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GoodTimes - Music from the 60s to the 80s The Beatles (Vorschau)

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Beach Boys • Mark Knopfler • Fools Garden • John Hammond • Les Humphries Singers • Procol Harum • XIT<br />

D: € 6,50 • Schweiz CHF 12,00 • A • L • NL • I • B: € 7,00 • Nr. 5/2012 • Ok<strong>to</strong>ber/November • www.goodtimes-magazin.de<br />

Savoy Brown<br />

Stimm-Unikat<br />

Chris Youlden<br />

Nick Simper<br />

Fieser Abgang<br />

bei Deep Purple<br />

Novalis<br />

Reissues: Die<br />

Romantik bleibt<br />

Kiss<br />

Paul, der<br />

harte Hund<br />

Geschichte der elektronischen<br />

Pop- und Rockmusik<br />

Jon Lord<br />

Pete York • Carly Simon • Hamburg Blues Band • Hannes Wader • Heavy Jelly • Madeline Bell • INXS • John Idan


INHALT<br />

Ausgabe 120 · Ok<strong>to</strong>ber/November 2012<br />

10 <strong>Beatles</strong><br />

50 Jahre – 8500 Mal Vinyl<br />

12 <strong>Beatles</strong><br />

Museum – Musik-His<strong>to</strong>rie aus erster Hand<br />

14 Jon Lord<br />

Farewell, MyLORD!<br />

18 Fools Garden<br />

Spaß mit Revolver<br />

19 Mark Knopfler<br />

Neues Album – trautes Heim<br />

20 Nick Simper's Nasty Habits<br />

Schlechte Manieren – besonders damals<br />

22 Paarlauf & Plattenhüllen<br />

Geklaute" Cover<br />

"<br />

25 Hans <strong>The</strong>essink<br />

Blues mit Ry & Terry<br />

26 Novalis<br />

Im Romantik-Rausch<br />

27 Pete York<br />

Allstar-Zirkus im November<br />

28 Bandnamen<br />

Horror – Country – Fantasy<br />

70 <strong>GoodTimes</strong>-Tipp<br />

Albert Castiglia – New<strong>to</strong>n Faulkner<br />

72 Burg Herzberg Festival 2012<br />

Hippie-Event im Umbruch<br />

73 Bonnie Raitt<br />

Seelen- und Baumpfl ege<br />

74 Hamburg Blues Band<br />

30 Jahre – Deutsch-britische Akademie<br />

76 Geburtstage<br />

Gerry Marsden – Petula Clark – Mike Harrison<br />

77 Hannes Wader<br />

Schön, dass die Liedermacherei nicht <strong>to</strong>t ist!"<br />

"<br />

78 Madeline Bell<br />

Zwischen Jazz und James Last<br />

79 Procol Harum<br />

2013: Whiter Shade" in Wuppertal<br />

"<br />

81 INXS<br />

Zurück auf den Olymp?<br />

82 Danny Bryant's Redeyeband<br />

Blues-Porträt No. 37<br />

83 Beach Boys<br />

Live – Good Vibrations<br />

85 John Idan (<strong>The</strong> Folly)<br />

Detroit – Yardbirds – Thüringen<br />

86 Es war einmal ...<br />

Ein Blick zurück auf Denkwürdiges<br />

88 Chris Youlden (Savoy Brown)<br />

Das Stimm-Unikat<br />

90 XIT<br />

Mit Gitarren auf dem Kriegspfad<br />

92 Wolfgang Bubi" Heilemann<br />

Macher hinter "<br />

den Kulissen – Teil 7<br />

94 Kiss<br />

Paul Stanley: kluger Mann – kein Widerspruch!<br />

95 Les Humphries Singers<br />

Genie & Hippie-Horror<br />

96 Doppelt hält schlechter<br />

Wenn's im (Pop−)Duo kracht ...<br />

99 <strong>GoodTimes</strong>-Newcomer<br />

Jean Marx Express – Virgil & <strong>The</strong> Accelera<strong>to</strong>rs – Camera<br />

100 Heavy Jelly<br />

Sperma-Chaos<br />

101 Carly Simon<br />

Ein Album, neun Produzenten<br />

102 Wie Elektronik die Musik veränderte<br />

Teil 1: Von den Anfängen bis Techno<br />

104 Die besten Plattenläden in <strong>GoodTimes</strong>-Land<br />

Folge 10: Fenn Shop, Dassendorf<br />

109 Robert Lamm (Chicago)<br />

Kreuzverhör<br />

110 Blue Mink<br />

Band-Archiv<br />

112 John Hammond<br />

Spurensuche<br />

114 ... zuguterletzt<br />

<strong>The</strong> Fixx – Matchbox 20 – Alvin Lee<br />

<strong>Beatles</strong>, S. 10<br />

Novalis, S. 26<br />

Jon Lord, S. 14<br />

Savoy Brown, S. 88<br />

RUBRIKEN<br />

4 Aktuell – Neues aus der Szene<br />

32 CD/Vinyl-Vorstellungen<br />

62 DVD/Blu-ray-Vorstellungen<br />

65 Buch-Vorstellungen<br />

66 <strong>GoodTimes</strong>-Shop<br />

68 Kleinanzeigen<br />

Edi<strong>to</strong>rial<br />

Nick Simper, S. 20<br />

Kiss, S. 94<br />

69 Abo-Bestellschein<br />

80 Kolumne: Christian Simon<br />

84 Kolumne: Tatzes Streifzüge<br />

106 Konzertkalender<br />

110 His<strong>to</strong>ry<br />

114 Impressum<br />

Manchmal überholt einen als Blattmacher die Wirklichkeit,<br />

und man sitzt traurig und zugleich hilflos<br />

vor dem Computer. Denn kaum waren die Druckmaschinen<br />

für die vergangene Ausgabe angelaufen, kam<br />

die Meldung vom Tod Jon Lords. Die tagesaktuellen<br />

Medien überschlugen sich – zu Recht – in ihren Nachrufen,<br />

um die Bedeutung dieses Musikers zu würdigen.<br />

In <strong>GoodTimes</strong> Nr. 4 dagegen war lediglich zu<br />

lesen, dass Lord vielleicht am 7. November bei Pete<br />

Yorks Geburtstagkonzert in München dabei sein werde. Doch leider kam alles<br />

anders. Darum haben wir uns bemüht, im hier vorliegenden Heft an den<br />

großartigen Hammondspieler und Grenzgänger zwischen Rock und Klassik<br />

angemessen zu erinnern – an seine Karriere und Persönlichkeit, auch mit<br />

Hilfe einiger seiner Kollegen. Und wer Ausschnitte eines der letzten Lord-<br />

Live-Auftritte mit seinem Blues Project nacherleben möchte, kann dies auf<br />

unserer Homepage www.goodtimes-magazin.de in der Rubrik Videos tun.<br />

Kaum sind die Sommerferien vorbei, läuft die Veröffentlichungsmaschinerie<br />

großer Plattenfirmen und kleinerer Labels wieder auf Hoch<strong>to</strong>uren. Vor allem<br />

die Marktführer schätzen den Herbst als Termin, um ihre neuen Tonträger<br />

zu präsentieren. Und natürlich bemühen wir uns stets, einen der bei den<br />

sehr populären Acts meist recht raren Plätze auf den Interviewlisten zu bekommen.<br />

Manchmal klappt es, dann wieder nicht – im aktuellen Fall erwischten<br />

wir Kiss-Mitbegründer Paul Stanley am Telefon, bei ZZ Top erhielten<br />

wir leider einen abschlägigen Bescheid. Aber auch, so hoffe ich, dass wir in<br />

dieser Ausgabe mit reichlich Lesefutter Ihr Interesse getroffen haben, dass<br />

wir wichtige Ereignisse in der Rock- und Pop-His<strong>to</strong>rie in Erinnerung rufen<br />

können und dass allen Lesern unsere Empfehlungen bei den zahllosen Neuerscheinungen<br />

weiterhelfen.<br />

Fabian Leibfried<br />

-Herausgeber/Chefredakteurkult!<br />

ab 19.10.<br />

No.7erhältlich!<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 3


Aktuell News Aktuell<br />

Immer in der ersten Reihe wenn es um<br />

gute Fo<strong>to</strong>s geht, immer zur richtigen Zeit<br />

beim richtigen Konzert, dafür ist der Londoner<br />

Fo<strong>to</strong>graf Mick Rock, der jetzt in<br />

New York lebt, bekannt. 1966 waren es<br />

die damals noch unbekannten Pink Floyd,<br />

die er vor die Linse nahm, 1972 gelangen<br />

ihm spektakuläre Aufnahmen, als er Ziggy<br />

Stardust (aka David Bowie) auf seinen<br />

Touren begleitete, zahlreiche Bands von<br />

Queen über Lou Reed bis zu den Ramones<br />

verwendeten seine Fo<strong>to</strong>grafien als Albumcover.<br />

Ganz besondere Schätze aus seinem<br />

Archiv gibt es jetzt auf www.emimerch.de<br />

zu bergen. In einer Metallbox sind jeweils<br />

eine Vinyl single sowie ein 132-seitiges<br />

Hardcoverbuch im gleichen Format enthalten.<br />

"Success/<strong>The</strong> Passenger" sind die<br />

Titel, die für die Single in der Box von Iggy<br />

Pop ausgewählt wurden, "Starman/Suffragette<br />

City" bei David Bowie. Für das <strong>The</strong>ma<br />

Glam-Rock wurde "Virginia Plain/<strong>The</strong><br />

Numberer" von Roxy <strong>Music</strong> ausgesucht,<br />

hier bietet das Fo<strong>to</strong>buch natürlich ein breites<br />

Spektrum an Künstlern, reicht von Lou<br />

Reed über Mott <strong>The</strong> Hoople und Queen bis<br />

zu <strong>The</strong> Sweet. Dabei sind es oft gar nicht<br />

die primär ins Auge stechenden Bilder mit<br />

bunten Kostümen und Plateauschuhen,<br />

die am meisten bewegen, oft drückte Mick<br />

Rock gerade dann auf den Auslöser seiner<br />

Kamera, wenn ein Motiv abseits des Rampenlichts<br />

zu erhaschen war. Spezialist für<br />

solche Szenen ist natürlich Syd Barrett<br />

(Single: "Oc<strong>to</strong>pus/Golden Hair"), dessen<br />

weltentrückte Genialität von Box traumhaft<br />

gut eingefangen wurde. Und mit etwas<br />

Glück könnte bald eine dieser edlen<br />

Boxen auch Ihre heimische Musiksammlung<br />

zieren, einfach an unserer Verlosung<br />

auf Seite 6 teilnehmen+++<br />

Richtigstellung: Viele Leser sahen Joni Mitchell<br />

(BOOKS, 4/12: „Will You Take Me As I<br />

Am") sicher schon mit einer Maß Bier beim<br />

Ok<strong>to</strong>berfest sitzen. Natürlich musste es heißen<br />

„auf der '<br />

Wies'n' in Woods<strong>to</strong>ck"+++<br />

Unter dem Mot<strong>to</strong> „David Bowie Is” wird<br />

am 23. März 2013 eine Ausstellung im Londoner<br />

Vic<strong>to</strong>ria & Albert Museum eröffnet,<br />

die es sich zum Ziel gesetzt hat, den kreativen<br />

Entwicklungsprozess des Musikers<br />

nachzuvollziehen. Unter den Exponaten<br />

werden der kunterbunte Ziggy-Stardust-<br />

Anzug, über 50 weitere Bühnenkostüme,<br />

handschriftliche Textentwürfe und diverses<br />

Album-Artwork zu sehen sein+++<br />

„Wir haben Ireen (Sheer) vor Jahren mal<br />

bei einem Konzert getroffen und wollten<br />

schon immer mal etwas zusammen machen.<br />

Nachdem wir ihr den Titel 'Maybe<br />

Tonight' geschickt haben, war sie sofort<br />

begeistert. Sie ist eine einzigartige<br />

Sängerin, und die Zusammenarbeit war<br />

einmalig." Erklärt Rattles-Schlagzeuger<br />

Dicky Tarrach, wie es zur Zusammenarbeit<br />

der Urväter der deutschen Pop- und<br />

Rockmusik mit der Schlagersängerin kam.<br />

Zu hören ist das Resultat auf dem neuen<br />

Rattles-Album NEED 2 C YOU (siehe<br />

Reviews)+++<br />

Rock + Pop<br />

Memorabilia<br />

Wall Of Fame • P.O. Box 1950 • 48580 Gronau<br />

Tel.: 0171/7412584 • eMail: info@wall-of-fame.de<br />

Internet: www.wall-of-fame.de<br />

Goldene Schallplatten, Signaturen etc. von Abba<br />

bis Zappa. Das weltweit größte Angebot an Raritä ten<br />

aus dem Bereich Rock+Pop Memorabilia.<br />

Anfragen bitte telefonisch.<br />

Das Rock'n'Roll Fantasy Camp, das<br />

in den letzten Jahren durch die gesamte<br />

Welt tingelte, soll eine feste Heimat<br />

finden. Künftig können angehende und<br />

Möchtegern-Rock'n'Roller mit ihren Idolen<br />

im MGM Grand Hotel in Las Vegas proben<br />

und bei ihnen Kurse belegen. Bei den anstehenden<br />

Camps Mitte Ok<strong>to</strong>ber werden<br />

Gene Simmons, Roger Daltrey, Jack Bruce,<br />

Alice Cooper, Dave Navarro, Sammy Hagar<br />

und Vince Neil erstmals in der Spieler-Metropole<br />

als Dozenten dabei sein+++<br />

Erstmals seit sieben Jahren kommen die<br />

von Gitarrist/Sänger Paul Kantner angeführten<br />

Jefferson Starship (nicht zu<br />

verwechseln mit Mickey Thomas' Starship!)<br />

wieder einmal nach Deutschland:<br />

Kantner, David Freiberg (Jefferson Airplane,<br />

Quicksilver Messenger Service), die<br />

neue Sängerin Cathy Richardson, Slick<br />

Aguilar, Chris Smith und Richard Newman<br />

werden am 30. Ok<strong>to</strong>ber live in Lübeck<br />

(Werkhof) und tags darauf in der <strong>Music</strong><br />

Hall Worpswede zu erleben sein, inklusive<br />

der Airplane-Dauerbrenner "Somebody<br />

To Love" und "White Rabbit", wie Kantner<br />

ankündigte+++<br />

Am 12. Dezember wird der britische Auktiona<strong>to</strong>r<br />

Bonhams die schwarze Leder jacke<br />

versteigern, die George Harrison bei den<br />

Auftritten der <strong>Beatles</strong> in Hamburg und im<br />

Liverpooler Cavern Club auf der Bühne<br />

trug. Erwartet wird ein Verkaufsergebnis<br />

von bis zu 120.000 Pfund. Ebenfalls unter<br />

den Hammer kommen das orangene<br />

T-Shirt, das der Ex-Beatle beim „Concert<br />

For Bangladesh" im New Yorker Madison<br />

Square Garden trug, und ein paar Lederstiefel<br />

aus den 60er Jahren+++<br />

Im heimischen UK wurde Paul McCartney<br />

bereits in den Adelsstand erhoben,<br />

nun hat ihn Frankreichs Staatspräsident<br />

Francois Hollande auch in die Ehrenlegion<br />

aufgenommen – eine der höchsten zivilen<br />

Auszeichnungen des Landes+++<br />

Und um den <strong>Beatles</strong>-Reigen abzuschließen:<br />

Nach mehr als 50 Jahren sind frühe Aufnahmen<br />

von Rory S<strong>to</strong>rm & <strong>The</strong> Hurricanes<br />

wieder aufgetaucht, also der Band,<br />

in der Ringo Starr vor seinem Einstieg bei<br />

den Fab Four trommelte. Die Tapes vom<br />

März 1960 wurden im Keller von S<strong>to</strong>rms<br />

Schwester entdeckt und werden auf einem<br />

Album der Gruppe zu hören sein, das demnächst<br />

erscheinen soll+++<br />

Lange mussten Aerosmith-Fans auf ein<br />

neues Album ihrer Helden warten – am<br />

2. November hat die „Leidenszeit" endlich<br />

ein Ende: Mit MUSIC FROM ANOTHER DI-<br />

MENSION bringen Steven Tyler (voc), Joe<br />

Perry (g), Brad Whitford (g), Tom Hamil<strong>to</strong>n<br />

(b) und Joey Kramer (dr) ihr 15. Studio-<br />

Album heraus, das die erste (und mehrfach<br />

verschobene)<br />

Veröffentlichung<br />

einer Sammlung<br />

neuer Aerosmiths-Songs<br />

seit elf Jahren<br />

beschert. Enthalten<br />

sind ein<br />

Duett mit Carrie<br />

Underwood ("Can't S<strong>to</strong>p Loving You”) und<br />

bei "Freedom Fighter" ein Gastspiel von<br />

Johnny Depp als Backgroundsänger+++<br />

In der Vergangenheit hatte Tom Petty des<br />

öfteren US-Präsidentschaftskandidaten untersagt,<br />

seine Musik im Wahlkampf einzusetzen.<br />

Das Mitglied der Rock'n'Roll Hall Of<br />

Fame zeigte sich jedoch freudig überrascht,<br />

als sein Song "I Won't Back Down” ertönte,<br />

als Präsident Barack Obama beim Wahlkongress<br />

der US-Demokraten auf die Bühne<br />

kam. „Ich war bei diesem Abend zwar nicht<br />

vor Ort, hatte aber schon Gelegenheit, den<br />

Präsident zu treffen und mit ihm über Musik<br />

zu fachsimpeln", sagte Petty. Statt die Democratic<br />

National Convention zu besuchen,<br />

hatte Petty eine Visite bei der Verleihung<br />

der MTV Video <strong>Music</strong> Awards vorgezogen,<br />

nachdem seine Tochter Adria, eine Videoregisseurin,<br />

viermal nominiert war, unter<br />

anderem für ihre Arbeit an Regina Spek<strong>to</strong>rs<br />

"All <strong>The</strong> Rowboats", Coldplay und Rihannas<br />

"Princess Of China". Übrigens könnte auch<br />

Gary Glitter vom Wahlkongress in Charlotte,<br />

North Carolina, profitieren: Dort wurde sein<br />

1972er Song "Rock & Roll Part 2” gespielt,<br />

was Tantiemen bescheren dürfte+++<br />

Eine limitierte Edition von acht Iron-<br />

Maiden-Alben erscheint ab Ok<strong>to</strong>ber als<br />

Vinyl-Picture-Disc bei EMI. Jede Platte<br />

kommt in einem Gatefold-Sleeve mit<br />

komplett bedruckten Innenhüllen, das<br />

Heavyweight-Vinyl wird nach den originalen<br />

Mastertapes gepresst. Fans können<br />

sich auf folgende LPs aus den 80er<br />

Jahren freuen: IRON MAIDEN / KILLERS<br />

/ THE NUMBER OF THE BEAST / PIECE<br />

OF MIND / POWERSLAVE / LIVE AFTER<br />

DEATH / SOMEWHERE IN TIME / SE-<br />

VENTH SON OF A SEVENTH SON+++<br />

Um in der Politik zu bleiben: Philomena<br />

Lynott sagte, ihr Sohn Phil hätte es sicher<br />

untersagt, dass die Republikaner bei ihrem<br />

Wahlkongress Ende August den Thin-<br />

Lizzy-Song "<strong>The</strong> Boys Are Back in Town”<br />

spielten, als Vizepräsidenten-Kandidat Paul<br />

Ryan die Bühne erklomm+++<br />

Beim ”Freddie For A Day”-Benefizdinner<br />

am 3. September stand im Londoner Sa-<br />

Seite 4 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Aktuell News News<br />

Ladies & Gentlemen…<br />

voy Hotel eine ungewöhnliche Kombination<br />

auf der Bühne: Queen-<br />

Gitarrist Brian May, Crooner Tom<br />

Jones und der Komödiant Al Murray<br />

trugen Songs von Queen, aber auch<br />

Rainbows "Since You Been Gone”<br />

und Elvis Presleys "One Night” vor,<br />

um Geld für die Stiftung Mercury<br />

Phoenix Trust aufzutreiben. Im Publikum<br />

saßen Sarah Ferguson, Prinzessin<br />

Eugenie und der Schauspieler Sacha<br />

Baron Cohen, der Mercury in einem<br />

2013 anlaufenden Film verkörpert.<br />

Derweil sind die noch lebenden Mitglieder<br />

dabei, den Konzertmitschnitt<br />

HUNGARIAN RHAPSODY: QUEEN<br />

LIVE IN BUDAPEST '86 zu bearbeiten.<br />

In der ungarischen Hauptstadt<br />

gastierte die Band bei ihrer letzten<br />

Tournee mit Mercury+++<br />

Das Online-Voting zur German Blues<br />

Challenge und für die German Blues<br />

Awards ist längst abgeschlossen, doch<br />

ist es noch nicht möglich, die „Sieger"<br />

an dieser Stelle zu verkünden:<br />

Leider erst nach Erscheinen werden<br />

die gekürten deutschen Bluesgrößen<br />

am 29. September bei der Finalveranstaltung<br />

in Eutin bekanntgegeben<br />

und geehrt. Nach einem so genannten<br />

Prevoting unter Fachjournalisten,<br />

Veranstaltern und Produzenten war<br />

eine Vorschlagsliste erstellt worden,<br />

über die vom 1. bis 31. Juli online<br />

abgestimmt werden konnte. Daran<br />

beteiligten sich laut Veranstalterangaben<br />

4486 Bluesliebhaber mit insgesamt<br />

20.435 Einzelstimmen+++<br />

Personalwechsel bei der seit 48 Jahren<br />

aktiven Veteranenband Stern-Combo<br />

Meissen: Am 6. Juli erklärten<br />

Larry B., Marek Arnold und Robert<br />

Brenner ihren Austritt aus der Band,<br />

wie diese mitteilte. Ersetzt werden sie<br />

durch Axel Schäfer (b) und Sebastian<br />

Düwelt (keys), die wieder mit von der<br />

Partie sind+++<br />

Einen neuen Exklusivdeal in Sachen<br />

Verlagsrechte hat der frühere<br />

Journey-Sänger Steve Perry mit der<br />

Universal <strong>Music</strong> Publishing Group<br />

abgeschlossen. Darin sind alle Songs<br />

eingeschlossen, die Perry als Journey-Mitglied<br />

und Solist verfasste.<br />

Nachdem Perry in den letzten Jahren<br />

kaum mehr aktiv war, spekulieren seine<br />

Fans nun darauf, dass er ein neues<br />

Album aufnimmt und möglicherweise<br />

auch wieder mit seiner alten Band<br />

zusammenarbeiten könnte. Er habe<br />

ein neues Homestudio eingerichtet<br />

und 50 Demos erstellt, verriet Perry<br />

inzwischen+++<br />

Zu jeweils einem Jahr Haft sind zwei<br />

Straßenmusiker in München verurteilt<br />

worden. Sie hatten eine über 8000<br />

Euro teure Gitarre aus dem Musikalienladen<br />

von Scorpions-Gitarrist<br />

Matthias Jabs geklaut und dann<br />

versucht, diese in einem anderen<br />

Geschäft für 200 Euro zu verscherbeln+++<br />

Eine Gitarre im Wert von 5000 Dollar,<br />

die P-Funker George Clin<strong>to</strong>n im<br />

vergangenen Jahr ges<strong>to</strong>hlen worden<br />

war, ist in einem Gitarrenladen in Atlanta,<br />

Georgia, wieder aufgetaucht<br />

und dem Besitzer zurückgegeben<br />

worden. Der Dieb, ein aus Memphis<br />

stammender Mann, konnte ermittelt<br />

werden+++<br />

Johnny Mathis hat für die nächsten<br />

Monate alle angesetzten Shows abgesagt.<br />

Er unterzog sich am 31. Juli<br />

einer Operation, bei der sein rechtes<br />

Hüftgelenk ersetzt wurde. Mathis<br />

hatte beide Hüftgelenke bereits 1998<br />

bzw. 1999 schon einmal austauschen<br />

lassen+++<br />

Ebenfalls ans Krankenbett gefesselt<br />

und zur Untätigkeit gezwungen ist<br />

Eric Burdon: Er unterzog sich Ende<br />

Juli einer Rückenoperation, um die<br />

Schmerzen dort loszuwerden. Der<br />

71-Jährige hat alle Auftritt abgesagt,<br />

da er drei bis sechs Monate kürzertreten<br />

muss. Die Veröffentlichung seines<br />

neuen Albums wurde auf Frühjahr<br />

2013 verschoben+++<br />

Einen lebenslangen Traum hat sich<br />

der letzte Überlebende der Bee<br />

Gees, Barry Gibb, erfüllt: Am 27. Juli<br />

trat er in Nashville in der Grand Ole<br />

Opry auf. Er performte drei Songs mit<br />

Ricky Skaggs, darunter zwei Lieder<br />

der Bee Gees+++<br />

Glen Campbell hat den bereits gebuchten<br />

Teil seiner Farewell-Welt<strong>to</strong>ur<br />

durch Australien abgesagt. Der an<br />

Alzheimer leidende Veteran habe zunehmend<br />

gesundheitliche Probleme,<br />

hieß es zur Begründung. Seine Ärzte<br />

hätten ihm von dem langen Trip abgeraten+++<br />

Es war ein gut gehütetes Geheimnis,<br />

doch jetzt ist es raus: Der einstige<br />

Led-Zeppelin-Sänger Robert Plant<br />

und Singer/Songwriterin Patty Griffith,<br />

die auch in Plants Band Of Joy<br />

singt, sind im vergangenen Jahr gemeinsam<br />

durchgebrannt, sei<strong>the</strong>r liiert<br />

und verbringen viel Zeit in Griffiths<br />

Heimatstadt Austin, Texas+++<br />

Die Geschichte von Woods<strong>to</strong>ck-<br />

Veteranin Melanie und ihres<br />

Ehemanns/Produzenten/Managers<br />

Peter Schekeryk ist <strong>The</strong>ma eines<br />

neuen <strong>Music</strong>als. „Melanie And <strong>The</strong><br />

<strong>Music</strong> Man" feiert am 19. Ok<strong>to</strong>ber<br />

Premiere am Blackfriars <strong>The</strong>atre in<br />

Rochester, New York. Text und Musik<br />

stammen von Melanie höchstselbst+++<br />

Paul Rose, den <strong>GoodTimes</strong>-Lesern<br />

kein Unbekannter mehr, hat die ursprünglich<br />

für den Herbst angepeilte<br />

Veröffentlichung seiner neuen CD<br />

WHITE MOUNTAIN ROAD vorerst<br />

verschoben. Dazwischen ist kurzfristigst<br />

ein anderes „höchst aufregendes"<br />

Projekt gekommen, wie er selbst<br />

sagt: Unter Produktionsregie von<br />

John Wooler hat der Gitarrenvirtuose<br />

neue Songs mit den Vokalisten<br />

Terry Evans aus Ry Cooders Band,<br />

Sweet Pea Atkinson [Was (Not Was)]<br />

und Bernard Fowler (Rolling S<strong>to</strong>nes)<br />

aufgenommen. Am Schlagzeug saß<br />

Richie Morales (Brecker Bro<strong>the</strong>rs, Al<br />

DiMeola)+++<br />

Am 9. November erscheint das<br />

Rolling - S<strong>to</strong>nes-Album GRRR! in einer<br />

3-CD-Version mit 50 Tracks sowie<br />

in einer 4-CD-Super-Deluxe-Version<br />

mit satten 80 Tracks. Es erzählt die<br />

immer noch andauernde Geschichte<br />

der wohl größten Rock'n'Roll-Band<br />

der Welt: von ihrer ersten Singleveröffentlichung<br />

1963 (Chuck Berrys<br />

"Come On") über<br />

die Nummer-<br />

1-Hits "<strong>The</strong> Last<br />

Time", "(I Can't<br />

Get No) Satisfaction",<br />

"Get Off<br />

Of My Cloud",<br />

"Jumping Jack Flash", "Honky Tonk<br />

Women" bis zur Gegenwart mit den<br />

neuen Songs "Gloom And Doom" und<br />

"One Last Shot", die die Band im August<br />

in Paris einspielte+++<br />

Unsere Gewinner aus<br />

Heft 3/2012<br />

Stichwort "Verlosung"<br />

2x T-Shirt:<br />

- Chris<strong>to</strong>ph Busselmaier, Wendlingen<br />

- Christian Jürgensen, Tönning<br />

2x Bob Marley-CD:<br />

- Martin Hauenstein, Maisach<br />

- Sigi Faroß, Beringsdorf<br />

2x Buch Bob Marley:<br />

- Detlef Piosetzki, Herten<br />

- Bernhard Speck,<br />

Villingen-Schwenningen<br />

5x Paul Vincent-CD:<br />

- Claus Stender, Hamburg<br />

- Hans-Peter Eberlein, Mannheim<br />

- M. Kunz, Berlin<br />

- Fridolin Waschhauser, Kötz<br />

- Hans Jürgen Boss, Weingarten<br />

10x Herzberg-CD:<br />

- Bernd Häusl, München<br />

- Rüdger Wischhusen, Reinheim<br />

- Klaus Hinrichsen, Nordenbrarup<br />

- Verena Boeke, Zörbig<br />

- Klaus Brachhaus, Hamm<br />

- Jürgen Krutzky, Bremen<br />

- Heike Klaus, Neuenbürg<br />

- Klaus Feldmann, Haßloch<br />

- Petar Djordjevic, Regensburg<br />

- Manfred Birkenbeul, Solingen<br />

2x 2 Tollwood-Tickets Bap:<br />

- Susanne Huber, München<br />

- Sabine Pfeiffer, Rosenheim<br />

2x 2 Tollwood-Tickets, Kim Wilde:<br />

- Hanne Allgöwer, Konstanz<br />

- Stefan Kurtz, Göppingen<br />

2x 2 Tollwood-Tickets, Lou Reed:<br />

- Hubert Müller, Forchheim<br />

- Hans Sonnenbichler, München<br />

Streng limitiert, die ultimative<br />

Box mit 10 CDs, 194 Tracks,<br />

chronologisch geordnet von<br />

1949 bis heute.<br />

Inklusive 72-seitigem Buch,<br />

seltenen „Nicht-Album Singles“<br />

sowie den unveröffentlichten<br />

Liveaufnahmen aus der<br />

Carnegie Hall, 1970.<br />

Auch als 4CD Version<br />

erhältlich.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 5<br />

www.universal-music.de


Aktuell News Aktuell<br />

Mit einem besonderen Geschenk hat<br />

Bear-Family-Boss Richard Weize kürzlich<br />

Gunter Gabriel zu dessen 70. Geburtstag<br />

bedacht: Gabriel erhielt die originale<br />

Goldene Schallplatte, die Johnny Cash<br />

einst für 500.000 verkaufte Einheiten von<br />

AT SAN QUENTIN erhalten hatte. Zwei der<br />

auf dem Album enthaltenen Songs ("Ein<br />

Junge namens Susie"/"A Boy Named Sue"<br />

und "Ich werd gesucht"/"Wanted Man")<br />

hatte Gabriel interpretiert+++<br />

<strong>GoodTimes</strong> verlost unter allen Teilnehmern:<br />

Stichwort: Mega Record<br />

5x 2 Tickets<br />

Infos: www.recordplanet.nl<br />

zur Mega Platten & CD Börse in Holland am 24.+25. November 2012.<br />

Die Gewinner werden benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Einsendeschluss ist der 2. November 2012.<br />

NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz<br />

Fax: 0 70 42/37660-188 · email: goodtimes@nikma.de<br />

Gerockt hat Paul Rodgers in der letzten<br />

Zeit reichlich, jetzt will der frühere Frontmann<br />

von Free und Bad Company, der<br />

Anfang 2013 bei der „Rock Meets Classic"-<br />

Tour durch Deutschland dabei sein wird,<br />

sich seinem Vorbild Otis Redding widmen<br />

und ein Soulalbum aufnehmen. In Willie<br />

Mitchells Royal Studios in Memphis wird<br />

Steve Cropper nicht nur Gitarre spielen,<br />

sondern auch produzieren+++<br />

Gerade mal zwölf Solo-Studio-Alben hat<br />

Paul Simon, einer der größten Songwriter<br />

aller Zeiten, in über 50 Karrierejahren<br />

veröffentlicht, zuletzt 2011 SO BEAUTIFUL<br />

OR SO WHAT (US #4). Die damit verbundene<br />

Tournee hat Simon in der Webster Hall<br />

mitschneiden lassen. Das Resultat LIVE IN<br />

NEW YORK CITY steht ab 5. Ok<strong>to</strong>ber als<br />

DVD/CD, DVD und Blu-ray in den Läden.<br />

Neben Songs des neuen Albums ("<strong>The</strong><br />

Afterlife”, "So Beautiful Or So What”,<br />

"Rewrite”) interpretierte Simon zahlreiche<br />

Popklassiker wie "50 Ways To Leave<br />

Your Lover”, "Kodachrome”, "Mo<strong>the</strong>r And<br />

Child Reunion”, "Still Crazy After All <strong>The</strong>se<br />

Years” und "<strong>The</strong> Sound Of Silence”, also<br />

die Erfolge einer 50 Jahre umspannenden<br />

Solokarriere, komprimiert auf 20 Songs+++<br />

INTERNATIONAL MAGIC LIVE AT THE O2<br />

ist eine Doppel-DVD betitelt, die reichlich<br />

exklusives Material von Noel Gallagher’s<br />

High Flying Birds enthält und am 12.10.<br />

erscheint. Auf DVD 1 ist das größte Arenakonzert<br />

zu sehen, das die Band bis zu dem<br />

Zeitpunkt gespielt hatte, am 26. Februar<br />

in der Londoner O2 Arena. DVD 2 bietet<br />

ein Akustikset Gallaghers im Mod Club in<br />

Toron<strong>to</strong> sowie die 20-minütige Videotrilogie<br />

„Ride <strong>The</strong> Tiger” und Material von den<br />

NME Awards. Die Special Edition bietet eine<br />

zusätzliche CD mit Demos aller Songs des<br />

Albums, B-Seiten und dem bisher unveröffentlichten<br />

Livetrack "Freaky Teeth”+++<br />

Gerade war Glenn Hughes in Deutschland<br />

unterwegs, um für das neue, bislang dritte<br />

Studio-Album von Black Country Communion<br />

zu trommeln, das AFTERGLOW<br />

– und nicht wie von vielen erwartet III –<br />

betitelt ist. Vorerst werden Hughes (voc,<br />

b), Joe Bonamassa (g, voc), Jason Bonham<br />

(dr) und Derek Sherinian (keys) nicht live zu<br />

erleben sein, wenn überhaupt noch einmal.<br />

2013 wird Hughes ein weiteres namhaft<br />

besetztes Projekt an den Start bringen –<br />

mehr ließ er sich nicht entlocken, weder,<br />

wer dabei sein wird, noch in welche Richtung<br />

es geht. „Aber es wird ein Kracher",<br />

sagte Hughes <strong>GoodTimes</strong>+++<br />

Eine illustre Auswahl aus der deutschen<br />

Schauspiel- und Musikszene kommt für<br />

Peter Maffays dritte Bühnenproduktion<br />

„Tabaluga und die Zeichen der Zeit" zusammen.<br />

Am 12. Ok<strong>to</strong>ber feiert das erfolgreichste<br />

deutsche Rockmusical „für Kinder und solche,<br />

die es geblieben sind", in der Hamburger<br />

O2 World Premiere. 54 Mal werden Maffay,<br />

seine Band und das Ensemble in den größten<br />

Hallen in Deutschland auf der Bühne stehen,<br />

mehr als 300.000 Karten sind schon vor der<br />

Premiere verkauft worden. Dabei sind Rufus<br />

Beck als Regisseur und in der Rolle des<br />

weisen Magiers, Heinz Hoenig als der böse<br />

Ark<strong>to</strong>s und Tabalugas Widersacher, Mandy<br />

Capris<strong>to</strong> als Lilli sowie Sascha bei der Premiere<br />

in Hamburg als Kuckuck. In weiteren Rollen<br />

sind Uwe Ochsenknecht, David Garrett,<br />

Der Graf (Unheilig), Tim Bendzko, Barbara<br />

Schöneberger, Rea Garvey, Helene Fischer,<br />

Laith Al Deen, Sissi Perlinger, Julia Neigel,<br />

Rolf Stahlhofen, Jörn Knebel, Charlotte Klauser<br />

und Leon Taylor zu erleben+++<br />

ROAD TO FOREVER heißt das neue Album<br />

des früheren Eagles-Mitglieds Don Felder,<br />

das am 5. Ok<strong>to</strong>ber erscheinen wird.<br />

Stichwort: CD-Set<br />

Stichwort: Mick Rock<br />

3x CD-Set<br />

<strong>GoodTimes</strong> verlost<br />

unter allen Teilnehmern:<br />

je 1Bildband<br />

2x 5CDs<br />

Stichwort: Rory Gallagher<br />

Die Gewinner werden benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz · Fax: 0 70 42/37660-188 · email: goodtimes@nikma.de<br />

Einsendeschluss ist der 16.11.2012!<br />

Seite 6 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


News Aktuell News<br />

Es ist erst Felders zweites Solowerk und<br />

kommt 19 Jahre nach seinem Debüt AIR-<br />

BORNE. Im Studio mit dabei waren David<br />

Crosby, Graham Nash, Stephen Stills, Steve<br />

Luka<strong>the</strong>r, David Paich und Steve Porcaro<br />

(beide To<strong>to</strong>), Randy Jackson, Tommy Shaw<br />

(Styx)+++<br />

LIVE auf Doppel-CD und DVD meldet sich<br />

Ina Müller am 12. Ok<strong>to</strong>ber zu Gehör+++<br />

Während seiner „Guilty Pleasure Tour" ließ<br />

Meat Loaf im November 2011 in Australien<br />

Bandmaschinen und 15-High-Definition-<br />

Kameras mitlaufen – das Resultat ist am 5.<br />

Ok<strong>to</strong>ber auf CD und DVD zu prüfen+++<br />

Kurz nach Erscheinen dieser <strong>GoodTimes</strong>-<br />

Ausgabe wird auch die „25th Anniversary<br />

Edition" des R.E.M.-Albums DOCUMENT<br />

als Doppel-CD in den Läden stehen. Die neue<br />

Edition enthält die digital optimierte Version<br />

des Originalalbums und zusätzlich einen<br />

bislang unveröffentlichten Livemitschnitt der<br />

R.E.M.-„Work"-Tour von 1987+++<br />

Das wird Ohrenschmaus für Fans anspruchsvoller<br />

Gitarrenmusik: Sony <strong>Music</strong><br />

bringt eine 9-CD-Box von Django<br />

Reinhardt mit den kompletten Vogue-<br />

Recordings 1934–1951 heraus. Für den 26.<br />

Ok<strong>to</strong>ber hat das Unternehmen eine „40th<br />

Anniversary Deluxe Edition" (2 CD/1 DVD)<br />

von Elvis Presleys Konzerten im New<br />

Yorker Madison Square Garden mit viel Bonus-Material<br />

angekündigt. Titel: PRINCE<br />

FROM ANOTHER PLANET. Parallel kommt<br />

die zwei CDs umfassende Legacy Edition<br />

unter dem Originaltitel AS RECORDED AT<br />

MADISON SQUARE GARDEN+++<br />

Seit Jahren plappert Roger Chapman davon,<br />

sich aufs Altenteil zurückziehen zu<br />

wollen. Doch dann kündigt er neue Konzerte<br />

und Alben an – und jetzt das: Er hat<br />

eine Reunion seiner alten Band Family bekanntgegeben!<br />

Ob die Wiedervereinigung<br />

der Zeitgenossen von Mott <strong>The</strong> Hoople<br />

inspirierend gewirkt hat? Jedenfalls werden<br />

Chapman, Poli Palmer, Rob Townsend und<br />

Jim Cregan am 2. Februar 2012 für einen<br />

Abend wieder zusammenkommen und im<br />

Shepherd’s Bush Empire spielen, knapp 40<br />

Jahre nach ihre Trennung. „Ich habe dieses<br />

<strong>The</strong>ma immer wieder mal im Blick gehabt,<br />

bin ständig danach gefragt worden. Es ist<br />

einfach eine Frage des Timings, und 2013<br />

bedeutet das 40. Jahr, seit wir unsere letzte<br />

Show gespielt haben – und wir werden alle<br />

nicht jünger", lautete Chappos trockener<br />

Kommentar+++<br />

X-UFO nennt sich sinnigerweise eine<br />

Band mit früheren UFO-Mitgliedern. Organisiert<br />

hat das Ganze Danny Peyronel, der<br />

auch mal mit den Heavy Metal Kids aktiv<br />

war. Mit dabei: Clive Edwards (Ex-Wild<br />

Horses), Laurence Archer (Ex-Phil Lynott's<br />

Grand Slam) und Rocky New<strong>to</strong>n (Ex-MSG).<br />

Ihr Debüt wird VOL 1 – THE LIVE FILES!<br />

heißen, dem schon Anfang 2013 VOL 2 –<br />

THE STUDIO FILES folgen soll+++<br />

Ex-Nazareth-Gitarrist Manny Charl<strong>to</strong>n<br />

will mit seinem schottischen Landsmann<br />

Mark Crocker ein neues Projekt anschieben.<br />

„Das ist eine Million Meilen von meiner alten<br />

Band entfernt", mehr ließ sich Charl<strong>to</strong>n<br />

nicht entlocken+++<br />

Nach zwölf Jahren auf Tour wird Mary<br />

Gauthier ihren ersten Konzertmitschnitt<br />

herausbringen: LIVE AT BLUEROCK nahe<br />

Austin, Texas, war die Sängerin mit ihrer<br />

Akustik gitarre und Mundharmonika zugange+++<br />

LOVE'S TRUCK STOP heißt das neue Album<br />

von US-Singer/Songwriterin Matraca Berg,<br />

das am 22. Ok<strong>to</strong>ber erscheinen wird+++<br />

Für Ende Ok<strong>to</strong>ber hat Steve Hackett sein<br />

neues Album GENESIS REVISITED II angekündigt+++<br />

Mit seiner Tony Carey Band ist der einstige<br />

Rainbow/Maffay-Keyboarder/Sänger<br />

demnächst unterwegs. Begleitet wird er<br />

von Jan E. Holberg (b), Per Ole Iversen (dr),<br />

Jostein Svarstad (g) und Anders Norman (g)<br />

und in Nürnberg (27.11.), Erding (29.11.)<br />

und München (30.11.) zu sehen sein+++<br />

Deutschlands führender Blues-Harper<br />

Chris Kramer ist Fan der Allman Bro <strong>the</strong>rs,<br />

und so fielen für ihn Weihnachten und Ostern<br />

zusammen, als er beim Auftritt von<br />

Allmans-Gitarrist Warren Haynes & Gov't<br />

Mule in der Bluesgarage in Hannover am<br />

19. Juli mit ihnen jammen durfte. Und das<br />

gleich zweimal: zunächst bei "Lazy", dann<br />

während der Zugabe bei "It Hurts Me Too"<br />

und "Look On Yonder Wall"+++<br />

www.bahnhof-bad-salzuflen.de<br />

11.10.12<br />

CHRIS FARLOWE<br />

12.10.12<br />

STACIE COLLINS<br />

30.10.12<br />

ROACHFORD<br />

08.11.12<br />

WINGENFELDER<br />

06.12.12<br />

ANDY FAIRWEATHER LOW<br />

Tickets über konticket.de und<br />

<br />

Ihr LP/CD-Vertrieb<br />

in der Schweiz.<br />

Albert Hammond veröffentlicht im<br />

Frühjahr 2013 LEGEND II – Songs, die er<br />

für Größen wie Joe Cocker und Tina Turner<br />

geschrieben hat, dazu Neuaufnahmen seiner<br />

eigenen Hits+++<br />

www.soundsmedia.ch<br />

Unter dem Mot<strong>to</strong> „Local Talent" hat Joan<br />

Armatrading für jedes ihrer Konzerte<br />

im heimischen Großbritannien insgesamt<br />

54 örtliche Talente als Support-Act zusammen<br />

mit örtlichen Medien gesucht.<br />

Daraus resultierte eine Dreifach-CD-Box,<br />

die bei Armatradings Label Hypertension<br />

erscheint+++<br />

Mit einer geballten Medienoffensive pusht<br />

7Us Media vier Musikerinnen verschiedener<br />

Genres: Fee Hübner und ihr Jazzalbum<br />

JUST FOR YOU, die auf Deutsch-Pop setzende<br />

Franca (… NACH DEM STURM);<br />

Iona Blum, die auf ZUM GLÜCK ebenfalls<br />

(akustischen) deutschen Pop anstimmt, sowie<br />

Steffi-Mira & Band, die bei "9 Leben"<br />

Deutsch-Rock bringt+++<br />

Noch bis zum 20. Februar 2013 läuft im<br />

Wiener Wirtschaftsmuseum die Ausstellung<br />

„Die <strong>Beatles</strong> kommen!" Begleitet wird sie<br />

von Vorträgen und Diskussionen und zeigt<br />

Teile der Sammlung von Wolfgang Planker<br />

(Herausgeber des Fanzines „Back To <strong>The</strong><br />

<strong>Beatles</strong>")+++<br />

<br />

<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 7


Vers<strong>to</strong>rben<br />

Dennis Flemion (*6.6.1955) war eine<br />

Hälfte des LoFi-Duos <strong>The</strong> Frogs, sprang<br />

nach dem Tod von Jonathan Melvoin<br />

als Tourkeyboarder bei den Smashing<br />

Pumpkins ein. Verschwand am 7.7. beim<br />

Schwimmen im Wind Lake in Racine County,<br />

Wisconsin. Seine Leiche wurde drei Tage<br />

später gefunden.<br />

Tim Cross (*1954) arbeitete als Keyboarder,<br />

Arrangeur und Produzent u.a. mit<br />

Mike Oldfield, <strong>The</strong> Adverts, Sponge, Doll By<br />

Doll, <strong>The</strong> Skids, Fleetwood Mac und Daryl<br />

Hall & John Oates, bis ihn am 9.7. Lungenkrebs<br />

das Leben kostete.<br />

Maria Hawkins (*1.8.1922) wurde von<br />

Duke Elling<strong>to</strong>n und Count Basie als Sängerin<br />

verpflichtet und heiratete 1948 Nat<br />

King Cole, mit dem sie auch auftrat. Die<br />

Mutter von Sängerin Natalie Cole erlag am<br />

10.7. einem Krebsleiden.<br />

George Lowen Lol" Coxhill<br />

"<br />

(*19.9.1932) genoss einen beachtlichen<br />

Ruf als Saxofonist, fiel als Straßenmusiker<br />

1968 John Peel auf, der ihm Jobs in der<br />

Canterbury-Szene verschaffte. Spielte mit<br />

Mike Oldfield, Alexis Korner, Kevin Ayers,<br />

Carol Grimes, <strong>The</strong> Damned, Champion Jack<br />

Dupree, Lowell Fulson und Rufus Thomas.<br />

Ging am 10.7. für immer.<br />

Perry Baggs (*1962) war als Drummer<br />

1981 bei der Gründung der Cow-Punker<br />

Jason & <strong>The</strong> Scorchers dabei, die die<br />

Countryszene in Nashville aufmischten. In<br />

den 90er Jahren wurde bei ihm Diabetes<br />

diagnostiziert, am 12.7. wurde er <strong>to</strong>t in seinem<br />

Haus aufgefunden.<br />

Bob Babbitt (*26.11.1937) war als Sessionbassist<br />

auf über 25 Platin-Alben und<br />

mehr als 200 Top-10-Hits zu hören – meist<br />

als Mitglied der legendären Mo<strong>to</strong>wn-Hausband<br />

Funk Bro<strong>the</strong>rs, später in Philadelphia<br />

bei den Philly-Soundexperten MFSB. Spielte<br />

auch mit Jimi Hendrix, Jim Croce, Phil<br />

Collins, El<strong>to</strong>n John und Bonnie Raitt. Ein<br />

Gehirntumor raffte ihn am 16.7. dahin.<br />

Kitty Wells (*30.8.1919 als Ellen Deason)<br />

war die Queen Of Country, zunächst mit<br />

den Deason Sisters,<br />

dann solo<br />

– schaffte es bis<br />

1979 insgesamt<br />

81 Mal in die<br />

Country-Charts<br />

(1952 landete<br />

sie mit "It<br />

Wasn’t God Who<br />

Made <strong>The</strong> Honky<br />

Tonk Angels” dort als erste Frau auf #1)<br />

und einmal in die Pop-Charts ("Jealousy"<br />

#78/1958). Überlebte am 16.7. einen<br />

Schlaganfall nicht.<br />

John Graham (*10.3.1945) gehörte als<br />

Gitarrist Johnny & <strong>The</strong> Falcons und <strong>The</strong><br />

Ramrods an. Starb am 17.7. an Lungenkrebs,<br />

sein Sarg hatte die Form einer Gitarre.<br />

Larry Hoppen (*12.1.1951) gründete<br />

als singender Gitarrist/Drummer 1972 die<br />

Soft-Rockband Orleans (größter Hit: "Still<br />

<strong>The</strong> One”), mit der er bis zu seinem überraschenden<br />

Tod am 24.7. unterwegs war. 1997<br />

war er bei der ersten Tour unter dem Mot<strong>to</strong><br />

„<strong>The</strong> Voices Of Classic Rock" dabei.<br />

Big Walter Smith (*1930) galt wegen seines<br />

Leibesumfangs als "<strong>The</strong> Big Man Of <strong>The</strong><br />

Blues”, sang bei den Groove Merchants, betrieb<br />

seine eigene Blues Revue & Brass Magic,<br />

arbeitete mit Antares, Albert und B.B.<br />

King und Bobby „Blue" Bland. Der Krebs<br />

rang ihn am 24.7. endgültig nieder.<br />

Jay Parker (*1.2.1925) entwarf als Designer<br />

Verpackungen für Alka Seltzer und<br />

Kaugummi, in der Musikwelt verewigte er<br />

sich mit der Kreation des Logos für Sun Records,<br />

für das sein Schulfreund Sam Phillips<br />

50 Dollar bezahlte. Auch nach seinem Ableben<br />

am 30.7. wird es noch auf T-Shirts und<br />

dergleichen zu sehen sein.<br />

Jimmy Jones (*2.6.1930) sang in Doo-<br />

Wop-Gruppen, ehe er seine Solokarriere<br />

startete und 1959<br />

mit "Handy Man"<br />

(er war Co-Au<strong>to</strong>r)<br />

in den Charts auf<br />

#3 vorstieß. Jones<br />

popularisierte den<br />

Falsettgesang im<br />

Pop, doch nach<br />

seinen Hits blieben<br />

trotz vieler Plattenfirmenwechsel<br />

weitere Erfolge aus. Starb<br />

am 2.8.<br />

Jason Noble war ein einflussreicher Gitarrist/Sänger<br />

in Indiekreisen und bei den<br />

Rodans, Rachel's und Shipping News aktiv.<br />

Gerade mal 40 Jahre alt, erlag er am 4.8.<br />

einer Krebserkrankung.<br />

Stuart Swanlund (*3.4.1958, Spitzname:<br />

Stubie) spielte ab 1985 Slidegitarre bei<br />

der Marshall Tucker Band, nebenbei auch<br />

bei den Tone Genera<strong>to</strong>rs. Starb am 4.8. im<br />

Schlaf.<br />

Johnnie Bassett (*9.10.1935) konnte<br />

auf eine 60-jährige Karriere als Bluesgitarrist,<br />

Sänger und Songschreiber zurückblikken,<br />

spielte mit B.B. King, T-Bone Walker,<br />

John Lee Hooker, Smokey Robinson und<br />

Ike & Tina Turner. Sein letztes Album I CAN<br />

MAKE THAT HAPPEN erschien erst vor wenigen<br />

Wochen, ehe ihn der Krebs am 4.8.<br />

besiegte.<br />

Stephen Hill (*1956) war als Sänger und<br />

Gitarrist in Studios in Nashville sehr gefragt,<br />

wie die Arbeitgebernamen Dolly Par<strong>to</strong>n,<br />

Tammy Wynette, Don McLean, Charlie Louvin,<br />

Sam Moore, Randy Travis, Lee Hazelwood<br />

oder Nancy Sinatra belegen. Erlag am<br />

5.8. einem Herzinfarkt.<br />

Marvin Hamlisch (*2.6.1944) gewann<br />

als einer von nur zwei Komponisten jeweils<br />

den Emmy, Oscar, Grammy und Pulitzer<br />

Preis. Fing als Übungspianist für Barbra<br />

Streisand an. Schuf zahllose Filmmusiken<br />

(u.a. „<strong>The</strong> Spy Who Loved Me"), komponierte<br />

für den Broadway („A Chorus Line"),<br />

belieferte auch Carly Simon ("Nobody<br />

Does It Better”). Das Mitglied der Songwriters<br />

Hall Of Fame starb nach kurzer<br />

Krankheit am 6.8.<br />

Mike Kelly sang das Demo "You Belong<br />

To Me”, das den Duprees 1961 ihren Plattenvertrag<br />

einbrachte. Er stieg vor den Aufnahmen<br />

aber aus, ehe er 1964 zurückkehrte.<br />

Verließ das Musikgeschäft 1977 und starb<br />

am 7.8. im Alter von 68 Jahren.<br />

Carl Davis (*19.9.1934) gilt als einer<br />

der Architekten des „Chicago Sound”, der<br />

in den 60er Jahren den Soul prägte. Den<br />

Durchbruch schaffte er mit der Produktion<br />

von "Duke Of Earl” der DuKays, einer der<br />

bestverkauften Singles der Ära. Davis produzierte<br />

Hits wie Jackie Wilsons "(Your Love<br />

Keeps Lifting Me) Higher and Higher” oder<br />

”Oh Girl” der Chi-Lites. Lungenfibrose stand<br />

am 9.8. im Totenschein.<br />

Gary Cox (*17.1.1953) war als Leadgitarrist<br />

1973 Gründungsmitglied der US-Power-<br />

Popband Artful Dodger und betrieb später<br />

einen Discjockey-Service. Ein Gehirntumor<br />

war Grund seines Ablebens am 12.8.<br />

Willa Ward (*13.12.1920) sang bei den in<br />

den frühen 40er Jahren gegründeten Ward<br />

Singers, die über 80 Platten veröffentlichten.<br />

Später wechselte sie ins Pop-Fach, sang<br />

backup für Screamin' Jay Hawkins, Patti<br />

LaBelle und Chubby Checker. Sie verstarb<br />

am 12.8.<br />

Lucius Reichling (*1947) war fast 40<br />

Jahre lang Sänger der Hamburger Countryband<br />

Trucks<strong>to</strong>p ("Take It Easy, Altes Haus"),<br />

spielte dazu Fiddle und Gitarre. Er starb am<br />

14.8. an den Folgen einer Lungenentzündung<br />

und einer zu spät erkannten Krebserkrankung.<br />

Bob Birch (*14.7.1956) bearbeitete seinen<br />

Bass im Studio auf der Bühne für Jose Feliciano,<br />

El<strong>to</strong>n John, Billy Joel, Cher, George<br />

Michael, Stevie Wonder, Sting, Gregg<br />

Allman, Brian Wilson und Bruce Hornsby.<br />

Erschoss sich am 15.8.<br />

Bill Tillman (*14.5.1947) blies bei Blood,<br />

Sweat & Tears auf acht Alben in sein Saxofon<br />

und seine Flöte, außerdem für die<br />

Coasters, Chuck Berry, Bo Diddley, Roy Orbison<br />

und war Solist des Dallas Symphony<br />

Orchestra, wartete bis zum 15.8. vergeblich<br />

auf eine Spenderniere<br />

Scott McKenzie (*10.1.1939 als Phillip<br />

Blondheim) machte sich mit der Hippie-<br />

Hymne "San Francisco"<br />

unsterblich.<br />

Nachdem seine<br />

Karriere wenig erfolgreich<br />

verlief,<br />

verzichtete er auf<br />

weitere Plattenaufnahmen,<br />

stieg<br />

später bei <strong>The</strong> Mamas<br />

& <strong>The</strong> Papas<br />

ein. Zu seinem Lebensunterhalt trug bei,<br />

dass er Co-Au<strong>to</strong>r von "Kokomo” war, mit<br />

dem den Beach Boys 1988 ein Nummer-<br />

1-Hit gelang. 2010 wurde er wegen einer<br />

Nervenerkrankung in ein Krankenhaus eingeliefert,<br />

die letztlich zu seinem Tod am<br />

18.8. führte.<br />

Robert Kretzschmar spielte Saxofon bei<br />

den Fabulous BC Horns der Blues Company<br />

aus Osnabrück, war auch in der Miro<br />

Nemec Band des „Ta<strong>to</strong>rt"-Kommissars. Er<br />

verstarb überraschend am 19.8. im Urlaub<br />

in Irland und wurde nur 50 Jahre alt.<br />

Lou Martin (*12.8.1949) wurde als Keyboarder<br />

von Rory Gallagher einem breiteren<br />

Publikum bekannt, spielte bei/für Killing<br />

Floor, <strong>The</strong> Downliners Sect, Screaming<br />

Lord Sutch, Chuck Berry und Albert Collins.<br />

Mehrere Schlaganfälle führten zu seinem<br />

Tod am 17.8.<br />

John S<strong>to</strong>ckfish begleitete ab 1965<br />

seinen kanadischen Landsmann Gordon<br />

Lightfoot am Bass (u.a. auf dessen Hit<br />

"Sundown"), spielte auch für Jim Croce,<br />

Dan Hill, Mel Torme und Cab Calloway. Am<br />

20. August starb er 69-jährig.<br />

Gene Thomas (*28.12.1938), texanischer<br />

Singer/Songwriter, machte 1961<br />

mit dem von Sir Douglas übernommenen<br />

"Sometime” (#53) auf sich aufmerksam,<br />

sein größter Hit war 1967 "Playboy" (#17).<br />

Er arbeitete mit Gattin Debbe Neville als<br />

Duo Gene & Debbe und belieferte Walyon<br />

Jennings, die Everly Bro<strong>the</strong>rs, Tina Turner,<br />

Freddy Fender, Kenny Rogers und Roy Orbison<br />

mit Songs. Lungenkrebs beendete<br />

sein Erdendasein am 26.8.<br />

Harold David (*25.5.1921) gewann durch<br />

seine Arbeit als Texter für Burt Bacharach<br />

(1957–1973) Grammys und Oscars. B.J.<br />

Thomas ("Raindrops Keep Fallin' On My<br />

Head”), Dionne Warwick ("Walk On By”),<br />

Perry Como ("Magic Moments”), <strong>The</strong> 5th<br />

Dimension ("One Less Bell To Answer”),<br />

Tom Jones ("What's New Pussycat?”),<br />

aber auch die Carpenters, Herb Alpert und<br />

Jackie DeShannon gehörten zu den Kunden<br />

des Brill-Building-Au<strong>to</strong>rengespanns,<br />

das im Mai dieses Jahres mit dem Library<br />

Of Congress Gershwin Prize For Popular<br />

Song ausgezeichnet wurde. David, Mitglied<br />

der Songwriters Hall Of Fame, erlag am 1.9.<br />

den Folgen eines Schlaganfalls.<br />

Mark Abrahamian (*23.2.1966) war seit<br />

2000 Leadgitarrist von Starship und begleitete<br />

außerdem Chris<strong>to</strong>pher Cross, Pat Travers,<br />

Fee Waybill und Chuck Negron. Kollabierte<br />

nach einer Starship-Show in Norfolk,<br />

Nebraska, am 2.9., im Krankenhaus wurde<br />

ein tödlicher Herzinfarkt konstatiert.<br />

Lillian Lopez (*16.11.1935) war als Leadsängerin<br />

der der New Yorker Disco-Truppe<br />

Odyssey erfolgreich (größter Hit: "Use It Up<br />

And Wear It Out” 1980 #1 im UK). War<br />

bis 2003 aktiv und ging am 4.9. für immer<br />

(Krebs).<br />

Joe South (*28.2.1940 als Joseph Souter)<br />

profilierte sich in den 60ern als Songschmied<br />

für Gene Vincent ("Gone Gone<br />

Gone”), Elvis Presley ("Walk A Mile In My<br />

Shoes”), Deep Purple ("Hush”) und Lynn<br />

Anderson ("Rose Garden”). Sein selbst<br />

veröffentlichter Protestsong "Games<br />

People Play” wurde 1968 zum „Song des<br />

Jahres” gekürt und erhielt zwei Grammys.<br />

South war auch als Sessionmusiker<br />

gefragt (Aretha Franklin, Simon & Garfunkel,<br />

Bob Dylan). Überlebte am 5.9. ein<br />

Herzversagen nicht.<br />

Seite 8 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


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Von Jens-Uwe Berndt<br />

-Leidenschaft in Leverkusen<br />

50 Jahre -<br />

8500 Mal Vinyl<br />

Vor einem halben Jahrhundert, am 5.10.1962, begann eine<br />

Plattenkarriere der besonderen Art: Mit der Katalognummer<br />

R 4949 veröffentlichte das britische Parlophone-Label seine<br />

erste <strong>Beatles</strong>-Single im UK, "Love Me Do"/"P.S. I Love You".<br />

Sie stieg bis auf Chartplatz 17 und – zu ihrem 20. Geburtstag<br />

neu aufgelegt – 1982 sogar bis auf Rang 4. Seitdem sind, nach<br />

vagen Schätzungen, rund 1,3 Milliarden Fab-Four-Tonträger<br />

in Umlauf gekommen. 8500 davon – Superraritäten inklusive<br />

– besitzt der Leverkusener Sammler<br />

Gerhard Korte. Ein Porträt.<br />

G<br />

erhard Korte hat damit eine der größten<br />

Sammlungen regulärer <strong>Beatles</strong>-Platten<br />

weltweit. Dabei ist er nicht mal ein „richtiger<br />

Fan" der Liverpooler Legenden. Denn als er<br />

das Quartett 1964 im englischen Bournemouth live<br />

erlebte, regte ihn das nicht im Geringsten auf.<br />

I<br />

ch kannte die Band damals gar nicht", erinnert<br />

„<br />

sich der heute 64-Jährige, der sich zu jener Zeit<br />

im Schüleraustausch in<br />

Großbritannien befand.<br />

„Zwar gefiel mir die<br />

Musik, elektrifiziert war<br />

ich aber nicht." Auch<br />

den Auftritt von John,<br />

George, Paul und Ringo<br />

zwei Jahre später in Essen<br />

nahm Gerhard Kor-<br />

te<br />

eher nebenbei mit.<br />

„Wenn man 16 oder 18<br />

Jahre alt ist, hat man<br />

teilweise andere Interessen<br />

als Musik. Ich habe<br />

viel Sport getrieben,<br />

Handball und Leichtathletik."<br />

E<br />

rst 1983 begann<br />

Korte mit dem<br />

Sammeln von Vinyl. An<br />

einen bestimmten Auslöser<br />

kann er sich nicht<br />

erinnern. „Vorher war<br />

ich leidenschaftlicher<br />

Philatelist", erzählt er.<br />

„Das verlor aber immer<br />

mehr seine Faszination.<br />

Und da ich im-<br />

mer schon Musik mochte, fing<br />

ich mit den Platten an." Vor<br />

allem Produkte aus den 60er<br />

Jahren standen im Fokus des<br />

Fo<strong>to</strong>: © INTERFOTO/Friedrich<br />

Versicherungskaufmanns. Die<br />

S<strong>to</strong>nes mochte er ebenso wie Elvis Presley oder<br />

Cliff Richard. Und natürlich die Pilz-<br />

köpfe aus Liverpool. „1995 fing<br />

ich an, mich auf die <strong>Beatles</strong><br />

zu konzentrieren", sagt Korte,<br />

dessen Spezialisierung<br />

pragmatische Gründe hatte:<br />

Die Schallplattensammlung<br />

hatte Übergröße angenommen<br />

...<br />

A<br />

uf einer Plattenbörse<br />

„ habe ich gesehen, wie für<br />

eine <strong>Beatles</strong>-Platte 1500 Mark über<br />

den Tisch gegangen<br />

sind",<br />

erinnert sich<br />

der Sammler<br />

an ein Aha-<br />

Erlebnis. „Ich<br />

dachte: Die<br />

Leute<br />

sind<br />

doch beklopptpt!<br />

Heu-<br />

te bin ich selbst<br />

noch bekloppter." In seinem Fundus<br />

befinden sich Tonträger, die zeitweise<br />

Preise erzielten, für die man einen gut<br />

erhaltenen Kleinwagen erstehen konnte.<br />

Wie zum Beispiel THE BEATLES BEAT als<br />

Buchgemeinschafts-Ausgabe von 1965 mit<br />

dem gelben Odeon-Impression-Label. „3500<br />

Mark wurden dafür mal gezahlt", erzählt Gerhard<br />

Korte. „Heute<br />

bekommt<br />

man die Platte<br />

schon für<br />

unter 1000<br />

Euro." Dieser<br />

Wertverfall<br />

schmerzt den<br />

Vinylfreund:<br />

„Es gibt dafür<br />

mehrere Ursachen,<br />

allen<br />

voran die illegalen<br />

Nachpressungen."<br />

Bootleger<br />

würden die<br />

Raritäten 1:1<br />

kopieren und<br />

in verhältnismäßig<br />

großen<br />

Stückzahlen<br />

Korte vor seiner Vinylsammlung: auf den Markt<br />

8500 <strong>Beatles</strong>-Platten.<br />

werfen. „Wer<br />

Seite 10 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


nicht das Geld für ein Original hat, kauft sich das<br />

Imitat. Hinzukommt, dass manche Nachahmungen<br />

bewusst auf eine falsche Fährte locken sollen." Er<br />

selbst wäre beinahe Opfer eines Betrügers geworden,<br />

als er über Ebay die ultrarare Phono-Ring-LP<br />

THE BEATLES für 300 Dollar ersteigerte. „Die ist<br />

eigentlich nur für 600 Euro zu bekommen, und<br />

ich dachte schon, ich hätte ein Schnäppchen gemacht",<br />

sagt Korte. „Beim Zoll musste ich die LP<br />

dann auspacken und habe festgestellt, dass die<br />

Registrierungsnummer in der Auslauffläche geritzt<br />

und nicht maschinell gestanzt war." Er verweigerte<br />

die Annahme und musste dann über eine zeitaufwändige<br />

Prozedur sein Geld zurückholen. Die einst<br />

so wertvolle „Impression-LP" sei immer häufiger im<br />

Netz zu finden. „Das Schlimme ist, dass es meist gar<br />

nicht dabeisteht,<br />

wenn es sich um<br />

eine Nachpressung<br />

handelt",<br />

schimpft Korte.<br />

„Und wenn<br />

ich dann sehe,<br />

wie diese Platten<br />

für 120 bis<br />

150 Euro den<br />

Besitzer wechseln,<br />

bekomme<br />

ich einen dicken<br />

Hals."<br />

E<br />

s stehen<br />

aber nicht<br />

nur megateure<br />

Raritäten in der<br />

Super-Sammlung.<br />

So besitzt<br />

er allein von<br />

der deutschen<br />

HELP-Ausgabe 40 verschiedene Varianten. Und<br />

da machen manchmal – für den Laien – geradezu<br />

unsichtbare Besonderheiten den Unterschied aus.<br />

„Beim Song 'You’re Going To Lose That Girl' wird<br />

der Apostrof hinterm You gesetzt. Ich habe eine Variante,<br />

wo das Zeichen erst nach dem r' auftaucht,<br />

'<br />

also Your'e'." Ähnlich kurios sind die Unterschiede<br />

'<br />

bei den Variationen der ersten <strong>Beatles</strong>-LP auf dem<br />

DDR-Label Amiga, die Korte besitzt. „Zwischen den<br />

Au<strong>to</strong>rennamen Lennon und McCartney sind Bindestriche<br />

gedruckt, die mal kurz und mal lang sind.<br />

Bei der einen LP sind die ersten drei kurz, die nächsten<br />

beiden lang, die anderen wieder kurz; bei einer<br />

anderen Scheibe sind die Bindestriche zwischen den<br />

Namen für die gesamte A-Seite lang, die der B-Seite<br />

kurz und so weiter. Ich habe keine Ahnung, wie so<br />

etwas zustande kommt."<br />

G<br />

erhard Korte hält auf seiner Jagd nach edlen<br />

Stücken ganz bewusst nach (Vorab-)Weißmustern<br />

Ausschau. Besonders s<strong>to</strong>lz ist er auf die Promotionversion<br />

der deutschen Stereo-Ausgabe der<br />

MY BONNIE-LP<br />

von 1962 mit<br />

Tony Sheridan<br />

und den Beat<br />

Bro<strong>the</strong>rs. „Im<br />

Internet wird<br />

die Weißpressung<br />

des Albums<br />

derzeit<br />

mit rund 4000<br />

Dollar gehandelt",<br />

sagt der<br />

Spezialist fast<br />

gelassen. Allerdings<br />

muss es<br />

nicht sein, sein Erspartes zu opfern, nur um an Ultra-Raritäten<br />

zu kommen. Auf Trödelmärkten sind<br />

immer noch Schnäppchen ungeahnten Ausmaßes<br />

möglich. „Ich habe mir mal die Weißpressung einer<br />

EP der <strong>Beatles</strong> für einen Euro gekauft", erzählt<br />

Korte. „Das Teil hat den Wert von gut 1000 Euro."<br />

Der Summen-Overkill wird auch bei den Originalen<br />

der drei legendären DDR-Amiga-Singles deutlich,<br />

von denen der Vinylfan nicht nur mehrere Originale,<br />

sondern auch die Weißmuster besitzt. Das gilt<br />

auch für die (für den ostdeutschen Markt geplante,<br />

aber nie veröffentlichte) vierte 45er "She Loves<br />

You"/"Misery", die<br />

– so Korte – „bringt<br />

bis zu 4500 Euro".<br />

W<br />

eniger wertintensiv,<br />

dafür<br />

aber recht bizarr<br />

sind Kortes Vinylimpressionen<br />

aus<br />

entlegenen Winkeln<br />

der Welt. Platten aus<br />

Belgisch-Kongo, aus<br />

der Dominikanischen<br />

Republik oder aus<br />

Taiwan. „Die haben<br />

schreckliche<br />

Cover", beschreibt<br />

er die Produkte.<br />

„Tausendmal kopierte<br />

Fo<strong>to</strong>s, äußerst<br />

schlechter Druck auf<br />

miserablem Papier."<br />

Schön seien hingegen<br />

Platten aus der Türkei<br />

oder Griechenland.<br />

B<br />

ootlegs kommen<br />

Gerhard<br />

Korte nicht ins<br />

Haus. Zumindest<br />

nicht mehr. „Ich<br />

hatte mal 18000<br />

solcher Raubpresersungen",<br />

verrät „Jetzt bin ich froh, dass ich<br />

sie wieder los bin. Daran verdienen nur Leute,<br />

die mit Musik nichts am Hut haben und nur auf<br />

Teufel komm raus Geld machen wollen." Selbst vom<br />

Wert her seien diese illegalen Scheiben uninteressant.<br />

„Am Anfang bezahlt man für so was 100 Euro.<br />

Und dann,<br />

wenn der<br />

Markt<br />

gesättigt<br />

ist,<br />

werden<br />

die gleichen<br />

Dinger für<br />

20, 30 Euro<br />

rausgeworfen."<br />

D<br />

ie Zeiten, in<br />

denen er seine<br />

Freizeit damit<br />

verbrachte, selbst<br />

nach <strong>Beatles</strong>-Vinyl<br />

Ausschau zu halten,<br />

sind fast vorbei.<br />

„Das meiste wird mir<br />

mittlerweile angeboten",<br />

meint Korte.<br />

„In Sammlerkreisen<br />

kennt man mich<br />

und weiß, dass<br />

ich <strong>Beatles</strong>-Platten<br />

sammle." Zu dieser<br />

Popularität trug<br />

auch bei, dass er<br />

mit dem ZDF-Re-dakteur<br />

Wolfgang g<br />

Sell die Fab-Four--<br />

Diskografie „Help!"<br />

in drei Bänden herausgab.<br />

„Alles, was<br />

ich bisher in Händen n<br />

hielt, war aus meiner<br />

Sicht unvollständig.<br />

Anfangs hatte ich<br />

mich beim Sammeln<br />

an diversen Listen<br />

orientiert, fand<br />

dann aber viel mehr<br />

Veröffentlichungen,<br />

als von den Statistikern<br />

bisher notiert t<br />

worden waren."<br />

Also entschloss er<br />

sich, ein eigenes<br />

Nachschlagewerk<br />

zu veröffentlichen.<br />

Während die ersten<br />

beiden Bücher die<br />

regulären Ausgaben<br />

mit all ihren Facetten,<br />

Fehlern und Besonderheiten<br />

dokumentieren, sind im<br />

dritten Teil der Diskografie die<br />

Sampler-Beiträge zu finden.<br />

Bei all den großen und kleinen<br />

Edelsteinen in Kortes<br />

riesiger Sammlung bleiben<br />

auch bei dem Vinylfreak Wünsche<br />

offen. „Das so genannte<br />

Butcher-Cover der YESTERDAY<br />

AND TODAY im verschweißten und nie überklebten<br />

Zustand", sagt er. „Das ist schon ein paarmal für<br />

30.000 Dollar weggegangen." Aber, wie er gelassen<br />

sagt, man müsse ja nicht alles haben ...<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 11


-Museum<br />

Musik-His<strong>to</strong>rie<br />

aus erster Hand<br />

Um wie die <strong>Beatles</strong> über die Abbey Road zu spazieren, muss man nicht extra einen Trip nach<br />

London unternehmen. Es reicht ein Abstecher nach Halle (Sachsen-Anhalt), dort gibt es den berühmtesten<br />

Zebrastreifen der Rockgeschichte sogar inklusive Fab Four. Und nicht nur das. Im<br />

vermutlich weltweit größten <strong>Beatles</strong>-Museum wird die Erfolgss<strong>to</strong>ry von John, George, Paul und<br />

Ringo lebendig, kann der geneigte Fan in einem Fundus von 2500 Exponaten baden.<br />

M<br />

artin Schmidt ist mit seinen 25 Jahren nicht unbedingt der Typ, den ausdehnte. Heute stehen Moers und seinen Mitstreitern i 600 Quadratmeter<br />

man in einem <strong>Beatles</strong>-Museum erwartet. Denn als die größte Popgruppe<br />

aller Zeiten ihre Karriere beendete, dürften selbst Schmidts Eltern Besucher kommen jedes Jahr", sagt Martin Schmidt, der bereits das gesamte<br />

Ausstellungsfläche in drei S<strong>to</strong>ckwerken zur Verfügung. „18.000 bis 20.000<br />

noch eher schmissige Pionierlieder geträllert haben, statt mit "Helter Skelter" Marketing für das Museum übernommen hat. Auch wenn Moers im Hintergrund<br />

immer wieder durch die Szenerie geistert – mehr als das eine oder<br />

abzurocken oder bei "Hey Jude" die Refrainzeilen zu zählen. Und der adrett<br />

wirkende junge Mann gibt auch zu, dass ihm die <strong>Beatles</strong> noch im Jahr 2000 andere Nicken ist von ihm nur noch selten zu bekommen. Folglich ist es<br />

vor seinem Schülerjob im gerade frisch eröffneten Museum am Alten Markt auch Schmidt, der wichtige Momente aus Moers' Leben erzählt: dass er in<br />

ziemlich egal waren. „Wer hier arbeitet, wird aber zwangsläufig zum Fan", den 60ern den offiziellen <strong>Beatles</strong>-Fanclub in Deutschland leitete, dass sein<br />

erklärt Schmidt. „Mittlerweile kann ich sagen, dass mein Leben vorgezeichnet<br />

ist. Es ist jetzt schon so, dass sich Rainer mehr und mehr zurückzieht und Hauses in Halle verstarb, dass Moers 2003 ein äußerst angenehmes Gespräch<br />

Kompagnon Matthias Bühring aus Jena unmittelbar nach der Eröffnung des<br />

mir die Leitung des Hauses in die Hände legt."<br />

mit Yoko Ono führen konnte oder dass er zur Eröffnung Julian Lennon<br />

durch die Ausstellung führte.<br />

das ist Rainer Moers. Seit 1964 sammelt der 62-Jährige alles<br />

von den <strong>Beatles</strong>, was ihm in die<br />

R<br />

ainer,<br />

Hände kommt. Erste mobile Ausstellungen<br />

zeigte er zwischen 1975 und<br />

1984 in der BRD, in Holland, Österreich<br />

und in Ungarn. 1989 wurde der Rheinländer<br />

sesshaft und eröffnete in Köln<br />

das erste <strong>Beatles</strong>-Museum. 60 Quadratmeter<br />

maß die Exposition, die sich mit<br />

dem Umzug nach Halle<br />

zehn Jahre später um<br />

das Zehnfache<br />

Von Jens-Uwe Berndt<br />

Martin Schmidt (25) und Gründer Rainer Moers (62)<br />

auf dem berühmten Zebrastreifen in ihrem Museum in Halle.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />

Seite 12<br />

■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />

Ein <strong>Beatles</strong>-Fan-Zimmer aus den 60ern. Im TV läuft die „Ed Sullivan Show „ .<br />

Das <strong>Beatles</strong>-Museum in Halle bei Nacht.<br />

D<br />

iese lässt den <strong>Beatles</strong>-Fan geradezu high werden. Er darf sich durch Merchandising,<br />

Tonträger, Fo<strong>to</strong>s, Schriftstücke, Kleidung aller Art wühlen, dürften McCartneys nachgebauter Höfner-Bass, <strong>Beatles</strong>-Damenstrümpfe,<br />

lichungen und Goldenen Schallplatten ganz zu schweigen. Rar und teuer<br />

bevor er beim heiligen Gral ankommt:<br />

„Bravo"-Papier-Pilzköpfe, Lennons<br />

ein Lennon-Löffel auf blauem Samt.<br />

FBI-Akte oder der „Bootles"-Spiel-<br />

Das Besteck stammt<br />

au<strong>to</strong>mat sein, bei dem der Hersteller<br />

aus Cynthia Lennons<br />

Haushalt und<br />

suchte, die Lizenzgebühren zu sparen.<br />

mit der Namensveränderung ver-<br />

I dürfte dem Beatle<br />

m Museum von Halle werden<br />

nicht nur einmal<br />

jedoch nicht nur Exponate zur<br />

zum Umrühren des<br />

Tees gedient haben.<br />

Bei aller Verehrung<br />

der Fab Four ist hier aber auch jene<br />

Prise Humor spürbar, die vor allem<br />

John Lennon zeitlebens zueigen war.<br />

D<br />

ie Tonträger-Flut ist die Ansammlung<br />

ultimativer Raritäten<br />

schlechthin: die sieben Schallfolien<br />

des offiziellen <strong>Beatles</strong>-Fanclubs, die<br />

Ein Fan-Paradies – im Eingangsbereich kann der Fan kaufen,<br />

was immer sein Herz begehrt.<br />

drei DDR-<strong>Beatles</strong>-Singles inklusive<br />

zweier Weißpressungen einst geplanter Veröffentlichungen, das Butcher-<br />

Cover, <strong>Beatles</strong> auf Schellack für den indischen Markt, von Sonderveröffent-<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />

Noch freundlicher als im Original – die <strong>Beatles</strong>-Figuren.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 13<br />

Schau gestellt. Es existiert eine <strong>Beatles</strong>-Biblio<strong>the</strong>k,<br />

es werden Filme und<br />

– am Ende des Rundgangs – eine<br />

Dokumentation gezeigt. An allen<br />

Ecken und Kanten schallen einem<br />

musikalische Beispiele entgegen, die<br />

das Gesehene akustisch untermalen.<br />

Besonders wirkungsvoll ist dabei ein<br />

nachempfundenes Fan-Zimmer aus<br />

den 60er Jahren, in dem in einem<br />

alten Schwarzweiß-Fernseher die „Ed<br />

Sullivan Shows" mit den legendären <strong>Beatles</strong>-Auftritten in den USA laufen.<br />

Außerdem sehen sich Rainer Moers und Martin Schmidt (dritter im Bunde<br />

ist der 26-jährige Stefan Lorenz) auf einer Bildungsmission: Schulklassen<br />

erhalten gesonderte Führungen und Vorträge, für den Unterricht werden<br />

kostenlos Videos, CD und Bildmaterial verliehen. Eine vom Museum herausgegebene<br />

Zeitschrift mit dem Titel „Things"<br />

erzählt nicht nur <strong>Beatles</strong>-Geschichte oder<br />

weist auf die Exponate hin – hier können<br />

auch aktuelle Ereignisse um die noch lebenden<br />

Musiker Paul McCartney und Ringo<br />

Starr oder Geschichten der Nachlassverwalter<br />

und Verwandten von George Harrison<br />

und John Lennon nachgelesen werden.<br />

T<br />

rotz der Größe der Ausstellungsfläche<br />

„ kann bei uns nur höchstens ein Viertel<br />

von dem gezeigt werden, was tatsächlich<br />

vorhanden ist", sagt Martin Schmidt. „Darum<br />

kann immer mal wieder was anderes<br />

präsentiert werden, denn aus diesem Fundus<br />

können wir jederzeit schöpfen."<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />

Ein Joke, der damals noch<br />

nicht recht ankam.<br />

Das berüchtigte Butcher-Cover.


Farewell, MyLORD!<br />

Jon Lord<br />

Ein Leben<br />

an den Tasten<br />

Als Sechsjähriger erhielt Jonathan Douglas Lord (*9.6.1941 in Leicester)<br />

Klavierunterricht. Er interessierte sich früh für Jazz und Blues und studierte<br />

ab Ende der 50er Jahre an der Central School Of Speech And<br />

Drama. Lord arbeitete als Sessionmusiker und spielte in Bands wie der<br />

Bill Ash<strong>to</strong>n Combo, Red Bludd's Bluesicians (wo er an seine erste elektrische<br />

Orgel kam), den Artwoods (für eine Single: St. Valentine's Day Massacre), Santa<br />

Barbera Machine Head (Gitarre: Ron Wood), <strong>The</strong> Flower Pot Men. 1967 war er<br />

Gründungsmitglied von Deep Purple, mit denen er Rockgeschichte schrieb.<br />

Nach dem ersten Ende von Deep Purple 1976 brachte Lord zunächst Paice Ash<strong>to</strong>n<br />

Lord an den Start, bediente für Maggie Bell, Nazareth, George Harrison, Alvin<br />

Lee, David Gilmour und Cozy Powell im Studio die<br />

Tasten. 1978 stieg er bei Whitesnake ein, wo er<br />

sich nach eigener Aussage aber eher als Mietmusiker<br />

fühlte. Darum mischte er bei der Purple-Reunion<br />

1984 wieder mit – bis 2002, als er seinen Hut<br />

nahm. Lord widmete sich verstärkt seinen ambitionierten<br />

klassischen Solo-Arbeiten, er wirkte bei<br />

den britisch-australischen Hoochie Coochie Men<br />

mit und trieb sein eigenes Blues Project (auch <strong>The</strong><br />

Bluesual Suspects genannt) voran.<br />

Neben seinen diversen Bandaktivitäten veröffentlichte<br />

Jon Lord zahlreiche Solo-Alben und Soundtracks.<br />

Er komponierte in den letzten Jahren klassische<br />

Orchesterwerke wie das „Durham Concer<strong>to</strong>”<br />

(2007) und die „Boom Of <strong>The</strong> Tingling Strings"<br />

(2008). Die präsentierte er in der Regel auch live, ebenso Deep Purples CONCERTO<br />

mit unterschiedlichen Besetzungen. Dabei war er auch häufig auf deutschen Bühnen<br />

zu Gast. Bis am 9. August 2011 seine Krebserkrankung gemeldet wurde. Lord<br />

musste eine für Ok<strong>to</strong>ber geplante Tour mit dem Blues Project ebenso absagen<br />

wie alle anderen bereits gebuchten Konzerte, zuletzt einen Auftritt Anfang Juli in<br />

Hagen. Doch er ließ sich durch den Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht unterkriegen<br />

und nahm das CONCERTO noch einmal auf, diesmal u.a. mit Steve Morse, Joe<br />

Bonamassa und Bruce Dickinson. Die für September angestrebte Veröffentlichung<br />

erlebte er nicht mehr. Am 16. Juli kostete ihn eine Lungenembolie das Leben. Jon<br />

Lord gesellte sich zur „großen Bluesband im Himmel, in der mein Lehrer und Mitspieler<br />

Art Wood auch spielt", an den er im <strong>GoodTimes</strong>-Interview im April 2011<br />

erinnert hatte. Die folgenden Statements trug Philipp Roser zusammen.<br />

Jon Lord – in eigenen Worten<br />

Ritchie (Blackmore) spielte auf eine sehr komplexe, dichte Weise Gitarre, so dass ich<br />

einen Orgelstil entwickeln musste, der das abrundete – ich musste gewissermaßen<br />

einen Heiligenschein für sein Spiel entwickeln. Ich erfand einen Sound, in dessen<br />

Mitte alles möglich war. Bei Whitesnake mit zwei Gitarristen musste ich mich umstellen<br />

und sozusagen den Hintergrund für sie kolorieren. (22.4.1981)<br />

Ich bin kein Keith Emerson, kein Rick Wakeman. Ich will nicht hunderte Soli spielen,<br />

sondern meinen Teil zum Bandsound beitragen – das ist oft viel harte Arbeit.<br />

(22.4.1981)<br />

Fo<strong>to</strong>: © Rasmus Heide<br />

Ich traf die wirklich schwere Entscheidung,<br />

Purple zu verlassen, weil mir keine Zeit mehr<br />

blieb, das zu machen, was mir am Herzen<br />

lag. Ich brauchte einfach mehr Zeit für mich<br />

selbst. (4.10.2007)<br />

Es ist ehrlicher Retro-R&B, den wir mit den<br />

Hoochie Coochie Men spielen, dazu ein<br />

Schuss Blues und Rock – ich mag diese Kombination,<br />

sie hat mich sofort angesprochen,<br />

als Bob Daisley fragte, ob ich nicht mitmachen<br />

wolle. (4.10.2007)<br />

Ich fahre jedes Jahr mindestens einmal zum<br />

Skifahren nach Zermatt in der Schweiz. 1998<br />

lernte ich dort Frida von Abba kennen. Als ich 2004 BEYOND THE NOTES machte,<br />

fragte ich sie, ob sie nicht "<strong>The</strong> Sun Will Shine Again" singen könnte. Sie brach in<br />

Tränen aus, als sie den Song hörte und wollte ihn unbedingt machen. (4.10.2007)<br />

Maggie Bell, Ian Paice und ich wollten 1976 eine Band starten, doch dann kamen<br />

Paice Ash<strong>to</strong>n Lord und bei Maggie andere Dinge dazwischen. Aber wir haben immerhin<br />

ein Konzert gespielt, in der Londoner Royal Festival Hall. Geoff Whitehorn<br />

war als Gitarrist dabei. Maggie ist eine der großen britischen Bluesstimmen!<br />

(22.12.2010)<br />

1976 lebte ich einige Monate in München. Ich wollte Eberhard Schoener nahe sein,<br />

weil wir damals zusammenarbeiteten. Ich hatte davor drei Jahre in den USA gelebt,<br />

weil meine erste Ehe zerbrochen war und ich aus emotionalen Gründen nicht<br />

in England leben wollte – außerdem waren mir die Steuern dort zu hoch (lacht).<br />

(22.12.2010)<br />

Bin ich ein Wanderer zwischen den musikalischen Welten? Mir ist es egal, ob man<br />

es Klassik, Rock, Blues nennt – für mich ist es einfach Musik. Ich habe die meiste<br />

Zeit meines Daseins als Profimusiker damit verbracht, den Leuten in die Köpfe zu<br />

hämmern, dass es egal ist, wie man es nennt. Wichtig ist nur, dass es dein Herz<br />

berührt! (7.4.2011)<br />

Ich will mit dem Blues Project möglichst bald ins Studio oder eine Liveplatte aufnehmen.<br />

Es macht einfach Freude, mit den alten Kumpels zu spielen – es gibt nichts<br />

Schöneres als einen leidenschaftlichen Abend mit Blues & Bier. (7.4.2011)<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Seite 14 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Erinnerungen an Jon Lord<br />

Genie & Gentleman<br />

Farewell, MyLORD!<br />

Jon war nicht nur ein großartiger Musiker, sondern auch mein<br />

"<br />

Lieblings- Dinner-Kamerad'. Wir wussten, dass er krank war,<br />

'<br />

aber es hatte ja geheißen, es gehe ihm besser und er sei auf dem<br />

Weg der Genesung. Umso trauriger und schockierender war die<br />

Nachricht seines Todes. Ohne Jon hätte es Deep Purple nicht<br />

gegeben! Er wird in unseren Herzen und Erinnerungen weiterleben."<br />

Ritchie Blackmore<br />

Fo<strong>to</strong>: © R. Fengler<br />

Ich lernte Jon vor etwa 40 Jahren kennen, als wir ein paar<br />

"<br />

Konzerte spielten – er war ein Gentleman und erstklassiger Musiker,<br />

nicht nur im Rock, sondern auch in der Klassik. Ich durfte<br />

seine Familie kennen lernen, die mich sofort warmherzig aufgenommen<br />

hat. Jon war eine ganz eigene Spezies von Musiker<br />

– einen wie ihn wird man nicht mehr finden! Ich habe ihn und<br />

seine musikalischen Fähigkeiten geliebt – ein wahrer Freund!<br />

Gott segne seine Seele." Maggie Bell<br />

Wieder hat einer der großen Musiker den Planeten verlassen.<br />

"<br />

Jon war besonders, als Musiker wie als Mensch. Er hatte geplant,<br />

wieder mit den Hoochie Coochie Men aufzunehmen, aber<br />

das sollte nicht sein. Ich wünschte mir, er wäre noch da, aber<br />

er ist jetzt an einem besseren Ort. Ein Teil von ihm wird aber<br />

für immer hier bleiben: sein musikalisches Erbe. Have fun 'up<br />

<strong>the</strong>re', Jon!" Bob Daisley<br />

Welch ein Verlust für die Musik und die Welt! Ich sah ihn erstmals 1964 mit den<br />

"<br />

Artwoods, als sie an meiner Highschool spielten. Es war das erste Mal, dass ich eine<br />

Hammondorgel live in einem Rockkontext hörte – ich fand den<br />

Sound und auch Jons Spiel unglaublich. Kennen gelernt habe<br />

ich ihn, als ich eingeladen wurde, bei einer Band einzusteigen,<br />

die er und Ian Paice mit Maggie Bell 1978 starteten. Wir spielten<br />

einen Gig in der Royal Festival Hall, doch dann holte David<br />

Coverdale Jon und Ian zu Whitesnake. Wir sind uns danach beruflich<br />

und bei gesellschaftlichen Anlässen immer wieder über<br />

den Weg gelaufen – Jon konnte da wirklich für Hochstimmung<br />

sorgen und <strong>to</strong>lle Geschichten erzählen. Er war ein echter Gentleman, supertalentiert,<br />

weise und lustig. Wir werden ihn vermissen." Geoff Whitehorn<br />

" Er war ein echter Gentleman – typisch sein Spruch dear boy,<br />

"<br />

ano<strong>the</strong>r glass of champagne?" Ich hatte in meinem Studio eine<br />

uralte Hammond rumstehen. Als Jon mal vorbeikam, setzte er sich<br />

an die Orgel und meinte im Brust<strong>to</strong>n der Überzeugung: Das ist<br />

das Instrument für einen Mann! Allerdings war er nicht immer<br />

der Verlässlichste: Eines Tages rief er mich an und sagte, er sei in<br />

der Nähe und werde in fünf Minuten da sein – angekommen ist er<br />

nie." Alvin Lee<br />

Ich traf Jon zum ersten Mal im April 1999 in Melbourne, als Deep Purple mit<br />

"<br />

ihrer Abandon'-Tour unterwegs waren. In den Folgejahren hatte ich das große Vergnügen,<br />

bei verschiedensten Aufnahmen mit ihm zusammenzu-<br />

'<br />

arbeiten, von den Hoochie Coochie Men bis zu seinem jüngsten<br />

Projekt: Erst vor ein paar Wochen schlossen wir die Arbeiten<br />

für CONCERTO FOR GROUP & ORCHESTRA ab. Jeder Augenblick<br />

mit Jon war reines Vergnügen, dank seines einzigartigen<br />

Charakters und seiner unvergleichlichen Persönlichkeit.<br />

Er war charmant, redegewandt, immer lustig, hatte ein einnehmendes<br />

Wesen – und er kümmerte sich um einen. Jon Lord, ein<br />

Keyboardgenie, begabter Komponist und ein guter, verlässlicher Freund. Er wird<br />

ganz sicher vermisst werden." Drew Thompson (Produzent)<br />

Ein enormer Verlust für die Musikergemeinschaft! Ich kannte ihn nicht persönlich,<br />

aber er hatte mich einige Zeit vor seinem Ableben kontaktiert, ob ich bei<br />

"<br />

einem Sinfonie-Projekt mitmachen würde. Ich konnte aus terminlichen Gründen<br />

nicht, was mich im Nachhinein umso trauriger stimmt. Ich fühlte mich sehr geehrt,<br />

von jemandem seines Kalibers in Betracht gezogen worden zu<br />

sein, den ich bewunderte und der einen so großen Einfl uss auf<br />

die Rockmusik gehabt hatte. Seine Technik veränderte das<br />

Hammondspiel, sein Einfl uss wird immer spürbar bleiben."<br />

Steve Luka<strong>the</strong>r<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Ich bin extrem traurig, seit ich von Jon Lords Ableben hörte.<br />

"<br />

Ich hatte zweimal in meinem Leben die Ehre, mit ihm zu spielen.<br />

Er war einer der nettesten, bescheidensten und talentiertesten<br />

Menschen, die ich je getroffen habe."<br />

Joe Bonamassa<br />

Während meiner Europa-Tourneen mit Nasty Habits spielten wir oft dort, wo Jon<br />

"<br />

zuvor auch aufgetreten war oder bald spielen würde. Oft ließen mir Bekannte Grüße<br />

von Jon ausrichten. Es schien nur eine Frage der Zeit, bis wir<br />

in einem Programm oder in derselben Stadt auftauchen würden.<br />

Schließlich sah es so aus, als könnte es bei einem Festival in St.<br />

Veit in Österreich klappen, weil wir beide am selben Wochenende<br />

dort spielen sollten. Leider sagte Jon dann seinen Auftritt ab,<br />

und so erfuhr ich von der Schwere seiner Krankheit. Während<br />

unserer Show bat ich das Publikum, mit uns gute Gedanken an<br />

Jon zu senden für eine baldige Genesung – der überwältigende,<br />

laute Zuspruch der Fans sagte alles! Seit jenem Gig im September 2011 erkundigten<br />

wir uns regelmäßig nach Jons Gesundheit und hofften, es möge gut ausgehen.<br />

Leider sollte es nicht sein. Seine Musik wird weiterleben, ein würdiges Vermächtnis<br />

eines großartigen Musikers. Die Erinnerungen an die aufregenden Pioniertage werden<br />

mich stets begleiten. Ruhe in Frieden, Jon!" Nick Simper<br />

Mehrfach hat Jon Lord mit dem Münchner Dirigenten,<br />

Komponisten und Multimedia-Künstler Eberhard<br />

Schoener zusammengearbeitet. Vor allem bei<br />

Lords frühen Solo-Aktivitäten kooperierten die beiden<br />

seelenverwandten Grenzgänger zwischen Klassik und<br />

Rock. Für <strong>GoodTimes</strong> erinnerte sich Schoener während<br />

der Vorbereitung für seine "<br />

Traumpfade"-Aufführung<br />

mit Jack Bruce und Hammond-Ass Barbara<br />

Dennerlein am Starnberger See.<br />

Kennen gelernt habe ich Jon in München im Circus<br />

"<br />

Krone, als er mit Deep Purple <strong>to</strong>urte. Meine Frau<br />

meinte, das solle ich mir mal anhören – da wäre ein Typ dabei, der auch versuchte,<br />

etwas mit Klassik und Rock zu machen. Kurz danach trafen wir uns in London<br />

wieder ... Unsere Zusammenarbeit dauerte gar nicht so lange, wir machten WIN-<br />

DOWS und SARABANDE zusammen, spielten auch einige Konzerte. Es war eine<br />

sehr schöne Freundschaft – ich war damals der einzige Klassiker', der Jons Musik<br />

'<br />

schätzte. Ich fand ihn großartig, er war ein sehr guter Musiker ... Im November<br />

2010 haben wir uns wiedergesehen, als er mit Orchester in München in der Philharmonie<br />

auftrat. Das war eine sehr ergreifende Situation. Bei der Gelegenheit sagte<br />

er: Wir müssen was zusammen machen!' Wenig später kam er nach München, wir<br />

'<br />

verbrachten einen ganzen Nachmittag und vereinbarten unsere Kooperation für die<br />

Traumpfade'-Aufführung. Es war ausgemacht, dass ich den Orchesterpart schreibe,<br />

er die Rock-Parts dazu – wie damals. Als ich ihn drei Wochen später kontak-<br />

'<br />

tierte, sagte mir sein Manager, Jon sei erkrankt, er würde sich aber melden ... Er<br />

war großartig, er ist <strong>to</strong>ll gealtert (lacht). Er war kein alternder Rockstar, sondern<br />

hatte eine ganz eigene Qualität und strahlte viel Würde aus, auch auf der Bühne.<br />

Jon hatte nicht nur den Ruf des Gentleman – das hat er am Anfang natürlich auch<br />

gespielt, naheliegend bei dem Namen! Aber er hat es verinnerlicht, er war wirklich<br />

sehr gentlemanlike. Und er hatte einen wahnsinnig englischen Humor: Wenn wir<br />

auf Tournee zusammen waren, hatten wir immer sehr viel Spaß. Als wir uns das<br />

letzte Mal trafen, sprachen wir stundenlang über Musik, sehr intensiv – halt nicht<br />

nur so dahin geplaudert, sondern ganz dezidiert über Komponisten, über Stücke,<br />

über das, was uns bewegt. Dabei freute es mich immer, mit welcher Ernsthaftigkeit<br />

er das alles machte." Eberhard Schoener<br />

Fo<strong>to</strong>: © Carey Brandon<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 15


Farewell, MyLORD!<br />

Jon Lord<br />

Alles auf Anfang<br />

Er komponierte und setzte hochklassig um:<br />

Songs wie "Child In Time", "Smoke On <strong>The</strong><br />

Water" und vielen anderen verpasste der Hammond-Meister<br />

seinen Stempel. Doch der Mann<br />

aus Leicester hatte 1968 bereits einen langen<br />

Weg hinter sich. Ein Streifzug durch das Frühwerk<br />

des Jonathan Douglas '<br />

Jon' Lord.<br />

Er kam Ende 1960 nach London, studierte am neuen London<br />

EDrama Centre. Karges Geld<br />

für Musik verdiente Lord ab 1962<br />

in der jazzenden Bill Ash<strong>to</strong>n Combo<br />

(der Sax-Spieler gründete das National<br />

Youth Jazz Orchestra). Nächste<br />

Profistation: die Band des Bassisten<br />

Don Wilson, die auch als Red Bludd's<br />

Bluesicians arbeitete. Hier traf Lord<br />

auf Derek Griffiths (g) und Arthur<br />

Wood (voc), mit denen er ab Juli 1964 fusionierte. Aus diesen<br />

Anfangstagen existieren keine Tondokumente. Der Marsch begann n ...<br />

THE ARTWOODS. Zu Lord, Griffiths und Ronnie<br />

Woods Bruder Art stießen – nach einigen Wechseln<br />

– Malcolm Pool (b) und Keef Hartley (dr). Die<br />

vorzügliche Band, programmatisch etwa im Dunstkreis<br />

der Spencer Davis Group, avancierte zur Club-<br />

Sensation. Sechs Singles, die EP "Jazz In Jeans" und<br />

die LP ART GALLERY (Decca, 1964–66, alles auf<br />

Reper<strong>to</strong>ire-CD) überzeugen noch heute. Ein kapitaler<br />

Mangel an Eigenkompositionen – nur Lord versuchte<br />

sich kurz – verhinderte größeren Erfolg als den bei Kollegen und Kritikern.<br />

T. VALENTINE'S DAY MASSACRE. Als nichts<br />

Smehr ging, sollte Verkleidung helfen: Mit<br />

Blick auf den Film-Hit „Bonnie & Clyde" wurden<br />

die Artwoods in Kostüme gesteckt, auf Fontana<br />

erschien die Single "Bro<strong>the</strong>r Can You Spare<br />

A<br />

Dime"/"Al's Party"; die A-Seite gilt seit 1967<br />

berechtigt als Highlight souligen UK-Freak-Beats.<br />

Jon Lord komponierte mit Neu-Drummer Colin<br />

Martin von <strong>The</strong> Ingoes den marschierenden B-<br />

Swinger; beide Titel sind auf der Artwoods-CD.<br />

SANTA BARBERA MACHINE HEAD. Als Artbirds angedacht, war dieses Projekt<br />

bereits Ende 1966 im Schwange. Drei Aufnahmen<br />

gingen Anfang 1967 an einem Nachmittag in<br />

den Londoner Decca-Studios aufs Band. Beteiligt:<br />

Ron Wood (g), Kim Gardner (b; Creation) und John<br />

„Twink" Alder (dr; Tomorrow); ein Sänger fehlte,<br />

weil Art Wood absprang. Die guten R&B-Instrumentals<br />

"Porcupine Juice", "Albert" und "Rubber<br />

Monkey" (Au<strong>to</strong>ren: Jon Lord und Produzent Gus<br />

Dudgeon) werden von Wood und Lord dominiert.<br />

Sie erschienen u.a. auf BLUES ANYTIME, VOL.3 (Immediate), wurden vielfach<br />

auf CDs verteilt.<br />

LEADING FIGURES. Schnelle Sessionmusiker waren stets gefragt – und wenn<br />

dann auch noch die UK-Crème antrat, um ein paar Taler zu machen ... Jon<br />

Lord (org) stand u.a. mit Alan Parker, Joe Moretti, Vic Flick (g), Eric Ford (b) und<br />

Ronnie Verrell (dr) plus Bläser auf der Matte. Vorgabe: eine Preiswert-LP fürs Decca-Sublabel<br />

Ace Of Clubs; SOUND AND MOVEMENT (SCL 1225) kam im Febru-<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

ar 1967. Die illustre Crew spielte 16 Hits<br />

nach, darunter "High Time", "My Minds<br />

Eye", "Black Is Black" und Soulstandards<br />

wie<br />

"Working<br />

In <strong>The</strong><br />

Coalmine",<br />

"Reach Out,<br />

I'll Be <strong>The</strong>re"<br />

und<br />

"S<strong>to</strong>p!<br />

In <strong>The</strong> Name<br />

Of Love". Als<br />

CD auf Sunrise<br />

(SR 6060505 142) zu haben. Auf der<br />

Folge-LP OSCILLATION 67 (Deram SDL<br />

1006) war Lord nicht mehr im Team.<br />

FLOWER POT MEN. Die Studiosänger Neil Landon, Tony Burrows, Robin Shaw<br />

und Pete Nelson warteten: Das Reißbrett-Produkt<br />

"Let's Go To San Francisco"<br />

der Schreiber Carter/Lewis hatte sich zum<br />

Riesenhit ausgewachsen. Um das Flower-<br />

Monster auch live präsentieren zu können,<br />

musste eine Band her. Die Sache übernahmen<br />

als <strong>The</strong> Garden für einige Wochen die<br />

Bald-Purples Jon Lord (org) und Nick Simper<br />

(b) sowie Ged Peck (danach bei Warhorse)<br />

und Carlo Little (dr). Es blieb bei Live-Jobs,<br />

Lord ist auf keiner Studio-Aufnahme der v.l.: Neil Landon, Peter Nelson,<br />

Blumen<strong>to</strong>pfmänner zu hören.<br />

Tony Burrows, Robin Shaw<br />

RAYMOND BOZ" BURRELL. Der umtriebige Sänger<br />

"<br />

und Bassist (1946–2006; u.a. bei King Crim-<br />

son, Snape, Bad Company) gönnte sich im Mai<br />

1968 eine Solo-45er zu Ehren von Bob Dylan.<br />

Dessen Songs "I Shall Be<br />

Released"/"Down In <strong>The</strong><br />

Flood" gab es als Boz-<br />

Single (Columbia DB<br />

8406). Derek Lawrence,<br />

bald darauf<br />

Produzent der ersten en<br />

drei<br />

Deep-Purple-LPs, -LPs,<br />

trommelte eine Luxusbeglei-usbegleitung<br />

zusammen: Jon Lord (org), Ritchie Blackmore (g), Ian<br />

Paice (dr) und Chas Hodges (b). Zu finden auf CD unter 25<br />

VERY RARE MASTERS FROM THE SIXTIES (Line 9.01333; 1997).<br />

KINKS. Zum Schluss das Fragezeichen: Als<br />

sicher gilt Jon Lords Beteiligung an den<br />

Sessions fürs Debütalbum der Davies-Band von<br />

1964. Ob jedoch auch alles veröffentlicht wurde,<br />

bleibt umstritten. Fest steht: Lord ist auf<br />

"Bald Headed Woman" an den Tasten, für "You<br />

Really Got Me" sind auch der Arrangeur Arthur<br />

Greenslade und Perry Ford (Ivy League) in der<br />

Verlosung. Das Booklet der letzten CD-Deluxe-<br />

Edition drückt sich um Klärung.<br />

Seite 16 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


DAS BAHNBRECHENDE<br />

DEBUTALBUM VON<br />

STEVE HARRIS<br />

Out Now<br />

auf CD & als Download<br />

PRODUZIERT VON STEVE HARRIS<br />

GEMISCHT VON KEVIN „CAVEMAN“ SHIRLEY<br />

www.steveharrisbritishlion.com<br />

www.facebook.com/steveharrisbritishlion


Fools Garden<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Thorsten Wingenfelder<br />

Spaß mit Revolver<br />

Sieben Jahre haben sich Fools Garden seit der Veröffentlichung<br />

von READY FOR THE REAL LIFE Zeit gelassen, um<br />

ein neues Studio-Album einzuspielen – die Band, der<br />

einst mit "Lemon Tree" ein weltweiter Dauerbrenner<br />

gelang. Wie es sich mit einem solchen Erfolg lebt und<br />

was hinter dem aktuellen Titel WHO IS JO KING? steckt,<br />

erzählt Sänger Peter Freudenthaler – nach eigener Aussage<br />

wie auch Gitarrist und Co-Au<strong>to</strong>r Volker Hinkel ein<br />

Melodiefetischist" – im <strong>GoodTimes</strong>-Interview.<br />

"<br />

WHO IS JO KING? klingt zunächst wie ein Wortspiel<br />

(Jo King / joking). Steckt mehr dahinter?<br />

Entstanden ist der Titel bei einem Gespräch mit unserem<br />

Manager und ein paar anderen Leuten. Da erzählten<br />

wir auch von unserem Konzert in Chongqing<br />

in China. Da fragte Michael Menges, der noch nicht<br />

lange in unserem Management tätig war: Wer ist Jo<br />

King? Volker und ich schauten uns nur kurz an: WHO<br />

IS JO KING?, das wäre doch ein geiler Albumtitel! Das<br />

passt gut, klingt gut.<br />

Man durfte zweifeln, ob überhaupt noch mal was<br />

von euch kommt ...<br />

Wir haben zwischendurch das Best-Of-Album HIGH<br />

TIMES produziert und sind viel ge<strong>to</strong>urt, spielten zwei<br />

Akustik<strong>to</strong>uren, waren immer wieder im Ausland. Es<br />

gab auch nie den wirklichen Drang, unbedingt eine<br />

Platte machen zu müssen. Letztendlich haben wir<br />

wohl darauf gewartet, dass ein Song kommt wie “Innocence",<br />

der als Albumtrailer und im Radio funktioniert.<br />

Dann aber konnten wir die Disziplin an den Tag<br />

legen und stellten das Album innerhalb von zweieinhalb<br />

Monaten fertig.<br />

In eurer Bio heißt es „Fools Garden, die freie<br />

Band“ – was ist damit gemeint?<br />

Was will uns der Urheber dieser Zeilen damit sagen?<br />

Das hört sich ein bisschen komisch an, wenn ich jetzt<br />

damit konfrontiert werde. Es heißt, dass wir machen<br />

können, was wir wollen. Es gab schon ganz andere<br />

Situationen, in denen wir durch irgendwelche Verträge<br />

geknebelt waren. Jetzt sind wir an einem Punkt,<br />

dass wir wirklich sagen können: Wir haben schon so<br />

viel erlebt, können uns zurücklehnen und jeden Tag<br />

genießen, freuen uns über unseren musikalischen Erfolg,<br />

sind nicht von irgendwelchen Verkaufszahlen<br />

abhängig, können weltweit Konzerte spielen. Und es<br />

gibt viele Menschen, die nicht nur einen Song von<br />

uns kennen!<br />

Finanziell verdankt ihr das sicher “Lemon Tree“? senz hast du Recht, vor allem wenn man das alles<br />

Ja, aber nicht nur. Da haben sich über die Jahre auch mal in dieser Potenz erlebt hat wie wir vor 15 Jahren.<br />

noch andere Sachen entwickelt. Wir machen das jetzt Wir haben vielen TV-Shows allerdings auch abgesagt<br />

seit 21 Jahren, und natürlich ist “Lemon Tree" nach – ich muss mein Gesicht nicht für alles vor die Kamera<br />

hängen. Wenn es irgendeinen Bezug hat zu dem<br />

wie vor das Aushängeschild. Was uns natürlich ein<br />

wenig in die One-Hit-Wonder-Ecke schiebt, aber ich Inhalt, den wir liefern, dann ist es okay – aber auf<br />

Teufel komm raus die Fresse in die Kamera halten,<br />

das ist nicht unser Ding.<br />

Das Cover der neuen CD ist von Klaus '<br />

Revolver'<br />

Voormann. Wie kam das zustande?<br />

Wir mussten ihn nicht überzeugen! Unser Manager<br />

Michael Menges kennt ihn und nahm Kontakt zu ihm<br />

auf. Klaus hat sich gleich zurückgemeldet und meinte,<br />

die Musik bringe ihn gut drauf, er würde das sehr gern<br />

machen. Er lud uns zu sich nach Hause ein, wir saßen<br />

einen Dreivierteltag bei ihm, er hat erzählt und seine<br />

Frau Kürbissuppe gekocht.<br />

Wer hatte die Idee, das Motiv an sein REVOLVER-<br />

Cover für die <strong>Beatles</strong> anzulehnen?<br />

Die hatte er selbst. Als der erste Entwurf kam, sagte<br />

ich: Du bist dir aber schon im Klaren darüber, dass du<br />

damit eine heilige Kuh schlachtest!? Klaus antwortete<br />

sage auch immer: besser ein One-Hit-Wonder als ein<br />

nur: Ist doch schön!<br />

Never-Hit-Wonder! Solange man sich nicht auf diesen Wer sind die Figuren, die da zwischen euren Porträts<br />

sitzen?<br />

Lorbeeren ausruht, kann einem eigentlich nichts passieren.<br />

Wir haben das große Glück, dass Songs von uns Das sind Kinderbilder von uns! Das hat Klaus wirklich<br />

so ähnlich gemacht wie bei REVOLVER – das<br />

für Werbe-Jingles verkoppelt werden, ganz aktuell ist<br />

“Man Of Devotion" für eine VW-Werbung in Russland Tolle ist, dass unser Bassist Dirk Blümlein ein Bild<br />

eingesetzt worden. Damit verdient man auch ein bisschen<br />

Geld. Natürlich haben wir den großen Vorteil, hatte! Klaus Voormann ist sofort darauf ange-<br />

von sich als Junge mit einem Revolver in der Hand<br />

uns mit so einem Hit eine gewisse finanzielle Basis, sprungen.<br />

ein Grundeinkommen geschaffen en zu haben, das durch<br />

Philipp Roser<br />

die Konzerte noch angefüttert<br />

wird. Darum können wir<br />

„Die Arbeit mit den Jungs hat Spaß gemacht,<br />

sie wollten ja gerne das Cover im<br />

sagen: Wir können von der<br />

Musik leben und müssen nebenbei<br />

nichts anderes mehr<br />

REVOLVER-Stil haben. Im Gegensatz<br />

zu manch anderen Aufträgen gab es<br />

arbeiten.<br />

Ihr seid eine Band, die in<br />

auch sofort sehr gutes Fo<strong>to</strong>material,<br />

den letzten Jahren kaum in<br />

mit dem ich arbeiten konnte. Bei unserem<br />

Treffen im Frühjahr bei uns da-<br />

den Medien, aber live dennoch<br />

sehr präsent war.<br />

heim am Starnberger See haben wir uns<br />

Ja, wir können uns nicht<br />

sofort ganz großartig verstanden. Es<br />

beklagen, dass wir zu wenig<br />

sind einfach natürliche, bodenständige und sehr sympathische<br />

spielen oder zu wenig Kontakt<br />

zum Publikum hatten.<br />

Menschen und Künstler. Ich wünsche den Jungs von Fools<br />

Aber mit der medialen Prä-<br />

Garden viel Glück für ihr neues Album.“ Klaus Voormann<br />

Seite 18 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Mark Knopfler<br />

Neues Album - trautes Heim<br />

Große Tonstudios, bei denen sich das Budget ganz der optimalen<br />

eigenen Soundfindung unterordnet, sind selten geworden.<br />

Mark Knopfler hat sich eins bauen lassen, mit<br />

zwölf Bandmaschinen, alten Mikrofonen und weiteren<br />

edlen Gerätschaften. Hier mischte er sein neues<br />

Doppelalbum PRIVATEERING ab.<br />

British Grove ist eine Gasse im Londoner Westen<br />

im Stadtteil Chiswick. Vieles wirkt wie in Palette verändert sich ein bisschen mit der Zeit. Manche<br />

kräftigeren Sound seiner Soloplatten? „Ich denke, deine<br />

einem gemütlichen, dennoch belebten ebte Viertel<br />

Dinge haben wir mit einem bestimmten Maß an Klarheit<br />

aufgenommen, andere eher rau."<br />

für den Lebensabend derer,<br />

die es sich leisten können. Haus-<br />

Man mache halt Fehler, wenn experi-<br />

Kleine Gasse: British Grove<br />

nummer 20, ein großes Tonstudio<br />

mentiert wird. „Mir ist es jedenfalls so<br />

versteckt hinter einer glatten Wand.<br />

PRIVATEERING ist Mark Knopflers<br />

drittes Album, das er in seinem British<br />

Grove aufgenommen hat. Dieses<br />

Mal war alles ein bisschen anders:<br />

Er hat einige Songs vorab<br />

auf der Bühne ausprobiert, Tontechniker und Co-Produzent Chuck Ainlay.<br />

2011 mit Bob Dylan. Der<br />

Titeltrack "Privateering"<br />

war dabei, "Haul Away"<br />

und "Corned Beef City" –<br />

Songs, die Knopflers Status<br />

als ruhigen, reflektierenden<br />

Songwriter dokumentieren.<br />

„Die Musiker kamen<br />

am Tag, nachdem die Tour<br />

vorbei war", erinnert sich<br />

Produzent Chuck Ainlay, „vieles wirkte darum frisch<br />

gegangen, doch dann<br />

und unverbraucht." Knopfler: „Wir wollten, dass es sich<br />

für jeden wie eine Band anfühlt. Normalerweise haut<br />

jeder irgendwohin ab, wenn eine Tour vorbei ist." Die<br />

gemeinsame Zeit unterwegs habe die Truppe jedoch<br />

zusammengeschweißt – einige Beteiligte entstammen<br />

noch den 96ers, so hieß intern Knopflers Begleitband<br />

auf seinem Solodebüt GOLDEN HEART von 1996.<br />

Der Songwriter Mark Knopfler entwickelt sich mit jedem<br />

Album weiter, sein Schaffensdrang scheint ungebrochen:<br />

PRIVATEERING ist sein erstes Doppelalbum,<br />

es enthät 20 neue Songs. Er bleibt den ruhigeren Tönen<br />

verbunden, „Songs statt Gitarrensoli" lautet die unausgesprochene<br />

Maxime, immer neue Spannungsbögen<br />

werden vermittelt. Da ist etwa "Redbud Tree", eine<br />

ruhig-beschwingte, leicht melancholische Nummer:<br />

Sie greift punktuell die Country-Abschiedstage der Dire<br />

Straits auf, wie bereits "Iron Hand", mit rhythmischbe<strong>to</strong>ntem<br />

Spiel der Akustikgitarre.<br />

Wie sieht Knopfler den Wandel des eigenen Soundideals?<br />

Und wie die Entwicklung vom klaren, eher kalten<br />

digitalen Klang bei BROTHERS IN ARMS zurück zum<br />

Von Nicolay Kettererr<br />

geht's einfach weiter,<br />

in der ehrlichen<br />

Hoffnung, dass man<br />

dazulernt."<br />

Früher benutzte<br />

Knopfler ein Studio<br />

in seinem Haus im<br />

Londoner Stadtteil<br />

Notting Hill. Er nahm<br />

dort das Album seines Teilzeit-Projekts it Notting Hillbillies<br />

auf, MISSING … PRESUMED HAVING A GOOD<br />

TIME, später auch Teile seiner dritten Solo-CD THE<br />

RAGPICKER'S DREAM. Der Unterschied zu seinem<br />

früheren Studio sei der zwischen einem „beschissenen<br />

Go-Kart" und einem Rennwagen, meint der 63-Jährige.<br />

„Man macht alle seine Fehler in einem kleinen<br />

Heimstudio, dazu noch welche in fremden Studios.<br />

Ich zumindest." Mit seinem Produzenten Chuck Ainlay<br />

überlegte er sich ein Konzept für ein ideales Studio:<br />

Jede nur denkbare Aufnahmesituation sollte damit zu<br />

bewältigen sein. Knopfler: „In vielen Studios muss um<br />

den Sound gekämpft werden, man zieht geradezu in<br />

eine Schlacht. In British Grove dagegen können sich die<br />

Leute gleich der Kreativität widmen."<br />

In seinem Studio stehen gleich zwölf alte Bandmaschinen,<br />

ein immenser Luxus. Es gibt alte Mikrofone, manche<br />

längst in der Preisklasse eines Kleinwagens. Digitalwandler,<br />

Hallgeräte,<br />

Equalizer, alles hat<br />

Knopfler versammelt,<br />

er nennt sie<br />

die „Speerspitze<br />

des Aufnehmens".<br />

Glanzstücke sind<br />

zwei alte EMI-<br />

Mischpulte, wie sie<br />

auch in den Abbey<br />

Road Studios eingesetzt<br />

wurden.<br />

Eins ist das typische<br />

Beat les-Pult,<br />

Der große Aufnahmeraum.<br />

das letzte seiner<br />

Art. Trotz aller Leidenschaft<br />

und der<br />

Suche nach „dem<br />

einen" Klang be<strong>to</strong>nt<br />

Knopfler, kein<br />

Perfektionist zu<br />

sein: „Ich glaube<br />

nicht an Perfektion,<br />

das interessiert mich<br />

nicht. Ich versuche<br />

einfach, eine gute<br />

Platte zu machen.<br />

Man schreibt einen<br />

guten Song und<br />

Vier von zwölf Bandmaschinen.<br />

macht eine gute Aufnahme davon, nur darum geht es."<br />

Knopfler vermietet sein Studio auch, denn „es soll benutzt<br />

werden, weil dadurch alles funktionsfähig gehalten<br />

wird". Doch neben aller Technik bleibt für ihn vor<br />

allem die Performance ausschlaggebend. Knopfler und<br />

Ainlay haben beim Mischen des aktuellen Albums gar<br />

nicht viel Technik eingesetzt: „Ist der Song okay, dann<br />

ist das schon mal ein Anfang. Stimmt dann auch das<br />

Arrangement, klingt das Ergebnis bereits gut. Wenn<br />

du obendrein noch großartige Musiker hast, hilft das<br />

zusätzlich." Eigentlich, meint Knopfler, sei dann alles<br />

schon gemacht.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Fabio Lovino<br />

Studio-Fo<strong>to</strong>s: © Wolfgang Manns<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 19


Nick Simper's Nasty Habits<br />

Von Uli Twelker<br />

Schlechte Manieren -<br />

besonders damals<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Du bist der bessere Bassist ", gab Ritchie Blackmore ihm einst noch mit auf den Weg. Es half<br />

"<br />

nichts: Nick Simper war neben Sänger Rod Evans nach drei Alben raus - Ian Gillan und Roger<br />

Glover kamen, schrieben (DEEP PURPLE IN ROCK) und siegten. Simper, zuvor u.a.<br />

in Diensten der P irates, von Marsha Hunt und der Flower Pot Men, blieb bis heute aktiv: Warhorse,<br />

Fandango, Good Old Boys. Und er fand späte Genugtuung: Mit Nasty Habits aus Österreich<br />

<strong>to</strong>urt er mit frühen Purple-Klassiker wie "Wring That Neck" und "Chasing Shadows".<br />

