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Beach Boys • Mark Knopfler • Fools Garden • John Hammond • Les Humphries Singers • Procol Harum • XIT<br />
D: € 6,50 • Schweiz CHF 12,00 • A • L • NL • I • B: € 7,00 • Nr. 5/2012 • Ok<strong>to</strong>ber/November • www.goodtimes-magazin.de<br />
Savoy Brown<br />
Stimm-Unikat<br />
Chris Youlden<br />
Nick Simper<br />
Fieser Abgang<br />
bei Deep Purple<br />
Novalis<br />
Reissues: Die<br />
Romantik bleibt<br />
Kiss<br />
Paul, der<br />
harte Hund<br />
Geschichte der elektronischen<br />
Pop- und Rockmusik<br />
Jon Lord<br />
Pete York • Carly Simon • Hamburg Blues Band • Hannes Wader • Heavy Jelly • Madeline Bell • INXS • John Idan
INHALT<br />
Ausgabe 120 · Ok<strong>to</strong>ber/November 2012<br />
10 <strong>Beatles</strong><br />
50 Jahre – 8500 Mal Vinyl<br />
12 <strong>Beatles</strong><br />
Museum – Musik-His<strong>to</strong>rie aus erster Hand<br />
14 Jon Lord<br />
Farewell, MyLORD!<br />
18 Fools Garden<br />
Spaß mit Revolver<br />
19 Mark Knopfler<br />
Neues Album – trautes Heim<br />
20 Nick Simper's Nasty Habits<br />
Schlechte Manieren – besonders damals<br />
22 Paarlauf & Plattenhüllen<br />
Geklaute" Cover<br />
"<br />
25 Hans <strong>The</strong>essink<br />
Blues mit Ry & Terry<br />
26 Novalis<br />
Im Romantik-Rausch<br />
27 Pete York<br />
Allstar-Zirkus im November<br />
28 Bandnamen<br />
Horror – Country – Fantasy<br />
70 <strong>GoodTimes</strong>-Tipp<br />
Albert Castiglia – New<strong>to</strong>n Faulkner<br />
72 Burg Herzberg Festival 2012<br />
Hippie-Event im Umbruch<br />
73 Bonnie Raitt<br />
Seelen- und Baumpfl ege<br />
74 Hamburg Blues Band<br />
30 Jahre – Deutsch-britische Akademie<br />
76 Geburtstage<br />
Gerry Marsden – Petula Clark – Mike Harrison<br />
77 Hannes Wader<br />
Schön, dass die Liedermacherei nicht <strong>to</strong>t ist!"<br />
"<br />
78 Madeline Bell<br />
Zwischen Jazz und James Last<br />
79 Procol Harum<br />
2013: Whiter Shade" in Wuppertal<br />
"<br />
81 INXS<br />
Zurück auf den Olymp?<br />
82 Danny Bryant's Redeyeband<br />
Blues-Porträt No. 37<br />
83 Beach Boys<br />
Live – Good Vibrations<br />
85 John Idan (<strong>The</strong> Folly)<br />
Detroit – Yardbirds – Thüringen<br />
86 Es war einmal ...<br />
Ein Blick zurück auf Denkwürdiges<br />
88 Chris Youlden (Savoy Brown)<br />
Das Stimm-Unikat<br />
90 XIT<br />
Mit Gitarren auf dem Kriegspfad<br />
92 Wolfgang Bubi" Heilemann<br />
Macher hinter "<br />
den Kulissen – Teil 7<br />
94 Kiss<br />
Paul Stanley: kluger Mann – kein Widerspruch!<br />
95 Les Humphries Singers<br />
Genie & Hippie-Horror<br />
96 Doppelt hält schlechter<br />
Wenn's im (Pop−)Duo kracht ...<br />
99 <strong>GoodTimes</strong>-Newcomer<br />
Jean Marx Express – Virgil & <strong>The</strong> Accelera<strong>to</strong>rs – Camera<br />
100 Heavy Jelly<br />
Sperma-Chaos<br />
101 Carly Simon<br />
Ein Album, neun Produzenten<br />
102 Wie Elektronik die Musik veränderte<br />
Teil 1: Von den Anfängen bis Techno<br />
104 Die besten Plattenläden in <strong>GoodTimes</strong>-Land<br />
Folge 10: Fenn Shop, Dassendorf<br />
109 Robert Lamm (Chicago)<br />
Kreuzverhör<br />
110 Blue Mink<br />
Band-Archiv<br />
112 John Hammond<br />
Spurensuche<br />
114 ... zuguterletzt<br />
<strong>The</strong> Fixx – Matchbox 20 – Alvin Lee<br />
<strong>Beatles</strong>, S. 10<br />
Novalis, S. 26<br />
Jon Lord, S. 14<br />
Savoy Brown, S. 88<br />
RUBRIKEN<br />
4 Aktuell – Neues aus der Szene<br />
32 CD/Vinyl-Vorstellungen<br />
62 DVD/Blu-ray-Vorstellungen<br />
65 Buch-Vorstellungen<br />
66 <strong>GoodTimes</strong>-Shop<br />
68 Kleinanzeigen<br />
Edi<strong>to</strong>rial<br />
Nick Simper, S. 20<br />
Kiss, S. 94<br />
69 Abo-Bestellschein<br />
80 Kolumne: Christian Simon<br />
84 Kolumne: Tatzes Streifzüge<br />
106 Konzertkalender<br />
110 His<strong>to</strong>ry<br />
114 Impressum<br />
Manchmal überholt einen als Blattmacher die Wirklichkeit,<br />
und man sitzt traurig und zugleich hilflos<br />
vor dem Computer. Denn kaum waren die Druckmaschinen<br />
für die vergangene Ausgabe angelaufen, kam<br />
die Meldung vom Tod Jon Lords. Die tagesaktuellen<br />
Medien überschlugen sich – zu Recht – in ihren Nachrufen,<br />
um die Bedeutung dieses Musikers zu würdigen.<br />
In <strong>GoodTimes</strong> Nr. 4 dagegen war lediglich zu<br />
lesen, dass Lord vielleicht am 7. November bei Pete<br />
Yorks Geburtstagkonzert in München dabei sein werde. Doch leider kam alles<br />
anders. Darum haben wir uns bemüht, im hier vorliegenden Heft an den<br />
großartigen Hammondspieler und Grenzgänger zwischen Rock und Klassik<br />
angemessen zu erinnern – an seine Karriere und Persönlichkeit, auch mit<br />
Hilfe einiger seiner Kollegen. Und wer Ausschnitte eines der letzten Lord-<br />
Live-Auftritte mit seinem Blues Project nacherleben möchte, kann dies auf<br />
unserer Homepage www.goodtimes-magazin.de in der Rubrik Videos tun.<br />
Kaum sind die Sommerferien vorbei, läuft die Veröffentlichungsmaschinerie<br />
großer Plattenfirmen und kleinerer Labels wieder auf Hoch<strong>to</strong>uren. Vor allem<br />
die Marktführer schätzen den Herbst als Termin, um ihre neuen Tonträger<br />
zu präsentieren. Und natürlich bemühen wir uns stets, einen der bei den<br />
sehr populären Acts meist recht raren Plätze auf den Interviewlisten zu bekommen.<br />
Manchmal klappt es, dann wieder nicht – im aktuellen Fall erwischten<br />
wir Kiss-Mitbegründer Paul Stanley am Telefon, bei ZZ Top erhielten<br />
wir leider einen abschlägigen Bescheid. Aber auch, so hoffe ich, dass wir in<br />
dieser Ausgabe mit reichlich Lesefutter Ihr Interesse getroffen haben, dass<br />
wir wichtige Ereignisse in der Rock- und Pop-His<strong>to</strong>rie in Erinnerung rufen<br />
können und dass allen Lesern unsere Empfehlungen bei den zahllosen Neuerscheinungen<br />
weiterhelfen.<br />
Fabian Leibfried<br />
-Herausgeber/Chefredakteurkult!<br />
ab 19.10.<br />
No.7erhältlich!<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 3
Aktuell News Aktuell<br />
Immer in der ersten Reihe wenn es um<br />
gute Fo<strong>to</strong>s geht, immer zur richtigen Zeit<br />
beim richtigen Konzert, dafür ist der Londoner<br />
Fo<strong>to</strong>graf Mick Rock, der jetzt in<br />
New York lebt, bekannt. 1966 waren es<br />
die damals noch unbekannten Pink Floyd,<br />
die er vor die Linse nahm, 1972 gelangen<br />
ihm spektakuläre Aufnahmen, als er Ziggy<br />
Stardust (aka David Bowie) auf seinen<br />
Touren begleitete, zahlreiche Bands von<br />
Queen über Lou Reed bis zu den Ramones<br />
verwendeten seine Fo<strong>to</strong>grafien als Albumcover.<br />
Ganz besondere Schätze aus seinem<br />
Archiv gibt es jetzt auf www.emimerch.de<br />
zu bergen. In einer Metallbox sind jeweils<br />
eine Vinyl single sowie ein 132-seitiges<br />
Hardcoverbuch im gleichen Format enthalten.<br />
"Success/<strong>The</strong> Passenger" sind die<br />
Titel, die für die Single in der Box von Iggy<br />
Pop ausgewählt wurden, "Starman/Suffragette<br />
City" bei David Bowie. Für das <strong>The</strong>ma<br />
Glam-Rock wurde "Virginia Plain/<strong>The</strong><br />
Numberer" von Roxy <strong>Music</strong> ausgesucht,<br />
hier bietet das Fo<strong>to</strong>buch natürlich ein breites<br />
Spektrum an Künstlern, reicht von Lou<br />
Reed über Mott <strong>The</strong> Hoople und Queen bis<br />
zu <strong>The</strong> Sweet. Dabei sind es oft gar nicht<br />
die primär ins Auge stechenden Bilder mit<br />
bunten Kostümen und Plateauschuhen,<br />
die am meisten bewegen, oft drückte Mick<br />
Rock gerade dann auf den Auslöser seiner<br />
Kamera, wenn ein Motiv abseits des Rampenlichts<br />
zu erhaschen war. Spezialist für<br />
solche Szenen ist natürlich Syd Barrett<br />
(Single: "Oc<strong>to</strong>pus/Golden Hair"), dessen<br />
weltentrückte Genialität von Box traumhaft<br />
gut eingefangen wurde. Und mit etwas<br />
Glück könnte bald eine dieser edlen<br />
Boxen auch Ihre heimische Musiksammlung<br />
zieren, einfach an unserer Verlosung<br />
auf Seite 6 teilnehmen+++<br />
Richtigstellung: Viele Leser sahen Joni Mitchell<br />
(BOOKS, 4/12: „Will You Take Me As I<br />
Am") sicher schon mit einer Maß Bier beim<br />
Ok<strong>to</strong>berfest sitzen. Natürlich musste es heißen<br />
„auf der '<br />
Wies'n' in Woods<strong>to</strong>ck"+++<br />
Unter dem Mot<strong>to</strong> „David Bowie Is” wird<br />
am 23. März 2013 eine Ausstellung im Londoner<br />
Vic<strong>to</strong>ria & Albert Museum eröffnet,<br />
die es sich zum Ziel gesetzt hat, den kreativen<br />
Entwicklungsprozess des Musikers<br />
nachzuvollziehen. Unter den Exponaten<br />
werden der kunterbunte Ziggy-Stardust-<br />
Anzug, über 50 weitere Bühnenkostüme,<br />
handschriftliche Textentwürfe und diverses<br />
Album-Artwork zu sehen sein+++<br />
„Wir haben Ireen (Sheer) vor Jahren mal<br />
bei einem Konzert getroffen und wollten<br />
schon immer mal etwas zusammen machen.<br />
Nachdem wir ihr den Titel 'Maybe<br />
Tonight' geschickt haben, war sie sofort<br />
begeistert. Sie ist eine einzigartige<br />
Sängerin, und die Zusammenarbeit war<br />
einmalig." Erklärt Rattles-Schlagzeuger<br />
Dicky Tarrach, wie es zur Zusammenarbeit<br />
der Urväter der deutschen Pop- und<br />
Rockmusik mit der Schlagersängerin kam.<br />
Zu hören ist das Resultat auf dem neuen<br />
Rattles-Album NEED 2 C YOU (siehe<br />
Reviews)+++<br />
Rock + Pop<br />
Memorabilia<br />
Wall Of Fame • P.O. Box 1950 • 48580 Gronau<br />
Tel.: 0171/7412584 • eMail: info@wall-of-fame.de<br />
Internet: www.wall-of-fame.de<br />
Goldene Schallplatten, Signaturen etc. von Abba<br />
bis Zappa. Das weltweit größte Angebot an Raritä ten<br />
aus dem Bereich Rock+Pop Memorabilia.<br />
Anfragen bitte telefonisch.<br />
Das Rock'n'Roll Fantasy Camp, das<br />
in den letzten Jahren durch die gesamte<br />
Welt tingelte, soll eine feste Heimat<br />
finden. Künftig können angehende und<br />
Möchtegern-Rock'n'Roller mit ihren Idolen<br />
im MGM Grand Hotel in Las Vegas proben<br />
und bei ihnen Kurse belegen. Bei den anstehenden<br />
Camps Mitte Ok<strong>to</strong>ber werden<br />
Gene Simmons, Roger Daltrey, Jack Bruce,<br />
Alice Cooper, Dave Navarro, Sammy Hagar<br />
und Vince Neil erstmals in der Spieler-Metropole<br />
als Dozenten dabei sein+++<br />
Erstmals seit sieben Jahren kommen die<br />
von Gitarrist/Sänger Paul Kantner angeführten<br />
Jefferson Starship (nicht zu<br />
verwechseln mit Mickey Thomas' Starship!)<br />
wieder einmal nach Deutschland:<br />
Kantner, David Freiberg (Jefferson Airplane,<br />
Quicksilver Messenger Service), die<br />
neue Sängerin Cathy Richardson, Slick<br />
Aguilar, Chris Smith und Richard Newman<br />
werden am 30. Ok<strong>to</strong>ber live in Lübeck<br />
(Werkhof) und tags darauf in der <strong>Music</strong><br />
Hall Worpswede zu erleben sein, inklusive<br />
der Airplane-Dauerbrenner "Somebody<br />
To Love" und "White Rabbit", wie Kantner<br />
ankündigte+++<br />
Am 12. Dezember wird der britische Auktiona<strong>to</strong>r<br />
Bonhams die schwarze Leder jacke<br />
versteigern, die George Harrison bei den<br />
Auftritten der <strong>Beatles</strong> in Hamburg und im<br />
Liverpooler Cavern Club auf der Bühne<br />
trug. Erwartet wird ein Verkaufsergebnis<br />
von bis zu 120.000 Pfund. Ebenfalls unter<br />
den Hammer kommen das orangene<br />
T-Shirt, das der Ex-Beatle beim „Concert<br />
For Bangladesh" im New Yorker Madison<br />
Square Garden trug, und ein paar Lederstiefel<br />
aus den 60er Jahren+++<br />
Im heimischen UK wurde Paul McCartney<br />
bereits in den Adelsstand erhoben,<br />
nun hat ihn Frankreichs Staatspräsident<br />
Francois Hollande auch in die Ehrenlegion<br />
aufgenommen – eine der höchsten zivilen<br />
Auszeichnungen des Landes+++<br />
Und um den <strong>Beatles</strong>-Reigen abzuschließen:<br />
Nach mehr als 50 Jahren sind frühe Aufnahmen<br />
von Rory S<strong>to</strong>rm & <strong>The</strong> Hurricanes<br />
wieder aufgetaucht, also der Band,<br />
in der Ringo Starr vor seinem Einstieg bei<br />
den Fab Four trommelte. Die Tapes vom<br />
März 1960 wurden im Keller von S<strong>to</strong>rms<br />
Schwester entdeckt und werden auf einem<br />
Album der Gruppe zu hören sein, das demnächst<br />
erscheinen soll+++<br />
Lange mussten Aerosmith-Fans auf ein<br />
neues Album ihrer Helden warten – am<br />
2. November hat die „Leidenszeit" endlich<br />
ein Ende: Mit MUSIC FROM ANOTHER DI-<br />
MENSION bringen Steven Tyler (voc), Joe<br />
Perry (g), Brad Whitford (g), Tom Hamil<strong>to</strong>n<br />
(b) und Joey Kramer (dr) ihr 15. Studio-<br />
Album heraus, das die erste (und mehrfach<br />
verschobene)<br />
Veröffentlichung<br />
einer Sammlung<br />
neuer Aerosmiths-Songs<br />
seit elf Jahren<br />
beschert. Enthalten<br />
sind ein<br />
Duett mit Carrie<br />
Underwood ("Can't S<strong>to</strong>p Loving You”) und<br />
bei "Freedom Fighter" ein Gastspiel von<br />
Johnny Depp als Backgroundsänger+++<br />
In der Vergangenheit hatte Tom Petty des<br />
öfteren US-Präsidentschaftskandidaten untersagt,<br />
seine Musik im Wahlkampf einzusetzen.<br />
Das Mitglied der Rock'n'Roll Hall Of<br />
Fame zeigte sich jedoch freudig überrascht,<br />
als sein Song "I Won't Back Down” ertönte,<br />
als Präsident Barack Obama beim Wahlkongress<br />
der US-Demokraten auf die Bühne<br />
kam. „Ich war bei diesem Abend zwar nicht<br />
vor Ort, hatte aber schon Gelegenheit, den<br />
Präsident zu treffen und mit ihm über Musik<br />
zu fachsimpeln", sagte Petty. Statt die Democratic<br />
National Convention zu besuchen,<br />
hatte Petty eine Visite bei der Verleihung<br />
der MTV Video <strong>Music</strong> Awards vorgezogen,<br />
nachdem seine Tochter Adria, eine Videoregisseurin,<br />
viermal nominiert war, unter<br />
anderem für ihre Arbeit an Regina Spek<strong>to</strong>rs<br />
"All <strong>The</strong> Rowboats", Coldplay und Rihannas<br />
"Princess Of China". Übrigens könnte auch<br />
Gary Glitter vom Wahlkongress in Charlotte,<br />
North Carolina, profitieren: Dort wurde sein<br />
1972er Song "Rock & Roll Part 2” gespielt,<br />
was Tantiemen bescheren dürfte+++<br />
Eine limitierte Edition von acht Iron-<br />
Maiden-Alben erscheint ab Ok<strong>to</strong>ber als<br />
Vinyl-Picture-Disc bei EMI. Jede Platte<br />
kommt in einem Gatefold-Sleeve mit<br />
komplett bedruckten Innenhüllen, das<br />
Heavyweight-Vinyl wird nach den originalen<br />
Mastertapes gepresst. Fans können<br />
sich auf folgende LPs aus den 80er<br />
Jahren freuen: IRON MAIDEN / KILLERS<br />
/ THE NUMBER OF THE BEAST / PIECE<br />
OF MIND / POWERSLAVE / LIVE AFTER<br />
DEATH / SOMEWHERE IN TIME / SE-<br />
VENTH SON OF A SEVENTH SON+++<br />
Um in der Politik zu bleiben: Philomena<br />
Lynott sagte, ihr Sohn Phil hätte es sicher<br />
untersagt, dass die Republikaner bei ihrem<br />
Wahlkongress Ende August den Thin-<br />
Lizzy-Song "<strong>The</strong> Boys Are Back in Town”<br />
spielten, als Vizepräsidenten-Kandidat Paul<br />
Ryan die Bühne erklomm+++<br />
Beim ”Freddie For A Day”-Benefizdinner<br />
am 3. September stand im Londoner Sa-<br />
Seite 4 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Aktuell News News<br />
Ladies & Gentlemen…<br />
voy Hotel eine ungewöhnliche Kombination<br />
auf der Bühne: Queen-<br />
Gitarrist Brian May, Crooner Tom<br />
Jones und der Komödiant Al Murray<br />
trugen Songs von Queen, aber auch<br />
Rainbows "Since You Been Gone”<br />
und Elvis Presleys "One Night” vor,<br />
um Geld für die Stiftung Mercury<br />
Phoenix Trust aufzutreiben. Im Publikum<br />
saßen Sarah Ferguson, Prinzessin<br />
Eugenie und der Schauspieler Sacha<br />
Baron Cohen, der Mercury in einem<br />
2013 anlaufenden Film verkörpert.<br />
Derweil sind die noch lebenden Mitglieder<br />
dabei, den Konzertmitschnitt<br />
HUNGARIAN RHAPSODY: QUEEN<br />
LIVE IN BUDAPEST '86 zu bearbeiten.<br />
In der ungarischen Hauptstadt<br />
gastierte die Band bei ihrer letzten<br />
Tournee mit Mercury+++<br />
Das Online-Voting zur German Blues<br />
Challenge und für die German Blues<br />
Awards ist längst abgeschlossen, doch<br />
ist es noch nicht möglich, die „Sieger"<br />
an dieser Stelle zu verkünden:<br />
Leider erst nach Erscheinen werden<br />
die gekürten deutschen Bluesgrößen<br />
am 29. September bei der Finalveranstaltung<br />
in Eutin bekanntgegeben<br />
und geehrt. Nach einem so genannten<br />
Prevoting unter Fachjournalisten,<br />
Veranstaltern und Produzenten war<br />
eine Vorschlagsliste erstellt worden,<br />
über die vom 1. bis 31. Juli online<br />
abgestimmt werden konnte. Daran<br />
beteiligten sich laut Veranstalterangaben<br />
4486 Bluesliebhaber mit insgesamt<br />
20.435 Einzelstimmen+++<br />
Personalwechsel bei der seit 48 Jahren<br />
aktiven Veteranenband Stern-Combo<br />
Meissen: Am 6. Juli erklärten<br />
Larry B., Marek Arnold und Robert<br />
Brenner ihren Austritt aus der Band,<br />
wie diese mitteilte. Ersetzt werden sie<br />
durch Axel Schäfer (b) und Sebastian<br />
Düwelt (keys), die wieder mit von der<br />
Partie sind+++<br />
Einen neuen Exklusivdeal in Sachen<br />
Verlagsrechte hat der frühere<br />
Journey-Sänger Steve Perry mit der<br />
Universal <strong>Music</strong> Publishing Group<br />
abgeschlossen. Darin sind alle Songs<br />
eingeschlossen, die Perry als Journey-Mitglied<br />
und Solist verfasste.<br />
Nachdem Perry in den letzten Jahren<br />
kaum mehr aktiv war, spekulieren seine<br />
Fans nun darauf, dass er ein neues<br />
Album aufnimmt und möglicherweise<br />
auch wieder mit seiner alten Band<br />
zusammenarbeiten könnte. Er habe<br />
ein neues Homestudio eingerichtet<br />
und 50 Demos erstellt, verriet Perry<br />
inzwischen+++<br />
Zu jeweils einem Jahr Haft sind zwei<br />
Straßenmusiker in München verurteilt<br />
worden. Sie hatten eine über 8000<br />
Euro teure Gitarre aus dem Musikalienladen<br />
von Scorpions-Gitarrist<br />
Matthias Jabs geklaut und dann<br />
versucht, diese in einem anderen<br />
Geschäft für 200 Euro zu verscherbeln+++<br />
Eine Gitarre im Wert von 5000 Dollar,<br />
die P-Funker George Clin<strong>to</strong>n im<br />
vergangenen Jahr ges<strong>to</strong>hlen worden<br />
war, ist in einem Gitarrenladen in Atlanta,<br />
Georgia, wieder aufgetaucht<br />
und dem Besitzer zurückgegeben<br />
worden. Der Dieb, ein aus Memphis<br />
stammender Mann, konnte ermittelt<br />
werden+++<br />
Johnny Mathis hat für die nächsten<br />
Monate alle angesetzten Shows abgesagt.<br />
Er unterzog sich am 31. Juli<br />
einer Operation, bei der sein rechtes<br />
Hüftgelenk ersetzt wurde. Mathis<br />
hatte beide Hüftgelenke bereits 1998<br />
bzw. 1999 schon einmal austauschen<br />
lassen+++<br />
Ebenfalls ans Krankenbett gefesselt<br />
und zur Untätigkeit gezwungen ist<br />
Eric Burdon: Er unterzog sich Ende<br />
Juli einer Rückenoperation, um die<br />
Schmerzen dort loszuwerden. Der<br />
71-Jährige hat alle Auftritt abgesagt,<br />
da er drei bis sechs Monate kürzertreten<br />
muss. Die Veröffentlichung seines<br />
neuen Albums wurde auf Frühjahr<br />
2013 verschoben+++<br />
Einen lebenslangen Traum hat sich<br />
der letzte Überlebende der Bee<br />
Gees, Barry Gibb, erfüllt: Am 27. Juli<br />
trat er in Nashville in der Grand Ole<br />
Opry auf. Er performte drei Songs mit<br />
Ricky Skaggs, darunter zwei Lieder<br />
der Bee Gees+++<br />
Glen Campbell hat den bereits gebuchten<br />
Teil seiner Farewell-Welt<strong>to</strong>ur<br />
durch Australien abgesagt. Der an<br />
Alzheimer leidende Veteran habe zunehmend<br />
gesundheitliche Probleme,<br />
hieß es zur Begründung. Seine Ärzte<br />
hätten ihm von dem langen Trip abgeraten+++<br />
Es war ein gut gehütetes Geheimnis,<br />
doch jetzt ist es raus: Der einstige<br />
Led-Zeppelin-Sänger Robert Plant<br />
und Singer/Songwriterin Patty Griffith,<br />
die auch in Plants Band Of Joy<br />
singt, sind im vergangenen Jahr gemeinsam<br />
durchgebrannt, sei<strong>the</strong>r liiert<br />
und verbringen viel Zeit in Griffiths<br />
Heimatstadt Austin, Texas+++<br />
Die Geschichte von Woods<strong>to</strong>ck-<br />
Veteranin Melanie und ihres<br />
Ehemanns/Produzenten/Managers<br />
Peter Schekeryk ist <strong>The</strong>ma eines<br />
neuen <strong>Music</strong>als. „Melanie And <strong>The</strong><br />
<strong>Music</strong> Man" feiert am 19. Ok<strong>to</strong>ber<br />
Premiere am Blackfriars <strong>The</strong>atre in<br />
Rochester, New York. Text und Musik<br />
stammen von Melanie höchstselbst+++<br />
Paul Rose, den <strong>GoodTimes</strong>-Lesern<br />
kein Unbekannter mehr, hat die ursprünglich<br />
für den Herbst angepeilte<br />
Veröffentlichung seiner neuen CD<br />
WHITE MOUNTAIN ROAD vorerst<br />
verschoben. Dazwischen ist kurzfristigst<br />
ein anderes „höchst aufregendes"<br />
Projekt gekommen, wie er selbst<br />
sagt: Unter Produktionsregie von<br />
John Wooler hat der Gitarrenvirtuose<br />
neue Songs mit den Vokalisten<br />
Terry Evans aus Ry Cooders Band,<br />
Sweet Pea Atkinson [Was (Not Was)]<br />
und Bernard Fowler (Rolling S<strong>to</strong>nes)<br />
aufgenommen. Am Schlagzeug saß<br />
Richie Morales (Brecker Bro<strong>the</strong>rs, Al<br />
DiMeola)+++<br />
Am 9. November erscheint das<br />
Rolling - S<strong>to</strong>nes-Album GRRR! in einer<br />
3-CD-Version mit 50 Tracks sowie<br />
in einer 4-CD-Super-Deluxe-Version<br />
mit satten 80 Tracks. Es erzählt die<br />
immer noch andauernde Geschichte<br />
der wohl größten Rock'n'Roll-Band<br />
der Welt: von ihrer ersten Singleveröffentlichung<br />
1963 (Chuck Berrys<br />
"Come On") über<br />
die Nummer-<br />
1-Hits "<strong>The</strong> Last<br />
Time", "(I Can't<br />
Get No) Satisfaction",<br />
"Get Off<br />
Of My Cloud",<br />
"Jumping Jack Flash", "Honky Tonk<br />
Women" bis zur Gegenwart mit den<br />
neuen Songs "Gloom And Doom" und<br />
"One Last Shot", die die Band im August<br />
in Paris einspielte+++<br />
Unsere Gewinner aus<br />
Heft 3/2012<br />
Stichwort "Verlosung"<br />
2x T-Shirt:<br />
- Chris<strong>to</strong>ph Busselmaier, Wendlingen<br />
- Christian Jürgensen, Tönning<br />
2x Bob Marley-CD:<br />
- Martin Hauenstein, Maisach<br />
- Sigi Faroß, Beringsdorf<br />
2x Buch Bob Marley:<br />
- Detlef Piosetzki, Herten<br />
- Bernhard Speck,<br />
Villingen-Schwenningen<br />
5x Paul Vincent-CD:<br />
- Claus Stender, Hamburg<br />
- Hans-Peter Eberlein, Mannheim<br />
- M. Kunz, Berlin<br />
- Fridolin Waschhauser, Kötz<br />
- Hans Jürgen Boss, Weingarten<br />
10x Herzberg-CD:<br />
- Bernd Häusl, München<br />
- Rüdger Wischhusen, Reinheim<br />
- Klaus Hinrichsen, Nordenbrarup<br />
- Verena Boeke, Zörbig<br />
- Klaus Brachhaus, Hamm<br />
- Jürgen Krutzky, Bremen<br />
- Heike Klaus, Neuenbürg<br />
- Klaus Feldmann, Haßloch<br />
- Petar Djordjevic, Regensburg<br />
- Manfred Birkenbeul, Solingen<br />
2x 2 Tollwood-Tickets Bap:<br />
- Susanne Huber, München<br />
- Sabine Pfeiffer, Rosenheim<br />
2x 2 Tollwood-Tickets, Kim Wilde:<br />
- Hanne Allgöwer, Konstanz<br />
- Stefan Kurtz, Göppingen<br />
2x 2 Tollwood-Tickets, Lou Reed:<br />
- Hubert Müller, Forchheim<br />
- Hans Sonnenbichler, München<br />
Streng limitiert, die ultimative<br />
Box mit 10 CDs, 194 Tracks,<br />
chronologisch geordnet von<br />
1949 bis heute.<br />
Inklusive 72-seitigem Buch,<br />
seltenen „Nicht-Album Singles“<br />
sowie den unveröffentlichten<br />
Liveaufnahmen aus der<br />
Carnegie Hall, 1970.<br />
Auch als 4CD Version<br />
erhältlich.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 5<br />
www.universal-music.de
Aktuell News Aktuell<br />
Mit einem besonderen Geschenk hat<br />
Bear-Family-Boss Richard Weize kürzlich<br />
Gunter Gabriel zu dessen 70. Geburtstag<br />
bedacht: Gabriel erhielt die originale<br />
Goldene Schallplatte, die Johnny Cash<br />
einst für 500.000 verkaufte Einheiten von<br />
AT SAN QUENTIN erhalten hatte. Zwei der<br />
auf dem Album enthaltenen Songs ("Ein<br />
Junge namens Susie"/"A Boy Named Sue"<br />
und "Ich werd gesucht"/"Wanted Man")<br />
hatte Gabriel interpretiert+++<br />
<strong>GoodTimes</strong> verlost unter allen Teilnehmern:<br />
Stichwort: Mega Record<br />
5x 2 Tickets<br />
Infos: www.recordplanet.nl<br />
zur Mega Platten & CD Börse in Holland am 24.+25. November 2012.<br />
Die Gewinner werden benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Einsendeschluss ist der 2. November 2012.<br />
NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz<br />
Fax: 0 70 42/37660-188 · email: goodtimes@nikma.de<br />
Gerockt hat Paul Rodgers in der letzten<br />
Zeit reichlich, jetzt will der frühere Frontmann<br />
von Free und Bad Company, der<br />
Anfang 2013 bei der „Rock Meets Classic"-<br />
Tour durch Deutschland dabei sein wird,<br />
sich seinem Vorbild Otis Redding widmen<br />
und ein Soulalbum aufnehmen. In Willie<br />
Mitchells Royal Studios in Memphis wird<br />
Steve Cropper nicht nur Gitarre spielen,<br />
sondern auch produzieren+++<br />
Gerade mal zwölf Solo-Studio-Alben hat<br />
Paul Simon, einer der größten Songwriter<br />
aller Zeiten, in über 50 Karrierejahren<br />
veröffentlicht, zuletzt 2011 SO BEAUTIFUL<br />
OR SO WHAT (US #4). Die damit verbundene<br />
Tournee hat Simon in der Webster Hall<br />
mitschneiden lassen. Das Resultat LIVE IN<br />
NEW YORK CITY steht ab 5. Ok<strong>to</strong>ber als<br />
DVD/CD, DVD und Blu-ray in den Läden.<br />
Neben Songs des neuen Albums ("<strong>The</strong><br />
Afterlife”, "So Beautiful Or So What”,<br />
"Rewrite”) interpretierte Simon zahlreiche<br />
Popklassiker wie "50 Ways To Leave<br />
Your Lover”, "Kodachrome”, "Mo<strong>the</strong>r And<br />
Child Reunion”, "Still Crazy After All <strong>The</strong>se<br />
Years” und "<strong>The</strong> Sound Of Silence”, also<br />
die Erfolge einer 50 Jahre umspannenden<br />
Solokarriere, komprimiert auf 20 Songs+++<br />
INTERNATIONAL MAGIC LIVE AT THE O2<br />
ist eine Doppel-DVD betitelt, die reichlich<br />
exklusives Material von Noel Gallagher’s<br />
High Flying Birds enthält und am 12.10.<br />
erscheint. Auf DVD 1 ist das größte Arenakonzert<br />
zu sehen, das die Band bis zu dem<br />
Zeitpunkt gespielt hatte, am 26. Februar<br />
in der Londoner O2 Arena. DVD 2 bietet<br />
ein Akustikset Gallaghers im Mod Club in<br />
Toron<strong>to</strong> sowie die 20-minütige Videotrilogie<br />
„Ride <strong>The</strong> Tiger” und Material von den<br />
NME Awards. Die Special Edition bietet eine<br />
zusätzliche CD mit Demos aller Songs des<br />
Albums, B-Seiten und dem bisher unveröffentlichten<br />
Livetrack "Freaky Teeth”+++<br />
Gerade war Glenn Hughes in Deutschland<br />
unterwegs, um für das neue, bislang dritte<br />
Studio-Album von Black Country Communion<br />
zu trommeln, das AFTERGLOW<br />
– und nicht wie von vielen erwartet III –<br />
betitelt ist. Vorerst werden Hughes (voc,<br />
b), Joe Bonamassa (g, voc), Jason Bonham<br />
(dr) und Derek Sherinian (keys) nicht live zu<br />
erleben sein, wenn überhaupt noch einmal.<br />
2013 wird Hughes ein weiteres namhaft<br />
besetztes Projekt an den Start bringen –<br />
mehr ließ er sich nicht entlocken, weder,<br />
wer dabei sein wird, noch in welche Richtung<br />
es geht. „Aber es wird ein Kracher",<br />
sagte Hughes <strong>GoodTimes</strong>+++<br />
Eine illustre Auswahl aus der deutschen<br />
Schauspiel- und Musikszene kommt für<br />
Peter Maffays dritte Bühnenproduktion<br />
„Tabaluga und die Zeichen der Zeit" zusammen.<br />
Am 12. Ok<strong>to</strong>ber feiert das erfolgreichste<br />
deutsche Rockmusical „für Kinder und solche,<br />
die es geblieben sind", in der Hamburger<br />
O2 World Premiere. 54 Mal werden Maffay,<br />
seine Band und das Ensemble in den größten<br />
Hallen in Deutschland auf der Bühne stehen,<br />
mehr als 300.000 Karten sind schon vor der<br />
Premiere verkauft worden. Dabei sind Rufus<br />
Beck als Regisseur und in der Rolle des<br />
weisen Magiers, Heinz Hoenig als der böse<br />
Ark<strong>to</strong>s und Tabalugas Widersacher, Mandy<br />
Capris<strong>to</strong> als Lilli sowie Sascha bei der Premiere<br />
in Hamburg als Kuckuck. In weiteren Rollen<br />
sind Uwe Ochsenknecht, David Garrett,<br />
Der Graf (Unheilig), Tim Bendzko, Barbara<br />
Schöneberger, Rea Garvey, Helene Fischer,<br />
Laith Al Deen, Sissi Perlinger, Julia Neigel,<br />
Rolf Stahlhofen, Jörn Knebel, Charlotte Klauser<br />
und Leon Taylor zu erleben+++<br />
ROAD TO FOREVER heißt das neue Album<br />
des früheren Eagles-Mitglieds Don Felder,<br />
das am 5. Ok<strong>to</strong>ber erscheinen wird.<br />
Stichwort: CD-Set<br />
Stichwort: Mick Rock<br />
3x CD-Set<br />
<strong>GoodTimes</strong> verlost<br />
unter allen Teilnehmern:<br />
je 1Bildband<br />
2x 5CDs<br />
Stichwort: Rory Gallagher<br />
Die Gewinner werden benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
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Einsendeschluss ist der 16.11.2012!<br />
Seite 6 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
News Aktuell News<br />
Es ist erst Felders zweites Solowerk und<br />
kommt 19 Jahre nach seinem Debüt AIR-<br />
BORNE. Im Studio mit dabei waren David<br />
Crosby, Graham Nash, Stephen Stills, Steve<br />
Luka<strong>the</strong>r, David Paich und Steve Porcaro<br />
(beide To<strong>to</strong>), Randy Jackson, Tommy Shaw<br />
(Styx)+++<br />
LIVE auf Doppel-CD und DVD meldet sich<br />
Ina Müller am 12. Ok<strong>to</strong>ber zu Gehör+++<br />
Während seiner „Guilty Pleasure Tour" ließ<br />
Meat Loaf im November 2011 in Australien<br />
Bandmaschinen und 15-High-Definition-<br />
Kameras mitlaufen – das Resultat ist am 5.<br />
Ok<strong>to</strong>ber auf CD und DVD zu prüfen+++<br />
Kurz nach Erscheinen dieser <strong>GoodTimes</strong>-<br />
Ausgabe wird auch die „25th Anniversary<br />
Edition" des R.E.M.-Albums DOCUMENT<br />
als Doppel-CD in den Läden stehen. Die neue<br />
Edition enthält die digital optimierte Version<br />
des Originalalbums und zusätzlich einen<br />
bislang unveröffentlichten Livemitschnitt der<br />
R.E.M.-„Work"-Tour von 1987+++<br />
Das wird Ohrenschmaus für Fans anspruchsvoller<br />
Gitarrenmusik: Sony <strong>Music</strong><br />
bringt eine 9-CD-Box von Django<br />
Reinhardt mit den kompletten Vogue-<br />
Recordings 1934–1951 heraus. Für den 26.<br />
Ok<strong>to</strong>ber hat das Unternehmen eine „40th<br />
Anniversary Deluxe Edition" (2 CD/1 DVD)<br />
von Elvis Presleys Konzerten im New<br />
Yorker Madison Square Garden mit viel Bonus-Material<br />
angekündigt. Titel: PRINCE<br />
FROM ANOTHER PLANET. Parallel kommt<br />
die zwei CDs umfassende Legacy Edition<br />
unter dem Originaltitel AS RECORDED AT<br />
MADISON SQUARE GARDEN+++<br />
Seit Jahren plappert Roger Chapman davon,<br />
sich aufs Altenteil zurückziehen zu<br />
wollen. Doch dann kündigt er neue Konzerte<br />
und Alben an – und jetzt das: Er hat<br />
eine Reunion seiner alten Band Family bekanntgegeben!<br />
Ob die Wiedervereinigung<br />
der Zeitgenossen von Mott <strong>The</strong> Hoople<br />
inspirierend gewirkt hat? Jedenfalls werden<br />
Chapman, Poli Palmer, Rob Townsend und<br />
Jim Cregan am 2. Februar 2012 für einen<br />
Abend wieder zusammenkommen und im<br />
Shepherd’s Bush Empire spielen, knapp 40<br />
Jahre nach ihre Trennung. „Ich habe dieses<br />
<strong>The</strong>ma immer wieder mal im Blick gehabt,<br />
bin ständig danach gefragt worden. Es ist<br />
einfach eine Frage des Timings, und 2013<br />
bedeutet das 40. Jahr, seit wir unsere letzte<br />
Show gespielt haben – und wir werden alle<br />
nicht jünger", lautete Chappos trockener<br />
Kommentar+++<br />
X-UFO nennt sich sinnigerweise eine<br />
Band mit früheren UFO-Mitgliedern. Organisiert<br />
hat das Ganze Danny Peyronel, der<br />
auch mal mit den Heavy Metal Kids aktiv<br />
war. Mit dabei: Clive Edwards (Ex-Wild<br />
Horses), Laurence Archer (Ex-Phil Lynott's<br />
Grand Slam) und Rocky New<strong>to</strong>n (Ex-MSG).<br />
Ihr Debüt wird VOL 1 – THE LIVE FILES!<br />
heißen, dem schon Anfang 2013 VOL 2 –<br />
THE STUDIO FILES folgen soll+++<br />
Ex-Nazareth-Gitarrist Manny Charl<strong>to</strong>n<br />
will mit seinem schottischen Landsmann<br />
Mark Crocker ein neues Projekt anschieben.<br />
„Das ist eine Million Meilen von meiner alten<br />
Band entfernt", mehr ließ sich Charl<strong>to</strong>n<br />
nicht entlocken+++<br />
Nach zwölf Jahren auf Tour wird Mary<br />
Gauthier ihren ersten Konzertmitschnitt<br />
herausbringen: LIVE AT BLUEROCK nahe<br />
Austin, Texas, war die Sängerin mit ihrer<br />
Akustik gitarre und Mundharmonika zugange+++<br />
LOVE'S TRUCK STOP heißt das neue Album<br />
von US-Singer/Songwriterin Matraca Berg,<br />
das am 22. Ok<strong>to</strong>ber erscheinen wird+++<br />
Für Ende Ok<strong>to</strong>ber hat Steve Hackett sein<br />
neues Album GENESIS REVISITED II angekündigt+++<br />
Mit seiner Tony Carey Band ist der einstige<br />
Rainbow/Maffay-Keyboarder/Sänger<br />
demnächst unterwegs. Begleitet wird er<br />
von Jan E. Holberg (b), Per Ole Iversen (dr),<br />
Jostein Svarstad (g) und Anders Norman (g)<br />
und in Nürnberg (27.11.), Erding (29.11.)<br />
und München (30.11.) zu sehen sein+++<br />
Deutschlands führender Blues-Harper<br />
Chris Kramer ist Fan der Allman Bro <strong>the</strong>rs,<br />
und so fielen für ihn Weihnachten und Ostern<br />
zusammen, als er beim Auftritt von<br />
Allmans-Gitarrist Warren Haynes & Gov't<br />
Mule in der Bluesgarage in Hannover am<br />
19. Juli mit ihnen jammen durfte. Und das<br />
gleich zweimal: zunächst bei "Lazy", dann<br />
während der Zugabe bei "It Hurts Me Too"<br />
und "Look On Yonder Wall"+++<br />
www.bahnhof-bad-salzuflen.de<br />
11.10.12<br />
CHRIS FARLOWE<br />
12.10.12<br />
STACIE COLLINS<br />
30.10.12<br />
ROACHFORD<br />
08.11.12<br />
WINGENFELDER<br />
06.12.12<br />
ANDY FAIRWEATHER LOW<br />
Tickets über konticket.de und<br />
<br />
Ihr LP/CD-Vertrieb<br />
in der Schweiz.<br />
Albert Hammond veröffentlicht im<br />
Frühjahr 2013 LEGEND II – Songs, die er<br />
für Größen wie Joe Cocker und Tina Turner<br />
geschrieben hat, dazu Neuaufnahmen seiner<br />
eigenen Hits+++<br />
www.soundsmedia.ch<br />
Unter dem Mot<strong>to</strong> „Local Talent" hat Joan<br />
Armatrading für jedes ihrer Konzerte<br />
im heimischen Großbritannien insgesamt<br />
54 örtliche Talente als Support-Act zusammen<br />
mit örtlichen Medien gesucht.<br />
Daraus resultierte eine Dreifach-CD-Box,<br />
die bei Armatradings Label Hypertension<br />
erscheint+++<br />
Mit einer geballten Medienoffensive pusht<br />
7Us Media vier Musikerinnen verschiedener<br />
Genres: Fee Hübner und ihr Jazzalbum<br />
JUST FOR YOU, die auf Deutsch-Pop setzende<br />
Franca (… NACH DEM STURM);<br />
Iona Blum, die auf ZUM GLÜCK ebenfalls<br />
(akustischen) deutschen Pop anstimmt, sowie<br />
Steffi-Mira & Band, die bei "9 Leben"<br />
Deutsch-Rock bringt+++<br />
Noch bis zum 20. Februar 2013 läuft im<br />
Wiener Wirtschaftsmuseum die Ausstellung<br />
„Die <strong>Beatles</strong> kommen!" Begleitet wird sie<br />
von Vorträgen und Diskussionen und zeigt<br />
Teile der Sammlung von Wolfgang Planker<br />
(Herausgeber des Fanzines „Back To <strong>The</strong><br />
<strong>Beatles</strong>")+++<br />
<br />
<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 7
Vers<strong>to</strong>rben<br />
Dennis Flemion (*6.6.1955) war eine<br />
Hälfte des LoFi-Duos <strong>The</strong> Frogs, sprang<br />
nach dem Tod von Jonathan Melvoin<br />
als Tourkeyboarder bei den Smashing<br />
Pumpkins ein. Verschwand am 7.7. beim<br />
Schwimmen im Wind Lake in Racine County,<br />
Wisconsin. Seine Leiche wurde drei Tage<br />
später gefunden.<br />
Tim Cross (*1954) arbeitete als Keyboarder,<br />
Arrangeur und Produzent u.a. mit<br />
Mike Oldfield, <strong>The</strong> Adverts, Sponge, Doll By<br />
Doll, <strong>The</strong> Skids, Fleetwood Mac und Daryl<br />
Hall & John Oates, bis ihn am 9.7. Lungenkrebs<br />
das Leben kostete.<br />
Maria Hawkins (*1.8.1922) wurde von<br />
Duke Elling<strong>to</strong>n und Count Basie als Sängerin<br />
verpflichtet und heiratete 1948 Nat<br />
King Cole, mit dem sie auch auftrat. Die<br />
Mutter von Sängerin Natalie Cole erlag am<br />
10.7. einem Krebsleiden.<br />
George Lowen Lol" Coxhill<br />
"<br />
(*19.9.1932) genoss einen beachtlichen<br />
Ruf als Saxofonist, fiel als Straßenmusiker<br />
1968 John Peel auf, der ihm Jobs in der<br />
Canterbury-Szene verschaffte. Spielte mit<br />
Mike Oldfield, Alexis Korner, Kevin Ayers,<br />
Carol Grimes, <strong>The</strong> Damned, Champion Jack<br />
Dupree, Lowell Fulson und Rufus Thomas.<br />
Ging am 10.7. für immer.<br />
Perry Baggs (*1962) war als Drummer<br />
1981 bei der Gründung der Cow-Punker<br />
Jason & <strong>The</strong> Scorchers dabei, die die<br />
Countryszene in Nashville aufmischten. In<br />
den 90er Jahren wurde bei ihm Diabetes<br />
diagnostiziert, am 12.7. wurde er <strong>to</strong>t in seinem<br />
Haus aufgefunden.<br />
Bob Babbitt (*26.11.1937) war als Sessionbassist<br />
auf über 25 Platin-Alben und<br />
mehr als 200 Top-10-Hits zu hören – meist<br />
als Mitglied der legendären Mo<strong>to</strong>wn-Hausband<br />
Funk Bro<strong>the</strong>rs, später in Philadelphia<br />
bei den Philly-Soundexperten MFSB. Spielte<br />
auch mit Jimi Hendrix, Jim Croce, Phil<br />
Collins, El<strong>to</strong>n John und Bonnie Raitt. Ein<br />
Gehirntumor raffte ihn am 16.7. dahin.<br />
Kitty Wells (*30.8.1919 als Ellen Deason)<br />
war die Queen Of Country, zunächst mit<br />
den Deason Sisters,<br />
dann solo<br />
– schaffte es bis<br />
1979 insgesamt<br />
81 Mal in die<br />
Country-Charts<br />
(1952 landete<br />
sie mit "It<br />
Wasn’t God Who<br />
Made <strong>The</strong> Honky<br />
Tonk Angels” dort als erste Frau auf #1)<br />
und einmal in die Pop-Charts ("Jealousy"<br />
#78/1958). Überlebte am 16.7. einen<br />
Schlaganfall nicht.<br />
John Graham (*10.3.1945) gehörte als<br />
Gitarrist Johnny & <strong>The</strong> Falcons und <strong>The</strong><br />
Ramrods an. Starb am 17.7. an Lungenkrebs,<br />
sein Sarg hatte die Form einer Gitarre.<br />
Larry Hoppen (*12.1.1951) gründete<br />
als singender Gitarrist/Drummer 1972 die<br />
Soft-Rockband Orleans (größter Hit: "Still<br />
<strong>The</strong> One”), mit der er bis zu seinem überraschenden<br />
Tod am 24.7. unterwegs war. 1997<br />
war er bei der ersten Tour unter dem Mot<strong>to</strong><br />
„<strong>The</strong> Voices Of Classic Rock" dabei.<br />
Big Walter Smith (*1930) galt wegen seines<br />
Leibesumfangs als "<strong>The</strong> Big Man Of <strong>The</strong><br />
Blues”, sang bei den Groove Merchants, betrieb<br />
seine eigene Blues Revue & Brass Magic,<br />
arbeitete mit Antares, Albert und B.B.<br />
King und Bobby „Blue" Bland. Der Krebs<br />
rang ihn am 24.7. endgültig nieder.<br />
Jay Parker (*1.2.1925) entwarf als Designer<br />
Verpackungen für Alka Seltzer und<br />
Kaugummi, in der Musikwelt verewigte er<br />
sich mit der Kreation des Logos für Sun Records,<br />
für das sein Schulfreund Sam Phillips<br />
50 Dollar bezahlte. Auch nach seinem Ableben<br />
am 30.7. wird es noch auf T-Shirts und<br />
dergleichen zu sehen sein.<br />
Jimmy Jones (*2.6.1930) sang in Doo-<br />
Wop-Gruppen, ehe er seine Solokarriere<br />
startete und 1959<br />
mit "Handy Man"<br />
(er war Co-Au<strong>to</strong>r)<br />
in den Charts auf<br />
#3 vorstieß. Jones<br />
popularisierte den<br />
Falsettgesang im<br />
Pop, doch nach<br />
seinen Hits blieben<br />
trotz vieler Plattenfirmenwechsel<br />
weitere Erfolge aus. Starb<br />
am 2.8.<br />
Jason Noble war ein einflussreicher Gitarrist/Sänger<br />
in Indiekreisen und bei den<br />
Rodans, Rachel's und Shipping News aktiv.<br />
Gerade mal 40 Jahre alt, erlag er am 4.8.<br />
einer Krebserkrankung.<br />
Stuart Swanlund (*3.4.1958, Spitzname:<br />
Stubie) spielte ab 1985 Slidegitarre bei<br />
der Marshall Tucker Band, nebenbei auch<br />
bei den Tone Genera<strong>to</strong>rs. Starb am 4.8. im<br />
Schlaf.<br />
Johnnie Bassett (*9.10.1935) konnte<br />
auf eine 60-jährige Karriere als Bluesgitarrist,<br />
Sänger und Songschreiber zurückblikken,<br />
spielte mit B.B. King, T-Bone Walker,<br />
John Lee Hooker, Smokey Robinson und<br />
Ike & Tina Turner. Sein letztes Album I CAN<br />
MAKE THAT HAPPEN erschien erst vor wenigen<br />
Wochen, ehe ihn der Krebs am 4.8.<br />
besiegte.<br />
Stephen Hill (*1956) war als Sänger und<br />
Gitarrist in Studios in Nashville sehr gefragt,<br />
wie die Arbeitgebernamen Dolly Par<strong>to</strong>n,<br />
Tammy Wynette, Don McLean, Charlie Louvin,<br />
Sam Moore, Randy Travis, Lee Hazelwood<br />
oder Nancy Sinatra belegen. Erlag am<br />
5.8. einem Herzinfarkt.<br />
Marvin Hamlisch (*2.6.1944) gewann<br />
als einer von nur zwei Komponisten jeweils<br />
den Emmy, Oscar, Grammy und Pulitzer<br />
Preis. Fing als Übungspianist für Barbra<br />
Streisand an. Schuf zahllose Filmmusiken<br />
(u.a. „<strong>The</strong> Spy Who Loved Me"), komponierte<br />
für den Broadway („A Chorus Line"),<br />
belieferte auch Carly Simon ("Nobody<br />
Does It Better”). Das Mitglied der Songwriters<br />
Hall Of Fame starb nach kurzer<br />
Krankheit am 6.8.<br />
Mike Kelly sang das Demo "You Belong<br />
To Me”, das den Duprees 1961 ihren Plattenvertrag<br />
einbrachte. Er stieg vor den Aufnahmen<br />
aber aus, ehe er 1964 zurückkehrte.<br />
Verließ das Musikgeschäft 1977 und starb<br />
am 7.8. im Alter von 68 Jahren.<br />
Carl Davis (*19.9.1934) gilt als einer<br />
der Architekten des „Chicago Sound”, der<br />
in den 60er Jahren den Soul prägte. Den<br />
Durchbruch schaffte er mit der Produktion<br />
von "Duke Of Earl” der DuKays, einer der<br />
bestverkauften Singles der Ära. Davis produzierte<br />
Hits wie Jackie Wilsons "(Your Love<br />
Keeps Lifting Me) Higher and Higher” oder<br />
”Oh Girl” der Chi-Lites. Lungenfibrose stand<br />
am 9.8. im Totenschein.<br />
Gary Cox (*17.1.1953) war als Leadgitarrist<br />
1973 Gründungsmitglied der US-Power-<br />
Popband Artful Dodger und betrieb später<br />
einen Discjockey-Service. Ein Gehirntumor<br />
war Grund seines Ablebens am 12.8.<br />
Willa Ward (*13.12.1920) sang bei den in<br />
den frühen 40er Jahren gegründeten Ward<br />
Singers, die über 80 Platten veröffentlichten.<br />
Später wechselte sie ins Pop-Fach, sang<br />
backup für Screamin' Jay Hawkins, Patti<br />
LaBelle und Chubby Checker. Sie verstarb<br />
am 12.8.<br />
Lucius Reichling (*1947) war fast 40<br />
Jahre lang Sänger der Hamburger Countryband<br />
Trucks<strong>to</strong>p ("Take It Easy, Altes Haus"),<br />
spielte dazu Fiddle und Gitarre. Er starb am<br />
14.8. an den Folgen einer Lungenentzündung<br />
und einer zu spät erkannten Krebserkrankung.<br />
Bob Birch (*14.7.1956) bearbeitete seinen<br />
Bass im Studio auf der Bühne für Jose Feliciano,<br />
El<strong>to</strong>n John, Billy Joel, Cher, George<br />
Michael, Stevie Wonder, Sting, Gregg<br />
Allman, Brian Wilson und Bruce Hornsby.<br />
Erschoss sich am 15.8.<br />
Bill Tillman (*14.5.1947) blies bei Blood,<br />
Sweat & Tears auf acht Alben in sein Saxofon<br />
und seine Flöte, außerdem für die<br />
Coasters, Chuck Berry, Bo Diddley, Roy Orbison<br />
und war Solist des Dallas Symphony<br />
Orchestra, wartete bis zum 15.8. vergeblich<br />
auf eine Spenderniere<br />
Scott McKenzie (*10.1.1939 als Phillip<br />
Blondheim) machte sich mit der Hippie-<br />
Hymne "San Francisco"<br />
unsterblich.<br />
Nachdem seine<br />
Karriere wenig erfolgreich<br />
verlief,<br />
verzichtete er auf<br />
weitere Plattenaufnahmen,<br />
stieg<br />
später bei <strong>The</strong> Mamas<br />
& <strong>The</strong> Papas<br />
ein. Zu seinem Lebensunterhalt trug bei,<br />
dass er Co-Au<strong>to</strong>r von "Kokomo” war, mit<br />
dem den Beach Boys 1988 ein Nummer-<br />
1-Hit gelang. 2010 wurde er wegen einer<br />
Nervenerkrankung in ein Krankenhaus eingeliefert,<br />
die letztlich zu seinem Tod am<br />
18.8. führte.<br />
Robert Kretzschmar spielte Saxofon bei<br />
den Fabulous BC Horns der Blues Company<br />
aus Osnabrück, war auch in der Miro<br />
Nemec Band des „Ta<strong>to</strong>rt"-Kommissars. Er<br />
verstarb überraschend am 19.8. im Urlaub<br />
in Irland und wurde nur 50 Jahre alt.<br />
Lou Martin (*12.8.1949) wurde als Keyboarder<br />
von Rory Gallagher einem breiteren<br />
Publikum bekannt, spielte bei/für Killing<br />
Floor, <strong>The</strong> Downliners Sect, Screaming<br />
Lord Sutch, Chuck Berry und Albert Collins.<br />
Mehrere Schlaganfälle führten zu seinem<br />
Tod am 17.8.<br />
John S<strong>to</strong>ckfish begleitete ab 1965<br />
seinen kanadischen Landsmann Gordon<br />
Lightfoot am Bass (u.a. auf dessen Hit<br />
"Sundown"), spielte auch für Jim Croce,<br />
Dan Hill, Mel Torme und Cab Calloway. Am<br />
20. August starb er 69-jährig.<br />
Gene Thomas (*28.12.1938), texanischer<br />
Singer/Songwriter, machte 1961<br />
mit dem von Sir Douglas übernommenen<br />
"Sometime” (#53) auf sich aufmerksam,<br />
sein größter Hit war 1967 "Playboy" (#17).<br />
Er arbeitete mit Gattin Debbe Neville als<br />
Duo Gene & Debbe und belieferte Walyon<br />
Jennings, die Everly Bro<strong>the</strong>rs, Tina Turner,<br />
Freddy Fender, Kenny Rogers und Roy Orbison<br />
mit Songs. Lungenkrebs beendete<br />
sein Erdendasein am 26.8.<br />
Harold David (*25.5.1921) gewann durch<br />
seine Arbeit als Texter für Burt Bacharach<br />
(1957–1973) Grammys und Oscars. B.J.<br />
Thomas ("Raindrops Keep Fallin' On My<br />
Head”), Dionne Warwick ("Walk On By”),<br />
Perry Como ("Magic Moments”), <strong>The</strong> 5th<br />
Dimension ("One Less Bell To Answer”),<br />
Tom Jones ("What's New Pussycat?”),<br />
aber auch die Carpenters, Herb Alpert und<br />
Jackie DeShannon gehörten zu den Kunden<br />
des Brill-Building-Au<strong>to</strong>rengespanns,<br />
das im Mai dieses Jahres mit dem Library<br />
Of Congress Gershwin Prize For Popular<br />
Song ausgezeichnet wurde. David, Mitglied<br />
der Songwriters Hall Of Fame, erlag am 1.9.<br />
den Folgen eines Schlaganfalls.<br />
Mark Abrahamian (*23.2.1966) war seit<br />
2000 Leadgitarrist von Starship und begleitete<br />
außerdem Chris<strong>to</strong>pher Cross, Pat Travers,<br />
Fee Waybill und Chuck Negron. Kollabierte<br />
nach einer Starship-Show in Norfolk,<br />
Nebraska, am 2.9., im Krankenhaus wurde<br />
ein tödlicher Herzinfarkt konstatiert.<br />
Lillian Lopez (*16.11.1935) war als Leadsängerin<br />
der der New Yorker Disco-Truppe<br />
Odyssey erfolgreich (größter Hit: "Use It Up<br />
And Wear It Out” 1980 #1 im UK). War<br />
bis 2003 aktiv und ging am 4.9. für immer<br />
(Krebs).<br />
Joe South (*28.2.1940 als Joseph Souter)<br />
profilierte sich in den 60ern als Songschmied<br />
für Gene Vincent ("Gone Gone<br />
Gone”), Elvis Presley ("Walk A Mile In My<br />
Shoes”), Deep Purple ("Hush”) und Lynn<br />
Anderson ("Rose Garden”). Sein selbst<br />
veröffentlichter Protestsong "Games<br />
People Play” wurde 1968 zum „Song des<br />
Jahres” gekürt und erhielt zwei Grammys.<br />
South war auch als Sessionmusiker<br />
gefragt (Aretha Franklin, Simon & Garfunkel,<br />
Bob Dylan). Überlebte am 5.9. ein<br />
Herzversagen nicht.<br />
Seite 8 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
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Von Jens-Uwe Berndt<br />
-Leidenschaft in Leverkusen<br />
50 Jahre -<br />
8500 Mal Vinyl<br />
Vor einem halben Jahrhundert, am 5.10.1962, begann eine<br />
Plattenkarriere der besonderen Art: Mit der Katalognummer<br />
R 4949 veröffentlichte das britische Parlophone-Label seine<br />
erste <strong>Beatles</strong>-Single im UK, "Love Me Do"/"P.S. I Love You".<br />
Sie stieg bis auf Chartplatz 17 und – zu ihrem 20. Geburtstag<br />
neu aufgelegt – 1982 sogar bis auf Rang 4. Seitdem sind, nach<br />
vagen Schätzungen, rund 1,3 Milliarden Fab-Four-Tonträger<br />
in Umlauf gekommen. 8500 davon – Superraritäten inklusive<br />
– besitzt der Leverkusener Sammler<br />
Gerhard Korte. Ein Porträt.<br />
G<br />
erhard Korte hat damit eine der größten<br />
Sammlungen regulärer <strong>Beatles</strong>-Platten<br />
weltweit. Dabei ist er nicht mal ein „richtiger<br />
Fan" der Liverpooler Legenden. Denn als er<br />
das Quartett 1964 im englischen Bournemouth live<br />
erlebte, regte ihn das nicht im Geringsten auf.<br />
I<br />
ch kannte die Band damals gar nicht", erinnert<br />
„<br />
sich der heute 64-Jährige, der sich zu jener Zeit<br />
im Schüleraustausch in<br />
Großbritannien befand.<br />
„Zwar gefiel mir die<br />
Musik, elektrifiziert war<br />
ich aber nicht." Auch<br />
den Auftritt von John,<br />
George, Paul und Ringo<br />
zwei Jahre später in Essen<br />
nahm Gerhard Kor-<br />
te<br />
eher nebenbei mit.<br />
„Wenn man 16 oder 18<br />
Jahre alt ist, hat man<br />
teilweise andere Interessen<br />
als Musik. Ich habe<br />
viel Sport getrieben,<br />
Handball und Leichtathletik."<br />
E<br />
rst 1983 begann<br />
Korte mit dem<br />
Sammeln von Vinyl. An<br />
einen bestimmten Auslöser<br />
kann er sich nicht<br />
erinnern. „Vorher war<br />
ich leidenschaftlicher<br />
Philatelist", erzählt er.<br />
„Das verlor aber immer<br />
mehr seine Faszination.<br />
Und da ich im-<br />
mer schon Musik mochte, fing<br />
ich mit den Platten an." Vor<br />
allem Produkte aus den 60er<br />
Jahren standen im Fokus des<br />
Fo<strong>to</strong>: © INTERFOTO/Friedrich<br />
Versicherungskaufmanns. Die<br />
S<strong>to</strong>nes mochte er ebenso wie Elvis Presley oder<br />
Cliff Richard. Und natürlich die Pilz-<br />
köpfe aus Liverpool. „1995 fing<br />
ich an, mich auf die <strong>Beatles</strong><br />
zu konzentrieren", sagt Korte,<br />
dessen Spezialisierung<br />
pragmatische Gründe hatte:<br />
Die Schallplattensammlung<br />
hatte Übergröße angenommen<br />
...<br />
A<br />
uf einer Plattenbörse<br />
„ habe ich gesehen, wie für<br />
eine <strong>Beatles</strong>-Platte 1500 Mark über<br />
den Tisch gegangen<br />
sind",<br />
erinnert sich<br />
der Sammler<br />
an ein Aha-<br />
Erlebnis. „Ich<br />
dachte: Die<br />
Leute<br />
sind<br />
doch beklopptpt!<br />
Heu-<br />
te bin ich selbst<br />
noch bekloppter." In seinem Fundus<br />
befinden sich Tonträger, die zeitweise<br />
Preise erzielten, für die man einen gut<br />
erhaltenen Kleinwagen erstehen konnte.<br />
Wie zum Beispiel THE BEATLES BEAT als<br />
Buchgemeinschafts-Ausgabe von 1965 mit<br />
dem gelben Odeon-Impression-Label. „3500<br />
Mark wurden dafür mal gezahlt", erzählt Gerhard<br />
Korte. „Heute<br />
bekommt<br />
man die Platte<br />
schon für<br />
unter 1000<br />
Euro." Dieser<br />
Wertverfall<br />
schmerzt den<br />
Vinylfreund:<br />
„Es gibt dafür<br />
mehrere Ursachen,<br />
allen<br />
voran die illegalen<br />
Nachpressungen."<br />
Bootleger<br />
würden die<br />
Raritäten 1:1<br />
kopieren und<br />
in verhältnismäßig<br />
großen<br />
Stückzahlen<br />
Korte vor seiner Vinylsammlung: auf den Markt<br />
8500 <strong>Beatles</strong>-Platten.<br />
werfen. „Wer<br />
Seite 10 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
nicht das Geld für ein Original hat, kauft sich das<br />
Imitat. Hinzukommt, dass manche Nachahmungen<br />
bewusst auf eine falsche Fährte locken sollen." Er<br />
selbst wäre beinahe Opfer eines Betrügers geworden,<br />
als er über Ebay die ultrarare Phono-Ring-LP<br />
THE BEATLES für 300 Dollar ersteigerte. „Die ist<br />
eigentlich nur für 600 Euro zu bekommen, und<br />
ich dachte schon, ich hätte ein Schnäppchen gemacht",<br />
sagt Korte. „Beim Zoll musste ich die LP<br />
dann auspacken und habe festgestellt, dass die<br />
Registrierungsnummer in der Auslauffläche geritzt<br />
und nicht maschinell gestanzt war." Er verweigerte<br />
die Annahme und musste dann über eine zeitaufwändige<br />
Prozedur sein Geld zurückholen. Die einst<br />
so wertvolle „Impression-LP" sei immer häufiger im<br />
Netz zu finden. „Das Schlimme ist, dass es meist gar<br />
nicht dabeisteht,<br />
wenn es sich um<br />
eine Nachpressung<br />
handelt",<br />
schimpft Korte.<br />
„Und wenn<br />
ich dann sehe,<br />
wie diese Platten<br />
für 120 bis<br />
150 Euro den<br />
Besitzer wechseln,<br />
bekomme<br />
ich einen dicken<br />
Hals."<br />
E<br />
s stehen<br />
aber nicht<br />
nur megateure<br />
Raritäten in der<br />
Super-Sammlung.<br />
So besitzt<br />
er allein von<br />
der deutschen<br />
HELP-Ausgabe 40 verschiedene Varianten. Und<br />
da machen manchmal – für den Laien – geradezu<br />
unsichtbare Besonderheiten den Unterschied aus.<br />
„Beim Song 'You’re Going To Lose That Girl' wird<br />
der Apostrof hinterm You gesetzt. Ich habe eine Variante,<br />
wo das Zeichen erst nach dem r' auftaucht,<br />
'<br />
also Your'e'." Ähnlich kurios sind die Unterschiede<br />
'<br />
bei den Variationen der ersten <strong>Beatles</strong>-LP auf dem<br />
DDR-Label Amiga, die Korte besitzt. „Zwischen den<br />
Au<strong>to</strong>rennamen Lennon und McCartney sind Bindestriche<br />
gedruckt, die mal kurz und mal lang sind.<br />
Bei der einen LP sind die ersten drei kurz, die nächsten<br />
beiden lang, die anderen wieder kurz; bei einer<br />
anderen Scheibe sind die Bindestriche zwischen den<br />
Namen für die gesamte A-Seite lang, die der B-Seite<br />
kurz und so weiter. Ich habe keine Ahnung, wie so<br />
etwas zustande kommt."<br />
G<br />
erhard Korte hält auf seiner Jagd nach edlen<br />
Stücken ganz bewusst nach (Vorab-)Weißmustern<br />
Ausschau. Besonders s<strong>to</strong>lz ist er auf die Promotionversion<br />
der deutschen Stereo-Ausgabe der<br />
MY BONNIE-LP<br />
von 1962 mit<br />
Tony Sheridan<br />
und den Beat<br />
Bro<strong>the</strong>rs. „Im<br />
Internet wird<br />
die Weißpressung<br />
des Albums<br />
derzeit<br />
mit rund 4000<br />
Dollar gehandelt",<br />
sagt der<br />
Spezialist fast<br />
gelassen. Allerdings<br />
muss es<br />
nicht sein, sein Erspartes zu opfern, nur um an Ultra-Raritäten<br />
zu kommen. Auf Trödelmärkten sind<br />
immer noch Schnäppchen ungeahnten Ausmaßes<br />
möglich. „Ich habe mir mal die Weißpressung einer<br />
EP der <strong>Beatles</strong> für einen Euro gekauft", erzählt<br />
Korte. „Das Teil hat den Wert von gut 1000 Euro."<br />
Der Summen-Overkill wird auch bei den Originalen<br />
der drei legendären DDR-Amiga-Singles deutlich,<br />
von denen der Vinylfan nicht nur mehrere Originale,<br />
sondern auch die Weißmuster besitzt. Das gilt<br />
auch für die (für den ostdeutschen Markt geplante,<br />
aber nie veröffentlichte) vierte 45er "She Loves<br />
You"/"Misery", die<br />
– so Korte – „bringt<br />
bis zu 4500 Euro".<br />
W<br />
eniger wertintensiv,<br />
dafür<br />
aber recht bizarr<br />
sind Kortes Vinylimpressionen<br />
aus<br />
entlegenen Winkeln<br />
der Welt. Platten aus<br />
Belgisch-Kongo, aus<br />
der Dominikanischen<br />
Republik oder aus<br />
Taiwan. „Die haben<br />
schreckliche<br />
Cover", beschreibt<br />
er die Produkte.<br />
„Tausendmal kopierte<br />
Fo<strong>to</strong>s, äußerst<br />
schlechter Druck auf<br />
miserablem Papier."<br />
Schön seien hingegen<br />
Platten aus der Türkei<br />
oder Griechenland.<br />
B<br />
ootlegs kommen<br />
Gerhard<br />
Korte nicht ins<br />
Haus. Zumindest<br />
nicht mehr. „Ich<br />
hatte mal 18000<br />
solcher Raubpresersungen",<br />
verrät „Jetzt bin ich froh, dass ich<br />
sie wieder los bin. Daran verdienen nur Leute,<br />
die mit Musik nichts am Hut haben und nur auf<br />
Teufel komm raus Geld machen wollen." Selbst vom<br />
Wert her seien diese illegalen Scheiben uninteressant.<br />
„Am Anfang bezahlt man für so was 100 Euro.<br />
Und dann,<br />
wenn der<br />
Markt<br />
gesättigt<br />
ist,<br />
werden<br />
die gleichen<br />
Dinger für<br />
20, 30 Euro<br />
rausgeworfen."<br />
D<br />
ie Zeiten, in<br />
denen er seine<br />
Freizeit damit<br />
verbrachte, selbst<br />
nach <strong>Beatles</strong>-Vinyl<br />
Ausschau zu halten,<br />
sind fast vorbei.<br />
„Das meiste wird mir<br />
mittlerweile angeboten",<br />
meint Korte.<br />
„In Sammlerkreisen<br />
kennt man mich<br />
und weiß, dass<br />
ich <strong>Beatles</strong>-Platten<br />
sammle." Zu dieser<br />
Popularität trug<br />
auch bei, dass er<br />
mit dem ZDF-Re-dakteur<br />
Wolfgang g<br />
Sell die Fab-Four--<br />
Diskografie „Help!"<br />
in drei Bänden herausgab.<br />
„Alles, was<br />
ich bisher in Händen n<br />
hielt, war aus meiner<br />
Sicht unvollständig.<br />
Anfangs hatte ich<br />
mich beim Sammeln<br />
an diversen Listen<br />
orientiert, fand<br />
dann aber viel mehr<br />
Veröffentlichungen,<br />
als von den Statistikern<br />
bisher notiert t<br />
worden waren."<br />
Also entschloss er<br />
sich, ein eigenes<br />
Nachschlagewerk<br />
zu veröffentlichen.<br />
Während die ersten<br />
beiden Bücher die<br />
regulären Ausgaben<br />
mit all ihren Facetten,<br />
Fehlern und Besonderheiten<br />
dokumentieren, sind im<br />
dritten Teil der Diskografie die<br />
Sampler-Beiträge zu finden.<br />
Bei all den großen und kleinen<br />
Edelsteinen in Kortes<br />
riesiger Sammlung bleiben<br />
auch bei dem Vinylfreak Wünsche<br />
offen. „Das so genannte<br />
Butcher-Cover der YESTERDAY<br />
AND TODAY im verschweißten und nie überklebten<br />
Zustand", sagt er. „Das ist schon ein paarmal für<br />
30.000 Dollar weggegangen." Aber, wie er gelassen<br />
sagt, man müsse ja nicht alles haben ...<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 11
-Museum<br />
Musik-His<strong>to</strong>rie<br />
aus erster Hand<br />
Um wie die <strong>Beatles</strong> über die Abbey Road zu spazieren, muss man nicht extra einen Trip nach<br />
London unternehmen. Es reicht ein Abstecher nach Halle (Sachsen-Anhalt), dort gibt es den berühmtesten<br />
Zebrastreifen der Rockgeschichte sogar inklusive Fab Four. Und nicht nur das. Im<br />
vermutlich weltweit größten <strong>Beatles</strong>-Museum wird die Erfolgss<strong>to</strong>ry von John, George, Paul und<br />
Ringo lebendig, kann der geneigte Fan in einem Fundus von 2500 Exponaten baden.<br />
M<br />
artin Schmidt ist mit seinen 25 Jahren nicht unbedingt der Typ, den ausdehnte. Heute stehen Moers und seinen Mitstreitern i 600 Quadratmeter<br />
man in einem <strong>Beatles</strong>-Museum erwartet. Denn als die größte Popgruppe<br />
aller Zeiten ihre Karriere beendete, dürften selbst Schmidts Eltern Besucher kommen jedes Jahr", sagt Martin Schmidt, der bereits das gesamte<br />
Ausstellungsfläche in drei S<strong>to</strong>ckwerken zur Verfügung. „18.000 bis 20.000<br />
noch eher schmissige Pionierlieder geträllert haben, statt mit "Helter Skelter" Marketing für das Museum übernommen hat. Auch wenn Moers im Hintergrund<br />
immer wieder durch die Szenerie geistert – mehr als das eine oder<br />
abzurocken oder bei "Hey Jude" die Refrainzeilen zu zählen. Und der adrett<br />
wirkende junge Mann gibt auch zu, dass ihm die <strong>Beatles</strong> noch im Jahr 2000 andere Nicken ist von ihm nur noch selten zu bekommen. Folglich ist es<br />
vor seinem Schülerjob im gerade frisch eröffneten Museum am Alten Markt auch Schmidt, der wichtige Momente aus Moers' Leben erzählt: dass er in<br />
ziemlich egal waren. „Wer hier arbeitet, wird aber zwangsläufig zum Fan", den 60ern den offiziellen <strong>Beatles</strong>-Fanclub in Deutschland leitete, dass sein<br />
erklärt Schmidt. „Mittlerweile kann ich sagen, dass mein Leben vorgezeichnet<br />
ist. Es ist jetzt schon so, dass sich Rainer mehr und mehr zurückzieht und Hauses in Halle verstarb, dass Moers 2003 ein äußerst angenehmes Gespräch<br />
Kompagnon Matthias Bühring aus Jena unmittelbar nach der Eröffnung des<br />
mir die Leitung des Hauses in die Hände legt."<br />
mit Yoko Ono führen konnte oder dass er zur Eröffnung Julian Lennon<br />
durch die Ausstellung führte.<br />
das ist Rainer Moers. Seit 1964 sammelt der 62-Jährige alles<br />
von den <strong>Beatles</strong>, was ihm in die<br />
R<br />
ainer,<br />
Hände kommt. Erste mobile Ausstellungen<br />
zeigte er zwischen 1975 und<br />
1984 in der BRD, in Holland, Österreich<br />
und in Ungarn. 1989 wurde der Rheinländer<br />
sesshaft und eröffnete in Köln<br />
das erste <strong>Beatles</strong>-Museum. 60 Quadratmeter<br />
maß die Exposition, die sich mit<br />
dem Umzug nach Halle<br />
zehn Jahre später um<br />
das Zehnfache<br />
Von Jens-Uwe Berndt<br />
Martin Schmidt (25) und Gründer Rainer Moers (62)<br />
auf dem berühmten Zebrastreifen in ihrem Museum in Halle.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />
Seite 12<br />
■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />
Ein <strong>Beatles</strong>-Fan-Zimmer aus den 60ern. Im TV läuft die „Ed Sullivan Show „ .<br />
Das <strong>Beatles</strong>-Museum in Halle bei Nacht.<br />
D<br />
iese lässt den <strong>Beatles</strong>-Fan geradezu high werden. Er darf sich durch Merchandising,<br />
Tonträger, Fo<strong>to</strong>s, Schriftstücke, Kleidung aller Art wühlen, dürften McCartneys nachgebauter Höfner-Bass, <strong>Beatles</strong>-Damenstrümpfe,<br />
lichungen und Goldenen Schallplatten ganz zu schweigen. Rar und teuer<br />
bevor er beim heiligen Gral ankommt:<br />
„Bravo"-Papier-Pilzköpfe, Lennons<br />
ein Lennon-Löffel auf blauem Samt.<br />
FBI-Akte oder der „Bootles"-Spiel-<br />
Das Besteck stammt<br />
au<strong>to</strong>mat sein, bei dem der Hersteller<br />
aus Cynthia Lennons<br />
Haushalt und<br />
suchte, die Lizenzgebühren zu sparen.<br />
mit der Namensveränderung ver-<br />
I dürfte dem Beatle<br />
m Museum von Halle werden<br />
nicht nur einmal<br />
jedoch nicht nur Exponate zur<br />
zum Umrühren des<br />
Tees gedient haben.<br />
Bei aller Verehrung<br />
der Fab Four ist hier aber auch jene<br />
Prise Humor spürbar, die vor allem<br />
John Lennon zeitlebens zueigen war.<br />
D<br />
ie Tonträger-Flut ist die Ansammlung<br />
ultimativer Raritäten<br />
schlechthin: die sieben Schallfolien<br />
des offiziellen <strong>Beatles</strong>-Fanclubs, die<br />
Ein Fan-Paradies – im Eingangsbereich kann der Fan kaufen,<br />
was immer sein Herz begehrt.<br />
drei DDR-<strong>Beatles</strong>-Singles inklusive<br />
zweier Weißpressungen einst geplanter Veröffentlichungen, das Butcher-<br />
Cover, <strong>Beatles</strong> auf Schellack für den indischen Markt, von Sonderveröffent-<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />
Noch freundlicher als im Original – die <strong>Beatles</strong>-Figuren.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 13<br />
Schau gestellt. Es existiert eine <strong>Beatles</strong>-Biblio<strong>the</strong>k,<br />
es werden Filme und<br />
– am Ende des Rundgangs – eine<br />
Dokumentation gezeigt. An allen<br />
Ecken und Kanten schallen einem<br />
musikalische Beispiele entgegen, die<br />
das Gesehene akustisch untermalen.<br />
Besonders wirkungsvoll ist dabei ein<br />
nachempfundenes Fan-Zimmer aus<br />
den 60er Jahren, in dem in einem<br />
alten Schwarzweiß-Fernseher die „Ed<br />
Sullivan Shows" mit den legendären <strong>Beatles</strong>-Auftritten in den USA laufen.<br />
Außerdem sehen sich Rainer Moers und Martin Schmidt (dritter im Bunde<br />
ist der 26-jährige Stefan Lorenz) auf einer Bildungsmission: Schulklassen<br />
erhalten gesonderte Führungen und Vorträge, für den Unterricht werden<br />
kostenlos Videos, CD und Bildmaterial verliehen. Eine vom Museum herausgegebene<br />
Zeitschrift mit dem Titel „Things"<br />
erzählt nicht nur <strong>Beatles</strong>-Geschichte oder<br />
weist auf die Exponate hin – hier können<br />
auch aktuelle Ereignisse um die noch lebenden<br />
Musiker Paul McCartney und Ringo<br />
Starr oder Geschichten der Nachlassverwalter<br />
und Verwandten von George Harrison<br />
und John Lennon nachgelesen werden.<br />
T<br />
rotz der Größe der Ausstellungsfläche<br />
„ kann bei uns nur höchstens ein Viertel<br />
von dem gezeigt werden, was tatsächlich<br />
vorhanden ist", sagt Martin Schmidt. „Darum<br />
kann immer mal wieder was anderes<br />
präsentiert werden, denn aus diesem Fundus<br />
können wir jederzeit schöpfen."<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />
Ein Joke, der damals noch<br />
nicht recht ankam.<br />
Das berüchtigte Butcher-Cover.
Farewell, MyLORD!<br />
Jon Lord<br />
Ein Leben<br />
an den Tasten<br />
Als Sechsjähriger erhielt Jonathan Douglas Lord (*9.6.1941 in Leicester)<br />
Klavierunterricht. Er interessierte sich früh für Jazz und Blues und studierte<br />
ab Ende der 50er Jahre an der Central School Of Speech And<br />
Drama. Lord arbeitete als Sessionmusiker und spielte in Bands wie der<br />
Bill Ash<strong>to</strong>n Combo, Red Bludd's Bluesicians (wo er an seine erste elektrische<br />
Orgel kam), den Artwoods (für eine Single: St. Valentine's Day Massacre), Santa<br />
Barbera Machine Head (Gitarre: Ron Wood), <strong>The</strong> Flower Pot Men. 1967 war er<br />
Gründungsmitglied von Deep Purple, mit denen er Rockgeschichte schrieb.<br />
Nach dem ersten Ende von Deep Purple 1976 brachte Lord zunächst Paice Ash<strong>to</strong>n<br />
Lord an den Start, bediente für Maggie Bell, Nazareth, George Harrison, Alvin<br />
Lee, David Gilmour und Cozy Powell im Studio die<br />
Tasten. 1978 stieg er bei Whitesnake ein, wo er<br />
sich nach eigener Aussage aber eher als Mietmusiker<br />
fühlte. Darum mischte er bei der Purple-Reunion<br />
1984 wieder mit – bis 2002, als er seinen Hut<br />
nahm. Lord widmete sich verstärkt seinen ambitionierten<br />
klassischen Solo-Arbeiten, er wirkte bei<br />
den britisch-australischen Hoochie Coochie Men<br />
mit und trieb sein eigenes Blues Project (auch <strong>The</strong><br />
Bluesual Suspects genannt) voran.<br />
Neben seinen diversen Bandaktivitäten veröffentlichte<br />
Jon Lord zahlreiche Solo-Alben und Soundtracks.<br />
Er komponierte in den letzten Jahren klassische<br />
Orchesterwerke wie das „Durham Concer<strong>to</strong>”<br />
(2007) und die „Boom Of <strong>The</strong> Tingling Strings"<br />
(2008). Die präsentierte er in der Regel auch live, ebenso Deep Purples CONCERTO<br />
mit unterschiedlichen Besetzungen. Dabei war er auch häufig auf deutschen Bühnen<br />
zu Gast. Bis am 9. August 2011 seine Krebserkrankung gemeldet wurde. Lord<br />
musste eine für Ok<strong>to</strong>ber geplante Tour mit dem Blues Project ebenso absagen<br />
wie alle anderen bereits gebuchten Konzerte, zuletzt einen Auftritt Anfang Juli in<br />
Hagen. Doch er ließ sich durch den Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht unterkriegen<br />
und nahm das CONCERTO noch einmal auf, diesmal u.a. mit Steve Morse, Joe<br />
Bonamassa und Bruce Dickinson. Die für September angestrebte Veröffentlichung<br />
erlebte er nicht mehr. Am 16. Juli kostete ihn eine Lungenembolie das Leben. Jon<br />
Lord gesellte sich zur „großen Bluesband im Himmel, in der mein Lehrer und Mitspieler<br />
Art Wood auch spielt", an den er im <strong>GoodTimes</strong>-Interview im April 2011<br />
erinnert hatte. Die folgenden Statements trug Philipp Roser zusammen.<br />
Jon Lord – in eigenen Worten<br />
Ritchie (Blackmore) spielte auf eine sehr komplexe, dichte Weise Gitarre, so dass ich<br />
einen Orgelstil entwickeln musste, der das abrundete – ich musste gewissermaßen<br />
einen Heiligenschein für sein Spiel entwickeln. Ich erfand einen Sound, in dessen<br />
Mitte alles möglich war. Bei Whitesnake mit zwei Gitarristen musste ich mich umstellen<br />
und sozusagen den Hintergrund für sie kolorieren. (22.4.1981)<br />
Ich bin kein Keith Emerson, kein Rick Wakeman. Ich will nicht hunderte Soli spielen,<br />
sondern meinen Teil zum Bandsound beitragen – das ist oft viel harte Arbeit.<br />
(22.4.1981)<br />
Fo<strong>to</strong>: © Rasmus Heide<br />
Ich traf die wirklich schwere Entscheidung,<br />
Purple zu verlassen, weil mir keine Zeit mehr<br />
blieb, das zu machen, was mir am Herzen<br />
lag. Ich brauchte einfach mehr Zeit für mich<br />
selbst. (4.10.2007)<br />
Es ist ehrlicher Retro-R&B, den wir mit den<br />
Hoochie Coochie Men spielen, dazu ein<br />
Schuss Blues und Rock – ich mag diese Kombination,<br />
sie hat mich sofort angesprochen,<br />
als Bob Daisley fragte, ob ich nicht mitmachen<br />
wolle. (4.10.2007)<br />
Ich fahre jedes Jahr mindestens einmal zum<br />
Skifahren nach Zermatt in der Schweiz. 1998<br />
lernte ich dort Frida von Abba kennen. Als ich 2004 BEYOND THE NOTES machte,<br />
fragte ich sie, ob sie nicht "<strong>The</strong> Sun Will Shine Again" singen könnte. Sie brach in<br />
Tränen aus, als sie den Song hörte und wollte ihn unbedingt machen. (4.10.2007)<br />
Maggie Bell, Ian Paice und ich wollten 1976 eine Band starten, doch dann kamen<br />
Paice Ash<strong>to</strong>n Lord und bei Maggie andere Dinge dazwischen. Aber wir haben immerhin<br />
ein Konzert gespielt, in der Londoner Royal Festival Hall. Geoff Whitehorn<br />
war als Gitarrist dabei. Maggie ist eine der großen britischen Bluesstimmen!<br />
(22.12.2010)<br />
1976 lebte ich einige Monate in München. Ich wollte Eberhard Schoener nahe sein,<br />
weil wir damals zusammenarbeiteten. Ich hatte davor drei Jahre in den USA gelebt,<br />
weil meine erste Ehe zerbrochen war und ich aus emotionalen Gründen nicht<br />
in England leben wollte – außerdem waren mir die Steuern dort zu hoch (lacht).<br />
(22.12.2010)<br />
Bin ich ein Wanderer zwischen den musikalischen Welten? Mir ist es egal, ob man<br />
es Klassik, Rock, Blues nennt – für mich ist es einfach Musik. Ich habe die meiste<br />
Zeit meines Daseins als Profimusiker damit verbracht, den Leuten in die Köpfe zu<br />
hämmern, dass es egal ist, wie man es nennt. Wichtig ist nur, dass es dein Herz<br />
berührt! (7.4.2011)<br />
Ich will mit dem Blues Project möglichst bald ins Studio oder eine Liveplatte aufnehmen.<br />
Es macht einfach Freude, mit den alten Kumpels zu spielen – es gibt nichts<br />
Schöneres als einen leidenschaftlichen Abend mit Blues & Bier. (7.4.2011)<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Seite 14 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Erinnerungen an Jon Lord<br />
Genie & Gentleman<br />
Farewell, MyLORD!<br />
Jon war nicht nur ein großartiger Musiker, sondern auch mein<br />
"<br />
Lieblings- Dinner-Kamerad'. Wir wussten, dass er krank war,<br />
'<br />
aber es hatte ja geheißen, es gehe ihm besser und er sei auf dem<br />
Weg der Genesung. Umso trauriger und schockierender war die<br />
Nachricht seines Todes. Ohne Jon hätte es Deep Purple nicht<br />
gegeben! Er wird in unseren Herzen und Erinnerungen weiterleben."<br />
Ritchie Blackmore<br />
Fo<strong>to</strong>: © R. Fengler<br />
Ich lernte Jon vor etwa 40 Jahren kennen, als wir ein paar<br />
"<br />
Konzerte spielten – er war ein Gentleman und erstklassiger Musiker,<br />
nicht nur im Rock, sondern auch in der Klassik. Ich durfte<br />
seine Familie kennen lernen, die mich sofort warmherzig aufgenommen<br />
hat. Jon war eine ganz eigene Spezies von Musiker<br />
– einen wie ihn wird man nicht mehr finden! Ich habe ihn und<br />
seine musikalischen Fähigkeiten geliebt – ein wahrer Freund!<br />
Gott segne seine Seele." Maggie Bell<br />
Wieder hat einer der großen Musiker den Planeten verlassen.<br />
"<br />
Jon war besonders, als Musiker wie als Mensch. Er hatte geplant,<br />
wieder mit den Hoochie Coochie Men aufzunehmen, aber<br />
das sollte nicht sein. Ich wünschte mir, er wäre noch da, aber<br />
er ist jetzt an einem besseren Ort. Ein Teil von ihm wird aber<br />
für immer hier bleiben: sein musikalisches Erbe. Have fun 'up<br />
<strong>the</strong>re', Jon!" Bob Daisley<br />
Welch ein Verlust für die Musik und die Welt! Ich sah ihn erstmals 1964 mit den<br />
"<br />
Artwoods, als sie an meiner Highschool spielten. Es war das erste Mal, dass ich eine<br />
Hammondorgel live in einem Rockkontext hörte – ich fand den<br />
Sound und auch Jons Spiel unglaublich. Kennen gelernt habe<br />
ich ihn, als ich eingeladen wurde, bei einer Band einzusteigen,<br />
die er und Ian Paice mit Maggie Bell 1978 starteten. Wir spielten<br />
einen Gig in der Royal Festival Hall, doch dann holte David<br />
Coverdale Jon und Ian zu Whitesnake. Wir sind uns danach beruflich<br />
und bei gesellschaftlichen Anlässen immer wieder über<br />
den Weg gelaufen – Jon konnte da wirklich für Hochstimmung<br />
sorgen und <strong>to</strong>lle Geschichten erzählen. Er war ein echter Gentleman, supertalentiert,<br />
weise und lustig. Wir werden ihn vermissen." Geoff Whitehorn<br />
" Er war ein echter Gentleman – typisch sein Spruch dear boy,<br />
"<br />
ano<strong>the</strong>r glass of champagne?" Ich hatte in meinem Studio eine<br />
uralte Hammond rumstehen. Als Jon mal vorbeikam, setzte er sich<br />
an die Orgel und meinte im Brust<strong>to</strong>n der Überzeugung: Das ist<br />
das Instrument für einen Mann! Allerdings war er nicht immer<br />
der Verlässlichste: Eines Tages rief er mich an und sagte, er sei in<br />
der Nähe und werde in fünf Minuten da sein – angekommen ist er<br />
nie." Alvin Lee<br />
Ich traf Jon zum ersten Mal im April 1999 in Melbourne, als Deep Purple mit<br />
"<br />
ihrer Abandon'-Tour unterwegs waren. In den Folgejahren hatte ich das große Vergnügen,<br />
bei verschiedensten Aufnahmen mit ihm zusammenzu-<br />
'<br />
arbeiten, von den Hoochie Coochie Men bis zu seinem jüngsten<br />
Projekt: Erst vor ein paar Wochen schlossen wir die Arbeiten<br />
für CONCERTO FOR GROUP & ORCHESTRA ab. Jeder Augenblick<br />
mit Jon war reines Vergnügen, dank seines einzigartigen<br />
Charakters und seiner unvergleichlichen Persönlichkeit.<br />
Er war charmant, redegewandt, immer lustig, hatte ein einnehmendes<br />
Wesen – und er kümmerte sich um einen. Jon Lord, ein<br />
Keyboardgenie, begabter Komponist und ein guter, verlässlicher Freund. Er wird<br />
ganz sicher vermisst werden." Drew Thompson (Produzent)<br />
Ein enormer Verlust für die Musikergemeinschaft! Ich kannte ihn nicht persönlich,<br />
aber er hatte mich einige Zeit vor seinem Ableben kontaktiert, ob ich bei<br />
"<br />
einem Sinfonie-Projekt mitmachen würde. Ich konnte aus terminlichen Gründen<br />
nicht, was mich im Nachhinein umso trauriger stimmt. Ich fühlte mich sehr geehrt,<br />
von jemandem seines Kalibers in Betracht gezogen worden zu<br />
sein, den ich bewunderte und der einen so großen Einfl uss auf<br />
die Rockmusik gehabt hatte. Seine Technik veränderte das<br />
Hammondspiel, sein Einfl uss wird immer spürbar bleiben."<br />
Steve Luka<strong>the</strong>r<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Ich bin extrem traurig, seit ich von Jon Lords Ableben hörte.<br />
"<br />
Ich hatte zweimal in meinem Leben die Ehre, mit ihm zu spielen.<br />
Er war einer der nettesten, bescheidensten und talentiertesten<br />
Menschen, die ich je getroffen habe."<br />
Joe Bonamassa<br />
Während meiner Europa-Tourneen mit Nasty Habits spielten wir oft dort, wo Jon<br />
"<br />
zuvor auch aufgetreten war oder bald spielen würde. Oft ließen mir Bekannte Grüße<br />
von Jon ausrichten. Es schien nur eine Frage der Zeit, bis wir<br />
in einem Programm oder in derselben Stadt auftauchen würden.<br />
Schließlich sah es so aus, als könnte es bei einem Festival in St.<br />
Veit in Österreich klappen, weil wir beide am selben Wochenende<br />
dort spielen sollten. Leider sagte Jon dann seinen Auftritt ab,<br />
und so erfuhr ich von der Schwere seiner Krankheit. Während<br />
unserer Show bat ich das Publikum, mit uns gute Gedanken an<br />
Jon zu senden für eine baldige Genesung – der überwältigende,<br />
laute Zuspruch der Fans sagte alles! Seit jenem Gig im September 2011 erkundigten<br />
wir uns regelmäßig nach Jons Gesundheit und hofften, es möge gut ausgehen.<br />
Leider sollte es nicht sein. Seine Musik wird weiterleben, ein würdiges Vermächtnis<br />
eines großartigen Musikers. Die Erinnerungen an die aufregenden Pioniertage werden<br />
mich stets begleiten. Ruhe in Frieden, Jon!" Nick Simper<br />
Mehrfach hat Jon Lord mit dem Münchner Dirigenten,<br />
Komponisten und Multimedia-Künstler Eberhard<br />
Schoener zusammengearbeitet. Vor allem bei<br />
Lords frühen Solo-Aktivitäten kooperierten die beiden<br />
seelenverwandten Grenzgänger zwischen Klassik und<br />
Rock. Für <strong>GoodTimes</strong> erinnerte sich Schoener während<br />
der Vorbereitung für seine "<br />
Traumpfade"-Aufführung<br />
mit Jack Bruce und Hammond-Ass Barbara<br />
Dennerlein am Starnberger See.<br />
Kennen gelernt habe ich Jon in München im Circus<br />
"<br />
Krone, als er mit Deep Purple <strong>to</strong>urte. Meine Frau<br />
meinte, das solle ich mir mal anhören – da wäre ein Typ dabei, der auch versuchte,<br />
etwas mit Klassik und Rock zu machen. Kurz danach trafen wir uns in London<br />
wieder ... Unsere Zusammenarbeit dauerte gar nicht so lange, wir machten WIN-<br />
DOWS und SARABANDE zusammen, spielten auch einige Konzerte. Es war eine<br />
sehr schöne Freundschaft – ich war damals der einzige Klassiker', der Jons Musik<br />
'<br />
schätzte. Ich fand ihn großartig, er war ein sehr guter Musiker ... Im November<br />
2010 haben wir uns wiedergesehen, als er mit Orchester in München in der Philharmonie<br />
auftrat. Das war eine sehr ergreifende Situation. Bei der Gelegenheit sagte<br />
er: Wir müssen was zusammen machen!' Wenig später kam er nach München, wir<br />
'<br />
verbrachten einen ganzen Nachmittag und vereinbarten unsere Kooperation für die<br />
Traumpfade'-Aufführung. Es war ausgemacht, dass ich den Orchesterpart schreibe,<br />
er die Rock-Parts dazu – wie damals. Als ich ihn drei Wochen später kontak-<br />
'<br />
tierte, sagte mir sein Manager, Jon sei erkrankt, er würde sich aber melden ... Er<br />
war großartig, er ist <strong>to</strong>ll gealtert (lacht). Er war kein alternder Rockstar, sondern<br />
hatte eine ganz eigene Qualität und strahlte viel Würde aus, auch auf der Bühne.<br />
Jon hatte nicht nur den Ruf des Gentleman – das hat er am Anfang natürlich auch<br />
gespielt, naheliegend bei dem Namen! Aber er hat es verinnerlicht, er war wirklich<br />
sehr gentlemanlike. Und er hatte einen wahnsinnig englischen Humor: Wenn wir<br />
auf Tournee zusammen waren, hatten wir immer sehr viel Spaß. Als wir uns das<br />
letzte Mal trafen, sprachen wir stundenlang über Musik, sehr intensiv – halt nicht<br />
nur so dahin geplaudert, sondern ganz dezidiert über Komponisten, über Stücke,<br />
über das, was uns bewegt. Dabei freute es mich immer, mit welcher Ernsthaftigkeit<br />
er das alles machte." Eberhard Schoener<br />
Fo<strong>to</strong>: © Carey Brandon<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 15
Farewell, MyLORD!<br />
Jon Lord<br />
Alles auf Anfang<br />
Er komponierte und setzte hochklassig um:<br />
Songs wie "Child In Time", "Smoke On <strong>The</strong><br />
Water" und vielen anderen verpasste der Hammond-Meister<br />
seinen Stempel. Doch der Mann<br />
aus Leicester hatte 1968 bereits einen langen<br />
Weg hinter sich. Ein Streifzug durch das Frühwerk<br />
des Jonathan Douglas '<br />
Jon' Lord.<br />
Er kam Ende 1960 nach London, studierte am neuen London<br />
EDrama Centre. Karges Geld<br />
für Musik verdiente Lord ab 1962<br />
in der jazzenden Bill Ash<strong>to</strong>n Combo<br />
(der Sax-Spieler gründete das National<br />
Youth Jazz Orchestra). Nächste<br />
Profistation: die Band des Bassisten<br />
Don Wilson, die auch als Red Bludd's<br />
Bluesicians arbeitete. Hier traf Lord<br />
auf Derek Griffiths (g) und Arthur<br />
Wood (voc), mit denen er ab Juli 1964 fusionierte. Aus diesen<br />
Anfangstagen existieren keine Tondokumente. Der Marsch begann n ...<br />
THE ARTWOODS. Zu Lord, Griffiths und Ronnie<br />
Woods Bruder Art stießen – nach einigen Wechseln<br />
– Malcolm Pool (b) und Keef Hartley (dr). Die<br />
vorzügliche Band, programmatisch etwa im Dunstkreis<br />
der Spencer Davis Group, avancierte zur Club-<br />
Sensation. Sechs Singles, die EP "Jazz In Jeans" und<br />
die LP ART GALLERY (Decca, 1964–66, alles auf<br />
Reper<strong>to</strong>ire-CD) überzeugen noch heute. Ein kapitaler<br />
Mangel an Eigenkompositionen – nur Lord versuchte<br />
sich kurz – verhinderte größeren Erfolg als den bei Kollegen und Kritikern.<br />
T. VALENTINE'S DAY MASSACRE. Als nichts<br />
Smehr ging, sollte Verkleidung helfen: Mit<br />
Blick auf den Film-Hit „Bonnie & Clyde" wurden<br />
die Artwoods in Kostüme gesteckt, auf Fontana<br />
erschien die Single "Bro<strong>the</strong>r Can You Spare<br />
A<br />
Dime"/"Al's Party"; die A-Seite gilt seit 1967<br />
berechtigt als Highlight souligen UK-Freak-Beats.<br />
Jon Lord komponierte mit Neu-Drummer Colin<br />
Martin von <strong>The</strong> Ingoes den marschierenden B-<br />
Swinger; beide Titel sind auf der Artwoods-CD.<br />
SANTA BARBERA MACHINE HEAD. Als Artbirds angedacht, war dieses Projekt<br />
bereits Ende 1966 im Schwange. Drei Aufnahmen<br />
gingen Anfang 1967 an einem Nachmittag in<br />
den Londoner Decca-Studios aufs Band. Beteiligt:<br />
Ron Wood (g), Kim Gardner (b; Creation) und John<br />
„Twink" Alder (dr; Tomorrow); ein Sänger fehlte,<br />
weil Art Wood absprang. Die guten R&B-Instrumentals<br />
"Porcupine Juice", "Albert" und "Rubber<br />
Monkey" (Au<strong>to</strong>ren: Jon Lord und Produzent Gus<br />
Dudgeon) werden von Wood und Lord dominiert.<br />
Sie erschienen u.a. auf BLUES ANYTIME, VOL.3 (Immediate), wurden vielfach<br />
auf CDs verteilt.<br />
LEADING FIGURES. Schnelle Sessionmusiker waren stets gefragt – und wenn<br />
dann auch noch die UK-Crème antrat, um ein paar Taler zu machen ... Jon<br />
Lord (org) stand u.a. mit Alan Parker, Joe Moretti, Vic Flick (g), Eric Ford (b) und<br />
Ronnie Verrell (dr) plus Bläser auf der Matte. Vorgabe: eine Preiswert-LP fürs Decca-Sublabel<br />
Ace Of Clubs; SOUND AND MOVEMENT (SCL 1225) kam im Febru-<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
ar 1967. Die illustre Crew spielte 16 Hits<br />
nach, darunter "High Time", "My Minds<br />
Eye", "Black Is Black" und Soulstandards<br />
wie<br />
"Working<br />
In <strong>The</strong><br />
Coalmine",<br />
"Reach Out,<br />
I'll Be <strong>The</strong>re"<br />
und<br />
"S<strong>to</strong>p!<br />
In <strong>The</strong> Name<br />
Of Love". Als<br />
CD auf Sunrise<br />
(SR 6060505 142) zu haben. Auf der<br />
Folge-LP OSCILLATION 67 (Deram SDL<br />
1006) war Lord nicht mehr im Team.<br />
FLOWER POT MEN. Die Studiosänger Neil Landon, Tony Burrows, Robin Shaw<br />
und Pete Nelson warteten: Das Reißbrett-Produkt<br />
"Let's Go To San Francisco"<br />
der Schreiber Carter/Lewis hatte sich zum<br />
Riesenhit ausgewachsen. Um das Flower-<br />
Monster auch live präsentieren zu können,<br />
musste eine Band her. Die Sache übernahmen<br />
als <strong>The</strong> Garden für einige Wochen die<br />
Bald-Purples Jon Lord (org) und Nick Simper<br />
(b) sowie Ged Peck (danach bei Warhorse)<br />
und Carlo Little (dr). Es blieb bei Live-Jobs,<br />
Lord ist auf keiner Studio-Aufnahme der v.l.: Neil Landon, Peter Nelson,<br />
Blumen<strong>to</strong>pfmänner zu hören.<br />
Tony Burrows, Robin Shaw<br />
RAYMOND BOZ" BURRELL. Der umtriebige Sänger<br />
"<br />
und Bassist (1946–2006; u.a. bei King Crim-<br />
son, Snape, Bad Company) gönnte sich im Mai<br />
1968 eine Solo-45er zu Ehren von Bob Dylan.<br />
Dessen Songs "I Shall Be<br />
Released"/"Down In <strong>The</strong><br />
Flood" gab es als Boz-<br />
Single (Columbia DB<br />
8406). Derek Lawrence,<br />
bald darauf<br />
Produzent der ersten en<br />
drei<br />
Deep-Purple-LPs, -LPs,<br />
trommelte eine Luxusbeglei-usbegleitung<br />
zusammen: Jon Lord (org), Ritchie Blackmore (g), Ian<br />
Paice (dr) und Chas Hodges (b). Zu finden auf CD unter 25<br />
VERY RARE MASTERS FROM THE SIXTIES (Line 9.01333; 1997).<br />
KINKS. Zum Schluss das Fragezeichen: Als<br />
sicher gilt Jon Lords Beteiligung an den<br />
Sessions fürs Debütalbum der Davies-Band von<br />
1964. Ob jedoch auch alles veröffentlicht wurde,<br />
bleibt umstritten. Fest steht: Lord ist auf<br />
"Bald Headed Woman" an den Tasten, für "You<br />
Really Got Me" sind auch der Arrangeur Arthur<br />
Greenslade und Perry Ford (Ivy League) in der<br />
Verlosung. Das Booklet der letzten CD-Deluxe-<br />
Edition drückt sich um Klärung.<br />
Seite 16 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
DAS BAHNBRECHENDE<br />
DEBUTALBUM VON<br />
STEVE HARRIS<br />
Out Now<br />
auf CD & als Download<br />
PRODUZIERT VON STEVE HARRIS<br />
GEMISCHT VON KEVIN „CAVEMAN“ SHIRLEY<br />
www.steveharrisbritishlion.com<br />
www.facebook.com/steveharrisbritishlion
Fools Garden<br />
Fo<strong>to</strong>s: © Thorsten Wingenfelder<br />
Spaß mit Revolver<br />
Sieben Jahre haben sich Fools Garden seit der Veröffentlichung<br />
von READY FOR THE REAL LIFE Zeit gelassen, um<br />
ein neues Studio-Album einzuspielen – die Band, der<br />
einst mit "Lemon Tree" ein weltweiter Dauerbrenner<br />
gelang. Wie es sich mit einem solchen Erfolg lebt und<br />
was hinter dem aktuellen Titel WHO IS JO KING? steckt,<br />
erzählt Sänger Peter Freudenthaler – nach eigener Aussage<br />
wie auch Gitarrist und Co-Au<strong>to</strong>r Volker Hinkel ein<br />
Melodiefetischist" – im <strong>GoodTimes</strong>-Interview.<br />
"<br />
WHO IS JO KING? klingt zunächst wie ein Wortspiel<br />
(Jo King / joking). Steckt mehr dahinter?<br />
Entstanden ist der Titel bei einem Gespräch mit unserem<br />
Manager und ein paar anderen Leuten. Da erzählten<br />
wir auch von unserem Konzert in Chongqing<br />
in China. Da fragte Michael Menges, der noch nicht<br />
lange in unserem Management tätig war: Wer ist Jo<br />
King? Volker und ich schauten uns nur kurz an: WHO<br />
IS JO KING?, das wäre doch ein geiler Albumtitel! Das<br />
passt gut, klingt gut.<br />
Man durfte zweifeln, ob überhaupt noch mal was<br />
von euch kommt ...<br />
Wir haben zwischendurch das Best-Of-Album HIGH<br />
TIMES produziert und sind viel ge<strong>to</strong>urt, spielten zwei<br />
Akustik<strong>to</strong>uren, waren immer wieder im Ausland. Es<br />
gab auch nie den wirklichen Drang, unbedingt eine<br />
Platte machen zu müssen. Letztendlich haben wir<br />
wohl darauf gewartet, dass ein Song kommt wie “Innocence",<br />
der als Albumtrailer und im Radio funktioniert.<br />
Dann aber konnten wir die Disziplin an den Tag<br />
legen und stellten das Album innerhalb von zweieinhalb<br />
Monaten fertig.<br />
In eurer Bio heißt es „Fools Garden, die freie<br />
Band“ – was ist damit gemeint?<br />
Was will uns der Urheber dieser Zeilen damit sagen?<br />
Das hört sich ein bisschen komisch an, wenn ich jetzt<br />
damit konfrontiert werde. Es heißt, dass wir machen<br />
können, was wir wollen. Es gab schon ganz andere<br />
Situationen, in denen wir durch irgendwelche Verträge<br />
geknebelt waren. Jetzt sind wir an einem Punkt,<br />
dass wir wirklich sagen können: Wir haben schon so<br />
viel erlebt, können uns zurücklehnen und jeden Tag<br />
genießen, freuen uns über unseren musikalischen Erfolg,<br />
sind nicht von irgendwelchen Verkaufszahlen<br />
abhängig, können weltweit Konzerte spielen. Und es<br />
gibt viele Menschen, die nicht nur einen Song von<br />
uns kennen!<br />
Finanziell verdankt ihr das sicher “Lemon Tree“? senz hast du Recht, vor allem wenn man das alles<br />
Ja, aber nicht nur. Da haben sich über die Jahre auch mal in dieser Potenz erlebt hat wie wir vor 15 Jahren.<br />
noch andere Sachen entwickelt. Wir machen das jetzt Wir haben vielen TV-Shows allerdings auch abgesagt<br />
seit 21 Jahren, und natürlich ist “Lemon Tree" nach – ich muss mein Gesicht nicht für alles vor die Kamera<br />
hängen. Wenn es irgendeinen Bezug hat zu dem<br />
wie vor das Aushängeschild. Was uns natürlich ein<br />
wenig in die One-Hit-Wonder-Ecke schiebt, aber ich Inhalt, den wir liefern, dann ist es okay – aber auf<br />
Teufel komm raus die Fresse in die Kamera halten,<br />
das ist nicht unser Ding.<br />
Das Cover der neuen CD ist von Klaus '<br />
Revolver'<br />
Voormann. Wie kam das zustande?<br />
Wir mussten ihn nicht überzeugen! Unser Manager<br />
Michael Menges kennt ihn und nahm Kontakt zu ihm<br />
auf. Klaus hat sich gleich zurückgemeldet und meinte,<br />
die Musik bringe ihn gut drauf, er würde das sehr gern<br />
machen. Er lud uns zu sich nach Hause ein, wir saßen<br />
einen Dreivierteltag bei ihm, er hat erzählt und seine<br />
Frau Kürbissuppe gekocht.<br />
Wer hatte die Idee, das Motiv an sein REVOLVER-<br />
Cover für die <strong>Beatles</strong> anzulehnen?<br />
Die hatte er selbst. Als der erste Entwurf kam, sagte<br />
ich: Du bist dir aber schon im Klaren darüber, dass du<br />
damit eine heilige Kuh schlachtest!? Klaus antwortete<br />
sage auch immer: besser ein One-Hit-Wonder als ein<br />
nur: Ist doch schön!<br />
Never-Hit-Wonder! Solange man sich nicht auf diesen Wer sind die Figuren, die da zwischen euren Porträts<br />
sitzen?<br />
Lorbeeren ausruht, kann einem eigentlich nichts passieren.<br />
Wir haben das große Glück, dass Songs von uns Das sind Kinderbilder von uns! Das hat Klaus wirklich<br />
so ähnlich gemacht wie bei REVOLVER – das<br />
für Werbe-Jingles verkoppelt werden, ganz aktuell ist<br />
“Man Of Devotion" für eine VW-Werbung in Russland Tolle ist, dass unser Bassist Dirk Blümlein ein Bild<br />
eingesetzt worden. Damit verdient man auch ein bisschen<br />
Geld. Natürlich haben wir den großen Vorteil, hatte! Klaus Voormann ist sofort darauf ange-<br />
von sich als Junge mit einem Revolver in der Hand<br />
uns mit so einem Hit eine gewisse finanzielle Basis, sprungen.<br />
ein Grundeinkommen geschaffen en zu haben, das durch<br />
Philipp Roser<br />
die Konzerte noch angefüttert<br />
wird. Darum können wir<br />
„Die Arbeit mit den Jungs hat Spaß gemacht,<br />
sie wollten ja gerne das Cover im<br />
sagen: Wir können von der<br />
Musik leben und müssen nebenbei<br />
nichts anderes mehr<br />
REVOLVER-Stil haben. Im Gegensatz<br />
zu manch anderen Aufträgen gab es<br />
arbeiten.<br />
Ihr seid eine Band, die in<br />
auch sofort sehr gutes Fo<strong>to</strong>material,<br />
den letzten Jahren kaum in<br />
mit dem ich arbeiten konnte. Bei unserem<br />
Treffen im Frühjahr bei uns da-<br />
den Medien, aber live dennoch<br />
sehr präsent war.<br />
heim am Starnberger See haben wir uns<br />
Ja, wir können uns nicht<br />
sofort ganz großartig verstanden. Es<br />
beklagen, dass wir zu wenig<br />
sind einfach natürliche, bodenständige und sehr sympathische<br />
spielen oder zu wenig Kontakt<br />
zum Publikum hatten.<br />
Menschen und Künstler. Ich wünsche den Jungs von Fools<br />
Aber mit der medialen Prä-<br />
Garden viel Glück für ihr neues Album.“ Klaus Voormann<br />
Seite 18 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Mark Knopfler<br />
Neues Album - trautes Heim<br />
Große Tonstudios, bei denen sich das Budget ganz der optimalen<br />
eigenen Soundfindung unterordnet, sind selten geworden.<br />
Mark Knopfler hat sich eins bauen lassen, mit<br />
zwölf Bandmaschinen, alten Mikrofonen und weiteren<br />
edlen Gerätschaften. Hier mischte er sein neues<br />
Doppelalbum PRIVATEERING ab.<br />
British Grove ist eine Gasse im Londoner Westen<br />
im Stadtteil Chiswick. Vieles wirkt wie in Palette verändert sich ein bisschen mit der Zeit. Manche<br />
kräftigeren Sound seiner Soloplatten? „Ich denke, deine<br />
einem gemütlichen, dennoch belebten ebte Viertel<br />
Dinge haben wir mit einem bestimmten Maß an Klarheit<br />
aufgenommen, andere eher rau."<br />
für den Lebensabend derer,<br />
die es sich leisten können. Haus-<br />
Man mache halt Fehler, wenn experi-<br />
Kleine Gasse: British Grove<br />
nummer 20, ein großes Tonstudio<br />
mentiert wird. „Mir ist es jedenfalls so<br />
versteckt hinter einer glatten Wand.<br />
PRIVATEERING ist Mark Knopflers<br />
drittes Album, das er in seinem British<br />
Grove aufgenommen hat. Dieses<br />
Mal war alles ein bisschen anders:<br />
Er hat einige Songs vorab<br />
auf der Bühne ausprobiert, Tontechniker und Co-Produzent Chuck Ainlay.<br />
2011 mit Bob Dylan. Der<br />
Titeltrack "Privateering"<br />
war dabei, "Haul Away"<br />
und "Corned Beef City" –<br />
Songs, die Knopflers Status<br />
als ruhigen, reflektierenden<br />
Songwriter dokumentieren.<br />
„Die Musiker kamen<br />
am Tag, nachdem die Tour<br />
vorbei war", erinnert sich<br />
Produzent Chuck Ainlay, „vieles wirkte darum frisch<br />
gegangen, doch dann<br />
und unverbraucht." Knopfler: „Wir wollten, dass es sich<br />
für jeden wie eine Band anfühlt. Normalerweise haut<br />
jeder irgendwohin ab, wenn eine Tour vorbei ist." Die<br />
gemeinsame Zeit unterwegs habe die Truppe jedoch<br />
zusammengeschweißt – einige Beteiligte entstammen<br />
noch den 96ers, so hieß intern Knopflers Begleitband<br />
auf seinem Solodebüt GOLDEN HEART von 1996.<br />
Der Songwriter Mark Knopfler entwickelt sich mit jedem<br />
Album weiter, sein Schaffensdrang scheint ungebrochen:<br />
PRIVATEERING ist sein erstes Doppelalbum,<br />
es enthät 20 neue Songs. Er bleibt den ruhigeren Tönen<br />
verbunden, „Songs statt Gitarrensoli" lautet die unausgesprochene<br />
Maxime, immer neue Spannungsbögen<br />
werden vermittelt. Da ist etwa "Redbud Tree", eine<br />
ruhig-beschwingte, leicht melancholische Nummer:<br />
Sie greift punktuell die Country-Abschiedstage der Dire<br />
Straits auf, wie bereits "Iron Hand", mit rhythmischbe<strong>to</strong>ntem<br />
Spiel der Akustikgitarre.<br />
Wie sieht Knopfler den Wandel des eigenen Soundideals?<br />
Und wie die Entwicklung vom klaren, eher kalten<br />
digitalen Klang bei BROTHERS IN ARMS zurück zum<br />
Von Nicolay Kettererr<br />
geht's einfach weiter,<br />
in der ehrlichen<br />
Hoffnung, dass man<br />
dazulernt."<br />
Früher benutzte<br />
Knopfler ein Studio<br />
in seinem Haus im<br />
Londoner Stadtteil<br />
Notting Hill. Er nahm<br />
dort das Album seines Teilzeit-Projekts it Notting Hillbillies<br />
auf, MISSING … PRESUMED HAVING A GOOD<br />
TIME, später auch Teile seiner dritten Solo-CD THE<br />
RAGPICKER'S DREAM. Der Unterschied zu seinem<br />
früheren Studio sei der zwischen einem „beschissenen<br />
Go-Kart" und einem Rennwagen, meint der 63-Jährige.<br />
„Man macht alle seine Fehler in einem kleinen<br />
Heimstudio, dazu noch welche in fremden Studios.<br />
Ich zumindest." Mit seinem Produzenten Chuck Ainlay<br />
überlegte er sich ein Konzept für ein ideales Studio:<br />
Jede nur denkbare Aufnahmesituation sollte damit zu<br />
bewältigen sein. Knopfler: „In vielen Studios muss um<br />
den Sound gekämpft werden, man zieht geradezu in<br />
eine Schlacht. In British Grove dagegen können sich die<br />
Leute gleich der Kreativität widmen."<br />
In seinem Studio stehen gleich zwölf alte Bandmaschinen,<br />
ein immenser Luxus. Es gibt alte Mikrofone, manche<br />
längst in der Preisklasse eines Kleinwagens. Digitalwandler,<br />
Hallgeräte,<br />
Equalizer, alles hat<br />
Knopfler versammelt,<br />
er nennt sie<br />
die „Speerspitze<br />
des Aufnehmens".<br />
Glanzstücke sind<br />
zwei alte EMI-<br />
Mischpulte, wie sie<br />
auch in den Abbey<br />
Road Studios eingesetzt<br />
wurden.<br />
Eins ist das typische<br />
Beat les-Pult,<br />
Der große Aufnahmeraum.<br />
das letzte seiner<br />
Art. Trotz aller Leidenschaft<br />
und der<br />
Suche nach „dem<br />
einen" Klang be<strong>to</strong>nt<br />
Knopfler, kein<br />
Perfektionist zu<br />
sein: „Ich glaube<br />
nicht an Perfektion,<br />
das interessiert mich<br />
nicht. Ich versuche<br />
einfach, eine gute<br />
Platte zu machen.<br />
Man schreibt einen<br />
guten Song und<br />
Vier von zwölf Bandmaschinen.<br />
macht eine gute Aufnahme davon, nur darum geht es."<br />
Knopfler vermietet sein Studio auch, denn „es soll benutzt<br />
werden, weil dadurch alles funktionsfähig gehalten<br />
wird". Doch neben aller Technik bleibt für ihn vor<br />
allem die Performance ausschlaggebend. Knopfler und<br />
Ainlay haben beim Mischen des aktuellen Albums gar<br />
nicht viel Technik eingesetzt: „Ist der Song okay, dann<br />
ist das schon mal ein Anfang. Stimmt dann auch das<br />
Arrangement, klingt das Ergebnis bereits gut. Wenn<br />
du obendrein noch großartige Musiker hast, hilft das<br />
