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WIRTSCHAFT+MARKT Messen 2014 (Vorschau)

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25. Jahrgang | Heft 1 | Februar/März <strong>2014</strong> | € 3,50 | ZKZ 84618<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

DAS OSTDEUTSCHE E UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

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Hauptstadt<br />

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Berlin<br />

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<strong>Messen</strong><br />

Frankfurter Buchmesse ·<br />

<strong>2014</strong>:<br />

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Hier Woche · IFA trifft Internationale<br />

sich<br />

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der Buchmesse<br />

Mittelstand<br />

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Messe Berlin – ein ausgezeichneter Platz für<br />

<strong>Messen</strong> und Kongresse<br />

Perfekte Infrastruktur, intelligente Services und eine weltberühmte Stadt voller<br />

Kultur und Leben.<br />

messe-berlin.de


W+M Editorial | 3<br />

Schwarz-roter Koalitionsvertrag setzt zu<br />

wenig auf Wachstum und Beschäftigung<br />

Zum Ende des abgelaufenen Jahres hat es dann doch noch geklappt<br />

– CDU, CSU und SPD einigten sich auf die Bildung einer Großen<br />

Koalition, die bis 2017 die Geschicke des Landes lenken soll.<br />

Der zähe Prozess der Erarbeitung eines Koalitionsvertrages lässt<br />

zumindest Bedenken aufkommen, ob diese in beiden Lagern ungeliebte<br />

„Vernunft-Ehe“ in der Praxis zu wichtigen und richtigen Entscheidungen<br />

fähig sein wird. Spätestens seit Jahresbeginn stehen<br />

Union und Sozialdemokraten hier unter öffentlicher Beobachtung.<br />

Aus Sicht der Wirtschaft scheint es so, als sei mit dem Koalitionsvertrag<br />

nicht der große Wurf gelungen. Trotz einiger guter<br />

Aspekte – etwa dem Verzicht auf Steuererhöhungen – finden sich im<br />

Regierungsprogramm zu viele Regelungen, die die Wirtschaft, den<br />

Arbeitsmarkt und auch künftige Generationen zusätzlich belasten.<br />

Leider befasst sich der Koalitionsvertrag an vielen Stellen mit dem<br />

Umverteilen und zu wenig damit, wie Wachstum, Beschäftigung<br />

und damit auch Steuereinnahmen erwirtschaftet werden können.<br />

Auch wenn im Wahlkampf vielstimmig ein flächendeckender und<br />

einheitlicher Mindestlohn gefordert worden war, könnte er in den<br />

neuen Ländern wie ein Bumerang wirken. Nach Ansicht von Experten<br />

gefährdet der geplante Mindestlohn von 8,50 Euro speziell in<br />

etlichen Branchen in Ostdeutschland viele Arbeitsplätze und verschlechtert<br />

die Beschäftigungschancen von Geringqualifizierten.<br />

Zwischen Rügen, Rheinsberg und dem Rennsteig ist jeder vierte<br />

Arbeitnehmer von dem geplanten Mindestlohn betroffen. Gerade<br />

für kleine Betriebe im Handel und für Dienstleister steigen durch<br />

den Mindestlohn die Kosten, was letztlich zum Abbau von Stellen<br />

führen könnte.<br />

Beim Thema Energiewende zeigt die Große Koalition bislang keinen<br />

überzeugenden Weg aus der Kostenfalle auf. Der Anstieg der EEG-<br />

Umlage wird nicht gestoppt und damit ist zu befürchten, dass sie in<br />

den kommenden Jahren auf über 30 Milliarden Euro klettert. Damit<br />

werden die hohen Energiepreise ein großes Konjunktur- und Wachstumsrisiko<br />

bleiben.<br />

Investitionen in die Infrastruktur sind dringend erforderlich. Doch<br />

auch hier springt die Koalition sehr kurz – sie hat lediglich fünf<br />

Milliarden Euro für Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen vorgesehen.<br />

Das wird bei Weitem nicht reichen.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass öffentlich kommunizierte Ideen, wie man<br />

die Staatseinnahmen weiter erhöhen könnte, von den Regierungspartnern<br />

nicht in die Praxis umgesetzt werden. Der Wirtschaftsstandort<br />

Deutschland sollte nicht durch zusätzliche Abgaben, wie<br />

etwa die angedachte Ausweitung der Lkw-Maut auf alle Bundesstraßen,<br />

belastet werden.<br />

Das Kapitel „Deutsche Einheit stärken“ nimmt im 185 Seiten<br />

umfassenden Koalitionsvertrag knapp anderthalb Seiten ein. Der<br />

Inhalt ist auch hier – wie insgesamt – vage und allgemein gehalten.<br />

Zitat: „Wir wollen eine stabile und gute wirtschaftliche sowie<br />

soziale Entwicklung Ostdeutschlands erreichen. Investitionen in<br />

die gewerbliche Wirtschaft, in Forschung und Entwicklung sowie<br />

in die Chancen des ländlichen Raumes haben einen hohen Stellenwert,<br />

um dieses Ziel zu erreichen.“<br />

Dieser grundsätzlich positiven Rhetorik müssen Maßnahmen<br />

folgen, die die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den<br />

neuen Ländern verbessern. Unser Magazin wird die Umsetzung des<br />

Koalitionsvertrages intensiv verfolgen und journalistisch begleiten.<br />

Ihr<br />

Karsten Hintzmann<br />

Chefredakteur<br />

KH@wundm.info<br />

Impressum<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

Das ostdeutsche Unternehmermagazin<br />

Ausgabe 1/<strong>2014</strong><br />

Redaktionsschluss: 10.01.<strong>2014</strong><br />

Verlag: Verlag Frank Nehring GmbH<br />

Zimmerstraße 56, 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 479071-0<br />

Fax: 030 479071-20<br />

www.NehringVerlag.DE<br />

Verlagsleiter: Dr. Robert Nehring<br />

Herausgeber/Geschäftsführer: Frank Nehring,<br />

Tel.: 030 479071-11, FN@NehringVerlag.DE<br />

(Alleiniger Inhaber und Gesellschafter, Wohnort Berlin)<br />

Chefredakteur: Karsten Hintzmann<br />

Tel.: 030 479071-24, KH@wundm.info<br />

Redaktion: Janine Pirk-Schenker<br />

Tel.: 030 479071-21, JP@NehringVerlag.DE<br />

Constanze Treuber, Matthias Salm, Steffen Uhlmann,<br />

Thomas Schwandt, Dr. Ulrich Conrad, Harald Lachmann,<br />

Hannelore Koard, Tomas Morgenstern, Anette Pröber,<br />

Dr. Wolfgang Schwarz<br />

Abo- und Anzeigenverwaltung; Vertrieb:<br />

Tobias Meier, Tel.: 030 479071-28,<br />

TM@NehringVerlag.DE<br />

Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und Abonnementpreis:<br />

Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint zweimonatlich.<br />

Als Magazin der Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände<br />

Ostdeutschlands und Berlin erhalten die Mitglieder die<br />

Zeitschrift im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Einzelpreis: 3,50 €,<br />

Jahresabonnement (Inland): 20 € inkl. MwSt. und Versand, Jahresabonnement<br />

(Ausland): 20 € inkl. MwSt. zzgl. Versand.<br />

Layout & Design: Drechsel Kommunikations-Design,<br />

www.drechsel-berlin.com<br />

Druck: möller Druck und Verlag GmbH, ISSN 0863-5323. Alle<br />

Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur mit vorheriger<br />

schriftlicher Genehmigung des Verlages. Namentlich gekennzeichnete<br />

Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion<br />

übereinstimmen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Fotos übernehmen wir keine Haftung.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


4 | W+M Inhalt<br />

22 <strong>Messen</strong><br />

<strong>2014</strong>: Sprungbrett für den Mittelstand<br />

58 Klassikhochburg<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

12 ADAC<br />

Postbusse starten durch 64<br />

Ma<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


W+M Inhalt | 5<br />

W+M Titelthema<br />

Messemarkt Ostdeutschland 26<br />

W+M Aktuell<br />

Köpfe 6<br />

Nachrichten 8<br />

W+M Länderreports<br />

Berlin: Weltmarktführer aus Ostdeutschland 10<br />

Berlin-Brandenburg: ADAC Postbusse starten durch 12<br />

Sachsen: Problem Unternehmensübergabe 14<br />

Mecklenburg-Vorpommern: Energiewende braucht neue Rahmenbedingungen 16<br />

Brandenburg: Großprojekte auf Umwegen zum Erfolg 18<br />

Berlin: Steckdosen für Elektromobilität 20<br />

W+M Titelthema<br />

<strong>Messen</strong> <strong>2014</strong>: Sprungbrett für den Mittelstand 22<br />

Interview mit Christian Göke, Geschäftsführer Messe Berlin 25<br />

Messemarkt Ostdeutschland 26<br />

ILA: Gute Aussichten für Zulieferer 28<br />

W+M Politik<br />

Kolumne: Klaus von Dohnanyi 30<br />

Pro und Contra: Deutschland und die Energiewende 31<br />

Die neue Ostbeauftragte Iris Gleicke im Porträt 32<br />

Erwartungen der Finanzwirtschaft an das neue Jahr 34<br />

W+M International<br />

Berlin wirbt mit Start-ups in New York 36<br />

W+M Ratgeber<br />

Tourismus: Interview mit DRV-Präsident Jürgen Büchy 38<br />

Familienfreundliche Unternehmen 46<br />

Steuern 48<br />

Immobilien 50<br />

Management und Personal 52<br />

Finanzen und Multimedia 54<br />

Kultur 56<br />

W+M Netzwerk<br />

VBIW: Aktuelles aus dem Verein 60<br />

Nachrichten aus den Unternehmerverbänden 62<br />

W+M Rückblick<br />

Was macht eigentlich Manfred Stolpe? 64<br />

W+M Die letzte Seite<br />

Ausblick und Personenregister 66<br />

nfred Stolpe<br />

W+M Weitere Beiträge<br />

Editorial 3<br />

Impressum 3<br />

Sonderveröffentlichung KfW 40<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


6 | W+M Köpfe<br />

Maria Groß<br />

Erfurt. Die Küchenchefin des Restaurants „Clara“ im Kaisersaal ist der neue<br />

Stern am Thüringer Kochhimmel. Die 34-jährige Spitzenköchin, die auch studierte<br />

Philosophin ist, wurde erstmalig mit einem Michelin-Stern bedacht. Sie<br />

hatte die Leitung der Küche im „Clara“ erst vor knapp einem Jahr übernommen.<br />

Ihre Ausbildung absolvierte sie im Berliner Gourmetlokal „Guy“, danach<br />

sammelte sie Berufserfahrung in diversen Restaurants in Nordrhein-Westfalen<br />

und der Schweiz. Maria Groß ist eine von bundesweit drei Köchinnen, die neu<br />

mit einem Stern prämiert wurden.<br />

Hendrik Richter<br />

Burg. Der Geschäftsführer der AiMECC Services<br />

GmbH kann mit Fug und Recht stolz<br />

darauf sein, zu den „National Champions“ im<br />

European Business Award zu gehören.<br />

AiMESS Services ist Dienstleister für 3D-<br />

Messtechnik und wird Deutschland neben<br />

weiteren 21 deutschen Preisträgern bei dem<br />

Wettbewerb vertreten – darunter sind in anderen<br />

Kategorien zum Beispiel Bombardier<br />

Transportation, Deutsche Telekom Kundenservices<br />

und Katjes International GmbH. „Wir<br />

haben unsere Vision des Infrarot-Scanners<br />

zum Leben erweckt und etwas weltweit Einzigartiges<br />

hervorgebracht“, sagt Hendrik<br />

Richter. „Dass wir nun mit internationalen<br />

Top-Unternehmen um den Innovations-<br />

Award konkurrieren dürfen, ist ein großartiger<br />

Erfolg für das gesamte AiMESS-Team.“<br />

Die Preisträger werden im Mai <strong>2014</strong> bekannt<br />

gegeben.<br />

Thomas Lambusch<br />

Rostock. Neuer Präsident des Arbeitgeberverbandes<br />

Nordmetall ist seit November<br />

2013 der Rostocker Unternehmer Thomas<br />

Lambusch. Der 60-Jährige folgte im Amt<br />

Ingo Kramer, der zuvor zum Präsidenten der<br />

Bundesvereinigung der deutschen Arbeit-<br />

Werner Schwarze<br />

Götz Sobisch<br />

Ralf Scheler<br />

Jena. Der findige Biophysiker und Geschäftsführer<br />

der Jena Med Tech GmbH dehnt kontinuierlich<br />

das weltweite Vertriebsnetz für<br />

sein selbst entwickeltes Nierensteinzertrümmerungssystem<br />

LithoSpace® aus. Mittlerweile<br />

erreicht er für den urologischen Arbeitsplatz<br />

mit extrakorporaler Stoßwelle Absatzpartner<br />

auf allen fünf Erdteilen. Ende<br />

Januar <strong>2014</strong> präsentiert er sich darüber<br />

hinaus wieder auf der Fachmesse Arab<br />

Health in Dubai sowie im April auf dem größten<br />

Urologen-Kongress Europas in Stockholm.<br />

Halle. Trotz seiner mittlerweile 71 Jahre tritt<br />

Götz Sobisch nicht kürzer. Der langjährige<br />

Geschäftsführer des hochspezialisierten Unternehmens<br />

JOSCH Strahlschweißtechnik<br />

GmbH in Teicha bei Halle, gilt nicht nur in<br />

Fachkreisen als der „innovativste Schweißer<br />

der Nation“. Sobisch wurde zudem seit 2006<br />

mehrfach als ehrenamtlicher Bürgermeister<br />

von Teicha wiedergewählt und engagiert<br />

sich für den Ort auch im Parlament der Einheitsgemeinde<br />

Petersberg (Saalekreis). Nach<br />

Feierabend surft er mit Kite-Drachen und<br />

fährt Alpinski.<br />

Eilenburg. Der Sachse Ralf Scheler wurde<br />

Ende 2013 in das Präsidium des Zentralverbandes<br />

des deutschen Handwerks (ZDH) gewählt.<br />

Der 49-jährige Maschinenbauingenieur<br />

ist geschäftsführender Gesellschafter der<br />

Schlüssel-Kratzsch GmbH im nordsächsischen<br />

Eilenburg. Seit 2011 agiert er auch als<br />

ehrenamtlicher Präsident der Handwerkskammer<br />

Leipzig. Im ZDH setzt er sich vor allem<br />

für Nachjustierungen beim Rundfunkbeitrag<br />

zugunsten von Betrieben mit mehreren<br />

Filialen sowie die Beibehaltung des<br />

Meisterbriefes ein.<br />

Fotos: Harald Lachmann, Privat<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


W+M Köpfe | 7<br />

geberverbände gewählt worden war. Lambusch<br />

ist geschäftsführender Gesellschafter<br />

der SEAR GmbH, die auf den Elektroanlagenbau<br />

spezialisiert ist.<br />

Matthias Machnig<br />

In eigener Sache<br />

W+M erweitert Kompetenz durch Gründung eines Beirates<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> hat einen Beirat gegründet und erste Mitglieder berufen. Der<br />

Beirat wird künftig die Arbeit von Herausgeber und Redaktion flankierend mit Ideen<br />

unterstützen und somit dazu beitragen, dass das Magazin permanent engen Kontakt<br />

zu den Lesern hält. Herausgeber Frank Nehring: „Wir versprechen uns darüber hinaus<br />

tatkräftige Unterstützung bei der Weiterentwicklung von <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

als Kommunikationsplattform.“<br />

Erfurt. Der SPD-Politiker Matthias Machnig<br />

gab Ende 2013 sein Amt als Thüringens Wirtschaftsminister<br />

auf. Er wechselte nach Berlin,<br />

wo der 53-Jährige den Europawahlkampf der<br />

Sozialdemokraten organisieren soll. Er kommt<br />

damit Bitten von SPD-Chef Sigmar Gabriel sowie<br />

des Präsidenten des Europäischen Parlaments,<br />

Martin Schulz (SPD), nach. Machnigs<br />

Nachfolger als Minister wird der studierte<br />

Feinwerkingenieur und bisherige Thüringer<br />

SPD-Landtagsfraktionschef Uwe Höhn (55).<br />

Zu den jetzt berufenen Beiratsmitgliedern<br />

zählen Eberhard Walter, Präsident<br />

des Unternehmerverbandes Brandenburg-Berlin,<br />

Manuela Balan, Geschäftsführerin<br />

des Unternehmerverbandes<br />

Rostock-Mittleres Mecklenburg und<br />

Rolf Kammann, Geschäftsführer der<br />

Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern.<br />

Dr. Milos Stefanovic, Geschäftsführer<br />

der Bürgschaftsbank Brandenburg,<br />

unterstützt das Gremium, das<br />

perspektivisch noch erweitert werden<br />

soll, beratend.<br />

Manuela Balan<br />

Geschäftsführerin des<br />

Unternehmerverbandes<br />

Rostock-Mittleres Mecklenburg<br />

Rolf Kammann<br />

Geschäftsführer der<br />

Wirtschaftsfördergesellschaft<br />

Vorpommern<br />

Eberhard Walter<br />

Präsident des Unternehmerverbandes<br />

Brandenburg-Berlin<br />

Marcus Mattes<br />

Ralf Brummer<br />

Hans-Joachim Polk<br />

Potsdam. Der geschäftsführende Gesellschafter<br />

der Naturwerksteinfirma Mattes<br />

Granit GmbH aus dem brandenburgischen<br />

Brück, Marcus Mattes, engagiert sich nun<br />

auch im Ausschuss für Recht und Steuern der<br />

IHK Potsdam. Hier wirkt der 35-Jährige bei<br />

der Formulierung des Gesamtinteresses der<br />

regionalen Wirtschaft gegenüber der Landesverwaltung<br />

mit. Im Jahr 2013 sponserte<br />

Mattes zudem die erste „Experimentierkiste“<br />

im Potsdamer IHK-Bereich. Sie ging an die<br />

Kindertagesstätte „Rappelkiste“ in Linthe.<br />

Unter dem Titel „Wie funktioniert die Welt?“<br />

enthält das Überraschungspaket 30 Experimente,<br />

mit denen bei Kindern das Interesse<br />

an Naturwissenschaften, speziell Physik und<br />

Mathematik, gefördert werden soll.<br />

Leipzig. Dank des Unternehmers Ralf<br />

Brummer findet sich der Pamir-Gipfel „Pik<br />

Leipzig“ nun auch auf den Landkarten der<br />

Welt wieder. Der 62-Jährige, der in Leipzig<br />

die Alpin Maler und Werterhaltung GmbH<br />

führt, hatte den 5.725 Meter hohen Berg in<br />

Kirgisistan bereits 1989 als Erster bestiegen<br />

und auf den Namen seiner Heimatstadt<br />

getauft. Doch da es von dieser Expedition<br />

unter damals noch sowjetischen Verhältnissen<br />

keine Aufzeichnungen gab, zog Brummer<br />

2012 noch einmal los. Zudem besorgte<br />

er sich exakte Daten der US-Raumfahrtbehörde<br />

NASA, auf deren Basis nun der Kartograph<br />

Rolf Böhm aus Bad Schandau eine<br />

detaillierte Karte im Maßstab 1:100.000 erstellte.<br />

Leipzig. Zu Jahresbeginn hat Hans-Joachim<br />

Polk als neues Vorstandsmitglied das Ressort<br />

„Infrastruktur/Technik“ der Verbundnetz Gas<br />

AG übernommen. In diesem Ressort werden<br />

jetzt die Geschäftsbereiche Netz, Speicher<br />

sowie die Exploration und Produktion gebündelt.<br />

Polk wurde 1966 in Essen geboren<br />

und absolvierte ein Masterstudium in Erdölund<br />

Erdgastechnik an der Universität Clausthal-Zellerfeld.<br />

Danach arbeitete er viele Jahre<br />

bei der RWE Dea AG mit den Schwerpunkten<br />

Speicherung von Erdgas, Feldentwicklungsprojekte<br />

sowie Produktion von Öl und<br />

Gas. In den letzten zwei Jahren war er Managing<br />

Director der RWE Dea Norge AS und Managing<br />

Director der RWE Dea UK Holdings<br />

Limited.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


8 | W+M Nachrichten<br />

Leipzig und Dresden<br />

Hochburg der Kreativen<br />

Dresden. Kultur- und Kreativwirtschaft in<br />

Sachsen befinden sich im Aufwind: In Dresden<br />

und Leipzig liegt ihr Anteil an der Gesamtwirtschaft<br />

laut Wirtschaftsministerium<br />

bei über zehn Prozent. Die meisten Beschäftigten<br />

sind in der Software- und Gamesindustrie<br />

tätig. 2012 erhielt die Branche 28 Millionen<br />

Euro Förderung, 2013 dürfte diese Summe<br />

erneut erreicht worden sein.<br />

Hoffnung in Frankfurt:<br />

Chinesen kaufen Conergy<br />

Frankfurt (Oder). Die Modulfabrik des insolventen<br />

Photovoltaikunternehmens Conergy<br />

in Frankfurt (Oder) ist durch den chinesischen<br />

Hersteller Astronergy übernommen<br />

worden. Nach Managementangaben will Astronergy<br />

die Produktion fortführen, um mit<br />

Modulen „Made in Germany“ seine Marktposition<br />

auszubauen. 210 der zuletzt rund 280<br />

Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben.<br />

Vorbild in Sachen<br />

Energieeffizienz<br />

Magdeburg. Die Börde-Stadt ist von der<br />

Deutschen Energie-Agentur neben Remseck<br />

am Neckar als erste dena-Energieeffizienz-Kommune<br />

ausgezeichnet worden. Beide<br />

Städte haben das Energie- und Klimaschutzmanagement<br />

der dena durchlaufen. Magdeburg<br />

will den Energieverbrauch bis 2015 vor<br />

allem durch Verbesserungen an kommunalen<br />

Immobilien um mehr als fünf Prozent senken.<br />

Inspiration für Kreative: Blick von der Carolabrücke auf die Skyline von Dresden.<br />

Fotos: Antje Knepper/pixelio.de, Müritz-Yacht-Management<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


W+M Nachrichten | 9<br />

Große Nachfrage nach Booten von der Müritz<br />

Rechlin. Die Müritz-Yacht-Technik GmbH in Rechlin verlegt ihren<br />

Bootsbau an einen neuen Standort in der de Lärz. Dort sollen künftig Sportboote te und Motoryachten nach<br />

Kundenwünschen hergestellt werden, während Service und Re-<br />

Nachbargemeinparatur<br />

in Rechlin erfolgen. Grund für<br />

die Erweiterung ist die gestiegene<br />

Nachfrage nach Booten von vier<br />

bis sieben Metern Länge.<br />

W+M-Medientreff auf<br />

Potsdamer WirtschaftsForum<br />

Potsdam. Das Magazin <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

präsentiert sich am 3. März <strong>2014</strong> auf einem mMe-<br />

dientreff des WirtschaftsForum Brandenburg<br />

e. V. Im Rahmen der Veranstaltung, die ab<br />

18 Uhr im Dorint Hotel Potsdam (Jägerallee<br />

20) stattfindet, wird W+M-Verleger Frank<br />

Nehring Struktur und Schwerpunkte des ostdeutschen<br />

Unternehmermagazins für <strong>2014</strong><br />

vorstellen. Anschließend besteht die Möglichkeit,<br />

mit Frank Nehring, Chefredakteur<br />

Karsten Hintzmann und Mitgliedern der Redaktion<br />

bei einem Get-Together ins Gespräch<br />

zu kommen. W+M-Leser sind herzlich eingeladen.<br />

Bei Interesse melden Sie sich bitte<br />

bis zum 15. Februar <strong>2014</strong> bei Janine Pirk-<br />

Schenker unter folgender Mailadresse an:<br />

JP@NehringVerlag.DE.<br />

Chemikalien für Plastik<br />

aus Biomasse<br />

Leuna. Die Global Bioenergies GmbH wird in<br />

Leuna eine Pilotanlage zur industriellen Erzeugung<br />

von Chemikalien aus Biomasse errichten.<br />

Sie ist für jährlich bis zu 100 Tonnen<br />

Isobuten ausgelegt, das an Hersteller von<br />

Kunststoffen, Elastomeren und Treibstoffen<br />

geliefert wird. Das Vorhaben wird durch das<br />

Bundesforschungsministerium mit 5,7 Millionen<br />

Euro gefördert.<br />

250. InnoPrämie geht<br />

an Dresdner Unternehmen<br />

Dresden. Die Gummitechnik Ziller GmbH<br />

in Dresden-Langebrück hat die 250. „Inno-<br />

Prämie“ erhalten. Diese wird seit 2010 innerhalb<br />

der Innovationsförderung in Sachsen<br />

vergeben. Das Kleinunternehmen realisiert<br />

mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft<br />

Dresden ein Projekt zur Oberflächenbehandlung<br />

von Gummiformteilen, zum Beispiel<br />

von Scheibenwischergummis.<br />

Touchscreen erkennt<br />

erstmals Fingerabdruck<br />

Potsdam. Den weltweit ersten Touchscreen,<br />

der Fingerabdrücke erkennt, haben Forscher<br />

des Hasso-Plattner-Instituts Potsdam entwickelt.<br />

Damit entfällt das „Einloggen“ des Nutzers<br />

zum Beispiel auf Smartphone oder Tablet.<br />

Ein unberechtigter Zugriff ist praktisch<br />

unmöglich. Das Team um den Masterstudenten<br />

Sven Köhler ist für den CeBIT-Award <strong>2014</strong><br />

nominiert.<br />

Hitfox Group<br />

wächst rasant<br />

Berlin. Die Berliner Hitfox Group, ein 2011<br />

gegründetes Start-up mit Büros in San Francisco<br />

und Seoul, will seine Mitarbeiterzahl<br />

auf 300 verdoppeln. Im ersten Quartal sollen<br />

drei neue Unternehmen präsentiert werden,<br />

derzeit gehören Applift, Ad2games und<br />

Gamefinder zur Gruppe. Sie arbeiten als Mittler<br />

zwischen Spieleherstellern und großen Internetplattformen.<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

setzt auf längere Ferien<br />

Schwerin. Mecklenburg-Vorpommern setzt<br />

auf die Verlängerung des Sommerferienkorridors<br />

ab 2018: Während im Juli und August<br />

auch 2013 jeweils über fünf Millionen Übernachtungen<br />

gezählt wurden, sind es im Juni<br />

und September stets nur rund drei Millionen.<br />

Der Tourismus erwirtschaftet mit fünf Milliarden<br />

Euro einen Anteil von zehn Prozent am<br />

Primäreinkommen des Landes.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


10 | W+M Länderreport<br />

Ein „Ufo“ aus Berlin im New Yorker Hudson River Park.<br />

Heimliche Spitzenreiter<br />

„We are the Champions“ – Unternehmen, die das von sich behaupten dürfen, tragen nicht unbedingt<br />

bekannte Namen. Weltmarktführer wie die Berliner Seilfabrik sind oft mit Nischenprodukten<br />

erfolgreich.<br />

Von Constanze Treuber<br />

Ein Baum, findet David Köhler, ist das<br />

perfekte Klettergerät für Kinder: „Es<br />

wäre anmaßend zu behaupten, unsere<br />

Seilspielgeräte seien besser, obwohl sie zweifellos<br />

sicherer sind. Unser Anspruch ist aber,<br />

nach dem Baum die Zweitbesten zu sein und<br />

zwischen ihm und uns keine Lücke zu lassen.“<br />

Gemeinsam mit seinem Vater Karl-Heinz Köhler<br />

führt er die Berliner Seilfabrik GmbH & Co.,<br />

ein mittelständisches Unternehmen in Berlin-<br />

Reinickendorf, das vor 148 Jahren mit der Herstellung<br />

von Stahlseilen für Aufzüge begann.<br />

In den 1970er Jahren wurde dort das weltweit<br />

erste Spielplatz-Raumnetz aus polyesterummantelten<br />

Stahlseilen gebaut. Seither hat sich<br />

die Firma zu einem jener Spezialisten entwickelt,<br />

für die seit einiger Zeit die Bezeichnung<br />

„Hidden Champions“ in Umlauf ist – zu einem<br />

der Weltmarktführer, von denen die Öffentlichkeit<br />

kaum etwas weiß. Denn sie gehören<br />

nicht zu jenen „großen Tausend“ in Deutschland,<br />

die mit imposanten Milliardenumsätzen<br />

und oft weltbekannten Namen auftrumpfen<br />

und deren Gros mit schöner Regelmäßigkeit<br />

in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen<br />

und Bayern verortet wird.<br />

Die heimlichen Gewinner haben Nischen<br />

durchaus auch anderswo besetzt, viele von<br />

ihnen traten ihre wirtschaftlichen Siegeszüge<br />

inzwischen von den neuen Bundesländern<br />

und Berlin aus an. Vor zwei Jahren stellten<br />

Wissenschaftler des Leipziger Leibniz-Instituts<br />

für Länderkunde fest, dass überproportional<br />

viele nach 1989 gegründete Marktführer-<br />

Unternehmen aus dem Osten stammen. Dort<br />

kamen 1,8 junge Weltmarktführer auf eine<br />

Million Einwohner, im Westen nur etwa 1,4.<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen<br />

rangierten in dieser Studie vor Bayern<br />

Fotos: Berliner Seilfabrik<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Berlin | 11<br />

David und Karl-Heinz Köhler.<br />

„Greenville“, die jüngste Kreation, wurde mit dem reddot design award 2013 ausgezeichnet.<br />

und Baden-Württemberg. Berlin hatte Hamburg<br />

überholt und war 2011 zur Stadt mit den<br />

zahlenmäßig meisten jungen, global besonders<br />

erfolgreichen Firmen aufgestiegen.<br />

Abgesehen davon, dass 148 Jahre für eine<br />

Firma ein stattliches Alter sind, entspricht die<br />

Berliner Seilfabrik mit ihren 50 Mitarbeitern<br />

fast exemplarisch dem Bild eines sehr vitalen<br />

Hidden Champion. David Köhler führt das auf<br />

ganz bestimmte Vorzüge seiner Firma zurück.<br />

Seit sein Vater die Berliner Seilfabrik 1995 im<br />

Management-Buy-out aus einer größeren<br />

Firmengruppe herauskaufte, ist es wieder ein<br />

reines Familienunternehmen. „Man bringt<br />

nicht nur privates Vermögen ein“, sagt David<br />

Köhler, „sondern auch enormen persönlichen<br />

Ehrgeiz und Einsatz. Das ist bei vielen kleineren<br />

Marktführern so.“<br />

Dazu passt der ständige Drang nach Innovation,<br />

der nicht nur dem Konkurrenzdruck<br />

geschuldet ist, sondern auch der Begeisterung<br />

der Köhlers für das immer Bessere. „Im<br />

Segment der Seilspielgeräte haben wir weltweit<br />

maximal sieben Mitbewerber“, so der<br />

Juniorchef, „davon zwei in Berlin. Ihnen allen<br />

wollen wir als tonangebender Hersteller immer<br />

mindestens einen Schritt voraus sein. Wir<br />

legen größten Wert auf kontinuierliche Entwicklung,<br />

um technologischer Weltmarktführer<br />

zu bleiben.“ Die Berliner Seilfabrik stellt<br />

fast alle Komponenten ihrer Produkte selbst<br />

her und hat so immer die Qualität im Blick. Sie<br />

besitzt 15 internationale Patente und entwickelt<br />

das mehrfach preisgekrönte Design der<br />

Spielgeräte im eigenen Haus. Die neue, sehr<br />

erfolgreiche Produktgruppe Greenville folgt<br />

mit dem Einsatz von Bambuspaneelen dem<br />

aktuellen Trend zu optischer Natürlichkeit,<br />

während das Innenleben höchsten High-Tech-<br />

Standards entspricht.<br />

Seinen Umsatz kann das Berliner Unternehmen<br />

nicht so leicht mit anderen vergleichen.<br />

„Ich denke aber, dass wir meistens knapp<br />

vorn liegen“, sagt David Köhler, „vor allem in<br />

so ausnehmend guten Jahren wie 2013, als<br />

wir unseren Umsatz um 20 Prozent steigern<br />

konnten – wegen einer neuen Vertriebsstruktur<br />

vor allem in Deutschland.“ Das hatte zur<br />

Folge, dass das Unternehmen aktuell nur noch<br />

einen Exportanteil von 60 statt zuvor über 70<br />

Prozent hat. Außer in China, Russland und<br />

dem überwiegenden Teil Afrikas ist es weltweit<br />

auf allen Märkten aktiv, besonders erfolgreich<br />

dort, wo es von sorgfältig ausgewählten,<br />

engagierten Partnern vertreten wird wie<br />

beispielsweise in Chile und Australien. In den<br />

USA betreibt die Berliner Seilfabrik eine eigene<br />

Niederlassung.<br />

Ein weiteres Pfund, mit dem das Familienunternehmen<br />

wuchert, ist die ausgiebig genutzte<br />

Möglichkeit, auf individuelle Wünsche der<br />

meist kommunalen Kunden einzugehen. Und<br />

die Schnelligkeit: Drei bis vier Wochen nach<br />

Auf tragseingang – länger soll es in der Regel<br />

nicht dauern, bis ein Berliner Seilspielgerät<br />

irgendwo in der Welt ausgeliefert wird. W+M<br />

Die Berliner<br />

Seilfabrik<br />

produziert<br />

Klettergeräte<br />

für<br />

Spielplätze<br />

in aller Welt.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


12 | W+M Länderreport<br />

ADAC Postbus startet durch<br />

Ziel: Qualitätsführer am Fernbusmarkt<br />

Die ADAC Postbusse wollen sich durch Sicherheit und Komfort am Markt behaupten.<br />

2013 hat sich der Fernbusmarkt in Deutschland geöffnet. Der Konkurrenzschutz für die Bahn und<br />

die vorhandenen Fernbuslinien wurde aufgehoben. Das Ergebnis ist ein boomender, aber auch hart<br />

umkämpfter Markt mit bereits ca. 200 Linien. Zuletzt haben ADAC und Deutsche Post mit einem gemeinsamen<br />

Angebot die Konkurrenz erweitert. Über den ADAC Postbus sprach Wirtschaft+Markt<br />

mit Manfred Voit, dem Vorstandsvorsitzenden des ADAC Berlin-Brandenburg.<br />

W+M: ADAC und Deutsche Post sind Riesen<br />

in ihrem Markt. Warum lassen Sie sich auf<br />

das Experiment Fernbus ein?<br />

Manfred Voit: Die Initiative ging von der<br />

Deutschen Post aus, die bis in die 1980er-Jahre<br />

mit Postbussen bereits diesen Markt bedient<br />

hatte. Aber auch auf Seiten des ADAC<br />

war schnell klar, dass zwei so starke Marken<br />

prädestiniert sind für ein gemeinsames Linienangebot.<br />

Es gehört zu unseren wichtigsten<br />

Aufgaben, die individuelle Mobilität der Menschen<br />

zu fördern. Natürlich lassen wir unsere<br />

Kompetenzen im Bereich Sicherheit einfließen.<br />

Mit dem ADAC Postbus können wir also<br />

eine attraktive Alternative zu Bahn, Flugzeug<br />

und Pkw anbieten.<br />

W+M: Wie ist der ADAC Postbus organisiert?<br />

Manfred Voit: Für die Umsetzung des Joint<br />

Ventures wurde die Deutsche Post Mobility<br />

GmbH gegründet. ADAC und Deutsche Post<br />

beteiligten sich mit je 50 Prozent. Mitarbeiter<br />

aus beiden Mutterhäusern bilden das Team.<br />

Tickets gibt es online, in den Postfilialen und<br />

unseren ADAC-Geschäftsstellen sowie direkt<br />

beim Busfahrer.<br />

W+M: Ist der Marktstart gelungen?<br />

Manfred Voit: Wir sind derzeit auf sechs<br />

Linien unterwegs und verbinden 24 deutsche<br />

Fotos: ADAC e. V. (3), Marcus Altmann (1)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Berlin-Brandenburg | 13<br />

