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Paul Rodgers • Roy Buchanan • Peter Maffay • Star-Club • Knopfler/Dylan • Simple Minds • Love Affair<br />
D: 6,50 • Schweiz CHF 12,00 • A • L • NL • I • B: 7,00 • Nr. 1/2012 • Februar/März • www.goodtimes-magazin.de<br />
Rolling S<strong>to</strong>nes<br />
Paukenschlag<br />
mit Mädels<br />
Beatles<br />
Noch mehr Comics<br />
der Fab Four<br />
City<br />
Tabu-Brecher<br />
und Millionen Fans<br />
Eloy<br />
Frank Bornemann:<br />
zurück in der Spur<br />
Die Toten Hosen<br />
Postraub, Rosen<br />
und die Fußball-WM<br />
Songwriter-<br />
Ersatz-<br />
Spieler<br />
Quiz!<br />
Unbekannte Musiker<br />
in populären Bands<br />
Indianer in<br />
der Rockmusik<br />
Jean-Jacques Kravetz • Bernd Witthüser • (Young) Rascals • Supercharge • Darlene Love • Rusty Anderson
INHALT<br />
Ausgabe 116 · Februar/März 2012<br />
10 <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong><br />
IV – Der Platin Meilenstein<br />
14 50 Jahre Star-Club<br />
Gigantenauftrieb an der Elbe<br />
16 Beatles<br />
Die Fab Four in Comic & Zeichentrick – Teil 2<br />
19 Eloy<br />
Zurück in der Spur<br />
20 Indianer in der Rockmusik<br />
Klagelied & Kampfansage<br />
23 Bernd Witthüser<br />
Jesus, Motten und reichlich Trips<br />
24 Christmas-Rock-Festival<br />
Weihnachts-Rock, Handelsklasse A!<br />
26 Komponisten-Quiz<br />
Songs von Maskierten: Wer hat's geschrieben?<br />
28 Roy Buchanan<br />
Früher Meister<br />
29 Rolling S<strong>to</strong>nes<br />
Paukenschlag mit Mädels<br />
64 <strong>GoodTimes</strong>-Tipp<br />
Bellowhead – Dakota Suite<br />
66 The Show Must Go On<br />
Falsche" Nasen<br />
"<br />
68 Memphis Gold<br />
Blues-Porträt No. 33<br />
69 Steve Ellis<br />
Ein Shouter blickt nach vorn<br />
70 Geburtstage<br />
Paul Jones – Carole King – Don Everly<br />
71 Christian Simon<br />
Wiedersehen mit Lionel<br />
72 <strong>GoodTimes</strong>-Newcomer<br />
Norb Payr – Der Tiefe Raum – Veronica Falls – <strong>Led</strong>foot<br />
74 Live<br />
Mark Knopfler / Bob Dylan – Aida Night Of The Proms<br />
75 Rusty Anderson<br />
Vom Klinkenputzer zu McCartney<br />
78 Peter Maffay<br />
Eine Frage der Zeit<br />
79 Die Toten Hosen<br />
Posträuber Biggs & DDR per Fahrrad<br />
80 Cover-Versionen<br />
Folge 8<br />
82 Darlene Love<br />
Soul-Porträt No. 40<br />
83 Supercharge<br />
Enthüllung: Knapp "<br />
verzappt"!<br />
84 City<br />
Selbstmord und Mauerkritik<br />
88 Es war einmal ...<br />
Ein Blick zurück auf Denkwürdiges<br />
92 Simple Minds<br />
Frühe Alben – frisch poliert<br />
93 Paul Rodgers<br />
Kreuzverhör<br />
94 (Young) Rascals<br />
Band-Archiv<br />
96 Steve Young<br />
Spurensuche<br />
97 Jean-Jacques Kravetz<br />
Maffay, Liszt & die Les Peetles<br />
98 ... zuguterletzt<br />
Lance Lopez – Andy Fairwea<strong>the</strong>r Low – Chris Kramer<br />
<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong>, S. 10<br />
Eloy, S. 19<br />
RUBRIKEN<br />
4 Aktuell – Neues aus der Szene<br />
30 CD/Vinyl-Vorstellungen<br />
56 DVD/Blu-ray-Vorstellungen<br />
58 Buch-Vorstellungen<br />
60 <strong>GoodTimes</strong>-Shop<br />
62 Kleinanzeigen<br />
Edi<strong>to</strong>rial<br />
50 Jahre<br />
Star-Club, S. 14<br />
Die Toten Hosen, S. 79<br />
Gemessen an der Stimmung, am Unterhaltungswert<br />
und an den Performances war das „2. Christmas-Rock-<br />
Festival" am 4. Advent in Vaihingen/Enz wieder ein voller<br />
Erfolg und eines der Highlights im <strong>GoodTimes</strong>-Jahr<br />
2011. Wer nicht vor Ort dabei sein konnte, kann sich<br />
auf unserer Homepage durch die dort hinterlegte Videodokumentation<br />
überzeugen lassen.<br />
Beatles, S. 16<br />
City, S. 84<br />
63 Abo-Bestellschein<br />
76 Kolumne: Tatzes Streifzüge<br />
90 Konzertkalender<br />
92 Charts<br />
94 His<strong>to</strong>ry<br />
98 Impressum<br />
Vielversprechend liest sich auch das Programm der Veranstaltung<br />
„50 Jahre Pop". Gleich zwei Abende hat Macher Holm Dressler für<br />
den 3. und 4. Februar 2012 in Leipzig angesetzt. Wir hoffen, dass im zweiten<br />
Anlauf alles klappt (Infos: siehe „News" im Heft). Empfehlung: Bis zum TV-<br />
Großereignis immer wieder mal im Internet einen Blick auf www.50jahrepop.de<br />
werfen, um aktuell informiert zu sein!<br />
Eine weniger erfreuliche Mitteilung kann ich Ihnen, liebe Leser, leider nicht<br />
ersparen: Nachdem <strong>GoodTimes</strong> fünf Jahre den Verkaufspreis stabil halten konnte,<br />
kommen wir wegen steigender Kosten (Papier, Produktion, Personal, Por<strong>to</strong>)<br />
nicht umhin, den Heftpreis von 5,90 € auf 6,50 € zu erhöhen. Da der Umfang<br />
unseres Magazins in den vergangenen Jahren um mächtige ca. 35 Prozent (!)<br />
zugenommen hat, hoffen wir auf Ihr Verständnis für diesen Schritt. Wir möchten<br />
den – uns von verschiedensten Seiten immer wieder attestierten – hohen<br />
Standard nicht nur halten, sondern ihn quantitativ und natürlich auch qualitativ<br />
weiter ständig verbessern. Dabei sind wir nach wie vor für Anregungen Ihrerseits<br />
stets dankbar! Wir werden uns anstrengen, Hinweise aufzugreifen, die wir<br />
beim „Christmas-Rock-Festival" in persönlichen Gesprächen erhielten – genau<br />
wie diejenigen, die Sie uns telefonisch, per Brief und Mail zukommen lassen.<br />
Dafür meinen ausdrücklichen Dank!<br />
Ich wünsche Ihnen – auch im Namen aller Mitarbeiter – ein erfolgreiches und<br />
vor allem gesundes Jahr 2012!<br />
Fabian Leibfried<br />
-Herausgeber/Chefredakteur-<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 3
News Aktuell News Aktuell<br />
„Eigentlich war die einzige Schwierigkeit<br />
an diesem Album der Titel", verriet der<br />
Protagonist vorab. RINGO 2012 heißt das<br />
Werk des Beatles-Drummers nun – eine<br />
Anspielung auf RINGO von 1973, von dem<br />
Ringo Starr "Step Lightly” übernommen<br />
und neu bearbeitet hat, ebenso wie<br />
"Wings” vom 1978er Opus RINGO THE<br />
4TH. „Für eine ganz kurze Zeit wollte ich<br />
das Album 'Motel California' nennen, wegen<br />
eines coolen Fo<strong>to</strong>s von einem Motel in<br />
L.A., das ich hinten auf dem Cover haben<br />
wollte”, verriet Starr. „Aber dann überlegte<br />
ich mir, dass mein langjähriger Freund<br />
und neuer Schwager Joe Walsh bereits auf<br />
einem guten Album mit einem ähnlichen<br />
Titel gewesen war." Auf dem am 10. Februar<br />
erscheinenden Werk sind neben Walsh<br />
auch Kenny Wayne Shepherd, Michael<br />
Bradford, Steve Dudas, Charlie Haden, Amy<br />
Keys, Kelly Moneymaker, Richard Page, Van<br />
Dyke Parks, Dave Stewart, Bruce Sugar,<br />
Benmont Tench, Don Was und Edgar Winter<br />
zu hören+++<br />
Erstmals seit dem Erfolgsalbum 1984 bringen<br />
Van Halen am 3. Februar mit A DIF-<br />
FERENT KIND OF TRUTH einen Longplayer<br />
heraus, auf dem David Lee Roth singt. Beim<br />
Erscheinen dieser <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe<br />
dürfte die vorab ausgekoppelte Single "Tat<strong>to</strong>o"<br />
bereits heftig bei den Radiostationen<br />
rotieren. Im Rahmen einer exklusiven Performance<br />
in New York am 5. Januar gaben<br />
Roth und die Van-Halen-Brüder Eddie und<br />
Alex bekannt, ab dem 18. Februar durch<br />
Nordamerika zu <strong>to</strong>uren. Vorgruppe: Kool &<br />
The Gang!?! Über deutsche Daten war bei<br />
Redaktionsschluss noch nichts bekannt+++<br />
Passend zu den zahlreichen Veröffentlichungen<br />
der 1973er Rockoper von The<br />
Who gibt es jetzt die 1979er Verfilmung<br />
von „Quadrophenia" (Universal, 120 Min.)<br />
auch als Blu-ray. Naturgemäß fällt der<br />
Bild- und Tongewinn im Vergleich zur DVD<br />
eher gering aus, interessant für Film- und<br />
Who-Freaks dürfte aber das Bonus-Material<br />
sein: "A Way Of Life: Making Quadrophenia"+++<br />
Nicht zu bremsen scheint Paul McCartney<br />
in seinen Aktivitäten: Mit KISSES<br />
ON THE BOTTOM kommt am 3. Februar<br />
das nächste Album des Ex-Beatles. Dabei<br />
handelt es sich um eine Hommage an seine<br />
persönlichen Lieblingssongs plus zwei<br />
eigene Kompositionen. Sie entstand mit<br />
Hilfe des Grammy-prämierten Produzenten<br />
Tommy LiPuma und von Diana Krall und<br />
ihrer Band. Dazu kommen Gastauftritte<br />
von Eric Clap<strong>to</strong>n und Stevie Wonder. Es ist<br />
eine sehr persönliche Reise durch amerikanische<br />
Kompositionen, die Paul teilweise<br />
zum ersten Mal hörte, als sein Vater sie auf<br />
dem heimischen Piano spielte. Laut „Macca"<br />
sind es Songs, die „die Grundlage für<br />
einen guten Teil von Johns und meiner<br />
Arbeit bildeten". Erstmals abeitete er ausschließlich<br />
in der Gesangskabine, ohne ein<br />
Instrument zu spielen. Die beiden Eigenkompositionen<br />
tragen die Titel "My Valentine"<br />
und "Only Our Hearts"+++<br />
Gotthard haben einen neuen Sänger.<br />
Der Nachfolger des im letzten Jahr tragisch<br />
verunglückten Steve Lee heißt<br />
Nic Maeder (*1971) und ist gebürtiger<br />
Schweizer. Unter den internationalen Bewerbern<br />
befanden Klaus Doldinger sich neben Neulingen<br />
und unbekannten Stimmen auch diverse<br />
berühmte Namen. „Die Einmaligkeit eines<br />
jeden Kandidaten machte uns die Entscheidung<br />
nicht leicht. Es war ein langer<br />
und schwieriger Weg bis hierhin", meint<br />
Schlagzeuger Hena Habegger. Als Zweijähriger<br />
war Maeder mit seiner Familie<br />
nach Melbourne, Australien, gezogen,<br />
war in verschiedenen Bands und feierte<br />
Erfolge mit seiner eigenen Gruppe Maeder.<br />
Er spielt auch Gitarre und Piano+++<br />
Die Sensation ist perfekt: Die Beach Boys<br />
feiern ihr 50-jähriges Jubiläum mit einer<br />
Wiedervereinigung, einem neuen Studio-<br />
Album, zahlreichen Katalogveröffentlichungen<br />
und einer weltweiten Tournee,<br />
die im April mit einem Auftritt als Headliner<br />
beim New Orleans Jazz & Heritage<br />
Festival beginnt. Die Cousins Brian Wilson<br />
und Mike Love sowie Al Jardine haben<br />
ihren jahrzehntelangen Streit, der auch<br />
vor Gerichten ausgetragen wurde, beigelegt<br />
und arbeiten mit Bruce Johns<strong>to</strong>n (ab<br />
Rock + Pop<br />
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Anfragen bitte telefonisch.<br />
