gwf Wasser/Abwasser Trinkwasserkommission (Vorschau)
ZUGELASSEN DURCH 7-8/2013 Jahrgang 154 DIV Deutscher Industrieverlag GmbH www.gwf-wasser-abwasser.de ISSN 0016-3651 B 5399 SediSubstrator XL Regenwasserreinigung der E X TRAK L ASSE Z - 8 4. 2 - 11 Typ 60 0/12 u. 60 0/12+12 Hochwirksames Zweistufenprinzip mit DIBt-Zulassung
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ZUGELASSEN DURCH<br />
7-8/2013<br />
Jahrgang 154<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
ISSN 0016-3651<br />
B 5399<br />
SediSubstrator XL<br />
Regenwasserreinigung<br />
der E X TRAK L<br />
ASSE<br />
Z - 8 4. 2 - 11<br />
Typ 60 0/12 u. 60 0/12+12<br />
Hochwirksames Zweistufenprinzip<br />
mit DIBt-Zulassung
Nix bliwwt bin ollen<br />
Chancen und Risiken für den Küstenraum<br />
in der Hanse- und Welterbestadt Stralsund<br />
Veranstaltungsort: Alte Brauerei<br />
Fachforum 1:<br />
Risiko und Anpassung im Küstenraum<br />
Fachforum 2:<br />
Der Küstenraum als Wirtschaftsstandort<br />
Fachforum 3:<br />
Innovative Technologien im Ingenieurwesen<br />
Fachforum 4:<br />
Junges Forum im BWK<br />
Die Veranstaltungen des diesjährigen BWK Bundeskongresses umfassen die<br />
BWK-Mitgliederversammlung, eine Eröffnungsveranstaltung sowie aktuelle<br />
Fort bildungsveranstaltungen. Begleitet werden die Veranstaltungen von einer<br />
zweitägigen Fachausstellung am 19. und 20. September, einer Fachexkursion zur<br />
Baustelle des Sturmflutschutzsperrwerkes in Greifswald-Wieck sowie zu den<br />
Energiewerken Nord (EWN) in Lubmin am 21. September sowie von zwei Abendveranstaltungen<br />
im Ozeaneum und in der Alten Brauerei Stralsund. Desweiteren<br />
erwartet Sie ein attraktives Rahmenprogramm mit einer historischen Stadtführung<br />
Stralsund und Besuch des Ozeaneums sowie eine Rundfahrt über die Insel Rügen.<br />
Merken Sie sich diesen Termin schon heute vor.<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />
Weitere Informationen: www.bwk-bund.de
STANDPUNKT<br />
Das erste Lehrbuch der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
in der menschlichen<br />
Geschichte in neuer Auflage<br />
Im Jahre 1982 hat die Fontinus-Gesellschaft<br />
eine deutsche Übersetzung der Schrift von<br />
Sextus Iulius Frontinus „De Aquaeductu Urbis<br />
Romae“ zusammen mit begleitenden Fachaufsätzen<br />
im Buch „<strong>Wasser</strong>versorgung im antiken<br />
Rom“ herausgegeben. Damit wurde das Andenken<br />
an das älteste Lehrbuch der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
in der menschlichen Geschichte wieder<br />
neu belebt. Nun gibt die Frontinus-Gesellschaft<br />
dieses Buch in neuer Auflage und grundsätzlich<br />
überarbeitet im August dieses Jahres im Deutschen<br />
Industrieverlag heraus. Neben der Übersetzung<br />
der Frontinus-Schrift enthält dieses<br />
Buch dreizehn begleitende Aufsätze, verfasst<br />
von international renommierten Vertretern der<br />
Alten Geschichte, Altphilologie und Literaturgeschichte,<br />
Archäologie und den Ingenieurwissenschaften.<br />
Sie behandeln die Editionsgeschichte<br />
des Werkes, die Gestalt von Sextus Iulius Frontinus<br />
in seinem politischen und sozialen Umfeld,<br />
die Organisation und Administration der <strong>Wasser</strong>versorgung,<br />
sie diskutieren Messtechnik und<br />
hydraulische Kenntnisse, Rohrnormung und<br />
bautechnische Fragen und gehen ein auf die<br />
öffentlichen Bäder, Brunnenanlagen, Toiletten<br />
und <strong>Abwasser</strong>leitungen zur Zeit von Frontinus.<br />
Als Sextus Iulius Frontinus im Jahre 97 n. Chr.<br />
zum curator aquarum berufen wurde, hatte er<br />
bereits eine sehr erfolgreiche berufliche Laufbahn<br />
hinter sich. So leitete er die römischen<br />
Truppen im Kampf gegen die aufständigen Gallier,<br />
war schon mit 36 Jahren Konsul und fungierte<br />
als Statthalter in Britannien und in Germania<br />
inferior (Niederrhein). Er war mit den<br />
Kaisern seiner Zeit eng vertraut und konnte sich<br />
auf deren Wohlwollen stützen. Auch in diesen<br />
Ämtern hat sich Frontinus intensiv schriftstellerisch<br />
betätigt.<br />
Gerade diese vielfältigen Erfahrungen in verschiedenen<br />
Aufgaben machte sich Frontinus zu<br />
Nutze. So verfolgte er mit der Abfassung seiner<br />
Schrift „De Aquaeductu Urbis Romae“ gleich<br />
mehrere Ziele. Zum einen diente diese Schrift,<br />
in der die Erfahrungen von insgesamt 17 Vorgängern<br />
in seinem Amt als curator aquarum<br />
zusammengestellt sind, seiner eigenen Einarbeitung<br />
in die neue Materie. Zugleich sollte<br />
diese Schrift als „Betriebshandbuch“ für seine<br />
Mitarbeiter dienen, also als Anlagendokumentation,<br />
als Handlungsanleitung und als Information<br />
über die einschlägigen gesetzlichen und<br />
administrativen Vorgaben. Schließlich sollten<br />
auch seine Nachfolger in diesem Amt von dieser<br />
Schrift profitieren, denn zu Beginn seiner Amtszeit<br />
als curatur aquarum hatte Frontinus offenbar<br />
nichts Vergleichbares vorgefunden.<br />
Schon damals hat Frontinus die Bedeutung<br />
einer umfassenden Anlagendokumentation<br />
erkannt. So sind alle wichtigen Daten zu den<br />
verschiedenen <strong>Wasser</strong>leitungen wie Name, Baujahr,<br />
Art und Lage der die Leitung speisenden<br />
Quelle sowie die Arten, Länge, Höhenlage und<br />
Verlauf der Gerinne umfassend dokumentiert.<br />
Dies gibt uns heute noch einen Eindruck über<br />
die gigantischen Ausmaße des <strong>Wasser</strong>versorgungssystems<br />
des antiken Rom. Immerhin verfügte<br />
das Fernleitungsnetz über eine Gesamtlänge<br />
von 424 Kilometern, und die Kapazität<br />
dieses <strong>Wasser</strong>versorgungssystems lag größenordnungsmäßig<br />
bei etwa 90 Millionen Kubikmetern<br />
pro Jahr. Damit kann sich die römische<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung durchaus mit großen deutschen<br />
Fernwassersystemen der heutigen Zeit<br />
messen.<br />
Auch die Vorteile einer „Normung“ der verwendeten<br />
Rohre beispielsweise bezüglich<br />
Nennweiten und den sich hieraus ergebenden<br />
Durchflusskapazitäten waren Frontinus geläufig.<br />
Auch wenn die genauen Zusammenhänge<br />
zwischen Gefälle und Durchfluss noch nicht<br />
bekannt waren, wusste Frontinus schon damals,<br />
dass die Tatsache, ob eine Leitung mit Gefälle<br />
oder mit Gegengefälle verlegt worden ist, einen<br />
Einfluss auf die Durchflusskapazität hat. Dies<br />
war wichtig, um eine „gerechte“ <strong>Wasser</strong>verteilung<br />
nach den jeweiligen Bezugsrechten zu<br />
gewährleisten.<br />
Interessant sind auch die Ausführungen zu<br />
den rechtlichen Bestimmungen der römischen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung. So kannte man damals<br />
schon einen „Schutzstreifen“ entlang der Leitungen<br />
und eine „Schutzzone“ um die Quellen.<br />
Die Strafbestimmungen lesen sich auf den ersten<br />
Blick sehr drastisch. So sollte das Anzapfen,<br />
das Beschädigen, das Umleiten oder die anderweitige<br />
Beeinträchtigung einer Fernleitung mit<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 753
STANDPUNKT<br />
einer Geldbuße von 100.000 Sesterzen bestraft<br />
werden (zum Vergleich: der Tageslohn eines<br />
Legionärs lag bei etwa 2 - 5 Sesterzen). Doch in<br />
seiner Weisheit wollte Frontinus die Bestrafung<br />
nur als letztes Mittel. Wenn ein Bürger, statt die<br />
Leitung anzuzapfen, sich regulär an die Leitung<br />
anschloss, sollte dieser nicht bestraft werden. Im<br />
Fokus seines Bestrebens stand allein die Beseitigung<br />
eines Missstands.<br />
Besonders eindrucksvoll lesen sich die Hinweise<br />
von Frontinus zum allgemeinen Betrieb<br />
der Versorgungsanlagen. Da kommen Begriffe<br />
wie Instandhaltung, regelmäßige Anlagenbegehung,<br />
Leitungskontrollen und ähnliche auch in<br />
jedem modernen Betriebshandbuch vorkommende<br />
Anweisungen vor. Es wäre also fast zu<br />
vermuten, dass die nach den Vorgaben von<br />
Frontinus betriebene <strong>Wasser</strong>versorgung den<br />
Anforderungen des Technischen Sicherheitsmanagements<br />
in weiten Teilen gerecht geworden<br />
wäre.<br />
Auch heute noch kann also Frontinus uns<br />
Vorbild in vielen Fragen der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
sein. Er ist dies insbesondere auch deshalb, weil<br />
er mit einem hohen Verantwortungsgefühl handelte<br />
und die Bedeutung einer einwandfreien<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung hoch einschätzte. So schrieb<br />
er über die Anlagen der <strong>Wasser</strong>versorgung folgendes:<br />
„Tot aquarum tam multis necessariis molibus<br />
pyramidas videlicet otiosas compares aut cetera<br />
inertia sed fama celebrata opera Graecorum?“<br />
„Kann man diese so zahlreichen und notwendigen<br />
<strong>Wasser</strong>bauten mit den überflüssigen<br />
Pyramiden vergleichen, oder ansonsten mit den<br />
nutzlosen aber weithin gerühmten Werken der<br />
Griechen?“<br />
Lassen Sie sich mit diesem Buch in eine<br />
längst vergangene Zeit der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
entführen und sich beeindrucken von der hohen<br />
Aktualität, welches dieses Werk von Sextus Iulius<br />
Frontinus auch heute noch hat.<br />
Prof. Dr.-Ing. Hans Mehlhorn<br />
Präsident der Frontinus-Gesellschaft e.V.<br />
Codex Casinensis 361 – entdeckt 1429 im Kloster Monte Cassino, f.22 r p.43<br />
„Incipit plogus iulii frontini in libro de aqueductu urbis romae“<br />
„Es beginnt der Text des Iulius Frontinus im Buch über die <strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt Rom …“<br />
mit dem Initial C: „Cum omnis res ab imperatore delegata …“<br />
„[Weil] jede vom Kaiser übertragene Aufgabe ...“<br />
Juli/August 2013<br />
754 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
im antiken Rom<br />
Sextus Iulius Frontinus, Leiter der antiken<br />
römischen <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Sextus Iulius Frontinus wurde im Jahre 97 n. Chr. durch Kaiser Nerva<br />
zum Leiter der <strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt Rom (curator aquarum)<br />
berufen. Aus diesem Anlass verfasste er eine Schrift, die unter dem<br />
Titel „De aquaeductu urbis Romae – Die <strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt<br />
Rom“ überliefert worden ist. Frontin gibt darin einen Überblick<br />
über den Stand des Wissens bezüglich Management, Technik und<br />
Organisation der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung. Er begegnet uns als<br />
moderner Manager einer großstädtischen <strong>Wasser</strong>versorgung; seine<br />
Schrift kann als erstes Lehrbuch des Faches gelten. Die zweisprachige<br />
Ausgabe basiert auf einer sorgfältigen Überprüfung des lateinischen<br />
Textes sowie einer neuen Übersetzung ins Deutsche.<br />
Hrsg.: Frontinus Gesellschaft e.V.<br />
4. völlig neu bearbeitete Auflage 2013<br />
284 Seiten, vierfarbig, Hardcover mit Schutzumschlag<br />
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Das Buch erscheint im DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
WISSEN FÜR DIE<br />
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DIE WASSERVERSORGUNG IM ANTIKEN ROM<br />
4. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7107-2 für € 89,80 (zzgl. Versand)<br />
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Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
INHALT<br />
Über die Aufgaben der <strong>Trinkwasserkommission</strong>, ihre historische Entwicklung,<br />
die gesetzlichen Grundlagen und Aktuelles seitens der Kommission für Krankenhaushygiene.<br />
Ab Seite 838<br />
Machbarkeitsstudie zur Entfernung polarer Spurenstoffe<br />
aus einem gering mineralisierten Uferfiltrat durch den Einsatz<br />
von Membrantechnik. Ab Seite 844<br />
Fachberichte<br />
<strong>Trinkwasserkommission</strong><br />
838 M. Exner und H.-J. Grummt<br />
Aufgaben der <strong>Trinkwasserkommission</strong><br />
– Strategien zur Sicherung der<br />
<strong>Wasser</strong>hygiene<br />
Duties of the German Drinking Water<br />
Commission – Strategies to ensure the Drinking<br />
Water Hygiene<br />
Membrantechnik<br />
844 D. Bethmann, G. Baldauf, K. Rhode und U. Müller<br />
Entfernung polarer Spurenstoffe<br />
aus einem gering mineralisierten<br />
<strong>Wasser</strong> durch Einsatz der Membrantechnik<br />
Removal of Polar Micropollutants from a low<br />
Mineralized Water Using Membrane Technology<br />
Tagungsbericht<br />
860 B. Westphal und S. Berkhoff<br />
Landauer Fachtreffen 2013 zum<br />
Thema: Tiere im Trinkwasser<br />
„Was ist (zu)viel?“<br />
862 K.W. König<br />
Kanäle kombiniert bewirtschaften –<br />
Abwärme, Schwallspülung, Regenrückhaltung<br />
– vorhandenes Potenzial<br />
nutzen<br />
Netzwerk Wissen<br />
Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />
Forschung und Entwicklung<br />
785 Das Institut IWAR an der TU Darmstadt<br />
im Porträt<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
854 H. Hofmann<br />
Verbraucherverhalten bei Trinkwasserentnahmen<br />
in Wohngebäuden<br />
People’s Behavior in Drinking Water<br />
Consumptions<br />
Juli/August 2013<br />
756 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
INHALT<br />
Die Analyse von Daten aus Durchflussmessungen in Wohngebäuden zeigt,<br />
dass die weitaus häufigsten Vorgänge <strong>Wasser</strong>entnahmen mit kleinen Volumina<br />
sind. Ab Seite 854<br />
Für <strong>Wasser</strong>-Fachleute ist das Vorkommen von winzigen<br />
Tierchen in Trinkwasserversorgungsanlagen völlig normal.<br />
Frage ist nur: Was ist zu viel? Mit diesem Thema<br />
befasste sich das zweite Landauer Fachtreffen am 5. Juni.<br />
Ab Seite 860<br />
Fokus<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
760 Bald deutlich weniger Medikamente in<br />
Flüssen, Seen und Trinkwasser?<br />
762 Herstellung von Olivenöl erzeugt giftiges<br />
<strong>Abwasser</strong><br />
764 Mit Lack und Leder im Reinen: Effizienz in<br />
Kläranlagen über mehrere Ebenen der<br />
Automatisierungspyramide in Mexiko<br />
766 Innovationen in der Messung des Durchflusses<br />
und der Energie von Biogas<br />
770 Molkereiabwasser elektrochemisch reinigen<br />
– und dabei Strom erzeugen<br />
771 Mineraldünger aus Klärschlamm<br />
772 Schwermetall-Fällung in Abwässern<br />
774 Erdbebensicheres Anlagenkonzept: Größter<br />
Bandtrockner zur Klärschlammtrocknung<br />
im pazifischen Raum<br />
778 Leistungsfähigkeit langfristig gesichert:<br />
Instandsetzung des Klärwerks Sindelfingen-<br />
Böblingen<br />
781 Wirtschaftlicher Vorteil für kleine<br />
Kläranlagen<br />
782 Elektromechanische Membranpumpen seit<br />
zwölf Jahren erfolgreich im Einsatz<br />
Nachrichten<br />
Branche<br />
806 Ausschluss des <strong>Wasser</strong>sektors von der<br />
EU-Konzessionsrichtlinie<br />
807 Talsperren können sich dem Klimawandel<br />
anpassen<br />
808 Erfolgreiche <strong>Wasser</strong>kooperation in Vietnam<br />
809 Umfassendes Know-how zum Thema <strong>Wasser</strong>:<br />
Beuth Verlag vergrößert Angebot um<br />
DWA-Publikationen<br />
810 Seltene Erden weisen auf exzellente Qualität<br />
des Trinkwassers im Land Bremen hin<br />
811 Zurück in die Zukunft: <strong>Wasser</strong> auf Wiesen<br />
als Dünger wiederentdecken?<br />
812 Meerwasserentsalzung mit Sonnenenergie<br />
813 Mit Papayasamen <strong>Wasser</strong> reinigen<br />
Veranstaltungen<br />
814 ECWATECH 2014<br />
814 Konsequenzen nachlassenden Nitratabbauvermögens<br />
in Grundwasserleitern<br />
815 Notwasserseminar<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 757
INHALT<br />
Im Fokus: Effiziente <strong>Abwasser</strong>behandlung. Ab Seite 760 Netzwerk Wissen: Das Institut IWAR an der TU Darmstadt. Ab Seite 785<br />
815 Urbane Sturzfluten – Analyse, Bewertung,<br />
Lösung<br />
816 Kann man das Kommunikationsdesaster<br />
vermeiden?<br />
817 Energietage Biogas<br />
818 6. Norddeutsche Geothermietagung<br />
818 Neue Veranstaltung trägt der Bedeutung<br />
der Geothermie in Bayern Rechnung<br />
Vereine, Verbände und Organisationen<br />
827 Neuer Newsletter „DVGW konkret“<br />
Leute<br />
828 Verleihung der Willy-Hager-Medaille 2013<br />
an Prof. Dr.-Ing. Peter Cornel<br />
829 Dr. Karl Roth 60 Jahre<br />
830 Professor Milke zum DWA-Landesverbandsvorsitzenden<br />
gewählt<br />
830 Heiko Fastje auf DVGW-Landesgruppenversammlung<br />
im Amt bestätigt<br />
Recht und Regelwerk<br />
831 DVGW-Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />
834 DWA: Aufruf zur Stellungnahme<br />
Praxis<br />
868 Gemeinsam die technologische Entwicklung<br />
in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft vorantreiben<br />
872 Trockene Füße für Sylter Feuerwache<br />
Produkte und Verfahren<br />
874 Neue effiziente horizontale Mehrstufenpumpe<br />
874 Online-CSB-Messtechnik für schwierigste<br />
Wässer<br />
Information<br />
866 Buchbesprechungen<br />
875 Impressum<br />
876 Termine<br />
Juli/August 2013<br />
758 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
INHALT<br />
Zuverlässige<br />
Durchflussmessung<br />
für<br />
die <strong>Wasser</strong>wirtschaft?<br />
Sicher.<br />
Aus der Praxis: Projektberichte aus der <strong>Wasser</strong>wirtschaft. Ab Seite 868<br />
Sonderausgabe nach Seite 818<br />
Recht und Steuern<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff 05/13<br />
Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach,<br />
Ausgabe 7/8, 2013<br />
Dieses Heft enthält folgende Beilage:<br />
– DWA, Bayern<br />
Zum Beispiel mit dem magnetischinduktiven<br />
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<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> September 2013<br />
Erscheinungstermin: 16.09.2013<br />
Anzeigenschluss: 22.08.2013<br />
ABB Automation Products GmbH<br />
Tel.: 0800 111 44 11<br />
Fax: 0800 111 44 22<br />
vertrieb.messtechnik-produkte@de.abb.com<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 759
FOKUS<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Dr. Ingo Dobner<br />
kontrolliert die<br />
Bepflanzung der<br />
neuartigen Filterversuchsanlage,<br />
mit der<br />
Arzneimittelrückstände<br />
erstmals<br />
mit Biobzw.<br />
Pflanzenkohle<br />
gereinigt<br />
werden können.<br />
© Zentrum für<br />
Umweltforschung<br />
und nachhaltige<br />
Technologien (UFT)<br />
der Universität<br />
Bremen<br />
Bald deutlich weniger Medikamente in Flüssen,<br />
Seen und Trinkwasser?<br />
DBU gibt weitere 189 000 Euro für die Entwicklung einer neuartigen Pflanzenkläranlage<br />
an die Universität Bremen<br />
In Deutschland werden jährlich<br />
rund 31 000 Tonnen Arzneimittel<br />
eingenommen. Sie sollen eigentlich<br />
heilen. Doch sie können auch<br />
schädlich sein und wirken, wo sie<br />
eigentlich nicht wirken sollten.<br />
Wenn Menschen Antibiotika, Hormone<br />
oder Schmerzmittel eingenommen<br />
haben, kann der Körper<br />
die Wirkstoffe nicht vollständig verwerten.<br />
Sie landen stattdessen im<br />
häuslichen <strong>Abwasser</strong> und kommen<br />
durch die Kanalisation in Flüsse und<br />
Seen und über das Grundwasser<br />
teilweise sogar ins Trinkwasser.<br />
Dieses Problem will ein Forschungsprojekt<br />
am Zentrum für Umweltforschung<br />
und nachhaltige Technologien<br />
(UFT) der Universität Bremen<br />
nun lösen. Mit 189 000 Euro fördert<br />
die Deutsche Bundesstiftung<br />
Umwelt (DBU) die Entwicklung<br />
eines neuartigen Biokohle- und<br />
Pflanzenfilters, der Arzneimittelreste<br />
in Kleinkläranlagen vernichtet.<br />
„Es ist ein sehr wirksames, aber auch<br />
kostengünstiges und technisch<br />
leicht anzuwendendes Verfahren“,<br />
erklärt Projekt-Mitarbeiter Dr. Ingo<br />
Dobner von der Uni Bremen.<br />
Über 3000 verschiedene Me -<br />
dikamenten-Wirkstoffe sind in<br />
Deutschland zugelassen. Viele<br />
dieser Substanzen und Hormone<br />
sind so resistent, dass sie bislang<br />
kaum oder gar nicht aus dem <strong>Wasser</strong><br />
gefiltert und über die Kläranlagen<br />
in den <strong>Wasser</strong>kreislauf geraten<br />
konnten – ein großes Problem für<br />
Umwelt, Mensch und Tier, betont<br />
Dobner. Bei Fischen komme es<br />
durch Hormon- und Medikamentenaufnahme<br />
zur Ver weiblichung<br />
und Geschlechtsumwandlung. Und<br />
Bakterien bzw. Krankheitserreger<br />
würden zunehmend resistent<br />
gegen Antibiotika, sodass die Medikamente<br />
ihre Wirksamkeit verlieren.<br />
Das UFT in Bremen entwickelt jetzt<br />
ein Verfahren, bei dem erstmals mit<br />
Bio- bzw. Pflanzenkohle das <strong>Wasser</strong><br />
von Arzneimittelrückständen gereinigt<br />
werden kann. „Die Pflanzenkohle<br />
– also verkohltes Holz – hält<br />
das <strong>Wasser</strong> beim Durchsickern<br />
durch das Substrat länger fest. Sie<br />
funktioniert im Grunde wie ein<br />
Schwamm und kann dadurch die<br />
Schadstoffe besser aus dem <strong>Wasser</strong><br />
herausfiltern“, erklärt Dobner das<br />
Verfahren des Biokohle-Filters. Die<br />
Versuchsergebnisse aus einer ersten<br />
Projektphase mit unterschied-<br />
Juli/August 2013<br />
760 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
FOKUS<br />
lichen Bodenfiltern hätten einen<br />
deutlichen Reinigungseffekt mit der<br />
Pflanzenkohle gezeigt.<br />
Außerdem soll die Filteranlage<br />
mit besonders robusten und anpassungsfähigen<br />
Pflanzen wie Rohrglanzgras,<br />
Blutweiderich und Iris<br />
sowie speziellen Pilzen kombiniert<br />
werden, um einen zusätzlichen Reinigungseffekt<br />
zu erreichen, erläutert<br />
Dobner die vielfältigen Mechanismen<br />
der Pflanzenkläranlage: „So<br />
greift im übertragenen Sinne eine<br />
Hand in die andere, wodurch auch<br />
die kompliziertesten Moleküle<br />
geknackt und das <strong>Wasser</strong> von<br />
Schadstoffen gereinigt werden<br />
kann.“ Weil Dobner und seine Kollegen<br />
weitere Erkenntnisse aus dem<br />
Langzeitverhalten zur Reinigungsleistung<br />
erwarten, fördert die DBU<br />
nun die zweite Projektphase mit<br />
etwa 189 000 Euro. Schon für die<br />
erste Phase hatte sie 120 000 Euro in<br />
die Hand genommen.<br />
Bislang habe die Forschung<br />
wegen des hohen Wirkstoffgehalts<br />
vor allem die Reinigung von Krankenhausabwässern<br />
untersucht. Weil<br />
die Patienten die Krankenhäuser<br />
aber immer früher verließen und die<br />
häuslichen Abwässer zunehmend<br />
belastet würden, entwickelt Dobner<br />
nun eine neuartige Methode für<br />
kleine und kommunale Kläranlagen.<br />
Der ländliche Bereich biete zumeist<br />
genügend Platz für die Pflanzenkläranlagen,<br />
„deren Technik sich<br />
aber ohne Weiteres auf größere<br />
Kläranlagen übertragen ließe“, wie<br />
DBU-Experte Franz-Peter Heidenreich<br />
erklärt. Von Vorteil sei außerdem,<br />
dass die Anlage „mit wenig<br />
Pflege fast wartungsfrei und sehr<br />
günstig zu betreiben“ sei. DBU-<br />
Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz<br />
Brickwedde sieht in dem Forschungsprojekt<br />
einen besonderen<br />
Mehrwert und Vorteil für die<br />
Umwelt und die mittelständische<br />
Wirtschaft: „Gerade kleine und mittelständische<br />
Unternehmen wie<br />
Hersteller von <strong>Abwasser</strong>technik<br />
bzw. Bodenfilter-/Pflanzenkläranlagen,<br />
Planungs- und Ingenieurbüros<br />
oder dem Garten- und Landschaftsbau<br />
können von dem Projekt profitieren<br />
und auch unter ökonomischen<br />
Aspekten einen ökologischen<br />
Beitrag für mehr Verbraucherschutz<br />
leisten.“<br />
Kontakt:<br />
Dr. Ingo Dobner,<br />
Zentrum für Umweltforschung und<br />
nachhaltige Technologien (UFT),<br />
Universität Bremen,<br />
Tel. (0421) 21863357,<br />
Fax (0421) 21863302<br />
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Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 761
FOKUS<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Herstellung von Olivenöl erzeugt giftiges <strong>Abwasser</strong><br />
Olivenöl ist gesund, doch bei der<br />
Herstellung entsteht giftiges<br />
<strong>Abwasser</strong>. Wissenschaftler des In -<br />
stituts für Umweltwissenschaften<br />
Landau an der Universität Koblenz-<br />
Landau untersuchen derzeit<br />
gemeinsam mit Kollegen aus Israel<br />
und dem Westjordanland in einem<br />
von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) geförderten Projekt,<br />
wie sich das <strong>Abwasser</strong> als Dünger<br />
nutzen lässt – ohne schädliche<br />
Auswirkungen auf Boden und<br />
Umwelt.<br />
Jährlich werden weltweit etwa<br />
3 Mio. Tonnen Olivenöl produziert,<br />
vor allem in Griechenland, Italien<br />
und Spanien. Doch auch in anderen<br />
Ländern des Mittelmeerraums wie<br />
Kroatien, Israel und Tunesien steigt<br />
der Anbau überdurchschnittlich.<br />
Diese warmen, aber meist trockenen<br />
Gebiete sind häufig auf eine<br />
Bewässerung der Anbaufelder<br />
angewiesen.<br />
Bei der Herstellung des Olivenöls<br />
wird sehr viel <strong>Wasser</strong> verbraucht,<br />
etwa 500 bis 1000 Liter pro Tonne<br />
Öl, zudem fallen große Mengen an<br />
giftigem <strong>Abwasser</strong> an. Für jede<br />
Tonne Olivenöl sind dies etwa 500<br />
bis 1500 Liter <strong>Abwasser</strong>. Dieses entsteht<br />
insbesondere beim sogenannten<br />
Drei-Phasen-Prozess, der aus<br />
Kostengründen in den meisten<br />
Familienbetrieben Israels, Palästinas<br />
und anderer Mittelmeerländer eingesetzt<br />
wird. Sie geben dabei den<br />
zerkleinerten Früchten <strong>Wasser</strong> zu<br />
und verrühren es. Die Mischung<br />
wird in eine horizontale Zentrifuge<br />
eingebracht, in der sich die trennenden<br />
Phasen <strong>Abwasser</strong>, Öl und Feststoffe<br />
kontinuierlich über seitliche<br />
Öffnungen ableiten lassen.<br />
Bei der Olivenölproduktion anfallendes <strong>Abwasser</strong> wird in vielen Ländern häufig auf<br />
Äckern entsorgt. Hier ein Wissenschaftler bei der Probennahme im Wadi Qana im<br />
Westjordanland. © Jawad Hasan, AlQuds University<br />
Giftige Substanzen<br />
„Das <strong>Abwasser</strong> enthält jedoch giftige<br />
Substanzen“, erklärt Prof. Dr.<br />
Gabriele E. Schaumann vom Institut<br />
für Umweltwissenschaften Landau.<br />
Das Institut steht an der Spitze des<br />
trilateralen DFG-Projekts Oliveoil, in<br />
dem Wissenschaftler aus Israel,<br />
Palästina und Deutschland in<br />
gemeinsamen Feldexperimenten<br />
und Laborstudien eng zusammenarbeiten.<br />
„Vor allem die phenolischen<br />
Stoffe sind toxisch für Pflanzen<br />
und Mikroorganismen. Daher<br />
stören sie auch den Klärprozess,<br />
und das <strong>Abwasser</strong> wird daher in vielen<br />
Ländern von den Kläranlagen<br />
nicht mehr angenommen. Stattdessen<br />
wird es häufig auf Äckern entsorgt,<br />
wo es das Auskeimen der<br />
Samen hemmt und in Verdacht<br />
steht, die Böden wasserabweisend<br />
zu machen.“<br />
Aufgrund dieser Problematik<br />
sind die großen Industriebetriebe<br />
inzwischen auf den modernen<br />
Zwei-Phasen-Prozess umgestiegen.<br />
Dieser verbraucht deutlich weniger<br />
<strong>Wasser</strong> und erzeugt kein <strong>Abwasser</strong>,<br />
sondern neben dem Olivenöl nur<br />
Feststoffe als Schlamm. Zusätzlich<br />
setzen sie zahlreiche Technologien<br />
ein, um das in anderen Herstellungsphasen<br />
entstehende <strong>Abwasser</strong><br />
sowie den Schlamm aufzubereiten.<br />
Viele kleinere Betriebe können<br />
sich das teure Zwei-Phasen-System<br />
jedoch nicht leisten und arbeiten<br />
weiterhin, mit Sicherheit noch zehnbis<br />
fünfzehn Jahre, mit drei Phasen.<br />
<strong>Abwasser</strong> in Dünger<br />
umwandeln<br />
Am Institut für Umweltwissenschaften<br />
Landau untersuchen Wissenschaftler<br />
derzeit, wie sich das<br />
<strong>Abwasser</strong> als Dünger ohne schädliche<br />
Auswirkungen auf die Felder<br />
nutzen lässt. Dabei werden verschiedene<br />
Behandlungs- und Ausbringungsvarianten<br />
geprüft. Denn<br />
schon die ersten Wochen nach der<br />
Ausbringung entscheiden darüber,<br />
ob sich negative Auswirkungen einstellen.<br />
Der aktuelle Stand der noch laufenden<br />
Feldstudien deutet darauf<br />
hin, dass schon alleine eine Verschiebung<br />
des Ausbringungszeitpunktes<br />
in den Frühling hinein und<br />
gegebenenfalls eine Mengenbegrenzung<br />
das Problem lösen könnten.<br />
Bislang wird das <strong>Abwasser</strong> im<br />
Winter kurz nach der Ernte auf die<br />
Felder verteilt. Im kalten, feuchten<br />
Winter finden Mikroorganismen, die<br />
giftige Substanzen abbauen, aber<br />
sehr ungünstige Bedingungen vor.<br />
Zudem können die giftigen Stoffe<br />
kurz nach der Ausbringung durch<br />
die starken Winterregenfälle ins<br />
Juli/August 2013<br />
762 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
FOKUS<br />
Grundwasser transportiert werden.<br />
Im Frühling könnten sie die Stoffe<br />
deutlich schneller umsetzen und<br />
die Gefahr der Grundwasserkontamination<br />
wäre deutlich geringer. Im<br />
Sommer dagegen wird der Boden<br />
durch das trockene, heiße Klima<br />
sehr schnell wasserabweisend.<br />
Es sind weitere Untersuchungen<br />
notwendig, um eine nachhaltige<br />
Ausbringung des <strong>Abwasser</strong>s aus der<br />
Olivenproduktion zu gewährleisten.<br />
Damit die Verbraucher in der<br />
Zukunft ihr Lieblingsöl – nachhaltig<br />
produziert – bedenkenlos kaufen<br />
können.<br />
Die Studie:<br />
Schaumann, G. E.; Borisover, M.; Nasser, A.;<br />
Bukhanovsky, N.; Hasan, J. and Marei<br />
Sawalha, A. (2010): Potential effects of<br />
olive oil production waste water on soil<br />
quality. Acta Horticulturae, 888, 337–<br />
344.<br />
Kurtz, M.; Peikert, B.; Bruehl, C.; Dag, A.;<br />
Hasan, J. and Schaumann, G. E. (submitted<br />
2013): Effects of olive mill wastewater<br />
on soil arthropods and soil chemistry<br />
in two different cultivation<br />
scenarios in israel and palestine. Journal<br />
of Ecosystems.<br />
Peikert, B.; Schaumann, G. E.; Keren, Y.; Bukhanovsky,<br />
N.; Borisover, M.; Abo Garfha,<br />
M.; Hassan, J. & Dag, A. (submitted<br />
2013): Does spreading of olive oil mill<br />
wastewater on soil change soil characteristics?<br />
– a screening study of israel<br />
and the west bank. Agriculture, Ecosystems<br />
and Environment.<br />
Weitere Informationen:<br />
http://www.trilat-oliveoil.uni-landau.de<br />
http://www.soil-waste-water.de<br />
Kurzprofil Institut für Umweltwissenschaften Landau<br />
Das Institut für Umweltwissenschaften Landau betreibt grundlagen- und anwendungsorientierte<br />
Forschung, in deren Fokus die vielfältigen Interaktionen zwischen Mensch<br />
und Umwelt stehen. Das Institut vereint die Expertisen von neun interdisziplinären<br />
Arbeitsgruppen für aktuelle Forschung vom Molekül über Ökosysteme bis zur menschlichen<br />
Gesellschaft. Das Institut für Umweltwissenschaften Landau wurde 2004 an der<br />
Universität Koblenz-Landau, Campus Landau gegründet.<br />
Weitere Informationen: http://www.umwelt.uni-landau.de<br />
Kontakt:<br />
Universität Koblenz-Landau,<br />
Prof. Dr. Gabriele E. Schaumann,<br />
Fortstraße 7, D-76829 Landau,<br />
Tel. (06341) 280-31571, E-Mail: schaumann@uni-landau.de<br />
Wie wasserabweisend<br />
sind<br />
Böden? Um<br />
das zu messen,<br />
schauen Wissenschaftler,<br />
wie schnell ein<br />
<strong>Abwasser</strong>tropfen<br />
in die Erde<br />
eindringt.<br />
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Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 763
FOKUS<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Mit Lack und Leder im Reinen<br />
Effizienz in Kläranlagen über mehrere Ebenen der Automatisierungspyramide<br />
in Mexiko<br />
„Champion City for Water“ darf sich das mexikanische León seit dem World Water Forum 2012 nennen. Diese<br />
Auszeichnung erhielt die Industriestadt in der Kategorie „<strong>Abwasser</strong>behandlung“. Einen wichtigen Beitrag<br />
dazu leistet der Anlagenbauer Fypasa, der in León eine Kläranlage für Gerbereiabwässer betreibt. Für Effizienz<br />
und Zuverlässigkeit der Anlage über mehrere Ebenen der Automatisierungspyramide sorgten Projektingenieure<br />
von Festo.<br />
Effizienz und Zuverlässigkeit über mehrere Ebenen der Automatisierungspyramide: die Kläranlage für Gerbereiabwässer in<br />
León, Mexiko. © Alle Abbildungen: Festo AG & Co. KG<br />
Die Industriestadt mit rund einer<br />
Million Einwohnern gilt als die<br />
Welthauptstadt des Leders und der<br />
Schuhe. Zahllose Weltmarken wie<br />
etwa Adidas, Nike oder Caterpillar<br />
lassen in 600 Gerbereien sowie 1000<br />
Schuh- und Lederfabriken ihre Produkte<br />
fertigen und erzeugen dabei<br />
Tonnen von Abwässern. Gerbereiabwässer<br />
bedürfen jedoch einer<br />
besonderen Behandlung: Neben<br />
organischen Gerbstoffen können<br />
die Abwässer der Fabriken Salze<br />
und Metalle wie Chrom, Zirkonium,<br />
Aluminium, Titan oder Eisen sowie<br />
synthetische Gerbstoffe wie Formaldehyd<br />
und Phenole enthalten.<br />
Komplette Automatisierungspyramide<br />
Die Kläranlage, die Fypasa 2009<br />
gebaut hat und seitdem betreibt,<br />
ergänzt eine Anlage für Haushaltsabwasser.<br />
Letztere wurde zuvor<br />
auch für Gerbereiabwässer genutzt,<br />
erwies sich aber auf Dauer für unzureichend<br />
für die aufstrebende Industriestadt.<br />
Fypasa baut und betreibt<br />
schon seit 1969 Kläranlagen in ganz<br />
Mexiko und hat damit viel Erfahrung<br />
als Anlagenbauer. Als Anlagenbetreiber<br />
klärt das Unternehmen<br />
40 % aller Abwässer in Mexiko. „Da<br />
wir aber kein Spezialist in der Anlagen-Automatisierung<br />
sind, bauten<br />
wir auf die Erfahrung der Projektingenieure<br />
von Festo“, erklärt Mauricio<br />
Plascencia, Operations Manager<br />
der Fypasa-Kläranlage in León.<br />
Festo entwickelte eine Komplettlösung<br />
von der Sensor-Aktor-<br />
Ebene über die Feldebene und<br />
Steuerungsebene bis hin zur Prozessleitebene<br />
inklusive eines<br />
SCADA-Prozessvisualisierungs-Systems.<br />
Dabei machte es Festo seinem<br />
Kunden Fypasa entlang der Wertschöpfungskette<br />
des Projekts so<br />
einfach wie möglich.<br />
Automatisierungskompetenz<br />
„Schon in der Engineering-Phase<br />
versorgten wir den Anlagenbauer<br />
mit einem passenden Automatisierungskonzept<br />
mit Schaltplänen,<br />
CAD-Daten und 3D-Modellen der<br />
Prozessventile und Schaltschränke,<br />
den zentralen Bestandteilen der<br />
Sensor-Aktor- und Feldebene, um<br />
sie beim Anlagenbau einbaufertig<br />
einplanen zu können“, sagt Eduardo<br />
Poupard, Projektingenieur bei Festo<br />
Mexiko. Dabei zeigte sich für Fypasa,<br />
dass das Unternehmen aufgrund<br />
vieler anderer Projekte in der<br />
<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
genug Erfahrung mitbringt, die Prozesse<br />
einer Kläranlage nachvollzie-<br />
Juli/August 2013<br />
764 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
FOKUS<br />
Pneumatik-Antriebe auf der Sensor-Aktor-Ebene zum Öffnen und<br />
Schließen der Prozessventile haben gegenüber elektrischen Installationen<br />
ganz klare Vorteile: Haltbarkeit, lange Service-Intervalle und<br />
Sicherheit im Überlastfall.<br />
„Da wir keine Spezialisten in der Anlagen-Automatisierung<br />
sind, bauten wir auf die Erfahrung der Projektingenieure<br />
von Festo“, erklärt Mauricio Plascencia, Operations<br />
Manager der Fypasa-Kläranlage in León, hier mit<br />
Eduardo Poupard, Projektingenieur bei Festo Mexiko.<br />
hen zu können und eine Lösung zu<br />
entwickeln, die sich hundertprozentig<br />
an das Anlagen-Design anpasst.<br />
Die Effizienz in der Beschaffungsphase<br />
gewährleistete das Projektmanagement<br />
der Ingenieure von<br />
Festo mit Aktivitätsdiagrammen<br />
und Meilensteinen sowie die rechtzeitige<br />
Lieferung der Subsysteme.<br />
Die Installationsphase war geprägt<br />
von Simulationstests der Prozessventile<br />
und der Schaltschränke im<br />
Festo Testcenter, von der Dokumentation<br />
der Produkte sowie vom Einbau<br />
der Subsysteme in die Gesamtanlage.<br />
„Damit war es für uns von<br />
Fypasa einfach, sich vollständig auf<br />
unsere Kernkompetenzen konzentrieren<br />
zu können“, so Plascencia weiter.<br />
In der Inbetriebnahmephase<br />
übernahmen die Projektingenieure<br />
von Festo Prozesstests für jede Einheit<br />
der Anlage. Beispielsweise<br />
wurde am Faulturm der Betrieb der<br />
Prozessventile oder die Aufnahme<br />
des Biogases getestet.<br />
Vom Master-PLC zum<br />
Prozessantrieb<br />
Auf der Steuerungs- und Prozessleitebene<br />
hat der Master-PLC CECX-X-<br />
C1 von Festo die Funktion der speicherprogrammierbaren<br />
Steuerung<br />
inne. Seine Informationen gehen an<br />
die SCADA-Software VipWin zur Prozessvisualisierung.<br />
CPX/MPA-Ventilinseln<br />
sammeln die Ein- und Ausgangssignale,<br />
melden sie an den<br />
Master PLC und steuern die Pneumatik-Antriebe<br />
an. Sie sind ge -<br />
schützt in sieben Schaltschränken<br />
installiert. Die Automatisierungsplattform<br />
CPX ermöglicht auch die<br />
Funktionen Fernwartung, Ferndiagnose,<br />
Web-Server, Textbotschaften<br />
und E-Mail-Alarm.<br />
Die beiden Faultürme sind mit<br />
zwei Arten von Prozessventilen<br />
ausgestattet – Schieber für den<br />
Schlammeinlass und Absperrklappen<br />
für den Biogas-Auslass. Pneumatik-Antriebe<br />
auf der Sensor-<br />
Aktor-Ebene zum Öffnen und<br />
Schließen der Prozessventile haben<br />
gegenüber elektrischen Installationen<br />
ganz klare Vorteile: Haltbarkeit,<br />
lange Service-Intervalle und Sicherheit<br />
im Überlastfall.<br />
Vom Master-PLC zum Prozessantrieb (CECX-X-C1<br />
ganz oben im Bild): In der Betriebsphase erhält der<br />
Anlagenbetreiber mit dieser ganzheitlichen Systemlösung<br />
bis hin zur Prozessvisualisierung mehr Transparenz<br />
und damit mehr Einfachheit.<br />
Sicherheit durch Prozessvisualisierung<br />
In der Betriebsphase erhält der<br />
Anlagenbetreiber mit dieser ganzheitlichen<br />
Systemlösung bis hin zur<br />
Prozessvisualisierung mehr Transparenz<br />
und damit mehr Einfachheit.<br />
Auch ist das System wegen der Einfachheit<br />
der Pneumatik an sich<br />
leichter in stand zu halten, spart<br />
Kosten und erhöht deren Effizienz,<br />
denn es ist für die Anlagenbediener<br />
wenig Trainingsaufwand notwendig,<br />
sich im pneumatischen System<br />
zurechtzufinden. So steigen die Verfügbarkeit<br />
der Anlage und deren<br />
Effizienz. Damit die Stadt León auch<br />
in Zukunft stolz ihren Titel „Champion<br />
City for Water“ tragen kann …<br />
Kontakt:<br />
Festo AG & Co. KG,<br />
Postfach, D-73726 Esslingen,<br />
Tel. (0711) 347-4032,<br />
E-Mail: haug@de.festo.com,<br />
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Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 765
FOKUS<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Innovationen in der Messung des Durchflusses<br />
und der Energie von Biogas<br />
Von Oliver Seifert, International Gas Manager, Endress+Hauser Reinach<br />
Die Prozesssteuerung von Biogasanlagen erfordert eine Vielfalt an Messparametern, wobei zur Prozessoptimierung<br />
insbesondere die Durchflussmessung von Biogas und die Analyse der Gaszusammensetzung<br />
benötigt werden.<br />
Messung von<br />
trockenem Biogas<br />
bei 3 bar<br />
mit einem thermischen<br />
Masse messer<br />
und einem<br />
Coriolis Massemesser.<br />
Der Markt für Biogasanlagen ist<br />
in den vergangenen Jahren<br />
weltweit stark gewachsen. Zum<br />
einen stellt das in Kläranlagen und<br />
Deponien anfallende Gas aus der<br />
Abfallbeseitigung einen wertvollen<br />
Energieträger dar. Zum anderen<br />
ändert sich der Markt für Energiehersteller.<br />
Durch die Liberalisierung<br />
des Strommarktes liefern Biogasanlagen<br />
nicht nur Grundlast sondern<br />
auch Spitzenstrom. Für diese flexible<br />
Fahrweise ist ein hohes Maß<br />
an Anlagenkenntnis erforderlich die<br />
durch die Messtechnik sichergestellt<br />
wird.<br />
Warum wird der Durchfluss<br />
von Biogas bestimmt?<br />
Der Durchfluss von Biogas kann am<br />
Fermenter, an der Fackel, am Einlass<br />
des BHKW und des Heizkessels<br />
bestimmt werden und beantwortet<br />
die Fragen:<br />
##<br />
Welche BHKW (Blockheiz kraf t-<br />
werk)-Größe wird benötigt<br />
(Auslegung)?<br />
##<br />
Wie viel Methan wird verbrannt<br />
(in BHKW, Heizkessel, Fackel)?<br />
##<br />
Wie gut ist die Leistung des<br />
Faulturms/Fermenters und kann<br />
diese verbessert werden?<br />
##<br />
Was ist die Effizienz des BHKW?<br />
Allerdings ist die Durchflussmessung<br />
von Biogas, insbesondere<br />
direkt am Auslass des Fermenters,<br />
eine sehr große Herausforderung an<br />
die Messtechnik. Das Gas weist die<br />
folgenden Eigenschaften auf:<br />
##<br />
Kondensierende Feuchtigkeit<br />
##<br />
Niedriger und schwankender<br />
Druck (typisch 15 bis 45 mbar<br />
Überdruck)<br />
##<br />
Variable Zusammensetzung<br />
mit Schwankungen im Methangehalt<br />
##<br />
Hohe Korrosivität (Kohlenstoffdioxid<br />
und Schwefelwasserstoff<br />
kombiniert mit Feuchte)<br />
##<br />
Schwankende Durchflüsse je<br />
nach Biogasproduktion<br />
##<br />
Niedrige Durchflussgeschwindigkeiten<br />
Stand der Durchflussmesstechnik<br />
für Biogas<br />
Zur Messung des Durchflusses von<br />
Biogas haben Kunden von Endress+<br />
Hauser bislang in tausenden An -<br />
wendungen die Durchflusstechnologien<br />
Differenzdruck, Wirbelzähler<br />
und thermische Massemessung eingesetzt.<br />
Die Differenzdruckmessung wird<br />
am längsten angewendet und bietet<br />
den Vorteil, dass die primären<br />
Messelemente (z.B. Blende) im Standard<br />
ISO 5167 sind. Für die Messung<br />
von feuchtem Biogas sind spezielle<br />
Messblenden mit einer zusätzlichen<br />
Öffnung für den Abfluss des Kondensats<br />
vorhanden. Allerdings weist<br />
diese Technologie gerade bei niedrigen<br />
Prozessdrücken eine geringe<br />
Messdynamik auf und kondensierende<br />
Feuchte kann die Impulsleitungen<br />
verstopfen, wodurch ein<br />
großer Messfehler entsteht. Für aufbereitetes<br />
Biogas lässt sich diese<br />
Technologie allerdings bedenkenlos<br />
einsetzen, wobei auf eine korrekte<br />
Kompensation von Druck,<br />
Temperatur und Zusammensetzung<br />
des Gases zu achten ist.<br />
Wirbelzähler bieten den Vorteil,<br />
dass selbst kondensierende Feuchte<br />
sich in einem vernachlässigbaren<br />
Messfehler auswirkt, was in der<br />
Messung von Dampf besonders<br />
vorteilhaft ist. Weiter weist diese<br />
Technologie eine exzellente Langzeitstabilität<br />
auf (Kalibration auf<br />
Lebenszeit). Allerdings verlieren sie<br />
im unteren Messbereich das Messsignal,<br />
sodass bei geringsten Prozessdrücken<br />
erst eine Messung ab<br />
Durchflussgeschwindigkeiten von<br />
5 m/s möglich ist. Wie die Differenzdruckmessung<br />
weist auch diese<br />
Juli/August 2013<br />
766 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
FOKUS<br />
Technologie einen geringen Druckverlust<br />
auf und wird ebenfalls<br />
erfolgreich in der Messung von aufbereitetem<br />
Biogas eingesetzt,<br />
wobei ebenfalls auf eine korrekte<br />
Kompensation zu achten ist.<br />
Bereits seit 15 Jahren werden<br />
thermische Massedurchflussmessgeräte<br />
in vielen Biogasanwendungen<br />
eingesetzt. Sie besitzen einen<br />
vernachlässigbaren Druckverlust,<br />
messen die Masse ohne zusätzliche<br />
Messung von Druck und Temperatur<br />
und erkennen selbst geringste<br />
Durchflüsse. Sie arbeiten im Fall des<br />
t-mass 65 von Endress+Hauser multivariabel<br />
und stellen die Prozesstemperatur<br />
als zusätzliche Messgröße<br />
zur Verfügung, ebenso besitzen<br />
sie eine exzellente Messdynamik<br />
von 100:1.<br />
Der wesentliche Nachteil der<br />
thermischen Massemessung ist<br />
allerdings, dass das Messsignal<br />
durch kondensierende Feuchte<br />
stark beeinflusst werden kann. Hier<br />
kann eine Installation des Gerätes in<br />
der 5-Uhr-Position den Einfluss der<br />
Feuchtigkeit reduzieren oder sogar<br />
eliminieren.<br />
Kompensation der Zusammensetzung<br />
von Biogas in<br />
thermischen Massemessern<br />
Bei der Messung von Biogas mit<br />
thermischen Massemessern wurde<br />
bislang stets eine feste, mittlere<br />
Zusammensetzung des Biogases<br />
angenommen (z. B. 60 % Methan,<br />
35 % CO 2 und 5 % Stickstoff). Da der<br />
Methangehalt in der Realität um<br />
z. B. ± 3 % schwankte, wirkte sich<br />
dies in einem zusätzlichen Messfehler<br />
in etwa gleicher Höhe aus. Um<br />
diesen Effekt zu eliminieren, entwickelte<br />
das Unternehmen die Möglichkeit,<br />
den Methangehalt aus<br />
einem GC z. B. über einen Stromeingang,<br />
Modbus oder Profibus in das<br />
Gerät einzulesen und zu kompensieren.<br />
Zusätzlich wird nun als Messgröße<br />
neben dem Normvolumenfluss<br />
und der Temperatur des Biogases<br />
der Energiefluss z. B. in kW<br />
oder MJ/h zur Verfügung gestellt,<br />
wo durch sich auch die Effizienz<br />
eines BHKW einfacher berechnen<br />
lässt.<br />
Biogasmessung mit<br />
Ultraschall<br />
Die Durchflussmessung mittels Ultraschall<br />
hat sich in der Prozessmesstechnik<br />
bereits etabliert. Allerdings<br />
wurde kein Ultraschallgerät für Gas<br />
zur Biogasmessung genutzt, ob -<br />
wohl die Technik eindeutige Vorteile<br />
bietet. Die Herausforderungen<br />
sind der geringe Prozessdruck und<br />
die hohen Anschaffungskosten.<br />
Aus diesem Grund wurde Prosonic<br />
Flow B 200 speziell für diese<br />
Anwendung entwickelt. Zum Einsatz<br />
kommt hierbei das Laufzeitdifferenzverfahren:<br />
Die Zeitdifferenz zwischen<br />
Ultraschallsignalen, die mit<br />
und gegen den Durchfluss laufen,<br />
ist direkt proportional zur Fließgeschwindigkeit<br />
und somit zum Volumendurchfluss.<br />
Zur Berechnung<br />
des Volumendurchflusses werden<br />
die Zusammensetzung des Gases<br />
sowie Druck und Temperatur benötigt.<br />
Die Ultraschallmessung weist<br />
folgende Vorteile auf:<br />
##<br />
störungsfreie Messung d. h. kein<br />
Druckverlust<br />
##<br />
ohne bewegte Teile,<br />
d. h. wartungsfrei<br />
##<br />
hohe Messdynamik (30:1), d.h.<br />
Messung auch geringster Durchflüsse<br />
##<br />
gute Genauigkeit (1.5 % v. M.<br />
für Geschwindigkeiten grösser<br />
3 m/s)<br />
Sichere Durchflussmessung<br />
von<br />
Bio- und Deponiegas<br />
mit Prosonic<br />
Flow B 200.<br />
##<br />
keine Beeinflussung der Messung<br />
durch kondensierende<br />
Feuchtigkeit<br />
##<br />
bidirektionale Messung zur<br />
Detektion von Prozessproblemen<br />
##<br />
Messung von Biogas auch bei<br />
geringsten Drucken<br />
Zur Messung des Normvolumendurchflusses<br />
werden zur Kompensation<br />
außerdem eine Druckmessung<br />
und eine Temperaturmessung<br />
benötigt. Die Temperaturmessung<br />
ist bereits im Prosonic Flow B 200<br />
integriert, der Druck lässt sich von<br />
einer externen Messstelle digital<br />
einlesen.<br />
▶▶<br />
Zusammenhang<br />
zwischen<br />
Methangehalt<br />
und der<br />
Schallgeschwindigkeit<br />
in Biogas in<br />
Abhängigkeit<br />
von der Gastemperatur.<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 767
FOKUS<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Die Intelligenz steckt im Gerät – direkte Kompensation<br />
der Gaseigenschaften im Gerät.<br />
Akkreditierte und rückgeführte Kalibrieranlage für Prosonic Flow B 200<br />
und t-mass 65 sichert hochgenaue Messungen im Prozess.<br />
All diese Eigenschaften machen<br />
die Ultraschalltechnologie attraktiv<br />
zur Messung von Biogas direkt am<br />
Auslass des Fermenters.<br />
Der Prosonic Flow B 200 kann<br />
eine weitere Messgröße zur Verfügung<br />
stellen: Den Methananteil im<br />
Biogas. Biogas besteht in der Hauptsache<br />
aus zwei Komponenten:<br />
Methan (höherer Schallgeschwindigkeit)<br />
und Kohlenstoffdioxid<br />
(niedriger Schallgeschwindigkeit).<br />
Über die absolute Schallgeschwindigkeitsmessung<br />
im Gerät lässt sich<br />
über eine Korrelation so der Methananteil<br />
im Biogas bestimmen.<br />
Mit dieser Form der Messung ist<br />
der Methangehalt mit einer Genauigkeit<br />
von zwei Prozent bestimmbar.<br />
Anhand der Gaszusammensetzung<br />
können bereits im Gerät folgende<br />
Parameter berechnet und<br />
auch ausgegeben werden:<br />
##<br />
Normvolumen Methan<br />
##<br />
Energie<br />
##<br />
Wobbezahl<br />
##<br />
Brennwert<br />
##<br />
Heizwert<br />
Der Methangehalt ist ein wichtiger<br />
Kontrollparameter für Faultürme<br />
zur Biomassebeschickung und Gärtemperaturregelung.<br />
Die weiteren Energieparameter<br />
sind ideal für die Effizienzbestimmung<br />
von BHKWs und Kesseln. Prosonic<br />
Flow B 200 ist besonders<br />
attraktiv, da es eine Vielfalt an<br />
Messparametern zur Verfügung<br />
stellt, für die bislang eine Durchflussmessstelle<br />
und ein Methananteilserfassung<br />
verwendet werden musste.<br />
Praxis-Erfahrungen mit dem<br />
Prosonic Flow B 200<br />
Seit Anfang 2012 wurden in Deutschland<br />
mehr als 200 Geräte (weltweit<br />
mehr als 1000) installiert. Von den<br />
Kunden wurde stets hervorgehoben,<br />
dass das Gerät leicht in Betrieb zu<br />
nehmen ist, obwohl es solch eine<br />
Vielfalt an Messparametern zur Verfügung<br />
stellt. Die Installation wurde<br />
als sehr einfach beschrieben. Besonders<br />
im Ex-Bereich, da das Gerät in<br />
Zweileitertechnologie arbeitet, d.h.<br />
für die (Eigensichere-) Speisung und<br />
Kommunikation der Messparameter<br />
wird lediglich ein Kabelpaar je Messgerät<br />
benötigt.<br />
Innovative Kleinlösung für<br />
Biogasanlagen<br />
Endress+Hauser bietet seit 1980<br />
Registriertechnik für Biogasanlagen<br />
und andere Betriebe an, wobei be -<br />
reits mehr als 150 000 Geräte eingesetzt<br />
werden. Die früher verstärkt<br />
eingesetzten Papierschreiber werden<br />
heutzutage mehr und mehr<br />
durch papierlose Registriergeräte<br />
verdrängt. Digitale Schreiber bieten<br />
wesentliche Vorteile für den Betreiber:<br />
##<br />
Daten über mehrere Jahre können<br />
im Gerät gespeichert werden<br />
und entweder über USB-<br />
Stick, SD-Karte oder digital aus<br />
dem Gerät ausgelesen werden.<br />
##<br />
Die Speicherung der Daten im<br />
Gerät erfolgt redundant, d. h.<br />
auch bei Netzwerkproblemen<br />
werden die Daten weiterhin im<br />
Gerät gespeichert.<br />
##<br />
Durch den integrierten Webserver<br />
können Daten auch via<br />
Fernabfrage weltweit über einen<br />
Internet-Browser abgefragt werden.<br />
##<br />
Alarme können generiert und<br />
z. B. als E-Mail oder als SMS empfangen<br />
werden<br />
##<br />
Die Funktionalität von Durchflussrechnern<br />
kann komplett im<br />
Gerät abgebildet werden.<br />
##<br />
Effizienzen, spezifische Energieverbräuche<br />
lassen sich einfach in<br />
diesem Registriergerät berechnen.<br />
Juli/August 2013<br />
768 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
FOKUS<br />
##<br />
Prozessbilder (z. B. von Faulturm<br />
oder BHKW) lassen sich darstellen,<br />
um die Messwerte zu visualiseren.<br />
Für multivariable Zweileitergeräte<br />
wie den Prosonic Flow B 200 bietet<br />
sich der Einsatz von Registriergeräten<br />
mit Modbus-Master-Funktionalität<br />
an: Bis zu vier Werte (z. B. Normvolumen,<br />
Energie, Gastemperatur<br />
und % Methan) können über ein<br />
einziges Kabelpaar an die Messwarte<br />
übertragen werden und dort<br />
über einen HART/Modbus-Wandler<br />
in das Modbus-Protokoll übersetzt<br />
werden. Anschließend können diese<br />
Werte über Modbus an das Regis -<br />
triergerät übertragen werden. Bis zu<br />
40 Messwerte lassen sich in einem<br />
solchen Registriergerät aufzeichnen<br />
Rückführbare Dokumentation<br />
In Biogasanwendungen ist eine<br />
lückenlose Dokumentation der<br />
Messstelle notwendig: Technische<br />
Informationen, Bedienanleitung,<br />
Kalibrierprotokolle, Rekalibrierprotokolle,<br />
Serviceberichte etc. müssen<br />
verfügbar sein. Eine weitere Innovation<br />
von Endress+Hauser sorgt<br />
dafür, dass diese Dokumentationen<br />
nicht notwendigerweise in Form<br />
von Ordnern bei den Kunden vorhanden<br />
sein müssen. Vielmehr kann<br />
Endress+Hauser über das „W@M<br />
Portal” sämtliche dieser Informationen<br />
elektronisch zur Verfügung stellen.<br />
Es reicht, die Seriennummer des<br />
Gerätes einzugeben und sämtliche<br />
der genannten Informationen sind<br />
über das Portal verfügbar. So lassen<br />
sich einfach passende Ersatzteile<br />
oder Ersatzgeräte für die Messstelle<br />
finden, wodurch Zeit und Kosten<br />
gespart werden.<br />
Fazit<br />
Die vorgestellten Innovationen<br />
##<br />
Kompensation der Zusammensetzung<br />
von Biogas in thermischen<br />
Massemessern,<br />
##<br />
Biogasmessung mit Ultraschall,<br />
##<br />
Kleinlösungen für Biogasanlagen<br />
und<br />
##<br />
Rückführbare Dokumentation<br />
über das „W@M Portal“<br />
sind dazu geeignet, den Durchfluss<br />
und die Energiemenge von Biogas<br />
sicher zu bestimmen, aufzuzeichnen<br />
und zu visualisieren sowie die<br />
Messtechnik hierzu lückenlos zu<br />
dokumentieren. Durch die nun<br />
möglichen genaueren Messungen<br />
mit thermischen Massemessern<br />
und Ultraschallgeräten lassen sich<br />
Prozesse besser steuern und die<br />
Effizienz der Anlagen genauer<br />
bestimmen, wobei mit den Ultraschallgeräten<br />
nun auch eine genaue<br />
und einfache Messung am Auslass<br />
des Fermenters möglich ist. Durch<br />
die Methanmessung mit dem Prosonic<br />
Flow B 200 können die Prozesse<br />
in Faultürmen besser gesteuert<br />
werden und die Effizienz von<br />
BHKWs genauer bestimmt werden,<br />
wodurch sich die Investitionskosten<br />
und Betriebskosten reduzieren lassen.<br />
Mit innovativen Registriergeräten<br />
lassen sich attraktive Kleinlösungen<br />
bereits für kleine Budgets<br />
schnüren: Bis zu 40 Messwerte können<br />
in einer Einheit visualisiert und<br />
aufgezeichnet werden. Daten können<br />
fernabgefragt und Probleme<br />
per SMS oder E-Mail gemeldet werden.<br />
Bis zu 40 Messwerte lassen sich mit dem<br />
Memograph M RSG40 einlesen, aufzeichnen<br />
und visualisieren.<br />
Über das W@M-Portal lassen sich<br />
sämtliche Messstellen einer Biogasanlage<br />
z. B. den Behörden gegenüber<br />
und für Zertifizierungen<br />
lückenlos dokumentieren und Er -<br />
satzteile und Ersatzgeräte lassen<br />
sich ohne großen Aufwand identifizieren<br />
und bestellen.<br />
Die Gesamtheit dieser Lösungen<br />
ist hochattraktiv, die Aussage vieler<br />
Kunden dazu: „Das ist genau das,<br />
was wir gesucht haben.“<br />
Kontakt:<br />
Endress+Hauser Messtechnik GmbH+Co. KG<br />
Sabine Benecke,<br />
MarCom Manager,<br />
D-79576 Weil am Rhein,<br />
Tel.: (07621) 975-410,<br />
Fax (07621) 975-20410,<br />
E-Mail: sabine.benecke@de.endress.com,<br />
www.de.endress.com<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH<br />
Grasstraße 11 • 45356 Essen<br />
Telefon (02 01) 8 61 48-60<br />
Telefax (02 01) 8 61 48-48<br />
www.aquadosil.de<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 769
FOKUS<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Molkereiabwasser elektrochemisch reinigen –<br />
und dabei Strom erzeugen<br />
© CFalk/pixelio.de<br />
Ein modulares System, um Molkereiabwasser elektrochemisch zu reinigen, entwickelt das Fraunhofer-Institut<br />
für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart gemeinsam mit Partnern aus Forschung und<br />
Industrie in einem von der EU geförderten Projekt. Mit einer integrierten Brennstoffzelle soll der bei der<br />
elektrochemischen Behandlung entstehende <strong>Wasser</strong>stoff für die Stromversorgung des Systems genutzt werden.<br />
Die Abwässer bei der Herstellung<br />
von Milchprodukten wie Käse,<br />
Quark und Joghurt enthalten typischerweise<br />
organische Verunreinigungen<br />
wie Milchzucker, Proteine<br />
und Milchfette, dazu Tenside und<br />
Desinfektionsmittel aus der Reinigung<br />
der Produktionsanlagen. Bei<br />
der Käseherstellung entsteht zudem<br />
Molke, eine wässrige Lösung, die<br />
neben Milchproteinen vor allem<br />
Milchzucker enthält. Aufgrund des<br />
hohen chemischen und biologischen<br />
Sauerstoffbedarfs bereiten<br />
große Molkereibetriebe ihr <strong>Abwasser</strong><br />
mit biologischen Klärstufen auf.<br />
Vor allem kleine und mittelständische<br />
Betriebe können die Investitionen<br />
in derartige großtechnische<br />
Lösungen nicht leisten.<br />
In dem von der EU geförderten<br />
Projekt REWAGEN entwickelt ein<br />
europäisches Projektkonsortium<br />
aus Forschung und Wirtschaft<br />
unter Leitung des Fraunhofer-Instituts<br />
für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik<br />
IGB in Stuttgart nun<br />
ein mehrstufiges Verfahren zur<br />
effizienten elektrochemischen Be -<br />
handlung von Molkereiabwasser<br />
und Molke. Durch eine modulare<br />
Bauweise soll das System flexibel<br />
auf die <strong>Abwasser</strong>mengen auch<br />
kleinerer Molkereien angepasst<br />
werden können. „Die einzelnen<br />
Verfahrensschritte werden dabei<br />
zu einem geschlossenen Prozess<br />
kombiniert und integriert. Ziel ist<br />
es, dass jeder Prozessschritt einen<br />
Stoffstrom liefert, der weiter aufgearbeitet<br />
oder ins System zurückgeführt<br />
werden kann“, erläutert<br />
Alexander Karos, Projektleiter am<br />
Fraunhofer IGB. Das gereinigte<br />
<strong>Wasser</strong> kann direkt wiedergenutzt<br />
werden, beispielsweise für die<br />
Reinigung der Anlagen.<br />
Der bei der elektrochemischen<br />
Behandlung des <strong>Wasser</strong>s als Nebenprodukt<br />
entstehende <strong>Wasser</strong>stoff<br />
soll ebenfalls genutzt werden. „Den<br />
<strong>Wasser</strong>stoff wollen wir zurückführen<br />
und reinigen, sodass wir ihn mittels<br />
einer Brennstoffzelle zur Energieversorgung<br />
des Systems nutzen<br />
können“, verdeutlicht Karos den<br />
neuartigen Ansatz.<br />
„Für die Reinigung des <strong>Abwasser</strong>s<br />
setzen wir auf elektrochemische<br />
Verfahren, weil wir so auf die Zudosierung<br />
von Chemikalien und die<br />
damit verbundene Aufsalzung des<br />
<strong>Wasser</strong>s verzichten können“, führt<br />
Karos aus. Hierzu wollen die Forscher<br />
vier verschiedene elektrochemische<br />
Verfahren kombinieren. In<br />
einem ersten Schritt sollen Öle und<br />
Fette mit dem Verfahren der gepulsten<br />
Elektrokoaleszenz abgetrennt<br />
werden: Fein dispergierte Öltröpfchen<br />
bewegen sich im elek trischen<br />
Wechselfeld aufgrund ihrer Oberflächenladung<br />
und fließen zu größeren<br />
Öltropfen zusammen, die<br />
mechanisch abgetrennt werden<br />
können. Partikuläre Verunreinigungen<br />
werden in einem nachfolgenden<br />
Schritt mittels Elektroflockung<br />
abgetrennt. „Hier setzen wir Eisenelektroden<br />
ein. Sie geben Eisenionen<br />
ins <strong>Wasser</strong> ab, die zu Eisenhydroxidflocken<br />
reagieren. Mit diesen<br />
Flocken adsorbieren und fällen wir<br />
organische Feststoffe“, konkretisiert<br />
Karos. In einer dritten elektrochemischen<br />
Zelle werden mittels elektrooxidativer<br />
Prozesse, beispielsweise<br />
über eine Diamantelektrode, gelöste<br />
organische Bestandteile abgebaut.<br />
Und schließlich werden in einer vierten<br />
Stufe mit kapazitiver Deionisation<br />
auch gelöste Salze entfernt,<br />
indem sie an einer entsprechend<br />
geladenen Elektrode aufkonzentriert<br />
und abgeschieden werden.<br />
Das Projekt REWAGEN „Electrochemical<br />
WAter treatment system in<br />
the dairy industry with hydroGEN<br />
REcovery and electricity production“<br />
wird seit Juni 2012 für vier Jahre im<br />
7. Forschungsrahmenprogramm unter<br />
dem Förderkennzeichen 283018<br />
gefördert. Forschungspartner neben<br />
dem Fraunhofer IGB ist Leitat (Spanien).<br />
Beteiligte KMU sind HyGear<br />
(Niederlande), Aqon (Deutschland),<br />
Idropan Dell Orto Depuratori (Italien),<br />
Productes El Canadell (Spanien),<br />
C-Tech Innovation (Großbritannien),<br />
ISA – Intelligent Sensing<br />
Anywhere (Portugal), Eilenburger<br />
Elektrolyse- und Umwelttechnik<br />
(Deutschland) und Know ledge Innovation<br />
Market (Spanien).<br />
Ansprechpartner:<br />
Dipl.-Ing. Siegfried Egner,<br />
Tel. (0711) 970-3643,<br />
Alexander Karos M. Sc.,<br />
Mobil 0172 7148215<br />
Weitere Informationen:<br />
http://www.igb.fraunhofer.de/de/<br />
presse-medien/presseinformationen/2013/<br />
molkerei... – Presseinfo<br />
http://www.rewagen.eu/ – Projektwebsite<br />
Juli/August 2013<br />
770 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
FOKUS<br />
Mineraldünger aus Klärschlamm<br />
Phosphor – ein Element, das für<br />
den Zellaufbau von essenzieller<br />
Bedeutung ist – wird überwiegend<br />
bergmännisch außerhalb Europas<br />
gewonnen. Da die Phosphor-Vorräte<br />
mittlerweile erschöpft sind,<br />
wird für die Zukunft ein drastischer<br />
Preisanstieg erwartet. Phosphor ist<br />
ein wesentlicher Bestandteil vieler<br />
Düngemittel und gelangt – direkt<br />
über Pflanzen oder indirekt über<br />
Tierprodukte – in unseren Nahrungskreislauf.<br />
Als Adenosintriphosphat<br />
(ATP) erfüllt es in unserem<br />
Organismus die Funktion eines<br />
Energielieferanten. Rund zwei<br />
Gramm davon scheidet jeder<br />
Mensch täglich über den Stoffwechsel<br />
aus. Die Phosphorverbindungen<br />
im <strong>Abwasser</strong> werden mithilfe von<br />
Mikroorganismen entfernt (man<br />
spricht hier von biologischer P-Elimination)<br />
und gelangen im weiteren<br />
Behandlungsprozess in den<br />
Klärschlamm.<br />
Abhängig von pH-Wert und<br />
Phosphatkonzentration kann das<br />
durch die Mikroorganismen gebundene<br />
Phosphor jedoch wieder freigesetzt<br />