Es gibt Fans, denen die Ur-Purple mit verspielten<br />

Kompositionen, ersten Klassik-Rock-<br />

Cocktails und abenteuerlichen Cover-Versionen<br />

wie "River Deep – Mountain High" und "Help"<br />

am liebsten waren. Nick Simper bleibt vorsichtig:<br />

„Klar bin ich voreingenommen. Alles war neu und<br />

unentwickelt, entstand in Hektik. Man merkt, wie<br />

viel mehr Budget die Band später hatte. All dies<br />

überdauerte die Zeit, die Leute kaufen es weiter. Als<br />

mich dann Nasty Habits fragten, ob ich eine Show<br />

mit dem Material machen wollte, war meine erste<br />

Reaktion: '<br />

Kann ich nicht bringen, das ist 40 Jahre<br />

her. Seitdem hab ich das weder gerockt noch gehört.'<br />

Doch wir spielten einen Einzelgig in Wien: Das Publikum<br />

genoss es derart, dass wir Anfragen aus ganz<br />

Europa bekamen! Also begannen wir vor ein paar<br />

Jahren zu <strong>to</strong>uren. In Polen waren wir schon sechsmal,<br />

in Tschechien, Deutschland, überall."<br />

Davis Band in Hamburg<br />

waren: „Ritchie war in<br />

meiner Londoner Nachbarschaft<br />

aufgewachsen,<br />

in Hes<strong>to</strong>n nahe meinem<br />

Heima<strong>to</strong>rt Hounslow.<br />

Little hatte im Star-Club<br />

gearbeitet, mit Screaming<br />

Lord Sutch und<br />

Neil Christian & <strong>The</strong><br />

Crusaders. Er schlug vor,<br />

mit mir und Ritchie ein<br />

Powertrio zu gründen,<br />

haha! Prompt kam ein<br />

Angebot der Flower Pot<br />

Men. Da gab es so viel<br />

Geld, dass wir vergaßen,<br />

das Ding mit Ritchie<br />

durchzuziehen. Die Flower Pot Men waren ein Stu-<br />

Nasty Habits, das sind neben Simper noch Peter dioprojekt der Ivy-League-Partner John Carter und<br />

Brkusic (dr), Christian Schmid (voc), Helmut Ken Lewis. Die werkelten stets unter Pseudonym,<br />

Puschacher (keys) und Chris-<br />

und wenn's einen Hit gab,<br />

tian Heissenberger (g). Nick: Nick Simpers nasty bass habit" –<br />

" wurde der Bandname vermietet.<br />

Zwei der <strong>to</strong>urenden Flower<br />

„Ich war mit meinen eigenen Songs und Lightshow sind Purple!<br />

Good Old Boys in Wien – uns<br />

gibt es seit 1979. Bei uns war<br />

Carlo Little (Ex-Cyril Davies All<br />

Stars), jetzt trommelt Richard<br />

Pot Men waren sogar bei der<br />

Aufnahme von "Let's Go To<br />

San Francisco" dabei, ich aber<br />

nicht. Spencer Davis hatte eine<br />

Hudson von den Strawbs.<br />

Agentur eröffnet und bot Carlo<br />

Nasty Habits waren die Vorgruppe<br />

und holten mich für<br />

'Emmaretta' auf die Bühne.<br />

Das sah auf YouTube gar nicht<br />

schlecht aus. So kam es zur<br />

Idee, ein Komplettset aus den<br />

ersten drei Purple-Alben zu<br />

bestreiten. Momentan schreiben<br />

wir eigene Songs."<br />

und mir den Job an. Billie Davis'<br />

Auftritte wurden dauernd<br />

abgesagt, also griffen wir für<br />

beste Gagen zu. Bald wurde<br />

der Keyboarder krank, und einer<br />

der Ersatzmänner hieß Jon<br />

Lord. Er war damals pleite und<br />

stieg bei den Artwoods aus, als<br />

die in Gangsteranzügen als St.<br />

Valentyne's Day Massacre antreten<br />

mussten. Wir verstan-<br />

Simper traf Ritchie Blackmore<br />

wieder, als er und<br />

den uns sofort, er wohnte mit<br />

Carlo Little 1967 mit der Billie<br />

mir bei meinen Eltern. Fahren<br />

Fo<strong>to</strong>: © Christian Schön<br />

Nasty Habits: v.l. Helmut Puschacher, Christian Schmid, Peter Brkusic,<br />

Nick Simper, Christian Heissenberger<br />

Seite 20 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

P t M i St konnte er nicht, darum kutschierte t ich ihn oft zu<br />

den Eltern nach Leicester. Die Sänger erkannten sofort<br />

sein Talent. Jon wurde festes Mitglied bei den<br />

Flower Pot Men."<br />

Eines Tages stand Jon Lord bei einer Party<br />

neben Chris Curtis, dem exzentrischen Searchers-Drummer.<br />

Er prahlte mit Businesskontakten<br />

zu den Künstleragenten Anthony Edwards<br />

und John Coletta und hatte Pläne für eine Band<br />

namens Roundabout. Simper: „Jon Lord wusste,<br />

dass Carlo Little und ich <strong>to</strong>tale Blackmore-Fans<br />

waren. Curtis kannte Blackmore aus dem Star-<br />

Club und schickte Ritchie ein London-Ticket<br />

nach Hamburg. Der merkte gleich Der Typ ist ein<br />

'<br />

Idiot' und flog zurück an die Elbe." Aber Edwards<br />

und Coletta blieben im Boot: „Sie schickten Lord<br />

ein Telegramm, sie seien noch interessiert. Jon<br />

fragte mich nun – trotz der Superkurse bei den<br />

Flower Pot Men: Würdest du dies alles aufgeben<br />

'<br />

für 25 Pfund die Woche, nur um eigenes Material<br />

zu entwickeln?' Klar wollte ich. Das war der<br />

Beginn von Deep Purple." Und auch Blackmore<br />

war wieder dabei.<br />

© Pressefo<strong>to</strong>


Unglaublich, dass Lord und Blackmore ihren<br />

Freund Simper dann letztlich so verluden. Nick:<br />

„Das verstehe ich auch nicht. Auch mit Ritchie verstand<br />

ich mich super. Wir waren Kumpel durch Carlo<br />

Little. Seine Frau und meine waren befreundet,<br />

wohnten bei Hamburg-Trips beide bei Blackmores<br />

Schwiegereltern. Das Management meinte, Ritchie<br />

könnte mich nicht leiden, aber ich empfand das nie<br />

so." Nick Simper<br />

sah sich klar als<br />

einen von vier<br />

Purple-Eckpfeilern.<br />

Denen<br />

war<br />

noch etwas<br />

anderes<br />

klar: Sänger Rod<br />

Evans schien über<br />

das Haltbarkeits-<br />

Datum hinaus.<br />

Simper: „Jeder<br />

merkte, der hatte<br />

das Interesse verloren,<br />

wegen der<br />

Heirat mit einer Amerikanerin und eigener<br />

Schauspielerträume. Rod feierte Hochzeit<br />

in Hollywood und traf sich mit Drehbuchau<strong>to</strong>ren,<br />

seine Bühnenpräsenz verblasste e<br />

gleichzeitig. Er besaß wundervolle Fähigkeiten<br />

als <strong>to</strong>ller, ungewöhnlicher Sänger<br />

und großartiger Texter, hat ja auch weiter<br />

<strong>to</strong>lle Sachen mit Captain Beyond gemacht.<br />

Vielleicht war er ja nur ausgebrannt, denn n<br />

wir <strong>to</strong>urten fast pausenlos und nahmen n<br />

drei Alben auf, ein ganz schönes Pensum.<br />

Ich sagte zu Jon, wir sollten uns nach einem<br />

Neuen umsehen."<br />

Warum aber wurde Simper gar nicht<br />

informiert, dass man mit Ian Gillan<br />

bereits Ersatz für Evans gefunden hatte? Schlechte<br />

Manieren. Ein Beispiel. Nick: „Der erste Drummer-<br />

Kandidat vor Ian Paice war Bobby Woodman. Ich<br />

war mit ihm befreundet. Als sich herausstellte, dass<br />

Woodman Deep Purple verlassen sollte, bat ich die<br />

Jungs: Bobby zieht für uns extra aus Paris hierher'<br />

'<br />

– Woodman trommelte dort für Johnny Hallyday –,<br />

Ihr müsst ihn doch informieren.' Aber man ließ das<br />

'<br />

die Manager machen. Und so wussten Blackmore<br />

und Lord: Wenn ich erfahren würde, dass Ian Gillan<br />

als neuer Sänger kommt, würde ich sofort bei Rod<br />

Evans petzen."<br />

Das Unglück nahm seinen Lauf – ein unchristliches<br />

Drama, das sich ausgerechnet rund um<br />

die Aufnahme der Single "Hallelujah" rankte. Simper:<br />

„Als ich fragte, wie das denn ohne Rod gehen<br />

sollte, hieß es Wir wissen die Tonart, Rod kennt die<br />

'<br />

Nummer: Wenn er aus Amerika zurück ist, kann er<br />

ja seinen Gesang beisteuern.' Los ging's, mir wurde<br />

gesagt, wir hätten das Studio morgens und abends,<br />

aber nicht nachmittags. Also bauten wir am Morgen<br />

auf und ließen alles stehen. Der Plan der anderen<br />

war nämlich, Ian Gillan am Nachmittag das Ding<br />

lernen zu lassen und mir abends brühwarm von<br />

seinem Einstieg zu berichten. Wie ich dann herausfand,<br />

stand er da mit Roger Glover, als die Roadies<br />

ihn aufpickten. Ohne den würde er auf keinen Fall<br />

einsteigen. Das war zwar nicht der Plan, aber Roger<br />

nahm meinen Bass und legte los."<br />

Das hieß jedoch immer noch nicht, dass Simper<br />

darüber informiert wurde. Nick: „Jon bat<br />

einen Roadie, es mir zu sagen, aber der meinte,<br />

Mach du mal deine eigene Schmutzwäsche'. Also<br />

'<br />

rief mich mein lieber Freund Jon an und erklärte:<br />

Die Bandmaschine ist hin, wir kommen heute<br />

'<br />

Abend nicht weiter.' Ich antwortete: Dann rufe ich<br />

'<br />

mal schnell Ritchie an, dass ich ihn nicht abhole.'<br />

Das sei aber schon erledigt,<br />

hieß es da. Im Nachhinein ist<br />

die Sache klar: Rod und ich<br />

hatten ebenso viel Input wie<br />

die beiden anderen, Ian Paice<br />

war ohnehin immer der Stille.<br />

Mit zwei Neuen hatten Jon<br />

und Ritchie die <strong>to</strong>tale Kontrolle<br />

und außerdem Glück:<br />

Es heißt, Gillan & Glover hätten<br />

fast das komplette DEEP<br />

PURPLE IN ROCK zu zweit<br />

komponiert. Davor war nämlich<br />

kein echter Songwriter in<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

der Band, wenn wir<br />

auch zu fünft gute Sachen entwickeln konnten!"<br />

Zu den Purple-Pionieren hat Nick Simper keinen<br />

Kontakt mehr: „Rod Evans habe ich nicht mehr<br />

gesehen, seit er mit Captain Beyond rüberkam.<br />

Aber er rief bei uns an und sprach mit meiner Frau.<br />

Er wollte alternative Deep Purple gründen, was<br />

er ja auch durchzog und wofür er belangt wurde.<br />

Vor fünf, sechs Jahren rief er unseren Roadie an<br />

und sagte, er lebe jetzt in Nord-Kalifornien und<br />

wollte nur noch seine Ruhe haben, sei nicht mehr<br />

im Business. Ritchie fragte ich nach der Trennung,<br />

als ich meine Sachen abholte: Warum? Sag es<br />

'<br />

mir.' Er meinte nur: Es gab keinen Grund, Roger<br />

'<br />

ist nicht so gut wie du.' Ich erwiderte: Das weiß '<br />

ich, also warum?' Ritchie sagte: Er tauchte einfach<br />

'<br />

auf, schnappte sich deinen Bass, und eins führte<br />

zum anderen.' Dabei waren Ritchie und ich die<br />

beiden Rock'n'Roll-Orientierten in der Band. Ich<br />

fand immer, dass Jon Lords klassische Ausrichtung<br />

uns etwas zurückhielt. Aber dann schoss Ritchie<br />

irgendwann zurück und kommentierte Wir mussten<br />

uns von Nick trennen, weil er nicht hart ge-<br />

'<br />

nug war.' Also, ehrlich, ich bin zwar nicht der beste<br />

Bassist der Welt, aber das ist so, als würde man<br />

sagen, Mike Tyson könne nicht richtig zuschlagen.<br />

Ich sagte den Leuten damals Hört euch meine<br />

'<br />

nächste Band an – Warhorse!' Für mich waren die<br />

besser als Deep Purple!" Aber das ist eine andere<br />

Geschichte. <strong>GoodTimes</strong> wird sie neu aufrollen.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Neuer Titel aus der<br />

legendären Classic Albums<br />

Serie, der die Entstehung<br />

des Hitalbums „So“ von<br />

Peter Gabriel eindrucksvoll<br />

dokumentiert.<br />

Mit Interviews und Beiträgen<br />

von Peter Gabriel, Co-Produzent<br />

Daniel Lanois, Tontechniker<br />

Kevin Killen und den Musikern<br />

Jerry Marotta, Laurie Anderson,<br />

Tony Levin, Manu Katché und<br />

vielen anderen.<br />

DVD: 1099314E11 . BLU-RAY: 1051514E14<br />

Ab 19.10.2012 auf DVD<br />

und Blu-ray erhältich!<br />

<br />

Ab 19.10.2012 überall im Handel erhältlich<br />

oder bei www.amazon.de/rockschuppen


PAARLAUF &<br />

PLATTENHÜLLEN<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

"Du bist nicht allein" sang schon Roy Black – und dies gilt oftmals auch für Cover von<br />

Vinylalben. Dann und wann darf man sich die Augen reiben: Gab's das nicht schon, so<br />

oder (sehr) ähnlich? Und wer einmal das Graben beginnt, findet riesige Mengen solcher<br />

vermeintlichen Doppelungen und sogar Mehrfachausgaben. <strong>GoodTimes</strong> zeigt eine<br />

verblüffende Auswahl und kratzt dabei mit Sicherheit nur an der Oberfläche.<br />

Das Jahrzehnt ist völlig schnuppe, stilistische Ausrichtung und nationale<br />

Herkunft ebenfalls. Solisten und Bands sind betroffen, Topstars und Eintagsfliegen,<br />

Original-LPs und Compilations. Warum kommt bzw. kam es dazu?<br />

Dass Grafiker bzw. Cover-Künstler wirklich mal versehentlich einen Doppelbock<br />

schießen, ist durchaus möglich. Denn niemand, der ein Frontmotiv für einen<br />

Top-Interpreten entwerfen soll, kann schließlich wissen, ob nicht die unbekannt<br />

gebliebene Band XY am anderen Ende der Welt schon vor 12, 23 oder 48 Jahren<br />

in eine ähnliche Tüte kam (die anschließend vergessen in der Grabbelkiste oder<br />

im Schredder landete).<br />

Kommt es aber doch zum Hoppla-Effekt, können unterschiedliche Gründe die<br />

Ursache sein.<br />

Der Künstler erhielt den Auftrag, gezielt zu kopieren. Weil ...<br />

A) ... eine nachgewachsene Band ihren Idolen<br />

huldigen will und sich bewusst ein altes Cover<br />

zum Vorbild nimmt.<br />

B) ... Tribute-Alben<br />

für einen prominenten<br />

Interpreten schon<br />

optisch zur Früherkennung<br />

des Gefeierten<br />

dienen sollen.<br />

C) ... eine Band "<br />

auf Linie"<br />

bleiben möchte, da <strong>the</strong>matisch<br />

noch ähnliche<br />

Alben in Planung sind<br />

und sie sich darum grafisch<br />

selbst zitiert.<br />

d) ... der Nachahmer<br />

eine LP ins Rennen<br />

schicken möchte, die<br />

mit Augenzwinkern<br />

auf ein fremdes Original<br />

verweisen will.<br />

Oder aber dem (neudeutsch) „Kreativen" fiel par<strong>to</strong>ut nichts ein; also hat er's mit<br />

„Orientierung" versucht, kramte in Erinnerungen, wälzte Bücher und/oder Kataloge.<br />

Plumper Vorsatz dürfte kaum zu unterstellen sein – allzu peinlich (und einer<br />

weiteren Karriere wenig zuträglich) wäre ein nachgewiesenes, plattes Abkupfern.<br />

Dennoch gibt es Beispiele ohne Ende, von denen einige zumindest ein süffisantes<br />

Schmunzeln nicht verbieten können, die verblüffen oder ganz einfach Spaß machen.<br />

Die <strong>GoodTimes</strong>-Paarlauf-Parade:<br />

JETHRO TULL: THICK AS A BRICK (1972); JOHN LENNON & YOKO<br />

ONO: SOMETIME IN NEW YORK CITY (1972); ERIC BURDON & WAR:<br />

LOVE IS ALL<br />

AROUND (1976)<br />

News(papers) sind<br />

immer gut und signalisieren<br />

Frisches. Sie<br />

können bei Wiederholungen<br />

aber auch fade<br />

werden. Hat den LPs trotzdem nicht geschadet.<br />

CHRIS ISAAK: SILVERTONE (1985);<br />

ELVIS PRESLEY: THE 50 GREATEST<br />

HITS (2000)<br />

Das Presley-Porträt wurde schon vor<br />

2000 vielfach verwendet. Chris Isaak, bekennender<br />

Elvis-Fan, musste sich nicht<br />

groß für sein Idol verstellen.<br />

CROSBY, STILLS, NASH & YOUNG:<br />

DÉJÀ VU (1970); BLÄCK FÖÖSS:<br />

1989 IM MILLOWITSCH THEATER<br />

(1989)<br />

Déjà vu = schon (mal) gesehen. Also lieferten<br />

die Kölner die Erklärung für den<br />

Aufguss des Motivs gleich mit, denn das Original kannte wirklich fast jeder.<br />

JUDAS PRIEST: ROCKA ROLLA (1974);<br />

GURU GURU: TANGO FANGO (1976)<br />

Über den letztlich etwas holprigen, wortspielenden<br />

Weg von Coca-Cola über<br />

ROCKA ROLLA zu TANGO FANGO muss<br />

man nicht begeistert sein ...<br />

Francoise HARDY: LA MAISON OÙ<br />

J'AI GRANDI (1966); David CROSBY:<br />

IF I COULD ONLY REMEMBER MY<br />

NAME (1971)<br />

Hat der David die Franzi angehimmelt?<br />

Dachte der Grafiker, die Dame kennt man<br />

in den USA sowieo kaum, also mach ich einfach mal? Ungelöst.<br />

Seite 22 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


JOHN PHILLIPS: JOHN PHILLIPS<br />

(1970); BOB DYLAN: DESIRE (1976)<br />

Zwei großartige Songschreiber. Warum<br />

genau Dylan den Chef der Mamas & Papas<br />

kopierte, wissen sogar US-Cover-Spezialisten<br />

nicht: „No idea, keine Ahnung."<br />

BEATLES: WITH THE BEATLES<br />

(1963); ROOGALATOR: ALL ABOARD<br />

WITH THE ROOGALATOR (1976)<br />

Beim Stiff-Label regierte gern das Augenzwinkern,<br />

vielleicht auch hier. Denn<br />

musikalisch hatte Danny Adlers Band mit<br />

den Fab Four nichts gemein.<br />

ELVIS PRESLEY: ELVIS PRESLEY<br />

(1956); CLASH: LONDON CALLING<br />

(1979)<br />

Paul Simonon zerlegte seinen Bass, der<br />

„King" zerlegte mit seinem Debüt die<br />

Musikwelt. Sehr verwandtes Design und<br />

Typografie für zwei wegweisende LPs.<br />

NEKTAR: JOURNEY TO THE CENT-<br />

RE OF THE EYE (1972); PRETTY<br />

THINGS: SAVAGE EYE (1975)<br />

Schon klar, dass man bei solchen LP-<br />

Titeln nicht so gern ein Nasen-Cover<br />

wählt. Und vielleicht wussten die<br />

Pretties auch gar nichts von den Briten<br />

in Hessen.<br />

HOTLEGS: THINKS: SCHOOL STINKS<br />

(1971); ALICE COOPER: SCHOOL'S<br />

OUT (1972)<br />

Die LP der pre-10cc-Band war tatsächlich<br />

vor AC auf dem Markt. Vielleicht hat er<br />

darum zur besseren Unterscheidung anfangs<br />

einen Extra-Slip beigepackt.<br />

THE WHO: LIVE AT LEEDS (1970);<br />

URIAH HEEP: LIVE AT SHEPPER-<br />

TON '74 (1986)<br />

Mag sein, dass sich Bronze Records einen<br />

ähnlichen Heep-Erfolg wünschten, wie<br />

ihn der Who-Klassiker hatte (UK #3). War<br />

nix – für Hensley & Co.: UK #0.<br />

V.A.: JACK GOOD'S 'OH BOY!' (1958);<br />

WRECKLESS ERIC: THE WONDER-<br />

FUL WORLD OF... (1978)<br />

Und gleich nochmal das Grafik-Department<br />

der Stiffer, hier passte es: Erics Pop<br />

als Verbeugung vor dem bahnbrechenden<br />

englischen TV-Musikshow-Urgestein.<br />

VAN MORRISON: MOONDANCE<br />

(1970); PAT THOMAS: ST. KATHA-<br />

RINE (1994)<br />

Parallelen beider Künstler? Bestenfalls<br />

das „o" im Nachnamen. Der Amerikaner<br />

aus Corning verbeugte sich vor Van, wie<br />

es verbeugender kaum noch geht.<br />

EGGS OVER EASY: GOOD 'N CHEAP<br />

(1972); NIGHTHAWKS: OPEN ALL<br />

NITE (1976)<br />

Pub-Rock hier, Blues-Rock dort, oder: Wenn<br />

zwei US-Bands Fans ihres Landsmanns Edward<br />

Hopper bzw. von dessen Kultgemälde<br />

„Nachtschwärmer" (1942) sind.<br />

BEATLES: ABBEY ROAD (1969); BOOKER T. & THE MGs:<br />

McLEMORE AVENUE (1970); SESAME ROAD (1993);<br />

SNOOPY'S BEATLES: CLASSIKS ON TOYS (2000)<br />

Einer der „Kopier"-Klassiker schlechthin. Wie so was auch augenzwinkernd und<br />

spaßig rüberkommen kann, beweisen die Püppchen-Cover.<br />

FRANK SINATRA: IN THE WEE<br />

SMALL HOURS (1955);<br />

TOM WAITS: THE HEART OF SATUR-<br />

DAY NIGHT (1974)<br />

Frank hat nur eine Fluppe, Cover-Spezialist<br />

Cal Schenkel (u.a. Zappa, Beefheart)<br />

orientierte sich daran, spendierte Tom aber immerhin noch eine Lady.<br />

SUPERTRAMP: BROTHER WHERE<br />

YOU BOUND (1985);<br />

GENESIS: THE WAY WE WALK (1993)<br />

Den aufrechten Gang mussten beide<br />

Bands schon längst nicht mehr proben,<br />

und darum ist das Cover der Collins-Gang<br />

gewiss ein Zufallsprodukt.<br />

LYNYRD SKYNYRD: PRONOUNCED<br />

Leh-nerd SKin-NeRD (1973);<br />

RAGING SLAB: PRONOUNCED EAT-<br />

SHIT (2002)<br />

Knapp 30 Jahre lang mussten die Slabs<br />

aus Pennsylvania sich Vergleiche mit den<br />

Sou<strong>the</strong>rn-Rock-Größen anhören. Dann<br />

machten sie selbst auch optisch alles klar.<br />

BEATLES: LET IT BE (1970);<br />

LAIBACH: LET IT BE (1988)<br />

Bei 1:1-Einspielungen bietet sich eine<br />

Beinahe-Blaupause ganz einfach an –<br />

und das hat die unkonventionelle Truppe<br />

aus Ljubljana (Laibach) gut gelöst.<br />

JIMI HENDRIX: ELECTRIC LADY-<br />

LAND (1968); DIE TOTEN HOSEN:<br />

REICH & SEXY (1993)<br />

Ob viele Käufer der Hosen-Best-Of der<br />

gewollte optische Brückenschlag zur Gitarrenlegende<br />

überhaupt kratzte? Sei's<br />

drum, Chartplatz 8, Doppel-Platin.<br />

BEACH BOYS: SURF'S UP (1971);<br />

CRAZY HORSE: LEFT FOR DEAD<br />

(1989)<br />

Neustart für die Boys hier, Krach mit<br />

Neil Young da: Beide Künstler wählten<br />

die Skulptur „Ende des Weges" des US-<br />

Bildhauers James Fraser als Motiv – passt.<br />

LED ZEPPELIN: PHYSICAL GRAFFITI (1975);<br />

BRANFORD MARSALIS:<br />

SCENES IN THE CITY (1984)<br />

Das Zep-Cover (Fo<strong>to</strong>: Peter Corris<strong>to</strong>n)<br />

erhielt eine Grammy-Nominierung. Der<br />

SCENES-Schöpfer hat zumindest eine<br />

ähnliche New Yorker Straße gefunden.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 23


MOODY BLUES: THE PRESENT<br />

(1983); DALIS CAR: THE WAKING<br />

HOUR (1984)<br />

Wieder mal: zwei Coverkünstler und ein<br />

Gedanke. Sie verarbeiteten Elemente aus<br />

dem „Daybreak"-Gemälde (1922) des<br />

Amerikaner Maxfield Parrish.<br />

NAZZ: NAZZ (1968);<br />

QUEEN: QUEEN II (1974)<br />

Von allem nur ein bisschen (Schrift,<br />

Köpfe, Hintergrund) macht am Ende den<br />

Pott auch fast voll. Obwohl von Absicht<br />

hier eher keine Rede sein dürfte.<br />

LUNA: HEDGEHOG (1995);<br />

BOB DYLAN: MODERN TIMES (2006)<br />

„Taxi, New York At Night" heißt die verarbeitete<br />

Aufnahme des Fo<strong>to</strong>grafen Ted<br />

Croner von 1947. Zwei Grafiker, eine Meinung:<br />

Passt für unsere Zwecke.<br />

ELVIS PRESLEY: 50.000.000 ELVIS<br />

FANS CAN'T BE WRONG (1959);<br />

LEMMY, SLIM JIM & DANNY B.:<br />

LEMMY, SLIM JIM & DANNY B.<br />

(2000)<br />

Der Motörhead-Oberkrawallo auf stilistischem<br />

Rockabilly-Nebengleis – allein der Dresscode des Trios lohnt immer wieder<br />

einen Hingucker.<br />

TRAFFIC: JOHN BARLEYCORN MUST<br />

DIE (1970);<br />

FAIRPORT CONVENTION:<br />

FAIRPORT CONNECTION (2003)<br />

Folkies unter sich: Das Promo-Teil (CD-<br />

EP) der Fairport-Leute orientierte sich<br />

zielgruppengerecht an Traffics wohl traditionellster LP.<br />

PAUL McCARTNEY: McCARTNEY<br />

(1970); THE HANDCUFFS & BIG<br />

HELLO: APPLES & ORANGES (2001)<br />

„Macca" war für die Power-Pop-Jungs<br />

aus Chicago unerreichbar – so kamen sie<br />

dem englischen Großmeister wenigstens<br />

mal per Cover nahe.<br />

VAN MORRISON: MECHANICAL<br />

BLISS (1975); STEELY DAN: THE<br />

ROYAL SCAM (1976)<br />

Die LP des Nordiren war geplant, ist aber<br />

nie erschienen. Grafiker Larry Zox hat<br />

sein Werk dann neu angeboten, Walter<br />

Becker & Donald Fagen griffen zu.<br />

JOHN MAYALL: BLUESBREAKERS<br />

WITH ERIC CLAPTON (1966);<br />

SLADE: COZ I LUV YOU (1972)<br />

Immer an der Wand lang. Musik aus<br />

zwei unterschiedlichen Welten, aber bis<br />

auf Eric Clap<strong>to</strong>ns „Beano"-Comic zumindest<br />

optisch mit Ähnlichkeiten.<br />

KENNY BURRELL: MIDNIGHT BLUE<br />

(1963); ELVIS COSTELLO:<br />

ALMOST BLUE (1981)<br />

Colin Fulcher (= Barney Bubbles, †) war<br />

ein Cover-Genie; niemanden scherte seine<br />

Verbeugung mit einer Country-LP für<br />

ein legendäres Jazz-Cover.<br />

HERB ALPERT: WHIPPED CREAM &<br />

OTHER DELIGHTS (1965);<br />

SOUL ASYLUM: CLAM DIP... (1989)<br />

Geschmackswechsel nach 24 Jahren:<br />

Aus Schlagsahne wurde Muschelstippe<br />

... Vielleicht war Herbs Tijuana-Sound<br />

den Rockern einfach zu süß.<br />

SONNY ROLLINS: SONNY ROLLINS,<br />

VOL. 2 (1957); JOE JACKSON: BODY<br />

AND SOUL (1984)<br />

Jazz satt: Wenn Jackson Jazz spielt und<br />

die LP nach einem Jazzsong von 1930<br />

betitelt, ist das Abkupfern eines Jazz-<br />

Covers nur logisch und konsequent.<br />

BRUCE SPRINGSTEEN: BORN TO<br />

RUN (1975); SESAME STREET:<br />

BORN TO ADD (1983)<br />

Verfremdung mit lässigem Schmunzelfak<strong>to</strong>r:<br />

Den umgebauten Boss-Klassiker<br />

spielen, wen wundert's, Bruce Stringbean<br />

& <strong>The</strong> S Street Band.<br />

BEATLES: SECOND ALBUM (1964);<br />

FLAMIN' GROOVIES: IN PERSON<br />

(1997)<br />

Dass die Amis in ihren Top-Pop-Momenten<br />

heftigste, beat(l)ige Ohrwurmqualität<br />

hatten – keine Frage. Dies hier<br />

war eine Danksagung Richtung Liverpool.<br />

PROCOL HARUM: THE BEST OF<br />

PROCOL HARUM (1971);<br />

QUEEN: HOT SPACE (1982)<br />

Best-Ofs sind von Natur aus kostengünstig<br />

(und manchmal eben nur noch billig).<br />

Gut, dass der Queen-Künstler sich noch<br />

die Porträts abringen konnte.<br />

FAMILY: MUSIC IN A DOLL'S HOUSE<br />

(1968);<br />

JOHN CALE/TERRY RILEY: CHURCH<br />

OF ANTHRAX (1971)<br />

Erst die psychedelische „Puppenstube",<br />

dann Cales kryptische „Milzbrandkirche"<br />

– unterschiedlicher ging's kaum.<br />

Und am Ende war's doch optisch ähnlich ...<br />

THE BAND: THE SHAPE I'M IN (1998);<br />

BILL WYMAN'S RHYTHM KINGS:<br />

DOUBLE BILL (2001)<br />

Und manchmal wird's dann auch megaplump:<br />

Nicht nur die gleiche, sondern<br />

sogar dieselbe Schrottkarre ... Da hilft<br />

auch das Kolorieren kaum noch was.<br />

BEATLES: A HARD DAY'S NIGHT (1964);<br />

ROLLING STONES: SOME GIRLS (1978);<br />

DEEP PURPLE: DEEP PURPLE IN CONCERT (1980);<br />

JOHN CALE: THE ACADEMY IN PERIL (1972)<br />

4x5, 5x4 oder 5x5 – völlig egal. Ein Quartett aus dem unerschöpflichen Angebot<br />

unvergessener LP-Tüten: mit den Musikanten (plus ein paar Damen) als Fo<strong>to</strong>solisten.<br />

Das Konzept für Nr. 4 besorgte Andy Warhol.<br />

Seite 24 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Hans <strong>The</strong>essink<br />

Blues mit Ry & Terry<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Im niederländischen Enschede kam Hans <strong>The</strong>essink<br />

am 5. April 1948 zur Welt. 1982 zog er nach<br />

Wien und ist seit Jahrzehnten in der ganzen Welt<br />

unterwegs. Nach der Veröffentlichung seiner Debüt-LP<br />

NEXT MORNING SUNRISE 1970 erarbeitete er<br />

sich den Spitznamen „Euro-Bluesman". Das aktuelle<br />

DELTA TIME ist sein 27. Album, das er wieder mit<br />

US-Sänger Terry Evans eingespielt<br />

hat. Im Februar hielt sich <strong>The</strong>essink<br />

einmal mehr im kalifornischen Venice<br />

Beach auf, um mit Evans aufzunehmen<br />

– und dabei schaute ein<br />

gemeinsamer Bekannter vorbei: „Ry<br />

Cooder hat bei einigen Songs eine<br />

wunderbare Gitarre eingefüllt", wie<br />

es <strong>The</strong>essink formuliert. Und was<br />

hätte dabei herauskommen können,<br />

wenn all die Kollegen ebenfalls ins Studio gekommen<br />

wären, die der Holländer in diesen Februarwochen an<br />

der Westküste traf: „Jorma Kaukonen, mit dem ich<br />

schon in den frühen 90er Jahren unterwegs war, ist<br />

aufgetaucht, wir trafen auch Donovan – aber letztlich<br />

haben Terry und ich uns dann doch auf unsere Zu-<br />

und natürlich die mit Ry beschränkt."<br />

Bsammenarbeit<br />

ereits in den 90er Jahren hatte <strong>The</strong>essink mit den<br />

beiden Amerikanern mehrfach kooperiert. „Ich<br />

wollte schon damals mit Terry eine Platte machen,<br />

doch dann kam mir die Zusammenarbeit mit den<br />

Holmes Bro<strong>the</strong>rs dazwischen. Aber Terry nahm für<br />

eine seiner Soloscheiben ein Lied von mir auf, bei<br />

dem Ry Cooder mitspielte – eine Wahnsinnsehre für<br />

mich! Und irgendwann werde ich etwas mit Terry<br />

machen", hatte <strong>The</strong>essink bereits 1998 erzählt. Es<br />

dauerte zwar noch, doch zehn Jahre später war es<br />

soweit: VISIONS war das Resultat, dem jetzt DELTA<br />

TIME nachfolgt.<br />

Mit einem All-Star-Aufgebot nahmen<br />

die Blues-Brüder <strong>The</strong>essink<br />

und Evans 13 Songs auf: Eigenkreationen<br />

und Übernahmen, die den<br />

Geist des Delta-Blues in all seinen Facetten<br />

atmen. <strong>The</strong>essink: „Der Blues<br />

ist für mich ein Lebensgefühl. Er kann<br />

traurig sein, er kann auch sehr fröhlich<br />

sein – er ist einfach ein ziemlich<br />

ehrliches Bild vom täglichen Leben."<br />

Der 64-Jährige genießt sein Musikerleben, war und<br />

ist dabei stets für Neues empfänglich. So arbeitete er<br />

jahrelang mit dem Tubaspieler Jon Sass zusammen,<br />

ebenso mit Musikern aus dem südlichen Afrika. Und<br />

er steuerte im Zusammenhang mit den Salzburger<br />

Festspielen den Soundtrack für den ORF-Film „Jedermann<br />

Remixed" bei, dafür schnitt Hannes Rossacher<br />

diverse „Jedermann"-Aufführungen zusammen. Doch<br />

dieses Kapitel wurde beendet, jetzt ist DELTA TIME<br />

angesagt, inklusive einer Tour von <strong>The</strong>essink & Evans<br />

im Herbst.<br />

Philipp Roser<br />

Magical Mystery Tour erstmals<br />

auf DVD und Blu-ray<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Deluxe Box enthält zusätzlich:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

www.<strong>the</strong>beatles.com<br />

Magical Mystery Tour<br />

DVD<br />

Magical Mystery Tour<br />

Deluxe Box Set<br />

Magical Mystery Tour<br />

Blu-Ray


v.l.: Lutz Rahn, Hartwig Biereichel, Fred Mühlböck, Heino Schünzel, Detlef Job<br />

© Pressefo<strong>to</strong>/Metronome<br />

Im Romantik-Rausch<br />

Als das Hamburger Quartett Novalis, gut<br />

ein Jahr nach seiner Gründung, Anfang<br />

1973 sein Debütalbum BANISHED<br />

BRIDGE veröffentlichte, war<br />

noch alles anders: Gesungen<br />

wurde auf Englisch, man<br />

kam ohne Gitarre aus; die<br />

häufigsten Vergleiche in den<br />

Medien waren die mit King<br />

Crimson oder Pink Floyd,<br />

Sänger Jürgen Wenzel suhlte<br />

sich in versponnener Lyrik.<br />

Die Trennung von ihm<br />

im Streit erfolgte 1974, die<br />

Besetzung wurde um einen<br />

Gitarristen aufges<strong>to</strong>ckt. Bassist Heino Schünzel<br />

Lutz Rahn – 2012<br />

übernahm das Mikrofon, getextet wurde ab sofort in<br />

deutscher Sprache – gern in der entrückten Art von<br />

Namensgeber Novalis, des Inbegriffs für romantische<br />

Lyrik und Prosa.<br />

Nach der dritten Studio-LP SOM-<br />

MERABEND drückte Schünzel das<br />

Mikro 1976 dem Österreicher Fred<br />

Mühlböck in die Hand, der den<br />

Hanseaten mit seinem kräftigmarkanten<br />

Organ bis zum vorletzten<br />

Album BUMERANG von 1984<br />

erhalten blieb. Elf Studioscheiben<br />

entstanden bis 1985, wobei<br />

man das Frühwerk<br />

problemlos als Romantik-<br />

Prog bezeichnen kann;<br />

ab den 1980ern ging die<br />

Tendenz zu schlichteren,<br />

eingängigeren Popmelodien.<br />

Exakt die späteren<br />

Arbeiten ab FLOSSEN-<br />

ENGEL (1979) werden jetzt<br />

nach und nach digital remastert veröffentlicht. Der<br />

Anfang ist mit FLOSSENENGEL, dem Nachfolger<br />

AUGENBLICKE (1980), dem SOLO-TRIP von Keyboarder<br />

Lutz Rahn (1978) und BUMERANG gemacht.<br />

Rahn blickt zurück auf einen gewichtigen Teil seines<br />

künstlerischen Lebenswerks.<br />

© Privatarchiv<br />

Die Novalis-Alben im neuen CD-Mastering wurden<br />

oft als die poppigeren bezeichnet, die frühen<br />

stellte man eher in die Progressive- und Romantik-Rock-Ecke.<br />

Korrekt?<br />

Diese Einteilung sehe ich ganz genauso. Wir hatten<br />

spätestens mit Beginn der 1980er das<br />

Gefühl, dass es für unsere epischen, langen<br />

Stücke immer weniger Platz in der<br />

Hörergunst gibt.<br />

Ihr wart eine der kommerziell erfolgreichsten<br />

deutschen Bands, auch in Japan<br />

lief es gut. Hat euch die Sympathie überrascht?<br />

Die Musik war nicht unbedingt<br />

massenkompatibel ...<br />

Sie hat uns nicht überrascht, sie war der<br />

Lohn für jahrelange, teils halsbrecherische<br />

Arbeit. Immerhin haben wir zu Beginn unserer<br />

Karriere allesamt in zivilen Berufen<br />

40 Stunden pro Woche geschuftet, dazu<br />

kamen Plattenaufnahmen im Studio und<br />

etwa 100 Konzerte pro Jahr. Bei so viel<br />

Fleiß kommt der Erfolg nicht über Nacht,<br />

aber er kommt.<br />

Erst 1978<br />

gabt ihr eure Berufe für die Musik auf.<br />

Hattet ihr Angst, dass alles nur von kurzer Dauer<br />

sein könnte?<br />

Nein, wir hatten keine Angst, wir haben schlicht alles<br />

Geld in Instrumente, PA und Lightshow gesteckt.<br />

Wir reden hier über eine Zeit, in der man sich nicht<br />

alles bei irgendeiner Eventagentur mieten konnte.<br />

Wir haben unser erstes Lichtsteuerpult eigens entwickeln<br />

lassen. Wir investierten in unser Auftreten<br />

genauso viel Energie wie in unsere Alben. Jeder<br />

Zuschauer sollte genau wie jeder Albumkäufer 100<br />

Prozent kriegen, jeden Abend. Wir waren überzeugt,<br />

dass man das nur mit eigener Anlage und fester<br />

Crew erreicht.<br />

War die Neue Deutsche Welle Schuld an sinkenden<br />

Verkaufszahlen eurer Alben? Habt ihr euch darum<br />

1985 aufgelöst?<br />

Nein, das ist keine Frage von Schuld, sondern von<br />

Veränderung. Alles auf Erden ist endlich, auch die<br />

NDW! Unsere Band hat lange Zeit <strong>to</strong>llen Erfolg gehabt.<br />

Doch je größer der Erfolg wurde, des<strong>to</strong> größer<br />

wurde auch die<br />

Schar derer, die uns als Produzent,<br />

Plattenfirma, Verlag, Management<br />

etc. mit dem Taschenrechner in der<br />

Hand gegenübersaßen und auf Dinge<br />

wie die NDW reagiert haben, indem<br />

sie sich in unsere Hosen machten.<br />

Begriffe wie „singletauglich"<br />

oder „radiokompatibel" tauchten<br />

auf. Und wir haben es zugelassen.<br />

Gab es nach dem<br />

Split noch Kontakte der Mitglieder?<br />

Und was machen sie heute?<br />

Ja, wir haben noch gelegentlichen Kontakt, und<br />

das sind immer lustige Begegnungen, ein wenig<br />

wie Klassentreffen: je später der Abend, des<strong>to</strong> mehr<br />

schlüpft jeder wieder in seine alte Rolle. Alle außer<br />

mir sind wieder in<br />

ehrenwerten Berufen. Ich<br />

besitze ein eigenes Produktionsstudio<br />

– aber ich<br />

hab's ja nicht anders gewollt<br />

...<br />

Wie siehst du den musikalischen<br />

Stellenwert<br />

von Novalis in der deutschen<br />

Rockmusik?<br />

Hoch! Ohne Fundament kein Aufbau. Außerdem<br />

waren und sind wir der Inbegriff von „romantischer<br />

Musik". Und wer sich ein Leben lang im Romantik-Rausch<br />

befindet, dessen Werk kann gar nicht<br />

sterben.<br />

Michael Fuchs-Gamböck<br />

Seite 26 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Allstar-Zirkus im November<br />

Er ist im August 70 geworden, hat für Hochkaräter ohne Ende getrommelt und spielt Rock, Blues,<br />

Jazz, Pop, Bigband-Musik. Alles. Mit dem Pete York Blues Project ist der humorvolle Superdrummer<br />

ab 26. Ok<strong>to</strong>ber auch wieder live unterwegs mit Maggie Bell (voc), Zoot Money (voc, keys),<br />

Miller Anderson (voc, g) und Colin Hodgkinson (voc, b). Einer fehlt allerdings, mit dem York eng<br />

befreundet war und seit Jahrzehnten immer wieder mal zusammenspielte: Jon Lord. Der sollte auch<br />

beim großen Geburtstagskonzert (7. November, München, Circus Krone) dabei sein, doch es kam<br />

bekanntlich anders: „Ich war bei Jons Beerdigung. Seine Familie hat erzählt, dass er bis zum Schluss<br />

gekämpft und dabei nie seinen Humor verloren hat, obwohl er am Ende im Rollstuhl saß“, erzählt<br />

York im <strong>GoodTimes</strong>-Interview. Und er blickt auf verschiedene Stationen seiner Karriere zurück.<br />

Spencer Davis Group / Hardin & York<br />

Wir haben 1962 als Semi-Profis angefangen, hatten<br />

unsere Berufe und spielten abends. Profis wurden wir<br />

1964. Die erste Gruppe mit Steve Winwood bestand<br />

bis April 1967, dann kam Eddie Hardin in die Band.<br />

Da entwickelte sich meine Freundschaft mit Eddie,<br />

und 1969 gründeten wir Hardin & York, die besonders<br />

in Deutschland erfolgreich waren. Natürlich hatte<br />

ich am Ende der Spencer Davis Group Angst, wieder<br />

in Birmingham in der Fabrik arbeiten zu müssen;<br />

aber ich hatte Glück und konnte mein Hobby zum<br />

Beruf machen und ordentlich davon leben.<br />

Eric Clap<strong>to</strong>n's Powerhouse<br />

Das war eigentlich nur eine Aufnahmesession, ein<br />

Tag im Studio. Steve Winwood sang, Jack Bruce<br />

spielte Bass, Paul Jones die Mundharmonika, am Klavier<br />

saß Ben Palmer. Wir machten vier Stücke, inklusive<br />

"Crossroads". Sie landeten mit Titeln der Paul Butterfield<br />

Blues Band und von den Lovin' Spoonful auf<br />

dem Sampler WHAT'S SHAKIN' für Elektra Records.<br />

Es war die erste Band, die den Namen Eric Clap<strong>to</strong>ns<br />

trug. Es wäre schön gewesen, wenn Eric noch mal<br />

angerufen hätte,<br />

aber er war dann<br />

mit Ginger Baker<br />

befreundet. Ich<br />

denke, Ginger war<br />

für ihn interessanter,<br />

weil sie dieselben<br />

Drogen konsumierten<br />

– viele<br />

Freundschaften im<br />

Rock und Jazz ent-<br />

Fo<strong>to</strong>: © P. Roser<br />

Pete York (2. v.l.)<br />

mit der Spencer Davis Group<br />

standen zwischen Sie trafen sich immer wieder zu Sudiosessions:<br />

Leuten, die dieselben<br />

Drogen nahmen. Ich habe praktisch keine kon-<br />

Jon Lord & Pete York.<br />

sumiert, war dadurch ein bisschen ein Außenseiter.<br />

Pete York's Percussion Band<br />

Das war 1972 ein Experiment, mit drei Schlagzeugern<br />

zu spielen. Miller Anderson war in dieser<br />

Band, Jon Lord hat gelegentlich mitgemacht,<br />

Keith Moon stieß ab und zu dazu. Die anderen<br />

Schlagzeuger waren meist Ian Paice von<br />

Deep Purple und Keef Hartley, manchmal<br />

auch Roy Dyke von Ash<strong>to</strong>n, Gardner &<br />

Dyke.<br />

Helge Schneider<br />

Ihn lernte ich kennen, als der Harmonikaspieler<br />

Chris Kramer in seinem Studio<br />

in Mülheim aufnahm. Helge war an der<br />

Hammond dabei, dazu Colin Hodgkinson<br />

und Albie Donnelly. Nach den Sessions mit<br />

Chris blieb ich noch ein paar Tage, war mit Helge<br />

Verbeugung vor dem Meister:<br />

Helge Schneider & Pete York.<br />

allein im Studio,<br />

Schlagzeug und<br />

Orgel. Wir kamen<br />

gut miteinander<br />

klar, lieben beide<br />

Comics, sind lustige<br />

Typen. Dann<br />

sagte er, er suche<br />

einen namhaften Bassisten für ein neues Trio. Ich<br />

war mit Jimmy Woode befreundet, dem Bassisten<br />

von Duke Elling<strong>to</strong>n, und so spielten wir ein paar<br />

Jazz-Festivals. Danach lud mich Helge ein, bei seiner<br />

Comedy-Tour mitzumachen.<br />

Superdrumming<br />

Das war für mich ein Höhepunkt in meinem Leben!<br />

Die Idee entstand 1986, der<br />

SWF wollte eine Serie fürs Nachmittagsprogramm<br />

machen, eine Art<br />

Schlagzeugschule.<br />

Da fragte ich die Verantwortlichen,<br />

ob sie<br />

bedacht hätten, wer<br />

um diese Zeit fernsieht:<br />

Hausfrauen,<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 27<br />

Schulkinder, junge<br />

Leute und Arbeitslose.<br />

Ich wollte nicht, dass jeder Zuschauer<br />

Schlagzeugstöcke nimmt<br />

und auf die Kochtöpfe haut, wie ich es als Kind<br />

gemacht hatte (lacht). Mir schwebte ein Unterhaltungsprogramm<br />

über Musik aus der Perspektive der<br />

Schlagzeuger vor. Denn ein Schlagzeuger ist das Herz<br />

einer Band, manchmal auch der Dirigent. Wir spielten<br />

Blues, Jazz, Rock, Fusion und auch Weltmusik,<br />

und ich versuchte, das auf unterhaltsame Weise zu<br />

präsentieren.<br />

Pete's 70th Birthday Celebration<br />

Das Blues Project ist dabei. Es gibt ein Set mit Hardin<br />

& York, mit Chris Thompson als Sänger und Steff<br />

Porzel am Bass, der Schlagzeuger der letzten Besetzung<br />

der Spencer Davis Group. Herman Rarebell von<br />

den Scorpions spielt ein paar Schlagzeugduette mit.<br />

Hugo Egon Balder moderiert mit mir, falls die<br />

Zuschauer mein schlechtes Deutsch nicht verstehen<br />

können. Klaus Doldinger kommt und<br />

Kollegen aus meinen verschiedenen Besetzungen,<br />

von meinem Jazztrio mit Claus Koch<br />

und Kuno Kürner, dazu die Sängerin Nina<br />

Michelle und die Perkussionistin Ellen Mayer,<br />

mein Boogie-Woogie-Klavierspielerfreund<br />

Chris<strong>to</strong>ph Steinbach. Wir erzählen in der ersten Hälfte<br />

ein bisschen aus meiner Geschichte, die zweite<br />

Hälfte basiert auf dem Blues Project mit Gästen.<br />

Philipp Roser<br />

© Pressefo<strong>to</strong> © Pressefo<strong>to</strong>


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! REVIEWS<br />

HIGHLIGHTS<br />

CD<br />

BILL FAY<br />

LIFE IS PEOPLE<br />

Das ist schon eine kleine Sensation: Nach 41<br />

Jahren gibt es endlich wieder ein „richtiges”<br />

Album von Bill Fay – also eines mit voll und<br />

ganz neuen Aufnahmen! Denn sieht man<br />

einmal von dem 2005 veröffentlichten TO-<br />

MORROW, TOMORROW<br />

AND TOMORROW ab,<br />

das zum Teil auf Ende der<br />

70er eingespieltem Material<br />

basierte sowie dem 2010er<br />

STILL SOME LIGHT,<br />

das alte Songs und neuere<br />

Heimstudio-Aufnahmen<br />

miteinander mischte, hat<br />

der in Fan- und Fachkreisen<br />

äußerst geschätzte englische<br />

Sänger/Songschreiber seit seinem Zweitling<br />

TIME OF THE LAST PERSECUTION<br />

(1971) kein weiteres adäquates Album mehr<br />

herausgebracht. Und nun kehrt er mit einem<br />

wahren Geniestreich zurück! Schuld daran,<br />

dass Fay nach Jahrzehnten für LIFE IS<br />

PEOP LE endlich wieder ein richtiges Tonstudio<br />

betrat, ist der amerikanische Produzent<br />

Joshua Henry. Dieser wuchs mit der Musik<br />

des britischen Songwriters auf, seitdem er in<br />

der Plattensammlung seines Daddys auf dessen<br />

Alben ges<strong>to</strong>ßen war. Henry überredete<br />

Fay, wieder ins Studio zu gehen, nachdem er<br />

sich durch ein paar seiner Home-Recordings<br />

hindurchgespult hatte. „Ich mache nur imaginäre<br />

Alben”, habe der alte Meister dem<br />

jungen Produzenten entgegnet, heißt es in<br />

den Liner-Notes. Worauf Henry gekontert<br />

habe: „Meinst du nicht, es<br />

wäre an der Zeit ein reales<br />

Album zu machen, Bill?”<br />

Joshua Henry ist nur einer<br />

aus einer mittlerweile großen<br />

Heerschar nachwachsender<br />

Fay-Fans. In den vergangenen<br />

Jahren hat – vergleichbar<br />

der späten Wiederentdeckung<br />

von Nick Drake oder<br />

Vashti Bunyan – eine wahre<br />

Renaissance der sensiblen, introspektiven,<br />

kammermusikhaften Songkunst Fays eingesetzt,<br />

seit ab 1998 seine frühen Alben wiederveröffentlicht<br />

wurden, nachdem sie 27<br />

Jahre lang vom Markt verschwunden waren.<br />

Musiker wie Nick Cave, Jim O’Rourke und<br />

Jeff Tweedy haben sich bereits als seine Fans<br />

geoutet. Mit seiner Band Wilco hat Tweedy<br />

mehrfach Fays “Be Not So Fearful” bei<br />

Live- Auftritten gecovert. Nun ist er auf LIFE<br />

IS PEOPLE als Fays Duettpartner in der Gitarren-Schrummelnummer<br />

“This World” zu<br />

hören, dem eingängigsten und fröhlichsten<br />

Lied des Albums, aber auch dem schwächsten.<br />

Denn eigentlich ist Fay immer dann besonders<br />

gut, wenn er seine Songs in ruhiger,<br />

melancholischer Weise vorträgt, begleitet<br />

von seinem getragenen und wohldosiert hingetupften<br />

Piano- oder Orgelspiel. Von dieser<br />

Sorte Lieder gibt es auf LIFE IS PEOPLE<br />

zum Glück eine ganze Reihe. Schon der<br />

großartige Opener “<strong>The</strong>re Is A Valley” gibt<br />

diese Richtung vor. Auch andere Songs wie<br />

“City Of Dreams”, “Big Painter” oder “<strong>The</strong><br />

Never Ending Happening” sorgen mit ihrem<br />

zurückgenommenen, kammermusikalischen<br />

Sound sowie<br />

ihren Zeitlupen-Arrangements<br />

und der<br />

gesanglichen<br />

Intensität für<br />

Gänsehaut.<br />

Fays Stimme<br />

ist, verglichen<br />

mit seinen Alben<br />

aus den<br />

frühen 70ern,<br />

tiefer, fester, ausdrucksstärker geworden.<br />

Begleitet wird er von einer Riege versierter<br />

Rockmusiker, darunter dem Gitarristen Matt<br />

Deigh<strong>to</strong>n, der schon für Paul Weller und Oa-<br />

sis gearbeitet hat; für klassischen Beiklang<br />

sorgen mal ein Streichquartett, mal eine Harfe<br />

oder ein Kammerchor. Viele der neuen Songs<br />

schlagen christliche, spirituelle <strong>The</strong>men an,<br />

etwa “<strong>The</strong> Healing Day”, “Be At Peace With<br />

Yourself” und “Thank You Lord”. Der London<br />

Community Gospel Choir verstärkt einige<br />

der Refrains in dezenter und keineswegs<br />

aufdringlicher Weise. Auch nicht-religiöse<br />

Menschen werden überwältigt sein von der<br />

schieren Schönheit und puren Emotionalität<br />

der neuen Fay-Lieder. „Ich kann mich an<br />

keinen Musiker erinnern, dessen Alben mir<br />

jemals mehr<br />

bedeutet hätten”,<br />

wird Jeff<br />

Tweedy zitiert.<br />

Auch LIFE IS<br />

PEOPLE, das<br />

jüngste Kapitel<br />

in Fays Oeuvre,<br />

ist ein bedeutsames<br />

Werk. Es<br />

ist eine Sammlung<br />

grandioser<br />

Songs, die aus ihrer Tiefe, Ruhe und Intensität<br />

heraus Freude, Trost und Kraft spenden<br />

können.<br />

(Dead Oceans/Cargo, 2012, 12/54:06) frs<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

DVD<br />

BEATLES<br />

MAGICAL MYSTERY<br />

TOUR<br />

BOX<br />

THE KINKS AT THE BBC<br />

RADIO & TV SESSIONS AND<br />

CONCERTS: 1964–1994<br />

Als am zweiten Weihnachtsfeiertag 1967<br />

„Magical Mystery Tour” im britischen<br />

Fernsehen seine Erstausstrahlung erlebte,<br />

sorgte das beim Publikum für gemischte<br />

Reaktionen. Nach den flotten, leichtfüßigen<br />

Kinostreifen „A Hard<br />

Day’s Night” und „Help!”<br />

war der dritte <strong>Beatles</strong>-Film,<br />

bei dem die Fab Four erstmals<br />

selber Regie führten,<br />

dann ziemlich starker Tobak.<br />

Die BBC strahlte den durchgeknallten,<br />

weitgehend handlungslosen<br />

Hippie-Trip, der<br />

eine Reise in einem mit allerlei<br />

schrägen Vögeln besetzten<br />

Bus schildert, allerdings auch<br />

in Schwarzweiß aus – was<br />

ihm einiges an seinem Reiz nahm. Doch<br />

auch in Farbe macht er es dem Zuschauer<br />

nicht unbedingt einfach. Waren schon<br />

die Kinofilme der <strong>Beatles</strong> experimentell,<br />

ist „Magical Mystery Tour” ein einziges<br />

großes Experiment, inspiriert von damaligen<br />

Filmerneuerern wie der Nouvelle<br />

Vague (Godard etc.) und des Direct Cinema.<br />

Zugänglich sind jedoch sogleich<br />

zwei Dinge: die Songs und der Humor.<br />

Wenn etwa John Lennon, verkleidet als<br />

Ober, einer dicken Lady kiloweise Spaghetti<br />

auf den Tisch schaufelt oder ein<br />

Offizier nons<strong>to</strong>p Nonsens redet, kann<br />

sich das durchaus messen lassen mit den<br />

späteren Gags der von den <strong>Beatles</strong> geschätzten<br />

Komikertruppe Monty Python.<br />

Und die sechs Filmsongs – einfallsreichsuggestiv<br />

bebildert – gehören ohnehin<br />

zu den schönsten im gesamten <strong>Beatles</strong>-<br />

Oeuvre: “Magical Mystery Tour”, “<strong>The</strong><br />

Fool On <strong>The</strong> Hill”. “I Am <strong>The</strong> Walrus”,<br />

“Flying”, “Blue Jay Way”<br />

und “Your Mo<strong>the</strong>r Should<br />

Know”. Apple hat den Film<br />

nun für eine DVD- und Bluray-Neuveröffentlichung<br />

in<br />

Bild und Ton restauriert. Sie<br />

kommt mit über einer Stunde<br />

Extras, darunter einem<br />

Making-Of, mit neuen Interviews<br />

mit Paul McCartney,<br />

Ringo Starr und Mitgliedern<br />

der Filmcrew sowie dem<br />

„Top Of <strong>The</strong> Pops”-Promotionclip<br />

von “Hello Goodbye”, der bei den<br />

Dreharbeiten zu „Magical Mystery Tour”<br />

entstand. Hinzu kommt eine Fülle von<br />

bislang unveröffentlichtem Material, darunter<br />

geschnittene Szenen, etwa der Clip<br />

des Traffic-Songs “Here We Go Round<br />

<strong>The</strong> Mulberry Bush” sowie ein Audiokommentar<br />

McCartneys. Neben der handelsüblichen<br />

Version erscheint eine Deluxe-Edition;<br />

sie enthält ein 60-seitiges<br />

Buch mit Hintergrunds<strong>to</strong>ries und Fo<strong>to</strong>grafien<br />

sowie ein 7-Inch-Doppel-Vinyl in<br />

Mono mit den sechs Filmsongs, wie sie<br />

auch anlässlich der TV-Erstausstrahlung<br />

erschienen war.<br />

(Apple/EMI, 1967/2012, 52 Min. +<br />

63 Min. Bonus) frs<br />

Bereits 2001 erschien eine Auswahl von<br />

Radio-Sessions der Kinks bei der BBC.<br />

Doch mit fünf CDs und einer DVD mit<br />

TV- und Konzertauftritten enthält<br />

dieses Boxset nun<br />

restlos alles, was<br />

die Compiler in<br />

den Archiven<br />

noch auffinden<br />

konnten. Und<br />

diese Funde dürften<br />

das Herz aller<br />

Kinks-Anhänger<br />

schneller schlagen<br />

lassen: Die<br />

Entwicklung der<br />

britischen Rockpioniere<br />

von rauen<br />

R&B- und Riff-Rockern Rockern bis zur<br />

Rock-<strong>The</strong>atertruppe der 70er Jahre ist hier<br />

vorzüglich dokumentiert. Einzigartig sind<br />

die Aufnahmen, die die Kinks (neben anderen<br />

Rockbands) aus gewerkschaftlichen<br />

Gründen extra für die Radiosendungen<br />

der BBC einspielen mussten. In hervorragender<br />

Klangqualität erzeugen sie mit<br />

ihrem immer etwas unperfekten Charme<br />

eine Live-Atmosphäre samt Intervieweinspielungen,<br />

wie man sie heute im sterilen<br />

Radio der Neuzeit nicht mehr kennt. Öfters<br />

kommt es zu Songüberschneidungen, doch<br />

jede Interpretation ist anders. Hier liegt<br />

auch der einzige Schwachpunkt der Box:<br />

Sicherlich ist es wünschenswert, den Fundus<br />

möglichst komplett abzubilden, doch<br />

ab 1968 klingen einige Songs dann doch<br />

zu sehr wie die offiziellen Singles und LP-<br />

Tracks. Ein weiteres Highlight sind die formidablen<br />

BBC-Radiokonzerte, welche die<br />

Brüder Ray und Dave Davies<br />

& Co. seit den 70er<br />

Jahren vor Publikum<br />

aufführten. Der Schwerpunkt<br />

liegt auf den Alben<br />

MUSWELL HILLBIL-<br />

LIES, PRESERVATION<br />

ACT<br />

I & II und SLEEP-<br />

WALKER, aus einer Zeit,<br />

als die Britband in ihrem<br />

Heimatland wenig<br />

gefragt war. Auch<br />

das legendäre „Christmas<br />

Concert” von 1977<br />

ist erstmals offiziell sowohl auf CD als<br />

auch auf der DVD zu finden. Diese fast<br />

dreistündige DVD alleine würde schon die<br />

Anschaffung des limitierten Import-Boxsets<br />

lohnen: Die Dokumentation „Kinks<br />

At <strong>The</strong> Rainbow” (1972), Mitschnitte der<br />

Sendungen „In Concert” (1973 mit einer<br />

bezaubernden, orchestralen Fassung von<br />

„<strong>The</strong> Village Green Preservation Society”),<br />

zwei „Old Grey Whistle Test”-Konzerte<br />

(1977) sowie diverse Clips aus TV-Shows<br />

zeigen noch einmal, wie unverdient diese<br />

große Band nach ihrer Hit-Phase von ihrem<br />

Heimatpublikum vernachlässigt, ja fast<br />

vergessen wurde.<br />

(Universal, 5 CDs & 1 DVD, auch als<br />

abgespeckte Doppel-CD erhältlich) csw<br />

Seite 32 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


TOP 5 – Live-Konzerte auf Video/DVD<br />

1. Neil Young & Crazy Horse – Rust Never Sleeps<br />

2. Rolling S<strong>to</strong>nes – <strong>The</strong> Biggest Bang<br />

3. Eagles – Hell Freezes Over<br />

4. Iron Maiden – Flight 666<br />

5. Bee Gees – One For All<br />

Fabian Leibfried<br />

1. Queen – We Will Rock You<br />

2. Various Artists – Guitar Legends In Sevilla<br />

3. David Bowie – Ziggy Stardust & <strong>The</strong> Spiders From Mars<br />

4. Blue Öyster Cult – 1976<br />

5. Lynyrd Skynyrd – Freebird<br />

Jens-Uwe Berndt<br />

1. Roy Orbison – Black And White Night<br />

2. Willy DeVille – Live At Montreux 1994<br />

3. Fats Domino – Walking To New Orleans<br />

4. John Fogerty – Premonition<br />

5. <strong>The</strong> Band – <strong>The</strong> Last Waltz<br />

Rüdiger Bloemeke<br />

1. Peter Gabriel – Secret World Live<br />

2. Led Zeppelin – <strong>The</strong> Song Remains <strong>The</strong> Same<br />

3. Various Artists – Woods<strong>to</strong>ck<br />

4. Mo<strong>the</strong>r’s Finest – Live At Rockpalast<br />

5. Mozart – Le nozze di Figaro (Verfi lmung Peter Sellars)<br />

Lothar Brandt<br />

1. Led Zeppelin – Live At Royal Albert Hall 1970<br />

2. Amy Winehouse – I Told You I Was Trouble – Live In London<br />

3. Cat Stevens – Majikat-Earth Tour 1976<br />

4. Nektar – Pure - Live In Germany<br />

5. Genesis – When In Rome<br />

Michael Fuchs-Gamböck<br />

1. Various Artists – Woods<strong>to</strong>ck<br />

2. Rolling S<strong>to</strong>nes – <strong>The</strong> S<strong>to</strong>nes In <strong>The</strong> Park<br />

3. Willy DeVille – Live At Montreux 1994<br />

4. Love – <strong>The</strong> Forever Change Concert<br />

5. Rolling S<strong>to</strong>nes – Rock And Roll Circus<br />

Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />

1. Dream <strong>The</strong>ater – Metropolis 2000 – Scences <strong>from</strong> New York<br />

2. Colosseum - <strong>The</strong> Complete Reunion Concert 1994<br />

3. Pink Floyd – Live At Pompeji<br />

4. Transatlantic – <strong>The</strong> Whirld Tour<br />

5. Who – Live At <strong>The</strong> Royal Albert Hall<br />

Ralf Gün<strong>the</strong>r<br />

1. U2 – 360 Grad<br />

2. Puhdys – Live aus der O2-World<br />

3. Letzte Instanz – Weißgold<br />

4. Depeche Mode – Touring <strong>The</strong> Angel<br />

5. Rammstein – Völkerball<br />

Christian Hentschel<br />

1. Various Artists – Concert For George<br />

2. Various Artists – Live 8 Concert<br />

3. Luciano Pavarotti & Friends – Collection<br />

4. Eagles – Farewell I T0our Live From Melbourne<br />

5. Rolling S<strong>to</strong>nes – Four Flicks<br />

Helmut Ölschlegel<br />

1. <strong>The</strong> Band – <strong>The</strong> Last Waltz<br />

2. Yes – Yes Songs<br />

3. Various Artists – Woods<strong>to</strong>ck<br />

4. Who – <strong>The</strong> Kids Are Alright<br />

5. Rolling S<strong>to</strong>nes – Get Yer Ya-Ya’s Out<br />

Martin Reichold<br />

1. <strong>The</strong> Band – <strong>The</strong> Last Waltz<br />

2. Rory Gallagher – <strong>The</strong> Complete Rockpalast Collection<br />

3. Steve Miller Band – Live From Chicago<br />

4. Eagles – Hell Freezes Over<br />

5. Free – Forever<br />

Philipp Roser<br />

Mitarbeiter<br />

1. Peter Gabriel – Secret World Live<br />

2. Popa Chubby – Plays <strong>The</strong> <strong>Music</strong> Of Jimi Hendrix<br />

3. Chicago With Earth, Wind & Fire – Live At <strong>The</strong> Greek <strong>The</strong>atre<br />

4. El<strong>to</strong>n John – Live In Australia (With <strong>The</strong> Melbourne Symphony Orchestra)<br />

5. Kodo – One Earth Tour Special<br />

Oliver Schuh<br />

1. Various Artists – Woods<strong>to</strong>ck<br />

2. <strong>The</strong> Band – <strong>The</strong> Last Waltz<br />

3. Jimi Hendrix – Live At Monterey<br />

4. Pink Floyd – Live At Pompeji<br />

5. Talking Heads – S<strong>to</strong>p Making Sense<br />

Frank Schuster<br />

1. Calexico – World Drifts In<br />

2. Bellowhead – Live At Shepherd’s Empire<br />

3. Neil Young & Crazy Horse – Rust Never Sleeps<br />

4. Sinead O’Connor – Goodnight, Thank You, You’ve Been A Lovely Audience<br />

5. Eric Bogle – Live At S<strong>to</strong>neyfell Winery<br />

Ulrich Schwartz<br />

1. Jimi Hendrix – Jimi Plays Berkeley<br />

2. Pink Floyd – Live At Pompeji<br />

3. Thin Lizzy – Live And Dangerous<br />

4. Spirit – Live At Rockpalast<br />

5. Epitaph – Krautrock Legends Vol. 1<br />

Alan Tepper<br />

1. Various Artists – Concert For George<br />

2. Bill Wyman’s Rhythm Kings – Let <strong>The</strong> Good Times Roll<br />

3. <strong>The</strong> Band – <strong>The</strong> Last Waltz<br />

4. Simon & Garfunkel – Old Friends On Stage<br />

5. Everly Bro<strong>the</strong>rs – Reunion Concert<br />

Uli Twelker<br />

1. Police – Certifi able<br />

2. Keane – Live<br />

3. Take That – <strong>The</strong> Circus Live<br />

4. Kashmir – <strong>The</strong> Aftermath<br />

5. Eagles – Hell Freezes Over<br />

Tino Krauter<br />

1. Pink Floyd – Live at Pompeji<br />

2. Pink Floyd – P-u-l-s-e<br />

3. Nightwish – End Of An Era<br />

4. Kraftwerk – Minimum - Maximum<br />

5. Hawkwind – Live Legends<br />

Frank Küster<br />

1. Pink Floyd – Live At Pompeji<br />

2. Frank Zappa – A Token Of His Extreme<br />

3. Little Feat – Live At Rockpalast<br />

4. Who – <strong>The</strong> Kids Are Alright<br />

5. Jack Bruce – Live At Rockpalast<br />

Thomas Wachter<br />

Joachim Witt<br />

1. David Gilmour – Remember That Night<br />

2. Roxy <strong>Music</strong> – Live At <strong>The</strong> Apollo<br />

3. Talk Talk – Live At Montreux<br />

4. Otis Redding – Ready Steady Go!<br />

5. Various Artists – Woods<strong>to</strong>ck<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 33<br />

© Pressefo<strong>to</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

MIKE OLDFIELD<br />

CLASSIC ALBUM COLLECTION<br />

+ TWO SIDES + PLATINUM<br />

+ QE2<br />

Festwochen für Mike-Oldfield-Fans! !Nb Neben<br />

der CLASSIC ALBUM COLLECTION,<br />

einer Box mit den ersten sechs Oldfield-<br />

Alben, erscheint gleichzeitig mit TWO<br />

SIDES eine Retrospektive, die vom Meister<br />

selbst zusammengestellt wurde. Und<br />

obwohl der Gitarrist und Klangtüftler nach<br />

eigenem Bekunden seine Musik nach deren<br />

Fertigstellung nie mehr anhört, ist er fest davon<br />

überzeugt, für TWO SIDES die bes ten<br />

Instrumentalstücke und Songs seiner bisherigen<br />

Laufbahn ausgewählt zu haben. Dabei<br />

war ihm weniger wichtig, ob sie damals<br />

kommerziell erfolgreich waren oder bei der<br />

Kritik gut ankamen, wichtig war ihm, seinen<br />

Fans die (aus seiner Sicht) kreativen Höhepunkte<br />

seines bisherigen Schaffens anzubieten.<br />

Bis auf beide Teile von “Amarok” deckt<br />

sich Oldfields Wahl bei den Instrumentalstücken<br />

fast komplett mit den Charterfolgen,<br />

hat er also größtenteils die Stücke ausgewählt,<br />

die auch in der Gunst des Publikums<br />

am höchsten standen – von “Tubular Bells<br />

(Part One)” über “Crises” bis zu “Sentinel”.<br />

Durchwachsener das Bild bei den Songs<br />

auf CD2, hier hat Oldfield auch einige eher<br />

unbekannte Stücke ausgewählt, aber dennoch<br />

nicht auf die großen Erfolge wie “To<br />

France”, “Five Miles Out” oder “Moonlight<br />

Shadow” verzichtet. Parallel dazu gehen die<br />

Deluxe-Wiederveröffentlichungen der regulären<br />

Alben in die nächste Runde. Sowohl<br />

mit PLATINUM (1979, 11/53:10, 9/76:16)<br />

als auch mit QE2 (1980, 12/50:03, 9/79:26)<br />

versuchte Oldfield Anfang der 80er, dem<br />

ewigen TUBULAR BELLS-Schatten durch<br />

Hinwendung zu Radio-tauglichem Pop zu<br />

entkommen. Kürzere Songs, Cover-Versionen<br />

(George Gershwin, Shadows, Abba!)<br />

sowie namhafte Arrangeure wie Philip Glass<br />

sorgten für frischen Wind. An Mehrwert bieten<br />

die Deluxe-Editionen einen neu remasterten,<br />

höhenbe<strong>to</strong>nten Sound, jeweils drei<br />

Bonus-Tracks sowie eine zweite CD, auf der<br />

es bisher unveröffentlichte Livemitschnitte<br />

zu hören gibt. PLATINUM bietet ein Konzert<br />

vom 28. Mai 1980 aus dem Londoner<br />

Wembley Stadion, QE2 einen Auftritt vom 1.<br />

April 1981, bei dem Oldfield in Deutschland,<br />

in der Essener Grugahalle, zu Gast war.<br />

(Mercury/Universal, 2012, 10/79:59,<br />

19/77:24) us<br />

THE LES HUMPHRIES<br />

SINGERS<br />

LIVE 1971–1975<br />

Progressiv angehauchte Hörer rümpften<br />

die Schwarzen Afghan ausatmende Nase,<br />

aber DJs wie Fans wussten: Humphries’<br />

Gospel-Popper füllten nicht nur Hallen,<br />

sondern per Platten auch Tanzflächen. In<br />

der Markthalle Hamburg Heimspiel 1971:<br />

John Law<strong>to</strong>n (später Uriah Heep), Jürgen<br />

Drews (später König des südlichsten<br />

„Bundeslandes”), das Liverpool-Organ<br />

(und kreativer Kopf) Jimmy Bilsbury, Tina<br />

Kemp-Werner oder Peggy Evers-Hartig<br />

brillierten mit famoser Titelwahl – “Love<br />

<strong>The</strong> One You’re With”, “Abraham, Martin<br />

& John”. Man feierte Hits wie “Rock My<br />

Soul” oder “We Are Going Down Jordan”;<br />

“Holy Moses” machte später gar Clap<strong>to</strong>n.<br />

Scheibe 2 kommt aus dem Pariser Olympia<br />

1973: Zu den Chartperlen “Mama Loo” und<br />

“Mexico” gab es “Spanish Harlem”, “Jesus<br />

Christ Superstar” und gleich zwei James-<br />

Taylor-Titel. Lange Ansagen wurden komplett<br />

belassen, sorgen für bessere Atempausen<br />

als die Studio-LPs. Acht Titel gab es<br />

noch nicht in Liveversionen, darunter jene<br />

von “Somewhere In Europe” 1975. Satter<br />

Klang, Drums von Star-Club-Legende Gibson<br />

Kemp, Gitarre von Lucifers Friend Peter<br />

Hesslein, dickes Booklet.<br />

(Warner, 1973/2012, 19/74:30,<br />

21/78:24) utw<br />

DAVID CASSIDY<br />

ROCK ME BABY / CHERISH<br />

Diese<br />

remasterte<br />

Wiederveröffentlichung<br />

vereint die<br />

beiden Original-LPs<br />

von David Cassidy<br />

aus den Jahren 1973<br />

und 1974, ROCK<br />

ME BABY und CHERISH. Besonders<br />

„Bravo”-Lesern werden die Booklet-Bilder<br />

helfen, ihre Erinnerungen aufzufrischen,<br />

gab es Anfang bis Mitte der 70er Jahre<br />

doch so gut wie in jeder Ausgabe etwas<br />

über den Tennie-Schwarm zu lesen. Dass<br />

seine Musik – aus heutiger Sicht – wesentlich<br />

gehaltvoller daherkommt, als man es<br />

auf Grund dieser Vorgeschichte annehmen<br />

könnte, mag überraschen. Aber auch damals<br />

schon musste man Qualität vorweisen,<br />

um bei den jugendlichen Musikfans<br />

anzukommen: Beide Alben liefern klasse<br />

Beispiele von 70er-Jahre-Popmusik, neben<br />

den Hits “Rock Me Baby”, “How Can I<br />

Be Sure”, “Cherish” oder “I Am A Clown”<br />

gibt es weit mehr (wieder) zu entdecken.<br />

Aufmerksame Booklet-Leser werden u.a.<br />

über die Musikernamen Hal Blaine, Larry<br />

Carl<strong>to</strong>n, Dean Parks und Kim Carnes s<strong>to</strong>lpern<br />

– auch das ein untrügliches Zeichen<br />

für die Qualität dieser Musik.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1973/1974,<br />

22/71:29) tk<br />

DEAD CAN DANCE<br />

ANASTASIS<br />

16 endlose Jahre musste die nicht unbeträchtliche<br />

Fangemeinde, die sich in erster<br />

Linie aus Mitstreitern der „Schwarzen<br />

Szene” rekrutiert, darauf warten, dass sich<br />

Lisa Gerrard und Brendan Perry wieder zu<br />

Dead Can Dance zusammenfanden. Das<br />

Kultduo, das seit jeher in einer eigenen<br />

Kategorie zu Hause ist, gibt sich auf dem<br />

neuen Werk ANASTASIS als wären die<br />

letzten Jahre eingefroren gewesen und hätten<br />

nie existiert: Die beiden Australier eröffnen<br />

epische Klanglandschaften, gespeist<br />

aus Weltschmerz, Weltmusik und … nun ja<br />

… auch mal Welt-Pop. Majästetisch kommt<br />

das Ganze daher, elegant und gerade bei<br />

Gerrads opernhaft wirkenden Gesangseinlagen<br />

wie nicht von dieser Welt. Dennoch:<br />

Wenn nach knapp einer Stunde das letzte<br />

Stück der Platte im Raum verhallt ist, fühlt<br />

der Hörer sich irgendwie unbefriedigt – erschlagen<br />

von zu viel hochglanzpoliertem<br />

düsterem Wohlklang.<br />

(Pias/Rough Trade, 2012, 8/56:36) mfg<br />

GRAHAM GOULDMAN<br />

LOVE & WORK<br />

Gouldman kann Pop<br />

(“Bus S<strong>to</strong>p”, “No<br />

Milk Today”). Rock<br />

(“For Your Love”,<br />

“Wall Street Shuffle”).<br />

Bubblegum<br />

(“Sausali<strong>to</strong>”).<br />

Ihm<br />

gelangen Kinderlieder d für ANIMALYM-<br />

PICS, und er stärkte am Regiepult die Melodie-Sensibilität<br />

der Ramones. Nach einem<br />

Dutzend Jahren legt der 10cc-Leader erneut<br />

ein sonniges Solo-Album vor: „Let’s walk<br />

down Abbey Road, sail <strong>to</strong> Muscle Shoals”<br />

– diese Textzeile aus der Studio-Hommage<br />

“<strong>The</strong> Halls Of Rock’n’Roll” geht einem<br />

nicht mehr aus dem Kopf. Herzerweichend,<br />

aber nicht sentimental sein Nachruf auf den<br />

Freund und Kollegen beim Pop-Duo Wax,<br />

Andrew Gold, der 1982 fast 10cc-Mitglied<br />

geworden wäre. “Lost In <strong>The</strong> Shadows Of<br />

Love” gerät mit Streichern sehr beatlesk.<br />

Apropos Shadows: Deren Drummer Brian<br />

Bennett steuert wie bei dem auch hier aktiven<br />

Bandkollegen Mick Wilson seinen<br />

unwiderstehlichen Groove bei, nicht zuletzt<br />

beim Shads-Instrumental “Black Gold”.<br />

“Cryin’ Time Again” führt Gouldmans Tradition<br />

fort, zu gefälligen Melodien die bittere<br />

Seite von Beziehungen zu beleuchten. Ein<br />

Touch Hollies & Harrison!<br />

(Rosalia Records/Import, 2012,<br />

12/52:05) utw<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

SAINT ETIENNE PRESENTS<br />

SONGS FOR THE LYONS<br />

CORNERHOUSE<br />

Bob Stanley ist nicht nur Keyboarder der<br />

britischen Popband Saint Etienne, sondern<br />

auch Journalist, Schauspieler und Labelchef.<br />

Auch beim Zusammenstellen von<br />

<strong>The</strong>men-Samplern bewies er mit SONGS<br />

FOR MARIO’S CAFÉ und SONGS FOR<br />

THE DOG AND DUCK seinen Sachverstand.<br />

Seine neueste Kreation trägt den<br />

Namen SONGS FOR THE LYONS COR-<br />

NERHOUSE und widmet sich den längst<br />

vergangenen Tagen, als mit Rock’n’Roll<br />

gefüllte Jukeboxen Zukunftsmusik waren,<br />

und die exklusiven Londoner „Corner<br />

Houses” (= Vorläufer heutiger Einkaufs-<br />

und Erlebnis-Center) von J. Lyons<br />

& Co. nicht nur mit ihrem wunderschönen<br />

Art-Déco-Stil, sondern auch mit Musik<br />

besonderer Art glänzten. Das einzigartige<br />

“You Belong To Me” von Jo Stafford, Eddie<br />

Calverts “Oh mein Papa”, Man<strong>to</strong>vanis<br />

“Moulin Rouge”, dazu Billy Vaughan, Bing<br />

Crosby, Rosemary Clooney, Barbara Lyon,<br />

Tony Brent oder Peggy Lee. Eine Tasse Tee<br />

aufbrühen, das Grammofon ankurbeln, zurücklehnen<br />

und genießen!<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2012,<br />

25/67:06) us<br />

Pop<br />

SUSANNA HOFFS<br />

SOMEDAY<br />

Gerade erst haben<br />

sich <strong>The</strong> Bangles mit<br />

einem schönen Album<br />

zurückgemeldet<br />

(s. GT 1/2012), da<br />

legt ihre Frontfrau<br />

Susanna Hoffs nach<br />

– und wie! !SOMEDAY<br />

zeigt, obwohl oder<br />

gerade weil das Album bewusst ohne protzige<br />

Extravaganzen bei den Melodiefindungen<br />

oder Arrangements auskommt, die<br />

ganze Sonderklasse dieser wundervollen<br />

Sängerin. Sie könnte auch die Texte von<br />

Fahrplänen oder Stromrechnungen singen,<br />

es klänge immer noch hochgradig erotisch.<br />

Und sexy sowieso ... Susanna Hoffs hat alle<br />

zehn Songs des klassisch kurzen Albums<br />

komponiert, neun davon im Verein mit<br />

ihrem Gitarristen Andrew Brassell, und es<br />

ist kein lahmes Füllmaterial darunter. Die<br />

Lieder teilen sich zum einen auf in Pop-<br />

Ohrenschmeichler wie den fulminanten<br />

Starter “November Sun”, das zärtlich beschwingte<br />

“All I Need” und das melodisch<br />

unwiderstehliche “Regret”. Und zum anderen<br />

in deutlich mehr Power entwickelnde<br />

Pop-Rocker wie “One Day” und “Raining”.<br />

Alles Songs, die Hoffs mit Herz & Verstand<br />

singt. Ihre vokalen Finessen kommen stets<br />

zum Tragen, sie werden zwar klug kanalisiert,<br />

aber nie gedrosselt, dafür sorgt der<br />

umsichtige Produzent Mitchell Froom mit<br />

Luchsohren. Die wirklich unvergleichliche<br />

Wucht der Bangles-Klassiker der Eighties<br />

erreicht auch SOMEDAY nur in wenigen<br />

Momenten – aber das trübt keinesfalls das<br />

Vergnügen der Fans, Susanna Hoffs beim<br />

würdevollen Älterwerden zu begleiten.<br />

(Desert Harvest Records/EMI, 2012,<br />

10/31:06) hjg<br />

MUMFORD & SONS<br />

BABEL<br />

Das schwierige zweite Album! Vor allem<br />

dann, wenn eine bis da<strong>to</strong> unbekannte Band<br />

mit ihrem Debüt äußerst erfolgreich war<br />

und die Erwartungen an den Zweitling<br />

besonders hoch sind. Mumford & Sons<br />

waren eine der Neuentdeckungen des Jahres<br />

2009 (siehe Newcomer-S<strong>to</strong>ry in Good-<br />

Times 6/2009). Ihr Erstlingswerk SIGH NO<br />

MORE (UK #2, USA #2, D #29) war einer<br />

der Überraschungserfolge der Saison. Nun<br />

legt das Londoner Independent-Folk-Rockquartett<br />

mit BABEL endlich den Nachfolger<br />

vor – und man hat von den ersten Tönen<br />

an das Gefühl, Marcus Mumford und Co.<br />

seien nicht drei Jahre lang weggewesen.<br />

Schon der Opener und Titeltrack “Babel”<br />

weist mit seinem wütenden Gesang, seiner<br />

hart geschrummelten Akustikgitarre, den<br />

wild pluckernden Banjotönen und den vorwärtstreibenden<br />

Bassdrum-Schlägen den<br />

typischen M&S-Sound auf. Auch die restlichen<br />

Songs des Albums bieten keine allzu<br />

großen Überraschungen. Sie changieren wie<br />

gehabt zwischen zart gezupften Folkballaden<br />

(“<strong>The</strong> Ghosts That We Knew”) und<br />

schnellen Indie-Stampfern (“I Will Wait”).<br />

Auch wenn M&S auf Nummer sicher gehen:<br />

Das Album ist dank guter Kompositionen<br />

und Arrangements dem Über-Debüt<br />

ebenbürtig.<br />

(Cooperative/Universal, 2012,<br />

12/52:49) frs<br />

Seite 34 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

MICK WILSON<br />

SO THE STORY GOES<br />

Wenn Traditionalisten von British Pop<br />

sprechen, dann sind nicht die Spice Girls<br />

gemeint – es geht um die Linie <strong>Beatles</strong>-<br />

Hollies-Badfinger-Marmalade-10cc-<br />

Squeeze. Hier ordnet sich Mick Wilson<br />

makellos und ideenreich ein – immerhin<br />

war sein erster Produzent Alan Blakley von<br />

den Tremeloes, und als Mitglied der SAS<br />

Band traf er Brian May und Roger Daltrey.<br />

Wilson schrieb SO THE STORY GOES mit<br />

seinem 10cc-Kollegen Graham Gouldman<br />

– ihr “Never Ending Summer” hätte mit<br />

seinem knackigen Chorus eigentlich die<br />

Radiowellen der August-Hitzewelle ebenso<br />

beglücken müssen wie die erste Auskopplung,<br />

der unauslöschliche Sing-Along “It<br />

Ain’t Braggin’ If It’s True”. Engtanzperlen<br />

wie “Every Time We Touch” oder “Thinking<br />

About You” runden einen wertvollen<br />

Melodienschatz mit präzisen Harmonies<br />

und stets sauberster, variabler Gitarrenarbeit<br />

ab – schon als Kind war Wilson Shadows-Fan.<br />

Entsprechend s<strong>to</strong>lz ist er, dass<br />

deren Drummer Brian Bennett “Take Me<br />

Dancing” bereichert. Das musste der Opener<br />

werden: komplett mit Vinylrillen-Intro.<br />

Traditionell & taufrisch!<br />

(Ergo/Dome Records, 2012,<br />

11/44:15) utw<br />

FRANKIE GOES TO<br />

HOLLYWOOD<br />

SEX MIX<br />

Mitte der 80er Jahre,<br />

als die Musik<br />

von Frankie Goes<br />

To<br />

Hollywood<br />

zur<br />

Standard-<br />

Beschallung jeder<br />

Disko<strong>the</strong>k gehörte,<br />

erschienen zahlreiche h Songs der Briten<br />

auf den unterschiedlichsten Tonträger-<br />

Formaten. Die meisten dieser speziellen<br />

Vinylscheiben und in Kleinstauflagen erschienenen<br />

Cassetten sind natürlich schon<br />

lange nicht mehr erhältlich, so dass die<br />

SEX MIX betitelte Zusammenfassung auf<br />

zwei CDs absolut Sinn macht. Neue Songs<br />

im eigentlichen Sinne gibt es darauf nicht<br />

zu hören, dennoch werden viele Fans schon<br />

seit langem auf diese CD-Premieren warten<br />

– besonders auf die beiden Langversionen<br />

von “Rage Hard” (17 Min.) und “Warriors<br />

Of <strong>The</strong> Wasteland (Compacted)” (23 Min.).<br />

Höchst interessant auch die Track-By-<br />

Track-Infos im Booklet, wer weiß schon<br />

noch, wann und warum FGTH welchen<br />

Hit in welcher Version auf welcher Vinyl-<br />

Single unters Volk brachten?<br />

(Salvo/Soulfood, 2012, 15/73:01,<br />

13/68:48) us<br />

LA BLANCHE ALCHIMIE<br />

GALACTIC BOREDOM<br />

Hinter La Blanche Alchimie stecken die<br />

beiden Musiker Frederico Albanese und<br />

Jessica Einaudi, beide aus Mailand und<br />

beide mit höchst unterschiedlichem musikalischen<br />

Background. Jessica Einaudi<br />

ist ausgebildete (klassische) Sängerin und<br />

für die Texte verantwortlich, Frederico Albanese<br />

hat seine Wurzeln im italienischen<br />

(Prog-)Rock, spielt Klavier, Bass, Gitarre<br />

sowie Klarinette. Gemeinsam haben sie<br />

die Songs von GALACTIC BOREDOM<br />

komponiert, von ä<strong>the</strong>rischen Balladen<br />

über Stücke voller filmischer Atmosphäre<br />

bis zu komplexen Pop-Fresken reicht die<br />

Spannweite, wobei sie auf allzu ausgetretene<br />

musikalische Pfade verzichteten, was<br />

ihrer Musik einen erfrischenden Touch Individualität<br />

verleiht. Produziert wurde das<br />

Album vom Jessicas Vater, dem berühmten<br />

italienischen Komponisten und Pianisten<br />

Ludovico Einaudi, dem es gelang, der CD<br />

einen wunderbar warmen und differenzierten<br />

Klang auf den Leib zu schneidern.<br />

Klasse!<br />

(Ponderosa/edel, 2012, 10/38:58) us<br />

FETZER<br />

CRY FOR THE MOON<br />

Simon Fetzer galt<br />

in den 90er Jahren<br />

als eine der hoffnungsvollsten<br />

jungen<br />

Stimmen der<br />

deutschen Popszene,<br />

doch trotz<br />

Major-Vertrag Mj kam die Karriere nicht so<br />

richtig in Schwung – heute ist er ein erfolgreicher<br />

Unternehmer, der exklusive<br />

Möbel kreiert und baut. Nebenprodukt dieser<br />

wirtschaftlichen Unabhängigkeit ist die<br />

gelassene Souveränität, mit der er jetzt ein<br />

klasse Album eingespielt hat. CRY FOR<br />

THE MOON entstand zusammen mit einigen<br />

der arriviertesten Jazz-Popmusiker<br />

Süddeutschlands, neben seiner Stammband<br />

bestehend aus Jo Ambros (g, dob,<br />

ban), Ralf Schmid (p, keys), Markus Bodenseh<br />

(b) und Torsten Krill (dr) zeigen<br />

Joo Kraus, Céline Verny, Uwe Schenk,<br />

Carsten Netz oder Bobbi Fischer ihr Ausnahmekönnen.<br />

Zusammen kreierten sie<br />

Musik aus dem weiten Land zwischen Pop<br />

und Jazz, der es relativ schnell gelingt, ein<br />

wunderschönes Laidback-Feeling in Richtung<br />

Hörer zu transportieren, noch dazu<br />

traumhaft transparent und – wenn notwendig<br />

– ungemein dynamisch klingend.<br />

(7music/New <strong>Music</strong> Distribution,<br />

2012, 10/40:22) tk<br />

AMANDA PALMER<br />

THEATRE IS EVIL<br />

Die Vorgeschichte zu Amanda Palmers neuem<br />

Album THEATRE IS EVIL ist symp<strong>to</strong>matisch<br />

für den derzeitigen Umbruch<br />

in der Plattenindustrie. Anstatt es über ein<br />

großes Label zu veröffentlichen, entschied<br />

sich die ehemalige Sängerin der US-Band<br />

Dresden Dolls, die einst beim Branchenriesen<br />

Warner unter Vertrag stand, für das<br />

so genannte Crowdfunding-Modell: Über<br />

die Internetseite Kickstarter forderte Palmer<br />

ihre Fans auf, sich an der Finanzierung<br />

zu beteiligen. 24.000 Anhänger machten<br />

mit, und statt des ursprünglichen Ziels von<br />

100.000 Dollar kamen knapp 1,2 Millionen<br />

Dollar zusammen. So kann die relativ aufwändige<br />

Produktion nun bei dem kleinen<br />

unabhängigen Londoner Label Cooking<br />

Vinyl erscheinen. Beenden wir an dieser<br />

Stelle die Diskussion, ob Crowdfunding<br />

das Business-Modell der Zukunft ist und<br />

kommen zur Musik: Die ist auf THEATRE<br />

IS EVIL ganz großartig! Die Songs sind<br />

von einer mit dem 2003er Dresden-Dolls-<br />

Debüt vergleichbaren Wucht und Qualität.<br />

Mit Ben Folds, der das Album vorab hören<br />

durfte, hat bereits ein Songwriter von<br />

Pop<br />

Format Lobeshymnen über das Album gesungen.<br />

Die komplex arrangierten, von Palmers<br />

ausdrucksstarkem Gesang gewürzten<br />

Stücke oszillieren zwischen Pianosong und<br />

Punk, Chanson und Cabaret, also all dem,<br />

was man schon an den Dolls schätzte. Mit<br />

den getragenen Klavierballaden “Trout<br />

Heart Replica” und “Berlin” hat Palmer<br />

überdies zwei ihrer bisher schönsten Lieder<br />

geschrieben.<br />

(Cooking Vinyl/Indigo, 2012, 15/71:23) frs<br />

MONSTERS OF<br />

LIEDERMACHING<br />

SCHNAPS & KEKSE<br />

Jede<br />

A&R-Agentur<br />

würde diesem Konzept<br />

die rote Karte<br />

zeigen, doch beim<br />

Publikum sind die<br />

sechs<br />

unterschiedlichen<br />

Songschreiber,<br />

Sänger und Bühnenaktivisten mit etwas<br />

Akustikgitarrenunterstützung der Renner.<br />

Im Sommer 2003 spielten sie in Hamburg<br />

das erste Mal zusammen vor Publikum,<br />

und da sich dieser Auftritt im Rahmen<br />

des „Rockspektakels” abspielte war mit<br />

Monsters Of Liedermaching schnell ein<br />

passender Name für die (einmalige) Band<br />

gefunden. Doch das mit der Einmaligkeit<br />

war weit gefehlt, SCHNAPS & KEKSE<br />

ist jetzt bereits das fünfte Album, das (wie<br />

seine Vorgänger live vor Publikum aufgenommen)<br />

mit einer genialen Mischung aus<br />

Akustik-Fun-Punk, Barbershop-Harmonies<br />

und Reinhard-Mey-Folk besticht – wobei<br />

dessen hintersinnige Texte natürlich durch<br />

vordersinnigen, um nicht zu sagen derben<br />

Pennäler-Humor ersetzt werden mussten.<br />

Selten eine Band gehört, deren Namen so<br />

gut passt!<br />

(No<strong>to</strong>lose/Soulfood, 2012,<br />

18/51:39) us<br />

NEIL SEDAKA<br />

THE SHOW GOES ON<br />

Am 7. April 2006 trat Neil Sedaka in der<br />

ausverkauften Royal Albert Hall auf, 2008<br />

wurde der Abend auf einer DVD mit dem<br />

Titel THE SHOW GOES ON LIVE AT<br />

THE ROYAL ALBERT HALL veröffentlicht.<br />

Unter gleichem Namen erscheint nun<br />

auch eine Audioversion mit 21 Beweisen,<br />

dass Neil Sedaka völlig zu Recht zu den<br />

größten Stars der Popgeschichte gehört. Bis<br />

auf zwei Ausnahmen bestreitet Neil Sedaka<br />

den kompletten Abend als Soloveranstaltung,<br />

seine Stimme, sein gekonntes Pianospiel,<br />

Songs wie “Oh Carol”, “Happy<br />

Birth day, Sweet Sixteen”, “Where <strong>The</strong><br />

Boys Are”, “Calendar Girl” oder “Breaking<br />

Up Is Hard To Do” genügen vollauf um das<br />

Publikum zu begeistern. Allererste Klasse<br />

auch die beiden Ausnahmen, einmal singt<br />

Sedaka zusammen mit seiner Tochter Dara<br />

“Should Have Never Let You Go”, ihren<br />

US-Top-10-Hit aus dem Jahr 1980, dann<br />

betritt Tony Christie für “Is This <strong>The</strong> Way<br />

To Amarillo” die Bühne. Wunderbar!<br />

(Eagle/edel, 2012, 21/71:43)<br />

us<br />

ROGER JAMES COOKE<br />

STUDY<br />

Neben Songs für Cliff Richard, Gene Pitney<br />

oder für die New Seekers (“I’d Like<br />

To Teach <strong>The</strong> World To Sing”) kamen die<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 35


CD<br />

Songwriter Roger Greenaway und Roger<br />

Cook in den 60er Jahren auch als Popduo<br />

(David & Jonathan) zu Charterfolgen.<br />

1970 veröffentlichte Cook dann unter dem<br />

Namen Roger James Cooke mit STUDY<br />

seine erste Solo-LP, die jetzt ihre längst<br />

verdiente CD-Premiere erleben darf. Höhepunkte<br />

sind ohne Frage die beiden Duette<br />

mit Eve Graham (von den New Seekers)<br />

sowie die Originalversion des späteren<br />

El<strong>to</strong>n-John-Songs “Skyline Pigeon”. Dabei<br />

zeigt sich Cooke als einfühlsamer Interpret,<br />

der nicht nur seine eigenen Kompositionen<br />

beherrscht sondern auch bei Vorlagen von<br />

George Harrison, Albert Hammond oder<br />

Mike Hazlewood eine gute Figur macht.<br />

Alle neun Bonus-Tracks sind längst nicht<br />

mehr erhältliche Single-A- und B-Seiten<br />

aus dem Zeitraum von 1968 bis 1971.<br />

(Cherry Red/Rough Trade,<br />

2012, 22/69:00) us<br />

THOMPSON TWINS<br />

ORIGINAL ALBUM<br />

CLASSICS<br />

REVIEWS<br />

Die britische Band Thompson Twins benannte<br />

sich nach den beiden Zwillingen<br />

aus Tin Tin (Tim und Struppi) und bewegte<br />

sich im Kontext der Synthie-Pop-Welle<br />

aus Großbritannien, wobei sie nicht so innovativ<br />

wie Depeche Mode waren, aber<br />

auch nicht für glatte Melodien wie die<br />

Simple Minds standen. SET steht für Pop<br />

mit leichten Wave- und eher rudimentären<br />

Punkeinflüssen, wohingegen QUICK STEP<br />

& SIDE KICK in sich schlüssiger wirkte<br />

und mit eingängigeren Melodien punktete.<br />

INTO THE GAP beinhaltet den großen<br />

Hit “Doc<strong>to</strong>r! Doc<strong>to</strong>r!” und wird von vielen<br />

Hörern des Genres wegen der ungezwungenen<br />

Leichtigkeit immer noch geschätzt.<br />

Bei HERE’S TO FUTURE DAYS steht<br />

die Technik sehr im Vordergrund, obwohl<br />

die Cover-Version von “Revolution” der<br />

<strong>Beatles</strong> durchaus Charme hat. CLOSE TO<br />

THE BONE richtet sich vornehmlich an die<br />

Pop-Hörer, da die Songs stromlinienförmig<br />

arrangiert wurden. Angemessene Retrospektive<br />

einer vergessenen Band.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 1982, 11/41:59 + 1983,<br />

10:38:09 + 1984, 9/42:35 + 1985,<br />

10:42:50 + 1987, 10:41:44) at<br />

MAX BUSKOHL<br />

SIDEWALK CONVERSATION<br />

Max Buskohl – ein gleichsam außergewöhnlicher<br />

wie einprägsamer Name, bei<br />

dem man natürlich nie vermuten würde,<br />

dass dessen Träger der Sohn von Gitarrist<br />

Carl Carl<strong>to</strong>n (Udo Lindenberg, Peter Maffay,<br />

Robert Palmer) ist. Auch dass er 2010<br />

der jüngste Künstler war, der neben Musikern<br />

wie Paul McCartney, Cat Stevens<br />

oder Ringo Starr auf dem Grammy-nominierten<br />

Klaus-Voormann-Tribute-Album<br />

A SIDEMAN’S JOURNEY einen Song<br />

beistellen durfte, dürfte vielen entgangen<br />

sein. Mit SIDEWALK CONVERSATION<br />

wird der 23-jährige Berliner zwangsweise<br />

in den Fokus rücken, sei es durch seine<br />

All-Star-Band mit Gitarrist Jörn Heilbut<br />

(Jeremy Days), Bassist Stephan Gade (Kai<br />

Wingenfelder) und Schlagzeuger Reiner<br />

„Kallas” Hubert (Rosens<strong>to</strong>lz), sei es durch<br />

Produzent Roland Spremberg (Reamonn,<br />

Sasha, a-ha) oder sei es durch seine frischen<br />

Pop-Rocksongs, die von Classic-<br />

Rock über dezenten Blues bis zu opulent<br />

arrangiertem Power-Pop ein breites Spektrum<br />

abdecken.<br />

(Vertigo/Universal, 2012, 13/50:37) tk<br />

JOACHIM WITT<br />

DOM<br />

Fans von Unheilig<br />

oder Wolfsheim aufgepasst!<br />

Ende September<br />

meldet sich<br />

Joachim Witt nach<br />

fünfjähriger Schaffenspause<br />

mit einem<br />

neuen Album zurück, auf dem er sich mit<br />

epischen Hymnen, düsteren Klängen und<br />

tiefgründigen Texten auf der Höhe der Zeit<br />

zeigt. DOM hat er dieses Werk genannt,<br />

allerdings nicht im religiösen Sinne, sondern<br />

als „Ka<strong>the</strong>drale der Popmusik” will<br />

er diesen Titel verstanden wissen. Und so<br />

schraubt sich der musikalische Querkopf,<br />

der schon vor über 30 Jahren mit seinem<br />

“Goldenen Reiter” die Neue Deutsche<br />

Welle aufmischte, zusammen mit seinen<br />

weiblichen Gastsängerinnen (von Nadja<br />

Saeger über Nicole Rost bis zu Michelle<br />

Leonard) gen Pop-Himmel, lässt sich von<br />

erhabenen Soundflächen tragen, schmückt<br />

seine Lieder wahlweise mit opulenter<br />

Dekadenz oder romantischer Festlichkeit<br />

aus – was für Musikfreunde, die mit solch<br />

<strong>the</strong>atralisch dargebotener Musik wenig<br />

anfangen können, zu viel des Guten sein<br />

dürfte.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 10/47:24) us<br />

DAN STUART<br />

THE DELIVERANCE OF<br />

MARLOWE BILLINGS<br />

„You said you loved me but we both know<br />

you lied” – du sagtest, du liebst mich,<br />

doch wir wissen beide, du hast gelogen.<br />

Wenn ein Song, ein ganzes Album mit<br />

solch entwaffnend offenen Worten beginnt,<br />

will man – ganz Mitlauscher – natürlich<br />

weiterhören. Vor allem wenn der<br />

Sänger sie mit einer so gebrochenen, nah<br />

aufgenommenen Stimme vorträgt und er<br />

schon zwei Songs weiter das wohl süßeste<br />

„I love you” der Popmusikgeschichte ins<br />

Mikro haucht. Dan Stuart, der ehemalige<br />

Sänger und Gitarrist der Americana-Rock-<br />

Legende Green On Red, ist zurück. Wegen<br />

psychisch-gesundheitlicher Probleme hatte<br />

er sich in den vergangenen Jahren rar<br />

gemacht. Sein letzter Longplayer CAN<br />

O’WORMS (1995) liegt 17 Jahre zurück.<br />

Doch nun legt der 51-jährige, in Mexiko<br />

lebende Ex-Kalifornier mit THE DELI-<br />

VERANCE OF MARLOWE BILLINGS<br />

elf großartige neue Songs vor, die den Vergleich<br />

mit Größen wie Dylan, Young und<br />

Springsteen nicht zu scheuen brauchen.<br />

Die Lieder sind einfach, emotional, au<strong>the</strong>ntisch,<br />

mal versöhnlich, mal bitter und<br />

dann wieder ganz süß: „I love you.”<br />

(Cadiz/Soulfood, 2012, 11/40:42) frs<br />

TINA DICO<br />

WHERE DO YOU GO TO<br />

DISAPPEAR<br />

Nach zehn Jahren Unterwegssein hat die<br />

Dänin Tina Dico nun gar nicht weit entfernt<br />

von ihrer Heimat musikalischen Unterschlupf<br />

gefunden. In Island, bei Helgi<br />

Jonsson, hat sie WHERE DO YOU GO<br />

TO DISAPPEAR aufgenommen, und wer<br />

meint, die isländische Abgeschiedenheit<br />

oder Jonssons bekannt spartanische Herangehensweise<br />

an Musik hätten zu einem<br />

ä<strong>the</strong>rischen, naturverbundenen (Folk-)Album<br />

geführt, der irrt. Syn<strong>the</strong>tische Beats,<br />

epische Soundflächen und eine große<br />

Vielfalt an Instrumenten führen viel eher<br />

zu einem überraschend vielschichtig klingenden<br />

Popalbum. Warum sich Tina Dico<br />

weit von ihren Anfängen, weit weg vom<br />

simplen S<strong>to</strong>ry-Telling-Folk entfernt hat, das<br />

macht sie auch in ihren Texten klar. Sie fasst<br />

ihre Wut über ignoranten Mitmenschen genauso<br />

in klare Worte wie die Freude, im äußersten<br />

Norden eine zwar kalte und graue,<br />

dafür aber umso wunderbarere Welt gefunden<br />

zu haben. Auch für ihre Fans dürfte<br />

dieses Album eine neue Welt sein, die erst<br />

einmal entdeckt werden muss.<br />

(Finest Grammophone/Indigo,<br />

2012, 12/51:37) us<br />

THE CHRISTIANS<br />

SPEED OF LIFE<br />

Zu den Superstars<br />

gehörten<br />

Garry,<br />

Roger und Russell<br />

Chris tian plus Mitstreiter<br />

Henry Priestman<br />

einst nicht, doch<br />

sie landeten Hits<br />

wie “Forgotten Town”, “Ideal World” oder<br />

“Hooverville”, ihr selbst betiteltes Debütalbum<br />

(1987) schaffte es im UK auf #2,<br />

der Nachfolger COLOUR (1990) <strong>to</strong>ppte<br />

die Charts. PRODIGAL SONS war 2003<br />

das letzte reguläre Studiowerk der Truppe,<br />

die sich nun ohne Russell (1998 vers<strong>to</strong>rben)<br />

reformierte und mit SPEED OF LIFE<br />

ein ansprechendes Comeback feiert. Wieder<br />

erschallt eine faszinierende Mischung<br />

aus eingängigem Tiefgang-Pop und Soul,<br />

teilweise gospelig unterfüttert. Der mehrstimmige<br />

Gesang hat Klasse und kommt in<br />

zahlreichen Balladen zum Tragen (“Remedy”,<br />

“Steal Away”). Gelungen ist auch die<br />

Neufassung von Marvin Gayes “Inner City<br />

Blues” in getragener funky Manier.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2012,<br />

10/38:35) pro<br />

HEINZ-RUDOLF KUNZE &<br />

RÄUBERZIVIL<br />

HIER REIN DA RAUS<br />

Es war nicht die Musik, nein, es waren<br />

vor allem die Texte, die Anfang der 80er<br />

Jahre Alben wie REINE NERVENSA-<br />

CHE, Lieder wie “Bestandsaufnahme”,<br />

“Noch hab’ ich mich an nichts gewöhnt”<br />

oder “Balkonfrühstück” zu außergewöhnlichen<br />

Beweisen von Heinz-Rudolf Kunzes<br />

Klasse werden ließen. Das Konzept,<br />

alltägliche Worte so zusammenzustellen,<br />

dass sie nicht nur freundliche Mitläufer<br />

der Musik sind, hat Heinz-Rudolf Kunze<br />

seit einiger Zeit wiederentdeckt, und<br />

sei<strong>the</strong>r gewinnt ein Nebenprojekt mit<br />

dem Tarnnamen „Räuberzivil” ständig<br />

Pop<br />

an Bedeutung. Neueste Wortmeldung<br />

dieser Art ist ein Doppelalbum mit insgesamt<br />

34 Stücken, davon 21 Lieder sowie<br />

13 teilweise musikalisch untermalte<br />

Sprechtexte. Diese Kunstform von der<br />

Bühne (für die sie eigentlich konzipiert<br />

war) ins Studio zu holen, macht Kunze<br />

mit seinem abgespeckten Musikerkreis –<br />

Gitarrist Wolfgang Stute, Hajo Hoffmann<br />

an Mandoline und Violine sowie Bassist<br />

Peter Pichl – auf HIER REIN DA RAUS<br />

hörbar Spaß. Gemeinsam legen sie ein<br />

Album vor, bei dem es nicht darum geht,<br />

mehrheitsfähigen Pop zu produzieren,<br />

bei dem keine Single in irgendwelchen<br />

Charts platziert werden muss. Die Presse-<br />

Info spricht von eben jenem Kunze, der in<br />

den letzten Jahren eventuell etwas zu kurz<br />

kam. Oh ja, viel zu kurz!<br />

(Rakete Medien, 2012, 16/61:03,<br />

18/50:22) us<br />

KAYA<br />

BORN UNDER THE STAR OF<br />

CHANGE<br />

Mindestens<br />

so<br />

wichtig wie die<br />

Musik sind diesem<br />

Künstler seine<br />

Worte, gleichzeitig<br />

mit BORN UNDER<br />

THE STAR OF<br />

CHANGE erscheint auch das neue Buch<br />

von Kaya mit dem Titel „Die Deutung<br />

der Träume & Zeichen”. Und obwohl der<br />

Kanadier seine Lieder in Englisch singt,<br />

gibt es im Booklet sowohl die deutsche<br />

Übersetzung der Liedtexte als auch zu<br />

jedem Titel die ausführliche Geschichte,<br />

die dahinter steht – vorbildlich! Auch<br />

musikalisch wird dieses hochwertige<br />

Konzept weitergeführt, schon als junger<br />

Künstler verzeichnete Kaya – der sich<br />

damals Francis Martin nannte – große<br />

Erfolge, darunter ein Juno-Award, die<br />

kanadische Ausgabe des Grammy. Mitte<br />

der 80er studierte er zudem klassische<br />

Musik, wechselte danach das Metier und<br />

schrieb Bücher. Produzent Russ DeSalvo<br />

hat seine neuen Songs „ur-amerikanisch”<br />

produziert, immer an der Grenzlinie zwischen<br />

verführerischem Pop und verhaltenem<br />

Rock, natürlich nicht ohne auf gefühlvolle<br />

Balladen zu verzichten, die wie<br />

gemacht für das US-Radio sind.<br />

(inakustik, 2012, 15/63:53)<br />

us<br />

SUZANNE VEGA<br />

CLOSE-UP VOL. 4, SONGS OF<br />

FAMILY<br />

Seit einiger Zeit arbeitet Suzanne Vega<br />

mit ihren CLOSE-UP-Alben ihren eigenen<br />

Backkatalog auf. Dabei ordnet sie<br />

ihre Songs <strong>the</strong>matisch und nimmt sie in<br />

purer Singer/Songwriter-Manier, also<br />

nur mit Akustikgitarre und einigen sparsamen<br />

Verzierungen, neu auf. Für die<br />

vierte Ausgabe in dieser Reihe hat sie die<br />

Songs aus ihrer Feder zusammengestellt,<br />

die sich um das <strong>The</strong>ma „Familie” drehen.<br />

Dabei geht es ihr aber nicht nur um die<br />

Verwandten im eigentlichen Sinne, die<br />

kalifornische Sängerin wendet diesen<br />

Begriff auch auf andere Personen an, die<br />

ihr nahestehen. Ihr Ziel, mit dieser musikalischen<br />

Reduktion den Kern der Songs<br />

mehr in den Mittelpunkt zu stellen, er-<br />

Seite 36 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

reicht sie damit ohne Zweifel. Stücke wie<br />

“Widow’s Walk”, “Tired Of Sleeping”<br />

oder “Pilgrimage” hatten ursprünglich<br />

lange nicht die Intensität, in der sie jetzt<br />

zu hören sind.<br />

(Cooking Vinyl/Indigo, 2012, 14/47:44) us<br />

THE KNACK<br />

TIME WAITS FOR NO ONE:<br />

THE COMPLETE RECORDINGS<br />

Weder um die 60er-<br />

Jahre-UK-Knack<br />

(mit Paul Gurvitz)<br />

noch um die <strong>The</strong><br />

Knack, die Jahre<br />

später mit “My<br />

Sharona” zu ewiger<br />

Berühm<strong>the</strong>it gelangten, geht es hier. Diese<br />

<strong>The</strong> Knack wurden 1965 von Michael<br />

Cain (der 1969 mit Pinkin Canandy ein<br />

zwischenzeitlich vergessenes Psych-Pop-<br />

Meisterwerk ablieferte) gegründet. Schon<br />

ihre erste Single “Time Waits For No<br />

One” bewarb ihre Plattenfirma mit einer<br />

„Besser als die <strong>Beatles</strong>”-Kampagne – ein<br />

Schicksal, das sie komischerweise mit ihren<br />

My-Sharona-Namenskollegen teilten,<br />

auch diese wurden diesen Fluch während<br />

ihrer gesamten Karriere nicht mehr los.<br />

Natürlich waren <strong>The</strong> Knack nicht besser<br />

als die <strong>Beatles</strong>, aber so schlecht, dass<br />

sie nach vier Singles in der ewigen Vergessenheit<br />

landen müssten, dann auch<br />

nicht. TIME WAITS FOR NO ONE: THE<br />

COMPLETE RECORDINGS liefert neben<br />

den acht (remasterten) Single-Titeln<br />

(A & B Seiten) noch weitere vier bisher<br />

unveröffentlichte Stücke aus den Jahren<br />

1966/67 sowie eine alternative Abmischung<br />

von “I’m Aware”. Klasse Musik,<br />

dieser <strong>60s</strong>-Beat an der Schwelle zur psychedelischen<br />

Popmusik, dazu noch alles<br />

CD-Premieren.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2012,<br />

14/35:57) us<br />

AIMEE MANN<br />

CHARMER<br />

Lange vier Jahre hat sich Aimee Mann<br />

Zeit gelassen für ihr neues Album.<br />

Doch die Wartezeit war es wert, mit<br />

CHARMER bestätigt sie eindrucksvoll<br />

ihren Ruf als ungekrönte Königin des<br />

süffigen Pop mit anspruchsvollen Texten.<br />

Musikalisch geht sie dieses Mal<br />

sogar noch einen Schritt weiter zurück,<br />

als man es sonst von ihr gewöhnt ist,<br />

mittlerweile hat sie den verspielten Pop<br />

der 70er Jahre für sich entdeckt und diesen,<br />

ganz im Sinne des Albumtitels, auf<br />

charmante Art und Weise aufgefrischt.<br />

Wichtige Eckpunkte für diesen perlenden<br />

Klang sind natürlich die richtigen<br />

musikalischen Mitstreiter, die sich wie<br />

üblich aus ihrem näheren Umfeld rekrutierten.<br />

Mit dabei ihr langjähriger Freund<br />

und Tourband-Mitglied Paul Bryan, Produzent<br />

Ryan Freeland (Bonnie Raitt, Ray<br />

Lamontagne, Rodney Crowell) sowie die<br />

Tastenasse Jebin Bruni und Jamie Edwards.<br />

Und mit etwas Glück kann man<br />

Aimee Mann ja im Januar nächsten Jahres<br />

auch live erleben, wenn sie für drei<br />

Konzerte (Berlin, Hamburg, Köln) zu<br />

Gast in Deutschland ist.<br />

(V2 Benelux/Soulfood, 2012,<br />

11/38:04) us<br />

CAROL KING<br />

LOVE MAKES THE WORLD<br />

(DELUXE VERSION)<br />

Bereits vor elf Jahren erschien Kings LOVE<br />

MAKES THE WORLD mit einer gleichermaßen<br />

mutigen wie reizvollen Mischung<br />

aus Mainstream-Westcoast und (damals wie<br />

heute) aktuellen Trends, dazu ließ sie andere<br />

Songwriter kooperieren. Der wunderschöne<br />

Titelsong enthält eine sanfte Rap-Passage,<br />

von Carol King souverän interpretiert.<br />

Auch die Funkgitarre passt, doch das Programming<br />

wirkt gewollt – ebenso wie in<br />

der Babyface-Produktion “You Can Do<br />

Anything”. Wie viel natürlicher klingt es,<br />

wenn Greg Wells auf dem mit Paul Brady<br />

und Mark Hudson verfassten “Monday Without<br />

You” trommelt oder Russ Kunkel auf<br />

dem traurigen “This Time”. “<strong>The</strong> Reason”<br />

mit Celine Dion ist Mainstream-Pomp, das<br />

(Fast-)A-Capella-Remake von “Oh Not My<br />

Baby” mit Kontrabassist Charlie Larkey<br />

dafür aufregend. CD 2 bietet fünf weitere<br />

Tracks, darunter einen “Birthday Song”,<br />

der Stevie Wonders “Happy Birthday To<br />

You” Konkurrenz macht, und die wunderschöne<br />

Graham-Nash-Coop “Two Hearts”.<br />

Im Enhanced-Bereich gibt es Songvideos,<br />

Making-Of und Interview.<br />

(Rockingdale/inakustik,<br />

2001/2012, 12/45:59, 5/16:10,<br />

Enhanced 4/32’)<br />

utw<br />

THE GLITTER BAND<br />

LISTEN TO THE BAND<br />

Da kann man doch<br />

glatt<br />

Neuentdeckungen<br />

machen,<br />

die einem in der<br />

Jugend<br />

entgangen<br />

waren: Die Glitter<br />

Band hatte deutlich<br />

mehr drauf als nur ihre gelackt-schmissigen<br />

Gassenhauer à la “Angel Face” oder<br />

“People Like You And People Like Me”.<br />

Letzteres war zwar 1975 die Anschubnummer<br />

für ihr drittes Album LISTEN TO<br />

THE BAND, doch der Aufforderung des<br />

Albumtitels sollte man folgen. Da gibt es<br />

eben auch schon Quasi-Reggaemäßiges,<br />

Fast-Psychedelisches, Rockabilly-Pop,<br />

Glam-Rock’n’Pop und Disco-Funk – eine<br />

breite Stil- und Tempopalette. Ohne Gary<br />

Glitter, den sie anfangs begleitete, legte<br />

die Glitter Band eine beachtliche Variabilität<br />

an den Tag. Auf der erstmaligen CD-<br />

Ausgabe gibt es ein informatives Booklet<br />

und gleich zwölf (!) Bonus-Tracks: Singles,<br />

Beiträge zu längst vergriffenen Samplern,<br />

Alternativfassungen und das unveröffentlichte<br />

“Wheels Keep Turning”.<br />

(7 T’s/Rough Trade, 1975,<br />

23/75:17) pro<br />

PAUL CARRACK<br />

GOOD FEELING<br />

Lässig swingend eröffnet Paul Carrack<br />

mit “Good Feeling” sein neues, gleichnamiges<br />

Album, gibt mit diesem programmatischen<br />

Titel gleichzeitig die Richtung<br />

vor. Selbst produziert, fast alle Instrumente<br />

hat er selbst eingespielt, sein Sohn<br />

Jack – inzwischen reguläres Mitglied<br />

seiner Band – begleitete ihn am Schlagzeug.<br />

Die Songs sind eine Mischung aus<br />

neuem Material, frisch aufgenommenen<br />

Carrack-Klassikern und der einen oder<br />

Pop<br />

anderen, vielleicht auch unerwarteten<br />

Cover-Version. So Bruce Springsteens<br />

Klassiker “If I Should Fall Behind” oder<br />

Nick Lowes “From Now On”, das bereits<br />

vor 30 Jahren auf Carracks Album SUB-<br />

URBAN VOODOO vertreten war. Nach<br />

den letzten Alben, bei denen Carrack<br />

seine Musik entweder klassisch oder im<br />

Bigband-Sound arrangierte, ist GOOD<br />

FEELING eine Rückkehr zu dem Stil,<br />

der ihm immer noch am besten steht:<br />

entspann ter Blue-Eyed-Soul, der die<br />

Stärken seiner Stimme ganz ganz weit<br />

in den Vordergrund bringt. Und mit “A<br />

Child Is Born” erinnert er schon jetzt daran,<br />

dass es so langsam Zeit wird, an die<br />

Weihnachtsgeschenke zu denken ...<br />

(India Media Group/Rough Trade, 2012,<br />

12/45:42) tk<br />

GILBERT O’SULLIVAN<br />

A STRANGER IN MY OWN<br />

BACK YARD + OFF CENTRE +<br />

SOUTHPAW + LIFE & RHYMES<br />

In hochwertig h gestalteten tltt Digipaks, Dii remas tert und mit Bonus-Tracks sowie<br />

neuen Booklets ausgestattet gehen die<br />

Wiederveröffentlichungen der Originalalben<br />

von Gilbert O’Sullivan in die nächste<br />

Runde. A STRANGER IN MY OWN<br />

BACK YARD (1974, 22/62:04) wurde<br />

in Los Angeles aufgenommen, zeigt den<br />

irischen Musiker als genialen Schöpfer<br />

einer ganz eigenen Musikgattung, bei<br />

der er britische Songwriter-Tradition mit<br />

amerikanischer Westcoast-Lässigkeit<br />

kreuzte. Bonus-Tracks: Single A- und<br />

B-Seiten. SOUTHPAW (1977, 21/67:26)<br />

war dann das erste Album, bei dem<br />

O’Sullivan selbst auf dem Produzentenstuhl<br />

Platz nahm. Mit Musikern wie Chris<br />

Spedding, Tony Hymas und den Mike<br />

Sammes Singers arbeitete er akribisch<br />

an der Umsetzung seiner Ideen, der Detailreichtum<br />

hinterlässt einen heute noch<br />

staunend. Auch hier gibt es neun Bonus-<br />

Zugaben. Drei Jahre später überließ er für<br />

sein CBS-Debüt OFF CENTRE (1980,<br />

13/49:10) die Produktion Gus Dudgeon<br />

(El<strong>to</strong>n John, Chris Rea). Auch hier wurde<br />

die hochwertige Studio-Arbeit zwar<br />

von den Kritikern gelobt, dem Publikum<br />

schien seine Musik aber zu anspruchsvoll<br />

zu sein. Einen Bonus-Track gibt es<br />

hier, die Single-B-Seite “Down, Down,<br />

Down”. Neues Album, neuer Produzent,<br />

für LIFE & RHYMES (1982, 14/46:57)<br />

wurde Graham Gouldman von 10cc verpflichtet,<br />

der dazu noch alle Gitarren, den<br />

Bass und die Background-Vocals beisteuerte.<br />

Dazu Topmusiker wie Vic Emerson,<br />

Paul Burgess und Pete Wingfield, auch<br />

hier gibt es klasse Musik zu entdecken,<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 37