© Promofo<strong>to</strong><br />
1965 dabei) sowie David Marks an einem<br />
neuen Album. „Dieses Jubiläum ist etwas<br />
ganz Besonderes für mich, denn ich habe<br />
die Jungs vermisst, und es wird für mich<br />
sehr spannend, mit ihnen eine neue Platte<br />
zu machen und wieder auf der Bühne zu<br />
stehen", kommentierte Wilson die Reunion,<br />
die Love so beschrieb: „Wir haben uns bei<br />
Capi<strong>to</strong>l Records getroffen und noch einmal<br />
'Do It Again' aufgenommen. Brian machte<br />
mir ein großes Kompliment, als er sagte,<br />
'wie kann jemand so viele Jahre später<br />
noch immer so großartig klingen?' Später,<br />
als wir an den Harmonien zu einem neuen<br />
Song von Brian arbeiteten, konnte ich das<br />
Kompliment erwidern. Es war ein wahrer<br />
Nervenkitzel, gemeinsam mit Brian, Alan<br />
und Bruce wieder um ein Piano herumzustehen<br />
und aus erster Hand die brillanten<br />
Fähigkeiten meines Cousins zu erleben,<br />
etwa seine unglaubliche Begabung für<br />
Gesangsharmonien. Ich freue mich auch<br />
schon darauf, wenn David Marks sich zu<br />
uns gesellt und uns seine fantastischen<br />
Surf-Gitarrenriffs darbietet."+++<br />
DAMAGE CONTROL hat Shouter Jeff<br />
Scott So<strong>to</strong> sein neues Album genannt,<br />
das fast fertig ist und mit Gästen wie Dave<br />
Meniketti (Y&T), Jamie Borger (Talisman,<br />
Treat), Casey Grillo (Kamelot) und Joel<br />
Hoekstra (Night Ranger) aufwartet+++<br />
Die Gerüchteküche brodelte, jetzt<br />
herrscht Gewissheit. Die vier Originalmitglieder<br />
von Black Sabbath (Sänger<br />
Ozzy Osbourne, Gitarrist Tony Iommi,<br />
Bassist Geezer Butler und Drummer Bill<br />
Ward) haben sich wiedervereinigt, um<br />
gemeinsam mit Produzent Rick Rubin<br />
ihr erstes Studio-Album seit 33 Jahren<br />
aufzunehmen und 2012 auf große Welt<strong>to</strong>urnee<br />
zu gehen. Am 4. Juni geben sie<br />
in der Westfalenhalle in Dortmund ihr<br />
einziges Konzert in Deutschland, ehe sie<br />
das Download Festival in England headlinen<br />
(10.6.). Die Neuigkeit verkündete<br />
das Quartett am 11.11.11 in Los Angeles<br />
im Whisky A Go-Go, wo die Band genau<br />
41 Jahre zuvor ihr erstes L.A.-Konzert gespielt<br />
hatte. Modera<strong>to</strong>r der Pressekonferenz<br />
war kein Geringerer als Henry Rollins,<br />
der trocken kommentierte: „Es gibt wohl<br />
keine Band der Welt, die einen Tropfen<br />
Napalm taugt, die sich nicht wünscht,<br />
'War Pigs' geschrieben zu haben." Als<br />
Veröffentlichungszeitraum für das Album<br />
ist der Herbst 2012 angepeilt+++<br />
© Promofo<strong>to</strong><br />
Sänger Robin McAuley hat sich nach über<br />
20 Jahren wieder mit Michael Schenker zusammengetan<br />
und die McAuley Schenker<br />
Group (MSG) für eine US-Tour ab Mitte<br />
Februar reformiert. Weiter mit dabei sind<br />
Elliot Rubinson (b), Wayne Findlay (keys, g)<br />
und Pete Holmes (Back 'N Blue)+++<br />
Sie sind nicht die ersten, die sich an das<br />
ambitionierte Projekt wagten, erfüllten<br />
sich aber damit einen Herzenswunsch:<br />
„SGT PEPPER'S überschreitet alle musikalischen<br />
Grenzen, und es ist reizvoll, dieses<br />
Werk komplett instrumental aufzuführen",<br />
begründete Ausnahmegitarrist Andy Timmons,<br />
warum er das Beatles-Album mit<br />
seiner Band für das Label Favored Nations<br />
eingespielt hat. „Ich habe alles aus dem<br />
Gedächtnis arrangiert", sagte Timmons,<br />
der auch "Strawberry Fields Forever” integrierte,<br />
das einst auf das Originalalbum<br />
sollte, dann aber doch weggelassen wurde.<br />
Mit dabei waren Bassist Mike Daane und<br />
Drummer Mitch Marine+++<br />
Als „die erste selbst produzierte deutsche<br />
Punkplatte" preist Wiederveröffentlichungsspezialist<br />
Sireena Records MUCH<br />
FUNNY der Hannoveraner Rotzkotz an.<br />
1979 erstmals erschienen, ist die Platte<br />
nun (mit Bonus-Tracks) erstmals auf<br />
CD erhältlich. Auch die weiteren Sireena-<br />
Neuveröffentlichungen machen neugierig:<br />
Auf Vinyl gibt's Nektars DOWN TO EARTH,<br />
von Labelchef Tom Redeckers Musikkommune<br />
Electric Family (mit Hagen Liebing/<br />
Ärzte, Burghard Rausch/Agitation Free+Bel<br />
Ami, Ulla Meinecke, Rainer Kirchmann/<br />
Pankow, Ingo York/Pankow, Volker Kahrs/<br />
Grobschnitt+Taras Bulba, Tex Mor<strong>to</strong>n/Lolitas,<br />
Peter Apel, Anke Lautenbach/ Passport,<br />
Rolf Kirschbaum/Witt+Pachinko Fake, The<br />
Voodoo/Phillip Boa und Hermann Lammers-Meyer)<br />
gibt's ein Reissue von ICE<br />
CREAM PHOENIX – RESURRECTION. Ein<br />
Kuriosum des Albums ist, dass Ulla Meinecke<br />
erstmalig auf Platte einen englischen<br />
Text sang! Als Bonus neben einer alternativen<br />
Version des Pink Floyd-Klassikers "Careful<br />
With That Axe, Eugene!" sind zwei Mitschnitte<br />
eines Konzerts der Electric Family<br />
beim Internationalen Filmfest in Schwerin<br />
2003 zu hören. Im März folgen dann QUA-<br />
SAR von Mythos, ROCK LIONS (1981) und<br />
HARD BREATH (1982) der Bochumer Rocker<br />
Faithful Breath als Twofer sowie SECOND<br />
WIND von Bullfrog. Für April ist AUFRISS<br />
von Nuala angekündigt+++<br />
Der bundesweite Musikförderpreis startet<br />
durch: Ab sofort können sich Newcomerbands<br />
auf der Website www.musikfoerderpreis.de<br />
bis zum 29. Februar bewerben.<br />
Unter dem Vorsitz von Echo-Executive-<br />
Producer Gerd Gebhardt sucht eine hochkarätige<br />
Jury aus Musikprofis, darunter<br />
Produzent Olaf Opal (Sportfreunde Stiller,<br />
Juli, Klee), nach der besten Newcomerband<br />
Deutschlands. Ziel des Musikförderpreises<br />
ist es, den teilnehmenden Gruppen nicht<br />
nur einen kurzfristigen Erfolg zu bescheren,<br />
sondern sie nachhaltig zu fördern.<br />
Deshalb erhalten die 14 Sieger der ersten<br />
Runde die Möglichkeit, Praxiserfahrung auf<br />
einigen der größten deutschen Festivals zu<br />
sammeln. Die sieben Finalisten erfahren im<br />
Rahmen eines intensiven Coaching-Wochenendes<br />
mehr über das Musikbusiness,<br />
den Umgang mit Medien und den Aufbau<br />
einer langfristigen Karriere. Auf die Gewinnerband,<br />
die im Januar 2013 gekürt wird,<br />
wartet ein umfangreiches Förderpaket: Die<br />
A&R-Betreuung der Sieger übernimmt EMI<br />
<strong>Music</strong> Germany. Gleichzeitig startet unter<br />
Seite 4 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
News Aktuell News<br />
der Ägide von Produzent und Jury-<br />
Mitglied Olaf Opal die Aufnahme<br />
einer professionellen EP, verbunden<br />
mit der Chance auf einen Plattenvertrag+++<br />
Wegen eines Sportunfalls Jeff<br />
Waynes samt operativem Eingriff<br />
mussten die für Dezember 2011<br />
geplanten Deutschland-Termine<br />
der Arena-Produktion von dessen<br />
„Krieg der Welten (The War Of The<br />
Worlds): The New Generation – Alive<br />
On Stage!" auf Januar 2013 verlegt<br />
werden (bereits erworbene Tickets<br />
behalten ihre Gültigkeit). Als Erzähler<br />
für die Welt-Tournee 2012/2013<br />
konnte Hollywood-Star Liam Neeson<br />
verpflichtet werden. Geplant ist eine<br />
gigantische Arena-Produktion mit<br />
Orchester, atemberaubenden Spezialeffekten<br />
und internationalen Stars.<br />
Das Spektakel basiert auf dem Erfolg<br />
des gleichnamigen Albums, von dem<br />
weltweit über 15 Millionen Tonträger<br />
verkauft wurden sowie dem Kinohit<br />
von Steven Spielberg mit Tom Cruise<br />
in der Hauptrolle+++<br />
Die ersten Songs für das angepeilte<br />
Albumdebüt sind schon im Kasten,<br />
und inzwischen haben die britischen<br />
Rockveteranen Chris Ousey<br />
(voc), Micky Moody & Laurie Wisefield<br />
(g), Neil Murray (b), Adam<br />
Wakeman (keys) und Harry James<br />
(dr) auch ihr erstes Konzert als<br />
Snakecharmer gegeben: Am 8.<br />
Dezember heizten sie im Londoner<br />
Shepherd's Bush Empire als Opener<br />
für Uriah Heep ein+++<br />
Fo<strong>to</strong>: © John Price<br />
Über 40 prominente Namen stehen<br />
auf der Besetzungsliste, wenn die<br />
Ende 2011 ausgefallene TV-Show<br />
„50 Jahre Pop" nun gleich an zwei<br />
Abenden in der Neuen Messe Leipzig<br />
nachgeholt wird. Am 3. und 4.<br />
Februar moderieren Kim Wilde und<br />
Ingolf Lück laut Veranstalterankündigung<br />
zwischen den Auftritten von<br />
Hardin & York, Chris Norman, Midge<br />
Ure, Katrina (Katrina & The Waves),<br />
Howard Jones, No Angels, Die Prinzen,<br />
City, Jürgen Drews & Les Humphries<br />
Singers, George McCrae, Robin<br />
Beck, Tony Sheridan, The Teens, Artig<br />
(laut Ankündigung „die aktuell beste<br />
Schülerband Deutschlands"), Markus,<br />
Thomas Anders & Uwe Fahrenkrog,<br />
Mike D’Abo, Leslie Mandokis Soulmates,<br />
Boy George, Jimi Jamison<br />
(Survivor), Roger Chapman sowie<br />
Steve Whalley & Jeff Brown, den früheren<br />
(Zwischendurch-)Sängern von<br />
Slade und Sweet. Das musikalische<br />
Programm wird umrahmt von einem<br />
großen Pop-Markt. Weitere Infos<br />
unter www.50jahrepop.de+++<br />
Die Politpop-Formation Latin Quarter<br />
haben sich um Frontman Steve<br />
Skaith nach vielen Jahren Pause wieder<br />
zusammengefunden und ein neues<br />
Album aufgenommen. Dieses wird<br />
das Quintett, neben seinen bekannten<br />
Songs, von Ende Februar an live<br />
vorstellen+++<br />
Die World-<strong>Music</strong>-Veteranen Die Dissidenten<br />
erhalten den mit 10.000<br />
Euro dotierten Prae<strong>to</strong>rius Musikpreis<br />
Niedersachsen 2012 in der Kategorie<br />
„Internationaler Friedensmusikpreis".<br />
Die 1981 in Berlin gegründete Band<br />
stehe seit Jahren für Völkerverständigung<br />
und eine gleichwertige Auswahl<br />
musikalischer Stile, habe den Begriff<br />
World-<strong>Music</strong> geprägt, schon lange<br />
bevor dieser Europa erreichte, begründete<br />
die Jury ihre Entscheidung<br />
für die Gruppe. „Heute zeugen mehr<br />
als 20 Alben von den Projekten dieses<br />
internationalen musikalischen Netzwerkes,<br />
hieß es weiter"+++<br />
Ein guter alter Bekannter auf deutschen<br />
Konzertbühnen ist der texanische<br />
Blues-Rockveteran Bugs<br />
Henderson, der viele seiner Alben<br />
über das norddeutsche Taxim-Label<br />
veröffentlichte. Nun ist er an Krebs<br />
erkrankt und hat, wie in den USA<br />