werden. Häufig kommt es<br />
dadurch bereits im Faulturm oder<br />
später, im Zuge der maschinellen<br />
Schlammentwässerung, zu ungewollten<br />
MAP-Kristallisationsprozessen<br />
(MAP = Magnesium-Ammonium-Phosphat).<br />
Die MAP-Kristalle<br />
bilden in den betroffenen Anlagenteilen<br />
hartnäckige Ablagerungen<br />
und führen mittelfristig zu enormen<br />
Betriebsstörungen und unkalkulierbaren<br />
Kosten.<br />
In Berlin begegnete man diesem<br />
Problem mit einer Idee, die aus der<br />
Not geradezu eine Tugend machte:<br />
Im Rahmen eines innovativen Verfahrens,<br />
bei dem die MAP-Kristallisation<br />
kontrolliert in einem separaten<br />
Vorgang stattfindet, werden<br />
die Kristalle gezielt aus dem Klärschlamm<br />
entfernt [Quelle: www.<br />
bwb.de]. Die gewünschte Größe der<br />
Kristalle kann dabei einfach durch<br />
Anpassung der Verweilzeit modifiziert<br />
werden. Im Laufe dieses Prozesses<br />
wird diskontinuierlich eine<br />
Suspension aus Kristallen und ausgefaultem<br />
Schlamm entnommen<br />
und einer HUBER Sandwaschanlage<br />
(Typ RoSF 4/t) zugeführt.<br />
Durch ein besonderes Wirbelbettverfahren<br />
wird die eingebrachte<br />
Suspension unter Ausreizung<br />
der Dichtedifferenz unkompliziert<br />
und effektiv in Schlamm und<br />
MAP-Kristalle aufgeteilt. Das homogene<br />
Wirbelbett mit integrierter<br />
Druckmessung hat dabei insofern<br />
klare Vorteile gegenüber einem<br />
Festbett, als die Dichte des MAP,<br />
unabhängig von der Korngröße,<br />
konstant bleibt. Durch die Wäsche<br />
wird zudem ein Großteil der organischen<br />
Partikel ausgespült, sodass<br />
das Endprodukt im Grunde kaum<br />
noch als Klärschlamm bezeichnet<br />
werden kann.<br />
Die Sandwaschanlage arbeitet<br />
nunmehr seit einem Jahr zur vollen<br />
Zufriedenheit der Berliner und fördert<br />
pro Tag rund 3 Tonnen sauberes,<br />
hochwertiges MAP-Material, das<br />
neben Phosphor auch Stickstoff<br />
und Magnesium enthält. Das<br />
gewonnene MAP wird regelmäßig<br />
analysiert und an landwirtschaftliche<br />
Betriebe verkauft. Obwohl die<br />
Erlöse nicht ausreichen, um die laufenden<br />
Kosten zu decken, ist die<br />
Investition durchaus sinnvoll und<br />
lohnend in Bezug auf den reibungslosen<br />
Betrieb von Faultürmen, Rohrleitungen<br />
und Zentrifugen. Ein weiterer<br />
Pluspunkt ist die Schonung<br />
der Phosphor-Ressourcen und<br />
somit die Erhaltung eines kostbaren<br />
Rohstoffs.<br />
Kontakt:<br />
HUBER SE,<br />
Industriepark Erasbach A1,<br />
D-92334 Berching,<br />
Tel. (08462) 201-0,<br />
E-Mail: info@huber.de,<br />
www.huber.de<br />
HUBER Sandwaschanlage RoSF 4/t zur gezielten<br />
Entfernung von MAP-Kristallen aus Klärschlamm.<br />
MAP-Ablagerungen in Rohrleitungen.<br />
Gewaschenes MAP; ein hochwertiger Dünger.<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 771
FOKUS<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Schwermetall-Fällung in Abwässern<br />
Von Dipl.-Chem. Reimar Enghardt<br />
Schwermetalle wie z. B. Nickel, Kupfer,<br />
Chrom, Blei, Zink und Quecksilber<br />
sind in vielfältigen <strong>Abwasser</strong>strömen<br />
enthalten. Haupt quellen<br />
sind primär Prozesse, in denen Metallsalzlösungen<br />
eingesetzt werden, wie<br />
in Galvaniken und der Leiterplattenherstellung,<br />
wo sie über Wasch- und<br />
Spülprozesse ins <strong>Abwasser</strong> gelangen.<br />
Schwermetalle werden aber auch<br />
durch Lösungsprozesse während der<br />
Bearbeitung ins <strong>Abwasser</strong> abgegeben,<br />
wie in der Metallbe- und -verarbeitung.<br />
Auch bei vielen Reinigungsprozessen<br />
kann es durch in den<br />
Waschmitteln enthaltende Komplexbildner<br />
zur Mobilisierung und zum<br />
Eintrag von Schwermetallen ins<br />
<strong>Abwasser</strong> kommen.<br />
Die <strong>Abwasser</strong>verordnung gibt<br />
für die Einleitung von schwermetallhaltigem<br />
<strong>Abwasser</strong> in die Kanalisation<br />
klare Grenzwerte vor. So sind in<br />
der Regel Werte von < 1 bzw.<br />
< 0,5 mg/L einzuhalten, für sehr<br />
gefährliche Stoffe wie z. B. Quecksilber,<br />
Cadmium und Arsen noch weitaus<br />
niedrigere Werte von < 0,05 bis<br />
< 0,005 mg/L.<br />
Alle Verfahren zur Entfernung<br />
von Schwermetallen aus <strong>Abwasser</strong><br />
basieren auf dem Prinzip, die<br />
Schwermetalle in eine schwerlösliche<br />
Form zu überführen, die dann<br />
als Feststoff vom <strong>Abwasser</strong> abgetrennt<br />
werden kann.<br />
Das älteste und bekannteste Verfahren<br />
ist die Fällung mittels Lauge<br />
oder Kalk, wobei durch Einstellung<br />
des Fällungs-pH-Wertes die Schwermetalle<br />
als schlecht lösliche Hydroxide<br />
ausgefällt werden.<br />
Hydroxid-Fällung:<br />
Me 2+ + Lauge/Kalk → Me(OH) 2<br />
Für jedes Metall gibt es dabei einen<br />
optimalen pH-Bereich, in dem die<br />
geringste Restkonzentration des<br />
Metalls im <strong>Abwasser</strong> erzielt wird.<br />
Dies ist bei Anwesenheit nur eines<br />
Metalls relativ einfach durchzuführen.<br />
Bei einer Mischung von verschiedenen<br />
Metallen mit unterschiedlichen<br />
Fällungs-pH-Werten<br />
muss man schon einen Kompromiss<br />
bei der Einstellung des pH-Wertes<br />
eingehen. Die Folge sind höhere<br />
verbleibende Gehalte der Metalle<br />
im <strong>Abwasser</strong>. Aufgrund des Löslichkeitsproduktes<br />
der gebildeten<br />
Metallhydroxide lassen sich mit der<br />
hydroxidischen Fällung in der Regel<br />
Restgehalte von < 1 mg/L erzielen.<br />
In Gegenwart von Komplexbildnern<br />
ist dies jedoch nicht mehr<br />
möglich, da aufgrund der Komplexbildungskonstante<br />
das chemische<br />
Gleichgewicht zum löslichen Komplex<br />
des Schwermetalls hin verschoben<br />
ist. Die Schwermetalle verbleiben<br />
größtenteils in Lösung und<br />
können nicht hinreichend ausgefällt<br />
werden. Als Folge können die<br />
Grenzwerte nicht mehr sicher eingehalten<br />
werden.<br />
Für eine sichere Eliminierung der<br />
Schwermetalle auch in Gegenwart<br />
von Komplexbildnern muss ein<br />
zweistufiger chemisch-physikalischer<br />
Behandlungsprozess erfolgen:<br />
Dekomplexierung und Fällung.<br />
Dekomplexierung:<br />
[Me-Komplex] 2+ +<br />
Dekomplexierer →<br />
Me 2+ + [Dekomp.-Komplex]<br />
Fällung:<br />
Me 2+ + Fällungsmittel → MeS 2<br />
Für diesen Prozess stehen im Produktprogramm<br />
von OKO-tech zwei<br />
Lösungen bereit:<br />
##<br />
Für größere Mengen und einen<br />
Durchlaufprozess bietet sich die<br />
OKO-aquaclean mit integrierter<br />
Powerflotation an,<br />
##<br />
mit dem sequentiellen Batch-<br />
Reaktor OKO-aquafloc SBR kann<br />
die Fällung vollautomatisch im<br />
Chargenbetrieb erfolgen.<br />
OKO-aquaclean 6000 E mit Powerflotation.<br />
Nach Dosierung und Einmischung<br />
des Dekomplexierers erfolgt die<br />
Juli/August 2013<br />
772 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
FOKUS<br />
OKO-aquafloc-SBR-Aufstellplan.<br />
Zugabe eines modernen, anorganischen<br />
Schwermetall-Fällungsmittels,<br />
das als Endprodukt im Rahmen<br />
einer chemischen Reaktionskette<br />
ein schwerlösliches Metallsulfid bildet.<br />
Metallsulfide bilden in der<br />
Natur die Hauptgruppe der natürlich<br />
vorkommenden Erze und zeichnen<br />
sich durch ihre extreme Schwerlöslichkeit<br />
aus. Restgehalte im<br />
<strong>Abwasser</strong> von bis zu < 0,1 mg/L sind<br />
erzielbar und liegen somit zehnmal<br />
niedriger als mit der herkömmlichen<br />
hydroxidischen Fällung.<br />
Vergleich der Löslichkeitsprodukte<br />
am Beispiel von Kupfer:<br />
Cu(OH) 2 2 · 10 –19<br />
CuS 2 8 · 10 –45<br />
Anmerkung: Je kleiner die Konstante,<br />
desto geringer die Löslichkeit.<br />
Der pH-Wert im Zulauf und Ablauf<br />
der OKO-aquaclean-Behandlungsanlage<br />
wird kontinuierlich gemessen<br />
und automatisch auf den erforderlichen<br />
Sollwert eingestellt. Das<br />
gebildete Produkt aus Dekomplexierer<br />
und Komplexbildner kann<br />
in einer nachgeschalteten biologischen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
gefahrlos abgebaut werden.<br />
Die gebildeten, unlöslichen<br />
Schwermetallflocken werden mittels<br />
der in den OKO-aquaclean-<br />
Behandlungsanlagen integrierten<br />
Powerflotation an die <strong>Wasser</strong>oberfläche<br />
gebracht und dort über<br />
Skimmer entfernt. Das Flotat lässt<br />
sich gut entwässern und der<br />
schwermetallhaltige Schlamm verwerten<br />
oder sicher deponieren, da<br />
die Schwermetalle in einer stabilisierten,<br />
natürlichen Form vorliegen.<br />
Im OKO-aquafloc SBR erfolgen<br />
im Chargenbetrieb ebenfalls Zu -<br />
gabe von Dekomplexierer und Fällungsmittel<br />
vollautomatisch unter<br />
Überwachung des Füllstandes.<br />
Nach Einstellung des pH-Wertes<br />
erfolgt die Sedimentationsphase<br />
und Transfer des behandelten<br />
<strong>Abwasser</strong>s zur Entwässerungseinheit.<br />
Danach steht der Reaktor zur<br />
erneuten Befüllung bereit.<br />
Die Vorteile der OKO-Behandlungsanlagen<br />
zur Schwermetallfällung<br />
in Abwässern:<br />
##<br />
vollautomatische Prozessführung<br />
für reproduzierbare<br />
Ergebnisse,<br />
##<br />
10-fach niedrigere Restkonzentrationen<br />
gegenüber einem<br />
hydroxidischen Fällungsprozess<br />
durch Einsatz moderner<br />
anorganischer Fällungsmittel,<br />
##<br />
sichere Abtrennung von<br />
toxischen Schwermetallen auch<br />
in komplexierter Form zur sicheren<br />
Einhaltung der Grenzwerte,<br />
##<br />
geringer prozessbedingter<br />
Schlammanfall zur externen<br />
Verwertung.<br />
Weitere Informationen zu den OKO-aquafloc<br />
SBR-Anlagen im Internet unter<br />
http://www.oko-tech.de/index.<br />
php?option=com_content&view=article&id<br />
=202&Itemid=96&lang=de<br />
und zu den OKO-aquaclean Anlagen<br />
mit Powerflotation unter<br />
http://www.oko-tech.de/index.<br />
php?option=com_content&view=article&id<br />
=122&Itemid=58&lang=de<br />
Kontakt:<br />
OKO-tech GmbH & Co. KG,<br />
Obernhagen 2,<br />
D-31840 Hess. Oldendorf,<br />
Tel. (05152) 524410, Fax (05152) 524427,<br />
E-Mail: contact@oko-tech.de,<br />
www.oko-tech.de<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 773
FOKUS<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Erdbebensicheres Anlagenkonzept:<br />
Größter Bandtrockner zur Klärschlammtrocknung<br />
im pazifischen Raum<br />
Die Trocknung von Klärschlämmen zur Volumenreduzierung ist ein etabliertes Verfahren moderner Klärwerkstechnik.<br />
Durch die Nutzung von Niedertemperaturen bieten Bandtrockner ein besonders umweltschonendes<br />
und vor allem sicheres Verfahren. Auch die Stadt Christchurch in Neuseeland beschloss die nachhaltige<br />
Verwertung des Klärschlamms mittels Trocknung. Dabei entschied sie sich für die Installation von zwei<br />
Bandtrocknern der Klein Technical Solutions GmbH – dem Spezialisten für Schlammbehandlung der SH+E-<br />
GROUP. Das Anlagenkonzept überzeugte nicht nur durch seine Wirtschaftlichkeit und den niedrigsten<br />
Energieverbrauch im Vergleich zu den Wettbewerbern. Es erfüllte auch die erhöhten Anforderungen an<br />
die Sicherheit. Mit dem Projekt hat das Unternehmen den größten Bandtrockner im pazifischen Raum<br />
installiert.<br />
Um die Kläranlage zukunftsfähiger<br />
zu machen und die Reststoffe<br />
aus der <strong>Abwasser</strong>behandlung nachhaltig<br />
zu verwerten, sah der Christchurch<br />
City Council (CCC) die Installation<br />
einer Klärschlammtrocknungsanlage<br />
vor. Mithilfe des<br />
Trocknungsprozesses sollte der<br />
Klärschlamm künftig als Hilfsstoff<br />
zur Bodenverbesserung und als<br />
Düngemittel dienen.<br />
Mit der Klärschlammtrocknungsanlage Christchurch in Neuseeland hat die SH+E GROUP<br />
den größten Bandtrockner im pazifischen Raum installiert.<br />
Eine Stadt macht sich<br />
zukunftsfähig<br />
Auf der Südinsel von Neuseeland<br />
liegt an der Ostküste die Stadt<br />
Christchurch. Mit etwa 350 000 Einwohnern<br />
ist sie die größte Metropole<br />
von Canterbury und das wirtschaftliche<br />
und kulturelle Zentrum<br />
der Region. In wirtschaftlicher Hinsicht<br />
spielt hier vor allem die Schafsund<br />
Milchwirtschaft eine traditionelle<br />
Rolle.<br />
Für die Behandlung der kommunalen<br />
Abwässer sowie der Abwässer<br />
der umliegenden Schlachtbetriebe<br />
und der Milchindustrie nutzt<br />
Christchurch die Kläranlage der<br />
Stadt. Täglich werden hier rund<br />
172 000 m 3 <strong>Abwasser</strong> behandelt.<br />
Das Klärwerk verfügt über eine<br />
moderne <strong>Abwasser</strong>behandlung und<br />
Faultürme zur Klärschlammbehandlung.<br />
Die Entwässerung des ausgefaulten<br />
Klärschlamms erfolgt mithilfe<br />
von Siebbandpressen. Das entwässerte<br />
Gut ließ die Stadtverwaltung<br />
bisher auf einer Deponie<br />
entsorgen.<br />
Höchste Anforderung an<br />
das Anlagenkonzept<br />
Die Stadtverwaltung Christchurch<br />
setzte spezielle Anforderungen an<br />
das Anlagenkonzept: Neben der<br />
Wirtschaftlichkeit und dem niedrigen<br />
Energieverbrauch musste die<br />
Anlage erhöhten Sicherheitsanforderungen<br />
gerecht werden. Denn<br />
das Gefahrenpotenzial ist groß: Bei<br />
unsachgemäßer Handhabung von<br />
entwässerten Klärschlamm kann<br />
sich neben Geruch vor allem entzündliches<br />
Gas bilden. Bei falscher<br />
Lagerung von getrocknetem Klärschlamm<br />
kann es zudem zu<br />
Selbstentzündung und bei falscher<br />
Handhabung zu Staubexplosionen<br />
kommen. Eine weitere sicherheitstechnische<br />
Besonderheit ergab sich<br />
aus der geografischen Lage. Denn<br />
Christchurch zählt zu den besonders<br />
erdbebengefährdeten Regionen<br />
der Welt.<br />
Die Verantwortlichen des Projekts<br />
entschieden sich für eine<br />
Klärschlammtrocknungsanlage der<br />
Juli/August 2013<br />
774 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
FOKUS<br />
Chemischer Wäscher mit Abluftventilator.<br />
Klein Technical Solutions GmbH<br />
(KTS), einem Unternehmen der<br />
SH+E GROUP.<br />
Das Anlagenkonzept punktete<br />
gleich in mehrfacher Hinsicht: Unter<br />
den Wettbewerbern erzielte KTS mit<br />
seiner konstruktiven Ausführung<br />
der beiden Bandtrockner und<br />
seinem verfahrenstechnischen Konzept,<br />
das neben einer ausgeklügelten<br />
Luft- und Temperaturverteilung<br />
die Wärmerückgewinnung<br />
aus der Abluft zur Erwärmung der<br />
Zuluft vorsieht, den niedrigsten<br />
Energieverbrauch.<br />
Zudem überzeugte das Verfahrenskonzept<br />
in sicherheitstechnischer<br />
Hinsicht. Dies bestätigten die<br />
HAZOP-Studie (Hazard and Operability/dt.<br />
PAAG-Verfahren = Prognose,<br />
Auffinden der Ursache,<br />
Abschätzen der Auswirkungen,<br />
Gegenmaßnahme) sowie die Analyse<br />
LOPA – Layer of Protection<br />
Analysis – durch unabhängige<br />
Sicherheitsingenieure. Beide Analysen<br />
wiesen dem Anlagenkonzept<br />
der Klein Technical Solutions ein<br />
hohes Sicherheitsniveau in Bezug<br />
auf mögliche Gefährdungen sowie<br />
eine hohe Betriebssicherheit/Verfügbarkeit<br />
nach. Die Planung und<br />
Realisierung des Projekts erfolgte<br />
durch das Unternehmen CH2M-<br />
Beca mit seiner Niederlassung in<br />
Christchurch.<br />
Bandtrockner von Klein<br />
Technical Solutions<br />
Die gesamte Anlage zur Klärschlammtrocknung<br />
Christchurch<br />
misst insgesamt 40 m × 17 m ×<br />
10 m. Neben einem Schlammvorlagesilo,<br />
zwei Granulatverladesilos,<br />
zwei Biofiltern und zwei Sprühwäschern<br />
umfasst die Anlage zwei<br />
Bandtrockner vom Typ Pro-Dry® 2/4<br />
aus dem Produktprogramm der<br />
Klein Technical Solutions GmbH.<br />
Dabei handelt es sich um Niedertemperaturtrockner<br />
aus Edelstahl,<br />
die jeweils über zwei übereinander<br />
angeordnete Bänder aus luftdurchlässigem<br />
Kunststoffgewebe und<br />
vier hintereinander geschaltete<br />
Segmente verfügen.<br />
Jedes Segment besitzt eine<br />
Länge von 4 m und eine aktive<br />
Bandbreite von 2,5 m. Der Anlage<br />
Christchurch mit zwei Bandtrocknern<br />
stehen insgesamt 160 m²<br />
aktive Trocknungsfläche zur Verfügung.<br />
Die beiden Bandtrockner Pro-<br />
Dry® 2/4 sind ausgelegt für einen<br />
Durchsatz von 5900 kg Schlamm pro<br />
Stunde, dies entspricht einer jährlichen<br />
Trockenleistung von 44 250<br />
Tonnen entwässertem Klärschlamm.<br />
Der Trocknungsprozess<br />
Der mechanisch vorentwässerte<br />
Klärschlamm wird von dem 100 m³<br />
großen Nassschlamm-Silo zur<br />
Trocknungsanlage befördert. Der<br />
Eingangs-Trockenrückstand des<br />
Schlamms liegt bei etwa 20 %, nach<br />
dem Trockenvorgang beträgt dieser<br />
über 90 %.<br />
Dem feuchten Gut wird vor dem<br />
Trocknungsprozess bereits getrockneter<br />
Schlamm dosiert untergemischt.<br />
Diese Rückmischung<br />
bewirkt eine mechanische Stabilisierung<br />
des Schlamms. Auf diese Art<br />
erhält weicher, niedrig entwässerter<br />
Klärschlamm die stichfeste Konsistenz,<br />
die es erlaubt, Partikel mit großer<br />
Oberfläche und somit geeignet<br />
für Niedertemperaturtrocknung im<br />
konvektiven Bandtrocknungsverfahren<br />
gleichmäßig und effektiv zu<br />
trocknen.<br />
Das gemischte Gut landet<br />
zunächst im Vorlagebehälter der<br />
jeweiligen Beschickungspumpe der<br />
Trockner. Diese Exzenter-Schneckenpumpe<br />
befördert den Schlamm<br />
mit einem Druck von rund 12–14<br />
bar zu einem Distributor, der aus<br />
▶▶<br />
Bandtrockner des Typs Pro-Dry 2/4 von Klein Technical<br />
Solutions.<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 775
FOKUS<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Umluftventilatoren<br />
und Kanäle zur<br />
Luftverteilung.<br />
Schlitten und Schnecke besteht.<br />
Der Schlitten bewegt sich von einer<br />
Seite des Trocknerbandes zur anderen<br />
und zurück. Dabei presst die<br />
Distributor-Schnecke den Schlamm<br />
wie bei einem Extruder oder einem<br />
Fleischwolf durch eine Lochplatte<br />
und formt ihn zu dünnen Schlammnudeln.<br />
Diese werden anschließend auf<br />
das obere Band der Anlage befördert<br />
und bei einer Geschwindigkeit<br />
von rund 0,24 m pro Minute durch<br />
die Trocknerzonen gefahren. Die<br />
von unten durch das luftdurchlässige<br />
Gewebe des Trocknerbandes<br />
und die darauf liegenden Schlammsträhnen<br />
strömende Warmluft verdampft<br />
das im Schlamm enthaltene<br />
<strong>Wasser</strong> nach und nach. Endet das<br />
Oberband, werden die vorgetrockneten<br />
Schlammstränge auf das<br />
Unterband abgeworfen. An dieser<br />
Stelle ist dem Schlamm bereits etwa<br />
die Hälfte der Feuchtigkeit entzogen.<br />
Das Unterband transportiert<br />
das vorgetrocknete Material dann<br />
erneut durch die Trocknungszone,<br />
bis das Gut den gewünschten Feststoffgehalt<br />
bzw. die zulässige Restfeuchte<br />
erreicht hat. Vor dem<br />
Abwurf des Trockenguts vom Unterband<br />
in den Austrag des Trockners<br />
überwacht eine Sonde die Restfeuchte<br />
und Temperatur des<br />
getrockneten Klärschlamms.<br />
Die Trocknung mit dem Pro-Dry®<br />
2/4 erfolgt bei Temperaturen zwischen<br />
90 und 110 °C. Es werden nur<br />
Trocknungstemperaturen bis 150 °C<br />
zugelassen, weil oberhalb dieser<br />
Temperatur die Brandgefahr und<br />
das Risiko einer Selbstentzündung<br />
stark steigen. Die relativ geringen<br />
Temperaturen garantieren eine<br />
schonende Behandlung des Klärschlamms.<br />
Ein kühles Trockengut ist für die<br />
sichere Lagerung im Silo unerlässlich.<br />
Daher umfasst das Anlagenkonzept<br />
der Klein Technical So -<br />
lutions zusätzlich eine integrierte<br />
Kühlsektion am Austritt des<br />
Bandtrockners. Hierbei wird das Trockengut<br />
mittels Luft auf Temperaturen<br />
von unter 50 °C runtergekühlt.<br />
Das System ermöglicht eine mengenproportionale<br />
automatische<br />
Kühlung ohne aufwendige Regeleinrichtungen.<br />
Am Ende des Trocknungsprozesses<br />
wird das Gut zerkleinert und<br />
mithilfe eines Gebläses und einer<br />
pneumatischen Fördereinrichtung<br />
in eines der beiden 70 m³ großen<br />
Trockengutsilos befördert, wo es bis<br />
zu seiner Verladung lagert.<br />
Das Endprodukt ist hygienisiert<br />
und äußerst staubarm. Es eignet<br />
sich ideal für eine weitere Verwertung,<br />
auch für landwirtschaftliche<br />
Zwecke: Laboruntersuchungen des<br />
Trockengranulats und verfahrenstechnische<br />
Auswertungen der<br />
Betriebsbedingungen ergaben,<br />
dass alle Zulassungskriterien der<br />
US-EPA Rule 503 erfüllt werden und<br />
das Trockengut als Dünger gemäß<br />
Class A in der Landwirtschaft verwertbar<br />
ist.<br />
Energiezentrale als<br />
technische Besonderheit<br />
Die erforderliche Energie für den<br />
gesamten Trocknungsprozess stellt<br />
die Energiezentrale der Kläranlage<br />
bereit. Sie generiert Energie durch<br />
die Nutzung von Deponiegas der<br />
stadteigenen Deponie sowie von<br />
Holzhackschnitzeln. Die Energiegewinnung<br />
basiert somit zu 100 %<br />
auf nachwachsenden Rohstoffen.<br />
Durch die Verbrennung erzeugt die<br />
Anlage Druck-<strong>Wasser</strong> mit einer Vorlauftemperatur<br />
von 165 °C (unter<br />
12 bar Druck). Die thermische Energie<br />
des Warmwassers wird anschließend<br />
mittels Wärmetauscher auf die<br />
Trocknungsluft der Bandtrockner<br />
übertragen.<br />
Intelligente Luft- und<br />
Temperaturverteilung<br />
Während des Trocknungsvorgangs<br />
verdunstet das im Klärschlamm<br />
befindliche <strong>Wasser</strong>. Gleichzeitig<br />
wird Luft zugeführt, allerdings nur<br />
so viel, wie zum Abtransport der<br />
verdampften <strong>Wasser</strong>menge nötig<br />
ist. Nachdem der <strong>Wasser</strong>dampf und<br />
die Luft aus dem Trockner gesogen<br />
sind, wird die Abwärme über einen<br />
Rekuperator zur Erwärmung der<br />
Trocknungsluft genutzt. Diese<br />
Kreislaufführung sowie die genaue<br />
Dosierung und geschickte Verteilung<br />
der Zuluft und Wärme sorgen<br />
für eine wirtschaftliche Nutzung der<br />
Wärmeenergie und reduzieren den<br />
Energieverbrauch der Anlage.<br />
Das Anlagenkonzept der Klein<br />
Technical Solutions konnte die<br />
gewährleistete <strong>Wasser</strong>verdampfungsmenge<br />
von 4800 kg/h mit<br />
mehr als 5100 kg/h deutlich überschreiten.<br />
Gleichzeitig konnte es<br />
den gewährleisteten, spezifischen,<br />
thermischen Energieverbrauch von<br />
Juli/August 2013<br />
776 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
FOKUS<br />
2,95 GJ pro Tonne <strong>Wasser</strong>verdampfung<br />
mit weniger als 2,73 GJ/Mg<br />
<strong>Wasser</strong> deutlich unterschreiten. Der<br />
elektrische Energiebedarf der<br />
Anlage liegt bei weniger als 350<br />
kWh/h, was einem spezifischen,<br />
elektrischen Energieverbrauch von<br />
weniger als 70 kWh/Mg verdampften<br />
<strong>Wasser</strong> entspricht.<br />
Die Abluft wird vor Abgabe in<br />
die Umgebung in einem Sprühkondensator<br />
abgekühlt und in einem<br />
zweistufigen Abluftwäscher mit<br />
nachgeschaltetem Biofilter behandelt.<br />
Der Wäscher sorgt für die<br />
Absorption von sauren und alkalischen<br />
Geruchsstoffen wie Ammoniak,<br />
der Biofilter entfernt die restlichen<br />
geruchsintensiven Stoffe.<br />
Erdbebensicherheit<br />
bewiesen<br />
Um die Anlage vor äußeren Kräften<br />
im Falle eines Erdbebens zu sichern,<br />
mussten bei der Planung und Realisierung<br />
erhöhte Anforderungen<br />
beachtet werden. So wurde die<br />
Konstruktion so stabil gebaut, dass<br />
an den Rohrbrücken von der Energiezentrale<br />
zum Trockner theoretisch<br />
ohne Weiteres ein „Panzer“<br />
hochgezogen werden könnte. Jede<br />
Stütze und jedes Lager wurde von<br />
speziellen Prüfingenieuren abgenommen.<br />
Im Fall eines Erdbebens<br />
fährt die Anlage vollautomatisch<br />
und kurzfristig in einen sicheren<br />
Zustand, der sich vom System auch<br />
Klein Technical Solution GmbH<br />
Die Klein Technical Solutions GmbH ist eines der weltweit führenden Unternehmen in<br />
der Entwicklung und Realisierung intelligenter Eindickungs-, Entwässerungs- und<br />
Trocknungsanlagen. Auf Basis jahrzehntelanger Erfahrung plant und realisiert sie standardisierte<br />
Kleinanlagen aber auch individuelle Großanlagen. Das Unternehmen bietet<br />
individuelle, auf die Anforderungen der Kunden abgestimmte Lösungen auf dem neuesten<br />
Stand der Technik.<br />
Das Unternehmen ist Teil der SH+E GROUP. Die SH+E GROUP ist einer der größten<br />
Anlagenbauer in Deutschland und gehört zu den international führenden Anbietern in<br />
den Bereichen <strong>Wasser</strong>, Energie, Verpackungs- und Prozesstechnik. Die Gruppe hat ihren<br />
Hauptsitz in Stuttgart. Sie beschäftigt über 1000 Mitarbeiter weltweit und realisierte<br />
bereits in über 160 Ländern Projekte. Seit Gründung ist die Entwicklung der Gesamtleistung<br />
der SH+E GROUP kontinuierlich im In- und Ausland gewachsen. Der Exportanteil<br />
stieg in den letzten Jahren deutlich. Diese Entwicklung wird durch den gezielten Ausbau<br />
von Auslandsgesellschaften weiter unterstützt.<br />
bei einem Stromausfall über einige<br />
Zeit überwachen lässt.<br />
Die Standfestigkeit der Anlage<br />
hat ihre Bewährungsprobe bestanden:<br />
Weder beim Erdbeben im September<br />
2010 mit einer Stärke von<br />
7,0 MW, noch bei dem verheerenden<br />
Beben der Stärke 6,3 MW im<br />
Februar 2011, bei dem das Epi-Zentrum<br />
lediglich rund 5 km von der<br />
Trocknungsanlage entfernt lag,<br />
erlitt die Anlage ernsthafte Schäden.<br />
Weitere Anerkennung erhielt<br />
das Projekt Christchurch durch die<br />
Auszeichnung mit der Silbermedaille<br />
bei der Verleihung des neuseeländischen<br />
INNOVATE NZ Award<br />
of Excellence (ACENZ) 2012. Der<br />
Preis ehrt damit die Klein Technical<br />
Solutions gemeinsam mit dem ausführenden<br />
Unternehmen CH2M<br />
Beca für ihre herausragenden Leistungen<br />
im Engineering und im Service<br />
gegenüber dem Kunden.<br />
Kontakt:<br />
Klein Technical Solutions GmbH,<br />
Konrad-Adenauer-Straße 194,<br />
D-57572 Niederfischbach,<br />
Tel. (02734) 43480-0,<br />
Fax (02734) 43480-35,<br />
E-Mail: info@klein-ts.com,<br />
www.klein-ts.com<br />
Vollständige Funktionalität unter<br />
WINDOWS, Projektverwaltung,<br />
Hintergrundbilder (DXF, BMP, TIF, etc.),<br />
Datenübernahme (ODBC, SQL), Online-<br />
Hilfe, umfangreiche GIS-/CAD-<br />
Schnittstellen, Online-Karten aus Internet.<br />
Gas, <strong>Wasser</strong>,<br />
Fernwärme, <strong>Abwasser</strong>,<br />
Dampf, Strom<br />
Stationäre und dynamische Simulation,<br />
Topologieprüfung (Teilnetze),<br />
Abnahmeverteilung aus der Jahresverbrauchsabrechnung,<br />
Mischung von<br />
Inhaltsstoffen, Verbrauchsprognose,<br />
Feuerlöschmengen, Fernwärme mit<br />
Schwachlast und Kondensation,<br />
Durchmesseroptimierung, Höheninterpolation,<br />
Speicherung von<br />
Rechenfällen<br />
I NGE N I E U R B Ü R O FIS C H E R — U H R I G<br />
WÜRTTEMBERGALLEE 27 14052 BERLIN<br />
TELEFON: 030 — 300 993 90 FAX: 030 — 30 82 42 12<br />
INTERNET: WWW.STAFU.DE<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 777
FOKUS<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Leistungsfähigkeit langfristig gesichert: Instandsetzung<br />
des Klärwerks Sindelfingen-Böblingen<br />
Die Zusammenarbeit bei der <strong>Abwasser</strong>entsorgung der benachbarten Städte Sindelfingen und Böblingen in<br />
Baden-Württemberg lag von Anfang an auf der Hand: Die Schwippe, ein etwa 15 Kilometer langer Bach, der in<br />
Sindelfingen entspringt und in den kleinen Fluss Würm mündet, erwies sich bei der Planung der Kläranlage als<br />
einziger leistungsfähiger Vorfluter zur Einleitung von gereinigtem <strong>Abwasser</strong> in der Umgebung. Aus diesem<br />
Grund schlossen sich die beiden Städte bereits 1959 zum Zweckverband Kläranlage Böblingen-Sindelfingen<br />
zusammen und nutzen diese seitdem gemeinsam. In den 1970er Jahren kam mit der Eingemeindung der<br />
Teilorte Dagersheim und Darmsheim das Klärwerk Darmsheim zum Zweckverband hinzu. Heute klärt allein<br />
die Sindelfinger Anlage jährlich über 15 Mio. Kubikmeter <strong>Abwasser</strong>.<br />
Seit ihrem Zusammenschluss zum Zweckverband im Jahr 1959 klären die beiden<br />
schwäbischen Städte Böblingen und Sindelfingen ihre Abwässer gemeinsam im Klärwerk<br />
Sindelfingen-Böblingen. Der Umweltschutz hat dabei höchste Priorität, dafür sorgt auch<br />
das eigene Klärlabor: Mehr als 3000 Schlamm- und <strong>Abwasser</strong>proben pro Jahr stellen die<br />
höchstmögliche Qualität des in die Schwippe eingeleiteten <strong>Wasser</strong>s sicher.<br />
© ALLE ABBILDUNGEN: Sika Deutschland GmbH<br />
Leistungsstark und<br />
umweltfreundlich<br />
Das rasche Wachstum der Städte<br />
und der Anstieg der <strong>Abwasser</strong>mengen<br />
führten zu einem kontinuierlichen<br />
Ausbau der Anlage sowie zur<br />
regelmäßigen Anpassung an neueste<br />
Standards. Der Umweltschutz<br />
hatte dabei stets höchste Priorität.<br />
So verfügt die Anlage heute über<br />
wirkungsvolle mechanische, biologische<br />
und chemische Reinigungsverfahren.<br />
Bei organischen Verschmutzungen<br />
erzielt die Kläranlage<br />
eine Reinigungsleistung von<br />
über 90 %. Gleichzeitig entfernt sie<br />
mehr als 70 % der Nährstoffe Phosphor<br />
und Stickstoff, die wesentlich<br />
zu einer Überdüngung der Gewässer<br />
beitragen. Mit der sogenannten<br />
Flockungsfiltration werden zusätzlich<br />
Kolloidstoffe und feine<br />
Schmutzpartikel herausgefiltert.<br />
Dies trug zur signifikanten Verbesserung<br />
der Gewässergüte der<br />
Schwippe bei.<br />
Komplexe<br />
Sanierungsmaßnahmen<br />
Nach vielen erfolgreichen Betriebsjahren<br />
bestand bei einigen Bauteilen<br />
jedoch erheblicher Sanierungsbedarf:<br />
Aggressive Abwässer hatten<br />
einerseits die Betonoberfläche der<br />
beiden Vorklärbecken stark angegriffen<br />
– Schäden wie Abplatzungen<br />
und Rissbildungen im Beton<br />
waren die Folge. Anderseits waren<br />
die Räumerlaufbahnen der Klärbecken<br />
sowie die zugehörigen<br />
Stahlteile aufgrund der extremen<br />
mechanischen Beanspruchungen in<br />
großem Maße beschädigt. Um eine<br />
lange Lebensdauer der Anlage zu<br />
sichern, entschied sich der Zweckverband<br />
für eine wirtschaftliche<br />
Sanierung der Bauwerke und beauftragte<br />
das Bau- und Grünflächenamt<br />
der Stadt Sindelfingen mit der<br />
Ausschreibung. Die Entscheidung<br />
fiel rasch: Bereits im Vorjahr wurden<br />
Bereiche des kleineren Klärwerks<br />
Darmsheim mit Produkten von Sika<br />
Deutschland zur höchsten Zufriedenheit<br />
des Auftraggebers instand<br />
gesetzt. Daher entschied sich der<br />
Betreiber auch dieses Mal für die<br />
Instandsetzungssysteme des Stuttgarter<br />
Herstellers. Die Brand GmbH<br />
Bauunternehmung aus Bretten im<br />
westlichen Kraichgau führte die<br />
Sanierungsmaßnahmen mit optimalem<br />
Ergebnis aus.<br />
Schrittweise zum Erfolg<br />
Im ersten Schritt wurden die beiden<br />
Vorklärbecken saniert. Insgesamt<br />
mussten rund 10 % der etwa 680 m 2<br />
großen Fläche umfassend reprofiliert<br />
werden. Alle schadhaften<br />
Betonstellen und schichttrennenden<br />
Ablagerungen wurden zur Vorbereitung<br />
des Untergrunds restlos<br />
entfernt. Als Betonersatz für diese<br />
Juli/August 2013<br />
778 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
FOKUS<br />
Stellen diente das Betoninstandsetzungssystem<br />
Sika MonoTop-600,<br />
das höchsten Qualitätsmaßstäben<br />
gerecht wird: Es erfüllt alle technischen<br />
Bedingungen des Gesetzgebers<br />
für Betonbauten nach ZTV-ING<br />
(Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen<br />
und Richtlinien für In -<br />
genieurbauten). Die einzelnen Systemkomponenten<br />
sind dabei vollkommen<br />
aufeinander abgestimmt.<br />
Es folgten die Freilegung und<br />
Entrostung des Bewehrungsstahls,<br />
sodass der Korrosionsschutz mit<br />
dem zementgebundenen, kunststoffmodifizierten<br />
1-komponentigen<br />
Material Sika MonoTop-601<br />
NEU appliziert werden konnte.<br />
Anschließend wurden die Vertiefungen<br />
der Schadstellen mit dem Haftmörtel<br />
Sika MonoTop-602 NEU und<br />
dem faserbewehrten Grobmörtel<br />
mit Kunststoffzusätzen, Sika Mono-<br />
Top-603 NEU, ausgeglichen. Letzterer<br />
erfüllt sämtliche Anforderungen<br />
der Beanspruchungsklasse M2 und<br />
M3 gemäß der Instandsetzungs-<br />
Richtlinie des Deutschen Ausschusses<br />
für Stahlbeton (DAfStb). Aufgrund<br />
seiner einfachen Verarbeitungseigenschaft<br />
ist der Grobmörtel<br />
auch bei „Überkopf-Arbeiten“ leicht<br />
anwendbar. Abschließend wurden<br />
die Betonflächen mit dem PCC-Mörtel<br />
Icoment-520 egalisiert. Dieser<br />
kunststoffmodifizierte Feinspachtel<br />
haftet bereits in dünner Schicht fest<br />
am Untergrund und bietet damit<br />
eine optimale Grundlage für nachfolgende<br />
Schutzbeschichtungen.<br />
Für den dauerhaften Oberflächenschutz<br />
erwies sich das abriebfeste<br />
Sika Poxitar F als ideal. Der lösungsmittelarme<br />
Beschichtungsstoff auf<br />
Basis einer Epoxidharz-Anthracenöl-Kombination<br />
eignet sich aufgrund<br />
seiner ausgezeichneten <strong>Wasser</strong>-<br />
und Chemikalienbeständigkeit<br />
insbesondere bei der Anwendung<br />
auf Beton und Stahl im <strong>Wasser</strong>bau,<br />
der <strong>Abwasser</strong>wirtschaft sowie in<br />
der chemischen Industrie.<br />
Im zweiten Schritt sanierte die<br />
Brand GmbH die Räumerlaufbahnen.<br />
An diese Arbeiten waren<br />
besonders hohe Anforderungen<br />
gestellt, denn die Laufbahnen sind<br />
stets extremen Belastungen ausgesetzt.<br />
Sowohl mechanisch durch die<br />
Schub- und Druckbelastung der<br />
Räumer, als auch durch Nässe und<br />
Witterungseinflüsse wie Hitze, Kälte,<br />
Eis und Schnee. Um die Funktions-<br />
▶▶<br />
Nach vielen Betriebsjahren wiesen Bauteile wie das Absetzbecken oder der Mauerkopf starke Schäden auf:<br />
Aggressive Abwässer griffen die Betonoberflächen stark an und die Räumerlaufbahnen der Klärbecken sowie die zugehörigen<br />
Stahlteile wurden aufgrund der mechanischen Beanspruchungen beschädigt. Der Zweckverband entschied sich für eine<br />
wirtschaftliche Instandsetzung mit den Systemlösungen von Sika Deutschland.<br />
Der Beckenrand und der Zulauf nach der finalen<br />
Beschichtung mit Sika MonoTop-600 und Sika Poxitar F.<br />
Der abriebfeste Beschichtungsstoff Sika Poxitar F schützt<br />
vor Rissbildungen und sorgt für einen dauerhaften<br />
Oberflächenschutz.<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 779
FOKUS<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Räumerfahrbahnen sind mechanisch und chemisch stark beanspruchte Bauteile. Die Stahlkonstruktionen der Räumer erhielten<br />
nicht nur optisch ein neues Gewand, sondern sind mit dem SikaCor EG Beschichtungssystem auch dauerhaft vor aggressiver<br />
Korrosion und extremer UV-Einstrahlung geschützt.<br />
Der fertig beschichtete Mauerkopf.<br />
fähigkeit der Räumer langfristig zu<br />
sichern, kam das System STELOramp<br />
zum Einsatz – entwickelt von der<br />
Dresdner STL Böden + Design<br />
GmbH. Dabei handelt es sich um<br />
eine elektrische Flächenheizung in<br />
Verbindung mit der verschleißfesten,<br />
rissüberbrückenden Epoxid-<br />
Polyurethanharz-Kombination Sika<br />
Elastomastic TF aus dem Hause Sika.<br />
Für die Stahlteile wählte man mit<br />
SikaCor EG ein Beschichtungssystem,<br />
das selbst stark beanspruchte<br />
Stahlkonstruktionen dauerhaft vor<br />
aggressiver Korrosion und extremer<br />
UV-Einstrahlung schützt. Das SikaCor<br />
EG-System kombiniert die hervorragenden<br />
Korrosionsschutzeigenschaften<br />
von Epoxidharzen in Grundund<br />
Zwischenbeschichtungen mit<br />
den Fähigkeiten von Polyurethanen<br />
in Deckbeschichtungen mit hoher<br />
Kreidungs- und Farbtonstabilität. Es<br />
ist weitgehend unempfindlich<br />
gegen Stöße und Schläge und weist<br />
eine ausgezeichnete Chemikalienund<br />
Witterungsbeständigkeit auf.<br />
Die schnellen Verarbeitungseigenschaften<br />
der Produktlösungen<br />
von Sika ermöglichten eine umfassende<br />
Klärwerks-Sanierung in kurzer<br />
Zeit. Nach nur fünf Monaten<br />
konnte der Zweckverband den<br />
Betrieb des Klärwerks wieder vollständig<br />
aufnehmen.<br />
Kontakt:<br />
Sika Deutschland GmbH,<br />
BU Flooring / Waterproofing,<br />
Marcus Rybarski,<br />
Kornwestheimer Straße 103-107,<br />
D-70439 Stuttgart,<br />
E-Mail: rybarski.marcus@de.sika.com,<br />
http://deu.sika.com<br />
In die Deckschicht der Räumer-Beckenkrone wurde das STELOramp-System von der STL Böden + Design GmbH eingebaut:<br />
Eine Heizmatte in Verbindung mit der Epoxid-Polyurethanharz-Beschichtung Sika Elastomastic TF. Damit ist der störungsfreie<br />
Klärbetrieb auch bei Eis und Schnee sichergestellt.<br />
Juli/August 2013<br />
780 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
FOKUS<br />
Wirtschaftlicher Vorteil für kleine Kläranlagen<br />
Die Hugo Vogelsang Maschinenbau<br />
GmbH hat im Februar Bio-<br />
Crack S auf den Markt gebracht. Die<br />
kleinere Bauvariante des bewährten<br />
BioCrack-Systems wurde an ge -<br />
ringere Schlammmengen, die in<br />
kleinen und mittleren Kläranlagen<br />
vorkommen, angepasst. BioCrack S<br />
ist für Durchflussmengen von<br />
25 – 50 m³/h (abhängig vom TS-Gehalt)<br />
ausgelegt, verfügt aber an -<br />
sonsten über dieselben technischen<br />
Leistungsmerkmale wie BioCrack L.<br />
Das neue Modell ist nun auf ersten<br />
Anlagen erfolgreich in Betrieb ge -<br />
nommen worden. Es zeigt sich, dass<br />
Vogelsang damit auf die Bedürfnisse<br />
vieler kleinerer und mittlerer<br />
Kläranlagen reagiert hat. Für diese<br />
wird mit dem verkleinerten Modell<br />
das Investment in ein solches System<br />
attraktiv. In der Regel kann die<br />
Anlage mit einem oder mehreren<br />
BioCrack-Modulen bestückt werden,<br />
die einfach in den bestehenden<br />
Ablauf eingebunden werden.<br />
Beim elektrokinetischen Desintegrationsverfahren<br />
mit dem Bio-<br />
Crack-System durchfließt der Klärschlamm<br />
den Behandlungsraum, in<br />
welchem ein Hochspannungsfeld<br />
erzeugt wird. Dabei werden Zusammenballungen<br />
(Aggregate/Kolloide)<br />
zerkleinert, die aus toter organischer<br />
Materie und Bakterien bestehen.<br />
Flockige Strukturen lösen sich<br />
auf, die fermentierenden Bakterien<br />
gelangen leichter an die Zellinhaltsstoffe<br />
und die Nährstoffe im<br />
Schlamm. Im Ergebnis werden die<br />
organischen Stoffe besser und<br />
schneller abgebaut, sodass sich<br />
der Gasertrag von Faultürmen um<br />
bis zu 15 % erhöhen lässt. Gleichzeitig<br />
werden die Entsorgungskosten<br />
durch weniger Klärschlamm<br />
und Flockungsmittelbedarf reduziert.<br />
Kontakt:<br />
Hugo Vogelsang Maschinenbau GmbH,<br />
Postfach 1264,<br />
D-49628 Essen/Oldb.,<br />
Tel. (05434) 83-0,<br />
Fax (05434) 83-10,<br />
E-Mail: info@vogelsang-gmbh.com,<br />
www.vogelsang-gmbh.com<br />
BioCrack-Modul im Schnitt.<br />
© Hugo Vogelsang Maschinenbau GmbH<br />
E I N L A D U N G<br />
Mittwoch, 18. September 2013<br />
8:00 bis 16:00 Uhr<br />
Sparkassen-Arena<br />
Niedermayerstr. 100<br />
84036 Landshut<br />
Führende Fachfirmen der Branche präsentieren ihre Geräte und Systeme und<br />
zeigen neue Trends im Bereich Automatisierung auf. Die Messe wendet sich an<br />
Fachleute und Entscheidungsträger die in ihren Unternehmen für die Automatisierung<br />
verantwortlich sind.<br />
Der Eintritt zur Messe und die Teilnahme an den Workshops ist für die<br />
Besucher kostenlos.<br />
Weitere Informationen finden Interessierte auf unserer Internetseite.<br />
Internet: www.meorga.de<br />
Email: info@meorga.de<br />
MEORGA GmbH<br />
Sportplatzstraße 27<br />
66809 Nalbach<br />
Tel. 06838 / 8960035<br />
Juli/August Fax 06838 2013 / 983292<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 781
FOKUS<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Elektromechanische Membranpumpen<br />
seit zwölf Jahren erfolgreich im Einsatz<br />
Auf der Zentralen Schlammbehandlungsanlage<br />
der EMSCHER-<br />
GENOSSENSCHAFT in Bottrop sind<br />
ABEL-Pumpen seit Jahren im Einsatz<br />
und haben sich dort bewährt.<br />
Die Kläranlage Bottrop wurde<br />
von der EMSCHERGENOSSENSCHAFT<br />
am Standort der früheren Emscher-<br />
Fluss-Kläranlage im Zeitraum von<br />
1991 bis 1997 errichtet. Am Standort<br />
Bottrop erfolgt in der Kläranlage<br />
die Reinigung des <strong>Abwasser</strong>s von<br />
rund 1,34 Mio. Einwohnergleichwerten<br />
(EGW). Das entspricht den<br />
Abwässern von etwa 650 000 Einwohnern<br />
und einer ebenso großen<br />
Menge Abwässern aus der Industrie.<br />
Die Kläranlage Bottrop gehört<br />
damit zu den größten Kläranlagen<br />
Deutschlands. Die nach geschaltete<br />
Zentrale Schlammbe hand lungsanlage<br />
der EMSCHER-GENOSSEN-<br />
SCHAFT (ZSB) dient der Aufbereitung<br />
und Verwertung der gesamten<br />
Klärschlämme, die in den Kläranlagen<br />
Duisburg-Alte Emscher,<br />
Emschermündung und Bottrop mit<br />
insgesamt rund 4 Mio. EGW an -<br />
fallen, sie gehört damit zu den<br />
größten Europas.<br />
Der ausgefaulte Klärschlamm<br />
wird in Kammerfilterpressen so weit<br />
entwässert, dass sich der Feststoffanteil<br />
von 5 % auf 36–42 % erhöht.<br />
Vorher wird der Faulschlamm mit<br />
Braun- und Steinkohle vermischt,<br />
damit sich der Heizwert des entwässerten<br />
Klärschlammes erhöht, der<br />
dann in zwei Wirbelschichtöfen verbrannt<br />
wird. Die bei der Verbrennung<br />
erzeugte Energie wird zur<br />
Dampferzeugung genutzt. Eine<br />
3.6 MW Dampfturbine erzeugt da -<br />
raus elektrische Energie.<br />
Noch bis zum Ende der 90-er<br />
Jahre waren auf der ZSB in Bottrop<br />
hydraulisch angetriebene Kolbenpumpen<br />
zur Förderung der Kohle-/<br />
Faulschlammgemische aus den<br />
Ansetzbehältern im Einsatz. Im<br />
Jahre 2000 wurden diese dann<br />
durch drei Elektromechanische<br />
ABEL Membranpumpen des Typs<br />
EM-100Z1850-SG ersetzt. Ausschlag -<br />
gebend dafür waren der höhere<br />
Wirkungsgrad und die geringeren<br />
Ersatzteilverbräuche. Die Pumpen<br />
sind mit Klappenventilen ausgestattet,<br />
die nicht nur gröbere Kohlepartikel<br />
problemlos passieren lassen,<br />
sondern auch größere Inkrustierungen,<br />
die sich immer wieder<br />
von den Wänden der Mischbehälter<br />
lösen. Ausgehend von den Mischbehältern<br />
fördern die Pumpen<br />
ABEL Elektromechanische Membranpumpen im Einsatz.<br />
Alle Pumpen sind mit Motoren für Frequenzregelung<br />
ausgestattet.<br />
Juli/August 2013<br />
782 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Anzeige RoS 3Q_Layout 1 29.07.13 16:19 Seite 1<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
Großvolumige Pulsationsdämpfer sorgen für einen<br />
pulsationsarmen Lauf der Pumpen.<br />
Die Zentrale Schlammbehandlungsanlage der Emschergenossenschaft<br />
in Bottrop. © Emschergenossenschaft, Essen<br />
90 % Energiekosteneinsparung<br />
bei der<br />
Schlammentwässerung<br />
das Kohle-Schlamm-Gemisch<br />
di rekt in den Hauptstrom, der<br />
über einen statischen Mischer<br />
zu den Misch- und Ansetzbehältern<br />
der Filterpressenbeschickungspumpen<br />
führt.<br />
Die Elektromechanischen<br />
Membranpumpen werden<br />
über Frequenzumformer im<br />
Fördermengenbereich zwischen<br />
10 und 40 m³/h geregelt.<br />
Der Förderdruck liegt unter 2<br />
bar. Die Pumpen laufen rund<br />
10 Std. pro Tag und sind weitestgehend<br />
wartungsfrei. Eine<br />
monatliche Sichtkontrolle und<br />
eine jährliche Wartung, bei der<br />
die Klappenventile und gelegentlich<br />
auch die Membranen<br />
getauscht werden, erwiesen<br />
sich als ausreichend.<br />
Kontakt:<br />
ABEL GmbH & Co. KG,<br />
Abel-Twiete 1,<br />
D-21514 Büchen,<br />
Tel. (04155) 818-0,<br />
Fax (04155) 818-499<br />
E-Mail: mail@abel.de,<br />
www.abel.de<br />
Unsere bewährten RoS 3Q Schneckenpressen<br />
reduzieren Betriebskosten:<br />
➤ auf Kläranlagen bis 100 000 EW<br />
➤ durch hohe Entwässerungsleistung<br />
➤ bei minimalem Stromverbrauch<br />
Dabei arbeiten Schneckenpressen:<br />
➤ unbeaufsichtigt<br />
➤ flüsterleise<br />
➤ und sind kinderleicht zu bedienen<br />
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WASTE WATER Solutions<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 783
Edition<br />
Der neue Band aus der<br />
Reihe <strong>gwf</strong> Praxiswissen<br />
Geothermie<br />
Geothermie, die Nutzung von Erdwärme, ist auf den ersten Blick<br />
eine umweltfreundliche und wirtschaftliche Alternative zur konventionellen<br />
Wärmeerzeugung – gerade auch aufgrund der seit<br />
Jahren steigenden Kosten für fossile Energieträger. Der Wärmevorrat<br />
der Erde ist gewaltig: Theoretisch ließe sich damit der<br />
Weltenergiebedarf für die nächsten 30 Millionen Jahre decken.<br />
Die zunehmende Akzeptanz dieser alternativen Technologie in<br />
der Bevölkerung beschert Handwerk, Bohrunternehmen und Planern<br />
zusätzliche Aufträge und Umsatzsteigerungen.<br />
Doch die Nutzung der Erdwärme ist nicht ganz unproblematisch:<br />
Hinsichtlich des Trinkwasserschutzes ist die oberflächennahe<br />
Geothermie ein Eingriff in die Ressource Grundwasser, dessen<br />
Langzeitfolgen noch nicht abschätzbar sind.<br />
Im vorliegenden Band der <strong>gwf</strong>-Reihe Praxiswissen werden einerseits<br />
die Spannungsfelder erörtert, andererseits wegweisende<br />
Projekte für eine nachhaltige Energiegewinnung vorgestellt.<br />
Hrsg.: Christine Ziegler<br />
1. Auflage 2013<br />
200 Seiten, vierfarbig, Broschur<br />
Jetzt bestellen!<br />
Sie haben die Wahl!<br />
Buch<br />
Buch + Datenträger (inkl. eBook)<br />
Das Buch erscheint im DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
WISSEN FÜR DIE<br />
ZUKUNFT<br />
Bestellung per Fax: +49 201 / 820 Deutscher 02-34 Industrieverlag oder GmbH abtrennen | Arnulfstr. und 124 im | Fensterumschlag 80636 München einsenden<br />
Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />
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___Ex.<br />
<strong>gwf</strong> Praxiswissen, Band VI<br />
1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7104-1 für € 54,90 (zzgl. Versand)<br />
<strong>gwf</strong> Praxiswissen, Band VI + Datenträger (inkl. eBook)<br />
1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7105-8 für € 69,90 (zzgl. Versand)<br />
Firma/Institution<br />
Vorname, Name des Empfängers<br />
Straße / Postfach, Nr.<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
Antwort<br />
Vulkan-Verlag GmbH<br />
Versandbuchhandlung<br />
Postfach 10 39 62<br />
45039 Essen<br />
E-Mail<br />
Branche / Wirtschaftszweig<br />
Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />
Bank, Ort<br />
Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />
Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />
Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />
Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />
Bankleitzahl<br />
Ort, Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
PAPWGT0113<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />
vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
NETZWERK WISSEN<br />
Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />
Forschung und Entwicklung<br />
© Patrick Bal / TU Darmstadt<br />
Das Institut IWAR an der TU Darmstadt<br />
##<br />
Wissenschaftliche und praktische Lösungen im Umwelt- und Gewässerschutz<br />
##<br />
Offen. Vielfältig. International. – Forschersteckbrief Professor Dr.-Ing. Peter Cornel<br />
##<br />
Das Fachgebiet <strong>Abwasser</strong>technik im Überblick<br />
##<br />
Interview mit Professor Dipl.-Ing. Dr. nat. techn. Wilhelm Urban<br />
##<br />
Lehre und Forschung am Fachgebiet <strong>Wasser</strong>versorgung und Grundwasserschutz<br />
Forschungsvorhaben und Ergebnisse<br />
##<br />
Infrastrukturversorgung der Städte von Morgen<br />
##<br />
Hybride Modellierung bei verfahrenstechnischen Fragestellungen in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
##<br />
Extremereignisse am Computer<br />
##<br />
Ökoeffizienz in der brasilianischen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
##<br />
Modellierung, Simulation und Optimierung in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
##<br />
Nachhaltigkeitscontrolling siedlungswasserwirtschaftlicher Systeme<br />
##<br />
CuveWaters – Integriertes <strong>Wasser</strong>ressourcenmanagement in Namibia
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Aufbau des Institutes IWAR<br />
Geschäftsführung<br />
Prof. Dr.-Ing. P. Cornel<br />
Geschäftsführender Direktor<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. M. Wagner<br />
Geschäftsführer<br />
Zentrale<br />
Einrichtungen<br />
Labor<br />
Werkstatt<br />
Dr.-Ing.<br />
P. Ilic<br />
Geschäftsführer<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und<br />
Grund-<br />
<strong>Wasser</strong>schutz<br />
Prof.<br />
Dipl.-Ing.<br />
Dr. nat.<br />
techn.<br />
W. Urban<br />
Institut IWAR, Aufbau ab Oktober 2013<br />
Prof. Dr.-Ing.<br />
P. Cornel<br />
Fachgebiete<br />
<strong>Abwasser</strong>technik<br />
Stoffstrommanagement<br />
und<br />
Ressourcenwirtschaft<br />
Prof.<br />
Dr. rer.nat.<br />
L. Schebek<br />
Technikums- und Versuchsanlagen<br />
Forschungsfeld Kläranlage Darmstadt-Eberstadt<br />
Abfalltechnische Versuchshalle<br />
Raum- und<br />
Infrastrukturplanung<br />
Prof. Dr.<br />
J. Monstadt<br />
Förderverein<br />
des<br />
Instituts<br />
Dr.-Ing.<br />
N. Jardin<br />
Vorsitzender<br />
Wissenschaftliche und praktische Lösungen im<br />
Umwelt- und Gewässerschutz<br />
Das Institut IWAR an der TU Darmstadt<br />
Das Institut IWAR ist eines von 13 Instituten des Fachbereichs Bauingenieurwesen und Geodäsie der Technischen<br />
Universität Darmstadt. Durch die Integration verschiedener Fachrichtungen trägt das Institut IWAR<br />
zur wissenschaftlichen und praktischen Lösung komplexer und interdisziplinärer Aufgaben im Umwelt- und<br />
Gewässerschutz bei.<br />
Fakten und Zahlen zur TU Darmstadt<br />
• 25.000 Studierende<br />
• 286 Professoren und 2200 wissenschaftliche<br />
MitarbeiterInnen<br />
• 270 Mio. Euro Landesmittel, 150 Mio. Euro<br />
Drittmittel<br />
• 11 Fachbereiche, darunter Bauingenieurwesen<br />
und Geodäse<br />
Der Name IWAR setzt sich zusammen<br />
aus den Anfangsbuchstaben<br />
der beteiligten Fachgebiete:<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung und Grundwasserschutz,<br />
<strong>Abwasser</strong>technik Stoffstrommanagement<br />
und Ressourcenwirtschaft<br />
sowie Raum- und Infrastrukturplanung.<br />
Neben diesen<br />
Fachgebieten befasst sich das Institut<br />
auch mit den Bereichen Gewässergütewirtschaft,<br />
Abfallwirtschaft<br />
und Altlastenerfassung. Zur Ausstattung<br />
gehören eine Werkstatt sowie<br />
ein Labor und verschiedene Versuchseinrichtungen.<br />
Diese befinden<br />
sich sowohl am Institut und in einer<br />
Versuchshalle auf dem Lichtwiesengelände<br />
als auch auf dem Versuchsfeld<br />
des Institutes in Darmstadt-<br />
Eberstadt.<br />
Tatkräftige Unterstützung in<br />
Lehre und Forschung erfährt das<br />
Institut durch den IWAR Förderverein<br />
(Verein zur Förderung des Institutes<br />
für IWAR e.V.). Die Förderung<br />
erfolgt durch Publikationen und<br />
Finanzierungsbeihilfen, z.B. für den<br />
Ausbau von Forschungseinrichtungen.<br />
Der IWAR-Förderverein veranstaltet<br />
außerdem Tagungen wie die<br />
„Darmstädter Seminare“, die ein<br />
wichtiges Forum für den Erfahrungsaustausch<br />
zwischen Wissenschaft<br />
und Praxis darstellen.<br />
Juli/August 2013<br />
786 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
Offen. Vielfältig. International.<br />
Der ganz persönliche Forschersteckbrief<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Cornel leitet das Fachgebiet <strong>Abwasser</strong>technik am Institut IWAR der TU Darmstadt und ist<br />
einer der weltweit führenden Experten für <strong>Wasser</strong>ver- und -entsorgung. Für <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> beantwortet<br />
er auch ganz persönliche Fragen und gibt Tipps für Schulabsolventen und zukünftige Studierende.<br />
An meiner Arbeit liegt mir besonders<br />
am Herzen …<br />
… die Verbindung von wissenschaftlicher<br />
Erkenntnis und deren Umsetzung<br />
und praktischen Anwendung.<br />
Meine berufliche Leidenschaft ist, …<br />
… einen Beitrag zum Ziel „Sanitation<br />
for All“ zu leisten.<br />
Wenn ich meine Laufbahn noch<br />
einmal starten könnte, würde ich …<br />
… vermutlich wieder ohne festes<br />
Ziel vor Augen mit dem Studium<br />
starten und versuchen, offen zu sein<br />
für die Chancen, die sich bieten.<br />
Das Fachgebiet <strong>Abwasser</strong>technik ist…<br />
… ingenieurwissenschaftlich fundiert,<br />
interdisziplinär eingebunden<br />
und international ausgerichtet.<br />
Das deutsche Ausbildungs-Angebot<br />
im Bereich <strong>Wasser</strong> / <strong>Abwasser</strong> ist …<br />
… vielfältig, international konkurrenzfähig<br />
mit Stärken insbesondere<br />
im Praxisbezug.<br />
Den Schulabsolventen von heute<br />
empfehle ich, …<br />
… den eigenen Neigungen und<br />
Interessen zu folgen und sich auch<br />
Zeit für persönlichkeitsbildende<br />
Tätigkeiten außerhalb der beruflichen<br />
Ausbildung zu nehmen.<br />
Folgende 3 Eigenschaften benötigen<br />
Studierende unbedingt für das Studium<br />
der <strong>Abwasser</strong>technik:<br />
##<br />
ingenieurwissenschaftliches<br />
Interesse,<br />
##<br />
interdisziplinäre Offenheit,<br />
##<br />
gesunden Menschenverstand.<br />
In Deutschland ist das Thema<br />
„<strong>Wasser</strong>“ …<br />
… wenig beachtet.<br />
Hätte ich 3 Wünsche frei, würde ich<br />
mir Folgendes wünschen:<br />
Nur 3? Das bedarf des längeren<br />
Nachdenkens, aber der Zugang zu<br />
sauberem <strong>Wasser</strong> für alle Menschen<br />
könnte einen Wunsch wert sein.<br />
In 50 Jahren wird …<br />
… vieles von dem, was wir heute<br />
noch kontrovers diskutieren, wie z. B.<br />
die <strong>Wasser</strong>wiederverwendung, die<br />
Rückgewinnung von Energie und<br />
Nährstoffen aus <strong>Abwasser</strong>, die Elimination<br />
von Mikroverunreinigungen<br />
etc. längst gängige Praxis sein.<br />
Zur Person<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Cornel ist einer der weltweit agierenden<br />
Experten für <strong>Wasser</strong>ver- und -entsorgung. Er leitet das Fachgebiet<br />
<strong>Abwasser</strong>technik an der Universität Darmstadt, managt<br />
zahlreiche (internationale) Forschungsprojekte, arbeitet als<br />
Wissenschaftlicher Berater und Gutachter, ist Mitherausgeber<br />
wissenschaftlicher Journale, Autor/Co-Autor von über<br />
200 Publikationen und Buchbeiträgen, berufener Sprecher<br />
und Leiter etlicher nationaler und internationaler Fachgremien<br />
sowie Vorstandsmitglied in der German Water Partnership.<br />
Professor Cornel ist seit 2005 Ehrenprofessor der Qingdao<br />
Technology University der V.R. China und wurde von der<br />
Tongji University Shanghai 2011 für die langjährige wissenschaftliche<br />
Zusammenarbeit mit dem „Tongji Special Award<br />
for International Cooperation“ geehrt.<br />
„In Anerkennung seiner Verdienste bei der Weiterentwicklung<br />
grundlagenorientierter wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />
und deren Implementierung.“ in die Praxis wurde er 2013 mit<br />
der Willy-Hager-Medaille ausgezeichnet (Siehe hierzu auch<br />
Seite 828).<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Cornel bei der Auszeichnungsfeier des<br />
„Tongji Special Award for International Cooperation“.<br />
© TU Darmstadt<br />
Kontakt: Technische Universität Darmstadt, Institut IWAR –<br />
Fachgebiet <strong>Abwasser</strong>technik, Petersenstraße 13, 64287 Darmstadt,<br />
Tel. (06151) 16-27 48, E-Mail: p.cornel@iwar.tu-darmstadt.de<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 787
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Das Fachgebiet <strong>Abwasser</strong>technik im Überblick<br />
Das Fachgebiet <strong>Abwasser</strong>technik<br />
am Institut IWAR bietet folgende<br />
Lehrinhalte in den Bachelorund<br />
Master-Studiengängen Bauinge<br />
nieurwesen und Geodäsie,<br />
Umweltingenieurwissenschaften<br />
sowie Wirtschaftsingenieurwesen –<br />
technische Fachrichtung Bauingenieurwesen<br />
an:<br />
Ausgewählte Forschungsvorhaben<br />
##<br />
<strong>Abwasser</strong>ableitung und<br />
Regenwasserbehandlung<br />
##<br />
Behandlung kommunaler<br />
Abwässer<br />
##<br />
Klärschlammbehandlung<br />
##<br />
Industrieabwasserreinigung<br />
##<br />
Betrieb von<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />
• TransRisk „Charakterisierung, Kommunikation und Minimierung von Risiken durch<br />
neue Schadstoffe und Krankheitserreger im <strong>Wasser</strong>kreislauf“<br />
[www.transrisk-projekt.de]<br />
• Verbundprojekte „Exportorientierte Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet<br />
<strong>Abwasser</strong> – Validierung an technischen Anlagen“ (Expoval) [www.expoval.de]<br />
• Belüftungstechnik:<br />
„Validierung und Optimierung feinblasiger Druckluftbelüftungssysteme in<br />
Abhängigkeit der <strong>Wasser</strong>temperatur“<br />
• <strong>Wasser</strong>wiederverwendung und Hygienisierung<br />
„Validierung und Optimierung der Mikrosiebung zur Abtrennung von<br />
Wurmeiern“<br />
• „Grundlegende Untersuchungen zur Abhängigkeit des Sauerstoffeintrags von der<br />
biologischen Aktivität des Belebtschlamms unter Berücksichtigung neuer Summenund<br />
Einzelparameter“<br />
• „Untersuchung und Bewertung von Substraten für die Co-Vergärung in<br />
Klärschlammfaulungsanlagen“<br />
• SEMIZENTRAL: Ressourceneffiziente und flexible Ver- und Entsorgungsinfrastruktursysteme<br />
für die Städte der Zukunft [www.semizentral.de] (Siehe auch<br />
Berichterstattung auf den folgenden Seiten.)<br />
Lesen, lernen, studieren: die Bibliothek der TU Darmstadt. © Katrin Binner/TU Darmstadt<br />
##<br />
Chemisch-physikalische Grundlagen<br />
der<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
##<br />
Biofilm-Technologien<br />
##<br />
Nährstoffrückgewinnung<br />
##<br />
Gewässergüte<br />
Lehre in den Bachelor- und<br />
Masterstudiengängen<br />
Bauingenieurwesen und<br />
Geodäsie<br />
Die Veranstaltung „Grundlagen der<br />
Stadtentwässerung und <strong>Abwasser</strong>reinigung“<br />
beinhaltet die <strong>Abwasser</strong>ableitung<br />
(Kanalisation, Regenwasserbehandlung)<br />
sowie Grundzüge<br />
der <strong>Abwasser</strong>behandlung. Gemeinsam<br />
mit dem Fachgebiet <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und Grundwasserschutz<br />
wird die Übersichtsveranstaltung<br />
„Grundlagen der <strong>Wasser</strong>ver- und<br />
-entsorgung“ angeboten. Diese gibt<br />
Vertiefungs-Studierenden mit einem<br />
anderen Fachstudium einen Einblick<br />
in die Siedlungswasserwirtschaft.<br />
Die Fachgebiete des Instituts<br />
IWAR bieten gemeinsam die Veranstaltung<br />
„Projektseminar kommunale<br />
Planung, Ver- und Entsorgung“<br />
an. Hier können Studierende Entwicklungskonzepte<br />
der verschiedenen<br />
Disziplinen für eine regionale<br />
Gemeinde entwerfen.<br />
Lehre in den Bachelor- und<br />
Masterstudiengängen<br />
Umweltingenieurwesen<br />
Der Beruf wurzelt im Bauingenieurwesen<br />
sowie in der Verfahrenstechnik.<br />
Die Erarbeitung von technischen<br />
Lösungen für eine effiziente<br />
und nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung<br />
sowie die Planung, Realisierung<br />
und der Betrieb der dazu<br />
notwendigen Infrastrukturbauten<br />
und –anlagen gehören zu den vordringlichen<br />
Aufgaben. Dies umfasst<br />
z. B. die Trinkwasserversorgung, die<br />
Entsorgung von <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfällen sowie die Sanierung belasteter<br />
Böden und Gewässer. Weiterhin<br />
beschäftigen sich Umweltingenieure<br />
mit der Analyse, Bewertung<br />
Juli/August 2013<br />
788 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
und Minderung von Risiken für<br />
Umwelt und Gesellschaft.<br />
Die Lehre im Masterstudium<br />
richtet sich an Studierende des Masterstudiengangs<br />
Umweltingenieurwissenschaften<br />
und Bauingenieurwesen<br />
mit dem Schwerpunkt „<strong>Wasser</strong><br />
& Umwelt“, sowie an interessierte<br />
Studierende des Bau- und Wirtschaftsingenieurwesens.<br />
Folgende<br />
Lehrveranstaltungen (B-, C- und<br />
Wahlmodule) werden regelmäßig<br />
angeboten:<br />
##<br />
AWT B1 <strong>Abwasser</strong>technik 2<br />
##<br />
AWT B2<br />
Industrieabwasserreinigung<br />
##<br />
AWT C1<br />
Planung, Bau und Betrieb von<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />
##<br />
AWT C2 <strong>Wasser</strong>gütepraktikum<br />
##<br />
AWT W1 Sustainable Water<br />
Management and Water Reuse<br />
##<br />
AWT W2<br />
Biologische <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
##<br />
AWT W4 Klärschlammseminar<br />
##<br />
AWT W5<br />
Alternative Sanitärkonzepte<br />
Ein weiteres Forschungsgebiet<br />
ist die Verbesserung der Entwässerbarkeit<br />
von Klärschlämmen sowie<br />
die Rückgewinnung von Phosphor<br />
aus Klärschlamm und Klärschlammaschen.<br />
Die Wiederverwendung<br />
von gereinigtem <strong>Abwasser</strong> wird in<br />
naher Zukunft besonders in wasserarmen<br />
Regionen und in Mega-Städten<br />
ein wichtiges Thema darstellen<br />
und daher im Rahmen eines interdisziplinären<br />
Forschungsschwerpunktes<br />
zu semizentralen Ver- und<br />
Entsorgungssystemen in verschiedenen<br />
Forschungsvorhaben untersucht<br />
