrieb im lettischen<br />

Liepaja/Libau hat seine derzeit<br />

einzige betriebene Linie verlängert.<br />

Am 29. Mai ging der etwa zwei Kilometer<br />

lange Neubauabschnitt in Betrieb.<br />

Er zweigt vor der bisherigen<br />

Endhaltestelle „Centralkapi“ (Zentralfriedhof)<br />

an der Tukuma iela nach Osten<br />

ab, erschließt ein Neubaugebiet<br />

und endet an der Mirdzas Kempes iela.<br />

Dabei bedient die intern als Linie T<br />

geführte Linie fünf neue Haltestellen.<br />

Der etwa 250 Meter lange Abschnitt<br />

bis zur ehemaligen Endhaltestelle liegt<br />

aktuell ungenutzt. <strong>Die</strong> Gesamtstrecke<br />

wird tagsüber alle acht Minuten und<br />

sonst alle 15 bis 20 Minuten bedient.<br />

Im Einsatz sind KT4, meist die gebraucht<br />

in Deutschland gekauften. Liepaja<br />

hat die älteste elektrische <strong>Straßenbahn</strong><br />

in den baltischen Staaten, sie<br />

verkehrt seit 1899.<br />

BEKUS<br />

Russland<br />

Rauchverbot auch<br />

in Trams<br />

Seit dem 1. Juni 2013 gilt in städtischen<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

Russlands ein umfassendes Rauchverbot.<br />

Das Rauchen auf Bahnhöfen, in<br />

Bussen und <strong>Straßenbahn</strong>en und an<br />

Haltestellen ist seitdem verboten. Verstöße<br />

dagegen werden mit mindestens<br />

1000 Rubel (24 EUR) geahndet.<br />

Präsident Putin verfolgt mit dem umfassenden<br />

Rauchverbot, welches auch<br />

in Krankenhäusern, Schulen, Verwal-<br />

Der Großteil der aus Berlin in Almaty eingetroffenen KT4Dt war Mitte Juni noch versiegelt im Betriebshof abgestellten.<br />

Für den Transport waren die Stromabnehmer demontiert und im Wageninneren verstaut worden O. GÜTTLER<br />

tungsgebäuden usw. gilt, das Ziel, die<br />

Zahl der Raucher zu halbieren. Etwa<br />

ein Drittel der russischen Bevölkerung<br />

raucht täglich.<br />

CMU<br />

Polen: Lodz<br />

Historische Wagen<br />

nun im Depot Brus<br />

Ende April hat der Klub Milosników<br />

Starych Tramwajów (KMST) die<br />

historischen Wagen aus dem stillgelegten<br />

Depot Helenowek der MKT ins<br />

ehemalige Depot Brus der TP transportiert.<br />

Das dortige Gelände gehört<br />

der Stadt Lodz und soll zum Transportmuseum<br />

ausgebaut werden. <strong>Die</strong><br />

Anlage ist derzeit noch nicht öffentlich<br />

zugänglich und dient als Abstellplatz<br />

sowie dem Verein KMST als<br />

Werkstatt.<br />

Folgende Fahrzeuge sind neben einigen<br />

Omnibussen der KMST jetzt<br />

dort beheimatet (Eigentümer in Klammern):<br />

2N1 ATw 108 (privat), 2N1 ATw<br />

1234 (MPK), 2N2 ATw 101 (Stadt<br />

Lodz), 2N2 ATw 92031 (KMST), 5N<br />

ATw 103 (Stadt Lodz), 5N ATw 109<br />

(KMST), 5N Tw 100 (Stadt Lodz), 5N<br />

Tw 154 (Tomasz Adamkiewicz), 5N Tw<br />

4092 (MPK), 5ND1 Bw 702 (Adamkiewicz),<br />

803N Tw 2 (KMST), 803N(mod.)<br />

Tw 37 (KMST), Sanok Tw 17 (Adamkiewicz)<br />

sowie zwei zweiachsigen<br />

ABw-Güterwagen (Nr. 48 Eigentum<br />

MPK, der nummernlose Eigentum<br />

Adamkiewicz). Dazu kommen noch<br />

die Wagenkästen der Herbrand-Tw 11,<br />

336 und 371 (KMST). Zugelassen sind<br />

derzeit nur die Tw 17 und 154. LFR<br />

Ukraine: Kiew<br />

Achtachsiger Prototyp<br />

vorgestellt<br />

Am 29. Mai stellte der Verkehrsbetrieb<br />

Kievpastrans in der ukrainischen<br />

Hauptstadt den Prototypen der neuen<br />

Serie „Kaschtan-2“ der Presse vor. Der<br />

geräumige achtachsige Gelenktriebwagen<br />

ruht auf vier Drehgestellen und ist<br />

31 Meter lang – davon sind 45 Prozent<br />

niederflurig ausgeführt. Das vom städtischen<br />

Verkehrsbetrieb selbst gefertigte<br />

Fahrzeug kann bis zu 300 Personen<br />

aufnehmen. Sowohl der Fahrgastraum<br />

als auch die davon abgeteilte Fahrerkabine<br />

sind klimatisiert.<br />

Der Kaufpreis des weiß-grün lackierten<br />

Wagens ist auf zehn Millionen<br />

UAH fixiert, was etwa 950.000 Euro<br />

entspricht. Mitte Juni soll der neue<br />

Wagen die ersten Probefahrten unternehmen,<br />

dann beginnt der Test im<br />

Planeinsatz auf der Schnellstraßenbahnlinie<br />

3 im Südwesten der Stadt.<br />

Anschließend wird über eine mögliche<br />

Serienbestellung entschieden.<br />

Von der im Februar 2011 stillge legten<br />

<strong>Straßenbahn</strong>linie 5 sind nur noch<br />

im nördlichen Abschnitt einige Gleisabschnitte<br />

erhalten. An der U-Bahnstation<br />

„Dnipro“ und südlich davon<br />

sind bereits alle Gleisanlagen im<br />

Vorfeld von Straßenverbreiterungen<br />

entfernt worden. Im Bereich des Post-<br />

Platzes (Poschtova Ploschtscha) erinnert<br />

ebenfalls fast nichts mehr an die<br />

<strong>Straßenbahn</strong>, auch dort werden derzeit<br />

die Straßen großzügig ausgebaut.<br />

WWE<br />

Kasachstan: Almaty<br />

KT4Dt aus Berlin<br />

eingetroffen<br />

Der 1937 eröffnete <strong>Straßenbahn</strong>betrieb<br />

in der kasachischen Stadt Almaty<br />

bekommt die dritte Generation deutscher<br />

<strong>Straßenbahn</strong>wagen. Nach den<br />

KT4D aus Berlin, den T3D aus Chemnitz<br />

und Schwerin sowie den T4D aus<br />

Dresden und Leipzig waren bis Mitte<br />

Juni dieses Jahres zehn der aus Berlin<br />

kommenden KT4Dt eingetroffen. Der<br />

erste Wagen wird seit dem 15. Juni im<br />

Linienverkehr eingesetzt, in seiner<br />

neuen Heimat bekam er die Nummer<br />

1001. OGÜ<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

15


Betriebe<br />

Verdienter Jubel<br />

zum 100. Jubiläum<br />

100 Jahre Woltersdorfer <strong>Straßenbahn</strong> Mitte Mai feierte der<br />

kleine <strong>Straßenbahn</strong>betrieb östlich von Berlin sein 100-jähriges Betriebsbestehen.<br />

Zu den Höhepunkten des dreitägigen Festes zählten ein<br />

Fahrzeugkorso am 17. Mai und der restaurierte Triebwagen 218<br />

16 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Woltersdorf<br />

Der im Jahr 1910 gebaute Maximum-Vierachser mit offenen Plattformen aus Berlin, Nr. 2990, passte hervorragend zum restaurierten Tw 218<br />

Den Fahrzeugkorso führten am 17. Mai der 1913 gebaute Tw 2 mit dem<br />

im selben Jahr ebenfalls von O & K gelieferten Bw 24 an. Dahinter liefen<br />

die Maximumwagen sowie der KSW<br />

I. KÖHLER<br />

Er zählte zu den modernsten am Jubiläumswochenende eingesetzten<br />

Triebwagen – der 1960 gebaute Gotha-Wagen Nr. 32. Er kam 1978 aus<br />

Dessau nach Woltersdorf B. SCHULZ (2)<br />

Vom 17. bis zum 19. Mai lud die<br />

Woltersdorfer <strong>Straßenbahn</strong> zum<br />

100. Jubiläum vor die Stadttore<br />

von Berlin. Wer dem Ruf folgte, der<br />

war begeistert. Fand am 17. Mai der eigentliche<br />

Festakt statt, den ein Fahrzeugkorso<br />

krönte, so pendelten am anschließenden<br />

Wochenende die historischen Wagen im<br />

10-Minuten-Takt auf der nur 5,6 Kilometer<br />

langen Regelspurstrecke zwischen dem S-<br />

Bahnhof Berlin-Rahnsdorf und Woltersdorf<br />

Schleuse. Besondere Beachtung fand dabei<br />

der erst kürzlich fertiggestellte Zweirichtungstriebwagen<br />

mit Holzaufbau 218 (Linke-Hofmann-Werke<br />

Breslau 1913). Der ab<br />

1920 von den Berliner <strong>Straßenbahn</strong>en als<br />

Tw 5403 genutzte Maximumwagen vom<br />

Typ TDS 08/24 zeigt sich nach über vierjähriger<br />

Restaurierung nun wieder in seinem<br />

ursprünglichen Zustand mit Luftdruckbremse<br />

und Bügelstromabnehmer in Lyraform.<br />

Angeführt vom <strong>Straßenbahn</strong>-Mitarbeiter<br />

Andreas Kubig hatten zahlreiche<br />

Unternehmen und Privatpersonen die Woltersdorfer<br />

<strong>Straßenbahn</strong> bei dessen Aufarbeitung<br />

unterstützt – das Lob und der Zuspruch<br />

der Jubiläumsgäste auf die ersten öffentlichen<br />

Fahrten mit dem Schmuckstück<br />

war für sie alle ein großer Dank.<br />

Kleinstbetrieb mit Charme<br />

Seit dem 17. Mai 1913 zuckelt die Vorortlinie<br />

nach Woltersdorf, die heutige 7.800-<br />

Einwohner-Gemeinde war schon damals ein<br />

beliebtes Ziel für Berliner Wochenend-Ausflügler.<br />

Nach dem Bau der <strong>Straßenbahn</strong>linie<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

17


Betriebe<br />

Der KSW-Prototyp (Uerdingen/AEG 1943)<br />

nahm ebenfalls an den Fahrten im<br />

10-Minuten-Takt teil. Seit 8. Juli 1944<br />

befindet er sich in Woltersdorf,<br />

seit November 1979 wird er als<br />

historischer Wagen genutzt<br />

C. SACHER<br />

RECHTS Dem Bauunternehmer Wolfgang Worf<br />

ist der Erhalt der Drehstuhlweiche von 1913<br />

zu verdanken. Am 17. Mai verteilte er Handzettel<br />

zu dieser Besonderheit I. KÖHLER (2)<br />

kamen aber vor allem auch die Woltersdorfer<br />

schneller zur Arbeit nach Berlin – und<br />

das bis heute. Als Linie 87 transportiert sie<br />

nach Angaben des Betriebes jährlich etwa<br />

630.000 Fahrgäste. <strong>Die</strong> Woltersdorfer <strong>Straßenbahn</strong><br />

GmbH gehört jeweils zur Hälfte<br />

der Gemeinde und dem Landkreis Oder-<br />

Spree. Aktuell sind 20 Mitarbeiter bei der<br />

GmbH beschäftigt. ANDRÉ MARKS<br />

Am 17. Mai war ein Blick auf den in Aufarbeitung<br />

befindlichen Tw 33 möglich. Bis 2008<br />

stand er in Dresden-Briesnitz am Theater<br />

18 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Nächster Halt: …<br />

Der 1986 von der DUEWAG gebaute GT10NC-DU Nr. 1006 hat am 4. Mai 2012 die Duisburger Haltestelle „Siechenhausstraße“ erreicht, im Hintergrund<br />

ist der markante Stadtwerketurm zu sehen. Das für die Station namensgebende Siechenhaus ist schon 1720 eingestürzt B. MARTIN<br />

Nächster Halt:<br />

Siechenhausstraße<br />

Im Norden des multikulturellen und von<br />

großen sozialen Problemen geplagten Duisburger<br />

Stadtteils Hochfeld liegt die <strong>Straßenbahn</strong>haltestelle<br />

„Siechenhausstraße“, die von<br />

der Linie 903 (Hüttenheim – Dinslaken) angefahren<br />

wird. <strong>Die</strong> ohne eigenen Gleiskörper<br />

in der Wanheimer Straße verlaufende Strecke<br />

wurde ursprünglich am 1. März 1898 als<br />

zweite, vom innerstädtischen Knüppelmarkt<br />

zum Hochfelder Südbahnhof verlaufende<br />

Neubaustrecke der neuen elektrischen Duisburger<br />

<strong>Straßenbahn</strong> eröffnet. Nach der Einführung<br />

von Liniennummern wurde sie von<br />

der Linie 2 Hochfeld Südbahnhof (hier gab<br />

es ein Gleisdreieck) – Mülheim-Stadtmitte<br />

bedient. Hieran änderte sich bis zum 30. September<br />

1979 nichts. An diesem Tag wurde<br />

die Hochfelder Strecke wegen des Beginns<br />

der Tunnelbauarbeiten in der Steinschen<br />

Gasse stillgelegt. Mit der Eröffnung des Innenstadttunnels<br />

der Duisburger Stadtbahn<br />

am 11. Juli 1992 erlebte sie ihre Wiedergeburt<br />

und wurde mittels einer neuen kombinierten<br />

Tram- und Straßenbrücke über den<br />

Kultushafen und die dortigen Hafenbahnanlagen<br />

mit der Bestandsstrecke nach Hüttenheim<br />

verbunden.<br />

Der Haltestellenname verweist auf das<br />

1447 erstmals urkundlich erwähnte Siechenhaus,<br />

in dem die Duisburger Aussätzigen außerhalb<br />

der Stadtmauern in einem dichten<br />

Waldgebiet gelegenen Gebäude isoliert wurden.<br />

In unmittelbarer Nähe lag auch der<br />

Richtplatz. Nach der Ausrottung der Lepra<br />

in der Neuzeit verfiel das auch „Melatenhaus“<br />

genannte Gebäude und stürzte 1720<br />

schließlich ganz ein. Als auf dem früheren<br />

Hochfeld im Zuge der Industrialisierung<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts ein großes Wohnquartier<br />

entstand, besann sich die Stadtverwaltung<br />

auf die Geschichte der Gabelung<br />

Heerstraße/Wanheimer Straße und benannte<br />

eine der neuen Straßen nach dem historischen<br />

Siechenhaus. BERNHARD MARTIN<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

29


Betriebe<br />

Jubiläum mit Gästen<br />

110 Jahre Cottbuser <strong>Straßenbahn</strong> Seit 1903 verkehrt in Cottbus eine elektrische <strong>Straßenbahn</strong>.<br />

Das 110. Jubiläum nutzte der Verkehrsbetrieb am 15. Juni für eine zünftige Feier mit zwei Gastfahrzeugen.<br />

Damit zeigte das Unternehmen Flagge: Schaut, was für Vorteile eine <strong>Straßenbahn</strong> bietet!<br />

20 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Cottbus<br />

Als Ole-Winther Laursen im Mai<br />

1965 diese Szene am Muskauer<br />

Platz im Bild festhielt, lief auf der<br />

damaligen Linie 1 gerade die Einführung<br />

des schaffnerlosen Betriebs.<br />

Der Tw 43 stammt aus Berlin<br />

und war 1956 im Raw Cottbus auf<br />

Meterspur umgebaut worden<br />

Am 15. Juni blickte die Cottbusverkehr<br />

GmbH auf „110 Jahre <strong>Straßenbahn</strong><br />

in Cottbus“ zurück. Doch<br />

der erste öffentliche Personennahverkehr<br />

war in Cottbus bereits 1893 in<br />

Form einer privaten (gleislosen) Pferdeomnibuslinie<br />

zwischen Sandow und dem<br />

Staatsbahnhof eröffnet worden. Der Zuspruch<br />

war hoch, so dass die Stadtväter<br />

noch Ende des 19. Jahrhunderts den Bau einer<br />

elektrischen <strong>Straßenbahn</strong> beschlossen.<br />

Nach mehreren gescheiterten Verhandlungen<br />

mit verschiedenen Gesellschaften stimmte<br />

der Stadtrat im Jahre 1901 letztendlich<br />

für den Bau und Betrieb in Eigenregie.<br />

Am 21. Dezember 1901 erhielt die Firma<br />

Siemens & Halske von der damals<br />

knapp 40.000 Einwohner zählenden Stadt<br />

den Auftrag zum Bau des Elektrizitätswerkes<br />

und der <strong>Straßenbahn</strong>. Deren Spurweite<br />

war auf 1.000 mm festgelegt. Für<br />

den Bau des Betriebshofs stellte die Stadt<br />

in der damaligen Kolkwitzer Straße (heute<br />

Berliner Straße) ein Grundstück zur Verfügung.<br />

Der Gleisbau der meist eingleisigen, mit<br />

Ausweichen versehenen Strecken begann im<br />

Juli 1902. Am 18. Juli 1903 erfolgte auf der<br />

ersten, etwa zwei Kilometer langen „Roten<br />

Linie“ vom Staatsbahnhof bis zur Oberkirche<br />

die Eröffnung.<br />

Der Betrieb wächst!<br />

Noch 1903 nahm die Stadt weitere Streckenabschnitte<br />

in Betrieb, so dass die <strong>Straßenbahn</strong><br />

rasch auf drei Linien (gekennzeichnet<br />

durch die Farben Rot, Blau und<br />

Gelb) mit einer Gesamtstreckenlänge von<br />

8,4 Kilometern unterwegs war. Im Folgejahr<br />

verfügte die <strong>Straßenbahn</strong> über 18 Triebund<br />

sechs Beiwagen.<br />

Zum 31. Juli 1912 erfolgte der Zusammenschluss<br />

des städtischen E-Werks samt<br />

<strong>Straßenbahn</strong>, des Gaswerks sowie des Wasserwerks<br />

zur „Vereinigung städtischer Werke“,<br />

kurz „Stadtwerke“ genannt.<br />

Im letzten Friedensjahr vor dem Ersten<br />

Weltkrieg nutzten 2,5 Millionen Fahrgäste<br />

das inzwischen fünf Linien umfassende<br />

Netz mit einer Linienlänge von 12,53 Kilometern.<br />

Der Wagenpark war auf 29 Triebund<br />

acht Beiwagen angewachsen.<br />

Sowohl in den folgenden Kriegsjahren<br />

als auch während der Inflationszeit<br />

1923/24 und 1929 wurde der Betrieb auf<br />

mehreren Strecken jeweils für einige Monate,<br />

zum Spreewaldbahnhof hingegen für<br />

immer eingestellt. Nach Stabilisierung der<br />

wirtschaftlichen Lage konnten Erneuerungen<br />

und Erweiterungen in Angriff genommen<br />

werden. 1926 erfolgte die Betriebsaufnahme<br />

auf der erweiterten blauen Linie<br />

vom Südfriedhof nach Madlow und 1927<br />

auf der verlängerten gelben Linie vom<br />

Nordfriedhof bis zur Schmellwitzer<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

21


Betriebe<br />

In der Kaiserzeit entstand an der damaligen Endstelle Südfriedhof dieses Foto mit dem 1903 von der Waggonfabrik Gebr. Hofmann in Breslau<br />

gebauten Tw 11. Er blieb bis 1965 im <strong>Die</strong>nst<br />

Dorfaue. An der Endstelle Madlow ließen<br />

die Stadtwerke im gleichen Jahr eine zweigleisige<br />

Wagenhalle errichten.<br />

<strong>Die</strong> Zerstörung der Stadt<br />

In der Folgezeit bauten die Stadtwerke wichtige<br />

Abschnitte zweigleisig aus und errichteten<br />

erste Haltestelleninseln. Im Jahr 1942<br />

zählten die <strong>Straßenbahn</strong> 6,8 Millionen Fahrgäste.<br />

In den Kriegsjahren lösten Liniennummern<br />

im Zuge der Verdunklungsmaßnahmen<br />

die alten Farbbezeichnungen ab.<br />

Am 15. Februar 1945 bombardierten die<br />

Alliierten Cottbus, wobei insbesondere der<br />

Bereich des Bahnhofs und die Südstadt betroffen<br />

waren. Nachdem die Rote Armee<br />

am 16. April mit dem Sturm auf die Stadt<br />

begonnen hatte, ruhte der <strong>Straßenbahn</strong>betrieb<br />

ab dem 18. April.<br />

<strong>Die</strong> Nachkriegsjahre<br />

Per 20. Juni 1945 befahl der sowjetische<br />

Stadtkommandant die Wiederaufnahme des<br />

<strong>Straßenbahn</strong>betriebs auf dem zuvor instandgesetzten<br />

Abschnitt vom Betriebshof bis zum<br />

Altmarkt. Im Juli 1948 war die Wiederherstellung<br />

des Netzes weitestgehend beendet<br />

und auf vier Linien mit einer Linienlänge von<br />

17,05 Kilometer fuhren wieder <strong>Straßenbahn</strong>en.<br />

Zum 1. April 1949 wurde das Kommunalwirtschaftsunternehmen<br />

(KWU) Cottbuser<br />

Stadtwerke gebildet, dem auch das Elektrizitätswerk<br />

samt <strong>Straßenbahn</strong> angehörte.<br />

Da neue Fahrzeuge anfangs nicht zu beschaffen<br />

waren, übernahmen die Stadtwerke<br />

1949/50 sechs Beiwagen aus Dresden<br />

und spurten sie auf 1.000 mm um. Im Jahr<br />

1951/52 erfolgte der zweigleisige Ausbau<br />

der Dresdener Straße (heute Straße der Jugend/Dresdener<br />

Straße), am Sportzentrum<br />

entstand 1953 die erste Wendeschleife in<br />

Cottbus. Der Name des Betriebes änderte<br />

sich in den Folgejahren mehrmals: Galt ab<br />

1. Januar 1953 „VEB (K) Verkehrsbetriebe<br />

der Stadt Cottbus“, so wurde daraus 1968<br />

der VEB Cottbusverkehr.<br />

<strong>Die</strong> ersten Neubaufahrzeuge nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg waren zwei 1952 gebaute<br />

LOWA-Beiwagen vom Typ EB 50. Neue<br />

Triebwagen in Form von zwei LOWA-ET<br />

54 erhielt Cottbus erst 1955. Parallel übernahmen<br />

die Verkehrsbetriebe 1955 vier gebrauchte<br />

Triebwagen aus Berlin.<br />

1954/55 erfolgte der weitere zweigleisige<br />

Ausbau in der Spremberger Straße und in<br />

der Straße der Jugend. 1957 erwarben die<br />

Verkehrsbetriebe zunächst zwei gebrauchte<br />

LOWA-ET 50 aus Naumburg, danach<br />

stellten sie im gleichen Jahr noch fünf<br />

werks neu zugewiesene Einheitstriebwagen<br />

(„Gotha-Wagen“) vom Typ (E)T 57 in<br />

<strong>Die</strong>nst. <strong>Die</strong> zugehörigen fünf Beiwagen vom<br />

Typ (E)B 57 folgten im Jahr 1958.<br />

Längere Linien durch Wendeschleifen<br />

Um auch Einrichtungsfahrzeuge einsetzen<br />

zu können, war an den Endstellen der Bau<br />

von Wendeschleifen erforderlich. <strong>Die</strong>sen<br />

Umstand nutzten die Verkehrsbetriebe, um<br />

in den 1960er-Jahren gleich verschiedene<br />

Strecken geringfügig zu verlängern. Als erste<br />

DDR-Stadt setzte Cottbus im Linienverkehr<br />

ab 1968 keine Vorkriegswagen mehr<br />

ein. Damit konnten die seit 1964 in mehreren<br />

Serien ausgelieferten Einrichtungszüge –<br />

ab 1972 mit gebraucht aus Halle übernommenen<br />

Wagen ergänzt – effektiver eingesetzt<br />

werden. Mit der Fertigstellung der Wendeschleife<br />

in Madlow Anfang 1970 und der<br />

Streckenverlängerung in Sandow mit Schleife<br />

Ende 1972 waren bis auf den Bahnhof<br />

alle Endstellen mit Wendeschleifen ausgerüstet.<br />

Am Bahnhof standen dem die beengten<br />

Platzverhältnisse entgegen.<br />

22 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Von 1971 bis 1974 erhielt Cottbus ein<br />

„in industrieller Bauweise“ errichtetes „sozialistisches<br />

Stadtzentrum“. In der zur Fußgängerpassage<br />

umgestalteten Spremberger<br />

Straße fuhr am 1. Juli 1974 die letzte <strong>Straßenbahn</strong>.<br />

Als Ersatz erfolgte der Bau einer<br />

Neubaustrecke im Zuge der Stadtpromenade,<br />

die am 4. Oktober 1974 in Betrieb<br />

ging. Da die Strecke in der Karl-Liebknecht-Straße<br />

(früher Kaiser-Fried rich-Straße)<br />

im Osten nicht mehr an die Stadtpromenade<br />

und im Westen nicht mehr an die<br />

Bahnhofstraße angebunden gewesen wäre<br />

und deshalb im Oktober 1973 stillgelegt<br />

werden sollte, musste als Vorleistung die<br />

Bahnhofstraße im nördlichen Bereich zweigleisig<br />

ausgebaut werden (Inbetriebnahme<br />

am 7. November 1973).<br />

Zu dieser Zeit begann im Süden von<br />

Cottbus der Bau eines neuen Wohngebietes<br />

in Sachsendorf, wo später einmal 35.00<br />

Menschen leben sollten. Zur Erschließung<br />

plante man die an der Wendeschleife<br />

Thiem straße endende Strecke zu verlängern.<br />

Am 21. Mai 1977 konnte als 1. Bauabschnitt<br />

die 1,3 km lange Verlängerung bis<br />

zur Thierbacher Straße eröffnet werden.<br />

<strong>Die</strong> Bahnhofsbrücken waren schon immer<br />

ein neuralgischer Punkt im Cottbuser Streckennetz.<br />

Eine Prüfung der Statik führte im<br />

Sommer 1977 zu ihrer Sperrung für den<br />

Lkw- und <strong>Straßenbahn</strong>verkehr. Ein Brückenneubau<br />

war erst im Rahmen der Elektrifizierung<br />

des Bahnhofs Cottbus für Mitte<br />

der 1980er-Jahre geplant. Um den Verkehr<br />

nach Sachsendorf aufrecht zu erhalten, entschloss<br />

man sich zum Bau einer Verbindungsstrecke<br />

von der Straße der Jugend<br />

durch die Lutherstraße in die Thiemstraße,<br />

die am 16. November 1977 fertiggestellt<br />

wurde. Seit Oktober 1978 befindet sich der<br />

Endpunkt dieser Strecke an der Wendeschleife<br />

in Höhe der Autobahn.<br />

<strong>Die</strong> damalige Linie 1 endete ab 1977 mit<br />

Solowagen an der Bahnhofsbrücke – die<br />

Reststrecke zum Bahnhof entfiel ersatzlos.<br />

Neue Wagen und<br />

Streckenverlängerungen<br />

Am 22. Dezember 1978 trafen die ersten<br />

beiden KT4D in Cottbus ein. Ab Oktober<br />

1979 erfolgte der planmäßige Linieneinsatz<br />

in Doppeltraktion auf der Linie 3.<br />

Im Oktober 1978 erfolgte die feierliche<br />

Übergabe des neuen Empfangsgebäudes der<br />

Eisenbahn an der Vetschauer Straße. Hierzu<br />

errichtete man eine neue zweigleisige<br />

Trasse von der Straße der Jugend über den<br />

Stadtring bis zum vorläufigen Endpunkt<br />

Bahnhof mit einer Kuppelendstelle einschließlich<br />

eines Abzweigs zur Thiemstraße.<br />

Damit wurde die Lutherstraße entbehrlich<br />

und nicht mehr im Linienbetrieb befahren.<br />

Zum 28. September 1980 konnte die <strong>Straßenbahn</strong>strecke<br />

in der Vetschauer Straße um<br />

Im 110. Betriebsjahr der <strong>Straßenbahn</strong> war am 15. Juni 2013 die für die Bogestra vorgesehene<br />

Variobahn 533 in Cottbus zu Gast. Steffen Rother nahm sie vor der Stadthalle im Bogen auf<br />

LINKS Im Betriebshof Berliner Straße entstand 1953 diese Aufnahme des 1904 in Breslau gebauten<br />

Cottbuser Bw 5 mit dem aus Dresden stammenden Bw 73 sowie dem Tw 11 M. SCHATZ<br />

Anlässlich des 50. Jubiläums der Cottbuser <strong>Straßenbahn</strong> war 1953 auch der Tw 37 festlich geschmückt.<br />

<strong>Die</strong> Aufnahme entstand am Spremberger Turm SLG. STADTARCHIV COTTBUS (2)<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

23


Betriebe<br />

Der Cottbuser Bahnhof befand sich ursprünglich in Mittellage zwischen den Gleisen. Aus Platzgründen war dort entsprechend der Bau einer<br />

Wendeschleife nicht möglich, so dass die dortige Endstelle der <strong>Straßenbahn</strong> bis 1977 ausschließlich mit Zweirichtungswagen bedient wurde.<br />

Der hier Anfang der 1960er-Jahre aufgenommene Tw 24 stammt aus einer der ersten Lieferungen von 1903 aus Breslau<br />

SLG. S. HILKENBACH<br />

Als am 19. Oktober 1984 die Strecke nach Schmellwitz in Betrieb ging, hatte der Wohnblockbau hier erst begonnen. Wenige Jahre später säumten<br />

die Plattenbauten die Linie 4<br />

G. DAMMS<br />

24 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Cottbus<br />

Daten & Fakten: Cottbus<br />

Cottbusverkehr GmbH · Walther-Rathenau-Straße 38 · 03044 Cottbus<br />

Telefon: (03 55) 86 62-0<br />

Spurweite:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.000 mm<br />

Streckennetzlänge:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23,7 km<br />

Liniennetzlänge:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29,2 km<br />

Infrastrukturlänge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 km<br />

Betriebene Linien:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vier (am Wochenende drei)<br />

Haltestellen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

Weichen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />

Fahrgäste (<strong>Straßenbahn</strong>) 2012: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7,3 Millionen<br />

Fahrzeuge Regelbetrieb: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Wagen (KTNF6)<br />

Historische Wagen: . . . . . . . . . . . . . . . . Tw 24 (WUMAG 1928, ex Görlitz) +<br />

Bw 13 (MAN 1928, ex Kirnitzschtalbahn)<br />

Tw 62 (Typ T2-62, Gotha 1965); Tw 92 (Typ T 57, Gotha 1957)<br />

Arbeitswagen: . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 KT4D (Fahrleitungsenteisungswagen)<br />

2 Gotha-T57 (Schneepflug/Schleifwagen; Rangierwagen)<br />

GRAFIK: U. THOMSCH<br />

Sammelkarte für 25 Fahrten zu 2,50 Mark aus<br />

den 1960er-Jahren<br />

SLG. S. HILKENBACH<br />

1,22 Kilometer bis zur Schleife Jessener Straße<br />

erweitert werden. Zu dieser Zeit zählte<br />

Cottbus 115.000 Einwohner und weitere<br />

Wohnungen für die Bergbau- und Energiearbeiter<br />

im Norden der Stadt waren geplant.<br />

Anlässlich der verordneten Zentralisierung<br />

im Verkehrswesen verlor der VEB<br />

Cottbusverkehr zum 1. Januar 1982 seine<br />

Selbständigkeit. Er war nun Zweigbetrieb<br />

Cottbusverkehr im VEB Kraftverkehr Cottbus<br />

des volkseigenen Verkehrskombinates<br />

„Wilhelm Pieck“ Cottbus.<br />

In den Jahren 1982/83 ließ der Zweigbetrieb<br />

die bisher immer noch eingleisige<br />

Thiemstraße zweigleisig ausbauen. Zur Erschließung<br />

des Wohngebietes Neu Schmellwitz<br />

begannen im April 1984 die ersten<br />

Gleisbauarbeiten. <strong>Die</strong> neue 2,9 Kilometer<br />

lange Trasse zweigt am Bonnaskenplatz von<br />

der Strecke nach Schmellwitz ab und ging<br />

am 2. Oktober 1984 in Betrieb. In Neu<br />

Schmellwitz sollte sich die Trasse später<br />

noch einmal nach Westen und Osten erweitern,<br />

wobei später nur die westliche Trasse<br />

zum heutigen Betriebshof realisiert wurde.<br />

Um das Wohngebiet Sachsendorf auch<br />

von der östlichen Seite besser mit der <strong>Straßenbahn</strong><br />

erschließen zu können, begannen<br />

1985 die zweigleisigen Ausbauarbeiten zwischen<br />

Sportzentrum und Spreestraße, wo<br />

die Trasse später einmal nach Südwesten<br />

verlegt werden sollte.<br />

Der Betrieb nach 1990<br />

Nach der Wende 1989/90 galt es, die volkseigenen<br />

Betriebe in eine andere Unternehmensform<br />

zu überführen. So erfolgte am 11.<br />

Juli 1990 die Gründung der Cottbusverkehr<br />

GmbH. Aufgrund der rückläufigen Fahrgastzahlen<br />

entfielen ab April 1990 die im Oktober<br />

1989 eingeführten KT4D-Dreifachtraktionen.<br />

<strong>Die</strong> bereits 1988 begonnen Arbeiten<br />

zur Rekonstruktion der Gleisanlagen in der<br />

Bahnhofstraße einschließlich des Neubaus der<br />

Brücken wurde nun beschleunigt fortgeführt<br />

und mit der Wiederaufnahme des <strong>Straßenbahn</strong>verkehrs<br />

am 23. September 1990 abgeschlossen.<br />

Seitdem stehen wieder zwei Nord-<br />

Süd-Trassen zur Verfügung.<br />

Nach dem Zugang von sieben KT4D aus<br />

Erfurt 1991 erreichte die Cottbuser <strong>Straßenbahn</strong><br />

mit insgesamt 72 Wagen dieses Typs<br />

ihren Fahrzeughöchstbestand. Dadurch endete<br />

am 8. März 1991 der Einsatz der zweiachsigen<br />

Einheitswagen im Liniendienst. In<br />

den Jahren 1992–1995 modernisierte der damalige<br />

Waggonbau Bautzen (heute Bombar-<br />

<strong>Die</strong> Gleisanlagen an der Cottbuser Stadthalle waren am 17. Juni 1988 schon tüchtig ausgefahren,<br />

als ein Heck-an-Heck-gekuppelter KT4D-Wendezug die Haltestelle neben dem Gebäude<br />

bediente<br />

B. KUSSMAGK<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

25


Betriebe<br />

Am Berliner Platz entstand am 17. Juni 1988 diese Aufnahme eines Gotha-Dreiwagenzuges. Fast<br />

auf den Tag genau 25 Jahre später fand die Feier „110 Jahre <strong>Straßenbahn</strong> in Cottbus“ statt. Am<br />