nicht nur unter Musikern üblich,<br />
keine Krankenversicherung. Anfang<br />
Dezember spielten Kollegen wie die<br />
Stra<strong>to</strong>blasters, Dave Millsap und Buddy<br />
Whitting<strong>to</strong>n in Fort Worth, Texas,<br />
eine Benefizshow für Henderson und<br />
riefen zu Spenden auf. Vom Schicksal<br />
will sich Henderson nicht unterkriegen<br />
lassen und hat bereits erste<br />
Shows für 2012 gebucht+++<br />
2012 begeht das renommierte deutsche<br />
Lazzlabel ACT sein 20-jähriges<br />
Jubiläum (rund 350 Veröffentlichungen)<br />
und will mit den Jazzliebhabern<br />
in ganz Deutschland feiern. Deshalb<br />
hat es „Jubilee Nights" mit den ACT<br />
Allstars unter der Leitung von Nils<br />
Landgren in Berlin (2.2.), München<br />
(3.2.), Düsseldorf (4.2.) und Hamburg<br />
(5.2.) angesetzt, an die sich eine „Piano-Piano<br />
Club<strong>to</strong>ur" anschließt, bei<br />
der das Label vom 7. bis 12. Februar<br />
einige seines interessantesten Pianisten<br />
in ausgewählten Jazzclubs in<br />
Berlin, Dresden, Dortmund, Köln und<br />
München vorstellen will+++<br />
In der Kategorie „Bester Club<br />
Deutschlands" sind der Hamburger<br />
Down<strong>to</strong>wn Bluesclub und der seit<br />
den 70er Jahren aktive Veranstalter<br />
Uwe Mamminga mit dem German<br />
Blues Award 2011 ausgezeichnet<br />
worden+++<br />
Eine schier unglaubliche Sammlung von<br />
knapp 700 unveröffentlichten Thin-<br />
Lizzy-Songs ist jetzt aufgetaucht. Sie<br />
sind auf rund 150 Bändern enthalten,<br />
die Frontmann Phil Lynott kurz vor<br />
seinem Tod 1986 einem Freund übergeben<br />
hatte. Das frühere Label der<br />
Band, Universal <strong>Music</strong>, hat die Tapes<br />
inzwischen übernommen und plant,<br />
einige von ihnen mittels eines neuen<br />
Boxsets zugänglich machen. Die Songs<br />
umfassen den Zeitraum vom Start der<br />
Band 1971 bis zu ihrem 1981er Album<br />
RENEGADE, darunter auch diverse Alternativfassungen<br />
von Lizzy-Klassikern.<br />
Die Entscheidung darüber, was veröffentlicht<br />
wird, sollen Gitarrist Scott<br />
Gorham und Drummer Brian Downey<br />
treffen. Seit dem 19. Januar sind sie<br />
wieder un dem Thin-Lizzy-Banner live<br />
unterwegs, wobei Ex-Almighty-Sänger<br />
Ricky Warwick als Frontmann agiert.<br />
Wie aus dem Umfeld der Band verlautete,<br />
laufen auch Gespräche über<br />
ein neues Studio-Album – es wäre das<br />
erste seit THUNDER AND LIGHTNING<br />
von 1983+++<br />
Produktionsveteran Jim Gaines ist im<br />
Augenblick mit den Aufnahmen einer<br />
neu zusammengekommenen Blues-<br />
Allstar-Truppe beschäftigt, die unter<br />
dem Namen The Royal Sou<strong>the</strong>rn<br />
Bro<strong>the</strong>rhood firmiert. Sie besteht<br />
aus Angehörigen der königlichen<br />
Südstaaten-Musikerfamilien Allman<br />
und Neville. Mit von der Partie sind<br />
Devon A., der Sohn von Gregg A., und<br />
Unsere Gewinner aus<br />
Heft 5/2011<br />
Stichwort "<br />
Verlosung"<br />
3x T-Shirt:<br />
- Hans Barth, München<br />
- Markus Feuersenger, Barssel<br />
- Geva Huber, Vreden<br />
5x CD:<br />
- Ulrich Will, Bamberg<br />
- Wolfgang Effenberg,<br />
Putzbrunn<br />
- Dietmar Paller,<br />
München-Lochhausen<br />
- Helmut Merkel, Germering<br />
- Werner Hausner, München<br />
10x Buch:<br />
- Georg Salzer, Zeitlofs-Eckarts<br />
- Roland Kroll, Berlin<br />
- Jürgen Tempelmann,<br />
Wardenburg<br />
- Elisabeth Huber, Olching<br />
- Michael, Stemmle,<br />
Baden-Baden<br />
- Claudia Rolfsmeyer, Spenge<br />
- Klaus Kettner, München<br />
- Uwe Lindner, Eppendorf<br />
- Rudi Lössl, Puchheim<br />
- Claudia Schorr, Neustadt<br />
PAUL<br />
McCARTNEY<br />
Ab 03.02.<br />
Sein neues Meisterwerk<br />
KISSES ON THE BOTTOM<br />
Eine Hommage an seine persönlichen Lieblingsongs<br />
mit Unterstützung von DIANA KRALL & BAND<br />
Inkl. 2 neuer Titel mit Features von<br />
ERIC CLAPTON und STEVIE WONDER<br />
auch als Deluxe Version mit Bonussongs, Doppel-LP und Download<br />
RINGO STARR<br />
Das brandneue<br />
Studioalbum!<br />
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Dyke Parks, Dave Stewart,<br />
Joe Walsh, Don Was,<br />
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<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 5<br />
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Cyril N. sowie Mike Zi<strong>to</strong>. Erscheinen soll ihr<br />
gemeinsames Album bei Ruf Records+++<br />
Nach Angaben seines Sprechers hat Keith<br />
Richards eine Augenoperation gut überstanden,<br />
mit der seine nachlassende Sehkraft<br />
wiederhergestellt werden sollte+++<br />
El<strong>to</strong>n John hat erklärt, dass die anstehende<br />
Verfilmung seines Lebens mit dem Titel<br />
„Rocketman" seine Vita bis zum 43. Geburtstag<br />
zeigen soll und mit dem Besuch<br />
einer Entziehungsanstalt enden werde. Der<br />
Musiker bezeichnete seinen Kollegen Justin<br />
Timberlake als „derzeitigen Favoriten” für<br />
die Hauptrolle. Alternativen seien Ewan<br />
McGregor und Robert Downey jr.+++<br />
Filmemacher Malcolm Leo hat eine ausführliche<br />
Doku des Lebens von Grateful-<br />
Dead-Mastermind Jerry Garcia angekündigt.<br />
Leo hatte ähnliche Projekte bereits<br />
über Elvis Presley und die Beach Boys realisiert.<br />
Leo und sein Partner John Hartmann,<br />
der einst die Eagles und Crosby, Stills, Nash<br />
& Young gemanagt hat, sicherten sich die<br />
Rechte an Garcias Geschichte+++<br />
Als Download erhältlich ist Paul Rodgers'<br />
neue Single "With Your Love". Der Verkaufserlös<br />
kommt der UK-Wohlfahrtsorganisation<br />
The Racehorse Sanctuary Re-<br />
Homing Centre & Children's Rocking Horse<br />
sowie der Seraphim 12 Foundation zugute.<br />
Erstere kümmert sich um einstige Rennpferde<br />
und bietet ihnen das Gnadenbrot auf<br />
einer Farm in West Sussex. Die Seraphim 12<br />
Foundation im US-Bundesstaat New York<br />
rettet Pferde vor dem Schlachter. „Pferde<br />
sind ein enormer Bestandteil der Entwicklung<br />
der Menschheit seit frühester Zeit, und<br />
wir Menschen verdanken und schulden ihnen<br />
vieles", begründete Rodgers sein Engagement.<br />
"With Your Love" hat er mit dem<br />
Produzenten Perry Margouleff geschrieben,<br />
den er seit über 20 Jahren und dessen Arbeit<br />
mit den Pretty Things kennt+++<br />
dem 24.3. und 1.4. entweder in der Kulturfabrik<br />
oder dem Club Posthorn zu erleben.<br />
Nähere Infos unter www.bluestage.de+++<br />
Nun stehen auch die Neuzugänge der<br />
Rock'n'Roll Hall Of Fame fest: Guns 'N<br />
Roses, die Red Hot Chili Peppers, Donovan,<br />
die (Small) Faces, Beastie Boys, Laura Nyro<br />
und Freddie King sowie die Plattenfirmenvertreter/Produzenten<br />
Don Kirshner, Tom<br />
Dowd und Glyn John gehören der „Class<br />
Of 2012" an und werden bei der 27th<br />
Rock'n'Roll Hall Of Fame Induction Ceremony<br />
am 14. April in Cleveland feierlich<br />
eingeführt+++<br />
Das Hamburger Museum für Kunst und<br />
Gewerbe zeigt noch bis zum 11. März<br />
„Udo. Die Ausstellung". Neben dem Leben<br />
und Wirken von Udo Lindenberg<br />
geht es auch um seine religiöse Seite:<br />
Eines der 14 Ausstellungskapitel ist mit<br />
„Gott, wenn es Dich gibt – Spiritualität<br />
und Religion" überschrieben. Die Ausstellung<br />
umfasst mehr als 400 Exponate,<br />
Gemälde und „Likörelle", Songs, Interviewausschnitte,<br />
Texte und Fo<strong>to</strong>s. In der<br />
„Suite" sind Mobiliar und persönliche Gegenstände<br />
des Künstlers aus seinem Appartement<br />
im Hamburger Hotel Atlantic<br />
zu sehen, wo er seit gut 15 Jahren wohnt<br />
und auch sein Atelier hat+++<br />
© Promofo<strong>to</strong><br />
Emppu Vuorinen, den Nightwish-Gitarristen,<br />
präsentieren die finnischen Hard<br />
Rocker Human Temple als Gast auf ihrer<br />
neuen CD HALFWAY TO HEARTACHE, die<br />
am 24.2. erscheint+++<br />
Patti LaBelle hat die US-Nationalhymne<br />
im Rahmen des alljährlichen Eishockey-<br />
„Winter Classic" der NHL zwischen den<br />
New York Rangers und den Philadelphia<br />
Flyers (3:2) in ihrer Geburtsstadt Philadelphia<br />
vorgetragen+++<br />
Hochzeitsfieber: Soul-Königin Aretha Franklin<br />
wird ihren langjährigen Gefährten Willie<br />
Wilkerson im Sommer heiraten (es wird die<br />
dritte Ehe der 69-Jährigen), während Tastenkönig<br />
Rick Wakeman (62) seine 37-jährige<br />
Freundin bereits am 14.12. geehelicht<br />
hat. Vorerst „nur" verlobt hat sich Aerosmith-Sänger<br />
Steven Tyler (63) mit seiner<br />
langjährigen Freundin Erin Brady (38)+++<br />
Um bei Familienangelegenheiten zu bleiben:<br />
Ein Gericht hat Chaka Khan und<br />
ihrer Schwester Tammy die Vormundschaft<br />
für die zehnjährige Enkelin der Sängerin<br />
übertragen. Die hatte die 58-jährige Khan<br />
beantragt, weil ihr Sohn und dessen Ehefrau<br />
infolge ihres Drogenkonsums nicht in der<br />
Lage seien, das Mädchen aufzuziehen+++<br />
Bonnie Raitt wird am 10.4. ihr neues Album<br />
SLIPSTREAM veröffentlichen. Seit der<br />
Veröffentlichung von SOULS ALIKE 2005<br />
hatte die 62-Jährige ihre Eltern, ihren Bruder<br />
und ihre beste Freundin verloren, was<br />
sie auf der Platte wohl aufarbeiten wird.<br />
Unterstützt wurde sie dabei von Produzent<br />
Joe Henry und „experimentellen" Musikern,<br />
wie sie es selbst beschrieb. Zugleich<br />
kündigte Raitt drei Cover-Versionen an:<br />
Bob Dylans "Million Miles" und "Standing<br />
In The Doorway" sowie "You Can't Fail Me<br />
Now" von Loudon Wainwright III+++<br />
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Fo<strong>to</strong>: © Alan White<br />
Mut zu außergewöhnlichen Acts hatten<br />
die Verantwortlichen der Ro<strong>the</strong>r Bluestage<br />
schon immer. Den dokumentieren<br />
sie bei der 21. Auflage der Veranstaltung<br />
mit der Verpflichtung von Nina Hagen als<br />
Headlinerin. Weitere Akteure sind in diesem<br />
Jahr der Ruhrpott-Blueser Chris Kramer,<br />
Ex-Bluesbreaker Walter Trout im Doppelkonzert<br />
mit der Hamburg Blues Band &<br />
Chris Farlowe; ebenfalls per Doppelshow<br />
präsentieren sich Dana Fuchs und Will Wilde<br />
sowie Matt Schofield und Italiens Blues-<br />
Rockaushängeschild Rudy Rotta. Eric Sardinas,<br />