Städte. Insgesamt können wir als Neueinsteiger<br />

sehr zufrieden sein mit der Auslastung.<br />

Einige Busse waren bereits ausgebucht. Interessant<br />

ist, dass nicht wie erwartet Kurzstrecken,<br />

sondern vor allem die mittleren und<br />

langen Strecken – etwa Berlin–Köln – sehr gut<br />

genutzt werden. Die Kunden scheinen auf<br />

unseren Komfort zu setzen.<br />

W+M: Heben Sie sich dadurch von der Konkurrenz<br />

ab?<br />

Manfred Voit: Unser Ziel ist klar: Qualitätsführer<br />

am Fernbusmarkt zu sein. Wir wollen<br />

nicht die Günstigsten sein, sondern die<br />

Sichersten. Deshalb lassen wir uns auch nicht<br />

auf einen Preiskampf um jeden Euro ein. Wir<br />

bieten eine preisgünstige Form des Reisens,<br />

Manfred Voit<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

ADAC Berlin-Branden burg<br />

die zudem besonders umweltfreundlich und<br />

kraftstoffsparend ist. Der ADAC Postbus soll<br />

„der Bus für Deutschland“ werden.<br />

W+M: Was heißt das im Einzelnen?<br />

Manfred Voit: Im ADAC Postbus haben wir<br />

moderne 3-Punkt-Gurte, mit denen man auch<br />

Kleinkinder in Kindersitzen sicher anschnallen<br />

kann. Unsere Busse sind mit allen modernen<br />

Fahrassistenzsystemen ausgestattet, zudem<br />

durchlaufen unsere Fahrer spezielle Schulungen.<br />

Ein von der Lufthansa entwickeltes<br />

WLAN-System macht den Bus zum mobilen<br />

Büro. Onboard-Entertainment, Snacks und<br />

unsere Wunschplatz-Garantie machen die Fahrten<br />

noch angenehmer. Wir werden außerdem<br />

an großen Haltestellen Personal haben, das<br />

unseren Fahrgästen zur Seite steht.<br />

M+W: Seit 1. November gehört Berlin zu Ihrem<br />

Liniennetz. Welche Rolle spielt die Hauptstadt?<br />

Manfred Voit: Von Berlin aus steuern wir 15<br />

deutsche Großstädte auf vier Linien an. Mit<br />

17 Abfahrten und Ankünften täglich ist der<br />

Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) am Funkturm<br />

eine der wichtigsten Stationen im bundesweiten<br />

Netz. Zu den befahrenen Linien<br />

gehört auch die beliebteste Fernverbindung<br />

Berlin ist eine der wichtigsten Stationen<br />

im Netz der ADAC Postbusse.<br />

Deutschlands: die Linie Berlin–Hamburg. Diese<br />

Strecke ist außerdem Pilotlinie für den barrierefreien<br />

Fernbusverkehr – ein absolutes Novum.<br />

Befahren wird sie mit Bussen, die neben<br />

barrierefreien Sitzplätzen sogar einen Platz für<br />

Rollstuhlfahrer bieten.<br />

M+W: Profitieren auch regionale Unternehmen<br />

vom Fernbus?<br />

Manfred Voit: Die Linien des ADAC Postbusses<br />

werden von zehn regionalen Busunternehmen<br />

bedient, die ein bundesweites Netz bilden.<br />

Als Subunternehmer sind sie ganz wichtige<br />

Partner für uns. Dazu zählt beispielsweise der<br />

Berliner Traditionsbetrieb „Der Tempelhofer“.<br />

M+W: Bislang steuern Sie von Berlin aus drei<br />

ostdeutsche Städte an. Soll das Netz ausgebaut<br />

werden?<br />

Seit 1. November 2013 steuern die ADAC Postbusse 17 Mal täglich die Hauptstadt an.<br />

Manfred Voit: Zunächst wollen wir die<br />

aktuellen Linien am Markt etablieren, danach<br />

ist ein sukzessiver Ausbau geplant. Bis zum<br />

Frühjahr <strong>2014</strong> wird der ADAC Postbus 30 Städte<br />

mit rund 60 Bussen verbinden. Erfurt gehört<br />

dann beispielsweise dazu. Bis Sommer <strong>2014</strong><br />

wird über einen weiteren Ausbau entschieden.<br />

Interview: Janine Pirk-Schenker<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


14 | W+M Länderreport<br />

Warum Unternehmensübergaben<br />

oft problematisch sind<br />

Ein Erfahrungsbericht aus Dresden<br />

Mit der Wende kam die Freiheit. Meine<br />

Eltern hatten schon immer von<br />

einem eigenen kleinen Hotel geträumt<br />

und überlegten nicht lange. Sie<br />

kauften mit Anfang 50 einen alten Gasthof,<br />

den Waldgasthof Hirschbachmühle, krempelten<br />

die Ärmel hoch und bauten um. Als<br />

Sicherheit für den Kredit verpfändeten sie<br />

ihr Wohnhaus an die Bank. 100 Prozent<br />

Risiko, während sich im Westen die nur<br />

wenige Jahre älteren Vetter ertragreiche<br />

Lebensversicherungen auszahlen ließen und<br />

an ihren Ruhestand dachten. Die Erfahrungen<br />

der DDR – mit wenig auszukommen, nach<br />

Lösungen zu suchen und mindestens „Plan<br />

B“ in der Hinterhand zu haben – sind die<br />

Stärken meiner Eltern. Sie sind flexibel und<br />

krisenerprobt. Es geht um die Sache, ums<br />

Voranbringen und Verwirklichen. Die Firma<br />

ist Lebenswerk, Lebensmittelpunkt und Lebenssinn.<br />

Sie bauen ihr Unternehmen auf<br />

und bringen es zum Gedeihen. Führen charismatisch<br />

und autoritär, sind präsent für<br />

Gäste und Mitarbeiter.<br />

Das Problem der geordneten Übergabe von Familienunternehmen<br />

an die nächste Generation stellt sich zunehmend<br />

auch in den neuen Bundesländern. Denn die erste Gründergeneration,<br />

die zu Beginn der 1990er Jahre ins kalte Wasser<br />

sprang und sich in der damals noch ungewohnten Marktwirtschaft<br />

ausprobierte, erreicht mehr und mehr das Pensionsalter.<br />

Katrin Ziebart, eine 43-jährige Unternehmerin<br />

aus Dresden, schildert im folgenden Beitrag ihre persönlichen<br />

Erfahrungen bei der Übergabe des elterlichen Gastronomiebetriebes.<br />

Die Autorin<br />

Katrin Ziebart arbeitet seit 20 Jahren als Geschäftsführerin<br />

und Teilhaberin in der elterlichen Firma bei Dresden. Darüber<br />

hinaus unterstützt sie als Coach und Beraterin Familienunternehmen<br />

und Unternehmerfamilien darin, inmitten familiärer<br />

Beziehungen und Rollen selbstbestimmt, frei und achtsam zu<br />

handeln.<br />

www.katrinziebart.de<br />

Als meine Eltern mich mit Anfang 20 fragen,<br />

ob ich einsteige, habe ich nicht lange überlegt.<br />

Eigentlich gar nicht. Habe nicht darüber<br />

nachgedacht, wie mein eigener Lebensentwurf<br />

aussieht, was mich die Entscheidung<br />

kostet, was auf dem vorgefertigten Weg<br />

für mich verloren gehen könnte. Laut Verträgen<br />

war ich Gesellschafterin und Miteigentümerin.<br />

Informell hatten meine Eltern das<br />

Sagen. Gemäß dem Motto: „Selbstverständlich<br />

kannst Du machen, was Du willst. Aber<br />

nicht so!“ Heute weiß ich, dass mein Vater<br />

und ich zwei Dickköpfe und viel zu stark waren,<br />

als dass wir nebeneinander in einem<br />

kleinen Hotel Platz finden konnten. Mein<br />

Vater hatte in der DDR viel schlucken und<br />

sich unterordnen müssen. Ein Kraftakt, vor<br />

dem ich den Hut ziehe. Das ging für ihn jetzt<br />

nicht mehr, auch nicht mir zuliebe.<br />

Ich entwickelte mich zur rebellischen Juniorchefin.<br />

Wollte verändern, meine Kompetenz<br />

beweisen, stellte Abläufe in Frage.<br />

Es diente eher dem Beweis meiner eigenen<br />

Unabhängigkeit als dem Wohl des Miteinanders.<br />

Und führte zwangsläufig zu Konflikten<br />

mit den Senioren. Beim Wort „Veränderung“<br />

gingen meine Eltern in Verteidigungsstellung.<br />

Ich wurde getrieben von der<br />

Sehnsucht, mich abzugrenzen und auszuprobieren.<br />

Schaute neidisch auf meine „freie“<br />

Schwester. Einerseits ermöglichte mir die<br />

Mühle viel, allein in finanzieller Hinsicht.<br />

Andererseits verhinderte sie auch vieles. Ich<br />

musste mir nicht die Frage stellen, was ich<br />

mit meinem Leben anfangen will. Es war eingegrenzt<br />

und absehbar. Ein Fakt, den ich<br />

Fotos: Katrin Ziebart<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Sachsen | 15<br />

Waldgasthof Hirschbachmühle bei Dresden.<br />

meinen Eltern heftig und bitter vorwarf. Sie<br />

mir im Gegenzug Undankbarkeit.<br />

Mit 29 gründete ich meine eigene Familie,<br />

mit Ende 30 wollte ich die Mühle übernehmen.<br />

Allerdings hatte ich ausgeblendet, dass<br />

meine Eltern Macher waren, die sich nicht<br />

einfach so aufs Nebengleis rangieren lassen.<br />

Wer mit 50 gründet, plant nicht mit 65, sein<br />

Unternehmen zu übergeben. Denkt ganz sicher<br />

nicht an Ruhestand, an das eigene Alter<br />

und Bilanz ziehen. Die Gespräche zum Thema<br />

Nachfolge führten wir mit großer Emotionalität<br />

und Heftigkeit. Wir kämpften darum,<br />

vom anderen gesehen und wertgeschätzt<br />

zu werden. Enttäuschungen und Frust, jahrelang<br />

akribisch geführt auf geheimen Beziehungskonten,<br />

entluden sich und verhinderten<br />

jedes sachliche Gespräch. Die Gefühle<br />

siegten über die Ratio. An eine Lösung war<br />

nicht zu denken.<br />

Wir machten, was viele Familienunternehmer<br />

an dieser Stelle tun, und baten einen<br />

bewährten Vertrauten um Rat. Unser Steuerberater<br />

sollte richten, was uns offensichtlich<br />

nicht gelang: eine Einigung bezüglich<br />

der Nachfolge. Er mühte sich redlich mit Paragraphen<br />

und Zahlenkolonnen. Doch der<br />

Vertragsentwurf im Aktenkoffer brachte uns<br />

keinen Schritt weiter. Das vermeintlich Klare<br />

wurde uns keineswegs klar. Es ging hier<br />

um uns als Menschen, die nicht nur ökonomische<br />

Probleme zu bewältigen haben, sondern<br />

in erster Linie emotionale. Ein gemeinsames<br />

Unternehmen und Eigentum als Familie<br />

schafft Verwicklungen, die sich enorm<br />

verschärfen, wenn sie unter den Tisch gekehrt<br />

werden.<br />

Einer Beraterin, die ich für unseren Prozess<br />

vorschlug, begegnete der Rest der Familie<br />

mit einem typischen Phänomen von Familienunternehmen:<br />

Sie neigten zur Sprachlosigkeit.<br />

Erst recht Externen gegenüber. Der<br />

Hof bleibt sauber! Stillschweigend einigten<br />

wir uns darauf, das Thema Nachfolge ab sofort<br />

zu ignorieren. Ich vermute, meine Eltern<br />

hofften, was andere auch hoffen: „Wir<br />

sind eine Familie. Wir kriegen das schon<br />

hin.“ Dies offenbarte sich leider als Trugschluss.<br />

Meine Eltern vertieften ihre persönliche<br />

Beziehung zur Mühle, an Loslassen<br />

war nicht ansatzweise zu denken. Ich<br />

verschwieg mein mittlerweile entstandenes<br />

Desinteresse an einer Übernahme. Wir arbeiteten<br />

weiter, mehr neben- und gegeneinander<br />

als miteinander. Nach außen konnten wir<br />

die Differenzen gut abfedern und weiterhin<br />

glaubwürdig auftreten. Die Nachfolgeregelung<br />

wurde allerdings für unbestimmte Dauer<br />

auf Eis gelegt.<br />

Mein Vater ist im Sommer gestorben. Der<br />

Krebs war stärker. Vieles blieb unausgesprochen.<br />

Er hat Großes geleistet, ich bin verdammt<br />

stolz auf ihn. Sehr traurig macht<br />

mich, dass ich es ihm nie gesagt habe. Wir<br />

haben uns zwischen all den schrägen Erwartungen<br />

und Verstrickungen einfach verpasst.<br />

Die Mühle rattert vorerst weiter als Gasthof<br />

und kleines, gemütliches Seminarhaus. Mein<br />

Wunsch ist, ein Sowohl-als-auch zu finden,<br />

die Verbindung zwischen dem Lebenswerk<br />

meines Vaters und einem Sinn für mich ganz<br />

persönlich.<br />

W+M<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


16 | W+M Länderreport<br />

Die notwendige gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende setzt voraus, dass Klimaund<br />

Umweltverträglichkeit, Versorgungssicherheit sowie Bezahlbarkeit als gleichrangige<br />

Ziele gelten. Das Unternehmen EWE plädiert für eine nachhaltige Energiemarktreform.<br />

Energiewende braucht neue<br />

Rahmenbedingungen<br />

Fotos: EWE, W. Mausolf/IHK Ost-Brandenburg<br />

EWE zählt bei der Offshore-Stromerzeugung zu<br />

den Pionieren auf dem deutschen Markt.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Mecklenburg-Vorpommern | 17<br />

W+M: Herr Dr. Müller, Energie aus regenerativen Quellen macht in<br />

den Netzen von EWE schon heute über 70 Prozent der Gesamteinspeisung<br />

aus. Die Energiewende soll dazu führen, dass der Anteil der Erneuerbaren<br />

Energien (EE) am gesamten deutschen Stromverbrauch<br />

bis 2050 auf 80 Prozent steigt. Da kann Ihr Unternehmen sich quasi<br />

Zeit lassen, oder?<br />

Ulrich Müller: Das tun wir keineswegs, denn schließlich geht es um<br />

die Zukunft unserer Energieversorgung. EWE hat mit Riffgat gerade<br />

seinen zweiten Offshore-Windpark in der Nordsee fertig gestellt. Spätestens<br />

im Februar <strong>2014</strong> wird dort dann auch erneuer barer Strom produziert.<br />

Und in unserer Geschäftsregion Brandenburg/Rügen<br />

geht es ebenfalls weiter voran.<br />

Im Mai vergangenen Jahres haben wir eine<br />

Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, um<br />

gemeinsam mit Landwirten und der Kommune<br />

Breydin einen Windpark im Barnim zu bauen.<br />

Bis zu 15 Windkraftanlagen der Multimegawatt-Klasse<br />

sollen entstehen. Neben den Vertragspartnern<br />

werden sich auch Bürger, Unternehmen<br />

und andere Kommunen beteiligen können.<br />

Wir wollen den nachhaltigen Umbau der<br />

Energieversorgung gemeinsam mit den Menschen<br />

in der Region vollziehen und so auch<br />

die Akzeptanz der Energiewende dauerhaft sicherstellen.<br />

W+M: Aus der EWE Unternehmenszentrale in<br />

Oldenburg sind seit längerem Forderungen zu<br />

vernehmen, die Rahmenbedingungen der Energiewende<br />

müssten dringend neu justiert werden.<br />

Konzerne setzen sich in solchen Fällen<br />

rasch dem Verdacht aus, vornehmlich die eigene<br />

Gewinnoptimierung im Visier zu haben.<br />

Was passt Ihnen denn konkret nicht?<br />

Ulrich Müller: An vorderer Stelle zum Beispiel,<br />

dass die Stromkosten für die Verbraucher, für Millionen<br />

von Privathaushalten und Unternehmen,<br />

derzeit immer teurer werden, je mehr Energie aus<br />

erneuerbaren Quellen produziert wird. Die Mengen<br />

drücken zwar den Strompreis an der Börse<br />

immer öfter in den Keller, aber zum Ausgleich<br />

– gesetzlich festgelegt – steigt die so genannte<br />

EEG-Umlage, die direkt in die Verbraucherpreise<br />

eingeht. Hier muss am Fördermechanismus etwas<br />

geändert werden. Das gilt auch im Hinblick<br />

darauf, dass Neuanlagen zur regenerativen Energieerzeugung<br />

künftig nur noch an bestens geeigneten<br />

Standorten und zugleich möglichst auch<br />

nicht mehr in Regionen errichtet werden sollten,<br />

Dr. Ulrich Müller<br />

Leiter Geschäftsregion<br />

Brandenburg/Rügen der EWE AG<br />

in denen bereits Engpässe in den Übertragungsnetzen bestehen. Und<br />

schließlich sehen wir die Gefahr, dass aus wirtschaftlichen Gründen<br />

in die notwendigen konventionellen Kraftwerkskapazitäten zur Wahrung<br />

der Versorgungssicherheit angesichts des höchst volatilen Dargebots<br />

an Wind und Sonne in absehbarer Zeit Lücken gerissen werden<br />

könnten. All das sieht im Übrigen keineswegs nur EWE so, dazu gibt es<br />

breiten Konsens unter Experten. Wir haben zu all diesen Fragen auch<br />

substanzielle Reformvorschläge unterbreitet.<br />

W+M: Dann lassen Sie uns einige Stichworte aufrufen: Wie stehen<br />

Sie zur Förderung erneuerbarer Energien?<br />

Ulrich Müller: EWE spricht sich dafür aus, das bestehende<br />

Modell aus Einspeisevorrang und fester Vergütung auslaufen zu<br />

lassen. Für alle EE-Neuanlagen sollte ab einem bestimmten Zeitpunkt,<br />

etwa 2015, eine verpflichtende Direktvermarktung eingeführt werden.<br />

Die Betreiber sollten zusätzlich eine Marktprämie erhalten, die die Vermarktungserlöse<br />

flankiert.<br />

W+M: Und zum Thema Netzeinspeisung?<br />

Ulrich Müller: Zur effizienten Integration regenerativer Ener gien<br />

hat EWE den sogenannten 5%-Ansatz entwickelt. Statt wie bisher 100<br />

Prozent sollten die Netzbetreiber zukünftig nur 95 Prozent der Erneuerbaren<br />

Energien aufnehmen müssen. Innerhalb der letzten fünf<br />

Prozent sollte den Netzbetreibern ein intelligentes Einspeisemanagement<br />

ohne Verpflichtung zum Netzausbau und bei Neuanlagen auch<br />

ohne Verpflichtung zur finanziellen Entschädigung entgangener<br />

Einspeisemengen ermöglicht werden. In Kombination mit neuen Konzepten<br />

zur Spannungsoptimierung könnten so die Netzanschlusskapazität<br />

deutlich erhöht, das geschätzte Investitionsvolumen in<br />

den klassischen Netzausbau bis 2030 hingegen um nahezu 70 Prozent<br />

gesenkt werden. Dieser 5%-Ansatz wurde übrigens in der Koalitionsvereinbarung<br />

der neuen Bundesregierung berücksichtigt.<br />

W+M: Brauchen wir weiterhin konventionelle Kraftwerke?<br />

Ulrich Müller: Sie werden auch zukünftig eine entscheidende Voraussetzung<br />

für eine sichere und zuverlässige Stromversorgung sein –<br />

bis weit über 2020 hinaus. Aus Sicht von EWE sollte daher ein Kapazitätsmechanismus<br />

eingerichtet werden, der das Vorhalten gesicherter<br />

Leistung angemessen entlohnt und so die erforderlichen Investitionen<br />

in Erhalt und Zubau konventioneller Kapazitäten sicherstellt.<br />

Interview: Dr. Wolfgang Schwarz<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


18 | W+M Länderreport<br />

Auf Umwegen zum Erfolg<br />

Mit Millioneninvestitionen hat das Land Brandenburg in den 1990er Jahren ehrgeizige Großprojekte<br />

zur Entwicklung strukturschwacher Regionen gefördert. Doch die in die Chipfabrik in Frankfurt<br />

(Oder), den Chemiestandort Premnitz oder den Cargolifter-Luftschiffbau gesetzten Hoffnungen<br />

erfüllten sich nicht. Auch am künftigen Hauptstadt-Flughafen BER in Schönefeld herrscht sieben<br />

Jahre nach Baubeginn Stillstand.<br />

Von Tomas Morgenstern<br />

Im Jahr 1996 von den Ländern Berlin und<br />

Brandenburg gemeinsam mit dem Bund als<br />

wichtigstes Infrastrukturprojekt der Region<br />

in Angriff genommen, hat der Neubau des<br />

BER alle Zeit- und Kostenpläne gesprengt.<br />

Dagegen haben die „exotischsten“ Vorhaben<br />

von einst möglicherweise ihren Weg heraus<br />

aus der Problemzone gefunden.<br />

An eine Investruine erinnert die Baustelle<br />

des künftigen Berliner Großflughafens<br />

BER in Schönefeld. Das bedeutendste Infrastrukturprojekt<br />

von Berlin-Brandenburg liegt<br />

seit seiner im Juni 2012 geplatzten Eröffnung<br />

in Agonie. Nur mühsam lässt sich das<br />

Planungschaos entwirren, werden Strukturund<br />

Baumängel aufgedeckt. Mitte Dezember<br />

übernahm Berlins Regierender Bürgermeister<br />

Klaus Wowereit, der den Vorsitz des Aufsichtsrates<br />

ein Jahr zuvor als einer der Verantwortlichen<br />

für das Desaster räumen musste,<br />

erneut die Leitung dieses Kontrollgremiums.<br />

Wowereit und auch Flughafenchef Hartmut<br />

Mehdorn legen sich nicht mehr auf einen neuen<br />

Eröffnungstermin fest und schweigen sich<br />

derzeit auch über die Kostenentwicklung am<br />

Flughafen aus. Noch gilt also ein Kostenrahmen<br />

von insgesamt 4,3 Milliarden Euro, doch<br />

Experten rechnen mit deutlich mehr. Millionensummen<br />

werden allein für den Unterhalt<br />

des unfertigen Airports, durch notwendige<br />

Nacharbeiten, Umbauten, Vertragsstrafen und<br />

zusätzlichen Lärmschutz für Anwohner fällig.<br />

Bis am Flughafen BER einmal bis zu 27 Millionen<br />

Flugreisende pro Jahr abfertigen können,<br />

müssen auch die überlasteten Flughäfen in<br />

Tegel und Schönefeld ertüchtigt werden.<br />

Wie ein gestrandetes Ufo erhebt sich bei der<br />

Ortschaft Brand an der Autobahn A13 die Halle<br />

der Freizeitwelt Tropical Islands. Sie ist das<br />

Eine tropische Ferienwelt mit Lagunen, Badestränden und verschlungenen Dschungelpfaden<br />

ist seit 2004 in der ehemaligen Luftschiffhalle entstanden.<br />

eindrucksvollste Überbleibsel des gescheiterten<br />

Cargolifter-Großprojekts. Die Cargolifter<br />

AG hatte sich ab 1998 die auf einem früheren<br />

sowjetischen Militärflugplatz errichtete<br />

Werfthalle für ihre geplante Produktion<br />

von Transportluftschiffen 78 Millionen<br />

Euro kosten lassen, das Land hatte 40 Millionen<br />

Euro Fördermittel bereitgestellt. Als sich<br />

2002 die Zweifel an der technischen Machbarkeit<br />

des Luftschiffprojekts mehrten, die<br />

Geldgeber ausblieben und der Bund weitere<br />

Bürgschaften ablehnte, ging Cargolifter in<br />

die Insolvenz. Der malaysische Tanjong-Konzern<br />

kaufte die leer stehende und mit 107m<br />

Höhe, 360m Länge und 210m Breite größte<br />

freitragende Halle der Welt. Er ließ sie für<br />

70 Millionen Euro umbauen und eröffnete im<br />

Dezember 2004 darin seine Freizeitwelt Tropical<br />

Islands. Das anfangs von Spott und Häme<br />

begleitete Unternehmen hat sich in den<br />

neun Jahren seines Bestehens als Attraktion<br />

etabliert. Kamen zunächst hauptsächlich Neugierige<br />

aus dem Berliner Umland, so parken<br />

mittlerweile Busse und Pkw aus ganz Deutschland,<br />

Polen, Tschechien und sogar Skandinavien<br />

vor der Freizeitwelt. Bis zu einer Million<br />

Besucher wollen jedes Jahr bei tropischen<br />

Temperaturen an künstlichen Sandstränden<br />

baden, exotisch speisen oder in der Saunawelt<br />

entspannen. Nach Unternehmensangaben<br />

checken immer mehr Gäste für mehrere Tage<br />

ein, die Tropenhalle verfügt über 1.000 Hotelbetten<br />

und bietet rund um die Uhr vielfältige<br />

kulturelle und sportliche Zerstreuung. Insgesamt<br />

200 Millionen Euro wurden in den Ausbau<br />

der Anlage investiert. Rund 600 Menschen<br />

Fotos: Tropical Islands, EuroSpeedway, Flughafen Berlin-Brandenburg<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Brandenburg | 19<br />

sind bei Tropical Islands fest angestellt. Und<br />

die Freizeitwelt soll weiter wachsen. Derzeit<br />

läuft das Raumplanungsverfahren für das 550<br />

Hektar große Außengelände, auf dem eigenständige<br />

Resorts mit Feriendomizilen im Western-,<br />

Mittelalter-, Piraten- oder auch 1950er-<br />

Jahre-Stil entstehen sollen.<br />

Ein BMW-Bolide passiert beim Rennen der Deutschen<br />

Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) die Zuschauertribüne<br />

des Lausitzrings.<br />

Im Tagebauland um Schipkau reiften nach<br />

1990 kühne Formel-1-Träume, als die Idee einer<br />

international konkurrenzfähigen Rennstrecke<br />

Gestalt annahm. Die Lausitz war bereits<br />

in den 1970er Jahren Domizil des einheimischen<br />

Motorgeländesports. Zwar hatte<br />

sich der DDR-Motorsport wegen knapper Ressourcen<br />

weitgehend vom internationalen Geschehen<br />

abgekoppelt, doch das öffentliche Interesse<br />

war ungebrochen<br />

groß. Der Wunsch nach einer<br />

modernen Sicherheitsstandards<br />

genügenden<br />

Rennstrecke fand 1986<br />

als Vorhaben sogar Eingang<br />

in den letzten Fünfjahrplan<br />

der DDR. Nach<br />

der Wende von der Landesregierung<br />

gefördert,<br />

wurde im August 2000<br />

auf dem Gelände des ehemaligen<br />

Tagebaus Meuro<br />

der Euro Speedway Lausitz<br />

eröffnet. 159 Millionen<br />

Euro kostete das, 126<br />

Millionen Euro davon flossen<br />

als Fördermittel. Seit 2009 führt die Euro-<br />

Speedway Verwaltungs GmbH die Anlage, die<br />

– seit 2013 wieder unter ihrem Traditionsnamen<br />

Lausitzring – heute eine der modernsten<br />

Motorsportarenen der Welt ist. Auf 434 Hektar<br />

können zehn verschiedene Streckenvarianten<br />

befahren werden, die Tribünen fassen bis zu<br />

40.000 Schaulustige. Für 2013<br />

rechnet man damit, dass die<br />

Besucherzahl auf 340.000 gestiegen<br />

ist. Am Lausitzring entstanden<br />

45 feste und 150 Saisonarbeitsplätze.<br />

Der Betreiber<br />

schätzt, dass vom Betrieb der<br />

Anlage der Fremdenverkehr, Hotels<br />

und Gaststätten sowie zahlreiche<br />

Dienstleister in der Region<br />

mit insgesamt bis zu 1.500<br />

Arbeitsplätzen profitieren.<br />

Wichtigstes wirtschaftliches<br />

Standbein des Unternehmens ist<br />

die Streckenvermietung – in der<br />

Saison ist die Strecke nahezu<br />

täglich belegt. <strong>2014</strong> geht am<br />

Ring eine Motocross-Strecke in Betrieb. Pro<br />

Jahr gibt es bis zu 20 Publikumsveranstaltungen.<br />

Highlight ist das jährliche Rennen der<br />

Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM),<br />

2013 zog es 65.000 Besucher an.<br />

Der Mehrzahl der Brandenburger Großprojekte<br />

blieb anhaltender Erfolg indes versagt.<br />

So scheiterten bereits im Februar 2002 alle<br />

Rettungsversuche für die insolvente Prefil<br />

Der Flughafen<br />

Berlin-Brandenburg „Willy Brandt”.<br />

GmbH in Premnitz. Am Ende verloren die 200<br />

Beschäftigten ihre Arbeit. Überdies gelang es<br />

dem Land nicht, den Chemiestandort Premnitz,<br />

an dem bis zum Zusammenbruch der DDR<br />

7.500 Menschen beschäftig waren, zu erhalten.<br />

Die öffentliche Hand kostete der vergebliche<br />

Versuch ab 1990 rund 430 Millionen Euro.<br />

Auch der Entwicklung von Frankfurt (Oder)<br />

zum Zentrum der Elektronik- und Solar-Branche<br />

war kein Glück beschieden. Am Standort<br />

des nach der Wende geschlossenen DDR-<br />

Halbleiterwerks sollte ab 1998 für 1,3 Milliarden<br />

Euro eine Chipfabrik zur Herstellung von<br />

Bauelementen für Mobiltelefone gebaut werden.<br />

Die Fertigungshalle an der Autobahn A12,<br />

in der 1.500 Menschen arbeiten sollten, stand<br />

bereits, als das Projekt im November 2003<br />

wegen der ungeklärten Finanzierung gestoppt<br />

wurde. 2007 investierte das Hamburger Unternehmen<br />

Conergy 250 Millionen Euro und<br />

baute die Halle in eine Produktionsstätte für<br />

Solarmodule mit 1.000 Arbeitsplätzen um, 40<br />

Millionen Euro steuerte das Land bei. Als die<br />

Krise der Solarbranche 2012 Frankfurt erreichte,<br />

mussten zunächst die Mitbewerber Odersun<br />

(260 Beschäftigte) und First Solar (1.200<br />

Beschäftigte) aufgeben. Im Juli 2013 meldete<br />

auch Conergy Insolvenz an. Im Dezember<br />

2013 kaufte das chinesische Unternehmen<br />

Astroenergy die Frankfurter Fabrik. Die Chinesen<br />

wollen in der Oderstadt mit 210 der zuletzt<br />

280 Arbeitskräfte die Produktion von Solarmodulen<br />

fortsetzen.<br />

W+M<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


20 | W+M Länderreport<br />

Strom tanken – aber wo?<br />

Elektro-Fahrzeuge rollen als Car-Sharing-Angebot oder bei den Stadtfahrten von Dienstleistern.<br />

Bei leerem Akku müssen sie an die Steckdose. Rund 10.000 Euro kostet eine davon – das Berliner<br />

Start-up ubitricity senkt die Kosten um 90 Prozent.<br />

Von Dr. Ulrich Conrad<br />

In diesem Elektroauto A2 hat ubitricity sein Konzept des intelligenten Ladekabels umgesetzt – die speziell dafür entwickelte kleine<br />

Systemsteckdose befindet sich im Mast der Straßenlaterne.<br />

Fotos: ubitricity, Vattenfall<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Berlin | 21<br />

Nach anfänglichem Zögern bringen die Autohersteller nun<br />

doch mehr oder weniger alltagstaugliche Elektroautos auf<br />

den Markt. Noch sind sie sehr teuer, der Komfort meist eingeschränkt<br />

und die Reichweite im rein elektrischen Betrieb zu gering.<br />

Für Kurzstrecken und Stadtfahrten könnten sie trotzdem bald<br />

zur ernsthaften Alternative zum Verbrennungsmotor werden, so auch<br />

der kritische ADAC. Offenbar zeigen die mit großen Summen geförderten<br />

Entwicklungsarbeiten Wirkung. Schon gibt es zudem Konzepte,<br />

den Pendlerverkehr in Ballungsgebieten wie Berlin, München oder<br />

Hamburg zumindest zum Teil mit E-Cars zu bewältigen. Grüne denken<br />

dabei eher an Fahrräder mit Elektromotor und große Pedelec-Parkplätze<br />

an der S-Bahn. Andere Visionäre sehen die Lösung des Speicherproblems<br />

erneuerbarer Energien: In einem „intelligenten“ Stromnetz<br />

hängen die Autos zum Aufladen an den Steckdosen, können<br />

aber bei hohem Strombedarf auch Elektrizität ins Netz einspeisen. Natürlich<br />

so, dass die Besitzer oder Nutzer trotzdem noch fahren können<br />

– wenn sie das möchten. Bevor das intelligente Stromnetz mit<br />

neuartigen Zählern, komplexer Steuerungstechnologie und einer funktionierenden<br />

Software für die Abrechnung der Kosten bzw. Einspeisevergütung<br />

aufgebaut wird, steht eine ganz andere, einfache Frage:<br />

Wie viele Stromsteckdosen werden in Zukunft gebraucht? Eine für<br />

jedes Fahrzeug oder eine für zwei im Durchschnitt? In Berlin gibt es<br />

derzeit rund 400 öffentlich zugängliche Ladepunkte, rund 1.200 elektrisch<br />

angetriebene Pkw und Nutzfahrzeuge laufen im Test, sie gehören<br />

überwiegend zu Projekten im „Internationalen Schaufenster<br />

Elektromobilität Berlin-Brandenburg“, das vom Bundesforschungsministerium<br />

gefördert wird. Am Quartier Potsdamer Platz, das sich als<br />

Hotspot der Elektromobilität versteht, konzentrieren sich die Ladesäulen,<br />

jede hat zwei oder mehr Ladepunkte. Größte Anbieter sind die<br />

Stromerzeuger Vattenfall und RWE. Die Kosten liegen bei rund 10.000<br />

Euro für einen Ladepunkt – kaum vorstellbar, dass diese aufwendigen<br />

Systeme einmal die Straßenränder in noch kürzerem Abstand als<br />

Alleebäume zieren werden.<br />

Ein Berliner Start-up mischt jetzt die Szene der Ladeinfrastruktur auf:<br />

„Warum muss die Ladestation unbedingt die teure Technik zur Abrechnung<br />

enthalten?“, fragt Dr. Frank Pawlitschek, Geschäftsführer der<br />

ubitricity Gesellschaft für verteilte Energiesysteme mbH. „Es ist wesentlich<br />

effizienter, wenn der Nutzer die Technik selbst mitbringt, genau wie<br />

beim Mobiltelefon. Ubitricity verlagert die Intelligenz ins Ladekabel der<br />

Fahrzeuge. Damit können die Ladepunkte einfache und günstige Systemsteckdosen<br />

sein, die nahezu keine laufenden Kosten verursachen.<br />

Autofahrer bringen ihren mobilen Stromzähler also selbst mit, wenn sie<br />

Energie zapfen, mobile metering nennen es die Fachleute. Überall, wo<br />

sie parken, können die Kunden Ladestrom vom Stromlieferanten ihrer<br />

Wahl beziehen und bezahlen an diesen mit nur einer Stromrechnung.<br />

Auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt am Main<br />

im September hat ubitricity seine Entwicklung vorgestellt. Die Fachwelt<br />

zeigte sich hochinteressiert, vor allem, weil die Kosten für Ladepunkte<br />

beim Einsatz des Systems um bis zu 90 Prozent sinken würden.<br />

Installation einer Wallbox, einer intelligenten Ladestation<br />

an der Hauswand.<br />

Schon für rund 300 Euro ließe sich zum Beispiel eine geeignete Straßenlaterne<br />

mit einer Systemsteckdose ausrüsten. Am EUREF-Campus<br />

der TU in Berlin-Schöneberg, wo ubitricity seinen Sitz hat, kann man<br />

sich dies an einer normalen Straßenlampe ansehen.<br />

Seit der Gründung 2008 ist ubitricity inzwischen auf 27 Mitarbeiter<br />

gewachsen. Das Team ist so vielseitig wie das Aufgabenfeld: Neben<br />

Systemingenieuren, Diplom-Physikern oder Diplom-Informatikern ist<br />

auch das Wissen von Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlern sowie<br />