15. Juni 2013 begegnete ein Cottbuser KTNF6 in der Fritz-Ebert-Straße der Stadler-Tram 533.<br />

<strong>Die</strong> Variobahn fährt zurück in den Betriebshof Schmellwitz B. KUSSMAGK (OBEN), F. HEILMANN (UNTEN)<br />

dier) insgesamt 26 Cottbuser Kurzgelenktriebwagen.<br />

Parallel begann Anfang der<br />

1990er-Jahre die systematische Sanierung<br />

der Gleisanlagen und der doppelgleisige Ausbau<br />

bisher noch eingleisiger Strecken.<br />

Niederflurtechnik hält Einzug<br />

Erstmals in einer Stadt der neuen Bundesländer<br />

fand 1995 in Cottbus eine Bundesgartenschau<br />

(BUGA) statt. Hierzu wurde das<br />

Verkehrsangebot insbesondere am Wochenende<br />

verstärkt und als Gastfahrzeuge kamen<br />

die ersten Niederflurstraßenbahnen zum Einsatz.<br />

Da im Cottbuser Stadtverkehr bereits<br />

seit 1992 nur noch Niederflurbusse im Einsatz<br />

waren, wurde der Druck zur Einführung<br />

der Niederflurtechnik im <strong>Straßenbahn</strong>bereich<br />

immer größer. In Absprache mit dem<br />

Verkehrsbetrieb ergänzte der damalige Mittenwalder<br />

Gerätebau GmbH (MGB) versuchsweise<br />

einen KT4D um ein niederfluriges<br />

Mittelteil. Am 29. Januar 1996 war der<br />

erste so zu einem KTNF6 umgebaute Wagen<br />

in Cottbus unterwegs. Da er die Erwartungen<br />

erfüllte, wurden anschließend auch die<br />

übrigen 25 modernisierten KT4D bis 1998<br />

in Mittenwalde zu KTNF6 umgebaut.<br />

Der Betriebshof Berliner Straße entsprach<br />

Anfang der 1990er Jahre nicht mehr den An-<br />

26 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Cottbus<br />

forderungen eines modernen <strong>Straßenbahn</strong>betriebs.<br />

Deshalb erwarb die Cottbusverkehr<br />

GmbH 1993 ein Grundstück in Schmellwitz,<br />

was über die Neu Schmellwitzer Strecke angebunden<br />

werden sollte. Am 26. Februar<br />

1998 fand die Eröffnung des Abschnittes bis<br />

zum Betriebshof statt. Der Einsatz der <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

erfolgte nun vom neuen Standort,<br />

die Werkstätten in der Berliner Straße<br />

fungierten übergangsweise als Hauptwerkstatt,<br />

bis der gesamte Betriebshof Schmellwitz<br />

Ende November 1999 fertiggestellt war.<br />

Ein weiteres Großprojekt im Streckenausbau<br />

begann am 8. Juli 1997 mit dem<br />

Ausbau der Kolkwitzer bzw. Berliner Straße,<br />

wo die <strong>Straßenbahn</strong> bis zum 29. August<br />

2000 abschnittsweise einen zweigleisigen<br />

Bahnkörper in Mittellage erhielt.<br />

Im Rahmen einer Angebotsoptimierung<br />

und Linienanpassung war es ab dem 1.<br />

April 2002 möglich, auf den Einsatz von<br />

KT4D zu verzichten. Seitdem werden auf<br />

allen Kursen nur noch KTNF6 eingesetzt.<br />

Weiterbetrieb sicher<br />

In den Jahren 2008/09 wurde in Cottbus<br />

eine Diskussion zum Weiterbestand der<br />

<strong>Straßenbahn</strong> geführt. Nachdem sich die<br />

Stadt zum System <strong>Straßenbahn</strong> bekannt<br />

hat, sind inzwischen die Weichen klar in<br />

Richtung Erhalt gestellt.<br />

Unter diesen Bedingungen startete die<br />

Cottbusverkehr GmbH Ende 2011 ein Modernisierungsprogramm<br />

der KTNF6, um<br />

diese als „Langläufer“ bis ins nächste Jahrzehnt<br />

nutzen zu können. Gegenwärtig befindet<br />

sich das dritte Fahrzeug in der Fertigstellungsphase.<br />

Siemens brachte mit dem Tw 724 den neuesten für Erfurt bestimmten Combino Classic zum<br />

Jubiläum nach Cottbus. Im Betriebshof Schmellwitz begegnete er dem Gleispflegewagen 901<br />

Zur Feier „110 Jahre <strong>Straßenbahn</strong> in<br />

Cottbus“ luden Cottbusverkehr und Verkehrsverbund<br />

Berlin-Brandenburg (VBB) am<br />

15. Juni 2013 zu einem „Tag der offenen<br />

Tür“ in den Cottbuser Betriebshof Schmellwitz.<br />

Den 10.000 Besuchern wurden an diesem<br />

Tag ein buntes Rahmenprogramm für<br />

die ganze Familie, eine Ausstellung der Linien-<br />

und Arbeitsfahrzeuge sowie die Gelegenheit<br />

zum <strong>Straßenbahn</strong>-Selberfahren geboten.<br />

Auch ein Blick zurück auf die Geschichte der<br />

1903 eröffneten <strong>Straßenbahn</strong> und auf die aktuellen<br />

Bauprojekte fehlte nicht.<br />

In der Werkstatthalle gab es eine rege Podiumsdiskussion<br />

unter dem Motto „Wo<br />

steht der ÖPNV in den Städten Brandenburgs<br />

heute und wie sieht die Zukunft<br />

aus?“ mit Brandenburgs Infrastruktur -<br />

minister Jörg Vogelsänger und Cottbus -<br />

verkehr-Geschäftsführer Jörg Reincke.<br />

Themenschwerpunkte waren hierbei die Finanzierung<br />

der Brandenburger <strong>Straßenbahn</strong>betriebe<br />

sowie die Schwierigkeiten bei<br />

der Beschaffung von Neufahrzeugen ohne<br />

Fahrzeugförderung (die im Jahr 2005 im<br />

Land Brandenburg eingestellt wurde).<br />

Gastfahrzeuge in Cottbus<br />

Einen besonderen Höhepunkt des Jubiläums<br />

stellte der Einsatz der für Bochum-Gelsenkirchen<br />

bestimmten Variobahn 533 sowie<br />

des Erfurter Combino Classic 724 auf der<br />

„Jubiläumslinie 110“ dar. <strong>Die</strong>se beiden Gastfahrzeuge<br />

pendelten am 15. Juni zusammen<br />

mit den Cottbuser Museumswagen 24 + 13,<br />

62 sowie 92 zwischen dem Betriebshof<br />

Schmellwitz und der Innenstadt, wo sie eine<br />

große Schleife über Stadtpromenade, Stadtring<br />

und Bahnhofstraße befuhren.<br />

U. THOMSCH, M. MITDANK, M. KEUCHEL, AM<br />

Der Erfurter Combino sowie die Variobahn der Bogestra bedienten am<br />

15. Juni 2013 im Wechsel mit den historischen Wagen des Cottbusverkehrs<br />

die Jubiläumslinie 110. Der Rundkurs vom Be triebshof Schmellwitz<br />

führte über die Stadtpromenade (Foto), den Stadtring/Hauptbahnhof<br />

und die Stadthalle zum Betriebshof zurück F. HEILMANN (2)<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

27


Betriebe<br />

Bei Verspätungen bekommen<br />

die Fahrgäste die<br />

Taktausdünnung zwischen<br />

Mülheim und Oberhausen<br />

ganz besonders zu spüren<br />

Besonders auffällig ist die Haltestelle Neue Mitte auf der ÖPNV-Trasse in Oberhausen. Das gleichnamige Einkaufszentrum war 1996 der Hauptgrund<br />

für die Wiedereinführung der <strong>Straßenbahn</strong> nach 28 Jahren<br />

ALLE AUFNAHMEN: C. LÜCKER<br />

Angebot fast halbiert<br />

Taktausdünnung in Oberhausen Seit Anfang Juni gibt es nur noch in der Hauptverkehrszeit<br />

am Morgen einen 10-Minuten-Takt in Oberhauen, jede zweite Bahn der Gemeinschaftslinie mit<br />

Mülheim endet bereits vor der Stadtgrenze. Das Angebot auf der Linie 112 ist damit nahezu halbiert<br />

Seit dem 1. Juni 1996 verkehrt in<br />

Oberhausen, 28 Jahre nach der Stilllegung<br />

des ersten Netzes, wieder eine<br />

<strong>Straßenbahn</strong>: <strong>Die</strong> Linie 112 wurde<br />

seinerzeit über eine 8,4 Kilometer lange<br />

Neubaustrecke von der Mülheimer Stadtgrenze<br />

bis nach Oberhausen-Sterkrade verlängert.<br />

Im Jahr 2004 folgte eine etwa 500<br />

Meter lange Neubaustrecke vom Sterkrader<br />

Bahnhof zur neuen Endstelle Neumarkt.<br />

Seit dem Fahrplanwechsel am 9. Juni endet<br />

nach der morgendlichen Stoßzeit bereits jeder<br />

zweite Wagen an der Mülheimer Stadtgrenze<br />

in der Schleife Landwehr. Während<br />

M8C 276 nach Oberhausen fährt, hat der<br />

M6C-NF 278 die „Wende“ fast geschafft<br />

28 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Oberhausen<br />

Begegnungen dieser<br />

Art, wie hier<br />

nahe der Haltestelle<br />

Feuerwache, sind<br />

nur noch mit ganz<br />

viel Glück möglich!<br />

Seit der Taktausdünnung<br />

kommen<br />

die Mülheimer<br />

M-Wagen deutlich<br />

seltener nach<br />

Oberhausen<br />

Der Wagenpark der STOAG<br />

<strong>Die</strong> STOAG verfügt über sechs Niederflurwagen<br />

des Typs MGT6D, Baujahr 1996, mit den Nummern<br />

205 bis 210, die zusammen mit ihren vier<br />

Mülheimer Schwesterfahrzeugen (201 bis 204)<br />

im Mülheimer Betriebshof gewartet und untergestellt<br />

werden. Planmäßig soll die Linie 112<br />

ausschließlich mit den zehn Niederflurwagen<br />

bestückt werden, jedoch verirren sich immer<br />

wieder auch Mülheimer M-Wagen der unterschiedlichsten<br />

Bauarten bis nach Oberhausen.<br />

Bislang wurde die Gesamtstrecke zwischen<br />

Mülheim und Oberhausen montags bis freitags<br />

im 10-Minuten-Takt bedient.<br />

Streichungen auch sonntags<br />

17 Jahre nach Wiedereinführung der <strong>Straßenbahn</strong><br />

vollzog die Stadt Oberhausen nun<br />

einen radikalen Schnitt: Seit dem Fahrplanwechsel<br />

am 9. Juni hat die Stadtwerke<br />

Oberhausen AG (STOAG) die Taktung auf<br />

der Linie 112 aus Kostengründen nahezu<br />

halbiert. Seither endet jeder zweite Wagen<br />

außerhalb der Stoßzeit bereits an der Mül -<br />

heimer Stadtgrenze in der Schleife Landwehr.<br />

Selbst zur Hauptverkehrszeit zwischen<br />

6 und 8 Uhr kommen die Bahnen<br />

aber nur noch alle 20 Minuten bis zur Endhaltestelle<br />

Neumarkt in Sterkrade. Jeder<br />

zweite Wagen endet dann wiederum an der<br />

Haltestelle OLGA-Park in Oberhausen auf<br />

der ÖPNV-Trasse, die in den 1990er-Jahren<br />

auf einem ehemaligen Werkbahndamm entstanden<br />

ist, um die Neue Mitte Oberhausen,<br />

ein großes Einkaufszentrum, leistungsfähig<br />

erschließen zu können.<br />

An Samstagen bleibt es immerhin beim<br />

durchgehenden Viertelstundentakt, an<br />

Sonn tagen wurde dieser zugunsten eines<br />

Ein aktuelles Bild mit Symbolcharakter: <strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong> ist in Oberhausen an den Rand gedrängt<br />

worden – Busse spielen hier inzwischen die Hauptrolle<br />

Halbstundentaktes gestrichen, jede zweite<br />

Bahn endet dann wieder an der Landwehr.<br />

<strong>Die</strong> STOAG spart damit rund eine halbe<br />

Million Euro im Jahr – also die Hälfte der<br />

von der Politik geforderten Einsparungen.<br />

Das Argument der STOAG: <strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong><br />

dient eher der innerstädtischen Erschließung.<br />

Selbst zu Stoßzeiten seien die<br />

Bahnen städteübergreifend zu gering ausgelastet<br />

gewesen. Das bisherige Angebot sei<br />

schlicht „zu üppig“ gewesen.<br />

Verlängerung der Linie 105 geplant<br />

Auf der ÖPNV-Trasse zwischen Oberhausen<br />

Hauptbahnhof und Sterkrade dürften<br />

die Kürzungen am wenigsten auffallen: Hier<br />

verkehren zahlreiche Buslinien parallel zur<br />

<strong>Straßenbahn</strong>. Für die Fahrgäste zwischen<br />

Oberhausen und Mülheim bedeutet der<br />

Sparkurs jedoch eine spürbare Verschlechterung<br />

des Angebots.<br />

Gleichzeitig stehen die Zeichen in Oberhausen<br />

auf Ausbau: So wünscht sich die Politik<br />

– trotz Geldnot – die seit Jahren geplante<br />

Verlängerung der Essener Linie 105<br />

nach Oberhausen. <strong>Die</strong> 105 könnte künftig<br />

von ihrer derzeitigen Endhaltestelle an der<br />

Frintoper Unterstraße an der Essener Stadtgrenze<br />

über eine 3,7 Kilometer lange Neubaustrecke<br />

in Höhe der Neuen Mitte auf die<br />

ÖPNV-Trasse stoßen und zum Oberhausener<br />

Hauptbahnhof bzw. nach Sterkrade geführt<br />

werden.<br />

Das Planfeststellungsverfahren wurde bereits<br />

eingeleitet, wenn alles wie geplant<br />

läuft, dann könnte der Stadtrat den Bau im<br />

kommenden Jahr beschließen. Sollte die<br />

Strecke tatsächlich im Jahr 2018 in Betrieb<br />

gehen, dann bekäme die Linie 112 mit<br />

zwölf Jahren Verspätung doch noch Gesellschaft<br />

auf Oberhausener Stadtgebiet.<br />

CHRISTIAN LÜCKER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

29


Betriebe<br />

Noch führt<br />

die Düsseldorfer<br />

Ringlinie 706 auch<br />

durch die Altstadt.<br />

In diesem Bereich<br />

der Station Heinrich-Heine-Allee<br />

wird die <strong>Straßenbahn</strong><br />

aber mit<br />

Eröffnung des<br />

Wehrhahn-Tunnels<br />

voraussichtlich<br />

2015 stillgelegt<br />

M. KOCHEMS<br />

30


Düsseldorf<br />

Mit „feucht & fröhlich“ wirbt das Hallenbad Düsselstrand um Gäste;<br />

die Station der Linie 706 an der Kettwiger Straße trägt zusätzlich den<br />

Namen Stadtwerke<br />

M. KOCHEMS<br />

Mehrfach kreuzt die Linie 706 Eisenbahnstrecken wie am S-Bahnhof<br />

Flingern. Am 11. November 2012 wird der Tw 2141 gleich unter der<br />

Eisenbahnbrücke durchfahren<br />

M. BEITELSMANN<br />

Kreisverkehr in Herzform<br />

Düsseldorfs Ringlinie 706 im Porträt <strong>Die</strong> Kurse der von der Bevölkerung einfach nur „6“<br />

genannten Straßen bahnlinie fahren in einer herzförmigen Schleife durch das Zentrum – sowohl im,<br />

als auch gegen den Uhrzeigersinn. Der Streckenabschnitt durch die Altstadt ist aber bald Geschichte<br />

Seit gut 60 Jahren verkehrt in Düsseldorf<br />

die heutige Linie 706 – früher<br />

und bis heute im Jargon einfach „die<br />

6“ – in einer großen Schleife einmal<br />

rund um das Stadtzentrum. Dabei kreuzt sie<br />

als Besonderheit auf ihrem Weg die Strecken<br />

aller anderen Düsseldorfer <strong>Straßenbahn</strong>linien<br />

mindestens einmal.<br />

<strong>Die</strong> Fahrt mit der Linie 706, die wir am<br />

südlichen Ende des Linienwegs starten, beginnt<br />

gleich mit einer kleinen Kuriosität,<br />

denn die Abfahrtshaltestelle trägt einen anderen<br />

Namen als die Ankunftshaltestelle.<br />

Nachdem die Bahnen ihre letzte Tour an der<br />

Haltestelle „Am Steinberg“ beendet und auf<br />

der mehrgleisigen Warteanlage vor der<br />

schönen Ziegelfassade des früheren Betriebshofs<br />

pausiert haben, beginnt die<br />

nächste Fahrt an der Station Merowingerstraße.<br />

Von dort führt die Fahrt eingleisig<br />

um den Block mit den Haltestellen Merowingerplatz<br />

und Moorenstraße, bevor in<br />

der Himmelgeister Straße wieder die Zufahrt<br />

zum Betriebshof und zur Endstelle erreicht<br />

wird. Innerhalb der Blockschleife liegt<br />

u. a. das alte „Jagenberg-Gelände“, wo aus<br />

einem Industriekomplex mit dem denkmalgeschützten<br />

„Salzmannbau“ aus dem Jahre<br />

1906 ein modernes Verwaltungs- und<br />

Wohnquartier entstanden ist.<br />

Unterschiedliche Fahrtzielangaben<br />

Nach der nächsten Haltestelle Kopernikusstraße<br />

trennen sich die Linienwege. Wir<br />

werden gegen den Uhrzeigersinn fahren und<br />

biegen rechts ab. <strong>Die</strong> Kurse dieser Route<br />

zeigen übrigens zunächst „Düsseltal,<br />

Brehmplatz“ als Fahrtziel an, die der gegen<br />

den Uhrzeigersinn fahrenden dagegen „Jan-<br />

Wellem-Platz“.<br />

Wenige Meter weiter wird die Strecke in<br />

der Relation Karolingerplatz – Universität<br />

gekreuzt, die von den Linien 701 (Rath –<br />

Benrath), 707 (Unterrath – Universität) und<br />

713 (Gerresheim, Krankenhaus – Christophstraße)<br />

genutzt wird. <strong>Die</strong> Fahrt geht<br />

vorbei an den Stationen „Auf’m Hennekamp“<br />

und „Redinghovenstraße“ zunächst<br />

bis zur Haltestelle „Volksgarten S“, wo eine<br />

Umsteigemöglichkeit zur S1 (Solingen –<br />

Dortmund) und S6 (Köln – Essen) besteht.<br />

In Fahrtrichtung rechts kennzeichnet der<br />

Waldrand und das Kunstobjekt „Zeitfeld“<br />

mit 24 Uhren den Rand des Volksgartens,<br />

der 1987 in die damalige Bundesgartenschau<br />

einbezogen worden war.<br />

Genau gegenüber befindet sich auf der<br />

anderen Straßenseite ein leibhaftiger Drache<br />

Daten & Fakten: Linie 706<br />

Linienlänge:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12,4 km<br />

Haltestellen:. . . . . . . . . . . . . 33/34 (je Richtung)<br />

Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.435 mm<br />

Fahrzeugeinsatz: NF8U, Baujahre 2006 bis 2012<br />

NF6, Baujahre 1996 bis 1998<br />

NF8, Baujahr 2003<br />

Takt der Linie 706: . . . . . . . . Mo–Fr: 12/15 Min.<br />

Sa: 15 Min.<br />

So: 15/20 Min.<br />

Tarif Gesamtstrecke: . . . . . . . . VRR-Tarifzone 43<br />

(Düsseldorf Mitte/Nord)<br />

Einzelfahrt 90 Minuten: . . . . . . . . . . . 2,50 Euro<br />

Tageskarte: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,90 Euro<br />

– „Nessie“ genannt. Hinter dem bunten,<br />

künstlerisch gestalteten Ungetüm aus Rohren<br />

und Stahlteilen verbirgt sich in Wahrheit<br />

eine Anlage zur Kanalbelüftung.<br />

Wo die Hausbesetzer hausten<br />

Einige hundert Meter weiter kreuzt die 706<br />

die Strecke der 715 (Vennhauser Allee – Unterrath<br />

S/Spichernplatz) und führt nun die<br />

Kruppstraße hinunter zum Oberbilker Markt.<br />

An der dortigen Haltestelle herrscht zwar<br />

auch heute noch viel Verkehr, doch sind die<br />

früher benachbarten Industrien inzwischen<br />

verschwunden und durch moderne Wohnund<br />

Geschäftsgebäude ersetzt worden. 2002<br />

verschwand außerdem die bis dahin hier<br />

oberirdisch durch die Kölner Straße kreuzende<br />

Trasse der Stadtbahnlinien U74 und<br />

U77 im Tunnel.<br />

Hinter der Kreuzung beginnt die Werdener<br />

Straße, und die 706 nimmt die Steigung<br />

zur Bahnüberführung in Angriff. Rechts befanden<br />

sich davor früher Stahlwerke und<br />

dahinter führt rechts die Fichtenstraße zur<br />

bekannten Kiefernstraße. Dort war in den<br />

frühen 1980er-Jahren das Zentrum der<br />

Düsseldorfer Hausbesetzerszene, wodurch<br />

die Straße überregional bekannt wurde. Neben<br />

einigen Neubauten sind dort bis heute<br />

einige der alten Häuser in teils renoviertem<br />

Zustand erhalten geblieben, so dass man<br />

durchaus sagen kann, dass die Aktionen damals<br />

auch einen Erfolg gehabt haben.<br />

An der Erkrather Straße werden vor der<br />

Haltestelle „Kettwiger Straße“ wieder <strong>Straßenbahn</strong>gleise<br />

gekreuzt, doch handelt es<br />

sich hierbei „nur“ um die Betriebsstrecke<br />

zum Betriebshof Lierenfeld. Bevor die heu-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

31


Betriebe<br />

Im Februar 2013 warf Christian Lücker einen nächtlichen Blick auf den ehemaligen Jan-Wellem-Platz mit dem neuen Kö-Bogen. <strong>Die</strong> stark frequentierte<br />

Haltestelle, die z.B. auch von den Linien 701 und 715 bedient wird, hat ihr Gesicht in den letzten Jahren völlig verändert<br />

Tw 2127 an der Haltestelle Volksgarten nach Unterquerung der Eisenbahnstrecke<br />

Düsseldorf – Köln. Inzwischen kommen anstatt dieser NF6<br />

vorwiegend die moderneren NF8U auf der Linie 706 zum Einsatz<br />

Kurz nach der Passage des Brehmplatzes überquert die Linie 706 die in<br />

Richtung Duisburg führenden Eisenbahngleise. Tw 2133 befindet sich<br />

auf der Rethelstraße direkt am S-Bahnhof Zoo M. BEITELSMANN (2)<br />

tige U75 hier im Tunnel zum Hauptbahnhof<br />

verschwand und eine unterirdische Haltestelle<br />

erhielt, verkehrte hier gut 25 Jahre<br />

lang die Linie 7 (ab 1980 707) von Eller<br />

nach Unterrath.<br />

Zwischen Kraftwerk und Badestrand<br />

<strong>Die</strong> nächste Haltestelle zeigt bereits in ihrem<br />

Namen alles Sehenswerte. An der Station<br />

„Stadtwerke/Düsselstrand“ befindet sich<br />

nämlich links das gleichnamige Schwimmbad<br />

und auf der rechten Seite unübersehbar<br />

ein großes Kraftwerk der Düsseldorfer<br />

Stadtwerke. Das alte Kraftwerk Flingern<br />

geht auf ein Gaswerk von 1865 zurück,<br />

doch wird heute hier nur noch ein Gasturbinenwerk<br />

für Spitzenlast als Reserve für<br />

das große Kraftwerk an der Lausward betrieben.<br />

<strong>Die</strong> restlichen Gebäude stehen unter<br />

Denkmalschutz.<br />

Direkt an der nächsten Station „Flingern S“<br />

gibt es erneut Verknüpfungen mit anderen<br />

Schienenverkehrslinien. Eine Ebene höher<br />

halten die S-Bahn-Linien S8 (Mönchengladbach<br />

– Hagen) und S28 (Kaarst – Mettmann),<br />

während der Straßenzug Flur-/Birkenstraße<br />

von den <strong>Straßenbahn</strong>linien 709 (Gerresheim,<br />

Krankenhaus – Neuss, Theodor-Heuss-Platz)<br />

und 719 (Grafenberg / Bruchstraße – Polizeipräsidium)<br />

befahren wird.<br />

Auf eigenem Bahnkörper rollt die 706 unspektakulär<br />

die Dorotheenstraße bis zur<br />

Kreuzung mit der Grafenberger Allee hinunter,<br />

wo wir erneut auf die 713 treffen, die gemeinsam<br />

mit den Linien 703 (Gerresheim S<br />

– Kirchplatz) und 712 (Ratingen Mitte – Volmerswerth)<br />

kreuzt. Aus Kapazitätsgründen<br />

verkehren die beiden letztgenannten Linien<br />

gewöhnlich in Doppeltraktion. <strong>Die</strong> 712<br />

nutzt dabei bereits im Vorgriff auf ihre Zukunft<br />

als moderne Stadtbahnlinie „U72“ die<br />

neuen Triebwagen der Reihe NF8U.<br />

Zoopark ohne Tiere<br />

In der weiterführenden Lindemannstraße beeindruckt<br />

auf der linken Seite bald der wuchtige<br />

Ziegelkomplex des Goethe-Gymnasiums,<br />

dessen erstes Gebäude 1914 für eine<br />

Mädchenschule fertiggestellt worden war.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong>gleise führen ab der Station<br />

Schumannstraße nun unter Bäumen<br />

weiter bis zum Brehmplatz. Im Hintergrund<br />

rechts sind das alte Düsseldorfer Eisstadion,<br />

wo die heimische DEG mehrere deutsche<br />

32 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Düsseldorf<br />

Der 1998 von Düwag-Triebwagen 2142 passiert in der Altstadt von<br />

Düsseldorf den Graf-Adolf-Platz. Den hier entstandenen Neubauten<br />

fehlt es teils etwas an Festigkeit …<br />

C. LÜCKER, F. FREDENBAUM (UNTEN)<br />

<strong>Die</strong> reguläre Fahrtroute der Düsseldorfer Linie 706. Baustellenbedingt<br />

wird sie im Bereich des Jan-Wellem-Platzes gegenwärtig lediglich gegen<br />

den Uhrzeigersinn so bedient – siehe Kasten<br />

R. SCHWANDL<br />

<strong>Die</strong> vierte Kreuzung der Linie 706 mit einer Eisenbahnstrecke gibt es<br />

am S-Bahnhof Bilk. <strong>Die</strong> Aufnahme aus der Unterführung zeigt die südliche<br />

Rampe des in Bau befindlichen Tunnels der „Wehrhahn-Linie“<br />

Meisterschaften im Eishockey gewann und<br />

der Zoopark zu sehen, wo bis zur Zerstörung<br />

im Zweiten Weltkrieg der Düsseldorfer<br />

Zoo sein Zuhause besaß. Nach dem<br />

Krieg wurde der Tierpark nicht wieder eingerichtet,<br />

doch erfreut sich der Park selber<br />

bis heute großer Beliebtheit als Naherholungsgebiet.<br />

Neubaustrecke aus den 1930ern<br />

Das Teilstück, das wir vom Volksgarten bis<br />

hierhin befahren haben, gehört zu den letzten<br />

Düsseldorfer Neubaustrecken vor Ausbruch<br />

des Zweiten Weltkriegs. Es wurde am<br />

10. September 1935 in Betrieb genommen,<br />

nachdem es bereits in den 1920er-Jahren<br />

zwar zu einem großen Teil schon gebaut,<br />

aber wegen der Weltwirtschaftskrise nicht<br />

fertiggestellt werden konnte. Bereits damals<br />

fuhr hier die Linie 6, die auch schon eine<br />

Art Rundlinie war. Sie kreuzte damals jedoch<br />

als zusätzliche Besonderheit auf dem<br />

Weg zu ihrer Endstation an der Markenstraße<br />

in Oberbilk über die Ellerstraße ihren<br />

eigenen Linienweg. <strong>Die</strong> Strecke vom Volksgarten<br />

bis zum Betriebshof Steinberg wurde<br />

erst nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut<br />

und am 2. Mai 1954 eröffnet. Damit war<br />

die heutige Rundlinie fertig.<br />

Eine kleine betriebliche Besonderheit ist<br />

nun die weitere Streckenführung, in deren<br />

Verlauf die Gleise ein Stück gemeinsam mit<br />

der von Norden kommenden Linie 708<br />

(Hamm – Heinrichstraße) in jeweils einem<br />

eigenen, eingleisigen Straßenzug pro Richtung<br />

genutzt werden. Unsere Fahrtrichtung<br />

führt eingleisig durch die Rethelstraße bis<br />

zum neuerlichen Zusammentreffen mit dem<br />

Gegengleis kurz vor der Station „Zoo S“,<br />

das wiederum entgegengesetzt durch Humboldt-<br />

und Herderstraße führt.<br />

<strong>Die</strong> angesprochene Haltestelle, vor der<br />

sich die 708 wieder verabschiedet, liegt auf<br />

der Brücke über den hier tiefer gelegenen<br />

Gleisen der Deutschen Bahn und dem<br />

gleichnamigen S-Bahn-Haltepunkt der S-<br />

Bahnlinien S1, S6 und S11 (Bergisch Gladbach<br />

– Düsseldorf-Flughafen). Das wäre eigentlich<br />

kaum erwähnenswert, wäre nicht<br />

der westliche Abschnitt unter der Brücke bis<br />

vor wenigen Jahren Teil eines großen Güterbahnhofs<br />

gewesen. Nach jahrelangem<br />

Dornröschenschlaf sind die Gleise dort inzwischen<br />

alle verschwunden, und das Gelände<br />

wurde – wie man so schön sagt –<br />

städtebaulich neu überplant.<br />

Spange zwischen den Strecken<br />

Auf der Pempelforter Seite der Brücke setzt<br />

die 706 ihren Ruf als Spange zwischen den<br />

verschiedenen Düsseldorfer Schienenverbindungen<br />

fort, da an der Haltestelle Stockkampstraße<br />

die Linie 704 (Derendorf Nord<br />

– Südfriedhof) gekreuzt wird.<br />

Am Marienhospital, dem größten Krankenhaus<br />

im Düsseldorfer Norden, treffen<br />

wir an der Ecke Sternstraße auf das südwärts<br />

führende Richtungsgleis der Linie<br />

707, das anschließend nach links in die<br />

Duisburger Straße abbiegt, während wir geradeaus<br />

weiter durch die Sternstraße fahren,<br />

bis diese auf die breite Kaiserstraße einmündet.<br />

<strong>Die</strong> 706 biegt hier nach links ab und vereinigt<br />

sich mit den Gleisen der Linien 701 und<br />

715. Auf der rechten Seite befindet sich bereits<br />

die nordöstliche Ecke des Düsseldorfer Hofgartens,<br />

der grünen Lunge im Stadtzentrum.<br />

Entlang der grünen Wand rechts rollen<br />

wir südwärts, wobei uns bereits nach wenigen<br />

Metern Hinweisschilder vorwarnen,<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

33


Betriebe<br />

Aufgrund von Bauarbeiten am Jan-Wellem-Platz wird die Linie 706 derzeit im Uhrzeigersinn<br />

fahrend umgeleitet. Dabei bedient sie – wie hier 2010 – die Haltestellen Schadowstraße,<br />