zusätzlich." Eigentlich, meint Knopfler, sei dann alles<br />
schon gemacht.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Fabio Lovino<br />
Studio-Fo<strong>to</strong>s: © Wolfgang Manns<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 19
Nick Simper's Nasty Habits<br />
Von Uli Twelker<br />
Schlechte Manieren -<br />
besonders damals<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Du bist der bessere Bassist ", gab Ritchie Blackmore ihm einst noch mit auf den Weg. Es half<br />
"<br />
nichts: Nick Simper war neben Sänger Rod Evans nach drei Alben raus - Ian Gillan und Roger<br />
Glover kamen, schrieben (DEEP PURPLE IN ROCK) und siegten. Simper, zuvor u.a.<br />
in Diensten der P irates, von Marsha Hunt und der Flower Pot Men, blieb bis heute aktiv: Warhorse,<br />
Fandango, Good Old Boys. Und er fand späte Genugtuung: Mit Nasty Habits aus Österreich<br />
<strong>to</strong>urt er mit frühen Purple-Klassiker wie "Wring That Neck" und "Chasing Shadows".<br />
Es gibt Fans, denen die Ur-Purple mit verspielten<br />
Kompositionen, ersten Klassik-Rock-<br />
Cocktails und abenteuerlichen Cover-Versionen<br />
wie "River Deep – Mountain High" und "Help"<br />
am liebsten waren. Nick Simper bleibt vorsichtig:<br />
„Klar bin ich voreingenommen. Alles war neu und<br />
unentwickelt, entstand in Hektik. Man merkt, wie<br />
viel mehr Budget die Band später hatte. All dies<br />
überdauerte die Zeit, die Leute kaufen es weiter. Als<br />
mich dann Nasty Habits fragten, ob ich eine Show<br />
mit dem Material machen wollte, war meine erste<br />
Reaktion: '<br />
Kann ich nicht bringen, das ist 40 Jahre<br />
her. Seitdem hab ich das weder gerockt noch gehört.'<br />
Doch wir spielten einen Einzelgig in Wien: Das Publikum<br />
genoss es derart, dass wir Anfragen aus ganz<br />
Europa bekamen! Also begannen wir vor ein paar<br />
Jahren zu <strong>to</strong>uren. In Polen waren wir schon sechsmal,<br />
in Tschechien, Deutschland, überall."<br />
Davis Band in Hamburg<br />
waren: „Ritchie war in<br />
meiner Londoner Nachbarschaft<br />
aufgewachsen,<br />
in Hes<strong>to</strong>n nahe meinem<br />
Heima<strong>to</strong>rt Hounslow.<br />
Little hatte im Star-Club<br />
gearbeitet, mit Screaming<br />
Lord Sutch und<br />
Neil Christian & <strong>The</strong><br />
Crusaders. Er schlug vor,<br />
mit mir und Ritchie ein<br />
Powertrio zu gründen,<br />
haha! Prompt kam ein<br />
Angebot der Flower Pot<br />
Men. Da gab es so viel<br />
Geld, dass wir vergaßen,<br />
das Ding mit Ritchie<br />
durchzuziehen. Die Flower Pot Men waren ein Stu-<br />
Nasty Habits, das sind neben Simper noch Peter dioprojekt der Ivy-League-Partner John Carter und<br />
Brkusic (dr), Christian Schmid (voc), Helmut Ken Lewis. Die werkelten stets unter Pseudonym,<br />
Puschacher (keys) und Chris-<br />
und wenn's einen Hit gab,<br />
tian Heissenberger (g). Nick: Nick Simpers nasty bass habit" –<br />
" wurde der Bandname vermietet.<br />
Zwei der <strong>to</strong>urenden Flower<br />
„Ich war mit meinen eigenen Songs und Lightshow sind Purple!<br />
Good Old Boys in Wien – uns<br />
gibt es seit 1979. Bei uns war<br />
Carlo Little (Ex-Cyril Davies All<br />
Stars), jetzt trommelt Richard<br />
Pot Men waren sogar bei der<br />
Aufnahme von "Let's Go To<br />
San Francisco" dabei, ich aber<br />
nicht. Spencer Davis hatte eine<br />
Hudson von den Strawbs.<br />
Agentur eröffnet und bot Carlo<br />
Nasty Habits waren die Vorgruppe<br />
und holten mich für<br />
'Emmaretta' auf die Bühne.<br />
Das sah auf YouTube gar nicht<br />
schlecht aus. So kam es zur<br />
Idee, ein Komplettset aus den<br />
ersten drei Purple-Alben zu<br />
bestreiten. Momentan schreiben<br />
wir eigene Songs."<br />
und mir den Job an. Billie Davis'<br />
Auftritte wurden dauernd<br />
abgesagt, also griffen wir für<br />
beste Gagen zu. Bald wurde<br />
der Keyboarder krank, und einer<br />
der Ersatzmänner hieß Jon<br />
Lord. Er war damals pleite und<br />
stieg bei den Artwoods aus, als<br />
die in Gangsteranzügen als St.<br />
Valentyne's Day Massacre antreten<br />
mussten. Wir verstan-<br />
Simper traf Ritchie Blackmore<br />
wieder, als er und<br />
den uns sofort, er wohnte mit<br />
Carlo Little 1967 mit der Billie<br />
mir bei meinen Eltern. Fahren<br />
Fo<strong>to</strong>: © Christian Schön<br />
Nasty Habits: v.l. Helmut Puschacher, Christian Schmid, Peter Brkusic,<br />
Nick Simper, Christian Heissenberger<br />
Seite 20 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
P t M i St konnte er nicht, darum kutschierte t ich ihn oft zu<br />
den Eltern nach Leicester. Die Sänger erkannten sofort<br />
sein Talent. Jon wurde festes Mitglied bei den<br />
Flower Pot Men."<br />
Eines Tages stand Jon Lord bei einer Party<br />
neben Chris Curtis, dem exzentrischen Searchers-Drummer.<br />
Er prahlte mit Businesskontakten<br />
zu den Künstleragenten Anthony Edwards<br />
und John Coletta und hatte Pläne für eine Band<br />
namens Roundabout. Simper: „Jon Lord wusste,<br />
dass Carlo Little und ich <strong>to</strong>tale Blackmore-Fans<br />
waren. Curtis kannte Blackmore aus dem Star-<br />
Club und schickte Ritchie ein London-Ticket<br />
nach Hamburg. Der merkte gleich Der Typ ist ein<br />
'<br />
Idiot' und flog zurück an die Elbe." Aber Edwards<br />
und Coletta blieben im Boot: „Sie schickten Lord<br />
ein Telegramm, sie seien noch interessiert. Jon<br />
fragte mich nun – trotz der Superkurse bei den<br />
Flower Pot Men: Würdest du dies alles aufgeben<br />
'<br />
für 25 Pfund die Woche, nur um eigenes Material<br />
zu entwickeln?' Klar wollte ich. Das war der<br />
Beginn von Deep Purple." Und auch Blackmore<br />
war wieder dabei.<br />
© Pressefo<strong>to</strong>
Unglaublich, dass Lord und Blackmore ihren<br />
Freund Simper dann letztlich so verluden. Nick:<br />
„Das verstehe ich auch nicht. Auch mit Ritchie verstand<br />
ich mich super. Wir waren Kumpel durch Carlo<br />
Little. Seine Frau und meine waren befreundet,<br />
wohnten bei Hamburg-Trips beide bei Blackmores<br />
Schwiegereltern. Das Management meinte, Ritchie<br />
könnte mich nicht leiden, aber ich empfand das nie<br />
so." Nick Simper<br />
sah sich klar als<br />
einen von vier<br />
Purple-Eckpfeilern.<br />
Denen<br />
war<br />
noch etwas<br />
anderes<br />
klar: Sänger Rod<br />
Evans schien über<br />
das Haltbarkeits-<br />
Datum hinaus.<br />
Simper: „Jeder<br />
merkte, der hatte<br />
das Interesse verloren,<br />
wegen der<br />
Heirat mit einer Amerikanerin und eigener<br />
Schauspielerträume. Rod feierte Hochzeit<br />
in Hollywood und traf sich mit Drehbuchau<strong>to</strong>ren,<br />
seine Bühnenpräsenz verblasste e<br />
gleichzeitig. Er besaß wundervolle Fähigkeiten<br />
als <strong>to</strong>ller, ungewöhnlicher Sänger<br />
und großartiger Texter, hat ja auch weiter<br />
<strong>to</strong>lle Sachen mit Captain Beyond gemacht.<br />
Vielleicht war er ja nur ausgebrannt, denn n<br />
wir <strong>to</strong>urten fast pausenlos und nahmen n<br />
drei Alben auf, ein ganz schönes Pensum.<br />
Ich sagte zu Jon, wir sollten uns nach einem<br />
Neuen umsehen."<br />
Warum aber wurde Simper gar nicht<br />
informiert, dass man mit Ian Gillan<br />
bereits Ersatz für Evans gefunden hatte? Schlechte<br />
Manieren. Ein Beispiel. Nick: „Der erste Drummer-<br />
Kandidat vor Ian Paice war Bobby Woodman. Ich<br />
war mit ihm befreundet. Als sich herausstellte, dass<br />
Woodman Deep Purple verlassen sollte, bat ich die<br />
Jungs: Bobby zieht für uns extra aus Paris hierher'<br />
'<br />
– Woodman trommelte dort für Johnny Hallyday –,<br />
Ihr müsst ihn doch informieren.' Aber man ließ das<br />
'<br />
die Manager machen. Und so wussten Blackmore<br />
und Lord: Wenn ich erfahren würde, dass Ian Gillan<br />
als neuer Sänger kommt, würde ich sofort bei Rod<br />
Evans petzen."<br />
Das Unglück nahm seinen Lauf – ein unchristliches<br />
Drama, das sich ausgerechnet rund um<br />
die Aufnahme der Single "Hallelujah" rankte. Simper:<br />
„Als ich fragte, wie das denn ohne Rod gehen<br />
sollte, hieß es Wir wissen die Tonart, Rod kennt die<br />
'<br />
Nummer: Wenn er aus Amerika zurück ist, kann er<br />
ja seinen Gesang beisteuern.' Los ging's, mir wurde<br />
gesagt, wir hätten das Studio morgens und abends,<br />
aber nicht nachmittags. Also bauten wir am Morgen<br />
auf und ließen alles stehen. Der Plan der anderen<br />
war nämlich, Ian Gillan am Nachmittag das Ding<br />
lernen zu lassen und mir abends brühwarm von<br />
seinem Einstieg zu berichten. Wie ich dann herausfand,<br />
stand er da mit Roger Glover, als die Roadies<br />
ihn aufpickten. Ohne den würde er auf keinen Fall<br />
einsteigen. Das war zwar nicht der Plan, aber Roger<br />
nahm meinen Bass und legte los."<br />
Das hieß jedoch immer noch nicht, dass Simper<br />
darüber informiert wurde. Nick: „Jon bat<br />
einen Roadie, es mir zu sagen, aber der meinte,<br />
Mach du mal deine eigene Schmutzwäsche'. Also<br />
'<br />
rief mich mein lieber Freund Jon an und erklärte:<br />
Die Bandmaschine ist hin, wir kommen heute<br />
'<br />
Abend nicht weiter.' Ich antwortete: Dann rufe ich<br />
'<br />
mal schnell Ritchie an, dass ich ihn nicht abhole.'<br />
Das sei aber schon erledigt,<br />
hieß es da. Im Nachhinein ist<br />
die Sache klar: Rod und ich<br />
hatten ebenso viel Input wie<br />
die beiden anderen, Ian Paice<br />
war ohnehin immer der Stille.<br />
Mit zwei Neuen hatten Jon<br />
und Ritchie die <strong>to</strong>tale Kontrolle<br />
und außerdem Glück:<br />
Es heißt, Gillan & Glover hätten<br />
fast das komplette DEEP<br />
PURPLE IN ROCK zu zweit<br />
komponiert. Davor war nämlich<br />
kein echter Songwriter in<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
der Band, wenn wir<br />
auch zu fünft gute Sachen entwickeln konnten!"<br />
Zu den Purple-Pionieren hat Nick Simper keinen<br />
Kontakt mehr: „Rod Evans habe ich nicht mehr<br />
gesehen, seit er mit Captain Beyond rüberkam.<br />
Aber er rief bei uns an und sprach mit meiner Frau.<br />
Er wollte alternative Deep Purple gründen, was<br />
er ja auch durchzog und wofür er belangt wurde.<br />
Vor fünf, sechs Jahren rief er unseren Roadie an<br />
und sagte, er lebe jetzt in Nord-Kalifornien und<br />
wollte nur noch seine Ruhe haben, sei nicht mehr<br />
im Business. Ritchie fragte ich nach der Trennung,<br />
als ich meine Sachen abholte: Warum? Sag es<br />
'<br />
mir.' Er meinte nur: Es gab keinen Grund, Roger<br />
'<br />
ist nicht so gut wie du.' Ich erwiderte: Das weiß '<br />
ich, also warum?' Ritchie sagte: Er tauchte einfach<br />
'<br />
auf, schnappte sich deinen Bass, und eins führte<br />
zum anderen.' Dabei waren Ritchie und ich die<br />
beiden Rock'n'Roll-Orientierten in der Band. Ich<br />
fand immer, dass Jon Lords klassische Ausrichtung<br />
uns etwas zurückhielt. Aber dann schoss Ritchie<br />
irgendwann zurück und kommentierte Wir mussten<br />
uns von Nick trennen, weil er nicht hart ge-<br />
'<br />
nug war.' Also, ehrlich, ich bin zwar nicht der beste<br />
Bassist der Welt, aber das ist so, als würde man<br />
sagen, Mike Tyson könne nicht richtig zuschlagen.<br />
Ich sagte den Leuten damals Hört euch meine<br />
'<br />
nächste Band an – Warhorse!' Für mich waren die<br />
besser als Deep Purple!" Aber das ist eine andere<br />
Geschichte. <strong>GoodTimes</strong> wird sie neu aufrollen.<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Neuer Titel aus der<br />
legendären Classic Albums<br />
Serie, der die Entstehung<br />
des Hitalbums „So“ von<br />
Peter Gabriel eindrucksvoll<br />
dokumentiert.<br />
Mit Interviews und Beiträgen<br />
von Peter Gabriel, Co-Produzent<br />
Daniel Lanois, Tontechniker<br />
Kevin Killen und den Musikern<br />
Jerry Marotta, Laurie Anderson,<br />
Tony Levin, Manu Katché und<br />
vielen anderen.<br />
DVD: 1099314E11 . BLU-RAY: 1051514E14<br />
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Ab 19.10.2012 überall im Handel erhältlich<br />
oder bei www.amazon.de/rockschuppen
PAARLAUF &<br />
PLATTENHÜLLEN<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
"Du bist nicht allein" sang schon Roy Black – und dies gilt oftmals auch für Cover von<br />
Vinylalben. Dann und wann darf man sich die Augen reiben: Gab's das nicht schon, so<br />
oder (sehr) ähnlich? Und wer einmal das Graben beginnt, findet riesige Mengen solcher<br />
vermeintlichen Doppelungen und sogar Mehrfachausgaben. <strong>GoodTimes</strong> zeigt eine<br />
verblüffende Auswahl und kratzt dabei mit Sicherheit nur an der Oberfläche.<br />
Das Jahrzehnt ist völlig schnuppe, stilistische Ausrichtung und nationale<br />
Herkunft ebenfalls. Solisten und Bands sind betroffen, Topstars und Eintagsfliegen,<br />
Original-LPs und Compilations. Warum kommt bzw. kam es dazu?<br />
Dass Grafiker bzw. Cover-Künstler wirklich mal versehentlich einen Doppelbock<br />
schießen, ist durchaus möglich. Denn niemand, der ein Frontmotiv für einen<br />
Top-Interpreten entwerfen soll, kann schließlich wissen, ob nicht die unbekannt<br />
gebliebene Band XY am anderen Ende der Welt schon vor 12, 23 oder 48 Jahren<br />
in eine ähnliche Tüte kam (die anschließend vergessen in der Grabbelkiste oder<br />
im Schredder landete).<br />
Kommt es aber doch zum Hoppla-Effekt, können unterschiedliche Gründe die<br />
Ursache sein.<br />
Der Künstler erhielt den Auftrag, gezielt zu kopieren. Weil ...<br />
A) ... eine nachgewachsene Band ihren Idolen<br />
huldigen will und sich bewusst ein altes Cover<br />
zum Vorbild nimmt.<br />
B) ... Tribute-Alben<br />
für einen prominenten<br />
Interpreten schon<br />
optisch zur Früherkennung<br />
des Gefeierten<br />
dienen sollen.<br />
C) ... eine Band "<br />
auf Linie"<br />
bleiben möchte, da <strong>the</strong>matisch<br />
noch ähnliche<br />
Alben in Planung sind<br />
und sie sich darum grafisch<br />
selbst zitiert.<br />
d) ... der Nachahmer<br />
eine LP ins Rennen<br />
schicken möchte, die<br />
mit Augenzwinkern<br />
auf ein fremdes Original<br />
verweisen will.<br />
Oder aber dem (neudeutsch) „Kreativen" fiel par<strong>to</strong>ut nichts ein; also hat er's mit<br />
„Orientierung" versucht, kramte in Erinnerungen, wälzte Bücher und/oder Kataloge.<br />
Plumper Vorsatz dürfte kaum zu unterstellen sein – allzu peinlich (und einer<br />
weiteren Karriere wenig zuträglich) wäre ein nachgewiesenes, plattes Abkupfern.<br />
Dennoch gibt es Beispiele ohne Ende, von denen einige zumindest ein süffisantes<br />
Schmunzeln nicht verbieten können, die verblüffen oder ganz einfach Spaß machen.<br />
Die <strong>GoodTimes</strong>-Paarlauf-Parade:<br />
JETHRO TULL: THICK AS A BRICK (1972); JOHN LENNON & YOKO<br />
ONO: SOMETIME IN NEW YORK CITY (1972); ERIC BURDON & WAR:<br />
LOVE IS ALL<br />
AROUND (1976)<br />
News(papers) sind<br />
immer gut und signalisieren<br />
Frisches. Sie<br />
können bei Wiederholungen<br />
aber auch fade<br />
werden. Hat den LPs trotzdem nicht geschadet.<br />
CHRIS ISAAK: SILVERTONE (1985);<br />
ELVIS PRESLEY: THE 50 GREATEST<br />
HITS (2000)<br />
Das Presley-Porträt wurde schon vor<br />
2000 vielfach verwendet. Chris Isaak, bekennender<br />
Elvis-Fan, musste sich nicht<br />
groß für sein Idol verstellen.<br />
CROSBY, STILLS, NASH & YOUNG:<br />
DÉJÀ VU (1970); BLÄCK FÖÖSS:<br />
1989 IM MILLOWITSCH THEATER<br />
(1989)<br />
Déjà vu = schon (mal) gesehen. Also lieferten<br />
die Kölner die Erklärung für den<br />
Aufguss des Motivs gleich mit, denn das Original kannte wirklich fast jeder.<br />
JUDAS PRIEST: ROCKA ROLLA (1974);<br />
GURU GURU: TANGO FANGO (1976)<br />
Über den letztlich etwas holprigen, wortspielenden<br />
Weg von Coca-Cola über<br />
ROCKA ROLLA zu TANGO FANGO muss<br />
man nicht begeistert sein ...<br />
Francoise HARDY: LA MAISON OÙ<br />
J'AI GRANDI (1966); David CROSBY:<br />
IF I COULD ONLY REMEMBER MY<br />
NAME (1971)<br />
Hat der David die Franzi angehimmelt?<br />
Dachte der Grafiker, die Dame kennt man<br />
in den USA sowieo kaum, also mach ich einfach mal? Ungelöst.<br />
Seite 22 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
JOHN PHILLIPS: JOHN PHILLIPS<br />
(1970); BOB DYLAN: DESIRE (1976)<br />
Zwei großartige Songschreiber. Warum<br />
genau Dylan den Chef der Mamas & Papas<br />
kopierte, wissen sogar US-Cover-Spezialisten<br />
nicht: „No idea, keine Ahnung."<br />
BEATLES: WITH THE BEATLES<br />
(1963); ROOGALATOR: ALL ABOARD<br />
WITH THE ROOGALATOR (1976)<br />
Beim Stiff-Label regierte gern das Augenzwinkern,<br />
vielleicht auch hier. Denn<br />
musikalisch hatte Danny Adlers Band mit<br />
den Fab Four nichts gemein.<br />
ELVIS PRESLEY: ELVIS PRESLEY<br />
(1956); CLASH: LONDON CALLING<br />
(1979)<br />
Paul Simonon zerlegte seinen Bass, der<br />
„King" zerlegte mit seinem Debüt die<br />
Musikwelt. Sehr verwandtes Design und<br />
Typografie für zwei wegweisende LPs.<br />
NEKTAR: JOURNEY TO THE CENT-<br />
RE OF THE EYE (1972); PRETTY<br />
THINGS: SAVAGE EYE (1975)<br />
Schon klar, dass man bei solchen LP-<br />
Titeln nicht so gern ein Nasen-Cover<br />
wählt. Und vielleicht wussten die<br />
Pretties auch gar nichts von den Briten<br />
in Hessen.<br />
HOTLEGS: THINKS: SCHOOL STINKS<br />
(1971); ALICE COOPER: SCHOOL'S<br />
OUT (1972)<br />
Die LP der pre-10cc-Band war tatsächlich<br />
vor AC auf dem Markt. Vielleicht hat er<br />
darum zur besseren Unterscheidung anfangs<br />
einen Extra-Slip beigepackt.<br />
THE WHO: LIVE AT LEEDS (1970);<br />
URIAH HEEP: LIVE AT SHEPPER-<br />
TON '74 (1986)<br />
Mag sein, dass sich Bronze Records einen<br />
ähnlichen Heep-Erfolg wünschten, wie<br />
ihn der Who-Klassiker hatte (UK #3). War<br />
nix – für Hensley & Co.: UK #0.<br />
V.A.: JACK GOOD'S 'OH BOY!' (1958);<br />
WRECKLESS ERIC: THE WONDER-<br />
FUL WORLD OF... (1978)<br />
Und gleich nochmal das Grafik-Department<br />
der Stiffer, hier passte es: Erics Pop<br />
als Verbeugung vor dem bahnbrechenden<br />
englischen TV-Musikshow-Urgestein.<br />
VAN MORRISON: MOONDANCE<br />
(1970); PAT THOMAS: ST. KATHA-<br />
RINE (1994)<br />
Parallelen beider Künstler? Bestenfalls<br />
das „o" im Nachnamen. Der Amerikaner<br />
aus Corning verbeugte sich vor Van, wie<br />
es verbeugender kaum noch geht.<br />
EGGS OVER EASY: GOOD 'N CHEAP<br />
(1972); NIGHTHAWKS: OPEN ALL<br />
NITE (1976)<br />
Pub-Rock hier, Blues-Rock dort, oder: Wenn<br />
zwei US-Bands Fans ihres Landsmanns Edward<br />
Hopper bzw. von dessen Kultgemälde<br />
„Nachtschwärmer" (1942) sind.<br />
BEATLES: ABBEY ROAD (1969); BOOKER T. & THE MGs:<br />
McLEMORE AVENUE (1970); SESAME ROAD (1993);<br />
SNOOPY'S BEATLES: CLASSIKS ON TOYS (2000)<br />
Einer der „Kopier"-Klassiker schlechthin. Wie so was auch augenzwinkernd und<br />
spaßig rüberkommen kann, beweisen die Püppchen-Cover.<br />
FRANK SINATRA: IN THE WEE<br />
SMALL HOURS (1955);<br />
TOM WAITS: THE HEART OF SATUR-<br />
DAY NIGHT (1974)<br />
Frank hat nur eine Fluppe, Cover-Spezialist<br />
Cal Schenkel (u.a. Zappa, Beefheart)<br />
orientierte sich daran, spendierte Tom aber immerhin noch eine Lady.<br />
SUPERTRAMP: BROTHER WHERE<br />
YOU BOUND (1985);<br />
GENESIS: THE WAY WE WALK (1993)<br />
Den aufrechten Gang mussten beide<br />
Bands schon längst nicht mehr proben,<br />
und darum ist das Cover der Collins-Gang<br />
gewiss ein Zufallsprodukt.<br />
LYNYRD SKYNYRD: PRONOUNCED<br />
Leh-nerd SKin-NeRD (1973);<br />
RAGING SLAB: PRONOUNCED EAT-<br />
SHIT (2002)<br />
Knapp 30 Jahre lang mussten die Slabs<br />
aus Pennsylvania sich Vergleiche mit den<br />
Sou<strong>the</strong>rn-Rock-Größen anhören. Dann<br />
machten sie selbst auch optisch alles klar.<br />
BEATLES: LET IT BE (1970);<br />
LAIBACH: LET IT BE (1988)<br />
Bei 1:1-Einspielungen bietet sich eine<br />
Beinahe-Blaupause ganz einfach an –<br />
und das hat die unkonventionelle Truppe<br />
aus Ljubljana (Laibach) gut gelöst.<br />
JIMI HENDRIX: ELECTRIC LADY-<br />
LAND (1968); DIE TOTEN HOSEN:<br />
REICH & SEXY (1993)<br />
Ob viele Käufer der Hosen-Best-Of der<br />
gewollte optische Brückenschlag zur Gitarrenlegende<br />
überhaupt kratzte? Sei's<br />
drum, Chartplatz 8, Doppel-Platin.<br />
BEACH BOYS: SURF'S UP (1971);<br />
CRAZY HORSE: LEFT FOR DEAD<br />
(1989)<br />
Neustart für die Boys hier, Krach mit<br />
Neil Young da: Beide Künstler wählten<br />
die Skulptur „Ende des Weges" des US-<br />
Bildhauers James Fraser als Motiv – passt.<br />
LED ZEPPELIN: PHYSICAL GRAFFITI (1975);<br />
BRANFORD MARSALIS:<br />
SCENES IN THE CITY (1984)<br />
Das Zep-Cover (Fo<strong>to</strong>: Peter Corris<strong>to</strong>n)<br />
erhielt eine Grammy-Nominierung. Der<br />
SCENES-Schöpfer hat zumindest eine<br />
ähnliche New Yorker Straße gefunden.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 23
MOODY BLUES: THE PRESENT<br />
(1983); DALIS CAR: THE WAKING<br />
HOUR (1984)<br />
Wieder mal: zwei Coverkünstler und ein<br />
Gedanke. Sie verarbeiteten Elemente aus<br />
dem „Daybreak"-Gemälde (1922) des<br />
Amerikaner Maxfield Parrish.<br />
NAZZ: NAZZ (1968);<br />
QUEEN: QUEEN II (1974)<br />
Von allem nur ein bisschen (Schrift,<br />
Köpfe, Hintergrund) macht am Ende den<br />
Pott auch fast voll. Obwohl von Absicht<br />
hier eher keine Rede sein dürfte.<br />
LUNA: HEDGEHOG (1995);<br />
BOB DYLAN: MODERN TIMES (2006)<br />
„Taxi, New York At Night" heißt die verarbeitete<br />
Aufnahme des Fo<strong>to</strong>grafen Ted<br />
Croner von 1947. Zwei Grafiker, eine Meinung:<br />
Passt für unsere Zwecke.<br />
ELVIS PRESLEY: 50.000.000 ELVIS<br />
FANS CAN'T BE WRONG (1959);<br />
LEMMY, SLIM JIM & DANNY B.:<br />
LEMMY, SLIM JIM & DANNY B.<br />
(2000)<br />
Der Motörhead-Oberkrawallo auf stilistischem<br />
Rockabilly-Nebengleis – allein der Dresscode des Trios lohnt immer wieder<br />
einen Hingucker.<br />
TRAFFIC: JOHN BARLEYCORN MUST<br />
DIE (1970);<br />
FAIRPORT CONVENTION:<br />
FAIRPORT CONNECTION (2003)<br />
Folkies unter sich: Das Promo-Teil (CD-<br />
EP) der Fairport-Leute orientierte sich<br />
zielgruppengerecht an Traffics wohl traditionellster LP.<br />
PAUL McCARTNEY: McCARTNEY<br />
(1970); THE HANDCUFFS & BIG<br />
HELLO: APPLES & ORANGES (2001)<br />
„Macca" war für die Power-Pop-Jungs<br />
aus Chicago unerreichbar – so kamen sie<br />
dem englischen Großmeister wenigstens<br />
mal per Cover nahe.<br />
VAN MORRISON: MECHANICAL<br />
BLISS (1975); STEELY DAN: THE<br />
ROYAL SCAM (1976)<br />
Die LP des Nordiren war geplant, ist aber<br />
nie erschienen. Grafiker Larry Zox hat<br />
sein Werk dann neu angeboten, Walter<br />
Becker & Donald Fagen griffen zu.<br />
JOHN MAYALL: BLUESBREAKERS<br />
WITH ERIC CLAPTON (1966);<br />
SLADE: COZ I LUV YOU (1972)<br />
Immer an der Wand lang. Musik aus<br />
zwei unterschiedlichen Welten, aber bis<br />
auf Eric Clap<strong>to</strong>ns „Beano"-Comic zumindest<br />
optisch mit Ähnlichkeiten.<br />
KENNY BURRELL: MIDNIGHT BLUE<br />
(1963); ELVIS COSTELLO:<br />
ALMOST BLUE (1981)<br />
Colin Fulcher (= Barney Bubbles, †) war<br />
ein Cover-Genie; niemanden scherte seine<br />
Verbeugung mit einer Country-LP für<br />
ein legendäres Jazz-Cover.<br />
HERB ALPERT: WHIPPED CREAM &<br />
OTHER DELIGHTS (1965);<br />
SOUL ASYLUM: CLAM DIP... (1989)<br />
Geschmackswechsel nach 24 Jahren:<br />
Aus Schlagsahne wurde Muschelstippe<br />
... Vielleicht war Herbs Tijuana-Sound<br />
den Rockern einfach zu süß.<br />
SONNY ROLLINS: SONNY ROLLINS,<br />
VOL. 2 (1957); JOE JACKSON: BODY<br />
AND SOUL (1984)<br />
Jazz satt: Wenn Jackson Jazz spielt und<br />
die LP nach einem Jazzsong von 1930<br />
betitelt, ist das Abkupfern eines Jazz-<br />
Covers nur logisch und konsequent.<br />
BRUCE SPRINGSTEEN: BORN TO<br />
RUN (1975); SESAME STREET:<br />
BORN TO ADD (1983)<br />
Verfremdung mit lässigem Schmunzelfak<strong>to</strong>r:<br />
Den umgebauten Boss-Klassiker<br />
spielen, wen wundert's, Bruce Stringbean<br />
& <strong>The</strong> S Street Band.<br />
BEATLES: SECOND ALBUM (1964);<br />
FLAMIN' GROOVIES: IN PERSON<br />
(1997)<br />
Dass die Amis in ihren Top-Pop-Momenten<br />
heftigste, beat(l)ige Ohrwurmqualität<br />
hatten – keine Frage. Dies hier<br />
war eine Danksagung Richtung Liverpool.<br />
PROCOL HARUM: THE BEST OF<br />
PROCOL HARUM (1971);<br />
QUEEN: HOT SPACE (1982)<br />
Best-Ofs sind von Natur aus kostengünstig<br />
(und manchmal eben nur noch billig).<br />
Gut, dass der Queen-Künstler sich noch<br />
die Porträts abringen konnte.<br />
FAMILY: MUSIC IN A DOLL'S HOUSE<br />
(1968);<br />
JOHN CALE/TERRY RILEY: CHURCH<br />
OF ANTHRAX (1971)<br />
Erst die psychedelische „Puppenstube",<br />
dann Cales kryptische „Milzbrandkirche"<br />
– unterschiedlicher ging's kaum.<br />
Und am Ende war's doch optisch ähnlich ...<br />
THE BAND: THE SHAPE I'M IN (1998);<br />
BILL WYMAN'S RHYTHM KINGS:<br />
DOUBLE BILL (2001)<br />
Und manchmal wird's dann auch megaplump:<br />
Nicht nur die gleiche, sondern<br />
sogar dieselbe Schrottkarre ... Da hilft<br />
auch das Kolorieren kaum noch was.<br />
BEATLES: A HARD DAY'S NIGHT (1964);<br />
ROLLING STONES: SOME GIRLS (1978);<br />
DEEP PURPLE: DEEP PURPLE IN CONCERT (1980);<br />
JOHN CALE: THE ACADEMY IN PERIL (1972)<br />
4x5, 5x4 oder 5x5 – völlig egal. Ein Quartett aus dem unerschöpflichen Angebot<br />
unvergessener LP-Tüten: mit den Musikanten (plus ein paar Damen) als Fo<strong>to</strong>solisten.<br />
Das Konzept für Nr. 4 besorgte Andy Warhol.<br />
Seite 24 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Hans <strong>The</strong>essink<br />
Blues mit Ry & Terry<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Im niederländischen Enschede kam Hans <strong>The</strong>essink<br />
am 5. April 1948 zur Welt. 1982 zog er nach<br />
Wien und ist seit Jahrzehnten in der ganzen Welt<br />
unterwegs. Nach der Veröffentlichung seiner Debüt-LP<br />
NEXT MORNING SUNRISE 1970 erarbeitete er<br />
sich den Spitznamen „Euro-Bluesman". Das aktuelle<br />
DELTA TIME ist sein 27. Album, das er wieder mit<br />
US-Sänger Terry Evans eingespielt<br />
hat. Im Februar hielt sich <strong>The</strong>essink<br />
einmal mehr im kalifornischen Venice<br />
Beach auf, um mit Evans aufzunehmen<br />
– und dabei schaute ein<br />
gemeinsamer Bekannter vorbei: „Ry<br />
Cooder hat bei einigen Songs eine<br />
wunderbare Gitarre eingefüllt", wie<br />
es <strong>The</strong>essink formuliert. Und was<br />
hätte dabei herauskommen können,<br />
wenn all die Kollegen ebenfalls ins Studio gekommen<br />
wären, die der Holländer in diesen Februarwochen an<br />
der Westküste traf: „Jorma Kaukonen, mit dem ich<br />
schon in den frühen 90er Jahren unterwegs war, ist<br />
aufgetaucht, wir trafen auch Donovan – aber letztlich<br />
haben Terry und ich uns dann doch auf unsere Zu-<br />
und natürlich die mit Ry beschränkt."<br />
Bsammenarbeit<br />
ereits in den 90er Jahren hatte <strong>The</strong>essink mit den<br />
beiden Amerikanern mehrfach kooperiert. „Ich<br />
wollte schon damals mit Terry eine Platte machen,<br />
doch dann kam mir die Zusammenarbeit mit den<br />
Holmes Bro<strong>the</strong>rs dazwischen. Aber Terry nahm für<br />
eine seiner Soloscheiben ein Lied von mir auf, bei<br />
dem Ry Cooder mitspielte – eine Wahnsinnsehre für<br />
mich! Und irgendwann werde ich etwas mit Terry<br />
machen", hatte <strong>The</strong>essink bereits 1998 erzählt. Es<br />
dauerte zwar noch, doch zehn Jahre später war es<br />
soweit: VISIONS war das Resultat, dem jetzt DELTA<br />
TIME nachfolgt.<br />
Mit einem All-Star-Aufgebot nahmen<br />
die Blues-Brüder <strong>The</strong>essink<br />
und Evans 13 Songs auf: Eigenkreationen<br />
und Übernahmen, die den<br />
Geist des Delta-Blues in all seinen Facetten<br />
atmen. <strong>The</strong>essink: „Der Blues<br />
ist für mich ein Lebensgefühl. Er kann<br />
traurig sein, er kann auch sehr fröhlich<br />
sein – er ist einfach ein ziemlich<br />
ehrliches Bild vom täglichen Leben."<br />
Der 64-Jährige genießt sein Musikerleben, war und<br />
ist dabei stets für Neues empfänglich. So arbeitete er<br />
jahrelang mit dem Tubaspieler Jon Sass zusammen,<br />
ebenso mit Musikern aus dem südlichen Afrika. Und<br />
er steuerte im Zusammenhang mit den Salzburger<br />
Festspielen den Soundtrack für den ORF-Film „Jedermann<br />
Remixed" bei, dafür schnitt Hannes Rossacher<br />
diverse „Jedermann"-Aufführungen zusammen. Doch<br />
dieses Kapitel wurde beendet, jetzt ist DELTA TIME<br />
angesagt, inklusive einer Tour von <strong>The</strong>essink & Evans<br />
im Herbst.<br />
Philipp Roser<br />
Magical Mystery Tour erstmals<br />
auf DVD und Blu-ray<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Deluxe Box enthält zusätzlich:<br />
<br />
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www.<strong>the</strong>beatles.com<br />
Magical Mystery Tour<br />
DVD<br />
Magical Mystery Tour<br />
Deluxe Box Set<br />
Magical Mystery Tour<br />
Blu-Ray
v.l.: Lutz Rahn, Hartwig Biereichel, Fred Mühlböck, Heino Schünzel, Detlef Job<br />
© Pressefo<strong>to</strong>/Metronome<br />
Im Romantik-Rausch<br />
Als das Hamburger Quartett Novalis, gut<br />
ein Jahr nach seiner Gründung, Anfang<br />
1973 sein Debütalbum BANISHED<br />
BRIDGE veröffentlichte, war<br />
noch alles anders: Gesungen<br />
wurde auf Englisch, man<br />
kam ohne Gitarre aus; die<br />
häufigsten Vergleiche in den<br />
Medien waren die mit King<br />
Crimson oder Pink Floyd,<br />
Sänger Jürgen Wenzel suhlte<br />
sich in versponnener Lyrik.<br />
Die Trennung von ihm<br />
im Streit erfolgte 1974, die<br />
Besetzung wurde um einen<br />
Gitarristen aufges<strong>to</strong>ckt. Bassist Heino Schünzel<br />
Lutz Rahn – 2012<br />
übernahm das Mikrofon, getextet wurde ab sofort in<br />
deutscher Sprache – gern in der entrückten Art von<br />
Namensgeber Novalis, des Inbegriffs für romantische<br />
Lyrik und Prosa.<br />
Nach der dritten Studio-LP SOM-<br />
MERABEND drückte Schünzel das<br />
Mikro 1976 dem Österreicher Fred<br />
Mühlböck in die Hand, der den<br />
Hanseaten mit seinem kräftigmarkanten<br />
Organ bis zum vorletzten<br />
Album BUMERANG von 1984<br />
erhalten blieb. Elf Studioscheiben<br />
entstanden bis 1985, wobei<br />
man das Frühwerk<br />
problemlos als Romantik-<br />
Prog bezeichnen kann;<br />
ab den 1980ern ging die<br />
Tendenz zu schlichteren,<br />
eingängigeren Popmelodien.<br />
Exakt die späteren<br />
Arbeiten ab FLOSSEN-<br />
ENGEL (1979) werden jetzt<br />
nach und nach digital remastert veröffentlicht. Der<br />
Anfang ist mit FLOSSENENGEL, dem Nachfolger<br />
AUGENBLICKE (1980), dem SOLO-TRIP von Keyboarder<br />
Lutz Rahn (1978) und BUMERANG gemacht.<br />
Rahn blickt zurück auf einen gewichtigen Teil seines<br />
künstlerischen Lebenswerks.<br />
© Privatarchiv<br />
Die Novalis-Alben im neuen CD-Mastering wurden<br />
oft als die poppigeren bezeichnet, die frühen<br />
stellte man eher in die Progressive- und Romantik-Rock-Ecke.<br />
Korrekt?<br />
Diese Einteilung sehe ich ganz genauso. Wir hatten<br />
spätestens mit Beginn der 1980er das<br />
Gefühl, dass es für unsere epischen, langen<br />
Stücke immer weniger Platz in der<br />
Hörergunst gibt.<br />
Ihr wart eine der kommerziell erfolgreichsten<br />
deutschen Bands, auch in Japan<br />
lief es gut. Hat euch die Sympathie überrascht?<br />
Die Musik war nicht unbedingt<br />
massenkompatibel ...<br />
Sie hat uns nicht überrascht, sie war der<br />
Lohn für jahrelange, teils halsbrecherische<br />
Arbeit. Immerhin haben wir zu Beginn unserer<br />
Karriere allesamt in zivilen Berufen<br />
40 Stunden pro Woche geschuftet, dazu<br />
kamen Plattenaufnahmen im Studio und<br />
etwa 100 Konzerte pro Jahr. Bei so viel<br />
Fleiß kommt der Erfolg nicht über Nacht,<br />
aber er kommt.<br />
Erst 1978<br />
gabt ihr eure Berufe für die Musik auf.<br />
Hattet ihr Angst, dass alles nur von kurzer Dauer<br />
sein könnte?<br />
Nein, wir hatten keine Angst, wir haben schlicht alles<br />
Geld in Instrumente, PA und Lightshow gesteckt.<br />
Wir reden hier über eine Zeit, in der man sich nicht<br />
alles bei irgendeiner Eventagentur mieten konnte.<br />
Wir haben unser erstes Lichtsteuerpult eigens entwickeln<br />
lassen. Wir investierten in unser Auftreten<br />
genauso viel Energie wie in unsere Alben. Jeder<br />
Zuschauer sollte genau wie jeder Albumkäufer 100<br />
Prozent kriegen, jeden Abend. Wir waren überzeugt,<br />
dass man das nur mit eigener Anlage und fester<br />
Crew erreicht.<br />
War die Neue Deutsche Welle Schuld an sinkenden<br />
Verkaufszahlen eurer Alben? Habt ihr euch darum<br />
1985 aufgelöst?<br />
Nein, das ist keine Frage von Schuld, sondern von<br />
Veränderung. Alles auf Erden ist endlich, auch die<br />
NDW! Unsere Band hat lange Zeit <strong>to</strong>llen Erfolg gehabt.<br />
Doch je größer der Erfolg wurde, des<strong>to</strong> größer<br />
wurde auch die<br />
Schar derer, die uns als Produzent,<br />
Plattenfirma, Verlag, Management<br />
etc. mit dem Taschenrechner in der<br />
Hand gegenübersaßen und auf Dinge<br />
wie die NDW reagiert haben, indem<br />
sie sich in unsere Hosen machten.<br />
Begriffe wie „singletauglich"<br />
oder „radiokompatibel" tauchten<br />
auf. Und wir haben es zugelassen.<br />
Gab es nach dem<br />
Split noch Kontakte der Mitglieder?<br />
Und was machen sie heute?<br />
Ja, wir haben noch gelegentlichen Kontakt, und<br />
das sind immer lustige Begegnungen, ein wenig<br />
wie Klassentreffen: je später der Abend, des<strong>to</strong> mehr<br />
schlüpft jeder wieder in seine alte Rolle. Alle außer<br />
mir sind wieder in<br />
ehrenwerten Berufen. Ich<br />
besitze ein eigenes Produktionsstudio<br />
– aber ich<br />
hab's ja nicht anders gewollt<br />
...<br />
Wie siehst du den musikalischen<br />
Stellenwert<br />
von Novalis in der deutschen<br />
Rockmusik?<br />
Hoch! Ohne Fundament kein Aufbau. Außerdem<br />
waren und sind wir der Inbegriff von „romantischer<br />
Musik". Und wer sich ein Leben lang im Romantik-Rausch<br />
befindet, dessen Werk kann gar nicht<br />
sterben.<br />
Michael Fuchs-Gamböck<br />
Seite 26 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Allstar-Zirkus im November<br />
Er ist im August 70 geworden, hat für Hochkaräter ohne Ende getrommelt und spielt Rock, Blues,<br />
Jazz, Pop, Bigband-Musik. Alles. Mit dem Pete York Blues Project ist der humorvolle Superdrummer<br />
ab 26. Ok<strong>to</strong>ber auch wieder live unterwegs mit Maggie Bell (voc), Zoot Money (voc, keys),<br />
Miller Anderson (voc, g) und Colin Hodgkinson (voc, b). Einer fehlt allerdings, mit dem York eng<br />
befreundet war und seit Jahrzehnten immer wieder mal zusammenspielte: Jon Lord. Der sollte auch<br />
beim großen Geburtstagskonzert (7. November, München, Circus Krone) dabei sein, doch es kam<br />
bekanntlich anders: „Ich war bei Jons Beerdigung. Seine Familie hat erzählt, dass er bis zum Schluss<br />
gekämpft und dabei nie seinen Humor verloren hat, obwohl er am Ende im Rollstuhl saß“, erzählt<br />
York im <strong>GoodTimes</strong>-Interview. Und er blickt auf verschiedene Stationen seiner Karriere zurück.<br />
Spencer Davis Group / Hardin & York<br />
Wir haben 1962 als Semi-Profis angefangen, hatten<br />
unsere Berufe und spielten abends. Profis wurden wir<br />
1964. Die erste Gruppe mit Steve Winwood bestand<br />
bis April 1967, dann kam Eddie Hardin in die Band.<br />
Da entwickelte sich meine Freundschaft mit Eddie,<br />
und 1969 gründeten wir Hardin & York, die besonders<br />
in Deutschland erfolgreich waren. Natürlich hatte<br />
ich am Ende der Spencer Davis Group Angst, wieder<br />
in Birmingham in der Fabrik arbeiten zu müssen;<br />
aber ich hatte Glück und konnte mein Hobby zum<br />
Beruf machen und ordentlich davon leben.<br />
Eric Clap<strong>to</strong>n's Powerhouse<br />
Das war eigentlich nur eine Aufnahmesession, ein<br />
Tag im Studio. Steve Winwood sang, Jack Bruce<br />
spielte Bass, Paul Jones die Mundharmonika, am Klavier<br />
saß Ben Palmer. Wir machten vier Stücke, inklusive<br />
"Crossroads". Sie landeten mit Titeln der Paul Butterfield<br />
Blues Band und von den Lovin' Spoonful auf<br />
dem Sampler WHAT'S SHAKIN' für Elektra Records.<br />
Es war die erste Band, die den Namen Eric Clap<strong>to</strong>ns<br />
trug. Es wäre schön gewesen, wenn Eric noch mal<br />
angerufen hätte,<br />
aber er war dann<br />
mit Ginger Baker<br />
befreundet. Ich<br />
denke, Ginger war<br />
für ihn interessanter,<br />
weil sie dieselben<br />
Drogen konsumierten<br />
– viele<br />
Freundschaften im<br />
Rock und Jazz ent-<br />
Fo<strong>to</strong>: © P. Roser<br />
Pete York (2. v.l.)<br />
mit der Spencer Davis Group<br />
standen zwischen Sie trafen sich immer wieder zu Sudiosessions:<br />
Leuten, die dieselben<br />
Drogen nahmen. Ich habe praktisch keine kon-<br />
Jon Lord & Pete York.<br />
sumiert, war dadurch ein bisschen ein Außenseiter.<br />
Pete York's Percussion Band<br />
Das war 1972 ein Experiment, mit drei Schlagzeugern<br />
zu spielen. Miller Anderson war in dieser<br />
Band, Jon Lord hat gelegentlich mitgemacht,<br />
Keith Moon stieß ab und zu dazu. Die anderen<br />
Schlagzeuger waren meist Ian Paice von<br />
Deep Purple und Keef Hartley, manchmal<br />
auch Roy Dyke von Ash<strong>to</strong>n, Gardner &<br />
Dyke.<br />
Helge Schneider<br />
Ihn lernte ich kennen, als der Harmonikaspieler<br />
Chris Kramer in seinem Studio<br />
in Mülheim aufnahm. Helge war an der<br />
Hammond dabei, dazu Colin Hodgkinson<br />
und Albie Donnelly. Nach den Sessions mit<br />
Chris blieb ich noch ein paar Tage, war mit Helge<br />
Verbeugung vor dem Meister:<br />
Helge Schneider & Pete York.<br />
allein im Studio,<br />
Schlagzeug und<br />
Orgel. Wir kamen<br />
gut miteinander<br />
klar, lieben beide<br />
Comics, sind lustige<br />
Typen. Dann<br />
sagte er, er suche<br />
einen namhaften Bassisten für ein neues Trio. Ich<br />
war mit Jimmy Woode befreundet, dem Bassisten<br />
von Duke Elling<strong>to</strong>n, und so spielten wir ein paar<br />
Jazz-Festivals. Danach lud mich Helge ein, bei seiner<br />
Comedy-Tour mitzumachen.<br />
Superdrumming<br />
Das war für mich ein Höhepunkt in meinem Leben!<br />
Die Idee entstand 1986, der<br />
SWF wollte eine Serie fürs Nachmittagsprogramm<br />
machen, eine Art<br />
Schlagzeugschule.<br />
Da fragte ich die Verantwortlichen,<br />
ob sie<br />
bedacht hätten, wer<br />
um diese Zeit fernsieht:<br />
Hausfrauen,<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 27<br />
Schulkinder, junge<br />
Leute und Arbeitslose.<br />
Ich wollte nicht, dass jeder Zuschauer<br />
Schlagzeugstöcke nimmt<br />
und auf die Kochtöpfe haut, wie ich es als Kind<br />
gemacht hatte (lacht). Mir schwebte ein Unterhaltungsprogramm<br />
über Musik aus der Perspektive der<br />
Schlagzeuger vor. Denn ein Schlagzeuger ist das Herz<br />
einer Band, manchmal auch der Dirigent. Wir spielten<br />
Blues, Jazz, Rock, Fusion und auch Weltmusik,<br />
und ich versuchte, das auf unterhaltsame Weise zu<br />
präsentieren.<br />
Pete's 70th Birthday Celebration<br />
Das Blues Project ist dabei. Es gibt ein Set mit Hardin<br />
& York, mit Chris Thompson als Sänger und Steff<br />
Porzel am Bass, der Schlagzeuger der letzten Besetzung<br />
der Spencer Davis Group. Herman Rarebell von<br />
den Scorpions spielt ein paar Schlagzeugduette mit.<br />
Hugo Egon Balder moderiert mit mir, falls die<br />
Zuschauer mein schlechtes Deutsch nicht verstehen<br />
können. Klaus Doldinger kommt und<br />
Kollegen aus meinen verschiedenen Besetzungen,<br />
von meinem Jazztrio mit Claus Koch<br />
und Kuno Kürner, dazu die Sängerin Nina<br />
Michelle und die Perkussionistin Ellen Mayer,<br />
mein Boogie-Woogie-Klavierspielerfreund<br />
Chris<strong>to</strong>ph Steinbach. Wir erzählen in der ersten Hälfte<br />
ein bisschen aus meiner Geschichte, die zweite<br />
Hälfte basiert auf dem Blues Project mit Gästen.<br />
Philipp Roser<br />
© Pressefo<strong>to</strong> © Pressefo<strong>to</strong>
Seite 28 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 29
Seite 30 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
! REVIEWS<br />
HIGHLIGHTS<br />
CD<br />
BILL FAY<br />
LIFE IS PEOPLE<br />
Das ist schon eine kleine Sensation: Nach 41<br />
Jahren gibt es endlich wieder ein „richtiges”<br />
Album von Bill Fay – also eines mit voll und<br />
ganz neuen Aufnahmen! Denn sieht man<br />
einmal von dem 2005 veröffentlichten TO-<br />
MORROW, TOMORROW<br />
AND TOMORROW ab,<br />
das zum Teil auf Ende der<br />
70er eingespieltem Material<br />
basierte sowie dem 2010er<br />
STILL SOME LIGHT,<br />
das alte Songs und neuere<br />
Heimstudio-Aufnahmen<br />
miteinander mischte, hat<br />
der in Fan- und Fachkreisen<br />
äußerst geschätzte englische<br />
Sänger/Songschreiber seit seinem Zweitling<br />
TIME OF THE LAST PERSECUTION<br />
(1971) kein weiteres adäquates Album mehr<br />
herausgebracht. Und nun kehrt er mit einem<br />
wahren Geniestreich zurück! Schuld daran,<br />
dass Fay nach Jahrzehnten für LIFE IS<br />
PEOP LE endlich wieder ein richtiges Tonstudio<br />
betrat, ist der amerikanische Produzent<br />
Joshua Henry. Dieser wuchs mit der Musik<br />
des britischen Songwriters auf, seitdem er in<br />
der Plattensammlung seines Daddys auf dessen<br />
Alben ges<strong>to</strong>ßen war. Henry überredete<br />
Fay, wieder ins Studio zu gehen, nachdem er<br />
sich durch ein paar seiner Home-Recordings<br />
hindurchgespult hatte. „Ich mache nur imaginäre<br />
Alben”, habe der alte Meister dem<br />
jungen Produzenten entgegnet, heißt es in<br />
den Liner-Notes. Worauf Henry gekontert<br />
habe: „Meinst du nicht, es<br />
wäre an der Zeit ein reales<br />
Album zu machen, Bill?”<br />
Joshua Henry ist nur einer<br />
aus einer mittlerweile großen<br />
Heerschar nachwachsender<br />
Fay-Fans. In den vergangenen<br />
Jahren hat – vergleichbar<br />
der späten Wiederentdeckung<br />
von Nick Drake oder<br />
Vashti Bunyan – eine wahre<br />
Renaissance der sensiblen, introspektiven,<br />
kammermusikhaften Songkunst Fays eingesetzt,<br />
seit ab 1998 seine frühen Alben wiederveröffentlicht<br />
wurden, nachdem sie 27<br />
Jahre lang vom Markt verschwunden waren.<br />
Musiker wie Nick Cave, Jim O’Rourke und<br />
Jeff Tweedy haben sich bereits als seine Fans<br />
geoutet. Mit seiner Band Wilco hat Tweedy<br />
mehrfach Fays “Be Not So Fearful” bei<br />
Live- Auftritten gecovert. Nun ist er auf LIFE<br />
IS PEOPLE als Fays Duettpartner in der Gitarren-Schrummelnummer<br />
“This World” zu<br />
hören, dem eingängigsten und fröhlichsten<br />
Lied des Albums, aber auch dem schwächsten.<br />
Denn eigentlich ist Fay immer dann besonders<br />
gut, wenn er seine Songs in ruhiger,<br />
melancholischer Weise vorträgt, begleitet<br />
von seinem getragenen und wohldosiert hingetupften<br />
Piano- oder Orgelspiel. Von dieser<br />
Sorte Lieder gibt es auf LIFE IS PEOPLE<br />
zum Glück eine ganze Reihe. Schon der<br />
großartige Opener “<strong>The</strong>re Is A Valley” gibt<br />
diese Richtung vor. Auch andere Songs wie<br />
“City Of Dreams”, “Big Painter” oder “<strong>The</strong><br />
Never Ending Happening” sorgen mit ihrem<br />
zurückgenommenen, kammermusikalischen<br />
Sound sowie<br />
ihren Zeitlupen-Arrangements<br />
und der<br />
gesanglichen<br />
Intensität für<br />
Gänsehaut.<br />
Fays Stimme<br />
ist, verglichen<br />
mit seinen Alben<br />
aus den<br />
frühen 70ern,<br />
tiefer, fester, ausdrucksstärker geworden.<br />
Begleitet wird er von einer Riege versierter<br />
Rockmusiker, darunter dem Gitarristen Matt<br />
Deigh<strong>to</strong>n, der schon für Paul Weller und Oa-<br />
sis gearbeitet hat; für klassischen Beiklang<br />
sorgen mal ein Streichquartett, mal eine Harfe<br />
oder ein Kammerchor. Viele der neuen Songs<br />
schlagen christliche, spirituelle <strong>The</strong>men an,<br />
etwa “<strong>The</strong> Healing Day”, “Be At Peace With<br />
Yourself” und “Thank You Lord”. Der London<br />
Community Gospel Choir verstärkt einige<br />
der Refrains in dezenter und keineswegs<br />
aufdringlicher Weise. Auch nicht-religiöse<br />
Menschen werden überwältigt sein von der<br />
schieren Schönheit und puren Emotionalität<br />
der neuen Fay-Lieder. „Ich kann mich an<br />
keinen Musiker erinnern, dessen Alben mir<br />
jemals mehr<br />
bedeutet hätten”,<br />
wird Jeff<br />
Tweedy zitiert.<br />
Auch LIFE IS<br />
PEOPLE, das<br />
jüngste Kapitel<br />
in Fays Oeuvre,<br />
ist ein bedeutsames<br />
Werk. Es<br />
ist eine Sammlung<br />
grandioser<br />
Songs, die aus ihrer Tiefe, Ruhe und Intensität<br />
heraus Freude, Trost und Kraft spenden<br />
können.<br />
(Dead Oceans/Cargo, 2012, 12/54:06) frs<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
DVD<br />
BEATLES<br />
MAGICAL MYSTERY<br />
TOUR<br />
BOX<br />
THE KINKS AT THE BBC<br />
RADIO & TV SESSIONS AND<br />
CONCERTS: 1964–1994<br />
Als am zweiten Weihnachtsfeiertag 1967<br />
„Magical Mystery Tour” im britischen<br />
Fernsehen seine Erstausstrahlung erlebte,<br />
sorgte das beim Publikum für gemischte<br />
Reaktionen. Nach den flotten, leichtfüßigen<br />
Kinostreifen „A Hard<br />
Day’s Night” und „Help!”<br />
war der dritte <strong>Beatles</strong>-Film,<br />
bei dem die Fab Four erstmals<br />
selber Regie führten,<br />
dann ziemlich starker Tobak.<br />
Die BBC strahlte den durchgeknallten,<br />
weitgehend handlungslosen<br />
Hippie-Trip, der<br />
eine Reise in einem mit allerlei<br />
schrägen Vögeln besetzten<br />
Bus schildert, allerdings auch<br />
in Schwarzweiß aus – was<br />
ihm einiges an seinem Reiz nahm. Doch<br />
auch in Farbe macht er es dem Zuschauer<br />
nicht unbedingt einfach. Waren schon<br />
die Kinofilme der <strong>Beatles</strong> experimentell,<br />
ist „Magical Mystery Tour” ein einziges<br />
großes Experiment, inspiriert von damaligen<br />
Filmerneuerern wie der Nouvelle<br />
Vague (Godard etc.) und des Direct Cinema.<br />
Zugänglich sind jedoch sogleich<br />
zwei Dinge: die Songs und der Humor.<br />
Wenn etwa John Lennon, verkleidet als<br />
Ober, einer dicken Lady kiloweise Spaghetti<br />
auf den Tisch schaufelt oder ein<br />
Offizier nons<strong>to</strong>p Nonsens redet, kann<br />
sich das durchaus messen lassen mit den<br />
späteren Gags der von den <strong>Beatles</strong> geschätzten<br />
Komikertruppe Monty Python.<br />
Und die sechs Filmsongs – einfallsreichsuggestiv<br />
bebildert – gehören ohnehin<br />
zu den schönsten im gesamten <strong>Beatles</strong>-<br />
Oeuvre: “Magical Mystery Tour”, “<strong>The</strong><br />
Fool On <strong>The</strong> Hill”. “I Am <strong>The</strong> Walrus”,<br />
“Flying”, “Blue Jay Way”<br />
und “Your Mo<strong>the</strong>r Should<br />
Know”. Apple hat den Film<br />
nun für eine DVD- und Bluray-Neuveröffentlichung<br />
in<br />
Bild und Ton restauriert. Sie<br />
kommt mit über einer Stunde<br />
Extras, darunter einem<br />
Making-Of, mit neuen Interviews<br />
mit Paul McCartney,<br />
Ringo Starr und Mitgliedern<br />
der Filmcrew sowie dem<br />
„Top Of <strong>The</strong> Pops”-Promotionclip<br />
von “Hello Goodbye”, der bei den<br />
Dreharbeiten zu „Magical Mystery Tour”<br />
entstand. Hinzu kommt eine Fülle von<br />
bislang unveröffentlichtem Material, darunter<br />
geschnittene Szenen, etwa der Clip<br />
des Traffic-Songs “Here We Go Round<br />
<strong>The</strong> Mulberry Bush” sowie ein Audiokommentar<br />
McCartneys. Neben der handelsüblichen<br />
Version erscheint eine Deluxe-Edition;<br />
sie enthält ein 60-seitiges<br />
Buch mit Hintergrunds<strong>to</strong>ries und Fo<strong>to</strong>grafien<br />
sowie ein 7-Inch-Doppel-Vinyl in<br />
Mono mit den sechs Filmsongs, wie sie<br />
auch anlässlich der TV-Erstausstrahlung<br />
erschienen war.<br />
(Apple/EMI, 1967/2012, 52 Min. +<br />
63 Min. Bonus) frs<br />
Bereits 2001 erschien eine Auswahl von<br />
Radio-Sessions der Kinks bei der BBC.<br />
Doch mit fünf CDs und einer DVD mit<br />
TV- und Konzertauftritten enthält<br />
dieses Boxset nun<br />
restlos alles, was<br />
die Compiler in<br />
den Archiven<br />
noch auffinden<br />
konnten. Und<br />
diese Funde dürften<br />
das Herz aller<br />
Kinks-Anhänger<br />
schneller schlagen<br />
lassen: Die<br />
Entwicklung der<br />
britischen Rockpioniere<br />
von rauen<br />
R&B- und Riff-Rockern Rockern bis zur<br />
Rock-<strong>The</strong>atertruppe der 70er Jahre ist hier<br />
vorzüglich dokumentiert. Einzigartig sind<br />
die Aufnahmen, die die Kinks (neben anderen<br />
Rockbands) aus gewerkschaftlichen<br />
Gründen extra für die Radiosendungen<br />
der BBC einspielen mussten. In hervorragender<br />
Klangqualität erzeugen sie mit<br />
ihrem immer etwas unperfekten Charme<br />
eine Live-Atmosphäre samt Intervieweinspielungen,<br />
wie man sie heute im sterilen<br />
Radio der Neuzeit nicht mehr kennt. Öfters<br />
kommt es zu Songüberschneidungen, doch<br />
jede Interpretation ist anders. Hier liegt<br />
auch der einzige Schwachpunkt der Box:<br />
Sicherlich ist es wünschenswert, den Fundus<br />
möglichst komplett abzubilden, doch<br />
ab 1968 klingen einige Songs dann doch<br />
zu sehr wie die offiziellen Singles und LP-<br />
Tracks. Ein weiteres Highlight sind die formidablen<br />
BBC-Radiokonzerte, welche die<br />
Brüder Ray und Dave Davies<br />
& Co. seit den 70er<br />
Jahren vor Publikum<br />
aufführten. Der Schwerpunkt<br />
liegt auf den Alben<br />
MUSWELL HILLBIL-<br />
LIES, PRESERVATION<br />
ACT<br />
I & II und SLEEP-<br />
WALKER, aus einer Zeit,<br />
als die Britband in ihrem<br />
Heimatland wenig<br />
gefragt war. Auch<br />
das legendäre „Christmas<br />
Concert” von 1977<br />
ist erstmals offiziell sowohl auf CD als<br />
auch auf der DVD zu finden. Diese fast<br />
dreistündige DVD alleine würde schon die<br />
Anschaffung des limitierten Import-Boxsets<br />
lohnen: Die Dokumentation „Kinks<br />
At <strong>The</strong> Rainbow” (1972), Mitschnitte der<br />
Sendungen „In Concert” (1973 mit einer<br />
bezaubernden, orchestralen Fassung von<br />
„<strong>The</strong> Village Green Preservation Society”),<br />
zwei „Old Grey Whistle Test”-Konzerte<br />
(1977) sowie diverse Clips aus TV-Shows<br />
zeigen noch einmal, wie unverdient diese<br />
große Band nach ihrer Hit-Phase von ihrem<br />
Heimatpublikum vernachlässigt, ja fast<br />
vergessen wurde.<br />
(Universal, 5 CDs & 1 DVD, auch als<br />
abgespeckte Doppel-CD erhältlich) csw<br />
Seite 32 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
TOP 5 – Live-Konzerte auf Video/DVD<br />
1. Neil Young & Crazy Horse – Rust Never Sleeps<br />
2. Rolling S<strong>to</strong>nes – <strong>The</strong> Biggest Bang<br />
3. Eagles – Hell Freezes Over<br />
4. Iron Maiden – Flight 666<br />
5. Bee Gees – One For All<br />
Fabian Leibfried<br />
1. Queen – We Will Rock You<br />
2. Various Artists – Guitar Legends In Sevilla<br />
3. David Bowie – Ziggy Stardust & <strong>The</strong> Spiders From Mars<br />
4. Blue Öyster Cult – 1976<br />
5. Lynyrd Skynyrd – Freebird<br />
Jens-Uwe Berndt<br />
1. Roy Orbison – Black And White Night<br />
2. Willy DeVille – Live At Montreux 1994<br />
3. Fats Domino – Walking To New Orleans<br />
4. John Fogerty – Premonition<br />
5. <strong>The</strong> Band – <strong>The</strong> Last Waltz<br />
Rüdiger Bloemeke<br />
1. Peter Gabriel – Secret World Live<br />
2. Led Zeppelin – <strong>The</strong> Song Remains <strong>The</strong> Same<br />
3. Various Artists – Woods<strong>to</strong>ck<br />
4. Mo<strong>the</strong>r’s Finest – Live At Rockpalast<br />
5. Mozart – Le nozze di Figaro (Verfi lmung Peter Sellars)<br />
Lothar Brandt<br />
1. Led Zeppelin – Live At Royal Albert Hall 1970<br />
2. Amy Winehouse – I Told You I Was Trouble – Live In London<br />
3. Cat Stevens – Majikat-Earth Tour 1976<br />
4. Nektar – Pure - Live In Germany<br />
5. Genesis – When In Rome<br />
Michael Fuchs-Gamböck<br />
1. Various Artists – Woods<strong>to</strong>ck<br />
2. Rolling S<strong>to</strong>nes – <strong>The</strong> S<strong>to</strong>nes In <strong>The</strong> Park<br />
3. Willy DeVille – Live At Montreux 1994<br />
4. Love – <strong>The</strong> Forever Change Concert<br />
5. Rolling S<strong>to</strong>nes – Rock And Roll Circus<br />
Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />
1. Dream <strong>The</strong>ater – Metropolis 2000 – Scences <strong>from</strong> New York<br />
2. Colosseum - <strong>The</strong> Complete Reunion Concert 1994<br />
3. Pink Floyd – Live At Pompeji<br />
4. Transatlantic – <strong>The</strong> Whirld Tour<br />
5. Who – Live At <strong>The</strong> Royal Albert Hall<br />
Ralf Gün<strong>the</strong>r<br />
1. U2 – 360 Grad<br />
2. Puhdys – Live aus der O2-World<br />
3. Letzte Instanz – Weißgold<br />
4. Depeche Mode – Touring <strong>The</strong> Angel<br />
5. Rammstein – Völkerball<br />
Christian Hentschel<br />
1. Various Artists – Concert For George<br />
2. Various Artists – Live 8 Concert<br />
3. Luciano Pavarotti & Friends – Collection<br />
4. Eagles – Farewell I T0our Live From Melbourne<br />
5. Rolling S<strong>to</strong>nes – Four Flicks<br />
Helmut Ölschlegel<br />
1. <strong>The</strong> Band – <strong>The</strong> Last Waltz<br />
2. Yes – Yes Songs<br />
3. Various Artists – Woods<strong>to</strong>ck<br />
4. Who – <strong>The</strong> Kids Are Alright<br />
5. Rolling S<strong>to</strong>nes – Get Yer Ya-Ya’s Out<br />
Martin Reichold<br />
1. <strong>The</strong> Band – <strong>The</strong> Last Waltz<br />
2. Rory Gallagher – <strong>The</strong> Complete Rockpalast Collection<br />
3. Steve Miller Band – Live From Chicago<br />
4. Eagles – Hell Freezes Over<br />
5. Free – Forever<br />
Philipp Roser<br />
Mitarbeiter<br />
1. Peter Gabriel – Secret World Live<br />
2. Popa Chubby – Plays <strong>The</strong> <strong>Music</strong> Of Jimi Hendrix<br />
3. Chicago With Earth, Wind & Fire – Live At <strong>The</strong> Greek <strong>The</strong>atre<br />
4. El<strong>to</strong>n John – Live In Australia (With <strong>The</strong> Melbourne Symphony Orchestra)<br />
5. Kodo – One Earth Tour Special<br />
Oliver Schuh<br />
1. Various Artists – Woods<strong>to</strong>ck<br />
2. <strong>The</strong> Band – <strong>The</strong> Last Waltz<br />
3. Jimi Hendrix – Live At Monterey<br />
4. Pink Floyd – Live At Pompeji<br />
5. Talking Heads – S<strong>to</strong>p Making Sense<br />
Frank Schuster<br />
1. Calexico – World Drifts In<br />
2. Bellowhead – Live At Shepherd’s Empire<br />
3. Neil Young & Crazy Horse – Rust Never Sleeps<br />
4. Sinead O’Connor – Goodnight, Thank You, You’ve Been A Lovely Audience<br />
5. Eric Bogle – Live At S<strong>to</strong>neyfell Winery<br />
Ulrich Schwartz<br />
1. Jimi Hendrix – Jimi Plays Berkeley<br />
2. Pink Floyd – Live At Pompeji<br />
3. Thin Lizzy – Live And Dangerous<br />
4. Spirit – Live At Rockpalast<br />
5. Epitaph – Krautrock Legends Vol. 1<br />
Alan Tepper<br />
1. Various Artists – Concert For George<br />
2. Bill Wyman’s Rhythm Kings – Let <strong>The</strong> Good Times Roll<br />
3. <strong>The</strong> Band – <strong>The</strong> Last Waltz<br />
4. Simon & Garfunkel – Old Friends On Stage<br />
5. Everly Bro<strong>the</strong>rs – Reunion Concert<br />
Uli Twelker<br />
1. Police – Certifi able<br />
2. Keane – Live<br />
3. Take That – <strong>The</strong> Circus Live<br />
4. Kashmir – <strong>The</strong> Aftermath<br />
5. Eagles – Hell Freezes Over<br />
Tino Krauter<br />
1. Pink Floyd – Live at Pompeji<br />
2. Pink Floyd – P-u-l-s-e<br />
3. Nightwish – End Of An Era<br />
4. Kraftwerk – Minimum - Maximum<br />
5. Hawkwind – Live Legends<br />
Frank Küster<br />
1. Pink Floyd – Live At Pompeji<br />
2. Frank Zappa – A Token Of His Extreme<br />
3. Little Feat – Live At Rockpalast<br />
4. Who – <strong>The</strong> Kids Are Alright<br />
5. Jack Bruce – Live At Rockpalast<br />
Thomas Wachter<br />
Joachim Witt<br />
1. David Gilmour – Remember That Night<br />
2. Roxy <strong>Music</strong> – Live At <strong>The</strong> Apollo<br />
3. Talk Talk – Live At Montreux<br />
4. Otis Redding – Ready Steady Go!<br />
5. Various Artists – Woods<strong>to</strong>ck<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 33<br />
© Pressefo<strong>to</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
MIKE OLDFIELD<br />
CLASSIC ALBUM COLLECTION<br />
+ TWO SIDES + PLATINUM<br />
+ QE2<br />
Festwochen für Mike-Oldfield-Fans! !Nb Neben<br />
der CLASSIC ALBUM COLLECTION,<br />
einer Box mit den ersten sechs Oldfield-<br />
Alben, erscheint gleichzeitig mit TWO<br />
SIDES eine Retrospektive, die vom Meister<br />
selbst zusammengestellt wurde. Und<br />
obwohl der Gitarrist und Klangtüftler nach<br />
eigenem Bekunden seine Musik nach deren<br />
Fertigstellung nie mehr anhört, ist er fest davon<br />
überzeugt, für TWO SIDES die bes ten<br />
Instrumentalstücke und Songs seiner bisherigen<br />
Laufbahn ausgewählt zu haben. Dabei<br />
war ihm weniger wichtig, ob sie damals<br />
kommerziell erfolgreich waren oder bei der<br />
Kritik gut ankamen, wichtig war ihm, seinen<br />
Fans die (aus seiner Sicht) kreativen Höhepunkte<br />
seines bisherigen Schaffens anzubieten.<br />
Bis auf beide Teile von “Amarok” deckt<br />
sich Oldfields Wahl bei den Instrumentalstücken<br />
fast komplett mit den Charterfolgen,<br />
hat er also größtenteils die Stücke ausgewählt,<br />
die auch in der Gunst des Publikums<br />
am höchsten standen – von “Tubular Bells<br />
(Part One)” über “Crises” bis zu “Sentinel”.<br />
Durchwachsener das Bild bei den Songs<br />
auf CD2, hier hat Oldfield auch einige eher<br />
unbekannte Stücke ausgewählt, aber dennoch<br />
nicht auf die großen Erfolge wie “To<br />
France”, “Five Miles Out” oder “Moonlight<br />
Shadow” verzichtet. Parallel dazu gehen die<br />
Deluxe-Wiederveröffentlichungen der regulären<br />
Alben in die nächste Runde. Sowohl<br />
mit PLATINUM (1979, 11/53:10, 9/76:16)<br />
als auch mit QE2 (1980, 12/50:03, 9/79:26)<br />
versuchte Oldfield Anfang der 80er, dem<br />
ewigen TUBULAR BELLS-Schatten durch<br />
Hinwendung zu Radio-tauglichem Pop zu<br />
entkommen. Kürzere Songs, Cover-Versionen<br />
(George Gershwin, Shadows, Abba!)<br />
sowie namhafte Arrangeure wie Philip Glass<br />
sorgten für frischen Wind. An Mehrwert bieten<br />
die Deluxe-Editionen einen neu remasterten,<br />
höhenbe<strong>to</strong>nten Sound, jeweils drei<br />
Bonus-Tracks sowie eine zweite CD, auf der<br />
es bisher unveröffentlichte Livemitschnitte<br />
zu hören gibt. PLATINUM bietet ein Konzert<br />
vom 28. Mai 1980 aus dem Londoner<br />
Wembley Stadion, QE2 einen Auftritt vom 1.<br />
April 1981, bei dem Oldfield in Deutschland,<br />
in der Essener Grugahalle, zu Gast war.<br />
(Mercury/Universal, 2012, 10/79:59,<br />
19/77:24) us<br />
THE LES HUMPHRIES<br />
SINGERS<br />
LIVE 1971–1975<br />
Progressiv angehauchte Hörer rümpften<br />
die Schwarzen Afghan ausatmende Nase,<br />
aber DJs wie Fans wussten: Humphries’<br />
Gospel-Popper füllten nicht nur Hallen,<br />
sondern per Platten auch Tanzflächen. In<br />
der Markthalle Hamburg Heimspiel 1971:<br />
John Law<strong>to</strong>n (später Uriah Heep), Jürgen<br />
Drews (später König des südlichsten<br />
„Bundeslandes”), das Liverpool-Organ<br />
(und kreativer Kopf) Jimmy Bilsbury, Tina<br />
Kemp-Werner oder Peggy Evers-Hartig<br />
brillierten mit famoser Titelwahl – “Love<br />
<strong>The</strong> One You’re With”, “Abraham, Martin<br />
& John”. Man feierte Hits wie “Rock My<br />
Soul” oder “We Are Going Down Jordan”;<br />
“Holy Moses” machte später gar Clap<strong>to</strong>n.<br />
Scheibe 2 kommt aus dem Pariser Olympia<br />
1973: Zu den Chartperlen “Mama Loo” und<br />
“Mexico” gab es “Spanish Harlem”, “Jesus<br />
Christ Superstar” und gleich zwei James-<br />
Taylor-Titel. Lange Ansagen wurden komplett<br />
belassen, sorgen für bessere Atempausen<br />
als die Studio-LPs. Acht Titel gab es<br />
noch nicht in Liveversionen, darunter jene<br />
von “Somewhere In Europe” 1975. Satter<br />
Klang, Drums von Star-Club-Legende Gibson<br />
Kemp, Gitarre von Lucifers Friend Peter<br />
Hesslein, dickes Booklet.<br />
(Warner, 1973/2012, 19/74:30,<br />
21/78:24) utw<br />
DAVID CASSIDY<br />
ROCK ME BABY / CHERISH<br />
Diese<br />
remasterte<br />
Wiederveröffentlichung<br />
vereint die<br />
beiden Original-LPs<br />
von David Cassidy<br />
aus den Jahren 1973<br />
und 1974, ROCK<br />
ME BABY und CHERISH. Besonders<br />
„Bravo”-Lesern werden die Booklet-Bilder<br />
helfen, ihre Erinnerungen aufzufrischen,<br />
gab es Anfang bis Mitte der 70er Jahre<br />
doch so gut wie in jeder Ausgabe etwas<br />
über den Tennie-Schwarm zu lesen. Dass<br />
seine Musik – aus heutiger Sicht – wesentlich<br />
gehaltvoller daherkommt, als man es<br />
auf Grund dieser Vorgeschichte annehmen<br />
könnte, mag überraschen. Aber auch damals<br />
schon musste man Qualität vorweisen,<br />
um bei den jugendlichen Musikfans<br />
anzukommen: Beide Alben liefern klasse<br />
Beispiele von 70er-Jahre-Popmusik, neben<br />
den Hits “Rock Me Baby”, “How Can I<br />
Be Sure”, “Cherish” oder “I Am A Clown”<br />
gibt es weit mehr (wieder) zu entdecken.<br />
Aufmerksame Booklet-Leser werden u.a.<br />
über die Musikernamen Hal Blaine, Larry<br />
Carl<strong>to</strong>n, Dean Parks und Kim Carnes s<strong>to</strong>lpern<br />
– auch das ein untrügliches Zeichen<br />
für die Qualität dieser Musik.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1973/1974,<br />
22/71:29) tk<br />
DEAD CAN DANCE<br />
ANASTASIS<br />
16 endlose Jahre musste die nicht unbeträchtliche<br />
Fangemeinde, die sich in erster<br />
Linie aus Mitstreitern der „Schwarzen<br />
Szene” rekrutiert, darauf warten, dass sich<br />
Lisa Gerrard und Brendan Perry wieder zu<br />
Dead Can Dance zusammenfanden. Das<br />
Kultduo, das seit jeher in einer eigenen<br />
Kategorie zu Hause ist, gibt sich auf dem<br />
neuen Werk ANASTASIS als wären die<br />
letzten Jahre eingefroren gewesen und hätten<br />
nie existiert: Die beiden Australier eröffnen<br />
epische Klanglandschaften, gespeist<br />
aus Weltschmerz, Weltmusik und … nun ja<br />
… auch mal Welt-Pop. Majästetisch kommt<br />
das Ganze daher, elegant und gerade bei<br />
Gerrads opernhaft wirkenden Gesangseinlagen<br />
wie nicht von dieser Welt. Dennoch:<br />
Wenn nach knapp einer Stunde das letzte<br />
Stück der Platte im Raum verhallt ist, fühlt<br />
der Hörer sich irgendwie unbefriedigt – erschlagen<br />
von zu viel hochglanzpoliertem<br />
düsterem Wohlklang.<br />
(Pias/Rough Trade, 2012, 8/56:36) mfg<br />
GRAHAM GOULDMAN<br />
LOVE & WORK<br />
Gouldman kann Pop<br />
(“Bus S<strong>to</strong>p”, “No<br />
Milk Today”). Rock<br />
(“For Your Love”,<br />
“Wall Street Shuffle”).<br />
Bubblegum<br />
(“Sausali<strong>to</strong>”).<br />
Ihm<br />
gelangen Kinderlieder d für ANIMALYM-<br />
PICS, und er stärkte am Regiepult die Melodie-Sensibilität<br />
der Ramones. Nach einem<br />
Dutzend Jahren legt der 10cc-Leader erneut<br />
ein sonniges Solo-Album vor: „Let’s walk<br />
down Abbey Road, sail <strong>to</strong> Muscle Shoals”<br />
– diese Textzeile aus der Studio-Hommage<br />
“<strong>The</strong> Halls Of Rock’n’Roll” geht einem<br />
nicht mehr aus dem Kopf. Herzerweichend,<br />
aber nicht sentimental sein Nachruf auf den<br />
Freund und Kollegen beim Pop-Duo Wax,<br />
Andrew Gold, der 1982 fast 10cc-Mitglied<br />
geworden wäre. “Lost In <strong>The</strong> Shadows Of<br />
Love” gerät mit Streichern sehr beatlesk.<br />
Apropos Shadows: Deren Drummer Brian<br />
Bennett steuert wie bei dem auch hier aktiven<br />
Bandkollegen Mick Wilson seinen<br />
unwiderstehlichen Groove bei, nicht zuletzt<br />
beim Shads-Instrumental “Black Gold”.<br />
“Cryin’ Time Again” führt Gouldmans Tradition<br />
fort, zu gefälligen Melodien die bittere<br />
Seite von Beziehungen zu beleuchten. Ein<br />
Touch Hollies & Harrison!<br />
(Rosalia Records/Import, 2012,<br />
12/52:05) utw<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
SAINT ETIENNE PRESENTS<br />
SONGS FOR THE LYONS<br />
CORNERHOUSE<br />
Bob Stanley ist nicht nur Keyboarder der<br />
britischen Popband Saint Etienne, sondern<br />
auch Journalist, Schauspieler und Labelchef.<br />
Auch beim Zusammenstellen von<br />
<strong>The</strong>men-Samplern bewies er mit SONGS<br />
FOR MARIO’S CAFÉ und SONGS FOR<br />
THE DOG AND DUCK seinen Sachverstand.<br />
Seine neueste Kreation trägt den<br />
Namen SONGS FOR THE LYONS COR-<br />
NERHOUSE und widmet sich den längst<br />
vergangenen Tagen, als mit Rock’n’Roll<br />
gefüllte Jukeboxen Zukunftsmusik waren,<br />
und die exklusiven Londoner „Corner<br />
Houses” (= Vorläufer heutiger Einkaufs-<br />
und Erlebnis-Center) von J. Lyons<br />
& Co. nicht nur mit ihrem wunderschönen<br />
Art-Déco-Stil, sondern auch mit Musik<br />
besonderer Art glänzten. Das einzigartige<br />
“You Belong To Me” von Jo Stafford, Eddie<br />
Calverts “Oh mein Papa”, Man<strong>to</strong>vanis<br />
“Moulin Rouge”, dazu Billy Vaughan, Bing<br />
Crosby, Rosemary Clooney, Barbara Lyon,<br />
Tony Brent oder Peggy Lee. Eine Tasse Tee<br />
aufbrühen, das Grammofon ankurbeln, zurücklehnen<br />
und genießen!<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2012,<br />
25/67:06) us<br />
Pop<br />
SUSANNA HOFFS<br />
SOMEDAY<br />
Gerade erst haben<br />
sich <strong>The</strong> Bangles mit<br />
einem schönen Album<br />
zurückgemeldet<br />
(s. GT 1/2012), da<br />
legt ihre Frontfrau<br />
Susanna Hoffs nach<br />
– und wie! !SOMEDAY<br />
zeigt, obwohl oder<br />
gerade weil das Album bewusst ohne protzige<br />
Extravaganzen bei den Melodiefindungen<br />
oder Arrangements auskommt, die<br />
ganze Sonderklasse dieser wundervollen<br />
Sängerin. Sie könnte auch die Texte von<br />
Fahrplänen oder Stromrechnungen singen,<br />
es klänge immer noch hochgradig erotisch.<br />
Und sexy sowieso ... Susanna Hoffs hat alle<br />
zehn Songs des klassisch kurzen Albums<br />
komponiert, neun davon im Verein mit<br />
ihrem Gitarristen Andrew Brassell, und es<br />
ist kein lahmes Füllmaterial darunter. Die<br />
Lieder teilen sich zum einen auf in Pop-<br />
Ohrenschmeichler wie den fulminanten<br />
Starter “November Sun”, das zärtlich beschwingte<br />
“All I Need” und das melodisch<br />
unwiderstehliche “Regret”. Und zum anderen<br />
in deutlich mehr Power entwickelnde<br />
Pop-Rocker wie “One Day” und “Raining”.<br />
Alles Songs, die Hoffs mit Herz & Verstand<br />
singt. Ihre vokalen Finessen kommen stets<br />
zum Tragen, sie werden zwar klug kanalisiert,<br />
aber nie gedrosselt, dafür sorgt der<br />
umsichtige Produzent Mitchell Froom mit<br />
Luchsohren. Die wirklich unvergleichliche<br />
Wucht der Bangles-Klassiker der Eighties<br />
erreicht auch SOMEDAY nur in wenigen<br />
Momenten – aber das trübt keinesfalls das<br />
Vergnügen der Fans, Susanna Hoffs beim<br />
würdevollen Älterwerden zu begleiten.<br />
(Desert Harvest Records/EMI, 2012,<br />
10/31:06) hjg<br />
MUMFORD & SONS<br />
BABEL<br />
Das schwierige zweite Album! Vor allem<br />
dann, wenn eine bis da<strong>to</strong> unbekannte Band<br />
mit ihrem Debüt äußerst erfolgreich war<br />
und die Erwartungen an den Zweitling<br />
besonders hoch sind. Mumford & Sons<br />
waren eine der Neuentdeckungen des Jahres<br />
2009 (siehe Newcomer-S<strong>to</strong>ry in Good-<br />
Times 6/2009). Ihr Erstlingswerk SIGH NO<br />
MORE (UK #2, USA #2, D #29) war einer<br />
der Überraschungserfolge der Saison. Nun<br />
legt das Londoner Independent-Folk-Rockquartett<br />
mit BABEL endlich den Nachfolger<br />
vor – und man hat von den ersten Tönen<br />
an das Gefühl, Marcus Mumford und Co.<br />
seien nicht drei Jahre lang weggewesen.<br />
Schon der Opener und Titeltrack “Babel”<br />
weist mit seinem wütenden Gesang, seiner<br />
hart geschrummelten Akustikgitarre, den<br />
wild pluckernden Banjotönen und den vorwärtstreibenden<br />
Bassdrum-Schlägen den<br />
typischen M&S-Sound auf. Auch die restlichen<br />
Songs des Albums bieten keine allzu<br />
großen Überraschungen. Sie changieren wie<br />
gehabt zwischen zart gezupften Folkballaden<br />
(“<strong>The</strong> Ghosts That We Knew”) und<br />
schnellen Indie-Stampfern (“I Will Wait”).<br />
Auch wenn M&S auf Nummer sicher gehen:<br />
Das Album ist dank guter Kompositionen<br />
und Arrangements dem Über-Debüt<br />
ebenbürtig.<br />
(Cooperative/Universal, 2012,<br />
12/52:49) frs<br />
Seite 34 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
MICK WILSON<br />
SO THE STORY GOES<br />
Wenn Traditionalisten von British Pop<br />
sprechen, dann sind nicht die Spice Girls<br />
gemeint – es geht um die Linie <strong>Beatles</strong>-<br />
Hollies-Badfinger-Marmalade-10cc-<br />
Squeeze. Hier ordnet sich Mick Wilson<br />
makellos und ideenreich ein – immerhin<br />
war sein erster Produzent Alan Blakley von<br />
den Tremeloes, und als Mitglied der SAS<br />
Band traf er Brian May und Roger Daltrey.<br />
Wilson schrieb SO THE STORY GOES mit<br />
seinem 10cc-Kollegen Graham Gouldman<br />
– ihr “Never Ending Summer” hätte mit<br />
seinem knackigen Chorus eigentlich die<br />
Radiowellen der August-Hitzewelle ebenso<br />
beglücken müssen wie die erste Auskopplung,<br />
der unauslöschliche Sing-Along “It<br />
Ain’t Braggin’ If It’s True”. Engtanzperlen<br />
wie “Every Time We Touch” oder “Thinking<br />
About You” runden einen wertvollen<br />
Melodienschatz mit präzisen Harmonies<br />
und stets sauberster, variabler Gitarrenarbeit<br />
ab – schon als Kind war Wilson Shadows-Fan.<br />
Entsprechend s<strong>to</strong>lz ist er, dass<br />
deren Drummer Brian Bennett “Take Me<br />
Dancing” bereichert. Das musste der Opener<br />
werden: komplett mit Vinylrillen-Intro.<br />
Traditionell & taufrisch!<br />
(Ergo/Dome Records, 2012,<br />
11/44:15) utw<br />
FRANKIE GOES TO<br />
HOLLYWOOD<br />
SEX MIX<br />
Mitte der 80er Jahre,<br />
als die Musik<br />
von Frankie Goes<br />
To<br />
Hollywood<br />
zur<br />
Standard-<br />
Beschallung jeder<br />
Disko<strong>the</strong>k gehörte,<br />
erschienen zahlreiche h Songs der Briten<br />
auf den unterschiedlichsten Tonträger-<br />
Formaten. Die meisten dieser speziellen<br />
Vinylscheiben und in Kleinstauflagen erschienenen<br />
Cassetten sind natürlich schon<br />
lange nicht mehr erhältlich, so dass die<br />
SEX MIX betitelte Zusammenfassung auf<br />
zwei CDs absolut Sinn macht. Neue Songs<br />
im eigentlichen Sinne gibt es darauf nicht<br />
zu hören, dennoch werden viele Fans schon<br />
seit langem auf diese CD-Premieren warten<br />
– besonders auf die beiden Langversionen<br />
von “Rage Hard” (17 Min.) und “Warriors<br />
Of <strong>The</strong> Wasteland (Compacted)” (23 Min.).<br />
Höchst interessant auch die Track-By-<br />
Track-Infos im Booklet, wer weiß schon<br />
noch, wann und warum FGTH welchen<br />
Hit in welcher Version auf welcher Vinyl-<br />
Single unters Volk brachten?<br />
(Salvo/Soulfood, 2012, 15/73:01,<br />
13/68:48) us<br />
LA BLANCHE ALCHIMIE<br />
GALACTIC BOREDOM<br />
Hinter La Blanche Alchimie stecken die<br />
beiden Musiker Frederico Albanese und<br />
Jessica Einaudi, beide aus Mailand und<br />
beide mit höchst unterschiedlichem musikalischen<br />
Background. Jessica Einaudi<br />
ist ausgebildete (klassische) Sängerin und<br />
für die Texte verantwortlich, Frederico Albanese<br />
hat seine Wurzeln im italienischen<br />
(Prog-)Rock, spielt Klavier, Bass, Gitarre<br />
sowie Klarinette. Gemeinsam haben sie<br />
die Songs von GALACTIC BOREDOM<br />
komponiert, von ä<strong>the</strong>rischen Balladen<br />
über Stücke voller filmischer Atmosphäre<br />
bis zu komplexen Pop-Fresken reicht die<br />
Spannweite, wobei sie auf allzu ausgetretene<br />
musikalische Pfade verzichteten, was<br />
ihrer Musik einen erfrischenden Touch Individualität<br />
verleiht. Produziert wurde das<br />
Album vom Jessicas Vater, dem berühmten<br />
italienischen Komponisten und Pianisten<br />
Ludovico Einaudi, dem es gelang, der CD<br />
einen wunderbar warmen und differenzierten<br />
Klang auf den Leib zu schneidern.<br />
Klasse!<br />
(Ponderosa/edel, 2012, 10/38:58) us<br />
FETZER<br />
CRY FOR THE MOON<br />
Simon Fetzer galt<br />
in den 90er Jahren<br />
als eine der hoffnungsvollsten<br />
jungen<br />
Stimmen der<br />
deutschen Popszene,<br />
doch trotz<br />
Major-Vertrag Mj kam die Karriere nicht so<br />
richtig in Schwung – heute ist er ein erfolgreicher<br />
Unternehmer, der exklusive<br />
Möbel kreiert und baut. Nebenprodukt dieser<br />
wirtschaftlichen Unabhängigkeit ist die<br />
gelassene Souveränität, mit der er jetzt ein<br />
klasse Album eingespielt hat. CRY FOR<br />
THE MOON entstand zusammen mit einigen<br />
der arriviertesten Jazz-Popmusiker<br />
Süddeutschlands, neben seiner Stammband<br />
bestehend aus Jo Ambros (g, dob,<br />
ban), Ralf Schmid (p, keys), Markus Bodenseh<br />
(b) und Torsten Krill (dr) zeigen<br />
Joo Kraus, Céline Verny, Uwe Schenk,<br />
Carsten Netz oder Bobbi Fischer ihr Ausnahmekönnen.<br />
Zusammen kreierten sie<br />
Musik aus dem weiten Land zwischen Pop<br />
und Jazz, der es relativ schnell gelingt, ein<br />
wunderschönes Laidback-Feeling in Richtung<br />
Hörer zu transportieren, noch dazu<br />
traumhaft transparent und – wenn notwendig<br />
– ungemein dynamisch klingend.<br />
(7music/New <strong>Music</strong> Distribution,<br />
2012, 10/40:22) tk<br />
AMANDA PALMER<br />
THEATRE IS EVIL<br />
Die Vorgeschichte zu Amanda Palmers neuem<br />
Album THEATRE IS EVIL ist symp<strong>to</strong>matisch<br />
für den derzeitigen Umbruch<br />
in der Plattenindustrie. Anstatt es über ein<br />
großes Label zu veröffentlichen, entschied<br />
sich die ehemalige Sängerin der US-Band<br />
Dresden Dolls, die einst beim Branchenriesen<br />
Warner unter Vertrag stand, für das<br />
so genannte Crowdfunding-Modell: Über<br />
die Internetseite Kickstarter forderte Palmer<br />
ihre Fans auf, sich an der Finanzierung<br />
zu beteiligen. 24.000 Anhänger machten<br />
mit, und statt des ursprünglichen Ziels von<br />
100.000 Dollar kamen knapp 1,2 Millionen<br />
Dollar zusammen. So kann die relativ aufwändige<br />
Produktion nun bei dem kleinen<br />
unabhängigen Londoner Label Cooking<br />
Vinyl erscheinen. Beenden wir an dieser<br />
Stelle die Diskussion, ob Crowdfunding<br />
das Business-Modell der Zukunft ist und<br />
kommen zur Musik: Die ist auf THEATRE<br />
IS EVIL ganz großartig! Die Songs sind<br />
von einer mit dem 2003er Dresden-Dolls-<br />
Debüt vergleichbaren Wucht und Qualität.<br />
Mit Ben Folds, der das Album vorab hören<br />
durfte, hat bereits ein Songwriter von<br />
Pop<br />
Format Lobeshymnen über das Album gesungen.<br />
Die komplex arrangierten, von Palmers<br />
ausdrucksstarkem Gesang gewürzten<br />
Stücke oszillieren zwischen Pianosong und<br />
Punk, Chanson und Cabaret, also all dem,<br />
was man schon an den Dolls schätzte. Mit<br />
den getragenen Klavierballaden “Trout<br />
Heart Replica” und “Berlin” hat Palmer<br />
überdies zwei ihrer bisher schönsten Lieder<br />
geschrieben.<br />
(Cooking Vinyl/Indigo, 2012, 15/71:23) frs<br />
MONSTERS OF<br />
LIEDERMACHING<br />
SCHNAPS & KEKSE<br />
Jede<br />
A&R-Agentur<br />
würde diesem Konzept<br />
die rote Karte<br />
zeigen, doch beim<br />
Publikum sind die<br />
sechs<br />
unterschiedlichen<br />
Songschreiber,<br />
Sänger und Bühnenaktivisten mit etwas<br />
Akustikgitarrenunterstützung der Renner.<br />
Im Sommer 2003 spielten sie in Hamburg<br />
das erste Mal zusammen vor Publikum,<br />
und da sich dieser Auftritt im Rahmen<br />
des „Rockspektakels” abspielte war mit<br />
Monsters Of Liedermaching schnell ein<br />
passender Name für die (einmalige) Band<br />
gefunden. Doch das mit der Einmaligkeit<br />
war weit gefehlt, SCHNAPS & KEKSE<br />
ist jetzt bereits das fünfte Album, das (wie<br />
seine Vorgänger live vor Publikum aufgenommen)<br />
mit einer genialen Mischung aus<br />
Akustik-Fun-Punk, Barbershop-Harmonies<br />
und Reinhard-Mey-Folk besticht – wobei<br />
dessen hintersinnige Texte natürlich durch<br />
vordersinnigen, um nicht zu sagen derben<br />
Pennäler-Humor ersetzt werden mussten.<br />
Selten eine Band gehört, deren Namen so<br />
gut passt!<br />
(No<strong>to</strong>lose/Soulfood, 2012,<br />
18/51:39) us<br />
NEIL SEDAKA<br />
THE SHOW GOES ON<br />
Am 7. April 2006 trat Neil Sedaka in der<br />
ausverkauften Royal Albert Hall auf, 2008<br />
wurde der Abend auf einer DVD mit dem<br />
Titel THE SHOW GOES ON LIVE AT<br />
THE ROYAL ALBERT HALL veröffentlicht.<br />
Unter gleichem Namen erscheint nun<br />
auch eine Audioversion mit 21 Beweisen,<br />
dass Neil Sedaka völlig zu Recht zu den<br />
größten Stars der Popgeschichte gehört. Bis<br />
auf zwei Ausnahmen bestreitet Neil Sedaka<br />
den kompletten Abend als Soloveranstaltung,<br />
seine Stimme, sein gekonntes Pianospiel,<br />
Songs wie “Oh Carol”, “Happy<br />
Birth day, Sweet Sixteen”, “Where <strong>The</strong><br />
Boys Are”, “Calendar Girl” oder “Breaking<br />
Up Is Hard To Do” genügen vollauf um das<br />
Publikum zu begeistern. Allererste Klasse<br />
auch die beiden Ausnahmen, einmal singt<br />
Sedaka zusammen mit seiner Tochter Dara<br />
“Should Have Never Let You Go”, ihren<br />
US-Top-10-Hit aus dem Jahr 1980, dann<br />
betritt Tony Christie für “Is This <strong>The</strong> Way<br />
To Amarillo” die Bühne. Wunderbar!<br />
(Eagle/edel, 2012, 21/71:43)<br />
us<br />
ROGER JAMES COOKE<br />
STUDY<br />
Neben Songs für Cliff Richard, Gene Pitney<br />
oder für die New Seekers (“I’d Like<br />
To Teach <strong>The</strong> World To Sing”) kamen die<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 35
CD<br />
Songwriter Roger Greenaway und Roger<br />
Cook in den 60er Jahren auch als Popduo<br />
(David & Jonathan) zu Charterfolgen.<br />
1970 veröffentlichte Cook dann unter dem<br />
Namen Roger James Cooke mit STUDY<br />
seine erste Solo-LP, die jetzt ihre längst<br />
verdiente CD-Premiere erleben darf. Höhepunkte<br />
sind ohne Frage die beiden Duette<br />
mit Eve Graham (von den New Seekers)<br />
sowie die Originalversion des späteren<br />
El<strong>to</strong>n-John-Songs “Skyline Pigeon”. Dabei<br />
zeigt sich Cooke als einfühlsamer Interpret,<br />
der nicht nur seine eigenen Kompositionen<br />
beherrscht sondern auch bei Vorlagen von<br />
George Harrison, Albert Hammond oder<br />
Mike Hazlewood eine gute Figur macht.<br />
Alle neun Bonus-Tracks sind längst nicht<br />
mehr erhältliche Single-A- und B-Seiten<br />
aus dem Zeitraum von 1968 bis 1971.<br />
(Cherry Red/Rough Trade,<br />
2012, 22/69:00) us<br />
THOMPSON TWINS<br />
ORIGINAL ALBUM<br />
CLASSICS<br />
REVIEWS<br />
Die britische Band Thompson Twins benannte<br />
sich nach den beiden Zwillingen<br />
aus Tin Tin (Tim und Struppi) und bewegte<br />
sich im Kontext der Synthie-Pop-Welle<br />
aus Großbritannien, wobei sie nicht so innovativ<br />
wie Depeche Mode waren, aber<br />
auch nicht für glatte Melodien wie die<br />
Simple Minds standen. SET steht für Pop<br />
mit leichten Wave- und eher rudimentären<br />
Punkeinflüssen, wohingegen QUICK STEP<br />
& SIDE KICK in sich schlüssiger wirkte<br />
und mit eingängigeren Melodien punktete.<br />
INTO THE GAP beinhaltet den großen<br />
Hit “Doc<strong>to</strong>r! Doc<strong>to</strong>r!” und wird von vielen<br />
Hörern des Genres wegen der ungezwungenen<br />
Leichtigkeit immer noch geschätzt.<br />
Bei HERE’S TO FUTURE DAYS steht<br />
die Technik sehr im Vordergrund, obwohl<br />
die Cover-Version von “Revolution” der<br />
<strong>Beatles</strong> durchaus Charme hat. CLOSE TO<br />
THE BONE richtet sich vornehmlich an die<br />
Pop-Hörer, da die Songs stromlinienförmig<br />
arrangiert wurden. Angemessene Retrospektive<br />
einer vergessenen Band.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 1982, 11/41:59 + 1983,<br />
10:38:09 + 1984, 9/42:35 + 1985,<br />
10:42:50 + 1987, 10:41:44) at<br />
MAX BUSKOHL<br />
SIDEWALK CONVERSATION<br />
Max Buskohl – ein gleichsam außergewöhnlicher<br />
wie einprägsamer Name, bei<br />
dem man natürlich nie vermuten würde,<br />
dass dessen Träger der Sohn von Gitarrist<br />
Carl Carl<strong>to</strong>n (Udo Lindenberg, Peter Maffay,<br />
Robert Palmer) ist. Auch dass er 2010<br />
der jüngste Künstler war, der neben Musikern<br />
wie Paul McCartney, Cat Stevens<br />
oder Ringo Starr auf dem Grammy-nominierten<br />
Klaus-Voormann-Tribute-Album<br />
A SIDEMAN’S JOURNEY einen Song<br />
beistellen durfte, dürfte vielen entgangen<br />
sein. Mit SIDEWALK CONVERSATION<br />
wird der 23-jährige Berliner zwangsweise<br />
in den Fokus rücken, sei es durch seine<br />
All-Star-Band mit Gitarrist Jörn Heilbut<br />
(Jeremy Days), Bassist Stephan Gade (Kai<br />
Wingenfelder) und Schlagzeuger Reiner<br />
„Kallas” Hubert (Rosens<strong>to</strong>lz), sei es durch<br />
Produzent Roland Spremberg (Reamonn,<br />
Sasha, a-ha) oder sei es durch seine frischen<br />
Pop-Rocksongs, die von Classic-<br />
Rock über dezenten Blues bis zu opulent<br />
arrangiertem Power-Pop ein breites Spektrum<br />
abdecken.<br />
(Vertigo/Universal, 2012, 13/50:37) tk<br />
JOACHIM WITT<br />
DOM<br />
Fans von Unheilig<br />
oder Wolfsheim aufgepasst!<br />
Ende September<br />
meldet sich<br />
Joachim Witt nach<br />
fünfjähriger Schaffenspause<br />
mit einem<br />
neuen Album zurück, auf dem er sich mit<br />
epischen Hymnen, düsteren Klängen und<br />
tiefgründigen Texten auf der Höhe der Zeit<br />
zeigt. DOM hat er dieses Werk genannt,<br />
allerdings nicht im religiösen Sinne, sondern<br />
als „Ka<strong>the</strong>drale der Popmusik” will<br />
er diesen Titel verstanden wissen. Und so<br />
schraubt sich der musikalische Querkopf,<br />
der schon vor über 30 Jahren mit seinem<br />
“Goldenen Reiter” die Neue Deutsche<br />
Welle aufmischte, zusammen mit seinen<br />
weiblichen Gastsängerinnen (von Nadja<br />
Saeger über Nicole Rost bis zu Michelle<br />
Leonard) gen Pop-Himmel, lässt sich von<br />
erhabenen Soundflächen tragen, schmückt<br />
seine Lieder wahlweise mit opulenter<br />
Dekadenz oder romantischer Festlichkeit<br />
aus – was für Musikfreunde, die mit solch<br />
<strong>the</strong>atralisch dargebotener Musik wenig<br />
anfangen können, zu viel des Guten sein<br />
dürfte.<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 10/47:24) us<br />
DAN STUART<br />
THE DELIVERANCE OF<br />
MARLOWE BILLINGS<br />
„You said you loved me but we both know<br />
you lied” – du sagtest, du liebst mich,<br />
doch wir wissen beide, du hast gelogen.<br />
Wenn ein Song, ein ganzes Album mit<br />
solch entwaffnend offenen Worten beginnt,<br />
will man – ganz Mitlauscher – natürlich<br />
weiterhören. Vor allem wenn der<br />
Sänger sie mit einer so gebrochenen, nah<br />
aufgenommenen Stimme vorträgt und er<br />
schon zwei Songs weiter das wohl süßeste<br />
„I love you” der Popmusikgeschichte ins<br />
Mikro haucht. Dan Stuart, der ehemalige<br />
Sänger und Gitarrist der Americana-Rock-<br />
Legende Green On Red, ist zurück. Wegen<br />
psychisch-gesundheitlicher Probleme hatte<br />
er sich in den vergangenen Jahren rar<br />
gemacht. Sein letzter Longplayer CAN<br />
O’WORMS (1995) liegt 17 Jahre zurück.<br />
Doch nun legt der 51-jährige, in Mexiko<br />
lebende Ex-Kalifornier mit THE DELI-<br />
VERANCE OF MARLOWE BILLINGS<br />
elf großartige neue Songs vor, die den Vergleich<br />
mit Größen wie Dylan, Young und<br />
Springsteen nicht zu scheuen brauchen.<br />
Die Lieder sind einfach, emotional, au<strong>the</strong>ntisch,<br />
mal versöhnlich, mal bitter und<br />
dann wieder ganz süß: „I love you.”<br />
(Cadiz/Soulfood, 2012, 11/40:42) frs<br />
TINA DICO<br />
WHERE DO YOU GO TO<br />
DISAPPEAR<br />
Nach zehn Jahren Unterwegssein hat die<br />
Dänin Tina Dico nun gar nicht weit entfernt<br />
von ihrer Heimat musikalischen Unterschlupf<br />
gefunden. In Island, bei Helgi<br />
Jonsson, hat sie WHERE DO YOU GO<br />
TO DISAPPEAR aufgenommen, und wer<br />
meint, die isländische Abgeschiedenheit<br />
oder Jonssons bekannt spartanische Herangehensweise<br />
an Musik hätten zu einem<br />
ä<strong>the</strong>rischen, naturverbundenen (Folk-)Album<br />
geführt, der irrt. Syn<strong>the</strong>tische Beats,<br />
epische Soundflächen und eine große<br />
Vielfalt an Instrumenten führen viel eher<br />
zu einem überraschend vielschichtig klingenden<br />
Popalbum. Warum sich Tina Dico<br />
weit von ihren Anfängen, weit weg vom<br />
simplen S<strong>to</strong>ry-Telling-Folk entfernt hat, das<br />
macht sie auch in ihren Texten klar. Sie fasst<br />
ihre Wut über ignoranten Mitmenschen genauso<br />
in klare Worte wie die Freude, im äußersten<br />
Norden eine zwar kalte und graue,<br />
dafür aber umso wunderbarere Welt gefunden<br />
zu haben. Auch für ihre Fans dürfte<br />
dieses Album eine neue Welt sein, die erst<br />
einmal entdeckt werden muss.<br />
(Finest Grammophone/Indigo,<br />
2012, 12/51:37) us<br />
THE CHRISTIANS<br />
SPEED OF LIFE<br />
Zu den Superstars<br />
gehörten<br />
Garry,<br />
Roger und Russell<br />
Chris tian plus Mitstreiter<br />
Henry Priestman<br />
einst nicht, doch<br />
sie landeten Hits<br />
wie “Forgotten Town”, “Ideal World” oder<br />
“Hooverville”, ihr selbst betiteltes Debütalbum<br />
(1987) schaffte es im UK auf #2,<br />
der Nachfolger COLOUR (1990) <strong>to</strong>ppte<br />
die Charts. PRODIGAL SONS war 2003<br />
das letzte reguläre Studiowerk der Truppe,<br />
die sich nun ohne Russell (1998 vers<strong>to</strong>rben)<br />
reformierte und mit SPEED OF LIFE<br />
ein ansprechendes Comeback feiert. Wieder<br />
erschallt eine faszinierende Mischung<br />
aus eingängigem Tiefgang-Pop und Soul,<br />
teilweise gospelig unterfüttert. Der mehrstimmige<br />
Gesang hat Klasse und kommt in<br />
zahlreichen Balladen zum Tragen (“Remedy”,<br />
“Steal Away”). Gelungen ist auch die<br />
Neufassung von Marvin Gayes “Inner City<br />
Blues” in getragener funky Manier.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2012,<br />
10/38:35) pro<br />
HEINZ-RUDOLF KUNZE &<br />
RÄUBERZIVIL<br />
HIER REIN DA RAUS<br />
Es war nicht die Musik, nein, es waren<br />
vor allem die Texte, die Anfang der 80er<br />
Jahre Alben wie REINE NERVENSA-<br />
CHE, Lieder wie “Bestandsaufnahme”,<br />
“Noch hab’ ich mich an nichts gewöhnt”<br />
oder “Balkonfrühstück” zu außergewöhnlichen<br />
Beweisen von Heinz-Rudolf Kunzes<br />
Klasse werden ließen. Das Konzept,<br />
alltägliche Worte so zusammenzustellen,<br />
dass sie nicht nur freundliche Mitläufer<br />
der Musik sind, hat Heinz-Rudolf Kunze<br />
seit einiger Zeit wiederentdeckt, und<br />
sei<strong>the</strong>r gewinnt ein Nebenprojekt mit<br />
dem Tarnnamen „Räuberzivil” ständig<br />
Pop<br />
an Bedeutung. Neueste Wortmeldung<br />
dieser Art ist ein Doppelalbum mit insgesamt<br />
34 Stücken, davon 21 Lieder sowie<br />
13 teilweise musikalisch untermalte<br />
Sprechtexte. Diese Kunstform von der<br />
Bühne (für die sie eigentlich konzipiert<br />
war) ins Studio zu holen, macht Kunze<br />
mit seinem abgespeckten Musikerkreis –<br />
Gitarrist Wolfgang Stute, Hajo Hoffmann<br />
an Mandoline und Violine sowie Bassist<br />
Peter Pichl – auf HIER REIN DA RAUS<br />
hörbar Spaß. Gemeinsam legen sie ein<br />
Album vor, bei dem es nicht darum geht,<br />
mehrheitsfähigen Pop zu produzieren,<br />
bei dem keine Single in irgendwelchen<br />
Charts platziert werden muss. Die Presse-<br />
Info spricht von eben jenem Kunze, der in<br />
den letzten Jahren eventuell etwas zu kurz<br />
kam. Oh ja, viel zu kurz!<br />
(Rakete Medien, 2012, 16/61:03,<br />
18/50:22) us<br />
KAYA<br />
BORN UNDER THE STAR OF<br />
CHANGE<br />
Mindestens<br />
so<br />
wichtig wie die<br />
Musik sind diesem<br />
Künstler seine<br />
Worte, gleichzeitig<br />
mit BORN UNDER<br />
THE STAR OF<br />
CHANGE erscheint auch das neue Buch<br />
von Kaya mit dem Titel „Die Deutung<br />
der Träume & Zeichen”. Und obwohl der<br />
Kanadier seine Lieder in Englisch singt,<br />
gibt es im Booklet sowohl die deutsche<br />
Übersetzung der Liedtexte als auch zu<br />
jedem Titel die ausführliche Geschichte,<br />
die dahinter steht – vorbildlich! Auch<br />
musikalisch wird dieses hochwertige<br />
Konzept weitergeführt, schon als junger<br />
Künstler verzeichnete Kaya – der sich<br />
damals Francis Martin nannte – große<br />
Erfolge, darunter ein Juno-Award, die<br />
kanadische Ausgabe des Grammy. Mitte<br />
der 80er studierte er zudem klassische<br />
Musik, wechselte danach das Metier und<br />
schrieb Bücher. Produzent Russ DeSalvo<br />
hat seine neuen Songs „ur-amerikanisch”<br />
produziert, immer an der Grenzlinie zwischen<br />
verführerischem Pop und verhaltenem<br />
Rock, natürlich nicht ohne auf gefühlvolle<br />
Balladen zu verzichten, die wie<br />
gemacht für das US-Radio sind.<br />
(inakustik, 2012, 15/63:53)<br />
us<br />
SUZANNE VEGA<br />
CLOSE-UP VOL. 4, SONGS OF<br />
FAMILY<br />
Seit einiger Zeit arbeitet Suzanne Vega<br />
mit ihren CLOSE-UP-Alben ihren eigenen<br />
Backkatalog auf. Dabei ordnet sie<br />
ihre Songs <strong>the</strong>matisch und nimmt sie in<br />
purer Singer/Songwriter-Manier, also<br />
nur mit Akustikgitarre und einigen sparsamen<br />
Verzierungen, neu auf. Für die<br />
vierte Ausgabe in dieser Reihe hat sie die<br />
Songs aus ihrer Feder zusammengestellt,<br />
die sich um das <strong>The</strong>ma „Familie” drehen.<br />
Dabei geht es ihr aber nicht nur um die<br />
Verwandten im eigentlichen Sinne, die<br />
kalifornische Sängerin wendet diesen<br />
Begriff auch auf andere Personen an, die<br />
ihr nahestehen. Ihr Ziel, mit dieser musikalischen<br />
Reduktion den Kern der Songs<br />
mehr in den Mittelpunkt zu stellen, er-<br />
Seite 36 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
reicht sie damit ohne Zweifel. Stücke wie<br />
“Widow’s Walk”, “Tired Of Sleeping”<br />
oder “Pilgrimage” hatten ursprünglich<br />
lange nicht die Intensität, in der sie jetzt<br />
zu hören sind.<br />
(Cooking Vinyl/Indigo, 2012, 14/47:44) us<br />
THE KNACK<br />
TIME WAITS FOR NO ONE:<br />
THE COMPLETE RECORDINGS<br />
Weder um die 60er-<br />
Jahre-UK-Knack<br />
(mit Paul Gurvitz)<br />
noch um die <strong>The</strong><br />
Knack, die Jahre<br />
später mit “My<br />
Sharona” zu ewiger<br />
Berühm<strong>the</strong>it gelangten, geht es hier. Diese<br />
<strong>The</strong> Knack wurden 1965 von Michael<br />
Cain (der 1969 mit Pinkin Canandy ein<br />
zwischenzeitlich vergessenes Psych-Pop-<br />
Meisterwerk ablieferte) gegründet. Schon<br />
ihre erste Single “Time Waits For No<br />
One” bewarb ihre Plattenfirma mit einer<br />
„Besser als die <strong>Beatles</strong>”-Kampagne – ein<br />
Schicksal, das sie komischerweise mit ihren<br />
My-Sharona-Namenskollegen teilten,<br />
auch diese wurden diesen Fluch während<br />
ihrer gesamten Karriere nicht mehr los.<br />
Natürlich waren <strong>The</strong> Knack nicht besser<br />
als die <strong>Beatles</strong>, aber so schlecht, dass<br />
sie nach vier Singles in der ewigen Vergessenheit<br />
landen müssten, dann auch<br />
nicht. TIME WAITS FOR NO ONE: THE<br />
COMPLETE RECORDINGS liefert neben<br />
den acht (remasterten) Single-Titeln<br />
(A & B Seiten) noch weitere vier bisher<br />
unveröffentlichte Stücke aus den Jahren<br />
1966/67 sowie eine alternative Abmischung<br />
von “I’m Aware”. Klasse Musik,<br />
dieser <strong>60s</strong>-Beat an der Schwelle zur psychedelischen<br />
Popmusik, dazu noch alles<br />
CD-Premieren.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2012,<br />
14/35:57) us<br />
AIMEE MANN<br />
CHARMER<br />
Lange vier Jahre hat sich Aimee Mann<br />
Zeit gelassen für ihr neues Album.<br />
Doch die Wartezeit war es wert, mit<br />
CHARMER bestätigt sie eindrucksvoll<br />
ihren Ruf als ungekrönte Königin des<br />
süffigen Pop mit anspruchsvollen Texten.<br />
Musikalisch geht sie dieses Mal<br />
sogar noch einen Schritt weiter zurück,<br />
als man es sonst von ihr gewöhnt ist,<br />
mittlerweile hat sie den verspielten Pop<br />
der 70er Jahre für sich entdeckt und diesen,<br />
ganz im Sinne des Albumtitels, auf<br />
charmante Art und Weise aufgefrischt.<br />
Wichtige Eckpunkte für diesen perlenden<br />
Klang sind natürlich die richtigen<br />
musikalischen Mitstreiter, die sich wie<br />
üblich aus ihrem näheren Umfeld rekrutierten.<br />
Mit dabei ihr langjähriger Freund<br />
und Tourband-Mitglied Paul Bryan, Produzent<br />
Ryan Freeland (Bonnie Raitt, Ray<br />
Lamontagne, Rodney Crowell) sowie die<br />
Tastenasse Jebin Bruni und Jamie Edwards.<br />
Und mit etwas Glück kann man<br />
Aimee Mann ja im Januar nächsten Jahres<br />
auch live erleben, wenn sie für drei<br />
Konzerte (Berlin, Hamburg, Köln) zu<br />
Gast in Deutschland ist.<br />
(V2 Benelux/Soulfood, 2012,<br />
11/38:04) us<br />
CAROL KING<br />
LOVE MAKES THE WORLD<br />
(DELUXE VERSION)<br />
Bereits vor elf Jahren erschien Kings LOVE<br />
MAKES THE WORLD mit einer gleichermaßen<br />
mutigen wie reizvollen Mischung<br />
aus Mainstream-Westcoast und (damals wie<br />
heute) aktuellen Trends, dazu ließ sie andere<br />
Songwriter kooperieren. Der wunderschöne<br />
Titelsong enthält eine sanfte Rap-Passage,<br />
von Carol King souverän interpretiert.<br />
Auch die Funkgitarre passt, doch das Programming<br />
wirkt gewollt – ebenso wie in<br />
der Babyface-Produktion “You Can Do<br />
Anything”. Wie viel natürlicher klingt es,<br />
wenn Greg Wells auf dem mit Paul Brady<br />
und Mark Hudson verfassten “Monday Without<br />
You” trommelt oder Russ Kunkel auf<br />
dem traurigen “This Time”. “<strong>The</strong> Reason”<br />
mit Celine Dion ist Mainstream-Pomp, das<br />
(Fast-)A-Capella-Remake von “Oh Not My<br />
Baby” mit Kontrabassist Charlie Larkey<br />
dafür aufregend. CD 2 bietet fünf weitere<br />
Tracks, darunter einen “Birthday Song”,<br />
der Stevie Wonders “Happy Birthday To<br />
You” Konkurrenz macht, und die wunderschöne<br />
Graham-Nash-Coop “Two Hearts”.<br />
Im Enhanced-Bereich gibt es Songvideos,<br />
Making-Of und Interview.<br />
(Rockingdale/inakustik,<br />
2001/2012, 12/45:59, 5/16:10,<br />
Enhanced 4/32’)<br />
utw<br />
THE GLITTER BAND<br />
LISTEN TO THE BAND<br />
Da kann man doch<br />
glatt<br />
Neuentdeckungen<br />
machen,<br />
die einem in der<br />
Jugend<br />
entgangen<br />
waren: Die Glitter<br />
Band hatte deutlich<br />
mehr drauf als nur ihre gelackt-schmissigen<br />
Gassenhauer à la “Angel Face” oder<br />
“People Like You And People Like Me”.<br />
Letzteres war zwar 1975 die Anschubnummer<br />
für ihr drittes Album LISTEN TO<br />
THE BAND, doch der Aufforderung des<br />
Albumtitels sollte man folgen. Da gibt es<br />
eben auch schon Quasi-Reggaemäßiges,<br />
Fast-Psychedelisches, Rockabilly-Pop,<br />
Glam-Rock’n’Pop und Disco-Funk – eine<br />
breite Stil- und Tempopalette. Ohne Gary<br />
Glitter, den sie anfangs begleitete, legte<br />
die Glitter Band eine beachtliche Variabilität<br />
an den Tag. Auf der erstmaligen CD-<br />
Ausgabe gibt es ein informatives Booklet<br />
und gleich zwölf (!) Bonus-Tracks: Singles,<br />
Beiträge zu längst vergriffenen Samplern,<br />
Alternativfassungen und das unveröffentlichte<br />
“Wheels Keep Turning”.<br />
(7 T’s/Rough Trade, 1975,<br />
23/75:17) pro<br />
PAUL CARRACK<br />
GOOD FEELING<br />
Lässig swingend eröffnet Paul Carrack<br />
mit “Good Feeling” sein neues, gleichnamiges<br />
Album, gibt mit diesem programmatischen<br />
Titel gleichzeitig die Richtung<br />
vor. Selbst produziert, fast alle Instrumente<br />
hat er selbst eingespielt, sein Sohn<br />
Jack – inzwischen reguläres Mitglied<br />
seiner Band – begleitete ihn am Schlagzeug.<br />
Die Songs sind eine Mischung aus<br />
neuem Material, frisch aufgenommenen<br />
Carrack-Klassikern und der einen oder<br />
Pop<br />
anderen, vielleicht auch unerwarteten<br />
Cover-Version. So Bruce Springsteens<br />
Klassiker “If I Should Fall Behind” oder<br />
Nick Lowes “From Now On”, das bereits<br />
vor 30 Jahren auf Carracks Album SUB-<br />
URBAN VOODOO vertreten war. Nach<br />
den letzten Alben, bei denen Carrack<br />
seine Musik entweder klassisch oder im<br />
Bigband-Sound arrangierte, ist GOOD<br />
FEELING eine Rückkehr zu dem Stil,<br />
der ihm immer noch am besten steht:<br />
entspann ter Blue-Eyed-Soul, der die<br />
Stärken seiner Stimme ganz ganz weit<br />
in den Vordergrund bringt. Und mit “A<br />