Kommunikationswissenschaftlern gefragt. Das Start-up arbeitet mit<br />

großen Unternehmen zusammen und hat auch die internationalen Märkte<br />

im Fokus. Das Sicherheitskonzept und die Spezifikation der sicheren<br />

Datenkommunikation wurden mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt<br />

in Berlin entwickelt. Falls in den nächsten Jahren tatsächlich<br />

massenhaft Steckdosen für Elektroautos installiert werden<br />

müssen, dürfte das Konzept gute Karten haben.<br />

W+M<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


22 | W+M Titelthema<br />

<strong>Messen</strong> <strong>2014</strong>:<br />

Sprungbrett für den Mittelstand<br />

Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren zum international<br />

bedeutendsten Messeplatz gemausert. Mehr als 65 Prozent<br />

aller Weltleitmessen finden hier statt. Insgesamt richten deutsche<br />

Messeveranstalter pro Jahr 150 internationale <strong>Messen</strong> mit<br />

gut 160.000 Ausstellern und 10 Millionen Besuchern aus. Damit<br />

erzielt die Messebranche einen Gesamtjahresumsatz von mehr<br />

als 2,5 Milliarden Euro.<br />

Über 56.000 deutsche Unternehmen engagieren<br />

sich als Aussteller im Business-to-Business-Segment.<br />

Durchschnittlich fließen bis<br />

zu 40 Prozent der Ausgaben für Business-to-<br />

Business-Kommunikation von Firmen in Messebeteiligungen.<br />

Auch das gerade begonnene Jahr <strong>2014</strong> und<br />

das darauffolgende Jahr versprechen zahlreiche<br />

wichtige und innovative <strong>Messen</strong>, die<br />

speziell für mittelständische Unternehmer<br />

– auf Aussteller- wie Besucherebene – interessant<br />

sein dürften. W+M stellt auf den folgenden<br />

Seiten ausgewählte <strong>Messen</strong> und Messemärkte<br />

vor.<br />

Den Auftakt im Frühjahr bildet die „analytica“,<br />

die Internationale Leitmesse für Labortechnik,<br />

Analytik und Biotechnologie, die<br />

vom 1. bis 4. April stattfindet. 2013 kamen<br />

mehr als 30.000 Fachbesucher aus über 110<br />

Ländern zu dieser Leistungsschau nach München.<br />

Die diesjährige Messe geht mit einer<br />

Neuerung an den Start: Erstmals wird mit einer<br />

Sonderschau der Bereich Arbeitsschutz<br />

und Arbeitssicherheit im Labor abgebildet.<br />

Auf der IFAT, der Weltleitmesse für Wasser-,<br />

Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft,<br />

trifft sich zwischen dem 5. und 9. Mai alles,<br />

was in der „Green Economy“ Rang und Namen<br />

hat. Die im Zwei-Jahres-Turnus stattfindende<br />

Gut besucht: die alle zwei Jahre in<br />

München stattfindende IFAT.<br />

Messe verbuchte 2012 mit mehr als 125.000<br />

in- und ausländischen Gästen einen historischen<br />

Besucherrekord.<br />

Ein Besuchermagnet dürfte auch die ebenfalls<br />

alle zwei Jahre durchgeführte AUTO-<br />

MATICA werden, die vom 3. bis 6. Juni ihre<br />

Tore öffnet. Die Fachmesse für Automation<br />

und Mechatronik richtet sich an Anwender<br />

und Entwickler von Automatisierungs- sowie<br />

Systemkomponenten. In diesem Jahr wird<br />

München erwartet<br />

zwei Millionen Messebesucher<br />

Die Messe München rechnet in diesem Jahr mit 30.000 Ausstellern.<br />

Am Messeplatz München wird <strong>2014</strong> eine Vielzahl<br />

von hochwertigen Fachmessen stattfinden.<br />

Veranstalter sind die Messe München<br />

International sowie diverse Gastveranstalter,<br />

wie zum Beispiel die Gesellschaft für<br />

Handwerksmessen. Die Messegesellschaft<br />

rechnet damit, dass in diesem Jahr mindestens<br />

30.000 Aussteller und insgesamt mehr<br />

als zwei Millionen Besucher an den Veranstaltungen<br />

auf dem Münchner Messegelände<br />

und im Internationalen Congress Center<br />

teilnehmen werden.<br />

Fotos: Messe München International, Koelnmesse<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Messejahr <strong>2014</strong> | 23<br />

es zum ersten Mal einen extra Bereich für<br />

Service-Robotik geben. Bewusst stellt sich<br />

die Messe internationaler Konkurrenz. Dr.<br />

Reinhard Pfeiffer, Geschäftsführer der Messe<br />

München: „Wir wollen die Messe auf Basis<br />

der Vorbilder 2008 und 2010 erfolgreich weiterführen<br />

und haben uns dazu entschieden,<br />

die AUTOMATICA parallel zur Intersolar Europe<br />

zu halten.“<br />

Die internationale Fachmesse für Gewerbeimmobilien<br />

und Investitionen EXPO REAL (6.<br />

bis 8. Oktober) gilt als zentrale Leistungsschau<br />

für Networking bei branchen- und länderübergreifenden<br />

Immobilienprojekten, Investitionen<br />

und Finanzierungen. Sie bildet<br />

das gesamte Spektrum der Immobilienwirtschaft<br />

ab und bietet eine internationale Networking-Plattform<br />

für die wichtigsten Märkte<br />

von Europa über Russland, den mittleren<br />

Osten bis in die USA.<br />

25 Branchen<br />

mit Leitmessen in Köln<br />

Die Koelnmesse gehört mit 75 <strong>Messen</strong> und 2.000 Kongressen zu den<br />

großen Playern im Messemarkt.<br />

Mit rund 75 internationalen Fachmessen und<br />

Fachausstellungen im In- und Ausland und<br />

rund 2.000 Kongressen gehört die Koelnmesse<br />

zweifellos zu den großen Playern im Messegeschäft.<br />

Fest im Fokus hat die Kölner Messegesellschaft<br />

einen wichtigen Kundenstamm<br />

– den Mittelstand, darunter auch zahlreiche<br />

ostdeutsche Unternehmen, die Köln seit Jahren<br />

die Treue halten. Gerald Böse, Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung der Koelnmesse, ist<br />

denn auch voll des Lobes: „Es ist beeindruckend,<br />

wie viele ostdeutsche Unternehmen<br />

heute ihren Erfolg – neben der Qualität ihrer<br />

Produkte – gerade ihrem Bekenntnis zu ihrer<br />

regionalen Herkunft verdanken. Für weiteres<br />

Wachstum brauchen sie aber Plattformen, auf<br />

denen sie sich dem Weltmarkt präsentieren<br />

können. Die Koelnmesse bietet diese Foren,<br />

in Köln finden für rund 25 Branchen die weltweit<br />

führenden <strong>Messen</strong> statt. Das haben ostdeutsche<br />

Unternehmen in den vergangenen<br />

beiden Jahrzehnten erkannt, das hat für viele<br />

von ihnen bereits entscheidend zum Erfolg<br />

beigetragen. Und sie sind in bester Gesellschaft:<br />

90 Prozent unserer Aussteller kommen<br />

aus dem Mittelstand und finden via Köln<br />

ihren Weg zur internationalen Nachfrage.“<br />

Speziell für Aussteller und Besucher aus den<br />

neuen Ländern sind diverse in Köln ausgerichtete<br />

<strong>Messen</strong> der Ernährungsbranche interessant,<br />

etwa die Leitmesse für die globale<br />

Ernährungswirtschaft Anuga (fand zuletzt<br />

im Oktober 2013 statt), die internationale<br />

Süßwarenmesse ISM (26. bis 29. Januar<br />

<strong>2014</strong>) oder die internationale Fachmesse für<br />

Lebensmittel- und Getränkeindustrie „Anuga<br />

FoodTec“ (24. bis 27. März 2015). Wichtig waren<br />

und sind zudem internationale Einrichtungs-<br />

und Küchenmessen, wie die „imm cologne“<br />

(13. bis 19. Januar <strong>2014</strong>) oder die „LivingKitchen“,<br />

die im kommenden Jahr vom<br />

19. bis 25. Januar 2015 stattfinden wird.<br />

Hamburg als Mekka<br />

der maritimen Industrie<br />

Alle zwei Jahre im September wird der Messeplatz<br />

Hamburg zum Mekka der internationalen<br />

maritimen Industrie. In 26. Auflage findet<br />

vom 9. bis 12. September <strong>2014</strong> die weltweit<br />

führende Schiffbaumesse SMM statt.<br />

Mehr als 2.000 Austeller und 50.000 Fachbesucher<br />

werden in diesem Jahr erwartet. Die<br />

SMM bildet vom Schiffbau über die Schifffahrt,<br />

die Zuliefer- und Offshore-Industrie<br />

bis hin zur Schiffsfinanzierung alle Bereiche<br />

der maritimen Wirtschaft ab. Traditionell<br />

sind etliche Vertreter der Branche aus<br />

Mecklenburg-Vorpommern in Hamburg vertreten.<br />

Die maritime Industrie im Nordosten<br />

erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von<br />

1,9 Milliarden Euro. Auf der SMM langjährig<br />

präsent ist zum Beispiel das Schiffbauunternehmen<br />

Nordic Yards, das sich mit dem Bau<br />

von riesigen Konverterplattformen für Offshore-Windparks<br />

empfiehlt. Die Werft mit<br />

Standorten in Wismar und Warnemünde ist<br />

in kurzer Zeit zum Weltmarktführer in dieser<br />

Sparte avanciert.<br />

Die Mecklenburger Metallguss GmbH aus<br />

Waren/Müritz, weltgrößter Hersteller von<br />

Schiffspropellern, hat der SMM in der Vergangenheit<br />

ihren besonderen Stempel aufgedrückt.<br />

Regelmäßig zierte ein tonnenschwerer<br />

Schiffspropeller den Vorplatz am Eingang<br />

Ost der Hamburg Messe.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


24 | W+M Titelthema<br />

aller Zeiten sein. Ihr Rang als weltweit<br />

bedeutendster Branchentreff<br />

ist so unbestritten, dass sie sich<br />

2013 sogar den Namen „Spielwarenmesse“<br />

als Wortbegriff schützen<br />

lassen konnte. Traditionell ist<br />

sie nur Fachbesuchern zugänglich,<br />

die sie als das Ereignis des Jahres<br />

ansehen wie John Tong, Vizepräsident<br />

des Hong Kong Toys Council,<br />

bekräftigt: „Nürnberg ist die führende<br />

Spielwarenmesse der Welt<br />

und ermöglicht es, an einem Ort<br />

zugleich Einkäufer, Hersteller, Erfinder<br />

und Designer zu treffen.“<br />

Im September wird Hamburg zum Mekka der internationalen maritimen Industrie.<br />

Im Kontext des wachsenden Ausbaus der<br />

Windenergie auf Land und auf See erlebt der<br />

Messeplatz an der Alster in der zweiten Jahreshälfte<br />

eine Premiere. Zum ersten Mal wird<br />

die Fachmesse „WindEnergy Hamburg“ veranstaltet.<br />

Sie offeriert vom 23. bis 26. September<br />

<strong>2014</strong> die gesamte Bandbreite der<br />

Onshore- und Offshore-Windindustrie. Unter<br />

den gut 1.000 Ausstellern werden aus Mecklenburg-Vorpommern<br />

etwa die KGW Schweriner<br />

Maschinen- und Anlagenbau GmbH, Hersteller<br />

von Stahlrohrtürmen für Windräder<br />

und der Windkraftanlagenbauer Nordex SE<br />

aus Rostock vertreten sein.<br />

Während die SMM und „WindEnergy“ auf<br />

maritime Großprojekte und den Anlagenbau<br />

fokussiert sind, geben sich in Hamburg<br />

alljährlich Bootsbauer sowie Ausrüster<br />

und Dienstleister im maritimen Freizeitbereich<br />

ein Stelldichein auf der Messe „hanseboot“.<br />

Vom 25. Oktober bis 2. November <strong>2014</strong><br />

werden neben gut 600 Ausstellern auch ca.<br />

80.000 Besucher erwartet, die sich rund um<br />

den Wassersport informieren können. Großes<br />

Interesse weckte in den letzten Jahren<br />

die HanseYachts AG aus Greifswald, die die<br />

Hamburger Bootsmesse regelmäßig nutzt,<br />

um ihre neuesten Yachtmodelle einem breiten<br />

Publikum zu präsentieren.<br />

Nürnberg lockt<br />

mit Spielwarenmesse<br />

Mit der Erfahrung von 65 Jahren, 170.000<br />

Quadratmetern Ausstellungsfläche, 2.700<br />

nationalen und internationalen Ausstellern,<br />

über 73.000 Fachbesuchern aus weit<br />

mehr als 100 Ländern und etwa einer Million<br />

Exponaten wird die Nürnberger Spielwarenmesse,<br />

die vom 29. Januar bis 3. Februar<br />

<strong>2014</strong> stattfindet, die größte Spielwarenmesse<br />

Auch namhafte ostdeutsche Hersteller,<br />

wie die Eichsfelder Technik<br />

eitech GmbH, die Kösener Spielzeugmanufaktur<br />

oder PIKO Spielwaren<br />

aus Sonneberg, sind mit<br />

Ständen vertreten. Erstmals präsentiert die<br />

Spielwarenmesse <strong>2014</strong> Trends und Neuheiten<br />

auf einer gemeinsamen Fläche in der Trend-<br />

Gallery. Ein wichtiges Thema ist die Eröffnung<br />

neuer Spielräume: Kombinationen von<br />

traditionellen Spielen und digitalen Sphären<br />

ziehen erfahrungsgemäß nicht nur Kinder<br />

in ihren Bann.<br />

Karsten Hintzmann,<br />

Thomas Schwandt und<br />

Constanze Treuber<br />

Die Spielwarenmesse Nürnberg gilt weltweit als größter Treff der Branche.<br />

Fotos: Alex Schelbert/Spielwarenmesse, Thomas Schwandt, Messe Berlin<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Messejahr <strong>2014</strong> | 25<br />

„<strong>2014</strong> wird das Jahr der Leitmessen“<br />

W+M-Interview mit Christian Göke, Geschäftsführer Messe Berlin<br />

W+M: Herr Dr. Göke, Sie sind seit Juli 2013 neuer Geschäftsführer der<br />

Messe Berlin. Welche strategischen Ziele verfolgen Sie?<br />

Christian Göke: Wir wollen mit unserem Unternehmen ein immer<br />

besserer Arbeitgeber werden, weil wir zutiefst von der These überzeugt<br />

sind, dass in unserem Markt der Mensch der entscheidende Erfolgsfaktor<br />

ist.<br />

W+M: Wo sieht sich die Messe Berlin im Wettbewerb mit Köln,<br />

Frankfurt, München und Düsseldorf positioniert?<br />

Christian Göke: Deutschland ist der weltweit bedeutendste Messemarkt.<br />

Zwei Drittel aller Leitmessen finden hier statt. Kein anderes Land<br />

hat so viele starke Messeplätze und -gesellschaften. Gemeinsam versuchen<br />

wir, diesen Status beizubehalten und stehen uns ansonsten im<br />

fairen Wettbewerb gegenüber, für den wir uns mit unserem starken<br />

Veranstaltungsportfolio und der Attraktivität unserer Hauptstadt gut<br />

gewappnet sehen.<br />

W+M: Wie wichtig sind ostdeutsche Unternehmen sowohl als Aussteller<br />

als auch Besucher?<br />

Christian Göke: Ostdeutschland zählt für uns zum direkten Einzugsgebiet.<br />

Je nach Branche und Veranstaltung verbuchen wir dabei einen<br />

stetigen Zuwachs bei der Anzahl von Ausstellern, Fachbesuchern und<br />

Besuchern, beispielsweise bei der belektro, Boot & Fun Berlin, bautec<br />

oder Hippologica Berlin.<br />

W+M: Was sind die wich tigsten <strong>Messen</strong> und Kongresse in diesem<br />

Jahr?<br />

Christian Göke:<br />

Im Jahr <strong>2014</strong> finden<br />

alle unsere Leitmessen<br />

statt: Internationale<br />

Grüne Woche, Fruit-<br />

Logistica, ITB Ber lin,<br />

ILA Berlin Air Show,<br />

Dr. Christian Göke<br />

Geschäftsführer<br />

Messe Berlin<br />

IFA und InnoTrans. Aber auch unsere kleineren <strong>Messen</strong> haben ihre<br />

Bedeutung und sind für die jeweilige Branche und die Hauptstadtregion<br />

wichtig. Am 10. Mai <strong>2014</strong> werden wir voraussichtlich mit dem Bundeskongress<br />

des Deutschen Gewerkschaftsbundes unsere neue Multifunktionshalle<br />

CityCube einweihen.<br />

W+ M: Sind neue Messeprojekte geplant?<br />

Christian Göke: Im Mai <strong>2014</strong> startet die „tools“, mit<br />

der wir ein Messeformat rund um webbasierte Anwendungen<br />

anbieten. Dabei stehen nicht die Entwickler,<br />

sondern die Anwender im Focus. Im Juni 2015<br />

folgt dann die „stage/set/scenery“. Mit dieser neuen<br />

Veranstaltung sprechen wir die gesamte professionelle<br />

Bandbreite der Theaterfachplanung, Film,<br />

Bühnen-, Licht-, Ton-, Video- und Medientechnik,<br />

Maske, Kostümdesign, Dekorationsbau, Architektur,<br />

Akustik, Studio-, Ausstellungs- und Museumstechnik<br />

an.<br />

W+M: Wie und mit welchen Projekten entwickelt sich<br />

das Auslandsgeschäft der Messe Berlin?<br />

Der multifunktionelle Haupteingang Süd der Messe Berlin.<br />

Christian Göke: Mit unseren Veranstaltungen ITB<br />

Asia in Singapur und der AsiaFruitLogistica in Hongkong<br />

sichern wir unsere Berliner Leitmessen. Beide Veranstaltungen<br />

sind mittlerweile Marktführer im asiatischen<br />

Markt und wachsen weiter.<br />

Interview: Torsten Holler<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


26 | W+M Titelthema<br />

Messemarkt Ostdeutschland:<br />

Ein Leuchtturm und viele Blinklichter<br />

Leipzig hat sich als einziger Messestandort Ost unter den nationalen Top 10 etabliert. Einige regionale<br />

Messegesellschaften brachten es dank satter steuerlicher Alimentierung zumindest in die<br />

zweite Liga – allen voran Erfurt, gefolgt von Dresden, Chemnitz, Rostock, Magdeburg, Halle.<br />

Von Harald Lachmann<br />

Leipzigs futuristisches Messegelände wurde bereits international mit Architekturpreisen geehrt.<br />

Es geht aufwärts in Leipzig. Die gut 85 Millionen<br />

Euro Umsatz, die Messechef Martin<br />

Buhl-Wagner für 2013 verkündete,<br />

be deuteten nicht nur ein Plus von 17 Prozent<br />

gegenüber 2012, sondern das überhaupt beste<br />

Geschäftsjahr seit der Wende. Mithin etablierte<br />

sich die traditionsreiche Messe national fest<br />

in den Top 10. Das war 1990 weiß Gott nicht<br />

zu erwarten. Denn keiner brauchte da noch<br />

wirklich jenen einstigen Welthandelsplatz, an<br />

dem man 1895 das Prinzip der Mustermesse<br />

erfand und wo sich zuvor auf den Rundgängen<br />

von Erich Honecker gleich noch viel Politisches<br />

(ver)handeln ließ. Immerhin lagen da<br />

schon fünf der zehn weltgrößten Messegesellschaften<br />

in Westdeutschland.<br />

Leipzig belegt mit einer Hallenfläche sowie<br />

einem Freigelände von 111.300 bzw. 70.000<br />

Quadratmetern jeweils Platz 8 in Deutschland.<br />

Fünf der größten <strong>Messen</strong> finden sich heute<br />

unter jenen Events, die stabil 100.000 und<br />

mehr Besucher anlocken: neben der Buchmesse<br />

und der zweitgrößten deutschen Automesse<br />

AMI auch die Publikumsschauen „Haus-Gar-<br />

Fotos: Harald Lachmann<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Messejahr <strong>2014</strong> | 27<br />

ten-Freizeit“ und „Modell-Hobby-Spiel“. Hinzu<br />

kam lange das Computerspiele-Forum „Games<br />

Convention“, das jedoch nach dem sensationellen<br />

Aufbauerfolg auf unfeine Weise nach Köln<br />

verschoben wurde. Dennoch wurden in Leipzig<br />

weitere internationale Branchengradmesser<br />

heimisch, etwa die Weltleitmesse für Orthopädie<br />

und Rehatechnik „OT World“, Europas Leitmesse<br />

für Denkmalpflege und Restaurierung<br />

„denkmal“ und die Fachschau für Kommunalund<br />

Regionalentwicklung „euregia“.<br />

Typisch für Leipzigs Messestrategie ist ein<br />

internationaler oder zumindest konsequent<br />

überregionaler Fokus. Damit beherbergt man<br />

den einzigen Messeleuchtturm Ost. Doch dunkel<br />

ist es darunter nicht. Es wimmelt nur so<br />

an Blinklichtern, Streulichtern und zuweilen<br />

auch Irrlichtern zwischen Rügen und Vogtland,<br />

Eisenach und Frankfurt/Oder. Die Fülle<br />

an Gewerbe-, Verkaufs- oder Regionalschauen<br />

ist kaum zu überschauen. Keine Kreisstadt,<br />

kein Mittelzentrum, erst recht keine frühere<br />

Bezirks metropole, die sich nicht als Messestandort<br />

feiert. Und da sie fast durchweg aus<br />

Steuergeldern alimentiert werden (was indes<br />

auch auf alle ganz Großen an Rhein und Main<br />

und natürlich auch Leipzig zutrifft), haben sie<br />

auch einen langen Atem – und einen gewissen<br />

Hang zum Kannibalismus. Fast jeder Lokalfürst<br />

will sich im eigenen Messeareal sonnen, selbst<br />

wenn nur 30 Autominuten weiter ein weiterer<br />

Reisemarkt oder Lifestyle-Basar buhlt. Man<br />

Die lichtdurchflutete Glashalle des Leipziger Messegeländes.<br />

kennt Vergleichbares bei Regionalflugplätzen.<br />

Damit schafften es weitere Oststandorte zumindest<br />

in die zweite Liga. Thüringen powerte<br />

etwa die Messe Erfurt als seine 100-Prozent-Tochter<br />

nach schwerem Neustart 2011 zur<br />

Nummer 2 im Osten: sowohl bei Hallenfläche<br />

(25.070 Quadratmeter) und Umsatz (knapp<br />

acht Millionen Euro) als auch den Jahresgesamtzahlen<br />

bei Veranstaltungen (200 – darunter<br />

auch Rock, Sport, Flohmärkte, etc.), Ausstellern<br />

(7.000) und Besuchern (600.000). Zudem<br />

holte man mit Thomas Tenzler Leipzigs Ex-<br />

Messesprecher an Bord und will sich so nun<br />

internationaler öffnen. Bereits recht erfolgreich<br />

ist die „Rapid.Tech“, gekoppelt an eine<br />

Anwendertagung zur Rapid-Technologie.<br />

Umsatzmäßig auf den Plätzen folgt erneut<br />

zweimal Sachsen: Chemnitz und Dresden mit<br />

6,3 bzw. 5,2 Millionen Euro. Auch diese Zahlen<br />

resultieren aus einem breiten Mix von Pop<br />

bis hochkarätiger Fachschau. Immerhin richtet<br />

Dresden (23.000 Quadratmeter Hallenfläche)<br />

mit der SEMICON Europas Leitmesse für<br />

Mikroelektronik aus. Zuletzt zählte man 420<br />

Aussteller. Chemnitz (19.000 Quadratmeter)<br />

musste dagegen sein bisher erfolgreichstes<br />

Eigengewächs – Ostdeutschlands wichtigste Industriemesse<br />

Intec – nach Leipzig verlagern:<br />

Hier lässt es sich einfach besser verkaufen.<br />

Größere Messekomplexe leisten sich auch<br />

Magdeburg, wo die Stadt als 91-Prozent-Gesellschafter<br />

indes immer wieder bitter für<br />

Liquiditätszuschüsse blutet, Rostock, Halle,<br />

Cottbus sowie Potsdam, wo man jedoch Anfang<br />

2013 Insolvenz anmeldete. Das Portfolio<br />

der Veranstaltungen – teils von Fremdpromotern<br />

gestemmt – beschränkt sich hier noch<br />

deutlich regionaler auf die Felder Auto, Reise,<br />

Eigenheim, Fashion, Floristik oder Handwerkliches<br />

für Endkunden. Zuweilen ist die Messe<br />

auch nur eine Sparte einer kommunalen<br />

Kongress- und Immobilienagentur. So lassen<br />

sich auch schwer exakte Umsatzzahlen vergleichen.<br />

Auch nicht in Halle, wo das heimische<br />

Paar Beate und Roland Zwerenz das erste<br />

privat finanzierte Messegelände im Osten<br />

errichtete. Doch auch das ist seit 2008 einem<br />

Dresdner Medienkonzern angegliedert. W+M<br />

Thüringens Landesregierung verfolgt als Alleinbesitzer der Messe Erfurt GmbH<br />

ehrgeizige Pläne mit dem modernen neuen Gelände.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


28 | W+M Titelthema<br />

ILA: Gute Aussichten für Zulieferer<br />

Neuheiten wie der Prototyp eines Airbus A320-214 (WL) ziehen alle zwei Jahre über 230.00 Besucher auf die ILA.<br />

Die Internationale Messe für Luft- und<br />

Raumfahrt, die ILA Berlin Air Show, ist<br />

die älteste Luftfahrtmesse der Welt. Nach der<br />

Premiere 1909 in Frankfurt/Main fand sie<br />

von 1912 bis zum Zweiten Weltkrieg in Berlin<br />

statt. Nach einer mehr als 30 Jahre dauernden<br />

Präsenz in Hannover – bedingt durch den<br />

kalten Krieg – feierte sie 1992 am Standort<br />

Berlin-Brandenburg ein furioses Comeback.<br />

2012 waren 1.243 Aussteller aus 46 Ländern<br />

und allen Bereichen der Aerospace präsent,<br />

282 Fluggeräte aller Größen und Kategorien<br />

wurden präsentiert.<br />

Mit ähnlichen Zahlen ist zu rechnen, wenn<br />

die ILA vom 20.–25. Mai <strong>2014</strong> ihre diesjährigen<br />

Türen öffnet, davon an den ersten<br />

drei Tagen ausschließlich für Fachbesucher.<br />

Gute Aussichten bieten sich den Zulieferern,<br />

speziell auch aus den neuen Bundesländern,<br />

mit den Großen der Branche ins Geschäft zu<br />

kommen. Mit dem International Suppliers<br />

Center (ISC) hat die ILA eine Marketingplattform<br />

für die gesamte Zuliefererindustrie<br />

etabliert. Neben Vertretern des Einkaufs werden<br />

<strong>2014</strong> erstmalig auch Experten aus dem<br />

Entwicklungsbereich eingeladen. Mehr als<br />

40 Vertreter internationaler Hersteller und<br />

Fachbesucherausweise<br />

Preis: 55 € pro Tag<br />

bzw. 135 € für alle Tage<br />

Bestellung auf www.ila-berlin.de<br />

Zulieferer der ersten Führungsebene haben<br />

ihre Teilnahme an den Internationalen Buyers'<br />

Days zugesagt. Ebenfalls zum ersten Mal<br />

werden die Gespräche an allen drei Fachbesuchertagen<br />

stattfinden. Bereits im Vorfeld<br />

der Messe werden etwaige Gesprächswünsche<br />

durch ein Matchmaking-System koordiniert.<br />

Bereits heute liegen bei der Produktion von<br />

Flugzeugen ca. 80 Prozent aller wertschöpfenden<br />

Leistungen in den Händen der Zulieferer.<br />

Das ist vor dem Hintergrund eines prosperierenden<br />

Wachstumsmarktes ein hochinteressantes<br />

Potenzial, auch gerade für mittelständische<br />

Unternehmen. In den nächsten<br />

zwanzig Jahren wird sich die weltweite<br />

Flotte von Passagierflugzeugen auf 32.000<br />

nahezu verdoppeln. Torsten Holler<br />

Foto: Markus Pirk<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


MESSEN & VERANSTALTUNGEN <strong>2014</strong><br />

27.02. – 02.03. IMMOBILIEN<br />

27.02. – 28.02. Gewerbe & Kongress<br />

28.02. – 02.03. Wohnen & Eigentum<br />

www.immobilienmesse-leipzig.de<br />

01.03. – 03.03. CADEAUX Leipzig*<br />

Fachmesse für Geschenk- und Wohntrends<br />

www.cadeaux-leipzig.de<br />

13.03. – 16.03. Leipziger Buchmesse / Lesefest Leipzig liest<br />

www.leipziger-buchmesse.de<br />

13.05. – 16.05. OTWorld<br />

Orthopädie + Reha-Technik <strong>2014</strong><br />

Internationale Fachmesse und Weltkongress<br />

www.ot-world.com<br />

31.05. – 08.06. AMI Auto Mobil International<br />

www.ami-leipzig.de<br />

31.05. – 04.06. AMITEC<br />

Fachmesse für Wartung, Pfl ege und<br />

Instandsetzung von PKW, Nutzfahrzeugen<br />

und mobilen Großgeräten aller Art<br />

www.amitec-leipzig.de<br />

05.06. – 06.06. CosmeticBusiness*<br />

Die internationale Fachmesse der Kosmetik<br />

Zulieferindustrie<br />

Veranstaltungsort: MOC München<br />

www.cosmetic-business.com<br />

* nur für Fachbesucher<br />

Auszug · Änderungen vorbehalten<br />

06.09. – 08.09. CADEAUX Leipzig*<br />

Fachmesse für Geschenk- und Wohntrends<br />

www.cadeaux-leipzig.de<br />

06.09. – 08.09. COMFORTEX *<br />

Fachmesse für Raumgestaltung<br />

www.comfortex.de<br />

06.09. – 08.09. MIDORA Leipzig*<br />

UHREN- & SCHMUCKMESSE<br />

www.midora.de<br />

03.10. – 05.10. modell-hobby-spiel<br />

Ausstellung für Modellbau, Modelleisenbahn,<br />

kreatives Gestalten und Spiel<br />

www.modell-hobby-spiel.de<br />

23.10. – 26.10. Designers’ Open<br />

Design Festival Leipzig<br />

www.designersopen.de<br />

27.10. – 29.10. new mobility<br />

Mobilität neu denken<br />

www.new-mobility-leipzig.de<br />

04.11. Absolventenmesse Mitteldeutschland<br />

www.absolventenmesse-mitteldeutschland.de<br />

06.11. – 08.11. denkmal<br />

Europäische Messe für Denkmalpfl ege,<br />

Restaurierung und Altbausanierung<br />

www.denkmal-leipzig.de<br />

www.leipziger-messe.de


30 | W+M Politik<br />

Dohnanyi-Kolumne<br />

Die Wahl war gestern, die Regierung in Berlin<br />

ist heute – was aber wird morgen sein?<br />

Denn was eine Regierung „heute“ entscheidet,<br />

das wird frühestens „morgen“ zu sehen sein;<br />

oft sogar erst sehr viel später: „übermorgen“.<br />

Heute zum Beispiel, 25 Jahre nach dem Fall<br />

der Mauer, tragen wir noch immer an einer<br />

Last von Staatsschulden, die 1989 nur knapp<br />

40 Prozent unserer Jahreswirtschaftsleistung<br />

(Bruttoinlandsprodukt) betragen hatte, aber<br />

bis 2007 (also vor der Krise!) auf über 63 Prozent<br />

anstieg – nur weil sich die Regierung Kohl<br />

trotz der voraussehbaren Aufbau-Ost-Kosten<br />

weigerte, die Steuern zu erhöhen!<br />

Wie wollen wir<br />

regiert werden?<br />

„Ich finde, wir alle sollten<br />

uns bemühen, unsere politischen<br />

Urteile sorgfältiger<br />

auch auf ihre möglichen<br />

Spätfolgen zu prüfen.“<br />

Oder: Bundeskanzler Gerhard Schröder entschied<br />

im März 2003 für einen flexibleren<br />

Arbeitsmarkt, verlor aber dann 2005 die Bundestagswahlen,<br />

weil damals erst die Schmerzen<br />

seiner Entscheidungen zu spüren waren,<br />

noch nicht die guten Folgen. Zehn Jahre später,<br />

im Bundestagswahlkampf 2013, rühmte sogar<br />

seine christlich-liberale Nachfolgerin Angela<br />

Merkel die mutigen Entscheidungen ihres<br />

Vorgängers; Schröders Weichenstellungen von<br />

2003 waren eben erst „übermorgen“ wirklich<br />

spürbar geworden.<br />

Ich finde, wir alle sollten uns bemühen, unsere<br />

politischen Urteile sorgfältiger auch auf<br />

ihre möglichen Spätfolgen zu prüfen. Und gerade<br />

eine Koalition, die sich auf eine so überwältigende<br />

Parlamentsmehrheit stützen kann<br />

wie die heutige, sollte sich dessen bewusst sein<br />

und sich gegen die Kräfte augenblicklicher Gefälligkeiten<br />

stemmen.<br />

Zwei große Linien der unsere Zukunft bestimmenden<br />

politischen Herausforderungen müssen<br />

wir als Richtschnur stets beachten: die<br />

wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und eine<br />

soziale und gerechte Verteilung ihrer Erträge.<br />

Beide Leitplanken sind aber heute höchst gefährdet.<br />

Warum?<br />

Deutschlands gegenwärtiger Wirtschaftserfolg<br />

ist nicht nur das Ergebnis innovationsstarker<br />

Unternehmen und fleißiger Menschen. Wir verdanken<br />

unsere Welterfolge auch einer ungewöhnlichen,<br />

aber vermutlich vorübergehenden<br />

Konstellation in der Weltwirtschaft: Viele<br />

Länder wollen sich heute industrialisieren,<br />

aber nur wenige sind – wie<br />

Deutschland – in der Lage,<br />

die dafür notwendigen Maschinen<br />

und Anlagen zu<br />

liefern. Wann werden das<br />

auch Andere können? Chinesen,<br />

die einen kleinen<br />

Forschungswagen auf dem<br />

Mond landen konnten, werden<br />

wohl auch hier nicht<br />

allzu lang auf sich warten<br />

lassen.<br />

Unser Kolumnist Klaus von Dohnanyi war<br />

von 1972 bis 1974 Bundesminister für Bildung<br />

und Wissenschaft und von 1981<br />

bis 1988 Erster Bürgermeister der Freien<br />

und Hansestadt Hamburg. Von 1990 bis<br />

1994 arbeitete er an der Privatisierung des<br />

Kombinats Tagebau-Ausrüstungen, Krane<br />

und Förderanlagen TAKRAF. Von 2003 bis<br />

2004 war er Sprecher des Gesprächskreises<br />

Ost der Schröder- Regierung.<br />

Auch wir werden uns also auf neue Wettbewerbssituationen<br />

einstellen müssen. Dafür<br />

brauchen wir in erster Linie eine hohe Flexibilität<br />

der Unternehmen. Wird diese den Unternehmern<br />

heute belassen? Gegenwärtig regulieren<br />

wir immer mehr, als dass wir Freiheiten<br />

schaffen. Ohne diese flexiblen Freiheiten geraten<br />

Unternehmen aber in Gefahren der Stagnation.<br />

Nicht „heute“, aber vielleicht schon<br />

„morgen“?<br />

Was die gerechte Verteilung angeht, so unterliegen<br />

wir in der öffentlichen Debatte vielen<br />

Irrtümern. Denn bei den Einkommen erreichen<br />

wir (nach einem sozialen Ausgleich<br />

durch Transferzahlungen), im internationalen<br />

Vergleich ein relativ gutes Ergebnis; Ausreißer<br />

ausgenommen z. B. beim Fußball. Aber<br />

wir finden bisher keinen Weg, die wachsende<br />

Ungleichheit der Vermögen aufzuhalten. Denn<br />

hier drohen dann gefährliche Belastungen für<br />

die Substanz der Unternehmen. Den Parteien<br />

fehlen pragmatische Ideen für heute, morgen<br />

und übermorgen.<br />

Unsere Zukunft verlangt auf beiden Gebieten<br />

eine offene, grundsätzliche und problemorientierte<br />

politische Debatte. Parteipolitik hilft<br />

uns da nicht weiter. Eine Große Koalition wäre<br />

die Chance.<br />

W+M<br />

Foto: luise/pixelio.de, Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, DIHK/ Thomas Kierok, Privat<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