Philip Sayce, Paul Rose, Pee Wee Ellis<br />
und die Delta Boys sind ebenfalls zwischen<br />
je 5x Poster<br />
Stichwort:<br />
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10x DVD<br />
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Poster + T-Shirt<br />
Die Gewinner werden benachrichtigt.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
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Einsendeschluss ist der 15.03.2012!<br />
Seite 6 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
News Aktuell News<br />
ABBEY ROAD, das Abschiedsalbum der<br />
Beatles von 1969, war nach Erhebungen<br />
der Marktforscher von Nielsen SoundScan<br />
zum dritten Mal in Folge die bestverkaufende<br />
Vinylscheibe in den USA: Nach<br />
34.800 Exemplaren 2009 und 35.000 in<br />
2010 gingen im vergangenen Jahr 41.000<br />
Exemplare über die Ladentische+++<br />
Über seinen Publizisten hat Dave Gilmour<br />
einem Bericht des „London Evening Standard"<br />
widersprochen, dass Pink Floyd sich<br />
auf einen Auftritt bei der Eröffnungsfeier<br />
der Olympischen Spielen im Sommer in<br />
London vorbereiten würden. Hintergrund<br />
ist die Tatsache, dass sich die drei noch lebenden<br />
Floyd-Mitglieder im Mai 2011 bei<br />
Roger Waters' Show in der Londoner O2<br />
Arena kurz wiedervereint hatten – Dritter im<br />
Bunde war dabei Drummer Nick Mason+++<br />
Die Termine ihres diesjährigen Gastspiels<br />
im New Yorker Beacon Theater haben<br />
die Allman Bro<strong>the</strong>rs bekannt gegeben:<br />
Zwischen dem 9. und 25. März werden sie<br />
zehn Shows spielen. Seit 1989 sind diese<br />
Shows zur Tradition geworden und nur<br />
2008 ausgefallen, als Gregg Allman wegen<br />
seiner Hepatitis-C-Erkrankung verhindert<br />
war. Die Gäste waren bei Redaktionsschluss<br />
noch nicht bekannt. Um bei den Sou<strong>the</strong>rn<br />
Rockern zu bleiben: Bei ihren Gigs im<br />
Tower Theatre in Philadelphia (25.11.) und<br />
im Bos<strong>to</strong>ner Orpheum vier Tage später<br />
spielten sie ihr legendäres Album LIVE AT<br />
THE FILLMORE EAST in voller Länge! Tags<br />
darauf setzten sie im Orpheum noch eins<br />
drauf, als sie zusätzlich EAT A PEACH komplett<br />
live anstimmten+++<br />
Immerhin acht Shows an gleicher Stätte<br />
haben Furthur, die Grateful-Dead-Nachfolgeband<br />
mit Bob Weit (g, v) und Phil<br />
Lesh (b, voc), für April gebucht. Sängerin<br />
Sunshine Becker ist übrigens trotz ihres<br />
Mädchennamens Garcia nicht mit dem vers<strong>to</strong>rbenen<br />
Dead-Mastermind Jerry Garcia<br />
verwandt+++<br />
Giant und Heroes Del Silencio. Von Aretha<br />
Franklin gibt's am 9. März eine BEST OF<br />
mit Columbia-Aufnahmen 1980-1998, der<br />
Verlag edel-Buch würdigt sie mit der deutschen<br />
Ausgabe von Mark Begos Buch „The<br />
Queen Of Soul"+++<br />
Neue Songs präsentiert hingegen die britische<br />
R&B-Sängerin Ruby Turner in näherer<br />
Zukunft via Hypertension. Derweil ist<br />
ihr 1993er Album RESPONSIBLE remastert<br />
über ihre Homepage www.rubyturner.com<br />
erhältlich, während sie ihre Gospel-CD I'M<br />
TRAVELLING ON auch bei ihren Konzerten<br />
verkauft+++<br />
Stichwort Hypertension: Für März haben<br />
die Hamburger ein neues Studiowerk von<br />
The Fixx angekündigt, für April ein solches<br />
der generalüberholten Marmalade. Das für<br />
Sommer geplante neue Joan-Armatrading-<br />
Album soll jazziger und akustischer ausfallen.<br />
Definitiv vorher soll aber endlich das<br />
schon länger angekündigte neue Starship-<br />
Album in den Läden stehen+++<br />
Dave Stewart (Eurythmics, Super Havy)<br />
hat gemeinsam mit Ringo Starr ein <strong>Music</strong>al<br />
geschrieben. „Es ist ein komplettes<br />
Werk, mit vielen Charakteren und Songs –<br />
wir haben es für den Broadway verfasst",<br />
sagte Starr dem UK-Magazin „Mojo". Als<br />
Basis für die S<strong>to</strong>ry diente der Film „Ghost".<br />
Nähere Details enthüllte der Ex-Beatle allerdings<br />
nicht+++<br />
Black Country Communion, die Startruppe<br />
mit Glenn Hughes (voc/b), Joe Bonamassa<br />
(g/voc), Jason Bonham (dr) und<br />
Derek Sherinian (keys) werden demnächst<br />
die Arbeit an ihrem dritten Album beginnen,<br />
sobald Bonamassas ungezügelte Live-<br />
Aktivitäten dies zulassen. Laut Hughes soll<br />
die Arbeit im Studio im Juni beginnen, die<br />
CD solle noch in diesem Jahr erscheinen.<br />
„Das Ganze wird ein bisschen düsterer ausfallen,<br />
weil ich gerade eher dunklere Texte<br />
schreibe", so Hughes+++<br />
Drummer Doug Clifford hat sämtlichen<br />
Spekulationen über eine Reunion<br />
von Creedence Clearwater Revival<br />
eine Absage erteilt, die John Fogerty im<br />
Sommer nicht mehr kategorisch ausgeschlossen<br />
hatte. „Vor 20 Jahren wäre<br />
das vielleicht eine nette Idee gewesen,<br />
doch jetzt ist es zu spät", konstatierte<br />
Clifford+++<br />
Auf den 24.2. ist die Veröffentlichung<br />
des Cranberries-Albums ROSES verschoben<br />
worden – es ist das erste<br />
Studioprodukt der Band um Sängerin<br />
Dolores O’Riordan seit über zehn<br />
Jahren+++<br />
Im März gehen Soul-Diva Randy Crawford<br />
und Altmeister Joe Sample (Ex-<br />
Crusaders) gemeinsam auf Deutschland-<br />
Tournee. „Unsere Musik", sagt Tastenass<br />
Sample im Vorfeld, „lässt sich morgens<br />
gut hören, um danach den Tag zu rocken,<br />
sie kann dich aber auch abends als Lullaby<br />
ins Reich der Träume begleiten"+++<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jess Baumung<br />
Unsere Gewinner der Verlosung<br />
aus Heft 5/2011<br />
Stichwort "<br />
Mega Record"<br />
5 x 2 Karten:<br />
- Kurt Helms<strong>to</strong>rff, Ritterhude<br />
- Bernd Ziesche, Berlin<br />
- Johann Jäger, Stade<br />
- Margret Jung, Limburg<br />
- Cornelia Schmalenbach,<br />
Neuss<br />
aus Heft 6/2011<br />
Stichwort: "<br />
Rock Meets Classic"<br />
2 x 2 Tickets:<br />
- Sophie Wiendl, Nürnberg<br />
- Rainer Bach, Frankfurt am Main<br />
Die amerikanische Recording Academy hat<br />
die Empfänger ihrer Lifetime Achievement<br />
Awards 2012 bekanntgegeben: Die Allman<br />
Bro<strong>the</strong>rs Band, Glen Campbell, An<strong>to</strong>nio<br />
Carlos Jobim, George Jones, die Memphis<br />
Horns, Diana Ross und Gil Scott-Heron<br />
werden ihre Auszeichnung am 11. Februar<br />
bei der Grammy-Verleihung in Empfang<br />
nehmen+++<br />
"She Smells So Good" heißt ein bislang<br />
unbekannter Song der Doors, den Bruce<br />
Botnick entdeckte, als er vor einiger Zeit<br />
wieder einmal die Bänder der Sessions für<br />
L.A. WOMAN durchhörte, das er einst coproduzierte.<br />
Der Song präsentiert Jim Morrison,<br />
Ray Manzarek, Robby Krieger und<br />
John Densmore in leicht bluesiger Manier<br />
– die überlebenden Bandmitglieder stellten<br />
den Song am 9.1. auf ihrer Facebook-Seite<br />
offiziell vor+++<br />
Ein Boxset von Robin Trower mit Aufnahmen<br />
für Chrysalis von Mitte der 70er<br />
Jahre bis 1983 steht aus dem Hause EMI<br />
demnächst ebenso an wie Wiederveröffentlichungen<br />
von David Sylvian, PIL, Gentle<br />
Delta Moon haben eine neue Studioscheibe<br />
eingespielt und <strong>to</strong>uren zwischen dem<br />
16.4. und 20.5. durch Deutschland+++<br />
Die österreichische Blueserin Meena,<br />
gern gesehener Gast auf deutschen Bühnen,<br />
hat ihr neues Opus für Ruf Records<br />
fertig, Titel und Veröffentlichungstermin<br />
standen bei Redaktionsschluss aber noch<br />
nicht fest+++<br />
Fo<strong>to</strong>: © Andreas Genahl<br />
Die „Original Albums"-Serie von Sony <strong>Music</strong><br />
beschert demnächst preiswertes neues<br />
Altes von Cheap Trick (5 Alben), Nina Hagen<br />
(3), Hot Tuna (5), Lovin' Spoonful (5),<br />
Jeff Healey (3) und Paul Young+++<br />
Das neue Album<br />
energiegeladener Blues-Rock auf deutsch!<br />
u.a. mit Mick Taylor und Chuck LeavelL von den<br />
RolLing S<strong>to</strong>nes, sowie Simple Minds DrumMer<br />
Mel Gaynor!<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 7
Vers<strong>to</strong>rben<br />
Gordon Beck (*16.9.1936) war Pianist bei<br />
Nucleus und spielte mit Allan Holdsworth.<br />
Verabschiedete sich am 6.11. für immer.<br />
Andrea True (*26.7.1943), Schauspielerin<br />
und Pornodarstellerin, am erfolgreichsten<br />
jedoch als Sängerin, so 1976 mit dem<br />
Disco-Kracher "More, More, More”. Zog<br />
sich in den 90ern wegen Stimmbandproblemen<br />
zurück und starb am 7.11.<br />
Jimmy Norman (*12.8.1937) war ein<br />
vielseitiger Musiker, Sänger und Schreiber,<br />
dessen Dienste Jimi Hendrix, Lou Reed,<br />
Peter Tosh oder die Coasters schätzten.<br />
Den Lebensunterhalt sicherten ihm bis<br />
zum 8.11. die Co-Au<strong>to</strong>rentantiemen für<br />
"Time Is On My Side" der Rolling S<strong>to</strong>nes.<br />
Andy Tielman (*30.5.1936) galt in Holland<br />
als „Godfa<strong>the</strong>r Of Indorock", für den<br />
der Sänger/Gitarrist Rock'n'Roll mit den<br />
Rhythmen Indonesiens verband. Nahm bis<br />
in die 2000er Jahre auf. Krebs raffte ihn<br />
am 10.11. dahin.<br />
Doyle Bramhall (*17.2.1949) war integraler<br />
Bestandteil der texanischen Blues-<br />
Rockszene, arbeitete mit Jimmie und<br />
Stevie Ray Vaughan. Der Vater von Doyle<br />
Bramhall II veröffentlichte mehrere Alben.<br />
Am 12.11. entschlummerte er sanft.<br />
Franz Josef Degenhardt (*3.12.1931),<br />
linker Liedermacher ("Spiel nicht mit den<br />
Schmuddelkindern") und Poet starb am<br />
14.11. kurz vor seinem 80. und der Veröffentlichung<br />
einer beachtlichen Werkschau<br />
(siehe S. 51).<br />
Lee Pockriss (*20.1.1924) arbeitete als<br />
Songschmied ("Itsy Bitsy Teenie Weenie<br />
Yel low Polka Dot Bikini”/Brian Hyland,<br />
"Catch A Falling Star”/Perry Como), komponierte<br />
für Filme und Broadway-<strong>Music</strong>als,<br />
auch für die „Sesamstraße". Starb am 14.11.<br />
Jackie Leven (*18.6.1950) war einer<br />
der einflussreichsten schottischen Singer/<br />
Songwriter, auf ihn und seine 1975 gegründete<br />
Band Doll By Doll beriefen sich<br />
viele Punk- und New-Wave-Bands. Überlebte<br />
1994 ein Attentat nur knapp, feierte<br />
nach Heroinabhängigkeit Mitte der 90er<br />
ein vielbeachtetes Comeback und brachte<br />