CD<br />

die in den Wirren der 80er Jahre (fast<br />

unbemerkt) unterging. Zwei Bonus-<br />

Tracks, zwei B-Seiten. Ein Wort noch zu<br />

den Booklets: Neben den ausführlichen<br />

Liner-Notes sowie allen Songtexten dürften<br />

es vor allem die Track-by-track-Notes<br />

sein, die auf Grund der Anmerkungen von<br />

Gilbert O’Sullivan für höchst interessante<br />

Infos aus erster Hand sorgen.<br />

(Union Square <strong>Music</strong>/Soulfood, 4 CDs) us<br />

BLUR<br />

21 – THE BOX<br />

REVIEWS<br />

Wo fängt man mit dem Loben an, wo hört<br />

man auf? Sowohl von der Verpackung als<br />

auch vom Inhalt her ist diese „Box”, die<br />

als ein mit blauem Leinens<strong>to</strong>ff überzogener<br />

Würfel in den Maßen 19 x 19 x 19 cm ihren<br />

Namen wirklich verdient, ein einmaliges<br />

(wenngleich nicht ganz billiges) Geschenk<br />

von Blur an ihre Fans. Klappt man den Deckel<br />

auf, finden sich die CDs und DVDs in<br />

einem Schieberegister verstaut, dahinter in<br />

einem Extra-Schubfach ein Hardcover-Begleitbuch<br />

sowie eine 7”-Single. Jedes der<br />

sieben regulären Studio-Alben (LEISURE,<br />

MODERN LIFE IS RUBBISH, PARK-<br />

LIFE, THE GREAT ESCAPE, BLUR, 13,<br />

THINK TANK) bekam eine zusätzliche<br />

CD spendiert, gefüllt mit Single-B-Seiten,<br />

Remix- und Alternativversionen sowie<br />

mit dem einen oder anderen Non-Album-<br />

Track aus der jeweiligen Zeit. Doch damit<br />

nicht genug, weitere vier (!) CDs voller<br />

fast gänzlich unveröffentlichtem Material<br />

– RARITIES ONE & TWO betitelt – liefern<br />

sowohl Musik aus der Vor-Blur-Zeit<br />

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NEU<br />

Ab sofort ist <strong>GoodTimes</strong> auch<br />

als eMagazine für PC, Lap<strong>to</strong>p,<br />

iPad, iPhone und diverse weitere<br />

Lesegeräte erhältlich.<br />

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als auch massenhaft Demo- und Alternativ-<br />

Versionen aus allen Karrierephasen der<br />

Band. Ein exklusives Sammlerstück ist<br />

auch die Vinylsingle, auf der man mit “Superman”<br />

einen 1989er Livetrack der Band<br />

Seymour findet, die sich bald darauf in Blur<br />

umbenennen sollte. Ebenso hochwertig das<br />

voluminöse Begleitbuch, in dem sich alles,<br />

aber auch wirklich alles Wissenswerte<br />

in Wort und Bild findet, was man über die<br />

Karriere der Briten wissen sollte. Chronologisch<br />

– Album für Album – geht es durch<br />

die 90er Jahre, als Blur zu Protagonisten<br />

eines neuen Musikstiles, des Brit-Pop,<br />

wurden. Neben den nüchternen und detaillierten<br />

Fakten geben die Bandmitglieder in<br />

aktuellen Interviews ausführlich ihre Sicht<br />

der Dinge zu Pro<strong>to</strong>koll, was vor allem in<br />

Verbindung mit den Demos der RARITIES-<br />

CDs eine interessante Kombination ergibt.<br />

Selten gab es eine so erstklassige – und vor<br />

allem schlüssige – Aufarbeitung einer Karriere,<br />

deren Gerüchte von einer Fortsetzung<br />

durch zahlreiche Livetermine (u.a. bei der<br />

Schlussfeier der Olympischen Spiele in<br />

London) sowie durch vereinzelte Veröffentlichungen<br />

neuer Songs am Leben gehalten<br />

werden. Mal sehen ob im Herbst wirklich<br />

das versprochene, neue Album erscheint.<br />

(EMI, 2012, 18 CDs, 3 DVDs<br />

+ 7” Single) tk<br />

MUNGO JERRY<br />

THE DAWN SINGLES<br />

COLLECTION<br />

Natürlich geht es<br />

mit “In <strong>The</strong> Summertime”<br />

los, aber<br />

vom Mai 1970,<br />

als Ray Dorset mit<br />

Mungo Jerry und<br />

dem Über-Hit seinen<br />

Einstand gab, bis zum Mai 1975<br />

lieferte er mehr beachtliche Nummern,<br />

die allerdings nicht ganz soviel Anklang<br />

fanden. Alle A- und B-Seiten sämtlicher<br />

Singles jener Jahre beim Dawn-Label<br />

sind auf dieser Doppel-CD zusammengefasst,<br />

inklusive der „Übersee”-Veröffentlichungen.<br />

Und plötzlich erinnert man<br />

sich: Auch ”Baby Jump”, ”Lady Rose”,<br />

”Alright, Alright, Alright”, ”You Don’t<br />

Have To Be In <strong>The</strong> Army” waren veritable<br />

Chart-Erfolge und ansprechende<br />

Songs! 33 Nummern sind hier kompiliert,<br />

mit Infos zu jeder Single im Booklet –<br />

perfekt zum näheren Kennenlernen dieser<br />

insgesamt recht vielseitigen und doch<br />

unterschätzten Truppe mit den Wurzeln<br />

in Skiffle und Blues(-Rock). Aber auch<br />

zu nostalgischem Schwelgen in Erinnerungen<br />

bestens geeignet.<br />

(7 T’s/Cherry Red/Rough Trade, 2012,<br />

(15/65:11, 18/51:49) pro<br />

TOMMY ROE<br />

DEVIL’S SOUL PILE<br />

Man kann sich schon kaum mehr daran erinnern,<br />

wann Tommy Roe das letzte Mal<br />

ein Album mit neuen Songs vorgelegt hat,<br />

seine letzten Veröffentlichungen waren<br />

allesamt Zusammenstellungen von Titeln<br />

aus den 60er und 70er Jahren. Alle neun<br />

Songs von DEVIL’S SOUL PILE hat Roe<br />

selbst geschrieben, besonders der Titelsong<br />

liegt ihm dabei am Herzen. Darin geht es<br />

um nicht funktionierende Beziehungen in<br />

der Familie und die Auswirkungen auf die<br />

Kindheit, in den Liner-Notes gibt er dann<br />

auch zu, dass dies nicht unbedingt die Art<br />

von Musik ist, die man von ihm gewohnt ist<br />

– aber er musste sich dieses <strong>The</strong>ma einfach<br />

von der Seele schreiben. Doch keine Angst,<br />

der Rest der Songs ist wesentlich sonniger<br />

angelegt. Das zusammen mit Melissa Hooker<br />

gesungene “It’s For You I’m Me” widmet<br />

er seiner Frau, Liebeskummer ist das<br />

<strong>The</strong>ma von “Water Underneath My Bridge”<br />

und “Without Her”, in “Love For My Woman”<br />

besingt er die unbändige Kraft der<br />

Liebe, “That’s When She Ran Out Of Time”<br />

erzählt von unerfüllten Sehnsüchten. Auch<br />

musikalisch zeigt sich Tommy Roe gereift<br />

und gelassen, kann es sich leisten, auf große<br />

Gesten zu verzichten, seine Songs sind auch<br />

so gut genug. Welcome back!<br />

(Airebelle/Import, 2012, 9/31:05) us<br />

THE BEAT<br />

I JUST CAN’T STOP IT +<br />

WHA’PPEN? + SPECIAL BEAT<br />

SERVICE<br />

<strong>The</strong> Beat waren zu<br />

Beginn der 80er Jahre<br />

die nach Madness<br />

und <strong>The</strong> Specials<br />

wohl<br />

bekannteste<br />

Band, die aus dem<br />

Stall des 2-Tone-<br />

Labels Lbl hervorging. Mit ihrem Mix aus<br />

Ska, Reggae, Soul, New Wave und <strong>60s</strong>-<br />

Mod-Pop waren sie äußerst erfolgreich –<br />

zumindest im UK. Dort hatten sie gleich<br />

mehrere Singles in den Top Ten, darunter<br />

“Mirror In <strong>The</strong> Bathroom” (#4), “Too Nice<br />

To Talk To” (#7) und ihr Smokey-Robinson-Cover<br />

“Tears Of A Clown” (#6). Ihre<br />

ersten beiden LPs I JUST CAN’T STOP IT<br />

(1980) und WHA’PPEN? (1981) erreichten<br />

jeweils Platz drei der LP-Charts, ihr<br />

Abschiedsalbum SPECIAL BEAT SER-<br />

VICE (1982) immerhin die respektable<br />

Position 21. Doch nach nur drei Jahren war<br />

die Karriere der Band – die Fans wie Pete<br />

Townshend besaß, der den <strong>The</strong>-Beat-Song<br />

“Save It For Later” coverte – beendet. Die<br />

Mitglieder gründeten mit den Fine Young<br />

Cannibals und General Public erfolgreiche<br />

Nachfolge-Combos. Jetzt bietet sich die<br />

Gelegenheit, eines der wohl besten Kapitel<br />

des britischen <strong>80s</strong>-Pop intensiv kennen zu<br />

lernen: Alle drei Alben werden nun – jeweils<br />

zu 2CD/1DVD-Deluxe-Versionen<br />

erweitert, die kaum einen Wunsch offenlassen<br />

– wiederveröffentlicht. Neben den<br />

Original-LPs beinhalten sie eine Fülle an<br />

Bonus-Material, darunter Non-Album-<br />

Singles, B-Seiten, Liveversionen, Remixe<br />

und Radiosessions sowie auf den DVDs<br />

Videoclips und TV-Auftritte. Hinzu kommen<br />

umfangreiche Booklets mit u.a. detaillierten<br />

Liner-Notes von Ex-Label-Kollegin<br />

Rhoda Dakar (<strong>The</strong> Bodysnatchers).<br />

<strong>The</strong> Beat goes on!<br />

(Edsel/Soulfood, 1980, 12/36:28,<br />

19/66:35 + 1981, 12/39:59, 14/65:05 +<br />

1982, 19/73:44, 20/74:54 ) frs<br />

Pop<br />

ART GARFUNKEL<br />

THE SINGER<br />

Kurz<br />

nacheinander<br />

veröffentlicht<br />

Columbia,<br />

die Plattenfirma<br />

von Simon<br />

& Garfunkel, zwei<br />

Retrospektiven, die<br />

einen Blick auf das<br />

Solowerk der beiden Duomitglieder werfen.<br />

Bezeichnenderweise ist diejenige<br />

von Paul Simon mit SONGWRITER und<br />

die von Art Garfunkel mit THE SINGER<br />

betitelt: Während Simon stets Komponist<br />

war, ist Garfunkel mit seiner süßlichen Tenorstimme<br />

„nur” Interpret. Nach seinem<br />

Split von Simon ließ er sich seine Songs<br />

von anderen Größen, etwa Jimmy Webb<br />

(“Scissors Cut”) oder Mike Batt (“Bright<br />

Eyes”), schreiben. Die Doppel-CD THE<br />

SINGER präsentiert 34 von ihm ausgewählte<br />

und im Booklet persönlich kommentierte<br />

Songs, die zwischen 1964 und<br />

2012 entstanden. Angefangen mit von ihm<br />

gesanglich dominierten S&G-Nummern<br />

wie “Bridge Over Troubled Water” und<br />

“Kathy’s Song” bis hin zu den zwei ganz<br />

neuen, exklusiv für diese Kollektion eingespielten<br />

Songs “Lena” und “Long Way<br />

Home”. Im Gegensatz zu seinem früheren<br />

Duopartner mag Garfunkel zwar nicht<br />

immer so geschmackssicher sein und<br />

mitunter die Grenze zum Kitsch mehr als<br />

nur berühren. Doch auf dieser fünf Jahrzehnte<br />

umspannende Sammlung kommt<br />

dann doch so einiges an Brauchbarem bis<br />

Gutem zusammen, etwa seine Version des<br />

Albert-Hammond-Songs “99 Miles From<br />

L.A.” oder “Breakaway”, seine Zusammenarbeit<br />

mit Crosby & Nash. Ja, und<br />

selbst sein größter Hiterfolg, das schmachtende<br />

“Bright Eyes” (1979, UK #1, D #3),<br />

ist doch eigentlich ganz schön ...<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 17/63:28,<br />

17/57:55) frs<br />

CHRISTIE<br />

NO TURN UNSTONED<br />

Mit “Yellow River” landeten Christie Anfang<br />

der 70er Jahre einen Welthit (#1 in<br />

26 Ländern!). Bandleader Jeff Christie ist<br />

heute noch aktiv und hat jetzt in seinen<br />

Archiven gewählt und genug Popmaterial<br />

für eine Doppel-CD gefunden. Die Klangqualität<br />

variiert ebenso wie die Güte der<br />

Songs, aber es sind jede Menge Perlen zu<br />

finden – und auch die stilistische Bandbreite<br />

beeindruckt. Vom akustisch gehaltenen<br />

“Programmed To Receive” (1981) über den<br />

Elvis-artig gestalteten Rockabilly “Steamroller”<br />

oder den Country-Rocker “Politician<br />

Man” bis zur Schmelzballade “I Said<br />

She Said” oder dem Glam-mäßigen “Abilene”<br />

ist alles dabei. Zu “Cannery Row” ließ<br />

Christie sich durch die S<strong>to</strong>nes inspirieren,<br />

dazu entpuppt sich Christie mehrfach als<br />

beeindruckender Spanish-Guitar-Spieler –<br />

zugreifen, kann man nur empfehlen!<br />

(Angel Air/Fenn, 2012, 20/69:16,<br />

20/76:39) pro<br />

TANITA TIKARAM<br />

CAN‘T GO BACK<br />

Sieben Jahre hat sich die einst in Münster<br />

zur Welt gekommene Tanita Tikaram Zeit<br />

für ihr neues Studio-Album gelassen. Energiegeladen,<br />

geradezu rockig startet sie<br />

Seite 38 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

mit “All Things To You” (sie hat offenbar<br />

auch Led Zep gehört). Danach geht es<br />

mehr in Richtung poppig angehauchtem<br />

Country (sie hat Americana für sich entdeckt),<br />

Folk und Soul, wobei die flexibel<br />

angelegten und arrangierten Songs Nachdenklichkeit<br />

ausstrahlen, von Tikarams<br />

warmer Stimme mit dem tief-sonoren<br />

Timbre geprägt sind – und erstaunlich<br />

reif tönen. Die Britin liefert Erwachsenen-Unterhaltung<br />

im besten Sinne des<br />

Wortes, genau richtig für die Jahreszeit,<br />

für entspannte Abende vor dem Kaminfeuer.<br />

Auch wenn die (weiblichen) Chorgesänge<br />

manchmal einen Hauch zu viel<br />

des Guten liefern. Insgesamt aber eine<br />

gelungene, instrumental meist vom Piano<br />

dominierte Rückmeldung.<br />

(ear<strong>Music</strong>/edel, 2012, 10/38:51) pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

STRANDGEFLÜSTER + WENN<br />

DER SOMMER KOMMT<br />

Zwei klasse Zusammenstellungen tll aus<br />

dem Hause Bear Family widmen sich<br />

den Träumen (und Traumvorstellungen)<br />

der Menschen im (west-)deutschen Wirtschaftswunderland<br />

der 50er und 60er Jahre.<br />

Laut STRANDGEFLÜSTER scheint<br />

Hawaii das begehrteste Ziel dieser Zeit<br />

gewesen zu sein, Uschi Reno singt “Am<br />

Stand von Honolulu”, Inge Brandenburg<br />

“Südlich von Hawaii”, Jan & Kjeld “Itsy<br />

Bitsy Tennie Weenie Honolulu Strand-<br />

Bikini”, mit lupenreinem Beach-Boys-<br />

Sound besingen <strong>The</strong> Blue Bro<strong>the</strong>rs (Drafi<br />

Deutscher & Michael Holm!) den “Summer<br />

In Hawaii”. Dazu die Nilsen Bro<strong>the</strong>rs<br />

mit “Rimini-Bikini-Baby”, Wencke<br />

Myhre mit “Er hat ein knallrotes Gummiboot”<br />

oder “Strand der tausend Lieder”<br />

von Connie Francis. Hausbackener, aber<br />

nicht weniger träumerisch klingen die<br />

Lieder, die auf WENN DER SOMMER<br />

KOMMT versammelt sind. Lolita steuert<br />

den Titelsong bei, eine junge Romy<br />

Schneider gibt zu “Ja, man verliebt sich”,<br />

dazu Peter Alexander, Ivo Robic, Gerhard<br />

Wendland, Margot Eskens, Chris Howland<br />

und Melitta Berg. Mit schön gestalteten<br />

Booklets und frischem Sound wird<br />

in beiden Fällen der gewohnt hohe Bear-<br />

Family-Standard gehalten.<br />

(Bear Family, 2012, 25/60:51, 25/64:51) us<br />

THE MAMAS & THE PAPAS<br />

PEOPLE LIKE US<br />

Bei seiner Veröffentlichung 1971 stieß<br />

das Mamas & Papas-Album PEOPLE<br />

LIKE US auf sehr zwiespältige Reaktionen.<br />

Dabei waren die Vokalharmonien<br />

superb, die Instrumentalbegleitung durch<br />

die funky angehauchten Mo<strong>to</strong>wn-Sessionmusiker<br />

ordentlich, und auch die Songqualität<br />

konnte überzeugen. Alles in allem<br />

war es ein Gute-Laune-Werk, obwohl es<br />

nur wegen vertraglicher Verpflichtungen<br />

überhaupt entstand und in der Gruppe<br />

unterschwellig jede Menge Konflikte<br />

herrschten. Die Deluxe-Edition-Neuauflage<br />

bietet jetzt ein 16-seitiges Booklet<br />

und neun Bonus-Tracks (Outtakes, Alternativversionen,<br />

Demos). Sie verdeutlicht,<br />

dass die LP ursprünglich von vielen Kritikern<br />

schlicht unterschätzt wurde. Als Anspieltipps<br />

zu empfehlen sind “Snowqueen<br />

Of Texas”, “No Dough”, “Shooting Star”<br />

und das Titelstück.<br />

(Cherry Red/Rough Trade 1971,<br />

21/67:32) pro<br />

BEACH BOYS<br />

50 BIG ONES – GREATEST HITS<br />

Best-Of-Kompilationen von den Beach<br />

Boys gibt es wie Sand in den Buchten<br />

Kaliforniens. Was spricht also für 50 BIG<br />

ONES – GREATEST HITS? Zunächst<br />

einmal, dass die Doppel-CD die insgesamt<br />

50 „Hits” (nicht nur kommerzielle,<br />

sondern auch künstlerische Treffer) in<br />

ihrem derzeit aktuellsten Remastering<br />

präsentiert. Die Klangqualität ist hervorragend;<br />

nicht nur die komplexen Songs<br />

aus den späten 60ern, als die Beach Boys<br />

mit PET SOUNDS und SMILEY SMILE<br />

neue Maßstäbe in Arrangement und<br />

Sound setzten, klingen wunderbar transparent.<br />

Überdies ist die zum 50. Bandjubiläum<br />

veröffentlichte Sammlung eine<br />

fünf Dekaden umspannende Auswahl:<br />

von der 1962er Single “Surfin’ Safari”<br />

bis hin zu “That’s Why God Made <strong>The</strong><br />

Radio” und “Isn’t It Time”, zwei Songs<br />

vom aktuellen Album. Eine abgespecktere,<br />

günstigere Ausgabe mit nur 20 Titeln<br />

auf einer CD, schlicht GREATEST HITS<br />

betitelt, konzentriert sich stärker auf die<br />

Chart-Nummern (u.a. “California Girls”,<br />

“Surfin‘ USA”, “Good Vibrations”).<br />

(Capi<strong>to</strong>l/EMI, 2012, 25/59:19,<br />

25/75:48) frs<br />

DONNY & MARIE<br />

THE SINGLES COLLECTION<br />

Donny und Marie waren die Nesthäkchen<br />

des Osmond-Clans, der in den 70er Jahren<br />

abräumte. Sowohl solo als auch als<br />

Duo durften die beiden Jüngsten singend<br />

ran, moderierten auch eigene TV-Shows.<br />

In den Prä-MTV-Zeiten landeten sie mit<br />

ihrem Streicher-beladenen, anfangs noch<br />

kindlich gesungenen Bubblegum-Pop<br />

auf den Chart-Spitzenplätzen. Das UK-<br />

Reissue-Label 7 Ts hat nun sämtliche 18<br />

Songs, die das Duo (mit wechselndem<br />

Leadgesang) in den 70er Jahren veröffentlichte,<br />

auf eine CD gepackt, die vor<br />

allem Nostalgiker erfreuen dürfte. Dass<br />

die Strippenzieher im Hintergrund das<br />

aktuelle Pop-Geschehen aufmerksam<br />

verfolgten, dokumentiert schon “Take<br />

Me Back Again”: Da kupferte Au<strong>to</strong>r<br />

Mike Curb schlicht bei Abba ab. Unterhaltungsmusik,<br />

die auch im Fahrstuhl<br />

laufen könnte – und immer noch gefragt<br />

ist, wie die ausverkauften Shows der Geschwister<br />

in Las Vergas beweisen.<br />

(7 Ts/Cherry Red/Rough Trade, 2012,<br />

18/56:06) pro<br />

SPARKS<br />

SHORTCUTS + EXTENDED<br />

Der Hörer hat die Wahl, ob er bei der Teil-<br />

Werkschau der Sparks den Schwerpunkt auf<br />

die kurzen, knackigen Songs legt. Dann sollte<br />

er zu SHORTCUTS (Untertitel: „<strong>The</strong> 7 Inch<br />

Mixes”) greifen. Mag er lieber die Langversionen,<br />

ist EXTENDED („<strong>The</strong> 12 Inch Mixes”)<br />

zu empfehlen. Die beiden Doppel-CDs von<br />

Ron und Russell Mael decken die Jahre<br />

1979–1984, also jene Übergangsphase vom<br />

Glam-Rock hin zu Synthie-Orientiertem, ab.<br />

Hörenswert sind beide Scheiben, denn kaum<br />

ein Pop-Act war so experimentierfreudig und<br />

verpackte diese komposi<strong>to</strong>rische Offenheit in<br />

kompakte Songs. Bizarr, originell, mit Lust<br />

zur Persiflage, melodiös – das waren und<br />

sind die Sparks. Hat man diese Compilations<br />

gehört, weiß man, wie sehr sie die Pet Shop<br />

Boys, Soft Cell oder OMD beeinflussten.<br />

Dazu treiben die Substanznummern immer<br />

noch auf die Tanzfläche.<br />

(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 15/53:56,<br />

14/53:36 + 8/49:20,9/46:40) pro<br />

Pop<br />

SHOWADDYWADDY<br />

RED STAR + CREPES &<br />

DRAPES + BRIGHT LIGHTS<br />

Auf Afih ihrem vierten Album<br />

mixten Showaddywaddy<br />

einmal mehr<br />

(sechs)<br />

Cover-Versionen<br />

(die im UK praktisch<br />

durch die Bank<br />

charteten) und (sieben)<br />

selbst verfasste, recht propere Songs, allesamt<br />

ziemlich rock’n’rollig orchestral samt Glam-<br />

Anleihen arrangiert. Auch heute noch gehörgängiges<br />

Party-Futter, mit dem den Briten<br />

die Gratwanderung zwischen Nostalgie und<br />

Pop-Gegenwart gelang. Jetzt ergänzt mit acht<br />

von Singles gezogenen Bonus-Stücken. CRE-<br />

PES & DRAPES (2 BT) setzte den Anachronismus<br />

der Fifties-Revitalisierung fort, bot<br />

mit Eric Carmens “Rock’n’Roll” Jüngeres<br />

plus wieder recht gelungene Eigennummern.<br />

Ähnliches gilt für BRIGHT LIGHTS (2 BT)<br />

– doch da war der Pop-Zeitgeist weitergezogen,<br />

erstmals belegte die Band nur untere<br />

Chart-Ränge, obwohl sie ihr Konzept weiter<br />

konsequent durchzog – aber irgendwie war<br />

1980 die Luft raus ...<br />

(7 Ts/Cherry Red/Rough Trade, 1977, 1979,<br />

1980, 21/61:06 + 14/40:18 + 14/36:23) pro<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 39


REVIEWS<br />

CD<br />

REVIEWS<br />

Rock<br />

VARIOUS ARTISTS + MIMI<br />

ROMAN + MYRNA LORRIE<br />

+ LAURA LEE PERKINS<br />

MEET THE PEARLS + I’M<br />

READY IF YOU’RE WILLING +<br />

HELLO BABY + DON’T WAIT UP!<br />

„Juke Box Pearls” – mit dieser neuen Serie<br />

lenkt Bear Family Records die Aufmerksamkeit<br />

auf einige Frauen, die die Ära des<br />

frühen Rock’n’Roll mitprägten. MEET<br />

THE PEARLS heißt der Sampler, der die<br />

Girls präsentiert, die zwar primär aus der<br />

Country-Musik kamen, aber mit ihren rockigen<br />

Songs schnell zu ersten „Queens Of<br />

<strong>The</strong> Hop” wurden. Rose Maddox, Charline<br />

Arthur, Margie Single<strong>to</strong>n, Janis Martin oder<br />

Sandy Selsie – nie gehört? Kein Problem,<br />

bekannter dürften da schon Loretta Lynn<br />

und Anita Carter sein, allen gemeinsam<br />

ist die unbändige Leidenschaft anzuhören,<br />

mit der sie ihren frühen Rock’n’Roll zelebrierten<br />

– ohne Rücksicht auf Verluste! Wie<br />

hart der Kampf dieser Mädels damals war,<br />

erfährt man im wie immer vortrefflichen<br />

Booklet, die Texte erzählen ausführlich<br />

die Geschichte jeder einzelnen Sängerin.<br />

Drei davon erhalten in der ersten Runde<br />

der „Juke Box Pearl”-Reihe gar eine eigene<br />

CD. Mimi Rothman war ein jüdisches<br />

Mädchen aus New York, wollte unbedingt<br />

Countrysängerin werden – so änderte sie<br />

ihren Nachnamen in Roman und erzählte<br />

allen Leuten, sie stamme aus Kalifornien.<br />

Zwischen ihrer Liebe (Country) und dem,<br />

was die Plattenfirma von ihr hören wollte<br />

(Pop), wurde sie zerrieben. Die Musik, die<br />

in New York und in Nashville (teilweise<br />

live auf der Bühne mit Carl Smith und Ronnie<br />

Self) aufgenommen wurde, gibt es jetzt<br />

erstmals unter dem Titel I’M READY IF<br />

YOU’RE WILLING (2012, 25/62:11) auf<br />

CD. Aus Kanada kam Myrna Lorrie 1955<br />

als 15-Jährige nach Nashville, unterschrieb<br />

bei RCA einen Plattenvertrag. Doch da es<br />

mit dem ganz großen Erfolg nicht klappte,<br />

ging sie zurück in ihre Heimat, wo sie zunächst<br />

als lokaler Fernsehstar, dann als Förderer<br />

junger Talente (Shania Twain!) auf<br />

sich aufmerksam machte. HELLO BABY<br />

(2012, 22/52:13) versammelt nun ihre besten<br />

Aufnahmen aus den 50er und 60er Jahren.<br />

„Die weibliche Ausgabe von Jerry Lee<br />

Lewis”, so warb die Plattenfirma 1958 für<br />

die Musik von Laura Lee Perkins, die sich<br />

das Spielen, oder besser gesagt das Hämmern,<br />

auf dem Piano selbst beigebracht<br />

hatte. Mit ihrem wilden Rockabilly war<br />

sie – als Frau – ihrer Zeit so weit voraus,<br />

dass sie keine Chance auf eine große Karriere<br />

hatte und viele Jahre durch Clubs in<br />

Michigan, Ohio und dem südlichen Ontario<br />

tingelte. Alles nachzulesen im klasse aufgemachten<br />

und bebilderten Booklet (inkl.<br />

Discographie) und eigentlich unglaublich,<br />

bei der richtig guten Musik, die man auf<br />

DON’T WAIT UP (2012, 14/29:26) zu hören<br />

bekommt!<br />

(Bear Family, 2012, 25/58:25) us<br />

KATATONIA<br />

DEAD END KINGS<br />

Dass ehemalige Dark Rocker, wenn sie ihren<br />

musikalischen Wurzeln nicht abschwören,<br />

diese stattdessen durch die Hinzunahme<br />

anderer Stilrichtungen erweitern, ein<br />

<strong>The</strong>ma für die Charts sein können, haben<br />

jüngst Ana<strong>the</strong>ma mit ihrem Meisterwerk<br />

WEATHER SYSTEMS bewiesen, das<br />

problemlos europaweit die Top 20 enterte.<br />

Auch die schwedische Formation Kata<strong>to</strong>nia<br />

hat ihre einst unbarmherzigen Attacken<br />

auf sensible Gehörgänge von Platte<br />

zu Platte verfeinert. Das aktuelle neunte<br />

Album DEAD END KINGS ist das bislang<br />

abwechslungsreichste und technisch<br />

versierteste Klangresultat der Skandinavier<br />

geworden. Die elf Titel speisen sich neben<br />

Metal aus Elementen des Prog, des Gothic<br />

und des leidenschaftlichen Pop. Parallelen<br />

zu Paradise Lost oder Fields Of <strong>The</strong> Nephilim<br />

können gezogen werden, sind von der<br />

Band erwünscht. DEAD END KINGS ist<br />

die Reise in eine finstere und ergreifende<br />

musikalische Landschaft.<br />

(Peaceville/edel, 2012, 11/48:48) mfg<br />

LYNYRD SKYNYRD<br />

LAST OF A DYIN’ BREED<br />

Schon das Titelstück<br />

macht zu Beginn klar,<br />

dass die Sou<strong>the</strong>rn-<br />

Rockveteranen noch<br />

Biss haben, längst<br />

nicht daran denken,<br />

das<br />

Südstaaten-<br />

Banner niederzulegen: Messerscharfes<br />

Slidespiel prägt die Nummer, Gründungsmitglied<br />

Gary Rossing<strong>to</strong>n schwingt sich zu<br />

neuen Höhenflügen auf, Johnny van Zant<br />

hat sich vokal längst freigeschwommen<br />

und röhrt mit der nötigen Rauheit – unterstützt<br />

von Rick(ey) Medlock, der sich<br />

mit Rossing<strong>to</strong>n und Mark Matejka feurige<br />

Saitenduelle liefert. Das Trio hat die meisten<br />

neuen Songs mit wechselnden Helfern<br />

verfasst. Die von der neunköpfigen Band<br />

angestimmten Songs grooven und warten<br />

auch mal mit Überraschungen auf wie dem<br />

balladesken, von Akustikgitarren und Piano<br />

geprägten “Ready To Fly”. Bei allem Traditionsbewusstsein<br />

tönt die Band erstaunlich<br />

frisch und dürfte auch kritische Fans zufriedenstellen.<br />

(Roadrunner/Warner, 2012, 11/45:06) pro<br />

WOVENHAND<br />

THE LAUGHING STALK<br />

Wovenhand, die Band des früheren 16-Horsepower-Kopfes<br />

David Eugene Edwards,<br />

besteht nun seit rund zehn Jahren. Mit dem<br />

siebten, THE LAUGHING STALK betitelten<br />

Album stehen die Zeichen jetzt jedoch<br />

eindeutig auf Veränderung. Die Gruppe<br />

türmt im Gegensatz zu früher, als man in<br />

sechs Alben mehr oder minder einen weitgehend<br />

ruhigen, aber intensiven und unverwechselbaren<br />

Alternative Country bot, nun<br />

einen wahren Soundrausch an Gitarren auf.<br />

Das stützen ein wuchtiges und vielschichtiges<br />

Schlagzeugspiel und der weiterhin<br />

dramatische Gesang. Verantwortlich für<br />

den Kurswechsel ist offenbar Produzent<br />

Alexander Hacke von den Einstürzenden<br />

Neubauten, mit dem Edwards neuerdings<br />

die Saiten bei der wiederbelebten 80er-<br />

Indie-Kultgruppe Crime & City Solutions<br />

teilt. Alte Fans vergraulen Wovenhands mit<br />

dem neuen Album sicherlich nicht, womöglich<br />

gewinnen sie sogar einige neue hinzu.<br />

(Glitterhouse/Indigo, 2012, 9/42:53) an<br />

BILLY JOEL<br />

THE STRANGER + 52nd STREET<br />

Nach dem erfolgreichen TURN STILES<br />

aus dem Jahr 1976 veröffentlichte Billy<br />

Joel das häufig unterschätzte THE<br />

STRANGER, auf dem er seine Kompositionskünste<br />

bewies. Von eingängigen<br />

Rocksongs (“<strong>The</strong> Stranger”) über Pop-<br />

Rock (“She’s Always A Woman”) bis<br />

hin zu seinem unvergesslichen “Just <strong>The</strong><br />

Way You Are” reicht das Spektrum des<br />

begnadeten Musikers, der ein Jahr später<br />

mit 52nd Street, auf dem sich der Hit<br />

“My Life” befand, ein wenig stärker den<br />

Rockaspekt be<strong>to</strong>nte (zum Beispiel “Half<br />

A Mile”, “Big Shot”). Tendenziell etwas<br />

moderner, besinnt sich Joel aber immer<br />

noch auf einen organischen Studiosound,<br />

der trotz aller Perfektion eher erdig klingt.<br />

Durch das Mastering wurde ein wenig der<br />

Druck der Alben erhöht und ganz klar die<br />

Transparenz. Vorbildlich!<br />

(Mobile Fidelity/Sieveking Sound,<br />

1974, 9/42:40 + 1978, 9/40:44 ) at<br />

SHURMAN<br />

INSPIRATION<br />

Schon seit gut zehn Jahren veröffentlicht<br />

der in Hawaii und Georgia aufgewachsene<br />

Texaner Aaron Beavers mit wechselnden<br />

Musikern unter dem Bandnamen Shurman<br />

Alben, auf denen er seine Version von<br />

Roots-Rock zum Besten gibt – mit klarer<br />

Be<strong>to</strong>nung auf Rock. Auch sein neuestes, in<br />

Austin, Texas, entstandenes Werk macht<br />

da keine Ausnahme, INSPIRATION liefert<br />

handgemachte Musik im Grenzbereich<br />

zwischen Country, Folk und Rock, bei der<br />

die E-Gitarre die Richtung vorgibt. Aktuell<br />

hat Beavers mit Mike <strong>The</strong>rieau (b, voc),<br />

Harley Husband (g, ban, Lapsteel) und<br />

Craig Bagby (dr, keys) drei Top-Mitstreiter<br />

in der Band, denen man den Spaß an der<br />

Sache deutlich anhört. Klasse Service: Blue<br />

Rose liefert zusätzlich zur neuen CD auch<br />

noch eine „Retrospective Bonus CD”, auf<br />

der es einen Querschnitt durch die bisherigen<br />

Shurman-Alben zu hören gibt.<br />

(Blue Rose/Soulfood, 2012, 11/45:50,<br />

11/44:13) us<br />

HUGH CORNWELL<br />

TOTEM AND TABOO<br />

Die Stranglers mögen weiterhin gute Alben<br />

machen. Aber mit seinem neuen Werk TO-<br />

TEM AND TABOO zeigt ihr Ex-Sänger/<br />

Gitarrist Hugh Cornwell, der schon vor<br />

über 20 Jahren wegen künstlerischer Differenzen<br />

ausstieg, den Punk-Rock-Heroen<br />

was wahrhaft gutes Songwriting und zündendes<br />

E-Gitarrenspiel sind. Auf dem von<br />

Produzentenstar Steve Albini (Nirvana,<br />

Robert Plant u.a.) aufgenommenen und<br />

abgemischten Album reiht sich fürwahr<br />

Kracher an Kracher. Schon gleich der<br />

Glam-Rock-artige Opener und Titeltrack<br />

geht gut in Beine und Ohren und macht<br />

Bowies Frühwerk alle Ehre. “Stuck In<br />

Daily Mail Land”, “Gods, Guns & Gays”<br />

und “A Street Called Carroll” sind große<br />

britische Rock- und Popkunst. Und mit<br />

dem epischen, an düstere Früh-Stranglers-<br />

Dramolette erinnernden, fast zehnminütigen<br />

“In <strong>The</strong> Dead Of <strong>The</strong> Night” geht<br />

eine grandiose Platte zu Ende, mit der der<br />

nunmehr 63-jährige Cornwell seinen zweiten<br />

Frühling erlebt.<br />

(Cadiz/Soulfood, 2012, 10/45:32) frs<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

RE-MACHINED – A TRIBUTE<br />

TO DEEP PURPLE’S MACHINE<br />

HEAD<br />

Einhellig zu den besten<br />

Deep-Purple-Alben<br />

aller Zeiten zählen<br />

sowohl Fans als<br />

auch Kritiker MA-<br />

CHINE HEAD. Zum<br />

40. Geburtstag dieses<br />

Werkes lassen zahlreiche Kollegen und<br />

Weggefährten der britischen Band diesen<br />

Meilenstein der Rockgeschichte mit Cover-<br />

Versionen neu auferstehen. Sammy Hagar<br />

und Joe Satriani haben sich zusammen mit<br />

ihrer Band Chickenfoot “Highway Star”<br />

vorgenommen, “Lazy” wird von Jimmy<br />

Barnes und Joe Bonamassa stark Blues-lastig<br />

interpretiert, Iron Maiden nehmen sich<br />

“Space Truckin’” vor, und Metallica wagen<br />

sich an “When A Blind Man Cries”. Gleich<br />

zweimal gibt es “Smoke On <strong>The</strong> Water” zu<br />

hören, einmal ziemlich originalgetreu von<br />

Carlos Santana (Vocals: Papa-Roach-Frontmann<br />

Jacoby Shaddix) und einmal – typisch<br />

durchgeknallt – von den Flaming Lips. Dass<br />

man hier kein neues Meisterwerk erwarten<br />

darf, ist klar, dennoch macht es Spaß, die<br />

unverhohlene Freude zu spüren, die die<br />

Bands bei den Interpretationen dieser legendären<br />

Musikstücke hatten.<br />

(Eagle/edel, 2012, 9/46:12)<br />

us<br />

PHILLIP BOA AND THE<br />

VOODOOCLUB<br />

LOYALTY<br />

Scheinbar unbeeindruckt vom Lauf der Zeit<br />

legt Phillip Boa mit LOYALTY jetzt ein Album<br />

vor, das er so genauso gut auch Ende<br />

der 80er, Mitte der 90er oder letztes Jahr hätte<br />

veröffentlichen können. Zu hören weiterhin<br />

all die Einflüsse – von David Bowie über<br />

Roxy <strong>Music</strong> bis zu Joy Division –, die seine<br />

Musik zu einer singulären Mischung aus<br />

New Wave, Synthie-Pop und Indie-Rock<br />

machen, von Boas Nicht-Stimme seltsam<br />

emotionslos in<strong>to</strong>niert und vom Pia Lunds<br />

ausdrucksstarkem Organ konterkariert. Und<br />

wie so oft gibt es auch auf LOYALTY Gewinner<br />

und Verlierer, gedeihen herrliche<br />

Indie-Kracher und Ohrwurm-Anwärter neben<br />

belanglosem Breitwand-Kitsch und inhaltslosen<br />

Posern. Insgesamt jedoch dürfte<br />

die musikalische Substanz zu gering sein für<br />

die Akquise von neuen Freunden, die alten<br />

Fans werden spätestens bei der kommenden<br />

Tour ihre Loyalität beweisen dürfen, für<br />

Seite 40 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

die Phillip Boa angekündigt hat, sein<br />

neues Werk fast komplett durchzuspielen.<br />

Viel Spaß dabei!<br />

(Cargo, 2012, 12/42:22) us<br />

CALEXICO<br />

ALGIERS<br />

Calexico in New Orleans? Die Wüsten-Rocker<br />

aus Tucson, Arizona, haben<br />

zwar ihr neues Album ALGIERS<br />

nach einem Stadtteil der Metropole<br />

am Mississippi-Delta benannt, wo sie<br />

es aufnahmen. Doch von Jazz oder<br />

Funk ist auch auf ihrem nunmehr<br />

siebten regulären Studio-Longplayer<br />

keine Spur. Im Großen und Ganzen<br />

bleiben sie ihrem bewährten Mix<br />

aus Americana, Alternative Country,<br />

Tex-Mex und Latino treu. Gleichwohl<br />

hat ihnen der Ortswechsel hörbar<br />

gut getan. Denn ALGIERS ist<br />

ein entspann tes, inspiriertes, großartiges<br />

Werk geworden. In fast allen<br />

Songs schalten Joey Burns und Joe<br />

Convertino einen Gang runter, einen<br />

tanzbaren Track à la “Crystal<br />

Frontier” sucht man vergebens. Die<br />

Stücke sind eher introspektiv, melancholisch,<br />

teils düster. Doch immer<br />

wieder türmen sich die schleppenden<br />

Arrangements wie zu erhabenen Monument-Valley-Bergen<br />

auf; es blitzen<br />

die bandtypischen Slidegitarren oder<br />

Mariachi-Trompeten auf und setzen<br />

gegen die Erdenschwere die wunderbare<br />

Weite der Wüste.<br />

(City Slang/Universal, 2012,<br />

12/46:44) frs<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

I BURIED PAUL – THE PAUL<br />

McCARTNEY DEATH<br />

RUMOUR SINGLES<br />

Eines<br />

dieser<br />

Pop-Märchen,<br />

die<br />

resistent<br />

sind gegen jedes<br />

Dementi,<br />

lautet: Im Winter<br />

1966 starb<br />

Paul lMcCartney bei einem Au<strong>to</strong>unfall<br />

und wird sei<strong>the</strong>r durch ein Double ersetzt.<br />

„Beweis”: Auf dem Cover von<br />

ABBEY ROAD überquert Paul den<br />

Zebrastreifen barfuß – und Tote sind<br />

nun mal barfüßig ... Auf dieser verwegenen<br />

S<strong>to</strong>ry basiert der vorliegende<br />

Sampler mit obskuren Songs über<br />

Paules Hinscheiden. Ebenso obskur<br />

ist die Liste der Interpreten: Zacherias<br />

& <strong>The</strong> Tree People, Billy Shears &<br />

<strong>The</strong> All Americans und <strong>The</strong> Mystery<br />

Tour muss man nicht kennen. Dabei<br />

sind allerdings auch die Prominenten<br />

Terry Knight (Kopf der Garagen-<br />

Rocker Terry Knight & <strong>The</strong> Pack und<br />

Lenker von Grand Funk Railroad) sowie<br />

– deutlich hörbar! – José Feliciano<br />

(!) unter dem Pseudonym Werbley<br />

Finster. Sie lassen ein Bündel freakbeatiger<br />

Songs vom Stapel, die außerhalb<br />

dieses Kontextes wohl kaum<br />

mehr als ein müdes Lächeln ernten<br />

könnten. Hier aber fügen sie sich<br />

auf durchaus wundersame Weise zu<br />

einem – begrenzt – amüsanten Reigen<br />

schrulligster Sonderkost zusammen.<br />

Angesprochen werden somit primär<br />

hochspezialisierte Sammler, aber das<br />

ist natürlich kein Makel.<br />

(O<strong>the</strong>r Side/Bertus, 2012,<br />

13/44:43) hjg<br />

RINGO STARR & HIS<br />

ALL STARR BAND<br />

THE ANTHOLGY ... SO FAR<br />

Schon zu <strong>Beatles</strong>-Zeiten<br />

war<br />

Ringo Starr der<br />

Musiker<br />

der<br />

Fab Four, der<br />

sich<br />

vornehm<br />

und<br />

gelassen<br />

aus allen Scharmützeln heraushielt<br />

– und so schon damals zum Sympathieträger<br />

wurde. Daran konnte auch<br />

der Split der Band nichts ändern, und<br />

als Bandleader seiner All-Starr-Band<br />

blieb er sich und seiner Art treu. Auf<br />

drei randvollen CDs wurden jetzt<br />

Live-Aufnahmen aus den Jahren<br />

1989 bis 2000 zusammengefasst,<br />

bei denen Ringo seinen zahlreichen<br />

Gästen das Rampenlicht überlässt –<br />

ohne dabei allerdings die Taktstöcke<br />

aus der Hand zu geben. Wehmütige<br />

Erinnerungen an Levon Helm (“<strong>The</strong><br />

Weight”) und Clarence Clemons<br />

(“Quarter To Three”), dazu illustre<br />

Gäste wie Jack Bruce, Gary Brooker,<br />

Peter Framp<strong>to</strong>n, Nils Lofgren,<br />

Joe Walsh, Dave Edmunds, Randy<br />

Bachman, Todd Rundgren, Dr. John<br />

und Timothy B. Schmit, dessen Name<br />

(wieder einmal) falsch auf dem Back-<br />

Cover zu lesen ist – was aber nichts<br />

an der klasse Musik ändert, die es auf<br />

THE ANTHOLOGY ... SO FAR zu<br />

hören gibt.<br />

(Eagle/edel, 2012, 16/69:28,<br />

16/69:40, 15/72:49) tk<br />

MUMIY TROLL<br />

VLADIVOSTOK<br />

Dass es in Russland eine vielseitige<br />

Musikszene gibt, ist bekannt – allerdings<br />

außerhalb Russlands nur<br />

Insidern. Vermutlich liegt dieser<br />

Umstand darin begründet, dass die<br />

meisten russischen Musiker Texte in<br />

ihrer Heimatsprache vortragen, denn<br />

musikalisch können etliche Parallelen<br />

zur Musik der westlichen Hemisphäre<br />

gezogen werden. Um im<br />

Ausland nicht weiter nur als Geheimtipp<br />

wahrgenommen zu werden, hat<br />

das sibirische Quartett Mumiy Troll,<br />

gegründet 1984 in Wladiwos<strong>to</strong>ck,<br />

nach acht Alben in russischer Sprache<br />

zwölf ihrer Titel ins Englische<br />

übertragen. Mit an (Studio-)Bord: die<br />

Produzenten-Cracks Mike Clink (u. a.<br />

Guns N’ Roses), Joe Chiccarelli (u. a.<br />

My Morning Jacket) und Brit Greg<br />

Brimson (u. a. Eminem). Experiment<br />

gelungen! Herausgekommen ist mit<br />

VLADIVOSTOK ein energetischer<br />

Stilmix aus David-Bowie-Glam-<br />

Rock, Melodic Rock à la Bush oder<br />

hymnischer Indie-Pop vom Schlage<br />

<strong>The</strong> Shins. Gut gelaunter Party-Sound<br />

mit Tiefgang.<br />

(Silversonic/H’Art, 2012,<br />

12/58:15) mfg<br />

Rock<br />

BRIAN SETZER’S<br />

ROCKABILLY RIOT<br />

LIVE FROM THE PLANET<br />

Schon das Wort „Riot” (= Randale) im<br />

Bandnamen deutet es an, auf dem Cover<br />

sieht man Brian Setzer – Gretsch-<br />

Gitarre in der Hand, Faust in der Luft –<br />

auf der Basstrommel stehen, beide (!)<br />

Standbass-Zupfer erklimmen gerade<br />

ihr Instrument: Nach herkömmlichem<br />

Rock’n’Roll sieht das alles nicht aus.<br />

Nein, LIVE FROM THE PLANET<br />

bietet beinharten und kompromisslosen<br />

Rockabilly, mit dem Brian Setzer<br />

letztes Jahr durch vier Kontinente,<br />

durch Nordamerika, Japan, Australien<br />

und Europa <strong>to</strong>urte. Zwei Bassisten,<br />

zwei Drummer, ein irres Boogie-<br />

Woogie-Piano und mit Brian Setzer<br />

ein Gitarrist, der seit den legendären<br />

Stray-Cats-Zeiten keinen Funken an<br />

Energie verloren hat. Dazu eine Setlist<br />

aus alten Gassenhauern (Bill Monroes<br />

“Blue Moon Of Kentucky”, “Great<br />

Balls Of Fire” von Jerry Lee Lewis,<br />

Johnny Cashs “Folsom Prison Blues”),<br />

purem Rockabilly (“Red Hot”, “Cry<br />

Baby”) und zahlreichen Setzer-Klassikern<br />

aus allen Zeiten, von “Ignition”<br />

über “8-Track” bis zu “Rumble In<br />

Brigh<strong>to</strong>n”. Real hot, this riot!<br />

(Membran/Sony <strong>Music</strong>, 2012,<br />

15/61:39) us<br />

MAGNUM<br />

ON THE 13TH DAY<br />

Kaum ein Jahr<br />

nach<br />

THE<br />

VISITATI-<br />

ON<br />

bringen<br />

die<br />

britischen<br />

Epic-Rocker<br />

Magnum<br />

ihr<br />

nächstes ht (18.) Studiowerk heraus.<br />

Typisch Magnum, ist man versucht<br />

zu sagen: Teils bombastische Arrangements<br />

winden sich um Bob Catleys<br />

Stimme und Tony Clarkins Riff-freudiges<br />

Gitarrenspiel (wer hat da gesagt,<br />

dass “Dance Of <strong>The</strong> Black Tat<strong>to</strong>o” an<br />

das “Kashmir”-Riff erinnert?). Eingängige<br />

Hooklines und Refrains, die<br />

Mark Stanways Keyboards klanglich<br />

abrunden – und trotz allen manchmal<br />

fast überladenen Bombasts: Magnum<br />

rocken bei allem Melodiefluss auch<br />

kräftig! Allerdings sollte man sich das<br />

Opus mehrfach zu Gemüte führen,<br />

um all die darin enthaltenen Finessen<br />

und Abwechslungsmomente zu entdecken.<br />

Der erste Eindruck, der gelegentlich<br />

vermeintliche Schwächen<br />

aufzudecken meint, täuscht manchmal<br />

eben doch. ON THE 13TH DAY belegt<br />

im Magnum-internen Ranking<br />

einen vorderen Platz.<br />

(SPV, 2012, 11/57:21) pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

ALL KINDS OF HIGHS – A<br />

MAINSTREAM POP PSYCH<br />

COMPENDIUM 1966–70<br />

Das Wort „Mainstream” im Plattentitel<br />

führt in die Irre: Rockiger Mainstream<br />

ist hier fast gar nicht zu hören – Mainstream<br />

heißt das Label, aus dessen<br />

Beständen diese äußerst gelungene<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 41


CD<br />

REVIEWS<br />

Doppel-CD destilliert wurde, die besten<br />

Psych-Pop-Rock enthält. Geboten werden<br />

Tracks bekannte(re)r Acts wie der frühen,<br />

psych-rockigen Ted-Nugent-Gruppe <strong>The</strong><br />

Amboy Dukes, die an Jefferson Airplane<br />

erinnernden <strong>The</strong> Art Of Lovin’, Tangerine<br />

Zoo, Superfine Dandelion, S<strong>to</strong>ne Circus, Fever<br />

Tree, Growing Concern und Bohemian<br />

Vendetta, die es immerhin zu mindestens<br />

einem Album brachten. Hinzu kommen<br />

Sing les, speziell von kleineren Bands, wobei<br />

deren Bekann<strong>the</strong>itsgrad sich rapide verringert.<br />

Namen wie <strong>The</strong> Grammy Fones, <strong>The</strong><br />

Fun & Games Commission, Freeport, <strong>The</strong><br />

Sixpentz oder <strong>The</strong> Underground dürften nur<br />

spezialisierten Sammlern etwas sagen. Aber<br />

die Qualität der Musik leidet nicht unter der<br />

Obskurität! Geduldige Genießer könnten<br />

Stunden damit verbringen, im Einzelnen herauszuhören,<br />

wer sich hier an wem orientiert<br />

hat, wer ein scharfes Eigenprofil entwickeln<br />

konnte, und wer über einen (hörenswerten!)<br />

Epigonenstatus nicht hinauskam. Aber,<br />

Vorsicht! Die rund 150 Minuten sollte man<br />

nicht am Stück hören. Zu viele Feinheiten,<br />

stilistische Abstufungen, kluge kleine Ideen<br />

und raffinierte Details in den zumeist sehr<br />

sorgfältigen Arrangements können wegrutschen,<br />

überhört werden. Der Amboy-Dukes-<br />

Titel “Journey To <strong>The</strong> Center Of <strong>The</strong> Mind”<br />

hat wortwörtliche Gültigkeit – und ist ein<br />

Highlight der Sammlung. Weitere sind<br />

“Baby Please Don’t Go” (ebenfalls Amboy<br />

Dukes), “Twenty Light Years Away” (<strong>The</strong><br />

Orphans), “Edge Of Time” (Growing Concern),<br />

“A Quiet Revolution” (<strong>The</strong> Tiffany<br />

Shade) und – natürlich! – “Good Times” von<br />

<strong>The</strong> Art Of Lovin’.<br />

(Big Beat/Soulfood, 2012, 26/76:31,<br />

26/68:22) hjg<br />

AFFINITY<br />

THE BASKERVILLES REUNION<br />

Affinity, als Jazz-<br />

Rock-Fusionäre bekannt,<br />

entstanden<br />

aus den Bands Ice<br />

und<br />

Baskervilles.<br />

2011 kamen die<br />

Sänger John Carter,<br />

Glyn James und Linda Hoyle wieder<br />

zusammen mit den zu Sessioncracks entwickelten<br />

Mo Foster (b), Ray Russell (g),<br />

samt Gary Husband als Piano-Gast. Gefeiert<br />

wurde in der University Of Sussex<br />

nach 46 Jahren Baskervilles-Pause – mit<br />

eine Revue früher Pop- und Rockmusik,<br />

von Buddy Holly (“Maybe Baby”) und<br />

Eddie Cochran (“C’mon Everybody”) über<br />

die <strong>Beatles</strong> (“I Feel Fine”, “Yesterday”) zu<br />

den Byrds (“Mr Tambourine Man”) und<br />

den Zombies (“She’s Not <strong>The</strong>re”). Auch<br />

der S<strong>to</strong>nes-Schlager “Satisfaction” und der<br />

Ray-Charles-S<strong>to</strong>mper “Hallelujah I Love<br />

Her So” werden melodiös und höflich interpretiert,<br />

ohne Wildheit anzustreben. Ein<br />

Evergreen-Querschnitt, jederzeit mitsingbar.<br />

Mini-Manko: Zwischen den Nummern<br />

wird ausgeblendet, die Konzertatmosphäre<br />

wirkt so weniger ansteckend.<br />

(Angel Air/Fenn, 2011/2012, 21/58:17) utw<br />

THE DURANGO RIOT<br />

BACKWARDS OVER MIDNIGHT<br />

Rockmusik aus Skandinavien genießt weltweit<br />

einen guten Ruf, wahrscheinlich hilft<br />

es, sich den Frust der langen, trostlosen<br />

Winter mit krachender Rockmusik von<br />

der Seele zu rocken. Nicht ganz in dieses<br />

Klischee passen die Schweden von <strong>The</strong><br />

Durango Riot, deren 2007er Debüt TELE-<br />

MISSION zwar einerseits mit typisch nordischer<br />

Härte bestach, bei dem aber auch<br />

melancholische Anleihen an die Doors,<br />

King-Crimson-Gebläse sowie eine Blues-<br />

Mundharmonika zu hören waren. Auf Tour<br />

mit Bands wie Billy Talent, den Toten Hosen<br />

oder <strong>The</strong> Offspring haben sie nun auch<br />

noch den Punk-Rock für sich entdeckt, so<br />

dass BACKWARDS OVER MIDNIGHT<br />

die Energie dieser Musikrichtung mit tiefgründigem,<br />

skandinavischem Rock’n’Roll<br />

paart – eine Kombination, die durch die<br />

druckvolle Produktion von Joe Barresi<br />

(Tool, Queens Of <strong>The</strong> S<strong>to</strong>ne Age) noch zusätzlich<br />

Fahrt aufnimmt.<br />

(Nine<strong>to</strong>ne Records/Sony <strong>Music</strong>, 2012,<br />

10/38:01) tk<br />

WEST, BRUCE & LAING<br />

WHY DONTCHA<br />

Die Mischung hatte<br />

was: Jack Bruces<br />

profiliertes Songwriting<br />

(meist gemeinsam<br />

mit Pete Brown)<br />

und unverkennbarer<br />

Gesang, Leslie Wests<br />

kontrastierender ti Vokalvortrag, sein griffiges<br />

Gitarrenspiel, angetrieben von Corky<br />

Laings dynmischem Drumming! Das Powertrio<br />

brachte 1972 Blues, phasenweise<br />

brachialen Rock und hippieske Anflüge<br />

richtig abwechslungsreich unter einen Hut.<br />

Durch die klangliche Überarbeitung werden<br />

die Feinheiten und manchmal vertrackten<br />

Details noch besser hörbar – auch, dass<br />

Bruce manchmal fast ein wenig zu viel des<br />

Guten auf seinem Bass beisteuerte, wenn<br />

West seine sophisticated Riffs und Melodien<br />

hinzauberte. Zu den heute noch hörenswerten<br />

Highlights gehören “Out In <strong>The</strong><br />

Fields”, das melodiöse “<strong>The</strong> Doc<strong>to</strong>r” und<br />

“While You Sleep”. Insgesamt allerdings<br />

eher etwas für Mountain- als für Cream-<br />

Freunde.<br />

(Esoteric/Rough Trade, 1972,<br />

10/39:41) pro<br />

JANE’S ADDICTION<br />

NOTHING’S SHOCKING<br />

Mit ihrem zweiten Longplayer erspielte<br />

sich die in Los Angels beheimatete Band<br />

neues Terri<strong>to</strong>rium. Ein für die damalige Zeit<br />

sehr harter Sound wurde durch dynamische<br />

Schattierungen relativiert. Im Kontext der<br />

Alternative-Bewegung mischte die Band<br />

Rock, Funk, Indie, Gothic (<strong>The</strong> Cure waren<br />

ein großer Einfluss) und Heavy zu einem<br />

Klangkosmos, der immer wieder aufhorchen<br />

lässt. Harter Funk-Rock (“Standing<br />

In <strong>The</strong> Shower ... Thinking”), ein düsterer,<br />

sehr atmosphärischer Track (“Summertime<br />

Rolls”), eine harmonische Akustiknummer<br />

(“Jane Says”) und sogar eine Jazz-angehauchte<br />

Nummer (“Thank You Boys”) erstaunen<br />

nicht nur wegen der instrumentalen<br />

Fähigkeiten, sondern besonders auf Grund<br />

der Vision. Durch das warme Remastering<br />

wurde dem Album der kalte, sterile Klang<br />

der Achtziger genommen. Hervorragende<br />

Arbeit.<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />

1988, 11/45:28) at<br />

BEACHWOOD SPARKS<br />

THE TARNISHED GOLD<br />

Die mehr als willkommene Rückkehr einer<br />

gigantisch guten Indie-Rockband! Die<br />

Beachwood Sparks veröffentlichten in den<br />

Jahren 2000 bis 2002 zwei sehr gute Alben<br />

und eine EP und lösten sich dann leider auf.<br />

Die einzelnen Musiker machten allerdings<br />

in anderen Formationen weiter, blieben in<br />

Übung. Was sich nun auszahlt. Chris Gunst<br />

(voc, g), Brent Rademaker (voc, b), „Farmer”<br />

Dave Scher (voc, diverse Instrumente)<br />

und Aaron Sperske (voc, dr) haben, verstärkt<br />

durch ihren alten Kumpel Ben Knight (<strong>The</strong><br />

Tyde, g), Neal Casal (Ex-Ryan Adams, g)<br />

sowie einige weitere Helfer den Faden namens<br />

„cosmic american music” im Geiste<br />

Gram Parsons und der Byrds erneut aufgenommen.<br />

Sie wähnten angesichts der Erfolge<br />

von stilistisch freidenkerischen Bands<br />

wie den Fleet Foxes, Bon Iver, Okkervil<br />

River und Grizzly Bear die Zeit überreif<br />

für ihre im Kern zwar country- und folk-rockige,<br />

im Detail aber flexible und stiloffene<br />

Musik. THE TARNISHED GOLD wartet<br />

mit etlichen Meisterwerken wie “Forget <strong>The</strong><br />

Song”, “Talk About Lonesome”, “Leave<br />

That Light On”, “No Queremos Oro” (mit<br />

Los-Lobos-Touch) und “<strong>The</strong> Orange Grass<br />

Special” auf. Facettenreich arrangierte<br />

Songs, die völlig verschiedene Stimmungen<br />

transportieren, jedem Anflug von Selbstplagiat<br />

konsequent ausweichen und so den<br />

hohen Intelligenzquotienten der Beteiligten<br />

beweisen, ohne dass unnötig verkopfte Musik<br />

zu beklagen wäre. Dies ist definitiv eines<br />

der Alben des Jahres 2012!<br />

(Sub Pop/Cargo, 2012, 13/43:53) hjg<br />

IAN HUNTER<br />

ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />

Nach seiner Zeit<br />

als<br />

charismatischer<br />

Bandleader von Mott<br />

<strong>The</strong> Hoople widmete<br />

sich Ian Hunter<br />

seiner Solokarriere,<br />

die er mit dem Album<br />

IAN HUNTER eröffnete, das den Hit<br />

“Once Bitten, Twice Shy” enthielt. Die solide<br />

Platte lebt durch die geschmackvollen<br />

Beiträge des Gitarristen Mick Ronson und<br />

den eingängigen Mainstream-Rock mit<br />

Ecken und Kanten. ALL-AMERICAN<br />

ALIEN BOY erschien ein Jahr darauf,<br />

klang selbstbewusster und abwechslungsreicher,<br />

wobei das Wechselspiel zwischen<br />

ruhigen Tracks und härteren Nummern<br />

gefällt. OVERNIGHT ANGELS zählt eindeutig<br />

zu den besten Veröffentlichungen<br />

Hunters, denn Bombast-Rock (“Golden<br />

Opportunity”) und erstklassige Balladen<br />

(“Shallow Crystals”) bilden einen ausgewogenen<br />

Gesamteindruck, bei dem sich<br />

Hunter besonders komposi<strong>to</strong>risch hervorragend<br />

ausdrückt.<br />

(Sony, 1975, 14/58:44 + 1976,<br />

8:41:35 + 1977, 10/37:35) fl<br />

TWO GALLANTS<br />

THE BLOOM AND THE BLIGHT<br />

Fünf Jahre Auszeit haben sich die Two<br />

Gallants genommen – um nun umso gewaltiger<br />

zurückzukehren. Auf THE BLOOM<br />

AND THE BLIGHT, ihrem vierten Studio-<br />

Album, zeigt die US-Indie/Folk-Rockband<br />

um Adam Stephens (g/voc) und Tyson<br />

Rock<br />

Vogel (dr/voc) mit voller Wucht vom ersten<br />

Song an, was sie so einzigartig macht:<br />

kraftvolles Gitarren- und Schlagzeugspiel,<br />

spannungsvolle Laut/Leise-Wechsel, packender<br />

Gesang. Nach drei härteren Stücken<br />

folgt mit “Broken Eyes” die erste<br />

Ballade – und Single – des Albums: ein<br />

Akustikgitarren/Mundharmonika-Stück<br />

mit Sou<strong>the</strong>rn-Rock-Feeling, das ebenso<br />

wie die folkigen Fingerpicking-Nummern<br />

“Decay” und “Winter’s Youth” offenbart,<br />

welch großartigen Songwriter die „Beiden<br />

Kavaliere” sind. Die Two Gallants sind zurück<br />

– und man wünscht sich, dass sie so<br />

bald nicht wieder abtauchen!<br />

(Fargo/Indigo, 2012, 10/41:29) frs<br />

LISA MARIE PRESLEY<br />

STORM & GRACE<br />

Bislang hat Lisa Marie<br />

Presley, obwohl<br />

immerhin<br />

Tochter<br />

von King Elvis I.,<br />

als<br />

eigenständige<br />

Sängerin noch keine<br />

eindrucksvolle Figur<br />

gemacht. Das ist nun vorbei! Nach zwei<br />

gut verkauften, künstlerisch aber weniger<br />

interessanten Alben liegt mit STORM<br />

& GRACE eine Scheibe vor, die man nur<br />

als Quantensprung bezeichnen kann. Als<br />

Sängerin mit einer durchaus markanten,<br />

warmen, leicht angerauhten Altstimme hat<br />

Lisa Marie Presley das Americana-Genre<br />

entdeckt und damit zu sich selbst gefunden.<br />

Und dass sie für die Kompositionen<br />

die drei Briten Sacha Skarbek (Adele, Jason<br />

Mraz), Richard Hawley (Ex-Pulp) und<br />

Ed Harcourt ins Boot holte, war mehr als<br />

klug. Denn dadurch ist STORM & GRA-<br />

CE kein normales Folk-Rockalbum USsüdstaatlicher<br />

Prägung geworden, sondern<br />

ein die Balance zwischen amerikanischen<br />

und britischen Soundidealen präzise haltendes<br />

Werk. Was eine exakte Produktion<br />

notwendig machte – und dafür ist der viel<br />

beschäftigte Qualitätsfanatiker T-Bone<br />

Burnett genau der richtige Mann gewesen.<br />

Er brachte gleich eine Handvoll vertrauter<br />

Musiker wie Drummer Jay Bellerose, Bassist<br />

Dennis Crouch, die Gitarristen Jackson<br />

Smith und Michael Lockwood sowie die<br />

Keyboarder Keefus Green und Patrick Warren<br />

mit und ließ sie die maßgeschneiderten<br />

Arrangements mit viel Gefühl für Details<br />

und Twangtöne an den richtigen Stellen<br />

bruchlos realisieren. So ist eine direkt und<br />

ungekünstelt klingende Platte mit durchweg<br />

guten Songs entstanden, von denen<br />

“Over Me”, “Weary” und “How Do You<br />

Fly This Plane” sowie die erste Single “You<br />

Ain’t See Nothin’ Yet” die wohl stärk sten<br />

sind. Lisa Marie Presley präsentiert sich<br />

ohne Gehabe und Posen – so sollte sie weitermachen!<br />

(Universal, 2012, 11/44:35)<br />

hjg<br />

DAVID HIDALGO / MATO<br />

NANJI / LUTHER<br />

DICKINSON<br />

3 SKULLS AND THE TRUTH<br />

Eine CD, die von Mike Varney produziert<br />

wurde? Klar, da steht die Gitarre im Zentrum.<br />

In diesem Fall greifen gleich drei<br />

Versierte ihres Fachs in die elektrisch verstärkten<br />

sechs Saiten und liefern einen staubtrockenen<br />

Blues-Rock mit rauchigen Vocals<br />

Seite 42 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

und vielen Gitarrensoli. Primus inter<br />

pares ist der 57-jährige David Hidalgo,<br />

bekannt als Mitglied von Los Lobos.<br />

Unterstützt wird er von den Enddreißigern<br />

Lu<strong>the</strong>r Dickinson, seit 2007 bei<br />

den Black Crowes für die Leadgitarre<br />

zuständig sowie Ma<strong>to</strong> Nanji, Gründer<br />

von Indigenous, einer amerikanischen<br />

Blues-Rockband, deren Mitglieder indianischen<br />

Ursprungs sind. Alle drei<br />

Musiker sind als Sänger und Solisten<br />

gleichberechtigt zu hören. Wer auf<br />

saftigen Blues-Rock mit ausgedehnten<br />

Gitarrensoli und kernigen Vocals, unterstützt<br />

von einem solide rockenden<br />

Rhythmusduo steht, kann hier bedenkenlos<br />

zugreifen!<br />

(Mascot/Rough Trade, 2012,<br />

12/65:35) rg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

PROG ROCKS! VOLUME<br />

TWO<br />

Oftmals<br />

belächelt<br />

und<br />

wegen<br />

des<br />

elitären<br />

Habitus<br />

mancher<br />

Protagonisten<br />

verpönt,<br />

hat<br />

progressive Musik eine erstaunlich<br />

hohe Halbwertszeit. Ideenreichtum,<br />

eine Distanzierung von alltäglichen<br />

Songmustern, oftmals erstaunliche<br />

Instrumentalleistungen und die hohe<br />

Individualität sind einige der Gründe<br />

dafür. Nach dem großen Erfolg der<br />

ersten Doppel-CD hat Jerry Ewing,<br />

Herausgeber des britischen Magazins<br />

„Prog”, eine neue Compilation<br />

zusammengestellt. Auf der ersten CD<br />

findet sich die alte Garde wie zum<br />

Beispiel Van Der Graaf Genera<strong>to</strong>r,<br />

<strong>The</strong> Nice, Jethro Tull, Gong, Gentle<br />

Giant oder Steve Hillage mit weniger<br />

bekannten Stücken. Der zweite Silberling<br />

ist den „Frischlingen”, also<br />

Transatlantic, <strong>The</strong> Flower Kings, It<br />

Bites oder Marillion vorbehalten.<br />

Erstklassiger Einstieg in das Genre<br />

und eine eindeutige Empfehlung.<br />

(EMI, 2012, 16/79:28, 14/79:13) at<br />

BILLY JOEL<br />

ORIGINAL ALBUM<br />

CLASSICS<br />

Der in New York geborene und klassisch<br />

ausgebildete Pianist und Sänger<br />

Billy Joel ließ sich nicht von seiner<br />

Plattenfirma bevormunden. Somit<br />

lieferte er bis weit in die Achtziger<br />

niemals schnöde Pop-Kost ab, sondern<br />

handwerklich ausgefeilte und<br />

erstklassige produzierte Alben, auf<br />

denen er das Geschehen dominierte.<br />

Das eher introvertierte Debüt COLD<br />

SPRING HARBOR erstaunt auf<br />

Grund der erstklassigen Piano-Teile<br />

und der Kompositionen. GLASS<br />

HOUSES kam beinahe zehn Jahre<br />

später auf den Markt und enthält “It’s<br />

Still Rock’n’Roll To Me”, seinen<br />

ersten Nummer-1-Hit in den USA.<br />

SONGS IN THE ATTIC ist ein vorzügliches<br />

Live-Dokument und kann<br />

mit einer energiereichen Fassung von<br />

“Say Goodbye To Hollywood” aufwarten.<br />

Während Joel auf THE NY-<br />

LON CURTAIN deutlich gefälliger<br />

agiert und sogar eine für seine Musik<br />

unpassenden Syn<strong>the</strong>sizer einsetzt,<br />

kann die Live-Scheibe KOHUET<br />

wieder überzeugen. Empfehlenswert.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 1971, 10/30:27 + 1980,<br />

10:35:07 + 1981, 11/48:34 + 1982,<br />

9:41:54 + 1987, 16:73:00) at<br />

LOVERBOY<br />

ROCK’N’ROLL REVIVAL<br />

Die<br />

eigenen<br />

Hits neu aufzunehmen,<br />

kommt zunehmend<br />

in Mode.<br />

Ob aus rechtlichen<br />

Gründen<br />

oder um die alten Fans zu reaktivieren,<br />

ist dabei eher unerheblich.<br />

Im Falle der kanadischen Melodic/<br />

Mainstream-Rocker Loverboy handelt<br />

es sich bei den Re-Recordings<br />

ihrer 80er-Jahre-Klassiker wie “Turn<br />

Me Loose”, “Working For <strong>The</strong> Weekend”<br />

oder “<strong>The</strong> Kid Is Hot Tonight”<br />

laut Sänger Mike Reno um Live-Aufnahmen,<br />

„bei denen wir das Publikum<br />

herausgemischt haben”. Die Songs,<br />

dicht am Original gehalten, haben<br />

Ohrwurmcharakter und verdeutlichen,<br />

warum die Band in Nordamerika und<br />

zeitweise auch in Europa mal groß<br />

angesagt war. Dazu gibt es drei neue<br />

Songs, die sich perfekt ins Loverboy-<br />

Reper<strong>to</strong>ire einfügen und sich ob ihrer<br />

knackigen Eingängigkeit festsetzen,<br />

fast Hymnencharakter besitzen. Für<br />

AOR-Fans genau das Richtige.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2012,<br />

12/57:17) pro<br />

THE FORT MUDGE<br />

MEMORIAL DUMP<br />

THE FORT MUDGE<br />

MEMORIAL DUMP<br />

Diese begabte Band aus Bos<strong>to</strong>n veröffentlichte<br />

1970 nur ein Album, das<br />

erfreulicherweise nun wieder vorliegt.<br />

Für den NUGGETS-Sampler konnte<br />

man sich nicht qualifizieren, was<br />

durchaus erstaunlich ist, denn THE<br />

FORT MUDGE MEMORIAL DUMP<br />

ist ein Semi-„Geheimklassiker”, ausschließlich<br />

gefüllt mit Songs aus<br />

eigener Feder. Die an Grace Slick<br />

erinnernde Sängerin Caroline Strat<strong>to</strong>n<br />

und ihre vier männlichen Mitstreiter<br />

lieferten einen prima Hard Rock mit<br />

Garagenfeeling und Psycho-Errungenschaften.<br />

Die runde Mischung<br />

enthält sowohl robust zupackende<br />

Titel (“<strong>The</strong> Seventh Is Death”) als<br />

auch elegische Songs (“Actions Of A<br />

Man”) und zarte Tracks (“What Good<br />

Is Spring?”). Höhepunkt der Platte ist<br />

der 7:38-Minüter “<strong>The</strong> Singer”, der<br />

mit schwerer Psycho-Gitarre startet<br />

und in einem gigantischen Solo endet.<br />

Überhaupt ist eine bissige Saitenarbeit<br />

(“Crystal Forms”) neben Strat<strong>to</strong>ns legerer<br />

Stimme ein Hauptmerkmal der<br />

Gruppe, die damals zweifellos unter<br />

Wert gehandelt wurde. Genre-Fans<br />

sollten hier zugreifen!<br />

(Relics/Soulfood, 1970, 19/41:12) hjg<br />

Rock<br />

ERIC STEWART, 10cc<br />

VIVE LA DIFFERENCE<br />

Der Titelzusatz<br />

dient<br />

vergesslichen<br />

Fans<br />

– meist arbeitete<br />

der heute in<br />

Frankreich lebende,<br />

seit langem<br />

abtrünnige 10cc-Gründer alleine<br />

in seinem Studio: vokal und an seinen<br />

hundert Gitarren hat der Ex-Mindbender<br />

aus Manchester nichts von seiner<br />

Kraft verloren. Seine Songs haben<br />

noch immer den Reggae-Touch von<br />

„Dredlock Holiday”, atmen allerdings<br />

frische Chorus-Lines. Textlich gibt es<br />

noch den alten Biss, gleich „Gnomes<br />

Sweet Gnomes” rechnet mit opportunistischen<br />

kleinen Kriegsgewinnlern<br />

zwischen Nazis und der Dritten Welt<br />

ab; der “Millenium Blues” klingt<br />

mit „Ich sah eine Nation sterben,<br />

die Geier sorgten für Kahlschlag”<br />

verdammt aktuell. Nur das Royalty-<br />

Abschaffungs-Liedchen “Down By<br />

<strong>The</strong> Palace” hätte Stewart sich sparen<br />

können: solide Melodie, läppischer<br />

Text, welcher der Popularität von<br />

Betty bis Kate nichts anhaben kann.<br />

Drummer Alain Merlingeas ergänzt<br />

die Computer, und bei allem Detailreichtum<br />

bleibt die Wehmut, dass sich<br />

der Mann nicht mit Graham Gouldman<br />

von der <strong>to</strong>urenden 10cc-Version<br />

verträgt.<br />

(Strawberry Soundtracks/Import,<br />

2009, 11/51:27) utw<br />

CUEROCK<br />

TALES OF THE FUTURE<br />

PASSED<br />

Eine Scheibe mit acht ausgedehnten<br />

Songs zwischen sieben und neun<br />

Minuten? Das deutet auf das weite<br />

Feld des Progressive Rock hin. Das<br />

deutsche Quintett, 1975 als Cue gegründet,<br />

bietet anspruchsvolle Rockepen,<br />

die nicht zu verkopft konstruiert<br />

sind und durchaus eingängige Melodiebögen<br />

enthalten. Selbstverständlich<br />

fehlen auch die Genre-üblichen<br />

Soli von Gitarre und Keyboards (etwas<br />

eigenwillig gesetzte Klavierläufe<br />

lassen aufhorchen) sowie eine mächtig<br />

rockende Rhythmusgruppe nicht.<br />

Als Vorbilder lassen sich unschwer<br />

Dream <strong>The</strong>ater ausmachen, wobei<br />

diese Messlatte dann doch einen Tick<br />

zu hoch liegt. Seit 2010 haben Cuerock<br />

mit Larry Lee einen englischen<br />

Sänger mit an Bord. Lee kommt eher<br />

aus der Blues- bzw. Hard-Rock-Ecke,<br />

so dass er nicht dem oft in diesem<br />

Genre auftretenden Helden-Tenor-<br />

Image entspricht und damit eigene<br />

Duftmarken setzen kann. Drei lange<br />

Instrumentaltitel zeigen technische<br />

Versier<strong>the</strong>it und abwechslungsreiches<br />

Songwriting. Well done!<br />

(7Hard/New <strong>Music</strong> Distribution,<br />

2012, 8/64:20) rg<br />

BUFFALO KILLERS<br />

DIG. SOW. LOVE. GROW.<br />

Guter Schachzug, um neugierig zu<br />

machen: “Get It” (nicht die Gene-<br />

LIVE IN<br />

PARIS ’79<br />

Das langersehnte Konzert von<br />

Supertramp zu ihrem Erfolgsalbum<br />

„Breakfast In America“ nun endlich<br />

auf DVD und Blu-Ray erhältlich!<br />

Auf Grundlage der Original-<br />

Filmaufnahmen komplett restauriert<br />

und in full HD umgewandelt.<br />

Mit den Klassikern:<br />

„Breakfast In America“, „Crime Of<br />

<strong>The</strong> Century“, „<strong>The</strong> Logical Song“,<br />

“Dreamer”, “Bloody Well Right”,<br />

“Rudy”, “Take <strong>The</strong> Long Way<br />

Home”, “Asylum”, “Goodbye<br />

Stranger”, “School” und viele mehr.<br />

Ab sofort überall im Handel<br />

erhältlich oder bei<br />

www.amazon.de/rockschuppen<br />

Blu-Ray: 1050864E14 · DVD: 1098914E11<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 43<br />

eagle vision


CD<br />

REVIEWS<br />

Vincent/Dave-Edmunds-Nummer) baut<br />

auf dem “Oh Well”-Riff Peter Greens<br />

auf. Der Opener führt gleichzeitig bestes<br />

Zusammenspiel der Brüder Zachary und<br />

Andy Gabbard mit Joey Zebaali vor. Am<br />

überzeugendsten aber funktioniert der<br />

sympathische Grunge-Dreier immer dann,<br />

wenn die Attacken auf psychedelisch garnierten,<br />

gefälligen Melodien der 60er Jahre<br />

aufbauen, so wie in “Rolling Wheel” oder<br />

ganz besonders in “Hey Girl” – wobei es<br />

sich nicht um die Small-Faces-Nummer<br />

handelt. Wie wäre es denn, sich durchweg<br />

eigene Songtitel zu überlegen, meine<br />

Herren? Das kurze Album steckt in einem<br />

Digipak, in dem bei ansprechendem Flower-Power-Cover<br />

keine Infos zu den Instrumenten<br />

und dem Studio standort zu finden<br />

sind – sämtliche Texte sind in einem unleserlichen<br />

Konglomerat in Kreisdruck<br />

untergebracht. Gute Musik, allerdings ausbaufähige<br />

Präsentation.<br />

(Naturalsound/Alive, 2012, 10/35:26) utw<br />

THE GASLIGHT<br />

ANTHEM<br />

HANDWRITTEN<br />

Wenn Harlan Howards<br />

legendärer<br />

Ausspruch,<br />

zum<br />

Schreiben<br />

eines<br />

großartigen<br />

Songs<br />

würden „drei Akkorde<br />

und die Wahrheit”<br />

genügen, stimmt, t dann ist Brian Fallon<br />

und seiner Band mit HANDWRITTEN<br />

wieder einmal eine Sammlung großartiger<br />

Songs gelungen. Die Springsteen-Vergleiche<br />

wurden schon zur Genüge strapaziert,<br />

treffen natürlich teilweise zu, wenngleich<br />

der Sound, den Produzent Brendan O’Brien<br />

der Band aus New Jersey verpasst hat, vielmehr<br />

an Ostküsten-Punkbands wie Rise<br />

Against oder die Dropkick Murphys erinnert.<br />

Es sind die Geschichten des kleinen<br />

Mannes von der Straße, dessen Schicksal<br />

Fallon in Stücken wie “Mulholland Drive”,<br />

“Too Much Blood” oder “Desire” erzählt,<br />

es sind die alltäglichen Hoffnungen und<br />

Nöte, mit denen er seinen Fans das Gefühl<br />

gibt: „Wir gehören zu euch!” – und das war<br />

noch nie eine schlechte Basis für richtig guten<br />

Rock’n’Roll.<br />

(Mercury/Universal, 2012, 14/51:34) us<br />

TOM HEYMAN<br />

BALLADS, BLUES AND UNION<br />

DUES<br />

Mit der Gruppe Go To Blazes hat der<br />

singende Gitarrist Tom Heyman einige<br />

schwer zu ignorierende Duftmarken im<br />

Americana-Land gesetzt. Hier liefert er<br />

nun mit sicherer Hand ausgesuchte Cover-<br />

Versionen, die das immense Spektrum<br />

seines Könnens bestens dokumentieren.<br />

Da gibt es kernig-ursprünglichen Blues<br />

von Mississippi Fred McDowell (“Frisco<br />

Lines”), soul-rockigen Blues von Eddie<br />

Hin<strong>to</strong>n (“Got Down On Saturday Night”),<br />

Vorlagen der Singer/Songwriter-Ikonen<br />

Gordon Lightfoot (“Walls”) und Phil Ochs<br />

(“I Ain’t Marching Anymore”) und Klasse-<br />

Country von Steve Young (“Old Memories”).<br />

Hinzu kommen einige Stilgrenzen<br />

unbeachtet lassende Songs wie “Blues<br />

S<strong>to</strong>p Knocking” (Al Ferrier), “Brand New<br />

Goodbye Song” (Chips Moman) und “<strong>The</strong><br />

Long Time Now” (T-Bone Burnett). Zusammengehalten<br />

wird alles von Heymans<br />

souveräner, wohltönender, unaffektierter<br />

Stimme und seiner prächtigen Gitarrenarbeit,<br />

für die er die tatkräftige Hilfe befreundeter<br />

Koryphäen wie Chris Von Sneidern,<br />

Rusty Miller und JJ Weissler gern<br />

in Anspruch nahm. Sichere Basisarbeit<br />

leistete die Rhythmussektion Paul Olguin<br />

(b) und Paul Revelli (dr). Das live im Decibelle<br />

Studio in Friso aufgenommene Album<br />

weist keinen Ausfall auf – hier stimmt<br />

einfach alles.<br />

(Eigenlabel/Glitterhouse, 2012,<br />

11/36:40) hjg<br />

THE FLAMING LIPS<br />

AND HEADY FWENDS<br />

Die Flaming Lips<br />

sind eine – im positiven<br />

Sinne – durchgeknallte<br />

Band. Nach<br />

DOING THE DARK<br />

SIDE OF THE<br />

MOON, auf dem sie<br />

das Pink-Floyd-Album Song für Song auseinandernahmen<br />

und neu interpretierten,<br />

folgt nun mit THE FLAMING LIPS AND<br />

HEADY FWENDS ein nicht minder abgedrehtes<br />

Werk. Songtitel wie “I’m Working<br />

At Nasa On Acid”, “Supermoon Made Me<br />

Want To Pee” oder “Is David Bowie Dying?”<br />

deuten bereits an, dass sich die Spaceund<br />

Psych-Rockband wieder in ihren ganz<br />

eigenen, verrückten Kosmos hinauskatapultiert.<br />

Mitgenommen an Bord haben sie<br />

diesmal eine Menge befreundeter Musiker,<br />

darunter Nick Cave, Yoko Ono und Justin<br />

Vernom von Bon Iver sowie die R&B-<br />

Sängerin Erykah Badu, die eine Cover-<br />

Version des Roberta-Flack-Hits “<strong>The</strong> First<br />

Time Ever I Saw Your Face” singt. HEA-<br />

DY FWENDS ist kein leicht zugängliches<br />

Album, es fiept und surrt ständig irgendwo,<br />

Störgeräusche, schräge Gitarrentöne durchbrechen<br />

den Fluss der Songs. Wer sich jedoch<br />

auf den Trip einlässt, wird wie stets<br />

seinen Spaß mit den Flamig Lips haben.<br />

(Bella Union/Universal, 2012,<br />

13/67:59) frs<br />

THE FIXX<br />

BEAUTIFUL FRICTON<br />

Nach fast zehnjähriger Pause gibt es wieder<br />

ein neues Album der britischen Band<br />

<strong>The</strong> Fixx, die in den frühen 80er Jahren,<br />

also ganz zu Beginn ihrer Karriere, ein<br />

wichtiger Baustein der New-Wave-Bewegung<br />

war. Auf BEAUTIFUL FRICTON<br />

sind diese Wave-Einflüsse allerdings fast<br />

gänzlich in den Hintergrund getreten, so<br />

dass dieses Album erfreulicherweise alles<br />

andere als eine verklärende Rückwärts-<br />

Geschichte ist. Frisch und unverbraucht<br />

klingen die neuen Songs, kommen mal<br />

treibend rockig daher, mal gelassen poppig,<br />

bieten so den idealen Nährboden<br />

für zeitlose Ware. Neben der Stimme Cy<br />

Curnins fast immer im Vordergrund die<br />

Gitarre von Jamie West-Oram, so dass die<br />

früher weit dominanteren Synthie-Klänge<br />

von Rupert Greenall nur noch selten ihren<br />

Eighties-Charme versprühen. Klasse<br />

Sache, wenn Bands dieser Epoche zeigen,<br />

dass sie es auch heutzutage noch können.<br />

(Hypertension/Soulfood, 2012,<br />

11/48:57) tk<br />

DISPATCH<br />

CIRCLES AROUND THE SUN<br />

Chad S<strong>to</strong>kes, Brad Corrigan und Pete Francis<br />

sind singende Multi-Instrumentalisten,<br />

was Dispatch zu einer der potentesten US-<br />

Indie-Folk-Rockgruppen macht. Trotz guter<br />

Leistungen löste man sich 2004 auf, fand<br />

aber – nach einem immens erfolgreichen<br />

Live-Intermezzo 2007 – im Juni 2011 erneut<br />

zusammen. Gut so, denn das Trio hat<br />

nach wie vor viel zu sagen und jede Menge<br />

musikalischer Einfälle. Zu hören ist hier nur<br />

oberflächlich der übliche Singer/Sonwriter-<br />

Rock. Es gibt nach Bekunden der Band auch<br />

Einflüsse von Led Zeppelin, Traffic, Radiohead<br />

und Cat Stevens. Auch geht man mehr<br />

in die Tiefe, indem man Lieder mit ungewöhnlicher<br />

Melodieführung und sorgfältig<br />

gesetzten Brüchen und Wendungen komponiert<br />

und sie mit inhaltsschweren Texten<br />

über soziale Probleme füllt. Tracks wie der<br />

erdige Eröffner “Circles Around <strong>The</strong> Sun”,<br />

die etwas polternde Nummer “Get Ready<br />

Boy”, das bluesige “Josaphine” und die beiden<br />

langsamen Stücke “We Hold A Gun”<br />

und “Feels So Good”, mit denen das Album<br />

ausklingt, können auf diese Weise ungemein<br />

fesseln, sprechen Verstand und Gefühl gleichermaßen<br />

an.<br />

(Nettwerk/Soulfood, 2012, 10/38:41) hjg<br />

BILLY JOEL<br />

THE GOLDEN ESSENTIALS<br />

Das<br />

Edel-Label<br />

Zounds veröffentlicht<br />

die Sony-<br />

Zusammenstellung<br />

als 24-Karat<br />

Echtgold-Version.<br />

Diskutabel ist so<br />

eine 1:1-Übernahme 1 durchaus, allerdings<br />

stellen die 36 (!) Songs, die den relevanten<br />

Zeitraum 1973 bis 1993 abdecken, tatsächlich<br />

eine essenzielle Zusammenfassung des<br />

Schaffens eines – mit über 100 Millionen<br />

verkauften Tonträgern – der erfolgreichsten<br />

Musiker aller Zeiten dar. So finden<br />

sich Pop-Perlen wie “Piano Man”, “Just<br />

<strong>The</strong> Way You Are”, “My Life”, “Tell Her<br />

About It” oder “We Didn’t Start <strong>The</strong> Fire”<br />

reichlich auf der prallvollen Doppel-CD<br />

– ein Ohrwurm jagt den nächsten. Seinen<br />

typischen Mehrwert liefert das Stuttgarter<br />

High-End-Label durch das sorgfältige<br />

Premastering, die klangveredelnde Goldbeschichtung<br />

sowie ein dickes Booklet mit<br />

einer lesenwerten Biografie über den heute<br />

auch schon 63 Lenze zählenden Piano Man.<br />

(Zounds, 2012, 18/75:56, 18/78:57) rg<br />

ALEJANDRO ESCOVEDO<br />

BIG STATION<br />

Alejandro Escovedos Karriere ist seit jeher<br />

von künstlerischen Höhenflügen und leider<br />

nicht ganz so guten Verkaufszahlen gekennzeichnet.<br />

Er spielte Punk mit <strong>The</strong> Nuns,<br />

Cow-Punk mit Rank & File, Roots-Rock<br />

mit den True Believers und vor allem als<br />

Solist stilistisch flexible, hochklassige Alben<br />

ein. Auch für BIG STATION sind ihm,<br />

zusammen mit seinem Co-Komponisten<br />

Chuck Prophet, wieder zwölf Songs eingefallen,<br />

die man so leicht nicht vergisst.<br />

Da erklingt der straighte Roots-Rock von<br />

“Man Of <strong>The</strong> World” und “Party People”,<br />

da steigt bei “Bot<strong>to</strong>m Of <strong>The</strong> World” der<br />

Country-Anteil rapide an, während “Sally<br />

Rock<br />

Was A Cop” semi-balladesk startet und dann<br />

mit dem dezent ins Klangbild eingebauten<br />

leichtfüßigen Bläserjazz punktet und “Sabor<br />

A Mi” spanische Töne ins Spiel bringt.<br />

Die wohl stärksten Tracks sind allerdings<br />

der bärenstarke Titelsong, die perfekte Ballade<br />

“San An<strong>to</strong>nio Rain”, das gefällige, aber<br />

nicht seichte “Never S<strong>to</strong>od A Chance” und<br />

das verhalten, aber hartnäckig pochende<br />

“Too Many Tears”. Als Begleitband standen<br />

wieder die bewährten Sensitive Boys unter<br />

Leitung des Gitarristen und Keyboarders<br />

David Pulkingham zur Verfügung, der als<br />

eine Art Musikalischer Direk<strong>to</strong>r völlig fehlerfrei<br />

fungiert. Altmeister Tony Visconti<br />

hat BIG STATION routiniert, aber im Detail<br />

außergewöhnlich einfallsreich produziert.<br />

Alle Voraussetzungen fürs Tummeln<br />

auf hohen Charts-Rängen sind also erfüllt ...<br />

(Concord/Universal, 2012, 12/47:11) hjg<br />

ALVIN LEE<br />

STILL ON THE ROAD TO<br />

FREEDOM<br />

Immer noch hochgeschätzt<br />

ist ROAD<br />

TO<br />

FREEDOM,<br />

das Album, das Alvin<br />

Lee zusammen<br />

mit Mylon Le Fevre<br />

1973 veröffentlichte<br />

und ddamit gleichzeitig lih seinen Ausstieg<br />

aus der „Rock’n’Roll-Tretmühle” erklärte.<br />

Ständiges Touren sowie die riesigen Arenen,<br />

die Lee mit seiner Band Ten Years After regelmäßig<br />

füllte, führten zu einem Erschöpfungszustand,<br />

den man heutzutage wohl als<br />

Burn-out bezeichnen würde. Damals wählte<br />

er „<strong>the</strong> road <strong>to</strong> freedom” statt „<strong>the</strong> road <strong>to</strong><br />

fame and fortune”, war nach eigenen Worten<br />

sogar kurz davor, dem „dead before 30<br />

club” beizutreten. Mit einem lässigen Americana-Album<br />

verarbeitete er damals diesen<br />

Ausstieg, mit STILL ON THE ROAD TO<br />

FREEDOM zeigt er, dass er diesen Schritt<br />

auch nach fast 40 Jahren nicht bereut hat.<br />

Die musikalischen Stile, die er für diese<br />

Botschaft nutzt, sind höchst abwechslungsreich,<br />

reichen von verhaltenem Rockabilly<br />

über Singer/Songwriter-Folk und relaxtem<br />

Frontporch-Country bis zu Blues-Rock. Ein<br />

Album, das nicht mit normalen Maßstäben<br />

gemessen werden darf, hier geht es um ein<br />

Lebensgefühl, und das bringt Alvin Lee mit<br />

seiner Musik absolut glaubwürdig rüber.<br />

(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 2012,<br />

13/43:04) us<br />

RICKIE LEE JONES<br />

THE DEVIL YOU KNOW<br />

Schon mit der vorab ausgekoppelten Neuinterpration<br />

von “Sympathy For <strong>The</strong> Devil”<br />

der Rolling S<strong>to</strong>nes demonstrierte Rickie Lee<br />

Jones bislang kaum geahnte Cover-Künste.<br />

Mit Produktionshilfe durch Ben Harper hat<br />

die schon immer überaus experimentierfreudige<br />

Musikerin Klassiker wie “Catch<br />

<strong>The</strong> Wind” (Donovan), “<strong>The</strong> Weight” (<strong>The</strong><br />

Band), “Comfort You” (Van Morrison),<br />

“Only Love Can Break Your Heart” (Neil<br />

Young), aber auch weniger bekannte Klasse-Songs<br />

wie “Masterpiece” (Ben Harper),<br />

“Play With Fire” (Rolling S<strong>to</strong>nes), “Reason<br />

To Believe” (Tim Hardin) oder das Traditional<br />

“St. James Infirmary” (meist) mehr oder<br />

(seltener) weniger bearbeitet, entschlackt<br />

und neu zusammengesetzt. Mal guttural<br />

Seite 44 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

wispernd, dann jazzig in<strong>to</strong>nierend<br />

oder kraftvoller tönend – in sparsamintimem<br />

Rahmen legt Jones ganz neue<br />

Emotionsfacetten der Vorlagen frei.<br />

(Concord/Universal, 2012,<br />

10/42:26) pro<br />

THE SPECIALS<br />

MORE ... OR LESS:<br />

THE SPECIALS LIVE<br />

Die<br />

Specials<br />

haben nicht nur<br />

das<br />

legendäre<br />

2-Tone-Label<br />

gegründet und<br />

damit<br />

Bands<br />

wie<br />

Madness<br />

oder Beat eine Plattform gegeben, sondern<br />

auch einen wichtigen Beitrag zur<br />

britischen Ska-Bewegung geleistet. Ihr<br />

Sound steht für Spaß, bissig-ironische<br />

Texte, tanzbare Rhythmen und eine<br />

Dosis gute Laune. Der Doppeldecker<br />

wurde zum 30. Bühnenjubiläum 2010<br />

größtenteils in Großbritannien live<br />

mitgeschnitten und präsentiert eine<br />

Band, die herrlich altmodisch geblieben<br />

ist. Hammondorgel, ein angenehm<br />

chaotischer Satzgesang und ein gesundes<br />

Verhältnis zwischen eher ruhigen<br />

Nummern (“Too Hot”, “Blank Expression”),<br />

den Hits “A Message To Rudy”<br />

oder “Do <strong>The</strong> Dog” und Tracks, die<br />

sich an der Schnittstelle vom Ska zum<br />

Reggae bewegen (“Stupid Marriage”).<br />

Im Gegensatz zu vielen Künstlern, die<br />

sich an den schnöden Zeitgeist anbiedern,<br />

stehen <strong>The</strong> Specials zu ihren<br />

Wurzeln – und das wird nicht nur die<br />

Fans freuen.<br />

(EMI, 2012, 14/41:23, 12/44:19) at<br />

LEE BAINS III &<br />

THE GLORY FIRES<br />

THERE IS A BOMB IN<br />

GILEAD<br />

Man stelle sich vor, Keith Richards<br />

und Gram Parsons hätten nach den<br />

EXILE-Sessions beschlossen, eine<br />

dreckige, Country-getränkte Garagenband<br />

aufzumachen – und dazu<br />

Mick Taylor überredet, ebenfalls<br />

die S<strong>to</strong>nes zu verlassen. Wie Jagger<br />

klingt zwar weder Gitarrist Lee Bains<br />

noch der singende Drummer Blake<br />

Williamson. Beide Vokalisten agieren<br />

aber mit klaren, ansprechenden<br />

Stimmen. Zudem verzahnen Boss<br />

Bains und Matt Wurtele ihre Äxte<br />

perfekt in Taylor-Richards-Manier,<br />

fügen “Sympathy For <strong>The</strong> Devil”-<br />

artige Chöre hinzu, vergessen auch<br />

das Country-Element nicht, wie in<br />

“Reba”. In “Magic City S<strong>to</strong>mp!” arbeitet<br />

das agile Quartett aus Water<br />

Valley, Mississippi, sogar mit dem<br />

Riff von “Jumping Jack Flash”. Das<br />

folkige “Roebuck Parkway” könnte<br />

von John Prine sein, für das Titelstück<br />

wird mit Trey McLemore ein Gastsänger<br />

eingeflogen, was angesichts von<br />

Bains & Williamson unnötig scheint.<br />

Eine sumpfig-süffige Einspielung; die<br />

Black Crowes sollten die Glory Fires<br />

nicht als Support zulassen!<br />

(Alive/Cargo, 2012,<br />

11/38:52) utw<br />

ALANIS MORISSETTE<br />

HAVOC AND BRIGHT<br />

LIGHTS<br />

Die Auszeit, die Alanis Morissette<br />

zuletzt genommen hatte (sie wurde<br />

Mutter), hat ihren Niederschlag gefunden:<br />

Immer taucht in den Texten<br />

ihrer neuen Songs Persönliches auf.<br />

Als „erwachsen und mütterlich”<br />

bezeichnet die Kanadierin selbst<br />

ihre jüngste CD und trifft es damit<br />

durchaus. Von der Pop-Prinzessin zur<br />

Alternative-Rockerin, die sich nun<br />

zur beinahe introvertierten, reflektierenden<br />

Musikerin gewandelt hat, so<br />

lässt sich ihre Entwicklung skizzieren.<br />

Zwar plätschert es inzwischen<br />

manchmal ein bisschen zu kuschelig<br />

dahin, sind bei der Dynamik Schwächen<br />

zu konstatieren, aber für Melodien<br />

und radiotaugliche Refrains<br />

hatte die 38-Jährige schon immer ein<br />

Händchen, auch für knackige Riffs.<br />

Pop-Rock für Erwachsene eben, bei<br />

denen man den Texten mehr als nur<br />

beiläufiges Lauschen widmen sollte.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2012, 12/52:34) pro<br />

ELVIS PRESLEY<br />

20 ORIGINAL ALBUMS<br />

Zu einem<br />

unschlagbar<br />

günstigen<br />

Preis gibt<br />

es<br />

aktuell<br />

diese<br />

Sammelbox,<br />

die<br />

mit 20<br />

ORIGI-<br />

NAL ALBUMS von Elvis Presley<br />

ihren Inhalt zum Titel macht. Jedes<br />

der Alben kommt extra verpackt in<br />

einer robusten Papphülle, die genauso<br />

gestaltet ist wie die Original-LP<br />

– was natürlich <strong>to</strong>ll aussieht, aber<br />

deren Verkleinerung vom LP- zum<br />

CD-Format nicht gerade zur besseren<br />

Lesbarkeit beiträgt. Daher werden die<br />

notwendigen Infos (inkl. VÖ-Datum<br />

und Billboard-Platzierung) in einem<br />

Extra-Booklet aufgeführt, in dem es<br />

dazu noch eine kurze (englische) Einführung<br />

zu jeder LP gibt. So geht es<br />

vom 1956er ELVIS PRESLEY über<br />

SOMETHING FOR EVERYBODY<br />

(1961), FROM ELVIS IN MEMPHIS<br />

(1969), ALOHA FROM HAWAII VIA<br />

SATELLITE (1973) bis zu MOODY<br />

BLUE (1977). Mit dabei auch zahlreiche<br />

Bonus-Tracks, was am Ende<br />

leider dazu führt, dass alle Songs des<br />

Albums FROM ELVIS PRESLEY<br />

BOULEVARD, MEMPHIS, TEN-<br />

NESSEE zusätzlich noch einmal als<br />

Bonus-Tracks auf MOODY BLUE zu<br />

hören sind – hier hätte die Plattenfirma<br />

ruhig einmal ihre Fachkompetenz<br />

beweisen und den Käufern diese ärgerliche<br />

Doppelung ersparen dürfen.<br />

Doch dies ist dann schon so ziemlich<br />

der einzige Schwachpunkt dieser<br />

Auswahl, vielleicht könnte man noch<br />

daran herummäkeln, dass weder ein<br />

Gospel- noch ein Soundtrack-Album<br />

den Weg in die Box fand oder dass<br />

die 70er Jahre mit 14 von 20 Alben<br />

Rock<br />

umgekehrt proportional zu Elvis’<br />

Erfolg in diesem Karriere-Abschnitt<br />

vertreten sind. Doch diese Überrepräsentation<br />

hat auch eine positive<br />

Seite, denn wenn man sich so in den<br />

Plattenschränken vieler Rock’n’Roll-<br />

Fans umsieht, werden dort gerade die<br />

70er Jahre von Elvis Presley sträfliche<br />

vernachläs sigt sein, werden Alben<br />

wie (das bisher sündhaft teure) WEL-<br />

COME TO MY WORLD, TODAY<br />

oder GOOD TIMES so gut wie immer<br />

fehlen. Fazit: Mit dieser Box erwirbt<br />

man nicht nur die allseits bekannten<br />

Hits des Kings, sondern auch schon<br />

lange nicht mehr erhältliche Alben,<br />

deren klasse Musik einem sonst wohl<br />

für immer und ewig verborgen geblieben<br />

wäre.<br />

(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 2012,<br />

20 CDs) us<br />

JON DEE GRAHAM<br />

GARAGE SALE!<br />

Mit den True<br />

Believers<br />

und<br />

den<br />

Resentments,<br />

vor<br />

allem aber unter<br />

eigenem Namen<br />

hat der Texaner<br />

Jon Dee Graham in den letzten 30<br />

Jahren so manches Kabinettstückchen<br />

abgeliefert, aber noch nie ein Album<br />

wie dieses, das unter höchst ungewöhnlichen<br />

Umständen entstanden<br />

ist: Zwei befreundete Studio-Inhaber<br />

schenkten ihm jeden Monat einen Tag,<br />

an dem er freie Hand beim – experimentellen<br />

– Aufnehmen hatte. Prompt<br />

erschien Graham mit vagen Ideen und<br />

Songfragmenten, formte sie nach Lust<br />

und Laune zu kompletten Tracks und<br />

spielte auch gleich fast alle Instrumente<br />

selbst ein, lediglich punktuell<br />

unterstützt durch ein paar Musikerfreunde,<br />

vor allem Schlagzeuger. Und<br />

irgendwann war genug beisammen für<br />

diesen Sammeleimer unterschiedlichster<br />

Stücke. Da gibt es knurrig-knarzige<br />

Balladen (“Unafraid”), gitarrengeprägte<br />

„Normal-Songs” (“Yes Yes”,<br />

ein Geheimhit, wie er im Buche steht!),<br />

eine einsame Klavier-Gesangs-Nummer<br />

(“Bobby Dunbar”), einen Ausflug<br />

nach Hawaii (“# 19”), Psychedelisches<br />

wie “Collapse” und das nirgends einzuordnende<br />

“Radio Uxtmal (Venceremos)”.<br />

Nach Resteverwertung hört<br />

sich hier nichts an, nach einem exakt<br />

geplanten Album aber erst recht nichts.<br />

Grahams Fans werden Freude an diesem<br />

Achterbahnerlebnis haben und<br />

hinterher mehr denn je den Geniestatus<br />

des Meisters bestätigt sehen.<br />

(Blue Rose/Soulfood 2012,<br />

11/36:29) hjg<br />

TRIUMPH<br />

LIVE AT SWEDEN ROCK<br />

FESTIVAL<br />

Vier Jahre hat’s gedauert, bis der Reunion-Auftritt<br />

des kanadischen Trios<br />

Triumph beim Sweden Rock Festival<br />

am 7.6.2008 endlich dokumentiert vorliegt,<br />

auf CD sowie beigefügter DVD<br />

(Setlist ist identisch), die zur Bespre-<br />

ANNIVERSARY<br />

EDITION<br />

MEHR ALS<br />

14 MILLIONEN<br />

VERKAUFTE ALBEN<br />

WELTWEIT<br />

ALS 2CD DELUXE UND<br />

SUPER DELUXE EDITION<br />

MIT 3 CDS UND EINER DVD MIT<br />

UNVERÖFFENTLICHTEN<br />

LIVE-AUFNAHMEN UND DEMOS,<br />

NEBEN RAREN PROMOS,<br />

B-SEITEN UND REMIXEN.<br />

AB 21.09.<br />

ÜBERALL IM HANDEL<br />

UND ALS DOWNLOAD!<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 45<br />

WWW.UNIVERSAL-MUSIC.DE


CD<br />

REVIEWS<br />

chung aber nicht verfügbar war. 20 Jahre<br />

lang hatten Rik Emmett (voc, g), Mike Levine<br />

(b, keys) und Gil Moore (voc, dr) nicht<br />

mehr zusammengespielt, doch davon war<br />

nichts zu merken, als sie mit Dave Dunlop<br />

als Verstärkung an der Gitarre loslegten,<br />

ihre Mischung aus Prog- und Hard Rock<br />

anstimmten und einstige Favoriten vom<br />

Stapel ließen, von “Blinding Light Show”,<br />

“Rock’n’Roll Machine” über “Never Surrender”<br />

bis “When <strong>The</strong> Lights Go Down”,<br />

dazu auch Joe Walshs “Rocky Mountain<br />

Way” mit eigener Handschrift. Gut 70 Minuten<br />

Hochspannungs-Rock – das Warten hat<br />

sich gelohnt!<br />

(Frontiers/Soulfood, 2012, 10/71:12) pro<br />

LAKE<br />

FREEDOM<br />

Die Feuertaufe des<br />

Leadsängers<br />

Lloyd<br />

Anderson für die<br />

deutsch-schottische<br />

Rocktraditions-Band<br />

– gleich „Passionate<br />

Eyes” beweist, dass<br />

der junge Vokalist klitaus Dundee mit Emotion<br />

und Klarheit agiert. Alle Ingredienzien sind<br />

intakt: opulenter Chor, Latin-Rhythmus,<br />

beherzte Gitarrenarbeit Alex Contis, Keyboardkonter<br />

vom Neuen Jens Skwirblies.<br />

Selten verband die Gruppe His<strong>to</strong>rie & Heute<br />

derart überzeugend: Die bestechende Ballade<br />

“Silvia” entstand als Duett Andersons mit<br />

seinem Landsmann Ian Cussick – einem von<br />

vier Scotsmen, die schon für Lake arbeiteten.<br />

Ge<strong>to</strong>ppt wird dieser Event durch “Nightbirds”:<br />

Lake nahmen sich das buchstäblich<br />

letzte Demo ihres Ursängers James Hopkins-<br />

Harrison vor und gaben seiner intakten Stimme<br />

ein frisches Instrumental/Chor-Gewand.<br />

“Ted Nugent” zeigt, dass die Veteranen<br />

weiterhin auch hart heizen: Micki Stickdorn<br />

(dr) und Holger Trull (b) haben Spaß. Der<br />

Reichtum an Melodien und lyrischen Einfällen<br />

frappiert – und erklärt sich dadurch,<br />

dass Lake für dieses Werk aus über 60 Titeln<br />

wählen konnten: FREEDOM als Auftakt einer<br />

Serie? Hoffentlich.<br />

(Mad-As-Hell/MiG, 2012, 11/49:21) utw<br />

NEAL MORSE<br />

MOMENTUM<br />

TESTIMONY 2 war letztes Jahr schon ein<br />

klasse Album, und nach dem ersten Hören<br />

von MOMENTUM darf man Neal Morse<br />

schon wieder zu einer starken Scheibe<br />

gratulieren. Gleich zu Beginn lässt er zwei<br />

Prog-Rockknaller vom Stapel, als wolle er<br />

ein für alle Mal klarstellen, wohin die Reise<br />

geht. Klar hat er für diese Art von Musik<br />

mit Mike Portnoy (dr) und Randy George<br />

(b) die richtigen Leute an Bord, auf dem<br />

Titeltrack gibt Saitenass Paul Gilbert (Mr.<br />

Big) ein klasse Gastspiel. Dass es (stilistisch)<br />

auch anders geht, beweist Morse<br />

mit den beiden Balladen “<strong>The</strong> Freak” und<br />

“Smoke And Mirrors” sowie mit dem klassischen<br />

AOR-Rocker “Wea<strong>the</strong>ring Sky”.<br />

All dies packt er dann zusammen in das<br />

abschließende “World Without End”; in<br />

diesem 33-Minüter zeigen Morse und seine<br />

beiden Mitstreiter, wie man heutzutage<br />

Prog-Rock spielen kann: ernst, aber nicht<br />

verkniffen, verspielt, aber nicht abgehoben,<br />

ausufernd, aber nicht langatmig!<br />

(Inside Out/EMI, 2012, 6/61:33) us<br />

GENO WASHINGTON &<br />

THE RAM JAM BAND<br />

LIVE<br />

Wer den Wahl-Londoner US-Ex-GI Geno<br />

Washing<strong>to</strong>n live im Half Moon an der<br />

<strong>The</strong>mse in Putney sehen will, sollte früh<br />

buchen – die „Sold Out”-Pappe liegt immer<br />

griffbereit! Jetzt schafft diese Doppelkonserve<br />

Abhilfe: Glatzkopf Geno zelebriert<br />

den Soul wie zu besten Flamingo-Club-<br />

Zeiten. Nur dass die heutige Ram Jam<br />

Band so präzise spielt, dass man sich auch<br />

Studioaufnahmen nicht punktgenauer wünschen<br />

könnte, dabei aber trotzdem ähnlich<br />

erhitzt agiert wie die Sixties-Version: Die<br />

Eckpfeiler stehen wie damals zu Zeiten von<br />

FOOT STOMPIN’ SOUL mit “Knock On<br />

Wood”, “Land Of Thousand Dances” oder<br />

“You Don’t Know Like I Know”. Dabei hat<br />

Mr. Washing<strong>to</strong>n nichts von seiner Stimme<br />

verloren: Ausdruckskraft und Stimmgewalt<br />

stehen, sein Humor ist intakt. Ob Aretha<br />

Franklins “Respect”, Sam & Daves “Hold<br />

On I’m Coming” und “I Take What I Want”<br />

oder Wilson Picketts “In <strong>The</strong> Midnight<br />

Hour”, die Soul-Party kann allein mit diesem<br />

Doppelpack als Rundum-Sorglos-Paket<br />

in Angriff genommen werden.<br />

(Dreamcatcher/Secret/Rough Trade,<br />

2012, 14/47:39, 12/45:28) utw<br />

RICK DERRINGER<br />

GUITARS AND WOMEN / FACE<br />

TO FACE<br />

Mit den McCoys<br />

machte er als 17-Jähriger<br />

Pop (“Hang On<br />

Sloopy”), mit Johnny<br />

Winter<br />

zelebrierte<br />

er Blues-Rock, als<br />

Solist rockte Rick<br />

Derringer in den 70er Jahren zunächst<br />

Arenen, ehe er sich zu deren Ausklang<br />

auf Mainstream-Pfaden orientierte. Er gab<br />

1979 auf dem von Todd Rundgren produzierten<br />

Album GUITARS AND WOMEN<br />

zwar immer noch rockig Gas und verblüffte<br />

mit manchem Gitarrenlick – allerdings<br />

fiel das Ganze ein wenig zu glatt poliert<br />

und auf Radiokompatibilität schielend aus.<br />

Wofür auch als Beleg dienen mag, dass er<br />

zwei Rock-Popnummern von Rick Nielsen<br />

(Cheap Trick) übernahm. Im AOR-Bereich<br />

durchaus noch überdurchschnittlich, aber<br />

es fehlten eben die Kanten. Noch mittelprächtiger<br />

fiel ein Jahr später FACE TO<br />

FACE aus, in der Masse von Bubblegum-<br />

Rock erinnerte nur noch “I Want A Lover”<br />

an den kantig-krachigen Derringer. Seinen<br />

Fans ist vom neuen, remasterten Twofer mit<br />

informativem Booklet samt frischen Liner-<br />

Notes dennoch nicht abzuraten.<br />

(BGO/H’Art, 1979/1980, 18/79:14) pro<br />

KARTHAGO<br />

KARTHAGO<br />

Auf den diesjährigen Preis für das am<br />

schönsten reproduzierte LP-Cover einer<br />

CD-Veröffentlichung darf sich jetzt schon<br />

das Hannoveraner Label MiG (Made in<br />

Germany) freuen. Unschlagbar hat es das<br />

14-seitige Klappcover des 1971er Debüts<br />

von Karthago gestaltet, da stimmt jedes<br />

Detail! Doch bei allem Verpackungslob<br />

darf natürlich der Inhalt nicht vergessen<br />

werden. An vorderster Front taucht hier natürlich<br />

Frontmann Joey Albrecht an Mikro<br />

und Gitarre auf, doch handelt es sich bei<br />

KARTHAGO vor allem um eine Gemeinschaftsproduktion,<br />

zu der alle Musiker ihren<br />

Teil beitragen durften. So zum funkigen<br />

Einstieg “String Rambler”, bei dem die<br />

Rhythmusfraktion ihre Stärken zur Schau<br />

stellen darf; das coole Orgelsolo in “I Don’t<br />

Live Tomorrow” oder das ruhige, fast folkig<br />

daherkommende “Morning Surprise”. Den<br />

später so charakteristischen, stark amerikanisch<br />

orientierten Sound gab es damals<br />

noch kaum zu hören, so dass dieses Album<br />

zweifellos zum Abwechslungsreichsten gehört,<br />

was man von Karthago so hören kann.<br />

Aber Beeilung, die Auflage ist auf 2000 Exemplare<br />

limitiert.<br />

(MiG/Intergroove, 1971, 9/35:10) tk<br />

JON LORD<br />

CONCERTO FOR GROUP<br />

AND ORCHESTRA<br />

Mit Jon Lord starb<br />

am 16. Juli 2012 ein<br />

Musiker, der sowohl<br />

mit Deep Purple als<br />

auch solo bewies,<br />

dass es für kreative<br />

Menschen<br />

keine<br />

künstlerischen Grenzen geben darf. Besonders<br />

für den Verbund von Klassik mit Rock<br />

setzte er schon zu Beginn seiner Karriere,<br />

mit Deep Purples “April”, ein erstes Ausrufezeichen.<br />

Der nächste Schritt war dann<br />

das CONCERTO FOR GROUP AND OR-<br />

CHESTRA, uraufgeführt und für eine LP<br />

mitgeschnitten am 24. September 1969.<br />

Über 30 Mal hat Jon Lord dieses Werk mit<br />

verschiedenen Orchestern und Dirigenten<br />

öffentlich gespielt, rund 30 Mal stimmte<br />

er es zusammen mit Deep Purple auf der<br />

Concer<strong>to</strong>-Tour im Jahr 2000 an. Dabei hat<br />

er immer wieder Nuancen verändert, hat<br />

die Partitur immer wieder angepasst. Diese<br />

Änderungen führten letztendlich zur Idee,<br />

das Concer<strong>to</strong> neu im Studio aufzunehmen.<br />

Im Juni 2011 wurden in Liverpool mit dem<br />

Royal Liverpool Philharmonic Orchestra<br />

(dirigiert von Paul Mann) die klassischen<br />

Abschnitte eingespielt, dann ging es in<br />

die Londoner Abbey Road Studios, wo<br />

mit Bruce Dickinson (Iron Maiden), Steve<br />

Balsamo (Jesus Christ Superstar), Joe Bonamassa,<br />

Steve Morse und Darin Vasilev<br />

die Rockparts aufgenommen wurden. Wenige<br />

Wochen vor seinem Tod konnte Jon<br />

Lord noch die finale Version anhören und<br />

zeigte sich glücklich mit dem Ergebnis.<br />

Diese höchst dynamisch klingende Studio-<br />

Aufnahme des CONCERTO FOR GROUP<br />

AND ORCHESTRA dürfte nun also genau<br />

so klingen, wie er es wollte.<br />

(ear<strong>Music</strong>/edel, 2012, 3/46:53) us<br />

AMERICA<br />

PERSPECTIVE / IN CONCERT<br />

Nachdem die vorangegangene Zusammenarbeit<br />

mit Russ Ballard als Produzent<br />

in künstlerischer wie verkaufstechnischer<br />

Hinsicht nicht funktioniert hatte, orientierten<br />

sich die US-Soft-Rocker America<br />

1984 um und suchten eine neue PERSPEC-<br />

TIVE. Doch mit dem Einbau von Synthies<br />

und der Ausrichtung an damals angesagten<br />

Sounds taten sich Gerry Beckley und Dewey<br />

Bunnell keinen Gefallen. Zu austauschbar,<br />

zu wenig eigenständig klangen<br />

die Songs, denen es zudem immer wieder<br />

Rock<br />

an heraushebender Substanz mangelte. Zu<br />

nett und gefällig klang das Ergebnis mit seiner<br />

eben nicht mehr so romantischen Melodik<br />

– alte Fans wurden abgeschreckt, neue<br />

kaum gewonnen. Im Jahr darauf konnte das<br />

Duo dank seiner Klassiker “Horse With No<br />

Name” und “Sister Golden Hair” sowie<br />

mit dem vergleichweise jungen und flotten<br />

“You Can Do Magic” (aus Ballards Feder)<br />

IN CONCERT auch auf dem Plattenmarkt<br />

wieder punkten.<br />

(BGO/H’Art, 1984, 1985, 21/73:24) pro<br />

MARILLION<br />

SOUNDS THAT CAN’T BE MADE<br />

Ungewöhnlich hart<br />

und<br />

unverkennbar<br />

prog-rockig<br />

eröffnet<br />

der 17-Minüter<br />

“Gaza” das neueste<br />

Werk von Marillion.<br />

SOUNDS<br />

THAT CAN’T BE MADE haben Steve<br />

Hogarth (voc), Steve Ro<strong>the</strong>ry (g), Mark<br />

Kelly (keys), Pete Trewavas (b) und Ian<br />

Mosley (dr) ihr mittlerweile 17. Studio-<br />

Album genannt, machen damit klar, dass<br />

sie sich immer noch dazu berufen fühlen,<br />

mit ihrer Musik – trotz aller Routine – in<br />

Bereiche vorzus<strong>to</strong>ßen, in die sich nur wenige<br />

vorwagen. Das Besondere an der Musik<br />

Marillions wird auch hier schnell klar,<br />

denn auf wütende Instrumentalausbrüche<br />

folgen schnell Pop-verliebte Parts, in denen<br />

Hogarths wohlklingende Stimme innig um<br />

Versöhnung fleht – was viele Die-Hard-<br />

Prog-Rockfans immer noch mit fehlender<br />

Tiefe gleichsetzten. Ein (altbekannter) Vorwurf,<br />

der vor allem bei den „leichteren”<br />

Stücken wie dem Titelsong des Albums<br />

aufflammen dürfte. Doch die Band wird<br />

sich wie gewohnt wenig darum scheren<br />

und darf sich vielmehr darüber freuen, dass<br />

ihnen mit SOUNDS THAT CAN’T BE<br />

MADE ein – Achtung Floskel! – typisches<br />

Marillion-Album gelungen ist –, bei dem<br />

sich epischer Wohlklang mit progressiver<br />

Vielschichtigkeit die Waage hält.<br />

(ear<strong>Music</strong>/edel, 2012, 8/74:33) us<br />

RAINBOW<br />

DAS HÖRBUCH<br />

Auf drei CDs erzählt Frank Schnütgen (der<br />

leider teilweise ziemlich undeutlich nuschelt<br />

...) die bewegte Geschichte einer der größten<br />

Rockbands aller Zeiten: Rainbow. Und<br />

da DAS HÖRBUCH komplett ohne musikalische<br />

Beispiele daherkommt, wird im Laufe<br />

des Zuhörens der Drang immer größer, an<br />

das heimische Plattenregal zu laufen und<br />

den einen oder anderen Song dazwischenzuschieben.<br />

Denn das, was der Sprecher<br />

da über diese Band erzählt, hat durchwegs<br />

Hand und Fuß, macht so definitiv Lust darauf,<br />

tief in die Geschichte von Ritchie<br />

Blackmore, Ronnie James Dio, Cozy Powell,<br />

Tony Carey, Don Airey, Joe Lynn<br />

Turner, Graham Bonnet oder Bob Daisley<br />

einzutauchen. Doch unter dem Strich bleibt<br />

es Geschmackssache, ob man sich die Geschichte<br />

einer Band auf diese Art und Weise<br />

erarbeitet, oder ob man lieber die Musik für<br />

sich sprechen lässt. Das muss jeder für sich<br />

selbst entscheiden, dieses Hörbuch ist auf<br />

alle Fälle eine der möglichen Varianten.<br />

(Flying Dolphin/Rough Trade, 2012,<br />

5/64:48, 3/77:38, 4/72:33) us<br />

Seite 46 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

IAN HUNTER & THE<br />

RANT BAND<br />

WHEN I’M PRESIDENT<br />

Es ist fast, als<br />

wäre die Zeit<br />

zurückgedreht:<br />

Ian Hunter rockt<br />

wieder mit seiner<br />

Rant Band<br />

und<br />

erinnert<br />

an gute, alte Mott-<strong>The</strong>-Hoople-Zeiten.<br />

Doch Hunter wäre nicht Hunter, würde<br />

er nur auf der Mainstream-S<strong>to</strong>mp-<br />

Rockschiene dahinrollen. Vielmehr<br />

lässt er schon im Opener “Comfortable<br />

(Flyin’ Scotsman)” durch geschickt<br />

eingestreute Sax- und Pianotupfer aufhorchen.<br />

Auch seine getrageneren Nummern<br />

leben vor allem durch seine immer<br />

noch charismatische, raue Stimme, aber<br />

eben auch arrangementtechnische Finessen.<br />

Und über seine sardonischen,<br />

immer wieder bissigen wie zudem<br />

(selbst-)ironischen Texte muss man keine<br />

Worte verlieren; vielmehr ist Mitlesen<br />

im Booklet zu empfehlen. Der Mann<br />

hat auch mit 73 noch mehr Biss als viele<br />

um Dekaden Jüngere und liefert nach<br />

wie vor Intelligenz-Rock, ohne in den<br />

70er Jahren hängengeblieben zu sein!<br />

(Proper/Rough Trade, 2012,<br />

11/46:08) pro<br />

JUDAS PRIEST<br />

SCREAMING FOR<br />

VENGEANCE<br />

Als SCREAMING FOR VENGEANCE<br />

vor 30 Jahren erschien, war es nicht<br />

unumstritten, manchen Fans war es zu<br />

„amerikanisch” ausgerichtet. Doch mit<br />

Abstand ist Sänger Rob Halford, den<br />

Twin-Leadgitarristen Glenn Tip<strong>to</strong>n und<br />

K.K. Downing & Co. ein gelungener<br />

Spagat zwischen dem brachialen Metal<br />

ihres Klassikers BRITISH STEEL und<br />

einer kommerzielleren Komponente<br />

(“Take <strong>The</strong>se Chains”, “Fever”) zu attestieren.<br />

Knackige Gitarrenbretter hier,<br />

gehörgängige Melodien (auch in Halfords<br />

Gesang!) da, geschickt gekleidet<br />

in eine abwechslungsreiche Produktion<br />

(Tom Allom). Das war alles andere als<br />

Weichspüler-Rock, wie die „30th Anniversary<br />

Edition” belegt. Sie ist noch<br />

reichhaltiger als frühere Neuauflagen<br />

bestückt: mit sechs Live-Bonus-Tracks<br />

sowie einer DVD mit einer kompletten<br />

Liveshow von 1983. Einziger Schwachpunkt<br />

sind die Liner-Notes.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2012, 16/70:31) pro<br />