W+M Politik | 31<br />

Deutschland als<br />

Vorreiter bei der Energiewende?<br />

PRO<br />

Deutschland ist leider nicht mehr Vorreiter der Energiewende.<br />

Union und FDP haben diese Position vergeigt.<br />

Spätestens mit dem schwarz-roten Koalitionsvertrag verliert<br />

unser Land auch noch den Anschluss an die Spitze.<br />

Das ist klimapolitisch und ökonomisch hoch riskant, denn<br />

damit wird einerseits ein Innovationsvorsprung verspielt.<br />

Andererseits geben Union und SPD einen wertvollen Erfahrungsvorsprung<br />

auf. Denn mit dem Erneuerbare-Energien-<br />

Gesetz (EEG) hat Deutschland Umweltgeschichte geschrieben<br />

und durch den Aufbau einer neuen Branche zukunftsfähige<br />

Arbeitsplätze geschaffen. Auf den Weltklimakonferenzen<br />

konnte Deutschland bis vor wenigen Jahren sogar zum<br />

Nachmachen motivieren.<br />

Aus nüchternen, wirtschaftlichen und politischen Überlegungen<br />

sollte Deutschland wieder Vorreiter der Energiewende werden.<br />

Denn nur Vorreiter können Entwicklungen prägen. Als Vorreiter<br />

für Erneuerbare Energien könnte Deutschland Ideen und<br />

Produkte exportieren.<br />

W+M<br />

CONTRA<br />

Die Politik muss die Energiewende dringend bezahlbar<br />

gestalten. Die EEG-Umlage wird <strong>2014</strong> mit einem Volumen<br />

von 24 Milliarden Euro fast fünf mal so hoch sein wie<br />

vor fünf Jahren. Nicht die Ausnahmen für die Industrie<br />

sind das Problem, sondern die Kostenexplosion. Die Energiepreise<br />

sind das Risiko Nummer 1 für den Wirtschaftsstandort<br />

Deutschland.<br />

Unternehmen und Bürger dürfen durch die Energiewende<br />

nicht über Gebühr belastet werden. Die Politik muss<br />

wieder ein stärkeres Gewicht auf wettbewerbsfähige<br />

Preise und Versorgungssicherheit setzen. Die Erneuerbaren<br />

Energien können heute schon mehr, als ihnen<br />

zugetraut wird. Das heißt: Sie müssen sich schnellstmöglich<br />

selbst vermarkten. Sie könnten ihren Strom<br />

als „Grünstrom Made in Germany“ verkaufen. Es ist<br />

Zeit, dass sich Erneuerbare Energien jenseits der Einspeisevergütung<br />

einen Platz am Markt erobern. Dann<br />

kann der Ausbau ohne immer weiter steigende Kosten<br />

gelingen.<br />

W+M<br />

Anton Hofreiter<br />

Vorsitzender der Bundestagsfraktion<br />

Bündnis 90/Die Grünen<br />

Eric Schweitzer<br />

Präsident des Deutschen Industrieund<br />

Handelskammertages (DIHK)<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


32 | W+M Politik<br />

Ostbeauftragte Iris Gleicke:<br />

Investitionszuschüsse erhöhen und<br />

Exportförderung ankurbeln<br />

Die SPD-Politikerin Iris Gleicke fungiert seit Mitte Dezember 2013<br />

als Ostbeauftragte der neuen Bundesregierung. Die 49 Jahre alte<br />

Hochbau-Ingenieurin stammt aus Schleusingen, einer Kleinstadt<br />

mit knapp 6.000 Einwohnern am südlichen Abhang des Thüringer<br />

Waldes. Sie ist verheiratet und Mutter eines Sohnes.<br />

Von Karsten Hintzmann<br />

Ostbeauftragte des Bundesregierung:<br />

Iris Gleicke.<br />

Obwohl Iris Gleicke bislang kaum überregionale<br />

Schlagzeilen gemacht hat, ist sie im<br />

Politikgeschäft keine Unbekannte. Seit Dezember<br />

1990 ist sie ohne Unterbrechung Mitglied<br />

des Deutschen Bundestages, gewann<br />

zwischen 1998 und 2005 drei Mal in Folge<br />

das Direktmandat in ihrem Heimatwahlkreis,<br />

der die Region Suhl, Schmalkalden und Hildburghausen<br />

umfasst. Unter dem damaligen<br />

SPD-Fraktionsvorsitzenden Peter Struck arbeitete<br />

Gleicke von 1998 bis 2002 als Vize-<br />

Fraktionschefin. Von 2002 bis 2005 wirkte sie<br />

unter Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe<br />

(SPD), der parallel auch Ostbeauftragter im<br />

Kabinett von Bundeskanzler Gerhard Schröder<br />

(SPD) war, als Parlamentarische Staatssekretärin.<br />

Stolpe hält bis heute große Stücke<br />

auf Gleicke. Gegenüber W+M sagte er: „Iris<br />

Gleicke ist eine resolute Frau, sehr durchsetzungsfähig.<br />

Ich verspreche mir, dass sie<br />

den nach wie vor nötigen Druck macht und<br />

im Kabinett sehr deutlich aufzeigen wird, mit<br />

welchen Förderprogrammen und Maßnahmen<br />

die Dinge angegangen werden müssen, damit<br />

eine Angleichung der Wirtschaftskraft zwischen<br />

Ost und West gelingt.“<br />

Im Gegensatz zu ihrem Amtsvorgänger Christoph<br />

Bergner, der als Staatssekretär im Bundesinnenministerium<br />

angebunden war, hat<br />

Gleicke künftig einen direkten Draht zur<br />

Wirtschaft – als Parlamentarische Staatssekretärin<br />

bei Bundeswirtschaftsminister Sigmar<br />

Gabriel (SPD).<br />

Im Gespräch mit W+M kündigte Gleicke an,<br />

sie setze als Ostbeauftragte klar auf die Fortsetzung<br />

der Wirtschaftsförderung. Gleicke:<br />

„Die ist unverzichtbar, um die Unterschiede<br />

in der Wirtschaftskraft weiter abzubauen.<br />

Nach allen Kennziffern betragen die Ost-<br />

West-Unterschiede noch immer zwischen 20<br />

bis 30 Prozent, sei es bei der Wirtschaftsleistung<br />

pro Kopf mit rund 30 Prozent oder<br />

bei der Produktivität der Betriebe mit rund<br />

20 Prozent.“ Wichtig sei in diesem Zusammenhang,<br />

so die Thüringer SPD-Politikerin,<br />

die Erhöhung der Investitionszuschüsse im<br />

Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung<br />

der regionalen Wirtschaftsstruktur.<br />

„Damit stehen den Ländern mehr Mittel<br />

für die Ansiedlung und die Wachstumsförderung<br />

von Unternehmen zur Verfügung. Wir<br />

werden die wichtige Innovationsförderung<br />

auf hohem Niveau fortsetzen – hier denke<br />

ich an die Programme meines eigenen Ministeriums<br />

sowie die des Forschungsministeriums.<br />

Außerdem wird ein Schwerpunkt auf<br />

der Exportförderung und der Investorenwerbung<br />

liegen, um den vielen kleinen und mittelgroßen<br />

ostdeutschen Betrieben dabei zu<br />

helfen, mit den Chancen und Herausforderungen<br />

der internationalen Märkte zurechtzukommen,“<br />

so Gleicke.<br />

Weit oben auf ihrer Agenda stehe zudem<br />

die Vorbereitung von Anschlussregelungen<br />

beim Länderfinanzausgleich, da der bisherige<br />

„Solidarpakt II“ zum 31. Dezember 2019<br />

ausläuft. Hierbei wolle sie jedoch den Blick<br />

auf ganz Deutschland ausweiten: „Alle strukturschwachen<br />

Regionen und Länder in Ost<br />

und West müssen sich künftig auf ein verlässliches<br />

Finanzierungssystem stützen können.<br />

Wir haben im Koalitionsvertrag vereinbart,<br />

dass die Grundzüge dafür bis zur Mitte<br />

der Legislaturperiode erarbeitet werden<br />

sollen.“ In dieser Neuregelung, betont Gleicke,<br />

liege der Schlüssel für die richtige Antwort<br />

auf die Frage nach der künftigen Struktur<br />

der gesamtdeutschen Solidarität. Ihr seien<br />

alle Regionen, alle Menschen in Ost und<br />

West gleich wichtig und gleich viel wert: „Wir<br />

müssen endlich weg von diesen ganzen idiotischen<br />

Neiddebatten. Die sind ja nur Öl ins<br />

Feuer unter dem Kessel all derer, die darauf<br />

ihr politisches Süppchen kochen möchten.“<br />

W+M<br />

Foto: Büro Gleicke/Sandra Ludewig<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Einfach verlässlich<br />

scannen<br />

Die wegweisende Technik zum<br />

Scannen von Dokumenten – damit<br />

Ihre Geschäftsprozesse durchlaufen.<br />

you can<br />

ScanFront 330 P-208 P-215 DR-C125/W DR-C120<br />

DR-C130<br />

DR-M140 DR-M160 DR-6010C DR-6030C DR-G1100 DR-X10C<br />

DR-G1130<br />

Strom und Platz sparen dank CMOS<br />

Contact Image Sensor<br />

Die Canon Dokumentenscanner verfügen<br />

über einen CMOS Contact Image Sensor. Dank<br />

mehrerer Linsen, die auf dem Sensor untergebracht<br />

sind, werden scharfe, saubere Scans<br />

erzielt. Zudem werden die Lesbarkeit von<br />

Texten und das OCR verbessert. Da das<br />

reektierte Licht direkt vom Dokument zum<br />

Sensor gelangt, ist die Bauweise des Scanners<br />

sehr leicht und kompakt. Durch den extrem<br />

kurzen Lichtweg und den Einsatz von LEDs als<br />

Lichtquelle wird der Strom verbrauch gesenkt*<br />

und der Scanner ist ohne Aufwärmzeit sofort<br />

einsatzbereit. Über zwei Scanleisten werden<br />

Vorder- und Rückseite gleichzeitig eingelesen.<br />

Variabler, zuverlässiger<br />

Dokumenteneinzug<br />

Höchst vielseitig: Die Canon Scanner<br />

verarbeiten mühelos unterschiedlichste<br />

Vorlagen vom Stapel – von schwerem Papier<br />

über Durchschläge bis hin zu Scheckkarten.<br />

Der Papiereinzug ist unkompliziert und<br />

zuverlässig und umfasst bei den meisten<br />

Systemen auch eine Ultraschall-Doppelzufuhrerkennung.<br />

Benutzerfreundliche Software für<br />

verschiedene Anwendungen<br />

Die Canon Software ist auf die Anforderungen<br />

des Nutzers zugeschnitten und bietet<br />

ein einfaches, intuitives Bedienfeld.<br />

Überragende Bildqualität mit<br />

hochentwickelter Bildverarbeitung<br />

Eine große Zahl von Bildbearbeitungsfunktionen<br />

(z.B. die Entfernung von Moiré-<br />

Effekten, schwarzen Rändern und Lochungen)<br />

sorgt für makellose Scans. Und die Funktionen<br />

zur automatischen Textverbesserung und<br />

Kontrastschärfung erleichtern die Weiterverarbeitung<br />

und Archivierung (und nicht<br />

zuletzt das Wieder nden).<br />

Mehr Infos im Internet unter<br />

www.canon.de/dr-scanner<br />

oder per Mail an<br />

dr-scanner@canon.de<br />

Canon Electronics Inc.<br />

www.canon-elec.co.jp<br />

* Der Stromverbrauch für den CIS Sensor und die LEDs zusammen ist in etwa nur 1/16 dessen, was konventionelle CCD Sensoren und Fluoreszenzlampen benötigen


34 | W+M Politik<br />

Erwartungen deutscher Finanz<br />

Dr. Gertrud R. Traud<br />

Chefvolkswirtin und Leitung<br />

Research der Landesbank<br />

Hessen-Thüringen<br />

Zieh an die<br />

Wanderschuh‘<br />

In unserem Hauptszenario „Wanderschuhe“<br />

setzt sich der Ende 2012 begonnene Aufschwung<br />

der Weltwirtschaft fort, der konjunkturelle<br />

Gipfel wird nun in Angriff genommen.<br />

Der Vorteil dieser Fortbewegungsart ist, dass<br />

nicht alle das gleiche Tempo gehen müssen.<br />

Das können sie auch nicht, da die einzelnen<br />

Länder mit unterschiedlich schweren Rucksäcken<br />

bepackt sind und ihr Trainingszustand<br />

stark variiert.<br />

<strong>2014</strong> werden die maßgeblichen Impulse für das<br />

globale Wachstum von den Industrieländern<br />

ausgehen, mit den USA als Schrittmacher. Im<br />

Euroraum ist die konjunkturelle Wende nach<br />

einer langen Durststrecke geschafft. Alle Euroländer<br />

bewegen sich wieder aufwärts, aber<br />

mit sehr unterschiedlichem Tempo. Deutschland<br />

geht in dieser Gruppe voran.<br />

Andreas Schulz<br />

Mitglied des Vorstandes<br />

der Mittelbrandenburgischen<br />

Sparkasse<br />

„Kreditklemme“<br />

bleibt Fremdwort<br />

Fast alle Auguren prognostizieren mit knapp<br />

zwei Prozent ein gegenüber 2013 deutlich stärkeres<br />

Wachstum der deutschen Wirtschaft –<br />

trotz der nach wie vor vorhandenen Probleme<br />

andernorts in Europa. Diese positive Grundstimmung<br />

nehmen wir auch bei uns wahr.<br />

Wir setzen uns dafür ein, dass „Kreditklemme“<br />

in unserem Geschäftsgebiet auch weiterhin ein<br />

Fremdwort bleibt. Gerade die vielen kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen hierzulande<br />

können <strong>2014</strong> voll Zuversicht angehen.<br />

Als Großsparkasse freuen wir uns, unseren Firmenkunden<br />

allumfassend und in jeder Lage als<br />

Partner zur Verfügung zu stehen, vom klassischen<br />

Bankgeschäft über Leasing, Versicherungen<br />

bis zu Zins- und Währungssicherungen.<br />

Kunden erwarten Stabilität und Verlässlichkeit;<br />

und die finden sie bei uns.<br />

Dr. Ralph Solveen<br />

Economic Research der<br />

Commerzbank AG<br />

Wirtschaft wächst<br />

wieder stärker<br />

Nach zwei Jahren mit einer Null vor dem Komma<br />

dürfte die deutsche Wirtschaft <strong>2014</strong> mit 1,7<br />

Prozent wieder stärker wachsen. Denn die Unternehmen<br />

scheinen ihre Investitionszurückhaltung<br />

aufzugeben, und die Exporte profitieren<br />

von einer stärkeren Nachfrage aus anderen<br />

Euro-Ländern.<br />

Deutsche Börse in Frankfurt.<br />

Allerdings wird das durch die expansive Geldpolitik<br />

angeschobene kräftige Wachstum verdecken,<br />

dass Deutschland innerhalb der Währungsunion<br />

an Wettbewerbsfähigkeit verliert,<br />

auch wegen der Wirtschaftspolitik der neuen<br />

Regierung. Als erstes Warnsignal dürfte<br />

die Teuerung anziehen. Im Euroraum dürften<br />

die meisten Krisenländer die Talsohle<br />

zwar durchschritten haben, Italien und<br />

Frankreich bremsen aber durch mangelnde<br />

Reformen und lassen im Euro raum nur eine<br />

quälend langsame Erholung mit einer Wachstumsrate<br />

von 0,9 Prozent zu.<br />

Fotos: La-Liana/pixelio.de, Privat<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


W+M Politik | 35<br />

institute an das Jahr <strong>2014</strong><br />

Harald Eisenach<br />

Vorstandsvorsitzender des<br />

Ostdeutschen Bankenverbandes<br />

und Vorsitzender der Geschäftsleitung<br />

der Region Ost<br />

der Deutschen Bank<br />

Solide aufgestellt<br />

und erfolgreich<br />

Die ostdeutsche Wirtschaft präsentiert sich<br />

aus Sicht der privaten Banken in einer guten<br />

Ausgangslage für <strong>2014</strong>. Die Unternehmen<br />

sind weithin solide aufgestellt und zum<br />

Teil sogar weltweit erfolgreich. Die realwirtschaftliche<br />

Lage hat sich in den letzten Jahren<br />

verändert: Die ostdeutsche Wirtschaftsstruktur<br />

hat sich an jene Gesamtdeutschlands<br />

angenähert. So tragen mittlerweile<br />

auch das Verarbeitende Gewerbe und die<br />

Unternehmensdienstleister entscheidend zur<br />

Wertschöpfung bei. Auch beim Export gelang<br />

der Anschluss an Deutschlands starke Wettbewerbsposition.<br />

Die privaten Banken sind<br />

nach den Daten der Bundesbank Marktführer<br />

bei Mittelstandskrediten im Osten. Über<br />

die Finanzierung hinaus steht den Unternehmen<br />

auch <strong>2014</strong> ein breites Produkt- und<br />

Dienstleistungsangebot der privaten Banken<br />

zur Verfügung.<br />

Tillmann Stenger<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

der Investitionsbank des<br />

Landes Brandenburg<br />

Kräftiger<br />

Wachstumspfad<br />

Aktuell deuten die Frühindikatoren darauf<br />

hin, dass die wirtschaftliche Entwicklung in<br />

Deutschland zunehmend an Fahrt aufnimmt<br />

und <strong>2014</strong> einen kräftigen Wachstumspfad einschlagen<br />

wird.<br />

Auch im Land Brandenburg entwickelt sich<br />

die Wirtschaft weiterhin erfreulich. Die Konjunkturbefragungen<br />

der brandenburgischen<br />

Kammern und die starke Nachfrage nach Finanzierungen<br />

der ILB zeigen, dass ein Großteil<br />

der Unternehmen optimistisch auf das<br />

Jahr <strong>2014</strong> blickt.<br />

Von der anziehenden Konjunktur dürfte der<br />

Bankensektor insgesamt profitieren. Das historisch<br />

niedrige Zinsumfeld und die Umsetzung<br />

aufsichtsrechtlicher Regularien stellen<br />

allerdings Herausforderungen für die Kreditwirtschaft<br />

dar.<br />

Die Investitionsbank des Landes Brandenburg<br />

hat vor diesem Hintergrund ihr Finanzierungsangebot<br />

weiterentwickelt und wird<br />

in <strong>2014</strong> attraktive und passgenaue Programme<br />

in den Förderfeldern Wirtschaft, Arbeit,<br />

Infrastruktur und Wohnungsbau anbieten.<br />

Die Bank rechnet mit einem Neuzusage volumen<br />

von knapp unter einer Milliarde Euro.<br />

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www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


36 | W+M International<br />

Berlin gehört im internationalen Vergleich zu den attraktivsten Städten für junge Menschen im<br />

Alter zwischen 15 und 29 Jahren. In einer von der Organisation „Youthfulcities“ weltweit durchgeführten<br />

Studie landete die Bundeshauptstadt hinter der kanadischen Metropole Toronto auf Platz<br />

zwei und ließ damit u. a. Städte wie New York, Dallas, Paris oder London hinter sich.<br />

Von Karsten Hintzmann<br />

„Start-up-Hauptstadt“ Berlin wirbt<br />

uf diese gewachsene Beliebtheit bei der<br />

A jungen Generation setzen auch Berlins<br />

Wirtschaftsförderer. Jüngst warb die Fördergesellschaft<br />

„Berlin Partner“ in New York für<br />

die „Start-up-Hauptstadt“ Deutschlands, in der<br />

laut offizieller Statistik alle zwölf Minuten ein<br />

neues Unternehmen gegründet wird. Gemeinsam<br />

mit amerikanischen Partnern wurde die<br />

dreitägige „Transatlantic Entrepreneur Partnership<br />

Conference“ durchgeführt, an der politische<br />

Prominenz, Start-up-Gründer aus Berlin<br />

und New York, amerikanische Kapitalgeber,<br />

Vertreter wirtschaftsnaher Institutionen und<br />

von Universitäten teilnahmen. Wie hoch diese<br />

Veranstaltung angesiedelt war, zeigte sich daran,<br />

dass von Berliner Seite sowohl Wirtschaftssenatorin<br />

Cornelia Yzer als auch Senatskanzleichef<br />

Björn Böhning teilnahmen.<br />

In Richtung der zahlreich anwesenden Manager<br />

von Venture Capital Gesellschaften sagte<br />

Yzer: „Start-ups haben in Berlin im ersten<br />

Fotos: Karsten Hintzmann, SenWTF/Lopata, Privat<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


W+M International | 37<br />

in New York um US-Investoren<br />

Halbjahr 2013 rund 200 Millionen Euro umgesetzt.<br />

Der kreative Sektor ist eine der am<br />

stärksten wachsenden Branchen in unserer<br />

Stadt. Ich lade Sie herzlich ein, sich bei uns<br />

zu engagieren.“ Sie wisse sehr wohl, so Yzer,<br />

dass US-Investoren mitunter Vorbehalte gegenüber<br />

Aktivitäten in Deutschland hätten. Yzer:<br />

Blick von der Brooklyn Bridge<br />

auf Manhattan.<br />

Cornelia Yzer<br />

Senatorin für Wirtschaft,<br />

Technologie<br />

und Forschung des<br />

Landes Berlin<br />

Christian Gräff<br />

Wirtschaftsstadtrat<br />

im Berliner Bezirk<br />

Marzahn-Hellersdorf<br />

„Aber ich kann Ihnen Hoffnungen machen: Die<br />

neue Bundesregierung wird die Rahmenbedingungen<br />

für ausländische Investitionen attraktiver<br />

gestalten.“ In Berlin sei schon heute vieles<br />

möglich, versicherte die Wirtschaftssenatorin,<br />

und sowohl ihre Verwaltung als auch „Berlin<br />

Partner“ würden sich bemühen, konkrete<br />

Wünsche von Investoren zu erfüllen.<br />

Mit der Reise in die vom Gründergeist beseelte<br />

Stadt New York erfüllte sich auch Stephan<br />

Bayer, Geschäftsführer des Berliner Start-up-<br />

Unternehmens „Sofa Tutor“ einen Wunsch. Er<br />

präsentierte vor Ort seine Geschäftsidee, die in<br />

Deutschland schon passabel funktioniert und<br />

rund 100 Mitarbeitern Beschäftigung bringt:<br />

„Wir bieten Online-Nachhilfe für Schüler von<br />

der ersten bis zur zwölften Klasse an. Der Unterrichtsstoff<br />

wird in kurzen Filmen erklärt.<br />

Dazu gibt es Live-Chats mit Lehrern. Das ganze<br />

Paket ist für eine Monatsgebühr von ca. 15<br />

Euro erhältlich.“ Der „Sofa Tutor“-Chef war auf<br />

der Konferenz nicht vorrangig auf der Suche<br />

nach US-Kapital für die Berliner Firma. Stephan<br />

Bayer: „Wir haben großes Interesse an<br />

der Internationalisierung unserer Dienstleistung<br />

und tragen uns mit dem Gedanken, ähnliche<br />

Bildungsangebote für die USA und Brasilien<br />

zu entwickeln. In beiden Ländern gibt<br />

es einen starken Mittelstand, der sehr auf die<br />

Bildung der eigenen Kinder achtet und in Bildung<br />

investiert. Hier in New York wollen wir<br />

ausloten, wie die konkreten Bedingungen auf<br />

dem US-Markt sind.“<br />

Als „Region des spektakulären Wandels“ – von<br />

der ehemals grauen Plattenbau-Schlafstadt<br />

hin zu einem grünen, lebenswerten und wirtschaftlich<br />

prosperierenden Standort – stellte<br />

sich der Ostberliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf<br />

in New York vor. Ein Bild, das bei vielen<br />

amerikanischen Konferenzteilnehmern auf Interesse<br />

stieß. Sie erfuhren unter anderem, dass<br />

im citynahen „CleanTech-Business-Park“, der<br />

im kommenden Jahr eröffnet werden soll, ideale<br />

Ansiedlungsmöglichkeiten für produzierendes<br />

Gewerbe und Dienstleister vorhanden<br />

sind. Darüber hinaus stellte der Bezirk die aufstrebende<br />

Gesundheitswirtschaft mit international<br />

renommierten Leuchttürmen, wie dem<br />

Unfallkrankenhaus Berlin, in den Fokus. Nicht<br />

zuletzt sorgten die Pläne für die im Jahr 2017<br />

in Marzahn-Hellersdorf stattfindende Internationale<br />

Gartenausstellung (IGA), die weltweit<br />

rund 2,4 Millionen Besucher anlocken<br />

soll, für Aufmerksamkeit. Die bislang größte<br />

Gartenschau Berlins wird auf einer Fläche von<br />

mehr als 100 Hektar und 20 Kilometern entlang<br />

des Flüsschens Wuhle stattfinden und als<br />

voraussichtliche Attraktion eine Seilbahn bieten,<br />

die Touristen auf den 102 Meter hohen<br />

Kienberg bringt. Wirtschaftsstadtrat Christian<br />

Gräff begründete das Engagement seines<br />

Bezirks in New York mit den Worten: „Bei vorangegangenen<br />

Veranstaltungen haben wir registriert,<br />

wie groß das Interesse bei US-Unternehmen<br />

am Wirtschaftsstandort Marzahn-Hellersdorf<br />

ist. Mit unserer Konferenzteilnahme<br />

wollten wir gezielt Netzwerkarbeit betreiben<br />

und mögliche Investoren identifizieren und<br />

ansprechen. Das ist uns gelungen.“ W+M<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


38 | W+M Ratgeber<br />

DRV-Präsident Jürgen Büchy zur Bilanz der Tourismusbranche, über politische<br />

Rahmenbedingungen für die Reiseindustrie und abenteuerliche Steuerbescheide.<br />

Zehntausende Arbeitsplätze in Gefahr<br />

W+M: Herr Büchy, die Bücher für das Geschäftsjahr<br />

2012/13 sind geschlossen. Sind<br />

Sie mit den Ergebnissen der Branche zufrieden?<br />

Jürgen Büchy: Sehr zufrieden, denn die<br />

Deutschen haben im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />

rund 40 Millionen professionell organisierte<br />

Reisen bei Reiseveranstaltern und<br />

Reisebüros gebucht und damit für ein neues<br />

Allzeithoch beim Umsatz in Höhe von mehr<br />

als 25 Mrd. Euro gesorgt.<br />

W+M: Erwarten Sie für 2013/14 eine Fortsetzung<br />

dieser Entwicklung?<br />

Jürgen Büchy: Ja, denn die Reiselaune der<br />

Deutschen ist ungebrochen, wie der aktuelle<br />

Stand der Vorausbuchungen vermuten<br />

läßt – dieser liegt rund fünf Prozent über<br />

dem Vorjahr.<br />

W+M: Worauf führen Sie das zurück?<br />

Jürgen Büchy: Auf die Steigerung des<br />

gewachsenen Einkommens, die hohe Konsumneigung,<br />

die gesunkene Arbeitslosigkeit<br />

sowie die positiven Erwartungen für die<br />

Zukunft der Mehrheit unserer Bürger.<br />

W+M: Welchen Anteil hat die Reiseindustrie<br />

gegenwärtig an der Wirtschaftsleistung<br />

Deutschlands?<br />

DRV-Präsident Jürgen Büchy.<br />

Jürgen Büchy: Sie trägt jährlich rund 214<br />

Mrd. Euro zum Bruttosozialprodukt der Bundesrepublik<br />

bei. Darin eingerechnet sind<br />

Aufträge für die Werftindustrie zum Bau von<br />

Kreuzfahrtschiffen, Nutzungsentgelte von<br />

Fluggesellschaften an die Betreiber deutscher<br />

Flughäfen sowie Ausgaben für Einzelhandel<br />

und Dienstleister.<br />

Fotos: Torsten George<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Tourismus | 39<br />

W+M: Weiß die Politik den Stellenwert der<br />

Branche für die Wirtschaftsleistung Deutschlands<br />

zu schätzen und spiegelt sich das im<br />

schwarz-roten Koalitionsvertrag entsprechend<br />

wider?<br />

Jürgen Büchy: Bedingt, aber immerhin<br />

finden wir auf 14 Zeilen des 185 Seiten<br />

dicken Vertragswerkes Erwähnung. Dennoch<br />

darf bezweifelt werden, ob die neue Regierung<br />

bereits verstanden hat, welches wirtschaftliche<br />

Gewicht die Reiseindustrie im<br />

Vergleich mit der Automobilindustrie für<br />

unsere Volkswirtschaft hat.<br />

W+M: Was erwarten Sie in der kommenden<br />

Legislatur von ihren Partnern in Parlament<br />

und Regierung?<br />

Jürgen Büchy: Wir erwarten, dass sie für<br />

ein gesundes Wirtschaftsklima sorgen und<br />

unserer Branche keine neuen Knüppel zwischen<br />

die Beine werfen.<br />

W+M: Welche Knüppel?<br />

Jürgen Büchy: Bettensteuer, Luftverkehrssteuer,<br />

Gewerbesteuer – allesamt zusätzliche<br />

betriebswirtschaftliche Belastungen für die<br />

Mehrzahl unserer Klientel, die sie bei einer<br />

Marge von ein bis drei Prozent kaum noch<br />

zusätzlich zu verkraften vermag.<br />

W+M: Was hat es mit der aktuellen Auslegung<br />

der im Jahre 2008 erfolgten Novellierung<br />

des Gewerbesteuerrechts auf sich?<br />

Jürgen Büchy: In einigen Bundesländern<br />

fordern plötzlich deren Finanzämter auf<br />

weltweit eingekaufte Hotelbetten für Reisepakete<br />

fünf Jahre rückwirkend zusätzliche<br />

Steuerleistungen.<br />

W+M: Was hat die Steuerforderung des<br />

Fiskus zur Folge?<br />

Jürgen Büchy: Wenn diese Forderung<br />

deutschlandweit vollzogen wird, kostete<br />

das die Reisebranche zusätzlich mehrere<br />

Millionen Euro pro Jahr – rückwirkend seit<br />

2008 summiert sich das auf 1,4 Mrd. Euro.<br />

Zusätzliche Belastungen dieser Art treiben<br />

insbesondere kleine und mittlere Veranstalter<br />

zwangsläufig in die Pleite, vernichten mit<br />

einem Schlag zehntausende Arbeitsplätze.<br />

W+M: Was muss geschehen, um den drohenden<br />

Kahlschlag in der deutschen Tourismuswirtschaft<br />

durch eine offensichtliche Fehlinterpretation<br />

des 2008 novellierten Gewerbesteuerrechts<br />

abzuwenden?<br />

Jürgen Büchy: Die Finanzministerien der<br />

Länder müssen dem Treiben ihrer Finanzämter<br />

bei der kontraproduktiven Auslegung des<br />

Gewerbesteuerrechts einen Riegel vorschieben.<br />

Die Zeit drängt!<br />

W+M: Wie beurteilen Sie die Aussichten?<br />

Jürgen Büchy: Im Moment zeigt die politische<br />

Ebene wenig Bereitschaft, sich des<br />

Problems anzunehmen. Weder der Bund, der<br />

für die Handhabung der Steuergesetze nicht<br />

verantwortlich ist, noch die 16 Bundesländer,<br />

die sich in der Sache zum Nachteil der<br />

Tourismuswirtschaft geeinigt haben. Das<br />

bereitet uns große Sorge.<br />

Der Deutsche Reiseverband e. V. (DRV)<br />

ist der Fachverband der Tourismusbranche<br />

in Deutschland und vertritt die<br />

Interessen der Reisebüros und Reiseveranstalter<br />

auf nationaler und internationaler<br />

Ebene gegenüber Politik und<br />

Öffentlichkeit. Präsident Jürgen Büchy<br />

wurde Mitte November 2013 auf dem<br />

Verbandstag in Salzburg bis zum Jahr<br />

2016 im Amt bestätigt.<br />

W+M: Sorge bereitet Ihnen vermutlich auch<br />

Brüssel, das 2013 einen Entwurf für die überarbeitete<br />

EU-Pauschalreise-Richtlinie vorgelegt<br />

hat, die Rechte und Pflichten für Verbraucher<br />

und Reiseveranstalter neu regelt?<br />

Jürgen Büchy: Sorge insofern, da die Reiseveranstalter<br />

auch in Fällen höherer Gewalt<br />

die Kunden finanziell entschädigen sollen.<br />

Dabei trifft den Veranstalter in solchen<br />

Situationen keinerlei Schuld an der Störung<br />

einer Reise. Durch solch eine Reglung würde<br />

das allgemeine Lebensrisiko des Kunden dem<br />

Veranstalter aufgebürdet. Das wird zu Mehrkosten<br />

bei den Veranstaltern führen und damit<br />

die Preise für Pauschalreisen verteuern.<br />

W+M: Stichwort Online-Vertrieb: Wird er das<br />

Reisebüro auf Dauer überflüssig machen?<br />

Jürgen Büchy: Das glaube ich nicht. Noch<br />

verfügen wir deutschlandweit über ca. 10.000<br />

Reisebüros, in denen gegenwärtig 90 Prozent<br />

aller Pauschalreisen gebucht werden, wobei<br />

in Ostdeutschland Thüringen und Sachsen<br />

die größte Dichte bezogen auf die Einwohnerzahl<br />

aufweisen. Dennoch muss auf Dauer<br />

auch der stationäre Vertrieb eine angemessene<br />

Antwort auf den unaufhaltsamen<br />

Vormarsch des Online-Vertriebs finden, was<br />

allerdings gegenwärtig schon geschieht. Es<br />

gibt kaum noch ein stationäres Reisebüro<br />

ohne Internetauftritt und Buchungsmöglichkeit.<br />

W+M: Wie würden Sie den reisefreudigen<br />

Kunden des Jahres <strong>2014</strong> charakterisieren?<br />

Jürgen Büchy: Er ist zunehmend qualitätsbewusst.<br />

Für seine Kaufentscheidung ist der<br />

Preis allein nicht mehr das ausschließliche<br />

Kriterium. Vielmehr erwartet er vom Veranstalter<br />

ein differenziertes Angebot. Die<br />

Urlaubsreise von der Stange ist ein Auslaufmodell.<br />

Interview: Klaus George<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


40 | Sonderveröffentlichung<br />

Spezialisiert auf innovative Displays für Industrie und Handel: Jürgen Schoepe, Gründer und Geschäftsführer der Schoepe Display GmbH.<br />