Jacobistraße, Schloss Jägerhof (Aufnahme) und Marienhospital<br />

M. KOCHEMS<br />

Umleitung für Linie 706!<br />

Wie auch einige andere <strong>Straßenbahn</strong>linien der<br />

Düsseldorfer Rheinbahn musste die Linie 706 in<br />

der ersten Jahreshälfte 2013 im Bereich des Jan-<br />

Wellem-Platzes ab 25. Februar eine längerfristige<br />

Umleitung fahren. Grund war der Abriss der<br />

den Platz in Nord-Süd-Richtung überspannenden<br />

Hochstraße, „Tausendfüssler“ genannt.<br />

dass wir uns einer der größten Düsseldorfer<br />

Baustellen nähern. Der frühere Jan-Wellem-<br />

Platz, auf dem die Rheinbahn u. a. einst vier<br />

Bahnsteiggleise in West-Ost-Richtung, eine<br />

zweigleisige Schleife für ihre Fernlinien und<br />

innenliegende Bushaltestellen besaß, wurde<br />

in den letzten Monaten mit mehreren Geschäftshäusern,<br />

dem so genannten „Kö-Bogen“<br />

vollständig überbaut. Dadurch ist der<br />

frühere offene Übergang von der Fußgängerzone<br />

Schadowstraße zum Hofgarten und<br />

Opernhaus verschwunden.<br />

Neben den neuen Gebäudeklötzen zeugen<br />

weitere Baustellen von den fortschreitenden<br />

Seit dem 17. Juni nimmt die Linie 706 in Fahrtrichtung<br />

gegen den Uhrzeigersinn wieder ihren<br />

gewohnten Weg. In der Gegenrichtung wird hingegen<br />

bis auf Weiteres die zuvor in beiden Richtungen<br />

genutzte Umleitung über Schadowstraße<br />

– Jacobistraße – Schloss Jägerhof – Marienhospital<br />

weiter gefahren.<br />

MKO<br />

Am Abend des<br />

19. November 2012<br />

hat der Combino<br />

3368 die Haltestelle<br />

Bilk (S) erreicht. Auch<br />

sie wird von vielen<br />

Düsseldorfer Linien<br />

bedient<br />

M. BEITELSMANN<br />

Arbeiten zum Bau der neuen Ost-West-U-<br />

Bahn „Wehrhahnlinie“, die den Bereich ab<br />

2014/15 unterfahren wird, so dass die aktuell<br />

noch vorhandenen zwei Gleise in Richtung<br />

Altstadt dann auch verschwinden werden.<br />

Nach heutigem Stand bedeutet der<br />

Wegfall der oberirdischen Strecke zudem<br />

das Ende der heutigen Ringlinie 706, da ihr<br />

Endpunkt künftig als Ersatz für die zur<br />

Streichung vorgesehene Linie 708 am S-<br />

Bahnhof in Hamm liegen soll.<br />

Freunde ungewöhnlicher Bauwerke sollten<br />

auf jeden Fall vor der Haltestelle Jan-<br />

Wellem-Platz nach links schauen. Dort grü-<br />

ßen nämlich das markante „Drei-Scheiben-<br />

Haus“, ein Hochhaus aus drei scheinbar<br />

hintereinander aufgestellten Blöcken, und<br />

das in rundlichen Formen gehaltene, weiß<br />

gestrichene Düsseldorfer Schauspielhaus am<br />

Gustaf-Gründgens-Platz.<br />

Bei Verlassen des Jan-Wellem-Platzes<br />

bzw. des Baustellengeländes, werden rechts<br />

kurz das „Steigenberger Parkhotel“ und das<br />

Opernhaus mit ihren historischen Bausubstanzen<br />

sichtbar. Auf der linken Seite befindet<br />

sich ein altes Kaufhausgebäude – von<br />

den Düsseldorfern gewöhnlich „Alter Kaufhof“<br />

(der „neue“ befindet sich Ecke Tonhallenstraße/Am<br />

Wehrhahn) genannt.<br />

Über die Heinrich-Heine-Allee mit dem<br />

darunterliegenden U-Bahnhof hinweg führt<br />

unser Gleis geradeaus in die Altstadt, während<br />

das Gleis der Gegenrichtung durch die<br />

Breite Straße herangeführt wird.<br />

Durch die Fußgängerzone<br />

An der Altstadtperipherie biegt das Richtungsgleis<br />

nach Süden – außer der 706 fahren<br />

hier noch die 703, 712, 713 und 715 –<br />

ab, wo sich die Haltestelle „Heinrich-Heine-Allee“<br />

dann in der Fußgängerzone kurz<br />

vor dem „Carschhaus“ befindet.<br />

Das Carschhaus beherbergt ebenfalls ein<br />

Kaufhaus, doch ist das nicht die eigentliche<br />

Besonderheit an dem historischen Gebäude.<br />

Vielmehr war es beim Bau der ersten Düsseldorfer<br />

U-Bahnstrecke in den 1970er-Jahren<br />

an seinem ursprünglichen Standort abgebaut<br />

und später an seiner jetzigen Stelle<br />

Stein für Stein wieder aufgebaut worden,<br />

weil genau unter seinem früheren Platz die<br />

U-Bahn gebaut und befürchtet wurde, dass<br />

das schwere Gebäude darüber die Baustelle<br />

zum Einsturz bringen könnte.<br />

Nach rechts führen die Fußgängerzonen<br />

tiefer in die Altstadt und Richtung Rheinufer.<br />

Überraschungen am Graf-Adolf-Platz<br />

<strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong> fährt über den Straßenzug<br />

Kasernenstraße südwärts zum Graf-Adolf-<br />

Platz. Unmittelbar an dessen nördlichen<br />

Ende war vor einigen Jahren inmitten der<br />

kleinen, planmäßig nicht genutzten Blockschleife<br />

das neue Hochhaus „GAP 15“<br />

(GAP = „G“raf-„A“dolf-„P“latz) errichtet<br />

worden. Böse, sprachkundige Düsseldorfer<br />

Zungen haben inzwischen bereits behauptet,<br />

dass „GAP“ wörtlich aus dem Englischen<br />

zu übersetzen wäre – nämlich mit<br />

„Lücke“. Tatsächlich hat das Gebäude<br />

mehrfach Schlagzeilen dadurch gemacht,<br />

dass sich Lücken in der modernen Front<br />

aufgetan hatten, weil die Fenster einfach herausgefallen<br />

waren. Darum musste die<br />

Front auch todschick in ein Schutznetz eingepackt<br />

werden.<br />

Am Graf-Adolf-Platz werden zunächst<br />

die Gleise der Linien 704, 709 und 719 ge-<br />

34 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Düsseldorf<br />

Zwei der auf der Linie 706 im Jahr 2013 dominierenden pausbäckig aussehnden NF8U (Siemens-Typ Combino) neben der Halle des alten Betriebshofs,<br />

wo alle an der Haltestelle „Am Steinberg“ endenden Kurse der Linie 706 einen Betriebshalt einlegen. An der nächsten Haltestelle<br />

Merowingerplatz beginnt dann die nächste Rundfahrt – im oder gegen den Uhrzeigersinn – durch Düsseldorf ... F. FREDENBAUM, M. KOCHEMS (UNTEN)<br />

kreuzt, bevor die gleichnamige Haltestelle<br />

erreicht wird. Weiterhin ist die Strecke aufgrund<br />

der Einbahnstraßenregelung eingleisig<br />

und die Gegenrichtung verkehrt durch<br />

die parallele Friedrichstraße. Auf der rechten<br />

Seite befindet sich ein kleiner Park mit<br />

zwei Weihern, dem Schwanenspiegel und<br />

dem Kaiserteich, hinter dem das „Ständehaus“<br />

aufragt. 1876 wurde das wuchtige,<br />

vierflügelige Gebäude als Sitz des preußischen<br />

Provinziallandtags eröffnet und diente<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1988 als<br />

Sitz des Landtags. Heute wird es von der<br />

Der Betriebshof „Am Steinberg“ an der Endstelle<br />

der Linie 706 wurde im Juni 2011 geschlossen<br />

(Foto vom Abschiedstag) und liegt<br />

derzeit im „Dornröschenschlaf“. Zumindest<br />

ein kleiner Teil der Anlagen könnte aber als<br />

künftige Heimat für die historischen Düsseldorfer<br />

Fahrzeuge wieder „aufwachen“<br />

Landes-Kunstsammlung genutzt und erhielt<br />

bei der Renovierung eine markante Kuppel<br />

aus Glas und Stahl anstelle der früheren<br />

Dachkonstruktion.<br />

Zurück zum Ausgangspunkt<br />

Über der künftigen Tunnelstrecke fährt die<br />

706 weiter südwärts durch die Elisabethstraße<br />

zum Kirchplatz – bemerkenswert hier<br />

die wuchtige Pfarrkirche St. Peter mit der<br />

südlich anschließenden zweigleisigen Wendeschleife<br />

der Linie 703 – und schließlich<br />

zum S-Bahnhof Bilk. An der Bilker Allee<br />

werden zunächst noch die Gleise der Linie<br />

708 gekreuzt, bevor sich die Bahn anschließend<br />

durch die Baustelle am südlichen Tunnelausgang<br />

der Wehrhahn-Linie windet. <strong>Die</strong><br />

frühere Haltestellenanlage unmittelbar<br />

nördlich der Bahnunterführung und vor<br />

dem Einkaufszentrum „Düsseldorf Arcaden“<br />

ist aufgrund der im Bau befindlichen<br />

Rampenstrecke verschwunden und wurde<br />

durch provisorische Haltestellen in den südlich<br />

angrenzenden Straßenzügen – Aachener<br />

Straße für die Linie 712, Brunnenstraße für<br />

die 706, 707 und 713 – ersetzt.<br />

Nach einem kurzen Stopp in der Brunnenstraße<br />

geht es weiter zum Karolingerplatz,<br />

wo von links die 701 durch die Heres -<br />

bachstraße zunächst wieder hinzukommt,<br />

und nach der Haltestelle die 701, 707 und<br />

713 links in die Witzelstraße abbiegen.<br />

<strong>Die</strong> 706 führt geradeaus weiter durch die<br />

Himmelgeister Straße und erreicht nach<br />

etwa 250 m wieder die Verzweigung an der<br />

Kopernikusstraße, wo wir vor rund 40 Minuten<br />

schon einmal gewesen sind.<br />

Schnell sind die letzten Meter bis zur Endstation<br />

„Am Steinberg“ zurückgelegt, wo<br />

wir die Bahn verlassen und den Ausgangspunkt<br />

der Tour wieder erreicht haben.<br />

MICHAEL KOCHEMS<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

35


Fahrzeuge<br />

Am 2. Mai gab die HeiterBlick GmbH in Leipzig-Neulindenau Einblick in die Fertigung des TW3000. Der erste Wagen hat demnach bereits Form<br />

angenommen – seine Endmontage läuft. Noch in diesem Jahr wird er in Hannover erwartet<br />

J. KARKUSCHKE<br />

Erster »Neuer« in Endmontage<br />

HeiterBlick GmbH komplettiert ersten TW3000 für Hannover Vorfreude bei der Üstra – im<br />

Leipziger Stadtteil Neulindenau komplettieren die Mitarbeiter der HeiterBlick GmbH den ersten neuen<br />

Stadtbahnwagen vom Typ TW3000. Noch in diesem Jahr soll er nach Hannover kommen<br />

In Leipzig hat im Frühjahr die Montage<br />

der neuen Stadtbahnwagen TW3000<br />

für die Üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe<br />

AG begonnen. Bei der Heiter-<br />

Blick GmbH auf dem Kirow-Gelände im<br />

Stadtteil Neulindenau werden angelieferte<br />

Wagenkastenrohbauten zur fahrbereiten<br />

Stadtbahn komplettiert. <strong>Die</strong> meisten Komponenten<br />

haben da schon eine weite Reise<br />

hinter sich, denn in die Produktion der Wagen<br />

sind viele Unternehmen einbezogen.<br />

Anfang Mai gab es Gelegenheit zu ersten<br />

Einblicken in die laufende Montage am<br />

Fahrzeug Nummer eins. Es soll im Herbst<br />

2013 in Hannover als Tw 3001 eintreffen<br />

und nach eingehenden Tests voraussichtlich<br />

Anfang 2014 zusammen mit Tw 3002 in<br />

den Fahrgastbetrieb gehen. Für die zweitei-<br />

Erste Ideenskizzen für den TW3000 vom Juni<br />

2009 gibt diese Grafik wieder<br />

GRAFIK: ÜSTRA/PANIKRUHDORFER DESIGNPARTNER<br />

36 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Hannover: TW3000<br />

<strong>Die</strong>ses 1:5-Kopfmodell vom November 2012 mit Beleuchtungsanlage<br />

und anderen Details zeigt die zukünftige Form der TW3000 für Hannover<br />

sehr anschaulich FOTOS, WENN NICHT ANDERS ANGEGEBEN: A. UHLENHUT<br />

In schlichter Gestaltung zeigt das in Hannover stehende 1:1-Modell die<br />

zu erwartenden Dimensionen des Hochflur-Stadtbahnwagens, die Fenstersäulen<br />

vorn rechts und links wurden nachträglich umkonstruiert<br />

ligen Wagen ist ein Stückpreis von etwa<br />

2,5 Millionen Euro im Gespräch.<br />

<strong>Die</strong> TW3000 werden nicht auf gleichsam<br />

klassische Weise von der Teilezurichtung<br />

über Rohbau und Farbgebung bis zur Endprüfung<br />

in einer Waggonfabrik gefertigt. <strong>Die</strong><br />

HeiterBlick GmbH ist Partner des Konsortiums<br />

TW3000 unter Führung von Vossloh-<br />

Kiepe für die Produktion der Fahrzeuge. <strong>Die</strong><br />

stählernen Wagenkasten-Rohbauten kommen<br />

aus Salzgitter, aber nicht aus dem dortigen<br />

Werk des Konsortialpartners Alstom<br />

Deutschland. Nur wenige Kilometer von<br />

dessen Werk entfernt arbeitet die Firma Bozankaya,<br />

sie liefert die röhrenförmigen Wagenkästen<br />

nach Grimma in Sachsen. Dort<br />

werden sie bei dem auf großvolumige Fahrzeuge<br />

spezialisierten Lackierbetrieb Lange<br />

auf dem Gelände des früheren Waggonbaus<br />

komplett verspachtelt, geschliffen, lackiert<br />

und auch mit den Fußböden versehen. Danach<br />

schon als hannoversche Stadtbahn<br />

dritter Generation zu erkennen, reisen die<br />

Rohbauten weiter ins nahe Leipzig. Dort<br />

werden alle Komponenten, Baugruppen und<br />

Einzelteile zum fertigen Fahrzeug vereinigt.<br />

Moderner Endmontageort<br />

In der Montagehalle der HeiterBlick GmbH<br />

– hier entstanden zuletzt bis Ende 2012 die<br />

neuen Stadtbahnwagen für Bielefeld, auch<br />

Aus Salzgitter ist der stählerne, noch komplett unbehandelte Wagenkastenrohbau 3002 A zur<br />

Oberflächenbehandlung in Grimma eingetroffen (Aufnahme vom 2. Mai 2013)<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

37


Fahrzeuge<br />

Innen ist der B-Wagenkasten des Triebwagens 3002 nach ersten Arbeiten<br />

in Grimma schon nicht mehr ganz so roh<br />

Der Fahrerplatz der getesteten Wagenattrappe zeigt schon den endgültigen,<br />

vielfach verstellbaren Fahrersitz – erstmals mit Kopfstütze<br />

Hier werden sonst Lkw behandelt: Grundierung und Verschleifen des<br />

Rohbau-Wagenkastens 3002 B Anfang Mai 2013 in Grimma<br />

<strong>Die</strong> gelben Transportfahrwerke sind eine Eigenproduktion von Heiter-<br />

Blick für die Montagepositionen 1 bis 4 unter einem TW3000-Rohbau<br />

Stadtbahnwagen Hannover<br />

Typ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . TW3000<br />

Wagennummer(n) . 3001–3050, evtl. 3051–3146<br />

Baujahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ab 2013<br />

Hersteller (mech.). . . . . . . HeiterBlick (Montage),<br />

Alstom (Drehgestelle)<br />

Hersteller (elektr.). . . . . . . . . . . . . . Vossloh Kiepe<br />

Anzahl . . . . . . . . . . . . . . bestellt 50, Option + 96<br />

Anzahl in Betrieb. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (keine)<br />

Achsfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bo 2 +Bo<br />

Motorleistung. . . . . . . . . 4 x 125 kW Achsantrieb<br />

Leermasse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ca. 39.850 kg<br />

Länge über Kupplung. . . . . . . . . . . . . 25.160 mm<br />

Länge über Blech . . . . . . . . . . . . . . . . 25.000 mm<br />

Wagenkastenbreite . . . . . . . . . . . . . . . 2.650 mm<br />

Wagenhöhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.750 mm<br />

Fußbodenhöhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 860 mm<br />

Drehgestellmittenabstände . . 7.700 + 9.800 mm<br />

Achsstand im Drehgestell . . . . . . . . . . 1.800 mm<br />

min. Kurvenradius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 m<br />

Sitzplätze . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 + 8 Klappsitze<br />

Stehplätze. . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 (4 Pers./m²)<br />

Gesamtplatzangebot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175<br />

Gestaltung . . . . . . PanikRuhdorfer Designpartner<br />

sie nach ähnlichen Konzept – gibt es für den<br />

TW3000 vorbereitete Montageplätze. Heute<br />

ist die Halle, in der nach Kranbauten des<br />

heutigen Mutterkonzerns Kirow-Ardelt ab<br />

2005 zuerst die Leoliner für Leipzig und Halberstadt<br />

entstanden, kaum mehr wiederzuerkennen.<br />

Sie wurde nach Auslieferung der<br />

Bielefelder Achtachser komplett saniert und<br />

präsentiert sich nun als eine der weithin modernsten<br />

Fertigungshallen für Schienenbahnen.<br />

Alles wurde auf den Bau der zunächst<br />

50 fest bestellten, später bis zu 146 TW3000<br />

zugeschnitten. Er wird an zwei mal vier<br />

Montagepositionen schrittweise komplettiert.<br />

Erst ab Station 5 sind auch die von Alstom<br />

aus Salzgitter kommenden Drehgestelle<br />

dabei. Zuvor werden die Kästen auf speziellen<br />

gelben, zweirädrigen Montagefahrwerken<br />

verschoben – einer Eigenentwicklung der<br />

Leipziger für diesen Auftrag. Hierfür wurde<br />

im Konzern vorhandenes Know-how aus<br />

dem Kranbau genutzt.<br />

Teils ungewöhnliche Reihenfolge<br />

Bei der ersten Baubesichtigung der Üstra<br />

mit Vorstand und Aufsichtsrat waren die<br />

Wagenkästen noch „kopflos“. <strong>Die</strong> bis zu<br />

292 Fahrzeugköpfe aus glasfaserverstärktem<br />

Kunststoff auf stählerner Tragstruktur<br />

– plus einige Reserven für fallweise Reparaturen<br />

nach Kollisionen – liefert die Dessauer<br />

FVK GmbH zu. Sie sind beim Eintreffen<br />

in Leipzig lackiert, aber völlig leer. <strong>Die</strong> komplette<br />

Verkabelung und Ausstattung wird<br />

auch hier erst bei HeiterBlick eingebaut, bemerkenswerter<br />

Weise vor der Befestigung<br />

am Wagenkasten. Für die separate Kopfarbeit<br />

gibt es einer komplett neuen, der Montagehalle<br />

unmittelbar benachbarten Halle<br />

für Logistik und Vormontage sechs eigene<br />

Arbeitsplätze. Eine gute Idee, denn der nach<br />

hinten hin auf voller Breite von gut 2,50<br />

Meter offene Kopf lässt sich so viel leichter<br />

und ungestörter ausrüsten. Schon zu erkennen:<br />

<strong>Die</strong> Frontscheibe wird trotz vielfacher<br />

Rundungen an Kopf und Wagenkasten völlig<br />

eben sein. Zusammen mit dem geneigten<br />

Einbau wird das die vom Vorgängermodell<br />

TW2000 bekannten, vielfachen und für das<br />

Fahrpersonal irritierenden Spiegelungen an<br />

der dreidimensional gewölbten Glasfläche<br />

vermeiden; von außen sollte die Fahrzielanzeige<br />

besser erkennbar sein.<br />

Zahlreiche Neuentwicklungen<br />

Ohnehin stecken im TW3000 viele Neuheiten,<br />

die ihn vom TW2000 deutlich unterscheiden,<br />

obwohl er zumindest halboffiziell<br />

als dessen Weiterentwicklung gilt. Nicht alles,<br />

was an den im Vorfeld der Weltausstel-<br />

38 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Hannover: TW3000<br />

<strong>Die</strong> beim TW3000 vorgesehene Beleuchtungsanlage<br />

im Detail<br />

J. KARKUSCHKE<br />

Bislang nur im 1:1-Modell zu sehen sind die<br />

an der Seitenwand befestigten Fahrgastsitze<br />

lung EXPO2000 ab April 1997 binnen kurzer<br />

Zeit ausgelieferten Tw 2001 bis 2048<br />

und 2501 bis 2596 steckt, hat sich bewährt.<br />

Vieles musste in den zurückliegenden 15<br />

Jahren nachgebessert oder verändert werden,<br />

vom Dach-Wasserablauf über Fahrertürgriffe<br />

und Fensterdichtungen bis zu den<br />

Achslagern, von Haltemöglichkeiten über<br />

Sitzflächen und Türaufhängungen bis zur<br />

Antriebssteuerung. Immerhin sammelte sich<br />

so viel Wissen um Details, die diesmal gleich<br />

anders zu machen wären. Zudem wurden<br />

unter anderem Behindertenverbände und<br />

das Fahrpersonal in die Entwicklung einbezogen,<br />

beides hatte Änderungen schon vor<br />

Fertigungsbeginn zur Folge. Insofern dürfte<br />

der TW3000 das vielleicht am sorgfältigsten<br />

vorbereitete Produkt der jüngeren Üstra-<br />

Geschichte sein.<br />

Asymmetrische Form!<br />

Von vornherein schon stand fest, dass die<br />

neuen Wagen 25 Meter lange Zweirichtungs-Hochflursechsachser<br />

mit seitlicher<br />

Verbreiterung („Bombierung“) von 2,50<br />

auf 2,65 Meter werden, alle mit zwei Fahrerräumen<br />

und alle ohne Trittstufen. Um die<br />

nicht ganz zufriedenstellende Konstruktion<br />

mit dem zweiachsigen Gelenk-Zwischenwagen<br />

der bei selber Länge dreiteiligen<br />

Der erste TW2000 war 1997 auf der Hannover-Messe enthüllt worden, er erhielt dort den<br />

begehrten iF-Designpreis – ob das auch beim TW3000 klappt?<br />

Einsatz ab der Jahreswende<br />

Der erste TW3000 soll – Stand Juni 2013 – Hannover<br />

im Herbst erreichen. Eingehende Tests des<br />

oder der ersten Fahrzeuge werden voraussichtlich<br />

einige Monate beanspruchen. Auch die dynamische<br />

Inbetriebnahme wird, anders als zunächst<br />

geplant, beim Verkehrsbetrieb durchgeführt. Mit<br />

ersten Einsätzen im Linienbetrieb ist wohl ab Anfang<br />

2014 zu rechnen. Vorgesehen ist laut Üstra,<br />

dass die TW3000 zuerst auf den Linien 3 und 7 der<br />

A-Strecke zum Einsatz kommen (Wettbergen –<br />

Altwarmbüchen und Wettbergen – Schierholzstraße).<br />

Stationiert werden sie dafür auf dem Betriebshof<br />

Glocksee, was den Vorteil der unmittelbar<br />

benachbarten Hauptwerkstatt hat.<br />

<strong>Die</strong> neuen Stadtbahnwagen dritter Generation<br />

können mit Fahrgästen grundsätzlich nur auf Strecken<br />

verkehren, an denen sämtliche Haltestellen<br />

mit Hochbahnsteigen ausgerüstet sind. Das ist bei<br />

den Linien 3 und 7 der Fall. Deren Haltestellen und<br />

Stationen entlang des Regelfahrweges werden bis<br />

TW2000 zu vermeiden – er galt anfangs als<br />

entgleisungsfreudig, führt wegen des festen<br />

Fahrwerks zu erhöhtem Schienenverschleiß<br />

und macht das Eingleisen kompliziert –<br />

wurde der zweiteilige TW3000 asymmetrisch<br />

konzipiert. Dabei wurden möglichst<br />

viele Gleichteile verwendet. So sind viele<br />

Grund-Komponenten des bei Vossloh<br />

GTZ6-H genannten Wagens (HeiterBlick<br />

führt das Projekt als „Vamos HF Hannover“)<br />

gleich. Tür- und Fenstermodule bilden<br />

die Seitenwand, wobei das A-Teil nur um<br />

drei Fahrgastfenster länger ist als das B-Teil<br />

ist. Konstruktiv handelt es sich – ähnlich<br />

wie bei dem Leoliner und dem um einen<br />

Wagen längeren Vamos HF Bielefeld – um<br />

eine Kombination aus einem Vierachser mit<br />

über Gelenk angeschlossenem Drehgestell-<br />

Einsatzbeginn sämtlich zudem auch barrierefrei<br />

zugänglich sein. Der Einsatz von TW3000 ist von<br />

Anbeginn an ebenfalls auf den Messelinien 8/18<br />

(Hauptbahnhof – Messe/Nord) und 16 (Innenstadt<br />

– Messe/Ost) möglich. Damit ist denkbar, dass es<br />

zu einzelnen Fahrten im Messeverkehr im Frühjahr<br />

2014 kommen kann.<br />

Neue Bahnsteige erforderlich<br />

Während des Eintreffens der ersten Fahrzeugserie<br />

wird sich eine weitere Einsatzmöglichkeit vom<br />

Betriebshof Leinhausen aus ergeben, wenn die<br />

Linien 4 (Garbsen – Roderbruch) und 5 (Stöcken<br />

– Anderten) der C-Strecke durchgehend Hochbahnsteige<br />

aufweisen. Letzte Lücken in der barrierefreien<br />

Zugänglichkeit sind dort bald geschlossen:<br />

Sieben Niedrig-Haltestellen der Linie 5,<br />

von denen drei auch die Linie 4 anfährt, werden in<br />

absehbarer Zeit durch fünf Hochbahnsteige in teilweise<br />

neuer Lage ersetzt sein. ACHIM UHLENHUT<br />

Zweiachser. Der A-Wagenkasten des<br />

TW3000 ist mit seinen 13.340 Millimetern<br />

gegenüber dem 10.560 Millimeter messenden<br />

B-Teil deutlich länger und läuft auf zwei<br />

Drehgestellen.<br />

Üstra-Werkstätten nicht einbezogen<br />

<strong>Die</strong>se asymmetrische Ausführung hat Auswirkungen<br />

auf die Montage: A- und B-Wagenteil<br />

durchlaufen die Leipziger Halle mit<br />

ihren acht Positionen in fester Ausrichtung<br />

und tragen teilweise unterschiedliche Aggregate.<br />

Deren Nachschub sichert die neue<br />

Logistik- und Vormontagehalle. Alle angelieferten<br />

Teile gelangen dorthin, der Lagerplatz<br />

soll für die Komponenten von fünf<br />

kompletten Stadtbahnwagen ausreichen.<br />

Eingebaut sind mehrere Bodenlager und ein<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

39


Fahrzeuge<br />

<strong>Die</strong> zwischen 2010 und 2012 erstellte Projektzeichnung des TW3000 enthält eine Vielzahl von Details der neuen Stadtbahngeneration VOSSLOH-KIEPE<br />

Der Weg zum TW3000<br />

Vorstellung Designentwurf<br />

in Verwaltung: . . . . . . . . . . . . . . . . . 04.06.2009<br />

Vertragsunterzeichnung<br />

Üstra/Konsortium in Glocksee: . . . . . 08.04.2011<br />

Vorstellung 1:1-Modell<br />

in Schwaikheim: . . . . . . . . . . . . . . . . 25.01.2012<br />

Tag der offenen Tür mit Besichtigung<br />

in Glocksee: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24.06.2012<br />

Vorstellung Modelle 1:20/1:5<br />

in Verwaltung: . . . . . . . . . . . . . . . . . 06.11.2012<br />

1. Kasten aus Grimma bei<br />

HeiterBlick in Leipzig:. . . . . . . . . . . . 14.03.2013<br />

Besuch Vorstand & Aufsichtsrat<br />

in Grimma & Leipzig: . . . . . . . . . . . . 02.05.2013<br />

Regallager mit sechs Ebenen. Eine langgestreckte<br />

Lagerbühne für Großteile schafft in<br />

der Halle zusätzlichen Platz in zweiter Ebene,<br />

über allem verfährt ein 10-Tonnen-<br />

Kran, zwei Übergänge zur Montagehalle sichern<br />

kurze Wege. Anders als beim<br />

TW2000 sind die Werkstätten der Üstra in<br />

die Komponentenfertigung und -zulieferung<br />

für den TW3000 übrigens nicht einbezogen.<br />

Mitarbeiter des Verkehrsbetriebs begleiten<br />

aber nach Unternehmensangaben den Bau<br />

der Fahrzeuge vor Ort.<br />

Serienbau ab Anfang 2014<br />

<strong>Die</strong> während des Sommers 2013 in Montage<br />

befindlichen Triebwagen 3001 und 3002<br />

gelten als Prototypen. Mit ihnen werden Erfahrungen<br />

gesammelt – in Leipzig wie etwas<br />

später in Hannover. Erst mit Beginn der Serienfertigung<br />

ab etwa Anfang 2014 wird<br />

HeiterBlick unter Volllast am TW3000 arbeiten.<br />

An acht Fahrzeugen zugleich, wobei<br />

Position 8 der Transportvorbereitung und<br />

der statischen Inbetriebnahme vorbehalten<br />

ist. <strong>Die</strong> dynamische Inbetriebsetzung wird<br />

nach derzeitigem Stand auf Üstra-Gleisen<br />

und in deren Werkstätten in Hannover vorgenommen,<br />

ursprünglich war dafür das<br />

Testgleis im Alstom-Werk Salzgitter im Gespräch.<br />

Nach Anlauf des Serienbaues für<br />

das erste Los wird in Leipzig an bis zu acht<br />

Fahrzeugen zugleich gearbeitet. Geplant ist,<br />

dass dann bis zu einem Fahrzeug pro Woche<br />

nach Hannover ausgeliefert wird. Während<br />

der Serienproduktion werden allein bei HeiterBlick<br />

nach Unternehmensangaben stets<br />

90 eigene Fachkräfte und bis zu 60 Leiharbeiter<br />

mit der Montage der Wagen für Hannover<br />

beschäftigt sein. Auch wegen dieser<br />

Arbeitsplätze sollte sich nach Ansicht aller<br />

Beteiligten die Fertigung eines zweiten Loses<br />

ab 2015 unmittelbar anschließen.<br />

Hoffnung auf weitere Aufträge<br />

Da die Üstra insgesamt 146 TW3000 zum<br />

vollständigen Ersatz aller grünen TW6000<br />

bis etwa 2025 beschaffen will, muss es nach<br />

der ersten Serie von 50 Fahrzeugen ohnehin<br />

Anschlussaufträge geben. Einen hofft der<br />

Üstra-Vorstand noch im laufenden Jahr<br />

2013 abschließen zu können – und damit<br />

wohl noch vor dem ersten Fahrgasteinsatz<br />

eines TW3000. Letzte fehlende Vorausset-<br />

40 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Hannover: TW3000<br />

Am 2. Mai entstand bei der HeiterBlick GmbH auch diese Aufnahme des in Endmontage befindlichen ersten TW3000<br />

J. KARKUSCHKE<br />

zung dafür war im Mai eine verbindliche Zusage<br />

für öffentliche Förderung. Üstra-Vorstand<br />

André Neiß sah hierfür aber bereits<br />

„gute Zeichen“. <strong>Die</strong> Beschaffung des ersten<br />

Loses im Wert von 126 Millionen Euro fördert<br />

das Land Niedersachsen über seine Landesnahverkehrsgesellschaft<br />

LNVG zu 50<br />

Prozent. Eine entsprechende Quote wäre<br />

auch für den Anschlussvertrag erforderlich.<br />

Eine Modernisierung vorhandener TW6000<br />

hatte die Üstra stets ausgeschlossen. Neue<br />

Wagen sind jedoch nur mit 50 Prozent Förderung<br />

zu finanzieren. Angesichts steigender<br />

Fahrgastzahlen und anstehender Streckenverlängerungen<br />

werden in nicht allzu später<br />

Zukunft zudem wohl mehr als die heutigen<br />

290 Stadtbahnwagen erforderlich sein – eine<br />

Chance für sogar mehr als 146 „Neue“?<br />

Keine Netzanpassungen vorgesehen<br />

Erst einmal gilt es aber, mit dem TW3000<br />

Erfahrungen zu sammeln – zunächst ohne,<br />

ab 2014 dann auch mit Fahrgästen (siehe<br />

Kasten). Mit neuerlichen Anpassungen der<br />

Strecken-Infrastruktur für den TW3000 ist<br />

dafür nicht zu rechnen: Trotz des 2.440-<br />

Millimeter-Abstandes der Drehpunkte von<br />

Gelenk und mittlerem (Lauf-)Drehgestell<br />

ergibt sich in Bögen eine Hüllkurve, die jener<br />

der Jakobs-Achtachser TW6000 und<br />

der Zwischenwagen-Sechsachser TW2000<br />

entspricht. Bis Mitte der 2020er-Jahre wird<br />

die Üstra auch alle drei Stadtbahn-Generationen<br />

parallel einsetzen: die lindgrünen<br />

TW6000 als Solowagen und Zweiwagenzüge,<br />

die TW2000 und TW3000 jeweils als<br />

Ein- bis Dreiwagenzüge, als Vierwagenzüge<br />

nur auf der Messestrecke zwischen Hauptbahnhof<br />

und Messe/Nord.<br />

Während der TW6000 überall verkehren<br />

kann, erfordern TW2000 und 3000 für<br />

breitere Fahrzeuge geeignete Strecken, der<br />

TW3000 zudem durchgehend Hochbahnsteige<br />

(siehe Kasten). <strong>Die</strong> Fahrzeuge der drei<br />

Typen werden generationenübergreifend<br />

grundsätzlich nur mechanisch kuppelbar<br />

sein, also zum Abschleppen oder für Überführungsfahrten.<br />

Ein elektrisches Kuppeln<br />

ist wegen der stark unterschiedlichen Hardund<br />

Softwareausstattung sicher auszuschließen.<br />

Damit es gar nicht erst zu Kontakten<br />

kommt, sind die elektrischen Kontakte<br />

beim TW6000 über der mechanischen<br />

Kupplung, beim TW2000 seitlich und beim<br />

TW3000 unterhalb montiert. So gibt es keine<br />

Chance für schädliche, zu unerwünschten<br />

Effekten führende und möglicherweise<br />

kurzschlussträchtige Verbindungen.<br />

Besonderheiten einzelner Wagen<br />

Wie bei den TW6000 und 2000 erhalten die<br />

Fahrzeuge mit den Endziffern 03, 06, 09,<br />

13, 19, 23 usw. – also jeder vierte Stadtbahnwagen<br />

– eine gleisbogenabhängige<br />

Spur kranzschmiereinrichtung im mittleren<br />

Laufgestell.<br />

<strong>Die</strong> ersten zehn Triebwagen 3001 bis<br />

3010 erhalten eine Einrichtung zur Fahrgastzählung.<br />

Ansonsten wird es eine Fülle<br />

von Neuerungen für das Fahrpersonal und<br />

die Fahrgäste geben. Erste Einblicke gab es<br />

schon bei der Montage. So wird der Wagen<br />

keine Rückspiegel, dafür aber vier Rückblickkameras<br />

bekommen.<br />

Das Personal darf sich über einen „Memory-Sitz“<br />

freuen, der sich automatisch den<br />

individuellen ergonomischen Anforderungen<br />

des Fahrers anpasst.<br />

Innenbeleuchtung nach Jahreszeiten<br />

<strong>Die</strong> Mischung aus Quer- und Längssitzen<br />

wird gegenüber dem TW2000 genau umgekehrt<br />

sortiert und kann dank „Cantileveraufhängung“<br />

an den Seitenwänden später<br />

noch variiert werden. Das 1:1-Modell zeigte<br />

schon, wie der Fahrgastraum beleuchtet<br />

wird: Mit vielen kleinen LED-Sternchen sowie<br />

durchgehender farbwechselnder Ambientebeleuchtung:<br />

gelb im Winter (damit<br />

die Menschen sich subjektiv wohlig warm<br />

fühlen), im Sommer für entgegen gesetzte<br />

Gefühle bläulich und bei besonderen Anlässen<br />

– angeblich insbesondere zur Beruhigung<br />

von so genannten Fußballfreunden –<br />

auch grünlich.<br />

Über weitere Besonderheiten wie eine teilweise<br />

nachgiebige Frontgestaltung, LED-<br />

Lichtleisten zur Signalisierung des Tür -<br />

zustandes für heraneilende Fahrgäste und<br />

anderes mehr wird zu berichten sein, wenn<br />

die ersten Fahrzeuge durch Hannover rollen.<br />

ACHIM UHLENHUT<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

41


Fahrzeuge<br />

Während des 60. Weltkongresses waren in Genf alle Fahrzeuge der TPG mit Fähnchen der UITP geschmückt. In der Rhônestadt sind bereits<br />