YOUNG FLOWERS<br />

TAKE WARNING – THE<br />

COMPLETE STUDIO<br />

RECORDINGS<br />

Klasse Sache, die Doppel-CD TAKE<br />

WARNING – THE COMPLETE STU-<br />

DIO RECORDINGS liefert neben den<br />

beiden Studio-LPs – BLOMSTERPIS-<br />

TOLEN (1968) und NO.2 (1969) – des<br />

dänischen Rocktrios Young Flowers<br />

auch die rare 1967er Non-Album-Single<br />

“Like Birds/City Of Friends” sowie die<br />

drei Stücke, die sie 1970 für den Soundtrack<br />

zum Film „Quiet Days In Clichy”<br />

aufnahmen. Schwer beeindruckt von<br />

britischen Blues-Rockbands fanden sich<br />

1967 drei junge Musiker zusammen,<br />

die mit ihrem ausgeflippten Freak-Rock<br />

(teilweise sogar mit dänischen Texten)<br />

zu Pionieren in ihrer Heimat und mit<br />

Auftritten in den USA zu ersten musikalischen<br />

Botschaftern ihres Landes wurden.<br />

Klasse auch die drei Bonus-Tracks,<br />

die zeigen mit welch roher Energie die<br />

Young Flowers auf der Bühne agierten,<br />

besonders beeindruckend das an <strong>The</strong><br />

Jimi Hendrix Experience erinnernde<br />

Dylan-Cover “Tonight I’ll Be Staying<br />

Here With You”.<br />

(Cherry Red/Rough Trade,<br />

2012, 12/54:55, 10/50:57) us<br />

JOHN CALE<br />

SHIFTY ADVENTURES IN<br />

NOOKIE WOOD<br />

Einen<br />

weiteren<br />

Entwicklungsschritt<br />

in<br />

einer beeindruckenden<br />

Karriere,<br />

das sieht die<br />

Plattenfirma in<br />

Jh John Cales neuem Album. Doch nach<br />

dem ersten Hören hinterlässt einen<br />

SHIFTY ADVENTURES IN NOO-<br />

KIE WOOD dann eher ratlos, kann<br />

man aus den zwölf stilistisch höchst<br />

unterschiedlichen Songs nicht erkennen,<br />

wohin Cale mit diesem Album<br />

steuert. Doch vielleicht möchte der walisische<br />

Musiker gerade so seine Hörer<br />

zum Nachdenken animieren, immerhin<br />

beschreibt er den “Nookie Wood” aus<br />

dem Albumtitel mit „einem schelmischen<br />

Ort der Fantasie, wo Leute<br />

sich verstecken können”, schließt<br />

durch seine Arbeitsweise, Song nach<br />

Song als Reaktion aufeinander zu<br />

schreiben Dopplungen und Wiederholungen<br />

aus. Anspieltipp: der rhythmisch<br />

zerhackte Ope ner “I Wanna Talk<br />

2 U”, eine Zusammenarbeit mit Brian<br />

Bur<strong>to</strong>n aka Danger Mouse.<br />

(Domino Records/Good<strong>to</strong>go,<br />

2012, 12/53:58) tk<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

TROUBLE – A TRIBUTE TO<br />

LYNYRD SKYNYRD<br />

Lynyrd Skynyrd sind erneut in aller<br />

Mund. Klar, dass da wieder mal ein<br />

Tribute-Album fällig war, wenn auch<br />

nur als Neuauflage von 2007. Vor 13<br />

Klassikern der Sou<strong>the</strong>rn Rocker verneigen<br />

sich Genre-Kollegen wie Vertreter<br />

anderer Spielarten: Die meisten<br />

Teilnehmer hielten sich relativ strikt<br />

an die Vorlagen, überzeugende Neuinterpretationen<br />

sind Molly Hatchet<br />

& Charlie Daniels mit “Free Bird”,<br />

Great White (“Saturday Night Special”),<br />

Rick Derringer (“You Got That<br />

Right”), Pat Travers (“Gimme Back<br />

My Bullets”), der Atlanta Rhythm<br />

Section (“Call Me <strong>The</strong> Breeze”) und<br />

vor allem Walter Trout (“Gimme<br />

Three Steps”) gelungen. Daneben<br />

griffen Canned Heat (“That Smell”)<br />

und die Dangerous Toys (“Simple<br />

Man”) zu. Ebenfalls dabei: Blackfoot,<br />

die Ex-Mitglieder Artimus Pyle, Ed<br />

King & <strong>The</strong> Original Honkettes, <strong>The</strong><br />

Outlaws, Sky Saxon (<strong>The</strong> Seeds) &<br />

Rock<br />

Joey Coving<strong>to</strong>n (Jefferson Airplane)<br />

sowie Black Oak Arkansas.<br />

(Cherry Red/Rough Trade,<br />

2012, 13/64:04) pro<br />

DAVE STEWART<br />

THE RINGMASTER<br />

GENERAL<br />

Den<br />

musikalischen<br />

Zirkusdirek<strong>to</strong>r<br />

gibt<br />

Dave<br />

Stewart<br />

mit dem Albumtitel<br />

ebenso<br />

wie mit dem<br />

Zlid Zylinder, den er auf fdem<br />

Cover trägt.<br />

Er führt durch ein sehr vielfältiges Stilpotpurri<br />

mit kraftvollem Rock wie bei<br />

“S<strong>to</strong>ry Of Success” und (Neo)-Country<br />

(“Just Ano<strong>the</strong>r Fall”, “Drowning In <strong>The</strong><br />

Blues” oder “Slow Motion Addict No.<br />

2”, das auch noch leichtes Soulflair<br />

besitzt). Dazu ertönen einige wunderschöne<br />

Balladen und Pianonummern<br />

(“A Different Man”). So präsentiert das<br />

einstige Eurythmics-Mastermind ein<br />

Programm mit mehreren Duettpartnerinnen,<br />

die ebenfalls für viel vokale Abwechslung<br />

sorgen: Joss S<strong>to</strong>ne ist dabei,<br />

Alison Krauss, Jessie Baylin, die überraschend<br />

beeindruckende Diane Birch<br />

und Michael Jacksons einstige Gitarrenbegleiterin<br />

Orianthi. THE RING-<br />

MASTER GENERAL belegt, dass der<br />

Name Dave Stewart immer noch für<br />

höchste musikalische Ansprüche steht.<br />

(Membran/Sony <strong>Music</strong>,<br />

2012, 11/50:47) pro<br />

TODD RUNDGREN<br />

TODD + HEALING<br />

Es ist ja gerade bei vielen Veteranen-<br />

Acts seit geraumer Zeit in Mode gekommen,<br />

auf der Bühne alte Alben in<br />

Gänze live zum Besten zu geben. Auch<br />

U<strong>to</strong>pia-Anführer Todd Rundgren sprang<br />

auf diesen Zug auf. So präsentierte<br />

er TODD von 1974 im Herbst 2010,<br />

schnitt am 14. September in seiner Heimatstadt<br />

Philadelphia mit, doch die CD<br />

dieses stilistischen Konglomerats aus<br />

leicht psychedelisiertem Rock, spacigen<br />

Prog-Versuchen, futuristischen Electronica-Spielereien,<br />

rockigem Glam und<br />

fusionierendem Jazz lässt eher kalt,<br />

trotz erstklassiger Begleittruppe. Die<br />

beigefügte DVD spricht durch die optische<br />

Komponente ein wenig mehr an,<br />

verbreitet ein wenig mehr Stimmung,<br />

und die Balladen kommen ein wenig<br />

beseelter rüber. Ähnliches gilt auch für<br />

HEALING aus dem Jahr 1981. Ob’s am<br />

nicht immer optimalen Sound liegt oder<br />

an der ein wenig altbacken wirkenden<br />

akustischen Präsentation – der ebenfalls<br />

im September 2010 entstandene<br />

Mitschnitt hinterlässt dergleichen eher<br />

zwiespältig. Wenn auch deutlich weniger<br />

experimentell ausgefallen – man<br />

lauscht und beobachtet eher mit einem<br />

Naja-Gefühl. Aber vielleicht war der<br />

Rezensent auch einfach nicht in der<br />

rechten Stimmung, den Wagemut und<br />

die Experimentierfreude Rundgrens<br />

würdigen zu können.<br />

(Freeworld/Soulfood, 2012,<br />

16/66:35 + 12/64:50) pro<br />

Einzigartiges<br />

Konzert, gefilmt<br />

im Londoner<br />

Hippodrome am<br />

25. Ok<strong>to</strong>ber 2007<br />

Umwerfendes Tribute<br />

eines Meistergitarristen<br />

an einen Meistergitarrist.<br />

Die Show umfasst<br />

viele Hendrix-Klassiker wie<br />

„Purple Haze“, „Voodoo Child<br />

(Slight Return)“, „Foxy Lady“,<br />

„<strong>The</strong> Wind Cries Mary“ oder<br />

„Hey Joe” und viele andere.<br />

Als Special Guests mit dabei:<br />

Mitch Mitchell und Billy Cox<br />

von Jimi Hendrix<br />

Experience!<br />

Ab 21.09.2012<br />

auf CD, LP, DVD und<br />

Blu-ray erhältlich!<br />

<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 47<br />

Ab 21.09.2012 überall im Handel erhältlich<br />

oder bei www.amazon.de/rockschuppen


CD<br />

REVIEWS<br />

ROXY MUSIC<br />

THE COMPLETE STUDIO<br />

RECORDINGS<br />

Ein feines All-Inclusive-Paket, das Roxy<br />

<strong>Music</strong> da mit THE COMPLETE STUDIO<br />

RECORDINGS unters Volk jubeln. Sorgfältig<br />

verpackt sind die acht Picture-CDs in<br />

aufklappbaren Mini-Vinyl-Replicas, dazu<br />

gibt es noch zwei prall gefüllte Silberlinge<br />

mit B-Seiten, Mix-Versionen und Live-Aufnahmen<br />

– formvollendet ver packt in einer<br />

schwarz glänzenden Sammelbox. Immer<br />

noch ist ihr selbst betiteltes Debüt aus dem<br />

Jahr 1972 ein Genre-Highlight, zündeten<br />

Bryan Ferry (voc, p), Phil Manzarena (g),<br />

Brian Eno (keys), Graham Simpson (b),<br />

Andrew Mackay (sax) und Paul Thompson<br />

(dr) die nächste Stufe der Glam-Rock-<br />

Rakete, führten den Stil, den Marc Bolan<br />

mit T. Rex hoffähig gemacht hatte, in eine<br />

andere, vielen außerirdisch erscheinende<br />

Dimension. In allen – beileibe nicht nur<br />

musikalischen – Bereichen brachten sie zu<br />

Beginn ihrer Laufbahn diesen Stil zum Explodieren,<br />

kleideten sich noch exaltierter als<br />

ihre Mitbewerber, klangen gleichzeitig wild<br />

verschachtelt und überbordend avantgardistisch.<br />

Sie scheuten sich zur Not aber auch<br />

nicht, mit Hilfe ihres Produzenten Peter Sinfield<br />

simpel daherkommendem Bubblegum-<br />

Pop eine spacige Art-Rockhülle zu verpassen,<br />

wurden schnell – zumindest bis Brian<br />

Eno 1973 Roxy <strong>Music</strong> den Rücken kehrte<br />

– zum kurzzeitigen Fixstern am Pop-Himmel.<br />

Nicht durch, aber gleichzeitig mit Eno-<br />

Ersatz Eddie Jobson veränderte die Band<br />

ihren Stil, Bryan Ferry gelang es, innerhalb<br />

kürzester Zeit, einen neuen, glamourösen<br />

Stilmix aus Soul, softem Rock und jazzigem<br />

Pop zu kreieren, der Mitte der 70er schnell<br />

zum neuen Markenzeichen der Band wurde.<br />

Nach vier Jahren Pause und dem Durchhänger<br />

MANIFESTO (1979) gelang der neuformierten<br />

Band mit FLESH AND BLOOD<br />

(1980) sowie AVALON (1982) ein beeindruckendes<br />

Comeback. Eine glanzvolle Karriere,<br />

die mit dieser Box eine lang verdiente<br />

– und auch visuell auf höchstem Niveau daherkommende<br />

– Würdigung erfährt.<br />

(Virgin/EMI, 2012, 10 CDs)<br />

tk<br />

RICHIE SAMBORA<br />

AFTERMATH OF THE<br />

LOWDOWN<br />

Seit 29 Jahren spielt Richie Sambora die<br />

Gitarre bei Bon Jovi, ist neben dem namensgebenden<br />

Sänger auch das optische<br />

Aushängeschild der Truppe aus New Jersey.<br />

AFTERMATH OF THE LOWDOWN<br />

ist sein drittes Eigenwerk nach 14-jähriger<br />

Solo-Schaffenspause. Es ist kein altersweises<br />

Werk, bei dem sich der 53-Jährige<br />

in einem anderen Genre versucht. Vielmehr<br />

<strong>to</strong>bt er sich auf seinem Instrument riffend<br />

wie melodiös aus, hat offenbar all die Songs<br />

zusammengekramt, die für seine Hauptband<br />

zu kantig waren – und doch in deren Set passen<br />

könnten. Stilistisch bewegt sich Sambora<br />

gar nicht weg von Bon Jovi, aber allein durch<br />

seinen respektablen Gesang sorgt er für<br />

Klangdifferenzen. Und in seinen Texten geht<br />

es neben den üblichen Standard<strong>the</strong>men auch<br />

mal um Substanzenmissbrauch, Scheidung,<br />

das Dasein als Single-Vater. Sehr ordentlich.<br />

(Warner, 2012, 11/51:33)<br />

pro<br />

THE RATTLES<br />

NEED 2 C YOU<br />

Wie alle Veteranen<br />

der Sixties zelebrieren<br />

die Hamburger ihre<br />

Hits zwischen “Come<br />

On And Sing” und<br />

“Cauliflower”,<br />

aber<br />

die Rattles tun es mit<br />

Inbrunst. Ib Kaum lieferten sie zum 50. Jubiläum<br />

2010 ein Doppelpack mit neuem Livemitschnitt<br />

und Studioscheibe, sind sie 2012<br />

wieder mit frischen Songs am Start. “Need<br />

2 C You” heißt auch das hart headbangende<br />

Titelstück: Wer da Status Quo ruft, soll ansagen,<br />

wo dort eine Stimme wie die Eggert Johannsens<br />

zu hören ist. Ein Hauch von Grunge<br />

umweht nicht nur “Holding On To You” –<br />

was sich Johannsen und Manne Kraski an Gitarrenarbeit<br />

teilen, macht Spaß und ist auf der<br />

Höhe der Zeit. Mr. Bassman Herbert Hildebrandt<br />

hat sich ein Händchen für eingängige<br />

Popsongs erhalten, das geborgte Intros, Riffs<br />

und Hooks ebenso wenig nötig hat wie billige<br />

Effekte. Dickie Tarrachs beherzt-geschliffene<br />

Drumjobs werden dagegen teils mit Radiotauglichen<br />

Digi-Grooves angereichert, bei<br />

denen weniger mehr gepunktet hätte. Eine<br />

vergnügliche Stunde, bei der nach Edna und<br />

Linda eine neue Witch zurückkehrt: Ireen<br />

Sheer mit einer zweiten Version von “Maybe<br />

Tonight”, auch als Single.<br />

(edel, 2012, 14/50:40)<br />

utw<br />

DAN REED NETWORK<br />

DAN REED NETWORK<br />

Dan Reed vermengte mit seiner Multi-Kulti-<br />

Truppe Network in Portland, Oregon, 1988<br />

bereits alternativ angehauchten, aber auch<br />

immer noch im AOR verwurzelten Rock mit<br />

Funk. Die Gitarren dominierten, wurden aber<br />

mit Synthies und Keyboards koloriert. Es<br />

war nicht zu überhören, dass Prince, Living<br />

Colour oder auch zuvor schon Mo<strong>the</strong>r’s Finest<br />

inspirativ Pate gestanden hatten. Doch<br />

das „Netzwerk” fand mit R&B-angeregten<br />

Grooves und beachtlichen Melodien durchaus<br />

eigene Klangwege. Natürlich ist die Herkunft<br />

aus den 80er Jahren heute nicht zu überhören<br />

(vor allem die Keyboards klangen damals<br />

einfach so), aber die Güte der Songs hat die<br />

Jahrzehnte überdauert und lässt gespannt<br />

warten, was bei der angepeilten Reunion der<br />

Originalbesetzung herauskommt. Als Bonus<br />

gibt es den damaligen Erfolg “Get To You”<br />

als 12”- sowie Dub-Version.<br />

(Lemon/Cherry Red/Rough Trade,<br />

1988, 14/63:16) pro<br />

THE SMASHING PUMPKINS<br />

PISCES ISCARIOT<br />

Am meisten überrascht war Billy Corgan im<br />

Nachhinein über den kommerziellen Erfolg,<br />

den die Smashing Pumpkins Mitte der 90er<br />

mit PISCES ISCARIOT hatten. Dass sich<br />

eine Ansammlung liegengebliebener Songs<br />

so gut verkaufen würde, war definitiv nicht zu<br />

erwarten, besonders da auf ein durchgängiges<br />

Konzept verzichtet wurde und die Songs wie<br />

bei einem Mixtape angeordnet wurden, also<br />

auf einen Midtempo-Indie-Rocker ein explosionsartiger<br />

Instrumentalausbruch folgte<br />

und daraufhin die Akustikgitarre wieder das<br />

Kommando übernahm. Schräg, aber gut!<br />

(Virgin/EMI, 1994, 14/57:31) tk<br />

ARIK BRAUER<br />

MOTSCHKERN IS GSUND<br />

Arik Brauer (*1929) war Professor an der<br />

Akademie der Bildenden Künste in Wien,<br />

arbeitet als Maler, Grafiker, Dichter und<br />

Sänger, Wiener Liedermacher eben: Seine<br />

Lieder, die oft in Richtung Chanson gehen,<br />

sind bei aller oberflächlichen Nettigkeit und<br />

musikalischen Gefälligkeit meist bitterböse,<br />

voller schwarzem Humor. MOTSCHKERN<br />

IS GSUND (motschkern = nörgeln) erschien<br />

erstmals im Jahr 2000 und demonstriert<br />

Brauers Können in Sachen Wortwitz und<br />

sein Gespür für angenehme Melodien. Die<br />

setzte er mit Tochter Timna (g, voc), Elias<br />

Meiri (p, perc) und Martin Ortner (v, g, Bratsche)<br />

um. Hinhören lohnt sich auch wegen<br />

der klanglichen Nachbearbeitung, vor allem<br />

aber der Texte willen, die mal schmunzeln<br />

lassen, mal zum Nachdenken anregen – und<br />

die Musik ist genauso hochqualitativ wie<br />

Brauers gesangliche Fähigkeiten.<br />

(Sireena/Broken Silence, 2000,<br />

12/36:59) pro<br />

CAN<br />

THE LOST TAPES<br />

Als 2007 Cans legendäres<br />

Inner-Space-<br />

Studio in Wei lerswist<br />

abgebaut und ins<br />

Rock’n’Pop-Museum<br />

in Gronau verfrachtet<br />

wurde, blieb ein riesiger<br />

Haufen mit bis zu 40 Jahre alten, völlig<br />

ungeordneten, oft unbeschrifteten Tonbändern<br />

übrig. Auf mehrfachen Wunsch hörte sich<br />

Can-Keyboarder Irmin Schmidt schließlich<br />

durch die etwa 50 Stunden Material aus den<br />

Jahren 1968 bis 1977 und wählte zusammen<br />

mit seinem Schwiegersohn Jono Podmore,<br />

der das Schneiden und Editieren übernahm,<br />

und Mute-Labelchef Daniel Miller die besten<br />

Aufnahmen aus, die nun in einer schmucken,<br />

in Form einer 10-Inch-Tonbandschachtel daherkommenden<br />

und von einem 28-seitigen<br />

Booklet begleiteten Drei-CD-Box mit dem<br />

Titel THE LOST TAPES erscheinen. Das<br />

Öffnen der Schatztruhe einer der bis heute international<br />

einflussreichsten Krautrockbands<br />

hat sich mehr als gelohnt! In manchem Archiv<br />

mag Zweitklassiges schlummern – nicht so<br />

bei Can. Was da alles an bislang unveröffentlichtem<br />

Material zutage kam! Neben sehr viel<br />

manischen, gänsehauttreibenden Session- und<br />

Probenaufnahmen etwa auch jede Menge an<br />

suggestiven, effektvollen Soundtrack-Arbeiten,<br />

darunter die Musiken für die bitterböse<br />

Fernsehsatire „Das Millionenspiel” (1969)<br />

oder die Kinofilme „Ein großer graublauer<br />

Vogel” (1969) von Thomas Schamoni und<br />

„Alice in den Städten” (1974) von Wim Wenders.<br />

Eine endlich entsiegelte Sonde aus der<br />

Vergangenheit, deren Inhalt heute noch immer<br />

so klingt, als stamme er aus der Zukunft<br />

– oder einem völlig zeitlosen Nirgendwo.<br />

(Spoon/Mute, 9/68:04, 10/59:14,<br />

11/68:42) frs<br />

Rock<br />

THENEWNO2<br />

THEFEAROFMISSINGOUT<br />

Hinter dem eigenewilligen Bandnamen<br />

<strong>The</strong>newno2 (die neue Nummer 2) verbergen<br />

sich Dhani Harrison, der Sohn von<br />

George Harrison, und Paul Hicks plus Mitstreiter.<br />

Ihr neues Album THEFEAROFMI-<br />

SSINGOUT ist der Nachfolger des Debüts<br />

YOU ARE HERE von 2008 und schließt<br />

nahezu nahtlos daran an. Die Combo erzeugt<br />

Electronica- und Trip-Hop-Sounds, die sie<br />

mit traditionellen Instrumenten vermengt.<br />

Sie malt überwiegend ruhige musikalische<br />

Landschaften, über denen neben Harrison<br />

diverse Gastvokalisten wie RZA (Wu-Tang<br />

Clan), Thorunn An<strong>to</strong>nia, Ben Harper, Holly<br />

Marilyn und <strong>The</strong> Black Knights singen und<br />

so die Klangcollagen, die auch Dub, Reggae,<br />

Blues sowie Grunge’n’Bass, erzeugt von<br />

„ausgefuchsten Studio-Ratten” (O-Ton Harrison),<br />

enthalten, bereichern. Gewöhnungsbedürftiger<br />

Avantgarde-Rock, dem man sich<br />

aber auf Dauer nicht entziehen kann.<br />

(Cooking Vinyl/Indigo, 2012,<br />

10/46:05) pro<br />

DORO<br />

UNDER MY SKIN<br />

„A Fine Selection<br />

Of Doro Classics”<br />

lautet der treffende<br />

Untertitel dieser<br />

Sammlung von 32<br />

Songs der Düsseldorferin<br />

Doro Pesch.<br />

Die Metal-Königin tlKö i bringt demnächst<br />

ein neues Studio-Album heraus, und ihr<br />

früheres Label will auch ein wenig vom<br />

Kuchen. Den Schwerpunkt bilden Songs<br />

seit 2004, auch wenn die blonde Rockröhre<br />

seit gut 30 Jahren im Geschäft ist. CD<br />

1 enthält die härteren Nummern wie “All<br />

We Are”, während auf dem zweiten Silberling<br />

neben drei Videos die balladesken<br />

Töne erklingen; natürlich gibt’s einige<br />

der deutsch gesungenen Lieder. Von Doros<br />

zahlreichen Duetten fehlen leider die<br />

meisten, lediglich “Walking With Angels”<br />

mit Tarja Turunen und mit Girlschool, Liv<br />

Kristine, Sabina Classen, Floor Jansen<br />

und Angela Gossow die Frauenpower-<br />

Nummer “Celebrate”. Die mit dem Classic<br />

Night Orchestra neu aufgenommenen<br />

Stücke sind Geschmacksache, gelungen<br />

sind in jedem Fall die handschriftlichen<br />

Anmerkungen zu jedem Song.<br />

(AFM/Soulfood, 2012, 18/79:10,<br />

14/56:23) pro<br />

THE FEATURES<br />

WILDERNESS<br />

<strong>The</strong> Features um Frontmann Mark Pelham<br />

(voc, g) kommen aus Nashville, sind seit<br />

15 Jahren unterwegs und stehen inzwischen<br />

beim Label Serpents And Snakes<br />

unter Vertrag, das den Kings Of Leon gehört.<br />

Mit Country haben sie aber weniger<br />

im Sinn; vielmehr lieben sie unter anderem<br />

Rock’n’Roll – mit dem ihnen eigenen<br />

Humor haben sie eine rhythmisch an<br />

“Blueberry Hill” erinnernde Nummer “Fats<br />

Domino” getauft. Noch mehr stehen sie<br />

allerdings auf gediegenen wie melodiösen<br />

Rock, in dem sie Elemente aus Psychedelia,<br />

Soul, aus Krautrock und AOR harmonisch<br />

aufarbeiten und vereinen. Und das in überdurchschnittlichen<br />

Songs mit textlichem<br />

Seite 48 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

Tiefgang, unwiderstehlichen Hooks und<br />

Widerhaken gleichermaßen. Die originellen<br />

Nummern gehen sofort ins Ohr, halten<br />

aber für jeden weiteren Hördurchgang<br />

Kleinigkeiten zum Entdecken parat.<br />

(Serpent/BMG, 2012, 11/36:10) pro<br />

FAMILY OF THE YEAR<br />

LOMA VISTA<br />

Die Mitglieder der<br />

in Los Angeles beheimateten<br />

Band<br />

stammen aus Wales,<br />

Florida und Kalifornien<br />

– und verstehen<br />

sich derart gut,<br />

dass sie ihren Quasi-Familienstatus auch<br />

gleich im Gruppennamen untergebracht<br />

haben. Die Gruppe veröffentlichte ihr<br />

Debüt OUR SONGBOOK Ende 2009 und<br />

legt nun, nach dazwischen geschobenen<br />

EPs, mit LOMA VISTA einen Nachfolger<br />

vor, der ihnen endgültig internationale<br />

Beachtung bescheren soll. Die Zeichen<br />

dafür stehen nicht schlecht. Family Of<br />

<strong>The</strong> Year servieren einen durchdachten<br />

Mix aus Beach-Boys-Inspirationen, Folkbeeinflusstem<br />

Pop, leichten Indie-Flirts<br />

und heutigem Dance-Poprock, vom Produzenten<br />

Wally Gagel durchschlagkräftig<br />

und mit deutlichem Blick Richtung<br />

Radiotauglichkeit in Szene gesetzt. Es<br />

gibt verträumte Lieder wie “St. Croix”<br />

und riffige wie “Stairs”, das mit fünfstimmigen<br />

Gesangsharmonien aufwartet.<br />

Hinzu kommen treibende Nummern (“Diversity”)<br />

und eher elegische (“Hero”).<br />

Insgesamt ein imponierendes Spektrum,<br />

das nach vielen Richtungen hin noch ausbaufähig<br />

sein dürfte.<br />

(Nettwerk/Soulfood, 2012, 11/38:43) hjg<br />

MOUNTAIN<br />

LIVE AT THE BRANDWINE<br />

CLUB 1981 + LIVE AT THE<br />

PINEKNOB THEATER 1985<br />

„Official Live Mountain Bootleg Series”<br />

nennt sich eine Reihe von Konzertmitschnitten<br />

der Band um Leslie West. Die Soundqualität<br />

ist mit mittelprächtig freundlich umschrieben,<br />

doch Volume 11, entstanden am<br />

27.5.1981 im Brandwine Club in Chadd’s<br />

Ford, Pennsylvania, bezieht seinen Reiz daraus,<br />

dass neben West (voc, g) und Corky<br />

Laing (starkes Drumsolo!) Miller Anderson<br />

den Bass bearbeitete. Das dürftige Ein-Blatt-<br />

Booklet verrät jedenfalls nichts über die Beteiligten.<br />

Das gleiche Manko gilt für Volume<br />

8 (Pineknob <strong>The</strong>ater, Detroit, 7.6.1985 mit<br />

West, Laing & Mark Clarke/b) – Überschneidungen<br />

liefern logischerweise die Mountain-<br />

Klassiker, doch ansonsten differerieren die<br />

Sets, zumal 1985 das damals aktuelle Album<br />

GO FOR YOUR LIFE gefeatured wurde.<br />

Beide Scheiben sind allenfalls Hardcore-<br />

Fans zu empfehlen.<br />

(Voiceprint/Soulfood, 2006, 2005,<br />

6/47:19 + 8/55:41) pro<br />

LESLIE WEST BAND<br />

LIVE AT BRIERLEY HILL 1998 +<br />

TORONTO 1976<br />

Das Coverfo<strong>to</strong> ist das gleiche, lediglich die<br />

Farbe des Schals, den Leslie West trägt,<br />

unterscheidet sich – und natürlich der Ort<br />

der Aufnahme. Die Rede ist von der „Official<br />

Bootleg Series”, die der Woods<strong>to</strong>ck-<br />

Veteran nicht nur für Mountain, sondern<br />

auch für die Leslie West Band aus seinem<br />

Privatarchiv bestückt. Teil 1 wurde<br />

am 14.5.1998 im Robin R’n’B Club in<br />

Brierley Hill im UK mitgeschnitten (nicht<br />

1988, wie es auf dem Coverrücken heißt),<br />

als West und seine Mitstreiter Randy Coven<br />

(b) und Steve Loungo (dr) Mountain-<br />

Klassiker, West-Solonummern wie “Cell<br />

65” und Cover-Versionen (“Voodoo Chile”,<br />

“Whole Lotta Love”) anstimmten. Die<br />

Performances waren ordentlich, der Sound<br />

entspricht hingegen Bootlegqualität. Dies<br />

gilt auch für Serienteil 4, TORONTO<br />

1976. Da stand West mit Mick Jones (Foreigner,<br />

g), Don Kretmar (b) und Carmine<br />

Appice (dr) auf der Bühne. Von dem Set<br />

sind neben dem extra ausgewiesenen „Guitar<br />

Solo” auf der CD zu hören: “Honkey<br />

Tonk Women”, “House Of <strong>The</strong> Rising<br />

Sun”, “S<strong>to</strong>rmy Monday” sowie Mountains<br />

“Mississippi Queen” und “Never In My<br />

Life” – eine bessere Cover-Band also, allerdings<br />

eine mit eigenständiger Note.<br />

(Floating World/Soulfood, 2012,<br />

10/77:41 + 8/68:45) pro<br />

STEVE HARRIS<br />

BRITISH LION<br />

Auch wenn Steve<br />

Harris, Bassist und<br />

Bandleader von Iron<br />

Maiden, sein erstes<br />

Solo-Album vorlegt,<br />

heißt das nicht, dass<br />

er nun auch singt.<br />

Das überlässt er Richard Taylor. Graham<br />

Leslie und David Hawkings (keys) liefern<br />

schnittige Gitarrenriffs, vor allem in den<br />

anfänglichen Riff-Rockern mit Anleihen<br />

bei moderneren Spielarten. Eingängiger,<br />

zugänglicher, spannender, weil abwechslungsreicher<br />

sind dann Nummern wie “Us<br />

Against <strong>The</strong> World”, “<strong>The</strong> Chosen Ones”<br />

mit melodisch-treibendem 70er-Jahre-Einschlag<br />

oder die Melodic-Metalnummer “A<br />

World With Heaven”, das stilverwandte und<br />

fast poppige “Eyes Of <strong>The</strong> Young” folgen,<br />

ehe es am Ende mit “<strong>The</strong>se Are <strong>The</strong> Hands”<br />

noch mal riffiger (und zugleich mit US-<br />

AOR-Melodie-Einschlag in den Strophen<br />

rockigerd) wird. Die musikalische Verbeugung<br />

vor seiner Heimat Britannien bedarf<br />

mehrerer Gewöhnungsdurchgänge und hat<br />

mit Maiden wenig zu tun.<br />

(EMI, 2012)<br />

pro<br />

MOTÖRHEAD<br />

THE WÖRLD IS OURS 2<br />

Und das nächste Livewerk von Lemmy &<br />

Co., mitgeschnitten beim Wacken Open Air<br />

2011 (CD 1), beim Sonisphere Festival im<br />

UK sowie bei „Rock In Rio”, beide im gleichen<br />

Jahr. Überschneidungen sind da nicht zu<br />

vermeiden, mit den vielen anderen Livescheiben<br />

auch nicht. Motörhead, wie man sie kennt<br />

und ihre Fans sie schätzen, derb, kraftvoll,<br />

eben „Anywhere Crazy As Anywhere Else”<br />

(= Untertitel). Bei einem guten halben Dutzend<br />

bereits existenter Live-Alben etwas für<br />

Hardcore-Anhänger und Komplettisten, nur<br />

der Wacken-Impressionen als DVD-Bonus<br />

wegen muss man es sich nicht zulegen (zumal<br />

wieder nichts vom so genannten Robbo-Album<br />

ANOTHER PERFECT DAY dabei ist).<br />

(UDR/EMI, 2012, 15/69:20, 13/65:58,<br />

DVD: 140 Min.)<br />

pro<br />

Rock<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

JUST TELL ME THAT YOU<br />

WANT ME – A TRIBUTE TO<br />

FLEETWOOD MAC<br />

Songs aus allen Fleetwood-Mac-Perioden<br />

werden hier durch den Tribute-Fleischwolf<br />

gejagt. Billy Gibbons revitalisiert “Oh Well”,<br />

Trixie Whitley (Tochter des vers<strong>to</strong>rbenen<br />

Chris W.) macht aus “Before <strong>The</strong> Beginning”<br />

Country; ähnlich Karen Elson aus “Gold Dust<br />

Woman”; Lee Renaldo (Sonic Youth) & J<br />

Mas ics verwursten “Albatross”; Matt Sweeny<br />

& Bonnie „Prince” Billy entschlacken<br />

“S<strong>to</strong>rm” akustisch; die hart rockende Neufassung<br />

von “Dreams” (<strong>The</strong> Kills) geht als recht<br />

gut durch; die Techno-Überarbeitung von<br />

“Future Games” (MGMT) erzeugt Bauchgrimmen;<br />

ähnlich die Electro-Pop-Verarztung<br />

für ”Tusk” (Crystal Ark) oder “Straight Back”<br />

(Washed Out). Dezent: die Folkbehandlung<br />

für “Angel” (Marianne Faithfull). Neben den<br />

Genannten waren zugange: Tame Impala,<br />

<strong>The</strong> New Pornographers, Craig Wedren &<br />

St. Vincent, Anthony, Gardens & Villa, Best<br />

Coast und Lykke Li. Unbekannte Namen,<br />

die aber den eklektischen Rahmen ebenfalls<br />

erweiterten. Fazit: Fleetwood Mac haben von<br />

jeher polarisiert – warum also nicht auch die<br />

17 Tribute-Nummern?<br />

(Concorde/Universal, 2012, 17/78:18) pro<br />

ZZ TOP<br />

LA FUTURA<br />

ZZ Top sind unverkennbar,<br />

vor allem<br />

wegen Billy Gibbons’<br />

knarziger<br />

Stimme,<br />

noch mehr aber wegen<br />

seines Gitarrenspiels:<br />

Sein Ton, seine<br />

Breaks, staubtrockenen Riffs und Soli erkennt<br />

man sofort. Für LA FUTURA haben ZZ Top<br />

sich nach neunjähriger Studio-Abstinenz ihrer<br />

Blueswurzeln besonnen und rocken dazu satt.<br />

“Chartreuse” macht da weiter, wo “Tush” einst<br />

endete. Frisch, originell, zeitlos-zeitgemäß und<br />

vor allem mit richtig viel Feuer und Spielfreude<br />

kommt das Trio mit LA FUTURA daher ,<br />

ungeschliffen, rau, erdig. Übrigens: Wer den<br />

coolen Opener “Gotsta Get Paid” hört, kommt<br />

nicht gleich darauf, dass dieser Blues-Rocker<br />

auf einer HipHop-Nummer basiert, die Gibbons<br />

mit deren Machern weiterentwickelt hat!<br />

Eine Nummer schrieben Gibbons/Hill/Beard,<br />

eine stammt von Gillian Welch & David Rawlings,<br />

der Rest von Gibbons.<br />

(Amercian Recordings/Universal, 2012,<br />

10/39:28) pro<br />

KISS<br />

DESTROYER: RESURRECTED<br />

Originalproduzent Bob Ezrin hat “Detroit<br />

Rock City”, “Shout It Out Loud” oder den<br />

Balladenschleicher “Beth” klanglich für die<br />

Wiederveröffentlichung des Kiss-Klassikers<br />

DESTROYER von 1976 nachpoliert/aufgehübscht<br />

(wie auch das Originalcover wiederverwendet<br />

wurde). Was den Power-Krachern<br />

durchaus gut tat und zusätzlichen Druck verschaffte.<br />

Und er erzählt im Booklet einiges<br />

über die Entstehung der LP, die die Maskenträger<br />

von Kiss endgültig ganz nach oben in<br />

die Top-Liga der Glamour-Acts hievte, die<br />

zwar musikalisch umstritten waren (bei der<br />

Musikerpolizei), aber durchaus etwas rüberzubringen<br />

hatten und den Kids einiges boten.<br />

(Universal, 1976, 11/37:13) pro<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 49


LP<br />

REVIEWS<br />

JOAN BAEZ<br />

JOAN BAEZ / JOAN BAEZ VOL. 2<br />

Eine schöne Idee,<br />

die ersten beiden<br />

Vanguard-Alben der<br />

damals<br />

blutjungen<br />

Joan Baez wieder<br />

auf Vinyl, in guter<br />

DMM-Pressung, zugänglich<br />

zu machen. Warum Vinyl Passion<br />

aber nicht das Original-Artwork reproduzierte<br />

und jegliche Zusatzinfos (wer spielt<br />

Banjo, singt die männliche Zweitstimme<br />

etwa auf “Banks Of <strong>The</strong> Ohio”?) verweigert,<br />

bleibt das Geheimnis der Wiederveröffentlicher.<br />

Die New Yorkerin Jahrgang<br />

1941 hatte 1960 ihren ersten Kontrakt bei<br />

Vanguard unterzeichnet; und schon ihre<br />

ers ten beiden Longplayer erreichten die<br />

Top 20 der US-Pop-Charts. Kein Wunder,<br />

erfüllte die wunderschöne Folksängerin<br />

doch nicht nur musikalisch so manchen<br />

Traum der studentischen Jugend. Die Songs<br />

entnahm sie dem auch von hunderten anderen<br />

Gitarre zupfenden Sängern genutzten<br />

Fundus an traditionellem Folk, an Spirituals<br />

und englischem Liedgut. Was die Platten<br />

einzigartig macht, ist diese wundervolle<br />

Sopranstimme, die man vor 50 wie wohl<br />

auch in 50 Jahren noch als einzigartig wiedererkennen<br />

wird. Zum Niederknien.<br />

(Vanguard/Vinyl Passion, 1960/1961,<br />

2 LPs 13/14 Tracks) lbr<br />

ELVIS COSTELLO &<br />

THE ATTRACTIONS<br />

ALMOST BLUE<br />

Nach seiner Stiffund<br />

Radar-Zeit, nach<br />

seinen suffbedingten<br />

Ausfällen<br />

gegen<br />

schwarze Top-Musiker<br />

brauchte Declan<br />

Patrick Aloysius Mc-<br />

Manus 1981 erst mal eine Art Erholung. Der<br />

britische Knödelbarde mit der Kassenbrille<br />

gönnte sie sich mit einem Ausflug nach<br />

Nashville, wo er mit seinen Attractions und<br />

dortigen Studiocracks ein Country-Album<br />

einspielte. Mit ein wenig Rock’n’Roll, mit<br />

Streichern, mit wimmernder Pedalsteel<br />

Gitarre und vielen Tränen im Knopfloch,<br />

die Costello schon damals wie kaum ein<br />

anderer rausquetschte. Die Mobile Fidelity<br />

Sound Labs haben die originalen Master im<br />

hauseigenen Gain-2-Verfahren sehr sauber,<br />

dynamisch und kraftvoll in die breit gefüllten<br />

Pressmatrizen geschnitten. Hut ab<br />

– der Sound geriet knackiger als zeitgenössische<br />

LP-Ausgaben.<br />

(F-Beat/MFSL/Sieveking Sound, 1981,<br />

12 Tracks) lbr<br />

BOB DYLAN & THE BAND<br />

THE BASEMENT TAPES<br />

Wären die Zahl und<br />

Abstrusität von Legenden,<br />

die sich um<br />

einen Tonträger ranken,<br />

ein Maßstab für<br />

Qualität, so läge hier<br />

wohl so eine Mischung<br />

aus SGT. PEPPER, PET SOUNDS<br />

und THE DARK SIDE OF THE MOON<br />

vor. So um die 100 Songs soll die ehemalige<br />

Begleitband von Ronnie Hawkins und<br />

Bob Dylan 1967 da im Keller des Hauses<br />

Big Pink in Woods<strong>to</strong>ck mit einfachsten<br />

Mono-Mitteln eingespielt haben. Um die<br />

Goldgrube für Bootlegger auch ein wenig<br />

abzugraben, veröffentlichte Columbia 1975<br />

diese Auswahl von 24 Songs, bei denen Dylan<br />

bei 16 die Leadvocals singt. Dabei hatte<br />

er teilweise ordentlich einen gehoben oder<br />

geraucht. So finden die einen dieses Album<br />

musikhis<strong>to</strong>risch stramm überbewertet, die<br />

anderen bewundern dieses groaßartige Kondensat<br />

aus allem, was viel später einmal<br />

„Americana” heißen wird. Wie auch immer:<br />

So gut wie hier in der aufwändigen Fertigung<br />

von Mobile Fidelity klangen die Tapes<br />

analog noch nie, ältere deutsch/holländische<br />

Pressungen und auch das <strong>Music</strong>-On-Vinyl-<br />

Reissue werden klar abgehängt. Und dafür,<br />

dass im Originalmaster zum Beispiel “I Shall<br />

Be Released” fehlt, kann MoFi ja nichts.<br />

(Columbia/MFSL/Sieveking Sound,<br />

1967, 2 LPs, 24 Tracks) lbr<br />

GRATEFUL DEAD<br />

RECKONING<br />

Lange vor der (un)<br />

seligen<br />

Unplugged-<br />

Welle beschlossen Jerry<br />

Garcia und Co., ein<br />

halbakustisches<br />

Set<br />

aufzuzeichnen. Statt,<br />

wie von den Deadheads<br />

gewohnt, in Stadien oder Riesenarenen,<br />

liefen die Bandmaschinen im Herbst 1980 mit<br />

im Warfield <strong>The</strong>ater, San Francisco und der<br />

New York Radio City <strong>Music</strong> Hall. Kleinere<br />

Halle, kleinere Bühne, kleinere Verstärker,<br />

kleineres Schlagzeug – größere Musik? Nun<br />

denn, die Dead reduzierten ihr Programm auf<br />

tradierten Country, Bluegrass, Folk und einige<br />

Eigenkompositionen, die auf der Tragfläche<br />

der akustischen Gitarren von Garcia und Bob<br />

Weir und dem Piano des Neu-Keyboarders<br />

Brent Mydland, vor allem aber bei den Stimmen<br />

recht zart besaitet daherkommen. Ganz<br />

ausgezeichnet gerieten Sound und Pressqualität<br />

des amerikanischen Reissue – das erhöht<br />

die Sympathiewerte nochmals deutlich. Abr<br />

rockn tuts ned.<br />

(Analogue Productions/Speakers Corner,<br />

1981, 2 LPs, 16 Tracks) lbr<br />

AX GENRICH AND BAND,<br />

THE PANCAKES, ZONE SIX<br />

UFOS OVER ELLMENDINGEN<br />

Live mitgeschnitten im Ok<strong>to</strong>ber 2011 beim<br />

Alien Rocket Flight Festival, einem kleinen,<br />

aber feinen Meeting von Kraut-, Surf-, Spaceund<br />

Psychedelic-Rockbands vor den Toren<br />

Pforzheims, wurde UFOS OVER ELLMEN-<br />

DINGEN. Bei diesem weit außerhalb des<br />

Mainstreams liegenden Festival darf sich das<br />

Publikum noch auf richtig experimentelle<br />

Livesounds freuen. Die „Moonside” bestreiten<br />

Ex-Guru-Guru-Gitarrist Ax Genrich mit<br />

seiner Band sowie die Lokalmatadoren <strong>The</strong><br />

Pancakes, von beiden Bands gibt es je einen<br />

psychedelischen Longtrack zu hören, bei<br />

dem spacige Gitarren die Richtung angeben.<br />

Handfester geht es dann auf der „Ufoside”<br />

zu, die neben einem weiteren, blues-rockigen<br />

Titel der Pancakes auch noch ein Stück von<br />

Zone Six enthält, das sich in Drone-Doom-<br />

Manier langsam, aber unaufhaltsam gen<br />

Himmel schraubt. Die exzellent klingende<br />

180g-Pressung erscheint als Vinyl-Only, ist<br />

auf 500 Stück limitiert und handnummeriert.<br />

(www.kern<strong>to</strong>nschall.de, 2012, 4 Tracks) us<br />

TAJ MAHAL<br />

RECYCLING THE BLUES &<br />

OTHER RELATED STUFF<br />

Rekordverdächtig<br />

kurze<br />

Spielzeiten<br />

pro Seite, dazu abzuspielen<br />

mit 45 Umdrehungen<br />

pro Minute:<br />

Das signalisiert<br />

höchste<br />

audiophile<br />

Ansprüche. Und in der Tat klingt diese<br />

1972er Scheibe, für die Original Recordings<br />

Group neu gemastert von HighEnd-<br />

Guru Bernie Grundman, in dieser teuren<br />

Luxusausgabe extrem präsent und realistisch.<br />

Musikalisch geht es – teils live, teils<br />

Studio – höchst puristisch zu. Mehr als<br />

jeweils eine Gitarre, ein Banjo, einen Kontrabass<br />

oder eine Kalimba gibt es außer<br />

der knorrigen Stimme von Mr. Henry St.<br />

Clair Fredericks nicht zu hören. Auf Seite<br />

3 allerdings veredeln die blutjungen Pointer<br />

Sisters die beiden Songs, einmal pustet<br />

Howard Johnson in die Tuba. Ansonsten<br />

hält Bluesforscher Taj Mahal genau ein,<br />

was der LP-Titel verspricht. Purster Blues,<br />

eine Prise Jazz und Weltmusik. Nichts für<br />

schnellen Nebenbei-Genuss.<br />

(Columbia/ORG/Sieveking Sound,<br />

1972, 2 LPs 45 U/min, 11 Tracks) lbr<br />

IGGY POP<br />

THE IDIOT<br />

Die sehr enge Zusammenarbeit<br />

mit<br />

Produzent und Co-<br />

Au<strong>to</strong>r David Bowie<br />

führt dazu, dass der<br />

ehemalige<br />

Sänger<br />

der S<strong>to</strong>oges auf seinem<br />

Solodebüt fast wie ein Klon des Thin<br />

White Duke der „Berliner Phase” klingt.<br />

Macht aber nix. Das Songmaterial, darunter<br />

die Erstfassung des später von Bowie<br />

zu Chart-Ehren geführten “China Girl”,<br />

hat große Klasse. Den Sound trimmten die<br />

Protagonisten auf düsteren, dichten, dabei<br />

fast beklemmend wenig brillanten und vor<br />

allem bei den s<strong>to</strong>ischen Drums wenig dynamischen<br />

Sound. Weil beabsichtigt und<br />

absolut kongruent mit der Mucke, geht das<br />

in Ordnung. Ein Knüller wie das kreisendschreitende<br />

“Dum Dum Boys” wäre im<br />

HiFi-Sound halb so wirkungsstark. Wobei<br />

die befriedigende Pressqualität des amerikanischen<br />

Reissues geringfügig mehr<br />

vom Originalklang bewahrt als die lausige<br />

1990er CD-Version.<br />

(4 Men With Beards/Virgin 1977,<br />

7 Tracks) lbr<br />

BURN PILOT<br />

PASSIONATE<br />

Als Mitte der Achtziger<br />

die Neo-Psychedelic-Bewegung<br />

mit Bands wie den<br />

Fuzz<strong>to</strong>nes oder Bevis<br />

Frond Einzug in<br />

das<br />

internationale<br />

Klangbild hielt, freuten sich viele Sixties-<br />

Fans über diesen Trend, der bis in die Mitte<br />

der Neunziger anhielt. Auch hier brachten<br />

Gruppen wie Sun Dial, Fantasyy Fac<strong>to</strong>ryy<br />

oder Purple Overdose noch au<strong>the</strong>ntische<br />

und handgemachte Klänge, die aber schon<br />

bald vom S<strong>to</strong>ner-Trend abgelöst wurden,<br />

Vinyl<br />

der vielen zu brachial erschien. Burn Pilot<br />

ist mit ihrer neuesten Scheibe (auch als<br />

CD erhältlich) die schwierige Gratwanderung<br />

zwischen psychedelischen Tönen<br />

und harten Rockriffs gelungen. Das in den<br />

Radiostars-Studios in Kalifornien aufgenommene<br />

Album wurde in der beliebten<br />

Powertrio-Besetzung mitgeschnitten und<br />

überzeugt durch gekonnte Improvisationen,<br />

ein natürliches Klangbild und Songs<br />

mit Ecken und Kanten. Obwohl alle Musiker<br />

Top-Leistung bringen, sticht besonders<br />

Drummer Sidney Jaffe hervor, denn er erinnert<br />

oft an Ginger Baker in seinen besten<br />

Tagen. Empfehlung!<br />

(Setalight/Rough Trade, 2012, 6 Tracks) fl<br />

MANIC STREET<br />

PREACHERS<br />

EVERYTHING MUST GO<br />

Es war die erste LP,<br />

welche die Jungs<br />

aus Blackwood nach<br />

dem<br />

rätselhaften<br />

Verschwinden ihres<br />

Sprachrohrs und Au<strong>to</strong>ren<br />

Richey James<br />

Edwards d im Februar 1995 herausbrachten<br />

– und sie fiel zugänglicher und erfolgreicher<br />

aus als alles, was die manischen<br />

Straßenprediger bis dahin produziert hatten.<br />

Noch mit vielen Textbeiträgen von<br />

Edwards war das Album eine Art Durchgangsstation<br />

zum internationalen Durchbruch<br />

der Waliser später mit THIS IS MY<br />

TRUTH .... Mit der 6/8-Takt-Hymne “A<br />

Design For Life” enthält es die gitarrenund<br />

mellotrongetränkte musikalische Visitenkarte<br />

der „späteren” Manics. <strong>Music</strong> On<br />

Vinyl hat sich um die Re-Analogisierung<br />

des MSP-Backkatalogs schon sehr verdient<br />

gemacht: EVERYTHING ... ist dank<br />

guter Pressung und Textbeilage ein weiteres<br />

Must für Freunde schwarzgepressten<br />

Brit-Pops.<br />

(Epic/Sony/<strong>Music</strong> On Vinyl, 1996,<br />

12 Tracks) lbr<br />

DUSTY SPRINGFIELD<br />

DEFINITELY<br />

Noch vor dem Über-<br />

Album DUSTY IN<br />

MEMPHIS<br />

nahm<br />

die weiße Soul-<br />

Diva 1968 in Good<br />

Old England dieses<br />

kaum weniger starke<br />

Album auf, ihr fünftes. ft In den Arrangements<br />

der Vollprofis John Paul Jones, Keith<br />

Mansfield und Peter Knight glänzt Miss<br />

Springfield (1939 –1999) mit inbrünstigausdrucksvollen<br />

Interpretationen. Man höre<br />

mal ihre geballte Ladung Soul in “Piece Of<br />

My Heart” – verstecken muss sie sich damit<br />

vor der großen Janis J. nicht. Überhaupt<br />

hört man die launische Lady heute viel lieber<br />

mit Uptempo-Nummern, streicherversülzte<br />

Balladen machen einfach weniger<br />

Spaß als etwa knallige Bigband-Wucht wie<br />

in “I Only Wanna Laugh”. Die Bild-Reproduktion<br />

des Einfach-Covers geriet etwas<br />

mau, die Pressung etwas besser. Das schön<br />

bedruckte Innersleeve hätte ruhig auch den<br />

Begleittext von Rose Collis zum 1998er<br />

CD-Remaster mitliefern können.<br />

(Philips/<strong>Music</strong> on Vinyl/Cargo, 1968,<br />

12 Tracks) lbr<br />

Seite 50 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


LP<br />

REVIEWS<br />

JOE COCKER<br />

SHEFFIELD STEEL<br />

Der<br />

Gasinstallateur<br />

aus Sheffield lieferte<br />

nach zahllosen Abstürzen<br />

und Krisen<br />

1982 wieder ein Erfolgsalbum<br />

ab. Produzent<br />

Chris Blackwell<br />

hatte htt ihn auf fdie Bahamas Bh geholt, wo er seiner<br />

Reibeisenstimme eine erstklassige Band<br />

hinstellte, unter anderem die Rhythmsektion<br />

Sly Dunbar und Robbie Shakespeare. Sogar<br />

King-Crimson-Gitarrist Adrian Belew gab ein<br />

Gastspiel. Die Songauswahl, bei dem „Nur”-<br />

Interpreten Cocker immer entscheidend, ist<br />

okay. Aber es hat auch schon beseeltere Cover<br />

von Jimmy Cliffs “Many Rivers To Cross”<br />

gegeben. Was soll’s, seit diesem Album lieferte<br />

Joe Cocker immer wieder die Pop-Rock-<br />

Konfektionsware ab, mit der er endlich reich<br />

und glücklich wurde. Als Neupress-Vorlage<br />

diente offenbar die Remaster-CD, die etwas<br />

klarer und nuancierter, zum Teil aber minimal<br />

harscher tönt als die deutsche Island-Pressung<br />

seinerzeit.<br />

(Island/<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1982,<br />

10 Tracks) lbr<br />

LEONARD COHEN<br />

RECENT SONGS<br />

Zwei Jahre nach dem<br />

peinlichen, von Phil<br />

Spec<strong>to</strong>r<br />

überarrangierten<br />

DEATH OF<br />

A LADIES MAN<br />

war 1979 alles wieder<br />

gut. Gemeinsam mit<br />

Henry Lewy produzierte Cohen wieder charmant-unprätentiös<br />

und kehrte zum zeitlosen,<br />

poetischen Folk zurück. Zurückhaltende<br />

Rhythmusgruppe, Gitarre, Keyboards und ab<br />

und an Streicher – mehr brauchen die Balladen<br />

des Kanadiers wirklich nicht. Es sei denn,<br />

die unvergleichliche Jennifer Warnes lässt mit<br />

ihrer Stimme den Background aufleuchten.<br />

Als Überraschung hielt LC diesmal Mariachi-<br />

Klänge und französische Textzeilen in “Un<br />

Canadien Errant” sowie einige Sprengsel der<br />

arabischen Laute Oud parat. Dass er bei den<br />

melancholisch-erotischen Songs zum Teil auf<br />

Material seines unveröffentlichten Albums<br />

SONGS FOR REBECCA (1975) und auf ein<br />

mittelalterliches Gedicht zurückgriff, macht<br />

gar nichts – denn der zeitlose Cohen ist der<br />

bes te Cohen. Der Klang entspricht weitgehend<br />

dem CD-Remaster, ordentliche Pressung.<br />

(Columbia/<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo,<br />

1979, 10 Tracks) lbr<br />

MAGGIE & TERRE ROCHE<br />

SEDUCTIVE REASONING<br />

Ein weiteres verborgenes<br />

Americana-<br />

Juwel, das es vor<br />

dem Abtauchen ins<br />

reine<br />

Insiderwissen<br />

zu bewahren gilt:<br />

das 1975er Debüt<br />

der irisch-stämmigen i i Roche-Schwestern<br />

aus New Jersey. Mit mehreren Produzenten,<br />

Paul Simon, Paul Samwell-Smith und David<br />

Hood sowie Top-Musikern aus dem Muscle-<br />

Shoals-Umfeld brachten Maggie und Terre<br />

(später mit Suzzy Roche zum Trio Roches gewachsen)<br />

ihre erstklassigen Songs aufs Band.<br />

Fern aller Schablonen zwischen Country und<br />

Folk sangen sie mal rau, mal engelsgleich<br />

harmonierend ihre Lieder, darunter auch das<br />

ein wenig pa<strong>the</strong>tisch orchestrierte Mini-Meisterwerk<br />

“West Virginia”. Das von Speakers<br />

Corner betreute Reissue bewahrt den von Bass<br />

und Drums eher weich grundierten, aber sehr<br />

klaren und präsenten Klang hervorragend gepresst.<br />

Wer die Indigo Girls mag, wird diese<br />

ihre zum Teil bis heute aktiven Vorgängerinnen<br />

lieben.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>/Speakers Corner,<br />

1975, 10 Tracks) lbr<br />

SPIRIT<br />

TWELVE DREAMS OF<br />

DR. SARDONICUS<br />

In der Besetzung<br />

Randy California (g,<br />

voc), Ed Cassidy (dr),<br />

Jay Ferguson (voc,<br />

perc), John Locke<br />

(keys) und Mark Andes<br />

(b) spielte Spirit<br />

1970 diesen Westcoast-Rockklassiker ein.<br />

Produzent David Briggs gestattete etliche<br />

psycheldelische Soundexperimente, trimmte<br />

aber die Band auch zum Teil in Richtung<br />

Pop-Akzeptanz. <strong>Music</strong> On Vinyl brachte das<br />

Top-Album zwar dankenswerter Weise im<br />

Klappcover mit dem „gewohnten” falschen<br />

Tracklisting auf der Rückseite, verzichtete<br />

aber sonst auf jede Info (Besetzung, Texte,<br />

Remastering etc.). Die bietet zum Beispiel<br />

das Midprice-CD-Remaster von 1997, das<br />

erstaunlicherweise auf den viel klareren<br />

Sound bringt. MOV scheint hier eindeutig<br />

nur zweite Wahl gehabt zu haben, dumpfer<br />

und zum Teil eigenartig angezerrt etwa<br />

klingt Cassidys HiHat.<br />

(Epic/<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1970,<br />

12 Tracks) lbr<br />

GURU GURU<br />

PSY<br />

Zur Feier des<br />

40-jährigen<br />

Bühnenjubiläums<br />

von<br />

Guru Guru wurde<br />

2008 das Album<br />

PSY als CD veröffentlicht.<br />

Darauf<br />

(rein stilistisch betrachtet) bt t) so ziemlich alles,<br />

was die deutsche Krautrock-Legende um den<br />

trommelnden „Elektrolurch” Mani Neumeier<br />

in dieser langer Zeit so an schräger Musik<br />

von sich hören ließ. Jazz-Rock, (fernöstliche)<br />

World-<strong>Music</strong>, freakige Gitarrenjams, Psychedelisches<br />

– kurz gesagt: höchst abwechslungsreiche<br />

Gitarren- und Rhythmus-be<strong>to</strong>nte<br />

Rockmusik. Diese klingt auf PSY alles andere<br />

als angestaubt, besonders die jetzt auf vielfachen<br />

Fan-Wunsch aufgelegte Vinylausgabe<br />

(Spielzeit-technisch auf zehn Tracks reduziert)<br />

tönt frisch und unverbraucht aus den<br />

Boxen. Neben dem Stammpersonal Roland<br />

Schaeffer (g, sax, voc), Hans Reffert (g, voc)<br />

und Peter Krühmstedt (b) bereicherten musikalische<br />

Gäste von Kraan (Hellmut Hattler,<br />

Jan Fride), Amon Düül (Chris Karrer), Japan<br />

(Uchihashi Kazuhisa) sowie Werner Goos an<br />

der Sitar und mit Gitarrist Luigi Archetti auch<br />

ein Ex-Mitglied von Guru Guru die Aufnahmen.<br />

Alles in allem ein hervorragend klingender<br />

Beweis dafür, wie kreativ diese Band<br />

auch nach über 40 Jahren noch ist.<br />

(Guru Guru/Eigenvertrieb, 2008,<br />

10 Tracks) tk<br />

IKE & TINA TURNER<br />

FEEL GOOD<br />

Ja, es fehlt ein Knaller<br />

wie “Nutbush City<br />

Limits”. Und ja, der<br />

Sound geriet trotz<br />

Remasterings<br />

von<br />

Sean Magee in den<br />

Abbey Road Studios<br />

sehr dicht und ein wenig mulmig. Aber: Die<br />

Turners verwöhnen auch auf ihrem 1972er<br />

Album mit bärenstarkem Funk, Soul und<br />

Rhythm & Blues. Sogar das <strong>Beatles</strong>-Cover<br />

“She Came In Through <strong>The</strong> Bathroom Window”<br />

gelingt erstklassig. Warum Ike allerdings<br />

einige Top-Nummern wie den <strong>to</strong>llen<br />

Rausschmeißer “Bolic” wie einige andere<br />

Songs so rüde und früh ausblenden ließ,<br />

bleibt sein Geheimnis. Doch was auch immer<br />

er seiner Tina zu der Zeit angetan haben mag:<br />

Sie gibt au<strong>the</strong>ntisch das singende, röhrende,<br />

kreischende und männermordende Erotikon,<br />

das potenziert mehr anmacht als das gezähmte<br />

Mainstream-Mädel der Spätjahre.<br />

(Pure Pleasure/Speakers Corner,<br />

1972, 10 Tracks) lbr<br />

MELODY GARDOT<br />

THE ABSENCE<br />

Gibt es ein reizvolleres<br />

Argument für<br />

die LP-Größe als<br />

dieses Cover? Doch<br />

außer dem Artwork<br />

in bester Roxy-<strong>Music</strong>-Tradition<br />

hat die<br />

amerikanische i Sängerin, Pianistin und Gitarristin<br />

mit dem klingenden Namen noch<br />

viel zu bieten: einen brillant musizierten<br />

Multikulti-Soft-Jazz zum Beispiel, in dem<br />

portugiesischer Fado ebenso durchklingt<br />

wie lateinamerikanische Rhythmik und<br />

orientalische Harmonik. Miss Gardot singt<br />

dazu meist englisch, mal französisch, mal<br />

lusitanisch – meist lasziv die Stimmbänder<br />

räkelnd, nur selten auch mal lüstern gurrend.<br />

Produzent, Arrangeur, Keyboarder<br />

und Gitarrist Hei<strong>to</strong>r Pereira zauberte ihr<br />

dazu ein höchst attraktives Klanggewand,<br />

dem Bernie Grundmans Mastering die audiophile<br />

Krone aufsetzt.<br />

(Decca/Universal, 2012, 11 Tracks) lbr<br />

ROBERT LAMM &<br />

JOHN VAN EPS<br />

ROBERT LAMM SONGS:<br />

THE JVE REMIXES<br />

Braucht man das<br />

wirklich? Songs aus<br />

der Feder von Chicago-Anführer<br />

Robert<br />

Lamm durch den<br />

Remix-Wolf gedreht?<br />

Die Reaktionen in den<br />

USAfi fielen mehr als widersprüchlich aus, doch<br />

nach eigenem Lauschen ohne Scheuklappen,<br />

kann man John Van Eps attestieren, dass es<br />

ihm durchaus gelungen ist, Klassiker wie “25<br />

To 6 Or 4” (in Dance- wie Latin-Ausrichtung),<br />

“Beginnings” oder “Does Anybody Really<br />

Know What Time It Is” neu aufzubereiten.<br />

Er hat die Originale auseinandergenommen,<br />

entkernt und „mit der Chicago-DNA” (O-Ton<br />

JVE) neu aufgebaut, wobei er sich drei Lamm-<br />

Solonummern und sechs von Chicago vornahm.<br />

Die Resultate klingen verfremdet, mal<br />

durchaus richtig gut tanzbar, in jedem Fall auf-<br />

Vinyl<br />

gefrischt und zeitgemäß elektronisch modernisiert.<br />

Und: Gute Songs kann man bekanntlich<br />

nicht kaputtmachen.<br />

(Blue Infinity, 2012, 9 Tracks) pro<br />

TANGERINE DREAM<br />

RICOCHET + STRATOSFEAR<br />

Noch weit entfernt t von ihren kürzeren, Popverliebten<br />

Stücken der 80er Jahre waren Edgar<br />

Froese, Chris Franke und Peter Baumann<br />

1975, als sie mit RICOCHET ein Album<br />

aufnahmen, bei der es pro LP-Seite einen<br />

Longtrack gibt. Das erste Mal nahmen Tangerine<br />

Dream ihre Musik für diese Veröffentlichung<br />

live auf, der größte Teil davon wurde<br />

bei einem Konzert im Londoner Stadtbezirk<br />

Croydon mitgeschnitten (original und unbehandelt<br />

auf THE BOOTLEG BOX SET VOL:<br />

1 zu hören), der Rest bei Auftritten in Frankreich.<br />

Aus diesem Material formten sie zwei<br />

Teile, von denen Part One die „böse” Seite<br />

darstellt, Part Two die „gute”, sich der Klang<br />

im Laufe der knapp 40-minütigen Spielzeit<br />

von zerrissener Düsternis in befreiende Weite<br />

öffnet. Ein Jahr später, 1976, legten Tangerine<br />

Dream dann mit STRATOSFEAR eines ihrer<br />

besten Alben vor. Jeder Ton ihrer Musik<br />

ist hier mit Bedacht gewählt, zwingend und<br />

strukturiert werden vielschichtige Klänge ineinander<br />

verwoben, von den später vielfach<br />

zu hörenden, wabern den New-Age-Klängen<br />

waren sie zu dieser Zeit noch Lichtjahre entfernt.<br />

Vergleicht man den Klang der LPs mit<br />

den 1995er CD-Remas ter-Versionen, hat das<br />

Vinyl (allerdings nur knapp) die Nase vorn,<br />

ertönt das Klangbild insgesamt wärmer und<br />

mit einem Tick mehr Atmosphäre.<br />

(Virgin/EMI, 1975 + 1976, 2 Tracks +<br />

4 Tracks) us<br />

ZZEBRA<br />

ZZEBRA<br />

Jerry Smith (g) und<br />

Dave Quincey (sax)<br />

hatten bei den Jazz-<br />

Rockern If gespielt,<br />

ehe sie Zzebra an<br />

den Start brachten.<br />

Der<br />

Multi-Instrumentalist<br />

tlitLaiussi i „Loughty” Amao war bei<br />

Osibisa gewesen, Gus Yeadon (voc, g, p)<br />

bei Love Affair, John McCoy (b) und Gast<br />

Tommy Eyre (keys) mischten später bei<br />

Gillan mit. Bei der Quasi-All-Startruppe<br />

Zzebra vermengten sie 1974 afrikanische<br />

Rhythmen mit Jazz und (Prog-)Rock samt<br />

Funk-Tupfern und Andeutungen dessen,<br />

was später als World-<strong>Music</strong> firmieren<br />

sollte. Es war damals eine leicht exotisch<br />

anmutende, recht eklektische Musik, und<br />

sie ist es heute immer noch, wobei die damals<br />

eigens für Zzebra erfundene Schublade<br />

Afro-Prog allerdings doch zu kurz<br />

greift. Das Ganze hat dank der nochmaligen<br />

Klangbearbeitung durch die Reissue-<br />

Experten von Sireena für die 180g-Vinylfassung<br />

zusätzlich an Transparenz und<br />

Frische gewonnen.<br />

(Sireena/Broken Silence, 1974,<br />

8 Tracks) pro<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 51


CD<br />

REVIEWS<br />

MEMPHIS SLIM & ALEXIS<br />

KORNER<br />

TWO OF THE SAME KIND<br />

(LONDON SESSIONS)<br />

Im Alter von 45 trat Bluessänger und Pianist<br />

Memphis Slim in der Band von Willie<br />

Dixion erstmals außerhalb der USA auf und<br />

bereiste Europa. Während dieser Tour kam<br />

es 1960 in London zu zwei Sessions, die<br />

nun auf CD vorliegen. Die Nennung von<br />

Alexis Korner im Plattentitel dürfte eher<br />

Marketinggründen geschuldet sein, denn<br />

der „Vater des britischen Blues” ist hier nur<br />

als Gitarrist dabei, dies auch nicht bei allen<br />

Songs, da Memphis Slim viele Stücke<br />

nur mit Klavierbegleitung einspielte. Dies<br />

tut der Qualität der Aufnahmen aber keinen<br />

Abbruch, denn Memphis Slim war einer<br />

der besten Bluespianisten, der seinem Instrument<br />

alle Variationen von bluesig-sanft<br />

bis kräftig rollendem Boogie-Woogie entlocken<br />

konnte. Die erste Scheibe wurde im<br />

Trio mit Schlagzeug und Korner an der Gitarre<br />

eingespielt. CD 2 bringt mit Bass und<br />

Tenorsax weitere Klangfarben ins Spiel,<br />

wobei diese Begleitmusiker heute nicht<br />

mehr zu ermitteln waren. Die betagten<br />

Songs wurden ansprechend bearbeitet, so<br />

dass der au<strong>the</strong>ntische schwarze Blues mit<br />

Freude genossen werden kann.<br />

(Blues Boulevard/H’Art, 2012,<br />

19/74:37, 15/53:31) rg<br />

GARY MOORE<br />

BLUES FOR JIMI<br />

Kann der Stil zweier<br />

Gitarristen weiter<br />

voneinander<br />

entfernt<br />

sein als der<br />

von Gary Moore<br />

und Jimi Hendrix?<br />

Kann es dem immer<br />

etwas unterkühlt und emotionslos daherkommenden<br />

Briten gelingen, leidenschaftlichen<br />

BLUES FOR JIMI zu spielen? Am<br />

25. Ok<strong>to</strong>ber 2007 bewies Gary Moore, dass<br />

dies trotz aller stilistischen Unterschiede<br />

bestens funktioniert, dass er sehr wohl<br />

dazu in der Lage war, Songs wie “Purple<br />

Haze”, “Fire”, “<strong>The</strong> Wind Cries Mary”,<br />

“Manic Depression” oder “Foxy Lady” einerseits<br />

auf seine eigene Art und Weise zu<br />

spielen, andererseits aber auch erkennbar<br />

zu machen, dass er sich hier vor einem großen<br />

Kollegen verbeugte. Und am Ende des<br />

Auftritts durchströmte ein Hauch Wehmut<br />

das Londoner Hippodrome, als Schlagzeuger<br />

Mitch Mitchell und Bassist Billy Cox<br />

– beides Mitglieder von <strong>The</strong> Jimi Hendrix<br />

Experience – die Bühne betraten und dort<br />

zusammen mit Gary Moore den Abend mit<br />

einem bluesigen “Red House” und einem<br />

rockig krachenden “S<strong>to</strong>ne Free” beendeten.<br />

(Eagle/edel, 2012, 12/73:29)<br />

us<br />

BETTYE LaVETTE<br />

THANK N’ THOUGHTFUL<br />

Nachdem Bettye LaVettes letztes Album<br />

INTERPRETATIONS – THE BRITISH<br />

ROCK SONGBOOK (2010) nicht ganz so<br />

gut beurteilt wurde, ist das Konzept des aktuellen<br />

Werks THANK N’ THOUGHTFUL<br />

wesentlich ansprechender. Dafür hat sie Titel<br />

von Bob Dylan (“Everything Is Broken”),<br />

Ewan McColl (“Dirty Old Town”), Chris<br />

Youlden (“I’m Tired”), Tom Waits (“Yesterday<br />

Is Here”), Neil Young (“Everybody<br />

Knows This Is Nowhere”), Beth Nielsen<br />

Chapman (“Fair Enough”) und anderen gewählt.<br />

Die nach wie vor großartige Stimme<br />

der 66-Jährigen aus Detroit kommt bei den<br />

überwiegend getragenen, balladesken Versionen<br />

eindrucksvoll zur Geltung. Wie immer<br />

steht LaVette eine kompetente Band zur<br />

Verfügung, die mit wohltuender Zurückhaltung<br />

deutlich zum Gelingen der zwölf Produktionen<br />

beigetragen hat. Für Freunde des<br />

hochwertigen Soul und Blues ist das Album<br />

uneingeschränkt empfehlenswert, da es keine<br />

schwache Minute enthält.<br />

(Anti/Indigo, 2012, 12/50:23) p<br />

ARETHA FRANKLIN &<br />

OTIS REDDING<br />

THE VERY BEST OF TOGETHER<br />

Auf YouTube kann<br />

man Otis Redding<br />

und Aretha Franklin<br />

zusammen “Respect”<br />

singen hören, doch<br />

selbst dort wurden<br />

dafür<br />

Aufnahmen<br />

zweier verschiedener Auftritte zusammengeschnitten.<br />

Denn wenn man den Titel dieser<br />

Veröffentlichung – THE VERY BEST OF<br />

TOGETHER – zu wörtlich nimmt, könnte<br />

man ja auf ein (bisher verschollenes) Album<br />

voller gemeinsamer Duette der Beiden hoffen.<br />

Doch leider ist dem nicht so, man erhält<br />

hier nicht mehr (aber auch nicht weniger)<br />

als einen Doppelpack mit zwei getrennten<br />

Best-Of-CDs der beiden Soulgrößen. Bei<br />

Otis Redding geht es über “Sittin’ On <strong>The</strong><br />

Dock Of <strong>The</strong> Bay” über “A Change Is Gonna<br />

Come” und “Stand By Me” bis zu “Wonderful<br />

World”, bei Aretha Franklin beginnt die<br />

Zusammenstellung mit “Respect”, führt über<br />

Hits wie “Son Of A Preacher Man” und “Do<br />

Right Woman, Do Right Man” bis zu den<br />

Gemeinschaftsproduktionen mit den Eurythmics<br />

(“Sisters Are Doin’ It For <strong>The</strong>mselves”)<br />

und George Michael (“I Knew You Were<br />

Waiting For Me”).<br />

(Rhino/Warner, 2012, 23/79:15,<br />

27/77:22) us<br />

THE BREW UK<br />

LIVE IN EUROPE<br />

Mit purer Energie und archaischer Kraft<br />

überzeugten schon ihre beiden letzten<br />

Studioplatten Fans und Kritiker, kein<br />

Wunder, dass die Erwartungen an den<br />

ersten Livemitschnitt dieses Blues-Rocktrios<br />

hoch waren. Wer schon einmal ein<br />

Konzert von <strong>The</strong> Brew UK erlebt hat, der<br />

weiß, dass hier von Anfang an Vollgas<br />

gegeben wird, dass es so gut wie keine<br />

Verschnaufpausen gibt. Und so enttäuscht<br />

LIVE IN EUROPE auch nicht, Gitarrist<br />

und Leadsänger Jason Barwick, Schlagzeuger<br />

Kurtis Smith und dessen Vater<br />

Tim am Bass machen eigentlich gar nichts<br />

Außergewöhnliches, außer dass man ihrer<br />

Musik zu jeder Sekunde anhört, mit wie<br />

viel Herzblut und Einsatz sie bei der Sache<br />

sind. Neben Songs aus ihren letzte<br />

beiden Alben haben sie mit “Postcode<br />

Hero” und “Ode To Eugene” auch noch<br />

zwei Songs aus ihrem 2008er Werk JO-<br />

KER dabei, und heutzutage noch ein siebenminütiges<br />

Schlagzeugsolo mit auf die<br />

CD zu nehmen, ist natürlich purer Anachronismus<br />

– aber unschlagbar gut!<br />

(Jazzhaus/inakustik, 2012, 12/68:22) us<br />

Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />

CHICKEN SHACK<br />

IMAGINATION LADY<br />

Nach einer Komplettumbesetzung<br />

agierte<br />

Frontmann<br />

Stan Webb (g, voc)<br />

ab 1970 mit Chicken<br />

Shack als Powertrio.<br />

Aus heutiger Sicht ist<br />

nicht mehr ganz nachzuvollziehen, warum<br />

Chicken Shack damit den Sprung aus der<br />

zweiten Reihe nach vorne nicht schafften.<br />

Der Bandleader lieferte auf seiner Gitarre<br />

Beachtliches (das Solo im Bandklassiker<br />

“Poor Boy”!), sein Gesang hatte eine eigene,<br />

leicht nasale Note – und seine Songs<br />

für IMAGINATION LADY waren mit das<br />

Beste, weil Vielfältigste, was er in seiner<br />

langen Blues-Rockkarriere zustande<br />

brachte. Mit seiner rockigen Version des<br />

oft gecoverten “Goin’ Down” brauchte er<br />

sich hinter Jeff Beck nicht zu verstecken.<br />

In den letzten Jahren mehrfach wiederveröffentlicht,<br />

gewinnt diese Neuauflage ihre<br />

Daseinsberechtigung durch das Remastering<br />

und Malcolm Domes Liner-Notes. Ein<br />

Schätzchen zum Wiederentdecken!<br />

(Esoteric/Rough Trade, 1972, 9/44:27) pro<br />

KC & THE SUNSHINE BAND<br />

KC & THE SUNSHINE BAND<br />

(EXPANDED EDITION)<br />

“That’s <strong>The</strong> Way (I Like It)” gab die Richtung<br />

und das Mot<strong>to</strong> vor, mit denen KC &<br />

<strong>The</strong> Sunshine Band Mitte der 70er Jahre<br />

zu Superstars der Discomusik wurden. Vor<br />

allem in ihrer Heimat war ihr zweites, KC &<br />

THE SUNSHINE BAND betiteltes Album,<br />

ein gigantischer Abräumer, wurde gleich<br />

dreifach mit Platin ausgezeichnet. Zum ersten<br />

Mal – seit den <strong>Beatles</strong> 1964 – gelang es<br />

einer Band innerhalb von zwölf Monaten,<br />

mit vier Singles die Billboard-Charts zu<br />

<strong>to</strong>ppen. Neben dem eingangs erwähnten Hit<br />

dürften Fans des Genres noch “Get Down<br />

Tonight” sowie das George-McCrae-Cover<br />

“I Get Lifted” bestens in Erinnerung haben.<br />

Mit drei Bonus-Tracks (eine Remix- und<br />

zwei Singleversionen), deutlich hörbar<br />

remastert und mit einem neuen Booklet<br />

ausgestattet, wird die 2012er Neuauflage<br />

so zu einer lohnenswerten Reise zurück in<br />

ein Zeitalter, als R&B mit Funk- und Latin-<br />

Anleihen den Sound der Discos dominierte.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1975,<br />

11/45:16) tk<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

FOR NORTHERN SOUL<br />

COLLECTORS (VOL.1)<br />

In den Liner-Notes zur ersten Folge der<br />

Doppel-CD FOR NORTHERN SOUL<br />

COLLECTORS plädiert Zeitzeuge<br />

Richard Searling dafür, den Begriff „nor<strong>the</strong>rn”<br />

nicht zu eng zu fassen – schließlich<br />

gab es im gesamten UK Dauertanzclubs<br />

für Soulfans mit erlesenem Geschmack.<br />

Da „Nor<strong>the</strong>rn Soul” nicht patentierbar und<br />

kein geschützter Markenbegriff ist, sollte<br />

man in der Tat nicht so päpstlich sein wie<br />

der innere Kreis der Soul-Totalkenner und<br />

es einfach hinnehmen, wenn sich unter<br />

50 Tracks auch einige befinden, die nach<br />

strengem Urteil hier eher nicht hingehören,<br />

weil sie, beispielsweise, von „zu bekannten”<br />

Acts wie Fats Domino, Nancy<br />

Wilson, Mitch Ryder (!), Bobby Womack<br />

oder Garnet Mimms stammen. Aber,<br />

keine Angst, die meisten Namen gehören<br />

garantiert nicht zu den geläufigen:<br />

<strong>The</strong> Invitations, Billy Prophet, Marjorie<br />

Black, Denny Spellman, Purple Mundi,<br />

Elbie Parker ... Der Obskuritätsfak<strong>to</strong>r ist<br />

also ziemlich hoch. Doch egal, ob Stars,<br />

ob verkannte Genies, alle veröffentlichten<br />

ihre großen Taten auf den Labels Roulette,<br />

Capi<strong>to</strong>l, United Artists, Dynovoice,<br />

Laurie, Minit, Veep, Calla, Sue, Broadway,<br />

Liberty, Tower und Symbol – Searling<br />

konnte also aus dem Vollen schöpfen,<br />

und das zahlt sich qualitativ mächtig aus.<br />

Gerade mal fünf schwächelnde Tracks<br />

stehen 45 Treffern gegenüber. Von denen<br />

sind “I’ll Do Anything” (Doris Troy),<br />

“Number One In Your Heart” (Herbie<br />

Goins), “Mr. Soul Satisfaction” (Timmy<br />

Willis), “Can’t Help Lovin’ Dat Man” (Ila<br />

Vann), “S<strong>to</strong>p And You’ll Become Aware”<br />

(Helen Shapiro), “Nobody But You” (Es<strong>the</strong>r<br />

Phillips), “Be Careful Girl” (Betty<br />

Turner), “Yes You Did” (Herman Hitson)<br />

und “S<strong>to</strong>len Hours” (Patrice Holloway)<br />

die allerstärksten. Volume 2 ist schon angekündigt!<br />

(EMI, 2012, 25/66:14, 25/64:56) hjg<br />

ROBERT CRAY BAND<br />

NOTHIN BUT LOVE<br />

Natürlich rockt Robert<br />

Cray seinen<br />

Blues nicht so derb<br />

wie ein Joe Bonamassa,<br />

kommt<br />

nicht<br />

traditionell<br />

zwölftaktig<br />

daher,<br />

doch tun ihm die Unrecht, die ihm mit<br />

negativen Unter<strong>to</strong>n „Blues im Anzug”<br />

vorwerfen. Der Mann spielt seine Gitarre<br />

voller Feeling einfach elegant, seine Songs<br />

gehen ins Ohr, erzeugen durchaus Wohlgefühl<br />

(und live Schweiß). Sein neues<br />

Album firmiert unter Robert Cray Band,<br />

haben seine Mitstreiter Richard Cousins<br />

(b), Jim Pugh (keys) und Tony Braunagel<br />

(dr) doch alle als Songwriter beigetragen<br />

– und im Studio sowieso, inklusive Produzent<br />

Kevin Shirley. Herausgekommen ist<br />

ein sehr variantenreiches Werk, mit Soul<br />

und Gospel (“Worry”, “Great Big Old<br />

House”), Rock’n’Roll-Drive (“Side Dish”)<br />

oder Bigband-Anlehnung (“I’ll Always<br />

Remember You”). Es groovt lässig und unaufdringlich,<br />

rundum gelungen!<br />

(Provogue/Rough Trade, 2012,<br />

10/49:27) pro<br />

DUFFY POWER<br />

TIGERS<br />

Das letzte Studio-Album des Mannes, der<br />

1959 neben Billy Fury und Georgie Fame<br />

zu Larry Parnes’ Tourneezirkus gehörte und<br />

später Alexis Korners Lieblingssänger wurde,<br />

erschien 1973 – ist da nun noch Feuer?<br />

Eher Hingabe und Herz, dazu frappierendes<br />

Handwerk: Power, 71, spielt Blues-Harp<br />

und seine Nylonsaiten-Akustik derart virtuos,<br />

perkussiv wie melodisch, dass eine<br />

ganze Band zu arbeiten scheint. Seine recht<br />

hohe, eindringliche Stimme hat nichts vom<br />

Zauber der frühen Jahre verloren, bis auf<br />

vier Adaptionen (das von Fame Reggaefizierte<br />

“Johnny Too Bad” führt er auf Folkwurzeln<br />

zurück) schrieb der als Ray Howard<br />

geborene Londoner alle Songs selbst.<br />

Seite 52 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

Bass- und Pianotupfer gibt es sparsam<br />

von Alex Keen und Dave Moore, Sängerin<br />

Janet Holmes sorgt für eingängige<br />

Duette wie das unvergessliche<br />

“Nine Lives Gone”. Auf “Spaces”<br />

hört man die wohl letzten Studiotakes<br />

von Colosseums Dick Heckstall-<br />

Smith, Duffy & Dick <strong>to</strong>urten Mitte<br />

der Neunziger durch britische Clubs.<br />

(Duskfire/Import, 2012,<br />

14/52:40) utw<br />

JIMMY CLIFF<br />

REBIRTH<br />

Ein<br />

Albumtitel<br />

als unmissverständliches<br />

Signal:<br />

Hier will ein<br />

Veteran nochmals<br />

angreifen.<br />

Wir erinnern uns gern: Vor gut 40<br />

Jahren sorgte Cliff mit strammen Hits<br />

wie “Vietnam” und “Wonderful World,<br />

Beautiful People” sowie seiner Hauptrolle<br />

im Reggae-Kultfilm „<strong>The</strong> Harder<br />

<strong>The</strong>y Come” mächtig mit für den internationalen<br />

Durchbruch dieser Musik.<br />

Doch es folgten auch magere Jahre mit<br />

nicht immer zündender Musik. Und<br />

nun: REBIRTH. Nach eigenem Bekunden<br />

will Cliff seine Wurzeln erneut<br />

entdecken, hat dafür ein Bündel feiner<br />

Songs geschrieben und sich als Produzenten<br />

den Punk-erfahrenen Grammy-<br />

Preisträger Tim Armstrong (Operation<br />

Ivy, Rancid) geholt, der wichtige, aber<br />

nicht übermächtige Spuren in der Musik<br />

hinterlassen hat. Sein Einfluss ist<br />

vor allem bei “Bang”, dem voll geglückten<br />

Clash-Cover “Guns Of Brix<strong>to</strong>n”<br />

und seiner eigenen Komposition<br />

“Ruby Soho” zu hören. Alles starke<br />

Leistungen, die in einer Qualitätslinie<br />

mit Cliffs ohrwürmigen Songs “World<br />

Upside Down”, “Ship Is Sailing”, dem<br />

programmatischen Lobeslied “Reggae<br />

<strong>Music</strong>” und der ersten Single “One<br />

More” stehen. Hauptnenner bei alledem<br />

ist natürlich Jimmy Cliffs Stimme.<br />

Völlig zu Recht urteilte das britische<br />

Magazin „Mojo”: „... seine Stimme ist<br />

einfach unglaublich – immer noch genauso<br />

bewegend und mit der gleichen<br />

Seele wie zu seiner Glanzzeit.” Und die<br />

„Los Angeles Times” befand: „... fantastische<br />

Kollision von Roots-Reggae<br />

und Punk-Rock.” Mit der Schubkraft<br />

solchen Lobes, dem man sich nur anschließen<br />

kann, steht für Jimmy Cliff<br />

die Ampel auf grün ...<br />

(Trojan/Universal 2012,<br />

13/46:16) hjg<br />

THE REVEREND<br />

PEYTON’S BIG DAMN<br />

BAND<br />

BETWEEN THE DITCHES<br />

Was Reverend Pey<strong>to</strong>ns Musik seines<br />

fünften Albums von seinen vorherigen<br />

Alben unterscheidet? Nichts!<br />

Immer noch grummelt sein Hillbilly-Blues<br />

wie ein alter, verrosteter<br />

Diesel, immer noch scheint sich der<br />

galoppierende Rhythmus des öfteren<br />

selbst überholen zu wollen, immer<br />

noch fragt man sich, wie er und seine<br />

Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />

Big Damn Band (bestehend aus seiner<br />

Frau Breezy an Waschbrett und Background-Vocals<br />

sowie seinem Cousin<br />

Aaron Persinger an den Drums) diesen<br />

archaischen Sound hinkriegen.<br />

Herzstück sind die alten Gitarren, die<br />

Pey<strong>to</strong>n einsetzt, zwei 30er-Jahre-National<br />

Gitarren, eine Cigar Box Guitar,<br />

eine Gibson Flat<strong>to</strong>p 1929 L2 und<br />

eine Airline Map Electric. Zum ersten<br />

Mal wurden die Songs für BETWEEN<br />

THE DITCHES nicht live in einer<br />

Session mitgeschnitten, sorgfältig<br />

wurde Spur um Spur aufgenommen,<br />

wurden die Stücke am Produktionstisch<br />

gemischt. Dass man dies dem<br />

Ergebnis nicht (negativ) anhört, dass<br />

die wilde Live-Atmosphäre nicht verlorenging,<br />

dürfte auch an der eisernen<br />

Arbeitsmoral des Trios liegen, das<br />

rund 250 Tage pro Jahr auf Tour ist.<br />

(SideOneDummy Records/Cargo,<br />

2012, 14/48:21) us<br />

PEE WEE BLUESGANG<br />

LIVE IM JOVEL<br />

Zum<br />

Auftakt<br />

meint man, da<br />

würden Status<br />

Quo mit ihrem<br />

Boogie-Shuffle<br />

loslegen, doch<br />

spätestens<br />

als<br />

Richard Hagel mit seiner rauen Stimme<br />

das Heft in die Hand nimmt und<br />

wenig später Gitarrist Thomas Hesse<br />

solierend brilliert, wird man sich des<br />

akustischen Irrtums bewusst. Hagel<br />

hatte kurz zuvor Rainer Hänsch (Zoff)<br />

ersetzt und drückte dem zwar konventionell<br />

blues-rockig abgehenden, aber<br />

heute noch unüberhörbar in seine Musik<br />

verliebten Quintett seinem Stempel<br />

auf, als es am 10. April 1980 in<br />

Münster in Steffi Stephans Kultschuppen<br />

Jovel auf der Bühne stand. Zeitlos<br />

gut <strong>to</strong>bte die Pee Wee Bluesgang<br />

durch die sieben eigenen, durchweg<br />

von Hesse stammenden Nummern<br />

plus das Traditional “Rambling On<br />

My Mind”. Es variierte das Klangbild<br />

des Blues-Rock mit (Piano-getriebenem)<br />

Boogie-Woogie spannend –<br />

Genrefans können bedenkenlos, nein,<br />

sie sollten bei diesem his<strong>to</strong>rischen<br />

Tondokument zugreifen!<br />

(Sireena/Broken Silence,<br />

1980, 8/38:14) pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

HAVE MERCY – THE SONGS<br />

OF DON COVAY<br />

Das britische Label Ace präsentiert<br />

in seiner renommierten Komponisten-Serie<br />

hier eine ganz exquisite<br />

Sammlung: Songs von Don Covay.<br />

Der 74-jährige farbige Amerikaner<br />

(*24.3.1938 als Donald Rudolph)<br />

hat sich seit den 50er Jahren als unglaublich<br />

vielseitiges Songschreibertalent<br />

erwiesen. Als Interpret<br />

konnte er einige Achtungserfolge<br />

verbuchen, aber seine wahre Stärke<br />

ist das Komponieren von Hits für<br />

eine endlose Abnehmerschar. Diese<br />

reicht vom Rock’n’Roll und Rhythm<br />

& Blues über Soul und reinrassigen<br />

Pop bis zum Rock und schließt auch<br />

Arbeiten für kurzfristige Moden wie<br />

dem Twist ein. Die proppenvolle CD<br />

bringt gigantischen Soul von Wilson<br />

Pickett (“Three Time Loser”), Aretha<br />

Franklin (“Chain Of Fools”) und Gladys<br />

Knight & <strong>The</strong> Pips (“Come See<br />

About Me”) sowie Titel von Solomon<br />

Burke, Ben E. King, Etta James und<br />

den Staple Singers. Der Rock’n’Roll<br />

wird durch Dee Clark und Gene Vincent<br />

vertreten. Klasse-Pop kommt<br />

von Lena Horne, Billy Fury und Mary<br />

Ann Fisher. Rhythm&bluesiger Rock<br />

ist von der Graham Bond Organization<br />

(“Long Tall Shorty”), Tina Britt<br />

(“Sookie Sookie”, der Steppenwolf-<br />

Hit) und Cliff Bennett (“See Saw”)<br />

zu hören. Geschmust wird bei Arlene<br />

Smith (“Mon Cherie Au Revoir”)<br />

und getwistet bei Connie Francis<br />

(“Mr Twister”). Alles eindrucksvolle<br />

Tracks, doch die Krone gebührt –<br />

durchaus etwas überraschend – Little<br />

Richard mit dem grandios arrangierten<br />

“I Don’t Know What You’ve Got<br />

But It Got Me”. Selten hat man das<br />

alte Raubein so gefühlsgeladen gehört.<br />

Dieser Sampler ist eine fabelhafte<br />

Ergänzung zum Tribute-Album<br />

CELEBRATING THE MUSIC OF<br />

DON COVAY von 1993.<br />

(Ace/Soulfood, 2012, 26/72:43) hjg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

BEHIND CLOSED DOORS –<br />

WHERE COUNTRY MEETS<br />

SOUL<br />

Dieser Sampler<br />

ist eine überzeugende<br />

Lehrstunde<br />

in Sachen<br />

Grenznegierungen.<br />

Schwarze<br />

Interpreten,<br />

darunter so bekannte wie Percy Sledge,<br />

Aaron Neville, Solomon Burke, Es<strong>the</strong>r<br />

Phillips, Al Green, Millie Jackson und<br />

Joe Tex, verlassen hier ihre Stammterri<strong>to</strong>rien<br />

Rhythm & Blues und Soul und<br />

tummeln sich auf vermeintlichem Feindesland,<br />

der Country-<strong>Music</strong> des weißen<br />

Amerikas. Das wird bekanntlich nicht<br />

nur von bornierten Rednecks bewohnt,<br />

sondern eben auch von geschmackssicheren<br />

Musikmenschen, denen so mancher<br />

Songklassiker eingefallen ist. Und<br />

weil gerade Spitzensongs die gute Eigenschaft<br />

haben, biegsam zu sein, ist es<br />

nicht einmal eine Titanenleistung – sondern<br />

eher „business as usual” –, durch<br />

Arrangementkniffe aus Countryvorlagen<br />

Black <strong>Music</strong> zu formen. Bei weniger<br />

bekannten Titeln muss man mitunter<br />

schon genauer zuhören, die weißen<br />

Wurzeln hinter der schwarzen Interpretation<br />

auszumachen. Aber das Konzept<br />

geht auch verblüffend bei ausgemachten<br />

Countryhits wie “I’m So Lonesome<br />

I Could Cry”, “Detroit City”, “Gentle<br />

On My Mind” und “Behind Closed<br />

Doors” auf. Ein musikalisch hochwertiger,<br />

zudem fabelhaft aufgemachter<br />

Sampler des britischen Qualitätslabels<br />

Kent, der gleichermaßen lehrreich und<br />

unterhaltsam ist.<br />

(Kent/Soulfood, 2012, 23/77:00) hjg<br />

CD: 1014922EAG · LP: 1014942ELN<br />

RE-MACHINED<br />

A TRIBUTE TO<br />

DEEP PURPLE’S<br />

MACHINE HEAD<br />

AB 21.09. AUF CD & LP ERHÄLTLICH!<br />

WIR FEIERN DAS<br />

40-JÄHRIGE JUBILÄUM<br />

DES ALBUMKLASSIKERS<br />

„MACHINE HEAD“ VON<br />

DEEP PURPLE!<br />

ALLE SONGS DIESER<br />

LEGENDÄREN PLATTE<br />

NEU AUFGENOMMEN VON<br />

NAMHAFTEN KÜNSTLERN:<br />

METALLICA • IRON MAIDEN<br />

GLENN HUGHES & CHAD<br />

SMITH • BLACK LABEL<br />

SOCIETY • CHICKENFOOT<br />

THE FLAMING LIPS<br />

CARLOS SANTANA • KINGS<br />

OF CHAOS • JIMMY<br />

BARNES & JOE BONAMASSA<br />

AB 21.09.2012 ÜBERALL<br />

IM HANDEL ERHÄLTLICH ODER BEI<br />

WWW.AMAZON.DE/ROCKSCHUPPEN<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 53


CD<br />

REVIEWS<br />

GREGORY DARLING<br />

COLOURED LIFE<br />

Gregory Darling kommt aus Tujunga,<br />

einem kleinen Ort in der Nähe von Los Angeles.<br />

Frank Sinatra und Bing Crosby heißen<br />

seine Helden, seine Vorbilder aber sind<br />

Prince und David Bowie. So ist auch dieser<br />

eigenwillige Mix aus Crooner-Jazz, funkigem<br />

Soul und zeitlosem Pop zu erklären,<br />

mit dem er seine durchweg selbst geschriebenen<br />

Songs von COLOURED LIFE so<br />

interessant macht. Fühlt man sich im einen<br />

Song noch an den hymnischen Pop eines<br />

El<strong>to</strong>n John (ca. 1973) erinnert, so bringt<br />

Gregory Darling kurz darauf seine Weisheiten<br />

mit der Leidenschaft eines Randy<br />

Newman unters Volk. Produzent Bob Rose<br />

sorgte dabei für die jederzeit passende Umsetzung,<br />

besonders die klasse aufspielende<br />

Bläsersektion verdient sich ein ums andere<br />

Mal ein dickes Sonderlob – und einen<br />

Background-Sänger namens Julian Lennon<br />

kann auch nicht jeder vorweisen ...<br />

(F.O.D./H’Art, 2012, 11/34:33) us<br />

B.B. & THE BLUES<br />

SHACKS<br />

COME ALONG<br />

Kaum hatte die<br />

Soloscheibe<br />

ALL- TIME FA-<br />

VORITES<br />

von<br />

Shack-Axt<br />

Andreas<br />

Arlt mal<br />

Rotationspause,<br />

kreierten die BBs in Wien ein neues Gruppenalbum<br />

– Palette wieder mal ergänzt.<br />

Fuchst sich Pianist Dennis Koeckstadt in<br />

den letzten Jahren neben seinen brillanten<br />

Piano/Boogie-Künsten konsequent auf der<br />

Hammond orgel ein, so wird das 40er-Jahre-R&B-Idiom<br />

vermehrt durch Soulklänge<br />

erweitert. Die agile Rumpfband wird auf<br />

vielen Tracks von den No Blow No Show<br />

Horns alias Tom Müller (sax), Stefan Gössinger<br />

(tr), Martin Grünzweig (pos) verstärkt.<br />

Für die Shacks bleibt genug zu tun:<br />

Hauerken & Egger grooven mit Feingefühl<br />

und Vehemenz, Arlt liefert auf “Love Like<br />

Cash” eines seiner zahlreichen Referenzsoli,<br />

abgelöst durch die Hammer-Harp seines<br />

Bruders Michael, der als Frontmann die<br />

griffigen Songs beider konsequent nach<br />

vorne treibt. Für „catchy Chorusse” und<br />

reizvolle „Call & Response”-Ekstase, etwa<br />

bei “Come Along With Me”, greift er auf<br />

den Chor <strong>The</strong> Shackettes zurück – Fazit:<br />

perfekte Party-Platte.<br />

(CCR/inakustik, 2012, 16/58/10) utw<br />

MESHELL NDEGEOCELLO<br />

POUR UNE AME<br />

SOUVERAINE – A DEDICATION<br />

TO NINA SIMONE<br />

Das zehnte Studio-Album der in Berlin<br />

geborenen afro-amerikanischen Musikerin<br />

Meshell Ndegeocello ist ein ganz besonderes.<br />

Zusätzlich zum E-Bass, der sonst<br />

den Sound ihrer Alben dominiert, spielt<br />

sie auf POUR UNE AME SOUVERAINE<br />

auch Keyboard und Gitarre. Und statt eigener<br />

Songs hat sie sich Lieder aus Nina<br />

Simones langer Karriere ausgesucht, lässt<br />

so ein persönlich gefärbtes Tribute-Album<br />

entstehen, bei dem in vielschichtiger Weise<br />

deutlich wird, welch prägenden Einfluss<br />

die legendäre Sängerin auf Meshell<br />

Ndegeocellos Werdegang hatte. Auch die<br />

beteiligten Musiker passen da bestens ins<br />

Bild, neben der Stammbesatzung Chris<br />

Bruce (g), Jebin Bruni (keys) und Dean<strong>to</strong>ni<br />

Parks (dr) gibt Saxofonist Tracy Wannomae<br />

ein Gastspiel. Erlesen auch die Partner<br />

am Mikrofon: Sinead O’Connor, Lizz<br />

Wright, Valerie June, Toshi Reagon und<br />

Cody Chesnutt.<br />

(Naive/Indigo, 2012, 14/54:11) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

LOST SOUL GEMS – FROM<br />

SOUNDS OF MEMPHIS<br />

Hochwertige Ergänzung zur Serie THE XL<br />

& SOUNDS OF MEMPHIS STORY (bislang<br />

drei CDs). Gene Lucchesi, der umtriebige<br />

Kopf der Label-Gruppe, verband aufs<br />

Schönste die Freude an guter Soul-<strong>Music</strong><br />

mit der an gutem Einkommen. Was hier<br />

allerdings nur für die erstgenannte Freude<br />

gilt, denn LOST SOUL GEMS ist, abgesehen<br />

von vier in den Sixties/Seventies auf<br />

den Labels Wet Point, Tower und Chess<br />

erschienenen Tracks, eine Sammlung von<br />

unveröffentlichten Songs, die auf erst kürzlich<br />

wiederentdeckten Bändern und Acetaten<br />

schlummerten. Und wieder mal kann<br />

man gar nicht genug staunen, mit welcher<br />

Qualität damals unablässig komponiert,<br />

gesungen, musiziert, arrangiert und produziert<br />

wurde. Interpreten wie Barbara & <strong>The</strong><br />

Browns, George Jackson, Rudolph Taylor,<br />

Carl Sims, William Bollinger und Takela<br />

Kelly (um fast schon wahllos einige zu nennen<br />

...) waten hier knietief durch ein Meer<br />

von prächtig groovender oder unverhohlen<br />

schmachtender Seelenmusik, stets bereit<br />

für den großen Sprung in die Charts ... den<br />

andere schafften, die es genauso verdient<br />

hatten ... Aber die <strong>The</strong>se vom „survival of<br />

<strong>the</strong> fittest” gerät schon etwas ins Wanken ...<br />

Sampler wie dieser sorgen wenigstens für<br />

späte Genugtuung.<br />

(Kent/Soulfood, 2012, 22/66:28) hjg<br />

LEELA JAMES<br />

LOVING YOU MORE – IN THE<br />

SPIRIT OF ETTA JAMES<br />

Die<br />

29-jährige<br />

Soulsängerin<br />

aus<br />

L.A.<br />

verpasst<br />

Songs, die durch<br />

die<br />

unvergessene<br />

(nicht<br />

verwandte<br />

oder verschwägerte)<br />

Etta James berühmt wurden, ein modernes<br />

t)Ett<br />

Black-R&B-Gewand, engagiert und gekonnt<br />

eingesungen, mit angesagten Rhythmusarrangements<br />

versehen. Diese hätten noch<br />

an Wirkung gewonnen, wenn grundsätzlich<br />

Bass & Drums lebendig eingespielt worden<br />

wären, statt Dance-Beats von Shannon Sanders<br />

am Keyboard generieren zu lassen. Dies<br />

hätte der Dramatik etwa von “I’d Ra<strong>the</strong>r Go<br />

Blind” gutgetan, bei dem trotz der bestens<br />

agierenden Leela James eine dem Liebeskummer-Text<br />

angemessene Dynamik noch<br />

Luft nach oben hat. “Something’s Got A Hold<br />

On Me”, kürzlich von Beth Hart und Joe Bonamassa<br />

gecovert, bekommt eine reizvolle<br />

Gospelfärbung. Bei “I Want To Ta-Ta You<br />

Baby” kann Ms James ihren Charme spielen<br />

lassen, und der Klassiker “At Last” erhält<br />

ebenfalls neue Nuancen. “A Young Person’s<br />

Guide To Old Etta.”<br />

(Shanachie/inakustik, 2012, 11/37:47) utw<br />

Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />

JOANNE SHAW TAYLOR<br />

ALMOST ALWAYS NEVER<br />

Nach zwei starken Alben wie WHITE SU-<br />

GAR und DIAMONDS IN THE DIRT war<br />

es sicher keine einfache Sache für Joanne<br />

Shaw Taylor, das Qualitätsniveau ihrer Musik<br />

noch zu steigern. Doch nach eigenen<br />

Worten hat sie es Produzent Mike McCarthy<br />

erlaubt, sie aus ihrer Komfortzone herauszulocken<br />

und gemeinsam neue musikalische<br />

Gebiete zu erkunden. So besticht ALMOST<br />

ALWAYS NEVER sowohl mit den gewohnt<br />

krachenden Gitarrenfeuerwerken als auch<br />

mit einigen ruhigeren Stücken, bei denen sie<br />

in ihren Texten ihr Herz öffnet und für die<br />

sie mit ihrer rauchigen Stimme natürlich die<br />

Idealbesetzung ist. So überzeugt hier ein Gesamtpaket<br />

aus starkem Songwriting mit perfekter<br />

Umsetzung, neben Joanne Shaw Taylor<br />

kann auch die Begleitband – Billy White<br />

(b, g), David Garza (keys) und J.J. Johnson<br />

(dr) – ihre Klasse unter Beweis stellen.<br />

(Ruf/inakustik, 2012, 12/64:33) tk<br />

BOB DYLAN<br />

TEMPEST<br />

2009 gab Bob Dylan<br />

in einem Interview<br />

zu, dass auch er vor<br />

einem Rätsel stünde,<br />

was den immensen<br />

Erfolg seiner letzten<br />

Alben anginge. „It’s<br />

a mystery <strong>to</strong> me”, erklärte er damals schelmisch,<br />

und ganz ehrlich, es gibt nicht viele<br />

Künstler, die ihr neues Album ungestraft<br />

mit einem ebenso schludrig wie gekonnt<br />

dahingeraspelten Vaudeville-Shuffle wie<br />

“Duquesne Whistle” eröffnen dürfen. Mit<br />

markanter Stimme schaukelt er sich durch<br />

diesen Opener, croont sich gleich darauf<br />

gelassen durch ein glanzloses “Soon After<br />

Midnight”, bevor er mit dem über siebenminütigen<br />

“Narrow Way” bei elektrisch<br />

angetriebenem, klassischem Blues-Rock<br />

ankommt. So vordergründig unspektakulär<br />

geht es weiter, Dylan holt sich die Inspiration<br />

für seine Musik aus den Tiefen der amerikanischen<br />

Musikgeschichte, die Carter Family,<br />

die Staples Singers, Tom Waits, Rufus<br />

Thomas, oder in Stilen gesprochen, Gospel,<br />

Cajun (Los Lobos’ David Hidalgo an Violine<br />

und Akkordeon), rostiger Rock’n’Roll sowie<br />

alles Mögliche aus der Bluesecke, das ist die<br />

Musik von TEMPEST. Die Vorhersage, dass<br />

dieses Album höchst erfolgreich sein wird,<br />

ist eine leichte, beim „warum” muss ein Dylan-Zitat<br />

herhalten: „It’s a mystery.”<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 10/68:34) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

FREEDOM SOUNDS<br />

Vor 50 Jahren, am 6. August 1962, wurde<br />

Jamaika nach langer Kolonialherrschaft<br />

unabhängig. Dieses Jubiläum feiert nun<br />

das ganz hervorragende 5-CD-Set FREE-<br />

DOM SOUNDS – A CELEBRATION OF<br />

JAMAICAN MUSIC, randvoll gefüllt mit<br />

dem wohl erfolgreichsten Exportprodukt<br />

der Karibikinsel: ihrer Musik. Die Zusammenstellung<br />

des auf Jamaika spezialisierten<br />

englischen Labels Trojan Records<br />

beschränkt sich dabei nicht allein auf Reggae,<br />

sondern berührt auch verwandte Stile<br />

wie Ska, Rocksteady, Dub und Dancehall.<br />

Die wunderschön gestaltete Box, die ein<br />

52-seitiges, informatives, illustriertes Buch<br />

enthält, wartet mit fast allen großen Namen<br />

auf, u.a. Bob Marley, Jimmy Cliff, Toots &<br />

Maytals, Desmond Dekker, Dennis Brown,<br />

Third World, Black Uhuru, Burning Spear<br />

und Chaka Demus; sie präsentiert daneben<br />

aber auch jede Menge entdeckenswerte<br />

unbekanntere Künstler. Von den über 100<br />

Songs aus fünf Jahrzehnten sind 50 erstmals<br />

auf CD erhältlich. Scheibe Nummer<br />

eins versammelt unter dem Titel „Freedom<br />

Sounds” Polit- und Protestsongs, die die<br />

frisch erlangte Unabhängigkeit begrüßen,<br />

aber auch weiter bestehende soziale Missstände<br />

anprangern: Bob Marleys “Rainbow<br />

Country”, “Freedom Song” von Third<br />

World oder “One Peop le” von Pablo Moses.<br />

CD Nummer zwei, „Jamaican Hits”, präsentiert<br />

die – teils internationalen – Charterfolge:<br />

Desmond Dekkers “Isrealites”, Jimmy<br />

Cliffs “<strong>The</strong> Harder <strong>The</strong>y Come”, Eric<br />

Donaldsons “Cherry O Baby” oder Sophia<br />

Georges “Girlie Girlie”. Die Silberlinge<br />

drei und vier stellen unter „Pioneers” und<br />

„Innova<strong>to</strong>rs” die Vielseitigkeit und Experimentierfreude<br />

der Musik Jamaikas dar, mit<br />

jazzigen Instrumentals wie “Confucius” von<br />

<strong>The</strong> Skatalites oder Dub-Extravaganzen von<br />

Augustus Pablo. „Forgotten Treasures”, die<br />

fünfte CD, ist eine Schatztruhe voll vergessener<br />

Songperlen: Darauf lassen <strong>The</strong> Ethiopians,<br />

inspiriert von der Nachbarinsel Kuba,<br />

den “Socialism Train” rollen, oder da verlegt<br />

Tommy McCook die Western-Ballade<br />

“Ode To Billy Joe” in die Karibik, und es<br />

erklingt Max Romeos Hit “Chase <strong>The</strong> Devil”<br />

in einer raren Sechseinhalb-Minuten-<br />

Version. Eine der derzeit besten Reggae-<br />

Zusammenstellungen auf dem Markt!<br />

(Trojan/Universal, 2012, 17/72:05,<br />

23/77:37, 23/77:35, 19/77:56,<br />

26/77:39) frs<br />

THE MANNISH BOYS<br />

DOUBLE DYNAMITE<br />

Wer sich nach<br />

diesem<br />

Muddy-<br />

Waters-Klassiker<br />

nennt, muss ihn<br />

auch<br />

lupenrein<br />

bringen – das erledigt<br />

die Truppe um<br />

die beiden Gitarristen i t Frank Goldwasser<br />

und Kirk Fletcher schon mal mit Bravour.<br />

Überhaupt wird auf diesem Doppelalbum<br />

unter den Slogans „A<strong>to</strong>mic Blues” und<br />

„Rhythm & Blues Explosion” ein ganzes<br />

Feuerwerk von Klassikern abgefackelt:<br />

“Mean Old World”, “Born Under A Bad<br />

Sign”, “You Don’t Love Me”. Sicherlich<br />

Material, das vielen (zu?) vertraut ist, aber<br />

selten so kompetent und spielfreudig dargeboten<br />

wurde und durch unbekanntere, auch<br />

frische Titel ergänzt wird. Am besten läuft<br />

es immer dann, wenn es neben den Boogies<br />

und 12-Bar-Bluesnummern richtig swingt.<br />

Außerdem bietet das gewiefte Septett neben<br />

den eigenen drei Leadsängern zig Gaststars<br />

auf, darunter Ex-Canned Heat-Heizer<br />

Junior Watson und Chicago-Mann Elvin<br />

Bishop an den Gitarren und Mike Finnegan<br />

an Keyboard und Vocals – man kennt ihn<br />

als Sideman von Jimi Hendrix bis Crosby<br />

Stills & Nash. Rod Piazza an der Harp, Bläser<br />

satt. Eine Blues-Revue ohne Fehl und<br />

Tadel.<br />

(Delta Groove/inkustik, 2012,<br />

13/59:58, 13/55:23) utw<br />

Seite 54 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

JEREMY SPENCER<br />

BEND IN THE ROAD<br />

Im Zuge des „International Record<br />

S<strong>to</strong>re Day” veröffentlichte Jeremy<br />

Spencer im Frühjahr dieses Jahres<br />

eine Doppel-LP mit dem Titel BEND<br />

IN THE ROAD, Ende August wurde<br />

dieses Album nun auch als CD veröffentlicht.<br />

Schon zu den Zeiten,<br />

als Spencer (Gründungs-)Mitglied<br />

von Peter Green’s Fleetwood Mac<br />

war, stand er für Vielfalt und wechselnde<br />

Stile, konnte den frühen<br />

Rock’n’Roll seines Vorbildes Buddy<br />

Holly mit seinem gefühlvollem Slidespiel<br />

genauso hörbar machen, wie<br />

er seine Qualitäten mit Adaptionen<br />

von Elmore-James-Songs bewies.<br />

Ähnlich abwechslungsreich geht es<br />

auch auf BEND IN THE ROAD zu,<br />

gut abgehangener Country-Blues,<br />

natürlich Elmore-James-Vorlagen,<br />

50er-Jahre-R&B sowie Laidback-<br />

Rock’n’Roll zeigen Jeremy Spencer<br />

als einen Künstler, der seine Wurzeln<br />

kennt und die Gabe besitzt,<br />

gleichzeitig routiniert und dennoch<br />

frisch zu klingen.<br />

(Propelz/Import, 2012,<br />

14/60:12) tk<br />

DANI WILDE, VICTORIA<br />

SMITH, SAMANTHA<br />

FISH<br />

GIRLS WITH GUITARS LIVE<br />

Auch 2012<br />

machte<br />

sich<br />

der BluesCaravan<br />

auf Tour,<br />

dieses<br />

Mal<br />

wurden<br />

die<br />

Gitarristinnen<br />

Dani Wilde und Samantha Fisch von<br />

Vic<strong>to</strong>ria Smith am Bass begleitet,<br />

die Trommelstöcke waren bei Denis<br />

Palatin in bewährten Händen.<br />

Besonders Samantha Fish kann die<br />

Vorschusslorbeeren aus dem letzten<br />

Jahr eindrucksvoll bestätigen, zeigt<br />

auf GIRLS WITH GUITARS LIVE<br />

erstaunliche Reife und Souveränität<br />

– man glaubt kaum, dass dieses junge<br />

Naturtalent aus Missouri gerade<br />

mal 22 Jahre alt ist. Mit der dritten<br />

Teilnahme ist die aus dem britischen<br />

Brigh<strong>to</strong>n stammende Dani Wilde<br />

schon ein alter Hase der Caravan-<br />

Tour, ihr steht es zu, mit ihrem harten<br />

Gitarrenstil bei zahlreichen Titel<br />

vorneweg zu preschen. Die Dritte im<br />

Bunde, Vic<strong>to</strong>ria Smith, kommt ebenso<br />

aus Brigh<strong>to</strong>n, spielte sowohl in<br />

Punkbands als auch in Soulcombos,<br />

beides gute Voraussetzungen für ihr<br />

knackiges Bass-Spiel. Viele eigene<br />

Songs, die eine oder andere Cover-<br />

Version (“Bitch”, “I Put A Spell On<br />

You”, “Who’s Loving You”), auch an<br />

der Setlist gibt es nichts auszusetzen.<br />

Klasse, dass dieses am 11. Februar<br />

in der wunderschönen <strong>Music</strong>-Hall<br />

Worpswede mitgeschnittene Konzert<br />

nicht nur als CD, sondern auch<br />

als DVD dabei ist, auch optisch sind<br />

diese Mädels eine Wucht!<br />

(Ruf/inakustik, 2012,<br />

12/67:11, DVD 90 Min.) us<br />

Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />

DR. WU ... AND FRIENDS<br />

AN EVENING WITH DR. WU<br />

2002 gründeten Jim Ashworth und<br />

Bryan Freeze im texanischen Fort<br />

Worth Dr. Wu, dessen Name aus<br />

einem Steely-Dan-Song stammt.<br />

Nach zwei Studio-Alben erscheint<br />

jetzt mit AN EVENING WITH DR.<br />

WU ihr erster Livemitschnitt mit 15<br />

Stücken aus diesen beiden Werken.<br />

Und wie auf ihren Studio-CDs geben<br />

sie auch auf der Bühne zahlreichen<br />

Freunden und Kollegen die Chance,<br />

sich ins Rampenlicht zu spielen.<br />

Der Prominenteste dieser „Friends”<br />

dürfte dabei wohl Buddy Whitting<strong>to</strong>n<br />

sein, bis ins Jahr 2007 gut 15 Jahre<br />

lang Gitarrist von John Mayall’s<br />

Bluesbreakers. In ihrem Programm<br />

haben Dr. Wu And Friends natürlich<br />

vornehmlich elektrischen Blues, machen<br />

aber auch Abstecher zu (typisch<br />

texanisch) trockenem Roots-Rock<br />

oder R&B. Zusätzlich zur Audio-CD<br />

liefert das doppelt aufklappbare Digipak<br />

auch noch die DVD dieses Konzertabends,<br />

wobei dort als Extra zwei<br />

Titel der Buddy Whitting<strong>to</strong>n Band<br />

dabei sind.<br />

(Dr. Wu/TexasBlues.org, 2012,<br />

15/68:13) tk<br />

HENRIK FREISCHLA-<br />

DER BAND<br />

HOUSE IN THE WOODS<br />

Au<strong>the</strong>ntisch<br />

habe er klingen<br />

wollen,<br />

sagt<br />

Deutschlands<br />

führender<br />

Blues-Rocker<br />

Henrik<br />

Freischlader<br />

zu seinem neuen Album.<br />

Will sagen: mit der Band live im<br />

Studio, ohne große Effekte, einfach<br />

drauflos gespielt. Klingt ansprechend<br />

– wenn man über die passenden<br />

Songs verfügt. Die hatte er im Vorfeld<br />

geschrieben, mehr in Richtung<br />

Rock tendierend als gen Blues, mit<br />

memorablen Hooks und Refrains,<br />

ausgedehnten, gefühlvollen und doch<br />

kontrollierten Gitarrensoli; mit satten,<br />

stets passenden Hammondpassagen<br />

und rauem, markantem Gesang. Freischlader<br />

agiert in stets groovender<br />

Quartettstärke und ist hörbar weiter<br />

gereift seit seinem letztjährigen Werk<br />

STILL FRAME REPLAY – und die<br />

neuen Songs sollten allesamt auch<br />

live gut funktionieren. Freischlader<br />

hat längst seine ganz eigene, profilierte<br />

Nische im Blues-Rock besetzt.<br />

(Cable Car, 2012, 10/48:58) pro<br />

JOSH SMITH<br />

DON’T GIVE UP ON ME<br />

Seine Brötchen verdient sich Josh<br />

Smith seit bald zwei Dekaden als<br />

vielseitiger Sessiongitarrist, seit<br />

geraumer Zeit begleitet er Raphael<br />

Saadiq live und im Studio. Und er<br />

hat immer wieder Soloplatten gemacht.<br />

Seine neueste dürfte all diejenigen,<br />

die ihn kennen, überraschen<br />

und ist zudem gewöhnungsbedürftig:<br />

Smith hat diesmal nicht den Blues-<br />

Rock-Mainstreamweg wie viele<br />

Kollegen eingeschlagen, sondern<br />

setzt sich zwischen alle Stühle, indem<br />

er eine Brücke von Blues zum<br />

Soul schlägt, aus seiner Verehrung<br />

vor allem für Bobby „Blue” Bland<br />

kein Hehl macht. Ebenso wenig aus<br />

der für B.B. und Albert King (in seinem<br />

grandiosen Saitenspiel). Er hat<br />

eine große Produktion hingelegt, mit<br />

Bläsern und Streichern, ohne dass es<br />

glatt, kühl oder aufgesetzt wirkt. Wie<br />

gesagt, es ist gewöhnungsbedürftig,<br />

aber letztlich grandios – und alles aus<br />

eigener Feder.<br />

(Crosscut/inakustik, 2012,<br />

11/59:09) pro<br />

ARETHA FRANKLIN<br />

ARETHA – EXPANDED<br />

EDITION<br />

Nach den orientierungslosen späten<br />

70er Jahren war es Arista-Gründer<br />

Clive Davis, der Aretha Franklin<br />

1980 wieder zurück in die Erfolgsspur<br />

brachte. Seine Produzenten<br />

Chuck Jackson und Arif Mardin<br />

sorgten auf ARETHA für den charakteristischen<br />

Sound, der sie gleich<br />

mit der ersten Single, “United Toge<strong>the</strong>r”,<br />

wieder unter die Top 3 der<br />

R&B Charts brachte. Auch den beiden<br />

anderen Single-Auskopplungen,<br />

das Doobie-Bro<strong>the</strong>rs-Cover “What<br />

A Fool Believes” sowie “Come To<br />

Me”, gelang der Sprung in die Top<br />

40. Vier Bonus-Tracks, remas terter<br />

Sound und ein neues Booklet runden<br />

die Expanded Edition ab.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1980,<br />