Mit KfW-Krediten<br />

in die Zukunft investieren<br />

Als größter Mittelstandsfinanzierer in Deutschland fördert die KfW mit zinsgünstigen Krediten und<br />

attraktiven Beratungszuschüssen die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen.<br />

Wie im Falle der brandenburgischen Schoepe Display GmbH: Mit Hilfe eines KfW-Unternehmerkredits<br />

investierte Firmenchef Jürgen Schoepe in moderne Digitaldrucktechnik zur Display-Herstellung<br />

und konnte so neue Kundenkreise erschließen.<br />

Von Matthias Salm<br />

B<br />

esucher der Schoepe Display GmbH<br />

(www.schoepe-display.com) im südbrandenburgischen<br />

Dahme/Mark erwartet<br />

schon im Eingangsbereich des Unternehmens<br />

ein illustres Empfangskomitee:<br />

Hollywoodstar Will Smith gesellt sich hier zu<br />

Wolfgang Amadeus Mozart und auch Benjamin<br />

Blümchen, der sprechende Elefant aus<br />

dem gleichnamigen Hörspiel-Klassiker für<br />

Kinder, gibt sich ein Stelldichein.<br />

Das Staraufgebot in den Firmenräumen des<br />

renommierten Display-Herstellers ist allerdings<br />

im wahrsten Wortsinne nur von Pappe<br />

– Musterbeispiele aus der Ideenschmiede<br />

des Unternehmens, die die Schoepe Display<br />

GmbH zu einem der führenden deutschen<br />

Produzenten von Werbeaufstellern aus Karton<br />

und Wellpappe haben werden lassen.<br />

Ob in Kinofoyers, Spielzeughandlungen<br />

oder im Kassenbereich der Supermärkte –<br />

die Kurzzeitdisplays aus dem Hause Schoepe<br />

kommen bundesweit bei verkaufsfördernden<br />

Maßnahmen am Point of Sale zum<br />

Einsatz. Ein Gang durch das Warenlager<br />

des Unternehmens gleicht denn auch einem<br />

Blick ins Who is Who der weltweit agierenden<br />

Markenartikelhersteller. Vom Radeberger<br />

Bier über Nivea-Creme bis hin zu den<br />

CDs des Elektronikkonzerns Sony – für sie<br />

alle hat der ursprünglich 1984 im Westteil<br />

Fotos: Torsten George<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Sonderveröffentlichung | 41<br />

Kritischer Blick: Geschäftsführer Jürgen Schoepe begutachtet das Ergebnis des<br />

Druckprozesses.<br />

Im Einsatz: Der Digitaldruck bietet hohe Druckqualität zu günstigen Kosten bei kleinen<br />

Druckauflagen unter 1.000 Bogen.<br />

Berlins gegründete Displayspezialist bereits<br />

warentragende Displays, Dekorationen<br />

oder Sonder- und Präsentverpackungen<br />

designt und gefertigt.<br />

Das Kompetenzzentrum der Schoepe Display<br />

GmbH hat ihren Sitz in Dahlewitz nahe der<br />

Berliner Stadtgrenze. Hier tüftelt das Grafikteam<br />

an ausgefallenen Ideen für die Warenpräsentationen,<br />

die bereits mehrfach mit<br />

dem Branchenpreis „Display-Superstar“ ausgezeichnet<br />

wurden. Auch die Stanzwerkzeuge<br />

fertigen die Dahlewitzer im eigenen Unternehmen<br />

– eine Ausnahme in der Branche.<br />

In der kleinen Fläming-Gemeinde Dahme/Mark<br />

übernahm Firmengründer Jürgen<br />

Schoepe 1991 einen Verpackungsbetrieb und<br />

baute diesen sukzessive zum Produktionsstandort<br />

aus. „Von der damaligen Belegschaft<br />

sind übrigens immer noch 15 Mitarbeiter im<br />

Unternehmen“, verweist Geschäftsführer<br />

Schoepe nicht ohne Stolz auf die jahrelange<br />

Erfahrung seiner Belegschaft, denn in der<br />

Display-Fertigung ist an vielen Stellen immer<br />

noch sorgfältige Handarbeit gefragt.<br />

Insgesamt beschäftigt Schoepe Display heute<br />

knapp 200 Mitarbeiter. Eine ausgeklügelte<br />

elektronische Vernetzung und ein beispielloses<br />

Warenwirtschaftsprogramm der beiden<br />

Standorte sorgen dabei für die reibungslose<br />

Zusammenarbeit zwischen Kompetenz- und<br />

Produktionszentrum.<br />

Das Herzstück der Produktion in Dahme/<br />

Mark ist aber die „Durst Rho 1000“, eine moderne<br />

Digitaldruckmaschine, in die das Management,<br />

neben Firmengründer Schoepe<br />

auch sein Mit-Gesellschafter und Geschäftsführer<br />

Andreas Grathwohl, im Mai 2013 rund<br />

1,5 Millionen Euro investierte. Im Juni 2013<br />

wurde Schoepe Display als erstes Unternehmen<br />

weltweit nach Fogra Standard für Digitaldruck<br />

auf Wellpappe zertifiziert.<br />

„Die aktuelle Marktsituation verlangt zunehmend<br />

nach Klein- und Kleinstauflagen zu bezahlbaren<br />

Preisen“, beschreibt Schoepe den<br />

gegenwärtigen Markttrend. Mit dem traditionellen<br />

Offsetdruckverfahren können den<br />

Kunden für solche Auflagen keine akzeptablen<br />

Konditionen geboten werden. „Beim Offsetdruck<br />

fallen hohe Einrichtungskosten und<br />

oft auch ein massenhafter Drucküberschuss<br />

an“, so Schoepe. „Diese Faktoren machen den<br />

Offsetdruck für kleine Auflagen unrentabel.“<br />

Mit seiner Investition in den Digitaldruck<br />

nahm der Brandenburger Mittelständler auch<br />

einen Strategiewechsel vor. Der Offsetdruck<br />

erfolgt außer Haus, weil die Auslastung der<br />

Maschinen in der Displayherstellung traditionell<br />

schwankt – Schoepe nennt Weihnachten,<br />

Ostern, Muttertag und den Schulanfang<br />

als Spitzenzeiten der Branche – und eine Investition<br />

in eigene Offsetdruck-Kapazitäten<br />

daher stets als zu kostspielig erschien.<br />

Mit dem Erwerb einer Digitaldruckmaschine<br />

hat Schoepe Display dagegen nun Druckkompetenz<br />

im eigenen Unternehmen aufgebaut.<br />

„Für die rund 1,5 Millionen Euro Investitionskosten<br />

haben wir einen Finanzierungsmix<br />

aus Eigenkapital, einem Hausbankkredit<br />

sowie dem KfW-Unternehmerkredit<br />

eingesetzt“, erläutert Schoepe seine Finanzierungsstrategie.<br />

Von der gesamten<br />

Investitionssumme konnten rund 869.000<br />

Euro über den zinsgünstigen KfW-Unternehmerkredit<br />

abgesichert werden.<br />

Der KfW-Unternehmerkredit wird Unternehmen<br />

bis maximal 500 Millionen Euro Umsatz<br />

sowie Freiberuflern, die jeweils mehr als drei<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


42 | Sonderveröffentlichung<br />

Roland und Sebastian Habeck leiten gemeinsam die Hawart OMV Landtechnik GmbH.<br />

Jahre am Markt aktiv sind, bereitgestellt.<br />

Damit können die Unternehmen beispielsweise<br />

in Anlagen und Maschinen, Grundstücke,<br />

Gebäude oder in die Betriebs- und<br />

Geschäftsausstattung investieren. Insgesamt<br />

lassen sich dafür Darlehenssummen<br />

bis zu 25 Millionen Euro pro Vorhaben abrufen.<br />

Außerdem gewährt der KfW-Unternehmerkredit<br />

den Darlehensnehmern eine<br />

langfristige Planungssicherheit. Bei Investitionsfinanzierungen<br />

sind beispielsweise<br />

Laufzeiten der Förderkredite bis zu<br />

20 Jahre möglich. KMU erhalten den KfW-<br />

Das KfW-Infocenter<br />

Telefonische Beratung zu den gewerblichen<br />

Förderprogrammen der KfW:<br />

Tel.: 0800 539-9001<br />

Weitere Informationen: www.kfw.de<br />

Unternehmerkredit im Rahmen des „KMU-<br />

Förderfensters“ mit einer zusätzlichen Zinsverbilligung<br />

angeboten.<br />

Auch für Mittelständler Schoepe waren die<br />

günstigen Konditionen des KfW-Unternehmerkredits<br />

ausschlaggebend: „Bei fast allen<br />

Finanzierungen der zurückliegenden Jahre<br />

haben wir deshalb KfW-Kredite mit eingebunden.“<br />

Im Falle der neuen Digitaldrucktechnik<br />

hat sich die Investition für den Brandenburger<br />

Displayprofi bereits jetzt ausgezahlt.<br />

Von „einer Revolution im Druckhandwerk,<br />

ausgelöst durch den Digitaldruck“,<br />

schwärmt Jürgen Schoepe bezogen auf die<br />

Produktion von Kurzzeitdisplays. Das Ziel,<br />

damit neue Kundenkreise im Segment der<br />

kleinvolumigen Auflagen zu erschließen, hat<br />

das Unternehmen bereits nach kurzer Zeit<br />

erreicht. „Wir registrieren eine gestiegene<br />

Nachfrage, die nicht nur von neuen Kunden<br />

herrührt“, freut sich Schoepe. „Auch viele<br />

unserer langjährigen Partner nutzen nun<br />

die Möglichkeit, Displays in kleinen Auflagen<br />

produzieren zu können.“<br />

Auch Roland Habeck weiß die günstigen<br />

Konditionen des KfW-Unternehmerkredits<br />

für zukunftsorientierte Finanzierungsvorhaben<br />

in seinem Unternehmen zu schätzen.<br />

Der gelernte Maschinenbauingenieur wagte<br />

1990 mit vier Mitarbeitern den Sprung in die<br />

Selbständigkeit. Aus dem ursprünglich noch<br />

absichtlich weit gefassten Geschäftszweck<br />

„Handelswaren aller Art“, der sich heute noch<br />

im Firmennamen Hawart OMV Landtechnik<br />

GmbH (www.hawartomv.de) ablesen lässt,<br />

kristallisierte sich schon Mitte der 90er Jahre<br />

einer der führenden Handels- und Servicebetriebe<br />

für Landmaschinentechnik in Mecklenburg-Vorpommern<br />

heraus.<br />

Die wesentliche Grundlage für diesen Erfolg<br />

bildete der Abschluss eines Händlervertrags<br />

mit dem US-amerikanischen Weltmarktführer<br />

für Landtechnik, John Deere. „Unser Vertriebsgebiet<br />

umfasst grob gesagt alles südlich<br />

der Autobahn A20 und nördlich der<br />

Landesgrenze zu Brandenburg“, beschreibt<br />

Firmengründer Roland Habeck, der heute<br />

gemeinsam mit seinem Sohn Sebastian die<br />

Firmengeschicke leitet, den Einzugsbereich<br />

seines Unternehmens.<br />

Habeck profitiert dabei auch vom gegenwärtigen<br />

Boom in der Landtechnik. Laut einer<br />

Erhebung des Verbands Deutscher Maschinen-<br />

und Anlagenbau e. V. wird der deutsche<br />

Landtechnikmarkt 2013 ein neues, mittlerweile<br />

drittes Rekordhoch in Folge einfahren.<br />

Bei einem Umsatz von 5,6 Milliarden<br />

Euro wird ein Zuwachs von drei Prozent erwartet.<br />

Bereits im ersten Halbjahr stieg der<br />

Verkauf von Landmaschinen und Traktoren<br />

um vier Prozent.<br />

Die Traktoren und Erntemaschinen des US-<br />

Herstellers John Deere sind dabei auch auf<br />

dem deutschen Markt ein Verkaufsschlager.<br />

„Wir haben Anfang der 90er Jahre da-<br />

KfW-Unternehmerkredit<br />

Förderung für KMU<br />

Antragsberechtigt:<br />

Unternehmen bis maximal 500 Millionen<br />

Umsatz und Freiberufler, die drei Jahre<br />

am Markt aktiv sind.<br />

Kreditsumme:<br />

Bis 25 Millionen Euro pro Vorhaben.<br />

Förderzwecke:<br />

- Erwerb von Grundstücken und Gebäuden<br />

- Kauf von Maschinen, Anlagen, Fahrzeugen<br />

und Einrichtungen<br />

- Erwerb von Patenten und Lizenzen<br />

- Übernahmen und tätige Beteiligungen<br />

- Finanzierung von Warenlagern und<br />

Betriebsmitteln<br />

- Beratungsleistungen<br />

- Erstteilnahme <strong>Messen</strong><br />

Laufzeiten:<br />

Bis zu 5, 10 oder 20 Jahre.<br />

Fotos: Sebastian Habeck, John Deere, Privat<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Sonderveröffentlichung | 43<br />

rauf vertraut, dass die Zukunft der großflächigen<br />

Agrarwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern<br />

gehören wird“, erinnert sich Habeck.<br />

„Daher erschien uns die Firma John<br />

Deere, deren Technik ja auf die Bearbeitung<br />

von Großflächen spezialisiert ist, als geeigneter<br />

Partner.“<br />

Weitere Vertriebspartnerschaften mit anerkannten<br />

Herstellern im Bereich Ernte- und<br />

Melkmaschinen runden das Produktportfolio<br />

des Neubrandenburger Unternehmens ab, das<br />

mittlerweile an elf Standorten Handels- und<br />

Serviceleistungen für die Agrarwirtschaft im<br />

Küstenland bereitstellt. Mehr als 980 Traktoren<br />

und 400 Erntemaschinen werden von<br />

der Hawart OMV Landtechik GmbH im mittleren<br />

und südlichen Mecklenburg-Vorpommern<br />

betreut.<br />

Breites Angebot: Die Harwart OMV Landtechnik GmbH bietet von Traktoren über Mähdrescher<br />

bis hin zu Melkmaschinen nahezu ein Komplettangebot für Agrarbetriebe.<br />

Marktvorteile schaffen<br />

Claudia Schneider, Direktorin der KfW, über<br />

das ERP-Innovationsprogramm der KfW.<br />

W+M: Mit dem ERP-Innovationsprogramm<br />

fördert die KfW Innovationen von kleinen<br />

und mittleren Unternehmen. Wie innovativ<br />

muss ein Vorhaben sein, um einen solchen<br />

Förderkredit zu erhalten?<br />

Schneider: Der verwendete Innovationsbegriff<br />

ist transparent und sehr einfach: Im<br />

Fokus des Programms steht eine unternehmensbezogene,<br />

nicht zwingend hochgradige<br />

oder technologisch sehr anspruchsvolle<br />

Innovation.<br />

W+M: Der Innovationsbegriff ist also sehr<br />

weit gefasst?<br />

Schneider: Ja, es muss sich keinesfalls<br />

um eine patentwürdige Marktneuheit handeln.<br />

Es geht vielmehr um eine Innovation,<br />

die das Unternehmen weiterbringt und<br />

ihm Marktvorteile verschafft, beispielsweise<br />

auch merkliche Produktweiterentwicklungen<br />

und -verbesserungen. Hauptsache ist, dass<br />

das Vorhaben für das Unternehmen neuartig<br />

ist. Lediglich bei Unternehmen mit einem<br />

Jahresgruppenumsatz von mehr als 125<br />

Millionen Euro muss es sich um ein Vorhaben<br />

handeln, das für Deutschland neuartig ist.<br />

W+M: Wie groß ist der bürokratische Aufwand<br />

bei der Antragstellung, wie detailliert<br />

muss beispielsweise die Vorhabensbeschreibung<br />

ausfallen?<br />

Scheider: Aus der Beschreibung muss das<br />

Neue, das Innovative hervorgehen. Dazu<br />

kann in manchen Fällen schon eine Seite<br />

als Vorhabenbeschreibung ausreichen.<br />

Interview: Matthias Salm<br />

Claudia Schneider<br />

Direktorin der KfW<br />

Um die Kompetenzen weiter zu bündeln und<br />

mit der Zielsetzung, Marktführer bei der<br />

Betreuung landwirtschaftlicher Systeme<br />

und Maschinen zu werden, entschied sich<br />

Roland Habeck 2011 zur Übernahme eines<br />

weiteren John Deere-Vertriebspartners, der<br />

im mecklenburgischen Plau am See ansässigen<br />

Ottomeyer MV GmbH & Co. KG. Im Zuge<br />

eines Asset Deals wurden deren Standorte<br />

und Mitarbeiter in die Hawart OMV Landtechnik<br />

GmbH inte griert. „Durch die Übernahme<br />

wird das weitere Wachstum des Unternehmens<br />

abgesichert. Die Bündelung der<br />

Kräfte entspricht auch dem Vertriebskonzept<br />

von John Deere“, erläutert Firmenchef Habeck.<br />

Der wachsenden Spezialisierung und<br />

Serviceorientierung der Kunden soll so ein<br />

möglichst dichtes Service- und Vertriebsnetz<br />

entgegengesetzt werden.<br />

Der sorgfältig vorbereitete Übernahmeprozess<br />

konnte zu Jahresbeginn 2012 abgeschlossen<br />

werden. Die Finanzierung der<br />

Übernahme erfolgte über die Hausbank unter<br />

Einbeziehung eines zinsgünstigen KfW-<br />

Unternehmerkredits. „Die Kreditgewährung<br />

verlief auch dank der von uns vorgelegten<br />

betriebswirtschaftlichen Daten zügig und<br />

reibungslos,“ lobt der gebürtige Mecklenburger<br />

die Zusammenarbeit mit den Finanzierungspartnern.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


44 | Sonderveröffentlichung<br />

Die Finanzierungsangebote der<br />

KfW will der 62-jährige Mittelständler,<br />

der mit der Einbeziehung<br />

seines Sohnes Sebastian<br />

in die Geschäftsleitung<br />

bereits langfristig die Nachfolgeregelung<br />

in Angriff genommen<br />

hat, auch künftig nutzen.<br />

Etwa bei Investitionen in<br />

eines der wichtigsten Zukunftsthemen<br />

der Agrarwirtschaft: Die<br />

Fernüberwachung von landtechnischen<br />

Maschinen und Anbaugeräten<br />

zur Optimierung des<br />

Maschinenein satzes. Dadurch<br />

sollen nicht nur Landwirte in<br />

der Lage sein, jederzeit die Effizienz<br />

ihrer Maschinen überprüfen<br />

zu können.<br />

Auch die Harwart OMV Landtechnik<br />

GmbH als Servicebetrieb<br />

will so erste Diagnosen über einen<br />

möglichen Reparaturbedarf an den Maschinen<br />

via Fernüberwachung vornehmen.<br />

„Dazu müssen wir aber sowohl in Gebäude<br />

als auch in die entsprechende EDV-Technik<br />

investieren“, weiß Habeck, dass es für die<br />

Wettbewerbsfähigkeit seines Unternehmens<br />

unabdingbar ist, mit dem rasanten Innovationstempo<br />

in der Agrartechnik Schritt zu<br />

halten.<br />

Um im Unternehmen neue und innovative<br />

Verfahren zu implementieren, so wie es<br />

beispielsweise die Harwart OMV Landtechnik<br />

GmbH in den kommenden Jahren plant,<br />

können KMU zur Finanzierung solcher Vorhaben<br />

nicht nur den KfW-Unternehmerkredit<br />

heranziehen. Die KfW fördert mit dem ERP-<br />

Innovationsprogramm gezielt die Entwick-<br />

Die KfW fördert gezielt die Entwicklung<br />

innovativer Produkte<br />

und Verfahren im Unternehmen.<br />

Die größten Innovationshemmnisse für KMU<br />

Mangel an<br />

Finanzierungsquellen<br />

Zu hohe Innovationskosten<br />

Bürokratie<br />

Mangel an Fachpersonal<br />

Organisatorische Probleme<br />

Fehlen von relevanten<br />

Marktinformationen<br />

Fehlen von<br />

technologischem Know-how<br />

Quelle: KfW-Research, KFW-Mittelstandspanel<br />

13,2<br />

20,0<br />

19,0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Anteile in Prozent<br />

telständischen Betrieben aufgebracht. Dies<br />

gilt gerade auch für den ostdeutschen Mittelstand:<br />

Der soeben veröffentlichte Innovationsindikator<br />

2013, der gemeinsam von<br />

der Deutschen Telekom Stiftung und dem<br />

Bundesverband der deutschen Industrie<br />

(BDI) herausgegeben wird, preist etwa die<br />

Forschungslandschaft an den Innovationsschwerpunkten<br />

Dresden und Chemnitz, aber<br />

auch in der Region Leipzig oder Zwickau. Von<br />

1,2 Milliarden Euro, die die Wirtschaft allein<br />

im Freisaat Sachsen in Forschung und Entwicklung<br />

investierte, flossen rund 500 Millionen<br />

Euro aus den Kassen des Mittelstands,<br />

z. B. im Mikroelektronik- oder Biotechnologiecluster<br />

des Landes.<br />

Doch der Innovationstätigkeit von kleinen<br />

und mittleren Unternehmen<br />

sind finanziell<br />

oft Grenzen<br />

gesetzt. So<br />

untersuchte die<br />

KfW in einer Studie<br />

2009 die wesentlichen<br />

Innovationshemmnisse für den deutschen<br />

Mittelstand. Das eindeutige Ergebnis:<br />

Mangelnde Finanzierungsquellen stellen die<br />

größte Hürde bei der Umsetzung innovativer<br />

Vorhaben dar. Kleine und mittlere Unterneh-<br />

31,0<br />

47,1<br />

54,1<br />

57,6<br />

62,3<br />

ERP-Innovationsprogramm<br />

Kapital für Ideen<br />

Antragsberechtigt:<br />

Freiberufler und Unternehmen, die mindestens<br />

zwei Jahre am Markt aktiv sind.<br />

Kreditbetrag:<br />

Maximal fünf Millionen Euro pro Vorhaben,<br />

im Rahmen der Energiewende<br />

maximal 25 Millionen Euro pro Vorhaben<br />

und 50 Millionen Euro pro Kalenderjahr.<br />

Laufzeiten:<br />

- Fremdkapitaltranche: zehn Jahre bei<br />

höchstens zwei tilgungsfreien Jahren.<br />

- Nachrangtranche: zehn Jahre bei<br />

sieben tilgungsfreien Jahren.<br />

lung innovativer<br />

Produkte und Verfahren<br />

im Unternehmen,<br />

weil diese wesentlich<br />

zum Erhalt<br />

der Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Mittelstands<br />

beitragen. Und umgekehrt leisten<br />

gerade KMU einen erheblichen Beitrag zur<br />

Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.<br />

Knapp ein Drittel der Innovationsaufwendungen<br />

hierzulande werden von mitmen<br />

müssen solche Vorhaben überwiegend<br />

aus internen Quellen finanzieren. Bankkredite<br />

spielen dagegen aufgrund der hohen Risiken<br />

innovativer Prozesse nur eine untergeordnete<br />

Rolle.<br />

An dieser Stelle setzt das ERP-Innovationsprogramm<br />

der KfW als Finanzierungsalternative<br />

für die marktnahe Forschung und<br />

Foto: Privat<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Sonderveröffentlichung | 45<br />

die Entwicklung von neuen Produkten und<br />

Verfahren an. Zur Innovationsfinanzierung<br />

können Unternehmen Darlehen bis zu fünf<br />

Millionen Euro pro Vorhaben beantragen.<br />

Ausgereicht werden die Förderkredite als<br />

Finanzierungspaket aus einem klassischen<br />

Darlehen und einem Nachrangdarlehen. Diese<br />

spezielle Konstruktion stärkt die Bilanzen<br />

des mittelständischen Betriebs zusätzlich,<br />

wie Claudia Schneider, Direktorin der KfW,<br />

erläutert: „Bei der Bilanzanalyse und dem<br />

Rating durch Kreditinstitute kann die Nachrangtranche<br />

mit bestimmten Restlaufzeiten<br />

als wirtschaftliches Eigenkapital gewertet<br />

werden. Das Nachrangdarlehen verbessert<br />

somit die rechnerische Eigenkapitalquote<br />

des geförderten Unternehmens.“ Zudem ergibt<br />

sich durch die unbesicherte Nachrangtranche<br />

für das Unternehmen freies Besicherungspotenzial,<br />

das für andere Finanzierungen<br />

genutzt werden kann. Und – last but not<br />

least – ermöglichen die sieben tilgungsfreien<br />

Anlauf jahre der Nachrangtranche den Unternehmen<br />

die Thesaurierung von Gewinnen<br />

und schonen den operativen Cashflow, der<br />

Betriebliche Energieeffizienz<br />

wird zukünftig zu einem wichtigen<br />

Faktor im Wettbewerb.<br />

dann für andere betriebliche Maßnahmen<br />

zur Verfügung steht.<br />

Als erhebliche Belastung für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

kleiner und mittelständischer<br />

Unternehmen haben sich in den zurückliegenden<br />

Jahren die stark steigenden<br />

Energiekosten erwiesen. Betriebliche Energieeffizienz<br />

wird deshalb immer mehr zu einem<br />

wichtigen Faktor im Wettbewerb. Die<br />

KfW unterstützt aktiv KMU, die ihren Energieverbrauch<br />

und damit ihre Energiekosten<br />

senken wollen.<br />

Das Thema steht bei mittelständischen Betrieben<br />

mittlerweile oft an erster Stelle der<br />

Prioritätenliste, wie Corneli us Ober, Geschäftsführer<br />

der ESA-Energieberatung –<br />

Cornelius Ober GmbH (www.esa-energieberatung.de)<br />

im thüringischen Eisenach bestätigt:<br />

„Als Energieberater stoßen wir in den<br />

Unternehmen angesichts steigender Energiekosten<br />

zunehmend auf offene Ohren. Wenn<br />

Unternehmen im Gegenzug zu Entlastungen<br />

bei der Stromsteuer künftig zudem den<br />

Einsatz eines Energiemanagementsystems<br />

nachweisen müssen, wird dies die Nachfrage<br />

nach Energieberatungen noch weiter steigern.“<br />

Cornelius Ober<br />

Geschäftsführer der<br />

ESA-Energieberatung –<br />

Cornelius Ober GmbH<br />

Der Einsatz eines professionellen Energieberaters<br />

kann aber schon jetzt helfen, energetische<br />

Schwachstellen im Unternehmen aufzudecken.<br />

„Die Beleuchtungssysteme, die<br />

Heizungsanlagen, aber auch verschwenderisches<br />

Verhalten von<br />

Mitarbeitern sind immer wiederkehrende<br />

Ansatzpunkte für eine<br />

Verbesserung der Energieeffizienz.<br />

Oft nutzen die Unternehmen<br />

zudem nicht die für sie optimalen<br />

Tarife bei der Energieversorgung.<br />

Auch die Vorteile einer<br />

eigenständigen Energieerzeugung,<br />

beispielsweise durch<br />

den Einsatz von Photovoltaik,<br />

werden unterschätzt“, weiß<br />

Ober aus seiner Beratungstätigkeit<br />

bei mittelständischen Betrieben<br />

in der Region Hessen, Thüringen<br />

und Sachsen zu berichten.<br />

Die KfW fördert Energieberatungen<br />

gleich in zweifacher Weise:<br />

Im Förderprogramm „Energieberatung<br />

Mittelstand“ zahlt sie<br />

einen Zuschuss zu den Kosten einer<br />

Energieberatung für kleine<br />

und mittlere Unternehmen. Dabei<br />

wird sowohl eine Initialberatung<br />

bezuschusst, bei der die bestehenden<br />

Mängel vom Energieberater<br />

identifiziert und erste Vorschläge<br />

für Einsparmaßnahmen erarbeitet<br />

werden. Ebenfalls gefördert<br />

wird eine anschließende Detailberatung,<br />

bei der der Energieberater<br />

eine tiefergehende Analyse<br />

vornimmt und konkrete Handlungs- und Finanzierungsmöglichkeiten<br />

aufzeigt. „Leider<br />

ist diese Fördermöglichkeit bei den Unternehmen<br />

noch nicht ausreichend bekannt“,<br />

hat Energie-Profi Cornelius Ober feststellen<br />

müssen. „Dabei sind Einsparungen von zehn<br />

Prozent nach einer Energieberatung in der<br />

Regel immer zu realisieren, in vielen Fällen<br />

liegt das Einsparpotenzial aber noch weitaus<br />

höher.“<br />

Wer die Handlungsempfehlungen des Energieberaters<br />

in die Tat umsetzen möchte, erhält<br />

auch bei den dafür notwendigen Investitionen<br />

staatliche Unterstützung. Bei Investitionsmaßnahmen,<br />

die wesentliche Einspareffekte<br />

erzielen, ist eine Finanzierung<br />

mit Krediten aus dem KfW-Energieeffizienzprogramm<br />

möglich.<br />

W+M<br />

Energieberatung Mittelstand<br />

Lohnende Zuschüsse<br />

Antragsberechtigt:<br />

KMU und Freiberufler.<br />

Zuschusshöhe:<br />

- Initialberatung: 80 Prozent der förderfähigen<br />

Beratungskosten, maximal 1.280 Euro.<br />

- Detailberatung: 60 Prozent der förderfähigen<br />

Beratungskosten, maximal 4.800 Euro.<br />

KfW-Energieeffizienz programm<br />

Energiekosten senken<br />

Antragsberechtigt:<br />

Unternehmen mit einem Gruppenumsatz<br />

bis zu vier Milliarden Euro sowie Freiberufler.<br />

Kreditsumme:<br />

Bis zu 25 Millionen Euro pro Vorhaben.<br />

Förderzwecke:<br />

Investitionen, die wesentliche Energieeinspareffekte<br />

erzielen.<br />

Laufzeiten:<br />

Bis zu 5, 10 oder 20 Jahre.<br />

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46 | W+M Ratgeber<br />

Personalpolitik<br />

im Zeichen der Familie<br />

Familienfreundliche Arbeitsbedingungen sind für junge Eltern längst zum wichtigen Kriterium<br />

bei der Auswahl des Arbeitgebers geworden. Für Unternehmen bieten sie eine Chance, sich im<br />

Wettbewerb um die rar gewordenen Fachkräfte zu behaupten – auch mit staatlicher Unterstützung.<br />

Von Matthias Salm<br />

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird zur Zukunftsaufgabe<br />

von Unternehmen.<br />

Seit dem 17. Dezember ist sie offiziell im Amt – Mecklenburg-Vorpommerns<br />

Vorzeige-Sozialdemokratin Manuela<br />

Schwesig hat die eher glücklos agierende Kristina<br />

Schröder im Amt der Bundesfamilienministerin abgelöst.<br />

Damit hat die gebürtige Brandenburgerin auch<br />

eines der Lieblingsthemen ihrer christdemokratischen<br />

Vorgängerin geerbt – die Förderung der Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie.<br />