Child Is Born” erinnert er schon jetzt daran,<br />
dass es so langsam Zeit wird, an die<br />
Weihnachtsgeschenke zu denken ...<br />
(India Media Group/Rough Trade, 2012,<br />
12/45:42) tk<br />
GILBERT O’SULLIVAN<br />
A STRANGER IN MY OWN<br />
BACK YARD + OFF CENTRE +<br />
SOUTHPAW + LIFE & RHYMES<br />
In hochwertig h gestalteten tltt Digipaks, Dii remas tert und mit Bonus-Tracks sowie<br />
neuen Booklets ausgestattet gehen die<br />
Wiederveröffentlichungen der Originalalben<br />
von Gilbert O’Sullivan in die nächste<br />
Runde. A STRANGER IN MY OWN<br />
BACK YARD (1974, 22/62:04) wurde<br />
in Los Angeles aufgenommen, zeigt den<br />
irischen Musiker als genialen Schöpfer<br />
einer ganz eigenen Musikgattung, bei<br />
der er britische Songwriter-Tradition mit<br />
amerikanischer Westcoast-Lässigkeit<br />
kreuzte. Bonus-Tracks: Single A- und<br />
B-Seiten. SOUTHPAW (1977, 21/67:26)<br />
war dann das erste Album, bei dem<br />
O’Sullivan selbst auf dem Produzentenstuhl<br />
Platz nahm. Mit Musikern wie Chris<br />
Spedding, Tony Hymas und den Mike<br />
Sammes Singers arbeitete er akribisch<br />
an der Umsetzung seiner Ideen, der Detailreichtum<br />
hinterlässt einen heute noch<br />
staunend. Auch hier gibt es neun Bonus-<br />
Zugaben. Drei Jahre später überließ er für<br />
sein CBS-Debüt OFF CENTRE (1980,<br />
13/49:10) die Produktion Gus Dudgeon<br />
(El<strong>to</strong>n John, Chris Rea). Auch hier wurde<br />
die hochwertige Studio-Arbeit zwar<br />
von den Kritikern gelobt, dem Publikum<br />
schien seine Musik aber zu anspruchsvoll<br />
zu sein. Einen Bonus-Track gibt es<br />
hier, die Single-B-Seite “Down, Down,<br />
Down”. Neues Album, neuer Produzent,<br />
für LIFE & RHYMES (1982, 14/46:57)<br />
wurde Graham Gouldman von 10cc verpflichtet,<br />
der dazu noch alle Gitarren, den<br />
Bass und die Background-Vocals beisteuerte.<br />
Dazu Topmusiker wie Vic Emerson,<br />
Paul Burgess und Pete Wingfield, auch<br />
hier gibt es klasse Musik zu entdecken,<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 37
CD<br />
die in den Wirren der 80er Jahre (fast<br />
unbemerkt) unterging. Zwei Bonus-<br />
Tracks, zwei B-Seiten. Ein Wort noch zu<br />
den Booklets: Neben den ausführlichen<br />
Liner-Notes sowie allen Songtexten dürften<br />
es vor allem die Track-by-track-Notes<br />
sein, die auf Grund der Anmerkungen von<br />
Gilbert O’Sullivan für höchst interessante<br />
Infos aus erster Hand sorgen.<br />
(Union Square <strong>Music</strong>/Soulfood, 4 CDs) us<br />
BLUR<br />
21 – THE BOX<br />
REVIEWS<br />
Wo fängt man mit dem Loben an, wo hört<br />
man auf? Sowohl von der Verpackung als<br />
auch vom Inhalt her ist diese „Box”, die<br />
als ein mit blauem Leinens<strong>to</strong>ff überzogener<br />
Würfel in den Maßen 19 x 19 x 19 cm ihren<br />
Namen wirklich verdient, ein einmaliges<br />
(wenngleich nicht ganz billiges) Geschenk<br />
von Blur an ihre Fans. Klappt man den Deckel<br />
auf, finden sich die CDs und DVDs in<br />
einem Schieberegister verstaut, dahinter in<br />
einem Extra-Schubfach ein Hardcover-Begleitbuch<br />
sowie eine 7”-Single. Jedes der<br />
sieben regulären Studio-Alben (LEISURE,<br />
MODERN LIFE IS RUBBISH, PARK-<br />
LIFE, THE GREAT ESCAPE, BLUR, 13,<br />
THINK TANK) bekam eine zusätzliche<br />
CD spendiert, gefüllt mit Single-B-Seiten,<br />
Remix- und Alternativversionen sowie<br />
mit dem einen oder anderen Non-Album-<br />
Track aus der jeweiligen Zeit. Doch damit<br />
nicht genug, weitere vier (!) CDs voller<br />
fast gänzlich unveröffentlichtem Material<br />
– RARITIES ONE & TWO betitelt – liefern<br />
sowohl Musik aus der Vor-Blur-Zeit<br />
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als auch massenhaft Demo- und Alternativ-<br />
Versionen aus allen Karrierephasen der<br />
Band. Ein exklusives Sammlerstück ist<br />
auch die Vinylsingle, auf der man mit “Superman”<br />
einen 1989er Livetrack der Band<br />
Seymour findet, die sich bald darauf in Blur<br />
umbenennen sollte. Ebenso hochwertig das<br />
voluminöse Begleitbuch, in dem sich alles,<br />
aber auch wirklich alles Wissenswerte<br />
in Wort und Bild findet, was man über die<br />
Karriere der Briten wissen sollte. Chronologisch<br />
– Album für Album – geht es durch<br />
die 90er Jahre, als Blur zu Protagonisten<br />
eines neuen Musikstiles, des Brit-Pop,<br />
wurden. Neben den nüchternen und detaillierten<br />
Fakten geben die Bandmitglieder in<br />
aktuellen Interviews ausführlich ihre Sicht<br />
der Dinge zu Pro<strong>to</strong>koll, was vor allem in<br />
Verbindung mit den Demos der RARITIES-<br />
CDs eine interessante Kombination ergibt.<br />
Selten gab es eine so erstklassige – und vor<br />
allem schlüssige – Aufarbeitung einer Karriere,<br />
deren Gerüchte von einer Fortsetzung<br />
durch zahlreiche Livetermine (u.a. bei der<br />
Schlussfeier der Olympischen Spiele in<br />
London) sowie durch vereinzelte Veröffentlichungen<br />
neuer Songs am Leben gehalten<br />
werden. Mal sehen ob im Herbst wirklich<br />
das versprochene, neue Album erscheint.<br />
(EMI, 2012, 18 CDs, 3 DVDs<br />
+ 7” Single) tk<br />
MUNGO JERRY<br />
THE DAWN SINGLES<br />
COLLECTION<br />
Natürlich geht es<br />
mit “In <strong>The</strong> Summertime”<br />
los, aber<br />
vom Mai 1970,<br />
als Ray Dorset mit<br />
Mungo Jerry und<br />
dem Über-Hit seinen<br />
Einstand gab, bis zum Mai 1975<br />
lieferte er mehr beachtliche Nummern,<br />
die allerdings nicht ganz soviel Anklang<br />
fanden. Alle A- und B-Seiten sämtlicher<br />
Singles jener Jahre beim Dawn-Label<br />
sind auf dieser Doppel-CD zusammengefasst,<br />
inklusive der „Übersee”-Veröffentlichungen.<br />
Und plötzlich erinnert man<br />
sich: Auch ”Baby Jump”, ”Lady Rose”,<br />
”Alright, Alright, Alright”, ”You Don’t<br />
Have To Be In <strong>The</strong> Army” waren veritable<br />
Chart-Erfolge und ansprechende<br />
Songs! 33 Nummern sind hier kompiliert,<br />
mit Infos zu jeder Single im Booklet –<br />
perfekt zum näheren Kennenlernen dieser<br />
insgesamt recht vielseitigen und doch<br />
unterschätzten Truppe mit den Wurzeln<br />
in Skiffle und Blues(-Rock). Aber auch<br />
zu nostalgischem Schwelgen in Erinnerungen<br />
bestens geeignet.<br />
(7 T’s/Cherry Red/Rough Trade, 2012,<br />
(15/65:11, 18/51:49) pro<br />
TOMMY ROE<br />
DEVIL’S SOUL PILE<br />
Man kann sich schon kaum mehr daran erinnern,<br />
wann Tommy Roe das letzte Mal<br />
ein Album mit neuen Songs vorgelegt hat,<br />
seine letzten Veröffentlichungen waren<br />
allesamt Zusammenstellungen von Titeln<br />
aus den 60er und 70er Jahren. Alle neun<br />
Songs von DEVIL’S SOUL PILE hat Roe<br />
selbst geschrieben, besonders der Titelsong<br />
liegt ihm dabei am Herzen. Darin geht es<br />
um nicht funktionierende Beziehungen in<br />
der Familie und die Auswirkungen auf die<br />
Kindheit, in den Liner-Notes gibt er dann<br />
auch zu, dass dies nicht unbedingt die Art<br />
von Musik ist, die man von ihm gewohnt ist<br />
– aber er musste sich dieses <strong>The</strong>ma einfach<br />
von der Seele schreiben. Doch keine Angst,<br />
der Rest der Songs ist wesentlich sonniger<br />
angelegt. Das zusammen mit Melissa Hooker<br />
gesungene “It’s For You I’m Me” widmet<br />
er seiner Frau, Liebeskummer ist das<br />
<strong>The</strong>ma von “Water Underneath My Bridge”<br />
und “Without Her”, in “Love For My Woman”<br />
besingt er die unbändige Kraft der<br />
Liebe, “That’s When She Ran Out Of Time”<br />
erzählt von unerfüllten Sehnsüchten. Auch<br />
musikalisch zeigt sich Tommy Roe gereift<br />
und gelassen, kann es sich leisten, auf große<br />
Gesten zu verzichten, seine Songs sind auch<br />
so gut genug. Welcome back!<br />
(Airebelle/Import, 2012, 9/31:05) us<br />
THE BEAT<br />
I JUST CAN’T STOP IT +<br />
WHA’PPEN? + SPECIAL BEAT<br />
SERVICE<br />
<strong>The</strong> Beat waren zu<br />
Beginn der 80er Jahre<br />
die nach Madness<br />
und <strong>The</strong> Specials<br />
wohl<br />
bekannteste<br />
Band, die aus dem<br />
Stall des 2-Tone-<br />
Labels Lbl hervorging. Mit ihrem Mix aus<br />
Ska, Reggae, Soul, New Wave und <strong>60s</strong>-<br />
Mod-Pop waren sie äußerst erfolgreich –<br />
zumindest im UK. Dort hatten sie gleich<br />
mehrere Singles in den Top Ten, darunter<br />
“Mirror In <strong>The</strong> Bathroom” (#4), “Too Nice<br />
To Talk To” (#7) und ihr Smokey-Robinson-Cover<br />
“Tears Of A Clown” (#6). Ihre<br />
ersten beiden LPs I JUST CAN’T STOP IT<br />
(1980) und WHA’PPEN? (1981) erreichten<br />
jeweils Platz drei der LP-Charts, ihr<br />
Abschiedsalbum SPECIAL BEAT SER-<br />
VICE (1982) immerhin die respektable<br />
Position 21. Doch nach nur drei Jahren war<br />
die Karriere der Band – die Fans wie Pete<br />
Townshend besaß, der den <strong>The</strong>-Beat-Song<br />
“Save It For Later” coverte – beendet. Die<br />
Mitglieder gründeten mit den Fine Young<br />
Cannibals und General Public erfolgreiche<br />
Nachfolge-Combos. Jetzt bietet sich die<br />
Gelegenheit, eines der wohl besten Kapitel<br />
des britischen <strong>80s</strong>-Pop intensiv kennen zu<br />
lernen: Alle drei Alben werden nun – jeweils<br />
zu 2CD/1DVD-Deluxe-Versionen<br />
erweitert, die kaum einen Wunsch offenlassen<br />
– wiederveröffentlicht. Neben den<br />
Original-LPs beinhalten sie eine Fülle an<br />
Bonus-Material, darunter Non-Album-<br />
Singles, B-Seiten, Liveversionen, Remixe<br />
und Radiosessions sowie auf den DVDs<br />
Videoclips und TV-Auftritte. Hinzu kommen<br />
umfangreiche Booklets mit u.a. detaillierten<br />
Liner-Notes von Ex-Label-Kollegin<br />
Rhoda Dakar (<strong>The</strong> Bodysnatchers).<br />
<strong>The</strong> Beat goes on!<br />
(Edsel/Soulfood, 1980, 12/36:28,<br />
19/66:35 + 1981, 12/39:59, 14/65:05 +<br />
1982, 19/73:44, 20/74:54 ) frs<br />
Pop<br />
ART GARFUNKEL<br />
THE SINGER<br />
Kurz<br />
nacheinander<br />
veröffentlicht<br />
Columbia,<br />
die Plattenfirma<br />
von Simon<br />
& Garfunkel, zwei<br />
Retrospektiven, die<br />
einen Blick auf das<br />
Solowerk der beiden Duomitglieder werfen.<br />
Bezeichnenderweise ist diejenige<br />
von Paul Simon mit SONGWRITER und<br />
die von Art Garfunkel mit THE SINGER<br />
betitelt: Während Simon stets Komponist<br />
war, ist Garfunkel mit seiner süßlichen Tenorstimme<br />
„nur” Interpret. Nach seinem<br />
Split von Simon ließ er sich seine Songs<br />
von anderen Größen, etwa Jimmy Webb<br />
(“Scissors Cut”) oder Mike Batt (“Bright<br />
Eyes”), schreiben. Die Doppel-CD THE<br />
SINGER präsentiert 34 von ihm ausgewählte<br />
und im Booklet persönlich kommentierte<br />
Songs, die zwischen 1964 und<br />
2012 entstanden. Angefangen mit von ihm<br />
gesanglich dominierten S&G-Nummern<br />
wie “Bridge Over Troubled Water” und<br />
“Kathy’s Song” bis hin zu den zwei ganz<br />
neuen, exklusiv für diese Kollektion eingespielten<br />
Songs “Lena” und “Long Way<br />
Home”. Im Gegensatz zu seinem früheren<br />
Duopartner mag Garfunkel zwar nicht<br />
immer so geschmackssicher sein und<br />
mitunter die Grenze zum Kitsch mehr als<br />
nur berühren. Doch auf dieser fünf Jahrzehnte<br />
umspannende Sammlung kommt<br />
dann doch so einiges an Brauchbarem bis<br />
Gutem zusammen, etwa seine Version des<br />
Albert-Hammond-Songs “99 Miles From<br />
L.A.” oder “Breakaway”, seine Zusammenarbeit<br />
mit Crosby & Nash. Ja, und<br />
selbst sein größter Hiterfolg, das schmachtende<br />
“Bright Eyes” (1979, UK #1, D #3),<br />
ist doch eigentlich ganz schön ...<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 17/63:28,<br />
17/57:55) frs<br />
CHRISTIE<br />
NO TURN UNSTONED<br />
Mit “Yellow River” landeten Christie Anfang<br />
der 70er Jahre einen Welthit (#1 in<br />
26 Ländern!). Bandleader Jeff Christie ist<br />
heute noch aktiv und hat jetzt in seinen<br />
Archiven gewählt und genug Popmaterial<br />
für eine Doppel-CD gefunden. Die Klangqualität<br />
variiert ebenso wie die Güte der<br />
Songs, aber es sind jede Menge Perlen zu<br />
finden – und auch die stilistische Bandbreite<br />
beeindruckt. Vom akustisch gehaltenen<br />
“Programmed To Receive” (1981) über den<br />
Elvis-artig gestalteten Rockabilly “Steamroller”<br />
oder den Country-Rocker “Politician<br />
Man” bis zur Schmelzballade “I Said<br />
She Said” oder dem Glam-mäßigen “Abilene”<br />
ist alles dabei. Zu “Cannery Row” ließ<br />
Christie sich durch die S<strong>to</strong>nes inspirieren,<br />
dazu entpuppt sich Christie mehrfach als<br />
beeindruckender Spanish-Guitar-Spieler –<br />
zugreifen, kann man nur empfehlen!<br />
(Angel Air/Fenn, 2012, 20/69:16,<br />
20/76:39) pro<br />
TANITA TIKARAM<br />
CAN‘T GO BACK<br />
Sieben Jahre hat sich die einst in Münster<br />
zur Welt gekommene Tanita Tikaram Zeit<br />
für ihr neues Studio-Album gelassen. Energiegeladen,<br />
geradezu rockig startet sie<br />
Seite 38 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
mit “All Things To You” (sie hat offenbar<br />
auch Led Zep gehört). Danach geht es<br />
mehr in Richtung poppig angehauchtem<br />
Country (sie hat Americana für sich entdeckt),<br />
Folk und Soul, wobei die flexibel<br />
angelegten und arrangierten Songs Nachdenklichkeit<br />
ausstrahlen, von Tikarams<br />
warmer Stimme mit dem tief-sonoren<br />
Timbre geprägt sind – und erstaunlich<br />
reif tönen. Die Britin liefert Erwachsenen-Unterhaltung<br />
im besten Sinne des<br />
Wortes, genau richtig für die Jahreszeit,<br />
für entspannte Abende vor dem Kaminfeuer.<br />
Auch wenn die (weiblichen) Chorgesänge<br />
manchmal einen Hauch zu viel<br />
des Guten liefern. Insgesamt aber eine<br />
gelungene, instrumental meist vom Piano<br />
dominierte Rückmeldung.<br />
(ear<strong>Music</strong>/edel, 2012, 10/38:51) pro<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
STRANDGEFLÜSTER + WENN<br />
DER SOMMER KOMMT<br />
Zwei klasse Zusammenstellungen tll aus<br />
dem Hause Bear Family widmen sich<br />
den Träumen (und Traumvorstellungen)<br />
der Menschen im (west-)deutschen Wirtschaftswunderland<br />
der 50er und 60er Jahre.<br />
Laut STRANDGEFLÜSTER scheint<br />
Hawaii das begehrteste Ziel dieser Zeit<br />
gewesen zu sein, Uschi Reno singt “Am<br />
Stand von Honolulu”, Inge Brandenburg<br />
“Südlich von Hawaii”, Jan & Kjeld “Itsy<br />
Bitsy Tennie Weenie Honolulu Strand-<br />
Bikini”, mit lupenreinem Beach-Boys-<br />
Sound besingen <strong>The</strong> Blue Bro<strong>the</strong>rs (Drafi<br />
Deutscher & Michael Holm!) den “Summer<br />
In Hawaii”. Dazu die Nilsen Bro<strong>the</strong>rs<br />
mit “Rimini-Bikini-Baby”, Wencke<br />
Myhre mit “Er hat ein knallrotes Gummiboot”<br />
oder “Strand der tausend Lieder”<br />
von Connie Francis. Hausbackener, aber<br />
nicht weniger träumerisch klingen die<br />
Lieder, die auf WENN DER SOMMER<br />
KOMMT versammelt sind. Lolita steuert<br />
den Titelsong bei, eine junge Romy<br />
Schneider gibt zu “Ja, man verliebt sich”,<br />
dazu Peter Alexander, Ivo Robic, Gerhard<br />
Wendland, Margot Eskens, Chris Howland<br />
und Melitta Berg. Mit schön gestalteten<br />
Booklets und frischem Sound wird<br />
in beiden Fällen der gewohnt hohe Bear-<br />
Family-Standard gehalten.<br />
(Bear Family, 2012, 25/60:51, 25/64:51) us<br />
THE MAMAS & THE PAPAS<br />
PEOPLE LIKE US<br />
Bei seiner Veröffentlichung 1971 stieß<br />
das Mamas & Papas-Album PEOPLE<br />
LIKE US auf sehr zwiespältige Reaktionen.<br />
Dabei waren die Vokalharmonien<br />
superb, die Instrumentalbegleitung durch<br />
die funky angehauchten Mo<strong>to</strong>wn-Sessionmusiker<br />
ordentlich, und auch die Songqualität<br />
konnte überzeugen. Alles in allem<br />
war es ein Gute-Laune-Werk, obwohl es<br />
nur wegen vertraglicher Verpflichtungen<br />
überhaupt entstand und in der Gruppe<br />
unterschwellig jede Menge Konflikte<br />
herrschten. Die Deluxe-Edition-Neuauflage<br />
bietet jetzt ein 16-seitiges Booklet<br />
und neun Bonus-Tracks (Outtakes, Alternativversionen,<br />
Demos). Sie verdeutlicht,<br />
dass die LP ursprünglich von vielen Kritikern<br />
schlicht unterschätzt wurde. Als Anspieltipps<br />
zu empfehlen sind “Snowqueen<br />
Of Texas”, “No Dough”, “Shooting Star”<br />
und das Titelstück.<br />
(Cherry Red/Rough Trade 1971,<br />
21/67:32) pro<br />
BEACH BOYS<br />
50 BIG ONES – GREATEST HITS<br />
Best-Of-Kompilationen von den Beach<br />
Boys gibt es wie Sand in den Buchten<br />
Kaliforniens. Was spricht also für 50 BIG<br />
ONES – GREATEST HITS? Zunächst<br />
einmal, dass die Doppel-CD die insgesamt<br />
50 „Hits” (nicht nur kommerzielle,<br />
sondern auch künstlerische Treffer) in<br />
ihrem derzeit aktuellsten Remastering<br />
präsentiert. Die Klangqualität ist hervorragend;<br />
nicht nur die komplexen Songs<br />
aus den späten 60ern, als die Beach Boys<br />
mit PET SOUNDS und SMILEY SMILE<br />
neue Maßstäbe in Arrangement und<br />
Sound setzten, klingen wunderbar transparent.<br />
Überdies ist die zum 50. Bandjubiläum<br />
veröffentlichte Sammlung eine<br />
fünf Dekaden umspannende Auswahl:<br />
von der 1962er Single “Surfin’ Safari”<br />
bis hin zu “That’s Why God Made <strong>The</strong><br />
Radio” und “Isn’t It Time”, zwei Songs<br />
vom aktuellen Album. Eine abgespecktere,<br />
günstigere Ausgabe mit nur 20 Titeln<br />
auf einer CD, schlicht GREATEST HITS<br />
betitelt, konzentriert sich stärker auf die<br />
Chart-Nummern (u.a. “California Girls”,<br />
“Surfin‘ USA”, “Good Vibrations”).<br />
(Capi<strong>to</strong>l/EMI, 2012, 25/59:19,<br />
25/75:48) frs<br />
DONNY & MARIE<br />
THE SINGLES COLLECTION<br />
Donny und Marie waren die Nesthäkchen<br />
des Osmond-Clans, der in den 70er Jahren<br />
abräumte. Sowohl solo als auch als<br />
Duo durften die beiden Jüngsten singend<br />
ran, moderierten auch eigene TV-Shows.<br />
In den Prä-MTV-Zeiten landeten sie mit<br />
ihrem Streicher-beladenen, anfangs noch<br />
kindlich gesungenen Bubblegum-Pop<br />
auf den Chart-Spitzenplätzen. Das UK-<br />
Reissue-Label 7 Ts hat nun sämtliche 18<br />
Songs, die das Duo (mit wechselndem<br />
Leadgesang) in den 70er Jahren veröffentlichte,<br />
auf eine CD gepackt, die vor<br />
allem Nostalgiker erfreuen dürfte. Dass<br />
die Strippenzieher im Hintergrund das<br />
aktuelle Pop-Geschehen aufmerksam<br />
verfolgten, dokumentiert schon “Take<br />
Me Back Again”: Da kupferte Au<strong>to</strong>r<br />
Mike Curb schlicht bei Abba ab. Unterhaltungsmusik,<br />
die auch im Fahrstuhl<br />
laufen könnte – und immer noch gefragt<br />
ist, wie die ausverkauften Shows der Geschwister<br />
in Las Vergas beweisen.<br />
(7 Ts/Cherry Red/Rough Trade, 2012,<br />
18/56:06) pro<br />
SPARKS<br />
SHORTCUTS + EXTENDED<br />
Der Hörer hat die Wahl, ob er bei der Teil-<br />
Werkschau der Sparks den Schwerpunkt auf<br />
die kurzen, knackigen Songs legt. Dann sollte<br />
er zu SHORTCUTS (Untertitel: „<strong>The</strong> 7 Inch<br />
Mixes”) greifen. Mag er lieber die Langversionen,<br />
ist EXTENDED („<strong>The</strong> 12 Inch Mixes”)<br />
zu empfehlen. Die beiden Doppel-CDs von<br />
Ron und Russell Mael decken die Jahre<br />
1979–1984, also jene Übergangsphase vom<br />
Glam-Rock hin zu Synthie-Orientiertem, ab.<br />
Hörenswert sind beide Scheiben, denn kaum<br />
ein Pop-Act war so experimentierfreudig und<br />
verpackte diese komposi<strong>to</strong>rische Offenheit in<br />
kompakte Songs. Bizarr, originell, mit Lust<br />
zur Persiflage, melodiös – das waren und<br />
sind die Sparks. Hat man diese Compilations<br />
gehört, weiß man, wie sehr sie die Pet Shop<br />
Boys, Soft Cell oder OMD beeinflussten.<br />
Dazu treiben die Substanznummern immer<br />
noch auf die Tanzfläche.<br />
(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 15/53:56,<br />
14/53:36 + 8/49:20,9/46:40) pro<br />
Pop<br />
SHOWADDYWADDY<br />
RED STAR + CREPES &<br />
DRAPES + BRIGHT LIGHTS<br />
Auf Afih ihrem vierten Album<br />
mixten Showaddywaddy<br />
einmal mehr<br />
(sechs)<br />
Cover-Versionen<br />
(die im UK praktisch<br />
durch die Bank<br />
charteten) und (sieben)<br />
selbst verfasste, recht propere Songs, allesamt<br />
ziemlich rock’n’rollig orchestral samt Glam-<br />
Anleihen arrangiert. Auch heute noch gehörgängiges<br />
Party-Futter, mit dem den Briten<br />
die Gratwanderung zwischen Nostalgie und<br />
Pop-Gegenwart gelang. Jetzt ergänzt mit acht<br />
von Singles gezogenen Bonus-Stücken. CRE-<br />
PES & DRAPES (2 BT) setzte den Anachronismus<br />
der Fifties-Revitalisierung fort, bot<br />
mit Eric Carmens “Rock’n’Roll” Jüngeres<br />
plus wieder recht gelungene Eigennummern.<br />
Ähnliches gilt für BRIGHT LIGHTS (2 BT)<br />
– doch da war der Pop-Zeitgeist weitergezogen,<br />
erstmals belegte die Band nur untere<br />
Chart-Ränge, obwohl sie ihr Konzept weiter<br />
konsequent durchzog – aber irgendwie war<br />
1980 die Luft raus ...<br />
(7 Ts/Cherry Red/Rough Trade, 1977, 1979,<br />
1980, 21/61:06 + 14/40:18 + 14/36:23) pro<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 39
REVIEWS<br />
CD<br />
REVIEWS<br />
Rock<br />
VARIOUS ARTISTS + MIMI<br />
ROMAN + MYRNA LORRIE<br />
+ LAURA LEE PERKINS<br />
MEET THE PEARLS + I’M<br />
READY IF YOU’RE WILLING +<br />
HELLO BABY + DON’T WAIT UP!<br />
„Juke Box Pearls” – mit dieser neuen Serie<br />
lenkt Bear Family Records die Aufmerksamkeit<br />
auf einige Frauen, die die Ära des<br />
frühen Rock’n’Roll mitprägten. MEET<br />
THE PEARLS heißt der Sampler, der die<br />
Girls präsentiert, die zwar primär aus der<br />
Country-Musik kamen, aber mit ihren rockigen<br />
Songs schnell zu ersten „Queens Of<br />
<strong>The</strong> Hop” wurden. Rose Maddox, Charline<br />
Arthur, Margie Single<strong>to</strong>n, Janis Martin oder<br />
Sandy Selsie – nie gehört? Kein Problem,<br />
bekannter dürften da schon Loretta Lynn<br />
und Anita Carter sein, allen gemeinsam<br />
ist die unbändige Leidenschaft anzuhören,<br />
mit der sie ihren frühen Rock’n’Roll zelebrierten<br />
– ohne Rücksicht auf Verluste! Wie<br />
hart der Kampf dieser Mädels damals war,<br />
erfährt man im wie immer vortrefflichen<br />
Booklet, die Texte erzählen ausführlich<br />
die Geschichte jeder einzelnen Sängerin.<br />
Drei davon erhalten in der ersten Runde<br />
der „Juke Box Pearl”-Reihe gar eine eigene<br />
CD. Mimi Rothman war ein jüdisches<br />
Mädchen aus New York, wollte unbedingt<br />
Countrysängerin werden – so änderte sie<br />
ihren Nachnamen in Roman und erzählte<br />
allen Leuten, sie stamme aus Kalifornien.<br />
Zwischen ihrer Liebe (Country) und dem,<br />
was die Plattenfirma von ihr hören wollte<br />
(Pop), wurde sie zerrieben. Die Musik, die<br />
in New York und in Nashville (teilweise<br />
live auf der Bühne mit Carl Smith und Ronnie<br />
Self) aufgenommen wurde, gibt es jetzt<br />
erstmals unter dem Titel I’M READY IF<br />
YOU’RE WILLING (2012, 25/62:11) auf<br />
CD. Aus Kanada kam Myrna Lorrie 1955<br />
als 15-Jährige nach Nashville, unterschrieb<br />
bei RCA einen Plattenvertrag. Doch da es<br />
mit dem ganz großen Erfolg nicht klappte,<br />
ging sie zurück in ihre Heimat, wo sie zunächst<br />
als lokaler Fernsehstar, dann als Förderer<br />
junger Talente (Shania Twain!) auf<br />
sich aufmerksam machte. HELLO BABY<br />
(2012, 22/52:13) versammelt nun ihre besten<br />
Aufnahmen aus den 50er und 60er Jahren.<br />
„Die weibliche Ausgabe von Jerry Lee<br />
Lewis”, so warb die Plattenfirma 1958 für<br />
die Musik von Laura Lee Perkins, die sich<br />
das Spielen, oder besser gesagt das Hämmern,<br />
auf dem Piano selbst beigebracht<br />
hatte. Mit ihrem wilden Rockabilly war<br />
sie – als Frau – ihrer Zeit so weit voraus,<br />
dass sie keine Chance auf eine große Karriere<br />
hatte und viele Jahre durch Clubs in<br />
Michigan, Ohio und dem südlichen Ontario<br />
tingelte. Alles nachzulesen im klasse aufgemachten<br />
und bebilderten Booklet (inkl.<br />
Discographie) und eigentlich unglaublich,<br />
bei der richtig guten Musik, die man auf<br />
DON’T WAIT UP (2012, 14/29:26) zu hören<br />
bekommt!<br />
(Bear Family, 2012, 25/58:25) us<br />
KATATONIA<br />
DEAD END KINGS<br />
Dass ehemalige Dark Rocker, wenn sie ihren<br />
musikalischen Wurzeln nicht abschwören,<br />
diese stattdessen durch die Hinzunahme<br />
anderer Stilrichtungen erweitern, ein<br />
<strong>The</strong>ma für die Charts sein können, haben<br />
jüngst Ana<strong>the</strong>ma mit ihrem Meisterwerk<br />
WEATHER SYSTEMS bewiesen, das<br />
problemlos europaweit die Top 20 enterte.<br />
Auch die schwedische Formation Kata<strong>to</strong>nia<br />
hat ihre einst unbarmherzigen Attacken<br />
auf sensible Gehörgänge von Platte<br />
zu Platte verfeinert. Das aktuelle neunte<br />
Album DEAD END KINGS ist das bislang<br />
abwechslungsreichste und technisch<br />
versierteste Klangresultat der Skandinavier<br />
geworden. Die elf Titel speisen sich neben<br />
Metal aus Elementen des Prog, des Gothic<br />
und des leidenschaftlichen Pop. Parallelen<br />
zu Paradise Lost oder Fields Of <strong>The</strong> Nephilim<br />
können gezogen werden, sind von der<br />
Band erwünscht. DEAD END KINGS ist<br />
die Reise in eine finstere und ergreifende<br />
musikalische Landschaft.<br />
(Peaceville/edel, 2012, 11/48:48) mfg<br />
LYNYRD SKYNYRD<br />
LAST OF A DYIN’ BREED<br />
Schon das Titelstück<br />
macht zu Beginn klar,<br />
dass die Sou<strong>the</strong>rn-<br />
Rockveteranen noch<br />
Biss haben, längst<br />
nicht daran denken,<br />
das<br />
Südstaaten-<br />
Banner niederzulegen: Messerscharfes<br />
Slidespiel prägt die Nummer, Gründungsmitglied<br />
Gary Rossing<strong>to</strong>n schwingt sich zu<br />
neuen Höhenflügen auf, Johnny van Zant<br />
hat sich vokal längst freigeschwommen<br />
und röhrt mit der nötigen Rauheit – unterstützt<br />
von Rick(ey) Medlock, der sich<br />
mit Rossing<strong>to</strong>n und Mark Matejka feurige<br />
Saitenduelle liefert. Das Trio hat die meisten<br />
neuen Songs mit wechselnden Helfern<br />
verfasst. Die von der neunköpfigen Band<br />
angestimmten Songs grooven und warten<br />
auch mal mit Überraschungen auf wie dem<br />
balladesken, von Akustikgitarren und Piano<br />
geprägten “Ready To Fly”. Bei allem Traditionsbewusstsein<br />
tönt die Band erstaunlich<br />
frisch und dürfte auch kritische Fans zufriedenstellen.<br />
(Roadrunner/Warner, 2012, 11/45:06) pro<br />
WOVENHAND<br />
THE LAUGHING STALK<br />
Wovenhand, die Band des früheren 16-Horsepower-Kopfes<br />
David Eugene Edwards,<br />
besteht nun seit rund zehn Jahren. Mit dem<br />
siebten, THE LAUGHING STALK betitelten<br />
Album stehen die Zeichen jetzt jedoch<br />
eindeutig auf Veränderung. Die Gruppe<br />
türmt im Gegensatz zu früher, als man in<br />
sechs Alben mehr oder minder einen weitgehend<br />
ruhigen, aber intensiven und unverwechselbaren<br />
Alternative Country bot, nun<br />
einen wahren Soundrausch an Gitarren auf.<br />
Das stützen ein wuchtiges und vielschichtiges<br />
Schlagzeugspiel und der weiterhin<br />
dramatische Gesang. Verantwortlich für<br />
den Kurswechsel ist offenbar Produzent<br />
Alexander Hacke von den Einstürzenden<br />
Neubauten, mit dem Edwards neuerdings<br />
die Saiten bei der wiederbelebten 80er-<br />
Indie-Kultgruppe Crime & City Solutions<br />
teilt. Alte Fans vergraulen Wovenhands mit<br />
dem neuen Album sicherlich nicht, womöglich<br />
gewinnen sie sogar einige neue hinzu.<br />
(Glitterhouse/Indigo, 2012, 9/42:53) an<br />
BILLY JOEL<br />
THE STRANGER + 52nd STREET<br />
Nach dem erfolgreichen TURN STILES<br />
aus dem Jahr 1976 veröffentlichte Billy<br />
Joel das häufig unterschätzte THE<br />
STRANGER, auf dem er seine Kompositionskünste<br />
bewies. Von eingängigen<br />
Rocksongs (“<strong>The</strong> Stranger”) über Pop-<br />
Rock (“She’s Always A Woman”) bis<br />
hin zu seinem unvergesslichen “Just <strong>The</strong><br />
Way You Are” reicht das Spektrum des<br />
begnadeten Musikers, der ein Jahr später<br />
mit 52nd Street, auf dem sich der Hit<br />
“My Life” befand, ein wenig stärker den<br />
Rockaspekt be<strong>to</strong>nte (zum Beispiel “Half<br />
A Mile”, “Big Shot”). Tendenziell etwas<br />
moderner, besinnt sich Joel aber immer<br />
noch auf einen organischen Studiosound,<br />
der trotz aller Perfektion eher erdig klingt.<br />
Durch das Mastering wurde ein wenig der<br />
Druck der Alben erhöht und ganz klar die<br />
Transparenz. Vorbildlich!<br />
(Mobile Fidelity/Sieveking Sound,<br />
1974, 9/42:40 + 1978, 9/40:44 ) at<br />
SHURMAN<br />
INSPIRATION<br />
Schon seit gut zehn Jahren veröffentlicht<br />
der in Hawaii und Georgia aufgewachsene<br />
Texaner Aaron Beavers mit wechselnden<br />
Musikern unter dem Bandnamen Shurman<br />
Alben, auf denen er seine Version von<br />
Roots-Rock zum Besten gibt – mit klarer<br />
Be<strong>to</strong>nung auf Rock. Auch sein neuestes, in<br />
Austin, Texas, entstandenes Werk macht<br />
da keine Ausnahme, INSPIRATION liefert<br />
handgemachte Musik im Grenzbereich<br />
zwischen Country, Folk und Rock, bei der<br />
die E-Gitarre die Richtung vorgibt. Aktuell<br />
hat Beavers mit Mike <strong>The</strong>rieau (b, voc),<br />
Harley Husband (g, ban, Lapsteel) und<br />
Craig Bagby (dr, keys) drei Top-Mitstreiter<br />
in der Band, denen man den Spaß an der<br />
Sache deutlich anhört. Klasse Service: Blue<br />
Rose liefert zusätzlich zur neuen CD auch<br />
noch eine „Retrospective Bonus CD”, auf<br />
der es einen Querschnitt durch die bisherigen<br />
Shurman-Alben zu hören gibt.<br />
(Blue Rose/Soulfood, 2012, 11/45:50,<br />
11/44:13) us<br />
HUGH CORNWELL<br />
TOTEM AND TABOO<br />
Die Stranglers mögen weiterhin gute Alben<br />
machen. Aber mit seinem neuen Werk TO-<br />
TEM AND TABOO zeigt ihr Ex-Sänger/<br />
Gitarrist Hugh Cornwell, der schon vor<br />
über 20 Jahren wegen künstlerischer Differenzen<br />
ausstieg, den Punk-Rock-Heroen<br />
was wahrhaft gutes Songwriting und zündendes<br />
E-Gitarrenspiel sind. Auf dem von<br />
Produzentenstar Steve Albini (Nirvana,<br />
Robert Plant u.a.) aufgenommenen und<br />
abgemischten Album reiht sich fürwahr<br />
Kracher an Kracher. Schon gleich der<br />
Glam-Rock-artige Opener und Titeltrack<br />
geht gut in Beine und Ohren und macht<br />
Bowies Frühwerk alle Ehre. “Stuck In<br />
Daily Mail Land”, “Gods, Guns & Gays”<br />
und “A Street Called Carroll” sind große<br />
britische Rock- und Popkunst. Und mit<br />
dem epischen, an düstere Früh-Stranglers-<br />
Dramolette erinnernden, fast zehnminütigen<br />
“In <strong>The</strong> Dead Of <strong>The</strong> Night” geht<br />
eine grandiose Platte zu Ende, mit der der<br />
nunmehr 63-jährige Cornwell seinen zweiten<br />
Frühling erlebt.<br />
(Cadiz/Soulfood, 2012, 10/45:32) frs<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
RE-MACHINED – A TRIBUTE<br />
TO DEEP PURPLE’S MACHINE<br />
HEAD<br />
Einhellig zu den besten<br />
Deep-Purple-Alben<br />
aller Zeiten zählen<br />
sowohl Fans als<br />
auch Kritiker MA-<br />
CHINE HEAD. Zum<br />
40. Geburtstag dieses<br />
Werkes lassen zahlreiche Kollegen und<br />
Weggefährten der britischen Band diesen<br />
Meilenstein der Rockgeschichte mit Cover-<br />
Versionen neu auferstehen. Sammy Hagar<br />
und Joe Satriani haben sich zusammen mit<br />
ihrer Band Chickenfoot “Highway Star”<br />
vorgenommen, “Lazy” wird von Jimmy<br />
Barnes und Joe Bonamassa stark Blues-lastig<br />
interpretiert, Iron Maiden nehmen sich<br />
“Space Truckin’” vor, und Metallica wagen<br />
sich an “When A Blind Man Cries”. Gleich<br />
zweimal gibt es “Smoke On <strong>The</strong> Water” zu<br />
hören, einmal ziemlich originalgetreu von<br />
Carlos Santana (Vocals: Papa-Roach-Frontmann<br />
Jacoby Shaddix) und einmal – typisch<br />
durchgeknallt – von den Flaming Lips. Dass<br />
man hier kein neues Meisterwerk erwarten<br />
darf, ist klar, dennoch macht es Spaß, die<br />
unverhohlene Freude zu spüren, die die<br />
Bands bei den Interpretationen dieser legendären<br />
Musikstücke hatten.<br />
(Eagle/edel, 2012, 9/46:12)<br />
us<br />
PHILLIP BOA AND THE<br />
VOODOOCLUB<br />
LOYALTY<br />
Scheinbar unbeeindruckt vom Lauf der Zeit<br />
legt Phillip Boa mit LOYALTY jetzt ein Album<br />
vor, das er so genauso gut auch Ende<br />
der 80er, Mitte der 90er oder letztes Jahr hätte<br />
veröffentlichen können. Zu hören weiterhin<br />
all die Einflüsse – von David Bowie über<br />
Roxy <strong>Music</strong> bis zu Joy Division –, die seine<br />
Musik zu einer singulären Mischung aus<br />
New Wave, Synthie-Pop und Indie-Rock<br />
machen, von Boas Nicht-Stimme seltsam<br />
emotionslos in<strong>to</strong>niert und vom Pia Lunds<br />
ausdrucksstarkem Organ konterkariert. Und<br />
wie so oft gibt es auch auf LOYALTY Gewinner<br />
und Verlierer, gedeihen herrliche<br />
Indie-Kracher und Ohrwurm-Anwärter neben<br />
belanglosem Breitwand-Kitsch und inhaltslosen<br />
Posern. Insgesamt jedoch dürfte<br />
die musikalische Substanz zu gering sein für<br />
die Akquise von neuen Freunden, die alten<br />
Fans werden spätestens bei der kommenden<br />
Tour ihre Loyalität beweisen dürfen, für<br />
Seite 40 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
die Phillip Boa angekündigt hat, sein<br />
neues Werk fast komplett durchzuspielen.<br />
Viel Spaß dabei!<br />
(Cargo, 2012, 12/42:22) us<br />
CALEXICO<br />
ALGIERS<br />
Calexico in New Orleans? Die Wüsten-Rocker<br />
aus Tucson, Arizona, haben<br />
zwar ihr neues Album ALGIERS<br />
nach einem Stadtteil der Metropole<br />
am Mississippi-Delta benannt, wo sie<br />
es aufnahmen. Doch von Jazz oder<br />
Funk ist auch auf ihrem nunmehr<br />
siebten regulären Studio-Longplayer<br />
keine Spur. Im Großen und Ganzen<br />
bleiben sie ihrem bewährten Mix<br />
aus Americana, Alternative Country,<br />
Tex-Mex und Latino treu. Gleichwohl<br />
hat ihnen der Ortswechsel hörbar<br />
gut getan. Denn ALGIERS ist<br />
ein entspann tes, inspiriertes, großartiges<br />
Werk geworden. In fast allen<br />
Songs schalten Joey Burns und Joe<br />
Convertino einen Gang runter, einen<br />
tanzbaren Track à la “Crystal<br />
Frontier” sucht man vergebens. Die<br />
Stücke sind eher introspektiv, melancholisch,<br />
teils düster. Doch immer<br />
wieder türmen sich die schleppenden<br />
Arrangements wie zu erhabenen Monument-Valley-Bergen<br />
auf; es blitzen<br />
die bandtypischen Slidegitarren oder<br />
Mariachi-Trompeten auf und setzen<br />
gegen die Erdenschwere die wunderbare<br />
Weite der Wüste.<br />
(City Slang/Universal, 2012,<br />
12/46:44) frs<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
I BURIED PAUL – THE PAUL<br />
McCARTNEY DEATH<br />
RUMOUR SINGLES<br />
Eines<br />
dieser<br />
Pop-Märchen,<br />
die<br />
resistent<br />
sind gegen jedes<br />
Dementi,<br />
lautet: Im Winter<br />
1966 starb<br />
Paul lMcCartney bei einem Au<strong>to</strong>unfall<br />
und wird sei<strong>the</strong>r durch ein Double ersetzt.<br />
„Beweis”: Auf dem Cover von<br />
ABBEY ROAD überquert Paul den<br />
Zebrastreifen barfuß – und Tote sind<br />
nun mal barfüßig ... Auf dieser verwegenen<br />
S<strong>to</strong>ry basiert der vorliegende<br />
Sampler mit obskuren Songs über<br />
Paules Hinscheiden. Ebenso obskur<br />
ist die Liste der Interpreten: Zacherias<br />
& <strong>The</strong> Tree People, Billy Shears &<br />
<strong>The</strong> All Americans und <strong>The</strong> Mystery<br />
Tour muss man nicht kennen. Dabei<br />
sind allerdings auch die Prominenten<br />
Terry Knight (Kopf der Garagen-<br />
Rocker Terry Knight & <strong>The</strong> Pack und<br />
Lenker von Grand Funk Railroad) sowie<br />
– deutlich hörbar! – José Feliciano<br />
(!) unter dem Pseudonym Werbley<br />
Finster. Sie lassen ein Bündel freakbeatiger<br />
Songs vom Stapel, die außerhalb<br />
dieses Kontextes wohl kaum<br />
mehr als ein müdes Lächeln ernten<br />
könnten. Hier aber fügen sie sich<br />
auf durchaus wundersame Weise zu<br />
einem – begrenzt – amüsanten Reigen<br />
schrulligster Sonderkost zusammen.<br />
Angesprochen werden somit primär<br />
hochspezialisierte Sammler, aber das<br />
ist natürlich kein Makel.<br />
(O<strong>the</strong>r Side/Bertus, 2012,<br />
13/44:43) hjg<br />
RINGO STARR & HIS<br />
ALL STARR BAND<br />
THE ANTHOLGY ... SO FAR<br />
Schon zu <strong>Beatles</strong>-Zeiten<br />
war<br />
Ringo Starr der<br />
Musiker<br />
der<br />
Fab Four, der<br />
sich<br />
vornehm<br />
und<br />
gelassen<br />
aus allen Scharmützeln heraushielt<br />
– und so schon damals zum Sympathieträger<br />
wurde. Daran konnte auch<br />
der Split der Band nichts ändern, und<br />
als Bandleader seiner All-Starr-Band<br />
blieb er sich und seiner Art treu. Auf<br />
drei randvollen CDs wurden jetzt<br />
Live-Aufnahmen aus den Jahren<br />
1989 bis 2000 zusammengefasst,<br />
bei denen Ringo seinen zahlreichen<br />
Gästen das Rampenlicht überlässt –<br />
ohne dabei allerdings die Taktstöcke<br />
aus der Hand zu geben. Wehmütige<br />
Erinnerungen an Levon Helm (“<strong>The</strong><br />
Weight”) und Clarence Clemons<br />
(“Quarter To Three”), dazu illustre<br />
Gäste wie Jack Bruce, Gary Brooker,<br />
Peter Framp<strong>to</strong>n, Nils Lofgren,<br />
Joe Walsh, Dave Edmunds, Randy<br />
Bachman, Todd Rundgren, Dr. John<br />
und Timothy B. Schmit, dessen Name<br />
(wieder einmal) falsch auf dem Back-<br />
Cover zu lesen ist – was aber nichts<br />
an der klasse Musik ändert, die es auf<br />
THE ANTHOLOGY ... SO FAR zu<br />
hören gibt.<br />
(Eagle/edel, 2012, 16/69:28,<br />
16/69:40, 15/72:49) tk<br />
MUMIY TROLL<br />
VLADIVOSTOK<br />
Dass es in Russland eine vielseitige<br />
Musikszene gibt, ist bekannt – allerdings<br />
außerhalb Russlands nur<br />
Insidern. Vermutlich liegt dieser<br />
Umstand darin begründet, dass die<br />
meisten russischen Musiker Texte in<br />
ihrer Heimatsprache vortragen, denn<br />
musikalisch können etliche Parallelen<br />
zur Musik der westlichen Hemisphäre<br />
gezogen werden. Um im<br />
Ausland nicht weiter nur als Geheimtipp<br />
wahrgenommen zu werden, hat<br />
das sibirische Quartett Mumiy Troll,<br />
gegründet 1984 in Wladiwos<strong>to</strong>ck,<br />
nach acht Alben in russischer Sprache<br />
zwölf ihrer Titel ins Englische<br />
übertragen. Mit an (Studio-)Bord: die<br />
Produzenten-Cracks Mike Clink (u. a.<br />
Guns N’ Roses), Joe Chiccarelli (u. a.<br />
My Morning Jacket) und Brit Greg<br />
Brimson (u. a. Eminem). Experiment<br />
gelungen! Herausgekommen ist mit<br />
VLADIVOSTOK ein energetischer<br />
Stilmix aus David-Bowie-Glam-<br />
Rock, Melodic Rock à la Bush oder<br />
hymnischer Indie-Pop vom Schlage<br />
<strong>The</strong> Shins. Gut gelaunter Party-Sound<br />
mit Tiefgang.<br />
(Silversonic/H’Art, 2012,<br />
12/58:15) mfg<br />
Rock<br />
BRIAN SETZER’S<br />
ROCKABILLY RIOT<br />
LIVE FROM THE PLANET<br />
Schon das Wort „Riot” (= Randale) im<br />
Bandnamen deutet es an, auf dem Cover<br />
sieht man Brian Setzer – Gretsch-<br />
Gitarre in der Hand, Faust in der Luft –<br />
auf der Basstrommel stehen, beide (!)<br />
Standbass-Zupfer erklimmen gerade<br />
ihr Instrument: Nach herkömmlichem<br />
Rock’n’Roll sieht das alles nicht aus.<br />
Nein, LIVE FROM THE PLANET<br />
bietet beinharten und kompromisslosen<br />
Rockabilly, mit dem Brian Setzer<br />
letztes Jahr durch vier Kontinente,<br />
durch Nordamerika, Japan, Australien<br />
und Europa <strong>to</strong>urte. Zwei Bassisten,<br />
zwei Drummer, ein irres Boogie-<br />
Woogie-Piano und mit Brian Setzer<br />
ein Gitarrist, der seit den legendären<br />
Stray-Cats-Zeiten keinen Funken an<br />
Energie verloren hat. Dazu eine Setlist<br />
aus alten Gassenhauern (Bill Monroes<br />
“Blue Moon Of Kentucky”, “Great<br />
Balls Of Fire” von Jerry Lee Lewis,<br />
Johnny Cashs “Folsom Prison Blues”),<br />
purem Rockabilly (“Red Hot”, “Cry<br />
Baby”) und zahlreichen Setzer-Klassikern<br />
aus allen Zeiten, von “Ignition”<br />
über “8-Track” bis zu “Rumble In<br />
Brigh<strong>to</strong>n”. Real hot, this riot!<br />
(Membran/Sony <strong>Music</strong>, 2012,<br />
15/61:39) us<br />
MAGNUM<br />
ON THE 13TH DAY<br />
Kaum ein Jahr<br />
nach<br />
THE<br />
VISITATI-<br />
ON<br />
bringen<br />
die<br />
britischen<br />
Epic-Rocker<br />
Magnum<br />
ihr<br />
nächstes ht (18.) Studiowerk heraus.<br />
Typisch Magnum, ist man versucht<br />
zu sagen: Teils bombastische Arrangements<br />
winden sich um Bob Catleys<br />
Stimme und Tony Clarkins Riff-freudiges<br />
Gitarrenspiel (wer hat da gesagt,<br />
dass “Dance Of <strong>The</strong> Black Tat<strong>to</strong>o” an<br />
das “Kashmir”-Riff erinnert?). Eingängige<br />
Hooklines und Refrains, die<br />
Mark Stanways Keyboards klanglich<br />
abrunden – und trotz allen manchmal<br />
fast überladenen Bombasts: Magnum<br />
rocken bei allem Melodiefluss auch<br />
kräftig! Allerdings sollte man sich das<br />
Opus mehrfach zu Gemüte führen,<br />
um all die darin enthaltenen Finessen<br />
und Abwechslungsmomente zu entdecken.<br />
Der erste Eindruck, der gelegentlich<br />
vermeintliche Schwächen<br />
aufzudecken meint, täuscht manchmal<br />
eben doch. ON THE 13TH DAY belegt<br />
im Magnum-internen Ranking<br />
einen vorderen Platz.<br />
(SPV, 2012, 11/57:21) pro<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
ALL KINDS OF HIGHS – A<br />
MAINSTREAM POP PSYCH<br />
COMPENDIUM 1966–70<br />
Das Wort „Mainstream” im Plattentitel<br />
führt in die Irre: Rockiger Mainstream<br />
ist hier fast gar nicht zu hören – Mainstream<br />
heißt das Label, aus dessen<br />
Beständen diese äußerst gelungene<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 41
CD<br />
REVIEWS<br />
Doppel-CD destilliert wurde, die besten<br />
Psych-Pop-Rock enthält. Geboten werden<br />
Tracks bekannte(re)r Acts wie der frühen,<br />
psych-rockigen Ted-Nugent-Gruppe <strong>The</strong><br />
Amboy Dukes, die an Jefferson Airplane<br />
erinnernden <strong>The</strong> Art Of Lovin’, Tangerine<br />
Zoo, Superfine Dandelion, S<strong>to</strong>ne Circus, Fever<br />
Tree, Growing Concern und Bohemian<br />
Vendetta, die es immerhin zu mindestens<br />
einem Album brachten. Hinzu kommen<br />
Sing les, speziell von kleineren Bands, wobei<br />
deren Bekann<strong>the</strong>itsgrad sich rapide verringert.<br />
Namen wie <strong>The</strong> Grammy Fones, <strong>The</strong><br />
Fun & Games Commission, Freeport, <strong>The</strong><br />
Sixpentz oder <strong>The</strong> Underground dürften nur<br />
spezialisierten Sammlern etwas sagen. Aber<br />
die Qualität der Musik leidet nicht unter der<br />
Obskurität! Geduldige Genießer könnten<br />
Stunden damit verbringen, im Einzelnen herauszuhören,<br />
wer sich hier an wem orientiert<br />
hat, wer ein scharfes Eigenprofil entwickeln<br />
konnte, und wer über einen (hörenswerten!)<br />
Epigonenstatus nicht hinauskam. Aber,<br />
Vorsicht! Die rund 150 Minuten sollte man<br />
nicht am Stück hören. Zu viele Feinheiten,<br />
stilistische Abstufungen, kluge kleine Ideen<br />
und raffinierte Details in den zumeist sehr<br />
sorgfältigen Arrangements können wegrutschen,<br />
überhört werden. Der Amboy-Dukes-<br />
Titel “Journey To <strong>The</strong> Center Of <strong>The</strong> Mind”<br />
hat wortwörtliche Gültigkeit – und ist ein<br />
Highlight der Sammlung. Weitere sind<br />
“Baby Please Don’t Go” (ebenfalls Amboy<br />
Dukes), “Twenty Light Years Away” (<strong>The</strong><br />
Orphans), “Edge Of Time” (Growing Concern),<br />
“A Quiet Revolution” (<strong>The</strong> Tiffany<br />
Shade) und – natürlich! – “Good Times” von<br />
<strong>The</strong> Art Of Lovin’.<br />
(Big Beat/Soulfood, 2012, 26/76:31,<br />
26/68:22) hjg<br />
AFFINITY<br />
THE BASKERVILLES REUNION<br />
Affinity, als Jazz-<br />
Rock-Fusionäre bekannt,<br />
entstanden<br />
aus den Bands Ice<br />
und<br />
Baskervilles.<br />
2011 kamen die<br />
Sänger John Carter,<br />
Glyn James und Linda Hoyle wieder<br />
zusammen mit den zu Sessioncracks entwickelten<br />
Mo Foster (b), Ray Russell (g),<br />
samt Gary Husband als Piano-Gast. Gefeiert<br />
wurde in der University Of Sussex<br />
nach 46 Jahren Baskervilles-Pause – mit<br />
eine Revue früher Pop- und Rockmusik,<br />
von Buddy Holly (“Maybe Baby”) und<br />
Eddie Cochran (“C’mon Everybody”) über<br />
die <strong>Beatles</strong> (“I Feel Fine”, “Yesterday”) zu<br />
den Byrds (“Mr Tambourine Man”) und<br />
den Zombies (“She’s Not <strong>The</strong>re”). Auch<br />
der S<strong>to</strong>nes-Schlager “Satisfaction” und der<br />
Ray-Charles-S<strong>to</strong>mper “Hallelujah I Love<br />
Her So” werden melodiös und höflich interpretiert,<br />
ohne Wildheit anzustreben. Ein<br />
Evergreen-Querschnitt, jederzeit mitsingbar.<br />
Mini-Manko: Zwischen den Nummern<br />
wird ausgeblendet, die Konzertatmosphäre<br />
wirkt so weniger ansteckend.<br />
(Angel Air/Fenn, 2011/2012, 21/58:17) utw<br />
THE DURANGO RIOT<br />
BACKWARDS OVER MIDNIGHT<br />
Rockmusik aus Skandinavien genießt weltweit<br />
einen guten Ruf, wahrscheinlich hilft<br />
es, sich den Frust der langen, trostlosen<br />
Winter mit krachender Rockmusik von<br />
der Seele zu rocken. Nicht ganz in dieses<br />
Klischee passen die Schweden von <strong>The</strong><br />
Durango Riot, deren 2007er Debüt TELE-<br />
MISSION zwar einerseits mit typisch nordischer<br />
Härte bestach, bei dem aber auch<br />
melancholische Anleihen an die Doors,<br />
King-Crimson-Gebläse sowie eine Blues-<br />
Mundharmonika zu hören waren. Auf Tour<br />
mit Bands wie Billy Talent, den Toten Hosen<br />
oder <strong>The</strong> Offspring haben sie nun auch<br />
noch den Punk-Rock für sich entdeckt, so<br />
dass BACKWARDS OVER MIDNIGHT<br />
die Energie dieser Musikrichtung mit tiefgründigem,<br />
skandinavischem Rock’n’Roll<br />
paart – eine Kombination, die durch die<br />
druckvolle Produktion von Joe Barresi<br />
(Tool, Queens Of <strong>The</strong> S<strong>to</strong>ne Age) noch zusätzlich<br />
Fahrt aufnimmt.<br />
(Nine<strong>to</strong>ne Records/Sony <strong>Music</strong>, 2012,<br />
10/38:01) tk<br />
WEST, BRUCE & LAING<br />
WHY DONTCHA<br />
Die Mischung hatte<br />
was: Jack Bruces<br />
profiliertes Songwriting<br />
(meist gemeinsam<br />
mit Pete Brown)<br />
und unverkennbarer<br />
Gesang, Leslie Wests<br />
kontrastierender ti Vokalvortrag, sein griffiges<br />
Gitarrenspiel, angetrieben von Corky<br />
Laings dynmischem Drumming! Das Powertrio<br />
brachte 1972 Blues, phasenweise<br />
brachialen Rock und hippieske Anflüge<br />
richtig abwechslungsreich unter einen Hut.<br />
Durch die klangliche Überarbeitung werden<br />
die Feinheiten und manchmal vertrackten<br />
Details noch besser hörbar – auch, dass<br />
Bruce manchmal fast ein wenig zu viel des<br />
Guten auf seinem Bass beisteuerte, wenn<br />
West seine sophisticated Riffs und Melodien<br />
hinzauberte. Zu den heute noch hörenswerten<br />
Highlights gehören “Out In <strong>The</strong><br />
Fields”, das melodiöse “<strong>The</strong> Doc<strong>to</strong>r” und<br />
“While You Sleep”. Insgesamt allerdings<br />
eher etwas für Mountain- als für Cream-<br />
Freunde.<br />
(Esoteric/Rough Trade, 1972,<br />
10/39:41) pro<br />
JANE’S ADDICTION<br />
NOTHING’S SHOCKING<br />
Mit ihrem zweiten Longplayer erspielte<br />
sich die in Los Angels beheimatete Band<br />
neues Terri<strong>to</strong>rium. Ein für die damalige Zeit<br />
sehr harter Sound wurde durch dynamische<br />
Schattierungen relativiert. Im Kontext der<br />
Alternative-Bewegung mischte die Band<br />
Rock, Funk, Indie, Gothic (<strong>The</strong> Cure waren<br />
ein großer Einfluss) und Heavy zu einem<br />
Klangkosmos, der immer wieder aufhorchen<br />
lässt. Harter Funk-Rock (“Standing<br />
In <strong>The</strong> Shower ... Thinking”), ein düsterer,<br />
sehr atmosphärischer Track (“Summertime<br />
Rolls”), eine harmonische Akustiknummer<br />
(“Jane Says”) und sogar eine Jazz-angehauchte<br />
Nummer (“Thank You Boys”) erstaunen<br />
nicht nur wegen der instrumentalen<br />
Fähigkeiten, sondern besonders auf Grund<br />
der Vision. Durch das warme Remastering<br />
wurde dem Album der kalte, sterile Klang<br />
der Achtziger genommen. Hervorragende<br />
Arbeit.<br />
(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />
1988, 11/45:28) at<br />
BEACHWOOD SPARKS<br />
THE TARNISHED GOLD<br />
Die mehr als willkommene Rückkehr einer<br />
gigantisch guten Indie-Rockband! Die<br />
Beachwood Sparks veröffentlichten in den<br />
Jahren 2000 bis 2002 zwei sehr gute Alben<br />
und eine EP und lösten sich dann leider auf.<br />
Die einzelnen Musiker machten allerdings<br />
in anderen Formationen weiter, blieben in<br />
Übung. Was sich nun auszahlt. Chris Gunst<br />
(voc, g), Brent Rademaker (voc, b), „Farmer”<br />
Dave Scher (voc, diverse Instrumente)<br />
und Aaron Sperske (voc, dr) haben, verstärkt<br />
durch ihren alten Kumpel Ben Knight (<strong>The</strong><br />
Tyde, g), Neal Casal (Ex-Ryan Adams, g)<br />
sowie einige weitere Helfer den Faden namens<br />
„cosmic american music” im Geiste<br />
Gram Parsons und der Byrds erneut aufgenommen.<br />
Sie wähnten angesichts der Erfolge<br />
von stilistisch freidenkerischen Bands<br />
wie den Fleet Foxes, Bon Iver, Okkervil<br />
River und Grizzly Bear die Zeit überreif<br />
für ihre im Kern zwar country- und folk-rockige,<br />
im Detail aber flexible und stiloffene<br />
Musik. THE TARNISHED GOLD wartet<br />
mit etlichen Meisterwerken wie “Forget <strong>The</strong><br />
Song”, “Talk About Lonesome”, “Leave<br />
That Light On”, “No Queremos Oro” (mit<br />
Los-Lobos-Touch) und “<strong>The</strong> Orange Grass<br />
Special” auf. Facettenreich arrangierte<br />
Songs, die völlig verschiedene Stimmungen<br />
transportieren, jedem Anflug von Selbstplagiat<br />
konsequent ausweichen und so den<br />
hohen Intelligenzquotienten der Beteiligten<br />
beweisen, ohne dass unnötig verkopfte Musik<br />
zu beklagen wäre. Dies ist definitiv eines<br />
der Alben des Jahres 2012!<br />
(Sub Pop/Cargo, 2012, 13/43:53) hjg<br />
IAN HUNTER<br />
ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />
Nach seiner Zeit<br />
als<br />
charismatischer<br />
Bandleader von Mott<br />
<strong>The</strong> Hoople widmete<br />
sich Ian Hunter<br />
seiner Solokarriere,<br />
die er mit dem Album<br />
IAN HUNTER eröffnete, das den Hit<br />
“Once Bitten, Twice Shy” enthielt. Die solide<br />
Platte lebt durch die geschmackvollen<br />
Beiträge des Gitarristen Mick Ronson und<br />
den eingängigen Mainstream-Rock mit<br />
Ecken und Kanten. ALL-AMERICAN<br />
ALIEN BOY erschien ein Jahr darauf,<br />
klang selbstbewusster und abwechslungsreicher,<br />
wobei das Wechselspiel zwischen<br />
ruhigen Tracks und härteren Nummern<br />
gefällt. OVERNIGHT ANGELS zählt eindeutig<br />
zu den besten Veröffentlichungen<br />
Hunters, denn Bombast-Rock (“Golden<br />
Opportunity”) und erstklassige Balladen<br />
(“Shallow Crystals”) bilden einen ausgewogenen<br />
Gesamteindruck, bei dem sich<br />
Hunter besonders komposi<strong>to</strong>risch hervorragend<br />
ausdrückt.<br />
(Sony, 1975, 14/58:44 + 1976,<br />
8:41:35 + 1977, 10/37:35) fl<br />
TWO GALLANTS<br />
THE BLOOM AND THE BLIGHT<br />
Fünf Jahre Auszeit haben sich die Two<br />
Gallants genommen – um nun umso gewaltiger<br />
zurückzukehren. Auf THE BLOOM<br />
AND THE BLIGHT, ihrem vierten Studio-<br />
Album, zeigt die US-Indie/Folk-Rockband<br />
um Adam Stephens (g/voc) und Tyson<br />
Rock<br />
Vogel (dr/voc) mit voller Wucht vom ersten<br />
Song an, was sie so einzigartig macht:<br />
kraftvolles Gitarren- und Schlagzeugspiel,<br />
spannungsvolle Laut/Leise-Wechsel, packender<br />
Gesang. Nach drei härteren Stücken<br />
folgt mit “Broken Eyes” die erste<br />
Ballade – und Single – des Albums: ein<br />
Akustikgitarren/Mundharmonika-Stück<br />
mit Sou<strong>the</strong>rn-Rock-Feeling, das ebenso<br />
wie die folkigen Fingerpicking-Nummern<br />
“Decay” und “Winter’s Youth” offenbart,<br />
welch großartigen Songwriter die „Beiden<br />
Kavaliere” sind. Die Two Gallants sind zurück<br />
– und man wünscht sich, dass sie so<br />
bald nicht wieder abtauchen!<br />
(Fargo/Indigo, 2012, 10/41:29) frs<br />
LISA MARIE PRESLEY<br />
STORM & GRACE<br />
Bislang hat Lisa Marie<br />
Presley, obwohl<br />
immerhin<br />
Tochter<br />
von King Elvis I.,<br />
als<br />
eigenständige<br />
Sängerin noch keine<br />
eindrucksvolle Figur<br />
gemacht. Das ist nun vorbei! Nach zwei<br />
gut verkauften, künstlerisch aber weniger<br />
interessanten Alben liegt mit STORM<br />
& GRACE eine Scheibe vor, die man nur<br />
als Quantensprung bezeichnen kann. Als<br />
Sängerin mit einer durchaus markanten,<br />
warmen, leicht angerauhten Altstimme hat<br />
Lisa Marie Presley das Americana-Genre<br />
entdeckt und damit zu sich selbst gefunden.<br />
Und dass sie für die Kompositionen<br />
die drei Briten Sacha Skarbek (Adele, Jason<br />
Mraz), Richard Hawley (Ex-Pulp) und<br />
Ed Harcourt ins Boot holte, war mehr als<br />
klug. Denn dadurch ist STORM & GRA-<br />
CE kein normales Folk-Rockalbum USsüdstaatlicher<br />
Prägung geworden, sondern<br />
ein die Balance zwischen amerikanischen<br />
und britischen Soundidealen präzise haltendes<br />
Werk. Was eine exakte Produktion<br />
notwendig machte – und dafür ist der viel<br />
beschäftigte Qualitätsfanatiker T-Bone<br />
Burnett genau der richtige Mann gewesen.<br />
Er brachte gleich eine Handvoll vertrauter<br />
Musiker wie Drummer Jay Bellerose, Bassist<br />
Dennis Crouch, die Gitarristen Jackson<br />
Smith und Michael Lockwood sowie die<br />
Keyboarder Keefus Green und Patrick Warren<br />
mit und ließ sie die maßgeschneiderten<br />
Arrangements mit viel Gefühl für Details<br />
und Twangtöne an den richtigen Stellen<br />
bruchlos realisieren. So ist eine direkt und<br />
ungekünstelt klingende Platte mit durchweg<br />
guten Songs entstanden, von denen<br />
“Over Me”, “Weary” und “How Do You<br />
Fly This Plane” sowie die erste Single “You<br />
Ain’t See Nothin’ Yet” die wohl stärk sten<br />
sind. Lisa Marie Presley präsentiert sich<br />
ohne Gehabe und Posen – so sollte sie weitermachen!<br />
(Universal, 2012, 11/44:35)<br />
hjg<br />
DAVID HIDALGO / MATO<br />
NANJI / LUTHER<br />
DICKINSON<br />
3 SKULLS AND THE TRUTH<br />
Eine CD, die von Mike Varney produziert<br />
wurde? Klar, da steht die Gitarre im Zentrum.<br />
In diesem Fall greifen gleich drei<br />
Versierte ihres Fachs in die elektrisch verstärkten<br />
sechs Saiten und liefern einen staubtrockenen<br />
Blues-Rock mit rauchigen Vocals<br />
Seite 42 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
und vielen Gitarrensoli. Primus inter<br />
pares ist der 57-jährige David Hidalgo,<br />
bekannt als Mitglied von Los Lobos.<br />
Unterstützt wird er von den Enddreißigern<br />
Lu<strong>the</strong>r Dickinson, seit 2007 bei<br />
den Black Crowes für die Leadgitarre<br />
zuständig sowie Ma<strong>to</strong> Nanji, Gründer<br />
von Indigenous, einer amerikanischen<br />
Blues-Rockband, deren Mitglieder indianischen<br />
Ursprungs sind. Alle drei<br />
Musiker sind als Sänger und Solisten<br />
gleichberechtigt zu hören. Wer auf<br />
saftigen Blues-Rock mit ausgedehnten<br />
Gitarrensoli und kernigen Vocals, unterstützt<br />
von einem solide rockenden<br />
Rhythmusduo steht, kann hier bedenkenlos<br />
zugreifen!<br />
(Mascot/Rough Trade, 2012,<br />
12/65:35) rg<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
PROG ROCKS! VOLUME<br />
TWO<br />
Oftmals<br />
belächelt<br />
und<br />
wegen<br />
des<br />
elitären<br />
Habitus<br />
mancher<br />
Protagonisten<br />
verpönt,<br />
hat<br />
progressive Musik eine erstaunlich<br />
hohe Halbwertszeit. Ideenreichtum,<br />
eine Distanzierung von alltäglichen<br />
Songmustern, oftmals erstaunliche<br />
Instrumentalleistungen und die hohe<br />
Individualität sind einige der Gründe<br />
dafür. Nach dem großen Erfolg der<br />
ersten Doppel-CD hat Jerry Ewing,<br />
Herausgeber des britischen Magazins<br />
„Prog”, eine neue Compilation<br />
zusammengestellt. Auf der ersten CD<br />
findet sich die alte Garde wie zum<br />
Beispiel Van Der Graaf Genera<strong>to</strong>r,<br />
<strong>The</strong> Nice, Jethro Tull, Gong, Gentle<br />
Giant oder Steve Hillage mit weniger<br />
bekannten Stücken. Der zweite Silberling<br />
ist den „Frischlingen”, also<br />
Transatlantic, <strong>The</strong> Flower Kings, It<br />
Bites oder Marillion vorbehalten.<br />
Erstklassiger Einstieg in das Genre<br />
und eine eindeutige Empfehlung.<br />
(EMI, 2012, 16/79:28, 14/79:13) at<br />
BILLY JOEL<br />
ORIGINAL ALBUM<br />
CLASSICS<br />
Der in New York geborene und klassisch<br />
ausgebildete Pianist und Sänger<br />
Billy Joel ließ sich nicht von seiner<br />
Plattenfirma bevormunden. Somit<br />
lieferte er bis weit in die Achtziger<br />
niemals schnöde Pop-Kost ab, sondern<br />
handwerklich ausgefeilte und<br />
erstklassige produzierte Alben, auf<br />
denen er das Geschehen dominierte.<br />
Das eher introvertierte Debüt COLD<br />
SPRING HARBOR erstaunt auf<br />
Grund der erstklassigen Piano-Teile<br />
und der Kompositionen. GLASS<br />
HOUSES kam beinahe zehn Jahre<br />
später auf den Markt und enthält “It’s<br />
Still Rock’n’Roll To Me”, seinen<br />
ersten Nummer-1-Hit in den USA.<br />
SONGS IN THE ATTIC ist ein vorzügliches<br />
Live-Dokument und kann<br />
mit einer energiereichen Fassung von<br />
“Say Goodbye To Hollywood” aufwarten.<br />
Während Joel auf THE NY-<br />
LON CURTAIN deutlich gefälliger<br />
agiert und sogar eine für seine Musik<br />
unpassenden Syn<strong>the</strong>sizer einsetzt,<br />
kann die Live-Scheibe KOHUET<br />
wieder überzeugen. Empfehlenswert.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 1971, 10/30:27 + 1980,<br />
10:35:07 + 1981, 11/48:34 + 1982,<br />
9:41:54 + 1987, 16:73:00) at<br />
LOVERBOY<br />
ROCK’N’ROLL REVIVAL<br />
Die<br />
eigenen<br />
Hits neu aufzunehmen,<br />
kommt zunehmend<br />
in Mode.<br />
Ob aus rechtlichen<br />
Gründen<br />
oder um die alten Fans zu reaktivieren,<br />
ist dabei eher unerheblich.<br />
Im Falle der kanadischen Melodic/<br />
Mainstream-Rocker Loverboy handelt<br />
es sich bei den Re-Recordings<br />
ihrer 80er-Jahre-Klassiker wie “Turn<br />
Me Loose”, “Working For <strong>The</strong> Weekend”<br />
oder “<strong>The</strong> Kid Is Hot Tonight”<br />
laut Sänger Mike Reno um Live-Aufnahmen,<br />
„bei denen wir das Publikum<br />
herausgemischt haben”. Die Songs,<br />
dicht am Original gehalten, haben<br />
Ohrwurmcharakter und verdeutlichen,<br />
warum die Band in Nordamerika und<br />
zeitweise auch in Europa mal groß<br />
angesagt war. Dazu gibt es drei neue<br />
Songs, die sich perfekt ins Loverboy-<br />
Reper<strong>to</strong>ire einfügen und sich ob ihrer<br />
knackigen Eingängigkeit festsetzen,<br />
fast Hymnencharakter besitzen. Für<br />
AOR-Fans genau das Richtige.<br />
(Frontiers/Soulfood, 2012,<br />
12/57:17) pro<br />
THE FORT MUDGE<br />
MEMORIAL DUMP<br />
THE FORT MUDGE<br />
MEMORIAL DUMP<br />
Diese begabte Band aus Bos<strong>to</strong>n veröffentlichte<br />
1970 nur ein Album, das<br />
erfreulicherweise nun wieder vorliegt.<br />
Für den NUGGETS-Sampler konnte<br />
man sich nicht qualifizieren, was<br />
durchaus erstaunlich ist, denn THE<br />
FORT MUDGE MEMORIAL DUMP<br />
ist ein Semi-„Geheimklassiker”, ausschließlich<br />
gefüllt mit Songs aus<br />
eigener Feder. Die an Grace Slick<br />
erinnernde Sängerin Caroline Strat<strong>to</strong>n<br />
und ihre vier männlichen Mitstreiter<br />
lieferten einen prima Hard Rock mit<br />
Garagenfeeling und Psycho-Errungenschaften.<br />
Die runde Mischung<br />
enthält sowohl robust zupackende<br />
Titel (“<strong>The</strong> Seventh Is Death”) als<br />
auch elegische Songs (“Actions Of A<br />
Man”) und zarte Tracks (“What Good<br />
Is Spring?”). Höhepunkt der Platte ist<br />
der 7:38-Minüter “<strong>The</strong> Singer”, der<br />
mit schwerer Psycho-Gitarre startet<br />
und in einem gigantischen Solo endet.<br />
Überhaupt ist eine bissige Saitenarbeit<br />
(“Crystal Forms”) neben Strat<strong>to</strong>ns legerer<br />
Stimme ein Hauptmerkmal der<br />
Gruppe, die damals zweifellos unter<br />
Wert gehandelt wurde. Genre-Fans<br />
sollten hier zugreifen!<br />
(Relics/Soulfood, 1970, 19/41:12) hjg<br />
Rock<br />
ERIC STEWART, 10cc<br />
VIVE LA DIFFERENCE<br />
Der Titelzusatz<br />
dient<br />
vergesslichen<br />
Fans<br />
– meist arbeitete<br />
der heute in<br />
Frankreich lebende,<br />
seit langem<br />
abtrünnige 10cc-Gründer alleine<br />
in seinem Studio: vokal und an seinen<br />
hundert Gitarren hat der Ex-Mindbender<br />
aus Manchester nichts von seiner<br />
Kraft verloren. Seine Songs haben<br />
noch immer den Reggae-Touch von<br />
„Dredlock Holiday”, atmen allerdings<br />
frische Chorus-Lines. Textlich gibt es<br />
noch den alten Biss, gleich „Gnomes<br />
Sweet Gnomes” rechnet mit opportunistischen<br />
kleinen Kriegsgewinnlern<br />
zwischen Nazis und der Dritten Welt<br />
ab; der “Millenium Blues” klingt<br />
mit „Ich sah eine Nation sterben,<br />
die Geier sorgten für Kahlschlag”<br />
verdammt aktuell. Nur das Royalty-<br />
Abschaffungs-Liedchen “Down By<br />
<strong>The</strong> Palace” hätte Stewart sich sparen<br />
können: solide Melodie, läppischer<br />
Text, welcher der Popularität von<br />
Betty bis Kate nichts anhaben kann.<br />
Drummer Alain Merlingeas ergänzt<br />
die Computer, und bei allem Detailreichtum<br />
bleibt die Wehmut, dass sich<br />
der Mann nicht mit Graham Gouldman<br />
von der <strong>to</strong>urenden 10cc-Version<br />
verträgt.<br />
(Strawberry Soundtracks/Import,<br />
2009, 11/51:27) utw<br />
CUEROCK<br />
TALES OF THE FUTURE<br />
PASSED<br />
Eine Scheibe mit acht ausgedehnten<br />
Songs zwischen sieben und neun<br />
Minuten? Das deutet auf das weite<br />
Feld des Progressive Rock hin. Das<br />
deutsche Quintett, 1975 als Cue gegründet,<br />
bietet anspruchsvolle Rockepen,<br />
die nicht zu verkopft konstruiert<br />
sind und durchaus eingängige Melodiebögen<br />
enthalten. Selbstverständlich<br />
fehlen auch die Genre-üblichen<br />
Soli von Gitarre und Keyboards (etwas<br />
eigenwillig gesetzte Klavierläufe<br />
lassen aufhorchen) sowie eine mächtig<br />
rockende Rhythmusgruppe nicht.<br />
Als Vorbilder lassen sich unschwer<br />
Dream <strong>The</strong>ater ausmachen, wobei<br />
diese Messlatte dann doch einen Tick<br />
zu hoch liegt. Seit 2010 haben Cuerock<br />
mit Larry Lee einen englischen<br />
Sänger mit an Bord. Lee kommt eher<br />
aus der Blues- bzw. Hard-Rock-Ecke,<br />
so dass er nicht dem oft in diesem<br />
Genre auftretenden Helden-Tenor-<br />
Image entspricht und damit eigene<br />
Duftmarken setzen kann. Drei lange<br />
Instrumentaltitel zeigen technische<br />
Versier<strong>the</strong>it und abwechslungsreiches<br />
Songwriting. Well done!<br />
(7Hard/New <strong>Music</strong> Distribution,<br />
2012, 8/64:20) rg<br />
BUFFALO KILLERS<br />
DIG. SOW. LOVE. GROW.<br />
Guter Schachzug, um neugierig zu<br />
machen: “Get It” (nicht die Gene-<br />
LIVE IN<br />
PARIS ’79<br />
Das langersehnte Konzert von<br />
Supertramp zu ihrem Erfolgsalbum<br />
„Breakfast In America“ nun endlich<br />
auf DVD und Blu-Ray erhältlich!<br />
Auf Grundlage der Original-<br />
Filmaufnahmen komplett restauriert<br />
und in full HD umgewandelt.<br />
Mit den Klassikern:<br />
„Breakfast In America“, „Crime Of<br />
<strong>The</strong> Century“, „<strong>The</strong> Logical Song“,<br />
“Dreamer”, “Bloody Well Right”,<br />
“Rudy”, “Take <strong>The</strong> Long Way<br />
Home”, “Asylum”, “Goodbye<br />
Stranger”, “School” und viele mehr.<br />
Ab sofort überall im Handel<br />
erhältlich oder bei<br />
www.amazon.de/rockschuppen<br />
Blu-Ray: 1050864E14 · DVD: 1098914E11<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 43<br />
eagle vision
CD<br />
REVIEWS<br />
Vincent/Dave-Edmunds-Nummer) baut<br />
auf dem “Oh Well”-Riff Peter Greens<br />
auf. Der Opener führt gleichzeitig bestes<br />
Zusammenspiel der Brüder Zachary und<br />
Andy Gabbard mit Joey Zebaali vor. Am<br />
überzeugendsten aber funktioniert der<br />
sympathische Grunge-Dreier immer dann,<br />
wenn die Attacken auf psychedelisch garnierten,<br />
gefälligen Melodien der 60er Jahre<br />
aufbauen, so wie in “Rolling Wheel” oder<br />
ganz besonders in “Hey Girl” – wobei es<br />
sich nicht um die Small-Faces-Nummer<br />
handelt. Wie wäre es denn, sich durchweg<br />
eigene Songtitel zu überlegen, meine<br />
Herren? Das kurze Album steckt in einem<br />
Digipak, in dem bei ansprechendem Flower-Power-Cover<br />
keine Infos zu den Instrumenten<br />
und dem Studio standort zu finden<br />
sind – sämtliche Texte sind in einem unleserlichen<br />
Konglomerat in Kreisdruck<br />
untergebracht. Gute Musik, allerdings ausbaufähige<br />
Präsentation.<br />
(Naturalsound/Alive, 2012, 10/35:26) utw<br />
THE GASLIGHT<br />
ANTHEM<br />
HANDWRITTEN<br />
Wenn Harlan Howards<br />
legendärer<br />
Ausspruch,<br />
zum<br />
Schreiben<br />
eines<br />
großartigen<br />
Songs<br />
würden „drei Akkorde<br />
und die Wahrheit”<br />
genügen, stimmt, t dann ist Brian Fallon<br />
und seiner Band mit HANDWRITTEN<br />
wieder einmal eine Sammlung großartiger<br />
Songs gelungen. Die Springsteen-Vergleiche<br />
wurden schon zur Genüge strapaziert,<br />
treffen natürlich teilweise zu, wenngleich<br />
der Sound, den Produzent Brendan O’Brien<br />
der Band aus New Jersey verpasst hat, vielmehr<br />
an Ostküsten-Punkbands wie Rise<br />
Against oder die Dropkick Murphys erinnert.<br />
Es sind die Geschichten des kleinen<br />
Mannes von der Straße, dessen Schicksal<br />
Fallon in Stücken wie “Mulholland Drive”,<br />
“Too Much Blood” oder “Desire” erzählt,<br />
es sind die alltäglichen Hoffnungen und<br />
Nöte, mit denen er seinen Fans das Gefühl<br />
gibt: „Wir gehören zu euch!” – und das war<br />
noch nie eine schlechte Basis für richtig guten<br />
Rock’n’Roll.<br />
(Mercury/Universal, 2012, 14/51:34) us<br />
TOM HEYMAN<br />
BALLADS, BLUES AND UNION<br />
DUES<br />
Mit der Gruppe Go To Blazes hat der<br />
singende Gitarrist Tom Heyman einige<br />
schwer zu ignorierende Duftmarken im<br />
Americana-Land gesetzt. Hier liefert er<br />
nun mit sicherer Hand ausgesuchte Cover-<br />
Versionen, die das immense Spektrum<br />
seines Könnens bestens dokumentieren.<br />
Da gibt es kernig-ursprünglichen Blues<br />
von Mississippi Fred McDowell (“Frisco<br />
Lines”), soul-rockigen Blues von Eddie<br />
Hin<strong>to</strong>n (“Got Down On Saturday Night”),<br />
Vorlagen der Singer/Songwriter-Ikonen<br />
Gordon Lightfoot (“Walls”) und Phil Ochs<br />
(“I Ain’t Marching Anymore”) und Klasse-<br />
Country von Steve Young (“Old Memories”).<br />
Hinzu kommen einige Stilgrenzen<br />
unbeachtet lassende Songs wie “Blues<br />
S<strong>to</strong>p Knocking” (Al Ferrier), “Brand New<br />
Goodbye Song” (Chips Moman) und “<strong>The</strong><br />
Long Time Now” (T-Bone Burnett). Zusammengehalten<br />
wird alles von Heymans<br />
souveräner, wohltönender, unaffektierter<br />
Stimme und seiner prächtigen Gitarrenarbeit,<br />
für die er die tatkräftige Hilfe befreundeter<br />
Koryphäen wie Chris Von Sneidern,<br />
Rusty Miller und JJ Weissler gern<br />
in Anspruch nahm. Sichere Basisarbeit<br />
leistete die Rhythmussektion Paul Olguin<br />
(b) und Paul Revelli (dr). Das live im Decibelle<br />
Studio in Friso aufgenommene Album<br />
weist keinen Ausfall auf – hier stimmt<br />
einfach alles.<br />
(Eigenlabel/Glitterhouse, 2012,<br />
11/36:40) hjg<br />
THE FLAMING LIPS<br />
AND HEADY FWENDS<br />
Die Flaming Lips<br />
sind eine – im positiven<br />
Sinne – durchgeknallte<br />
Band. Nach<br />
DOING THE DARK<br />
SIDE OF THE<br />
MOON, auf dem sie<br />
das Pink-Floyd-Album Song für Song auseinandernahmen<br />
und neu interpretierten,<br />
folgt nun mit THE FLAMING LIPS AND<br />
HEADY FWENDS ein nicht minder abgedrehtes<br />
Werk. Songtitel wie “I’m Working<br />
At Nasa On Acid”, “Supermoon Made Me<br />
Want To Pee” oder “Is David Bowie Dying?”<br />
deuten bereits an, dass sich die Spaceund<br />
Psych-Rockband wieder in ihren ganz<br />
eigenen, verrückten Kosmos hinauskatapultiert.<br />
Mitgenommen an Bord haben sie<br />
diesmal eine Menge befreundeter Musiker,<br />
darunter Nick Cave, Yoko Ono und Justin<br />
Vernom von Bon Iver sowie die R&B-<br />
Sängerin Erykah Badu, die eine Cover-<br />
Version des Roberta-Flack-Hits “<strong>The</strong> First<br />
Time Ever I Saw Your Face” singt. HEA-<br />
DY FWENDS ist kein leicht zugängliches<br />
Album, es fiept und surrt ständig irgendwo,<br />
Störgeräusche, schräge Gitarrentöne durchbrechen<br />
den Fluss der Songs. Wer sich jedoch<br />
auf den Trip einlässt, wird wie stets<br />
seinen Spaß mit den Flamig Lips haben.<br />
(Bella Union/Universal, 2012,<br />
13/67:59) frs<br />
THE FIXX<br />
BEAUTIFUL FRICTON<br />
Nach fast zehnjähriger Pause gibt es wieder<br />
ein neues Album der britischen Band<br />
<strong>The</strong> Fixx, die in den frühen 80er Jahren,<br />
also ganz zu Beginn ihrer Karriere, ein<br />
wichtiger Baustein der New-Wave-Bewegung<br />
war. Auf BEAUTIFUL FRICTON<br />
sind diese Wave-Einflüsse allerdings fast<br />
gänzlich in den Hintergrund getreten, so<br />
dass dieses Album erfreulicherweise alles<br />
andere als eine verklärende Rückwärts-<br />
Geschichte ist. Frisch und unverbraucht<br />
klingen die neuen Songs, kommen mal<br />
treibend rockig daher, mal gelassen poppig,<br />
bieten so den idealen Nährboden<br />
für zeitlose Ware. Neben der Stimme Cy<br />
Curnins fast immer im Vordergrund die<br />
Gitarre von Jamie West-Oram, so dass die<br />
früher weit dominanteren Synthie-Klänge<br />
von Rupert Greenall nur noch selten ihren<br />
Eighties-Charme versprühen. Klasse<br />
Sache, wenn Bands dieser Epoche zeigen,<br />
dass sie es auch heutzutage noch können.<br />
(Hypertension/Soulfood, 2012,<br />
11/48:57) tk<br />
DISPATCH<br />
CIRCLES AROUND THE SUN<br />
Chad S<strong>to</strong>kes, Brad Corrigan und Pete Francis<br />
sind singende Multi-Instrumentalisten,<br />
was Dispatch zu einer der potentesten US-<br />
Indie-Folk-Rockgruppen macht. Trotz guter<br />
Leistungen löste man sich 2004 auf, fand<br />
aber – nach einem immens erfolgreichen<br />
Live-Intermezzo 2007 – im Juni 2011 erneut<br />
zusammen. Gut so, denn das Trio hat<br />
nach wie vor viel zu sagen und jede Menge<br />
musikalischer Einfälle. Zu hören ist hier nur<br />
oberflächlich der übliche Singer/Sonwriter-<br />
Rock. Es gibt nach Bekunden der Band auch<br />
Einflüsse von Led Zeppelin, Traffic, Radiohead<br />
und Cat Stevens. Auch geht man mehr<br />
in die Tiefe, indem man Lieder mit ungewöhnlicher<br />
Melodieführung und sorgfältig<br />
gesetzten Brüchen und Wendungen komponiert<br />
und sie mit inhaltsschweren Texten<br />
über soziale Probleme füllt. Tracks wie der<br />
erdige Eröffner “Circles Around <strong>The</strong> Sun”,<br />
die etwas polternde Nummer “Get Ready<br />
Boy”, das bluesige “Josaphine” und die beiden<br />
langsamen Stücke “We Hold A Gun”<br />
und “Feels So Good”, mit denen das Album<br />
ausklingt, können auf diese Weise ungemein<br />
fesseln, sprechen Verstand und Gefühl gleichermaßen<br />
an.<br />
(Nettwerk/Soulfood, 2012, 10/38:41) hjg<br />
BILLY JOEL<br />
THE GOLDEN ESSENTIALS<br />
Das<br />
Edel-Label<br />
Zounds veröffentlicht<br />
die Sony-<br />
Zusammenstellung<br />
als 24-Karat<br />
Echtgold-Version.<br />
Diskutabel ist so<br />
eine 1:1-Übernahme 1 durchaus, allerdings<br />
stellen die 36 (!) Songs, die den relevanten<br />
Zeitraum 1973 bis 1993 abdecken, tatsächlich<br />
eine essenzielle Zusammenfassung des<br />
Schaffens eines – mit über 100 Millionen<br />
verkauften Tonträgern – der erfolgreichsten<br />
Musiker aller Zeiten dar. So finden<br />
sich Pop-Perlen wie “Piano Man”, “Just<br />
<strong>The</strong> Way You Are”, “My Life”, “Tell Her<br />
About It” oder “We Didn’t Start <strong>The</strong> Fire”<br />
reichlich auf der prallvollen Doppel-CD<br />
– ein Ohrwurm jagt den nächsten. Seinen<br />
typischen Mehrwert liefert das Stuttgarter<br />
High-End-Label durch das sorgfältige<br />
Premastering, die klangveredelnde Goldbeschichtung<br />
sowie ein dickes Booklet mit<br />
einer lesenwerten Biografie über den heute<br />
auch schon 63 Lenze zählenden Piano Man.<br />
(Zounds, 2012, 18/75:56, 18/78:57) rg<br />
ALEJANDRO ESCOVEDO<br />
BIG STATION<br />
Alejandro Escovedos Karriere ist seit jeher<br />
von künstlerischen Höhenflügen und leider<br />
nicht ganz so guten Verkaufszahlen gekennzeichnet.<br />
Er spielte Punk mit <strong>The</strong> Nuns,<br />
Cow-Punk mit Rank & File, Roots-Rock<br />
mit den True Believers und vor allem als<br />
Solist stilistisch flexible, hochklassige Alben<br />
ein. Auch für BIG STATION sind ihm,<br />
zusammen mit seinem Co-Komponisten<br />
Chuck Prophet, wieder zwölf Songs eingefallen,<br />
die man so leicht nicht vergisst.<br />
Da erklingt der straighte Roots-Rock von<br />
“Man Of <strong>The</strong> World” und “Party People”,<br />
da steigt bei “Bot<strong>to</strong>m Of <strong>The</strong> World” der<br />
Country-Anteil rapide an, während “Sally<br />
Rock<br />
Was A Cop” semi-balladesk startet und dann<br />
mit dem dezent ins Klangbild eingebauten<br />
leichtfüßigen Bläserjazz punktet und “Sabor<br />
A Mi” spanische Töne ins Spiel bringt.<br />
Die wohl stärksten Tracks sind allerdings<br />
der bärenstarke Titelsong, die perfekte Ballade<br />
“San An<strong>to</strong>nio Rain”, das gefällige, aber<br />
nicht seichte “Never S<strong>to</strong>od A Chance” und<br />
das verhalten, aber hartnäckig pochende<br />
“Too Many Tears”. Als Begleitband standen<br />
wieder die bewährten Sensitive Boys unter<br />
Leitung des Gitarristen und Keyboarders<br />
David Pulkingham zur Verfügung, der als<br />
eine Art Musikalischer Direk<strong>to</strong>r völlig fehlerfrei<br />
fungiert. Altmeister Tony Visconti<br />
hat BIG STATION routiniert, aber im Detail<br />
außergewöhnlich einfallsreich produziert.<br />
Alle Voraussetzungen fürs Tummeln<br />
auf hohen Charts-Rängen sind also erfüllt ...<br />
(Concord/Universal, 2012, 12/47:11) hjg<br />
ALVIN LEE<br />
STILL ON THE ROAD TO<br />
FREEDOM<br />
Immer noch hochgeschätzt<br />
ist ROAD<br />
TO<br />
FREEDOM,<br />
das Album, das Alvin<br />
Lee zusammen<br />
mit Mylon Le Fevre<br />
1973 veröffentlichte<br />
und ddamit gleichzeitig lih seinen Ausstieg<br />
aus der „Rock’n’Roll-Tretmühle” erklärte.<br />
Ständiges Touren sowie die riesigen Arenen,<br />
die Lee mit seiner Band Ten Years After regelmäßig<br />
füllte, führten zu einem Erschöpfungszustand,<br />
den man heutzutage wohl als<br />
Burn-out bezeichnen würde. Damals wählte<br />
er „<strong>the</strong> road <strong>to</strong> freedom” statt „<strong>the</strong> road <strong>to</strong><br />
fame and fortune”, war nach eigenen Worten<br />
sogar kurz davor, dem „dead before 30<br />
club” beizutreten. Mit einem lässigen Americana-Album<br />
verarbeitete er damals diesen<br />
Ausstieg, mit STILL ON THE ROAD TO<br />
FREEDOM zeigt er, dass er diesen Schritt<br />
auch nach fast 40 Jahren nicht bereut hat.<br />
Die musikalischen Stile, die er für diese<br />
Botschaft nutzt, sind höchst abwechslungsreich,<br />
reichen von verhaltenem Rockabilly<br />
über Singer/Songwriter-Folk und relaxtem<br />
Frontporch-Country bis zu Blues-Rock. Ein<br />
Album, das nicht mit normalen Maßstäben<br />
gemessen werden darf, hier geht es um ein<br />
Lebensgefühl, und das bringt Alvin Lee mit<br />
seiner Musik absolut glaubwürdig rüber.<br />
(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 2012,<br />
13/43:04) us<br />
RICKIE LEE JONES<br />
THE DEVIL YOU KNOW<br />
Schon mit der vorab ausgekoppelten Neuinterpration<br />
von “Sympathy For <strong>The</strong> Devil”<br />
der Rolling S<strong>to</strong>nes demonstrierte Rickie Lee<br />
Jones bislang kaum geahnte Cover-Künste.<br />
Mit Produktionshilfe durch Ben Harper hat<br />
die schon immer überaus experimentierfreudige<br />
Musikerin Klassiker wie “Catch<br />
<strong>The</strong> Wind” (Donovan), “<strong>The</strong> Weight” (<strong>The</strong><br />
Band), “Comfort You” (Van Morrison),<br />
“Only Love Can Break Your Heart” (Neil<br />
Young), aber auch weniger bekannte Klasse-Songs<br />
wie “Masterpiece” (Ben Harper),<br />
“Play With Fire” (Rolling S<strong>to</strong>nes), “Reason<br />
To Believe” (Tim Hardin) oder das Traditional<br />
“St. James Infirmary” (meist) mehr oder<br />
(seltener) weniger bearbeitet, entschlackt<br />
und neu zusammengesetzt. Mal guttural<br />
Seite 44 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
wispernd, dann jazzig in<strong>to</strong>nierend<br />
oder kraftvoller tönend – in sparsamintimem<br />
Rahmen legt Jones ganz neue<br />
Emotionsfacetten der Vorlagen frei.<br />
(Concord/Universal, 2012,<br />
10/42:26) pro<br />
THE SPECIALS<br />
MORE ... OR LESS:<br />
THE SPECIALS LIVE<br />
Die<br />
Specials<br />
haben nicht nur<br />
das<br />
legendäre<br />
2-Tone-Label<br />
gegründet und<br />
damit<br />
Bands<br />
wie<br />
Madness<br />
oder Beat eine Plattform gegeben, sondern<br />
auch einen wichtigen Beitrag zur<br />
britischen Ska-Bewegung geleistet. Ihr<br />
Sound steht für Spaß, bissig-ironische<br />
Texte, tanzbare Rhythmen und eine<br />
Dosis gute Laune. Der Doppeldecker<br />
wurde zum 30. Bühnenjubiläum 2010<br />
größtenteils in Großbritannien live<br />
mitgeschnitten und präsentiert eine<br />
Band, die herrlich altmodisch geblieben<br />
ist. Hammondorgel, ein angenehm<br />
chaotischer Satzgesang und ein gesundes<br />
Verhältnis zwischen eher ruhigen<br />
Nummern (“Too Hot”, “Blank Expression”),<br />
den Hits “A Message To Rudy”<br />
oder “Do <strong>The</strong> Dog” und Tracks, die<br />
sich an der Schnittstelle vom Ska zum<br />
Reggae bewegen (“Stupid Marriage”).<br />
Im Gegensatz zu vielen Künstlern, die<br />
sich an den schnöden Zeitgeist anbiedern,<br />
stehen <strong>The</strong> Specials zu ihren<br />
Wurzeln – und das wird nicht nur die<br />
Fans freuen.<br />
(EMI, 2012, 14/41:23, 12/44:19) at<br />
LEE BAINS III &<br />
THE GLORY FIRES<br />
THERE IS A BOMB IN<br />
GILEAD<br />
Man stelle sich vor, Keith Richards<br />
und Gram Parsons hätten nach den<br />
EXILE-Sessions beschlossen, eine<br />
dreckige, Country-getränkte Garagenband<br />
aufzumachen – und dazu<br />
Mick Taylor überredet, ebenfalls<br />
die S<strong>to</strong>nes zu verlassen. Wie Jagger<br />
klingt zwar weder Gitarrist Lee Bains<br />
noch der singende Drummer Blake<br />
Williamson. Beide Vokalisten agieren<br />
aber mit klaren, ansprechenden<br />
Stimmen. Zudem verzahnen Boss<br />
Bains und Matt Wurtele ihre Äxte<br />
perfekt in Taylor-Richards-Manier,<br />
fügen “Sympathy For <strong>The</strong> Devil”-<br />
artige Chöre hinzu, vergessen auch<br />
das Country-Element nicht, wie in<br />
“Reba”. In “Magic City S<strong>to</strong>mp!” arbeitet<br />
das agile Quartett aus Water<br />
Valley, Mississippi, sogar mit dem<br />
Riff von “Jumping Jack Flash”. Das<br />
folkige “Roebuck Parkway” könnte<br />
von John Prine sein, für das Titelstück<br />
wird mit Trey McLemore ein Gastsänger<br />
eingeflogen, was angesichts von<br />
Bains & Williamson unnötig scheint.<br />
Eine sumpfig-süffige Einspielung; die<br />
Black Crowes sollten die Glory Fires<br />
nicht als Support zulassen!<br />
(Alive/Cargo, 2012,<br />
11/38:52) utw<br />
ALANIS MORISSETTE<br />
HAVOC AND BRIGHT<br />
LIGHTS<br />
Die Auszeit, die Alanis Morissette<br />
zuletzt genommen hatte (sie wurde<br />
Mutter), hat ihren Niederschlag gefunden:<br />
Immer taucht in den Texten<br />
ihrer neuen Songs Persönliches auf.<br />
Als „erwachsen und mütterlich”<br />
bezeichnet die Kanadierin selbst<br />
ihre jüngste CD und trifft es damit<br />
durchaus. Von der Pop-Prinzessin zur<br />
Alternative-Rockerin, die sich nun<br />
zur beinahe introvertierten, reflektierenden<br />
Musikerin gewandelt hat, so<br />
lässt sich ihre Entwicklung skizzieren.<br />
Zwar plätschert es inzwischen<br />
manchmal ein bisschen zu kuschelig<br />
dahin, sind bei der Dynamik Schwächen<br />
zu konstatieren, aber für Melodien<br />
und radiotaugliche Refrains<br />
hatte die 38-Jährige schon immer ein<br />
Händchen, auch für knackige Riffs.<br />
Pop-Rock für Erwachsene eben, bei<br />
denen man den Texten mehr als nur<br />
beiläufiges Lauschen widmen sollte.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 2012, 12/52:34) pro<br />
ELVIS PRESLEY<br />
20 ORIGINAL ALBUMS<br />
Zu einem<br />
unschlagbar<br />
günstigen<br />
Preis gibt<br />
es<br />
aktuell<br />
diese<br />
Sammelbox,<br />
die<br />
mit 20<br />
ORIGI-<br />
NAL ALBUMS von Elvis Presley<br />
ihren Inhalt zum Titel macht. Jedes<br />
der Alben kommt extra verpackt in<br />
einer robusten Papphülle, die genauso<br />
gestaltet ist wie die Original-LP<br />
– was natürlich <strong>to</strong>ll aussieht, aber<br />
deren Verkleinerung vom LP- zum<br />
CD-Format nicht gerade zur besseren<br />
Lesbarkeit beiträgt. Daher werden die<br />
notwendigen Infos (inkl. VÖ-Datum<br />
und Billboard-Platzierung) in einem<br />
Extra-Booklet aufgeführt, in dem es<br />
dazu noch eine kurze (englische) Einführung<br />
zu jeder LP gibt. So geht es<br />
vom 1956er ELVIS PRESLEY über<br />
SOMETHING FOR EVERYBODY<br />
(1961), FROM ELVIS IN MEMPHIS<br />
(1969), ALOHA FROM HAWAII VIA<br />
SATELLITE (1973) bis zu MOODY<br />
BLUE (1977). Mit dabei auch zahlreiche<br />
Bonus-Tracks, was am Ende<br />
leider dazu führt, dass alle Songs des<br />
Albums FROM ELVIS PRESLEY<br />
BOULEVARD, MEMPHIS, TEN-<br />
NESSEE zusätzlich noch einmal als<br />
Bonus-Tracks auf MOODY BLUE zu<br />
hören sind – hier hätte die Plattenfirma<br />
ruhig einmal ihre Fachkompetenz<br />
beweisen und den Käufern diese ärgerliche<br />
Doppelung ersparen dürfen.<br />
Doch dies ist dann schon so ziemlich<br />
der einzige Schwachpunkt dieser<br />
Auswahl, vielleicht könnte man noch<br />
daran herummäkeln, dass weder ein<br />
Gospel- noch ein Soundtrack-Album<br />
den Weg in die Box fand oder dass<br />
die 70er Jahre mit 14 von 20 Alben<br />
Rock<br />
umgekehrt proportional zu Elvis’<br />
Erfolg in diesem Karriere-Abschnitt<br />
vertreten sind. Doch diese Überrepräsentation<br />
hat auch eine positive<br />
Seite, denn wenn man sich so in den<br />
Plattenschränken vieler Rock’n’Roll-<br />
Fans umsieht, werden dort gerade die<br />
70er Jahre von Elvis Presley sträfliche<br />
vernachläs sigt sein, werden Alben<br />
wie (das bisher sündhaft teure) WEL-<br />
COME TO MY WORLD, TODAY<br />
oder GOOD TIMES so gut wie immer<br />
fehlen. Fazit: Mit dieser Box erwirbt<br />
man nicht nur die allseits bekannten<br />
Hits des Kings, sondern auch schon<br />
lange nicht mehr erhältliche Alben,<br />
deren klasse Musik einem sonst wohl<br />
für immer und ewig verborgen geblieben<br />
wäre.<br />
(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 2012,<br />
20 CDs) us<br />
JON DEE GRAHAM<br />
GARAGE SALE!<br />
Mit den True<br />
Believers<br />
und<br />
den<br />
Resentments,<br />
vor<br />
allem aber unter<br />
eigenem Namen<br />
hat der Texaner<br />
Jon Dee Graham in den letzten 30<br />
Jahren so manches Kabinettstückchen<br />
abgeliefert, aber noch nie ein Album<br />
wie dieses, das unter höchst ungewöhnlichen<br />
Umständen entstanden<br />
ist: Zwei befreundete Studio-Inhaber<br />
schenkten ihm jeden Monat einen Tag,<br />
an dem er freie Hand beim – experimentellen<br />
– Aufnehmen hatte. Prompt<br />
erschien Graham mit vagen Ideen und<br />
Songfragmenten, formte sie nach Lust<br />
und Laune zu kompletten Tracks und<br />
spielte auch gleich fast alle Instrumente<br />
selbst ein, lediglich punktuell<br />
unterstützt durch ein paar Musikerfreunde,<br />
vor allem Schlagzeuger. Und<br />
irgendwann war genug beisammen für<br />
diesen Sammeleimer unterschiedlichster<br />
Stücke. Da gibt es knurrig-knarzige<br />
Balladen (“Unafraid”), gitarrengeprägte<br />
„Normal-Songs” (“Yes Yes”,<br />
ein Geheimhit, wie er im Buche steht!),<br />
eine einsame Klavier-Gesangs-Nummer<br />
(“Bobby Dunbar”), einen Ausflug<br />
nach Hawaii (“# 19”), Psychedelisches<br />
wie “Collapse” und das nirgends einzuordnende<br />
“Radio Uxtmal (Venceremos)”.<br />
Nach Resteverwertung hört<br />
sich hier nichts an, nach einem exakt<br />
geplanten Album aber erst recht nichts.<br />
Grahams Fans werden Freude an diesem<br />
Achterbahnerlebnis haben und<br />
hinterher mehr denn je den Geniestatus<br />
des Meisters bestätigt sehen.<br />
(Blue Rose/Soulfood 2012,<br />
11/36:29) hjg<br />
TRIUMPH<br />
LIVE AT SWEDEN ROCK<br />
FESTIVAL<br />
Vier Jahre hat’s gedauert, bis der Reunion-Auftritt<br />
des kanadischen Trios<br />
Triumph beim Sweden Rock Festival<br />
am 7.6.2008 endlich dokumentiert vorliegt,<br />
auf CD sowie beigefügter DVD<br />
(Setlist ist identisch), die zur Bespre-<br />
ANNIVERSARY<br />
EDITION<br />
MEHR ALS<br />
14 MILLIONEN<br />
VERKAUFTE ALBEN<br />
WELTWEIT<br />
ALS 2CD DELUXE UND<br />
SUPER DELUXE EDITION<br />
MIT 3 CDS UND EINER DVD MIT<br />
UNVERÖFFENTLICHTEN<br />
LIVE-AUFNAHMEN UND DEMOS,<br />
NEBEN RAREN PROMOS,<br />
B-SEITEN UND REMIXEN.<br />
AB 21.09.<br />
ÜBERALL IM HANDEL<br />
UND ALS DOWNLOAD!<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 45<br />
WWW.UNIVERSAL-MUSIC.DE
CD<br />
REVIEWS<br />
chung aber nicht verfügbar war. 20 Jahre<br />
lang hatten Rik Emmett (voc, g), Mike Levine<br />
(b, keys) und Gil Moore (voc, dr) nicht<br />
mehr zusammengespielt, doch davon war<br />
nichts zu merken, als sie mit Dave Dunlop<br />
als Verstärkung an der Gitarre loslegten,<br />
ihre Mischung aus Prog- und Hard Rock<br />
anstimmten und einstige Favoriten vom<br />
Stapel ließen, von “Blinding Light Show”,<br />
“Rock’n’Roll Machine” über “Never Surrender”<br />
bis “When <strong>The</strong> Lights Go Down”,<br />
dazu auch Joe Walshs “Rocky Mountain<br />
Way” mit eigener Handschrift. Gut 70 Minuten<br />
Hochspannungs-Rock – das Warten hat<br />
sich gelohnt!<br />
(Frontiers/Soulfood, 2012, 10/71:12) pro<br />
LAKE<br />
FREEDOM<br />
Die Feuertaufe des<br />
Leadsängers<br />
Lloyd<br />
Anderson für die<br />
deutsch-schottische<br />
Rocktraditions-Band<br />
– gleich „Passionate<br />
Eyes” beweist, dass<br />
der junge Vokalist klitaus Dundee mit Emotion<br />
und Klarheit agiert. Alle Ingredienzien sind<br />
intakt: opulenter Chor, Latin-Rhythmus,<br />
beherzte Gitarrenarbeit Alex Contis, Keyboardkonter<br />
vom Neuen Jens Skwirblies.<br />
Selten verband die Gruppe His<strong>to</strong>rie & Heute<br />
derart überzeugend: Die bestechende Ballade<br />
“Silvia” entstand als Duett Andersons mit<br />
seinem Landsmann Ian Cussick – einem von<br />
vier Scotsmen, die schon für Lake arbeiteten.<br />
Ge<strong>to</strong>ppt wird dieser Event durch “Nightbirds”:<br />
Lake nahmen sich das buchstäblich<br />
letzte Demo ihres Ursängers James Hopkins-<br />
Harrison vor und gaben seiner intakten Stimme<br />
ein frisches Instrumental/Chor-Gewand.<br />
“Ted Nugent” zeigt, dass die Veteranen<br />
weiterhin auch hart heizen: Micki Stickdorn<br />
(dr) und Holger Trull (b) haben Spaß. Der<br />
Reichtum an Melodien und lyrischen Einfällen<br />
frappiert – und erklärt sich dadurch,<br />
dass Lake für dieses Werk aus über 60 Titeln<br />
wählen konnten: FREEDOM als Auftakt einer<br />
Serie? Hoffentlich.<br />
(Mad-As-Hell/MiG, 2012, 11/49:21) utw<br />
NEAL MORSE<br />
MOMENTUM<br />
TESTIMONY 2 war letztes Jahr schon ein<br />
klasse Album, und nach dem ersten Hören<br />
von MOMENTUM darf man Neal Morse<br />
schon wieder zu einer starken Scheibe<br />
gratulieren. Gleich zu Beginn lässt er zwei<br />
Prog-Rockknaller vom Stapel, als wolle er<br />
ein für alle Mal klarstellen, wohin die Reise<br />
geht. Klar hat er für diese Art von Musik<br />
mit Mike Portnoy (dr) und Randy George<br />
(b) die richtigen Leute an Bord, auf dem<br />
Titeltrack gibt Saitenass Paul Gilbert (Mr.<br />
Big) ein klasse Gastspiel. Dass es (stilistisch)<br />
auch anders geht, beweist Morse<br />
mit den beiden Balladen “<strong>The</strong> Freak” und<br />
“Smoke And Mirrors” sowie mit dem klassischen<br />
AOR-Rocker “Wea<strong>the</strong>ring Sky”.<br />
All dies packt er dann zusammen in das<br />
abschließende “World Without End”; in<br />
diesem 33-Minüter zeigen Morse und seine<br />
beiden Mitstreiter, wie man heutzutage<br />
Prog-Rock spielen kann: ernst, aber nicht<br />
verkniffen, verspielt, aber nicht abgehoben,<br />
ausufernd, aber nicht langatmig!<br />
(Inside Out/EMI, 2012, 6/61:33) us<br />
GENO WASHINGTON &<br />
THE RAM JAM BAND<br />
LIVE<br />
Wer den Wahl-Londoner US-Ex-GI Geno<br />
Washing<strong>to</strong>n live im Half Moon an der<br />
<strong>The</strong>mse in Putney sehen will, sollte früh<br />
buchen – die „Sold Out”-Pappe liegt immer<br />
griffbereit! Jetzt schafft diese Doppelkonserve<br />
Abhilfe: Glatzkopf Geno zelebriert<br />
den Soul wie zu besten Flamingo-Club-<br />
Zeiten. Nur dass die heutige Ram Jam<br />
Band so präzise spielt, dass man sich auch<br />
Studioaufnahmen nicht punktgenauer wünschen<br />
könnte, dabei aber trotzdem ähnlich<br />
erhitzt agiert wie die Sixties-Version: Die<br />
Eckpfeiler stehen wie damals zu Zeiten von<br />
FOOT STOMPIN’ SOUL mit “Knock On<br />
Wood”, “Land Of Thousand Dances” oder<br />
“You Don’t Know Like I Know”. Dabei hat<br />
Mr. Washing<strong>to</strong>n nichts von seiner Stimme<br />
verloren: Ausdruckskraft und Stimmgewalt<br />
stehen, sein Humor ist intakt. Ob Aretha<br />
Franklins “Respect”, Sam & Daves “Hold<br />
On I’m Coming” und “I Take What I Want”<br />
oder Wilson Picketts “In <strong>The</strong> Midnight<br />
Hour”, die Soul-Party kann allein mit diesem<br />
Doppelpack als Rundum-Sorglos-Paket<br />
in Angriff genommen werden.<br />
(Dreamcatcher/Secret/Rough Trade,<br />
2012, 14/47:39, 12/45:28) utw<br />
RICK DERRINGER<br />
GUITARS AND WOMEN / FACE<br />
TO FACE<br />
Mit den McCoys<br />
machte er als 17-Jähriger<br />
Pop (“Hang On<br />
Sloopy”), mit Johnny<br />
Winter<br />
zelebrierte<br />
er Blues-Rock, als<br />
Solist rockte Rick<br />
Derringer in den 70er Jahren zunächst<br />
Arenen, ehe er sich zu deren Ausklang<br />
auf Mainstream-Pfaden orientierte. Er gab<br />
1979 auf dem von Todd Rundgren produzierten<br />
Album GUITARS AND WOMEN<br />
zwar immer noch rockig Gas und verblüffte<br />
mit manchem Gitarrenlick – allerdings<br />
fiel das Ganze ein wenig zu glatt poliert<br />
und auf Radiokompatibilität schielend aus.<br />
Wofür auch als Beleg dienen mag, dass er<br />
zwei Rock-Popnummern von Rick Nielsen<br />
(Cheap Trick) übernahm. Im AOR-Bereich<br />
durchaus noch überdurchschnittlich, aber<br />
es fehlten eben die Kanten. Noch mittelprächtiger<br />
fiel ein Jahr später FACE TO<br />
FACE aus, in der Masse von Bubblegum-<br />
Rock erinnerte nur noch “I Want A Lover”<br />
an den kantig-krachigen Derringer. Seinen<br />
Fans ist vom neuen, remasterten Twofer mit<br />
informativem Booklet samt frischen Liner-<br />
Notes dennoch nicht abzuraten.<br />
(BGO/H’Art, 1979/1980, 18/79:14) pro<br />
KARTHAGO<br />
KARTHAGO<br />
Auf den diesjährigen Preis für das am<br />
schönsten reproduzierte LP-Cover einer<br />
CD-Veröffentlichung darf sich jetzt schon<br />
das Hannoveraner Label MiG (Made in<br />
Germany) freuen. Unschlagbar hat es das<br />
14-seitige Klappcover des 1971er Debüts<br />
von Karthago gestaltet, da stimmt jedes<br />
Detail! Doch bei allem Verpackungslob<br />
darf natürlich der Inhalt nicht vergessen<br />
werden. An vorderster Front taucht hier natürlich<br />
Frontmann Joey Albrecht an Mikro<br />
und Gitarre auf, doch handelt es sich bei<br />
KARTHAGO vor allem um eine Gemeinschaftsproduktion,<br />
zu der alle Musiker ihren<br />
Teil beitragen durften. So zum funkigen<br />
Einstieg “String Rambler”, bei dem die<br />
Rhythmusfraktion ihre Stärken zur Schau<br />
stellen darf; das coole Orgelsolo in “I Don’t<br />
Live Tomorrow” oder das ruhige, fast folkig<br />
daherkommende “Morning Surprise”. Den<br />
später so charakteristischen, stark amerikanisch<br />
orientierten Sound gab es damals<br />
noch kaum zu hören, so dass dieses Album<br />
zweifellos zum Abwechslungsreichsten gehört,<br />
was man von Karthago so hören kann.<br />
Aber Beeilung, die Auflage ist auf 2000 Exemplare<br />
limitiert.<br />
(MiG/Intergroove, 1971, 9/35:10) tk<br />
JON LORD<br />
CONCERTO FOR GROUP<br />
AND ORCHESTRA<br />
Mit Jon Lord starb<br />
am 16. Juli 2012 ein<br />
Musiker, der sowohl<br />
mit Deep Purple als<br />
auch solo bewies,<br />
dass es für kreative<br />
Menschen<br />
keine<br />
künstlerischen Grenzen geben darf. Besonders<br />
für den Verbund von Klassik mit Rock<br />
setzte er schon zu Beginn seiner Karriere,<br />
mit Deep Purples “April”, ein erstes Ausrufezeichen.<br />
Der nächste Schritt war dann<br />
das CONCERTO FOR GROUP AND OR-<br />
CHESTRA, uraufgeführt und für eine LP<br />
mitgeschnitten am 24. September 1969.<br />
Über 30 Mal hat Jon Lord dieses Werk mit<br />
verschiedenen Orchestern und Dirigenten<br />
öffentlich gespielt, rund 30 Mal stimmte<br />
er es zusammen mit Deep Purple auf der<br />
Concer<strong>to</strong>-Tour im Jahr 2000 an. Dabei hat<br />
er immer wieder Nuancen verändert, hat<br />
die Partitur immer wieder angepasst. Diese<br />
Änderungen führten letztendlich zur Idee,<br />
das Concer<strong>to</strong> neu im Studio aufzunehmen.<br />
Im Juni 2011 wurden in Liverpool mit dem<br />
Royal Liverpool Philharmonic Orchestra<br />
(dirigiert von Paul Mann) die klassischen<br />
Abschnitte eingespielt, dann ging es in<br />
die Londoner Abbey Road Studios, wo<br />
mit Bruce Dickinson (Iron Maiden), Steve<br />
Balsamo (Jesus Christ Superstar), Joe Bonamassa,<br />
Steve Morse und Darin Vasilev<br />
die Rockparts aufgenommen wurden. Wenige<br />
Wochen vor seinem Tod konnte Jon<br />
Lord noch die finale Version anhören und<br />
zeigte sich glücklich mit dem Ergebnis.<br />
Diese höchst dynamisch klingende Studio-<br />
Aufnahme des CONCERTO FOR GROUP<br />
AND ORCHESTRA dürfte nun also genau<br />
so klingen, wie er es wollte.<br />
(ear<strong>Music</strong>/edel, 2012, 3/46:53) us<br />
AMERICA<br />
PERSPECTIVE / IN CONCERT<br />
Nachdem die vorangegangene Zusammenarbeit<br />
mit Russ Ballard als Produzent<br />
in künstlerischer wie verkaufstechnischer<br />
Hinsicht nicht funktioniert hatte, orientierten<br />
sich die US-Soft-Rocker America<br />
1984 um und suchten eine neue PERSPEC-<br />
TIVE. Doch mit dem Einbau von Synthies<br />
und der Ausrichtung an damals angesagten<br />
Sounds taten sich Gerry Beckley und Dewey<br />
Bunnell keinen Gefallen. Zu austauschbar,<br />
zu wenig eigenständig klangen<br />
die Songs, denen es zudem immer wieder<br />
Rock<br />
an heraushebender Substanz mangelte. Zu<br />
nett und gefällig klang das Ergebnis mit seiner<br />
eben nicht mehr so romantischen Melodik<br />
– alte Fans wurden abgeschreckt, neue<br />
kaum gewonnen. Im Jahr darauf konnte das<br />
Duo dank seiner Klassiker “Horse With No<br />
Name” und “Sister Golden Hair” sowie<br />
mit dem vergleichweise jungen und flotten<br />
“You Can Do Magic” (aus Ballards Feder)<br />
IN CONCERT auch auf dem Plattenmarkt<br />
wieder punkten.<br />
(BGO/H’Art, 1984, 1985, 21/73:24) pro<br />
MARILLION<br />
SOUNDS THAT CAN’T BE MADE<br />
Ungewöhnlich hart<br />
und<br />
unverkennbar<br />
prog-rockig<br />
eröffnet<br />
der 17-Minüter<br />
“Gaza” das neueste<br />
Werk von Marillion.<br />
SOUNDS<br />
THAT CAN’T BE MADE haben Steve<br />
Hogarth (voc), Steve Ro<strong>the</strong>ry (g), Mark<br />
Kelly (keys), Pete Trewavas (b) und Ian<br />
Mosley (dr) ihr mittlerweile 17. Studio-<br />
Album genannt, machen damit klar, dass<br />
sie sich immer noch dazu berufen fühlen,<br />
mit ihrer Musik – trotz aller Routine – in<br />
Bereiche vorzus<strong>to</strong>ßen, in die sich nur wenige<br />
vorwagen. Das Besondere an der Musik<br />
Marillions wird auch hier schnell klar,<br />
denn auf wütende Instrumentalausbrüche<br />
folgen schnell Pop-verliebte Parts, in denen<br />