13/58:56) tk<br />

VAN MORRISON<br />

BORN TO SING: NO PLAN B<br />

„Open <strong>the</strong> door<br />

<strong>to</strong> your heart”<br />

singt Van Morrison<br />

im gleichnamigen<br />

Eröffnungssong,<br />

und mit dieser<br />

gefällig-eingängigen i ä i Nummer (samt<br />

wohlfühligen Sax-Tupfern) sowie<br />

dem ruhigen Folgestück “Goin’ Down<br />

To Monte Carlo” lässt der dauermürrische<br />

Belfaster dem Hörer keine<br />

andere Wahl, als Ohren und Herz für<br />

die neue Scheibe zu öffnen. Nicht nur<br />

die geschmeidig-einfühlsamen Bläser<br />

signalisieren, dass er mit BORN TO<br />

SING wieder in jazzigeren Gefilden<br />

(mit fast poppigen Melodien) unterwegs<br />

ist, dabei nicht groß experimentiert,<br />

sondern mit abwechslungsreich<br />

arrangierten Songs den direkten Weg<br />

in die Gehörgänge sucht. Dazu singt<br />

er derart herrlich lakonisch, dass<br />

einem fast entgeht, wie beißend er<br />

etwa in “If In Money We Trust” das<br />

weltwirtschaftliche Geschehen kommentiert.<br />

Morrison hat mit seiner<br />

Band in Belfast eines seiner stärksten<br />

Alben seit langem eingespielt – und<br />

einen Plan B braucht er nicht! Er soll<br />

einfach nur so starke Songs schreiben<br />

und singen.<br />

(Blue Note/EMI, 2012, 10/60:01) pro<br />

FREDDIE<br />

MERCURY<br />

<strong>The</strong> Great Pretender<br />

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<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 55


CD<br />

REVIEWS<br />

FRANK SINATRA<br />

SWINGIN’ SESSIONS /<br />

A SWINGIN’ AFFAIR<br />

Ist immer so. Läuft es erst mal, wird nachgelegt:<br />

Neben Sinatras Liebeskummer-Platten<br />

musste immer wieder „Swing” draufstehen<br />

– SWING EASY 1954, SONGS FOR SWIN-<br />

GIN’ LOVERS 1956. Kaum ein Jahr später<br />

legte er mit dem Sequel A SWINGIN’ AF-<br />

FAIR nach. Härter und Blech-be<strong>to</strong>nter arrangiert,<br />

wurde erneut komposi<strong>to</strong>risch aus dem<br />

Vollen geschöpft, eine Fundgrube des American<br />

Songbook: “Night And Day”, “Nice Work<br />

If You Can Get It”, “Stars Fell On Alabama”.<br />

Für den Nachfolger A SWINGIN’ SESSION<br />

ließ man sich Spezielles einfallen: superschnelle<br />

Re-Recordings der ersten Vinyl-LP<br />

SING AND DANCE WITH FRANK SINA-<br />

TRA. Von Nelson Riddle mit neuen Partituren<br />

versehen, ging es im Capi<strong>to</strong>l Tower kurz und<br />

heftig durch “When You’re Smilin’”, “Blue<br />

Moon”, “Paper Moon”, “My Blue Heaven”<br />

und “Always”. Das zwölf-Seiten-Booklet<br />

liefert alle Line-Ups, Aufnahmedaten und diverse<br />

Notes, zeitgenössisch und aktuell. Vorbildlich<br />

ediert, knackiger Klang.<br />

(Black Coffee Records/inakustik,<br />

1957/1960/2012, 29/76:51) utw<br />

WARSAW VILLAGE BAND<br />

NORD<br />

Im Mittelalter gingen<br />

die Wikinger<br />

auf Raubzüge durch<br />

Polen, im 17. Jahrhundert<br />

war das<br />

Land<br />

Schauplatz<br />

von blutigen Kriegen<br />

mit Schweden. Doch abgesehen von den<br />

ständigen Überfällen aus dem Norden gab<br />

es auch einen steten kulturellen und musikalischen<br />

Austausch; so ist etwa der Einfluss der<br />

nordischen auf die polnische Folklore – und<br />

umgekehrt – deutlich herauszuhören, die Polka<br />

etwa ist dies- und jenseits des Baltischen<br />

Meeres ein beliebter Tanz. Die Warsaw Village<br />

Band aus Warschau, Polens bekannteste<br />

moderne World-<strong>Music</strong>-Combo, begibt sich<br />

auf ihrem sechsten Studio-Album NORD auf<br />

Spurensuche nach jenen Zusammenhängen.<br />

Herausgekommen ist eine spannende musikalische<br />

Reise, die über Skandinavien bis nach<br />

Kanada und zu den Inuit führt. Als Gastmusiker<br />

mit an Bord sind die wuchtige schwedische<br />

Folkband Hedningarna sowie die indianisch-kanadische<br />

Sängerin Sandy Scofield.<br />

(Jaro Medien, 2012, 13/ 62:06) frs<br />

JESSICA GALL<br />

RIVIERA<br />

Nicht umsonst sagt man ja, berühmt sei, wer<br />

kopiert wird. Für das Phänomen eines durch<br />

Folk-, Country- und Soft-Rock-Einflüsse<br />

runderneuerten Jazz gilt das in besonderem<br />

Maße, seit Norah Jones gezeigt hat, wie man<br />

mittels perfektionierten Konzepts und ebensolcher<br />

Produktion unendliche Stapel von<br />

Alben verkaufen kann. Ein Schelm, wem bei<br />

RIVIERA, dem dritten Album der Berlinerin<br />

Jessica Gall, nicht auffällt, dass sie viel von<br />

Frau Jones gelernt hat, ohne aber eine blasse<br />

Epigonin zu sein. Sie schickt keine getarnten<br />

Duplikate ins Rennen, sondern einen Reigen<br />

von eigenständigen Liedern, die vom Zauber<br />

des Meeres und großer Seen inspiriert sind.<br />

Küstenszenarien von Florida, der Adria, der<br />

französischen, türkischen und mecklenbur-<br />

gischen Riviera fügen sich zu einem wunderschönen<br />

Mosaik zusammen, erzählen<br />

von klaren Tagen am Meer, Strandidyllen,<br />

Mondlicht über den Wellen und Inseln der Zuflucht.<br />

Derart poetische Vorlagen erforderten<br />

natürlich eine adäquate Umsetzung mittels<br />

dezenter Instrumentierung und zart-luftiger<br />

Arrangements, in denen neben Klavier, Gitarren,<br />

E-Bass, Standbass und Schlagzeug auch<br />

Delikates wie der Klang von Tellern, einer<br />

butterweichen Pedalsteel-Gui tar oder angeschlagenen<br />

Flügelsaiten Platz hat. Die Jessica<br />

Galls <strong>to</strong>ller Stimme absolut gerecht werdende,<br />

durchweg überzeugende, jedem internationalen<br />

Vergleich locker standhaltende Instrumentalseite<br />

des Albums geht auf das Kon<strong>to</strong> des Pianisten,<br />

Arrangeurs, Mixers und Produzenten<br />

Robert Matt. Gall & Matt passen zusammen<br />

wie Topf und Deckel.<br />

(Herzog Records/edel-kultur,<br />

2012, 13/46:14) hjg<br />

COUNT BASIE<br />

THE ATOMIC MR. BASIE<br />

Der Cover-A<strong>to</strong>mpilz<br />

war 1957 schon politisch<br />

inkorrekt – die<br />

Hiroshima-Swing-<br />

Assoziation<br />

schien<br />

niemanden zu stören.<br />

Dafür hatte es die<br />

Basie-Bigband Bi hier explosiv in sich zu einem<br />

Zeitpunkt, als der Count wieder was beweisen<br />

musste: Große Orchester waren immer weniger<br />

finanzierbar. Referenzmusiker wie die<br />

Trompeter Wendell Culley und Thad Jones,<br />

Drummer Sonny Payne und Gitarrist Freddie<br />

Green ließen die Arrangements des legendären<br />

Neal Hefti explodieren – halsbrecherisch<br />

“<strong>The</strong> Kid From Red Bank”, lässig “Flight Of<br />

<strong>The</strong> Foo Birds” oder “Teddie <strong>The</strong> Toad”, abgelöst<br />

von makellos inszenierten Balladen, allen<br />

voran das beühmte “Lil’ Darlin’”. Die elf<br />

Titel wurden beim Reissue 1994 auf 16 aufges<strong>to</strong>ckt;<br />

die neue Ausgabe enthält acht Aufnahmen,<br />

die noch nie auf CD erschienen, darunter<br />

“One O’Clock Jump” und “Whirly Bird” bei<br />

“Bobby Troup’s Stars Of Jazz Show”. Kunststück:<br />

Auch fetzigste Horn-Breitseiten wirken<br />

nie aufdringlich. Ausgefuchst.<br />

(Phoenix/inakustik 1957/1958,<br />

22/73:45) utw<br />

STEVE SMITH AND VITAL<br />

INFORMATION<br />

LIVE! ONE GREAT NIGHT<br />

Man kann sich so richtig vorstellen, wie sich<br />

absolute versierte Jazz-Fusion-Musiker dieses<br />

Webkonzert von 2007 anhören/anschauen, um<br />

dann zu resümieren: „Kommt, wir gehen an<br />

die Bar, es hat keinen Zweck!” Selbst wer das<br />

hier präsentierte Material in Studioversionen<br />

von COME ON IN und VITALIZATION her<br />

kennt, ist von den Socken: Was Steve Smith<br />

hier mit seinen langjährigen Road-Runnern<br />

Tom Coster – dem Ex-Santana-Keyboarder –,<br />

Bassist Baron Browne und dem damals neuen,<br />

ausgeschlafenen GitarristenVinny Valentino<br />

bietet, ist frappierend geschickt dynamisch<br />

aufgebaut und bietet dennoch Raum für spontane<br />

Einwürfe – entwaffnend. Bandleader<br />

Smith hätte am Schlagzeug allen Grund, den<br />

Zampano zu machen, aber die Kompositionen<br />

verkommen nie zu Drum-Showcases. Stattdessen<br />

sind Sensibilität, Wildheit und auch<br />

Smiths musikalischer Humor gefragt: Bei<br />

zwei „Interwoven Rhythm”-Parts begleitet er<br />

seine Trommelausflüge unisono lautmalerisch<br />

mit Synkopierungen, bei denen sich Geringere<br />

Hand und Zunge brächen.<br />

(Q-Rius <strong>Music</strong>/edel, 2012,<br />

CD 9/58:04, DVD 10/65:23) utw<br />

CHRIS THOMPSON<br />

DO NOTHING TILL YOU HEAR<br />

FROM ME<br />

Chris Thompson in<br />

der Jazz-Rubrik? Ja,<br />

für<br />

Außenstehende<br />

vielleicht<br />

unerwartet<br />

hat er sich nach<br />

einer<br />

40-jährigen<br />

Rockkarriere mit DO<br />

NOTHING TILL YOU HEAR FROM ME<br />

einen langgehegten Traum erfüllt. Tief wurde<br />

er als junger Sänger von Jazzgrößen wie Frank<br />

Sinatra, Tony Benett, Ella Fitzgerald oder Louis<br />

Armstrong beeindruckt, hatte aber bisher<br />

weder Zeit noch Gelegenheit, sich aktiv dieser<br />

Musik zu widmen. Erst als Henri Heymans,<br />

der gerade eine CD zu diesem <strong>The</strong>ma für<br />

„Reader’s Digest” zusammenstellte, anfragte,<br />

ob er dazu bereit wäre einige Swing-Klassiker<br />

einzusingen, reizte ihn diese Herausforderung.<br />

Es mag zunächst überraschen, wie gut Thompsons<br />

Stimme zu Stücken wie “Caravan”,<br />

“Geor gia On My Mind” oder “Moonlight<br />

Serenade” passt, aber ganz ehrlich: Warum<br />

sollte eine der größten Rockstimmen nicht<br />

auch swingenden Jazz drauf haben? Einmal<br />

auf den Geschmack gekommen, konnte es<br />

Thompson dann nicht lassen, dieses Konzept<br />

weiterzuführen. Mit “Davy’s On <strong>The</strong> Road<br />

Again” und “True Love Wins Again” hat er<br />

zwei „neue” Stücke aus seinem Reper<strong>to</strong>ire in<br />

Richtung Swing getrimmt, die sich bestens mit<br />

den „alten” Klassikern verstehen.<br />

(Connec<strong>to</strong>r Records/inakustik, 2012,<br />

15/53:25) us<br />

JACOB KARLZON 3<br />

MORE<br />

Jazztrios, bestehend aus Piano, Kontrabass<br />

und Schlagzeug, gibt es wie Sand am Meer;<br />

da fragt man sich schon, wie der Schwede<br />

Jacob Karlzon aus dieser klassischen Konstellation<br />

noch Neues herauskitzeln möchte.<br />

Zunächst einmal geht er dieses Vorhaben<br />

durch stilistische Weite an, bricht vielfach<br />

mit gängigen Genre-Konventionen indem<br />

er Pop- und Rockelemente einfließen lässt.<br />

Denn einerseits funktionieren seine klaren,<br />

melodischen Kompositionen wie herkömmliche<br />

Popsongs, andererseits aber spielt er<br />

gerade in diesem Kontext mit Räumen,<br />

Weite und Melancholie, wie es typisch für<br />

skandinavischen Jazz ist. Gekonnt auch das<br />

furiose Spiel mit Kontrasten, wenn eine vordergründig<br />

leicht und beschwingt daherkommende<br />

Melodie sich langsam in abgründige<br />

Tiefen hinabspielt, wenn Nik Kershaws verspielter<br />

Popsong “<strong>The</strong> Riddle” gekonnt entschleunigt<br />

und in tiefes Moll getaucht wird.<br />

So gelingt es MORE dann doch, musikalisch<br />

Neuland zu betreten.<br />

(ACT/edel, 2012, 10/54:46)<br />

us<br />

MANUEL GALBAN<br />

BLUE CHA CHA<br />

Einem breiteren Publikum wurde der Gitarrist<br />

Manuel Galban durch seine Zusammenarbeit<br />

mit Ry Cooder auf MAMBO<br />

SINUENDO bekannt, und er glänzte beim<br />

Buena Vista Social Club auf Grammy-<br />

Jazz & World <strong>Music</strong><br />

Alben, Tourneen und der Wim-Wenders-<br />

Doku. BLUE CHA CHA entstand kurz<br />

vor Galbans Infarkt-Tod mit 80 Jahren im<br />

letzten Sommer – ein vorzügliches Projekt<br />

nach dem Mot<strong>to</strong> „Duane Eddy meets <strong>The</strong><br />

Mambo Kings”. Cha-Cha, Mambo- und<br />

Calypso-Klänge in kontrastreichen Tempi<br />

von Ballsaal bis Ballade, mal sentimental<br />

wie in “Duele” mit der bezaubernden Omara<br />

Portuondo am Gesang und Magda Rosa-<br />

Galban am Piano – mal trickreich synkopiert<br />

wie im Titelsong, bei dem Eric Bibb<br />

mit samtener Leadstimme gastiert. Aufgenommen<br />

wurde in Kuba, Brasilien, Oregon/<br />

USA und Spanien – <strong>to</strong>lles Vermächtnis. Die<br />

DVD beleuchtet (spanisch mit englischen<br />

Untertiteln) Galbans Werdegang vom Eintreffen<br />

in Havanna 1951 über seine Band<br />

Los Zafiros ab 1962 zu aktuellen Titeln –<br />

die Samba „Y Deja” als Modenschau und<br />

Stadtbummel.<br />

(Montuno/inakustik, 2011/2012,<br />

CD 12/41:11, DVD 38 Min.) utw<br />

TAB TWO<br />

TWO THUMBS UP<br />

Zwölf Jahre waren<br />

sich Hellmut Hattler,<br />

der Vorzeigebassist<br />

der deutschen<br />

Jazzszene,<br />

und Trompeter Joo<br />

Krauss nach dem<br />

Ende von Tab Two eher aus dem Weg gegangen.<br />

Anfang 2012 trafen sie sich wieder,<br />

um das jähe Ende ihres so innovativen<br />

Acid- oder Hip-Jazz-Acts „abzurunden”<br />

– mit einer Tour und einer 3-CD-Box.<br />

Für die Box fertigten sie einen Silberling<br />

voller neuer Mixe; ein weiterer umfasst<br />

eine Werkschau, und schließlich gibt es<br />

noch eine CD mit Unveröffentlichtem und<br />

einem neu aufgenommenen Song. Eine<br />

gute Gelegenheit, sich diese ganz eigene<br />

und unwiderstehlich groovende Mixtur<br />

der beiden Sounddesigner aus Jazz/Fusion,<br />

Electronica, HipHop, Rap, Trompetenmelodien<br />

und Bassfeuerwerken ins Plattenregal<br />

zu stellen und immer wieder mal aufmerksam<br />

zu Gemüte zu führen (eventuell<br />

auch dazu zu tanzen).<br />

(36music/Broken Silence, 2012,<br />

13/65:22, 12/60:08, 10/48:16) pro<br />

DAVID SANBORN<br />

THEN AGAIN –<br />

THE ANTHOLOGY<br />

Mit David Sanborn ehrt Rhino, der Spezialist<br />

für solche Angelegenheiten, jetzt einen<br />

der erfolgreichsten Crossover-Musiker mit<br />

einer großzügigen Rückschau auf die Jahre<br />

von 1975 bis 1996. Dabei sind es nicht nur<br />

die Gastspiele auf Alben anderer, die den<br />

Saxofonisten auszeichnen, schon von Beginn<br />

an war Sanborn mit seinen Solo-Alben<br />

höchst erfolgreich, sechs Grammys sowie<br />

neun Platin- bzw. Gold-Auszeichnungen<br />

sprechen für sich. Geht die erste CD von<br />

THEN AGAIN noch chronologisch vor,<br />

so hat Sanborn auf dem zweiten Tonträger<br />

seine persönlichen Highlights zusammengestellt,<br />

darunter das von Linda Ronstadt<br />

gesungene “<strong>The</strong> Water Is Wide” sowie die<br />

1986er Zusammenarbeit mit Bob James,<br />

“Never Enough”.<br />

(Rhino/Warner, 2012, 15/78:35,<br />

14/75:04) tk<br />

Seite 56 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD REVIEWS Country & Folk<br />

MIKE SEEGER<br />

MIKE SEEGER<br />

Die erneute Veröffentlichung dieses wahrhaft<br />

legendären Albums war längst überfällig!<br />

Mike Seeger (1933 – 2009) war ein Halbbruder<br />

des berühmteren Folkies Pete Seeger, und<br />

was für den seine Gruppe <strong>The</strong> Weavers war,<br />

waren die New Lost City Ramblers für Mike.<br />

Nämlich eine Formation von profunden Musikern,<br />

die sich mit wissenschaftlichem Ernst<br />

und emotionalem Eifer in den Fifties daran<br />

machte, ländliche amerikanische Musik aus<br />

der Zeit vor dem 2. Weltkrieg für eine nachgewachsene<br />

Generation am Leben zu erhalten.<br />

1964 veröffentlichte Seeger, ein Country-Gentleman<br />

in Jeans und Baumwollhemd,<br />

dieses Solo-Album mit herrlichen, mal munteren,<br />

mal melancholisch wehmütigen Songs.<br />

Da gibt es „mountain ballads, fiddle tunes<br />

and railroad blues”, wie das ausgezeichnete<br />

Booklet genüsslich verrät. Seeger singt mit<br />

völlig ungekünstelter Stimme und greift je<br />

nach Bedarf zu Gitarre, Banjo, Dulcimer,<br />

Geige und Mundharmonika; einige Male unterstützt<br />

ihn seine Frau Marge als Gitarristin.<br />

Die meisten Lieder sind Traditionals, aber es<br />

gibt auch Werke der ehrwürdigen Altvorderen<br />

Alvin Pleasant, Jimmy Murphy, Henry<br />

Thomas, Frank Hutchison und Maybelle Carter.<br />

Das stilistische Spektrum reicht von der<br />

strikt akustischen Countrynummer bis zu frühen<br />

Formen des Blues, wobei sich die Genres<br />

mehr als einmal überlappen. Diese old timey<br />

Musik hatte großen Einfluss auf den frühen<br />

Bob Dylan, auf Ry Cooder, Taj Mahal und<br />

auch Lovin’ Spoonfuls John Sebastian. Sie<br />

ist für die Wurzel von fast allem, was das<br />

popmusikalische Amerika bis heute zu bieten<br />

hat, letztendlich genauso wichtig wie Robert<br />

Johnsons Blues.<br />

(Vanguard/Universal, 1964, 15/41:48) hjg<br />

JOHN DENVER<br />

ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />

John Denver präsentierte<br />

sich nie sehr<br />

vorteilhaft auf den<br />

Covern seiner Alben,<br />

was ein naives Image<br />

begründete, das zwar<br />

beim<br />

Mainstreamorientierten<br />

t Publikum ankam, ihn aber zu<br />

einer Witzfigur der Gegenkultur machten.<br />

Dennoch sind seine Kompositionstalente unumstritten.<br />

RHYMES & REASONS enthält<br />

unter anderem “<strong>The</strong> Love Of <strong>The</strong> Common<br />

People” und “Leaving On A Jet Plane”, ein<br />

Riesenhit für Peter, Paul & Mary. Nach dem<br />

eher leichtgewichtigen AERIE erschien mit<br />

ROCKY MOUNTAIN HIGH wieder ein<br />

ausgewogenes Album, das besonders mit<br />

dem Titeltrack punkten konnte. Weniger<br />

bekannt ist hingegen das vorzügliche FARE-<br />

WELL ANDROMEDA, dem das überaus<br />

populäre BACK HOME AGAIN, mit unter<br />

anderem “Annie’s Song”, folgte. Eine angemessene<br />

Dokumentation seines Frühwerks.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 1969, 16/42:57 + 1972,<br />

12:39:17 + 1972, 12/37:30 + 1974,<br />

11:39:27 + 1974, 14:45:28) at<br />

PLAINSONG<br />

FAT LADY SINGING<br />

Auch mit fast nur akustischem Instrumentarium<br />

(Gitarren, Dulcimer, Mandoline,<br />

Bouzouki, Harp, Perkussion) ist spannende<br />

Musik zu kreieren. Das tat das Folk-Rock-<br />

quartett Plainsong 2003, als es nach der Veröffentlichung<br />

von PANGOLINS <strong>to</strong>urte und<br />

in Holland live in einem Studio vor Publikum<br />

aufspielte. Diese Aufnahmen sind nun<br />

endlich auf FAT LADY SINGING zu hören:<br />

Wechselnder Lead- und wunderbare Harmoniegesänge,<br />

starke Instrumentalleistungen,<br />

viel Gespür für eingängige Melodien, verpackt<br />

in gehaltvolle Songs, all das liefern<br />

Plainsong begleitend zur Farewell-Tour. Iain<br />

Mat<strong>the</strong>ws, Andy Roberts, Mark Griffiths und<br />

Julian Dawson haben im Booklet mit sehr<br />

persönlichen Statements Geschichte und<br />

Hintergründe des Finales dokumentiert – genauso<br />

lesenswert, wie die Musik ans Herz zu<br />

legen ist. Manchmal melancholisch, emotional,<br />

beseelt: einfach hörens- wie lesenswert.<br />

(Blue Rose/Soulfood, 2012, 19/74:47) pro<br />

LEE HAZLEWOOD<br />

A HOUSE SAFE FOR TIGERS<br />

„A House Safe For<br />

Tigers” heißt einer<br />

der 70er-Jahre-Filme<br />

von Lee Hazlewood<br />

und Regisseur Tobjörn<br />

Axelman. In<br />

diesem<br />

halb-dokumentarischen<br />

Streifen blicken der damals in<br />

Schweden lebende Hazlewood und Axelman<br />

auf Kindheitserinnerungen zurück, versuchen<br />

durch die Erzählung skurriler Anekdoten,<br />

den Zuschauern ihre Sicht auf den Sinn des<br />

Lebens zu verdeutlichen. Der gleichnamige<br />

Soundtrack (1975 nur in Schweden veröffentlicht)<br />

funktioniert auch ohne die Filmbilder<br />

und hat es im Laufe der Jahre zum Geheimtipp<br />

gebracht; darüber hinaus zum gesuchten<br />

(und nicht ganz billigen!) Sammlerstück.<br />

Getragen, teilweise klassisch instrumentiert,<br />

hat Hazlewood die Filmmusik angelegt, sein<br />

Gesang klingt dabei wesentlich weicher und<br />

gefälliger als noch zehn Jahre zuvor, die sonst<br />

so charakteristischen Country-Anleihen wurden<br />

im Norden Europas durch wohltemperierten<br />

Pop ersetzt. Im dicken Booklet kann<br />

man die Geschichte(n) dieser Aufnahmen<br />

nachlesen, zahlreiche Bilder zeigen die Filmemacher<br />

vor, während und nach der Arbeit.<br />

(Light In <strong>The</strong> Attic/Cargo, 1975,<br />

10/36:08) us<br />

BLAUDZUN<br />

HEAVY FLOWERS<br />

Blaudzun, mit bürgerlichem Namen Johannes<br />

Sigmonds und aus dem niederländischen<br />

Utrecht stammend, wagt sich mit<br />

seinem dritten Album nun auch auf internationales<br />

Terrain. In seiner Heimat ist er bereits<br />

bestens bekannt, Top-10-Platzierungen<br />

und ausverkaufte Club-Tourneen inklusive.<br />

Dabei kommt HEAVY FLOWERS zunächst<br />

relativ unspektakulär daher, der Gesang ist<br />

nicht ganz so abgehoben wie der von Bon<br />

Iver, dabei agiert Blaudzun aber mit mehr<br />

Power, zieht das Tempo öfters an, was<br />

seinem Singer/Songwriter-Folk zu ungewohnter<br />

rhythmischer Dynamik (à la Arcade<br />

Fire) verhilft. Doch neben diesen kraftvollen<br />

Momenten zeigt er in zahlreichen ruhigeren<br />

Abschnitten, dass seine Musik wesentlich<br />

vielfältiger ist, als man sie beim ersten Hören<br />

wahrnimmt. Ein Album, das mit jedem<br />

Hören besser wird und es so – zumindest aus<br />

heutiger Sicht – zu einem jahrelangen, verlässlichen<br />

Freund werden lässt.<br />

(V2 Benelux/Soulfood, 2012, 12/40:34) tk<br />

THE DIXON BROTHERS<br />

A BLESSING TO PEOPLE –<br />

COMPLETE RECORDINGS<br />

1936–1938<br />

Anfang der 30er Jahre<br />

arbeiteten Dorsey<br />

und Howard Dixon<br />

in den Tuchfabriken<br />

von East Rockingham<br />

in North Carolina.<br />

In ihrer freien Zeit<br />

begannen sie damit, gemeinsam als Musikduo<br />

aufzutreten. Das Programm, mit dem<br />

sie Arbeitskollegen, Frauen und Kinder unterhielten,<br />

bestand aus alten Gospelstücken<br />

sowie Topical-Songs, die alle Facetten des<br />

harten Lebens der Tuchweber zum <strong>The</strong>ma<br />

hatten. Mit einem regelmäßigen Hörfunk-<br />

Spot bei der lokalen „Crazy Barn Dance”-<br />

Sendung stieg ihre Popularität an, und so war<br />

es nur noch ein kleiner Schritt bis zu ersten<br />

Plattenaufnahmen. Zwischen 1936 und 1938<br />

nahmen die Dixons – entweder zusammen<br />

oder mit anderen Musikern – mehr als 90<br />

Lieder für RCA-Vic<strong>to</strong>r auf, darunter spätere<br />

Country-Folkklassiker wie “Weave Room<br />

Blues”, “Spinning Room Blues”, “In<strong>to</strong>xicated<br />

Rat”, “Down With <strong>The</strong> Old Canoe” (ein<br />

Song über die Titanic) sowie “I Did’t Hear<br />

Anybody Pray”, das später leicht abgewandelt<br />

als “Wreck On <strong>The</strong> Highway” zum Hit<br />

wurde. So wurden die Dixon Bro<strong>the</strong>rs zum<br />

populärsten Hillbilly-Duo ihrer Zeit, trafen<br />

mit ihren Liedern genau in die Herzen des<br />

Teils der amerikanischen Bevölkerung, der<br />

am meisten unter der großen Depression litt.<br />

Die Bear-Family-typische Aufarbeitung dieses<br />

<strong>The</strong>mas ist vorbildlich. Neben dem Aufspüren<br />

jeder noch erhaltenen Aufnahme der<br />

Dixon Bro<strong>the</strong>rs sowie der mit ihnen verbundenen<br />

Formationen verblüfft die Tonqualität<br />

der Songs, durch akribisches Restaurieren<br />

konnten Rauschen und störende Nebengeräusche<br />

nahezu vollständig eliminiert werden.<br />

Das 164-seitige Hardcover-Begleitbuch<br />

im LP-Format liefert neben zahlreichen<br />

Fo<strong>to</strong>s, Discographie und Biografie ausführliche<br />

Erläuterungen (inkl. der Songtexte) zu<br />

jedem einzelnen Lied. 1962 besuchten die<br />

Folk-His <strong>to</strong>riker Archie Green und Ed Kahn<br />

Dorsey Dixon (Howard starb überraschend<br />

1961). Die dabei aufgenommenen Songs<br />

wurden teilweise 1965 als BABIES IN THE<br />

MILL: CAROLINA TRADITIONAL, IN-<br />

DUSTRIAL, SACRED SONGS (CD-Veröffentlichung<br />

1997 auf HMG/High<strong>to</strong>ne) herausgebracht,<br />

auf A BLESSING TO PEOPLE gibt<br />

es nun alle Stücke aus diesen Sessions zu hören.<br />

Wenn man sich die Entstehungsgeschichte<br />

der Musik der Dixon Bro<strong>the</strong>rs vor Augen<br />

führt und realisiert, wie lange viele dieser<br />

einmaligen Stücke schon nicht mehr gehört<br />

werden konnten, muss man Bear Family einmal<br />

mehr für diese archivarische Arbeit der<br />

Extraklasse danken – und hält mit dieser Box<br />

einen einmaligen Schatz in Händen.<br />

(Bear Family, 2012, 4 CDs)<br />

us<br />

DIA DEL MERCADO<br />

SEVEN YEARS OF DIRT<br />

2008 gründete der Niederländer Ruud Slingerland<br />

mit Dia Del Mercado die Band, die<br />

ihm dabei helfen sollte, seine cineastisch<br />

ausufernden Americana-Fantasien in hörbare<br />

Form zu bringen. Ohne ein Studio zu<br />

besuchen („... recorded in a living room”)<br />

wurde SEVEN YEARS OF DIRT zu einem<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 57


CD REVIEWS Country & Folk<br />

wahrlich außergewöhnlichen Debüt. Über<br />

den Zeitraum von zwei Jahren entstanden<br />

Songs, die in ihrer Stimmung und in ihrer<br />

Atmosphäre nur ganz wenig Gleichgesinnte<br />

kennen: Friends Of Dean Martinez, Pine<strong>to</strong>p<br />

Seven oder Wagon – wer mit diesen<br />

Namen etwas anfangen kann, der wird Dia<br />

Del Mercado schnell in sein Herz schließen.<br />

Trotz einer breiten Palette an Instrumenten<br />

– Gitarre, Banjo, Mandoline, Harmonium,<br />

Hammondorgel, Akkordeon, Xylofon, Posaune,<br />

Trompete – wirken die Stücke nie<br />

überladen, gelingt der Spagat zwischen<br />

spartanischen Wüstenklängen und herrlich<br />

verschrobenen Alt.Country-Preziosen. Dicke<br />

Vormerkung für die Jahresbestenliste!<br />

(Root & Branch Recordings/Import,<br />

2012, 12/41:47) us<br />

GRAM PARSONS<br />

GRIEVOUS ANGEL<br />

Auf dem zweiten<br />

Album<br />

verfeinerte<br />

Gram Parsons seinen<br />

differenzierten<br />

Countrysound,<br />

wobei<br />

ihn Emmylou<br />

Harris beim Gesang<br />

unterstützte tüt t und mit ihm eine faszinierende,<br />

sich harmonisch ergänzende Einheit bildete.<br />

Im Gegensatz zu GP klingt das Album<br />

ausgereifter und ideenreicher, was auch an<br />

den Beiträgen der Studiogäste liegen mag,<br />

denn scheinbar jeder Country-begeisterte<br />

Musiker mit Rang und Namen ließ sich<br />

im Studio blicken (darunter unter anderem<br />

Al Perkins, Linda Ronstadt, James Bur<strong>to</strong>n<br />

und Byron Berline, der schon bei LET IT<br />

BLEED von den S<strong>to</strong>nes für eine zünftige<br />

Einlage sorgte). Neben klassischem Country<br />

stechen die sensible Ballade “Brass<br />

But<strong>to</strong>ns”, das energiereiche “Medley Live<br />

From Nor<strong>the</strong>rn Quebec” und eine exquisite<br />

Cover-Version von “Love Hurts” hervor.<br />

Das ausgewogene Mastering verleiht dem<br />

Album endlich den warmem Klang, der der<br />

Musik die notwendige Erdigkeit verleiht.<br />

(Mobile Fidelity/Sieveking Sound, 1974,<br />

9/36:35) at<br />

CATHERINE IRWIN<br />

LITTLE HEATER<br />

Tief im Innern ist Ca<strong>the</strong>rine Irwin zwar<br />

immer noch Punk. Doch als Solomusikerin<br />

und als Mitglied der Band Freakwater<br />

hat sie sich in den vergangenen Jahren eher<br />

dem Alternative Country und Independent-<br />

Folk zugewandt. Geblieben ist ihre Do-ityourself-Attitüde.<br />

Mit LITTLE HEATER<br />

legt die von Kollegen wie Randy Newman<br />

und Steve Earle geschätzte Singer/Songwriterin<br />

ihr zweites, in Woods<strong>to</strong>ck, New<br />

York, aufgenommenes Solo-Album vor.<br />

Sparsam arrangierte Songs, bei denen ihre<br />

Westernklampfe im Vordergrund steht, dezent<br />

begleitet von Fiddle, Harmonika, Banjo<br />

und Pedalsteel-Gitarre. Und über allem<br />

ihre beeindruckende Stimme, mal solo, mal<br />

im Harmoniegesang mit u.a. Gastsänger<br />

Bonnie „Prince” Billy. Neben Eigenkompositionen<br />

wie “Mockingbird” und “We<br />

Must Also Love <strong>The</strong> Thieves” stechen besonders<br />

das John-Callahan-Cover “Sinner<br />

Saves A Saint” und das Tradi<strong>to</strong>nal “<strong>The</strong><br />

Banks Of Ohio” hervor.<br />

(Thrill Jockey/Rough Trade, 2012,<br />

13/47:44) frs<br />

RY COODER<br />

ELECTION SPECIAL<br />

Wem Ry Cooder bei<br />

den anstehenden Präsidentschaftswahlen<br />

in den USA seine<br />

Stimme, oder besser<br />

gesagt, wem er sie<br />

nicht gibt, das macht<br />

er auf seinem neuen Album – sozusagen<br />

einer Wahl-Sonderausgabe mit dem programmatischen<br />

Titel ELECTION SPECIAL<br />

– deutlich. Mitt Romney und seine Gefolgsmänner<br />

dürfen nicht auf Cooders Unterstützung<br />

hoffen, offen und ohne Zurückhaltung<br />

nennen Lieder wie “Mutt Romney Blues”,<br />

“Take Your Hands Off It” (die inoffizielle<br />

Fortsetzung von Woody Guthries “This Land<br />

Is Your Land”) und “Bro<strong>the</strong>r Is Gone”, bei<br />

dem harscher Text und freundliche Melodie<br />

im krassen Gegensatz zueinander stehen,<br />

die republikanische Gefahr beim Namen.<br />

Doch auch Amtsinhaber Barack Obama darf<br />

sich in Stücken wie “<strong>The</strong> Wall Street Part<br />

Of Town”, “Guantanamo” und “Cold Cold<br />

Feeling” wiedererkennen, hier legt Cooder<br />

seine Finger in die offenen Wunden Amerikas.<br />

Musikalisch tut er dies recht schroff,<br />

lässt nur allzu selten seine sonst so charakteristisch<br />

slidenden Gitarrenklänge ertönen,<br />

oft werden die anklagenden, fast durchwegs<br />

Folk-Blues-lastigen Songs durch die<br />

(gewohnt) hervorragende Rhythmusarbeit<br />

seines Sohnes Joachim am Leben gehalten.<br />

Keine einfache Geschichte, diese Wahl-Sonderausgabe.<br />

(Nonesuch/Warner, 2012, 9/38:39) us<br />

TIM GRIMM<br />

THANK YOU TOM PAXTON +<br />

WILDERNESS AND BAD MAN<br />

BALLADS<br />

Zwei richtig gute Alben sind das, Tim Grimm<br />

beweist sowohl als Interpret von Tom-Pax<strong>to</strong>n-<br />

Songs als auch als Songwriter seine Klasse.<br />

Für THANK YOU TOM PAXTON hat er<br />

sich zwölf Pax<strong>to</strong>n-Vorlagen ausgesucht, mit<br />

denen er einen weitgefächerten Querschnitt<br />

durch das Schaffen des legendären, amerikanischen<br />

Folkmusikers bietet. Dabei zeigt<br />

er sich als fähiger Arrangeur, beweist auch in<br />

der Umsetzung, welch stilistische Bandbreite<br />

hier gefordert ist. Mal nur mit simpler Gitarrenbegleitung<br />

(“I Give You <strong>The</strong> Morning”),<br />

mal als rassige Bluegrass-Nummer (“General<br />

Custer), mal sind es die Engelschöre der Bowmans<br />

(“How Beautiful Upon <strong>The</strong> Mountain”),<br />

mal Banjo und Stimme von Folksänger Joe<br />

Crooks<strong>to</strong>n – durchweg Top-Songs, hochklassig<br />

dargeboten. Dass sich Tim Grimms eigene<br />

Songs hinter den Pax<strong>to</strong>n-Vorlagen nicht zu<br />

verstecken brauchen, beweist WILDERNESS<br />

AND BAD MAN BALLADS, zehn meisterliche<br />

Grimm-Songs aus den letzten paar Jahren,<br />

die er mit Hilfe von Musikern wie Krista<br />

De<strong>to</strong>r, Jason Wilber, Bobbie Lancaster und<br />

Tom Roznowski umgesetzt hat.<br />

(Vault Records/Import, 2012, 12/48:12,<br />

10/35:22) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

THE INNER FLAME – A TRIBUTE<br />

TO RAINER PTACEK<br />

Ursprünglich war THE INNER FLAME dazu<br />

gedacht, einen finanziellen Beitrag zu den<br />

horrenden Behandlungskosten seiner Krankheit<br />

zu leisten, doch Rainer Ptaceks Gehirntumor<br />

machte diesem Plan einen Strich durch<br />

die Rechnung. Im November 1997, kurz nach<br />

der Veröffentlichung des Albums, verstarb der<br />

Gitarrist und Sänger mit 46 Jahren, das Benefitzalbum<br />

wurde zum Nachruf. 15 Jahre nach<br />

seinem Tod wird jetzt Ptaceks musikalischer<br />

Nachlass von Howe Gelbs Label Fire Records<br />

neu überarbeitet, geplant ist, seine Alben – ergänzt<br />

durch bisher unveröffentlichtes Material<br />

– neu zu veröffentlichen. Den Anfang macht<br />

THE INNER FLAME, erweitert um sechs<br />

Tracks. Zu den Originalinterpretationen von<br />

Kollegen wie Robert Plant & Jimmy Page,<br />

Emmylou Harris, Evan Dando oder Giant<br />

Sand kamen neue Ptacek-Cover-Versionen<br />

von Lucinda Williams, Grandaddy, John Wesley<br />

Harding, Chuck Prophet und Howe Gelb<br />

hinzu, darüber hinaus wurde das Album noch<br />

um ein Stück erweitert, das Rainer Ptacek mit<br />

Joey Burns und John Convertino von Calexico<br />

aufnahm. Bewegend!<br />

(Fire Records/Cactus Rock Records,<br />

1997/2012, 18/73:30) us<br />

THE BAILES BROTHERS<br />

REMEMBER ME + STANDING<br />

SOMEWHERE IN THE<br />

SHADOWS<br />

Wer hören möchte, wo die Everly Bro<strong>the</strong>rs<br />

ihren Harmoniegesang gefunden haben, der<br />

ist bei den Bailes Bro<strong>the</strong>rs aus West Virginia<br />

an der richtigen Adresse. Dabei arbeiteten die<br />

vier Brüder – Kyle, Johnnie, Walter und Homer<br />

– nur selten als Quartett zusammen, oft<br />

traten sie in unterschiedlichen Kombinationen<br />

oder mit anderen Künstlern auf. REMEM-<br />

BER ME präsentiert die Aufnahmen, die<br />

1946 in Chicago für das King-Label entstanden,<br />

alte Kirchenlieder, Country- und Bluegrass-Standards,<br />

mit denen sie durch ihren<br />

tief bewegenden Country-Harmoniegesang<br />

schnell zu Publikumslieblingen der Grand<br />

Ole Opry wurden. Wie sie die Macher dieser<br />

Radioshow gegen sich aufbrachten, warum<br />

sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere dort<br />

rausgeschmissen wurden, wie sie in Armut<br />

und Obskurität abglitten, das erzählt Dick<br />

Spottswood in den Liner-Notes. Sieben Jahre<br />

später lebten mit Walter und Johnnie zwei<br />

der Bailes-Brüder in East Texas, wo sie ihre<br />

Countrysongs wiederum für das King-Label<br />

zusammen mit Webb Pierce und einigen lokalen<br />

Musikern aufnahmen. Auf STANDING<br />

SOMEWHERE IN THE SHADOWS sind<br />

sowohl all diese Aufnahmen als auch die Ergebnisse<br />

der Nashville-Sessions aus den Jahren<br />

1957 und 1959 zu finden, wie immer <strong>to</strong>p<br />

bebildert und mit ausführlicher Discographie.<br />

(Bear Family, 2012,<br />

24/67:46 + 22/56:12) us<br />

PENNY NICHOLS<br />

COLORS OF THE SUN: PENNY<br />

NICHOLS SINGS THE EARLY<br />

SONGS OF JACKSON BROWNE<br />

Schon seit Mitte der 60er Jahre verbindet<br />

Penny Nichols eine tiefe Freundschaft mit<br />

Jackson Browne. Mit fast der gleichen, wunderbaren<br />

Stimme, mit der sie 1967 ihr Debüt<br />

PENNY’S ARCADE fest in den Herzen der<br />

amerikanischen Folkfans verankerte, widmet<br />

Seite 58 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

sie sich nun einigen frühen Liedern ihres alten<br />

Freundes und Weggefährten. Und wer die<br />

kalifornisch sonnigen Anfänge von Jackson<br />

Brownes Karriere kennt, der wird natürlich<br />

sofort ahnen, dass diese Songs genau das<br />

Richtige für eine Sängerin wie Penny Nichols<br />

sind. Besonders dann, wenn es ihr wie<br />

in “<strong>The</strong>se Days” gelingt, die harsche Unversöhnlichkeit<br />

des Originals gegen warme und<br />

einnehmende Emotionalität auszutauschen.<br />

Auch musikalisch agieren die Nichols-Interpretationen<br />

auf allerhöchstem Level, jedes Instrument,<br />

jede Stimme eine Offenbarung – da<br />

fällt es fast nicht auf, dass es Jackson Browne<br />

höchstselbst ist, der auf einigen Songs für die<br />

Background-Vocals sorgt.<br />

(Pensongs/Import, 2012, 12/55:12) us<br />

SKYDIGGERS<br />

NORTHERN SHORE +<br />

THE TRUTH ABOUT US<br />

Egal, ob man die Skydiggers schon kennt oder<br />

nicht, Hilfe naht mit diesen beiden Veröffentlichungen.<br />

Wer die kanadische Roots-Rockband<br />

bereits im Fokus hat, wird sehnsüchtig auf<br />

NORTHERN SHORE warten und sich bange<br />

fragen, ob der (angekündigte) Einbau von<br />

Samples und programmierten Beats nicht zu<br />

viel der Modernität ist, ob den „Jayhawks der<br />

Americana-Szene” nicht so die Bodenhaftung<br />

verlorengeht. Entwarnung: Die neuen<br />

Songs sind immer noch klar als Skydiggers-<br />

Musik zu erkennen, pendeln zwischen melodramatischen<br />

Klavierballaden (“Liar, Liar”),<br />

stimmungsvollem Americana (“Waves”) und<br />

schmissigem Country (“Why You Been Gone<br />

So Long” – von Mickey Newbury, der einzigen<br />

Fremdkomposition des Albums). Und auch für<br />

Skydiggers-Neulinge ist bes tens gesorgt, mit<br />

THE TRUTH ABOUT US erscheint nun eine<br />

klasse Retrospektive der Band aus Toron<strong>to</strong><br />

– prall gefüllt mit dem Besten aus den zahlreichen<br />

Alben von 1990 bis 2008, dazu gibt<br />

es jeweils drei Outtakes sowie drei Neuaufnahmen<br />

alter Titel. Ausführliche Liner-Notes,<br />

Bandgeschichte und Track-by-track-Infos im<br />

dicken Booklet sowie eine DVD („<strong>The</strong> Dakota<br />

Sessions”) mit sechs live im Studio eingespielten<br />

Stücken runden den Rückblick ab, der so<br />

auch für alteingesessene Fans interessant wird.<br />

(Blue Rose/Soulfood, 2012,<br />

15/55:28 + 22/76:05, DVD 19 Min.) us<br />

LEO KOTTKE<br />

A SHOUT TOWARD NOON /<br />

REGARDS FROM CHUCK PINK<br />

Um den Meister des Akustikgitarren-Fingerpickings<br />

ist es etwas ruhiger geworden – umso<br />

willkommener ist die Neuauflage zweier seiner<br />

Spät-80er-Alben. Damals deckte Leo Kottke<br />

rein instrumental ein breites Stilterri<strong>to</strong>rium ab,<br />

das von Folk über angedeuteten Blues bis hin<br />

zu Jazz reichte. Er schuf unterschiedlichste<br />

Stimmungen, die oft melancholisch ausfielen,<br />

aber auch als Soundtrack für Hitchcock-Filme<br />

getaugt hätten. Welche Dynamikvarianten mit<br />

Gitarre, Cello und ein wenig Synthie-Kolorierung<br />

möglich sind, demonstrierte Kottke auf<br />

A SHOUT ... (einzige Fremdnummer: Duane<br />

Allmans “Little Martha”). Auf REGARDS ...


CD REVIEWS Country & Folk<br />

waren mehr Kollegen/Instrumente im<br />

Studio dabei, u.a. trommelten Jim Keltner<br />

und Peter Erskine. Elektrische und Synthgitarre,<br />

Cello, Geigen und Bass ergänzten<br />

Kottkes Akustikspiel in einem erweiterten<br />

Stilrahmen (Worldeinflüsse). Der<br />

Kottke jener Phase war eklektisch, durchaus<br />

kantig und beeindruckt heute noch.<br />

(BGO/H’Art, 1986, 1988, 12/42:53,<br />

13/43:54) pro<br />

BUCK OWENS<br />

TALL DARK STRANGER<br />

Mit dieser Box<br />

im<br />

LP-Format<br />

beschließt Bear<br />

Family<br />

den<br />

Rückblick<br />

auf<br />

eine der imposantesten<br />

Karrieren<br />

der amerikanischen i Countrymusik.<br />

Von 1969 bis 1975 war Buck Owens<br />

bei Capi<strong>to</strong>l Records unter Vertrag, auf<br />

acht CDs wurden jetzt alle noch vorhandenen<br />

Aufnahmen aus dieser Zeit<br />

zusammengefasst. Die Endphase seiner<br />

Karriere gehört zu Owens kommerziell<br />

erfolgreichster Zeit, regelmäßige Fernsehaufritte<br />

(„Hee-Haw”), ausverkaufte<br />

Tourneen sowie rund 20 Charthits belegen<br />

dies eindrucksvoll. Gleichzeitig<br />

baute er während dieser Jahre in seiner<br />

kalifornischen Wahlheimat Bakersfield<br />

sein eigenes Geschäftsimperium auf,<br />

im dortigen Studio entstand auch der<br />

größte Teil der über 200 Tracks, die es<br />

auf dieser Retrospektive zu hören gibt.<br />

Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre<br />

passte einfach alles bestens zusammen,<br />

Owens Stimme hatte genügend Patina<br />

angesetzt um immer ausdrucksstärker<br />

zu werden, der minimalistische, aber<br />

dennoch unüberhörbare Twang seiner<br />

Begleitband – den Buckaroos – wurde<br />

zu einem gerne kopierten, aber nie von<br />

anderen Bands auch nur ansatzweise<br />

erreichten Markenzeichen, gekrönt von<br />

Owens’ Songwriting-Fähigkeiten, die in<br />

dieser Masse und vor allem in diesem<br />

kurzen Zeitraum konkurrenzlos waren.<br />

So konnte er es sich leisten, in dieser Zeit<br />

auch neue Sounds auszuprobieren. Die<br />

stark aufkommende Popmusik sowie die<br />

kreativen Freiheiten, die sich die Mitglieder<br />

von Rockbands genehmigen konnten,<br />

beeindruckten Owens, der so dazu<br />

ermutigt wurde, auch mit ungewohnten<br />

Klängen aus anderen Stilrichtungen zu<br />

experimentieren. Neben den regulären<br />

LPs – enthalten sind sowohl alle Buck-<br />

Owens-Alben als auch die Soloscheiben<br />

der Buckaroos – liefert TALL DARK<br />

STRANGER noch seine vortrefflichen<br />

Bluegrass-Sessions, alle Aufnahmen im<br />

Duo mit Susan Raye und seinem Sohn<br />

Buddy Alan sowie ein bisher unveröffentlichtes<br />

Duostück mit der R&B-Sängerin<br />

Bettye Swann. Für den Text des<br />

wie immer superb bebilderten 108-seitigen<br />

Begleitbuches war Rich Kienzle<br />

zuständig, die detaillierte Discographie<br />

wurde von Richard Weize erstellt. Ein<br />

mehr als würdiger Abschluss und ein<br />

klasse Rückblick auf eine Karrierephase<br />

Buck Owens’, die es zweifelsohne wert<br />

ist, so hochwertig behandelt zu werden.<br />

(Bear Family, 2012, 8 CDs) us<br />

JOHN HIATT<br />

MYSTIC PINBALL<br />

2008 wurde er<br />

in die Nashville<br />

Songwriters<br />

Hall Of Fame<br />

aufgenommen,<br />

kurz<br />

darauf<br />

erhielt er von<br />

der Americana <strong>Music</strong> Association<br />

die höchste Auszeichnung für sein<br />

Songwriting, doch auch nach diesen<br />

Lobpreisungen (und nach mehr als<br />

30 Jahren im Geschäft) vermindert<br />

John Hiatt sein Veröffentlichungstempo<br />

nicht. Knapp über ein Jahr ist erst<br />

vergangen, seit er mit DIRTY JEANS<br />

AND MUDSLIDE HYMNS sein<br />

letztes Album vorlegte, aktuell ist er<br />

mit MYSTIC PINBALL bei Nummer<br />

21 angekommen. Da wundert es<br />

kaum, dass sich das neue Werk nahtlos<br />

an den Vorgänger anschließt, mit Produzent<br />

Kevin Shirley (Aero smith, Joe<br />

Bonamassa, Iron Maiden) und seiner<br />

Begleitband <strong>The</strong> Combo – bestehend<br />

aus Doug Lancio (g, dob, man), Patrick<br />

O’Hearn (b) und Kenneth Blevins (dr)<br />

– blieb auch das Umfeld konstant. Unter<br />

dem Strich ist allenfalls eine kleine<br />

Kursänderung erkennbar, nicht in den<br />

Songs selbst, aber in deren Verteilung<br />

auf die verschiedenen Stile: weniger<br />

Roots-Rock, mehr Americana, weniger<br />

ungestümes Vorwärtspreschen, mehr<br />

gelassenes Midtempo.<br />

(New West/Warner, 2012,<br />

12/46:01) tk<br />

HANNES WADER<br />

NAH DRAN<br />

Nach sechs Jahren gibt es endlich wieder<br />

ein neues Studio-Album von Hannes<br />

Wader. Mittlerweile hat der Liedermacher<br />

sein 70. Lebensjahr erreicht (siehe<br />

Interview in dieser Ausgabe), da kann<br />

er sich schon mal Gedanken über die<br />

Sterblichkeit machen. „Dass wir so lang<br />

leben dürfen / Schnäpse kippen, Rotwein<br />

schlürfen / Feurig würzen, Biere<br />

stürzen / Prassend unser Leben kürzen”,<br />

heißt es denn auch gleich zu Beginn von<br />

NAH DRAN in einem barock-bacchantischen<br />

Stück, das an Waders 1996er<br />

Album mit Bellmann-Liedern LIEBE,<br />

SCHNAPS, TOD erinnert. Trotz des<br />

<strong>The</strong>mas: Bierernst geht es nicht immer<br />

zu. Da gibt es die Lebensmittelskandal-<br />

Satire “Mahlzeit” oder den humoristischen,<br />

von einem entspannten Reggae-<br />

Rhythmus getragenen Titelsong, in<br />

dem Wader – oder sein lyrisches Ich<br />

– seine fehlgeschlagenen Annäherungsversuche<br />

beim weiblichen Geschlecht<br />

bilanziert. Insgesamt dominiert indes<br />

ein nachdenklicher, melancholischer<br />

Ton: ob in der Kindheitserinnerung<br />

“Der Drachen” oder der Hommage an<br />

den Widerstandskämpfer Peter Gingold<br />

“Boulevard St. Martin”, ob in den beiden<br />

Nachdichtungen “Ich werd es überstehn”<br />

(“Last Thing On My Mind”/Tom<br />

Pax<strong>to</strong>n) und “Seit Ewigkeiten” (“Turn!<br />

Turn! Turn!”/Pete Seeger) oder dem<br />

abschließenden “Lied vom Tod”. Musikalisch<br />

herrscht ein Folksound vor; zu<br />

Waders Gesang und Fingerpicking mi-<br />

schen sich dezent Instrumente wie eine<br />

Steelguitar oder ein Fretless-Bass. Wader<br />

so gut wie zu seinen besten Zeiten!<br />

(Mercury/Universal, 2012,<br />

12/65:08) frs<br />

THE COAL PORTERS<br />

FIND THE ONE<br />

Sid<br />

Griffin,<br />

der einst mit<br />

den<br />

Long<br />

Ryders<br />

den<br />

alternativen<br />

Country-<br />

Rock miterfunden<br />

hat, kommt mittlerweile fast<br />

ohne Rock aus, weil er seine höchst<br />

persönliche Vorstellung von alternativer<br />

Bluegrass-Musik im akustischen<br />

Gewand mit Riesenschritten Richtung<br />

Vervollkommnung treibt. FIND THE<br />

ONE wurde vom britischen Folkveteranen<br />

John Wood (Fairport Convention,<br />

Nick Drake) umsichtig und offensichtlich<br />

stressfrei produziert. Denn<br />

die bestens eingespielten Coal Porters<br />

waren in hellwacher Spiellaune, wie<br />

man es von ihnen gewohnt ist. Fünf<br />

neue Griffin-Songs, von denen “Barefoot<br />

On <strong>The</strong> Courthouse Lawn”, “You<br />

Only Miss Her When She’s Gone” und<br />

das Anti-Sklaverei-Lied “Hush U Babe/<br />

Burnham Thorpe” zu den Volltreffern<br />

seiner Karriere gehören, drei Kompositionen<br />

des singenden Zupfers Neil<br />

Robert Herd (mit “Farmer’s Hand” als<br />

Höhepunkt) und zwei brillante Lieder<br />

der auch temperamentvoll singenden<br />

Geigerin Carla Frey (“Never Right His<br />

Wrong”) werden ergänzt durch eine<br />

originell arrangierte, mit Lagerfeuerstimmung<br />

statt Dancefloor-Dämonie<br />

versehene Fassung von David Bowies<br />

“Heroes” und eine mit Sitar-Intro aufwartende<br />

Cover-Version des S<strong>to</strong>nes-<br />

Hits “Paint It, Black”. Das ganze Album<br />

klingt gleichermaßen ehrgeizig<br />

und locker, die Atmosphäre im Studio<br />

muss außerordentlich inspirierend gewesen<br />

sein. Der Begriff „Meisterwerk”<br />

ist hier nicht zu hoch gegriffen.<br />

(Prima Records/Rough Trade, 2012,<br />

12/45:13) hjg<br />

JOAN BAEZ<br />

JOAN BAEZ<br />

In vier Tagen spielte die damals 19-jährige<br />

Joan Baez 1960 ihr selbst betiteltes<br />

Debütalbum ein – weitgehend<br />

im Alleingang mit Akustikgitarre und<br />

ihrer glasklaren Stimme. Nur gelegentlich<br />

steuerte Fred Hellerman von <strong>The</strong><br />

Weavers zusätzliche Gitarrentöne zu<br />

den im klassischen Folkstil gehaltenen<br />

Songs bei. Schwerpunktmäßig Traditionals<br />

wie “House Of <strong>The</strong> Rising Sun”,<br />

“Silver Dagger” oder “Fare <strong>The</strong>e Well”<br />

hatte sich die junge Dame vorgenommen<br />

und in aus heutiger Sicht geradezu<br />

unschuldiger Weise puristisch eingespielt.<br />

Die bei früheren Neuauflagen<br />

enthaltenen Bonus-Tracks fehlen in der<br />

2012er Fassung allerdings, das Booklet<br />

ist mägerlich – und nennt in den Credits<br />

auch bei den Traditionals Baez als<br />

Au<strong>to</strong>rin.<br />

(Hallmark/H’Art, 1960, 13/45:11) pro<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 59


CD<br />

REVIEWS<br />

GITARRA PURA<br />

CARISMA<br />

Aus Berlin stammt dieses Duo, das schon<br />

mit seinem Namen Gitarra Pura klarstellt,<br />

dass es hier um „pure” Gitarrenmusik geht.<br />

Bernhard Potschka (Ex-Spliff) und Frank<br />

Müller heißen die beiden Musiker, denen für<br />

die Umsetzung dieses Konzeptes zwei akustische<br />

Gitarren genügen. Neben spanischen<br />

und klassischen Elementen bedienen sie sich<br />

auch bei verwandten Stilen, lassen Elemente<br />

aus Jazz, Folk und Pop mit einfließen, so<br />

dass mit CARISMA unter dem Strich ein<br />

abwechslungsreiches und vor allem warmherziges<br />

Album entstanden ist.<br />

(Prudence/Rough Trade, 2012,<br />

15/52:05) tk<br />

MOON DUO<br />

CIRCLES<br />

Wer den dröhnenden, psychedelischen<br />

Space-Rock à la Hawkwind, Spacemen 3<br />

oder Arbouretum schätzt, wird auch am<br />

Moon Duo Gefallen finden. Die Zweiercombo<br />

besteht aus Ripley Johnson, Mastermind<br />

der kalifornischen Band Wooden Shijps (siehe<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Newcomer 5/2011), und seiner<br />

Lebensgefährtin Sanae Yamada. Ähnlich<br />

wie die Wooden Shijps zelebrieren sie auf<br />

CIRCLES die Wucht der verzerrten Gitarren.<br />

(Souterrain Transmissions/Rough Trade,<br />

2012, 9/44:00) frs<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

THE HAUNTED PAD –<br />

BRITISH INSTRUMENTAL<br />

GUITAR MUSIC OF THE<br />

SIXTIES: PART ONE 1960–61<br />

In den frühen 60ern<br />

war es keine Seltenheit,<br />

dass gut ein<br />

Drittel der UK-Hitparaden-Titel<br />

Instrumentals<br />

waren. Den<br />

damals<br />

angesagten<br />

– und dheute bis auf wenige Ausnahmen vergessenen<br />

– Bands und ihrer Musik widmet<br />

sich THE HAUNTED PAD. 35 instrumentale<br />

Gitarrensongs aus den Jahren 1960/61<br />

sind darauf versammelt, erinnern an Bands<br />

wie <strong>The</strong> Phan<strong>to</strong>ms, <strong>The</strong> Outlaws, <strong>The</strong> Hunters,<br />

<strong>The</strong> Scorpions und <strong>The</strong> Cannons, blicken<br />

zurück auf Rhet S<strong>to</strong>ller, Jim Gunner,<br />

Nero And <strong>The</strong> Gladia<strong>to</strong>rs und <strong>The</strong> John Barry<br />

Seven Plus Four. Klasse!<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2012,<br />

35/79:58) us<br />

ANNA AARON<br />

DOGS IN SPIRIT<br />

Die Schweizerin Anna Aaron wurde schon<br />

mit internationalen Größen wie Tori Amos,<br />

P.J. Harvey und Sophie Hunger verglichen.<br />

In der Tat hat die junge Newcomerin aus<br />

Basel das Zeug, sich mit diesen messen<br />

zu lassen. Mit DOGS IN SPIRIT legt die<br />

27-Jährige nun ein vielversprechendes Debütalbum<br />

voll schillernder, von wuchtigem<br />

Pianospiel getragener Songs vor.<br />

(Two Gentlemen/Rough Trade, 2012,<br />

13/47:46) frs<br />

WALDEMAR BASTOS<br />

CLASSICS OF MY SOUL<br />

Für die Welt außerhalb Angolas entdeckte<br />

Ex-Talking-Heads-Boss David Byrne diesen<br />

Sänger mit der warmen Stimme. Er<br />

singt hier keinen klassischen Soul, sondern<br />

höchst eigene Lieder über Frieden und Optimismus<br />

und mixt dafür afrikanische Elemente<br />

mit portugiesischem Pop. Manches<br />

klingt angenehm weltmusikalisch, anderes<br />

doch ziemlich exotisch, aber eben nicht<br />

schräg. Diese Musik ist bestimmt nicht<br />

jedermanns Sache, aber Unvoreingenommenheit<br />

hilft beim Zuhören weiter.<br />

(Enja/Soulfood, 2012, 11/60:05) hjg<br />

DEBORAH HENRIKSSON<br />

THE HEART’S CRY<br />

Mit glasklarer Stimme und in behutsam<br />

nordisch kühler Art widmet sich die gebürtige<br />

Amerikanerin Deborah Henriksson,<br />

die ihre Heimat nun in Schweden gefunden<br />

hat, Songs aus dem irisch-keltischen<br />

Kulturkreis. Mit “Snow” von Loreena<br />

McKennitt über das Traditional “My Lagan<br />

Love”, dem Robert-Burns-Stück “Ae Fond<br />

Kiss”, Clannads “Harry’s Game” bis zu “A<br />

Woman’s Heart” von Eleanor McEvoy. Feine<br />

Auswahl, wunderschönes Album.<br />

(DHP Records/Import, 2012, 12/42:42) us<br />

WOLF MAAHN<br />

LIEDER VOM RAND DER<br />

GALAXIS – SOLO LIVE<br />

Lange Jahre waren<br />

Solo-Auftritte<br />

von<br />

Wolf Maahn rare Ausnahmen,<br />

bei einem<br />

Künstler, der – von<br />

„Rockpalast”<br />

bis<br />

„Rock am Ring” –<br />

das Spiel ilmit dem Publikum Pbl so exzellent beherrscht<br />

wie nur wenige, eigentlich untypisch.<br />

Doch irgendwie war er sich nicht sicher, sagt<br />

er, ob seine intensiven Auftritte auch als Konserve<br />

im heimischen Wohnzimmer funktionieren.<br />

Jetzt hat er es doch gewagt eine CD<br />

mit neuen Soloversionen seiner größten Hits<br />

aufzunehmen, und man kann ihn beruhigen:<br />

Es funktioniert-, und das sogar sehr gut!<br />

(Libero Records/Rough Trade, 2012,<br />

15/71:02) tk<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

I DON’T LIKE REGGAE<br />

Für die passende Beschallung des ausklingenden<br />

Sommers haben zahlreiche<br />

deutsche Rock- und Popkünstler ihre aktuellen<br />

Hits zum Remix freigegeben. Guido<br />

Craveiro (Seeed, Jan Delay, De La Soul)<br />

trimmte Songs von Tim Bendzko (“Nur<br />

noch kurz die Welt retten”), Frida Gold<br />

(“Wovon sollen wir träumen”), Andreas<br />

Bourani (“Nur in meinem Kopf”) oder<br />

<strong>The</strong>es Uhlmann (“Zum Laichen und Sterben<br />

...”) fett in Richtung Reggae, sorgt für<br />

relaxte Stimmung und gewinnt diesen Stücken<br />

ganz neue Facetten ab.<br />

(Downbeat Records/Warner, 2012,<br />

14/57:35) tk<br />

MAX MUTZKE<br />

DURCH EINANDER<br />

Für manche vielleicht überraschend, für<br />

viele aber eine logische Entwicklung: Max<br />

Mutzke hat dem Soul-Pop ade gesagt und<br />

mit DURCH EINANDER nun ein Jazzalbum<br />

vorgelegt. Produziert von Schlagzeuger<br />

Wolfgang Haffner, mit Gästen wie Nils<br />

Landgren, Klaus Doldinger, Götz Alsmann<br />

und Cassandra Steen singt er – mal deutsch,<br />

mal englisch – Vorlagen von Marvin Gaye<br />

(“What’s Going On”), Billy Pres<strong>to</strong>n (“You<br />

Are So Beautiful”), Madsen (“Vielleicht”),<br />

Radiohead (“Creep”) oder Ideal (“Telefon”).<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 17/71:47) us<br />

MADSEN<br />

WO ES BEGINNT<br />

„Drei bis vier Schritte zurück” seien sie<br />

mit WO ES BEGINNT gegangen, erklärt<br />

Sänger Sebastian Madsen und meint damit,<br />

dass die Musik, die die drei Madsen-<br />

Brüder (& Bassist Niko Maurer) für ihr<br />

neues Album geschrieben haben, wieder<br />

verdammt nahe dran ist an dem Sound,<br />

mit dem sie zu Beginn ihrer Karriere die<br />

Herzen der Rockfans im Sturm eroberten.<br />

Weniger Drumherum, mehr Live-Feeling<br />

und mit Rival-Schools-Frontmann<br />

Walter Schreifels den richtigen Gast zur<br />

richtigen Zeit für ein richtig krachendes<br />

Rockalbum!<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 12/46:37) us<br />

DIE STRAWBERRIES<br />

BEAT INVASION<br />

Keine Frage, wer Pate stand für die Songs,<br />

die Lothar Becker für seine BEAT INVASI-<br />

ON geschrieben hat. Die <strong>Beatles</strong> natürlich<br />

zuallererst, doch werden – besonders bei<br />

den deutschen Texten – auch Erinnerungen<br />

geweckt an zahllose junge Bands, die in<br />

den 60er Jahren die aufmüpfige Jugend mit<br />

Beatmusik versorgten. Klasse Reise zurück<br />

in diese Zeit, au<strong>the</strong>ntisch gesungen und<br />

stilecht dargeboten mit zwei Gitarren, Bass<br />

und Schlagzeug!<br />

(Blues<strong>to</strong>ne Records, 2012, 11/32:12) us<br />

CLASSIC ROCK STAR TOUR<br />

CLASSIC ROCK STAR TOUR<br />

LIVE<br />

Ihrem Namen alle<br />

Ehre macht diese<br />

„Tour-Band”,<br />

bei<br />

der sich Gary Brooker<br />

(Procol Harum)<br />

und Chris Thompson<br />

(Manfred<br />

Mann’s<br />

Earth Band) das Mikrofon teilen, mit Martin<br />

Barre der Gitarrist von Jethro Tull zu hören<br />

ist und weitere Hochkaräter wie Dave Pegg<br />

(Fairport Convention), Henry Spinetti (Eric<br />

Clap<strong>to</strong>n) und Frank Mead (Bill Wyman’s<br />

Rhythm Kings) auf der Bühne stehen. Absolut<br />

kein Problem auch die Setlist mit “Davy’s<br />

On <strong>The</strong> Road Again”, “A Whiter Shade Of<br />

Pale” und einem Jethro-Tull-Medley.<br />

(rw-entertainment.de, 2012, 11/64:14) us<br />

LABRASSBANDA<br />

LIVE OLYMPIAHALLE<br />

MÜNCHEN<br />

Wenn schon ihre Studio-Alben schier vor<br />

Spielfreude explodieren und man unmöglich<br />

die Beine stillhalten kann, wenn man ihrem<br />

Alpen-Fun-Brass zuhört, dann dürfte wohl<br />

klar sein, wie es abgeht, wenn diese fünf<br />

Bayern live aufspielen. Und mindestens so<br />

gigantisch, wie man sich das <strong>the</strong>oretisch vorstellt,<br />

powerten sie sich im Dezember 2011<br />

vor 12.000 frenetisch mitgehenden Fans<br />

in der Münchner Olympiahalle durch ihr<br />

Programm: Highspeed-Ska, Fun-Punk mit<br />

bayerischen Texten, Tuba-getriebener Reggae,<br />

Techno-Polkas und Heavy-Metal-Landler<br />

– diese Jungs haben einfach alles drauf!<br />

(Trikont/Indigo, 2012, 16/77:08) us<br />

Kurzvorstellungen<br />

THE SYLVERS<br />

SHOWCASE / NEW HORIZONS<br />

Als Begleitband für Ray Charles und<br />

Johnny Mathis waren sie als <strong>The</strong> Little<br />

Angels Anfang der 70er Jahre in den USA<br />

unterwegs, ihr (von Mo<strong>to</strong>wn-Hausproduzent<br />

Freddie Perren betreutes) Debüt<br />

SHOWCASE veröffentlichten die neun<br />

Geschwis ter (damals zwischen 13 und 24<br />

Jahre alt) 1976 als <strong>The</strong> Sylvers. Die Single<br />

“Boogie Fever” <strong>to</strong>ppte die R&B- und<br />

Pop-Charts, schon 1977 erschien mit NEW<br />

HORIZONS die zweite LP. Beide Alben<br />

kommen nun zusammengefasst als CD-<br />

Premieren, im neu gestalteten Booklet erzählt<br />

Rico Washing<strong>to</strong>n alles Wissenswerte<br />

zur Geschichte dieser Band.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1976/1977,<br />

20/73:37) us<br />

ELTON JOHN VS PNAU<br />

GOOD MORNING TO THE<br />

NIGHT<br />

El<strong>to</strong>n meets Electro:<br />

Unter diesem Mot<strong>to</strong><br />

steht die Zusammenarbeit<br />

von Altmeister<br />

El<strong>to</strong>n John mit dem<br />

jungen australischen<br />

Electro-Duo<br />

Pnau,<br />

deren Seitenprojekt Sit jkt Empire Of <strong>The</strong> Sun<br />

zuletzt für Aufsehen sorgte. Songfragmente<br />

aus den Jahren 1970–76 kombinieren sie mit<br />

Loops, Samples und eigenen Aufnahmen, so<br />

dass am Ende neue, tanzbare Stücke entstehen.<br />

Zwar tragen diese noch die Handschrift<br />

ihres Erschaffers, doch gekleidet sind sie<br />

durch und durch im neuen, aktuellen Outfit.<br />

(Mercury/Universal, 2012, 8/28:18) tk<br />

THE STAPLE SINGERS<br />

THE STAPLE SINGERS –<br />

EXPANDED EDITION<br />

Für ihr 1984er Album TURNING POINT<br />

schrieben und produzierten Gary Goetzman<br />

und Mike Piccirillo (<strong>The</strong>lma Hous<strong>to</strong>n,<br />

Smokey Robinson) zwei Tracks, von denen<br />

Pops Staples so begeistert war, dass er mit<br />

den Beiden im Jahr darauf eine komplette<br />

LP – THE STAPLE SINGERS – aufnahm.<br />

Besonders das von David Byrne (Talking<br />

Heads) geschriebene “Life During Wartime”,<br />

aber auch das hypnotische “Are<br />

You Ready?” (hier gleich als dreifache<br />

Bonus-Dreingabe enthalten) dürften noch<br />

bestens in Erinnerung sein. CD-Erstveröffentlichung.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1985,<br />

11/44:29) us<br />

TRIGGERFINGER<br />

ALL THIS DANCIN’ AROUND<br />

“I Follow Rivers”, ihr Wüsten-sonniger<br />

Charts-Stürmer, führt mit seinem Mitpfeif-<br />

Refrain komplett auf die falsche Fährte.<br />

Denn der Rest von ALL THIS DANCIN’<br />

AROUND ist handfester Blues-Rock, bei<br />

dem sich die Belgier Ruben Block (voc, g),<br />

Paul Van Bruystegem (b) und Mario Goossens<br />

(dr) kaum eine Pause gönnen. Highlights:<br />

die gespenstische Ray-Charles-Adaption<br />

“All Night Long” sowie das Titelstück,<br />

das sich von einer stampfenden Dance-<br />

Nummer in ein souliges Hendrix-Stakka<strong>to</strong><br />

verwandelt. Respekt!<br />

(B1 Recordings/Universal, 2012,<br />

11/66:33) tk<br />

Seite 60 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

ANTONY &<br />

THE JOHNSONS<br />

CUT THE WORLD<br />

Neu ist nur der Titelsong, die restlichen<br />

Stücke von CUT THE WORLD hat An<strong>to</strong>ny<br />

Hegarty aus seinen bisherigen vier<br />

Alben ausgewählt. Zusammen mit namhaften<br />

Arrangeuren hat er sie komplett<br />

umarrangiert und in Kopenhagen mit dem<br />

Danish National Chamber Orchestra neu<br />

eingespielt. So erstrahlt diese Musik nun<br />

in ganz anderem Glanz, passt die klassische<br />

Instrumentierung traumhaft gut zu<br />

den Liedern An<strong>to</strong>nys, so dass man ihm zu<br />

dieser symphonischen „Zweitverwertung”<br />

nur gratulieren kann.<br />

(Rough Trade/Indigo, 2012,<br />

12/60:47) us<br />

PASO DOBLE<br />

30 JAHRE NDW<br />

Oh, das tut weh! 30 JAHRE NDW nennen<br />

Paso Doble ihr neues Album, auf dem sie<br />

neben ein paar eigenen Stücken Hits der<br />

Neuen Deutschen Welle covern. Wer hören<br />

will, wie sich “Fred vom Jupiter”, “Codo<br />

(Ich düse, düse)” oder “Völlig losgelöst<br />

(Major Tom)” im “Computerliebe”-Modus<br />

anhören, der darf gerne den Selbstversuch<br />

wagen – der Rezensent übernimmt dafür<br />

aber keinerlei Verantwortung. Sowohl <strong>the</strong>matisch<br />

als auch in der Ausführung trauriger<br />

Höhepunkt: Heinz-Rudolf Kunzes<br />

“Dein ist mein ganzes Herz”.<br />

(MFP <strong>Music</strong>, 2012, 10/37:31) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

ROCK OF AGES<br />

Basierend auf dem<br />

gleichnamigen <strong>Music</strong>al<br />

aus London und<br />

New York kam Mitte<br />

Juni der Film „Rock<br />

Of Ages” in die deutschen<br />

Kinos. Tom<br />

Cruise spielt den Rockstar Stacee Jaxx (der<br />

niemand anderes als Axl Rose ist), Gegenspielerin<br />

Ca<strong>the</strong>rine Zeta-Jones rockt mit Pat-<br />

Benatar-Songs, dazu bestimmen typische<br />

Eigthies-Rocksongs von Foreigner, Twisted<br />

Sister, Def Leppard oder REO Speedwagon<br />

die Szenen. Leider alles ziemlich gestelzt<br />

und dazu von Cruise & Co noch unglaublich<br />

blutleer dargeboten – so dass wohl nur eingefleischte<br />

Soundtrack-Fans an diesen Interpretationen<br />

ihre Freude finden werden.<br />

(Water Tower <strong>Music</strong>/Sony <strong>Music</strong>, 2012,<br />

20/62:58) tk<br />

COLIN BROOKS<br />

BLOOD AND WATER<br />

Als Vorbereitung auf weitere Großtaten von<br />

Colin Brooks gibt es nun sein schon längerem<br />

vergriffenes Solo-Album BLOOD AND<br />

WATER aus dem Jahr 2005 als Neuauflage.<br />

Ende letzten Jahres stieg er bei der Band Of<br />

Hea<strong>the</strong>ns aus, um sich fortan wieder voll auf<br />

seine eigene Musik zu konzentrieren. Doch<br />

zuvor darf man sich noch einmal am kargen,<br />

oft verletzlichen Americana erfreuen, den er<br />

mit spärlicher Hilfe von Anais Mitchell, Jonathan<br />

Byrd und Tim Beattie erschaffen hat<br />

– vor allem Band-Of-Hea<strong>the</strong>ns-Fans dürfen<br />

sich auf Urversionen von “Cornbread” oder<br />

“Heart On My Sleeve” freuen.<br />

(Blue Rose/Soulfood, 2005,<br />

12/48:15) us<br />

BILLY PAUL<br />

360 DEGREES OF BILLY PAUL –<br />

EXPANDED EDITION<br />

Zum 40. Jahrestag dieses legendären Funk-<br />

Soulalbums, auf dem mit “Me And Mrs.<br />

Jones” auch der größte Hit Billy Pauls zu<br />

finden ist, erscheint es nun in einer luxuriösen<br />

Sonderedition. Eingepackt in ein<br />

feines Jewel-Case, mit dickem, neu gestaltetem<br />

Booklet inkl. Liner-Notes von Andy<br />

Kellman (All <strong>Music</strong> Guide) sowie um drei<br />

Bonus-Tracks (darunter natürlich auch eine<br />

Liveversion von “Me And Mrs. Jones”) ergänzt,<br />

erfährt 360 DEGREES OF BILLY<br />

PAUL eine mehr als verdiente Aufwertung.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1972,<br />

11/60:51) us<br />

ESTHER OFARIM<br />

IN GENEVA<br />

1962 und 1963<br />

nahm<br />

Es<strong>the</strong>r<br />

Ofarim für den<br />

Schweizer Rundfunk<br />

Lieder in<br />

französischer, englischer<br />

und hebräischer<br />

Sprache auf, die bis vor kurzem noch<br />

als verschollen galten. Nach der Entdeckung<br />

in den Archiven wurden sie von den Spezialisten<br />

von Bear Family sorgsam remastert und<br />

ertönen nun auf IN GENEVA in wunderbarem<br />

Klang, darunter mit “T’en Va Pas” auch der<br />

Titel des Grand Prix d’Eurovision von 1963<br />

sowie vier bisher ebenso unveröffentlichte<br />

Titel, die bei internationalen Song-Festivals<br />

mitgeschnitten wurden.<br />

(Bear Family, 2012, 20/60:37) us<br />

AX GENRICH AND BAND<br />

FRETBOARD JUNGLE<br />

Zusammen mit dem Bassisten Mario Fadani<br />

und dem Schlagzeuger Steff Bollack legt Ex-<br />

Guru-Guru-Gitarrist Ax Genrich mit FRET-<br />

BOARD JUNGLE ein fantasievolles Album<br />

vor, auf dem die Drei ihrem Expeditionstrieb<br />

freie Fahrt gewähren. Sie verfolgen in ihren<br />

hauptsächlich instrumental angelegten Stücken<br />

(ab und zu hört man eine Art Sprechgesang)<br />

zahllose Ideen, nehmen lose Fäden<br />

auf, lassen sie wieder fallen, umspielen die<br />

mäandernden Klänge. Würde John Peel noch<br />

leben, würde er diese Musik zweifellos als<br />

„Krautrock” bezeichnen.<br />

(Nasoni, 2012, 8/70:22)<br />

us<br />

BLUMENTOPF<br />

B-SEITEN & RARITÄTEN<br />

Exklusiv als digitalen Download bietet die<br />

Münchner HipHop-Band Blumen<strong>to</strong>pf mit<br />

B-SEITEN & RARITÄTEN ihren Fans die<br />

Möglichkeit, auf 21 längst vergriffene oder in<br />

anderen Formaten erschienene Kostbarkeiten<br />

aus den letzten 20 Jahren zurückzublicken.<br />

Chronologisch geht es von der 1997er B-<br />

Seite “Zahlen bitte” über das rare “Popcorn”<br />

(2000 nur in einer kleinen Promo-Vinylauflage<br />

erschienen) und dem 2007er Spider-Murphy-Gang-Cover<br />

“Amerika” bis zu den exklusiven<br />

Four-Elements-Sampler-Beiträgen<br />

“2:2” und “Viel Spaß”. Genau, viel Spaß!<br />

(BMG Rights, 2012, 21/77:24) tk<br />

BRIAN KALINEC<br />

THE FENCE<br />

In den Liner-Notes nennt Songwriter Tom<br />

Pacheco James Taylor und Woody Guthrie<br />

als Inspirationsquellen von Brian Kalinecs<br />

Musik. Und damit liegt er gar nicht schlecht,<br />

zwischen diesen beiden Polen, zwischen gefühlvollem<br />

Singer/Songwriter-Folk und handgemachter,<br />

ländlicher Musik, bei der die Texte<br />

klar und deutlich Stellung beziehen, pendeln<br />

die Songs des Texaners, die er über den Zeitraum<br />

der letzten paar Jahre geschrieben und<br />

jetzt als THE FENCE veröffentlicht hat.<br />

(Berkalin/Sunny Moon Distribution,<br />

2012, 12/41:19) us<br />

GREG COPELAND AND THE<br />

SOULGANG<br />

TAKE IT TO THE BRIDGE<br />

Man hört dem aus Virginia stammenden<br />

Greg Copeland und seiner (deutschen)<br />

Soulgang an, dass ihnen die groovende<br />

Mischung aus Soul, Funk und R&B, die<br />

sie auf ihrem neuen Album TAKE IT TO<br />

THE BRIDGE im Programm haben, im<br />

Blut liegt. Darauf mischen sie gekonnt eigene<br />

Kompositionen mit Klassikern aus der<br />

Feder von Buddy Miles (“<strong>The</strong>m Changes”),<br />

Wilson Pickett (“Land Of 1000 Dances”),<br />

Tom Johns<strong>to</strong>n (“Long Train Running”) oder<br />

Albert Collins (“Hooked On You”).<br />

(Pogo Pop Musik/Soulgang, 2012,<br />

14/67:04) us<br />

BOB MOULD<br />

SILVER AGE<br />

Das<br />

„Silberalter”,<br />

das Bob Mould im<br />

Titel seines neuesten<br />

Albums zitiert, kann<br />

sich allenfalls auf<br />

seine Haar- und Bartfarbe<br />

beziehen, musikalisch<br />

hklingt er auf SILVER AGE so jung<br />

kli<br />

und voller Power wie schon lange nicht<br />

mehr. Vielleicht liegt diese erfrischende<br />

Rückbesinnung auf frühere Tugenden ja<br />

auch an seinen jungen Mitmusikern Jon<br />

Wurster von Superchunk und Jason Narducy<br />

von Verbow, oder er hat sich einfach an<br />

die Zeiten erinnert, als er mit Hüsker Dü die<br />

Speerspitze der alternativen Rockszene war.<br />

(Edsel/Soulfood, 2012,<br />

10/38:10) tk<br />

BRIGITTE<br />

ET VOUS, TU M’AIMES?<br />

Im April 2011 wurde ET VOUS, TU<br />

M’AIMES? auf Deutsch „Und Sie, liebst du<br />

mich?”, in Frankreich veröffentlicht. Mittlerweile<br />

hat es dort Platin-Status erreicht und<br />

soeben den höchsten Musikpreis unseres<br />

Nachbarlandes erhalten. Da wagen Brigitte,<br />

übrigens ein Duo bestehend aus Aurélie Saada<br />

und Sylvie Hoarau, den Sprung auf die<br />

internationale Bühne, hoffen darauf, dass<br />

auch der Rest Europas ihrem süffigen Mix<br />

aus Chanson, Girlie-Pop, Bubblegum, Disco<br />

und allerlei Retro-Zutaten verfällt.<br />

(3eme Bureau/Indigo, 2012, 15/47:05) tk<br />

DIONNE WARWICK<br />

DIONNE – EXPANDED EDITION<br />

Produzent Barry Manilow verpasste diesem<br />

Album 1979 genau den samtweichen<br />

Sound, der nur eine Nuance vom Schmalz<br />

entfernt, dafür aber so gut ist, dass man ihn<br />

einfach für diese Gratwanderung bewundern<br />

muss. Und auch wie Dionne Warwick sich<br />

in dieses Klangbild einfügt, beweist Klasse.<br />

Insgesamt vier aus DIONNE ausgekoppelte<br />

Kurzvorstellungen<br />

Singles platzierten sich in den Pop- und<br />

R&B- Charts, darunter das zusammen mit<br />

Isaac Hayes geschriebene “Deja Vu”, das genauso<br />

wie die Singleversion von “After You”<br />

als Bonus-Track dabei ist.<br />

(Cherry Red/Rough Trade,<br />

1979, 12/46:28) us<br />

DYLAN LEBLANC<br />

CAST THE SAME OLD SHADOW<br />

Dylan LeBlanc, welch ein Name für einen<br />

jungen Folksänger! Kein Wunder, wurde<br />

er nach seinem Debüt schon mit Größen<br />

wie Neil Young oder Townes Van Zandt<br />

verglichen, doch dürfte für seinen souligen<br />

Americana weniger der Name als die Gene<br />

verantwortlich sein. Immerhin war sein Vater<br />

Studiomusiker in den legendären Fame<br />

Studios, in denen Künstler wie Etta James,<br />

Wilson Pickett oder Otis Redding ihre Alben<br />

aufnahmen – sicher nicht die schlechteste<br />

Kinderstube.<br />

(Rough Trade/Indigo, 2012, 10/46:29) us<br />

FREDDIE MERCURY &<br />

MONTSERRAT CABALLÉ<br />

BARCELONA – SPECIAL<br />

EDITION<br />

„Ich mache jetzt<br />

Oper. Vergesst<br />

Rock’n’Roll”, sagte<br />

Freddie Mercury<br />

1987, als er von der<br />

spanischen Opernsängerin<br />

Montserrat<br />

Cbllé Caballé so hingerissen i war, dass er mit “Barcelona”<br />

nicht nur eine Single, sondern gleich<br />

ein ganzes Album mit gleichem Namen<br />

aufnahm – damals eine gewagte Geschichte,<br />

heute legendär. Für die Special Edition<br />

wurden die Original-Keyboardspuren entfernt<br />

und durch ein wuchtiges Symphonie-<br />

Orches ter ersetzt, statt Drum-Computer ist<br />

Roger Taylors Sohn Rufus zu hören, David<br />

Garrett durfte ein neues Violinsolo einspielen.<br />

Und als Bonus-Track gibt es das Mercury-Demo<br />

“Exercises In Free Love” dazu, mit<br />

dem er damals die Diva überzeugte.<br />

(Mercury/Universal, 1988, 10/48:17) tk<br />

HONIG<br />

EMPTY ORCHESTRA<br />

So langsam scheint er dort angekommen zu<br />

sein, wo er hin möchte. Nach Erfahrungen in<br />

einer Metalband, Solo-Ausflügen und einer<br />

Trio-Tour durch China hat Stefan Honig nun<br />

zusammen mit ein paar befreundeten Musikern<br />

(darunter Clueso-Schlagzeuger Tim Neuhaus)<br />

ein klasse Folkalbum aufgenommen.<br />

Entspanntes Songwriting sowie klasse Arrangements<br />

mit wunderschönen instrumentalen<br />

Feinheiten lassen EMPTY ORCHERSTA zu<br />

einem Album werden, das auf lange Sicht ein<br />

richtig guter Freund werden könnte ...<br />

(Haldern Pop/Rough Trade, 2012,<br />

11/40:26) us<br />

LUTZ RAHN<br />

SOLO TRIP<br />

Mit diesem SOLO TRIP unternahm Novalis-<br />

Keyboarder Lutz Rahn 1979 einen Ausflug<br />

in die sphärische New-Age-Welt. Dabei<br />

konzentrierte er sich auf alle Arten von Tasteninstrumenten,<br />

einzig Schlagzeuger Helge<br />

Tillmann unterstützte ihn bei dieser losen<br />

Ansammlung von instrumentalen Ideen und<br />

Gedanken. Wer an Musik von Jean-Michel<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 61


CD<br />

Jarre oder Kitaro Gefallen findet, der wird<br />

sich auch an diesem Album, noch dazu in<br />

frisch remasterten Sound, erfreuen.<br />

(MiG/Intergoove, 1979, 8/29:04) us<br />

BLONDIE<br />

LIVE<br />

Mitschnitt des Blondie-Konzerts<br />

vom 10.<br />

Februar 1999, als die<br />

Originalmitglieder<br />

Deborah Harry, Chris<br />

Stein, Jimmy Destri<br />

und Clem Burke<br />

nach fast 20 Jahren wieder einmal zu einem<br />

Heimspiel in New York antraten. Mit ungebrochener<br />

Power stürmten sie dabei durch ihr<br />

Programm, spielten sowohl Songs aus ihren<br />

punkigen Anfangstagen, neue Pop-verliebte<br />

Stücke aus ihrem Comeback-Album NO<br />

EXIT sowie die großen Hits, von “Sunday<br />

Girl” über “Call Me” bis zu “Heart Of Glass”.<br />

(Eagle/edel, 2012, 17/75:51)<br />

tk<br />

BEARDFISH<br />

THE VOID<br />

Während sich Beardfish auf ihren bisherigen<br />

Alben klassischem Prog à la Gentle Giant<br />

oder Yes, Canterbury vom Schlag Caravan<br />

und National Health sowie einer ordentlichen<br />

Portion Frank Zappa verbunden zeigten, widmet<br />

sich das siebte Werk des schwedischen<br />

Quartetts härteren Tönen in der Art von Deep<br />

Purple oder Black Sabbath. Natürlich finden<br />

sich auf THE VOID weiterhin lyrische und<br />

epische Passagen, doch Heavy-Töne bis hin<br />

zu wildem Metal bilden das Grundfundament.<br />

(Insideoutmusic/EMI, 2012, 10/70:15) mfg<br />

BIG HARP<br />

WHITE HAT<br />

Freunde von Americana/Alternative-Country<br />

aufgepasst – hier kommen Big Harp! Das<br />

Ehepaar-Duo Chris Senseney (voc, g, keys)<br />

und Stefanie Drootin-Senseney (b, backingvoc)<br />

legt mit WHITE HAT ein beachtliches<br />

Debüt hin, bei dem man Anklänge von Hank<br />

Williams über Townes van Zandt bis hin zu<br />

Tom Waits heraushört. Ab auf den Sattel und<br />

trottend durchs Tal des Todes!<br />

(Saddle Creek/Cargo, 2012, 11/38:09) frs<br />

PUNCH BROTHERS<br />

WHO’S FEELING YOUNG NOW?<br />

Wer Bluegrass für eine angestaubte Musikrichtung<br />

hält, ist gerne eingeladen, sich<br />

mit dem neuen Album der Punch Bro<strong>the</strong>rs<br />

vom Gegenteil zu überzeugen. Frontmann<br />

und Mandolinenspieler Chris Thile hat für<br />

WHO’S FEELING YOUNG NOW? getreu<br />

dem Albumtitel junge, innovative Musiker<br />

an Banjo, Fiddle, Bass und Gitarre um sich<br />

versammelt. Dabei würzen sie ihren selbst<br />

komponierten Bluegrass mit Jazz, Folk, Indie-Rock<br />

und Klassik, bieten mit “Flippen”<br />

der schwedischen Folkband Väsen sowie mit<br />

“Kid A” von Radiohead zwei erlesene Cover-<br />

Versionen. Top Album!<br />

(Nonesuch/Warner, 2012, 12/50:01) us<br />

IMAGINARY WAR<br />

REPLACING THE GHOSTS<br />

Hans Derer, Chef der Labelfamilie 7Us, hat<br />

in den 80ern Bands wie Depeche Mode, Fad<br />

Gadget und Erasure in Deutschland promotet.<br />

Kein Wunder, präsentiert seine neueste Entdeckung,<br />

die Band Imaginary Way, auf ihrem<br />

Kurzvorstellungen<br />

Album REPLACING THE GHOSTS die<br />

Art von Musik, mit der die oben genannten<br />

Acts damals die Charts dominierten. Ein krachendes<br />

Rockschlagzeug und Vintage-Synthie-Klänge<br />

liefern das Fundament, vibrierende<br />

Gitarrenriffs und Joki Schallers Stimme<br />

sorgen dafür, dass die Songs nicht zu lieblich<br />

werden, dass eher dunkle, gebrochene Sounds<br />

erzeugt werden.<br />

(7<strong>Music</strong>/New <strong>Music</strong> Distribution,<br />

2012, 12/52:23) us<br />

PETER GREEN SPLINTER<br />

GROUP<br />

BLUES DON’T CHANGE<br />

Bisher nur bei ihren Auftritten gab es diese<br />

Sammlung alter Bluesklassiker zu erwerben,<br />

jetzt ist das programmatische BLUES<br />

DON’T CHANGE der Peter Green Splinter<br />

Group auch im regulären Handel erhältlich.<br />

Darauf verbeugen sie sich mit Songs wie<br />

“Little Red Rooster”, “Nobody Knows You<br />

When You’re Down And Out” oder “When<br />

It All Comes Down” vor Blues-Größen wie<br />

Muddy Waters, John Lee Hooker, Willie Dixon<br />

oder Sonny Boy Williamson.<br />

(Eagle/edel, 2001, 11/46:45)<br />

tk<br />

ROB TOGNONI<br />

ART<br />

Mit zehn selbst geschriebenen<br />

Songs<br />

und zwei Cover-<br />

Titeln, darunter Neil<br />

Youngs “Hey Hey,<br />

My My (In<strong>to</strong> <strong>The</strong><br />

Black)”, hat der australische<br />

Gitarrist i t Rob Tognoni sein neues<br />

Album bestückt. Wie gewohnt langt er dabei<br />

kraftvoll zu, sein charakteristischer Stil,<br />

die Songs mit seiner E-Gitarre zu dominieren,<br />

ist von der ersten Note an zu hören.<br />

Gewohnt stark auch sein Songwriting, von<br />

beseeltem Blues über lässigen Boogie bis zu<br />

krachendem Hard Rock reicht das Spektrum,<br />

dazu noch in klasse erdigem Sound.<br />

(Blues Boulevard/H’Art, 2012,<br />

12/50:13) us<br />

THE PINEAPPLE THIEF<br />

ALL THE WARS<br />

Von den bisherigen acht Studiowerken der<br />

Alternative/Prog-Band setzt sich ALL THE<br />

WARS vor allem durch den Einsatz eines<br />

Orchesters ab, das die jeweiligen Songstimmungen<br />

geschmackvoll wie einfühlsam unterstreicht.<br />

Zwischendurch wird auch kräftig<br />

gerockt – vor allem aber lebt das Album<br />

davon, dass es auf ordentlichen Songs aufbaut,<br />

von denen aus dann in unterschiedliche<br />

Richtungen der Spielart geforscht wird.<br />

(Kscope/edel, 2012, 9/45:04) pro<br />

THE EMPERORS OF<br />

WYOMING<br />

THE EMPERORS OF WYOMING<br />

Einst produzierte Butch Vig Nirvana, jetzt<br />

macht er mit Phil Davis, Franklin Lee und<br />

Peter Anderson Americana, teilweise mit<br />

Heavy-Untertönen, aber auch folkigen Momenten.<br />

So kann man Country auch anspruchsvoll<br />

neu definieren! Den Bandnamen<br />

(und gelegentliche Inspiration) haben sie sich<br />

von Neil Youngs Debütalbum geholt. Und<br />

dass sie John Martyns “Bless <strong>The</strong> Wea<strong>the</strong>r”<br />

von 1971 covern, zeugt von Geschmack.<br />

(Proper/Rough Trade, 2012, 10/40:54) pro<br />

DVD<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

THE MUSIC NEVER STOPPED<br />

Ewig in der Musik<br />

der 60er Jahre leben<br />

– was für manche<br />

Wunsch ist, wird<br />

für Gabriel Sawyer<br />

(Lou Taylor Pucci)<br />

ungewollt Realität.<br />

Ein Hirntumor, der<br />

jahrelang unbemerkt<br />

wuchs, ist zwar<br />

gutartig, ti hat aber sein Erinnerungsvermögen<br />

schwer beschädigt. Nach einem Streit<br />

hatte Gabriel mit seinen Eltern gebrochen.<br />

20 Jahre später erreicht sie ein Anruf aus<br />

der Klinik. Einzig einer Musik<strong>the</strong>rapeutin<br />

(Julia Ormond) gelingt es, Gabriel wieder<br />

so weit zu kriegen, dass er Kontakt mit<br />

seiner Umwelt aufnehmen kann. Mit Hilfe<br />

von Songs der <strong>Beatles</strong>, Grateful Dead<br />

und von Bob Dylan weckt sie seine Erinnerungen<br />

und reaktiviert allmählich seine<br />

geistigen Fähigkeiten. „<strong>The</strong> <strong>Music</strong> Never<br />

S<strong>to</strong>pped” (Regie: Jim Kohlberg), der auf<br />

der Fallstudie „Der letzte Hippie” des Neurologen<br />

Oliver Sacks basiert, ist ein stiller,<br />

nachdenklicher und rührender Film – mit<br />

einem wunderbaren Soundtrack (neben den<br />

genannten Interpreten gibt es Songs von<br />

Steppenwolf, den Tulips, Donovan, Peggy<br />

Lee und Crosby, Stills & Nash). Er erzählt<br />

zugleich ein Generationendrama: Nach und<br />

nach findet der konservative Vater Henry<br />

(großartig: J.K. Simmons), der zuvor überhaupt<br />

keinen Bezug zu Gabriels Welt hatte,<br />

näher zu seinem Sohn. Am Ende ergattert er<br />

gar Karten für ein Grateful-Dead-Konzert!<br />

Die DVD-Version des Films, der Anfang<br />

des Jahres in den Kinos lief, enthält als<br />

Bonus-Material Interviews, geschnittene<br />

Szenen und einen Audio kommentar.<br />

(Sena<strong>to</strong>r, 2012, Spr.: D/E, UT: D,<br />

101 Min. + Bonus) frs<br />

GEORGE MARTIN<br />

PRODUCED BY GEORGE<br />

MARTIN<br />

Eine der wohl<br />

schönsten<br />

Musik-<br />

Dokus ist die Produktion,<br />

die sich um<br />

George Martin, den<br />

Gentleman unter den<br />

Produzenten, dreht.<br />

Neben<br />

seiner Arbeit<br />

mit den <strong>Beatles</strong><br />

hat er viele andere<br />

Interpreten t im Studio begleitet, wie zum<br />

Beispiel Cilla Black, Pete Sellers und Jeff<br />

Beck, mit dem er das monumentale BLOW<br />

BY BLOW aufnahm. Martin revolutionierte<br />

die Aufnahmetechnik und auch die Rolle<br />

des Produzenten, denn mal abgesehen von<br />

Phil Spec<strong>to</strong>r saßen seine Kollegen in den<br />

Fünfzigern und frühen Sechzigern noch gemütlich<br />

im Regiesessel und mischten sich<br />

kaum ein. Martin hingegen arrangierte, experimentierte<br />

und lenkte die Musiker durch<br />

seine bestimmte, doch immer höfliche Art<br />

und trieb sie zu Höchstleistungen an. Neben<br />

ausführlichen Interviews mit dem Studio-Ass<br />

selbst kommen auch Weggefährten<br />

zu Wort, die alle nur in den höchsten Tönen<br />

von ihm sprechen. Die Doku, auch schon<br />

im Fernsehen ausgestrahlt, wurde mit 52<br />

Minuten unveröffentlichtem Material auf-<br />

DVD – Blu-ray<br />

ges<strong>to</strong>ckt, das besonders seine Arbeit mit<br />

den Comedians der damaligen Zeit <strong>the</strong>matisiert.<br />

Empfehlung!<br />

(Eagle Vision/edel, 138 Min.) at<br />

GRAHAM PARKER &<br />

THE RUMOUR<br />

LIVE AT ROCKPALAST<br />

1978+1980<br />

Graham Parker gastierte<br />

zweimal im<br />

„Rockpalast”:<br />

im<br />

Januar 1978 sowie<br />

im Ok<strong>to</strong>ber 1980<br />

im Rahmen der 7.<br />

Rocknacht – vor<br />

<strong>The</strong> Police und Jack<br />

Bruce. Auch wenn<br />

er beide Male die<br />

Band <strong>The</strong> Rumour, einen gut eingespielten<br />

Zusammenschluss von Pub-Rockern<br />

um den Gitarristen Brinsley Schwarz, im<br />

Rücken hatte: Die Auftritte waren dennoch<br />

sehr unterschiedlich. ’78 stand zusätzlich<br />

ein Bläserquartett mit auf der Bühne, denn<br />

Parker & <strong>The</strong> Rumour hatten mit HEAT<br />

TREATMENT und STICK TO ME, ihrem<br />

zweiten und dritten Album, gerade zwei<br />

soulige Longplayer vorgelegt. Die Setlist<br />

bestand fast ausschließlich aus Songs dieser<br />

beiden Werke, zuzüglich einiger Nummern<br />

vom großartigen Debüt HOWLIN’ WIND:<br />

“Heat Treatment”, “White Honey”, “Soul<br />

On Ice”, “Back To Schooldays”, “Fool’s<br />

Gold” etc. Zweieinhalb Jahre später in<br />

der Essener Grugahalle fiel das Programm<br />

weniger soulig, dafür umso rockiger aus.<br />

An den Keyboards saß kein Geringerer als<br />

Nicky Hopkins (Rolling-S<strong>to</strong>nes-Sideman<br />

sowie vormals Mitglied in der Jeff Beck<br />

Group und Steve Miller Band); er hatte<br />

schon auf Parkers damals aktuellem Album<br />

THE UP ESCALATOR in die Tasten<br />

gegriffen. Diesmal gab es vorrangig Songs<br />

von dieser und der vorangegangenen LP<br />

SQUEEZING OUT SPARKS sowie seine<br />

wohl bekannteste Single “Hey Lord, Don’t<br />

Ask Me Questions”. Erstmals hatte sich die<br />

britische BBC bei einer „Rockpalast”-Nacht<br />

dazu geschaltet, sie war jedoch nur an dem<br />

Auftritt von <strong>The</strong> Police interessiert. Nun<br />

gibt es die beiden großartigen, (wieder-)<br />

sehenswerten Gigs auf einer Doppel-DVD.<br />

(MiG/Intergroove, 1978/1980,<br />

63 + 81 Min.) frs<br />

CROSBY, STILLS & NASH<br />

CSN 2012<br />

In<br />

traumhaftem<br />

Klang und ges<strong>to</strong>chen<br />

scharfen HD-<br />

Bildern gibt es nun<br />

in einem DVD/2-<br />

CD-Set nach über<br />

20 Jahren wieder<br />

Livematerial<br />

von<br />

Crosby, Stills &<br />

Nash. Und das beileibe<br />

nicht ihtzu knapp: Zweieinhalb Stunden<br />

lib<br />

lang standen David Crosby, Stephen Stills<br />

und Graham Nash zusammen mit Shayne<br />

Fontayne (g), Todd Caldwell (org), Kevin<br />

McCormick (b), James Raymond (keys)<br />

und Steve DiStanislao (dr) am 22. April<br />

dieses Jahres auf der Bühne des Performing<br />

Arts Centers im kalifornischen San Luis<br />

Obispo, ließen alte Klassiker (“Marrakesh<br />

Seite 62 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


DVD<br />

REVIEWS<br />

Express”, “Sou<strong>the</strong>rn Cross”, “Déjà Vu”, als<br />

Zugabe “Suite: Judy Blue Eyes”) glänzen,<br />

borgten sich bei Bob Dylan “Girl Of <strong>The</strong><br />

North Country” aus und zeigten mit neuen<br />

Stücken (“Radio”, “Almost Gone”), dass<br />

sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören.<br />

Natürlich gab es auch Titel aus den<br />

jeweiligen Solokarrieren der drei Protagonisten<br />

zu hören, genauso wie aus CSN &<br />

Y- sowie Buffalo-Springfield-Zeiten. Neben<br />

der exzellent agierenden Begleitband<br />

ist es vor allem ihr dreistimmiger Gesang,<br />

der für Gänsehaut sorgt, lassen sie mit persönlich<br />

gehaltenen Ansagen einen Blick in<br />

ihr Innerstes zu, und immer wieder staunt<br />

man über die pure Intensität, mit der sie<br />

ihre Songs vortragen. Neben der DVD (Extras:<br />

Interviews mit Band und Crew) ist das<br />

komplette Konzert auch noch auf zwei CDs<br />

(12/76:49, 13/75:02) enthalten.<br />

(CSN Records/Warner, 2012, 154 Min.) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

THE FIRST RASTA<br />

Dreadlocks,<br />

Joints<br />

und<br />

grün-gelb-rote<br />

Farben: Fast jeder<br />

kennt die Symbole<br />

des<br />

Rasta-Kults.<br />

In hiesigen Breitengraden<br />

wissen<br />

jedoch<br />

höchstens<br />

beflissene<br />

Reggae-<br />

Fans mehr über die<br />

Herkunft und Hintergründe der bereits in<br />

den 30er Jahren entstandenen Rastafari-<br />

Bewegung. Einer ihrer Begründer war Leonard<br />

Percival Howell (1898-1981), der mit<br />

Spitznamen „<strong>The</strong> Gong” hieß (sein späterer<br />

„Jünger” Bob Marley nannte sich nach ihm<br />

„Tuff Gong”). In dem sehenswerten, akribisch<br />

recherchierten Dokumentarfilm „<strong>The</strong><br />

First Rasta” der französischen Regisseurin<br />

Hélène Lee erfährt man einiges über das<br />

abenteuerliche Leben und die revolutionären<br />

Ansichten Howells, der viele Ideen<br />

der späteren Hippie- oder Öko-Bewegung<br />

vorwegnahm. Schon die ersten Rastas predigten<br />

den Marihuana-Konsum, legten Wert<br />

auf gesundes Essen und gründeten Land-<br />

WGs. Nicht nur im kolonialen, bis 1962<br />

von den Briten regierten Jamaika eckte Howell<br />

mit seinen radikalen Ansichten an und<br />

landete mehrfach im Gefängnis. In Lees<br />

Film kommen Zeitzeugen ebenso zu Wort<br />

wie Rasta-gläubige Reggaemusiker, darunter<br />

Max Romeo und <strong>The</strong> Abyssianians.<br />

(Good Movies/Indigo, 2012,<br />

Engl. mit dt. UT, 86 Min.)<br />

frs<br />

ETTA JAMES<br />

LIVE AT MONTREUX 1975–1993<br />

Gleich<br />

mehrfach<br />

war Etta James beim<br />

Montreux Jazz Festival<br />

in der Schweiz zu<br />

Gast, das erste Mal<br />

1975, zuletzt 2008.<br />

Die nun veröffentlichte<br />

Blu-ray (wahlweise<br />

auch als DVD<br />

erhältlich)<br />

konzentriert<br />

t sich größtenteils t auf ihren Auftritt<br />

aus dem Jahr 1993, als sie das fachkundige<br />

Publikum mit Songs wie “I’d Ra<strong>the</strong>r Go<br />

Blind”, “I Just Wanna Make Love To You”<br />

oder “Why I Sing <strong>The</strong> Blues” begeisterte.<br />

Vier Songs (darunter ein unglaublich intensives<br />

“W.O.M.A.N.”) sind aus dem Jahr<br />

1975 zu erleben, jeweils ein Stück (bzw.<br />

ein Medley) aus den Jahren 1977, 1978 und<br />

1990, weitere fünf Titel (inkl. “Something’s<br />

Got A Hold On Me) stammen aus dem Jahr<br />

1989. Ähnlich sieht die Verteilung auf<br />

der gleichzeitig erscheinenden CD (2012,<br />

11/74:30) aus, auch hier stammt der Löwenanteil<br />

vom 1993er Gastspiel. Der Vergleich<br />

zwischen den einzelnen Auftritten<br />

bietet so die Möglichkeit, Etta James über<br />

einen relativ langen Zeitraum ihrer Karriere<br />

zu verfolgen; nicht umsonst zählte die im<br />

Januar dieses Jahres vers<strong>to</strong>rbene Musiker<br />

über lange Jahre zu den besten Bluessängerinnen.<br />

(Eagle/edel, 2012, 160 Min.)<br />

tk<br />

SUPERTRAMP<br />

LIVE IN PARIS ‚ 79<br />

Beides sind Klassiker,<br />

Supertramps mehr als<br />

20 Millionen Mal<br />

verkauftes<br />

Album<br />

BREAKFAST<br />

IN<br />

AMERICA aus dem<br />

Jahr 1979 sowie der<br />

Livemitschnitt<br />

aus<br />

der<br />

darauf folgenden<br />

Welt<strong>to</strong>urnee, die Ro-<br />

ger Hodgson, Rick Davies & Co. im November<br />

‘79 auch nach Paris führten. 1980<br />

wurde das Live-Album veröffentlicht – gehörte<br />

damals zur Standardausstattung jeder<br />

Plattensammlung –, die Filmaufnahmen<br />

verschwanden in den Archiven. Jetzt wurde<br />

das Original-Filmmaterial aufwändig restauriert<br />

und in HD-Qualität umgewandelt,<br />

ebenso wie die originalen Audio-Mehrspurbänder<br />

nicht nur für Stereosound, sondern<br />

auch für DTS Surround sowie Dolby Digital<br />

5.1 remixt wurden. LIVE IN PARIS<br />

‘79 ist nichts anderes als eine live gespielte<br />

Best Of, gespickt mit Top-Titeln wie “Logical<br />

Song”, “Give A Little Bit”, “Breakfast<br />

In America”, “Dreamer” und “Crime<br />

Of <strong>The</strong> Century”, noch dazu dargeboten<br />

von einer selbstbewussten Band auf dem<br />

Höhepunkt ihrer Popularität. Als Bonus-<br />

Material gibt es fünf Stücke, von denen die<br />

Bildaufnahmen verlorengegangen waren<br />

und jetzt in einer neu entworfenen Montage<br />

zu sehen sind.<br />

(Eagle Vision/edel, 2012, 133 Min.) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

SOUND IT OUT<br />

Plattenläden – vor<br />

allem<br />

unabhängige,<br />

kleine, familiäre<br />

Shops – sind<br />

eine<br />

aussterbende<br />

Gattung. Wie gut,<br />

dass es noch einige<br />

wenige von diesen<br />

Geschäften gibt, die<br />

mehr bieten als Ware<br />

von der Stange, in denen man kompetente<br />

Beratung in freundlicher Atmosphäre erhält.<br />

Einer von ihnen ist Sound It Out Records<br />

im nordostenglischen S<strong>to</strong>ck<strong>to</strong>n-On-<br />

Tees. Hier finden sich die Musikfreaks und<br />

Plattensammler der Region ein – der Status-Quo-Fan,<br />

der Heavy-Metal-Aficionado<br />

oder der Hobby-Techno-DJ – und halten einen<br />

Plausch mit Tom und Dave, den beiden<br />

Verkäufern. In manchen Szenen der von<br />

lauter Freaks und liebenswerten Charakteren<br />

bevölkerten Doku „Sound It Out” der<br />

Regisseurin Jeanie Finlay fühlt man sich an<br />

den Plattenladen aus Nick Hornbys „High<br />

Fidelity” erinnert, nur dass dieser eben fiktiv<br />

und jener echt ist! Die DVD-Version des<br />

Films enthält insgesamt 57 Minuten Bonus-<br />

Material, darunter erweiterte Interviews,<br />

Kurzfilme und Musikvideos.<br />

(Good Movies/Indigo, 2012,<br />

Engl. mit dt. UT, 132 Min.)<br />

frs<br />

VARIOUS ARTIST<br />

THE BLUES COLLECTION<br />

Diese Sammelbox<br />

bietet acht Filme,<br />

die sich <strong>the</strong>matisch<br />

um das <strong>The</strong>ma<br />

„Blues”<br />

drehen,<br />

einige davon sind<br />

schon seit längerem<br />

vergriffen.<br />

„<strong>The</strong> Soul Of A<br />

Man” folgt dem<br />

Leben Lb dreier großer Bluesmusiker: Skip<br />

James, Blind Willie Johnson und J.B. Lenoir.<br />

Wim Wenders hat Archivmaterial<br />

mit fiktiven Szenen gemischt, für Musik<br />

sorgen u.a. Beck und T-Bone Burnett. Um<br />

B.B. King und seine Heimatstadt geht es<br />

in „<strong>The</strong> Road To Memphis” von Richard<br />

Pearce. Auch hier gibt es neben aktuellen<br />

Musikern Archivmaterial von Rufus Thomas,<br />

Howlin’ Wolf und Fats Domino zu<br />

sehen. In „Feel Like Going Home” macht<br />

sich Filmemacher Martin Scorsese zusammen<br />

mit dem jungen Bluesmusiker Corey<br />

Harris auf die Suche nach dem Blues. Die<br />

Reise führt vom Mississippi-Delta über den<br />

Atlantik bis nach Afrika an die Ufern des<br />

Niger in Mali. Kein Geringerer als Clint<br />

Eastwood macht sich in „Piano Blues” auf<br />

Schatzsuche, verbindet alte Aufnahmen<br />

mit neuen Interpretationen, legt sein Augenmerk<br />

vor allem auf Live-Auftritte von<br />

Künstlern wie Ray Charles, Dr. John, Dave<br />

Brubeck oder Pine<strong>to</strong>p Perkins. In „Godfa<strong>the</strong>rs<br />

And Sons” begleitet Regisseur Marc<br />

Levin die HipHop-Ikone Chuck D (Public<br />

Enemy) und Marshall Chess bei der Produktion<br />

ihres gemeinsamen Bluesalbums<br />

in Chicago. Für dieses Projekt kooperieren<br />

Bluesveteranen mit jungen HipHop- und<br />

R&B-Künstlern. Mike Figgis betrachtet<br />

in seinem Film „Red, White & Blues” den<br />

Blues aus britischer Sicht, als sich in den<br />

60er Jahren Musiker wie Eric Clap<strong>to</strong>n, Alexis<br />

Korner oder die Rolling S<strong>to</strong>nes mit ihrer<br />

Musik vom allgegenwärtigen Beat und<br />

Pop distanzierten. Am 7. Februar 2003 versammelten<br />

sich Tausende von Musikfans in<br />

der New Yorker Radio City <strong>Music</strong> Hall zu<br />

einem fünfstündigen Benefizkonzert, um<br />

die reiche Vergangenheit, aber auch die Zukunft<br />

des Blues zu feiern. An diesem Abend<br />

trafen Blueslegenden wie Buddy Guy, B.B.<br />

King und Solomon Burke auf jüngere Vertreter<br />

ihrer gemeinsamen Musik, darunter<br />

Bonnie Raitt, Angelique Kidjo, Macy Gray,<br />

Mos Def und India Arie. Für „Lightning<br />

In A Bottle” hat An<strong>to</strong>ine Fuqua die Höhepunkte<br />

dieses Abends in knapp zwei Stunden<br />

zusammengefasst. Charles Burnetts<br />

Spielfilm „Warming By <strong>The</strong> Devil’s Fire”<br />

erzählt die fiktive Geschichte eines Jungen<br />

in Mississippi des Jahres 1955, seine<br />

DVD – Blu-ray<br />

Zerrissenheit zwischen Gospel und Blues.<br />

Neben dem für acht Filme recht günstigen<br />

Preis spricht auch die Tatsache für diese<br />

BLUES COLLECTION, dass man darin<br />

auch Filme erhält, die man bisher gar nicht<br />

kannte, und so einiges bisher Unbekanntes<br />

über den Blues erfährt.<br />

(Studiocanal/Arthaus, 2012, 8 DVDs) tk<br />

IAN DURY & THE<br />

BLOCKHEADS<br />

LIVE AT ROCKPALAST 1978<br />

Im Februar 1978 bewiesen<br />

die Macher<br />

des<br />

„Rockpalasts”<br />

Mut und ein gutes<br />

Näschen. Als sie Ian<br />

Dury & <strong>The</strong> Blockheads<br />

für ein Konzert<br />

ins WDR-Studio<br />

nach Köln einluden<br />

war es nämlich noch<br />

lange nicht abzusehen, ob sich die britische<br />

Punk- und New-Wave-Explosion wirklich<br />

auf dem Kontinent würde durchsetzen können.<br />

Die rüde Art Durys, seine alles andere<br />

als zurückhaltende Art mit seiner Behinderung<br />

– seit seinem siebten Lebensjahr<br />

war er wegen Kinderlähmung gehbehindert<br />

– umzugehen, die irren Einlagen von<br />

Saxofonist Davey Payne und Keyboarder<br />

Chaz Jankel, das war für das „normale”<br />

„Rockpalast”-Publikum ultraharte Kost.<br />

Viel Material hatte die Band auch noch<br />

nicht zu bieten, so spielten sie sich einfach<br />

einmal durch ihre Debüt-LP NEW BOOTS<br />

AND PANTIES, natürlich mit dem legendären<br />

“Sex And Drugs And Rock’n’Roll”,<br />

einer Redewendung, die erst danach zum<br />

geflügelten Wort werden sollte. Ein his<strong>to</strong>rischer<br />

Abend, getragen von erstklassigen<br />

Songs voller berstender Energie; dieser<br />

Auftritt ist auch heute noch ein denkwürdiges<br />

Erlebnis.<br />

(MiG/Intergroove, 2012, 67 Min.) us<br />

WALKABOUTS<br />

LIFE: THE MOVIE – COLLECTED<br />

FILMS & CLIPS<br />

Gleich in die Vollen<br />

gehen die Walkabouts<br />

mit ihrer<br />

ersten<br />

offiziellen<br />

DVD-Veröffentlichung.<br />

Über drei<br />

Stunden<br />

exklusives<br />

Material haben<br />

Chris Eckman<br />

und seine Band für<br />

LIFE: THE MOVIE<br />

zusammengetragen.<br />

Mit dabei der 70-minütige Konzertfilm<br />

„Live In Prague” aus dem Jahr 2005, inkl.<br />

dreier Titel, die nicht auf der PRAGUE-<br />

Live-CD enthalten waren. „Tracking <strong>The</strong><br />

Walkabouts” ist eine 40-minütige Dokumentation<br />

von Spezialist Harry Rag, die<br />

einen Blick hinter die Kulissen erlaubt<br />

und die Bandmitglieder während des Touralltags<br />

zeigt. Genauso lang dauert „Walkie<br />

Talkie” (klasse Titel, oder?), bei dem es<br />

eine ausführliche Interviewsession mit allen<br />

fünf Gründungsmitgliedern der Walkabouts<br />

zu sehen gibt. Doch was wäre solch<br />

eine DVD ohne Musikvideos? Hier gibt es<br />

alle neun offiziellen Videos, vom 1989er<br />

“Medicine Hat” über ihren größten Erfolg<br />

“<strong>The</strong> Light Will Stay On” bis zu “Drown”<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 63