Dass die von der Landes- zur Bundesministerin aufgestiegene<br />

Schwesig den eingeschlagenen Kurs fortsetzen,<br />

gar noch intensivieren wird, steht außer Zweifel:<br />

Schließlich haben die Koalitionäre die Fortsetzung des<br />

Förderprogramms „Betriebliche Kinderbetreuung“ bereits<br />

in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben. Auch das<br />

Unternehmensprogramm „Erfolgsfaktor Familie“, in dessen<br />

Rahmen das Familienministerium gemeinsam mit<br />

großen Stiftungen, Spitzenverbänden der Wirtschaft und<br />

den Gewerkschaften für eine familienfreundliche Ausrichtung<br />

von Unternehmen wirbt, bleibt auf der Agenda<br />

der neuen Bundesregierung. Dass Schwesig mit ihrem ersten<br />

Vorstoß, einer zum Teil steuerfinanzierten 32-Stunden-Woche<br />

für Eltern, gescheitert ist, wird den Elan der<br />

neuen Ministerin nicht bremsen. Umgehend kündigte sie<br />

Gespräche mit Arbeitgebern und Gewerkschaften über<br />

praktikable Modelle zur Familienarbeitszeit an.<br />

Unternehmen sollten die staatlichen Informations- und<br />

Förderangebote jetzt nutzen, um die eigene Attraktivität<br />

im Kampf um die begehrten Fachkräfte zu steigern.<br />

Denn laut DIHK-Arbeitsmarktreport 2013, basierend auf<br />

einer Umfrage unter mehr als 20.000 Betrieben, fürchten<br />

viele Unternehmer, dass sich der Fachkräftemangel<br />

gleichermaßen zu einer Wachstumsbremse und zu einem<br />

Innovationshemmnis für den eigenen Betrieb auswachsen<br />

kann. Mit flexiblen Arbeitszeiten und Arbeitsorten<br />

hingegen können Unternehmen, so die Empfehlung des<br />

DIHK, gerade die noch ungenutzten Potenziale berufstätiger<br />

Frauen besser ausschöpfen. Auch die finanziel-<br />

Foto: Sundikova/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Unternehmen | 47<br />

le oder organisatorische Unterstützung der<br />

Mitarbeiter bei der Kinderbetreuung sollten<br />

sich Unternehmen verstärkt auf die Fahnen<br />

schreiben.<br />

Unternehmer, die die Belange berufstätiger<br />

Eltern bei der Gestaltung des Arbeitsumfeldes<br />

stärker berücksichtigen wollen, können<br />

dafür die staatlichen Förder- und Informationsangebote<br />

in Anspruch nehmen.<br />

Das Förderprogramm „Betriebliche<br />

Kinderbetreuung” schafft beispielsweise<br />

finanzielle Anreize für die Einrichtung<br />

neuer Betreuungsgruppen<br />

für Mitarbeiterkinder bis zum vollendeten<br />

dritten Lebensjahr.<br />

Ansatzpunkt für die Förderung ist<br />

die Kooperation der Unternehmen mit<br />

den Trägern von Betreuungseinrichtungen.<br />

Dazu wird seitens des Bundes ein<br />

Zuschuss zu den Betriebskosten in Höhe von<br />

400 Euro monatlich pro neu geschaffenem<br />

Ganztagsbetreuungsplatz gezahlt. Die Förderung<br />

durch das Bundesfamilienministerium<br />

versteht sich als Startfinanzierung für<br />

einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren.<br />

Für kleinere Unternehmen, die trotz staatlicher<br />

Förderung an finanzielle Grenzen stoßen,<br />

empfiehlt es sich dabei, die Zusammenarbeit<br />

mit anderen Unternehmen der Region<br />

zu suchen, um neue Betreuungsplätze zu<br />

schaffen.<br />

Die Fördermittel erhalten entweder die Träger<br />

der Kinderbetreuungseinrichtungen, mit denen<br />

die Arbeitgeber zur Schaffung der neuen<br />

Betreuungsplätze kooperieren, oder die<br />

Betriebe selbst, wenn sie als Träger der Kinderbetreuungseinrichtung<br />

fungieren. Ein<br />

Wermutstropfen bleibt allerdings: Die bisher<br />

Familienfreundliche Arbeitsbedingungen<br />

steigern die Attraktivität des Unternehmens<br />

bei der Personalsuche.<br />

zur Verfügung stehenden Mittel waren Ende<br />

2013 wegen der großen Nachfrage nahezu<br />

ausgeschöpft. Hier gilt es nun abzuwarten,<br />

wie die Ankündigung der neuen Bundesregierung,<br />

das Förderprogramm fortzusetzen,<br />

in die Tat umgesetzt wird. Eine erste Anlaufstelle<br />

für allgemeine Informationen, wie Unternehmen<br />

Kinderbetreuungsangebote einrichten<br />

und betreiben können, leistet im Übrigen<br />

die Servicestelle Betriebliche Kinderbetreuung<br />

(Tel.: 0800 0000945).<br />

Während sich die Einführung von Betreuungsangeboten<br />

organisatorisch und finanziell<br />

aufwändiger gestaltet, sind auf Familienbedürfnisse<br />

abgestimmte Arbeitszeiten<br />

leichter zu verwirklichen. Dazu bedarf es<br />

aber bei der Planung immer der engen Abstimmung<br />

mit den Mitarbeitern. Dies gilt übrigens<br />

nicht nur für Mitarbeiter mit Kleinkindern.<br />

Auch die Betreuung pflegebedürftiger<br />

Angehöriger wird in den kommenden Jahren<br />

verstärkt zur zeitlichen Herausforderung für<br />

ältere Mitarbeiter im Unternehmen<br />

heranwachsen. Hilfreiche Leitfäden<br />

zur Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle<br />

bietet die Initiative<br />

„Familienbewusste Arbeitszeiten”<br />

(www.erfolgsfaktor-familie.de).<br />

Die Initiative ist Teil des<br />

Unternehmensprogramms „Erfolgsfaktor Familie”.<br />

Auf dieser Plattform können Unternehmen<br />

zum Erfahrungsaustausch im Netzwerk<br />

zusammenfinden. Zudem hat die Initiative<br />

zahlreiche Best-Practice-Beispiele<br />

gesammelt, die anschaulich belegen, wie Unternehmen<br />

aus ganz unterschiedlichen Branchen<br />

und verschiedener Größenordnungen<br />

betriebsindividuelle Lösungen von Gleit- und<br />

Teilzeitangeboten über Vertrauensarbeitszeit<br />

und Jahresarbeitszeitkonten bis hin zu Teilzeitmodellen<br />

in Verbindung mit Telearbeit erfolgreich<br />

umgesetzt haben. W+M<br />

Anteile der Unternehmen, die mindestens eine Maßnahme im Jahr 2012 verwirklicht haben<br />

Mindestens eine Maßnahme<br />

zur Arbeitszeitflexibilisierung/Telearbeit<br />

95,8<br />

Mindestens eine Maßnahme<br />

im Bereich Elternzeit/Elternförderung<br />

86,3<br />

Mindestens eine Maßnahme<br />

im Bereich Kinder/Angehörigenbetreuung<br />

54,7<br />

Mindestens eine Maßnahme<br />

im Bereich Familienservice<br />

16,4<br />

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Anteile in Prozent<br />

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48 | W+M Ratgeber<br />

Pferdestärken<br />

für China<br />

<strong>2014</strong> ist das Chinesische Jahr des Pferdes. Das Pferd<br />

steht im Reich der Mitte für den Aufbruch zu neuen<br />

Abenteuern. Für Unternehmer bedeutet das vielleicht<br />

die Erschließung neuer Märkte oder den Aufbau neuer<br />

Produktionsstätten in Fernost. Immer mehr fordern<br />

die Konzerne, allen voran in der Automobilindustrie<br />

und im Maschinen- und Anlagenbau, dass die Zulieferer,<br />

viele davon aus Ostdeutschland, eigene Produktionsstätten<br />

in Fernost errichten.<br />

Das Pferd steht aber im chinesischen Jahr auch für<br />

finanzielle Sicherheit. Investitionen in Fernost sollten<br />

deshalb sehr gut geplant werden. Sie erfordern kreative<br />

Lösungen, dies habe ich bei der Begleitung zahlreicher<br />

Mittelständler auf ihrem Gang nach Fernost<br />

erfahren. Und gerade dann, wenn die Finanzierung<br />

erfolgreich war, war der Gang nach China ein wunderbarer<br />

Aufbruch ins Reich der aufgehenden Sonne.<br />

Die Sozietät bdp Bormann, Demant & Partner mit ihren<br />

Büros in Berlin und Dresden wird die Leser von<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> in diesem Jahr mit Finanzierungs-<br />

und Steuerthemen begleiten. Scheuen Sie sich<br />

nicht, uns zu fragen, was Sie bewegt. Wir freuen uns<br />

auf Sie.<br />

Ihr Michael Bormann<br />

Anlagenfinanzierung in Fernost<br />

Dass mittelständische Zulieferer von ihren Großkunden angesprochen<br />

werden, in China ein Werk zu errichten, hat auch Hubertus<br />

Bartsch, geschäftsführender Gesellschafter der Neuen Zahnradwerk<br />

Leipzig GmbH (NZWL) erlebt. Nach Prüfung aller Optionen wie etwa<br />

einem Joint Venture, entschied sich Geschäftsführer Bartsch gemeinsam<br />

mit bdp dafür, eine eigene Produktionsstätte in China zu<br />

errichten. Das Investitionsvolumen: 40 Mio. Euro.<br />

Bei einer Investition direkt in China stellt sich häufig die Frage der<br />

ausreichenden Sicherheiten. So wird eine chinesische Bank einer<br />

für sie neuen Firma nur unter größeren Schwierigkeiten einen Kredit<br />

für die Anfangs- und Investitionsphase gewähren, ohne zusätzlich<br />

eine Bürgschaft oder Garantieerklärung der deutschen Muttergesellschaft<br />

zu bekommen. Die Anforderungen an Eigenkapital in<br />

China sind hoch (s. Tabelle).<br />

Eigenkapitalanforderungen in China<br />

Gesamtinvestition<br />

bis 3 Mio. USD<br />

über 3 Mio. bis 10 Mio. USD<br />

über 10 Mio. bis 30 Mio. USD<br />

über 30 Mio. USD<br />

Mindesteigenkapital<br />

70 % der Gesamtinvestition<br />

50 % der Gesamtinvestition,<br />

mindestens 2,1 Mio. USD<br />

40 % der Gesamtinvestition,<br />

mindestens 5 Mio. USD<br />

33,3 % der Gesamtinvestition,<br />

mindestens 12,5 Mio. USD<br />

Die zweite Möglichkeit einer Direktfinanzierung in China könnte<br />

jedoch auch eine ganz andere Bedeutung bekommen, wenn die Ansiedlung<br />

der deutschen Tochtergesellschaft in der betreffenden Provinz<br />

gefördert wird. Hier gibt es Subventionen in Form von verbilligten<br />

Krediten oder aber auch Bürgschaften für Kredite. Dies muss<br />

individuell von Provinz zu Provinz analysiert werden.<br />

Als dritte Alternative bietet sich die Überlegung an, die Finanzierung<br />

der Investitionen durch Emission einer Unternehmensanleihe<br />

in Deutschland vorzunehmen.<br />

Eine vierte Möglichkeit der Investitionsfinanzierung stellt die Finanzierung<br />

über so genannte Objektfinanzierer dar, die nicht selten<br />

von den Maschinenverkäufern unterstützt oder vermittelt werden.<br />

Hier ist dann zu prüfen, ob sich der Objektfinanzierer mit einer<br />

Verbringung dieser Maschine in das chinesische Tochterunternehmen<br />

einverstanden erklärt.<br />

Fazit: Anlagenfinanzierungen in Fernost sollten kreativ gestaltet<br />

und an die Rahmenbedingungen vor Ort geknüpft werden. NZWL-<br />

Chef Bartsch bekam unter anderem finanzielle Unterstützung durch<br />

die chinesische Niederlassung der Commerzbank und der CCB China<br />

Construction Bank.<br />

Fotos: Privat, Tiberius Gracchus/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Steuern | 49<br />

Sale-and-Lease-Back mit<br />

Betriebsimmobilien verbessert<br />

die Eigenkapitalquote und<br />

optimiert die Erbschaftssteuer<br />

Mit der Finanzierungsform Sale-and-Lease-Back stärken Unternehmen<br />

die Liquidität und verbessern gleichzeitig die Bilanzrelationen.<br />

Dabei steht insbesondere eine Steigerung der Eigenkapitalquote<br />

im Fokus. So funktioniert das Sale-and-Lease-Back-Modell<br />

mit Betriebsimmobilien: Der Verkauf und eine Rückvermietung<br />

von Anlagen und Maschinen helfen den Unternehmen, stille Reserven<br />

zu heben und frei gewordene Liquidität im Unternehmen<br />

einzusetzen. Außerdem können derartige Modelle gut bei einer<br />

erbschaftssteuerlich optimierten Unternehmensnachfolge helfen.<br />

Hier liegt der Vorteil darin, dass die Betriebsimmobilie der steuerlichen<br />

Erbmasse entzogen wird, gleichzeitig der Erbe aber Inhaber<br />

des Ankaufsrechts sein kann. Die Betriebsimmobilie ist im<br />

Anlagevermögen des Unternehmens bilanziert und im Idealfall lastenfrei.<br />

Das Unternehmen erhält vom Erwerber bzw. Leasinggeber<br />

den Verkaufspreis, in der Regel in Höhe des Verkehrswertes, und<br />

least die Immobilie über einen vorab vertraglich fest vereinbarten<br />

Zeitraum von beispielsweise 20 Jahren zur weiteren betrieblichen<br />

Nutzung zurück. Das Hauptziel der Leasingstruktur ist es, die<br />

Finanzierung und Nutzung des Objektes in der Zukunft bilanzneutral<br />

zu gestalten. Weiter verschafft sich der Leasingnehmer<br />

bisher in der Immobilie gebundene Liquidität zur freien Disposition<br />

und gestaltet die Immobilienfinanzierung eigenkapitalschonend.<br />

Rückkauf der Immobilie ist möglich<br />

Das Unternehmen profitiert auf verschiedene Weise: Die Bilanzstruktur<br />

des Unternehmens verbessert sich bei Eigenkapitalquote<br />

und Verschuldungsgrad. Dem Unternehmen wird Liquidität in Höhe<br />

des Verkehrswertes des Objektes zugeführt. Die Nutzung bleibt weiterhin<br />

vollständig beim<br />

Unternehmen. Der Zugriff<br />

auf das Objekt bleibt<br />

durch die Regelungen im<br />

Ankaufsrecht erhalten.<br />

Vorhandene stille Reserven<br />

im Objekt können ertragssteuerlich<br />

neutral<br />

im Zeitpunkt der Veräußerung<br />

realisiert werden.<br />

Der Leasingnehmer erhält<br />

einen entsprechenden<br />

Leasingvertrag mit meist<br />

zwei aufeinanderfolgenden Mietperioden. Im Rahmen einer ersten<br />

Mietperiode werden die anfallenden Investitionskosten durch die<br />

Leasingraten des Leasingnehmers je nach Modellgestaltung entweder<br />

vollständig oder teilweise amortisiert. Dies erhöht Gestaltungsspielräume<br />

und Flexibilität. Zudem wird parallel zum Immobilien-Leasing-Vertrag<br />

ein Ankaufsrechtsvertrag zum Vertragsende<br />

geschlossen, welcher die Wertsteigerungschance am Objekt dem<br />

Ankaufsberechtigten, in der Regel der Leasingnehmer, zuordnet.<br />

Jetzt auch Lohnsteuer-Nachschau<br />

Ab <strong>2014</strong> hat der Gesetzgeber aufgrund des großen Erfolgs der<br />

schon vor Jahren eingeführten Umsatzsteuer-Nachschau auch<br />

eine Lohnsteuer-Nachschau eingeführt. Während der normalen<br />

Geschäftszeiten kann der Lohnsteuer-Nachschauer, in der Regel ein<br />

Betriebsprüfer, völlig unangemeldet beim Unternehmen läuten,<br />

um Einlass bitten und dann Einsicht in die Lohnsteuerunterlagen<br />

verlangen. Dazu muss keine formelle Prüfungsanordnung mit dann<br />

mindestens zehn Tagen Vorlauf vorliegen. Sinn und Zweck ist hierbei,<br />

den Unternehmer auf dem falschen Fuß zu erwischen, etwa<br />

dass er eine nicht ganz richtige Auskunft gibt und so dem Nachschauer<br />

das Recht gibt, die Nachschau sofort zu einer vollständigen<br />

Lohnsteuer-Betriebsprüfung auszuweiten. Das hat zur Konsequenz,<br />

dass dann keine strafbefreiende Selbstanzeige mehr möglich ist.<br />

Kreditkarte: Nach Unterschrift<br />

als Betriebsausgabe buchen<br />

Neues Urteil bei Kreditkartennutzung: Die Betriebsausgabe fließt<br />

bereits dann ab, wenn der Belastungsbeleg unterzeichnet wird.<br />

Beim Kreditkartengeschäft wird mit der Unterschrift des Belastungsbelegs<br />

die Leistung gemäß §11 Abs. 2 S. 1 Einkommensteuergesetz<br />

(EStG) bewirkt. Die wirtschaftliche Verfügungsmacht des<br />

Kreditkarteninhabers auf das Vertragsunternehmen wird übertragen,<br />

sobald der Kreditkarteninhaber den Belastungsbeleg unterzeichnet.<br />

Bei Zahlung mittels Kreditkarte erfolgt somit der Abfluss<br />

mit der Unterschrift auf dem Belastungsbeleg und nicht erst<br />

im Zeitpunkt der Belastung des Kontos, so das Finanzgericht (FG)<br />

Rheinland-Pfalz. Das FG folgte in seiner Entscheidung der herrschenden<br />

Meinung. Danach liegt die Zahlung mit Kreditkarte im<br />

steuerrechtlichen Sinne dann vor, wenn die Unterschrift auf dem<br />

Belastungsbeleg erfolgt. Bei der Kreditkarte fallen zwar Leistungsund<br />

Erfüllungszeitpunkt auseinander. Jedoch dient die Kreditkarte<br />

als Zahlungsmittel im bargeldlosen Zahlungsverkehr, während<br />

ihre Kreditfunktion nicht im Vordergrund steht.<br />

Für den redaktionellen Inhalt der Seiten 48/49 zeichnet die Sozietät bdp Bormann, Demant & Partner, Berlin, verantwortlich.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


50 | W+M Ratgeber<br />

Der neue Mittelpunkt<br />

Erfurt wächst wieder und gehört inzwischen zu den dynamischsten deutschen<br />

Städten. Das Geheimnis: die Lage im Zentrum Deutschlands. Und<br />

dieser Vorteil wird sich noch verstärken, wenn die Stadt in drei Jahren zum<br />

Verkehrsdrehkreuz aufsteigt.<br />

Von Steffen Uhlmann<br />

„Eine Stadt in der Mitte der Mitte – die zentral<br />

gelegenste Großstadt Deutschlands.“<br />

Schon Martin Luther pries vor über 500 Jahren<br />

die geographischen Vorzüge Erfurts.<br />

Anno <strong>2014</strong> tut das auch Katrin Hoyer, wenn<br />

sie nach dem Erfurter Erfolgsgeheimnis gefragt<br />

wird. „Lage, Lage, Lage“, sagt die energische<br />

Beigeordnete des Bürgermeisters für<br />

Wirtschaft und nennt nüchtern noch andere<br />

Gründe für den Wechsel der Hauptstadt Thüringens<br />

von der regionalen Bratwurstmetropole<br />

zur bundesweit bekannten Residenz,<br />

die mit wachsender Dynamik ihre Zukunft<br />

gestaltet: „Coole Lage, gute Bedingungen,<br />

fitte Verwaltung – das wissen die Unternehmen<br />

zu schätzen.“<br />

Handfester Beleg für den unaufhaltsamen<br />

Aufstieg der Kommune ist der jüngste Handelsblatt-Zukunftsatlas<br />

der 402 deutschen<br />

Regionen und kreisfreien Städte: 2004 belegte<br />

Erfurt in der Gesamtwertung noch Platz<br />

315. Sechs Jahre später schaffte die Stadt<br />

schon Platz 258. Jetzt ist sie auf Rang 124 geklettert.<br />

Keine deutsche Stadt konnte in der<br />

Zeit mehr Plätze gutmachen. Die Investitionsquote<br />

ist hoch, in Sachen Dynamik steht<br />

Erfurt im Bundesvergleich gar auf Rang 35 –<br />

bei nur reichlich 200.000 Einwohnern.<br />

Das mit der Einwohnerzahl aber könnte sich<br />

ändern: Nach vielen Jahren der massenhaften<br />

Abwanderung nach Westdeutschland und<br />

Blick über die Dächer der thüringischen Landeshauptstadt.<br />

Fotos: Marco Barnebeck/pixelio, Matthias Plhak/pixelio, Ingrid Kranz/pixelio.de<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Immobilien | 51<br />

auch in das Umland verzeichnet die Hauptstadt<br />

des zweiten ostdeutschen Freistaates<br />

nun eine ausgeglichene Bilanz bei Zuwanderung<br />

und Abwanderung. Und diese Entwicklung<br />

dürfte sich in den Folgejahren sogar<br />

noch verbessern. Auf Basis aktueller statistischer<br />

Prognosen geht der Beigeordnete<br />

für Stadtentwicklung Uwe Spangenberg<br />

davon aus, dass sich Erfurts Einwohnerzahl<br />

von derzeit knapp 207.000 in den nächsten<br />

zehn Jahren um jeweils 500 bis 600 Bürger<br />

erhöhen könnte. Seine Hoffnung macht sich<br />

dabei vor allem an der Zuwanderung junger<br />

Leute fest, die zum Studium nach Erfurt<br />

kommen oder aus Westdeutschland zurückkehren.<br />

Ohne junge Leute, sagt er, werde es<br />

kein Wachstum für Erfurt geben. Indes, ob<br />

sie wirklich kommen und auch bleiben, hängt<br />

vor allem von Ausbildungsmöglichkeiten und<br />

Arbeitsplätzen in der Stadt ab. Und auch da<br />

kann Erfurt trotz drastischer Rückschläge in<br />

der heimischen Solarbranche punkten: Zum<br />

Beispiel mit dem Stuttgarter Buchgroßhändler<br />

KNV und dem Online-Schuhhändler Zalando,<br />

die beide neue Logistikzentren am Rande<br />

Erfurts bauen und dabei jeweils 1.000 neue<br />

Arbeitsplätze schaffen.<br />

Mit Erfurts Anbindung an den ICE-Verkehr,<br />

die nun endlich 2017 kommen soll, werde<br />

Der Fischmarkt im Zentrum von Erfurt.<br />

Erfurter Neubausiedlung.<br />

Erfurt endgültig zum neuen Mittelpunkt<br />

Deutschlands aufsteigen, hofft die Landespolitik.<br />

Auf dem Immobilienmarkt ist das<br />

schon jetzt zu spüren. Steigende Einwohner-<br />

und Haushaltszahlen produzieren Wohnraumnachfrage.<br />

Der Leerstand ist seit 2005<br />

von knapp elf Prozent auf deutlich unter sieben<br />

Prozent zurückgegangen. Mit dem drohenden<br />

Wohnungsmangel aber steigen Kaufwie<br />

Mietpreise, vornehmlich in bevorzugten<br />

Lagen der Innenstadt. Dort, wo es sich in<br />

Erfurt am schönsten leben lässt, erhöhten<br />

sich die Kaupreise um bis zu 15 Prozent. Im<br />

Dichterviertel (Löbervorstadt) sind inzwischen<br />

für Einfamilienhäuser sogar Spitzenpreise<br />

bis zu 1,5 Millionen Euro zu erzielen.<br />

Der Durchschnittspreis aller Einfamilienhäuser,<br />

die nach 1990 errichtet worden sind, hat<br />

mit 209.000 Euro die 200.000-Euro-Grenze<br />

deutlich überschritten.<br />

Auf dem Vermietermarkt das gleiche Bild: Der<br />

durchschnittliche Mietzins (kalt) ist binnen<br />

eines Jahres zwischen vier und neun Prozent<br />

gestiegen – auf derzeit 6,20 Euro pro Quadratmeter.<br />

Für die nächsten Jahre sind Steigerungen<br />

in gleicher Größenordnung prognostiziert.<br />

Lokalpolitiker beobachten die Entwicklung<br />

mit gemischten Gefühlen. Denn der<br />

Neubau kommt nicht in Gang und die Zahl<br />

der fertiggestellten Wohnungen hinkt hinter<br />

dem kommenden Bedarf deutlich hinterher.<br />

Umso wichtiger sind Pläne der Kommune<br />

für die Entwicklung neuer Wohnviertel, die<br />

jetzt – zumindest auf dem Papier – Gestalt<br />

annehmen. Sogar ein komplett neues Stadtviertel<br />

befindet sich darunter. Es ist für die<br />

Brachflächen gleich neben dem Hauptbahnhof<br />

geplant und der erste Abschnitt soll nach<br />

Willen der Stadtoberen mit der Einweihung<br />

des ICE-Knotens 2017 bezogen werden. Eine<br />

Fläche von acht Hektar steht für diesen ersten<br />

Bauabschnitt bereit. Entstehen sollen<br />

Wohnungen, Büros, Gaststätten, Handelsund<br />

Dienstleistungseinrichtungen. Für weitere<br />

Bauabschnitte könnten dann noch einmal<br />

fast 50 Hektar erschlossen werden. Viel<br />

Platz für die großen Erfurter Träume und<br />

Visionen.<br />

W+M<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


52 | W+M Ratgeber<br />

Ausländische Fachkräfte gewinnen<br />

Wer Fachkräfte aus Europa und der Welt in Deutschland<br />

beschäftigen möchte, muss einige Formalitäten beachten.<br />

Finden Unternehmen in Deutschland<br />

keine geeigneten Fachkräfte,<br />

so ist es durchaus möglich, Arbeitnehmer<br />

aus dem Ausland einzustellen.<br />

Hierbei muss zwischen<br />

EU-Ausländern und Nicht-EU-Ausländern<br />

unterschieden werden, da<br />

bei beiden unterschiedliche Voraussetzungen<br />

für eine Arbeitsaufnahme<br />

in Deutschland existieren.<br />

Am einfachsten lässt sich eine Anwerbung<br />

von Fachkräften aus dem<br />

EU-Ausland realisieren, da innerhalb<br />

der Europäischen Union die<br />

Arbeitnehmerfreizügigkeit gilt<br />

und Arbeitnehmer aufgrund dessen<br />

keine Arbeitserlaubnis benötigen.<br />

Diese Regelung gilt zudem für<br />

Island, Norwegen, Liechtenstein<br />

und die Schweiz, welche nicht der<br />

EU angehören. Für Rumänien und<br />

Bulgarien besteht die Freizügigkeit<br />

seit 1. Januar <strong>2014</strong>, für Kroatien<br />

erst ab Juli 2015. Für die Suche<br />

nach ausländischen Fachkräften<br />

können sich Unternehmen direkt<br />

an die örtlichen Arbeitsagenturen<br />

wenden, aber auch an die Zentrale Arbeitsvermittlung<br />

der Bundesagentur für Arbeit<br />

(ZAV) oder das europäische Portal zur<br />

beruflichen Mobilität (EURES). Dort erhalten<br />

Arbeitgeber auch weitere nützliche Informationen<br />

zur Einstellung von EU-Ausländern.<br />

Schwieriger gestaltet sich die Situation bei<br />

Nicht-EU-Ausländern. Hier muss vorerst geprüft<br />

werden, ob in Deutschland für die zu<br />

besetzende Position ein Mangelberuf vorliegt.<br />

Dies lässt sich aus einer entsprechenden<br />

Liste unter www.zav.de/positivliste entnehmen.<br />

Besteht in dem Herkunftsland des<br />

Bewerbers ebenfalls ein Mangel an Fachkräften<br />

in diesem Beruf, so kann eine Genehmigung<br />

ausgeschlossen werden. Für<br />

die Staaten Serbien, Bosnien und Herzegowina,<br />

Philippinen und Tunesien existiert<br />

beispielsweise das Sonderprogramm<br />

für Pflegeberufe „Triple Win“ der ZAV und<br />

der Deutschen Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit (GIZ). Ziel des Programms<br />

ist die Vermittlung von 2.000 qualifizierten<br />

Fachkräften nach Deutschland bis<br />

Ende <strong>2014</strong>. Um an dem Programm teilzunehmen,<br />

müssen potentielle Arbeitgeber für die<br />

Vermittlung und Qualifizierung der Fachkräfte<br />

eine Gebühr entrichten.<br />

Möglich ist aber auch die Ausbildung von Ausländern<br />

zu Fachkräften vor Ort in Deutschland.<br />

So kann sichergestellt werden, dass die<br />

Auszubildenden deutsche Standards von der<br />

Pike auf erlernen können. Zudem erhalten<br />

erfolgreiche Absolventen ein Bleiberecht in<br />

Deutschland. Weitere Informationen unter<br />

www.management-praxis.de<br />

Hund im Büro?<br />

Arbeitgeber entscheidet darüber, ob<br />

Haustiere im Büro erlaubt sind<br />

Ob ein Hund ins Büro mitgebracht werden<br />

darf, liegt bis auf wenige Ausnahmefälle<br />

allein im Ermessen des Arbeitgebers. Ein<br />

Anspruch auf die Mitnahme eines Vierbeiners<br />

besteht nur, wenn es sich etwa um einen<br />

begleitenden Blindenhund handelt.<br />

Über die Mitnahme eines Haustiers ins Büro<br />

sollten Arbeitnehmer und Arbeitgeber eine<br />

schriftliche Übereinkunft festhalten. Sollten<br />

sich aber die Verhältnisse ändern, so kann der<br />

Arbeitgeber jederzeit von der Vereinbarung<br />

zu rücktreten, beispielsweise bei einer Tierhaarallergie<br />

oder Ängsten von Mitarbeitern.<br />

Ist ein Haustier erkrankt, so besteht kein Anspruch<br />

auf Sonderurlaub oder darauf, das Tier<br />

mit ins Büro zu nehmen. Entstehen durch ein<br />

Haustier im Büro Schäden, so muss der Halter<br />

dafür aufkommen. Studien belegen, dass<br />

Tiere am Arbeitsplatz das Wohlbefinden<br />

und den kollegialen Zusammenhalt der Mitarbeiter<br />

stärken können. Weitere Infos unter<br />

www.dashoefer.de<br />

Abmahnung ohne Folgen<br />

Wirksamkeit der Kündigung bei<br />

mehreren Abmahnungen<br />

Das Landesarbeitsgericht (LAG) Köln hat<br />

jüngst entschieden, dass eine ordentliche<br />

Kündigung nach sieben erfolgten Abmahnungen<br />

unter bestimmten Voraussetzungen<br />

nicht wirksam ist. Im vorliegenden Fall hatte<br />

ein Arbeitnehmer wiederholt unentschuldigt<br />

gefehlt und dadurch innerhalb von viereinhalb<br />

Jahren sieben Abmahnungen erhalten.<br />

Die Abmahnungen enthielten jeweils die<br />

Androhung arbeitsrechtlicher Konsequenzen<br />

bis hin zur fristlosen Kündigung. Allerdings<br />

war eine Steigerung der Intensität nicht zu<br />

Fotos: arahan/fotolia.com, WavebreakMediaMicro/fotolia.com, Twinlili/pixelio.de<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Management und Personal | 53<br />

erkennen und ein Abmahngespräch fand<br />

auch nicht statt. Das LAG entschied deshalb,<br />

dass die Kündigung unrechtmäßig sei, da das<br />

Unternehmen die Warnfunktion durch das<br />

inkonsequente Verhalten selbst entwertet<br />

hatte. Um einem solchen Fall vorzubeugen,<br />

sollten Arbeitgeber daher auf eine gesteigerte<br />

Intensität der Abmahnung achten.<br />

Az 11 Sa 119/12<br />

Gefahr Burnout<br />

Präventionsmaßnahmen in<br />

Unter nehmen noch kaum verbreitet<br />

Einer Studie des Hernstein Instituts für Management<br />

und Leadership zufolge ist das<br />

Thema Burnout in den Unternehmen angekommen.<br />

Knapp ein Viertel der Befragten<br />

schätzt das Risiko für Burnout-Erkrankungen<br />

im Unternehmen als sehr hoch und eher<br />

hoch ein, 58 Prozent jedoch als weniger hoch.<br />

Da Burnout keine eigenständig definierte<br />

Krankheit ist und mit verschiedensten Symptomen<br />

auftreten kann, sollten Mitarbeiter<br />

möglichst geschult und sensibilisiert werden.<br />

Maßnahmen zur Burnout-Prävention finden<br />

aber nur in 37 Prozent der befragten Unternehmen<br />

statt. Als geeignete Maßnahmen werden<br />

z. B. die Sensibilisierung von Führungskräften<br />

und Mitarbeitern genannt, gefolgt von<br />

einem Überdenken der Arbeitsorganisation.<br />

Lediglich 22 Prozent der Befragten sehen in<br />

der Kürzung des Arbeitspensums und dem<br />

Abbau von Überstunden geeignete Maßnahmen.<br />

Weitere Infos unter www.hernstein.at<br />

Sabbatical beliebt<br />

Arbeitgeber sollten Regelungen der<br />

Finanzbehörden beachten<br />

Immer mehr Arbeitnehmer wünschen sich<br />

eine Auszeit vom Berufsalltag und finden<br />

Gefallen an so genannten Sabbaticals. Aber<br />

auch den Unternehmen nützt diese Auszeit.<br />

Sie können in wirtschaftlich schwächeren<br />

Phasen Personalkosten einsparen und verbessern<br />

ihr Image als Arbeitgeber. Die Arbeitnehmer<br />

verzichten zunächst auf einen<br />

Teil des Gehaltes bei gleichbleibender Arbeitszeit.<br />

Im Gegenzug gewährt ihnen der<br />

Arbeitgeber dann eine mehrmonatige Jobpause<br />

unter Fortzahlung der Bezüge. Zu diesem<br />

Zweck richten Arbeitgeber ein Zeitwertkonto<br />

als Langzeitkonto ein. Typische Stolperfallen<br />

stellen hierbei eine fehlende Zinsregelung<br />

für das Zeitwertkonto, überhöhte<br />

Ansparungen, die nicht mehr vollständig aufgebraucht<br />

werden können, sowie planwidrige<br />

Auszahlungen dar. Arbeitgeber sollten<br />

sich daher rechtzeitig professionellen Rat holen.<br />

Weitere Infos unter www.dhpg.de<br />

Kündigung<br />

Wie sich Unternehmen fair und<br />

reibungslos von Mitarbeitern trennen<br />

Es gibt viele Gründe, warum sich Arbeitgeber<br />

auch von leistungsfähigen Mitarbeitern<br />

trennen müssen. Outplacement kann dafür<br />

sorgen, dass die Trennung fair abläuft und<br />

juristische Auseinandersetzungen und Imageschäden<br />

vermieden werden. Über einen<br />

externen Outplacement-Berater wird der<br />

Trennungsprozess moderiert. Dieser führt<br />

das klärende Gespräch, analysiert die Fähigkeiten<br />

des Mitarbeiters und begleitet seinen<br />

Bewerbungsprozess. Arbeitgeber profitieren<br />

davon, wenn ihre ehemaligen Mitarbeiter<br />

nach der Kündigung aufgefangen<br />

und betreut werden. Er gewinnt dadurch<br />

auch Vertrauen bei der bleibenden Belegschaft.<br />

Zudem entsteht der deutschen Wirtschaft<br />

jährlich allein durch erhöhte Fehlzeiten<br />

von gekündigten Mitarbeitern ein<br />

Verlust von 18,3 Milliarden Euro. Weitere<br />

Infos unter www.business-wissen.de<br />

ORGANISATION<br />

KOMPAKT<br />

TEAMARBEIT<br />

Faulenzer erkennen<br />

Bereits vor 100 Jahren wurde erforscht,<br />

dass die individuelle Leistung mit der<br />

Größe des Teams kontinuierlich sinkt. Einfallstore<br />

für soziales Faulenzen sind somit<br />

die Größe der Gruppe und damit die Gelegenheit,<br />

sich zu verstecken. Aber auch die<br />

Teamzusammensetzung, schwer teil- und<br />

messbare Aufgaben, eine schlechte Teamführung,<br />

fehlende Leistungs- und Fortschrittskontrollen<br />

sowie eine ungerechte<br />

Aufgabenverteilung können sich negativ<br />

auf die Leistung des einzelnen Teammitglieds<br />

auswirken. Die Forschung hat bisher<br />

folgende „Faulenzer-Typen“ definiert:<br />

• Zuspätkommer und Zufrühgeher<br />

(nimmt es nicht so genau mit den<br />

Arbeitszeiten)<br />

• Jovialer Müßiggänger (klassischer Kumpeltyp,<br />

der vor lauter Reden nicht zum<br />

Arbeiten kommt)<br />

• Operativer Hektiker (entweder ein<br />

Unorganisierter, der sich verzettelt,<br />

oder ein Simulant, der Arbeit bewusst<br />

vortäuscht)<br />

• Phlegmatischer Bremser (versucht,<br />

das Tempo des Teams auf seines zu<br />

drosseln)<br />

• Schnorrer (lässt gern andere für sich<br />

arbeiten und nutzt die Gutmütigkeit<br />

seiner Kollegen aus)<br />

• Blendender Abstauber (schmückt sich<br />

gern mit fremden Federn und kann sich<br />

gut verkaufen)<br />

• Alphatier (lässt seinen Hofstaat für sich<br />

arbeiten, ist charismatisch und dominant)<br />

• Böswilliger Blutsauger (kennt die<br />

schwachen Punkte seines Gegenübers<br />

und beutet dies gnadenlos aus).<br />

Um sich und das Team vor solchen Faulenzern<br />

zu schützen, sollten Arbeitgeber<br />

und Führungskräfte versuchen, kleine und<br />

übersichtliche Teams mit etwa gleichstarken<br />

Mitarbeitern zu bilden, die ein gemeinsamer<br />

Leistungswille eint.<br />

www.business-wissen.de<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


54 | W+M Ratgeber<br />

Neue Energieeinsparverordnung ab Mai <strong>2014</strong><br />

Verabschiedete Novelle setzt neue Standards bei zulässigen<br />

Werten der Energieeffizienz von Gebäuden<br />

Im Mai dieses Jahres tritt mit zweijähriger Verspätung die „Zweite Verordnung zur Änderung<br />

der Energieeinsparverordnung“ (EnEV) in Kraft. Die Bundesregierung verfolgt das Ziel,<br />

bis 2050 einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen. Daher setzt die neue<br />