Hogarths wohlklingende Stimme innig um<br />
Versöhnung fleht – was viele Die-Hard-<br />
Prog-Rockfans immer noch mit fehlender<br />
Tiefe gleichsetzten. Ein (altbekannter) Vorwurf,<br />
der vor allem bei den „leichteren”<br />
Stücken wie dem Titelsong des Albums<br />
aufflammen dürfte. Doch die Band wird<br />
sich wie gewohnt wenig darum scheren<br />
und darf sich vielmehr darüber freuen, dass<br />
ihnen mit SOUNDS THAT CAN’T BE<br />
MADE ein – Achtung Floskel! – typisches<br />
Marillion-Album gelungen ist –, bei dem<br />
sich epischer Wohlklang mit progressiver<br />
Vielschichtigkeit die Waage hält.<br />
(ear<strong>Music</strong>/edel, 2012, 8/74:33) us<br />
RAINBOW<br />
DAS HÖRBUCH<br />
Auf drei CDs erzählt Frank Schnütgen (der<br />
leider teilweise ziemlich undeutlich nuschelt<br />
...) die bewegte Geschichte einer der größten<br />
Rockbands aller Zeiten: Rainbow. Und<br />
da DAS HÖRBUCH komplett ohne musikalische<br />
Beispiele daherkommt, wird im Laufe<br />
des Zuhörens der Drang immer größer, an<br />
das heimische Plattenregal zu laufen und<br />
den einen oder anderen Song dazwischenzuschieben.<br />
Denn das, was der Sprecher<br />
da über diese Band erzählt, hat durchwegs<br />
Hand und Fuß, macht so definitiv Lust darauf,<br />
tief in die Geschichte von Ritchie<br />
Blackmore, Ronnie James Dio, Cozy Powell,<br />
Tony Carey, Don Airey, Joe Lynn<br />
Turner, Graham Bonnet oder Bob Daisley<br />
einzutauchen. Doch unter dem Strich bleibt<br />
es Geschmackssache, ob man sich die Geschichte<br />
einer Band auf diese Art und Weise<br />
erarbeitet, oder ob man lieber die Musik für<br />
sich sprechen lässt. Das muss jeder für sich<br />
selbst entscheiden, dieses Hörbuch ist auf<br />
alle Fälle eine der möglichen Varianten.<br />
(Flying Dolphin/Rough Trade, 2012,<br />
5/64:48, 3/77:38, 4/72:33) us<br />
Seite 46 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
IAN HUNTER & THE<br />
RANT BAND<br />
WHEN I’M PRESIDENT<br />
Es ist fast, als<br />
wäre die Zeit<br />
zurückgedreht:<br />
Ian Hunter rockt<br />
wieder mit seiner<br />
Rant Band<br />
und<br />
erinnert<br />
an gute, alte Mott-<strong>The</strong>-Hoople-Zeiten.<br />
Doch Hunter wäre nicht Hunter, würde<br />
er nur auf der Mainstream-S<strong>to</strong>mp-<br />
Rockschiene dahinrollen. Vielmehr<br />
lässt er schon im Opener “Comfortable<br />
(Flyin’ Scotsman)” durch geschickt<br />
eingestreute Sax- und Pianotupfer aufhorchen.<br />
Auch seine getrageneren Nummern<br />
leben vor allem durch seine immer<br />
noch charismatische, raue Stimme, aber<br />
eben auch arrangementtechnische Finessen.<br />
Und über seine sardonischen,<br />
immer wieder bissigen wie zudem<br />
(selbst-)ironischen Texte muss man keine<br />
Worte verlieren; vielmehr ist Mitlesen<br />
im Booklet zu empfehlen. Der Mann<br />
hat auch mit 73 noch mehr Biss als viele<br />
um Dekaden Jüngere und liefert nach<br />
wie vor Intelligenz-Rock, ohne in den<br />
70er Jahren hängengeblieben zu sein!<br />
(Proper/Rough Trade, 2012,<br />
11/46:08) pro<br />
JUDAS PRIEST<br />
SCREAMING FOR<br />
VENGEANCE<br />
Als SCREAMING FOR VENGEANCE<br />
vor 30 Jahren erschien, war es nicht<br />
unumstritten, manchen Fans war es zu<br />
„amerikanisch” ausgerichtet. Doch mit<br />
Abstand ist Sänger Rob Halford, den<br />
Twin-Leadgitarristen Glenn Tip<strong>to</strong>n und<br />
K.K. Downing & Co. ein gelungener<br />
Spagat zwischen dem brachialen Metal<br />
ihres Klassikers BRITISH STEEL und<br />
einer kommerzielleren Komponente<br />
(“Take <strong>The</strong>se Chains”, “Fever”) zu attestieren.<br />
Knackige Gitarrenbretter hier,<br />
gehörgängige Melodien (auch in Halfords<br />
Gesang!) da, geschickt gekleidet<br />
in eine abwechslungsreiche Produktion<br />
(Tom Allom). Das war alles andere als<br />
Weichspüler-Rock, wie die „30th Anniversary<br />
Edition” belegt. Sie ist noch<br />
reichhaltiger als frühere Neuauflagen<br />
bestückt: mit sechs Live-Bonus-Tracks<br />
sowie einer DVD mit einer kompletten<br />
Liveshow von 1983. Einziger Schwachpunkt<br />
sind die Liner-Notes.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 2012, 16/70:31) pro<br />
YOUNG FLOWERS<br />
TAKE WARNING – THE<br />
COMPLETE STUDIO<br />
RECORDINGS<br />
Klasse Sache, die Doppel-CD TAKE<br />
WARNING – THE COMPLETE STU-<br />
DIO RECORDINGS liefert neben den<br />
beiden Studio-LPs – BLOMSTERPIS-<br />
TOLEN (1968) und NO.2 (1969) – des<br />
dänischen Rocktrios Young Flowers<br />
auch die rare 1967er Non-Album-Single<br />
“Like Birds/City Of Friends” sowie die<br />
drei Stücke, die sie 1970 für den Soundtrack<br />
zum Film „Quiet Days In Clichy”<br />
aufnahmen. Schwer beeindruckt von<br />
britischen Blues-Rockbands fanden sich<br />
1967 drei junge Musiker zusammen,<br />
die mit ihrem ausgeflippten Freak-Rock<br />
(teilweise sogar mit dänischen Texten)<br />
zu Pionieren in ihrer Heimat und mit<br />
Auftritten in den USA zu ersten musikalischen<br />
Botschaftern ihres Landes wurden.<br />
Klasse auch die drei Bonus-Tracks,<br />
die zeigen mit welch roher Energie die<br />
Young Flowers auf der Bühne agierten,<br />
besonders beeindruckend das an <strong>The</strong><br />
Jimi Hendrix Experience erinnernde<br />
Dylan-Cover “Tonight I’ll Be Staying<br />
Here With You”.<br />
(Cherry Red/Rough Trade,<br />
2012, 12/54:55, 10/50:57) us<br />
JOHN CALE<br />
SHIFTY ADVENTURES IN<br />
NOOKIE WOOD<br />
Einen<br />
weiteren<br />
Entwicklungsschritt<br />
in<br />
einer beeindruckenden<br />
Karriere,<br />
das sieht die<br />
Plattenfirma in<br />
Jh John Cales neuem Album. Doch nach<br />
dem ersten Hören hinterlässt einen<br />
SHIFTY ADVENTURES IN NOO-<br />
KIE WOOD dann eher ratlos, kann<br />
man aus den zwölf stilistisch höchst<br />
unterschiedlichen Songs nicht erkennen,<br />
wohin Cale mit diesem Album<br />
steuert. Doch vielleicht möchte der walisische<br />
Musiker gerade so seine Hörer<br />
zum Nachdenken animieren, immerhin<br />
beschreibt er den “Nookie Wood” aus<br />
dem Albumtitel mit „einem schelmischen<br />
Ort der Fantasie, wo Leute<br />
sich verstecken können”, schließt<br />
durch seine Arbeitsweise, Song nach<br />
Song als Reaktion aufeinander zu<br />
schreiben Dopplungen und Wiederholungen<br />
aus. Anspieltipp: der rhythmisch<br />
zerhackte Ope ner “I Wanna Talk<br />
2 U”, eine Zusammenarbeit mit Brian<br />
Bur<strong>to</strong>n aka Danger Mouse.<br />
(Domino Records/Good<strong>to</strong>go,<br />
2012, 12/53:58) tk<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
TROUBLE – A TRIBUTE TO<br />
LYNYRD SKYNYRD<br />
Lynyrd Skynyrd sind erneut in aller<br />
Mund. Klar, dass da wieder mal ein<br />
Tribute-Album fällig war, wenn auch<br />
nur als Neuauflage von 2007. Vor 13<br />
Klassikern der Sou<strong>the</strong>rn Rocker verneigen<br />
sich Genre-Kollegen wie Vertreter<br />
anderer Spielarten: Die meisten<br />
Teilnehmer hielten sich relativ strikt<br />
an die Vorlagen, überzeugende Neuinterpretationen<br />
sind Molly Hatchet<br />
& Charlie Daniels mit “Free Bird”,<br />
Great White (“Saturday Night Special”),<br />
Rick Derringer (“You Got That<br />
Right”), Pat Travers (“Gimme Back<br />
My Bullets”), der Atlanta Rhythm<br />
Section (“Call Me <strong>The</strong> Breeze”) und<br />
vor allem Walter Trout (“Gimme<br />
Three Steps”) gelungen. Daneben<br />
griffen Canned Heat (“That Smell”)<br />
und die Dangerous Toys (“Simple<br />
Man”) zu. Ebenfalls dabei: Blackfoot,<br />
die Ex-Mitglieder Artimus Pyle, Ed<br />
King & <strong>The</strong> Original Honkettes, <strong>The</strong><br />
Outlaws, Sky Saxon (<strong>The</strong> Seeds) &<br />
Rock<br />
Joey Coving<strong>to</strong>n (Jefferson Airplane)<br />
sowie Black Oak Arkansas.<br />
(Cherry Red/Rough Trade,<br />
2012, 13/64:04) pro<br />
DAVE STEWART<br />
THE RINGMASTER<br />
GENERAL<br />
Den<br />
musikalischen<br />
Zirkusdirek<strong>to</strong>r<br />
gibt<br />
Dave<br />
Stewart<br />
mit dem Albumtitel<br />
ebenso<br />
wie mit dem<br />
Zlid Zylinder, den er auf fdem<br />
Cover trägt.<br />
Er führt durch ein sehr vielfältiges Stilpotpurri<br />
mit kraftvollem Rock wie bei<br />
“S<strong>to</strong>ry Of Success” und (Neo)-Country<br />
(“Just Ano<strong>the</strong>r Fall”, “Drowning In <strong>The</strong><br />
Blues” oder “Slow Motion Addict No.<br />
2”, das auch noch leichtes Soulflair<br />
besitzt). Dazu ertönen einige wunderschöne<br />
Balladen und Pianonummern<br />
(“A Different Man”). So präsentiert das<br />
einstige Eurythmics-Mastermind ein<br />
Programm mit mehreren Duettpartnerinnen,<br />
die ebenfalls für viel vokale Abwechslung<br />
sorgen: Joss S<strong>to</strong>ne ist dabei,<br />
Alison Krauss, Jessie Baylin, die überraschend<br />
beeindruckende Diane Birch<br />
und Michael Jacksons einstige Gitarrenbegleiterin<br />
Orianthi. THE RING-<br />
MASTER GENERAL belegt, dass der<br />
Name Dave Stewart immer noch für<br />
höchste musikalische Ansprüche steht.<br />
(Membran/Sony <strong>Music</strong>,<br />
2012, 11/50:47) pro<br />
TODD RUNDGREN<br />
TODD + HEALING<br />
Es ist ja gerade bei vielen Veteranen-<br />
Acts seit geraumer Zeit in Mode gekommen,<br />
auf der Bühne alte Alben in<br />
Gänze live zum Besten zu geben. Auch<br />
U<strong>to</strong>pia-Anführer Todd Rundgren sprang<br />
auf diesen Zug auf. So präsentierte<br />
er TODD von 1974 im Herbst 2010,<br />
schnitt am 14. September in seiner Heimatstadt<br />
Philadelphia mit, doch die CD<br />
dieses stilistischen Konglomerats aus<br />
leicht psychedelisiertem Rock, spacigen<br />
Prog-Versuchen, futuristischen Electronica-Spielereien,<br />
rockigem Glam und<br />
fusionierendem Jazz lässt eher kalt,<br />
trotz erstklassiger Begleittruppe. Die<br />
beigefügte DVD spricht durch die optische<br />
Komponente ein wenig mehr an,<br />
verbreitet ein wenig mehr Stimmung,<br />
und die Balladen kommen ein wenig<br />
beseelter rüber. Ähnliches gilt auch für<br />
HEALING aus dem Jahr 1981. Ob’s am<br />
nicht immer optimalen Sound liegt oder<br />
an der ein wenig altbacken wirkenden<br />
akustischen Präsentation – der ebenfalls<br />
im September 2010 entstandene<br />
Mitschnitt hinterlässt dergleichen eher<br />
zwiespältig. Wenn auch deutlich weniger<br />
experimentell ausgefallen – man<br />
lauscht und beobachtet eher mit einem<br />
Naja-Gefühl. Aber vielleicht war der<br />
Rezensent auch einfach nicht in der<br />
rechten Stimmung, den Wagemut und<br />
die Experimentierfreude Rundgrens<br />
würdigen zu können.<br />
(Freeworld/Soulfood, 2012,<br />
16/66:35 + 12/64:50) pro<br />
Einzigartiges<br />
Konzert, gefilmt<br />
im Londoner<br />
Hippodrome am<br />
25. Ok<strong>to</strong>ber 2007<br />
Umwerfendes Tribute<br />
eines Meistergitarristen<br />
an einen Meistergitarrist.<br />
Die Show umfasst<br />
viele Hendrix-Klassiker wie<br />
„Purple Haze“, „Voodoo Child<br />
(Slight Return)“, „Foxy Lady“,<br />
„<strong>The</strong> Wind Cries Mary“ oder<br />
„Hey Joe” und viele andere.<br />
Als Special Guests mit dabei:<br />
Mitch Mitchell und Billy Cox<br />
von Jimi Hendrix<br />
Experience!<br />
Ab 21.09.2012<br />
auf CD, LP, DVD und<br />
Blu-ray erhältlich!<br />
<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 47<br />
Ab 21.09.2012 überall im Handel erhältlich<br />
oder bei www.amazon.de/rockschuppen
CD<br />
REVIEWS<br />
ROXY MUSIC<br />
THE COMPLETE STUDIO<br />
RECORDINGS<br />
Ein feines All-Inclusive-Paket, das Roxy<br />
<strong>Music</strong> da mit THE COMPLETE STUDIO<br />
RECORDINGS unters Volk jubeln. Sorgfältig<br />
verpackt sind die acht Picture-CDs in<br />
aufklappbaren Mini-Vinyl-Replicas, dazu<br />
gibt es noch zwei prall gefüllte Silberlinge<br />
mit B-Seiten, Mix-Versionen und Live-Aufnahmen<br />
– formvollendet ver packt in einer<br />
schwarz glänzenden Sammelbox. Immer<br />
noch ist ihr selbst betiteltes Debüt aus dem<br />
Jahr 1972 ein Genre-Highlight, zündeten<br />
Bryan Ferry (voc, p), Phil Manzarena (g),<br />
Brian Eno (keys), Graham Simpson (b),<br />
Andrew Mackay (sax) und Paul Thompson<br />
(dr) die nächste Stufe der Glam-Rock-<br />
Rakete, führten den Stil, den Marc Bolan<br />
mit T. Rex hoffähig gemacht hatte, in eine<br />
andere, vielen außerirdisch erscheinende<br />
Dimension. In allen – beileibe nicht nur<br />
musikalischen – Bereichen brachten sie zu<br />
Beginn ihrer Laufbahn diesen Stil zum Explodieren,<br />
kleideten sich noch exaltierter als<br />
ihre Mitbewerber, klangen gleichzeitig wild<br />
verschachtelt und überbordend avantgardistisch.<br />
Sie scheuten sich zur Not aber auch<br />
nicht, mit Hilfe ihres Produzenten Peter Sinfield<br />
simpel daherkommendem Bubblegum-<br />
Pop eine spacige Art-Rockhülle zu verpassen,<br />
wurden schnell – zumindest bis Brian<br />
Eno 1973 Roxy <strong>Music</strong> den Rücken kehrte<br />
– zum kurzzeitigen Fixstern am Pop-Himmel.<br />
Nicht durch, aber gleichzeitig mit Eno-<br />
Ersatz Eddie Jobson veränderte die Band<br />
ihren Stil, Bryan Ferry gelang es, innerhalb<br />
kürzester Zeit, einen neuen, glamourösen<br />
Stilmix aus Soul, softem Rock und jazzigem<br />
Pop zu kreieren, der Mitte der 70er schnell<br />
zum neuen Markenzeichen der Band wurde.<br />
Nach vier Jahren Pause und dem Durchhänger<br />
MANIFESTO (1979) gelang der neuformierten<br />
Band mit FLESH AND BLOOD<br />
(1980) sowie AVALON (1982) ein beeindruckendes<br />
Comeback. Eine glanzvolle Karriere,<br />
die mit dieser Box eine lang verdiente<br />
– und auch visuell auf höchstem Niveau daherkommende<br />
– Würdigung erfährt.<br />
(Virgin/EMI, 2012, 10 CDs)<br />
tk<br />
RICHIE SAMBORA<br />
AFTERMATH OF THE<br />
LOWDOWN<br />
Seit 29 Jahren spielt Richie Sambora die<br />
Gitarre bei Bon Jovi, ist neben dem namensgebenden<br />
Sänger auch das optische<br />
Aushängeschild der Truppe aus New Jersey.<br />
AFTERMATH OF THE LOWDOWN<br />
ist sein drittes Eigenwerk nach 14-jähriger<br />
Solo-Schaffenspause. Es ist kein altersweises<br />
Werk, bei dem sich der 53-Jährige<br />
in einem anderen Genre versucht. Vielmehr<br />
<strong>to</strong>bt er sich auf seinem Instrument riffend<br />
wie melodiös aus, hat offenbar all die Songs<br />
zusammengekramt, die für seine Hauptband<br />
zu kantig waren – und doch in deren Set passen<br />
könnten. Stilistisch bewegt sich Sambora<br />
gar nicht weg von Bon Jovi, aber allein durch<br />
seinen respektablen Gesang sorgt er für<br />
Klangdifferenzen. Und in seinen Texten geht<br />
es neben den üblichen Standard<strong>the</strong>men auch<br />
mal um Substanzenmissbrauch, Scheidung,<br />
das Dasein als Single-Vater. Sehr ordentlich.<br />
(Warner, 2012, 11/51:33)<br />
pro<br />
THE RATTLES<br />
NEED 2 C YOU<br />
Wie alle Veteranen<br />
der Sixties zelebrieren<br />
die Hamburger ihre<br />
Hits zwischen “Come<br />
On And Sing” und<br />
“Cauliflower”,<br />
aber<br />
die Rattles tun es mit<br />
Inbrunst. Ib Kaum lieferten sie zum 50. Jubiläum<br />
2010 ein Doppelpack mit neuem Livemitschnitt<br />
und Studioscheibe, sind sie 2012<br />
wieder mit frischen Songs am Start. “Need<br />
2 C You” heißt auch das hart headbangende<br />
Titelstück: Wer da Status Quo ruft, soll ansagen,<br />
wo dort eine Stimme wie die Eggert Johannsens<br />
zu hören ist. Ein Hauch von Grunge<br />
umweht nicht nur “Holding On To You” –<br />
was sich Johannsen und Manne Kraski an Gitarrenarbeit<br />
teilen, macht Spaß und ist auf der<br />
Höhe der Zeit. Mr. Bassman Herbert Hildebrandt<br />
hat sich ein Händchen für eingängige<br />
Popsongs erhalten, das geborgte Intros, Riffs<br />
und Hooks ebenso wenig nötig hat wie billige<br />
Effekte. Dickie Tarrachs beherzt-geschliffene<br />
Drumjobs werden dagegen teils mit Radiotauglichen<br />
Digi-Grooves angereichert, bei<br />
denen weniger mehr gepunktet hätte. Eine<br />
vergnügliche Stunde, bei der nach Edna und<br />
Linda eine neue Witch zurückkehrt: Ireen<br />
Sheer mit einer zweiten Version von “Maybe<br />
Tonight”, auch als Single.<br />
(edel, 2012, 14/50:40)<br />
utw<br />
DAN REED NETWORK<br />
DAN REED NETWORK<br />
Dan Reed vermengte mit seiner Multi-Kulti-<br />
Truppe Network in Portland, Oregon, 1988<br />
bereits alternativ angehauchten, aber auch<br />
immer noch im AOR verwurzelten Rock mit<br />
Funk. Die Gitarren dominierten, wurden aber<br />
mit Synthies und Keyboards koloriert. Es<br />
war nicht zu überhören, dass Prince, Living<br />
Colour oder auch zuvor schon Mo<strong>the</strong>r’s Finest<br />
inspirativ Pate gestanden hatten. Doch<br />
das „Netzwerk” fand mit R&B-angeregten<br />
Grooves und beachtlichen Melodien durchaus<br />
eigene Klangwege. Natürlich ist die Herkunft<br />
aus den 80er Jahren heute nicht zu überhören<br />
(vor allem die Keyboards klangen damals<br />
einfach so), aber die Güte der Songs hat die<br />
Jahrzehnte überdauert und lässt gespannt<br />
warten, was bei der angepeilten Reunion der<br />
Originalbesetzung herauskommt. Als Bonus<br />
gibt es den damaligen Erfolg “Get To You”<br />
als 12”- sowie Dub-Version.<br />
(Lemon/Cherry Red/Rough Trade,<br />
1988, 14/63:16) pro<br />
THE SMASHING PUMPKINS<br />
PISCES ISCARIOT<br />
Am meisten überrascht war Billy Corgan im<br />
Nachhinein über den kommerziellen Erfolg,<br />
den die Smashing Pumpkins Mitte der 90er<br />
mit PISCES ISCARIOT hatten. Dass sich<br />
eine Ansammlung liegengebliebener Songs<br />
so gut verkaufen würde, war definitiv nicht zu<br />
erwarten, besonders da auf ein durchgängiges<br />
Konzept verzichtet wurde und die Songs wie<br />
bei einem Mixtape angeordnet wurden, also<br />
auf einen Midtempo-Indie-Rocker ein explosionsartiger<br />
Instrumentalausbruch folgte<br />
und daraufhin die Akustikgitarre wieder das<br />
Kommando übernahm. Schräg, aber gut!<br />
(Virgin/EMI, 1994, 14/57:31) tk<br />
ARIK BRAUER<br />
MOTSCHKERN IS GSUND<br />
Arik Brauer (*1929) war Professor an der<br />
Akademie der Bildenden Künste in Wien,<br />
arbeitet als Maler, Grafiker, Dichter und<br />
Sänger, Wiener Liedermacher eben: Seine<br />
Lieder, die oft in Richtung Chanson gehen,<br />
sind bei aller oberflächlichen Nettigkeit und<br />
musikalischen Gefälligkeit meist bitterböse,<br />
voller schwarzem Humor. MOTSCHKERN<br />
IS GSUND (motschkern = nörgeln) erschien<br />
erstmals im Jahr 2000 und demonstriert<br />
Brauers Können in Sachen Wortwitz und<br />
sein Gespür für angenehme Melodien. Die<br />
setzte er mit Tochter Timna (g, voc), Elias<br />
Meiri (p, perc) und Martin Ortner (v, g, Bratsche)<br />
um. Hinhören lohnt sich auch wegen<br />
der klanglichen Nachbearbeitung, vor allem<br />
aber der Texte willen, die mal schmunzeln<br />
lassen, mal zum Nachdenken anregen – und<br />
die Musik ist genauso hochqualitativ wie<br />
Brauers gesangliche Fähigkeiten.<br />
(Sireena/Broken Silence, 2000,<br />
12/36:59) pro<br />
CAN<br />
THE LOST TAPES<br />
Als 2007 Cans legendäres<br />
Inner-Space-<br />
Studio in Wei lerswist<br />
abgebaut und ins<br />
Rock’n’Pop-Museum<br />
in Gronau verfrachtet<br />
wurde, blieb ein riesiger<br />
Haufen mit bis zu 40 Jahre alten, völlig<br />
ungeordneten, oft unbeschrifteten Tonbändern<br />
übrig. Auf mehrfachen Wunsch hörte sich<br />
Can-Keyboarder Irmin Schmidt schließlich<br />
durch die etwa 50 Stunden Material aus den<br />
Jahren 1968 bis 1977 und wählte zusammen<br />
mit seinem Schwiegersohn Jono Podmore,<br />
der das Schneiden und Editieren übernahm,<br />
und Mute-Labelchef Daniel Miller die besten<br />
Aufnahmen aus, die nun in einer schmucken,<br />
in Form einer 10-Inch-Tonbandschachtel daherkommenden<br />
und von einem 28-seitigen<br />
Booklet begleiteten Drei-CD-Box mit dem<br />
Titel THE LOST TAPES erscheinen. Das<br />
Öffnen der Schatztruhe einer der bis heute international<br />
einflussreichsten Krautrockbands<br />
hat sich mehr als gelohnt! In manchem Archiv<br />
mag Zweitklassiges schlummern – nicht so<br />
bei Can. Was da alles an bislang unveröffentlichtem<br />
Material zutage kam! Neben sehr viel<br />
manischen, gänsehauttreibenden Session- und<br />
Probenaufnahmen etwa auch jede Menge an<br />
suggestiven, effektvollen Soundtrack-Arbeiten,<br />
darunter die Musiken für die bitterböse<br />
Fernsehsatire „Das Millionenspiel” (1969)<br />
oder die Kinofilme „Ein großer graublauer<br />
Vogel” (1969) von Thomas Schamoni und<br />
„Alice in den Städten” (1974) von Wim Wenders.<br />
Eine endlich entsiegelte Sonde aus der<br />
Vergangenheit, deren Inhalt heute noch immer<br />
so klingt, als stamme er aus der Zukunft<br />
– oder einem völlig zeitlosen Nirgendwo.<br />
(Spoon/Mute, 9/68:04, 10/59:14,<br />
11/68:42) frs<br />
Rock<br />
THENEWNO2<br />
THEFEAROFMISSINGOUT<br />
Hinter dem eigenewilligen Bandnamen<br />
<strong>The</strong>newno2 (die neue Nummer 2) verbergen<br />
sich Dhani Harrison, der Sohn von<br />
George Harrison, und Paul Hicks plus Mitstreiter.<br />
Ihr neues Album THEFEAROFMI-<br />
SSINGOUT ist der Nachfolger des Debüts<br />
YOU ARE HERE von 2008 und schließt<br />
nahezu nahtlos daran an. Die Combo erzeugt<br />
Electronica- und Trip-Hop-Sounds, die sie<br />
mit traditionellen Instrumenten vermengt.<br />
Sie malt überwiegend ruhige musikalische<br />
Landschaften, über denen neben Harrison<br />
diverse Gastvokalisten wie RZA (Wu-Tang<br />
Clan), Thorunn An<strong>to</strong>nia, Ben Harper, Holly<br />
Marilyn und <strong>The</strong> Black Knights singen und<br />
so die Klangcollagen, die auch Dub, Reggae,<br />
Blues sowie Grunge’n’Bass, erzeugt von<br />
„ausgefuchsten Studio-Ratten” (O-Ton Harrison),<br />
enthalten, bereichern. Gewöhnungsbedürftiger<br />
Avantgarde-Rock, dem man sich<br />
aber auf Dauer nicht entziehen kann.<br />
(Cooking Vinyl/Indigo, 2012,<br />
10/46:05) pro<br />
DORO<br />
UNDER MY SKIN<br />
„A Fine Selection<br />
Of Doro Classics”<br />
lautet der treffende<br />
Untertitel dieser<br />
Sammlung von 32<br />
Songs der Düsseldorferin<br />
Doro Pesch.<br />
Die Metal-Königin tlKö i bringt demnächst<br />
ein neues Studio-Album heraus, und ihr<br />
früheres Label will auch ein wenig vom<br />
Kuchen. Den Schwerpunkt bilden Songs<br />
seit 2004, auch wenn die blonde Rockröhre<br />
seit gut 30 Jahren im Geschäft ist. CD<br />
1 enthält die härteren Nummern wie “All<br />
We Are”, während auf dem zweiten Silberling<br />
neben drei Videos die balladesken<br />
Töne erklingen; natürlich gibt’s einige<br />
der deutsch gesungenen Lieder. Von Doros<br />
zahlreichen Duetten fehlen leider die<br />
meisten, lediglich “Walking With Angels”<br />
mit Tarja Turunen und mit Girlschool, Liv<br />
Kristine, Sabina Classen, Floor Jansen<br />
und Angela Gossow die Frauenpower-<br />
Nummer “Celebrate”. Die mit dem Classic<br />
Night Orchestra neu aufgenommenen<br />
Stücke sind Geschmacksache, gelungen<br />
sind in jedem Fall die handschriftlichen<br />
Anmerkungen zu jedem Song.<br />
(AFM/Soulfood, 2012, 18/79:10,<br />
14/56:23) pro<br />
THE FEATURES<br />
WILDERNESS<br />
<strong>The</strong> Features um Frontmann Mark Pelham<br />
(voc, g) kommen aus Nashville, sind seit<br />
15 Jahren unterwegs und stehen inzwischen<br />
beim Label Serpents And Snakes<br />
unter Vertrag, das den Kings Of Leon gehört.<br />
Mit Country haben sie aber weniger<br />
im Sinn; vielmehr lieben sie unter anderem<br />
Rock’n’Roll – mit dem ihnen eigenen<br />
Humor haben sie eine rhythmisch an<br />
“Blueberry Hill” erinnernde Nummer “Fats<br />
Domino” getauft. Noch mehr stehen sie<br />
allerdings auf gediegenen wie melodiösen<br />
Rock, in dem sie Elemente aus Psychedelia,<br />
Soul, aus Krautrock und AOR harmonisch<br />
aufarbeiten und vereinen. Und das in überdurchschnittlichen<br />
Songs mit textlichem<br />
Seite 48 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
Tiefgang, unwiderstehlichen Hooks und<br />
Widerhaken gleichermaßen. Die originellen<br />
Nummern gehen sofort ins Ohr, halten<br />
aber für jeden weiteren Hördurchgang<br />
Kleinigkeiten zum Entdecken parat.<br />
(Serpent/BMG, 2012, 11/36:10) pro<br />
FAMILY OF THE YEAR<br />
LOMA VISTA<br />
Die Mitglieder der<br />
in Los Angeles beheimateten<br />
Band<br />
stammen aus Wales,<br />
Florida und Kalifornien<br />
– und verstehen<br />
sich derart gut,<br />
dass sie ihren Quasi-Familienstatus auch<br />
gleich im Gruppennamen untergebracht<br />
haben. Die Gruppe veröffentlichte ihr<br />
Debüt OUR SONGBOOK Ende 2009 und<br />
legt nun, nach dazwischen geschobenen<br />
EPs, mit LOMA VISTA einen Nachfolger<br />
vor, der ihnen endgültig internationale<br />
Beachtung bescheren soll. Die Zeichen<br />
dafür stehen nicht schlecht. Family Of<br />
<strong>The</strong> Year servieren einen durchdachten<br />
Mix aus Beach-Boys-Inspirationen, Folkbeeinflusstem<br />
Pop, leichten Indie-Flirts<br />
und heutigem Dance-Poprock, vom Produzenten<br />
Wally Gagel durchschlagkräftig<br />
und mit deutlichem Blick Richtung<br />
Radiotauglichkeit in Szene gesetzt. Es<br />
gibt verträumte Lieder wie “St. Croix”<br />
und riffige wie “Stairs”, das mit fünfstimmigen<br />
Gesangsharmonien aufwartet.<br />
Hinzu kommen treibende Nummern (“Diversity”)<br />
und eher elegische (“Hero”).<br />
Insgesamt ein imponierendes Spektrum,<br />
das nach vielen Richtungen hin noch ausbaufähig<br />
sein dürfte.<br />
(Nettwerk/Soulfood, 2012, 11/38:43) hjg<br />
MOUNTAIN<br />
LIVE AT THE BRANDWINE<br />
CLUB 1981 + LIVE AT THE<br />
PINEKNOB THEATER 1985<br />
„Official Live Mountain Bootleg Series”<br />
nennt sich eine Reihe von Konzertmitschnitten<br />
der Band um Leslie West. Die Soundqualität<br />
ist mit mittelprächtig freundlich umschrieben,<br />
doch Volume 11, entstanden am<br />
27.5.1981 im Brandwine Club in Chadd’s<br />
Ford, Pennsylvania, bezieht seinen Reiz daraus,<br />
dass neben West (voc, g) und Corky<br />
Laing (starkes Drumsolo!) Miller Anderson<br />
den Bass bearbeitete. Das dürftige Ein-Blatt-<br />
Booklet verrät jedenfalls nichts über die Beteiligten.<br />
Das gleiche Manko gilt für Volume<br />
8 (Pineknob <strong>The</strong>ater, Detroit, 7.6.1985 mit<br />
West, Laing & Mark Clarke/b) – Überschneidungen<br />
liefern logischerweise die Mountain-<br />
Klassiker, doch ansonsten differerieren die<br />
Sets, zumal 1985 das damals aktuelle Album<br />
GO FOR YOUR LIFE gefeatured wurde.<br />
Beide Scheiben sind allenfalls Hardcore-<br />
Fans zu empfehlen.<br />
(Voiceprint/Soulfood, 2006, 2005,<br />
6/47:19 + 8/55:41) pro<br />
LESLIE WEST BAND<br />
LIVE AT BRIERLEY HILL 1998 +<br />
TORONTO 1976<br />
Das Coverfo<strong>to</strong> ist das gleiche, lediglich die<br />
Farbe des Schals, den Leslie West trägt,<br />
unterscheidet sich – und natürlich der Ort<br />
der Aufnahme. Die Rede ist von der „Official<br />
Bootleg Series”, die der Woods<strong>to</strong>ck-<br />
Veteran nicht nur für Mountain, sondern<br />
auch für die Leslie West Band aus seinem<br />
Privatarchiv bestückt. Teil 1 wurde<br />
am 14.5.1998 im Robin R’n’B Club in<br />
Brierley Hill im UK mitgeschnitten (nicht<br />
1988, wie es auf dem Coverrücken heißt),<br />
als West und seine Mitstreiter Randy Coven<br />
(b) und Steve Loungo (dr) Mountain-<br />
Klassiker, West-Solonummern wie “Cell<br />
65” und Cover-Versionen (“Voodoo Chile”,<br />
“Whole Lotta Love”) anstimmten. Die<br />
Performances waren ordentlich, der Sound<br />
entspricht hingegen Bootlegqualität. Dies<br />
gilt auch für Serienteil 4, TORONTO<br />
1976. Da stand West mit Mick Jones (Foreigner,<br />
g), Don Kretmar (b) und Carmine<br />
Appice (dr) auf der Bühne. Von dem Set<br />
sind neben dem extra ausgewiesenen „Guitar<br />
Solo” auf der CD zu hören: “Honkey<br />
Tonk Women”, “House Of <strong>The</strong> Rising<br />
Sun”, “S<strong>to</strong>rmy Monday” sowie Mountains<br />
“Mississippi Queen” und “Never In My<br />
Life” – eine bessere Cover-Band also, allerdings<br />
eine mit eigenständiger Note.<br />
(Floating World/Soulfood, 2012,<br />
10/77:41 + 8/68:45) pro<br />
STEVE HARRIS<br />
BRITISH LION<br />
Auch wenn Steve<br />
Harris, Bassist und<br />
Bandleader von Iron<br />
Maiden, sein erstes<br />
Solo-Album vorlegt,<br />
heißt das nicht, dass<br />
er nun auch singt.<br />
Das überlässt er Richard Taylor. Graham<br />
Leslie und David Hawkings (keys) liefern<br />
schnittige Gitarrenriffs, vor allem in den<br />
anfänglichen Riff-Rockern mit Anleihen<br />
bei moderneren Spielarten. Eingängiger,<br />
zugänglicher, spannender, weil abwechslungsreicher<br />
sind dann Nummern wie “Us<br />
Against <strong>The</strong> World”, “<strong>The</strong> Chosen Ones”<br />
mit melodisch-treibendem 70er-Jahre-Einschlag<br />
oder die Melodic-Metalnummer “A<br />
World With Heaven”, das stilverwandte und<br />
fast poppige “Eyes Of <strong>The</strong> Young” folgen,<br />
ehe es am Ende mit “<strong>The</strong>se Are <strong>The</strong> Hands”<br />
noch mal riffiger (und zugleich mit US-<br />
AOR-Melodie-Einschlag in den Strophen<br />
rockigerd) wird. Die musikalische Verbeugung<br />
vor seiner Heimat Britannien bedarf<br />
mehrerer Gewöhnungsdurchgänge und hat<br />
mit Maiden wenig zu tun.<br />
(EMI, 2012)<br />
pro<br />
MOTÖRHEAD<br />
THE WÖRLD IS OURS 2<br />
Und das nächste Livewerk von Lemmy &<br />
Co., mitgeschnitten beim Wacken Open Air<br />
2011 (CD 1), beim Sonisphere Festival im<br />
UK sowie bei „Rock In Rio”, beide im gleichen<br />
Jahr. Überschneidungen sind da nicht zu<br />
vermeiden, mit den vielen anderen Livescheiben<br />
auch nicht. Motörhead, wie man sie kennt<br />
und ihre Fans sie schätzen, derb, kraftvoll,<br />
eben „Anywhere Crazy As Anywhere Else”<br />
(= Untertitel). Bei einem guten halben Dutzend<br />
bereits existenter Live-Alben etwas für<br />
Hardcore-Anhänger und Komplettisten, nur<br />
der Wacken-Impressionen als DVD-Bonus<br />
wegen muss man es sich nicht zulegen (zumal<br />
wieder nichts vom so genannten Robbo-Album<br />
ANOTHER PERFECT DAY dabei ist).<br />
(UDR/EMI, 2012, 15/69:20, 13/65:58,<br />
DVD: 140 Min.)<br />
pro<br />
Rock<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
JUST TELL ME THAT YOU<br />
WANT ME – A TRIBUTE TO<br />
FLEETWOOD MAC<br />
Songs aus allen Fleetwood-Mac-Perioden<br />
werden hier durch den Tribute-Fleischwolf<br />
gejagt. Billy Gibbons revitalisiert “Oh Well”,<br />
Trixie Whitley (Tochter des vers<strong>to</strong>rbenen<br />
Chris W.) macht aus “Before <strong>The</strong> Beginning”<br />
Country; ähnlich Karen Elson aus “Gold Dust<br />
Woman”; Lee Renaldo (Sonic Youth) & J<br />
Mas ics verwursten “Albatross”; Matt Sweeny<br />
& Bonnie „Prince” Billy entschlacken<br />
“S<strong>to</strong>rm” akustisch; die hart rockende Neufassung<br />
von “Dreams” (<strong>The</strong> Kills) geht als recht<br />
gut durch; die Techno-Überarbeitung von<br />
“Future Games” (MGMT) erzeugt Bauchgrimmen;<br />
ähnlich die Electro-Pop-Verarztung<br />
für ”Tusk” (Crystal Ark) oder “Straight Back”<br />
(Washed Out). Dezent: die Folkbehandlung<br />
für “Angel” (Marianne Faithfull). Neben den<br />
Genannten waren zugange: Tame Impala,<br />
<strong>The</strong> New Pornographers, Craig Wedren &<br />
St. Vincent, Anthony, Gardens & Villa, Best<br />
Coast und Lykke Li. Unbekannte Namen,<br />
die aber den eklektischen Rahmen ebenfalls<br />
erweiterten. Fazit: Fleetwood Mac haben von<br />
jeher polarisiert – warum also nicht auch die<br />
17 Tribute-Nummern?<br />
(Concorde/Universal, 2012, 17/78:18) pro<br />
ZZ TOP<br />
LA FUTURA<br />
ZZ Top sind unverkennbar,<br />
vor allem<br />
wegen Billy Gibbons’<br />
knarziger<br />
Stimme,<br />
noch mehr aber wegen<br />
seines Gitarrenspiels:<br />
Sein Ton, seine<br />
Breaks, staubtrockenen Riffs und Soli erkennt<br />
man sofort. Für LA FUTURA haben ZZ Top<br />
sich nach neunjähriger Studio-Abstinenz ihrer<br />
Blueswurzeln besonnen und rocken dazu satt.<br />
“Chartreuse” macht da weiter, wo “Tush” einst<br />
endete. Frisch, originell, zeitlos-zeitgemäß und<br />
vor allem mit richtig viel Feuer und Spielfreude<br />
kommt das Trio mit LA FUTURA daher ,<br />
ungeschliffen, rau, erdig. Übrigens: Wer den<br />
coolen Opener “Gotsta Get Paid” hört, kommt<br />
nicht gleich darauf, dass dieser Blues-Rocker<br />
auf einer HipHop-Nummer basiert, die Gibbons<br />
mit deren Machern weiterentwickelt hat!<br />
Eine Nummer schrieben Gibbons/Hill/Beard,<br />
eine stammt von Gillian Welch & David Rawlings,<br />
der Rest von Gibbons.<br />
(Amercian Recordings/Universal, 2012,<br />
10/39:28) pro<br />
KISS<br />
DESTROYER: RESURRECTED<br />
Originalproduzent Bob Ezrin hat “Detroit<br />
Rock City”, “Shout It Out Loud” oder den<br />
Balladenschleicher “Beth” klanglich für die<br />
Wiederveröffentlichung des Kiss-Klassikers<br />
DESTROYER von 1976 nachpoliert/aufgehübscht<br />
(wie auch das Originalcover wiederverwendet<br />
wurde). Was den Power-Krachern<br />
durchaus gut tat und zusätzlichen Druck verschaffte.<br />
Und er erzählt im Booklet einiges<br />
über die Entstehung der LP, die die Maskenträger<br />
von Kiss endgültig ganz nach oben in<br />
die Top-Liga der Glamour-Acts hievte, die<br />
zwar musikalisch umstritten waren (bei der<br />
Musikerpolizei), aber durchaus etwas rüberzubringen<br />
hatten und den Kids einiges boten.<br />
(Universal, 1976, 11/37:13) pro<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 49
LP<br />
REVIEWS<br />
JOAN BAEZ<br />
JOAN BAEZ / JOAN BAEZ VOL. 2<br />
Eine schöne Idee,<br />
die ersten beiden<br />
Vanguard-Alben der<br />
damals<br />
blutjungen<br />
Joan Baez wieder<br />
auf Vinyl, in guter<br />
DMM-Pressung, zugänglich<br />
zu machen. Warum Vinyl Passion<br />
aber nicht das Original-Artwork reproduzierte<br />
und jegliche Zusatzinfos (wer spielt<br />
Banjo, singt die männliche Zweitstimme<br />
etwa auf “Banks Of <strong>The</strong> Ohio”?) verweigert,<br />
bleibt das Geheimnis der Wiederveröffentlicher.<br />
Die New Yorkerin Jahrgang<br />
1941 hatte 1960 ihren ersten Kontrakt bei<br />
Vanguard unterzeichnet; und schon ihre<br />
ers ten beiden Longplayer erreichten die<br />
Top 20 der US-Pop-Charts. Kein Wunder,<br />
erfüllte die wunderschöne Folksängerin<br />
doch nicht nur musikalisch so manchen<br />
Traum der studentischen Jugend. Die Songs<br />
entnahm sie dem auch von hunderten anderen<br />
Gitarre zupfenden Sängern genutzten<br />
Fundus an traditionellem Folk, an Spirituals<br />
und englischem Liedgut. Was die Platten<br />
einzigartig macht, ist diese wundervolle<br />
Sopranstimme, die man vor 50 wie wohl<br />
auch in 50 Jahren noch als einzigartig wiedererkennen<br />
wird. Zum Niederknien.<br />
(Vanguard/Vinyl Passion, 1960/1961,<br />
2 LPs 13/14 Tracks) lbr<br />
ELVIS COSTELLO &<br />
THE ATTRACTIONS<br />
ALMOST BLUE<br />
Nach seiner Stiffund<br />
Radar-Zeit, nach<br />
seinen suffbedingten<br />
Ausfällen<br />
gegen<br />
schwarze Top-Musiker<br />
brauchte Declan<br />
Patrick Aloysius Mc-<br />
Manus 1981 erst mal eine Art Erholung. Der<br />
britische Knödelbarde mit der Kassenbrille<br />
gönnte sie sich mit einem Ausflug nach<br />
Nashville, wo er mit seinen Attractions und<br />
dortigen Studiocracks ein Country-Album<br />
einspielte. Mit ein wenig Rock’n’Roll, mit<br />
Streichern, mit wimmernder Pedalsteel<br />
Gitarre und vielen Tränen im Knopfloch,<br />
die Costello schon damals wie kaum ein<br />
anderer rausquetschte. Die Mobile Fidelity<br />
Sound Labs haben die originalen Master im<br />
hauseigenen Gain-2-Verfahren sehr sauber,<br />
dynamisch und kraftvoll in die breit gefüllten<br />
Pressmatrizen geschnitten. Hut ab<br />
– der Sound geriet knackiger als zeitgenössische<br />
LP-Ausgaben.<br />
(F-Beat/MFSL/Sieveking Sound, 1981,<br />
12 Tracks) lbr<br />
BOB DYLAN & THE BAND<br />
THE BASEMENT TAPES<br />
Wären die Zahl und<br />
Abstrusität von Legenden,<br />
die sich um<br />
einen Tonträger ranken,<br />
ein Maßstab für<br />
Qualität, so läge hier<br />
wohl so eine Mischung<br />
aus SGT. PEPPER, PET SOUNDS<br />
und THE DARK SIDE OF THE MOON<br />
vor. So um die 100 Songs soll die ehemalige<br />
Begleitband von Ronnie Hawkins und<br />
Bob Dylan 1967 da im Keller des Hauses<br />
Big Pink in Woods<strong>to</strong>ck mit einfachsten<br />
Mono-Mitteln eingespielt haben. Um die<br />
Goldgrube für Bootlegger auch ein wenig<br />
abzugraben, veröffentlichte Columbia 1975<br />
diese Auswahl von 24 Songs, bei denen Dylan<br />
bei 16 die Leadvocals singt. Dabei hatte<br />
er teilweise ordentlich einen gehoben oder<br />
geraucht. So finden die einen dieses Album<br />
musikhis<strong>to</strong>risch stramm überbewertet, die<br />
anderen bewundern dieses groaßartige Kondensat<br />
aus allem, was viel später einmal<br />
„Americana” heißen wird. Wie auch immer:<br />
So gut wie hier in der aufwändigen Fertigung<br />
von Mobile Fidelity klangen die Tapes<br />
analog noch nie, ältere deutsch/holländische<br />
Pressungen und auch das <strong>Music</strong>-On-Vinyl-<br />
Reissue werden klar abgehängt. Und dafür,<br />
dass im Originalmaster zum Beispiel “I Shall<br />
Be Released” fehlt, kann MoFi ja nichts.<br />
(Columbia/MFSL/Sieveking Sound,<br />
1967, 2 LPs, 24 Tracks) lbr<br />
GRATEFUL DEAD<br />
RECKONING<br />
Lange vor der (un)<br />
seligen<br />
Unplugged-<br />
Welle beschlossen Jerry<br />
Garcia und Co., ein<br />
halbakustisches<br />
Set<br />
aufzuzeichnen. Statt,<br />
wie von den Deadheads<br />
gewohnt, in Stadien oder Riesenarenen,<br />
liefen die Bandmaschinen im Herbst 1980 mit<br />
im Warfield <strong>The</strong>ater, San Francisco und der<br />
New York Radio City <strong>Music</strong> Hall. Kleinere<br />
Halle, kleinere Bühne, kleinere Verstärker,<br />
kleineres Schlagzeug – größere Musik? Nun<br />
denn, die Dead reduzierten ihr Programm auf<br />
tradierten Country, Bluegrass, Folk und einige<br />
Eigenkompositionen, die auf der Tragfläche<br />
der akustischen Gitarren von Garcia und Bob<br />
Weir und dem Piano des Neu-Keyboarders<br />
Brent Mydland, vor allem aber bei den Stimmen<br />
recht zart besaitet daherkommen. Ganz<br />
ausgezeichnet gerieten Sound und Pressqualität<br />
des amerikanischen Reissue – das erhöht<br />
die Sympathiewerte nochmals deutlich. Abr<br />
rockn tuts ned.<br />
(Analogue Productions/Speakers Corner,<br />
1981, 2 LPs, 16 Tracks) lbr<br />
AX GENRICH AND BAND,<br />
THE PANCAKES, ZONE SIX<br />
UFOS OVER ELLMENDINGEN<br />
Live mitgeschnitten im Ok<strong>to</strong>ber 2011 beim<br />
Alien Rocket Flight Festival, einem kleinen,<br />
aber feinen Meeting von Kraut-, Surf-, Spaceund<br />
Psychedelic-Rockbands vor den Toren<br />
Pforzheims, wurde UFOS OVER ELLMEN-<br />
DINGEN. Bei diesem weit außerhalb des<br />
Mainstreams liegenden Festival darf sich das<br />
Publikum noch auf richtig experimentelle<br />
Livesounds freuen. Die „Moonside” bestreiten<br />
Ex-Guru-Guru-Gitarrist Ax Genrich mit<br />
seiner Band sowie die Lokalmatadoren <strong>The</strong><br />
Pancakes, von beiden Bands gibt es je einen<br />
psychedelischen Longtrack zu hören, bei<br />
dem spacige Gitarren die Richtung angeben.<br />
Handfester geht es dann auf der „Ufoside”<br />
zu, die neben einem weiteren, blues-rockigen<br />
Titel der Pancakes auch noch ein Stück von<br />
Zone Six enthält, das sich in Drone-Doom-<br />
Manier langsam, aber unaufhaltsam gen<br />
Himmel schraubt. Die exzellent klingende<br />
180g-Pressung erscheint als Vinyl-Only, ist<br />
auf 500 Stück limitiert und handnummeriert.<br />
(www.kern<strong>to</strong>nschall.de, 2012, 4 Tracks) us<br />
TAJ MAHAL<br />
RECYCLING THE BLUES &<br />
OTHER RELATED STUFF<br />
Rekordverdächtig<br />
kurze<br />
Spielzeiten<br />
pro Seite, dazu abzuspielen<br />
mit 45 Umdrehungen<br />
pro Minute:<br />
Das signalisiert<br />
höchste<br />
audiophile<br />
Ansprüche. Und in der Tat klingt diese<br />
1972er Scheibe, für die Original Recordings<br />
Group neu gemastert von HighEnd-<br />
Guru Bernie Grundman, in dieser teuren<br />
Luxusausgabe extrem präsent und realistisch.<br />
Musikalisch geht es – teils live, teils<br />
Studio – höchst puristisch zu. Mehr als<br />
jeweils eine Gitarre, ein Banjo, einen Kontrabass<br />
oder eine Kalimba gibt es außer<br />
der knorrigen Stimme von Mr. Henry St.<br />
Clair Fredericks nicht zu hören. Auf Seite<br />
3 allerdings veredeln die blutjungen Pointer<br />
Sisters die beiden Songs, einmal pustet<br />
Howard Johnson in die Tuba. Ansonsten<br />
hält Bluesforscher Taj Mahal genau ein,<br />
was der LP-Titel verspricht. Purster Blues,<br />
eine Prise Jazz und Weltmusik. Nichts für<br />
schnellen Nebenbei-Genuss.<br />
(Columbia/ORG/Sieveking Sound,<br />
1972, 2 LPs 45 U/min, 11 Tracks) lbr<br />
IGGY POP<br />
THE IDIOT<br />
Die sehr enge Zusammenarbeit<br />
mit<br />
Produzent und Co-<br />
Au<strong>to</strong>r David Bowie<br />
führt dazu, dass der<br />
ehemalige<br />
Sänger<br />
der S<strong>to</strong>oges auf seinem<br />
Solodebüt fast wie ein Klon des Thin<br />
White Duke der „Berliner Phase” klingt.<br />
Macht aber nix. Das Songmaterial, darunter<br />
die Erstfassung des später von Bowie<br />
zu Chart-Ehren geführten “China Girl”,<br />
hat große Klasse. Den Sound trimmten die<br />
Protagonisten auf düsteren, dichten, dabei<br />
fast beklemmend wenig brillanten und vor<br />
allem bei den s<strong>to</strong>ischen Drums wenig dynamischen<br />
Sound. Weil beabsichtigt und<br />
absolut kongruent mit der Mucke, geht das<br />
in Ordnung. Ein Knüller wie das kreisendschreitende<br />
“Dum Dum Boys” wäre im<br />
HiFi-Sound halb so wirkungsstark. Wobei<br />
die befriedigende Pressqualität des amerikanischen<br />
Reissues geringfügig mehr<br />
vom Originalklang bewahrt als die lausige<br />
1990er CD-Version.<br />
(4 Men With Beards/Virgin 1977,<br />
7 Tracks) lbr<br />
BURN PILOT<br />
PASSIONATE<br />
Als Mitte der Achtziger<br />
die Neo-Psychedelic-Bewegung<br />
mit Bands wie den<br />
Fuzz<strong>to</strong>nes oder Bevis<br />
Frond Einzug in<br />
das<br />
internationale<br />
Klangbild hielt, freuten sich viele Sixties-<br />
Fans über diesen Trend, der bis in die Mitte<br />
der Neunziger anhielt. Auch hier brachten<br />
Gruppen wie Sun Dial, Fantasyy Fac<strong>to</strong>ryy<br />
oder Purple Overdose noch au<strong>the</strong>ntische<br />
und handgemachte Klänge, die aber schon<br />
bald vom S<strong>to</strong>ner-Trend abgelöst wurden,<br />
Vinyl<br />
der vielen zu brachial erschien. Burn Pilot<br />
ist mit ihrer neuesten Scheibe (auch als<br />
CD erhältlich) die schwierige Gratwanderung<br />
zwischen psychedelischen Tönen<br />
und harten Rockriffs gelungen. Das in den<br />
Radiostars-Studios in Kalifornien aufgenommene<br />
Album wurde in der beliebten<br />
Powertrio-Besetzung mitgeschnitten und<br />
überzeugt durch gekonnte Improvisationen,<br />
ein natürliches Klangbild und Songs<br />
mit Ecken und Kanten. Obwohl alle Musiker<br />
Top-Leistung bringen, sticht besonders<br />
Drummer Sidney Jaffe hervor, denn er erinnert<br />
oft an Ginger Baker in seinen besten<br />
Tagen. Empfehlung!<br />
(Setalight/Rough Trade, 2012, 6 Tracks) fl<br />
MANIC STREET<br />
PREACHERS<br />
EVERYTHING MUST GO<br />
Es war die erste LP,<br />
welche die Jungs<br />
aus Blackwood nach<br />
dem<br />
rätselhaften<br />
Verschwinden ihres<br />
Sprachrohrs und Au<strong>to</strong>ren<br />
Richey James<br />
Edwards d im Februar 1995 herausbrachten<br />
– und sie fiel zugänglicher und erfolgreicher<br />
aus als alles, was die manischen<br />
Straßenprediger bis dahin produziert hatten.<br />
Noch mit vielen Textbeiträgen von<br />
Edwards war das Album eine Art Durchgangsstation<br />
zum internationalen Durchbruch<br />
der Waliser später mit THIS IS MY<br />
TRUTH .... Mit der 6/8-Takt-Hymne “A<br />
Design For Life” enthält es die gitarrenund<br />
mellotrongetränkte musikalische Visitenkarte<br />
der „späteren” Manics. <strong>Music</strong> On<br />
Vinyl hat sich um die Re-Analogisierung<br />
des MSP-Backkatalogs schon sehr verdient<br />
gemacht: EVERYTHING ... ist dank<br />
guter Pressung und Textbeilage ein weiteres<br />
Must für Freunde schwarzgepressten<br />
Brit-Pops.<br />
(Epic/Sony/<strong>Music</strong> On Vinyl, 1996,<br />
12 Tracks) lbr<br />
DUSTY SPRINGFIELD<br />
DEFINITELY<br />
Noch vor dem Über-<br />
Album DUSTY IN<br />
MEMPHIS<br />
nahm<br />
die weiße Soul-<br />
Diva 1968 in Good<br />
Old England dieses<br />
kaum weniger starke<br />
Album auf, ihr fünftes. ft In den Arrangements<br />
der Vollprofis John Paul Jones, Keith<br />
Mansfield und Peter Knight glänzt Miss<br />
Springfield (1939 –1999) mit inbrünstigausdrucksvollen<br />
Interpretationen. Man höre<br />
mal ihre geballte Ladung Soul in “Piece Of<br />
My Heart” – verstecken muss sie sich damit<br />
vor der großen Janis J. nicht. Überhaupt<br />
hört man die launische Lady heute viel lieber<br />
mit Uptempo-Nummern, streicherversülzte<br />
Balladen machen einfach weniger<br />
Spaß als etwa knallige Bigband-Wucht wie<br />
in “I Only Wanna Laugh”. Die Bild-Reproduktion<br />
des Einfach-Covers geriet etwas<br />
mau, die Pressung etwas besser. Das schön<br />
bedruckte Innersleeve hätte ruhig auch den<br />
Begleittext von Rose Collis zum 1998er<br />
CD-Remaster mitliefern können.<br />
(Philips/<strong>Music</strong> on Vinyl/Cargo, 1968,<br />
12 Tracks) lbr<br />
Seite 50 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
LP<br />
REVIEWS<br />
JOE COCKER<br />
SHEFFIELD STEEL<br />
Der<br />
Gasinstallateur<br />
aus Sheffield lieferte<br />
nach zahllosen Abstürzen<br />
und Krisen<br />
1982 wieder ein Erfolgsalbum<br />
ab. Produzent<br />
Chris Blackwell<br />
hatte htt ihn auf fdie Bahamas Bh geholt, wo er seiner<br />
Reibeisenstimme eine erstklassige Band<br />
hinstellte, unter anderem die Rhythmsektion<br />
Sly Dunbar und Robbie Shakespeare. Sogar<br />
King-Crimson-Gitarrist Adrian Belew gab ein<br />
Gastspiel. Die Songauswahl, bei dem „Nur”-<br />
Interpreten Cocker immer entscheidend, ist<br />
okay. Aber es hat auch schon beseeltere Cover<br />
von Jimmy Cliffs “Many Rivers To Cross”<br />
gegeben. Was soll’s, seit diesem Album lieferte<br />
Joe Cocker immer wieder die Pop-Rock-<br />
Konfektionsware ab, mit der er endlich reich<br />
und glücklich wurde. Als Neupress-Vorlage<br />
diente offenbar die Remaster-CD, die etwas<br />
klarer und nuancierter, zum Teil aber minimal<br />
harscher tönt als die deutsche Island-Pressung<br />
seinerzeit.<br />
(Island/<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1982,<br />
10 Tracks) lbr<br />
LEONARD COHEN<br />
RECENT SONGS<br />
Zwei Jahre nach dem<br />
peinlichen, von Phil<br />
Spec<strong>to</strong>r<br />
überarrangierten<br />
DEATH OF<br />
A LADIES MAN<br />
war 1979 alles wieder<br />
gut. Gemeinsam mit<br />
Henry Lewy produzierte Cohen wieder charmant-unprätentiös<br />
und kehrte zum zeitlosen,<br />
poetischen Folk zurück. Zurückhaltende<br />
Rhythmusgruppe, Gitarre, Keyboards und ab<br />
und an Streicher – mehr brauchen die Balladen<br />
des Kanadiers wirklich nicht. Es sei denn,<br />
die unvergleichliche Jennifer Warnes lässt mit<br />
ihrer Stimme den Background aufleuchten.<br />
Als Überraschung hielt LC diesmal Mariachi-<br />
Klänge und französische Textzeilen in “Un<br />
Canadien Errant” sowie einige Sprengsel der<br />
arabischen Laute Oud parat. Dass er bei den<br />
melancholisch-erotischen Songs zum Teil auf<br />
Material seines unveröffentlichten Albums<br />
SONGS FOR REBECCA (1975) und auf ein<br />
mittelalterliches Gedicht zurückgriff, macht<br />
gar nichts – denn der zeitlose Cohen ist der<br />
bes te Cohen. Der Klang entspricht weitgehend<br />
dem CD-Remaster, ordentliche Pressung.<br />
(Columbia/<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo,<br />
1979, 10 Tracks) lbr<br />
MAGGIE & TERRE ROCHE<br />
SEDUCTIVE REASONING<br />
Ein weiteres verborgenes<br />
Americana-<br />
Juwel, das es vor<br />
dem Abtauchen ins<br />
reine<br />
Insiderwissen<br />
zu bewahren gilt:<br />
das 1975er Debüt<br />
der irisch-stämmigen i i Roche-Schwestern<br />
aus New Jersey. Mit mehreren Produzenten,<br />
Paul Simon, Paul Samwell-Smith und David<br />
Hood sowie Top-Musikern aus dem Muscle-<br />
Shoals-Umfeld brachten Maggie und Terre<br />
(später mit Suzzy Roche zum Trio Roches gewachsen)<br />
ihre erstklassigen Songs aufs Band.<br />
Fern aller Schablonen zwischen Country und<br />
Folk sangen sie mal rau, mal engelsgleich<br />
harmonierend ihre Lieder, darunter auch das<br />
ein wenig pa<strong>the</strong>tisch orchestrierte Mini-Meisterwerk<br />
“West Virginia”. Das von Speakers<br />
Corner betreute Reissue bewahrt den von Bass<br />
und Drums eher weich grundierten, aber sehr<br />
klaren und präsenten Klang hervorragend gepresst.<br />
Wer die Indigo Girls mag, wird diese<br />
ihre zum Teil bis heute aktiven Vorgängerinnen<br />
lieben.<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>/Speakers Corner,<br />
1975, 10 Tracks) lbr<br />
SPIRIT<br />
TWELVE DREAMS OF<br />
DR. SARDONICUS<br />
In der Besetzung<br />
Randy California (g,<br />
voc), Ed Cassidy (dr),<br />
Jay Ferguson (voc,<br />
perc), John Locke<br />
(keys) und Mark Andes<br />
(b) spielte Spirit<br />
1970 diesen Westcoast-Rockklassiker ein.<br />
Produzent David Briggs gestattete etliche<br />
psycheldelische Soundexperimente, trimmte<br />
aber die Band auch zum Teil in Richtung<br />
Pop-Akzeptanz. <strong>Music</strong> On Vinyl brachte das<br />
Top-Album zwar dankenswerter Weise im<br />
Klappcover mit dem „gewohnten” falschen<br />
Tracklisting auf der Rückseite, verzichtete<br />
aber sonst auf jede Info (Besetzung, Texte,<br />
Remastering etc.). Die bietet zum Beispiel<br />
das Midprice-CD-Remaster von 1997, das<br />
erstaunlicherweise auf den viel klareren<br />
Sound bringt. MOV scheint hier eindeutig<br />
nur zweite Wahl gehabt zu haben, dumpfer<br />
und zum Teil eigenartig angezerrt etwa<br />
klingt Cassidys HiHat.<br />
(Epic/<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1970,<br />
12 Tracks) lbr<br />
GURU GURU<br />
PSY<br />
Zur Feier des<br />
40-jährigen<br />
Bühnenjubiläums<br />
von<br />
Guru Guru wurde<br />
2008 das Album<br />
PSY als CD veröffentlicht.<br />
Darauf<br />
(rein stilistisch betrachtet) bt t) so ziemlich alles,<br />
was die deutsche Krautrock-Legende um den<br />
trommelnden „Elektrolurch” Mani Neumeier<br />
in dieser langer Zeit so an schräger Musik<br />
von sich hören ließ. Jazz-Rock, (fernöstliche)<br />
World-<strong>Music</strong>, freakige Gitarrenjams, Psychedelisches<br />
– kurz gesagt: höchst abwechslungsreiche<br />
Gitarren- und Rhythmus-be<strong>to</strong>nte<br />
Rockmusik. Diese klingt auf PSY alles andere<br />
als angestaubt, besonders die jetzt auf vielfachen<br />
Fan-Wunsch aufgelegte Vinylausgabe<br />
(Spielzeit-technisch auf zehn Tracks reduziert)<br />
tönt frisch und unverbraucht aus den<br />
Boxen. Neben dem Stammpersonal Roland<br />
Schaeffer (g, sax, voc), Hans Reffert (g, voc)<br />
und Peter Krühmstedt (b) bereicherten musikalische<br />
Gäste von Kraan (Hellmut Hattler,<br />
Jan Fride), Amon Düül (Chris Karrer), Japan<br />
(Uchihashi Kazuhisa) sowie Werner Goos an<br />
der Sitar und mit Gitarrist Luigi Archetti auch<br />
ein Ex-Mitglied von Guru Guru die Aufnahmen.<br />
Alles in allem ein hervorragend klingender<br />
Beweis dafür, wie kreativ diese Band<br />
auch nach über 40 Jahren noch ist.<br />
(Guru Guru/Eigenvertrieb, 2008,<br />
10 Tracks) tk<br />
IKE & TINA TURNER<br />
FEEL GOOD<br />
Ja, es fehlt ein Knaller<br />
wie “Nutbush City<br />
Limits”. Und ja, der<br />
Sound geriet trotz<br />
Remasterings<br />
von<br />
Sean Magee in den<br />
Abbey Road Studios<br />
sehr dicht und ein wenig mulmig. Aber: Die<br />
Turners verwöhnen auch auf ihrem 1972er<br />
Album mit bärenstarkem Funk, Soul und<br />
Rhythm & Blues. Sogar das <strong>Beatles</strong>-Cover<br />
“She Came In Through <strong>The</strong> Bathroom Window”<br />
gelingt erstklassig. Warum Ike allerdings<br />
einige Top-Nummern wie den <strong>to</strong>llen<br />
Rausschmeißer “Bolic” wie einige andere<br />
Songs so rüde und früh ausblenden ließ,<br />
bleibt sein Geheimnis. Doch was auch immer<br />
er seiner Tina zu der Zeit angetan haben mag:<br />
Sie gibt au<strong>the</strong>ntisch das singende, röhrende,<br />
kreischende und männermordende Erotikon,<br />
das potenziert mehr anmacht als das gezähmte<br />
Mainstream-Mädel der Spätjahre.<br />
(Pure Pleasure/Speakers Corner,<br />
1972, 10 Tracks) lbr<br />
MELODY GARDOT<br />
THE ABSENCE<br />
Gibt es ein reizvolleres<br />
Argument für<br />
die LP-Größe als<br />
dieses Cover? Doch<br />
außer dem Artwork<br />
in bester Roxy-<strong>Music</strong>-Tradition<br />
hat die<br />
amerikanische i Sängerin, Pianistin und Gitarristin<br />
mit dem klingenden Namen noch<br />
viel zu bieten: einen brillant musizierten<br />
Multikulti-Soft-Jazz zum Beispiel, in dem<br />
portugiesischer Fado ebenso durchklingt<br />
wie lateinamerikanische Rhythmik und<br />
orientalische Harmonik. Miss Gardot singt<br />
dazu meist englisch, mal französisch, mal<br />
lusitanisch – meist lasziv die Stimmbänder<br />
räkelnd, nur selten auch mal lüstern gurrend.<br />
Produzent, Arrangeur, Keyboarder<br />
und Gitarrist Hei<strong>to</strong>r Pereira zauberte ihr<br />
dazu ein höchst attraktives Klanggewand,<br />
dem Bernie Grundmans Mastering die audiophile<br />
Krone aufsetzt.<br />
(Decca/Universal, 2012, 11 Tracks) lbr<br />
ROBERT LAMM &<br />
JOHN VAN EPS<br />
ROBERT LAMM SONGS:<br />
THE JVE REMIXES<br />
Braucht man das<br />
wirklich? Songs aus<br />
der Feder von Chicago-Anführer<br />
Robert<br />
Lamm durch den<br />
Remix-Wolf gedreht?<br />
Die Reaktionen in den<br />
USAfi fielen mehr als widersprüchlich aus, doch<br />
nach eigenem Lauschen ohne Scheuklappen,<br />
kann man John Van Eps attestieren, dass es<br />
ihm durchaus gelungen ist, Klassiker wie “25<br />
To 6 Or 4” (in Dance- wie Latin-Ausrichtung),<br />
“Beginnings” oder “Does Anybody Really<br />
Know What Time It Is” neu aufzubereiten.<br />
Er hat die Originale auseinandergenommen,<br />
entkernt und „mit der Chicago-DNA” (O-Ton<br />
JVE) neu aufgebaut, wobei er sich drei Lamm-<br />
Solonummern und sechs von Chicago vornahm.<br />
Die Resultate klingen verfremdet, mal<br />
durchaus richtig gut tanzbar, in jedem Fall auf-<br />
Vinyl<br />
gefrischt und zeitgemäß elektronisch modernisiert.<br />
Und: Gute Songs kann man bekanntlich<br />
nicht kaputtmachen.<br />
(Blue Infinity, 2012, 9 Tracks) pro<br />
TANGERINE DREAM<br />
RICOCHET + STRATOSFEAR<br />
Noch weit entfernt t von ihren kürzeren, Popverliebten<br />
Stücken der 80er Jahre waren Edgar<br />
Froese, Chris Franke und Peter Baumann<br />
1975, als sie mit RICOCHET ein Album<br />
aufnahmen, bei der es pro LP-Seite einen<br />
Longtrack gibt. Das erste Mal nahmen Tangerine<br />
Dream ihre Musik für diese Veröffentlichung<br />
live auf, der größte Teil davon wurde<br />
bei einem Konzert im Londoner Stadtbezirk<br />
Croydon mitgeschnitten (original und unbehandelt<br />
auf THE BOOTLEG BOX SET VOL:<br />
1 zu hören), der Rest bei Auftritten in Frankreich.<br />
Aus diesem Material formten sie zwei<br />
Teile, von denen Part One die „böse” Seite<br />
darstellt, Part Two die „gute”, sich der Klang<br />
im Laufe der knapp 40-minütigen Spielzeit<br />
von zerrissener Düsternis in befreiende Weite<br />
öffnet. Ein Jahr später, 1976, legten Tangerine<br />
Dream dann mit STRATOSFEAR eines ihrer<br />
besten Alben vor. Jeder Ton ihrer Musik<br />
ist hier mit Bedacht gewählt, zwingend und<br />
strukturiert werden vielschichtige Klänge ineinander<br />
verwoben, von den später vielfach<br />
zu hörenden, wabern den New-Age-Klängen<br />
waren sie zu dieser Zeit noch Lichtjahre entfernt.<br />
Vergleicht man den Klang der LPs mit<br />
den 1995er CD-Remas ter-Versionen, hat das<br />
Vinyl (allerdings nur knapp) die Nase vorn,<br />
ertönt das Klangbild insgesamt wärmer und<br />
mit einem Tick mehr Atmosphäre.<br />
(Virgin/EMI, 1975 + 1976, 2 Tracks +<br />
4 Tracks) us<br />
ZZEBRA<br />
ZZEBRA<br />
Jerry Smith (g) und<br />
Dave Quincey (sax)<br />
hatten bei den Jazz-<br />
Rockern If gespielt,<br />
ehe sie Zzebra an<br />
den Start brachten.<br />
Der<br />
Multi-Instrumentalist<br />
tlitLaiussi i „Loughty” Amao war bei<br />
Osibisa gewesen, Gus Yeadon (voc, g, p)<br />
bei Love Affair, John McCoy (b) und Gast<br />
Tommy Eyre (keys) mischten später bei<br />
Gillan mit. Bei der Quasi-All-Startruppe<br />
Zzebra vermengten sie 1974 afrikanische<br />
Rhythmen mit Jazz und (Prog-)Rock samt<br />
Funk-Tupfern und Andeutungen dessen,<br />
was später als World-<strong>Music</strong> firmieren<br />
sollte. Es war damals eine leicht exotisch<br />
anmutende, recht eklektische Musik, und<br />
sie ist es heute immer noch, wobei die damals<br />
eigens für Zzebra erfundene Schublade<br />
Afro-Prog allerdings doch zu kurz<br />
greift. Das Ganze hat dank der nochmaligen<br />
Klangbearbeitung durch die Reissue-<br />
Experten von Sireena für die 180g-Vinylfassung<br />
zusätzlich an Transparenz und<br />
Frische gewonnen.<br />
(Sireena/Broken Silence, 1974,<br />
8 Tracks) pro<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 51
CD<br />
REVIEWS<br />
MEMPHIS SLIM & ALEXIS<br />
KORNER<br />
TWO OF THE SAME KIND<br />
(LONDON SESSIONS)<br />
Im Alter von 45 trat Bluessänger und Pianist<br />
Memphis Slim in der Band von Willie<br />
Dixion erstmals außerhalb der USA auf und<br />
bereiste Europa. Während dieser Tour kam<br />
es 1960 in London zu zwei Sessions, die<br />
nun auf CD vorliegen. Die Nennung von<br />
Alexis Korner im Plattentitel dürfte eher<br />
Marketinggründen geschuldet sein, denn<br />
der „Vater des britischen Blues” ist hier nur<br />
als Gitarrist dabei, dies auch nicht bei allen<br />
Songs, da Memphis Slim viele Stücke<br />
nur mit Klavierbegleitung einspielte. Dies<br />
tut der Qualität der Aufnahmen aber keinen<br />
Abbruch, denn Memphis Slim war einer<br />
der besten Bluespianisten, der seinem Instrument<br />
alle Variationen von bluesig-sanft<br />
bis kräftig rollendem Boogie-Woogie entlocken<br />
konnte. Die erste Scheibe wurde im<br />
Trio mit Schlagzeug und Korner an der Gitarre<br />
eingespielt. CD 2 bringt mit Bass und<br />
Tenorsax weitere Klangfarben ins Spiel,<br />
wobei diese Begleitmusiker heute nicht<br />
mehr zu ermitteln waren. Die betagten<br />
Songs wurden ansprechend bearbeitet, so<br />
dass der au<strong>the</strong>ntische schwarze Blues mit<br />
Freude genossen werden kann.<br />
(Blues Boulevard/H’Art, 2012,<br />
19/74:37, 15/53:31) rg<br />
GARY MOORE<br />
BLUES FOR JIMI<br />
Kann der Stil zweier<br />
Gitarristen weiter<br />
voneinander<br />
entfernt<br />
sein als der<br />
von Gary Moore<br />
und Jimi Hendrix?<br />
Kann es dem immer<br />
etwas unterkühlt und emotionslos daherkommenden<br />
Briten gelingen, leidenschaftlichen<br />
BLUES FOR JIMI zu spielen? Am<br />
25. Ok<strong>to</strong>ber 2007 bewies Gary Moore, dass<br />
dies trotz aller stilistischen Unterschiede<br />
bestens funktioniert, dass er sehr wohl<br />
dazu in der Lage war, Songs wie “Purple<br />
Haze”, “Fire”, “<strong>The</strong> Wind Cries Mary”,<br />
“Manic Depression” oder “Foxy Lady” einerseits<br />
auf seine eigene Art und Weise zu<br />
spielen, andererseits aber auch erkennbar<br />
zu machen, dass er sich hier vor einem großen<br />
Kollegen verbeugte. Und am Ende des<br />
Auftritts durchströmte ein Hauch Wehmut<br />
das Londoner Hippodrome, als Schlagzeuger<br />
Mitch Mitchell und Bassist Billy Cox<br />
– beides Mitglieder von <strong>The</strong> Jimi Hendrix<br />
Experience – die Bühne betraten und dort<br />
zusammen mit Gary Moore den Abend mit<br />
einem bluesigen “Red House” und einem<br />
rockig krachenden “S<strong>to</strong>ne Free” beendeten.<br />
(Eagle/edel, 2012, 12/73:29)<br />
us<br />
BETTYE LaVETTE<br />
THANK N’ THOUGHTFUL<br />
Nachdem Bettye LaVettes letztes Album<br />
INTERPRETATIONS – THE BRITISH<br />
ROCK SONGBOOK (2010) nicht ganz so<br />
gut beurteilt wurde, ist das Konzept des aktuellen<br />
Werks THANK N’ THOUGHTFUL<br />
wesentlich ansprechender. Dafür hat sie Titel<br />
von Bob Dylan (“Everything Is Broken”),<br />
Ewan McColl (“Dirty Old Town”), Chris<br />
Youlden (“I’m Tired”), Tom Waits (“Yesterday<br />
Is Here”), Neil Young (“Everybody<br />
Knows This Is Nowhere”), Beth Nielsen<br />
Chapman (“Fair Enough”) und anderen gewählt.<br />
Die nach wie vor großartige Stimme<br />
der 66-Jährigen aus Detroit kommt bei den<br />
überwiegend getragenen, balladesken Versionen<br />
eindrucksvoll zur Geltung. Wie immer<br />
steht LaVette eine kompetente Band zur<br />
Verfügung, die mit wohltuender Zurückhaltung<br />
deutlich zum Gelingen der zwölf Produktionen<br />
beigetragen hat. Für Freunde des<br />
hochwertigen Soul und Blues ist das Album<br />
uneingeschränkt empfehlenswert, da es keine<br />
schwache Minute enthält.<br />
(Anti/Indigo, 2012, 12/50:23) p<br />
ARETHA FRANKLIN &<br />
OTIS REDDING<br />
THE VERY BEST OF TOGETHER<br />
Auf YouTube kann<br />
man Otis Redding<br />
und Aretha Franklin<br />
zusammen “Respect”<br />
singen hören, doch<br />
selbst dort wurden<br />
dafür<br />
Aufnahmen<br />
zweier verschiedener Auftritte zusammengeschnitten.<br />
Denn wenn man den Titel dieser<br />
Veröffentlichung – THE VERY BEST OF<br />
TOGETHER – zu wörtlich nimmt, könnte<br />
man ja auf ein (bisher verschollenes) Album<br />
voller gemeinsamer Duette der Beiden hoffen.<br />
Doch leider ist dem nicht so, man erhält<br />
hier nicht mehr (aber auch nicht weniger)<br />
als einen Doppelpack mit zwei getrennten<br />
Best-Of-CDs der beiden Soulgrößen. Bei<br />
Otis Redding geht es über “Sittin’ On <strong>The</strong><br />
Dock Of <strong>The</strong> Bay” über “A Change Is Gonna<br />
Come” und “Stand By Me” bis zu “Wonderful<br />
World”, bei Aretha Franklin beginnt die<br />
Zusammenstellung mit “Respect”, führt über<br />
Hits wie “Son Of A Preacher Man” und “Do<br />
Right Woman, Do Right Man” bis zu den<br />
Gemeinschaftsproduktionen mit den Eurythmics<br />
(“Sisters Are Doin’ It For <strong>The</strong>mselves”)<br />
und George Michael (“I Knew You Were<br />
Waiting For Me”).<br />
(Rhino/Warner, 2012, 23/79:15,<br />
27/77:22) us<br />
THE BREW UK<br />
LIVE IN EUROPE<br />
Mit purer Energie und archaischer Kraft<br />
überzeugten schon ihre beiden letzten<br />
Studioplatten Fans und Kritiker, kein<br />
Wunder, dass die Erwartungen an den<br />
ersten Livemitschnitt dieses Blues-Rocktrios<br />
hoch waren. Wer schon einmal ein<br />
Konzert von <strong>The</strong> Brew UK erlebt hat, der<br />
weiß, dass hier von Anfang an Vollgas<br />
gegeben wird, dass es so gut wie keine<br />
Verschnaufpausen gibt. Und so enttäuscht<br />
LIVE IN EUROPE auch nicht, Gitarrist<br />
und Leadsänger Jason Barwick, Schlagzeuger<br />
Kurtis Smith und dessen Vater<br />
Tim am Bass machen eigentlich gar nichts<br />
Außergewöhnliches, außer dass man ihrer<br />
Musik zu jeder Sekunde anhört, mit wie<br />
viel Herzblut und Einsatz sie bei der Sache<br />
sind. Neben Songs aus ihren letzte<br />
beiden Alben haben sie mit “Postcode<br />
Hero” und “Ode To Eugene” auch noch<br />
zwei Songs aus ihrem 2008er Werk JO-<br />
KER dabei, und heutzutage noch ein siebenminütiges<br />
Schlagzeugsolo mit auf die<br />
CD zu nehmen, ist natürlich purer Anachronismus<br />
– aber unschlagbar gut!<br />
(Jazzhaus/inakustik, 2012, 12/68:22) us<br />
Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />
CHICKEN SHACK<br />
IMAGINATION LADY<br />
Nach einer Komplettumbesetzung<br />
agierte<br />
Frontmann<br />
Stan Webb (g, voc)<br />
ab 1970 mit Chicken<br />
Shack als Powertrio.<br />
Aus heutiger Sicht ist<br />
nicht mehr ganz nachzuvollziehen, warum<br />
Chicken Shack damit den Sprung aus der<br />
zweiten Reihe nach vorne nicht schafften.<br />
Der Bandleader lieferte auf seiner Gitarre<br />
Beachtliches (das Solo im Bandklassiker<br />
“Poor Boy”!), sein Gesang hatte eine eigene,<br />
leicht nasale Note – und seine Songs<br />
für IMAGINATION LADY waren mit das<br />
Beste, weil Vielfältigste, was er in seiner<br />
langen Blues-Rockkarriere zustande<br />
brachte. Mit seiner rockigen Version des<br />
oft gecoverten “Goin’ Down” brauchte er<br />
sich hinter Jeff Beck nicht zu verstecken.<br />
In den letzten Jahren mehrfach wiederveröffentlicht,<br />
gewinnt diese Neuauflage ihre<br />
Daseinsberechtigung durch das Remastering<br />
und Malcolm Domes Liner-Notes. Ein<br />
Schätzchen zum Wiederentdecken!<br />
(Esoteric/Rough Trade, 1972, 9/44:27) pro<br />
KC & THE SUNSHINE BAND<br />
KC & THE SUNSHINE BAND<br />
(EXPANDED EDITION)<br />
“That’s <strong>The</strong> Way (I Like It)” gab die Richtung<br />
und das Mot<strong>to</strong> vor, mit denen KC &<br />
<strong>The</strong> Sunshine Band Mitte der 70er Jahre<br />
zu Superstars der Discomusik wurden. Vor<br />
allem in ihrer Heimat war ihr zweites, KC &<br />
THE SUNSHINE BAND betiteltes Album,<br />
ein gigantischer Abräumer, wurde gleich<br />
dreifach mit Platin ausgezeichnet. Zum ersten<br />
Mal – seit den <strong>Beatles</strong> 1964 – gelang es<br />
einer Band innerhalb von zwölf Monaten,<br />
mit vier Singles die Billboard-Charts zu<br />
<strong>to</strong>ppen. Neben dem eingangs erwähnten Hit<br />
dürften Fans des Genres noch “Get Down<br />
Tonight” sowie das George-McCrae-Cover<br />
“I Get Lifted” bestens in Erinnerung haben.<br />
Mit drei Bonus-Tracks (eine Remix- und<br />
zwei Singleversionen), deutlich hörbar<br />
remastert und mit einem neuen Booklet<br />
ausgestattet, wird die 2012er Neuauflage<br />
so zu einer lohnenswerten Reise zurück in<br />
ein Zeitalter, als R&B mit Funk- und Latin-<br />
Anleihen den Sound der Discos dominierte.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1975,<br />
11/45:16) tk<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
FOR NORTHERN SOUL<br />
COLLECTORS (VOL.1)<br />
In den Liner-Notes zur ersten Folge der<br />
Doppel-CD FOR NORTHERN SOUL<br />
COLLECTORS plädiert Zeitzeuge<br />
Richard Searling dafür, den Begriff „nor<strong>the</strong>rn”<br />
nicht zu eng zu fassen – schließlich<br />
gab es im gesamten UK Dauertanzclubs<br />
für Soulfans mit erlesenem Geschmack.<br />
Da „Nor<strong>the</strong>rn Soul” nicht patentierbar und<br />
kein geschützter Markenbegriff ist, sollte<br />
man in der Tat nicht so päpstlich sein wie<br />
der innere Kreis der Soul-Totalkenner und<br />
es einfach hinnehmen, wenn sich unter<br />
50 Tracks auch einige befinden, die nach<br />
strengem Urteil hier eher nicht hingehören,<br />
weil sie, beispielsweise, von „zu bekannten”<br />
Acts wie Fats Domino, Nancy<br />
Wilson, Mitch Ryder (!), Bobby Womack<br />
oder Garnet Mimms stammen. Aber,<br />
keine Angst, die meisten Namen gehören<br />
garantiert nicht zu den geläufigen:<br />
<strong>The</strong> Invitations, Billy Prophet, Marjorie<br />
Black, Denny Spellman, Purple Mundi,<br />
Elbie Parker ... Der Obskuritätsfak<strong>to</strong>r ist<br />
also ziemlich hoch. Doch egal, ob Stars,<br />
ob verkannte Genies, alle veröffentlichten<br />
ihre großen Taten auf den Labels Roulette,<br />
Capi<strong>to</strong>l, United Artists, Dynovoice,<br />
Laurie, Minit, Veep, Calla, Sue, Broadway,<br />
Liberty, Tower und Symbol – Searling<br />
konnte also aus dem Vollen schöpfen,<br />
und das zahlt sich qualitativ mächtig aus.<br />
Gerade mal fünf schwächelnde Tracks<br />
stehen 45 Treffern gegenüber. Von denen<br />
sind “I’ll Do Anything” (Doris Troy),<br />
“Number One In Your Heart” (Herbie<br />
Goins), “Mr. Soul Satisfaction” (Timmy<br />
Willis), “Can’t Help Lovin’ Dat Man” (Ila<br />
Vann), “S<strong>to</strong>p And You’ll Become Aware”<br />
(Helen Shapiro), “Nobody But You” (Es<strong>the</strong>r<br />
Phillips), “Be Careful Girl” (Betty<br />
Turner), “Yes You Did” (Herman Hitson)<br />
und “S<strong>to</strong>len Hours” (Patrice Holloway)<br />
die allerstärksten. Volume 2 ist schon angekündigt!<br />
(EMI, 2012, 25/66:14, 25/64:56) hjg<br />
ROBERT CRAY BAND<br />
NOTHIN BUT LOVE<br />
Natürlich rockt Robert<br />
Cray seinen<br />
Blues nicht so derb<br />
wie ein Joe Bonamassa,<br />
kommt<br />
nicht<br />
traditionell<br />
zwölftaktig<br />
daher,<br />
doch tun ihm die Unrecht, die ihm mit<br />
negativen Unter<strong>to</strong>n „Blues im Anzug”<br />
vorwerfen. Der Mann spielt seine Gitarre<br />
voller Feeling einfach elegant, seine Songs<br />
gehen ins Ohr, erzeugen durchaus Wohlgefühl<br />
(und live Schweiß). Sein neues<br />
Album firmiert unter Robert Cray Band,<br />
haben seine Mitstreiter Richard Cousins<br />
(b), Jim Pugh (keys) und Tony Braunagel<br />
(dr) doch alle als Songwriter beigetragen<br />
– und im Studio sowieso, inklusive Produzent<br />
Kevin Shirley. Herausgekommen ist<br />
ein sehr variantenreiches Werk, mit Soul<br />
und Gospel (“Worry”, “Great Big Old<br />
House”), Rock’n’Roll-Drive (“Side Dish”)<br />
oder Bigband-Anlehnung (“I’ll Always<br />
Remember You”). Es groovt lässig und unaufdringlich,<br />
rundum gelungen!<br />
(Provogue/Rough Trade, 2012,<br />
10/49:27) pro<br />
DUFFY POWER<br />
TIGERS<br />
Das letzte Studio-Album des Mannes, der<br />
1959 neben Billy Fury und Georgie Fame<br />
zu Larry Parnes’ Tourneezirkus gehörte und<br />
später Alexis Korners Lieblingssänger wurde,<br />
erschien 1973 – ist da nun noch Feuer?<br />
Eher Hingabe und Herz, dazu frappierendes<br />
Handwerk: Power, 71, spielt Blues-Harp<br />
und seine Nylonsaiten-Akustik derart virtuos,<br />
perkussiv wie melodisch, dass eine<br />
ganze Band zu arbeiten scheint. Seine recht<br />
hohe, eindringliche Stimme hat nichts vom<br />
Zauber der frühen Jahre verloren, bis auf<br />
vier Adaptionen (das von Fame Reggaefizierte<br />
“Johnny Too Bad” führt er auf Folkwurzeln<br />
zurück) schrieb der als Ray Howard<br />
geborene Londoner alle Songs selbst.<br />
Seite 52 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
Bass- und Pianotupfer gibt es sparsam<br />
von Alex Keen und Dave Moore, Sängerin<br />
Janet Holmes sorgt für eingängige<br />
Duette wie das unvergessliche<br />
“Nine Lives Gone”. Auf “Spaces”<br />
hört man die wohl letzten Studiotakes<br />
von Colosseums Dick Heckstall-<br />
Smith, Duffy & Dick <strong>to</strong>urten Mitte<br />
der Neunziger durch britische Clubs.<br />
(Duskfire/Import, 2012,<br />
14/52:40) utw<br />
JIMMY CLIFF<br />
REBIRTH<br />
Ein<br />
Albumtitel<br />
als unmissverständliches<br />
Signal:<br />
Hier will ein<br />
Veteran nochmals<br />
angreifen.<br />
Wir erinnern uns gern: Vor gut 40<br />
Jahren sorgte Cliff mit strammen Hits<br />
wie “Vietnam” und “Wonderful World,<br />
Beautiful People” sowie seiner Hauptrolle<br />
im Reggae-Kultfilm „<strong>The</strong> Harder<br />
<strong>The</strong>y Come” mächtig mit für den internationalen<br />
Durchbruch dieser Musik.<br />
Doch es folgten auch magere Jahre mit<br />
nicht immer zündender Musik. Und<br />
nun: REBIRTH. Nach eigenem Bekunden<br />
will Cliff seine Wurzeln erneut<br />
entdecken, hat dafür ein Bündel feiner<br />
Songs geschrieben und sich als Produzenten<br />
den Punk-erfahrenen Grammy-<br />
Preisträger Tim Armstrong (Operation<br />
Ivy, Rancid) geholt, der wichtige, aber<br />
nicht übermächtige Spuren in der Musik<br />
hinterlassen hat. Sein Einfluss ist<br />
vor allem bei “Bang”, dem voll geglückten<br />
Clash-Cover “Guns Of Brix<strong>to</strong>n”<br />
und seiner eigenen Komposition<br />
“Ruby Soho” zu hören. Alles starke<br />
Leistungen, die in einer Qualitätslinie<br />
mit Cliffs ohrwürmigen Songs “World<br />
Upside Down”, “Ship Is Sailing”, dem<br />
programmatischen Lobeslied “Reggae<br />
<strong>Music</strong>” und der ersten Single “One<br />
More” stehen. Hauptnenner bei alledem<br />
ist natürlich Jimmy Cliffs Stimme.<br />
Völlig zu Recht urteilte das britische<br />
Magazin „Mojo”: „... seine Stimme ist<br />
einfach unglaublich – immer noch genauso<br />
bewegend und mit der gleichen<br />
Seele wie zu seiner Glanzzeit.” Und die<br />
„Los Angeles Times” befand: „... fantastische<br />
Kollision von Roots-Reggae<br />
und Punk-Rock.” Mit der Schubkraft<br />
solchen Lobes, dem man sich nur anschließen<br />
kann, steht für Jimmy Cliff<br />
die Ampel auf grün ...<br />
(Trojan/Universal 2012,<br />
13/46:16) hjg<br />
THE REVEREND<br />
PEYTON’S BIG DAMN<br />
BAND<br />
BETWEEN THE DITCHES<br />
Was Reverend Pey<strong>to</strong>ns Musik seines<br />
fünften Albums von seinen vorherigen<br />
Alben unterscheidet? Nichts!<br />
Immer noch grummelt sein Hillbilly-Blues<br />
wie ein alter, verrosteter<br />
Diesel, immer noch scheint sich der<br />
galoppierende Rhythmus des öfteren<br />
selbst überholen zu wollen, immer<br />
noch fragt man sich, wie er und seine<br />
Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />
Big Damn Band (bestehend aus seiner<br />
Frau Breezy an Waschbrett und Background-Vocals<br />
sowie seinem Cousin<br />
Aaron Persinger an den Drums) diesen<br />
archaischen Sound hinkriegen.<br />
Herzstück sind die alten Gitarren, die<br />
Pey<strong>to</strong>n einsetzt, zwei 30er-Jahre-National<br />
Gitarren, eine Cigar Box Guitar,<br />
eine Gibson Flat<strong>to</strong>p 1929 L2 und<br />
eine Airline Map Electric. Zum ersten<br />
Mal wurden die Songs für BETWEEN<br />
THE DITCHES nicht live in einer<br />
Session mitgeschnitten, sorgfältig<br />
wurde Spur um Spur aufgenommen,<br />
wurden die Stücke am Produktionstisch<br />
gemischt. Dass man dies dem<br />
Ergebnis nicht (negativ) anhört, dass<br />
die wilde Live-Atmosphäre nicht verlorenging,<br />
dürfte auch an der eisernen<br />
Arbeitsmoral des Trios liegen, das<br />
rund 250 Tage pro Jahr auf Tour ist.<br />
(SideOneDummy Records/Cargo,<br />
2012, 14/48:21) us<br />
PEE WEE BLUESGANG<br />
LIVE IM JOVEL<br />
Zum<br />
Auftakt<br />
meint man, da<br />
würden Status<br />
Quo mit ihrem<br />
Boogie-Shuffle<br />
loslegen, doch<br />
spätestens<br />
als<br />
Richard Hagel mit seiner rauen Stimme<br />
das Heft in die Hand nimmt und<br />
wenig später Gitarrist Thomas Hesse<br />
solierend brilliert, wird man sich des<br />
akustischen Irrtums bewusst. Hagel<br />
hatte kurz zuvor Rainer Hänsch (Zoff)<br />
ersetzt und drückte dem zwar konventionell<br />
blues-rockig abgehenden, aber<br />
heute noch unüberhörbar in seine Musik<br />
verliebten Quintett seinem Stempel<br />
auf, als es am 10. April 1980 in<br />
Münster in Steffi Stephans Kultschuppen<br />
Jovel auf der Bühne stand. Zeitlos<br />
gut <strong>to</strong>bte die Pee Wee Bluesgang<br />
durch die sieben eigenen, durchweg<br />
von Hesse stammenden Nummern<br />
plus das Traditional “Rambling On<br />
My Mind”. Es variierte das Klangbild<br />
des Blues-Rock mit (Piano-getriebenem)<br />
Boogie-Woogie spannend –<br />
Genrefans können bedenkenlos, nein,<br />
sie sollten bei diesem his<strong>to</strong>rischen<br />
Tondokument zugreifen!<br />
(Sireena/Broken Silence,<br />
1980, 8/38:14) pro<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
HAVE MERCY – THE SONGS<br />
OF DON COVAY<br />
Das britische Label Ace präsentiert<br />
in seiner renommierten Komponisten-Serie<br />
hier eine ganz exquisite<br />
Sammlung: Songs von Don Covay.<br />
Der 74-jährige farbige Amerikaner<br />
(*24.3.1938 als Donald Rudolph)<br />
hat sich seit den 50er Jahren als unglaublich<br />
vielseitiges Songschreibertalent<br />
erwiesen. Als Interpret<br />
konnte er einige Achtungserfolge<br />
verbuchen, aber seine wahre Stärke<br />
ist das Komponieren von Hits für<br />
eine endlose Abnehmerschar. Diese<br />
reicht vom Rock’n’Roll und Rhythm<br />
& Blues über Soul und reinrassigen<br />
Pop bis zum Rock und schließt auch<br />
Arbeiten für kurzfristige Moden wie<br />
dem Twist ein. Die proppenvolle CD<br />
bringt gigantischen Soul von Wilson<br />
Pickett (“Three Time Loser”), Aretha<br />
Franklin (“Chain Of Fools”) und Gladys<br />
Knight & <strong>The</strong> Pips (“Come See<br />
About Me”) sowie Titel von Solomon<br />
Burke, Ben E. King, Etta James und<br />
den Staple Singers. Der Rock’n’Roll<br />
wird durch Dee Clark und Gene Vincent<br />
vertreten. Klasse-Pop kommt<br />
von Lena Horne, Billy Fury und Mary<br />
Ann Fisher. Rhythm&bluesiger Rock<br />
ist von der Graham Bond Organization<br />
(“Long Tall Shorty”), Tina Britt<br />
(“Sookie Sookie”, der Steppenwolf-<br />
Hit) und Cliff Bennett (“See Saw”)<br />
zu hören. Geschmust wird bei Arlene<br />
Smith (“Mon Cherie Au Revoir”)<br />
und getwistet bei Connie Francis<br />
(“Mr Twister”). Alles eindrucksvolle<br />
Tracks, doch die Krone gebührt –<br />
durchaus etwas überraschend – Little<br />
Richard mit dem grandios arrangierten<br />
“I Don’t Know What You’ve Got<br />
But It Got Me”. Selten hat man das<br />
alte Raubein so gefühlsgeladen gehört.<br />
Dieser Sampler ist eine fabelhafte<br />
Ergänzung zum Tribute-Album<br />
CELEBRATING THE MUSIC OF<br />
DON COVAY von 1993.<br />
(Ace/Soulfood, 2012, 26/72:43) hjg<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
BEHIND CLOSED DOORS –<br />
WHERE COUNTRY MEETS<br />
SOUL<br />
Dieser Sampler<br />
ist eine überzeugende<br />
Lehrstunde<br />
in Sachen<br />
Grenznegierungen.<br />
Schwarze<br />
Interpreten,<br />
darunter so bekannte wie Percy Sledge,<br />
Aaron Neville, Solomon Burke, Es<strong>the</strong>r<br />
Phillips, Al Green, Millie Jackson und<br />
Joe Tex, verlassen hier ihre Stammterri<strong>to</strong>rien<br />
Rhythm & Blues und Soul und<br />
tummeln sich auf vermeintlichem Feindesland,<br />
der Country-<strong>Music</strong> des weißen<br />
Amerikas. Das wird bekanntlich nicht<br />
nur von bornierten Rednecks bewohnt,<br />
sondern eben auch von geschmackssicheren<br />
Musikmenschen, denen so mancher<br />
Songklassiker eingefallen ist. Und<br />
weil gerade Spitzensongs die gute Eigenschaft<br />
haben, biegsam zu sein, ist es<br />
nicht einmal eine Titanenleistung – sondern<br />
eher „business as usual” –, durch<br />
Arrangementkniffe aus Countryvorlagen<br />
Black <strong>Music</strong> zu formen. Bei weniger<br />
bekannten Titeln muss man mitunter<br />
schon genauer zuhören, die weißen<br />
Wurzeln hinter der schwarzen Interpretation<br />
auszumachen. Aber das Konzept<br />
geht auch verblüffend bei ausgemachten<br />
Countryhits wie “I’m So Lonesome<br />
I Could Cry”, “Detroit City”, “Gentle<br />
On My Mind” und “Behind Closed<br />
Doors” auf. Ein musikalisch hochwertiger,<br />
zudem fabelhaft aufgemachter<br />
Sampler des britischen Qualitätslabels<br />
Kent, der gleichermaßen lehrreich und<br />
unterhaltsam ist.<br />
(Kent/Soulfood, 2012, 23/77:00) hjg<br />
CD: 1014922EAG · LP: 1014942ELN<br />
RE-MACHINED<br />
A TRIBUTE TO<br />
DEEP PURPLE’S<br />
MACHINE HEAD<br />
AB 21.09. AUF CD & LP ERHÄLTLICH!<br />
WIR FEIERN DAS<br />
40-JÄHRIGE JUBILÄUM<br />
DES ALBUMKLASSIKERS<br />
„MACHINE HEAD“ VON<br />
DEEP PURPLE!<br />
ALLE SONGS DIESER<br />
LEGENDÄREN PLATTE<br />
NEU AUFGENOMMEN VON<br />
NAMHAFTEN KÜNSTLERN:<br />
METALLICA • IRON MAIDEN<br />
GLENN HUGHES & CHAD<br />
SMITH • BLACK LABEL<br />
SOCIETY • CHICKENFOOT<br />
THE FLAMING LIPS<br />
CARLOS SANTANA • KINGS<br />
OF CHAOS • JIMMY<br />
BARNES & JOE BONAMASSA<br />
AB 21.09.2012 ÜBERALL<br />
IM HANDEL ERHÄLTLICH ODER BEI<br />
WWW.AMAZON.DE/ROCKSCHUPPEN<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 53
CD<br />
REVIEWS<br />
GREGORY DARLING<br />
COLOURED LIFE<br />
Gregory Darling kommt aus Tujunga,<br />
einem kleinen Ort in der Nähe von Los Angeles.<br />
Frank Sinatra und Bing Crosby heißen<br />
seine Helden, seine Vorbilder aber sind<br />
Prince und David Bowie. So ist auch dieser<br />
eigenwillige Mix aus Crooner-Jazz, funkigem<br />
Soul und zeitlosem Pop zu erklären,<br />
mit dem er seine durchweg selbst geschriebenen<br />
Songs von COLOURED LIFE so<br />
interessant macht. Fühlt man sich im einen<br />
Song noch an den hymnischen Pop eines<br />
El<strong>to</strong>n John (ca. 1973) erinnert, so bringt<br />
Gregory Darling kurz darauf seine Weisheiten<br />
mit der Leidenschaft eines Randy<br />
Newman unters Volk. Produzent Bob Rose<br />
sorgte dabei für die jederzeit passende Umsetzung,<br />
besonders die klasse aufspielende<br />
Bläsersektion verdient sich ein ums andere<br />
Mal ein dickes Sonderlob – und einen<br />
Background-Sänger namens Julian Lennon<br />
kann auch nicht jeder vorweisen ...<br />
(F.O.D./H’Art, 2012, 11/34:33) us<br />
B.B. & THE BLUES<br />
SHACKS<br />
COME ALONG<br />
Kaum hatte die<br />
Soloscheibe<br />
ALL- TIME FA-<br />
VORITES<br />
von<br />
Shack-Axt<br />
Andreas<br />
Arlt mal<br />
Rotationspause,<br />
kreierten die BBs in Wien ein neues Gruppenalbum<br />
– Palette wieder mal ergänzt.<br />
Fuchst sich Pianist Dennis Koeckstadt in<br />
den letzten Jahren neben seinen brillanten<br />
Piano/Boogie-Künsten konsequent auf der<br />
Hammond orgel ein, so wird das 40er-Jahre-R&B-Idiom<br />
vermehrt durch Soulklänge<br />
erweitert. Die agile Rumpfband wird auf<br />
vielen Tracks von den No Blow No Show<br />
Horns alias Tom Müller (sax), Stefan Gössinger<br />
(tr), Martin Grünzweig (pos) verstärkt.<br />
Für die Shacks bleibt genug zu tun:<br />
Hauerken & Egger grooven mit Feingefühl<br />
und Vehemenz, Arlt liefert auf “Love Like<br />
Cash” eines seiner zahlreichen Referenzsoli,<br />
abgelöst durch die Hammer-Harp seines<br />
Bruders Michael, der als Frontmann die<br />
griffigen Songs beider konsequent nach<br />
vorne treibt. Für „catchy Chorusse” und<br />
reizvolle „Call & Response”-Ekstase, etwa<br />
bei “Come Along With Me”, greift er auf<br />
den Chor <strong>The</strong> Shackettes zurück – Fazit:<br />
perfekte Party-Platte.<br />
(CCR/inakustik, 2012, 16/58/10) utw<br />
MESHELL NDEGEOCELLO<br />
POUR UNE AME<br />
SOUVERAINE – A DEDICATION<br />
TO NINA SIMONE<br />
Das zehnte Studio-Album der in Berlin<br />
geborenen afro-amerikanischen Musikerin<br />
Meshell Ndegeocello ist ein ganz besonderes.<br />
Zusätzlich zum E-Bass, der sonst<br />
den Sound ihrer Alben dominiert, spielt<br />
sie auf POUR UNE AME SOUVERAINE<br />
auch Keyboard und Gitarre. Und statt eigener<br />
Songs hat sie sich Lieder aus Nina<br />
Simones langer Karriere ausgesucht, lässt<br />
so ein persönlich gefärbtes Tribute-Album<br />
entstehen, bei dem in vielschichtiger Weise<br />
deutlich wird, welch prägenden Einfluss<br />
die legendäre Sängerin auf Meshell<br />
Ndegeocellos Werdegang hatte. Auch die<br />
beteiligten Musiker passen da bestens ins<br />
Bild, neben der Stammbesatzung Chris<br />
Bruce (g), Jebin Bruni (keys) und Dean<strong>to</strong>ni<br />
Parks (dr) gibt Saxofonist Tracy Wannomae<br />
ein Gastspiel. Erlesen auch die Partner<br />
am Mikrofon: Sinead O’Connor, Lizz<br />
Wright, Valerie June, Toshi Reagon und<br />
Cody Chesnutt.<br />
(Naive/Indigo, 2012, 14/54:11) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
LOST SOUL GEMS – FROM<br />
SOUNDS OF MEMPHIS<br />
Hochwertige Ergänzung zur Serie THE XL<br />
& SOUNDS OF MEMPHIS STORY (bislang<br />
drei CDs). Gene Lucchesi, der umtriebige<br />
Kopf der Label-Gruppe, verband aufs<br />
Schönste die Freude an guter Soul-<strong>Music</strong><br />
mit der an gutem Einkommen. Was hier<br />
allerdings nur für die erstgenannte Freude<br />
gilt, denn LOST SOUL GEMS ist, abgesehen<br />
von vier in den Sixties/Seventies auf<br />
den Labels Wet Point, Tower und Chess<br />
erschienenen Tracks, eine Sammlung von<br />
unveröffentlichten Songs, die auf erst kürzlich<br />
wiederentdeckten Bändern und Acetaten<br />
schlummerten. Und wieder mal kann<br />
man gar nicht genug staunen, mit welcher<br />
Qualität damals unablässig komponiert,<br />
gesungen, musiziert, arrangiert und produziert<br />
wurde. Interpreten wie Barbara & <strong>The</strong><br />
Browns, George Jackson, Rudolph Taylor,<br />
Carl Sims, William Bollinger und Takela<br />
Kelly (um fast schon wahllos einige zu nennen<br />
...) waten hier knietief durch ein Meer<br />
von prächtig groovender oder unverhohlen<br />
schmachtender Seelenmusik, stets bereit<br />
für den großen Sprung in die Charts ... den<br />
andere schafften, die es genauso verdient<br />
hatten ... Aber die <strong>The</strong>se vom „survival of<br />
<strong>the</strong> fittest” gerät schon etwas ins Wanken ...<br />
Sampler wie dieser sorgen wenigstens für<br />
späte Genugtuung.<br />
(Kent/Soulfood, 2012, 22/66:28) hjg<br />
LEELA JAMES<br />
LOVING YOU MORE – IN THE<br />
SPIRIT OF ETTA JAMES<br />
Die<br />
29-jährige<br />
Soulsängerin<br />
aus<br />
L.A.<br />
verpasst<br />
Songs, die durch<br />
die<br />
unvergessene<br />
(nicht<br />
verwandte<br />
oder verschwägerte)<br />
Etta James berühmt wurden, ein modernes<br />
t)Ett<br />
Black-R&B-Gewand, engagiert und gekonnt<br />
eingesungen, mit angesagten Rhythmusarrangements<br />
versehen. Diese hätten noch<br />
an Wirkung gewonnen, wenn grundsätzlich<br />
Bass & Drums lebendig eingespielt worden<br />
wären, statt Dance-Beats von Shannon Sanders<br />
am Keyboard generieren zu lassen. Dies<br />
hätte der Dramatik etwa von “I’d Ra<strong>the</strong>r Go<br />
Blind” gutgetan, bei dem trotz der bestens<br />
agierenden Leela James eine dem Liebeskummer-Text<br />
angemessene Dynamik noch<br />
Luft nach oben hat. “Something’s Got A Hold<br />
On Me”, kürzlich von Beth Hart und Joe Bonamassa<br />
gecovert, bekommt eine reizvolle<br />
Gospelfärbung. Bei “I Want To Ta-Ta You<br />
Baby” kann Ms James ihren Charme spielen<br />
lassen, und der Klassiker “At Last” erhält<br />
ebenfalls neue Nuancen. “A Young Person’s<br />
Guide To Old Etta.”<br />
(Shanachie/inakustik, 2012, 11/37:47) utw<br />
Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />
JOANNE SHAW TAYLOR<br />
ALMOST ALWAYS NEVER<br />
Nach zwei starken Alben wie WHITE SU-<br />
GAR und DIAMONDS IN THE DIRT war<br />
es sicher keine einfache Sache für Joanne<br />
Shaw Taylor, das Qualitätsniveau ihrer Musik<br />
noch zu steigern. Doch nach eigenen<br />
Worten hat sie es Produzent Mike McCarthy<br />
erlaubt, sie aus ihrer Komfortzone herauszulocken<br />
und gemeinsam neue musikalische<br />
Gebiete zu erkunden. So besticht ALMOST<br />
ALWAYS NEVER sowohl mit den gewohnt<br />
krachenden Gitarrenfeuerwerken als auch<br />
mit einigen ruhigeren Stücken, bei denen sie<br />
in ihren Texten ihr Herz öffnet und für die<br />
sie mit ihrer rauchigen Stimme natürlich die<br />
Idealbesetzung ist. So überzeugt hier ein Gesamtpaket<br />
aus starkem Songwriting mit perfekter<br />
Umsetzung, neben Joanne Shaw Taylor<br />
kann auch die Begleitband – Billy White<br />
(b, g), David Garza (keys) und J.J. Johnson<br />
(dr) – ihre Klasse unter Beweis stellen.<br />
(Ruf/inakustik, 2012, 12/64:33) tk<br />
BOB DYLAN<br />
TEMPEST<br />
2009 gab Bob Dylan<br />
in einem Interview<br />
zu, dass auch er vor<br />
einem Rätsel stünde,<br />
was den immensen<br />
Erfolg seiner letzten<br />
Alben anginge. „It’s<br />
a mystery <strong>to</strong> me”, erklärte er damals schelmisch,<br />
und ganz ehrlich, es gibt nicht viele<br />
Künstler, die ihr neues Album ungestraft<br />
mit einem ebenso schludrig wie gekonnt<br />
dahingeraspelten Vaudeville-Shuffle wie<br />
“Duquesne Whistle” eröffnen dürfen. Mit<br />
markanter Stimme schaukelt er sich durch<br />
diesen Opener, croont sich gleich darauf<br />
gelassen durch ein glanzloses “Soon After<br />
Midnight”, bevor er mit dem über siebenminütigen<br />
“Narrow Way” bei elektrisch<br />
angetriebenem, klassischem Blues-Rock<br />
ankommt. So vordergründig unspektakulär<br />
geht es weiter, Dylan holt sich die Inspiration<br />
für seine Musik aus den Tiefen der amerikanischen<br />
Musikgeschichte, die Carter Family,<br />
die Staples Singers, Tom Waits, Rufus<br />
Thomas, oder in Stilen gesprochen, Gospel,<br />
Cajun (Los Lobos’ David Hidalgo an Violine<br />
und Akkordeon), rostiger Rock’n’Roll sowie<br />
alles Mögliche aus der Bluesecke, das ist die<br />
Musik von TEMPEST. Die Vorhersage, dass<br />
dieses Album höchst erfolgreich sein wird,<br />
ist eine leichte, beim „warum” muss ein Dylan-Zitat<br />
herhalten: „It’s a mystery.”<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 10/68:34) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
FREEDOM SOUNDS<br />
Vor 50 Jahren, am 6. August 1962, wurde<br />
Jamaika nach langer Kolonialherrschaft<br />
unabhängig. Dieses Jubiläum feiert nun<br />
das ganz hervorragende 5-CD-Set FREE-<br />
DOM SOUNDS – A CELEBRATION OF<br />
JAMAICAN MUSIC, randvoll gefüllt mit<br />
dem wohl erfolgreichsten Exportprodukt<br />
der Karibikinsel: ihrer Musik. Die Zusammenstellung<br />
des auf Jamaika spezialisierten<br />
englischen Labels Trojan Records<br />
beschränkt sich dabei nicht allein auf Reggae,<br />
sondern berührt auch verwandte Stile<br />
wie Ska, Rocksteady, Dub und Dancehall.<br />
Die wunderschön gestaltete Box, die ein<br />
52-seitiges, informatives, illustriertes Buch<br />
enthält, wartet mit fast allen großen Namen<br />
auf, u.a. Bob Marley, Jimmy Cliff, Toots &<br />
Maytals, Desmond Dekker, Dennis Brown,<br />
Third World, Black Uhuru, Burning Spear<br />
und Chaka Demus; sie präsentiert daneben<br />
aber auch jede Menge entdeckenswerte<br />
unbekanntere Künstler. Von den über 100<br />
Songs aus fünf Jahrzehnten sind 50 erstmals<br />
auf CD erhältlich. Scheibe Nummer<br />
eins versammelt unter dem Titel „Freedom<br />
Sounds” Polit- und Protestsongs, die die<br />
frisch erlangte Unabhängigkeit begrüßen,<br />
aber auch weiter bestehende soziale Missstände<br />
anprangern: Bob Marleys “Rainbow<br />
Country”, “Freedom Song” von Third<br />
World oder “One Peop le” von Pablo Moses.<br />
CD Nummer zwei, „Jamaican Hits”, präsentiert<br />
die – teils internationalen – Charterfolge:<br />
Desmond Dekkers “Isrealites”, Jimmy<br />
Cliffs “<strong>The</strong> Harder <strong>The</strong>y Come”, Eric<br />
Donaldsons “Cherry O Baby” oder Sophia<br />
Georges “Girlie Girlie”. Die Silberlinge<br />
drei und vier stellen unter „Pioneers” und<br />
„Innova<strong>to</strong>rs” die Vielseitigkeit und Experimentierfreude<br />
der Musik Jamaikas dar, mit<br />
jazzigen Instrumentals wie “Confucius” von<br />
<strong>The</strong> Skatalites oder Dub-Extravaganzen von<br />
Augustus Pablo. „Forgotten Treasures”, die<br />
fünfte CD, ist eine Schatztruhe voll vergessener<br />
Songperlen: Darauf lassen <strong>The</strong> Ethiopians,<br />
inspiriert von der Nachbarinsel Kuba,<br />
den “Socialism Train” rollen, oder da verlegt<br />
Tommy McCook die Western-Ballade<br />
“Ode To Billy Joe” in die Karibik, und es<br />
erklingt Max Romeos Hit “Chase <strong>The</strong> Devil”<br />
in einer raren Sechseinhalb-Minuten-<br />
Version. Eine der derzeit besten Reggae-<br />
Zusammenstellungen auf dem Markt!<br />
(Trojan/Universal, 2012, 17/72:05,<br />
23/77:37, 23/77:35, 19/77:56,<br />
26/77:39) frs<br />
THE MANNISH BOYS<br />
DOUBLE DYNAMITE<br />
Wer sich nach<br />
diesem<br />
Muddy-<br />
Waters-Klassiker<br />
nennt, muss ihn<br />
auch<br />
lupenrein<br />
bringen – das erledigt<br />
die Truppe um<br />
die beiden Gitarristen i t Frank Goldwasser<br />
und Kirk Fletcher schon mal mit Bravour.<br />
Überhaupt wird auf diesem Doppelalbum<br />
unter den Slogans „A<strong>to</strong>mic Blues” und<br />
„Rhythm & Blues Explosion” ein ganzes<br />
Feuerwerk von Klassikern abgefackelt:<br />
“Mean Old World”, “Born Under A Bad<br />
Sign”, “You Don’t Love Me”. Sicherlich<br />
Material, das vielen (zu?) vertraut ist, aber<br />
selten so kompetent und spielfreudig dargeboten<br />
wurde und durch unbekanntere, auch<br />
frische Titel ergänzt wird. Am besten läuft<br />
es immer dann, wenn es neben den Boogies<br />
und 12-Bar-Bluesnummern richtig swingt.<br />
Außerdem bietet das gewiefte Septett neben<br />
den eigenen drei Leadsängern zig Gaststars<br />
auf, darunter Ex-Canned Heat-Heizer<br />
Junior Watson und Chicago-Mann Elvin<br />
Bishop an den Gitarren und Mike Finnegan<br />
an Keyboard und Vocals – man kennt ihn<br />
als Sideman von Jimi Hendrix bis Crosby<br />
Stills & Nash. Rod Piazza an der Harp, Bläser<br />
satt. Eine Blues-Revue ohne Fehl und<br />
Tadel.<br />
(Delta Groove/inkustik, 2012,<br />
13/59:58, 13/55:23) utw<br />
Seite 54 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
JEREMY SPENCER<br />
BEND IN THE ROAD<br />
Im Zuge des „International Record<br />
S<strong>to</strong>re Day” veröffentlichte Jeremy<br />
Spencer im Frühjahr dieses Jahres<br />
eine Doppel-LP mit dem Titel BEND<br />
IN THE ROAD, Ende August wurde<br />
dieses Album nun auch als CD veröffentlicht.<br />
Schon zu den Zeiten,<br />
als Spencer (Gründungs-)Mitglied<br />
von Peter Green’s Fleetwood Mac<br />
war, stand er für Vielfalt und wechselnde<br />
Stile, konnte den frühen<br />
Rock’n’Roll seines Vorbildes Buddy<br />
Holly mit seinem gefühlvollem Slidespiel<br />
genauso hörbar machen, wie<br />
er seine Qualitäten mit Adaptionen<br />
von Elmore-James-Songs bewies.<br />
Ähnlich abwechslungsreich geht es<br />
auch auf BEND IN THE ROAD zu,<br />
gut abgehangener Country-Blues,<br />
natürlich Elmore-James-Vorlagen,<br />
50er-Jahre-R&B sowie Laidback-<br />
Rock’n’Roll zeigen Jeremy Spencer<br />
als einen Künstler, der seine Wurzeln<br />
kennt und die Gabe besitzt,<br />
gleichzeitig routiniert und dennoch<br />
frisch zu klingen.<br />
(Propelz/Import, 2012,<br />
14/60:12) tk<br />
DANI WILDE, VICTORIA<br />
SMITH, SAMANTHA<br />
FISH<br />
GIRLS WITH GUITARS LIVE<br />
Auch 2012<br />
machte<br />
sich<br />
der BluesCaravan<br />
auf Tour,<br />
dieses<br />
Mal<br />
wurden<br />
die<br />
Gitarristinnen<br />
Dani Wilde und Samantha Fisch von<br />
Vic<strong>to</strong>ria Smith am Bass begleitet,<br />
die Trommelstöcke waren bei Denis<br />
Palatin in bewährten Händen.<br />
Besonders Samantha Fish kann die<br />
Vorschusslorbeeren aus dem letzten<br />
Jahr eindrucksvoll bestätigen, zeigt<br />
auf GIRLS WITH GUITARS LIVE<br />
erstaunliche Reife und Souveränität<br />
– man glaubt kaum, dass dieses junge<br />
Naturtalent aus Missouri gerade<br />
mal 22 Jahre alt ist. Mit der dritten<br />
Teilnahme ist die aus dem britischen<br />
Brigh<strong>to</strong>n stammende Dani Wilde<br />
schon ein alter Hase der Caravan-<br />
Tour, ihr steht es zu, mit ihrem harten<br />
Gitarrenstil bei zahlreichen Titel<br />
vorneweg zu preschen. Die Dritte im<br />
Bunde, Vic<strong>to</strong>ria Smith, kommt ebenso<br />
aus Brigh<strong>to</strong>n, spielte sowohl in<br />
Punkbands als auch in Soulcombos,<br />
beides gute Voraussetzungen für ihr<br />
knackiges Bass-Spiel. Viele eigene<br />
Songs, die eine oder andere Cover-<br />
Version (“Bitch”, “I Put A Spell On<br />
You”, “Who’s Loving You”), auch an<br />
der Setlist gibt es nichts auszusetzen.<br />
Klasse, dass dieses am 11. Februar<br />
in der wunderschönen <strong>Music</strong>-Hall<br />
Worpswede mitgeschnittene Konzert<br />
nicht nur als CD, sondern auch<br />
als DVD dabei ist, auch optisch sind<br />
diese Mädels eine Wucht!<br />
(Ruf/inakustik, 2012,<br />
12/67:11, DVD 90 Min.) us<br />
Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />
DR. WU ... AND FRIENDS<br />
AN EVENING WITH DR. WU<br />
2002 gründeten Jim Ashworth und<br />
Bryan Freeze im texanischen Fort<br />
Worth Dr. Wu, dessen Name aus<br />
einem Steely-Dan-Song stammt.<br />
Nach zwei Studio-Alben erscheint<br />
jetzt mit AN EVENING WITH DR.<br />
WU ihr erster Livemitschnitt mit 15<br />
Stücken aus diesen beiden Werken.<br />
Und wie auf ihren Studio-CDs geben<br />
sie auch auf der Bühne zahlreichen<br />
Freunden und Kollegen die Chance,<br />
sich ins Rampenlicht zu spielen.<br />
Der Prominenteste dieser „Friends”<br />
dürfte dabei wohl Buddy Whitting<strong>to</strong>n<br />
sein, bis ins Jahr 2007 gut 15 Jahre<br />
lang Gitarrist von John Mayall’s<br />
Bluesbreakers. In ihrem Programm<br />
haben Dr. Wu And Friends natürlich<br />
vornehmlich elektrischen Blues, machen<br />
aber auch Abstecher zu (typisch<br />
texanisch) trockenem Roots-Rock<br />
oder R&B. Zusätzlich zur Audio-CD<br />
liefert das doppelt aufklappbare Digipak<br />
auch noch die DVD dieses Konzertabends,<br />
wobei dort als Extra zwei<br />
Titel der Buddy Whitting<strong>to</strong>n Band<br />
dabei sind.<br />
(Dr. Wu/TexasBlues.org, 2012,<br />
15/68:13) tk<br />
HENRIK FREISCHLA-<br />
DER BAND<br />