(Siehe Bericht auf den nachfolgenden<br />
Seiten).<br />
Zunehmende Bedeutung erlangen<br />
Vorhaben, die sich mit der Energieeffizienz<br />
und Energierückgewinnung<br />
aus <strong>Abwasser</strong> und Klärschlamm<br />
befassen.<br />
Versuchsfeld Eberstadt<br />
Auch die Überprüfung der <strong>Wasser</strong>güte ist fester<br />
Bestandteil von Forschung und Lehre am IWAR.<br />
© TU Darmstadt<br />
Weitere Informationen:<br />
Sekretariat des Fachgebietes <strong>Abwasser</strong>technik,<br />
Dipl.-Ing. Vera Soedradjat,<br />
Petersenstraße 13, 64287 Darmstadt,<br />
Tel. (06151) 16-27 48,<br />
E-Mail: v.soedradjat@iwar.tu-darmstadt.de,<br />
www.iwar.bauing.tu-darmstadt.de/abw/Deutsch/index.htm<br />
Forschung<br />
Das Fachgebiet <strong>Abwasser</strong>technik<br />
beschäftigt sich schwerpunktmäßig<br />
mit der Behandlung kommunaler<br />
und industrieller Abwässer. Neben<br />
dem klassischen Belebungsverfahren<br />
werden moderne Technologien<br />
wie Biofilm- und Membranverfahren<br />
untersucht. Hierzu sind<br />
verschiedene halbtechnische Versuchsanlagen<br />
auf dem Forschungsfeld<br />
des Fachgebietes Ab wassertechnik<br />
in Darmstadt-Eberstadt in<br />
Betrieb (Siehe Infokasten „Versuchsfeld<br />
Eberstadt“ auf dieser Seite).<br />
Aktuelle Forschungsvorhaben<br />
befassen sich unter anderem (siehe<br />
auch vorherige Seite) mit dem Vergleich<br />
von Desinfektionsverfahren<br />
in Abläufen von <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />
und mit integrierten<br />
<strong>Abwasser</strong>konzepten in Industriezonen.<br />
Biofiltration und Belüftungstechnik<br />
werden vor allem vor dem<br />
Hintergrund der exportorientierten<br />
Forschung und Entwicklung auf<br />
dem Gebiet der <strong>Wasser</strong>ver- und<br />
-entsorgung untersucht.<br />
Auf dem an das Klärwerk Darmstadt-Süd angrenzenden Forschungsfeld des Fachgebietes<br />
<strong>Abwasser</strong>technik des Instituts IWAR befinden sich verschiedene halbtechnische Versuchsanlagen,<br />
die je nach Fragestellung flexibel eingesetzt werden können. Neben mehreren<br />
Membranbioreaktoren, Bio- und Aktivkohlefiltern und Ozonanlagen werden auch<br />
eine zweistraßige, thermophil betriebene Faulungsanlage zur gemeinsamen Behandlung<br />
von Klärschlamm, Biomüll und Schlamm, eine konventionelle Belebungsanlage sowie<br />
Anlagen zur Desinfektion behandelten <strong>Abwasser</strong>s betrieben. Zudem sind ein Sequencing-Batch-Reaktor<br />
(SBR), zwei chemisch-physikalische Versuchsstraßen zur weitergehenden<br />
Behandlung sowie eine klassische Cross-Flow betriebene Membrananlage<br />
installiert.<br />
Daneben finden auf dem Versuchsfeld die<br />
Untersuchungen zum Projekt TransRisk im halbtechnischen<br />
Maßstab mit unterschiedlichen Teilströmen<br />
mechanisch und biologisch vorbehandeltem<br />
Kommunalabwasser statt. Die verschiedenen<br />
Versuchsanlagen können parallel betrieben werden,<br />
was den Vergleich erleichtert. Zum Einsatz<br />
kommen Membranbioreaktoren (MBR), mit Zeolith<br />
als Filtermedium ausgestattete Biofilter (BF) und<br />
mit granulierter Aktivkohle (GAK) ausgestattete<br />
Aktivkohlefilter (GAK-Filter).<br />
Der „Hohe Turm“ für Sauerstoffeintragsmessungen<br />
(Auftrags messungen) ist das<br />
von Weitem schon erkennbare Merkmal des Versuchsfeld<br />
Eberstadt.<br />
© TU Darmstadt<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 789
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
Eine der größten Herausforderungen<br />
unseres Jahrhunderts<br />
Infrastrukturversorgung der Städte von Morgen<br />
Während in Deutschland Debatten über den „demographischen Wandel“, rückläufige Bevölkerungszahlen,<br />
„schwindende Auslastung“ von Infrastruktureinrichtungen von Schwimmbädern über Museen bis hin zu<br />
technischen Anlagen geführt werden, stehen große Teile der Weltbevölkerung vor ganz anderen Herausforderungen.<br />
Ihre Städte wachsen. Schnell. In einer Geschwindigkeit, die beispiellos ist. Mit nie dagewesenen<br />
Herausforderungen zur Sicherstellung der <strong>Wasser</strong>versorgung und -entsorgung.<br />
Die Zahl der Menschen in den<br />
Städten wächst weltweit rasant<br />
– mehr als jeder zweite Mensch auf<br />
unserem Planeten lebt bereits in<br />
Städten, Tendenz stark steigend.<br />
Und die Infrastrukturen in den Städten<br />
können kaum mehr schnell<br />
genug errichtet werden, wie die<br />
Menschen nachkommen.<br />
Dr. Susanne Bieker, Leiterin des<br />
Forschungsschwerpunktes SEMI-<br />
ZENTRAL am Institut IWAR, bestätigt:<br />
„Es ist eine immense Entwicklung.<br />
Eine der größten Herausforderungen<br />
unseres Jahrhunderts. Wenn<br />
wir die <strong>Wasser</strong>ver- und -entsorgung<br />
in den Städten, in denen bald Dreiviertel<br />
der Menschheit lebt, nicht<br />
nachhaltig lösen, werden wir weder<br />
die noch die Gesundheitsfürsorge<br />
für die Bevölkerung noch die resultierenden<br />
Umweltprobleme in den<br />
Griff bekommen.“ Shanghai etwa<br />
wachse derzeit mit 32 Menschen<br />
pro Stunde. Das entspricht mehr als<br />
280.000 Menschen, die jährlich<br />
zusätzlich mit <strong>Wasser</strong> versorgt werden<br />
müssen und deren <strong>Abwasser</strong><br />
zusätzlich entsorgt werden muss.<br />
Semizentral – was ist das?<br />
Die Menschen kommen in die<br />
Städte, weil sie Arbeit und Lebensqualität<br />
suchen. Lebensqualität in<br />
Form von sicherer und verlässlicher<br />
Trinkwasserversorgung, sicheren<br />
hygienischen Zuständen und Energieversorgung.<br />
Wie soll das gehen,<br />
wenn die Infrastrukturen mit dem<br />
Stadtwachstum nicht mehr Schritt<br />
halten können? Was tun, wenn die<br />
Städte unvorhersehbar und schneller<br />
wachsen als die notwendigen<br />
Infrastruktursysteme?<br />
Die Forscher der TU Darmstadt<br />
unter der Leitung von Prof. Peter<br />
Cornel haben sich dieser Herausforderung<br />
angenommen. Sie nennen<br />
ihren Ansatz Semizentral. Peter Cornel<br />
erläutert: „Wo Städte derart<br />
schnell wachsen, muss man neu<br />
überlegen und die <strong>Wasser</strong>probleme<br />
mit anderen Systemen lösen, als die,<br />
die wir hier bei uns in Europa<br />
haben”. Die seit 100 Jahren in Industrieländern<br />
praktizierte zentrale<br />
Lösung, charakterisiert durch die<br />
einmalige Nutzung von <strong>Wasser</strong>, der<br />
zentralen Sammlung der Abwässer<br />
in Kanälen, deren Transport zu weit<br />
außerhalb liegenden Kläranlagen<br />
und anschließenden Reinigung, ist<br />
kein zukunftsfähiges Konzept. <strong>Wasser</strong>wiederverwendung,<br />
Energieminimierung<br />
und -rückgewinnung,<br />
Nährstoffnutzung sowie Flexibilität<br />
Vorteile eines<br />
semizentralen<br />
Ver- und<br />
Entsorgungssystems.<br />
Quelle: Bieker et al.<br />
2010, verändert<br />
Juli/August 2013<br />
790 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Aktuell NETZWERK WISSEN<br />
und Anpassungsfähigkeit an die<br />
Dynamik des Städtewachstums sind<br />
notwendige und erfolgsversprechende<br />
Elemente zukunftsfähiger<br />
Ver- und Entsorgungssysteme.<br />
Dies umreißt, wofür Semizentral<br />
steht: „Semi“ – der Teilraum eines<br />
Ganzen. Der Grundgedanke des<br />
Ansatzes liegt darin, kleinere, kompakte<br />
Infrastruktureinheiten zur Verfügung<br />
zu stellen, die mit der Stadt<br />
„mitwachsen“. Keine langen Planungs-<br />
und noch längere Bauvorlaufzeiten,<br />
sondern überschaubare städtebauliche<br />
Einheiten, die mehr oder<br />
weniger unabhängig direkt in die<br />
schnell wachsende Wohnbebauung<br />
integriert gebaut und betrieben werden<br />
können. Semizentral eben. „Klein<br />
in unseren Maßstäben ist allerdings<br />
leicht missverständlich“ ergänzt Peter<br />
Cornel. „In China ist alles zehnmal so<br />
groß. Entsprechend bezeichnen wir<br />
unsere semizentralen Einheiten, die<br />
zwischen 25 000 und 100 000 Einwohner<br />
ver- und entsorgen können,<br />
als kleine, kompakte Anlagen. So<br />
klein wie möglich um flexibel zu sein,<br />
so groß wie nötig um professionell<br />
betrieben werden zu können.“<br />
„Fit for purpose“<br />
Ein semizentrales System ist modular<br />
aufgebaut: Mit einem Modul zur<br />
Reinigung von Grauwasser, dem nur<br />
leicht verschmutzten häuslichen<br />
<strong>Abwasser</strong> aus Duschen, Handwaschbecken<br />
und Waschmaschinen<br />
abläufen, kann mit geringem<br />
technischen Aufwand eine hygienisch<br />
einwandfreie <strong>Wasser</strong>qualität<br />
erzeugt werden, die zur Toilettenspülung<br />
in den Haushalten genutzt<br />
werden kann. Dafür ist keine Trinkwasserqualität<br />
notwendig. „Technisch<br />
können wir jede beliebige<br />
<strong>Wasser</strong>qualität produzieren“ so<br />
Martin Wagner, aber „fit for purpose“<br />
ist die wirtschaftlichere Alternative.<br />
Der zweite <strong>Abwasser</strong>strom, das<br />
sogenannte Schwarzwasser (bestehend<br />
aus Küchen- und Toilettenabläufen)<br />
wird separat erfasst und<br />
behandelt. Auch hieraus können die<br />
Wissenschaftler in Darmstadt eine<br />
Ressource machen: Die Qualität ist<br />
ausreichend für den Einsatz zur<br />
innerstädtischen Bewässerung, für<br />
Löschwasser zur Straßenreinigung<br />
oder als Brauchwasser für die Industrie.<br />
„Insgesamt kann durch die Wiederverwendung<br />
des gereinigten<br />
<strong>Wasser</strong>s eine Einsparung der Frischwasserressourcen<br />
von 30 % bis weit<br />
über 70 % generiert werden“, erklärt<br />
Susanne Bieker. Ein wichtiger Faktor<br />
für hoch verdichtete urbane Räume,<br />
in denen <strong>Wasser</strong> immer knapp ist.<br />
Den Clou bildet die Integration<br />
der Abfall- und Klärschlammbehandlung<br />
in das <strong>Wasser</strong>behandlungskonzept.<br />
„Die Behandlung findet in ge -<br />
schlossenen Einheiten statt, vergleich<br />
bar mit einem Parkhaus oder<br />
Kinocenter. Dadurch sind wir quasi<br />
emissionsfrei und können auch<br />
geruchsintensive Stoffe wie Bio-Ab -<br />
fälle behandeln, ohne nahe gelegene<br />
Wohngebäude negativ zu beeinflussen“,<br />
sagt Martin Wagner. Dies ermöglicht<br />
die Erzeugung von Biogas, dessen<br />
Energiegehalt ausreicht, die<br />
gesamten technischen Anlagen des<br />
semizentralen Ver- und Entsorgungszentrums<br />
mit Strom zu versorgen.<br />
<strong>Wasser</strong> und Energie<br />
für Qingdao<br />
Jetzt steht die erste Implementierung<br />
eines semizentralen Ver- und<br />
Entsorgungszentrums bevor. Seit<br />
Mitte 2012 rollen die Bagger auf der<br />
Baustelle der World Horticulture<br />
Exposition 2014 in Qingdao, China.<br />
„Das Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung (BMBF) fördert<br />
unsere Forschung im Bereich Semizentral<br />
seit dem Jahr 2004“ erklärt<br />
Peter Cornel. Eine Finanzierung von<br />
investiven Mitteln für eine Implementierung<br />
im Realmaßstab sei<br />
jedoch nicht möglich. Aber dank<br />
der langjährigen guten Zusammenarbeit<br />
mit der Partneruniversität<br />
Tongji in Shanghai und der Zusammenarbeit<br />
mit der Qingdao University<br />
of Technology gelang es 2011,<br />
mit der World Horticulture Exposition<br />
Gesellschaft einen Investor und<br />
Betreiber für das Projekt zu finden.<br />
Ohne die nicht nur finanzielle Unterstützung<br />
durch das Ministerium<br />
und unsere Partner in China wäre<br />
das allerdings nicht möglich gewesen“,<br />
betont Peter Cornel. „Bis zur<br />
Eröffnung im Frühjahr 2014 liegt<br />
noch ein hartes Stück Arbeit vor<br />
uns.“<br />
Die Megacity Shanghai.<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 791<br />
© Pixelio/Ralf Hanke<br />
Weitere Informationen:<br />
Prof. Peter Cornel, Prof. Martin Wagner, Dr. Susanne Bieker,<br />
Institut IWAR, Fachgebiet <strong>Abwasser</strong>technik,TU Darmstadt,<br />
Tel. (06151) 16-2748,<br />
E-Mail: semizentral@iwar.tu-darmstadt.de,<br />
www.semizentral.de
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Technisch sicher, ökonomisch machbar und<br />
ökologisch verträglich<br />
Interview mit Professor Dipl.-Ing. Dr. nat. techn. Wilhelm Urban<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> im Gespräch mit Professor Dipl.-Ing. Dr. nat. techn. Wilhelm Urban, Leiter des Fachgebiets<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung und Grundwasserschutz.<br />
<strong>gwf</strong>: Herr Professor Urban, Ihr Fachgebiet<br />
am IWAR der TU Darmstadt ist<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung und Grundwasserschutz.<br />
Wie kam es zu dieser Spezialisierung?<br />
Professor Urban: Herr Prof. G. Rincke<br />
hat Anfang der 1970er Jahre im<br />
damals neu gegründeten Fachbereich<br />
<strong>Wasser</strong> und Verkehr einen<br />
eigenen Lehrstuhl für <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
innerhalb des Instituts WAR<br />
(<strong>Wasser</strong>versorgung, <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />
und Raumplanung) aufgrund<br />
der zunehmend erkennbaren<br />
Gefährdungen für die Trinkwasserversorgung<br />
und der gleichzeitig<br />
essentiellen Bedeutung dieser Disziplin<br />
eingerichtet, welcher somit<br />
seit mehr als 40 Jahren Bestand hat.<br />
Mitte der 1990er Jahre wurde das<br />
Fachgebiet um den Bereich des<br />
Grundwasserschutzes wegen des in<br />
Deutschland sehr hohen Stellenwertes<br />
als Ressource für die Trinkwasserversorgung<br />
erweitert und<br />
wird seit 1996 von mir in Forschung<br />
und Lehre an der TU Darmstadt vertreten.<br />
<strong>gwf</strong>: Diese Themen werden auch an<br />
anderen Hochschulen behandelt –<br />
wie unterscheidet sich Ihre Herangehensweise<br />
von der anderer Hochschulen?<br />
Professor Urban: Diese Frage sollte<br />
eigentlich die Fachcommunity<br />
beantworten, ich will sie dennoch<br />
aus persönlicher Sicht reflektieren.<br />
Als gelernter Kulturtechniker und<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaftler der Universität<br />
für Bodenkultur Wien habe ich früh<br />
erkannt, dass die Siedlungswirtschaft<br />
als integrierte Kreislaufwasserwirtschaft<br />
analysiert, bewertet<br />
und danach entschieden und<br />
gehandelt werden muss. Somit sind<br />
alle technischen Maßnahmen, welche<br />
der Steigerung von Effektivität,<br />
Effizienz und dem Beherrschen<br />
neuer Herausforderungen dienen<br />
sollen, nicht isoliert zu bewerten,<br />
sondern im Hinblick auf deren Wirkungen<br />
und Rückkopplungen und<br />
diese bei der technischen Implementierung<br />
zu berücksichtigen.<br />
Deshalb betrachte ich <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
(-stechnik) integral und als<br />
klassische ingenieurwissenschaftliche<br />
Querschnittsdisziplin konkret<br />
anwendungs- und problemlösungsorientiert<br />
und handle danach in<br />
meinen Forschungs- und Umsetzungsfeldern.<br />
Ich bediene mich also<br />
natur- und gesellschaftswissenschaftlicher<br />
Methoden und integriere<br />
geeignete Fachkolleginnen<br />
und -kollegen in meine Forschungsprojekte<br />
zur Bearbeitung der Fragestellungen<br />
und erfolgreichen Problemlösung<br />
in der praktischen<br />
Umsetzung. Dies ermöglicht meiner<br />
Überzeugung und Erfahrung nach<br />
neue Ideen und Lösungsvorschläge<br />
– sowohl in System- als auch in<br />
technischen Detaillösungen – und<br />
weniger Fehlentwicklungen innerhalb<br />
des zunehmend komplexen<br />
Systems der <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />
Zur Person – Kurzvita<br />
Prof. Dipl.-Ing.<br />
Dr. nat. techn.<br />
Wilhelm Urban.<br />
© TU Darmstadt<br />
• Studium der Kulturtechnik und <strong>Wasser</strong>wirtschaft an der<br />
Universität für Bodenkultur Wien.<br />
• Promotion am Institut für <strong>Wasser</strong>vorsorge, Gewässerökologie<br />
und Abfallwirtschaft, Abteilung Siedlungswasserbau und<br />
Gewässerschutz.<br />
• International Chemviron Carbon Award 1993.<br />
• Seit 1996 Professor für <strong>Wasser</strong>versorgung und Grundwasserschutz<br />
an der Technischen Universität Darmstadt.<br />
• Mitglied in der Universitätsversammlung, der Kommission für<br />
Interdisziplinäre Forschung, der Ethikommission und des<br />
Wahlvorstandes der TU Darmstadt.<br />
<strong>gwf</strong>: Wo genau sehen Sie die Entwicklungspotenziale<br />
von <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und Grundwasserschutz?<br />
Professor Urban: Unsere Potenziale<br />
liegen gleichermaßen im Erkennen<br />
und Bewältigen der auf uns<br />
zukommenden Herausforderungen<br />
in den hoch entwickelten <strong>Wasser</strong>infrastruktursystemen<br />
der Industrieund<br />
Dienstleistungsgesellschaften<br />
als auch in den auf deutlich verbesserungswürdigem<br />
Niveau liegenden<br />
der Entwicklungs- und Schwellenländern.<br />
Die TU Darmstadt sondiert<br />
derzeit alle erfolgreich im<br />
<strong>Wasser</strong>sektor agierenden Fachgebiete<br />
mit dem Ziel der Einrichtung<br />
Juli/August 2013<br />
792 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
eines Disziplinen übergreifenden<br />
Zusammenwirkens zur Stärkung der<br />
Profilbildung der Universität und<br />
damit einer noch deutlicheren<br />
Sichtbarmachung nach außen für<br />
Studierende, die Fachcommunity<br />
sowie Politik und Gesellschaft.<br />
<strong>gwf</strong>: Wie sehen Sie die Zukunft der<br />
(weltweiten) <strong>Wasser</strong>versorgung?<br />
Professor Urban: Es ist erklärtes<br />
Ziel der Staatengemeinschaft unserer<br />
Erde, den Zugang zu sicherem<br />
<strong>Wasser</strong> und die schadlose Entsorgung<br />
der anfallenden Abwässer für<br />
immer mehr Menschen sicherzustellen.<br />
Die Millenniumsziele weisen<br />
in diesem Bereich eine Halbierung<br />
der Zahl jener Menschen bis zum<br />
Jahr 2015 aus, die im Jahr 2000 keinen<br />
sicheren Zugang zu <strong>Wasser</strong> hatten.<br />
Die bisherigen Erfolge sind vielversprechend,<br />
wenngleich es damit<br />
nicht abgeschlossen sein kann. Im<br />
Besonderen ist die Deckung des<br />
zunehmenden <strong>Wasser</strong>bedarfs<br />
infolge der steigenden Weltbevölkerung<br />
und die gerechte Verteilung<br />
auf alle mit <strong>Wasser</strong> wirtschaftenden<br />
Sektoren bei gleichzeitig zunehmenden<br />
Einbußen der natürlichen<br />
Ressourcenbeschaffenheit ein<br />
ungelöstes Problem. In Europa und<br />
anderen hoch entwickelten Ländern<br />
liegt die Zukunft in der dauerhaften<br />
Bewahrung des hohen Grades<br />
der Versorgung mit <strong>Wasser</strong>, der<br />
Qualität und der Versorgungssicherheit.<br />
Damit einhergehen technische<br />
Neuentwicklungen, Verbesserungen<br />
und Optimierungen im Hinblick<br />
auf die Minimierung des gesamten<br />
Ressourceneinsatzes und eine<br />
grundsätzlich neue Preis- und<br />
Gebührengestaltung.<br />
<strong>gwf</strong>: Auf welche neuen Herausforderungen<br />
werden sich Ihre Absolventen<br />
in den kommenden Jahrzehnten einstellen<br />
müssen?<br />
Professor Urban: Die Herausforderungen<br />
der Zukunft liegen aus meiner<br />
Sicht zweifelsfrei in der Erfassung,<br />
Bewertung und technischen<br />
Bewältigung der zunehmenden<br />
Aggregation von Schadstoffen und<br />
Neugier und Aufgeschlossenheit: die besten Voraussetzungen für das Studium am IWAR.<br />
© Philipp Benz<br />
in der Natur selbst nicht synthetisierten<br />
Stoffen im globalen <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />
und insbesondere den für<br />
eine große Anzahl der Weltbevölkerung<br />
und deren Trinkwasserversorgung<br />
essentiellen Grundwasserleitern.<br />
Aus verfahrenstechnischer<br />
Sicht werden komplett neue, in der<br />
Natur bereits ablaufende, jedoch<br />
noch weitgehend unerforschte Prozesse,<br />
in technische Anwendungen<br />
überzuführen sein, um die Nutzung<br />
von Trinkwasser mit weiter sinkendem<br />
Pro-Kopf-Bedarf sicherzustellen.<br />
Auf der Ressourcenseite sind<br />
die Schutzanforderungen insbesondere<br />
bei der Zulassung und dem<br />
Gebrauch wassergefährdender bzw.<br />
potenziell human-(öko-)toxikologischer<br />
Stoffe und Substanzen erheblich<br />
zu verstärken und insbesondere<br />
Staaten übergreifend zu vereinheitlichen.<br />
Der flächendeckende Grundwasserschutz<br />
wird durch sehr spezifische<br />
Maßnahmen die Bodenbewirtschaftung<br />
betreffend erweitert<br />
werden müssen, um die Grundwasserleiter<br />
auch weiterhin für die<br />
Trinkwasserversorgung zu akzeptablen<br />
Kosten nutzbar zu halten. Die<br />
Studierenden werden sich künftig<br />
viel mehr als heute mit neuen<br />
Methoden und Erkenntnissen aus<br />
anderen Wissenschaftsdisziplinen<br />
auseinandersetzen müssen, um daraus<br />
die erforderlichen ingenieurwissenschaftlichen<br />
Anwendungen zu<br />
erarbeiten, die die künftigen Herausforderungen<br />
der <strong>Wasser</strong>versorgungswirtschaft<br />
technisch sicher,<br />
ökonomisch machbar und ökologisch<br />
verträglich zu meistern helfen<br />
werden.<br />
<strong>gwf</strong>: Herr Professor Urban, vielen<br />
Dank für das Gespräch.<br />
Weitere Informationen:<br />
Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. nat.techn.<br />
Wilhelm J. F. Urban,<br />
Leiter des Fachgebiets <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und Grundwasserschutz,<br />
Institut IWAR,<br />
Petersenstraße 13,<br />
64287 Darmstadt,<br />
Tel. (06151) 16-24 48,<br />
E-Mail: w.urban@iwar.tu-darmstadt.de,<br />
www.iwar.tu-darmstadt.de/wv<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 793
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Lehre und Forschung am Fachgebiet<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung und Grundwasserschutz<br />
Das Fachgebiet <strong>Wasser</strong>versorgung und Grundwasserschutz steht unter der Leitung von Prof. Dipl-Ing.<br />
Dr. Wilhelm Urban. In den Bereichen Lehre und Forschung können Interessenten, Schulabsolventen und<br />
Studierende aus dem folgenden Angebot wählen.<br />
Zu den gemeinsamen Lehrveranstaltungen<br />
der Fachgebiete<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung und Grundwasserschutz<br />
sowie <strong>Abwasser</strong>technik<br />
im Bereich Bachelor Bauingenieurwesen,<br />
Umweltingenieurwesen<br />
und Wirtschaftsingenieurwesen<br />
(technische Fachrichtung Bauingenieur)<br />
zählen die folgenden An -<br />
gebote:<br />
Grundlagen der<br />
<strong>Wasser</strong>ver- und -entsorgung<br />
In dieser Lehrveranstaltung lernen<br />
Studierende das technische System<br />
kennen und z. B. den <strong>Wasser</strong>bedarf<br />
zu bestimmen sowie Brunnen, <strong>Wasser</strong>verteilsysteme<br />
und Pumpen zu<br />
bemessen. Im Bereich der Entwässerung<br />
behandelt die Veranstaltung<br />
die <strong>Abwasser</strong>- und Niederschlagsmengen,<br />
verschiedene Systeme der<br />
Stadtentwässerung und ihre<br />
Bemessung sowie Bauwerke der<br />
Ortskanalisation und die Regenwasserbehandlung.<br />
Projektseminar<br />
Kommunale Planung,<br />
Ver- und Entsorgung<br />
Inhalt dieses Modules ist die Erstellung<br />
einer Projektarbeit in den<br />
Bereichen <strong>Abwasser</strong>technik, Raumund<br />
Infrastrukturplanung oder <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />
Hierbei steht die<br />
Praxisnähe im Vordergrund. In den<br />
Grundlagenvorlesungen erworbene<br />
Kenntnisse sollen auf praxisnahe<br />
Fragestellungen angewendet<br />
und vertieft werden. Die Praxisnähe<br />
kann durch verschiedene Aspekte<br />
hergestellt werden: Zusammenarbeit<br />
mit externen Partnern (Aufgabenstellung<br />
entsprechend den Fragestellungen<br />
dieser Partner) oder<br />
durch Beteiligung an Forschungsvorhaben<br />
am Institut oder durch<br />
Bezug auf reale Gemeinden bzw.<br />
aktuelle Fragestellungen.<br />
<strong>Wasser</strong>güte und<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungstechnik<br />
Diese Lehrveranstaltung baut auf<br />
den Grundlagen der <strong>Wasser</strong>ver- und<br />
–entsorgung auf. Sie vertieft den<br />
Bereich <strong>Wasser</strong>versorgung, wobei<br />
die Studierenden lernen, Brunnengalerien,<br />
Druckrohrnetze und physikalische<br />
Aufbereitungsverfahren zu<br />
bemessen sowie die Energieeffizienz<br />
von Anlagen beispielhaft zu<br />
bestimmen.<br />
Im Masterbereich Bauingenieurwesen,<br />
Umweltingenieurwissenschaften,<br />
Wirtschaftsingenieurwesen –<br />
Technische Fachrichtung Bauingenieurwesen,<br />
können Studierende aus<br />
folgenden Bereichen wählen:<br />
Trinkwassergüte und<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitungstechnik<br />
Aufbauend auf den Grundlagen der<br />
<strong>Wasser</strong>ver- und -entsorgung geht<br />
es hier speziell um die Trinkwasseraufbereitung.<br />
Die Studierenden<br />
lernen für bestimmte Fragestellungen,<br />
aufbauend auf den naturwissenschaftlichen<br />
und verfahrenstechnischen<br />
Grundlagen, geeignete<br />
Verfahrenskombinationen auszuwählen<br />
und Trinkwasseraufbereitungsanlagen<br />
vorzubemessen.<br />
Grundwasserschutz<br />
Diese konzeptionell-strategisch ausgerichtete<br />
Veranstaltung vermittelt<br />
den Studierenden, dass Grundwasserschutz<br />
sowohl institutionell-rechtliche<br />
als auch technische Maßnahmen<br />
beinhaltet. Die Studierenden<br />
können eigenständig anhand vorgegebener<br />
Aufgabenstellungen konkrete<br />
Probleme im Grundwasserschutz<br />
identifizieren, analysieren und<br />
bewerten sowie Maßnahmen zur<br />
Lösung vorschlagen.<br />
Planung, Bau und Betrieb<br />
von Anlagen zur<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Diese praxisnahe Veranstaltung, die<br />
von externen Dozenten aus dem<br />
Berufsleben gelehrt wird, behandelt<br />
insbesondere die praktischen<br />
Aspekte der <strong>Wasser</strong>gewinnung und<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung. Die Studierenden<br />
lernen, Brunnen/Quellfassungen<br />
zu bemessen sowie praktische<br />
Fragestellungen beim Betrieb von<br />
Trinkwassernetzen zu analysieren<br />
und Maßnahmen vorzuschlagen.<br />
Studierende an der TU Darmstadt. © Katrin Binner/TU Darmstadt<br />
Modellierung und<br />
Simulation von <strong>Wasser</strong>- und<br />
Grundwasserströmungen<br />
Diese Lehrveranstaltung liefert den<br />
theoretischen Hintergrund zur Strömungsmodellierung.<br />
Die Studierenden<br />
lernen, die Erhaltungsgleichungen<br />
von Strömungen herzuleiten<br />
und wichtige Diskretisierungsansätze<br />
und Turbulenzmodellansätze<br />
Juli/August 2013<br />
794 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
zu bewerten. Ziel ist es, den Studierenden<br />
methodische Kompetenz<br />
und Fachwissen zur sachgemäßen<br />
Anwendung von kommerziellen<br />
Simulationsprogrammen zu vermitteln.<br />
Nachhaltige <strong>Wasser</strong>versorgungswirtschaft<br />
Ein anderer Forschungsschwerpunkt<br />
des Fachgebiets sind international<br />
ausgerichtete Projekte, in denen es<br />
um eine nachhaltige <strong>Wasser</strong>versorgungswirtschaft<br />
geht. Das spiegelt<br />
sich in dieser Veranstaltung wider,<br />
wo Studierende lernen, eigenständig<br />
nachhaltige <strong>Wasser</strong>versorgungskonzepte<br />
zu entwickeln.<br />
<strong>Wasser</strong>technik und<br />
<strong>Wasser</strong>management für<br />
aride Zonen<br />
Ergänzend zur nachhaltigen <strong>Wasser</strong>versorgungswirtschaft,<br />
wird hier<br />
auf die Technik eingegangen. Die<br />
Studierenden lernen alternative<br />
Techniken kennen, wie sie in ariden<br />
Zonen, Schwellen- und Entwicklungsländern<br />
eingesetzt werden.<br />
Water Supply Systems<br />
Diese auf Englisch gehaltene Vorlesung<br />
gibt einen Überblick über <strong>Wasser</strong>versorgungstechniken<br />
in ländlichen<br />
und urbanen Räumen. Die<br />
Studierenden lernen anhand verschiedener<br />
Fragestellungen, geeignete<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungstechniken<br />
für ländliche und urbane Räume zu<br />
identifizieren, zu bewerten und auszuwählen.<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung:<br />
Optimierung, Modellierung<br />
und Fallstudien<br />
In diesem Seminar lernen die Studierenden,<br />
eigenständig zu Aufgabenstellungen<br />
aus verschiedenen Bereichen<br />
der <strong>Wasser</strong>versorgungstechnik<br />
Lösungswege und Maßnahmen vorzuschlagen<br />
und durchzuführen.<br />
Forschung<br />
Die Hauptfelder der Forschungsaktivitäten<br />
am Fachgebiet <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und Grundwasserschutz<br />
sind die verfahrenstechnische Optimierung<br />
von Anlagen der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
mithilfe von Experimenten<br />
(EFD) und Strömungssimulation<br />
(CFD) und die Entwicklung<br />
von integrierten, transdisziplinären<br />
nationalen und internationalen<br />
Was serressourcenmanagement-<br />
Ansätzen (z. B. Namibia und Brasilien)<br />
zusammen mit Wissensaustausch<br />
und Netzwerkaufbau in<br />
Ibero-Lateinamerika (Spanien, Ko -<br />
lumbien, Brasilien, Peru, Argentinien,<br />
Chile) sowie Indien. Eine<br />
Auswahl aktueller nationaler Forschungsprojekte<br />
am Fachgebiet<br />
beschäftigt sich mit:<br />
1. Konstruktive Optimierung von<br />
Trinkwasser-Quellfassungen im<br />
hydrologisch und ökologisch<br />
sensiblen Umfeld mit CFD.<br />
2. Entwicklung eines numerischen<br />
CFD Modells zur Untersuchung<br />
von Schlämmen aus der Siedlungswasserwirtschaft.<br />
3. Verfahrensentwicklung zur Mikroorganismenreduktion<br />
in trüben,<br />
flüssigen Medien mit CFD.<br />
4. Untersuchungen des Absetzverhaltens<br />
von Sandpartikeln in<br />
einer Sandabscheideanlage mit<br />
CFD.<br />
5. Hydraulische Untersuchungen<br />
eines Schnellentcarbonatisierungsreaktors<br />
mit CFD.<br />
Internationale Einbindung<br />
Ein handgegrabener Brunnen. © TU Darmstadt<br />
6. NaCoSi – Nachhaltigkeitscontrolling<br />
siedlungswasserwirtschaftlicher<br />
Systeme – Risikoprofil und<br />
Steuerungsinstrumente.<br />
7. Energetische Optimierungsuntersuchung<br />
zum <strong>Wasser</strong>bezug<br />
und zum Transportnetz Stuttgart<br />
mithilfe numerischer Verfahren.<br />
Weitere Informationen:<br />
Sekretariat des Fachgebietes <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und Grundwasserschutz,<br />
Renate Schäfer,<br />
Petersenstraße 13, 64287 Darmstadt,<br />
Tel. (06151) 16-24 48,<br />
E-Mail: r.schaefer@iwar.tu-darmstadt.de,<br />
www.iwar.tu-darmstadt.de/wv<br />
Neben den nationalen Aktivitäten ist das Fachgebiet in eine Vielzahl internationaler Forschungsprojekte<br />
und Kooperationen eingebunden. Das Fachgebiet pflegt einen regen<br />
Austausch von Wissenschaftlern mit anderen internationalen Forschungseinrichtungen<br />
und Universitäten.<br />
In internationalen Projekten werden technische und managementorientierte Lösungen<br />
für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft unter komplexen Rahmenbedingungen erarbeitet, wie:<br />
1. Integriertes <strong>Wasser</strong>resourcenmanagement (IWRM) im nördlichen Namibia – Cuvelai<br />
Delta (CuveWaters, www.cuvewaters.net)<br />
2. Entwicklung von Instrumenten zur Entscheidungsunterstützung für die Planung von<br />
Projekten zur Verlustreduzierung in <strong>Wasser</strong>verteilnetzen in Zusammenarbeit mit<br />
Epsel S.A. in Chiclayo, Peru.<br />
3. Projektentwicklung im Kolumbianischen <strong>Wasser</strong>-Sektor in Zusammenarbeit mit dem<br />
CINARA Institut der Universität Cali – Kolumbien im Rahmen des Auf- und Ausbaus<br />
bilateraler Kooperationen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 795
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
Mehr Transparenz, höherer Erkenntnisgewinn<br />
Hybride Modellierung bei verfahrenstechnischen Fragestellungen<br />
in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
In der <strong>Wasser</strong>versorgungstechnik gibt es immer öfter verfahrenstechnische Fragestellungen, die sich mit<br />
einfachen analytischen Berechnungen nicht mehr beantworten lassen. Bis vor wenigen Jahren schafften hier<br />
allein Modellversuche Abhilfe, die als maßstäbliche hydraulische Modelle mit physikalischen Ähnlichkeiten<br />
auf die realen verfahrenstechnischen Anlagen übertragen werden konnten oder die als halbtechnische Pilotanlagen<br />
ohne hydraulische Ähnlichkeit aber mit physikalischen, chemischen oder biologischen Prozessen die<br />
Anlage realitätsnah abbilden konnten.<br />
Es gab und gibt viele Einsatzmöglichkeiten<br />
in der Praxis, die von<br />
solchen Modellanlagen, hier als<br />
Experimental Fluid Dynamics (kurz:<br />
EFD) bezeichnet, profitieren können.<br />
Mit der Weiterentwicklung der<br />
Computertechnologie hat sich aber<br />
mittlerweile eine weitere Modellierungstechnik<br />
durchgesetzt, die in<br />
der Fachwelt unter dem Namen<br />
Computational Fluid Dynamics<br />
(kurz: CFD) bekannt geworden ist.<br />
Bei dieser Technik wird die zu untersuchende<br />
verfahrenstechnische<br />
Anlage über ein CAD-Programm in<br />
den Computer eingegeben, die<br />
technischen Randbedingungen<br />
hinzugefügt und mithilfe numerischer<br />
Programme die Fluidströmung<br />
und weitere verfahrenstechnische<br />
Prozesse berechnet. Am<br />
Fachgebiet <strong>Wasser</strong>versorgung und<br />
Grundwasserschutz werden beide<br />
Verfahren mittlerweile häufig in<br />
Kombination eingesetzt. Diese Verfahrenskombination<br />
wird als hybride<br />
Modellierung bezeichnet.<br />
Viele Untersuchungsparameter<br />
liegen sowohl im EFD-Modell als<br />
auch im CFD-Modell vor. Bei anderen<br />
Parametern kann die Genauigkeit<br />
des CFD-Modells mithilfe von<br />
Experimenten überprüft und fehlende<br />
Randbedingungen angepasst<br />
werden. Gegenüber den Ergebnissen<br />
des EFD liegen die Ergebnisse<br />
im CFD zeitlich und räumlich quasikontinuierlich<br />
vor, d. h. in Zeitschritten<br />
von wenigen Sekunden und<br />
Wegschritten von wenigen Zentimetern.<br />
EFD und CFD ergänzen sich<br />
gegenseitig und schaffen eine<br />
größtmögliche Transparenz der<br />
Anlagen mit wesentlich höherem<br />
Erkenntnisgewinn als es mit nur<br />
einem der beiden Verfahren möglich<br />
wäre.<br />
Das Absetzverhalten<br />
von Sandpartikeln<br />
Bei Reinigungsprozessen von <strong>Wasser</strong><br />
muss als erster Verfahrensschritt<br />
häufig eine sehr weitgehende<br />
Entfernung von partikulären<br />
Störstoffen (z. B. Sand)<br />
erfolgen. Werden diese Stoffe nicht<br />
entfernt, können in den weiteren<br />
Verfahrensstufen schwerwiegende<br />
Probleme auftreten (z. B. Störungen<br />
und Zerstörungen von Aggregaten,<br />
Ablagerungen in Behältern),<br />
die zu erheblichen Störungen<br />
des Gesamtprozesses, zu<br />
erhöhten Ablaufwerten sowie zu<br />
wirtschaftlichen Schäden führen<br />
können. In einem Forschungs- und<br />
Entwicklungsprojekt wurde<br />
zusammen mit einem mittelständischen<br />
Anlagenbauer aus der<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft (Werkstoff und<br />
Funktion Grimmel <strong>Wasser</strong>technik<br />
GmbH) ein neuer Reinigungstyp<br />
zur Entfernung partikulärer Stoffe<br />
aus <strong>Wasser</strong> entwickelt. Innerhalb<br />
des Projekts wurden Untersuchungen<br />
an einer labortechnischen und<br />
einer halbtechnischen Versuchsanlage<br />
sowie einer bestehenden<br />
Abscheideranlage vor Ort durchgeführt.<br />
Ein wesentlicher Teil der<br />
Versuche wurde, ganz im Sinne der<br />
Bild 1. Beispiel einer Sand-Abscheideranlage in CFD (links) und einer<br />
realen Schlamm-Abscheideranlage in EFD (rechts). © IWAR TU Darmstadt<br />
Juli/August 2013<br />
796 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Aktuell NETZWERK WISSEN<br />
hybriden Modellierung, auch mithilfe<br />
von CFD simuliert. Dieses Projekt<br />
(HA-Projekt-Nr.: 257/11-03)<br />
wird im Rahmen von Hessen<br />
ModellProjekte gefördert aus Mitteln<br />
der LOEWE - Landes-Offensive<br />
zur Entwicklung Wissenschaftlich<br />
ökonomischer Exzellenz, Förderlinie<br />
3: KMU-Verbundvorhaben.<br />
Optimierung von Quellfassungen<br />
– CFD-Modellierung<br />
der Quellbauwerke zur Verbesserung<br />
der Nutzung von<br />
Quellwässern<br />
Nach den BGW-Jahresberichten<br />
wurden in Deutschland im Jahr<br />
1991 ca. 320 Millionen m³ <strong>Wasser</strong><br />
aus zehntausenden Einzelquellen<br />
gefördert, das sind ca. 10 % der<br />
gesamten öffentlichen <strong>Wasser</strong>förderung<br />
in Deutschland. Quellen<br />
sind Grundwasseraustritte an der<br />
Geländeoberfläche, die sowohl für<br />
die Trinkwasserversorgung als auch<br />
für die örtliche Ökologie der Fließgewässer<br />
in vielen Regionen einen<br />
bedeutenden Beitrag zur Daseinsvorsorge<br />
leisten.<br />
Dabei sind Quellwässer aufgrund<br />
von baulichen und hydrogeologischen<br />
Gegebenheiten durch<br />
verschiedene Faktoren häufig qualitativ<br />
und quantitativ beeinträchtigt.<br />
Sowohl die konstruktive Optimierung<br />
des Quellkammerbauwerks als<br />
auch die Einbettung der Anlage in<br />
das vorhandene Ökosystem sind in<br />
der bisherigen Praxis nicht ausreichend<br />
berücksichtigt worden. Mithilfe<br />
von CFD-Simulationen und<br />
Untersuchungen an verschiedenen<br />
Quellfassungsbauwerken vor Ort<br />
sollen innerhalb dieses Projektes<br />
Verbesserungen der baulichen und<br />
technischen Gestaltung von Quellfassungen<br />
in ihrem hydrologisch<br />
und ökologisch sensiblen Umfeld<br />
erreicht werden.<br />
Projektpartner ist die Bieske und<br />
Partner Beratende Ingenieure<br />
GmbH. Diese ist bereits langjährig<br />
auf dem Feld der konzeptionellen,<br />
planerischen und baulichen Optimierung<br />
von Quellfassungen tätig<br />
und unterstützt das Projekt durch<br />
Schlammvolumen [ml/L]<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
Absetzkurve<br />
0<br />
0 10 20 30<br />
Zeit [Min]<br />
die somit vorliegenden Praxiserfahrungen<br />
sowie mögliche Anwendungsbeispiele<br />
und deren Koordination.<br />
Das Projekt wird gefördert<br />
von der Deutschen Bundesstiftung<br />
Umwelt (DBU).<br />
Entwicklung eines numerischen<br />
Modells<br />
Bei verschiedensten Fragestellungen<br />
der Siedlungswasserwirtschaft<br />
entstehen im verfahrenstechnischen<br />
Prozessablauf Schlämme, die<br />
einer weiteren Behandlung unterzogen<br />
werden müssen. Die verfahrenstechnische<br />
Behandlung ist<br />
durch die physikalische und (bio-)<br />
chemische Schlammstruktur meist<br />
sehr komplex, so dass die Verfahrungsentwicklung<br />
zur Behandlung<br />
von Schlämmen ebenfalls häufig<br />
komplexe Schritte erfordert.<br />
In einem von der Fritz und Margot<br />
Faudi Stiftung geförderten Projekt<br />
soll ein gekoppeltes experimentell-<br />
numerisches Verfahren<br />
entwickelt werden, das verschiedenste<br />
Schlämme insbesondere<br />
bezüglich ihres strömungsmechanischen<br />
Verhaltens beschreibt. Ziel<br />
ist es, dass das Schlammverhalten<br />
im verfahrenstechnischen Prozess<br />
sowohl in der Forschung und Entwicklung<br />
als auch in der praktischen<br />
Ingenieuranwendung mithilfe<br />
eines einfachen, hilfreichen<br />
und kostengünstigen Instruments<br />
mithilfe von CFD (Computational<br />
Messung 1,87 g/L<br />
Messung 1,84 g/L<br />
Simulation<br />
Bild 2. Gemessene und simulierte Absetzkurve eines Belebtschlamms aus der Kläranlage<br />
Eberstadt.<br />
Fluid Dynamics) berechnet werden<br />
kann.<br />
Schlämme in der Siedlungswasserwirtschaft<br />
weisen ein konzentrationsabhängiges<br />
Absetzverhalten<br />
und ein viskoplastisches Materialverhalten<br />
auf, je nach Schlammart<br />
können diese aber sehr unterschiedlich<br />
sein. Daher wird auch<br />
nach Möglichkeiten gesucht, einfache<br />
Messverfahren anzuwenden,<br />
mit denen ein Schlamm charakterisiert<br />
und die Parameter für das<br />
numerische Modell gefunden werden<br />
können. Es werden beispielsweise<br />
einfache Absetzversuche in<br />
einem Konzentrationsspektrum<br />
durchgeführt und die daraus<br />
gewonnen Parameter in das<br />
Schlammmodell integriert. Ein Vergleich<br />
der gemessenen Absetzkurve<br />
und der simulierten Absetzkurve<br />
zeigt eine gute Übereinstimmung<br />
(Bild 2).<br />
Weitere Informationen:<br />
Dr.-Ing. Alexander Sonnenburg,<br />
Leiter der Arbeitsgruppe Experimental &<br />
Computational Fluid Dynamics,<br />
TU Darmstadt,<br />
Petersenstraße 13,<br />
64287 Darmstadt,<br />
Tel. (06151) 16-3447<br />
E-Mail: a.sonnenburg@iwar.tu-darmstadt.de<br />
www.iwar.tu-darmstadt.de/wv/<br />
arbeitsgruppen_1/experimental___<br />
computational_fluid_dynamics/inhalt_<br />
cfd.de.jsp<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 797
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
Extremereignisse am Computer<br />
CFD – ein Zukunftsthema<br />
Am Anfang steht die Idee. Wir haben irgendwo etwas gesehen oder gehört, was uns inspiriert. Oder wir nutzen<br />
ein Produkt, von dem wir glauben, dass wir es besser gestalten könnten. Der Phantasie des Menschen sind<br />
glücklicherweise keine Grenzen gesetzt. Denn so entstehen neue Ideen, neue Produkte, neue Strategien.<br />
Doch ist der Weg von der Idee<br />
zum Produkt so frei wie die Entwicklung<br />
einer Idee? Oft wird, nicht<br />
nur in kleinen und mittelständischen<br />
Betrieben, nach dem Prinzip<br />
„Trial und Error“ geplant und produziert,<br />
ohne das „Handwerk“ der Versuchsplanung<br />
zu nutzen. Doch die<br />
effektive Umsetzung bekannter und<br />
bewährter Techniken aus der Versuchsplanung<br />
hilft, das Problemverständnis<br />
wesentlich zu verbessern<br />
und dabei Kosten für die Produktentwicklung<br />
zu minimieren.<br />
Und was hat CFD (Computational<br />
Fluid Dynamics) damit zu tun?<br />
CFD weckt Ideen, CFD deckt auf,<br />
CFD verhindert Fehler. CFD kann<br />
vielleicht am besten mit einem<br />
Flugsimulator verglichen werden.<br />
Die Projektionstechnologien der<br />
Flugsimulatoren sind mittlerweile<br />
soweit ausgereift, dass ein angehender<br />
Pilot den Eindruck hat, sich<br />
in einer realen Situation in einem<br />
echten Flugzeug zu befinden.<br />
Sowohl reale Standardsituationen<br />
als auch Extremereignisse können<br />
am Flugsimulator durchgespielt<br />
werden, ohne Menschen und Material<br />
zu gefährden. Zudem werden<br />
erhebliche Kosten durch die Ausbildung<br />
in der virtuellen Realität<br />
gespart.<br />
Mit CFD verhält es sich ähnlich.<br />
Vorplanungen können in einer virtuellen<br />
Realität am Computer<br />
durchgeführt und aus den Ergebnissen<br />
die realen Begebenheiten<br />
besser geplant werden. Extremereignisse<br />
haben, bis auf mögliche<br />
Rechnerabstürze, bei der CFD-Simulation<br />
keine weiteren Folgen. CFD<br />
ist somit ein Instrument für alle Vorhaben,<br />
die sich in irgendeiner Form<br />
mit strömenden oder ruhenden Fluiden<br />
(z. B. Luft, <strong>Wasser</strong>, Schlämme,<br />
Öl, flüssige Metalle u. a.) auseinandersetzen.<br />
CFD ist ein Werkzeug,<br />
das in vielen verfahrenstechnischen<br />
Bereichen eingesetzt werden kann.<br />
Hierzu gehört nicht nur die Umwelttechnik,<br />
sondern zum Beispiel auch<br />
die Fahrzeugindustrie, die Flugzeugindustrie,<br />
die Lebensmittelindustrie,<br />
die kunststoffverarbeitende<br />
Industrie. CFD ist für angehende<br />
Ingenieure ein Betätigungsfeld mit<br />
Zukunft, da der Markt für CFD-An -<br />
wendungen rasant wächst. (Quelle:<br />
Aktionslinie Hessen- umwelttech<br />
(2009); http://www.hessen-umwelttech.de/<br />
mm/cfd_09_screen.pdf)<br />
Was ist eigentlich CFD?<br />
Der Begriff Computational Fluid<br />
Dynamics (CFD) bezeichnet die<br />
numerische Simulation von Strömungen.<br />
Am Fachgebiet <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und Grundwasserschutz<br />
wird CFD praxisnah mithilfe gängiger<br />
CFD-Software gelehrt. Ziel der<br />
Veranstaltung „Strömungsmodellierung<br />
– Arbeitsschritte mit CFD“ ist<br />
es, dass die Teilnehmer mit einem<br />
kommerziellen CFD-Programm ein<br />
eigenes CFD-Modell komplett<br />
eigenständig aufsetzen, rechnen<br />
und auswerten können. „Learning<br />
by doing“ ist hierbei ein ganz<br />
wesentlicher Aspekt. Daher wird<br />
jedem Studierenden ein eigener<br />
Rechner mit der entsprechenden<br />
CFD-Software zur Verfügung<br />
gestellt. In einer Hausübung sollen<br />
die zuvor eingeübten Themen an<br />
einem praktischen Beispiel umgesetzt<br />
werden. Der Übungsinhalt<br />
kann vom Referenten vorgegeben<br />
werden, willkommen sind aber<br />
auch eigene Ideen aus der <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />
Weitere Informationen:<br />
Dr.-Ing. Alexander Sonnenburg,<br />
Leiter der Arbeitsgruppe Experimental &<br />
Computational Fluid Dynamics,<br />
TU Darmstadt,<br />
Petersenstraße 13, 64287 Darmstadt,<br />
E-Mail: a.sonnenburg@iwar.tu-darmstadt.de,<br />
Tel. (06151) 16-3447<br />
www.iwar.tu-darmstadt.de/wv/lehre_7/<br />
lehrveranstaltungen_5/lehre_c_<br />
numerisch.de.jsp<br />
Mischprozess in 3 Bildern in einem statischen Mischer.<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlage.<br />
Juli/August 2013<br />
798 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Aktuell NETZWERK WISSEN<br />
Rio do Janeiro Stadt. © Daniel Naumann/Pixelio<br />
Ökoeffizienz in der brasilianischen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
Energieeffizienz in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Das vom BMBF geförderte Definitionsprojekt wurde unter der wissenschaftlichen Leitung und Koordination<br />
der Technischen Uni versität Darmstadt, Institut IWAR, Fachgebiet <strong>Wasser</strong>versorgung und Grundwasserschutz,<br />
Prof. W. Urban, in Zusammenarbeit mit der Bauhaus Universität Weimar, Fraunhofer ISI und der Universidade<br />
Federal do Rio de Janeiro durchgeführt.<br />
Das Projekt beinhaltet die notwendigen<br />
Vorarbeiten für eine<br />
erfolgreiche Implementierung eines<br />
F&E-Verbundvorhabens sowie die<br />
Prü fung der Umsetzbarkeit von<br />
Maßnahmen zur Steigerung der<br />
Energieeffizienz. Es wurden die<br />
Schwerpunkte der Energie- und <strong>Wasser</strong>verluste<br />
innerhalb der Wertschöpfungskette<br />
der <strong>Wasser</strong>versorgung in<br />
Rio de Janeiro untersucht, um eine<br />
Abschätzung der Marktpotenziale<br />
unterschiedlicher Technologien aus<br />
den Bereichen aller Wertschöpfungsstufen<br />
zu ermöglichen. Die Abschätzung<br />
zeigt auf, dass erhebliche technische<br />
Potenziale zur Energieeinsparung<br />
und Energieeffizienz in der<br />
sanitären Grund versorgung existieren,<br />
die einen relevanten Mittelrückfluss<br />
erwarten lassen.<br />
Die Ergebnisse des Definitionsprojekts<br />
beinhalten ein Konzept<br />
sowohl zum integrierten und nachhaltigen<br />
urbanen Energiemanagement<br />
als auch für Energieeinsparungen<br />
in der brasilianischen <strong>Wasser</strong>versorgung,<br />
wobei die Einsparung<br />
von Energie und <strong>Wasser</strong> auch eine<br />
langfristige Reduzierung der laufenden<br />
Kosten bedeutet und damit die<br />
Wirtschaftlichkeit der <strong>Wasser</strong>versorgungsinfrastruktur<br />
erhöht.<br />
Neben der Minimierung der <strong>Wasser</strong>-<br />
und Energieverluste wird auch<br />
die Vorbereitung der kommerziellen<br />
Weiterverbreitung der zu entwickelnden<br />
und in Rio de Janeiro zu<br />
implementierenden Technologien,<br />
Dienstleistungen und Systemlösungen<br />
verfolgt. Damit soll eine Basis für<br />
die Entwicklung eines technologischen<br />
Leitmarktes gelegt werden.<br />
Angesichts der hohen Bedeutung<br />
der Abfallwirtschaftsproblematik<br />
in Rio de Janeiro wurde in das<br />
Konzept für das Verbundvorhaben<br />
zusätzlich die Gewinnung erneuerbarer<br />
Energie aus organischem<br />
Abfall durch gemeinsame anaerobe<br />
Behandlung mit kommunalem<br />
<strong>Abwasser</strong> integriert. Damit wird das<br />
urbane Energiemanagementkonzept<br />
um einen wesentlichen Baustein<br />
zur Steigerung der Energieeffizienz<br />
durch die nachhaltige Verwertung<br />
organischer Abfall- und<br />
<strong>Abwasser</strong>inhaltsstoffe erweitert.<br />
Das Konzept für das spätere Verbundvorhaben<br />
berücksichtigt eine<br />
pilothafte Umsetzung (Fundão<br />
Insel) von Maßnahmen, welche die<br />
Energieeffizienz und die Wirtschaftlichkeit<br />
im urbanen Energiemanagement<br />
erhöhen.<br />
Das deutsch-brasilianische transdisziplinäre<br />
Konsortium für das<br />
zukünftige Verbundprojekt besteht<br />
aus Kooperationspartnern aus der<br />
Industrie (Sewerin GmbH, Krohne<br />
GmbH, Siemens AG), der Wissenschaft<br />
und aus öffentlichen Institutionen<br />
aus Rio (CEDAE, Rio Aguas,<br />
Eletrobras), um die Entwicklung<br />
innovativer Lösungen zu gewährleisten.<br />
Das Definitionsprojekt wurde<br />
vom BMBF im Rahmen der Forschung<br />
für nachhaltige Entwicklung<br />
(FONA) - Internationale Partnerschaften<br />
für Klimaschutz- und<br />
Umwelttechnologien und -dienstleistungen<br />
(CLIENT) gefördert.<br />
Weitere Informationen:<br />
Dr.- Ing. Ana Cangahuala<br />
Leiter der Arbeitsgruppe „Water Loss<br />
Management & Energy Efficiency“<br />
TU Darmstadt, 64287 Darmstadt,<br />
E-Mail: a.cangahuala@iwar.tu-darmstadt.de<br />
www.iwar.tu-darmstadt.de/wv/forschung_5/<br />
wasserversorgung/efyciencia.de.jsp<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 799
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
Modellierung, Simulation und Optimierung<br />
in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Die Arbeitsgruppe „Modellierung, Simulation und Optimierung in der <strong>Wasser</strong>versorgung“ am IWAR beschäftigt<br />
sich mit praktischen Fragestellungen zur mathematischen Modellierung von technischen Prozessen, deren<br />
Lösungsansätze und Optimierung.<br />
Die mathematische Modellierung<br />
ergibt meist nicht-lineare<br />
Systeme von partiellen Differentialgleichungen.<br />
Diese kann man in<br />
den meisten Fällen nur näherungsweise<br />
mithilfe von numerischen<br />
Methoden lösen, die bei der Prozessanalyse<br />
zur Anwendung kommen.<br />
Alternativ kann man die Prozessanalyse<br />
mittels experimenteller<br />
Untersuchungen durchführen, die<br />
aber oft sehr zeitaufwändig, inflexibel<br />
und kostenintensiv sind. Die<br />
numerische Simulation kommt seit<br />
Langem in fast allen Bereichen der<br />
Wissenschaft und Technologie<br />
wegen ihrer Variabilität, Schnelligkeit<br />
und vergleichsweise niedrigen<br />
Kosten zur Anwendung. Für viele<br />
reale Frage- und Problemstellungen<br />
bei Strömungen, etwa von Fluiden<br />
wie <strong>Wasser</strong>, braucht man auch die<br />
Lösungen in „real-time“, weshalb<br />
besonders effiziente und leistungsfähige<br />
Methoden gefordert sind.<br />
Deren Entwicklung ist eines der Forschungsziele<br />
der Arbeitsgruppe.<br />
Viele praktische Fragestellungen<br />
in der <strong>Wasser</strong>versorgung beinhalten<br />
das Ziel, ein Optimum unter gegebenen<br />
Randbedingungen zu finden,<br />
weshalb die AG die numerische<br />
Simulation auch für Optimierungen<br />
weiterentwickelt. Die Minimierung<br />
der Pumpenergie durch eine optimale<br />
Auslegung und Steuerung der<br />
Pumpen bzw. Pumpwerken ist Stand<br />
der Technik. Allerdings bietet sich<br />
ein erhebliches zusätzliches Energieeinsparpotenzial,<br />
wenn die aktuelle<br />
hydraulische Situation im Verteilnetz<br />
online berücksichtigt wird.<br />
Hier kommt die simulationsbasierte<br />
Optimierung zur Anwendung, welche<br />
die Gruppe in einigen Projekten<br />
zur Anwendung gebracht hat.<br />
Seit rund drei Jahren bietet Herr<br />
Dr. Hazra am Fachgebiet die Lehrveranstaltungen<br />
„Modellierung und<br />
Simulation von <strong>Wasser</strong>- und Grundwasserströmungen“<br />
für Vertieferstudierende<br />
des Studienganges<br />
Umweltingenieurwissenschaften<br />
und „Verfahren höherer Ordnung<br />
zur Strömungssimulation und Optimierung“<br />
für den Fachbereich<br />
Maschinenbau an, welche von<br />
Anfang an auf großes Interesse<br />
gestoßen ist. Die Lehrveranstaltung<br />
Modellierung, Simulation und Optimierung<br />
vermittelt die Grundlagen<br />
der mathematischen Modellierung<br />
von Strömungsproblemen anhand<br />
der Navier-Stokes Gleichungen, welche<br />
Fluid-Eigenschaften (z. B. Dichte,<br />
Viskosität) enthalten und als Lösung<br />
Strömungseigenschaften (z. B. Ge -<br />
schwindigkeit, Temperatur, Druck)<br />
errechnet werden. Parameter wie<br />
z.B. die Reynolds- oder die Pecletzahl<br />
sind nicht in originaler Form<br />
in den Modell-Gleichungen enthalten.<br />
Wie und woher kommen diese<br />
Parameter in die Gleichungen? Auch<br />
hört man oft von Turbulenz-Modellen,<br />
wobei man sich die Frage stellt:<br />
Was sind die eigentlich und warum<br />
braucht man diese Gleichungen<br />
zusätzlich? Diese Grundbegriffe<br />
werden an Hand der systematischen<br />
Behandlung und Umwandlung des<br />
Navier-Stokes Gleichungssystems<br />
erklärt und angewandt. Auch<br />
Grundlagen der Diskreditierungsmethoden<br />
sowie Behandlung des<br />
diskreten Gleichungssystems werden<br />
in der Veranstaltung diskutiert.<br />
Letztendlich werden praktische Beispiele<br />
mithilfe von frei verfügbaren<br />
CFD-Codes (wie z. B. OpenFOAM)<br />
geübt.<br />
Mit diesen Veranstaltungen soll<br />
den Studierenden methodische<br />
Kompetenz und Fachwissen zur<br />
sachgemäßen Anwendung von<br />
kommerziellen Simulationsprogrammen<br />
vermittelt werden, deren<br />
Algorithmen im Hintergrund quasi<br />
als Black-box ablaufen und nicht<br />
nachvollziehbar ist, wie der Weg von<br />
der Eingabe bis zur Ausgabe des<br />
Ergebnisses methodisch abläuft und<br />
welche Randbedingungen zu erfüllen<br />
sind.<br />
Energie- und verfahrenstechnische<br />
Entwicklung<br />
einer Geschieberückhaltung<br />
für die <strong>Abwasser</strong>technik<br />
Ein wesentliches Projektziel des<br />
gemeinsam mit der VSB Umwelttechnik<br />
GmbH durchgeführten und<br />
von der Hessenagentur finanzierten<br />
Forschungsprojektes war es, mithilfe<br />
experimenteller sowie numerischer<br />
Untersuchungen die physikalischen<br />
Wirkprinzipien des Geschiebeschachts<br />
im Mischwasserkanal zu<br />
verstehen, um daraus die Geschieberückhaltung<br />
verfahrens- und<br />
energietechnisch optimal auszulegen<br />
und zu betreiben. Durch die<br />
Kenntnis des Wirkprinzips wurde<br />
die Möglichkeit der Adaption der<br />
Technik an örtliche Besonderheiten<br />
deutlich verbessert und gleichzeitig<br />
durch die Veranschaulichung die<br />
Akzeptanz dieser Technik bei den<br />
Kanalnetzbetreibern erhöht.<br />
Energetische Optimierungsuntersuchung<br />
<strong>Wasser</strong>bezug<br />
und Transportnetz Stuttgart<br />
Ziel dieses Projekts ist die Steigerung<br />
der Energieeffizienz durch die<br />
Optimierung des Betriebsprozesses<br />
in der <strong>Wasser</strong>versorgung. Im Fokus<br />
der Optimierung stehen hier die<br />
Minimierung der Betriebskosten im<br />
Transportsystem im Hinblick auf die<br />
Minimierung des Energieeinsatzes<br />
bzw. der Maximierung der Energiegewinnung<br />
im System durch geeignete<br />
technische Maßnahmen.<br />
Juli/August 2013<br />
800 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Aktuell NETZWERK WISSEN<br />
Kooperation mit Indien<br />
Indien ist seit 60 Jahren Partnerland<br />
Deutschlands. Neben dem Humboldt-<br />
und DAAD-Stipendien-Programm,<br />
existieren noch DFG-DST,<br />
DFG-UGC sowie DST-BMBF geförderte<br />
Forschungskooperationen,<br />
innerhalb derer bi-laterale Forschungsanträge<br />
von der AG gestellt<br />
wurden.<br />
Vom 5. bis 7. September 2013<br />
wurde die Indo-German-Conference<br />
zum Thema „Modelling, Simulation<br />
and Optimization in Applications“<br />
an der TU Darmstadt durchgeführt.<br />
Dies war die insgesamt<br />
dritte erfolgreiche Konferenz in<br />
Folge in Kooperation mit dem IIT<br />
(Kanpur) und dem TIFR (Bangalore)<br />
und gleichzeitig die erste an der TU<br />
Darmstadt. Die Konferenz wurde<br />
maßgebend gefördert durch die<br />
DFG und die INSA (Indien) und<br />
wurde durch das Indische Konsulat<br />
(Berlin) und dem IWAR Förderverein<br />
unterstützt.<br />
Lebendig und aktuell gehalten<br />
wird die Kooperation durch einen<br />
6-wöchigen vom DAAD finanzierten<br />
Forschungsaufenthalt am Fachgebiet<br />
unter fachlichem Austausch mit<br />
Herrn Dr. Hazra zum Thema „RBF<br />
based grid free local scheme for<br />
incompressible free surface flows“<br />
von Herrn Prof. Dr. Yedida vom IIT<br />
Madras, Chennai, (Indien) im Juni/<br />
Juli 2013.<br />
Weitere Informationen:<br />
Priv.-Doz. Dr. habil Subhendu Hazra<br />
Leiter der Arbeitsgruppe Modellierung,<br />
Simulation und Optimierung,<br />
TU Darmstadt,<br />
Petersenstraße 13,<br />
64287 Darmstadt, Tel. (06151) 16-75241<br />
E-Mail: s.hazra@iwar.tu-darmstadt.de,<br />
www.iwar.tu-darmstadt.de/wv/<br />
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Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 801
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
Risikoprofil und Steuerungsinstrumente<br />
Nachhaltigkeitscontrolling siedlungswasserwirtschaftlicher Systeme<br />
Ziel des INIS-Verbundvorhabens „Nachhaltigkeitscontrolling siedlungswasserwirtschaftlicher Systeme – Risikoprofil<br />
und Steuerungsinstrumente“ (NaCoSi) ist die Entwicklung eines Nachhaltigkeitscontrollings für die<br />
kommunale Siedlungswasserwirtschaft. Damit sollen die Risiken, die eine nachhaltige Entwicklung gefährden,<br />
systematisch erfasst werden. Das entwickelte Tool soll den Unternehmen die Möglichkeit geben, bei aufgezeigten<br />
Risiken Gegenmaßnahmen einzuleiten, um somit eine nachhaltige Leistungsfähigkeit zu gewährleisten.<br />
Im Verbundvorhaben entwickelt das<br />
Forscherteam (siehe unten) ein<br />
Controlling-Instrument, mit dem sich<br />
die kommunale Siedlungswasserwirtschaft<br />
gegen sogenannte Nachhaltigkeitsrisiken<br />
schützen kann.<br />
Dazu gehören beispielweise ökologische<br />
Risiken wie Spurenstoffe im<br />
<strong>Wasser</strong>, die gesundheitliche Fragen<br />
aufwerfen, aber auch soziale Veränderungen,<br />
welche sich auf Infrastrukturen<br />
auswirken, wie etwa ein Fachkräftemangel<br />
aufgrund der demographischen<br />
Entwicklung.<br />
Gemeinsam mit Partnern aus der<br />
Siedlungswasserwirtschaft wird<br />
eine Methode zur Erstellung von<br />
Risikoprofilen erarbeitet, welche die<br />
Unternehmen bei strategischen<br />
und operativen Entscheidungen<br />
unterstützen soll. Um bei den Verantwortlichen<br />
in den siedlungswasserwirtschaftlichen<br />
Betrieben die<br />
Wahrnehmung für sich ändernde<br />
ökologische und soziale Rahmenbedingungen<br />
zu schärfen, sind<br />
Planspiele ein Teil des Controlling-<br />
Instruments. Mit diesem Ansatz verfolgt<br />
das Projekt das Ziel, die Leistungsfähigkeit<br />
der kommunalen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungs- und <strong>Abwasser</strong>entsorgungsbetriebe<br />
auch in Hinblick<br />
auf zukünftige Herausforderungen<br />
umfassend zu stärken.<br />
Bislang gibt es noch kein übergeordnetes<br />
Controlling-Instrument,<br />
das Einflüsse so erfassen und<br />
bewerten kann, dass die Steuerung<br />
der Unternehmen konsistent an<br />
dem übergeordneten Ziel der Minimierung<br />
von Nachhaltigkeitsrisiken<br />
ausgerichtet werden kann. Das Projekt<br />
NaCoSi wird gefördert vom<br />
BMBF in der Fördermaßnahme INIS,<br />
die Teil des Förderschwerpunkts<br />
NaWaM innerhalb des FONA-Rahmenprogramms<br />
ist (www.bmbf.<br />
nawam-inis.de).<br />
Forschungspartner<br />
##<br />
Technische Universität<br />
Darmstadt, Institut IWAR,<br />
Fachgebiet <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und Grundwasserschutz<br />
(Verbundkoordination),<br />
##<br />
Technische Universität<br />
Darmstadt, Institut IWAR,<br />
Fachgebiet Industrielle<br />
Stoffkreisläufe<br />
##<br />
Universität Leipzig, Institut für<br />
Infrastruktur und Ressourcenmanagement<br />
(IIRM)<br />
##<br />
Universität der Bundeswehr<br />
München, Siedlungswasserwirtschaft<br />
und Abfalltechnik<br />
##<br />
ISOE – Institut für sozial-ökologische<br />
Forschung, Frankfurt am<br />
Main<br />
##<br />
aquabench GmbH, Hamburg<br />
Partner kommunale Ver- und<br />
Entsorgungswirtschaft<br />
##<br />
Kommunale <strong>Wasser</strong>werke<br />
Leipzig (KWL)<br />
##<br />
Wirtschaftsbetrieb Mainz AöR<br />
##<br />
Verbandsgemeindewerke<br />
Winnweiler<br />
##<br />
Stadtwerke Gießen AG<br />
##<br />
Stadt Pirmasens,<br />
Stadtverwaltung Tiefbauamt –<br />
Stadtentwässerung<br />
##<br />
Verbandsgemeinde Brohltal –<br />
<strong>Abwasser</strong>werk<br />
##<br />
Entsorgungsbetriebe Konstanz<br />
##<br />
SOWAG Zittau (Ebersbach und<br />
Neugersdorf)<br />
##<br />
Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb<br />
Landau<br />
##<br />
Eigenbetrieb Stadtentwässerung<br />
Stuttgart<br />
##<br />
EWE WASSER GmbH, Cuxhaven<br />
Weitere Informationen:<br />
Dr. Alexander Sonnenburg<br />
TU Darmstadt,<br />
64287 Darmstadt,<br />
Tel. (06151) 16-3447<br />
E-Mail: a.sonnenburg@iwar.tu-darmstadt.de<br />
www.iwar.tu-darmstadt.de/wv/<br />
mitarbeiter_6/alex.de.jsp<br />
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NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt zur Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@ di-verlag.de
Aktuell NETZWERK WISSEN<br />
CuveWaters – Integriertes<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcenmanagement in Namibia<br />
Angewandte Forschung zur <strong>Wasser</strong>wiederverwendung in Namibia<br />