Verordnung vor allem für Neubauten höhere energetische Standards; aber auch Besitzer älterer<br />

Gebäude müssen einige neue Regelungen beachten.<br />

Ab 1. Januar 2016 müssen neu gebaute Wohn- und Nichtwohngebäude<br />

höhere energetische Anforderungen erfüllen: Der<br />

zulässige Wert für die Gesamtenergieeffizienz (Jahres-<br />

Primär energiebedarf) wird um 25 Prozent gesenkt. Ab<br />

2021 gilt dann für alle Neubauten der von der EU festgelegte<br />

Niedrigstenergie-Gebäudestandard. Insgesamt<br />

sind für den Gebäudebestand keine wesentlichen<br />

Ver schärfungen vor ge sehen. Trotzdem müssen<br />

auch Besitzer von Bestandsgebäuden einige<br />

Vorgaben beachten: So müssen Öl- und Gasheizkessel,<br />

die vor 1985 eingebaut wurden, ab 2015<br />

außer Betrieb genommen werden. Wurden die<br />

entsprechenden Heizungsanlagen nach dem<br />

1. Januar 1985 eingebaut, müssen sie nach<br />

30 Jahren ersetzt werden. Beispielsweise<br />

Niedertemperatur- und Brennwertkessel<br />

sind von der Austauschpflicht ausgenommen.<br />

Zudem müssen oberste<br />

Geschossdecken, die nicht die Anforderungen<br />

an den Mindestwärmeschutz<br />

erfüllen, bis Ende 2015<br />

gedämmt sein.<br />

Zudem bekommt der Energieausweis<br />

für Gebäude<br />

mehr Gewicht. Verkäufer<br />

und Vermieter müssen<br />

den Ausweis künftig<br />

bereits bei der Besichtigung<br />

vorlegen.<br />

Nach Abschluss des<br />

Vertrags muss der<br />

Ausweis dann<br />

unverzüglich<br />

an den Käufer<br />

bzw. Mieter<br />

übergeben werden – zumindest in Kopie. Die wichtigsten energetischen Kennwerte aus dem<br />

Energieausweis müssen außerdem schon in der Immobilienanzeige genannt werden, zum<br />

Beispiel der durchschnittliche Endenergiebedarf des Gebäudes. Die energetischen Kennwerte<br />

werden künftig nicht mehr nur auf einer Skala von grün bis rot dargestellt, sondern<br />

zusätzlich einer Effizienzklasse zugeordnet, ähnlich wie bei der Kennzeichnung von Elektro-<br />

und Haushaltsgeräten. Weitere Infos unter<br />

www.dena.de<br />

Verbot privater E-Mails<br />

Kündigung des Arbeitnehmers bei<br />

Verstoß unter Umständen unzulässig<br />

Die private E-Mail-Nutzung am Arbeitsplatz,<br />

welche zudem durch eine Betriebsvereinbarung<br />

verboten ist, führt regelmäßig zu<br />

einer rechtmäßigen Kündigung des Arbeitnehmers.<br />

Im vorliegenden Fall wurden im<br />

Rahmen einer staatsanwaltschaftlichen Ermittlung<br />

Computer eines Unternehmens beschlagnahmt.<br />

Dabei wurden pornografische<br />

Bilder und lange E-Mail-Kontakte mit sexuellem<br />

Inhalt auf dem PC eines Mitarbeiters<br />

entdeckt. Die daraufhin ausgesprochene<br />

Kündigung durch das Unternehmen wurde<br />

vom Landesarbeitsgericht Köln zurückgewiesen,<br />

da der Arbeitnehmer mehr als 30<br />

Jahre beanstandungsfrei beim Unternehmen<br />

gearbeitet hatte und seine Arbeitsleistung<br />

durch den privaten E-Mail-Verkehr<br />

nicht eingeschränkt wurde. Daher wäre dem<br />

Arbeitgeber eine Weiterbeschäftigung zumutbar<br />

und das mildere Mittel der Abmahnung<br />

zu wählen gewesen.<br />

Az. 14 Ca 1740/11<br />

Zwei Milliarden für KMU<br />

Leichterer Zugang zu Finanzmitteln<br />

durch EU-Rahmenprogramm COSME<br />

Am 5. Dezember 2013 hat der Europäische<br />

Rat das neue Rahmenprogramm COSME<br />

gebilligt. Damit stehen in der kommenden<br />

Förderperiode von <strong>2014</strong> bis 2020 2,3 Milliarden<br />

Euro für die Förderung von kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen (KMU)<br />

bereit. Das Programm COSME soll dazu beitragen,<br />

die Wettbewerbsfähigkeit europäischer<br />

Unternehmen zu erhöhen. Ziel ist es,<br />

den KMU einen erleichterten Zugang zu<br />

Finanzmitteln zu ermöglichen und ein günstiges<br />

Umfeld für Gründungen und Wachs-<br />

Fotos: Scanrail/fotolia.com, styleuneed/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Finanzen und Multimedia | 55<br />

tum von Unternehmen zu schaffen. Zudem<br />

sollen die Unternehmerkultur in Europa, die<br />

Expansion ins Ausland und der Zugang zu<br />

Märkten unterstützt werden. Weitere Infos<br />

unter<br />

www.dihk.de<br />

Sicherheitsrisiko<br />

Gefahr durch öffentliche<br />

Ladestationen für Mobiltelefone<br />

Vor allem an Flughäfen befinden sich<br />

öffentliche Ladestationen für Handys, welche<br />

für alle gängigen Geräte Ladekabel bereithalten.<br />

Diese nützliche Erfindung birgt<br />

aber Sicherheitsrisiken und ist nur bedingt<br />

zu empfehlen. Ist eine Ladestation manipuliert,<br />

können unbemerkt Daten vom<br />

Telefon kopiert oder auch Schadsoftware auf<br />

das Handy geladen werden. Nutzer können<br />

sich schützen, indem sie stets ihr eigenes<br />

Ladegerät dabei haben, was sie direkt an eine<br />

Steckdose anschließen. Zudem gibt es das<br />

sogenannte USB-Kondom, das zwischen die<br />

Ladestation und das Handy geschaltet werden<br />

und so Zugriffe verhindern kann. Weiter<br />

Infos unter<br />

www.datenschutzbeauftragter-info.de<br />

Vernachlässigte Pflicht<br />

Bei Datenschutz erklärungen auf<br />

Webseiten Nachholbedarf<br />

Unter Beteiligung des Hessischen Datenschutzbeauftragten<br />

fand 2013 eine überblicksartige<br />

Internetrecherche statt. Hierbei<br />

wurde festgestellt, dass etwa ein Fünftel<br />

aller überprüften Webseiten und Apps über<br />

keine Datenschutzerklärung verfügten.<br />

Nach §13 des Telemediengesetzes (TMG)<br />

besteht in Deutschland die Pflicht, eine Datenschutzerklärung<br />

auf der Webseite einzubinden.<br />

Der Diensteanbieter darf personenbezogene<br />

Daten eines Nutzers nur erheben<br />

und verwenden, soweit dies erforderlich<br />

ist, um die Inanspruchnahme von<br />

Telemedien zu ermöglichen und abzurechnen.<br />

Diese sogenannten Nutzungsdaten<br />

sind insbesondere Merkmale zur Identifikation<br />

des Nutzers, Angaben über Beginn, Ende<br />

und Umfang der jeweiligen Nutzung sowie<br />

Angaben über die vom Nutzer in Anspruch<br />

genommenen Telemedien (§15 TMG). Wer<br />

den Nutzer nicht, nicht richtig, nicht vollständig<br />

oder nicht rechtzeitig unterrichtet,<br />

begeht eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer<br />

Geldbuße von bis zu 50.000 Euro geahndet<br />

werden kann. Weitere Infos unter<br />

www.datenschutz.hessen.de<br />

Leichterer Zugang<br />

Unternehmen können EU-Fördergelder<br />

künftig komplett digital beantragen<br />

Beim Thema E-Government kämpfen 86<br />

Prozent der durch das Beratungsunternehmen<br />

Steria Mummert Consulting befragten<br />

Behörden noch immer mit Medienbrüchen.<br />

Fehlende Schnittstellen unterbrechen<br />

automatisierte, durchgängige Prozesse und<br />

sind potenzielle Fehlerquellen. Wenn es um<br />

Gelder aus den europäischen Strukturfonds<br />

geht, erzeugt das Verfahren einen zu großen<br />

Aufwand. So kämpft sich nahezu jeder<br />

Fördermittelempfänger über hohe bürokratische<br />

Hürden, indem er zahlreiche Dokumente<br />

sowie Angaben zur Person in Papierform<br />

einreicht. Die EU will diesen Vorgang<br />

künftig einfacher gestalten und plant<br />

mit Hilfe des Programms E-Cohesion die<br />

schrittweise Umsetzung des Prozesses in einen<br />

komplett digitalen bis 2016. Knackpunkt<br />

bei der Umsetzung war bislang das Beharren<br />

des Gesetzgebers auf der Schriftform. In<br />

Deutschland wurde diese Barriere im Bundesrecht<br />

durch das neue E-Government-<br />

Gesetz beseitigt. Weiter Infos unter<br />

www.steria.com/de<br />

FINANZEN<br />

KOMPAKT<br />

GESCHÄFTSKONTO<br />

Vergleich lohnt sich<br />

In Deutschland sind lediglich Kapitalgesellschaften<br />

die Nutzung von Geschäftskonten<br />

vorgeschrieben, dennoch empfiehlt sich für<br />

Unternehmer die Führung eines solchen<br />

Kontos. Werden Privatkunden von Banken<br />

oft mit kostenlosen Girokonten gelockt, so<br />

kommen auf Geschäftskontoinhaber dagegen<br />

einige Gebühren zu. Daher lohnt sich<br />

ein Vergleich der einzelnen Faktoren:<br />

• Kontoführungsgebühren<br />

In der Regel verlangen Bankinstitute von<br />

Geschäftskontoinhabern eine Kontoführungsgebühr.<br />

Einige Banken reduzieren<br />

diese ab einem gewissen Guthaben.<br />

• Buchungsvorgänge<br />

Zudem fallen bei Geschäftskonten meist<br />

Gebühren bei allen Buchungsvorgängen<br />

an – sowohl mit und ohne Beleg. Diese<br />

können von Institut zu Institut erheblich<br />

variieren. Einige Tarife beinhalten bereits<br />

ein bestimmtes Kontingent an Buchungen,<br />

das in den Kontoführungsgebühren<br />

beinhaltet ist.<br />

• EC-/Kreditkarte<br />

Idealerweise sollte im Firmenkonto bereits<br />

eine EC- und Kreditkarte enthalten<br />

sein. Auch hierfür können zusätzliche<br />

Gebühren erhoben werden.<br />

• Zinsen<br />

In der Regel gewähren Banken Zinsen<br />

auf Kontoguthaben. Diese variieren je<br />

nach Institut und Tarif.<br />

• Bargeld<br />

Durch die Verbundnetze der Banken haben<br />

Kunden heute eine große Auswahl<br />

an Bankautomaten für den Bezug von<br />

Bargeld. Bei Einzahlungen hingegen<br />

können – gerade bei Direktbanken – zusätzliche<br />

Kosten anfallen.<br />

Um hohe Kosten zu vermeiden, sollten Geschäftskunden<br />

die Tarife der verschiedenen<br />

Bankinstitute miteinander vergleichen und<br />

je nach Nutzungsintensität Modellrechnungen<br />

aufstellen. Weitere Infos unter<br />

www.banktip.de<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


56 | W+M Ratgeber<br />

Wirtschaftsliteratur – Empfehlungen der Redaktion<br />

Dirk Müller:<br />

„Showdown: Der Kampf um Europa<br />

und unser Geld“,<br />

Droemer 2013, 272 S., 19,99 Euro.<br />

Daniel Kahnemann/Thorsten Schmidt:<br />

„Schnelles Denken, langsames Denken“,<br />

Siedler 2012, 624 S., 26,99 Euro.<br />

Martin Wehrle:<br />

„Ich arbeite immer noch in einem<br />

Irrenhaus: Neue Geschichten aus<br />

dem Büroalltag“,<br />

Econ 2012, 320 S., 14,99 Euro.<br />

Matthias Weik/Marc Friedrich:<br />

„Der größte Raubzug der Geschichte:<br />

Warum die Fleißigen immer ärmer und<br />

die Reichen immer reicher werden“,<br />

Tectum 2012, 381 S., 19,90 Euro.<br />

Julia Scharnhorst:<br />

„Burnout. Präventionsstrategien und<br />

Handlungsoptionen für Unternehmen“,<br />

Haufe 2012, 279 S., 39,95 Euro.<br />

Catri Tegtmeier/Michael A. Tegtmeier:<br />

„Wie Streß im Beruf krank macht und<br />

wie Sie sich schützen“,<br />

Walhalla 2013, 240 S., 29,00 Euro.<br />

Henryk M. Broder:<br />

„Die letzten Tage Europas. Wie wir eine<br />

gute Idee versenken“,<br />

Albrecht Knaus 2013, 224 S., 19,99 Euro.<br />

Katharina Daniels/Manfred Engeser/<br />

Jens Hollmann:<br />

„Sieg der Silberrücken. Beruflicher<br />

Richtungswechsel in der Lebensmitte.<br />

Zehn Neustarter verraten ihr Erfolgsgeheimnis“,<br />

Linde 2013, 176 S., 19,90 Euro.<br />

Rolf Dobelli:<br />

„Die Kunst des klaren Denkens:<br />

52 Denkfehler, die Sie lieber anderen<br />

überlassen“,<br />

Carl Hanser 2011, 256 S., 14,90 Euro.<br />

Robert Skidelsky/Edward Skidelsky:<br />

„Wie viel ist genug? Vom Wachstumswahn<br />

zu einer Ökonomie des guten<br />

Lebens“,<br />

Kunstmann Antje 2013, 318 S., 19,95 Euro.<br />

Der Weg durch die Steuererklärung ist gar nicht so schwer, wie man<br />

denkt. In diesem Ratgeber steht alles, was Selbstständige und Existenzgründer<br />

für die Steuererklärung wissen müssen – in leicht verständlicher<br />

Sprache ohne Steuerchinesisch. Der Ratgeber informiert mit gut<br />

lesbaren und knappen Texten, vielen praktischen Beispielen, Tipps, Tabellen<br />

und nachvollziehbaren Berechnungen und führt Selbstständige<br />

sicher und lösungsorientiert durch die Steuererklärung. Geeignet ist<br />

dieser Ratgeber vor allem für kleine Unternehmen, Freiberufler und Existenzgründer.<br />

Hans W. Fröhlich: „Steuererklärung 2013/<strong>2014</strong> – Selbstständige, Existenzgründer“,<br />

Stiftung Warentest 2013, 272 S., 16,90 Euro.<br />

Richtig wahrzunehmen, wie andere sich fühlen, ist in nahezu allen beruflichen<br />

und privaten Situationen die Basis für ein gutes Miteinander, eine<br />

harmonische und erfolgreiche Zusammenarbeit sowie für Vertrauen und<br />

Wertschätzung. Nirgends werden Emotionen so deutlich wie im Gesicht.<br />

Wer seine Empathiefähigkeit ausbauen möchten, für den lohnt sich ein<br />

Training im Erkennen und Deuten von Gesichtsausdrücken, insbesondere<br />

von Mikroexpressionen. Letztere zeigen sich nur für den Bruchteil<br />

einer Sekunde und geben Aufschluss über unbewusste oder unterdrückte Emotionen.<br />

So kann man erkennen, wie andere Menschen sich fühlen oder z. B. auch besser sehen,<br />

ob jemand lügt.<br />

Dirk W. Eilert: „Mimikresonanz. Gefühle sehen, Menschen verstehen“,<br />

Junfermann 2013, 232 S., 22,90 Euro.<br />

Der GmbH-Geschäftsführer erhält durch das Buch einen Überblick<br />

über seine Pflichten und Rechte als Organ der GmbH. Es beinhaltet alle<br />

wichtigen rechtlichen Aspekte rund um die Geschäftsführung einer<br />

GmbH, von den Anforderungen an und die Bestellung des Geschäftsführers,<br />

Anstellungsvertrag, Sozialversicherung und Altersvorsorge,<br />

Aufgaben und Pflichten, Abberufung und Beendigung, Haftung und<br />

Haftungsvermeidung bis hin zu strafrechtlicher Verantwortung. Beispiele<br />

und praktische Tipps machen die Ausführungen anschaulich und<br />

erleichtern die Umsetzung. Im Anhang finden sich zudem zahlreiche Muster – vom<br />

Anstellungsvertrag bis zur Geschäftsordnung.<br />

Christian Kühn: „GmbH-Geschäftsführer. Pflichten, Anstellung, Haftung, Haftungsvermeidung,<br />

Abberufung und Kündigung“, dtv 2013, 2. Aufl., 240 S., 16,90 Euro.<br />

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) verfügen meistens über wenig<br />

Kapazitäten und sehr enge Ressourcen. Trotzdem müssen sie besonders<br />

innovativ sein – eine Herausforderung, an der viele KMU scheitern.<br />

Das Buch zeigt, speziell auf die Situation von KMU abgestimmt,<br />

wie ganzheitliche Innovationsstrategien entwickelt und umgesetzt werden.<br />

Dabei werden nicht nur Technologien, sondern auch Geschäftsmodelle<br />

überdacht sowie Kernkompetenzen identifiziert. Konkrete Handlungsanweisungen<br />

mit Fallbeispielen, Checklisten und Tipps, aber auch<br />

Hinweisen auf mögliche Hürden und Fallstricke erleichtern den Transfer in die unternehmerische<br />

Praxis.<br />

Oliver Gassmann/Peter Granig: „Innovationsmanagement. 12 Erfolgsstrategien<br />

für KMU“, Carl Hanser 2013, 198 S., 29,90 Euro.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Kultur | 57<br />

Senk ju vor treffeling<br />

Englisch is janz light, behauptet<br />

Ernst Röhl, you can learn it in nullkommanothing<br />

R<br />

Ernst Röhl<br />

udolf Wijbrand Kesselaar aus Alkmaar<br />

galt unter dem Künstlernamen Rudi<br />

Carrell seinerzeit als berühmtester Fernseh-Entertainer<br />

Deutschlands. „Als ich aus<br />

Holland kam“, sagte er, „beherrschte ich nur<br />

eine einzige Fremdsprache: Englisch. Doch<br />

weil sich das Deutsche im Laufe der Zeit so<br />

viele englische Wörter einverleibte, spreche<br />

ich mittlerweile fließend deutsch.“<br />

Dieser Trend setzt sich ungebrochen fort.<br />

In Berlin weigern sich die Nutten, auf den<br />

Strich zu gehen, sie gehen lieber professionally<br />

online. Der bayerische Turnerbund<br />

anglisierte den Volkssport Tauziehen zu<br />

Ropeskipping, und wer auf Parties nicht<br />

als oldfashioned gelten will, verwendet<br />

Lifestyle-Vokabeln am laufenden Band:<br />

the briefing – die Postzustellung, the laptop<br />

– der Topplappen, the job – die Joppe,<br />

the dog – der Doktor, the patchwork<br />

– die Fliegenklatsche, the striptease-table<br />

– der Ausziehtisch. Oder coffee to go –<br />

Kaffee zum Davonlaufen. Ein monumentales<br />

Gebäude in der Mitte Berlins heißt Upper<br />

East Side, eine Bockwurschtbude in der<br />

Nähe des einstigen Grenzübergangs Snack<br />

Point Scharlie und ein Lokal in Reichstagsnähe<br />

Oval Office Snack, offenbar ein Versuch<br />

der Inhaber, sich dem Weißen Haus<br />

in Washington sprachlich anzuschmiegen.<br />

Die Deutsche Telekom lehnt es ab, die Sprache<br />

ihrer deutschen Kunden zu sprechen.<br />

Sie deckt uns ein mit Call by Call von Town<br />

to Town, mit Sunshine- und Moonshine-<br />

Tarifen, mit Flatrate, Hotline und Global<br />

Call zum Weekend-Tarif. Um rauszukriegen,<br />

was dies alles bedeutet, müsste<br />

der Kunde schon die Auskunft bemühen,<br />

doch ist es unwahrscheinlich, dass<br />

bei der Deutschen Telekom noch irgendeiner<br />

deutsch versteht. Nur der liebe Gott<br />

kann helfen, und er ist auch dazu bereit.<br />

„Rufe mich an in der Not“, spricht der HERR.<br />

Die Bereitschaft, gegen das denglische<br />

Kauderwelsch etwas zu unternehmen, war<br />

in der Bildungsrepublik Deutschland lange<br />

Zeit nur schwach entwickelt. Vor kurzem<br />

aber ging in Ermangelung größerer Projekte<br />

ausgerechnet das Bundesverkehrsministerium<br />

in die Offensive. Schwungvoll<br />

wurde das Travel Management in Reisestelle<br />

rückübersetzt, der Team Manager<br />

wurde wieder zum Zugführer, die DB-<br />

Lounge zum Wartesaal und der McClean<br />

Point zum Bahnhofsklo. Und damit kein<br />

Fahrgast argwöhnt, die Bahn-Mitarbeiter<br />

beherrschten keine Fremdsprachen, verabschieden<br />

sich die ICE-Schaffner weltmännisch<br />

von ihren Passagieren: „Senk ju vor<br />

treffeling wiss Deutsche Bahn!“<br />

Mit dem guten, alten Deutsch ist bis auf weiteres<br />

kein Blumentopf zu gewinnen. English<br />

is in, Deutsch ist out. Im Management deutscher<br />

Global Player ist das Englische schon<br />

seit Jahren Pflicht. Die Firmenbereiche<br />

beim Sportartikelhersteller adidas in Herzogenaurach<br />

beispielsweise haben allesamt<br />

klangvolle Namen: Supply Chain Management,<br />

Product Creation, Finance & Controlling,<br />

Human Resources and so on. Merke:<br />

Schlechtet Englisch is’ det beste Deutsch.<br />

Psychologie – eine Nachhilfe der besonderen Art<br />

Psychopathen gelten landläufig als<br />

schwer gestörte Menschen. Zur Einschätzung<br />

von solchen Persönlichkeiten<br />

wird die Psychopathy Checklist, kurz<br />

PCL, eingesetzt. Wer mehr als 75 Prozent<br />

der Merkmale erfüllt, gilt als Psychopath. Es<br />

ist nicht überraschend, dass sich die größte<br />

Dichte an Psychopathen in den Hochsicherheitstrakten<br />

findet. Aber nicht nur Kriminelle,<br />

sondern sehr viele „normale“ Menschen<br />

haben das eine oder andere Merkmal von<br />

dieser Liste. Und einige wirken keineswegs<br />

zerstörerisch, sondern dienen der Gesellschaft,<br />

indem sie besondere Aufgaben besonders<br />

gut erfüllen.<br />

Nach Ansicht von Kevin Dutton kann man<br />

sich also sehr wohl fragen, was man von Menschen<br />

lernen kann, die solche Eigenschaften<br />

besitzen und sie nicht zerstörerisch, sondern<br />

konstruktiv einsetzen. Dazu muss man sich<br />

mit ihm in eine psychologische Achterbahn<br />

begeben und eintauchen in eine eigene<br />

Welt, die bevölkert ist von Verbrechern, Helden,<br />

Bankern, Anwälten und Filmstars. Die<br />

neuesten Erkenntnisse der Forschung sind<br />

eingebettet in eine Fülle von Fallbeispielen,<br />

Anekdoten und Begegnungen, die Kevin<br />

Dutton bei der Arbeit an „Psychopathen“<br />

erlebt hat.<br />

Kevin Dutton:<br />

„Psychopathen.<br />

Was man von Heiligen,<br />

Anwälten und Serienmördern<br />

lernen kann“,<br />

dtv 2013, 5. Auflage,<br />

320 Seiten, 14,90 Euro.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


58 | W+M Ratgeber<br />

Klassik in Schlössern, Kirchen und<br />

Werfthallen<br />

Es sind die ungewöhnlichen und verwunschenen<br />

Konzertorte, die den Reiz<br />

der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern<br />

ausmachen und die selbst große<br />

internationale Orchester, Musiker und Künstler<br />

in die Provinz locken. Beispielsweise in<br />

eine ehemalige Rostocker Werfthalle, die heute<br />

rostigen Charme besitzt. „A GREAT HALL“<br />

schrieb der 2013 verstorbene Dirigent Sir Colin<br />

Davis nach seinem Festspiele-Konzert 2007 mit<br />

großen Lettern ins Gästebuch. Einer, der alle<br />

großen Konzertsäle der Welt gesehen hat. Auf<br />

der Werft-Bühne standen Nigel Kennedy (Violine),<br />

Till Brönner (Trompete), Hélene Grimaud<br />

(Piano) und Armin Mueller-Stahl (Schauspieler)<br />

und begeisterten ihre Fans.<br />

Und wer kannte vor 20 Jahren den Ort Ulrichshusen<br />

in der Nähe von Waren-Müritz? Helmuth<br />

Freiherr von Maltzahn und seine Familie erweckten<br />

ihn 1993 aus dem Schlaf und bauten<br />

die alte Wasserburg samt Feldsteinscheune mit<br />

viel Engagement aus. Die große Scheune wurde<br />

1994 mit einem Konzert von Lord Yehudi Menuhin<br />

eingeweiht und ist heute eine der größten<br />

Konzertsäle des Nordens. Künstler aus aller<br />

Welt kommen regelmäßig nach Ulrichshusen<br />

und sind begeistert: von der großartigen<br />

Akustik und von der einzigartigen Atmosphäre<br />

des Ortes zwischen Hügeln, Feldern und Seen<br />

– mitten in der Mecklenburgischen Schweiz.<br />

Das Klassikfestival in Mecklenburg-Vorpommern<br />

gilt in Deutschland als drittgrößtes seiner<br />

Art, nach dem Schleswig-Holstein Musik-<br />

Festival und dem Rheingau Musik-Festival. In<br />

den neuen Bundesländern sind die Festspiele<br />

nahezu einzigartig – vor allem durch die<br />

Vielzahl der Angebote und das große Spektrum<br />

von Sinfonie-Konzerten, Kammermusik<br />

bis hin zum musikalischen Wandertheater mit<br />

Pantomime, Tanz und Akrobatik. Es gibt keine<br />

Einschränkung auf Komponisten, Themen<br />

oder Orte – wie sie die Bach- oder Mozartfeste<br />

im sächsischen oder thüringischen Raum<br />

Open-Air-Konzert vor Schloss Bothmer mit Justus Frantz und seinem Orchester<br />

„Philharmonie der Nationen“ im Sommer 2013.<br />

Die 25. Festspiele Mecklenburg-Vorpommern präsentieren vom<br />

20. Juni bis 21. September <strong>2014</strong> rund 125 Konzerte mit großen<br />

Klassikstars und jungen Nachwuchskünstlern. Erstmalig werden<br />

die Berliner Philharmoniker und Sir Simon Rattle auftreten. Die<br />

Festspiele sind die „schönste Marke“ des Landes.<br />

Von Anette Pröber<br />

oder viele andere Musikfestspiele in Potsdam<br />

und Berlin schon im Namen tragen. Noch am<br />

ehesten vergleichbar sind die Festspiele des<br />

Nordostens mit den Brandenburgischen Sommerkonzerten.<br />

Allerdings zählen diese ca. 30<br />

Konzerte und 20.000 Besucher. Die Festspiele<br />

Mecklenburg-Vorpommern können jeden<br />

Sommer auf 110 bis 130 Konzerte und rund<br />

70.000 Besucher verweisen. Musiker aus der<br />

ganzen Welt sind zum Fest geladen, das den<br />

Spagat zwischen großen Namen und Orchestern<br />

und noch unbekannten jungen Talenten<br />

wagt. Denn in der Reihe „Junge Elite“ ringt<br />

der Nachwuchs um begehrte Preise. Künstler<br />

wie Julia Fischer (Violine), Daniel Hope (Violine)<br />

und Daniel Müller Schott (Cello) gehörten<br />

zu den ersten Preisträgern. Heute füllen<br />

sie weltweit die Konzertsäle.<br />

Die ländliche Idylle in Mecklenburg-Vorpommern<br />

haben aber auch schon die Wiener Philharmoniker,<br />

die Academy of St. Martin in the<br />

Fields, das Australian Youth Orchestra, der<br />

Thomanerchor oder Weltstars wie Anne-Sophie<br />

Mutter (Violine), Christoph Eschenbach<br />

(Pianist und Dirigent), Joshua Bell (Violine),<br />

Sol Gabetta (Cello) und Rudolf Buchbinder<br />

(Pianist) genossen. Außerdem lud der USamerikanische<br />

Geiger Daniel Hope, die letzten<br />

Jahre Künstlerischer Direktor der Festspiele,<br />

erfolgreich viele amerikanische Kollegen ein.<br />

Und weil sich die „sehr familiäre Atmosphäre<br />

zwischen Künstlern aus aller Welt“ herumgesprochen<br />

hatte, kamen die „Friends“ zahlreich.<br />

Die Landespolitik zeigt sich begeistert von der<br />

Weltoffenheit und den hochkarätigen Veranstaltungen.<br />

Ministerpräsident Erwin Sellering<br />

(SPD) betont als Schirmherr gern, dass die<br />

Festspiele zu den schönsten „Marken“ des Landes<br />

zählen. Über die Hälfte der jährlich rund<br />

70.000 Konzertbesucher sind in anderen Bun-<br />

Fotos: Anette Pröber, Bernd Schwarz/pixelio.de<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Kultur | 59<br />

Schloss Ulrichshusen in der Mecklenburger Schweiz wurde<br />

zum zentralen Festspiele-Ort.<br />

desländern zu Hause. Finanziert werden die<br />

Festspiele im Übrigen zu über 90 Prozent durch<br />

private Sponsoren und Eintrittsgelder.<br />

Bei dem Erfolg verwundert es nicht, dass das<br />

Klassikfestival inzwischen durch das ganze<br />

Jahr klingt. So beginnen die Festspiele mit<br />

den Neujahrskonzerten in Ulrichshusen (4.<br />

und 5. Januar) und dem Festspielfrühling auf<br />

Rügen (14. bis 23. März <strong>2014</strong> mit Fokus Russland)<br />

und reichen über das umfangreiche Sommerprogramm<br />

bis hin zu<br />

den jährlichen Adventskonzerten<br />

im Schloss Ulrichshusen<br />

und im Gutshaus<br />

Stolpe (bei An klam).<br />

Ehemalige<br />

Rostocker Werfthalle<br />

besitzt tolle Akustik<br />

für Klassikkonzerte.<br />

Das 25. Jahr der Festspiele<br />

<strong>2014</strong> beginnt mit einem neuen<br />

Intendanten. Der erfolgreiche<br />

Gründervater Dr. Matthias<br />

von Hülsen übergibt<br />

den Staffelstab an Dr. Markus<br />

Fein. Dieser will die Erfolgsgeschichte<br />

fortschreiben und<br />

durch eigene Akzente ergänzen.<br />

Konzertliebhaber dürfen<br />

sich beispielsweise erstmals<br />

auf ein dreitägiges Streichquartett-Festival<br />

freuen, das<br />

auch Künstlergespräche,<br />

Hörexperimente und offenen<br />

Unterricht mit jungen Musikern<br />

beinhaltet. Oder auf die<br />

neuen Formate „Pavillons der<br />

Jahrhunderte“, die sich <strong>2014</strong><br />

der Romantik und der Wiener<br />

Klassik widmen und das kulturgeschichtliche<br />

Panorama<br />

der jeweiligen Epoche von der<br />

Bildenden Kunst über die Literatur<br />

bis zur Musik erlebbar<br />

machen. „Der Brückenschlag<br />

zu den anderen Künsten kann<br />

den Zuhörern ganz neue Perspektiven<br />

und ein noch tieferes Verständnis<br />

der Musik ermöglichen“, sagt Intendant Fein.<br />

Mit dem Preisträger in Residence, der das Konzertprogramm<br />

mitgestalten wird, gibt es eine<br />

bewährte Konstante. Diesmal wird der 26-jährige<br />

Pianist Igor Levit in rund 20 Konzerten zu<br />

erleben sein. Der von der Fachwelt hochgelobte<br />

Künstler aus Nischni Nowgorod sorgte zuletzt<br />

mit Beethoven-Sonaten für Furore. Er war<br />

2004 erstmals Gast der Festspiele, errang 2012<br />

den Solistenpreis und kann nun seine gesamte<br />

künstlerische Breite offerieren. Und als besonderes<br />

Erlebnis gilt ohne Frage in diesem Sommer<br />

das Picknick-Klassik-Sinfoniekonzert mit<br />

den Berliner Philharmonikern und Sir Simon<br />

Rattle an der Spitze.<br />

W+M<br />

AUSGESUCHTE<br />

KLASSIK-MUSIKFESTIVALS<br />

Festspiele Mecklenburg-Vorpommern<br />

20. Juni bis 21. September <strong>2014</strong><br />

Konzertkarten telefonisch unter 0385<br />

5918585 oder www.festspiele-mv.de.<br />

Brandenburgische Sommerkonzerte<br />

Mitte Juni bis Mitte September <strong>2014</strong><br />

Das Programm ist ab dem Frühjahr abrufbar<br />

unter www.brandenburgische-sommerkonzerte.de.<br />

Thüringer Bachwochen<br />

8. März bis 16. August <strong>2014</strong><br />

Die Thüringer Bachwochen sind das größte<br />

Musikfestival Thüringens. Mit seiner<br />

Spezialisierung auf Barockmusik und die<br />

Aufführung der Werke Johann Sebastian<br />

Bachs an den authentischen Bachstätten<br />

verfügt das Festival über große Anziehungskraft.<br />

www.thueringer-bachwochen.de<br />

Usedomer Musikfestival<br />

20. September bis 11. Oktober <strong>2014</strong><br />

In diesem Jahr wird es vorrangig deutschpolnische<br />

Musikbegegnungen geben.<br />

www.usedomer-musikfestival.de<br />

Musikfestspiele Potsdam<br />

13. bis 29. Juni <strong>2014</strong><br />

Die Musikfestspiele feiern <strong>2014</strong> ihr 60. Jubiläum<br />

und wollen ihre Gäste mit mehr als<br />

60 Konzerten, Opern, Open Airs und dem<br />

Fahrradkonzert verzaubern. Karten telefonisch<br />

unter 0331 2888828.<br />

www.musikfestspiele-potsdam.de<br />

Musikfestspiele Dresden<br />

23. Mai bis 10. Juni <strong>2014</strong><br />

Seit über 30 Jahren reisen namhafte Orchester,<br />

gefeierte Solisten und Ensembles<br />

für drei Festivalwochen nach Dresden,<br />

um die Stadt mit Musik zu erfüllen. Karten<br />

telefonisch unter 0351 65606700.<br />

www.musikfestspiele.com<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


60 | W+M Netzwerk<br />

Seit Juni 2013 ist die tausende<br />

Jahre alte Himmelsscheibe von<br />

Nebra UNESCO-Dokumentenerbe.<br />

Mitglieder des VBIW erkundeten vor<br />

Ort im Rahmen des Projekts „Technik<br />

im Urlaub“ die Bronzescheibe und<br />

erhielten spannende Einblicke in die<br />

Erkenntnisse der damaligen Zeit.<br />

Die Himmelsscheibe von Nebra – Blick zum Westhorizont (gedreht und bearbeitet).<br />