19 Tango im Einsatz, hier Tw 1816 an der Haltestelle Meyrin-Village – im Hintergrund das französische Jura-Gebirge ALLE FOTOS: R. SCHREMPF<br />

Neue Ideen für die Tram<br />

60. UITP-Weltkongress und Messe „Mobility & City Transport“ in Genf Ende Mai traf sich<br />

die ÖPNV-Branche in der Schweiz, um beim Weltkongress des Internationalen Verbandes für öffent -<br />

liches Verkehrswesen (UITP) über nachhaltige Mobilität zu diskutieren und zu informieren<br />

Zur Bewältigung von Staus, Luftverschmutzung<br />

und Parkplatznot bedarf<br />

es leistungsfähiger Nahverkehrssys -<br />

teme – das war den Teilnehmern des<br />

Kongresses vom 26. bis zum 30. Mai im<br />

Genfer Messegelände klar. Doch viele Staaten<br />

haben mit Defiziten zu kämpfen und<br />

müssen derzeit ihre Schulden verringern.<br />

Dennoch stellten sich Industrie und Betreiber<br />

von Systemen des öffentlichen Verkehrs erneut<br />

das Ziel, den Marktanteil des ÖPNV<br />

bis zum Jahr 2025 zu verdoppeln.<br />

Für eine steigende Zahl an Städten, die an<br />

den Auswirkungen der Verkehrsüberlastung<br />

und Umweltverschmutzung leiden, zeigten<br />

300 Aussteller an der parallel veranstalteten<br />

Ausstellung „Mobility und City Transport“<br />

und der Schweizer Messe „Suissetraffic“ die<br />

fortschrittlichsten städtischen Mobilitätslösungen,<br />

die dabei helfen sollen, die Städte<br />

nachhaltig für die Zukunft zu gestalten.<br />

Ausgestellt waren überwiegend Elektrobusse,<br />

die zahlreiche Hersteller für Vorführfahrten<br />

am Messegelände bereitstellten und<br />

als günstige und rasch realisierbare Form<br />

der Elektromobilität anpriesen.<br />

Messehöhepunkte und<br />

Industrie-Neuigkeiten<br />

Schon bei der Ankunft am Messegelände<br />

fiel den Besuchern ein Fahrzeug ins Auge:<br />

Alstom stellte zwei Module eines siebenteiligen<br />

Citadis für die Stadt Tours aus. Das<br />

Unternehmen liefert für das neue französische<br />

<strong>Straßenbahn</strong>system, das am 31. August<br />

2013 eröffnet wird, 21 Citadis mit extravagantem<br />

Design aus. Im Stadtzentrum<br />

und über den Fluss Loire wurde das 15 Kilometer<br />

umfassenden Tramsystems mit dem<br />

Bodenstromversorgungssystems APS versehen.<br />

Stolz informierte Alstom, dass bereits<br />

1.600 Citadis in über 40 Städte verkauft<br />

wurden.<br />

AnsaldoBreda enthüllte ein 1:1-Modell<br />

der neuen Triebzüge für das fahrerlose U-<br />

Bahn-System in Honolulu (US-Bundesstaat<br />

Hawaii). Ab 2015 sollen die ersten von<br />

80 zweiteiligen Triebzügen den Betrieb aufnehmen.<br />

Ansaldo STS informierte über das<br />

Bodenstromversorgungssystems TramWave,<br />

das erstmals an zwei Streckenabschnitten<br />

in Neapel (Italien) installiert wurde.<br />

Auch Bombardier setzt auf E-Busse<br />

Bombardier informierte über zahlreiche E-<br />

Mobility-Lösungen, darunter die neuen fahrerlosen<br />

Movia-U-Bahn-Züge für Singapur,<br />

die Flexity 2-Trams für Basel und das Primove-System,<br />

welches die kontaktlose<br />

Übertragung von Energie ohne Oberleitung<br />

ermöglicht. Erste über Induktion gespeiste<br />

E-Busse verkehren in Mannheim im Fahrgastverkehr,<br />

weitere kommen in Berlin und<br />

Braunschweig sowie in Brügge (Belgien)<br />

zum Einsatz. Niederflur-<strong>Straßenbahn</strong>wagen<br />

mit Primove-Technologie werden ab 2014<br />

erstmals in Nanjing (China) zum Einsatz<br />

kommen. Bombardier-Partner CSR Puzhen<br />

fertigt in Lizenz 15 Flexity 2, die mit dem<br />

42 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Genf<br />

Ebenfalls in Genf ausgestellt: das 1:1-Modell der neuen Berliner Kleinprofil-U-Bahn-Triebzüge.<br />

Links im Bild ist das Modell einer Niederflur-<br />

<strong>Straßenbahn</strong> von Stadler Minsk zu sehen<br />

Modell der neuen Zweiwagen-Triebzüge, die Ansaldo Honolulu (Gemeinschaftsunternehmen<br />

von AnsaldoBreda und Ansaldo STS) ab 2014<br />

für das neue U-Bahn-System in Honolulu liefern wird<br />

Vossloh Kiepe) für die TPG große Aufmerksamkeit.<br />

Das Außen- und Innendesign<br />

des Bus-Typs Exqui.City ist ähnlich hochwertig<br />

gestaltet, wie es von französischen<br />

<strong>Straßenbahn</strong>en her bekannt ist. Auch die<br />

Modulbauweise wurde den Tram-Herstellern<br />

nachempfunden. Der neue Fahrzeugtyp<br />

wird als 18-Meter-Gelenkbus oder als 24-<br />

Meter-Doppelgelenkbus-Variante angeboten.<br />

Im Heck der elektrisch angetriebenen<br />

Busse können unterschiedliche Antriebssysteme<br />

wie Hybridantrieb (diesel- und CNGelektrisch),<br />

Brennstoffzellen oder wie bei<br />

den TPG Batterien eingebaut werden.<br />

Neben dem neuen Genfer Obus mit der<br />

Nummer 1601 waren ein <strong>Die</strong>selhybrid-<br />

Doppelgelenkbus für Barcelona (Spanien)<br />

und einer für Metz (Frankreich) ausgestellt.<br />

In Metz entschied man sich anstatt der Errichtung<br />

eines <strong>Straßenbahn</strong>systems für ein<br />

in der Errichtung günstigeres BHNS-System<br />

(Busverkehr auf hohem Niveau und eigener<br />

Trasse). Es soll die Flexibilität eines Busses<br />

mit der Kapazität einer <strong>Straßenbahn</strong> komneuen<br />

leistungsstarken Primove-Lithium-<br />

Ionen-Batteriesystem für die Befahrung<br />

oberleitungsfreier Abschnitte ausgerüstet<br />

werden. <strong>Die</strong>se neu entwickelten Hochleistungsbatterien<br />

können mehr als dreimal<br />

so schnell aufgeladen werden und wiegen<br />

50 Prozent weniger als vergleichbare bestehende<br />

Lösungen. Anfang 2013 erhielt CSR<br />

Puzhen bereits einen Auftrag für die Lieferung<br />

von 18 Flexity 2 für die chinesische<br />

Stadt Suzhou.<br />

<strong>Die</strong> 24 Mittelflur-Triebwagen Be 4/6 801<br />

bis 822, 825 und 826 der Genfer Verkehrsbetriebe<br />

TPG, die in der Regel auf der Linie<br />

12 als führende Triebwagen mit den Be 4/8<br />

831 bis 852 in Traktion verkehren, werden<br />

im Schweizer Bombardier-Werk Vevey umgebaut.<br />

Dabei wird der Wagenboden (bisher<br />

480 mm Einstiegshöhe) an den ersten beiden<br />

Türen (vordere Wagenteil) weiter abgesenkt,<br />

um einen barrierefreien Zugang zu<br />

ermöglichen. <strong>Die</strong> in den Jahren 1984 bis<br />

1986 gelieferten Triebwagen sollen noch bis<br />

2030 im Einsatz bleiben.<br />

Der für Wien entworfene Flexity ist im<br />

Journalteil dieser Ausgabe vorgestellt.<br />

Obusse und U-Bahnen<br />

<strong>Die</strong> Firma Hess stellte zwei Niederflur-Gelenkobusse<br />

des Typs „Swisstrolley 4“ aus<br />

den aktuellen Lieferserien für Lausanne<br />

(Schweiz) und Limoges (Frankreich) aus.<br />

Siemens lud zu Testfahrten mit einem Elektrobus<br />

der Wiener Linien. Auf zwei Buslinien<br />

in der Wiener Innenstadt verkehren<br />

zwölf Rampini-Midibusse mit elektrischer<br />

Ausrüstung von Siemens. <strong>Die</strong> Aufladung<br />

der Batterien erfolgt an den Endstationen<br />

über einen zweipoligen Einholmstromabnehmer,<br />

die Stromversorgung wird aus dem<br />

<strong>Straßenbahn</strong>netz bezogen.<br />

Stadler Rail zeigte dem internationalen<br />

Fachpublikum das 1:1-Modell der neuen<br />

Berliner Kleinprofil-U-Bahn-Triebzüge.<br />

Zwei Vorserienfahrzeuge werden 2015 zum<br />

Einsatz kommen.<br />

Bei den Genfer Verkehrsbetrieben TPG<br />

sind bereits 19 von 32 bestellten Tango-Niederflurtrams<br />

im Einsatz. Es erfolgte die Bekanntgabe,<br />

dass die Baselland Transport<br />

<strong>Die</strong> neuen Niederflur-Gelenkobusse für die Stadt Genf sind wieder orange-weiß lackiert. Bis<br />

Mitte 2014 sollen 33 solche Obusse ausgeliefert werden<br />

AG weitere 19 Tango-Trams orderten, deren<br />

Auslieferung bis Mitte 2016 erfolgt. An<br />

der Ausschreibung der Verkehrsbetriebe<br />

Zürich über 30 (Option für bis zu 140 Fahrzeuge)<br />

wurde eine weiterentwickelte Tango-<br />

Tram mit stufenlosem Innenraum angeboten.<br />

Über Details zu diesem Fahrzeugtyp<br />

hält sich der Schweizer Rollmaterialhersteller<br />

noch bedeckt, um sich damit einen Wettbewerbsvorteil<br />

einzuräumen.<br />

Seit Anfang dieses Jahres besteht ein Joint<br />

Venture von Stadler mit einem lokalen<br />

Partner in Weißrussland. Stadler Minsk<br />

übernahm die Produktpalette von Belkommunmasch<br />

und wird künftig deren Niederflur-<strong>Straßenbahn</strong>wagen<br />

und Obusse vermarkten<br />

und herstellen, vorwiegend für den<br />

Markt in den GUS-Staaten. Ein Niederflur-<br />

Gelenkobus war in Genf ausgestellt.<br />

Neue Obusse im Tram-Design<br />

VanHool erregte mit der Präsentation des<br />

ersten von 33 bestellten Niederflur-Gelenkobusse<br />

(mit elektrischer Ausrüstung von<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

43


Fahrzeuge<br />

Alstom stellte in<br />

Genf zwei Module<br />

eines siebenteiligen<br />

Citadis für die französische<br />

Stadt Tours<br />

mit extravagantem<br />

Design aus<br />

Neue Schienenschleifmaschine<br />

Vossloh Rail Services präsentierte im Vorjahr auf<br />

der InnoTrans erstmals deren neue Schienenschleifmaschine<br />

HSG-city. <strong>Die</strong>se kann bei Geschwindigkeiten<br />

bis zu 60 km/h präventiv schleifen,<br />

besitzt aber keinen eigenen Antrieb. <strong>Die</strong><br />

Prototyp-Maschine kam bereits in Düsseldorf,<br />

geschoben von einem Zweiwege-Unimog, und<br />

im Berliner U-Bahn-Netz hinter einer Akkulok<br />

zum Einsatz. <strong>Die</strong> Rheinbahn Düsseldorf ist der<br />

Erstkunde, die Maschine soll im Frühjahr 2014<br />

ausgeliefert werden.<br />

ROS<br />

<strong>Die</strong> Genfer Triebwagen Be 4/6 814 und Be 4/8 843 verlassen das historische Stadtviertel<br />

Carouge Richtung Palettes. Der Wagenboden an den ersten beiden Einstiegstüren der Be 4/6<br />

wird demnächst weiter abgesenkt<br />

binieren. <strong>Die</strong>sem Beispiel folgen viele kleinere<br />

Städte, welche die Investitionsmittel für<br />

ein <strong>Straßenbahn</strong>system nicht aufbringen<br />

können.<br />

Neues Obus-System<br />

Zugleich mit der Eröffnung des Weltkongresses<br />

startete auch das TOSA-Projekt ihren<br />

Fahrgastverkehr. <strong>Die</strong> Abkürzung TOSA<br />

steht für optimierte Energieversorgung von<br />

Obusse, aber auch für die Hauptpartner des<br />

Projekts. Der Kanton Genf, die Industrie<br />

Services (SIG), die Genfer Verkehrsbetriebe<br />

und der ABB Sécheron haben ein Obussystem<br />

entwickelt, welche ohne „Schienen am<br />

Himmel“ (Oberleitung) einen 100 Prozent<br />

elektrischen Betrieb ermöglicht. <strong>Die</strong> Batterien<br />

werden an Haltestellen und an Terminals<br />

nachgeladen. Das Demonstrationsfahrzeug,<br />

ein Hess-Gelenkbus „Swisstrolley 4“,<br />

verkehrt ein Jahr lang im 20-Minuten-Takt<br />

zwischen dem Flughafen und dem Palexpo-<br />

Gelände (1,8 km). Am Flughafen wurde eine<br />

Pause von fünf Minuten eingeplant, in der<br />

eine drei bis vier Minuten lang eine Aufladung<br />

mit 200 kW erfolgt. An der Station vor<br />

dem Messeeingang erfolgt eine Schnellladung<br />

in nur 15 Sekunden mit 400 kW. Hierfür<br />

wurden beide Haltestellen entsprechend<br />

mit einer Ladestation ausgerüstet. Dabei<br />

dockt ein Stromabnehmer automatisch in<br />

die darüber liegende Stromschiene an, ohne<br />

dass das Fahrzeug in exakter Position stehen<br />

muss. Eine Erweiterung des Betriebs ist für<br />

die gesamte knapp neun Kilometer lange<br />

Buslinie 5 geplant, hierfür werden elf Fahrzeuge<br />

benötigt. Zwölf Kurzladestationen<br />

und zwei Ladestationen an den Endhaltestellen<br />

sollen ein geringes Batteriegewicht ermöglichen.<br />

Das System soll in etwa so viel<br />

kosten wie ein herkömmliches Obussystem,<br />

jedoch einfacher zu realisieren sein und<br />

günstigere Wartungskosten aufweisen.<br />

Langfristig könnte man sich vorstellen auch<br />

das <strong>Straßenbahn</strong>netz im Stadtkern „oberleitungsfrei“<br />

zu betreiben und damit eine<br />

„ästhetische Sanierung“ der historischen<br />

Stadtteile zu ermöglichen.<br />

Verkehrsbetriebe unter Ausstellern<br />

Zu den Ausstellern zählten auch zahlreiche<br />

Verkehrsbetriebe, etwa aus Brüssel, Moskau,<br />

Paris und Mailand, die ihr Know-how<br />

anboten. In letzterer Metropole wird 2015<br />

der 61. UITP-Weltkongress tagen. Mit verschieden<br />

Exkursionen – etwa der Besichtigung<br />

des <strong>Straßenbahn</strong>depots in Genf und<br />

die Pläne für das neue Depot beim Flughafen<br />

oder die VAL-Metro in Lausanne – endete<br />

für viele Teilnehmer der Weltkongress.<br />

ROBERT SCHREMPF<br />

44 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Berliner Mitteleinstiegswagen<br />

Bereits mit zwei Achsen versehen ist hier der Beiwagen 874 um 1937 gemeinsam mit dem HAWA-Triebwagen 5591 auf der Linie 12 in<br />

Siemensstadt unterwegs. Der Beiwagen war 1928 mit einzeln gelagerten Rädern geliefert worden!<br />

SLG. K.-H. GEWANDT<br />

Ohne Achsen –<br />

aber bequem einsteigen<br />

<strong>Die</strong> Beiwagen mit Mitteleinstieg<br />

der Berliner<br />

<strong>Straßenbahn</strong> Neben<br />

den zweiachsigen Mitteleinstieg-Triebwagen<br />

stellte die<br />

Berliner Verkehrsgesellschaft<br />

ab 1926 auch verschiedene<br />

Beiwagen mit den breiten<br />

Einstiegen in <strong>Die</strong>nst. Dabei<br />

beschritt man sogar<br />

technisches Neuland …<br />

Zusammen mit den im <strong>Straßenbahn</strong>-<br />

Magazin 4/2013 ab Seiten 60 beschriebenen<br />

Mitteleinstieg-Triebwagen<br />

beschaffte die BVG Ende der<br />

1920er-Jahre 50 schwere Mitteleinstieg-Beiwagen<br />

mit Längssitzen (Reihe 1501 bis<br />

1550). <strong>Die</strong> von 1926 bis 1929 von O & K<br />

ausgelieferten Vierachser erhielten später die<br />

Typenbezeichnung BDM 26. Im Krieg entfernte<br />

man bei einem Teil von ihnen die Sitze.<br />

Sie wurden dann im „Stadt-Güterverkehr“<br />

eingesetzt. 45 Wagen überstanden die Kriegszeit,<br />

aus den brauchbaren Überresten der fünf<br />

kriegszerstörten BDM 26 richtete die BVG<br />

West Flach-Güterwagen für eigene Zwecke<br />

her. Bei der Aufteilung des Bestandes 1949<br />

blieben 27 Wagen im Westteil, während<br />

15 Wagen in Ost-Berlin eingesetzt waren.<br />

LHB lieferte 1928 die ebenfalls mit einzeln gelagerten Rädern gefertigten Beiwagen 881 bis<br />

900. Im Jahr 1937 erhielten auch diese 20 Wagen herkömmliche Fahrwerke mit zwei Radsätzen,<br />

hier der Bw 896 nach dem Umbau zum BM 28/37<br />

SLG. K.-H. GEWANDT<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

45


Fahrzeuge<br />

<strong>Die</strong> Christoph & Unmag<br />

AG in Niesky<br />

fertigte für die<br />

Berliner <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

1928 insgesamt<br />

30 Beiwagen<br />

mit Einzelradaufhängung.<br />

Sieben<br />

Jahre später erhielten<br />

die Wagen herkömmliche<br />

Achsen<br />

K.-H. GEWANDT<br />

Technische Daten Beiwagen der Berliner Mitteleinstiegswagen<br />

Typ An- Bau- Betriebs- Sitz/Steh- Her- Umbau Kriegs- Verbleib Bem.<br />

zahl jahr nummer plätze steller verlust West Ost<br />

BM 28/35 30 1928 851–880 34/36 Niesky 1935 3 21 6 1)<br />

BM 28/37 20 1928 881–900 34/36 LHB 1937 2 15 3 1)<br />

BDM 26 50 1926/29 1501–1550 34/46 O & K 8 27 15 2)<br />

1) zuerst achslose Bauform mit „Losrädern“, gedacht zum Einsatz mit Schützenwagen; 1935–1937 Umbau<br />

mit konventionellen Radsätzen, danach BM 28/35 und BM 28/37<br />

2) einzige Vierachs-Beiwagen der BVG vor Kriegsende, ab 1935/36 erhielten sie gummigefederte Radsätze<br />

Auch bei ihnen wurden einige Umbauten<br />

vorgenommen; so wurden u. a. die seitlichen,<br />

aufschiebbaren Scheiben zum Teil durch feste<br />

Fenster ohne den senkrechten Mittelsteg<br />

ersetzt. Später wurden die BDM 26-Wagen in<br />

das Reko-Programm mit einbezogen.<br />

Neuland mit achslosen Wagen<br />

Ebenfalls zum Einsatz mit den Schützenwagen<br />

vorgesehen waren die ab 1928 von<br />

Niesky bzw. Busch, Bautzen gelieferten<br />

Längssitz-Niederflurbeiwagen 851 bis 900.<br />

<strong>Die</strong> 20 im Jahr 1928<br />

von LHB gelieferten<br />

Beiwagen wichen<br />

von den in Niesky<br />

gebauten 30 Wagen<br />

geringfügig ab. <strong>Die</strong><br />

LHB-Wagen wurden<br />

1937 umgebaut<br />

K.-H. GEWANDT<br />

46 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Berliner Mitteleinstiegswagen<br />

<strong>Die</strong> einzigen Beiwagen der BVG mit Drehgestellen waren die schweren Mitteleinstiegswagen vom Typ BDM 26 mit den Nummern 1501 bis 1550.<br />

Der Erstgebaute kam zur BVG West und steht im Sommer 1962 an der Endstelle Schöneberg Gotenstraße<br />

K.-H. GEWANDT<br />

Mit ihnen wurde technisches Neuland insofern<br />

beschritten, als ihre vier Räder achslos<br />

in Einzelradaufhängung (sog. „Losräder“)<br />

konstruiert waren. <strong>Die</strong> Wagen 851 bis 880<br />

hatten heruntergezogene Seitenschürzen,<br />

während die Wagen 881 bis 900 Lüftungsklappen<br />

über den Fenstern und andere Seitenschürzen<br />

hatten. <strong>Die</strong> Losräder wurden<br />

einige Zeit später durch konventionelle<br />

Achsen ersetzt. Danach erhielten die robusten<br />

Fahrzeuge die Typenbezeichnung BM<br />

28/35 bzw. 28/37. Auch sie wurden während<br />

der letzten Kriegsjahre teilweise im<br />

Stadtgüterverkehr eingesetzt. Acht Wagen<br />

schieden als Kriegsverlust aus.<br />

Zu den BM 28/35 und 28/37 ist zu bemerken,<br />

dass ihr Einsatz im Linienbetrieb<br />

erst ab etwa 1949 wieder anlief. 36 Wagen<br />

verkehrten in West-Berlin, während neun<br />

Wagen bei der BVG Ost eingesetzt waren. Sie<br />

wurden dort um 1966 ebenfalls Reko-Wagen<br />

„umgebaut“, während man sie in West-<br />

Berlin etwa zur gleichen Zeit ausmusterte.<br />

Von den TM 31-U-Triebwagen und den<br />

Beiwagen BM 28 hat kein einziges Fahrzeug<br />

die Verschrottungsaktionen in beiden Verwaltungen<br />

überstanden, so dass heute hier<br />

die Erinnerung an diese interessanten Konstruktionen<br />

schon verblasst ist. Nur noch<br />

Archivbilder zeigen heute diese technisch<br />

ausgereiften Fahrzeuge der BVG, die einstmals<br />

mit das Straßenbild Berlins prägten.<br />

Lediglich der Beiwagen 1525 des Typs<br />

BDM 26 hat überlebt und wird für museale<br />

Zwecke aufbewahrt.<br />

KARL-HEINZ GEWANDT<br />

Bei den 50 zwischen<br />

1926 und 1929 von<br />

O & K gebauten<br />

Mitteleinstiegs -<br />

wagen handelte es<br />

sich um Vierachser –<br />

mehrere Jahrzehnte<br />

die einzigen Beiwagen<br />

mit dieser Achs -<br />

anzahl<br />

K.-H. GEWANDT<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

47


Fahrzeuge<br />

1970 hat ein Zug<br />

Heddernheim in<br />

Richtung Nordweststadt<br />

verlassen, im<br />

Hintergrund der Abzweig<br />

nach Bad<br />

Homburg und der<br />

Gleisbaulagerplatz<br />

mit Kipplore 2390<br />

und Transport-Tw<br />

2013. <strong>Die</strong> U2-Wagen<br />

hatten damals noch<br />

eine zusätzliche<br />

Glasscheibe vor den<br />

Scheinwerfern<br />

L. BRIDGE<br />

Rot-weiße Moderne<br />

Frankfurts Stadtbahnwagen vom Typ U2 Gegenwärtig heißt es, in der Mainmetropole vom<br />

Wagentyp U2 Abschied zu nehmen. Ende 2012 endete ihr Einsatz auf den Linien U1, U2, U3 und<br />

U6. Seit Juni läuft bei der Linie U7 die Umstellung auf U5-Wagen. Letzte Einsatzstrecke ist die U4<br />

Der 4. Oktober 1968 war für die<br />

Frankfurter Bevölkerung ein besonderer<br />

Freitag: Tausende Menschen<br />

drängelten sich an der<br />

Hauptwache, um die Eröffnung der Stadtbahnstrecke<br />

A1 zwischen der Frankfurter Innenstadt<br />

und der Nordweststadt mit ihrem<br />

zeitgleich eröffneten Einkaufszentrum mitzuerleben.<br />

Auch wenn nur ein Teil der neuen<br />

Strecke kreuzungsfrei im Tunnel verläuft, feierte<br />

sich Frankfurt am Main damit als dritte<br />

Stadt in Deutschland mit einer U-Bahn.<br />

Während in anderen Städten Tunnelstrecken<br />

zunächst mit herkömmlichen <strong>Straßenbahn</strong>wagen<br />

befahren wurden, ließ man in<br />

Frankfurt mit dem Stadtbahnwagen des<br />

Typs U2 einen neuen Wagentyp entwickeln.<br />

Sein Erscheinungsbild hat wesentlichen Anteil<br />

daran, dass die Frankfurter ihre Stadtbahn<br />

als U-Bahn bezeichnen. <strong>Die</strong> neuen<br />

Wagen wurden zu einem Symbol des modernen<br />

Frankfurts und zu einem Aushängeschild<br />

des Herstellers Düwag. Über vier<br />

Jahrzehnte prägen sie das Bild der Frankfurter<br />

U-Bahn. Jetzt heißt es gegenwärtig<br />

Abschied zu nehmen. Von der Öffentlichkeit<br />

fast unbemerkt endete am 5. November<br />

2012 der Einsatz des Wagentyps U2 auf der<br />

A-Strecke (Linien U1, U2 und U3), ihrer<br />

früheren Stammstrecke. Auch auf der Linie<br />

U6 wurden sie inzwischen schon vollständig<br />

durch neue Wagen des Typs U5 ersetzt. Seit<br />

Juni 2013 läuft bei der Linie U7 ebenfalls<br />

die Umstellung auf neue Fahrzeuge. Eine<br />

weitere verbliebene Einsatzstrecke ist die Linie<br />

U4.<br />

Am 20. August 2011 waren die als Museumswagen in ihre Ursprungslackierung<br />

zurückversetzten Tw 303, 304 sowie der letzte orange/<br />

hellelfenbeinfarbene Tw 361 auf einer Sonderfahrt anzutreffen, hier<br />

zwischen Nieder-Eschbach und Bonames<br />

AUFNAHMEN, WENN NICHT ANDERS GEKENNZEICHNET: STEPHAN KYRIELEIS<br />

48 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Frankfurt/Main: Typ U2<br />

Technische Daten Typ U2<br />

Hersteller: . . . . Düwag, Siemens (E-Ausrüstung),<br />

AEG (Motoren)<br />

gelieferte Exemplare: . . . . . . . . . . . . . 104 Stück<br />

Baujahre: . . . . . . 1968–1984 (sieben Bauserien)<br />

Achsfolge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B’2’B<br />

Länge über Kupplung: . . . . . . . . . . . 24.294 mm<br />

Wagenkastenlänge: . . . . . . . . . . . . . 23.094 mm<br />

Wagenkastenbreite: . . . . . . . . . . . . . . 2.650 mm<br />

Höchstgeschwindigkeit:. . . . . . . . . . . . . 80 km/h<br />

Leergewicht:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31.000 kg<br />

kleinster befahrbarer Bogenradius:<br />

• belastet im Fahrbetrieb: . . . . . . . . . . . . . 35 m<br />

• unbelastet im Werkstattbereich:. . . . 25 Meter<br />

Sitzplätze:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

Stehplätze (vier Personen/qm):. . . . . . . . . . . . 97<br />

Betriebsnummern: . . . . . . . . . . . . . . . . 303–406<br />

Im Mai 1987 stand der damals vermutlich letzte noch nicht umlackierte U2-Triebwagen im Betriebshof<br />

Heddernheim. <strong>Die</strong> Übrigen waren damals orange/hellelfenbein lackiert<br />

Mit dem Wagentyp U2 hat die Waggonfabrik<br />

Uerdingen AG, Werk Düsseldorf (Düwag)<br />

– heute ein Teil der Siemens AG – eine<br />

neue Fahrzeuggattung geschaffen. Mit einer<br />

Breite von 2,65 Metern und dem kastenförmigen<br />

Design sind sie vergleichbar mit einem<br />

U-Bahn-Wagen des Berliner Großprofilnetzes.<br />

Stadtbahnwagen im U-Bahn-Stil<br />

<strong>Die</strong> Ausführung als Gelenkwagen mit drei<br />

Drehgestellen und der damit verbundene<br />

befahrbare Bogenradius von 35 Metern im<br />

Fahrgastbetrieb erinnert dagegen an eine<br />

<strong>Straßenbahn</strong>. Mit seiner Gestaltung ist der<br />

Stadtbahnwagen Typ U2 das Resultat einer<br />

Planung, die sich in Frankfurt von einem<br />

<strong>Straßenbahn</strong>system mit unterirdischen Abschnitten<br />

immer mehr in Richtung einer U-<br />

Bahn-ähnlichen Schnellbahn (Pre-Metro) –<br />

mit Option zum Ausbau in eine Voll-U-<br />

Bahn – entwickelte. Im Jahr 1961 fällte das<br />

Stadtparlament einen Grundsatzbeschluss<br />

für die „Stadtbahn Frankfurt“. Da eine echte<br />

U-Bahn oder eine Alweg-Bahn zu teuer<br />

und nicht schrittweise umzusetzen war, entschied<br />

man sich für die Verlegung von Teilabschnitten<br />

des <strong>Straßenbahn</strong>netzes im Bereich<br />

der Innenstadt in die zweite Ebene<br />

(Tiefbahn). Zunächst war geplant, normale<br />

Düwag-Gelenkwagen, die seit 1959 bei<br />

der Frankfurter <strong>Straßenbahn</strong> eingesetzt<br />

wurden, auch im Tunnel verkehren zu lassen.<br />

<strong>Die</strong> Bestellung einer 2,50 Meter breiten<br />

Variante dieses Wagentyps, wie sie ab 1963<br />

in Köln zum Einsatz kam, verwarf man aber<br />

nach Messfahrten im Jahr 1961. In zahlreichen<br />

Bögen hätten sich die Züge im bestehenden<br />

<strong>Straßenbahn</strong>netz nicht begegnen<br />

können. So blieb man bei der Beschaffung<br />

neuer <strong>Straßenbahn</strong>en der Typen GT6 (in<br />

Frankfurt als Typ M bezeichnet) und<br />

GT8 (Typ N), bei einer Wagenbreite von<br />

2,35 Metern.<br />

<strong>Die</strong> ersten beiden Serienfahrzeuge des<br />

Typs N – später nie im Tunnel eingesetzt –<br />

hatten bei Auslieferung versuchsweise<br />

Klapptrittstufen für den Einsatz an verschiedenen<br />

Bahnsteighöhen. Doch schon<br />

kurz nach der Bestellung hatte sich die Auffassung<br />

über den Wageneinsatz auf der<br />

Stadtbahnstrecke gewandelt.<br />

Der Gedanke vom Mischbetrieb<br />

Da sich die Einwohnerzahl Frankfurts deutlich<br />

der 700.000-Marke näherte und die<br />

Wirtschaft florierte, sollte alles „mehr einer<br />

U-Bahn als einer <strong>Straßenbahn</strong>“ gleichen. <strong>Die</strong><br />

neuen Strecken wurden daher so dimensioniert,<br />

dass sie später zu einer vom Individualverkehr<br />

völlig unabhängigen Schnellbahn<br />

umgewandelt werden konnten. Mit<br />

dem Beginn der S-Bahnplanungen kam zudem<br />

der Gedanke eines Mischverkehrs von<br />

Schnellbahnen der DB und der städtischen<br />

Verkehrsbetriebe auf. Daher wurde beschlossen,<br />

Stadtbahnwagen mit einer Breite von<br />

2,65 Metern zu beschaffen. In Zusammenarbeit<br />

von <strong>Straßenbahn</strong>verwaltung und Düwag<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

49


Fahrzeuge<br />

Bis zur Auslieferung des Typs U4 standen für 4-Wagen-Züge nicht genügend U2-Wagen zur Verfügung. Daher gab es aus vier U2 gebildete Züge<br />

nur einmal im Jahr – als Faschingszug nach Heddernheim. Am Faschingsdienstag 1988 fährt eine solche Garnitur aus der Station Weißer Stein<br />