Seit 2006 ist das Fachgebiet <strong>Wasser</strong>versorgung und Grundwasserschutz und seit 2009 das Fachgebiet <strong>Abwasser</strong>technik<br />
des Instituts IWAR als Forschungspartner im Projekt „CuveWaters – Integriertes <strong>Wasser</strong>ressourcenmanagement<br />
in Namibia“ beteiligt. Dabei werden Konzepte und Technologien zur Regen- und Flutwassersammlung,<br />
zur dezentralen solaren Entsalzung von Grundwasser sowie zur <strong>Abwasser</strong>sammlung und -behandlung<br />
und anschließenden landwirtschaftlichen Wiederverwendung entwickelt, an die regionalen Bedürfnisse<br />
angepasst und in Pilotanlagen mit Referenzcharakter im technischen Maßstab erprobt. Das Projekt CuveWaters<br />
wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.<br />
Die beteiligten Fachgebiete der<br />
TU Darmstadt sind für die Planung,<br />
den Bau und den Betrieb der<br />
Anlagen gemeinsam mit den beteiligten<br />
Industriepartnern zuständig.<br />
Das Projekt wird im Rahmen des Förderprogramms<br />
Forschung für nachhaltige<br />
Entwicklung (FONA) durch<br />
das Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung (BMBF) gefördert.<br />
Die Federführung liegt beim Institut<br />
für sozial-ökologische Forschung<br />
(ISOE) in Frankfurt. Neben ISOE und<br />
IWAR sind einige deutsche Unternehmen<br />
und Forschungsinstitutionen<br />
sowie zahlreiche namibische<br />
Partner eingebunden.<br />
Der zentrale Norden Namibias ist<br />
geprägt von einem jahreszeitlich<br />
sehr unterschiedlichen Klima. Es<br />
reicht von starken Regenfällen zwischen<br />
November und März und<br />
regelmäßigen Überschwemmungen<br />
durch den für die Region namensgebenden<br />
Cuvelai-Fluss bis hin zu langen<br />
Trockenperioden während der<br />
Wintermonate April bis Oktober. Die<br />
Region ist neben Windhoek die am<br />
dichtesten besiedelte in Namibia<br />
und außerdem gekennzeichnet<br />
durch rasantes wirtschaftliches<br />
Wachstum. Während die urbanen<br />
Zentren zum größten Teil an ein für<br />
afrikanische Verhältnisse gut entwickeltes<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungssystem<br />
angeschlossen sind, ist die Versorgung<br />
mit sanitären Einrichtungen<br />
noch sehr gering.<br />
Im Rahmen der Technologien<br />
zur Regen- und Flutwassersammlung<br />
werden verschiedene Optionen<br />
zur Sammlung und Speiche-<br />
Regenwassertank und angeschlossener Garten. © IWAR<br />
rung sowie Nutzung von periodisch<br />
anfallendem Regen- und Flutwasser<br />
untersucht. In allen Fällen wird das<br />
gesammelte <strong>Wasser</strong> während der<br />
Trockenzeit in kleinen Gärten zur<br />
Bewässerung genutzt.<br />
Verschiedene Technologien von<br />
Entsalzungsanlagen wurden im Jahr<br />
2010 in den Orten Amarika und Akutsima<br />
installiert. Beide Orte sind<br />
weder an ein <strong>Wasser</strong>versorgungsnetz<br />
angeschlossen noch sind Elektrizität,<br />
befestigte Straßen oder Mobilfunk<br />
verfügbar. Die frühere Versorgung<br />
der Bevölkerung mit Trinkwasser<br />
erfolgte mittels handgegrabener<br />
Brunnen. Vor allem während der Trockenzeit<br />
sind diese jedoch stark mit<br />
Keimen belastet und die Nutzung<br />
des <strong>Wasser</strong>s gesundheitsgefährdend.<br />
Im Ort Amarika wurden deswegen<br />
gemeinsam mit den deutschen<br />
Industriepartnern Pro aqua (Umkehrosmose)<br />
und Fraunhofer ISE (Membrandestillation)<br />
zwei solarbetriebene<br />
Entsalzungsanlagen für Grundwasser<br />
installiert, die insgesamt<br />
durchschnittlich 4,1 m³/d Trinkwasser<br />
produzieren. Im Ort Akutsima wurden<br />
gemeinsam mit der deutschen<br />
Firma Terrawater (Verdunstungsanlage),<br />
dem IBEU und dem Solarinstitut<br />
Jülich (Mehrstufenentsalzung)<br />
zwei solarbetriebene Entsalzungsanlagen<br />
installiert, die zusammen<br />
durchschnittlich 1,9 m³/d Trinkwasser<br />
produzieren. Neben technologischen<br />
Forschungs fragen an den Anlagen<br />
(Einsatz von Kunststoffmaterialien,<br />
Solarbetrieb, elektrochemische Vorbehandlung),<br />
die von den Industriepartnern<br />
behandelt werden, steht<br />
die Organisation des Betriebs der<br />
Anlagen in entlegenen Gebieten im<br />
Mittelpunkt des Forschungsinteresses.<br />
Mithilfe von qualifiziertem Servicepersonal<br />
aus der nächstgrößeren<br />
Stadt und Datenfernübertragung ist<br />
es gelungen, ein Betriebs- und Wartungskonzept<br />
für technologisch<br />
▶▶<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 803
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
Kläranlage (links) und Waschhaus (rechts) in Outapi. © IWAR<br />
anspruchsvolle Anlagen in entlegenen<br />
Gebieten erfolgreich um -<br />
zusetzen.<br />
Sanitärkonzept für nährstoffreiche<br />
Bewässerung<br />
Das Teilprojekt „Sanitation and<br />
Water Reuse“ beschäftigt sich mit<br />
der Konzeptentwicklung und der<br />
wissenschaftlichen Begleitung<br />
eines energieeffizienten Sanitärkonzepts<br />
zur Erzeugung eines nährstoffhaltigen<br />
Bewässerungswassers.<br />
Das Teilprojekt wird in Zusammenarbeit<br />
mit der Roediger Vacuum<br />
GmbH als Industriepartner bearbeitet.<br />
In der Stadt Outapi werden die<br />
Siedlungsbereiche Tobias Hainyeko,<br />
Onhimbu/Okaikongwe und Shack<br />
Dwellers über eine Vakuumkanalisation<br />
an eine <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlage<br />
angeschlossen und das<br />
behandelte <strong>Abwasser</strong> sowie der stabilisierte,<br />
hygienisierte Schlamm zur<br />
landwirtschaftlichen Bewässerung<br />
bzw. Düngung genutzt. Die <strong>Wasser</strong>wiederverwendung<br />
erfolgt durch<br />
eine urbane Gartenbauinitiative.<br />
Über die Produktion von Biogas findet<br />
eine energetische Verwertung<br />
des <strong>Abwasser</strong>s statt. Die Sammlung<br />
des <strong>Abwasser</strong>s der drei Siedlungsbereiche<br />
erfolgt durch eine Vakuumkanalisation.<br />
Tobias Hainyeko ist<br />
eine informelle Siedlung mit ca. 380<br />
Haushalten im Nordwesten Outapis,<br />
die seit 2003/2004 besteht. Für<br />
diese Siedlung wurden 30 Sanitärzentren<br />
für jeweils drei bis fünf<br />
Haushalte errichtet.<br />
Das <strong>Abwasser</strong> der Haushalte aus<br />
den drei Siedlungsbereichen ge -<br />
langt gravitär in Sammelschächte,<br />
an denen das System zur Unterdruckentwässerung<br />
ansetzt. Ab<br />
einem bestimmten Füllstand öffnet<br />
sich ein Ventil und das <strong>Abwasser</strong><br />
gelangt in die Kanalisation. Alle Leitungen<br />
führen zu einer zentralen<br />
Vakuumstation, die den Unterdruck<br />
für das gesamte System erzeugt.<br />
Anschließend wird das <strong>Abwasser</strong><br />
mehreren Behandlungsschritten<br />
zugeführt:<br />
1. UASB-Reaktor:<br />
anaerobe Vorbehandlung<br />
2. Scheibentauchkörper:<br />
aerobe Stufe zur Kohlenstoff-<br />
Elimination<br />
3. Mikrosieb<br />
4. UV-Desinfektion<br />
Dia Behandlung ist auf ca. 90 m³/d<br />
entsprechend ca. 1300–1500 Nutzer<br />
ausgelegt. Die bei der <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
anfallenden Schlämme<br />
gelangen über einen Eindicker in<br />
einen Fermenter (thermophile Faulung).<br />
Zur Erhöhung der Biogaserzeugung<br />
ist die Zugabe von Ernterückständen<br />
aus der Landwirtschaft<br />
vorgesehen. Der erzeugte Strom<br />
und die anfallende Wärme werden<br />
auf der Anlage genutzt. Der ausgefaulte<br />
Schlamm wird solar getrocknet<br />
und kann anschließend als Dünger<br />
verwendet werden. Das behandelte<br />
<strong>Abwasser</strong> wird in einem<br />
Speicherbecken gesammelt, wo es<br />
für die landwirtschaftliche Bewässerung<br />
entnommen wird. Regenwasser<br />
kann gezielt in dieses Becken<br />
geleitet werden, um die gewünschte<br />
<strong>Wasser</strong>qualität einzustellen und<br />
zusätzliches Bewässerungswasser<br />
zu gewinnen.<br />
In der Forschungsarbeit von<br />
CuveWaters geht es neben der technischen<br />
Anpassung an die lokalen<br />
Gegebenheiten vor allem darum,<br />
einen geeigneten institutionellen<br />
und politischen Rahmen für die<br />
innerhalb des Projekts installierten<br />
Anlagen zu finden, die Verantwortung<br />
für den Betrieb der Anlagen in<br />
namibische Hände zu geben und<br />
für eine Diffusion der erfolgreich<br />
getesteten Technologien in Namibia<br />
zu sorgen.<br />
Im Rahmen des Projektes entstehen<br />
an den beteiligten Fachgebieten<br />
des Instituts IWAR mehrere Doktorarbeiten.<br />
Daneben besteht für Studierende<br />
der TU Darmstadt in regelmäßigen<br />
Abständen die Möglichkeit<br />
der Anfertigung von Abschlussarbeiten<br />
und der Durchführung von Praktika.<br />
Insgesamt wurden im Projekt<br />
schon über 20 Bachelor- und Masterarbeiten<br />
geschrieben und vier Studenten<br />
hielten sich für Praktika in<br />
Namibia auf.<br />
Weitere Informationen:<br />
Prof. W. Urban, Prof. P. Cornel<br />
Technische Universität Darmstadt,<br />
Institut IWAR, 64287 Darmstadt,<br />
Tel. (06151) 16 -27 48,<br />
E-Mail: v.soedradjat@iwar.tu-darmstadt.de,<br />
www.cuvewaters.net<br />
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NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Ausschluss des <strong>Wasser</strong>sektors von der<br />
EU-Konzessionsrichtlinie<br />
EU-Binnenmarktkommissar Michel<br />
Barnier hat am 21. Juni 2013 zu<br />
einem Ausschluss des <strong>Wasser</strong>sektors<br />
von der EU-Konzessionsrichtlinie<br />
erklärt:<br />
„Seit nunmehr mehreren Monaten<br />
kursieren Gerüchte, die Europäische<br />
Kommission versuche, durch die<br />
Hintertür mittels ihres Vorschlages<br />
zur Konzessionsrichtlinie die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
zu privatisieren. Dies<br />
war nie unsere Absicht und hat nie<br />
EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier.<br />
© Europäische Kommission<br />
gestimmt. Die Europäische Kommission<br />
hat den Vorschlag für eine<br />
Konzessionsrichtlinie vorgelegt, um<br />
in einem wirtschaftlich wichtigen<br />
Bereich mehr Rechtssicherheit für<br />
öffentliche Auftraggeber und Unternehmen<br />
in ganz Europa zu schaffen,<br />
und um Transparenz und Gleichbehandlung<br />
im Binnenmarkt zu ge -<br />
währleisten.<br />
Zu keinem Zeitpunkt hat die<br />
Kommission vorgeschlagen, die Privatisierung<br />
öffentlicher Dienstleistungen<br />
wie der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
zu erzwingen oder auch nur zu fördern.<br />
Die Entscheidung darüber,<br />
wie öffentliche Dienstleistungen<br />
erbracht werden sollen, liegt ganz<br />
allein bei den Mitgliedstaaten und<br />
ihren Städten und Gemeinden. Und<br />
das wird auch so bleiben.<br />
Trotz wiederholter Klarstellungen<br />
besteht nach wie vor der weit<br />
verbreitete Eindruck, die Kommission<br />
dränge auf die Privatisierung<br />
öffentlicher Dienstleistungen und<br />
insbesondere der <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />
Während der gesamten Verhandlungen<br />
zur Konzessionsrichtlinie<br />
habe ich mich bemüht, den<br />
Wortlaut diesbezüglich noch klarer<br />
zu gestalten, um den Bürgerinnen<br />
und Bürgern unmissverständlich zu<br />
verdeutlichen, dass die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
nicht privatisiert wird.<br />
Obwohl ein solches Risiko niemals<br />
bestand, haben die Bürgerinnen<br />
und Bürger in der Tat diesen Eindruck<br />
gewonnen und ihre Sichtweise<br />
zu diesem Thema sehr klar<br />
zum Ausdruck gebracht. Ich habe<br />
volles Verständnis dafür, wenn Bürgerinnen<br />
und Bürger aufgebracht<br />
und besorgt sind, wenn ihnen<br />
erzählt wird, dass ihre <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
gegen ihren Willen privatisiert<br />
werden könnte. Ich selbst würde in<br />
einem solchen Fall genauso reagieren.<br />
Diese Situation hat zur ersten<br />
Europäischen Bürgerinitiative ge -<br />
führt, und 1,5 Mio. Menschen haben<br />
die Petition zum Thema <strong>Wasser</strong><br />
unterzeichnet.<br />
Trotz der zahlreichen Änderungen<br />
am Richtlinienvorschlag, und<br />
aller Beiträge der politischen Parteien<br />
im Europäischen Parlament<br />
und vom Rat, bin ich zu der Auffassung<br />
gekommen, dass der derzeitige<br />
Text zur <strong>Wasser</strong>versorgung niemanden<br />
zufriedenstellt: Er vermittelt<br />
nicht die von den Bürgerinnen und<br />
Bürgern erwarteten Garantien und<br />
würde obendrein zu einer Fragmentierung<br />
des Binnenmarkts führen.<br />
Deshalb wäre es meiner Ansicht<br />
nach am besten, die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
vom Anwendungsbereich der<br />
Konzessionsrichtlinie auszunehmen.<br />
Wir müssen den Bedenken so vieler<br />
Bürgerinnen und Bürger Rechnung<br />
tragen. Ich werde dies Präsident<br />
Barroso und meinen Kommissionskollegen<br />
zur Billigung vorschlagen.<br />
Die Kommission wird natürlich die<br />
weitere Entwicklung im <strong>Wasser</strong>sektor<br />
aufmerksam verfolgen.<br />
Ich hoffe, dass die Bürgerinnen<br />
und Bürger somit sehen, dass die<br />
Kommission ihnen Gehör schenkt,<br />
und dass dies in den nächsten<br />
Tagen den Weg für eine endgültige,<br />
konsensgestützte Einigung zur Konzessionsrichtlinie<br />
ebnen wird. Ich<br />
habe während der letzten Monate<br />
sehr eng und kooperativ sowohl mit<br />
dem Rat als auch mit dem Europäischen<br />
Parlament zusammengearbeitet,<br />
und insbesondere mit dem<br />
Berichterstatter Philippe Juvin. Ich<br />
bin überzeugt, dass wir dieses wichtige<br />
Dossier nun auch zu einem<br />
erfolgreichen Abschluss bringen<br />
können.“<br />
Ausnahme der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
aus der Konzessionsrichtlinie<br />
beschlossen<br />
Die EU-Mitgliedsstaaten, das Europäische<br />
Parlament und die Kommission<br />
haben sich auf eine neue Richtlinie<br />
über die Vergabe von Konzessionen<br />
verständigt. Parlament und<br />
Rat bestätigten Ende Juni den Vorschlag<br />
von Binnenmarktkommissar<br />
Michel Barnier, die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
aus der Richtlinie auszunehmen.<br />
Mit dem nun beschlossenen<br />
Ausschluss des <strong>Wasser</strong>sektors kann<br />
die Konzessionsrichtlinie verabschiedet<br />
werden. Damit wird in<br />
einem wirtschaftlich wichtigen<br />
Bereich mehr Rechtssicherheit für<br />
öffentliche Auftraggeber und Unternehmen<br />
in ganz Europa geschaffen<br />
und Transparenz und Gleichbehandlung<br />
im Binnenmarkt gewährleistet.<br />
Juli/August 2013<br />
806 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
Talsperren können sich dem Klimawandel anpassen<br />
Wie wirkt sich der Klimawandel auf das Einzugsgebiet der Rur aus? Wird es zu verstärkten Hochwässern kommen?<br />
Werden wir unter Trockenheit zu leiden haben? Diese Fragen untersuchte jetzt der <strong>Wasser</strong>verband Eifel-<br />
Rur (WVER) im Rahmen des länderübergreifenden AMICE-Projektes im Einzugsgebiet der Maas mit Blick auf<br />
die Talsperren.<br />
Der Verband betreibt in der Eifel<br />
sechs Talsperren. Sie dienen zum<br />
einen dem Hochwasserschutz durch<br />
das Freihalten von Stauraum. Zum<br />
anderen sollen sie aber auch möglichst<br />
viel Rohwasser für die Trinkwassergewinnung<br />
für den Großraum<br />
Aachen sowie Brauchwasser für die<br />
Industriebetriebe entlang der Rur<br />
bereitstellen. Diese gegensätzlichen<br />
Interessen werden durch einen komplexen<br />
Betriebsplan für die Stau anlagen<br />
in Einklang gebracht. Der<br />
Betriebsplan stützt sich auf Messdaten<br />
und Erfahrungen der letzten<br />
100 Jahre. So kann ein Hochwasser,<br />
wie es statistisch einmal in 100 Jahren<br />
in der Eifel vorkommt, mit Ab -<br />
flüssen bis zu 300 m 3 /h pro Sekunde<br />
auf 60 m 3 im Unterlauf reduziert werden<br />
(ein Kubikmeter entspricht<br />
1000 Litern <strong>Wasser</strong>). In Trockenwetterphasen,<br />
wenn den Talsperren<br />
nur 600 Liter pro Sekunde zufließen,<br />
garantiert das System eine Mindestabgabe<br />
von 5 m 3 pro Sekunde,<br />
um die Brauchwasserversorgung aus<br />
der Rur zu sichern. Gleichzeitig werden<br />
pro Jahr etwa 28,5 Mio. m 3 Rohwasser<br />
für die Trinkwasseraufbereitung<br />
entnommen.<br />
Im Rahmen des AMICE-Projekts<br />
wurden anhand unterschiedlicher<br />
Klimamodelle verschiedene Szenarien<br />
für die Eifel-Rur berechnet.<br />
Diese sind zwar in den Details<br />
durchaus unterschiedlich, doch prognostizieren<br />
sie im Trend bis 2100<br />
einen Anstieg der mittleren Jahrestemperatur<br />
um 2,2 bis 3,3 °C. Die<br />
Niederschläge können bis zu 12,5 %<br />
zunehmen. Die bisherigen in der<br />
Eifel gewonnenen Messwerte wiesen<br />
in die gleiche Richtung wie die -<br />
se theoretisch errechneten Trends.<br />
Insgesamt wurden zehn Klimaszenarien<br />
betrachtet und auf ihre<br />
Staudamm der Rurtalsperre in Schwammenauel.<br />
© MSchnitzler2000, wikimedia.de<br />
Auswirkungen auf die Talsperrenbewirtschaftung<br />
untersucht. Diese<br />
variieren in ihren Prognosen zu den<br />
zukünftigen Niederschlägen. Dabei<br />
stellte sich heraus, dass bei der bisherigen<br />
Bewirtschaftung der Talsperren<br />
die Bereitstellung von Rohund<br />
Brauchwasser weiterhin ge -<br />
währleistet ist. Lediglich bei dem<br />
trockensten Szenario könnte die<br />
Mindestabgabe von 5 m 3 pro Se -<br />
kunde kurzzeitig beeinträchtigt<br />
werden. Die niederschlagsreichsten<br />
Szenarien hingegen würden eine<br />
höhere Abgabe aus den Talsperren<br />
als die jetzige Maximalabgabe von<br />
60 m 3 pro Sekunde erzwingen.<br />
Daraufhin wurden beispielhafte<br />
Anpassungen des Betriebsplans der<br />
Talsperren vorgenommen und ihre<br />
Wirkung entsprechend der Klimaszenarien<br />
analysiert. Als Ergebnis zeigte<br />
sich, dass das Talsperrensystem noch<br />
Spielraum besitzt, um nach einer<br />
Änderung des Betriebsplans die Folgen<br />
der jeweiligen Szenarien zum<br />
großen Teil wieder aufzufangen.<br />
Da heute nicht gesagt werden<br />
kann, welches der untersuchten<br />
Szenarien mit ihrer großen Bandbreite<br />
eintreten wird, muss der<br />
WVER in der Lage sein, auf verschiedene<br />
Situationen zu reagieren.<br />
Durch die Untersuchungen im Rahmen<br />
des AMICE-Projekts stehen nun<br />
das erforderliche Wissen und die<br />
benötigten Werkzeuge zu Verfügung,<br />
um den Schutz vor Hochwasser<br />
sowie die Versorgungssicherheit<br />
weiter zu gewährleisten.<br />
Im AMICE-Projekt haben sich<br />
17 Partner aus dem Maas-Einzugsgebiet,<br />
zu dem auch die Rur gehört,<br />
zusammengefunden. Gemeinsam<br />
entwickeln sie Anpassungsstrategien<br />
an den Klimawandel. AMICE<br />
steht für Adaption of the Meuse to<br />
the Impacts of Climate Evolution –<br />
Anpassung der Maas an die Auswirkungen<br />
der Klimaentwicklung.<br />
Das Projekt wird aus Mitteln<br />
des INTERREG-IVB-Programms für<br />
Nordwesteuropa der Europäischen<br />
Union finanziert. Seitens des Landes<br />
NRW erfolgt eine Kofinanzierung<br />
bezüglich der Untersuchungen zur<br />
Eifel-Rur.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.amice-project.eu/de/<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 807
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Erfolgreiche <strong>Wasser</strong>kooperation in Vietnam<br />
Partnerschaft in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft zwischen German Water Partnership (GWP) und<br />
Vietnam Water Supply and Sewerage Association (VWSA) wird erweitert und vertieft<br />
Vor über fünf Jahren startete das<br />
vom deutschen Forschungsministerium<br />
geförderte Projekt IWAS<br />
(Internationale <strong>Wasser</strong>forschungs-<br />
Allianz Sachsen) des UFZ, der TU<br />
Dresden sowie der Stadtentwässerung<br />
Dresden zur wasserwirtschaftlichen<br />
Zusammenarbeit.<br />
Mit einer Konferenz am 2. Juli<br />
2013 in Hanoi wurde IWAS erfolgreich<br />
abgeschlossen. Es war der Auf-<br />
Unterzeichnung der Projektvereinbarung, v.l.: Gunda<br />
Röstel (stellvertretende Vorstandsvorsitzende von<br />
GWP und kaufmännische Geschäftsführerin SEDD<br />
GmbH), Tran Quang Hung (stellvertretender Vorsitzender<br />
und Generalsekretär VSWA) und Dieter Ernst<br />
(Vorstandsmitglied von GWP) im Beisein von Cao Lai<br />
Quang (Vizeminister MoC - Ministry of Construction<br />
und Präsident VWSA), Jutta Frasch (Botschafterin<br />
der BRD in Vietnam) und Roland Strohmeyer (Projektmanager<br />
Sequa).<br />
takt des vom BMZ finanzierten Projekts<br />
DEVIWAS (DEutsch-VIetnamesische<br />
Verbandspartnerschaft zur<br />
Kompetenzverbesserung im WAssersektor),<br />
das von GWP zusammen<br />
mit dem vietnamesischen Partner<br />
VWSA durch Sequa durchgeführt<br />
wird. Ziel des Projektes ist es, den<br />
vietnamesischen Verband zu stärken,<br />
einen langfristigen wechselseitigen<br />
Erfahrungsaustausch herzustellen,<br />
sowie das Angebot an<br />
Capacity Development-Maßnahmen<br />
zu vertiefen und auszubauen.<br />
Insofern ist DEVIWAS eine konsequente<br />
Weiterführung der in IWAS<br />
begonnenen Partnerschaft. Von<br />
Anfang an wurde von deutscher<br />
Seite durch die Experten des GWP-<br />
Netzwerks, in dem auch die TU<br />
Dresden Mitglied ist, darauf gesetzt,<br />
einen sicheren Partner zur Zusammenarbeit<br />
zu finden. Mit dem VWSA<br />
ist dies gelungen. So konnte bereits<br />
2010 ein MoU (Memorandum of<br />
Understanding; Anm. d. Red.) zwischen<br />
beiden Organisationen unterzeichnet<br />
werden. Themen waren die<br />
Entwicklung von E-Learning-Modulen<br />
so wie die Erarbeitung eines<br />
Masterplans zur abwassertechnischen<br />
Infrastrukturerschließung in<br />
Long Bien. Beide Aufgaben sind fertiggestellt<br />
und stehen vietnamweit<br />
als gute Beispiele zur Orientierung<br />
zur Verfügung.<br />
Darüber hinaus baut die Zusammenarbeit<br />
stark auf Maßnahmen<br />
des Capacity Development. So wurden<br />
über Mitgliedsbefragung so -<br />
wohl bei Unternehmen als auch in<br />
den Verwaltungen Themen identifiziert,<br />
die für die vietnamesische<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft von besonderer<br />
Bedeutung sind, wie der Umgang<br />
mit Großinvestitionen wie Klär- oder<br />
Faulungsanlagen, die Frage der<br />
Energieoptimierung, oder auch<br />
Themen der Kostenkalkulation und<br />
der Tarifbildung. In enger Zusammenarbeit<br />
entstand so u. a. ein Leitfaden<br />
zur Kostenkalkulation. Mit<br />
Verweis auf die Erfolge in Deutschland<br />
wird dies auch in Vietnam eine<br />
wesentliche Rolle spielen „Der Einstieg<br />
in kostendeckende Tarife auf<br />
der Basis einer betriebswirtschaftlichen<br />
sinnvollen Kalkulation ist der<br />
Schlüssel für wasserwirtschaftlichen<br />
Erfolg“, so Gunda Röstel und Dieter<br />
Ernst, Vorstände von German Water<br />
Partnership.<br />
Dies sieht auch Tran Quang<br />
Hung, ständiger Stellvertreter und<br />
Generalsekretär des VWSA, ähnlich.<br />
„Die Unternehmen brauchen eine<br />
sichere Finanzierungsgrundlage,<br />
um die enormen Investitionen der<br />
nächsten Jahre bewältigen zu können“.<br />
Von Seiten der vietnamesischen<br />
Regierung sind die Herausforderungen<br />
erkannt. In den 5-Jahresplänen<br />
spielt der Infrastrukturaufbau im<br />
<strong>Wasser</strong>bereich und hier insbesondere<br />
im <strong>Abwasser</strong>bereich eine herausragende<br />
Rolle. „Ohne moderne<br />
technische Infrastruktur sind Städte<br />
wie Hanoi, Saigon, Vung Tau oder<br />
Da Lat auf Dauer nicht denkbar“,<br />
meint Vizeminister Cao Lai Quang<br />
vom MOC, der die Kooperation zwischen<br />
Deutschland und Vietnam in<br />
der <strong>Wasser</strong>wirtschaft von Anfang an<br />
mit Engagement und großem Wohlwollen<br />
begleitete. So setzte er sich<br />
auch ganz persönlich für die Erarbeitung<br />
eines Konzeptes zum Aufbau<br />
eines <strong>Wasser</strong>kompetenzzentrums<br />
ein. Dieses wird in den anstehenden<br />
deutsch-vietnamesischen<br />
Finanzierungsverhandlungen zur<br />
Entscheidung anstehen.<br />
Die Schwerpunktsetzung im<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaftsbereich wird<br />
nicht zuletzt auch von der deutschen<br />
Botschafterin, Frau Frasch,<br />
unterstrichen. In ihrem Eingangsstatement<br />
zur <strong>Wasser</strong>wirtschaftskonferenz<br />
bekräftigte sie ihr Interesse<br />
an der Vertiefung der Partnerschaft<br />
wie auch ihre Unterstützung<br />
der verstärkten beruflichen Ausbildung<br />
in geeigneten vietnamesischen<br />
Berufsbildungsinstituten im<br />
Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Auch die<br />
gut 100 Teilnehmer aus Verwaltung,<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaftsunternehmen,<br />
Universitäten, wissenschaftlichen<br />
Institutionen und aus den Ministerien<br />
bekundeten ihr großes Interesse<br />
an dieser Zusammenarbeit.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.germanwaterpartnership.de<br />
Juli/August 2013<br />
808 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
Umfassendes Know-how zum Thema <strong>Wasser</strong><br />
Beuth Verlag vergrößert Angebot um DWA-Publikationen<br />
Ab sofort kann man Publikationen<br />
der Deutschen Vereinigung<br />
für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall e. V. (DWA) auch über den<br />
Beuth Verlag beziehen. Der Verlag<br />
vergrößert dadurch signifikant sein<br />
Informationsangebot im Bereich<br />
<strong>Wasser</strong> und <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />
Die DWA ist der Kompetenzträger<br />
bei allen Fragen zu <strong>Wasser</strong>- und<br />
Abfallwirtschaft. Sie bietet ein<br />
umfangreiches Spektrum an Publikationen<br />
an, die aus der Praxis entwickelt<br />
werden und das Know-how<br />
der Branche widerspiegeln. Im<br />
DWA-Regelwerk mit seinen Arbeitsblättern<br />
und Merkblättern werden<br />
insbesondere die Vorgaben des<br />
Gesetzgebers in die wasserwirtschaftliche<br />
Praxis umgesetzt.<br />
Insgesamt fast 280 Technische<br />
Regeln der DWA können über den<br />
Über den Beuth Verlag<br />
Der Beuth Verlag vertreibt als Tochterunternehmen des DIN Deutsches Institut für<br />
Normung e. V. nationale und internationale Normen und entwickelt Fachliteratur in<br />
allen medialen Aufbereitungen für Industrie, Wissenschaft, Handel, Dienstleistungsgewerbe,<br />
Studium und Handwerk.<br />
Mit dem Gros seiner Publikationen und Dienstleistungen richtet sich das Medienhaus<br />
speziell an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) – und trägt damit zu ihrer Wettbewerbsfähigkeit<br />
bei. Zur Programmvielfalt des Beuth Verlags mit über 350 000 Titeln<br />
gehören neben der Vielzahl an technischen Regelwerken diverse branchenspezifisch<br />
ausgerichtete Buchreihen, E-Books, Management-Systeme, Online-Dienste, Loseblattwerke,<br />
Zeitschriften, Apps – sowie im Rahmen der DIN-Akademie ein breitgefächertes<br />
Tagungs- und Seminarprogramm. Das Berliner Traditionshaus erwirtschaftet mit rund<br />
150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 61,1 Mio. Euro (2012)<br />
und ist heute einer der führenden Technikverlage in Europa.<br />
Beuth Verlag als Printfassung oder<br />
als digitale Version direkt bezogen<br />
werden. Damit positioniert sich das<br />
Berliner Medienhaus auch in diesem<br />
Bereich mit einem umfassenden<br />
Informationsangebot.<br />
Weitere Informationen: www.beuth.de<br />
Praxisforum<br />
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7. bis 9. Oktober 2013 München<br />
Haus der Bayerischen Wirtschaft<br />
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Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 809
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Seltene Erden weisen auf exzellente Qualität<br />
des Trinkwassers im Land Bremen hin<br />
Gadolinium, ein Element aus der Gruppe der Seltenen Erden, ist ein wesentlicher Bestandteil von Kontrastmitteln,<br />
die bei der Diagnostik mit Magnet-Resonanz-Tomographie(MRT)verwendet werden. Das Kontrastmittel-<br />
Gadolinium ist unschädlich, kann aber als Indikator für aus dem <strong>Abwasser</strong> stammende gesundheitsschädliche<br />
Stoffe wie Arzneimittelrückstände genutzt werden. In der Arbeitsgruppe Rohstoff- und Umweltgeochemie<br />
der Jacobs University wurden jetzt unter Leitung von Prof. Michael Bau Trinkwasserproben aus Bremen untersucht<br />
und mit belasteten Proben aus Berlin verglichen. Das für den Bremer Verbraucher erfreuliche Ergebnis:<br />
In keiner Bremer Trinkwasserprobe fand sich Kontrastmittel-Gadolinium.<br />
Michael Bau,<br />
Professor für<br />
Geowissenschaften.<br />
© Jacobs<br />
University<br />
Gadolinium-Verbindungen werden<br />
als MRT-Kontrastmittel in<br />
die Blutbahn gespritzt und gelangen<br />
dann über den Urin der Patienten<br />
ins <strong>Abwasser</strong>. Weil dieses an -<br />
thropogene Gadolinium auch in<br />
modernen Kläranlagen nicht aus<br />
dem <strong>Wasser</strong> entfernt werden kann,<br />
wird es mit dem geklärten <strong>Abwasser</strong><br />
in Flüsse wie Weser, Rhein und<br />
Havel eingeleitet, und erreicht von<br />
dort das Meer, aber auch das Grundwasser<br />
und damit das Trinkwasser.<br />
Dadurch kann das anthropogene<br />
Gadolinium als Indikator für andere<br />
sogenannte „abwasserbürtige“ Stoffe<br />
genutzt werden, wie z.B. Arzneimittelrückstände<br />
und Körperpflegeprodukte.<br />
Trinkwasserproben aus dem<br />
Land Bremen aus den Jahren 2012<br />
und 2013 zeigen nur geringe<br />
Gadolinium-Gehalte von 0,57 bis<br />
0,81 ng/L in Bremen-Stadt (Walle),<br />
0,82 bis 0,91 ng/L in Bremen-Nord<br />
(Grohn) und 0,52 ng/L in Bremerhaven<br />
(Mitte). Hierbei handelt es sich<br />
um die „geogene“ (d. h. die natürliche)<br />
Gadolinium-Konzentration;<br />
Kontrastmittel-Gadolinium kann<br />
nicht beobachtet werden. Im Vergleich<br />
dazu zeigt Trinkwasser aus<br />
Berlin (Zoologischer Garten) eine<br />
sehr viel höhere Gadolinium-Konzentration<br />
von 10,8 ng/L, die fast<br />
ausschließlich auf anthropogenes<br />
Kontrastmittel-Gadolinium zurückzuführen<br />
ist, das im Westen Berlins<br />
durch die Grundwasseranreicherung<br />
mit Oberflächenwasser ins<br />
Trinkwasser gelangt (siehe auch die<br />
Abbildung zur Verteilung der Selte-<br />
10 6 x REE sample<br />
/ REE PAAS<br />
10<br />
1<br />
0.1<br />
0.01<br />
1E-3<br />
1E-3<br />
La Ce Pr NdPmSmEu Gd Tb Dy Ho Er TmYb Lu La Ce Pr NdPmSmEu Gd Tb Dy Ho Er TmYb Lu<br />
Verteilung der Seltenen Erden im Trinkwasser von Bremen-Stadt, Bremen-Nord,<br />
Bremerhaven und Berlin. Die positive Anomalie für Gadolinium<br />
(Gd) im Berliner Trinkwasser zeigt dessen Belastung mit Gadolinium<br />
aus Kontrastmitteln. Das Bremer Trinkwasser dagegen weist kein<br />
Kontrastmittel Gadolinium auf, wodurch eine Belastung mit abwasserbürtigen<br />
Stoffen wie z. B. Arzneimittelrückständen aus der Humanmedizin<br />
weitgehend ausgeschlossen werden kann.<br />
© Prof. Dr. Michael Bau, Jacobs University Bremen<br />
nen Erden im Bremer und Berliner<br />
Trinkwasser, die für letzteres eine<br />
sehr starke Gadolinium (Gd) Anomalie<br />
aufweist, während Bremer<br />
Trinkwasser keine Gadolinium Anomalie<br />
zeigt). Die Abwesenheit von<br />
Kontrastmittel-Gadolinium belegt,<br />
dass Bremer Trinkwasser keine<br />
abwasserbürtigen Stoffe enthält<br />
und es somit weitgehend ausgeschlossen<br />
werden kann, dass das<br />
Bremer Trinkwasser mit Arzneimittelrückständen<br />
und ähnlichen<br />
Xenobiotika belastet ist.<br />
Untersuchungen zu den Seltenen<br />
Erden sind einer der Forschungsschwerpunkte<br />
in der Ar -<br />
10 6 x REE sample<br />
/ REE PAAS<br />
Bremen-Grohn 2012<br />
Bremen-Grohn 2013<br />
Bremerhaven-Mitte 2012<br />
Berlin-Zoologischer Garten 2013<br />
10<br />
1<br />
0.1<br />
0.01<br />
Bremen-Walle 2012<br />
Bremen-Walle 2013a<br />
Bremen-Walle 2013b<br />
Berlin-Zoologischer Garten 2013<br />
beitsgruppe Rohstoff- und Umweltgeochemie<br />
der Jacobs University<br />
Bremen um Prof. Michael Bau und<br />
Prof. Andrea Koschinsky mit Doktoranden<br />
(Nathalie Tepe, Sandra<br />
Pöhle, Serkan Kulaksiz) und Studenten<br />
(Marius Böhm, Manuela<br />
Romero) aus den Bereichen Earth<br />
and Space Science und Integrated<br />
Environmental Studies.<br />
Kontakt:<br />
Michael Bau | Professor of Geosciences,<br />
Tel. (0421) 200-3564,<br />
E-Mail: m.bau@jacobs-university.de<br />
Juli/August 2013<br />
810 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
Zurück in die Zukunft: <strong>Wasser</strong> auf Wiesen als Dünger<br />
wiederentdecken?<br />
Jahrhundertelang wurden Wiesen<br />
– praktisch als natürlicher Dünger<br />
– unter <strong>Wasser</strong> gesetzt, um die<br />
Heuernte zu verbessern. Im 19. Jahrhundert<br />
waren es lokal sogar mehr<br />
als 60 %. Mit der Entwicklung des<br />
Kunstdüngers in den 50er Jahren<br />
verlor diese Form der Grünlandnutzung<br />
aber erheblich an Bedeutung.<br />
Teilweise wurde sie ganz eingestellt.<br />
Wiesen wurden zur Deckung des<br />
steigenden Nahrungsbedarfs in<br />
Äcker umgewandelt oder mit Mineraldünger<br />
gedüngt, wodurch die<br />
Artenvielfalt zurückging. Aktuell<br />
gerät das Bewässern von Wiesen<br />
aber besonders aus Naturschutzsicht<br />
wieder in den Fokus: Das Institut<br />
für Umweltwissenschaften an<br />
der Uni Koblenz-Landau will diese<br />
historische Form der Landbewirtschaftung<br />
nun untersuchen. Dafür<br />
gibt die Deutsche Bundesstiftung<br />
Umwelt (DBU) gut 170 000 Euro,<br />
„um in der Region Landau zu erforschen,<br />
was die Wiesenbewässerung<br />
für den Natur- und Umweltschutz<br />
bringt“, sagte DBU-Generalsekretär<br />
Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde.<br />
„Wir wollen aus drei Perspektiven<br />
das vielseitige Landnutzungskonzept<br />
der traditionellen Wässerwirtschaft<br />
untersuchen: aus Sicht<br />
der Landwirtschaft, des Tourismus<br />
und des Naturschutzes“, erklärte<br />
Projektleiterin Dr. Constanze Buhk<br />
vom Institut für Umweltwissenschaften.<br />
Obwohl die Wiesenbewässerung<br />
in Mitteleuropa jahrhundertelang<br />
weit verbreitet war, gebe es<br />
dazu keine wissenschaftliche Untersuchung<br />
und auch keinen Vergleich<br />
mit der Wirksamkeit und Auswirkung<br />
von Kunstdünger. Durch die<br />
Bewässerung vermuten Buhk und<br />
ihre Kollegen eine besser über das<br />
Jahr verteilte Nährstoffversorgung<br />
und dadurch eine bessere Heuernte.<br />
Außerdem wollen sie überprüfen,<br />
ob das Bewässern die Vielfalt<br />
von Tieren und Pflanzen erhöht,<br />
Die jahrhundertealte Praxis, Wiesen zu bewässern,<br />
wird in der Region Landau nun reaktiviert und wissenschaftlich<br />
erforscht. Das Institut für Umweltwissenschaften<br />
will die Auswirkungen für die Ernte,<br />
aber auch für die Tier- und Pflanzenwelt untersuchen.<br />
© Martin Alt<br />
da Kunstdünger eingespart werden<br />
kann, der meist zu einer Vereinheitlichung<br />
der Pflanzenarten führe.<br />
Der Weißstorch profitiere zum Beispiel<br />
von der Bewässerung. Auch<br />
Laufkäfer, Heuschrecken und Tagfalter<br />
sollen unter die Lupe genommen<br />
werden. Ebenso wie der<br />
Mensch: Was halten Bevölkerung<br />
und Landwirte von der Wässerbewirtschaftung<br />
und welche nutzbaren<br />
Vorteile, aber auch welche Kosten<br />
entstehen ihnen?<br />
Durch das Aufstauen von Bächen<br />
im April und Juli/August würden die<br />
Wiesen jeweils für etwa zwei Tage<br />
kurz unter <strong>Wasser</strong> gesetzt und<br />
anschließend durch angelegte Rinnen<br />
und Gräben wieder entwässert.<br />
„Die Wiesen sollen natürlich nicht<br />
versumpfen und die Bäche nicht<br />
austrocknen. Das <strong>Wasser</strong> kann in<br />
dieser Zeit aber bis in alle Poren eindringen<br />
und die Wiesen für den<br />
Sommer gut mit <strong>Wasser</strong> versorgen,<br />
wenn sie sonst trocken lägen oder<br />
mit Stickstoff gedüngt werden<br />
müssten“, erklärte Buhk das Verfahren.<br />
Somit könne ohne viel Dünger<br />
zwei Mal im Jahr gemäht werden.<br />
„Mit unseren Erkenntnissen zur Futter-<br />
und <strong>Wasser</strong>qualität, zu Bodenwerten<br />
und den Tier- und Pflanzenarten<br />
möchten wir nicht nur einen<br />
Beitrag zum Naturschutz leisten,<br />
sondern auch die breitere Anwendung<br />
und Reaktivierung des Bewässerungsmodells<br />
prüfen“, sagte<br />
Buhk. Denkbar wären alle Gebiete,<br />
in denen es die Wiesenbewässerung<br />
schon einmal gegeben habe,<br />
vor allem im eher flachen Norden<br />
und Osten Deutschlands oder auch<br />
in den Mittelgebirgen, wo die Flüsse<br />
und Bäche besonders viele Mineralien<br />
enthielten.<br />
„Es ist wichtig, die Auswirkungen<br />
der Wiesenbewässerung auf Natur<br />
und Umwelt aus ökonomischer<br />
Sicht zu klären, denn sie ist aus zwei<br />
Gründen interessant: Bewässerungsgräben<br />
und Feuchtwiesen als<br />
Lebensraum für im und am <strong>Wasser</strong><br />
lebende Tiere und Pflanzen sowie<br />
Wiesenbewässerung als eine Dünger<br />
sparende Form der Bewirtschaftung“,<br />
so DBU-Referent Dr. Reinhard<br />
Stock. Neben den Arbeitsgruppen<br />
aus Geoökologie, Umweltökonomie<br />
und Ökosystemanalyse vom Institut<br />
für Umweltwissenschaften Koblenz-<br />
Landau ist der Landschaftspflegeverband<br />
Südpfalz Landau an dem<br />
Forschungsprojekt beteiligt. Mit<br />
dabei sind außerdem sechs landwirtschaftliche<br />
Betriebe aus der<br />
Region Landau sowie die ehrenamtlichen<br />
Kooperationspartner Aktion<br />
PfalzStorch und die Gesellschaft für<br />
Naturschutz und Ornithologie<br />
Rheinland-Pfalz.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.dbu.de/123artikel34616_335.html<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 811
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Meerwasserentsalzung mit Sonnenenergie<br />
Entsalztes <strong>Wasser</strong> für die Erzeugung von Lebensmitteln im Fokus eines Forschungsprojekts der Justus-Liebig-<br />
Universität Gießen in Saudi-Arabien – 838 000 Euro Förderung von der saudischen Forschungseinrichtung<br />
King Abdulaziz City for Science and Technology (KACST) in Riad.<br />
Prof. Dr. Hans-Georg Frede bei Vorgesprächen in der saudischen Forschungseinrichtung<br />
King Abdulaziz City for Science and Technology (KACST) in Riad. © IFZ<br />
In vielen Ländern der Erde ist <strong>Wasser</strong><br />
Mangelware. In Saudi-Arabien<br />
zum Beispiel regnet es so gut wie<br />
nicht, die Grundwasservorräte werden<br />
knapp. Dennoch möchte das<br />
Land einen Grundbedarf an Lebensmitteln<br />
selbst decken und natürlich<br />
seine Trinkwasserversorgung si -<br />
chern. Hier setzt ein von Prof. Dr.<br />
Hans-Georg Frede (Professur für<br />
Ressourcenmanagement an der<br />
Justus-Liebig-Universität Gießen)<br />
und seinem Team eingeworbenes<br />
Forschungsprojekt an: Meerwasser<br />
soll mithilfe von Sonnenenergie<br />
entsalzt werden, um es dann in der<br />
Landwirtschaft einzusetzen. Sonnenenergie<br />
steht dem Land bei<br />
sommerlichen Temperaturen von<br />
über 40 °C mehr als ausreichend zur<br />
Verfügung.<br />
Zurzeit greifen die Saudi Araber<br />
noch auf sogenanntes fossiles<br />
Grundwasser zurück – Grundwasser,<br />
das in einer früheren Zeitepoche<br />
erzeugt wurde, aber heute nicht<br />
mehr erneuert wird. Diese Grundwasservorräte,<br />
die auch als Trinkwasser<br />
genutzt werden, bilden die<br />
einzigen Süßwasservorräte des Landes<br />
und neigen sich dem Ende zu.<br />
Die Grundwasserspiegel fallen kontinuierlich.<br />
Damit steht Saudi-Arabien<br />
wie viele andere Länder in der<br />
Golfregion vor der großen Herausforderung,<br />
wie es zukünftig seine<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung sicherstellen<br />
kann – Meerwasserentsalzung ist<br />
eine Möglichkeit.<br />
Die Gießener Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler gehen insbesondere<br />
der Frage nach, bis zu<br />
welcher Salzkonzentration das<br />
Meerwasser entsalzt werden muss,<br />
damit Pflanzenschäden vermieden<br />
werden. Ebenso stehen Fragen der<br />
Wirtschaftlichkeit moderner Entsalzungstechnologien<br />
zur Diskussion.<br />
In einem weiteren Teil des Projekts<br />
wird mit modernen geographischen<br />
Informationssystemen ge -<br />
prüft, in welchen Teilen von Saudi-<br />
Arabien, das etwa sechsmal so groß<br />
ist wie Deutschland, solche Technologien<br />
anwendbar sind.<br />
Das Projekt hat ein Fördervolumen<br />
von 838 000 Euro und ist auf<br />
drei Jahre ausgelegt. Es wird finanziert<br />
von der saudischen Forschungseinrichtung<br />
King Abdulaziz<br />
City for Science and Technology<br />
(KACST) in Riad. Ein Teil der Untersuchungen<br />
wird im Interdisziplinären<br />
Forschungszentrum (IFZ) der<br />
Justus-Liebig-Universität Gießen<br />
durchgeführt, ein Teil in der Küstenregion<br />
im Nordosten Saudi-Arabiens<br />
in der Nähe zu Kuwait.<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr. Hans-Georg Frede,<br />
Professur für Ressourcenmanagement,<br />
Heinrich-Buff-Ring 26-32, D-35392 Gießen,<br />
Tel. (0641) 99-37380 <br />
Juli/August 2013<br />
812 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
Mit Papayasamen <strong>Wasser</strong> reinigen<br />
Chemiker der Universität Potsdam entwickelten neuartiges Material<br />
Eines der weltweit größten Probleme<br />
ist der Zugang zu sauberem<br />
Trinkwasser. Aus diesem Grund<br />
sind billige, einfach vor Ort herzustellende<br />
und zur Reinigung verschmutzter<br />
Gewässer geeignete<br />
Stoffe von großem Interesse. Prof.<br />
Dr. Andreas Taubert und sein Team<br />
von der Universität Potsdam stellten<br />
jetzt ein derartiges Material her.<br />
Insbesondere in Entwicklungsländern<br />
und Ländern mit einer<br />
rapide wachsenden Bevölkerung ist<br />
Trinkwasser, anders als in Mitteleuropa,<br />
eine der wertvollsten und<br />
am schwierigsten zu erhaltende<br />
Ressource. Unter anderem deshalb,<br />
weil reiche Industrienationen ihren<br />
Elektronikschrott in Entwicklungsländer<br />
exportieren und dort aufarbeiten<br />
lassen. Die Bergbauindustrie<br />
baut technologisch wichtige Minerale,<br />
wie Gold oder Coltan, ab und<br />
die Autoindustrie lässt Batterien fertigen.<br />
Die von diesen Industriezweigen<br />
verursachten Abwässer belasten<br />
Flüsse und Seen mit Schwermetallen,<br />
wie Nickel, Cadmium oder<br />
Blei. Diese Belastungen sind Ur -<br />
sache für eine Reihe von erheblichen<br />
Gesundheitsschädigungen,<br />
die durch die Entfernung der<br />
Schwermetalle aus dem Trinkwassersystem<br />
deutlich reduziert oder<br />
unterbunden werden könnten. Die<br />
bereits existierenden <strong>Wasser</strong>reinigungsprozesse<br />
sind für Entwicklungsländer<br />
zu teuer und werden<br />
deshalb nicht angewendet.<br />
An der Universität<br />
Potsdam hat nun ein<br />
Team um Andreas Taubert,<br />
Professor für Su -<br />
pramolekulare Chemie<br />
und Anorganische Hybridmaterialien,<br />
in Kooperation<br />
mit dem Max-Planck-Institut für<br />
Kolloid- und Grenzflächenforschung<br />
ein neues, preiswertes, einfach<br />
zu produzierendes Kompositmaterial<br />
zur Reinigung von Trinkwasser<br />
hergestellt. Das Material hat<br />
eine sehr hohe Affinität zu Nickel<br />
und Cadmium, zwei gesundheitsschädlichen<br />
Schwermetallen, die in<br />
mit Industrieabwässern belasteten<br />
Flüssen in hohen Konzentrationen<br />
auftreten. Es handelt sich um eine<br />
Kombination von Papayasamen<br />
und einem Tonmineral, beides in<br />
großen Mengen verfügbar. Nach<br />
einer geeigneten Wärmebehandlung<br />
liefern diese Be standteile ein<br />
Material, das in der Lage ist, die<br />
Konzentrationen von Nickel und<br />
Cadmium unter die von der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) festgelegten<br />
Grenzwerte zu senken.<br />
Die einfache Herstellung, die praktisch<br />
unendliche Verfügbarkeit der<br />
Rohstoffe und die Tatsache, dass<br />
sich die Materialien recyceln lassen,<br />
macht sie attraktiv für die einfache,<br />
schnelle und lokal verfügbare <strong>Wasser</strong>reinigung.<br />
Prof. Dr. Andreas Taubert<br />
ist davon überzeugt, „dass ähnliche<br />
Materialien im Prinzip auch in<br />
der Lage sein sollten, Verunreinigungen,<br />
wie sie im Moment im<br />
südlichen Brandenburg auftreten,<br />
zu beseitigen“.<br />
Die Forschungsergebnisse sind<br />
veröffentlicht in: Unuabonah et al.,<br />
ACS Sustainable Chem. Eng., DOI:<br />
10.1021/sc400051y<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr. Andreas Taubert,<br />
Tel. (0331) 977-5773,<br />
E-Mail: ataubert@uni-potsdam.de,<br />
http://www.taubert-lab.net<br />
Juana Kreßner/<br />
pixelio.de<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt zur Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />
EAZ Netzwerk 1.indd 1 29.11.2012 18:46:38<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 813
NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
ECWATECH 2014<br />
Internationales <strong>Wasser</strong>forum „Water: Ecology and Technology“ vom 3. bis 6. Juni 2014<br />
im IEC “Crocus Expo” in Moskau<br />
Die Ecwatech in Moskau ist in<br />
Russland, den CIS-Staaten und<br />
Osteuropa die Leitveranstaltung für<br />
<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technologien.<br />
Die Veranstaltung bietet eine<br />
Plattform für die Geschäftsentwicklung,<br />
die Einführung neuer Technologien<br />
und den Eintritt von<br />
Marktteilnehmern in lokale Märkte<br />
sowie für neue Projekte und Kooperationen<br />
in der <strong>Wasser</strong>branche. Für<br />
Hersteller und Händler, Service-<br />
Anbieter, Versorger, Vertreter internationaler<br />
Firmen, Forschungs- und<br />
Beratungsunternehmen ist die<br />
Ecwatech ein wichtiger Termin.<br />
Unter dem Dach der Ecwatech<br />
sind vier weitere Veranstaltungen<br />
eingebunden:<br />
##<br />
CityPipe – Rohrleitungssysteme<br />
für die kommunale Infrastruktur:<br />
Konstruktion, Diagnose, Sanierung<br />
und Betrieb,<br />
##<br />
CityTherm – Zentrale Heizungssysteme,<br />
##<br />
NO-DIG Moskau – Bau und<br />
Sanierung unterirdischer Infrastruktur<br />
mit grabenlosen Technologien<br />
und<br />
##<br />
BW Show – Flaschenabfüllung<br />
von <strong>Wasser</strong> und <strong>Wasser</strong> in Flaschen.<br />
Im Jahr 2012 waren auf rund<br />
20 300 qm 823 Aussteller vertreten,<br />
312 davon kamen nicht aus Russland<br />
sondern aus insgesamt 31<br />
anderen Ländern. Die Anzahl der<br />
Fachbesucher lag über 11 000. Die<br />
Veranstalter erwarten, dass die<br />
Ecwatech 2014 die wichtigsten<br />
lokalen und internationalen Unternehmen<br />
an ziehen wird und somit<br />
die besten Technologien und Produkte<br />
zu sehen sein werden.<br />
Weitere Informationen/Kontakt:<br />
ECWATECH Ltd.,<br />
Sergey Malygin,<br />
E-Mail: s.malygin@ecwatech.ru,<br />
POB 309, Moscow, 105062, Russia,<br />
Tel./Fax +7 (495) 225 5986,<br />
E-Mail: ecwatech@ecwatech.ru,<br />
www.ecwatech.com<br />
Konsequenzen nachlassenden Nitratabbauvermögens<br />
in Grundwasserleitern<br />
Abschlussveranstaltung im DVGW-Forschungsvorhaben am 19. September 2013<br />
in Mülheim an der Ruhr<br />
Viele <strong>Wasser</strong>versorger haben die<br />
Nitratbelastung im Rohwasser<br />
u.a. durch kostenintensive Kooperationen<br />
mit der Landwirtschaft reduzieren<br />
können. In einigen Gewinnungsgebieten<br />
verdichten sich<br />
jedoch die Anzeichen, dass das<br />
natürlich vorhandene Nitratabbauvermögen<br />
im Grundwasserleiter –<br />
nach Jahrzehnten hoher Nitrateinträge<br />
– derart aufgezehrt ist, dass<br />
hier in Zukunft mit einem verlangsamten<br />
Nitratabbau und unerwartet<br />
steigenden Nitratkonzentrationen<br />
im Rohwasser gerechnet werden<br />
muss.<br />
In einem vom DVGW und 16 <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
gemeinsam<br />
geförderten Forschungsvorhaben<br />
hat das IWW Zentrum<br />
<strong>Wasser</strong> zusammen mit den Projektpartnern<br />
CAH Geo-Infometric, TU<br />
Clausthal, dem Helmholtz-Zentrum<br />
für Umweltforschung und dem Technologiezentrum<br />
<strong>Wasser</strong> die Konsequenzen<br />
nachlassenden Nitratabbauvermögens<br />
für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
untersucht.<br />
Auf der Abschlussveranstaltung<br />
werden die entwickelten praxisnahen<br />
Methoden und Planungswerkzeuge<br />
vorgestellt, mit denen frühzeitig<br />
eine Verschlechterung der<br />
Rohwasserqualität erkannt und bei<br />
Bedarf kosteneffiziente Schutzmaßnahmen<br />
geplant werden können.<br />
Langfristige Kosten für den Grundwasserschutz<br />
werden mit Kosten für<br />
Flächenaufkäufe sowie Kosten für<br />
eine technische Aufbereitung verglichen<br />
und die Konsequenzen<br />
nachlassenden Nitratabbauvermögens<br />
auf Rohwasserbeschaffenheit,<br />
Brunnenverockerung und die Effizienzkontrolle<br />
im kooperativen<br />
Gewässerschutz diskutiert.<br />
Anmeldungen und Programm:<br />
IWW Zentrum <strong>Wasser</strong>,<br />
Frau Servatius/Frau Bonorden,<br />
Tel. (0208) 40303-102/-101,<br />
E-Mail h.servatius@iww-online.de,<br />
s.bonorden@iww-online.de,<br />
www.iww-online.de<br />
Juli/August 2013<br />
814 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
Notwasserseminar<br />
Die Hochschule Karlsruhe – Technik<br />
und Wirtschaft, die Stadtwerke<br />
Karlsruhe, das Heinrich Sontheimer-Laboratorium<br />
für <strong>Wasser</strong>technologie<br />
am DVGW-Tech nologiezentrum<br />
<strong>Wasser</strong> (TZW) Karlsruhe<br />
und die International Water<br />
Aid Organization (IWAO) veranstalten<br />
am 10. Oktober 2013 in Karlsruhe<br />
ein Notwasserseminar.<br />
Nach den ersten beiden Konferenzen<br />
zum Themenbereich Notwasserversorgung<br />
an der Hochschule<br />
Karlsruhe in den Jahren 2009<br />
und 2011 ist das diesjährige Notwasserseminar<br />
bereits die dritte<br />
Veranstaltung in dieser Reihe.<br />
Am Vormittag werden in Vorträgen<br />
unterschiedliche Aspekte<br />
der Notwasserversorgung von der<br />
Situation in Deutschland über die<br />
entsprechenden Aufbereitungsverfahren<br />
bis hin zu analytischen<br />
Methoden vorgestellt. Nachmittags<br />
werden verschiedene Verfahrenstechniken<br />
zur Notwasseraufbereitung<br />
in der praktischen Anwendung<br />
demonstriert.<br />
Die Veranstaltung richtet sich an<br />
Mitarbeiter von <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen,<br />
Hilfsorganisationen,<br />
Ingenieurbüros sowie Behörden.<br />
Die Tagungsgebühr beträgt<br />
140,00 Euro. Anmeldeschluss ist der<br />
27. September 2013.<br />
Weitere Informationen zum Programm und<br />
zur Anmeldung unter:<br />
www.hs-karlsruhe.de/fakultaeten/fk-ab/<br />
aktuelles.html<br />
Kontakt:<br />
Sandra Grobs,<br />
Tel. (0721) 599-3202,<br />
E-Mail:<br />
sandra.grobs@stadtwerke-karlsruhe.de<br />
Im Rahmen eines Hilfsprojektes errichteter<br />
Trinkwasserbrunnen in Shant Abak, Djibouti.<br />
© Eric Krebs, Wikimedia Commons<br />
Urbane Sturzfluten – Analyse, Bewertung, Lösung<br />
12. September 2013 in Bonn<br />
Das<br />
Niederschlagsgeschehen<br />
wird sich in Zeiten des Klimawandels<br />
verändern. Aktuelle Studien<br />
für Westeuropa zum Klimawandel<br />
sagen eine wachsende Häufigkeit<br />
und Intensität von Niederschlagsereignissen<br />
voraus. Schadensstatistiken<br />
für Deutschland<br />
zeigen zudem, dass ein bedeutender<br />
Anteil der Schäden von Infrastruktur<br />
und Bevölkerung infolge<br />
von Überschwemmungen in städtischen<br />
Gebieten aus Sturzfluten<br />
resultiert. Sturzfluten entstehen aus<br />
meist lokal begrenzten, sommerlichen<br />
Starkniederschlägen, häufig<br />
begleitet von Gewitter, Hagel und<br />
Sturmböen. Dabei können einzelne<br />
Gewitterzellen für längere Zeit auf<br />
einer Stelle verweilen und sich<br />
„ausregnen“. Leider bleiben bislang<br />
im hydrologischen Zusammenhang<br />
bei der Stadtplanung und -entwicklung,<br />
wie auch in der Bauleitplanung<br />
und der Straßenplanung, solche extremen<br />
Wettereignisse nahezu unberücksichtigt.<br />
Der Überflutungsvorsorge<br />
muss innerhalb der Kommunen<br />
zukünftig eine erhöhte Aufmerksamkeit<br />
geschenkt werden. Im<br />
Vergleich zu Flussüberschwemmungen<br />
können diese Schäden jedoch<br />
durch verhältnismäßig geringe<br />
Maßnahmen reduziert werden.<br />
Hierfür ist es notwendig, die Natur<br />
von Sturzfluten detailliert zu berücksichtigen<br />
und von Flussüberschwemmungen<br />
abzugrenzen.<br />
© Erich Westendarp/pixelio.de<br />
Nach einer thematischen Einführung<br />
werden im Rahmen der Veranstaltung<br />
die Kenntnisse über den<br />
▶▶<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 815
NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
Ereignistyp Starkniederschlag aufgezeigt.<br />
Dies umfasst auch Aussagen<br />
zur regionalen Gefahren- und<br />
Risikoverteilung sowie zu Überflutungsbildern<br />
und -schäden. Im Weiteren<br />
wird anhand von anschaulichen<br />
Beispielen aufgezeigt, wie<br />
lokale Überflutungsgefahren in<br />
Siedlungsgebieten, die durch<br />
Starkniederschläge hervorgerufen<br />
wurden, systematisch erkannt werden<br />
können, wie infrastruktur- und<br />
objektbezogene Maßnahmen zur<br />
Überflutungsvorsorge konkret aussehen<br />
können und welche Akteure<br />
insbesondere gefordert sind. Hierbei<br />
werden sowohl planerische,<br />
technische als auch administrative<br />
Vorsorgemaßnahmen auf kommunaler<br />
und privater Ebene dargestellt.<br />
Darauf aufbauend werden<br />
konkrete Handlungsvorschläge an<br />
realen Beispielen aus Städten und<br />
Kommunen aufgezeigt. Ziel aller<br />
Maßnahmen ist es letztendlich, dem<br />
<strong>Wasser</strong> Wege zu weisen. Wir zeigen,<br />
wie das geht!<br />
Kontakt:<br />
Technische Akademie Hannover e. V.,<br />
Dr.-Ing. Igor Borovsky,<br />
Wöhlerstraße 42,<br />
D-30163 Hannover,<br />
Tel. (0511) 39433-30,<br />
Fax (0511) 39433-40,<br />
www.ta-hannover.de<br />
www.wassertermine.de<br />
Kann man das Kommunikationsdesaster<br />
vermeiden?<br />
PRiMaT-Workshop zur Risiko- und Krisenkommunikation in der Trinkwasserversorgung<br />
am 17. Oktober 2013, <strong>Wasser</strong>werk Haltern der Gelsenwasser AG<br />
Vielleicht kennen Sie das: Aufgrund<br />
einer chemischen oder<br />
bakteriellen Kontamination des<br />
Trinkwassers stehen im <strong>Wasser</strong>werk<br />
und im Gesundheitsamt die Telefone<br />
nicht mehr still. Medienvertreter<br />
verlangen definitiv Auskunft zu<br />
den Ursachen und zu den beabsichtigten<br />
Abhilfemaßnahmen – ob -<br />
wohl die Ursachenabklärung noch<br />
voll im Gange ist. Späterhin bildet<br />
sich eine Bürgerinitiative, die wegen<br />
einer vermeintlichen Grenzwertüberschreitung<br />
ultimativ den<br />
Anschluss an den nächst gelegenen<br />
Fernwasserversorger verlangt – und<br />
das subito! Die Verbindungsleitung<br />
ist aber beim besten Willen nicht<br />
von heute auf morgen aus dem<br />
Boden zu stampfen. Zudem muss<br />
wegen des kostenträchtigen Baus<br />
der Verbindungsleitung und wegen<br />
der teuren Beimischung von Fernwasser<br />
die Trinkwassergebühr<br />
erhöht werden. Das bringt die<br />
„Wutbürger“ erst recht in Rage. Die<br />
empörten Trinkwasserkunden artikulieren<br />
sich zunehmend über Facebook,<br />
ohne dass der <strong>Wasser</strong>versorger<br />
dem etwas entgegen setzen<br />
könnte. Der Konflikt entzweit nicht<br />
nur den Stadtrat. Der Disput gelangt<br />
bis ins Landesparlament. Die<br />
Medien orientieren sich stärker an<br />
den Verlautbarungen der Bürgerinitiative<br />
als an den Pressemitteilungen<br />
des <strong>Wasser</strong>versorgers und des<br />
Gesundheitsamtes. Die vermeintliche<br />
Grenzwertüberschreitung wird<br />
von einigen Medien für eine Skandalisierung<br />
genutzt.<br />
Wie vermeidet man es, dass man<br />
als <strong>Wasser</strong>versorger und als Gesundheitsamt<br />
in so einem Kommunikationsdesaster<br />
landet? Kann man es<br />
überhaupt vermeiden? Welche<br />
Möglichkeiten der präventiven Risikokommunikation<br />
haben sich als<br />
hilfreich erwiesen? Wie muss man<br />
Krisenkommunikation gestalten,<br />
damit ein eskalierender Konflikt<br />
nicht völlig aus dem Ruder läuft?<br />
Mit der Risiko- und Krisenkommunikation<br />
in besonders heiklen Fällen<br />
wird sich ein Workshop befassen,<br />
auf dem krisenkommunikative Praxisbeispiele<br />
erörtert werden. Der<br />
Workshop wird im Rahmen des<br />
BMFB-geförderten Forschungsverbundes<br />
„Präventives Risikomanagement<br />
in der Trinkwasserversorgung“<br />
(PRiMaT – siehe www.primat.tv)<br />
stattfinden. Die Teilnahme am Workshop<br />
ist für Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter von <strong>Wasser</strong>versorgern<br />
und Gesundheitsämtern kostenlos.<br />
Weitere Information/Anmeldung:<br />
regioWASSER e. V.,<br />
Rennerstraße 10,<br />
D-79106 Freiburg,<br />
Tel. (0761) 275 693 oder 45687153,<br />
E-Mail: nik@akwasser.de<br />
Juli/August 2013<br />
816 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
Energietage Biogas<br />
Tagung mit begleitender Fachausstellung vom 9. bis 11. September in Garching<br />
Umwelt schützen – Energie<br />
gewinnen – Zukunft gestalten<br />
unter diesem Motto stehen die diesjährigen<br />
Energietage in Garching.<br />
An den drei Veranstaltungstagen<br />
informieren die Referentinnen und<br />
Referenten über Aktuelles aus den<br />
Bereichen:<br />
##<br />
Energiewende und <strong>Abwasser</strong>versorgung<br />
##<br />
Biogas und Sicherheitstechnik<br />
##<br />
Biomethan und <strong>Wasser</strong>stoff<br />
Die DWA-Energietage sind bereits<br />
seit vielen Jahren als zentrale Plattform<br />
für den fachlichen Diskurs zum<br />
Thema Energie und Biogas geworden.<br />
Die Energietage richten sich an<br />
Ingenieure und Naturwissenschaftler,<br />
Betreiber, Planer, Bauausführende<br />
und Mitarbeiter zuständiger<br />
Behörden ebenso wie an die Fachvertreter<br />
von Firmen, Hochschulen,<br />
Verbänden und Sachverständigenorganisationen,<br />
die mit dem Energie-/Biogasthema<br />
vor allem im<br />
Bereich der <strong>Abwasser</strong>reinigung und<br />
Klärschlammbehandlung befasst<br />
sind.<br />
Die diesjährigen Energietage<br />
beschäftigen sich schwerpunktmäßig<br />
mit energiepolitischen Konzepten,<br />
dies auch vor dem Hintergrund<br />
der aktuellen politischen Diskussion,<br />
dem Klimawandel und der<br />
gesellschaftlichen Ethik sowie den<br />
Fragen im Spannungsfeld <strong>Abwasser</strong><br />
und Energie. Die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
denkt generationsübergreifend und<br />
kann einen wichtigen Beitrag zur<br />
Energiewende leisten.<br />
Im Bereich Biogas werden die<br />
Gewinnung und Verwertung von<br />
Biogas mit der hierzu erforderlichen<br />
Maschinen- und Sicherheitstechnik<br />
im Vordergrund stehen. Weiterhin<br />
werden der aktuelle Stand der Biogasaufbereitung<br />
und <strong>Wasser</strong>stofferzeugung<br />
sowie deren Nutzungsmöglichkeiten<br />
im Zeichen der Energiewende<br />
aufgezeigt. Abgerundet<br />
wird die Veranstaltung durch an -<br />
schauliche Praxisbeispiele.<br />
Weitere Informationen:<br />
http://de.dwa.de/energietage-2013.html<br />
S1 / 2012<br />
Volume 153<br />
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Phone: +49 89 203 53 66-22<br />
Juli/August 2013<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> Fax: +49 817 89 203 53 66-99<br />
HAU-ALL-09-1010 Anz_BP2_210x216.indd 1 26.08.11 13:03
NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
6. Norddeutsche Geothermietagung<br />
23. bis 24. Oktober 2013 im Geozentrum Hannover<br />
Die Norddeutsche Geothermietagung<br />
findet in Hannover<br />
zum sechsten Mal statt. Die Tagung<br />
bietet einen umfassenden Überblick<br />
über aktuelle Herausforderungen<br />
innovative Lösungen der Erdwärmenutzung.<br />
Veranstalter sind<br />
die Freiburger Agentur Enerchange,<br />
die drei Organisationen des Geozentrums<br />
Hannover sowie die Wirtschaftsfördergesellschaft<br />
hannoverimpuls.<br />
Rund 200 Teilnehmer nutzen<br />
die etablierte Veranstaltung<br />
jedes Jahr, um sich über Potenziale<br />
und innovative Anwendungsmöglichkeiten<br />
der oberflächennahen<br />
und tiefen Geothermie speziell im<br />
Norddeutschen Becken zu informieren.<br />
Am ersten Tag befasst sich die<br />
Veranstaltung traditionell mit Themen<br />
der oberflächennahen Geothermie<br />
– in diesem Jahr reichen sie<br />
von Qualitätssicherung über beispielgebende<br />
Großprojekte in der<br />
Entwicklung bis hin zur Fragen der<br />
Wirtschaftlichkeit und Integration in<br />
die Städteplanung. Am zweiten Tag<br />
steht die tiefe Geothermie im Fokus.<br />
Hier geht es unter anderem um die<br />
Bereitstellung von geothermischer<br />
Fernwärme, die Erschließung der<br />
unterirdischen Reservoire, die<br />
Finanzierung der Projekte, Machbarkeitsstudien<br />
so wie Erfahrungen<br />
mit der Nutzung der tiefen Erdwärme.<br />
Abgerundet wird die<br />
Tagung durch Exkursionen, die<br />
Impuls-Lounge am Abend des<br />
ersten Tages und eine Podiumsdiskussion<br />
zum Spannungsfeld Fracking<br />
und Geothermie, an der unter<br />
anderem auch der niedersächsische<br />
Umweltminister Stefan Wenzel teilnimmt.<br />
Die Freiburger Agentur Enerchange<br />
richtet die Tagung gemeinsam<br />
mit der Wirtschaftsfördergesellschaft<br />
hannoverimpuls und<br />
dem Geozentrum Hannover aus,<br />
das mit seinen drei Organisationen<br />
(Bundesanstalt für Geowissenschaften<br />
und Rohstoffe, Landesamt für<br />
Bergbau, Energie und Geologie und<br />
Leibniz-Institut für Angewandte<br />