DVD<br />

REVIEWS<br />

aus dem Jahr 1999. Ohne Frage: Besser &<br />

mehr geht nicht.<br />

(Glitterhouse/Indigo, 2012, 200 Min.) us<br />

JOHNNY HORTON<br />

I’M A FISHIN’ MAN<br />

Mitte der 80er Jahre<br />

gab es gerade mal<br />

zwei Videos von<br />

Johnny Hor<strong>to</strong>n: ein<br />

grobkörniges<br />

“I’m<br />

A Fishin’ Man” sowie<br />

einen Auftritt<br />

aus der „Ed Sullivan<br />

Show”. Zwischenzeitlich<br />

wurde noch<br />

einiges i mehr an Bildmaterial in den Archiven<br />

gefunden, so dass jetzt sogar eine ganze<br />

DVD mit Auftritten des Countrymusikers erscheint.<br />

Nun kann man auch nachvollziehen,<br />

warum Hor<strong>to</strong>n der geborene Fernsehkünstler<br />

war: Seine liebenswürdige, freundliche Art,<br />

sein gutes Aussehen sowie sein flottes Auftreten<br />

waren perfekt für das junge Medium<br />

Fernsehen. Von den Anfangstagen seiner<br />

Karriere über die 1959er Ozark-Jubilee-Auftritte<br />

bis zu einer Live-Show in Detroit aus<br />

dem September 1960, also nur zwei Monate<br />

vor seinem Unfall<strong>to</strong>d, reicht das Videomaterial.<br />

Zu hören und zu sehen ist dabei neben<br />

Hits wie “North To Alaska”, “Sink <strong>The</strong> Bismarck”<br />

oder “<strong>The</strong> Battle Of New Orleans”<br />

auch der eine oder andere bisher unbekannte<br />

Song, dazu gibt es noch drei Kinotrailer sowie<br />

drei Audio-Bonus-Tracks.<br />

(Bear Family, 2012, 72 Min.) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

VINYLMANIA<br />

Schon vor längerem<br />

hat <strong>GoodTimes</strong> die<br />

Rubrik „Vinyl” eingeführt<br />

– auf vielfachen<br />

Wunsch. Doch<br />

nicht nur unter den<br />

Lesern dieses Magazins<br />

steigt die Zahl<br />

derjenigen, die statt<br />

zu CDs und Downloads<br />

lieber wieder zur guten alten Vinylscheibe<br />

greifen. Grund mag ein „wärmerer” Klang<br />

sein oder einfach nur das Verlangen, in einer<br />

zunehmend digitalisierten Welt etwas analog<br />

Greifbares mit größerer Hülle in den Händen<br />

halten zu wollen – Fakt ist: Weltweit hat das<br />

Interesse an den schwarzen Rillen wieder<br />

zugenommen. Der italienische Regisseur, DJ<br />

und Plattensammler Paolo Campana hat aus<br />

seiner Leidenschaft einen sehr schönen Dokumentarfilm<br />

gemacht. „Vinylmania” nimmt<br />

die Zuschauer mit auf eine anekdotische, unterhaltsame<br />

Reise um die halbe Welt – immer<br />

auf den Spuren der wiedererweckten Rillen-<br />

Begeisterung: ob zu Plattenläden, -börsen<br />

und -sammlern oder in das weltweitgrößte<br />

Vinylpresswerk in Tschechien; ob nach Paris<br />

zu den DJs des Gotan Project oder dem Londoner<br />

Mod-Veteran und Labelgründer Eddie<br />

Piller; ob nach Tokio zu den Entwicklern des<br />

ELP-Laser-Plattenspielers oder den Hüllen-<br />

Designern Peter Saville (Fac<strong>to</strong>ry Records, Joy<br />

Division) und Wins<strong>to</strong>n Smith (Dead Kennedys,<br />

Green Day). Die DVD-Ausgabe enthält<br />

einen Extra-Silberling mit Videoclips und zusätzlichen<br />

Interviews.<br />

(Good Movies/Indigo, Dt./Engl.,<br />

2012, 150 Min.) frs<br />

HARRY BELAFONTE<br />

SING YOUR SONG<br />

„Ein Leben für die<br />

Freiheit” lautet der<br />

deutsche<br />

Untertitel<br />

von „Sing Your<br />

Song”, der Doku<br />

über Harry Belafonte.<br />

Und das ist<br />

passend, denn der<br />

Film rückt den Calypsosänger<br />

und<br />

Hollywood-Schauspieler eher in den Hintergrund<br />

und stellt das jahrzehntelange politische<br />

Engagement des nunmehr 85-jährigen<br />

Weltstars ins Zentrum. Der Streifen,<br />

der zeitgleich mit Veröffentlichung von<br />

Belafontes Au<strong>to</strong>biografie „My Song”<br />

(<strong>GoodTimes</strong> 2/2012) in die Kinos kam und<br />

nun auf DVD erscheint, kombiniert Archivmaterial,<br />

Interviews mit Weggefährten wie<br />

Sidney Portier, Miriam Makeba und Quincy<br />

Jones sowie persönliche Erinnerungen<br />

zu einem dichten, vielschichtigen Porträt.<br />

Ob die Bürgerrechtsbewegung der 60er<br />

Jahre, der Kampf gegen die Apar<strong>the</strong>id<br />

in Südafrika oder die Proteste gegen den<br />

Irak-Krieg – immer marschierte Belafonte<br />

in vorderster Reihe mit, Seite an Seite mit<br />

Martin Lu<strong>the</strong>r King, den Kennedys oder<br />

Nelson Mandela. Stets widersetzte er sich<br />

der Rassendiskriminierung: Er heiratete<br />

1957 eine Weiße und löste damit einen<br />

Sturm der Entrüstung aus; er trat als einer<br />

der Ersten mit einer gemischten Band<br />

im Süden der USA auf; und er besaß die<br />

Chuzpe, in Los Angeles in einen Swimmingpool<br />

für Weiße zu springen. Wenn der<br />

Polit-Aktivist auch im Fokus steht, gibt der<br />

Film dennoch genügend Einblicke in Belafontes<br />

Leben als Privatmensch und seine<br />

Entwicklung als Künstler.<br />

(Arsenal/Indigo, 2012, Dt./Engl.,<br />

104 Min.) frs<br />

FREDDIE MERCURY<br />

THE GREAT PRETENDER<br />

Freddie<br />

Mercury<br />

war ohne Zweifel<br />

eine der charismatischsten<br />

Persönlichkeiten<br />

der Rockmusik.<br />

Dies zeigte<br />

er nicht nur im Verbund<br />

mit Queen,<br />

auch als Solokünstler<br />

oder im Zuge<br />

der Zusammenarbeit mit der Opernsängerin<br />

Montserrat Caballé faszinierte er die<br />

Rock- und Popgemeinde. Jetzt erscheint<br />

(wahlweise als DVD oder Blu-ray) mit<br />

THE GREAT PRETENDER eine breit gefächerte<br />

Rückschau auf Freddies Karriere.<br />

Teilweise bisher unveröffentlichtes Material,<br />

darunter auch persönliche Videofilme<br />

von Freunden und Weggefährten, neue Interviews<br />

mit Kollegen wie Brian May, Roger<br />

Taylor oder Queen-Manager Jim Beach<br />

sowie rare Videoaufzeichnungen (u.a. die<br />

Zusammenarbeit mit Michael Jackson bei<br />

“<strong>The</strong>re Must Be More To Life Than This”)<br />

zeigen ihn als großzügigen, humorvollen<br />

Menschen mit einer einzigartigen Leidenschaft<br />

für Musik, der noch dazu sehr gut<br />

zwischen der großen Showbühne und dem<br />

privaten Leben unterscheiden konnte.<br />

(Eagle/edel, 2012, 107 Min.)<br />

tk<br />

SNOWY WHITE & FRIENDS<br />

AFTER PARADISE<br />

Einen langen Weg<br />

hat<br />

UK-Gitarrist,<br />

Songschmied<br />

und<br />

Sänger<br />

Snowy<br />

White (Thin Lizzy,<br />

Pink Floyd, Roger<br />

Waters) seit seinem<br />

Solodebüt WHITE FLAME 1983 zurückgelegt.<br />

Blues Agency, White Flames und<br />

Blues Project hießen die Begleitbands,<br />

mit denen er den Blues spielte, den er mit<br />

Rock und Jazzanleihen anreichert(e). Viele<br />

seiner Mitstreiter rief der 64-Jährige für einen<br />

Gig am 16.9.2011 in Weert, Holland,<br />

zusammen. Getragen von Kuma Harada/<br />

Walter Latupierissa (b), Richard Bailey/<br />

Jeff Allen/Juan Van Emmerloot (dr), Max<br />

Middle<strong>to</strong>n/John „Rabbit” Bundrick (keys),<br />

Ruud Weber (voc, g) und Sohn Thomas<br />

(perc), stimmte White einen beeindruckenden<br />

Querschnitt seinen Schaffens an,<br />

inklusive je einer Anleihe bei seinem Vorbild<br />

Peter Green (“Slabo Day”) und John<br />

Mayall (“Tears In My Eyes”). Grandios:<br />

sein gefühlvolles Gitarrenspiel. Informativ:<br />

das Bonus-Kapitel „<strong>The</strong> Making Of”<br />

(Proben, Interviews; bei der Produktion<br />

wurden offenbar die beiden But<strong>to</strong>ns „<strong>The</strong><br />

Making Of” und „Play All” vertauscht).<br />

Insgesamt: sehr gelungen.<br />

(Snowy White/Soulfood, 2012,<br />

137 Min.) pro<br />

OMEGA<br />

GREATEST PERFORMANCES<br />

Als Ergänzung zur<br />

gleich<br />

betitelten<br />

Doppel-CD<br />

(siehe<br />

GT 3/2012) der<br />

ungarischen<br />

Veteranentruppe<br />

Omega<br />

gibt es nun die<br />

visuelle Ergänzung<br />

per zweifacher DVD<br />

mit identischer Setlist,<br />

um das 50-jährige Bestehen zu feiern. Es<br />

handelt sich um Mitschnitte von Stadionkonzerten<br />

in den „1990s and 2000s”, Angaben<br />

dazu, was wann wo entstand, fehlen gänzlich<br />

– vermutlich spielte sich das Geschehen<br />

meist im Nep-Stadion zu Budapest ab . Die<br />

Musik an sich, schwerpunktmäßig ungarisch<br />

gesungener Hard Rock mit Prog- und Space-<br />

Affinität, überzeugt und braucht sich im internationalen<br />

Maßstab nicht zu verstecken;<br />

die Arbeit von Kameraleuten sowie Cuttern<br />

ist solide; die Fans waren zufrieden, wie Beifall<br />

und Feuerzeugeinsatz belegen.<br />

(Megamultimedia/edel, 2012,<br />

119 Min.) pro<br />

ROBERT PLANT &<br />

THE BAND OF JOY<br />

LIVE FROM THE ARTISTS DEN<br />

Robert Plant hat seinen<br />

Frieden mit der<br />

Vergangenheit<br />

gemacht<br />

und zugleich<br />

vor geraumer Zeit<br />

uramerikanische<br />

Musik für sich entdeckt.<br />

Dies wird auf<br />

LIVE ... deutlich,<br />

indem er Led-Zep-<br />

Klassiker und Solosongs in neuem Sound-<br />

DVD – Blu-ray<br />

und Stilkleid anstimmt, Country-Klassiker<br />

wie “Satisfied Mind” in<strong>to</strong>niert, begleitet<br />

von so großartigen Americana-Spezialisten<br />

wie Buddy Miller (g) oder Patty Griffin<br />

(voc). Auch wenn Plant stimmlich nicht<br />

mehr ganz das einstige Spektrum abdecken<br />

kann, singt er immer noch inbrünstig und<br />

unverkennbar, bläst in die Mundharmonika<br />

– für alte Fans sicher gewöhnungsbedürftig,<br />

aber doch beeindruckend. Im<br />

Bonus-Trakt interessant ist das Interview<br />

mit Plant, der Rest vernachlässig bar. Ein<br />

stimmungsvolles Konzerterlebnis (deutsche<br />

Untertitel).<br />

(Universal, 2012, 77 Min.)<br />

pro<br />

WILLY DeVILLE<br />

STILL ALIVE<br />

Zumindest das musikalische<br />

Erbe des<br />

vor drei Jahren vers<strong>to</strong>rbenen<br />

Musikkauzes<br />

Willy De-<br />

Ville lebt: Neben<br />

der<br />

audiophilen<br />

Doppel-LP<br />

bzw.<br />

CD LIVE AT THE<br />

METROPOL gibt<br />

es nun auch die 3-DVD-Box STILL ALIVE<br />

nicht nur mit Konzertmitschnitten. War De-<br />

Ville gut drauf, waren seine Shows grandios<br />

– sie konnten aber auch gnadenlos in die<br />

Hose gehen. Die beiden bereits auf DVD<br />

erhältlichen, aber vergriffenen grandiosen<br />

2002er Berlin-Auftritte sind hier wieder<br />

erhältlich. Den Reiz der Box macht neben<br />

dem ungewöhnlich aufwändigen Booklet<br />

DVD 3 aus: Konzert-Outtakes und ein Interview<br />

(aus Diethard Küsters Film „Beautiful<br />

Losers”), Auszüge aus dessen Film „Va<br />

Banque” von 1986, Soundcheckaufnahmen<br />

etc. Nicht nur Fans des Non-Mainstreamers<br />

DeVille zum mehr als abendfüllenden audiovisuellen<br />

Genuss zu empfehlen!<br />

(Meyer Records/Rough Trade, 2012,<br />

86 + 92 + 81 Min., dt. Untertitel) pro<br />

BOB MARLEY &<br />

THE WAILERS<br />

MARLEY<br />

Regisseur<br />

Kevin<br />

MacDonald geht in<br />

seiner fast zweieinhalbstündigen,<br />

gut<br />

recherchierten<br />

und<br />

mit rarem Archivmaterial<br />

versehenen<br />

Filmbiografie „Marley”<br />

dem Leben des<br />

1981 mit nur 36 Jahren<br />

an Krebs ges<strong>to</strong>rbenen Reggaesängers<br />

Bob Marley nach. In Interviews kommen<br />

u.a. seine Ehefrau Rita, Wailers-Mitglied<br />

Bunny Wailer und Island-Chef Chris<br />

Blackwell zu Wort. Zur Sprache kommen<br />

Marleys ärmliche Kindheit auf dem Lande,<br />

der Aufstieg der Wailers zu internationalen<br />

Stars, das Attentat auf ihn im Jahr 1976, das<br />

„One Love Peace Concert”, bei dem es ihm<br />

gelang, die Hände des Premierministers<br />

und seines Rivalen ineinanderzulegen, und<br />

schließlich sein Rückzug nach der Erkrankung.<br />

Die DVD erhält als Bonus Audiokommentare<br />

sowie drei Livesongs aus dem<br />

Manhattan Center vom Juni 1975.<br />

(Arthaus/Studiocanal, 2012, Engl./dt.<br />

Untertitel, 144 Min. + 11 Min. Bonus) frs<br />

Seite 64 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Books For You<br />

ROLLING STONES: Complete Recording Sessions<br />

1962–2012; 50th Anniversary Edition<br />

Von Martin Elliott<br />

2012, Cherry Red Books<br />

ISBN 978-1-90144-777-4<br />

423 Seiten, englisch<br />

ca. 17,00 £<br />

Auch die dritte<br />

Ausgabe dieses<br />

Buches (nach 1990<br />

und 2002) wird no<strong>to</strong>rische<br />

Erbsenzähler<br />

wecken, um ihren<br />

Mäkeltrieb zu befriedigen.<br />

Seriöse Fans/<br />

Leser hingegen wissen,<br />

welch immense<br />

Fleißarbeit ein solches<br />

Kompendium erfordert,<br />

welche Fußangeln<br />

bei nahezu jedem<br />

Absatz lauern. Elliotts<br />

Dokumentation –<br />

egal, welche marginalen<br />

Fehlerchen vielleicht enthalten sind –<br />

erhält den „Bibel”-Stempel. Im Großformat<br />

21x30 cm finden sich in chronologischer<br />

Anordnung S<strong>to</strong>nes-Aufnahmen von (1)<br />

“Around And Around” (Frühjahr 1962,<br />

noch als dilettierende Little Boy Blue &<br />

<strong>The</strong> Blue Boys bis (1.546),<br />

“Watching <strong>The</strong> River<br />

Flow” (Feb. & Nov. 2010)<br />

für die Ian-Stewart-Tribute-Disc<br />

BOOGIE 4 STU<br />

–<br />

mit detaillierten Daten,<br />

Orten, Musikern, Komponisten,<br />

alternativen Titelgebungen<br />

(z.B. “Monkey<br />

Man”/”Positano Grande”<br />

oder “Citadel”/”After<br />

Five” oder “Brown<br />

Sugar”/”Black Pussy”) sowie<br />

Vinyl- bzw. CD-Veröffentlichungshinweisen<br />

für Großbritannien und<br />

die USA. Die Einführung<br />

in die beeindruckende<br />

Datenlawine hat der ehemalige Rolling-<br />

S<strong>to</strong>nes-Produzent Chris Kimsey besorgt,<br />

zwei jeweils achtseitige Unterbrecher-<br />

Fo<strong>to</strong>blöcke (Farbe und s/w) mit vielen<br />

nur selten oder sogar nie zu sehenden<br />

Hintergrundmachern sorgen für optische<br />

Abwechslung. Zum Gros der laufenden<br />

Aufnahmenummern gibt es erklärende<br />

Texte, ein mächtiger alphabetischer Index<br />

erleichtert das schnelle Auffinden;<br />

Livetracks sind dort gesondert gelistet,<br />

es gibt ferner Längenangaben und Vermerke,<br />

wenn Einspielungen unveröffentlicht<br />

geblieben sind.<br />

Dass u.a. Felix Aeppli (Zürich) und Nico<br />

Zentgraf (Berlin) für Mitwirkung gedankt<br />

wird, garantiert weitere Faktenstärke und<br />

Zuverlässigkeit. Ob es – das <strong>The</strong>ma sind<br />

schließlich Musikanten um die 70 – jemals<br />

eine weitere, ergänzende Ausgabe dieses<br />

empfehlenswerten und für Rechercheure<br />

unverzichtbaren Standardwerkes geben<br />

wird, scheint eher fraglich. Darum: „You<br />

rea-lly can get what you wa-ant”, jetzt. bm<br />

Weitere interessante<br />

Buchveröffentlichungen:<br />

Kiss – FAQ (engl.)<br />

Von Dale Sherman<br />

2012, Backbeat Book<br />

ISBN: 978-1-61713-091-5<br />

358 Seiten<br />

21,99 €<br />

Being Jimi Hendrix – Ein Essay<br />

Von Frank Schäfer<br />

2012,<br />

Verlag Andreas Reiffer<br />

ISBN: 978-3-93489-663-5<br />

96 Seiten<br />

7,95 €<br />

<strong>The</strong> Lesson Today –<br />

Am Tag vor Live Aid 85<br />

Von Ralf Friedrichs<br />

2012, Rheinlese Verlag<br />

ISBN: 978-3-98088-206-4<br />

332 Seiten<br />

12,95 €<br />

We Are Ugly But We Have <strong>The</strong> <strong>Music</strong> Die Auferstehung des Johnny Cash –<br />

Von Jonas Engelmann, Hans-Peter und “Belsen Was A Gas”)? Gibt es Spuren<br />

seine späten Jahre und die American Recordings<br />

Frühauf, Werner Nell u. Peter jüdischer Kultur und Identität in den Werken<br />

Von Graeme Thomson, übersetzt von<br />

Waldmann (Hg.)<br />

von David Bowie, Eugene Chadbourne Sonja Willner und Sandra Hölzel<br />

2012, Verlag Hatje Cantz, Ostfildern oder DJ Shantel? Diesen und anderen Fragen<br />

2012, Bosworth Edition<br />

ISBN 978-3-77573-318-2<br />

geht die nach einem Leonard-Cohen- 254 Seiten, Paperback<br />

416 Seiten; 49,80<br />

€<br />

Zitat benannte Anthologie „We Are Ugly ISBN 978-3-86543-713-6<br />

äre der Punk But We Have <strong>The</strong> <strong>Music</strong>” nach. Gestreift 19,95 €<br />

W<br />

überhaupt möglich<br />

geworden ohne liche Texte versammelt (die Auswahl reicht D7. Dezember 1993 auf<br />

werden in dem Buch, das sehr unterschied-<br />

ass Johnny Cash am<br />

das frühe Zutun von von Interviews bis hin zu wissenschaftlichen<br />

dem Sunset Boulevard sein<br />

so auffällig vielen jüdischen<br />

Essays), neben Musik auch Literatur<br />

erstes Solokonzert gab,<br />

Musikern und (Maxim Biller, Georges Perec) und Film<br />

hatte gleich dreifachen<br />

Impresarios wie Lou (Mel Brooks u.a.). Im Untertitel verspricht<br />

Symbolcharakter: Er war<br />

Reed, Richard Hell, der Band „eine ungewöhnliche Spurensuche<br />

von neuerlichem Substanz-<br />

Joey Ramone und Malcolm McLaren? Warum<br />

spielen und spielten so viele Punkbands<br />

mit einer Nazi-Äs<strong>the</strong>tik (Hakenkreuzbinden,<br />

in Sachen jüdische Erfahrung und<br />

Subkultur”. Dieses Versprechen halten die<br />

oft zu überraschenden Erkenntnissen ge-<br />

Missbrauch geheilt, den<br />

ihm eigentlich seit der geläuterten June-Carter-Ära<br />

im Familienkreis niemand mehr zuge-<br />

Songtitel wie “Blitzkrieg Bop” langenden Texte fürwahr!<br />

frs traut hätte. Cash konnte allein auf der<br />

Bühne<br />

seinen Mann stehen. Und er hatte im Studio<br />

nach Exzessen mit Chören und Streichern<br />

ebenfalls zu neuer Intensität und Einfachheit<br />

gefunden, dank Fan/Producer Rick Rubin, der<br />

American Recordings zum Markenzeichen erhöhte.<br />

Ex-Schwiegersohn Nick Lowe ist einer<br />

der vielen, die als Songwriter für Cash zum<br />

Zuge kamen, vor allem mit “<strong>The</strong> Beast In Me”.<br />

Als Interviewpartner macht er das Comeback<br />

ebenso deutlich wie etwa Tochter Rosanne<br />

Cash oder Nick Cave. Cave kommentiert, auf<br />

die American Recordings angesprochen: „Ich<br />

hörte den Vorwurf, dass Rick ihn völlig ausnähme.<br />

Aber es war genau andersherum: Er<br />

gab diesem Mann Energie!” Zu den Stärken<br />

des Buches gehört die Einbeziehung vieler<br />

Alben, von Cash über Dylan zu U2. utw<br />

<strong>The</strong> Rolling S<strong>to</strong>nes: Der Tanz mit dem Teufel<br />

Von Stanley Booth<br />

2012, Hannibal<br />

ISBN 978-3-85445-149-0<br />

398 Seiten<br />

17,90 €<br />

„Der Tanz<br />

Mmit dem Teufel”<br />

ist ein Nachdruck<br />

eines der<br />

intimsten Porträts<br />

der S<strong>to</strong>nes erschienen.<br />

Der amerikanische<br />

Au<strong>to</strong>r Stanley<br />

Booth erhielt<br />

1969 die offizielle<br />

Erlaubnis der<br />

Band, sie auf ihrer<br />

US-Tournee zu begleiten, die mit dem<br />

tragischen Konzert in Altamont endete.<br />

Die Schilderung dieser chaotischen Konzertreise<br />

nimmt den Großteil des Buches<br />

ein, wird aber immer wieder von Rückblenden<br />

unterbrochen, in denen Booth<br />

neben viel Zeitkolorit die unmittelbare<br />

Zeit davor beschreibt und auch den Tod<br />

von Brian Jones schildert. Interviewausschnitte,<br />

persönliche Gespräche und eine<br />

gelungene Charakterisierung der Protagonisten<br />

sorgen für die nötige Tiefe. Einige<br />

Leser mögen sich an der häufigen Darstellung<br />

des Drogenkonsums reiben, aber<br />

letztendlich war diese Ära von <strong>to</strong>xischen<br />

Substanzen geprägt, die nicht behutsam<br />

und vorsichtig konsumiert wurden, sondern<br />

ohne Rücksicht auf Verluste. Booth<br />

ist es gelungen, mit seinem Buch eine Ära<br />

zu dokumentieren, in der der Rock’n’Roll<br />

noch wirklich wild war.<br />

fl<br />

Design und Punk<br />

Von Russ Bestley und Alex Ogg<br />

2012, Hannibal Verlag, Höfen<br />

ISBN 978-3-85445-393-2<br />

224 Seiten, Hardcover, viele farb. Abb.<br />

39,99 €<br />

unk und<br />

PPracht – passt<br />

das<br />

eigentlich<br />

zusammen?<br />

Wie<br />

auch immer: Russ<br />

Bestleys und Alex<br />

Oggs Buch „Design<br />

und Punk” ist<br />

ein Punk-Prachtband.<br />

Mit mehr als 500<br />

Abbildungen von<br />

Plattencovern, Postern, Flyern, Fanzines,<br />

Band- und Modefo<strong>to</strong>s aus über 40 Jahren<br />

und aus der ganzen Welt legen die<br />

beiden Briten dar, dass der Punk wie jede<br />

andere jugend- und subkulturelle Strömung<br />

auch eine ganz eigene Bilder- und<br />

Formensprache entwickelt hat. Und die ist<br />

nicht leicht über einen Kamm zu scheren.<br />

Denn abgesehen von einigen wenigen<br />

festen Komponenten wie Aggressivität<br />

und Nonkonformismus, Collage und Persiflage<br />

sind die Ausdrucksformen ziemlich<br />

vielseitig. So unterscheidet sich etwa die<br />

Cover-Gestaltung der Dead Kennedys erheblich<br />

von der der Talking Heads. Neben<br />

der his<strong>to</strong>rischen Entwicklung gehen Bestley<br />

und Ogg auch dem Einfluss des Punk<br />

auf Mode und Massenkultur nach. Die<br />

Darstellung beginnt beim britischen und<br />

US-amerikanischen Pro<strong>to</strong>-Punk der späten<br />

60er und frühen 70er Jahre (S<strong>to</strong>oges, MC5<br />

etc.) und reicht bis zur gegenwärtigen<br />

weltweiten Punkszene.<br />

frs<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 65


Heft 11 1994 Heft 14 1994 Heft 4 1995 Heft 5 1995 Heft 1 1996 Heft 2 1996 Heft 3 1996 Heft 4 1996 Heft 6 1996<br />

Heft 5 1997<br />

Heft 6 1997<br />

Heft 2 1999<br />

Heft 3 1999<br />

Heft 4 1999<br />

Heft 5 1999 Heft 6 1999 Heft 2 2000 Heft 3 2000 Heft 4 2000<br />

Heft 5 2000<br />

Heft 6 2000<br />

Heft 1 2001<br />

Heft 2 2001<br />

Heft 3 2001<br />

Heft 4 2001 Heft 5 2001 Heft 6 2001 Heft 1 2002 Heft 2 2002<br />

Heft 3 2002<br />

Heft 4 2002<br />

Heft 5 2002<br />

Heft 6 2002<br />

Heft 1 2003<br />

Heft 2 2003 Heft 3 2003 Heft 4 2003 Heft 5 2003 Heft 6 2003<br />

Heft 1 2004<br />

Heft 2 2004<br />

Heft 3 2004<br />

Heft 4 2004<br />

Heft 5 2004<br />

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Heft 5 2005 Heft 6 2005 Heft 1 2006 Heft 2 2006 Heft 3 2006 Heft 4 2006<br />

Heft 5 2006 Heft 6 2006 Heft 1 2007<br />

Heft 2 2007 Heft 3 2007 Heft 4 2007 Heft 5 2007 Heft 6 2007 Heft 1 2008 Heft 2 2008 Heft 3 2008<br />

Heft 4 2008 Heft 5 2008<br />

Heft 6 2008 Heft 1 2009 Heft 2 2009 Heft 3 2009 Heft 4 2009 Heft 5 2009 Heft 6 2009 Heft 1 2010 Heft 2 2010<br />

Heft 3 2010<br />

Heft 4 2010 Heft 5 2010 Heft 6 2010 Heft 1 2011 Heft 2 2011 Heft 3 2011 Heft 4 2011 Heft 5 2011 Heft 6 2011 Heft 1 2012<br />

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www.goodtimes-magazin.de (Index alter Ausgaben)<br />

Seite 66 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


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11/94 14/94 4/95 5/95 1/96 2/96 3/96 4/96 6/96 5/97 6/97 2/99 3/99 4/99 5/99 6/99 2/00 3/00 4/00 5/00 6/00<br />

1/01 2/01 3/01 4/01 5/01 6/01 1/02 2/02 3/02 4/02 5/02 6/02 1/03 2/03 3/03 4/03 5/03 6/03 1/04 2/04 3/04<br />

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(= pro Heft 2,19 €)<br />

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(= pro Heft 4,00 €)<br />

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per Verrechnungs-Scheck (beiliegend) ❏ per Vorabüberweisung (Kon<strong>to</strong>daten siehe Impressum) ❏<br />

Bank: ___________________________________________________________________________________________<br />

BLZ:<br />

Paket 3 = 10 Hefte = 50,00 € ❏<br />

(= pro Heft 5,00 €)<br />

Paket 4 = 5 Hefte = 26,50 € ❏<br />

(= pro Heft 5,30 €)<br />

____________________________________________________ Kon<strong>to</strong>-Nr.: _____________________________<br />

Die Genehmigung zum Bankeinzug und die Information über die 14-tägige Widerrufsmöglichkeit bestätige ich mit meiner folgenden Unterschrift:<br />

Datum: _____________________ Unterschrift: ____________________________________________________<br />

Vor-/Nachname: ________________________________________ Straße: _____________________________<br />

PLZ/Ort: __________________________________________________ Land: _________________________________<br />

Telefon: ____________________ Fax: _____________________ email: ________________________________<br />

Zuzüglich Versandkosten: Inland: 2,– € · Ausland: 3,50 € · versandkostenfrei ab 20,– € Warenwert<br />

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21.10. 45131 Essen – Grugahalle<br />

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04.11. 33602 Bielefeld – Stadthalle<br />

11.11. 46117 Oberhausen – Revierpark<br />

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18.11. 48165 Münster – Stadthalle Hiltrup<br />

09.12. 44866 Bochum – Stadthalle<br />

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23.12. 42103 Wuppertal – Stadthalle<br />

26.12. 44139 Dortmund – Westfalenhallen<br />

30.12. 51065 Köln – Stadthalle Mülheim<br />

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Mungo Jerry – Live 78 Bulgaria – BA. 15 €, BK<br />

Tom Jones – Delilah – Decca 13 €, D<br />

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2012) abstimmen würdet. Suche auch<br />

Kontakt zu Fans. 1000 Dank allen. Walter<br />

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Penny McLean "Wenn die Träume Flügel<br />

kriegen": Suche besagte Single im guten<br />

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den Rolling S<strong>to</strong>nes und den <strong>Beatles</strong>.<br />

Die Redaktion weist dar auf hin, dass das<br />

Anbieten von nicht au <strong>to</strong>risierten Auf nahmen<br />

oder Ton aufnahmen, die ge gen eine<br />

Gesetzesvorschrift ver s<strong>to</strong>ßen, untersagt<br />

ist. Alle recht lichen Kon sequenzen liegen<br />

al lein im Ver antwortungsbereich des<br />

jeweiligen In seren ten!<br />

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Ich möchte bitte folgende Kleinanzeige in der <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe Nr.:................ veröffentlichen:<br />

Für die Berechnung des Anzeigenpreises beachten Sie bitte die nebenstehenden Hinweise!<br />

Mein Inserat soll erscheinen in der Rubrik:<br />

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❏ Suche/Tausche<br />

(Bitte Bestellschein ausschneiden, fo<strong>to</strong>kopieren oder<br />

Ihren Anzeigentext auf ein separates Blatt schreiben.)<br />

Der Betrag für das Kleininserat (pro Zeile E1,10<br />

für »Gewerbliche und Verkaufsanzeigen«, bzw.<br />

E0,55 für »Suche/Tau sche«) ist in Briefmarken/<br />

in bar beigefügt. Im Anzeigentext müssen<br />

zumindest Name und Vorname und eine<br />

email-Adresse (oder die komplette Adresse)<br />

angegeben werden. Eine Telefonnummer<br />

alleine genügt nicht. Bei der Berechnung der<br />

Zeilen zählt Ihre Anschrift mit! Die Kleinanzeige<br />

kann nur bei sofortiger Zahlung veröffentlicht<br />

werden. Rech nungsversand nur bei Anzeigen<br />

ab einem Bestellwert von E15.<br />

Ich zahle auf folgende Weise:<br />

❏ Briefmarken ❏ bar beigefügt (E)<br />

(Nur diese Zahlungsmöglichkeiten. Briefmarken nur mit Euro-Wert)<br />

❏ vorab gefaxt, Bezahlung folgt per Brief!<br />

Datum: ............................................<br />

Unterschrift: ....................................<br />

Vor- und Nachname: ............................................................................................Straße: ......................................................................................................<br />

PLZ/Ort: ...............................................................................................................Telefon/Fax/email: .....................................................................................<br />

Seite 68 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


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TIPP<br />

ALBERT CASTIGLIA<br />

Blues-Rock – vielsaitig<br />

Was vielleicht klingt wie ein<br />

Ersatzspieler vom Zweitligisten AC<br />

Cesena, gehört zur ersten Garnitur –<br />

der mittelalten amerikanischen Blues-<br />

Rockgitarristen, von denen außerhalb der<br />

USA so gut wie nie jemand etwas gehört<br />

hat. In Albert Castiglias Arbeitsnachweis<br />

stehen seit 2002 inzwischen sechs Alben.<br />

Der Sohn eines Kubaners und einer italienischen<br />

Mutter wurde am 12.8.1969<br />

in New York geboren, die Familie siedelte<br />

nach Miami über, als der Junior gerade<br />

fünf war. Seit 1981 rupft er an Saiten<br />

herum, absolvierte das College und holte<br />

sich vier lange Jahre als Sozialarbeiter die<br />

tägliche Ladung Depressionen ab.<br />

Erste intensivere Banderfahrungen sammelte<br />

Castiglia als<br />

Mitglied der Miami<br />

Blues Authority, was<br />

ihm eine regionale<br />

Auszeichnung als<br />

„Best Blues Guitarist"<br />

einbrachte. Den Schritt<br />

ins Profilager vollzog<br />

er, nachdem ihn die<br />

Blueslegende Amos<br />

Junior' Wells (1934–<br />

'<br />

1998) für seine Livecombo verpflichtet<br />

t<br />

hatte, mit der er mehrere Monate durch<br />

die Staaten zog. Nach<br />

Wells' Tod spielte<br />

Castiglia Sessions ohne<br />

Ende, u.a. für Sandra<br />

Hall, Ronnie Earl,<br />

Pine<strong>to</strong>p Perkins und<br />

Otis Clay. 2002 ließ er<br />

im Eigenvertrieb sein<br />

CD-Debüt BURN los,<br />

auf dem ihn sein Freund<br />

Graham Wood Drout<br />

als Gitarrist, Komponist<br />

und Textlieferant unterstützte.<br />

Das kleine Label Blues<br />

Leaf Records aus Deal,<br />

New Jersey, wurde<br />

aufmerksam<br />

und nahm den<br />

Hoffnungsträger<br />

in seine Riege der Nobodys<br />

auf. Nach dem Live-Album THE<br />

BITTERSWEET SESSION (aufgenommen<br />

2005 mit Kumpel Drout)<br />

folgten bis heute vier durchweg<br />

starke, gelungene CDs: A STONE'S<br />

THROW (2006), THESE ARE THE<br />

DAYS (2008), KEEPIN' ON (2010)<br />

und ddie aktuelle Veröffentlichung LIVING<br />

THE DREAM (2012) sind als teure Import-<br />

Discs erhältlich, aber inzwischen<br />

auch für rund zehn Euro<br />

pro Stück als Downloads über<br />

Amazon bzw. iTunes zu haben.<br />

Castiglia – ausgestattet mit einer<br />

harten, ungekünstelt zupackenden,<br />

quetsch- und brüllfreien<br />

Stimme – hat seinen schnörkellosen<br />

Stil kontinuierlich entwickelt: klt Er<br />

„kann wild", traditionell, wird punktuell<br />

ENTDECKT – EMPFOHLEN<br />

soulig, unternimmt Swampausflüge<br />

und setzt Eigen- und Fremdkreationen<br />

(u.a. Dylans "Catfish", Songs von Peter<br />

Green und Robert Johnson, ohne<br />

abgenudeltes Zeug) meisterhaft auch<br />

auf der Akustischen um. Hammond-<br />

Assistenz ist bei vielen Tracks ein<br />

Schwerpunkt, auf den Platten gastieren<br />

immer wieder Könner wie Sandy Mack<br />

(Harmonika), Toby Walker (Dobro) und<br />

Susan Lusher (B3). Live ist Castiglia<br />

fast ausschließlich in Triobesetzung<br />

(b/dr) unterwegs: Längst selbst ein<br />

gefragter Hauptact, hat er auch schon<br />

für ZZ Top und Elvin Bishop eröffnet.<br />

Explosive Kostproben, welch guter<br />

Mann da bislang an Europa weitgehend<br />

vorbeigerauscht<br />

ist, bietet Youtube in<br />

Topqualität – vor allem<br />

acht Titel, die der<br />

Zurückhaltende im Juli<br />

2012 mit Matt Shuler<br />

(b) und Bob Amsel<br />

(dr) live im Studio<br />

von Bluesförderer<br />

Don Odell in Palmer,<br />

Massachusetts, abgeliefert<br />

hat. Albert Castiglia – zur Entdeckung<br />

freigegeben.<br />

Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

NEWTON FAULKNER<br />

Musik, bei der das Glas halbvoll ist<br />

2007 tauchte im UK wie aus dem Nichts<br />

ein junger Akustikgitarrist auf, der<br />

allein wegen seiner wilden Dreadlocks<br />

auffiel. Und dann trug sein Debütalbum<br />

auch noch einen befremdlichen, scheinbar<br />

widersprüchlichen Titel: HAND<br />

BUILT BY ROBOTS. Bei der britischen<br />

Musikgemeinde kam New<strong>to</strong>n Faulkner<br />

jedoch hervorragend an: Platz 1 in den<br />

Albumcharts (in Deutschland reichte es<br />

bis Rang 50). Dennoch war es nicht<br />

der für das UK<br />

oft typische, vielleicht<br />

auch noch<br />

medial gehypte<br />

Übernachterfolg<br />

eines Greenhorns,<br />

denn zu diesem<br />

Zeitpunkt konnte<br />

der damals<br />

22-Jährige bereits reichlich an Erfahrung<br />

in Sachen Musik vorweisen.<br />

Sam New<strong>to</strong>n Hattenberg Faulkner<br />

(*11.1.1985 in Reigate, Surrey) hatte eine<br />

Privatschule besucht, ehe er an die Italia<br />

Conti Academy in London und dann an die<br />

renommierte Academy Of Contemporary<br />

<strong>Music</strong> in Guildford wechselte, wo er mit<br />

einem Diplom abschloss und in dem<br />

angesehen Akustikgitarristen Eric Roche<br />

einen einflussreichen Men<strong>to</strong>r fand. „Bei<br />

uns daheim lagen überall Gitarren herum,<br />

so dass ich gar nicht anders konnte<br />

als zugreifen. Mein Vater spielte nicht<br />

besonders gut, brachte mir aber zumindest<br />

'Sitting On <strong>The</strong> Dock Of <strong>The</strong> Bay'<br />

bei. Ich durchlief das übliche<br />

Programm einer gutbürgerlichen<br />

Familie, hatte Klavier-<br />

und Schlagzeugunterricht,<br />

spielte dann Bass, ehe ich zur<br />

elektrischen Gitarre wechselte.<br />

Aber dabei fehlte mir<br />

immer irgendwie etwas, das ich<br />

nicht beschreiben konnte. Das<br />

änderte sich erst, als ich mir<br />

in einem Musikgeschäft eine<br />

Akustikgitarre, eine Ovation,<br />

kaufte. Die liefert einem<br />

eine viel größere Bandbreite<br />

an Klangmöglichkeiten, man<br />

braucht sie nirgends einstöpseln,<br />

braucht keinen Verstärker,<br />

sondern holt sie aus ihrem<br />

Koffer und kann loslegen",<br />

schlägt Faulkner einen Bogen<br />

aus seiner Kindheit bis in die<br />

Gegenwart. Denn bis heute<br />

bestimmt die Akustikgitarre kgitarre seinen Sound,<br />

selbst wenn er mit<br />

einer Begleitgruppe<br />

aufspielt.<br />

In einer Green-Day-<br />

Cover-Band unternahm<br />

Faulkner als<br />

Bassist seine ersten<br />

Rockgehversuche,<br />

gründete seine<br />

eigene Band Half A Guy, mit der er Funk-<br />

Rock anstimmte und es zu zwei Demo-CDs<br />

brachte. Als New<strong>to</strong>n Battenberg Faulkner<br />

trat er ab 2005 bei diversen Festivals auf,<br />

Seite 70 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

vor allem aber einige geschäftliche<br />

Probleme lösen musste.<br />

„Die hingen mit meinem Label<br />

zusammen, wo allein dreimal<br />

der Direk<strong>to</strong>r wechselte und<br />

jedesmal alles neu aufgestellt<br />

wurde – allerdings gewann ich<br />

dadurch Zeit, noch mehr neue<br />

Songs zu schreiben und die<br />

Auswahl für mein neues Album<br />

WRITE IT ON YOUR SKIN zu<br />

vergrößern."<br />

Eingängige Songs mit sommerfrischem<br />

Gitarrenpop ertönen<br />

darauf und verbreiten Frohsinn<br />

und launige Atmosphäre, zu der<br />

auch die Zusammenarbeit mit<br />

seinem Bruder Toby, einem früheren<br />

Drum'n'Bass-MC sowie<br />

mit Bassist Sam Farrar (Phan<strong>to</strong>m<br />

Blue) beitrug. Faulkner ist überzeugt,<br />

dass das Glas halbvoll,<br />

wurde 2006 zum renommierten e South-By-<br />

Southwest-Festival eingeladen<br />

und brachte seinen Song<br />

"Take Back" auf dem "Track<br />

Mania Sunrise"-Soundtrack<br />

unter und ergatterte schließlich<br />

nicht halbleer abee ist, und das schlägt in<br />

seiner Musik voll durch.<br />

Es ist abwechslungsreiche<br />

Sommermusik, die der Brite<br />

in Los Angeles aufgenommen<br />

hat – aber nicht solche,<br />

einen Plattenvertrag<br />

bei der einem Assoziationen<br />

beim BMG – bis eben HAND<br />

BUILT BY ROBOTS samt<br />

der Hitsingle "Dream Catch<br />

Me" durch die Decke ging.<br />

REBUILT BY HUMANS zwei Jahre später<br />

war ähnlich erfolgreich, doch dann wurde<br />

es ruhig um Faulkner, der Vater wurde,<br />

in Richtung Ferienclubs in<br />

den Sinn kommen, sondern<br />

man eher an einen Surfer<br />

denkt, der sein Brett auf<br />

einen alten VW Käfer schnallt und in<br />

Richtung Strand aufbricht.<br />

Philipp Roser<br />

Fo<strong>to</strong>: © Sony <strong>Music</strong>


Der Online-<br />

Service für<br />

<strong>GoodTimes</strong>-<br />

Leser<br />

800.000 Musik-CDs<br />

23.000 Vinylscheiben<br />

40.000 Film- und<br />

Musik-DVDs<br />

2,6 Millionen Bücher<br />

Jon Lord<br />

Concer<strong>to</strong> For Group And<br />

Orchestra (Jewelcase)<br />

CD 290 67 57<br />

Mark Knopfler<br />

Privateering<br />

2 CDs 278 84 39<br />

Beach Boys<br />

Greatest Hits: 50 Big<br />

Ones (Limited Edition)<br />

2 CDs 298 64 57<br />

Hans <strong>The</strong>essink &<br />

Terry Evans<br />

Delta Time (feat. Ry Cooder)<br />

CD 283 31 05<br />

Les Humphries<br />

Singers<br />

Live 1971–1975 At <strong>The</strong><br />

Olympia Paris & Musikhalle<br />

Hamburg<br />

2 CDs 276 88 04<br />

Der Online-Service zur<br />

neuen <strong>GoodTimes</strong>:<br />

<br />

<br />

Danny Bryant<br />

Night Life (Live)<br />

CD 232 99 04<br />

Alvin Lee<br />

Still On <strong>The</strong> Road To<br />

Freedom<br />

CD 290 48 94<br />

Hannes Wader<br />

Nah dran<br />

CD 284 07 31<br />

<br />

<br />

www.jpc.de/goodtimes<br />

Musik Filme Bücher<br />

www.jpc.de<br />

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Amtsgericht Osnabrück HRB 110327


Hippie-Event im Umbruch<br />

In Woods<strong>to</strong>ck war es ja noch lustig. Die „No Rain“-Rufe mit den anschließenden Rutschpartien<br />

im Schlamm unter strahlender Sonne gingen in die Geschichte ein – als Gaudi dem Wetter<br />

zum Trotz. Beim Burg-Herzberg-Festival nahe Alsfeld (Hessen) konnte dieses Jahr über den<br />

Dauerregen und den Schlamm kaum jemand lachen.<br />

Die Macher des größten Hippie-Events Deutschlands<br />

haben stets mit miesem Wetter zu<br />

kämpfen. Pünktlich zum Spektakel (19.–22.<br />

Juli) öffneten sich auch 2012 die Himmelsschleusen.<br />

Diesmal versank<br />

Rockröhre Dana Fuchs<br />

die Flower-Power-<br />

Gemeinde bereits<br />

während des<br />

Aufbaus: Händler<br />

mussten mit Trak<strong>to</strong>ren<br />

zu ihren<br />

Plätzen geschleppt<br />

werden – andere<br />

blieben ganz weg.<br />

Am Donnerstag<br />

sah US-Sängerin<br />

Dana Fuchs eine<br />

eher kleine Menschenmenge<br />

vor<br />

der Hauptbühne.<br />

Dennoch legte sie<br />

sich mächtig ins<br />

Zeug. Viele sehen<br />

in Fuchs die Reinkarnation<br />

von Janis Joplin, stimmlich<br />

sind die Parallelen geradezu unfassbar.<br />

Allerdings ist die Blondine unterhaltsamer:<br />

Sie singt besser, und sie entwickelt<br />

mit ihrem Publikum eine echte<br />

Kommunikation. Als Fuchs schließlich<br />

"Helter Skelter" von den <strong>Beatles</strong><br />

anstimmte, hatte die Rockröhre das<br />

himmlische Donnerwetter endgültig<br />

auf die Herzberg-Bühne transferiert.<br />

Ana<strong>the</strong>ma mussten bei knapp zehn<br />

Grad und 30 Zentimeter tiefen Modderwegen<br />

gegen die angeknackste<br />

Laune der Besucher anspielen; dies<br />

schien mit dem an Dark Wave erinnernden<br />

Prog-Material der Briten nicht<br />

recht zu gelingen. Besser kamen Hidria<br />

Spacefolk aus Finnland, sie sandten<br />

ihre hypnotischen Melodien wie Gebete<br />

gen Himmel. Gigantisch! Inzwischen<br />

bellte sich Herzberg-Stammkunde Götz Widmann auf<br />

der Freakstage durch sein bissig-ironisches Liedgut.<br />

Pünktlich mit dem ersten Gitarren<strong>to</strong>n der schwedischen<br />

S<strong>to</strong>ner-Rocker Kamchatka weinte auch am<br />

zweiten Tag der Himmel. Dennoch ein angenehmer<br />

<strong>The</strong>atralisch: Ian Anderson<br />

Dickey Betts: Leidenschaftlicher Cowboy<br />

Der milde Abend ließ hoffen, in der Nacht setzte allerdings<br />

wieder Regen ein. Drei Stunden lang. Verwegene,<br />

die Spaß am Spiel mit dem breiigen Dreck<br />

hatten, waren nur sehr selten zu sehen. Dafür sorgten<br />

einige junge Mädchen am Knotenpunkt allen Fußverkehrs<br />

für wohligen Ekel: Sie nahmen in den stinkenden<br />

Pfützen, die seit Tagen von tausenden Menschenfüßen,<br />

Hundepfoten und Au<strong>to</strong>reifen umgerührt<br />

worden waren, ein Ganzkörperbad und<br />

rieben sich gegenseitig die Gesichter ein<br />

– appetitlich frisch!<br />

Gute Kost am dritten Tag: Caravan präsentieren<br />

immer noch wohlklingenden<br />

Prog- und Jazz-Rock. Dickey Betts &<br />

Great Sou<strong>the</strong>rn brillierten mit Bluesund<br />

Jamnummern, leider etwas gleichförmig.<br />

Unschlagbar: Wishbone Ash!<br />

Sollte es immer noch Fans geben, die<br />

Andy Powell & Co. nicht für die legitimen<br />

Ash halten, sondern Martin Turners<br />

Gegenentwurf: Hier wurden sie eines<br />

Besseren belehrt. Brillant interpretierte<br />

Songs aus der langen Bandkarriere, eine<br />

perfekt eingespielte Band, traumhafte<br />

Twinleads, Rockstar-<br />

Posen.<br />

Der Sonntag machte<br />

deutlich: Herzberg ist<br />

im Umbruch! Les Yeux<br />

d'la Tete aus Paris und<br />

Al Jawala (Freiburg)<br />

standen für immer dominanter<br />

werdende<br />

Weltmusikkapellen,<br />

von Kritikern oft wenig<br />

schmeichelhaft als<br />

Beginn mit einem Mix aus Blues, Psychedelic und<br />

S<strong>to</strong>ner. Nach den Skandinaviern: Deadman aus Texas,<br />

ein faszinierender US-Farbtupfer. Die Band beeindruckte<br />

mit Sou<strong>the</strong>rn und<br />

Country-Rock auf<br />

allerhöchstem Niveau.<br />

Das Wetter<br />

schien sich zu stabilisieren,<br />

als <strong>The</strong><br />

Tube s eine <strong>the</strong>atralische<br />

Nummernrevue<br />

voller Genre-<br />

Parodien hinlegten.<br />

Ian Anderson zog<br />

Tausende vor die<br />

Hauptbühne und<br />

erfüllte mit seiner<br />

Aufführung der<br />

beiden THICK AS A<br />

BRICK-Alben sämt-<br />

Polka-Bands bezeichnet.<br />

Und Orange hätten<br />

mit ihrer Mischung aus<br />

Techno, Perkussionsfeuerwerk<br />

und HipHop<br />

auch ein Goa-Festival<br />

anführen können.<br />

Es tanzten mehrere<br />

Tausend – und nicht<br />

Wishbone Ash: Andy Powell & Bob Skeat<br />

viel weniger ergriffen<br />

schlagartig die Flucht.<br />

liche Erwartungen<br />

– mit "Aqualung"<br />

und "Locomotive Breath" als Sahnehäubchen: Begeisterung!<br />

Stilvielfalt auf der Freakstage, schwere<br />

Kost inklusive: Für die Rock-Free-Jazzer Cowboys<br />

From Hell aus der Schweiz brauchte es Nerven wie<br />

Drahtseile.<br />

Das Burg-Herzberg-Festival bleibt eine feste Größe.<br />

Die Wetterkatastrophe meisterten Organisa<strong>to</strong>ren<br />

und Helfer großartig. Doch es mehren sich Stimmen,<br />

dass die ganz großen Namen und auch Krautrocker<br />

fehlen. Spannende Frage: Welche Richtung wird die<br />

Veranstaltung ab 2013 einschlagen?<br />

Jens-Uwe Berndt<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Jens-Uwe Berndt<br />

Seite 72 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


© Pressefo<strong>to</strong><br />

BONNIE RAITT<br />

Seelen- und Baumpflege<br />

Bonnie Raitt ist die Grande Dame des Blues-Rock und hat mit ihrem Slidegitarrenspiel<br />

Generationen von Kollegen beeinflusst. Außerdem ist die Kalifornierin, die am<br />

8. November ihren 63. Geburtstag feiert, seit ewigen Zeiten als Polit- und Umweltaktivistin<br />

unterwegs. Zwischen zwei US-Tourneen erwischte <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter<br />

Philipp Roser sie am Telefon.<br />

Wann warst du zum letzten Mal in Deutschland?<br />

Oh je, das muss Ende der 90er Jahre gewesen sein – ich glaube<br />

nicht, dass ich mit SILVER LINING 2002 rübergekommen<br />

bin. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern. Aber dann geriet<br />

die Weltwirtschaft ja ins Taumeln, was es für amerikanische<br />

Künstler wie mich sehr schwer gemacht hat, nach Europa zu<br />

kommen. Aber ich hoffe, dass es nächstes Jahr endlich mal<br />

wieder klappt!<br />

Vor der Aufnahme deines neuen Albums SLIPSTREAM warst<br />

du einige Zeit auf Tauchstation ...<br />

Der übliche Kreislauf ist ja, eine Platte aufzunehmen und<br />

dann eine Tour vorzubereiten: was für ein Set spiele<br />

ich, welche Klamotten trage ich auf der Bühne<br />

und dergleichen – und dann ist man<br />

zwei, manchmal sogar drei Jahre<br />

unterwegs. Diesem Kreislauf<br />

hatte ich mich bis 2009<br />

unterworfen. Mit Taj Mahal<br />

absolvierte ich damals eine<br />

wunderbare Sommer<strong>to</strong>ur durch<br />

die USA, die R&B-Reggae-Blues-<br />

Extravaganza „<strong>The</strong> Bontaj Roulet”,<br />

die wir eines Tages hoffentlich auch<br />

in Europa präsentieren können. Da-<br />

nach habe ich die Bremse reingehauen – meine Eltern<br />

und mein Bruder waren ges<strong>to</strong>rben, und ich musste<br />

einfach mal den Kopf wieder freikriegen. Ich wollte<br />

auch nicht bei jedem Konzert, das ich selbst besuchte,<br />

überlegen, ob ein Song für mich dabei wäre.<br />

Ich wollte einfach die Musik als Fan genießen, auch<br />

nicht zu anderen Leute auf die Bühne steigen. Also<br />

habe ich viel gelesen, mich in der Natur aufgehalten<br />

und die Seele baumeln lassen, Reparaturarbeiten an<br />

meinem Haus erledigt, die Bäume zurückgeschnitten.<br />

War es immer einfach, diese Abstinenz durchzuhalten?<br />

Nein, vor allem für eine Aktivistin wie mich. Man<br />

wird zu diesem oder jenem Event eingeladen, dessen<br />

<strong>The</strong>ma einem am Herzen liegt. Oder zu Duetten mit<br />

Kollegen, mit denen man schon immer mal was zusammen<br />

machen wollte. Aber so einigermaßen habe<br />

ich es durchgehalten ...<br />

Auf SLIPSTREAM spielt auch dein Kollege Bill Frisell<br />

Gitarre.<br />

Ich verehre Bill, ich liebe seinen eklektischen Stil, er<br />

spielt so beseelt, originell, einfach wunderschön! Als<br />

ich bei Joe Henry und dessen Musikern aufnahm, ergab<br />

sich die Möglichkeit, dass Bill vorbeischaute.


30 Jahre<br />

Fo<strong>to</strong>: © Rene van der Voorden<br />

Londoner Bluesschulen wie John Mayalls<br />

Bluesbreakers oder Alexis Korners Blues<br />

Incorporated sind Legende. Doch fest steht<br />

ebenso: Während Korner seine letzten Gigs<br />

spielte, entstand auch in Hamburg eine veritable<br />

Bluesakademie. Der treten Musiker<br />

nicht zum Lernen bei – wie einst Mick Jagger<br />

und Long John Baldry bei Korner oder<br />

Eric Clap<strong>to</strong>n und Peter Green bei Mayall –,<br />

sondern um ihre Erfahrungen in den Dienst<br />

einer soliden Band zu stellen und ein junges<br />

Publikum staunen zu lassen.<br />

Dabei sind die Verbindungen zu Brit-Blues-<br />

Klassikern frappierend. Dick Heckstall-<br />

Smith war als Saxofon-Größe schon vor<br />

Korner und Mayall in der Graham Bond Organisation<br />

– und hatte Colosseum schon mehr als ein Jahrzehnt<br />

hinter sich, als er mit Mainsqueeze im Hamburger Top<br />

Ten gastierte. Hamburg-Blues-Band-Gründer Gert<br />

Lange: „Er kam dann rüber zu uns ins Onkel Pö und<br />

wurde durch eine Mammut-Jam quasi zum Mitglied<br />

Gert Lange<br />

der Hamburg<br />

Blues Band. Jack<br />

Bruce spielte bereits<br />

mit Heckstall<br />

bei Alexis<br />

Korner, als es<br />

Cream nur auf<br />

britischer Torte<br />

gab – klar, dass<br />

der Bläser auch<br />

ihn für seine<br />

Hanseatentruppe<br />

gewinnen<br />

konnte. Lange:<br />

„Im Hildesheimer<br />

Vierlinden<br />

spielten wir mit Bruce deren längstes Clubkonzert<br />

überhaupt: zwei Stunden Gig<br />

und zweieinviertel Stunden Zugaben<br />

mit Cream-Songs pur!"<br />

Heckstall selbst blieb der HBB bis<br />

zu seinem Tod 2004 treu. Und<br />

während sich viele hiesige Bands<br />

eher naiv-rührig um ihre Texte<br />

bemühten, holte sich die HBB<br />

Pete Brown – den Londoner Hippie-Poeten,<br />

der Epen wie "Sunshine<br />

Of Your Love" und "White<br />

Room" für Cream getextet hatte.<br />

Alles auf Anfang: Katalysa<strong>to</strong>r der<br />

Hamburg Blues Band war der<br />

Slidegitarrist und Sänger Gert Lange<br />

von den Polit-Rockern Pan<strong>the</strong>r Hansi Wallbaum<br />

und der Rainer Baumann Band. Standards des gängigen<br />

Blues-Reper<strong>to</strong>ires hatten es Lange ermöglicht,<br />

sich beim Jammen musikalisch anzufreunden, quasi<br />

0<br />

ohne Worte:<br />

Jahre<br />

mit dem heutigen Rattles-Frontmann<br />

Manne Kraski, Eric-Burdon-Bassist Darryl van Raalte,<br />

Seite<br />

Hamburg Blues Band (HBB)<br />

Deutsch-britische Akademie<br />

Fo<strong>to</strong>: © H. Jansen<br />

<strong>The</strong> Hamburg Blues Band 1982 v. l.: Stretch, Gert Lange, Darryl van Raalte, Manne Kraski<br />

Heckstall-Smith mit seinem Pianisten i Dave Moore,<br />

und einem Über-Drummer mit schwärzestem Teint<br />

und Groove: „Anfangs spielte Stretch von den Meters<br />

und Roger Chapman's Shortlist über Mainsqueeze bei<br />

uns. Der ist jetzt mit seiner Frau in Neuseeland. Hansi<br />

Wallbaum wurde bereits 1988 Stretch-Nachfolger,<br />

ist damit quasi Urmitglied. Für Van Raalte kam Tina-<br />

Turner-Bassist Reggie Worthy, den Wallbaum von<br />

dären Curly Curve war Wallbaum sein Kollege gewesen.<br />

Nach Stationen bei den international gefragten Bands<br />

Atlantis und Lake fand er für 15 Jahre eine Heimat bei<br />

den Hamburgern<br />

– „die längste Periode,<br />

die ich es<br />

je bei einer Band<br />

aushielt – <strong>to</strong>lle<br />

S<strong>to</strong>ppok her kannte." Der Berliner Schlagzeuger hatte Zeiten". Völlig<br />

durch Gigs von<br />

Chuck Berry bis<br />

klar, dass Conti<br />

Verbindungen<br />

Westernhagen<br />

zur Atlantis-<br />

„alles gesehen".<br />

Sängerin Inga<br />

Rumpf pflegte.<br />

Zu Beginn der<br />

Lange: „Wir<br />

Neunziger gab<br />

haben allein<br />

1996/97 über<br />

50 Konzerte<br />

mit Inga gespielt:<br />

Ihre<br />

Versionen von<br />

'It's A Man's Man's World' und 'Superstition' könnten<br />

Höhepunkte der Jubiläums-Live-Doppel-CD werden!"<br />

Dick Heckstall<br />

es einen Neustart der Band, bei dem<br />

Lange – zwischendurch auch beim<br />

<strong>Music</strong>al „JFK" (John F. Kennedy) –,<br />

Wallbaum und Heckstall-Smith übrigblieben:<br />

Den Bass bediente nun<br />

Michael „Bexi" Becker. Mit Wallbaum<br />

harmonierte er dermaßen kompakt, kongenial<br />

und kollegial, dass beide bis heute zum Stamm gehören.<br />

Becker hatte sich durch die norddeutsche Clubszene<br />

gegroovt, nicht zuletzt bei Die Antwort Meriten<br />

verdient. Dazu kam Gitarrist Alex Conti: Bei den legen-<br />

74 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Von Uli Twelker<br />

Songs der Neunziger-Alben wie der Titelsong von<br />

REAL STUFF oder "Love Me Or Leave Me" von ROL-<br />

LIN' (mit Ingo Bischof als Gas<strong>to</strong>rganist) sind bis heute<br />

im Programm. Doch es spricht für das Selbstbewusstsein<br />

und den Teamgeist der Rockröhre Lange, dass<br />

immer aufs Neue Vokalkonkurrenz ins Haus geholt<br />

wird. 1998 ging das Gerücht, der britische R&B-Sänger<br />

Mike Harrison lebe nicht mehr – ausgerechnet als<br />

sich die HBBler gerade in dessen VIPs-Material aus<br />

bluesig-souligen Star-Club-Zeiten verliebt hatten<br />

und druckvoll "I Wanna Be Free" oder "Smokestack<br />

Lightning" auf die Bühne brachten. Recherchen ergaben:<br />

Der Mann war munter, hatte sogar sporadisch<br />

Spooky Tooth reanimiert. Probegigs liefen wie geölt,<br />

Fo<strong>to</strong>: © Frank Aschermann<br />

Michael "<br />

Bexi" Becker<br />

Fo<strong>to</strong>: © Rene van der Voorden


Mike Harrison wurde nach langjähriger Profi-Abstinenz<br />

HBB-Mitglied und absolvierte über 300 Konzerte<br />

mit der Band. Nicht nur Spooky-Tooth-Klassiker<br />

wie "Better<br />

By You, Better<br />

Than Me" funktionierten<br />

besser<br />

als beim immer<br />

wieder reformierten<br />

Original;<br />

auch neues Material<br />

wurde für<br />

den Longplayer<br />

TOUCH erarbeitet,<br />

darunter das<br />

grandiose "Hold<br />

Back" oder die<br />

Maggie Bell<br />

Ballade "<strong>The</strong>re's A Road", unter der Regie von Santana-Producer<br />

Jim Gaines. Kurz darauf verloren sie den<br />

unvergesslichen Dick Heckstall-Smith, dem man auf<br />

LIVE ON THE EDGE OF A KNIFE mit "Woza Nazu"<br />

ein Denkmal setzte. Der Sax-Posten wurde nie wieder<br />

besetzt, stattdessen stieß ein weiterer Atlantis-Kämpe<br />

zur Band, Organist Adrian Askew.<br />

<strong>The</strong> Hamburg Blues Band 1988<br />

Harrison <strong>to</strong>urte mit Spooky Tooth, lieferte ein Solo-<br />

Album ab und wurde abgelöst von Chris Farlowe.<br />

Der übertraf mit 350 Konzerten sogar die Zahl der<br />

Harrison/HBB-Gigs und brachte nach einigen Jahren<br />

auch seinen langjährigen Freund, Produzenten und<br />

Colosseum-Mitspieler Clem Clempson in die Band.<br />

Die Folge: einige glühende Konzerte mit den drei Gitarristen<br />

Conti, Clempson und Lange. Auf lange Sicht<br />

aber widmete sich Conti seinen Soloprojekten und<br />

der immer mehr Raum einnehmenden Lake-Reunion.<br />

Die HBB <strong>to</strong>urte<br />

nicht nur mit<br />

Chris Farlowe,<br />

sondern heuerte<br />

alternativ immer<br />

öfter Arthur<br />

Brown an, dessen<br />

Fundus an Standards<br />

wie "I Put<br />

A Spell On You"<br />

und natürlich<br />

"Fire" sich nahtlos<br />

in die Band<br />

einfügt und der<br />

die Bühnenshow<br />

pyromanisch und choreografisch bereichert. Ebenfalls<br />

ein Volltreffer ist Maggie Bell, ihr "Penicillin Blues"<br />

etwa scheint wie für die HBB gemacht. Einmal pro<br />

Jahr wächst die Besetzung zu den Herzberg Blues All<br />

Stars: Zu Farlowe, Zoot Money, Mike Harrison und der<br />

Rumpfband gesellten sich über die Jahre Colosseums<br />

„Lady Saxophone" Barbara Thompson, die Drum-Asse<br />

Pete York (Spencer Davis) und Paul Burgess (10cc),<br />

Man-Bassist Martin Ace, der bereits erwähnte Pete<br />

Fo<strong>to</strong>: © Igor Pastierovic<br />

Chris Farlowe<br />

Fo<strong>to</strong>: © Heinrich Jansen<br />

Fo<strong>to</strong>: © Ole Graf<br />

Brown, die erstklassigen<br />

Gitarristen<br />

Micky<br />

Moody, Geoff<br />

Whitehorn und<br />

Guitar Crusher,<br />

Ken Hensley (Uriah<br />

Heep), Chicken<br />

Shacks Stan<br />

Webb und viele<br />

andere. Zu Lange,<br />

Wallbaum,<br />

Herzberg Allstars 2012<br />

Becker, Clempson<br />

und Askew stießen 2012: Brian Auger, Miller Anderson,<br />

Arthur Brown, Inga Rumpf und Popa Chubby, mit<br />

dem die HBB ein sensationelles Hendrix-Set anbot.<br />

Aus dieser illustren Liste rekrutiert sich auch die neue<br />

Festbesetzung, Clem Clempson<br />

während sich Clem<br />

Clempson seinem<br />

Soloprojekt widmet:<br />

Zu Lange,<br />

Becker und Wallbaum<br />

s<strong>to</strong>ßen Maggie<br />

Bell und Miller<br />

Anderson, womit<br />

die Hamburg Blues<br />

Band über gleich<br />

drei hervorragende<br />

Leadsänger verfügt<br />

– wo gab es das seit<br />

Steampacket mit<br />

Long John Baldry, Rod Stewart und Julie Driscoll?!<br />

Gert Lange zum<br />

30-jährigen Jubiläum:<br />

„Wir haben<br />

jede Menge<br />

Livetapes, darunter<br />

Arthur Brown<br />

mit einem sensationellem<br />

'Nightmare',<br />

S<strong>to</strong>ppok mit<br />

'Na gut', der deutschen<br />

Version von<br />

'Oh Well', Miller<br />

Anderson mit 'When A Blind Man Cries' (für den sechs<br />

Tage zuvor ves<strong>to</strong>rbenen Jon Lord) oder Zoot Moneys<br />

grandioses 'It Should Have Been Me'. Da bot sich unbedingt<br />

eine Live-Doppel-CD an. Eigentlich müsste<br />

FRIENDS FOR A LIVE-TIME eine Dreifachbox werden,<br />

so viel Material liegt vor. Ein neues Studio-Album<br />

wird eine Mischung aus Songs mit Clem & Adrian<br />

sowie mit Miller bieten, der bereits Material für eine<br />

komplette Scheibe geschrieben hat!"<br />

Hamburg Blues Band ft. Lars-Luis Linek + Braunschweiger Sinfonie-Orchester:<br />

THREE PIECES FOR BLUES BAND & ORCHESTRA<br />

Der kürzlich vers<strong>to</strong>rbene Jon Lord und Deep Purple hatten es 1969 mit CONCERTO FOR GROUP &<br />

ORCHESTRA vorgemacht – Sinfonie und Rock als Kontrastprogramm. Aller Ehren wert, jedoch war der<br />

US-Komponist William Russo (1928–2003) bereits ein Jahr zuvor weiter gewesen: Was er mit der Siegel<br />

Schwall Band als THREE PIECES FOR BLUES BAND AND ORCHESTRA präsentierte, bedeutete eine<br />

viel subtilere Mischung klassischer und afro-ethnischer Elemente – Verzahnung statt Mosaik. Diesen Glücksfall<br />

schrieben sich die Hamburg Blues Band und das Braunschweiger Sinfonie-Orchester offenbar auf ihre<br />

Partituren – in ausgewählten <strong>The</strong>atersälen 2012 grandios inszeniert! Nach Annette Schlünz' avantgardistischgewagten<br />

"Fadensonnen" ergänzten Gert Lange und Clem Clempson (g), Bexi Becker (b) und Hansi Wallbaum<br />

(dr), Keyboarder Adrian Askew und der hanseatische Harpspieler Lars-Luis Linek die Sinfoniker und<br />

breiteten Russos Suite genüsslich-diszipliniert aus. Wenn gut abgehangene Blues-Klischees plötzlich von<br />

einer Streicherbreitseite übernommen werden, Bläsersätze waffenscheinpflichtige Kolossalakzente setzen und<br />

der sprichwörtliche Paukenschlag sich zum Drumset gesellt, ist man wahrhaft gefangen. Dass sich Dirigent<br />

Helmut Imig und Leadgitarrist Clem Clempson um die Rhythmus- bzw. Groove-Oberhoheit leise duellierten,<br />

steigerte die Spannung zusätzlich. Statt sonst üblicher HBB-Stimmen wie Chris Farlowe oder Mike Harrison<br />

übernahm der Damenchor des Staats<strong>the</strong>aters und des Konzertchors Braunschweig. Das Finale lieferten Gustav<br />

Holsts "Peace Planets" (op. 32), selbst Klassik-fernerem Publikum bekannt durch die Band Ekseption – dank<br />

der Melodieführung durch Linek/Clempson/Askew/Lange wurde aber deren Intensität übertroffen. Der Abend<br />

klang mit dem angenehm an Peter Green erinnernden Blues "Sundance Queen" aus.<br />

utw<br />

30Jah<br />

Fo<strong>to</strong>: © Rainer Merkel<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 75<br />

Fo<strong>to</strong>: © Rene van der Voorden<br />

Fo<strong>to</strong>: © Hannah Richardson<br />

v.l.: Miller Anderson, Gert Lange,<br />

Hansi Wallbaum und Bexi Becker<br />

0 Ja<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jim Rakete


Gerry Marsden (70)<br />

Beat-Pionier<br />

Petula Clark (80)<br />

Lady Unantastbar<br />

Mike Harrison (70)<br />

Kehlkraftwerk<br />

Stimmverlust mit zunehmendem Alter? Oftmals<br />

unvermeidlich, nicht zuletzt hervorgerufen durch<br />

jahrelange Überanstrengung. Wer jedoch als Rocksän-<br />

ger<br />

niemals künstlich quetschen oder sonstige Kehlkopfverrenkungen<br />

machen musste, hat's da besser<br />

–<br />

wie zum Beispiel Mike Harrison, geboren am<br />

30.9.1942 in Carlisle. Wer späte Aufnahmen von<br />

Spooky Tooth hört, erkennt kaum Unterschiede<br />

zu den <strong>60s</strong> und 70s (es sind eher die grau gewordenen,<br />

inzwischen kurzen Haare), auch Einspielungen<br />

noch jüngeren Datums mit der Hamburg<br />

Blues Band strotzen vor Sangeskraft – und das<br />

auch live! Im Nordwesten Englands machte Harrison,<br />

der auch am Piano sitzt, ab 1963 zunächst mit<br />

den hervorragenden V.I.P.s Alarm: Ihr deftiger R&B/<br />

Soul-Mix schaffte es (ein schlechter Witz) zwar nie<br />

auf<br />

eine LP, doch die superbe Doppel-CD THE COM-<br />

PLETE V.I.P.s auf Reper<strong>to</strong>ire lässt keine Wünsche of-<br />

fen<br />

und präsentiert u.a. Harrison in bestechender<br />

Für einige Momente standen sie auf Augenhöhe<br />

mit ihren <strong>Beatles</strong>-Kumpels. Gerry & <strong>The</strong> Pacemakers<br />

aus Liverpool legten einen Monsterstart hin:<br />

1963 landeten gleich ihre ersten drei Singles in Fol-<br />

ge<br />

an der Spitze der UK-Charts – sensationell! Im<br />

Zentrum der ehemaligen Mars Bars sang Gerard<br />

Marsden, geboren am 24.9.1942 im Stadtteil<br />

Toxteth. Optisch eher Biedermann denn Brandstifter,<br />

führte der Gitarrist seinen Bruder Freddie<br />

(dr; † 2006), Les Chadwick (b) und Les Maguire<br />

(p) souverän, mit handwerklichem Können und<br />

einer gehörigen Portion Humor durch die <strong>to</strong>llen,<br />

turbulenten Gründerjahre am Mersey River. Sechs<br />

weitere Singles kamen bis 1965 in die Hitlisten, sogar<br />

elf (kurios: ohne den Anfangsdreier!) waren es<br />

bis 1966 in den USA. Brian Epstein hatte Marsden<br />

& Co. schon 1962 zu EMI/Columbia geholt. George<br />

Martin produzierte die eher unspektakuläre, skandal-<br />

freie Band, die auch in englischen Musik/Unterhaltungsfilmchen<br />

untergebracht wurde. 1966 war der<br />

Einfach-Beat der „Tempomacher" ins S<strong>to</strong>cken geraten,<br />

der Chef löste das Quartett auf. Gerry Marsden<br />

veröffentlichte in den folgenden zehn Jahren Solosingles<br />

für fünf verschiedene Labels – für Großverdienerplätze<br />

reichte es nicht mehr. Er spielte meist in<br />

Clubs, übernahm TV-Rollen und engagierte sich im<br />

Wohltätigkeitsbereich. Seit 1994 reist er mit neuen<br />

Pacemakers und den alten Hits durch die Welt. Marsdens<br />

Leben ist als Biografie gedruckt, die zum <strong>The</strong>aterstück<br />

umgearbeitet wurde. Songs wie "You'll Never<br />

Walk Alone", "Ferry Cross <strong>The</strong> Mersey", "How Do You<br />

Do It" und "Don't Let <strong>The</strong> Sun Catch You Crying"<br />

gehören unverrückbar zum Liverpooler Kulturerbe.<br />

Gerry Marsden wurde von Queen Elizabeth für seine<br />

Verdienste zum MBE ernannt. Sein erprobtes Programm<br />

„Gerry Cross <strong>The</strong> Mersey" soll 2013 letztmalig<br />

im Rahmen einer Farewell-Tour an den Beat aus<br />

Liverpool erinnern.<br />

bm<br />

Der Überblick ist, zugegeben, längst dahin. Allein<br />

die Zahl ihrer veröffentlichten Singles in englischer,<br />

französischer, deutscher, italienischer und<br />

spanischer Sprache muss die 200er-Marke erreicht<br />

oder überschritten haben. Dazu kommen fuderweise<br />

EPs, LPs und CD-Ausgaben. „Pet" gehört<br />

im UK bis heute zu den „Unantastbaren" mit<br />

exzellentem Ruf – vergleichbar etwa mit den<br />

Kolleginnen Shirley Bassey und Dusty Springfield,<br />

dem Schauspieler Roger Moore oder der<br />

Kicker-Legende Bobby Charl<strong>to</strong>n. Geboren am<br />

15.11.1932 in Epsom, Surrey, besang sie ihre<br />

erste Solo-Schellackplatte "Put Your Shoes On,<br />

Lucy" bereits 1949 (!). Bevor ihre internationale<br />

Karriere 1959 überhaupt begann, hatte die Sänge-<br />

rin<br />

und Schauspielerin bereits 60 Tonträger im UK<br />

veröffentlicht. Auch auf der Leinwand verbuchte sie<br />

etliche Treffer: Der erste ihrer inzwischen über 30<br />

Kinofilme stammt von 1944, „Medal For <strong>The</strong> General"<br />

– zwei Jahre nach ihrem BBC-Hörfunkdebüt.<br />

Clarks Chart-Kontakt begann 1954 mit "<strong>The</strong> Little<br />

Shoemaker" (#7), in den irischen Hitlisten kam sie<br />

2011 im Team mit den Saw Doc<strong>to</strong>rs auf Platz 2. Die<br />

zweite Stufe ihrer über 60-jährigen Karriere zündete<br />

1960 mit "Sailor" (UK #1), einer Cover-Version der<br />

deutschen Hitvorlage "Seemann" von Lolita. Weltweit<br />

wurde Petula Clark zum Markenbegriff vier Jahre<br />

später: "Down<strong>to</strong>wn" (UK #2) avancierte zu einem<br />

Sixties-Popjuwel, dem sie mit "This Is My Song" (UK<br />

#1) 1967 einen Hit auf Augenhöhe folgen ließ. Clark<br />

spielte in <strong>Music</strong>als, auf <strong>The</strong>aterbühnen und lebte abwechselnd<br />

in Genf, Paris, London und New York. Zuletzt<br />

hatte die Mutter dreier Kinder (sie ist seit 1987<br />

von ihrem Mann Claude Wolff getrennt) ihren Wohnsitz<br />

in der Schweiz. Sie nimmt weiter Alben auf und<br />

bestreitet – überall gefeiert – Shows und Konzerte.<br />

Seit 1988 ist sie ein CBE, Commander (Of <strong>The</strong> Order)<br />

Of <strong>The</strong> British Empire.<br />

bm<br />

Frühform. Mit Art (1967) und vor allem Spooky Tooth<br />

(ab 1968) brillierte der Sänger nachhaltig, besonders<br />

intensiv auf SPOOKY TWO im Verbund mit Gary<br />

Wrights Falsett. Mit seinen 70s-Solo-LPs erging es<br />

dem Briten wie so vielen guten Bandsängern bei ihren<br />

Alleingängen: Trotz hoher Qualität blieben sie unverdient<br />

liegen. MIKE HARRISON (1971, sehr ruhig),<br />

SMOKESTACK LIGHTNING (1972, soulig) und RAIN-<br />

BOW RIDER (1975, weniger zwingend) sind heute<br />

sehr wahrscheinlich gefragter als zum Zeitpunkt ihres<br />

Erscheinens. Lange blieb es danach still um den Verschmähten,<br />

der komplett abgetaucht schien. Erst als<br />

sich Spooky Tooth endlich zur immer wieder von Fans<br />

verlangten Reunion entschlossen, konnten diese auch<br />

die mächtigen „powerhouse vocals" wieder genießen.<br />

2006 legte Mike Harrison mit LATE STARTER nochmals<br />

solo nach, mehr als ein Achtungserfolg sprang<br />

– trotz starker Eigenkompositionen – jedoch leider<br />

nicht dabei heraus.<br />

bm<br />

Seite 76 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Hannes Wader<br />

„Schön, dass die Liedermacherei nicht <strong>to</strong>t ist!“<br />

Fo<strong>to</strong>: © Eric Weiss<br />

Herr Wader, die Toten Hosen covern auf ihrem aktuellen<br />

Album "Heute hier, morgen dort". Und auf dem<br />

Sampler SALUT AN HANNES WADER (Rezenssion<br />

in Heft 4/2012) zollen Ihnen junge deutsche Liedermacher<br />

und Popmusiker Tribut. Sind Sie plötzlich<br />

wieder angesagt?<br />

Ich freue mich sehr darüber, dass mich nun die „Enkel"<br />

ehren! Eine Erklärung für das plötzliche Interesse<br />

an meinen Liedern habe ich nicht. Nach der Wende<br />

hatte mich eine ganze Generation gar nicht mehr auf<br />

dem Zettel. Und just, da ich 70 werde, wird auffällig:<br />

Junge Leute setzen wieder da an, wo wir einmal waren,<br />

nur mit anderen Mitteln. Schön, dass die Liedermacherei<br />

nicht <strong>to</strong>t ist!<br />

Gefallen Ihnen die Neufassungen Ihrer<br />

Songs auf dem SALUT-Album?<br />

Die Punk-Fassung von "Heute hier,<br />

morgen dort" von Slime begeistert t<br />

mich, auch die ruhigere Interpretation<br />

desselben Songs von Philipp p<br />

Poisel. Besonders überrascht hat mich<br />

die Electro-Version von "Kokain" von<br />

Apfel S.. Hardcore-Wader-Fans reagierten teils entsetzt<br />

auf das Tribute-Album. Ich finde aber: Nur so<br />

Hannes Wader ist 70 geworden. Mit NAH<br />

DRAN (Rezension in diesem Heft) veröffentlicht<br />

der Liedermacher und Folksänger nach sechs<br />

Jahren Pause wieder ein Album. Good Times-<br />

Mitarbeiter Frank Schuster unterhielt sich mit<br />

Wader über das Altern, späte Ehre, Politik und<br />

Fingerpicking.<br />

kann<br />

man<br />

das machen! Die Neuinterpretationen erinnern<br />

nern<br />

mich<br />

an meine eigenen Anfänge: Man nähert<br />

sich seinen Vorbildern mit Bewunderung, aber auch<br />

mit Skepsis, um etwas Eigenes zu machen.<br />

Stichwort Vorbilder: Auf Ihrem neuen Album gibt<br />

es eingedeutschte Cover-Versionen von Pete Seegers<br />

"Turn! Turn! Turn!" und Tom Pax<strong>to</strong>ns "Last Thing<br />

On My Mind". Auch Ihr berühmtester Song, "Heute<br />

hier, morgen dort" ist eine Nachdichtung ...<br />

Ich hatte nie Probleme damit, Lieder von anderen zu<br />

singen, auch als ich schon längst begonnen hatte,<br />

selbst welche zu schreiben. Ich greife zu Songs, die ich<br />

selbst gern gemacht hätte. Es warten noch sehr viele<br />

Lieder darauf, von mir übersetzt und gesungen zu werden.<br />

Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich An-<br />

fang der 70er den Text von "Heute hier, morgen dort"<br />

nach der Melodie von Gary Bolstads "Indian<br />

Summer" schrieb. Ich saß in der Kneipe Zum<br />

Grünen Baum in Freiburg und hatte Mittagessen<br />

bestellt. Als der Kellner mit dem Kotelett<br />

kam, hatte ich den Text schon fertig.<br />

Das hat schon eine gewisse Ironie: Mein<br />

heute bekanntestes Lied schrieb ich in einer<br />

halben Stunde, an manchen Liedern sitze<br />

ich dagegen oft Monate.<br />

Viele der Songs auf Ihrem neuen Album NAH<br />

DRAN handeln vom Altern oder vom Tod. Bringt<br />

das Altwerden auch Vorteile?<br />

Mir hat zuletzt eine Äußerung von Geraldine Chaplin<br />

gefallen, die gesagt hat, sie könne nichts Gutes im<br />

Altwerden entdecken, es sei vielmehr ein grausamer,<br />

schrecklicher Prozess. Das gefällt mir besser als Sprüche<br />

wie: „Auch der Herbst hat noch schöne Tage."<br />

Aber eigentlich kann ich mich nicht beklagen! Ich bin<br />

sehr begünstigt. Ich habe keine Altersleiden, abgesehen<br />

von einer Schwerhörigkeit, die aber nichts mit<br />

dem Alter zu tun hat, sondern mit einer falsch behandelten<br />

Mittelohrentzündung in meiner Kindheit.<br />

Politische Aussagen gibt es, von wenigen Ausnahmen<br />

abgesehen, auf NAH DRAN kaum. Das Kämpferische<br />

aus Ihrer ARBEITERLIEDER-Phase fehlt. Ist<br />

die Zeit für Politisches schwieriger geworden?<br />

Diese Frage ist mir schon immer gestellt worden, auch<br />

als ich begann, plattdeutsche Lieder oder Schubert<br />

zu singen. Wer weiß – vielleicht ist die nächste Platte<br />

wieder politischer. Ich habe mich nicht versöhnt<br />

mit der Welt, der Zorn ist immer noch da. Als ich<br />

noch meine politischen Lieder gesungen habe, hatte<br />

die ganze Weltjugend gegen den Krieg in Vietnam<br />

aufbegehrt. Heute ist das anders, die Kräfte sind nicht<br />

mehr so gebündelt. Andererseits bin ich verblüfft und<br />

auch positiv bis optimistisch gestimmt, dass es so etwas<br />

wie die Occupy-Bewegung gibt.<br />

Auf NAH DRAN gibt es schöne Fingerpicking-Passagen<br />

von Ihnen auf der akustischen Gitarre.<br />

Das Fingerpicking war mir sehr wichtig, diese Parts<br />

habe ich selbst eingespielt, sie sollten meine eigene<br />

Handschrift tragen. Ich trete ja seit Jahren, abgesehen<br />

von der Wecker-Wader-Tour, solo auf und will auch<br />

die neuen Songs live allein auf der Bühne umsetzen<br />

können. Sie sind eher sparsam instrumentiert. Herausragend<br />

finde ich das Pedalsteel-Gitarrenspiel von Nils<br />

Tuxen, einem Dänen, der seit Jahren in Deutschland<br />

lebt. Ich halte ihn für einen der Besten in Europa auf<br />

dem Instrument!<br />

DAS NEUE ALBUM!<br />

Mit seinem 53. Album als Solokünstler in<br />

seiner 50jährigen Karriere präsentiert<br />

sich Van Morrison als Künstler, der noch<br />

immer imstande ist, die Messlatte seiner<br />

Kreativität ein Stückchen höher zu legen.<br />

“Born <strong>to</strong> sing: No Plan B” zeigt, was<br />

passiert, wenn Musik von Herzen kommt,<br />

gemacht ohne einen Plan B.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 77<br />

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Madeline Bell<br />

Von Uli Twelker<br />

Zwischen Jazz<br />

und James Last<br />

Der Event: "<br />

Singer", eine Revue für zwei Solostimmen, Chor und Bigband. Ta<strong>to</strong>rt: De La Mar <strong>The</strong>ater, Amsterdam.<br />

Die Stars: Madeline Bell mit dem Jazz Orchestra Of <strong>The</strong> Concertgebouw und Georgie Fame als Bühnenpartner;<br />

er schrieb die Lyrics für Steve Grays betörende Melodien. Wer Bell am 25. Mai 2012 erlebte, zwei<br />

Monate vor ihrem 70. Geburtstag, rieb sich die Augen: So wie sie "<br />

High Fives" mit den Vocaal Ensemble<br />

Of-<strong>The</strong>-Conserva<strong>to</strong>rium-Mädels abklatschte, ging sie glatt als Mittdreißigerin durch – in Holland eine feste<br />

Jazzgröße. War das die Afro-Amerikanerin, die 1969 mit Blue Mink in " Melting Pot" die Rassenintegration<br />

besang? Oder die allgegenwärtige Backing-Sängerin, ohne die "You Can´t Always Get What You Want" von den<br />

S<strong>to</strong>nes oder Joe Cockers Version von "With A Little Help From My Friends" nicht denkbar wären?<br />

Madeline Bell und Georgie Fame mit "<br />

Singer" in Amsterdam<br />

Fo<strong>to</strong>: © Ans van Heck<br />

Bell: „Ich liebe, was ich tue. Wenn<br />

auf der Bühne 18 Musiker hinter<br />

einem fetzen, geht's los. Reisen ist<br />

zwar anstrengend, aber schon Soundchecks<br />

sind der Countdown für die Show – ich bin bereit!<br />

Steve Grays Melodien sind so schön, er ist mein George<br />

Gershwin. 'My Second Home' aus Singer' sang ich bei<br />

'<br />

seiner Beerdigung 2008, zu einem Demo mit Steves<br />

Piano und Georgie Fame an der Orgel, es war atemberaubend!<br />

Hier in Holland arbeite ich seit 1994 mit Frits<br />

Landesbergen – ich nenne ihn Pommes Frites'. Der erledigt<br />

alles – von den Arrangements bis zum Geschäft-<br />

'<br />

lichen, wir haben unzählige Gigs und sechs CDs gemacht<br />

– darunter GIRL TALK (1995) und BLESSED (2000)."<br />

Als Madeline Bell 1963 aus Newark/New Jersey in London<br />

eintraf, hatte sie zuvor an Straßenecken Barbershop-Songs<br />

perfektioniert, war Mitglied der gewieften<br />

Bradford Singers und <strong>to</strong>urte mit der Black Nativity<br />

Gospelshow. Doch warum London zur zweiten Heimat<br />

machen? „Auf 14 Monate Tour folgte ein Plattenvertrag,<br />

seitdem bin ich Europäerin." Alben wie DOING<br />

THINGS oder BELL'S A POPPIN' schlugen kaum ein,<br />

nicht mal das 1973 vom Led-Zeppelin-Bassist John<br />

Paul Jones (Vater ihrer Patenkinder) betreute COMIN'<br />

ATCHA. Aber mit Blue Mink war Bell dank "Melting<br />

Pot" (1969) populär geworden, ebenso wie mit "Good<br />

Morning Freedom" (1970) oder "Banner Man" (1971).<br />

Blue Mink reformierten sich für kurze<br />

Zeit 1996, als Bells Gesangspartner<br />

Roger Cook nach 15 Jahren in<br />

Nashville nach London zurückkehrte,<br />

und auch in Soloshows geht ohne<br />

den<br />

berühmten<br />

"Melting Pot" gar<br />

nichts: „Lasse ich<br />

'Melting Pot' im<br />

ersten Set weg, fragen die Leute<br />

schon in der Pause danach – ohne<br />

den Song wären sie enttäuscht." Dabei<br />

hat die zierliche Afro-Amerikanerin<br />

viel mehr zu bieten, neben Gospel<br />

auch Swing, Funk, Klassik, R&B. Spektakulär war in<br />

Holland die Präsentation des Films „Bro<strong>the</strong>r Ray": In<br />

einem Dutzend Kinos gab es als 45-Minuten-Zugabe<br />

TRIBUTE TO RAY CHARLES, wie bei „Singer" mit dem<br />

Jazz Orchestra Of <strong>The</strong> Concertgebouw, Madeline Bell<br />

an der Rampe!<br />

Ist sie s<strong>to</strong>lz auf ihre markante Stimme? Begleitet hat sie<br />

u.a. Ash<strong>to</strong>n, Gardner & Dyke, die Baker Gurvitz Army,<br />

Climax Blues Band, Donovan, Chris Farlowe, George<br />

Harrison und Humble Pie, auch James Last, John<br />

Lennon, Ringo, Dusty Springfield, Rod Stewart, Small<br />

Faces und Roger Waters: „McCartney ist der einzige<br />

Beatle, mit dem ich nicht gearbeitet habe." Dennoch<br />

gibt es Frust: „Sie benutzen 'With A Little Help' aktuell<br />

für Versicherungswerbung in Amerika – und wieder<br />

mal werden wir nicht bezahlt. Dabei hängt alles an uns<br />

Ausführenden. Wegen meiner Blue-Mink-Aufnahmen<br />

liege ich ebenso im Streit. Sie verwenden die Originalaufnahmen<br />

und haben uns nicht mal kontaktiert. Die<br />

Majors kaufen kleinere Sixties-Labels auf und argumentieren,<br />

wir hätten damals die Rechte abgegeben.<br />

Und die Werbeleute wissen oft gar nicht, dass sie Mu-<br />

sik benutzen, ohne das Copyright zu haben, aber über<br />

genau diese Klienten kann man Druck auf die<br />

Verlage ausüben!"<br />

Im launischen Business sorgte James Last oft<br />

für solide Gagen, für Madeline ebenso wie<br />

etwa für ihre Chorkollegin P.P. Arnold: „Schau<br />

dir die Welt an, lass' jemand anderen bezahlen.<br />

Mein Mann Barry Reeves (†2010) war 15<br />

Jahre Drummer der James Last Band, und<br />

auch ich habe viel mit Hansi<br />

ge<strong>to</strong>urt und aufgenommen.<br />

1984 kam er zu mir<br />

und meinte: Klingel' – sein<br />

'<br />

Spitzname für mich –, wir '<br />

machen Gospel, such dir<br />

was aus'. Ich wählte 'Open<br />

Your Eyes', auf YouTube<br />

kannst du es sehen." Neben<br />

Sologigs in Spanien, Holland und dem UK (mit Bell<br />

& Bill: Die Grande Dame des British Soul springt bei<br />

Bill Wyman's Rhythm Kings ein): „Bill rief bei Georgie<br />

Fame an, weil es Beverly Skeete nicht gut geht, und er<br />

wusste, dass wir zusammenarbeiten. Über all das werde<br />

ich berichten, ich sortiere gerade meine Tagebücher<br />

seit den Sixties. Aber ich brauche einen interessierten<br />

Verlag, der mir sechs Monate Schreiben vorfinanziert;<br />

ich kann nicht immer zwischen meinem spanischen<br />

Wohnort und dem Malaga Airport pendeln."<br />

Seite 78 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Normalerweise sind es große Konzertveranstalter<br />

wie Fritz Rau oder auch finanzkräftige<br />

Sponsoren, die musikalische Legenden<br />

für ausgesuchte Events verpflichten (können). Bei<br />

Gary Brookers unvergessener und unverdrossen aktiver<br />

Klassik-Rockband Procol Harum gelang ein solcher<br />

Coup einem Fanclub: Whaling S<strong>to</strong>ries.<br />

Das Besondere ist hier das „ganz große<br />

Kino", in das die Band mit ihren Hymnen wie<br />

"A Whiter Shade Of Pale", "Homburg", "Conquistador"<br />

und "A Salty Dog" eingebunden<br />

wird. Das Club-Team schwärmt nämlich<br />

nicht nur von Procol Harum, sondern auch<br />

vom Wuppertaler Sinfonieorchester, vom<br />

Chor der Kan<strong>to</strong>rei Barmen-Gemarke und<br />

den Ballettkünsten der Pina-Bausch-Truppe.<br />

Ganz schön viel Personal für drei Tage Kultur,<br />

oder?<br />

Nein, denn Whaling S<strong>to</strong>ries will alle rund<br />

140 Akteure sogar an jeweils einem einzigen<br />

Abend präsentieren! Die Verträge für das Wochenende<br />

des 5./6. April 2013 liegen bereits<br />

mit trockener Tinte im Panzerschrank. „Rock<br />

Meets Classic" nennt der Club das mit seinem<br />

Veranstalterteam <strong>The</strong> Bowl. Seit Herbst 2011<br />

wurde geplant und verhandelt; Tony Cragg, britischer<br />

Bildhauer und Wahlwuppertaler, ist Schirmherr des<br />

2013: "<br />

Whiter Shade" in Wuppertal<br />

Abends. Einst in Pina Bauschs legendärem Ensemble,<br />

werden Jo Ann Endicott und Bénédicte Billet ihre einzigartige<br />

Performance mit Procol-Harum-Musik verbinden.<br />

Fans aus Großbritannien, der Schweiz, Italien,<br />

v. l.: Geoff Dunn, Geoff Whitehorn, Matt Pegg, Josh Phillips, Gary Brooker<br />

Portugal sowie aus Norwegen und Dänemark werden<br />

erwartet. Aus Übersee haben sich bereits Anhänger aus<br />

den USA, Kanada und Neuseeland fest angekündigt –<br />

mit den treuen deutschen Fans werden wohl rund 20<br />

Nationen vertreten sein.<br />

Außerdem gibt es eine his<strong>to</strong>rische Vereinigung: Gary<br />

Brookers Fanclub Whaling S<strong>to</strong>ries wird sich<br />

mit den Procol-Harum-Fanatikern Beyond<br />

<strong>The</strong> Pale zu einer gemeinsamen Convention<br />

zusammenraufen. Außerdem steht im LCB<br />

Fo<strong>to</strong>: © Procol Harum<br />

(Live Club Barmen) des Hauses der Jugend<br />

– in dem auch schon Robin Trower auftrat<br />

– ein Konzert der Tribute-Band <strong>The</strong> Palers<br />

auf dem Plan. Mit dabei: Ex-Procol-Gitarrist<br />

Dave Ball.<br />

Für Procol-Harum-Gründer und Frontmann<br />

Gary Brooker wird das Wochenende in der<br />

Wuppertaler Stadthalle auf jeden Fall his<strong>to</strong>rische<br />

Bedeutung haben. Nur etwa 300<br />

Meter Luftlinie vom Audi<strong>to</strong>rium entfernt<br />

stand einst das Thalia: In diesem Club hatte<br />

Brooker 1966 mit seinen Paramounts den<br />

"Yesterday Man" Chris Andrews begleitet<br />

– weniger als ein Jahr danach wurde der<br />

beliebte Laden abgerissen. 2013 schließt sich in der<br />

Nachbarschaft ein Kreis.<br />

Uli Twelker<br />

Fo<strong>to</strong>: © Procol Harum<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 79


Kolumne Christian Simon – Folge 5 –<br />

Linda & Paul:<br />

Paul McCartney und<br />

Christian Simon in den<br />

Abbey Road Studios in<br />

London.<br />

1+1=1<br />

Linda McCartney schenkte Christian Simon ihr Fo<strong>to</strong>buch<br />

Sixties" und<br />

"<br />

signierte es auch gleich (s.u.).<br />

Linda McCartney – die Frau von Ex-Beatle Paul:<br />

Wie oft hat man diese Zeile gelesen ... Doch<br />

Linda war viel mehr, eine Frau „zum Pferdestehlen",<br />

lustig, ausgelassen. Zugleich kritisch und<br />

nachdenklich. Sie war Rock’n’Roll-Musikerin in<br />

Pauls Bands auf der Bühne; Stille und Harmonie<br />

jedoch suchte sie in ihren Fo<strong>to</strong>s. Und Linda war<br />

eine Kämpferin, wenn es um den Tier-und Umweltschutz<br />

ging. Niemand konnte sie aufhalten,<br />

die Menschen davon überzeugen zu wollen, vegetarisch<br />

zu leben und das Leben der Tiere zu schützen.<br />

Sie drehte Filme, um die Grausamkeit auf<br />

Schlachthöfen, Pelz-und Hühnerfarmen und bei<br />

Tiertransporten zu zeigen. Sie schrieb vegetarische<br />

Kochbücher und brachte fleischfreie Tiefkühlkost<br />

auf den Markt, um Alternativen anzubieten. Und<br />

sie machte sich weltweit einen Namen als überaus<br />

erfolgreiche Fo<strong>to</strong>grafin. Dabei blieb sie aber immer<br />

die liebevolle Ehefrau und Mutter, der nichts wichtiger<br />

war als ihre Familie.<br />

Ich traf Linda zum ersten Mal am 18. September<br />

1991 in Hamburg. Paul hatte meine Frau Moni<br />

und mich zur Premiere seines Kinofilms „Get Back"<br />

eingeladen. Es war ein sommerlicher Tag, Sonnenstrahlen<br />

durchfluteten die Etage des<br />

Hotels Atlantic, die von den McCartneys<br />

komplett angemietet worden war.<br />

„Du hast Paul dieses <strong>to</strong>lle, alte deutsche<br />

Buch über die <strong>Beatles</strong> geschenkt,<br />

als ihr kürzlich bei uns wart. Schön,<br />

dass wir uns jetzt auch kennen lernen."<br />

Dies waren ihre ersten Worte, an<br />

die ich mich heute noch so erinnere,<br />

als wäre es erst gestern gewesen. Und<br />

da waren sie schon, diese unglaubliche<br />

Natürlichkeit, diese Lebensfreude<br />

und Selbstverständlichkeit, mit der<br />

Linda auf Menschen zuging. Aber da<br />

war auch gleich die Kämpferin Linda<br />

McCartney, die sofort das Gespräch<br />

über „ihr <strong>The</strong>ma" mit uns suchte. Wir<br />

sprachen über unseren Hund, über das Essen in<br />

Deutschland, über den Tierschutz. Aber nie verbissen,<br />

sondern immer freundschaftlich und sehr verbindlich.<br />

„Sie ist der positivste Mensch auf Erden",<br />

sagte mir Paul einmal, und genau das war stets<br />

zu spüren, wenn man sie traf. Ich glaube, das war<br />

auch ein Geheimnis dieser großen Liebe.<br />

Paul und Linda, das war ein Name, ein Begriff. „In<br />

29 Jahren Ehe waren wir nur eine Nacht getrennt",<br />

erzählte mir Paul, der bei seiner Frau das fand,<br />

was in dieser Branche so selten ist – Ruhe und Geborgenheit.<br />

Wer die beiden beobachtete, sah Jungverliebte<br />

in den Flitterwochen. Ich erinnere mich<br />

noch gut an eine Begegnung auf einer Tournee.<br />

Ich traf das Paar ganz allein in der Garderobe der<br />

Stuttgarter Schleyerhalle. Paul saß auf einem Sofa<br />

und spielte Linda ein neues Lied auf der Gitarre vor.<br />

Da war es wieder, dieses ansteckende Gefühl von<br />

Vertrau<strong>the</strong>it, Harmonie und ... Liebe! „Schaut mal,<br />

was ich mit Paul für Klamotten ausgesucht habe",<br />

sagte Linda und zeigte uns seine neuen Jackets<br />

und Wes ten für die Bühne, während er meiner Frau<br />

und mir einen Obstteller zum Lunch richtete.<br />

Das waren sie, die McCartneys – ein völlig normales<br />

Ehepaar. Keine Stars, keine Überflieger, einfach nur<br />

gute Kumpel. Und dann kam die furchtbare Nachricht:<br />

Krebs! Das war im Dezember 1995. Paul nahm<br />

kaum noch Termine in der Öffentlichkeit wahr, zog<br />

sich zurück, kümmerte sich fast ausschließlich um<br />

Linda. Bei der Eröffnung des Liverpool Institute<br />

For Performing Arts und beim späteren Besuch<br />

der Queen in seiner Liverpooler Universität traf ich<br />

Paul allein. Immer nur kurz, denn sofort nach dem<br />

offiziellen Teil fuhr er zurück nach Hause zu seiner<br />

Frau. „Wir werden es schaffen! Linda ist unglaublich<br />

tapfer und hat noch viel vor!", sagte Paul. Im<br />

Mai 1997 traf ich ihn dann zu einem Interview<br />

in den Abbey Road Studios in London. „Schöne<br />

Grüße von Linda", strahlte er, „es ist wieder alles<br />

okay." Paul war gelöst und so locker wie früher.<br />

Später rief Linda noch an und sagte: „Also dann<br />

bis bald!" Doch dieses Wiedersehen sollte es nicht<br />

mehr geben. Linda starb 1998 während des Urlaubs<br />

der beiden auf ihrer Ranch in Arizona. Noch<br />

zwei Tage vor ihrem Tod waren die McCartneys<br />

ausgeritten – Lindas liebstes Hobby neben dem Kochen.<br />

Paul und die Kinder waren bei ihr. In einer<br />

Tageszeitung las ich auf einer Seite die Mitteilung<br />

von Lindas Tod und gleichzeitig, Paul sei der reichste<br />

Musiker Englands. Zu diesem Zeitpunkt war er<br />

wohl der Ärmste ...<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Christian Simon Productions<br />

Seite 80 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


INXS<br />

ZURÜCK AUF<br />

DEN OLYMP?<br />

Fo<strong>to</strong>: © CMS Source<br />

Wer als Musikfan jenseits der 40 in sich<br />

hineinhört und die 1980er Revue passieren<br />

lässt, fragt sich gern mal: Welche<br />

Bands haben einen<br />

"<br />

damals" eigentlich<br />

nachhaltig geprägt? Und: Gehörten zu den<br />

noch immer fest abgespeicherten Gruppen<br />

eigentlich auch INXS? Wohl eher weniger.<br />

Natürlich ist nichts gegen Evergreens<br />

wie "Need You Tonight", "New Sensation",<br />

"Never Tear Us Apart" und "Devil<br />

Inside" einzuwenden – sie beleben nach<br />

wie vor Feiern und füllen Tanzflächen<br />

in Sekundenschnelle. Dennoch: Ist das<br />

australische Sextett jemals über den<br />

Status einer Randnotiz hinausgekommen?<br />

Und: Es gibt Neues!<br />

Das Original: INXS Ende der 1980er mit "<br />

Hutch"<br />

INXS, das war vor allem der charismatische<br />

Frontmann Michael Hutchence. Unvergessen<br />

sein blonder, wallender Lockenschopf, seine<br />

Liaisons mit Kylie Minogue oder irgendwelchen<br />

Top-Models. Die Gedanken<br />

sind auch bei seinem<br />

tragischen Tod am 22.<br />

November 1997 – offenbar<br />

Folge eines Sexunfalls,<br />

bei dem „Hutch” sich zur<br />

Steigerung des Orgasmus<br />

versehentlich selbst stranguliert<br />

hatte. Was hat all<br />

das mit der Qualität der<br />

INXS-Musik zu tun? Nicht<br />

viel. Höchstens mit den<br />

Verkaufszahlen der Tonträger:<br />

Die liegen aktuell bei über 30 Millionen<br />

weltweit. Knapp die Hälfte<br />

davon entfällt auf die sechste<br />

Studio-CD KICK. Dieser Megaseller er<br />

enthielt vier Top-10-Singles (oben<br />

genannt) und scheint ohnehin n<br />

fast ausschließlich aus Singlestauglichem<br />

Material zu bestehen,<br />

das bis heute hohen Wiedererkennungswert<br />

besitzt.<br />

KICK erschien im September 1987, also vor exakt<br />

einem Vierteljahrhundert. Anlass genug, um den<br />

INXS-Meilenstein neu zu veröffentlichen, jetzt sogar<br />

in unterschiedlichen Versionen: Als 2-CD-De-<br />

luxe-Edition, die neben dem regulären Album etliche<br />

Remixe und weiteres Bonus-Material enthält.<br />

Für beinharte Fans gibt es zusätzlich die Super-<br />

Deluxe-Edition mit drei CDs plus DVD: Hier<br />

sind unveröffentlichte Live-Aufnahmen<br />

im Angebot, rare Promos,<br />

B-Seiten und und und.<br />

Dass die Band ohne Rampensau<br />

Hutchence lediglich ein Schatten<br />

ihrer selbst ist, bewiesen die<br />

Ersatzspieler. Selbst gestandene<br />

Entertainer wie Jimmy Barnes,<br />

Terence Trent D’Arby oder der kanadische<br />

Elvis-Imita<strong>to</strong>r und Castingshow-Gewinner<br />

J.D. Fortune<br />

konnte<br />

den australischen<br />

Karren<br />

in<br />

den vergangenen<br />

knapp 15<br />

Jahren nicht mehr<br />

flottmachen.<br />

Dennoch gibt es Hoff-<br />

nung: Ein 38-jähriger Ire namens<br />

Ciaran Gribbin könnte INXS endlich wieder das<br />

glamouröse Feuer der 1980er zurückgeben. Der<br />

Mann aus Dublin ist zwar nicht blond, aber attraktiv.<br />

Er ist nicht nur Sänger, sondern auch ein anerkannter<br />

Songwriter, der schon für Madonna, Paul<br />

McCartney und Snow Patrol komponiert hat. Für<br />

den Madonna-Song "Celebration” erhielt Gribbin<br />

sogar eine Grammy-Nominierung.<br />

Aktuell steht der sympathische Mann, der seit<br />

Herbst 2011 mit Frau und Baby in Sydney lebt, mit<br />

den alten INXS-Mitstreitern im Studio. Sie arbeiten<br />

am nächsten INXS-Werk. Gribbin: „Es soll auf jeden<br />

Fall noch vor Ende dieses Jahres veröffentlicht<br />

werden.” Mehr möchte er über die Aufnahmen im<br />

Moment noch<br />

nicht erzählen.<br />

Nur soviel: „Die<br />

eine oder andere<br />

Nummer wird<br />

wohl aus meiner<br />

Feder stammen,<br />

selbst wenn mir<br />

klar ist, dass<br />

Andrew Farris<br />

(Gitarrist und<br />

INXS-Haupttexter;<br />

Anm. d.<br />

Au<strong>to</strong>rs) der wesentlich<br />

versiertere<br />

Schreiber als<br />

Der Nachfolger Ciaran Gribbin will INXS<br />

zu altem Glanz verhelfen. ich ist. Trotzdem<br />

ist es wichtig,<br />

dass ich als Jüngster in der Gruppe frisches Blut in<br />

die Sache bringe. Wir müssen neben Rock und Pop<br />

auch verstärkt Funk und Soul in den Sound integrieren,<br />

damit wir mehr grooven. Wir dürfen uns<br />

von der erfolgreichen Vergangenheit der Band nicht<br />

einschüchtern lassen. Ich werde mich mit vollem<br />

Einsatz darum kümmern, dass diese Band bald wieder<br />

da stehen wird, wo sie hingehört – ganz oben<br />

auf dem Musik-Olymp!”<br />

Michael Fuchs-Gamböck<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 81


Blues-Porträt No. 37<br />

DANNY BRYANT'S<br />

REDEYEBAND<br />

Könner &<br />

Knuddel<br />

V.l.: Ken Bryant (b), Sohn Danny (g, voc), Trevor Barr (dr)<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Sie werden immer mehr. Nachdem neue Blues(-Rock)er lange<br />

Zeit eher in den USA zu finden waren, macht seit einigen Jahren<br />

auch Britannien mobil. "<br />

Guitar & vocals" sind ihr Metier, die mit<br />

Mitte 30 sind fast schon "<br />

Oldies": Davy Knowles und Matt Schofield.<br />

Simon McBride, Mitch Laddie, Scott McKeon, Oli Brown<br />

und Joanne Shaw Taylor,<br />

Attacke – Danny rupft!<br />

um nur einige zu nennen.<br />

In diese Reihe kreativer<br />

Könner gehört vor allem<br />

auch Danny Bryant.<br />

Er ist ein Pfundskerl, ein echter! Und steht als solcher – vielleicht mehr<br />

als die anderen genannten Kolleg(inn)en – im Zentrum seiner Band:<br />

Danny Domina<strong>to</strong>r. Der Brocken aus Hertfordshire ist bühnenfüllend,<br />

er strahlt auch in noch jungen Jahren eine mächtige Präsenz aus: Bryant<br />

stemmt sich, die Birne bisweilen puterrot, die Halsadern fingerdick und<br />

wie in Schweiß gebadet, in jeden einzelnen Temposong, als würde er keinen<br />

weiteren mehr raus(d)rücken wollen. In der nächsten Sekunde wird aus dem<br />

dampfenden Kesselflicker ein komplett in sich gekehrter Zartling: Wenn er, nur<br />

zwei von vielen Beispielen, "Girl From <strong>The</strong> North Country" oder<br />

"Living In <strong>The</strong> Lion's Den", anstimmt, steht da ein anderer –<br />

mutiert zu einem fast lyrisch spielenden, liebenswerten Bully.<br />

Danny Bryants Vergangenheit ist eher unspektakulär. Geboren<br />

am 26.7.1980 in Hertfordshire, erste Ansteckung durch Schallplatten<br />

der Eltern – Hendrix, Springsteen, Gallagher, Dylan, die<br />

übliche Rutsche. Eric Clap<strong>to</strong>ns "From <strong>The</strong> Cradle" und "<strong>The</strong><br />

Sky Is Crying" (Elmore James) brachten<br />

ihn dann ohne jede Unterrichtsstunde an<br />

die Klampfe; und nach einem Konzertbesuch bei<br />

Walter Trout 1995 schrieb er selbigem einfach,<br />

ganz altmodisch, einen Brief mit der Bitte um<br />

Anleitung. Der Gleichgesinnte aus New Jersey<br />

antwortete und war von da an – bis zur Abnabelung<br />

– Bryants Men<strong>to</strong>r, der ihm u.a. die<br />

Vorlagen der Heiligen Drei Blueskönige B.B.,<br />

Albert und Freddie King näherbrachte. Auch<br />

Robin Trower hat ihn stets fasziniert.<br />

Mit Drummer Andy Burt (seit 2005: Trevor Barr) war er<br />

schnell einig, es fehlte nur ein Bassist. Einmal umgeschaut,<br />

<strong>The</strong>ma durch: Den Viersaitigen bedient seitdem<br />

... Vater Ken. Die Ochsen<strong>to</strong>ur begann 2002, nicht unbedingt<br />

eine Hoch-Zeit für Blues in Britannien. Es ging als<br />

Danny Bryant's Redeyeband durch Clubs ohne Ende, an<br />

den Tellern der Abendkasse saß – wen wundert's – Mutter<br />

Hea<strong>the</strong>r, die inzwischen seine Managerin ist. Eine Gig-<br />

Absage von Jim Suhler ließ die Roten Augen einspringen<br />

– der Durchbruch. Noch im selben Jahr kam das Trio beim<br />

kleinen UK-Label Blues Matters unter, das immerhin vier<br />

hörenswerte Alben veröffentlichte: WATCHING YOU!<br />

(2002), SHADOWS PASSED<br />

(2003), COVERING THEIR<br />

TRACKS (2004) und DAYS LIKE<br />

THIS (2005).<br />

Die gleichbleibend gute Quali-<br />

tät der CDs und Bryants kapitale Berserker-Shows ließen landesweit – und vor<br />

allem auf dem Euro-Festland – aufhorchen, eine Fangemeinde entstand. Sie<br />

freut sich von Beginn an über ungewöhnlich viele eigene Songs, weitgehend<br />

ohne „I woke up this morning"-Patina und mit einiger Distanz zu ausgelatschten<br />

Bluespfaden. Drei weitere Alben für Continental Blue Heaven<br />

(über Rounder Records Europe) entstanden, auf denen der Junior sich<br />

konstant entwickelte: LIVE (2007), BLACK AND WHITE (2008) und das<br />

exzellente JUST AS I AM (2010).<br />

Bryant, mit Stra<strong>to</strong>caster, Telecaster, Gibsons s<br />

und ab 2006 mit Fret-King-Modellen ausgestattet,<br />

ist permanent unterwegs; in elf Jah-<br />

ren hat<br />

das Trio knapp über 2000 Konzerte<br />

gespielt. Dannys elektrische und akustische<br />

Werkzeuge hegt und pflegt inzwischen<br />

– es lebe das kostengünstige<br />

Familienunternehmen! – Ehefrau Kirby, ,die<br />

sich die nötigen Kenntnisse selbst draufgeschafft<br />

hat. Das Freiburger Jazzhaus-Label<br />

ist<br />

das aktuelle Etikett für die Briten, erstes<br />

CD/DVD-Projekt: NIGHTLIFE – LIVE IN HOL-<br />

LAND (2012). Vorbilder hat er noch immer.<br />

Buddy Guy etwa: „Wenn ich den höre, komme ich mir vor<br />

wie ein Dreijähriger."<br />

Wer in Bryant – trotz Überlebensgröße im Team – einen<br />

seelenlos gniedelnden Vor-Spieler erwartet, wird<br />

positiv enttäuscht. Der Klotz schafft Nähe zum Publikum<br />

stets zweigleisig: klar, als Meister seines Metiers,<br />

aber auch mit engagiert-sympathischem, allürenfreiem<br />

Auftreten. Gänzlich „un-blues-rockiger", aber wenig<br />

überraschender Konzertkommentar einer begeisterten<br />

Lady im Hamburger Down<strong>to</strong>wn Bluesclub 2012: „Was<br />

für ein lieber Knuddel! Gibt's den auch zum Mitnehmen?!"<br />

Auf CD allemal ...<br />

Seite 82 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


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Live in Concert<br />

Beach Boys<br />

Good Vibrations<br />

Ein Stück Rock-His<strong>to</strong>ry war in Berlin, Stuttgart und<br />

Mönchengladbach zu erleben, als die Beach Boys um<br />

Mastermind Brian Wilson ihr 50-jähriges Bandjubiläum<br />

live zelebrierten. Auf ihrer „50th Anniversary<br />

Reunion World<strong>to</strong>ur" gaben sich die Könige des<br />

Stuttgart, Schleyer-Halle, 04.08.2012<br />

tät in der ausverkauften Schleyer-Halle; dennoch<br />

blieb das Konzert keine plumpe Aneinanderreihung<br />

ihrer Hits. „Do you love your car?" fragte Mike Love<br />

zwischendurch süffisant lächelnd und nannte zwei<br />

populäre Marken. Nach geteilter Resonanz im Publikum<br />

leitete er zügig<br />

ins Intro von "Ballad Of<br />

Ole' Betsy" über. Da war<br />

sie wieder, die sonniglockere<br />

Venice-Beach-<br />

Stimmung: kalifornische<br />

Träumereien ...<br />

Nr.8<br />

Surf-Sounds die Ehre, obwohl der Stamm der Band<br />

mittlerweile um die 70 Jahre alt ist und die Wilson-<br />

Brüder Dennis (†1983) und Carl (†1998) bereits vers<strong>to</strong>rben<br />

sind.<br />

In den Swinging Sixties verbreiteten die singenden<br />

Strandjungs ihre "Good Vibrations" über den Ä<strong>the</strong>r;<br />

darum heißt ihre aktuelle CD nach der Neuvereinigung<br />

augenzwinkernd THAT'S WHY GOD MADE<br />

THE RADIO. Unter dem Mot<strong>to</strong> „We Do It Again"<br />

präsentierten sie viele<br />

Klassiker live in bestechender<br />

Soundquali-<br />

David Marks<br />

Mike Love<br />

Viele lange nicht mehr<br />

gehörte Songs, auch aus<br />

den PET SOUNDS von<br />

Brian Wilson, wurden<br />

wieder lebendig; dazu<br />

"Rock'n'Roll <strong>Music</strong>" von<br />

Chuck Berry oder das legendär<br />

stimmungsvolle<br />

"California Dreaming"<br />

von den Mamas & Papas<br />

sowie "Fun, Fun, Fun".<br />

Wilsons etwas brüchig gewordene Stimme störte die<br />

ebenfalls in die Jahre gekommenen Fangemeinde<br />

keineswegs – außerdem fingen die gesangsstarken<br />

Mitstreiter, insbesondere Leadsänger Mike Love, dies<br />

leicht wieder auf. Schon erstaunlich, wie Wilson,<br />

Love, Al Jardine, Bruce Johns<strong>to</strong>n und David Marks<br />

mit acht weiteren ausgezeichneten Musikern nach all<br />

den Jahrzehnten noch immer diese Klangpräzision<br />

erreichen – die perfekte Mehrstimmigkeit der Beach<br />

Boys bleibt auch 2012 umwerfend.<br />

Schön, dass auch einzelne Bandmitglieder zu<br />

Solo-Einlagen kamen. Bei Gassenhauern wie<br />

"Barbara Ann", "I Get Around" oder den berühmten<br />

"California Girls" hielt es das Publikum<br />

dann nicht mehr auf den Sitzen. Nach ca.<br />

drei Stunden einschließlich verdienter Pause<br />

(Mike Loves humoriger Kommentar: „For a little<br />

sleep!") stürmten alle junggebliebenen Fans vor<br />

die Bühne, um den Idolen ihrer Jugend noch<br />

einmal ganz nah zu sein.<br />

Text und Fo<strong>to</strong>s: Helmut Ölschlegel<br />

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#6 PINK FLOYD, #7 DIE ÄRZTE


TATZES STREIFZÜGE September 2012<br />

Uniquely brilliant"<br />

(„Sunday<br />

„ Times"). – „Sofort<br />

packt einen diese<br />

Stimme, dieses fein<br />

angeschliffene, nach<br />

Sehnsucht klingende Instrument" („L.A. Times"). –<br />

„Michael Kiwanuka kann nicht von dieser Welt sein"<br />

(„Rolling S<strong>to</strong>ne"). Die Medien quellen fast über vor<br />

Lobeshymnen. Die Preisverleiher schließen<br />

sich gleich an: Beim BBC Sound Of 2012<br />

Poll siegte er im Januar, und von der Jury der<br />

Brit Awards 2012 wurde er für die Kategorie<br />

Critic's Choice nominiert. Alles mündet ins Fazit<br />

„Eine der größten Hoffnungen 2012".<br />

Und was eigentlich sofort unter Hype-<br />

Verdacht geraten müsste, ist irrerweise die reine e<br />

Wahrheit. Davon bin auch ich felsenfest überzeugt.<br />

Der 24-jährige Michael Kiwanuka aus dem<br />

Londoner Stadtteil Muswell Hill ist ein Sohn von Einwanderern<br />

aus Uganda, die einst vor der Diktatur Idi<br />

Amins flohen. Er hat musikalisch auf den richtigen<br />

Knopf gedrückt und eine Bilderbuchkarriere in Gang<br />

gebracht, über die ich nur staunen kann. Seine Musik<br />

ist eine feinste Mischung aus Soul und Folk, die<br />

sich aus Vorbildern wie Otis Redding, Bob Dylan, Bill<br />

Wi<strong>the</strong>rs, Al Green und Richie Havens speist und auch<br />

Parallelen zu Labi Siffre, Eric Bibb und Terry Callier<br />

aufweist. Das wahrlich Gigantische daran: Kiwanuka<br />

ist offenbar ohne verkrampfte Anstrengungen in der<br />

Lage, ein beliebig buntes Patchwork zu vermeiden,<br />

stattdessen aus all dem<br />

ein eigenes Profil zu entwickeln,<br />

ohne dabei den<br />

Faden und die Übersicht<br />

zu verlieren: Wo „Kiwanuka"<br />

draufsteht ist<br />

auch „Kiwanuka" drin.<br />

Noch Anfang letzten<br />

Jahres verdiente er sein<br />

Brot als Session-Gitarrist<br />

für die UK-Rapper<br />

Chipmunk und Bashy<br />

– und überhaupt für<br />

jeden, der bereit war, ihn zu bezahlen. Paul Butler,<br />

Chef der innovativen Band <strong>The</strong> Bees, erkannte Kiwanukas<br />

Potenzial und schleppte ihn ins Studio, zunächst<br />

für Singles und EPs. Das Resultat liegt nun in<br />

Form des Albums HOME AGAIN (als CD und Doppel-<br />

CD) vor. Enthalten sind einige meiner Lieblingslieder<br />

dieses Jahres: "Tell Me A Tale", einschmeichelnd, mit<br />

Tiefgang, perfekt arrangiert mit soften Bläsern. "I'm<br />

Getting Ready", ein Trüffel mit zart gezupfter Gitarre.<br />

"Home Again", verhalten groovend und beruhigend<br />

zugleich. "I Won't Lie", etwas dramatisch arrangiert,<br />

aber spirituell, zu Herzen gehend. Kiwanukas Musik<br />

macht süchtig – für mich das höchste Lob, das ich<br />

an Newcomer in den letzten 20 Jahren nur selten<br />

verteilt habe. Und: Die Zukunft wird rosig aussehen.<br />

Erfolgreiche Tourneen als Support Act für Adele und<br />

Laura Marling hat Kiwanuka schon absolviert, da<br />

wird der nächste logische Schritt nicht ausbleiben,<br />

spätestens nach einem Jubelauftritt beim renommierten<br />

South-By-Southwest-Festival. Auch der immens<br />

angesagte Dan Auerbach von den Black Keys<br />

wurde schon aufmerksam; mit ihm komponierte Kiwanuka<br />

den Song "Lasan" (B-Seite der Single "I'm<br />

Getting Ready"). Hier ist jemand auf dem Weg zum<br />

Star, der eigentlich „nur" ein verdammt guter Musiker<br />

sein will (oder wollte?) ...<br />

*<br />

Meine schönste Wiederentdeckung der letzten<br />

Zeit ist die Gruppe Johnny Johnson & <strong>The</strong> Bandwagon.<br />

1968/70 hatte ich, wie Millionen Discogän-<br />

ger,<br />

zur Musik ihrer Hits "Breakin'<br />

Down <strong>The</strong> Walls Of Heartache"<br />

und "Blame It On <strong>The</strong> Pony Express"<br />

gern getanzt. Dann aber<br />

verlor ich die Gruppe alsbald<br />

aus Augen & Ohren – wie so<br />

viele andere Soulacts, die nicht<br />

die Über-Klasse Steve Wonders<br />

oder der Temptations erlangten.<br />

Auch den schon<br />

2008 erschienenen Sampler<br />

BREAKIN' DOWN THE WALLS OF HEARTACHE –<br />

THE BEST OF JOHNNY JOHNSON & THE BAND-<br />

WAGON 1968–1975 (Ace, CDKEND 307) bekam<br />

ich erst verspätet in die Finger. Es lohnt sich extrem,<br />

Johnny Johnsons Musik näher unter die<br />

Lupe zu nehmen. Er ist ein kraftvoller Soul shouter<br />

in der Klasse eines Levi Stubbs (Four Tops), dem<br />

er auch stimmlich ähnelt. Doch viele Soulmen können<br />

beeindruckend singen, das allein führt noch<br />

nicht zur Sonderstellung. Beim Bandwagon spielt<br />

das Reper<strong>to</strong>ire die entscheidende Rolle: Wie kaum<br />

eine andere Soulformation wählte die Band konsequent<br />

den Crossover-Weg, indem sie die weiße<br />

Rockwelt nach Verwertbarem abgraste. Und fündig<br />

wurde. Der Bandwagon-Sampler bringt Songs wie<br />

"Let's Hang On" (Four Seasons), "S<strong>to</strong>ned Soul Picnic"<br />

(Laura Nyro), "People Got To Be Free" (Rascals)<br />

und "Mr. Tambourine Man" (Bob Dylan/<strong>The</strong> Byrds)<br />

– alle in dann und wann radikal umgeformter, aber<br />

die Vorlagen nicht zerstörender Version; dabei bleibt<br />

"Mr. Tambourine Man" beim ersten Hören mehr am<br />

Text und weniger an der Musik erkennbar. Hinzukommt<br />

bei Songs wie "In <strong>The</strong> Bad Bad Old Days"<br />

(Foundations), "Gasoline Alley Bread" (Hollies) und<br />

"United We Stand" (Bro<strong>the</strong>rhood Of Man) zwecks<br />

Horizonterweiterung auch noch ein wacher Blick<br />

über den Ozean ins UK. Man war deutlich mehr als<br />

ein Spähtrupp auf benachbarten Grundstücken und<br />

ging dabei weit eifriger vor als etwa Stevie Wonder<br />

mit Dylans "Blowin' In <strong>The</strong> Wind" oder die Four<br />

Tops mit Left Bankes "Walk Away Renee". Wer also<br />

ein vertieftes Interesse am weiß-schwarzen Musikaustausch<br />

hat, kommt<br />

an Johnny Johnson & <strong>The</strong><br />

Bandwagon nicht vorbei!<br />

*<br />

Beim Rumstöbern sind<br />

mir dieser Tage wieder ein<br />

paar wundervolle LPs in<br />

die Hände gefallen, die<br />

es bislang noch nicht auf<br />

CD gibt. Vier Beispiele:<br />

1970 erschien IN CALIFORNIA (Columbia C 30039),<br />

die einzige LP der Formation Comp<strong>to</strong>n & Batteau.<br />

John Comp<strong>to</strong>n und Robin Batteau hatten zuvor<br />

schon mit ihrer Gruppe Appaloosa (deren Album<br />

als CD vorliegt) einen Meilenstein des folkig dominierten<br />

Soft-Rock abgeliefert. Auch hier überzeugen<br />

sie, begleitet von neun Helfern, darunter<br />

Jim Messina, Randy Meisner und Rusty Young, mit<br />

geschmackvollen Sanftklängen. Zwar erreichten sie<br />

keine berauschenden Verkaufszahlen, waren aber<br />

mitbeteiligt an der Bestellung des Ackers, auf dem<br />

alsbald die Eagles – mit einer herzhafteren Variante<br />

derselben Musik – ihren Country-Rock anbauten.<br />

Greg Copeland, Singer/Songwriter aus Los<br />

Angeles, veröffentlichte 1982 sein erstes Album<br />

REVENGE WILL COME (Geffen 85579) mit bester<br />

Liedermacherkost. Obwohl Jackson Browne die<br />

Platte produzierte und auch selbst Gitarre spielte –<br />

weitere Top-Helfer: Danny Kortchmar & Rick Vi<strong>to</strong><br />

(beide g), Bob Glaub (b) und Ian Wallace (dr) – hielt<br />

sich der kommerzielle Erfolg<br />

in überschaubaren Grenzen.<br />

Copeland schrieb alle Lieder,<br />

von denen der Mittelamerika-Protestsong<br />

"El Salvador"<br />

sowie "Full Cleveland"<br />

und "Richard Hill" die wohl<br />

stärksten sind; er bedankte<br />

sich später bei Browne<br />

mit dem Song "Candy" für<br />

dessen Album LIVES IN THE BALANCE (1986). Erst<br />

2008 erschien Copelands zweites Album DIANA<br />

AND JAMES.<br />

Von Robyn Hitchcocks Band <strong>The</strong> Soft Boys gibt<br />

der Markt derzeit fünf Alben und die Werkschau<br />

1976–81 her, nicht<br />

aber die LP ONLY THE<br />

STONES REMAIN (Armageddon<br />

Records BYE<br />

1). Das ist besonders<br />

ärgerlich, denn dadurch<br />

entgehen einem die sehr<br />

bemerkenswerten Tracks<br />

"Astronomy Domine"<br />

(Syd Barrett/Pink Floyd)<br />

und "Outlaw Blues" (Bob<br />

Dylan). Ein weiterer Track, "<strong>The</strong> Bells Of Rhymney"<br />

(Pete Seeger/<strong>The</strong> Byrds), ist zudem nur auf der<br />

raren (und teuren) CD ROUT OF THE CLONES zu<br />

finden. Immerhin wurde die Lage aber schon viel<br />

besser, als Ende 2010 das Album UNDERWATER<br />

MOONLIGHT, erweitert<br />

um eine Bonus-CD, erneut<br />

erschien. Denn unter den<br />

dortigen<br />

Bonus-Tracks<br />

finden sich immerhin<br />

fünf Tracks von ONLY<br />

THE STONES REMAIN.<br />

Ein ähnlicher Fall ist<br />

die dänische Progressive-<br />

Rockband Burnin Red Ivanhoe. Von der liegen<br />

fünf klassische Alben auf CDs und Twofers vor,<br />

nicht aber die LP STILL FRESH (Teldec/ Nova SDL<br />

8007) von 1974. Wer hier auf der Leitung steht, ist<br />

mir ein absolutes Rätsel.<br />

Seite 84 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


John Idan<br />

(<strong>The</strong> Folly)<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Detroit – Yardbirds – Thüringen<br />