Im Februar 1986 entstand diese Innenaufnahme eines noch nicht umgebauten<br />

U2-Wagens. Er verfügt noch über die ursprünglichen Türdrücker<br />

und fensterlose Trennwände zur Fahrerkabine<br />

Wagen 403, ein Exemplar der letzten Bauserie, hat wie alle zuletzt in<br />

Frankfurt eingesetzten U2-Wagen nachträglich in den Fahrgastraum<br />

vergrößerte Fahrerkabinen erhalten<br />

entstand am Reißbrett ein auf die Frankfurter<br />

Bedürfnisse zugeschnittene Stadtbahnwagen.<br />

Um auf Wendeschleifen verzichten zu<br />

können und auch Mittelbahnsteige anfahren<br />

zu können, war er als Zweirichtungswagen<br />

mit beidseitigen Türen ausgeführt. Während<br />

in Düsseldorf bereits der erste Prototyp gebaut<br />

wurde, forderte man im Jahr 1964<br />

Schienenfahrzeughersteller auf, Angebote für<br />

eine Serie von 50 derartigen Fahrzeugen abzugeben<br />

oder eigene Vorschläge einzureichen.<br />

<strong>Die</strong> Vorschläge der anderen Hersteller konnten<br />

aber technisch oder preislich nicht überzeugen<br />

– man blieb bei Düwag.<br />

Erster Prototyp auf der IVA 1965<br />

Auf der Internationalen Verkehrsausstellung<br />

1965 in München stellte Düwag den ersten<br />

von zwei Prototypen des Stadtbahnwagens<br />

Frankfurt vor. Wegen seiner Achszahl wurde<br />

dieser Typ zunächst als U6, später in Unterscheidung<br />

zum Serienwagen als U1 bezeichnet.<br />

Mit seiner elfenbeinfarbenen Lackierung<br />

mit Zierstreifen und Köpfen mit Steckschildern<br />

und Liniennummernkästen orientierte<br />

sich die Gestaltung des Prototyps noch sehr<br />

an den Düwag-<strong>Straßenbahn</strong>wagen, wies<br />

aber schon die Tür- und Fensteranordnung<br />

der späteren Serienfahrzeugen auf.<br />

<strong>Die</strong> am ausgestellten Fahrzeug angebrachten<br />

Außenklappstufen wurden noch<br />

vor der Überführung nach Frankfurt wieder<br />

entfernt. Da im ersten Bauabschnitt keine<br />

80 Zentimeter hohen, sondern nur 32 und<br />

56 Zentimeter hohe Bahnsteige angefahren<br />

wurden, reichte eine fest eingebaute Stufe.<br />

Auch die „straßenbahnmäßige“ Lackierung<br />

wurde vor Auslieferung geändert. Statt des<br />

Zierstreifens erhielt der Wagen eine graue<br />

Schürze. Bei seiner Restaurierung vor Aufstellung<br />

im Schwanheimer Verkehrsmuseum<br />

im Jahr 1986 erhielt der Wagen jedoch die<br />

damals verpönte Ursprungslackierung zurück,<br />

obwohl er so nie in Frankfurt zu sehen<br />

war.<br />

Neue Köpfe für die Serie<br />

In Frankfurt erprobte man den ersten Prototypen<br />

ab Mai 1966 mit der Wagennummer<br />

1001 (mit Lieferung der Serienfahrzeuge<br />

in 301 umgezeichnet). <strong>Die</strong> Erfahrungen<br />

dieser Probefahrten flossen in Umbauten des<br />

bereits im Jahr 1965 fertiggestellten zweiten<br />

Prototyps ein. Der Wagen 1002 (302) traf<br />

dadurch erst im Jahr 1967 in Frankfurt ein.<br />

So konnte das Publikum bei den „Tagen der<br />

offenen Tür“ 1967 im Zugverband zwi-<br />

50 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Frankfurt (Main): Typ U2<br />

Literaturtipp<br />

Krakies, Jens/Nagel, Frank: Stadtbahn Frankfurt<br />

am Main – Eine Dokumentation. Frankfurt<br />

1988, 336 Seiten.<br />

schen Miquel-/Adickesallee und Eschersheimer<br />

Tor fahren.<br />

Während Frankfurt die ersten beiden Wagen<br />

erprobte, entwickelt man in Düsseldorf<br />

den Typ weiter. <strong>Die</strong> Serienfahrzeuge erhielten<br />

daraufhin einen neugestalteten Wagenkopf<br />

mit Seitenfenstern im Fahrerraum und<br />

einer integrierter Rollbandanzeige zur Zielanzeige.<br />

Mit ihrer eckigeren Form und den<br />

planebenen Stirnscheiben sehen sie deutlich<br />

„U-Bahn-mäßiger“ aus. Statt aus Blech besteht<br />

der Wagenkopf aus glasfaserverstärkten<br />

Kunststoff (GFK) in Sandwichbauweise<br />

und ist als Einheit mit dem übrigen in<br />

Stahl-Leichtbauweise geschweißten Wagenkasten<br />

verschraubt. Eine Bauweise, die auch<br />

für die Frankfurter Pt-Wagen übernommen<br />

wurde. Bei Unfällen, die auf dem oberirdischen<br />

Teil der A-Strecke durch falsch abbiegende<br />

Autofahrer nicht selten sind,<br />

konnte die Fahrzeugfront in der Zentralwerkstatt<br />

komplett gegen ein Ersatzteil ausgetauscht<br />

werden. So fuhr der betroffene<br />

Wagen schon wieder, während die kaputte<br />

Front ausgebessert wurde.<br />

Um mehr Platz für die Elektrik zu schaffen<br />

und durch Verwendung der nun den<br />

kompletten Fahrerraum aufnehmenden<br />

neuen Wagenköpfe sind die Serienfahrzeuge<br />

gegenüber den Prototypen länger geworden.<br />

Jeweils ohne Kupplung weisen sie 23<br />

anstatt der 21,80 Meter der Prototypen auf.<br />

Motorisierung und Elektronik<br />

<strong>Die</strong> AEG-Motoren mit einer Leistung von<br />

jeweils 150 kW treiben zwei der drei Drehgestelle<br />

eines Triebwagens an. Ein voll besetzter<br />

Zug beschleunigt innerhalb von elf<br />

Sekunden auf 40 km/h und kann bis zu 80<br />

km/h fahren. Umgekehrt dauert es bei einer<br />

Notbremsung drei Sekunden, bis ein 40<br />

km/h schneller Zug zum Stehen gekommen<br />

ist. Um im Traktionsbetrieb mit bis zu vier<br />

Triebwagen zu fahren, erhielten die Fahrzeuge<br />

eine elektronische Fahrschaltersteuerung<br />

vom Typ Siemens SIMATIC, die sich<br />

zuvor bei einem Test in zwei M-<strong>Straßenbahn</strong>wagen<br />

bewährt hatte. Ab Wagen 366<br />

baute Siemens statt der SIMATIC eine<br />

Steuerung mit integrierten Schaltkreisen<br />

(TTL-Steuerung) ein.<br />

Nach verschiedenen Lackierungsversuchen<br />

an den Prototypen hatte man sich für<br />

eine Lackierung in feuerrot mit weißgrauer<br />

Bauchbinde entschieden. Anfangs achtete<br />

man sehr darauf, dass Reklamebeschriftungen<br />

nur in Positivschrift auf dieser Banderole<br />

erschienen. <strong>Die</strong> sandgelben Kunst leder-<br />

Von den beiden U1-Prototypen blieb Tw 1001 (später 301) erhalten. Er ist im Verkehrsmuseum<br />

Schwanheim (hier 1996) mit seiner Lackierung von 1965 ausgestellt, wie er nie zum Einsatz kam<br />

Aus einer Firmenbroschüre ist diese Zeichnung des U2-Wagens entnommen<br />

polster der in Abteilanordnung gehalteten<br />

Bestuhlung der ersten Serien finden sich<br />

noch heute bei vielen noch im Einsatz stehenden<br />

U2-Wagen.<br />

SLG. A. REUTHER<br />

Anlieferung anfangs per Dampfkraft<br />

Gezogen von Dampfloks der Baureihe 50<br />

rollten die ersten Wagen auf eigenen Rädern<br />

zum Güterbahnhof Oberursel. Obwohl nur<br />

rund 30 Jahre Altersunterschied zwischen<br />

den Dampfloks und den angehängten Stadtbahnwagen<br />

liegt, zeigt sich hier ein deutlicher<br />

Kontrast zwischen Althergebrachten<br />

und Neuem – der auch in der bundesrepublikanischen<br />

Gesellschaft an der Schwelle<br />

zu den 1970er-Jahren spürbar war. Nachdem<br />

es aber bei der dritten Fuhre zu zwei<br />

Unfällen kam, bei denen Wagen 306 zunächst<br />

durch Auffahren auf den Schutzwagen<br />

nach einer Zwangsbremsung der Zuglok<br />

und später durch eine Entgleisung beschädigt<br />

wurde, verbot die Bundesbahn einen<br />

weiteren Transport auf eigenen Radsätzen.<br />

Wie schon die Prototypen lieferte<br />

Düwag die neuen Wagen fortan auf Flachwagen<br />

an.<br />

Bis zur Eröffnung der ersten Stadtbahnstrecke<br />

waren 20 Wagen des Typs U2 ausgeliefert.<br />

<strong>Die</strong> restlichen zehn Wagen der ersten<br />

Serie (Wagennummern 303 bis 332)<br />

trafen bis Anfang 1969 in Frankfurt ein. Im<br />

Jahr 1971 folgte die zweite Serie mit 15 Wagen<br />

(333 bis 347). Statt aus Düsseldorf kamen<br />

die Bahnen diesmal aus Kassel. Zur<br />

Unterstützung der Industrie im damaligen<br />

Zonenrandgebiet wünschte Frankfurt eine<br />

Beteiligung der Firma Wegmann am Waggonbau.<br />

Mit den Bahnen der zweiten Serie stellte<br />

der Verkehrsbetrieb die Strecke nach Bad<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

51


Fahrzeuge<br />

Zu den in San <strong>Die</strong>go eingesetzten Wagen vom Düwag-Typ U2 gehört der Tw 1053. Robert<br />

Schwandl nahm ihn dort am 8. August 2012 in den USA unter den Palmen auf<br />

Erfolgreich auch in Amerika<br />

In Deutschland blieb Frankfurt am Main die einzige<br />

Stadt, die den Stadtbahnwagen Typ U2 einsetzte.<br />

Für die U-Bahn in Mannheim und Ludwigshafen<br />

war der Fahrzeugtyp zwar vorgesehen – wurde<br />

aber aufgrund der nur fragmenthafter Realisierung<br />

der Strecken nicht beschafft. Trotzdem war die Entwicklung<br />

für Düwag ein Glücksfall.<br />

Aufgrund seiner Breite eignete sich der Wagentyp<br />

nämlich ideal für neue Stadtbahnstrecken, die<br />

Ende der 1970er-Jahre unter teilweiser Einbeziehung<br />

alter Eisenbahnstrecken in Kanada und den<br />

USA entstanden. Nachdem Edmonton gute Erfahrungen<br />

mit dem Typ U2 gemacht hatte, kauften<br />

Homburg als zweite Linie (A2 später U2)<br />

auf Stadtbahnbetrieb um. Aufgrund der<br />

größeren Wagenbreite und den für die neuen<br />

Fahrzeuge benötigten Hochbahnsteigen<br />

konnten die Strecke aber nicht mehr bis ins<br />

Stadtzentrum Bad Homburgs hineingeführt<br />

werden und endet seitdem, bis zu einem geplanten<br />

Weiterbau zum Bad Homburger<br />

Bahnhof, bereits im Stadtteil Gonzenheim.<br />

auch Calgary und San <strong>Die</strong>go derartige Stadtbahnwagen.<br />

Gebraucht aus San <strong>Die</strong>go übernommene<br />

Fahrzeuge fahren heute auch im Raum Medoza, wo<br />

im Oktober 2012 die zweite Stadtbahn Argentiniens<br />

ihren Betrieb aufnahm. Aus der ersten Generation<br />

Stadtbahnwagen für Frankfurt ist eine weitläufige<br />

Familie entstanden. Auch wenn sich das Design im<br />

Laufe der Jahre geändert hat, lässt die Fenster- und<br />

Türanordnung der Nachfolgegenerationen die Familienzugehörigkeit<br />

erkennen. In Frankfurt erhielten<br />

die ersten beiden U2-Triebwagen 303 und 304<br />

ihren rot-weißen Anstrich zurück und sollen betriebsfähig<br />

erhalten werden. ST. KYRIELEIS<br />

Eine dritte und vierte Wagenserie mit jeweils<br />

zehn Wagen gab die Stadt Frankfurt<br />

1975 in Auftrag, um auf den Stadtbahnlinien<br />

A1 und A2 längere Züge einsetzen zu<br />

können. <strong>Die</strong> 20 Wagen mit den Betriebsnummern<br />

348 bis 367 wurden bis zum<br />

Frühjahr 1976 ausgeliefert. Um zeitgleich<br />

zum S-Bahnstart im Jahr 1978 auch die<br />

Strecke nach Oberursel auf Stadtbahnwagen<br />

umzustellen, folgten in einer fünften<br />

(Wagen Nr. 368 bis 392) und sechsten Serie<br />

(Nr. 393 bis 399) weitere 32 Wagen.<br />

Mehr als 15 Jahre nach der Auslieferung<br />

der ersten Wagen endete die Beschaffung<br />

des Wagentyps U2 im Jahre 1984 mit der<br />

Auslieferung von sieben Wagen der siebten<br />

Serie (Nr. 400 bis 406). Sie unterschieden<br />

sich im Innenraum durch eine eingefasste<br />

Velourpolsterung von den übrigen Serien<br />

und ersetzten u. a. die bei einem Brand im<br />

Depot Heddernheim im Jahr 1980 zerstörten<br />

Wagen 314, 317, 318, 320 und 323.<br />

Umbauten und neue Farbe<br />

Im Laufe ihrer Einsatzzeit modifizierte man<br />

die U2-Wagen mehrmals. Neben technischen<br />

Anpassungen gab es auch äußerlich<br />

sichtbare Änderungen. So entfernte man<br />

1972 die nur bei der ersten Serie verwendete<br />

Schutzverglasung über der Scheinwerfereinheit.<br />

Im Rahmen der Hauptuntersuchung<br />

erhielten alle Wagen zwischen 1981<br />

und 1987 neben einer neuen Lackierung in<br />

der 1972 bei den Stadtwerken Frankfurt<br />

eingeführten Farbgebung reinorange/hellelfenbein<br />

und einer Schürze in Beigegrau<br />

auch Umbauten im Innenbereich.<br />

Zur Verbesserung der Sicherheit stattete<br />

man die bisher fensterlosen Trennwände zur<br />

Fahrerkabine mit zwei Fenstern aus und<br />

tauschte die Türöffner-Knöpfe gegen eine<br />

Kombination mit einer Sprechanlage zur<br />

Kontaktaufnahme mit dem Fahrer aus. Zur<br />

Verminderung des Brandrisikos wurde zudem<br />

die Holzkonstruktion des Dachaufbaus<br />

unter dem Stromabnehmer durch Aluminium<br />

ersetzt.<br />

Ab 1997 erhielten die Wagen bei der<br />

Hauptuntersuchung erneut eine neue Lackie<br />

rung. Fortan zeigten sie sich in dem zuvor<br />

nur bei Neufahrzeugen (wie dem Stadtbahnwagentyp<br />

U4) verwendeten Türkis des<br />

Frankfurter Nahverkehrs. Mit der einfarbigen<br />

Gestaltung – ohne farblichen Kontrast<br />

– verloren die U2-Wagen jedoch viel von ihrer<br />

Eleganz.<br />

Einsatz auch auf der C-Strecke<br />

Mit der Auslieferung der zweiten Serie des<br />

Stadtbahnwagentyps U4 im Jahr 1998 wurden<br />

Wagen des Typs U2 frei. Mit einer um<br />

100 Millimeter niedrigeren Fußbodenhöhe<br />

als bei den älteren Stadtbahnwagen eigneten<br />

sich die neue Wagengeneration nämlich<br />

nicht für den Einsatz an den 87 Zentimeter<br />

hohen Bahnsteigen der B- (Linien U4, U5)<br />

und C-Strecke (U6, U7), sondern war für<br />

die künftige Einheitsbahnsteighöhe von 80<br />

Zentimeter ausgerichtet.<br />

So blieben die U4-Wagen auf der A-Strecke,<br />

während 34 U2-Wagen (366 bis 399)<br />

für den Einsatz an Hochbahnsteigen umgebaut<br />

wurden. Dabei wurden die Türen gekürzt<br />

und die eingebaute Stufe wich einen<br />

52 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Frankfurt (Main): Typ U2<br />

Für Überführungsfahrten benutzen die U2-Wagen auch das <strong>Straßenbahn</strong>netz. Im Jahr 2001 passiert ein zum Typ U2e umgebauter Zug auf Ausrückfahrt<br />

vom Depot Gutleut den Platz der Republik. Der Messe-Tower prägt auch hier das Stadtbild<br />

Seit Ende vorigen Jahres werden die nicht mehr benötigten U2-Wagen<br />

im ehemaligen Betriebshof Eckenheim abgestellt. Hier nahm Stephan<br />

Kyrieleis am 12. Januar u.a. auch die Tw 337 und 311 auf<br />

Am 20. Januar 2013 war die Linie U7, hier am Zoo, noch voll in der<br />

Hand des Typs U2e. Inzwischen werden die Fahrzeuge in der Stadtbahnzentralwerkstatt<br />

sukzessive verschrottet<br />

ebenerdigen Bodenbelag, wonach die Wagen<br />

die Bezeichnung U2e erhielten.<br />

Ab 20. September 1998 kamen die U2e-<br />

Wagen vom Betriebshof Gallus aus auf der<br />

Linie U7 zum Einsatz. <strong>Die</strong> Linie U6 blieb<br />

dagegen bis zum Jahr 2011 für die U2e-Wagen<br />

verwehrt, da noch nicht alle oberirdischen<br />

Stationen mit Hochbahnsteigen ausgestattet<br />

waren.<br />

Ein Jahr später begann man auch die übrigen<br />

U2-Wagen umzubauen. Im Zuge der<br />

Umrüstung der A-Strecke auf die nun festgelegte<br />

Höhe, mussten die U2-Wagen nun<br />

sowohl 56 als auch 80 Zentimeter hohe<br />

Bahnsteige anfahren können. Um die Einstiegshöhe<br />

von einem 56 Zentimeter hohen<br />

Bahnsteig noch in den zulässigen Toleranzen<br />

der Betriebsordnung <strong>Straßenbahn</strong> zu<br />

halten, konnte hier die eingebaute Stufe<br />

nicht völlig zugebaut werden. Daher verblieb<br />

bei diesen Umbauten im Wagen eine<br />

zehn Zentimeter hohe Stufe.<br />

Um die nun als U2h bezeichneten Wagen<br />

mit Fortschreiten der Bahnsteigerhöhungen<br />

auf den Typ U2e umbauen zu können, erhielten<br />

die Türen gleich die zum vollständigen<br />

Zubauen der Trittstufe notwendige<br />

Länge. Der dadurch entstehende Spalt wurde<br />

mit angeschraubten Ausgleichsstücken<br />

geschlossen.<br />

<strong>Die</strong> letzten Umbauten betrafen den Fahrerraum.<br />

Um den Fahrersitz etwas nach hinten<br />

versetzen zu können, wurde die Wand<br />

neben der Kabinentür mit einer Ausbuchtung<br />

versehen.<br />

Einen besonderen Umbau bekam im Jahr<br />

1998 Wagen 351. Mit weinroten Sitzbezügen,<br />

Teppichboden und passenden Gardinen<br />

sowie Tischlämpchen und einer Bar<br />

ausgestattet, fuhr er als Werbebahn anlässlich<br />

des 30-jährigen Bestehens des Nordwestzentrums<br />

eine Woche im Linienverkehr.<br />

Anschließend baute man ihn wieder zu einem<br />

normalen Wagen zurück.<br />

STEPHAN KYRIELEIS<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

53


Geschichte<br />

Einst&Jetzt<br />

54 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Einst & Jetzt<br />

Kurz nach dessen Auslieferung lichtete<br />

der Nürnberger MAN-Werksfotograf in<br />

Augsburg den 1936 gebauten Beiwagen<br />

222 ab. Er befand sich gerade am Moritzplatz<br />

hinter dem im gleichen Jahr gebauten<br />

Triebwagen 176 auf der Linie 1<br />

auf dem Weg in Richtung Pfersee. Der<br />

Triebwagen war mit der damals hochmodernen<br />

Nutzbremsschaltung System<br />

„Schwend“ ausgerüstet. <strong>Die</strong> Strecke vom<br />

Perlachturm zum Ulrichsplatz wurde bereits<br />

wenige Wochen nach Eröffnung der<br />

Augsburger Pferdebahn im Juni 1881 in<br />

Betrieb genommen, die auf der Aufnahme<br />

nach links führende Verbindung über<br />

die Bürgermeister-Fischer-Straße zum<br />

Königsplatz folgte im Jahr 1905. Auf der<br />

Aufnahme präsentieren die Häuser der<br />

Maximilianstraße ihren aufwändigen<br />

Fassadenschmuck.<br />

Am 21. Mai 2013 biegt der von Bombardier<br />

gebaute Triebwagen 882 der<br />

Linie 2 wegen des Umbaus des Königsplatzes<br />

nicht dorthin ab, sondern fährt<br />

vom Moritzplatz geradeaus, um über<br />

Ulrichsplatz und den Milchberg hinab<br />

weiter zum Roten Tor zu gelangen, wo er<br />

wieder auf die Stammstrecke nach<br />

Haunstetten trifft.<br />

<strong>Die</strong> auf der historischen Aufnahme<br />

abgebildeten Fahrzeuge sind beide nicht<br />

erhalten geblieben. Sie entstammten<br />

beide aus jeweils nur zwei Exemplare<br />

umfassenden Kleinserien.<br />

WINFRIED WOLFF<br />

HISTORISCHE AUFNAHME: MAN-ARCHIV<br />

IM VERKEHRSMUSEUM NÜRNBERG<br />

AKTUELLE AUFNAHME: WINFRIED WOLFF<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

55


Geschichte<br />

Versenkt 1985<br />

<strong>Die</strong> <strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong> 1977 fiel in der <strong>Kieler</strong> Ratsversammlung die<br />

endgültige Entscheidung – gemäß Empfehlung im Generalverkehrsplan –,<br />

die 1896 eröffnete <strong>Straßenbahn</strong> bis zum Jahr 1985 komplettdurch Busse zu<br />

ersetzen. <strong>Die</strong> Fakten dazu schaffte man bereits ab Mitte der 1960er-Jahre.<br />

Ein Rückblick auf diese Zeit mit vielen neuen Forschungsergebnissen<br />

56 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Kiel<br />

Letzter Halt vor der Endstation Kiel Kanal,<br />

Fähre Holtenau, linkes Fördeufer: Als Andreas<br />

Mausolf im Sommer 1983 an der Haltestelle<br />

Auberg das Triebwagen-Pärchen 245/247<br />

fotografierte, war das Ende der <strong>Kieler</strong><br />

<strong>Straßenbahn</strong> längst beschlossene Sache<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

57


Geschichte<br />

Im Jahr 1937 ist der 1900 gebaute Triebwagen 119 vom Niemannsweg<br />

kommend auf dem Weg in die Innenstadt und weiter zum Eichhof<br />

M. JOHN, SLG. P. BOEHM, ARCHIV A. REUTHER<br />

Blickte man von der Holstenstraße in Richtung Rathausturm, so passierte<br />

Anfang der 1930er-Jahre die <strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong> in dichten Abständen<br />

die Fleethörn<br />

SLG. A. REUTHER<br />

Von Otto John stammt dieser Nachschuss aus dem Jahre 1937 auf einen<br />

Dreiwagenzug in der Holstenstraße. Trieb- und Beiwagen sind zu<br />

diesem Zeitpunkt vollverglast<br />

SLG. P. BOEHM, ARCHIV A. REUTHER<br />

<strong>Die</strong> von der <strong>Kieler</strong> Straßen- und Eisenbahn-Gesellschaft<br />

am 9. Juli<br />

1881 in Kiel eröffnete Pferdebahn<br />

hatte 1892 eine Streckenlänge von<br />

7,2 Kilometern erreicht. Um den Betrieb auf<br />

den mit 1.100 mm Spurweite errichteten Linien<br />

rentabler zu gestalten, war die Elektrifizierung<br />

und Erweiterung der Strecken geplant.<br />

Da die Gesellschaft jedoch das dafür<br />

notwendige Kapitel nicht aufbringen konnte,<br />

verkaufte sie 1894 alle Anlagen. Der<br />

Pferdebahnbetrieb blieb allerdings bis zum<br />

23. Mai 1896 bestehen.<br />

Im Dezember 1894 erhielt die AEG die<br />

Konzession zum Bau und Betrieb einer elektrischen<br />

<strong>Straßenbahn</strong> in Kiel. In deren Auftrag<br />

nahm die Betriebsverwaltung Kiel der in<br />

Berlin ansässigen Allgemeinen Lokal- und<br />

<strong>Straßenbahn</strong>-Gesellschaft (ALOKA, eine<br />

AEG-Tochtergesellschaft) am 12. Mai 1896<br />

den elektrischen Betrieb auf. Als Spurweite<br />

waren die 1.100 mm von der Pferdebahn beibehalten<br />

worden. <strong>Die</strong> neue Hauptlinie führte<br />

vom Hauptbahnhof zum Belvedere. Bis zur<br />

Jahrhundertwende wuchs das Streckennetz<br />

auf etwa 15 Kilometer Länge. Bis zum Ersten<br />

Weltkrieg setzte sich dieser Trend fort, so<br />

dass per 1. April 1915 ein 36,5 Kilometer<br />

umfassendes Gleisnetz in Betrieb war.<br />

Zwischen 1925 und 1939 änderte sich<br />

die Linienführung in Kiel kaum, die ALO-<br />

KA betrieb in dieser Zeit insgesamt sechs Linien.<br />

Bis Ende der 1940er-Jahre wurden die<br />

Kriegszerstörungen an den <strong>Straßenbahn</strong>anlagen<br />

weitestgehend behoben, nur auf zwei<br />

Linienäste ließ die inzwischen zuständige<br />

<strong>Kieler</strong> Verkehrs AG (KVAG) die Gleise<br />

nicht erneuern. Dafür verlängerte der Betrieb<br />

1950 und 1955 zwei Linien um in<br />

Summe 2,5 Kilometer. <strong>Die</strong> <strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

hatten damit ihre größte Ausdehnung<br />

nach dem Krieg erreicht.<br />

Der Anfang vom Ende<br />

Nahm die SL 4 nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

als erste Linie am 20. Juli 1945 ihren<br />

Betrieb auf und beförderte noch 1963 bis zu<br />

12.000 Fahrgäste pro Stunde (2) im Feierabendverkehr<br />

(3-Minuten-Takt), so war sie<br />

1985 die letzte <strong>Straßenbahn</strong>linie in Kiel. <strong>Die</strong><br />

Ursachen für diese Entwicklung sind in den<br />

1960er-Jahren zu finden und gipfelten<br />

schließlich in der am 21. Juli 1977 in der<br />

<strong>Kieler</strong> Ratsversammlung getroffenen Entscheidung<br />

– gemäß Empfehlung im Generalverkehrsplan<br />

– die <strong>Straßenbahn</strong> im Jahr<br />

1985 durch Busse zu ersetzen.<br />

Sämtliche Initiativen, die in den letzten Betriebsjahren<br />

– oder noch kurz vor der Einstellung<br />

des Betriebes – aufkamen, mussten<br />

somit scheitern, auch wenn die letzte <strong>Straßenbahn</strong>linie<br />

4 ein Viertel der Beförderungsleistungen<br />

in Kiel eingefahren hat. Der „Aktionskreis<br />

Nahverkehr im Bundesgebiet“<br />

sprach sogar von „rund 30 Prozent“ (1).<br />

Ein Rückblick<br />

Ab den 1950er-Jahren war die <strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong><br />

rückblickend gut aufgestellt. <strong>Die</strong> bestehenden<br />

Strecken waren nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg schnellstmöglich wieder in Betrieb<br />

genommen worden. Konsequent hatte man<br />

die Gelegenheit des Wiederaufbaus der Stadt<br />

genutzt, die <strong>Straßenbahn</strong> aus den engen Gassen<br />

herauszunehmen, mindestens die Gleislage<br />

in den Straßenflächen zu optimieren, bzw.<br />

bei neuen Strecken von der Fahrbahn unabhängige<br />

Gleiskörper zu verlegen.<br />

58 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Kiel<br />

Der Fotograf dieser Ansichtskarte hielt beim Blick auf den Kleinen Kiel in Richtung Förde zwei noch vor dem Ersten Weltkrieg gebaute Triebwagen<br />

im Bild fest<br />

SLG. A. REUTHER<br />

Daten & Fakten: Kiel<br />

Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.100 mm<br />

Eröffnung Pferdbahn: . . . . . . . . . . . . . 9.07.1881<br />

Eröffnung elektr. <strong>Straßenbahn</strong>:. . . . . 12.05.1896<br />

Stilllegung Pferdebahn: . . . . . . . . . . 23.05.1896<br />

Stilllegung <strong>Straßenbahn</strong>: . . . . . . . . . . 4.05.1985<br />

Eigentümer <strong>Straßenbahn</strong>:<br />

1881 bis 1895: <strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong>- und Eisenbahn-Gesellschaft<br />

(KSEG)<br />

1995 bis 1896: AEG mit Betriebsführung der Allgemeinen<br />

Lokal- und <strong>Straßenbahn</strong>-Gesellschaft,<br />

Betriebsverwaltung Kiel<br />

1896 bis 1942: Allgemeine Lokal- und <strong>Straßenbahn</strong>-Gesellschaft<br />

(ALOKA)<br />

1942 bis 1966: <strong>Kieler</strong> Verkehrs-AG (KVAG)<br />

1966 bis 1985: Versorgungs- und Verkehrs-<br />

GmbH Kiel (VVK) als Holding von Stadtwerken<br />

und KVAG<br />

Ein Beispiel war die „Neue Straße“ heute<br />

Andreas-Gayk-Straße (Oberbürgermeister<br />

von 1946 bis 1954), der Berliner Platz/Wall<br />

und die Pfaffenstraße. <strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong><br />

konnte aus der engen Holstenstraße herausgenommen<br />

werden und Kiel bekam durch<br />

diese Baumaßnahmen 1953 die erste Fußgängerzone<br />

Deutschlands. Für den oberen<br />

Bereich der Holstenstraße kamen sogar Ideen<br />

auf, den Alten Markt für die <strong>Straßenbahn</strong><br />

zu untertunneln, dass heißt, vom Wall kommend<br />

sollte die <strong>Straßenbahn</strong> in der Pfaffenstraße<br />

in den Tunnel weiter zum Alten<br />

Markt fahren („U-Bahn-Lösung“ (3)) und<br />

erst am Schloßgarten wieder auftauchen. Bei<br />

veranschlagten sechs Millionen DM Kosten<br />

blieb man in Kiel bei einer Gleisführung auf<br />

Straßenniveau für 300.000 DM.<br />

<strong>Die</strong> Neubaustrecken<br />

In den 1950er-Jahren gingen außerdem<br />

mehrere Neubaustrecken in Betrieb. <strong>Die</strong> SL<br />

1 fuhr ab dem 15. Juli 1950 von der Forstbaumschule<br />

weiter durch die Wik, der Feldstraße<br />

weiter nach Norden folgend, dann in<br />

die Adalbertstraße bis zur neuen Wendeschleife<br />

in der Herthastraße. Am anderen<br />

Ende der um 1.640 Meter auf 9,8 Kilometer<br />

Länge angewachsenen Verbindung in<br />

Schulensee gab es ab September 1952 eine<br />

zweigleisige Wendeschleife.<br />

Ebenso verlegte der Verkehrsbetrieb 1951<br />

in Gaarden die <strong>Straßenbahn</strong>gleise aus der<br />

Kaiserstraße über die neu ausgebaute Werftstraße<br />

in die Elisabethstraße. <strong>Die</strong> Holtenauer<br />

Straße bekam 1953 zwischen Jungmannstraße<br />

und Lehmberg eine neue Gestaltung.<br />

Im gleichen Jahr bekam die <strong>Straßenbahn</strong><br />

vor dem Bahnhof mehr Platz und auf dem<br />

Sophienblatt einen eigenen Gleiskörper.<br />

Bis Mitte der 1950er-Jahre stattete der<br />

Betrieb alle Endpunkte der <strong>Straßenbahn</strong> mit<br />

Wendeschleifen aus. Und das entgegen der<br />

schon damals vorherrschenden Meinung,<br />

dass die <strong>Straßenbahn</strong> – wie es sich in einigen<br />

Städten bereits abzeichnete – zum Auslaufmodell<br />

gehöre.<br />

Im Zuge der Verbreiterung der Gablenzbrücke<br />

1957 sahen die Planungen überdies<br />

eine Neugestaltung der gesamten verkehrlichen<br />

Situation vor dem Betriebshof durch<br />

einen großen Verkehrskreisel vor. In dem<br />

Kreisel befand sich ein großes Gleisdreieck<br />

für die ein- und ausrückenden Bahnen sowie<br />

eine großzügig angelegte Haltestelle, die<br />

am 1. April 1960 in Betrieb ging.<br />

Ab dem 26. August 1958 fuhr die Linie 1<br />

aus der Brunswiker Straße direkt in die neue<br />

Feldstraße, um nur die wesentlichen Veränderungen<br />

dieses Jahrzehnts zu nennen. Bleibt<br />

noch der Heiligabend 1958 zu erwähnen,<br />

an dem es im <strong>Straßenbahn</strong>depot Gaarden<br />

eine Feierstunde anlässlich des Jubiläums<br />

„75 Jahre <strong>Straßenbahn</strong> in Kiel“ gab.<br />

Schaffnerloser Einmannbetrieb<br />

1952 führte die <strong>Kieler</strong> Verkehrs AG<br />

(KVAG) als erstes Verkehrsunternehmen in<br />

der Bundesrepublik den schaffnerlosen Einmannbetrieb<br />

erfolgreich ein und rüstete<br />

nach und nach ihre Fahrzeuge mit Sprechfunk<br />

aus. Allerdings war der Betrieb ohne<br />

Schaffner keine neue Erfindung aus Kiel.<br />

Ein halbes Jahrhundert zuvor fuhren schon<br />

<strong>Straßenbahn</strong>en in Kiel ohne Schaffner. Den<br />

Fahrpreis warf der Fahrgast beim Einsteigen<br />

abgezählt in so genannte Zahlboxen neben<br />

dem Fahrer ein.<br />

Eigene Fahrzeugentwicklung<br />

Ein Höhepunkt in diesem Jahrzehnt ist eine<br />

<strong>Kieler</strong> Eigenentwicklung im Fahrzeugbau<br />

unter Direktor Rauschenberger, die ab 1953<br />

auf die Gleise kam. Das Konzept sah ein<br />

Fahrzeug vor, das ganz ohne Schaffner aus-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