HOUSE IN THE WOODS<br />
Au<strong>the</strong>ntisch<br />
habe er klingen<br />
wollen,<br />
sagt<br />
Deutschlands<br />
führender<br />
Blues-Rocker<br />
Henrik<br />
Freischlader<br />
zu seinem neuen Album.<br />
Will sagen: mit der Band live im<br />
Studio, ohne große Effekte, einfach<br />
drauflos gespielt. Klingt ansprechend<br />
– wenn man über die passenden<br />
Songs verfügt. Die hatte er im Vorfeld<br />
geschrieben, mehr in Richtung<br />
Rock tendierend als gen Blues, mit<br />
memorablen Hooks und Refrains,<br />
ausgedehnten, gefühlvollen und doch<br />
kontrollierten Gitarrensoli; mit satten,<br />
stets passenden Hammondpassagen<br />
und rauem, markantem Gesang. Freischlader<br />
agiert in stets groovender<br />
Quartettstärke und ist hörbar weiter<br />
gereift seit seinem letztjährigen Werk<br />
STILL FRAME REPLAY – und die<br />
neuen Songs sollten allesamt auch<br />
live gut funktionieren. Freischlader<br />
hat längst seine ganz eigene, profilierte<br />
Nische im Blues-Rock besetzt.<br />
(Cable Car, 2012, 10/48:58) pro<br />
JOSH SMITH<br />
DON’T GIVE UP ON ME<br />
Seine Brötchen verdient sich Josh<br />
Smith seit bald zwei Dekaden als<br />
vielseitiger Sessiongitarrist, seit<br />
geraumer Zeit begleitet er Raphael<br />
Saadiq live und im Studio. Und er<br />
hat immer wieder Soloplatten gemacht.<br />
Seine neueste dürfte all diejenigen,<br />
die ihn kennen, überraschen<br />
und ist zudem gewöhnungsbedürftig:<br />
Smith hat diesmal nicht den Blues-<br />
Rock-Mainstreamweg wie viele<br />
Kollegen eingeschlagen, sondern<br />
setzt sich zwischen alle Stühle, indem<br />
er eine Brücke von Blues zum<br />
Soul schlägt, aus seiner Verehrung<br />
vor allem für Bobby „Blue” Bland<br />
kein Hehl macht. Ebenso wenig aus<br />
der für B.B. und Albert King (in seinem<br />
grandiosen Saitenspiel). Er hat<br />
eine große Produktion hingelegt, mit<br />
Bläsern und Streichern, ohne dass es<br />
glatt, kühl oder aufgesetzt wirkt. Wie<br />
gesagt, es ist gewöhnungsbedürftig,<br />
aber letztlich grandios – und alles aus<br />
eigener Feder.<br />
(Crosscut/inakustik, 2012,<br />
11/59:09) pro<br />
ARETHA FRANKLIN<br />
ARETHA – EXPANDED<br />
EDITION<br />
Nach den orientierungslosen späten<br />
70er Jahren war es Arista-Gründer<br />
Clive Davis, der Aretha Franklin<br />
1980 wieder zurück in die Erfolgsspur<br />
brachte. Seine Produzenten<br />
Chuck Jackson und Arif Mardin<br />
sorgten auf ARETHA für den charakteristischen<br />
Sound, der sie gleich<br />
mit der ersten Single, “United Toge<strong>the</strong>r”,<br />
wieder unter die Top 3 der<br />
R&B Charts brachte. Auch den beiden<br />
anderen Single-Auskopplungen,<br />
das Doobie-Bro<strong>the</strong>rs-Cover “What<br />
A Fool Believes” sowie “Come To<br />
Me”, gelang der Sprung in die Top<br />
40. Vier Bonus-Tracks, remas terter<br />
Sound und ein neues Booklet runden<br />
die Expanded Edition ab.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1980,<br />
13/58:56) tk<br />
VAN MORRISON<br />
BORN TO SING: NO PLAN B<br />
„Open <strong>the</strong> door<br />
<strong>to</strong> your heart”<br />
singt Van Morrison<br />
im gleichnamigen<br />
Eröffnungssong,<br />
und mit dieser<br />
gefällig-eingängigen i ä i Nummer (samt<br />
wohlfühligen Sax-Tupfern) sowie<br />
dem ruhigen Folgestück “Goin’ Down<br />
To Monte Carlo” lässt der dauermürrische<br />
Belfaster dem Hörer keine<br />
andere Wahl, als Ohren und Herz für<br />
die neue Scheibe zu öffnen. Nicht nur<br />
die geschmeidig-einfühlsamen Bläser<br />
signalisieren, dass er mit BORN TO<br />
SING wieder in jazzigeren Gefilden<br />
(mit fast poppigen Melodien) unterwegs<br />
ist, dabei nicht groß experimentiert,<br />
sondern mit abwechslungsreich<br />
arrangierten Songs den direkten Weg<br />
in die Gehörgänge sucht. Dazu singt<br />
er derart herrlich lakonisch, dass<br />
einem fast entgeht, wie beißend er<br />
etwa in “If In Money We Trust” das<br />
weltwirtschaftliche Geschehen kommentiert.<br />
Morrison hat mit seiner<br />
Band in Belfast eines seiner stärksten<br />
Alben seit langem eingespielt – und<br />
einen Plan B braucht er nicht! Er soll<br />
einfach nur so starke Songs schreiben<br />
und singen.<br />
(Blue Note/EMI, 2012, 10/60:01) pro<br />
FREDDIE<br />
MERCURY<br />
<strong>The</strong> Great Pretender<br />
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<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 55
CD<br />
REVIEWS<br />
FRANK SINATRA<br />
SWINGIN’ SESSIONS /<br />
A SWINGIN’ AFFAIR<br />
Ist immer so. Läuft es erst mal, wird nachgelegt:<br />
Neben Sinatras Liebeskummer-Platten<br />
musste immer wieder „Swing” draufstehen<br />
– SWING EASY 1954, SONGS FOR SWIN-<br />
GIN’ LOVERS 1956. Kaum ein Jahr später<br />
legte er mit dem Sequel A SWINGIN’ AF-<br />
FAIR nach. Härter und Blech-be<strong>to</strong>nter arrangiert,<br />
wurde erneut komposi<strong>to</strong>risch aus dem<br />
Vollen geschöpft, eine Fundgrube des American<br />
Songbook: “Night And Day”, “Nice Work<br />
If You Can Get It”, “Stars Fell On Alabama”.<br />
Für den Nachfolger A SWINGIN’ SESSION<br />
ließ man sich Spezielles einfallen: superschnelle<br />
Re-Recordings der ersten Vinyl-LP<br />
SING AND DANCE WITH FRANK SINA-<br />
TRA. Von Nelson Riddle mit neuen Partituren<br />
versehen, ging es im Capi<strong>to</strong>l Tower kurz und<br />
heftig durch “When You’re Smilin’”, “Blue<br />
Moon”, “Paper Moon”, “My Blue Heaven”<br />
und “Always”. Das zwölf-Seiten-Booklet<br />
liefert alle Line-Ups, Aufnahmedaten und diverse<br />
Notes, zeitgenössisch und aktuell. Vorbildlich<br />
ediert, knackiger Klang.<br />
(Black Coffee Records/inakustik,<br />
1957/1960/2012, 29/76:51) utw<br />
WARSAW VILLAGE BAND<br />
NORD<br />
Im Mittelalter gingen<br />
die Wikinger<br />
auf Raubzüge durch<br />
Polen, im 17. Jahrhundert<br />
war das<br />
Land<br />
Schauplatz<br />
von blutigen Kriegen<br />
mit Schweden. Doch abgesehen von den<br />
ständigen Überfällen aus dem Norden gab<br />
es auch einen steten kulturellen und musikalischen<br />
Austausch; so ist etwa der Einfluss der<br />
nordischen auf die polnische Folklore – und<br />
umgekehrt – deutlich herauszuhören, die Polka<br />
etwa ist dies- und jenseits des Baltischen<br />
Meeres ein beliebter Tanz. Die Warsaw Village<br />
Band aus Warschau, Polens bekannteste<br />
moderne World-<strong>Music</strong>-Combo, begibt sich<br />
auf ihrem sechsten Studio-Album NORD auf<br />
Spurensuche nach jenen Zusammenhängen.<br />
Herausgekommen ist eine spannende musikalische<br />
Reise, die über Skandinavien bis nach<br />
Kanada und zu den Inuit führt. Als Gastmusiker<br />
mit an Bord sind die wuchtige schwedische<br />
Folkband Hedningarna sowie die indianisch-kanadische<br />
Sängerin Sandy Scofield.<br />
(Jaro Medien, 2012, 13/ 62:06) frs<br />
JESSICA GALL<br />
RIVIERA<br />
Nicht umsonst sagt man ja, berühmt sei, wer<br />
kopiert wird. Für das Phänomen eines durch<br />
Folk-, Country- und Soft-Rock-Einflüsse<br />
runderneuerten Jazz gilt das in besonderem<br />
Maße, seit Norah Jones gezeigt hat, wie man<br />
mittels perfektionierten Konzepts und ebensolcher<br />
Produktion unendliche Stapel von<br />
Alben verkaufen kann. Ein Schelm, wem bei<br />
RIVIERA, dem dritten Album der Berlinerin<br />
Jessica Gall, nicht auffällt, dass sie viel von<br />
Frau Jones gelernt hat, ohne aber eine blasse<br />
Epigonin zu sein. Sie schickt keine getarnten<br />
Duplikate ins Rennen, sondern einen Reigen<br />
von eigenständigen Liedern, die vom Zauber<br />
des Meeres und großer Seen inspiriert sind.<br />
Küstenszenarien von Florida, der Adria, der<br />
französischen, türkischen und mecklenbur-<br />
gischen Riviera fügen sich zu einem wunderschönen<br />
Mosaik zusammen, erzählen<br />
von klaren Tagen am Meer, Strandidyllen,<br />
Mondlicht über den Wellen und Inseln der Zuflucht.<br />
Derart poetische Vorlagen erforderten<br />
natürlich eine adäquate Umsetzung mittels<br />
dezenter Instrumentierung und zart-luftiger<br />
Arrangements, in denen neben Klavier, Gitarren,<br />
E-Bass, Standbass und Schlagzeug auch<br />
Delikates wie der Klang von Tellern, einer<br />
butterweichen Pedalsteel-Gui tar oder angeschlagenen<br />
Flügelsaiten Platz hat. Die Jessica<br />
Galls <strong>to</strong>ller Stimme absolut gerecht werdende,<br />
durchweg überzeugende, jedem internationalen<br />
Vergleich locker standhaltende Instrumentalseite<br />
des Albums geht auf das Kon<strong>to</strong> des Pianisten,<br />
Arrangeurs, Mixers und Produzenten<br />
Robert Matt. Gall & Matt passen zusammen<br />
wie Topf und Deckel.<br />
(Herzog Records/edel-kultur,<br />
2012, 13/46:14) hjg<br />
COUNT BASIE<br />
THE ATOMIC MR. BASIE<br />
Der Cover-A<strong>to</strong>mpilz<br />
war 1957 schon politisch<br />
inkorrekt – die<br />
Hiroshima-Swing-<br />
Assoziation<br />
schien<br />
niemanden zu stören.<br />
Dafür hatte es die<br />
Basie-Bigband Bi hier explosiv in sich zu einem<br />
Zeitpunkt, als der Count wieder was beweisen<br />
musste: Große Orchester waren immer weniger<br />
finanzierbar. Referenzmusiker wie die<br />
Trompeter Wendell Culley und Thad Jones,<br />
Drummer Sonny Payne und Gitarrist Freddie<br />
Green ließen die Arrangements des legendären<br />
Neal Hefti explodieren – halsbrecherisch<br />
“<strong>The</strong> Kid From Red Bank”, lässig “Flight Of<br />
<strong>The</strong> Foo Birds” oder “Teddie <strong>The</strong> Toad”, abgelöst<br />
von makellos inszenierten Balladen, allen<br />
voran das beühmte “Lil’ Darlin’”. Die elf<br />
Titel wurden beim Reissue 1994 auf 16 aufges<strong>to</strong>ckt;<br />
die neue Ausgabe enthält acht Aufnahmen,<br />
die noch nie auf CD erschienen, darunter<br />
“One O’Clock Jump” und “Whirly Bird” bei<br />
“Bobby Troup’s Stars Of Jazz Show”. Kunststück:<br />
Auch fetzigste Horn-Breitseiten wirken<br />
nie aufdringlich. Ausgefuchst.<br />
(Phoenix/inakustik 1957/1958,<br />
22/73:45) utw<br />
STEVE SMITH AND VITAL<br />
INFORMATION<br />
LIVE! ONE GREAT NIGHT<br />
Man kann sich so richtig vorstellen, wie sich<br />
absolute versierte Jazz-Fusion-Musiker dieses<br />
Webkonzert von 2007 anhören/anschauen, um<br />
dann zu resümieren: „Kommt, wir gehen an<br />
die Bar, es hat keinen Zweck!” Selbst wer das<br />
hier präsentierte Material in Studioversionen<br />
von COME ON IN und VITALIZATION her<br />
kennt, ist von den Socken: Was Steve Smith<br />
hier mit seinen langjährigen Road-Runnern<br />
Tom Coster – dem Ex-Santana-Keyboarder –,<br />
Bassist Baron Browne und dem damals neuen,<br />
ausgeschlafenen GitarristenVinny Valentino<br />
bietet, ist frappierend geschickt dynamisch<br />
aufgebaut und bietet dennoch Raum für spontane<br />
Einwürfe – entwaffnend. Bandleader<br />
Smith hätte am Schlagzeug allen Grund, den<br />
Zampano zu machen, aber die Kompositionen<br />
verkommen nie zu Drum-Showcases. Stattdessen<br />
sind Sensibilität, Wildheit und auch<br />
Smiths musikalischer Humor gefragt: Bei<br />
zwei „Interwoven Rhythm”-Parts begleitet er<br />
seine Trommelausflüge unisono lautmalerisch<br />
mit Synkopierungen, bei denen sich Geringere<br />
Hand und Zunge brächen.<br />
(Q-Rius <strong>Music</strong>/edel, 2012,<br />
CD 9/58:04, DVD 10/65:23) utw<br />
CHRIS THOMPSON<br />
DO NOTHING TILL YOU HEAR<br />
FROM ME<br />
Chris Thompson in<br />
der Jazz-Rubrik? Ja,<br />
für<br />
Außenstehende<br />
vielleicht<br />
unerwartet<br />
hat er sich nach<br />
einer<br />
40-jährigen<br />
Rockkarriere mit DO<br />
NOTHING TILL YOU HEAR FROM ME<br />
einen langgehegten Traum erfüllt. Tief wurde<br />
er als junger Sänger von Jazzgrößen wie Frank<br />
Sinatra, Tony Benett, Ella Fitzgerald oder Louis<br />
Armstrong beeindruckt, hatte aber bisher<br />
weder Zeit noch Gelegenheit, sich aktiv dieser<br />
Musik zu widmen. Erst als Henri Heymans,<br />
der gerade eine CD zu diesem <strong>The</strong>ma für<br />
„Reader’s Digest” zusammenstellte, anfragte,<br />
ob er dazu bereit wäre einige Swing-Klassiker<br />
einzusingen, reizte ihn diese Herausforderung.<br />
Es mag zunächst überraschen, wie gut Thompsons<br />
Stimme zu Stücken wie “Caravan”,<br />
“Geor gia On My Mind” oder “Moonlight<br />
Serenade” passt, aber ganz ehrlich: Warum<br />
sollte eine der größten Rockstimmen nicht<br />
auch swingenden Jazz drauf haben? Einmal<br />
auf den Geschmack gekommen, konnte es<br />
Thompson dann nicht lassen, dieses Konzept<br />
weiterzuführen. Mit “Davy’s On <strong>The</strong> Road<br />
Again” und “True Love Wins Again” hat er<br />
zwei „neue” Stücke aus seinem Reper<strong>to</strong>ire in<br />
Richtung Swing getrimmt, die sich bestens mit<br />
den „alten” Klassikern verstehen.<br />
(Connec<strong>to</strong>r Records/inakustik, 2012,<br />
15/53:25) us<br />
JACOB KARLZON 3<br />
MORE<br />
Jazztrios, bestehend aus Piano, Kontrabass<br />
und Schlagzeug, gibt es wie Sand am Meer;<br />
da fragt man sich schon, wie der Schwede<br />
Jacob Karlzon aus dieser klassischen Konstellation<br />
noch Neues herauskitzeln möchte.<br />
Zunächst einmal geht er dieses Vorhaben<br />
durch stilistische Weite an, bricht vielfach<br />
mit gängigen Genre-Konventionen indem<br />
er Pop- und Rockelemente einfließen lässt.<br />
Denn einerseits funktionieren seine klaren,<br />
melodischen Kompositionen wie herkömmliche<br />
Popsongs, andererseits aber spielt er<br />
gerade in diesem Kontext mit Räumen,<br />
Weite und Melancholie, wie es typisch für<br />
skandinavischen Jazz ist. Gekonnt auch das<br />
furiose Spiel mit Kontrasten, wenn eine vordergründig<br />
leicht und beschwingt daherkommende<br />
Melodie sich langsam in abgründige<br />
Tiefen hinabspielt, wenn Nik Kershaws verspielter<br />
Popsong “<strong>The</strong> Riddle” gekonnt entschleunigt<br />
und in tiefes Moll getaucht wird.<br />
So gelingt es MORE dann doch, musikalisch<br />
Neuland zu betreten.<br />
(ACT/edel, 2012, 10/54:46)<br />
us<br />
MANUEL GALBAN<br />
BLUE CHA CHA<br />
Einem breiteren Publikum wurde der Gitarrist<br />
Manuel Galban durch seine Zusammenarbeit<br />
mit Ry Cooder auf MAMBO<br />
SINUENDO bekannt, und er glänzte beim<br />
Buena Vista Social Club auf Grammy-<br />
Jazz & World <strong>Music</strong><br />
Alben, Tourneen und der Wim-Wenders-<br />
Doku. BLUE CHA CHA entstand kurz<br />
vor Galbans Infarkt-Tod mit 80 Jahren im<br />
letzten Sommer – ein vorzügliches Projekt<br />
nach dem Mot<strong>to</strong> „Duane Eddy meets <strong>The</strong><br />
Mambo Kings”. Cha-Cha, Mambo- und<br />
Calypso-Klänge in kontrastreichen Tempi<br />
von Ballsaal bis Ballade, mal sentimental<br />
wie in “Duele” mit der bezaubernden Omara<br />
Portuondo am Gesang und Magda Rosa-<br />
Galban am Piano – mal trickreich synkopiert<br />
wie im Titelsong, bei dem Eric Bibb<br />
mit samtener Leadstimme gastiert. Aufgenommen<br />
wurde in Kuba, Brasilien, Oregon/<br />
USA und Spanien – <strong>to</strong>lles Vermächtnis. Die<br />
DVD beleuchtet (spanisch mit englischen<br />
Untertiteln) Galbans Werdegang vom Eintreffen<br />
in Havanna 1951 über seine Band<br />
Los Zafiros ab 1962 zu aktuellen Titeln –<br />
die Samba „Y Deja” als Modenschau und<br />
Stadtbummel.<br />
(Montuno/inakustik, 2011/2012,<br />
CD 12/41:11, DVD 38 Min.) utw<br />
TAB TWO<br />
TWO THUMBS UP<br />
Zwölf Jahre waren<br />
sich Hellmut Hattler,<br />
der Vorzeigebassist<br />
der deutschen<br />
Jazzszene,<br />
und Trompeter Joo<br />
Krauss nach dem<br />
Ende von Tab Two eher aus dem Weg gegangen.<br />
Anfang 2012 trafen sie sich wieder,<br />
um das jähe Ende ihres so innovativen<br />
Acid- oder Hip-Jazz-Acts „abzurunden”<br />
– mit einer Tour und einer 3-CD-Box.<br />
Für die Box fertigten sie einen Silberling<br />
voller neuer Mixe; ein weiterer umfasst<br />
eine Werkschau, und schließlich gibt es<br />
noch eine CD mit Unveröffentlichtem und<br />
einem neu aufgenommenen Song. Eine<br />
gute Gelegenheit, sich diese ganz eigene<br />
und unwiderstehlich groovende Mixtur<br />
der beiden Sounddesigner aus Jazz/Fusion,<br />
Electronica, HipHop, Rap, Trompetenmelodien<br />
und Bassfeuerwerken ins Plattenregal<br />
zu stellen und immer wieder mal aufmerksam<br />
zu Gemüte zu führen (eventuell<br />
auch dazu zu tanzen).<br />
(36music/Broken Silence, 2012,<br />
13/65:22, 12/60:08, 10/48:16) pro<br />
DAVID SANBORN<br />
THEN AGAIN –<br />
THE ANTHOLOGY<br />
Mit David Sanborn ehrt Rhino, der Spezialist<br />
für solche Angelegenheiten, jetzt einen<br />
der erfolgreichsten Crossover-Musiker mit<br />
einer großzügigen Rückschau auf die Jahre<br />
von 1975 bis 1996. Dabei sind es nicht nur<br />
die Gastspiele auf Alben anderer, die den<br />
Saxofonisten auszeichnen, schon von Beginn<br />
an war Sanborn mit seinen Solo-Alben<br />
höchst erfolgreich, sechs Grammys sowie<br />
neun Platin- bzw. Gold-Auszeichnungen<br />
sprechen für sich. Geht die erste CD von<br />
THEN AGAIN noch chronologisch vor,<br />
so hat Sanborn auf dem zweiten Tonträger<br />
seine persönlichen Highlights zusammengestellt,<br />
darunter das von Linda Ronstadt<br />
gesungene “<strong>The</strong> Water Is Wide” sowie die<br />
1986er Zusammenarbeit mit Bob James,<br />
“Never Enough”.<br />
(Rhino/Warner, 2012, 15/78:35,<br />
14/75:04) tk<br />
Seite 56 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD REVIEWS Country & Folk<br />
MIKE SEEGER<br />
MIKE SEEGER<br />
Die erneute Veröffentlichung dieses wahrhaft<br />
legendären Albums war längst überfällig!<br />
Mike Seeger (1933 – 2009) war ein Halbbruder<br />
des berühmteren Folkies Pete Seeger, und<br />
was für den seine Gruppe <strong>The</strong> Weavers war,<br />
waren die New Lost City Ramblers für Mike.<br />
Nämlich eine Formation von profunden Musikern,<br />
die sich mit wissenschaftlichem Ernst<br />
und emotionalem Eifer in den Fifties daran<br />
machte, ländliche amerikanische Musik aus<br />
der Zeit vor dem 2. Weltkrieg für eine nachgewachsene<br />
Generation am Leben zu erhalten.<br />
1964 veröffentlichte Seeger, ein Country-Gentleman<br />
in Jeans und Baumwollhemd,<br />
dieses Solo-Album mit herrlichen, mal munteren,<br />
mal melancholisch wehmütigen Songs.<br />
Da gibt es „mountain ballads, fiddle tunes<br />
and railroad blues”, wie das ausgezeichnete<br />
Booklet genüsslich verrät. Seeger singt mit<br />
völlig ungekünstelter Stimme und greift je<br />
nach Bedarf zu Gitarre, Banjo, Dulcimer,<br />
Geige und Mundharmonika; einige Male unterstützt<br />
ihn seine Frau Marge als Gitarristin.<br />
Die meisten Lieder sind Traditionals, aber es<br />
gibt auch Werke der ehrwürdigen Altvorderen<br />
Alvin Pleasant, Jimmy Murphy, Henry<br />
Thomas, Frank Hutchison und Maybelle Carter.<br />
Das stilistische Spektrum reicht von der<br />
strikt akustischen Countrynummer bis zu frühen<br />
Formen des Blues, wobei sich die Genres<br />
mehr als einmal überlappen. Diese old timey<br />
Musik hatte großen Einfluss auf den frühen<br />
Bob Dylan, auf Ry Cooder, Taj Mahal und<br />
auch Lovin’ Spoonfuls John Sebastian. Sie<br />
ist für die Wurzel von fast allem, was das<br />
popmusikalische Amerika bis heute zu bieten<br />
hat, letztendlich genauso wichtig wie Robert<br />
Johnsons Blues.<br />
(Vanguard/Universal, 1964, 15/41:48) hjg<br />
JOHN DENVER<br />
ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />
John Denver präsentierte<br />
sich nie sehr<br />
vorteilhaft auf den<br />
Covern seiner Alben,<br />
was ein naives Image<br />
begründete, das zwar<br />
beim<br />
Mainstreamorientierten<br />
t Publikum ankam, ihn aber zu<br />
einer Witzfigur der Gegenkultur machten.<br />
Dennoch sind seine Kompositionstalente unumstritten.<br />
RHYMES & REASONS enthält<br />
unter anderem “<strong>The</strong> Love Of <strong>The</strong> Common<br />
People” und “Leaving On A Jet Plane”, ein<br />
Riesenhit für Peter, Paul & Mary. Nach dem<br />
eher leichtgewichtigen AERIE erschien mit<br />
ROCKY MOUNTAIN HIGH wieder ein<br />
ausgewogenes Album, das besonders mit<br />
dem Titeltrack punkten konnte. Weniger<br />
bekannt ist hingegen das vorzügliche FARE-<br />
WELL ANDROMEDA, dem das überaus<br />
populäre BACK HOME AGAIN, mit unter<br />
anderem “Annie’s Song”, folgte. Eine angemessene<br />
Dokumentation seines Frühwerks.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 1969, 16/42:57 + 1972,<br />
12:39:17 + 1972, 12/37:30 + 1974,<br />
11:39:27 + 1974, 14:45:28) at<br />
PLAINSONG<br />
FAT LADY SINGING<br />
Auch mit fast nur akustischem Instrumentarium<br />
(Gitarren, Dulcimer, Mandoline,<br />
Bouzouki, Harp, Perkussion) ist spannende<br />
Musik zu kreieren. Das tat das Folk-Rock-<br />
quartett Plainsong 2003, als es nach der Veröffentlichung<br />
von PANGOLINS <strong>to</strong>urte und<br />
in Holland live in einem Studio vor Publikum<br />
aufspielte. Diese Aufnahmen sind nun<br />
endlich auf FAT LADY SINGING zu hören:<br />
Wechselnder Lead- und wunderbare Harmoniegesänge,<br />
starke Instrumentalleistungen,<br />
viel Gespür für eingängige Melodien, verpackt<br />
in gehaltvolle Songs, all das liefern<br />
Plainsong begleitend zur Farewell-Tour. Iain<br />
Mat<strong>the</strong>ws, Andy Roberts, Mark Griffiths und<br />
Julian Dawson haben im Booklet mit sehr<br />
persönlichen Statements Geschichte und<br />
Hintergründe des Finales dokumentiert – genauso<br />
lesenswert, wie die Musik ans Herz zu<br />
legen ist. Manchmal melancholisch, emotional,<br />
beseelt: einfach hörens- wie lesenswert.<br />
(Blue Rose/Soulfood, 2012, 19/74:47) pro<br />
LEE HAZLEWOOD<br />
A HOUSE SAFE FOR TIGERS<br />
„A House Safe For<br />
Tigers” heißt einer<br />
der 70er-Jahre-Filme<br />
von Lee Hazlewood<br />
und Regisseur Tobjörn<br />
Axelman. In<br />
diesem<br />
halb-dokumentarischen<br />
Streifen blicken der damals in<br />
Schweden lebende Hazlewood und Axelman<br />
auf Kindheitserinnerungen zurück, versuchen<br />
durch die Erzählung skurriler Anekdoten,<br />
den Zuschauern ihre Sicht auf den Sinn des<br />
Lebens zu verdeutlichen. Der gleichnamige<br />
Soundtrack (1975 nur in Schweden veröffentlicht)<br />
funktioniert auch ohne die Filmbilder<br />
und hat es im Laufe der Jahre zum Geheimtipp<br />
gebracht; darüber hinaus zum gesuchten<br />
(und nicht ganz billigen!) Sammlerstück.<br />
Getragen, teilweise klassisch instrumentiert,<br />
hat Hazlewood die Filmmusik angelegt, sein<br />
Gesang klingt dabei wesentlich weicher und<br />
gefälliger als noch zehn Jahre zuvor, die sonst<br />
so charakteristischen Country-Anleihen wurden<br />
im Norden Europas durch wohltemperierten<br />
Pop ersetzt. Im dicken Booklet kann<br />
man die Geschichte(n) dieser Aufnahmen<br />
nachlesen, zahlreiche Bilder zeigen die Filmemacher<br />
vor, während und nach der Arbeit.<br />
(Light In <strong>The</strong> Attic/Cargo, 1975,<br />
10/36:08) us<br />
BLAUDZUN<br />
HEAVY FLOWERS<br />
Blaudzun, mit bürgerlichem Namen Johannes<br />
Sigmonds und aus dem niederländischen<br />
Utrecht stammend, wagt sich mit<br />
seinem dritten Album nun auch auf internationales<br />
Terrain. In seiner Heimat ist er bereits<br />
bestens bekannt, Top-10-Platzierungen<br />
und ausverkaufte Club-Tourneen inklusive.<br />
Dabei kommt HEAVY FLOWERS zunächst<br />
relativ unspektakulär daher, der Gesang ist<br />
nicht ganz so abgehoben wie der von Bon<br />
Iver, dabei agiert Blaudzun aber mit mehr<br />
Power, zieht das Tempo öfters an, was<br />
seinem Singer/Songwriter-Folk zu ungewohnter<br />
rhythmischer Dynamik (à la Arcade<br />
Fire) verhilft. Doch neben diesen kraftvollen<br />
Momenten zeigt er in zahlreichen ruhigeren<br />
Abschnitten, dass seine Musik wesentlich<br />
vielfältiger ist, als man sie beim ersten Hören<br />
wahrnimmt. Ein Album, das mit jedem<br />
Hören besser wird und es so – zumindest aus<br />
heutiger Sicht – zu einem jahrelangen, verlässlichen<br />
Freund werden lässt.<br />
(V2 Benelux/Soulfood, 2012, 12/40:34) tk<br />
THE DIXON BROTHERS<br />
A BLESSING TO PEOPLE –<br />
COMPLETE RECORDINGS<br />
1936–1938<br />
Anfang der 30er Jahre<br />
arbeiteten Dorsey<br />
und Howard Dixon<br />
in den Tuchfabriken<br />
von East Rockingham<br />
in North Carolina.<br />
In ihrer freien Zeit<br />
begannen sie damit, gemeinsam als Musikduo<br />
aufzutreten. Das Programm, mit dem<br />
sie Arbeitskollegen, Frauen und Kinder unterhielten,<br />
bestand aus alten Gospelstücken<br />
sowie Topical-Songs, die alle Facetten des<br />
harten Lebens der Tuchweber zum <strong>The</strong>ma<br />
hatten. Mit einem regelmäßigen Hörfunk-<br />
Spot bei der lokalen „Crazy Barn Dance”-<br />
Sendung stieg ihre Popularität an, und so war<br />
es nur noch ein kleiner Schritt bis zu ersten<br />
Plattenaufnahmen. Zwischen 1936 und 1938<br />
nahmen die Dixons – entweder zusammen<br />
oder mit anderen Musikern – mehr als 90<br />
Lieder für RCA-Vic<strong>to</strong>r auf, darunter spätere<br />
Country-Folkklassiker wie “Weave Room<br />
Blues”, “Spinning Room Blues”, “In<strong>to</strong>xicated<br />
Rat”, “Down With <strong>The</strong> Old Canoe” (ein<br />
Song über die Titanic) sowie “I Did’t Hear<br />
Anybody Pray”, das später leicht abgewandelt<br />
als “Wreck On <strong>The</strong> Highway” zum Hit<br />
wurde. So wurden die Dixon Bro<strong>the</strong>rs zum<br />
populärsten Hillbilly-Duo ihrer Zeit, trafen<br />
mit ihren Liedern genau in die Herzen des<br />
Teils der amerikanischen Bevölkerung, der<br />
am meisten unter der großen Depression litt.<br />
Die Bear-Family-typische Aufarbeitung dieses<br />
<strong>The</strong>mas ist vorbildlich. Neben dem Aufspüren<br />
jeder noch erhaltenen Aufnahme der<br />
Dixon Bro<strong>the</strong>rs sowie der mit ihnen verbundenen<br />
Formationen verblüfft die Tonqualität<br />
der Songs, durch akribisches Restaurieren<br />
konnten Rauschen und störende Nebengeräusche<br />
nahezu vollständig eliminiert werden.<br />
Das 164-seitige Hardcover-Begleitbuch<br />
im LP-Format liefert neben zahlreichen<br />
Fo<strong>to</strong>s, Discographie und Biografie ausführliche<br />
Erläuterungen (inkl. der Songtexte) zu<br />
jedem einzelnen Lied. 1962 besuchten die<br />
Folk-His <strong>to</strong>riker Archie Green und Ed Kahn<br />
Dorsey Dixon (Howard starb überraschend<br />
1961). Die dabei aufgenommenen Songs<br />
wurden teilweise 1965 als BABIES IN THE<br />
MILL: CAROLINA TRADITIONAL, IN-<br />
DUSTRIAL, SACRED SONGS (CD-Veröffentlichung<br />
1997 auf HMG/High<strong>to</strong>ne) herausgebracht,<br />
auf A BLESSING TO PEOPLE gibt<br />
es nun alle Stücke aus diesen Sessions zu hören.<br />
Wenn man sich die Entstehungsgeschichte<br />
der Musik der Dixon Bro<strong>the</strong>rs vor Augen<br />
führt und realisiert, wie lange viele dieser<br />
einmaligen Stücke schon nicht mehr gehört<br />
werden konnten, muss man Bear Family einmal<br />
mehr für diese archivarische Arbeit der<br />
Extraklasse danken – und hält mit dieser Box<br />
einen einmaligen Schatz in Händen.<br />
(Bear Family, 2012, 4 CDs)<br />
us<br />
DIA DEL MERCADO<br />
SEVEN YEARS OF DIRT<br />
2008 gründete der Niederländer Ruud Slingerland<br />
mit Dia Del Mercado die Band, die<br />
ihm dabei helfen sollte, seine cineastisch<br />
ausufernden Americana-Fantasien in hörbare<br />
Form zu bringen. Ohne ein Studio zu<br />
besuchen („... recorded in a living room”)<br />
wurde SEVEN YEARS OF DIRT zu einem<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 57
CD REVIEWS Country & Folk<br />
wahrlich außergewöhnlichen Debüt. Über<br />
den Zeitraum von zwei Jahren entstanden<br />
Songs, die in ihrer Stimmung und in ihrer<br />
Atmosphäre nur ganz wenig Gleichgesinnte<br />
kennen: Friends Of Dean Martinez, Pine<strong>to</strong>p<br />
Seven oder Wagon – wer mit diesen<br />
Namen etwas anfangen kann, der wird Dia<br />
Del Mercado schnell in sein Herz schließen.<br />
Trotz einer breiten Palette an Instrumenten<br />
– Gitarre, Banjo, Mandoline, Harmonium,<br />
Hammondorgel, Akkordeon, Xylofon, Posaune,<br />
Trompete – wirken die Stücke nie<br />
überladen, gelingt der Spagat zwischen<br />
spartanischen Wüstenklängen und herrlich<br />
verschrobenen Alt.Country-Preziosen. Dicke<br />
Vormerkung für die Jahresbestenliste!<br />
(Root & Branch Recordings/Import,<br />
2012, 12/41:47) us<br />
GRAM PARSONS<br />
GRIEVOUS ANGEL<br />
Auf dem zweiten<br />
Album<br />
verfeinerte<br />
Gram Parsons seinen<br />
differenzierten<br />
Countrysound,<br />
wobei<br />
ihn Emmylou<br />
Harris beim Gesang<br />
unterstützte tüt t und mit ihm eine faszinierende,<br />
sich harmonisch ergänzende Einheit bildete.<br />
Im Gegensatz zu GP klingt das Album<br />
ausgereifter und ideenreicher, was auch an<br />
den Beiträgen der Studiogäste liegen mag,<br />
denn scheinbar jeder Country-begeisterte<br />
Musiker mit Rang und Namen ließ sich<br />
im Studio blicken (darunter unter anderem<br />
Al Perkins, Linda Ronstadt, James Bur<strong>to</strong>n<br />
und Byron Berline, der schon bei LET IT<br />
BLEED von den S<strong>to</strong>nes für eine zünftige<br />
Einlage sorgte). Neben klassischem Country<br />
stechen die sensible Ballade “Brass<br />
But<strong>to</strong>ns”, das energiereiche “Medley Live<br />
From Nor<strong>the</strong>rn Quebec” und eine exquisite<br />
Cover-Version von “Love Hurts” hervor.<br />
Das ausgewogene Mastering verleiht dem<br />
Album endlich den warmem Klang, der der<br />
Musik die notwendige Erdigkeit verleiht.<br />
(Mobile Fidelity/Sieveking Sound, 1974,<br />
9/36:35) at<br />
CATHERINE IRWIN<br />
LITTLE HEATER<br />
Tief im Innern ist Ca<strong>the</strong>rine Irwin zwar<br />
immer noch Punk. Doch als Solomusikerin<br />
und als Mitglied der Band Freakwater<br />
hat sie sich in den vergangenen Jahren eher<br />
dem Alternative Country und Independent-<br />
Folk zugewandt. Geblieben ist ihre Do-ityourself-Attitüde.<br />
Mit LITTLE HEATER<br />
legt die von Kollegen wie Randy Newman<br />
und Steve Earle geschätzte Singer/Songwriterin<br />
ihr zweites, in Woods<strong>to</strong>ck, New<br />
York, aufgenommenes Solo-Album vor.<br />
Sparsam arrangierte Songs, bei denen ihre<br />
Westernklampfe im Vordergrund steht, dezent<br />
begleitet von Fiddle, Harmonika, Banjo<br />
und Pedalsteel-Gitarre. Und über allem<br />
ihre beeindruckende Stimme, mal solo, mal<br />
im Harmoniegesang mit u.a. Gastsänger<br />
Bonnie „Prince” Billy. Neben Eigenkompositionen<br />
wie “Mockingbird” und “We<br />
Must Also Love <strong>The</strong> Thieves” stechen besonders<br />
das John-Callahan-Cover “Sinner<br />
Saves A Saint” und das Tradi<strong>to</strong>nal “<strong>The</strong><br />
Banks Of Ohio” hervor.<br />
(Thrill Jockey/Rough Trade, 2012,<br />
13/47:44) frs<br />
RY COODER<br />
ELECTION SPECIAL<br />
Wem Ry Cooder bei<br />
den anstehenden Präsidentschaftswahlen<br />
in den USA seine<br />
Stimme, oder besser<br />
gesagt, wem er sie<br />
nicht gibt, das macht<br />
er auf seinem neuen Album – sozusagen<br />
einer Wahl-Sonderausgabe mit dem programmatischen<br />
Titel ELECTION SPECIAL<br />
– deutlich. Mitt Romney und seine Gefolgsmänner<br />
dürfen nicht auf Cooders Unterstützung<br />
hoffen, offen und ohne Zurückhaltung<br />
nennen Lieder wie “Mutt Romney Blues”,<br />
“Take Your Hands Off It” (die inoffizielle<br />
Fortsetzung von Woody Guthries “This Land<br />
Is Your Land”) und “Bro<strong>the</strong>r Is Gone”, bei<br />
dem harscher Text und freundliche Melodie<br />
im krassen Gegensatz zueinander stehen,<br />
die republikanische Gefahr beim Namen.<br />
Doch auch Amtsinhaber Barack Obama darf<br />
sich in Stücken wie “<strong>The</strong> Wall Street Part<br />
Of Town”, “Guantanamo” und “Cold Cold<br />
Feeling” wiedererkennen, hier legt Cooder<br />
seine Finger in die offenen Wunden Amerikas.<br />
Musikalisch tut er dies recht schroff,<br />
lässt nur allzu selten seine sonst so charakteristisch<br />
slidenden Gitarrenklänge ertönen,<br />
oft werden die anklagenden, fast durchwegs<br />
Folk-Blues-lastigen Songs durch die<br />
(gewohnt) hervorragende Rhythmusarbeit<br />
seines Sohnes Joachim am Leben gehalten.<br />
Keine einfache Geschichte, diese Wahl-Sonderausgabe.<br />
(Nonesuch/Warner, 2012, 9/38:39) us<br />
TIM GRIMM<br />
THANK YOU TOM PAXTON +<br />
WILDERNESS AND BAD MAN<br />
BALLADS<br />
Zwei richtig gute Alben sind das, Tim Grimm<br />
beweist sowohl als Interpret von Tom-Pax<strong>to</strong>n-<br />
Songs als auch als Songwriter seine Klasse.<br />
Für THANK YOU TOM PAXTON hat er<br />
sich zwölf Pax<strong>to</strong>n-Vorlagen ausgesucht, mit<br />
denen er einen weitgefächerten Querschnitt<br />
durch das Schaffen des legendären, amerikanischen<br />
Folkmusikers bietet. Dabei zeigt<br />
er sich als fähiger Arrangeur, beweist auch in<br />
der Umsetzung, welch stilistische Bandbreite<br />
hier gefordert ist. Mal nur mit simpler Gitarrenbegleitung<br />
(“I Give You <strong>The</strong> Morning”),<br />
mal als rassige Bluegrass-Nummer (“General<br />
Custer), mal sind es die Engelschöre der Bowmans<br />
(“How Beautiful Upon <strong>The</strong> Mountain”),<br />
mal Banjo und Stimme von Folksänger Joe<br />
Crooks<strong>to</strong>n – durchweg Top-Songs, hochklassig<br />
dargeboten. Dass sich Tim Grimms eigene<br />
Songs hinter den Pax<strong>to</strong>n-Vorlagen nicht zu<br />
verstecken brauchen, beweist WILDERNESS<br />
AND BAD MAN BALLADS, zehn meisterliche<br />
Grimm-Songs aus den letzten paar Jahren,<br />
die er mit Hilfe von Musikern wie Krista<br />
De<strong>to</strong>r, Jason Wilber, Bobbie Lancaster und<br />
Tom Roznowski umgesetzt hat.<br />
(Vault Records/Import, 2012, 12/48:12,<br />
10/35:22) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
THE INNER FLAME – A TRIBUTE<br />
TO RAINER PTACEK<br />
Ursprünglich war THE INNER FLAME dazu<br />
gedacht, einen finanziellen Beitrag zu den<br />
horrenden Behandlungskosten seiner Krankheit<br />
zu leisten, doch Rainer Ptaceks Gehirntumor<br />
machte diesem Plan einen Strich durch<br />
die Rechnung. Im November 1997, kurz nach<br />
der Veröffentlichung des Albums, verstarb der<br />
Gitarrist und Sänger mit 46 Jahren, das Benefitzalbum<br />
wurde zum Nachruf. 15 Jahre nach<br />
seinem Tod wird jetzt Ptaceks musikalischer<br />
Nachlass von Howe Gelbs Label Fire Records<br />
neu überarbeitet, geplant ist, seine Alben – ergänzt<br />
durch bisher unveröffentlichtes Material<br />
– neu zu veröffentlichen. Den Anfang macht<br />
THE INNER FLAME, erweitert um sechs<br />
Tracks. Zu den Originalinterpretationen von<br />
Kollegen wie Robert Plant & Jimmy Page,<br />
Emmylou Harris, Evan Dando oder Giant<br />
Sand kamen neue Ptacek-Cover-Versionen<br />
von Lucinda Williams, Grandaddy, John Wesley<br />
Harding, Chuck Prophet und Howe Gelb<br />
hinzu, darüber hinaus wurde das Album noch<br />
um ein Stück erweitert, das Rainer Ptacek mit<br />
Joey Burns und John Convertino von Calexico<br />
aufnahm. Bewegend!<br />
(Fire Records/Cactus Rock Records,<br />
1997/2012, 18/73:30) us<br />
THE BAILES BROTHERS<br />
REMEMBER ME + STANDING<br />
SOMEWHERE IN THE<br />
SHADOWS<br />
Wer hören möchte, wo die Everly Bro<strong>the</strong>rs<br />
ihren Harmoniegesang gefunden haben, der<br />
ist bei den Bailes Bro<strong>the</strong>rs aus West Virginia<br />
an der richtigen Adresse. Dabei arbeiteten die<br />
vier Brüder – Kyle, Johnnie, Walter und Homer<br />
– nur selten als Quartett zusammen, oft<br />
traten sie in unterschiedlichen Kombinationen<br />
oder mit anderen Künstlern auf. REMEM-<br />
BER ME präsentiert die Aufnahmen, die<br />
1946 in Chicago für das King-Label entstanden,<br />
alte Kirchenlieder, Country- und Bluegrass-Standards,<br />
mit denen sie durch ihren<br />
tief bewegenden Country-Harmoniegesang<br />
schnell zu Publikumslieblingen der Grand<br />
Ole Opry wurden. Wie sie die Macher dieser<br />
Radioshow gegen sich aufbrachten, warum<br />
sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere dort<br />
rausgeschmissen wurden, wie sie in Armut<br />
und Obskurität abglitten, das erzählt Dick<br />
Spottswood in den Liner-Notes. Sieben Jahre<br />
später lebten mit Walter und Johnnie zwei<br />
der Bailes-Brüder in East Texas, wo sie ihre<br />
Countrysongs wiederum für das King-Label<br />
zusammen mit Webb Pierce und einigen lokalen<br />
Musikern aufnahmen. Auf STANDING<br />
SOMEWHERE IN THE SHADOWS sind<br />
sowohl all diese Aufnahmen als auch die Ergebnisse<br />
der Nashville-Sessions aus den Jahren<br />
1957 und 1959 zu finden, wie immer <strong>to</strong>p<br />
bebildert und mit ausführlicher Discographie.<br />
(Bear Family, 2012,<br />
24/67:46 + 22/56:12) us<br />
PENNY NICHOLS<br />
COLORS OF THE SUN: PENNY<br />
NICHOLS SINGS THE EARLY<br />
SONGS OF JACKSON BROWNE<br />
Schon seit Mitte der 60er Jahre verbindet<br />
Penny Nichols eine tiefe Freundschaft mit<br />
Jackson Browne. Mit fast der gleichen, wunderbaren<br />
Stimme, mit der sie 1967 ihr Debüt<br />
PENNY’S ARCADE fest in den Herzen der<br />
amerikanischen Folkfans verankerte, widmet<br />
Seite 58 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
sie sich nun einigen frühen Liedern ihres alten<br />
Freundes und Weggefährten. Und wer die<br />
kalifornisch sonnigen Anfänge von Jackson<br />
Brownes Karriere kennt, der wird natürlich<br />
sofort ahnen, dass diese Songs genau das<br />
Richtige für eine Sängerin wie Penny Nichols<br />
sind. Besonders dann, wenn es ihr wie<br />
in “<strong>The</strong>se Days” gelingt, die harsche Unversöhnlichkeit<br />
des Originals gegen warme und<br />
einnehmende Emotionalität auszutauschen.<br />
Auch musikalisch agieren die Nichols-Interpretationen<br />
auf allerhöchstem Level, jedes Instrument,<br />
jede Stimme eine Offenbarung – da<br />
fällt es fast nicht auf, dass es Jackson Browne<br />
höchstselbst ist, der auf einigen Songs für die<br />
Background-Vocals sorgt.<br />
(Pensongs/Import, 2012, 12/55:12) us<br />
SKYDIGGERS<br />
NORTHERN SHORE +<br />
THE TRUTH ABOUT US<br />
Egal, ob man die Skydiggers schon kennt oder<br />
nicht, Hilfe naht mit diesen beiden Veröffentlichungen.<br />
Wer die kanadische Roots-Rockband<br />
bereits im Fokus hat, wird sehnsüchtig auf<br />
NORTHERN SHORE warten und sich bange<br />
fragen, ob der (angekündigte) Einbau von<br />
Samples und programmierten Beats nicht zu<br />
viel der Modernität ist, ob den „Jayhawks der<br />
Americana-Szene” nicht so die Bodenhaftung<br />
verlorengeht. Entwarnung: Die neuen<br />
Songs sind immer noch klar als Skydiggers-<br />
Musik zu erkennen, pendeln zwischen melodramatischen<br />
Klavierballaden (“Liar, Liar”),<br />
stimmungsvollem Americana (“Waves”) und<br />
schmissigem Country (“Why You Been Gone<br />
So Long” – von Mickey Newbury, der einzigen<br />
Fremdkomposition des Albums). Und auch für<br />
Skydiggers-Neulinge ist bes tens gesorgt, mit<br />
THE TRUTH ABOUT US erscheint nun eine<br />
klasse Retrospektive der Band aus Toron<strong>to</strong><br />
– prall gefüllt mit dem Besten aus den zahlreichen<br />
Alben von 1990 bis 2008, dazu gibt<br />
es jeweils drei Outtakes sowie drei Neuaufnahmen<br />
alter Titel. Ausführliche Liner-Notes,<br />
Bandgeschichte und Track-by-track-Infos im<br />
dicken Booklet sowie eine DVD („<strong>The</strong> Dakota<br />
Sessions”) mit sechs live im Studio eingespielten<br />
Stücken runden den Rückblick ab, der so<br />
auch für alteingesessene Fans interessant wird.<br />
(Blue Rose/Soulfood, 2012,<br />
15/55:28 + 22/76:05, DVD 19 Min.) us<br />
LEO KOTTKE<br />
A SHOUT TOWARD NOON /<br />
REGARDS FROM CHUCK PINK<br />
Um den Meister des Akustikgitarren-Fingerpickings<br />
ist es etwas ruhiger geworden – umso<br />
willkommener ist die Neuauflage zweier seiner<br />
Spät-80er-Alben. Damals deckte Leo Kottke<br />
rein instrumental ein breites Stilterri<strong>to</strong>rium ab,<br />
das von Folk über angedeuteten Blues bis hin<br />
zu Jazz reichte. Er schuf unterschiedlichste<br />
Stimmungen, die oft melancholisch ausfielen,<br />
aber auch als Soundtrack für Hitchcock-Filme<br />
getaugt hätten. Welche Dynamikvarianten mit<br />
Gitarre, Cello und ein wenig Synthie-Kolorierung<br />
möglich sind, demonstrierte Kottke auf<br />
A SHOUT ... (einzige Fremdnummer: Duane<br />
Allmans “Little Martha”). Auf REGARDS ...
CD REVIEWS Country & Folk<br />
waren mehr Kollegen/Instrumente im<br />
Studio dabei, u.a. trommelten Jim Keltner<br />
und Peter Erskine. Elektrische und Synthgitarre,<br />
Cello, Geigen und Bass ergänzten<br />
Kottkes Akustikspiel in einem erweiterten<br />
Stilrahmen (Worldeinflüsse). Der<br />
Kottke jener Phase war eklektisch, durchaus<br />
kantig und beeindruckt heute noch.<br />
(BGO/H’Art, 1986, 1988, 12/42:53,<br />
13/43:54) pro<br />
BUCK OWENS<br />
TALL DARK STRANGER<br />
Mit dieser Box<br />
im<br />
LP-Format<br />
beschließt Bear<br />
Family<br />
den<br />
Rückblick<br />
auf<br />
eine der imposantesten<br />
Karrieren<br />
der amerikanischen i Countrymusik.<br />
Von 1969 bis 1975 war Buck Owens<br />
bei Capi<strong>to</strong>l Records unter Vertrag, auf<br />
acht CDs wurden jetzt alle noch vorhandenen<br />
Aufnahmen aus dieser Zeit<br />
zusammengefasst. Die Endphase seiner<br />
Karriere gehört zu Owens kommerziell<br />
erfolgreichster Zeit, regelmäßige Fernsehaufritte<br />
(„Hee-Haw”), ausverkaufte<br />
Tourneen sowie rund 20 Charthits belegen<br />
dies eindrucksvoll. Gleichzeitig<br />
baute er während dieser Jahre in seiner<br />
kalifornischen Wahlheimat Bakersfield<br />
sein eigenes Geschäftsimperium auf,<br />
im dortigen Studio entstand auch der<br />
größte Teil der über 200 Tracks, die es<br />
auf dieser Retrospektive zu hören gibt.<br />
Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre<br />
passte einfach alles bestens zusammen,<br />
Owens Stimme hatte genügend Patina<br />
angesetzt um immer ausdrucksstärker<br />
zu werden, der minimalistische, aber<br />
dennoch unüberhörbare Twang seiner<br />
Begleitband – den Buckaroos – wurde<br />
zu einem gerne kopierten, aber nie von<br />
anderen Bands auch nur ansatzweise<br />
erreichten Markenzeichen, gekrönt von<br />
Owens’ Songwriting-Fähigkeiten, die in<br />
dieser Masse und vor allem in diesem<br />
kurzen Zeitraum konkurrenzlos waren.<br />
So konnte er es sich leisten, in dieser Zeit<br />
auch neue Sounds auszuprobieren. Die<br />
stark aufkommende Popmusik sowie die<br />
kreativen Freiheiten, die sich die Mitglieder<br />
von Rockbands genehmigen konnten,<br />
beeindruckten Owens, der so dazu<br />
ermutigt wurde, auch mit ungewohnten<br />
Klängen aus anderen Stilrichtungen zu<br />
experimentieren. Neben den regulären<br />
LPs – enthalten sind sowohl alle Buck-<br />
Owens-Alben als auch die Soloscheiben<br />
der Buckaroos – liefert TALL DARK<br />
STRANGER noch seine vortrefflichen<br />
Bluegrass-Sessions, alle Aufnahmen im<br />
Duo mit Susan Raye und seinem Sohn<br />
Buddy Alan sowie ein bisher unveröffentlichtes<br />
Duostück mit der R&B-Sängerin<br />
Bettye Swann. Für den Text des<br />
wie immer superb bebilderten 108-seitigen<br />
Begleitbuches war Rich Kienzle<br />
zuständig, die detaillierte Discographie<br />
wurde von Richard Weize erstellt. Ein<br />
mehr als würdiger Abschluss und ein<br />
klasse Rückblick auf eine Karrierephase<br />
Buck Owens’, die es zweifelsohne wert<br />
ist, so hochwertig behandelt zu werden.<br />
(Bear Family, 2012, 8 CDs) us<br />
JOHN HIATT<br />
MYSTIC PINBALL<br />
2008 wurde er<br />
in die Nashville<br />
Songwriters<br />
Hall Of Fame<br />
aufgenommen,<br />
kurz<br />
darauf<br />
erhielt er von<br />
der Americana <strong>Music</strong> Association<br />
die höchste Auszeichnung für sein<br />
Songwriting, doch auch nach diesen<br />
Lobpreisungen (und nach mehr als<br />
30 Jahren im Geschäft) vermindert<br />
John Hiatt sein Veröffentlichungstempo<br />
nicht. Knapp über ein Jahr ist erst<br />
vergangen, seit er mit DIRTY JEANS<br />
AND MUDSLIDE HYMNS sein<br />
letztes Album vorlegte, aktuell ist er<br />
mit MYSTIC PINBALL bei Nummer<br />
21 angekommen. Da wundert es<br />
kaum, dass sich das neue Werk nahtlos<br />
an den Vorgänger anschließt, mit Produzent<br />
Kevin Shirley (Aero smith, Joe<br />
Bonamassa, Iron Maiden) und seiner<br />
Begleitband <strong>The</strong> Combo – bestehend<br />
aus Doug Lancio (g, dob, man), Patrick<br />
O’Hearn (b) und Kenneth Blevins (dr)<br />
– blieb auch das Umfeld konstant. Unter<br />
dem Strich ist allenfalls eine kleine<br />
Kursänderung erkennbar, nicht in den<br />
Songs selbst, aber in deren Verteilung<br />
auf die verschiedenen Stile: weniger<br />
Roots-Rock, mehr Americana, weniger<br />
ungestümes Vorwärtspreschen, mehr<br />
gelassenes Midtempo.<br />
(New West/Warner, 2012,<br />
12/46:01) tk<br />
HANNES WADER<br />
NAH DRAN<br />
Nach sechs Jahren gibt es endlich wieder<br />
ein neues Studio-Album von Hannes<br />
Wader. Mittlerweile hat der Liedermacher<br />
sein 70. Lebensjahr erreicht (siehe<br />
Interview in dieser Ausgabe), da kann<br />
er sich schon mal Gedanken über die<br />
Sterblichkeit machen. „Dass wir so lang<br />
leben dürfen / Schnäpse kippen, Rotwein<br />
schlürfen / Feurig würzen, Biere<br />
stürzen / Prassend unser Leben kürzen”,<br />
heißt es denn auch gleich zu Beginn von<br />
NAH DRAN in einem barock-bacchantischen<br />
Stück, das an Waders 1996er<br />
Album mit Bellmann-Liedern LIEBE,<br />
SCHNAPS, TOD erinnert. Trotz des<br />
<strong>The</strong>mas: Bierernst geht es nicht immer<br />
zu. Da gibt es die Lebensmittelskandal-<br />
Satire “Mahlzeit” oder den humoristischen,<br />
von einem entspannten Reggae-<br />
Rhythmus getragenen Titelsong, in<br />
dem Wader – oder sein lyrisches Ich<br />
– seine fehlgeschlagenen Annäherungsversuche<br />
beim weiblichen Geschlecht<br />
bilanziert. Insgesamt dominiert indes<br />
ein nachdenklicher, melancholischer<br />
Ton: ob in der Kindheitserinnerung<br />
“Der Drachen” oder der Hommage an<br />
den Widerstandskämpfer Peter Gingold<br />
“Boulevard St. Martin”, ob in den beiden<br />
Nachdichtungen “Ich werd es überstehn”<br />
(“Last Thing On My Mind”/Tom<br />
Pax<strong>to</strong>n) und “Seit Ewigkeiten” (“Turn!<br />
Turn! Turn!”/Pete Seeger) oder dem<br />
abschließenden “Lied vom Tod”. Musikalisch<br />
herrscht ein Folksound vor; zu<br />
Waders Gesang und Fingerpicking mi-<br />
schen sich dezent Instrumente wie eine<br />
Steelguitar oder ein Fretless-Bass. Wader<br />
so gut wie zu seinen besten Zeiten!<br />
(Mercury/Universal, 2012,<br />
12/65:08) frs<br />
THE COAL PORTERS<br />
FIND THE ONE<br />
Sid<br />
Griffin,<br />
der einst mit<br />
den<br />
Long<br />
Ryders<br />
den<br />
alternativen<br />
Country-<br />
Rock miterfunden<br />
hat, kommt mittlerweile fast<br />
ohne Rock aus, weil er seine höchst<br />
persönliche Vorstellung von alternativer<br />
Bluegrass-Musik im akustischen<br />
Gewand mit Riesenschritten Richtung<br />
Vervollkommnung treibt. FIND THE<br />
ONE wurde vom britischen Folkveteranen<br />
John Wood (Fairport Convention,<br />
Nick Drake) umsichtig und offensichtlich<br />
stressfrei produziert. Denn<br />
die bestens eingespielten Coal Porters<br />
waren in hellwacher Spiellaune, wie<br />
man es von ihnen gewohnt ist. Fünf<br />
neue Griffin-Songs, von denen “Barefoot<br />
On <strong>The</strong> Courthouse Lawn”, “You<br />
Only Miss Her When She’s Gone” und<br />
das Anti-Sklaverei-Lied “Hush U Babe/<br />
Burnham Thorpe” zu den Volltreffern<br />
seiner Karriere gehören, drei Kompositionen<br />
des singenden Zupfers Neil<br />
Robert Herd (mit “Farmer’s Hand” als<br />
Höhepunkt) und zwei brillante Lieder<br />
der auch temperamentvoll singenden<br />
Geigerin Carla Frey (“Never Right His<br />
Wrong”) werden ergänzt durch eine<br />
originell arrangierte, mit Lagerfeuerstimmung<br />
statt Dancefloor-Dämonie<br />
versehene Fassung von David Bowies<br />
“Heroes” und eine mit Sitar-Intro aufwartende<br />
Cover-Version des S<strong>to</strong>nes-<br />
Hits “Paint It, Black”. Das ganze Album<br />
klingt gleichermaßen ehrgeizig<br />
und locker, die Atmosphäre im Studio<br />
muss außerordentlich inspirierend gewesen<br />
sein. Der Begriff „Meisterwerk”<br />
ist hier nicht zu hoch gegriffen.<br />
(Prima Records/Rough Trade, 2012,<br />
12/45:13) hjg<br />
JOAN BAEZ<br />
JOAN BAEZ<br />
In vier Tagen spielte die damals 19-jährige<br />
Joan Baez 1960 ihr selbst betiteltes<br />
Debütalbum ein – weitgehend<br />
im Alleingang mit Akustikgitarre und<br />
ihrer glasklaren Stimme. Nur gelegentlich<br />
steuerte Fred Hellerman von <strong>The</strong><br />
Weavers zusätzliche Gitarrentöne zu<br />
den im klassischen Folkstil gehaltenen<br />
Songs bei. Schwerpunktmäßig Traditionals<br />
wie “House Of <strong>The</strong> Rising Sun”,<br />
“Silver Dagger” oder “Fare <strong>The</strong>e Well”<br />
hatte sich die junge Dame vorgenommen<br />
und in aus heutiger Sicht geradezu<br />
unschuldiger Weise puristisch eingespielt.<br />
Die bei früheren Neuauflagen<br />
enthaltenen Bonus-Tracks fehlen in der<br />
2012er Fassung allerdings, das Booklet<br />
ist mägerlich – und nennt in den Credits<br />
auch bei den Traditionals Baez als<br />
Au<strong>to</strong>rin.<br />
(Hallmark/H’Art, 1960, 13/45:11) pro<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 59
CD<br />
REVIEWS<br />
GITARRA PURA<br />
CARISMA<br />
Aus Berlin stammt dieses Duo, das schon<br />
mit seinem Namen Gitarra Pura klarstellt,<br />
dass es hier um „pure” Gitarrenmusik geht.<br />
Bernhard Potschka (Ex-Spliff) und Frank<br />
Müller heißen die beiden Musiker, denen für<br />
die Umsetzung dieses Konzeptes zwei akustische<br />
Gitarren genügen. Neben spanischen<br />
und klassischen Elementen bedienen sie sich<br />
auch bei verwandten Stilen, lassen Elemente<br />
aus Jazz, Folk und Pop mit einfließen, so<br />
dass mit CARISMA unter dem Strich ein<br />
abwechslungsreiches und vor allem warmherziges<br />
Album entstanden ist.<br />
(Prudence/Rough Trade, 2012,<br />
15/52:05) tk<br />
MOON DUO<br />
CIRCLES<br />
Wer den dröhnenden, psychedelischen<br />
Space-Rock à la Hawkwind, Spacemen 3<br />
oder Arbouretum schätzt, wird auch am<br />
Moon Duo Gefallen finden. Die Zweiercombo<br />
besteht aus Ripley Johnson, Mastermind<br />
der kalifornischen Band Wooden Shijps (siehe<br />
<strong>GoodTimes</strong>-Newcomer 5/2011), und seiner<br />
Lebensgefährtin Sanae Yamada. Ähnlich<br />
wie die Wooden Shijps zelebrieren sie auf<br />
CIRCLES die Wucht der verzerrten Gitarren.<br />
(Souterrain Transmissions/Rough Trade,<br />
2012, 9/44:00) frs<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
THE HAUNTED PAD –<br />
BRITISH INSTRUMENTAL<br />
GUITAR MUSIC OF THE<br />
SIXTIES: PART ONE 1960–61<br />
In den frühen 60ern<br />
war es keine Seltenheit,<br />
dass gut ein<br />
Drittel der UK-Hitparaden-Titel<br />
Instrumentals<br />
waren. Den<br />
damals<br />
angesagten<br />
– und dheute bis auf wenige Ausnahmen vergessenen<br />
– Bands und ihrer Musik widmet<br />
sich THE HAUNTED PAD. 35 instrumentale<br />
Gitarrensongs aus den Jahren 1960/61<br />
sind darauf versammelt, erinnern an Bands<br />
wie <strong>The</strong> Phan<strong>to</strong>ms, <strong>The</strong> Outlaws, <strong>The</strong> Hunters,<br />
<strong>The</strong> Scorpions und <strong>The</strong> Cannons, blicken<br />
zurück auf Rhet S<strong>to</strong>ller, Jim Gunner,<br />
Nero And <strong>The</strong> Gladia<strong>to</strong>rs und <strong>The</strong> John Barry<br />
Seven Plus Four. Klasse!<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2012,<br />
35/79:58) us<br />
ANNA AARON<br />
DOGS IN SPIRIT<br />
Die Schweizerin Anna Aaron wurde schon<br />
mit internationalen Größen wie Tori Amos,<br />
P.J. Harvey und Sophie Hunger verglichen.<br />
In der Tat hat die junge Newcomerin aus<br />
Basel das Zeug, sich mit diesen messen<br />
zu lassen. Mit DOGS IN SPIRIT legt die<br />
27-Jährige nun ein vielversprechendes Debütalbum<br />
voll schillernder, von wuchtigem<br />
Pianospiel getragener Songs vor.<br />
(Two Gentlemen/Rough Trade, 2012,<br />
13/47:46) frs<br />
WALDEMAR BASTOS<br />
CLASSICS OF MY SOUL<br />
Für die Welt außerhalb Angolas entdeckte<br />
Ex-Talking-Heads-Boss David Byrne diesen<br />
Sänger mit der warmen Stimme. Er<br />
singt hier keinen klassischen Soul, sondern<br />
höchst eigene Lieder über Frieden und Optimismus<br />
und mixt dafür afrikanische Elemente<br />
mit portugiesischem Pop. Manches<br />
klingt angenehm weltmusikalisch, anderes<br />
doch ziemlich exotisch, aber eben nicht<br />
schräg. Diese Musik ist bestimmt nicht<br />
jedermanns Sache, aber Unvoreingenommenheit<br />
hilft beim Zuhören weiter.<br />
(Enja/Soulfood, 2012, 11/60:05) hjg<br />
DEBORAH HENRIKSSON<br />
THE HEART’S CRY<br />
Mit glasklarer Stimme und in behutsam<br />
nordisch kühler Art widmet sich die gebürtige<br />
Amerikanerin Deborah Henriksson,<br />
die ihre Heimat nun in Schweden gefunden<br />
hat, Songs aus dem irisch-keltischen<br />
Kulturkreis. Mit “Snow” von Loreena<br />
McKennitt über das Traditional “My Lagan<br />
Love”, dem Robert-Burns-Stück “Ae Fond<br />
Kiss”, Clannads “Harry’s Game” bis zu “A<br />
Woman’s Heart” von Eleanor McEvoy. Feine<br />
Auswahl, wunderschönes Album.<br />
(DHP Records/Import, 2012, 12/42:42) us<br />
WOLF MAAHN<br />
LIEDER VOM RAND DER<br />
GALAXIS – SOLO LIVE<br />
Lange Jahre waren<br />
Solo-Auftritte<br />
von<br />
Wolf Maahn rare Ausnahmen,<br />
bei einem<br />
Künstler, der – von<br />
„Rockpalast”<br />
bis<br />
„Rock am Ring” –<br />
das Spiel ilmit dem Publikum Pbl so exzellent beherrscht<br />
wie nur wenige, eigentlich untypisch.<br />
Doch irgendwie war er sich nicht sicher, sagt<br />
er, ob seine intensiven Auftritte auch als Konserve<br />
im heimischen Wohnzimmer funktionieren.<br />
Jetzt hat er es doch gewagt eine CD<br />
mit neuen Soloversionen seiner größten Hits<br />
aufzunehmen, und man kann ihn beruhigen:<br />
Es funktioniert-, und das sogar sehr gut!<br />
(Libero Records/Rough Trade, 2012,<br />
15/71:02) tk<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
I DON’T LIKE REGGAE<br />
Für die passende Beschallung des ausklingenden<br />
Sommers haben zahlreiche<br />
deutsche Rock- und Popkünstler ihre aktuellen<br />
Hits zum Remix freigegeben. Guido<br />
Craveiro (Seeed, Jan Delay, De La Soul)<br />
trimmte Songs von Tim Bendzko (“Nur<br />
noch kurz die Welt retten”), Frida Gold<br />
(“Wovon sollen wir träumen”), Andreas<br />
Bourani (“Nur in meinem Kopf”) oder<br />
<strong>The</strong>es Uhlmann (“Zum Laichen und Sterben<br />
...”) fett in Richtung Reggae, sorgt für<br />
relaxte Stimmung und gewinnt diesen Stücken<br />
ganz neue Facetten ab.<br />
(Downbeat Records/Warner, 2012,<br />
14/57:35) tk<br />
MAX MUTZKE<br />
DURCH EINANDER<br />
Für manche vielleicht überraschend, für<br />
viele aber eine logische Entwicklung: Max<br />
Mutzke hat dem Soul-Pop ade gesagt und<br />
mit DURCH EINANDER nun ein Jazzalbum<br />
vorgelegt. Produziert von Schlagzeuger<br />
Wolfgang Haffner, mit Gästen wie Nils<br />
Landgren, Klaus Doldinger, Götz Alsmann<br />
und Cassandra Steen singt er – mal deutsch,<br />
mal englisch – Vorlagen von Marvin Gaye<br />
(“What’s Going On”), Billy Pres<strong>to</strong>n (“You<br />
Are So Beautiful”), Madsen (“Vielleicht”),<br />
Radiohead (“Creep”) oder Ideal (“Telefon”).<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 17/71:47) us<br />
MADSEN<br />
WO ES BEGINNT<br />
„Drei bis vier Schritte zurück” seien sie<br />
mit WO ES BEGINNT gegangen, erklärt<br />
Sänger Sebastian Madsen und meint damit,<br />
dass die Musik, die die drei Madsen-<br />
Brüder (& Bassist Niko Maurer) für ihr<br />
neues Album geschrieben haben, wieder<br />
verdammt nahe dran ist an dem Sound,<br />
mit dem sie zu Beginn ihrer Karriere die<br />
Herzen der Rockfans im Sturm eroberten.<br />
Weniger Drumherum, mehr Live-Feeling<br />
und mit Rival-Schools-Frontmann<br />
Walter Schreifels den richtigen Gast zur<br />
richtigen Zeit für ein richtig krachendes<br />
Rockalbum!<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 12/46:37) us<br />
DIE STRAWBERRIES<br />
BEAT INVASION<br />
Keine Frage, wer Pate stand für die Songs,<br />
die Lothar Becker für seine BEAT INVASI-<br />
ON geschrieben hat. Die <strong>Beatles</strong> natürlich<br />
zuallererst, doch werden – besonders bei<br />
den deutschen Texten – auch Erinnerungen<br />
geweckt an zahllose junge Bands, die in<br />
den 60er Jahren die aufmüpfige Jugend mit<br />
Beatmusik versorgten. Klasse Reise zurück<br />
in diese Zeit, au<strong>the</strong>ntisch gesungen und<br />
stilecht dargeboten mit zwei Gitarren, Bass<br />
und Schlagzeug!<br />
(Blues<strong>to</strong>ne Records, 2012, 11/32:12) us<br />
CLASSIC ROCK STAR TOUR<br />
CLASSIC ROCK STAR TOUR<br />
LIVE<br />
Ihrem Namen alle<br />
Ehre macht diese<br />
„Tour-Band”,<br />
bei<br />
der sich Gary Brooker<br />
(Procol Harum)<br />
und Chris Thompson<br />
(Manfred<br />
Mann’s<br />
Earth Band) das Mikrofon teilen, mit Martin<br />
Barre der Gitarrist von Jethro Tull zu hören<br />
ist und weitere Hochkaräter wie Dave Pegg<br />
(Fairport Convention), Henry Spinetti (Eric<br />
Clap<strong>to</strong>n) und Frank Mead (Bill Wyman’s<br />
Rhythm Kings) auf der Bühne stehen. Absolut<br />
kein Problem auch die Setlist mit “Davy’s<br />
On <strong>The</strong> Road Again”, “A Whiter Shade Of<br />
Pale” und einem Jethro-Tull-Medley.<br />
(rw-entertainment.de, 2012, 11/64:14) us<br />
LABRASSBANDA<br />
LIVE OLYMPIAHALLE<br />
MÜNCHEN<br />
Wenn schon ihre Studio-Alben schier vor<br />
Spielfreude explodieren und man unmöglich<br />
die Beine stillhalten kann, wenn man ihrem<br />
Alpen-Fun-Brass zuhört, dann dürfte wohl<br />
klar sein, wie es abgeht, wenn diese fünf<br />
Bayern live aufspielen. Und mindestens so<br />
gigantisch, wie man sich das <strong>the</strong>oretisch vorstellt,<br />
powerten sie sich im Dezember 2011<br />
vor 12.000 frenetisch mitgehenden Fans<br />
in der Münchner Olympiahalle durch ihr<br />
Programm: Highspeed-Ska, Fun-Punk mit<br />
bayerischen Texten, Tuba-getriebener Reggae,<br />
Techno-Polkas und Heavy-Metal-Landler<br />
– diese Jungs haben einfach alles drauf!<br />
(Trikont/Indigo, 2012, 16/77:08) us<br />
Kurzvorstellungen<br />
THE SYLVERS<br />
SHOWCASE / NEW HORIZONS<br />
Als Begleitband für Ray Charles und<br />
Johnny Mathis waren sie als <strong>The</strong> Little<br />
Angels Anfang der 70er Jahre in den USA<br />
unterwegs, ihr (von Mo<strong>to</strong>wn-Hausproduzent<br />
Freddie Perren betreutes) Debüt<br />
SHOWCASE veröffentlichten die neun<br />
Geschwis ter (damals zwischen 13 und 24<br />
Jahre alt) 1976 als <strong>The</strong> Sylvers. Die Single<br />
“Boogie Fever” <strong>to</strong>ppte die R&B- und<br />
Pop-Charts, schon 1977 erschien mit NEW<br />
HORIZONS die zweite LP. Beide Alben<br />
kommen nun zusammengefasst als CD-<br />
Premieren, im neu gestalteten Booklet erzählt<br />
Rico Washing<strong>to</strong>n alles Wissenswerte<br />
zur Geschichte dieser Band.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1976/1977,<br />
20/73:37) us<br />
ELTON JOHN VS PNAU<br />
GOOD MORNING TO THE<br />
NIGHT<br />
El<strong>to</strong>n meets Electro:<br />
Unter diesem Mot<strong>to</strong><br />
steht die Zusammenarbeit<br />
von Altmeister<br />
El<strong>to</strong>n John mit dem<br />
jungen australischen<br />
Electro-Duo<br />
Pnau,<br />
deren Seitenprojekt Sit jkt Empire Of <strong>The</strong> Sun<br />
zuletzt für Aufsehen sorgte. Songfragmente<br />
aus den Jahren 1970–76 kombinieren sie mit<br />
Loops, Samples und eigenen Aufnahmen, so<br />
dass am Ende neue, tanzbare Stücke entstehen.<br />
Zwar tragen diese noch die Handschrift<br />
ihres Erschaffers, doch gekleidet sind sie<br />
durch und durch im neuen, aktuellen Outfit.<br />
(Mercury/Universal, 2012, 8/28:18) tk<br />
THE STAPLE SINGERS<br />
THE STAPLE SINGERS –<br />
EXPANDED EDITION<br />
Für ihr 1984er Album TURNING POINT<br />
schrieben und produzierten Gary Goetzman<br />
und Mike Piccirillo (<strong>The</strong>lma Hous<strong>to</strong>n,<br />
Smokey Robinson) zwei Tracks, von denen<br />
Pops Staples so begeistert war, dass er mit<br />
den Beiden im Jahr darauf eine komplette<br />
LP – THE STAPLE SINGERS – aufnahm.<br />
Besonders das von David Byrne (Talking<br />
Heads) geschriebene “Life During Wartime”,<br />
aber auch das hypnotische “Are<br />
You Ready?” (hier gleich als dreifache<br />
Bonus-Dreingabe enthalten) dürften noch<br />
bestens in Erinnerung sein. CD-Erstveröffentlichung.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1985,<br />
11/44:29) us<br />
TRIGGERFINGER<br />
ALL THIS DANCIN’ AROUND<br />
“I Follow Rivers”, ihr Wüsten-sonniger<br />
Charts-Stürmer, führt mit seinem Mitpfeif-<br />
Refrain komplett auf die falsche Fährte.<br />
Denn der Rest von ALL THIS DANCIN’<br />
AROUND ist handfester Blues-Rock, bei<br />
dem sich die Belgier Ruben Block (voc, g),<br />
Paul Van Bruystegem (b) und Mario Goossens<br />
(dr) kaum eine Pause gönnen. Highlights:<br />
die gespenstische Ray-Charles-Adaption<br />
“All Night Long” sowie das Titelstück,<br />
das sich von einer stampfenden Dance-<br />
Nummer in ein souliges Hendrix-Stakka<strong>to</strong><br />
verwandelt. Respekt!<br />
(B1 Recordings/Universal, 2012,<br />
11/66:33) tk<br />
Seite 60 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
ANTONY &<br />
THE JOHNSONS<br />
CUT THE WORLD<br />
Neu ist nur der Titelsong, die restlichen<br />
Stücke von CUT THE WORLD hat An<strong>to</strong>ny<br />
Hegarty aus seinen bisherigen vier<br />
Alben ausgewählt. Zusammen mit namhaften<br />
Arrangeuren hat er sie komplett<br />
umarrangiert und in Kopenhagen mit dem<br />
Danish National Chamber Orchestra neu<br />
eingespielt. So erstrahlt diese Musik nun<br />
in ganz anderem Glanz, passt die klassische<br />
Instrumentierung traumhaft gut zu<br />
den Liedern An<strong>to</strong>nys, so dass man ihm zu<br />
dieser symphonischen „Zweitverwertung”<br />
nur gratulieren kann.<br />
(Rough Trade/Indigo, 2012,<br />
12/60:47) us<br />
PASO DOBLE<br />
30 JAHRE NDW<br />
Oh, das tut weh! 30 JAHRE NDW nennen<br />
Paso Doble ihr neues Album, auf dem sie<br />
neben ein paar eigenen Stücken Hits der<br />
Neuen Deutschen Welle covern. Wer hören<br />
will, wie sich “Fred vom Jupiter”, “Codo<br />
(Ich düse, düse)” oder “Völlig losgelöst<br />
(Major Tom)” im “Computerliebe”-Modus<br />
anhören, der darf gerne den Selbstversuch<br />
wagen – der Rezensent übernimmt dafür<br />
aber keinerlei Verantwortung. Sowohl <strong>the</strong>matisch<br />
als auch in der Ausführung trauriger<br />
Höhepunkt: Heinz-Rudolf Kunzes<br />
“Dein ist mein ganzes Herz”.<br />
(MFP <strong>Music</strong>, 2012, 10/37:31) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
ROCK OF AGES<br />
Basierend auf dem<br />
gleichnamigen <strong>Music</strong>al<br />
aus London und<br />
New York kam Mitte<br />
Juni der Film „Rock<br />
Of Ages” in die deutschen<br />
Kinos. Tom<br />
Cruise spielt den Rockstar Stacee Jaxx (der<br />
niemand anderes als Axl Rose ist), Gegenspielerin<br />
Ca<strong>the</strong>rine Zeta-Jones rockt mit Pat-<br />
Benatar-Songs, dazu bestimmen typische<br />
Eigthies-Rocksongs von Foreigner, Twisted<br />
Sister, Def Leppard oder REO Speedwagon<br />
die Szenen. Leider alles ziemlich gestelzt<br />
und dazu von Cruise & Co noch unglaublich<br />
blutleer dargeboten – so dass wohl nur eingefleischte<br />
Soundtrack-Fans an diesen Interpretationen<br />
ihre Freude finden werden.<br />
(Water Tower <strong>Music</strong>/Sony <strong>Music</strong>, 2012,<br />
20/62:58) tk<br />
COLIN BROOKS<br />
BLOOD AND WATER<br />
Als Vorbereitung auf weitere Großtaten von<br />
Colin Brooks gibt es nun sein schon längerem<br />
vergriffenes Solo-Album BLOOD AND<br />
WATER aus dem Jahr 2005 als Neuauflage.<br />
Ende letzten Jahres stieg er bei der Band Of<br />
Hea<strong>the</strong>ns aus, um sich fortan wieder voll auf<br />
seine eigene Musik zu konzentrieren. Doch<br />
zuvor darf man sich noch einmal am kargen,<br />
oft verletzlichen Americana erfreuen, den er<br />
mit spärlicher Hilfe von Anais Mitchell, Jonathan<br />
Byrd und Tim Beattie erschaffen hat<br />
– vor allem Band-Of-Hea<strong>the</strong>ns-Fans dürfen<br />
sich auf Urversionen von “Cornbread” oder<br />
“Heart On My Sleeve” freuen.<br />
(Blue Rose/Soulfood, 2005,<br />
12/48:15) us<br />
BILLY PAUL<br />
360 DEGREES OF BILLY PAUL –<br />
EXPANDED EDITION<br />
Zum 40. Jahrestag dieses legendären Funk-<br />
Soulalbums, auf dem mit “Me And Mrs.<br />
Jones” auch der größte Hit Billy Pauls zu<br />
finden ist, erscheint es nun in einer luxuriösen<br />
Sonderedition. Eingepackt in ein<br />
feines Jewel-Case, mit dickem, neu gestaltetem<br />
Booklet inkl. Liner-Notes von Andy<br />
Kellman (All <strong>Music</strong> Guide) sowie um drei<br />
Bonus-Tracks (darunter natürlich auch eine<br />
Liveversion von “Me And Mrs. Jones”) ergänzt,<br />
erfährt 360 DEGREES OF BILLY<br />
PAUL eine mehr als verdiente Aufwertung.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1972,<br />
11/60:51) us<br />
ESTHER OFARIM<br />
IN GENEVA<br />
1962 und 1963<br />
nahm<br />
Es<strong>the</strong>r<br />
Ofarim für den<br />
Schweizer Rundfunk<br />
Lieder in<br />
französischer, englischer<br />
und hebräischer<br />
Sprache auf, die bis vor kurzem noch<br />
als verschollen galten. Nach der Entdeckung<br />
in den Archiven wurden sie von den Spezialisten<br />
von Bear Family sorgsam remastert und<br />
ertönen nun auf IN GENEVA in wunderbarem<br />
Klang, darunter mit “T’en Va Pas” auch der<br />
Titel des Grand Prix d’Eurovision von 1963<br />
sowie vier bisher ebenso unveröffentlichte<br />
Titel, die bei internationalen Song-Festivals<br />
mitgeschnitten wurden.<br />
(Bear Family, 2012, 20/60:37) us<br />
AX GENRICH AND BAND<br />
FRETBOARD JUNGLE<br />
Zusammen mit dem Bassisten Mario Fadani<br />
und dem Schlagzeuger Steff Bollack legt Ex-<br />
Guru-Guru-Gitarrist Ax Genrich mit FRET-<br />
BOARD JUNGLE ein fantasievolles Album<br />
vor, auf dem die Drei ihrem Expeditionstrieb<br />
freie Fahrt gewähren. Sie verfolgen in ihren<br />
hauptsächlich instrumental angelegten Stücken<br />
(ab und zu hört man eine Art Sprechgesang)<br />
zahllose Ideen, nehmen lose Fäden<br />
auf, lassen sie wieder fallen, umspielen die<br />
mäandernden Klänge. Würde John Peel noch<br />
leben, würde er diese Musik zweifellos als<br />
„Krautrock” bezeichnen.<br />
(Nasoni, 2012, 8/70:22)<br />
us<br />
BLUMENTOPF<br />
B-SEITEN & RARITÄTEN<br />
Exklusiv als digitalen Download bietet die<br />
Münchner HipHop-Band Blumen<strong>to</strong>pf mit<br />
B-SEITEN & RARITÄTEN ihren Fans die<br />
Möglichkeit, auf 21 längst vergriffene oder in<br />
anderen Formaten erschienene Kostbarkeiten<br />
aus den letzten 20 Jahren zurückzublicken.<br />
Chronologisch geht es von der 1997er B-<br />
Seite “Zahlen bitte” über das rare “Popcorn”<br />
(2000 nur in einer kleinen Promo-Vinylauflage<br />
erschienen) und dem 2007er Spider-Murphy-Gang-Cover<br />
“Amerika” bis zu den exklusiven<br />
Four-Elements-Sampler-Beiträgen<br />
“2:2” und “Viel Spaß”. Genau, viel Spaß!<br />
(BMG Rights, 2012, 21/77:24) tk<br />
BRIAN KALINEC<br />
THE FENCE<br />
In den Liner-Notes nennt Songwriter Tom<br />
Pacheco James Taylor und Woody Guthrie<br />
als Inspirationsquellen von Brian Kalinecs<br />
Musik. Und damit liegt er gar nicht schlecht,<br />
zwischen diesen beiden Polen, zwischen gefühlvollem<br />
Singer/Songwriter-Folk und handgemachter,<br />
ländlicher Musik, bei der die Texte<br />
klar und deutlich Stellung beziehen, pendeln<br />
die Songs des Texaners, die er über den Zeitraum<br />
der letzten paar Jahre geschrieben und<br />
jetzt als THE FENCE veröffentlicht hat.<br />
(Berkalin/Sunny Moon Distribution,<br />
2012, 12/41:19) us<br />
GREG COPELAND AND THE<br />
SOULGANG<br />
TAKE IT TO THE BRIDGE<br />
Man hört dem aus Virginia stammenden<br />
Greg Copeland und seiner (deutschen)<br />
Soulgang an, dass ihnen die groovende<br />
Mischung aus Soul, Funk und R&B, die<br />
sie auf ihrem neuen Album TAKE IT TO<br />
THE BRIDGE im Programm haben, im<br />
Blut liegt. Darauf mischen sie gekonnt eigene<br />
Kompositionen mit Klassikern aus der<br />
Feder von Buddy Miles (“<strong>The</strong>m Changes”),<br />
Wilson Pickett (“Land Of 1000 Dances”),<br />
Tom Johns<strong>to</strong>n (“Long Train Running”) oder<br />
Albert Collins (“Hooked On You”).<br />
(Pogo Pop Musik/Soulgang, 2012,<br />
14/67:04) us<br />
BOB MOULD<br />
SILVER AGE<br />
Das<br />
„Silberalter”,<br />
das Bob Mould im<br />
Titel seines neuesten<br />
Albums zitiert, kann<br />
sich allenfalls auf<br />
seine Haar- und Bartfarbe<br />
beziehen, musikalisch<br />
hklingt er auf SILVER AGE so jung<br />
kli<br />
und voller Power wie schon lange nicht<br />
mehr. Vielleicht liegt diese erfrischende<br />
Rückbesinnung auf frühere Tugenden ja<br />
auch an seinen jungen Mitmusikern Jon<br />
Wurster von Superchunk und Jason Narducy<br />
von Verbow, oder er hat sich einfach an<br />
die Zeiten erinnert, als er mit Hüsker Dü die<br />
Speerspitze der alternativen Rockszene war.<br />
(Edsel/Soulfood, 2012,<br />
10/38:10) tk<br />
BRIGITTE<br />
ET VOUS, TU M’AIMES?<br />
Im April 2011 wurde ET VOUS, TU<br />
M’AIMES? auf Deutsch „Und Sie, liebst du<br />
mich?”, in Frankreich veröffentlicht. Mittlerweile<br />
hat es dort Platin-Status erreicht und<br />
soeben den höchsten Musikpreis unseres<br />
Nachbarlandes erhalten. Da wagen Brigitte,<br />
übrigens ein Duo bestehend aus Aurélie Saada<br />
und Sylvie Hoarau, den Sprung auf die<br />
internationale Bühne, hoffen darauf, dass<br />
auch der Rest Europas ihrem süffigen Mix<br />
aus Chanson, Girlie-Pop, Bubblegum, Disco<br />
und allerlei Retro-Zutaten verfällt.<br />
(3eme Bureau/Indigo, 2012, 15/47:05) tk<br />
DIONNE WARWICK<br />
DIONNE – EXPANDED EDITION<br />
Produzent Barry Manilow verpasste diesem<br />
Album 1979 genau den samtweichen<br />
Sound, der nur eine Nuance vom Schmalz<br />
entfernt, dafür aber so gut ist, dass man ihn<br />
einfach für diese Gratwanderung bewundern<br />
muss. Und auch wie Dionne Warwick sich<br />
in dieses Klangbild einfügt, beweist Klasse.<br />
Insgesamt vier aus DIONNE ausgekoppelte<br />
Kurzvorstellungen<br />
Singles platzierten sich in den Pop- und<br />
R&B- Charts, darunter das zusammen mit<br />
Isaac Hayes geschriebene “Deja Vu”, das genauso<br />
wie die Singleversion von “After You”<br />
als Bonus-Track dabei ist.<br />
(Cherry Red/Rough Trade,<br />
1979, 12/46:28) us<br />
DYLAN LEBLANC<br />
CAST THE SAME OLD SHADOW<br />
Dylan LeBlanc, welch ein Name für einen<br />
jungen Folksänger! Kein Wunder, wurde<br />
er nach seinem Debüt schon mit Größen<br />
wie Neil Young oder Townes Van Zandt<br />
verglichen, doch dürfte für seinen souligen<br />
Americana weniger der Name als die Gene<br />
verantwortlich sein. Immerhin war sein Vater<br />
Studiomusiker in den legendären Fame<br />
Studios, in denen Künstler wie Etta James,<br />
Wilson Pickett oder Otis Redding ihre Alben<br />
aufnahmen – sicher nicht die schlechteste<br />
Kinderstube.<br />
(Rough Trade/Indigo, 2012, 10/46:29) us<br />
FREDDIE MERCURY &<br />
MONTSERRAT CABALLÉ<br />
BARCELONA – SPECIAL<br />
EDITION<br />
„Ich mache jetzt<br />
Oper. Vergesst<br />
Rock’n’Roll”, sagte<br />
Freddie Mercury<br />
1987, als er von der<br />
spanischen Opernsängerin<br />
Montserrat<br />
Cbllé Caballé so hingerissen i war, dass er mit “Barcelona”<br />
nicht nur eine Single, sondern gleich<br />
ein ganzes Album mit gleichem Namen<br />
aufnahm – damals eine gewagte Geschichte,<br />
heute legendär. Für die Special Edition<br />
wurden die Original-Keyboardspuren entfernt<br />
und durch ein wuchtiges Symphonie-<br />
Orches ter ersetzt, statt Drum-Computer ist<br />
Roger Taylors Sohn Rufus zu hören, David<br />
Garrett durfte ein neues Violinsolo einspielen.<br />
Und als Bonus-Track gibt es das Mercury-Demo<br />
“Exercises In Free Love” dazu, mit<br />
dem er damals die Diva überzeugte.<br />
(Mercury/Universal, 1988, 10/48:17) tk<br />
HONIG<br />
EMPTY ORCHESTRA<br />
So langsam scheint er dort angekommen zu<br />
sein, wo er hin möchte. Nach Erfahrungen in<br />
einer Metalband, Solo-Ausflügen und einer<br />
Trio-Tour durch China hat Stefan Honig nun<br />
zusammen mit ein paar befreundeten Musikern<br />
(darunter Clueso-Schlagzeuger Tim Neuhaus)<br />
ein klasse Folkalbum aufgenommen.<br />
Entspanntes Songwriting sowie klasse Arrangements<br />
mit wunderschönen instrumentalen<br />
Feinheiten lassen EMPTY ORCHERSTA zu<br />
einem Album werden, das auf lange Sicht ein<br />
richtig guter Freund werden könnte ...<br />
(Haldern Pop/Rough Trade, 2012,<br />
11/40:26) us<br />
LUTZ RAHN<br />
SOLO TRIP<br />
Mit diesem SOLO TRIP unternahm Novalis-<br />
Keyboarder Lutz Rahn 1979 einen Ausflug<br />
in die sphärische New-Age-Welt. Dabei<br />
konzentrierte er sich auf alle Arten von Tasteninstrumenten,<br />
einzig Schlagzeuger Helge<br />
Tillmann unterstützte ihn bei dieser losen<br />
Ansammlung von instrumentalen Ideen und<br />
Gedanken. Wer an Musik von Jean-Michel<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 61
CD<br />
Jarre oder Kitaro Gefallen findet, der wird<br />
sich auch an diesem Album, noch dazu in<br />
frisch remasterten Sound, erfreuen.<br />
(MiG/Intergoove, 1979, 8/29:04) us<br />
BLONDIE<br />
LIVE<br />
Mitschnitt des Blondie-Konzerts<br />
vom 10.<br />
Februar 1999, als die<br />
Originalmitglieder<br />
Deborah Harry, Chris<br />
Stein, Jimmy Destri<br />
und Clem Burke<br />
nach fast 20 Jahren wieder einmal zu einem<br />
Heimspiel in New York antraten. Mit ungebrochener<br />
Power stürmten sie dabei durch ihr<br />
Programm, spielten sowohl Songs aus ihren<br />
punkigen Anfangstagen, neue Pop-verliebte<br />
Stücke aus ihrem Comeback-Album NO<br />
EXIT sowie die großen Hits, von “Sunday<br />
Girl” über “Call Me” bis zu “Heart Of Glass”.<br />
(Eagle/edel, 2012, 17/75:51)<br />
tk<br />
BEARDFISH<br />
THE VOID<br />
Während sich Beardfish auf ihren bisherigen<br />
Alben klassischem Prog à la Gentle Giant<br />
oder Yes, Canterbury vom Schlag Caravan<br />
und National Health sowie einer ordentlichen<br />
Portion Frank Zappa verbunden zeigten, widmet<br />
sich das siebte Werk des schwedischen<br />
Quartetts härteren Tönen in der Art von Deep<br />
Purple oder Black Sabbath. Natürlich finden<br />
sich auf THE VOID weiterhin lyrische und<br />
epische Passagen, doch Heavy-Töne bis hin<br />
zu wildem Metal bilden das Grundfundament.<br />
(Insideoutmusic/EMI, 2012, 10/70:15) mfg<br />
BIG HARP<br />
WHITE HAT<br />
Freunde von Americana/Alternative-Country<br />
aufgepasst – hier kommen Big Harp! Das<br />
Ehepaar-Duo Chris Senseney (voc, g, keys)<br />
und Stefanie Drootin-Senseney (b, backingvoc)<br />
legt mit WHITE HAT ein beachtliches<br />
Debüt hin, bei dem man Anklänge von Hank<br />
Williams über Townes van Zandt bis hin zu<br />
Tom Waits heraushört. Ab auf den Sattel und<br />
trottend durchs Tal des Todes!<br />
(Saddle Creek/Cargo, 2012, 11/38:09) frs<br />
PUNCH BROTHERS<br />
WHO’S FEELING YOUNG NOW?<br />
Wer Bluegrass für eine angestaubte Musikrichtung<br />
hält, ist gerne eingeladen, sich<br />
mit dem neuen Album der Punch Bro<strong>the</strong>rs<br />
vom Gegenteil zu überzeugen. Frontmann<br />
und Mandolinenspieler Chris Thile hat für<br />
WHO’S FEELING YOUNG NOW? getreu<br />
dem Albumtitel junge, innovative Musiker<br />
an Banjo, Fiddle, Bass und Gitarre um sich<br />
versammelt. Dabei würzen sie ihren selbst<br />
komponierten Bluegrass mit Jazz, Folk, Indie-Rock<br />
und Klassik, bieten mit “Flippen”<br />
der schwedischen Folkband Väsen sowie mit<br />
“Kid A” von Radiohead zwei erlesene Cover-<br />
Versionen. Top Album!<br />
(Nonesuch/Warner, 2012, 12/50:01) us<br />
IMAGINARY WAR<br />
REPLACING THE GHOSTS<br />
Hans Derer, Chef der Labelfamilie 7Us, hat<br />
in den 80ern Bands wie Depeche Mode, Fad<br />
Gadget und Erasure in Deutschland promotet.<br />
Kein Wunder, präsentiert seine neueste Entdeckung,<br />
die Band Imaginary Way, auf ihrem<br />
Kurzvorstellungen<br />
Album REPLACING THE GHOSTS die<br />
Art von Musik, mit der die oben genannten<br />
Acts damals die Charts dominierten. Ein krachendes<br />
Rockschlagzeug und Vintage-Synthie-Klänge<br />
liefern das Fundament, vibrierende<br />
Gitarrenriffs und Joki Schallers Stimme<br />
sorgen dafür, dass die Songs nicht zu lieblich<br />
werden, dass eher dunkle, gebrochene Sounds<br />
erzeugt werden.<br />
(7<strong>Music</strong>/New <strong>Music</strong> Distribution,<br />
2012, 12/52:23) us<br />
PETER GREEN SPLINTER<br />
GROUP<br />
BLUES DON’T CHANGE<br />
Bisher nur bei ihren Auftritten gab es diese<br />
Sammlung alter Bluesklassiker zu erwerben,<br />
jetzt ist das programmatische BLUES<br />
DON’T CHANGE der Peter Green Splinter<br />
Group auch im regulären Handel erhältlich.<br />
Darauf verbeugen sie sich mit Songs wie<br />
“Little Red Rooster”, “Nobody Knows You<br />
When You’re Down And Out” oder “When<br />
It All Comes Down” vor Blues-Größen wie<br />
Muddy Waters, John Lee Hooker, Willie Dixon<br />
oder Sonny Boy Williamson.<br />
(Eagle/edel, 2001, 11/46:45)<br />
tk<br />
ROB TOGNONI<br />
ART<br />
Mit zehn selbst geschriebenen<br />
Songs<br />
und zwei Cover-<br />
Titeln, darunter Neil<br />
Youngs “Hey Hey,<br />
My My (In<strong>to</strong> <strong>The</strong><br />
Black)”, hat der australische<br />
Gitarrist i t Rob Tognoni sein neues<br />
Album bestückt. Wie gewohnt langt er dabei<br />
kraftvoll zu, sein charakteristischer Stil,<br />
die Songs mit seiner E-Gitarre zu dominieren,<br />
ist von der ersten Note an zu hören.<br />
Gewohnt stark auch sein Songwriting, von<br />
beseeltem Blues über lässigen Boogie bis zu<br />
krachendem Hard Rock reicht das Spektrum,<br />
dazu noch in klasse erdigem Sound.<br />
(Blues Boulevard/H’Art, 2012,<br />
12/50:13) us<br />
THE PINEAPPLE THIEF<br />
ALL THE WARS<br />
Von den bisherigen acht Studiowerken der<br />
Alternative/Prog-Band setzt sich ALL THE<br />
WARS vor allem durch den Einsatz eines<br />
Orchesters ab, das die jeweiligen Songstimmungen<br />
geschmackvoll wie einfühlsam unterstreicht.<br />
Zwischendurch wird auch kräftig<br />
gerockt – vor allem aber lebt das Album<br />
davon, dass es auf ordentlichen Songs aufbaut,<br />
von denen aus dann in unterschiedliche<br />
Richtungen der Spielart geforscht wird.<br />
(Kscope/edel, 2012, 9/45:04) pro<br />
THE EMPERORS OF<br />
WYOMING<br />
THE EMPERORS OF WYOMING<br />
Einst produzierte Butch Vig Nirvana, jetzt<br />
macht er mit Phil Davis, Franklin Lee und<br />
Peter Anderson Americana, teilweise mit<br />
Heavy-Untertönen, aber auch folkigen Momenten.<br />
So kann man Country auch anspruchsvoll<br />
neu definieren! Den Bandnamen<br />
(und gelegentliche Inspiration) haben sie sich<br />
von Neil Youngs Debütalbum geholt. Und<br />
dass sie John Martyns “Bless <strong>The</strong> Wea<strong>the</strong>r”<br />
von 1971 covern, zeugt von Geschmack.<br />
(Proper/Rough Trade, 2012, 10/40:54) pro<br />
DVD<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
THE MUSIC NEVER STOPPED<br />
Ewig in der Musik<br />
der 60er Jahre leben<br />
– was für manche<br />
Wunsch ist, wird<br />
für Gabriel Sawyer<br />
(Lou Taylor Pucci)<br />
ungewollt Realität.<br />
Ein Hirntumor, der<br />
jahrelang unbemerkt<br />
wuchs, ist zwar<br />
gutartig, ti hat aber sein Erinnerungsvermögen<br />
schwer beschädigt. Nach einem Streit<br />
hatte Gabriel mit seinen Eltern gebrochen.<br />
20 Jahre später erreicht sie ein Anruf aus<br />
der Klinik. Einzig einer Musik<strong>the</strong>rapeutin<br />
(Julia Ormond) gelingt es, Gabriel wieder<br />
so weit zu kriegen, dass er Kontakt mit<br />
seiner Umwelt aufnehmen kann. Mit Hilfe<br />
von Songs der <strong>Beatles</strong>, Grateful Dead<br />
und von Bob Dylan weckt sie seine Erinnerungen<br />
und reaktiviert allmählich seine<br />
geistigen Fähigkeiten. „<strong>The</strong> <strong>Music</strong> Never<br />
S<strong>to</strong>pped” (Regie: Jim Kohlberg), der auf<br />
der Fallstudie „Der letzte Hippie” des Neurologen<br />
Oliver Sacks basiert, ist ein stiller,<br />
nachdenklicher und rührender Film – mit<br />
einem wunderbaren Soundtrack (neben den<br />
genannten Interpreten gibt es Songs von<br />
Steppenwolf, den Tulips, Donovan, Peggy<br />
Lee und Crosby, Stills & Nash). Er erzählt<br />
zugleich ein Generationendrama: Nach und<br />
nach findet der konservative Vater Henry<br />
(großartig: J.K. Simmons), der zuvor überhaupt<br />
keinen Bezug zu Gabriels Welt hatte,<br />
näher zu seinem Sohn. Am Ende ergattert er<br />
gar Karten für ein Grateful-Dead-Konzert!<br />
Die DVD-Version des Films, der Anfang<br />
des Jahres in den Kinos lief, enthält als<br />
Bonus-Material Interviews, geschnittene<br />
Szenen und einen Audio kommentar.<br />
(Sena<strong>to</strong>r, 2012, Spr.: D/E, UT: D,<br />
101 Min. + Bonus) frs<br />
GEORGE MARTIN<br />
PRODUCED BY GEORGE<br />
MARTIN<br />
Eine der wohl<br />
schönsten<br />
Musik-<br />
Dokus ist die Produktion,<br />
die sich um<br />
George Martin, den<br />
Gentleman unter den<br />
Produzenten, dreht.<br />
Neben<br />
seiner Arbeit<br />
mit den <strong>Beatles</strong><br />
hat er viele andere<br />
Interpreten t im Studio begleitet, wie zum<br />
Beispiel Cilla Black, Pete Sellers und Jeff<br />
Beck, mit dem er das monumentale BLOW<br />
BY BLOW aufnahm. Martin revolutionierte<br />
die Aufnahmetechnik und auch die Rolle<br />
des Produzenten, denn mal abgesehen von<br />
Phil Spec<strong>to</strong>r saßen seine Kollegen in den<br />
Fünfzigern und frühen Sechzigern noch gemütlich<br />
im Regiesessel und mischten sich<br />
kaum ein. Martin hingegen arrangierte, experimentierte<br />
und lenkte die Musiker durch<br />
seine bestimmte, doch immer höfliche Art<br />
und trieb sie zu Höchstleistungen an. Neben<br />
ausführlichen Interviews mit dem Studio-Ass<br />
selbst kommen auch Weggefährten<br />
zu Wort, die alle nur in den höchsten Tönen<br />
von ihm sprechen. Die Doku, auch schon<br />
im Fernsehen ausgestrahlt, wurde mit 52<br />
Minuten unveröffentlichtem Material auf-<br />
DVD – Blu-ray<br />
ges<strong>to</strong>ckt, das besonders seine Arbeit mit<br />
den Comedians der damaligen Zeit <strong>the</strong>matisiert.<br />
Empfehlung!<br />
(Eagle Vision/edel, 138 Min.) at<br />
GRAHAM PARKER &<br />
THE RUMOUR<br />
LIVE AT ROCKPALAST<br />
1978+1980<br />
Graham Parker gastierte<br />
zweimal im<br />
„Rockpalast”:<br />
im<br />
Januar 1978 sowie<br />
im Ok<strong>to</strong>ber 1980<br />
im Rahmen der 7.<br />
Rocknacht – vor<br />
<strong>The</strong> Police und Jack<br />
Bruce. Auch wenn<br />
er beide Male die<br />
Band <strong>The</strong> Rumour, einen gut eingespielten<br />
Zusammenschluss von Pub-Rockern<br />
um den Gitarristen Brinsley Schwarz, im<br />
Rücken hatte: Die Auftritte waren dennoch<br />
sehr unterschiedlich. ’78 stand zusätzlich<br />
ein Bläserquartett mit auf der Bühne, denn<br />
Parker & <strong>The</strong> Rumour hatten mit HEAT<br />
TREATMENT und STICK TO ME, ihrem<br />
zweiten und dritten Album, gerade zwei<br />
soulige Longplayer vorgelegt. Die Setlist<br />
bestand fast ausschließlich aus Songs dieser<br />
beiden Werke, zuzüglich einiger Nummern<br />
vom großartigen Debüt HOWLIN’ WIND:<br />
“Heat Treatment”, “White Honey”, “Soul<br />
On Ice”, “Back To Schooldays”, “Fool’s<br />
Gold” etc. Zweieinhalb Jahre später in<br />
der Essener Grugahalle fiel das Programm<br />
weniger soulig, dafür umso rockiger aus.<br />
An den Keyboards saß kein Geringerer als<br />
Nicky Hopkins (Rolling-S<strong>to</strong>nes-Sideman<br />
sowie vormals Mitglied in der Jeff Beck<br />
Group und Steve Miller Band); er hatte<br />
schon auf Parkers damals aktuellem Album<br />
THE UP ESCALATOR in die Tasten<br />
gegriffen. Diesmal gab es vorrangig Songs<br />
von dieser und der vorangegangenen LP<br />
SQUEEZING OUT SPARKS sowie seine<br />
wohl bekannteste Single “Hey Lord, Don’t<br />
Ask Me Questions”. Erstmals hatte sich die<br />
britische BBC bei einer „Rockpalast”-Nacht<br />
dazu geschaltet, sie war jedoch nur an dem<br />
Auftritt von <strong>The</strong> Police interessiert. Nun<br />
gibt es die beiden großartigen, (wieder-)<br />
sehenswerten Gigs auf einer Doppel-DVD.<br />
(MiG/Intergroove, 1978/1980,<br />
63 + 81 Min.) frs<br />
CROSBY, STILLS & NASH<br />
CSN 2012<br />
In<br />
traumhaftem<br />
Klang und ges<strong>to</strong>chen<br />
scharfen HD-<br />
Bildern gibt es nun<br />
in einem DVD/2-<br />
CD-Set nach über<br />
20 Jahren wieder<br />
Livematerial<br />
von<br />
Crosby, Stills &<br />
Nash. Und das beileibe<br />
nicht ihtzu knapp: Zweieinhalb Stunden<br />
lib<br />
lang standen David Crosby, Stephen Stills<br />
und Graham Nash zusammen mit Shayne<br />
Fontayne (g), Todd Caldwell (org), Kevin<br />
McCormick (b), James Raymond (keys)<br />
und Steve DiStanislao (dr) am 22. April<br />
dieses Jahres auf der Bühne des Performing<br />
Arts Centers im kalifornischen San Luis<br />
Obispo, ließen alte Klassiker (“Marrakesh<br />
Seite 62 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
DVD<br />
REVIEWS<br />
Express”, “Sou<strong>the</strong>rn Cross”, “Déjà Vu”, als<br />
Zugabe “Suite: Judy Blue Eyes”) glänzen,<br />
borgten sich bei Bob Dylan “Girl Of <strong>The</strong><br />
North Country” aus und zeigten mit neuen<br />
Stücken (“Radio”, “Almost Gone”), dass<br />
sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören.<br />
Natürlich gab es auch Titel aus den<br />
jeweiligen Solokarrieren der drei Protagonisten<br />
zu hören, genauso wie aus CSN &<br />
Y- sowie Buffalo-Springfield-Zeiten. Neben<br />
der exzellent agierenden Begleitband<br />
ist es vor allem ihr dreistimmiger Gesang,<br />
der für Gänsehaut sorgt, lassen sie mit persönlich<br />
gehaltenen Ansagen einen Blick in<br />
ihr Innerstes zu, und immer wieder staunt<br />
man über die pure Intensität, mit der sie<br />
ihre Songs vortragen. Neben der DVD (Extras:<br />
Interviews mit Band und Crew) ist das<br />
komplette Konzert auch noch auf zwei CDs<br />
(12/76:49, 13/75:02) enthalten.<br />
(CSN Records/Warner, 2012, 154 Min.) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
THE FIRST RASTA<br />
Dreadlocks,<br />
Joints<br />
und<br />
grün-gelb-rote<br />
Farben: Fast jeder<br />
kennt die Symbole<br />
des<br />
Rasta-Kults.<br />
In hiesigen Breitengraden<br />
wissen<br />
jedoch<br />
höchstens<br />
beflissene<br />
Reggae-<br />
Fans mehr über die<br />
Herkunft und Hintergründe der bereits in<br />
den 30er Jahren entstandenen Rastafari-<br />
Bewegung. Einer ihrer Begründer war Leonard<br />
Percival Howell (1898-1981), der mit<br />
Spitznamen „<strong>The</strong> Gong” hieß (sein späterer<br />
„Jünger” Bob Marley nannte sich nach ihm<br />
„Tuff Gong”). In dem sehenswerten, akribisch<br />
recherchierten Dokumentarfilm „<strong>The</strong><br />
First Rasta” der französischen Regisseurin<br />
Hélène Lee erfährt man einiges über das<br />
abenteuerliche Leben und die revolutionären<br />
Ansichten Howells, der viele Ideen<br />
der späteren Hippie- oder Öko-Bewegung<br />
vorwegnahm. Schon die ersten Rastas predigten<br />
den Marihuana-Konsum, legten Wert<br />
auf gesundes Essen und gründeten Land-<br />
WGs. Nicht nur im kolonialen, bis 1962<br />
von den Briten regierten Jamaika eckte Howell<br />
mit seinen radikalen Ansichten an und<br />
landete mehrfach im Gefängnis. In Lees<br />
Film kommen Zeitzeugen ebenso zu Wort<br />
wie Rasta-gläubige Reggaemusiker, darunter<br />
Max Romeo und <strong>The</strong> Abyssianians.<br />
(Good Movies/Indigo, 2012,<br />
Engl. mit dt. UT, 86 Min.)<br />
frs<br />
ETTA JAMES<br />
LIVE AT MONTREUX 1975–1993<br />
Gleich<br />
mehrfach<br />
war Etta James beim<br />
Montreux Jazz Festival<br />
in der Schweiz zu<br />
Gast, das erste Mal<br />
1975, zuletzt 2008.<br />
Die nun veröffentlichte<br />
Blu-ray (wahlweise<br />
auch als DVD<br />
erhältlich)<br />
konzentriert<br />
t sich größtenteils t auf ihren Auftritt<br />
aus dem Jahr 1993, als sie das fachkundige<br />
Publikum mit Songs wie “I’d Ra<strong>the</strong>r Go<br />
Blind”, “I Just Wanna Make Love To You”<br />
oder “Why I Sing <strong>The</strong> Blues” begeisterte.<br />
Vier Songs (darunter ein unglaublich intensives<br />
“W.O.M.A.N.”) sind aus dem Jahr<br />
1975 zu erleben, jeweils ein Stück (bzw.<br />
ein Medley) aus den Jahren 1977, 1978 und<br />
1990, weitere fünf Titel (inkl. “Something’s<br />
Got A Hold On Me) stammen aus dem Jahr<br />
1989. Ähnlich sieht die Verteilung auf<br />
der gleichzeitig erscheinenden CD (2012,<br />
11/74:30) aus, auch hier stammt der Löwenanteil<br />
vom 1993er Gastspiel. Der Vergleich<br />
zwischen den einzelnen Auftritten<br />
bietet so die Möglichkeit, Etta James über<br />
einen relativ langen Zeitraum ihrer Karriere<br />
zu verfolgen; nicht umsonst zählte die im<br />
Januar dieses Jahres vers<strong>to</strong>rbene Musiker<br />
über lange Jahre zu den besten Bluessängerinnen.<br />
(Eagle/edel, 2012, 160 Min.)<br />
tk<br />
SUPERTRAMP<br />
LIVE IN PARIS ‚ 79<br />
Beides sind Klassiker,<br />
Supertramps mehr als<br />
20 Millionen Mal<br />
verkauftes<br />
Album<br />
BREAKFAST<br />
IN<br />
AMERICA aus dem<br />
Jahr 1979 sowie der<br />
Livemitschnitt<br />
aus<br />
der<br />
darauf folgenden<br />
Welt<strong>to</strong>urnee, die Ro-<br />
ger Hodgson, Rick Davies & Co. im November<br />
‘79 auch nach Paris führten. 1980<br />
wurde das Live-Album veröffentlicht – gehörte<br />
damals zur Standardausstattung jeder<br />
Plattensammlung –, die Filmaufnahmen<br />
verschwanden in den Archiven. Jetzt wurde<br />
das Original-Filmmaterial aufwändig restauriert<br />
und in HD-Qualität umgewandelt,<br />
ebenso wie die originalen Audio-Mehrspurbänder<br />
nicht nur für Stereosound, sondern<br />
auch für DTS Surround sowie Dolby Digital<br />
5.1 remixt wurden. LIVE IN PARIS<br />
‘79 ist nichts anderes als eine live gespielte<br />
Best Of, gespickt mit Top-Titeln wie “Logical<br />
Song”, “Give A Little Bit”, “Breakfast<br />
In America”, “Dreamer” und “Crime<br />
Of <strong>The</strong> Century”, noch dazu dargeboten<br />
von einer selbstbewussten Band auf dem<br />
Höhepunkt ihrer Popularität. Als Bonus-<br />
Material gibt es fünf Stücke, von denen die<br />
Bildaufnahmen verlorengegangen waren<br />
und jetzt in einer neu entworfenen Montage<br />
zu sehen sind.<br />
(Eagle Vision/edel, 2012, 133 Min.) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
SOUND IT OUT<br />
Plattenläden – vor<br />
allem<br />
unabhängige,<br />
kleine, familiäre<br />
Shops – sind<br />
eine<br />
aussterbende<br />
Gattung. Wie gut,<br />
dass es noch einige<br />
wenige von diesen<br />
Geschäften gibt, die<br />
mehr bieten als Ware<br />
von der Stange, in denen man kompetente<br />
Beratung in freundlicher Atmosphäre erhält.<br />
Einer von ihnen ist Sound It Out Records<br />
im nordostenglischen S<strong>to</strong>ck<strong>to</strong>n-On-<br />
Tees. Hier finden sich die Musikfreaks und<br />
Plattensammler der Region ein – der Status-Quo-Fan,<br />
der Heavy-Metal-Aficionado<br />
oder der Hobby-Techno-DJ – und halten einen<br />
Plausch mit Tom und Dave, den beiden<br />
Verkäufern. In manchen Szenen der von<br />
lauter Freaks und liebenswerten Charakteren<br />
bevölkerten Doku „Sound It Out” der<br />
Regisseurin Jeanie Finlay fühlt man sich an<br />
den Plattenladen aus Nick Hornbys „High<br />
Fidelity” erinnert, nur dass dieser eben fiktiv<br />
und jener echt ist! Die DVD-Version des<br />
Films enthält insgesamt 57 Minuten Bonus-<br />
Material, darunter erweiterte Interviews,<br />
Kurzfilme und Musikvideos.<br />
(Good Movies/Indigo, 2012,<br />
Engl. mit dt. UT, 132 Min.)<br />
frs<br />
VARIOUS ARTIST<br />
THE BLUES COLLECTION<br />
Diese Sammelbox<br />
bietet acht Filme,<br />
die sich <strong>the</strong>matisch<br />
um das <strong>The</strong>ma<br />
„Blues”<br />
drehen,<br />
einige davon sind<br />
schon seit längerem<br />
vergriffen.<br />
„<strong>The</strong> Soul Of A<br />
Man” folgt dem<br />
Leben Lb dreier großer Bluesmusiker: Skip<br />
James, Blind Willie Johnson und J.B. Lenoir.<br />
Wim Wenders hat Archivmaterial<br />
mit fiktiven Szenen gemischt, für Musik<br />
sorgen u.a. Beck und T-Bone Burnett. Um<br />
B.B. King und seine Heimatstadt geht es<br />
in „<strong>The</strong> Road To Memphis” von Richard<br />
Pearce. Auch hier gibt es neben aktuellen<br />
Musikern Archivmaterial von Rufus Thomas,<br />
Howlin’ Wolf und Fats Domino zu<br />
sehen. In „Feel Like Going Home” macht<br />
sich Filmemacher Martin Scorsese zusammen<br />
mit dem jungen Bluesmusiker Corey<br />
Harris auf die Suche nach dem Blues. Die<br />
Reise führt vom Mississippi-Delta über den<br />
Atlantik bis nach Afrika an die Ufern des<br />
Niger in Mali. Kein Geringerer als Clint<br />
Eastwood macht sich in „Piano Blues” auf<br />
Schatzsuche, verbindet alte Aufnahmen<br />
mit neuen Interpretationen, legt sein Augenmerk<br />
vor allem auf Live-Auftritte von<br />
Künstlern wie Ray Charles, Dr. John, Dave<br />
Brubeck oder Pine<strong>to</strong>p Perkins. In „Godfa<strong>the</strong>rs<br />
And Sons” begleitet Regisseur Marc<br />
Levin die HipHop-Ikone Chuck D (Public<br />
Enemy) und Marshall Chess bei der Produktion<br />
ihres gemeinsamen Bluesalbums<br />
in Chicago. Für dieses Projekt kooperieren<br />
Bluesveteranen mit jungen HipHop- und<br />
R&B-Künstlern. Mike Figgis betrachtet<br />
in seinem Film „Red, White & Blues” den<br />
Blues aus britischer Sicht, als sich in den<br />
60er Jahren Musiker wie Eric Clap<strong>to</strong>n, Alexis<br />
Korner oder die Rolling S<strong>to</strong>nes mit ihrer<br />
Musik vom allgegenwärtigen Beat und<br />
Pop distanzierten. Am 7. Februar 2003 versammelten<br />
sich Tausende von Musikfans in<br />
der New Yorker Radio City <strong>Music</strong> Hall zu<br />
einem fünfstündigen Benefizkonzert, um<br />
die reiche Vergangenheit, aber auch die Zukunft<br />
des Blues zu feiern. An diesem Abend<br />
trafen Blueslegenden wie Buddy Guy, B.B.<br />
King und Solomon Burke auf jüngere Vertreter<br />
ihrer gemeinsamen Musik, darunter<br />
Bonnie Raitt, Angelique Kidjo, Macy Gray,<br />
Mos Def und India Arie. Für „Lightning<br />
In A Bottle” hat An<strong>to</strong>ine Fuqua die Höhepunkte<br />
dieses Abends in knapp zwei Stunden<br />
zusammengefasst. Charles Burnetts<br />
Spielfilm „Warming By <strong>The</strong> Devil’s Fire”<br />
erzählt die fiktive Geschichte eines Jungen<br />
in Mississippi des Jahres 1955, seine<br />
DVD – Blu-ray<br />
Zerrissenheit zwischen Gospel und Blues.<br />
Neben dem für acht Filme recht günstigen<br />
Preis spricht auch die Tatsache für diese<br />
BLUES COLLECTION, dass man darin<br />
auch Filme erhält, die man bisher gar nicht<br />
kannte, und so einiges bisher Unbekanntes<br />
über den Blues erfährt.<br />
(Studiocanal/Arthaus, 2012, 8 DVDs) tk<br />
IAN DURY & THE<br />
BLOCKHEADS<br />
LIVE AT ROCKPALAST 1978<br />
Im Februar 1978 bewiesen<br />
die Macher<br />
des<br />
„Rockpalasts”<br />
Mut und ein gutes<br />
Näschen. Als sie Ian<br />
Dury & <strong>The</strong> Blockheads<br />
für ein Konzert<br />
ins WDR-Studio<br />
nach Köln einluden<br />
war es nämlich noch<br />
lange nicht abzusehen, ob sich die britische<br />
Punk- und New-Wave-Explosion wirklich<br />
auf dem Kontinent würde durchsetzen können.<br />
Die rüde Art Durys, seine alles andere<br />
als zurückhaltende Art mit seiner Behinderung<br />
– seit seinem siebten Lebensjahr<br />
war er wegen Kinderlähmung gehbehindert<br />
– umzugehen, die irren Einlagen von<br />
Saxofonist Davey Payne und Keyboarder<br />
Chaz Jankel, das war für das „normale”<br />
„Rockpalast”-Publikum ultraharte Kost.<br />
Viel Material hatte die Band auch noch<br />
nicht zu bieten, so spielten sie sich einfach<br />
einmal durch ihre Debüt-LP NEW BOOTS<br />
AND PANTIES, natürlich mit dem legendären<br />
“Sex And Drugs And Rock’n’Roll”,<br />
einer Redewendung, die erst danach zum<br />
geflügelten Wort werden sollte. Ein his<strong>to</strong>rischer<br />
Abend, getragen von erstklassigen<br />
Songs voller berstender Energie; dieser<br />
Auftritt ist auch heute noch ein denkwürdiges<br />