Geophysik) aktiv an der Gestaltung<br />
des Tagungsprogramms beteiligt<br />
ist.<br />
Information zum Programm und<br />
Anmeldung:<br />
www.norddeutsche-geothermietagung.de<br />
Neue Veranstaltung trägt der Bedeutung der<br />
Geothermie in Bayern Rechnung<br />
Rund 30 Geothermieprojekte sind<br />
in Bayern bereits in Betrieb oder<br />
im Bau. Mit dem Praxisforum Geothermie.Bayern<br />
wird den zahlreichen<br />
Akteuren nun erstmals eine<br />
regionale Plattform für den Erfahrungsaustausch<br />
und das Networking<br />
angeboten. Die Veranstaltung<br />
findet vom 7. bis 9. Oktober 2013 in<br />
München statt – die ersten beiden<br />
Tage im Haus der Bayerischen Wirtschaft,<br />
für den letzten Tag sind<br />
Exkursionen geplant.<br />
Hauptveranstaltungstag des<br />
Praxisforums ist der 8. Oktober. Zu<br />
den Themenschwerpunkten des<br />
Tages gehören die reichhaltigen<br />
Erfahrungen mit der geothermischen<br />
Strom- und Wärmeproduktion,<br />
welche Möglichkeiten und<br />
Hürden es gibt, Geothermieprojekte<br />
zu finanzieren und die Fragen der<br />
Akzeptanz und Bürgerbeteiligung.<br />
Flankiert wird der Hauptveranstaltungstag<br />
von einem Workshop zum<br />
Thema Pumpen in der Stromproduktion<br />
am 7. Oktober. Im Rahmen<br />
dieses Workshops werden die verschiedenen<br />
Einsatzbereiche, Komponenten<br />
und technische Un -<br />
terschiede ebenso diskutiert wie die<br />
Auslegung. Zum Abschluss des Praxisforums<br />
finden am 9. Oktober<br />
Exkursionen zu Wärme- und Stromprojekten<br />
im Großraum München<br />
statt.<br />
Das Bayerische Staatsministerium<br />
für Wirtschaft, Infrastruktur<br />
und Technologie hat die Schirmherrschaft<br />
übernommen und signalisiert<br />
damit einmal mehr die Bedeutung<br />
der tiefen Geothermie für die<br />
zukünftige Energieversorgung in<br />
Bayern. Veranstalter des Praxisforums<br />
Geothermie.Bayern ist die<br />
Agentur Enerchange.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
http://www.praxisforum-geothermie-bayern.de/<br />
Für Rückfragen zum Praxisforum:<br />
Enerchange,<br />
Dr. Jochen Schneider,<br />
Tel. (089) 20345239,<br />
E-Mail: jochen.schneider@enerchange.de<br />
Juli/August 2013<br />
818 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
ABWASSERWÄRMENUTZUNG<br />
SONDERAUSGABE<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff<br />
05/13<br />
D e r e . q u a N e w s l e t t e r<br />
Netzwerk Energierückgewinnung<br />
und Ressourcenmanagement<br />
Das e.qua Netzwerk berichtet<br />
Aus dem Netzwerk<br />
Aus dem Netzwerk<br />
Aus dem Netzwerk<br />
Neues Netzwerkmitglied<br />
stellt sich vor:<br />
Die Siemens AG<br />
Der Siemens-Sektor Industry ist der<br />
weltweit führende Anbieter innovativer<br />
und umweltfreundlicher Produkte und<br />
Lösungen für Industrieunternehmen<br />
................................................. Seite 2<br />
Aktuelles Projekt des<br />
Netzwerkmitglieds Werner<br />
Vollert:<br />
Sanierungsarbeiten auf dem Flughafen<br />
Hamburg<br />
Die Werner Vollert GmbH & Co. KG<br />
saniert 500 Meter Regenwasserkanal<br />
unter der Rollbahn des Hamburger<br />
Flughafens ............................... Seite 3<br />
Die ILF Beratende Ingenieure<br />
ZT GmbH:<br />
Engineering Excellence<br />
Mit über 40 Jahren Firmengeschichte<br />
und mehr als 30 Büros weltweit ist die<br />
ILF Ihr kompetenter Ansprechpartner in<br />
Sachen Industrie- und Infrastrukturprojekte<br />
........................................ Seite 4<br />
Aus dem Netzwerk<br />
Themenallianz AWN<br />
Themenallianz AWN<br />
THEMENALLIANZ<br />
Produktneuheit der<br />
GWU-Group:<br />
Revolutionäre Durchflussmessung –<br />
RAVEN-EYE<br />
Mit mehr als 15 Jahren Erfahrung mit<br />
berührungslos arbeitenden Radar-<br />
Durchflusssensoren, stellt die GWU<br />
Group das völlig neue RAVEN-EYE<br />
Durchflussmengenmessgerät vor<br />
................................................. Seite 5<br />
Die Themenallianz <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />
über den<br />
Markt der Erneuerbaren<br />
Energien:<br />
Für mehr Wettbewerb im erneuerbaren<br />
Wärmemarkt!<br />
Dem deutschen Wärmemarkt fehlt ein<br />
dynamischer Wettbewerb unter den<br />
Erneuerbaren Energien, der auch die<br />
Konkurrenzfähigkeit gegenüber den<br />
Gas- und Ölheizungen beschleunigen<br />
würde ...................................... Seite 6<br />
Reese Ingenieure – e 3 über<br />
<strong>Abwasser</strong>wärmenutzung:<br />
<strong>Abwasser</strong> mehr als nur ein Abfallprodukt<br />
<strong>Wasser</strong>: die Quelle allen Lebens! Einmal<br />
weggeworfen wird es zu <strong>Abwasser</strong>.<br />
Dabei wird eine immense Energie<br />
verbraucht, um das kalte <strong>Wasser</strong> auf<br />
eine für den Menschen angenehme<br />
Temperatur zu heben. Doch diese Energie<br />
ist nicht verloren ................. Seite 7
Aus dem Netzwerk<br />
Neues Netzwerkmitglied stellt sich vor:<br />
Die Siemens AG<br />
D<br />
er Siemens-Sektor Industry ist der<br />
weltweit führende Anbieter innovativer<br />
und umweltfreundlicher<br />
Produkte und Lösungen für Industrieunternehmen<br />
und unterstützt mit seiner<br />
einzigartigen Kombination von Automatisierungstechnik,<br />
industrieller Schalttechnik,<br />
Antriebstechnik, Instrumentierung<br />
und Industriesoftware die komplette<br />
Wertschöpfungskette seiner Kunden mit<br />
weltweit mehr als 100.000 Beschäftigten<br />
und passt somit sehr gut in das Konzept<br />
des e.qua Netzwerkes.<br />
von Industrieanlagen zu einer energieeffizienteren<br />
Produktion. Gerade in der<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung und -aufbereitung mit<br />
weit verzweigten und oft unbemannten<br />
Anlagenbereichen ist daher eine enge<br />
Kopplung der Prozessführung mit der<br />
Energieverwaltung essentiell.<br />
Für die <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbreitung<br />
bietet Siemens Industry Lösungen entlang<br />
seiner elektrotechnischen Kernkompetenzen,<br />
vor allem Automatisierungsund<br />
Antriebstechnik zum Betreiben von<br />
<strong>Wasser</strong>- und Klärwerken sowie von Meerwasserentsalzungsanlagen.<br />
Das Angebot<br />
umfasst Lösungen für die Steuerung, das<br />
Management sowie die Instrumentierung<br />
von <strong>Wasser</strong>prozessen. Diese beinhalten<br />
Produkte wie das Prozessleitsystem<br />
Simatic PCS7, Simatic Steuerungen, Vernetzungs-<br />
und Kommunikationsprodukte<br />
sowie Prozessinstrumente wie etwa<br />
Durchfluss-, Druck- und Füllstandsmesser.<br />
Hinzu kommt Antriebstechnik, etwa<br />
für Pipelines, Pumpen und Rührer. Dieses<br />
Portfolio wird von kommunalen Klär- und<br />
<strong>Wasser</strong>werken sowie von Industrieunternehmen<br />
unterschiedlicher Branchen eingesetzt.<br />
Kostbar und endlich: sauberes <strong>Wasser</strong>.<br />
Ob bei Trinkwasser oder Nutzwasser: das<br />
neue Netzwerkmitglied bietet für nahezu<br />
alle Prozesse der Trink- und <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
geeignete Lösungen. Und das<br />
ohne Kompromisse. Energieverteilung<br />
und Automatisierung leisten einen wesentlichen<br />
Beitrag für eine effiziente und<br />
nachhaltige <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />
Immer teurer und knapper werdende<br />
Energieressourcen zwingen Betreiber<br />
Totally Integrated Automation von Siemens<br />
bietet ein intelligentes und effizientes<br />
Energiemanagement, mit dessen Hilfe<br />
sich der Energieverbrauch eines Unternehmens<br />
systematisch und fortlaufend<br />
bestimmen, analysieren und reduzieren<br />
lässt. Innerhalb dieses Optimierungsprozesses<br />
werden wirtschaftliche sowie technische<br />
und rechtliche Aspekte betrachtet.<br />
Intelligentes Energiemanagement setzt<br />
die Erfassung, Analyse, Dokumentation<br />
und Visualisierung von Energiedaten voraus.<br />
Siemens SIMATIC bietet dafür eine<br />
Lösung, die nahtlos in die Bedien- und<br />
Beobachtungsebene sowie in die Steuerungs-<br />
bzw. in die Prozessleitebene integriert<br />
ist:<br />
Ob für die Trinkwasseraufbereitung,<br />
Meerwasserentsalzung, <strong>Abwasser</strong>aufbereitung,<br />
<strong>Wasser</strong>transport oder<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung: Siemens deckt alle<br />
Anforderungen der kommunalen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
und der Industrie ab – und<br />
ist ein zuverlässiger Partner für den gesamten<br />
<strong>Wasser</strong>kreislauf. Das Angebot<br />
umfasst nachhaltige Lösungen, mit<br />
denen der Energieverbrauch gesenkt,<br />
<strong>Wasser</strong>verlust minimiert und die Lifecycle-Kosten<br />
reduziert werden. Mit Totally<br />
Integrated Automation (TIA) und Totally<br />
Integrated Power (TIP) bietet Siemens<br />
durchgängige Lösungen, welche sich<br />
perfekt an die besonderen Anforderungen<br />
der <strong>Wasser</strong>wirtschaft anpassen.<br />
Totally Integrated Automation steht für<br />
ein umfassendes und voll integriertes<br />
Produktportfolio aus Steuerungstechnik,<br />
Prozessleitsystemen, Kommunikationslösungen<br />
sowie Prozessinstrumentierung,<br />
mit dem Anlagenbetreiber die Produktivität<br />
und Zuverlässigkeit Ihrer Systeme optimieren<br />
können. Mit Totally Integrated<br />
Power sorgt Siemens dafür, dass alle<br />
Komponenten und angesteuerten Anlagenteile<br />
möglichst energieeffizient arbeiten.<br />
In Summe schafft Siemens so die<br />
Voraussetzung für eine zuverlässige und<br />
gleichzeitig hocheffiziente <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und -entsorgung. Auf TIA und<br />
- 2 -<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff 05/13
Aus dem Netzwerk<br />
TIP basieren auch SIWA, die integrierten<br />
elektrotechnischen Lösungen für <strong>Wasser</strong>transport<br />
und -verteilung.<br />
Darüber hinaus unterstützt Siemens Planer,<br />
Systemintegratoren und Anlagenbetreiber<br />
in allen Planungsphasen der<br />
Anlage mit umfassenden Informationsangeboten:<br />
Die Consultant DVD bietet<br />
ein effizientes Tool-Set (z. B. Ausschreibungstext-Module,<br />
Applikationsbeispiele,<br />
Produktinformationen etc.), das in der<br />
Projektierung eine Zeiteinsparung von<br />
bis zu 25 % ermöglicht. Bibliotheken mit<br />
wasserspezifischen Programmier-Bausteinen<br />
für die Automatisierungs- und<br />
Bedienebene inkl. Branchenspezifischer<br />
grafischer Bedienfenster (sogenannten<br />
Faceplates) verringern den Engineeringaufwand<br />
bei gleichzeitiger Sicherung einer<br />
hohen Qualität.<br />
Dem Fortschritt verpflichtet und verantwortungsbewusst<br />
- in diesem Sinne<br />
agiert Siemens auf dem Gebiet der Energieverteilung<br />
und Automatisierung für die<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft. Mit Lösungen, die den<br />
höchsten Standards entsprechen und<br />
weltweit eingesetzt werden, ist Siemens<br />
zum führenden Technologie- und Servicepartner<br />
der <strong>Wasser</strong>wirtschaft geworden.<br />
Effiziente Gesamtlösungen sind gefragt,<br />
wenn gleichzeitig wirtschaftliche und<br />
umweltbewusste Anforderungen erfüllt<br />
werden müssen.<br />
Aktuelles Projekt des Netzwerkmitglieds<br />
Werner Vollert:<br />
Sanierungsarbeiten auf dem Flughafen Hamburg<br />
Im letzten Jahr erfolgten auf dem Hamburger<br />
Flughafengelände umfangreiche<br />
Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten.<br />
Im ersten Abschnitt wurden dabei Reparaturarbeiten<br />
auf und<br />
unter der Rollbahn<br />
05/23 ausgeführt,<br />
die eigens dafür ab<br />
Mitte Mai für etwa<br />
vier Wochen für den<br />
normalen Flugbetrieb<br />
gesperrt war.<br />
Die Aufgabe der<br />
Werner Vollert GmbH<br />
& Co. KG bestand<br />
darin etwa 500 Meter<br />
Regenwasserkanal<br />
in Größen von<br />
DN 600 bis DN 900<br />
mit dem Schlauchliningverfahren<br />
zu sanieren. Eine<br />
Herausforderung<br />
etwas anderer Art,<br />
besonders für die<br />
Roboterfahrer, die<br />
die Vorbereitungsarbeiten größtenteils nur<br />
per Hand ausführen konnten. Dank der<br />
hohen Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter<br />
vor Ort, war es der Werner Vollert GmbH<br />
& Co. KG möglich den engen Zeitplan des<br />
Auftraggebers fristgerecht einzuhalten,<br />
sodass der Flugverkehr pünktlich wieder<br />
aufgenommen werden konnte.<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff 05/13 - 3 -
Aus dem Netzwerk<br />
Die ILF Beratende Ingenieure ZT GmbH:<br />
Engineering Excellence<br />
I<br />
LF Beratende Ingenieure (ILF) wurde<br />
1967 in Österreich gegründet und besteht<br />
heute aus mehreren international<br />
tätigen, unabhängigen Ingenieur- und<br />
Beratungsunternehmen. ILF erbringt umfassende,<br />
ganzheitliche Leistungen für<br />
bedeutende Industrie- und Infrastrukturprojekte.<br />
Das Unternehmen verfügt über Hauptstandorte<br />
in Rum bei Innsbruck und in<br />
München sowie über mehr als 30 Büros<br />
weltweit. Über 1800 festangestellte Mitarbeiter<br />
entwickeln überzeugende Projektlösungen<br />
für anspruchsvolle Kunden.<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigungs- und Rückgewinnungsanlage Sulaibiya (Kuwait)<br />
ILF Bürogebäude in Rum bei Innsbruck<br />
(Österreich)<br />
in Warschau, Kuwait und Abu Dhabi (bis<br />
zu 435.000 m³/Tag), viele der größten<br />
Fernwassertransportsysteme in Saudi-<br />
Arabien und den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten (Leitungslängen von mehreren<br />
Tausend Kilometern und Durchsatzraten<br />
von bis zu 950.000 m³/Tag) sowie ambitionierte<br />
urbane <strong>Wasser</strong>versorgungs- und<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgungsprojekte, wie das<br />
erfolgreich bearbeitete KfW- und EIB-finanzierte<br />
Projekt in Korca (Albanien).<br />
Weitere Informationen zum Unternehmen<br />
und zur Kompetenz im Bereich <strong>Wasser</strong><br />
und Umwelt werden auf www.ilf.com<br />
präsentiert oder können bei Herrn Dipl.-<br />
Ing. Thomas Reinheimer (Abteilungsleiter<br />
<strong>Wasser</strong>bau und Umwelttechnik, thomas.<br />
reinheimer@ilf.com) eingeholt werden.<br />
Zu den Hauptgeschäftsfeldern von ILF<br />
zählen <strong>Wasser</strong> und Umwelt, Energie und<br />
Klimaschutz, Verkehr und Bauwerke sowie<br />
Öl und Gas. Im Bereich dieser Kernkompetenzen<br />
zählt ILF zu den weltweit<br />
führenden Ingenieurfirmen.<br />
Im <strong>Wasser</strong>- und Umweltbereich sind<br />
kompetente Planungs- und Beratungsleistungen<br />
seit mehr als drei Jahrzehnten<br />
das Markenzeichen der ILF. Seit über 30<br />
Jahren wickelt ILF herausragende <strong>Wasser</strong>und<br />
<strong>Abwasser</strong>projekte ab und erbringt<br />
Planungs- und Beratungsleistungen in<br />
allen Projektphasen.<br />
ILF verfügt über außerordentliche Erfahrung<br />
bei Kläranlagen und Fernwassertransportsystemen,<br />
sowie bei städtischen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungs- und <strong>Abwasser</strong>entsorgungssystemen.<br />
Die Palette umfasst<br />
Großprojekte wie moderne Kläranlagen<br />
Fernwassertransportsystem Ras Al Khair – Riyadh (Saudi-Arabien)<br />
- 4 -<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff 05/13
Aus dem Netzwerk<br />
Produktneuheit der GWU-Group:<br />
Revolutionäre Durchflussmessung - RAVEN-EYE<br />
B<br />
asierend auf einer mehr als 15-jährigen<br />
Erfahrung mit berührungslos<br />
arbeitenden Radar-Durchflusssensoren,<br />
freut sich Flow-Tronic, Lieferant innovativer<br />
Durchflussmesstechnik für <strong>Wasser</strong><br />
Schematische RAVEN-EYE Installation<br />
und <strong>Abwasser</strong>, das völlig neue RAVEN-<br />
EYE Durchflussmengenmessgerät vorzustellen.<br />
Radar Durchflusssensoren (Fläche x Geschwindigkeit)<br />
sind seit vielen Jahren<br />
etablierte Technik. Was also ist daran<br />
neu?<br />
Basierend auf neuesten Erkenntnissen<br />
sowie Entwicklungs- und Produktionsmethoden<br />
und unter Verwendung<br />
höchstwertiger, aktuellster Komponenten<br />
produziert Flow-Tronic einen Radar-Sensor,<br />
der aufgrund seiner Qualitätsmerkmale<br />
und seines Preises<br />
schlichtweg DIE Wahl für Durchflussmessungen<br />
in <strong>Abwasser</strong>kanälen sowie offenen<br />
Freispiegelgerinnen ist. Der Preis ist<br />
jedoch nur einer der Vorteile des RAVEN-<br />
EYE.<br />
Der Name “Auge des Raben” wurde nicht<br />
zufällig gewählt: Er steht wie bei einem<br />
Raben für drei Eigenschaften:<br />
Intelligenz, Anpassungsfähigkeit, Überlebensfähigkeit.<br />
Intelligenz: Der Sensor misst die Geschwindigkeitsverteilung<br />
im Bereich<br />
der Oberfläche. Die<br />
mittlere Geschwindigkeit<br />
über den gesamten<br />
Fließquerschnitt wird<br />
im Sensor mithilfe von<br />
Algorithmen berechnet,<br />
die auf vielen Jahren<br />
Felderfahrung und Forschung<br />
beruhen. Effekte<br />
durch Turbulenz, Wellen<br />
und Störungen eines<br />
idealen Strömungsprofils<br />
werden weitgehend<br />
korrigiert. RAVEN-EYE<br />
wurde für den harten<br />
Feldeinsatz und nicht<br />
nur fürs Labor entwickelt!<br />
Anpassungsfähigkeit: RAVEN-EYE kann<br />
in allen Freispiegelkanälen bei Fließgeschwindigkeiten<br />
bis 9 m/s eingesetzt<br />
werden. Es ist ideal geeignet für<br />
Nachrüstungen, da MODBUS und Analogausgänge<br />
einfachste Integration in<br />
bestehende PLT- und Fernübertragungssysteme<br />
ermöglichen. RAVEN-EYE kann<br />
selbstverständlich auch als autarkes<br />
System mit Messwert- und Diagnoseanzeige,<br />
Netz-unabhängigem Datenlogger<br />
oder direkter Datenübertragung via Internet<br />
betrieben werden.<br />
Überlebensfähigkeit: Der RAVEN-EYE<br />
Sensor baut auf einer jahrelangen Erfahrung<br />
mit Messungen im Kanalnetz auf:<br />
Er ist absolut dicht (IP68), ohne Fugen,<br />
Dichtungen, Schrauben und Scheiben.<br />
Er übersteht Ein- und Überstau und aggressivste<br />
Atmosphären. Mit mehreren<br />
internen Sensoren findet eine kontinuierliche<br />
Überwachung des Systemzustands<br />
statt. Dieser wird von einer<br />
ausgeklügelten Selbstdiagnose erfasst,<br />
bewertet und übertragen.<br />
Die Kombination dieser Eigenschaften<br />
in Verbindung mit absolut minimalem<br />
Wartungsaufwand garantieren den Anwendern<br />
ein optimales Kosten/Nutzen-<br />
Verhältnis.<br />
Die Herstellung in Europa in Verbindung<br />
mit einem dichten Partnernetz vor<br />
Ort garantiert optimale Kundennähe,<br />
schnelle Lieferung, Service und Kundenunterstützung,<br />
wo immer - wann immer!<br />
Dem Raben werden mystische Eigenschaften<br />
nachgesagt, beim RAVEN-EYE<br />
ist es nicht Mystik sondern es ist pure<br />
Spitzentechnik basierend auf den neuesten<br />
Erkenntnissen der Forschung.<br />
GWU-Umwelttechnik GmbH bietet seit<br />
über 25 Jahren innovative technische Lösungen<br />
und exzellenten Service für Strömungs-<br />
und Durchflussmesstechnik sowie<br />
meteorologische Messungen an. Ein<br />
erfahrenes Team von Technikern, Ingenieuren<br />
und Wissenschaftlern garantiert<br />
kompetente Beratung und eine perfekte<br />
Realisierung Ihres Messprojekts.<br />
Weitere Informationen:<br />
Tel.: 02235/955220<br />
E-Mail: wasser@gwu-group.de<br />
Web: www.gwu-group.de<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff 05/13<br />
- 5 -
ABWASSERWÄRMENUTZUNG<br />
Die Themenallianz <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />
Die Themenallianz <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />
über den Markt der Erneuerbaren Energien:<br />
Für mehr Wettbewerb im erneuerbaren Wärmemarkt!<br />
THEMENALLIANZ<br />
Bei Erneuerbaren Energien (EE) denken<br />
die meisten Menschen sofort an<br />
Strom. Dabei werden EE im Wärmemarkt<br />
ebenfalls dringend gebraucht, um fossile<br />
Energieträger wie Gas und Öl abzulösen.<br />
Der Anteil der Wärme am Endenergieverbrauch<br />
in Deutschland ist nämlich wesentlich<br />
höher als der von Strom oder Kraftstoffen.<br />
Die Energiewende konzentriert sich zu<br />
stark auf den Strommarkt und lässt den<br />
Wärmemarkt außer Acht.<br />
Im Wärmesektor hat sich die Bundesregierung<br />
das Ziel gesetzt, den Anteil der Erneuerbaren<br />
Energien (EE) bis 2020 auf 14%<br />
zu erhöhen. Das Erneuerbare-Energien-<br />
Wärmegesetz des Bundes verpflichtet seit<br />
2009, den Wärmebedarf von Neubauten<br />
anteilig mit Solarenergie, Biomasse oder<br />
Erdwärme zu decken. Die Ergreifung sogenannter<br />
Ersatzmaßnahmen ist ebenfalls<br />
möglich. Dabei ist <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />
zwar implizit unter diesen Ersatzmaßnahmen<br />
subsumiert, wird aber namentlich<br />
nicht genannt. So findet man die <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />
ohne entsprechendes<br />
Vorwissen nicht. Der Technologie fehlt somit<br />
nicht nur die Anerkennung als EE, die<br />
in der Wärmegesetzgebung des Landes<br />
Baden-Württemberg bestätigt worden ist,<br />
sondern auch der notwendige Bekanntheitsgrad<br />
zum Markteintritt als Ersatzmaßnahme.<br />
Dies ist bedauerlich, zumal mit<br />
<strong>Abwasser</strong> ca. 6% des Wärmebedarfs im<br />
Gebäudebereich in<br />
Deutschland gedeckt<br />
werden könnte. Kostengünstig<br />
und umweltfreundlich.<br />
Obgleich die EE im<br />
Jahr 2012 nun einen<br />
erfreulichen Marktanteil<br />
von 10,4% am<br />
deutschen Wärmemarkt<br />
vorweisen können<br />
(BMU/2013): Es<br />
fehlt ein dynamischer<br />
Wettbewerb unter<br />
den EE im Wärmemarkt,<br />
der auch die<br />
Konkurrenzfähigkeit<br />
gegenüber den Gas-<br />
und Ölheizungen beschleunigen würde.<br />
Denn der überwiegende Teil der erneuerbaren<br />
Wärmebereitstellung stammt aus<br />
Biomasse, hauptsächlich aus fester Biomasse,<br />
nämlich Holz und Bioabfall. Der<br />
auf den ersten Blick erfreuliche Marktanteil<br />
der EE am Wärmemarkt täuscht. Dementsprechend<br />
fordert die Themenallianz<br />
<strong>Abwasser</strong>wärmenutzung zweierlei von<br />
Bundesregierung und Bundesgesetzgeber:<br />
1) Mehr Wettbewerb im Wärmemarkt und<br />
mehr Unterstützung für neue Technologien<br />
wie die <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung.<br />
2) Ambitionierte Ziele für den Anteil umweltfreundlicher<br />
Technologien am Wärmemarkt.<br />
Das Ziel, den Anteil der EE im Wärmemarkt<br />
bis 2020 auf 14% zu steigern,<br />
ist grundsätzlich begrüßenswert. Aber<br />
mit Hinblick auf die Bedeutung des Wärmemarktes<br />
im Vergleich zum Strom- und<br />
Kraftstoffsektor unterambitioniert.<br />
- 6 - <strong>Wasser</strong>Stoff 05/13
Die Themenallianz <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />
Reese Ingenieure – e 3 über<br />
<strong>Abwasser</strong>wärmenutzung:<br />
<strong>Abwasser</strong> mehr als nur ein Abfallprodukt<br />
<strong>Wasser</strong>: die Quelle allen Lebens! Einmal<br />
benutzt und es wird zu <strong>Abwasser</strong>,<br />
traurig aber wahr. Dabei wird eine<br />
immense Menge Energie verbraucht, um<br />
das kalte <strong>Wasser</strong> auf eine für den Menschen<br />
angenehme Temperaturen zu heben.<br />
Diese Energie im <strong>Abwasser</strong> ist nicht<br />
verloren. Sie steckt im <strong>Wasser</strong> und wird<br />
ohne weitere Verwendung durch die Kanalisation<br />
zum Klärwerk befördert. Das<br />
muss nicht sein!<br />
Beim Thema Energiewende ist immer<br />
nur von Strom die Rede, dabei wird ein<br />
Großteil der Energie für die Erwärmung<br />
von <strong>Wasser</strong> verbraucht. Diese Energie<br />
können Sie sich wiederholen und zwar<br />
durch die sogenannte <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung.<br />
Das Prinzip ist seit über<br />
30 Jahren bekannt und immer<br />
stärker im Einsatz. Mittlerweile<br />
gibt es viele neue Möglichkeiten<br />
die Energie, die im <strong>Abwasser</strong><br />
steckt, zu nutzen.<br />
Wo frühere Studien und Analysen<br />
sich nur auf größere Städte<br />
mit Kanälen größer als DN<br />
800 konzentriert haben, sollte<br />
heute schon ab DN 300 geprüft<br />
werden, ob es sich nicht lohnt<br />
eine regenerative Lösung zum<br />
Beheizen zu nutzen. Wo man<br />
früher von großen, klobigen<br />
Wärmetauschern ausgegangen<br />
ist, sind die heutigen Modelle<br />
sehr kanalähnlich gebaut und<br />
verringern den Kanalquerschnitt<br />
nur um etwa 6-8 %. Auch die<br />
Möglichkeit einer Externen Wärmetauscheranlage<br />
zeigt, dass<br />
das Potenzial noch lange nicht<br />
ausgeschöpft ist. Ein kombiniertes<br />
System aus Wärmetauscher-<br />
element und Liner rundet die Möglichkeiten<br />
der Energiegewinnung aus <strong>Abwasser</strong><br />
zusätzlich ab.<br />
Ist denn <strong>Abwasser</strong> dadurch regenerativ?<br />
Ja, laut dem EEWärmeG ist <strong>Abwasser</strong><br />
eine anerkannte Ersatzmaßnahme. Dies<br />
führt übrigens auch zu verschiedenen<br />
Fördermitteln. Anders gesagt wo Menschen<br />
sind ist auch <strong>Abwasser</strong> und wo<br />
<strong>Abwasser</strong> ist, ist auch Energie!<br />
Wie funktioniert die <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung?<br />
Das Prinzip ist einfach und mehrfach<br />
erprobt. Die im <strong>Abwasser</strong> enthaltene<br />
Wärmeenergie wird durch einen Wärmetauscher<br />
auf ein anderes Wärmemedium<br />
Quelle: Gust/Berliner NetzwerkE<br />
übertragen und der Wärmepumpe (WP)<br />
zugeführt. Diese hebt das Wärmeniveau<br />
auf die für den Gebrauch erforderliche<br />
Temperatur an und benötig dafür nur<br />
ein Bruchteil der sonstigen benötigten<br />
Primärenergie. Bei größeren Wärmeverbrauchern<br />
wird die Energie aus <strong>Abwasser</strong><br />
meistens in bi- oder multivalenter<br />
Bauweise betrieben. Hierbei wird der<br />
Grundbedarf durch die WP in Kombination<br />
mit einem BHKW (Blockheizkraftwerk)<br />
gedeckt und anfallende Spitzen<br />
durch z.B. einen Heizkessel aufgefangen.<br />
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Dieses hohe und zukunftsweisende<br />
Potenzial zu nutzen, benötigt besondere<br />
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Bereichen Tiefbau, Verfahrenstechnik,<br />
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unserer Gesellschaft. Unter unseren Städten<br />
fließt ein Wertstoff und Energieträger mit<br />
viel Potenzial zum Heizen und Kühlen.<br />
Studien belegen, dass min-<br />
destens 10% aller Gebäude<br />
in Deutschland mit Energie<br />
im <strong>Abwasser</strong> wirtschaftlich<br />
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werden können. Der Beitrag<br />
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Technologie und Frauen<br />
Dieses Projekt wird hälftig mit Bundes- und Landesmitteln<br />
aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen<br />
Wirtschaftsstruktur“ (GRW) finanziert.
Vereine, Verbände und Organisationen<br />
NACHRICHTEN<br />
Neu: Newsletter „DVGW konkret“ – schon gelesen?<br />
Der neue digitale Newsletter<br />
„DVGW konkret“ informiert einmal<br />
pro Quartal über aktuelle Themen<br />
im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach sowie<br />
über die technisch-wissenschaftliche<br />
Arbeit des DVGW. Er berichtet<br />
kompakt, allgemeinverständlich<br />
und zeitnah über die vielfältigen<br />
Aktivitäten des Vereins im Bereich<br />
Technik, Wissenschaft, Forschung,<br />
Politik und Recht. Der Newsletter<br />
wendet sich an Mitglieder und<br />
Gesprächspartner des DVGW.<br />
„DVGW konkret“ knüpft konzeptionell<br />
an den „Technologie-Report“<br />
an, der zwischen 2007 und 2010<br />
erschienen war. Im Mittelpunkt der<br />
ersten Ausgabe stehen innovative<br />
Speichertechnologien im Rahmen<br />
der Energiewende, die IT-Sicherheit<br />
kritischer Infrastrukturen und der<br />
vorsorgende Gewässerschutz.<br />
DVGW konkret kostenlos abonnieren? :<br />
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Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 827
NACHRICHTEN<br />
Leute<br />
Verleihung der Willy-Hager-Medaille 2013<br />
an Prof. Dr.-Ing. Peter Cornel<br />
Professor Peter Cornel von der<br />
Technischen Universität Darmstadt<br />
erhält die diesjährige Willy-<br />
Hager-Medaille. Die feierliche Verleihung<br />
fand am 11. Juni 2013 im<br />
DECHEMA-Haus in Frankfurt am<br />
Main statt. Mit der Willy-Hager-<br />
Medaille, die von der Willy-Hager-<br />
Stiftung vergeben wird, werden alle<br />
drei Jahre Persönlichkeiten ausgezeichnet,<br />
die sich in hervorragender<br />
Weise um die wissenschaftliche<br />
Erforschung der Grundlagen und<br />
Verfahren der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
und der <strong>Abwasser</strong>reinigung verdient<br />
gemacht haben.<br />
Die Willy-Hager-Stiftung würdigt<br />
die außerordentlichen Leistungen<br />
und Verdienste von Peter Cornel bei<br />
der Weiterentwicklung wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse und deren<br />
Umsetzung in Grundlagen und Verfahren.<br />
Für die Verleihung der Willy-<br />
Hager-Medaille an Peter Cornel<br />
haben insbesondere die innovativen<br />
Lösungsansätze und der Weitblick<br />
für künftige Herausforderungen<br />
gesprochen, vor allem die<br />
technische Implementierung von<br />
Verfahren zur Ressourcenschonung<br />
sowie zur Ressourcenrückgewinnung<br />
aus kommunalen und industriellen<br />
Abwässern.<br />
Peter Cornel studierte Chemieingenieurwesen<br />
an der Technischen<br />
Universität Karlsruhe mit dem<br />
Hauptvertiefungsschwerpunkt <strong>Wasser</strong>chemie<br />
und wurde 1983 „Mit<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Cornel, TU Darmstadt; Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinz<br />
Rosenwinkel, Leibniz Universität Hannover; Prof. Dr.-Ing. Heidrun<br />
Steinmetz, Mitglied des Stiftungsrates der Willy-Hager-Stiftung und<br />
Universität Stuttgart (v.l.n.r.). © Dechema<br />
Auszeichnung“ zum Dr.-Ing. promoviert.<br />
Nach einem Forschungsaufenthalt<br />
an der Stanford University in<br />
California war er im Anlagenbau bei<br />
der Firma Lurgi und deren Tochtergesellschaften<br />
in Frankfurt a.M. und<br />
Butzbach tätig. Seit 1999 ist Peter<br />
Cornel Lehrstuhlinhaber des Fachgebiets<br />
<strong>Abwasser</strong>technik der TU<br />
Darmstadt und seit 2001 Geschäftsführender<br />
Direktor des fünf Lehrstühle<br />
umfassenden Instituts IWAR.<br />
Die wissenschaftlichen Arbeitsschwerpunkte<br />
liegen in den Bereichen<br />
Industrieabwasserreinigung,<br />
Biofilmverfahren, Ressourcenrückgewinnung<br />
und Semizentrale Infrastruktursysteme.<br />
Mit dem Thema Energieeinsparung<br />
befasste sich Cornel zunächst<br />
bei Membranbelebungsanlagen und<br />
dem Sauerstoffeintrag, die Untersuchungsergebnisse<br />
und Erkenntnisse,<br />
insbesondere zum Energieverbrauch<br />
und zur Minimierung des<br />
Foulings bei Membrananlagen, sind<br />
umfangreich publiziert, teils patentiert<br />
und in die Praxis umgesetzt. Er<br />
beschäftigte sich außerdem mit<br />
dem Thema <strong>Wasser</strong>wiederverwendung<br />
sowie bereits seit 2001 mit<br />
Untersuchungen zur Rückgewinnung<br />
von Phosphor aus <strong>Abwasser</strong>,<br />
Klärschlamm und Klärschlammaschen.<br />
Peter Cornel ist in eine Vielzahl<br />
nationaler und internationaler Vereinigungen<br />
(u. a. IWA, DWA, GWP,<br />
DVGW und DECHEMA) als Leiter<br />
und Initiator verschiedener Ausschüsse<br />
und Arbeitsgruppen sowie<br />
Scientific und Advisory Committees,<br />
Specialist Groups und Steering<br />
Committees eingebunden. 2011<br />
wurde er mit dem Internationalen<br />
Cooperation Award der Tongji University<br />
ausgezeichnet. Er ist Ehrenprofessor<br />
der Qingdao Tech University<br />
und war von 2005 bis 2006<br />
Umweltberater der autonomen<br />
Region Ningxia. Neben seinen Aufgaben<br />
als stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />
der German<br />
Water Partnership leitet Cornel dort<br />
die Innovationsplattform, ein Forum<br />
von Wissenschaftlern, Mitarbeitern<br />
der Ministerien, Firmen, Betreibern<br />
und Consultants, zur Umsetzung<br />
von Technologien.<br />
(siehe hierzu auch Seite 787 ff.)<br />
Juli/August 2013<br />
828 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Leute<br />
NACHRICHTEN<br />
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Dr. Karl Roth 60 Jahre<br />
Am 27. Juni 2013 feierte Dr. Karl Roth, Präsident des<br />
DVGW und Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke<br />
Karlsruhe, seinen 60. Geburtstag.<br />
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DVGW-Präsident<br />
Dr. Karl Roth.<br />
Mitte Januar dieses Jahres wurde Karl Roth zum<br />
DVGW-Präsidenten gewählt. Zuvor gehörte er dem<br />
DVGW-Bundespräsidium als Vizepräsident an. Seit 2005<br />
leitet Roth die DVGW-Landesgruppe mit ihren rund 240<br />
Unternehmen in Baden-Württemberg. Vor rund zwei<br />
Jahren wurde er als Vorsitzender der Landesgruppe wieder<br />
gewählt.<br />
In der schwierigen Phase wachsender Herausforderungen<br />
an die Gas- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft sieht es<br />
Roth als seine Hauptaufgabe an, den Versorgungsauftrag<br />
der Unternehmen weiterhin verantwortungsvoll<br />
zu erfüllen. Er trägt dazu bei, dass die notwendigen<br />
Investitionen im Erdgas- und Trinkwasserbereich zur<br />
Qualitätssicherung und Versorgungssicherheit weiterhin<br />
vorgenommen werden können.<br />
Roth tut dies mit der ihm eigenen Beharrlichkeit.<br />
Sein beruflicher Weg zeugt hiervon: Schulabschluss in<br />
Gelsenkirchen, Ausbildung und Maschinenbau-Studium<br />
an der Universität Essen. Schon damals stellte er<br />
die Weichen für sein heutiges Wirken: Er entschied sich<br />
für die Fachrichtung Energie- und Verfahrenstechnik.<br />
Mitte der 80er Jahre promovierte er und baute bei den<br />
Stadtwerken in Mainz seinen Erfahrungsschatz weiter<br />
aus, bevor er 1989 technischer Werkleiter in Worms<br />
wurde. 1994 zog es ihn dann nach Schwaben. In Ulm<br />
leitete er den technischen Bereich der Stadtwerke,<br />
bevor er 2002 nach Karlsruhe wechselte.<br />
Der DVGW gratuliert Dr. Karl Roth sehr herzlich zu<br />
seinem runden Geburtstag und wünscht ihm beruflich<br />
wie privat weiterhin viel Erfolg, Glück und beste Gesundheit.<br />
3R erscheint in der Vulkan-Verlag GmbH, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 829
NACHRICHTEN<br />
Leute<br />
Professor Milke zum DWA-Landesverbandsvorsitzenden<br />
gewählt<br />
© DWA<br />
Die Mitgliederversammlung der<br />
Deutschen Vereinigung für<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall (DWA) in Sachsen und Thüringen<br />
wählte den Altrektor der HTWK<br />
Leipzig, Professor Dr.-Ing. Hubertus<br />
Milke am 12. Juni 2013 in Weimar zu<br />
ihrem neuen Landesverbandsvorsitzenden.<br />
Hubertus Milke tritt die<br />
Nachfolge von Eberhard Jüngel an,<br />
der aus Altersgründen für eine weitere<br />
Legislatur nicht mehr zur Verfügung<br />
stand. Der Landesverband<br />
Sachsen-Thüringen ist einer von sieben<br />
Landesverbänden der DWA.<br />
„Wenn man die derzeitigen Kommentare<br />
zum Hochwasser hört,<br />
könnte man meinen, die Zahl der<br />
Experten steigt zum Quadrat des<br />
<strong>Wasser</strong>standes. Wir wissen aber<br />
auch, dass die Sensibilisierung für<br />
die Herausforderungen und Aufgaben<br />
in <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />
sehr schnell zurückgeht,<br />
wenn die persönliche Betroffenheit<br />
abnimmt. Ich halte es für eine<br />
gesellschaftliche Aufgabe unseres<br />
Verbandes, gerade vor Ort in den<br />
Landesverbänden, zu sensibilisieren,<br />
Lösungen aufzuzeigen und<br />
Hilfe und Unterstützung bei der<br />
Umsetzung zu gewährleisten“, so<br />
der neue Vorsitzende Milke bei seinem<br />
Antrittsstatement.<br />
Die Deutsche Vereinigung für<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall e. V. (DWA) mit rund 14 000<br />
Mitgliedern setzt sich intensiv für<br />
eine sichere, nachhaltige Entwicklung<br />
auf den Gebieten <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong>, Abfall und Bodenschutz<br />
ein. Mitglieder sind Fachleute<br />
und Führungskräfte aus<br />
Kommunen, Hochschulen, Ingenieurbüros,<br />
Behörden und Unternehmen.<br />
Die DWA nimmt bezüglich<br />
Regelsetzung, Bildung und Information<br />
sowohl von Fachleuten und<br />
Öffentlichkeit eine besondere Stellung<br />
ein.<br />
Hubertus Milke war nach Studium<br />
und Promotion als Bauleiter<br />
und Planungsingenieur in der <strong>Wasser</strong>-<br />
und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft tätig<br />
und wurde 1994 zum Professor für<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, Hydrologie und<br />
Siedlungswasserwirtschaft an die<br />
HTWK Leipzig berufen. Dort gründete<br />
er 2002 das Institut für <strong>Wasser</strong>bau<br />
und Siedlungswasserwirtschaft,<br />
war von 2003 bis 2006 Dekan der<br />
Fakultät Bauwesen und von 2006<br />
bis 2011 Rektor der HTWK Leipzig.<br />
Mitglied der DWA ist Milke seit 1991<br />
und seitdem in verschiedenen Gremien<br />
und Arbeitsgruppen aktiv.<br />
Heiko Fastje auf DVGW-Landesgruppenversammlung<br />
im Amt bestätigt<br />
Im Rahmen der Landesgruppenversammlung<br />
der DVGW-Landesgruppe<br />
Nord in Hamburg wurde am<br />
25. Juni 2013 ein neuer Landesgruppenvorstand<br />
gewählt. Insgesamt<br />
ziehen damit 36 Mitglieder in das<br />
Gremium ein, wobei jeweils 18 Personen<br />
die Sparte Gas bzw. <strong>Wasser</strong><br />
in einem eigenen Fachvorstand<br />
vertreten.<br />
Heiko Fastje, Geschäftsführer der<br />
EWE Netz GmbH, wurde für die<br />
kommenden zwei Jahre in seinen<br />
Positionen als Vorsitzender des Landesvorstandes<br />
und als Vorsitzender<br />
des Fachvorstandes Gas bestätigt.<br />
Als stellvertretende Vorsitzende<br />
wurden Renke Droste, Geschäftsführer<br />
der Harzwasserwerke GmbH,<br />
gleichzeitig auch Vorsitzender des<br />
Fachvorstandes <strong>Wasser</strong>, sowie Klaus<br />
Reinders, Geschäftsführer der Stadtwerke<br />
Teterow GmbH gewählt.<br />
„Ich freue mich über das Votum<br />
der Landesgruppe und das Vertrauen<br />
der Mitglieder“, so Heiko<br />
Fastje nach Verkündung des Wahlergebnisses.<br />
Zentrale aktuelle Herausforderungen,<br />
wie die technischwissenschaftliche<br />
Begleitung der<br />
Energiewende als auch die zunehmende<br />
EU-Regelungsdichte im<br />
<strong>Wasser</strong>bereich, müsse die DVGW-<br />
Landesgruppe Nord in den kommenden<br />
Jahren weiter fokussieren.<br />
Dies setze eine intensive und umfassende<br />
Meinungsbildung voraus, die<br />
auch die beiden Fachvorstände<br />
abbildeten. „Ich freue mich, diesen<br />
Prozess als Vorsitzender der Landesgruppe<br />
gemeinsam mit allen Mitgliedern<br />
in den kommenden zwei<br />
Jahren weiter gestalten zu dürfen“,<br />
so Fastje abschließend.<br />
Juli/August 2013<br />
830 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
RECHT UND REGELWERK<br />
Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />
W 619 A Entwurf: Unterwasserpumpen in der <strong>Wasser</strong>versorgung, 7/2013<br />
Das Arbeitsblatt W 619 „Unterwasserpumpen<br />
in der <strong>Wasser</strong>versorgung“<br />
gilt für den Einsatz von<br />
Pumpen in der <strong>Wasser</strong>versorgung,<br />
die unterhalb der <strong>Wasser</strong>oberfläche<br />
eingesetzt werden und ergänzt<br />
damit die in DVGW W 610 (A) aufgeführten<br />
allgemeinen Grundsätze<br />
für Pumpensysteme. Es dient als<br />
Grundlage für Auswahl, Auslegung,<br />
Betrieb und Instandhaltung und<br />
gibt einen gestrafften Überblick<br />
über die heute verwendeten Unterwasserpumpentypen<br />
mit ihren<br />
wesentlichen Vor- und Nachteilen.<br />
W 619 vermittelt zudem praktische<br />
Hinweise für deren Einsatz.<br />
Definiert werden im Arbeitsblatt<br />
die Unterwasserpumpen als teilweise<br />
oder vollständig eingetaucht<br />
betriebene Kreiselpumpen, mit<br />
Antrieb durch<br />
##<br />
Unterwassermotor<br />
(untergetauchter, wassergefüllter<br />
Elektromotor),<br />
vgl. Unterwassermotorpumpe,<br />
Polderpumpe, Druckmantelpumpe<br />
##<br />
Tauchmotor (untergetauchter,<br />
druckwasserdichter, trockenlaufender<br />
Motor),<br />
vgl. Tauchmotorpumpe,<br />
Rohrschachtpumpe<br />
##<br />
trocken aufgestellter Motor<br />
(oberhalb der <strong>Wasser</strong>fläche),<br />
vgl. Bohrlochwellenpumpe,<br />
Rohrgehäusepumpe<br />
Wesentliche Inhalte des Arbeitsblattes<br />
sind:<br />
##<br />
Konstruktive Merkmale und<br />
Einsatzgebiete von Unterwasserpumpen<br />
##<br />
Planungshinweise<br />
##<br />
Montage und Inbetriebnahme<br />
##<br />
Betrieb<br />
W 619 wurde vom Projektkreis „Förderanlagen“<br />
im Technischen Komitee<br />
„Anlagentechnik“ erarbeitet. Die<br />
Einspruchsfrist endet am 5. Oktober<br />
2013. Etwaige Einsprüche bitte per<br />
E-Mail an gies@dvgw.de<br />
Preis:<br />
26,82 € für Mitglieder;<br />
35,76 € für Nichtmitglieder.<br />
W 104-2 M: Möglichkeiten der Effizienzkontrolle von Maßnahmen zur Grundwasser<br />
schonenden Bodennutzung am Beispiel des Stickstoffs 6/2013<br />
In Deutschland werden seit Jahren<br />
viele Maßnahmen zur Verminderung<br />
von Stickstoffeinträgen aus<br />
landwirtschaftlicher Bewirtschaftung<br />
in das Grundwasser durchgeführt.<br />
Finanziert bzw. gefördert werden<br />
diese Maßnahmen entweder<br />
zentral durch die Erhebung von<br />
<strong>Wasser</strong>entnahmegebühren bzw.<br />
über Agrarumweltmaßnahmen der<br />
Länder oder direkt von <strong>Wasser</strong>versorgern<br />
in Verbindung mit Kooperationen<br />
mit der Landwirtschaft.<br />
Trotzdem liegen nach wie vor in<br />
einigen Regionen Deutschlands die<br />
Nitratkonzentrationen im Grundwasser<br />
über dem Grenzwert der<br />
Trinkwasserverordnung von 50 mg/L.<br />
Daher wurden Maßnahmen zur Verminderung<br />
des Nitrataustrages bei<br />
landwirtschaftlicher Nutzung wissenschaftlich<br />
erprobt und zur praktischen<br />
Anwendung empfohlen.<br />
Wieweit diese bekannten Maßnahmen<br />
zu dem gewünschten Erfolg<br />
führen, nämlich die Nitratkonzentration<br />
im Grundwasser und im<br />
Rohwasser für die Trinkwasserversorgung<br />
generell flächendeckend<br />
auf Werte unter 50 mg NO 3 /L zu<br />
senken, muss durch entsprechende<br />
Kontrollen ständig überprüft werden.<br />
Der Technische Hinweis W 104-2<br />
„Möglichkeiten der Effizienzkontrolle<br />
von Maßnahmen zur Grundwasser<br />
schonenden Bodennutzung<br />
am Beispiel des Stickstoffs“, der<br />
inhaltsgleich auch als DWA-Merkblatt<br />
M 911 veröffentlicht ist,<br />
ergänzt das bestehende DVGW-<br />
Regelwerk zu den Grundsätzen und<br />
Maßnahmen einer gewässerschützenden<br />
Landbewirtschaftung<br />
(W 104 (A)). Er erläutert die zurzeit<br />
wichtigsten und effektivsten Möglichkeiten<br />
der Erfolgskontrolle von<br />
Maßnahmen zur Verminderung von<br />
Stickstoffeinträgen in das Grundwasser<br />
und bewertet diese bezüglich<br />
ihrer Vor- und Nachteile sowie<br />
hinsichtlich ihrer Eignung zur Effizienzkontrolle.<br />
Schließlich werden<br />
auch die Kosten abgeschätzt, die<br />
diese Kontrollmaßnahmen verursachen.<br />
Der Technische Hinweis wendet<br />
sich an Landwirte, an landwirtschaftliche<br />
Berater und alle in<br />
der Gewässerschutzberatung und<br />
Gewässerüberwachung Tätigen aus<br />
Büros, öffentlicher Verwaltung, Verbänden<br />
und <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen.<br />
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Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 831
RECHT UND REGELWERK<br />
W 221-3 A Entwurf: Rückstände und Nebenprodukte aus <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen –<br />
Teil 3: Vermeidung, Vermarktung und Verwertung 7/2013<br />
Dieses Arbeitsblatt wurde vom<br />
Projektkreis „Entsorgung“ im<br />
Colaflasche aus Kalkpellets. © Reststoffenunie<br />
Technischen Komitee „<strong>Wasser</strong>aufbereitungsverfahren“<br />
überarbeitet.<br />
Dabei standen die Aktualisierung<br />
der aufgeführten Verwertungswege<br />
sowie die Anpassung an den geänderten<br />
rechtlichen Rahmen im Vordergrund.<br />
In die Überarbeitung sind<br />
die Ergebnisse eines DVGW-Forschungsvorhabens<br />
zur „Ermittlung<br />
neuer Wege zur Verwertung von<br />
<strong>Wasser</strong>werksrückständen“ eingeflossen.<br />
Den Abschlussbericht zum<br />
Vorhaben gibt es auf der DVGW-<br />
Homepage.<br />
Das Arbeitsblatt dient als Grundlage<br />
für eine verfahrensspezifische<br />
Betrachtung der Rückstände im<br />
Hinblick auf deren Entstehung bzw.<br />
mögliche Vermeidung. Es gibt Hinweise<br />
zur Abschätzung der Rückstandsmengen<br />
sowie deren Zusammensetzung.<br />
In Abhängigkeit von<br />
der Rückstandsbeschaffenheit werden<br />
Vermarktungs- oder Verwertungsstrategien<br />
aufgezeigt. In der<br />
Praxis übliche Verwertungswege<br />
sowie deren Grundzüge werden<br />
beschrieben und standorttypische,<br />
saisonale und andere Randbedingungen<br />
beispielhaft betrachtet.<br />
Rückstände können im rechtlichen<br />
Sinne als Nebenprodukt vermarktet<br />
oder „Abfall zur Verwertung“ verwertet<br />
werden. Da der Verwertung<br />
von Rückständen immer mehr<br />
Bedeutung zukommt, wird zurzeit<br />
ein Teil 4 erarbeitet, der sich mit<br />
der Nutzung von schlammhaltigen<br />
Wässern aus der Trinkwasseraufbereitung<br />
befasst.<br />
Einsprüche sind bis zum 15.<br />
Oktober 2013 per E-Mail an<br />
rentzsch@dvgw.de zu richten.<br />
Preis:<br />
29,87 € für Mitglieder;<br />
39,82 € für Nichtmitglieder.<br />
W 300-1 A Entwurf: Trinkwasserbehälter – Planung und Bau, 9/2013<br />
W 300-2 A Entwurf: Trinkwasserbehälter – Betrieb und Instandhaltung, 9/2013<br />
W 300-3 A Entwurf: Trinkwasserbehälter – Instandsetzung und Verbesserung, 9/2013<br />
W 300-4 A Entwurf: Trinkwasserbehälter – Werkstoffe, Auskleidungs- und<br />
Beschichtungssysteme – Grundsätze und Qualitätssicherung auf der Baustelle, 9/2013<br />
W 300-5 A Entwurf: Trinkwasserbehälter – Werkstoffe, Auskleidungs- und<br />
Beschichtungssysteme – Anforderungen und Prüfungen 9/2013<br />
Gelbdruckveröffentlichung<br />
der DVGW-Arbeitsblattreihe<br />
W 300-1 bis 5 Trinkwasserbehälter<br />
Der Entwurf der Regelwerksreihe<br />
W 300 wurde vom Projektkreis<br />
„W 300“ und Projektkreis „W 312“ im<br />
Technischen Komitee „<strong>Wasser</strong>speicherung“<br />
erarbeitet. Sie dient als<br />
Grundlage für Planung, Bau, Betrieb,<br />
Instandhaltung, Instandsetzung<br />
und Verbesserung von <strong>Wasser</strong>behältern.<br />
Zudem werden technische<br />
und hygienische Anforderungen an<br />
Werkstoffe, Auskleidungs- und<br />
Beschichtungssysteme festgelegt.<br />
Um den Nutzern ein anwendungsfreundliches<br />
und übersichtliches<br />
Regelwerk zur Verfügung zu<br />
stellen, hat das Technische Komitee<br />
„<strong>Wasser</strong>speicherung“ beschlossen,<br />
sich von der Struktur der DIN EN<br />
1508 zu lösen. Weiterhin werden die<br />
Textpassagen der DIN EN 1508 nicht<br />
mehr abgedruckt. Thematisch sollen<br />
alle Inhalte sich in der Arbeitsblattreihe<br />
W 300 wiederfinden. Die<br />
DIN EN 1508 stellt in diesem Zusammenhang<br />
das europäische Rahmenregelwerk<br />
dar. Den nationalen<br />
Anforderungen, welche sich aus der<br />
Trinkwasserverordnung und der<br />
deutschen <strong>Wasser</strong>versorgung ergeben,<br />
wird sie nicht gerecht. Diese<br />
Lücke wird durch dieses DVGW-<br />
Regelwerk geschlossen.<br />
Aufgrund der Komplexität der<br />
einzelnen Fragestellungen, insbesondere<br />
der der Werkstoffsysteme,<br />
ist ein mehrteiliges Regelwerk entstanden.<br />
Dieses Regelwerk besteht<br />
nun aus fünf Teilen:<br />
Juli/August 2013<br />
832 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
RECHT UND REGELWERK<br />
##<br />
DVGW-Arbeitsblatt W 300-1,<br />
Trinkwasserbehälter – Planung<br />
und Bau<br />
##<br />
DVGW-Arbeitsblatt W 300-2,<br />
Trinkwasserbehälter – Betrieb<br />
und Instandhaltung<br />
##<br />
DVGW-Arbeitsblatt W 300-3,<br />
Trinkwasserbehälter – Instandsetzung<br />
und Verbesserung<br />
##<br />
DVGW-Arbeitsblatt W 300-4,<br />
Trinkwasserbehälter –<br />
Werkstoffe, Auskleidungs- und<br />
Beschichtungssysteme – Grundsätze<br />
und Qualitätssicherung<br />
auf der Baustelle<br />
##<br />
DVGW-Prüfgrundlage W 300-5,<br />
Trinkwasserbehälter –<br />
Werkstoffe, Auskleidungs- und<br />
Beschichtungssysteme –<br />
Anforderungen und Prüfungen<br />
Für die richtige Wahl der Instandsetzungsprinzipien<br />
und der Auskleidungstechnologie<br />
bestand in den<br />
zurückliegenden Jahren und auch<br />
heute noch eine große Verunsicherung<br />
bei Betreibern, Planern, Fachunternehmen<br />
und Materialherstellern.<br />
Fehlschläge der vergangenen<br />
Jahrzehnte mit teils unausgereiften<br />
Materialentwicklungen und nicht<br />
erschöpfende Regelwerke machten<br />
die Materialwahl häufig zu einer<br />
Qual. Die neuen Technischen Regel<br />
DVGW-Arbeitsblatt W 300-3,<br />
W 300-4 und DVGW-Prüfgrundlage<br />
W 300-5 sollen insbesondere durch<br />
klar strukturierte Anwendungsgrundsätze<br />
dazu beitragen, diese<br />
Verunsicherungen zu beseitigen.<br />
Trinkwasserbehälter sind bauliche<br />
Anlagen im Sinne der Landesbauordnungen<br />
und müssen standsicher<br />
betrieben werden. Die überwiegende<br />
Mehrzahl der Trinkwasserspeicher<br />
sind Betonbauwerke;<br />
deren Standsicherheit wird in DIN<br />
EN 1992-1-1, DIN 1045-2, -3, -4, -100<br />
und den nachgeordneten Normen<br />
sowie der Richtlinie zur Betoninstandsetzung<br />
geregelt. Ältere<br />
Behälter entsprechen den heutigen<br />
Anforderungen nicht. Bestehen<br />
Bedenken bezüglich der Tragfähigkeit<br />
der Struktur oder der Dauerhaftigkeit<br />
nicht wasserberührender<br />
Flächen eines Bauwerks sind<br />
die Instandsetzungsprinzipien der<br />
DAfStb-Richtlinie Schutz und In -<br />
standsetzung von Betonbauteilen<br />
einzuhalten, die folgerichtig zu<br />
dem Geltungsbereich des DVGW-<br />
Arbeitsblattes W 300-3 zählt.<br />
Dem Anwender wird somit ein<br />
Regelwerk zur Verfügung gestellt,<br />
anhand dessen er in der Lage ist die<br />
Planung, den Bau, die Instandhaltung<br />
und die Instandsetzung von<br />
<strong>Wasser</strong>behältern vollständig abzuarbeiten.<br />
Der Gelbdruck der Regelwerksreihe<br />
erscheint September 2013.<br />
Diese Regelwerksreihe wird die<br />
DVGW-Arbeitsblätter W 300:2005-<br />
06 und W 312:1993-11 ersetzen.<br />
Bei Interesse und Rückfragen:<br />
Dipl.-Ing. Peter Frenz<br />
Referent Korrosionsschutz &<br />
<strong>Wasser</strong>speicherung, <strong>Wasser</strong>bereich,<br />
Tel. (0228) 9188-654, Fax (0228) 9188-988,<br />
E-Mail: frenz@dvgw.de<br />
Preis W 300-1 A:<br />
44,69 € für Mitglieder;<br />
59,59 € für Nichtmitglieder.<br />
W 300-2 A:<br />
26,82 € für Mitglieder;<br />
35,76 € für Nichtmitglieder.<br />
W 300 -3 A:<br />
29,87 € für Mitglieder;<br />
39,82 € für Nichtmitglieder.<br />
W 300-4 A:<br />
38,59 € für Mitglieder;<br />
51,46 € für Nichtmitglieder.<br />
W 300-5 A:<br />
38,59 € für Mitglieder;<br />
51,46 € für Nichtmitglieder.<br />
W 363-B1 P Entwurf: Beiblatt 1 zu DVGW-Prüfgrundlage W 363 Absperrarmaturen,<br />
Rückflussverhinderer, Be-/ Entlüftungsventile und Regelarmaturen aus metallen Werkstoffen<br />
für Trinkwasserversorgungsanlagen – Anforderungen und Prüfungen, 06/2013<br />
Dieses Beiblatt wurde vom Projektkreis<br />
„Armaturen in <strong>Wasser</strong>versorgungssystemen“<br />
im Technischen<br />
Komitee „Bauteile <strong>Wasser</strong>versorgungssysteme“<br />
erarbeitet. Es<br />
beinhaltet eine Ergänzung der<br />
DVGW-Prüfgrundlage W 363:2010-<br />
06 bzgl. Abschnitt 3, Tabelle 1, hinsichtlich<br />
der Konstruktion von<br />
Absperrarmaturen.<br />
Das Beiblatt gilt in Verbindung<br />
mit der DVGW-Prüfgrundlage<br />
W 363:2010-06.<br />
Einspruchsfrist bis zum 15. Oktober<br />
2013.<br />
Preis:<br />
17,27 € für Mitglieder;<br />
23,03 € für Nichtmitglieder.<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 833
RECHT UND REGELWERK<br />
W 364-B1 P Entwurf: Beiblatt 1 zu DVGW-Prüfgrundlage W 364 Absperrarmaturen aus<br />
Polyethylen (PE 80 und PE 100) für Trinkwasserverteilungsanlagen –<br />
Anforderungen und Prüfung, 06/2013<br />
Dieses Beiblatt wurde vom Projektkreis<br />
„Armaturen in <strong>Wasser</strong>versorgungssystemen“<br />
im Technischen<br />
Komitee „Bauteile <strong>Wasser</strong>versorgungssysteme“<br />
erarbeitet. Es<br />
beinhaltet eine Ergänzung der<br />
DVGW-Prüfgrundlage W 364:2010-<br />
06 bzgl. Abschnitt 3, Tabelle 1, hinsichtlich<br />
der Konstruktion von<br />
Absperrarmaturen.<br />
Das Beiblatt gilt in Verbindung<br />
mit der DVGW-Prüfgrundlage<br />
W 364:2010-06.<br />
Einspruchsfrist bis 15. Oktober<br />
2013.<br />
Preis:<br />
17,27 € für Mitglieder;<br />
23,03 € für Nichtmitglieder.<br />
Bezugsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3,<br />
D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191-40,<br />
Fax (0228) 9191-499,<br />
www.wvgw.de<br />
Aufruf zur Stellungnahme<br />
Entwurf Merkblatt DWA-M 151: Messdatenmanagementsysteme (MDMS)<br />
in Entwässerungssystemen<br />
Grundlage für Planung und<br />
Betrieb entwässerungstechnischer<br />
Anlagen sind Messdaten.<br />
Nutzbar werden Informationen aus<br />
Messdaten aber erst, wenn diese<br />
zeitnah geprüft, gegebenenfalls<br />
korrigiert und nachvollziehbar<br />
archiviert werden. Um diese Prozesse<br />
effizient zu organisieren und<br />
zu unterstützen, hat die Deutsche<br />
Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V. (DWA) das<br />
Merkblatt DWA-M 151 „Messdatenmanagementsysteme<br />
(MDMS) in<br />
Entwässerungssystemen“ herausgegeben.<br />
Technische Hinweise zum Betrieb<br />
von Messungen und der erforderlichen<br />
Datenprüfung sind zuletzt im<br />
Merkblatt DWA-M 181 in Bezug auf<br />
<strong>Wasser</strong>stands- und Durchflussmessungen<br />
beschrieben worden. Hinweise<br />
zum Umgang mit Messdaten<br />
als „Massendaten“ unterschiedlichster<br />
Quellen fehlten jedoch bisher. Sie<br />
werden erstmals im vorliegenden<br />
Merkblatt dargestellt. Die notwendigen<br />
Grundfunktionalitäten eines<br />
MDMS gehen in der Regel über die<br />
Funktionalitäten eines reinen Prozessleitsystems<br />
hinaus.<br />
Messdaten müssen als wertvolle<br />
Ressource verstanden werden. Die<br />
Datenqualität und die Qualitätssicherung<br />
sind in den Mittelpunkt<br />
des Messens zu stellen. Dies erfordert<br />
eine Prozessbeschreibung zum<br />
Umgang mit den Messdaten<br />
(Management) im Sinne eines Ge -<br />
schäftsprozesses.<br />
Das Merkblatt befasst sich mit<br />
den Anforderungen an Messdatenmanagementsysteme<br />
und Funktionalitäten<br />
zur Unterstützung von<br />
Erfassung, Prüfung und Korrektur<br />
(Datenqualität), Dokumentation<br />
und Archivierung sowie Austausch<br />
(Datenimport und -export) von<br />
Messdaten und zugehörigen Metadaten<br />
im Planungsraum der Siedlungsentwässerung.<br />
Es beschreibt<br />
gängige Anwendungsbereiche, gibt<br />
Hinweise zu Nutzen, Erfordernissen<br />
und Einsatzgrenzen eines MDMS<br />
und enthält Vorschläge zur Einführung<br />
eines Messdatenmanagementsystems<br />
sowie zur Integration<br />
in bestehende Softwareumgebungen<br />
(z. B. vorhandene Prozessleitsysteme,<br />
Kanal- und Betriebsinformationssysteme,<br />
Abrechnungs- und<br />
Simulationsprogramme).<br />
Das Merkblatt richtet sich an<br />
Anwender, Administratoren und<br />
Betreiber, Entwickler und Hersteller<br />
sowie Planer und Aufsichtsbehörden.<br />
Frist zur Stellungnahme:<br />
Hinweise und Anregungen zu dieser Thematik<br />
nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />
gerne entgegen. Das Merkblatt DWA-M 151<br />
wird bis zum 15. September 2013 öffentlich<br />
zur Diskussion gestellt.<br />
Stellungnahmen bitte schriftlich,<br />
nach Möglichkeit in digitaler Form an:<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Dipl.-Ing. Christian Berger,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
D-53773 Hennef,<br />
E-Mail: berger@dwa.de<br />
Digitale Vorlage für Stellungnahmen<br />
befindet sich unter:<br />
http://de.dwa.de/themen.html<br />
Information:<br />
Juni 2013, 48 Seiten,<br />
ISBN 978-3-944328-01-0,<br />
Ladenpreis: 57 Euro,<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 45,60 Euro<br />
Juli/August 2013<br />
834 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
RECHT UND REGELWERK<br />
Entwurf Merkblatt DWA-M 369: Abfälle aus kommunalen <strong>Abwasser</strong>anlagen –<br />
Rechen- und Sandfanggut, Kanal- und Sinkkastengut<br />
Die Deutsche Vereinigung für<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong><br />
und Abfall e.V. (DWA) hat den Entwurf<br />
für ein neues Merkblatt herausgegeben.<br />
DWA-M 369 beschreibt<br />
die Herkunft und Zusammensetzung<br />
sowie die Mengen und Entsorgungsverfahren<br />
für Abfälle aus<br />
öffentlichen <strong>Abwasser</strong>anlagen. Ein<br />
Schwerpunkt ist den Möglichkeiten<br />
zur Aufbereitung durch thermische,<br />
mechanische oder mechanisch-biologische<br />
Verfahren gewidmet.<br />
Das erstmals 2003 veröffentlichte<br />
Merkblatt wurde wegen veränderter<br />
rechtlicher Rahmenbedingungen<br />
– die direkte Ablagerung<br />
der im Merkblatt behandelten Ab -<br />
fälle auf Deponien ist nicht mehr<br />
möglich – umfangreich überarbeitet.<br />
Die Darstellung der gesetzlichen<br />
Grundlagen wurde aktualisiert.<br />
Außerdem enthält das<br />
Merkblatt eine vertiefte Betrachtung<br />
der möglichen Aufbereitungsverfahren.<br />
DWA-M 369 richtet sich vor allem<br />
an Betreiber und Planer von <strong>Abwasser</strong>anlagen,<br />
denen es konkrete Empfehlungen<br />
zur umweltgerechten<br />
Verwertung oder Beseitigung von<br />
Rechen- und Sandfanggut sowie<br />
Kanal- und Sinkkastengut gibt.<br />
Frist zur Stellungnahme:<br />
Hinweise und Anregungen zu dieser Thematik<br />
nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />
gern entgegen. Das Merkblatt DWA-M 369<br />
wird bis zum 15. September 2013 öffentlich<br />
zur Diskussion gestellt.<br />
Stellungnahmen bitte schriftlich,<br />
nach Möglichkeit in digitaler Form, an:<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Josefine Dahmen,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-186, Fax (02242) 872-184,<br />
E-Mail: dahmen@dwa.de<br />
Digitale Vorlage für Stellungnahmen<br />
befindet sich unter:<br />
http://de.dwa.de/themen.html<br />
Information:<br />
Juni 2013, 31 Seiten,<br />
ISBN 978-3-942964-97-5,<br />
Ladenpreis: 38 Euro,<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 30,40 Euro.<br />
Entwurf Merkblatt DWA-M 570: Fluss und Landschaft –<br />
Ökologische Entwicklungskonzepte<br />
Die Deutsche Vereinigung für<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong><br />
und Abfall e.V. (DWA) hat ein neues<br />
Merkblatt vorgelegt, das gewässermorphodynamische<br />
und flussbauliche<br />
Begriffe definiert und damit<br />
Orientierung schafft und Sicherheit<br />
bietet. Bei fachübergreifender Zu -<br />
sammenarbeit von Ingenieuren,<br />
Biologen, Ökologen, Geografen und<br />
Vertretern anderer Disziplinen an<br />
Fließgewässern sollen so Missverständnisse<br />
beseitigt werden, die aus<br />
einem unterschiedlichen Verständnis<br />
der verwendeten Begriffe resultieren.<br />
Die genannten Definitionen entsprechen<br />
weitgehend den Normen<br />
DIN 4044, DIN 4047 und DIN 4049.<br />
Einige Begriffe wurden speziell für<br />
die Verwendung im Flussbau aufgenommen<br />
bzw. daran angepasst. Die<br />
definierten Begrifflichkeiten sollen<br />
zukünftig einer eindeutigen Handhabung<br />
im DWA-Regelwerk dienen<br />
und bei der Überarbeitung bestehender<br />
Arbeits- und Merkblätter<br />
entsprechende Berücksichtigung<br />
finden.<br />
Das Merkblatt soll zudem die<br />
Arbeit anderer Fachgremien unterstützen<br />
und die Anfertigung gesonderter<br />
gewässermorphodynamischer<br />
und flussbaulicher Glossars in<br />
Veröffentlichungen und im Regelwerk<br />
der DWA erübrigen. Ziel ist<br />
eine einheitliche und eindeutige<br />
Handhabung der definierten Fachbegriffe<br />
im DWA-Regelwerk.<br />
Das vorliegende Merkblatt richtet<br />
sich an alle, die sich mit Themen<br />
im Bereich der Gewässermorphodynamik<br />
und des Flussbaus beschäftigen<br />
oder ein sonstiges Interesse<br />
haben.<br />
Frist zur Stellungnahme:<br />
Hinweise und Anregungen zu dieser Thematik<br />
nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />
gerne entgegen. Das Merkblatt DWA-M 570<br />
wird bis zum 15. September 2013 öffentlich<br />
zur Diskussion gestellt.<br />
Stellungnahmen bitte schriftlich,<br />
nach Möglichkeit in digitaler Form an:<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Dipl.-Geogr. Georg Schrenk,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-210, Fax (02242) 872-184,<br />
E-Mail: schrenk@dwa.de<br />
Digitale Vorlage für Stellungnahmen<br />
befindet sich unter:<br />
http://de.dwa.de/themen.html<br />
Information:<br />
Juni 2013, 29 Seiten,<br />
ISBN 978-3-942964-90-6,<br />
Ladenpreis: 34 Euro,<br />
Fördernde DWA-Mitglieder: 27,20 Euro<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 835
RECHT UND REGELWERK<br />
Entwurf Arbeitsblatt DWA-A 906: Grundsätze und Maßnahmen einer Gewässer<br />
schützenden Waldbewirtschaftung<br />
Wälder und Forsten erfüllen im<br />
Landschaftswasserhaushalt<br />
vielfältige Funktionen. Zugleich<br />
bestehen umfassende Anforderungen<br />
der Gesellschaft an den Wald<br />
unter den Aspekten Nutzung,<br />
Schutz und Erholung. Die Waldbewirtschaftung<br />
kann jedoch erhebliche<br />
Auswirkungen auf die Qualität<br />