bis zu seinem krebsbedingten Ableben<br />
am 14.11. 24 Alben heraus, arbeitete auch<br />
mit David Thomas (Pere Ubu) als Ubudoll.<br />
Laura Kennedy war Bassistin der einflussreichen<br />
New Yorker Post-Punkband<br />
Bush Tetras. Hepatitis-C kostete sie trotz<br />
einer Lebertransplantation (2008) mit 54<br />
am 14.11. das Leben.<br />
Mark "<br />
Moogy" Klingman (*7.9.1950)<br />
war als Keyboarder, Sänger und Songwriter<br />
Gründungsmitglied von Todd Rundgrens<br />
U<strong>to</strong>pia. Auch Eric Clap<strong>to</strong>n, Linda<br />
Ronstadt, Cyndi Lauper, Carly Simon,<br />
Johnny Winter und Jeff Beck setzten auf<br />
ihn, ehe er sich am 15.11. dem Krebs beugen<br />
musste.<br />
Ladislav "<br />
Ladi" Geisler (*27.11.1927),<br />
großartiger Jazzgitarrist, Wegbegleiter<br />
Bert Kaempferts, Mitglied der NDR Bigband,<br />
spielte bei James Last, veröffentlichte<br />
1958 seine erste eigene Platte und war<br />
als gefragter Studiomusiker auf über 1500<br />
Produktionen vertreten, zuletzt bei Helen<br />
Schneider. Er brach am 11. November in<br />
Hamburg auf der Bühne zusammen, fiel<br />
ins Koma und starb am 19.11.<br />
Georg Kreisler (*18.7.1922) wurde als<br />
scharfzüngiger Pianist, Sänger und Kabarettist<br />
berühmt, am bekanntesten ist<br />
sein "Taubenvergiften im Park”. Emigrierte<br />
während des Dritten Reichs in die USA,<br />
kehrte aber zurück. Bis zu seinem Tod am<br />
22.11. aktiv.<br />
Kristian Schultze (*21.1.1945) drückte<br />
für Passport und Cusco die Tasten, gehörte<br />
Snowball und dem Curt Cress Clan an,<br />
im Studio aktiv für Amanda Lear, Pia Zadora,<br />
Jermaine Jackson, Ann Murray, Mark<br />
Spiro, Maggie Riley, Vorstandsmitglied<br />
der Gema. Ein Herzinfarkt kostete ihn am<br />
22.11. das Leben.<br />
Ludwig Hirsch (*28.2.1946): So düster<br />
viele der Lieder ("Komm, schwarzer Vogel")<br />
des Wiener<br />
Liedermachers<br />
und Schauspielers<br />
waren, so endete<br />
sein Leben: An<br />
Lungenkrebs erkrankt,<br />
stürzte er<br />
sich am 24.11.<br />
aus dem zweiten<br />
S<strong>to</strong>ck eines Wiener Krankenhauses.<br />
Fo<strong>to</strong>: © P. Roser<br />
Coco Robicheaux (*25.10.1947) war<br />
durch sein sumpfiges Gitarrenspiel ein<br />
weit über New Orleans hinaus populärer<br />
Bluesmusiker, der am 25.11. das Zeitliche<br />
segnete.<br />
Ronald Ross" MacManus<br />
"<br />
(*20.10.1927) trat ab 1955 mit dem Joe<br />
Loss Orchestra auf, er sang auf Werbe-<br />
Jingles und nahm mit seinem Sohn Declan<br />
(= Elvis Costello) auf. Starb am 25.11. nach<br />
langer Krankheit.<br />
Keef Hartley (*4.8.1944) mischte als<br />
Drummer schon in der Beat-Ära mit<br />
(Ringo-Nachfolger bei Rory S<strong>to</strong>rm, Freddie<br />
Starr), machte im UK R&B (Artwoods)<br />
und Blues (John Mayall). Der Woods<strong>to</strong>ck-<br />
Veteran brachte 1969-1973 sieben LPs als<br />
Keef Hartley (Band) heraus, war mit Dog<br />
Soldier aktiv, trommelt seit dem 26.11. im<br />
Rockhimmel.<br />
Ken Russell (*3.7.1927), britischer Filmregisseur,<br />
so auch 1975 bei der Verfilmung<br />
der Who-Rockoper „Tommy". Später setzte<br />
Russell bei „Lisz<strong>to</strong>mania" erneut auf Roger<br />
Daltrey als Darsteller (Soundtrack: Rick<br />
Wakeman). Starb am 27.11.<br />
J. Blackfoot (*20.11.1946 als John Colbert)<br />
sang Soul mit The Bar-Kays, The Soul<br />
Children und Ann Hines und landete den<br />
Solohit ("Taxi”), starb am 30.11.<br />
Bill Tapia (*1.1.1908) war der am längsten<br />
aktive Ukulelespieler, unterrichtete Elvis<br />
Presley. Seinen 100. feierte er mit einem<br />
großen Jazzkonzert. Starb am 2.12.<br />
Mike Smith (*30.4.1935) produzierte<br />
zahlreiche Hits (Tremeloes, Georgie Fame,<br />
Marmalade, Love Affair, Christie), doch<br />
traurigen Ruhm erlangte er dadurch, dass er<br />
am Neujahrstag 1962 bei Decca die Beatles<br />
nach einer Audition ablehnte, was ihn bis zu<br />
seinem Ableben am 3.12. verfolgte.<br />
Edgar "<br />
Chico" Edwards sang zwischen<br />
1956 und 1958 sowie 1963 und 1967 mit<br />
den (Detroit bzw. Original) Spinners. Er<br />
verließ diesen Planeten am 3.12.<br />
Hubert Sumlin (*16.11.1931) war einer<br />
der besten (Chicago-)Bluesgitarristen,<br />
Spielte lange in Howlin' Wolfs Band, für<br />
Muddy Waters, Eric Clap<strong>to</strong>n, Keith Richards<br />
und veröffentlichte zahlreiche Solowerke.<br />
Erlag am 4.12. einem Herzinfarkt.<br />
Barbara Orbison (*10.1.1951 als Barbara<br />
Jakobs) war 17, als sie Roy Orbison in<br />
Leeds bei dessen UK-Tour kennen lernte.<br />
Orbison heiratete die Bielefelderin 1969,<br />
die sein Comeback als Managerin und Produzentin<br />
mitsteuerte. Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />
raffte sie am 6.12. auf den Tag<br />
genau 23 Jahre nach ihrem Gatten dahin.<br />
Dobie Gray (*26.7.1940), als Soul- und<br />
Countrysänger, Keyboarder und Komponist<br />
in Nashville tätig, landete 1965 den #13-Erfolg<br />
"The 'In' Crowd" und ließ 1973 "Drift<br />
Away" (#5) folgen. Nahm "Drift Away" 2003<br />
mit Uncle Cracker selbst neu auf (auch Rod<br />
Stewart und Roy Orbison coverten es). Vers<strong>to</strong>rben<br />
am 6.12. in Nashville.<br />
Bob Burnett (*7.2.1940) sang bei der<br />
1958 gegründeten Folkband The Highwaymen<br />
("Michael Row Your Boat Ashore”,<br />
"Cot<strong>to</strong>n Fields”, nicht zu verwechseln mit<br />
der Country-Supergroup). War auch als<br />
Anwalt und Banker erfolgreich, ehe er sich<br />
am 7.12. auf ewig verabschiedete.<br />
Richard "<br />
Dick" Sims war ein Keyboarder<br />
aus Tulsa, Oklahoma, der für Eric Clap<strong>to</strong>n,<br />
J.J. Cale, Bob Seger, Joan Armatrading,<br />
Stephen Stills, Santana und andere<br />
arbeitete, 2008 mit WITHIN ARMS' REACH<br />
sein einziges Solowerk herausbrachte –<br />
verlor 60-jährig am 8.12. seinen Kampf<br />
gegen den Krebs.<br />
Bee Spears (*11.8.1949) spielte ab 1968<br />
über 40 Jahre in Willie Nelsons Family<br />
Band Bass, arbeitete für Waylon Jennings,<br />
Jerry Jeff Walker und Guy Clark. Überlebte<br />
einen Sturz am 8.12. nicht.<br />
Alan Styles war nicht nur Langzeit-<br />
Roadie bei Pink Floyd. Seit ihn die Band<br />
mit "Alan's Psychedelic Breakfast" auf<br />
ATOM HEART MOTHER verewigte, nachdem<br />
er schon auf der Rückseite von UM-<br />
MAGUMMA zu sehen war, verfügte Styles<br />
über eine eigene Fanschar. 75-jährig starb<br />
er am 8.12.<br />
Bert Schneider (*5.5.1933), US-Filmproduzent<br />
(„Easy Rider”), kreierte 1966 mit Bob<br />
Rafaelson die TV-Komödienserie „The Monkees".<br />
Die Show startete die Karriere von<br />
Micky Dolenz, Davy Jones, Peter Tork und<br />
Michael Nesmith. Natürliche Todesursache<br />
hieß es bei seinem Ableben am 12.12.<br />
Billy Jo Spears (*14.1.1937) hatte mehrere<br />
Country-Hits wie "Blanket On The<br />
Ground" (US #1/1975). Sie war live und<br />
im Studio bis in die 2000er Jahre aktiv.<br />
Krebs kostete sie am 14.12. das Leben.<br />
Jennifer Miro (*3.5.1957) wurde als<br />
singende Keyboarderin der San Francisco-<br />
Punk-Pioniere The Nuns bekannt, auch als<br />
Model erfolgreich. Brustkrebs ließ sie bis<br />
zum 16.12. nur 54 Jahre alt werden.<br />
Sean Bonniwell (*16.8.1940) sang und<br />
spielte Gitarre bei <strong>Music</strong> Machine, die<br />
mit "Talk Talk" (US #15/1966) einen der<br />
Alltime-Garagen-Hits ablieferten. Machte<br />
mehrere Soloplatten, ehe er sich früh aus<br />
der Musikszene zurückzog. Von dieser<br />
Welt verabschiedete er sich am 17.12.<br />
Cesária Évora (*27.8.1941) war die bekannteste<br />
Sängerin der Kapverden und als<br />
„barfüßige<br />
Diva” berühmt.<br />
Bekam mit 47<br />
ihren ersten<br />
Plattenvertrag,<br />
eroberte dann<br />
aber schnell als<br />
World-<strong>Music</strong>-<br />
Interpretin die<br />
Welt, trat 2010<br />
aus gesundheitlichen Gründen von der<br />
Bühne ab, ehe sie am 17.12. starb.<br />
Ralph MacDonald (*15.4.1944) profilierte<br />
sich als Co-Au<strong>to</strong>r von "Where Is The<br />
Love” (Roberta Flack, Donnie Hathaway),<br />
"Just The Two Of Us” (Grover Washing<strong>to</strong>n,<br />
Bill Wi<strong>the</strong>rs). Als Perkussionist war<br />
er auf David Bowies "Young Americans”<br />
und Jimmy Buffetts "Margaritaville” zu<br />
hören, auch bei Amy Winehouse oder<br />
Harry Belafonte. Lungenkrebs s<strong>to</strong>ppte<br />
ihn am 18.12.<br />
Jim Mo<strong>to</strong>rhead" Sherman<br />
"<br />
(*8.5.1942) begleitete Schulfreund Frank<br />
Zappa schon bei The Black-Outs, spielte<br />
bei den Mo<strong>the</strong>rs Of Invention Saxofon.<br />
Erlebte nur noch den ersten Weihnachtsfeiertag<br />
auf Erden.<br />
Danny DeGennaro spielte Gitarre bei<br />
Kingfish, arbeitete mit Billy Squier und<br />
Clarence Clemons. Der 56-Jährige wurde<br />
unter ungeklärten Umständen am 28.12<br />
erschossen in seinem Haus bei Philadelphia<br />
aufgefunden.<br />
Fred Milano (*22.8.1939) sang als Tenor<br />
bei Dions Begleittruppe The Belmonts,<br />
mit denen er bis zuletzt aktiv war, ehe ihn<br />
Lungenkrebs am 1.1. s<strong>to</strong>ppte.<br />
Larry „Rhino" Reinhardt (*7.7.1948)<br />
sorgte für die psychedelischen Gitarrentöne<br />
bei Iron Butterfly und Captain Beyond,<br />
erlag am 2.1. einem multiplen Leiden.<br />
Bob Wes<strong>to</strong>n ersetzte 1972 Danny Kirwan<br />
als Gitarrist bei Fleetwood Mac, war<br />
u.a. auf PENGUIN zu hören. Wegen eines<br />
Verhältnisses mit Mick Fleetwoods Frau<br />
gefeuert; spielte mit Long John Baldry,<br />
Murray Head und Steve Marriott, erlag<br />
64-jährig am 3.1. inneren Blutungen.<br />
Seite 8 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
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IV<br />
Der Platin-<br />
Meilenstein<br />
In der Rangliste der „500 besten Alben" der amerikanischen Rockbibel „Rolling<br />
S<strong>to</strong>ne" belegt es Platz 66, in den USA ist es bis heute der drittbestverkaufte<br />
Longplayer aller Zeiten mit bislang 23 Platinauszeichnungen –<br />
weltweit ging es knapp 32 Millionen Mal über den Ladentisch. Die Rede ist<br />
vom eigentlich unbetitelten Rock-Werk <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong>s, das im November<br />