59


Geschichte<br />

Alt und Neu stehen in der neuen Hauptwerkstatt in Gaarden 1962 einträchtig nebeneinander.<br />

Für die über 19 Meter langen Gelenktriebwagen – im Bild Tw 263 – wird an die für 14-<br />

Meter-Wagen errichtete Schiebebühne eine Zusatzbühne angehängt<br />

SLG. A. HELLMUTH<br />

Der Betriebsbahnhof Gaarden in den 1960er-Jahren<br />

Um den Betriebsbahnhof Gaarden ausbauen zu können, erwarb die KVAG Ende der 1950er-Jahre zusätzliche<br />

22.000 Quadratmetern Grund und Boden. Zwischen 1959 bis 1962 ließ die Verkehrsgesellschaft<br />

auf dem Gesamtgelände anschließend mehrere Neubauten errichten, darunter eine neue Hauptwerkstatt.<br />

Dort sind die Beschäftigten der KVAG nicht nur mit der täglichen Wartung der Fahrzeuge,<br />

sondern vor allem mit der Modernisierung der Wagen beschäftigt.<br />

Nach dem Umbau 1950 präsentierte sich der Wismarer Triebwagen 216 mit schräger Frontscheibe<br />

und gesickten Seitenwänden. Hier im Sommer 1965 als Einsatzwagen auf der SL 4 in<br />

Gaarden im Karlstal mit Beiwagen 29<br />

G. JÄKLE<br />

kommt. <strong>Die</strong> Fahrscheine gab es ggf. vorne<br />

beim Einstieg vom Fahrer.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Kieler</strong> Nachrichten titelte am 15. Juni<br />

1954: „Nun auch Ein-Mann-<strong>Straßenbahn</strong>wagen<br />

in Kiel“. Und weiter hieß es: „die<br />

Fahrt mit dem ,Neuen‘ ist ein Gedicht mit<br />

mehreren Strophen. Auf seiner Gummifederung<br />

wiegt sich der Wagen selbstgefällig<br />

und ignoriert jede Unebenheit. <strong>Die</strong> Fahrt ist<br />

für den Fahrgast eine wahre Erholung.“<br />

<strong>Die</strong> KVAG lud tags darauf alle <strong>Kieler</strong> ein,<br />

kostenlos auf der SL 7 die Fahrzeuge auf der<br />

Strecke vom Hauptbahnhof zum Hasseldieksdamm<br />

kennenzulernen.<br />

Unter Leitung von Oberingenieur Gilbert<br />

entstanden diese Einrichtungszweiachser<br />

(Nr. 231 bis 237), nach vorausgegangener<br />

Entwicklung und Erprobung bis 1956 in eigener<br />

Werkstatt. Ausgerüstet waren sie mit<br />

Gummifederung, zwei schrägen Frontscheiben<br />

(Sicherheitsglas, beheizte Fenster und<br />

elektrischen Scheibenwischer), Fahrerplatz<br />

mit Drehsitz (Einmannbetrieb), elektrischen<br />

Falttüren und 30 Sitzplätzen in Fahrtrichtung.<br />

An Stelle der Fahrkurbel bedienten die<br />

Fahrer den Fahrschalter wie ein Auto per<br />

Fußschaltung, wodurch die Fahrzeuge den<br />

Spitznamen „Strampelmax“ erhielten. Keine<br />

13 Jahre später, mit Einstellung der SL 2, kamen<br />

die Fahrzeuge aufs Abstellgleis und gingen<br />

schnell den Weg des alten Eisens. Eine zu<br />

kurze Nutzungsdauer für <strong>Straßenbahn</strong>en!<br />

Letzte Neubaustrecke<br />

Für die letzte Neubaustrecke kämpfte die<br />

KVAG lange. Sie zweigte von der Holtenauer<br />

Straße in die Beselerallee ab und führte<br />

durch die Olshausenstraße zur neuen Univer<br />

sität am Westring. Mangels Geld und<br />

aufgrund der bis weit in das Frühjahr 1955<br />

anhaltenden Frostperiode schritten die Gleisbauarbeiten<br />

nur langsam voran. Manch ein<br />

Anwohner in der Olshausenstraße hatte von<br />

den sich ewig hinziehenden Bauarbeiten damals<br />

genug. Doch bereits am 15. Juni des<br />

Jahres begrüßte eine Vielzahl von Studenten<br />

den damaligen KVAG-Vorstandsvorsitzenden<br />

Fischer auf offizieller Probefahrt in der<br />

Wendeschleife vor der Universität. Er hatte<br />

es sich nicht nehmen lassen, den Zug mit Ehrengästen<br />

selbst zu fahren. Einen Spitznamen<br />

für die Bahnanbindung fanden die Studierenden<br />

schnell. Mit einer Flasche Milch tauften<br />

sie den Zug als „Genietransporter“ (4).<br />

Ab Sonntag, dem 20. Juni 1955, pünktlich<br />

zum Start der <strong>Kieler</strong> Woche, ging die<br />

Strecke offiziell in Betrieb. Doch schon im<br />

Vorfeld der Segelregatta musste sich die<br />

Vor „Haus Nr. 2“ des Betriebshofes Gaarden<br />

wartet am 6. Juli 1965 ein Arbeitszug mit<br />

ATw 352 an der Spitze und dem Salzwagen<br />

365 am Ende. Letzterer steht direkt am Salzlager<br />

und wird noch im Winter 1984/85 hinter<br />

Tw 196 zum Einsatz kommen<br />

G. JÄKLE<br />

60 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Kiel<br />

Nur fünf Monate nach der am 6. Juli 1965 im Betriebshof Wik entstandenen Aufnahme musterte die KVAG den 1919 gebauten Triebwagen 174<br />

im Januar 1966 aus. <strong>Die</strong> vor dem Ersten Weltkrieg gebauten Beiwagen 15 und 36 folgten im Laufe des Jahres<br />

G. JÄKLE<br />

KVAG für die Verlängerung gegenüber den<br />

Busbefürwortern rechtfertigen, die deren<br />

Bau als rückständig bezeichneten. So war in<br />

einem Artikel der <strong>Kieler</strong> Nachrichten am<br />

23. August 1953 zu lesen: „ ... der Ausbau<br />

eines <strong>Straßenbahn</strong>netzes entspricht, wie jedem<br />

Fachmann bekannt ist, den allgemein<br />

herrschenden Ansichten über den Verkehrswert<br />

der <strong>Straßenbahn</strong> ... <strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong><br />

wäre das leistungsfähigste und wirtschaftlichste<br />

Verkehrsmittel einer Großstadt.“<br />

Das <strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong>netz<br />

im<br />

Jahre 1915.<br />

Gestrichelt eingezeichnet<br />

sind die<br />

Erweiterungen,<br />

die in den Jahren<br />

1925, 1950 und<br />

1955 dazu kamen<br />

SLG. A. REUTHER<br />

Neue Betriebsgebäude<br />

Und die KVAG setzte noch eins drauf. Nach<br />

dem Erwerb von zusätzlich 22.000 Quadratmetern<br />

Grund und Boden modernisierte<br />

sie den Betriebshof Gaarden von 1959 bis<br />

1963 komplett in Form von Neubauten. Bis<br />

zu 90 der 156 <strong>Straßenbahn</strong>wagen fanden<br />

hier auf den 14 Gleisen in den zwei großen<br />

Wagenhallen eine nächtliche Bleibe. Dazu<br />

kamen die Revisions- und Waschhalle und<br />

zuletzt die neue Hauptwerkstatt. An die<br />

sechs Millionen DM plante der Verkehrsbetrieb<br />

dafür ein, eine Investition, die den<br />

Fortbestand der <strong>Straßenbahn</strong> zum damaligen<br />

Zeitpunkt untermauerte.<br />

Mit dem Depot in der Wik, in dem bis zu<br />

60 Wagen Platz hatten, gab es genug Kapazität,<br />

um das alte Depot am Rondel 1962 zu<br />

schließen und abzureißen.<br />

Ungeachtet dieser Baumaßnahmen beschäftigten<br />

sich die Mitarbeiter in eigener<br />

Werkstatt kontinuierlich mit der Modernisierung<br />

bzw. dem Umbau älterer Fahrzeuge.<br />

Erste Streckeneinstellung<br />

Einziger Wermutstropfen in den 1950er-Jahren<br />

war die Einstellung des Abschnittes<br />

Hauptbahnhof, Knooper Weg bis zur Reventlou-Brücke<br />

der SL 2 am 4. Oktober 1959.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

61


Geschichte<br />

<strong>Die</strong> mächtigen Kräne der Howaldtswerke Kiel sind für den Zweiachserzug auf der Linie 4 eine beeindruckende Kulisse<br />

SLG. A. MAUSOLF<br />

Zu den am häufigsten fotografierten Motiven der <strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong> gehört die Schleife in Wellingdorf. Hier wartete am 3. November 1984<br />

der Tw 274 auf die Abfahrt zur Fähre Holtenau<br />

B. KUSSMAGK<br />

62 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Kiel<br />

Im März 1965 stand<br />

in Kiel noch ein<br />

umfassendes <strong>Straßenbahn</strong>netz<br />

zur<br />

Verfügung. <strong>Die</strong> Wendeschleife<br />

an der<br />

Großen Ziegelstraße<br />

war gerade fertiggestellt.<br />

Doch<br />

schon einen Monat<br />

später begann der<br />

Stern der Tram zu<br />

sinken. <strong>Die</strong> Linie 3<br />

machte den Anfang<br />

KARTE: GEOBASIS-DE/<br />

LVERMGEO SH, LINIENPLAN:<br />

A. HELLMUTH<br />

<strong>Die</strong> Buslinie 8 übernahm diese Verbindung. In<br />

den Vorbereitungen auf die geplante Umstellung<br />

dieses Streckenabschnitts tauchte auch<br />

die Frage nach einer generellen Umstellung<br />

auf Busbetrieb auf. <strong>Die</strong> Antwort lieferte der<br />

KVAG-Vorstandsvorsitzende Dr. Jentzsch bereits<br />

im Oktober 1958: „... für Kiel wird die<br />

<strong>Straßenbahn</strong> immer das Hauptverkehrsmittel<br />

bleiben“. (5) So fand die Umstellung dieses<br />

Streckenabschnitts auf Busbetrieb in der Bevölkerung<br />

noch wenig Beachtung.<br />

Neue Bahnen<br />

Ab 1957 kamen die ersten modernen vierachsigen<br />

Großraumwagen (Nr. 241 bis 252)<br />

für die Linie 1, hergestellt von der Düsseldorfer<br />

Waggonfabrik (Düwag) zum Preis<br />

von 150.000 DM das Stück, mit einer Kapazität<br />

von 30 Sitz- und 80 Stehplätzen. Am<br />

14. Januar 1958 begann der Einsatz der<br />

neuen Wagen auf der SL 1, wobei die Fahrzeuge<br />

ab Werk vorn nur eine Tür hatten.<br />

Der damalige Fahrgastfluss sah das Einsteigen<br />

an der hinteren Tür beim Schaffner vor.<br />

Da der Einmannbetrieb sich bereits etablierte,<br />

rüstete man später eine zweite Tür<br />

nach und machte die Fahrzeuge für eine<br />

Kapazitätssteigerung traktionsfähig. Ein<br />

solcher Doppelzug konnte offiziell bis zu<br />

223 Fahrgäste mitnehmen.<br />

1960/61 folgten die geräumigen Sechsachser<br />

(Nr. 261 bis 275) zu 225.000 DM<br />

aus gleichem Hause mit je 45 Sitzplätzen,<br />

115 Stehplätzen und ebenfalls einem Schaffnerplatz,<br />

den ab 1964/65 endgültig kein<br />

Schaffner mehr besetzte.<br />

Auch die Sicherheit war ein zentrales Anliegen.<br />

<strong>Die</strong> Kiepe-Fahrschalter der neuen<br />

Bahnen rüstete der Hersteller mit einer<br />

„Totmannanlage“ aus. Eine vom Fahrer<br />

losgelassene Fahrkurbel führte dazu, dass<br />

sich zeitverzögert der Wagenautomat ausschaltete<br />

und die Schienenbremse einschaltete,<br />

was zu einer automatischen Notbremsung<br />

führte (6). Zum Rangieren hatten alle<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

63


Geschichte<br />

Am 11. August 1962 nahm Wolfgang Kramer den Triebwagen 237 an der Auguste-Viktoria-Straße/Hbf auf. Er gehört zu den sieben zwischen 1953<br />

und 1956 in der eigenen Werkstatt der KVAG gebauten Einrichtungswagen (Tw 231 bis 237)<br />

SLG. A. REUTHER<br />

Tw 147 entstand 1950 unter Verwendung von „Altteilen“ als Neufahrzeug.<br />

<strong>Die</strong> Deklarierung als Umbauwagen brachte dem Betrieb Fördermittel<br />

aus dem „European Recovery Program“ ein<br />

Nach der Einstellung der SL 3 im Jahr 1965 ging man in der Werkstatt in<br />

Gaarden daran, die 1960 aus Lübeck übernommenen Motorwagen (Aufbautyp)<br />

zu Beiwagen umzubauen, hier Bw 85 im August 1965 G. JÄKLE (2)<br />

Fahrzeuge am Heck einen kleinen Fahrschalter,<br />

der im Normalbetrieb unter einer<br />

Abdeckung verborgen blieb. Weiter gab es<br />

an allen Türen Trittstufenkontakte und<br />

Druckwellenschalter in den Gummikanten.<br />

Eine Technik, die neben Haltewunschtasten<br />

und Aussendruckknöpfen zur Türöffnung<br />

ebenfalls bei dem Umbau der Uerdinger<br />

Zweiachser 1964 Verwendung fand. Hier<br />

ging es vordergründig um Rationalisierung,<br />

mit dem Nebeneffekt der Modernisierung<br />

und dem Ziel des schaffnerlosen Betriebes.<br />

Umbauten in eigener Werkstatt<br />

In einem solchen Zug, bestehend aus einem<br />

Sechsachser und einem zweiachsigen Beiwagen,<br />

fanden 241 Personen Platz. Was die<br />

Gesamtkapazität der Fahrzeuge angeht,<br />

wird sich mancher <strong>Kieler</strong> daran erinnern,<br />

dass im realen Berufsverkehr die Zahlen sicherlich<br />

übertroffen wurden. Ein Nachzählen<br />

der wie die Ölsardinen zusammenstehenden<br />

Fahrgäste – unmöglich. Im Juni<br />

1960 verjüngte sich das Durchschnittsalter<br />

der <strong>Straßenbahn</strong>fahrzeuge erheblich durch<br />

den Zukauf von 15 zweiachsigen Triebwagen<br />

vom eingestellten Betrieb aus Lübeck.<br />

<strong>Die</strong> zehn Verbandstypen von der Düwag,<br />

1950 bis 1952 gebaut (alte Nummern 240<br />

bis 249), und fünf Aufbautypen (alte Nummern<br />

251 bis 255) von 1948/49 ersetzten<br />

weitere Vorkriegszweiachser. <strong>Die</strong> noch recht<br />

jungen Fahrzeuge fanden, nach kleineren<br />

Anpassungen an die hiesigen Betriebsverhältnisse,<br />

sofort auf der SL 3 eine gute Verwendung,<br />

da hier mangels Wendeschleife in<br />

Hasse keine Großraumwagen zum Einsatz<br />

kommen konnten. Bereits ab 1965 baute<br />

man in eigener Werkstatt die Aufbauwagen<br />

zu Einrichtungsbeiwagen um und setzte sie<br />

hinter den Sechsachsern auf Linie 1 und<br />

Linie 4 ein. Nach Einstellung der SL 3 baute<br />

man die Verbandstypen ebenfalls in Einrichtungsfahrzeuge<br />

um und setzte sie vorwiegend<br />

auf der SL 2 ein.<br />

Zukunftssicher<br />

In Kiel galt die <strong>Straßenbahn</strong> Anfang der<br />

1960er-Jahre als zukunftssicher und die<br />

Stadt hatte einen leistungsfähigen und modernen<br />

Verkehrsbetrieb vorzuweisen. So<br />

verwundert es nicht, dass die Ausbildungsplätze<br />

bei der KVAG seinerzeit begehrt waren.<br />

Ab Mitte der 1960er-Jahre wird sich<br />

64 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Kiel<br />

Seit 1951 fuhr die SL 4 über die neue Werftstraße in die Elisabethstraße. Gleich ging es für den Fahrer des Düwag-Gelenktriebwagens 266 am<br />

11. Juni 1981 in das eingleisige Streckenstück in der <strong>Kieler</strong> Augustenstraße G. JÄKLE<br />

Quellen<br />

(1) Kiel Kurier, Mittwoch, 4. August 1982<br />

(2), (5) Bock, Bruno: Geliebte, ungeliebte <strong>Kieler</strong><br />

<strong>Straßenbahn</strong>, Koehlers Verlagsgesellschaft<br />

mbH, Herford 1985<br />

(3) <strong>Kieler</strong> Nachrichten vom 11.04.1953<br />

(4) <strong>Kieler</strong> Nachrichten vom 16.06.1955<br />

(6) <strong>Die</strong>nstanweisung für den schaffnerlosen<br />

Betrieb (Einmannbetrieb) von zwei gekuppelten<br />

vierachsigen <strong>Straßenbahn</strong>triebwagen<br />

Nr. 241–251, <strong>Kieler</strong> Verkehrsaktiengesellschaft,<br />

Ausgabe 1967<br />

Bock, Bruno: Klammheimlich kam der Omnibus,<br />

Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Herford 1987<br />

Feldmeier, Hans: 100 Jahre Nahverkehr in Kiel,<br />

hrsg. von Interessengemeinschaft Schienenverkehr<br />

e. V., Johann Schweffel, Kiel 1981<br />

Feldmeier, Hans: 100 Jahre Nahverkehr in Kiel,<br />

hrsg. von Interessengemeinschaft Schienenverkehr<br />

e. V., Johann Schweffel, 2. erweiterte und<br />

ergänzte Auflage, Kiel 1985<br />

Höltge, <strong>Die</strong>ter: Straßen- und Stadtbahnen in<br />

Deutschland, Band 8, Freiburg 2002<br />

Kreipe, Helmut (Hrsg.): Erinnerungen an die<br />

<strong>Kieler</strong> <strong>Straßenbahn</strong>, Broschüre, Kiel 1985<br />

eigene Aufzeichnungen des Autors<br />

In der letzten Stunde vor dem „Aus“ verabschieden die <strong>Kieler</strong> ihre <strong>Straßenbahn</strong> auf der Einfahrt<br />

zum Betriebsgelände. Dann gibt es kein Zurück mehr – der Strom auf der Strecke wird<br />

nach Einrücken des letzten Fahrzeugs sofort abgeschaltet<br />

D. BOLDT<br />

dann so manch junger Azubi bei der <strong>Straßenbahn</strong><br />

gewundert haben. In den kommenden<br />

vier Jahren stellte die KVAG drei<br />

von vier <strong>Straßenbahn</strong>linien ein. Bei der<br />

Stadt, und demnach auch bei dem Verkehrsbetrieb,<br />

fand in den Jahren zuvor abrupt<br />

ein Umdenken statt, das zunächst in<br />

der Öffentlichkeit wenig Beachtung fand.<br />

Vernahm der belesene <strong>Kieler</strong> am 20. März<br />

1963 in den <strong>Kieler</strong> Nachrichten, dass es Planungen<br />

gibt, in der Eckernförder Allee die<br />

Gleise der Linie 3 auf eigenen Bahnkörper<br />

zu verlegen, so erfuhr er tags darauf aus der<br />

gleichen Zeitung, dass die SL 3 bis Ende des<br />

Jahres auf Busbetrieb umgestellt wird. Das<br />

wollte so recht keiner glauben, zumal im<br />

gleichen Jahr die KVAG noch Gleiserneuerungen<br />

vornahm und die letzten Gelenktriebwagen<br />

gerade zwei Jahre im <strong>Die</strong>nst<br />

standen.<br />

Ein Gutachten warf seine Schatten voraus<br />

und im Rathaus legte die KVAG bereits im<br />

Sommer 1963 ihren Generalverkehrsplan<br />

vor ... wird fortgesetzt · ANDRÉ HELLMUTH<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

65


Geschichte<br />

Tw 327 der Vestischen mit originaler Linienbeschilderung im Juli 1987 im Traumlandpark Bottrop an der Haltestelle „Super-Spirale“, die später<br />

in „Achterbahn“ umbenannt wurde. Das Gleis rechts gehört zu einer Feldbahnstrecke<br />

ALLE AUFNAHMEN: A. REUTHER<br />

Vergessener Tram-Traum<br />

<strong>Die</strong> Vestische im Traumlandpark Bottrop 1982 endete das Kapitel der Vestischen <strong>Straßenbahn</strong>.<br />

<strong>Die</strong> charmante Idee, die Erinnerung an diesen legendären und einst sechstgrößten <strong>Straßenbahn</strong>betrieb<br />

Deutschlands mit der „Museumsbahn Traumlandpark“ aufrecht zu erhalten, ist seit 1991 Geschichte<br />

Der Traumlandpark in Kirchhellen-<br />

Feldhausen, seit 1976 ein Stadtteil<br />

von Bottrop, bestand von 1976 bis<br />

1991. Er entstand aus dem 1967<br />

gegründeten Kirchhellener Märchenwald<br />

und war vor allem als Europas größtes Dinosaurier-Freilichtmuseum<br />

bekannt. In einer<br />

derartigen Einrichtung würde man nicht<br />

unbedingt einen kleinen <strong>Straßenbahn</strong>betrieb<br />

vermuten, dennoch erinnerte hier ein solcher<br />

mehr als zehn Jahre an die Vestische<br />

<strong>Straßenbahn</strong>.<br />

Als 1980 das Ende des <strong>Straßenbahn</strong>betriebes<br />

im Vest absehbar war, stellte sich die<br />

Frage, was mit den wenigen noch vorhan-<br />

Blick auf die Wagenhalle der „Traumlandpark-<br />

Tram“; davor Tw 144, der heute in Essen fährt.<br />

Links der 1986 aus Mülheim an der Ruhr übernommene<br />

ex-Stuttgarter Bw 1528 und unter<br />

der Plane Aufbau-Tw 329 der Vestischen<br />

66 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Ein Magazin von<br />

Erinnerungen<br />

an die Vestische<br />

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Erinnerungen an die Vestische<br />

Tw 144 in historischer grün-weißer Lackierung und beschildert als Linie 10 unterwegs zwischen<br />

„Rutsche“ und „Varieté“ und bei Einfahrt in die Haltestelle „Achterbahn“. <strong>Die</strong> Strecke war mit<br />

ehemaligem Gleis- und Fahrleitungsmaterial der Vestischen ausgestattet!<br />

denen älteren <strong>Straßenbahn</strong>fahrzeugen geschehen<br />

sollte. Auch war im Betriebshof der<br />

Mülheimer <strong>Straßenbahn</strong> ein 1974 von einem<br />

Privatmann erworbener Zweiachser<br />

der Vestischen <strong>Straßenbahn</strong> von 1921 in<br />

restauriertem Zustand abgestellt.<br />

Altmaterial ehemaliger Strecken<br />

Auf der Suche nach einem geeigneten Areal<br />

für die Einrichtung eines Fahrbetriebes stießen<br />

<strong>Straßenbahn</strong>freunde zu Beginn der<br />

1980er-Jahre beim Betreiber des Kirchhellener<br />

Freizeit- und Erlebnisparks „Traumland“<br />

auf Interesse. Er versprach sich von<br />

einer historischen <strong>Straßenbahn</strong> auf dem Gelände<br />

seines Parkes nicht nur einen zusätzliche<br />

Anziehungspunkt für die Besucher, er<br />

konnte auf diese Weise zudem die Beförderung<br />

zwischen den einzelnen Attraktionen<br />

sinnvoll regeln.<br />

Eine Arbeitsgemeinschaft „Museumsbahn<br />

Traumlandpark“ aus <strong>Straßenbahn</strong>freunden<br />

organisierte den Streckenbau, die<br />

Beschaffung der Fahrzeuge und den späteren<br />

Fahrbetrieb.<br />

Dank der Finanzierung durch den Parkbesitzer<br />

konnte der zunächst 1.200 Meter<br />

lange erste Abschnitt der Meterspurstrecke<br />

in professioneller Form und unter Verwendung<br />

von Altmaterial abgebauter Strecken<br />

der Vestischen <strong>Straßenbahn</strong>en 1980 erbaut<br />

werden. Sie begann am Haupteingang des<br />

Parks und verlief dann in Richtung Norden<br />

über die Haltestellen „Super-Spirale“, „Restaurant“,<br />

und „Varieté“ bis zur Endstation<br />

„Motorrad-Artistik“.<br />

Etwa in Streckenmitte befanden sich ein<br />

Gleisdreieck und eine zweigleisige Abstellanlage.<br />

Eine Verlängerung um zunächst<br />

weitere 1,3 Kilometer in beide Richtungen<br />

war für die Jahre 1984/85 vorgesehen, im<br />

Endstadium sollte die Strecke einmal auf<br />

vier Kilometern um den gesamten Park herum<br />

führen.<br />

Drei Trieb- und zwei Beiwagen<br />

Als erstes Fahrzeug kam der Triebwagen<br />

144 aus Mülheim im Herbst 1980 im<br />

Traumlandpark an. 1981 kam der Aufbautriebwagen<br />

327 nach Feldhausen. Er diente<br />

zuvor in Herten als Rangierwagen, wurde<br />

dort aber durch die Aufgabe des <strong>Straßenbahn</strong>teils<br />

überflüssig. Bevor er seine alte<br />

Heimat Richtung Feldhausen verließ, erhielt<br />

er noch seine cremefarbene Lackierung des<br />

Personenverkehrs zurück. Damit standen<br />

zwei Triebwagen für den Personenverkehr<br />

zur Verfügung, die wechselweise und bei Bedarf<br />

auch gleichzeitig eingesetzt werden<br />

konnten. Neben dem Aufbautriebwagen<br />

konnte der Fahrbetrieb im Traumlandpark<br />

auch zwei Güterwagen und einige Loren<br />

übernehmen. Wagen 560, ein so genannter<br />

Kriegsgüterwagen von 1944, wurde für den<br />

Personenverkehr mit Bänken ausgestattet<br />

und fuhr bei größerem Andrang gemeinsam<br />

mit Tw 144. Mangels Ausweichen wurde er<br />

in einer Fahrtrichtung geschoben. Ende<br />

1982 kam auch noch der Aufbauzweiachser<br />

329 in den Traumlandpark. Er behielt zunächst<br />

seinen orangenen Anstrich als Werkstattwagen<br />

und fand auch als solcher Verwendung.<br />

1983 erhielt die Abstellanlage<br />

zum besseren Schutz der Fahrzeuge vor Witterungseinflüssen<br />

eine Überdachung.<br />

1991 musste der Traumlandpark aufgrund<br />

finanzieller Probleme seine Pforten<br />

schließen. Damit endete auch der Trambetrieb.<br />

Bei seinem 1992 eröffneten Nachfolger<br />

„Bavaria-Filmpark“ passte die <strong>Straßenbahn</strong><br />

nicht mehr ins Konzept, weshalb sie<br />

abgebaut wurde. Tw 327 und Lore 560<br />

kamen zu den Bergischen Museumsbahnen,<br />

wo der Tw als Ersatzteilspender diente.<br />

Tw 329 und Bw 1528 gingen an das Industriemuseum<br />

Zeche Zollern in Dortmund-<br />

Bövinghausen. Der Tw 144 kam nach Essen,<br />

wo er heute noch als Museumswagen einsatzfähig<br />

ist.<br />

Der Freizeitpark selbst existiert heute übrigens<br />

unter dem Namen „Moviepark Germany“.<br />

AXEL REUTHER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

67


Geschichte<br />

<strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong> in<br />

Fribourg/Freiburg<br />

Zwischen 1897 und 1965<br />

fuhr durch Fribourg eine<br />

liebenswerte <strong>Straßenbahn</strong> –<br />

bis zu ihrer Einstellung übrigens<br />

ausschließlich mit<br />

Altbau wagen. Mit einer<br />

Maximal steigung von 9,3 Prozent<br />

war sie außerdem viele<br />

Jahrzehnte lang der Trambetrieb<br />

mit der stärksten<br />

Neigung in der Schweiz<br />

Fribourg/Freiburg im Üechtland ist der<br />

sehr sehenswerte Hauptort des<br />

gleichnamigen Schweizerkantons und<br />

hat einiges gemeinsam mit Freiburg<br />

im Breisgau. Wie die heute südbadische Metropole<br />

wurde auch Fribourg im 12. Jahrhundert<br />

vom Adelsgeschlecht der Zähringer<br />

gegründet. <strong>Die</strong> Stadt liegt heute nahe der<br />

Grenze zwischen der französisch- und<br />

deutschsprachigen Schweiz. Bis 1965 wurde<br />

als weitere Gemeinsamkeit mit der Stadt<br />

im Breisgau ebenfalls ein <strong>Straßenbahn</strong>netz<br />

in Meterspur betrieben.<br />

Über Berg<br />

und Tal ...<br />

Netzentwicklung<br />

Bereits im Jahre 1893 wurden die ersten<br />

Pläne für den Aufbau eines Tramnetzes geschmiedet.<br />

Einiges Kopfzerbrechen bereitete<br />

die komplexe Topografie der Stadt. <strong>Die</strong><br />

Rue de Lausanne erwies sich dabei als größtes<br />

Problem mit einer Minimalbreite von<br />

lediglich 6,35 Metern und einer Maximalsteigung<br />

von 9,3 Prozent. Da in ausländischen<br />

Städten mit noch schwierigeren<br />

Betriebsverhältnissen dennoch ein <strong>Straßenbahn</strong>betrieb<br />

möglich war, konnten alle<br />

Zweifel an der Machbarkeit des Projektes<br />

in Freiburg ausgeräumt werden. Nach erfolgreicher<br />

Zeichnung des Aktienkapitals –<br />

mehrheitliche durch Privatpersonen – begannen<br />

die Arbeiten im April 1897 zwischen<br />

dem Bahnhof und der Hängebrücke<br />

über die Saane.<br />

Am 27. Juli 1897 erfolgte die Abnahme<br />

der 1,3 Kilometer langen Strecke durch die<br />

Behörden, am Folgetag deren feierliche Einweihung<br />

und am 29. Juli 1897 fand schluss-<br />

LINKS <strong>Die</strong>se Aufnahme entstand 1964 auf dem<br />

mit 9,3 Prozent maximal geneigten Streckenabschnitt<br />

der <strong>Straßenbahn</strong> in Fribourg/Freiburg.<br />

Der aus der Rue de Lausanne kommende<br />

Triebwagen 12 (SWS 1913) erreicht gleich<br />

die Haltestelle Tilleul<br />

N. MÜLLER<br />

68 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Schweiz: Fribourg<br />

Das war die Schweiz in den frühen 1960er-Jahren. Triebwagen Nr. 11<br />

ist im September 1964 in Fribourg unterwegs nach Cimetière. Er gehört<br />

zu den fünf 1913 gebauten Wagen<br />

An der Endstelle Charmette entstand im September 1964 diese Aufnahme<br />

des im Jahr 1900 von der SWS gebauten Triebwagens Nr. 6 –<br />

das Unterteil der Tw war in etwa königsblau lackiert N. MÜLLER (2)<br />

endlich die Aufnahme des Regelbetriebes<br />

mit drei Triebwagen statt.<br />

Große Nachfrage!<br />

Aufgrund der regen Benützung musste<br />

schon 1898 ein vierter Wagen beschafft<br />

werden. <strong>Die</strong> bereits in der Anfangskonzession<br />

enthaltenen Linien vom Bahnhof nach<br />

Charmettes und Beauregard wurden am 14.<br />

Juni 1900 gleichzeitig mit zwei zusätzlichen<br />

Triebwagen in Betrieb genommen. <strong>Die</strong> provisorische<br />

Einstellhalle beim Bahnhof wurde<br />

durch ein geräumigeres Depot bei der<br />

Kirche Notre Dame ersetzt.<br />

Ab 1904/05 verstärkten zwei weitere<br />

neue Triebwagen den Fuhrpark. 1912 erfolgte<br />

die Inbetriebnahme der Abzweigung<br />

von Tilleul nach dem Friedhof und 1913<br />

diejenige von St. Léonard nach Pont de<br />

Grandfey. <strong>Die</strong>se Linien konnten nur mit<br />

starker finanzieller Beteiligung der Stadt Fribourg<br />

und der betroffenen Gemeinden erstellt<br />

werden. <strong>Die</strong> Erweiterung erforderte<br />

auch die Inbetriebnahme von zusätzlichen<br />

fünf Triebwagen. Damit erreicht der Rollmaterialbestand<br />

seinen maximalen Umfang<br />

– bis zur Einstellung des Betriebes erfuhr er<br />

übrigens keine Änderung mehr!<br />

Pläne zur Netzvergrößerung<br />

<strong>Die</strong> Linie nach Grandfey war ursprünglich<br />

als erstes Teilstück für ein Überlandnetz vorgesehen,<br />

der Kriegsausbruch 1914 und die<br />

anschließende Wirtschaftskrise verhinderten<br />

jedoch dessen Realisierung. 1924 konnte<br />

das neue Depot Perolles mit wesentlich<br />

besseren Platzverhältnissen bezogen werden.<br />

Das alte Depot wurde an die Stadt verkauft<br />

und existiert – im Gegensatz zum Depot<br />

Perolles – heute noch. Im gleichen Jahre<br />

konnte, nach dem Ersatz der alten Hängebrücke<br />

durch die neue Zähringerbrücke, die<br />

Linie von Pont Suspendu über die Saane<br />

(Sarine) bis nach Schoenberg verlängert<br />

werden.<br />

<strong>Die</strong> letzte Netzergänzung zwischen Beauregard<br />

und Vignettaz wurde im Rahmen eines<br />

Arbeitslosenprogramms erstellt und<br />

Liniennetz der <strong>Straßenbahn</strong><br />

Freiburg/Fribourg<br />

SLG. N. MÜLLER<br />

Zahlen & Daten: Fribourg<br />

Eröffnung: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29.07.1897<br />

Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.000 mm<br />

größte Netzlänge: . . . . . . 6,78 km (1936–1951)<br />

Maximalsteigung: . . . . . . . . . . . . . . 9,3 Prozent<br />

max. Linienzahl: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

ursprünglich alle mit Ausgangspunkt Tilleul<br />

ab 1958: noch eine durchgehende Linie<br />

Charmettes – Cimetière<br />

Rollmaterial: . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Triebwagen<br />