und Quantität von Oberflächenund<br />
Grundwasser haben. Daher<br />
kommt dem Gewässerschutz eine<br />
besondere Bedeutung zu. Um die<br />
<strong>Wasser</strong>schutzfunktion des Waldes<br />
zu konkretisieren, hat die Deutsche<br />
Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V. (DWA)<br />
gemeinsam mit dem DVGW, der<br />
Arbeitsgemeinschaft der Trinkwassertalsperren<br />
e. V. (ATT) und Fachleuten<br />
aus der Forstwirtschaft das<br />
Arbeitsblatt DWA-A 906 erarbeitet,<br />
das jetzt als Entwurf vorliegt. Es<br />
wird inhaltsgleich auch als DVGW-<br />
Arbeitsblatt W 105 veröffentlicht.<br />
Das Arbeitsblatt definiert Anforderungen<br />
an eine Gewässer schützende<br />
Waldbewirtschaftung und<br />
beschreibt Maßnahmen, mit denen<br />
eine ordnungsgemäße Forstwirtschaft<br />
unter dem Aspekt des Gewässerschutzes<br />
umgesetzt werden<br />
kann.<br />
DWA-A 906 richtet sich an Betreiber<br />
von <strong>Wasser</strong>versorgungseinrichtungen<br />
in Waldgebieten sowie an<br />
forstwirtschaftliche Entscheider in<br />
Verwaltungen von Ländern, Kommunen<br />
und Verbänden.<br />
Frist zur Stellungnahme:<br />
Hinweise und Anregungen zu dieser Thematik<br />
nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />
gerne entgegen. Das Arbeitsblatt DWA-A 906<br />
wird bis zum 15. September 2013 öffentlich<br />
zur Diskussion gestellt.<br />
Stellungnahmen bitte schriftlich,<br />
nach Möglichkeit in digitaler Form an:<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Dipl.-Geogr. Dirk Barion,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-161, Fax (02242) 872-184,<br />
E-Mail: barion@dwa.de<br />
Digitale Vorlage für Stellungnahmen<br />
befindet sich unter:<br />
http://de.dwa.de/themen.html<br />
Information:<br />
Juni 2013, 16 Seiten,<br />
ISBN 978-3-944328-05-8,<br />
Ladenpreis: 31 Euro,<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 24,80 Euro<br />
Herausgeber und Vertrieb:<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V.,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-333, Fax (02242) 872-100 ,<br />
E-Mail: info@dwa.de,<br />
DWA-Shop: www.dwa.de/shop<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt zur Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />
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Juli/August 2013<br />
836 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Edition<br />
Regenwasserbewirtschaftung –<br />
Stormwater Management<br />
Tagungsband zum Symposium<br />
Die lange geübte Praxis, Regenwasser als <strong>Abwasser</strong> zu behandeln<br />
und der Kanalisation zuzuführen, steht aus ökologischer und ökonomischer<br />
Sicht in Frage. Für den Umwelt- und Gewässerschutz,<br />
aber auch zur Vorbeugung gegen Hochwasserkatastrophen ist<br />
stattdessen eine nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung unabdingbar.<br />
Über den Paradigmenwechsel im Umgang mit Niederschlägen,<br />
Stand der Forschung, Eingang der gewonnenen Erkenntnisse<br />
in die DIN-Normung und in das technische Regelwerk sowie<br />
über anschauliche Beispiele aus der Praxis referierten anerkannte<br />
Kapazitäten auf dem Gebiet der Siedlungswasserwirtschaft und<br />
der Stadt- und Landschaftsplanung anlässlich des Symposiums<br />
„Regenwasserbewirtschaftung – Stormwater Management“ während<br />
der <strong>Wasser</strong> Berlin International 2013.<br />
Hrsg.: DIN, <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>, BWK<br />
1. Auflage 2013<br />
140 Seiten DIN A4, vierfarbig, Broschur<br />
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Das Buch erscheint im DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
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Bestellung per Fax: +49 201 / 820 Deutscher 02-34 Industrieverlag oder GmbH abtrennen | Arnulfstr. und 124 im | Fensterumschlag 80636 München einsenden<br />
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Regenwasserbewirtschaftung - Stormwater Management<br />
1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-3475-6 für € 78,- (zzgl. Versand)<br />
Firma/Institution<br />
Vorname, Name des Empfängers<br />
Straße / Postfach, Nr.<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
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Vulkan-Verlag GmbH<br />
Versandbuchhandlung<br />
Postfach 10 39 62<br />
45039 Essen<br />
E-Mail<br />
Branche / Wirtschaftszweig<br />
Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />
Bank, Ort<br />
Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />
Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />
Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />
Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />
Bankleitzahl<br />
Ort, Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
PARBSM0113<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />
vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
FACHBERICHTE Trinkwasserkommision<br />
Aufgaben der <strong>Trinkwasserkommission</strong> –<br />
Strategien zur Sicherung der<br />
<strong>Wasser</strong>hygiene<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung, <strong>Trinkwasserkommission</strong>, Infektionsschutzgesetz, Trinkwasserqualität<br />
Martin Exner und Hans-Jürgen Grummt<br />
Die <strong>Trinkwasserkommission</strong> ist eine nach dem Infektionsschutzgesetz<br />
gesetzlich mandatierte Kommission,<br />
die beim Umweltbundesamt angesiedelt ist und<br />
die Aufgabe hat, Empfehlungen zum Schutz der<br />
menschlichen Gesundheit hinsichtlich der Anforderungen<br />
an die Qualität des Trinkwassers sowie der<br />
insoweit notwendigen Maßnahmen abzugeben.<br />
Im Folgenden wird auf das Aufgabenprofil, die historische<br />
Entwicklung, die gesetzlichen Grundlagen<br />
sowie auf aktuelle Themen eingegangen, die seitens<br />
der Kommission für Krankenhaushygiene bearbeitet<br />
werden.<br />
Duties of the German Drinking Water Commission –<br />
Strategies to ensure the Drinking Water Hygiene<br />
The German Drinking Water Commission (Trinkwas-<br />
serkommission – TWK) is a legal mandated commission<br />
according to the Infection Protection Act established<br />
within the Federal Environment Agency<br />
(Umweltbundesamt – UBA). Its assignment is to<br />
make recommendations and arrangements for<br />
human health protection regarding the requirements<br />
on drinking water quality. Function profile, historical<br />
development, statutory basis and current subjects,<br />
the Commission of Hospital Hygiene works on, are<br />
listed hereafter.<br />
1. Historischer Rückblick<br />
Die Vorgängerkommission der heutigen <strong>Trinkwasserkommission</strong><br />
nahm ihre Arbeit auf, nachdem die Cholera<br />
im Jahre 1892 in Hamburg zu 16 000 Erkrankungen und<br />
mehr als 8000 Todesfällen geführt hatte. Als epidemiologisch<br />
deutlich wurde, dass Altona von der Cholera<br />
verschont geblieben war, weil hier im Gegensatz zu<br />
Hamburg eine gute Sandfiltration offensichtlich einen<br />
ausreichenden Schutz gegen die Cholera bewirkte,<br />
wurde die sogenannte Cholera-Kommission gegründet,<br />
die „Grundsätze für die Reinigung von Oberflächenwässern<br />
durch Sandfiltration“ aufstellte. Diese Grundsätze<br />
wurden am 10. Februar 1894 seitens des Reichskanzlers<br />
den einzelnen Bundesregierungen mitgeteilt.<br />
Nachdem sich diese Grundsätze bewährt hatten,<br />
wurden sie im Jahr 1898 im kaiserlichen Gesundheitsamt<br />
unter Hinzuziehung einer Anzahl hervorragender<br />
Hygieniker und Filtrationstechniker erneut beraten.<br />
Dabei kam man überein, dass es sinnvoll sei, diese<br />
Grundsätze auch in cholerafreien Zeiten zur Anwendung<br />
zu bringen. Die aufgrund der Beratung festgestellte<br />
Neufassung der „Grundsätze“ wurde mittels<br />
Rundschreiben vom 13. Januar 1899 den Bundesregierungen<br />
zur Kenntnis gebracht.<br />
Seit 1894 wurde nach diesen Grundsätzen in<br />
Deutschland gearbeitet und es konnte in den Folgejahren<br />
gezeigt werden, dass sich Cholera- und Typhus-<br />
Epidemien mit Sicherheit vermeiden ließen. Obwohl die<br />
<strong>Wasser</strong>werke zunächst die „Grundsätze“ nicht „freudig“<br />
aufgenommen hatten, wurden diese aufgrund der inneren<br />
Richtigkeit zu einer festen Norm, nach welcher die<br />
<strong>Wasser</strong>werke gut arbeiten konnten. Denn sie gaben<br />
ihnen die beste Garantie für die Sicherheit des Betriebes<br />
und somit auch die notwendige Rechtssicherheit.<br />
Nachdem die Versorgung mit Oberflächenwasser<br />
durch die oben aufgeführten Grundsätze sichergestellt<br />
werden konnte, wurden nun auch Regeln für die übrigen<br />
Arten der <strong>Wasser</strong>versorgung aufgestellt. Zu diesem<br />
Zweck wurde die <strong>Wasser</strong>kommission des Reichsgesundheitsrates<br />
durch hervorragende <strong>Wasser</strong>techniker und<br />
Medizinalbeamte verstärkt und eine weitergehende<br />
Anleitung in einer größeren Reihe von Beratungen ausgearbeitet.<br />
Der Bundesrat hatte in seiner Sitzung vom<br />
16. Juni 1906 die entsprechende Anleitung für die Einrichtung,<br />
den Betrieb und die Überwachung öffentlicher<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen vorgelegt, welche<br />
nicht ausschließlich technischen Zwecken diente. Diese<br />
Anleitung wurde den einzelnen Landesregierungen zur<br />
Vorlage zugesandt mit der Bitte und der Empfehlung,<br />
diese Anlage zur Richtschnur werden zu lassen. Die<br />
hierin aufgeführten Grundsätze haben bis heute ihre<br />
grundsätzliche Richtigkeit behalten. Daher kann man<br />
Juli/August 2013<br />
838 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasserkommision<br />
FACHBERICHTE<br />
© Rainer Sturm / pixelio.de<br />
sagen, dass die heutige <strong>Trinkwasserkommission</strong> letzten<br />
Endes ihre Wurzeln in der Cholera-Kommission und<br />
danach in der <strong>Wasser</strong>kommission des Reichsgesundheitsamtes<br />
hat.<br />
Die <strong>Trinkwasserkommission</strong> in ihrer heutigen Form<br />
nahm ihre Arbeit im Jahr 1966 auf: Im damaligen Institut<br />
für <strong>Wasser</strong>-, Boden-, Lufthygiene wurde die Arbeitsgruppe<br />
„Stoffe und Mittel zur Aufbereitung von <strong>Wasser</strong><br />
zu Trinkwasser“ gegründet, aus der dann schließlich die<br />
<strong>Trinkwasserkommission</strong> hervorging. Nachdem die<br />
<strong>Trinkwasserkommission</strong> lange Zeit einer gesetzlichen<br />
Grundlage entbehrte, wurde sie im Infektionsschutzgesetz<br />
des Jahres 2001 gesetzlich mandatiert.<br />
2. Gesetzliche Grundlagen und<br />
Aufgabenprofil<br />
Seit 2001 werden die Aufgaben des Umweltbundesamtes<br />
und der <strong>Trinkwasserkommission</strong> in § 40 des Infektionsschutzgesetzes<br />
(IfSG) beschrieben. Hiernach hat<br />
das Umweltbundesamt im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes<br />
die Aufgabe, Konzeptionen zur Vorbeugung,<br />
Erkennung und Verhinderung der Weiterverbreitung<br />
von durch <strong>Wasser</strong> übertragbaren Krankheiten zu<br />
entwickeln. Beim Umweltbundesamt können nach § 40<br />
des IfSG zur Erfüllung dieser Aufgaben beratende Fachkommissionen<br />
eingerichtet werden, die Empfehlungen<br />
zum Schutz der menschlichen Gesundheit hinsichtlich<br />
der Anforderungen an die Qualität des Trinkwassers und<br />
des Badebeckenwassers sowie der insoweit notwendigen<br />
Maßnahmen abgeben können. Die Empfehlungen<br />
können sich auch auf die Vermeidung möglicher<br />
Risiken für den menschlichen Gebrauch in Bezug auf<br />
chemische Stoffe im <strong>Wasser</strong> beziehen.<br />
Die Mitglieder der <strong>Trinkwasserkommission</strong> werden<br />
vom Bundesministerium für Gesundheit im Benehmen<br />
mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz<br />
und Reaktorsicherheit sowie den jeweils zuständigen<br />
obersten Landesbehörden berufen. An den Sitzungen<br />
nehmen Vertreter des Bundesministeriums für Gesundheit,<br />
des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz<br />
und Reaktorsicherheit und des Umweltbundesamtes<br />
mit beratender Stimme teil. Weitere Vertreter von Bundes-<br />
und Landesbehörden können dem Gesetz nach<br />
hieran ebenfalls teilnehmen.<br />
Nach der Geschäftsordnung ist die <strong>Trinkwasserkommission</strong><br />
beim UBA angesiedelt. Die Kommission erarbeitet<br />
wissenschaftlich begründete Empfehlungen zum<br />
Schutz der menschlichen Gesundheit hinsichtlich der<br />
Anforderungen an die Qualität von <strong>Wasser</strong> für den<br />
menschlichen Gebrauch, insbesondere im Hinblick auf<br />
die mikrobiologische und chemische Beschaffenheit<br />
sowie die insoweit notwendigen Maßnahmen. Die Kom-<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 839
FACHBERICHTE Trinkwasserkommision<br />
mission hat speziell die Aufgabe, Konzeptionen zur Vorbeugung,<br />
Erkennung und Verhinderung der Weiterverbreitung<br />
von durch <strong>Wasser</strong> übertragbarer Krankheiten<br />
zu entwickeln. Die Kommission berät insoweit das<br />
Umweltbundesamt.<br />
Die Mitglieder der <strong>Trinkwasserkommission</strong> sollen<br />
nach Geschäftsordnung ausgewiesene Sachverständige<br />
aus den von ihnen vertretenen Fachgebieten sein und<br />
über umfangreiche, auch praktische Erfahrungen in<br />
diesen Bereichen verfügen. Die <strong>Trinkwasserkommission</strong><br />
soll mindestens 13 und höchstens 15 Mitglieder haben.<br />
Derzeit beträgt die Berufungszeit der Kommissionsmitglieder<br />
jeweils drei Jahre. Eine erneute Berufung ist<br />
grundsätzlich zulässig. Die Mitgliedschaft ist ein persönliches<br />
Ehrenamt, das keine Vertretung zulässt. Bei der<br />
Ausübung sind die Kommissionsmitglieder nur ihrem<br />
Gewissen verantwortlich und zu unparteiischer Erfüllung<br />
ihrer Aufgaben sowie auch nach Beendigung ihrer<br />
Mitgliedschaft zur Verschwiegenheit verpflichtet.<br />
Die Kommission tagt in der Regel vier Mal pro Jahr.<br />
Die Sitzungen sind nicht öffentlich und Gegenstand<br />
sowie Verlauf der Beratungen sind vertraulich. An den<br />
Sitzungen nehmen neben dem BMG und dem Bundesumweltministerium<br />
auch das Bundesministerium der<br />
Verteidigung teil sowie seit Jüngstem auch die Adhoc-<br />
AG Trinkwasser der LAUG. Zur Vorbereitung von Einzelthemen<br />
können aus der Gruppe der Mitglieder<br />
Arbeitsgruppen gebildet werden.<br />
3. Aktuelle Themen<br />
Das Bundesgesundheitsministerium berief am 21.3.2011<br />
auf Grundlage des oben genannten § 40 des Infektionsschutzgesetzes<br />
die Mitglieder für die Berufungsperiode<br />
2011 bis 2014.<br />
Nach der Geschäftsordnung liegt die Organisation<br />
der Kommissionsarbeit bei der wissenschaftlichen<br />
Geschäftsstelle im Umweltbundesamt. Die Zusammensetzung<br />
der Kommission ist nachfolgend wiedergegeben.<br />
Vorsitzender:<br />
""<br />
Prof. Dr. Martin Exner, Hygiene-Institut der<br />
Universität Bonn<br />
Stellv. Vorsitzender:<br />
""<br />
Dr. Wilfried Puchert, Landesgesundheitsamt<br />
für Gesundheit und Soziales, Schwerin<br />
Weitere Mitglieder:<br />
""<br />
Dipl.-Chem. Lothar Bartzsch, Sächsische Landesuntersuchungsanstalt<br />
für Gesundheits- und Veterinärwesen,<br />
Dresden<br />
""<br />
Dr. Claudia Castell-Exner, Deutscher Verein des<br />
Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V., Bonn<br />
""<br />
Michael Gaßner MPH, Bundesverband Hygieneinspektoren<br />
e. V., Freiburg<br />
""<br />
Prof. Dr. Christiane Höller, Bayerisches Landesamt für<br />
Gesundheit und Verbraucherschutz, Oberschleißheim<br />
""<br />
Dr. Bernd Hörsgen, vormals Gelsenwasser AG,<br />
Gelsenkirchen<br />
""<br />
Dr. Dietmar Petersohn, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe<br />
""<br />
Dipl.-Chem. Uta Rädel, Landesamt für Verbraucherschutz,<br />
Magdeburg<br />
""<br />
Dr. Doris Reick, Regierungspräsidium Stuttgart<br />
""<br />
Dipl.-Ing. Rainer Roggatz, WSW Energie & <strong>Wasser</strong> AG,<br />
Wuppertal<br />
""<br />
Dr. Roland Suchenwirth, Niedersächsisches LGA,<br />
Hannover<br />
""<br />
Kerstin Voigt, Amt für Gesundheit, Frankfurt am Main<br />
""<br />
Prof. Dr. Michael Wilhelm, Institut für Hygiene der<br />
Universität Bochum<br />
Gäste:<br />
""<br />
Prof. Dr. Konrad Botzenhart, Tübingen<br />
""<br />
Dr. Hermann H. Dieter, Berlin<br />
""<br />
Prof. Dr. Andreas N. Grohmann, Berlin<br />
""<br />
Wolfgang Hentschel, Frankfurt am Main<br />
Weitere Gäste und Teilnehmer an Sitzungen:<br />
Vertreterinnen und Vertreter des UBA, BMG, BMU, BMVg,<br />
BfR, EBA und der zuständigen obersten Landesbehörden<br />
und auf besondere Einladung Experten zu ausgewählten<br />
Themen<br />
In der konkreten Arbeit besteht eine enge und<br />
fruchtbare Kooperation zwischen Umweltbundesamt<br />
und <strong>Trinkwasserkommission</strong> einschließlich der TWK-<br />
Arbeitsgruppen.<br />
Die Mehrzahl der Empfehlungen wird als „Empfehlungen<br />
des Umweltbundesamtes nach Anhörung der<br />
<strong>Trinkwasserkommission</strong>“ im Bundesgesundheitsblatt<br />
abgedruckt bzw. auf der UBA-Webseite veröffentlicht.<br />
Es gibt wenige Ausnahmen, wie unter anderem die entsprechenden<br />
Empfehlungen zur Risikobeurteilung von<br />
perfluorierten Tensiden. In diesem Fall mussten kurzfristige<br />
Handlungswerte herausgegeben werden, die durch<br />
die <strong>Trinkwasserkommission</strong> erstellt und veröffentlicht<br />
wurden. Diese akute risikobasierte Gefährdungsabschätzung<br />
hatte sich im Jahre 2006 nach Bekanntwerden<br />
deutlich erhöhter PFT-Konzentrationen in Trinkwässern<br />
an der Ruhr sehr bewährt und konnte Handlungsorientierung<br />
und Investitionssicherheit für die<br />
notwendigen Aufbereitungsmaßnahmen geben.<br />
Die meisten der Empfehlungen haben bislang bei<br />
Behörden und Versorgern eine hohe Akzeptanz erfahren<br />
und dienen als profunde Handlungsanweisung. Beispiele<br />
der letzten Jahre sind die Empfehlungen zu:<br />
""<br />
Coliforme im Trinkwasser 2009<br />
""<br />
Maßnahmen zur Minderung des Eintrags von<br />
Human arzneimitteln und ihrer Rückstände in das<br />
Rohwasser zur Trinkwasseraufbereitung 2011<br />
Juli/August 2013<br />
840 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasserkommision<br />
FACHBERICHTE<br />
Das Umweltbundesamt<br />
in<br />
Dessau.<br />
© Linnart Unger<br />
""<br />
Systemische Untersuchungen von Trinkwasserinstallationen<br />
auf Legionellen nach Trinkwasser-Verordnung<br />
2012<br />
Aus dem derzeitigen Arbeitsplan der <strong>Trinkwasserkommission</strong><br />
sind nachfolgende Schwerpunktthemen zu<br />
nennen.<br />
3.1 Künftige Anforderungen an die mikrobiologische<br />
Überwachung des Trinkwassers<br />
Auf der Grundlage zahlreicher Hinweise in der internationalen<br />
Literatur und aufgrund der Kriterien der Weltgesundheitsorganisation<br />
wurde deutlich, dass man mit<br />
dem klassischen bakteriellen Indikatorkonzept nicht in<br />
der Lage ist, mit der notwendigen Sicherheit eine Reihe<br />
sogenannter Emerging Pathogens neuer bzw. neu<br />
erkannter Krankheitserreger, insbesondere Viren und<br />
Parasiten, sicher zu erfassen. Damit wurde deutlich, dass<br />
mit dem bisherigen Konzept eine uneingeschränkt verlässliche<br />
Gefährdungsanalyse nicht mehr mit der notwendigen<br />
Sicherheit vorhanden ist. Aus diesem Grunde<br />
erarbeitete die <strong>Trinkwasserkommission</strong> neue Strategien<br />
zur hygienisch-mikrobiologischen Qualitätssicherung<br />
des Trinkwassers unter Zugrundelegung der Empfehlungen<br />
der Weltgesundheitsorganisation. Diese Empfehlung<br />
wird Ende 2013 fertig gestellt und veröffentlicht.<br />
Der neue Strategieansatz gibt jedoch keineswegs<br />
das bisherige bewährte bakteriologische Indikatorsystem<br />
auf, sondern ergänzt es mit weiteren Index-Pathogenen<br />
und durch die Einbeziehung des Rohwassers in<br />
die Risikoanalyse (in Anlehnung an das WHO-Konzept<br />
des Water Safety Plans). Dabei greift man auf die schon<br />
seit 100 Jahren konzipierten Strategien zurück, immer<br />
eine Gesamtbetrachtung des Trinkwassersystems vom<br />
Einzugsgebiet bis zum Zapfhahn sicherzustellen.<br />
3.2 Mikrobiologische Überwachung kleiner<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen<br />
Aufgrund der Ergebnisse aus der Überwachung, aus<br />
diversen Untersuchungsprogrammen und Forschungsberichten<br />
wurde deutlich, dass in kleinen <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen<br />
die Anforderungen an die Trinkwasserbeschaffenheit<br />
häufig nicht sicher eingehalten<br />
werden. Insbesondere hygienisch-mikrobiologische Pro -<br />
bleme wurden deutlich, die durch die zu geringe Überwachungsfrequenz<br />
häufig nicht im Verlauf des Jahres<br />
aufgrund von Erhöhungen der mikrobiologischen Indikatoren<br />
auffallend sind. Damit sind nicht unerhebliche<br />
Probleme beim Betrieb kleinerer <strong>Wasser</strong>versorgungen<br />
und gesundheitliche Risiken zu besorgen. Die vorhandenen<br />
hygienischen Probleme lassen sich grundsätzlich<br />
unter Kontrolle bringen. Hierfür muss jedoch ein ausreichender<br />
Handlungsdruck vorhanden sein, durch den es<br />
gelingt, die bestehenden Handlungsdefizite nicht nur<br />
zu beseitigen, sondern vorab sicher zu erkennen.<br />
Die <strong>Trinkwasserkommission</strong> hat sich in dieser Legislaturperiode<br />
diesem Thema der kleinen <strong>Wasser</strong>versorgungen<br />
zugewandt und eine Mitteilung mit Benennung<br />
möglicher Probleme und Abhilfemaßnahmen<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 841
FACHBERICHTE Trinkwasserkommision<br />
bereits erarbeitet. Die Ansprechpartner sind sowohl das<br />
Gesundheitsamt, die untere <strong>Wasser</strong>behörde und der<br />
<strong>Wasser</strong>versorger, aber auch die Politik auf kommunaler<br />
und auf Landesebene. Grundprinzip ist seitens der<br />
<strong>Trinkwasserkommission</strong>, sowohl die Länder, aber auch<br />
den Städtetag frühzeitig mit einzubeziehen.<br />
3.3 Strategien zur Prävention und Kontrolle von<br />
Legionellen im Trinkwasser<br />
Im August 2012 veröffentlichte das Umweltbundesamt<br />
nach Anhörung der <strong>Trinkwasserkommission</strong> und in<br />
enger Abstimmung mit BMG und Länderbehörden eine<br />
Empfehlung zur systemischen Untersuchung von Trinkwasserinstallationen<br />
auf Legionellen. In der fachlichen<br />
Fortschreibung arbeiten TWK und UBA im Weiteren an<br />
der Empfehlung zur Gefährdungsanalyse, die mittlerweile<br />
ebenfalls veröffentlicht ist.<br />
Hiermit wurde in Deutschland im Gegensatz zu<br />
vielen anderen europäischen Ländern ein umfassendes<br />
Konzept zur Erkennung und Verhütung von wasserbedingten<br />
Legionellosen nicht nur in öffentlichen Gebäuden,<br />
sondern auch in gewerblich genutzten Großgebäuden<br />
etabliert. Es ist davon auszugehen, dass durch<br />
diese Maßnahmen die hohe Rate an Legionellosen mit<br />
20 000 – 30 000 durch Legionellen verursachten Pneumonien<br />
bei relativ hoher Letalität von bis zu 7 % deutlich<br />
verbessert werden kann.<br />
3.4 Epoxidharz und Bisphenol A<br />
Durch entsprechende Hinweise aus der Wissenschaft<br />
auf mögliche hormonähnliche Bisphenol-A-Wirkung im<br />
Niedrigdosisbereich wurde deutlich, dass hier wissenschaftlicher<br />
und medizinischer Erklärungsbedarf<br />
besteht. Notwendig ist daher die Festschreibung von<br />
Bewertungskriterien für entsprechende Wirkungen und<br />
vorsorglich zum Schutz bestimmter Risikogruppen weitergehende<br />
Maßnahmen. Die <strong>Trinkwasserkommission</strong><br />
befasst sich derzeit mit diesen Fragen und wird hierzu<br />
weitergehende Empfehlungen herausgeben.<br />
3.5 Handlungsmöglichkeiten zur Minderung des<br />
Eintrags von Humanarzneimitteln (HAM) und<br />
ihren Rückständen oder Metaboliten (HAMR) in<br />
Roh- und Trinkwasser<br />
Derzeit kann davon ausgegangen werden, dass humanmedizinische<br />
Arzneimittel im Trinkwasser nur in solch<br />
geringen Konzentrationen im Nanogramm-Bereich vorhanden<br />
sind, dass diese bislang keinen Anlass zur<br />
gesundheitlichen Besorgnis geben. Da aber zu erwarten<br />
ist, dass mit zunehmendem Verbrauch auch der Eintrag<br />
an humanmedizinischen Arzneimitteln in den <strong>Wasser</strong>körper<br />
(vor allem Oberflächenwasser und oberflächennahe<br />
Grundwässer) zu rechnen ist, muss auch eine<br />
Gefährdung grundsätzlich für das Trinkwasser angenommen<br />
werden. Derzeit besteht ein „Vorsorgevorteil“,<br />
da nur wenige Humanarzneimittel-Vertreter im Trinkwasser<br />
in Konzentrationen über 0,1 µg/L vorliegen.<br />
Nach Auffassung der <strong>Trinkwasserkommission</strong> kann<br />
eine entsprechende Eintragsminderung nicht allein mittels<br />
Trinkwasseraufbereitung erreicht werden. Humanarzneimittel<br />
dürfen aber keinesfalls als „Sonderfall“<br />
anthropogener Verunreinigung dargestellt werden und<br />
der umweltpolitische Ansatz sollte auf Empfehlung<br />
unter anderem der <strong>Trinkwasserkommission</strong> auf andere,<br />
das Trinkwasser belastende Stoffe übertragbar sein. Die<br />
<strong>Trinkwasserkommission</strong> setzt sich dafür ein, dass Trinkwasser<br />
nicht „zur Senke“ für Arzneimittel, Kosmetika<br />
und Industriechemikalien etc. wird. Eine zielgerichtete<br />
Rohwasseruntersuchung bekommt auch deshalb<br />
zunehmend Gewicht, weil sich damit Ort und Ausmaß<br />
derartiger Einträge frühzeitiger erfassen lassen.<br />
3.6 Desinfektion als Energiesparmaßnahme<br />
Die <strong>Trinkwasserkommission</strong> sieht mit Sorge, dass die<br />
Überwachungsbehörden infolge der Energieeinspardiskussion<br />
einem zunehmenden Druck seitens der Projektanten<br />
und Betreiber ausgesetzt sind, dass zugunsten<br />
eines Energieeinsparpotenzials abgesenkte Temperaturen<br />
bei der zentralen Warmwasseraufbereitung mit<br />
Desinfektionsmaßnahmen in der Trinkwasserinstallation<br />
dauerhaft auszugleichen seien. Hierzu erarbeitet<br />
die Kommission gegenwärtig ein Arbeitspapier, das herausstellt,<br />
dass Desinfektionsmaßnahmen in der Trinkwasserinstallation<br />
immer eine medizinisch begründete<br />
Indikation voraussetzen. Die zentrale Warmwasserversorgung<br />
bei abgesenkten Vorlauftemperaturen zu<br />
betreiben und dies durch Desinfektionsmaßnahmen in<br />
der Trinkwasserinstallation zu kompensieren, verstößt<br />
nach Auffassung der <strong>Trinkwasserkommission</strong> gegen die<br />
Pflicht zur Einhaltung technischer Regeln.<br />
Weitere Themen auf der Agenda der <strong>Trinkwasserkommission</strong><br />
sind:<br />
""<br />
Ressourcenschutz inklusive Bewertung von neu<br />
erkannten Konterminanten und von Stoffen<br />
""<br />
Pseudomonaden im Trinkwasser, insbesondere von<br />
medizinischen Einrichtungen<br />
""<br />
Parasiten im Trinkwasser<br />
""<br />
Struktur der Überwachung der Trinkwasserbeschaffenheit<br />
und Aufgaben unabhängiger <strong>Wasser</strong>hygienereferenz-Institute<br />
""<br />
Nanotechnologie und Trinkwasserversorgung<br />
""<br />
Bewertung perfluorierter Verbindungen im Trinkwasser<br />
""<br />
Erdwärmesonden als zunehmende Gefahr für das<br />
Multibarrieren-System<br />
3.7 Kriterien für das Störfallmanagement<br />
Neben den oben aufgeführten Aufgaben beteiligen sich<br />
die Mitglieder der <strong>Trinkwasserkommission</strong> maßgeblich<br />
an den neuen Leitlinien zum Vollzug der § 9 und 10 der<br />
Trinkwasser-Verordnung. Hierbei geht es im Detail um<br />
Juli/August 2013<br />
842 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasserkommision<br />
FACHBERICHTE<br />
die effiziente Abwicklung notwendiger Maßnahmen<br />
zum Schutz der Bevölkerung im Falle des Auftretens von<br />
Grenzwertüberschreitungen insbesondere im mikrobiologischen,<br />
aber auch in chemisch-physikalischen<br />
Bereichen.<br />
Hierzu wurden mit Stand Februar 2013 detaillierte<br />
Empfehlungen für einzelne Krankheitserreger und einzelne<br />
chemisch-physikalische Parameter veröffentlicht.<br />
Hierdurch soll den Gesundheitsämtern die notwendige<br />
Hilfestellung gegeben werden, um entsprechend § 9<br />
unverzüglich zu einer Gefährdungsanalyse und zu den<br />
notwendigen Maßnahmen zu kommen.<br />
3.8 Hygienisch-medizinische Referenzinstitute<br />
Die <strong>Trinkwasserkommission</strong> hat sich grundsätzlich dafür<br />
ausgesprochen und diese Empfehlung an die Länder<br />
weitergegeben, dass hygienisch-medizinische Referenzinstitute<br />
auf regionaler Ebene eingerichtet und erhalten<br />
bleiben. Nur hierdurch lässt sich sicherstellen, dass mit<br />
der notwendigen Effizienz Störfälle rasch und mit der<br />
notwendigen Unabhängigkeit unter Berücksichtigung<br />
der Gefährdungsbeurteilung in Kooperation mit den<br />
Gesundheitsämtern umgesetzt werden.<br />
4. Fazit<br />
Es ist davon auszugehen, dass auch in Zukunft neue<br />
Krankheitserreger und neue chemisch-physikalische<br />
Schadfaktoren mit Trinkwasserrelevanz bekannt werden.<br />
Dies zu erkennen und die hygienische Sicherheit<br />
des Trinkwassers mit geeigneten Maßnahmen zu<br />
gewährleisten, wird fortlaufende Aufgabe der <strong>Trinkwasserkommission</strong><br />
sein. Die Mitglieder der <strong>Trinkwasserkommission</strong><br />
müssen hierzu die notwendige Qualifikation<br />
haben, um aus eigener Erfahrung und wissenschaftlicher<br />
Expertise auf dem Gebiet der Trinkwasserhygiene<br />
kompetent für die notwendige Unterstützung zu sorgen<br />
und um Kriterien zur Sicherung der Trinkwasserqualität<br />
entwickeln zu können. Nur so kann das hohe Maß an<br />
Sicherheit in der deutschen Trinkwasserhygiene auch für<br />
die Zukunft aufrechterhalten werden.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 24.05.2013<br />
Prof. Dr. med. Dr.h.c. Martin Exner<br />
E-Mail: Martin.Exner@ukb.uni-bonn.de |<br />
Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit |<br />
WHO Kollaborationszentrum für <strong>Wasser</strong>management und<br />
Risikokommunikation zur Förderung der Gesundheit |<br />
Sigmund-Freud-Straße 25 |<br />
D-53105 Bonn<br />
Dr. Hans-Jürgen Grummt<br />
E-Mail: hans-juergen.grummt@uba.de |<br />
Fachgebiet II 3.1 „Übergreifende Angelegenheiten<br />
der Trinkwasserhygiene“ |<br />
Umweltbundesamt (UBA) |<br />
Dienstgebäude Bad Elster |<br />
Heinrich-Heine-Straße 12 |<br />
D-08645 Bad Elster<br />
Zeitschrift „KA Korrespondenz <strong>Abwasser</strong> · Abfall“<br />
In der Ausgabe 8/2013 lesen Sie u. a. folgende Beiträge:<br />
Seggelke u. a.<br />
Dobner u. a.<br />
von Horn u. a.<br />
Will u. a.<br />
Schramm/Kluge<br />
Kanalnetz- und Kläranlagenzuflusssteuerung am Beispiel des Einzugsgebiets<br />
Wilhelmshaven<br />
Praxistest eines neuartigen, bepflanzten Bodenfilters zur Behandlung von<br />
Straßenabflüssen – Teil 2: Filterbepflanzung und Substratuntersuchungen<br />
Welche Neuartigen Sanitär-Systeme (NASS) sind für Deutschland besonders Erfolg<br />
versprechend?<br />
Vorkommen und Herkunft der Industriechemikalien Benzotriazole und TMDD im<br />
Oberflächenwasser und kommunalen <strong>Abwasser</strong> – Beispiel Ruhr<br />
Zielhorizont 2050: Integrierte Systemlösungen als nachhaltige Innovationsstrategie<br />
für Unternehmen im <strong>Wasser</strong>bereich<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 843
FACHBERICHTE Membrantechnik<br />
Entfernung polarer Spurenstoffe aus<br />
einem gering mineralisierten <strong>Wasser</strong><br />
durch Einsatz der Membrantechnik<br />
Membrantechnik, Spurenstoffe, Umkehrosmose, Antiscalant, Nanofiltration, Aktivkohle,<br />
Trinkwasseraufbereitung<br />
Detlef Bethmann, Günther Baldauf, Klaus Rhode und Uwe Müller<br />
Die Entfernung polarer Spurenstoffe bei der Trinkwasseraufbereitung<br />
wurde mit einem gering mineralisierten<br />
Uferfiltrat untersucht. Eingesetzt wurden<br />
eine Niederdruckumkehrosmoseanlage (LPRO) und<br />
eine Aktivkohlefiltration mit vorgeschalteter Nanofiltration<br />
(NF).<br />
Beim Betrieb der LPRO im halbtechnischen Maßstab<br />
konnte eine Ausbeute von 80 % ohne Zugabe eines<br />
Antiscalants erzielt werden. Bei höheren Ausbeuten<br />
von bis zu 90 % wurde Scaling durch Zugabe von<br />
CO 2 bzw. phosphorfreier Antiscalants erfolgreich in -<br />
hibiert. EDTA und N,N-Dimethylsulfamid konnten<br />
nahezu vollständig zurückgehalten werden.<br />
Durch Behandlung des Rohwassers mittels NF zur<br />
Entfernung von Huminstoffen wurde deren Einfluss<br />
auf die Adsorption der beiden Spurenstoffe bei der<br />
Aktivkohlefiltration untersucht. Dabei zeigten sich<br />
substanzspezifisch signifikante Abhängigkeiten vom<br />
Huminstoffgehalt.<br />
Removal of Polar Micropollutants from a Low<br />
Mineralized Water Using Membrane Technology<br />
The main objective was to remove polar micropollutants<br />
from a soft, low mineralized bank filtrate by<br />
using membrane technology in pilot scale. Experiments<br />
were carried out with reverse osmosis and a<br />
combination of nanofiltration and granular activated<br />
carbon filtration.<br />
Because of the soft water it was possible to maximize<br />
the recovery of the low pressure reverse osmosis without<br />
dosing antiscalants up to 80 %. At higher recoveries<br />
up to 90 % scaling was prevented by dosage of<br />
carbon dioxide or phosphorus free antiscalants. The<br />
micropollutants EDTA and DMS were removed completely<br />
by the reverse osmosis membrane.<br />
In a second experiment the bank filtrate was treated<br />
by NF and GAC. After pretreatment with NF the water<br />
was free of natural organic matter. The removal efficiency<br />
of granular activated carbon filtration considering<br />
DMS and EDTA strongly depended on the concentration<br />
of NOM.<br />
1. Einführung und Zielsetzung<br />
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie sollten die verfahrenstechnischen<br />
Möglichkeiten zur Verringerung<br />
der Gehalte an polaren Spurenstoffen in Trinkwasser<br />
dargestellt und bewertet werden. Im vorliegenden Fall<br />
handelt es sich um ein uferfiltratbeeinflusstes aerobes<br />
Grundwasser. Es ist weich, calcitlösend, gering mineralisiert<br />
und frei von Trübstoffen. Durch Infiltration von<br />
Oberflächenwasser sowie einem Anteil an landseitig<br />
zuströmendem Grundwasser enthält es geringe<br />
Gehalte an den persistenten organischen Spurenstoffen<br />
Ethylendiamintetraacetat (EDTA) und N,N-<br />
Dimethylsulfamid (DMS).<br />
Zur Entfernung organischer Spurenstoffe bei der<br />
Trinkwasseraufbereitung wird in der Praxis bevorzugt<br />
die Adsorption an Aktivkohle eingesetzt. Polare Substanzen<br />
lassen sich damit jedoch nicht effizient entfernen,<br />
da nur vergleichsweise kurze Filterstandzeiten bis<br />
zum Durchbruch der Spurenstoffe und somit zum Austausch<br />
der Aktivkohle möglich sind [1]. Dieser häufige<br />
Aktivkohleaustausch führt zu einem hohen betrieblichen<br />
Aufwand.<br />
Aus verfahrenstechnischer Sicht wurde deshalb die<br />
Möglichkeit des Einsatzes der Niederdruckumkehrosmose<br />
(LPRO) bzw. der Verfahrenskombination Nanound<br />
Aktivkohlefiltration (NF/AK) geprüft.<br />
Aufgrund der Rohwassercharakteristik waren relativ<br />
geringe Gehalte an Scalingbildnern zu erwarten. Das<br />
Ziel der halbtechnischen Untersuchungen bestand<br />
darin, eine Betriebsweise der LPRO mit hoher Ausbeute<br />
und – sofern möglich – ohne Einsatz eines Antiscalants<br />
zu erreichen. Damit wäre ein chemikalienfreier Betrieb<br />
bei verringertem Konzentrataufkommen und somit ein<br />
umweltfreundlicher Betrieb möglich.<br />
Juli/August 2013<br />
844 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Membrantechnik<br />
FACHBERICHTE<br />
Mit dem Ziel einer Laufzeitverlängerung von Aktivkohlefiltern<br />
zur Entfernung der oben genannten Spurenstoffe<br />
wurden die im Rohwasser enthaltenen Huminstoffe<br />
vor der Adsorptionsstufe durch Nanofiltration<br />
entfernt. Damit sollte der Einfluss durch konkurrierende<br />
Adsorption der Huminstoffe auf die Entfernung der<br />
polaren Spurenstoffe untersucht bzw. vermieden werden.<br />
Nachfolgend werden die im Projekt erzielten<br />
Ergebnisse dargestellt und bewertet.<br />
1.1 Scalingpotenzial<br />
Die in Deutschland zur Trinkwasseraufbereitung betriebenen<br />
Umkehrosmoseanlagen werden überwiegend<br />
zur Enthärtung und Entsalzung eingesetzt [2]. In solchen<br />
Rohwässern liegen relativ hohe Gehalte an Scalingbildnern,<br />
wie Calcium, Barium, Silicium, Strontium<br />
oder Fluorid vor. Demgegenüber enthalten gering<br />
mineralisierte Wässer Scalingbildner, insbesondere Calcium<br />
in deutlich geringeren Umfang. In diesen weichen<br />
Wässern kann jedoch Silicium in relevanten Konzentrationen<br />
vorliegen. Die Zusammensetzung des für die<br />
nachfolgend beschriebenen Untersuchungen eingesetzten,<br />
gering mineralisierten Rohwassers ist in<br />
Tabelle 1 beispielhaft einem harten, neutralsalzhaltigen<br />
Rohwasser gegenübergestellt.<br />
Bei einer Aufkonzentrierung der Wässer, wie dies<br />
beim Einsatz von Membranverfahren der Fall ist, werden<br />
mit steigender Mineralisierung eines Rohwassers konzentratseitig<br />
höhere Übersättigungen erreicht. Dieser<br />
Tatsache ist betriebstechnisch entsprechend zu begegnen.<br />
Die Übersättigung an scaling-relevanten Stoffen ist<br />
für die beiden Wässer in Bild 1 und 2 in Abhängigkeit<br />
von der Ausbeute dargestellt. Als Ausbeute wird der<br />
Quotient aus dem Volumenstrom Permeat und dem<br />
Rohwasservolumenstrom bezeichnet. Unter der An -<br />
nahme eines vollständigen Rückhaltes durch die Membran<br />
gelangen sämtliche Inhaltsstoffe in das Konzentrat.<br />
Bei einer Ausbeute von 80 % sind demnach diese<br />
Stoffe im 20 % umfassenden Konzentratvolumenstrom<br />
enthalten, d. h. die Inhaltsstoffe werden darin fünffach<br />
aufkonzentriert. Die Berechnungen erfolgten für Um -<br />
kehrosmosemembranen mit dem Computerprogramm<br />
Toray Design System.<br />
Der Langelier Sättigungsindex (LSI), wie in Bild 1 in<br />
Abhängigkeit von der Ausbeute graphisch dargestellt,<br />
wird bei der Auslegung von Membrananlagen zur<br />
Abschätzung für das Auftreten von Calciumcarbonatscaling<br />
verwendet. Bei LSI > 0 besteht grundsätzlich die<br />
Möglichkeit des Auftretens von Calciumcarbonatscaling.<br />
Durch unterstöchiometrischen Zusatz von Antiscalants<br />
auf Basis von Phosphonsäuren in dem Zulauf<br />
von Umkehrosmoseanlagen können LSI-Werte im<br />
Bereich bis 2 beherrscht werden, ohne dass mit Problemen<br />
im Anlagenbetrieb durch Ausfall von Calciumcarbonat<br />
innerhalb des Membranmoduls zu rechnen ist.<br />
Tabelle 1. Vergleich ausgewählter Parameter eines weichen und harten<br />
Rohwassers.<br />
Rohwasser A,<br />
gering<br />
mineralisiert<br />
Der maximal beherrschbare LSI-Wert ist u. a. abhängig<br />
von der Rohwasserbeschaffenheit, den hydraulischen<br />
Bedingungen in der Umkehrosmoseanlage sowie dem<br />
eingesetzten Antiscalantwirkstoff. Bei einer gegebenen<br />
Ausbeute ist der LSI-Wert für das gering mineralisierte<br />
Rohwasser B,<br />
hart,<br />
neutralsalzhaltig<br />
Härtebereich weich hart<br />
pH-Wert 6,46 7,48<br />
Säurekapazität bis pH 4,3 mmol/L 1,17 5,32<br />
Härte °dH 4,5 20,9<br />
Härte mmol/L 0,8 3,7<br />
Calcium mg/L 24,4 118,0<br />
Magnesium mg/L 4,7 19,0<br />
Natrium mg/L 11,3 30,0<br />
Kalium mg/L 2,3 3,5<br />
Chlorid mg/L 15,9 51,3<br />
Fluorid mg/L 0,1 0,2<br />
Sulfat mg/L 19,3 87,5<br />
SiO 2 mg/L 11,8 5,9<br />
Nitrat mg/L 12,7 21,2<br />
Barium mg/L 0,09 0,10<br />
Strontium mg/L 0,10 0,62<br />
Aluminium mg/L
FACHBERICHTE Membrantechnik<br />
Sättigung<br />
1000.00<br />
100.00<br />
10.00<br />
1.00<br />
0.10<br />
0.01<br />
<strong>Wasser</strong> deutlich niedriger als im harten, neutralsalzhaltigen<br />
<strong>Wasser</strong>. Das bedeutet, dass beim gering mineralisierten<br />
<strong>Wasser</strong> deutlich höhere Ausbeuten in Hinblick<br />
auf Calciumcarbonatscaling realisiert werden können.<br />
Neben der Dosierung von Antiscalants kann der Ausfall<br />
von Calciumcarbonat durch Zugabe von Kohlenstoffdioxid<br />
(CO 2 ) vermindert werden. Dies kann erforderlich<br />
sein, sofern an die Ableitung des Konzentrats<br />
besondere Anforderungen bestehen und damit der Einsatz<br />
von Antiscalants erschwert ist. Zur Vermeidung des<br />
Ausfalls von Calciumcarbonat ist theoretisch eine stöchiometrische<br />
CO 2 -Dosierung erforderlich. Wie Bild 1<br />
zeigt, vermindert im vorliegenden Beispiel für das<br />
gering mineralisierte Rohwasser der Zusatz von 50 mg/L<br />
CO 2 den LSI-Wert um rund 0,3 Einheiten. Mit 150 mg/L<br />
CO 2 wird der LSI-Wert um etwa 0,7 Einheiten abgesenkt.<br />
Am Beispiel des gering mineralisierten <strong>Wasser</strong>s könnte<br />
durch Zugabe von 150 mg/L CO 2 eine Ausbeute von<br />
88 % realisiert werden, bei Einhaltung eines LSI-Wertes<br />
< 0 zur Vermeidung von Calciumcarbonatscaling. Bei<br />
dem beispielhaft ausgewählten harten, neutralsalzhaltigen<br />
<strong>Wasser</strong> könnte nach diesen Berechnungen selbst<br />
bei Zugabe von 150 mg/L CO 2 nicht auf die Zugabe<br />
eines Antiscalants verzichtet werden, um Calciumcarbonatscaling<br />
auszuschließen.<br />
Neben Calciumcarbonat liegen meist noch weitere<br />
Scalingbildner über der Sättigungsgrenze vor. Bild 2<br />
stellt am Beispiel des weichen <strong>Wasser</strong>s die Sättigungsgrade<br />
in Abhängigkeit von der Ausbeute dar.<br />
Bei einem Sättigungsgrad > 1 ist das Löslichkeitsprodukt<br />
überschritten, sodass es zu einem Ausfall kommen<br />
kann. Inwieweit dies tatsächlich eintritt, hängt von kinetischen<br />
und hydraulischen Faktoren ab. Prinzipiell kann<br />
es jedoch bereits bei Sättigungsgraden < 1 zu Ausfällungen<br />
kommen. Inwiefern dies in der Praxis zu Problemen<br />
BaSO 4<br />
SiO 2<br />
CaF 2<br />
CaSO 4<br />
SrSO 4<br />
80 85 90 95<br />
Ausbeute in %<br />
Bild 2. Sättigung für verschiedene Scalingbildner in Abhängigkeit<br />
von der Ausbeute einer Umkehrosmoseanlage bei Be -<br />
handlung des gering mineralisierten <strong>Wasser</strong>s A (lt. Tabelle 1).<br />
beim Anlagenbetrieb führt, kann daher nicht prognostiziert<br />
werden.<br />
Schwer lösliche Ablagerungen auf Membranen<br />
durch Scalingbildner, wie beispielsweise Silikate können<br />
im Vergleich zum Calciumcarbonatscaling durch<br />
chemische Reinigungen der Membranen nur schwer<br />
oder überhaupt nicht entfernt werden. Ferner ist zu<br />
berücksichtigen, in welchen absoluten Konzentrationen<br />
einzelne Spezies im Rohwasser vorliegen.<br />
Wie Bild 2 zeigt, erreichen Siliciumverbindungen<br />
(SiO 2 ) bei etwa 85 % Ausbeute die Sättigungsgrenze.<br />
Die Bariumsulfatkonzentration (BaSO 4 ) überschreitet<br />
bereits bei 80 % Ausbeute das Löslichkeitsprodukt um<br />
den Faktor 18. Allerdings ist z.B. bei 80 % Ausbeute die<br />
Bariumkonzentration im Konzentrat mit etwa 0,5 mg/L<br />
wesentlich geringer als beispielsweise die Calciumkonzentration<br />
mit ca. 120 mg/L, sodass vergleichweise nur<br />
geringe Bariumsulfatmengen ausfallen und die Membranoberfläche<br />
belegen können.<br />
Dieses Beispiel zeigt, dass auch bei gering mineralisierten<br />
Wässern das Scalingpotenzial nicht unterschätzt<br />
werden darf. Im vorliegenden Fall muss aufgrund einer<br />
Silikatkonzentration im Rohwasser von etwa 12 mg/L<br />
SiO 2 auf Scaling infolge von Siliciumverbindungen<br />
geachtet werden. Silicium tritt im <strong>Wasser</strong> in mehreren<br />
Formen wie beispielsweise Kieselsäuren auf, die zudem<br />
bei höheren Konzentrationen über verschiedene Stufen<br />
polymerisieren können. Die jeweils vorliegende Struktur<br />
von Silicium-Scaling-Schichten auf Membranen ist<br />
daher oft unbekannt, wodurch Gegenmaßnahmen<br />
erschwert werden [3, 4].<br />
1.2 Entfernung von Spurenstoffen mittels<br />
Membrantechnik (Niederdruckumkehrosmose)<br />
In jüngster Zeit gewinnen die Verfahren Nanofiltration<br />
und Umkehrosmose zur Spurenstoffentfernung zunehmend<br />
an Bedeutung, da damit auch polare Stoffe mit<br />
hohen Eliminierungsraten entfernt werden können [5–9].<br />
Ursprünglich wurde die Trennleistung von NF/UO-<br />
Membranen primär auf sterische Effekte zurückgeführt.<br />
Für Spurenstoffe ist in diesem Zusammenhang deren<br />
molare Masse bzw. die molare Größe von Bedeutung.<br />
Membranen können über ihre Trenngrenze (MWCO =<br />
molecular weight cut off) charakterisiert werden.<br />
Umkehrosmosemembranen weisen oft einen MWCO-<br />
Wert im Bereich von 100 bis 200 g/mol auf. Bei Nanofiltrationsmembranen<br />
liegt dieser Wert bei etwa 300 bis<br />
500 g/mol, wobei sich die einzelnen Nanofiltrationsmembranen<br />
im Salz- und Spurenstoffrückhalt erheblich<br />
unterscheiden. Spurenstoffe mit molaren Massen oberhalb<br />
des MWCO sollen demnach von den Membranen<br />
weitestgehend zurückgehalten werden, Substanzen mit<br />
Molmassen unterhalb des MWCO werden weniger gut<br />
entfernt.<br />
Nach neueren Erkenntnissen sind neben sterischen<br />
Effekten weitere Faktoren für den Spurenstoffrückhalt<br />
Juli/August 2013<br />
846 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Membrantechnik<br />
FACHBERICHTE<br />
verantwortlich. Dazu zählen u.a. Effekte, die auf Adsorption,<br />
Hydrophilie und Ladung beruhen. Dementsprechend<br />
können log K OW - oder pK S -Werte von Spurenstoffen<br />
weitere Hinweise hinsichtlich ihrer Entfernbarkeit<br />
mit NF/UO-Membranen liefern [10]. Das Rückhaltevermögen<br />
der NF/UO-Membranen wird jedoch maßgeblich<br />
von der molaren Masse bzw. Größe beeinflusst [11].<br />
Insbesondere für Substanzen mit molaren Massen im<br />
Bereich des MWCO-Wertes nimmt der Einfluss von Hy -<br />
drophilie und Ladung zu. Hydrophobe Substanzen (log<br />
K OW > 3) werden tendenziell schlechter zurückgehalten<br />
[12–13]. Allerdings trifft dies nicht bei jeder Substanz zu.<br />
Daher wird versucht, den Spurenstoffrückhalt an NFund<br />
UO-Membranen mit halbempirischen Modellen<br />
unter Einbeziehung einer Vielzahl von Stoffeigenschaften<br />
zu beschreiben [14]. Darüber hinaus beeinflussen<br />
die natürlich im <strong>Wasser</strong> vorkommenden Stoffe den Spurenstoffrückhalt.<br />
Dazu zählen beispielsweise Huminstoffe<br />
oder Calciumionen. Huminstoffe können den<br />
Spurenstoffrückhalt begünstigen, während bei erhöhten<br />
Calciumgehalten eine Verschlechterung beobachtet<br />
wurde [15].<br />
Umkehrosmosemembranen weisen im Vergleich zu<br />
Nanofiltrationsmembranen meist einen höheren Rückhalt<br />
für Spurenstoffe auf. Dies liegt im Wesentlichen an<br />
der höheren Trenngrenze für Nanofiltrationsmembranen.<br />
Aufgrund der unterschiedlichen Einflussgrößen<br />
wurde im vorliegenden Fall im ersten Teilprojekt die<br />
Spurenstoffentfernung mittels Umkehrosmose unter<br />
praxisnahen Bedingungen untersucht.<br />
1.3 Entfernung von Spurenstoffen mittels<br />
Verfahrenskombination aus Nanofiltration und<br />
Adsorption an Aktivkohle<br />
Die Kombination von Aktivkohleadsorption und Nanofiltration<br />
ist bisher meist bei Verwendung von Nanofiltrations-Kissenmodulen<br />
[16] oder der kapillaren Nanofiltration<br />
[17] bekannt. Hierbei erlaubt der konstruktive<br />
Aufbau der Membranmodule eine Beaufschlagung mit<br />
partikelhaltigem <strong>Wasser</strong>. In diesen Fällen wird das aufzubereitende<br />
Rohwasser mit Pulverkohle in Kontakt ge -<br />
bracht und anschließend über die Nanofiltrationsanlage<br />
geführt. Als Vorteile resultieren hieraus u. a. eine Verbesserung<br />
der Permeatqualität sowie ein geringeres Membranfouling.<br />
Diese Technik kann bei den im Trinkwasserbereich<br />
üblichen Wickelmodulen nicht eingesetzt<br />
werden, da diese nicht für die Behandlung stark partikelhaltiger<br />
Wässer geeignet sind.<br />
Bei der Adsorption an Aktivkohle in Festbettadsorbern<br />
konkurrieren die Huminstoffe mit den zu entfernenden<br />
Spurenstoffen um die freien Adsorptionsplätze.<br />
Somit können Spurenstoffe aus huminstoffarmen Wässern<br />
mit einem höheren Wirkungsgrad adsorptiv entfernt<br />
werden [1]. Der hier gewählte Ansatz sieht den<br />
Betrieb einer Nanofiltrationsanlage vor einer Aktivkohlefilterstufe<br />
vor, um die im Rohwasser enthaltenen<br />
Tabelle 2. Übersicht über die Versuchsläufe bei Beaufschlagung einer<br />
Niederdruckumkehrosmoseanlage mit dem gering mineralisierten <strong>Wasser</strong> A<br />
(lt. Tabelle 1).<br />
Phase<br />
Versuchsdauer<br />
Ausbeute CO 2 -Dosis Antiscalant<br />
Dosis/Wirkstoff<br />
Wochen % mg/L mg/L / –<br />
A 4 80 0 0<br />
B 4 85 50 0<br />
F 20 80 0 0<br />
C 4 90 0 1 / Polycarboxylat<br />
D 4 90 0 0,5 / Polycarboxylat<br />
E 4 90 0 0,8 / Polyacrylsäure<br />
Huminstoffe vor der Adsorptionsstufe abzutrennen.<br />
Dadurch sollte eine längere Laufzeit der Aktivkohlefilter<br />
zu erreichen sein. Da hydrophobe Spurenstoffe, d.h.<br />
unpolare Stoffe durch Membrananlagen tendenziell<br />
schlechter eliminiert werden, jedoch bevorzugt an<br />
Aktivkohle adsorbieren, sollte die Verfahrenskombination<br />
Nanofiltration mit nachgeschalteter Aktivkohleadsorption<br />
in der Lage sein, Spurenstoffe weitergehend<br />
zu entfernen [18]. Das Verhalten polarer Spurenstoffe<br />
bei Anwendung dieser Verfahrenskombination wurde<br />
im zweiten Teil des Projektes untersucht.<br />
2. Durchführung<br />
2.1 Spurenstoffentfernung mittels<br />
Umkehrosmose<br />
Zur Ermittlung des Einflusses der Versuchsbedingungen<br />
auf den Spurenstoffrückhalt wurde eine Versuchsanlage<br />
im halbtechnischen Maßstab über einen Zeitraum von<br />
einem Jahr betrieben. Die Niederdruckumkehrosmoseanlage<br />
bestand aus vier Druckrohren der Dimension<br />
4 Zoll. Jedes Druckrohr war mit zwei Membranelementen<br />
vom Typ TMH10A, Firma Toray bestückt. Die Membranen<br />
wurden mit einem mittleren Flux von 25 L/m²/h<br />
betrieben. Die Versuchsanlage wurde vollautomatisch<br />
betrieben und gestattete eine Online-Erfassung aller<br />
relevanten Drücke und Durchflüsse sowie der elektrischen<br />
Leitfähigkeiten im Feed und im Gesamtpermeat.<br />
Entsprechend Tabelle 2 wurden sechs Versuchsläufe<br />
mit den Bezeichnungen A bis F durchgeführt. In Phase A<br />
wurde über den Versuchszeitraum von vier Wochen<br />
eine Ausbeute von 80 % eingestellt und auf die Zugabe<br />
von CO 2 oder Antiscalant verzichtet, da unter diesen<br />
Betriebsbedingungen gemäß Bild 1 ein LSI-Wert von<br />
etwa –0,1 resultiert. Phase F wurde in Analogie zur<br />
Phase A konzipiert, allerdings mit einer 20-wöchigen<br />
Versuchsdauer. Um in Phase B bei einer Ausbeute von<br />
85 % einen ähnlichen LSI-Wert zu erreichen, war die<br />
Zugabe von 50 mg/L CO 2 erforderlich. In den Phasen A,<br />
B und F wurden keine Antiscalants dosiert.<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 847
FACHBERICHTE Membrantechnik<br />
Tabelle 3. Stoffeigenschaften von EDTA und DMS.<br />
EDTA<br />
DMS<br />
Summenformel C 10 H 16 N 2 O 8 C 2 H 8 N 2 O 2 S<br />
Molare Masse 292 g/mol 124 g/mol<br />
pKs 0,2/1,4/1,99/2,67/6,16/10,26 –<br />
log KOW –1,25 –0,46<br />
norm. Permeabilität in L/m²/h/bar<br />
norm. Permeabilität in L/m²/h/bar<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
0.80<br />
4. Jan. 14. Jan. 24. Jan. 3. Feb. 13. Feb. 23. Feb. 5. Mrz. 15. Mrz.<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
Ausbeute 80 %, ohne CO2,<br />
(Phase A)<br />
Bezug: 25 °C, 25 L/m²/h<br />
norm. Rückhalt<br />
norm. Permeabilität<br />
Ausbeute 85 %, 50 mg/L CO 2 ,<br />
(Phase B)<br />
Bild 3. Normalisierung von Permeabilität und Rückhalt<br />
während des Betriebes ohne Antiscalantdosierung<br />
(Phasen A und B).<br />
norm. Rückhalt<br />
norm. Permeabilität<br />
Ausbeute 90 %,<br />
1 mg/L Polycarb.<br />
(Phase C)<br />
Ausbeute 90 %,<br />
0.5 mg/L Polycarb.<br />
(Phase D)<br />
Bezug: 25 °C, 25 L/m²/h<br />
Ausbeute 90 %,<br />
0.8 mg/L Polyacryls.<br />
(Phase E)<br />
5<br />
0.80<br />
7. Mrz. 27. Mrz. 16. Apr. 6. Mai. 26. Mai.<br />
Bild 4. Normalisierung von Permeabilität und Rückhalt<br />
während des Betriebes mit Antiscalantdosierung (Phasen<br />
C, D und E).<br />
1.00<br />
0.95<br />
0.90<br />
0.85<br />
1.00<br />
0.95<br />
0.90<br />
0.85<br />
norm. Rückhalt<br />
norm. Rückhalt<br />
Bei den Versuchsläufen C, D und E wurde unter Einsatz<br />
von Antiscalants die Ausbeute auf 90 % erhöht. Hier<br />
wurde auf die Zugabe von CO 2 verzichtet, da die Einstellung<br />
eines LSI-Wertes < 0 mehr als 150 mg/L CO 2 erfordert.<br />
Zudem liegen bei dieser Ausbeute auch säureunlösliche<br />
Scalingbildner, insbesondere Siliziumverbindungen<br />
über oder nahe ihrer Sättigungsgrenze. Als Antiscalants<br />
wurden zwei phosphorfreie Handelsprodukte eingesetzt.<br />
Der Wirkstoff des ersten Produktes besteht aus durch den<br />
Hersteller nicht näher spezifizierten Polycarboxylaten.<br />
Das Produkt verfügt nach Herstellerangaben über eine<br />
besonders ausgeprägte inhibierende Wirkung gegenüber<br />
Siliciumscaling. Das zweite Produkt enthält als Wirkstoff<br />
Polyacrylsäure (CAS-Nr. 9003-01-4), die auch zur<br />
Gruppe der Polycarboxylate zählt.<br />
Die Betriebsdaten wurden auf eine Temperatur von<br />
25 °C und einen Flux von 25 L/m²/h normalisiert. Dies<br />
erlaubt einen Vergleich verschiedener Betriebsbedingungen.<br />
In die Berechnung der normalisierten Permeabilität<br />
fließen Drücke (Feed, Konzentrat, Permeat, osmotischer<br />
Druck) sowie der temperaturnormierte Flux ein.<br />
Die normalisierte Rückhaltung basiert auf der Leitfähigkeit<br />
von Permeat und Feed sowie den temperaturnormierten<br />
Flux.<br />
Jeweils am Ende der Versuchsphasen A bis E wurde<br />
das letzte Element aus der Anlage ausgebaut und<br />
au topsiert. Das entnommene Element wurde für die<br />
nachfolgenden Versuche durch ein baugleiches, neues<br />
Element ersetzt. Die Membranen des autopsierten Elementes<br />
wurden mittels EDX (Energiedispersive Röntgenspektroskopie)<br />
sowie ESEM (Environmental Scanning<br />
Electron Microscopy) untersucht, um Beläge auf<br />
der Oberfläche zu charakterisieren. Am Ende von Versuchsphase<br />
F (Langzeitversuch, 20 Wochen) wurden alle<br />
acht Membranelemente aus der Anlage untersucht.<br />
Als Referenzprobe wurde ein baugleiches Membranelement<br />
im neuen, unbenutzten Zustand autopsiert und<br />
nach Auswaschen der Konservierungsstoffe ebenfalls<br />
einer ESEM- und EDX-Analyse unterzogen.<br />
Die Ermittlung des Rückhaltes von Spurenstoffen<br />
wurde auf die im vorliegenden Fall im Rohwasser vorkommende<br />
Substanz N,N-Dimethylsulfamid (DMS)<br />
fokussiert. Zusätzlich wurde der im Rohwasser in geringer<br />
Konzentration enthaltene Komplexbildner EDTA<br />
dosiert, sodass eine Anlagenzulaufkonzentration von<br />
5 µg/L resultierte. Ausgewählte physikalisch-chemische<br />
Eigenschaften dieser Stoffe sind in Tabelle 3 zusammengestellt.<br />
EDTA weist eine relativ hohe molare Masse<br />
auf. Mit Umkehrosmosemembranen darf prinzipiell eine<br />
gute Rückhaltung erwartet werden. Die Molmasse von<br />
DMS ist deutlich geringer, sodass sich hieraus noch<br />
keine Aussage über den Rückhalt an Umkehrosmosemembranen<br />
ableiten lässt. In natürlichen Wässern liegt<br />
EDTA negativ geladen und DMS als neutrales Molekül<br />
vor. Beide Substanzen sind mit log K OW -Werten < 0 als<br />
hydrophil einzustufen.<br />
Juli/August 2013<br />
848 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Membrantechnik<br />
FACHBERICHTE<br />
2.2 Spurenstoffentfernung mittels Nanofiltration<br />
und Aktivkohlefiltration<br />
Im Rahmen des zweiten Teilprojektes wurde untersucht,<br />
ob durch eine vorausgehende Entnahme von Huminstoffen<br />
mittels Nanofiltration in der nachfolgenden Aktivkohlestufe<br />
eine höhere Adsorptionskapazität bezüglich<br />
der Spurenstoffelimination resultiert. Für diese Versuche<br />
wurde die Versuchsanlage mit acht Stück Nanofiltrationsmembranen<br />
des Typ NF270 der Firma DOW Chemical<br />
bestückt. Das Permeat wurde auf eine halbtechnische<br />
Aktivkohlefilteranlage geführt, die EDTA-Dosierung<br />
erfolgte hier direkt vor der Aktivkohlefilterstufe.<br />
Atomanteil in %<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
80% Ausbeute<br />
85% Ausbeute + 50 mg/L CO 2<br />
90% Ausbeute + 1 mg/L Polycarboxylat<br />
90% Ausbeute + 0,5 mg/L Polycarboxylat<br />
90% Ausbeute + 0,8 mg/L PAS<br />
Referenz (neue Membran)<br />
Natrium<br />
Magnesium<br />
Aluminium<br />
Silizium<br />
Al + Si<br />
Phosphor<br />
Schwefel<br />
Chlor<br />
3. Ergebnisse<br />
3.1 Betriebsverhalten Umkehrosmose<br />
Die Versuchsphasen A (Ausbeute 80 % ohne CO 2 -Dosierung)<br />
und B (Ausbeute 85 % mit 50 mg/L CO 2 -Dosierung),<br />
in denen jeweils ohne Antiscalantdosierung gearbeitet<br />
wurde, zeigen gemäß Bild 3 für die normierte<br />
Permeabilität einen konstanten Verlauf. Damit gelang es<br />
durch die Normalisierung, die mit einer Anhebung der<br />
Ausbeute von 80 % auf 85 % verbundenen Druckänderungen<br />
rechnerisch nachzubilden. Der normalisierte<br />
Rückhalt weist innerhalb einer Versuchsphase ebenfalls<br />
einen konstanten Verlauf auf. Über die Versuchsphase A<br />
standen keine Messwerte zur elektrischen Leitfähigkeit<br />
zur Verfügung, sodass die entsprechenden Werte zum<br />
Rückhalt im Bild nicht angegeben sind. Konstante Verläufe<br />
von Permeabilität und Rückhalt zeigen einen von<br />
Fouling und Scaling freien Betrieb an. Demnach gelingt<br />
ein Betrieb der Umkehrosmoseanlage, wenn ein LSI-<br />
Wert von 0 unterschritten wird.<br />
Während der Versuchsphasen C, D und E wurde eine<br />
Ausbeute von 90 % mit Zugabe von Antiscalant eingestellt.<br />
Während der Dosierung von 1 mg/L als Polycarboxylatwirkstoff<br />
beginnt nach etwa 14 Tagen die Permeabilität<br />
tendenziell abzunehmen, wie in Bild 4 die eingezeichneten<br />
Trendlinien zeigen. Der Rückhalt bleibt<br />
hingegen konstant (Phase C). Auch nach Halbierung der<br />
Antiscalantdosis (Phase D) bleibt der leicht fallende<br />
Trend der Permeabilität erhalten. Als mögliche Ursachen<br />
kommen prinzipiell Scaling oder Fouling (biologisch,<br />
organisch, partikulär) in Frage. Erfahrungsgemäß<br />
steigt in Folge von Scaling die elektrische Leitfähigkeit<br />
im Permeat an. Da jedoch im gleichen Zeitraum der<br />
Rückhalt unverändert bleibt, erscheint Scaling auch bei<br />
halbierter Antiscalantdosis unwahrscheinlich. Diese<br />
Aussage bestätigen Untersuchungen an den Membranen,<br />
auf die im folgenden Kapitel eingegangen wird.<br />
Partikuläres und organisches Fouling erscheint aufgrund<br />
der Rohwasserbeschaffenheit unwahrscheinlich.<br />
In Anlehnung an Erfahrungen an Anlagen im Ausland<br />
[19, 20] kann Biofouling, das infolge der Dosierung von<br />
Antiscalant hervorgerufen wurde, nicht ausgeschlossen<br />
werden. Hierfür sind jedoch noch weitergehende Untersuchungen<br />
der Membranoberfläche beispielsweise hinsichtlich<br />
des Vorkommens von ATP erforderlich. Ein<br />
Wechsel des Antiscalants in Phase E scheint den Abfall<br />
der Permeabilität zu bremsen, wie eine weitere parallel<br />
zur Abszisse verlaufende Trendlinie zeigt.<br />
Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass mit<br />
den eingesetzten phosphorfreien Antiscalantprodukten<br />
eine Scalinginhibierung erfolgreich gelingt. Dauerversuche<br />
mit dem jeweiligen phosphorfreien Produkt sind<br />
erforderlich um festzustellen, inwieweit dadurch in der<br />
Praxis Biofouling begünstigt wird.<br />
3.2 Autopsie der Membranelemente<br />
Die mittels EDX bestimmte Zusammensetzung der<br />
Oberflächenbeläge aus den jeweils letzten Membranelementen<br />
der Versuchsphasen A bis E zeigt Bild 5 im<br />
Vergleich mit einem unbenutzten Element.<br />
Daraus ist erkennbar, dass bei einem Betrieb mit<br />
80 % Ausbeute (Phase A) ohne Zusatz von Chemikalien<br />
deutlich mehr Silizium und Aluminium auf der Membranoberfläche<br />
vorhanden war. Aus Aluminium und<br />
Silikat können in Abhängigkeit von den jeweiligen<br />
Bedingungen schwer lösliche Verbindungen entstehen,<br />
die sich als Scaling-Schichten auf der Membran ablagern<br />
[21, 22]. Bei den Versuchen gelang es, durch CO 2 -<br />
Dosierung selbst nach Erhöhung der Ausbeute von 80 auf<br />
85 % den Umfang der aluminium- und siliziumhaltigen<br />
Ablagerungen auf der Membran zu verringern (Phase<br />
B). Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass nicht nur<br />
Calciumcarbonat- sondern auch Silikat-Scaling durch<br />
die Zugabe von Säure bzw. CO 2 vermindert werden<br />
kann. Bei dem hier eingesetzten weichen Rohwasser<br />
lagen die Aluminiumkonzentrationen immer unterhalb<br />
der analytischen Bestimmungsgrenze, d. h. unterhalb<br />
von 0,02 mg/L. Selbst geringste Aluminiumgehalte im<br />
Feed scheinen folglich auszureichen, um auf der Membran<br />
mit Silikat schwerlösliche Verbindungen zu bilden.<br />
Kalium<br />
Calcium<br />
Bild 5. EDX-Analysen der Membranoberfläche aus dem letzten Element<br />
der Versuchsanlage, ermittelt jeweils am Ende der Versuchsphasen<br />
A bis E.<br />
Eisen<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 849
FACHBERICHTE Membrantechnik<br />
norm. Permeabilität in L/m²/h/bar<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
Durch die Antiscalantdosierung gelang es, selbst bei<br />
einer Ausbeute von 90 % (Phasen C, D und E) alle Ablagerungen<br />
auf den Membranen zu verhindern. Signifikante<br />
Unterschiede in den hier eingesetzten Antiscalants<br />
bzw. den dosierten Konzentrationen waren nicht<br />
zu erkennen.<br />
5<br />
0.80<br />
25. Mai. 4. Jul. 13. Aug. 22. Sep. 1. Nov.<br />
Tabelle 4. Entfernung von DMS mittels Niederdruckumkehrosmose, Konzentrationsangaben<br />
in µg/L.<br />