1971 erschienen war: als LED ZEPPELIN IV, gelegentlich auch „Four Symbols"<br />
oder „Untitled" genannt; Gitarrist Jimmy Page sprach und spricht – ähnlich wie<br />
Sänger Robert Plant – in seinen raren Interviews meist von „The Fourth Album".<br />
Schließlich hatten Page, Plant, Drummer John Bonham und Bassist John Paul<br />
Jones damals den Mut, ihre Arbeit ohne jede Kennzeichnung auf dem Cover zu<br />
veröffentlichen: Kein Bandlogo, kein Gruppenname, kein Titel zierte die LP-Vorderseite<br />
– nur das Bild eines alten Landmannes, der auf dem Buckel ein Bündel<br />
Holz durch die Gegend schleppt und sich dabei auf einen S<strong>to</strong>ck stützt. Worin<br />
viele Fans eine Metapher dafür sahen, dass das UK-Quartett vermehrt Folkelemente<br />
in seine Musik hatte einfließen lassen.<br />
<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> standen 1970 ganz oben im Rock-Olymp. Ihre ersten beiden Alben<br />
hatten sich verkauft wie geschnitten Brot, ihre Tourneen dies- und jenseits des<br />
Atlantiks waren ausverkauft und bescherten der Band bis<br />
dahin in diesen Dimensionen unbekannte Höchstgagen.<br />
Im damals angesagtesten UK-Musikmagazin „Melody<br />
Maker" hatten sie die jahrelange Dominanz der Beatles<br />
beendet und waren zur beliebtesten Band des Jahres gewählt<br />
worden. Doch dann stieß ihr am Ende des Jahres<br />
veröffentlichtes Album III auf mehr als geteilte Reaktionen<br />
bei den Fans, vor allem aber den Kritikern. Die in<br />
dieser Form bis dahin nicht gehörte Verschmelzung von<br />
Heavy Rock und akustischen Elementen verunsicherte,<br />
stieß auf teilweise harsche Ablehnung. Was wohl auch<br />
damit zusammenhing, dass der „Rolling S<strong>to</strong>ne" das<br />
Quartett kurz zuvor heftigst attackiert und ihm vorgeworfen<br />
hatte, sich für sein zweites Album schamlos bei<br />
alten amerikanischen Bluesern bedient zu haben, ohne<br />
diese dafür in den Credits zu erwähnen oder ihnen gar<br />
finanzielle Kompensation zukommen zu lassen. Außerdem<br />
gab es scharfe Angriffe in der chauvinistischen britischen<br />
Musikpresse, die Band verbringe viel zu viel Zeit<br />
in Amerika und vernachlässige die Heimat. In dieselbe<br />
Kerbe hieben auch Magazin-Vorwürfe, die Gruppe habe<br />
sich bei ihrem dritten Album zu stark von Crosby, Stills,<br />
Nash & Young und deren akustisch dominierten Sounds beeinflussen lassen.<br />
„Diese Feindseligkeit hat uns aber nicht beeindruckt und beim Schreiben der<br />
Songs nicht beeinflusst. Wir waren überzeugt davon, dass das, was wir machten,<br />
richtig und gut war – wir hatten das Gefühl, dass es hochqualitative Musik war,<br />
und mussten einfach das tun, woran wir glaubten", sagte Jimmy Page kürzlich<br />
in einem Radio-Interview über IV. „Ich spreche hier für uns vier – daran glaubten<br />
wir damals einfach. Natürlich haben mich gewisse Dinge frustriert, aber irgendwann<br />
kam ich zu dem Punkt, diesen Angriffen in den Musikmagazinen keine<br />
Beachtung mehr zu schenken, weil ich sie nicht nachvollziehen konnte. Und ich<br />
hörte auf, mir diese Hefte zu kaufen", erinnert sich der Mann, der einen wesentlichen<br />
Beitrag beim Songwriting leistete, auf seiner Gitarre soviel Innovatives<br />
beisteuerte, das Album auch produzierte – und so den Sound kreierte, der heute<br />
noch viele alte und junge Kollegen beeindruckt (siehe Kollegen-Statements, die<br />
wesentliche herausragende Merkmale von LED ZEPPELIN IV würdigen).<br />
Auch im „Record Collec<strong>to</strong>r" verwies zuletzt Page nochmals auf die engen Bezüge,<br />
die IV mit dem Vorgängeralbum verbanden: „Die dritte LP unterschied sich<br />
völlig von den vorangegangenen, und ich sah es als eine ganz neue Richtung."<br />
Fo<strong>to</strong>: © Biography Channel<br />
Seite 10 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
den, „ein alter schwarzer Hund herumtrieb. Er schlief<br />
den ganzen Tag und hat uns irgendwie beeindruckt<br />
– deshalb nannten wir diese Nummer 'Black Dog'."<br />
Die Arbeit am Kultalbum verlief – passend zu den<br />
bereits erwähnten Umständen – nicht ganz reibungslos.<br />
Ursprünglich hatte die Band mit den Aufnahmen<br />
in den gerade neueröffneten Basing Street<br />
Studios begonnen, besser bekannt als Island Studios.<br />
Die Atmosphäre dort war aber nicht die beste,<br />
technisch funktionierte nicht alles so, wie es sollte.<br />
Was auch Ian Anderson bestätigt, der parallel im Dezember<br />
1970 am selben Ort mit Jethro Tull AQUA-<br />
LUNG einspielte. Er berichtete, dass Page immer<br />
wieder mal bei ihnen hereinschaute, vor allem wenn<br />
Tull-Gitarrist Martin Barre an seinen Soli arbeitete<br />
(siehe <strong>GoodTimes</strong> 6/2011).<br />
Also zogen <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> ins tiefste Hampshire um<br />
und schlugen ihre Zelte in einem alten vik<strong>to</strong>rianischen<br />
Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert auf,<br />
Headley Grange. „Das kannten wir, weil wir dort<br />
schon geprobt hatten", begründete Page schon früher<br />
diese Entscheidung. Im Hof parkte das damals<br />
hochmoderne Mobile Studio der Rolling S<strong>to</strong>nes, um<br />
aufzuzeichnen, was die vier Musiker und ihre Gäste<br />
Sandy Denny (Co-Gesang auf "The Battle Of Evermore")<br />
und Ian Stewart (Piano auf "Rock And Roll")<br />
spielten, wobei sie auch intensiv experimentierten.<br />
So hatte Jones neben seinen Bässen auch diverse<br />
Syn<strong>the</strong>sizer, ein elektrisches Piano, Mandolinen und<br />
Akustikgitarren (zu hören auf "The Battle Of Evermore")<br />
mitgebracht, während von Page eine ganze<br />
Ladung Saiteninstrumente angeschleppt worden<br />
war. Schließlich hatten er und Plant bereits im Ok<strong>to</strong>ber<br />
zuvor mit Akustikgitarren – wie schon im Vorfeld<br />
der Aufnahmen für III – in einem kleinen Cottage<br />
namens Bron-Yr-Aur im walisischen Snowdonia an<br />
Songentwürfen getüftelt.<br />
Dort war auch die Idee für "Stairway To Heaven" geboren<br />
worden, diese epische, sich grandios über<br />
sieben Minuten entfaltende Nummer, die viele<br />
Fans und auch Experten für den Rocksong<br />
THE RICHARD<br />
THOMPSON BAND<br />
LIVE AT CELTIC<br />
CONNECTIONS<br />
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Blu-ray: 1050944E14<br />
Aufgenommen im Januar 2011 in der Royal<br />
Concert Hall von Glasgow als Teil des jährlich<br />
stattfi ndenden Celtic Connections Festivals<br />
präsentieren diese fabelhaften Aufnahmen<br />
der Richard Thompson Band das erste Live-<br />
Konzert der Gruppe auf Blu-ray. Parallel wird<br />
die Show auch auf DVD veröffentlicht und ist<br />
ein Muss für jeden Fan von Richard Thompson.<br />
STYX – THE GRAND ILLUSION<br />
+ PIECES OF EIGHT – LIVE<br />
Fo<strong>to</strong>: © Warner Bros.<br />
Robert Plant formulierte es im selben Gespräch so:<br />
„Nachdem wir LED ZEPPELIN III gemacht hatten,<br />
war der Himmel die Grenze. Es zeigte, dass wir alles<br />
machen konnten, dass sich uns ganz neue Möglichkeiten<br />
eröffneten."<br />
Das Album IV steht für einige der wichtigsten Songs<br />
in der <strong>Led</strong>-<strong>Zeppelin</strong>-His<strong>to</strong>rie, allen voran natürlich<br />
"Stairway To Heaven", aber auch "Rock And Roll"<br />
oder "Black Dog", mit dem das Album startet.<br />
„'Black Dog' ist gleichermaßen von einem Riff von<br />
John Paul Jones wie auch einem von mir geprägt<br />
– und wenn man nach Vorlagen fragt, die eventuell<br />
herauszuhören wären, dann kommt<br />
vielleicht 'Oh Well' mit seinen S<strong>to</strong>ps<br />
in Frage. Im Grunde ging es aber<br />
einfach darum, ein Heavy-Riff<br />
zu haben." Und zum Songtitel<br />
erzählt Page, dass sich<br />
im Headley Grange, wo die<br />
Songs aufgenommen wur-<br />
schlechthin halten. „Ich hatte mehrere Gitarrenparts,<br />
die ich zusammensetzen wollte. Es begann mit akustischen<br />
Passagen, die dann in die elektrischen übergehen<br />
sollten – ich hatte eine recht klare Vorstellung,<br />
die aber schwer umzusetzen war. Wir probierten es<br />
in Headley Grange in mehreren Durchgängen, wobei<br />
ich von der akustischen zur elektrischen Gitarre<br />
sprang, während Robert an der Wand lehnte oder in<br />
einem Sessel saß – plötzlich sprang er auf und fing<br />
an zu singen. Da muss er den Text schon zu etwa 80<br />
Prozent gehabt haben. Plötzlich stand die Nummer<br />
weitestgehend, und es ging nur noch um Feinheiten,<br />
so dass sich jeder wohlfühlte, und darum, welche Instrumente<br />
wir benutzten", schilderte Page einst die<br />
Entstehung dieses legendären Songs, der ebenso<br />
Rockgeschichte schrieb wie sein 'Mutteralbum'. Das<br />
belegte in den USA wie im UK Chartplatz 1, kam in<br />
Deutschland aber nur bis auf Rang 9.<br />
Die Symbole, nach denen manche das Album nennen<br />
(„ZoSo"), sind eine ganz andere, spannende Geschichte<br />
...<br />
Philipp Roser<br />
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Bei dieser packenden Show, die am 9. November<br />
2010 im his<strong>to</strong>rischen Orpheum Theater in<br />
Memphis, Tennessee gefi lmt wurde, spielten<br />
Styx ihre beiden Multiplatin-Alben der 1970er<br />
Jahre „The Grand Illusion” und „Pieces Of<br />
Eight” zum ersten Mal in voller Länge live.<br />
Die legendären Scheiben machten Styx seinerzeit<br />
zur weltweit erfolgreichen Rockband und<br />
etablierten das AOR-Genre bei einer ganzen<br />
Generation amerikanischer Fans.<br />
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erhältlich oder bei www.amazon.de/rockschuppen
Was die Kollegen sagen<br />
IV<br />
Ich kann mich daran erinnern, wie ich den Song<br />
”Rock And Roll” von <strong>Led</strong> Zep IV erstmals hörte – die<br />
Spontanteität der Performance war einfach großartig!<br />
Es hörte sich an wie eine spontane Jamsession.<br />
Man muss<br />
sich nur<br />
mal Bonzos<br />
Drumfill am<br />
Ende anhören<br />
– überirdisch!<br />
Es hat<br />
mich schier<br />
umgehauen.<br />
Er und John<br />
Paul Jones<br />
schufen die<br />
allem zugrundeliegende<br />
Dynamik, die es Robert und Jimmy erlaubte,<br />
wie auf Sternen zu tanzen. Robert ist einzigartig, einen<br />