Die Himmelsscheibe von Nebra<br />

Von Rudolf Miethig<br />

Nebra. Das Original der Himmelsscheibe von Nebra<br />

wird im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle<br />

(Saale) verwahrt. In Nebra (Unstruttal), wo die<br />

Himmelsscheibe einst gefunden wurde, sind im extra<br />

errichteten Ausstellungskomplex „Arche Nebra“<br />

Nachbildungen der Himmelscheibe ausgestellt. Die<br />

Mitglieder des VBIW informierten sich vor Ort in der<br />

Arche Nebra über das auf ihr verschlüsselte Wissen<br />

und begeisterten sich an der Schönheit der Scheibe.<br />

Für sie ist die Himmelsscheibe von Nebra in mehrfacher<br />

Hinsicht interessant – als Objekt der Schmiedekunst,<br />

als Beweis weitreichender astronomischer<br />

Kenntnisse der Menschen in der Bronzezeit, als bäuerlicher<br />

Kalender und als Schaltkalender.<br />

Es handelt sich dabei um eine 3.600 Jahre alte Bronzescheibe<br />

von 32 cm Durchmesser mit Applikationen<br />

aus Gold. Die Scheibe war aus einer gegossenen<br />

Bronzeplatte getrieben worden und musste dabei wiederholt erhitzt<br />

werden, um Spannungsrisse zu vermeiden.<br />

Die Forscher haben inzwischen drei Phasen der Entstehung der Himmelsscheibe<br />

identifiziert. In der ersten Phase waren nur Vollmond, Neumond<br />

und das Siebengestirn der Plejaden dargestellt. Weitere 25 Sterne<br />

ordnen sie keinem konkreten Sternbild zu. Harald Meller, Landesarchäologe<br />

von Sachsen-Anhalt, und Prof. Dr. Wolfhard Schlosser von<br />

der Ruhr-Universität Bochum fanden heraus, warum ausgerechnet<br />

die Plejaden ausgewählt worden sind. Denn Mond und Plejaden stehen<br />

für zwei Termine, den 10. März und den 17. Oktober, also für Beginn<br />

und Ende des bäuerlichen Jahres. Dabei wird am 10. März in<br />

Plejadennähe der Mond als Neumond und am 17. Oktober als Vollmond<br />

sichtbar. Damit könnte die Himmelsscheibe als Erinnerung für die Vorbereitung<br />

des Ackers und dem Abschluss der Ernte gedient haben.<br />

Der Astronom Rahlf Hansen vom Planetarium Hamburg interpretiert<br />

diese erste Phase der Himmelsscheibe noch weitgehender. Er sieht darin<br />

den Versuch einer Harmonisierung des Mondjahres (354 Tage) mit<br />

dem Sonnenjahr (365 Tage). Für Naturvölker begann stets bei Neulicht<br />

ein neuer Monat. Weil das Mondjahr elf Tage kürzer als das Sonnenjahr<br />

ist, musste ein Schaltmonat eingelegt werden, wenn eine dicke Mondsichel<br />

bei den Plejaden stand. Dieser Umstand geschieht ungefähr alle<br />

drei Jahre und ist auf der Scheibe von Nebra dargestellt.<br />

In einer zweiten Phase wurden der Himmelsscheibe zwei Horizontbögen<br />

hinzugefügt. Sie überstreichen jeweils einen Winkel von 82 Grad. Peilt man<br />

über den rechten Bogen nach Westen, geht die Sonne um den 21.12. am<br />

linken Ende des Bogens und um den 21.06. am rechten Ende des Bogens<br />

unter.<br />

In einer letzten und dritten Phase wurde ein weiterer goldener Bogen<br />

hinzugefügt, der u. a. als Sonnenbarke gedeutet werden kann, wie<br />

man sie aus ägyptischen Abbildungen kennt. Ihm wird keine kalendarische<br />

Bedeutung zugeordnet. Die Löcher am Rand der Scheibe dienten<br />

vermutlich zu ihrer Befestigung auf einer Unterlage und ihrer Verwendung<br />

für kultische Zwecke.<br />

Die Himmelsscheibe von Nebra ist die älteste bekannte Darstellung des<br />

Kosmos, daher wurde sie im Juni 2013 in das UNESCO-Dokumentenerbe<br />

„Memory of the World“ aufgenommen.<br />

Fotos: Dbachmann/Creative Commons, Wikimedia Commons, Bernd Geller (VBIW)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


VBIW | 61<br />

Goethe als Förderer der<br />

Naturwissenschaften<br />

Rheinsberg. Auf Einladung des VBIW-Regionalvereins Nordwestbrandenburg<br />

hielt der Chemiker Prof. Dietmar Linke einen ansprechenden<br />

Vortrag zum Thema „Goethe als Anreger für Naturforscher<br />

und Techniker“.<br />

Als Staatsminister bemühte sich Goethe, anderswo gefundene wissenschaftlich-technische<br />

Lösungen auch für das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach<br />

nutzbar zu machen, beispielsweise bei der Gewinnung<br />

von Rübenzucker und Stärkesirup. Er beschäftigte sich<br />

darüber hinaus mit der Stahlverbesserung durch das Schmelzen<br />

von Eisen mit Braunstein und Kienruß sowie mit der Gasbeleuchtung,<br />

Feuer- und Glutversuchen zur synthetischen Nachbildung<br />

von Steinen und Glasschmelzversuchen zur Verbesserung der optischen<br />

Eigenschaften.<br />

Besonders erfolgreich erwiesen<br />

sich seine Anregungen<br />

an andere Forscher, so<br />

an den später in Oranienburg<br />

als Entdecker des Anilins<br />

berühmt gewordenen<br />

Friedlieb Ferdinand Runge.<br />

Dieser promovierte in Jena<br />

und so bot sich die Gelegenheit,<br />

Goethe die Pupillenerweiterung<br />

eines lebendigen<br />

Katzenauges unter Einwirkung<br />

des aus der Tollkirsche<br />

stammenden Atropins<br />

vorzuführen. Goethe erahnte<br />

die Bedeutung der Chemie<br />

in der Botanik und übergab<br />

Runge eine Schachtel mit<br />

Kaffeebohnen. Kurz darauf<br />

konnte Runge aus ihnen das<br />

Johann Wolfgang von Goethe<br />

(Gemälde von Joseph Karl<br />

Stieler).<br />

Coffein isolieren. Vom Chemiker H. W. F. Wackenroder wünschte sich<br />

Goethe, „die chemischen Pflanzenfarben isoliert zu sehen“. Der entnahm<br />

daraufhin das Carotin aus Möhren. Große Unterstützung durch<br />

Goethe erfuhr auch der Erfinder des gleichnamigen Feuerzeugs J. W.<br />

Döbereiner. Er beauftragte Döbereiner, das in Dornburg/Saale anstehende<br />

Coelestin (Strontiumsulfat SrSO4) zu analysieren. Das Ergebnis<br />

brachte Dobereiner auf die nach ihm benannte Döbereinersche<br />

Triade (Calcium–Strontium–Barium), ein erster Schritt zum späteren<br />

Periodensystem der Elemente.<br />

Prof. Linke verdeutlichte in seinem Vortrag die Rolle Goethes in der<br />

Chemie. Zwar hatte dieser keine eigenen Entdeckungen gemacht,<br />

gab aber Anregungen an Forscher, man könnte es Forschungsaufträge<br />

nennen, die sich als fruchtbar erwiesen.<br />

Dr. Norbert Mertzsch<br />

Besuch der neuen Papierfabrik<br />

Eisenhüttenstadt. Der VBIW-Ortsverein Eisenhüttenstadt besichtigte<br />

die neue, seit 2010 produzierende Papierfabrik am Oder-Spree-<br />

Kanal. Sie gehört der Progroup AG aus Rheinland-Pfalz, welche hier<br />

die größte und schnellste Anlage für Wellpappen-Rohpapier weltweit<br />

betreibt. Als Rohstoff wird Altpapier verarbeitet.<br />

Die neue Papierfabrik in Eisenhüttenstadt.<br />

Zur Standortwahl trugen offenbar auch die Möglichkeiten der Wasser-<br />

und Abwasserversorgung, der Energieversorgung, die neue das<br />

Stadtzentrum umgehende Straßenanbindung an die B112 und die<br />

Bereitstellung von 30 Wohnungen durch die Stadt bei, vermutet der<br />

Ortsverein. Er freut sich, dass der regionale Wachstumskern Eisenhüttenstadt-Frankfurt/Oder<br />

ein weiteres Standbein erhalten hat.<br />

In der Fabrik arbeiten 145 Beschäftigte. Da rüber hinaus wurden in<br />

den Branchen Wasseraufbereitung und -klärung, Energieversorgung,<br />

etc. etwa 500 Arbeitsplätze in ihrem Umfeld geschaffen.<br />

VBIW – Verein Brandenburgischer<br />

Ingenieure und Wirtschaftler e. V.<br />

Landesgeschäftsstelle:<br />

Fürstenwalder Straße 46<br />

15234 Frankfurt (Oder)<br />

Tel.: 0335 8692151<br />

E-Mail: buero.vbiw@t-online.de<br />

Internet: www.vbiw-ev.de<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


62 | W+M Netzwerk<br />

UV Rostock/Schwerin/Vorpommern<br />

Termine<br />

UV Berlin<br />

25.02.<strong>2014</strong>: 18:30 Uhr UV-Unternehmerstammtisch<br />

„Der Snowden-Effekt – Wie<br />

sicher sind die elektronischen Netze<br />

kleiner und mittlerer Unternehmen?”,<br />

Holiday Inn Berlin City East, Landsberger<br />

Allee 203, 13055 Berlin<br />

1. UV-Branchentag Metall/Elektro<br />

Beim ersten Branchentreffen für Unternehmen der Bereiche Metall/Elektro,<br />

organisiert von den drei größten regionalen Unternehmerverbänden Mecklenburg-<br />

Vorpommerns, wurde nach gemeinsamen Ideen und Möglichkeiten gesucht.<br />

UV Brandenburg-Berlin<br />

13.02.<strong>2014</strong>: 18:00 Uhr „Herausforderung<br />

Burnout – Streß bei Angestellten und<br />

Familienmitgliedern“, Krankenhaus<br />

Strausberg, Prötzeler Chaussee 5,<br />

15344 Strausberg<br />

Dr. Stefan Rudolph, Staatssekretär im Ministerium<br />

für Wirtschaft, Bau und Tourismus,<br />

überbrachte nicht nur die Grüße des Wirtschaftsministeriums,<br />

sondern damit verbunden<br />

auch die Wertschätzung der Landesregierung<br />

für diesen wichtigen Wirtschaftszweig.<br />

Zwar ist die Metall- und Elektroindustrie<br />

in Mecklenburg-Vorpommern<br />

nicht stark ausgeprägt, dennoch schafft<br />

diese Branche dort 34.000 sozialversicherungspflichtige<br />

Arbeitsplätze. Im Mittelpunkt<br />

der Branchenkonferenz standen so<br />

auch die Klein- und mittelständischen Unternehmer<br />

des Landes. Für diese gab es in<br />

Vorträgen und zwei Workshops Tipps und<br />

Vorschläge zur Energieeffizienz und neue<br />

Informationen über Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten.<br />

25.02.<strong>2014</strong>: 18:00 Uhr „Gesundheitsmanagement<br />

– Das Kreuz mit dem Kreuz,<br />

Regionalgeschäftsstelle Oderland-Spree<br />

18.03.<strong>2014</strong>: „Zusammenarbeit Kommune<br />

und Wirtschaft“, Rathaus Fürstenwalde/Spree,<br />

Am Markt 4-6, 15517 Fürstenwalde/Spree<br />

UV Sachsen<br />

21.03.<strong>2014</strong>: 9:00 Uhr Technologie-Tag<br />

Teltow, Pentahotel Teltow, Warthestraße<br />

20, 14513 Teltow<br />

Neue Kooperation<br />

Die UV Sachsen Projektentwicklungs- und<br />

Verwaltungsgesellschaft mbH, vertreten<br />

durch Geschäftsführer Rüdiger Lorch,<br />

und ARBEIT UND LEBEN Sachsen e. V.,<br />

vertreten durch Geschäftsführer Frank<br />

Schott, haben eine Kooperationsvereinbarung<br />

zur künftigen Zusammenarbeit<br />

unterzeichnet.<br />

Im Zuge der derzeitigen Entwicklung am<br />

Arbeitsmarkt und der damit einhergehenden<br />

Anforderungen an die Beschäftigten positionieren<br />

sich die UV Sachsen GmbH sowie<br />

ARBEIT UND LEBEN Sachsen e. V. zu neuen<br />

Formen der Zusammenarbeit. Dabei bringt<br />

die UV Sachsen GmbH ihr Know-how als<br />

unternehmenszentriert wirkender Dienstleister<br />

und Partner des Unternehmerverbandes<br />

Sachsen ein, während ARBEIT UND LEBEN<br />

Sachsen seine Kompetenz bei der Beantragung,<br />

Durchführung und Abrechnung von<br />

Bildungsprojekten beisteuert.<br />

UV Rostock-Mittleres<br />

Mecklenburg<br />

05.02.<strong>2014</strong>: Neumitgliedertreffen,<br />

Steigenberger Hotel Sonne,<br />

Neuer Markt 2, 18055 Rostock<br />

20.02.<strong>2014</strong>: Führungskräfteseminar<br />

Team player-Workshop<br />

Veränderungen von Themen, Terminen<br />

und Veranstaltungsorten können nicht<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Fotos: UV Sachsen, UV Schwerin<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Unternehmerverbände | 63<br />

UV Brandenburg-Berlin<br />

Hilfe für die Philippinen<br />

Mitglieder des Unternehmerverbands<br />

spenden für das vom Wirbelsturm verwüstete<br />

Land.<br />

UV Rostock-Mittleres Mecklenburg<br />

Mutmachervideo für Schüler<br />

Dem Arbeitskreis Schule–Wirtschaft des<br />

Unternehmerverbands Rostock-Mittleres<br />

Mecklenburg liegt viel daran, Jugendlichen<br />

aufzuzeigen, dass es auch in Mecklenburg-<br />

Vorpommern gute berufliche Chancen gibt.<br />

Gemeinsam mit TV Rostock haben deshalb<br />

engagierte Rostocker Unternehmen<br />

Die Mitgliedsunternehmen des Unternehmerverbands<br />

Brandenburg-Berlin setzen<br />

sich für die von dem verheerenden Wirbelsturm<br />

betroffenen Philippiner ein. „Einige<br />

Unternehmer haben von sich aus im<br />

Gespräch mit mir das Thema angeschnitten.<br />

Es berührt die Menschen sehr“, sagt<br />

Geschäftsführer Steffen Heller. Daher empfiehlt<br />

der Verband die gemeinsame Sammlung<br />

vom Deutschen Roten Kreuz und der<br />

Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ)<br />

zu unterstützen, für die Manfred Stolpe die<br />

Schirmherrschaft übernommen hat. Wenn<br />

auch Sie helfen möchten, so überweisen Sie<br />

Ihre Spende auf das Hilfskonto des Deutschen<br />

Roten Kreuzes, Kontonummer 41 41<br />

41, BLZ 370 205 00, Bank für Sozialwirtschaft,<br />

Stichwort „Wirbelsturm“.<br />

und der Unternehmerverband auf eigene<br />

Kosten und ohne Fördermittel einen Film<br />

produziert, der den Schulen für die Berufsorientierung<br />

kostenfrei als Unterrichtsmaterial<br />

zur Verfügung gestellt wird. Unter dem<br />

Titel „Bleib bei uns und mach was draus!“<br />

verfolgt der Film das Ziel, Mädchen und<br />

jungen Frauen Mut zu machen, sich etwas<br />

zuzutrauen.<br />

Einladung<br />

zum Ostsee-Kongress<br />

Wer in den vergangenen Jahren schon<br />

dabei war, wird sich den 10. Ostsee-Kongress<br />

sicherlich auch nicht entgehen lassen.<br />

Der Ostsee-Kongress hat sich in Rostock<br />

als Anlaufpunkt für Wissenshungrige<br />

und Erfolgsinteressierte etabliert und auch<br />

als Begegnungsplattform für Fach- und Führungskräfte<br />

sowie Selbstständige in der<br />

Region Nord. Zum nunmehr zehnten Mal findet<br />

der Ostsee-Kongress am 4. April <strong>2014</strong> in<br />

der Stadthalle Rostock statt. Experten aus<br />

den Bereichen Persönlichkeit & Erfolg,<br />

Management & Führung und Marketing &<br />

Verkauf sorgen für kompetenten Wissenstransfer<br />

und fesselnde Unterhaltung. Ab<br />

sofort können vergünstigte Karten über den<br />

Unternehmerverband erworben werden.<br />

GESCHÄFTSSTELLEN<br />

Unternehmerverband Berlin e. V.<br />

Präsident: Armin Pempe<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführer: Andreas Jonderko<br />

Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />

Tel.: +49 30 9818500<br />

Fax: +49 30 9827239<br />

E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />

Internet: www.uv-berlin.de<br />

Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />

Präsident: Eberhard Walter<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Geschäftsführer: Steffen Heller<br />

Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />

Tel.: +49 355 22658<br />

Fax: +49 355 22659<br />

E-Mail: cottbus@uv-brandenburg-berlin.de<br />

Internet: www.uv-brandenburg-berlin.de<br />

Bezirksgeschäftsstelle Potsdam<br />

Hegelallee 35, 14467 Potsdam<br />

Tel.: +49 331 810306<br />

Fax: +49 331 8170835<br />

E-Mail: potsdam@uv-brandenburg-berlin.de<br />

Repräsentanz Frankfurt Oder:<br />

Repräsentant: Detlef Rennspieß<br />

Perleberger Straße 2, 15234 Frankfurt Oder<br />

Tel.: +49 335 4007458<br />

Fax: +49 335 4007457<br />

E-Mail: detlef.rennspiess@signal-iduna.net<br />

Unternehmerverband Norddeutschland<br />

Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />

Präsident: Rolf Paukstat<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführer: Wolfgang Schröder<br />

Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />

Tel.: +49 385 569333<br />

Fax: +49 385 568501<br />

E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />

Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Rostock-Mittleres Mecklenburg e. V.<br />

Präsident: Frank Haacker<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />

Wilhelm-Külz-Platz 4, 18055 Rostock<br />

Tel.: +49 381 242580<br />

Fax: +49 381 2425818<br />

E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />

Internet: www.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />

Präsident: Hartmut Bunsen<br />

Geschäftsführer: Lars Schaller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Bergweg 7, 04356 Leipzig<br />

Tel.: +49 341 52625844<br />

Fax: +49 341 52625833<br />

E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />

Internet: www.uv-sachsen.de<br />

Geschäftsstelle Chemnitz<br />

Repräsentantin: Gabriele Hofmann-Hunger<br />

Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />

Tel.: +49 371 49512912<br />

Fax: +49 371 49512916<br />

E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />

Geschäftsstelle Dresden<br />

Repräsentant: Klaus-Dieter Lindeck<br />

Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />

Tel.: +49 351 8996467<br />

Fax: +49 351 8996749<br />

E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />

Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />

Präsident: Jürgen Sperlich<br />

Geschäftsstelle Halle/Saale<br />

Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />

Tel.: +49 345 78230924<br />

Fax: +49 345 7823467<br />

Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />

Präsident: Peter Baum<br />

c/o IHK Erfurt – Abteilung Standortpolitik<br />

Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />

Tel.: +49 361 4930811, Fax: +49 361 4930826<br />

E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />

Internet: www.uv-thueringen.de<br />

Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />

Präsident: Gerold Jürgens<br />

Geschäftsstelle<br />

Geschäftsstellenleiter: Steffen Hellmuth<br />

Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />

Tel.: +49 3834 835823, Fax: +49 3834 835825<br />

E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />

Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


64 | W+M Rückblick<br />

Was macht eigentlich Manfred Stolpe, langjähriger Ministerpräsident<br />

Brandenburgs und ehemaliger Bundesverkehrsminister?<br />

Der Mutmacher aus Potsdam<br />

Erholung vom Ministerpräsidenten-Alltag: Manfred und Ingrid Stolpe im Urlaub im österreichischen Seefeld im März 1996.<br />

Manfred Stolpe hat das Bundesland Brandenburg<br />

geprägt wie kein anderer Politiker<br />

in den 24 Jahren seit der deutschen Wiedervereinigung.<br />

Der im Jahr 1936 in Stettin<br />

geborene Stolpe übernahm am 1. November<br />

1990 das Amt des Ministerpräsidenten in dem<br />

damals neu gebildeten Bundesland. Knapp<br />

zwölf Jahre fungierte er als Landesvater zwischen<br />

Prenzlau und Finsterwalde. Kein leichter<br />

Job in einer Zeit, als die regionale Wirtschaft<br />

einen brutalen Transformationsprozess<br />

durchlaufen musste, der von Firmenpleiten,<br />

Massenarbeitslosigkeit und damit einhergehender<br />

Perspektivlosigkeit – besonders bei den<br />

Menschen in den ländlichen Gebieten, fernab<br />

des Berliner Speckgürtels – geprägt war.<br />

Doch Stolpe schaffte es, Aufbruchstimmung,<br />

neuen Lebensmut und ein brandenburgisches<br />

Selbstwertgefühl zu erzeugen. Als Ministerpräsident<br />

war er der oberste Kümmerer im ersten<br />

Jahrzehnt nach der deutschen Einheit. Stolpe<br />

war überall im Land unterwegs und nahm<br />

sich der kleinen und großen Probleme „seiner“<br />

Brandenburger an. Stolpe machte keine leeren<br />

Versprechungen, er half, wo es eben ging. Und<br />

so gelang es, landesweit insgesamt 47 industrielle<br />

Kerne zu sichern und gewachsene Strukturen<br />

in der Landwirtschaft zu retten.<br />

Vor gut zwei Jahren, zum 75. Geburtstag von<br />

Manfred Stolpe, brachte Amtsnachfolger Mat-<br />

Fotos: Karsten Hintzmann, Scmidtke/Staatskanzlei des Landes Brandenburg, Helga Simon<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


W+M Rückblick | 65<br />

Manfred Stolpe im Gespräch mit Bundespräsident<br />

Roman Herzog und Ehefrau Christiane.<br />

Der Kanzler und sein Verkehrsminister:<br />

Gerhard Schröder und Manfred Stolpe.<br />

Gern gesehene Ballgäste:<br />

Ingrid und Manfred Stolpe.<br />

thias Platzeck gemeinsam mit dem damaligen<br />

SPD-Fraktionschef im Brandenburger Landtag,<br />

Ralf Holzschuher, ein Buch heraus, dessen Titel<br />

für die wohl wichtigste Lebensleistung des<br />

ersten märkischen Ministerpräsidenten steht:<br />

„Der Mutmacher.“ Stolpe gehört zu den wenigen<br />

Politikern, die es über die Jahre geschafft<br />

haben, auf private Eitelkeiten völlig zu verzichten<br />

und die Entwicklung des Landes zur persönlichen<br />

Hauptaufgabe zu deklarieren. Legendär<br />

ist ein Zitat Stolpes aus den schweren<br />

Anfangsjahren: „Nicht Dienst nach Vorschrift,<br />

sondern Pioniergeist ist gefragt. Wir<br />

wollen nicht wissen, warum es nicht vorwärts<br />

geht, sondern wie es trotzdem zu schaffen ist.“<br />

Vermutlich wird auch Stolpe in privaten Stunden<br />

gegrübelt und mitunter auch gezweifelt<br />

haben – vor allem im Zusammenhang mit der<br />

über Jahre ausgetragenen öffentlichen Debatte<br />

über seine früheren Kontakte als Konsistorialpräsident<br />

der evangelischen Kirche zur DDR-<br />

Staatssicherheit. Aber äußerlich ließ er sich<br />

nie etwas anmerken. Er strahlte stets Ruhe,<br />

Besonnenheit, Souveränität und eine fast<br />

preußisch anmutende Bereitschaft zur Pflichterfüllung<br />

aus.<br />

So verwunderte es nicht, dass Stolpes politische<br />

Karriere auch nach dem selbst gewählten<br />

Rückzug vom Amt des Brandenburger Ministerpräsidenten<br />

am 26. Juni<br />

2002 nicht zu Ende war. Bundeskanzler<br />

Gerhard Schröder berief<br />

ihn am 22. Oktober 2002 als<br />

Minister für Verkehr, Bau- und<br />

Wohnungswesen sowie als Ostbeauftragten<br />

in sein neues Kabinett. Auch<br />

in diesen Job kniete er sich mit voller Kraft<br />

hinein, ohne Rücksicht auf den eigenen Körper<br />

und die angeschlagene Gesundheit zu nehmen.<br />

Als ihn der Krebs im Jahr 2004 das erste Mal ereilte,<br />

verschob er eine nachhaltige Behandlung<br />

wegen der vielfältigen dienstlichen Aufgaben.<br />

Mit dem vorzeitigen Ende der rot-grünen Bundesregierung<br />

im Herbst 2005 trat Stolpe einen<br />

geordneten Rückzug aus dem aktiven<br />

Politgeschäft an. Heute, so sagt<br />

er, sei er in der glücklichen Lage, sich<br />

aussuchen zu können, was er mache.<br />

Bei einem Treffen in einem gemütlichen<br />

Restaurant mit Havelblick in Potsdam<br />

verrät Stolpe: „Nur still sitzen und über<br />

Krankheiten nachzudenken, ist nichts<br />

für mich.“ Ein Satz, der nicht lapidar daher<br />

gesagt ist. Inzwischen kämpft Stolpe<br />

das zehnte Jahr gegen die heimtückische<br />

Erkrankung. Auch seine Frau Ingrid<br />

ist davon betroffen. Im Jahr 2009<br />

machten sie die Krebserkrankung in der ARD-<br />

Sendung „Menschen bei Maischberger“ gemeinsam<br />

publik. Der eiserne Wille, sich nicht<br />

unterkriegen zu lassen, hat Kraft gekostet. Das<br />

sieht man Manfred Stolpe an. Aber er blickt unbeirrt<br />

nach vorn: „Ich habe drei Dinge, für die<br />

ich mich aktuell engagiere: Erstens kümmere<br />

ich mich um die Verbindung zu unseren osteuropäischen<br />

Nachbarn. Zweitens versuche ich,<br />

in meiner Funktion als Vorsitzender des Landesdenkmalrates,<br />

die gebaute Kultur zu erhalten<br />

und zu nutzen. Drittens engagiere ich mich<br />

im Aktionsbündnis ‚Tolerantes Brandenburg‘<br />

gegen Intoleranz und Rassismus.“<br />

Speziell das erstgenannte Thema treibt ihn um:<br />

„Nach meiner Überzeugung müssen wir mehr<br />

Vertrauen zu Russland und Polen aufbauen.<br />

Ich arbeite im deutsch-russischen Forum mit<br />

und beim Petersburger Dialog. Ich mache mir<br />

Sorgen über das unnötig schlechte Verhältnis<br />

zu Russland. Wir sind mittel- und langfristig<br />

auf eine enge Kooperation angewiesen. Wir<br />

sollten daher nicht das Trennende betonen,<br />

sondern an die langen gemeinsamen Traditionen<br />

unserer Länder anknüpfen.“<br />

Vor einigen Wochen sorgte<br />

Manfred Stolpe mit<br />

Überlegungen zur Länderehe<br />

zwischen Berlin und<br />

Brandenburg für bundesweite<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Bei einem Vor trag<br />

im Haus der Brandenburgisch<br />

Preußischen Geschichte<br />

sagte er: „Brandenburg<br />

als Flächenland<br />

und Berlin als eine hochverdichtete<br />

Metropole ergänzen<br />

sich zu einer Region mit vielfältigen<br />

Entwicklungspotenzialen. Deshalb ist der Gedanke<br />

richtig, dass beide Länder zusammengehen<br />

sollten, um Kräfte zu bündeln.“ Einordnend<br />

ergänzt er im Gespräch mit W+M: „Die<br />

Fusion ist keine aktuelle Aufgabe. Aber wir<br />

sollten uns vor Augen halten, dass am Silvestertag<br />

2019 die Sonderfinanzierung für den<br />

Osten ausläuft. Ich bin mir sicher, dass schon<br />

im Vorfeld Druck von den Geberländern und<br />

dem Bund kommen wird, der uns zwingt, über<br />

andere Strukturen nachzudenken. Wir sollten<br />

darauf vorbereitet sein.“<br />

Manfred Stolpe wird sich auch zu diesem<br />

Thema künftig wieder zu Wort melden.<br />

Karsten Hintzmann<br />

Stolpe auf dem<br />

Roten Platz in Moskau.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


66 | W+M Die letzte Seite<br />

Ausblick:<br />

Die nächste Ausgabe von W+M<br />

In diesem Jahr finden in drei ostdeutschen Bundesländern Landtagswahlen<br />

statt – in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Mit den bevorstehenden<br />

Urnengängen und den unterschiedlichen politischen<br />

Kräfteverhältnissen wenige Monate vor den Wahlen befasst sich<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> in der Titelgeschichte des nächsten Magazins.<br />

Dazu ein ausführliches Interview mit Brandenburgs Ministerpräsident<br />

Dietmar Woidke, der sich zu den Wahlchancen seiner SPD, dem politischen<br />

Erbe seiner prominenten Amtsvorgänger Matthias Platzeck und<br />

Manfred Stolpe sowie seinen Ideen für die wirtschaftliche Entwicklung<br />

Brandenburgs äußert.<br />

Darüber hinaus lesen Sie einen umfassenden Rückblick auf den<br />

W+M-Medientreff beim Brandenburger WirtschaftsForum im Potsdamer<br />

Dorint Hotel, interessante Länderporträts und einen ausführlichen<br />

Ratgeberteil.<br />

Die nächste Ausgabe von <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint am<br />

27. März <strong>2014</strong>.<br />

Personenregister<br />

Balan, Manuela 7<br />

Bartsch, Hubertus 48<br />

Bayer, Stephan 37<br />

Bell, Joshua 59<br />

Bergner, Christoph 32<br />

Böhm, Rolf 7<br />

Böhning, Björn 36<br />

Bormann, Michael 48<br />

Böse, Gerald 23<br />

Broder, Henryk M. 56<br />

Brönner, Till 58<br />

Brummer, Ralf 7<br />

Buchbinder, Rudolf 59<br />

Büchy, Jürgen 38, 39<br />

Daniels, Katharina 56<br />

Davis, Colin 58<br />

Dobelli, Rolf 56<br />

Dohnanyi, Klaus von 30<br />

Dutton, Kevin 57<br />

Eilert, Dirk W. 56<br />

Engeser, Manfred 56<br />

Eschenbach, Christoph 59<br />

Fein, Markus 59<br />

Fischer, Julia 59<br />

Frantz, Justus 58<br />

Friedrich, Marc 56<br />

Fröhlich, Hans W. 56<br />

Gabetta, Sol 59<br />

Gabriel, Sigmar 7, 32<br />

Gassmann, Oliver 56<br />

Gerhard Schröder 65<br />

Gleicke, Iris 32<br />

Göke, Christian 25<br />

Gräff, Christian 37<br />

Granig, Peter 56<br />

Grathwohl, Andreas 41<br />

Grimaud, Hélene 58<br />

Groß, Maria 6<br />

Habeck, Roland 42, 43, 44<br />

Habeck, Sebastian 42, 44<br />

Hansen, Rahlf 60<br />

Heller, Steffen 63<br />

Herzog, Roman 65<br />

Hofreiter, Anton 31<br />

Höhn, Uwe 7<br />

Hollmann, Jens 56<br />

Holzschuher, Ralf 65<br />

Hope, Daniel 59<br />

Hoyer, Katrin 50<br />

Hülsen, Matthias von 59<br />

Kahnemann, Daniel 56<br />

Kammann, Rolf 7<br />

Kennedy, Nigel 58<br />

Köhler, David 10, 11<br />

Köhler, Karl-Heinz 10, 11<br />

Köhler, Sven 9<br />

Kramer, Ingo 6<br />

Kühn, Christian 56<br />

Lambusch, Thomas 6<br />

Levit, Igor 59<br />

Linke, Dietmar 61<br />

Lorch, Rüdiger 62<br />

Machnig, Matthias 7<br />

Maltzahn, Helmut Freiherr von 58<br />

Mattes, Marcus 7<br />

Mehdorn, Hartmut 18<br />

Meller, Harald 60<br />

Menuhin, Yehudi 58<br />

Merkel, Angela 30<br />

Mueller-Stahl, Armin 58<br />

Müller Schott, Daniel 59<br />

Müller, Dirk 56<br />

Müller, Ulrich 16, 17<br />

Mutter, Anne-Sophie 59<br />

Nahles, Andrea 46<br />

Nehring, Frank 9<br />

Ober, Cornelius 45<br />

Pawlitschek, Frank 21<br />

Pfeiffer, Reinhard 23<br />

Platzeck, Matthias 65<br />

Polk, Hans-Joachim 7<br />

Rattle, Simon 59<br />

Richter, Hendrik 6<br />

Rudolph, Stefan 62<br />

Scharnhorst, Julia 56<br />

Scheler, Ralf 6<br />

Schlosser, Wolfhard 60<br />

Schmidt, Thorsten 56<br />

Schneider, Claudia 43, 45<br />

Schoepe, Jürgen 40, 41, 42<br />

Schott, Frank 62<br />

Schröder, Gerhard 30, 32, 65<br />

Schulz, Andreas 34<br />

Schulz, Martin 7<br />

Schwarze, Werner 6<br />

Schweitzer, Eric 31<br />

Schwesig, Manuela 46<br />

Sellering, Erwin 59<br />

Skidelsky, Edward 56<br />

Skidelsky, Robert 56<br />

Smith, Will 40<br />

Sobisch, Götz 6<br />

Solveen, Ralph 35<br />

Spangenberg, Uwe 51<br />

Stefanovic, Milos 7<br />

Stenger, Tillmann 35<br />

Stolpe, Ingrid 64, 65<br />

Stolpe, Manfred 32, 63, 64, 65<br />

Struck, Peter 32<br />

Tegtmeier, Catri 56<br />

Tegtmeier, Michael A. 56<br />

Tenzler, Thomas 27<br />

Tong, John 24<br />

Traud, Gertrud R. 34<br />

Voit, Manfred 12, 13<br />

Walter, Eberhard 7<br />

Wehrle, Martin 56<br />

Weik, Matthias 56<br />

Wowereit, Klaus 18<br />

Yzer, Cornelia 36, 37<br />

Ziebart, Katrin 14, 15<br />

Zwerenz, Beate 27<br />

Zwerenz, Roland 27<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>


Netze für<br />

neue Energie<br />

Die E.DIS AG investiert in die Zukunft Brandenburgs<br />

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68 | W+M Länderreport<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 1 / <strong>2014</strong>

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