Phase A B C D E F F F<br />
Ausbeute 80 % 85 % 90 % 90 % 90 % 80 % 80 % 80 %<br />
CO 2 -<br />
Dosierung<br />
ohne 50<br />
mg/L<br />
Antiscalant ohne ohne 1<br />
mg/L<br />
Polycarb.<br />
Datum Probenahme<br />
12.<br />
Jan.<br />
10.<br />
Feb.<br />
ohne ohne ohne ohne ohne ohne<br />
10.<br />
Mrz.<br />
0,5<br />
mg/L<br />
Polycarb.<br />
31.<br />
Mrz.<br />
0,8<br />
mg/L<br />
PAS<br />
27.<br />
Apr.<br />
ohne ohne ohne<br />
30.<br />
Mai.<br />
16.<br />
Aug.<br />
2.<br />
Nov.<br />
Feed 0.69 0.76 0.78 0.74 0.67 0.63 0.69 0.58<br />
Permeat<br />
1. Druckrohr<br />
Permeat<br />
2. Druckrohr<br />
Permeat<br />
3. Druckrohr<br />
Permeat<br />
4. Druckrohr<br />
Permeat<br />
gesamt<br />
0.01 0.02 0.01 0.02 0.02 0.01 0.01 0.01<br />
0.01 0.02 0.02 0.02 0.02 0.01 0.01 0.02<br />
0.02 0.02 0.03 0.03 0.03 0.02 0.02 0.02<br />
0.03 0.05 0.06 0.06 0.05 0.02 0.03 0.04<br />
0.02 0.03 0.04 0.03 0.03 0.02 0.02 0.02<br />
Entfernung 97 % 96 % 95 % 96 % 95 % 97 % 97 % 96 %<br />
Konzentrat<br />
gesamt<br />
norm. Rückhalt<br />
norm. Permeabilität<br />
Bezug: 25 °C, 25 L/m²/h<br />
Ausbeute 80 %, ohne Zusatz von Chemikalien<br />
Dauerbetrieb (Phase F)<br />
Bild 6. Normalisierung von Permeabilität und Rückhalt während<br />
des Betriebes ohne Zusatz von Chemikalien im Dauerbetrieb<br />
(Phase F).<br />
1.00<br />
0.95<br />
0.90<br />
0.85<br />
3.3 4.3 7.5 7.0 7.4 2.7 2.8 2.5<br />
norm. Rückhalt<br />
Die EDX-Signale für Schwefel resultieren vermutlich<br />
aus der Membranstützschicht, wie ein Vergleich mit<br />
dem Signal der unbenutzten Membran zeigte. Zwar<br />
handelt es sich bei der aktiven Schicht der eingesetzten<br />
Membran um Polyamid, aber die Stützschichten bestehen<br />
üblicherweise aus Polyethersulfon.<br />
3.3 Langzeitversuch<br />
Beim Betrieb ohne Säure- oder Antiscalantdosierung<br />
(Phase A, 80 % Ausbeute) über einen Zeitraum von vier<br />
Wochen wurden zwar konstante Betriebsdaten erhalten,<br />
die Autopsieergebnisse in Bild 5 zeigen jedoch signifikant<br />
mehr Ablagerungen von silizium- und aluminiumhaltigen<br />
Verbindungen auf der Membranoberfläche<br />
als bei den anderen Versuchsphasen. Somit war zu klären,<br />
ob ein problemloser Betrieb (Phase A) auch über<br />
einen längeren Zeitraum gelingt oder ob die Ablagerungen<br />
zunehmen und zu einem spürbaren Silikatscaling<br />
führen. Daher wurde in Phase F ein Langzeitversuch<br />
über eine Versuchsdauer von fünf Monaten durchgeführt.<br />
Die Betriebsbedingungen in Phase F waren identisch<br />
mit denjenigen von Phase A.<br />
Nach den Ergebnissen in Bild 6 gelang auch über<br />
einen Zeitraum von etwa fünf Monaten ein Betrieb mit<br />
einer Ausbeute von 80 %, ohne dass aus den Betriebsparametern<br />
unerwünschte Betriebszustände wie Fouling<br />
oder Scaling erkennbar waren.<br />
Die Ergebnisse der Membranautopsie im Anschluss<br />
an den Langzeitversuch über fünf Monate und 80 %<br />
Ausbeute ohne Chemikalienzugabe (Phase F) zeigten<br />
deutlich mehr Beläge aus Aluminium- und Siliciumverbindungen.<br />
Der Anlagenbetrieb war jedoch stabil, der<br />
normierte Rückhalt sowie die normierte Permeabilität<br />
blieben konstant. Eine Extrapolation über die Zunahme<br />
der Membranbeläge und deren Auswirkungen auf den<br />
Betrieb anhand des fünfmonatigen Versuchslaufes ist<br />
nicht ohne Weiteres möglich, da vorhandene Beläge als<br />
Kristallisationskeime wirken und damit die Ausbildung<br />
von Scalingschichten beschleunigen können. Hierzu<br />
sind weitergehende Untersuchungen erforderlich, die<br />
im Rahmen dieses Projektes nicht mehr durchgeführt<br />
werden konnten.<br />
Aus den Betriebsdaten sind beginnende Belagsbildungen<br />
nicht ersichtlich. Vorsorgliche chemische Reinigungen,<br />
beispielsweise im halbjährlichen Abstand,<br />
sind jedoch bei einem großtechnischen Betrieb ohne<br />
Zusatzstoffe immer empfehlenswert.<br />
3.4 Rückhalt von Spurenstoffen durch<br />
Umkehrosmose<br />
Die Aufgabe der Umkehrosmoseanlage bestand im vorliegenden<br />
Fall darin, die im Rohwasser enthaltenen<br />
anthropogenen Spurenstoffe zu entfernen. Die DMS-<br />
Konzentration im Rohwasser lag im Versuchszeitraum<br />
im Mittel bei 0,69 µg/L. Zusätzlich wurde im Feed der<br />
LPRO-Anlage EDTA dosiert, sodass eine Konzentration<br />
Juli/August 2013<br />
850 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Membrantechnik<br />
FACHBERICHTE<br />
im Zulauf von 5 µg/L EDTA vorlag. In den einzelnen Versuchsphasen<br />
wurden die Spurenstoffgehalte im Feed,<br />
im Permeat der einzelnen Druckrohre, im Gesamtpermeat<br />
sowie im Gesamtkonzentrat bestimmt.<br />
Entsprechend Tabelle 4 liegen in den Permeaten der<br />
einzelnen Druckrohre unterschiedliche DMS-Konzentrationen<br />
vor. Dafür verantwortlich ist das innerhalb<br />
einer Umkehrosmoseanlage prozessbedingt entstehende<br />
Konzentrationsprofil. In Folge der Aufkonzentrierung<br />
steigt im Feed bzw. Konzentrat die DMS-Konzentration<br />
vom führenden bis zum letzten Membranelement an.<br />
Dementsprechend resultieren auch im Permeat der einzelnen<br />
Druckrohre unterschiedliche DMS-Gehalte,<br />
wobei das Permeat des ersten Druckrohres stets den<br />
niedrigsten und das Permeat des letzten Druckrohres<br />
den höchsten DMS-Gehalt aufweist. Hierbei ist zu<br />
berücksichtigen, dass das erste Druckrohr den höchsten<br />
und das letzte Druckrohr den geringsten Permeatfluss<br />
produziert.<br />
Bei Betrieb einer LPRO–Anlage mit einer Ausbeute<br />
von 90 % liegen die DMS-Konzentrationen im Permeat<br />
geringfügig über den Werten, die bei 80 %-iger Ausbeute<br />
erreicht werden. Dies ist darauf zurückzuführen,<br />
dass die Anreicherung der <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffe im Konzentrat<br />
vor dem letzten Druckrohr bei 90 % Ausbeute<br />
etwa doppelt so hoch ist wie bei 80 %, wenn eine vollständige<br />
Eliminierung vorausgesetzt wird. Die Versuche<br />
zeigen, dass der Rückhalt von DMS mittels Niederdruckumkehrosmose<br />
jedoch auch bei einer Ausbeute<br />
von 90 % noch mit einem Wirkungsgrad > 95 % erfolgt.<br />
Dieses Ergebnis war aufgrund der relativ geringen<br />
molaren Masse von DMS, die im unteren Bereich des<br />
MWCO-Wertes der Membran liegt, nicht ohne Weiteres<br />
zu erwarten. EDTA wurde erwartungsgemäß vollständig<br />
zurückgehalten, sämtliche Ergebnisse in den Einzelund<br />
Gesamtpermeaten lagen bei < 0,5 µg/L.<br />
3.5 Rückhalt von Spurenstoffen durch<br />
Nanofiltration und Aktivkohleadsorption<br />
Um den Einfluss einer Vorbehandlung des Rohwassers<br />
durch Entnahme der natürlichen organischen <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffe<br />
vor einer adsorptiven Stufe auf die Entfernung<br />
der Spurenstoffe DMS und EDTA beurteilen zu<br />
können, wurde das gering mineralisierte <strong>Wasser</strong> A (lt.<br />
Tabelle 1) im ersten Versuchsansatz über einen Aktivkohlefilter<br />
adsorptiv behandelt. In einer weiteren Versuchsreihe<br />
wurde das Rohwasser über eine Nanofiltrationsanlage<br />
vorbehandelt und das Permeat anschließend<br />
über Kornaktivkohle filtriert. Die DMS-Konzentration im<br />
Permeat der Nanofiltrationsanlage war im Zulauf zum<br />
Aktivkohlefilter geringfügig niedriger als im Rohwasser,<br />
da DMS durch die Nanofiltrationsmembran teilweise<br />
zurückgehalten wurde, wie aus der Legende in Bild 7<br />
hervorgeht. Demgegenüber wurde der Gehalt an natürlichen<br />
organischen <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffen von 0,7 mg/L<br />
im Rohwasser unter die Nachweisgrenze von 0,3 mg/L<br />
DMS C/Co<br />
EDTA C/Co<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
Zulauf Aktivkohlefilter,<br />
TOC=0,7 mg/L, DMS=0,69 µg/L<br />
Zulauf Aktivkohlefilter nach<br />
Nanofiltration,<br />
TOC
FACHBERICHTE Membrantechnik<br />
grund der geringen Filterstandzeiten ist somit DMS<br />
auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht adsorptiv nicht<br />
zu entfernen. In diesem Fall ist kein Einfluss durch konkurrierende<br />
Adsorption der Huminstoffe mit DMS zu<br />
erkennen.<br />
Der Spurenstoff EDTA zeigt dagegen bei Adsorption<br />
an Aktivkohle eine ausgeprägte Abhängigkeit vom<br />
Huminstoffgehalt im <strong>Wasser</strong>. Aus Bild 8 ist zu erkennen,<br />
dass bei der adsorptiven Aufbereitung des unbehandelten<br />
Rohwassers der Durchbruchsbeginn von EDTA nach<br />
einem spezifischen Durchsatz von rund 10 m³/kg<br />
erfolgt. Bei Beaufschlagung der Aktivkohle mit huminstofffreien<br />
Permeat nach Nanofiltration wurde bis zu<br />
einem Durchsatz von 50 m³/kg kein Durchbruch festgestellt.<br />
Nach diesen Ergebnissen kann die Anwendung<br />
der gewählten Verfahrenskombination Nano- und<br />
Aktivkohlefiltration für bestimmte Anwendungen zielführend<br />
sein.<br />
4. Zusammenfassung und Ausblick<br />
Am Beispiel eines gering mineralisierten Rohwassers<br />
wurde die Möglichkeit des Einsatzes von Niederdruckumkehrosmose<br />
bzw. der Verfahrenskombination<br />
Nano-/Aktivkohlefiltration zur Entfernung der polaren<br />
Spurenstoffe N,N-Dimethylsulfamid (DMS) und Ethylendiamintetraacetat<br />
(EDTA) im halbtechnischen Maßstab<br />
untersucht.<br />
Nach den Versuchsergebnissen ist die Niederdruckumkehrosmose<br />
zur Spurenstoffentfernung aus<br />
gering mineralisierten Wässern geeignet. Diese Technologie<br />
weist für eine Vielzahl von Spurenstoffen einen<br />
hohen Eliminierungsgrad auf. Für DMS und EDTA resultiert<br />
ein Rückhalt > 95 %. Über den Untersuchungszeitraum<br />
von fünf Monaten wurde die Umkehrosmoseanlage<br />
mit dem gering mineralisierten <strong>Wasser</strong> und einer<br />
Ausbeute von 80 % ohne Zugabe von Chemikalien<br />
betrieben. Innerhalb dieses Zeitraumes war keine<br />
Abnahme der Permeabilität zu verzeichnen. Allerdings<br />
zeigten Autopsien der letzten Membranelemente deutlich<br />
mehr silizium- und aluminiumhaltige Ablagerungen<br />
als beim Betrieb mit Antiscalant. Inwiefern ein<br />
Betrieb ohne Zugabe von Chemikalien bei einer Ausbeute<br />
von 80 % über die übliche Lebensdauer einer<br />
Membran von drei bis fünf Jahren hinaus gelingt, muss<br />
weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben. Die<br />
Dosierung von phosphorfreien Antiscalants bei einer<br />
Ausbeute von 90 % führte zu einem stabilen Anlagenbetrieb.<br />
Hierbei ergaben sich kaum Ablagerungen auf<br />
den Membranen.<br />
Zur Entfernung von Spurenstoffen aus gering mineralisierten<br />
Wässern können Niederdruckumkehrosmoseanlagen<br />
im Vergleich zu den zur zentralen Enthärtung<br />
und Entsalzung eingesetzten Anlagen mit einer höheren<br />
Ausbeute von beispielsweise 85 bis 90 % betrieben<br />
werden. Durch den geringeren Volumenstrom an Konzentrat<br />
und dessen geringeren Salzgehalt kann die Einleitung<br />
des Konzentrates in die Kanalisation im Vergleich<br />
zur Ableitung in die Vorflut sowohl aus Sicht der<br />
Umwelt als auch der Wirtschaftlichkeit eine überlegenswerte<br />
Alternative darstellen.<br />
Die Einleitung des Konzentrates in einen Vorfluter<br />
wird bei einer Fahrweise ohne Antiscalantdosierung<br />
erleichtert, sofern als Kriterium für die Erteilung einer<br />
Einleiterlaubnis der Wirkstoffgehalt aus dem Antiscalant<br />
entscheidend ist. Bei gering mineralisierten Wässern<br />
kann gegebenenfalls auf eine Dosierung von Antiscalants<br />
verzichtet werden, sofern die Ausbeute auf Werte<br />
≤ 80 % eingestellt wird. Inwieweit dies in der Praxis zu<br />
einer Verkürzung der Reinigungszyklen und der Membranlebensdauer<br />
führt, muss in Langzeittests ermittelt<br />
werden.<br />
Die Verfahrenskombination Nanofiltration mit nachfolgender<br />
Aktivkohlefiltration ist im Einzelfall geeignet,<br />
das Adsorptionsverhalten bestimmter polarer Spurenstoffe<br />
bei der Aktivkohlebehandlung zu verbessern.<br />
Durch Vorschalten einer Nanofiltrationsstufe zur Elimination<br />
der Huminstoffe konnte die adsorptive Entfernung<br />
von EDTA gegenüber der direkten Behandlung<br />
des Rohwassers mittels Aktivkohlefiltration deutlich verbessert<br />
werden. Dies gilt allerdings nicht für die Elimination<br />
von DMS. Im vorliegenden Fall weist somit der Einsatz<br />
der Niederdruckumkehrosmose deutliche Vorteile<br />
auf.<br />
Danksagung<br />
Das Vorhaben wurde durch den Innovationsfonds für Klima- und<br />
<strong>Wasser</strong>schutz der badenova AG & Co. KG, Freiburg finanziell gefördert,<br />
wofür wir an dieser Stelle herzlich danken. Unser Dank gilt<br />
auch Herrn Dipl.-Ing. (FH) Jonas Wohlgemuth vom Karlsruher Institut<br />
für Technologie (KIT), Institut für funktionelle Grenzflächen<br />
(IFG), für die Durchführung der EDX Untersuchungen.<br />
Literatur<br />
[1] Haist-Gulde, B. und Baldauf, G.: Aktuelle Anforderungen an<br />
den Betrieb von Aktivkohleadsorbern zur Spurenstoffentfernung.<br />
DVGW energie|wasser-praxis (2011) Nr. 6, S. 40-43.<br />
[2] Müller, U., Baldauf, G., Herber, A., Greger, S. und Löhner, H.: Kriterien<br />
zur Festlegung der optimalen Ausbeute bei Membrananlagen<br />
zur zentralen Enthärtung. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
151 (2010) Nr. 7-8, S. 726-733.<br />
[3] Braun, G., Hater, W. und zum Kolk, Ch.: Zur Wirkung von verschiedenen<br />
Antiscalants zur Vermeidung von Kieselsäure-<br />
Scaling in Umkehrosmose-Anlagen. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
153 (2012) Nr. 10, S. 1088-1097.<br />
[4] Semiat, R., Sutzkover, I. and Hasson, D.: Scaling of RO membranes<br />
from silica supersaturated solutions. Desalination<br />
157 (2003), p. 169-191.<br />
[5] Berg, P., Hagmeyer, G. and Gimbel, R.: Removal of pesticides<br />
and other micropollutants by nanofiltration. Desalination<br />
113 (1997) No. 2–3, p. 205-208.<br />
[6] Verliefde, A., Cornelissen, E., Amy, G., Van der Bruggen, B. and<br />
van Dijk, H.: Priority organic micropollutants in water sources<br />
in Flanders and the Netherlands and assessment of removal<br />
possibilities with nanofiltration. Environmental Pollution<br />
146 (2007) No. 1, p. 281-289.<br />
Juli/August 2013<br />
852 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Membrantechnik<br />
FACHBERICHTE<br />
[7] Radjenović, J., Petrović, M., Ventura, F. and Barceló, D.: Rejection<br />
of pharmaceuticals in nanofiltration and reverse osmosis<br />
membrane drinking water treatment. Water Research 42<br />
(2008) No. 14, p. 3601-3610.<br />
[8] Klüpfel, A.M. and Frimmel, F.H.: Nanofiltration of river water<br />
— fouling, cleaning and micropollutant rejection. Desalination<br />
250 (2010) No. 3, p. 1005-1007.<br />
[9] Oppenheimer, J., Stephenson, R. and Decarolis, J.: Emerging<br />
Contaminats - insights to the most effective EDC and PPCP<br />
treatment Strategies. American Waterworks Association.<br />
Upflow May 2008, p. 12-16.<br />
[10] van der Bruggen, B., Verliefde, A., Braeken, L. u.a.: Assessment<br />
of a semi-Quantitative method für estimation of the rejection<br />
of organic compounds in aqueous solution in nanofiltration.<br />
Journal of Chemical Technology and Biotechnology<br />
81 (2006), p. 1166-1176.<br />
[11] Moons, K. and van der Bruggen, B.: Removal of micropollutants<br />
during drinking water production from surface water<br />
with nanofiltration. Desalination 199 (2006) No. 1–3, p. 245-<br />
247.<br />
[12] Verliefde, A.: Rejection of organic micopollutants by high<br />
pressure membranes (NF/RO). PhD Thesis Technical University<br />
Delft. Water Management Academic Press 2008.<br />
[13] Braeken L. and van der Bruggen B.: Feasibility of nanofiltration<br />
for the removal of endrocrine disrupting compounds. Desali -<br />
nation 240 (2009) No. 1-3, p. 127-131.<br />
[14] Quintanilla, V.A.Y.: Rejection of emerging organic contaminants<br />
by nanofiltration and reverse osmosis membranes:<br />
Effects of fouling, modelling and water reuse. Dissertation<br />
UNESCO-IHE Delft 2010.<br />
[15] Comerton, A.M., Andrews, R.C. and Bagley, D.M.: The influence<br />
of natural organic matter and cations on the rejection of<br />
endocrine disrupting and pharmaceutically active compounds<br />
by nanofiltration. Water Research 43 (2009) No. 3, p.<br />
613-622.<br />
[16] Meier, J., Melin, T. and Eilers, L.H.: Nanofiltration and adsorption<br />
on powdered adsorbent as process combination for the<br />
treatment of severely contaminated waste water. Desalination<br />
146 (2002) No. 1-3, p. 361-366.<br />
[17] Kazner, C., Meier, J., Wintgens, T. and Melin, T.: Capillary Nanofiltration<br />
coupled with powdered activated carbon adsorption<br />
for high quality water reuse. Water Science & Technology<br />
60 (2009) No. 1, p. 251-259.<br />
[18] Schoonenberg, K.F., Rietman, B.M. and Verliefde, A.R.D.:<br />
Reverse osmosis followed by activated carbon filtration for<br />
efficient removal of organic micropollutants from river bank<br />
filtrate. Water Science & Technology 61 (2010) No. 10, p.<br />
2603-2626.<br />
[19] Vrouwenvelder, J.S., Manolarakis, S.A., Veenendaal, H.R. and<br />
van der Kooij, D.: Biofouling potential of chemicals used for<br />
scale control in RO and NF membranes. Desalination 132<br />
(2000) No. 1-3, p. 1-10.<br />
[20] Vrouwenvelder, J.S., Manolarakis, S.A., van der Hoek, J.P., van<br />
Paassen, J.A.M. u.a.: Quantitative biofouling diagnosis in full<br />
scale nanofiltration and reverse osmosis installations. Water<br />
Research 42 (2008) No. 19, p. 4856-4868.<br />
[21] Karime, M.; Bouguecha, S. and Hamrouni, B.: RO membrane<br />
autopsy of Zarzis brackish water desalination plant. Desalination<br />
220 (2008) No. 1-3, p. 258-266.<br />
[22] Rodriguez, R.I.P.: Control of silica scaling phenomena in<br />
reverse osmosis systems. Dissertation. The University of<br />
Texas at Austin 2005.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 22.03.2013<br />
Korrektur: 19.06.2013<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Dipl.-Ing. Detlef Bethmann |<br />
Dr.-Ing. Günther Baldauf |<br />
Dr.-Ing. Uwe Müller (Korrespondenz) |<br />
E-Mail: mueller@tzw.de |<br />
DVGW Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> |<br />
Karlsruher Straße 84 |<br />
D-76139 Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Klaus Rhode<br />
badenova AG & Co. KG |<br />
Tullastraße 61 |<br />
D-79108 Freiburg i. Br.<br />
Parallelheft <strong>gwf</strong>-Gas | Erdgas<br />
Energiespeicherung und Gasproduktion<br />
In der Ausgabe 7-8/2013 lesen Sie u. a. fol gende Bei träge:<br />
Burmeister/Mozgovoy/Senner<br />
Zajc/Friedchen<br />
Bach/Soltic<br />
Hupka/Titz<br />
Der Energieträger LNG im Blickpunkt der deutschen Wirtschaft<br />
Moderne messtechnische Konzepte für die Untertagespeicherung von Erdgas<br />
Zukunftspotentiale von Erdgasfahrzeugen<br />
Schneller und mobiler: Wie Know-how aus der Biogaseinspeisung<br />
Erdgastankstellen besser macht<br />
Mischner/Braune/Dornack Zur Wahl eines wirtschaftlich optimalen Verdichters für Biogaseinspeiseanlagen; Teil 1<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 853
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Verbraucherverhalten bei Trinkwasserentnahmen<br />
in Wohngebäuden<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung, <strong>Wasser</strong>bedarf, <strong>Wasser</strong>verbrauch, <strong>Wasser</strong>zähler, Simulation, Modell,<br />
Sanitärinstallation, Haustechnik, DIN 1988, W 406, W 410<br />
Georg Hofmann<br />
Unter Verwendung von verfügbaren Daten von Durchflussmessungen<br />
werden Verbraucherverhalten quantitativ<br />
analysiert und in Grafiken dargestellt. Ausgangspunkte<br />
sind die aus Messdaten herausgefilterten<br />
Entnahmen, die Einzelverbrauchern zugeordnet<br />
werden können. Die Ergebnisse belegen, dass die<br />
weitaus häufigsten Vorgänge <strong>Wasser</strong>entnahmen mit<br />
kleinen Volumina sind. Beispielsweise beträgt unter<br />
den beschriebenen Voraussetzungen die Ereignishäufigkeit<br />
von <strong>Wasser</strong>entnahmen bis 3 Liter etwa 67 %<br />
aller Ereignisse, wobei als Ereignis das Öffnen einer<br />
Zapfstelle zu verstehen ist. Auf diese Entnahmen entfallen<br />
jedoch nur etwa 17 % des gesamten <strong>Wasser</strong>verbrauchs.<br />
Entnahmen von mehr als 10 Liter haben als<br />
Einzelereignisse nur einen Anteil von 7 %, wobei bei<br />
zunehmenden Volumina die Anteile asymptotisch<br />
gegen Null streben. Den größten Anteil des Verbrauchs<br />
mit 44 % geht auf Entnahmen zwischen<br />
3 und 10 Liter zurück mit einem Ereignisanteil von<br />
26 %.<br />
Das Verbraucherverhalten wird in Modellrechnungen<br />
eingesetzt und die Resultate mit Messeergebnissen<br />
verglichen. Die gute Übereinstimmung bestätigt die<br />
Praxistauglichkeit eines mathematischen Modells.<br />
Vergleiche von Modell-Simulationen mit den Vorgaben<br />
des Regelwerks DIN 1988 zeigen, dass wirklich<br />
auftretende Spitzendurchflüsse niedriger sind als im<br />
Regelwerk angegeben.<br />
People’s Behavior in Drinking Water Consumptions<br />
Domestic home water consumption is analyzed and<br />
the results are presented in diagrams of the acquired<br />
data. The basic of the findings are measured water<br />
consumptions that can be assigned to single consumers.<br />
The results demonstrate that the most frequent<br />
event (highest frequency) is the consumption of small<br />
quantities of water. For example, by using the<br />
described method, the consumption of quantities of<br />
up to 3 Liter takes nearly 67 % of all events where an<br />
event is the opening of water taps or switching on a<br />
dishwasher. On the other hand these consumptions<br />
are only 17 % of the consumption at all. Water portions<br />
of more than 10 Liters take only 7 % of events in<br />
total, while the event decreases and leads to zero by<br />
bigger portions. The biggest part with nearly 44 % of<br />
total consumption is caused by taking water portions<br />
between 3 and 10 Liters. But this takes only a part of<br />
26 % of all events described above.<br />
The consumers’ behavior is used in a mathematical<br />
model that is compared with measured data. The<br />
good fit of measured and modeled data demonstrates<br />
the usability of the mathematical model for practical<br />
applications. Results compared with German technical<br />
rules DIN 1988 indicate that the real top flow<br />
rates seem to be smaller than described in literature.<br />
1. Einleitung<br />
Unter Verbraucherverhalten versteht man die Gesamtheit<br />
der sich ununterbrochen ändernden Vorgänge von<br />
Trinkwasserentnahmen durch Bewohner in Wohngebäuden<br />
zur Deckung des täglichen Bedarfs. Man beobachtet<br />
scheinbar unübersichtliche Zeitfolgen der Entnahmen<br />
unterschiedlicher Volumina mit wechselnden<br />
Durchflüssen innerhalb von Streubreiten an beliebigen<br />
Zapfstellen. Allgemein bekannt sind Durchschnittswerte<br />
des täglichen Bedarfs, die als Pro-Kopf-Verbrauch<br />
bezeichnet werden. Diese sind regional unterschiedlich<br />
und im Vergleich mit früheren Jahren rückläufig.<br />
Die quantitative Bestimmung des Verbraucherverhaltens<br />
wurde in bisher durchgeführten Messprogrammen<br />
[1, 2, 3, 4] nicht ermittelt. Das Hauptaugenmerk<br />
wurde vielmehr auf die Bestimmung der Spitzenvolumendurchflüsse<br />
gelegt. Diese sind im DVGW-Regelwerk<br />
[5–8] die wichtigsten Parameter, wobei der Rückgang<br />
des Pro-Kopf-Verbrauchs bisher tendenziell nur in Neuausgaben<br />
[6, 7, 8] berücksichtigt wird. Der Pro-Kopf-<br />
Verbrauch ist für WVU hinsichtlich der Kapazitätsauslastung<br />
von <strong>Wasser</strong>werken wichtig. Die Verwendung des<br />
Trinkwassers für unterschiedliche Bedürfnisse in Haushalten<br />
ist vom Bundesverband der Energie- und <strong>Wasser</strong>-<br />
Juli/August 2013<br />
854 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
wirtschaft (BDEW) für das Jahr 2011 ermittelt worden<br />
[9]. Die beschriebenen Durchschnittswerte der Verwendung<br />
und Angaben zum Pro-Kopf-Verbrauch können<br />
zur Bemessung von Sanitärinstallationen und Hausanschlussleitungen<br />
einschließlich Hauswasserzähler nicht<br />
unmittelbar sondern nur vergleichsweise verwendet<br />
werden. In DIN 1988-300 [6] werden hypothetische<br />
Spitzenvolumenströme aus den Summendurchflüssen<br />
berechnet, für die vorgegebene Berechnungsdurchflüsse<br />
von Armaturen angesetzt werden. Dabei werden<br />
alle Zapfstellen gleichrangig berücksichtigt, was als ein<br />
erheblicher Nachteil anzusehen ist. Will man zukünftig<br />
vorzugsweise mathematische Modelle einsetzen, dann<br />
sind detaillierte Kenntnisse des Verbraucherverhaltens<br />
als Ausgangswerte für die Datenbasis unerlässlich. Daraus<br />
ergibt sich die Aufgabenstellung, aus bisher verfügbaren<br />
Messdaten das Verbraucherverhalten zumindest<br />
näherungsweise zu ermitteln, um damit geeignete<br />
Belastungsprofile für die Anwendung des mathematischen<br />
Modells „Trinkwasserbedarf“ [10] zu ermitteln. Auf<br />
diese Weise soll zugleich dessen Praxistauglichkeit<br />
überprüft werden. Mit der Anwendung von Verbraucherverhalten<br />
bei Modellrechnungen könnten zukünftig<br />
alle Durchflusskennwerte ermittelt werden, was bisher<br />
nur durch Messungen möglich ist.<br />
2. Verfügbare Messdaten<br />
Der Ermittlung des Verbraucherverhaltens müssen Verhaltensweisen<br />
verschiedener Personengruppen zugrunde<br />
gelegt werden. Eine erforderliche Vielzahl von Messungen<br />
in privaten Wohnungen ist schwierig und organisatorisch<br />
kaum durchführbar. Es können jedoch auch<br />
vorliegende Messungen in kleinen Wohngebäuden vorzugsweise<br />
in Einfamilienhäusern (EFH) mit geringem<br />
<strong>Wasser</strong>verbrauch verwendet werden. Messdaten mit<br />
hoher Datenauflösung liegen für einige geeignete<br />
kleine Wohnobjekte in regional unterschiedlichen<br />
Standorten vor. Es handelt sich dabei um modern ausgestattete<br />
Einfamilienhäuser (EFH) und Neubauten bzw.<br />
sanierte Altbauten. Alle Objekte haben eine zentrale<br />
Warmwasserbereitung und moderne Sanitärausstattungen<br />
mit Spülkästen. In den Einfamilienhäusern sind<br />
kleine Einliegerwohnungen vorhanden. Die Belegungen<br />
schwankten während der Messvorgänge zwischen<br />
drei und fünf Personen.<br />
Allen Messdaten ist gemeinsam, dass Messvolumina<br />
von 0,1 Liter (100 cm³) registriert und mit einer Aufzeichnungsgenauigkeit<br />
von 1/100 Sekunden auf einem<br />
Datenlogger aufgezeichnet worden sind. Das eingesetzte<br />
Messgerät ist ein Ringkolbenzähler der Größe<br />
Q n 2,5, metrologische Klasse C von dem ein Foto in<br />
Bild 1 gezeigt wird. Zu erkennen ist der aufgesetzte<br />
Impulsgeber mit Datenleitung. Der Messort befindet<br />
sich in der Hausanschlussleitung eines Wohnobjektes<br />
und ist in Strömungsrichtung nach dem <strong>Wasser</strong>zähler<br />
des <strong>Wasser</strong>versorgers angeordnet.<br />
Bild 1. Foto des verwendeten Ringkolbenzähler Q n 2,5 der metrologischen<br />
Klasse C mit Impulsgeber und Datenleitung.<br />
Volumen (Skalenteilung 0,1 Liter)<br />
Messdaten<br />
Berechnete Werte<br />
Zeit (Skalenteilung 5 Sekunden)<br />
Bild 2. Ausschnitt aus einer Messdatendatei als Volumen-Zeit-<br />
Diagramm zur Darstellung der Ermittlung von Stillständen.<br />
3. Analyse der Messdaten und Ergebnisse<br />
Zur quantitativen Bestimmung des Verbraucherverhaltens<br />
ist eine Vielzahl von <strong>Wasser</strong>entnahmen von Einzelpersonen<br />
erforderlich. Dazu müssen in erster Näherung<br />
Einzelentnahmen aus Messdaten herausgefiltert werden.<br />
Einzelentnahmen sind stets <strong>Wasser</strong>entnahmen<br />
zwischen zwei Stillständen, die keine Überlagerungen<br />
von anderen gleichzeitig geöffneten Zapfstellen enthalten<br />
sollen. Das ist bei größeren zusammenhängenden<br />
Volumina schwierig, weil dies aus Messdaten nicht<br />
unmittelbar erkennbar ist. Bei Ereignissteuerung der<br />
Datenerfassung, wie in den vorliegenden Messungen<br />
angewendet, werden Stillstände nämlich nicht registriert.<br />
Um Einzelentnahmen aus Messdaten herauszufiltern,<br />
müssen daher zunächst die Messdaten rechnerisch<br />
überarbeitet werden. Größere Zeitabstände zwischen<br />
Impulseingängen nach vorherigen raschen Impulsfolgen<br />
sind als Stillstände zu interpretieren. In Volumen-<br />
Zeit-Darstellungen von Messdaten ist dies, wie Bild 2<br />
zeigt, erkennbar. Es handelt sich bei dieser Darstellung<br />
um einen winzigen Ausschnitt aus einer umfangreichen<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 855
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Volumenstrom (L/s)<br />
Ereignis-Häufigkeit<br />
Ereignishäufigkeit<br />
0,40<br />
0,30<br />
0,20<br />
0,10<br />
0,00<br />
45%<br />
40%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
Überlagerung von mehreren<br />
Einzelentnahmen<br />
(Gleichzeitigkeit)<br />
Uhrzeit<br />
Messdatendatei. Eine Extrapolation von Messdaten, wie<br />
in Bild 2 dargestellt, zeigt die angewendete Vorgehensweise<br />
bei der rechnerischen Überarbeitung der Messdaten.<br />
In Bild 2 entspricht die Steigung der Verbindungslinie<br />
zwischen einzelnen Messpunkten der Größe<br />
des entsprechenden Volumenstroms. Aus berechneten<br />
Datenpunkten ergeben sich horizontale Linien, die Stillständen<br />
entsprechen. Diese Überarbeitung wurde für<br />
sämtliche vorliegenden Messdateien durchgeführt. Daraus<br />
ergibt sich eine Vielzahl von Einzelvolumina. Kleine<br />
Einzelentnahmevolumina mit wenigen Impulsfolgen<br />
sind mit großer Wahrscheinlichkeit von Einzelpersonen<br />
verursacht worden. Auf diese Weise wurden alle Einzelentnahmen<br />
von jeder durchgeführten Messung<br />
ermittelt. Mit der Annahme von spontanen Öffnungsund<br />
Schließ-Vorgängen ergeben sich Durchfluss-Ganglinien,<br />
von denen ein kleiner Ausschnitt in Bild 3 dargestellt<br />
ist. Zu erkennen ist der grundsätzliche Unterschied<br />
zwischen Einzelentnahmen und Überlagerungen. Die<br />
Flächen unterhalb der Begrenzungslinien sind ein Maß<br />
für die entnommenen Volumina. Zur Ermittlung des<br />
Verbraucherverhaltens werden in der weiteren Auswertung<br />
alle Einzelentnahmen literweise Volumenklassen<br />
zugeordnet und deren Ereignishäufigkeiten bestimmt.<br />
Das Ergebnis dieser Auswertung ist die in Bild 4 bis zu<br />
einem Wert von 20 Liter dargestellte Grafik. Es ist<br />
erkennbar, dass Entnahmen bis zu 1 Liter am weitaus<br />
häufigsten auftreten und die Ereignishäufigkeit bei größeren<br />
Entnahmevolumina stetig abnimmt. Dieser Sachverhalt<br />
ist der Anlass zu einer genaueren Analyse mit<br />
einer Unterteilung der Entnahmevolumina in drei unterschiedliche<br />
Kategorien, für kleine Volumenklassen bis<br />
3 Liter, mittlere von 3 bis 10 Liter und große über 10 Liter<br />
bis 100 Liter. Für Entnahmen bis 3 Liter zeigt eine entsprechende<br />
Klassifizierung sehr anschaulich die durchgängige<br />
und stetige Abnahme der Ereignishäufigkeiten<br />
mit zunehmenden Entnahmevolumina, wie in Bild 5<br />
erkennbar ist.<br />
Mit der Unterteilung in Volumenbereiche kann eine<br />
getrennte Ereignisermittlung nach Uhrzeiten vorgenommen<br />
werden. Diese ist in Bild 6 dargestellt und<br />
lässt erkennen, dass Ereignisse mit Entnahmevolumina<br />
zwischen 3 und 10 Liter in den Nachtstunden beispielsweise<br />
am häufigsten auftreten. Das könnte auf Entleerungen<br />
von Toilettenspülkästen hindeuten. Dagegen<br />
sind nachts kleine Entnahmen bis 3 Liter und große<br />
Entnahmen über 10 Liter nicht so häufig nachzuweisen.<br />
Zur Vervollständigung des Verbraucherverhaltens sind<br />
Kenntnisse über die aufgetretenen Durchflüsse aller<br />
Einzelentnahmen erforderlich. Diese wurden für alle<br />
ausgewerteten Daten bestimmt und sind in Bild 7 in<br />
Abhängigkeit von den Entnahmevolumina dargestellt.<br />
Erkennbar sind die großen Streubreiten und die tendenzielle<br />
Zunahme mit größer werdenden Entnahmen.<br />
Nicht eindeutig feststellbar sind mögliche Überlagerungen<br />
durch Gleichzeitigkeiten bei großen Entnahme-<br />
Einzelentnahme<br />
Bild 3. Ausschnitt aus einer Original-Simulationsdatei zur<br />
Darstellung einer Durchfluss-Ganglinie.<br />
0-1 1-2 2-3 3-4 4-5 5-6 6-7 7-8 8-9 9-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20<br />
Klasseneinteilung von Einzelentnahmen (Liter)<br />
Bild 4. Gesamtdarstellung der Ereignishäufigkeit der Entnahmevolumina<br />
bei einer Intervallbreite von 1 Liter.<br />
0-0,3 0,3-0,6 0,6-0,9 0,9-1,2 1,2-1,5 1,5-1,8 1,8-2,1 2,1- 2,4 2,4-2,7 2,7-3<br />
Klasseneinteilung von Einzelentnahmen (Liter)<br />
Bild 5. Ereignishäufigkeit von Entnahmen bei unterschiedlichen<br />
Entnahmevolumina bis zu einem Volumen von 3 Liter.<br />
Juli/August 2013<br />
856 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
volumina. Alle Ergebnisse der beschriebenen Auswertungen<br />
sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Die in der<br />
Tabelle angegebenen Werte berücksichtigen die unterschiedliche<br />
Zeitdauer der verschiedenen Messungen.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass bei Einteilung in Volumenbereiche<br />
der weitaus überwiegende Anteil der<br />
Ereignisse von 67 % auf kleine Entnahmen bis 3 Liter<br />
entfällt, die jedoch nur etwa 17 % des Verbrauchs betreffen.<br />
Große Entnahmen über 10 Liter belegen nur etwa<br />
7 %, der Ereignisse obwohl diese fast 40 % des Verbrauchs<br />
umfassen. Bei Entnahmen aus dem mittleren<br />
Volumenbereich beträgt der Ereignisanteil 26 % bei<br />
einem Volumenanteil von rund 44 %, was nahezu die<br />
Hälfte des Verbrauchs betrifft. Betrachtet man alle Ereignisse<br />
in ihrer Gesamtheit, dann beträgt daran der Ereignisanteil<br />
bei Entnahmen bis 1 Liter 44 % bei einem<br />
Volumenanteil von lediglich 5,5 %. Die Ergebnisse der<br />
Tabelle 1 für Entnahmen über 3 Liter entsprechen in der<br />
Größenordnung den Angaben des BDEW [9].<br />
4. Anwendung des Modells „<strong>Wasser</strong>bedarf“<br />
Für die im Zusammenhang mit der Anwendung des<br />
mathematischen Modells <strong>Wasser</strong>bedarf [10] definierten<br />
Belastungsprofile werden die beschriebenen drei unterschiedlichen<br />
Entnahmebereiche eingesetzt. Für die<br />
Zeitprofile innerhalb der Belastungsprofile dienen die<br />
Ereignisse nach Uhrzeiten gemäß der Darstellung in<br />
Bild 6. Für die Ermittlung rechnerisch zufälliger Einzel-<br />
Volumina werden beispielsweise Zahlenwerte nach der<br />
Darstellung in Bild 5 verwendet.<br />
Wie im Modell [10] beschrieben, werden Einzelereignisse,<br />
bestehend aus Uhrzeit, Volumen und Durchfluss,<br />
aufsummiert. Die eingesetzten Verbrauchsanteile für<br />
die Anwendung der Modellrechnungen betragen<br />
gemäß Tabelle 1 etwa 17 %, 43 % und 40 %.<br />
Beispielhaft wird für ein beliebiges Wohngebäude<br />
eine Simulation für einen vergleichsweise großen Tagesverbrauch<br />
von 50 m³/d mit einer Schwankungsbreite<br />
von ± 20 % für die Zeitdauer von 21 Tagen durchgeführt.<br />
Das Ergebnis ist in Bild 8 dargestellt. Der Vergleich mit<br />
einer früheren Grafik [10, Bild 6] zeigt eine deutliche und<br />
wegen der längeren Zeitdauer erwartete Reduzierung<br />
der Schwankungsbreite. Die Form der Verteilungsfunktion<br />
der verbrauchsbezogenen Häufigkeit mit einem<br />
einer Glockenkurve ähnlichen Verlauf, entspricht qualitativ<br />
allen bisher vorliegenden Darstellungen von Messergebnissen.<br />
Damit ist die Praxistauglichkeit des mathematischen<br />
Modells nachgewiesen.<br />
5. Simulationen im Vergleich<br />
mit dem Regelwerk<br />
In der Technischen Regel zur Ermittlung von Rohrleitungsquerschnitten,<br />
der DIN 1988-300 [6] und deren<br />
Vorgängerversion [5] werden Spitzenvolumenströme<br />
als Funktion der Summendurchflüsse festgelegt. Allerdings<br />
wird bei den auf diese Weise bestimmten Sum-<br />
Tabelle 1. Zusammenfassung der Ergebnisse des aus allen verfügbaren Messdateien<br />
ermittelten Verbraucherverhaltens.<br />
Häufigkeit der<br />
Ereignisse<br />
Volumenanteile am<br />
<strong>Wasser</strong>verbrauch<br />
Kleine Entnahmen<br />
bis 3 Liter 66,52 % 17,08 %<br />
Mittlere Entnahmen<br />
von 3 bis 10 Liter 26,30 % 43,55 %<br />
Große Entnahmen<br />
von 10 bis 100 Liter 7,18 % 39,37 %<br />
Gesamt 100,00 % 100,00 %<br />
Ereignishäufigkeiten der Entnahmevolumina<br />
Volumenstrom (L/s)<br />
10%<br />
9%<br />
8%<br />
7%<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
0%<br />
0,30<br />
0,25<br />
0,20<br />
0,15<br />
0,10<br />
0,05<br />
klein 0-3 Liter<br />
mittel 3-10Liter<br />
groß 10-100Liter<br />
00:00 02:00 04:00 06:00 08:00 10:00 12:00 14:00 16:00 18:00 20:00 22:00<br />
Uhrzeit<br />
Bild 6. Ereignishäufigkeit von Entnahmen nach Uhrzeiten bei<br />
unterschiedlicher Kategorieeinteilung (klein, mittel, groß).<br />
0,00<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Entnahmevolumen (Liter)<br />
Bild 7. Darstellung der Durchflüsse von Einzelentnahmen in<br />
Abhängigkeit von den Entnahmevolumina aus den verwendeten<br />
Messdateien.<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 857
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Tabelle 2. Zusammenstellung der berechneten Spitzendurchflüsse nach DIN 1988 und nach Simulationen unter<br />
identischen Voraussetzungen.<br />
Anzahl der Wohnungseinheiten<br />
Summendurchfluss<br />
Tages<br />
Verbrauch<br />
Spitzendurchflüsse nach<br />
DIN 1988-3 Gln.(5) u.<br />
(6)<br />
DIN 1988-300 Gl. (9)<br />
Simulationen<br />
(Bezugszeit 10 s)<br />
L/s m³/d m³/h m³/h m³/h<br />
10 11,10 2,40 6,75 5,03 1,97<br />
25 27,75 6,00 9,78 6,63 2,90<br />
50 55,50 12,00 11,71 8,04 4,17<br />
75 83,25 18,00 12,97 8,96 5,21<br />
100 111,00 24,00 13,93 9,65 5,86<br />
125 138,75 30,00 14,72 10,22 6,73<br />
150 166,50 36,00 15,40 10,70 7,50<br />
180 199,80 43,20 16,10 11,19 8,18<br />
Verbrauchsbezogene Häufigkeit<br />
Spitzenvolumenstrom (m 3 /h)<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Volumenstrom (m 3 /h)<br />
Bild 8. Häufigkeitsverteilung bei einer Simulation des <strong>Wasser</strong>bedarfs<br />
für 21 Tage in einem Wohngebäude mit einem durchschnittlichen<br />
Tagesverbrauch von 50 m³ bei einer Schwankungsbreite von 20 %.<br />
DIN 1988, Teil 3 (1988), Gln. (5) und (6)<br />
DIN 1988-300 (2012), Gleichnung (9)<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200<br />
Summendurchfluss (L/s)<br />
Simulation (nach W 410, Bezug 10 Sekunden)<br />
Bild 9. Vergleich der Spitzenvolumenströme nach DIN 1988 mit<br />
Simulationen bei einem Summendurchfluss von 1,11 L/(s WE) und<br />
einem Verbraucherverhalten nach DVGW-W 410.<br />
mendurchflüssen kein Unterschied zwischen häufig<br />
benutzten (Waschbecken) und seltener verwendeten<br />
Zapfstellen (Badewanne) berücksichtigt. In der Sanitärbranche<br />
ist die Ermittlung von Rohrdurchmessern auf<br />
der Basis empirischer Gleichungen nach DIN 1988<br />
übliche und hinreichend bewährte Praxis.<br />
Zwecks Vergleiches der Daten des Regelwerks mit<br />
Simulationen wird einer Wohneinheit (in DIN 1988-300<br />
als Nutzungseinheit bezeichnet) ein Summendurchfluss<br />
von 1,11, L/(s WE) zugeordnet, was einer üblichen Normalausstattung<br />
der Sanitärinstallationen entspricht.<br />
Gleichzeitig werden die Belegung mit zwei Personen<br />
pro Wohneinheit und ein Pro-Kopf-Verbrauch von<br />
120 L/d gemäß den Angaben des Regelwerks [8] festgelegt.<br />
Das ergibt einen rechnerischen Verbrauch von<br />
240 L/(d WE). Aufgrund dieser Datenvorgaben werden<br />
Simulationen bis zu einem Summendurchfluss von<br />
200 L/s durchgeführt, was einem Tagesverbrauch von<br />
43,2 m³/d entspricht. Bei allen Modellrechnungen wird<br />
eine Zeitdauer von jeweils 21 Tagen mit einer Schwankungsbreite<br />
von ± 20 % berücksichtigt. Die Ergebnisse<br />
der berechneten Spitzenvolumenströme mit einer<br />
Bezugszeit von 10 Sekunden sind in Tabelle 2 zusammengefasst<br />
und in Bild 9 dargestellt. Die Grafik in Bild 9<br />
belegt, dass die wirklichen Spitzenvolumenströme aufgrund<br />
von Simulationen offensichtlich viel niedriger<br />
sind als im Regelwerk ausgewiesen. Der hier verwendete<br />
Vergleich des Regelwerks mit Simulationen ist<br />
nicht als eine Kritik zu verstehen, sondern soll aufzeigen,<br />
dass die Reduzierung der Spitzenvolumenströme [6]<br />
gegenüber der Vorgängerversion [5] sinnvoll ist und<br />
notwendig war.<br />
6. Zusammenfassung und Ausblick<br />
Unter Berücksichtigung der verfügbaren Messdaten<br />
vermitteln die Ergebnisse, dass die Bewohner in Wohngebäuden<br />
am weitaus häufigsten kleine Volumina ent-<br />
Juli/August 2013<br />
858 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
nehmen. Etwa 2 ∕ 3 aller Ereignisse entfallen auf Entnahmen<br />
bis 3 Liter, wobei der Volumenanteil nur rund 17 %<br />
beträgt. Fasst man alle Entnahmen bis 1 Liter zusammen,<br />
dann beträgt der Anteil dieser Ereignisse 44 % der<br />
Ereignis-Gesamtheit mit einem Verbrauchsanteil von<br />
nur 5,5 %. Ergänzend wird darauf hingewiesen, dass der<br />
<strong>Wasser</strong>verbrauch für Waschmaschinen in Wirklichkeit<br />
keine Einzelentnahme ist. Durch die Vielzahl von Möglichkeiten<br />
von vorgegebenen Waschprogrammen je<br />
nach Hersteller, der Größe der Waschmaschine und Füllmengen<br />
sind der Anwendung von genaueren Angaben<br />
von Einzel-Belastungsprofilen hierbei Grenzen gesetzt.<br />
Wird der Verbrauch als ein zusammenhängendes<br />
Volumen berücksichtigt, ist ein hinreichender Einfluss<br />
gewährleistet. Eine Aufteilung in Einzelvolumina führt<br />
eher zu einer Vergleichmäßigung und Reduzierung der<br />
Belastungen durch Verbrauchsspitzen.<br />
Die vielen Kleinentnahmen bei entsprechend kleinen<br />
Durchflüssen sind auch eine Erklärung dafür, dass<br />
die hypothetische Annahme von Gleichzeitigkeiten<br />
ohne Berücksichtigung der Zeitdauer im Regelwerk<br />
offensichtlich zu hoch angesetzt wird. Der vorgenommene<br />
Vergleich der Daten mit Simulationen zeigt nämlich,<br />
dass Spitzenvolumenströme des Regelwerks [5, 6]<br />
eine große Sicherheit beinhalten und unter Hinweis auf<br />
die Bestrebungen zu kleineren Abmessungen daher<br />
Spielraum für weitere Reduzierungen gegeben sind.<br />
Aus vorgenannten Gründen ist zu bemängeln, dass<br />
aktuell für die Berechnung des Druckverlustes im Hauswasserzähler<br />
hypothetische Spitzendurchflüsse nach<br />
DIN 1988-300 empfohlen werden [6, Tabelle 1], die<br />
Sicherheitszuschläge beinhalten. Das führt zu einer<br />
unnötigen Reduktion des für die Installation verbleibenden<br />
verfügbaren Druckes und sollte geändert werden.<br />
Die uneingeschränkte Anwendbarkeit des Modells<br />
gilt auch für alle anderen Gebäudearten wie z.B. Hotels,<br />
Verwaltungsgebäude, Schulen und Krankenhäuser,<br />
wenn die entsprechenden Verbrauchsinformationen<br />
bzw. Belastungsprofile vorliegen.<br />
Das in allen Einzelheiten beschriebene Verbraucherverhalten<br />
mit ausführlichen grafischen Darstellungen<br />
stützt sich auf relativ wenige Messvorgänge. Für die<br />
beschriebenen Ergebnisse wird daher Anspruch auf Allgemeingültigkeit<br />
erhoben. Sie sind vielmehr als eine<br />
Information und Anregung aufzufassen. Es erscheint<br />
notwendig, durch weitere Messungen die Kenntnisse<br />
über das Verbraucherverhalten zu ergänzen und zu<br />
erweitern, um die Anpassung von Belastungsprofilen zu<br />
präzisieren. Derzeit wird vom DVGW ein entsprechendes<br />
Messprogramm durchgeführt [11], das dafür ideale<br />
Möglichkeiten bietet.<br />
Danksagung<br />
Ein besonderer Dank gilt Herrn Peter Schubert aus Leipzig für die<br />
konstruktive Überarbeitung des Textes.<br />
Literatur<br />
[1] DVGW-Forschungsprogramm 02-WT 956, Schlussbericht<br />
Wohngebäude, Band 1: Textteil.<br />
[2] DVGW-Forschungsprogramm 02-WT 956, Schlussbericht<br />
Wohngebäude, Band 2: Anlagen.<br />
[3] Ermittlung des <strong>Wasser</strong>bedarfes als Planungsgrundlage zur<br />
Bemessung von <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen, Teil 1: Mehrfamilienhäuser<br />
mit Komfortwohnungen in bevorzugter<br />
Wohnlage. DVGW-Schriftenreihe <strong>Wasser</strong> Nr. 19, Frankfurt<br />
1978.<br />
[4] Hofmann, G. und Stefanski, F.: Trinkwasservolumenströme in<br />
Wohngebäuden. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 152 (2011) Nr. 10.<br />
[5] DIN 1988, Teil 3, „Technische Regeln für Trinkwasserinstallationen<br />
- Ermittlung der Rohrdurchmesser; Technische Regel<br />
des DVGW“. Beuth Verlag Berlin 05/1988.<br />
[6] DIN 1988-300, „Technische Regeln für Trinkwasserinstallationen<br />
- Teil 300 Ermittlung der Rohrdurchmesser; Technische<br />
Regel des DVGW“. Beuth Verlag Berlin 05/2012.<br />
[7] DVGW-Arbeitsblatt W 406: Volumen- und Durchflussmessung<br />
von kaltem Trinkwasser in Druckrohrleitungen – Auswahl,<br />
Bemessung, Einbau und Betrieb von <strong>Wasser</strong>zählern.<br />
WVGW Verlag Bonn 01/2012.<br />
[8] DVGW-Arbeitsblatt W 410: <strong>Wasser</strong>bedarf – Kennwerte und<br />
Einflussgrößen. WVGW Verlag Bonn 12/2008.<br />
[9] BDEW-Mitteilung im Internet: www.bdew.de....Trinkwasserverwendung<br />
[10] Hofmann, G.: Mathematisches Modell Trinkwasserbedarf.<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 154 (2013) Nr. 2, S. 216-225.<br />
[11] DVGW-TZW (Außenstelle Dresden): Aktualisierung der Verbrauchsganglinien<br />
für Haushalte, öffentliche Gebäude und<br />
Kleingewerbe sowie Entwicklung eines Modells zur Simulation<br />
des <strong>Wasser</strong>bedarfs, 2013 .<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. Georg Hofmann<br />
E-Mail: HofmannG@gmx.de |<br />
Konstantinstraße 17 |<br />
D-04315 Leipzig<br />
Eingereicht: 03.05.2013<br />
Korrektur: 15.07.2013<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 859
FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />
Tiere im Trinkwasser – Was ist (zu)viel?<br />
2. Landauer Fachtreffen vom 5. Juni 2013<br />
Burkhard Westphal und Sven Berkhoff<br />
Mitarbeiter von Versorgungsunternehmen sind häufig überrascht, wenn Tiere in Trinkwasserversorgungsanlagen<br />
gefunden werden. Für Fachleute, die sich mit dem Thema beschäftigen, ist das Vorkommen von kleinen<br />
Tieren hingegen völlig normal – es stellt sich aber die Frage: Was ist zu viel? Mit diesem Themenkreis befasste<br />
sich das zweite Landauer Fachtreffen, das in diesem Jahr am 5. Juni in Landau stattfand.<br />
PD Dr. Hans Jürgen Hahn begrüßte im Namen der Universität Koblenz-Landau und des Instituts für Grundwasserökologie<br />
IGÖ GmbH die knapp 60 Teilnehmer, die aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und<br />
Luxemburg angereist waren, was vom hohen Interesse an diesem Thema zeugte. In seinen einführenden Worten<br />
erklärte Dr. Hahn, dass das Auftreten von Tieren die zentrale Trinkwasserversorgung von Anbeginn begleitet.<br />
Er legte dar, dass das Vorkommen von kleinen und kleinsten Tieren auch heute noch die Regel ist und<br />
kaum verhindert werden kann. Aus diesem Grund sollte jeder <strong>Wasser</strong>versorger die Tierdichten und ihre Artenzusammensetzung<br />
regelmäßig kontrollieren, zumal dank der Tiere wichtige Informationen über Trinkwasseranlagen<br />
und Gewinnungsgebiete gewonnen werden können. Somit können sie als hervorragendes Werkzeug<br />
für die Qualitätssicherung in der Trinkwasserversorgung sorgen.<br />
Im Auftaktvortrag umriss Dr. Burkhard Westphal, Ge -<br />
schäftsführer der Westfälischen <strong>Wasser</strong>- und Umweltanalytik<br />
GmbH, das Thema Tiere in Trinkwasserversorgungsanlagen.<br />
Anhand vieler Beispiele aus der Praxis,<br />
belegt mit Fotos und Anschauungsmaterial, ließ er die<br />
Teilnehmer an seinen langjährigen Erfahrungen mit<br />
dem Themengebiet teilhaben. Er ging sowohl auf die<br />
ökologischen Grundlagen, als auch auf mögliche Beprobungstechniken<br />
und Bekämpfungsmöglichkeiten ein.<br />
Besonders eindrucksvoll waren die vielen getrockneten<br />
oder in Alkohol fixierten Tiere, die er im Publikum herumgehen<br />
ließ.<br />
Die anschließende mikroskopische Tierschau, begleitet<br />
von den anschaulichen Kommentaren von Dr. Hahn,<br />
zeigte eindrucksvolle Bilder lebender Exemplare verschiedener<br />
Grundwasserarten wie Flohkrebse, Asseln,<br />
Brunnenkrebse und Ringelwürmer.<br />
Danach stellte Dr. Hahn den Grundwasserleiter als<br />
Lebensraum vor und erläuterte die anatomischen und<br />
physiologischen Anpassungen der echten Grundwassertiere,<br />
den so genannten „Stygobionten“. Ihnen fehlen<br />
beispielsweise Augen und sie sind frei von Hautpigmenten.<br />
„Echte“ Grundwassertiere haben einen stark verlangsamten<br />
Stoffwechsel und sehr geringe Fortpflanzungsraten.<br />
Dr. Hahn stellte die Ökosystemleistung der<br />
Grundwasserfauna heraus und ging danach auf die<br />
wichtigsten Schlüsselfaktoren ein, welche die Lebensgemeinschaften<br />
des Grundwassers beeinflussen. Zu<br />
nennen sind hier insbesondere der organische Kohlenstoff<br />
als Nahrungsgrundlage und der Sauerstoff. Im<br />
Zuge der Stoffgradienten zwischen Oberflächenwasser<br />
und Grundwasser ändert sich die Zusammensetzung<br />
der Tierarten, so dass die Fauna den hydrologischen<br />
Austausch der beiden <strong>Wasser</strong>körper sehr gut widerspiegelt.<br />
Nach der Mittagspause referierte Dr. Sven Berkhoff (Institut<br />
für Grundwasserökologie) über den Lebensraum<br />
„Trinkwasserleitungsnetz“. Dr. Berkhoff verdeutlichte<br />
den Teilnehmern, dass die technischen Systeme zur<br />
Trinkwasserversorgung mit den Lebensräumen in<br />
Grundwasserleitern vergleichbar sind, somit sind sie<br />
auch für Grundwasserorganismen besiedelbar. Aufgrund<br />
des vergleichsweise hohen Anteils an gebundenem<br />
organischen Kohlenstoff, des im allgemeinen<br />
hohen Sauerstoffgehalts und der Temperaturzunahme<br />
im Sommer kann sich das vorgefundene Artenspektrum<br />
allerdings zugunsten von Oberflächenwasserarten verschieben,<br />
die sich vor allem in Stagnationsbereichen<br />
ansiedeln und durch hohe Vermehrungsraten Massenpopulationen<br />
ausbilden können.<br />
Da die Temperatur, vor allem die Temperaturerhöhung,<br />
einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der<br />
Populationen von Tiergruppen im Leitungsnetz hat,<br />
erörterte die Biologin Cornelia Spengler die möglichen<br />
Folgen einer Klimaerwärmung auf die Netzhygiene.<br />
Anhand ihrer Untersuchungen konnte sie zeigen, dass<br />
eine Zunahme der <strong>Wasser</strong>temperatur sich nachteilig auf<br />
Grundwasserarten auswirkt, Oberflächenwasserarten<br />
sind hingegen in ihrer Fortpflanzungsrate begünstigt.<br />
Hinzu kommt eine stärkere Ausbildung des Biofilms bei<br />
höheren Temperaturen, der als Nahrungsgrundlage und<br />
Rückzugsrefugium für Tiere im Leitungsnetz dient.<br />
Juli/August 2013<br />
860 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht<br />
FACHBERICHTE<br />
Dadurch, so Frau Spengler, erhöhe sich die Möglichkeit<br />
eines dauerhaften Befalls mit Tieren und einer Massenentwicklung<br />
von Oberflächenwasserarten in Trinkwasserverteilungssystemen.<br />
Im Anschluss an ihre Ausführungen verdeutlichte Dr.<br />
Berkhoff anhand eines Praxisbeispiels, wie hoch die<br />
räumlichen Dynamiken der Tierdichten und Besiedlungsstrukturen<br />
innerhalb eines Trinkwasserleitungsnetzes<br />
sein können. Neben hohen Vermehrungsraten<br />
und Veränderungen im Artenspektrum innerhalb des<br />
Versorgungsnetzes spielt dabei auch die Menge an Tieren,<br />
die über die Grundwasserförderung eingetragen<br />
werden, eine wichtige Rolle.<br />
Dr. Hahn zeigte direkt im Anschluss die unterschiedlichen<br />
zeitlichen Dynamiken der Tierdichten, die in Leitungsnetzen<br />
auftreten können ebenfalls anhand eines<br />
Praxisbeispiels. Dabei unterschied Dr. Hahn vier Besiedlungstypen.<br />
Gerade die Standorte mit hoher Dynamik<br />
sind von besonderem Interesse, denn hier kann es vor<br />
allem in den Sommermonaten durch Temperaturerhöhungen<br />
in den Stagnationsräumen zur massenhaften<br />
Vermehrung von Tieren kommen.<br />
Im letzten Vortragsblock wies Prof. Dr. Ulrich Szewzyk<br />
von der TU Berlin auf die hohe Bedeutung von Biofilmen<br />
für die Tiere in Trinkwasserleitungsnetzen hin. Durch die<br />
Bindung von gelöstem organischem Kohlenstoff in den<br />
Biofilmen dienen diese den Tieren als Nahrungsquelle<br />
und Rückzugsrefugium, etwa bei Spülungen. Die Reduzierung<br />
von Biofilmen kann den Tieren die Nahrungsgrundlage<br />
entziehen und damit ihre Dichten deutlich<br />
verringern.<br />
Im Anschluss an die Ausführungen von Prof. Szewzyk<br />
legte Dr. Norbert Klein, Hammann GmbH, in seinem Vortrag<br />
dar, dass einfache Netzspülungen keine geeigneten<br />
Maßnahmen zur nachhaltigen Reduktion von Biofilmen<br />
sind. Andere Verfahren, wie vor allem die Impuls-<br />
Spülung können Biofilme zerstören und effektiv aus<br />
dem Leitungsnetz herausspülen. Eindrucksvolle Videosequenzen<br />
aus der Versuchsanlage des Unternehmens<br />
verdeutlichten die Effektivität dieses Spülverfahrens.<br />
Zum Abschluss der Veranstaltung machte Dr. Hahn noch<br />
einmal deutlich, dass gerade das Systemverständnis<br />
und die Systemanalyse Schlüssel zu erfolgreichen<br />
Gegenmaßnahmen und einem nachhaltigen Qualitätsmanagement<br />
sind, auf deren Grundlage wirkungsvolle<br />
Eindämmungsstrategien entwickelt werden können. Er<br />
kam zu dem Fazit, dass insbesondere bei hoher räumlicher<br />
und zeitlicher Dynamik der Tierdichten die Leitungsnetze<br />
überwacht werden müssen. „Was dynamisch<br />
ist, ist zu viel!“ so die Schlussworte der Tagung, die<br />
durch lebhafte Diskussionen und starken Praxisbezug<br />
gekennzeichnet war.<br />
Die einzelnen Beiträge der Tagung werden im Laufe der<br />
nächsten Monate in loser Folge in <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />
erscheinen.<br />
Blattfußkrebs Alona mit Eiern.<br />
<strong>Wasser</strong>assel (Oberflächenform) in<br />
eisenhaltigem Leitungssediment).<br />
Wenigborster<br />
Nais (gerne in<br />
Hausanschlussleitungen).<br />
Grundwasserkrebs<br />
Niphargus<br />
(Gruppe<br />
der Flohkrebse)<br />
im Leitungssediment.<br />
Köcherfliegenlarve<br />
(mit<br />
Köcher) am<br />
Behälterboden.<br />
© alle Bilder: Westfälische<br />
<strong>Wasser</strong>-<br />
und Umweltanalytik<br />
GmbH<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 861
FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />
Kanäle kombiniert bewirtschaften<br />
Abwärme, Schwallspülung, Regenrückhaltung –<br />
vorhandenes Potenzial nutzen<br />
Klaus W. König<br />
Kanäle können mehr als nur <strong>Abwasser</strong> ableiten. Das ist das Fazit des 1. Deutschen Kanalnetzbewirtschaftungstages,<br />
der am 6. Juni 2013 in Geisingen an der Donau stattgefunden hat. Bei einer für das jeweilige Kanalnetz<br />
programmierten Bewirtschaftung lassen sich mehrere Funktionen gleichzeitig steuern – und damit sowohl<br />
Energie als auch Investitionen sparen. Doch die Umstellung dauert, sie verlangt von den Mitarbeitern der kommunalen<br />
Eigenbetriebe ein Umdenken und ändert deren Arbeitsweise.<br />
Der Titel des Kongresses lässt erwarten, dass es Nachfolgeveranstaltungen<br />
in bestimmtem Turnus geben wird.<br />
Nach dem Erfolg des Auftakts mit 21 Referenten, 34 Ausstellern<br />
und knapp 300 Teilnehmern werden beim Ausrichter,<br />
der Firma Uhrig, als auch beim Veranstalter<br />
Technische Akademie Hannover e.V. (TAH) entsprechende<br />
Pläne geschmiedet. Dr.-Ing. Igor Borovsky, Vorsitzender<br />
der TAH, ist zufrieden mit dem Verlauf der Premiere.<br />
„Wir hatten eine stattliche Teilnehmerzahl aus<br />
Deutschland, Frankreich, Belgien, Spanien, Portugal und<br />
USA. Dank Synchronübersetzung in verschiedene Sprachen<br />
konnten sich diese aus dem Ausland angereisten<br />
Fachleute gut an der Diskussion beteiligen.“<br />
Altersverteilung im Kanalnetz. © DWA 2009<br />
Hintergrund<br />
Unsere <strong>Abwasser</strong>infrastruktur hat sich sozial und räumlich<br />
ausgewogen entwickelt. Sie ist, überwiegend getragen<br />
von den Kommunen, über viele Jahrzehnte als zentrales<br />
System gewachsen. Dies gewährleistet uns heutzutage<br />
eine flächendeckende Entsorgung mit hoher<br />
Entwässerungssicherheit. Damit einher geht eine ex -<br />
trem lange technische und ökonomische Lebensdauer.<br />
Die Folge davon ist mangelnde Flexibilität – ein Hindernis<br />
im Hinblick auf die einschneidenden Veränderungen,<br />
vor denen Kanalnetzbetreiber zukünftig stehen<br />
werden. Industrialisierung, verändertes Konsumentenverhalten<br />
und demografische Umbrüche führen in vielen<br />
Regionen zur Reduktion des <strong>Wasser</strong>verbrauchs, was<br />
auch bei der Entwässerung erhebliche Rück- und<br />
Umbaukosten zur Folge hat. Kanalnetze sind grundsätzlich<br />
verschieden – und doch gibt es Gemeinsamkeiten.<br />
Es lohnt sich, Erfahrungen zu technischen Neuerungen<br />
sowie besondere Vorteile bei Organisation, Vergabe,<br />
Bau und Betrieb zu vergleichen, zu hinterfragen und zu<br />
diskutieren. Diese Möglichkeit bot der 1. Deutsche<br />
Kanalnetzbewirtschaftungstag. In zwei parallel laufenden<br />
Vortragsblöcken konnten sich die Teilnehmer über<br />
die Themen Kanalnetzbewirtschaftung und Kanalsanierung/Energie<br />
aus <strong>Abwasser</strong> genauer informieren.<br />
Intelligente Netzbewirtschaftung ist flexibel<br />
Die Intelligenz eines Kanalnetzes hängt zusammen mit<br />
der Fähigkeit, auf die gegenwärtigen und zukünftigen<br />
Herausforderungen flexibel zu reagieren. Ob den daraus<br />
erwachsenden Anforderungen in der Zukunft konventionelle<br />
Systeme mit Regenüberlaufbecken sowie Trennund<br />
Drosselbauwerken zufriedenstellend gewachsen<br />
sind? Diese und ähnliche Fragen wurden diskutiert. Prof.<br />
Dr.-Ing. Theo G. Schmitt, der Siedlungswasserwirtschaft<br />
an der Technischen Universität Kaiserslautern lehrt und<br />
Obmann des DWA-Fachausschusses ES-2 „Systembezogene<br />
Planung“ ist, eröffnete die Veranstaltung mit<br />
seinem Vortrag „Zukunftsherausforderung Netzbewirtschaftung“<br />
und gab bekannt, dass trotz der auffälligen<br />
Häufung lokaler Starkregenereignisse pauschale<br />
Bemessungszuschläge in der Siedlungsentwässerung<br />
Juli/August 2013<br />
862 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht<br />
FACHBERICHTE<br />
nicht zu empfehlen sind. Vielmehr müsste die Überflutungsvorsorge<br />
als kommunale Gemeinschaftsaufgabe<br />
betrachtet werden, bei der neben der unterirdischen<br />
Kanalisation auch die Gegebenheiten der Oberfläche<br />
und lokaler Objektschutz einbezogen werden. Er empfiehlt<br />
eine Neuausrichtung der Bewertung und Betrachtung<br />
im Sinne eines Risikomanagements, das bei zunehmenden<br />
Ungewissheiten mit höherer Flexibilität und<br />
Anpassungsfähigkeit reagieren müsse – letztlich ein Plädoyer<br />
für eine stärker dezentrale Ausrichtung der Siedlungsentwässerung<br />
in Verbindung mit einer optimalen<br />
Bewirtschaftung vorhandener Kanalnetze.<br />
Die intelligente Kanalnetzbewirtschaftung darf aber<br />
kein Selbstzweck sein, so der Tenor der weiteren Vorträge.<br />
Es müssen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, Nutzungsdauer<br />
und Werterhalt im Vordergrund stehen.<br />
Insofern ist es schon für anstehende Sanierungsmaßnahmen<br />
wichtig, das Ziel zu kennen und zu wissen, wie<br />
das Kanalnetz der Zukunft aussehen soll. Nur so wird<br />
vermieden, in die falsche Richtung zu investieren, viele<br />
Jahrzehnte lang ins Hintertreffen zu geraten und der<br />
Entwicklung hinterher zu laufen. Massive substanzielle<br />
und finanzielle Probleme wären über eine längere Zeitspanne<br />
zu verkraften, möglicherweise verursacht durch<br />
bekannte Phänomene wie zunehmend aggressive und<br />
übel riechende Ablagerungen im Kanal, stark schwankende<br />
<strong>Abwasser</strong>konzentration oder Rückstau bei Hochwasser.<br />
Laut DWA-Leistungsvergleich kommunaler Kläranlagen<br />
2011 besteht „bei einigen Anlagen (Kanalnetz<br />
und Kläranlage) noch immer Anpassungsbedarf an den<br />
Stand der Technik“. Könnten dort vielleicht schon fortschrittlichere<br />
Konzepte realisiert werden, statt weitere<br />
Becken zu bauen und aufwendige Hochwasserpumpwerke<br />
zu betreiben, statt vermeidbaren Austrag von<br />
Ablagerungen in Becken und Flüsse zu riskieren? Mit<br />
solchen und ähnlichen Fragen wurden die Aussteller in<br />
den Veranstaltungspausen konfrontiert.<br />
Energieeffizienz senkt Betriebskosten<br />
deutlich<br />
Den Präsentationen des 1. Deutschen Kanalnetzbewirtschaftungstages<br />
nach zu urteilen, bestehen die viel versprechenden<br />
Aspekte einer intelligenten Netzbewirtschaftung<br />
aus Kombinationen von Nutzen des Kanalvolumens<br />
als Stauraumkanal sowie Einbauen von<br />
Spülschiebern und Wehranlagen zum Drosseln und Kaskadieren.<br />
Dies ermöglicht Staustufen mit und ohne Entlastung.<br />
Der Überflutungsschutz kann mit beweglichen<br />
Wehren meteorologisch gesteuert flexibel nach tatsächlicher<br />
Wettersituation erfolgen. Permanent saubere<br />
Kanäle sind die erwünschte Folge mit kontinuierlich<br />
weitergeleiteten Sedimenten. Auf der Kläranlage führt<br />
das zu gesteigerter Effizienz und sinkenden Betriebskosten<br />
aufgrund Vergleichmäßigung der <strong>Abwasser</strong>konzentration<br />
und somit weitgehend konstanten CSB-<br />
Frachten im Zulauf.<br />
Eingebaute Wehranlage zum Drosseln, Kaskadieren und Spülen.<br />
© Uhrig Straßen- und Tiefbau GmbH<br />
Wehrturm kurz vor dem Einbau in ein bestehendes Kanalnetz.<br />
© Uhrig Straßen- und Tiefbau GmbH<br />
Bekanntermaßen sind Kläranlagen und Pumpwerke<br />