wie ihn wird es nie mehr geben. Und Jimmy hat<br />
die Welt in seinen Fingerspitzen! Alle vier zusammen<br />
waren ein unschlagbares Team, ein Geschenk des<br />
Rock'n'Roll-Himmels!<br />
Paul Rodgers<br />
(Free, Bad Company, The Firm, Queen)<br />
Es muss 1966 gewesen sein, als ich loszog, um einen<br />
der ersten Gigs zu sehen, den Cream überhaupt spielten.<br />
Es war im Willenhall Baths, Black Country, in<br />
den Midlands. Als Vorgruppe spielten Listen (http://<br />
www.ledzeppelin.com/image/pho<strong>to</strong>s-home/led-zeppelin/pre-post-zep/robert-plant-1966-listen-press),<br />
bei denen ein Robert Plant sang. Es war das erste<br />
Mal, dass wir uns trafen. Danach liefen wir uns in<br />
allen möglichen Midlands-Clubs über den Weg,<br />
etwa im Lafayette<br />
in Wolverhamp<strong>to</strong>n,<br />
wo<br />
wir mit Medicine<br />
Head unseren<br />
Durchbruch hatten.<br />
Keith Relf,<br />
der Sänger der<br />
Yardbirds, war<br />
ein sehr enger<br />
Freund und<br />
spielte später<br />
Bass bei uns. Er<br />
war es auch, der mich in LED ZEPPELIN IV einführte.<br />
Viele Leute sagen nicht zu Unrecht, dass Keith der<br />
Pionier der Idee war, Blues mit anderen Musikgenres,<br />
vor allem auch der World <strong>Music</strong> zu vermengen.<br />
Jimmy war ja ebenfalls einige Zeit Mitglied der Yardbirds<br />
gewesen. Und ich war regelrecht bewegt von<br />
der Art und Weise, wie <strong>Zeppelin</strong> dieses so inspirierende<br />
Werk produzierten: all der Dreck, der Schmerz,<br />
und die Sexualität des „alten” Blues, vermischt mit<br />
der pas<strong>to</strong>ralen Folklore und der Legende des mittelalterlichen<br />
England, diese Rhythmen und Dröhnung<br />
modaler Hypnose, alles zusammengebracht von der<br />
ersten und wahrscheinlich größten Heavy-Rockband<br />
aller Zeiten! Dafür gebührt den Jungs ewiger Dank!<br />
Auf IV ist alles vorhanden, vom knallharten Rock<br />
des durch puren Blues inspirierten "Rock And Roll”<br />
Fo<strong>to</strong>: © Archiv John Fiddler<br />
Fo<strong>to</strong>: © Ross Halfin<br />
und "Black Dog” (das von den 70ern bis weit in die<br />
90er Jahre laut aus meiner Jukebox dröhnte) bis<br />
hin zu den Exkursionen der "Battle Of Evermore”<br />
und "Stairway To Heaven” – alle vollgepackt mit<br />
Jimmys Riffs. Und als Kontrast dazu die Mischung<br />
aus akustischen und elektrischen Gitarren, seine<br />
Reisen von England nach Afrika, zum Mississippi-<br />
Delta, nach Chicago, mit Haltepunkten überall<br />
dazwischen. Johns geradezu legendäre Art der Arrangements,<br />
musikalischer Vielfalt und Virtuosität,<br />
Bonzos magisches und unmittelbar erkennbares<br />
Schlagzeugspiel, das jedem Song einen eigenen<br />
Stempel aufdrückte. Und dann natürlich Roberts<br />
gesangliche Fähigkeiten und die textlichen Reisen,<br />
auf die er einen mitnahm, die Suche nach der Frau,<br />
die einfach nie, nie, nie geboren worden ist. Beim<br />
High Voltage Festival in London traf ich Jimmy<br />
Page, und wir unterhielten uns über das Box-Of-<br />
Frogs-Album, auf dem er gespielt hatte. Er sah und<br />
hörte sich frischer denn je an, ernsthaft wie immer<br />
– eben wie dieses bahnbrechende Album, das er vor<br />
40 Jahren mitgeschaffen hatte! Happy birthday <strong>to</strong><br />
<strong>the</strong> free spirit of Zoso, <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> IV!<br />
John Fiddler<br />
(Medicine Head, British Lions, Box Of Frogs)<br />
Als ich ein Kind war, wusste ich alles über <strong>Zeppelin</strong>,<br />
weil sie meine Lieblingsband waren – und immer<br />
noch sind. Sie hatten ihr drittes Album veröffentlicht,<br />
und da ich es liebte, ärgerte es mich, wie<br />
manche Kritiker daran herummäkelten, an der Platte<br />
und an der Band. Doch dann kam IV raus, und<br />
auf einmal<br />
verstummte<br />
jegliche Kritik<br />
an <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong><br />
– sie<br />
waren plötzlich<br />
die gewaltigste<br />
und<br />
mächtigste<br />
Band überhaupt.<br />
Die<br />
Platte steckt<br />
voller großartiger<br />
Stücke.<br />
Was soll man groß darüber sagen? Was anderes als<br />
„Wow!"? Jeder Song ist einfach erstklassig. <strong>Led</strong><br />
<strong>Zeppelin</strong> IV ist mir sehr wichtig, es verblüfft mich<br />
noch heute, wie melodisch die Platte war! Sie war<br />
heavy, delikat und filigran zugleich, die Produktion<br />
grandios. Dazu das Mysteriöse – und Pfund<br />
für Pfund demonstriert sie heute noch, dass Jimmy<br />
Page der beste Gitarrist aller Zeiten war und ist.<br />
Doug Aldrich (Whitesnake)<br />
Ich nahm <strong>Led</strong> Zep erstmals wahr, als ich sie auf der<br />
Fahrt zu einem Gig in der „John Peel Show” hörte.<br />
Damals hätte ich mir nie träumen lassen, dass sie einmal<br />
zu Ikonen werden würden! Andererseits dürfte<br />
das wenig überraschen, wenn man nur mal überlegt,<br />
welchen musikalischen Stammbaum sie hatten und<br />
wie viel Talent da in einer Band zusammenkam. Was<br />
ich an dieser Gruppe liebte, waren ihre Spontanität<br />
und ihre Fähigkeit, alles so frisch klingen zu lassen<br />
© Pressefo<strong>to</strong> SPV<br />
– und als Bluesliebhaber natürlich auch die Art und<br />
Weise, wie sie ein gewisses bluesiges Feeling in die<br />
Mehrzahl ihrer Songs und Performances einfließen ließen.<br />
Ich habe sie<br />
nur einmal live<br />
erlebt, und das<br />
in ihrer Blütezeit,<br />
was Popularität<br />
und Kreativität<br />
angeht.<br />
Es war im Earls<br />
Court in London,<br />
es war ausverkauft,<br />
und als<br />
Lep Zep auf die<br />
Bühne kamen,<br />
glich das einer<br />
Rock'n'Roll-<br />
Eruption – die Halle explodierte förmlich. Viele namhafte<br />
Künstler verlassen sich auf der Bühne auf Pyrotechnik<br />
und eine <strong>to</strong>lle Lichtanlage, um ihre Shows<br />
aufzupeppen – <strong>Led</strong> Zep brauchten das alles nicht,<br />
auch wenn sie es natürlich ebenfalls einsetzten. Aber<br />
man konnte da stehen, die Augen schließen und<br />
schauderte wohlig allein durch die Vibes ihrer großartigen<br />
Performance. Ich bin immer noch ihr Fan!<br />
Ray Dorset (Mungo Jerry)<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Ich war nie ein großer Fan<br />
von Jimmy Page/<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong>,<br />
und so kann ich nicht<br />
allzu viel über sie sagen.<br />
Einige wirklich gute Songs,<br />
aber mich hat ihre Musik<br />
nie richtig gepackt. Damals<br />
interessierte mich einfach<br />
der „echte" Blues mehr.<br />
Snowy White<br />
(White Flames, Thin Lizzy, Pink Floyd)<br />
Dieses Album hatte großen Einfluss auf die Rockmusik<br />
im Allgemeinen – es war eine magische Kombination<br />
von Menschen und Musik! Dazu all ihre Produktionsideen<br />
... Mein Gedächtnis ist zwar löchrig,<br />
aber ich kann mich noch genau erinnern, wie mich<br />
LED ZEP IV umgehauen hat und es noch immer tut!<br />
Scheinbar simple Riffs, wunderbares Feeling, Sound<br />
und Raum bis zum Anschlag ausgenutzt! John Bonhams<br />
Drumsound<br />
haben<br />
viele nachzuahmen<br />
versucht<br />
– ohne<br />
Erfolg. Klassisch!<br />
Perfekt,<br />
subtil, bahnbrechend<br />
in<br />
vielerlei Hinsicht.<br />
Das einzige,<br />
was ich<br />
immer noch<br />
nicht mag, ist<br />
diese verstimmte Passage in "Stairway" – aber da bin<br />
ich sicher in der Minderheit.<br />
John McCoy (Gillan)<br />
Fo<strong>to</strong>: © Patrick Icks<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Seite 12 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Ich würde sagen, LED ZEP IV ist eines der größten<br />
Rockalben aller Zeiten!<br />
Das Publikum liebte <strong>Led</strong><br />
<strong>Zeppelin</strong> für das, was sie<br />
waren, liebte das Album<br />
so, wie es war. Sie beeinflussten<br />
viele Musiker und<br />
Bands maßgeblich und<br />
haben zweifelsohne den<br />
Test der Zeit bestanden.<br />
Und ich habe keinerlei Zweifel, dass dieser Einfluss<br />
weiter wirken wird. Das ist nur wenigen Alben gelungen<br />
– IV ist eines davon.<br />
Tim Smith (The Brew)<br />
Als ich <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> entdeckte, haben sie mich<br />
umgeblasen. Sie waren<br />
und sind genau das, was<br />
jeder frustrierte Musiker<br />
hören muss, wenn er<br />
feststeckt, im Blues nicht<br />
weiterkommt! <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong><br />
haben mir wirklich<br />
den Sinn für die Welt des<br />
Rock'n'Roll eröffnet. Und<br />
sie haben mich gelehrt, mich bei einer Live-Performance<br />
nie zurückzuhalten!!! <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> I und IV<br />
ragen einfach heraus! Auch wenn alle ihre anderen<br />
Alben genial sind – aber die haben halt keinen<br />
"Stairway To Heaven"...!<br />
Jason Barwick (The Brew)<br />
<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> ... unbetitelt ... 4 ... vier Symbole ... für<br />
mich das Meisterwerk! Nicht nur, weil "Stairway To<br />
Heaven" drauf ist, sondern weil die ersten zwei Songs<br />
("Black Dog", "Rock And<br />
Roll") alles abdecken, was<br />
eine Heavy-Rockband haben<br />
muss. Das war und<br />
ist die Messlatte, und die<br />
lag ganz weit oben. Ein<br />
Album ohne Titel, nicht<br />
mal der Bandname stand<br />
drauf ... keine Bilder der<br />
Band drin ... das begeistert mich noch heute ... einfach<br />
unerreicht!<br />
Volker Hinkel (Fools Garden)<br />
Fo<strong>to</strong>: © R. Fengler<br />
Kaum zu glauben, dass dieses Album schon 40. Geburtstag<br />
feiert! Ich kann mich erinnern, dass ich es<br />
als Cassette bekam, als ich noch ein Kind war. Wer<br />
Gitarre spielt, auf der Bühne steht und behauptet,<br />
niemals "Rock And Roll" gespielt zu haben, ist wohl<br />
ein Lügner! Zumindest wenn er 30, 40 Jahre alt ist.<br />
Mensch, ich habe es einmal gesungen – verdammt<br />
schlecht, aber immerhin! Das Album ist einfach ein<br />
Fo<strong>to</strong>: © Patrick Icks Fo<strong>to</strong>: © Patrick Icks<br />
perfekter Mix aus Hard Rock<br />
und folkigen Sachen – und<br />
dann ist da natürlich "Stairway<br />
To Heaven". Als Gitarrist<br />
habe ich Jimmy Page nie als<br />
den brillanten Leadgitarristen<br />