Frontmann einer veritablen Rocklegende – wirft man das nach 14 Jahren einfach so<br />

über Bord? John Idan aus Detroit, 24 Jahre lang Wahl-Londoner, Multi-Instrumentalist<br />

und augenscheinlich Reinkarnation des 1976 vers<strong>to</strong>rbenen Yardbirds-Originalsängers<br />

Keith Relf, wagte den Sprung vor vier Jahren. Der Kreativität zuliebe. Aber hätten<br />

seine den <strong>Beatles</strong> ähnlichen und Westcoast-psychedelischen Songs von <strong>The</strong> Folly nicht<br />

auch zu den Yardbirds gepasst?<br />

Von Uli Twelker<br />

I dan: „Einige der Titel ließen die Jungs schon auf-<br />

Und ich entdeckte die Hammondorgel, arbeitete<br />

merken, doch gefunkt hat es nicht. Niemand trieb mich von Booker T. her vor."<br />

mich an:<br />

Hey John, hast du neue Songs für uns?' Als Wieso lebt ein junger Detroiter überhaupt in London?<br />

'<br />

kreative Einheit taten wir uns aufgrund des mäch-<br />

Idan: „Meine Natural Blues Band hatte sich im Ja-<br />

tigen Erbes schwer. Wie schreibt man einen neuen'<br />

nuar 1988 aufgelöst.<br />

Kurz davor war mein Großvater<br />

' Yardbirds-Song, also Retro und<br />

ges<strong>to</strong>rben, und ich erbte: keine<br />

trotzdem<br />

modern? 2001–2003<br />

waren wir sehr dynamisch, mit<br />

Gypie Mayo von Dr. Feelgood.<br />

Aber als<br />

ich ging, gab es Dif-<br />

ferenzen,<br />

vor allem wegen der<br />

endlosen<br />

Welt<strong>to</strong>urnee, auf der<br />

wir uns Jahr um Jahr befanden.<br />

Keiner hatte eine langfristige<br />

Strategie,<br />

und ich war es leid,<br />

Yardbirds 2007, v.l. John Idan, Jim McCarty,<br />

Billy Boy Miskimmin, Ben King, Chris Dreja<br />

Reichtümer, aber ich erlangte so<br />

eine finanzielle Unabhängigkeit,<br />

die für Kids in meinem Alter unüblich<br />

war. Ich ging mit meiner<br />

Freundin auf einen Europatrip<br />

und blieb in London hängen, bis<br />

der letzte Reisescheck weg war.<br />

Um flüssig zu bleiben, versetzte<br />

ich meine alte Silver<strong>to</strong>ne-Gitarre<br />

stets die<br />

gleichen Hits zu singen. Gleichzeitig iti hörte<br />

ich so viel andere Musik in meinem Kopf!"<br />

Darum bastelte Idan während der Tourneepausen<br />

bereits seit längerer Zeit<br />

an THE FOLLY und hat bis auf<br />

eine Streicherpassage age alles<br />

selbst<br />

eingespielt. Das<br />

in einem der vielen Shops in der Denmark Street – als<br />

Händler stand der erste Yardbirds-Gitarrist Top Top-<br />

ham vor mir! Ich wusste gleich, wer er war,<br />

denn ich war schon immer riesiger<br />

Yardbirds-Fan, besaß alle Boot-<br />

legs. Er hatte gerade eine<br />

Band mit Jim McCarty ins<br />

Kunststück, trotzdem<br />

Leben gerufen, und sie<br />

Ensemble-Feeling zu<br />

vermitteln, liegt si-<br />

cher auch an der<br />

Entscheidung,<br />

statt Drum-Com-<br />

putern ein echtes<br />

Schlagzeug g<br />

brauchten noch Personal.<br />

Ich fuhr zurück<br />

nach Detroit, schick-<br />

te von dort Tapes<br />

der Natural Blues<br />

Band nach England.<br />

Sie nahmen<br />

zu spielen:<br />

mich auf Probe,<br />

„Drummer war<br />

und mit Chris Dreja<br />

ich schon als<br />

wurden 1992 Yard-<br />

Teenager. Da wir<br />

bei uns zu Hause<br />

probten, stand immer<br />

eine Kiste rum. Hatte ich<br />

birds daraus! Top ist<br />

ein wunderbarer puris-<br />

tischer Gitarrist, bei dem<br />

nie klar ist, was als nächstes<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

dann bei einem Folly-Track<br />

jeweils alle Melodie-Instrumente<br />

drauf, überlegte e ich: Wer wird auf<br />

'<br />

dem<br />

Stück trommeln?' Ich natürlich, aber wen<br />

kopiere ich? Bei 'We All Belong' mit seinen<br />

Merseybeat-Assoziationen<br />

dachte ich an<br />

Ringo und Jim Keltner,<br />

der vermittelt so ein<br />

Sun-Records-Feeling.<br />

'Before <strong>The</strong> Sadness Comes'<br />

gilt als Who-mäßig,<br />

also ließ ich es nach Keith<br />

Moon klingen. 'No O<strong>the</strong>r'<br />

klingt<br />

nach Beat les und Byrds, also nahm ich im-<br />

mer den<br />

gleichen Drumfill. Das lernte ich von Yardbirds-Drummer<br />

Jim McCarty bei der Aufnahme des<br />

Yardbirds-Albums BIRDLAND. Aber es ist natürlich<br />

auch Vielfalt gefragt: Einmal kamen wir von einer<br />

US-Tour<br />

zurück, hatten mit Richie Havens in Texas<br />

gespielt. Ich nahm meine Klampfe, schrammelte sein<br />

'Freedom'; dieser Rhythmus und weitere Akkorde er-<br />

gaben plötzlich meinen Song 'I Began To Realize'.<br />

v.l. Iain Fidler, Fox, John Idan<br />

& Peter Miles<br />

passiert. Aber man hört sofort,<br />

dass er der Original-Yardbirds-Gi-<br />

tarrist war. Wir spielen noch ab und zu<br />

als Top Topham/John Idan Band die alten Sachen.<br />

Wenn wir 'I Wish You Would' präsentieren, halten wir<br />

uns an Billy Boy Arnold, und wenn man Top zum<br />

Beispiel nach Big Bill Broonzy fragt, dann bringt<br />

er das – er kennt es, improvisiert und schafft magische<br />

Momente. Und ich habe die Yardbirds studiert.<br />

Dabei kopiere ich nicht etwa Keith Relf, ich<br />

sehe nun mal einfach so aus. Ich wollte stets, dass<br />

alles nach den alten Yardbirds klang, saugte alte<br />

Videos auf und beobachtete, wie Paul Samwell-<br />

Smith den Bass bei 'Train Kept-A-Rollin'' spielte.<br />

Mit Au<strong>the</strong>ntizität wollte ich dem Publikum dienen –<br />

und mir selbst als Fan."<br />

Nun ist nach THE FOLLY eine weitere Soloplatte<br />

komplett, und Idan – inzwischen Wahl-Thüringer mit<br />

Frau und Baby – freut sich, alles mit eigener Band in<br />

Deutschland vorzustellen: Dazu gehören Peter Miles<br />

(dr), Iain Fidler (org) und Fox am Bass: „Mit der Gruppe<br />

kommt mein übernächster Wurf, am liebsten als<br />

Vinylalbum!"<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 85


Es war einmal ...<br />

Von Philipp Roser<br />

Geburtstage<br />

21.9. Don Pres<strong>to</strong>n spielte bei den Mo<strong>the</strong>rs<br />

Of Invention und deren Nachfolger<br />

Grandmo<strong>the</strong>rs, profilierte sich auch als Fusionmusiker,<br />

Filmmusikkomponist und mit<br />

eigenen Alben. Ist nun 80.<br />

23.9. Jerry Corbetta war bei den Moonrakers,<br />

in den 70ern Leadsänger/Keyboarder<br />

von Sugarloaf, danach bei Wild Cherry,<br />

in den 90ern mit den Classic Rock All Stars<br />

aktiv; er produzierte und komponierte, hat<br />

sich inzwischen mit 65 zurückgezogen.<br />

27.9. Alvin Stardust, jüngst in Deutschland<br />

unterwegs, ist seit den 70er Jahren<br />

eine Erfolgsgröße in Sachen Pop'n'Roll –<br />

jetzt mit 70.<br />

29.9. Jean-Luc Ponty,<br />

französischer Fusionmusiker,<br />

spielte mit Frank<br />

Zappa und lässt seine<br />

Geige auch mit 70 noch<br />

ertönten.<br />

© H. Ölschlegel<br />

Alv<br />

vin<br />

Sta<br />

rdust<br />

4.10. Lloyd Green profilierte sich als gefragter<br />

Studio-Pedalsteelspezialist, arbeitete<br />

für Johnny Cash, Charley Pride, Paul<br />

McCartney – 115 Nummer-1-Hits stehen<br />

auf der Arbeitsliste des 75-Jährigen.<br />

5.10. Abi Ofarim aus Tel Aviv war mit<br />

Partnerin Es<strong>the</strong>r erfolgreich, produzierte,<br />

kehrte zu seinem 70. vor fünf Jahren auf<br />

die Bühne zurück, tritt heute noch mit<br />

musikalischen Lesungen aus seiner Biografie<br />

auf.<br />

5.10. Richard Street war 1971 bis 1993<br />

bei den Temptations, sang R&B und Soul<br />

solo, <strong>to</strong>urt als 70-Jähriger noch mit seiner<br />

Version der Temptations.<br />

8.10. Buzz Clifford war 1961 ein One-<br />

Hit-Wonder mit dem "Baby Sittin' Boogie".<br />

Weder mit Folk noch mit Country<br />

konnte der nun 70-Jährige später daran<br />

anschließen.<br />

9.10. Pat Burke war als Saxofonist 1967<br />

Gründungsmitglied der britischen Soulspezialisten<br />

Foundations. Später als Studiomusiker<br />

und Grafikdesigner aktiv, ist<br />

nun 75.<br />

12.10. Dalia Lavi startete als<br />

Schauspielerin, erfolgreich war die<br />

Israelin zudem als Sängerin mit rauchiger<br />

Stimme in diversen Sprachen<br />

(deutsch: "Oh, wann kommst du"<br />

1971 #4, "Willst du mit mir geh'n")<br />

– und ist mit 70 noch zu erleben.<br />

14.10. Billy Harrison gründete 1962 in<br />

Belfast die Gamblers, aus denen <strong>The</strong>m hervorgingen;<br />

der Gitarrist machte nach Van<br />

Morrisons Ausstieg mit der Band weiter,<br />

veröffentlichte eine Soloscheibe, ehe er auf<br />

Elektriker umsattelte, mischt mit 70 noch<br />

in Belfasts R&B- und Rockszene mit.<br />

15.10. Chris Andrews, gebürtiger Londoner,<br />

trat oft im Star-Club auf, schrieb<br />

Hits für Adam Faith und Sandie Shaw, ehe<br />

er mit "Yesterday Man" 1965 selbst abräumte.<br />

Veröffentlichte 2011 FIFTY-FIFTY,<br />

ein Jahr vor seinem 70.<br />

16.10. Emile Ford gehörte mit den Checkmates<br />

zu den frühen Rock'n'Rollern im UK<br />

(1959 #1 mit "What Do You Want To Make<br />

Those Eyes At Me For"). Der singende Gitarrist<br />

war solo bis in die 70er Jahre hinein<br />

aktiv. Begeht jetzt seinen 75.<br />

16.10. Dave Lovelady (Ex-<br />

Dominoes) stieg als singender<br />

Drummer 1962 bei den Liverpoolern<br />

<strong>The</strong> Fourmost ein. Ist<br />

nun 70.<br />

17.10. Gary Puckett landete<br />

Gar<br />

yP<br />

uck<br />

als Frontmann mit Union Gap in den späten<br />

60ern Hits wie "Young Girl" oder "Lady<br />

Willpower". Ist seit 1971 solo auf Achse und<br />

<strong>to</strong>urt mit 70 noch eifrig.<br />

20.10. Wanda Jackson ist seit ihrem<br />

Dauerbrenner "Let's Have A Party" unsterblich<br />

als Rock'n'Roll-, Rockabilly- und<br />

Country-Sängerin. Versprüht mit 75 noch<br />

unglaubliche Energie, auf der Bühne wie<br />

im Studio.<br />

21.10. Elvin Bishop (voc, g) kennen viele<br />

von seinem Hit "Fooled Around And Fell<br />

In Love" (1976), zuvor hatte er schon mit<br />

Mike Bloomfield als Twin-Leadgitarristen<br />

der Paul Butterfield Blues Band Blues- und<br />

Rockgeschichte geschrieben, so bei Bob<br />

Dylans „Elektrifizierung" 1965 in New port.<br />

Von 1969 bis 1979 mit der Elvin Bishop<br />

ett<br />

t<br />

Group unterwegs, seit 1988 wieder aktiv,<br />

sei<strong>the</strong>r brachte der 70-Jährige mehrere<br />

Bluesalben heraus.<br />

27.10. Philip Ca<strong>the</strong>rine, Sohn eines belgischen<br />

Musikers und einer englischen Mutter,<br />

spielte ab 1958 professionell Gitarre, arbeitete<br />

mit vielen Kollegen und entwickelte<br />

sich zu einem der international<br />

führenden Jazzmusiker – auch<br />

mit 70 noch eifrig auf Achse.<br />

31.10. Tom Pax<strong>to</strong>n schrieb<br />

mehrere hundert Folksongs, mit<br />

denen er ab 1962 auch selbst<br />

erfolgreich war ("Ramblin'<br />

Boy", "Peace Will Come"), verfasste<br />

Kinderbücher und nahm Kinderlieder<br />

auf; ist mit 75 noch als Politaktivist wahrzunehmen.<br />

2.11. Earl Carroll verdankte seinen Spitznamen<br />

„Speedoo" dem gleichnamigen Hit<br />

der Doo-Woper <strong>The</strong> Cadillacs (1955: #17).<br />

Später wechselte der Leadsänger zu den<br />

Coasters, um Anfang der 90er Jahre die Cadillacs<br />

zu reformieren. Ist mit 75 noch aktiv.<br />

7.11. Johnny Rivers hat sich mit seinem<br />

"Secret Agent Man" verewigt und ist mit<br />

seinen nun 70 Jahren als Sänger, Gitarrist<br />

und Songschmied gut beschäftigt.<br />

9.11. Roger McGough sang bei <strong>The</strong> Scaffold<br />

("Lily <strong>The</strong> Pink”), verfasste viele Dialoge<br />

für den <strong>Beatles</strong>-Film „Yellow Submarine”.<br />

Dichtet zudem eifrig, auch mit 75 noch.<br />

Sie könnten mit 65 in den offiziellen Ruhestand gehen:<br />

21.9. Don Felder spielte bis 2001 Gitarre<br />

bei den Eagles, war Co-Au<strong>to</strong>r von "Hotel<br />

California".<br />

23.9. Neal Smith trommelte in der originalen<br />

Alice Cooper Band, danach bei Billion<br />

Dollar Babies, arbeitete als Makler, ehe er mit<br />

Bouchard, Dunaway & Smith wieder aktiv<br />

wurde; spielte 2011 auf drei Songs von WEL-<br />

COME 2 MY NIGHTMARE.<br />

25.9. John Fiddler wurde mit Medicine<br />

Head ("One And One Is One”) erfolgreich<br />

und ist heute noch unter eigenem wie dem<br />

alten Bandnamen unterwegs.<br />

26.9. Lynn Anderson war als Country- und<br />

Popsängerin mit "Rose Garden" auch hier erfolgreich;<br />

war/ist neben der immer noch angesagten<br />

Musik als Rennreiterin aktiv.<br />

27.9. Meat Loaf sang in „Hair", nahm 1971<br />

STONEY & MEAT LOAF für Mo<strong>to</strong>wn auf, ehe<br />

ihm mit Hilfe Jim Steinmans 1977 der große<br />

Durchbruch gelang.<br />

28.9. Peter Hope-Evans spielte seine<br />

Mundharmonika bei Family und Medicine<br />

Head.<br />

1.10. Martin Turner, Mitbegründer von<br />

Wishbone Ash, ist bis heute mit seiner Version<br />

der Twin-Guitar-Legende unterwegs.<br />

1.10. Rob Davis griff zu den Erfolgszeiten<br />

der britischen Glam-Rocker für Mud in die<br />

Gitarrensaiten, wechselte zu den Tremeloes,<br />

ehe er sich ab den 90er erfolgreich aufs<br />

Songwriting für andere verlegte.<br />

4.10. Jim Fielder spielte Bass für die<br />

Mo<strong>the</strong>rs Of Invention, nahm mit Buffalo<br />

Springfield auf, ehe er sich Blood Sweat &<br />

Tears anschloss; arbeitete mit Tim Buckley,<br />

Chris Hillman, Neil Sedaka und veröffentlichte<br />

Eigenes.<br />

4.10. Julien Clerc schaffte in<br />

Frankreich den Durchbruch mit<br />

„Hair", der Pop- und Chansonsänger<br />

besitzt auch in Deutschland<br />

viele Fans; engagiert sich für das<br />

UNHCR, das Flüchtlingshilfswerk<br />

der Vereinten Nationen.<br />

© P. Roser<br />

5.10. Brian Johnson röhrte mit seiner<br />

Mütze bei Geordie, wo ihn AC/DC 1980 als<br />

Nachfolger des vers<strong>to</strong>rbenen Bon Scott abwarben.<br />

8.10. Tony Wilson war Bassist bei Hot Chocolate<br />

(1969–1975) und belieferte die Band<br />

ebenso mit Songs, wie er dies für Mary Hopkin<br />

und Herman's Hermits tat.<br />

9.10. France Gall sang in den Sixties<br />

auch Schlager auf Deutsch; die Französin<br />

landete 1987 mit "Ella elle l'a" erneut einen<br />

Hit, ist noch aktiv.<br />

11.10. Al Atkins war 1969 Originalsänger<br />

von Judas Priest, übernahm 1973 einen<br />

bürgerlichen Job, machte nebenbei Soloplatten,<br />

brachte 2011 das Atkins/May Project<br />

an den Start.<br />

13.10 Sammy Hagar, laut- wie ausdrucksstarker<br />

Sänger, Gitarrist und Songschmied<br />

aus Kalifornien. Neben seiner<br />

Solokarriere aktiv bei Montrose, Van Halen,<br />

Hagar Schon Aaronson<br />

Shrieve und Chickenfoot.<br />

16.10 Bob Weir gründete<br />

1963 mit Jerry Garcia <strong>The</strong><br />

Warlocks, aus denen Grateful<br />

Dead wurden. Nebenbei<br />

sang/spielte er Gitarre für<br />

Bob<br />

Weir<br />

Kingfish, führt seit 1995<br />

Ratdog an und betreibt mit anderen Ex-<br />

Kollegen <strong>The</strong> Dead und <strong>The</strong> O<strong>the</strong>r Ones.<br />

19.10. Wilbert Hart lässt seine R&B-<br />

Stimmbänder seit 1965 bei den von ihm<br />

und Bruder William gegründeten Delfonics<br />

vibrieren.<br />

24.10. Edgar Brough<strong>to</strong>n (voc, g) unterschrieb<br />

mit der nach ihm benannten Band<br />

1968 bei Harvest, war mit ihr bis 2010 aktiv,<br />

ist sei<strong>the</strong>r solo unterwegs, veröffentlichte<br />

zuletzt BY MYSELF.<br />

25.10. Glenn Tip<strong>to</strong>n stieg als Gitarrist<br />

mit Judas Priest in den Metal-Olymp auf,<br />

veröffentlichte zwei Solo-Alben.<br />

30.10. Timothy Schmit singt und spielt<br />

seit 1977 bei den Eagles Bass, nachdem er<br />

zuvor bei Poco war. Mehrere Soloscheiben.<br />

1.11. Jim Steinman profilierte sich als<br />

Songschmied und Produzent für Andrew<br />

Lloyd Webber, in erster Linie jedoch für<br />

seinen US-Landsmann Meat Loaf ("Bat<br />

Out Of Hell") und Bonnie Tyler ("Total<br />

Eclipse Of <strong>The</strong> Heart"). Vater des wagnerianischen<br />

(Bombast-)Rock.<br />

2.11. Dave Pegg genießt in der UK-Folk-<br />

Rockszene einen legendären Ruf als Bassist,<br />

war mit Steve Gibbons bei <strong>The</strong> Uglys,<br />

gehörte zu Fairport Convention und Jethro<br />

Tull, veröffentlichte zwei Soloscheiben,<br />

tritt seit 2006 im Duo mit P.J. Wright<br />

(g) auf und organisiert seit den 80ern das<br />

Cropredy Festival.<br />

2.11. Dave Miccoli spielte bis 1967 Keyboards<br />

bei den Buckinghams, betrachtete<br />

die Musik aber mehr als Hobby.<br />

4.11. Bettina Wegener fand als Liedermacherin<br />

vor allem mit "Sind so kleine<br />

Hände" Beachtung. Gab 2007 ihre Abschieds<strong>to</strong>urnee.<br />

5.11. Peter Noone arbeitet(e) als Sänger,<br />

Seite 86 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Schauspieler und TV-Modera<strong>to</strong>r. Gelangte<br />

zu Ruhm als Frontmann von Herman's<br />

Hermits, mit denen er bis heute live zu<br />

erleben ist.<br />

6.11. John Wilson trommelte für Van<br />

Morrison & <strong>The</strong>m, Rory Gallagher & Taste,<br />

danach bei Stud und den nordirischen<br />

Skid Row.<br />

6.11. Doug Young spielte an der Seite<br />

von Harry Vanda & George Young (Easybeats)<br />

in der australischen New-Wave-<br />

Truppe Flash And <strong>The</strong> Pan.<br />

11.11. Pat "<br />

Dirty" Daugherty bediente<br />

den Bass bei den Sou<strong>the</strong>rn Rockern<br />

Black Oak Arkansas (1965–1977, 1996–<br />

2002).<br />

12.11. Don(ald) Roeser,<br />

auch bekannt als Buck Dharma,<br />

führt seit 1967 mit Eric<br />

Bloom Blue Öyster Cult an,<br />

als Gitarrist und Sänger – aus<br />

seiner Feder stammte "(Don't<br />

Fear) <strong>The</strong> Reaper".<br />

13.11. John Charles "<br />

J.C."<br />

Don<br />

Ro<br />

eser<br />

© P. Roser<br />

Crowley (voc, g, keys)<br />

begann bei Player ("Baby<br />

Come Back”), veröffentlichte<br />

eine Soloplatte, überwand<br />

eine Krebserkrankung<br />

und lebt als Songschmied<br />

(Johnny Cash, Little River<br />

Band, Smokey Robinson) im<br />

kalifornischen Topanga.<br />

Gedenktage<br />

Jaco Pas<strong>to</strong>rius (35) machte sich als<br />

Jazzbassist (Wea<strong>the</strong>r Report) und Komponist<br />

einen Namen, ehe er am 21.9.1987<br />

verstarb.<br />

Larry Hall (57) landete mit "Sandy” 1959<br />

seinen einzigen Hit, verlegte sich aufs Farmen<br />

und starb am 24.9.1997 (Krebs).<br />

Bessie Smith (46), legendäre<br />

Bluessängerin, die über 150<br />

Platten aufnahm, verblutete<br />

am 26.9.1937 nach einem<br />

Au<strong>to</strong>unfall – im Gegensatz zu<br />

den am Unfall beteiligten Weißen<br />

wurde sie nicht verarztet.<br />

Be<br />

ssis<br />

eS<br />

mith<br />

Rory S<strong>to</strong>rm (34, bürgerlich: Alan Caldwell),<br />

in dessen Band Hurricanes Ritchie<br />

Blackmore und Ringo Starr spielten (oft<br />

auch in Hamburg), arbeitete als Discjockey,<br />

als er am 27.9.1972 wohl an einer fatalen<br />

Mixtur aus Schlaftabletten und Alkohol<br />

starb.<br />

Mary Ford (49) war Ehefrau und Gesangspartnerin<br />

von Gitarrenpionier/Sänger<br />

Les Paul, zog sich nach der Scheidung<br />

1964 aus dem Musikgeschäft zurück. Erlag<br />

am 30.9.1977 einem Diabetesleiden.<br />

Woodrow "<br />

Woody" Guthrie (55) war<br />

die wohl prägendste Gestalt des US-Folk,<br />

wie Kollege Pete Seeger Politaktivist und<br />

prägte über seinen Tod am 3.10.1967 hinaus<br />

Generationen von Musikern.<br />

Jonas Asher Bruce (29), Sohn von Jack<br />

Bruce, Mitglied des Afro Celt Sound System<br />

sowie Techniker/Produzent bei Peter<br />

Gabriels Real World Records, überlebte am<br />

8.10.1997 einen schweren Asthma-Anfall<br />

nicht.<br />

John Denver (53, bürgerlich Henry John<br />

Deutschendorf) war als Country- und<br />

Folksänger erfolgreich ("Take Me Home,<br />

Country Roads"), als Friedens- und Umweltaktivist<br />

tätig. Stürzte am 12.10.1997<br />

mit einem Leichtflugzeug tödlich ab.<br />

Lucky Dube (43) war nicht nur in Südafrika<br />

als Reggaekünstler<br />

erfolgreich. Am 18.10.2007<br />

wurde er bei einem Überfall<br />

auf sein Au<strong>to</strong> angeschossen,<br />

beim Versuch zu flüchten<br />

krachte er gegen einen Baum<br />

und starb.<br />

Glen Bux<strong>to</strong>n (49) steuerte<br />

Gitarrentöne zu den Hits der originalen<br />

Alice Cooper Band bei. Starb wenige<br />

Wochen vor seinem 50. Geburtstag am<br />

19.10.1997 an einer Lungenentzündung.<br />

Ronnie Van Zant (29, voc), Steve (28,<br />

g) und Cassie Gaines (29, voc) kamen<br />

am 20.10.1977 während einer US-Tour ihrer<br />

Band Lynyrd Sykynyrd ums Leben, als<br />

ihr Flugzeug nahe Gillsburg, Mississippi,<br />

abstürzte.<br />

Henry Vestine (52) spielte Gitarre für die<br />

Mo<strong>the</strong>rs Of Invention, ehe er 1966 Canned<br />

Heat mitbegründete. Spielte kurzzeitig<br />

auch bei <strong>The</strong> Vipers, ehe ihn sein Drogenkonsum<br />

am 20.10.1997 das Leben kostete.<br />

Paul Fox (56, voc, g) führte in London<br />

<strong>The</strong> Ruts an, die 1978 bis 1983 einen<br />

Mix aus Hard Rock, Punk und Reggae<br />

zelebrierten. Er nahm mit Ron Wood und<br />

Keith Richards zwei Alben als Dirty Strangers<br />

auf, arbeitete mit Ska-Größe Lauren<br />

Aitken. Der Lungenkrebs besiegte ihn am<br />

21.10.2007.<br />

Triviales<br />

Roger Miller (56) spielte ab 1958<br />

Schlagzeug in der Band von Ray Price,<br />

schrieb für den Sänger den Top-10-Hit<br />

"Invitation To <strong>The</strong> Blues", machte sich<br />

selbstständig und war mit "King Of <strong>The</strong><br />

Road" weltweit erfolgreich. Belieferte bis<br />

zu seinem Ableben am 25.10.1992 (Kehlkopfkrebs)<br />

viele Kollegen mit Hits.<br />

Porter Wagoner (80) war als Countrysänger<br />

erfolgreich, hatte eigene Radiound<br />

TV-Shows, sang in den 60er Jahren<br />

viele Duette mit Dolly Par<strong>to</strong>n, starb kurz<br />

nach Veröffentlichung des von Marty Stuart<br />

produzierte Albums WAGONMASTER<br />

am 28.10.2007 an Lungenkrebs.<br />

Lonnie Donegan (71) spielte in Chris<br />

Barbers Jazz Band und etablierte danach<br />

die Skiffle-Musik im UK, inspirierte<br />

viele junge Kollegen und war Dauergast<br />

in Hamburg. Seine Karriere glich einer<br />

Berg- und Talfahrt, mehrere<br />

Herzinfarkte machten ihm zu<br />

schaffen, bis er am 3.11.2002<br />

während einer UK-Tour kurz<br />

vor seinem Auftritt beim<br />

George-Harrison-Gedenkkonzert<br />

starb.<br />

Epic Soundtracks (38, bür-<br />

Ber<br />

ry Oak<br />

gerlich: Kevin Paul Godfrey) war als Multi-Instrumentalist<br />

mit seinem Bruder Nikki<br />

Sudden Mitglied bei den Swell Maps,<br />

Crime & <strong>The</strong> City Solution, Red Krayola<br />

und <strong>The</strong>se Immortal Souls, bis er am<br />

5.11.1997 in seiner Londoner Wohnung<br />

<strong>to</strong>t aufgefunden wurde.<br />

Billy Guy (66) sang als Bari<strong>to</strong>n bei den<br />

Coasters (Gründungsmitglied), veröffentlichte<br />

1972 eine Solo-LP, starb am<br />

5.11.2002.<br />

Oa ley<br />

Billy Murcia (21) war Originaldrummer<br />

der New York Dolls, verpasste aber die<br />

Aufnahme von deren Debüt-LP wegen einer<br />

Drogenüberdosis am 7.11.1972. David<br />

Bowie besang ihn in "Time" auf seinem Album<br />

ALADDIN SANE.<br />

Tommy Tedesco (67) war als Gitarrist<br />

Mitglied der Wrecking Crew, der gefragtesten<br />

Studiomusiker in Kalifornien.<br />

In Sachen Rock, Pop und Jazz sattelfest,<br />

spielte er für die Beach Boys, Elvis Presley,<br />

Phil Spec<strong>to</strong>r, Frank Zappa, Cher, die<br />

Monkees oder Ella Fitzgerald und war auf<br />

vielen Soundtracks zu hören, dazu auf eigenen<br />

Alben. 1992 erlitt er einen Schlaganfall,<br />

war teilweise gelähmt und starb am<br />

10.11.1997.<br />

Berry Oakley (24), Gründungsbassist<br />

der Allman Bro<strong>the</strong>rs Band kam bei einem<br />

Mo<strong>to</strong>rradunfall in Macon, Georgia, am<br />

11.11.1972 ums Leben – nicht<br />

weit entfernt von der Stelle,<br />

wo im Jahr zuvor Duane Allman<br />

tödlich verunglückt war.<br />

John Peterson (65) trommelte<br />

für Beau Brummels<br />

und Harpers Bizarre. Starb am<br />

11.11.2007.<br />

Rainer Ptacek (46), deutschstämmiger Gitarrist<br />

und Singer/Songwriter, entwickelte in<br />

den USA eine ganz eigene Spieltechnik (inklusive<br />

Loops), für die ihn auch Billy Gibbons<br />

und Robert Plant bewunderten. Ein Gehirntumor<br />

kostete ihn am 12.11.1997 das Leben.<br />

Ronnie Bond (50) trommelte bei den<br />

Troggs nicht nur auf "Wild Thing", veröffentlichte<br />

1969 eine obskure Solosingle,<br />

starb am 13.11.1992.<br />

Scotty Moore (g) und Bill Black (b) kündigen<br />

aus Unzufriedenheit über ihre Bezahlung<br />

am 21.9.1957 bei Elvis Presley.<br />

Die Springfields schaffen es mit "Silver<br />

Threads And Golden Needles" am<br />

22.9.1962 als erster britischer Act in die<br />

Top 20 der US-Charts.<br />

Die Rolling S<strong>to</strong>nes trennen sich am<br />

29.9.1967 von ihrem Manager Andrew<br />

Loog Oldham.<br />

Brian Epstein und die <strong>Beatles</strong> (für die<br />

minderjährigen McCartney und Harrison<br />

unterschreiben ihre Väter) unterzeichnen<br />

am 1.10.1962 den<br />

Vertrag, mit dem der Schallplattenhändler<br />

das Management für<br />

die Fab Four übernimmt – bis zu<br />

seinem Tod 1967. Mit "Love Me<br />

Do" veröffentlicht die Band vier<br />

Tage später ihre erste Single.<br />

Ste<br />

vie Wo<br />

Traffic geben am 1.10.1967 ihr Bühnendebüt<br />

im Londoner Saville <strong>The</strong>atre.<br />

nde<br />

er<br />

Steve Hackett erklärt am 7.10.1977 seinen<br />

Abschied von Genesis und ist sei<strong>the</strong>r<br />

solo aktiv.<br />

„Little" Stevie Wonder steht<br />

am 23.10.1962 erstmals im Studio<br />

und nimmt mit zwölf seinen<br />

ersten Song auf: "Thank You<br />

For Loving Me All <strong>The</strong> Way".<br />

<strong>The</strong> Jam verkünden am<br />

28.10.1982 ihren Split, Bandleader Paul<br />

Weller bringt Style Council an den Start.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 87<br />

© H. Ölschlegel<br />

Nach 17 Jahren verlässt Drummer Bill Berry<br />

R.E.M. aus gesundheitlichen Gründen am<br />

28.10.1997.<br />

Sun Records veröffentlicht am 3.11.1957<br />

Jerry Lee Lewis' "Great Balls Of Fire".<br />

Mit <strong>The</strong> Who als erstem Headliner eröffnet<br />

am 4.11.1972 in London das Rainbow<br />

<strong>The</strong>atre.<br />

Der "<br />

New <strong>Music</strong>al Express" publiziert<br />

am 14.11.1952 erstmals britische Charts.


Chris Youlden (Savoy Brown)<br />

Das Stimm-<br />

Unikat<br />

Er prägte – neben Gitarrist Kim Simmonds – die Hoch-<br />

Zeit von Savoy Brown, machte vier ihrer vielen LPs zu gesanglichen<br />

Sternstunden: Chris Youlden gehört zu den unverwechselbarsten<br />

Stimmen des britischen Blues(-Rock).<br />

Nach zwei Solo-Alben in den Siebzigern stand der Name des<br />

allseits Gelobten nicht mehr in den Schlagzeilen. Warum, was<br />

ist da passiert?<br />

kam aber nicht über Achtungserfolge<br />

für eine neue Optik sorgte, machte<br />

hinaus. Nach einem<br />

zusätzlich auf ihn aufmerksam: mit<br />

Riesenkrach – Drogen spielten<br />

Zylinder, dicker Zigarre und dann<br />

eine Rolle – erfolgte die Runderneuerung.<br />

Nur Kim Simmonds<br />

der Bühne – das war mal anders und<br />

und wann sogar einem Monokel auf<br />

R<br />

und 50 (!) Mitglieder hat Savoy Brown, (g; *6.12.47) und der frei angegliederte<br />

Top-Pianist Bob Hall<br />

gisten wie der Cross Ties Blues Band,<br />

kurios. Youlden hatte bei Zweitli-<br />

noch immer rund um den Globus aktiv,<br />

bis heute verschlissen. Zu den (*13.6.42) verblieben im Team.<br />

Down Home Blues Band und Shakey<br />

prägendsten Charakteren gehörte Chris(<strong>to</strong>pher)<br />

Youlden aus Dagenham, rund 20 Kilometer östlich<br />

von der Londoner City. Als er Mitte 1967 zu<br />

Simmonds & Co. fand, änderte sich die Marschrichtung<br />

der Blues-Formation fast radikal. Bis dahin<br />

war die Savoy Brown Blues Band (SBBB) eine<br />

traditionelle, konservativ covernde Band; benannt<br />

nach dem US-Jazz-Label Savoy, das Simmonds als<br />

elegant empfand und dem – als Gegensatz – die<br />

Farbe Braun als Synonym für Schlich<strong>the</strong>it beigeordnet<br />

wurde.<br />

Neu dabei: „Lonesome" Dave<br />

Peverett (g; 1943–2000) und<br />

Roger Earle (dr; *16.5.46), der<br />

schnell Hugie Flint (*15.3.41) ersetzte;<br />

am Bass lösten sich zügig g<br />

Bob Brunning (1943–2011), Rivers<br />

Jobe (1950–1979) und Tony<br />

„Tone" Stevens (*12.9.49) ab.<br />

Fürs Mikrofon wurde Chris Youlden (*1.11.44) verpflichtet,<br />

der in zweifacher Hinsicht das Fortkommen<br />

der nun als Savoy Brown arbeitenden Band<br />

kreativ beschleunigte.<br />

Vick's Big City Blues Band be-<br />

gonnen, und er brachte – größter<br />

Pluspunkt – Eigeninitiative in die<br />

gewohnte Abkupferproduktion von<br />

Savoy Brown: Er komponierte, mal<br />

solo und immer häufiger mit Simmonds<br />

als Partner auf Augenhöhe,<br />

was beide gleich auf der Single<br />

"Taste And Try Before You Buy"/"Someday People"<br />

unterstrichen.<br />

Es ging so weiter. Zwar verlor die Band nie die traditionelle<br />

Der Waliser Simmonds und sein Bruder/Manager<br />

Bodenhaftung, doch<br />

Harry eröffneten 1966 Savoy Brown (v. l.): Chris Youlden, Roger Earle, Kim Simmonds, Dave Peverett, Tony Stevens<br />

ihren eigenen Blues-Club: Im Kilroy's<br />

(Battersea) sah Mike Vernon, Herausgeber<br />

des Magazins „R&B Monthly"<br />

und freier Produzent bei Decca, die<br />

schon GETTING TO THE POINT<br />

(1968) zeigte, wie man eigentlich<br />

konventionell gestrickten<br />

Tracks ("Mr. Downchild", "Honey<br />

Bee", "Flood In Hous<strong>to</strong>n")<br />

SBBB. Auf seinen eigenen Labels Purdah<br />

durch innovative Gitarrenpräsentation<br />

und Outa-Site – beides Vorläufer<br />

der legendären Blue-Horizon-Marke –<br />

förderte er neue Talente. Die SBBB kam<br />

im selben Jahr zu ersten Single-Ehren<br />

mit "I Can't Quit You"/"I Tried" (Purdah),<br />

"Cold Blooded Woman"/"True<br />

Blue" erschienen erst Jahrzehnte später<br />

auf Vernon-Compilations. Der Macher<br />

verschaffte dem Quintett sogar<br />

einen LP-Deal auf Decca, wo SHAKE<br />

DOWN im September 1967 erschien<br />

– ein solides, aber durch und durch<br />

und gesangliche<br />

Kreativität Brillanz verpassen<br />

konnte. BLUE MATTER und A<br />

STEP FURTHER (beide 1969)<br />

waren noch deutlichere „Vorwärtsschritte":<br />

Ein faszinierend<br />

gestalteter Humpta-Posaunen-<br />

Blues ("Train To Nowhere"),<br />

Hochattraktives mit Orchester<br />

("Life's One Act Play") oder die<br />

Stimme/Piano-Klage "Vicksburg<br />

Blues" –, immer wieder sorgten<br />

bieder-schmuckloses 08/15-Album<br />

Eigenbauten für Verblüffendes,<br />

ohne jedes Risiko, mit nur einer Eigenkomposition<br />

des Co-Gitarristen Martin S<strong>to</strong>ne<br />

und wenig aufrüttelndem Gesang des schwarzen<br />

Frontmannes Bryce/Brice Portius.<br />

Youlden entpuppte sich sofort als die bis heute<br />

ungewöhnlichste Stimme des Brit-Blues der Sixties:<br />

Er konnte bellen und flüstern, hohl phrasieren,<br />

metallisch schnarren und überdeutlich be<strong>to</strong>nen<br />

vom Stimmunikat Youlden unkopierbar<br />

umgesetzt.<br />

Das Aufbrechen herkömmlicher Strukturen wurde<br />

im UK registriert, kam aber besonders gut in den<br />

Die SBBB bespielte die einschlägigen Hauptstadt-<br />

Clubs (Marquee, Tiles, Flamingo, Klooks Kleek), – ein seltener Glücksfall im vokalen „I woke<br />

up this morning"-Einerlei. Dass der Sänger auch<br />

USA an. Mehrfach flog die Band in die Staaten<br />

und wurde an Kultplätzen wie Fillmore East &<br />

Seite 88 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


West, New York, im Winterland Ballroom von San<br />

Francisco und in der Blueswiege Chicago geistert gefeiert. Zurück in England, nd, traten<br />

Youlden & Co. auch mehrmals in<br />

den BBC-Studios an, 1969/70 allein<br />

fünfmal; dabei entstanden knapp p<br />

be-<br />

20 Aufnahmen, die bis heute –<br />

falls nicht vernichtet – in den Archiven<br />

liegen.<br />

RAW SIENNA (1970) bestand<br />

dann ausschließlich aus Eigenkompositionen<br />

von Youlden und<br />

Simmonds. Auffällig jedoch: Keiner er<br />

der neun Titel war mehr im Team entt<br />

Kim<br />

verfolgte (Blickrichtung: Amerika) eine kräftigere,<br />

rockigere Gangart, Sänger Chris zapfte gern<br />

standen – ein Krisenindiz? Gitarrist<br />

dezent Jazziges an, ließ es swingen, setzte auf Introvertierteres<br />

mit Blech und ohne Strom. Er habe<br />

außerdem, so hieß es, ganz einfach keine Lust, bei<br />

langen Soli auf der Bühne nur rumzustehen.<br />

Im Mai 1970 nahm Youlden seinen Zylinder – Abgang.<br />

Während die Kumpel zunächst als Quartett<br />

Youlden, berechtigt sauer<br />

und enttäuscht, zog die<br />

Reißleine und tauchte ab.<br />

Er absolvierte ein Soziologiestudium,<br />

kümmerte sich<br />

um Frau, Sohn und Tochter<br />

und stieg nur noch dann und<br />

wann zu lokalen Bluesbands als Gast auf die Bühne<br />

bzw. wirkte an LPs (z.B. WILDMAN von Mick Pini;<br />

1989) mit. 1991 veröffentlichte Youlden sein drittes<br />

Album SECOND SIGHT, dessen elektronische<br />

Perkussion bei wohl jedem Bluesfan den Konfirmationskaffee<br />

reaktivierte; kaum zu glauben, dass<br />

hier Purist Mike Vernon als Produzent seine<br />

Finger im<br />

Spiel hatte.<br />

Für<br />

MATICO (1993) von Chris Youlden<br />

&<br />

<strong>The</strong> Big Picture fand der Sänger<br />

dann zunächst keine Plattenfirma<br />

mehr, inzwischen ist das – auch nur<br />

bedingt überzeugende – Material<br />

auf CD (Midnight Records) zu haben.<br />

Eigene Projekte stellte Youlden<br />

von da an nicht mehr auf die<br />

Schiene. Seit rund zehn Jahren steht<br />

er<br />

wieder in enger Verbindung mit sei-<br />

nem<br />

frühen Weggefährten Graham Vi-<br />

ckery (= Shakey Vick) und damit zum Blues<br />

der alten Chicago-Schule. Unter dem Bandnamen<br />

Maxwell Street erschien 2002 die Vier-Titel-CD<br />

MOVIN' ALONG, 2007 folgte – jetzt als Waydown –<br />

GREEK STREET mit 14 Tracks (beide auf Vicksboro'<br />

Records, London). Seit einigen Jahren kursiert ferner<br />

eine reine Youlden-CD: DON'T KNOW WHICH WAY TO<br />

GO (Blues<strong>to</strong>rm <strong>Music</strong>). Sie enthält Übungsversionen<br />

bekannter Songs, aufgenommen 1979 in New York, als<br />

Youlden sich auf eine US-Tournee vorbereitete.<br />

in den Staaten weiter bejubelt wurden, bereitete<br />

der Sänger seine Solokarriere mit neuer Ausrichtung<br />

vor. Erst 1973/74 erschienen auf Deram<br />

die vorzüglichen Alben NOWHERE ROAD und<br />

CITYCHILD; doch trotz guter Kritiken, starker und<br />

völlig zeitloser Songs ("Conjure Wife", "Chink Of<br />

Sanity", "Love And Pain") und hochkarätiger Mitstreiter<br />

wie u.a. Chris Spedding und Derek Griffiths<br />

(g), Rosco Gee und Roy Babbing<strong>to</strong>n (b), Pete<br />

Wingfield (p) und Bruce Rowlands (dr) blieben<br />

sie liegen – beide sind auch<br />

2012 noch nicht auf legalen<br />

CDs erhältlich, folglich griffen<br />

Bootlegger ein ...<br />

Linkshänder: Youlden (r.) mit Graham Vickery<br />

Auch live war der Bluesstar vereinzelt zu sehen, meist<br />

begleitet von Vickery und Freunden; darunter Peter<br />

Moody, Bassist von <strong>The</strong> Grebbels, der 1964er-Hausband<br />

aus dem Crawdaddy Club. Am 8.11.2007 dann<br />

der Schock: Eine Lungenerkrankung entwickelte sich<br />

lebensbedrohlich, Youlden brauchte nach langem,<br />

isoliertem Klinikaufenthalt Monate bis zur Wiederherstellung.<br />

Auf GOT BLUES IF YA WANNIT (Shakey<br />

Vick's Blues Band; Widespace Records) war er<br />

2008 aber wieder mit vier Gesangsnummern vertreten.<br />

Auch Youtube präsentiert<br />

einige Bühnenkostproben,<br />

u.a. "Always Walking", "I'm<br />

Ready" und "Little Darling",<br />

mitgeschnitten im Londoner<br />

Inn On <strong>The</strong> Green (Ladbroke<br />

Grove): Ein hagerer Youlden<br />

singt und spielt linkshändig<br />

Rhythmusgitarre – beides im<br />

Sitzen. Anfang 2012 setzte<br />

ihn dann eine Fußinfektion<br />

erneut außer Gefecht.<br />

Großer Kommunikation hat sich der Sänger stets<br />

entzogen. Was zu sagen war, ist auf Tonträgern<br />

konserviert.<br />

Bernd Ma<strong>the</strong>ja


XIT<br />

Von Jens-Uwe Berndt<br />

Mit Gitarren auf<br />

dem Kriegspfad<br />

Tom Bee ist XIT. Auch wenn dieser<br />

Mann der Formation anfangs als Musiker<br />

gar nicht angehörte, war er später<br />

ihr Herzstück. Bee komponierte<br />

Songs, erdachte das Textkonzept und<br />

entwickelte das Image der Band. Und<br />

das war unmissverständlich: Die Indianer<br />

erhoben sich und forderten die<br />

USA heraus.<br />

Während andere Gruppen sangen: Komm '<br />

und habe etwas Liebe', riefen wir Amerika<br />

zu: Komm und sieh dein Unrecht'."<br />

"<br />

'<br />

Als Tom Bee 2002 einem Schreiber des „Indian<br />

Country Today" diese Sätze in den Block diktierte,<br />

erlebten XIT gerade ihre mediale Auferstehung. Die<br />

DVD WITHOUT RESERVATION war erschienen und<br />

dokumentierte ihr Konzert im Celebrity Palace des<br />

Mystic Lake Casinos in Prior Lake (Minnesota). Dort<br />

waren sie im Rahmen einer US-Tournee aufgetreten<br />

und feierten den 30. Jahrestag ihres Mo<strong>to</strong>wn-<br />

Kontrakts.<br />

Rückblende. Als die XIT-Musiker A. Michael Martinez<br />

(voc, g), Jomac Suazo (b; Erzähler), Lee<br />

Herrera (dr) und R.C. Garriss (g) ihre Namen unter<br />

den Plattenvertrag setzten, war Tom Bee bereits<br />

dabei. Er hatte klare Vorstellungen davon, was die<br />

Band der Welt sagen sollte. Die Image-Konkurrenten<br />

Redbone waren da nur ein Anfang. Bee wollte keine<br />

Folklore transportieren, nicht den zu hohem<br />

Ross den Büffel jagenden Prärieindianer – obwohl<br />

selbst ein Lakota – verherrlichen. Ihm schwebte<br />

vor, mit die Massen packenden Rocksongs jungen<br />

Menschen weltweit die Seele des amerikanischen<br />

Ureinwohners offenzulegen.<br />

Dafür entwickelte er ein lyrisches<br />

Konzept, das 1972<br />

unter dem Titel PLIGHT<br />

OF THE REDMAN (Notlage<br />

des roten Mannes) veröffentlicht<br />

wurde. Das Album<br />

war ein einziger Kriegstanz.<br />

Der XIT-Vierer mit ihrem Men<strong>to</strong>r Tom Bee (Mitte)<br />

Thunderdrums trieben die Hard-Rocksongs mit<br />

durchweg eingängigen und unverbrauchten Melodien<br />

nach vorn. Das kurze, aber intensive "War<br />

Cry" wirkte mit seinem sich am Ende steigernden<br />

indianischen Singsang geradezu bedrohlich, "I Was<br />

Raised" donnerte angriffslustig heran – alle Zeichen<br />

standen auf Kampf. "At Peace" und "Someday"<br />

zeigten wiederum die spirituelle und friedvolle<br />

Seite der XIT-Krieger. Dazu verwendete die Band<br />

das Stilmittel der Rockballade und machte auch vor<br />

Streicherbreitwänden à la Phil Spec<strong>to</strong>r nicht Halt.<br />

Auffällig war bei diesem Album die hohe Qualität<br />

der Kompositionen und Arrangements. Kaum verwunderlich,<br />

zeichneten<br />

hierfür doch professionelle<br />

Mo<strong>to</strong>wn-Leute<br />

wie Mike Valvano verantwortlich.<br />

Mo<strong>to</strong>wn hatte richtig<br />

gelegen. Aufmerksam<br />

geworden war<br />

das Label auf die Band,<br />

die sich noch Lincoln<br />

St. Exit nannte, durch<br />

den lokalen Radiohit<br />

"Soulful Drifter". Der<br />

stammte von der LP<br />

DRIVE IT (1969) mit<br />

kraftvollem Blues-Rock.<br />

Der ethnische Back-<br />

ground der Musiker aus<br />

Albuquerque, New Mexico,<br />

passte ins Programm<br />

des neuen Mo<strong>to</strong>wn-Unterlabels<br />

Rare Earth. Das<br />

Seite 90 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Erscheinungsbild des Quartetts wurde modifiziert,<br />

der Name auf XIT (Crossing<br />

Of Indian Tribes) verkürzt.<br />

PLIGHT – dank Valvanos<br />

Kompositionsgeschick auf<br />

eine dem Mainstream zugänglichere<br />

Klangebene<br />

gehoben – verkaufte sich<br />

beachtlich. Ein Nachfolger<br />

musste her, und der konnte, verglichen mit dem<br />

Debüt, noch eine Schippe drauflegen.<br />

SILENT WARRIOR erschien 1973. Mit "Reservation<br />

Of Education" warf die LP einen Song ab,<br />

der in einige europäische Charts gelangte und etwa<br />

in Frankreich bis auf Platz 5 kletterte. Aber nicht<br />

nur dieses Stück bestach durch Komplexität und<br />

Melodie, auch das herausfordernde "We Live" und<br />

die Schnulze "Awakening" waren hitverdächtig. Die<br />

Besetzungsliste zeigte jetzt Veränderungen: Martinez<br />

war raus, die Funktion des Frontmannes hatte<br />

Tom Bee übernommen. Neben Herrera, Suazo und<br />

Garriss gehörten mittlerweile Obie Sullivan (keys),<br />

Chillie Yazzie und Tyrone King (perc) zur Band.<br />

Auf dem Backcover präsentierte sich nicht etwa<br />

eine e siebenköpfige Rockgruppe, sondern ein Haufen<br />

entschlossener Krieger,<br />

der das nächste Scharmützel<br />

mit den weißen Landräubern<br />

gar nicht mehr erwarten<br />

konnte. Es war sicher auch<br />

dieses kompromisslose, angriffslustige<br />

Auftreten, das<br />

den Musikern auf dem Pfad<br />

zum kommerziellen Durchbruch im Weg stand. Allerdings<br />

bekamen XIT vor allem wegen des zu brisanten<br />

politischen Textkonzepts in den USA keinen<br />

Fuß in die Tür. Hörfunksender mieden die Musik der<br />

Natives wie der Teufel das Weihwasser. Trotzdem<br />

folgte 1977 noch ein drittes Album, RELOCATION.<br />

Aus der Urbesetzung war nur noch Suazo dabei,<br />

der sich jetzt Maclovio nannte. Bee schrieb weiter<br />

Songs und Texte und sang,<br />

William Bluehouse Johnson<br />

war der neue Mann an der<br />

Gitarre. Mit XIT der SILENT-<br />

WARRIOR-Ära hatte RE-<br />

LOCATION allerdings nicht<br />

mehr viel zu tun. "Swee<strong>the</strong>art<br />

Love Song" war eine<br />

schmalzige Countrynummer mit Mandoline, "Dark<br />

Skin Woman", "Rainbow Rider" und "Chris<strong>to</strong>pher<br />

Columbus" waren am Redbone-Sound angelehnte<br />

Funksongs, der "Riding Song" rollte auf der Sou<strong>the</strong>rn-Rockschiene.<br />

Indianische Elemente fehlten<br />

nun völlig, der Sound der Produktion klang dünn.<br />

Offiziell aufgelöst wurden XIT nie. Es gab immer<br />

mal wieder Besetzungen mit den unterschiedlichsten<br />

Musikern, die unter diesem Namen auftraten.<br />

So kam es 1981 zu jenem Konzert in der Schweiz, das<br />

1984 erstmals und 1995 mit Bonus-Tracks als DRUMS<br />

ACROSS THE ATLANTIC veröffentlicht<br />

wurde. Außer Tom<br />

Bee gehörten damals Jim<br />

Boyd (dr), P.J. West (g) und<br />

Chuck Klingbeil (keys) zur<br />

Band. Mit ENTRANCE existiert<br />

seit 1974 noch ein weiteres<br />

XIT-Album, es enthält<br />

jedoch Material der Pre-XIT-Ära und war vom Originalvierer<br />

noch als Lincoln St. Exit eingespielt worden.<br />

Auf dem denkwürdigen WITHOUT RESERVA-<br />

TIONS-Dokument von 2002 begleiten Tom<br />

Bee alte Weggefährten: Jim Boyd und Willie Bluehouse<br />

Johnson, Obie Sullivan und P.J. West. Und<br />

schließlich Louie Running Wolf' Lomavitu, der mit<br />

'<br />

dem ehemaligen Redbone-<br />

Gitarristen Tony Bellamy in<br />

einer Band namens Red-X<br />

spielte. Musiker der Urbesetzung<br />

taten sich mit ihrem<br />

früheren Men<strong>to</strong>r nie wieder<br />

zusammen. Mac Suazo und<br />

Michael Martinez ziehen seit<br />

Jahren ihr eigenes<br />

Ding durch. Regelmäßig<br />

veröffentlichen<br />

sie Alben mit harten<br />

Rocksongs. Dazu gehören<br />

EXIT FROM<br />

THE REZ (2006), NO<br />

EXIT (2007) oder<br />

EXIT NOW (2008). Dem XIT-Sound aus der Zeit zwischen<br />

1970 und 1973 kommen sie damit sehr nahe.<br />

Tom Bee betätigte sich in den 70er und 80er<br />

Jahren erfolgreich als<br />

Songschreiber für Größen<br />

wie Michael Jackson und<br />

Smokey Robinson, auch<br />

Taka Boom oder Shakin'<br />

Stevens sangen Lieder von<br />

ihm. Außerdem gründete er<br />

das Native-Label Sound Of<br />

America Records und wurde<br />

mit mehreren <strong>Music</strong> Awards<br />

ausgezeichnet.<br />

&<br />

präsentieren:<br />

Die massive Progressive Rock<br />

Katalogkampagne 2012!<br />

Mit rund 350 preisreduzierten Alben aus den Katalogen<br />

von EMI und InsideOut - Angebot gilt bis Ende November!<br />

PROG ROCKS! Volume Two<br />

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Weiterhin<br />

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Vol. 1<br />

(2011)<br />

Ausgewählte Album-Highlights:<br />

ASIA<br />

Anthology<br />

ELOY<br />

Dawn<br />

FLOWER KINGS<br />

Flowerpower<br />

GENESIS<br />

Nursery Cryme<br />

JETHRO TULL<br />

Stand Up<br />

KRAAN<br />

Live<br />

NEAL MORSE<br />

Testimony 2<br />

THE NICE<br />

Five Bridges<br />

ROINE STOLT<br />

<strong>The</strong> Flower King<br />

TRANSATLANTIC<br />

SMPTe


MACHER<br />

TEIL 7<br />

hinter den Kulissen<br />

WOLFGANG "<br />

BUBI" HEILEMANN<br />

Mit den Stars<br />

auf Augenhöhe<br />

Von Philipp ip Roser<br />

Der Mann<br />

ist<br />

bek<br />

ekan<br />

annt<br />

nt als "<br />

das Auge von '<br />

Bravo'" und als "<br />

Fo<strong>to</strong>graf der Stars".<br />

Doch<br />

Wol<br />

olfgan<br />

ang "<br />

Bubi" Heilemann darauf<br />

zu reduzierene , wü<br />

rde dem gebürtige<br />

n Ostpreußen nicht gerecht, de<br />

r am 7. Ok<strong>to</strong>ber 70<br />

Jahre alt wird. Zu viel<br />

ha<br />

t der heute in<br />

München<br />

leben<br />

ende<br />

Heilemann sei<br />

eit Mitt<br />

tte der 60er<br />

Jah<br />

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wegt<br />

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Ebe<br />

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eit mit<br />

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ich vor alle<br />

lem mit Abba<br />

ba, als dere<br />

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2). Die Prod<br />

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ahlreichen Bildbänden dokumentiert, immer wiedere ist er gern gesehe enere<br />

Talk<br />

show<br />

-Gast – und wer sich<br />

erstklassig<br />

e Fo<br />

<strong>to</strong>s seiner Idole wün<br />

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be<br />

dient Heilemann auf seiner Website www.rockf<br />

o<strong>to</strong>.de<br />

.<br />

I n Hannover lernte der Teenager Wolfgang Heile-<br />

mann Fo<strong>to</strong>fachverkäufer und besuchte parallel<br />

eine Fo<strong>to</strong>schule. Dann packte ihn der Reiz des<br />

Journalismus, und er siedelte 1965 nach München<br />

über. Im Kauka-Verlag trat er seine erste Redakteursstelle<br />

beim Magazin „Lupo modern" an, ehe er als<br />

Schreiber beim Jugendmagazin „OK" (Bauer-Verlag)<br />

anheuerte. Der Verlag übernahm wenig später die<br />

„Bravo", und es dauerte nicht lange, bis beide Hefte<br />

im März 1967 zusammengelegt wurden – mit gravierenden<br />

Folgen für Heilemann, an die er sich heute<br />

noch lebhaft erinnert. „Da zogen die ganzen Nasen<br />

von ,Bravo' bei uns mit ein, weil wir das etwas chicere<br />

Büro in der Brienner Straße in München hatten.<br />

Ich fand eines Morgens meinen Schreibtisch nicht<br />

mehr vor." Stattdessen war er plötzlich Bildredakteur,<br />

„Fo<strong>to</strong>s zurückschicken, Anstrich für die Abrechnung<br />

machen und solche Sachen."<br />

„Irgendwann gab es<br />

eine Einladung einer<br />

PR-Firma namens Antenna,<br />

die zu Polydor<br />

gehörte – nach Hamburg,<br />

da wurde ein neuer<br />

Künstler mit Namen<br />

Jimi Hendrix vorgestellt.<br />

Mein Chef fragte,<br />

,Bubi, willst du da hinfahren?<br />

Kommt eh nie<br />

ins Blatt, aber mach<br />

mal!' Zugleich bot er<br />

an, ich könne einen<br />

Umweg über London<br />

buchen, wenn<br />

ich die Kosten<br />

selbst übernehme.<br />

Ich sollte dort die<br />

Gruppe Easybeats<br />

für eine Homes<strong>to</strong>ry<br />

ablichten, die<br />

damals mit 'Friday<br />

On My Mind' einen<br />

Riesenhit hatte!"<br />

Heilemann ließ sich<br />

nicht lange bitten,<br />

zumal ihm Jürgen<br />

Otterstein von Antenna<br />

gleich noch<br />

ein paar Termine in London vermittelte: Cream und<br />

die Bee Gees,<br />

Häufig reiste Bubi Heilemann mit den Stars durch die<br />

Lande – mit Suzi Quatro war er per Zug unterwegs.<br />

die damals<br />

noch niemand<br />

kannte. „Mit<br />

denen bin ich<br />

in den Hyde<br />

Park – das<br />

Büro war in der<br />

Oxford Street –<br />

und habe ein<br />

paar Fo<strong>to</strong>s gemacht",<br />

erzählt<br />

Heilemann beiläufig.<br />

„Polydor<br />

Seite 92 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

hatte damals<br />

im ,New <strong>Music</strong>al<br />

Express' ganzseitige<br />

Anzeigen<br />

mit den Bee Gees,<br />

Cream und Jimi<br />

Hendrix – die habe<br />

ich rausgerissen<br />

und meinem Chef<br />

in München gezeigt,<br />

der nicht viel<br />

Ahnung von Musik<br />

hatte. Aber er war<br />

beeindruckt, und<br />

die nächste Bravo'- '<br />

Ausgabe war voll<br />

mit Sachen von<br />

mir! Das war mein<br />

Durchbruch."<br />

Von da an reiste Heilemann für „Bravo" durch die<br />

ganze Welt, fo<strong>to</strong>grafierte die angesagtesten Acts auf<br />

der Bühne, in seinem mobilen Fo<strong>to</strong>studio, zu Hause<br />

– und er war clever genug gewesen, trotz Festanstellung<br />

bei „Bravo" die Fo<strong>to</strong>s auch anderweitig<br />

vermarkten zu können. Darum rufen noch heute viele<br />

Zeitschriften, aber auch TV-Sender Heilemann an,<br />

wenn sie S<strong>to</strong>ries von und über Acts aus den 60er und<br />

70er Jahren illustrieren wollen. Und natürlich gibt es<br />

aus jenen wilden Jahren viele amüsante Geschichten,<br />

die Heilemann gern erzählt (siehe unten).<br />

Der Fo<strong>to</strong>graf brachte es bis zum stellvertretenden<br />

Chefredakteur bei der „Bravo", ehe er umsattelte und<br />

weiter deutsche Mediengeschichte schrieb. „Dann kamen<br />

die Zeiten des Privatfernsehens, das interessierte<br />

mich natürlich tierisch. Es gab ja diese so genannte<br />

© Martina Mörl<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Wolfgang Heilemann


Mick Jagger<br />

Er war bei mir zu Hause, wir<br />

hatten ein klein bisschen engeren<br />

Kontakt, auch wenn ich<br />

nicht sagen will, dass Mick<br />

Jagger mein Freund ist. Aber<br />

wenn er mit den S<strong>to</strong>nes in<br />

München spielt, kriege ich Karten,<br />

auch für die ganz privaten<br />

Feste im Anschluss.<br />

Cream<br />

Als ich ins Büro der Stigwood<br />

Yaskiel Organisation in der<br />

Londoner Oxford Street kam,<br />

saßen da ein paar Penner im<br />

Vorzimmer. Viele Jahre später<br />

stellte sich heraus, dass die<br />

ganz berühmt werden sollten:<br />

Das waren nämlich Ginger<br />

Baker, Jack Bruce und Mr. Slowhand Clap<strong>to</strong>n. Mit<br />

ihnen bin ich rübergegangen in den Hyde Park und<br />

habe ein paar Fo<strong>to</strong>s gemacht.<br />

Bee Gees<br />

Mit den Bee Gees bin ich mit einem Mercedes 600<br />

Pulman über den Rathausmarkt in Hamburg gefahren<br />

– die Fans wollten diese Karosse auseinandernehmen!<br />

Die Bee Gees schauten aus dem geöffneten Dach,<br />

Bubi Heilemann und die Stars<br />

fürs Fernsehen produziert wurde.<br />

Da rief ich unter anderem die Bee<br />

Gees an, und die sind gekommen<br />

– und zwar gagenfrei! Das war<br />

bei „Bravo" früher sowieso üblich.<br />

Wir haben die Künstler nicht bezahlt,<br />

übernahmen nur die Spesen.<br />

Die Flüge für die Bee Gees waren<br />

natürlich Erster Klasse aus Miami,<br />

und sie logierten im Hotel Vier Jahreszeiten<br />

in München.<br />

Alice Cooper<br />

Ich war mit ihm auf Tournee in Amerika,<br />

habe ihn fo<strong>to</strong>grafiert und durfte<br />

auch in seinem Privatflugzeug mitfliegen.<br />

Da gab es einen Spieltisch an<br />

Bord, an dem sie Black Jack spielten –<br />

und er zockte seine Gäste und seine<br />

Musiker ab (lacht). Die Gagen, die<br />

sie am Vortag gekriegt hatten, holte er sich zurück.<br />

Außerdem hing da ein riesiges Poster von Uschi<br />

Obermeier, die damals sehr beliebt war. Der hat<br />

mich auch auf alle möglichen Partys in New York<br />

mitgenommen.<br />

Verlegerkooperation, und da war natürlich der Bauer<br />

Verlag auch dabei. Man brauchte einen Programmdirek<strong>to</strong>r<br />

– so wurde ich bei Sat1 Programmdirek<strong>to</strong>r<br />

und hatte 126 Minuten in der Woche Fernsehprogramm<br />

zu liefern in diesem Verbund von Verlagen.<br />

Allerdings lief das eher unter Ausschluss der Öffentlichkeit,<br />

weil das Privatfernsehen zu der Zeit ja nur im<br />

Kabel stattfand."<br />

Auf diesem Weg knüpfte Heilemann Kontakte zur<br />

Produktionsfirma Bavaria Film und lernte Andreas<br />

Thiesmeyer kennen, der die Musiksendung „Formel<br />

Eins" entwarf. Und ehe Heilemann sich versah,<br />

lieferte er Beiträge für „Formel Eins", führte wenig<br />

später dort Regie. Für die ARD drehte er den Aids-<br />

Aufklärungsfilm „Freie Bahn für Zärtlichkeit". Er<br />

war mit dabei, als „Bravo TV" kreiert wurde. Doch<br />

irgendwann waren den Verantwortlichen die Quoten<br />

nicht mehr hoch genug, die Sendungen wurden<br />

eingestellt, „und ich musste mir was Neues überlegen.<br />

Ich habe damals schon mit meinem Partner Les<br />

McKeown von den Bay City Rollers zusammengearbeitet.<br />

Das war die Zeit der Wende, und wir beide<br />

sind in den Osten gefahren, haben uns umgeschaut,<br />

was man da machen könnte. Irgendwann erzählte<br />

Leslie, dass Karaoke in Japan ein Riesen<strong>the</strong>ma sei –<br />

seine Frau ist aus Japan. In Amerika ebenfalls, und<br />

in England gehe es damit los." Die beiden gründeten<br />

1991 eine Firma, die schnell bei den Karaoke-<br />

Marktführern mitspielte und heute noch im Internet<br />

als www.karaoke.de präsent ist – „eine richtige<br />

Weltmacht", wie es Heilemann in der ihm eigenen<br />

Art beschreibt. „Wir verkaufen nach wie vor sensationelle<br />

Playbacks, auch die Leute von ,Deutschland<br />

sucht den Superstar' haben bei uns gekauft. Wir liefern<br />

komplette Anlagen mit Verstärker, Lautsprecher,<br />

Player, auf denen auch die neuen Medien abgespielt<br />

werden können, wie USB-Sticks und SD-Karten.<br />

Dazu CDs, DVDs, Video-CDs, immer auch mit dem<br />

Text im Bild, dass man das nur ablesen muss, außerdem<br />

mit Echo- und Hallgeräten. Damit war ich die<br />

letzten 20 Jahre beschäftigt."<br />

Inzwischen ist Bubi Heilemann Pensionär: „Ich kriege<br />

richtig Rente", sagt er mit einem breiten Grinsen. Er<br />

verkauft seine Fo<strong>to</strong>s, tritt als Zeitzeuge in TV-Shows<br />

und bei öffentlichen Veranstaltungen auf. Und er<br />

schmiedet Pläne: Mit einer Multimedia-Show will er<br />

durch Deutschland ziehen, Fo<strong>to</strong>s und Videos zeigen,<br />

dazu aus dem Nähkästchen plaudern – als erstes<br />

Programm schwebt ihm natürlich ein Abba-Abend<br />

vor: „Die Erlaubnis, ihre Musik benutzen zu können,<br />

habe ich mir schriftlich in S<strong>to</strong>ckholm abgeholt."<br />

John Lennon<br />

Ich war bei John und Yoko zu Hause und habe dort<br />

verrückte Geschichten fo<strong>to</strong>grafiert mit irgendwelchen<br />

Friedenstauben – sie wurden dann durch die<br />

Blitzanlage, die ich dabei hatte, aufgeschreckt und<br />

flogen davon.<br />

die Fanmeute rannte hinterher, und die Polizisten<br />

winkten uns zu. Der Kontakt zu den Bee Gees ist geblieben.<br />

Als die „Bravo" ihr 40-Jähriges feierte, rief<br />

mich der Chefredakteur an, sie bräuchten noch einen<br />

großen Act für die Show in der Münchner Olympiahalle,<br />

die Thomas Gottschalk moderierte und die<br />

Led Zeppelin<br />

Sie machten normalerweise ja so gut wie gar keine<br />

Fo<strong>to</strong>sessions. Studiobilder gibt es nur ganz wenige<br />

von ihnen, immer nur Live-Aufnahmen. Aber ich hatte<br />

hinter der Bühne ein mobiles Studio aufgebaut.<br />

Angestachelt von ihrem Manager Peter Grant, haben<br />

sie nach einer Weile angefangen, die rote Hintergrundrolle<br />

zu zerfetzen. Ich habe immer weiter fo<strong>to</strong>grafiert,<br />

bis dann Peter Grant die Blitzanlage mit<br />

einem Hammer kaputtgeschlagen hat. Er drosch mit<br />

dem Hammer auch auf eine Uhr ein, die in die Wand<br />

eingebaut war – so lange, bis die aus der Wand fiel.<br />

Ich habe mich dann hauptsächlich mit Sänger Robert<br />

Plant angefreundet. Wenn er mal nach München<br />

kam, rief er vorher immer an und sagte, '<br />

Hey, Bubi,<br />

irgendwelche Weiber?' Ich habe ihn auch mit den<br />

Mädels fo<strong>to</strong>grafiert.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 93


Fo<strong>to</strong>: © Kiss Catalog Ltd.<br />

Paul Stanley:<br />

kluger Mann – kein Widerspruch!<br />

Kiss feiern 40-jähriges Bestehen,<br />

und das geht bei Gene Simmons, Paul<br />

Stanley & Co. natürlich nicht ohne<br />

großes Spektakel. MONSTER heißt<br />

das neue Album der Sturmerprobten.<br />

Stanley genoss gerade in St. Louis<br />

einen freien Tag der Tournee von Kiss<br />

und Mötley Crüe und antwortete bereitwillig<br />

auf Fragen von <strong>GoodTimes</strong>-<br />

Mitarbeiter Philipp Roser.<br />

Ist zum 40-Jährigen bei Kiss<br />

alles monströs geraten?<br />

Ja, kann man so sagen. Das<br />

liegt wohl daran, dass wir uns<br />

stark und fokussiert fühlen.<br />

MONSTER ist ein Statement der<br />

Stärke und Größe und Power.<br />

Darum trägt das neue Album<br />

genau den richtigen Titel.<br />

Außerdem erscheint das Kiss s "<br />

Monster Book" in einer limitierten<br />

1000er-Auflage, fast einen Meter hoch, h 76<br />

Zentimeter breit und schlappe 4200 Dollar teuer ...<br />

Das „Monster Book" ist spektakulär und für eine sehr<br />

limitierte Gruppe von Menschen und nicht für jedermann<br />

gedacht. Es ist teuer, weil es handgemacht und<br />

von Hand gebunden ist. Bei Kiss macht es durchaus<br />

Sinn, dass es Dinge gibt, die nicht jeder hat – bei<br />

Konzerten gibt es ja auch Plätze, die sich nicht jeder<br />

leisten kann. Aber ich möchte den Blick lieber auf das<br />

neue Album richten!<br />

Ihr hattet alles bereits Ende letzten Jahres im Kasten.<br />

Warum wurde die Veröffentlichung verschoben?<br />

Wir haben den bestmöglichen Vertriebsweg gesucht.<br />

Wir verhandelten lange mit Universal, denn die besitzen<br />

ja unseren gesamten Backkatalog. Diese rechtlichen<br />

Gespräche waren kompliziert und zogen sich<br />

endlos hin, schließlich ging es um einen Zeitraum von<br />

40 Jahren.<br />

Bei SONIC BOOM gab es vor drei Jahren einen<br />

Special-Deal mit Walmart, die Warenhauskette<br />

brachte das Album zunächst exklusiv heraus. Warum<br />

jetzt wieder der normale" Veröffentlichungsweg?<br />

"<br />

Das war ein einzigartiger Weg, das Album zu vertreiben.<br />

Wir waren mit den Resultaten auch durchaus<br />

zufrieden. Aber es hatte wie alles seine<br />

Vor- und Nachteile. Diesmal war Universal<br />

richtig scharf auf die Platte. Darum nutzen<br />

wir die Vorteile, die uns ihr Team bietet<br />

– für MONSTER und für die Wiederbelebung<br />

unseres gesamten Katalogs.<br />

Gab es vor MONSTER einen bestimmten<br />

Punkt, an dem ihr gesagt habt: Jetzt setzen<br />

wir uns hin und schreiben Songs?<br />

So geht es immer los, ohne Songs kein<br />

neues Album. Wir trafen uns meist in<br />

meinem Haus und haben Ideen, Songentwürfe<br />

üf ausgetauscht und bearbeitet. Der Beitrag von<br />

unserem Drummer Eric Singer besteht in seinem Spiel<br />

und darin, was er zu den Ideen sagt, wie er sie beurteilt.<br />

Das kreative Team bestand aus Gene (Simmons; b, voc),<br />

Thommy (Thayer; g) und mir – die neuen Songs sind<br />

eine Teamleistung: Jeder hatte die Chance, seine Vorstellungen<br />

einzubringen. Allerdings war auch klar, dass<br />

es keine Art Geburtsrecht gibt: Keiner konnte beanspruchen,<br />

dass au<strong>to</strong>matisch Songs von ihm auf die Platte<br />

kommen. Qualität war das einzige Kriterium, schließlich<br />

sollte und musste es ein Monsteralbum werden! Ich<br />

habe produziert und hatte zwei Ziele: Das Ganze musste<br />

in sich geschlossen sein, und es war Qualität gefragt –<br />

bei den Songs und auch bei ihrer Umsetzung.<br />

Wie habt ihr aufgenommen?<br />

Live im Studio, alle in einem Raum. Die heutige<br />

Studiotechnologie macht ja alles möglich, allerdings<br />

bleibt dabei oft die Leidenschaft auf der Strecke. Mir<br />

ist Passion aber wichtiger als Perfektion! Und so hat es<br />

auch mehr Spaß gemacht, es war keineswegs stressig.<br />

Du hast produziert und darum bei allem das letzte<br />

Wort?<br />

Ja.<br />

Stimmt es, dass du Gene verboten hast, auf alte Riffs<br />

zurückzugreifen?<br />

Korrekt! Wenn es etwas nicht auf ein Album schafft,<br />

es nicht gut genug dafür ist – warum sollte es dann<br />

aufs nächste? Genauso habe ich durchgesetzt, dass<br />

wir nicht mit externen Co-Au<strong>to</strong>ren arbeiten. Denn das<br />

hätte manchen in Versuchung geführt, sich weniger<br />

anzustrengen.<br />

Waren die Songs komplett, als die Aufnahmen begannen?<br />

Aber sicher! Es ist Zeit- und Geldverschwendung, ins<br />

Studio zu gehen und dann erst mit so einem Wühlkram<br />

zu beginnen, womöglich sogar noch üben zu müssen<br />

und die Songs fertigzustellen. Dafür ist die Vorproduktion<br />

da! Schließlich heißt es ja auch Aufnahmestudio,<br />

nicht Übungs-Studio! Natürlich liegt da ein Lernprozess<br />

hinter uns, wir haben es früher auch öfter mal<br />

so gemacht. Aber man wird ja nicht nur älter, sondern<br />

auch ein bisschen schlauer. Und ich denke, heute weiß<br />

ich, wie man ein großartiges Album macht, was man<br />

als Produzent zu tun hat. Früher arbeiteten wir oft mit<br />

Produzenten, die nach der Arbeit zur nächsten Gruppe<br />

weitergezogen sind – aber wir müssen für immer<br />

mit dem Resultat dieser Zusammenarbeit leben. Also<br />

mache ich es doch lieber selbst, da weiß ich, bei wem<br />

ich die Schuld zu suchen habe, wenn etwas nicht so<br />

funktioniert, wie es eigentlich sollte.<br />

Seite 94 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Les Humphries Singers<br />

Die Singers um<br />

den englischen<br />

Bandleader Les<br />

Humphries werden<br />

häufig auf ihre<br />

Top-10-Klassiker<br />

"Mama Loo",<br />

"Mexico" und "Kansas<br />

City" reduziert.<br />

Das ist unfairer<br />

Unsinn. Die bunte<br />

Truppe hat bis heute<br />

rund 50 Millionen<br />

Tonträger verkauft,<br />

außerdem<br />

war ihr Reper<strong>to</strong>ire<br />

weit mehr als nur<br />

hübsch-banaler<br />

Mitpfeif-Pop.<br />

Genie & Hippie-Horror<br />

Das gar nicht mal so dreckige Dutzend: Die Singers in ihrer Hochzeit zu Beginn<br />

der 1970er (Les Humphries links vorne sitzend, Jürgen Drews 3. v. r. oben)<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Nachzuhören ist das auf der aktuellen Doppel-CD<br />

LIVE: Sie enthält Mitschnitte von<br />

1971 aus der Hamburger<br />

Musikhalle und<br />

von 1973 aus dem Pariser<br />

Olympia. Was die Studio-<br />

Alben des Chores stets andeuteten,<br />

unterstreichen<br />

die Live-Aufnahmen noch<br />

unmissverständlicher: Les<br />

Humphries’ Personal waren<br />

großartige Sänger, die Musik<br />

war stets mitreißend – angesiedelt im weiten Feld<br />

zwischen Jazz, Soul, Gospel und Hippie-Himmel.<br />

Jürgen Drews (67), vom 2007 vers<strong>to</strong>rbenen Les<br />

Humphries einst als „Womanizer-Gesicht” für die<br />

Truppe rekrutiert, gehörte während der Glanzzeit<br />

von 1970–1976 zur Formation. Zuvor war er als<br />

Sänger und Gitarrist für die Kieler Popband Die Anderen<br />

aktiv. Seit einigen Jahren pendelt der Entertainer<br />

zwischen Deutschland und Mallorca und<br />

ist Mitglied der Nachfolge-Combo Les Humphries<br />

Singers Reunion. Sie arbeitet gerade an einem neuen<br />

Album, ganz in der Tradition der alten Zeiten.<br />

Hast du noch irgendwelche Erinnerungen<br />

an die jetzt veröffentlichten<br />

Konzerte?<br />

Ja, vor allem an die in Paris.<br />

Ich hatte wenige Tage zuvor<br />

einen schweren<br />

Au<strong>to</strong>unfall und lag mit einer Gehirnerschütterung<br />

in einem Darmstädter Krankenhaus. Doch ich entließ<br />

mich selbst, obwohl mir die Ärzte abrieten,<br />

mit den Singers nach Paris zu fahren. Wer sich<br />

Fo<strong>to</strong>s von diesem Gig ansieht, erkennt darauf<br />

einen äußerst zerknautschten, fahlen Jürgen<br />

Drews. Trotzdem wollte ich bei diesem Gastspiel<br />

keinesfalls fehlen. Ich wusste, das würde<br />

eines der Highlights meines Lebens! Und so<br />

war es auch.<br />

Gibt es andere prägnante Erinnerungen<br />

an die Zeit mit den Les Humphries<br />

Singers?<br />

Eine negative an unseren Auftritt beim<br />

Grand Prix d’Eurovision 1976. Wir traten<br />

für Deutschland mit "Sing Sang Song”<br />

an. Doch wegen der Wettbewerbsregeln<br />

durfte nicht unsere ganze Bande<br />

von gut einem Dutzend Leuten auf die<br />

Bühne, sondern nur sechs von uns, unter<br />

anderem ich. Darum erzielten wir nicht<br />

den üblichen „Singers-Effekt”, der von<br />

der Macht der vielen Stimmen lebte. Wir wurden<br />

Drittletzte – und hauten unmittelbar nach diesem<br />

Auftritt zerknirscht ab in alle Winde. Auch wenn<br />

wir uns später immer wieder zusammenrauften, war<br />

es nie mehr das gleiche Gruppengefühl wie in den<br />

1970ern.<br />

Traf das Klischee von der Hippie-Truppe<br />

mit den Love & Peace-Idealen auch<br />

bandintern zu?<br />

Wir alle glaubten zumindest in jener<br />

Phase an die Ideale von Liebe,<br />

Friede, Freiheit, Abenteuer. Und,<br />

nicht zu vergessen: an die sexuelle<br />

Freiheit. Ich tue das<br />

weitgehend bis heute. Das<br />

Woods<strong>to</strong>ck-Festival und das<br />

<strong>Music</strong>al „Hair” waren ja die<br />

Hauptauslöser, die Singers<br />

© Pressefo<strong>to</strong>/Manfred Esser<br />

überhaupt ins Leben zu rufen. Allerdings gab es<br />

auch den '<br />

Hippie-Horror', verkörpert durch Les. Er<br />

war vor seiner Karriere bei den Royal Marines, einer<br />

englischen militärischen Elitetruppe. Sein Vater<br />

war ebenfalls ranghoher Soldat, aus dem Zweiten<br />

Weltkrieg nicht nach Hause gekommen. Unter diesem<br />

Vaterverlust-Trauma litt Humphries immens.<br />

Er begegnete dem mit gnadenloser Härte – sich<br />

selbst gegenüber und vor allem uns gegenüber, seiner<br />

Combo. Wenn Les stark getrunken oder andere<br />

Drogen intus hatte, wurde er jähzornig, manchmal<br />

gewalttätig und ziemlich fies.<br />

Heißt das, du bereust es, mitgemischt<br />

zu haben?<br />

Nein, nicht wirklich (lacht)! Ich habe bei<br />

den Singers quasi meinen Militärdienst<br />

nachgeholt. Mot<strong>to</strong>: nichts sehen, nichts<br />

hören, nichts sagen, nur gehorchen, das<br />

war die Devise. Im Ernst: Es war eine<br />

großartige Lehrzeit. Denn trotz Les' vieler<br />

Charakterdefizite schätze ich ihn bis<br />

heute als unglaublich guten Arrangeur<br />

und Pianisten. Für mich war er ein Genie!<br />

Warum gab es bei euch keine Originalkompositionen,<br />

nur Cover-Versionen?<br />

Weil Les die große Gabe hatte, aus vorhandenen Liedern<br />

etwas aufregend Neues zu kreieren, bei dem<br />

nur noch die Grundmelodie ans Original erinnerte.<br />

Außerdem gab es sehr wohl ein von mir geschriebenes<br />

Stück, "Mama Loo”. Allerdings ist das eine<br />

1:1-Kopie der Beach-Boys-Nummer "Barbara Ann”<br />

(lacht).<br />

Warum hast du dich von den Singers<br />

bis heute nicht abgenabelt?<br />

Damit ich in die Annalen der Musikgeschichte nicht<br />

ausschließlich als Schlager-Fuzzi eingehen muss! Eigentlich<br />

war und bin ich ein Mann des Rock und<br />

Soul. Nur leider ist das fast niemandem bekannt.<br />

Michael Fuchs-Gamböck<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 95


Wenn's im (Pop−)Duo kracht ...<br />

Doppelt hält schlechter<br />

Bandmusiker streiten. Die einen<br />

gehen, neue kommen. Routine.<br />

<strong>The</strong> show must go on. Kracht's<br />

aber in einem Duo, ist die Ge−<br />

schäftsgrundlage meist dahin.<br />

Kein Einzelfall in der Popgeschich−<br />

te. Und nicht immer ging es für<br />

die Beteiligten gut aus. Ein Blick<br />

zurück auf einige namhafte Fälle.<br />

Von Rüdiger Bloemeke<br />

Für das Soulpublikum der 60er Jahre gab es<br />

kaum etwas Heißeres als Sam & Dave. Sie<br />

waren Dynamit auf der Büh-<br />

ne. Oder wie die Medien damals<br />

formulierten: „Double<br />

Dynamite". Sprengs<strong>to</strong>ff lag<br />

aber auch in der Beziehung<br />

von Samuel David Moore<br />

und Dave Prater. Nach ihren<br />

großen Hits wie ”Soulman"<br />

und ”Hold On, I’m<br />

Coming" war es schon bald<br />

mit der Eintracht vorbei. Gipfel der Streitereien:<br />

Zu ihren Auftritten reisten sie separat an, hatten<br />

getrennte Garderoben und sprachen nicht miteinander.<br />

Waren es die Drogen, die Dave<br />

nicht aus den Klauen ließen, oder war<br />

es Sams Unwille, immer nur die alten<br />

Hits zu präsentieren: Irgendwann ging<br />

das Licht endgültig aus. Was gemeinsam<br />

zu Riesenerfolgen geführt hatte,<br />

gelang jedoch weder dem Solisten Sam<br />

noch Dave, dem Ex. Ihre individuellen<br />

Bemühungen brachten keine Hits mehr<br />

hervor. Und als Dave sich frustriert einen en neuen<br />

Sam (Daniels) suchte, musste er auf die Klage seines<br />

alten Partners nicht lange warten. Aus Sam &<br />

Dave wurde Sam contra Dave.<br />

Wenn es bei Duos kracht, liegen sogar<br />

menschliche Dramen in der Luft – in noch<br />

verschärfter Form, wenn es sich<br />

nicht nur um ein Paar, sondern n<br />

um ein Ehepaar handelt. Oder<br />

wenn Brüder vor lauter Rivalität<br />

nichts mehr voneinander<br />

hören wollen. Bei den Everly<br />

Bro<strong>the</strong>rs hielt die Harmonie<br />

nicht einmal auf der Bühne.<br />

1973 feuerte Phil in Hollywood<br />

seine Gitarre auf den Boden<br />

und ließ Don mit dem Publikum allein. Für ihn<br />

waren da die Everly Bro<strong>the</strong>rs ohnehin „schon<br />

seit zehn Jahren <strong>to</strong>t". Vorausgegangen waren permanente<br />

Streitereien, die während der Aufnahmen<br />

zu ihrem Album STORIES WE COULD TELL (1970)<br />

zum Krieg im Studio ausarteten. Phil Everly: „Die<br />

Zeit war gekommen, es allein zu versuchen." Das<br />

jedoch zahlte sich für beide nicht aus. Don kam<br />

nicht mal mehr in die Top 50 der Country-Charts,<br />

und Phil hatte seinen Erfolg mit ”She’s Nothing<br />

To Me" der Kooperation mit Cliff<br />

Richard zu verdanken. Erst als Dave<br />

Edmunds die Brüder wieder zusammenbrachte,<br />

stellten sich auch wieder<br />

Hits ein.<br />

Das Ehepaar Ike & Tina Turner<br />

lebte seine stets explosive Partnerschaft<br />

nicht nur auf der Bühne,<br />

sondern auch anderweitig aus – blutige Nase und<br />

blaues Auge inklusive. Einklang hatte es eigentlich<br />

nie gegeben. Künstlerisch lief Tina, die von Ike als<br />

Anna Mae Bullock entdeckt worden war, ihrem<br />

Men<strong>to</strong>r, einem soliden Gitarristen und kreativen<br />

Bandleader, schon bald den Rang ab. Dies ließ sich<br />

nicht mehr verbergen, als Phil Spec<strong>to</strong>r für die Aufnahmen<br />

von ”River Deep – Mountain High"<br />

und ”A Love Like Yours" auf<br />

Ikes Anwesenheit im Studio<br />

verzichtete. Die Qualität der<br />

Beziehung des Paares beleuchtet<br />

auch, dass Ike sich schon<br />

Jahre zuvor den Namen Tina<br />

Turner patentieren ließ, um sie<br />

so<br />

an sich zu binden. Der Rest<br />

ist<br />

Geschichte: Tina stieg nach<br />

der lange überfälligen Trennung mit<br />

ihrem Album PRIVATE DANCER zum Weltstar auf,<br />

Ike versank im Kokainrausch. Die Aufnahme in die<br />

Rock'n'Roll Hall Of Fame fand ohne die beiden<br />

statt: Tina wollte nichts mit Ike gemeinsam haben<br />

– und der saß im Gefängnis. Sein musikalisches<br />

Comeback mit Bluesnummern wurde von der<br />

traurigen Wirklichkeit seines Lebens überschattet.<br />

Dass Ehen im Showbusiness<br />

in die<br />

Brüche gehen – keine<br />

Seltenheit, auch wenn<br />

es nicht immer so brachial<br />

geschieht wie bei<br />

den Turners. Kippen die<br />

Emotionen in Abneigung<br />

oder Verachtung um, ist oft auch die künstlerische<br />

sche<br />

Partnerschaft am Ende. So auch bei Bonnie Lynn<br />

O’Farrell und ihrem Gatten. Sie gehörte zeitweise<br />

zur Turner-Backing-Group <strong>The</strong> Ikettes, bevor sie<br />

ihren Ehemann in spe Delaney Bramlett kennen<br />

lernte. Als Delaney & Bonnie hatten sie mit<br />

dem ”Never Ending Song Of Love" ihren gro ßen<br />

Moment, und ON TOUR WITH ERIC CLAPTON<br />

galten sie als vielversprechende Formation. Die<br />

Liebe hielt nicht ewig, und Bonnie ging darauf<br />

allein „on <strong>to</strong>ur". Mit Solo-Alben, Kooperationen<br />

mit Little Feat, den Allman<br />

Bro<strong>the</strong>rs und Stephen Stills brachte sie<br />

sich immer wieder in Erinnerung. 2006<br />

konnte man sie sogar mit Kevin Costner<br />

im Film „<strong>The</strong> Guardian" („Jede Sekunde<br />

zählt") sehen. Delaney blieb in<br />

ihrem Schatten, kurz vor seinem Tod<br />

holte ihn Jerry Lee Lewis noch für das<br />

Album LAST MAN STANDING ins Studio.<br />

Eine 2008 veröffentlichte Blues-CD wurde zum<br />

Nachruf.<br />

Seite 96 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Gemischte Doppel mit begrenzter<br />

Haltbarkeit gab es schon immer.<br />

Frühe Beispiele sind Les Paul und Mary<br />

Ford oder Louis Prima und Keely<br />

Smith. Hier blieben allerdings die Kerle<br />

im Rampenlicht. Und das gibt’s noch<br />

heute, man denke etwa an Jack White. Die<br />

von ihm gegründeten White Stripes fallen<br />

allerdings aus der Reihe: Anfangs gaben<br />

sich die Eheleute Meg und Jack White<br />

als Geschwister aus, und die meisten ihrer r<br />

Alben erschienen erst nach der Scheidung.<br />

Der musikalische Ausstieg kam später. Bei<br />

Kris<br />

Kris<strong>to</strong>fferson<br />

und Rita Coolidge<br />

ol<br />

gelang es beiden Partnern,<br />

die Karrieren aufrechtzuerhalten.<br />

Ebenso wie bei<br />

(den unverheirateten) Annie<br />

Lennox und Dave<br />

Stewart, nachdem die<br />

Eurythmics Schluss machten.<br />

Zufall oder nicht: In<br />

den meisten Fällen sind die Frauen die Stärkeren.<br />

Siehe Es<strong>the</strong>r und Abi Ofarim oder Sonny &<br />

Cher. Cherilyn Sarkisian, vom Phil-Spec<strong>to</strong>r-Mu-<br />

von Sonny nicht<br />

schwer. Noch zu<br />

Duozeiten<br />

hatte<br />

sie ihre Solokarriere<br />

mit Titeln<br />

wie "Half Breed"<br />

vorbereitet.<br />

Und<br />

während<br />

sich<br />

Sonny, auch ein<br />

begabter<br />

Songschreiber<br />

und<br />

Produzent,<br />

als<br />

Republikaner<br />

in die Politik<br />

stürzte, hob<br />

Chers zweite Karriere re ab wie eine Rakete,<br />

die sei<strong>the</strong>r ihre Umlaufbahn nicht mehr verlassen<br />

hat. Sonny begnügte sich mit seinem Posten<br />

als Bürgermeister von Palm Springs.<br />

Schon früh hatte Bono<br />

der Anfängerin Cherilyn<br />

einen Job als Backgroundsängerin<br />

bei den<br />

Righteous Bro<strong>the</strong>rs<br />

(Bill Medley und Bobby<br />

Hatfield) verschafft. Sie<br />

siker Salva<strong>to</strong>re Bono entdeckt,<br />

hatte von Beginn an<br />

den extrovertierteren Part.<br />

Schon als Kind war sie von<br />

ihrer Mutter, einer Schau-<br />

waren im Gegensatz zu<br />

den Everlys keine echten Brüder mit vergleichbarem<br />

Konfliktpotenzial. Dennoch hatten auch<br />

sie nach wenigen Jahren das Haltbarkeitsdatum<br />

überschritten. Nach den Riesenhits "You’ve Lost<br />

spielerin, fürs Showge-<br />

That Lovin Feelin", "Unchained Melody" und "Ebb<br />

schäft getrimmt worden.<br />

So fiel ihr das Durchstarten<br />

nach der Scheidung<br />

Tide" gelang ihnen in den Sechzigern nur noch<br />

mit "(You’re My) Soul And Inspiration" ein Top-<br />

Erfolg. Auch wenn Bill Medley einsehen musste "I<br />

Can’t Make It Alone", so war er doch der Erfolgreichere.<br />

Und das "Only You (And You Alone)" von<br />

Bobby Hatfield richtete sich nicht wirklich an ihn.<br />

Der suchte sich in Jimmy Walker einen Ersatz für<br />

seinen ursprünglichen Partner. In den 70er Jahren<br />

stellte Medley fest: „Ich war immer nur als Teil<br />

eines Duos angekündigt worden und hatte keine e<br />

eigenständige Identität." Also fusionierten die ursprünglichen<br />

Bro<strong>the</strong>rs erneut und bewiesen mit<br />

"Rock And Roll Heaven", dass sie im Team stärker r<br />

waren.<br />

Perfekter Harmoniegesang und großartige Songs<br />

machten die Jugendfreunde Simon & Garfunkel<br />

weltberühmt. Über zehn Jahre lang wirkten<br />

die beiden unzertrennlich. Darum war ihr Auflösungsbeschluss<br />

auch ein Schock für die Musikwelt.<br />

Bei den Aufnahmen zu BRIDGE OVER TROUBLED<br />

WATER waren sie bereits so zerstritten, dass sie<br />

sich nicht mal auf einen Schlusstitel der LP einigen<br />

konnten.<br />

n.<br />

Zunächst<br />

schien es, als<br />

könnten sie<br />

ihre Anhänger<br />

50:50<br />

unter sich<br />

aufteilen.<br />

Beide blieben<br />

in den<br />

70er Jahren<br />

in den<br />

Hitparaden,<br />

aber<br />

während<br />

deep.<br />

dark.<br />

spirited.<br />

warm.<br />

intense.<br />

profound.<br />

emotional.<br />

brilliant.<br />

TEMPEST.<br />

Bob Dylan<br />

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<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 97<br />

Fo<strong>to</strong>: William Clax<strong>to</strong>n


Scruggs. Als die beiden<br />

Bluegrass-Instrumentalisten<br />

durch die Filmmusik für<br />

„Bonnie And Clyde" weltberühmt<br />

geworden waren,<br />

wollte Scruggs moderneres<br />

Material ins Reper<strong>to</strong>ire aufnehmen,<br />

Flatt bestand auf<br />

Traditionalismus. Der Bruch<br />

war unvermeidlich, doch<br />

beide konnten weiterhin<br />

gut als Solisten leben. Auffällig<br />

in der Countryszene:<br />

häufig führten Todesfälle<br />

zu einem jähen Ende erfolgreicher<br />

Partnerschaften.<br />

Es traf Duos wie Homer<br />

And Jethro, Johnnie nie And<br />

Jack, die (echten) Louvin<br />

Bro<strong>the</strong>rs und Stanley<br />

Bro<strong>the</strong>rs.<br />

Medicine Head (John<br />

Fiddler und Peter Hope-<br />

Evans), stützten ihren Erfolg<br />

("One And One Is One") im<br />

Wesentlichen auf Fiddlers Vielseitigkeit<br />

(Gesang, Gitarre, Klavier, Schlagzeug).<br />

Er war es auch, der nach der Trennung 1977 der<br />

Aktivere und Kreativere blieb (British Lions, Box<br />

Of Frogs). Hope-Evans, der ein kurzes Zwischenspiel<br />

bei Pete Townshend gab, überließ es denn<br />

auch ihm, immer mal wieder<br />

den Namen Medicine<br />

Head neu zu beleben. Auch<br />

bei den Marbles blieb nur<br />

einer gut im Geschäft. Die<br />

Cousins Graham Bonnet<br />

und Trevor Gordon wuchsen<br />

zusammen auf, bis<br />

Gordon nach Australien<br />

ging, wo er sich mit den Bee Gees anfreundete<br />

und mit ihnen Musik machte. Zurück in<br />

Art Garfunkel auch nach „Catch 22" seine<br />

Filmkarriere weiterverfolgte, wurde schnell<br />

deutlich, dass Paul Simon die treibende<br />

Kraft des Duos gewesen war. Als Super-Kreativer<br />

ließ er den ehemaligen Partner schon<br />

bald hinter sich. Mit "Mo<strong>the</strong>r And Child Reunion",<br />

"Loves Me Like A Rock", "50 Ways<br />

To Leave Your Lover" und "Graceland" hat-<br />

te<br />

Simon eine neue e<br />

stilistische<br />

Richtung<br />

gewählt.<br />

Für Neustarts standen<br />

auch Kenny<br />

Loggins und Jim Messina<br />

immer mal wieder<br />

bereit, nachdem sie in<br />

den 70ern als Loggins & Messina<br />

eine starke Zeit hatten. Auch hier hatte nur<br />

einer genügend Power, sich allein zu behaupten.<br />

Loggins schaffte mit<br />

"Footloose" sogar einen<br />

Nr.-1-Hit, was ihnen<br />

als Duo nicht gelungen<br />

war. Von den Protagonisten<br />

der Band Attila<br />

(Ex-Hassles) ist dagegen<br />

nicht zu erwarten, dass<br />

sie jemals wieder zusammenkommen.<br />

Ihre einzige<br />

LP von 1970 gilt vielen als das schlechteste<br />

Album in der Geschichte des Rock’n’Roll. Und nur<br />

einer der beiden Hunnen überlebte das Projekt:<br />

Billy Joel. Der Piano Man bezeichnet seine frühen<br />

Gehversuche heute als „psychedelic bullshit".<br />

Wenn er und Drummer Jon Small damals überhaupt<br />

mal Gigs bekamen, wurden sie schon bald<br />

vor die Tür gesetzt, weil sie nur extrem laut spielten.<br />

Small verschwand vom Radar.<br />

Keine Seltenheit bei Orgel/Drums-Kombinationen.<br />

Auch bei den Schweden Hansson & Karlsson,<br />

dem (TV-)„Beat! Beat! Beat!"-Duo Cherry<br />

Wainer & Don S<strong>to</strong>rer sowie Lee Mi chaels mit<br />

Trommler Frosty<br />

lag der Fokus auf<br />

den Tas tendrückern. n.<br />

Doch keine Regel el<br />

ohne Ausnahme:<br />

Hardin & York!<br />

Sie erspielten sich<br />

vor allem in der<br />

Bundesrepublik<br />

eine treue Fan-<br />

Gefolgschaft im<br />

Anschluss an die<br />

kurze gemeinsame<br />

Zeit in der<br />

Spencer Davis<br />

Group. Vier gemeinsame Alben entstanden,<br />

dann trennten sich die Wege von Eddie<br />

Hardin und Pete York – sie blieben jedoch, jeder für<br />

sich, gut im Gespräch: Hardin veröffentlichte Solo-<br />

Alben, York arbeitete in diversen Projekten (New<br />

York, Big Band, TV-Serien wie „Villa Fantastica",<br />

„Super Drumming", Pete York Perkussion Band, mit<br />

Helge Schneider, Radio Kings). Klare Sache: Man<br />

war ebenbürtig, Eifersüchteleien gab's nicht. In<br />

Deutschland kamen sie dann und wann wieder als<br />

Hardin & York zurück auf die Bühnen – Wiederholungen<br />

nicht ausgeschlossen.<br />

Dass sich eine<br />

Zweierformation<br />

einen<br />

Gruppennamen<br />

wie Attila gab,<br />

gehört eher zu<br />

den<br />

Ausnahmen.<br />

Entweder<br />

benutzte<br />

man<br />

die Nachnamen<br />

(Everly<br />

Bro<strong>the</strong>rs,<br />

Simon<br />

& Garfunkel)<br />

oder<br />

– häufiger –<br />

einfach die Vornamen. So<br />

auch die beiden Engländer<br />

Peter & Gordon. Sie kannten sich von früher<br />

Jugend an und machten schon lange Musik, als der<br />

Zufall ihnen Hitmaterial in die Hände spielte.<br />

Peters Schwester Jane Asher war die Angebetete e<br />

von Paul McCartney. Er überließ dem Duo sein<br />

"World Without Love" – ein Nr.-1-Hit auf beiden<br />

Seiten des Atlantiks. Weitere McCartney-Kompositionen<br />

garantierten ihnen weltweite Aufmerksamkeit,<br />

und die Del-Shannon-Nummer "I Go<br />

To Pieces" brachte sie in Amerika zurück in die<br />

Top 10. In den USA gelangen Peter Asher und<br />

Gordon Waller doppelt so viele Charts-Erfolge wie in<br />

England. 1967, nach drei Jahren, war aber auch dort<br />

Schluss mit Peter & Gordon. Asher wurde dank seiner<br />

Musikerfahrungen und der McCartney-Beziehung<br />

Manager von Apple Records, entdeckte James Taylor,<br />

gründete in Los Angeles eine Talentagentur, produzierte<br />

Linda Ronstadt und Cher. Waller hatte weniger<br />

Glück: Letzte Erwähnung in den Medien fand er als<br />

Elvis-Imita<strong>to</strong>r.<br />

Die <strong>Beatles</strong> gaben auch<br />

David & Jonathan<br />

Starthilfe: Das Duo veröffentlichte<br />

"Michelle"<br />

als Single und kam in<br />

die Charts. Dabei hatten<br />

Roger Cook und Roger<br />

Greenaway, die von Produzent<br />

George Martins Frau den biblischen<br />

Duo-Namen verpasst bekommen hatten,<br />

eigene Songschreiberqualitäten; von<br />

ihnen stammen u.a. "You’ve Got Your<br />

Troubles" für die Fortunes, "Something’s<br />

Gotten Hold Of My Heart" (Gene Pitney),<br />

"Long Cool Woman In A Black Dress"<br />

(Hollies), "Melting Pot" (Blue Mink). Verständlich,<br />

dass sie sich bald nur noch auf<br />

das<br />

Schreiben verlegten. Zwist zwischen<br />

ihnen gab es nicht: Als Greenaway ein<br />

Angebot als Sänger bei Blue Mink bekam,<br />

lehnte er dankend ab und schlug seinen<br />

Partner Cook vor, der annahm. Greenaways<br />

Gründung von White Plains war<br />

nur<br />

ein Zwischenspiel. Während Cook als<br />

Produzent und Au<strong>to</strong>r nach Amerika ging, blieb<br />

Greenaway in England. Beide schrieben – diesmal<br />

getrennt – u.a. Material für Crystal<br />

Gayle. Cook wurde sogar in<br />

die Nashville Songwriters Hall Of<br />

Fame aufgenommen – als erster<br />

Engländer.<br />

Ein Richtungsstreit führte<br />

zum Zerwürfnis zwischen<br />

Lester Flatt und Earl<br />

England, gründeten Graham und Trevor die Marbles.<br />

Die Bee Gees schrieben für sie "Only One<br />

Woman" und "<strong>The</strong> Walls<br />

Fell Down" – mit deutlicher<br />

Handschrift der<br />

Gibb-Brüder. 1969 war<br />

Schluss für die Marbles,<br />

aber nicht für Bonnet:<br />

Er ist – nach seiner Mitwirkung<br />

bei Rainbow, der<br />

Michael Schenker Group,<br />

Alcatrazz und Impellitteri<br />

– noch heute aktiv.<br />

Viele (Künstler-)Schicksale – und trotzdem nur<br />

Streiflichter. Denn: z.B. Brewer & Shipley,<br />

die vergessenen Brook Bro<strong>the</strong>rs (UK), die<br />

McKinlay Sisters aus Gloucester, die Kalin<br />

Twins und Pet Shop Boys; auch Hall & Oates<br />

und Chad & Jeremy; das Surfer-Duo<br />

Jan & Dean, die deutsch-britischen Windows,<br />

aus den Niederlanden Greenfield<br />

& Cook und Mouth & MacNeal, die<br />

Disco-Spanierinnen Baccara und andere<br />

mehr – das Duo-Feld mit zahlreichen stilistischen<br />

Winkeln ist endlos weit. Auch hier<br />

gab es punktuell merkwürdige Ereignisse, die<br />

jedoch den Rahmen sprengen würden.<br />

Seite 98 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


JEAN MARX EXPRESS<br />

New<br />

comer<br />

Virgil &<br />

<strong>The</strong> Accelera<strong>to</strong>rs<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

© Alisa Resnik<br />

Schwarzpulver,<br />

hochexplosiv!<br />

Sie waren schon 2010/11 in Deutschland auf den Bühnen: etwa in Ennigerloh,<br />

Laubegast, Schabenhausen & Co. Sie sind – so ist's geplant – ab Ok<strong>to</strong>ber<br />

wieder da: u.a. Al<strong>the</strong>im, Wiesdorf, Hausen, Bergedorf, Have<strong>to</strong>ftloit (!). Und sollen<br />

am 2.11. in Neuruppin für Johnny Winter das Vorprogramm spielen. Eine CD<br />

ist erschienen, SPIRITUAL CAROUSEL auf Dirty Earth Records. Wer zum Beispiel<br />

Living Colour mag und/oder Eric Gales, liest weiter – wer<br />

intensive Livecover-Versionen von Hendrix, Cream und<br />

Dylan schätzt, auch. Jean Marx Santel (Brooklyn, haitianische<br />

Wurzeln; g, voc), Aalics Bronson (Kentucky; b) und<br />

Gavin Glenn (San Diego; dr) waren ab Ende 2004 unter<br />

dem Namen Red Lotus unterwegs, seit 2009 heizen sie als<br />

Express durch die Lande. Man muss diese drei vor Kraft<br />

strotzenden Kampfschränke gehört, besser noch: und gesehen haben (Youtube-<br />

Treffer: Live in Weiden, 22.10.2011). Was wird gegeben? A) keine Syn<strong>the</strong>tik, keine<br />

Bläser. B) eine von „all black groups" selten zu hörende Fusion aus kaum einzufangender<br />

Jam-Band, aus Rock, bretthartem Funk – und mittendrin wird's auch<br />

mal leicht Früh-70s-psychedelisch. Selbstverlieb<strong>the</strong>it, Firlefanz? Chancenlos! Satel<br />

ist ein brutal-genauer, dabei kreativer Explosivgitarrist mit Pulver ohne Ende. Er<br />

kann sich aus<strong>to</strong>ben, während seine beiden bulligen Stützpfeiler ein gnadenlos<br />

pulsierendes Rhythmusfundament gießen: Handelsklasse A mit Sternchen! Dies<br />

sind die Anfänge einer Top-Crew – wer will, kann dabei sein.<br />

bm<br />

CAMERA<br />

Guerilla vom Herrenklo<br />

Ein paar ihrer Streiche kann man sich auf Youtube ansehen: Die dort eingestellten<br />

Filmchen machen deutlich, warum Camera auch als „Krautrock-Guerilla"<br />

bezeichnet werden. Denn das Berliner Trio spielt seine von deutschen 70er-Jahre-<br />

Bands wie Neu!, Can und Harmonia beeinflusste Musik gern mal unangemeldet<br />

im öffentlichen Raum – z.B. in einem U-Bahnhof oder in einer Fußgängerunterführung<br />

mitten in der Nacht, sofern die Ordnungshüter<br />

nicht einschreiten. Bei der Echo-Verleihung 2011 sorgten<br />

Franz Bargmann (g), Timm Brockmann (keys) und Michael<br />

Drummer (dr) für Aufsehen, als sie sich reinschmuggelten und<br />

ihre Instrumente im Herrenklo aufbauten. Folge: Rausschmiss<br />

... Doch die Drei sind nicht nur eine Spaßguerilla, sie haben<br />

ein ernstes Anliegen: die Rettung progressiver Klänge von Krautrock-Pionieren ins<br />

21. Jahrhundert. Die ehemaligen Neu!- und Harmonia-Musiker Michael Ro<strong>the</strong>r<br />

und Dieter Moebius traten bereits mit den jungen Erneuerern auf. Nun erscheint<br />

RADIATE! (Bureau B/Indigo), ein überzeugendes Debütalbum. Die acht Instrumentalnummern<br />

haben mal einem treibenden Mo<strong>to</strong>rik-Beat à la Früh-Kraftwerk und<br />

Neu! ("Ego", "Ausland"), mal einen klaustrophobisch-psychedelischen Klang wie<br />

Pink Floyd zu UMMAGUMMA-Zeiten ("Lynch") oder aber auch einen entspannten<br />

Ambient-Sound à la Eno ("U<strong>to</strong>pia Is"). All diese Vorlagen greifen Camera frisch,<br />

beherzt und kein bisschen angestaubt auf. Sie machen ihr eigenes Ding – vielleicht<br />

schon demnächst auf Plätzen Ihrer Stadt!<br />

frs<br />

Adrenalin à go-go !<br />

Englische Kollegen tönen schon verklärt von „new Cream", aber lassen wir die<br />

Kirche mal dort, wo sie hingehört. Fakt ist allerdings: Virgil McMahon (g,<br />

voc), sein Bruder Gabriel (dr) und Bassist Jack Timmis sind in der Tat Höchstkaräter<br />

– blutjung (20/19/21) und dabei von einer blues-rockigen Abgeklär<strong>the</strong>it, dass<br />

es einen umhaut. Der Chef steht auf Augenhöhe – oder sogar etwas darüber?<br />

– mit superben Nachwuchskönnern wie Ryan McGarvey,<br />

Davey Knowles von Back Door Slam und Danny Bryant.<br />

Geboren in Südafrika (aktuelle Basis: Bromsgrove bei Birmingham),<br />

schleppte er zunächst Vatis Instrumente zu<br />

dessen Gigs im Radium, einer Pinte in Johannesburg. Seit<br />

2004 spielte das sensationelle Trio schon im Vorprogramm<br />

von Otis Grand, Stan Webb, Joe Bonamassa, Robin Trower<br />

und anderen, seit 2009 ist der Dreier Hauptact – und was dabei abgeht, zeigt<br />

u.a. eine 16:36-Adrenalin-Version von Jimis "Are You Experienced" auf Youtube,<br />

blanker Irrsinn! Das mit Recht hochgelobte CD-Debüt THE RADIUM (Mystic/Cargo;<br />

Aufnahmedauer: eine Woche) lässt dagegen Cover-Fassungen komplett aus,<br />

unterstreicht nachdrücklich auch die Songschreiber-Potenz dieser jungen Superwilden.<br />

Dreiminütige, makellose Highlight-Kostprobe vom Album live im Studio:<br />

"Backstabber", mit infizierend-gelungenem Ohrwurm-Riff, leicht zu finden unter<br />

www.vataband.com. „Gaspedal", selten war ein Bandname passender; diese Drei<br />

fahren schon jetzt in der Formel 1 – obacht, Lewis Hamil<strong>to</strong>n!<br />

bm<br />

ROCK&POP<br />

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<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 99