Erlebnis.<br />
(MiG/Intergroove, 2012, 67 Min.) us<br />
WALKABOUTS<br />
LIFE: THE MOVIE – COLLECTED<br />
FILMS & CLIPS<br />
Gleich in die Vollen<br />
gehen die Walkabouts<br />
mit ihrer<br />
ersten<br />
offiziellen<br />
DVD-Veröffentlichung.<br />
Über drei<br />
Stunden<br />
exklusives<br />
Material haben<br />
Chris Eckman<br />
und seine Band für<br />
LIFE: THE MOVIE<br />
zusammengetragen.<br />
Mit dabei der 70-minütige Konzertfilm<br />
„Live In Prague” aus dem Jahr 2005, inkl.<br />
dreier Titel, die nicht auf der PRAGUE-<br />
Live-CD enthalten waren. „Tracking <strong>The</strong><br />
Walkabouts” ist eine 40-minütige Dokumentation<br />
von Spezialist Harry Rag, die<br />
einen Blick hinter die Kulissen erlaubt<br />
und die Bandmitglieder während des Touralltags<br />
zeigt. Genauso lang dauert „Walkie<br />
Talkie” (klasse Titel, oder?), bei dem es<br />
eine ausführliche Interviewsession mit allen<br />
fünf Gründungsmitgliedern der Walkabouts<br />
zu sehen gibt. Doch was wäre solch<br />
eine DVD ohne Musikvideos? Hier gibt es<br />
alle neun offiziellen Videos, vom 1989er<br />
“Medicine Hat” über ihren größten Erfolg<br />
“<strong>The</strong> Light Will Stay On” bis zu “Drown”<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 63
DVD<br />
REVIEWS<br />
aus dem Jahr 1999. Ohne Frage: Besser &<br />
mehr geht nicht.<br />
(Glitterhouse/Indigo, 2012, 200 Min.) us<br />
JOHNNY HORTON<br />
I’M A FISHIN’ MAN<br />
Mitte der 80er Jahre<br />
gab es gerade mal<br />
zwei Videos von<br />
Johnny Hor<strong>to</strong>n: ein<br />
grobkörniges<br />
“I’m<br />
A Fishin’ Man” sowie<br />
einen Auftritt<br />
aus der „Ed Sullivan<br />
Show”. Zwischenzeitlich<br />
wurde noch<br />
einiges i mehr an Bildmaterial in den Archiven<br />
gefunden, so dass jetzt sogar eine ganze<br />
DVD mit Auftritten des Countrymusikers erscheint.<br />
Nun kann man auch nachvollziehen,<br />
warum Hor<strong>to</strong>n der geborene Fernsehkünstler<br />
war: Seine liebenswürdige, freundliche Art,<br />
sein gutes Aussehen sowie sein flottes Auftreten<br />
waren perfekt für das junge Medium<br />
Fernsehen. Von den Anfangstagen seiner<br />
Karriere über die 1959er Ozark-Jubilee-Auftritte<br />
bis zu einer Live-Show in Detroit aus<br />
dem September 1960, also nur zwei Monate<br />
vor seinem Unfall<strong>to</strong>d, reicht das Videomaterial.<br />
Zu hören und zu sehen ist dabei neben<br />
Hits wie “North To Alaska”, “Sink <strong>The</strong> Bismarck”<br />
oder “<strong>The</strong> Battle Of New Orleans”<br />
auch der eine oder andere bisher unbekannte<br />
Song, dazu gibt es noch drei Kinotrailer sowie<br />
drei Audio-Bonus-Tracks.<br />
(Bear Family, 2012, 72 Min.) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
VINYLMANIA<br />
Schon vor längerem<br />
hat <strong>GoodTimes</strong> die<br />
Rubrik „Vinyl” eingeführt<br />
– auf vielfachen<br />
Wunsch. Doch<br />
nicht nur unter den<br />
Lesern dieses Magazins<br />
steigt die Zahl<br />
derjenigen, die statt<br />
zu CDs und Downloads<br />
lieber wieder zur guten alten Vinylscheibe<br />
greifen. Grund mag ein „wärmerer” Klang<br />
sein oder einfach nur das Verlangen, in einer<br />
zunehmend digitalisierten Welt etwas analog<br />
Greifbares mit größerer Hülle in den Händen<br />
halten zu wollen – Fakt ist: Weltweit hat das<br />
Interesse an den schwarzen Rillen wieder<br />
zugenommen. Der italienische Regisseur, DJ<br />
und Plattensammler Paolo Campana hat aus<br />
seiner Leidenschaft einen sehr schönen Dokumentarfilm<br />
gemacht. „Vinylmania” nimmt<br />
die Zuschauer mit auf eine anekdotische, unterhaltsame<br />
Reise um die halbe Welt – immer<br />
auf den Spuren der wiedererweckten Rillen-<br />
Begeisterung: ob zu Plattenläden, -börsen<br />
und -sammlern oder in das weltweitgrößte<br />
Vinylpresswerk in Tschechien; ob nach Paris<br />
zu den DJs des Gotan Project oder dem Londoner<br />
Mod-Veteran und Labelgründer Eddie<br />
Piller; ob nach Tokio zu den Entwicklern des<br />
ELP-Laser-Plattenspielers oder den Hüllen-<br />
Designern Peter Saville (Fac<strong>to</strong>ry Records, Joy<br />
Division) und Wins<strong>to</strong>n Smith (Dead Kennedys,<br />
Green Day). Die DVD-Ausgabe enthält<br />
einen Extra-Silberling mit Videoclips und zusätzlichen<br />
Interviews.<br />
(Good Movies/Indigo, Dt./Engl.,<br />
2012, 150 Min.) frs<br />
HARRY BELAFONTE<br />
SING YOUR SONG<br />
„Ein Leben für die<br />
Freiheit” lautet der<br />
deutsche<br />
Untertitel<br />
von „Sing Your<br />
Song”, der Doku<br />
über Harry Belafonte.<br />
Und das ist<br />
passend, denn der<br />
Film rückt den Calypsosänger<br />
und<br />
Hollywood-Schauspieler eher in den Hintergrund<br />
und stellt das jahrzehntelange politische<br />
Engagement des nunmehr 85-jährigen<br />
Weltstars ins Zentrum. Der Streifen,<br />
der zeitgleich mit Veröffentlichung von<br />
Belafontes Au<strong>to</strong>biografie „My Song”<br />
(<strong>GoodTimes</strong> 2/2012) in die Kinos kam und<br />
nun auf DVD erscheint, kombiniert Archivmaterial,<br />
Interviews mit Weggefährten wie<br />
Sidney Portier, Miriam Makeba und Quincy<br />
Jones sowie persönliche Erinnerungen<br />
zu einem dichten, vielschichtigen Porträt.<br />
Ob die Bürgerrechtsbewegung der 60er<br />
Jahre, der Kampf gegen die Apar<strong>the</strong>id<br />
in Südafrika oder die Proteste gegen den<br />
Irak-Krieg – immer marschierte Belafonte<br />
in vorderster Reihe mit, Seite an Seite mit<br />
Martin Lu<strong>the</strong>r King, den Kennedys oder<br />
Nelson Mandela. Stets widersetzte er sich<br />
der Rassendiskriminierung: Er heiratete<br />
1957 eine Weiße und löste damit einen<br />
Sturm der Entrüstung aus; er trat als einer<br />
der Ersten mit einer gemischten Band<br />
im Süden der USA auf; und er besaß die<br />
Chuzpe, in Los Angeles in einen Swimmingpool<br />
für Weiße zu springen. Wenn der<br />
Polit-Aktivist auch im Fokus steht, gibt der<br />
Film dennoch genügend Einblicke in Belafontes<br />
Leben als Privatmensch und seine<br />
Entwicklung als Künstler.<br />
(Arsenal/Indigo, 2012, Dt./Engl.,<br />
104 Min.) frs<br />
FREDDIE MERCURY<br />
THE GREAT PRETENDER<br />
Freddie<br />
Mercury<br />
war ohne Zweifel<br />
eine der charismatischsten<br />
Persönlichkeiten<br />
der Rockmusik.<br />
Dies zeigte<br />
er nicht nur im Verbund<br />
mit Queen,<br />
auch als Solokünstler<br />
oder im Zuge<br />
der Zusammenarbeit mit der Opernsängerin<br />
Montserrat Caballé faszinierte er die<br />
Rock- und Popgemeinde. Jetzt erscheint<br />
(wahlweise als DVD oder Blu-ray) mit<br />
THE GREAT PRETENDER eine breit gefächerte<br />
Rückschau auf Freddies Karriere.<br />
Teilweise bisher unveröffentlichtes Material,<br />
darunter auch persönliche Videofilme<br />
von Freunden und Weggefährten, neue Interviews<br />
mit Kollegen wie Brian May, Roger<br />
Taylor oder Queen-Manager Jim Beach<br />
sowie rare Videoaufzeichnungen (u.a. die<br />
Zusammenarbeit mit Michael Jackson bei<br />
“<strong>The</strong>re Must Be More To Life Than This”)<br />
zeigen ihn als großzügigen, humorvollen<br />
Menschen mit einer einzigartigen Leidenschaft<br />
für Musik, der noch dazu sehr gut<br />
zwischen der großen Showbühne und dem<br />
privaten Leben unterscheiden konnte.<br />
(Eagle/edel, 2012, 107 Min.)<br />
tk<br />
SNOWY WHITE & FRIENDS<br />
AFTER PARADISE<br />
Einen langen Weg<br />
hat<br />
UK-Gitarrist,<br />
Songschmied<br />
und<br />
Sänger<br />
Snowy<br />
White (Thin Lizzy,<br />
Pink Floyd, Roger<br />
Waters) seit seinem<br />
Solodebüt WHITE FLAME 1983 zurückgelegt.<br />
Blues Agency, White Flames und<br />
Blues Project hießen die Begleitbands,<br />
mit denen er den Blues spielte, den er mit<br />
Rock und Jazzanleihen anreichert(e). Viele<br />
seiner Mitstreiter rief der 64-Jährige für einen<br />
Gig am 16.9.2011 in Weert, Holland,<br />
zusammen. Getragen von Kuma Harada/<br />
Walter Latupierissa (b), Richard Bailey/<br />
Jeff Allen/Juan Van Emmerloot (dr), Max<br />
Middle<strong>to</strong>n/John „Rabbit” Bundrick (keys),<br />
Ruud Weber (voc, g) und Sohn Thomas<br />
(perc), stimmte White einen beeindruckenden<br />
Querschnitt seinen Schaffens an,<br />
inklusive je einer Anleihe bei seinem Vorbild<br />
Peter Green (“Slabo Day”) und John<br />
Mayall (“Tears In My Eyes”). Grandios:<br />
sein gefühlvolles Gitarrenspiel. Informativ:<br />
das Bonus-Kapitel „<strong>The</strong> Making Of”<br />
(Proben, Interviews; bei der Produktion<br />
wurden offenbar die beiden But<strong>to</strong>ns „<strong>The</strong><br />
Making Of” und „Play All” vertauscht).<br />
Insgesamt: sehr gelungen.<br />
(Snowy White/Soulfood, 2012,<br />
137 Min.) pro<br />
OMEGA<br />
GREATEST PERFORMANCES<br />
Als Ergänzung zur<br />
gleich<br />
betitelten<br />
Doppel-CD<br />
(siehe<br />
GT 3/2012) der<br />
ungarischen<br />
Veteranentruppe<br />
Omega<br />
gibt es nun die<br />
visuelle Ergänzung<br />
per zweifacher DVD<br />
mit identischer Setlist,<br />
um das 50-jährige Bestehen zu feiern. Es<br />
handelt sich um Mitschnitte von Stadionkonzerten<br />
in den „1990s and 2000s”, Angaben<br />
dazu, was wann wo entstand, fehlen gänzlich<br />
– vermutlich spielte sich das Geschehen<br />
meist im Nep-Stadion zu Budapest ab . Die<br />
Musik an sich, schwerpunktmäßig ungarisch<br />
gesungener Hard Rock mit Prog- und Space-<br />
Affinität, überzeugt und braucht sich im internationalen<br />
Maßstab nicht zu verstecken;<br />
die Arbeit von Kameraleuten sowie Cuttern<br />
ist solide; die Fans waren zufrieden, wie Beifall<br />
und Feuerzeugeinsatz belegen.<br />
(Megamultimedia/edel, 2012,<br />
119 Min.) pro<br />
ROBERT PLANT &<br />
THE BAND OF JOY<br />
LIVE FROM THE ARTISTS DEN<br />
Robert Plant hat seinen<br />
Frieden mit der<br />
Vergangenheit<br />
gemacht<br />
und zugleich<br />
vor geraumer Zeit<br />
uramerikanische<br />
Musik für sich entdeckt.<br />
Dies wird auf<br />
LIVE ... deutlich,<br />
indem er Led-Zep-<br />
Klassiker und Solosongs in neuem Sound-<br />
DVD – Blu-ray<br />
und Stilkleid anstimmt, Country-Klassiker<br />
wie “Satisfied Mind” in<strong>to</strong>niert, begleitet<br />
von so großartigen Americana-Spezialisten<br />
wie Buddy Miller (g) oder Patty Griffin<br />
(voc). Auch wenn Plant stimmlich nicht<br />
mehr ganz das einstige Spektrum abdecken<br />
kann, singt er immer noch inbrünstig und<br />
unverkennbar, bläst in die Mundharmonika<br />
– für alte Fans sicher gewöhnungsbedürftig,<br />
aber doch beeindruckend. Im<br />
Bonus-Trakt interessant ist das Interview<br />
mit Plant, der Rest vernachlässig bar. Ein<br />
stimmungsvolles Konzerterlebnis (deutsche<br />
Untertitel).<br />
(Universal, 2012, 77 Min.)<br />
pro<br />
WILLY DeVILLE<br />
STILL ALIVE<br />
Zumindest das musikalische<br />
Erbe des<br />
vor drei Jahren vers<strong>to</strong>rbenen<br />
Musikkauzes<br />
Willy De-<br />
Ville lebt: Neben<br />
der<br />
audiophilen<br />
Doppel-LP<br />
bzw.<br />
CD LIVE AT THE<br />
METROPOL gibt<br />
es nun auch die 3-DVD-Box STILL ALIVE<br />
nicht nur mit Konzertmitschnitten. War De-<br />
Ville gut drauf, waren seine Shows grandios<br />
– sie konnten aber auch gnadenlos in die<br />
Hose gehen. Die beiden bereits auf DVD<br />
erhältlichen, aber vergriffenen grandiosen<br />
2002er Berlin-Auftritte sind hier wieder<br />
erhältlich. Den Reiz der Box macht neben<br />
dem ungewöhnlich aufwändigen Booklet<br />
DVD 3 aus: Konzert-Outtakes und ein Interview<br />
(aus Diethard Küsters Film „Beautiful<br />
Losers”), Auszüge aus dessen Film „Va<br />
Banque” von 1986, Soundcheckaufnahmen<br />
etc. Nicht nur Fans des Non-Mainstreamers<br />
DeVille zum mehr als abendfüllenden audiovisuellen<br />
Genuss zu empfehlen!<br />
(Meyer Records/Rough Trade, 2012,<br />
86 + 92 + 81 Min., dt. Untertitel) pro<br />
BOB MARLEY &<br />
THE WAILERS<br />
MARLEY<br />
Regisseur<br />
Kevin<br />
MacDonald geht in<br />
seiner fast zweieinhalbstündigen,<br />
gut<br />
recherchierten<br />
und<br />
mit rarem Archivmaterial<br />
versehenen<br />
Filmbiografie „Marley”<br />
dem Leben des<br />
1981 mit nur 36 Jahren<br />
an Krebs ges<strong>to</strong>rbenen Reggaesängers<br />
Bob Marley nach. In Interviews kommen<br />
u.a. seine Ehefrau Rita, Wailers-Mitglied<br />
Bunny Wailer und Island-Chef Chris<br />
Blackwell zu Wort. Zur Sprache kommen<br />
Marleys ärmliche Kindheit auf dem Lande,<br />
der Aufstieg der Wailers zu internationalen<br />
Stars, das Attentat auf ihn im Jahr 1976, das<br />
„One Love Peace Concert”, bei dem es ihm<br />
gelang, die Hände des Premierministers<br />
und seines Rivalen ineinanderzulegen, und<br />
schließlich sein Rückzug nach der Erkrankung.<br />
Die DVD erhält als Bonus Audiokommentare<br />
sowie drei Livesongs aus dem<br />
Manhattan Center vom Juni 1975.<br />
(Arthaus/Studiocanal, 2012, Engl./dt.<br />
Untertitel, 144 Min. + 11 Min. Bonus) frs<br />
Seite 64 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Books For You<br />
ROLLING STONES: Complete Recording Sessions<br />
1962–2012; 50th Anniversary Edition<br />
Von Martin Elliott<br />
2012, Cherry Red Books<br />
ISBN 978-1-90144-777-4<br />
423 Seiten, englisch<br />
ca. 17,00 £<br />
Auch die dritte<br />
Ausgabe dieses<br />
Buches (nach 1990<br />
und 2002) wird no<strong>to</strong>rische<br />
Erbsenzähler<br />
wecken, um ihren<br />
Mäkeltrieb zu befriedigen.<br />
Seriöse Fans/<br />
Leser hingegen wissen,<br />
welch immense<br />
Fleißarbeit ein solches<br />
Kompendium erfordert,<br />
welche Fußangeln<br />
bei nahezu jedem<br />
Absatz lauern. Elliotts<br />
Dokumentation –<br />
egal, welche marginalen<br />
Fehlerchen vielleicht enthalten sind –<br />
erhält den „Bibel”-Stempel. Im Großformat<br />
21x30 cm finden sich in chronologischer<br />
Anordnung S<strong>to</strong>nes-Aufnahmen von (1)<br />
“Around And Around” (Frühjahr 1962,<br />
noch als dilettierende Little Boy Blue &<br />
<strong>The</strong> Blue Boys bis (1.546),<br />
“Watching <strong>The</strong> River<br />
Flow” (Feb. & Nov. 2010)<br />
für die Ian-Stewart-Tribute-Disc<br />
BOOGIE 4 STU<br />
–<br />
mit detaillierten Daten,<br />
Orten, Musikern, Komponisten,<br />
alternativen Titelgebungen<br />
(z.B. “Monkey<br />
Man”/”Positano Grande”<br />
oder “Citadel”/”After<br />
Five” oder “Brown<br />
Sugar”/”Black Pussy”) sowie<br />
Vinyl- bzw. CD-Veröffentlichungshinweisen<br />
für Großbritannien und<br />
die USA. Die Einführung<br />
in die beeindruckende<br />
Datenlawine hat der ehemalige Rolling-<br />
S<strong>to</strong>nes-Produzent Chris Kimsey besorgt,<br />
zwei jeweils achtseitige Unterbrecher-<br />
Fo<strong>to</strong>blöcke (Farbe und s/w) mit vielen<br />
nur selten oder sogar nie zu sehenden<br />
Hintergrundmachern sorgen für optische<br />
Abwechslung. Zum Gros der laufenden<br />
Aufnahmenummern gibt es erklärende<br />
Texte, ein mächtiger alphabetischer Index<br />
erleichtert das schnelle Auffinden;<br />
Livetracks sind dort gesondert gelistet,<br />
es gibt ferner Längenangaben und Vermerke,<br />
wenn Einspielungen unveröffentlicht<br />
geblieben sind.<br />
Dass u.a. Felix Aeppli (Zürich) und Nico<br />
Zentgraf (Berlin) für Mitwirkung gedankt<br />
wird, garantiert weitere Faktenstärke und<br />
Zuverlässigkeit. Ob es – das <strong>The</strong>ma sind<br />
schließlich Musikanten um die 70 – jemals<br />
eine weitere, ergänzende Ausgabe dieses<br />
empfehlenswerten und für Rechercheure<br />
unverzichtbaren Standardwerkes geben<br />
wird, scheint eher fraglich. Darum: „You<br />
rea-lly can get what you wa-ant”, jetzt. bm<br />
Weitere interessante<br />
Buchveröffentlichungen:<br />
Kiss – FAQ (engl.)<br />
Von Dale Sherman<br />
2012, Backbeat Book<br />
ISBN: 978-1-61713-091-5<br />
358 Seiten<br />
21,99 €<br />
Being Jimi Hendrix – Ein Essay<br />
Von Frank Schäfer<br />
2012,<br />
Verlag Andreas Reiffer<br />
ISBN: 978-3-93489-663-5<br />
96 Seiten<br />
7,95 €<br />
<strong>The</strong> Lesson Today –<br />
Am Tag vor Live Aid 85<br />
Von Ralf Friedrichs<br />
2012, Rheinlese Verlag<br />
ISBN: 978-3-98088-206-4<br />
332 Seiten<br />
12,95 €<br />
We Are Ugly But We Have <strong>The</strong> <strong>Music</strong> Die Auferstehung des Johnny Cash –<br />
Von Jonas Engelmann, Hans-Peter und “Belsen Was A Gas”)? Gibt es Spuren<br />
seine späten Jahre und die American Recordings<br />
Frühauf, Werner Nell u. Peter jüdischer Kultur und Identität in den Werken<br />
Von Graeme Thomson, übersetzt von<br />
Waldmann (Hg.)<br />
von David Bowie, Eugene Chadbourne Sonja Willner und Sandra Hölzel<br />
2012, Verlag Hatje Cantz, Ostfildern oder DJ Shantel? Diesen und anderen Fragen<br />
2012, Bosworth Edition<br />
ISBN 978-3-77573-318-2<br />
geht die nach einem Leonard-Cohen- 254 Seiten, Paperback<br />
416 Seiten; 49,80<br />
€<br />
Zitat benannte Anthologie „We Are Ugly ISBN 978-3-86543-713-6<br />
äre der Punk But We Have <strong>The</strong> <strong>Music</strong>” nach. Gestreift 19,95 €<br />
W<br />
überhaupt möglich<br />
geworden ohne liche Texte versammelt (die Auswahl reicht D7. Dezember 1993 auf<br />
werden in dem Buch, das sehr unterschied-<br />
ass Johnny Cash am<br />
das frühe Zutun von von Interviews bis hin zu wissenschaftlichen<br />
dem Sunset Boulevard sein<br />
so auffällig vielen jüdischen<br />
Essays), neben Musik auch Literatur<br />
erstes Solokonzert gab,<br />
Musikern und (Maxim Biller, Georges Perec) und Film<br />
hatte gleich dreifachen<br />
Impresarios wie Lou (Mel Brooks u.a.). Im Untertitel verspricht<br />
Symbolcharakter: Er war<br />
Reed, Richard Hell, der Band „eine ungewöhnliche Spurensuche<br />
von neuerlichem Substanz-<br />
Joey Ramone und Malcolm McLaren? Warum<br />
spielen und spielten so viele Punkbands<br />
mit einer Nazi-Äs<strong>the</strong>tik (Hakenkreuzbinden,<br />
in Sachen jüdische Erfahrung und<br />
Subkultur”. Dieses Versprechen halten die<br />
oft zu überraschenden Erkenntnissen ge-<br />
Missbrauch geheilt, den<br />
ihm eigentlich seit der geläuterten June-Carter-Ära<br />
im Familienkreis niemand mehr zuge-<br />
Songtitel wie “Blitzkrieg Bop” langenden Texte fürwahr!<br />
frs traut hätte. Cash konnte allein auf der<br />
Bühne<br />
seinen Mann stehen. Und er hatte im Studio<br />
nach Exzessen mit Chören und Streichern<br />
ebenfalls zu neuer Intensität und Einfachheit<br />
gefunden, dank Fan/Producer Rick Rubin, der<br />
American Recordings zum Markenzeichen erhöhte.<br />
Ex-Schwiegersohn Nick Lowe ist einer<br />
der vielen, die als Songwriter für Cash zum<br />
Zuge kamen, vor allem mit “<strong>The</strong> Beast In Me”.<br />
Als Interviewpartner macht er das Comeback<br />
ebenso deutlich wie etwa Tochter Rosanne<br />
Cash oder Nick Cave. Cave kommentiert, auf<br />
die American Recordings angesprochen: „Ich<br />
hörte den Vorwurf, dass Rick ihn völlig ausnähme.<br />
Aber es war genau andersherum: Er<br />
gab diesem Mann Energie!” Zu den Stärken<br />
des Buches gehört die Einbeziehung vieler<br />
Alben, von Cash über Dylan zu U2. utw<br />
<strong>The</strong> Rolling S<strong>to</strong>nes: Der Tanz mit dem Teufel<br />
Von Stanley Booth<br />
2012, Hannibal<br />
ISBN 978-3-85445-149-0<br />
398 Seiten<br />
17,90 €<br />
„Der Tanz<br />
Mmit dem Teufel”<br />
ist ein Nachdruck<br />
eines der<br />
intimsten Porträts<br />
der S<strong>to</strong>nes erschienen.<br />
Der amerikanische<br />
Au<strong>to</strong>r Stanley<br />
Booth erhielt<br />
1969 die offizielle<br />
Erlaubnis der<br />
Band, sie auf ihrer<br />
US-Tournee zu begleiten, die mit dem<br />
tragischen Konzert in Altamont endete.<br />
Die Schilderung dieser chaotischen Konzertreise<br />
nimmt den Großteil des Buches<br />
ein, wird aber immer wieder von Rückblenden<br />
unterbrochen, in denen Booth<br />
neben viel Zeitkolorit die unmittelbare<br />
Zeit davor beschreibt und auch den Tod<br />
von Brian Jones schildert. Interviewausschnitte,<br />
persönliche Gespräche und eine<br />
gelungene Charakterisierung der Protagonisten<br />
sorgen für die nötige Tiefe. Einige<br />
Leser mögen sich an der häufigen Darstellung<br />
des Drogenkonsums reiben, aber<br />
letztendlich war diese Ära von <strong>to</strong>xischen<br />
Substanzen geprägt, die nicht behutsam<br />
und vorsichtig konsumiert wurden, sondern<br />
ohne Rücksicht auf Verluste. Booth<br />
ist es gelungen, mit seinem Buch eine Ära<br />
zu dokumentieren, in der der Rock’n’Roll<br />
noch wirklich wild war.<br />
fl<br />
Design und Punk<br />
Von Russ Bestley und Alex Ogg<br />
2012, Hannibal Verlag, Höfen<br />
ISBN 978-3-85445-393-2<br />
224 Seiten, Hardcover, viele farb. Abb.<br />
39,99 €<br />
unk und<br />
PPracht – passt<br />
das<br />
eigentlich<br />
zusammen?<br />
Wie<br />
auch immer: Russ<br />
Bestleys und Alex<br />
Oggs Buch „Design<br />
und Punk” ist<br />
ein Punk-Prachtband.<br />
Mit mehr als 500<br />
Abbildungen von<br />
Plattencovern, Postern, Flyern, Fanzines,<br />
Band- und Modefo<strong>to</strong>s aus über 40 Jahren<br />
und aus der ganzen Welt legen die<br />
beiden Briten dar, dass der Punk wie jede<br />
andere jugend- und subkulturelle Strömung<br />
auch eine ganz eigene Bilder- und<br />
Formensprache entwickelt hat. Und die ist<br />
nicht leicht über einen Kamm zu scheren.<br />
Denn abgesehen von einigen wenigen<br />
festen Komponenten wie Aggressivität<br />
und Nonkonformismus, Collage und Persiflage<br />
sind die Ausdrucksformen ziemlich<br />
vielseitig. So unterscheidet sich etwa die<br />
Cover-Gestaltung der Dead Kennedys erheblich<br />
von der der Talking Heads. Neben<br />
der his<strong>to</strong>rischen Entwicklung gehen Bestley<br />
und Ogg auch dem Einfluss des Punk<br />
auf Mode und Massenkultur nach. Die<br />
Darstellung beginnt beim britischen und<br />
US-amerikanischen Pro<strong>to</strong>-Punk der späten<br />
60er und frühen 70er Jahre (S<strong>to</strong>oges, MC5<br />
etc.) und reicht bis zur gegenwärtigen<br />
weltweiten Punkszene.<br />
frs<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 65
Heft 11 1994 Heft 14 1994 Heft 4 1995 Heft 5 1995 Heft 1 1996 Heft 2 1996 Heft 3 1996 Heft 4 1996 Heft 6 1996<br />
Heft 5 1997<br />
Heft 6 1997<br />
Heft 2 1999<br />
Heft 3 1999<br />
Heft 4 1999<br />
Heft 5 1999 Heft 6 1999 Heft 2 2000 Heft 3 2000 Heft 4 2000<br />
Heft 5 2000<br />
Heft 6 2000<br />
Heft 1 2001<br />
Heft 2 2001<br />
Heft 3 2001<br />
Heft 4 2001 Heft 5 2001 Heft 6 2001 Heft 1 2002 Heft 2 2002<br />
Heft 3 2002<br />
Heft 4 2002<br />
Heft 5 2002<br />
Heft 6 2002<br />
Heft 1 2003<br />
Heft 2 2003 Heft 3 2003 Heft 4 2003 Heft 5 2003 Heft 6 2003<br />
Heft 1 2004<br />
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Heft 3 2004<br />
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Heft 2 2007 Heft 3 2007 Heft 4 2007 Heft 5 2007 Heft 6 2007 Heft 1 2008 Heft 2 2008 Heft 3 2008<br />
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Heft 3 2010<br />
Heft 4 2010 Heft 5 2010 Heft 6 2010 Heft 1 2011 Heft 2 2011 Heft 3 2011 Heft 4 2011 Heft 5 2011 Heft 6 2011 Heft 1 2012<br />
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Seite 66 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
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11/94 14/94 4/95 5/95 1/96 2/96 3/96 4/96 6/96 5/97 6/97 2/99 3/99 4/99 5/99 6/99 2/00 3/00 4/00 5/00 6/00<br />
1/01 2/01 3/01 4/01 5/01 6/01 1/02 2/02 3/02 4/02 5/02 6/02 1/03 2/03 3/03 4/03 5/03 6/03 1/04 2/04 3/04<br />
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Telefon: ____________________ Fax: _____________________ email: ________________________________<br />
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3/07 4/07 5/07 6/07<br />
2/08 3/08 4/08 5/08 6/08 1/09 2/09 3/09 4/09 5/09 6/09 1/10 2/10 3/10 4/10 5/10 6/10 1/11 2/11 3/11<br />
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den Rolling S<strong>to</strong>nes und den <strong>Beatles</strong>.<br />
Die Redaktion weist dar auf hin, dass das<br />
Anbieten von nicht au <strong>to</strong>risierten Auf nahmen<br />
oder Ton aufnahmen, die ge gen eine<br />
Gesetzesvorschrift ver s<strong>to</strong>ßen, untersagt<br />
ist. Alle recht lichen Kon sequenzen liegen<br />
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Seite 68 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
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TIPP<br />
ALBERT CASTIGLIA<br />
Blues-Rock – vielsaitig<br />
Was vielleicht klingt wie ein<br />
Ersatzspieler vom Zweitligisten AC<br />
Cesena, gehört zur ersten Garnitur –<br />
der mittelalten amerikanischen Blues-<br />
Rockgitarristen, von denen außerhalb der<br />
USA so gut wie nie jemand etwas gehört<br />
hat. In Albert Castiglias Arbeitsnachweis<br />
stehen seit 2002 inzwischen sechs Alben.<br />
Der Sohn eines Kubaners und einer italienischen<br />
Mutter wurde am 12.8.1969<br />
in New York geboren, die Familie siedelte<br />
nach Miami über, als der Junior gerade<br />
fünf war. Seit 1981 rupft er an Saiten<br />
herum, absolvierte das College und holte<br />
sich vier lange Jahre als Sozialarbeiter die<br />
tägliche Ladung Depressionen ab.<br />
Erste intensivere Banderfahrungen sammelte<br />
Castiglia als<br />
Mitglied der Miami<br />
Blues Authority, was<br />
ihm eine regionale<br />
Auszeichnung als<br />
„Best Blues Guitarist"<br />
einbrachte. Den Schritt<br />
ins Profilager vollzog<br />
er, nachdem ihn die<br />
Blueslegende Amos<br />
Junior' Wells (1934–<br />
'<br />
1998) für seine Livecombo verpflichtet<br />
t<br />
hatte, mit der er mehrere Monate durch<br />
die Staaten zog. Nach<br />
Wells' Tod spielte<br />
Castiglia Sessions ohne<br />
Ende, u.a. für Sandra<br />
Hall, Ronnie Earl,<br />
Pine<strong>to</strong>p Perkins und<br />
Otis Clay. 2002 ließ er<br />
im Eigenvertrieb sein<br />
CD-Debüt BURN los,<br />
auf dem ihn sein Freund<br />
Graham Wood Drout<br />
als Gitarrist, Komponist<br />
und Textlieferant unterstützte.<br />
Das kleine Label Blues<br />
Leaf Records aus Deal,<br />
New Jersey, wurde<br />
aufmerksam<br />
und nahm den<br />
Hoffnungsträger<br />
in seine Riege der Nobodys<br />
auf. Nach dem Live-Album THE<br />
BITTERSWEET SESSION (aufgenommen<br />
2005 mit Kumpel Drout)<br />
folgten bis heute vier durchweg<br />
starke, gelungene CDs: A STONE'S<br />
THROW (2006), THESE ARE THE<br />
DAYS (2008), KEEPIN' ON (2010)<br />
und ddie aktuelle Veröffentlichung LIVING<br />
THE DREAM (2012) sind als teure Import-<br />
Discs erhältlich, aber inzwischen<br />
auch für rund zehn Euro<br />
pro Stück als Downloads über<br />
Amazon bzw. iTunes zu haben.<br />
Castiglia – ausgestattet mit einer<br />
harten, ungekünstelt zupackenden,<br />
quetsch- und brüllfreien<br />
Stimme – hat seinen schnörkellosen<br />
Stil kontinuierlich entwickelt: klt Er<br />
„kann wild", traditionell, wird punktuell<br />
ENTDECKT – EMPFOHLEN<br />
soulig, unternimmt Swampausflüge<br />
und setzt Eigen- und Fremdkreationen<br />
(u.a. Dylans "Catfish", Songs von Peter<br />
Green und Robert Johnson, ohne<br />
abgenudeltes Zeug) meisterhaft auch<br />
auf der Akustischen um. Hammond-<br />
Assistenz ist bei vielen Tracks ein<br />
Schwerpunkt, auf den Platten gastieren<br />
immer wieder Könner wie Sandy Mack<br />
(Harmonika), Toby Walker (Dobro) und<br />
Susan Lusher (B3). Live ist Castiglia<br />
fast ausschließlich in Triobesetzung<br />
(b/dr) unterwegs: Längst selbst ein<br />
gefragter Hauptact, hat er auch schon<br />
für ZZ Top und Elvin Bishop eröffnet.<br />
Explosive Kostproben, welch guter<br />
Mann da bislang an Europa weitgehend<br />
vorbeigerauscht<br />
ist, bietet Youtube in<br />
Topqualität – vor allem<br />
acht Titel, die der<br />
Zurückhaltende im Juli<br />
2012 mit Matt Shuler<br />
(b) und Bob Amsel<br />
(dr) live im Studio<br />
von Bluesförderer<br />
Don Odell in Palmer,<br />
Massachusetts, abgeliefert<br />
hat. Albert Castiglia – zur Entdeckung<br />
freigegeben.<br />
Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
NEWTON FAULKNER<br />
Musik, bei der das Glas halbvoll ist<br />
2007 tauchte im UK wie aus dem Nichts<br />
ein junger Akustikgitarrist auf, der<br />
allein wegen seiner wilden Dreadlocks<br />
auffiel. Und dann trug sein Debütalbum<br />
auch noch einen befremdlichen, scheinbar<br />
widersprüchlichen Titel: HAND<br />
BUILT BY ROBOTS. Bei der britischen<br />
Musikgemeinde kam New<strong>to</strong>n Faulkner<br />
jedoch hervorragend an: Platz 1 in den<br />
Albumcharts (in Deutschland reichte es<br />
bis Rang 50). Dennoch war es nicht<br />
der für das UK<br />
oft typische, vielleicht<br />
auch noch<br />
medial gehypte<br />
Übernachterfolg<br />
eines Greenhorns,<br />
denn zu diesem<br />
Zeitpunkt konnte<br />
der damals<br />
22-Jährige bereits reichlich an Erfahrung<br />
in Sachen Musik vorweisen.<br />
Sam New<strong>to</strong>n Hattenberg Faulkner<br />
(*11.1.1985 in Reigate, Surrey) hatte eine<br />
Privatschule besucht, ehe er an die Italia<br />
Conti Academy in London und dann an die<br />
renommierte Academy Of Contemporary<br />
<strong>Music</strong> in Guildford wechselte, wo er mit<br />
einem Diplom abschloss und in dem<br />
angesehen Akustikgitarristen Eric Roche<br />
einen einflussreichen Men<strong>to</strong>r fand. „Bei<br />
uns daheim lagen überall Gitarren herum,<br />
so dass ich gar nicht anders konnte<br />
als zugreifen. Mein Vater spielte nicht<br />
besonders gut, brachte mir aber zumindest<br />
'Sitting On <strong>The</strong> Dock Of <strong>The</strong> Bay'<br />
bei. Ich durchlief das übliche<br />
Programm einer gutbürgerlichen<br />
Familie, hatte Klavier-<br />
und Schlagzeugunterricht,<br />
spielte dann Bass, ehe ich zur<br />
elektrischen Gitarre wechselte.<br />
Aber dabei fehlte mir<br />
immer irgendwie etwas, das ich<br />
nicht beschreiben konnte. Das<br />
änderte sich erst, als ich mir<br />
in einem Musikgeschäft eine<br />
Akustikgitarre, eine Ovation,<br />
kaufte. Die liefert einem<br />
eine viel größere Bandbreite<br />
an Klangmöglichkeiten, man<br />
braucht sie nirgends einstöpseln,<br />
braucht keinen Verstärker,<br />
sondern holt sie aus ihrem<br />
Koffer und kann loslegen",<br />
schlägt Faulkner einen Bogen<br />
aus seiner Kindheit bis in die<br />
Gegenwart. Denn bis heute<br />
bestimmt die Akustikgitarre kgitarre seinen Sound,<br />
selbst wenn er mit<br />
einer Begleitgruppe<br />
aufspielt.<br />
In einer Green-Day-<br />
Cover-Band unternahm<br />
Faulkner als<br />
Bassist seine ersten<br />
Rockgehversuche,<br />
gründete seine<br />
eigene Band Half A Guy, mit der er Funk-<br />
Rock anstimmte und es zu zwei Demo-CDs<br />
brachte. Als New<strong>to</strong>n Battenberg Faulkner<br />
trat er ab 2005 bei diversen Festivals auf,<br />
Seite 70 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
vor allem aber einige geschäftliche<br />
Probleme lösen musste.<br />
„Die hingen mit meinem Label<br />
zusammen, wo allein dreimal<br />
der Direk<strong>to</strong>r wechselte und<br />
jedesmal alles neu aufgestellt<br />
wurde – allerdings gewann ich<br />
dadurch Zeit, noch mehr neue<br />
Songs zu schreiben und die<br />
Auswahl für mein neues Album<br />
WRITE IT ON YOUR SKIN zu<br />
vergrößern."<br />
Eingängige Songs mit sommerfrischem<br />
Gitarrenpop ertönen<br />
darauf und verbreiten Frohsinn<br />
und launige Atmosphäre, zu der<br />
auch die Zusammenarbeit mit<br />
seinem Bruder Toby, einem früheren<br />
Drum'n'Bass-MC sowie<br />
mit Bassist Sam Farrar (Phan<strong>to</strong>m<br />
Blue) beitrug. Faulkner ist überzeugt,<br />
dass das Glas halbvoll,<br />
wurde 2006 zum renommierten e South-By-<br />
Southwest-Festival eingeladen<br />
und brachte seinen Song<br />
"Take Back" auf dem "Track<br />
Mania Sunrise"-Soundtrack<br />
unter und ergatterte schließlich<br />
nicht halbleer abee ist, und das schlägt in<br />
seiner Musik voll durch.<br />
Es ist abwechslungsreiche<br />
Sommermusik, die der Brite<br />
in Los Angeles aufgenommen<br />
hat – aber nicht solche,<br />
einen Plattenvertrag<br />
bei der einem Assoziationen<br />
beim BMG – bis eben HAND<br />
BUILT BY ROBOTS samt<br />
der Hitsingle "Dream Catch<br />
Me" durch die Decke ging.<br />
REBUILT BY HUMANS zwei Jahre später<br />
war ähnlich erfolgreich, doch dann wurde<br />
es ruhig um Faulkner, der Vater wurde,<br />
in Richtung Ferienclubs in<br />
den Sinn kommen, sondern<br />
man eher an einen Surfer<br />
denkt, der sein Brett auf<br />
einen alten VW Käfer schnallt und in<br />
Richtung Strand aufbricht.<br />
Philipp Roser<br />
Fo<strong>to</strong>: © Sony <strong>Music</strong>
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Jon Lord<br />
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Orchestra (Jewelcase)<br />
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Mark Knopfler<br />
Privateering<br />
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Beach Boys<br />
Greatest Hits: 50 Big<br />
Ones (Limited Edition)<br />
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Hans <strong>The</strong>essink &<br />
Terry Evans<br />
Delta Time (feat. Ry Cooder)<br />
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Les Humphries<br />
Singers<br />
Live 1971–1975 At <strong>The</strong><br />
Olympia Paris & Musikhalle<br />
Hamburg<br />
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Danny Bryant<br />
Night Life (Live)<br />
CD 232 99 04<br />
Alvin Lee<br />
Still On <strong>The</strong> Road To<br />
Freedom<br />
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Hannes Wader<br />
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Amtsgericht Osnabrück HRB 110327
Hippie-Event im Umbruch<br />
In Woods<strong>to</strong>ck war es ja noch lustig. Die „No Rain“-Rufe mit den anschließenden Rutschpartien<br />
im Schlamm unter strahlender Sonne gingen in die Geschichte ein – als Gaudi dem Wetter<br />
zum Trotz. Beim Burg-Herzberg-Festival nahe Alsfeld (Hessen) konnte dieses Jahr über den<br />
Dauerregen und den Schlamm kaum jemand lachen.<br />
Die Macher des größten Hippie-Events Deutschlands<br />
haben stets mit miesem Wetter zu<br />
kämpfen. Pünktlich zum Spektakel (19.–22.<br />
Juli) öffneten sich auch 2012 die Himmelsschleusen.<br />
Diesmal versank<br />
Rockröhre Dana Fuchs<br />
die Flower-Power-<br />
Gemeinde bereits<br />
während des<br />
Aufbaus: Händler<br />
mussten mit Trak<strong>to</strong>ren<br />
zu ihren<br />
Plätzen geschleppt<br />
werden – andere<br />
blieben ganz weg.<br />
Am Donnerstag<br />
sah US-Sängerin<br />
Dana Fuchs eine<br />
eher kleine Menschenmenge<br />
vor<br />
der Hauptbühne.<br />
Dennoch legte sie<br />
sich mächtig ins<br />
Zeug. Viele sehen<br />
in Fuchs die Reinkarnation<br />
von Janis Joplin, stimmlich<br />
sind die Parallelen geradezu unfassbar.<br />
Allerdings ist die Blondine unterhaltsamer:<br />
Sie singt besser, und sie entwickelt<br />
mit ihrem Publikum eine echte<br />
Kommunikation. Als Fuchs schließlich<br />
"Helter Skelter" von den <strong>Beatles</strong><br />
anstimmte, hatte die Rockröhre das<br />
himmlische Donnerwetter endgültig<br />
auf die Herzberg-Bühne transferiert.<br />
Ana<strong>the</strong>ma mussten bei knapp zehn<br />
Grad und 30 Zentimeter tiefen Modderwegen<br />
gegen die angeknackste<br />
Laune der Besucher anspielen; dies<br />
schien mit dem an Dark Wave erinnernden<br />
Prog-Material der Briten nicht<br />
recht zu gelingen. Besser kamen Hidria<br />
Spacefolk aus Finnland, sie sandten<br />
ihre hypnotischen Melodien wie Gebete<br />
gen Himmel. Gigantisch! Inzwischen<br />
bellte sich Herzberg-Stammkunde Götz Widmann auf<br />
der Freakstage durch sein bissig-ironisches Liedgut.<br />
Pünktlich mit dem ersten Gitarren<strong>to</strong>n der schwedischen<br />
S<strong>to</strong>ner-Rocker Kamchatka weinte auch am<br />
zweiten Tag der Himmel. Dennoch ein angenehmer<br />
<strong>The</strong>atralisch: Ian Anderson<br />
Dickey Betts: Leidenschaftlicher Cowboy<br />
Der milde Abend ließ hoffen, in der Nacht setzte allerdings<br />
wieder Regen ein. Drei Stunden lang. Verwegene,<br />
die Spaß am Spiel mit dem breiigen Dreck<br />
hatten, waren nur sehr selten zu sehen. Dafür sorgten<br />
einige junge Mädchen am Knotenpunkt allen Fußverkehrs<br />
für wohligen Ekel: Sie nahmen in den stinkenden<br />
Pfützen, die seit Tagen von tausenden Menschenfüßen,<br />
Hundepfoten und Au<strong>to</strong>reifen umgerührt<br />
worden waren, ein Ganzkörperbad und<br />
rieben sich gegenseitig die Gesichter ein<br />
– appetitlich frisch!<br />
Gute Kost am dritten Tag: Caravan präsentieren<br />
immer noch wohlklingenden<br />
Prog- und Jazz-Rock. Dickey Betts &<br />
Great Sou<strong>the</strong>rn brillierten mit Bluesund<br />
Jamnummern, leider etwas gleichförmig.<br />
Unschlagbar: Wishbone Ash!<br />
Sollte es immer noch Fans geben, die<br />
Andy Powell & Co. nicht für die legitimen<br />
Ash halten, sondern Martin Turners<br />
Gegenentwurf: Hier wurden sie eines<br />
Besseren belehrt. Brillant interpretierte<br />
Songs aus der langen Bandkarriere, eine<br />
perfekt eingespielte Band, traumhafte<br />
Twinleads, Rockstar-<br />
Posen.<br />
Der Sonntag machte<br />
deutlich: Herzberg ist<br />
im Umbruch! Les Yeux<br />
d'la Tete aus Paris und<br />
Al Jawala (Freiburg)<br />
standen für immer dominanter<br />
werdende<br />
Weltmusikkapellen,<br />
von Kritikern oft wenig<br />
schmeichelhaft als<br />
Beginn mit einem Mix aus Blues, Psychedelic und<br />
S<strong>to</strong>ner. Nach den Skandinaviern: Deadman aus Texas,<br />
ein faszinierender US-Farbtupfer. Die Band beeindruckte<br />
mit Sou<strong>the</strong>rn und<br />
Country-Rock auf<br />
allerhöchstem Niveau.<br />
Das Wetter<br />
schien sich zu stabilisieren,<br />
als <strong>The</strong><br />
Tube s eine <strong>the</strong>atralische<br />
Nummernrevue<br />
voller Genre-<br />
Parodien hinlegten.<br />
Ian Anderson zog<br />
Tausende vor die<br />
Hauptbühne und<br />
erfüllte mit seiner<br />
Aufführung der<br />
beiden THICK AS A<br />
BRICK-Alben sämt-<br />
Polka-Bands bezeichnet.<br />
Und Orange hätten<br />
mit ihrer Mischung aus<br />
Techno, Perkussionsfeuerwerk<br />
und HipHop<br />
auch ein Goa-Festival<br />
anführen können.<br />
Es tanzten mehrere<br />
Tausend – und nicht<br />
Wishbone Ash: Andy Powell & Bob Skeat<br />
viel weniger ergriffen<br />
schlagartig die Flucht.<br />
liche Erwartungen<br />
– mit "Aqualung"<br />
und "Locomotive Breath" als Sahnehäubchen: Begeisterung!<br />
Stilvielfalt auf der Freakstage, schwere<br />
Kost inklusive: Für die Rock-Free-Jazzer Cowboys<br />
From Hell aus der Schweiz brauchte es Nerven wie<br />
Drahtseile.<br />
Das Burg-Herzberg-Festival bleibt eine feste Größe.<br />
Die Wetterkatastrophe meisterten Organisa<strong>to</strong>ren<br />
und Helfer großartig. Doch es mehren sich Stimmen,<br />
dass die ganz großen Namen und auch Krautrocker<br />
fehlen. Spannende Frage: Welche Richtung wird die<br />
Veranstaltung ab 2013 einschlagen?<br />
Jens-Uwe Berndt<br />
Fo<strong>to</strong>s: © Jens-Uwe Berndt<br />
Seite 72 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
© Pressefo<strong>to</strong><br />
BONNIE RAITT<br />
Seelen- und Baumpflege<br />
Bonnie Raitt ist die Grande Dame des Blues-Rock und hat mit ihrem Slidegitarrenspiel<br />
Generationen von Kollegen beeinflusst. Außerdem ist die Kalifornierin, die am<br />
8. November ihren 63. Geburtstag feiert, seit ewigen Zeiten als Polit- und Umweltaktivistin<br />
unterwegs. Zwischen zwei US-Tourneen erwischte <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter<br />
Philipp Roser sie am Telefon.<br />
Wann warst du zum letzten Mal in Deutschland?<br />
Oh je, das muss Ende der 90er Jahre gewesen sein – ich glaube<br />
nicht, dass ich mit SILVER LINING 2002 rübergekommen<br />
bin. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern. Aber dann geriet<br />
die Weltwirtschaft ja ins Taumeln, was es für amerikanische<br />
Künstler wie mich sehr schwer gemacht hat, nach Europa zu<br />
kommen. Aber ich hoffe, dass es nächstes Jahr endlich mal<br />
wieder klappt!<br />
Vor der Aufnahme deines neuen Albums SLIPSTREAM warst<br />
du einige Zeit auf Tauchstation ...<br />
Der übliche Kreislauf ist ja, eine Platte aufzunehmen und<br />
dann eine Tour vorzubereiten: was für ein Set spiele<br />
ich, welche Klamotten trage ich auf der Bühne<br />
und dergleichen – und dann ist man<br />
zwei, manchmal sogar drei Jahre<br />
unterwegs. Diesem Kreislauf<br />
hatte ich mich bis 2009<br />
unterworfen. Mit Taj Mahal<br />
absolvierte ich damals eine<br />
wunderbare Sommer<strong>to</strong>ur durch<br />
die USA, die R&B-Reggae-Blues-<br />
Extravaganza „<strong>The</strong> Bontaj Roulet”,<br />
die wir eines Tages hoffentlich auch<br />
in Europa präsentieren können. Da-<br />
nach habe ich die Bremse reingehauen – meine Eltern<br />
und mein Bruder waren ges<strong>to</strong>rben, und ich musste<br />
einfach mal den Kopf wieder freikriegen. Ich wollte<br />
auch nicht bei jedem Konzert, das ich selbst besuchte,<br />
überlegen, ob ein Song für mich dabei wäre.<br />
Ich wollte einfach die Musik als Fan genießen, auch<br />
nicht zu anderen Leute auf die Bühne steigen. Also<br />
habe ich viel gelesen, mich in der Natur aufgehalten<br />
und die Seele baumeln lassen, Reparaturarbeiten an<br />
meinem Haus erledigt, die Bäume zurückgeschnitten.<br />
War es immer einfach, diese Abstinenz durchzuhalten?<br />
Nein, vor allem für eine Aktivistin wie mich. Man<br />
wird zu diesem oder jenem Event eingeladen, dessen<br />
<strong>The</strong>ma einem am Herzen liegt. Oder zu Duetten mit<br />
Kollegen, mit denen man schon immer mal was zusammen<br />
machen wollte. Aber so einigermaßen habe<br />
ich es durchgehalten ...<br />
Auf SLIPSTREAM spielt auch dein Kollege Bill Frisell<br />
Gitarre.<br />
Ich verehre Bill, ich liebe seinen eklektischen Stil, er<br />
spielt so beseelt, originell, einfach wunderschön! Als<br />
ich bei Joe Henry und dessen Musikern aufnahm, ergab<br />
sich die Möglichkeit, dass Bill vorbeischaute.
30 Jahre<br />
Fo<strong>to</strong>: © Rene van der Voorden<br />
Londoner Bluesschulen wie John Mayalls<br />
Bluesbreakers oder Alexis Korners Blues<br />
Incorporated sind Legende. Doch fest steht<br />
ebenso: Während Korner seine letzten Gigs<br />
spielte, entstand auch in Hamburg eine veritable<br />
Bluesakademie. Der treten Musiker<br />
nicht zum Lernen bei – wie einst Mick Jagger<br />
und Long John Baldry bei Korner oder<br />
Eric Clap<strong>to</strong>n und Peter Green bei Mayall –,<br />
sondern um ihre Erfahrungen in den Dienst<br />
einer soliden Band zu stellen und ein junges<br />
Publikum staunen zu lassen.<br />
Dabei sind die Verbindungen zu Brit-Blues-<br />
Klassikern frappierend. Dick Heckstall-<br />
Smith war als Saxofon-Größe schon vor<br />
Korner und Mayall in der Graham Bond Organisation<br />
– und hatte Colosseum schon mehr als ein Jahrzehnt<br />
hinter sich, als er mit Mainsqueeze im Hamburger Top<br />
Ten gastierte. Hamburg-Blues-Band-Gründer Gert<br />
Lange: „Er kam dann rüber zu uns ins Onkel Pö und<br />
wurde durch eine Mammut-Jam quasi zum Mitglied<br />
Gert Lange<br />
der Hamburg<br />
Blues Band. Jack<br />
Bruce spielte bereits<br />
mit Heckstall<br />
bei Alexis<br />
Korner, als es<br />
Cream nur auf<br />
britischer Torte<br />
gab – klar, dass<br />
der Bläser auch<br />
ihn für seine<br />
Hanseatentruppe<br />
gewinnen<br />
konnte. Lange:<br />
„Im Hildesheimer<br />
Vierlinden<br />
spielten wir mit Bruce deren längstes Clubkonzert<br />
überhaupt: zwei Stunden Gig<br />
und zweieinviertel Stunden Zugaben<br />
mit Cream-Songs pur!"<br />
Heckstall selbst blieb der HBB bis<br />
zu seinem Tod 2004 treu. Und<br />
während sich viele hiesige Bands<br />
eher naiv-rührig um ihre Texte<br />
bemühten, holte sich die HBB<br />
Pete Brown – den Londoner Hippie-Poeten,<br />
der Epen wie "Sunshine<br />
Of Your Love" und "White<br />
Room" für Cream getextet hatte.<br />
Alles auf Anfang: Katalysa<strong>to</strong>r der<br />
Hamburg Blues Band war der<br />
Slidegitarrist und Sänger Gert Lange<br />
von den Polit-Rockern Pan<strong>the</strong>r Hansi Wallbaum<br />
und der Rainer Baumann Band. Standards des gängigen<br />
Blues-Reper<strong>to</strong>ires hatten es Lange ermöglicht,<br />
sich beim Jammen musikalisch anzufreunden, quasi<br />
0<br />
ohne Worte:<br />
Jahre<br />
mit dem heutigen Rattles-Frontmann<br />
Manne Kraski, Eric-Burdon-Bassist Darryl van Raalte,<br />
Seite<br />
Hamburg Blues Band (HBB)<br />
Deutsch-britische Akademie<br />
Fo<strong>to</strong>: © H. Jansen<br />
<strong>The</strong> Hamburg Blues Band 1982 v. l.: Stretch, Gert Lange, Darryl van Raalte, Manne Kraski<br />
Heckstall-Smith mit seinem Pianisten i Dave Moore,<br />
und einem Über-Drummer mit schwärzestem Teint<br />
und Groove: „Anfangs spielte Stretch von den Meters<br />
und Roger Chapman's Shortlist über Mainsqueeze bei<br />
uns. Der ist jetzt mit seiner Frau in Neuseeland. Hansi<br />
Wallbaum wurde bereits 1988 Stretch-Nachfolger,<br />
ist damit quasi Urmitglied. Für Van Raalte kam Tina-<br />
Turner-Bassist Reggie Worthy, den Wallbaum von<br />
dären Curly Curve war Wallbaum sein Kollege gewesen.<br />
Nach Stationen bei den international gefragten Bands<br />
Atlantis und Lake fand er für 15 Jahre eine Heimat bei<br />
den Hamburgern<br />
– „die längste Periode,<br />
die ich es<br />
je bei einer Band<br />
aushielt – <strong>to</strong>lle<br />
S<strong>to</strong>ppok her kannte." Der Berliner Schlagzeuger hatte Zeiten". Völlig<br />
durch Gigs von<br />
Chuck Berry bis<br />
klar, dass Conti<br />
Verbindungen<br />
Westernhagen<br />
zur Atlantis-<br />
„alles gesehen".<br />
Sängerin Inga<br />
Rumpf pflegte.<br />
Zu Beginn der<br />
Lange: „Wir<br />
Neunziger gab<br />
haben allein<br />
1996/97 über<br />
50 Konzerte<br />
mit Inga gespielt:<br />
Ihre<br />
Versionen von<br />
'It's A Man's Man's World' und 'Superstition' könnten<br />
Höhepunkte der Jubiläums-Live-Doppel-CD werden!"<br />
Dick Heckstall<br />
es einen Neustart der Band, bei dem<br />
Lange – zwischendurch auch beim<br />
<strong>Music</strong>al „JFK" (John F. Kennedy) –,<br />
Wallbaum und Heckstall-Smith übrigblieben:<br />
Den Bass bediente nun<br />
Michael „Bexi" Becker. Mit Wallbaum<br />
harmonierte er dermaßen kompakt, kongenial<br />
und kollegial, dass beide bis heute zum Stamm gehören.<br />
Becker hatte sich durch die norddeutsche Clubszene<br />
gegroovt, nicht zuletzt bei Die Antwort Meriten<br />
verdient. Dazu kam Gitarrist Alex Conti: Bei den legen-<br />
74 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Von Uli Twelker<br />
Songs der Neunziger-Alben wie der Titelsong von<br />
REAL STUFF oder "Love Me Or Leave Me" von ROL-<br />
LIN' (mit Ingo Bischof als Gas<strong>to</strong>rganist) sind bis heute<br />
im Programm. Doch es spricht für das Selbstbewusstsein<br />
und den Teamgeist der Rockröhre Lange, dass<br />
immer aufs Neue Vokalkonkurrenz ins Haus geholt<br />
wird. 1998 ging das Gerücht, der britische R&B-Sänger<br />
Mike Harrison lebe nicht mehr – ausgerechnet als<br />
sich die HBBler gerade in dessen VIPs-Material aus<br />
bluesig-souligen Star-Club-Zeiten verliebt hatten<br />
und druckvoll "I Wanna Be Free" oder "Smokestack<br />
Lightning" auf die Bühne brachten. Recherchen ergaben:<br />
Der Mann war munter, hatte sogar sporadisch<br />
Spooky Tooth reanimiert. Probegigs liefen wie geölt,<br />
Fo<strong>to</strong>: © Frank Aschermann<br />
Michael "<br />
Bexi" Becker<br />
Fo<strong>to</strong>: © Rene van der Voorden
Mike Harrison wurde nach langjähriger Profi-Abstinenz<br />
HBB-Mitglied und absolvierte über 300 Konzerte<br />
mit der Band. Nicht nur Spooky-Tooth-Klassiker<br />
wie "Better<br />
By You, Better<br />
Than Me" funktionierten<br />
besser<br />
als beim immer<br />
wieder reformierten<br />
Original;<br />
auch neues Material<br />
wurde für<br />
den Longplayer<br />
TOUCH erarbeitet,<br />
darunter das<br />
grandiose "Hold<br />
Back" oder die<br />
Maggie Bell<br />
Ballade "<strong>The</strong>re's A Road", unter der Regie von Santana-Producer<br />
Jim Gaines. Kurz darauf verloren sie den<br />
unvergesslichen Dick Heckstall-Smith, dem man auf<br />
LIVE ON THE EDGE OF A KNIFE mit "Woza Nazu"<br />
ein Denkmal setzte. Der Sax-Posten wurde nie wieder<br />
besetzt, stattdessen stieß ein weiterer Atlantis-Kämpe<br />
zur Band, Organist Adrian Askew.<br />
<strong>The</strong> Hamburg Blues Band 1988<br />
Harrison <strong>to</strong>urte mit Spooky Tooth, lieferte ein Solo-<br />
Album ab und wurde abgelöst von Chris Farlowe.<br />
Der übertraf mit 350 Konzerten sogar die Zahl der<br />
Harrison/HBB-Gigs und brachte nach einigen Jahren<br />
auch seinen langjährigen Freund, Produzenten und<br />
Colosseum-Mitspieler Clem Clempson in die Band.<br />
Die Folge: einige glühende Konzerte mit den drei Gitarristen<br />
Conti, Clempson und Lange. Auf lange Sicht<br />
aber widmete sich Conti seinen Soloprojekten und<br />
der immer mehr Raum einnehmenden Lake-Reunion.<br />
Die HBB <strong>to</strong>urte<br />
nicht nur mit<br />
Chris Farlowe,<br />
sondern heuerte<br />
alternativ immer<br />
öfter Arthur<br />
Brown an, dessen<br />
Fundus an Standards<br />
wie "I Put<br />
A Spell On You"<br />
und natürlich<br />
"Fire" sich nahtlos<br />
in die Band<br />
einfügt und der<br />
die Bühnenshow<br />
pyromanisch und choreografisch bereichert. Ebenfalls<br />
ein Volltreffer ist Maggie Bell, ihr "Penicillin Blues"<br />
etwa scheint wie für die HBB gemacht. Einmal pro<br />
Jahr wächst die Besetzung zu den Herzberg Blues All<br />
Stars: Zu Farlowe, Zoot Money, Mike Harrison und der<br />
Rumpfband gesellten sich über die Jahre Colosseums<br />
„Lady Saxophone" Barbara Thompson, die Drum-Asse<br />
Pete York (Spencer Davis) und Paul Burgess (10cc),<br />
Man-Bassist Martin Ace, der bereits erwähnte Pete<br />
Fo<strong>to</strong>: © Igor Pastierovic<br />
Chris Farlowe<br />
Fo<strong>to</strong>: © Heinrich Jansen<br />
Fo<strong>to</strong>: © Ole Graf<br />
Brown, die erstklassigen<br />
Gitarristen<br />
Micky<br />
Moody, Geoff<br />
Whitehorn und<br />
Guitar Crusher,<br />
Ken Hensley (Uriah<br />
Heep), Chicken<br />
Shacks Stan<br />
Webb und viele<br />
andere. Zu Lange,<br />
Wallbaum,<br />
Herzberg Allstars 2012<br />
Becker, Clempson<br />
und Askew stießen 2012: Brian Auger, Miller Anderson,<br />
Arthur Brown, Inga Rumpf und Popa Chubby, mit<br />
dem die HBB ein sensationelles Hendrix-Set anbot.<br />
Aus dieser illustren Liste rekrutiert sich auch die neue<br />
Festbesetzung, Clem Clempson<br />
während sich Clem<br />
Clempson seinem<br />
Soloprojekt widmet:<br />
Zu Lange,<br />
Becker und Wallbaum<br />
s<strong>to</strong>ßen Maggie<br />
Bell und Miller<br />
Anderson, womit<br />
die Hamburg Blues<br />
Band über gleich<br />
drei hervorragende<br />
Leadsänger verfügt<br />
– wo gab es das seit<br />
Steampacket mit<br />
Long John Baldry, Rod Stewart und Julie Driscoll?!<br />
Gert Lange zum<br />
30-jährigen Jubiläum:<br />
„Wir haben<br />
jede Menge<br />
Livetapes, darunter<br />
Arthur Brown<br />
mit einem sensationellem<br />
'Nightmare',<br />
S<strong>to</strong>ppok mit<br />
'Na gut', der deutschen<br />
Version von<br />
'Oh Well', Miller<br />
Anderson mit 'When A Blind Man Cries' (für den sechs<br />
Tage zuvor ves<strong>to</strong>rbenen Jon Lord) oder Zoot Moneys<br />
grandioses 'It Should Have Been Me'. Da bot sich unbedingt<br />
eine Live-Doppel-CD an. Eigentlich müsste<br />
FRIENDS FOR A LIVE-TIME eine Dreifachbox werden,<br />
so viel Material liegt vor. Ein neues Studio-Album<br />
wird eine Mischung aus Songs mit Clem & Adrian<br />
sowie mit Miller bieten, der bereits Material für eine<br />
komplette Scheibe geschrieben hat!"<br />
Hamburg Blues Band ft. Lars-Luis Linek + Braunschweiger Sinfonie-Orchester:<br />
THREE PIECES FOR BLUES BAND & ORCHESTRA<br />
Der kürzlich vers<strong>to</strong>rbene Jon Lord und Deep Purple hatten es 1969 mit CONCERTO FOR GROUP &<br />
ORCHESTRA vorgemacht – Sinfonie und Rock als Kontrastprogramm. Aller Ehren wert, jedoch war der<br />
US-Komponist William Russo (1928–2003) bereits ein Jahr zuvor weiter gewesen: Was er mit der Siegel<br />
Schwall Band als THREE PIECES FOR BLUES BAND AND ORCHESTRA präsentierte, bedeutete eine<br />
viel subtilere Mischung klassischer und afro-ethnischer Elemente – Verzahnung statt Mosaik. Diesen Glücksfall<br />
schrieben sich die Hamburg Blues Band und das Braunschweiger Sinfonie-Orchester offenbar auf ihre<br />
Partituren – in ausgewählten <strong>The</strong>atersälen 2012 grandios inszeniert! Nach Annette Schlünz' avantgardistischgewagten<br />
"Fadensonnen" ergänzten Gert Lange und Clem Clempson (g), Bexi Becker (b) und Hansi Wallbaum<br />
(dr), Keyboarder Adrian Askew und der hanseatische Harpspieler Lars-Luis Linek die Sinfoniker und<br />
breiteten Russos Suite genüsslich-diszipliniert aus. Wenn gut abgehangene Blues-Klischees plötzlich von<br />
einer Streicherbreitseite übernommen werden, Bläsersätze waffenscheinpflichtige Kolossalakzente setzen und<br />
der sprichwörtliche Paukenschlag sich zum Drumset gesellt, ist man wahrhaft gefangen. Dass sich Dirigent<br />
Helmut Imig und Leadgitarrist Clem Clempson um die Rhythmus- bzw. Groove-Oberhoheit leise duellierten,<br />
steigerte die Spannung zusätzlich. Statt sonst üblicher HBB-Stimmen wie Chris Farlowe oder Mike Harrison<br />
übernahm der Damenchor des Staats<strong>the</strong>aters und des Konzertchors Braunschweig. Das Finale lieferten Gustav<br />
Holsts "Peace Planets" (op. 32), selbst Klassik-fernerem Publikum bekannt durch die Band Ekseption – dank<br />
der Melodieführung durch Linek/Clempson/Askew/Lange wurde aber deren Intensität übertroffen. Der Abend<br />
klang mit dem angenehm an Peter Green erinnernden Blues "Sundance Queen" aus.<br />
utw<br />
30Jah<br />
Fo<strong>to</strong>: © Rainer Merkel<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 75<br />
Fo<strong>to</strong>: © Rene van der Voorden<br />
Fo<strong>to</strong>: © Hannah Richardson<br />
v.l.: Miller Anderson, Gert Lange,<br />
Hansi Wallbaum und Bexi Becker<br />
0 Ja<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jim Rakete
Gerry Marsden (70)<br />
Beat-Pionier<br />
Petula Clark (80)<br />
Lady Unantastbar<br />
Mike Harrison (70)<br />
Kehlkraftwerk<br />
Stimmverlust mit zunehmendem Alter? Oftmals<br />
unvermeidlich, nicht zuletzt hervorgerufen durch<br />
jahrelange Überanstrengung. Wer jedoch als Rocksän-<br />
ger<br />
niemals künstlich quetschen oder sonstige Kehlkopfverrenkungen<br />
machen musste, hat's da besser<br />
–<br />
wie zum Beispiel Mike Harrison, geboren am<br />
30.9.1942 in Carlisle. Wer späte Aufnahmen von<br />
Spooky Tooth hört, erkennt kaum Unterschiede<br />
zu den <strong>60s</strong> und 70s (es sind eher die grau gewordenen,<br />
inzwischen kurzen Haare), auch Einspielungen<br />
noch jüngeren Datums mit der Hamburg<br />
Blues Band strotzen vor Sangeskraft – und das<br />
auch live! Im Nordwesten Englands machte Harrison,<br />
der auch am Piano sitzt, ab 1963 zunächst mit<br />
den hervorragenden V.I.P.s Alarm: Ihr deftiger R&B/<br />
Soul-Mix schaffte es (ein schlechter Witz) zwar nie<br />
auf<br />
eine LP, doch die superbe Doppel-CD THE COM-<br />
PLETE V.I.P.s auf Reper<strong>to</strong>ire lässt keine Wünsche of-<br />
fen<br />
und präsentiert u.a. Harrison in bestechender<br />
Für einige Momente standen sie auf Augenhöhe<br />
mit ihren <strong>Beatles</strong>-Kumpels. Gerry & <strong>The</strong> Pacemakers<br />
aus Liverpool legten einen Monsterstart hin:<br />
1963 landeten gleich ihre ersten drei Singles in Fol-<br />
ge<br />
an der Spitze der UK-Charts – sensationell! Im<br />
Zentrum der ehemaligen Mars Bars sang Gerard<br />
Marsden, geboren am 24.9.1942 im Stadtteil<br />
Toxteth. Optisch eher Biedermann denn Brandstifter,<br />
führte der Gitarrist seinen Bruder Freddie<br />
(dr; † 2006), Les Chadwick (b) und Les Maguire<br />
(p) souverän, mit handwerklichem Können und<br />
einer gehörigen Portion Humor durch die <strong>to</strong>llen,<br />
turbulenten Gründerjahre am Mersey River. Sechs<br />
weitere Singles kamen bis 1965 in die Hitlisten, sogar<br />
elf (kurios: ohne den Anfangsdreier!) waren es<br />
bis 1966 in den USA. Brian Epstein hatte Marsden<br />
& Co. schon 1962 zu EMI/Columbia geholt. George<br />
Martin produzierte die eher unspektakuläre, skandal-<br />
freie Band, die auch in englischen Musik/Unterhaltungsfilmchen<br />
untergebracht wurde. 1966 war der<br />
Einfach-Beat der „Tempomacher" ins S<strong>to</strong>cken geraten,<br />
der Chef löste das Quartett auf. Gerry Marsden<br />
veröffentlichte in den folgenden zehn Jahren Solosingles<br />
für fünf verschiedene Labels – für Großverdienerplätze<br />
reichte es nicht mehr. Er spielte meist in<br />
Clubs, übernahm TV-Rollen und engagierte sich im<br />
Wohltätigkeitsbereich. Seit 1994 reist er mit neuen<br />
Pacemakers und den alten Hits durch die Welt. Marsdens<br />
Leben ist als Biografie gedruckt, die zum <strong>The</strong>aterstück<br />
umgearbeitet wurde. Songs wie "You'll Never<br />
Walk Alone", "Ferry Cross <strong>The</strong> Mersey", "How Do You<br />
Do It" und "Don't Let <strong>The</strong> Sun Catch You Crying"<br />
gehören unverrückbar zum Liverpooler Kulturerbe.<br />
Gerry Marsden wurde von Queen Elizabeth für seine<br />
Verdienste zum MBE ernannt. Sein erprobtes Programm<br />
„Gerry Cross <strong>The</strong> Mersey" soll 2013 letztmalig<br />
im Rahmen einer Farewell-Tour an den Beat aus<br />
Liverpool erinnern.<br />
bm<br />
Der Überblick ist, zugegeben, längst dahin. Allein<br />
die Zahl ihrer veröffentlichten Singles in englischer,<br />
französischer, deutscher, italienischer und<br />
spanischer Sprache muss die 200er-Marke erreicht<br />
oder überschritten haben. Dazu kommen fuderweise<br />
EPs, LPs und CD-Ausgaben. „Pet" gehört<br />
im UK bis heute zu den „Unantastbaren" mit<br />
exzellentem Ruf – vergleichbar etwa mit den<br />
Kolleginnen Shirley Bassey und Dusty Springfield,<br />
dem Schauspieler Roger Moore oder der<br />
Kicker-Legende Bobby Charl<strong>to</strong>n. Geboren am<br />
15.11.1932 in Epsom, Surrey, besang sie ihre<br />
erste Solo-Schellackplatte "Put Your Shoes On,<br />
Lucy" bereits 1949 (!). Bevor ihre internationale<br />
Karriere 1959 überhaupt begann, hatte die Sänge-<br />
rin<br />
und Schauspielerin bereits 60 Tonträger im UK<br />
veröffentlicht. Auch auf der Leinwand verbuchte sie<br />
etliche Treffer: Der erste ihrer inzwischen über 30<br />
Kinofilme stammt von 1944, „Medal For <strong>The</strong> General"<br />
– zwei Jahre nach ihrem BBC-Hörfunkdebüt.<br />
Clarks Chart-Kontakt begann 1954 mit "<strong>The</strong> Little<br />
Shoemaker" (#7), in den irischen Hitlisten kam sie<br />
2011 im Team mit den Saw Doc<strong>to</strong>rs auf Platz 2. Die<br />
zweite Stufe ihrer über 60-jährigen Karriere zündete<br />
1960 mit "Sailor" (UK #1), einer Cover-Version der<br />
deutschen Hitvorlage "Seemann" von Lolita. Weltweit<br />
wurde Petula Clark zum Markenbegriff vier Jahre<br />
später: "Down<strong>to</strong>wn" (UK #2) avancierte zu einem<br />
Sixties-Popjuwel, dem sie mit "This Is My Song" (UK<br />
#1) 1967 einen Hit auf Augenhöhe folgen ließ. Clark<br />
spielte in <strong>Music</strong>als, auf <strong>The</strong>aterbühnen und lebte abwechselnd<br />
in Genf, Paris, London und New York. Zuletzt<br />
hatte die Mutter dreier Kinder (sie ist seit 1987<br />
von ihrem Mann Claude Wolff getrennt) ihren Wohnsitz<br />
in der Schweiz. Sie nimmt weiter Alben auf und<br />
bestreitet – überall gefeiert – Shows und Konzerte.<br />
Seit 1988 ist sie ein CBE, Commander (Of <strong>The</strong> Order)<br />
Of <strong>The</strong> British Empire.<br />
bm<br />
Frühform. Mit Art (1967) und vor allem Spooky Tooth<br />
(ab 1968) brillierte der Sänger nachhaltig, besonders<br />
intensiv auf SPOOKY TWO im Verbund mit Gary<br />
Wrights Falsett. Mit seinen 70s-Solo-LPs erging es<br />
dem Briten wie so vielen guten Bandsängern bei ihren<br />
Alleingängen: Trotz hoher Qualität blieben sie unverdient<br />
liegen. MIKE HARRISON (1971, sehr ruhig),<br />
SMOKESTACK LIGHTNING (1972, soulig) und RAIN-<br />
BOW RIDER (1975, weniger zwingend) sind heute<br />
sehr wahrscheinlich gefragter als zum Zeitpunkt ihres<br />
Erscheinens. Lange blieb es danach still um den Verschmähten,<br />
der komplett abgetaucht schien. Erst als<br />
sich Spooky Tooth endlich zur immer wieder von Fans<br />
verlangten Reunion entschlossen, konnten diese auch<br />
die mächtigen „powerhouse vocals" wieder genießen.<br />
2006 legte Mike Harrison mit LATE STARTER nochmals<br />
solo nach, mehr als ein Achtungserfolg sprang<br />
– trotz starker Eigenkompositionen – jedoch leider<br />
nicht dabei heraus.<br />
bm<br />
Seite 76 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Hannes Wader<br />
„Schön, dass die Liedermacherei nicht <strong>to</strong>t ist!“<br />
Fo<strong>to</strong>: © Eric Weiss<br />
Herr Wader, die Toten Hosen covern auf ihrem aktuellen<br />
Album "Heute hier, morgen dort". Und auf dem<br />
Sampler SALUT AN HANNES WADER (Rezenssion<br />
in Heft 4/2012) zollen Ihnen junge deutsche Liedermacher<br />
und Popmusiker Tribut. Sind Sie plötzlich<br />
wieder angesagt?<br />
Ich freue mich sehr darüber, dass mich nun die „Enkel"<br />
ehren! Eine Erklärung für das plötzliche Interesse<br />
an meinen Liedern habe ich nicht. Nach der Wende<br />
hatte mich eine ganze Generation gar nicht mehr auf<br />
dem Zettel. Und just, da ich 70 werde, wird auffällig:<br />
Junge Leute setzen wieder da an, wo wir einmal waren,<br />
nur mit anderen Mitteln. Schön, dass die Liedermacherei<br />
nicht <strong>to</strong>t ist!<br />
Gefallen Ihnen die Neufassungen Ihrer<br />
Songs auf dem SALUT-Album?<br />
Die Punk-Fassung von "Heute hier,<br />
morgen dort" von Slime begeistert t<br />
mich, auch die ruhigere Interpretation<br />
desselben Songs von Philipp p<br />
Poisel. Besonders überrascht hat mich<br />
die Electro-Version von "Kokain" von<br />
Apfel S.. Hardcore-Wader-Fans reagierten teils entsetzt<br />
auf das Tribute-Album. Ich finde aber: Nur so<br />
Hannes Wader ist 70 geworden. Mit NAH<br />
DRAN (Rezension in diesem Heft) veröffentlicht<br />
der Liedermacher und Folksänger nach sechs<br />
Jahren Pause wieder ein Album. Good Times-<br />
Mitarbeiter Frank Schuster unterhielt sich mit<br />
Wader über das Altern, späte Ehre, Politik und<br />
Fingerpicking.<br />
kann<br />
man<br />
das machen! Die Neuinterpretationen erinnern<br />
nern<br />
mich<br />
an meine eigenen Anfänge: Man nähert<br />
sich seinen Vorbildern mit Bewunderung, aber auch<br />
mit Skepsis, um etwas Eigenes zu machen.<br />
Stichwort Vorbilder: Auf Ihrem neuen Album gibt<br />
es eingedeutschte Cover-Versionen von Pete Seegers<br />
"Turn! Turn! Turn!" und Tom Pax<strong>to</strong>ns "Last Thing<br />
On My Mind". Auch Ihr berühmtester Song, "Heute<br />
hier, morgen dort" ist eine Nachdichtung ...<br />
Ich hatte nie Probleme damit, Lieder von anderen zu<br />
singen, auch als ich schon längst begonnen hatte,<br />
selbst welche zu schreiben. Ich greife zu Songs, die ich<br />
selbst gern gemacht hätte. Es warten noch sehr viele<br />
Lieder darauf, von mir übersetzt und gesungen zu werden.<br />
Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich An-<br />
fang der 70er den Text von "Heute hier, morgen dort"<br />
nach der Melodie von Gary Bolstads "Indian<br />
Summer" schrieb. Ich saß in der Kneipe Zum<br />
Grünen Baum in Freiburg und hatte Mittagessen<br />
bestellt. Als der Kellner mit dem Kotelett<br />
kam, hatte ich den Text schon fertig.<br />
Das hat schon eine gewisse Ironie: Mein<br />
heute bekanntestes Lied schrieb ich in einer<br />
halben Stunde, an manchen Liedern sitze<br />
ich dagegen oft Monate.<br />
Viele der Songs auf Ihrem neuen Album NAH<br />
DRAN handeln vom Altern oder vom Tod. Bringt<br />
das Altwerden auch Vorteile?<br />
Mir hat zuletzt eine Äußerung von Geraldine Chaplin<br />
gefallen, die gesagt hat, sie könne nichts Gutes im<br />
Altwerden entdecken, es sei vielmehr ein grausamer,<br />
schrecklicher Prozess. Das gefällt mir besser als Sprüche<br />
wie: „Auch der Herbst hat noch schöne Tage."<br />
Aber eigentlich kann ich mich nicht beklagen! Ich bin<br />
sehr begünstigt. Ich habe keine Altersleiden, abgesehen<br />
von einer Schwerhörigkeit, die aber nichts mit<br />
dem Alter zu tun hat, sondern mit einer falsch behandelten<br />
Mittelohrentzündung in meiner Kindheit.<br />
Politische Aussagen gibt es, von wenigen Ausnahmen<br />
abgesehen, auf NAH DRAN kaum. Das Kämpferische<br />
aus Ihrer ARBEITERLIEDER-Phase fehlt. Ist<br />
die Zeit für Politisches schwieriger geworden?<br />
Diese Frage ist mir schon immer gestellt worden, auch<br />
als ich begann, plattdeutsche Lieder oder Schubert<br />
zu singen. Wer weiß – vielleicht ist die nächste Platte<br />
wieder politischer. Ich habe mich nicht versöhnt<br />
mit der Welt, der Zorn ist immer noch da. Als ich<br />
noch meine politischen Lieder gesungen habe, hatte<br />
die ganze Weltjugend gegen den Krieg in Vietnam<br />
aufbegehrt. Heute ist das anders, die Kräfte sind nicht<br />
mehr so gebündelt. Andererseits bin ich verblüfft und<br />
auch positiv bis optimistisch gestimmt, dass es so etwas<br />
wie die Occupy-Bewegung gibt.<br />
Auf NAH DRAN gibt es schöne Fingerpicking-Passagen<br />
von Ihnen auf der akustischen Gitarre.<br />
Das Fingerpicking war mir sehr wichtig, diese Parts<br />
habe ich selbst eingespielt, sie sollten meine eigene<br />
Handschrift tragen. Ich trete ja seit Jahren, abgesehen<br />
von der Wecker-Wader-Tour, solo auf und will auch<br />
die neuen Songs live allein auf der Bühne umsetzen<br />
können. Sie sind eher sparsam instrumentiert. Herausragend<br />
finde ich das Pedalsteel-Gitarrenspiel von Nils<br />
Tuxen, einem Dänen, der seit Jahren in Deutschland<br />
lebt. Ich halte ihn für einen der Besten in Europa auf<br />
dem Instrument!<br />
DAS NEUE ALBUM!<br />
Mit seinem 53. Album als Solokünstler in<br />
seiner 50jährigen Karriere präsentiert<br />
sich Van Morrison als Künstler, der noch<br />
immer imstande ist, die Messlatte seiner<br />
Kreativität ein Stückchen höher zu legen.<br />
“Born <strong>to</strong> sing: No Plan B” zeigt, was<br />
passiert, wenn Musik von Herzen kommt,<br />
gemacht ohne einen Plan B.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 77<br />
! Hwww.emimusic.de
Madeline Bell<br />
Von Uli Twelker<br />
Zwischen Jazz<br />
und James Last<br />
Der Event: "<br />
Singer", eine Revue für zwei Solostimmen, Chor und Bigband. Ta<strong>to</strong>rt: De La Mar <strong>The</strong>ater, Amsterdam.<br />
Die Stars: Madeline Bell mit dem Jazz Orchestra Of <strong>The</strong> Concertgebouw und Georgie Fame als Bühnenpartner;<br />
er schrieb die Lyrics für Steve Grays betörende Melodien. Wer Bell am 25. Mai 2012 erlebte, zwei<br />
Monate vor ihrem 70. Geburtstag, rieb sich die Augen: So wie sie "<br />
High Fives" mit den Vocaal Ensemble<br />
Of-<strong>The</strong>-Conserva<strong>to</strong>rium-Mädels abklatschte, ging sie glatt als Mittdreißigerin durch – in Holland eine feste<br />
Jazzgröße. War das die Afro-Amerikanerin, die 1969 mit Blue Mink in " Melting Pot" die Rassenintegration<br />
besang? Oder die allgegenwärtige Backing-Sängerin, ohne die "You Can´t Always Get What You Want" von den<br />
S<strong>to</strong>nes oder Joe Cockers Version von "With A Little Help From My Friends" nicht denkbar wären?<br />
Madeline Bell und Georgie Fame mit "<br />
Singer" in Amsterdam<br />
Fo<strong>to</strong>: © Ans van Heck<br />
Bell: „Ich liebe, was ich tue. Wenn<br />
auf der Bühne 18 Musiker hinter<br />
einem fetzen, geht's los. Reisen ist<br />
zwar anstrengend, aber schon Soundchecks<br />
sind der Countdown für die Show – ich bin bereit!<br />
Steve Grays Melodien sind so schön, er ist mein George<br />
Gershwin. 'My Second Home' aus Singer' sang ich bei<br />
'<br />
seiner Beerdigung 2008, zu einem Demo mit Steves<br />
Piano und Georgie Fame an der Orgel, es war atemberaubend!<br />
Hier in Holland arbeite ich seit 1994 mit Frits<br />
Landesbergen – ich nenne ihn Pommes Frites'. Der erledigt<br />
alles – von den Arrangements bis zum Geschäft-<br />
'<br />
lichen, wir haben unzählige Gigs und sechs CDs gemacht<br />
– darunter GIRL TALK (1995) und BLESSED (2000)."<br />
Als Madeline Bell 1963 aus Newark/New Jersey in London<br />
eintraf, hatte sie zuvor an Straßenecken Barbershop-Songs<br />
perfektioniert, war Mitglied der gewieften<br />
Bradford Singers und <strong>to</strong>urte mit der Black Nativity<br />
Gospelshow. Doch warum London zur zweiten Heimat<br />
machen? „Auf 14 Monate Tour folgte ein Plattenvertrag,<br />
seitdem bin ich Europäerin." Alben wie DOING<br />
THINGS oder BELL'S A POPPIN' schlugen kaum ein,<br />
nicht mal das 1973 vom Led-Zeppelin-Bassist John<br />
Paul Jones (Vater ihrer Patenkinder) betreute COMIN'<br />
ATCHA. Aber mit Blue Mink war Bell dank "Melting<br />
Pot" (1969) populär geworden, ebenso wie mit "Good<br />
Morning Freedom" (1970) oder "Banner Man" (1971).<br />
Blue Mink reformierten sich für kurze<br />
Zeit 1996, als Bells Gesangspartner<br />
Roger Cook nach 15 Jahren in<br />
Nashville nach London zurückkehrte,<br />
und auch in Soloshows geht ohne<br />
den<br />
berühmten<br />
"Melting Pot" gar<br />
nichts: „Lasse ich<br />
'Melting Pot' im<br />
ersten Set weg, fragen die Leute<br />
schon in der Pause danach – ohne<br />
den Song wären sie enttäuscht." Dabei<br />
hat die zierliche Afro-Amerikanerin<br />
viel mehr zu bieten, neben Gospel<br />
auch Swing, Funk, Klassik, R&B. Spektakulär war in<br />
Holland die Präsentation des Films „Bro<strong>the</strong>r Ray": In<br />
einem Dutzend Kinos gab es als 45-Minuten-Zugabe<br />
TRIBUTE TO RAY CHARLES, wie bei „Singer" mit dem<br />
Jazz Orchestra Of <strong>The</strong> Concertgebouw, Madeline Bell<br />
an der Rampe!<br />
Ist sie s<strong>to</strong>lz auf ihre markante Stimme? Begleitet hat sie<br />
u.a. Ash<strong>to</strong>n, Gardner & Dyke, die Baker Gurvitz Army,<br />
Climax Blues Band, Donovan, Chris Farlowe, George<br />
Harrison und Humble Pie, auch James Last, John<br />
Lennon, Ringo, Dusty Springfield, Rod Stewart, Small<br />
Faces und Roger Waters: „McCartney ist der einzige<br />
Beatle, mit dem ich nicht gearbeitet habe." Dennoch<br />
gibt es Frust: „Sie benutzen 'With A Little Help' aktuell<br />
für Versicherungswerbung in Amerika – und wieder<br />
mal werden wir nicht bezahlt. Dabei hängt alles an uns<br />
Ausführenden. Wegen meiner Blue-Mink-Aufnahmen<br />
liege ich ebenso im Streit. Sie verwenden die Originalaufnahmen<br />
und haben uns nicht mal kontaktiert. Die<br />
Majors kaufen kleinere Sixties-Labels auf und argumentieren,<br />
wir hätten damals die Rechte abgegeben.<br />
Und die Werbeleute wissen oft gar nicht, dass sie Mu-<br />
sik benutzen, ohne das Copyright zu haben, aber über<br />
genau diese Klienten kann man Druck auf die<br />
Verlage ausüben!"<br />
Im launischen Business sorgte James Last oft<br />
für solide Gagen, für Madeline ebenso wie<br />
etwa für ihre Chorkollegin P.P. Arnold: „Schau<br />
dir die Welt an, lass' jemand anderen bezahlen.<br />
Mein Mann Barry Reeves (†2010) war 15<br />
Jahre Drummer der James Last Band, und<br />
auch ich habe viel mit Hansi<br />
ge<strong>to</strong>urt und aufgenommen.<br />
1984 kam er zu mir<br />
und meinte: Klingel' – sein<br />
'<br />
Spitzname für mich –, wir '<br />
machen Gospel, such dir<br />
was aus'. Ich wählte 'Open<br />
Your Eyes', auf YouTube<br />
kannst du es sehen." Neben<br />
Sologigs in Spanien, Holland und dem UK (mit Bell<br />
& Bill: Die Grande Dame des British Soul springt bei<br />
Bill Wyman's Rhythm Kings ein): „Bill rief bei Georgie<br />
Fame an, weil es Beverly Skeete nicht gut geht, und er<br />
wusste, dass wir zusammenarbeiten. Über all das werde<br />
ich berichten, ich sortiere gerade meine Tagebücher<br />
seit den Sixties. Aber ich brauche einen interessierten<br />
Verlag, der mir sechs Monate Schreiben vorfinanziert;<br />
ich kann nicht immer zwischen meinem spanischen<br />
Wohnort und dem Malaga Airport pendeln."<br />
Seite 78 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Normalerweise sind es große Konzertveranstalter<br />
wie Fritz Rau oder auch finanzkräftige<br />
Sponsoren, die musikalische Legenden<br />
für ausgesuchte Events verpflichten (können). Bei<br />
Gary Brookers unvergessener und unverdrossen aktiver<br />
Klassik-Rockband Procol Harum gelang ein solcher<br />
Coup einem Fanclub: Whaling S<strong>to</strong>ries.<br />
Das Besondere ist hier das „ganz große<br />
Kino", in das die Band mit ihren Hymnen wie<br />
"A Whiter Shade Of Pale", "Homburg", "Conquistador"<br />
und "A Salty Dog" eingebunden<br />
wird. Das Club-Team schwärmt nämlich<br />
nicht nur von Procol Harum, sondern auch<br />
vom Wuppertaler Sinfonieorchester, vom<br />
Chor der Kan<strong>to</strong>rei Barmen-Gemarke und<br />
den Ballettkünsten der Pina-Bausch-Truppe.<br />
Ganz schön viel Personal für drei Tage Kultur,<br />
oder?<br />
Nein, denn Whaling S<strong>to</strong>ries will alle rund<br />
140 Akteure sogar an jeweils einem einzigen<br />
Abend präsentieren! Die Verträge für das Wochenende<br />
des 5./6. April 2013 liegen bereits<br />
mit trockener Tinte im Panzerschrank. „Rock<br />
Meets Classic" nennt der Club das mit seinem<br />
Veranstalterteam <strong>The</strong> Bowl. Seit Herbst 2011<br />
wurde geplant und verhandelt; Tony Cragg, britischer<br />
Bildhauer und Wahlwuppertaler, ist Schirmherr des<br />
2013: "<br />
Whiter Shade" in Wuppertal<br />
Abends. Einst in Pina Bauschs legendärem Ensemble,<br />
werden Jo Ann Endicott und Bénédicte Billet ihre einzigartige<br />
Performance mit Procol-Harum-Musik verbinden.<br />
Fans aus Großbritannien, der Schweiz, Italien,<br />
v. l.: Geoff Dunn, Geoff Whitehorn, Matt Pegg, Josh Phillips, Gary Brooker<br />
Portugal sowie aus Norwegen und Dänemark werden<br />
erwartet. Aus Übersee haben sich bereits Anhänger aus<br />
den USA, Kanada und Neuseeland fest angekündigt –<br />
mit den treuen deutschen Fans werden wohl rund 20<br />
Nationen vertreten sein.<br />
Außerdem gibt es eine his<strong>to</strong>rische Vereinigung: Gary<br />
Brookers Fanclub Whaling S<strong>to</strong>ries wird sich<br />
mit den Procol-Harum-Fanatikern Beyond<br />
<strong>The</strong> Pale zu einer gemeinsamen Convention<br />
zusammenraufen. Außerdem steht im LCB<br />
Fo<strong>to</strong>: © Procol Harum<br />
(Live Club Barmen) des Hauses der Jugend<br />
– in dem auch schon Robin Trower auftrat<br />
– ein Konzert der Tribute-Band <strong>The</strong> Palers<br />
auf dem Plan. Mit dabei: Ex-Procol-Gitarrist<br />
Dave Ball.<br />
Für Procol-Harum-Gründer und Frontmann<br />
Gary Brooker wird das Wochenende in der<br />
Wuppertaler Stadthalle auf jeden Fall his<strong>to</strong>rische<br />
Bedeutung haben. Nur etwa 300<br />
Meter Luftlinie vom Audi<strong>to</strong>rium entfernt<br />
stand einst das Thalia: In diesem Club hatte<br />
Brooker 1966 mit seinen Paramounts den<br />
"Yesterday Man" Chris Andrews begleitet<br />
– weniger als ein Jahr danach wurde der<br />
beliebte Laden abgerissen. 2013 schließt sich in der<br />
Nachbarschaft ein Kreis.<br />
Uli Twelker<br />
Fo<strong>to</strong>: © Procol Harum<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 79
Kolumne Christian Simon – Folge 5 –<br />
Linda & Paul:<br />
Paul McCartney und<br />
Christian Simon in den<br />
Abbey Road Studios in<br />
London.<br />
1+1=1<br />
Linda McCartney schenkte Christian Simon ihr Fo<strong>to</strong>buch<br />
Sixties" und<br />
"<br />
signierte es auch gleich (s.u.).<br />
Linda McCartney – die Frau von Ex-Beatle Paul:<br />
Wie oft hat man diese Zeile gelesen ... Doch<br />
Linda war viel mehr, eine Frau „zum Pferdestehlen",<br />
lustig, ausgelassen. Zugleich kritisch und<br />
nachdenklich. Sie war Rock’n’Roll-Musikerin in<br />
Pauls Bands auf der Bühne; Stille und Harmonie<br />
jedoch suchte sie in ihren Fo<strong>to</strong>s. Und Linda war<br />
eine Kämpferin, wenn es um den Tier-und Umweltschutz<br />
ging. Niemand konnte sie aufhalten,<br />
die Menschen davon überzeugen zu wollen, vegetarisch<br />
zu leben und das Leben der Tiere zu schützen.<br />
Sie drehte Filme, um die Grausamkeit auf<br />
Schlachthöfen, Pelz-und Hühnerfarmen und bei<br />
Tiertransporten zu zeigen. Sie schrieb vegetarische<br />
Kochbücher und brachte fleischfreie Tiefkühlkost<br />
auf den Markt, um Alternativen anzubieten. Und<br />
sie machte sich weltweit einen Namen als überaus<br />
erfolgreiche Fo<strong>to</strong>grafin. Dabei blieb sie aber immer<br />
die liebevolle Ehefrau und Mutter, der nichts wichtiger<br />
war als ihre Familie.<br />
Ich traf Linda zum ersten Mal am 18. September<br />
1991 in Hamburg. Paul hatte meine Frau Moni<br />
und mich zur Premiere seines Kinofilms „Get Back"<br />
eingeladen. Es war ein sommerlicher Tag, Sonnenstrahlen<br />
durchfluteten die Etage des<br />
Hotels Atlantic, die von den McCartneys<br />
komplett angemietet worden war.<br />
„Du hast Paul dieses <strong>to</strong>lle, alte deutsche<br />
Buch über die <strong>Beatles</strong> geschenkt,<br />
als ihr kürzlich bei uns wart. Schön,<br />
dass wir uns jetzt auch kennen lernen."<br />
Dies waren ihre ersten Worte, an<br />
die ich mich heute noch so erinnere,<br />
als wäre es erst gestern gewesen. Und<br />
da waren sie schon, diese unglaubliche<br />
Natürlichkeit, diese Lebensfreude<br />
und Selbstverständlichkeit, mit der<br />
Linda auf Menschen zuging. Aber da<br />
war auch gleich die Kämpferin Linda<br />
McCartney, die sofort das Gespräch<br />
über „ihr <strong>The</strong>ma" mit uns suchte. Wir<br />
sprachen über unseren Hund, über das Essen in<br />
Deutschland, über den Tierschutz. Aber nie verbissen,<br />
sondern immer freundschaftlich und sehr verbindlich.<br />
„Sie ist der positivste Mensch auf Erden",<br />
sagte mir Paul einmal, und genau das war stets<br />
zu spüren, wenn man sie traf. Ich glaube, das war<br />
auch ein Geheimnis dieser großen Liebe.<br />
Paul und Linda, das war ein Name, ein Begriff. „In<br />
29 Jahren Ehe waren wir nur eine Nacht getrennt",<br />
erzählte mir Paul, der bei seiner Frau das fand,<br />
was in dieser Branche so selten ist – Ruhe und Geborgenheit.<br />
Wer die beiden beobachtete, sah Jungverliebte<br />
in den Flitterwochen. Ich erinnere mich<br />
noch gut an eine Begegnung auf einer Tournee.<br />
Ich traf das Paar ganz allein in der Garderobe der<br />
Stuttgarter Schleyerhalle. Paul saß auf einem Sofa<br />
und spielte Linda ein neues Lied auf der Gitarre vor.<br />
Da war es wieder, dieses ansteckende Gefühl von<br />
Vertrau<strong>the</strong>it, Harmonie und ... Liebe! „Schaut mal,<br />
was ich mit Paul für Klamotten ausgesucht habe",<br />
sagte Linda und zeigte uns seine neuen Jackets<br />
und Wes ten für die Bühne, während er meiner Frau<br />
und mir einen Obstteller zum Lunch richtete.<br />
Das waren sie, die McCartneys – ein völlig normales<br />
Ehepaar. Keine Stars, keine Überflieger, einfach nur<br />
gute Kumpel. Und dann kam die furchtbare Nachricht:<br />
Krebs! Das war im Dezember 1995. Paul nahm<br />
kaum noch Termine in der Öffentlichkeit wahr, zog<br />
sich zurück, kümmerte sich fast ausschließlich um<br />
Linda. Bei der Eröffnung des Liverpool Institute<br />
For Performing Arts und beim späteren Besuch<br />
der Queen in seiner Liverpooler Universität traf ich<br />
Paul allein. Immer nur kurz, denn sofort nach dem<br />
offiziellen Teil fuhr er zurück nach Hause zu seiner<br />
Frau. „Wir werden es schaffen! Linda ist unglaublich<br />
tapfer und hat noch viel vor!", sagte Paul. Im<br />
Mai 1997 traf ich ihn dann zu einem Interview<br />
in den Abbey Road Studios in London. „Schöne<br />
Grüße von Linda", strahlte er, „es ist wieder alles<br />
okay." Paul war gelöst und so locker wie früher.<br />
Später rief Linda noch an und sagte: „Also dann<br />
bis bald!" Doch dieses Wiedersehen sollte es nicht<br />
mehr geben. Linda starb 1998 während des Urlaubs<br />
der beiden auf ihrer Ranch in Arizona. Noch<br />
zwei Tage vor ihrem Tod waren die McCartneys<br />
ausgeritten – Lindas liebstes Hobby neben dem Kochen.<br />
Paul und die Kinder waren bei ihr. In einer<br />
Tageszeitung las ich auf einer Seite die Mitteilung<br />
von Lindas Tod und gleichzeitig, Paul sei der reichste<br />
Musiker Englands. Zu diesem Zeitpunkt war er<br />
wohl der Ärmste ...<br />
Fo<strong>to</strong>s: © Christian Simon Productions<br />
Seite 80 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
INXS<br />
ZURÜCK AUF<br />
DEN OLYMP?<br />
Fo<strong>to</strong>: © CMS Source<br />
Wer als Musikfan jenseits der 40 in sich<br />
hineinhört und die 1980er Revue passieren<br />
lässt, fragt sich gern mal: Welche<br />
Bands haben einen<br />
"<br />
damals" eigentlich<br />
nachhaltig geprägt? Und: Gehörten zu den<br />
noch immer fest abgespeicherten Gruppen<br />
eigentlich auch INXS? Wohl eher weniger.<br />
Natürlich ist nichts gegen Evergreens<br />
wie "Need You Tonight", "New Sensation",<br />
"Never Tear Us Apart" und "Devil<br />
Inside" einzuwenden – sie beleben nach<br />
wie vor Feiern und füllen Tanzflächen<br />
in Sekundenschnelle. Dennoch: Ist das<br />
australische Sextett jemals über den<br />
Status einer Randnotiz hinausgekommen?<br />
Und: Es gibt Neues!<br />
Das Original: INXS Ende der 1980er mit "<br />
Hutch"<br />
INXS, das war vor allem der charismatische<br />
Frontmann Michael Hutchence. Unvergessen<br />
sein blonder, wallender Lockenschopf, seine<br />
Liaisons mit Kylie Minogue oder irgendwelchen<br />
Top-Models. Die Gedanken<br />
sind auch bei seinem<br />
tragischen Tod am 22.<br />
November 1997 – offenbar<br />
Folge eines Sexunfalls,<br />
bei dem „Hutch” sich zur<br />
Steigerung des Orgasmus<br />
versehentlich selbst stranguliert<br />
hatte. Was hat all<br />
das mit der Qualität der<br />
INXS-Musik zu tun? Nicht<br />
viel. Höchstens mit den<br />
Verkaufszahlen der Tonträger:<br />
Die liegen aktuell bei über 30 Millionen<br />
weltweit. Knapp die Hälfte<br />
davon entfällt auf die sechste<br />
Studio-CD KICK. Dieser Megaseller er<br />
enthielt vier Top-10-Singles (oben<br />
genannt) und scheint ohnehin n<br />
fast ausschließlich aus Singlestauglichem<br />
Material zu bestehen,<br />
das bis heute hohen Wiedererkennungswert<br />
besitzt.<br />
KICK erschien im September 1987, also vor exakt<br />
einem Vierteljahrhundert. Anlass genug, um den<br />
INXS-Meilenstein neu zu veröffentlichen, jetzt sogar<br />
in unterschiedlichen Versionen: Als 2-CD-De-<br />
luxe-Edition, die neben dem regulären Album etliche<br />
Remixe und weiteres Bonus-Material enthält.<br />
Für beinharte Fans gibt es zusätzlich die Super-<br />
Deluxe-Edition mit drei CDs plus DVD: Hier<br />
sind unveröffentlichte Live-Aufnahmen<br />
im Angebot, rare Promos,<br />
B-Seiten und und und.<br />
Dass die Band ohne Rampensau<br />
Hutchence lediglich ein Schatten<br />
ihrer selbst ist, bewiesen die<br />
Ersatzspieler. Selbst gestandene<br />
Entertainer wie Jimmy Barnes,<br />
Terence Trent D’Arby oder der kanadische<br />
Elvis-Imita<strong>to</strong>r und Castingshow-Gewinner<br />
J.D. Fortune<br />
konnte<br />
den australischen<br />
Karren<br />
in<br />
den vergangenen<br />
knapp 15<br />
Jahren nicht mehr<br />
flottmachen.<br />
Dennoch gibt es Hoff-<br />
nung: Ein 38-jähriger Ire namens<br />
Ciaran Gribbin könnte INXS endlich wieder das<br />
glamouröse Feuer der 1980er zurückgeben. Der<br />
Mann aus Dublin ist zwar nicht blond, aber attraktiv.<br />
Er ist nicht nur Sänger, sondern auch ein anerkannter<br />
Songwriter, der schon für Madonna, Paul<br />
McCartney und Snow Patrol komponiert hat. Für<br />
den Madonna-Song "Celebration” erhielt Gribbin<br />
sogar eine Grammy-Nominierung.<br />
Aktuell steht der sympathische Mann, der seit<br />
Herbst 2011 mit Frau und Baby in Sydney lebt, mit<br />
den alten INXS-Mitstreitern im Studio. Sie arbeiten<br />
am nächsten INXS-Werk. Gribbin: „Es soll auf jeden<br />
Fall noch vor Ende dieses Jahres veröffentlicht<br />
werden.” Mehr möchte er über die Aufnahmen im<br />
Moment noch<br />
nicht erzählen.<br />
Nur soviel: „Die<br />
eine oder andere<br />
Nummer wird<br />
wohl aus meiner<br />
Feder stammen,<br />
selbst wenn mir<br />
klar ist, dass<br />
Andrew Farris<br />
(Gitarrist und<br />
INXS-Haupttexter;<br />
Anm. d.<br />
Au<strong>to</strong>rs) der wesentlich<br />
versiertere<br />
Schreiber als<br />
Der Nachfolger Ciaran Gribbin will INXS<br />
zu altem Glanz verhelfen. ich ist. Trotzdem<br />
ist es wichtig,<br />
dass ich als Jüngster in der Gruppe frisches Blut in<br />
die Sache bringe. Wir müssen neben Rock und Pop<br />
auch verstärkt Funk und Soul in den Sound integrieren,<br />
damit wir mehr grooven. Wir dürfen uns<br />
von der erfolgreichen Vergangenheit der Band nicht<br />
einschüchtern lassen. Ich werde mich mit vollem<br />
Einsatz darum kümmern, dass diese Band bald wieder<br />
da stehen wird, wo sie hingehört – ganz oben<br />
auf dem Musik-Olymp!”<br />
Michael Fuchs-Gamböck<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 81
Blues-Porträt No. 37<br />
DANNY BRYANT'S<br />
REDEYEBAND<br />
Könner &<br />
Knuddel<br />
V.l.: Ken Bryant (b), Sohn Danny (g, voc), Trevor Barr (dr)<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Sie werden immer mehr. Nachdem neue Blues(-Rock)er lange<br />
Zeit eher in den USA zu finden waren, macht seit einigen Jahren<br />
auch Britannien mobil. "<br />
Guitar & vocals" sind ihr Metier, die mit<br />
Mitte 30 sind fast schon "<br />
Oldies": Davy Knowles und Matt Schofield.<br />
Simon McBride, Mitch Laddie, Scott McKeon, Oli Brown<br />
und Joanne Shaw Taylor,<br />
Attacke – Danny rupft!<br />
um nur einige zu nennen.<br />
In diese Reihe kreativer<br />
Könner gehört vor allem<br />
auch Danny Bryant.<br />
Er ist ein Pfundskerl, ein echter! Und steht als solcher – vielleicht mehr<br />
als die anderen genannten Kolleg(inn)en – im Zentrum seiner Band:<br />
Danny Domina<strong>to</strong>r. Der Brocken aus Hertfordshire ist bühnenfüllend,<br />
er strahlt auch in noch jungen Jahren eine mächtige Präsenz aus: Bryant<br />
stemmt sich, die Birne bisweilen puterrot, die Halsadern fingerdick und<br />
wie in Schweiß gebadet, in jeden einzelnen Temposong, als würde er keinen<br />
weiteren mehr raus(d)rücken wollen. In der nächsten Sekunde wird aus dem<br />
dampfenden Kesselflicker ein komplett in sich gekehrter Zartling: Wenn er, nur<br />
zwei von vielen Beispielen, "Girl From <strong>The</strong> North Country" oder<br />
"Living In <strong>The</strong> Lion's Den", anstimmt, steht da ein anderer –<br />
mutiert zu einem fast lyrisch spielenden, liebenswerten Bully.<br />
Danny Bryants Vergangenheit ist eher unspektakulär. Geboren<br />
am 26.7.1980 in Hertfordshire, erste Ansteckung durch Schallplatten<br />
der Eltern – Hendrix, Springsteen, Gallagher, Dylan, die<br />
übliche Rutsche. Eric Clap<strong>to</strong>ns "From <strong>The</strong> Cradle" und "<strong>The</strong><br />
Sky Is Crying" (Elmore James) brachten<br />
ihn dann ohne jede Unterrichtsstunde an<br />
die Klampfe; und nach einem Konzertbesuch bei<br />
Walter Trout 1995 schrieb er selbigem einfach,<br />
ganz altmodisch, einen Brief mit der Bitte um<br />
Anleitung. Der Gleichgesinnte aus New Jersey<br />
antwortete und war von da an – bis zur Abnabelung<br />
– Bryants Men<strong>to</strong>r, der ihm u.a. die<br />
Vorlagen der Heiligen Drei Blueskönige B.B.,<br />
Albert und Freddie King näherbrachte. Auch<br />
Robin Trower hat ihn stets fasziniert.<br />
Mit Drummer Andy Burt (seit 2005: Trevor Barr) war er<br />
schnell einig, es fehlte nur ein Bassist. Einmal umgeschaut,<br />
<strong>The</strong>ma durch: Den Viersaitigen bedient seitdem<br />
... Vater Ken. Die Ochsen<strong>to</strong>ur begann 2002, nicht unbedingt<br />
eine Hoch-Zeit für Blues in Britannien. Es ging als<br />
Danny Bryant's Redeyeband durch Clubs ohne Ende, an<br />
den Tellern der Abendkasse saß – wen wundert's – Mutter<br />
Hea<strong>the</strong>r, die inzwischen seine Managerin ist. Eine Gig-<br />
Absage von Jim Suhler ließ die Roten Augen einspringen<br />
– der Durchbruch. Noch im selben Jahr kam das Trio beim<br />
kleinen UK-Label Blues Matters unter, das immerhin vier<br />
hörenswerte Alben veröffentlichte: WATCHING YOU!<br />
(2002), SHADOWS PASSED<br />
(2003), COVERING THEIR<br />
TRACKS (2004) und DAYS LIKE<br />
THIS (2005).<br />
Die gleichbleibend gute Quali-<br />
tät der CDs und Bryants kapitale Berserker-Shows ließen landesweit – und vor<br />
allem auf dem Euro-Festland – aufhorchen, eine Fangemeinde entstand. Sie<br />
freut sich von Beginn an über ungewöhnlich viele eigene Songs, weitgehend<br />
ohne „I woke up this morning"-Patina und mit einiger Distanz zu ausgelatschten<br />
Bluespfaden. Drei weitere Alben für Continental Blue Heaven<br />
(über Rounder Records Europe) entstanden, auf denen der Junior sich<br />
konstant entwickelte: LIVE (2007), BLACK AND WHITE (2008) und das<br />
exzellente JUST AS I AM (2010).<br />
Bryant, mit Stra<strong>to</strong>caster, Telecaster, Gibsons s<br />
und ab 2006 mit Fret-King-Modellen ausgestattet,<br />
ist permanent unterwegs; in elf Jah-<br />
ren hat<br />
das Trio knapp über 2000 Konzerte<br />
gespielt. Dannys elektrische und akustische<br />
Werkzeuge hegt und pflegt inzwischen<br />
– es lebe das kostengünstige<br />
Familienunternehmen! – Ehefrau Kirby, ,die<br />
sich die nötigen Kenntnisse selbst draufgeschafft<br />
hat. Das Freiburger Jazzhaus-Label<br />
ist<br />
das aktuelle Etikett für die Briten, erstes<br />
CD/DVD-Projekt: NIGHTLIFE – LIVE IN HOL-<br />
LAND (2012). Vorbilder hat er noch immer.<br />
Buddy Guy etwa: „Wenn ich den höre, komme ich mir vor<br />
wie ein Dreijähriger."<br />
Wer in Bryant – trotz Überlebensgröße im Team – einen<br />
seelenlos gniedelnden Vor-Spieler erwartet, wird<br />
positiv enttäuscht. Der Klotz schafft Nähe zum Publikum<br />
stets zweigleisig: klar, als Meister seines Metiers,<br />
aber auch mit engagiert-sympathischem, allürenfreiem<br />
Auftreten. Gänzlich „un-blues-rockiger", aber wenig<br />
überraschender Konzertkommentar einer begeisterten<br />
Lady im Hamburger Down<strong>to</strong>wn Bluesclub 2012: „Was<br />
für ein lieber Knuddel! Gibt's den auch zum Mitnehmen?!"<br />
Auf CD allemal ...<br />
Seite 82 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
k<br />
Ro<br />
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DIE<br />
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Live in Concert<br />
Beach Boys<br />
Good Vibrations<br />
Ein Stück Rock-His<strong>to</strong>ry war in Berlin, Stuttgart und<br />
Mönchengladbach zu erleben, als die Beach Boys um<br />
Mastermind Brian Wilson ihr 50-jähriges Bandjubiläum<br />
live zelebrierten. Auf ihrer „50th Anniversary<br />
Reunion World<strong>to</strong>ur" gaben sich die Könige des<br />
Stuttgart, Schleyer-Halle, 04.08.2012<br />
tät in der ausverkauften Schleyer-Halle; dennoch<br />
blieb das Konzert keine plumpe Aneinanderreihung<br />
ihrer Hits. „Do you love your car?" fragte Mike Love<br />
zwischendurch süffisant lächelnd und nannte zwei<br />
populäre Marken. Nach geteilter Resonanz im Publikum<br />
leitete er zügig<br />
ins Intro von "Ballad Of<br />
Ole' Betsy" über. Da war<br />
sie wieder, die sonniglockere<br />
Venice-Beach-<br />
Stimmung: kalifornische<br />
Träumereien ...<br />
Nr.8<br />
Surf-Sounds die Ehre, obwohl der Stamm der Band<br />
mittlerweile um die 70 Jahre alt ist und die Wilson-<br />
Brüder Dennis (†1983) und Carl (†1998) bereits vers<strong>to</strong>rben<br />
sind.<br />
In den Swinging Sixties verbreiteten die singenden<br />
Strandjungs ihre "Good Vibrations" über den Ä<strong>the</strong>r;<br />
darum heißt ihre aktuelle CD nach der Neuvereinigung<br />
augenzwinkernd THAT'S WHY GOD MADE<br />
THE RADIO. Unter dem Mot<strong>to</strong> „We Do It Again"<br />
präsentierten sie viele<br />
Klassiker live in bestechender<br />
Soundquali-<br />
David Marks<br />
Mike Love<br />
Viele lange nicht mehr<br />
gehörte Songs, auch aus<br />
den PET SOUNDS von<br />
Brian Wilson, wurden<br />
wieder lebendig; dazu<br />
"Rock'n'Roll <strong>Music</strong>" von<br />
Chuck Berry oder das legendär<br />
stimmungsvolle<br />
"California Dreaming"<br />
von den Mamas & Papas<br />
sowie "Fun, Fun, Fun".<br />
Wilsons etwas brüchig gewordene Stimme störte die<br />
ebenfalls in die Jahre gekommenen Fangemeinde<br />
keineswegs – außerdem fingen die gesangsstarken<br />
Mitstreiter, insbesondere Leadsänger Mike Love, dies<br />
leicht wieder auf. Schon erstaunlich, wie Wilson,<br />
Love, Al Jardine, Bruce Johns<strong>to</strong>n und David Marks<br />
mit acht weiteren ausgezeichneten Musikern nach all<br />
den Jahrzehnten noch immer diese Klangpräzision<br />
erreichen – die perfekte Mehrstimmigkeit der Beach<br />
Boys bleibt auch 2012 umwerfend.<br />
Schön, dass auch einzelne Bandmitglieder zu<br />
Solo-Einlagen kamen. Bei Gassenhauern wie<br />
"Barbara Ann", "I Get Around" oder den berühmten<br />
"California Girls" hielt es das Publikum<br />
dann nicht mehr auf den Sitzen. Nach ca.<br />
drei Stunden einschließlich verdienter Pause<br />
(Mike Loves humoriger Kommentar: „For a little<br />
sleep!") stürmten alle junggebliebenen Fans vor<br />
die Bühne, um den Idolen ihrer Jugend noch<br />
einmal ganz nah zu sein.<br />
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#6 PINK FLOYD, #7 DIE ÄRZTE
TATZES STREIFZÜGE September 2012<br />
Uniquely brilliant"<br />
(„Sunday<br />
„ Times"). – „Sofort<br />
packt einen diese<br />
Stimme, dieses fein<br />
angeschliffene, nach<br />
Sehnsucht klingende Instrument" („L.A. Times"). –<br />
„Michael Kiwanuka kann nicht von dieser Welt sein"<br />
(„Rolling S<strong>to</strong>ne"). Die Medien quellen fast über vor<br />
Lobeshymnen. Die Preisverleiher schließen<br />
sich gleich an: Beim BBC Sound Of 2012<br />
Poll siegte er im Januar, und von der Jury der<br />
Brit Awards 2012 wurde er für die Kategorie<br />
Critic's Choice nominiert. Alles mündet ins Fazit<br />
„Eine der größten Hoffnungen 2012".<br />
Und was eigentlich sofort unter Hype-<br />
Verdacht geraten müsste, ist irrerweise die reine e<br />
Wahrheit. Davon bin auch ich felsenfest überzeugt.<br />
Der 24-jährige Michael Kiwanuka aus dem<br />
Londoner Stadtteil Muswell Hill ist ein Sohn von Einwanderern<br />
aus Uganda, die einst vor der Diktatur Idi<br />
Amins flohen. Er hat musikalisch auf den richtigen<br />
Knopf gedrückt und eine Bilderbuchkarriere in Gang<br />
gebracht, über die ich nur staunen kann. Seine Musik<br />
ist eine feinste Mischung aus Soul und Folk, die<br />
sich aus Vorbildern wie Otis Redding, Bob Dylan, Bill<br />
Wi<strong>the</strong>rs, Al Green und Richie Havens speist und auch<br />
Parallelen zu Labi Siffre, Eric Bibb und Terry Callier<br />
aufweist. Das wahrlich Gigantische daran: Kiwanuka<br />
ist offenbar ohne verkrampfte Anstrengungen in der<br />
Lage, ein beliebig buntes Patchwork zu vermeiden,<br />
stattdessen aus all dem<br />
ein eigenes Profil zu entwickeln,<br />
ohne dabei den<br />
Faden und die Übersicht<br />
zu verlieren: Wo „Kiwanuka"<br />
draufsteht ist<br />
auch „Kiwanuka" drin.<br />
Noch Anfang letzten<br />
Jahres verdiente er sein<br />
Brot als Session-Gitarrist<br />
für die UK-Rapper<br />
Chipmunk und Bashy<br />
– und überhaupt für<br />
jeden, der bereit war, ihn zu bezahlen. Paul Butler,<br />
Chef der innovativen Band <strong>The</strong> Bees, erkannte Kiwanukas<br />
Potenzial und schleppte ihn ins Studio, zunächst<br />
für Singles und EPs. Das Resultat liegt nun in<br />
Form des Albums HOME AGAIN (als CD und Doppel-<br />
CD) vor. Enthalten sind einige meiner Lieblingslieder<br />
dieses Jahres: "Tell Me A Tale", einschmeichelnd, mit<br />
Tiefgang, perfekt arrangiert mit soften Bläsern. "I'm<br />
Getting Ready", ein Trüffel mit zart gezupfter Gitarre.<br />
"Home Again", verhalten groovend und beruhigend<br />
zugleich. "I Won't Lie", etwas dramatisch arrangiert,<br />
aber spirituell, zu Herzen gehend. Kiwanukas Musik<br />
macht süchtig – für mich das höchste Lob, das ich<br />