(bis zur Betriebseinstellung im Bestand)<br />

Einstellung:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31.03.1965<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

69


Geschichte<br />

OBEN Der 1913 von<br />

der Schweizerischen<br />

Wagonsfabrik AG in<br />

Schlieren (SWS) gebaute<br />

Triebwagen<br />

Nr. 11 hat die Haltestelle<br />

Place Georges<br />

Python erreicht<br />

N. MÜLLER (4)<br />

In das Anfang der 1990er-Jahre abgebrochene Depot Perolles wurden einst auch Trolleybusse<br />

eingestellt. Ursprünglich handelte es sich bei dem Gebäude um ein Sägewerk<br />

Der Tw Nr. 11 ist hier unterwegs auf der Linie nach Pont Grandfey. <strong>Die</strong> vor 1958 angefertigte<br />

Aufnahme entstand von der parallelführenden Eisenbahnlinie Bern – Fribourg SLG. N. MÜLLER<br />

1936 in Betrieb genommen. Damit erreichte<br />

das Netz seine Maximalausdehnung von<br />

6,78 Kilometer. Zwischen 1911 bis 1938<br />

wurde auch die Achse Charmettes – Tilleul<br />

etappenweise zweigleisig ausgebaut. Von<br />

einer weiteren Ausdehnung des Netzes<br />

nahm man ab 1936 Abstand, vielmehr beabsichtigte<br />

man andere Traktionsmittel einzuführen<br />

und das Tram lediglich auf der<br />

Hauptachse Charmettes – St. Leonard beizubehalten.<br />

Von 1946 bis 1951 wurden deshalb<br />

auf dieser Strecke die Geleise nochmals<br />

erneuert.<br />

Der Stern des Trams sinkt<br />

Ab 1948 bis 1951 findet bereits ein Parallelbetrieb<br />

zwischen Vignettaz – Bahnhof –<br />

Place Python via Route des Alpes bis Tilleul<br />

mit Trolleybussen statt. 1951 werden die<br />

beiden Außenäste Vignettaz – Bahnhof und<br />

Tilleul – Schoenberg eingestellt und durch<br />

eine Trolleybuslinie mit der bereits erwähnten<br />

Verbindung durch die Innenstadt ersetzt.<br />

Das Jahr 1958 brachte aufgrund des<br />

schlechten Gleiszustandes das Ende für das<br />

Teilstück St. Leonard – Pont de Grandfey,<br />

70 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Schweiz: Fribourg<br />

Im Bereich der Haltestelle Tilleul sind die<br />

Gleise der <strong>Straßenbahn</strong> fast eben. Nur hier<br />

trafen während der Maximalausdehnung<br />

des Netzes alle fünf Linien zusammen<br />

eine Investition rechnete sich wegen<br />

der geringen Beförderungszahlen<br />

nicht.<br />

1961 fiel schlussendlich der<br />

Entscheid, die letzte Linie auf<br />

Trolleybus umzustellen. So verkehrte<br />

das Tram am 31. März<br />

1965 zum letzten Mal auf der<br />

verbliebenen Strecke Charmettes<br />

– Gare – Tilleul – St. Leonard –<br />

Cimetière.<br />

Das Rollmaterial des Trams<br />

Der Betrieb wurde mit drei 1897 von Rathgeber<br />

München gelieferten zweiachsigen<br />

Triebwagen mit den Nummern 1 bis 3 aufgenommen,<br />

die – wie damals üblich – über<br />

offenen Plattformen verfügten. Der Achsstand<br />

dieser Wagen betrug 1,55 Meter, die<br />

Gesamtlänge über Puffer 7,35 Meter und<br />

die Maximalbreite 1,97 Meter. <strong>Die</strong> Wagen<br />

waren mit Schienenmagnet-, Motor- und<br />

Handbremse ausgerüstet und verfügten<br />

über eine Motorleistung von 2 x 25 PS. Das<br />

Gesamtgewicht betrug 8.000 Kilogramm<br />

und offerierte 14 Sitz- und 18 Stehplätze.<br />

Das Untergestell des Triebwagens Nr. 1 garantierte<br />

mit seinem Achsstand von 1,55 Metern<br />

ein „herrlich schlingerndes“ Fahrgefühl!<br />

Der 1898 von Rathgeber nachgelieferte Wagen<br />

Nr. 4 war von identischer Ausführung.<br />

<strong>Die</strong> Wagen 5 und 6 wurden 1900 von der<br />

Schweizerischen Wagonsfabrik in Schlieren<br />

ebenfalls in praktisch unveränderter Ausführung<br />

geliefert, nur das Gewicht stieg auf<br />

8.500 Kilogramm. 1904 wurden der Wagen<br />

Nr. 7 und 1905 der Wagen Nr. 8 in gleicher<br />

Version von Rathgeber München nachgeliefert,<br />

einzig der Achstand wurde nun bei<br />

diesen zwei Fahrzeugen auf 1,65 Meter verlängert<br />

und das Gewicht erhöhte<br />

sich erneut (vermutlich wegen nötiger<br />

Verstärkung einiger konstruktiven<br />

Details) auf 9.000 Kilogramm.<br />

Neue Wagen im Jahr 1913<br />

Mit den Linien zum Friedhof und<br />

nach Pont de Grandfey wurden die<br />

Wagen 9 bis 13 im Jahre 1913 in<br />

Betrieb genommen. Sie waren von<br />

wesentlich modernerer Bauart<br />

(ähnlich Neuenburg) und wurden erneut<br />

von der Schweizerischen Wagonsfabrik AG<br />

in Schlie ren geliefert. <strong>Die</strong> Motorenleistung<br />

wurde auf 2 x 50 PS angehoben, die Gesamtlänge<br />

betrug 9,2 Meter, die Maximalbreite<br />

2,0 Meter und das Gesamtgewicht<br />

stieg auf 11.700 Kilogramm. <strong>Die</strong> für alle<br />

bisherigen Fahrzeuge zulässige Höchstgeschwindigkeit<br />

von 30 km/h wurde bei diesen<br />

Wagen auf 35 km/h angehoben. <strong>Die</strong><br />

elektrische Ausrüstung stammte, wie übrigens<br />

auch bei allen übrigen Wagen, von der<br />

SA. des Ateliers de Sécheron in Genf. <strong>Die</strong>se<br />

Serie hatte ein Fassungsvermögen von<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

71


Geschichte<br />

Eine Haltestelle mit<br />

Verpflegung! Abzweigung<br />

Murtengasse/Route<br />

de<br />

Grandfey. Der Triebwagen<br />

fährt hier<br />

vor 1958 als Linie<br />

Nr. 5 nach Pont de<br />

Grandfey. Das gerade<br />

Gleis führt durch<br />

die Bahnunterführung<br />

nach Cimetière<br />

(Linie 3)<br />

SLG. N. MÜLLER (2)<br />

Tw Nr. 5 (SWS 1905) vor 1924 an der ehemaligen Endstelle Pont Suspendu. Im Vordergrund die<br />

Tragseile der damaligen Hängebrücke. Seit 1924 ersetzt eine Steinbrücke die Hängebrücke<br />

18 Sitz- und 27 Stehplätzen. Es war die letzte<br />

Rollmaterialergänzung bis zur Einstellung<br />

des Betriebes im Jahre 1965!<br />

Kaum Umbauten an Wagen<br />

Umbauten bei den Fahrzeugen wurden praktisch<br />

während der ganzen Betriebszeit keine<br />

vorgenommen, ausgenommen das Verschließen<br />

der Plattformen bei den Wa gen 1 bis 8,<br />

was in den Jahren 1904 bis 1909 ausgeführt<br />

wurde. Je nach Zeitpunkt des Umbaus wurden<br />

die Plattformverkleidungen jeweils in<br />

voneinander abweichenden „Stilen“ ausgeführt,<br />

was den Wagen, trotz ursprünglich<br />

gleicher Bauart, sehr verschiedene Aspekte<br />

gab. Ab 1929 werden auch alle Wagen sukzessiv<br />

mit einer Sicherheitsausrüstung für<br />

Einmannbetrieb ausgerüstet, da zu gewissen<br />

Zeiten die Benützerfrequenzen auf den Außenlinien<br />

sehr zu wünschen übrig ließen.<br />

Dazu wurden die Kontroller so umgebaut,<br />

dass beim Loslassen der Kommandokurbel<br />

in Fahrstellung, diese sofort auf die letzte,<br />

bzw. stärkste Bremsposition (inklusive Magnetschienenbremse!)<br />

zurücksprang. <strong>Die</strong>se<br />

Aktion konnte nur durch Niederdrücken<br />

und gleichzeitiger Rückstellung auf die Nullposition<br />

rückgängig gemacht werden.<br />

Nach Einstellung des Betriebes wurden<br />

acht Wagen aufgrund ihres damals schon<br />

Was ist von der<br />

<strong>Straßenbahn</strong> geblieben?<br />

Knapp 25 Jahre nach der Einstellung des Trams<br />

wurde Ende 1989 der Tramwayclub Freiburg gegründet.<br />

Er zählt aktuell über 50 Mitglieder. Ziel<br />

der <strong>Straßenbahn</strong>freunde war z.B. die Restaurierung<br />

des in Fribourg gebliebenen Triebwagens Nr.<br />

10. Da dessen Zustand zu schlecht war, zerlegten<br />

ihn die <strong>Straßenbahn</strong>freunde 2010. An seiner Stelle<br />

wird nun der Tw 9 restauriert. Er wird heute im<br />

ehemaligen Depot im Burgquartier präsentiert,<br />

welches nach seiner Umfunktionierung zur Autogarage<br />

zum Museum umgebaut wurde. Dort<br />

werden heute auch eine Menge von Objekten,<br />

Archivalien und Fotografien präsentiert – siehe<br />

www.fritram.org/de.<br />

Erhaltene <strong>Straßenbahn</strong>wagen:<br />

Tw 1 Rathgeber/SAAS Paris, Musée des<br />

1897 transports urbains, interurbains<br />

et ruraux<br />

Tw 4 Rathgeber/SAAS <strong>Straßenbahn</strong>museum<br />

1897 Detroit<br />

Tw 5 SWS/SAAS zunächst AMUTRA,<br />

1900 Brüssel – heute AMIT-<br />

RAM, Lille<br />

Tw 7 Rathgeber/SAAS Museumsbahn<br />

1904 Blonay – Chamby<br />

Tw 9 SWS/SAAS 1913 seit 2010 Club du<br />

Tramway de Fribourg<br />

ziemlich musealen Aussehens in alle Welt<br />

zerstreut, heute sind davon noch fünf erhalten.<br />

NICOLAS MÜLLER<br />

Der Autor dankt Kurt Kull für die Überprüfung<br />

der Fotostandorte. Mehrere Farbaufnahmen<br />

von der <strong>Straßenbahn</strong> Fribourg<br />

sind u. a. im Beitrag von Jörg Zimmer im<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 9/2005 zu<br />

finden.<br />

72 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Fundstück des Monats<br />

FOLGE 6<br />

Chemnitz<br />

Sonnenberg<br />

In Chemnitz werden heute noch zwei 925-mm-Triebwagen von Privatleuten genutzt, so auch der Tw 228 II neben der Gaststätte<br />

einer Gartensparte an der Hofer Straße<br />

M. BERGELT<br />

Karl Marx adé – Lenin olé?<br />

Seit 1990 trägt die Stadt Chemnitz wieder ihren angestammten Namen. In einer nach dem Kommu -<br />

nisten Fritz Heckert benannten Kleingartensparte am Sonnenberg gibt es jedoch auch noch einen<br />

1929 in Bautzen gebauten LHB-Triebwagen mit der Zielanzeige „Leninstraße“ …<br />

Wer nach Zeitzeugen des legendären Chemnitzer<br />

925-mm-Schmalspurnetzes sucht,<br />

denkt natürlich sofort an das <strong>Straßenbahn</strong>museum<br />

im ehemaligen Betriebshof Kappel.<br />

Jedoch gibt es auch noch anderswo das ein<br />

oder andere sehenswerte Relikt, das die Herzen<br />

von <strong>Straßenbahn</strong>freunden höher schlagen<br />

lässt. So befindet sich auf dem Gelände<br />

des Kleingärtnervereins „Fritz Heckert“ e.V.<br />

nahe der Hofer Straße im Chemnitzer Stadtteil<br />

Sonnenberg der 1929 von LHB in Bautzen<br />

gefertigte Triebwagen 228 II (1975–1988<br />

als Tw 328 geführt). Er war bis zur Einstellung<br />

der letzten Chemnitzer Schmalspurstrecke<br />

(Linie 3 nach Rottluff) im November<br />

1988 im Einsatz und wurde am 25. Juli<br />

1989 vom Betriebshof Altendorf an seinen<br />

jetzigen Standort transportiert.<br />

Nach nunmehr fast 24 Jahren im Freien<br />

hat der Zahn der Zeit trotz guter Pflege an<br />

dem Fahrzeug genagt. <strong>Die</strong> Zielanzeige erinnert<br />

mit „Linie 9 Betriebshof Leninstraße“<br />

an die am 16. November 1975 eingestellte<br />

Strecke zwischen Schule Hilbersdorf und<br />

Schillerplatz. Der nur wenige Gehminuten<br />

entfernte Betriebshof Leninstraße (heutige<br />

Heinrich-Schütz-Straße, ursprünglich Planitzstraße)<br />

war der einstmals größte Betriebshof<br />

des Schmalspurnetzes. Nachdem<br />

er ab 1976 nicht mehr ans Gleisnetz angebunden<br />

war, diente er der NVK/CVAG noch<br />

bis 1995 als Busdepot und -werkstatt.<br />

Wer dem Triebwagen einen Besuch abstatten<br />

möchte, erreicht diesen mit der Buslinie<br />

51 (Haltestelle Hofer Straße) oder 31<br />

(Haltestelle Humboldtplatz). Das „Objekt<br />

der Begierde“ steht dann etwas südwestlich<br />

der Kreuzung Hofer Straße/Humboldstraße<br />

an der Vereinsgaststätte der Gartenanlage.<br />

MARKUS BERGELT/AM<br />

Infos & Daten Tw 228 II<br />

Baujahr: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1929<br />

Hersteller: . . . . . . . . . . . LHB, Werk Bautzen/AEG<br />

Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 925 mm<br />

Wagenbreite:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2100 mm<br />

Wagenhöhe: . . . . . . . . . . . . . . 3.380 mm (Dach)<br />

Eigenmasse: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15,4 t<br />

Fahrschalter: . . . . . . SSW-Nockenschalter OF 54<br />

Sitz-/Stehplätze: . . . . . . . . . . 22 (Querbänke)/38<br />

Länge über Puffer: . . . . . . . . . . . . . . 10.294 mm<br />

Achsabstand: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.800 mm<br />

Stundenleistung: . . . . . . . . . . . . . . . 2 x 47,8 kW<br />

Bremsen: . . . . . . Elektrische Kurzschlussbremse,<br />

Handbremse, Schienenbremse<br />

Betriebsnummern: . ab 1929: 228; ab 1975: 328<br />

Ausmusterung:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1988<br />

1989 an Kleingärtnerverein „Fritz Heckert“<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

71


■ Miniatur-Nahverkehr: Anlagen, Fahrzeuge, Tipps und Neuheiten<br />

2 Tage * für die<br />

Modell- Tram<br />

Kleine Bahn<br />

Ganz Groß<br />

10. Internationale Modell <strong>Straßenbahn</strong> Ausstellung<br />

* und eine Nacht<br />

Druck: cdt-werbedruck.de<br />

Kleine Bahn ganz groß. Teil 2<br />

■ Bis nach Mitternacht strömten<br />

die Besucher in die Chemnitzer<br />

Bushalle, wo ihnen von 48 Ausstellern<br />

Trammodelle aller Größen gezeigt wurden<br />

25. - 26.05.2013<br />

Samstag 13:00 - 01:00 Uhr<br />

Sonntag 12:00 - 16:00 Uhr<br />

ab 18:00 Uhr als besonderes Angebot zur 14. Chemnitzer Museumsnacht<br />

im CVAG Omnibusbetriebshof<br />

Chemnitz, Werner-Seelenbinder-Straße<br />

Bus-Shuttleverkehr im 30-min-Takt ab Hauptbahnhof über Zentralhalteste le<br />

Als sich am ersten Ausstellungstag<br />

um 13 Uhr die<br />

Türen öffneten und die<br />

Zuschauer gleich in großen<br />

Scharen in die zur Modelltramschau<br />

umfunktionierten Bushalle der Chemnitzer<br />

Verkehrs-AG strömten, waren<br />

manche Aussteller eigentlich noch<br />

gar nicht bereit für solch ein geballtes<br />

Interesse. Auch Johannes Puchta<br />

aus Plauen lief noch hecktisch neben<br />

seinem silbergrauen Cityrider her.<br />

Das gewaltige Trammodell im Maßstab<br />

1:10 war nicht willens, das rund<br />

40 Meter lange, in der Hallenmitte<br />

aufgebaute Gleisrondell ohne Stottern<br />

zu befahren. Mit jeweils einem<br />

gezielten Strahl Kontaktspray aus<br />

der Dose rückte Puchta schließlich<br />

den ungewollten Widerständen an<br />

Das große Depot der „Modellstraßenbahn Hamburg“ (gr. Foto) ist so<br />

breit, dass es auf zwei Module aufgeteilt werden musste. Das Teil ist<br />

dem HHA-Betriebshof Lehmweg nachempfunden. Stefan Klerk setzt von<br />

hier aus seine Fahrzeuge ein. Ein eigenes Modul besitzt er nicht. Ein<br />

Stück DDR zur Nachwendezeit stellt dagegen das Modul „Brauerei“ (kl.<br />

Foto) dar. Der durchfahrende Tram-Oldtimer kommt aber aus Hamburg<br />

OLGA BANDELOWA (12)<br />

74 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8|2013


Anlagenbau<br />

Hier stoßen die „Nürnberger“ H0-Module zweier Erbauer aneinander: vorne mit den markanten, aber noch unfertigen Bäumen der Berliner Platz<br />

in Stuttgart von Johannes Keller-Harmsen, hinten Tobias Ruschels Umsetzung der 1984 stillgelegten Nürnberger Endschleife Gustav-Adolf-Straße.<br />

Beide Module verfügen über zum Teil komplett gefrästes Selbstbaugleis und Gebäude, die größenrichtig nach realen Vorbildern gefertigt wurden<br />

den Fahrdrahtbefestigungen der Leitungsmasten<br />

zu Leibe. Danach lief‘s<br />

auch bei dem Vogtländer endlich<br />

rund und seine beiden von der ganzen<br />

Familie in monatelangem Einsatz<br />

selbstgebauten Triebwagen konnten<br />

dem staunenden Publikum fahrend<br />

vorgeführt werden.<br />

Auch Tobias Ruschel aus Nürnberg<br />

und Johannes Keller-Harmsen aus<br />

dem hessischen Petersberg hatten<br />

sich mit anderen zu einer gemeinschaftlichen<br />

Ausstellungsanlage zusammengefunden.<br />

„Unsere Module<br />

haben Übergänge nach der Norm<br />

vom Modulbau Nürnberg“, erklärt<br />

Ruschel. Auf dieser Anlage wird<br />

ausschließlich digital mit Loconet<br />

gefahren. Jeder steuert so seine eigene<br />

Bahn. „Wenn wir Zeit haben,<br />

Hanseatische Trammotive<br />

Einige Nummern kleiner ging es<br />

dagegen bei Stefan Klerk und den<br />

anderen Mitgliedern der „Modellstraßenbahn<br />

Hamburg“ zu. Sie hatten<br />

14 Module mitgebracht und zu<br />

einer großen Anlage aufgebaut, die<br />

vorwiegend hanseatische Motive im<br />

Maßstab 1:87 zeigte. Bei diesen Modellstraßenbahnern<br />

gibt es keine Vereinsanlage,<br />

sondern alle Teile sind im<br />

Privatbesitz der einzelnen Mitglieder.<br />

Für große Bauvorhaben tun sich aber<br />

auch schon mal mehrere Hobbyfreunde<br />

zusammen, um gemeinsam<br />

ein neues Teil zu verwirklichen.<br />

Oben: Ob er wohl fährt? Johannes Puchta kämpfte anfänglich mit Kontaktproblemen, die seinen Cityrider stottern<br />

ließen. Beim Vorbild hat dieser Tramtyp vom Hersteller Heiterblick auch noch immer Anlaufschwierigkeiten.<br />

Unten: Vom slowakischen Kleinhersteller Yozo stammen die H0-Modelle der T3-Tatra, die René Felgentreu<br />

aus Berlin zu einem Prager Fahrschulzug verarbeitete.Yozo liefert die Bausätze unlackiert und ohne Antrieb<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8|2013 75


<strong>Straßenbahn</strong> im Modell<br />

Mit vier H0-Trammodulen war Hans-Martin Schmid aus Nürnberg nach Chemnitz gekommen.<br />

<strong>Die</strong> großzügige Haltestelle gehört zu seinem Doppelmodul „Klinikum“. Im links anschließenden<br />

Modul „Eigenes Heim“ (kl. Foto) fällt die realistische Überhöhung der 90-Grad-Kurve auf<br />

fahren wir auch nach Fahrplan“,<br />

ergänzt er. Nach der gleichen Norm<br />

baut auch Hans-Martin Schmid seine<br />

Module. Für die Fahrzeugauswahl<br />

gilt aber keine fränkische Norm. „Wir<br />

fahren auf unseren H0m- und H0-<br />

Strecken, was der Markt so bietet“,<br />

sagt Schmid. Vom Wiener E 1 bis zum<br />

Eigenbau-Tatzelwurm war bei den<br />

„Nürnbergern“, die auch aus Fulda<br />

und Stuttgart kommen, tatsächlich<br />

alles zu sehen.<br />

Auch die Modellbahnfreunde Karlsruhe<br />

(MEK) und die Modellgruppe<br />

Südwest (MGS) hatten sich zu einer<br />

gemeinsamen Ausstellungsanlage<br />

zusammengefunden. <strong>Die</strong> Mitglieder<br />

des MEK bauen seit vielen Jahren die<br />

Albtalbahn in H0 nach, beim MGS<br />

ist das Karlsruher Modell mit seinem<br />

gemeinsamen Verkehr von Tram und<br />

Bahn auf einem Gleis das Thema. <strong>Die</strong><br />

acht MGS-Mitglieder sind junge Hobbyfreunde<br />

aus dem Raum Karlsruhe.<br />

„Wir arbeiten mit Unterstützung des<br />

MEK an unseren Modulen, helfen<br />

aber auch bei deren Anlagenteilen“,<br />

berichtet Daniel Hübner von der Südwestgruppe,<br />

die im Gegensatz zum<br />

MEK kein eingetragener Verein ist.<br />

Auf dem MGS-Anlagenteil mit seinem<br />

kombinierten aus Betrieb Straßen-<br />

<strong>Die</strong>ser Teil der gemeinsamen Ausstellungsanlage von MGS und MEK gehört<br />

Mitgliedern der Modellgruppe Südwest. Am Stellpult regelt Daniel<br />

Hübner den Verkehrsablauf. Auf dem MEK-Anlagenteil (gr. Foto) verlässt<br />

eine Bistrotram (Neumeister-Eigenbau) den Bahnhof Bad Herrenalb<br />

Auf einem Roco-Fahrwerk baute Ingbert Neumeister das Messingmodell<br />

des Stadtbahnwagens „Rizzi-Bahn“. Bei der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft<br />

wurde das Original von US-Künstler James Rizzi lackiert. Das Modell erhielt<br />

das perfekte Aussehen mittels selbst gedruckter Schiebebilder<br />

76 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8|2013


Anlagenbau<br />

Eines der kleinsten Module der Modellstraßenbahn Hamburg ist dieses mit der Polizeiwache. Es tarnt das Ende der funktionslosen Hochbahn<br />

bahn und Eisenbahn wird analog und<br />

digital gefahren. Ein Oberleitungsbetrieb<br />

ist bisher noch nicht möglich,<br />

hierfür nötige Vorbereitungen sind<br />

aber schon weit fortgeschritten.<br />

TW 3000 aus der Restekiste<br />

So wie Johannes Puchta zeigte auch<br />

Wolfgang Mönch auf dem Stand<br />

der IG Modellstraßenbahn Hannover<br />

ein Modell, dessen Vorbild es noch<br />

gar nicht gibt. <strong>Die</strong> neue Üstra-Baureihe<br />

TW 3000 lässt beim Vorbild noch<br />

auf sich warten, bei Mönch drehte<br />

sie schon ihre Runden. <strong>Die</strong> Wagenkästen<br />

hat er aus den Gehäuseresten<br />

einiger TW-2000-Modelle zusammengesetzt.<br />

„Daher gibt es auch<br />

kleine Abweichnungen“, sagt Mönch<br />

entschuldigend. Nach Versuchen mit<br />

nur einem Antrieb hat er schließlich<br />

beide Fahrzeughälten motorisiert.<br />

<strong>Die</strong> Stromaufnahme erfolgt über alle<br />

Drehgestelle. <strong>Die</strong>ses Antriebskonzept<br />

wird auch das Serienmodell erhalten,<br />

das bei Halling in der Planung ist.<br />

Beim Vorbild in Hannover noch Zukunftsmusik, bei Wolfgang Mönch<br />

aber als H0-Eigenbau schon in Betrieb – der neue TW 3000 der Üstra. Das<br />

Modell entstand aus der Restekiste und kommt dem Original sehr nahe<br />

Auch als es dämmerte, ging der erste<br />

Tag für die 48 Aussteller noch nicht<br />

zuende. Wegen fehlender Oberlichter<br />

war in der recht düsteren Bushalle<br />

von der einbrechenden Dunkelheit<br />

ohnehin kaum etwas zu merken<br />

– und neue Besucher kamen trotz<br />

vorgerückter Stunde weiterhin in den<br />

normalerweise 24 Gelenkbusse beherbergenden<br />

Flachbau. Bis früh um<br />

1 Uhr war „Kleine Bahn ganz groß“<br />

Teil der Chemnitzer Museumsnacht.<br />

Wer die schöne Ausstellung nicht<br />

selbst besuchen konnte, sollte mal<br />

bei Youtube im Internet suchen, da<br />

kann man inzwischen kleine Videos<br />

von der Veranstaltung sehen. Und<br />

nächstes Jahr gibt es ja wieder ein<br />

„Kleine Bahn ganz groß“ – dann in<br />

Plauen. JENS-OLAF GRIESE-BANDELOW<br />

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<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8|2013 77


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Zu „Das besondere Bild“<br />