Heavy Jelly<br />

Sperma-Chaos<br />

Gerade mal drei Singles und nur eine (unveröffentlichte)<br />

LP. Ein Werbe-Gag und Namensgleichheiten.<br />

Wohl nur selten zuvor haben ein vergleichsweise<br />

mickriger Auss<strong>to</strong>ß und Label-Getrickse ein größeres<br />

Durcheinander ausgelöst. Was war da 1968/69<br />

los mit diesem Sperma", dem Heavy Jelly?<br />

Wühlarbeit ... "<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

John Curd hatte kein Geld, aber eine Idee. Im Herbst 1968 gründete der Ex-<br />

Roadie von <strong>The</strong> Action sein eigenes Plattenlabel, Head Records. Eine Band<br />

gab's noch<br />

nicht, aber<br />

trommeln konnte man ja schon mal. Das Veranstaltungsmagazin<br />

„Time Out" machte mit: In der<br />

letzten Ausgabe des Jahres wurde Bohai um<br />

eine angebliche US-Super-Band gemacht, die<br />

schon bald auch London & Co. musikalisch<br />

aufmischen würde<br />

–<br />

Heavy Jelly. Sogar<br />

ein Bild wurde<br />

gedruckt. Nur – es<br />

kam nichts, zumindest<br />

nicht vom<br />

klammen Curd auf<br />

Head ...<br />

Skip Bifferty<br />

Fast parallel hatte<br />

sich<br />

in London o die<br />

hoffnungsvolle fnun<br />

oll<br />

Band Skip Bifferty ("Man In Black", "On Love")<br />

um Topsänger Graham Bell von RCA verabschiedet. Grund genug für Chris Blackwell<br />

von Island Records, sich die Herren zu schnappen. Er schick-<br />

te sie mit seinem damaligen Hausproduzenten Guy Stevens<br />

ins Studio – und sie gebaren ein Monster: den grandiosen<br />

Achtminuten(!)-Song "I Keep Singing That Same Old<br />

Song", der (mit "Blue" auf der B-Seite) auf eine Island-<br />

Single (WIP 6049) gequetscht wurde. Blackwell, schlau,<br />

kannte natürlich die bereits gedruckte<br />

Reklame für eine anonyme Band, die es<br />

gar nicht gab – und nannte seine<br />

Jungs, clever, einfach Heavy Jelly.<br />

Beim „Time Out"-Magazin nebst<br />

John Curd war man auf 180:<br />

Werbetrommel gerührt, aber Eigen<strong>to</strong>r<br />

geschossen! Gut, dass der<br />

Bandname geschützt worden war,<br />

Blackwell durfte ihn nicht länger<br />

verwenden. Egal, die Endlos-Single<br />

blieb bis heute ein Endsechziger-Unikum.<br />

Allmählich kam<br />

auch Mr. Curd in die Hufe, im Mai<br />

1969 hatte er endlich eine eigene<br />

Crew beieinander; zu ihr gehörten<br />

u.a. John Mo(o)rshead (g) und Alex Dmochowski (b), zuvor bei der<br />

aufgelösten Aynsley Dunbar Retaliation. Ihr 45er-Debüt hieß – als Dank ans Magazin<br />

– „Time Out" (Head HDS. 4001), ein Flop. Doch sogar eine LP sollte zügig<br />

angegangen werden. Kleiner Haken: Heavy Jelly fehlte ein vorzeigbarer Sänger.<br />

Den holte man in Gestalt von Jackie Lomax aus Liverpool ins Boot. Und nicht nur<br />

ihn: Zur Band gehörten – meist von Zwölf bis Mittag – u.a. Jim Capaldi und Chris<br />

Wood (Traffic), Mike Kellie (Spooky Tooth), Barry Jenkins (Animals) und andere.<br />

Tatsächlich trieb Head-Boss Curd genügend Kohle auf, um das Jelly-Album zu<br />

realisieren. Alle Genannten – außer den Traffic-Leuten – wirkten mit, dazu die Qualitätsbläser<br />

Bobby Keys und Jim Horn sowie Pete Ham und Tom Evans (Badfinger).<br />

Sänger Jackie Lomax<br />

27.2.1970: Heavy Jelly mit Jackie Lomax<br />

Seite 100 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Wieder ging es schief: Von der LP TAKE ME DOWN TO THE WATER kamen nur<br />

Promo-Exemplare unter die Leute, sie verschwand im Archiv. John Curd favorisierte<br />

offenbar das anstehende Debüt von Mighty Baby,<br />

seinen Ex-Kumpels von <strong>The</strong> Action. Erst 1984 erschien<br />

auf dem obskuren Psycho-Label eine Vinylausgabe<br />

(PSYCHO 30) von TAKE ME DOWN ..., 1998 kam aus<br />

Frankreich eine ebenso fragwürdige CD-Version (Greyhound<br />

FLASH 56). Da war Curd schon laaaange wieder<br />

aus dem Knast entlassen ...<br />

Und als wäre das Ganze damals nicht<br />

schon verzwirbelt genug gewesen,<br />

hatte sich auch noch der umtriebige<br />

Produzent und Ex-Yardbirds-Manager<br />

Jackie Lomax<br />

Simon Napier-Bell ins Gewimmel geworfen. Er ließ – aus den vorgenannten<br />

rechtlichen Gründen allerdings nur in den USA und<br />

in Deutschland – eine weitere Heavy-Jelly-Single von der Kette,<br />

"Humpty Dumpty"/"Throw Down A Line" (Avco/Embassy AVE<br />

4519 bzw. Avco/Embassy/Ariola 14578 AT; 1970). Intensiv wurde<br />

über die Mitglieder gerätselt: wieder Bell oder Lomax & Co.?<br />

Nein. In seinem Buch „You Don't Have To Say You Love Me" (NEL<br />

Books, 1982) löste Napier-Bell auf: Es waren Sessionmusiker plus<br />

sein Geschäftspartner Ray Singer mit verfremdeter Stimme. Produziert<br />

hatte Paul Raymond, Ex-Plastic Penny und später Pianist u.a.<br />

bei Chicken Shack, Savoy Brown, UFO und Michael Schenker. Auch<br />

diese Single soff ab wie ein Stein.<br />

Viel Chaos, aber gute Musik: Alle<br />

genannten „Sperma"-<br />

Veröffentlichungen<br />

sind nach rund 40<br />

Jahren nicht leicht<br />

zu finden und dementsprechend<br />

teuer<br />

– verspätete Befruchtung<br />

wenigstens für<br />

Verkäuferkonten ...<br />

Ray Singer (l.), Simon Napier-Bell


Fo<strong>to</strong>: © Amanda Borland<br />

Ein Album,<br />

neun Produzenten<br />

1985 veröffentlichte US-Sängerin Carly Simon das<br />

Album SPOILED GIRL, das Cherry Red jetzt – klanglich<br />

aufgebessert und mit Bonus-Tracks – neu aufgelegt<br />

hat. Für <strong>GoodTimes</strong> erinnerte sich die inzwischen<br />

67-Jährige an die Entstehung der Platte.<br />

SPOILED GIRL ging 1985 in Richtung Dance-Pop, der in den 80ern angesagt war.<br />

Ich vergleiche meine Situation damals gern mit jemandem, der mit dem Au<strong>to</strong><br />

unterwegs ist und die Orientierung verloren hat. Man schaut auf die Landkarte,<br />

fährt auf den nächsten Berg, um zu sehen, was dahinterliegt, ob ein Ort kommt,<br />

wo man jemanden nach dem Weg fragen kann. Mir ging es damals bei der Musik<br />

ähnlich, jeder Produzent sagte was anderes.<br />

Es waren neun Produzenten an den Aufnahmen beteiligt!<br />

Stimmt. Teilweise drei oder vier von ihnen werkelten sogar an einem einzelnen<br />

Song herum! Don Was und Phil Ramone waren dabei, Arthur Baker, Paul Samwell-Smith,<br />

Russ Kunkel; und selbst Lennie Petze, der gerade mit Cyndi Lauper<br />

erfolgreich gewesen war, mischte im Hintergrund mit. Ich wurde gewissermaßen<br />

ins Epic-Labor gesteckt und saß dort zwischen allen Stühlen. Ich habe es mir hinterher<br />

nie mehr angehört, erst vor kurzem wegen der aktuellen Wiederveröffentlichung.<br />

Und ich muss sagen, dass es – gemessen am Zustandekommen – doch<br />

noch erstaunlich gut gelang. Allerdings war diese Musik zum Zeitpunkt der Aufnahmen<br />

angesagt, aber schon wieder out, als das Album im Jahr darauf erschien.<br />

Damals hast du für SPOILED GIRL die meisten Songs selbst geschrieben ...<br />

Ja, aber durch die jeweilige Produktion veränderten sie sich zum Teil enorm,<br />

manches klang sogar nach Broadway. Heute ist "<strong>The</strong> Wives Are In Connecticut”<br />

mein Lieblingssong.<br />

Dein letztes Album war 2009 NEVER BEEN GONE, für das du einige alte Songs<br />

in Akustikversionen eingespielt hast. 2008 gab es auf THIS KIND OF LOVE neue<br />

Titel – wann gibt es da Nachschub?<br />

Für THIS KIND OF LOVE hatte ich bei Starbucks unterschrieben, die damals ein<br />

Label gestartet hatten. Doch vier Tage vor der Veröffentlichung stellten sie das<br />

Label wieder ein. Ich habe prozessiert, weil die Platte völlig unterging. Ich will<br />

sie noch mal rausbringen – in etwa einem Jahr fallen die Rechte an mich zurück,<br />

dann kann ich das machen. Ansonsten sitze ich an einem Buch über meine Karriere.<br />

Es wird wohl noch ein Jahr dauern, bis ich damit fertig bin.<br />

Philipp Roser


Wie Elektronik die Musik veränderte<br />

Von Michael Fuchs-Gamböck<br />

Robert Moog<br />

Für viele Anhänger der elektronischen Musik<br />

beginnt die Zeitrechnung ihrer bevorzugten<br />

Stilrichtung 1964: Da stellte der New Yorker Physiker,<br />

Elektrotechniker und Erfinder Robert Moog<br />

der Öffentlichkeit<br />

den ersten<br />

nach ihm benannten<br />

Syn<strong>the</strong>sizer<br />

vor.<br />

Der Professor<br />

hatte bereits<br />

seit den späten<br />

1950ern versucht,<br />

Klänge<br />

elektronisch<br />

herzustellen.<br />

Doch erst als in den 1960ern der Transis<strong>to</strong>r<br />

die Röhren ersetzte, war es ihm möglich, ein von<br />

Stromverbrauch und Größe her akzeptables Studiogerät<br />

herzustellen. Der Moog kam 1964 mit einem<br />

modularen Syn<strong>the</strong>sizersystem auf den Markt, das<br />

optisch einem mächtigen Schrank mit einer Klaviertastatur<br />

ähnelte.<br />

Allerdings gab es schon vorher Künstler, die<br />

Stücke komponierten, die als „Elektronische<br />

Musik” durchgehen. 1913 veröffentlichte der Futurist<br />

Luigi Russolo das musikalische Manifest<br />

"L’Arte Dei Rumori” ("Die Kunst der Geräusche").<br />

Ausgehend vom Geräuschpegel moderner Großstädte<br />

und Maschinen, setzte der Italiener sich mit<br />

der Behandlung von Lärm in der Musik auseinander.<br />

Zudem entwickelte er diverse Instrumente zur<br />

Krach erzeugung. Im selben Jahrzehnt komponierte<br />

der Amerikaner Charles Yves Stücke aus der akustischen<br />

Perspektive des Flaneurs in der Großstadt:<br />

Blaskapellen laufen in seinen Werken herbei und<br />

vorbei, sie werden lauter, kreuzen einander und verschwinden<br />

wieder im akustischen Hintergrund. Yves<br />

erfand quasi das Mischen von Tonspuren, lange bevor<br />

es Mischpulte gab.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde vom französischen<br />

Avantgardisten Pierre Schaeffer die Bezeichnung<br />

„Musique<br />

Concrète"<br />

Karlheinz S<strong>to</strong>ckhausen<br />

ins Leben gerufen,<br />

die gleichfalls<br />

für Geräusche-Musik<br />

steht. Obwohl<br />

der Begriff erst<br />

1949 eingeführt<br />

wurde, experimentierte<br />

man<br />

schon ein Jahr<br />

früher mit dieser<br />

revolutionären Novität. Öffentlichkeitswirksam<br />

machte diese Nischenmusik allerdings der Kölner<br />

Komponist Karlheinz S<strong>to</strong>ckhausen: Er verknüpfte<br />

elektronische Musik und die „Musique Concrète”<br />

im „Gesang der Jünglinge” 1956 kongenial miteinander.<br />

Damit wurde der „Musique Concrète” der<br />

Oberbegriff „Elektro-Akustische Musik" zugeteilt.<br />

D<br />

Popol Vuh<br />

och tatsächlich<br />

war es<br />

Robert Moogs<br />

bahnbrechende<br />

Erfindung, die<br />

elektronische<br />

Musik zu neuen<br />

soundtechnischen<br />

Ufern<br />

führte und auch die Pop- und<br />

Rockmusik revolutionierte. 1968<br />

erschien ein Album, das den Moog schlagartig<br />

als ernstzunehmendes Musikinstrument bekannt<br />

machte, insbesondere<br />

unter Popmusikern:<br />

SWITCHED-ON BACH<br />

von Walter Carlos (der<br />

seit einer Geschlechtsumwandlung<br />

1972<br />

Wendy Carlos heißt).<br />

Diese LP interpretierte<br />

Musik von Johann<br />

Walter Carlos<br />

Sebastian<br />

Bach rein<br />

elektronisch.<br />

Das Resultat<br />

klang dermaßen<br />

originell<br />

und<br />

eingängig,<br />

dass SWITCHED-ON BACH zum damals weltweit<br />

meistverkauften<br />

Klassikalbum avancierte.<br />

Auch im Studio<br />

arbeiteten Pop- und<br />

Rockmusiker ab Mitte<br />

der 1960er mehr und<br />

mehr am Sound statt<br />

ausschließlich h an Songs.<br />

Was die <strong>Beatles</strong> 1966 und<br />

1967 in mühevoller Kleinarbeit<br />

austüftelten, war so<br />

komplex, dass sie von da an<br />

keine Konzerte mehr gaben,<br />

weil sie live keine Klangeinbußen<br />

hinnehmen wollten.<br />

Seit der Veröffentlichung<br />

des SGT. PEPPER’S-Meisterwerks<br />

wird das Aufnahmestudio<br />

immer häufiger als<br />

Ort für Nach-Produktionsverfahren verwendet,<br />

um Musikern und Bands einen eigenen Sound zu<br />

verpassen.<br />

Bereits Anfang der 1970er nahm der Syn<strong>the</strong>sizer<br />

einen führenden Platz im Klangbild des damals<br />

neuen Progressive Rock mit Bands wie Pink Floyd,<br />

Yes, Emerson, Lake & Palmer und Genesis ein.<br />

Synthie-Sounds kamen<br />

auch ohne Gesang aus<br />

und klangen dennoch<br />

nicht langweilig: Man<br />

denke nur an Brian Eno<br />

(Begründer des Ambient),<br />

an Tangerine Dream, das<br />

Popol-Vuh-Debüt AFFEN-<br />

STUNDE (1970), an Jean<br />

Michel Jarre, Vangelis<br />

oder Isao Tomita, der<br />

mit seinem japanischen n<br />

Landsmann Kitaro New-<br />

Age-Elektronik mitbegründete.<br />

Kunstakademie Düsseldorf,<br />

1968. Hier<br />

trafen sich die späteren<br />

einheimischen Pioniere<br />

der elektronischen Musik<br />

und gründeten die<br />

Band Organisation, angeführt<br />

von Ralf Hütter<br />

und Florian Schneider<br />

– ein wichtiger Schritt<br />

auf dem Weg zum Weltruhm.<br />

Nach ihrem ersten Album TONE FLOAT<br />

nannten die beiden ihr Projekt Kraftwerk; und<br />

sie tauschten die bis dahin verfremdet klingenden<br />

akustischen Klänge mehr<br />

und mehr gegen rein<br />

syn<strong>the</strong>tische Sounds. Ab<br />

ihrem weltweit gefeierten<br />

Kultklassiker AU-<br />

TOBAHN (1974) setzten<br />

sie dann ausnahmslos<br />

auf Elektronik. Es war<br />

der Moog, der Hütter<br />

und Schneider dank seiner Komplexität zu diesem<br />

richtungsweisenden Entschluss veranlasste.<br />

Der Moog Syn<strong>the</strong>sizer trat seinen Siegeszug seit<br />

Ende der 1960er in allen Sparten der Musik<br />

an: in der Klassik, im Jazz und in der Popmusik. In<br />

den 1970er Jahren fehlte das Gerät in kaum einem<br />

Seite 102 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Ultravox Kraftwerk Depeche Mode<br />

Fo<strong>to</strong>: Bildarchiv Hallhuber<br />

Visage<br />

Saga – Jim Crich<strong>to</strong>n Studio, es wurde von<br />

am Syn<strong>the</strong>sizer<br />

den angesagtesten<br />

Künstlern eingesetzt,<br />

u.a. von Keith Emerson,<br />

Chick Corea,<br />

Stevie Wonder, Uriah<br />

Heep, Manfred Mann.<br />

Ein Meilenstein: Pink<br />

Floyd verwendeten<br />

1975 einen Mini-<br />

Moog bei “Shine On<br />

You Crazy Diamond”,<br />

um damit den Klang<br />

einer Trompete zu imitieren – und Steve Winwood<br />

erkannte das<br />

Rick Wakeman mit dem Pro<strong>to</strong>typ<br />

Potenzial des des Moog<br />

Syn<strong>the</strong>sizers<br />

für kraftvolle<br />

Bass-Sounds.<br />

Ab 1978 verwendete<br />

die kanadische<br />

Bombast-Rockband<br />

Saga die Moog-<br />

Syn<strong>the</strong>sizer für OMD<br />

ihre Keyboardgeprägte<br />

Musik.<br />

In den 90er<br />

Jahren galt der<br />

Moog bereits als<br />

„Retro-Synthie".<br />

Typische Beispiele<br />

für seinen<br />

anachronistischen<br />

Einsatz<br />

finden sich in<br />

dem von Warren G oder Dr. Dre vertretenen G-Funk.<br />

Neben dem satten Bass sorgte das Gerät insbesondere<br />

für hochfrequente Pfeifklänge.<br />

Als um1976 Punk dominierte, entstand aus<br />

dieser kurzlebigen Bewegung schon bald eine<br />

Form von<br />

Devo<br />

Punk-Pop:<br />

Dabei ersetzte<br />

die<br />

jeweils neueste<br />

digitale<br />

Technologie<br />

herkömmliche<br />

Rockinstrumente<br />

wie Gitarre und Bass. Wegweisende<br />

Bands waren Depeche Mode, Visage, Ultravox, <strong>The</strong><br />

Human League, OMD und Tubeway Army aus Großbritannien,<br />

das japanische Yellow Magic Orchestra und<br />

Devo aus<br />

den USA.<br />

Kurz nach<br />

diesen<br />

Synth-Pop-<br />

Pionieren<br />

zeigte sich<br />

bereits die<br />

nächste<br />

Generation,<br />

die New<br />

Romantics,<br />

Spandau Ballet<br />

die ebenfalls<br />

höchst erfolgreich waren: Dazu gehörten Duran<br />

Duran, Spandau Ballet, A Flock Of Seagulls, Talk<br />

Talk, Japan und die Eurythmics. Das alles geschah<br />

zu Beginn der 1980er Jahre. Syn<strong>the</strong>tische Klänge<br />

waren endgültig im Pop und in den Charts verankert.<br />

Es folgte Techno – und avancierte zum Massenphänomen<br />

...<br />

(Fortsetzung folgt)<br />

Electrospective” heißt eine aktuelle Kampagne<br />

der EMI. Das Hauptaugenmerk liegt<br />

“<br />

auf dem umfangreichen Electro-Katalog<br />

des Labels sowie dem seiner Töchter Mute<br />

und Virgin. Im Rahmen der Aktion (bis November<br />

2012) sind neue CD-Kopplungen<br />

sowie spezielle Veranstaltungen vorgesehen.<br />

Laut aktuellen Erhebungen<br />

steht Electro” bei<br />

“<br />

den 16- bis 34-Jährigen<br />

weltweit auf Platz drei ihrer<br />

Lieblingsgenres. Zum<br />

Start der Kampagne erschienen<br />

im August die<br />

Doppel-CD-Compilations<br />

ELECTROSPECTIVE und<br />

ELECTROSPECTIVE – THE REMIX ALBUM.<br />

Sie dokumentieren die Entwicklung der<br />

elektronischen Musik von 1958 bis heute.<br />

Der Fokus liegt u.a. auf Künstlern wie Kraftwerk,<br />

Brian Eno, Depeche Mode, <strong>The</strong> Human<br />

League u.v.m. sowie dem Hype der Dance-<br />

Musik in den späten 80er Jahren. Gleichzeitig<br />

stehen aktuellere Interpreten wie<br />

etwa Daft Punk und <strong>The</strong> Chemical Bro<strong>the</strong>rs<br />

im Mittelpunkt. Auf dem Remix-Album sind<br />

zum Teil seltene, neu interpretierte Originale<br />

zu fi nden, z.B. von Talk<br />

Talk, Grace Jones, Yazoo<br />

und Neneh Cherry.<br />

Zusätzlich werden in<br />

den kommenden Wochen<br />

550 (!) Elektronik-<br />

Alben physisch und<br />

digital beworben, davon<br />

in Deutschland mehr als<br />

200. Außerdem ist die Internetseite www.<br />

electrospective.com mit Informationen zu allen<br />

weiteren Aktionen rund um Electrospective”<br />

im Angebot. David Rowe, Vizepräsident<br />

“<br />

von EMI <strong>Music</strong> für globale Kampagnen: Wir<br />

“<br />

vertreten seit mehr als 50 Jahren erfolgreich<br />

Elektronik-Künstler und Elektronik-Labels.<br />

Das zeigt die Tiefe und Bandbreite der Alben,<br />

die von der Kampagne ins Licht gerückt werden.<br />

Im Rahmen von Electrospective' haben<br />

'<br />

wir die einzigartige Chance, mit den größten<br />

Namen des Genres zu arbeiten und die inspirierende<br />

Geschichte der elektronischen<br />

Musik mit ihren Fans weltweit zu teilen.”<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 103


Keine Chance<br />

für Durchschnitt<br />

Die besten Plattenläden in <strong>GoodTimes</strong>-Land<br />

Folge 10: Fenn Shop, Dassendorf<br />

Es passiert, aber eher selten. Man fährt auf einer endlos<br />

geraden Straße an einer scheinbar unbedeutend<br />

aussehenden und ganz offensichtlich stillgelegten<br />

Dorfkneipe vorbei und weiß nicht, welche Schätze sich<br />

darin verbergen – zumindest für Plattensammler.<br />

Von Oliver Schuh<br />

Thomas Fenn<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Susanne Alt<br />

Bundesstraße 4 in Dassendorf bei Hamburg. Südöstlich der Großstadt<br />

in der Nähe von Bergedorf gelegen, hat Thomas Fenn (in Personalunion<br />

Inhaber der Vertriebsfirma Fenn <strong>Music</strong>) kürzlich einen Plattenladen<br />

eröffnet, der seinesgleichen sucht. Der ehemalige Landgasthof, Ende des 19.<br />

Jahrhunderts erbaut, bietet auf etwa 50 Quadratmetern Ladenfläche begehrte<br />

Objekte zuhauf. Rechts geht es in die Verkaufsarena, links im ehemaligen<br />

Schankraum darf der Kunde auf plüschigem Sofa angebotene Perlen begutachten.<br />

Und an einer alten Wurlitzer-<strong>Music</strong>-Box kann man sich nicht<br />

satt sehen.<br />

Freunde von Blues, Jazz, Folk und – laut Inhaber – „jeglicher<br />

handgemachter Musik bis Ende der 70er Jahre"<br />

kommen hier voll auf ihre Kosten, speziell im Vinylbereich.<br />

Von den Allman Bro<strong>the</strong>rs bis<br />

zu frühen ZZ Top, von Ikonen<br />

wie den Doors und<br />

Hendrix bis<br />

zu Mountain –, der Meister lässt einiges zu, nennt jedoch<br />

auch Grenzen: „Klaus Schulze zum Beispiel fand ich immer<br />

gut, Tangerine Dream waren nie mein Ding." Grünes Licht hat<br />

Rory Gallagher „eigentlich für alles bis zum Ende, auch wenn<br />

am Schluss fast alles Murks gewesen ist".<br />

Niemand muss hier Angst haben, zugetextet<br />

zu werden, freundschaftlicher<br />

Umgang ist oberstes Gebot. Im Gespräch<br />

scheint Thomas Fenn etwas sperrig,<br />

was aber nicht für unhöflich steht: „Was hältst du für<br />

außergewöhnlich an deinem Laden?" – „Es gibt immer Kaffee, und der Chef<br />

kümmert sich, aber nervt nicht." Und: „Deine größte Stärke?" – „Meine s<strong>to</strong>ische<br />

Ruhe." Oder: „Die fünf wichtigsten Platten deines Lebens?" – „Ist das eine gute<br />

Frage?" Finale: „Das edelste Stück hier?" – „Ich."<br />

Ganz breit vertreten im Fenn Shop sind Jazz und Blues in allen Variationen,<br />

hauptsächlich in Form von Second-Hand-Vinyl in erstklassigem Zustand<br />

(„mint"); auf Wunsch können Platten auch noch fachgerecht gewaschen<br />

werden. Anhören funktioniert ohne Ende, und dies mal ganz anders:<br />

Kopfhörer gibt es nicht, die Musik läuft laut! So kann man sich stets<br />

vom einwandfreien Zustand des Tonträgers überzeugen. Es ist ein<br />

bisschen wie im geliebten Plattenladen aus den 50ern bis 70ern, als<br />

es noch separate Hörkabinen gab.<br />

Angedacht ist zeitgemäßer Service: ein Rechner, der dem<br />

Kunden Einblicke ins täglich verfügbare Gesamtprogramm<br />

gestattet – zwar ohne Soundfiles, doch wer weiß, was er<br />

sucht, wird auf diese Weise schnell fündig werden.<br />

Die Schallplatten-Waschmaschine<br />

Seite 104 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Regelmäßige Öffnungszeiten? Gibt<br />

es: Interessenten können am<br />

Dienstag, Donnerstag<br />

und Samstag<br />

von 14 bis<br />

19 Uhr reinschauen,<br />

aber<br />

Sammelobjekte:<br />

die guten alten Nadeldosen


auch Terminabsprachen per Telefon<br />

sind möglich. Das kann für<br />

Wochenendurlauber auch mal<br />

der spätere Abend sein, allerdings<br />

geht der Chef gegen Mitternacht<br />

dann doch gern ins Bett.<br />

Weitere Besonderheiten? Thomas<br />

Fenn: „Richtig aufgeräumt<br />

ist es hier eigentlich nie. Das<br />

vergrößert jedoch die Chancen,<br />

etwas völlig Überraschendes zu<br />

finden. Und jeder kann hier stöbern,<br />

ohne ständig von mir verfolgt<br />

zu werden." Das Sortiment<br />

umfasst ca. 5000 LPs und ebenso<br />

viele CDs in der Auslage. 8000<br />

bis 10.000 Artikel stehen im Off<br />

zur Sichtung bereit.<br />

Entstanden ist dieses Sortiment<br />

aus einer Vielzahl von Privatsammlungen,<br />

die Fenn persönlich<br />

– und Stück für Stück! –<br />

gesichtet und für gut befunden<br />

hat. Dies gilt für die Titel als solche und insbesondere für ihren Zustand – „nur<br />

Durchschnitt" ist hier nicht drin. Komplettiert wird das Angebot durch die unzähligen<br />

Artikel aus dem Vertriebsprogramm von Fenn <strong>Music</strong>.<br />

DAS BESTE AUS 50 JAHREN BEACH BOYS<br />

MIT ALLEN HITS VON DAMALS BIS HEUTE<br />

ALS EINZEL-ALBUM<br />

MIT 20 HITS<br />

Do It Again<br />

Help Me, Rhonda<br />

That’s Why God Made <strong>The</strong> Radio<br />

Good Vibrations<br />

Sloop John B<br />

etc.<br />

Laufkundschaft? Fehlanzeige. Wie auch, wenn rechts und links kein Haus steht<br />

... Dieser Laden vermittelt nicht den Eindruck, strikt auf Profit ausgerichtet zu<br />

sein. Niemals werden hier 40 Leute stehen, die dem 41. den Griff in die Auslage<br />

versperren. Fenn: „Ich will hier Leute sehen, die Spaß an der Musik haben. Läden,<br />

in denen man mit Glück den Ausgang findet, gibt es genug. Und ich habe auch<br />

keine Lust, die letzte Platte von André Rieu besorgen zu müssen."<br />

Der Mann ist vom Fach. Nach der Schulzeit begann er seine Musikkarriere als<br />

Packer bei der Plattenfirma Metronome, lernte dann Groß- und Außenhandelskaufmann<br />

und bezeichnet sich selbst nach 41 Jahren als „einen der älteren Säcke<br />

in der Branche". Stationen in Lizenzabteilungen, Aufnahmestudios und Musikverlagen<br />

folgten – bis zum Entschluss, einen eigenen Importvertrieb zu gründen.<br />

Und Schlagzeuger ist er auch noch.<br />

ALS DELUXE LIMITED<br />

EDITION BOX-SET MIT<br />

50 HITS UND<br />

BONUSINHALTEN<br />

Ausserdem neu, remastered und zum Teil erstmals in Stereo erhältlich<br />

- die 12 größten Studioalben der BEACH BOYS als Limited Editions!<br />

Welches war der bislang schrillste Kunde? „Einer der zur STICKY FINGERS-<br />

Picture Disc von den Rolling S<strong>to</strong>nes meinte, dies sei ja nicht das Original, weil<br />

der Reißverschluss fehlen würde."<br />

Fenn <strong>Music</strong> Service GmbH<br />

Bundesstraße 4<br />

21521 Dassendorf<br />

Tel.: 04104-960 011<br />

Fax: 04104-960 013<br />

email: info@fenn-music.de<br />

www.fenn-music.de<br />

Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag, Samstag 14 –19 Uhr<br />

THEBEACHBOYS.COM EMIMUSIC.DE/THEBEACHBOYS FACEBOOK.COM/THEBEACHBOYS<br />

C<br />

Auch als Download und bei


Konzertkalender<br />

präsentiert:<br />

DON AIREY<br />

www.mfpconcerts.com<br />

21.09. A-Wien, Reigen<br />

29.09. Rutesheim, Uhlenspiegel<br />

ALAN PARSONS<br />

LIVE PROJECT<br />

www.mfpconcerts.com<br />

15.03. Hamburg, Laeiszhalle<br />

16.03. Weimar,<br />

Congress Centrum<br />

18.03. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

19.03. Mainz, Phönixhalle<br />

21.03. Stuttgart, Liederhalle<br />

22.03. Wien, Gasometer<br />

24.03. CH-Zürich,<br />

Kongresszentrum<br />

JETHRO TULL'S<br />

IAN ANDERSON<br />

www.dmc-music.de<br />

21.11. Osnabrück,<br />

Osnabrückhalle<br />

AXXIS<br />

www.axxis.de<br />

27.09. Augsburg, Spectrum<br />

28.09. Burglengenfeld,<br />

Eventhalle<br />

02.11. Lünen, Lükaz<br />

DAN BAIRD &<br />

HOMEMADE SIN<br />

www.danbairdandhomemadesin.com<br />

15.11. Frankfurt, Das Bett<br />

16.11. Duisburg, Parkhaus<br />

19.11. Nürnberg, Hirsch<br />

21.11. Habach, Village<br />

BIRTH CONTROL<br />

www.birth-control.de<br />

13.10. Essen, Grugahalle<br />

03.11. Uslar, Kulturbahnhof<br />

FOOLS GARDEN<br />

www.foolsgarden.de<br />

11.11. Knittlingen, Cellarium<br />

HAMBURG BLUES BAND<br />

& FRIENDS<br />

www.handmadeconcerts.de<br />

21.09. Wetzlar, Franzis<br />

22.09. Freudenburg, Ducsaal<br />

27.09. Leipzig, Spizz<br />

28.09. Verden,<br />

Jazz & Bluestage<br />

29.09. Hannover, Bluesgarage<br />

02.10. Regensburg,<br />

Alte Mälzerei<br />

03.10. Eberswalde, OKV<br />

05.10. Barby, Zum Rautenkranz<br />

06.10. Finsterwalde,<br />

Atrium am Markt<br />

19.10. Plauen, Ranch<br />

09.11. Garching, Festival<br />

30.11. Braunschweig,<br />

Barnaby's<br />

01.12. Wissen, Kulturwerk<br />

07.12. Rheinberg,<br />

Schwarzer Adler<br />

08.12. Melle-Buer,<br />

Kulturwerkstatt<br />

14.12. Ros<strong>to</strong>ck, Pumpe<br />

15.12. Erfurt, HsD<br />

Gewerkschaftshaus<br />

21.12. Oldenburg, Charly's<br />

22.12. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

RANDY HANSEN & BAND<br />

www.jazzhausbooking.com<br />

07.11. Hamburg, Markthalle<br />

08.11. Weinheim, Café Central<br />

09.11. Affalter, Zur Linde<br />

10.11. Berlin, Quasimodo<br />

13.11. München, Backstage<br />

14.11. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

15.11. Krefeld, KuFa<br />

16.11. Fulda, Alte Piesel<br />

17.11. Esslingen, Dieselstraße<br />

HARLEM GOSPEL SINGERS<br />

www.harlemgospelsingers.de<br />

23.12. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

25.12. Stuttgart, Liederhalle<br />

26.12. Mannheim, Rosengarten<br />

31.12. Essen,<br />

Colosseum <strong>The</strong>ater<br />

03.+04.01. Köln, Philharmonie<br />

05.+06.01. Düsseldorf,<br />

Tonhalle<br />

07.01. Frankfurt, Alte Oper<br />

09.01. Bremen, Glocke<br />

10.01. Hamburg, CCH1<br />

11.+12.01. Dortmund,<br />

Konzerthaus<br />

14.01. Leipzig, Gewandhaus<br />

15.–19.01. München,<br />

Deutsches <strong>The</strong>ater<br />

JOHN IDAN GROUP<br />

www.viking-music.de<br />

17.10. Koblenz, Cafe Hahn<br />

20.10. Ebersbach, OKV<br />

26.10. Ros<strong>to</strong>ck, Pumpe<br />

09.11. Plauen, Malzhaus<br />

15.11. Bordesholm, Savoy<br />

21.11. A-Wien, Reigen<br />

23.11. Obing, Kleinkunstbühne<br />

zur Post<br />

24.11. Habach, Village<br />

LEO KOTTKE<br />

www.assconcerts.com<br />

03.11. Mainz, Frankfurter Hof<br />

04.11. Stuttgart, <strong>The</strong>aterhaus<br />

06.11. Hamburg, Fabrik<br />

07.11. Köln, Kulturkirche<br />

08.11. Berlin, Passionskirche<br />

LEVELLERS<br />

www.levellers.co.uk<br />

21.10. Hamburg, Knust<br />

28.11. Münster, Gleis 22<br />

MAGNUM<br />

www.kb-k.com<br />

25.10. Berlin, C-Club<br />

26.10. Hamburg, Fabrik<br />

27.10. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

28.10. Köln, Kantine<br />

30.10. Ingolstadt, Eventhalle<br />

am Westpark<br />

31.10. Mannheim, Alte Seilerei<br />

01.11. Bochum Matrix<br />

03.11. Bremen, Schuppen 2<br />

05.11. Nürnberg, Hirsch<br />

06.11. Augsburg, Spectrum<br />

07.11. München, Ampere<br />

09.11. Burglengenfeld, VAZ<br />

10.11. Memmingen, Kaminwerk<br />

JOHN MAYALL<br />

www.assconcerts.com<br />

14.11. Nürnberg, Hirsch<br />

15.11. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

16.11. Oldenburg, Kulturetage<br />

17.11. Osnabrück, Rosenhof<br />

18.11. Bochum, Zeche<br />

19.11. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

20.11. Freiburg, Jazzhaus<br />

21.11. München, Muffathalle<br />

22.11. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

23.11. Erfurt, HsD<br />

Gewerkschaftshaus<br />

24.11. Affalter, Zur Linde<br />

25.11. Berlin, C-Club<br />

26.11. Köln, Die Kantine<br />

DON McLEAN<br />

www.lb-events.de<br />

08.11. Düsseldorf, Tonhalle<br />

PICKERS<br />

www.kb-k.com<br />

18.10. Krefeld, Kulturfabrik<br />

19.10. Kiel, Die Pumpe<br />

20.10. Hamburg, Headcrash<br />

22.10. Köln, Studio 672<br />

25.10. München, 8Below<br />

26.10. Dresden, Katy's Garage<br />

27.10. Berlin, Noisy Stage<br />

PRETTY THINGS<br />

www.concertbuero-franken.de<br />

06.10. Hamm, Kulturwerkstatt<br />

07.10. Lichtentanne, Kulturzentrum<br />

St. Barbara<br />

08.10. München,<br />

Muffatwerk Ampere<br />

12.10. Hellersdorf, Die Kiste<br />

14.10. Bonn, Harmonie<br />

PROCOL HARUM &<br />

Sinfonieorchester Wuppertal<br />

www.cts.de<br />

05.+06.04.2013 Wuppertal,<br />

Stadthalle<br />

ACHIM REICHEL<br />

www.assconcerts.com<br />

26.10. Bardenhagen,<br />

Gut Bardenhagen<br />

27.10. Hameln, Weserbergland<br />

28.10. Erfurt, DasDie Brettl<br />

30.10. Rietberg, Cultura<br />

31.10. Siegen, Kulturhaus Lyz<br />

01.11. Frankfurt,<br />

Dreikönigskirche<br />

03.11. Freiburg, Paulussaal<br />

04.11. Mannheim, Alte Seilerei<br />

05.11. Neuss, Rheinisches<br />

Landes<strong>the</strong>ater<br />

07.11. Salzwedel, Kulturhaus<br />

08.11. Schwerin, Capi<strong>to</strong>l<br />

09.11. Grafenrheinfeld,<br />

Kulturhalle<br />

11.11. Marl, <strong>The</strong>ater der Stadt<br />

12.11. Wilhelmshaven,<br />

Stadthalle<br />

13.11. Elmshorn, Stadt<strong>the</strong>ater<br />

15.11. Flensburg,<br />

Deutsches Haus<br />

16.11. Heide, Stadt<strong>the</strong>ater<br />

17.11. Wuns<strong>to</strong>rf, Stadt<strong>the</strong>ater<br />

19.11. Gummersbach, <strong>The</strong>ater<br />

20.11. Verden, Stadthalle<br />

21.11. Cloppenburg, Stadthalle<br />

23.11. Bremerhaven, Stadthalle<br />

24.11. Helgoland, Nordseehalle<br />

SAGA<br />

www.dmc-music.de<br />

23.10. Köln, E-Werk<br />

25.10. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

26.10. Trier, Europahalle<br />

27.10. Gießen, Kongresshalle<br />

28.10. Hamburg, Fabrik<br />

08.11. Bochum, Zeche<br />

09.11. Karlsruhe,<br />

Festhalle Durlach<br />

11.11. Augsburg, Spectrum<br />

13.11. Stuttgart, Longhorn<br />

14.11. Ulm, <strong>The</strong>atro<br />

15.11. Ingolstadt, Eventhalle<br />

16.11. CH-Pratteln, Z7<br />

17.11. München, Muffathalle<br />

ERIC SARDINAS &<br />

BIG MOTOR<br />

www.jazzhausbooking.com<br />

25.10. Kaiserslautern, Festival<br />

26.10. Hamburg,<br />

Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />

27.10. Worpswede, <strong>Music</strong>hall<br />

28.10. Berlin, Quasimodo<br />

30.10. Torgau, Kulturbastion<br />

31.11. München,<br />

Garage Deluxe<br />

01.11. Salzgitter, Kulturscheune<br />

02.11. Koblenz, Café Hahn<br />

03.11. Winterbach,<br />

Lehenbachhalle<br />

04.11. Bochum, Zeche<br />

06.11. CH-Pratteln, Z 7<br />

07.11. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

08.11. Remchingen, Kulturhalle<br />

09.11. CH-Rubigen,<br />

Mühle Hunziken<br />

10.11. Freiburg, Jazzhaus<br />

11.11. Mannheim,<br />

Alte Feuerwache<br />

13.11. Köln, Kantine<br />

14.11. Mainz, KUZ<br />

16.11. Berlin, Quasimodo<br />

17.11. Hannover, Bluesgarage<br />

SIGGI SCHWARZ<br />

www.siggi-schwarz.de<br />

21.09. Herbrechtingen, Kloster<br />

12.10. Reichenbach, Die Halle<br />

13.10. Heidenheim, Paul's 53<br />

14.10. Ellwangen, Club Seven<br />

27.10. Durlangen, Festival<br />

07.11. Augsburg, Spectrum<br />

09.11. Augsburg, Spectrum<br />

10.11. Bad Rappenau,<br />

Mühltalhalle<br />

SPARKS<br />

www.lb-events.de<br />

08.11. Stuttgart, Goldmark's<br />

09.11. Hannover, Bluesgarage<br />

10.11. Plauen, <strong>The</strong> Ranch<br />

12.11. Bremen, Meisenfrei<br />

13.11. Hamburg, Molo<strong>to</strong>w<br />

26.10. Remchingen,<br />

Kulturhalle<br />

27.10. Palenberg, Outbaix<br />

30.10. Köln, Kantine<br />

31.10. Erfurt, HsD<br />

Gewerkschaftshaus<br />

01.11. Osnabrück, Rosenhof<br />

02.11. Freudenburg, Ducsaal<br />

03.11. Hamm, Kulturwerkstatt<br />

04.11. Torgau, Kulturbastion<br />

06.11. Bremen, Meisenfrei<br />

05.10. Frankfurt, Batschkapp<br />

07.10. Stuttgart, Longhorn<br />

13.10. Berlin, Magnet,<br />

15.10. Hannover, Musikzentrum<br />

16.10. Köln, Kantine<br />

02.10. Mainz, Schon Schön<br />

05.10. Mannheim,<br />

Alte Feuerwache<br />

11.10. Osnabrück,<br />

Big Buttinsky<br />

12.10. Bielefeld, Forum<br />

16.10. Stuttgart, Keller Klub<br />

17.10. Frankfurt,<br />

Dreikönigskeller<br />

17.10. Nürnberg, Hirsch<br />

18.10. Ebersbach, Konzerthaus<br />

19.10. Burglengenfeld,<br />

Stadthalle<br />

20.10. Berlin, Postbahnhof<br />

21.10. Darmstadt,<br />

Centralstation<br />

13.10. Berlin, Postbahnhof<br />

14.10. Hamburg, Grünspan<br />

16.10. Frankfurt, Batschkapp<br />

17.10. Bochum, Zeche<br />

STATUS QUO<br />

www.kb-k.com<br />

08.11. München,<br />

Kleine Olympia Halle<br />

09.11. Regensburg,<br />

Donau-Arena<br />

Seite 106 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Konzertkalender<br />

10.11. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

11.11. Stuttgart,<br />

Porsche-Arena<br />

14.11. Berlin, Tempodrom<br />

16.11. Köln, Palladium<br />

17.11. Aurich,<br />

Sparkassen-Arena<br />

WISHBONE ASH<br />

www.assconcerts.com<br />

22.01. Twist, Heimathaus<br />

23.01. Bonn, Harmonie<br />

24.01. Esslingen, Dieselstraße<br />

25.01. Karlsruhe, Substage<br />

27.01. Mannheim,<br />

Alte Seilerei<br />

29.01. München, Ampere<br />

FESTIVALS<br />

Ost-Rock<br />

www.semmel.de<br />

28.09. Erfurt, Messe<br />

26.10. Leipzig, Arena<br />

01.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

02.11. Cottbus, Stadthalle<br />

09.11. Zwickau, Stadthalle<br />

10.11. Magdeburg,<br />

Getec-Arena<br />

15.11. Dresden, Messe<br />

16.11. Frankfurt, Messehalle<br />

17.11. Chemnitz, Arena<br />

Puhdys, Karat, Rockhaus,<br />

Pankow<br />

German Blues Awards &<br />

Challenge<br />

www.blues-baltica.de<br />

29.09. Eutin, Brauhaus<br />

-Festival<br />

beat beat beat<br />

www.offenbach.de/kultur<br />

06.10. Offenbach, Stadthalle<br />

Searchers, Manfreds,<br />

Christie, Racey<br />

Sommerfestival<br />

www.ecre-gmbh.de<br />

13.10. Mühldorf, Festival<br />

u.a. Suzi Quatro<br />

Traumrock<br />

www.traum-rock.de<br />

24.11. Erfurt, Messehalle<br />

u.a. Mungo Jerry, Suzi<br />

Quatro, Dozy Beaky Mick &<br />

Tich, Rubettes, Karat<br />

Aida Night Of <strong>The</strong> Proms<br />

www.notp.com<br />

30.11.– 01.12. Köln,<br />

Lanxess-Arena<br />

02.12. Oberhausen, KöPi-Arena<br />

04.+05.12. Frankfurt, Festhalle<br />

06.12. Erfurt, Messehalle<br />

07.12. Berlin, o2 World<br />

08.+09.12. Hamburg, o2 World<br />

11.12. Bremen, Arena<br />

14.–16.12. München,<br />

Olympiahalle<br />

30.01. Nürnberg, Hirsch<br />

31.01. Freiburg, Jazzhaus<br />

01.02. CH-Zug, Chollerhalle<br />

02.02. CH-Rubigen,<br />

Mühle Hunziken<br />

05.02. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

06.02. Tübingen, Sudhaus<br />

15.02. Osnabrück, Rosenhof<br />

16.02. Affalter, Zur Linde<br />

17.02. Braunschweig,<br />

Meier <strong>Music</strong> Hall<br />

19.02. Oberhausen, Zentrum<br />

Altenberg<br />

20.02. Hamburg, Fabrik<br />

21.02. Leipzig, Moritzbastei<br />

22.02. Hannover,<br />

Bluesgarage<br />

23.02. Berlin, Quasimodo<br />

24.02. Dortmund, Piano<br />

PETE YORK BLUES PROJEKT<br />

www.mfpconcerts.com<br />

27.10. A-Kufstein, Kulturfabrik<br />

28.10. A-Wien, Szene<br />

03.11. Hannover,<br />

Bluesgarage<br />

04.11. Leverkusen, Festival<br />

07.11. München,<br />

Circus Krone<br />

18.12. Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

19.12. Mannheim, SAP Arena<br />

20.12. Hannover, TUI Arena<br />

21.12. Dortmund,<br />

Westfalenhallen<br />

u.a. Mick Hucknall,<br />

Anastacia, Jupiter Jones,<br />

John Miles<br />

War Of <strong>The</strong> Worlds<br />

www.<strong>to</strong>urneen.com<br />

04.01. Oberhausen, KöPi-Arena<br />

05.01. Berlin, o2 World<br />

07.01. Nürnberg, Arena<br />

08.01. München, Olympiahalle<br />

Rock Meets Classic<br />

www.<strong>to</strong>urneen.com<br />

18.02. Berlin,<br />

Max-Schmeling-Halle<br />

19.02. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

21.02. Horsens, Forum<br />

22.02. Halle,<br />

Gerry-Weber-Stadion<br />

3.02. Essen, Grugahalle<br />

25.02. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

26.02. Hof, Freiheitshalle<br />

27.02. Passau, Dreiländerhalle<br />

02.03. Ingolstadt,<br />

Saturn Arena<br />

03.03. Neu-Ulm, Arena<br />

05.03. Landshut, Arena<br />

06.03. München, Olympiahalle<br />

08.03. Mannheim, SAP-Arena<br />

09.03. Nürnberg, Arena<br />

10.03. Würzburg,<br />

s.Oliver Arena<br />

12.03. A-Linz, Arena<br />

13.03. Stuttgart,<br />

Porsche-Arena<br />

14.03. Kempten, BigBox<br />

16.03. Regensburg,<br />

Donau Arena<br />

17.03. CH-Zürich,<br />

Hallenstadion<br />

Bonnie Tyler, Paul Rodgers,<br />

Chris Thompson, Eric<br />

Bazillian, Steve Augeri,<br />

Mat Sinner Band<br />

AGITATION FREE<br />

www.musicmatters.de<br />

08.11. Worpswede,<br />

Live <strong>Music</strong> Hall<br />

JOAN ARMATRADING<br />

www.hypertension-music.de<br />

26.11. Köln, Gloria<br />

27.11. Hannover, Pavillon<br />

29.11. Pforzheim, Kulturhaus<br />

30.11. Darmstadt,<br />

Centralstation<br />

01.12. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

02.12. Berlin, Kesselhaus<br />

05.12. Oldenburg, Kulturetage<br />

06.12. Hamburg, Fabrik<br />

08.12. Offenburg, Reithalle<br />

BARCLAY JAMES HARVEST<br />

feat. Les Holroyd<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

28.11. Erfurt, Alte Oper<br />

29.11. Osnabrück, Rosenhof<br />

30.11. Bremen, Aladin<br />

02.12. Paderborn, Paderhalle<br />

05.12. Donaueschingen,<br />

Donauhalle<br />

06.12. Düdingen, Podium<br />

07.12. CH-Biel, Rockin<br />

Christmas Marquee<br />

ROBIN BECK<br />

www.german-concerts.de<br />

22.10. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

23.10. München, Backstage<br />

24.10. Regensburg,<br />

Gloria Kultur<strong>the</strong>ater<br />

26.10. Lübeck, Werkhof<br />

27.10. Kiel, Räucherei<br />

JOHN CALE<br />

www.prknet.de<br />

14.10. Köln, Gloria<br />

16.10. Berlin, Passionskirche<br />

18.10. München, Freiheizhalle<br />

23.10. Hamburg,<br />

Kampnagelfabrik<br />

CANNED HEAT<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

07.10. CH-Pratteln, Galery<br />

CAPTAIN BEEFHEART'S<br />

MAGIC BAND<br />

www.gygx.ch<br />

02.10. Aachen, Jakobshof<br />

03.10. Berlin, Kesselhaus<br />

07.10. Hannover, Bluesgarage<br />

10.10. Stuttgart, <strong>The</strong>aterhaus<br />

11.10. CH-Zürich, Exil<br />

12.10. Freiburg, Waldsee<br />

TONY CAREY<br />

www.<strong>to</strong>nycarey.com<br />

06.10. Ros<strong>to</strong>ck, Pumpe<br />

27.11. Nürnberg, Hirsch<br />

29.11. Erding, Schiaßn<br />

30.11. München,<br />

Garage Deluxe<br />

CITY<br />

www.city-internet.de<br />

22.09. Landsberg,<br />

Goldener Löwe<br />

13.10. Altenburg, Destillerie<br />

20.10. Wittenberge, Kultur u.<br />

Festspielhaus<br />

24.11. Kölpinsee, Strandhotel<br />

Seerose<br />

27.12. Magdeburg,<br />

Johanniskirche<br />

28.12. Berlin,<br />

Konzertsaal der HdK<br />

29.12. Schwedt, <strong>The</strong>ater<br />

30.12. Suhl, CCS<br />

COLDPLAY<br />

www.mlk.com<br />

22.09. Hannover, AWD-Arena<br />

CHI COLTRANE<br />

www.dmc-music.de<br />

19.10. Baden Baden,<br />

Kurhaus<br />

ALEX CONTI & PAUL BOTTER<br />

www.rock-<strong>the</strong>-earth.de<br />

22.09. Bordesholm, Savoy Kino<br />

28.09. Trittau, Alter Bahnhof<br />

29.09. Anderten, Alter Bahnhof<br />

05.10. Have<strong>to</strong>ftloit, Landart<br />

06.10. Melle, Kulturwerkstatt<br />

12.10. Aukrug, Tivoli<br />

13.10. Quickborn, Kamphuis<br />

19.10. Plön, Schwimmhalle<br />

26.10. Emden, JZ Alte Post<br />

27.10. Westerstede,<br />

Wunderbar<br />

09.11. Ros<strong>to</strong>ck, Pumpe<br />

10.11. Harburg, Rieckhof<br />

ALICE COOPER<br />

www.<strong>to</strong>urneen.com<br />

03.11. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

ROBERT CRAY<br />

www.robertcray.com<br />

10.10. Hamburg, Markthalle<br />

11.10. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />

12.10. München, Muffathalle<br />

THE CULT<br />

www.kulturfabrik-krefeld.de<br />

21.09. Krefeld, Kulturfabrik<br />

DEEP PURPLE<br />

www.kb-k.com<br />

15.11. Köln, Lanxess-Arena<br />

16.11. Bremen, Halle 7<br />

17.11. Hannover, AWD-Hall<br />

20.11. Kiel, Sparkassen Arena<br />

22.11. Frankfurt, Festhalle<br />

23.11. Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

24.11. Hamburg, o2 World<br />

26.11. Leipzig, Arena<br />

27.11. Berlin, o2 World<br />

29.11. Augsburg,<br />

Schwabenhalle<br />

30.11. München, Olympiahalle<br />

01.12 Stuttgart, Schleyer-Halle<br />

DORO<br />

www.ics-int.com<br />

22.09. Hamburg, Festival<br />

15.11. Kiel, Max<br />

16.11. Bremen, Aladin<br />

28.11. Stuttgart, Longhorn<br />

30.11. Memmingen,<br />

Kaminwerk<br />

01.12. A-Wien, Szene<br />

06.12. Bochum, Zeche<br />

07.12. Karlsruhe, Substage<br />

08.12. Vacha, Vachwerk<br />

09.12. Berlin,<br />

Huxleys Neue Welt<br />

11.12. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

DRUM WARS<br />

www.mfpconcerts.com<br />

09.10. München, Garage<br />

10.10. Fulda, Alte Piesel<br />

11.10. Siegburg, Kubana<br />

23.10. A-Wien, Szene<br />

DUBLINERS<br />

www.karsten-jahnke.de<br />

01.11. München, Circus Krone<br />

02.11. Stuttgart, <strong>The</strong>aterhaus<br />

03.11. Beckingen,<br />

Deutschherrenhalle<br />

04.11. Bamberg, KuK-Halle<br />

05.11. Frankfurt, Alte Oper<br />

07.11. Hannover,<br />

<strong>The</strong>ater am Aegi<br />

08.11. Bremen, Glocke<br />

09.11. Aurich, Stadthalle<br />

10.11. Bielefeld,<br />

Ringlokschuppen<br />

11.11. Dortmund, Konzerthaus<br />

30.11. Berlin, Tempodrom<br />

02.12. Dresden, Schlachthof<br />

03.12. Braunschweig,<br />

Stadthalle<br />

04.12. Cloppenburg, Stadthalle<br />

05.12. Kiel, Schloss<br />

06.12. Lübeck, MuK<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 107<br />

07.12. Flensburg,<br />

Deutsches Haus<br />

08.12. Hamburg, CCH<br />

EAV<br />

www.helloconcerts.de<br />

21.09. CH-Wetzikon,<br />

Badmin<strong>to</strong>nhalle<br />

22.09. CH-Pratteln, Z7<br />

30.10. Hof, Freiheitshalle<br />

31.10. Neukieritzsch, Stadthalle<br />

01.11. Cottbus, Stadthalle<br />

02.11. Berlin, Tempodrom<br />

03.11. Hamburg,<br />

Große Freiheit<br />

04.11. Magdeburg, Stadthalle<br />

09.11. Roth, Mehrzweckhalle<br />

10.11. Germering, Stadthalle<br />

11.11. Ulm, CCU<br />

ELOY<br />

www.prknet.de<br />

24.09. Hamburg, Markthalle<br />

25.09. Berlin, Postbahnhof<br />

27.09. München, <strong>The</strong>aterfabrik<br />

28.09. CH-Pratteln, Z7<br />

29.09. Mainz, Frankfurter Hof<br />

30.09. Stuttgart, Longhorn<br />

01.10. Köln, E-Werk<br />

EPITAPH<br />

www.epitaph-band.de<br />

13.10. Essen, Grugahalle<br />

ERRORHEAD<br />

www.errorhead.com<br />

21.09. Westerwede, Wunderbar<br />

22.09. Twistringen, Alte Ziegelei<br />

25.09. Hamburg,<br />

Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />

29.09. Kellinghusen, Pep<br />

EUROPE<br />

www.kb-k.com<br />

21.10. Mannheim, Alte Seilerei<br />

09.11. Berlin, Columbiahalle<br />

10.11. Bochum, Matrix<br />

ANDY FAIRWEATHER-LOW &<br />

THE LOW RIDERS<br />

www.rock-<strong>the</strong>-earth.de<br />

30.11. Dortmund,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />

01.12. Hannover, Bluesgarage<br />

02.12. Frelsdorf, Kulturtransport<br />

04.12. Bremen, Meisenfrei<br />

05.12. Hamburg,<br />

Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />

06.12. Bad Salzufl en, Bahnhof<br />

07.12. Eckernförde, Carls<br />

Showpalast<br />

08.12. Torgau, Kulturbastion<br />

11.12. Kirchheim, Bastion<br />

12.12. A-Wels, Sound<strong>the</strong>atre<br />

13.12. Ingolstadt, Neue Welt<br />

14.12. Habach, Village im<br />

Obermühltal<br />

15.12. Mühldorf, Haberkasten<br />

CHRIS FARLOWE &<br />

NORMAN BEAKER BAND<br />

www.rock-<strong>the</strong>-earth.de<br />

09.10. Twist, Heimathaus<br />

10.10. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />

Bluesclub<br />

11.10. Bad Salzufl en, Bahnhof<br />

12.10. Hannover, Bluesgarage<br />

13.10. Kellinghusen,<br />

Ulmenhofschule<br />

18.10. Plauen, Malzhaus<br />

19.10. Göttingen,<br />

Kulturzentrum Musa<br />

20.10. Dortmund,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />

09.11. Koblenz, Cafe Hahn<br />

10.11. Landau, Kaufhaus<br />

11.11. Schramberg,<br />

Kulturbesen<br />

12.11. Fürth, Kofferfabrik<br />

13.11. A-Wien, Reigen<br />

15.11. Idstein, Scheuer<br />

16.11. Halle, Objekt 5<br />

17.11. Oldenburg, Charlys<br />

Musikkneipe<br />

19.11. A-Salzburg, Rockhouse<br />

20.11. Offenbach, KjK<br />

21.11. Marburg,<br />

Kulturladen Kfz<br />

22.11. Bonn, Harmonie<br />

23.11. Ludwigshafen,<br />

Das Haus<br />

25.11. CH-Pratteln, Z7<br />

FISCHER Z<br />

www.assconcerts.com<br />

12.10. Hamburg, Fabrik<br />

13.10. Osnabrück, Rosenhof<br />

15.10. Berlin, C-Club<br />

16.10. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />

17.10. Bremen, Aladin<br />

<strong>Music</strong> Hall<br />

19.10. Frankfurt, Batschkapp<br />

20.10. Freiburg, Jazzhaus<br />

22.10. München, Freiheizhalle<br />

23.10. Bochum, Zeche<br />

24.10. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />

THE FIXX<br />

www.hypertension-music.de<br />

07.10. Köln, Kantine<br />

11.10. Augsburg, Spectrum<br />

12.10. Dortmund, Piano<br />

13.10. Gaggenau, Klag-Bühne<br />

14.10. Freudenburg, Ducsaal<br />

20.10. Buer, Kulturwerkstatt<br />

21.10. Frankfurt, Das Bett<br />

22.10. Hamburg, Fabrik<br />

FOCUS<br />

www.focus<strong>the</strong>band.com<br />

27.09. Reichenbach, Bergkeller<br />

28.09. Palenberg,<br />

Outbaix <strong>Music</strong> Club<br />

29.09. Leverkusen, Scala<br />

HENRIK FREISCHLADER<br />

www.noisenow.de<br />

30.09. Bonn, Harmonie<br />

BOB GELDOF<br />

www.assconcerts.com<br />

22.10. Mannheim,<br />

Alte Feuerwache<br />

23.10. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

24.10. CH-Murten,<br />

Hotel Murten<br />

26.10. Rosenheim, Ballhaus<br />

27.10. Bochum, Zeche<br />

HERBERT GRÖNEMEYER<br />

www.groenemeyer.de<br />

30.10. Lübeck, Kongresshalle<br />

02.+03.11. A-Wien,<br />

Konzerthaus<br />

05.11. München, Circus Krone<br />

06.11. Köln, E-Werk<br />

08.11. Neu-Isenburg,<br />

Hugenottenhalle<br />

09.11. Dortmund,<br />

Westfalenhalle 2<br />

11.11. Leipzig, Haus Auensee<br />

12.11. Hamburg,<br />

Große Freiheit<br />

14.11. Berlin, Columbiahalle<br />

15.11. Bielefeld,<br />

Ringlokschuppen<br />

17.11. Freiburg, Zäpfl e Club<br />

18.11. CH-Zürich, Maag Halle<br />

GURU GURU<br />

www.guru-guru.com<br />

05.10. Ladenberg, Löwensaal<br />

06.10. Stuttgart, Labora<strong>to</strong>rium<br />

16.10. Heidelberg, Festival<br />

27.10. Offenbach, Wiener Hof<br />

09.11. CH-Pratteln, Z7<br />

10.11. Wehr, Schlosserei<br />

15.11. Bonn, Harmonie<br />

16.11. Wuppertal, LCB<br />

20.11. Rutesheim, Uhlenspiegel<br />

23.11. Unna, Ladenbrauerei<br />

24.11. Hannover, Alter Bahnhof<br />

08.12. Hersbruck, Kick<br />

12.12. Maz, Kuz<br />

13.12. Mannheim,<br />

Alte Feuerwache<br />

14.12. Karlsruhe, Jubez


Konzertkalender<br />

NINA HAGEN<br />

www.dmc-music.de<br />

30.09. Zweibrücken, Festhalle<br />

12.10. Detmold, Stadthalle<br />

HEAVEN 17<br />

www.assconcerts.com<br />

10.12. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

11.12. Hamburg, Fabrik<br />

12.12. Berlin, C-Club<br />

13.12. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />

HERBIE HANCOCK<br />

www.karsten-jahnke.de<br />

28.10. Hamburg, Überjazz<br />

03.11. Düsseldorf, Tonhalle<br />

04.11. Berlin, JazzFest<br />

07.11. Ludwigshafen,<br />

Feierabendhaus<br />

HELLMUT HATTLER<br />

www.hellmut-hattler.de<br />

12.10. Idstein, Scheuer<br />

13.10. Stuttgart, Merlin<br />

17.10. Halle, Objekt 5<br />

18.10. Altenburg, Jazz Club<br />

19.10. Dresden, Neue Tonne<br />

25.10. Leverkusen, Scala<br />

26.10. Minden, BÜZ<br />

27.10. Bocholt, Alte Molkerei<br />

24.11. Korntal, Stadthalle<br />

08.12. Rodgau,<br />

Bühne der GBS<br />

HELTER SKELTER<br />

www.helter-skelter-live.de<br />

22.09. Uhingen, Udi<strong>to</strong>rium<br />

02.10. Haslach, Stadthalle<br />

06.10. Günzburg,<br />

Forum am Hofgarten<br />

27.10. Schwabmünchen,<br />

Stadthalle<br />

31.10. Ingolstadt,<br />

Eventhalle Westpark<br />

03.11. München, TonHall<br />

17.11. Kempten, bigBOX<br />

24.11. Friedrichshafen,<br />

Dornier Museum<br />

15.12. Rosenheim, Ballhaus<br />

22.12. Erding, Stadthalle<br />

26.12. Memmingen,<br />

Kaminwerk<br />

27.12. Nürnberg, Hirsch<br />

HUMAN LEAGUE<br />

www.contrapromotion.com<br />

16.11. Saarbrücken, Garage<br />

17.11. Herford, X<br />

HOT'N'NASTY<br />

www.hot-n-nasty.de<br />

06.10. Lünen, Jazzclub<br />

13.10. Minden, Windlicht<br />

20.10. Rhede, New Orleans<br />

16.11. Dortmund,<br />

Blues Notez Club<br />

17.11. Lüdenscheid,<br />

Panoptikum<br />

07.12. Bergkamen,<br />

Schmüllings Liveclub<br />

08.12. Köln, Cafe Kram<br />

CHRIS ISAAK<br />

www.wizardpromotions.de<br />

15.10. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />

JOE JACKSON<br />

www.kb-k.com<br />

14.10. A-Graz, Orpheum<br />

16.10. Köln, <strong>The</strong>ater am<br />

Tanzbrunnen<br />

18.10. Ludwigsburg, Scala<br />

19.10. München, Circus Krone<br />

21.10. CH-Zürich, Spirgarten<br />

06.11. Berlin, Admiralspalast<br />

AL JARREAU<br />

www.modernewelt.de<br />

26.10. CH-Luzern, KKL<br />

28.10. München, Circus Krone<br />

31.10. Baden-Baden,<br />

Festspielhaus<br />

07.11. Bremen, Glocke<br />

09.11. Hamburg, Laeiszhalle<br />

10.11. Dortmund, Konzerthaus<br />

12.11. Essen, Philharmonie<br />

14.11. Dresden, Messe<br />

15.11. Frankfurt, AOF<br />

19.11. Leipzig, Arena<br />

20.11. Berlin, Philharmonie<br />

JEFFERSON AIRPLANE<br />

www.german-concerts.de<br />

30.10. Lübeck, Werkhof<br />

31.10. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

GARLAND JEFFREYS<br />

www.noisenow.de<br />

10.10. Harmonie Bonn<br />

KARAT<br />

www.karat-band.de<br />

30.09. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

07.10. Kiel, Schloss<br />

13.10. Zittau, Westpark-Center<br />

18.10. Saalfeld, Meininger Hof<br />

19.10. Bernburg, Kursaal<br />

20.10. Jena, Volkshaus<br />

21.10. Greiz, Vogtlandhalle<br />

22.10. Berlin, <strong>The</strong>ater des<br />

Westens<br />

24.11. Erfurt, Messehalle<br />

29.12. Zwönitz, Wind<br />

KEANE<br />

www.mlk.com<br />

15.10. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />

03.11. Berlin, Tempodrom<br />

10.11. Hamburg, Docks<br />

KRIS KRISTOFFERSON<br />

www.modernewelt.de<br />

27.11. Stuttgart, <strong>The</strong>aterhaus<br />

28.11. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

LORDS<br />

www.<strong>the</strong>lords.de<br />

06.10. Meuselbach, Festzelt<br />

27.10. Leer, Ostfriesenhalle<br />

16.11. Vluyn, Klingerhuf<br />

07.+08.12. Winnenden,<br />

S<strong>to</strong>rchenkeller<br />

MADNESS<br />

www.lb-events.de<br />

24.10. Berlin, Columbiahalle<br />

26.10. Düsseldorf, Stahlwerk<br />

PETER MAFFAY<br />

www.deag.de<br />

12.–14.10. Hamburg, o2 World<br />

16.10. Halle,<br />

Gerry-Weber-Stadion<br />

19.– 21.10. Frankfurt, Festhalle<br />

23.10. Nürnberg, Arena Nürnberger<br />

Versicherung<br />

26.–28.10. Berlin, o2 World<br />

30.10. Erfurt, Messehalle<br />

02.– 04.11. Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

06.11. Mannheim, SAP-Arena<br />

09.– 11.11. Dortmund,<br />

Westfalenhalle<br />

16.– 18.11. München,<br />

Olympiahalle<br />

23.+24.11. Köln,<br />

Lanxess-Arena<br />

30.11.+ 02.12. Leipzig, Arena<br />

08.12. Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

11.12. Chemnitz,<br />

Chemnitzarena<br />

13.12. Bremen, ÖVB Arena<br />

15.12. Kiel, Sparkassen-Arena<br />

18.12. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

MAN<br />

www.rock-<strong>the</strong>-earth.de<br />

21.09. Hamburg,<br />

Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />

28.09. Twist, Heimathaus<br />

29.09. Dortmund,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />

MANFRED MANN'S<br />

EARTHBAND<br />

www.dmc-music.de<br />

18.+19.10. Worpswede,<br />

<strong>Music</strong> Hall<br />

20.10. Heilsbronn,<br />

Hohenzollernhalle<br />

21.10. Augsburg, Spectrum<br />

23.10. Köln, E-Werk<br />

24.10. CH-Zürich, Volkshaus<br />

26.10. Datteln, Stadthalle<br />

27.10. Achern, Hornisgrindhalle<br />

06.12. Ulm, <strong>The</strong>atro<br />

13.12. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

14.12. Winterbach, Salierhalle<br />

MARILLION<br />

www.marillion.com<br />

20.11. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />

23.11. Nürnberg, Löwensaal<br />

24.11. München, <strong>The</strong>aterfabrik<br />

STEVE MILLER BAND<br />

www.tmeweb.com<br />

29.10. Frankfurt, Alte Oper<br />

30.10. München, Circus Krone<br />

31.10. Berlin, Tempodrom<br />

MOTÖRHEAD<br />

www.mlk.com<br />

25.11. Oberhausen,<br />

Turbinenhalle<br />

26.11. Offenbach, Stadthalle<br />

28.11. Ludwigsburg, Arena<br />

30.11. Erfurt, Thüringenhalle<br />

01.12. München, Zenith<br />

04.12. Hannover, AWD-Hall<br />

05.12. Berlin, Columbiahalle<br />

07.12. CH-Bern, Festival<br />

08.12. Bamberg, Festival<br />

11.12. Kempten, BigBox<br />

MUNGO JERRY<br />

www.mungomania.com<br />

29.09. CH-Zürich, Festival<br />

MARIUS MÜLLER-<br />

WESTERNHAGEN<br />

www.prknet.de<br />

21.09. Hannover, TUI-Arena<br />

23.09. Berlin, o2 World<br />

25.09. Hamburg, o2 World<br />

NEW MODEL ARMY<br />

www.noisenow.de<br />

15.12. Köln, Palladium<br />

NICKELBACK<br />

www.mlk.com<br />

21.09. Köln, Lanxess-Arena<br />

22.09. Frankfurt, Festhalle<br />

25.09. Stuttgart, Schleyer-Halle<br />

26.09. München, Olympiahalle<br />

28.09. CH-Zürich, Hallenstadion<br />

DIE PRINZEN<br />

www.dieprinzen.de<br />

31.08.–17.11. Kirchenu.<br />

<strong>The</strong>ater<strong>to</strong>urnee<br />

PUHDYS<br />

www.puhdys.com<br />

03.10. Bad Rappenau,<br />

Mühltalhalle<br />

05.10. Bremen, Die Glocke<br />

06.10. Marburg, Stadthalle<br />

07.10. Lingen, <strong>The</strong>ater<br />

12.10. Oldenburg, Kulturetage<br />

13.10. Neumünster, Stadthalle<br />

23.+24.11. Freiberg, Tivoli<br />

28.11. Stuttgart, <strong>The</strong>aterhaus<br />

29.11. Villingen-Schwenningen,<br />

Neue Tonhalle<br />

29.12. Halle, Stein<strong>to</strong>r Varieté<br />

30.11. München, Tonhalle<br />

08.12. Hildesheim, Audimax<br />

09.12. Nürnberg, Hirsch<br />

15.12. Detmold, Stadthalle<br />

16.12. Darmstadt, Staats<strong>the</strong>ater<br />

26.12. Weinböhla,<br />

Zentralgasthof<br />

28.12. Altenburg,<br />

Landgasthof Kosma<br />

29.12. Halle, Stein<strong>to</strong>r Varieté<br />

LIONEL RICHIE<br />

www.semmel.de<br />

08.10. Frankfurt, Festhalle<br />

09.10. Halle,<br />

Gerry-Weber-Stadion<br />

22.10. Leipzig, Arena<br />

23.10. München, Olympiahalle<br />

06.11. CH-Zürich,<br />

Hallenstadion<br />

24.11. Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

26.10. Berlin, o2 World<br />

01.12. Oberhausen, KöPi-Arena<br />

03.12. Hamburg, o2 World<br />

06.12. Köln, Lanxess-Arena<br />

RUNRIG<br />

www.india-media.de<br />

28.11. Hannover, AWD-Hall<br />

29.11. Berlin, Tempodrom<br />

30.11. Leipzig, Haus Auensee<br />

01.12. Karlsruhe, Europahalle<br />

REINER SCHÖNE BAND<br />

www.hypertension-music.de<br />

02.10. Wilhelmshaven,<br />

Pumpwerk<br />

03.10. Lübeck,<br />

Volks<strong>the</strong>ater Geisler<br />

05.10. Dresden, Tante Ju<br />

06.10. Hannover, Pavillon<br />

07.10. Braunschweig, Gaswerk<br />

09.10. Hamburg, Knust<br />

11.10. Schwerin, Speicher<br />

17.10. A-Velden, Bluesiana<br />

20.10. Reichenbach,<br />

Saal der Sparkasse<br />

24.10. Mannheim, Capi<strong>to</strong>l<br />

26.10. Dortmund, Piano<br />

27.10. Berlin, Schalotte<br />

SCHWARZBRENNER<br />

www.schwarzbrenner.de<br />

22.09. Bordesholm, Festival<br />

19.+ 20.10. Ratinger, Festival<br />

SCORPIONS<br />

www.semmel.de<br />

13.10. München, Olympiahalle<br />

15.12. Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

SIMPLE MINDS<br />

www.fkpscorpio.com<br />

22.09. Germersheim,<br />

Insel In Concerts<br />

SPIDER MURPHY GANG<br />

www.helloconcerts.de<br />

22.09. A-Wallern,<br />

Asphaltschützenhalle<br />

28.09. Allendorf,<br />

Kongress-Zentrum<br />

29.09. Bad Dürkheim, Eventzelt<br />

06.10. Halle, Gerry-Weber-<br />

Event-Center<br />

11.10. Füssing, Festival<br />

20.10. Essenbach, Eskara<br />

31.10. Erding, Stadthalle<br />

02.11. Deggendorf, Stadthalle<br />

03.11. Bad Tölz, Kurhaus<br />

30.11. Mühldorf, Stadtsaal<br />

01.12. Gersthofen, Stadthalle<br />

06.12. München, Circus Krone<br />

SWEET<br />

www.dmc-music.de<br />

19.10. Wiesbaden,<br />

Christian-Bücher-Halle<br />

20.10. Oberderdingen,<br />

Aschingerhalle<br />

26.10. Roding, Stadthalle<br />

27.10. Essenbach, Eskara<br />

NEIL TAYLOR<br />

www.hypertension-music.de<br />

26.09. München, Görbes Hof<br />

27.09. A-Wien,<br />

Kulturverein Reigen<br />

29.09. CH-Altnau, S-Ka<br />

10.10. Whyk, Erdbeerparadies<br />

TEN YEARS AFTER<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

10.11. Bad Rappenau,<br />

Mühltalhalle<br />

17.11. A-Wörgl, Komma<br />

21.11. CH-Solothurn,<br />

Kulturfabrik Kofmehl<br />

22.11. Dudenhofen, Festhalle<br />

Seite 108 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

23.11. Pforzheim,<br />

Kulturhaus Osterfeld<br />

24.11. Ingolstadt,<br />

Kulturhalle Westpark<br />

08.12. Kellinghusen,<br />

Ulmenhofschule<br />

09.12. Dortmund, Piano<br />

THIN LIZZY<br />

www.wizardpromotions.de<br />

16.11. Köln, Kantine<br />

CHRIS THOMPSON<br />

www.christhompson-central.com<br />

06.10. Augsburg,<br />

Schwabenhalle<br />

11.10. Berlin, Postbahnhof<br />

12.10. Buchholz, Empore<br />

13.10. Neuruppin, Resort<br />

Mark Brandenburg<br />

18.10. Bensheim, Kolpinghaus<br />

19.10. Siegburg, Kubana<br />

20.10. Herborn, Stadhalle<br />

21.10. Bruchsal, Fabrik<br />

23.10. Miesenbach,<br />

Haus des Bürgers<br />

25.10. Schwäbisch Hall,<br />

Saalbau<br />

26.10. Tübingen,<br />

Sparkassen Carre<br />

27.10. Winterlingen,<br />

Gemeindehalle<br />

DIE TOTEN HOSEN<br />

www.jkp.de<br />

13.+14.11. Leipzig, Arena<br />

17.11. Köln, Lanxess-Arena<br />

18.11. Frankfurt, Festhalle<br />

21.11. Bremen, ÖVB-Arena<br />

23.+ 24.11. Düsseldorf,<br />

ISS Dome<br />

28.11. Hamburg, o2 World<br />

01.12. München, Olympiahalle<br />

02.12. Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

05.12. CH-Zürich, Hallenstadion<br />

08.12. Erfurt, Messehalle<br />

09.12. Chemnitz, Arena<br />

11.+12.12. Hannover, TUI-Arena<br />

14.12. Friedrichshafen,<br />

Rothaus-Halle<br />

15.12. Mannheim, SAP-Arena<br />

18.12. CH-Basel,<br />

St. Jakobshalle<br />

19.12. Nürnberg, Arena Nürnberger<br />

Versicherung<br />

21.+22.12. A-Graz, Stadthalle<br />

26.+27.12. Dortmund,<br />

Westfalenhalle 1<br />

29.+30.12. Berlin,<br />

Max-Schmeling-Halle<br />

WALTER TROUT<br />

www.jazzhausrecords.com<br />

18.10. A-Rankweil, Altes Kino<br />

19.10. CH-Aarburg,<br />

Moonwalker<br />

20.10. CH-Rubigen,<br />

Mühle Hunziken<br />

21.10. CH-Frauenfeld,<br />

Eisenwerk<br />

23.10. Gelsenkirchen, Kaue<br />

24.10. Hamburg,<br />

Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />

25.10. Berlin, Quasimodo<br />

27.10. Halle, Festival<br />

ULTRAVOX<br />

www.prknet.de<br />

14.10. Hamburg, Docks<br />

25.10. Berlin, Columbiahalle<br />

28.10. Mainz, Phoenixhalle<br />

27.10. Leipzig, Haus Auensee<br />

29.10. München, Kesselhaus<br />

01.11. CH-Zürich, Kaufl euten<br />

03.11. Memmingen, Stadthalle<br />

07.11. Köln, E-Werk<br />

08.11. Bielefeld,<br />

Ringlokschuppen<br />

MIDGE URE<br />

www.hypertension-music.de<br />

07.12. Oberhausen,<br />

Zentrum Altenberg<br />

08.12. Frankfurt, Das Bett<br />

09.12. Leverkusen, Scala<br />

11.12. Kiel, Kulturforum<br />

12.12. Braunschweig,<br />

Meiers <strong>Music</strong> Hall<br />

13.12. Bremen, Ki<strong>to</strong><br />

URIAH HEEP<br />

www.dmc-music.de<br />

09.12. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

10.12. Augsburg, Spectrum<br />

13.12. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

VINCENT ROCKS<br />

www.vincentrocks.de<br />

06.10. München, Interim<br />

19.10. Ansbach, Kammerspiele<br />

10.11. Filderstadt, FilHarmonie<br />

23.11. Besigheim, Alte Kelter<br />

14.12. Schwerin, Der Speicher<br />

15.12. Brakel, Stadthalle<br />

16.12. Twist, Heimathaus<br />

HANNES WADER<br />

www.scala-kuenstler.de<br />

30.09. Georgsmarienhütte,<br />

Kasino<br />

01.10. Emmerthal, Kulturhalle<br />

02.10. Bielefeld, Stadthalle<br />

03.10. Aachen, Audimax<br />

04.10. Dortmund, Konzerthaus<br />

05.10. Vluyn, Kulturhalle<br />

06.10. Neuenhaus,<br />

Schulzentrum<br />

07.10 Schortens, Bürgerhaus<br />

08.10. Oldenburg, Kulturetage<br />

09.10. Gladbeck, Stadthalle<br />

10.10. Schweinfurt, Stadthalle<br />

11.10. Buchen, Stadthalle<br />

10.11. Langenhagen,<br />

<strong>The</strong>atersaal<br />

11.11. Leipzig, <strong>The</strong>aterfabrik<br />

12.11. Dresden, <strong>The</strong>ater<br />

13.11. Plauen, Malzhaus<br />

14.11. Kirchheim, Stadthalle<br />

15.11 Augsburg, Park<strong>the</strong>ater<br />

16.11. Friedrichshafen,<br />

Graf-Zeppelin-Haus<br />

17.11. Mannheim, Capi<strong>to</strong>l<br />

18.11. Saarlouis,<br />

<strong>The</strong>ater am Ring<br />

19.11. Bonn, Brückenforum<br />

20.11. Fulda, Orangerie<br />

KIM WILDE<br />

www.<strong>to</strong>llwood.de<br />

06.10. Erlangen, E-Werk<br />

20.10. Regensburg, Audimax<br />

JOHNNY WINTER<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

01.11. Darmstadt,<br />

Centralstation<br />

02.11. Neuruppin, Kulturhaus<br />

03.11. Erfurt,<br />

Gewerkschaftshaus<br />

04.11. Riesa, Stadthalle Stern<br />

05.11. Bonn, Harmonie<br />

08.11. Losheim, Eisbahnhalle<br />

09.11. Lahnstein, Stadthalle<br />

10.11. Bad Rappenau,<br />

Mühltalhalle<br />

11.11. Pforzheim, Kulturhaus<br />

Osterfeld<br />

12.11. Gelsenkirchen,<br />

Musik<strong>the</strong>ater im Revier<br />

14.11. CH-Basel, Casino<br />

WISHBONE ASH,<br />

MARTIN TURNER'S<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

20.11. CH-Pratteln, Z7<br />

21.11. Metzingen, Hirsch<br />

22.11. Freising, Lindenkeller<br />

23.11. Habach, Village<br />

24.11. Ansbach, Kammerspiele<br />

26.11. Saarlouis,<br />

<strong>The</strong>ater am Ring<br />

27.11. Leverkusen, Scala<br />

29.11. Dortmund,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />

30.11. Hamburg,<br />

Down<strong>to</strong>wn Bluesclub


Fo<strong>to</strong>: © Jimmy Katz<br />

KREUZVERHÖR<br />

Robert<br />

Lamm<br />

Von Philipp Roser<br />

Karriere-<br />

Highlight?<br />

"<br />

1982 bis heute!"<br />

Der gebürtige New Yorker Robert Lamm<br />

(67) sang im Kirchenchor, startete 1962 <strong>The</strong><br />

Trondells und war schon 1967 Gründungsmitglied<br />

von Chicago (Transit Authority).<br />

Er gründete Mitte der 90er Jahre ein Trio<br />

mit Carl Wilson (Beach Boys) und Gerry<br />

Beckley (America). Das aktuelle LIVING<br />

PROOF ist sein zehntes Solo-Album, parallel<br />

gibt's ROBERT LAMM SONGS: THE<br />

JVE REMIXES, erstellt von John Van Eps.<br />

+ guest:<br />

Montag, 22. Ok<strong>to</strong>ber 2012, 20 Uhr<br />

Stuttgart, <strong>The</strong>aterhaus<br />

Sonntag, 11. November 2012, 19 Uhr<br />

Stuttgart, Porsche-Arena<br />

Tour 2012<br />

Mittwoch, 21. November 2012, 20 Uhr<br />

Filderstadt, FILharmonie<br />

DIE ANDEREN …<br />

Bester Sänger? Paul McCartney<br />

Beste Sängerin? Zosia, Aretha Franklin, Paula<br />

Morelenbaum<br />

Beste Band? Foo Fighters<br />

Beste(r) Songschreiber(in)? Cole Porter, Tom<br />

Jobim<br />

Unterschätzteste(r) Band/Solist?<br />

Robert Lamm<br />

Überschätzteste(r) Band/Solist? Bruce<br />

Springsteen<br />

Beste Single? "Tom's Diner" (Suzanne<br />

Vega – DNA-Remix)<br />

Bestes Album? AJA (Steely Dan)<br />

Bester Song? "Harvest Moon" (Neil Young)<br />

Deine Allstar-Band? Jeff Beck (g), Josh Freese<br />

(dr), Vic<strong>to</strong>r Wooten (b), Bruce Hornsby (p) und ich.<br />

... UND ICH<br />

Welche Cover-Version möchtest du mal<br />

aufnehmen? "Get On Up" (Curtis Mayfield)<br />

Welchen Song hättest du gern selbst<br />

geschrieben? "Wave/Chega De Saudade" (Carlos<br />

Jobim)<br />

Wer sollte einen Song über dich schreiben?<br />

Jazzanova<br />

Wie sollte der Song heißen? "Working Like A<br />

Dog To Stay One Step Ahead Of <strong>The</strong> Next Surprise"<br />

Was war das Highlight deiner Karriere? Aus<br />

meiner Sicht: 1982 bis heute!<br />

Dein Lebensmot<strong>to</strong>? Die Vergangenheit ist die<br />

Vergangenheit – was machst du heute?<br />

EINIGE W0RTE ZU ...<br />

Chicago: Toughe Band aus eine <strong>to</strong>ughen Stadt.<br />

Songwriting: Ist die ultimative Kommunikation.<br />

Grace Episcopal Church: Rettete meine<br />

Kindheit.<br />

Harry Chapin: Hat mir meine erste Freundin<br />

geklaut.<br />

<strong>The</strong> Trondells: Jeder Musiker muss irgendwo mal<br />

anfangen.<br />

Carl Wilson: Entzückend, lustig, engelsgleiche<br />

Stimme!<br />

Vorlesungen halten an der Stanford<br />

University: Da habe ich meine Zeit vergeudet.<br />

Solo-Arbeit: Besser als nahezu alles, was ich mit<br />

Chicago gemacht habe.<br />

THE JVE REMIXES: Eine Andeutung der unbegrenzten<br />

Möglichkeiten von Musik.<br />

Risikofreude: Ein Grund zu leben.<br />

Davia (Soulsängerin): Hat mit Produzent Kevin<br />

Deane exzellenten Sampling-Geschmack bewiesen,<br />

als sie meinen Song "I'm Yours" mit Samples von "A<br />

Lifetime" aufgenommen hat.<br />

Fender Rhodes: Inspirierendes Keyboard, immer<br />

voller Seele.<br />

"Colour My World" (Chicago-Song): Erzeugt<br />

keine Resonanz bei mir.<br />

Bossa Project / Electro Bossa: Zwei meiner<br />

erfüllendsten Projekte = Beats + Harmonie + Melodie<br />

Deutschland: Meine Lieblingsstädte sind Berlin<br />

und Münster (wegen der Skulptur-Projekte) und<br />

Hamburg.<br />

PLEASE, ANSWER<br />

THE S0NG …<br />

Why Do Fools Fall In Love?<br />

(FRANKIE LYMON, 1963)<br />

Weil es die Liebe ist, nach der wir alle suchen.<br />

Where Have All <strong>The</strong> Good Times Gone?<br />

(KINKS, 1965)<br />

Die guten Zeiten bleiben – wo bist du hingegangen?<br />

What Are You Doing Sunday? (DAWN, 1971)<br />

Ich habe einen Gig in Seattle.<br />

Who's Gonna Rock You? (THE NOLANS, 1980)<br />

Nur mein süßes Baby.<br />

Why Believe In You? (TEXAS, 1991)<br />

Weil ich echt bin.<br />

Samstag, 1. Dezember 2012, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Schleyer-Halle<br />

+ guest:<br />

+ guest:<br />

BEVERLY MCCLELLAN<br />

Sonntag, 24. Februar 2013, 19 Uhr<br />

Stuttgart, Porsche-Arena<br />

A TRIBUTE TO ABBA<br />

DIE GRÖSSTE ABBA-SHOW ALLER ZEITEN<br />

Donnerstag, 21. März 2013, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Liederhalle Beethoven-Saal<br />

ALAN PARSONS<br />

LIVE PROJECT<br />

Greatest Hits Tour 2013<br />

Vorverkauf an der Konzertkasse im Saturn Stuttgart, Königsbau-<br />

Passagen sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen und bei:<br />

<strong>Music</strong> Circus Concertbüro GmbH Kartentelefon 0711 22 11 05


BAND-ARCHIV HISTORY Blue Mink<br />

Sängerin Madeline Bell mit (v.l.)<br />

Herbie Flowers, Barry Morgan, Alan Parker,<br />

Roger Coulam, Roger Cook (mit Bart)<br />

Schmelztiegel<br />

Kaum jemand wusste damals, wie<br />

und wohin sich die Popmusik<br />

entwickeln könnte; nach einem<br />

unglaublichen Jahrzehnt mit Folk, Beat<br />

und Soul, mit Pop, Blues und Psychedelia;<br />

nach nur 120 Monaten, die an<br />

Kreativität, Abwechslung und geradezu<br />

revolutionären Umwälzungen vielleicht<br />

alles Kommende in den Schatten stellen<br />

und niederhalten würden (dass es<br />

anders kam – gut so!).<br />

Die Geschichte dieser ungewöhnlichen<br />

Patchwork-Crew begann Ende 1968<br />

in den Londoner Studios des Spitzen-<br />

Drummers Barry Morgan (*1944).<br />

Zu seinen Hausmusikern gehörte der<br />

Organist Roger Coulam (*1944), mit<br />

dem er – meist anonym – für diverse<br />

Labels preiswerte Cover-Ware („Hits<br />

Of <strong>The</strong> Day") herstellte. Irgendwann<br />

wollte das Duo mehr und konnte zwei<br />

weitere Studio-Asse für ein festes Projekt<br />

begeistern, die beiden vorsätzlich<br />

heimatlosen Mietmusiker Alan Parker<br />

(g; *1944) und Bassist Brian „Herbie"<br />

Flowers (*1938): Beide hatten bis dahin<br />

schon ungenannt für etliche Kollegen<br />

hingelangt (z.B. Melanie, Donovan,<br />

Scaffold, Helen Shapiro) und waren so<br />

u.a. an deren Chart-Erfolgen beteiligt<br />

gewesen.<br />

Einziger Knackpunkt: vier Hälse, keine<br />

Stimme, keine Songs! Man griff<br />

sich zunächst eine Soulröhre aus<br />

Newark, New Jersey, die 1962 nach<br />

einer UK-<strong>Music</strong>al<strong>to</strong>ur in England<br />

geblieben war und deren Auftragsbücher<br />

als Sessionsängerin seitdem<br />

platzten: Madeline Bell (*1942). Zusätzlich<br />

grub Coulam den (singenden)<br />

Komponisten Roger Greenaway an:<br />

Der lehnte zwar<br />

ab, empfahl aber<br />

seinen<br />

Partner<br />

Roger Cook<br />

(*1940), mit dem<br />

er als David &<br />

Jonathan<br />

u.a.<br />

"Lovers Of <strong>The</strong> World Unite" in die<br />

Charts bugsiert hatte. Roger II nickte,<br />

die Arbeit als Blue Mink erhielt ein<br />

Fundament und konnte beginnen.<br />

Nächste Frage: cool-gewiefte Sessioncracks<br />

+ Soulröhre + Popspezialist –<br />

und das sollte passen?! Es passte, und<br />

( ), p g<br />

Katzenfarbe? Nerz? Ja, auch. In dieser Wortkombi jedoch<br />

geht der Zuschlag an eine Band, die manchmal fast vergessen<br />

scheint – trotz (oder wegen?) ihrer drei UK-Hits. Denn Blue<br />

Mink starteten am eher unsicheren Übergang von den <strong>60s</strong> zu<br />

den 70s. Was würde bleiben, was kommen? Welche Trends, Moden,<br />

Tendenzen?<br />

wie: Denn was drinsteckte, kam auch<br />

wieder heraus, nicht als Neben-, sondern<br />

als luftdichtes, hochkarätiges Miteinander<br />

von erfahrenen Profis. Gleich<br />

die drei ersten Singles, "Melting Pot"<br />

(#3), "Good Morning, Freedom" (#10)<br />

und "Our World" (#17, alle Philips) trafen<br />

1969/70 voll. Auf den LPs BLUE<br />

MINK und OUR WORLD nahmen sich<br />

die Vollblutmusiker das Recht, auch<br />

funkig-rhythmische Tracks zu integrieren,<br />

die das Können der vier Instrumentalisten<br />

in den Fokus rückten,<br />

dabei auf Gesang verzichteten ("Silk<br />

What", "Gidda Wadda Wobble", "Over<br />

<strong>The</strong> Top" und andere). Und auch das<br />

funktionierte. Ein viel nachhaltigeres<br />

Problem: Das Quartett wurde weiterhin<br />

unablässig angefragt, konnte und<br />

mochte sich den Offerten nicht entziehen.<br />

Parker, Flowers, Coulam und<br />

Morgan spielten u.a. parallel (!) als bzw.<br />

für Rumplestiltskin, Hungry Wolf, Ugly<br />

Custard, CCS und halfen auf diversen<br />

LPs von Kollegen aus. Trotzdem gelangen<br />

1971/72 erneute Blue-Mink-Hits<br />

mit "Banner Man" (#3) und "Stay With<br />

Me" (#11; beide auf Regal Zonophone)<br />

– weiterhin auf hohem Niveau.<br />

Dann jedoch wurden es zu viele Aktivitäten,<br />

es gab Personal- und Labelwechsel;<br />

Ray Cooper (perc) und Ann<br />

Odell (Piano) stießen zum Team, das<br />

1973 für EMI noch "By <strong>The</strong> Devil (I<br />

Was Tempted)" und "Randy" (#26/#9)<br />

in die Charts brachte. Doch die bis dahin<br />

fast makellose Qualität schwand,<br />

nach einer US-Tour war im Herbst<br />

1974 in Los Angeles endgültig Schluss.<br />

Die 1976 runderneuerten Blue Mink –<br />

u.a. mit Mike Moran – und ihre drei<br />

Singles auf Target blieben ein fader<br />

Aufguss, der nicht mehr interessierte.<br />

Knapp 20 Singles<br />

und sechs<br />

Original-LPs<br />

hat diese ungewöhnlich<br />

konzeptionierte<br />

Band hinterlassen<br />

– alles auf den ersten beiden<br />

Labels Erschienene klingt noch heute<br />

völlig zeitlos. Das Sextett hätte<br />

mit der ausgefeilten Pop-Soul-Funkmixtur<br />

zwischen alle Stühle fallen<br />

können, aber das Gegenteil geschah –<br />

und vielleicht war es doch genau der<br />

richtige Zeitpunkt für dieses mutige<br />

Experiment ins Blaue hinein; denn die<br />

Durchhänger bei Blue Mink setzten<br />

just dann ein, als sich mit Glam und<br />

Progressive Rock ab 1972/73 wieder<br />

fassbarere Strömungen im UK (und<br />

anderswo) abzeichneten.<br />

Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Seite 110 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Die " Adler" und ihr Meilenstein<br />

EAGLES • EAGLES • (10/37:28; 1972)<br />

1952: Chart-Premiere im UK<br />

Im November vor 60 Jahren rief der englische Journalist Percy Dickins rund<br />

20 Londoner Schallplattenläden an und fragte nach den dort bestverkauften<br />

Scheiben. Seine simpel addierte Liste erschien am<br />

14.11.1952 erstmals im „New <strong>Music</strong>al Express" (NME).<br />

Schon ab dem 20.7.1940 hatten die Amerikaner vergleichbare<br />

Aufstellungen im Magazin „Billboard" abgedruckt<br />

– damals allerdings noch ermittelt nach den besten Umsätzen<br />

bei Notenheften! Dickins' erste Top 12 enthielt 15<br />

Positionen, da die Plätze 7, 8 und 11 sich wegen identischer<br />

Zahlen als doppelt besetzt erwiesen. Spitzenreiter<br />

der Chart-Premiere war Al Martino mit "Here In My<br />

Heart", gefolgt von Jo Staffords "You Belong To Me" und<br />

Nat „King" Cole mit "Somewhere Along <strong>The</strong> Way" – sämtlich<br />

Gäste aus den USA. Unter den insgesamt 15 geführten Künstlern (nur So-<br />

Vera Lynn<br />

listen, keine Bands) waren lediglich drei Briten: Max Bygraves, Ray Martin und<br />

die ehemalige Army-Unterhalterin Vera Lynn, die sich mit "Forget Me Not", "<strong>The</strong><br />

Wahrscheinlich war es Absicht – um den vermufften US-Zensoren gar nicht<br />

erst eine Handhabe zu bieten. Und/oder es passierte, um über den<br />

Bandnamen au<strong>to</strong>matisch ein paar Aufmerksamkeitspunkte abzugrei-<br />

fen. Bob<br />

Seger, gerade mal 16, war 1961 mit <strong>The</strong><br />

Decibels in seiner Heimatstadt Detroit in die<br />

Szene eingefallen, arbeitete danach mit<br />

den Town Criers und Doug Brown & <strong>The</strong><br />

Omens; alles ganz okay, aber es knallte<br />

noch nicht. Als dann die British Invasion<br />

über den Kontinent fegte, sattelte Bob<br />

Seger auf krachenden Garagen-Rock<br />

um. Mit Carl Lagassa (g), Don Honaker<br />

(b) und Pep Perrine (dr) formierte der Sänger<br />

eine neue Band: <strong>The</strong> Last Heard, das klang ein<br />

wenig umständlich, war ja aber schließlich gar nicht gemeint, sondern <strong>The</strong> Last<br />

Turd – etwas, das die verlogenen Kontrollapostel aber nie hätten durchgehen<br />

HISTORY<br />

<strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 111<br />

ROCK-CLASSICS<br />

Paradox? Eine Band, bei der kein Musiker aus Kalifornien kam, schuf den<br />

Pro<strong>to</strong>typen des Country-Rock von der Westküste – und kreierte einen eigenen<br />

Sound, den sie bis 1976 und der LP HOTEL CALIFORNIA zur Perfektion vorantrieb.<br />

Schon das Debüt präsentierte eine Gruppe routinierter Musiker<br />

aus der Band von<br />

Linda Ronstadt, die<br />

sie zuvor live und im<br />

Studio begleitet hatten.<br />

Das Quartett mit<br />

Schlagzeuger und<br />

Sänger Don Henley,<br />

Gitarrist und Sänger<br />

Glenn Frey, Gitarrist<br />

Bernie Leadon und<br />

Bassist Randy Meisner<br />

bewies, wie gut<br />

sie alle als Sänger<br />

und Songschreiber<br />

waren – mehr noch: Sie avancierten<br />

zur Speerspitze einer<br />

ganzen Generation von Musikern, die in den 70ern Ruhm und Reichtum<br />

ernteten. Der Eagles-Erstling überzeugte vor allem mit der Mischung aus fantastischen<br />

Songs, glänzenden Vokalharmonien und der exquisiten Produktion<br />

von Glyn Johns; weil er an den Reglern saß, fuhren die Musiker nach London,<br />

um ihren Erstling dort aufzunehmen. Johns attestierte den Eagles eine Topleistung<br />

und verwies zugleich<br />

auf das immense Potenzial<br />

in der Band. Mit "Take It<br />

Easy", "Witchy Woman"<br />

und "Peaceful Easy Feeling"<br />

warf die LP drei Hits<br />

ab, und sie wurde schnell<br />

mit Gold ausgezeichnet.<br />

Spätestens jetzt dürften<br />

die Eagles selbst erkannt<br />

haben, was ihnen möglich<br />

war. In den folgenden Jahren<br />

steigerte sich ihr Erfolg<br />

immer mehr, sie wurden zu<br />

einer der größten Formationen<br />

der Rockmusik. Ohne das überragende Debüt jedoch, das sehr geschickt<br />

die Balance zwischen Westcoast-Sound, Rock und Country hielt, wäre diese<br />

Entwicklung kaum möglich gewesen. Die Albumpremiere der Eagles bleibt ein<br />

Meilenstein der Rockmusik aus den 70ern.<br />

mr<br />

Gesuchtes nach (Bank-)Noten<br />

Bob Seger And <strong>The</strong> Last Heard: Persecution Smith (Hideout 1014); 1966<br />

Bob Seger, ca. 1966<br />

DATENBANK<br />

Homing Waltz" und "Auf Wiederseh'n Swee<strong>the</strong>art" verewigen konnte. Ab 1954<br />

erweiterte der NME seine Abfrage dann auf die Top 20, und andere UK-Magazine<br />

zogen mit eigenen Listen nach, zum Beispiel der „Record<br />

Mirror" ab dem 22.1.1955 und der „Melody<br />

Maker" ab dem 7.4.1956. Charts für Langspielplatten<br />

folgten im Juli 1956, solche für Vier-<br />

Titel-EPs im März 1960. Um all diesen individuell<br />

und separat ermittelten Hitlisten einen<br />

offizielleren Anstrich zu geben, beauftragten<br />

die staatliche BBC und das von Plattenfirmen<br />

finanziell unabhängige Branchenblatt „Record<br />

Retailer" (gegründet von Roy Parker im August<br />

1959) das British Market Research Bureau (BMRB),<br />

verbindliche, wöchentliche Verkaufszahlen aus 250 landesweit<br />

verstreuten Plattenläden einzuholen. Diese Resultate wurden erstmals<br />

am 15.2.1969 publiziert.<br />

bm<br />

RAR & TEUER<br />

lassen: „der letzte Scheißhaufen". Und so klangen sie auch nicht, was dem Quartett<br />

einen Vertrag beim kleinen lokalen Hideout-Label bescherte: In den<br />

Handel gelangten die exzellent-gesägte "East Side S<strong>to</strong>ry" (in England<br />

auf Decca bestens gecovert von St. Louis Union), der Weihnachts-Brecher<br />

"Sock It To Me, Santa" und zum Jahreswechsel 1966/67 "Persecution<br />

Smith": In Zeiten, da Garagen-Shouter gern den Pseudo-Jagger<br />

gaben oder – wie hier – quetschend „auf Dylan machten", avancierte<br />

die Temponummer mit Kreischgitarre zu einer der gelungensten Bob-<br />

Klauereien der Vinylgeschichte (die Vorlage "Tombs<strong>to</strong>ne Blues" war<br />

nur einige Noten entfernt)! Segers offenkundige Abneigung gegenüber<br />

seinen Frühwerken erfordert einige Suchbemühungen – doch auf<br />

einem kursierenden Digi-CD-Bootleg seines Albums BACK IN '72 ist<br />

der herrlich hingehauene Titel als Bonus-Track zu finden. Nie wieder<br />

war die Detroit-Legende so klirrend, rüde und angeschmuddelt wie auf<br />

seinen frühen Singles aus den späte(re)n 60er Jahren. Circa ein Fuffi muss für eine<br />

<strong>to</strong>p erhaltene Original-45er hingeblättert werden.<br />

bm


SPURENSUCHE<br />

HISTORY<br />

John P. Hammond Jr.<br />

Er gehörte zur Speerspitze der Blues-Reanimation<br />

der Frühsechziger in den USA: Junge Weiße erinnerten<br />

(sich wieder) daran, welch großen Anteil die<br />

schwarzen Altmeister an der Entwicklung der Popularmusik<br />

hatten – und ließen die Vorväter aufleben.<br />

Das amerikanische Folkrevival stützte diese Aktivitäten<br />

zusätzlich. Mittendrin: John P. Hammond Jr.<br />

aus New York City.<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Traditionspfleger<br />

Vorgriff: Fans des Sängers,<br />

Harmonikaspielers und<br />

kreativen Gitarristen kollabierten<br />

fast, als sie 2003 dessen LP<br />

Nr. 31 (READY FOR LOVE) in Händen<br />

hielten: Er hatte es tatsächlich getan<br />

– nach weit über 300 veröffentlichten<br />

Cover-Versionen zierte erstmals (!) der<br />

Komponistenvermerk „Hammond" einen<br />

der von ihm angebotenen Songs,<br />

"Slick Crown Vic". Nie zuvor hatten<br />

ihn Eigenbauten interessiert, auch<br />

nicht der damit verbundene finanzielle<br />

Vorteil. Hammond, geboren am<br />

13.11.1942, war es seit seinem Albumdebüt<br />

1963 stets darum gegangen, das<br />

Genre Blues mit all seinen Spielarten<br />

zu propagieren. Und die, so äußerte er<br />

einmal, hätten andere längst in unzähligen<br />

guten und charakteristischen Titeln<br />

aufgezeigt. Als solchen empfand er<br />

zum Beispiel das selten gecoverte "<strong>The</strong><br />

Spider And <strong>The</strong> Fly" (Jagger/Richards),<br />

das er ebenfalls auf READY FOR LOVE<br />

unterbrachte.<br />

Schon als (Privat-)Schüler und auf dem<br />

College in Ohio saugte Hammond,<br />

Sohn des Dylan-Förderers und Produzenten<br />

John Hammond, den akustischen<br />

Folk-Blues von Son House,<br />

Charley Pat<strong>to</strong>n, Jimmy Reed und anderen<br />

auf. Ab 1961 gehörte er bereits<br />

zum Stammpersonal der einschlägigen<br />

Coffee Houses in New York und erhielt<br />

einen Vertrag beim Vanguard-Label.<br />

Vier Alben erschienen zwischen 1963<br />

und 1965, zwei davon mit Bandbegleitung:<br />

Wie bei Bob Dylan waren Fans<br />

und Plattenfirma anfangs nicht angetan<br />

vom Griff des Künstlers zur elektrischen<br />

Gitarre. Doch auch die New Yorker<br />

Szene wandelte sich, in Hammonds<br />

E-Band spielte 1966 im Café Au Go-Go<br />

u.a. ein Jimmy James – wenig später in<br />

Europa bekannt als Jimi Hendrix.<br />

Hammond blieb zweigleisig aktiv. Auf<br />

Tourneen favorisierte er Solo-Auftritte,<br />

ging es ins Studio, verschaffte<br />

ihm sein ausnehmend guter Ruf die<br />

Assistenz renommierter Musiker oder<br />

solcher, die auf dem Sprung zu Größerem<br />

waren. Vielfach arbeitete er mit<br />

Robbie Robertson, Levon Helm, Garth<br />

Hudson und Rick Danko von <strong>The</strong><br />

Band zusammen, die er schließlich<br />

auch in Kontakt<br />

mit Bob Dylan<br />

brachte. Häufiger<br />

Wegbegleiter<br />

war Harmonika-<br />

Meister Charlie<br />

Musselwhite, auf<br />

I CAN TELL (1967)<br />

spielte Rolling<br />

S<strong>to</strong>ne Bill Wyman<br />

den Bass, für<br />

SOUTHERN FRIED<br />

(1969) erschienen<br />

die Muscle-Shoals-Cracks<br />

Eddie Hin<strong>to</strong>n, David Hood<br />

& Co. mit Duane Allman im Schlepptau.<br />

1970 komponierte und spielte<br />

Hammond die Musik zum Dustin-<br />

Hoffman-Kultfilm „Little Big Man"<br />

(VÖ: 1971); zwei Jahre später fusionierte<br />

er mit Gitarrist Mike Bloomfield<br />

und Dr. John für das Album TRIUM-<br />

VIRATE, 1979 erschien HOT TRACKS,<br />

umgesetzt mit der angesehenen<br />

Bluesband <strong>The</strong> Nighthawks.<br />

Auch wenn es während<br />

der Achtziger<br />

eher ruhig um ihn<br />

wurde – Hammond<br />

<strong>to</strong>urte unablässig,<br />

sieben weitere Alben<br />

kamen in den Handel.<br />

1992, inzwischen<br />

unter Vertrag beim<br />

Label Point Blank,<br />

spielte er mit GOT<br />

LOVE IF YOU WANT<br />

IT eine seiner populärsten LPs ein, im<br />

Team u.a. John Lee Hooker, Spooner<br />

Oldham und J.J. Cale, der auch<br />

produzierte. Ein weiteres Highlight<br />

im großen Hammond-Katalog ist WI-<br />

CKED GRIN von 2001: Neben einem<br />

Traditional enthält die CD zwölf Kompositionen<br />

von Tom Waits, im kleinen<br />

Team u.a. Orgellegende Augie Meyers<br />

(Ex-Sir Douglas Quintet) und Bassist<br />

Larry Taylor. Nach READY FOR LOVE<br />

(s.o.) erschienen wieder rein akustische<br />

Alben, AT THE CROSSROADS – THE<br />

BLUES OF ROBERT JOHNSON (2003),<br />

IN YOUR ARMS AGAIN (2005), PUSH<br />

COMES TO SHOVE (2007) und ROUGH<br />

AND TOUGH (jetzt auf Chesky Records),<br />

für das er 2010 eine seiner vielen<br />

Grammy-Nominierungen erhielt.<br />

John P(aul) Hammond, seit 1983 in<br />

zweiter Ehe mit Maria verheiratet, lebt<br />

in New Jersey. Von dort startet er weiterhin<br />

seine Tourneen als Solist – u.a.<br />

in Europa, wo ihm sein guter Name jedoch<br />

auch nach fast 50 Jahren nicht zu<br />

verdient-gesteigerter Popularität verholfen<br />

hat. Am 4.5.2011, längst überfällig,<br />

wurde der unermüdliche Traditionspfleger<br />

endlich in die amerikanische Blues<br />

Hall Of Fame aufgenommen.<br />

Seite 112 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


© Pressefo<strong>to</strong><br />

... zuguterletzt Impressum<br />

THE FIXX MATCHBOX 20 ALVIN LEE<br />

Wieder öfter<br />

in Europa<br />

30-jähriges Bestehen feiern die einstigen<br />

UK-New-Waver <strong>The</strong> Fixx. Cy Curnin (voc),<br />

Adam Woods (dr), Rupert Greenall (keys),<br />

Jamie Oram-West (g) sind seit den Anfangstagen<br />

dabei – dazu Langzeitbassist Dan K.<br />

Brown. <strong>GoodTimes</strong> fragte bei Curnin nach.<br />

Nach Live-Gigs ohne Ende mit BEAUTIFUL<br />

FRICTION endlich ein neues Album ...<br />

Wir standen ja nicht unter Druck. Es soll<br />

eine wertvolle Ergänzung unseres Gesamtwerks<br />

sein.<br />

Hattet ihr zu Beginn der<br />

Aufnahmen ein Konzept,<br />

eine Vision?<br />

Weder noch – es sollte nur<br />

eine ehrliche Reflektion dessen<br />

sein, wo wir stehen und wer wir heute<br />

sind.<br />

Wie habt ihr gearbeitet?<br />

Ich kam aus Frankreich, wo ich lebe, nach<br />

London ins Studio unseres Produzenten<br />

Nick Jackson. Dort haben wir komponiert.<br />

Wir trafen uns jeden Monat fünf Tage am<br />

Stück, um zu schreiben.<br />

Wie schwierig war es, den Geist der 80er<br />

Jahre in die Gegenwart zu übertragen?<br />

Gar nicht, denn wir sind eine sozialpolitische<br />

Band mit philosophischem Hintergrund.<br />

Unser Alltagsleben liefert die <strong>The</strong>men, und<br />

hoffentlich sind wir alle ein bisschen gereift.<br />

Früher wollten wir mal die Welt verbessern<br />

– heute wissen wir, dass man nur an seiner<br />

eigenen kleinen Welt arbeiten kann, um<br />

Veränderungen zu erreichen.<br />

Der Kontrast zwischen Jamies Gitarre<br />

und Ruperts Tasten ist wichtig für den<br />

Sound ...<br />

Die Klangmischung, die beide kreieren, ist<br />

wie ein weiter Nachthimmel: immens, aber<br />

nicht zu kompliziert. Sie ermöglicht, dass<br />

die Gesangsmelodien wie ein Hauch in der<br />

Luft liegen.<br />

Was ist für die Langlebigkeit der Band<br />

verantwortlich?<br />

Tiefe Liebe und Respekt zwischen uns allen.<br />

Wir sind bereit, vieles in unseren Leben zu<br />

opfern, damit die Band und unsere Musik<br />

weiterkommen.<br />

Ihr wart vor allem in Amerika unterwegs,<br />

habt Europa fast ein wenig vernachlässigt<br />

...<br />

Wir wollen künftig deutlich mehr in Europa<br />

spielen, um unsere Fanbasis wieder aufzubauen.<br />

Unglücklicherweise verdienten wir in<br />

den USA mit unseren Shows so viel, dass wir<br />

es damit rechtfertigen konnten (lacht). pro<br />

Fo<strong>to</strong>: © Randal Slavin<br />

Ideen für<br />

drei Alben<br />

Seit 1995 sind Matchbox 20 im Grenzbereich<br />

zwischen Rock und Pop unterwegs,<br />

und NORTH ist in diesen 17 Jahren gerade<br />

mal das vierte Album des Quartetts aus<br />

Florida, das viermal (erfolglos) für einen<br />

Grammy nominiert war. <strong>GoodTimes</strong> fragte<br />

bei Sänger/Keyboarder Rob Thomas nach,<br />

warum es fünf Jahre lang gedauert hat, bis<br />

es eine neue Platte gab.<br />

Rob, NORTH war offenbar<br />

eine schwere Geburt?<br />

Würde ich so nicht sagen.<br />

Es ist richtig, dass es ein<br />

langer Entstehungsprozess<br />

war. Wir hatten keine Deadline, deswegen<br />

haben wir uns die Zeit genommen, die wir<br />

für notwendig hielten.<br />

Wie lief dieser Prozess?<br />

Wir waren eine Woche in New York und haben<br />

Ideen gesammelt, ebenso je eine Woche<br />

in Los Angeles und Nashville. Wir hatten<br />

dann 60 Ideen für Songs und arbeiteten in<br />

Nashville weiter daran. Am Ende hatten wir<br />

so viel Material, dass wir locker drei Platten<br />

daraus hätten machen können. Es waren genug<br />

Songs für eine komplette Countryplatte,<br />

für eine Popscheibe oder ein Rockalbum.<br />

Wie ging es dann weiter?<br />

Wir haben uns drei Schlüsselsongs ausgesucht,<br />

die allen in der Band gefielen und die<br />

Basis für den Rest bildeten. Das entscheidende<br />

Kriterium war, dass die Songs alle<br />

zueinander passten – ob sie mir persönlich<br />

gefielen oder nicht. Manche meiner eigenen<br />

Favoriten blieben auf der Strecke, weil sie<br />

einfach nicht ins Gesamtbild passten. Wobei<br />

die Kriterien, was zusammenpasst oder<br />

nicht, rein subjektiv sind und sich wohl nur<br />

uns erschließen.<br />

Was waren denn diese drei Schlüsselsongs?<br />

"Overjoyed” sagte uns allen sehr zu, desgleichen<br />

musste ”Parade“ unbedingt drauf,<br />

und dann noch "She's So Mean”. Bei den<br />

ersten Sessions hatten wir ein paar akustische<br />

Laidback-Nummern geschrieben, die<br />

eher aus der Singer/Songwriter-Zone kamen<br />

– da wollten wir anfangs hin, kamen aber<br />

irgendwann doch zum Schluss, dass wir ein<br />

lauteres Album machen wollten.<br />

"I Will" geht auf der CD wohl am ehesten<br />

noch ein bisschen in diese akustische<br />

Richtung?<br />

Richtig, das ist eine der wenigen Nummern,<br />

die aus dieser frühen Phase des Songwritings<br />

übriggeblieben sind. pro<br />

Keine Lust<br />

auf Speedfinger<br />

Alvin Lee, einst mit Ten Years After einer der<br />

Woods<strong>to</strong>ck-Helden, hat sich zunehmend<br />

rarer gemacht. Er ist nur noch selten live zu<br />

erleben, und auch der Output des 67-Jährigen<br />

an Alben hat sich reduziert. Immerhin<br />

liegen zwischen SAGUITAR und seinem<br />

neuen Werk STILL ON THE ROAD TO FREE-<br />

DOM nur" fünf Jahre.<br />

"<br />

Alvin, du bist 1973 und dem Abschied von<br />

Ten Years After deiner eigenen Straße der<br />

Freiheit gefolgt und hast im gleichen Jahr<br />

ROAD TO FREEDOM mit Mylon LeFevre<br />

aufgenommen – ist das neue Album eine<br />

Fortsetzung?<br />

Eher nicht. Die Verbindung besteht eigentlich<br />

nur in der Referenz des Titelsongs. Natürlich<br />

suche ich immer nach Freiheit. Wobei<br />

Freiheit ein relativer Begriff<br />

ist, sich immer auf die<br />

Situation bezieht, in der<br />

man sich gerade befindet.<br />

Ich stellte irgendwann fest,<br />

dass ich mich von Dingen<br />

freimachen muss, die mich runterziehen. ih Wir<br />

waren sechs Monate in den USA auf Tour,<br />

und ich habe mich schlicht gelangweilt. Das<br />

ist das Schlimmste, was einem Rock'n'Roller<br />

passieren kann.<br />

Spielst du deswegen auch nur noch wenig<br />

live?<br />

Ja. Es ist ja nicht so, dass ich nicht mehr<br />

gerne live spiele, aber ich hasse das ganze<br />

Drumherum beim Touren.<br />

In den Liner-Notes erzählst du, dass du seit<br />

SAGUITAR 33 Songs geschrieben hattest ...<br />

Richtig. Ich schreibe ständig Songs, das ist<br />

mein Hobby und meine Leidenschaft zugleich.<br />

Ich spiele jeden Tag Gitarre, und<br />

dabei entstehen oft Ideen für Songs. Ich<br />

habe in meinem Studio Mikrofone getestet,<br />

dazu auf meiner Martin-Gitarre geklimpert,<br />

und plötzlich war “Song Of <strong>The</strong> Red Rock<br />

Mountain” da. Ich habe mich selbst gefragt,<br />

woher der plötzlich auftauchte.<br />

Du hast auf dem neuen Album viel Akustikgitarre<br />

gespielt ...<br />

Mehr denn je! Mir kommt es heute mehr<br />

auf Sensibilität im Spiel an, ich stehe nicht<br />

mehr auf Speedfinger und Feedbackorgien<br />

– ich habe den Eindruck, dass heutzutage<br />

jeder Gitarrist auf der Welt schneller spielt<br />

als ich. Außerdem habe ich festgestellt,<br />

dass rockige Riffs, die ich ja auch noch<br />

spiele, besser zur Geltung kommen, wenn<br />

sie von einem bluesigen oder einem melodiösen<br />

Riff getragen werden. pro<br />

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Seite 114 ■ <strong>GoodTimes</strong> 5/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


<strong>The</strong> Best Of Bill Wyman’s<br />

Rhythm Kings Vol. 1<br />

REP 5148 Slip case<br />

COMING SOON:<br />

THE BRAND NEW COMPILATION ALBUM<br />

<strong>The</strong> Best Of Bill Wyman’s<br />

Rhythm Kings Vol 2.<br />

REP 5278 Digipak<br />

Also available:<br />

<strong>The</strong> Best Of Bill Wyman’s<br />

Rhythm Kings Vol. 1<br />

REP 5148 Slip case<br />

Live Communication<br />

REP 5170 Digipak<br />

Just for A Thrill<br />

REP 5246 Digipak<br />

Struttin’ Our Stuff<br />

REP 5171<br />

Live<br />

REP 5247 Digipak<br />

Anyway <strong>The</strong> Wind Blows<br />

REP 5172<br />

Groovin’<br />

REP 5173<br />

Double Bill<br />

REP 5174<br />

BILL WYMAN’S RHYTHM KINGS are back on <strong>to</strong>ur for 2012!<br />

<strong>The</strong> Rhythm Kings will be <strong>to</strong>uring <strong>the</strong> Ne<strong>the</strong>rlands, Germany and<br />

Switzerland in September and Oc<strong>to</strong>ber 2012, playing in cities including<br />

Hamburg, Berlin, Arnhem and Zurich.<br />

Full details of <strong>the</strong> <strong>to</strong>ur dates are below, including box office numbers for<br />

purchasing tickets. More <strong>to</strong>ur details will follow in what promises <strong>to</strong> be a<br />

fantastic autumn of music with Bill Wyman’s Rhythm Kings back on <strong>the</strong><br />

road!<br />

26th September 2012<br />

City: Bergen op Zoom (NL)<br />

Venue: Stadsschouwburg<br />

De Maagd<br />

Time: 8pm<br />

www.demaagd.nl<br />

Box Office: 0164-280555<br />

27th September 2012<br />

City: Heerlen (NL)<br />

Venue: <strong>The</strong>ater Heerlen<br />

Time: 8pm<br />

www.parkstadlimburg<strong>the</strong>aters.nl<br />

Box Office: 045-571 66 07<br />

28th September 2012<br />

City: Hengelo (NL)<br />

Venue: Rabo<strong>the</strong>ater Hengelo<br />

Time: 8pm<br />

www.rabo<strong>the</strong>ater.nl<br />

Box Office: 074-2556789<br />

29th September 2012<br />

City: Hamburg (D)<br />

Venue: Fabrik<br />

Time: 9pm<br />

www.fabrik.de<br />

Box Office: 040-391070<br />

30th September 2012<br />

City: Berlin (D)<br />

Venue: Columbiahalle<br />

Time: 8pm<br />

www.c-halle.com<br />

Box Office: 01805-570070<br />

1st Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />

City: Braunschweig (D)<br />

Venue: Stadthalle<br />

Time: 8pm<br />

www.paulis.de<br />

Box Office: 0531-346372<br />

3rd Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />

City: Arnhem (NL)<br />

Venue: Luxor Live<br />

www.luxorlive.nl<br />

4th Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />

City: Helmond (NL)<br />

Venue: Lakei<br />

Doors: 20.00 – start 20.30 (TBC)<br />

www.lakeihelmond.nl<br />

5th Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />

City: Apeldoorn (NL)<br />

Venue: Gigant<br />

www.gigant.nl<br />

Box Office: 055-521 63 46<br />

6th Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />

City: Drachten (NL)<br />

Venue: Iduna<br />

Time: 8.30pm - when sold out:<br />

extra show in <strong>the</strong> afternoon<br />

www.iduna.nu<br />

8th Oc<strong>to</strong>ber 2012 - TBC<br />

9th Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />

City: Purmerend (NL)<br />

Venue: P3<br />

Time: 8:30pm<br />

www.p3purmerend.nl<br />

10th Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />

City: Düsseldorf (D)<br />

Venue: Savoy <strong>The</strong>ater<br />

Time: 8pm<br />

www.savoy-<strong>the</strong>ater.de<br />

Box Office: 01805-570070<br />

12th Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />

(no Georgie Fame)<br />

City: Mannheim (D)<br />

Venue: Alte Feuerwache<br />

www.altefeuerwache.com<br />

14th Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />

City: München (D)<br />

Venue: Circus Krone-Bau<br />

Time: 8pm<br />

www.mpfconcerts.com<br />

Box Office: 08450-3002022<br />

15th Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />

City: Zürich (CH)<br />

Venue: Neues <strong>The</strong>ater<br />

Spirgarten<br />

Time: 7:30pm<br />

www.<strong>to</strong>pact.ch<br />

Box Office: 0900 800 800<br />

16th Oc<strong>to</strong>ber 2012<br />

City: Aarberg (CH)<br />

Venue: Hotel-Restaurant Krone<br />

Time: 8pm<br />

www.krone-aarberg.ch<br />

Box Office: 032 391 99 66<br />

www.reper<strong>to</strong>irerecords.com

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