an Newcomer in den letzten 20 Jahren nur selten<br />
verteilt habe. Und: Die Zukunft wird rosig aussehen.<br />
Erfolgreiche Tourneen als Support Act für Adele und<br />
Laura Marling hat Kiwanuka schon absolviert, da<br />
wird der nächste logische Schritt nicht ausbleiben,<br />
spätestens nach einem Jubelauftritt beim renommierten<br />
South-By-Southwest-Festival. Auch der immens<br />
angesagte Dan Auerbach von den Black Keys<br />
wurde schon aufmerksam; mit ihm komponierte Kiwanuka<br />
den Song "Lasan" (B-Seite der Single "I'm<br />
Getting Ready"). Hier ist jemand auf dem Weg zum<br />
Star, der eigentlich „nur" ein verdammt guter Musiker<br />
sein will (oder wollte?) ...<br />
*<br />
Meine schönste Wiederentdeckung der letzten<br />
Zeit ist die Gruppe Johnny Johnson & <strong>The</strong> Bandwagon.<br />
1968/70 hatte ich, wie Millionen Discogän-<br />
ger,<br />
zur Musik ihrer Hits "Breakin'<br />
Down <strong>The</strong> Walls Of Heartache"<br />
und "Blame It On <strong>The</strong> Pony Express"<br />
gern getanzt. Dann aber<br />
verlor ich die Gruppe alsbald<br />
aus Augen & Ohren – wie so<br />
viele andere Soulacts, die nicht<br />
die Über-Klasse Steve Wonders<br />
oder der Temptations erlangten.<br />
Auch den schon<br />
2008 erschienenen Sampler<br />
BREAKIN' DOWN THE WALLS OF HEARTACHE –<br />
THE BEST OF JOHNNY JOHNSON & THE BAND-<br />
WAGON 1968–1975 (Ace, CDKEND 307) bekam<br />
ich erst verspätet in die Finger. Es lohnt sich extrem,<br />
Johnny Johnsons Musik näher unter die<br />
Lupe zu nehmen. Er ist ein kraftvoller Soul shouter<br />
in der Klasse eines Levi Stubbs (Four Tops), dem<br />
er auch stimmlich ähnelt. Doch viele Soulmen können<br />
beeindruckend singen, das allein führt noch<br />
nicht zur Sonderstellung. Beim Bandwagon spielt<br />
das Reper<strong>to</strong>ire die entscheidende Rolle: Wie kaum<br />
eine andere Soulformation wählte die Band konsequent<br />
den Crossover-Weg, indem sie die weiße<br />
Rockwelt nach Verwertbarem abgraste. Und fündig<br />
wurde. Der Bandwagon-Sampler bringt Songs wie<br />
"Let's Hang On" (Four Seasons), "S<strong>to</strong>ned Soul Picnic"<br />
(Laura Nyro), "People Got To Be Free" (Rascals)<br />
und "Mr. Tambourine Man" (Bob Dylan/<strong>The</strong> Byrds)<br />
– alle in dann und wann radikal umgeformter, aber<br />
die Vorlagen nicht zerstörender Version; dabei bleibt<br />
"Mr. Tambourine Man" beim ersten Hören mehr am<br />
Text und weniger an der Musik erkennbar. Hinzukommt<br />
bei Songs wie "In <strong>The</strong> Bad Bad Old Days"<br />
(Foundations), "Gasoline Alley Bread" (Hollies) und<br />
"United We Stand" (Bro<strong>the</strong>rhood Of Man) zwecks<br />
Horizonterweiterung auch noch ein wacher Blick<br />
über den Ozean ins UK. Man war deutlich mehr als<br />
ein Spähtrupp auf benachbarten Grundstücken und<br />
ging dabei weit eifriger vor als etwa Stevie Wonder<br />
mit Dylans "Blowin' In <strong>The</strong> Wind" oder die Four<br />
Tops mit Left Bankes "Walk Away Renee". Wer also<br />
ein vertieftes Interesse am weiß-schwarzen Musikaustausch<br />
hat, kommt<br />
an Johnny Johnson & <strong>The</strong><br />
Bandwagon nicht vorbei!<br />
*<br />
Beim Rumstöbern sind<br />
mir dieser Tage wieder ein<br />
paar wundervolle LPs in<br />
die Hände gefallen, die<br />
es bislang noch nicht auf<br />
CD gibt. Vier Beispiele:<br />
1970 erschien IN CALIFORNIA (Columbia C 30039),<br />
die einzige LP der Formation Comp<strong>to</strong>n & Batteau.<br />
John Comp<strong>to</strong>n und Robin Batteau hatten zuvor<br />
schon mit ihrer Gruppe Appaloosa (deren Album<br />
als CD vorliegt) einen Meilenstein des folkig dominierten<br />
Soft-Rock abgeliefert. Auch hier überzeugen<br />
sie, begleitet von neun Helfern, darunter<br />
Jim Messina, Randy Meisner und Rusty Young, mit<br />
geschmackvollen Sanftklängen. Zwar erreichten sie<br />
keine berauschenden Verkaufszahlen, waren aber<br />
mitbeteiligt an der Bestellung des Ackers, auf dem<br />
alsbald die Eagles – mit einer herzhafteren Variante<br />
derselben Musik – ihren Country-Rock anbauten.<br />
Greg Copeland, Singer/Songwriter aus Los<br />
Angeles, veröffentlichte 1982 sein erstes Album<br />
REVENGE WILL COME (Geffen 85579) mit bester<br />
Liedermacherkost. Obwohl Jackson Browne die<br />
Platte produzierte und auch selbst Gitarre spielte –<br />
weitere Top-Helfer: Danny Kortchmar & Rick Vi<strong>to</strong><br />
(beide g), Bob Glaub (b) und Ian Wallace (dr) – hielt<br />
sich der kommerzielle Erfolg<br />
in überschaubaren Grenzen.<br />
Copeland schrieb alle Lieder,<br />
von denen der Mittelamerika-Protestsong<br />
"El Salvador"<br />
sowie "Full Cleveland"<br />
und "Richard Hill" die wohl<br />
stärksten sind; er bedankte<br />
sich später bei Browne<br />
mit dem Song "Candy" für<br />
dessen Album LIVES IN THE BALANCE (1986). Erst<br />
2008 erschien Copelands zweites Album DIANA<br />
AND JAMES.<br />
Von Robyn Hitchcocks Band <strong>The</strong> Soft Boys gibt<br />
der Markt derzeit fünf Alben und die Werkschau<br />
1976–81 her, nicht<br />
aber die LP ONLY THE<br />
STONES REMAIN (Armageddon<br />
Records BYE<br />
1). Das ist besonders<br />
ärgerlich, denn dadurch<br />
entgehen einem die sehr<br />
bemerkenswerten Tracks<br />
"Astronomy Domine"<br />
(Syd Barrett/Pink Floyd)<br />
und "Outlaw Blues" (Bob<br />
Dylan). Ein weiterer Track, "<strong>The</strong> Bells Of Rhymney"<br />
(Pete Seeger/<strong>The</strong> Byrds), ist zudem nur auf der<br />
raren (und teuren) CD ROUT OF THE CLONES zu<br />
finden. Immerhin wurde die Lage aber schon viel<br />
besser, als Ende 2010 das Album UNDERWATER<br />
MOONLIGHT, erweitert<br />
um eine Bonus-CD, erneut<br />
erschien. Denn unter den<br />
dortigen<br />
Bonus-Tracks<br />
finden sich immerhin<br />
fünf Tracks von ONLY<br />
THE STONES REMAIN.<br />
Ein ähnlicher Fall ist<br />
die dänische Progressive-<br />
Rockband Burnin Red Ivanhoe. Von der liegen<br />
fünf klassische Alben auf CDs und Twofers vor,<br />
nicht aber die LP STILL FRESH (Teldec/ Nova SDL<br />
8007) von 1974. Wer hier auf der Leitung steht, ist<br />
mir ein absolutes Rätsel.<br />
Seite 84 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
John Idan<br />
(<strong>The</strong> Folly)<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Detroit – Yardbirds – Thüringen<br />
Frontmann einer veritablen Rocklegende – wirft man das nach 14 Jahren einfach so<br />
über Bord? John Idan aus Detroit, 24 Jahre lang Wahl-Londoner, Multi-Instrumentalist<br />
und augenscheinlich Reinkarnation des 1976 vers<strong>to</strong>rbenen Yardbirds-Originalsängers<br />
Keith Relf, wagte den Sprung vor vier Jahren. Der Kreativität zuliebe. Aber hätten<br />
seine den <strong>Beatles</strong> ähnlichen und Westcoast-psychedelischen Songs von <strong>The</strong> Folly nicht<br />
auch zu den Yardbirds gepasst?<br />
Von Uli Twelker<br />
I dan: „Einige der Titel ließen die Jungs schon auf-<br />
Und ich entdeckte die Hammondorgel, arbeitete<br />
merken, doch gefunkt hat es nicht. Niemand trieb mich von Booker T. her vor."<br />
mich an:<br />
Hey John, hast du neue Songs für uns?' Als Wieso lebt ein junger Detroiter überhaupt in London?<br />
'<br />
kreative Einheit taten wir uns aufgrund des mäch-<br />
Idan: „Meine Natural Blues Band hatte sich im Ja-<br />
tigen Erbes schwer. Wie schreibt man einen neuen'<br />
nuar 1988 aufgelöst.<br />
Kurz davor war mein Großvater<br />
' Yardbirds-Song, also Retro und<br />
ges<strong>to</strong>rben, und ich erbte: keine<br />
trotzdem<br />
modern? 2001–2003<br />
waren wir sehr dynamisch, mit<br />
Gypie Mayo von Dr. Feelgood.<br />
Aber als<br />
ich ging, gab es Dif-<br />
ferenzen,<br />
vor allem wegen der<br />
endlosen<br />
Welt<strong>to</strong>urnee, auf der<br />
wir uns Jahr um Jahr befanden.<br />
Keiner hatte eine langfristige<br />
Strategie,<br />
und ich war es leid,<br />
Yardbirds 2007, v.l. John Idan, Jim McCarty,<br />
Billy Boy Miskimmin, Ben King, Chris Dreja<br />
Reichtümer, aber ich erlangte so<br />
eine finanzielle Unabhängigkeit,<br />
die für Kids in meinem Alter unüblich<br />
war. Ich ging mit meiner<br />
Freundin auf einen Europatrip<br />
und blieb in London hängen, bis<br />
der letzte Reisescheck weg war.<br />
Um flüssig zu bleiben, versetzte<br />
ich meine alte Silver<strong>to</strong>ne-Gitarre<br />
stets die<br />
gleichen Hits zu singen. Gleichzeitig iti hörte<br />
ich so viel andere Musik in meinem Kopf!"<br />
Darum bastelte Idan während der Tourneepausen<br />
bereits seit längerer Zeit<br />
an THE FOLLY und hat bis auf<br />
eine Streicherpassage age alles<br />
selbst<br />
eingespielt. Das<br />
in einem der vielen Shops in der Denmark Street – als<br />
Händler stand der erste Yardbirds-Gitarrist Top Top-<br />
ham vor mir! Ich wusste gleich, wer er war,<br />
denn ich war schon immer riesiger<br />
Yardbirds-Fan, besaß alle Boot-<br />
legs. Er hatte gerade eine<br />
Band mit Jim McCarty ins<br />
Kunststück, trotzdem<br />
Leben gerufen, und sie<br />
Ensemble-Feeling zu<br />
vermitteln, liegt si-<br />
cher auch an der<br />
Entscheidung,<br />
statt Drum-Com-<br />
putern ein echtes<br />
Schlagzeug g<br />
brauchten noch Personal.<br />
Ich fuhr zurück<br />
nach Detroit, schick-<br />
te von dort Tapes<br />
der Natural Blues<br />
Band nach England.<br />
Sie nahmen<br />
zu spielen:<br />
mich auf Probe,<br />
„Drummer war<br />
und mit Chris Dreja<br />
ich schon als<br />
wurden 1992 Yard-<br />
Teenager. Da wir<br />
bei uns zu Hause<br />
probten, stand immer<br />
eine Kiste rum. Hatte ich<br />
birds daraus! Top ist<br />
ein wunderbarer puris-<br />
tischer Gitarrist, bei dem<br />
nie klar ist, was als nächstes<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
dann bei einem Folly-Track<br />
jeweils alle Melodie-Instrumente<br />
drauf, überlegte e ich: Wer wird auf<br />
'<br />
dem<br />
Stück trommeln?' Ich natürlich, aber wen<br />
kopiere ich? Bei 'We All Belong' mit seinen<br />
Merseybeat-Assoziationen<br />
dachte ich an<br />
Ringo und Jim Keltner,<br />
der vermittelt so ein<br />
Sun-Records-Feeling.<br />
'Before <strong>The</strong> Sadness Comes'<br />
gilt als Who-mäßig,<br />
also ließ ich es nach Keith<br />
Moon klingen. 'No O<strong>the</strong>r'<br />
klingt<br />
nach Beat les und Byrds, also nahm ich im-<br />
mer den<br />
gleichen Drumfill. Das lernte ich von Yardbirds-Drummer<br />
Jim McCarty bei der Aufnahme des<br />
Yardbirds-Albums BIRDLAND. Aber es ist natürlich<br />
auch Vielfalt gefragt: Einmal kamen wir von einer<br />
US-Tour<br />
zurück, hatten mit Richie Havens in Texas<br />
gespielt. Ich nahm meine Klampfe, schrammelte sein<br />
'Freedom'; dieser Rhythmus und weitere Akkorde er-<br />
gaben plötzlich meinen Song 'I Began To Realize'.<br />
v.l. Iain Fidler, Fox, John Idan<br />
& Peter Miles<br />
passiert. Aber man hört sofort,<br />
dass er der Original-Yardbirds-Gi-<br />
tarrist war. Wir spielen noch ab und zu<br />
als Top Topham/John Idan Band die alten Sachen.<br />
Wenn wir 'I Wish You Would' präsentieren, halten wir<br />
uns an Billy Boy Arnold, und wenn man Top zum<br />
Beispiel nach Big Bill Broonzy fragt, dann bringt<br />
er das – er kennt es, improvisiert und schafft magische<br />
Momente. Und ich habe die Yardbirds studiert.<br />
Dabei kopiere ich nicht etwa Keith Relf, ich<br />
sehe nun mal einfach so aus. Ich wollte stets, dass<br />
alles nach den alten Yardbirds klang, saugte alte<br />
Videos auf und beobachtete, wie Paul Samwell-<br />
Smith den Bass bei 'Train Kept-A-Rollin'' spielte.<br />
Mit Au<strong>the</strong>ntizität wollte ich dem Publikum dienen –<br />
und mir selbst als Fan."<br />
Nun ist nach THE FOLLY eine weitere Soloplatte<br />
komplett, und Idan – inzwischen Wahl-Thüringer mit<br />
Frau und Baby – freut sich, alles mit eigener Band in<br />
Deutschland vorzustellen: Dazu gehören Peter Miles<br />
(dr), Iain Fidler (org) und Fox am Bass: „Mit der Gruppe<br />
kommt mein übernächster Wurf, am liebsten als<br />
Vinylalbum!"<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 85
Es war einmal ...<br />
Von Philipp Roser<br />
Geburtstage<br />
21.9. Don Pres<strong>to</strong>n spielte bei den Mo<strong>the</strong>rs<br />
Of Invention und deren Nachfolger<br />
Grandmo<strong>the</strong>rs, profilierte sich auch als Fusionmusiker,<br />
Filmmusikkomponist und mit<br />
eigenen Alben. Ist nun 80.<br />
23.9. Jerry Corbetta war bei den Moonrakers,<br />
in den 70ern Leadsänger/Keyboarder<br />
von Sugarloaf, danach bei Wild Cherry,<br />
in den 90ern mit den Classic Rock All Stars<br />
aktiv; er produzierte und komponierte, hat<br />
sich inzwischen mit 65 zurückgezogen.<br />
27.9. Alvin Stardust, jüngst in Deutschland<br />
unterwegs, ist seit den 70er Jahren<br />
eine Erfolgsgröße in Sachen Pop'n'Roll –<br />
jetzt mit 70.<br />
29.9. Jean-Luc Ponty,<br />
französischer Fusionmusiker,<br />
spielte mit Frank<br />
Zappa und lässt seine<br />
Geige auch mit 70 noch<br />
ertönten.<br />
© H. Ölschlegel<br />
Alv<br />
vin<br />
Sta<br />
rdust<br />
4.10. Lloyd Green profilierte sich als gefragter<br />
Studio-Pedalsteelspezialist, arbeitete<br />
für Johnny Cash, Charley Pride, Paul<br />
McCartney – 115 Nummer-1-Hits stehen<br />
auf der Arbeitsliste des 75-Jährigen.<br />
5.10. Abi Ofarim aus Tel Aviv war mit<br />
Partnerin Es<strong>the</strong>r erfolgreich, produzierte,<br />
kehrte zu seinem 70. vor fünf Jahren auf<br />
die Bühne zurück, tritt heute noch mit<br />
musikalischen Lesungen aus seiner Biografie<br />
auf.<br />
5.10. Richard Street war 1971 bis 1993<br />
bei den Temptations, sang R&B und Soul<br />
solo, <strong>to</strong>urt als 70-Jähriger noch mit seiner<br />
Version der Temptations.<br />
8.10. Buzz Clifford war 1961 ein One-<br />
Hit-Wonder mit dem "Baby Sittin' Boogie".<br />
Weder mit Folk noch mit Country<br />
konnte der nun 70-Jährige später daran<br />
anschließen.<br />
9.10. Pat Burke war als Saxofonist 1967<br />
Gründungsmitglied der britischen Soulspezialisten<br />
Foundations. Später als Studiomusiker<br />
und Grafikdesigner aktiv, ist<br />
nun 75.<br />
12.10. Dalia Lavi startete als<br />
Schauspielerin, erfolgreich war die<br />
Israelin zudem als Sängerin mit rauchiger<br />
Stimme in diversen Sprachen<br />
(deutsch: "Oh, wann kommst du"<br />
1971 #4, "Willst du mit mir geh'n")<br />
– und ist mit 70 noch zu erleben.<br />
14.10. Billy Harrison gründete 1962 in<br />
Belfast die Gamblers, aus denen <strong>The</strong>m hervorgingen;<br />
der Gitarrist machte nach Van<br />
Morrisons Ausstieg mit der Band weiter,<br />
veröffentlichte eine Soloscheibe, ehe er auf<br />
Elektriker umsattelte, mischt mit 70 noch<br />
in Belfasts R&B- und Rockszene mit.<br />
15.10. Chris Andrews, gebürtiger Londoner,<br />
trat oft im Star-Club auf, schrieb<br />
Hits für Adam Faith und Sandie Shaw, ehe<br />
er mit "Yesterday Man" 1965 selbst abräumte.<br />
Veröffentlichte 2011 FIFTY-FIFTY,<br />
ein Jahr vor seinem 70.<br />
16.10. Emile Ford gehörte mit den Checkmates<br />
zu den frühen Rock'n'Rollern im UK<br />
(1959 #1 mit "What Do You Want To Make<br />
Those Eyes At Me For"). Der singende Gitarrist<br />
war solo bis in die 70er Jahre hinein<br />
aktiv. Begeht jetzt seinen 75.<br />
16.10. Dave Lovelady (Ex-<br />
Dominoes) stieg als singender<br />
Drummer 1962 bei den Liverpoolern<br />
<strong>The</strong> Fourmost ein. Ist<br />
nun 70.<br />
17.10. Gary Puckett landete<br />
Gar<br />
yP<br />
uck<br />
als Frontmann mit Union Gap in den späten<br />
60ern Hits wie "Young Girl" oder "Lady<br />
Willpower". Ist seit 1971 solo auf Achse und<br />
<strong>to</strong>urt mit 70 noch eifrig.<br />
20.10. Wanda Jackson ist seit ihrem<br />
Dauerbrenner "Let's Have A Party" unsterblich<br />
als Rock'n'Roll-, Rockabilly- und<br />
Country-Sängerin. Versprüht mit 75 noch<br />
unglaubliche Energie, auf der Bühne wie<br />
im Studio.<br />
21.10. Elvin Bishop (voc, g) kennen viele<br />
von seinem Hit "Fooled Around And Fell<br />
In Love" (1976), zuvor hatte er schon mit<br />
Mike Bloomfield als Twin-Leadgitarristen<br />
der Paul Butterfield Blues Band Blues- und<br />
Rockgeschichte geschrieben, so bei Bob<br />
Dylans „Elektrifizierung" 1965 in New port.<br />
Von 1969 bis 1979 mit der Elvin Bishop<br />
ett<br />
t<br />
Group unterwegs, seit 1988 wieder aktiv,<br />
sei<strong>the</strong>r brachte der 70-Jährige mehrere<br />
Bluesalben heraus.<br />
27.10. Philip Ca<strong>the</strong>rine, Sohn eines belgischen<br />
Musikers und einer englischen Mutter,<br />
spielte ab 1958 professionell Gitarre, arbeitete<br />
mit vielen Kollegen und entwickelte<br />
sich zu einem der international<br />
führenden Jazzmusiker – auch<br />
mit 70 noch eifrig auf Achse.<br />
31.10. Tom Pax<strong>to</strong>n schrieb<br />
mehrere hundert Folksongs, mit<br />
denen er ab 1962 auch selbst<br />
erfolgreich war ("Ramblin'<br />
Boy", "Peace Will Come"), verfasste<br />
Kinderbücher und nahm Kinderlieder<br />
auf; ist mit 75 noch als Politaktivist wahrzunehmen.<br />
2.11. Earl Carroll verdankte seinen Spitznamen<br />
„Speedoo" dem gleichnamigen Hit<br />
der Doo-Woper <strong>The</strong> Cadillacs (1955: #17).<br />
Später wechselte der Leadsänger zu den<br />
Coasters, um Anfang der 90er Jahre die Cadillacs<br />
zu reformieren. Ist mit 75 noch aktiv.<br />
7.11. Johnny Rivers hat sich mit seinem<br />
"Secret Agent Man" verewigt und ist mit<br />
seinen nun 70 Jahren als Sänger, Gitarrist<br />
und Songschmied gut beschäftigt.<br />
9.11. Roger McGough sang bei <strong>The</strong> Scaffold<br />
("Lily <strong>The</strong> Pink”), verfasste viele Dialoge<br />
für den <strong>Beatles</strong>-Film „Yellow Submarine”.<br />
Dichtet zudem eifrig, auch mit 75 noch.<br />
Sie könnten mit 65 in den offiziellen Ruhestand gehen:<br />
21.9. Don Felder spielte bis 2001 Gitarre<br />
bei den Eagles, war Co-Au<strong>to</strong>r von "Hotel<br />
California".<br />
23.9. Neal Smith trommelte in der originalen<br />
Alice Cooper Band, danach bei Billion<br />
Dollar Babies, arbeitete als Makler, ehe er mit<br />
Bouchard, Dunaway & Smith wieder aktiv<br />
wurde; spielte 2011 auf drei Songs von WEL-<br />
COME 2 MY NIGHTMARE.<br />
25.9. John Fiddler wurde mit Medicine<br />
Head ("One And One Is One”) erfolgreich<br />
und ist heute noch unter eigenem wie dem<br />
alten Bandnamen unterwegs.<br />
26.9. Lynn Anderson war als Country- und<br />
Popsängerin mit "Rose Garden" auch hier erfolgreich;<br />
war/ist neben der immer noch angesagten<br />
Musik als Rennreiterin aktiv.<br />
27.9. Meat Loaf sang in „Hair", nahm 1971<br />
STONEY & MEAT LOAF für Mo<strong>to</strong>wn auf, ehe<br />
ihm mit Hilfe Jim Steinmans 1977 der große<br />
Durchbruch gelang.<br />
28.9. Peter Hope-Evans spielte seine<br />
Mundharmonika bei Family und Medicine<br />
Head.<br />
1.10. Martin Turner, Mitbegründer von<br />
Wishbone Ash, ist bis heute mit seiner Version<br />
der Twin-Guitar-Legende unterwegs.<br />
1.10. Rob Davis griff zu den Erfolgszeiten<br />
der britischen Glam-Rocker für Mud in die<br />
Gitarrensaiten, wechselte zu den Tremeloes,<br />
ehe er sich ab den 90er erfolgreich aufs<br />
Songwriting für andere verlegte.<br />
4.10. Jim Fielder spielte Bass für die<br />
Mo<strong>the</strong>rs Of Invention, nahm mit Buffalo<br />
Springfield auf, ehe er sich Blood Sweat &<br />
Tears anschloss; arbeitete mit Tim Buckley,<br />
Chris Hillman, Neil Sedaka und veröffentlichte<br />
Eigenes.<br />
4.10. Julien Clerc schaffte in<br />
Frankreich den Durchbruch mit<br />
„Hair", der Pop- und Chansonsänger<br />
besitzt auch in Deutschland<br />
viele Fans; engagiert sich für das<br />
UNHCR, das Flüchtlingshilfswerk<br />
der Vereinten Nationen.<br />
© P. Roser<br />
5.10. Brian Johnson röhrte mit seiner<br />
Mütze bei Geordie, wo ihn AC/DC 1980 als<br />
Nachfolger des vers<strong>to</strong>rbenen Bon Scott abwarben.<br />
8.10. Tony Wilson war Bassist bei Hot Chocolate<br />
(1969–1975) und belieferte die Band<br />
ebenso mit Songs, wie er dies für Mary Hopkin<br />
und Herman's Hermits tat.<br />
9.10. France Gall sang in den Sixties<br />
auch Schlager auf Deutsch; die Französin<br />
landete 1987 mit "Ella elle l'a" erneut einen<br />
Hit, ist noch aktiv.<br />
11.10. Al Atkins war 1969 Originalsänger<br />
von Judas Priest, übernahm 1973 einen<br />
bürgerlichen Job, machte nebenbei Soloplatten,<br />
brachte 2011 das Atkins/May Project<br />
an den Start.<br />
13.10 Sammy Hagar, laut- wie ausdrucksstarker<br />
Sänger, Gitarrist und Songschmied<br />
aus Kalifornien. Neben seiner<br />
Solokarriere aktiv bei Montrose, Van Halen,<br />
Hagar Schon Aaronson<br />
Shrieve und Chickenfoot.<br />
16.10 Bob Weir gründete<br />
1963 mit Jerry Garcia <strong>The</strong><br />
Warlocks, aus denen Grateful<br />
Dead wurden. Nebenbei<br />
sang/spielte er Gitarre für<br />
Bob<br />
Weir<br />
Kingfish, führt seit 1995<br />
Ratdog an und betreibt mit anderen Ex-<br />
Kollegen <strong>The</strong> Dead und <strong>The</strong> O<strong>the</strong>r Ones.<br />
19.10. Wilbert Hart lässt seine R&B-<br />
Stimmbänder seit 1965 bei den von ihm<br />
und Bruder William gegründeten Delfonics<br />
vibrieren.<br />
24.10. Edgar Brough<strong>to</strong>n (voc, g) unterschrieb<br />
mit der nach ihm benannten Band<br />
1968 bei Harvest, war mit ihr bis 2010 aktiv,<br />
ist sei<strong>the</strong>r solo unterwegs, veröffentlichte<br />
zuletzt BY MYSELF.<br />
25.10. Glenn Tip<strong>to</strong>n stieg als Gitarrist<br />
mit Judas Priest in den Metal-Olymp auf,<br />
veröffentlichte zwei Solo-Alben.<br />
30.10. Timothy Schmit singt und spielt<br />
seit 1977 bei den Eagles Bass, nachdem er<br />
zuvor bei Poco war. Mehrere Soloscheiben.<br />
1.11. Jim Steinman profilierte sich als<br />
Songschmied und Produzent für Andrew<br />
Lloyd Webber, in erster Linie jedoch für<br />
seinen US-Landsmann Meat Loaf ("Bat<br />
Out Of Hell") und Bonnie Tyler ("Total<br />
Eclipse Of <strong>The</strong> Heart"). Vater des wagnerianischen<br />
(Bombast-)Rock.<br />
2.11. Dave Pegg genießt in der UK-Folk-<br />
Rockszene einen legendären Ruf als Bassist,<br />
war mit Steve Gibbons bei <strong>The</strong> Uglys,<br />
gehörte zu Fairport Convention und Jethro<br />
Tull, veröffentlichte zwei Soloscheiben,<br />
tritt seit 2006 im Duo mit P.J. Wright<br />
(g) auf und organisiert seit den 80ern das<br />
Cropredy Festival.<br />
2.11. Dave Miccoli spielte bis 1967 Keyboards<br />
bei den Buckinghams, betrachtete<br />
die Musik aber mehr als Hobby.<br />
4.11. Bettina Wegener fand als Liedermacherin<br />
vor allem mit "Sind so kleine<br />
Hände" Beachtung. Gab 2007 ihre Abschieds<strong>to</strong>urnee.<br />
5.11. Peter Noone arbeitet(e) als Sänger,<br />
Seite 86 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Schauspieler und TV-Modera<strong>to</strong>r. Gelangte<br />
zu Ruhm als Frontmann von Herman's<br />
Hermits, mit denen er bis heute live zu<br />
erleben ist.<br />
6.11. John Wilson trommelte für Van<br />
Morrison & <strong>The</strong>m, Rory Gallagher & Taste,<br />
danach bei Stud und den nordirischen<br />
Skid Row.<br />
6.11. Doug Young spielte an der Seite<br />
von Harry Vanda & George Young (Easybeats)<br />
in der australischen New-Wave-<br />
Truppe Flash And <strong>The</strong> Pan.<br />
11.11. Pat "<br />
Dirty" Daugherty bediente<br />
den Bass bei den Sou<strong>the</strong>rn Rockern<br />
Black Oak Arkansas (1965–1977, 1996–<br />
2002).<br />
12.11. Don(ald) Roeser,<br />
auch bekannt als Buck Dharma,<br />
führt seit 1967 mit Eric<br />
Bloom Blue Öyster Cult an,<br />
als Gitarrist und Sänger – aus<br />
seiner Feder stammte "(Don't<br />
Fear) <strong>The</strong> Reaper".<br />
13.11. John Charles "<br />
J.C."<br />
Don<br />
Ro<br />
eser<br />
© P. Roser<br />
Crowley (voc, g, keys)<br />
begann bei Player ("Baby<br />
Come Back”), veröffentlichte<br />
eine Soloplatte, überwand<br />
eine Krebserkrankung<br />
und lebt als Songschmied<br />
(Johnny Cash, Little River<br />
Band, Smokey Robinson) im<br />
kalifornischen Topanga.<br />
Gedenktage<br />
Jaco Pas<strong>to</strong>rius (35) machte sich als<br />
Jazzbassist (Wea<strong>the</strong>r Report) und Komponist<br />
einen Namen, ehe er am 21.9.1987<br />
verstarb.<br />
Larry Hall (57) landete mit "Sandy” 1959<br />
seinen einzigen Hit, verlegte sich aufs Farmen<br />
und starb am 24.9.1997 (Krebs).<br />
Bessie Smith (46), legendäre<br />
Bluessängerin, die über 150<br />
Platten aufnahm, verblutete<br />
am 26.9.1937 nach einem<br />
Au<strong>to</strong>unfall – im Gegensatz zu<br />
den am Unfall beteiligten Weißen<br />
wurde sie nicht verarztet.<br />
Be<br />
ssis<br />
eS<br />
mith<br />
Rory S<strong>to</strong>rm (34, bürgerlich: Alan Caldwell),<br />
in dessen Band Hurricanes Ritchie<br />
Blackmore und Ringo Starr spielten (oft<br />
auch in Hamburg), arbeitete als Discjockey,<br />
als er am 27.9.1972 wohl an einer fatalen<br />
Mixtur aus Schlaftabletten und Alkohol<br />
starb.<br />
Mary Ford (49) war Ehefrau und Gesangspartnerin<br />
von Gitarrenpionier/Sänger<br />
Les Paul, zog sich nach der Scheidung<br />
1964 aus dem Musikgeschäft zurück. Erlag<br />
am 30.9.1977 einem Diabetesleiden.<br />
Woodrow "<br />
Woody" Guthrie (55) war<br />
die wohl prägendste Gestalt des US-Folk,<br />
wie Kollege Pete Seeger Politaktivist und<br />
prägte über seinen Tod am 3.10.1967 hinaus<br />
Generationen von Musikern.<br />
Jonas Asher Bruce (29), Sohn von Jack<br />
Bruce, Mitglied des Afro Celt Sound System<br />
sowie Techniker/Produzent bei Peter<br />
Gabriels Real World Records, überlebte am<br />
8.10.1997 einen schweren Asthma-Anfall<br />
nicht.<br />
John Denver (53, bürgerlich Henry John<br />
Deutschendorf) war als Country- und<br />
Folksänger erfolgreich ("Take Me Home,<br />
Country Roads"), als Friedens- und Umweltaktivist<br />
tätig. Stürzte am 12.10.1997<br />
mit einem Leichtflugzeug tödlich ab.<br />
Lucky Dube (43) war nicht nur in Südafrika<br />
als Reggaekünstler<br />
erfolgreich. Am 18.10.2007<br />
wurde er bei einem Überfall<br />
auf sein Au<strong>to</strong> angeschossen,<br />
beim Versuch zu flüchten<br />
krachte er gegen einen Baum<br />
und starb.<br />
Glen Bux<strong>to</strong>n (49) steuerte<br />
Gitarrentöne zu den Hits der originalen<br />
Alice Cooper Band bei. Starb wenige<br />
Wochen vor seinem 50. Geburtstag am<br />
19.10.1997 an einer Lungenentzündung.<br />
Ronnie Van Zant (29, voc), Steve (28,<br />
g) und Cassie Gaines (29, voc) kamen<br />
am 20.10.1977 während einer US-Tour ihrer<br />
Band Lynyrd Sykynyrd ums Leben, als<br />
ihr Flugzeug nahe Gillsburg, Mississippi,<br />
abstürzte.<br />
Henry Vestine (52) spielte Gitarre für die<br />
Mo<strong>the</strong>rs Of Invention, ehe er 1966 Canned<br />
Heat mitbegründete. Spielte kurzzeitig<br />
auch bei <strong>The</strong> Vipers, ehe ihn sein Drogenkonsum<br />
am 20.10.1997 das Leben kostete.<br />
Paul Fox (56, voc, g) führte in London<br />
<strong>The</strong> Ruts an, die 1978 bis 1983 einen<br />
Mix aus Hard Rock, Punk und Reggae<br />
zelebrierten. Er nahm mit Ron Wood und<br />
Keith Richards zwei Alben als Dirty Strangers<br />
auf, arbeitete mit Ska-Größe Lauren<br />
Aitken. Der Lungenkrebs besiegte ihn am<br />
21.10.2007.<br />
Triviales<br />
Roger Miller (56) spielte ab 1958<br />
Schlagzeug in der Band von Ray Price,<br />
schrieb für den Sänger den Top-10-Hit<br />
"Invitation To <strong>The</strong> Blues", machte sich<br />
selbstständig und war mit "King Of <strong>The</strong><br />
Road" weltweit erfolgreich. Belieferte bis<br />
zu seinem Ableben am 25.10.1992 (Kehlkopfkrebs)<br />
viele Kollegen mit Hits.<br />
Porter Wagoner (80) war als Countrysänger<br />
erfolgreich, hatte eigene Radiound<br />
TV-Shows, sang in den 60er Jahren<br />
viele Duette mit Dolly Par<strong>to</strong>n, starb kurz<br />
nach Veröffentlichung des von Marty Stuart<br />
produzierte Albums WAGONMASTER<br />
am 28.10.2007 an Lungenkrebs.<br />
Lonnie Donegan (71) spielte in Chris<br />
Barbers Jazz Band und etablierte danach<br />
die Skiffle-Musik im UK, inspirierte<br />
viele junge Kollegen und war Dauergast<br />
in Hamburg. Seine Karriere glich einer<br />
Berg- und Talfahrt, mehrere<br />
Herzinfarkte machten ihm zu<br />
schaffen, bis er am 3.11.2002<br />
während einer UK-Tour kurz<br />
vor seinem Auftritt beim<br />
George-Harrison-Gedenkkonzert<br />
starb.<br />
Epic Soundtracks (38, bür-<br />
Ber<br />
ry Oak<br />
gerlich: Kevin Paul Godfrey) war als Multi-Instrumentalist<br />
mit seinem Bruder Nikki<br />
Sudden Mitglied bei den Swell Maps,<br />
Crime & <strong>The</strong> City Solution, Red Krayola<br />
und <strong>The</strong>se Immortal Souls, bis er am<br />
5.11.1997 in seiner Londoner Wohnung<br />
<strong>to</strong>t aufgefunden wurde.<br />
Billy Guy (66) sang als Bari<strong>to</strong>n bei den<br />
Coasters (Gründungsmitglied), veröffentlichte<br />
1972 eine Solo-LP, starb am<br />
5.11.2002.<br />
Oa ley<br />
Billy Murcia (21) war Originaldrummer<br />
der New York Dolls, verpasste aber die<br />
Aufnahme von deren Debüt-LP wegen einer<br />
Drogenüberdosis am 7.11.1972. David<br />
Bowie besang ihn in "Time" auf seinem Album<br />
ALADDIN SANE.<br />
Tommy Tedesco (67) war als Gitarrist<br />
Mitglied der Wrecking Crew, der gefragtesten<br />
Studiomusiker in Kalifornien.<br />
In Sachen Rock, Pop und Jazz sattelfest,<br />
spielte er für die Beach Boys, Elvis Presley,<br />
Phil Spec<strong>to</strong>r, Frank Zappa, Cher, die<br />
Monkees oder Ella Fitzgerald und war auf<br />
vielen Soundtracks zu hören, dazu auf eigenen<br />
Alben. 1992 erlitt er einen Schlaganfall,<br />
war teilweise gelähmt und starb am<br />
10.11.1997.<br />
Berry Oakley (24), Gründungsbassist<br />
der Allman Bro<strong>the</strong>rs Band kam bei einem<br />
Mo<strong>to</strong>rradunfall in Macon, Georgia, am<br />
11.11.1972 ums Leben – nicht<br />
weit entfernt von der Stelle,<br />
wo im Jahr zuvor Duane Allman<br />
tödlich verunglückt war.<br />
John Peterson (65) trommelte<br />
für Beau Brummels<br />
und Harpers Bizarre. Starb am<br />
11.11.2007.<br />
Rainer Ptacek (46), deutschstämmiger Gitarrist<br />
und Singer/Songwriter, entwickelte in<br />
den USA eine ganz eigene Spieltechnik (inklusive<br />
Loops), für die ihn auch Billy Gibbons<br />
und Robert Plant bewunderten. Ein Gehirntumor<br />
kostete ihn am 12.11.1997 das Leben.<br />
Ronnie Bond (50) trommelte bei den<br />
Troggs nicht nur auf "Wild Thing", veröffentlichte<br />
1969 eine obskure Solosingle,<br />
starb am 13.11.1992.<br />
Scotty Moore (g) und Bill Black (b) kündigen<br />
aus Unzufriedenheit über ihre Bezahlung<br />
am 21.9.1957 bei Elvis Presley.<br />
Die Springfields schaffen es mit "Silver<br />
Threads And Golden Needles" am<br />
22.9.1962 als erster britischer Act in die<br />
Top 20 der US-Charts.<br />
Die Rolling S<strong>to</strong>nes trennen sich am<br />
29.9.1967 von ihrem Manager Andrew<br />
Loog Oldham.<br />
Brian Epstein und die <strong>Beatles</strong> (für die<br />
minderjährigen McCartney und Harrison<br />
unterschreiben ihre Väter) unterzeichnen<br />
am 1.10.1962 den<br />
Vertrag, mit dem der Schallplattenhändler<br />
das Management für<br />
die Fab Four übernimmt – bis zu<br />
seinem Tod 1967. Mit "Love Me<br />
Do" veröffentlicht die Band vier<br />
Tage später ihre erste Single.<br />
Ste<br />
vie Wo<br />
Traffic geben am 1.10.1967 ihr Bühnendebüt<br />
im Londoner Saville <strong>The</strong>atre.<br />
nde<br />
er<br />
Steve Hackett erklärt am 7.10.1977 seinen<br />
Abschied von Genesis und ist sei<strong>the</strong>r<br />
solo aktiv.<br />
„Little" Stevie Wonder steht<br />
am 23.10.1962 erstmals im Studio<br />
und nimmt mit zwölf seinen<br />
ersten Song auf: "Thank You<br />
For Loving Me All <strong>The</strong> Way".<br />
<strong>The</strong> Jam verkünden am<br />
28.10.1982 ihren Split, Bandleader Paul<br />
Weller bringt Style Council an den Start.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 87<br />
© H. Ölschlegel<br />
Nach 17 Jahren verlässt Drummer Bill Berry<br />
R.E.M. aus gesundheitlichen Gründen am<br />
28.10.1997.<br />
Sun Records veröffentlicht am 3.11.1957<br />
Jerry Lee Lewis' "Great Balls Of Fire".<br />
Mit <strong>The</strong> Who als erstem Headliner eröffnet<br />
am 4.11.1972 in London das Rainbow<br />
<strong>The</strong>atre.<br />
Der "<br />
New <strong>Music</strong>al Express" publiziert<br />
am 14.11.1952 erstmals britische Charts.
Chris Youlden (Savoy Brown)<br />
Das Stimm-<br />
Unikat<br />
Er prägte – neben Gitarrist Kim Simmonds – die Hoch-<br />
Zeit von Savoy Brown, machte vier ihrer vielen LPs zu gesanglichen<br />
Sternstunden: Chris Youlden gehört zu den unverwechselbarsten<br />
Stimmen des britischen Blues(-Rock).<br />
Nach zwei Solo-Alben in den Siebzigern stand der Name des<br />
allseits Gelobten nicht mehr in den Schlagzeilen. Warum, was<br />
ist da passiert?<br />
kam aber nicht über Achtungserfolge<br />
für eine neue Optik sorgte, machte<br />
hinaus. Nach einem<br />
zusätzlich auf ihn aufmerksam: mit<br />
Riesenkrach – Drogen spielten<br />
Zylinder, dicker Zigarre und dann<br />
eine Rolle – erfolgte die Runderneuerung.<br />
Nur Kim Simmonds<br />
der Bühne – das war mal anders und<br />
und wann sogar einem Monokel auf<br />
R<br />
und 50 (!) Mitglieder hat Savoy Brown, (g; *6.12.47) und der frei angegliederte<br />
Top-Pianist Bob Hall<br />
gisten wie der Cross Ties Blues Band,<br />
kurios. Youlden hatte bei Zweitli-<br />
noch immer rund um den Globus aktiv,<br />
bis heute verschlissen. Zu den (*13.6.42) verblieben im Team.<br />
Down Home Blues Band und Shakey<br />
prägendsten Charakteren gehörte Chris(<strong>to</strong>pher)<br />
Youlden aus Dagenham, rund 20 Kilometer östlich<br />
von der Londoner City. Als er Mitte 1967 zu<br />
Simmonds & Co. fand, änderte sich die Marschrichtung<br />
der Blues-Formation fast radikal. Bis dahin<br />
war die Savoy Brown Blues Band (SBBB) eine<br />
traditionelle, konservativ covernde Band; benannt<br />
nach dem US-Jazz-Label Savoy, das Simmonds als<br />
elegant empfand und dem – als Gegensatz – die<br />
Farbe Braun als Synonym für Schlich<strong>the</strong>it beigeordnet<br />
wurde.<br />
Neu dabei: „Lonesome" Dave<br />
Peverett (g; 1943–2000) und<br />
Roger Earle (dr; *16.5.46), der<br />
schnell Hugie Flint (*15.3.41) ersetzte;<br />
am Bass lösten sich zügig g<br />
Bob Brunning (1943–2011), Rivers<br />
Jobe (1950–1979) und Tony<br />
„Tone" Stevens (*12.9.49) ab.<br />
Fürs Mikrofon wurde Chris Youlden (*1.11.44) verpflichtet,<br />
der in zweifacher Hinsicht das Fortkommen<br />
der nun als Savoy Brown arbeitenden Band<br />
kreativ beschleunigte.<br />
Vick's Big City Blues Band be-<br />
gonnen, und er brachte – größter<br />
Pluspunkt – Eigeninitiative in die<br />
gewohnte Abkupferproduktion von<br />
Savoy Brown: Er komponierte, mal<br />
solo und immer häufiger mit Simmonds<br />
als Partner auf Augenhöhe,<br />
was beide gleich auf der Single<br />
"Taste And Try Before You Buy"/"Someday People"<br />
unterstrichen.<br />
Es ging so weiter. Zwar verlor die Band nie die traditionelle<br />
Der Waliser Simmonds und sein Bruder/Manager<br />
Bodenhaftung, doch<br />
Harry eröffneten 1966 Savoy Brown (v. l.): Chris Youlden, Roger Earle, Kim Simmonds, Dave Peverett, Tony Stevens<br />
ihren eigenen Blues-Club: Im Kilroy's<br />
(Battersea) sah Mike Vernon, Herausgeber<br />
des Magazins „R&B Monthly"<br />
und freier Produzent bei Decca, die<br />
schon GETTING TO THE POINT<br />
(1968) zeigte, wie man eigentlich<br />
konventionell gestrickten<br />
Tracks ("Mr. Downchild", "Honey<br />
Bee", "Flood In Hous<strong>to</strong>n")<br />
SBBB. Auf seinen eigenen Labels Purdah<br />
durch innovative Gitarrenpräsentation<br />
und Outa-Site – beides Vorläufer<br />
der legendären Blue-Horizon-Marke –<br />
förderte er neue Talente. Die SBBB kam<br />
im selben Jahr zu ersten Single-Ehren<br />
mit "I Can't Quit You"/"I Tried" (Purdah),<br />
"Cold Blooded Woman"/"True<br />
Blue" erschienen erst Jahrzehnte später<br />
auf Vernon-Compilations. Der Macher<br />
verschaffte dem Quintett sogar<br />
einen LP-Deal auf Decca, wo SHAKE<br />
DOWN im September 1967 erschien<br />
– ein solides, aber durch und durch<br />
und gesangliche<br />
Kreativität Brillanz verpassen<br />
konnte. BLUE MATTER und A<br />
STEP FURTHER (beide 1969)<br />
waren noch deutlichere „Vorwärtsschritte":<br />
Ein faszinierend<br />
gestalteter Humpta-Posaunen-<br />
Blues ("Train To Nowhere"),<br />
Hochattraktives mit Orchester<br />
("Life's One Act Play") oder die<br />
Stimme/Piano-Klage "Vicksburg<br />
Blues" –, immer wieder sorgten<br />
bieder-schmuckloses 08/15-Album<br />
Eigenbauten für Verblüffendes,<br />
ohne jedes Risiko, mit nur einer Eigenkomposition<br />
des Co-Gitarristen Martin S<strong>to</strong>ne<br />
und wenig aufrüttelndem Gesang des schwarzen<br />
Frontmannes Bryce/Brice Portius.<br />
Youlden entpuppte sich sofort als die bis heute<br />
ungewöhnlichste Stimme des Brit-Blues der Sixties:<br />
Er konnte bellen und flüstern, hohl phrasieren,<br />
metallisch schnarren und überdeutlich be<strong>to</strong>nen<br />
vom Stimmunikat Youlden unkopierbar<br />
umgesetzt.<br />
Das Aufbrechen herkömmlicher Strukturen wurde<br />
im UK registriert, kam aber besonders gut in den<br />
Die SBBB bespielte die einschlägigen Hauptstadt-<br />
Clubs (Marquee, Tiles, Flamingo, Klooks Kleek), – ein seltener Glücksfall im vokalen „I woke<br />
up this morning"-Einerlei. Dass der Sänger auch<br />
USA an. Mehrfach flog die Band in die Staaten<br />
und wurde an Kultplätzen wie Fillmore East &<br />
Seite 88 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
West, New York, im Winterland Ballroom von San<br />
Francisco und in der Blueswiege Chicago geistert gefeiert. Zurück in England, nd, traten<br />
Youlden & Co. auch mehrmals in<br />
den BBC-Studios an, 1969/70 allein<br />
fünfmal; dabei entstanden knapp p<br />
be-<br />
20 Aufnahmen, die bis heute –<br />
falls nicht vernichtet – in den Archiven<br />
liegen.<br />
RAW SIENNA (1970) bestand<br />
dann ausschließlich aus Eigenkompositionen<br />
von Youlden und<br />
Simmonds. Auffällig jedoch: Keiner er<br />
der neun Titel war mehr im Team entt<br />
Kim<br />
verfolgte (Blickrichtung: Amerika) eine kräftigere,<br />
rockigere Gangart, Sänger Chris zapfte gern<br />
standen – ein Krisenindiz? Gitarrist<br />
dezent Jazziges an, ließ es swingen, setzte auf Introvertierteres<br />
mit Blech und ohne Strom. Er habe<br />
außerdem, so hieß es, ganz einfach keine Lust, bei<br />
langen Soli auf der Bühne nur rumzustehen.<br />
Im Mai 1970 nahm Youlden seinen Zylinder – Abgang.<br />
Während die Kumpel zunächst als Quartett<br />
Youlden, berechtigt sauer<br />
und enttäuscht, zog die<br />
Reißleine und tauchte ab.<br />
Er absolvierte ein Soziologiestudium,<br />
kümmerte sich<br />
um Frau, Sohn und Tochter<br />
und stieg nur noch dann und<br />
wann zu lokalen Bluesbands als Gast auf die Bühne<br />
bzw. wirkte an LPs (z.B. WILDMAN von Mick Pini;<br />
1989) mit. 1991 veröffentlichte Youlden sein drittes<br />
Album SECOND SIGHT, dessen elektronische<br />
Perkussion bei wohl jedem Bluesfan den Konfirmationskaffee<br />
reaktivierte; kaum zu glauben, dass<br />
hier Purist Mike Vernon als Produzent seine<br />
Finger im<br />
Spiel hatte.<br />
Für<br />
MATICO (1993) von Chris Youlden<br />
&<br />
<strong>The</strong> Big Picture fand der Sänger<br />
dann zunächst keine Plattenfirma<br />
mehr, inzwischen ist das – auch nur<br />
bedingt überzeugende – Material<br />
auf CD (Midnight Records) zu haben.<br />
Eigene Projekte stellte Youlden<br />
von da an nicht mehr auf die<br />
Schiene. Seit rund zehn Jahren steht<br />
er<br />
wieder in enger Verbindung mit sei-<br />
nem<br />
frühen Weggefährten Graham Vi-<br />
ckery (= Shakey Vick) und damit zum Blues<br />
der alten Chicago-Schule. Unter dem Bandnamen<br />
Maxwell Street erschien 2002 die Vier-Titel-CD<br />
MOVIN' ALONG, 2007 folgte – jetzt als Waydown –<br />
GREEK STREET mit 14 Tracks (beide auf Vicksboro'<br />
Records, London). Seit einigen Jahren kursiert ferner<br />
eine reine Youlden-CD: DON'T KNOW WHICH WAY TO<br />
GO (Blues<strong>to</strong>rm <strong>Music</strong>). Sie enthält Übungsversionen<br />
bekannter Songs, aufgenommen 1979 in New York, als<br />
Youlden sich auf eine US-Tournee vorbereitete.<br />
in den Staaten weiter bejubelt wurden, bereitete<br />
der Sänger seine Solokarriere mit neuer Ausrichtung<br />
vor. Erst 1973/74 erschienen auf Deram<br />
die vorzüglichen Alben NOWHERE ROAD und<br />
CITYCHILD; doch trotz guter Kritiken, starker und<br />
völlig zeitloser Songs ("Conjure Wife", "Chink Of<br />
Sanity", "Love And Pain") und hochkarätiger Mitstreiter<br />
wie u.a. Chris Spedding und Derek Griffiths<br />
(g), Rosco Gee und Roy Babbing<strong>to</strong>n (b), Pete<br />
Wingfield (p) und Bruce Rowlands (dr) blieben<br />
sie liegen – beide sind auch<br />
2012 noch nicht auf legalen<br />
CDs erhältlich, folglich griffen<br />
Bootlegger ein ...<br />
Linkshänder: Youlden (r.) mit Graham Vickery<br />
Auch live war der Bluesstar vereinzelt zu sehen, meist<br />
begleitet von Vickery und Freunden; darunter Peter<br />
Moody, Bassist von <strong>The</strong> Grebbels, der 1964er-Hausband<br />
aus dem Crawdaddy Club. Am 8.11.2007 dann<br />
der Schock: Eine Lungenerkrankung entwickelte sich<br />
lebensbedrohlich, Youlden brauchte nach langem,<br />
isoliertem Klinikaufenthalt Monate bis zur Wiederherstellung.<br />
Auf GOT BLUES IF YA WANNIT (Shakey<br />
Vick's Blues Band; Widespace Records) war er<br />
2008 aber wieder mit vier Gesangsnummern vertreten.<br />
Auch Youtube präsentiert<br />
einige Bühnenkostproben,<br />
u.a. "Always Walking", "I'm<br />
Ready" und "Little Darling",<br />
mitgeschnitten im Londoner<br />
Inn On <strong>The</strong> Green (Ladbroke<br />
Grove): Ein hagerer Youlden<br />
singt und spielt linkshändig<br />
Rhythmusgitarre – beides im<br />
Sitzen. Anfang 2012 setzte<br />
ihn dann eine Fußinfektion<br />
erneut außer Gefecht.<br />
Großer Kommunikation hat sich der Sänger stets<br />
entzogen. Was zu sagen war, ist auf Tonträgern<br />
konserviert.<br />
Bernd Ma<strong>the</strong>ja
XIT<br />
Von Jens-Uwe Berndt<br />
Mit Gitarren auf<br />
dem Kriegspfad<br />
Tom Bee ist XIT. Auch wenn dieser<br />
Mann der Formation anfangs als Musiker<br />
gar nicht angehörte, war er später<br />
ihr Herzstück. Bee komponierte<br />
Songs, erdachte das Textkonzept und<br />
entwickelte das Image der Band. Und<br />
das war unmissverständlich: Die Indianer<br />
erhoben sich und forderten die<br />
USA heraus.<br />
Während andere Gruppen sangen: Komm '<br />
und habe etwas Liebe', riefen wir Amerika<br />
zu: Komm und sieh dein Unrecht'."<br />
"<br />
'<br />
Als Tom Bee 2002 einem Schreiber des „Indian<br />
Country Today" diese Sätze in den Block diktierte,<br />
erlebten XIT gerade ihre mediale Auferstehung. Die<br />
DVD WITHOUT RESERVATION war erschienen und<br />
dokumentierte ihr Konzert im Celebrity Palace des<br />
Mystic Lake Casinos in Prior Lake (Minnesota). Dort<br />
waren sie im Rahmen einer US-Tournee aufgetreten<br />
und feierten den 30. Jahrestag ihres Mo<strong>to</strong>wn-<br />
Kontrakts.<br />
Rückblende. Als die XIT-Musiker A. Michael Martinez<br />
(voc, g), Jomac Suazo (b; Erzähler), Lee<br />
Herrera (dr) und R.C. Garriss (g) ihre Namen unter<br />
den Plattenvertrag setzten, war Tom Bee bereits<br />
dabei. Er hatte klare Vorstellungen davon, was die<br />
Band der Welt sagen sollte. Die Image-Konkurrenten<br />
Redbone waren da nur ein Anfang. Bee wollte keine<br />
Folklore transportieren, nicht den zu hohem<br />
Ross den Büffel jagenden Prärieindianer – obwohl<br />
selbst ein Lakota – verherrlichen. Ihm schwebte<br />
vor, mit die Massen packenden Rocksongs jungen<br />
Menschen weltweit die Seele des amerikanischen<br />
Ureinwohners offenzulegen.<br />
Dafür entwickelte er ein lyrisches<br />
Konzept, das 1972<br />
unter dem Titel PLIGHT<br />
OF THE REDMAN (Notlage<br />
des roten Mannes) veröffentlicht<br />
wurde. Das Album<br />
war ein einziger Kriegstanz.<br />
Der XIT-Vierer mit ihrem Men<strong>to</strong>r Tom Bee (Mitte)<br />
Thunderdrums trieben die Hard-Rocksongs mit<br />
durchweg eingängigen und unverbrauchten Melodien<br />
nach vorn. Das kurze, aber intensive "War<br />
Cry" wirkte mit seinem sich am Ende steigernden<br />
indianischen Singsang geradezu bedrohlich, "I Was<br />
Raised" donnerte angriffslustig heran – alle Zeichen<br />
standen auf Kampf. "At Peace" und "Someday"<br />
zeigten wiederum die spirituelle und friedvolle<br />
Seite der XIT-Krieger. Dazu verwendete die Band<br />
das Stilmittel der Rockballade und machte auch vor<br />
Streicherbreitwänden à la Phil Spec<strong>to</strong>r nicht Halt.<br />
Auffällig war bei diesem Album die hohe Qualität<br />
der Kompositionen und Arrangements. Kaum verwunderlich,<br />
zeichneten<br />
hierfür doch professionelle<br />
Mo<strong>to</strong>wn-Leute<br />
wie Mike Valvano verantwortlich.<br />
Mo<strong>to</strong>wn hatte richtig<br />
gelegen. Aufmerksam<br />
geworden war<br />
das Label auf die Band,<br />
die sich noch Lincoln<br />
St. Exit nannte, durch<br />
den lokalen Radiohit<br />
"Soulful Drifter". Der<br />
stammte von der LP<br />
DRIVE IT (1969) mit<br />
kraftvollem Blues-Rock.<br />
Der ethnische Back-<br />
ground der Musiker aus<br />
Albuquerque, New Mexico,<br />
passte ins Programm<br />
des neuen Mo<strong>to</strong>wn-Unterlabels<br />
Rare Earth. Das<br />
Seite 90 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Erscheinungsbild des Quartetts wurde modifiziert,<br />
der Name auf XIT (Crossing<br />
Of Indian Tribes) verkürzt.<br />
PLIGHT – dank Valvanos<br />
Kompositionsgeschick auf<br />
eine dem Mainstream zugänglichere<br />
Klangebene<br />
gehoben – verkaufte sich<br />
beachtlich. Ein Nachfolger<br />
musste her, und der konnte, verglichen mit dem<br />
Debüt, noch eine Schippe drauflegen.<br />
SILENT WARRIOR erschien 1973. Mit "Reservation<br />
Of Education" warf die LP einen Song ab,<br />
der in einige europäische Charts gelangte und etwa<br />
in Frankreich bis auf Platz 5 kletterte. Aber nicht<br />
nur dieses Stück bestach durch Komplexität und<br />
Melodie, auch das herausfordernde "We Live" und<br />
die Schnulze "Awakening" waren hitverdächtig. Die<br />
Besetzungsliste zeigte jetzt Veränderungen: Martinez<br />
war raus, die Funktion des Frontmannes hatte<br />
Tom Bee übernommen. Neben Herrera, Suazo und<br />
Garriss gehörten mittlerweile Obie Sullivan (keys),<br />
Chillie Yazzie und Tyrone King (perc) zur Band.<br />
Auf dem Backcover präsentierte sich nicht etwa<br />
eine e siebenköpfige Rockgruppe, sondern ein Haufen<br />
entschlossener Krieger,<br />
der das nächste Scharmützel<br />
mit den weißen Landräubern<br />
gar nicht mehr erwarten<br />
konnte. Es war sicher auch<br />
dieses kompromisslose, angriffslustige<br />
Auftreten, das<br />
den Musikern auf dem Pfad<br />
zum kommerziellen Durchbruch im Weg stand. Allerdings<br />
bekamen XIT vor allem wegen des zu brisanten<br />
politischen Textkonzepts in den USA keinen<br />
Fuß in die Tür. Hörfunksender mieden die Musik der<br />
Natives wie der Teufel das Weihwasser. Trotzdem<br />
folgte 1977 noch ein drittes Album, RELOCATION.<br />
Aus der Urbesetzung war nur noch Suazo dabei,<br />
der sich jetzt Maclovio nannte. Bee schrieb weiter<br />
Songs und Texte und sang,<br />
William Bluehouse Johnson<br />
war der neue Mann an der<br />
Gitarre. Mit XIT der SILENT-<br />
WARRIOR-Ära hatte RE-<br />
LOCATION allerdings nicht<br />
mehr viel zu tun. "Swee<strong>the</strong>art<br />
Love Song" war eine<br />
schmalzige Countrynummer mit Mandoline, "Dark<br />
Skin Woman", "Rainbow Rider" und "Chris<strong>to</strong>pher<br />
Columbus" waren am Redbone-Sound angelehnte<br />
Funksongs, der "Riding Song" rollte auf der Sou<strong>the</strong>rn-Rockschiene.<br />
Indianische Elemente fehlten<br />
nun völlig, der Sound der Produktion klang dünn.<br />
Offiziell aufgelöst wurden XIT nie. Es gab immer<br />
mal wieder Besetzungen mit den unterschiedlichsten<br />
Musikern, die unter diesem Namen auftraten.<br />
So kam es 1981 zu jenem Konzert in der Schweiz, das<br />
1984 erstmals und 1995 mit Bonus-Tracks als DRUMS<br />
ACROSS THE ATLANTIC veröffentlicht<br />
wurde. Außer Tom<br />
Bee gehörten damals Jim<br />
Boyd (dr), P.J. West (g) und<br />
Chuck Klingbeil (keys) zur<br />
Band. Mit ENTRANCE existiert<br />
seit 1974 noch ein weiteres<br />
XIT-Album, es enthält<br />
jedoch Material der Pre-XIT-Ära und war vom Originalvierer<br />
noch als Lincoln St. Exit eingespielt worden.<br />
Auf dem denkwürdigen WITHOUT RESERVA-<br />
TIONS-Dokument von 2002 begleiten Tom<br />
Bee alte Weggefährten: Jim Boyd und Willie Bluehouse<br />
Johnson, Obie Sullivan und P.J. West. Und<br />
schließlich Louie Running Wolf' Lomavitu, der mit<br />
'<br />
dem ehemaligen Redbone-<br />
Gitarristen Tony Bellamy in<br />
einer Band namens Red-X<br />
spielte. Musiker der Urbesetzung<br />
taten sich mit ihrem<br />
früheren Men<strong>to</strong>r nie wieder<br />
zusammen. Mac Suazo und<br />
Michael Martinez ziehen seit<br />
Jahren ihr eigenes<br />
Ding durch. Regelmäßig<br />
veröffentlichen<br />
sie Alben mit harten<br />
Rocksongs. Dazu gehören<br />
EXIT FROM<br />
THE REZ (2006), NO<br />
EXIT (2007) oder<br />
EXIT NOW (2008). Dem XIT-Sound aus der Zeit zwischen<br />
1970 und 1973 kommen sie damit sehr nahe.<br />
Tom Bee betätigte sich in den 70er und 80er<br />
Jahren erfolgreich als<br />
Songschreiber für Größen<br />
wie Michael Jackson und<br />
Smokey Robinson, auch<br />
Taka Boom oder Shakin'<br />
Stevens sangen Lieder von<br />
ihm. Außerdem gründete er<br />
das Native-Label Sound Of<br />
America Records und wurde<br />
mit mehreren <strong>Music</strong> Awards<br />
ausgezeichnet.<br />
&<br />
präsentieren:<br />
Die massive Progressive Rock<br />
Katalogkampagne 2012!<br />
Mit rund 350 preisreduzierten Alben aus den Katalogen<br />
von EMI und InsideOut - Angebot gilt bis Ende November!<br />
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Vol. 1<br />
(2011)<br />
Ausgewählte Album-Highlights:<br />
ASIA<br />
Anthology<br />
ELOY<br />
Dawn<br />
FLOWER KINGS<br />
Flowerpower<br />
GENESIS<br />
Nursery Cryme<br />
JETHRO TULL<br />
Stand Up<br />
KRAAN<br />
Live<br />
NEAL MORSE<br />
Testimony 2<br />
THE NICE<br />
Five Bridges<br />
ROINE STOLT<br />
<strong>The</strong> Flower King<br />
TRANSATLANTIC<br />
SMPTe
MACHER<br />
TEIL 7<br />
hinter den Kulissen<br />
WOLFGANG "<br />
BUBI" HEILEMANN<br />
Mit den Stars<br />
auf Augenhöhe<br />
Von Philipp ip Roser<br />
Der Mann<br />
ist<br />
bek<br />
ekan<br />
annt<br />
nt als "<br />
das Auge von '<br />
Bravo'" und als "<br />
Fo<strong>to</strong>graf der Stars".<br />
Doch<br />
Wol<br />
olfgan<br />
ang "<br />
Bubi" Heilemann darauf<br />
zu reduzierene , wü<br />
rde dem gebürtige<br />
n Ostpreußen nicht gerecht, de<br />
r am 7. Ok<strong>to</strong>ber 70<br />
Jahre alt wird. Zu viel<br />
ha<br />
t der heute in<br />
München<br />
leben<br />
ende<br />
Heilemann sei<br />
eit Mitt<br />
tte der 60er<br />
Jah<br />
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pen hat er (mi<br />
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ogen<br />
– und<br />
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bis<br />
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012)<br />
2). Die Prod<br />
oduk<br />
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ahlreichen Bildbänden dokumentiert, immer wiedere ist er gern gesehe enere<br />
Talk<br />
show<br />
-Gast – und wer sich<br />
erstklassig<br />
e Fo<br />
<strong>to</strong>s seiner Idole wün<br />
scht, den<br />
be<br />
dient Heilemann auf seiner Website www.rockf<br />
o<strong>to</strong>.de<br />
.<br />
I n Hannover lernte der Teenager Wolfgang Heile-<br />
mann Fo<strong>to</strong>fachverkäufer und besuchte parallel<br />
eine Fo<strong>to</strong>schule. Dann packte ihn der Reiz des<br />
Journalismus, und er siedelte 1965 nach München<br />
über. Im Kauka-Verlag trat er seine erste Redakteursstelle<br />
beim Magazin „Lupo modern" an, ehe er als<br />
Schreiber beim Jugendmagazin „OK" (Bauer-Verlag)<br />
anheuerte. Der Verlag übernahm wenig später die<br />
„Bravo", und es dauerte nicht lange, bis beide Hefte<br />
im März 1967 zusammengelegt wurden – mit gravierenden<br />
Folgen für Heilemann, an die er sich heute<br />
noch lebhaft erinnert. „Da zogen die ganzen Nasen<br />
von ,Bravo' bei uns mit ein, weil wir das etwas chicere<br />
Büro in der Brienner Straße in München hatten.<br />
Ich fand eines Morgens meinen Schreibtisch nicht<br />
mehr vor." Stattdessen war er plötzlich Bildredakteur,<br />
„Fo<strong>to</strong>s zurückschicken, Anstrich für die Abrechnung<br />
machen und solche Sachen."<br />
„Irgendwann gab es<br />
eine Einladung einer<br />
PR-Firma namens Antenna,<br />
die zu Polydor<br />
gehörte – nach Hamburg,<br />
da wurde ein neuer<br />
Künstler mit Namen<br />
Jimi Hendrix vorgestellt.<br />
Mein Chef fragte,<br />
,Bubi, willst du da hinfahren?<br />
Kommt eh nie<br />
ins Blatt, aber mach<br />
mal!' Zugleich bot er<br />
an, ich könne einen<br />
Umweg über London<br />
buchen, wenn<br />
ich die Kosten<br />
selbst übernehme.<br />
Ich sollte dort die<br />
Gruppe Easybeats<br />
für eine Homes<strong>to</strong>ry<br />
ablichten, die<br />
damals mit 'Friday<br />
On My Mind' einen<br />
Riesenhit hatte!"<br />
Heilemann ließ sich<br />
nicht lange bitten,<br />
zumal ihm Jürgen<br />
Otterstein von Antenna<br />
gleich noch<br />
ein paar Termine in London vermittelte: Cream und<br />
die Bee Gees,<br />
Häufig reiste Bubi Heilemann mit den Stars durch die<br />
Lande – mit Suzi Quatro war er per Zug unterwegs.<br />
die damals<br />
noch niemand<br />
kannte. „Mit<br />
denen bin ich<br />
in den Hyde<br />
Park – das<br />
Büro war in der<br />
Oxford Street –<br />
und habe ein<br />
paar Fo<strong>to</strong>s gemacht",<br />
erzählt<br />
Heilemann beiläufig.<br />
„Polydor<br />
Seite 92 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
hatte damals<br />
im ,New <strong>Music</strong>al<br />
Express' ganzseitige<br />
Anzeigen<br />
mit den Bee Gees,<br />
Cream und Jimi<br />
Hendrix – die habe<br />
ich rausgerissen<br />
und meinem Chef<br />
in München gezeigt,<br />
der nicht viel<br />
Ahnung von Musik<br />
hatte. Aber er war<br />
beeindruckt, und<br />
die nächste Bravo'- '<br />
Ausgabe war voll<br />
mit Sachen von<br />
mir! Das war mein<br />
Durchbruch."<br />
Von da an reiste Heilemann für „Bravo" durch die<br />
ganze Welt, fo<strong>to</strong>grafierte die angesagtesten Acts auf<br />
der Bühne, in seinem mobilen Fo<strong>to</strong>studio, zu Hause<br />
– und er war clever genug gewesen, trotz Festanstellung<br />
bei „Bravo" die Fo<strong>to</strong>s auch anderweitig<br />
vermarkten zu können. Darum rufen noch heute viele<br />
Zeitschriften, aber auch TV-Sender Heilemann an,<br />
wenn sie S<strong>to</strong>ries von und über Acts aus den 60er und<br />
70er Jahren illustrieren wollen. Und natürlich gibt es<br />
aus jenen wilden Jahren viele amüsante Geschichten,<br />
die Heilemann gern erzählt (siehe unten).<br />
Der Fo<strong>to</strong>graf brachte es bis zum stellvertretenden<br />
Chefredakteur bei der „Bravo", ehe er umsattelte und<br />
weiter deutsche Mediengeschichte schrieb. „Dann kamen<br />
die Zeiten des Privatfernsehens, das interessierte<br />
mich natürlich tierisch. Es gab ja diese so genannte<br />
© Martina Mörl<br />
Fo<strong>to</strong>s: © Wolfgang Heilemann
Mick Jagger<br />
Er war bei mir zu Hause, wir<br />
hatten ein klein bisschen engeren<br />
Kontakt, auch wenn ich<br />
nicht sagen will, dass Mick<br />
Jagger mein Freund ist. Aber<br />
wenn er mit den S<strong>to</strong>nes in<br />
München spielt, kriege ich Karten,<br />
auch für die ganz privaten<br />
Feste im Anschluss.<br />
Cream<br />
Als ich ins Büro der Stigwood<br />
Yaskiel Organisation in der<br />
Londoner Oxford Street kam,<br />
saßen da ein paar Penner im<br />
Vorzimmer. Viele Jahre später<br />
stellte sich heraus, dass die<br />
ganz berühmt werden sollten:<br />
Das waren nämlich Ginger<br />
Baker, Jack Bruce und Mr. Slowhand Clap<strong>to</strong>n. Mit<br />
ihnen bin ich rübergegangen in den Hyde Park und<br />
habe ein paar Fo<strong>to</strong>s gemacht.<br />
Bee Gees<br />
Mit den Bee Gees bin ich mit einem Mercedes 600<br />
Pulman über den Rathausmarkt in Hamburg gefahren<br />
– die Fans wollten diese Karosse auseinandernehmen!<br />
Die Bee Gees schauten aus dem geöffneten Dach,<br />
Bubi Heilemann und die Stars<br />
fürs Fernsehen produziert wurde.<br />
Da rief ich unter anderem die Bee<br />
Gees an, und die sind gekommen<br />
– und zwar gagenfrei! Das war<br />
bei „Bravo" früher sowieso üblich.<br />
Wir haben die Künstler nicht bezahlt,<br />
übernahmen nur die Spesen.<br />
Die Flüge für die Bee Gees waren<br />
natürlich Erster Klasse aus Miami,<br />
und sie logierten im Hotel Vier Jahreszeiten<br />
in München.<br />
Alice Cooper<br />
Ich war mit ihm auf Tournee in Amerika,<br />
habe ihn fo<strong>to</strong>grafiert und durfte<br />
auch in seinem Privatflugzeug mitfliegen.<br />
Da gab es einen Spieltisch an<br />
Bord, an dem sie Black Jack spielten –<br />
und er zockte seine Gäste und seine<br />
Musiker ab (lacht). Die Gagen, die<br />
sie am Vortag gekriegt hatten, holte er sich zurück.<br />
Außerdem hing da ein riesiges Poster von Uschi<br />
Obermeier, die damals sehr beliebt war. Der hat<br />
mich auch auf alle möglichen Partys in New York<br />
mitgenommen.<br />
Verlegerkooperation, und da war natürlich der Bauer<br />
Verlag auch dabei. Man brauchte einen Programmdirek<strong>to</strong>r<br />
– so wurde ich bei Sat1 Programmdirek<strong>to</strong>r<br />
und hatte 126 Minuten in der Woche Fernsehprogramm<br />
zu liefern in diesem Verbund von Verlagen.<br />
Allerdings lief das eher unter Ausschluss der Öffentlichkeit,<br />
weil das Privatfernsehen zu der Zeit ja nur im<br />
Kabel stattfand."<br />
Auf diesem Weg knüpfte Heilemann Kontakte zur<br />
Produktionsfirma Bavaria Film und lernte Andreas<br />
Thiesmeyer kennen, der die Musiksendung „Formel<br />
Eins" entwarf. Und ehe Heilemann sich versah,<br />
lieferte er Beiträge für „Formel Eins", führte wenig<br />
später dort Regie. Für die ARD drehte er den Aids-<br />
Aufklärungsfilm „Freie Bahn für Zärtlichkeit". Er<br />
war mit dabei, als „Bravo TV" kreiert wurde. Doch<br />
irgendwann waren den Verantwortlichen die Quoten<br />
nicht mehr hoch genug, die Sendungen wurden<br />
eingestellt, „und ich musste mir was Neues überlegen.<br />
Ich habe damals schon mit meinem Partner Les<br />
McKeown von den Bay City Rollers zusammengearbeitet.<br />
Das war die Zeit der Wende, und wir beide<br />
sind in den Osten gefahren, haben uns umgeschaut,<br />
was man da machen könnte. Irgendwann erzählte<br />
Leslie, dass Karaoke in Japan ein Riesen<strong>the</strong>ma sei –<br />
seine Frau ist aus Japan. In Amerika ebenfalls, und<br />
in England gehe es damit los." Die beiden gründeten<br />
1991 eine Firma, die schnell bei den Karaoke-<br />
Marktführern mitspielte und heute noch im Internet<br />
als www.karaoke.de präsent ist – „eine richtige<br />
Weltmacht", wie es Heilemann in der ihm eigenen<br />
Art beschreibt. „Wir verkaufen nach wie vor sensationelle<br />
Playbacks, auch die Leute von ,Deutschland<br />
sucht den Superstar' haben bei uns gekauft. Wir liefern<br />
komplette Anlagen mit Verstärker, Lautsprecher,<br />
Player, auf denen auch die neuen Medien abgespielt<br />
werden können, wie USB-Sticks und SD-Karten.<br />
Dazu CDs, DVDs, Video-CDs, immer auch mit dem<br />
Text im Bild, dass man das nur ablesen muss, außerdem<br />
mit Echo- und Hallgeräten. Damit war ich die<br />
letzten 20 Jahre beschäftigt."<br />
Inzwischen ist Bubi Heilemann Pensionär: „Ich kriege<br />
richtig Rente", sagt er mit einem breiten Grinsen. Er<br />
verkauft seine Fo<strong>to</strong>s, tritt als Zeitzeuge in TV-Shows<br />
und bei öffentlichen Veranstaltungen auf. Und er<br />
schmiedet Pläne: Mit einer Multimedia-Show will er<br />
durch Deutschland ziehen, Fo<strong>to</strong>s und Videos zeigen,<br />
dazu aus dem Nähkästchen plaudern – als erstes<br />
Programm schwebt ihm natürlich ein Abba-Abend<br />
vor: „Die Erlaubnis, ihre Musik benutzen zu können,<br />
habe ich mir schriftlich in S<strong>to</strong>ckholm abgeholt."<br />
John Lennon<br />
Ich war bei John und Yoko zu Hause und habe dort<br />
verrückte Geschichten fo<strong>to</strong>grafiert mit irgendwelchen<br />
Friedenstauben – sie wurden dann durch die<br />
Blitzanlage, die ich dabei hatte, aufgeschreckt und<br />
flogen davon.<br />
die Fanmeute rannte hinterher, und die Polizisten<br />
winkten uns zu. Der Kontakt zu den Bee Gees ist geblieben.<br />
Als die „Bravo" ihr 40-Jähriges feierte, rief<br />
mich der Chefredakteur an, sie bräuchten noch einen<br />
großen Act für die Show in der Münchner Olympiahalle,<br />
die Thomas Gottschalk moderierte und die<br />
Led Zeppelin<br />
Sie machten normalerweise ja so gut wie gar keine<br />
Fo<strong>to</strong>sessions. Studiobilder gibt es nur ganz wenige<br />
von ihnen, immer nur Live-Aufnahmen. Aber ich hatte<br />
hinter der Bühne ein mobiles Studio aufgebaut.<br />
Angestachelt von ihrem Manager Peter Grant, haben<br />
sie nach einer Weile angefangen, die rote Hintergrundrolle<br />
zu zerfetzen. Ich habe immer weiter fo<strong>to</strong>grafiert,<br />
bis dann Peter Grant die Blitzanlage mit<br />
einem Hammer kaputtgeschlagen hat. Er drosch mit<br />
dem Hammer auch auf eine Uhr ein, die in die Wand<br />
eingebaut war – so lange, bis die aus der Wand fiel.<br />
Ich habe mich dann hauptsächlich mit Sänger Robert<br />
Plant angefreundet. Wenn er mal nach München<br />
kam, rief er vorher immer an und sagte, '<br />
Hey, Bubi,<br />
irgendwelche Weiber?' Ich habe ihn auch mit den<br />
Mädels fo<strong>to</strong>grafiert.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 93
Fo<strong>to</strong>: © Kiss Catalog Ltd.<br />
Paul Stanley:<br />
kluger Mann – kein Widerspruch!<br />
Kiss feiern 40-jähriges Bestehen,<br />
und das geht bei Gene Simmons, Paul<br />
Stanley & Co. natürlich nicht ohne<br />
großes Spektakel. MONSTER heißt<br />
das neue Album der Sturmerprobten.<br />
Stanley genoss gerade in St. Louis<br />
einen freien Tag der Tournee von Kiss<br />
und Mötley Crüe und antwortete bereitwillig<br />
auf Fragen von <strong>GoodTimes</strong>-<br />
Mitarbeiter Philipp Roser.<br />
Ist zum 40-Jährigen bei Kiss<br />
alles monströs geraten?<br />
Ja, kann man so sagen. Das<br />
liegt wohl daran, dass wir uns<br />
stark und fokussiert fühlen.<br />
MONSTER ist ein Statement der<br />
Stärke und Größe und Power.<br />
Darum trägt das neue Album<br />
genau den richtigen Titel.<br />
Außerdem erscheint das Kiss s "<br />
Monster Book" in einer limitierten<br />
1000er-Auflage, fast einen Meter hoch, h 76<br />
Zentimeter breit und schlappe 4200 Dollar teuer ...<br />
Das „Monster Book" ist spektakulär und für eine sehr<br />
limitierte Gruppe von Menschen und nicht für jedermann<br />
gedacht. Es ist teuer, weil es handgemacht und<br />
von Hand gebunden ist. Bei Kiss macht es durchaus<br />
Sinn, dass es Dinge gibt, die nicht jeder hat – bei<br />
Konzerten gibt es ja auch Plätze, die sich nicht jeder<br />
leisten kann. Aber ich möchte den Blick lieber auf das<br />
neue Album richten!<br />
Ihr hattet alles bereits Ende letzten Jahres im Kasten.<br />
Warum wurde die Veröffentlichung verschoben?<br />
Wir haben den bestmöglichen Vertriebsweg gesucht.<br />
Wir verhandelten lange mit Universal, denn die besitzen<br />
ja unseren gesamten Backkatalog. Diese rechtlichen<br />
Gespräche waren kompliziert und zogen sich<br />
endlos hin, schließlich ging es um einen Zeitraum von<br />
40 Jahren.<br />
Bei SONIC BOOM gab es vor drei Jahren einen<br />
Special-Deal mit Walmart, die Warenhauskette<br />
brachte das Album zunächst exklusiv heraus. Warum<br />
jetzt wieder der normale" Veröffentlichungsweg?<br />
"<br />
Das war ein einzigartiger Weg, das Album zu vertreiben.<br />
Wir waren mit den Resultaten auch durchaus<br />
zufrieden. Aber es hatte wie alles seine<br />
Vor- und Nachteile. Diesmal war Universal<br />
richtig scharf auf die Platte. Darum nutzen<br />
wir die Vorteile, die uns ihr Team bietet<br />
– für MONSTER und für die Wiederbelebung<br />
unseres gesamten Katalogs.<br />
Gab es vor MONSTER einen bestimmten<br />
Punkt, an dem ihr gesagt habt: Jetzt setzen<br />
wir uns hin und schreiben Songs?<br />
So geht es immer los, ohne Songs kein<br />
neues Album. Wir trafen uns meist in<br />
meinem Haus und haben Ideen, Songentwürfe<br />
üf ausgetauscht und bearbeitet. Der Beitrag von<br />
unserem Drummer Eric Singer besteht in seinem Spiel<br />
und darin, was er zu den Ideen sagt, wie er sie beurteilt.<br />
Das kreative Team bestand aus Gene (Simmons; b, voc),<br />
Thommy (Thayer; g) und mir – die neuen Songs sind<br />
eine Teamleistung: Jeder hatte die Chance, seine Vorstellungen<br />
einzubringen. Allerdings war auch klar, dass<br />
es keine Art Geburtsrecht gibt: Keiner konnte beanspruchen,<br />
dass au<strong>to</strong>matisch Songs von ihm auf die Platte<br />
kommen. Qualität war das einzige Kriterium, schließlich<br />
sollte und musste es ein Monsteralbum werden! Ich<br />
habe produziert und hatte zwei Ziele: Das Ganze musste<br />
in sich geschlossen sein, und es war Qualität gefragt –<br />
bei den Songs und auch bei ihrer Umsetzung.<br />
Wie habt ihr aufgenommen?<br />
Live im Studio, alle in einem Raum. Die heutige<br />
Studiotechnologie macht ja alles möglich, allerdings<br />
bleibt dabei oft die Leidenschaft auf der Strecke. Mir<br />
ist Passion aber wichtiger als Perfektion! Und so hat es<br />
auch mehr Spaß gemacht, es war keineswegs stressig.<br />
Du hast produziert und darum bei allem das letzte<br />
Wort?<br />
Ja.<br />
Stimmt es, dass du Gene verboten hast, auf alte Riffs<br />
zurückzugreifen?<br />
Korrekt! Wenn es etwas nicht auf ein Album schafft,<br />
es nicht gut genug dafür ist – warum sollte es dann<br />
aufs nächste? Genauso habe ich durchgesetzt, dass<br />
wir nicht mit externen Co-Au<strong>to</strong>ren arbeiten. Denn das<br />
hätte manchen in Versuchung geführt, sich weniger<br />
anzustrengen.<br />
Waren die Songs komplett, als die Aufnahmen begannen?<br />
Aber sicher! Es ist Zeit- und Geldverschwendung, ins<br />
Studio zu gehen und dann erst mit so einem Wühlkram<br />
zu beginnen, womöglich sogar noch üben zu müssen<br />
und die Songs fertigzustellen. Dafür ist die Vorproduktion<br />
da! Schließlich heißt es ja auch Aufnahmestudio,<br />
nicht Übungs-Studio! Natürlich liegt da ein Lernprozess<br />
hinter uns, wir haben es früher auch öfter mal<br />
so gemacht. Aber man wird ja nicht nur älter, sondern<br />
auch ein bisschen schlauer. Und ich denke, heute weiß<br />
ich, wie man ein großartiges Album macht, was man<br />
als Produzent zu tun hat. Früher arbeiteten wir oft mit<br />
Produzenten, die nach der Arbeit zur nächsten Gruppe<br />
weitergezogen sind – aber wir müssen für immer<br />
mit dem Resultat dieser Zusammenarbeit leben. Also<br />
mache ich es doch lieber selbst, da weiß ich, bei wem<br />
ich die Schuld zu suchen habe, wenn etwas nicht so<br />
funktioniert, wie es eigentlich sollte.<br />
Seite 94 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Les Humphries Singers<br />
Die Singers um<br />
den englischen<br />
Bandleader Les<br />
Humphries werden<br />
häufig auf ihre<br />
Top-10-Klassiker<br />
"Mama Loo",<br />
"Mexico" und "Kansas<br />
City" reduziert.<br />
Das ist unfairer<br />
Unsinn. Die bunte<br />
Truppe hat bis heute<br />
rund 50 Millionen<br />
Tonträger verkauft,<br />
außerdem<br />
war ihr Reper<strong>to</strong>ire<br />
weit mehr als nur<br />
hübsch-banaler<br />
Mitpfeif-Pop.<br />
Genie & Hippie-Horror<br />
Das gar nicht mal so dreckige Dutzend: Die Singers in ihrer Hochzeit zu Beginn<br />
der 1970er (Les Humphries links vorne sitzend, Jürgen Drews 3. v. r. oben)<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Nachzuhören ist das auf der aktuellen Doppel-CD<br />
LIVE: Sie enthält Mitschnitte von<br />
1971 aus der Hamburger<br />
Musikhalle und<br />
von 1973 aus dem Pariser<br />
Olympia. Was die Studio-<br />
Alben des Chores stets andeuteten,<br />
unterstreichen<br />
die Live-Aufnahmen noch<br />
unmissverständlicher: Les<br />
Humphries’ Personal waren<br />
großartige Sänger, die Musik<br />
war stets mitreißend – angesiedelt im weiten Feld<br />
zwischen Jazz, Soul, Gospel und Hippie-Himmel.<br />
Jürgen Drews (67), vom 2007 vers<strong>to</strong>rbenen Les<br />
Humphries einst als „Womanizer-Gesicht” für die<br />
Truppe rekrutiert, gehörte während der Glanzzeit<br />
von 1970–1976 zur Formation. Zuvor war er als<br />
Sänger und Gitarrist für die Kieler Popband Die Anderen<br />
aktiv. Seit einigen Jahren pendelt der Entertainer<br />
zwischen Deutschland und Mallorca und<br />
ist Mitglied der Nachfolge-Combo Les Humphries<br />
Singers Reunion. Sie arbeitet gerade an einem neuen<br />
Album, ganz in der Tradition der alten Zeiten.<br />
Hast du noch irgendwelche Erinnerungen<br />
an die jetzt veröffentlichten<br />
Konzerte?<br />
Ja, vor allem an die in Paris.<br />
Ich hatte wenige Tage zuvor<br />
einen schweren<br />
Au<strong>to</strong>unfall und lag mit einer Gehirnerschütterung<br />
in einem Darmstädter Krankenhaus. Doch ich entließ<br />
mich selbst, obwohl mir die Ärzte abrieten,<br />
mit den Singers nach Paris zu fahren. Wer sich<br />
Fo<strong>to</strong>s von diesem Gig ansieht, erkennt darauf<br />
einen äußerst zerknautschten, fahlen Jürgen<br />
Drews. Trotzdem wollte ich bei diesem Gastspiel<br />
keinesfalls fehlen. Ich wusste, das würde<br />
eines der Highlights meines Lebens! Und so<br />
war es auch.<br />
Gibt es andere prägnante Erinnerungen<br />
an die Zeit mit den Les Humphries<br />
Singers?<br />
Eine negative an unseren Auftritt beim<br />
Grand Prix d’Eurovision 1976. Wir traten<br />
für Deutschland mit "Sing Sang Song”<br />
an. Doch wegen der Wettbewerbsregeln<br />
durfte nicht unsere ganze Bande<br />
von gut einem Dutzend Leuten auf die<br />
Bühne, sondern nur sechs von uns, unter<br />
anderem ich. Darum erzielten wir nicht<br />
den üblichen „Singers-Effekt”, der von<br />
der Macht der vielen Stimmen lebte. Wir wurden<br />
Drittletzte – und hauten unmittelbar nach diesem<br />
Auftritt zerknirscht ab in alle Winde. Auch wenn<br />
wir uns später immer wieder zusammenrauften, war<br />
es nie mehr das gleiche Gruppengefühl wie in den<br />
1970ern.<br />
Traf das Klischee von der Hippie-Truppe<br />
mit den Love & Peace-Idealen auch<br />
bandintern zu?<br />
Wir alle glaubten zumindest in jener<br />
Phase an die Ideale von Liebe,<br />
Friede, Freiheit, Abenteuer. Und,<br />
nicht zu vergessen: an die sexuelle<br />
Freiheit. Ich tue das<br />
weitgehend bis heute. Das<br />
Woods<strong>to</strong>ck-Festival und das<br />
<strong>Music</strong>al „Hair” waren ja die<br />
Hauptauslöser, die Singers<br />
© Pressefo<strong>to</strong>/Manfred Esser<br />
überhaupt ins Leben zu rufen. Allerdings gab es<br />
auch den '<br />
Hippie-Horror', verkörpert durch Les. Er<br />
war vor seiner Karriere bei den Royal Marines, einer<br />
englischen militärischen Elitetruppe. Sein Vater<br />
war ebenfalls ranghoher Soldat, aus dem Zweiten<br />
Weltkrieg nicht nach Hause gekommen. Unter diesem<br />
Vaterverlust-Trauma litt Humphries immens.<br />
Er begegnete dem mit gnadenloser Härte – sich<br />
selbst gegenüber und vor allem uns gegenüber, seiner<br />
Combo. Wenn Les stark getrunken oder andere<br />
Drogen intus hatte, wurde er jähzornig, manchmal<br />
gewalttätig und ziemlich fies.<br />
Heißt das, du bereust es, mitgemischt<br />
zu haben?<br />
Nein, nicht wirklich (lacht)! Ich habe bei<br />
den Singers quasi meinen Militärdienst<br />
nachgeholt. Mot<strong>to</strong>: nichts sehen, nichts<br />
hören, nichts sagen, nur gehorchen, das<br />
war die Devise. Im Ernst: Es war eine<br />
großartige Lehrzeit. Denn trotz Les' vieler<br />
Charakterdefizite schätze ich ihn bis<br />
heute als unglaublich guten Arrangeur<br />
und Pianisten. Für mich war er ein Genie!<br />
Warum gab es bei euch keine Originalkompositionen,<br />
nur Cover-Versionen?<br />
Weil Les die große Gabe hatte, aus vorhandenen Liedern<br />
etwas aufregend Neues zu kreieren, bei dem<br />
nur noch die Grundmelodie ans Original erinnerte.<br />
Außerdem gab es sehr wohl ein von mir geschriebenes<br />
Stück, "Mama Loo”. Allerdings ist das eine<br />
1:1-Kopie der Beach-Boys-Nummer "Barbara Ann”<br />
(lacht).<br />
Warum hast du dich von den Singers<br />
bis heute nicht abgenabelt?<br />
Damit ich in die Annalen der Musikgeschichte nicht<br />
ausschließlich als Schlager-Fuzzi eingehen muss! Eigentlich<br />
war und bin ich ein Mann des Rock und<br />
Soul. Nur leider ist das fast niemandem bekannt.<br />
Michael Fuchs-Gamböck<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 95
Wenn's im (Pop−)Duo kracht ...<br />
Doppelt hält schlechter<br />
Bandmusiker streiten. Die einen<br />
gehen, neue kommen. Routine.<br />
<strong>The</strong> show must go on. Kracht's<br />
aber in einem Duo, ist die Ge−<br />
schäftsgrundlage meist dahin.<br />
Kein Einzelfall in der Popgeschich−<br />
te. Und nicht immer ging es für<br />
die Beteiligten gut aus. Ein Blick<br />
zurück auf einige namhafte Fälle.<br />
Von Rüdiger Bloemeke<br />
Für das Soulpublikum der 60er Jahre gab es<br />
kaum etwas Heißeres als Sam & Dave. Sie<br />
waren Dynamit auf der Büh-<br />
ne. Oder wie die Medien damals<br />
formulierten: „Double<br />
Dynamite". Sprengs<strong>to</strong>ff lag<br />
aber auch in der Beziehung<br />
von Samuel David Moore<br />
und Dave Prater. Nach ihren<br />
großen Hits wie ”Soulman"<br />
und ”Hold On, I’m<br />
Coming" war es schon bald<br />
mit der Eintracht vorbei. Gipfel der Streitereien:<br />
Zu ihren Auftritten reisten sie separat an, hatten<br />
getrennte Garderoben und sprachen nicht miteinander.<br />
Waren es die Drogen, die Dave<br />
nicht aus den Klauen ließen, oder war<br />
es Sams Unwille, immer nur die alten<br />
Hits zu präsentieren: Irgendwann ging<br />
das Licht endgültig aus. Was gemeinsam<br />
zu Riesenerfolgen geführt hatte,<br />
gelang jedoch weder dem Solisten Sam<br />
noch Dave, dem Ex. Ihre individuellen<br />
Bemühungen brachten keine Hits mehr<br />
hervor. Und als Dave sich frustriert einen en neuen<br />
Sam (Daniels) suchte, musste er auf die Klage seines<br />
alten Partners nicht lange warten. Aus Sam &<br />
Dave wurde Sam contra Dave.<br />
Wenn es bei Duos kracht, liegen sogar<br />
menschliche Dramen in der Luft – in noch<br />
verschärfter Form, wenn es sich<br />
nicht nur um ein Paar, sondern n<br />
um ein Ehepaar handelt. Oder<br />
wenn Brüder vor lauter Rivalität<br />
nichts mehr voneinander<br />
hören wollen. Bei den Everly<br />
Bro<strong>the</strong>rs hielt die Harmonie<br />
nicht einmal auf der Bühne.<br />
1973 feuerte Phil in Hollywood<br />
seine Gitarre auf den Boden<br />
und ließ Don mit dem Publikum allein. Für ihn<br />
waren da die Everly Bro<strong>the</strong>rs ohnehin „schon<br />
seit zehn Jahren <strong>to</strong>t". Vorausgegangen waren permanente<br />
Streitereien, die während der Aufnahmen<br />
zu ihrem Album STORIES WE COULD TELL (1970)<br />
zum Krieg im Studio ausarteten. Phil Everly: „Die<br />
Zeit war gekommen, es allein zu versuchen." Das<br />
jedoch zahlte sich für beide nicht aus. Don kam<br />
nicht mal mehr in die Top 50 der Country-Charts,<br />
und Phil hatte seinen Erfolg mit ”She’s Nothing<br />
To Me" der Kooperation mit Cliff<br />
Richard zu verdanken. Erst als Dave<br />
Edmunds die Brüder wieder zusammenbrachte,<br />
stellten sich auch wieder<br />
Hits ein.<br />
Das Ehepaar Ike & Tina Turner<br />
lebte seine stets explosive Partnerschaft<br />
nicht nur auf der Bühne,<br />
sondern auch anderweitig aus – blutige Nase und<br />
blaues Auge inklusive. Einklang hatte es eigentlich<br />
nie gegeben. Künstlerisch lief Tina, die von Ike als<br />
Anna Mae Bullock entdeckt worden war, ihrem<br />
Men<strong>to</strong>r, einem soliden Gitarristen und kreativen<br />
Bandleader, schon bald den Rang ab. Dies ließ sich<br />
nicht mehr verbergen, als Phil Spec<strong>to</strong>r für die Aufnahmen<br />
von ”River Deep – Mountain High"<br />
und ”A Love Like Yours" auf<br />
Ikes Anwesenheit im Studio<br />
verzichtete. Die Qualität der<br />
Beziehung des Paares beleuchtet<br />
auch, dass Ike sich schon<br />
Jahre zuvor den Namen Tina<br />
Turner patentieren ließ, um sie<br />
so<br />
an sich zu binden. Der Rest<br />
ist<br />
Geschichte: Tina stieg nach<br />
der lange überfälligen Trennung mit<br />
ihrem Album PRIVATE DANCER zum Weltstar auf,<br />
Ike versank im Kokainrausch. Die Aufnahme in die<br />
Rock'n'Roll Hall Of Fame fand ohne die beiden<br />
statt: Tina wollte nichts mit Ike gemeinsam haben<br />
– und der saß im Gefängnis. Sein musikalisches<br />
Comeback mit Bluesnummern wurde von der<br />
traurigen Wirklichkeit seines Lebens überschattet.<br />
Dass Ehen im Showbusiness<br />
in die<br />
Brüche gehen – keine<br />
Seltenheit, auch wenn<br />
es nicht immer so brachial<br />
geschieht wie bei<br />
den Turners. Kippen die<br />
Emotionen in Abneigung<br />
oder Verachtung um, ist oft auch die künstlerische<br />
sche<br />
Partnerschaft am Ende. So auch bei Bonnie Lynn<br />
O’Farrell und ihrem Gatten. Sie gehörte zeitweise<br />
zur Turner-Backing-Group <strong>The</strong> Ikettes, bevor sie<br />
ihren Ehemann in spe Delaney Bramlett kennen<br />
lernte. Als Delaney & Bonnie hatten sie mit<br />
dem ”Never Ending Song Of Love" ihren gro ßen<br />
Moment, und ON TOUR WITH ERIC CLAPTON<br />
galten sie als vielversprechende Formation. Die<br />
Liebe hielt nicht ewig, und Bonnie ging darauf<br />
allein „on <strong>to</strong>ur". Mit Solo-Alben, Kooperationen<br />
mit Little Feat, den Allman<br />
Bro<strong>the</strong>rs und Stephen Stills brachte sie<br />
sich immer wieder in Erinnerung. 2006<br />
konnte man sie sogar mit Kevin Costner<br />
im Film „<strong>The</strong> Guardian" („Jede Sekunde<br />
zählt") sehen. Delaney blieb in<br />
ihrem Schatten, kurz vor seinem Tod<br />
holte ihn Jerry Lee Lewis noch für das<br />
Album LAST MAN STANDING ins Studio.<br />
Eine 2008 veröffentlichte Blues-CD wurde zum<br />
Nachruf.<br />
Seite 96 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Gemischte Doppel mit begrenzter<br />
Haltbarkeit gab es schon immer.<br />
Frühe Beispiele sind Les Paul und Mary<br />
Ford oder Louis Prima und Keely<br />
Smith. Hier blieben allerdings die Kerle<br />
im Rampenlicht. Und das gibt’s noch<br />
heute, man denke etwa an Jack White. Die<br />
von ihm gegründeten White Stripes fallen<br />
allerdings aus der Reihe: Anfangs gaben<br />
sich die Eheleute Meg und Jack White<br />
als Geschwister aus, und die meisten ihrer r<br />
Alben erschienen erst nach der Scheidung.<br />
Der musikalische Ausstieg kam später. Bei<br />
Kris<br />
Kris<strong>to</strong>fferson<br />
und Rita Coolidge<br />
ol<br />
gelang es beiden Partnern,<br />
die Karrieren aufrechtzuerhalten.<br />
Ebenso wie bei<br />
(den unverheirateten) Annie<br />
Lennox und Dave<br />
Stewart, nachdem die<br />
Eurythmics Schluss machten.<br />
Zufall oder nicht: In<br />
den meisten Fällen sind die Frauen die Stärkeren.<br />
Siehe Es<strong>the</strong>r und Abi Ofarim oder Sonny &<br />
Cher. Cherilyn Sarkisian, vom Phil-Spec<strong>to</strong>r-Mu-<br />
von Sonny nicht<br />
schwer. Noch zu<br />
Duozeiten<br />
hatte<br />
sie ihre Solokarriere<br />
mit Titeln<br />
wie "Half Breed"<br />
vorbereitet.<br />
Und<br />
während<br />
sich<br />
Sonny, auch ein<br />
begabter<br />
Songschreiber<br />
und<br />
Produzent,<br />
als<br />
Republikaner<br />
in die Politik<br />
stürzte, hob<br />
Chers zweite Karriere re ab wie eine Rakete,<br />
die sei<strong>the</strong>r ihre Umlaufbahn nicht mehr verlassen<br />
hat. Sonny begnügte sich mit seinem Posten<br />
als Bürgermeister von Palm Springs.<br />
Schon früh hatte Bono<br />
der Anfängerin Cherilyn<br />
einen Job als Backgroundsängerin<br />
bei den<br />
Righteous Bro<strong>the</strong>rs<br />
(Bill Medley und Bobby<br />
Hatfield) verschafft. Sie<br />
siker Salva<strong>to</strong>re Bono entdeckt,<br />
hatte von Beginn an<br />
den extrovertierteren Part.<br />
Schon als Kind war sie von<br />
ihrer Mutter, einer Schau-<br />
waren im Gegensatz zu<br />
den Everlys keine echten Brüder mit vergleichbarem<br />
Konfliktpotenzial. Dennoch hatten auch<br />
sie nach wenigen Jahren das Haltbarkeitsdatum<br />
überschritten. Nach den Riesenhits "You’ve Lost<br />
spielerin, fürs Showge-<br />
That Lovin Feelin", "Unchained Melody" und "Ebb<br />
schäft getrimmt worden.<br />
So fiel ihr das Durchstarten<br />
nach der Scheidung<br />
Tide" gelang ihnen in den Sechzigern nur noch<br />
mit "(You’re My) Soul And Inspiration" ein Top-<br />
Erfolg. Auch wenn Bill Medley einsehen musste "I<br />
Can’t Make It Alone", so war er doch der Erfolgreichere.<br />
Und das "Only You (And You Alone)" von<br />
Bobby Hatfield richtete sich nicht wirklich an ihn.<br />
Der suchte sich in Jimmy Walker einen Ersatz für<br />
seinen ursprünglichen Partner. In den 70er Jahren<br />
stellte Medley fest: „Ich war immer nur als Teil<br />
eines Duos angekündigt worden und hatte keine e<br />
eigenständige Identität." Also fusionierten die ursprünglichen<br />
Bro<strong>the</strong>rs erneut und bewiesen mit<br />
"Rock And Roll Heaven", dass sie im Team stärker r<br />
waren.<br />
Perfekter Harmoniegesang und großartige Songs<br />
machten die Jugendfreunde Simon & Garfunkel<br />
weltberühmt. Über zehn Jahre lang wirkten<br />
die beiden unzertrennlich. Darum war ihr Auflösungsbeschluss<br />
auch ein Schock für die Musikwelt.<br />
Bei den Aufnahmen zu BRIDGE OVER TROUBLED<br />
WATER waren sie bereits so zerstritten, dass sie<br />
sich nicht mal auf einen Schlusstitel der LP einigen<br />
konnten.<br />
n.<br />
Zunächst<br />
schien es, als<br />
könnten sie<br />
ihre Anhänger<br />
50:50<br />
unter sich<br />
aufteilen.<br />
Beide blieben<br />
in den<br />
70er Jahren<br />
in den<br />
Hitparaden,<br />
aber<br />
während<br />
deep.<br />
dark.<br />
spirited.<br />
warm.<br />
intense.<br />
profound.<br />
emotional.<br />
brilliant.<br />
TEMPEST.<br />
Bob Dylan<br />
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<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 97<br />
Fo<strong>to</strong>: William Clax<strong>to</strong>n
Scruggs. Als die beiden<br />
Bluegrass-Instrumentalisten<br />
durch die Filmmusik für<br />
„Bonnie And Clyde" weltberühmt<br />
geworden waren,<br />
wollte Scruggs moderneres<br />
Material ins Reper<strong>to</strong>ire aufnehmen,<br />
Flatt bestand auf<br />
Traditionalismus. Der Bruch<br />
war unvermeidlich, doch<br />
beide konnten weiterhin<br />
gut als Solisten leben. Auffällig<br />
in der Countryszene:<br />
häufig führten Todesfälle<br />
zu einem jähen Ende erfolgreicher<br />
Partnerschaften.<br />
Es traf Duos wie Homer<br />
And Jethro, Johnnie nie And<br />
Jack, die (echten) Louvin<br />
Bro<strong>the</strong>rs und Stanley<br />
Bro<strong>the</strong>rs.<br />
Medicine Head (John<br />
Fiddler und Peter Hope-<br />
Evans), stützten ihren Erfolg<br />
("One And One Is One") im<br />
Wesentlichen auf Fiddlers Vielseitigkeit<br />
(Gesang, Gitarre, Klavier, Schlagzeug).<br />
Er war es auch, der nach der Trennung 1977 der<br />
Aktivere und Kreativere blieb (British Lions, Box<br />
Of Frogs). Hope-Evans, der ein kurzes Zwischenspiel<br />
bei Pete Townshend gab, überließ es denn<br />
auch ihm, immer mal wieder<br />
den Namen Medicine<br />
Head neu zu beleben. Auch<br />
bei den Marbles blieb nur<br />
einer gut im Geschäft. Die<br />
Cousins Graham Bonnet<br />
und Trevor Gordon wuchsen<br />
zusammen auf, bis<br />
Gordon nach Australien<br />
ging, wo er sich mit den Bee Gees anfreundete<br />
und mit ihnen Musik machte. Zurück in<br />
Art Garfunkel auch nach „Catch 22" seine<br />
Filmkarriere weiterverfolgte, wurde schnell<br />
deutlich, dass Paul Simon die treibende<br />
Kraft des Duos gewesen war. Als Super-Kreativer<br />
ließ er den ehemaligen Partner schon<br />
bald hinter sich. Mit "Mo<strong>the</strong>r And Child Reunion",<br />
"Loves Me Like A Rock", "50 Ways<br />
To Leave Your Lover" und "Graceland" hat-<br />
te<br />
Simon eine neue e<br />
stilistische<br />
Richtung<br />
gewählt.<br />
Für Neustarts standen<br />
auch Kenny<br />
Loggins und Jim Messina<br />
immer mal wieder<br />
bereit, nachdem sie in<br />
den 70ern als Loggins & Messina<br />
eine starke Zeit hatten. Auch hier hatte nur<br />
einer genügend Power, sich allein zu behaupten.<br />
Loggins schaffte mit<br />
"Footloose" sogar einen<br />
Nr.-1-Hit, was ihnen<br />
als Duo nicht gelungen<br />
war. Von den Protagonisten<br />
der Band Attila<br />
(Ex-Hassles) ist dagegen<br />
nicht zu erwarten, dass<br />
sie jemals wieder zusammenkommen.<br />
Ihre einzige<br />
LP von 1970 gilt vielen als das schlechteste<br />
Album in der Geschichte des Rock’n’Roll. Und nur<br />
einer der beiden Hunnen überlebte das Projekt:<br />
Billy Joel. Der Piano Man bezeichnet seine frühen<br />
Gehversuche heute als „psychedelic bullshit".<br />
Wenn er und Drummer Jon Small damals überhaupt<br />
mal Gigs bekamen, wurden sie schon bald<br />
vor die Tür gesetzt, weil sie nur extrem laut spielten.<br />
Small verschwand vom Radar.<br />
Keine Seltenheit bei Orgel/Drums-Kombinationen.<br />
Auch bei den Schweden Hansson & Karlsson,<br />
dem (TV-)„Beat! Beat! Beat!"-Duo Cherry<br />
Wainer & Don S<strong>to</strong>rer sowie Lee Mi chaels mit<br />
Trommler Frosty<br />
lag der Fokus auf<br />
den Tas tendrückern. n.<br />
Doch keine Regel el<br />
ohne Ausnahme:<br />
Hardin & York!<br />
Sie erspielten sich<br />
vor allem in der<br />
Bundesrepublik<br />
eine treue Fan-<br />
Gefolgschaft im<br />
Anschluss an die<br />
kurze gemeinsame<br />
Zeit in der<br />
Spencer Davis<br />
Group. Vier gemeinsame Alben entstanden,<br />
dann trennten sich die Wege von Eddie<br />
Hardin und Pete York – sie blieben jedoch, jeder für<br />
sich, gut im Gespräch: Hardin veröffentlichte Solo-<br />
Alben, York arbeitete in diversen Projekten (New<br />
York, Big Band, TV-Serien wie „Villa Fantastica",<br />
„Super Drumming", Pete York Perkussion Band, mit<br />
Helge Schneider, Radio Kings). Klare Sache: Man<br />
war ebenbürtig, Eifersüchteleien gab's nicht. In<br />
Deutschland kamen sie dann und wann wieder als<br />
Hardin & York zurück auf die Bühnen – Wiederholungen<br />
nicht ausgeschlossen.<br />
Dass sich eine<br />
Zweierformation<br />
einen<br />
Gruppennamen<br />
wie Attila gab,<br />
gehört eher zu<br />
den<br />
Ausnahmen.<br />
Entweder<br />
benutzte<br />
man<br />
die Nachnamen<br />
(Everly<br />
Bro<strong>the</strong>rs,<br />
Simon<br />
& Garfunkel)<br />
oder<br />
– häufiger –<br />
einfach die Vornamen. So<br />
auch die beiden Engländer<br />
Peter & Gordon. Sie kannten sich von früher<br />
Jugend an und machten schon lange Musik, als der<br />
Zufall ihnen Hitmaterial in die Hände spielte.<br />
Peters Schwester Jane Asher war die Angebetete e<br />
von Paul McCartney. Er überließ dem Duo sein<br />
"World Without Love" – ein Nr.-1-Hit auf beiden<br />
Seiten des Atlantiks. Weitere McCartney-Kompositionen<br />
garantierten ihnen weltweite Aufmerksamkeit,<br />
und die Del-Shannon-Nummer "I Go<br />
To Pieces" brachte sie in Amerika zurück in die<br />
Top 10. In den USA gelangen Peter Asher und<br />
Gordon Waller doppelt so viele Charts-Erfolge wie in<br />
England. 1967, nach drei Jahren, war aber auch dort<br />
Schluss mit Peter & Gordon. Asher wurde dank seiner<br />
Musikerfahrungen und der McCartney-Beziehung<br />
Manager von Apple Records, entdeckte James Taylor,<br />
gründete in Los Angeles eine Talentagentur, produzierte<br />
Linda Ronstadt und Cher. Waller hatte weniger<br />
Glück: Letzte Erwähnung in den Medien fand er als<br />
Elvis-Imita<strong>to</strong>r.<br />
Die <strong>Beatles</strong> gaben auch<br />
David & Jonathan<br />
Starthilfe: Das Duo veröffentlichte<br />
"Michelle"<br />
als Single und kam in<br />
die Charts. Dabei hatten<br />
Roger Cook und Roger<br />
Greenaway, die von Produzent<br />
George Martins Frau den biblischen<br />
Duo-Namen verpasst bekommen hatten,<br />
eigene Songschreiberqualitäten; von<br />
ihnen stammen u.a. "You’ve Got Your<br />
Troubles" für die Fortunes, "Something’s<br />
Gotten Hold Of My Heart" (Gene Pitney),<br />
"Long Cool Woman In A Black Dress"<br />
(Hollies), "Melting Pot" (Blue Mink). Verständlich,<br />
dass sie sich bald nur noch auf<br />
das<br />
Schreiben verlegten. Zwist zwischen<br />
ihnen gab es nicht: Als Greenaway ein<br />
Angebot als Sänger bei Blue Mink bekam,<br />
lehnte er dankend ab und schlug seinen<br />
Partner Cook vor, der annahm. Greenaways<br />
Gründung von White Plains war<br />
nur<br />
ein Zwischenspiel. Während Cook als<br />
Produzent und Au<strong>to</strong>r nach Amerika ging, blieb<br />
Greenaway in England. Beide schrieben – diesmal<br />
getrennt – u.a. Material für Crystal<br />
Gayle. Cook wurde sogar in<br />
die Nashville Songwriters Hall Of<br />
Fame aufgenommen – als erster<br />
Engländer.<br />
Ein Richtungsstreit führte<br />
zum Zerwürfnis zwischen<br />
Lester Flatt und Earl<br />
England, gründeten Graham und Trevor die Marbles.<br />
Die Bee Gees schrieben für sie "Only One<br />
Woman" und "<strong>The</strong> Walls<br />
Fell Down" – mit deutlicher<br />
Handschrift der<br />
Gibb-Brüder. 1969 war<br />
Schluss für die Marbles,<br />
aber nicht für Bonnet:<br />
Er ist – nach seiner Mitwirkung<br />
bei Rainbow, der<br />
Michael Schenker Group,<br />
Alcatrazz und Impellitteri<br />
– noch heute aktiv.<br />
Viele (Künstler-)Schicksale – und trotzdem nur<br />
Streiflichter. Denn: z.B. Brewer & Shipley,<br />
die vergessenen Brook Bro<strong>the</strong>rs (UK), die<br />
McKinlay Sisters aus Gloucester, die Kalin<br />
Twins und Pet Shop Boys; auch Hall & Oates<br />
und Chad & Jeremy; das Surfer-Duo<br />
Jan & Dean, die deutsch-britischen Windows,<br />
aus den Niederlanden Greenfield<br />
& Cook und Mouth & MacNeal, die<br />
Disco-Spanierinnen Baccara und andere<br />
mehr – das Duo-Feld mit zahlreichen stilistischen<br />
Winkeln ist endlos weit. Auch hier<br />
gab es punktuell merkwürdige Ereignisse, die<br />
jedoch den Rahmen sprengen würden.<br />
Seite 98 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
JEAN MARX EXPRESS<br />
New<br />
comer<br />
Virgil &<br />
<strong>The</strong> Accelera<strong>to</strong>rs<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
© Alisa Resnik<br />
Schwarzpulver,<br />
hochexplosiv!<br />
Sie waren schon 2010/11 in Deutschland auf den Bühnen: etwa in Ennigerloh,<br />
Laubegast, Schabenhausen & Co. Sie sind – so ist's geplant – ab Ok<strong>to</strong>ber<br />
wieder da: u.a. Al<strong>the</strong>im, Wiesdorf, Hausen, Bergedorf, Have<strong>to</strong>ftloit (!). Und sollen<br />
am 2.11. in Neuruppin für Johnny Winter das Vorprogramm spielen. Eine CD<br />
ist erschienen, SPIRITUAL CAROUSEL auf Dirty Earth Records. Wer zum Beispiel<br />
Living Colour mag und/oder Eric Gales, liest weiter – wer<br />
intensive Livecover-Versionen von Hendrix, Cream und<br />
Dylan schätzt, auch. Jean Marx Santel (Brooklyn, haitianische<br />
Wurzeln; g, voc), Aalics Bronson (Kentucky; b) und<br />
Gavin Glenn (San Diego; dr) waren ab Ende 2004 unter<br />
dem Namen Red Lotus unterwegs, seit 2009 heizen sie als<br />
Express durch die Lande. Man muss diese drei vor Kraft<br />
strotzenden Kampfschränke gehört, besser noch: und gesehen haben (Youtube-<br />
Treffer: Live in Weiden, 22.10.2011). Was wird gegeben? A) keine Syn<strong>the</strong>tik, keine<br />
Bläser. B) eine von „all black groups" selten zu hörende Fusion aus kaum einzufangender<br />
Jam-Band, aus Rock, bretthartem Funk – und mittendrin wird's auch<br />
mal leicht Früh-70s-psychedelisch. Selbstverlieb<strong>the</strong>it, Firlefanz? Chancenlos! Satel<br />
ist ein brutal-genauer, dabei kreativer Explosivgitarrist mit Pulver ohne Ende. Er<br />
kann sich aus<strong>to</strong>ben, während seine beiden bulligen Stützpfeiler ein gnadenlos<br />
pulsierendes Rhythmusfundament gießen: Handelsklasse A mit Sternchen! Dies<br />
sind die Anfänge einer Top-Crew – wer will, kann dabei sein.<br />
bm<br />
CAMERA<br />
Guerilla vom Herrenklo<br />
Ein paar ihrer Streiche kann man sich auf Youtube ansehen: Die dort eingestellten<br />
Filmchen machen deutlich, warum Camera auch als „Krautrock-Guerilla"<br />
bezeichnet werden. Denn das Berliner Trio spielt seine von deutschen 70er-Jahre-<br />
Bands wie Neu!, Can und Harmonia beeinflusste Musik gern mal unangemeldet<br />
im öffentlichen Raum – z.B. in einem U-Bahnhof oder in einer Fußgängerunterführung<br />
mitten in der Nacht, sofern die Ordnungshüter<br />
nicht einschreiten. Bei der Echo-Verleihung 2011 sorgten<br />
Franz Bargmann (g), Timm Brockmann (keys) und Michael<br />
Drummer (dr) für Aufsehen, als sie sich reinschmuggelten und<br />
ihre Instrumente im Herrenklo aufbauten. Folge: Rausschmiss<br />
... Doch die Drei sind nicht nur eine Spaßguerilla, sie haben<br />
ein ernstes Anliegen: die Rettung progressiver Klänge von Krautrock-Pionieren ins<br />
21. Jahrhundert. Die ehemaligen Neu!- und Harmonia-Musiker Michael Ro<strong>the</strong>r<br />
und Dieter Moebius traten bereits mit den jungen Erneuerern auf. Nun erscheint<br />
RADIATE! (Bureau B/Indigo), ein überzeugendes Debütalbum. Die acht Instrumentalnummern<br />
haben mal einem treibenden Mo<strong>to</strong>rik-Beat à la Früh-Kraftwerk und<br />
Neu! ("Ego", "Ausland"), mal einen klaustrophobisch-psychedelischen Klang wie<br />
Pink Floyd zu UMMAGUMMA-Zeiten ("Lynch") oder aber auch einen entspannten<br />
Ambient-Sound à la Eno ("U<strong>to</strong>pia Is"). All diese Vorlagen greifen Camera frisch,<br />
beherzt und kein bisschen angestaubt auf. Sie machen ihr eigenes Ding – vielleicht<br />
schon demnächst auf Plätzen Ihrer Stadt!<br />
frs<br />
Adrenalin à go-go !<br />
Englische Kollegen tönen schon verklärt von „new Cream", aber lassen wir die<br />
Kirche mal dort, wo sie hingehört. Fakt ist allerdings: Virgil McMahon (g,<br />
voc), sein Bruder Gabriel (dr) und Bassist Jack Timmis sind in der Tat Höchstkaräter<br />
– blutjung (20/19/21) und dabei von einer blues-rockigen Abgeklär<strong>the</strong>it, dass<br />
es einen umhaut. Der Chef steht auf Augenhöhe – oder sogar etwas darüber?<br />
– mit superben Nachwuchskönnern wie Ryan McGarvey,<br />
Davey Knowles von Back Door Slam und Danny Bryant.<br />
Geboren in Südafrika (aktuelle Basis: Bromsgrove bei Birmingham),<br />
schleppte er zunächst Vatis Instrumente zu<br />
dessen Gigs im Radium, einer Pinte in Johannesburg. Seit<br />
2004 spielte das sensationelle Trio schon im Vorprogramm<br />
von Otis Grand, Stan Webb, Joe Bonamassa, Robin Trower<br />
und anderen, seit 2009 ist der Dreier Hauptact – und was dabei abgeht, zeigt<br />
u.a. eine 16:36-Adrenalin-Version von Jimis "Are You Experienced" auf Youtube,<br />
blanker Irrsinn! Das mit Recht hochgelobte CD-Debüt THE RADIUM (Mystic/Cargo;<br />
Aufnahmedauer: eine Woche) lässt dagegen Cover-Fassungen komplett aus,<br />
unterstreicht nachdrücklich auch die Songschreiber-Potenz dieser jungen Superwilden.<br />
Dreiminütige, makellose Highlight-Kostprobe vom Album live im Studio:<br />
"Backstabber", mit infizierend-gelungenem Ohrwurm-Riff, leicht zu finden unter<br />
www.vataband.com. „Gaspedal", selten war ein Bandname passender; diese Drei<br />
fahren schon jetzt in der Formel 1 – obacht, Lewis Hamil<strong>to</strong>n!<br />
bm<br />
ROCK&POP<br />
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<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 99