die größten Stromverbraucher einer Kommune. Deren<br />
Betriebskosten steigen und fallen entscheidend mit<br />
dem Stromverbrauch. Und hier darf bei neuartigen<br />
technischen Komponenten zur Kanalnetzbewirtschaftung<br />
eine spürbare und nachhaltige Einsparung durch<br />
Energieeffizienz erwartet werden. Wenn <strong>Wasser</strong> nicht<br />
aus Rückhaltebecken nach oben gepumpt werden<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 863
FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />
Abschlussvortrag Univ.-<br />
Prof. Dr.-Ing. Karsten Körkemeyer<br />
von der Universität<br />
Kaiserslautern.<br />
© König<br />
Knapp 300 Teilnehmer kamen zum 1. Deutschen Kanalnetzbewirtschaftungstag<br />
am 6. Juni 2013 in Geisingen – darunter auch Fachleute<br />
aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Belgien, Portugal und USA.<br />
© www.netzbewirtschaftung.de<br />
34 Aussteller präsentierten Technik zur intelligenten Kanalnetzbewirtschaftung.<br />
Darunter waren Produkte für Kanalsanierung und Kanalwärme-Nutzung.<br />
© www.netzbewirtschaftung.de<br />
muss, weil es im Kanalrohr auf normalem Niveau gestaut<br />
wird, spart das bereits elektrische Energie.<br />
Ein Verfahren zur Ermittlung der Wirtschaftlichkeit<br />
einer Kanalnetzbewirtschaftung hat Marko Siekmann<br />
vom FIW Aachen (Forschungsinstitut für <strong>Wasser</strong>- und<br />
Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen e.V.) vorgestellt,<br />
ergänzt durch Erfahrungsberichte von Betreibern – z. B.<br />
zur frachtbezogenen Steuerung des Kanalnetzes in<br />
Wuppertal, zum Hochwasserschutz von <strong>Abwasser</strong>anlagen<br />
in Mainz und zur Nutzung von vorhandenem<br />
Stauraumvolumen durch Kaskadierung in Hürth/NRW.<br />
Drei Speicherkaskaden im Hauptschluss beinhalten<br />
dort die bisher fehlenden 3400 m³ zur Rückhaltung und<br />
als zusätzliches Extra ein für den Hochwasserschutz aktivierbares<br />
Stauraum-Volumen von 2500 m³.<br />
Bei Regen wird von oben nach unten gestaut, bei<br />
Trockenwetter von unten nach oben freigegeben – optimiert<br />
durch ein eigenes Prozessleitsystem. Laut Kai<br />
Wapenhans, Abteilungsleiter Entwässerung der Stadtwerke<br />
Hürth, kann die Kaskadierung eine wirtschaftlich<br />
sinnvolle Lösung sein, sobald die Mitarbeiter sich an die<br />
im Kanalbetrieb noch ungewohnte Hydraulik, an die<br />
größere Anzahl beweglicher Teile und entsprechend<br />
geänderte Verhaltensregeln sowie die größere Komplexität<br />
der Steuerung gewöhnt haben. Vermutlich ist die<br />
Arbeit dann auch körperlich weniger anstrengend und<br />
für die Gesundheit unbedenklich.<br />
Wirtschaftlich sinnvolle Netzerneuerung<br />
In der Publikation „Branchenbild der deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
2011“ stellen die Verfasser unter der Überschrift<br />
Netzerneuerung fest: „Trinkwasser- und <strong>Abwasser</strong>netze<br />
haben eine Lebensdauer von bis zu 100 Jahren.<br />
Dies bedeutet, dass die kontinuierliche Instandhaltung<br />
und Erneuerung der Netze eine Daueraufgabe ist. Die<br />
technisch und wirtschaftlich sinnvolle Netzerneuerungsrate<br />
muss jedes Unternehmen unter Berücksichtigung<br />
der örtlichen Gegebenheiten wie zum Beispiel Rohrnetzmaterial,<br />
Netzalter, Schadensraten, Leckagen ermitteln“.<br />
Etwa 31 % der vorhandenen <strong>Abwasser</strong>kanäle wurden<br />
in den letzten 25 Jahren gebaut, 39 % sind zwischen<br />
25 und 50 Jahren alt. Etwa 70 % der <strong>Abwasser</strong>kanäle<br />
sind demnach jünger als 50 Jahre. Die mittleren Kosten<br />
für die Kanalsanierung, ermittelt aus den Kostenangaben<br />
für Reparatur-, Renovierungs- und Erneuerungsmaßnahmen,<br />
lagen im Zeitraum von 2004 bis 2008 bei<br />
rund 908 € je Meter instand gesetzten Kanals. Im Mittel<br />
sind Investitionen in der Größenordnung von 8000 €<br />
pro Jahr und Kilometer Kanalnetz von den Betreibern<br />
vorgesehen. Für eine Großstadt mit einem Kanalnetz<br />
von 2000 km Länge entspricht dies einer Investition von<br />
16 Mio. € pro Jahr (Quelle: DWA-Umfrage 2009).<br />
Kanal als Nahwärmenetz?<br />
Sehen wir Kanalnetzbewirtschaftung unter dem Aspekt<br />
der Wirtschaftlichkeit, müssen wir auch das Potenzial<br />
Juli/August 2013<br />
864 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht<br />
FACHBERICHTE<br />
der Wärmeenergie betrachten und diesen verborgenen<br />
Schatz heben, d.h. die verfügbare Energie in klingende<br />
Münze verwandeln. Dem Netzbetreiber fällt hier die<br />
entscheidende Rolle zu. Er kennt die besonders interessanten<br />
Stellen, wo stetig ein hoher Volumenstrom mit<br />
viel Wärme eingeleitet wird und diejenigen, bei denen<br />
diese Energie besonders effektiv als Abwärme, unter<br />
bestimmten Umständen sogar mit zusätzlicher Unterstützung<br />
durch staatliche Förderung, genutzt werden<br />
kann. Die optimale Betriebstemperatur der Kläranlage<br />
im Blick, kann die thermische Bewirtschaftung des<br />
Kanalnetzes eine lukrative Zusatzaufgabe sein. Im Zuge<br />
von ohnehin erforderlichen Sanierungsmaßnahmen im<br />
Kanalnetz sinken die Investitionen für nachträgliche<br />
Abwärmenutzung auf ein attraktives Niveau.<br />
Kraftwerke, Industrie und Gewerbe könnten unter<br />
bestimmten Voraussetzungen darüber hinaus gezielt<br />
Abwärme in den Kanal abgeben, statt Flüsse und Atmosphäre<br />
damit zu belasten. Laut Univ.-Prof. Dr.-Ing.<br />
Karsten Körkemeyer von der Fakultät Baubetrieb und<br />
Bauwirtschaft der Universität Kaiserslautern ließen sich<br />
bei höherem Wärmepotenzial im Kanal und damit höheren<br />
Vorlauftemperaturen auch Wärmepumpen effektiver<br />
betreiben. Er plädierte im abschließenden Vortrag<br />
der Tagung in Geisingen dafür, die bauliche Sanierung<br />
zu kombinieren mit dem Einbau von Wärmetauschern<br />
und damit finanzielle Mittel effizient zu verwenden.<br />
Projekte zum Thema Nahwärmenetz Kanal sind derzeit<br />
in Lünen/NRW und im französischen Valenciennes/<br />
Nord-Pas-de-Calais beantragt bzw. in Planung. Bereits<br />
2011 hat das Institut für Energiewirtschaft und Rationelle<br />
Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart<br />
eine Potenzial-Studie erstellt. Sie zeigt den Zusammenhang<br />
von Kläranlagen, geeigneten <strong>Abwasser</strong>kanälen,<br />
Industriegebieten und Gebieten mit hohem Wärmebedarf.<br />
Das Ergebnis zeigt, dass mit der vorhandenen<br />
<strong>Abwasser</strong>wärme in den Kanälen 8,9 % des deutschen<br />
Energiebedarfs für Raumwärme und Warmwasser<br />
gedeckt werden können. Durch die Einspeisung von<br />
Abwärme lässt sich das Potenzial für die Wärmeversorgung<br />
aus <strong>Abwasser</strong> um den Faktor 3 auf 28 % steigern.<br />
Es ist genügend Abwärme aus Kraftwerken und Industrieprozessen<br />
vorhanden, um das Potenzial zu decken.<br />
Die Studie schließt mit dem Hinweis, durch Abwärmenutzung<br />
blieben Wertschöpfung und Arbeitsplätze im<br />
eigenen Land. Wahrscheinlich bleiben sie sogar in der<br />
eigenen Kommune.<br />
Fazit<br />
Ziel könnte sein, so das Meinungsbild mehrerer Diskussionsrunden<br />
während der Veranstaltung, die hydraulische<br />
und die thermische Bewirtschaftung langfristig<br />
als Kombination zu planen und zu organisieren. Wenn<br />
Zustand, Sanierungsbedarf, freie Kapazitäten des vorhandenen<br />
Netzes und geplante Entwicklung neuer Entwässerungsabschnitte<br />
bekannt sind sowie verfügbare<br />
21 Vorträge wurden synchron in verschiedene Sprachen übersetzt.<br />
© www.netzbewirtschaftung.de<br />
Die Veranstaltung war aufgeteilt in einen Themenblock Kanalnetzbewirtschaftung<br />
und einen Themenblock Kanalsanierung/Energie aus<br />
<strong>Abwasser</strong>. © www.netzbewirtschaftung.de<br />
Der Veranstaltungsort Geisingen an der Donau. Veranstalter war die<br />
Technische Akademie Hannover e.V.<br />
© www.netzbewirtschaftung.de<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 865
FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />
Wärmepotenziale festgestellt werden, kann mit speziell<br />
dafür entwickelten Verfahren ein Vergleich der Wirtschaftlichkeit<br />
zwischen traditioneller Bau- und Betriebsweise<br />
einerseits und moderner Netzbewirtschaftung<br />
andererseits angestellt werden.<br />
Mehr zum 1. Deutschen Kanalnetzbewirtschaftungstag<br />
am 6. Juni 2013 in Verbindung mit dem Fachkongress<br />
Kanalsanierung/Energie aus <strong>Abwasser</strong> ist zu finden<br />
unter www.netzbewirtschaftung.de<br />
Eingereicht: 09.07.2013<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. Klaus W. König lebt in Überlingen am Bodensee. Er ist Fachjournalist<br />
sowie von der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben<br />
öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Bewirtschaftung<br />
und Nutzung von Regenwasser. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Vorträge<br />
und Veröffentlichungen zur ökologischen Haustechnik. Klaus W. König ist<br />
Vorstandsmitglied der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung<br />
„fbr“ in Darmstadt und Mitarbeiter im DIN-Ausschuss NA 119-05-08 AA <strong>Wasser</strong>recycling/Regenwasser-<br />
und Grauwassernutzung. Seit 2011 lehrt er<br />
Regenwasserbewirtschaftung in englischer Sprache an der Universität Stuttgart<br />
und an der Hochschule Reutlingen.<br />
Buchbesprechung<br />
Kanalbau von A – Z<br />
Vergabe, Vertrag, Gütesicherung<br />
Von Thomas Ax. 2., völlig neu überarbeitete Ausgabe,<br />
April 2013. 594 S., Preis für Mitglieder:<br />
Schutzgebühr € 10,00 zzgl. 7 % MwSt., Preis für<br />
Nicht-Mitglieder: € 29,00 zzgl. 7 % MwSt.<br />
Im April 2013 ist das Nachschlagewerk von Rechtsanwalt<br />
Dr. Thomas Ax in einer 2. völlig neu bearbeiteten<br />
Auflage erschienen. Im Mai dieses Jahres<br />
haben die Mitglieder der Gütegemeinschaft Kanalbau,<br />
Gruppe 2 (Auftraggeber und Ingenieurbüros)<br />
dieses Fachbuch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft<br />
erhalten. Geordnet nach Stichworten behandelt das<br />
Buch die maßgebenden vergabe- und vertragsrechtlichen<br />
Fragestellungen mit direktem Bezug zum<br />
Kanalbau. Zudem enthält das Fachbuch die „Vergabe-<br />
und Vertragsordnung (VOB/A, VOB/B)“, das<br />
„Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen, vierter<br />
Teil (GWB)“ und die „Verordnung über die Vergabe<br />
öffentlicher Aufträge (VgV)“ im Originaltext.<br />
Vergabe- und Vertragsrecht sind in der Praxis eng<br />
miteinander verbunden: Trotz ihrer systematischen<br />
Trennung stellen beide Gebiete eine Einheit dar – so<br />
die Erfahrung der Praktiker bei der täglichen Arbeit.<br />
Das erstmals in 2005 veröffentlichte Nachschlagewerk<br />
erscheint in einer überarbeiteten Neuauflage.<br />
Es wurde erstellt, um den mit dem Kanalbau<br />
beschäftigten Personen eine Hilfestellung zu geben,<br />
sich in dem oftmals verwirrenden Paragrafendschungel<br />
zurechtzufinden und ihre Tiefbaumaßnahmen<br />
in der gewünschten Qualität realisieren zu können.<br />
Als Nachschlagewerk geeignet<br />
Die Qualität von Baumaßnahmen wird bereits bei<br />
der Auftragsvergabe und im zugehörigen Vertrag<br />
festgelegt. Deshalb fasst das Buch auf rund 600 Seiten<br />
den aktuellen Stand von Vergaberecht, Vertragsrecht<br />
und Gütesicherung nach Stichworten geordnet<br />
zusammen und ist so – trotz des Umfangs – für die<br />
tägliche Arbeit als Nachschlagewerk geeignet. Nicht<br />
zuletzt durch die umfassende Berücksichtigung und<br />
Darstellung der neuesten Rechtsprechung und mit<br />
einer Vielzahl von präzisen und aktuellen Informationen<br />
wird das Buch für jeden in der Baupraxis<br />
Tätigen zu einem nützlichen Begleiter bei allen entsprechenden<br />
Fragen rund um den Kanalbau. Der<br />
alphabetische Aufbau erlaubt einen raschen und<br />
bequemen Zugriff auf etwa 1000 Stichwörter zu<br />
Bauleistungen im Allgemeinen und zum Kanalbau<br />
im Besonderen. Ergänzt wird er durch ein ausgefeiltes<br />
Verweissystem. Natürlich enthält das Buch auch<br />
das Know-how zur Forderung und Prüfung der fachlichen<br />
Eignung und zur Bewertung der zugehörigen<br />
Nachweise.<br />
Gütesicherung durch Information<br />
Damit reiht sich das Nachschlagewerk in die Schriftenreihe<br />
ein, die die Gütegemeinschaft Kanalbau<br />
ihren Mitgliedern seit vielen Jahren in umfangreicher<br />
Form anbietet. Mitglied in der Gütegemein-<br />
Juli/August 2013<br />
866 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
BUCHBESPRECHUNG<br />
schaft Kanalbau zu sein, heißt, gut informiert zu<br />
sein: In den Schriftenreihen der Gütegemeinschaft<br />
werden Praktikern Arbeitshilfen insbesondere zu<br />
fachtechnischen Grundlagen aber auch zu aktuellen<br />
rechtlichen Themen angeboten. Neben der Neuauflage<br />
des Fachbuches „Kanalbau von A–Z“ sind in<br />
diesem Zusammenhang unter anderem die Arbeitshilfe<br />
zur „Optischen Abnahmeprüfung neu erstellter<br />
<strong>Abwasser</strong>leitungen und -kanäle“ zu nennen; ebenso<br />
wie die Übersicht „Technische Regeln im Kanalbau“.<br />
Alle Schriften werden regelmäßig aktualisiert<br />
und können kostenlos über die Homepage<br />
www.kanalbau.com abgerufen werden.<br />
Als Sonderdruck versendet<br />
So wurde von der Gütegemeinschaft im vergangenen<br />
Jahr auch das neu erschienene DWA-Merkblatt<br />
805 als Sonderdruck an Auftraggeber und Ingenieurbüros<br />
versendet. Das Blatt befasst sich mit der<br />
„Technischen Leistungsfähigkeit als besonderem<br />
Merkmal der Eignung von Bauunternehmen“. Die<br />
Information über wesentliche Neuerungen im Regelwerk<br />
und Bauvergaberecht und die Bereitstellung<br />
von Arbeitshilfen rund um das Thema Qualität und<br />
Qualifikation sind nur ein Baustein im umfangreichen<br />
Dienstleistungspaket der Gütesicherung Kanalbau.<br />
Das Konzept der RAL-Gütesicherung basiert<br />
auf der Überzeugung, dass Qualität erst im Zusammenspiel<br />
aller Beteiligten wirksam gesichert wird –<br />
hierzu zählen Auftraggeber, Ingenieurbüros und<br />
ausführende Firmen.<br />
Vorteile für Auftraggeber und Ingenieurbüros<br />
Dieses Zusammenspiel hat vielfältige Facetten und<br />
bietet Vorteile für alle „Mitspieler“. So auch für die<br />
Mitglieder der Gruppe 2 – öffentliche Auftraggeber<br />
und Ingenieurbüros. Über ihr Stimmrecht auf der<br />
Mitgliederversammlung sind die Mitglieder an der<br />
Mitgestaltung der RAL-Gütesicherung Kanalbau<br />
beteiligt. Unterstützung und Beratung erhalten sie<br />
durch den zuständigen Prüfingenieur, der als neutraler<br />
Ansprechpartner zur Ausschreibung und gütegesicherten<br />
Ausführung zur Verfügung steht. Über<br />
den Login-Bereich auf www.kanalbau.com erhalten<br />
Auftraggeber und Ingenieurbüros Informationen zu<br />
den von den Gütezeichenfirmen gemeldeten Baustellen<br />
und Einsicht in individuelle Muster zur<br />
Eigenüberwachung bei beauftragten Sanierungsmaßnahmen.<br />
Hinzu kommt das umfangreiche und<br />
für Mitglieder kostenlose Veranstaltungs- und Schulungsangebot<br />
für Auftraggeber und Ingenieurbüros.<br />
Regelmäßig angeboten werden Erfahrungsaustausche<br />
zur Ausführungsqualität und Auftraggeber-<br />
Fachgespräche zu den Themen offener Kanalbau,<br />
Vortrieb, Sanierung, Inspektion, Reinigung und<br />
Dichtheitsprüfung. Zusätzlich erhalten Mitglieder<br />
Sonderkonditionen, zum Beispiel bei Seminaren<br />
zum Bauvergaberecht und bei der Fortbildung Zertifizierter<br />
Kanal-Sanierungs-Berater. Da das „Gütezeichen<br />
Kanalbau“ Organisationen vorbehalten ist, die<br />
die Erfüllung der Güte- und Prüfbestimmungen<br />
nachgewiesen haben, verwenden Mitglieder der<br />
Gruppe 2 „Auftraggeber und Ingenieurbüros“ ein<br />
eigenes Logo als sichtbares Zeichen ihres Qualitätsanspruchs<br />
und der Zugehörigkeit zur Gütegemeinschaft.<br />
Das kommt an<br />
Das kommt in der Branche gut an, wie die Mitgliederzahlen<br />
belegen: In 2012 ist die Anzahl der Mitglieder<br />
Gruppe 2 (Auftraggeber und Ingenieurbüros)<br />
stärker gestiegen als je zuvor. Aktuell zählt die Gütegemeinschaft<br />
mehr als 800 Mitglieder von Seiten<br />
der öffentlichen Auftraggeber und Ingenieurbüros.<br />
Darüber hinaus fordern noch deutlich mehr öffentliche<br />
Auftraggeber und Ingenieurbüros, nämlich<br />
bundesweit über 5000, die Anforderungen der Gütesicherung<br />
RAL-GZ 961 im Rahmen ihrer Prüfung<br />
der Bietereignung. Damit leisten diese einen wichtigen<br />
Beitrag zur Förderung der Qualität im Kanalbau.<br />
Nach dem Motto „Qualität fordern – Werte schaffen“<br />
ist eine erfolgreiche Auftragsvergabe mit der<br />
Beauftragung fachkundiger Auftragnehmer und die<br />
Umsetzung der vertraglich vereinbarten Qualität auf<br />
der Baustelle Voraussetzung für nachhaltige Investitionen<br />
im Kanalbau.<br />
Bei diesen Entscheidungsprozessen können die Verantwortlichen<br />
auf Unterstützung und umfangreiche<br />
Arbeitshilfen zurückgreifen. Unter anderem in Form<br />
des von der Gütegemeinschaft zur Verfügung<br />
ge stellten Nachschlagewerks „Kanalbau von A–Z“.<br />
Zusätzlich zur gedruckten Ausführung steht der<br />
Inhalt des Buches allen Mitgliedern der Gütegemeinschaft<br />
in elektronischer Form im Login-Bereich<br />
zur Verfügung.<br />
Bestell-Hotline<br />
RAL-Gütegemeinschaft<br />
Güteschutz Kanalbau,<br />
Bad Honnef<br />
Tel. (02224) 9384-0<br />
Fax (02224) 9384-84<br />
E-Mail: info@kanalbau.com<br />
www.kanalbau.com<br />
© Güteschutz Kanalbau<br />
▶▶<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 867
PRAXIS<br />
Gemeinsam die technologische Entwicklung<br />
in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft vorantreiben<br />
Dipl.-Ing. (FH) Jörg Olsen, Solution Partner Management, Phoenix Contact Electronics GmbH, Bad Pyrmont<br />
Die deutsche <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
zeichnet sich durch eine hohe<br />
Verfügbarkeit der Anwendungen<br />
aus. Die Grundlage dafür bildet das<br />
umfassende Branchen- und Prozess-Know-how<br />
der vielen in diesem<br />
Bereich tätigen Unternehmen.<br />
Das Aqua Automation Forum hat<br />
sich daher das Ziel gesetzt, dieses<br />
Wissen zu bündeln und zu erweitern<br />
sowie gemeinsame Technologie-Entwicklungen<br />
voranzutreiben<br />
(siehe Aufmacher).<br />
2012 von vier namhaften Anbietern<br />
aus dem Umfeld der <strong>Wasser</strong>und<br />
<strong>Abwasser</strong>wirtschaft ins Leben<br />
gerufen, hat das Aqua Automation<br />
Forum bereits umfangreiche verfahrens-<br />
und automatisierungstechnische<br />
Erfahrungen zusammengetragen.<br />
Die Gründungsmitglieder<br />
Danfoss, Endress + Hauser, Phoenix<br />
Contact und Videc bieten hier ein<br />
abgestimmtes Produkt-Portfolio<br />
und unterstützen die Anwender<br />
darüber hinaus mit ihrem langjährigen<br />
Experten-Know-how. Das Aqua<br />
Automation Forum beleuchtet da -<br />
bei nicht nur einzelne Prozessschritte<br />
der <strong>Wasser</strong>wirtschaft: Durch<br />
die Auswahl der Mitgliedsunternehmen<br />
wird vielmehr der gesamte<br />
Verfahrensweg abgebildet. Aktuelle<br />
Herausforderungen der Branche<br />
sollen über die komplette technologische<br />
Breite betrachtet sowie<br />
durchgehende Lösungen diskutiert<br />
werden. Schon im Gründungsjahr<br />
wurden gemeinsame Veranstaltungen<br />
zu aktuellen Themen der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
ausgerichtet, die zahlreiche<br />
Planer, Anlagenbauer und<br />
Betreiber besuchten.<br />
Umfassendes Lösungsangebot<br />
im Bereich Automatisierungstechnik<br />
Die Veranstaltungsreihe wird 2013<br />
an verschiedenen Standorten fortgesetzt.<br />
Im Rahmen des diesjährigen<br />
Schwerpunktthemas „Energieeffizienz<br />
in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“<br />
zeigen die Referenten unter anderem<br />
Möglichkeiten zur Umsetzung<br />
der ISO 50001 und der DWA-A 216<br />
praxisnah auf. Ein besonderes<br />
Augenmerk liegt auf der ganzheitlichen<br />
energetischen Betrachtung<br />
der Anlagen, die sich durch die<br />
gesamte Prozesskette zieht. „Um ein<br />
genaues Bild der Ist-Situation zu<br />
erlangen, wird die passende Messtechnik<br />
benötigt, die verlässliche<br />
Daten und Informationen zur Verfügung<br />
stellt“, erläutert Andreas<br />
Schiefelbein, Leiter Technisches<br />
Büro Umwelt bei Endress + Hauser.<br />
Das Aqua Automation Forum wird<br />
das Thema Energieeffizienz deshalb<br />
gemäß ISO 50001 mit dem Plan-Do-<br />
Check-Act-Kreislauf angehen und<br />
an einigen Beispielen Realisierungsmöglichkeiten<br />
darstellen (Bild 1).<br />
Eine Gemeinsamkeit der Aqua-<br />
Automation-Mitglieder besteht in<br />
ihrer konsequenten Ausrichtung<br />
auf die Bedürfnisse der <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />
Phoenix Contact ist bereits<br />
seit vielen Jahren im Bereich urbane<br />
Juli/August 2013<br />
868 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRAXIS<br />
Infrastruktur tätig und bietet hier<br />
ein breites Lösungsangebot. Dazu<br />
zählen die Fernwirktechnik, Prozessautomatisierung<br />
und der Überspannungsschutz.<br />
Zunehmende Bedeutung<br />
kommt inzwischen auch Themen<br />
rund um die Netzwerktechnik<br />
und sichere Kommunikation zu,<br />
denn Verfügbarkeit ist heute immer<br />
mehr eine Frage der Redundanz<br />
und Zugriffssicherheit von Systemen.<br />
In Kombination mit vielfältigen<br />
Steuerungen von der modularen<br />
Kompakt-Variante bis zur<br />
redundanten Hochleistungs-SPS<br />
sowie einer großen Bandbreite an<br />
I/O-Komponenten deckt Phoenix<br />
Contact somit die Automatisierungs-Plattform<br />
in der Aqua Automation<br />
ab (Bild 2).<br />
Komfortable Umsetzung<br />
aller Aufgaben mit der<br />
<strong>Wasser</strong>-Bibliothek<br />
„Aus diesem komplexen Angebot<br />
definieren wir einfach handhabbare<br />
Lösungen für die Praxis“, so Thomas<br />
Geiz, bei Phoenix Contact für das<br />
Lösungs-Team <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
verantwortlich. Als langjähriger Leiter<br />
der Elektro-Instandhaltung eines<br />
<strong>Wasser</strong>werks führt Geiz weiter aus:<br />
„Mit dem Aqua Automation Forum<br />
demonstrieren wir, dass sich selbst<br />
mit Geräten unterschiedlicher Hersteller<br />
durchgängige Lösungen<br />
erstellen lassen, ohne über Schnittstellen<br />
diskutieren zu müssen“. So<br />
hat das Blomberger <strong>Wasser</strong>-Team<br />
für die Engineering-Umgebung PC<br />
Worx, mit der alle Steuerungen von<br />
Phoenix Contact programmiert<br />
werden, eine <strong>Wasser</strong>-Bibliothek entwickelt,<br />
welche die komfortable<br />
Umsetzung der täglichen Aufgaben<br />
von der energetischen Prozessoptimierung<br />
bis zur Anbindung der<br />
Sensor-/Aktor-Ebene erlaubt (Bild 3).<br />
Die Frequenzumrichter von Danfoss<br />
werden beispielsweise unter Be -<br />
rücksichtigung der wesentlichen<br />
Parameter einfach und schnell integriert.<br />
„Seit 2003 umfasst unser Leistungsspektrum<br />
Frequenzumrichter,<br />
die speziell auf die Anforderungen<br />
der Branche abgestimmt sind“,<br />
berichtet Stefan Denzer, bei Danfoss<br />
Verkaufsleiter Zentral Europa für<br />
den Bereich <strong>Wasser</strong> und Energie.<br />
„Mit einer energieeffizienten Drehzahlregelung<br />
lässt sich sofort eine<br />
signifikante Energiemenge einsparen.<br />
Uns war wichtig, dass PC Worx<br />
Funktionsbausteine beinhaltet, über<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 869<br />
Bild 1.<br />
Messdaten<br />
liefern die<br />
notwendige<br />
Verfahrenstransparenz.<br />
Bild 2. Eine sichere und<br />
anwendungsspezifische Datenübertragung<br />
ist das Rückgrat<br />
moderner Automatisierung.<br />
Bild 3.<br />
Die Daten aus<br />
verteilten<br />
Anlagen<br />
werden zu<br />
Informationen<br />
verdichtet.<br />
▶▶
PRAXIS<br />
Bild 5. Aufbau eines anerkannten Energiedatenmanagements nach<br />
DIN 50001 mit Acron.<br />
Bild 4. Mit Frequenzumrichtern bieten Pumpen<br />
erhebliche Einsparpotenziale.<br />
die der Betreiber die Ankopplung,<br />
den Support und die Wartung nachvollziehen<br />
kann (Bild 4)“.<br />
Um den Plan-Do-Check-Act-<br />
Kreislauf zu vervollständigen, sind<br />
Werkzeuge für die Analyse und<br />
Bewertung der Energiedaten notwendig.<br />
Zugeschnitten auf die An -<br />
forderungen der ISO 50001 werden<br />
die Daten in den Tools verdichtet<br />
und zu aussagekräftigen Informationen<br />
verarbeitet. „Die Datenerfassung<br />
allein liefert noch keine Entscheidungsgrundlage<br />
für energieeffiziente<br />
Verfahren“, stellt Dieter<br />
Barelmann, Geschäftsführer von<br />
Videc, fest. „Erst die Umwandlung<br />
der Daten in Informationen leistet<br />
diesen Schritt und stellt eine langfristige<br />
Nutzung der Investitionen<br />
sicher (Bild 5)“.<br />
einem intensiven Technologie-Austausch<br />
zwischen den Mitgliedern<br />
geführt. Aus der kontinuierlichen<br />
Zusammenarbeit resultieren zahlreiche<br />
Synergien, die nun konsequent<br />
weiterverfolgt werden. So<br />
soll sich die Informationsplattform<br />
zu einer durchgängigen Systemlösung<br />
wandeln, in der die einzelnen<br />
Komponenten herstellerübergreifend<br />
miteinander kommunizieren.<br />
Dazu haben die Aqua-Automation-<br />
Mitglieder die Schnittstellen und<br />
Kompatibilitäten untereinander ge -<br />
klärt. Die Vorteile eines aufeinander<br />
abgestimmten Systems zeigen sich<br />
bereits bei der Installation und<br />
Inbetriebnahme und begleiten den<br />
Anwender auch bei der Modifizierung<br />
oder Erneuerung seiner An -<br />
lage. Der Engineering-Aufwand<br />
sinkt ebenfalls deutlich.<br />
Wie weit diese Entwicklung ge -<br />
trieben werden kann, lässt sich<br />
schon heute in Teilbereichen<br />
ab lesen. Beispielsweise werden die<br />
Komponenten mit einem einheitlichen<br />
Werkzeug konfiguriert. Ob -<br />
Deutliche Reduzierung der<br />
technischen und organisatorischen<br />
Schnittstellen<br />
Die ursprüngliche Zielsetzung der<br />
Aqua Automation als Informationsplattform<br />
für die Branche hat zu<br />
Bild 6. Der Plan-Do-Check-Act-Kreislauf muss praxisgerecht gelebt<br />
werden.<br />
Juli/August 2013<br />
870 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRAXIS<br />
Stefan Denzer, Verkaufsleiter<br />
Zentral Europa bei Danfoss.<br />
Andreas Schiefelbein, Leiter<br />
Technisches Büro Umwelt<br />
bei Endress + Hauser.<br />
Joachim Pucker, Leiter des<br />
Industry Managements Urban<br />
Infrastructure bei Phoenix<br />
Contact.<br />
Dieter Barelmann,<br />
Geschäftsführer von Videc.<br />
jekte, Variablen und Funktionsbausteine<br />
können somit einmalig an<br />
zentraler Stelle angelegt werden<br />
und das gesamte Projekt greift darauf<br />
zu. Mit einem solchen System<br />
fügen sich herstellerübergreifende<br />
Prozesskenntnisse und Produkte<br />
modular wie aus einem Guss zusammen.<br />
„Für uns liegt ein großer Vorteil<br />
der Kooperation in der Reduzierung<br />
technischer wie organisatorischer<br />
Schnittstellen“, erklärt Joachim<br />
Pucker, Global Industry Manager bei<br />
Phoenix Contact. „Planer, Anlagenbauer<br />
und Betreiber erhalten folglich<br />
ein Mehr an Sicherheit und Verfügbarkeit“.<br />
Informative Veranstaltungen<br />
im Bereich Energieeffizienz<br />
Die rasche Entwicklung des Aqua<br />
Automation Forums ist auch als<br />
Reaktion auf die Anforderungen des<br />
Marktes zu verstehen. Insbesondere<br />
das Thema Energieeffizienz hat<br />
dazu beigetragen, mehr Transparenz<br />
und Durchgängigkeit auf der<br />
Automatisierungsseite einzufordern,<br />
um Energiemanagement-Systeme<br />
umsetzen zu können (Bild 6).<br />
Das Aqua Automation Forum bietet<br />
hierzu sowohl fachlich als auch<br />
technologisch eine herstellerunabhängige<br />
Plattform, weshalb zusätzliche<br />
Anbieter ihr Interesse an einer<br />
Mitarbeit signalisiert haben, was<br />
die Bedeutung des Forums weiter<br />
stärkt. Die nächsten Veranstaltungen<br />
mit dem Schwerpunkt Energieeffizienz<br />
finden am 17. September<br />
2013 in Kulmbach, am 19. September<br />
2013 in Mülheim an der Ruhr<br />
und am 1. Oktober 2013 in Hamburg<br />
statt. Planer, Anlagenbauer<br />
und Betreiber wasserwirtschaftlicher<br />
Betriebe können sich unter<br />
www.aqua-automation.com bereits<br />
jetzt anmelden, um sich aktiv an der<br />
technologischen Weiterentwicklung<br />
branchenspezifischer Lösungen<br />
zu beteiligen.<br />
Kontakt:<br />
PHOENIX CONTACT Electronics GmbH,<br />
Dringenauer Straße 30,<br />
D-31812 Bad Pyrmont,<br />
Tel. (05281) 946-0,<br />
Fax (05281) 946 11-11,<br />
E-Mail: info@phoenixcontact.de,<br />
www.phoenixcontact.com<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt zur Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />
EAZ Netzwerk 2.indd 1 3.9.2012 15:24:16
PRAXIS<br />
Trockene Füße für Sylter Feuerwache<br />
Das Regenrückhaltebecken aus Rigofill inspect-Blöcken von FRÄNKISCHE schützt die Kanalisation vor Überlastung.<br />
Der Standort für die neue Westerländer Feuerwache gegenüber dem Flughafen ist sehr verkehrsgünstig<br />
gelegen und bestens geeignet für das moderne, funktionale Gebäude, das hier nun errichtet wird. Aufgrund<br />
der hohen Grundwasserstände auf Sylt stellt sich aber bei einem Bau dieser Größe die Frage: Wohin mit dem<br />
anfallenden Regenwasser? Ein Regenrückhaltebecken mit Rigofill inspect-Blöcken von FRÄNKISCHE sammelt<br />
das anfallende <strong>Wasser</strong> und lässt es verzögert in die Kanalisation fließen, um sie zu entlasten.<br />
Die Feuerwehrmänner und<br />
-frauen freuen sich über den<br />
Bau der neuen Feuerwache in Westerland.<br />
Das neue Gebäude wird<br />
über neun Stellplätze verfügen und<br />
ist als winkelförmiger, solitärer Bau<br />
mit zwei Stockwerken angelegt.<br />
Weil die neue Wache zusätzlich Flächen<br />
versiegelte, wird der natürliche<br />
Weg des Regenwassers unterbrochen.<br />
Es versickert nicht mehr an<br />
Ort und Stelle, sondern muss sich<br />
erst seinen Weg über Dächer und<br />
Beton bahnen. In einem Regenrückhaltebecken<br />
aus Rigofill inspect-<br />
Blöcken wird das Regenwasser<br />
gesammelt und langsam an die<br />
Kanalisation abgegeben.<br />
Trotz höherer Kosten wurde die Überfahrt per Schiff<br />
gewählt.<br />
FRÄNKISCHE Ahoi<br />
Auf ungewöhnlichem Weg erreichten<br />
die Rigofill inspect-Blöcke und<br />
die Quadro-control-Systemschächte,<br />
aus denen die Regenrückhalterigole<br />
besteht, ihr Ziel in Westerland auf der<br />
Insel Sylt. Trotz höherer Kosten wurden<br />
sie mit dem Schiff vom Festland<br />
auf die Insel gebracht – der Umwelt<br />
zuliebe. Auf der FRÄNKISCHEbeflaggten<br />
„Undine“ traten die Blöcke<br />
ihre Seereise von Husum aus an<br />
und wurden über Nacht nach Sylt<br />
geschifft. „Wir haben gestaunt, dass<br />
alle Blöcke und die Schächte auf einmal<br />
in den Laderaum der „Undine“<br />
passten. Die Verladung lief dank der<br />
handlichen Einzelblöcke schnell und<br />
problemlos ab“, erinnert sich Matthias<br />
Kulla, Außendienstmitarbeiter<br />
von FRÄNKISCHE. Er war nicht nur bei<br />
der Verladung des Materials vor Ort,<br />
sondern begleitete auch den Bau der<br />
Rigole in Westerland zwei Tage lang.<br />
Besonders die gute Zusammenarbeit<br />
und zuverlässige Betreuung ist es, die<br />
Kai Reimer, Diplom-Ingenieur und<br />
Gesellschafter des Ingenieurbüros<br />
Haase+ Reimer Ingenieure GbR an<br />
den Franken schätzt. „Wir haben<br />
schon auf verschiedenen Gebieten<br />
mit FRÄNKISCHE zusammengearbeitet<br />
und können auf viele positive<br />
Erfahrungen zurückblicken, die nun<br />
wieder einmal bei der Verwendung<br />
von Rigofill inspect für die Rigole<br />
unter der Westerländer Feuerwache<br />
bestätigt wurde.“ Als zuständiger Planer<br />
für den Tiefbau würde Kai Reimer<br />
jederzeit wieder auf Produkte von<br />
der Firma zurückgreifen.<br />
Schneller geht’s nicht<br />
Das kurze Stück zwischen Hafen<br />
und Baustelle legten die Blöcke auf<br />
LKWs zurück. Gerade einmal vier<br />
Stunden brauchten drei Arbeiter<br />
der ausführenden Tiefbaufirma<br />
Peter Jacobsen GmbH und Co. KG,<br />
um alle Blöcke und die Schächte auf<br />
der bereits vorbereiteten Kunststoff-Dichtungsbahn<br />
zu verlegen.<br />
Mit Ummantelung und Verdichtung<br />
der Rigole dauerte der gesamte<br />
Aufbau nur einen Tag. Für Heiko<br />
Gatzsch, Polier der Jacobsen GmbH,<br />
war es die erste Zusammenarbeit<br />
mit FRÄNKISCHE: „Der Einbau lief<br />
absolut reibungslos und auch<br />
schnell. Gegenüber dem Bau eines<br />
aufwendigen Betonbeckens war<br />
diese Lösung für die Gemeinde Sylt<br />
die wirtschaftlichere Alternative.“<br />
Rigofill inspect verfügt über ein<br />
Hohlraumvolumen von 95 % und<br />
speichert bis zu 400 Liter in einem<br />
einzigen Block bei einem Eigengewicht<br />
von gerade mal 20 kg. Das<br />
Becken unter der Feuerwache in<br />
Westerland hat bei einer Größe von<br />
45,6 × 3,2 × 0,66 Metern ein Volumen<br />
von 91,2 m 3 .<br />
„Der hält was aus“<br />
Die hohe Belastbarkeit von Rigofill<br />
inspect war ein ausschlaggebender<br />
Grund, der für die Füllkörperrigole<br />
sprach, denn das Regenrückhaltebecken<br />
befindet sich unter der<br />
Zufahrtstraße der neuen Feuerwache.<br />
Da hier auch die Einsatzwagen<br />
täglich ein- und ausfahren, muss die<br />
Rigole einiges aushalten. Die eingebauten<br />
Blöcke aus Polypropylen<br />
verfügen über ein integriertes<br />
Stützsystem aus Kunststoff, entsprechen<br />
der Belastungsklasse SLW 60<br />
und können deshalb mit bis zu<br />
60 Tonnen Gewicht belastet werden.<br />
Die Nutzung durch schwere<br />
Juli/August 2013<br />
872 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRAXIS<br />
Feuerwehr-Fahrzeuge ist daher problemlos<br />
möglich. Trotz dieser Belastungen<br />
hat Rigofill inspect eine<br />
erwartete Lebensdauer von mindesten<br />
50 Jahren, die durch regelmäßige<br />
Inspektion noch verlängert<br />
werden kann.<br />
Inspektion leicht gemacht<br />
Die Rigolenfüllkörper Rigofill inspect<br />
machen die regelmäßige Kontrolle<br />
zum Kinderspiel. Der integrierte,<br />
durchgängige Inspektionstunnel<br />
ermöglicht sowohl eine<br />
vollständige Kamerainspektion, als<br />
auch gegebenenfalls die Spülung<br />
der Rigole oder des Beckens – ganz<br />
ohne Betreten. Über die beiden eingebauten<br />
Quadro-control-Schächte<br />
sind die Inspektionstunnel von<br />
außen leicht und schnell zugänglich.<br />
Der Einsatz zeitgemäßer TV-<br />
Inspektionstechnik eröffnet dank<br />
des schwenkbaren und höhenverstellbaren<br />
Kamerakopfes den<br />
gesamten Rigoleninnenraum, einschließlich<br />
der Boden- und Seitenflächen<br />
und des statischen Tragsystems.<br />
Auch die Kunststoff-Dichtungsbahn<br />
wird auf diese Weise auf<br />
eventuelle Verunreinigungen oder<br />
Risse hin kontrolliert. So kann das<br />
Becken unter der Westerländer Feuerwachenzufahrt<br />
jederzeit ohne<br />
größeren Aufwand inspiziert und in<br />
Stand gehalten werden. Langfristig<br />
entstehende Schäden können verhindert<br />
und die Lebensdauer der<br />
Rigole erheblich verlängert werden.<br />
Rigofill, der Zauberwürfel<br />
Der hohe Grundwasserstand auf<br />
Sylt erschwerte die Planung der<br />
Regenwasserbewirtschaftung.<br />
Mit den Rigolenbausteinen<br />
Rigofill inspect war die Lösung<br />
gefunden. Sie können in nahezu<br />
beliebiger Anordnung an fast jeden<br />
Grundriss angepasst werden. Sie<br />
haben ein quadratisches Rastermaß<br />
von 80 cm und können entweder<br />
als Vollblock mit 66 cm oder als<br />
Halbblock mit 35 cm Höhenraster<br />
verwendet werden. „Besonders<br />
wichtig war, dass die Rigole so flach<br />
wie möglich und rundum dicht sein<br />
Über zwei Quadro-Control-Schächte ist das Regenrückhaltebecken von außen leicht<br />
zugänglich.<br />
musste, damit das <strong>Wasser</strong> nicht versickert.<br />
Da es sich hier um ein <strong>Wasser</strong>einzugsgebiet<br />
handelt, muss das<br />
Regenwasser in die Oberflächenentwässerung<br />
und nicht ins Grundwasser<br />
geleitet werden“, sagt Heiko<br />
Gatzsch. Für das Regenrückhaltebecken<br />
der neuen Feuerwache wurden<br />
228 Vollblöcke zu einer rechteckigen<br />
Rigole zusammengefügt,<br />
die lediglich 66 cm hoch ist. Über<br />
zwei Quadro-Control-Schächte ist<br />
sie von außen leicht zugänglich. Die<br />
Blöcke wurden mit einer wasserdichten<br />
Kunststoff-Dichtungsbahn<br />
ummantelt und auf diese Weise<br />
abgedichtet. Das gestaute Regenwasser<br />
entlastet die Kanalisation<br />
und fließt verzögert nach und nach<br />
in diese ab.<br />
Das Multitalent<br />
Die praktische und bereits viel<br />
bewährte Füllkörperrigole von<br />
FRÄNKISCHE wird unter der neuen<br />
Feuerwache auf Sylt unter Verwendung<br />
einer wasserdichten Kunststoff-Dichtungsbahn<br />
als Regenrückhaltebecken<br />
genutzt. Doch sie kann<br />
noch weit mehr. Mit Pumpen- und<br />
Steuerungstechnik ausgerüstet,<br />
kann die Rigole das aufgefangene<br />
Regenwasser auch für eine weitere<br />
Nutzung speichern. Auf diese Weise<br />
entstanden bereits große <strong>Wasser</strong>speicher<br />
für zum Beispiel Feuerlöschbehälter<br />
oder Waschanlagen<br />
für Straßenbahnen. Auch Rigolen<br />
zur Versickerung von Regenwasser<br />
sind mit Rigofill inspect kostengünstig<br />
und schnell aufgebaut. Für<br />
diesen Zweck werden die Blöcke<br />
mit dem durchlässigen Vlies Rigoflor<br />
ummantelt, durch das das angestaute<br />
Regenwasser nach und nach<br />
versickert.<br />
Die Rigole unter der neuen Feuerwache<br />
auf Sylt sorgt für trockene<br />
Füße – für Gebäude und Menschen,<br />
denn sie schützt sicher vor dem<br />
Anstauen von Regenwasser auf den<br />
versiegelten und teilversiegelten<br />
Flächen.<br />
Kontakt:<br />
Fränkische Rohrwerke<br />
Gebr. Kirchner GmbH & Co. KG, GB Drainage,<br />
Hellinger Straße 1,<br />
D-97486 Königsberg/Bayern,<br />
Tel. (09525) 88-8357, Fax (09525) 88-2412,<br />
E-Mail: info.drain@fraenkische.de,<br />
www.fraenkische-drain.de<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 873
PRAXIS<br />
Neue effiziente horizontale Mehrstufenpumpe<br />
Mehrstufenpumpe<br />
Xylem<br />
Lowara eHM.<br />
Die neue horizontale Mehrstufenpumpe<br />
Lowara e-HM aus<br />
Edelstahl von Xylem ist speziell für<br />
Anwendungen in der Industrie<br />
sowie Haus- und Gebäudetechnik<br />
entwickelt worden.<br />
Sie zeichnet sich<br />
besonders<br />
durch hohe<br />
Wirkungsgrade<br />
und<br />
Hocheffizienz<br />
aus und<br />
bietet gleichzeitig<br />
dauerhaft niedrige<br />
Betriebskosten.<br />
Die neue Lowara e-HM basiert<br />
auf demselben innovativen Hydraulikdesign<br />
wie auch schon die hocheffiziente<br />
vertikale Mehrstufenpumpe<br />
e-SV und erhöht die Energieeffizienz<br />
um 15–20 %. Ihre<br />
Fördermenge beträgt bis zu 29<br />
m 3 /h, und die Förderhöhe bis zu<br />
16 bar. Verschiedene Ausführungen<br />
sind für die Bereiche Kälte/Klimatisierung,<br />
Druckerhöhung, Waschund<br />
Reinigungstechnik, Heizung<br />
und <strong>Wasser</strong>behandlung sowie für<br />
aggressive Medien verfügbar. Die<br />
Lowara e-HM ist in zwei Designs<br />
erhältlich. Bei der Variante für<br />
geringe Drücke und Fördermengen<br />
besteht das Gehäuse aus einem Teil,<br />
die Ausführung mit geteiltem<br />
Pumpenmantel eignet sich hervorragend<br />
für hohe Fördermengen<br />
und hohen Druck. Mit mindestens<br />
20 000 Betriebsstunden unter normalen<br />
Bedingungen bietet die<br />
e-HM verbesserte Lebenszykluskosten.<br />
Ralf Dörrenberg, Segmentleiter<br />
Industrie bei Xylem Water Systems<br />
Deutschland, kommentiert: „Auch<br />
bei der Lowara e-HM haben unsere<br />
Entwicklungsin genieure besonderes<br />
Augenmerk auf die Hocheffizienz<br />
ge legt. Mit einem MEI-Wert von<br />
unter 0,7 präsentieren wir jetzt die<br />
effizienteste horizontale Mehrstufenpumpe<br />
am Markt. Sie bietet eine<br />
ausgezeichnete Haltedruckhöhe<br />
(NPSH – Net Positive Suction Head)<br />
und einen minimalen Axialschub,<br />
was die Lebensdauer der Motorlager<br />
deutlich verlängert. Da wir ausschließlich<br />
hochwertigen Edelstahl<br />
einsetzen, sind Anwendungen im<br />
Bereich Trinkwasser selbst nach<br />
strengen, internationalen Vorschriften<br />
wie WRAS/ ACS/ AS4020/ NSF61<br />
möglich. Bei der e-HM-Pumpe handelt<br />
es sich um eine langlebige<br />
Kons truktion für Industriekunden<br />
z. B. in der Lebensmittel- und<br />
Getränke industrie, der Teilereinigung<br />
sowie der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
und -versorgung.<br />
Die neue e-HM kann zahlreichen<br />
Industrieanwendungen angepasst<br />
werden. Die Pumpe ist in verschiedenen<br />
Edelstahl-Ausführungen<br />
(1.4301 und 1.4404) sowie elektropoliert<br />
und passiviert (Edelstahl<br />
1.4404) erhältlich. Die Elastomere<br />
(O-Ringe) sind in EPDM, FPM oder<br />
Kalrez® verfügbar, die Gleitringdichtungen<br />
in Kohle, Keramik oder Siliziumkarbid.<br />
Kontakt:<br />
Xylem Water Systems Deutschland GmbH,<br />
Biebigheimer Straße 12,<br />
D-63762 Großostheim,<br />
Tel. (06026) 943-0,<br />
Fax (06026) 943-210,<br />
E-Mail: info.lowarade@xyleminc.com,<br />
www.lowara.de<br />
Der QuickCODultra<br />
wird intuitiv<br />
mittels Touchscreen<br />
gesteuert.<br />
Online-CSB-Messtechnik für schwierigste Wässer<br />
Das<br />
Online-CSB-<br />
Messsystem Quick-<br />
CODultra der LAR AG<br />
bestimmt zuverlässig<br />
den chemischen Sauerstoffbedarf<br />
in schwierigsten<br />
Wässern. Die<br />
innovative Prozessführung<br />
erfordert keine Verdünnung<br />
sowie Filtration<br />
der Probe und verzichtet<br />
auf Katalysatoren.<br />
Die unbehandelte Rohabwasserprobe,<br />
inklusive<br />
Partikel, wird direkt<br />
über das robotergestütze Injektionssystem<br />
in den Reaktor injiziert.<br />
Mit der patentierten Ultra-Hochtemperaturmethode<br />
bei 1200 °C ist<br />
ein vollständiger Aufschluss aller<br />
Bestandteile der Probe garantiert.<br />
Der für die Oxidation verbrauchte<br />
Sauerstoff wird über einen speziellen<br />
Detektor detektiert und so der<br />
CSB-Wert bestimmt. Die Messergebnisse<br />
sind aufgrund des vollständigen<br />
Aufschlusses frei von<br />
Chlorid-Störungen.<br />
Der QuickCODultra verzichtet<br />
auf den Einsatz gefährlicher, ätzender<br />
Stoffe, sodass eine hohe<br />
Betriebssicherheit gewährleistet<br />
und die Umwelt geschützt wird. Das<br />
CSB-Messgerät zeichnet sich durch<br />
eine hohe Verfügbarkeit von über<br />
98 % aus.<br />
Mit der optionalen Messung von<br />
sechs Strömen eignet sich dieses<br />
maßgeschneiderte Messsystem<br />
optimal für die Ermittlung von Produktionsverlusten<br />
in der chemischen<br />
Industrie und der Lebensmittelindustrie,<br />
sowie zur optimalen<br />
Steuerung von Kläranlagen.<br />
Kontakt:<br />
LAR Process Analysers AG,<br />
Benjamin Mattejiet,<br />
Neuköllnische Allee 134,<br />
D-12057 Berlin,<br />
Tel. (030) 278 958-59,<br />
Fax (030) 278 958-707,<br />
E-Mail: bmattejiet@lar.com,<br />
www.lar.com<br />
Juli/August 2013<br />
874 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Impressum<br />
INFORMATION<br />
Das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />
<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />
Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift für<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung und <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />
<strong>Wasser</strong>reinigung und <strong>Abwasser</strong>technik.<br />
Organschaften:<br />
Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />
Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />
des Bundesverbandes der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />
der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />
(figawa),<br />
der DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall e. V.<br />
der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />
(ÖVGW),<br />
des Fachverbandes der Gas- und Wärme versorgungsunternehmen,<br />
Österreich,<br />
der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />
der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />
Herausgeber:<br />
Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institut e.V., Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />
Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />
Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />
Dipl.-Wirtschafts-Ing. Gotthard Graß, figawa, Köln<br />
Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />
Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />
Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend Gas|Erdgas),<br />
Thyssengas GmbH, Dortmund<br />
Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />
Dipl.-Ing. Klaus Küsel, Heinrich Scheven Anlagen- und Leitungsbau<br />
GmbH, Erkrath<br />
Prof. Dr. Joachim Müller-Kirchenbauer, TU Clausthal,<br />
Clausthal-Zellerfeld<br />
Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />
Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />
BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />
Harald Schmid, WÄGA Wärme-Gastechnik GmbH, Kassel<br />
Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />
Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />
Heinz Watka, Open Grid Europa GmbH, Essen<br />
Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />
Redaktion:<br />
Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />
Dipl.-Ing. Christine Ziegler, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
Arnulfstraße 124, 80636 München,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-33, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: ziegler@di-verlag.de<br />
Redaktionsbüro im Verlag:<br />
Sieglinde Balzereit, Tel. +49 89 203 53 66-25,<br />
Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: balzereit@di-verlag.de<br />
Katja Ewers, E-Mail: ewers@di-verlag.de<br />
Stephanie Fiedler, M.A., E-Mail: fiedler@di-verlag.de<br />
Ingrid Wagner, E-Mail: wagner@di-verlag.de<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Jan-Ulrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />
beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />
Prof. Dr.-Ing. Mathias Ernst, TU Hamburg-Harburg, Hamburg<br />
Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der Bundeswehr<br />
München, Institut für Siedlungswasserwirtschaft und<br />
Abfall technik, Neubiberg<br />
Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />
Prof. Dr.-Ing. Werner Hegemann, Andechs<br />
Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />
Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />
Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />
Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />
Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, figawa, Köln<br />
Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />
Dipl.-Geol. Ulrich Peterwitz, AWWR e.V. (Arbeitsgemeinschaft der<br />
<strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr), Schwerte<br />
Prof. Dr.-Ing. Friedhelm Sieker, Institut für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
Universität Hannover<br />
RA Jörg Schwede, Kanzlei Doering, Hannover<br />
Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz, Institut für Siedlungswasserbau,<br />
<strong>Wasser</strong>güte- und Abfallwirtschaft, Universität Stuttgart, Stuttgart<br />
Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis, Bieske und Partner<br />
Beratende Ingenieure GmbH, Lohmar<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />
Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Institut für Rohrleitungsbau an der<br />
Fachhochschule Oldenburg e.V., Oldenburg<br />
Verlag:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124,<br />
80636 München, Tel. +49 89 203 53 66-0, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
Internet: http://www.di-verlag.de<br />
Geschäftsführer: Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Verlagsleitung: Kirstin Sommer<br />
Anzeigenabteilung:<br />
Mediaberatung:<br />
Inge Matos Feliz, im Verlag,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-22 Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: matos.feliz@di-verlag.de<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Brigitte Krawzcyk, im Verlag,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-12, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />
Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 63.<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />
(Doppelausgabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />
„R+S – Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />
Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />
Jahresabonnementpreis:<br />
Print: 350,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
ePaper: 350,– €<br />
Einzelheft Print: 39,– €<br />
Porto Deutschland 3,– € / Porto Ausland 3,50 €<br />
Einzelheft ePaper: 39,– €<br />
Abo plus (Print und ePaper): 455,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />
für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
ePaper für € 70,–, Heft für € 175,– zzgl. Versand<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigung 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />
Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />
Leserservice <strong>gwf</strong> – Gas|Erdgas<br />
DataM-Services GmbH, Herr Marcus Zepmeisel,<br />
Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />
Tel. +49 931 4170 459, Fax +49 931 4170 494<br />
leserservice@di-verlag.de<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />
Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />
strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />
der Meinung der Redaktion.<br />
Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />
Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, München<br />
Printed in Germany<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 875
INFORMATION Termine<br />
##<br />
Energietage – Tagung mit begleitender Fachausstellung<br />
09.–11.09.2013, Garching<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Barbara Sundermeyer-Kirstein,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef, Tel. (02242) 872-181, E-Mail: sundermeyer-kirstein@dwa.de,<br />
http://de.dwa.de/energietage-2013.html<br />
##<br />
Probenvorbereitung in der <strong>Wasser</strong>analytik – Europäische Gesetzgebung, Methoden, Applikationen<br />
12.09.2013, Mülheim an der Ruhr<br />
IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für <strong>Wasser</strong> Beratungs- und Entwicklungs GmbH, Frau Bonorden, Moritzstraße 26,<br />
45476 Mülheim an der Ruhr, Tel. (0208) 40303-101, Fax (0208) 40403-82, E-Mail: s.bonorden@iww-online.de,<br />
www.iww-online.de<br />
##<br />
Urbane Sturzfluten: Analyse, Bewertung, Lösung<br />
12.–09.2013, Bonn<br />
Technische Akademie Hannover e.V., Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover, Tel. (0511) 39433-30, Fax (0511) 39433-40,<br />
E-Mail: info@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de<br />
##<br />
Steuern in der kommunalen Entsorgungswirtschaft – Korrekte Anwendung der Vorschriften für Abfallund<br />
<strong>Abwasser</strong>betriebe<br />
17.09.2013, Berlin<br />
VKU Service GmbH, Katja Selleske, Invalidenstraße 91, 10115 Berlin, Tel. (030) 58580-401, (030) 58580-108,<br />
E-Mail: selleske@vku.de, www.vku.de<br />
##<br />
Novellierung der Trinkwasserverordnung<br />
17.09.2013, Frankfurt (Main)<br />
BTGA – Bundesindustrieverband Technische Gebäudeausrüstung e.V., Hinter Hoben 149, 53129 Bonn, www.btga.de<br />
##<br />
Kanalnetzberechnung I – Grundkurs<br />
17.09.2013, Würzburg<br />
Technische Akademie Hannover e.V., Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover, Tel. (0511) 39433-30, Fax (0511) 39433-40,<br />
E-Mail: info@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de<br />
##<br />
Kanalnetzberechnung II – Aufbaukurs<br />
18.09.2013, Würzburg<br />
Technische Akademie Hannover e.V., Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover, Tel. (0511) 39433-30, Fax (0511) 39433-40,<br />
E-Mail: info@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de<br />
##<br />
Gewässerschutz hat Priorität<br />
18.–19.09.2013, Kassel<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Doris Herweg, Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
53773 Hennef, Tel. (02242) 872-236, E-Mail: herweg@dwa.de, http://de.dwa.de/trws-2013.html<br />
##<br />
5. Seminar <strong>Wasser</strong>versorgung – Politik, Wirtschaftlichkeit, Anlagentechnik<br />
19.09.2013, München-Neubiberg<br />
Universität der Bundeswehr München, E-Mail: Marcel.Hagen@unibw.de, Tel. (089) 6004-3858,<br />
http://www.unibw.de/ifw/Institut/Veranstaltungen<br />
##<br />
wat – <strong>Wasser</strong>fachliche Aussprachetagung<br />
30.09.–01.10.2013, Nürnberg<br />
DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e.V., Ludmilla Asarow, Josef-Wirmer-Straße 1-3, 53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9188-601, Fax (0228) 9188-997, www.wat-dvgw.de<br />
##<br />
Praxisforum: geothermie-bayern<br />
07.–09.10.2013, München<br />
Enerchange - Marcus Brian & Dr. Jochen Schneider GbR, Goethestraße 4, 79100 Freiburg,<br />
E-Mail: agentur@enerchange.de, www.enerchange.de<br />
# # Neue Chancen durch Automatisierung?!<br />
15.–16.10.2013, Fulda<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef,<br />
E-Mail: heimann@dwa.de, www.dwa.de<br />
Juli/August 2013<br />
876 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Einkaufsberater<br />
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Inge Matos Feliz<br />
Telefon: 0 89/203 53 66-22<br />
Telefax: 0 89/203 53 66-99<br />
E-Mail: matos.feliz@di-verlag.de<br />
matos.feliz@oiv.de<br />
Die technisch-wissenschaftliche<br />
Fachzeitschrift für <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und <strong>Abwasser</strong>behandlung
2013<br />
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Be- und Entlüftungsrohre<br />
Bohrtechnik, <strong>Wasser</strong>gewinnung, Geothermie
2013<br />
Brunnenservice<br />
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Informations- und Kommunikationstechnik<br />
Fernwirktechnik<br />
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Inge Matos Feliz<br />
Tel. 089 2035366-22<br />
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<strong>Wasser</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>
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Aktiver Korrosionsschutz<br />
Korrosionsschutz<br />
Passiver Korrosionsschutz<br />
Regenwasser-Behandlung, -Versickerung, -Rückhaltung<br />
Rohrleitungen<br />
Kunststoffschweißtechnik
2013<br />
Schachtabdeckungen<br />
Einkaufsberater<br />
Smart Metering<br />
<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
Chemische <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung
2013<br />
Einkaufsberater<br />
Rohrdurchführungen<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung und <strong>Abwasser</strong>ableitung<br />
Sonderbauwerke<br />
Öffentliche Ausschreibungen<br />
Verbände
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• Planung<br />
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info@scheffel-planung.de<br />
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DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />
Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />
ISO 9001<br />
ISO 14001<br />
SCC p<br />
BS OHSAS 18001<br />
GW 11<br />
GW 301<br />
• G1: st, ge, pe<br />
• W1: st, ge, gfk, pe, az, ku<br />
GW 302<br />
• GN2: B<br />
FW 601<br />
• FW 1: st, ku<br />
G 468-1<br />
G 493-1<br />
G 493-2<br />
W 120<br />
WHG<br />
AD 2000 HP 0<br />
ISO 3834-2<br />
DIN 18800-7 Klasse E<br />
DIN 4099-2<br />
Ö Norm M 7812-1<br />
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Für Studenten (gegen Nachweis) zum Vorzugspreis<br />
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als ePaper (Einzellizenz) für € 70,-<br />
als Heft + ePaper für € 226,- (Deutschland) / € 231,- (Ausland) pro Jahr.<br />
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Vorname, Name des empfängers<br />
Straße / Postfach, Nr.<br />
Land, PLZ, Ort<br />
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Leserservice <strong>gwf</strong><br />
Postfach 91 61<br />
97091 Würzburg<br />
Telefon<br />
e-Mail<br />
Branche / Wirtschaftszweig<br />
Telefax<br />
Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />
Brief, fax, e-Mail) oder durch rücksendung der Sache widerrufen. Die frist beginnt nach erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur<br />
Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>gwf</strong>, Postfach<br />
9161, 97091 Würzburg.<br />
Ort, Datum, Unterschrift<br />
PAGWfW0513<br />
nutzung personenbezogener Daten: für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />
vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per e-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />
Diese erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
INSERENTENVERZEICHNIS<br />
Firma<br />
Seite<br />
6. Norddeutsche Geothermietagung, Enerchange, Freiburg 827<br />
28. BWK Bundeskongress Stralsund 2013 2. Umschlagseite<br />
ABB Automation GmbH, Frankfurt 759<br />
AQUATECH AMSTERDAM 2013, Amsterdam, Niederlande 801<br />
Aquadosil <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, Essen 769<br />
DWA -Landesverbands-Tagung Bayern, München<br />
Endress+Hauser GmbH & Co. KG,Weil am Rhein<br />
Beilage<br />
Einhefter<br />
Ing. Büro Fischer-Uhrig, Berlin 777<br />
Fränkische Rohrwerke Gebr. Kirchner GmbH & Co. KG, Königsberg<br />
Titelseite<br />
Huber SE, Berching 783<br />
KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, Kaarst 816<br />
MSR-Spezialmesse Südost, MEORGA GmbH, Nalbach 781<br />
Praxisforum Geothermie Bayern, Enerchange, Freiburg 809<br />
wat Thementag 2013, DVGW e. V., Bonn<br />
4. Umschlagseite<br />
WDT-Werner Dosiertechnik GmbH & Co. KG, Wertingen 763<br />
WTW GmbH, Weilheim 761<br />
Einkaufsberater / Fachmarkt 877–884<br />
3-Monats-<strong>Vorschau</strong> 2013<br />
Ausgabe September 2013 Oktober 2013 November 2013<br />
Erscheinungstermin:<br />
Anzeigenschluss:<br />
16.09.2013<br />
22.08.2013<br />
16.10.2013<br />
25.09.2013<br />
15.11.2013<br />
28.0.2013<br />
Themenschwerpunkt<br />
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
Aufgaben und Verfahren<br />
• Partikelentfernung, Entfernung organischer<br />
Stoffe<br />
• Entsäuerung, Enthärtung<br />
• Flockung und Flockungsmittel<br />
• Adsorptions-Verfahren<br />
• Membrantechnik, Ultrafiltration<br />
• Desinfektion: Chlorung, Ozonung,<br />
UV-Bestrahlung<br />
Filtration, Membrantechnik<br />
Neue Verfahren und Materialien<br />
• Ultrafiltration<br />
• Nanofiltration<br />
• Umkehrosmose<br />
• Entfernung von Krankheitserregern und<br />
Spurenstoffen<br />
Messen – Steuern – Regeln<br />
Automatisierung in <strong>Wasser</strong>versorgungund<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
• Messtechnik<br />
• Steuerungstechnik<br />
• Regeltechnik<br />
• Fernwirktechnik<br />
• Leitsysteme<br />
• Sicherheitstechnik<br />
• Störfall-Management<br />
• IT in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
Fachmessen/<br />
Fachtagungen/<br />
Veranstaltung<br />
(mit erhöhter Auflage<br />
und zusätzlicher<br />
Verbreitung)<br />
DWA-Bundestagung –<br />
Berlin, 23.09.–24.09.2013<br />
wat –<br />
Nürnberg, 30.09.–02.10.2013<br />
Kommunale –<br />
Nürnberg, 09.10.–10.10.2013<br />
SHKG – Leipzig,16.10.–18.10.2013<br />
DWA-Landesverbandstagung<br />
Baden-Württemberg –<br />
Friedrichshafen, 17.10.–18.10.2013<br />
Geo-T Expo - Intern. Geothermie-Messe<br />
und Kongress – Essen, 21.10.–23.10.2013<br />
FILTECH – Wiesbaden, 22.10.–24.10.2013<br />
DWA-Landesverbandstagung Bayern –<br />
Rosenheim, 23.10.–24.10.2013<br />
Aquatech –<br />
Amsterdam (NL), 05.11.–08.11.2013<br />
acqua alta – Hamburg, 12.11.–14.11.2013<br />
e.qua – Berlin, 12.11.–13.11.2013<br />
SPS/IPS/DRIVES –<br />
Nürnberg, 26.11.–28.11.2013<br />
Pollutec (W) – Paris (F), 03.12.-06.12.2013<br />
Änderungen vorbehalten
WASSERFACHLICHE AUSSPRACHETAGUNG<br />
l www.wat-dvgw.de<br />
NOCH NICHT ANGEMELDET?<br />
Die wat (wasserfachliche Aussprachetagung)<br />
ist das wichtigste Branchentreffen der<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft!<br />
Sie ist das zentrale Forum des deutschen <strong>Wasser</strong>fachs und<br />
Informationsdrehscheibe zu aktuellen ordnungspolitischen<br />
und technischen Themen.<br />
30. SEPTEMBER<br />
BIS 1. OKTOBER<br />
2013<br />
+++ Anforderungen an die <strong>Wasser</strong>wirtschaft +++ Auswirkungen<br />
der regenerativen Energieerzeugung auf die<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcen +++ Folgen europäischer Vorgaben<br />
auf die <strong>Wasser</strong>versorgung +++ Gewässer- und<br />
Gesundheitsschutz mit Blick auf die Preisdiskussion<br />
+++ Sparten- und systemübergreifendes<br />
Management von Anlagen und Netzen +++<br />
Hygiene in der Trinkwasserinstallation<br />
beim Einsatz neuer Produkte und Materialien<br />
+++ IT-Schutz kritischer<br />
Netzinfrastrukturen +++<br />
Wir freuen uns auf Ihren<br />
Besuch in Nürnberg –<br />
Melden Sie sich jetzt an!<br />
THEMEN<br />
TAG 2013<br />
Der wat-Thementag „Hygiene und<br />
Trinkwasser“ am 30.09.2013 findet<br />
auf dem Themen-Carré in der Fachmesse<br />
statt. Für die inhaltliche Qualität<br />
des Thementages konnten als kompetenter<br />
Kooperationspartner der Bundesverband der<br />
Hygieneinspektoren e.V. (BVH) sowie die<br />
Akademie für öffentliches Gesundheitswesen<br />
(AfÖGS) gewonnen werden.<br />
Weitere Infos unter:<br />
l www.wat-dvgw.de/Thementag<br />
HYGIENE UND TRINKWASSER<br />
Medienpartner