(SM 6/13)<br />

Budapest: Trauerkränze<br />

kamen immer mit Tram<br />

In meiner damaligen Heimatstadt<br />

Budapest war es damals üblich, in den<br />

Blumengeschäften bestellte und dort gefertigte<br />

Trauerkränze per <strong>Straßenbahn</strong> in<br />

die Friedhöfe zu transportieren. <strong>Die</strong> Blumengeschäfte<br />

waren noch nicht mobil,<br />

deshalb wurden die Trauerkränze mit Hilfe<br />

eines „S-Hakens“ vorn, wo die Richtungsschilder<br />

eingesteckt waren, befestigt.<br />

Der Kranz auf dem Bild musste noch<br />

einmal auf die Linie 59 „umsteigen“, um<br />

in den Friedhof Farkasrét zu gelangen. So<br />

„geschmückte“ <strong>Straßenbahn</strong>en waren<br />

damals tagtäglich auf den Straßen von<br />

Budapest zu sehen.<br />

Übrigens: <strong>Die</strong> Szabadság-Brücke wurde<br />

2007/08 generalsaniert, wobei u. a.<br />

das ursprüngliche Geländer, die gusseisernen<br />

Kandelaber, aber auch andere<br />

Schmuckelemente wieder hergestellt<br />

wurden.<br />

Peter Gombar, Grafing bei München<br />

Zu „Abschied auf Raten“<br />

(SM 7/2013)<br />

Noch vier Tatra-KD4Dt<br />

im Bestand<br />

In dem interessanten Bericht ist Ihnen<br />

in der Tabelle auf Seite 47 ein Fehler unterlaufen.<br />

Sie schreiben, dass in Berlin<br />

sämtliche Wagen vom Typ KT4Dt abgestellt<br />

seien. <strong>Die</strong>se möchte ich hiermit berichtigen:<br />

Bei den Berliner Verkehrsbetrieben<br />

(BVG) sind derzeit noch vier solche<br />

Fahrzeuge im Fahrgastbetrieb unterwegs.<br />

Es handelt sich hierbei um die Wagen<br />

7016, 7057, 7058 und 7087. <strong>Die</strong>se Wagen<br />

haben ihren Fristablauf erst im Juni<br />

und Juli 2014 und werden somit noch einige<br />

Zeit zur Verfügung stehen.<br />

<strong>Die</strong> Wagen 7057 und 7087 sind im<br />

Betriebshof Weißensee stationiert und<br />

fahren meist als Doppeltraktion auf der<br />

Linie M4. <strong>Die</strong> Wagen 7016 und 7058<br />

sind im Betriebshof Lichtenberg stationiert<br />

und fahren meist als Solowagen auf<br />

der Linie 21, fuhren allerdings auch<br />

schon als Doppeltraktion auf der M5.<br />

Zum 30. April 2013 waren mit den<br />

Wagen 7005 und 7008 auf der SL 21 sogar<br />

noch zwei weitere KT4Dt im Plandienst,<br />

die dann aber zum 4. bzw. 11.<br />

Mai abgestellt wurden.<br />

Christian Scheidt, Berlin<br />

Identischen Inhalts gingen auch mehrere<br />

andere Leserbriefe in der Redaktion ein.<br />

Ergänzend schrieb Randolf Jaentsch aus<br />

Berlin:<br />

Betreffend der T6A2mod und<br />

B6A2mod – es sind noch etliche Wagen<br />

auf einigen Betriebshöfen (z.B. Marzahn<br />

und Nalepastr.) abgestellt. Nach Beobachtungen<br />

(nicht vollständig) waren dies<br />

in Marzahn im April 2013 die Wagen<br />

5135, 5137, 5141, 5143, 5152, 5157,<br />

5163, 5168, 5169, 5174, 5502, 5505,<br />

5507, 5510, 5512, 5528, 5537 und<br />

5550 sowie an der Nalepastraße im Juni<br />

2013 die Wagen 5151, 5509, 5520,<br />

5523, 5526, 5556 und 5559. Es sind<br />

noch einige Fahrzeuge mehr, die aber<br />

versteckt stehen und für Außenstehende<br />

unzugänglich sind. In Niederschönhausen<br />

stehen vermutlich ebenfalls noch einige<br />

Fahrzeuge.<br />

Am 22. Juni fotografierte Randolf Jaentsch den KT4Dt 7057 auf der Linie<br />

M4 Prerower Platz. Seine Untersuchungsfrist läuft am 13. Juli 2014 ab<br />

Auch in Neunkirchen<br />

selbst<br />

ist einer der in<br />

Esslingen<br />

gebauten GT4<br />

erhalten<br />

geblieben<br />

J. SEIDEL<br />

Zu „Reicht die Lobbyarbeit für<br />

Trams?“ (SM 5/13)<br />

<strong>Straßenbahn</strong> rechnet<br />

sich eher langfristig<br />

<strong>Die</strong> Antwort lautet für mich nein! Warum?<br />

Vielleicht ist dieses Ergebnis von der<br />

Stadt durchaus gewollt worden. Von denjenigen,<br />

die in den proppevollen Bussen<br />

fahren dürfen, haben bestimmt etliche für<br />

die <strong>Straßenbahn</strong> gestimmt. Ein Großteil<br />

der Bürger bzw. Studenten durfte wahrscheinlich<br />

gar nicht abstimmen, weil sie<br />

nur Mitbürger auf Zeit in dieser Stadt<br />

sind. Warum sollen Bürger am anderen<br />

Ende der Stadt für die <strong>Straßenbahn</strong> sein,<br />

wenn sie auf Jahre hinaus keinen Vorteil,<br />

sondern momentan nur die Kosten von<br />

dem Verkehrsmittel zu erwarten haben?<br />

Bis die Vorteile des zweifellos vernünftigen<br />

Verkehrsmittels zum Tragen kommen,<br />

werden viele Jahrzehnte vergehen. Ein<br />

Schelm, der jetzt Böses dabei denkt.<br />

Zum Thema Lobbyarbeit hat sich in<br />

Augsburg in den 1970er-Jahren die Arbeitsgemeinschaft<br />

Nahverkehr Augsburg<br />

(ANA e.V.) gegründet. <strong>Die</strong> jahrelange<br />

Arbeit mit Seminaren, Ausstellungen,<br />

Besuchen bei anderen Betrieben und<br />

Mitwirkungen bei aktuellen Planungen<br />

hat sich bei Bürgern und Politikern erst in<br />

den 1990er-Jahren in Streckenerweiterungen<br />

und neuen Fahrzeugen bezahlt<br />

gemacht. Vor drei Jahren konnte so eine<br />

1960 stillgelegte Strecke wieder in Betriebe<br />

genommen werden. Wie viel Lobbyarbeit<br />

der ANA zugeschrieben werden<br />

können, lässt sich natürlich nicht beziffern.<br />

In Aachen ist leider eine ganze Generation<br />

ohne Schienenverkehrsmittel<br />

aufgewachsen. Wer soll hier für ein Verkehrsmittel<br />

abstimmen, dessen Vorteile er<br />

nicht am einen Leib erfahren dürfte. <strong>Die</strong><br />

Politiker in Aachen haben sich hier sehr<br />

zweifelhaft aus der Affäre gezogen, zum<br />

Nachteil späterer Generationen. Schade.<br />

Karl H. Pfob, Augsburg<br />

Zu „Deutschlands Steilste“<br />

(SM 7/13)<br />

Fabelhafte Jugend -<br />

erinnerungen!<br />

Haben Sie vielen herzlichen Dank für<br />

diesen wunderbaren Beitrag über die<br />

Neunkircher <strong>Straßenbahn</strong>. Das sind für<br />

mich fabelhafte Jugenderinnerungen. Besonders<br />

gefreut hat es mich, die historischen<br />

Aufnahmen in dieser Abbildungsgröße<br />

zu finden. Aber auch die Fotos aus<br />

den siebziger Jahren gefallen mir gut und<br />

geben gut den damaligen Betrieb wieder.<br />

Neben den Fahrzeugen in Sehnde-<br />

Wehmingen bei Hannover ist übrigens<br />

auch in Neunkirchen selbst ein Wagen<br />

erhalten geblieben – der GT4 Nr. 4 auf<br />

dem Betriebsgelände der Neunkircher<br />

Verkehrs-AG.<br />

Schön ist außerdem, dass die Autoren<br />

mehrere im Buch vom Eisenbahn-Kurier<br />

veröffentlichte Fehler nicht übernommen<br />

haben – so die Länge der ersten <strong>Straßenbahn</strong>linie.<br />

Und meine Heimatstadt hatte<br />

bei Eröffnung der <strong>Straßenbahn</strong> eben<br />

noch kein Stadtrecht, entsprechend war<br />

es die Gemeindeverwaltung und kein<br />

Stadtrat, der von 1907 bis 1922 die <strong>Straßenbahn</strong><br />

leitete, wie im <strong>Straßenbahn</strong>-<br />

Magazin nun völlig richtig zu lesen ist ...<br />

J. Werner, per E-Mail<br />

78<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013


Berliner U-Bahn: Eine bunte Vielfalt …<br />

Machen Sie es sich auf Ihrem Sofa bequem und verschaffen<br />

Sie sich einen Überblick über die derzeit 173<br />

Berliner U-Bahnhöfe. <strong>Die</strong> Neuauflage des bereits vor elf<br />

Jahren erschienenen Buches ermöglicht es Ihnen, beginnend<br />

mit einer Seite Bahnhofsschilder zum Auftakt,<br />

gefolgt von einer sehr kurzen Einleitung zur Geschichte<br />

der U-Bahn. Sämtliche Bahnhöfe aller Linien werden jeweils<br />

wie Linienperlschnüre abgefahren und mit mindestens<br />

einem Bild kurz und prägnant gezeigt, so dass<br />

sich ein guter Überblick der Vielfalt des Berliner U-<br />

Bahnnetzes ergibt. Der Autor hat sein Augenmerk auf<br />

Besonderheiten gerichtet: Mal ist es die Deckenstruktur,<br />

die einen Bahnhof so besonders macht; mal sind es die<br />

Hintergleisflächen, mal die Pfeiler, mal die starke Krümmung<br />

das, was die Bahnhöfe ausmacht. Einige Eingänge<br />

und Aufzüge sind als Ergänzung zu sehen, manchmal<br />

auch etwas Kunst auf den Bahnhöfen oder ein<br />

wichtiges Bauwerk in seiner Umgebung.<br />

Viele der Bilder zeigen nahezu menschenleere<br />

Bahnsteige, Züge sind eher nicht im Fokus dieses Buches.<br />

So fällt das Auge des Betrachters ohne Ablenkung<br />

auf die Gestaltung der Bahnhöfe und ihre Besonderheiten.<br />

In einem sehr kurzen Text beschreibt der<br />

Autor die Charakteristika jeder Linie, ergänzt um die<br />

Eröffnungsdaten der einzelnen Abschnitte. Das Bahnhofsverzeichnis<br />

am Ende bietet eine alphabetische Auflistung<br />

aller Bahnhöfe von Adenauerplatz bis Zwickauer<br />

Damm mit allen Umbenennungen und<br />

Eröffnungsdaten und eignet sich zum unverzüglichen<br />

Auffinden der Seite, auf dem der jeweilige Bahnhof zu<br />

finden ist.<br />

Wenn Sie mehr über Berlins<br />

U-Bahn wissen möchten,<br />

müssten Sie sich allerdings<br />

vom Sofa erheben<br />

und entweder in weiterführende<br />

Literatur hineinsehen<br />

oder sich gar selbst in den<br />

Berliner Untergrund oder<br />

auf die Hochbahnviadukte<br />

begeben, denn das Durchblättern<br />

regt durchaus<br />

dazu an. Das Buch ist aktualisiert<br />

und die Aufnahmen sind von guter Qualität, sogar die<br />

künftigen Bahnhöfe der Verlängerung der U5 vom Alex<br />

aus in Richtung Westen zur U55 sind bereits als Visualisierungen<br />

vertreten. Der Autor beschreibt das Wesen der<br />

Berliner U-Bahn als eher facettenreich und historisch geprägt<br />

statt als uniform und langweilig; dies gilt auch für<br />

das vorliegende Buch aus der „schwarzen Reihe“ aus<br />

dem Robert Schwandl Verlag: Steigen Sie selbst mal<br />

(wieder) in die U-Bahn, um noch mehr aus der 111-jährigen<br />

Geschichte der U-Bahn zu entdecken. Wie üblich<br />

spricht Robert Schwandl ein internationales Publikum an,<br />

denn das Buch ist konsequent zweisprachig, deutsch und<br />

englisch, wenngleich die Texte insgesamt etwas knapp<br />

ausgefallen sind.<br />

BERNHARD KUSSMAGK<br />

Robert Schwandl: Berlin U-Bahn Album, 2. Auflage,<br />

160 Seiten, A5 hoch, mit ca. 420 Farbaufnahmen<br />

und einem Plan, Robert Schwandl Verlag<br />

Berlin 2013, ISBN 978-3-936573-39-8; 14,50 Euro<br />

Lesen<br />

Sie noch oder<br />

sammeln<br />

<br />

Sie schon?<br />

Lückenlose Bilderreise durch Kassel<br />

Innerhalb seiner Reihe „Auf Schienen unterwegs“ verlegte<br />

der Erfurter Sutton-Verlag im Frühjahr einen Bildband<br />

über die Kasseler <strong>Straßenbahn</strong>. Autor Ulrich Fröhberg<br />

(Jahrgang 1949) stellt darin innerhalb von acht<br />

Kapiteln die Entwicklung der Kasseler <strong>Straßenbahn</strong> von<br />

den Anfängen als Dampfbahn 1877 über die Aufnahme<br />

des elektrischen Betriebes 1898 bis zur heutigen Zeit<br />

vor. <strong>Die</strong> Herkulesbahn ist darunter ebenso zu finden wie<br />

Arbeitswagen und Betriebshöfe im Wandel der Jahrzehnte.<br />

Neben seinen eigenen Aufnahmen aus immerhin<br />

fünf Jahrzehnten sind auch Aufnahmen aus den Beständen<br />

des Stadtarchivs, der KVG sowie den Sammlungen<br />

anderer <strong>Straßenbahn</strong>freunde zum Abdruck gekommen.<br />

Damit ist es gelungen, ein nahezu lückenloses Bild über<br />

die Entwicklung der Tram in Kassel zu zeichnen!<br />

<strong>Die</strong> ausgewählten Illustrationen sind motivlich aussagekräftig<br />

und handwerklich fast immer gut, bei mehr<br />

als 100 Jahre alten Aufnahmen sind Abstriche selbstverständlich<br />

und akzeptabel.<br />

Besonders lobenswert sind außerdem die inhalts -<br />

reichen Bildunterschriften, die viele Zusatzinformationen<br />

enthalten. <strong>Die</strong> in dieser Buchreihe wie immer gefühlt<br />

viel zu kurzen Einführungstexte werden dadurch bestens<br />

ergänzt. <strong>Die</strong> von Hand gezeichneten Linienpläne<br />

entsprechend zwar nicht dem Stand der heutigen technischen<br />

Möglichkeiten – ihre Aussagekraft leidet darunter<br />

jedoch keinesfalls; schön, dass Autor und Verlag auf<br />

solche Zeichnungen wert gelegt haben.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013<br />

Schade ist, dass der<br />

Verlag dem Autor nur einen<br />

kleinen Farbteil zubilligte.<br />

<strong>Die</strong> darin veröffentlichten<br />

Aufnahmen<br />

stammen aus immerhin<br />

fünf Jahrzehnten und<br />

sind technisch gut wiedergegeben.<br />

Zahlreiche<br />

Aufnahmen aus der<br />

heutigen Zeit lediglich<br />

in Schwarzweiß zu betrachten,<br />

empfindet der Rezensent hingegen als anachronistisch<br />

– aber scheinbar erreicht der Verlag nur so<br />

das gewünschte Verhältnis zwischen Druckkosten, Gewinnspanne<br />

und Verkaufspreis? Letzterer ist mit knapp<br />

20 Euro für eine Broschur mit lediglich 15 Farbseiten als<br />

eher hoch einzustufen. <strong>Die</strong> Fülle an Informationen und<br />

Aufnahmen rechtfertigt dennoch für jeden <strong>Straßenbahn</strong>freund<br />

den Kauf dieses Buches. Wer sich in die oftmals<br />

völlig unbekannten Motive vertieft, wird den Erwerb<br />

des Bildbandes keinesfalls bereuen – ganz egal,<br />

ob man Kassel kaum kennt – oder bestens mit allen<br />

Örtlichkeiten vertraut ist.<br />

ANDRÉ MARKS<br />

Ulrich Fröhberg: <strong>Die</strong> Kasseler <strong>Straßenbahn</strong>, 144<br />

Seiten, 16,5 x 23,5 cm, Broschur, mit 30 Farb- und<br />

228 Schwarzweißaufnahmen, Sutton-Verlag Erfurt<br />

2013, ISBN: 978-3-95400-186-6; 19,95 Euro<br />

<strong>Die</strong>se hochwertigen Acryl-Sammelkassetten<br />

helfen Ihnen, Ihre <strong>STRASSENBAHN</strong>-<br />

<strong>MAGAZIN</strong>-Ausgaben zu ordnen. In jede<br />

Kassette passt ein kompletter Jahrgang.<br />

1 Acryl-Kassette<br />

€ 18,95<br />

Best.-Nr. 75000<br />

15% gespart bei 5 Acryl-Kassetten<br />

€ 79,95<br />

Best.-Nr. 75001<br />

Jetzt bestellen unter:<br />

www.strassenbahn-magazin.de oder<br />

Telefon 0180-532 16 17<br />

(14 Cent/Minute von 8-18 Uhr)


Literatur · Händlerverzeichnis · Impressum<br />

Nummer 286 • 8/2013 • August • 44. Jahrgang<br />

80<br />

Termine<br />

In diesen Fachgeschäften erhalten Sie das <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Postleitzahlgebiet 0<br />

Thalia-Buchhandlung, 02625 Bautzen,<br />

Kornmarkt 7 · Fachbuchhandlung<br />

Hermann Sack, 04107 Leipzig,<br />

Harkortstr. 7<br />

Postleitzahlgebiet 1<br />

Schweitzer Sortiment, 10117 Berlin,<br />

Französische Str. 13/14 · Loko Motive<br />

Fachbuchhandlung, 10777 Berlin,<br />

Regensburger Str. 25 · Modellbahnen<br />

& Spielwaren Michael Turberg, 10789<br />

Berlin, Lietzenburger Str. 51 · Buchhandlung<br />

Flügelrad, 10963 Berlin,<br />

Stresemannstr. 107 · Modellbahn-<br />

Pietsch, 12105 Berlin, Prühßstr. 34<br />

Postleitzahlgebiet 2<br />

Roland Modellbahnstudio,<br />

28217 Bremen, Wartburgstr. 59<br />

Postleitzahlgebiet 3<br />

Buchhandlung Decius, 30159 Hannover,<br />

Marktstr. 52 · Train & Play, 30159<br />

Hannover, Breite Str. 7 · Pfankuch<br />

Buch, 38023 Braunschweig, Postfach<br />

3360 · Pfankuch Buch, Kleine Burg<br />

10, 38100 Braunschweig<br />

Postleitzahlgebiet 4<br />

Menzels Lokschuppen, 40217 Düsseldorf,<br />

Friedrichstr. 6 · Goethe-Buchhandlung,<br />

40549 Düsseldorf, Will -<br />

stätterstr. 15 · Modellbahnladen Hilden,<br />

Hofstr. 12, 40723 Hilden · Fach -<br />

buchhandlung Jürgen Donat, 47058<br />

Duis burg, Ottilienplatz 6<br />

Postleitzahlgebiet 5<br />

Technische Spielwaren Karin Lindenberg,<br />

50676 Köln, Blaubach 6-8 ·<br />

Modellbahn-Center Hünerbein, 52062<br />

Aachen, Augustinergasse 14 · Mayersche<br />

Buchhandlung, 52064 Aachen,<br />

Matthiashofstr. 28-30 · Buchhandlung<br />

Karl Kersting, 58095 Hagen, Berg -<br />

str. 78<br />

Postleitzahlgebiet 6<br />

Kerst & Schweitzer, 60486 Frankfurt,<br />

Solmsstr. 75<br />

Postleitzahlgebiet 7<br />

Stuttgarter Eisenbahn-u.Verkehrsparadies,<br />

70176 Stuttgart, Leuschnerstr. 35<br />

· Buchhandlung Wilhelm Messerschmidt,<br />

70193 Stuttgart, Schwabstr.<br />

96 · Buchhandlung Albert Müller,<br />

70597 Stutt gart, Epplestr. 19C · Eisen -<br />

bahn-Treffpunkt Schweickhardt,<br />

71334 Waiblingen, Biegelwiesenstr.<br />

31 · Osiandersche Buch handlung,<br />

72072 Tübingen, Unter dem Holz 25 ·<br />

Buch verkauf Alfred Junginger, 73312<br />

Ob Tag der offenen Tür, Sonderfahrt oder Sym posium:<br />

Veröffentlichen Sie Ihren Termin hier kostenlos.<br />

Fax (0 89) 13 06 99-700 · E-Mail: redaktion@geramond.de<br />

21. Juli, Stuttgart: „Umsteigen bitte“ heißt es für die Fahrgäste<br />

der Oldtimerlinie 23. Aufgrund von Bauarbeiten verkehren zwischen<br />

<strong>Straßenbahn</strong>welt und Ruhbank (Fernsehturm) für ca. zwei<br />

Jahren ersatzweise historische Omnibusse. Zur Umstellung veranstalten<br />

SSB und SHB einen Aktionstag mit jeder Menge Fahr -<br />

betrieb. <strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong>linien 21 und 23 sowie die neue Buslinie<br />

23E verkehren zwischen 10.30 und 17 Uhr im Stundentakt. Für<br />

Vielfahrer gibt es günstige Tagestickets. <strong>Die</strong> <strong>Straßenbahn</strong>welt<br />

bietet ein buntes Rahmenprogramm. Info: www.strassenbahnwelt.com<br />

oder www.shb-ev.info<br />

21. Juli, Bochum: Zwischen 11 und 17 Uhr fährt der „Muse ums-<br />

Express“ der VhAG Bogestra mit historischen <strong>Straßenbahn</strong>en als<br />

Zu brin ger vom Hbf Bochum, Bstg. Linie 308/318, zum Bahnhof<br />

Bo.-Dahl hausen, wo in den Pendel-Schienenbus zum Eisenbahnmuseum<br />

umgestiegen werden kann. Nähere Informationen:<br />

www.vhag-bogestra.de<br />

21. Juli, Leipzig: Der „Historische <strong>Straßenbahn</strong>hof Leipzig-Möckern“<br />

hat von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Neben den historischen<br />

<strong>Straßenbahn</strong>en und technischen Exponaten kann auch die Modellstraßenbahnanlage<br />

besichtigt werden. Stündlich pendelt die<br />

Linie 29E zwischen Museum und Innenstadt mit historischen Wagen,<br />

außerdem finden damit Sonderfahrten statt. Weitere Informationen<br />

unter: www.strassenbahnmuseum.de<br />

28. Juli, München: MVG-Museum von 11 bis 17 Uhr geöffnet,<br />

Ständlerstraße 20, 81549 München<br />

28. Juli, Wuppertal: Fahrtag bei den BMB. <strong>Die</strong> Bergischen Museumsbahnen<br />

e.V. fahren auf ihrer Strecke zwischen der Kohlfurther<br />

Brücke und Greuel im Halbstundentakt. Das Museum selbst<br />

ist samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Fahrplan<br />

und Informationen unter www.tram-info.de/bmb<br />

28. Juli, Sehnde-Wehmingen: <strong>Straßenbahn</strong> selbst fahren im<br />

Hannoverschen <strong>Straßenbahn</strong>-Museum, Hohenfelser Straße 16,<br />

31319 Sehnde, geöffnet von 11–17 Uhr, Gelegenheit, unter Anleitung<br />

eines HSM-Fahrlehrers selbst eine <strong>Straßenbahn</strong> zu fahren,<br />

Kosten: 15 EUR, siehe www.tram-museum.de<br />

3. August, Augsburg: Rundfahrt mit KSW, organisiert von den<br />

Freunden der Augsburger <strong>Straßenbahn</strong> e.V. und den Verkehrs -<br />

betrieben. Start ist am Königsplatz (Bahnst. „H“ der Linie 2 Richtung<br />

Stadttheater) um 13.05, 14.05 und 15.05 Uhr <strong>Die</strong> Fahrt<br />

dauert ca. 40 Minuten und kostet 3 EUR für Erwachsene und 1,50<br />

EUR für Kinder. Mitglieder anderer Nahverkehrsfreunde sind frei.<br />

Bitte beim Fahrbegleiter melden<br />

3. August, Berlin: Führungen durch den Betriebshof Niederschönhausen<br />

und die Sammlung historischer <strong>Straßenbahn</strong>en und<br />

Busse der BVG; <strong>Die</strong>tzgenstraße 100 (<strong>Straßenbahn</strong>linie M1 bis Haltestelle<br />

Nordend, Buslinien 107 und 124 bis Haltestelle <strong>Die</strong>tzgenstr./Mittelstr.);<br />

stündlich von 10 bis 15 Uhr; Eintritt: Erwachsene<br />

2 Euro, Kinder (6–14 Jahre) 1 Euro; www.dvn-berlin.de<br />

3. August, Freiburg: Pendelfahrten der Oldtimerlinie 7 zwischen<br />

Musikhochschule und Paduaallee von 9.55 bis ca. 17.45 Uhr; parallel<br />

verkehrt das Tramcafé von 12.25 bis ebenfalls ca. 17.45 Uhr<br />

im 30-Minuten-Takt zwischen Rieselfeld und Vauban; Mitfahrten<br />

sind kostenlos; Spenden an die Freunde der Freiburger <strong>Straßenbahn</strong><br />

e.V. sind willkommen; Informationen siehe www.fdfs.de<br />

11. August, Bochum: „Werkstattfahrt <strong>Straßenbahn</strong>“ der VhAG<br />

BOGESTRA: Werfen Sie zunächst einen Blick hinter die Kulissen<br />

des <strong>Straßenbahn</strong>betriebs Bochum. Von dort aus geht es mit dem<br />

historischen Tw 96 zum Betrieb Gelsenkirchen und anschließend<br />

über Buer und Erle zurück nach Bochum. Infos und Anmeldung:<br />

www.vhag-bogestra.de<br />

11. August, Sehnde-Wehmingen: Oldtimertag im Hannoverschen<br />

<strong>Straßenbahn</strong>-Museum, Hohenfelser Straße 16, 31319<br />

Sehnde, geöffnet von 11–17 Uhr, weitere Informationen unter<br />

www.tram-museum.de oder vorstand@tram-museum.de<br />

11./25. August, Wuppertal: Fahrbetrieb auf <strong>Straßenbahn</strong> Kohlfurth<br />

– Cronenberg, Infos über die Bergischen Museumsbahnen<br />

e.V. unter www.tram-info.de/bmb<br />

11. August, Berlin: Themenfahrten mit historischen <strong>Straßenbahn</strong>en:<br />

2,5-stündige Rundfahrten 11 und 14 Uhr ab Alexanderplatz/Dircksenstraße;<br />

Fahrpreise: Erwachsene 6 Euro, Kinder (6–<br />

14 Jahre) 3 EUR; Fahrscheine in den Wagen erhältlich, keine<br />

Platzreservierung, siehe auch www.dvn-berlin.de<br />

17. August, Strausberg: <strong>Die</strong> Strausberger Eisenbahn feiert ihr<br />

120. Jubiläum<br />

Geis lingen, Karlstr. 14 · Service rund<br />

ums Buch Uwe Mumm, 75180 Pforzheim,<br />

Hirsauer Str. 122 · Modellbahnen<br />

Mössner, 79261 Gutach, Landstr.<br />

16 A<br />

Postleitzahlgebiet 8<br />

Fachbuchzentrum & Antiquariat Stiletto,<br />

80634 München, Schulstr. 19 ·<br />

Augsburger Lok schuppen, 86199<br />

Augsburg, Gögginger Str. 110 · Verlag<br />

Benedikt Bickel, 86529 Schroben -<br />

hausen, Ingolstädter Str. 54<br />

Postleitzahlgebiet 9<br />

Buchhandlung Jakob, 90402 Nürnberg,<br />

Hefners platz 8 · Modellbahnvertrieb<br />

Gisela Scholz, 90451 Nürnberg,<br />

Nördlinger Str. 13 · Modell spielwaren<br />

Helmut Sigmund, 90478 Nürnberg,<br />

Schweiggerstr. 5 · Buchhandlung<br />

Rupprecht, 92648 Vohenstrauß, Zum<br />

Beckenkeller 2 · Fried rich Pustet & .,<br />

94032 Passau, Nibe lun gen platz 1 ·<br />

Schöningh Buchhandlung & ., 97070<br />

Würz burg, Franziskanerplatz 4<br />

Österreich<br />

Buchhandlung Herder, 1010 Wien,<br />

Wollzeile 33 · Modellbau Pospischil,<br />

1020 Wien, Novaragasse 47 · Technische<br />

Fachbuch handlung, 1040 Wien,<br />

Wiedner Hauptstr. 13 · Leporello – die<br />

Buchhandlung, 1090 Wien, Liechtensteinstr.<br />

17 · Buchhandlung Morawa,<br />

1140 Wien, Hackinger Str. 52 · Buchhandlung<br />

J. Heyn, 9020 Klagenfurt,<br />

Kramergasse 2-4<br />

Belgien<br />

Musée du Transport Urbain Bruxellois,<br />

1090 Brüssel, Boulevard de Smet de<br />

Naeyer 423/1<br />

Tschechien<br />

Rezek Pragomodel, 110 00 Praha 1<br />

Klimentska 32<br />

Dänemark<br />

Peter Andersens Forlag, 2640 Hede -<br />

husene, Brandvaenget 60<br />

Spanien<br />

Librimport, 8027 Barcelona, Ciudad<br />

de Elche 5<br />

Großbritannien<br />

ABOUT, GU46 6LJ, Yateley,<br />

4 Borderside<br />

Niederlande<br />

van Stockum Boekverkopers, 2512 GV,<br />

Den Haag, Westeinde 57 · Norsk<br />

Modell jernbane AS, 6815 ES, Arnheim,<br />

Kluizeweg 474<br />

www.strassenbahn-magazin.de<br />

Redaktionsanschrift:<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Postfach 40 02 09 · D-80702 München<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.720<br />

Fax + 49 (0) 89.13 06 99.700<br />

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Verantw. Redakteur:<br />

André Marks, andre.marks@geramond.de<br />

Redaktion:<br />

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Redaktion Journal/aktuelle Meldungen:<br />

Philipp Krammer,<br />

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Redaktion <strong>Straßenbahn</strong> im Modell:<br />

Jens-Olaf Griese-Bande low,<br />

jobandelow@geramond.de<br />

Redaktionsteam:<br />

Berthold <strong>Die</strong>trich-Vandoninck, Wolfgang Kaiser,<br />

Michael Kochems, Bernhard Kuß magk,<br />

Ronald Glembotzky, Dr. Martin Pabst,<br />

Axel Reuther, Robert Schrempf, Michael Sperl<br />

Redaktionsassistenz: Brigitte Stuiber<br />

ABO –HOTLINE<br />

Leserservice, GeraMond-Programm<br />

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Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 23 vom 1.1.2013<br />

Layout: Axel Ladleif<br />

Litho: Cromika, Verona<br />

Druck: Stürtz GmbH, Würzburg<br />

Verlag:<br />

GeraMond Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Geschäftsführung:<br />

Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />

Herstellungsleitung:<br />

Sandra Kho<br />

Vertrieb Zeitschriften:<br />

Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung Handel:<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />

Preise: Einzelheft Euro 8,50 (D), Euro 9,50 (A),<br />

sFr. 15,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Porto;<br />

Jahresabopreis (12 Hefte) Euro 91,80 (incl. MwSt.,<br />

im Ausland zzgl. Versandkosten)<br />

Erscheinen und Bezug: <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

erscheint monatlich. Sie erhalten die Reihe in Deutsch -<br />

land, in Österreich und in der Schweiz im Bahnhofs buch -<br />

handel, an gut sortierten Zeitschriftenki os ken, im Fachbuchhandel<br />

sowie direkt beim Verlag.<br />

© 2013 by GeraMond Verlag. <strong>Die</strong> Zeitschrift und alle ihre<br />

enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manu skripts erwirbt<br />

der Verlag das aus schließ liche Recht zur Ver öffentlichung.<br />

Für unverlangt ein gesandte Fotos wird keine Haftung<br />

übernommen. Gerichtsstand ist München.<br />

Ver antwortlich für den redaktionellen Inhalt: André Marks;<br />

verantwortlich für Anzeigen: Helmut Kramer, beide Infanteriestr.<br />

11a, 80797 München.<br />

ISSN 0340-7071 • 10815<br />

Betriebe<br />

Fahrzeuge<br />

Geschichte<br />

SCHIFFClassic<br />

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kann das Abo nach dem ersten Bezugsjahr jederzeit kündigen.<br />

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oder per Fax an 0180-532 16 20 (14 ct/min.),<br />

per E-Mail: leserservice@strassenbahnmagazin.de<br />

www.strassenbahn-magazin.de/abo<br />

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** Solange Vorrat reicht, sonst gleichwertige Prämie


<strong>Vorschau</strong><br />

Liebe Leser,<br />

Sie haben<br />

Freunde, die<br />

sich ebenso<br />

für die<br />

<strong>Straßenbahn</strong><br />

mit all Ihren<br />

Facetten begeistern<br />

wie Sie? Dann empfehlen<br />

Sie uns doch weiter! Ich freue mich<br />

über jeden neuen Leser<br />

TOPTHEMA 40 Jahre Stadtbahnwagen B – vom<br />

Kompromiss zum erfolgreichen Serienfahrzeug<br />

Im Frühjahr 1973 wurde das erste sechsachsige Stadtbahnfahrzeug einer neuen Bauart an die Kölner Verkehrs-Betriebe<br />

abgeliefert. Vorausgegangen war eine jahrelange, von etlichen Wirrungen geprägte Suche nach einem für den Einsatz im<br />

geplanten landesweiten Stadtbahnnetz von Nordrhein-Westfalen geeigneten Fahrzeug. Bis 1989 wurden schließlich fast<br />

500 Fahrzeuge gebaut. Sie waren Vorbild für mehrere Konstruktionen anderer Netze im In- und Ausland. Axel Reuther<br />

nimmt das Jubiläum zum Anlass die Vorgeschichte und die Anfänge in den 1970er Jahren näher zu betrachten.<br />

Weitere Themen der kommenden Ausgabe<br />

Berlin: Stilllegung nach über<br />

138 Jahren im „Feuerland”<br />

In der Berliner Chausseestraße, einem der ältesten <strong>Straßenbahn</strong>abschnitte<br />

der Stadt, wird bald der Betrieb eingestellt.<br />

Bernhard Kußmagk zeichnet die Entwicklung der <strong>Straßenbahn</strong><br />

in den vergangenen 138 Jahren an dieser Stelle nach.<br />

Im Zuge von Bauarbeiten an der Kreuzung Invalidenstraße<br />

Ecke Chausseestraße wird sie nun voraussichtlich Ende August<br />

außer Betrieb genommen und endgültig stillgelegt.<br />

Tram-Trains – Zwischenfazit und<br />

Ausblick auf laufende Projekte<br />

Was sieht aus wie eine etwas breitere, etwas schwerere<br />

<strong>Straßenbahn</strong>, fährt auf <strong>Straßenbahn</strong>gleisen und kann auch<br />

bimmeln wie eine <strong>Straßenbahn</strong>, ist aber keine? Richtig, ein<br />

Tram-Train. Doch ganz so einfach ist es nicht, wie Stefan<br />

Vockrodt in dem Beitrag aufzeigt. Er stellt die „Zwitter“, die<br />

sowohl nach <strong>Straßenbahn</strong>- als auch Eisenbahn-Betriebsordnung<br />

zugelassen sein müssen, vor allem in Deutschland vor.<br />

M. BEITELSMANN<br />

Manchester – eine Eisenbahnstadt<br />

im <strong>Straßenbahn</strong>fieber<br />

Slg. A. Reuther<br />

Fällt der Name Manchester, so leuchten vor allem die Augen<br />

von Eisenbahnfreunden auf. Aber die Stadt kann seit 1992<br />

auch einen Jahr für Jahr weiter wachsenden Stadtbahnbetrieb<br />

vorweisen. Unser Korrespondent Andrew Thompson<br />

aus Großbritannien berichtet über die Neuigkeiten von der<br />

Manchester Metrolink, einem Betrieb, der sich „explosionsartig<br />

erweitert“.<br />

A. THOMPSON<br />

Nur 32 Jahre im Betrieb:<br />

<strong>Straßenbahn</strong> in Wilhelmshaven<br />

Vor 100 Jahren wurde die <strong>Straßenbahn</strong> an der Jade eröffnet<br />

– im März 1945 stellte sie aufgrund gravierender Kriegszerstörungen<br />

ihren Betrieb ein. Andreas Mausolf erinnert an<br />

das Entstehen der Tram in Wilhelmshaven, ihren Betrieb und<br />

ihr Ende. Dabei stellt er auch kurz die eingesetzten Fahrzeuge<br />

vor und lässt auch den Obusbetrieb von 1942 bis 1960<br />

nicht unerwähnt.<br />

André Marks,<br />

verantwortlicher Redakteur<br />

Ende gut …?<br />

Petition für Linie 61<br />

nach Rahnsdorf<br />

Nach Redaktionsschluss für den<br />

Journal-Teil dieser Ausgabe traf<br />

die Nachricht ein, dass die <strong>Straßenbahn</strong>linie<br />

61 nach Rahnsdorf<br />

wohl bald eingestellt wird. BVG<br />

und Senat scheuen die Investition,<br />

den Streckenabschnitt nördlich<br />

des Großen Müggelsees zu sanieren.<br />

Wegen der erwarteten Kosten<br />

und geringer Fahrgastzahlen sei<br />

die Stilllegung der 2,5 Kilometer<br />

langen Trasse ab Berlin-Friedrichshagen<br />

so gut wie sicher, hieß es<br />

Anfang Juli.<br />

<strong>Die</strong> Linie 61 gehöre im betroffenen<br />

Bereich zu den „nachfrageschwächsten<br />

Linien“, so ein BVG-<br />

Sprecher. Zwar würden bei<br />

Sommerwetter knapp 1.000 Fahrgäste<br />

den betreffenden <strong>Straßenbahn</strong>abschnitt<br />

nutzen, bei schlechtem<br />

Wetter jedoch nur etwa 400.<br />

Demnach sind auf der als „Uferbahn“<br />

bekannten Linie 68 zwischen<br />

Grünau und Schmöckwitz<br />

deutlich mehr Personen unterwegs,<br />

deren vor kurzem abgeschlossene<br />

Sanierung sehr umstritten<br />

ist – sie war aus verschiedenen<br />

Gründen vergleichsweise teuer<br />

ausgefallen.<br />

Anfang Juni versendeten <strong>Straßenbahn</strong>freunde<br />

per E-Mail eine<br />

Petition zum Erhalt der Linie 61<br />

zwischen S-Bahnhof Berlin-Friedrichs<br />

hagen und Rahnsdorf Wald -<br />

schänke. Ob diese Unterschriften<br />

dazu beitragen können, das drohende<br />

Ende der reizvollen Linie<br />

abzuwenden?<br />

AM<br />

DAS <strong>STRASSENBAHN</strong>-<strong>MAGAZIN</strong> 9/2013 erscheint am 23. August 2013<br />

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Das besondere Bild<br />

Das besondere Bild<br />

Bis zum 3. Juli 1966<br />

war es in Basel möglich,<br />

am Spalentor von der<br />

Missionsstrasse her<br />

kommende <strong>Straßenbahn</strong>wagen<br />

aus dieser<br />

Perspektive zu fotografieren.<br />

Hier kreuzten<br />

sich die Linien 2 und 3.<br />

Zum erwähnten Datum<br />

wurde der Westast der<br />

Linie 2 „der Autolobby<br />

geopfert“. Anschließend<br />

ersetzten Busse und später<br />

dann Trolleybusse<br />

das Tram. Inzwischen ist<br />

auch der Obus bereits<br />

wieder Geschichte.<br />

In der Zeit des „Autobooms“,<br />

also in den<br />

1960/1970er-Jahren,<br />

durchlebte das Basler<br />

Tram generell schwierige<br />

Zeiten. Viele Linien<br />

sollten eingestellt werden<br />

– da damals diskutierte<br />

Tiefbahnpläne jedoch<br />

nicht so schnell<br />

verwirklichbar waren,<br />

verschob sich die Still -<br />

legung mehrere <strong>Straßenbahn</strong>strecken<br />

– und kam<br />

schlussendlich nicht<br />

zum Tragen.<br />

Neben der abgebildeten<br />

Strecke mussten die Verkehrsbetriebe<br />

aufgrund<br />

der politischen Umstände<br />

in den 1960er-Jahren<br />

allerdings auch die<br />

grenzüberschreitenden<br />

Linien nach Lörrach,<br />

St. Louis und Huningue<br />

einstellen.<br />

Heute spricht niemand<br />

mehr von Umstellungen,<br />

sondern nur noch von<br />

der Erweiterung des<br />

Netzes.<br />

Das besondere Bild<br />

TEXT UND FOTO:<br />

N. MÜLLER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2013 83


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