Heavy Jelly<br />
Sperma-Chaos<br />
Gerade mal drei Singles und nur eine (unveröffentlichte)<br />
LP. Ein Werbe-Gag und Namensgleichheiten.<br />
Wohl nur selten zuvor haben ein vergleichsweise<br />
mickriger Auss<strong>to</strong>ß und Label-Getrickse ein größeres<br />
Durcheinander ausgelöst. Was war da 1968/69<br />
los mit diesem Sperma", dem Heavy Jelly?<br />
Wühlarbeit ... "<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
John Curd hatte kein Geld, aber eine Idee. Im Herbst 1968 gründete der Ex-<br />
Roadie von <strong>The</strong> Action sein eigenes Plattenlabel, Head Records. Eine Band<br />
gab's noch<br />
nicht, aber<br />
trommeln konnte man ja schon mal. Das Veranstaltungsmagazin<br />
„Time Out" machte mit: In der<br />
letzten Ausgabe des Jahres wurde Bohai um<br />
eine angebliche US-Super-Band gemacht, die<br />
schon bald auch London & Co. musikalisch<br />
aufmischen würde<br />
–<br />
Heavy Jelly. Sogar<br />
ein Bild wurde<br />
gedruckt. Nur – es<br />
kam nichts, zumindest<br />
nicht vom<br />
klammen Curd auf<br />
Head ...<br />
Skip Bifferty<br />
Fast parallel hatte<br />
sich<br />
in London o die<br />
hoffnungsvolle fnun<br />
oll<br />
Band Skip Bifferty ("Man In Black", "On Love")<br />
um Topsänger Graham Bell von RCA verabschiedet. Grund genug für Chris Blackwell<br />
von Island Records, sich die Herren zu schnappen. Er schick-<br />
te sie mit seinem damaligen Hausproduzenten Guy Stevens<br />
ins Studio – und sie gebaren ein Monster: den grandiosen<br />
Achtminuten(!)-Song "I Keep Singing That Same Old<br />
Song", der (mit "Blue" auf der B-Seite) auf eine Island-<br />
Single (WIP 6049) gequetscht wurde. Blackwell, schlau,<br />
kannte natürlich die bereits gedruckte<br />
Reklame für eine anonyme Band, die es<br />
gar nicht gab – und nannte seine<br />
Jungs, clever, einfach Heavy Jelly.<br />
Beim „Time Out"-Magazin nebst<br />
John Curd war man auf 180:<br />
Werbetrommel gerührt, aber Eigen<strong>to</strong>r<br />
geschossen! Gut, dass der<br />
Bandname geschützt worden war,<br />
Blackwell durfte ihn nicht länger<br />
verwenden. Egal, die Endlos-Single<br />
blieb bis heute ein Endsechziger-Unikum.<br />
Allmählich kam<br />
auch Mr. Curd in die Hufe, im Mai<br />
1969 hatte er endlich eine eigene<br />
Crew beieinander; zu ihr gehörten<br />
u.a. John Mo(o)rshead (g) und Alex Dmochowski (b), zuvor bei der<br />
aufgelösten Aynsley Dunbar Retaliation. Ihr 45er-Debüt hieß – als Dank ans Magazin<br />
– „Time Out" (Head HDS. 4001), ein Flop. Doch sogar eine LP sollte zügig<br />
angegangen werden. Kleiner Haken: Heavy Jelly fehlte ein vorzeigbarer Sänger.<br />
Den holte man in Gestalt von Jackie Lomax aus Liverpool ins Boot. Und nicht nur<br />
ihn: Zur Band gehörten – meist von Zwölf bis Mittag – u.a. Jim Capaldi und Chris<br />
Wood (Traffic), Mike Kellie (Spooky Tooth), Barry Jenkins (Animals) und andere.<br />
Tatsächlich trieb Head-Boss Curd genügend Kohle auf, um das Jelly-Album zu<br />
realisieren. Alle Genannten – außer den Traffic-Leuten – wirkten mit, dazu die Qualitätsbläser<br />
Bobby Keys und Jim Horn sowie Pete Ham und Tom Evans (Badfinger).<br />
Sänger Jackie Lomax<br />
27.2.1970: Heavy Jelly mit Jackie Lomax<br />
Seite 100 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Wieder ging es schief: Von der LP TAKE ME DOWN TO THE WATER kamen nur<br />
Promo-Exemplare unter die Leute, sie verschwand im Archiv. John Curd favorisierte<br />
offenbar das anstehende Debüt von Mighty Baby,<br />
seinen Ex-Kumpels von <strong>The</strong> Action. Erst 1984 erschien<br />
auf dem obskuren Psycho-Label eine Vinylausgabe<br />
(PSYCHO 30) von TAKE ME DOWN ..., 1998 kam aus<br />
Frankreich eine ebenso fragwürdige CD-Version (Greyhound<br />
FLASH 56). Da war Curd schon laaaange wieder<br />
aus dem Knast entlassen ...<br />
Und als wäre das Ganze damals nicht<br />
schon verzwirbelt genug gewesen,<br />
hatte sich auch noch der umtriebige<br />
Produzent und Ex-Yardbirds-Manager<br />
Jackie Lomax<br />
Simon Napier-Bell ins Gewimmel geworfen. Er ließ – aus den vorgenannten<br />
rechtlichen Gründen allerdings nur in den USA und<br />
in Deutschland – eine weitere Heavy-Jelly-Single von der Kette,<br />
"Humpty Dumpty"/"Throw Down A Line" (Avco/Embassy AVE<br />
4519 bzw. Avco/Embassy/Ariola 14578 AT; 1970). Intensiv wurde<br />
über die Mitglieder gerätselt: wieder Bell oder Lomax & Co.?<br />
Nein. In seinem Buch „You Don't Have To Say You Love Me" (NEL<br />
Books, 1982) löste Napier-Bell auf: Es waren Sessionmusiker plus<br />
sein Geschäftspartner Ray Singer mit verfremdeter Stimme. Produziert<br />
hatte Paul Raymond, Ex-Plastic Penny und später Pianist u.a.<br />
bei Chicken Shack, Savoy Brown, UFO und Michael Schenker. Auch<br />
diese Single soff ab wie ein Stein.<br />
Viel Chaos, aber gute Musik: Alle<br />
genannten „Sperma"-<br />
Veröffentlichungen<br />
sind nach rund 40<br />
Jahren nicht leicht<br />
zu finden und dementsprechend<br />
teuer<br />
– verspätete Befruchtung<br />
wenigstens für<br />
Verkäuferkonten ...<br />
Ray Singer (l.), Simon Napier-Bell
Fo<strong>to</strong>: © Amanda Borland<br />
Ein Album,<br />
neun Produzenten<br />
1985 veröffentlichte US-Sängerin Carly Simon das<br />
Album SPOILED GIRL, das Cherry Red jetzt – klanglich<br />
aufgebessert und mit Bonus-Tracks – neu aufgelegt<br />
hat. Für <strong>GoodTimes</strong> erinnerte sich die inzwischen<br />
67-Jährige an die Entstehung der Platte.<br />
SPOILED GIRL ging 1985 in Richtung Dance-Pop, der in den 80ern angesagt war.<br />
Ich vergleiche meine Situation damals gern mit jemandem, der mit dem Au<strong>to</strong><br />
unterwegs ist und die Orientierung verloren hat. Man schaut auf die Landkarte,<br />
fährt auf den nächsten Berg, um zu sehen, was dahinterliegt, ob ein Ort kommt,<br />
wo man jemanden nach dem Weg fragen kann. Mir ging es damals bei der Musik<br />
ähnlich, jeder Produzent sagte was anderes.<br />
Es waren neun Produzenten an den Aufnahmen beteiligt!<br />
Stimmt. Teilweise drei oder vier von ihnen werkelten sogar an einem einzelnen<br />
Song herum! Don Was und Phil Ramone waren dabei, Arthur Baker, Paul Samwell-Smith,<br />
Russ Kunkel; und selbst Lennie Petze, der gerade mit Cyndi Lauper<br />
erfolgreich gewesen war, mischte im Hintergrund mit. Ich wurde gewissermaßen<br />
ins Epic-Labor gesteckt und saß dort zwischen allen Stühlen. Ich habe es mir hinterher<br />
nie mehr angehört, erst vor kurzem wegen der aktuellen Wiederveröffentlichung.<br />
Und ich muss sagen, dass es – gemessen am Zustandekommen – doch<br />
noch erstaunlich gut gelang. Allerdings war diese Musik zum Zeitpunkt der Aufnahmen<br />
angesagt, aber schon wieder out, als das Album im Jahr darauf erschien.<br />
Damals hast du für SPOILED GIRL die meisten Songs selbst geschrieben ...<br />
Ja, aber durch die jeweilige Produktion veränderten sie sich zum Teil enorm,<br />
manches klang sogar nach Broadway. Heute ist "<strong>The</strong> Wives Are In Connecticut”<br />
mein Lieblingssong.<br />
Dein letztes Album war 2009 NEVER BEEN GONE, für das du einige alte Songs<br />
in Akustikversionen eingespielt hast. 2008 gab es auf THIS KIND OF LOVE neue<br />
Titel – wann gibt es da Nachschub?<br />
Für THIS KIND OF LOVE hatte ich bei Starbucks unterschrieben, die damals ein<br />
Label gestartet hatten. Doch vier Tage vor der Veröffentlichung stellten sie das<br />
Label wieder ein. Ich habe prozessiert, weil die Platte völlig unterging. Ich will<br />
sie noch mal rausbringen – in etwa einem Jahr fallen die Rechte an mich zurück,<br />
dann kann ich das machen. Ansonsten sitze ich an einem Buch über meine Karriere.<br />
Es wird wohl noch ein Jahr dauern, bis ich damit fertig bin.<br />
Philipp Roser
Wie Elektronik die Musik veränderte<br />
Von Michael Fuchs-Gamböck<br />
Robert Moog<br />
Für viele Anhänger der elektronischen Musik<br />
beginnt die Zeitrechnung ihrer bevorzugten<br />
Stilrichtung 1964: Da stellte der New Yorker Physiker,<br />
Elektrotechniker und Erfinder Robert Moog<br />
der Öffentlichkeit<br />
den ersten<br />
nach ihm benannten<br />
Syn<strong>the</strong>sizer<br />
vor.<br />
Der Professor<br />
hatte bereits<br />
seit den späten<br />
1950ern versucht,<br />
Klänge<br />
elektronisch<br />
herzustellen.<br />
Doch erst als in den 1960ern der Transis<strong>to</strong>r<br />
die Röhren ersetzte, war es ihm möglich, ein von<br />
Stromverbrauch und Größe her akzeptables Studiogerät<br />
herzustellen. Der Moog kam 1964 mit einem<br />
modularen Syn<strong>the</strong>sizersystem auf den Markt, das<br />
optisch einem mächtigen Schrank mit einer Klaviertastatur<br />
ähnelte.<br />
Allerdings gab es schon vorher Künstler, die<br />
Stücke komponierten, die als „Elektronische<br />
Musik” durchgehen. 1913 veröffentlichte der Futurist<br />
Luigi Russolo das musikalische Manifest<br />
"L’Arte Dei Rumori” ("Die Kunst der Geräusche").<br />
Ausgehend vom Geräuschpegel moderner Großstädte<br />
und Maschinen, setzte der Italiener sich mit<br />
der Behandlung von Lärm in der Musik auseinander.<br />
Zudem entwickelte er diverse Instrumente zur<br />
Krach erzeugung. Im selben Jahrzehnt komponierte<br />
der Amerikaner Charles Yves Stücke aus der akustischen<br />
Perspektive des Flaneurs in der Großstadt:<br />
Blaskapellen laufen in seinen Werken herbei und<br />
vorbei, sie werden lauter, kreuzen einander und verschwinden<br />
wieder im akustischen Hintergrund. Yves<br />
erfand quasi das Mischen von Tonspuren, lange bevor<br />
es Mischpulte gab.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde vom französischen<br />
Avantgardisten Pierre Schaeffer die Bezeichnung<br />
„Musique<br />
Concrète"<br />
Karlheinz S<strong>to</strong>ckhausen<br />
ins Leben gerufen,<br />
die gleichfalls<br />
für Geräusche-Musik<br />
steht. Obwohl<br />
der Begriff erst<br />
1949 eingeführt<br />
wurde, experimentierte<br />
man<br />
schon ein Jahr<br />
früher mit dieser<br />
revolutionären Novität. Öffentlichkeitswirksam<br />
machte diese Nischenmusik allerdings der Kölner<br />
Komponist Karlheinz S<strong>to</strong>ckhausen: Er verknüpfte<br />
elektronische Musik und die „Musique Concrète”<br />
im „Gesang der Jünglinge” 1956 kongenial miteinander.<br />
Damit wurde der „Musique Concrète” der<br />
Oberbegriff „Elektro-Akustische Musik" zugeteilt.<br />
D<br />
Popol Vuh<br />
och tatsächlich<br />
war es<br />
Robert Moogs<br />
bahnbrechende<br />
Erfindung, die<br />
elektronische<br />
Musik zu neuen<br />
soundtechnischen<br />
Ufern<br />
führte und auch die Pop- und<br />
Rockmusik revolutionierte. 1968<br />
erschien ein Album, das den Moog schlagartig<br />
als ernstzunehmendes Musikinstrument bekannt<br />
machte, insbesondere<br />
unter Popmusikern:<br />
SWITCHED-ON BACH<br />
von Walter Carlos (der<br />
seit einer Geschlechtsumwandlung<br />
1972<br />
Wendy Carlos heißt).<br />
Diese LP interpretierte<br />
Musik von Johann<br />
Walter Carlos<br />
Sebastian<br />
Bach rein<br />
elektronisch.<br />
Das Resultat<br />
klang dermaßen<br />
originell<br />
und<br />
eingängig,<br />
dass SWITCHED-ON BACH zum damals weltweit<br />
meistverkauften<br />
Klassikalbum avancierte.<br />
Auch im Studio<br />
arbeiteten Pop- und<br />
Rockmusiker ab Mitte<br />
der 1960er mehr und<br />
mehr am Sound statt<br />
ausschließlich h an Songs.<br />
Was die <strong>Beatles</strong> 1966 und<br />
1967 in mühevoller Kleinarbeit<br />
austüftelten, war so<br />
komplex, dass sie von da an<br />
keine Konzerte mehr gaben,<br />
weil sie live keine Klangeinbußen<br />
hinnehmen wollten.<br />
Seit der Veröffentlichung<br />
des SGT. PEPPER’S-Meisterwerks<br />
wird das Aufnahmestudio<br />
immer häufiger als<br />
Ort für Nach-Produktionsverfahren verwendet,<br />
um Musikern und Bands einen eigenen Sound zu<br />
verpassen.<br />
Bereits Anfang der 1970er nahm der Syn<strong>the</strong>sizer<br />
einen führenden Platz im Klangbild des damals<br />
neuen Progressive Rock mit Bands wie Pink Floyd,<br />
Yes, Emerson, Lake & Palmer und Genesis ein.<br />
Synthie-Sounds kamen<br />
auch ohne Gesang aus<br />
und klangen dennoch<br />
nicht langweilig: Man<br />
denke nur an Brian Eno<br />
(Begründer des Ambient),<br />
an Tangerine Dream, das<br />
Popol-Vuh-Debüt AFFEN-<br />
STUNDE (1970), an Jean<br />
Michel Jarre, Vangelis<br />
oder Isao Tomita, der<br />
mit seinem japanischen n<br />
Landsmann Kitaro New-<br />
Age-Elektronik mitbegründete.<br />
Kunstakademie Düsseldorf,<br />
1968. Hier<br />
trafen sich die späteren<br />
einheimischen Pioniere<br />
der elektronischen Musik<br />
und gründeten die<br />
Band Organisation, angeführt<br />
von Ralf Hütter<br />
und Florian Schneider<br />
– ein wichtiger Schritt<br />
auf dem Weg zum Weltruhm.<br />
Nach ihrem ersten Album TONE FLOAT<br />
nannten die beiden ihr Projekt Kraftwerk; und<br />
sie tauschten die bis dahin verfremdet klingenden<br />
akustischen Klänge mehr<br />
und mehr gegen rein<br />
syn<strong>the</strong>tische Sounds. Ab<br />
ihrem weltweit gefeierten<br />
Kultklassiker AU-<br />
TOBAHN (1974) setzten<br />
sie dann ausnahmslos<br />
auf Elektronik. Es war<br />
der Moog, der Hütter<br />
und Schneider dank seiner Komplexität zu diesem<br />
richtungsweisenden Entschluss veranlasste.<br />
Der Moog Syn<strong>the</strong>sizer trat seinen Siegeszug seit<br />
Ende der 1960er in allen Sparten der Musik<br />
an: in der Klassik, im Jazz und in der Popmusik. In<br />
den 1970er Jahren fehlte das Gerät in kaum einem<br />
Seite 102 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Ultravox Kraftwerk Depeche Mode<br />
Fo<strong>to</strong>: Bildarchiv Hallhuber<br />
Visage<br />
Saga – Jim Crich<strong>to</strong>n Studio, es wurde von<br />
am Syn<strong>the</strong>sizer<br />
den angesagtesten<br />
Künstlern eingesetzt,<br />
u.a. von Keith Emerson,<br />
Chick Corea,<br />
Stevie Wonder, Uriah<br />
Heep, Manfred Mann.<br />
Ein Meilenstein: Pink<br />
Floyd verwendeten<br />
1975 einen Mini-<br />
Moog bei “Shine On<br />
You Crazy Diamond”,<br />
um damit den Klang<br />
einer Trompete zu imitieren – und Steve Winwood<br />
erkannte das<br />
Rick Wakeman mit dem Pro<strong>to</strong>typ<br />
Potenzial des des Moog<br />
Syn<strong>the</strong>sizers<br />
für kraftvolle<br />
Bass-Sounds.<br />
Ab 1978 verwendete<br />
die kanadische<br />
Bombast-Rockband<br />
Saga die Moog-<br />
Syn<strong>the</strong>sizer für OMD<br />
ihre Keyboardgeprägte<br />
Musik.<br />
In den 90er<br />
Jahren galt der<br />
Moog bereits als<br />
„Retro-Synthie".<br />
Typische Beispiele<br />
für seinen<br />
anachronistischen<br />
Einsatz<br />
finden sich in<br />
dem von Warren G oder Dr. Dre vertretenen G-Funk.<br />
Neben dem satten Bass sorgte das Gerät insbesondere<br />
für hochfrequente Pfeifklänge.<br />
Als um1976 Punk dominierte, entstand aus<br />
dieser kurzlebigen Bewegung schon bald eine<br />
Form von<br />
Devo<br />
Punk-Pop:<br />
Dabei ersetzte<br />
die<br />
jeweils neueste<br />
digitale<br />
Technologie<br />
herkömmliche<br />
Rockinstrumente<br />
wie Gitarre und Bass. Wegweisende<br />
Bands waren Depeche Mode, Visage, Ultravox, <strong>The</strong><br />
Human League, OMD und Tubeway Army aus Großbritannien,<br />
das japanische Yellow Magic Orchestra und<br />
Devo aus<br />
den USA.<br />
Kurz nach<br />
diesen<br />
Synth-Pop-<br />
Pionieren<br />
zeigte sich<br />
bereits die<br />
nächste<br />
Generation,<br />
die New<br />
Romantics,<br />
Spandau Ballet<br />
die ebenfalls<br />
höchst erfolgreich waren: Dazu gehörten Duran<br />
Duran, Spandau Ballet, A Flock Of Seagulls, Talk<br />
Talk, Japan und die Eurythmics. Das alles geschah<br />
zu Beginn der 1980er Jahre. Syn<strong>the</strong>tische Klänge<br />
waren endgültig im Pop und in den Charts verankert.<br />
Es folgte Techno – und avancierte zum Massenphänomen<br />
...<br />
(Fortsetzung folgt)<br />
Electrospective” heißt eine aktuelle Kampagne<br />
der EMI. Das Hauptaugenmerk liegt<br />
“<br />
auf dem umfangreichen Electro-Katalog<br />
des Labels sowie dem seiner Töchter Mute<br />
und Virgin. Im Rahmen der Aktion (bis November<br />
2012) sind neue CD-Kopplungen<br />
sowie spezielle Veranstaltungen vorgesehen.<br />
Laut aktuellen Erhebungen<br />
steht Electro” bei<br />
“<br />
den 16- bis 34-Jährigen<br />
weltweit auf Platz drei ihrer<br />
Lieblingsgenres. Zum<br />
Start der Kampagne erschienen<br />
im August die<br />
Doppel-CD-Compilations<br />
ELECTROSPECTIVE und<br />
ELECTROSPECTIVE – THE REMIX ALBUM.<br />
Sie dokumentieren die Entwicklung der<br />
elektronischen Musik von 1958 bis heute.<br />
Der Fokus liegt u.a. auf Künstlern wie Kraftwerk,<br />
Brian Eno, Depeche Mode, <strong>The</strong> Human<br />
League u.v.m. sowie dem Hype der Dance-<br />
Musik in den späten 80er Jahren. Gleichzeitig<br />
stehen aktuellere Interpreten wie<br />
etwa Daft Punk und <strong>The</strong> Chemical Bro<strong>the</strong>rs<br />
im Mittelpunkt. Auf dem Remix-Album sind<br />
zum Teil seltene, neu interpretierte Originale<br />
zu fi nden, z.B. von Talk<br />
Talk, Grace Jones, Yazoo<br />
und Neneh Cherry.<br />
Zusätzlich werden in<br />
den kommenden Wochen<br />
550 (!) Elektronik-<br />
Alben physisch und<br />
digital beworben, davon<br />
in Deutschland mehr als<br />
200. Außerdem ist die Internetseite www.<br />
electrospective.com mit Informationen zu allen<br />
weiteren Aktionen rund um Electrospective”<br />
im Angebot. David Rowe, Vizepräsident<br />
“<br />
von EMI <strong>Music</strong> für globale Kampagnen: Wir<br />
“<br />
vertreten seit mehr als 50 Jahren erfolgreich<br />
Elektronik-Künstler und Elektronik-Labels.<br />
Das zeigt die Tiefe und Bandbreite der Alben,<br />
die von der Kampagne ins Licht gerückt werden.<br />
Im Rahmen von Electrospective' haben<br />
'<br />
wir die einzigartige Chance, mit den größten<br />
Namen des Genres zu arbeiten und die inspirierende<br />
Geschichte der elektronischen<br />
Musik mit ihren Fans weltweit zu teilen.”<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 103
Keine Chance<br />
für Durchschnitt<br />
Die besten Plattenläden in <strong>GoodTimes</strong>-Land<br />
Folge 10: Fenn Shop, Dassendorf<br />
Es passiert, aber eher selten. Man fährt auf einer endlos<br />
geraden Straße an einer scheinbar unbedeutend<br />
aussehenden und ganz offensichtlich stillgelegten<br />
Dorfkneipe vorbei und weiß nicht, welche Schätze sich<br />
darin verbergen – zumindest für Plattensammler.<br />
Von Oliver Schuh<br />
Thomas Fenn<br />
Fo<strong>to</strong>s: © Susanne Alt<br />
Bundesstraße 4 in Dassendorf bei Hamburg. Südöstlich der Großstadt<br />
in der Nähe von Bergedorf gelegen, hat Thomas Fenn (in Personalunion<br />
Inhaber der Vertriebsfirma Fenn <strong>Music</strong>) kürzlich einen Plattenladen<br />
eröffnet, der seinesgleichen sucht. Der ehemalige Landgasthof, Ende des 19.<br />
Jahrhunderts erbaut, bietet auf etwa 50 Quadratmetern Ladenfläche begehrte<br />
Objekte zuhauf. Rechts geht es in die Verkaufsarena, links im ehemaligen<br />
Schankraum darf der Kunde auf plüschigem Sofa angebotene Perlen begutachten.<br />
Und an einer alten Wurlitzer-<strong>Music</strong>-Box kann man sich nicht<br />
satt sehen.<br />
Freunde von Blues, Jazz, Folk und – laut Inhaber – „jeglicher<br />
handgemachter Musik bis Ende der 70er Jahre"<br />
kommen hier voll auf ihre Kosten, speziell im Vinylbereich.<br />
Von den Allman Bro<strong>the</strong>rs bis<br />
zu frühen ZZ Top, von Ikonen<br />
wie den Doors und<br />
Hendrix bis<br />
zu Mountain –, der Meister lässt einiges zu, nennt jedoch<br />
auch Grenzen: „Klaus Schulze zum Beispiel fand ich immer<br />
gut, Tangerine Dream waren nie mein Ding." Grünes Licht hat<br />
Rory Gallagher „eigentlich für alles bis zum Ende, auch wenn<br />
am Schluss fast alles Murks gewesen ist".<br />
Niemand muss hier Angst haben, zugetextet<br />
zu werden, freundschaftlicher<br />
Umgang ist oberstes Gebot. Im Gespräch<br />
scheint Thomas Fenn etwas sperrig,<br />
was aber nicht für unhöflich steht: „Was hältst du für<br />
außergewöhnlich an deinem Laden?" – „Es gibt immer Kaffee, und der Chef<br />
kümmert sich, aber nervt nicht." Und: „Deine größte Stärke?" – „Meine s<strong>to</strong>ische<br />
Ruhe." Oder: „Die fünf wichtigsten Platten deines Lebens?" – „Ist das eine gute<br />
Frage?" Finale: „Das edelste Stück hier?" – „Ich."<br />
Ganz breit vertreten im Fenn Shop sind Jazz und Blues in allen Variationen,<br />
hauptsächlich in Form von Second-Hand-Vinyl in erstklassigem Zustand<br />
(„mint"); auf Wunsch können Platten auch noch fachgerecht gewaschen<br />
werden. Anhören funktioniert ohne Ende, und dies mal ganz anders:<br />
Kopfhörer gibt es nicht, die Musik läuft laut! So kann man sich stets<br />
vom einwandfreien Zustand des Tonträgers überzeugen. Es ist ein<br />
bisschen wie im geliebten Plattenladen aus den 50ern bis 70ern, als<br />
es noch separate Hörkabinen gab.<br />
Angedacht ist zeitgemäßer Service: ein Rechner, der dem<br />
Kunden Einblicke ins täglich verfügbare Gesamtprogramm<br />
gestattet – zwar ohne Soundfiles, doch wer weiß, was er<br />
sucht, wird auf diese Weise schnell fündig werden.<br />
Die Schallplatten-Waschmaschine<br />
Seite 104 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Regelmäßige Öffnungszeiten? Gibt<br />
es: Interessenten können am<br />
Dienstag, Donnerstag<br />
und Samstag<br />
von 14 bis<br />
19 Uhr reinschauen,<br />
aber<br />
Sammelobjekte:<br />
die guten alten Nadeldosen
auch Terminabsprachen per Telefon<br />
sind möglich. Das kann für<br />
Wochenendurlauber auch mal<br />
der spätere Abend sein, allerdings<br />
geht der Chef gegen Mitternacht<br />
dann doch gern ins Bett.<br />
Weitere Besonderheiten? Thomas<br />
Fenn: „Richtig aufgeräumt<br />
ist es hier eigentlich nie. Das<br />
vergrößert jedoch die Chancen,<br />
etwas völlig Überraschendes zu<br />
finden. Und jeder kann hier stöbern,<br />
ohne ständig von mir verfolgt<br />
zu werden." Das Sortiment<br />
umfasst ca. 5000 LPs und ebenso<br />
viele CDs in der Auslage. 8000<br />
bis 10.000 Artikel stehen im Off<br />
zur Sichtung bereit.<br />
Entstanden ist dieses Sortiment<br />
aus einer Vielzahl von Privatsammlungen,<br />
die Fenn persönlich<br />
– und Stück für Stück! –<br />
gesichtet und für gut befunden<br />
hat. Dies gilt für die Titel als solche und insbesondere für ihren Zustand – „nur<br />
Durchschnitt" ist hier nicht drin. Komplettiert wird das Angebot durch die unzähligen<br />
Artikel aus dem Vertriebsprogramm von Fenn <strong>Music</strong>.<br />
DAS BESTE AUS 50 JAHREN BEACH BOYS<br />
MIT ALLEN HITS VON DAMALS BIS HEUTE<br />
ALS EINZEL-ALBUM<br />
MIT 20 HITS<br />
Do It Again<br />
Help Me, Rhonda<br />
That’s Why God Made <strong>The</strong> Radio<br />
Good Vibrations<br />
Sloop John B<br />
etc.<br />
Laufkundschaft? Fehlanzeige. Wie auch, wenn rechts und links kein Haus steht<br />
... Dieser Laden vermittelt nicht den Eindruck, strikt auf Profit ausgerichtet zu<br />
sein. Niemals werden hier 40 Leute stehen, die dem 41. den Griff in die Auslage<br />
versperren. Fenn: „Ich will hier Leute sehen, die Spaß an der Musik haben. Läden,<br />
in denen man mit Glück den Ausgang findet, gibt es genug. Und ich habe auch<br />
keine Lust, die letzte Platte von André Rieu besorgen zu müssen."<br />
Der Mann ist vom Fach. Nach der Schulzeit begann er seine Musikkarriere als<br />
Packer bei der Plattenfirma Metronome, lernte dann Groß- und Außenhandelskaufmann<br />
und bezeichnet sich selbst nach 41 Jahren als „einen der älteren Säcke<br />
in der Branche". Stationen in Lizenzabteilungen, Aufnahmestudios und Musikverlagen<br />
folgten – bis zum Entschluss, einen eigenen Importvertrieb zu gründen.<br />
Und Schlagzeuger ist er auch noch.<br />
ALS DELUXE LIMITED<br />
EDITION BOX-SET MIT<br />
50 HITS UND<br />
BONUSINHALTEN<br />
Ausserdem neu, remastered und zum Teil erstmals in Stereo erhältlich<br />
- die 12 größten Studioalben der BEACH BOYS als Limited Editions!<br />
Welches war der bislang schrillste Kunde? „Einer der zur STICKY FINGERS-<br />
Picture Disc von den Rolling S<strong>to</strong>nes meinte, dies sei ja nicht das Original, weil<br />
der Reißverschluss fehlen würde."<br />
Fenn <strong>Music</strong> Service GmbH<br />
Bundesstraße 4<br />
21521 Dassendorf<br />
Tel.: 04104-960 011<br />
Fax: 04104-960 013<br />
email: info@fenn-music.de<br />
www.fenn-music.de<br />
Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag, Samstag 14 –19 Uhr<br />
THEBEACHBOYS.COM EMIMUSIC.DE/THEBEACHBOYS FACEBOOK.COM/THEBEACHBOYS<br />
C<br />
Auch als Download und bei
Konzertkalender<br />
präsentiert:<br />
DON AIREY<br />
www.mfpconcerts.com<br />
21.09. A-Wien, Reigen<br />
29.09. Rutesheim, Uhlenspiegel<br />
ALAN PARSONS<br />
LIVE PROJECT<br />
www.mfpconcerts.com<br />
15.03. Hamburg, Laeiszhalle<br />
16.03. Weimar,<br />
Congress Centrum<br />
18.03. Nürnberg,<br />
Meistersingerhalle<br />
19.03. Mainz, Phönixhalle<br />
21.03. Stuttgart, Liederhalle<br />
22.03. Wien, Gasometer<br />
24.03. CH-Zürich,<br />
Kongresszentrum<br />
JETHRO TULL'S<br />
IAN ANDERSON<br />
www.dmc-music.de<br />
21.11. Osnabrück,<br />
Osnabrückhalle<br />
AXXIS<br />
www.axxis.de<br />
27.09. Augsburg, Spectrum<br />
28.09. Burglengenfeld,<br />
Eventhalle<br />
02.11. Lünen, Lükaz<br />
DAN BAIRD &<br />
HOMEMADE SIN<br />
www.danbairdandhomemadesin.com<br />
15.11. Frankfurt, Das Bett<br />
16.11. Duisburg, Parkhaus<br />
19.11. Nürnberg, Hirsch<br />
21.11. Habach, Village<br />
BIRTH CONTROL<br />
www.birth-control.de<br />
13.10. Essen, Grugahalle<br />
03.11. Uslar, Kulturbahnhof<br />
FOOLS GARDEN<br />
www.foolsgarden.de<br />
11.11. Knittlingen, Cellarium<br />
HAMBURG BLUES BAND<br />
& FRIENDS<br />
www.handmadeconcerts.de<br />
21.09. Wetzlar, Franzis<br />
22.09. Freudenburg, Ducsaal<br />
27.09. Leipzig, Spizz<br />
28.09. Verden,<br />
Jazz & Bluestage<br />
29.09. Hannover, Bluesgarage<br />
02.10. Regensburg,<br />
Alte Mälzerei<br />
03.10. Eberswalde, OKV<br />
05.10. Barby, Zum Rautenkranz<br />
06.10. Finsterwalde,<br />
Atrium am Markt<br />
19.10. Plauen, Ranch<br />
09.11. Garching, Festival<br />
30.11. Braunschweig,<br />
Barnaby's<br />
01.12. Wissen, Kulturwerk<br />
07.12. Rheinberg,<br />
Schwarzer Adler<br />
08.12. Melle-Buer,<br />
Kulturwerkstatt<br />
14.12. Ros<strong>to</strong>ck, Pumpe<br />
15.12. Erfurt, HsD<br />
Gewerkschaftshaus<br />
21.12. Oldenburg, Charly's<br />
22.12. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
RANDY HANSEN & BAND<br />
www.jazzhausbooking.com<br />
07.11. Hamburg, Markthalle<br />
08.11. Weinheim, Café Central<br />
09.11. Affalter, Zur Linde<br />
10.11. Berlin, Quasimodo<br />
13.11. München, Backstage<br />
14.11. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
15.11. Krefeld, KuFa<br />
16.11. Fulda, Alte Piesel<br />
17.11. Esslingen, Dieselstraße<br />
HARLEM GOSPEL SINGERS<br />
www.harlemgospelsingers.de<br />
23.12. Nürnberg,<br />
Meistersingerhalle<br />
25.12. Stuttgart, Liederhalle<br />
26.12. Mannheim, Rosengarten<br />
31.12. Essen,<br />
Colosseum <strong>The</strong>ater<br />
03.+04.01. Köln, Philharmonie<br />
05.+06.01. Düsseldorf,<br />
Tonhalle<br />
07.01. Frankfurt, Alte Oper<br />
09.01. Bremen, Glocke<br />
10.01. Hamburg, CCH1<br />
11.+12.01. Dortmund,<br />
Konzerthaus<br />
14.01. Leipzig, Gewandhaus<br />
15.–19.01. München,<br />
Deutsches <strong>The</strong>ater<br />
JOHN IDAN GROUP<br />
www.viking-music.de<br />
17.10. Koblenz, Cafe Hahn<br />
20.10. Ebersbach, OKV<br />
26.10. Ros<strong>to</strong>ck, Pumpe<br />
09.11. Plauen, Malzhaus<br />
15.11. Bordesholm, Savoy<br />
21.11. A-Wien, Reigen<br />
23.11. Obing, Kleinkunstbühne<br />
zur Post<br />
24.11. Habach, Village<br />
LEO KOTTKE<br />
www.assconcerts.com<br />
03.11. Mainz, Frankfurter Hof<br />
04.11. Stuttgart, <strong>The</strong>aterhaus<br />
06.11. Hamburg, Fabrik<br />
07.11. Köln, Kulturkirche<br />
08.11. Berlin, Passionskirche<br />
LEVELLERS<br />
www.levellers.co.uk<br />
21.10. Hamburg, Knust<br />
28.11. Münster, Gleis 22<br />
MAGNUM<br />
www.kb-k.com<br />
25.10. Berlin, C-Club<br />
26.10. Hamburg, Fabrik<br />
27.10. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
28.10. Köln, Kantine<br />
30.10. Ingolstadt, Eventhalle<br />
am Westpark<br />
31.10. Mannheim, Alte Seilerei<br />
01.11. Bochum Matrix<br />
03.11. Bremen, Schuppen 2<br />
05.11. Nürnberg, Hirsch<br />
06.11. Augsburg, Spectrum<br />
07.11. München, Ampere<br />
09.11. Burglengenfeld, VAZ<br />
10.11. Memmingen, Kaminwerk<br />
JOHN MAYALL<br />
www.assconcerts.com<br />
14.11. Nürnberg, Hirsch<br />
15.11. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
16.11. Oldenburg, Kulturetage<br />
17.11. Osnabrück, Rosenhof<br />
18.11. Bochum, Zeche<br />
19.11. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
20.11. Freiburg, Jazzhaus<br />
21.11. München, Muffathalle<br />
22.11. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
23.11. Erfurt, HsD<br />
Gewerkschaftshaus<br />
24.11. Affalter, Zur Linde<br />
25.11. Berlin, C-Club<br />
26.11. Köln, Die Kantine<br />
DON McLEAN<br />
www.lb-events.de<br />
08.11. Düsseldorf, Tonhalle<br />
PICKERS<br />
www.kb-k.com<br />
18.10. Krefeld, Kulturfabrik<br />
19.10. Kiel, Die Pumpe<br />
20.10. Hamburg, Headcrash<br />
22.10. Köln, Studio 672<br />
25.10. München, 8Below<br />
26.10. Dresden, Katy's Garage<br />
27.10. Berlin, Noisy Stage<br />
PRETTY THINGS<br />
www.concertbuero-franken.de<br />
06.10. Hamm, Kulturwerkstatt<br />
07.10. Lichtentanne, Kulturzentrum<br />
St. Barbara<br />
08.10. München,<br />
Muffatwerk Ampere<br />
12.10. Hellersdorf, Die Kiste<br />
14.10. Bonn, Harmonie<br />
PROCOL HARUM &<br />
Sinfonieorchester Wuppertal<br />
www.cts.de<br />
05.+06.04.2013 Wuppertal,<br />
Stadthalle<br />
ACHIM REICHEL<br />
www.assconcerts.com<br />
26.10. Bardenhagen,<br />
Gut Bardenhagen<br />
27.10. Hameln, Weserbergland<br />
28.10. Erfurt, DasDie Brettl<br />
30.10. Rietberg, Cultura<br />
31.10. Siegen, Kulturhaus Lyz<br />
01.11. Frankfurt,<br />
Dreikönigskirche<br />
03.11. Freiburg, Paulussaal<br />
04.11. Mannheim, Alte Seilerei<br />
05.11. Neuss, Rheinisches<br />
Landes<strong>the</strong>ater<br />
07.11. Salzwedel, Kulturhaus<br />
08.11. Schwerin, Capi<strong>to</strong>l<br />
09.11. Grafenrheinfeld,<br />
Kulturhalle<br />
11.11. Marl, <strong>The</strong>ater der Stadt<br />
12.11. Wilhelmshaven,<br />
Stadthalle<br />
13.11. Elmshorn, Stadt<strong>the</strong>ater<br />
15.11. Flensburg,<br />
Deutsches Haus<br />
16.11. Heide, Stadt<strong>the</strong>ater<br />
17.11. Wuns<strong>to</strong>rf, Stadt<strong>the</strong>ater<br />
19.11. Gummersbach, <strong>The</strong>ater<br />
20.11. Verden, Stadthalle<br />
21.11. Cloppenburg, Stadthalle<br />
23.11. Bremerhaven, Stadthalle<br />
24.11. Helgoland, Nordseehalle<br />
SAGA<br />
www.dmc-music.de<br />
23.10. Köln, E-Werk<br />
25.10. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
26.10. Trier, Europahalle<br />
27.10. Gießen, Kongresshalle<br />
28.10. Hamburg, Fabrik<br />
08.11. Bochum, Zeche<br />
09.11. Karlsruhe,<br />
Festhalle Durlach<br />
11.11. Augsburg, Spectrum<br />
13.11. Stuttgart, Longhorn<br />
14.11. Ulm, <strong>The</strong>atro<br />
15.11. Ingolstadt, Eventhalle<br />
16.11. CH-Pratteln, Z7<br />
17.11. München, Muffathalle<br />
ERIC SARDINAS &<br />
BIG MOTOR<br />
www.jazzhausbooking.com<br />
25.10. Kaiserslautern, Festival<br />
26.10. Hamburg,<br />
Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />
27.10. Worpswede, <strong>Music</strong>hall<br />
28.10. Berlin, Quasimodo<br />
30.10. Torgau, Kulturbastion<br />
31.11. München,<br />
Garage Deluxe<br />
01.11. Salzgitter, Kulturscheune<br />
02.11. Koblenz, Café Hahn<br />
03.11. Winterbach,<br />
Lehenbachhalle<br />
04.11. Bochum, Zeche<br />
06.11. CH-Pratteln, Z 7<br />
07.11. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
08.11. Remchingen, Kulturhalle<br />
09.11. CH-Rubigen,<br />
Mühle Hunziken<br />
10.11. Freiburg, Jazzhaus<br />
11.11. Mannheim,<br />
Alte Feuerwache<br />
13.11. Köln, Kantine<br />
14.11. Mainz, KUZ<br />
16.11. Berlin, Quasimodo<br />
17.11. Hannover, Bluesgarage<br />
SIGGI SCHWARZ<br />
www.siggi-schwarz.de<br />
21.09. Herbrechtingen, Kloster<br />
12.10. Reichenbach, Die Halle<br />
13.10. Heidenheim, Paul's 53<br />
14.10. Ellwangen, Club Seven<br />
27.10. Durlangen, Festival<br />
07.11. Augsburg, Spectrum<br />
09.11. Augsburg, Spectrum<br />
10.11. Bad Rappenau,<br />
Mühltalhalle<br />
SPARKS<br />
www.lb-events.de<br />
08.11. Stuttgart, Goldmark's<br />
09.11. Hannover, Bluesgarage<br />
10.11. Plauen, <strong>The</strong> Ranch<br />
12.11. Bremen, Meisenfrei<br />
13.11. Hamburg, Molo<strong>to</strong>w<br />
26.10. Remchingen,<br />
Kulturhalle<br />
27.10. Palenberg, Outbaix<br />
30.10. Köln, Kantine<br />
31.10. Erfurt, HsD<br />
Gewerkschaftshaus<br />
01.11. Osnabrück, Rosenhof<br />
02.11. Freudenburg, Ducsaal<br />
03.11. Hamm, Kulturwerkstatt<br />
04.11. Torgau, Kulturbastion<br />
06.11. Bremen, Meisenfrei<br />
05.10. Frankfurt, Batschkapp<br />
07.10. Stuttgart, Longhorn<br />
13.10. Berlin, Magnet,<br />
15.10. Hannover, Musikzentrum<br />
16.10. Köln, Kantine<br />
02.10. Mainz, Schon Schön<br />
05.10. Mannheim,<br />
Alte Feuerwache<br />
11.10. Osnabrück,<br />
Big Buttinsky<br />
12.10. Bielefeld, Forum<br />
16.10. Stuttgart, Keller Klub<br />
17.10. Frankfurt,<br />
Dreikönigskeller<br />
17.10. Nürnberg, Hirsch<br />
18.10. Ebersbach, Konzerthaus<br />
19.10. Burglengenfeld,<br />
Stadthalle<br />
20.10. Berlin, Postbahnhof<br />
21.10. Darmstadt,<br />
Centralstation<br />
13.10. Berlin, Postbahnhof<br />
14.10. Hamburg, Grünspan<br />
16.10. Frankfurt, Batschkapp<br />
17.10. Bochum, Zeche<br />
STATUS QUO<br />
www.kb-k.com<br />
08.11. München,<br />
Kleine Olympia Halle<br />
09.11. Regensburg,<br />
Donau-Arena<br />
Seite 106 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Konzertkalender<br />
10.11. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
11.11. Stuttgart,<br />
Porsche-Arena<br />
14.11. Berlin, Tempodrom<br />
16.11. Köln, Palladium<br />
17.11. Aurich,<br />
Sparkassen-Arena<br />
WISHBONE ASH<br />
www.assconcerts.com<br />
22.01. Twist, Heimathaus<br />
23.01. Bonn, Harmonie<br />
24.01. Esslingen, Dieselstraße<br />
25.01. Karlsruhe, Substage<br />
27.01. Mannheim,<br />
Alte Seilerei<br />
29.01. München, Ampere<br />
FESTIVALS<br />
Ost-Rock<br />
www.semmel.de<br />
28.09. Erfurt, Messe<br />
26.10. Leipzig, Arena<br />
01.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
02.11. Cottbus, Stadthalle<br />
09.11. Zwickau, Stadthalle<br />
10.11. Magdeburg,<br />
Getec-Arena<br />
15.11. Dresden, Messe<br />
16.11. Frankfurt, Messehalle<br />
17.11. Chemnitz, Arena<br />
Puhdys, Karat, Rockhaus,<br />
Pankow<br />
German Blues Awards &<br />
Challenge<br />
www.blues-baltica.de<br />
29.09. Eutin, Brauhaus<br />
-Festival<br />
beat beat beat<br />
www.offenbach.de/kultur<br />
06.10. Offenbach, Stadthalle<br />
Searchers, Manfreds,<br />
Christie, Racey<br />
Sommerfestival<br />
www.ecre-gmbh.de<br />
13.10. Mühldorf, Festival<br />
u.a. Suzi Quatro<br />
Traumrock<br />
www.traum-rock.de<br />
24.11. Erfurt, Messehalle<br />
u.a. Mungo Jerry, Suzi<br />
Quatro, Dozy Beaky Mick &<br />
Tich, Rubettes, Karat<br />
Aida Night Of <strong>The</strong> Proms<br />
www.notp.com<br />
30.11.– 01.12. Köln,<br />
Lanxess-Arena<br />
02.12. Oberhausen, KöPi-Arena<br />
04.+05.12. Frankfurt, Festhalle<br />
06.12. Erfurt, Messehalle<br />
07.12. Berlin, o2 World<br />
08.+09.12. Hamburg, o2 World<br />
11.12. Bremen, Arena<br />
14.–16.12. München,<br />
Olympiahalle<br />
30.01. Nürnberg, Hirsch<br />
31.01. Freiburg, Jazzhaus<br />
01.02. CH-Zug, Chollerhalle<br />
02.02. CH-Rubigen,<br />
Mühle Hunziken<br />
05.02. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
06.02. Tübingen, Sudhaus<br />
15.02. Osnabrück, Rosenhof<br />
16.02. Affalter, Zur Linde<br />
17.02. Braunschweig,<br />
Meier <strong>Music</strong> Hall<br />
19.02. Oberhausen, Zentrum<br />
Altenberg<br />
20.02. Hamburg, Fabrik<br />
21.02. Leipzig, Moritzbastei<br />
22.02. Hannover,<br />
Bluesgarage<br />
23.02. Berlin, Quasimodo<br />
24.02. Dortmund, Piano<br />
PETE YORK BLUES PROJEKT<br />
www.mfpconcerts.com<br />
27.10. A-Kufstein, Kulturfabrik<br />
28.10. A-Wien, Szene<br />
03.11. Hannover,<br />
Bluesgarage<br />
04.11. Leverkusen, Festival<br />
07.11. München,<br />
Circus Krone<br />
18.12. Stuttgart,<br />
Schleyer-Halle<br />
19.12. Mannheim, SAP Arena<br />
20.12. Hannover, TUI Arena<br />
21.12. Dortmund,<br />
Westfalenhallen<br />
u.a. Mick Hucknall,<br />
Anastacia, Jupiter Jones,<br />
John Miles<br />
War Of <strong>The</strong> Worlds<br />
www.<strong>to</strong>urneen.com<br />
04.01. Oberhausen, KöPi-Arena<br />
05.01. Berlin, o2 World<br />
07.01. Nürnberg, Arena<br />
08.01. München, Olympiahalle<br />
Rock Meets Classic<br />
www.<strong>to</strong>urneen.com<br />
18.02. Berlin,<br />
Max-Schmeling-Halle<br />
19.02. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
21.02. Horsens, Forum<br />
22.02. Halle,<br />
Gerry-Weber-Stadion<br />
3.02. Essen, Grugahalle<br />
25.02. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
26.02. Hof, Freiheitshalle<br />
27.02. Passau, Dreiländerhalle<br />
02.03. Ingolstadt,<br />
Saturn Arena<br />
03.03. Neu-Ulm, Arena<br />
05.03. Landshut, Arena<br />
06.03. München, Olympiahalle<br />
08.03. Mannheim, SAP-Arena<br />
09.03. Nürnberg, Arena<br />
10.03. Würzburg,<br />
s.Oliver Arena<br />
12.03. A-Linz, Arena<br />
13.03. Stuttgart,<br />
Porsche-Arena<br />
14.03. Kempten, BigBox<br />
16.03. Regensburg,<br />
Donau Arena<br />
17.03. CH-Zürich,<br />
Hallenstadion<br />
Bonnie Tyler, Paul Rodgers,<br />
Chris Thompson, Eric<br />
Bazillian, Steve Augeri,<br />
Mat Sinner Band<br />
AGITATION FREE<br />
www.musicmatters.de<br />
08.11. Worpswede,<br />
Live <strong>Music</strong> Hall<br />
JOAN ARMATRADING<br />
www.hypertension-music.de<br />
26.11. Köln, Gloria<br />
27.11. Hannover, Pavillon<br />
29.11. Pforzheim, Kulturhaus<br />
30.11. Darmstadt,<br />
Centralstation<br />
01.12. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
02.12. Berlin, Kesselhaus<br />
05.12. Oldenburg, Kulturetage<br />
06.12. Hamburg, Fabrik<br />
08.12. Offenburg, Reithalle<br />
BARCLAY JAMES HARVEST<br />
feat. Les Holroyd<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
28.11. Erfurt, Alte Oper<br />
29.11. Osnabrück, Rosenhof<br />
30.11. Bremen, Aladin<br />
02.12. Paderborn, Paderhalle<br />
05.12. Donaueschingen,<br />
Donauhalle<br />
06.12. Düdingen, Podium<br />
07.12. CH-Biel, Rockin<br />
Christmas Marquee<br />
ROBIN BECK<br />
www.german-concerts.de<br />
22.10. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
23.10. München, Backstage<br />
24.10. Regensburg,<br />
Gloria Kultur<strong>the</strong>ater<br />
26.10. Lübeck, Werkhof<br />
27.10. Kiel, Räucherei<br />
JOHN CALE<br />
www.prknet.de<br />
14.10. Köln, Gloria<br />
16.10. Berlin, Passionskirche<br />
18.10. München, Freiheizhalle<br />
23.10. Hamburg,<br />
Kampnagelfabrik<br />
CANNED HEAT<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
07.10. CH-Pratteln, Galery<br />
CAPTAIN BEEFHEART'S<br />
MAGIC BAND<br />
www.gygx.ch<br />
02.10. Aachen, Jakobshof<br />
03.10. Berlin, Kesselhaus<br />
07.10. Hannover, Bluesgarage<br />
10.10. Stuttgart, <strong>The</strong>aterhaus<br />
11.10. CH-Zürich, Exil<br />
12.10. Freiburg, Waldsee<br />
TONY CAREY<br />
www.<strong>to</strong>nycarey.com<br />
06.10. Ros<strong>to</strong>ck, Pumpe<br />
27.11. Nürnberg, Hirsch<br />
29.11. Erding, Schiaßn<br />
30.11. München,<br />
Garage Deluxe<br />
CITY<br />
www.city-internet.de<br />
22.09. Landsberg,<br />
Goldener Löwe<br />
13.10. Altenburg, Destillerie<br />
20.10. Wittenberge, Kultur u.<br />
Festspielhaus<br />
24.11. Kölpinsee, Strandhotel<br />
Seerose<br />
27.12. Magdeburg,<br />
Johanniskirche<br />
28.12. Berlin,<br />
Konzertsaal der HdK<br />
29.12. Schwedt, <strong>The</strong>ater<br />
30.12. Suhl, CCS<br />
COLDPLAY<br />
www.mlk.com<br />
22.09. Hannover, AWD-Arena<br />
CHI COLTRANE<br />
www.dmc-music.de<br />
19.10. Baden Baden,<br />
Kurhaus<br />
ALEX CONTI & PAUL BOTTER<br />
www.rock-<strong>the</strong>-earth.de<br />
22.09. Bordesholm, Savoy Kino<br />
28.09. Trittau, Alter Bahnhof<br />
29.09. Anderten, Alter Bahnhof<br />
05.10. Have<strong>to</strong>ftloit, Landart<br />
06.10. Melle, Kulturwerkstatt<br />
12.10. Aukrug, Tivoli<br />
13.10. Quickborn, Kamphuis<br />
19.10. Plön, Schwimmhalle<br />
26.10. Emden, JZ Alte Post<br />
27.10. Westerstede,<br />
Wunderbar<br />
09.11. Ros<strong>to</strong>ck, Pumpe<br />
10.11. Harburg, Rieckhof<br />
ALICE COOPER<br />
www.<strong>to</strong>urneen.com<br />
03.11. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
ROBERT CRAY<br />
www.robertcray.com<br />
10.10. Hamburg, Markthalle<br />
11.10. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />
12.10. München, Muffathalle<br />
THE CULT<br />
www.kulturfabrik-krefeld.de<br />
21.09. Krefeld, Kulturfabrik<br />
DEEP PURPLE<br />
www.kb-k.com<br />
15.11. Köln, Lanxess-Arena<br />
16.11. Bremen, Halle 7<br />
17.11. Hannover, AWD-Hall<br />
20.11. Kiel, Sparkassen Arena<br />
22.11. Frankfurt, Festhalle<br />
23.11. Oberhausen,<br />
KöPi-Arena<br />
24.11. Hamburg, o2 World<br />
26.11. Leipzig, Arena<br />
27.11. Berlin, o2 World<br />
29.11. Augsburg,<br />
Schwabenhalle<br />
30.11. München, Olympiahalle<br />
01.12 Stuttgart, Schleyer-Halle<br />
DORO<br />
www.ics-int.com<br />
22.09. Hamburg, Festival<br />
15.11. Kiel, Max<br />
16.11. Bremen, Aladin<br />
28.11. Stuttgart, Longhorn<br />
30.11. Memmingen,<br />
Kaminwerk<br />
01.12. A-Wien, Szene<br />
06.12. Bochum, Zeche<br />
07.12. Karlsruhe, Substage<br />
08.12. Vacha, Vachwerk<br />
09.12. Berlin,<br />
Huxleys Neue Welt<br />
11.12. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
DRUM WARS<br />
www.mfpconcerts.com<br />
09.10. München, Garage<br />
10.10. Fulda, Alte Piesel<br />
11.10. Siegburg, Kubana<br />
23.10. A-Wien, Szene<br />
DUBLINERS<br />
www.karsten-jahnke.de<br />
01.11. München, Circus Krone<br />
02.11. Stuttgart, <strong>The</strong>aterhaus<br />
03.11. Beckingen,<br />
Deutschherrenhalle<br />
04.11. Bamberg, KuK-Halle<br />
05.11. Frankfurt, Alte Oper<br />
07.11. Hannover,<br />
<strong>The</strong>ater am Aegi<br />
08.11. Bremen, Glocke<br />
09.11. Aurich, Stadthalle<br />
10.11. Bielefeld,<br />
Ringlokschuppen<br />
11.11. Dortmund, Konzerthaus<br />
30.11. Berlin, Tempodrom<br />
02.12. Dresden, Schlachthof<br />
03.12. Braunschweig,<br />
Stadthalle<br />
04.12. Cloppenburg, Stadthalle<br />
05.12. Kiel, Schloss<br />
06.12. Lübeck, MuK<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 107<br />
07.12. Flensburg,<br />
Deutsches Haus<br />
08.12. Hamburg, CCH<br />
EAV<br />
www.helloconcerts.de<br />
21.09. CH-Wetzikon,<br />
Badmin<strong>to</strong>nhalle<br />
22.09. CH-Pratteln, Z7<br />
30.10. Hof, Freiheitshalle<br />
31.10. Neukieritzsch, Stadthalle<br />
01.11. Cottbus, Stadthalle<br />
02.11. Berlin, Tempodrom<br />
03.11. Hamburg,<br />
Große Freiheit<br />
04.11. Magdeburg, Stadthalle<br />
09.11. Roth, Mehrzweckhalle<br />
10.11. Germering, Stadthalle<br />
11.11. Ulm, CCU<br />
ELOY<br />
www.prknet.de<br />
24.09. Hamburg, Markthalle<br />
25.09. Berlin, Postbahnhof<br />
27.09. München, <strong>The</strong>aterfabrik<br />
28.09. CH-Pratteln, Z7<br />
29.09. Mainz, Frankfurter Hof<br />
30.09. Stuttgart, Longhorn<br />
01.10. Köln, E-Werk<br />
EPITAPH<br />
www.epitaph-band.de<br />
13.10. Essen, Grugahalle<br />
ERRORHEAD<br />
www.errorhead.com<br />
21.09. Westerwede, Wunderbar<br />
22.09. Twistringen, Alte Ziegelei<br />
25.09. Hamburg,<br />
Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />
29.09. Kellinghusen, Pep<br />
EUROPE<br />
www.kb-k.com<br />
21.10. Mannheim, Alte Seilerei<br />
09.11. Berlin, Columbiahalle<br />
10.11. Bochum, Matrix<br />
ANDY FAIRWEATHER-LOW &<br />
THE LOW RIDERS<br />
www.rock-<strong>the</strong>-earth.de<br />
30.11. Dortmund,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />
01.12. Hannover, Bluesgarage<br />
02.12. Frelsdorf, Kulturtransport<br />
04.12. Bremen, Meisenfrei<br />
05.12. Hamburg,<br />
Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />
06.12. Bad Salzufl en, Bahnhof<br />
07.12. Eckernförde, Carls<br />
Showpalast<br />
08.12. Torgau, Kulturbastion<br />
11.12. Kirchheim, Bastion<br />
12.12. A-Wels, Sound<strong>the</strong>atre<br />
13.12. Ingolstadt, Neue Welt<br />
14.12. Habach, Village im<br />
Obermühltal<br />
15.12. Mühldorf, Haberkasten<br />
CHRIS FARLOWE &<br />
NORMAN BEAKER BAND<br />
www.rock-<strong>the</strong>-earth.de<br />
09.10. Twist, Heimathaus<br />
10.10. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />
Bluesclub<br />
11.10. Bad Salzufl en, Bahnhof<br />
12.10. Hannover, Bluesgarage<br />
13.10. Kellinghusen,<br />
Ulmenhofschule<br />
18.10. Plauen, Malzhaus<br />
19.10. Göttingen,<br />
Kulturzentrum Musa<br />
20.10. Dortmund,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />
09.11. Koblenz, Cafe Hahn<br />
10.11. Landau, Kaufhaus<br />
11.11. Schramberg,<br />
Kulturbesen<br />
12.11. Fürth, Kofferfabrik<br />
13.11. A-Wien, Reigen<br />
15.11. Idstein, Scheuer<br />
16.11. Halle, Objekt 5<br />
17.11. Oldenburg, Charlys<br />
Musikkneipe<br />
19.11. A-Salzburg, Rockhouse<br />
20.11. Offenbach, KjK<br />
21.11. Marburg,<br />
Kulturladen Kfz<br />
22.11. Bonn, Harmonie<br />
23.11. Ludwigshafen,<br />
Das Haus<br />
25.11. CH-Pratteln, Z7<br />
FISCHER Z<br />
www.assconcerts.com<br />
12.10. Hamburg, Fabrik<br />
13.10. Osnabrück, Rosenhof<br />
15.10. Berlin, C-Club<br />
16.10. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />
17.10. Bremen, Aladin<br />
<strong>Music</strong> Hall<br />
19.10. Frankfurt, Batschkapp<br />
20.10. Freiburg, Jazzhaus<br />
22.10. München, Freiheizhalle<br />
23.10. Bochum, Zeche<br />
24.10. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />
THE FIXX<br />
www.hypertension-music.de<br />
07.10. Köln, Kantine<br />
11.10. Augsburg, Spectrum<br />
12.10. Dortmund, Piano<br />
13.10. Gaggenau, Klag-Bühne<br />
14.10. Freudenburg, Ducsaal<br />
20.10. Buer, Kulturwerkstatt<br />
21.10. Frankfurt, Das Bett<br />
22.10. Hamburg, Fabrik<br />
FOCUS<br />
www.focus<strong>the</strong>band.com<br />
27.09. Reichenbach, Bergkeller<br />
28.09. Palenberg,<br />
Outbaix <strong>Music</strong> Club<br />
29.09. Leverkusen, Scala<br />
HENRIK FREISCHLADER<br />
www.noisenow.de<br />
30.09. Bonn, Harmonie<br />
BOB GELDOF<br />
www.assconcerts.com<br />
22.10. Mannheim,<br />
Alte Feuerwache<br />
23.10. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
24.10. CH-Murten,<br />
Hotel Murten<br />
26.10. Rosenheim, Ballhaus<br />
27.10. Bochum, Zeche<br />
HERBERT GRÖNEMEYER<br />
www.groenemeyer.de<br />
30.10. Lübeck, Kongresshalle<br />
02.+03.11. A-Wien,<br />
Konzerthaus<br />
05.11. München, Circus Krone<br />
06.11. Köln, E-Werk<br />
08.11. Neu-Isenburg,<br />
Hugenottenhalle<br />
09.11. Dortmund,<br />
Westfalenhalle 2<br />
11.11. Leipzig, Haus Auensee<br />
12.11. Hamburg,<br />
Große Freiheit<br />
14.11. Berlin, Columbiahalle<br />
15.11. Bielefeld,<br />
Ringlokschuppen<br />
17.11. Freiburg, Zäpfl e Club<br />
18.11. CH-Zürich, Maag Halle<br />
GURU GURU<br />
www.guru-guru.com<br />
05.10. Ladenberg, Löwensaal<br />
06.10. Stuttgart, Labora<strong>to</strong>rium<br />
16.10. Heidelberg, Festival<br />
27.10. Offenbach, Wiener Hof<br />
09.11. CH-Pratteln, Z7<br />
10.11. Wehr, Schlosserei<br />
15.11. Bonn, Harmonie<br />
16.11. Wuppertal, LCB<br />
20.11. Rutesheim, Uhlenspiegel<br />
23.11. Unna, Ladenbrauerei<br />
24.11. Hannover, Alter Bahnhof<br />
08.12. Hersbruck, Kick<br />
12.12. Maz, Kuz<br />
13.12. Mannheim,<br />
Alte Feuerwache<br />
14.12. Karlsruhe, Jubez
Konzertkalender<br />
NINA HAGEN<br />
www.dmc-music.de<br />
30.09. Zweibrücken, Festhalle<br />
12.10. Detmold, Stadthalle<br />
HEAVEN 17<br />
www.assconcerts.com<br />
10.12. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
11.12. Hamburg, Fabrik<br />
12.12. Berlin, C-Club<br />
13.12. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />
HERBIE HANCOCK<br />
www.karsten-jahnke.de<br />
28.10. Hamburg, Überjazz<br />
03.11. Düsseldorf, Tonhalle<br />
04.11. Berlin, JazzFest<br />
07.11. Ludwigshafen,<br />
Feierabendhaus<br />
HELLMUT HATTLER<br />
www.hellmut-hattler.de<br />
12.10. Idstein, Scheuer<br />
13.10. Stuttgart, Merlin<br />
17.10. Halle, Objekt 5<br />
18.10. Altenburg, Jazz Club<br />
19.10. Dresden, Neue Tonne<br />
25.10. Leverkusen, Scala<br />
26.10. Minden, BÜZ<br />
27.10. Bocholt, Alte Molkerei<br />
24.11. Korntal, Stadthalle<br />
08.12. Rodgau,<br />
Bühne der GBS<br />
HELTER SKELTER<br />
www.helter-skelter-live.de<br />
22.09. Uhingen, Udi<strong>to</strong>rium<br />
02.10. Haslach, Stadthalle<br />
06.10. Günzburg,<br />
Forum am Hofgarten<br />
27.10. Schwabmünchen,<br />
Stadthalle<br />
31.10. Ingolstadt,<br />
Eventhalle Westpark<br />
03.11. München, TonHall<br />
17.11. Kempten, bigBOX<br />
24.11. Friedrichshafen,<br />
Dornier Museum<br />
15.12. Rosenheim, Ballhaus<br />
22.12. Erding, Stadthalle<br />
26.12. Memmingen,<br />
Kaminwerk<br />
27.12. Nürnberg, Hirsch<br />
HUMAN LEAGUE<br />
www.contrapromotion.com<br />
16.11. Saarbrücken, Garage<br />
17.11. Herford, X<br />
HOT'N'NASTY<br />
www.hot-n-nasty.de<br />
06.10. Lünen, Jazzclub<br />
13.10. Minden, Windlicht<br />
20.10. Rhede, New Orleans<br />
16.11. Dortmund,<br />
Blues Notez Club<br />
17.11. Lüdenscheid,<br />
Panoptikum<br />
07.12. Bergkamen,<br />
Schmüllings Liveclub<br />
08.12. Köln, Cafe Kram<br />
CHRIS ISAAK<br />
www.wizardpromotions.de<br />
15.10. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />
JOE JACKSON<br />
www.kb-k.com<br />
14.10. A-Graz, Orpheum<br />
16.10. Köln, <strong>The</strong>ater am<br />
Tanzbrunnen<br />
18.10. Ludwigsburg, Scala<br />
19.10. München, Circus Krone<br />
21.10. CH-Zürich, Spirgarten<br />
06.11. Berlin, Admiralspalast<br />
AL JARREAU<br />
www.modernewelt.de<br />
26.10. CH-Luzern, KKL<br />
28.10. München, Circus Krone<br />
31.10. Baden-Baden,<br />
Festspielhaus<br />
07.11. Bremen, Glocke<br />
09.11. Hamburg, Laeiszhalle<br />
10.11. Dortmund, Konzerthaus<br />
12.11. Essen, Philharmonie<br />
14.11. Dresden, Messe<br />
15.11. Frankfurt, AOF<br />
19.11. Leipzig, Arena<br />
20.11. Berlin, Philharmonie<br />
JEFFERSON AIRPLANE<br />
www.german-concerts.de<br />
30.10. Lübeck, Werkhof<br />
31.10. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
GARLAND JEFFREYS<br />
www.noisenow.de<br />
10.10. Harmonie Bonn<br />
KARAT<br />
www.karat-band.de<br />
30.09. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
07.10. Kiel, Schloss<br />
13.10. Zittau, Westpark-Center<br />
18.10. Saalfeld, Meininger Hof<br />
19.10. Bernburg, Kursaal<br />
20.10. Jena, Volkshaus<br />
21.10. Greiz, Vogtlandhalle<br />
22.10. Berlin, <strong>The</strong>ater des<br />
Westens<br />
24.11. Erfurt, Messehalle<br />
29.12. Zwönitz, Wind<br />
KEANE<br />
www.mlk.com<br />
15.10. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />
03.11. Berlin, Tempodrom<br />
10.11. Hamburg, Docks<br />
KRIS KRISTOFFERSON<br />
www.modernewelt.de<br />
27.11. Stuttgart, <strong>The</strong>aterhaus<br />
28.11. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
LORDS<br />
www.<strong>the</strong>lords.de<br />
06.10. Meuselbach, Festzelt<br />
27.10. Leer, Ostfriesenhalle<br />
16.11. Vluyn, Klingerhuf<br />
07.+08.12. Winnenden,<br />
S<strong>to</strong>rchenkeller<br />
MADNESS<br />
www.lb-events.de<br />
24.10. Berlin, Columbiahalle<br />
26.10. Düsseldorf, Stahlwerk<br />
PETER MAFFAY<br />
www.deag.de<br />
12.–14.10. Hamburg, o2 World<br />
16.10. Halle,<br />
Gerry-Weber-Stadion<br />
19.– 21.10. Frankfurt, Festhalle<br />
23.10. Nürnberg, Arena Nürnberger<br />
Versicherung<br />
26.–28.10. Berlin, o2 World<br />
30.10. Erfurt, Messehalle<br />
02.– 04.11. Stuttgart,<br />
Schleyer-Halle<br />
06.11. Mannheim, SAP-Arena<br />
09.– 11.11. Dortmund,<br />
Westfalenhalle<br />
16.– 18.11. München,<br />
Olympiahalle<br />
23.+24.11. Köln,<br />
Lanxess-Arena<br />
30.11.+ 02.12. Leipzig, Arena<br />
08.12. Oberhausen,<br />
KöPi-Arena<br />
11.12. Chemnitz,<br />
Chemnitzarena<br />
13.12. Bremen, ÖVB Arena<br />
15.12. Kiel, Sparkassen-Arena<br />
18.12. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
MAN<br />
www.rock-<strong>the</strong>-earth.de<br />
21.09. Hamburg,<br />
Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />
28.09. Twist, Heimathaus<br />
29.09. Dortmund,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />
MANFRED MANN'S<br />
EARTHBAND<br />
www.dmc-music.de<br />
18.+19.10. Worpswede,<br />
<strong>Music</strong> Hall<br />
20.10. Heilsbronn,<br />
Hohenzollernhalle<br />
21.10. Augsburg, Spectrum<br />
23.10. Köln, E-Werk<br />
24.10. CH-Zürich, Volkshaus<br />
26.10. Datteln, Stadthalle<br />
27.10. Achern, Hornisgrindhalle<br />
06.12. Ulm, <strong>The</strong>atro<br />
13.12. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
14.12. Winterbach, Salierhalle<br />
MARILLION<br />
www.marillion.com<br />
20.11. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />
23.11. Nürnberg, Löwensaal<br />
24.11. München, <strong>The</strong>aterfabrik<br />
STEVE MILLER BAND<br />
www.tmeweb.com<br />
29.10. Frankfurt, Alte Oper<br />
30.10. München, Circus Krone<br />
31.10. Berlin, Tempodrom<br />
MOTÖRHEAD<br />
www.mlk.com<br />
25.11. Oberhausen,<br />
Turbinenhalle<br />
26.11. Offenbach, Stadthalle<br />
28.11. Ludwigsburg, Arena<br />
30.11. Erfurt, Thüringenhalle<br />
01.12. München, Zenith<br />
04.12. Hannover, AWD-Hall<br />
05.12. Berlin, Columbiahalle<br />
07.12. CH-Bern, Festival<br />
08.12. Bamberg, Festival<br />
11.12. Kempten, BigBox<br />
MUNGO JERRY<br />
www.mungomania.com<br />
29.09. CH-Zürich, Festival<br />
MARIUS MÜLLER-<br />
WESTERNHAGEN<br />
www.prknet.de<br />
21.09. Hannover, TUI-Arena<br />
23.09. Berlin, o2 World<br />
25.09. Hamburg, o2 World<br />
NEW MODEL ARMY<br />
www.noisenow.de<br />
15.12. Köln, Palladium<br />
NICKELBACK<br />
www.mlk.com<br />
21.09. Köln, Lanxess-Arena<br />
22.09. Frankfurt, Festhalle<br />
25.09. Stuttgart, Schleyer-Halle<br />
26.09. München, Olympiahalle<br />
28.09. CH-Zürich, Hallenstadion<br />
DIE PRINZEN<br />
www.dieprinzen.de<br />
31.08.–17.11. Kirchenu.<br />
<strong>The</strong>ater<strong>to</strong>urnee<br />
PUHDYS<br />
www.puhdys.com<br />
03.10. Bad Rappenau,<br />
Mühltalhalle<br />
05.10. Bremen, Die Glocke<br />
06.10. Marburg, Stadthalle<br />
07.10. Lingen, <strong>The</strong>ater<br />
12.10. Oldenburg, Kulturetage<br />
13.10. Neumünster, Stadthalle<br />
23.+24.11. Freiberg, Tivoli<br />
28.11. Stuttgart, <strong>The</strong>aterhaus<br />
29.11. Villingen-Schwenningen,<br />
Neue Tonhalle<br />
29.12. Halle, Stein<strong>to</strong>r Varieté<br />
30.11. München, Tonhalle<br />
08.12. Hildesheim, Audimax<br />
09.12. Nürnberg, Hirsch<br />
15.12. Detmold, Stadthalle<br />
16.12. Darmstadt, Staats<strong>the</strong>ater<br />
26.12. Weinböhla,<br />
Zentralgasthof<br />
28.12. Altenburg,<br />
Landgasthof Kosma<br />
29.12. Halle, Stein<strong>to</strong>r Varieté<br />
LIONEL RICHIE<br />
www.semmel.de<br />
08.10. Frankfurt, Festhalle<br />
09.10. Halle,<br />
Gerry-Weber-Stadion<br />
22.10. Leipzig, Arena<br />
23.10. München, Olympiahalle<br />
06.11. CH-Zürich,<br />
Hallenstadion<br />
24.11. Stuttgart,<br />
Schleyer-Halle<br />
26.10. Berlin, o2 World<br />
01.12. Oberhausen, KöPi-Arena<br />
03.12. Hamburg, o2 World<br />
06.12. Köln, Lanxess-Arena<br />
RUNRIG<br />
www.india-media.de<br />
28.11. Hannover, AWD-Hall<br />
29.11. Berlin, Tempodrom<br />
30.11. Leipzig, Haus Auensee<br />
01.12. Karlsruhe, Europahalle<br />
REINER SCHÖNE BAND<br />
www.hypertension-music.de<br />
02.10. Wilhelmshaven,<br />
Pumpwerk<br />
03.10. Lübeck,<br />
Volks<strong>the</strong>ater Geisler<br />
05.10. Dresden, Tante Ju<br />
06.10. Hannover, Pavillon<br />
07.10. Braunschweig, Gaswerk<br />
09.10. Hamburg, Knust<br />
11.10. Schwerin, Speicher<br />
17.10. A-Velden, Bluesiana<br />
20.10. Reichenbach,<br />
Saal der Sparkasse<br />
24.10. Mannheim, Capi<strong>to</strong>l<br />
26.10. Dortmund, Piano<br />
27.10. Berlin, Schalotte<br />
SCHWARZBRENNER<br />
www.schwarzbrenner.de<br />
22.09. Bordesholm, Festival<br />
19.+ 20.10. Ratinger, Festival<br />
SCORPIONS<br />
www.semmel.de<br />
13.10. München, Olympiahalle<br />
15.12. Oberhausen,<br />
KöPi-Arena<br />
SIMPLE MINDS<br />
www.fkpscorpio.com<br />
22.09. Germersheim,<br />
Insel In Concerts<br />
SPIDER MURPHY GANG<br />
www.helloconcerts.de<br />
22.09. A-Wallern,<br />
Asphaltschützenhalle<br />
28.09. Allendorf,<br />
Kongress-Zentrum<br />
29.09. Bad Dürkheim, Eventzelt<br />
06.10. Halle, Gerry-Weber-<br />
Event-Center<br />
11.10. Füssing, Festival<br />
20.10. Essenbach, Eskara<br />
31.10. Erding, Stadthalle<br />
02.11. Deggendorf, Stadthalle<br />
03.11. Bad Tölz, Kurhaus<br />
30.11. Mühldorf, Stadtsaal<br />
01.12. Gersthofen, Stadthalle<br />
06.12. München, Circus Krone<br />
SWEET<br />
www.dmc-music.de<br />
19.10. Wiesbaden,<br />
Christian-Bücher-Halle<br />
20.10. Oberderdingen,<br />
Aschingerhalle<br />
26.10. Roding, Stadthalle<br />
27.10. Essenbach, Eskara<br />
NEIL TAYLOR<br />
www.hypertension-music.de<br />
26.09. München, Görbes Hof<br />
27.09. A-Wien,<br />
Kulturverein Reigen<br />
29.09. CH-Altnau, S-Ka<br />
10.10. Whyk, Erdbeerparadies<br />
TEN YEARS AFTER<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
10.11. Bad Rappenau,<br />
Mühltalhalle<br />
17.11. A-Wörgl, Komma<br />
21.11. CH-Solothurn,<br />
Kulturfabrik Kofmehl<br />
22.11. Dudenhofen, Festhalle<br />
Seite 108 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
23.11. Pforzheim,<br />
Kulturhaus Osterfeld<br />
24.11. Ingolstadt,<br />
Kulturhalle Westpark<br />
08.12. Kellinghusen,<br />
Ulmenhofschule<br />
09.12. Dortmund, Piano<br />
THIN LIZZY<br />
www.wizardpromotions.de<br />
16.11. Köln, Kantine<br />
CHRIS THOMPSON<br />
www.christhompson-central.com<br />
06.10. Augsburg,<br />
Schwabenhalle<br />
11.10. Berlin, Postbahnhof<br />
12.10. Buchholz, Empore<br />
13.10. Neuruppin, Resort<br />
Mark Brandenburg<br />
18.10. Bensheim, Kolpinghaus<br />
19.10. Siegburg, Kubana<br />
20.10. Herborn, Stadhalle<br />
21.10. Bruchsal, Fabrik<br />
23.10. Miesenbach,<br />
Haus des Bürgers<br />
25.10. Schwäbisch Hall,<br />
Saalbau<br />
26.10. Tübingen,<br />
Sparkassen Carre<br />
27.10. Winterlingen,<br />
Gemeindehalle<br />
DIE TOTEN HOSEN<br />
www.jkp.de<br />
13.+14.11. Leipzig, Arena<br />
17.11. Köln, Lanxess-Arena<br />
18.11. Frankfurt, Festhalle<br />
21.11. Bremen, ÖVB-Arena<br />
23.+ 24.11. Düsseldorf,<br />
ISS Dome<br />
28.11. Hamburg, o2 World<br />
01.12. München, Olympiahalle<br />
02.12. Stuttgart,<br />
Schleyer-Halle<br />
05.12. CH-Zürich, Hallenstadion<br />
08.12. Erfurt, Messehalle<br />
09.12. Chemnitz, Arena<br />
11.+12.12. Hannover, TUI-Arena<br />
14.12. Friedrichshafen,<br />
Rothaus-Halle<br />
15.12. Mannheim, SAP-Arena<br />
18.12. CH-Basel,<br />
St. Jakobshalle<br />
19.12. Nürnberg, Arena Nürnberger<br />
Versicherung<br />
21.+22.12. A-Graz, Stadthalle<br />
26.+27.12. Dortmund,<br />
Westfalenhalle 1<br />
29.+30.12. Berlin,<br />
Max-Schmeling-Halle<br />
WALTER TROUT<br />
www.jazzhausrecords.com<br />
18.10. A-Rankweil, Altes Kino<br />
19.10. CH-Aarburg,<br />
Moonwalker<br />
20.10. CH-Rubigen,<br />
Mühle Hunziken<br />
21.10. CH-Frauenfeld,<br />
Eisenwerk<br />
23.10. Gelsenkirchen, Kaue<br />
24.10. Hamburg,<br />
Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />
25.10. Berlin, Quasimodo<br />
27.10. Halle, Festival<br />
ULTRAVOX<br />
www.prknet.de<br />
14.10. Hamburg, Docks<br />
25.10. Berlin, Columbiahalle<br />
28.10. Mainz, Phoenixhalle<br />
27.10. Leipzig, Haus Auensee<br />
29.10. München, Kesselhaus<br />
01.11. CH-Zürich, Kaufl euten<br />
03.11. Memmingen, Stadthalle<br />
07.11. Köln, E-Werk<br />
08.11. Bielefeld,<br />
Ringlokschuppen<br />
MIDGE URE<br />
www.hypertension-music.de<br />
07.12. Oberhausen,<br />
Zentrum Altenberg<br />
08.12. Frankfurt, Das Bett<br />
09.12. Leverkusen, Scala<br />
11.12. Kiel, Kulturforum<br />
12.12. Braunschweig,<br />
Meiers <strong>Music</strong> Hall<br />
13.12. Bremen, Ki<strong>to</strong><br />
URIAH HEEP<br />
www.dmc-music.de<br />
09.12. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
10.12. Augsburg, Spectrum<br />
13.12. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
VINCENT ROCKS<br />
www.vincentrocks.de<br />
06.10. München, Interim<br />
19.10. Ansbach, Kammerspiele<br />
10.11. Filderstadt, FilHarmonie<br />
23.11. Besigheim, Alte Kelter<br />
14.12. Schwerin, Der Speicher<br />
15.12. Brakel, Stadthalle<br />
16.12. Twist, Heimathaus<br />
HANNES WADER<br />
www.scala-kuenstler.de<br />
30.09. Georgsmarienhütte,<br />
Kasino<br />
01.10. Emmerthal, Kulturhalle<br />
02.10. Bielefeld, Stadthalle<br />
03.10. Aachen, Audimax<br />
04.10. Dortmund, Konzerthaus<br />
05.10. Vluyn, Kulturhalle<br />
06.10. Neuenhaus,<br />
Schulzentrum<br />
07.10 Schortens, Bürgerhaus<br />
08.10. Oldenburg, Kulturetage<br />
09.10. Gladbeck, Stadthalle<br />
10.10. Schweinfurt, Stadthalle<br />
11.10. Buchen, Stadthalle<br />
10.11. Langenhagen,<br />
<strong>The</strong>atersaal<br />
11.11. Leipzig, <strong>The</strong>aterfabrik<br />
12.11. Dresden, <strong>The</strong>ater<br />
13.11. Plauen, Malzhaus<br />
14.11. Kirchheim, Stadthalle<br />
15.11 Augsburg, Park<strong>the</strong>ater<br />
16.11. Friedrichshafen,<br />
Graf-Zeppelin-Haus<br />
17.11. Mannheim, Capi<strong>to</strong>l<br />
18.11. Saarlouis,<br />
<strong>The</strong>ater am Ring<br />
19.11. Bonn, Brückenforum<br />
20.11. Fulda, Orangerie<br />
KIM WILDE<br />
www.<strong>to</strong>llwood.de<br />
06.10. Erlangen, E-Werk<br />
20.10. Regensburg, Audimax<br />
JOHNNY WINTER<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
01.11. Darmstadt,<br />
Centralstation<br />
02.11. Neuruppin, Kulturhaus<br />
03.11. Erfurt,<br />
Gewerkschaftshaus<br />
04.11. Riesa, Stadthalle Stern<br />
05.11. Bonn, Harmonie<br />
08.11. Losheim, Eisbahnhalle<br />
09.11. Lahnstein, Stadthalle<br />
10.11. Bad Rappenau,<br />
Mühltalhalle<br />
11.11. Pforzheim, Kulturhaus<br />
Osterfeld<br />
12.11. Gelsenkirchen,<br />
Musik<strong>the</strong>ater im Revier<br />
14.11. CH-Basel, Casino<br />
WISHBONE ASH,<br />
MARTIN TURNER'S<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
20.11. CH-Pratteln, Z7<br />
21.11. Metzingen, Hirsch<br />
22.11. Freising, Lindenkeller<br />
23.11. Habach, Village<br />
24.11. Ansbach, Kammerspiele<br />
26.11. Saarlouis,<br />
<strong>The</strong>ater am Ring<br />
27.11. Leverkusen, Scala<br />
29.11. Dortmund,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />
30.11. Hamburg,<br />
Down<strong>to</strong>wn Bluesclub
Fo<strong>to</strong>: © Jimmy Katz<br />
KREUZVERHÖR<br />
Robert<br />
Lamm<br />
Von Philipp Roser<br />
Karriere-<br />
Highlight?<br />
"<br />
1982 bis heute!"<br />
Der gebürtige New Yorker Robert Lamm<br />
(67) sang im Kirchenchor, startete 1962 <strong>The</strong><br />
Trondells und war schon 1967 Gründungsmitglied<br />
von Chicago (Transit Authority).<br />
Er gründete Mitte der 90er Jahre ein Trio<br />
mit Carl Wilson (Beach Boys) und Gerry<br />
Beckley (America). Das aktuelle LIVING<br />
PROOF ist sein zehntes Solo-Album, parallel<br />
gibt's ROBERT LAMM SONGS: THE<br />
JVE REMIXES, erstellt von John Van Eps.<br />
+ guest:<br />
Montag, 22. Ok<strong>to</strong>ber 2012, 20 Uhr<br />
Stuttgart, <strong>The</strong>aterhaus<br />
Sonntag, 11. November 2012, 19 Uhr<br />
Stuttgart, Porsche-Arena<br />
Tour 2012<br />
Mittwoch, 21. November 2012, 20 Uhr<br />
Filderstadt, FILharmonie<br />
DIE ANDEREN …<br />
Bester Sänger? Paul McCartney<br />
Beste Sängerin? Zosia, Aretha Franklin, Paula<br />
Morelenbaum<br />
Beste Band? Foo Fighters<br />
Beste(r) Songschreiber(in)? Cole Porter, Tom<br />
Jobim<br />
Unterschätzteste(r) Band/Solist?<br />
Robert Lamm<br />
Überschätzteste(r) Band/Solist? Bruce<br />
Springsteen<br />
Beste Single? "Tom's Diner" (Suzanne<br />
Vega – DNA-Remix)<br />
Bestes Album? AJA (Steely Dan)<br />
Bester Song? "Harvest Moon" (Neil Young)<br />
Deine Allstar-Band? Jeff Beck (g), Josh Freese<br />
(dr), Vic<strong>to</strong>r Wooten (b), Bruce Hornsby (p) und ich.<br />
... UND ICH<br />
Welche Cover-Version möchtest du mal<br />
aufnehmen? "Get On Up" (Curtis Mayfield)<br />
Welchen Song hättest du gern selbst<br />
geschrieben? "Wave/Chega De Saudade" (Carlos<br />
Jobim)<br />
Wer sollte einen Song über dich schreiben?<br />
Jazzanova<br />
Wie sollte der Song heißen? "Working Like A<br />
Dog To Stay One Step Ahead Of <strong>The</strong> Next Surprise"<br />
Was war das Highlight deiner Karriere? Aus<br />
meiner Sicht: 1982 bis heute!<br />
Dein Lebensmot<strong>to</strong>? Die Vergangenheit ist die<br />
Vergangenheit – was machst du heute?<br />
EINIGE W0RTE ZU ...<br />
Chicago: Toughe Band aus eine <strong>to</strong>ughen Stadt.<br />
Songwriting: Ist die ultimative Kommunikation.<br />
Grace Episcopal Church: Rettete meine<br />
Kindheit.<br />
Harry Chapin: Hat mir meine erste Freundin<br />
geklaut.<br />
<strong>The</strong> Trondells: Jeder Musiker muss irgendwo mal<br />
anfangen.<br />
Carl Wilson: Entzückend, lustig, engelsgleiche<br />
Stimme!<br />
Vorlesungen halten an der Stanford<br />
University: Da habe ich meine Zeit vergeudet.<br />
Solo-Arbeit: Besser als nahezu alles, was ich mit<br />
Chicago gemacht habe.<br />
THE JVE REMIXES: Eine Andeutung der unbegrenzten<br />
Möglichkeiten von Musik.<br />
Risikofreude: Ein Grund zu leben.<br />
Davia (Soulsängerin): Hat mit Produzent Kevin<br />
Deane exzellenten Sampling-Geschmack bewiesen,<br />
als sie meinen Song "I'm Yours" mit Samples von "A<br />
Lifetime" aufgenommen hat.<br />
Fender Rhodes: Inspirierendes Keyboard, immer<br />
voller Seele.<br />
"Colour My World" (Chicago-Song): Erzeugt<br />
keine Resonanz bei mir.<br />
Bossa Project / Electro Bossa: Zwei meiner<br />
erfüllendsten Projekte = Beats + Harmonie + Melodie<br />
Deutschland: Meine Lieblingsstädte sind Berlin<br />
und Münster (wegen der Skulptur-Projekte) und<br />
Hamburg.<br />
PLEASE, ANSWER<br />
THE S0NG …<br />
Why Do Fools Fall In Love?<br />
(FRANKIE LYMON, 1963)<br />
Weil es die Liebe ist, nach der wir alle suchen.<br />
Where Have All <strong>The</strong> Good Times Gone?<br />
(KINKS, 1965)<br />
Die guten Zeiten bleiben – wo bist du hingegangen?<br />
What Are You Doing Sunday? (DAWN, 1971)<br />
Ich habe einen Gig in Seattle.<br />
Who's Gonna Rock You? (THE NOLANS, 1980)<br />
Nur mein süßes Baby.<br />
Why Believe In You? (TEXAS, 1991)<br />
Weil ich echt bin.<br />
Samstag, 1. Dezember 2012, 20 Uhr<br />
Stuttgart, Schleyer-Halle<br />
+ guest:<br />
+ guest:<br />
BEVERLY MCCLELLAN<br />
Sonntag, 24. Februar 2013, 19 Uhr<br />
Stuttgart, Porsche-Arena<br />
A TRIBUTE TO ABBA<br />
DIE GRÖSSTE ABBA-SHOW ALLER ZEITEN<br />
Donnerstag, 21. März 2013, 20 Uhr<br />
Stuttgart, Liederhalle Beethoven-Saal<br />
ALAN PARSONS<br />
LIVE PROJECT<br />
Greatest Hits Tour 2013<br />
Vorverkauf an der Konzertkasse im Saturn Stuttgart, Königsbau-<br />
Passagen sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen und bei:<br />
<strong>Music</strong> Circus Concertbüro GmbH Kartentelefon 0711 22 11 05
BAND-ARCHIV HISTORY Blue Mink<br />
Sängerin Madeline Bell mit (v.l.)<br />
Herbie Flowers, Barry Morgan, Alan Parker,<br />
Roger Coulam, Roger Cook (mit Bart)<br />
Schmelztiegel<br />
Kaum jemand wusste damals, wie<br />
und wohin sich die Popmusik<br />
entwickeln könnte; nach einem<br />
unglaublichen Jahrzehnt mit Folk, Beat<br />
und Soul, mit Pop, Blues und Psychedelia;<br />
nach nur 120 Monaten, die an<br />
Kreativität, Abwechslung und geradezu<br />
revolutionären Umwälzungen vielleicht<br />
alles Kommende in den Schatten stellen<br />
und niederhalten würden (dass es<br />
anders kam – gut so!).<br />
Die Geschichte dieser ungewöhnlichen<br />
Patchwork-Crew begann Ende 1968<br />
in den Londoner Studios des Spitzen-<br />
Drummers Barry Morgan (*1944).<br />
Zu seinen Hausmusikern gehörte der<br />
Organist Roger Coulam (*1944), mit<br />
dem er – meist anonym – für diverse<br />
Labels preiswerte Cover-Ware („Hits<br />
Of <strong>The</strong> Day") herstellte. Irgendwann<br />
wollte das Duo mehr und konnte zwei<br />
weitere Studio-Asse für ein festes Projekt<br />
begeistern, die beiden vorsätzlich<br />
heimatlosen Mietmusiker Alan Parker<br />
(g; *1944) und Bassist Brian „Herbie"<br />
Flowers (*1938): Beide hatten bis dahin<br />
schon ungenannt für etliche Kollegen<br />
hingelangt (z.B. Melanie, Donovan,<br />
Scaffold, Helen Shapiro) und waren so<br />
u.a. an deren Chart-Erfolgen beteiligt<br />
gewesen.<br />
Einziger Knackpunkt: vier Hälse, keine<br />
Stimme, keine Songs! Man griff<br />
sich zunächst eine Soulröhre aus<br />
Newark, New Jersey, die 1962 nach<br />
einer UK-<strong>Music</strong>al<strong>to</strong>ur in England<br />
geblieben war und deren Auftragsbücher<br />
als Sessionsängerin seitdem<br />
platzten: Madeline Bell (*1942). Zusätzlich<br />
grub Coulam den (singenden)<br />
Komponisten Roger Greenaway an:<br />
Der lehnte zwar<br />
ab, empfahl aber<br />
seinen<br />
Partner<br />
Roger Cook<br />
(*1940), mit dem<br />
er als David &<br />
Jonathan<br />
u.a.<br />
"Lovers Of <strong>The</strong> World Unite" in die<br />
Charts bugsiert hatte. Roger II nickte,<br />
die Arbeit als Blue Mink erhielt ein<br />
Fundament und konnte beginnen.<br />
Nächste Frage: cool-gewiefte Sessioncracks<br />
+ Soulröhre + Popspezialist –<br />
und das sollte passen?! Es passte, und<br />
( ), p g<br />
Katzenfarbe? Nerz? Ja, auch. In dieser Wortkombi jedoch<br />
geht der Zuschlag an eine Band, die manchmal fast vergessen<br />
scheint – trotz (oder wegen?) ihrer drei UK-Hits. Denn Blue<br />
Mink starteten am eher unsicheren Übergang von den <strong>60s</strong> zu<br />
den 70s. Was würde bleiben, was kommen? Welche Trends, Moden,<br />
Tendenzen?<br />
wie: Denn was drinsteckte, kam auch<br />
wieder heraus, nicht als Neben-, sondern<br />
als luftdichtes, hochkarätiges Miteinander<br />
von erfahrenen Profis. Gleich<br />
die drei ersten Singles, "Melting Pot"<br />
(#3), "Good Morning, Freedom" (#10)<br />
und "Our World" (#17, alle Philips) trafen<br />
1969/70 voll. Auf den LPs BLUE<br />
MINK und OUR WORLD nahmen sich<br />
die Vollblutmusiker das Recht, auch<br />
funkig-rhythmische Tracks zu integrieren,<br />
die das Können der vier Instrumentalisten<br />
in den Fokus rückten,<br />
dabei auf Gesang verzichteten ("Silk<br />
What", "Gidda Wadda Wobble", "Over<br />
<strong>The</strong> Top" und andere). Und auch das<br />
funktionierte. Ein viel nachhaltigeres<br />
Problem: Das Quartett wurde weiterhin<br />
unablässig angefragt, konnte und<br />
mochte sich den Offerten nicht entziehen.<br />
Parker, Flowers, Coulam und<br />
Morgan spielten u.a. parallel (!) als bzw.<br />
für Rumplestiltskin, Hungry Wolf, Ugly<br />
Custard, CCS und halfen auf diversen<br />
LPs von Kollegen aus. Trotzdem gelangen<br />
1971/72 erneute Blue-Mink-Hits<br />
mit "Banner Man" (#3) und "Stay With<br />
Me" (#11; beide auf Regal Zonophone)<br />
– weiterhin auf hohem Niveau.<br />
Dann jedoch wurden es zu viele Aktivitäten,<br />
es gab Personal- und Labelwechsel;<br />
Ray Cooper (perc) und Ann<br />
Odell (Piano) stießen zum Team, das<br />
1973 für EMI noch "By <strong>The</strong> Devil (I<br />
Was Tempted)" und "Randy" (#26/#9)<br />
in die Charts brachte. Doch die bis dahin<br />
fast makellose Qualität schwand,<br />
nach einer US-Tour war im Herbst<br />
1974 in Los Angeles endgültig Schluss.<br />
Die 1976 runderneuerten Blue Mink –<br />
u.a. mit Mike Moran – und ihre drei<br />
Singles auf Target blieben ein fader<br />
Aufguss, der nicht mehr interessierte.<br />
Knapp 20 Singles<br />
und sechs<br />
Original-LPs<br />
hat diese ungewöhnlich<br />
konzeptionierte<br />
Band hinterlassen<br />
– alles auf den ersten beiden<br />
Labels Erschienene klingt noch heute<br />
völlig zeitlos. Das Sextett hätte<br />
mit der ausgefeilten Pop-Soul-Funkmixtur<br />
zwischen alle Stühle fallen<br />
können, aber das Gegenteil geschah –<br />
und vielleicht war es doch genau der<br />
richtige Zeitpunkt für dieses mutige<br />
Experiment ins Blaue hinein; denn die<br />
Durchhänger bei Blue Mink setzten<br />
just dann ein, als sich mit Glam und<br />
Progressive Rock ab 1972/73 wieder<br />
fassbarere Strömungen im UK (und<br />
anderswo) abzeichneten.<br />
Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Seite 110 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Die " Adler" und ihr Meilenstein<br />
EAGLES • EAGLES • (10/37:28; 1972)<br />
1952: Chart-Premiere im UK<br />
Im November vor 60 Jahren rief der englische Journalist Percy Dickins rund<br />
20 Londoner Schallplattenläden an und fragte nach den dort bestverkauften<br />
Scheiben. Seine simpel addierte Liste erschien am<br />
14.11.1952 erstmals im „New <strong>Music</strong>al Express" (NME).<br />
Schon ab dem 20.7.1940 hatten die Amerikaner vergleichbare<br />
Aufstellungen im Magazin „Billboard" abgedruckt<br />
– damals allerdings noch ermittelt nach den besten Umsätzen<br />
bei Notenheften! Dickins' erste Top 12 enthielt 15<br />
Positionen, da die Plätze 7, 8 und 11 sich wegen identischer<br />
Zahlen als doppelt besetzt erwiesen. Spitzenreiter<br />
der Chart-Premiere war Al Martino mit "Here In My<br />
Heart", gefolgt von Jo Staffords "You Belong To Me" und<br />
Nat „King" Cole mit "Somewhere Along <strong>The</strong> Way" – sämtlich<br />
Gäste aus den USA. Unter den insgesamt 15 geführten Künstlern (nur So-<br />
Vera Lynn<br />
listen, keine Bands) waren lediglich drei Briten: Max Bygraves, Ray Martin und<br />
die ehemalige Army-Unterhalterin Vera Lynn, die sich mit "Forget Me Not", "<strong>The</strong><br />
Wahrscheinlich war es Absicht – um den vermufften US-Zensoren gar nicht<br />
erst eine Handhabe zu bieten. Und/oder es passierte, um über den<br />
Bandnamen au<strong>to</strong>matisch ein paar Aufmerksamkeitspunkte abzugrei-<br />
fen. Bob<br />
Seger, gerade mal 16, war 1961 mit <strong>The</strong><br />
Decibels in seiner Heimatstadt Detroit in die<br />
Szene eingefallen, arbeitete danach mit<br />
den Town Criers und Doug Brown & <strong>The</strong><br />
Omens; alles ganz okay, aber es knallte<br />
noch nicht. Als dann die British Invasion<br />
über den Kontinent fegte, sattelte Bob<br />
Seger auf krachenden Garagen-Rock<br />
um. Mit Carl Lagassa (g), Don Honaker<br />
(b) und Pep Perrine (dr) formierte der Sänger<br />
eine neue Band: <strong>The</strong> Last Heard, das klang ein<br />
wenig umständlich, war ja aber schließlich gar nicht gemeint, sondern <strong>The</strong> Last<br />
Turd – etwas, das die verlogenen Kontrollapostel aber nie hätten durchgehen<br />
HISTORY<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 111<br />
ROCK-CLASSICS<br />
Paradox? Eine Band, bei der kein Musiker aus Kalifornien kam, schuf den<br />
Pro<strong>to</strong>typen des Country-Rock von der Westküste – und kreierte einen eigenen<br />
Sound, den sie bis 1976 und der LP HOTEL CALIFORNIA zur Perfektion vorantrieb.<br />
Schon das Debüt präsentierte eine Gruppe routinierter Musiker<br />
aus der Band von<br />
Linda Ronstadt, die<br />
sie zuvor live und im<br />
Studio begleitet hatten.<br />
Das Quartett mit<br />
Schlagzeuger und<br />
Sänger Don Henley,<br />
Gitarrist und Sänger<br />
Glenn Frey, Gitarrist<br />
Bernie Leadon und<br />
Bassist Randy Meisner<br />
bewies, wie gut<br />
sie alle als Sänger<br />
und Songschreiber<br />
waren – mehr noch: Sie avancierten<br />
zur Speerspitze einer<br />
ganzen Generation von Musikern, die in den 70ern Ruhm und Reichtum<br />
ernteten. Der Eagles-Erstling überzeugte vor allem mit der Mischung aus fantastischen<br />
Songs, glänzenden Vokalharmonien und der exquisiten Produktion<br />
von Glyn Johns; weil er an den Reglern saß, fuhren die Musiker nach London,<br />
um ihren Erstling dort aufzunehmen. Johns attestierte den Eagles eine Topleistung<br />
und verwies zugleich<br />
auf das immense Potenzial<br />
in der Band. Mit "Take It<br />
Easy", "Witchy Woman"<br />
und "Peaceful Easy Feeling"<br />
warf die LP drei Hits<br />
ab, und sie wurde schnell<br />
mit Gold ausgezeichnet.<br />
Spätestens jetzt dürften<br />
die Eagles selbst erkannt<br />
haben, was ihnen möglich<br />
war. In den folgenden Jahren<br />
steigerte sich ihr Erfolg<br />
immer mehr, sie wurden zu<br />
einer der größten Formationen<br />
der Rockmusik. Ohne das überragende Debüt jedoch, das sehr geschickt<br />
die Balance zwischen Westcoast-Sound, Rock und Country hielt, wäre diese<br />
Entwicklung kaum möglich gewesen. Die Albumpremiere der Eagles bleibt ein<br />
Meilenstein der Rockmusik aus den 70ern.<br />
mr<br />
Gesuchtes nach (Bank-)Noten<br />
Bob Seger And <strong>The</strong> Last Heard: Persecution Smith (Hideout 1014); 1966<br />
Bob Seger, ca. 1966<br />
DATENBANK<br />
Homing Waltz" und "Auf Wiederseh'n Swee<strong>the</strong>art" verewigen konnte. Ab 1954<br />
erweiterte der NME seine Abfrage dann auf die Top 20, und andere UK-Magazine<br />
zogen mit eigenen Listen nach, zum Beispiel der „Record<br />
Mirror" ab dem 22.1.1955 und der „Melody<br />
Maker" ab dem 7.4.1956. Charts für Langspielplatten<br />
folgten im Juli 1956, solche für Vier-<br />
Titel-EPs im März 1960. Um all diesen individuell<br />
und separat ermittelten Hitlisten einen<br />
offizielleren Anstrich zu geben, beauftragten<br />
die staatliche BBC und das von Plattenfirmen<br />
finanziell unabhängige Branchenblatt „Record<br />
Retailer" (gegründet von Roy Parker im August<br />
1959) das British Market Research Bureau (BMRB),<br />
verbindliche, wöchentliche Verkaufszahlen aus 250 landesweit<br />
verstreuten Plattenläden einzuholen. Diese Resultate wurden erstmals<br />
am 15.2.1969 publiziert.<br />
bm<br />
RAR & TEUER<br />
lassen: „der letzte Scheißhaufen". Und so klangen sie auch nicht, was dem Quartett<br />
einen Vertrag beim kleinen lokalen Hideout-Label bescherte: In den<br />
Handel gelangten die exzellent-gesägte "East Side S<strong>to</strong>ry" (in England<br />
auf Decca bestens gecovert von St. Louis Union), der Weihnachts-Brecher<br />
"Sock It To Me, Santa" und zum Jahreswechsel 1966/67 "Persecution<br />
Smith": In Zeiten, da Garagen-Shouter gern den Pseudo-Jagger<br />
gaben oder – wie hier – quetschend „auf Dylan machten", avancierte<br />
die Temponummer mit Kreischgitarre zu einer der gelungensten Bob-<br />
Klauereien der Vinylgeschichte (die Vorlage "Tombs<strong>to</strong>ne Blues" war<br />
nur einige Noten entfernt)! Segers offenkundige Abneigung gegenüber<br />
seinen Frühwerken erfordert einige Suchbemühungen – doch auf<br />
einem kursierenden Digi-CD-Bootleg seines Albums BACK IN '72 ist<br />
der herrlich hingehauene Titel als Bonus-Track zu finden. Nie wieder<br />
war die Detroit-Legende so klirrend, rüde und angeschmuddelt wie auf<br />
seinen frühen Singles aus den späte(re)n 60er Jahren. Circa ein Fuffi muss für eine<br />
<strong>to</strong>p erhaltene Original-45er hingeblättert werden.<br />
bm
SPURENSUCHE<br />
HISTORY<br />
John P. Hammond Jr.<br />
Er gehörte zur Speerspitze der Blues-Reanimation<br />
der Frühsechziger in den USA: Junge Weiße erinnerten<br />
(sich wieder) daran, welch großen Anteil die<br />
schwarzen Altmeister an der Entwicklung der Popularmusik<br />
hatten – und ließen die Vorväter aufleben.<br />
Das amerikanische Folkrevival stützte diese Aktivitäten<br />
zusätzlich. Mittendrin: John P. Hammond Jr.<br />
aus New York City.<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Traditionspfleger<br />
Vorgriff: Fans des Sängers,<br />
Harmonikaspielers und<br />
kreativen Gitarristen kollabierten<br />
fast, als sie 2003 dessen LP<br />
Nr. 31 (READY FOR LOVE) in Händen<br />
hielten: Er hatte es tatsächlich getan<br />
– nach weit über 300 veröffentlichten<br />
Cover-Versionen zierte erstmals (!) der<br />
Komponistenvermerk „Hammond" einen<br />
der von ihm angebotenen Songs,<br />
"Slick Crown Vic". Nie zuvor hatten<br />
ihn Eigenbauten interessiert, auch<br />
nicht der damit verbundene finanzielle<br />
Vorteil. Hammond, geboren am<br />
13.11.1942, war es seit seinem Albumdebüt<br />
1963 stets darum gegangen, das<br />
Genre Blues mit all seinen Spielarten<br />
zu propagieren. Und die, so äußerte er<br />
einmal, hätten andere längst in unzähligen<br />
guten und charakteristischen Titeln<br />
aufgezeigt. Als solchen empfand er<br />
zum Beispiel das selten gecoverte "<strong>The</strong><br />
Spider And <strong>The</strong> Fly" (Jagger/Richards),<br />
das er ebenfalls auf READY FOR LOVE<br />
unterbrachte.<br />
Schon als (Privat-)Schüler und auf dem<br />
College in Ohio saugte Hammond,<br />
Sohn des Dylan-Förderers und Produzenten<br />
John Hammond, den akustischen<br />
Folk-Blues von Son House,<br />
Charley Pat<strong>to</strong>n, Jimmy Reed und anderen<br />
auf. Ab 1961 gehörte er bereits<br />
zum Stammpersonal der einschlägigen<br />
Coffee Houses in New York und erhielt<br />
einen Vertrag beim Vanguard-Label.<br />
Vier Alben erschienen zwischen 1963<br />
und 1965, zwei davon mit Bandbegleitung:<br />
Wie bei Bob Dylan waren Fans<br />
und Plattenfirma anfangs nicht angetan<br />
vom Griff des Künstlers zur elektrischen<br />
Gitarre. Doch auch die New Yorker<br />
Szene wandelte sich, in Hammonds<br />
E-Band spielte 1966 im Café Au Go-Go<br />
u.a. ein Jimmy James – wenig später in<br />
Europa bekannt als Jimi Hendrix.<br />
Hammond blieb zweigleisig aktiv. Auf<br />
Tourneen favorisierte er Solo-Auftritte,<br />
ging es ins Studio, verschaffte<br />
ihm sein ausnehmend guter Ruf die<br />
Assistenz renommierter Musiker oder<br />
solcher, die auf dem Sprung zu Größerem<br />
waren. Vielfach arbeitete er mit<br />
Robbie Robertson, Levon Helm, Garth<br />
Hudson und Rick Danko von <strong>The</strong><br />
Band zusammen, die er schließlich<br />
auch in Kontakt<br />
mit Bob Dylan<br />
brachte. Häufiger<br />
Wegbegleiter<br />
war Harmonika-<br />
Meister Charlie<br />
Musselwhite, auf<br />
I CAN TELL (1967)<br />
spielte Rolling<br />
S<strong>to</strong>ne Bill Wyman<br />
den Bass, für<br />
SOUTHERN FRIED<br />
(1969) erschienen<br />
die Muscle-Shoals-Cracks<br />
Eddie Hin<strong>to</strong>n, David Hood<br />
& Co. mit Duane Allman im Schlepptau.<br />
1970 komponierte und spielte<br />
Hammond die Musik zum Dustin-<br />
Hoffman-Kultfilm „Little Big Man"<br />
(VÖ: 1971); zwei Jahre später fusionierte<br />
er mit Gitarrist Mike Bloomfield<br />
und Dr. John für das Album TRIUM-<br />
VIRATE, 1979 erschien HOT TRACKS,<br />
umgesetzt mit der angesehenen<br />
Bluesband <strong>The</strong> Nighthawks.<br />
Auch wenn es während<br />
der Achtziger<br />
eher ruhig um ihn<br />
wurde – Hammond<br />
<strong>to</strong>urte unablässig,<br />
sieben weitere Alben<br />
kamen in den Handel.<br />
1992, inzwischen<br />
unter Vertrag beim<br />
Label Point Blank,<br />
spielte er mit GOT<br />
LOVE IF YOU WANT<br />
IT eine seiner populärsten LPs ein, im<br />
Team u.a. John Lee Hooker, Spooner<br />
Oldham und J.J. Cale, der auch<br />
produzierte. Ein weiteres Highlight<br />
im großen Hammond-Katalog ist WI-<br />
CKED GRIN von 2001: Neben einem<br />
Traditional enthält die CD zwölf Kompositionen<br />
von Tom Waits, im kleinen<br />
Team u.a. Orgellegende Augie Meyers<br />
(Ex-Sir Douglas Quintet) und Bassist<br />
Larry Taylor. Nach READY FOR LOVE<br />
(s.o.) erschienen wieder rein akustische<br />
Alben, AT THE CROSSROADS – THE<br />
BLUES OF ROBERT JOHNSON (2003),<br />
IN YOUR ARMS AGAIN (2005), PUSH<br />
COMES TO SHOVE (2007) und ROUGH<br />
AND TOUGH (jetzt auf Chesky Records),<br />
für das er 2010 eine seiner vielen<br />
Grammy-Nominierungen erhielt.<br />
John P(aul) Hammond, seit 1983 in<br />
zweiter Ehe mit Maria verheiratet, lebt<br />
in New Jersey. Von dort startet er weiterhin<br />
seine Tourneen als Solist – u.a.<br />
in Europa, wo ihm sein guter Name jedoch<br />
auch nach fast 50 Jahren nicht zu<br />
verdient-gesteigerter Popularität verholfen<br />
hat. Am 4.5.2011, längst überfällig,<br />
wurde der unermüdliche Traditionspfleger<br />
endlich in die amerikanische Blues<br />
Hall Of Fame aufgenommen.<br />
Seite 112 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
© Pressefo<strong>to</strong><br />
... zuguterletzt Impressum<br />
THE FIXX MATCHBOX 20 ALVIN LEE<br />
Wieder öfter<br />
in Europa<br />
30-jähriges Bestehen feiern die einstigen<br />
UK-New-Waver <strong>The</strong> Fixx. Cy Curnin (voc),<br />
Adam Woods (dr), Rupert Greenall (keys),<br />
Jamie Oram-West (g) sind seit den Anfangstagen<br />
dabei – dazu Langzeitbassist Dan K.<br />
Brown. <strong>GoodTimes</strong> fragte bei Curnin nach.<br />
Nach Live-Gigs ohne Ende mit BEAUTIFUL<br />
FRICTION endlich ein neues Album ...<br />
Wir standen ja nicht unter Druck. Es soll<br />
eine wertvolle Ergänzung unseres Gesamtwerks<br />
sein.<br />
Hattet ihr zu Beginn der<br />
Aufnahmen ein Konzept,<br />
eine Vision?<br />
Weder noch – es sollte nur<br />
eine ehrliche Reflektion dessen<br />
sein, wo wir stehen und wer wir heute<br />
sind.<br />
Wie habt ihr gearbeitet?<br />
Ich kam aus Frankreich, wo ich lebe, nach<br />
London ins Studio unseres Produzenten<br />
Nick Jackson. Dort haben wir komponiert.<br />
Wir trafen uns jeden Monat fünf Tage am<br />
Stück, um zu schreiben.<br />
Wie schwierig war es, den Geist der 80er<br />
Jahre in die Gegenwart zu übertragen?<br />
Gar nicht, denn wir sind eine sozialpolitische<br />
Band mit philosophischem Hintergrund.<br />
Unser Alltagsleben liefert die <strong>The</strong>men, und<br />
hoffentlich sind wir alle ein bisschen gereift.<br />
Früher wollten wir mal die Welt verbessern<br />
– heute wissen wir, dass man nur an seiner<br />
eigenen kleinen Welt arbeiten kann, um<br />
Veränderungen zu erreichen.<br />
Der Kontrast zwischen Jamies Gitarre<br />
und Ruperts Tasten ist wichtig für den<br />
Sound ...<br />
Die Klangmischung, die beide kreieren, ist<br />
wie ein weiter Nachthimmel: immens, aber<br />
nicht zu kompliziert. Sie ermöglicht, dass<br />
die Gesangsmelodien wie ein Hauch in der<br />
Luft liegen.<br />
Was ist für die Langlebigkeit der Band<br />
verantwortlich?<br />
Tiefe Liebe und Respekt zwischen uns allen.<br />
Wir sind bereit, vieles in unseren Leben zu<br />
opfern, damit die Band und unsere Musik<br />
weiterkommen.<br />
Ihr wart vor allem in Amerika unterwegs,<br />
habt Europa fast ein wenig vernachlässigt<br />
...<br />
Wir wollen künftig deutlich mehr in Europa<br />
spielen, um unsere Fanbasis wieder aufzubauen.<br />
Unglücklicherweise verdienten wir in<br />
den USA mit unseren Shows so viel, dass wir<br />
es damit rechtfertigen konnten (lacht). pro<br />
Fo<strong>to</strong>: © Randal Slavin<br />
Ideen für<br />
drei Alben<br />
Seit 1995 sind Matchbox 20 im Grenzbereich<br />
zwischen Rock und Pop unterwegs,<br />
und NORTH ist in diesen 17 Jahren gerade<br />
mal das vierte Album des Quartetts aus<br />
Florida, das viermal (erfolglos) für einen<br />
Grammy nominiert war. <strong>GoodTimes</strong> fragte<br />
bei Sänger/Keyboarder Rob Thomas nach,<br />
warum es fünf Jahre lang gedauert hat, bis<br />
es eine neue Platte gab.<br />
Rob, NORTH war offenbar<br />
eine schwere Geburt?<br />
Würde ich so nicht sagen.<br />
Es ist richtig, dass es ein<br />
langer Entstehungsprozess<br />
war. Wir hatten keine Deadline, deswegen<br />
haben wir uns die Zeit genommen, die wir<br />
für notwendig hielten.<br />
Wie lief dieser Prozess?<br />
Wir waren eine Woche in New York und haben<br />
Ideen gesammelt, ebenso je eine Woche<br />
in Los Angeles und Nashville. Wir hatten<br />
dann 60 Ideen für Songs und arbeiteten in<br />
Nashville weiter daran. Am Ende hatten wir<br />
so viel Material, dass wir locker drei Platten<br />
daraus hätten machen können. Es waren genug<br />
Songs für eine komplette Countryplatte,<br />
für eine Popscheibe oder ein Rockalbum.<br />
Wie ging es dann weiter?<br />
Wir haben uns drei Schlüsselsongs ausgesucht,<br />
die allen in der Band gefielen und die<br />
Basis für den Rest bildeten. Das entscheidende<br />
Kriterium war, dass die Songs alle<br />
zueinander passten – ob sie mir persönlich<br />
gefielen oder nicht. Manche meiner eigenen<br />
Favoriten blieben auf der Strecke, weil sie<br />
einfach nicht ins Gesamtbild passten. Wobei<br />
die Kriterien, was zusammenpasst oder<br />
nicht, rein subjektiv sind und sich wohl nur<br />
uns erschließen.<br />
Was waren denn diese drei Schlüsselsongs?<br />
"Overjoyed” sagte uns allen sehr zu, desgleichen<br />
musste ”Parade“ unbedingt drauf,<br />
und dann noch "She's So Mean”. Bei den<br />
ersten Sessions hatten wir ein paar akustische<br />
Laidback-Nummern geschrieben, die<br />
eher aus der Singer/Songwriter-Zone kamen<br />
– da wollten wir anfangs hin, kamen aber<br />
irgendwann doch zum Schluss, dass wir ein<br />
lauteres Album machen wollten.<br />
"I Will" geht auf der CD wohl am ehesten<br />
noch ein bisschen in diese akustische<br />
Richtung?<br />
Richtig, das ist eine der wenigen Nummern,<br />
die aus dieser frühen Phase des Songwritings<br />
übriggeblieben sind. pro<br />
Keine Lust<br />
auf Speedfinger<br />
Alvin Lee, einst mit Ten Years After einer der<br />
Woods<strong>to</strong>ck-Helden, hat sich zunehmend<br />
rarer gemacht. Er ist nur noch selten live zu<br />
erleben, und auch der Output des 67-Jährigen<br />
an Alben hat sich reduziert. Immerhin<br />
liegen zwischen SAGUITAR und seinem<br />
neuen Werk STILL ON THE ROAD TO FREE-<br />
DOM nur" fünf Jahre.<br />
"<br />
Alvin, du bist 1973 und dem Abschied von<br />
Ten Years After deiner eigenen Straße der<br />
Freiheit gefolgt und hast im gleichen Jahr<br />
ROAD TO FREEDOM mit Mylon LeFevre<br />
aufgenommen – ist das neue Album eine<br />
Fortsetzung?<br />
Eher nicht. Die Verbindung besteht eigentlich<br />
nur in der Referenz des Titelsongs. Natürlich<br />
suche ich immer nach Freiheit. Wobei<br />
Freiheit ein relativer Begriff<br />
ist, sich immer auf die<br />
Situation bezieht, in der<br />
man sich gerade befindet.<br />
Ich stellte irgendwann fest,<br />
dass ich mich von Dingen<br />
freimachen muss, die mich runterziehen. ih Wir<br />
waren sechs Monate in den USA auf Tour,<br />
und ich habe mich schlicht gelangweilt. Das<br />
ist das Schlimmste, was einem Rock'n'Roller<br />
passieren kann.<br />
Spielst du deswegen auch nur noch wenig<br />
live?<br />
Ja. Es ist ja nicht so, dass ich nicht mehr<br />
gerne live spiele, aber ich hasse das ganze<br />
Drumherum beim Touren.<br />
In den Liner-Notes erzählst du, dass du seit<br />
SAGUITAR 33 Songs geschrieben hattest ...<br />
Richtig. Ich schreibe ständig Songs, das ist<br />
mein Hobby und meine Leidenschaft zugleich.<br />
Ich spiele jeden Tag Gitarre, und<br />
dabei entstehen oft Ideen für Songs. Ich<br />
habe in meinem Studio Mikrofone getestet,<br />
dazu auf meiner Martin-Gitarre geklimpert,<br />
und plötzlich war “Song Of <strong>The</strong> Red Rock<br />
Mountain” da. Ich habe mich selbst gefragt,<br />
woher der plötzlich auftauchte.<br />
Du hast auf dem neuen Album viel Akustikgitarre<br />
gespielt ...<br />
Mehr denn je! Mir kommt es heute mehr<br />
auf Sensibilität im Spiel an, ich stehe nicht<br />
mehr auf Speedfinger und Feedbackorgien<br />
– ich habe den Eindruck, dass heutzutage<br />
jeder Gitarrist auf der Welt schneller spielt<br />
als ich. Außerdem habe ich festgestellt,<br />
dass rockige Riffs, die ich ja auch noch<br />
spiele, besser zur Geltung kommen, wenn<br />
sie von einem bluesigen oder einem melodiösen<br />
Riff getragen werden. pro<br />
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Seite 114 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
<strong>The</strong> Best Of Bill Wyman’s<br />
Rhythm Kings Vol. 1<br />
REP 5148 Slip case<br />
COMING SOON:<br />
THE BRAND NEW COMPILATION ALBUM<br />
<strong>The</strong> Best Of Bill Wyman’s<br />
Rhythm Kings Vol 2.<br />
REP 5278 Digipak<br />
Also available:<br />
<strong>The</strong> Best Of Bill Wyman’s<br />
Rhythm Kings Vol. 1<br />
REP 5148 Slip case<br />
Live Communication<br />
REP 5170 Digipak<br />
Just for A Thrill<br />
REP 5246 Digipak<br />
Struttin’ Our Stuff<br />
REP 5171<br />
Live<br />
REP 5247 Digipak<br />
Anyway <strong>The</strong> Wind Blows<br />
REP 5172<br />
Groovin’<br />
REP 5173<br />
Double Bill<br />
REP 5174<br />
BILL WYMAN’S RHYTHM KINGS are back on <strong>to</strong>ur for 2012!<br />
<strong>The</strong> Rhythm Kings will be <strong>to</strong>uring <strong>the</strong> Ne<strong>the</strong>rlands, Germany and<br />
Switzerland in September and Oc<strong>to</strong>ber 2012, playing in cities including<br />
Hamburg, Berlin, Arnhem and Zurich.<br />
Full details of <strong>the</strong> <strong>to</strong>ur dates are below, including box office numbers for<br />
purchasing tickets. More <strong>to</strong>ur details will follow in what promises <strong>to</strong> be a<br />
fantastic autumn of music with Bill Wyman’s Rhythm Kings back on <strong>the</strong><br />
road!<br />
26th September 2012<br />
City: Bergen op Zoom (NL)<br />
Venue: Stadsschouwburg<br />
De Maagd<br />
Time: 8pm<br />
www.demaagd.nl<br />
Box Office: 0164-280555<br />
27th September 2012<br />
City: Heerlen (NL)<br />
Venue: <strong>The</strong>ater Heerlen<br />
Time: 8pm<br />
www.parkstadlimburg<strong>the</strong>aters.nl<br />
Box Office: 045-571 66 07<br />
28th September 2012<br />
City: Hengelo (NL)<br />
Venue: Rabo<strong>the</strong>ater Hengelo<br />
Time: 8pm<br />
www.rabo<strong>the</strong>ater.nl<br />
Box Office: 074-2556789<br />
29th September 2012<br />
City: Hamburg (D)<br />
Venue: Fabrik<br />
Time: 9pm<br />
www.fabrik.de<br />
Box Office: 040-391070<br />
30th September 2012<br />
City: Berlin (D)<br />
Venue: Columbiahalle<br />
Time: 8pm<br />
www.c-halle.com<br />
Box Office: 01805-570070<br />
1st Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />
City: Braunschweig (D)<br />
Venue: Stadthalle<br />
Time: 8pm<br />
www.paulis.de<br />
Box Office: 0531-346372<br />
3rd Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />
City: Arnhem (NL)<br />
Venue: Luxor Live<br />
www.luxorlive.nl<br />
4th Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />
City: Helmond (NL)<br />
Venue: Lakei<br />
Doors: 20.00 – start 20.30 (TBC)<br />
www.lakeihelmond.nl<br />
5th Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />
City: Apeldoorn (NL)<br />
Venue: Gigant<br />
www.gigant.nl<br />
Box Office: 055-521 63 46<br />
6th Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />
City: Drachten (NL)<br />
Venue: Iduna<br />
Time: 8.30pm - when sold out:<br />
extra show in <strong>the</strong> afternoon<br />
www.iduna.nu<br />
8th Oc<strong>to</strong>ber 2012 - TBC<br />
9th Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />
City: Purmerend (NL)<br />
Venue: P3<br />
Time: 8:30pm<br />
www.p3purmerend.nl<br />
10th Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />
City: Düsseldorf (D)<br />
Venue: Savoy <strong>The</strong>ater<br />
Time: 8pm<br />
www.savoy-<strong>the</strong>ater.de<br />
Box Office: 01805-570070<br />
12th Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />
(no Georgie Fame)<br />
City: Mannheim (D)<br />
Venue: Alte Feuerwache<br />
www.altefeuerwache.com<br />
14th Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />
City: München (D)<br />
Venue: Circus Krone-Bau<br />
Time: 8pm<br />
www.mpfconcerts.com<br />
Box Office: 08450-3002022<br />
15th Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />
City: Zürich (CH)<br />
Venue: Neues <strong>The</strong>ater<br />
Spirgarten<br />
Time: 7:30pm<br />
www.<strong>to</strong>pact.ch<br />
Box Office: 0900 800 800<br />
16th Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />
City: Aarberg (CH)<br />
Venue: Hotel-Restaurant Krone<br />
Time: 8pm<br />
www.krone-aarberg.ch<br />
Box Office: 032 391 99 66<br />
www.reper<strong>to</strong>irerecords.com