gesehen, eher als perfekten<br />
Arrangeur und Songwriter.<br />
Man höre sich nur mal all die<br />
Overdubs an und wie er diesen<br />
Song entwickelt! Er wächst<br />
und wächst und wächst!<br />
Natürlich waren <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong><br />
viel mehr als nur Jimmy<br />
Page, die gesamte Band war<br />
einzigartig: Bonzos Drumming ist einfach perfekt,<br />
wie ein Zug, der einen überrollt, soviel Power, die einen<br />
benommen<br />
macht – dazed<br />
and confused<br />
... und das<br />
im wörtlichen<br />
Sinne! Jeder<br />
versucht, diesen<br />
Drumsound einzufangen,<br />
hinzukriegen<br />
– und<br />
schafft es nicht!<br />
Ein Meilenstein des Rock!<br />
Ben Granfelt (Wishbone Ash, Leningrad Cowboys)<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> – die beste Rockband aller Zeiten. Jimmy<br />
Page – eine<br />
perfekte Ikone<br />
aus Gitarrist,<br />
Komponist und<br />
Produzent. Ihr<br />
bestes Album<br />
ist für mich<br />
aber trotzdem<br />
PHYSICAL<br />
GRAFFITI.<br />
Rudolf Schenker (Scorpions)<br />
Als wir mit Frumpy durch Frankreich <strong>to</strong>urten, fuhr<br />
ich meist mit unserem Manager in seinem Opel Kapitän.<br />
Und aus den Boxen<br />
dröhnten ununterbrochen<br />
<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong>! Natürlich<br />
war die Band für mich als<br />
Keyboarder nicht unbedingt<br />
ein Orientierungspunkt,<br />
aber dennoch stets<br />
eine Quelle der Inspiration.<br />
Jean-Jacques Kravetz<br />
(Atlantis, Frumpy, Randy Pie, Udo Lindenberg, Peter<br />
Maffay)<br />
Fo<strong>to</strong>: © Archiv Kravetz<br />
<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> waren für mich in den Siebzigern in<br />
der DDR nur als etwas Fernes wahrnehmbar. Da ich<br />
noch ein Kind war und auf Glam-Rock à la T. Rex/<br />
Sweet stand, bekam ich <strong>Zeppelin</strong> von den „Großen"<br />
mit. Mir waren sie zunächst etwas unheimlich, aber<br />
zogen mich doch sehr an. Die Poster, die ich sah, waren<br />
zumeist aus West-Musikmagazinen abfo<strong>to</strong>grafiert.<br />
IV hörte ich erstmals 1979, also mit 14 Jahren.<br />
"Black Dog", einer meiner All-Time-Favourites, ist<br />
für mich immer noch ein Mysterium. Schon wegen<br />
der cleveren Taktwechsel und dem Solo am Schluss.<br />
Für mich ist Jimmy Page vor allem jemand, der trotz<br />
aller Virtuosität etwas riskiert. Seine Soloparts sind<br />
© Pressefo<strong>to</strong> Hypertension <strong>Music</strong><br />
Fo<strong>to</strong>: © Archiv Schenker<br />
von Emotion und Ausdruck geprägt. Es geht mehr<br />
ums Fließenlassen als um Schredderei oder Reproduktion<br />
jedes einzelnen Tons etc. Ein Pionier und<br />
Erfinder, unvergleichlich! Es geht eben auch darum,<br />
sich beim Spielen zu befreien und das Publikum zu<br />
berühren. <strong>Led</strong><br />
<strong>Zeppelin</strong>s größter<br />
Hit "Stairway<br />
To Heaven"<br />
Fo<strong>to</strong>: © R. Fengler<br />
scheint auch<br />
heute bei jedem<br />
Classic-Rock-<br />
Sender an jedem<br />
Tag unverzichtbar<br />
zu sein. Und<br />
das bei einer<br />
Länge von fast acht Minuten ... Sie haben sich alle<br />
Freiheiten rausgenommen (auf dem Cover von IV ist<br />
nicht mal ein Bandlogo, was ich nie hinterfragte).<br />
Ein absolut geniales, abwechslungsreiches Album.<br />
Für alle Ewigkeit! Die Grooves von "When The Levee<br />
Breaks” und "Misty Mountain Hop”, die Mandoline<br />
bei "The Battle Of Evermore” ....<br />
Christian Sorge (Final Stap)<br />
Ich bin nie der Überfan gewesen, schon gar nicht<br />
von Robert Plant. Mich haben John Bonham und<br />
Jimmy Page fasziniert – die Riffs und vor allem das<br />
Schlagzeug. Bonham war einer der einflussreichsten<br />
Rockdrummer überhaupt. Für meine Art, Keyboards<br />
oder Gitarre zu<br />
spielen, habe<br />
ich viel von ihm<br />
gelernt, was die<br />
Rhythmik angeht.<br />
Ich habe<br />
sie leider nie live<br />
gesehen, schade<br />
im Nachhinein.<br />
Was IV angeht,<br />
war es nicht<br />
so, dass ich es mir gleich gekauft habe und damit<br />
durch die Gegend gerannt bin. Beeindruckend war<br />
natürlich, wie das damals klang, der Sound insgesamt<br />
– das gab's sonst ja so nicht. Das hat viele Produzenten<br />
beeinflusst, weil da wirklich ein eigener,<br />
großer Sound entstanden ist.<br />
Pascal Kravetz (Maffay, Lindenberg, Songdogs)<br />
<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> waren für mich eine der besten Rockbands<br />
überhaupt! "Kashmir" ist einer meiner Allzeit-<br />
Favoriten. Ich<br />
habe sie leider<br />
nie getroffen,<br />
kann mich aber<br />
an eine Geschichte<br />
in Hamburg<br />
erinnern:<br />
Spätabends kam<br />
John Bonham<br />
ins Top Ten,<br />
setzte sich an die<br />
Bar und unterhielt sich mit einigen Leuten. Plötzlich<br />
saß der Gitarrist meiner damaligen Band an der Bar,<br />
plauderte mit ihm, und dann waren sie auf einmal<br />
verschwunden. Am nächsten Tag tauchte mein Gitarrist<br />
irgendwann wieder auf, war ziemlich angeschlagen<br />
– er war in dieser Nacht mit John Bonham<br />
böse versumpft.<br />
John Law<strong>to</strong>n (Uriah Heep, Les Humphries Singers,<br />
Lucifer's Friend)<br />
Fo<strong>to</strong>: © R. Fengler<br />
Fo<strong>to</strong>: © Archiv Kravetz<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 13
50 Jahre<br />
Gigantenauftrieb an der Elbe<br />
© Promofo<strong>to</strong>s<br />
Vor einem halben Jahrhundert wurde eine Lunte gelegt, die noch heute für Explosives<br />
sorgt – Rock in allen Varianten und Färbungen! Am 13. April 1962 öffnete der Hamburger<br />
Star-Club im Kampfbereich der berüchtigten Reeperbahn seine Tore für die wilden Rock'n'Roll-<br />
Klänge aus den USA und Großbritannien. Und in die Phalanx der Anreisenden mischten sich<br />
sehr schnell auch einheimische Combos – neben vielen unbekannteren Kapellen natürlich die Lokalmatadore<br />
aus der Hansestadt und die ewigen Konkurrenten aus Berlin, die Rattles und die Lords.<br />
B<br />
eide King Size Taylor<br />
deutschen Bands existieren<br />
noch heute. Und sie werden bei<br />
einem Zwei-Tages-Event dabei sein,<br />
das Veranstalter Uwe Mamminga (Down<strong>to</strong>wn<br />
Blues Club) am 12./13. April 2012<br />
im Dauer-Zirkuszelt Fliegende Bauten vom<br />
Stapel lässt. Mamminga präsentiert außerdem<br />
weitere Gründerväter: King Size Taylor,<br />
der damals sein Bandgerät laufen ließ, um<br />
die letzte Beatles-Saison im Star-Club mitzuschneiden.<br />
Taylors Dominoes beehrten<br />
den Club häufig und überlebten die Jahrzehnte<br />
in ihrer Heimat Liverpool. Inzwischen<br />
ist King Size längst Wahl-Hamburger und<br />
holt alte Dominoes zum Fünfzigsten aus<br />
England. Zweites Urgestein ist der Beatles-Gitarrendozent<br />
und Teilzeit-Frontmann<br />
Tony Sheridan. Von ihm lernten<br />
die jungen Liverpooler, und er leitete eine<br />
eigene Star-Combo – eine Sensation, dass<br />
er sie im April an den Start bringt: Trotz<br />
seiner 83 Jahre wird Saxofonist Ricky/Rikki<br />
Barnes für Sheridan antreten, Roy Young<br />
wird Orgel und Piano bedienen und seinem<br />
Bandleader stimmlich Paroli bieten, Colin<br />
Melander zupft wie 1962 den Bass. Sogar<br />
Originaldrummer Jimmy Doyle konnte für<br />
die große Sause verpflichtet werden, die<br />
mit einem ausführlichen „Meet & Greet" beginnen<br />
und irgendwann in den Morgenstunden mit<br />
Barbecue und Cocktails ausklingen wird.<br />
Cliff Bennett & The Rebel Rousers waren ebenfalls<br />
Stammgäste<br />
im Star-Club,<br />
Cliff Bennett<br />
lange bevor Paul<br />
McCartney dem<br />
R&B-Shouter<br />
den Hit "Got To<br />
Get You In<strong>to</strong> My<br />
Life" schrieb (und<br />
den Titel zur Sicherheit auch auf REVOLVER<br />
packte). Cliff Bennett spielt mit seinem damaligen<br />
Rebel-Rouser-Bläser Sid Phillips und<br />
ebenfalls mit Roy Young. Die Truppe ergänzen<br />
Remo-Four-Drummer Roy Dyke, Saxofonist<br />
Howie Casey von The Seniors und das Hamburger<br />
Faces-Mitglied Ecki Hofmann. Bennett<br />
verfügt über eine der besten Soulstimmen Europas<br />
– neben Chris Farlowe, der ebenfalls teilnimmt,<br />
zwar ohne die ehemaligen Thunderbirds, doch auch ihn wird das vorgenannte<br />
Allstar-Team begleiten. Farlowe erhielt seinen unvergessenen Nr.-1-Hit<br />
nicht von Beatle Paul, sondern von Mick Jagger verpasst: "Out Of Time" wird er<br />
50 Jahre<br />
Tony<br />
Sheridan<br />
in den Fliegenden Bauten<br />
sicher nicht schuldig<br />
bleiben! Noch ein Star-<br />
Club-Held be<strong>to</strong>nt das Soul-<br />
Element: Mike Harrison wird<br />
die Klassiker seiner V.I.P.s singen, "I<br />
Wanna Be Free" und "Smokestack Lightning"<br />
– der Mann aus Carlisle konnte seine Truppe sicher<br />
ins Progressive-Zeitalter lotsen; als Spooky<br />
Tooth rissen sie Star-Clubber zu Beifallsstürmen<br />
hin – auch deren Reper<strong>to</strong>ire hat Harrison mit<br />
unverändert guter, heiser-emotionaler Stimme<br />
noch drauf.<br />
Brian Parrish, Ex-Leadsänger der Londoners,<br />
wird ebenso auftreten wie Beryl Marsden und<br />
Chris Farlowe<br />
Beryl<br />
Marsden<br />
Seite 14 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Karl Terry aus<br />
Liverpool. In Originalbesetzungen<br />
konnten The<br />
Nashville Teens<br />
sowie John Law<br />
& The Tremors<br />
für das Jubiläumsspektakel<br />
verpflichtet werden. Howie Casey<br />
bringt seine Ehefrau Sheila McKinlay mit an die<br />
Elbe – mit ihrer Schwester Jeannette (Gallacher)<br />
einst ein populäres Gesangsduo. Star-Club-Chronist<br />
und Musiker Ulf Krüger wird mit Drummer<br />
Gibson Kemp (einst Klaus Voormanns Partner bei<br />
Paddy, Klaus & Gibson) einen Doppel-Schlagzeug-Showcase<br />
liefern.<br />
Das ist noch nicht alles. Star-Club-Original Horst Fascher<br />
ist am 13. April mit einem eigenem großen Event in der<br />
Großen Freiheit 36 am Start: Seine Beatles-Referenz sind<br />
The Quarrymen aus<br />
Liverpool – John<br />
Lennons erste<br />
Band. Ebenfalls<br />
aus Liverpool erscheinen<br />
die Undertakers<br />
mit Sänger Jackie Lomax, die<br />
Mojos sowie abtrünnige Dominoes von<br />
King Size Taylor: Bobby Thompson,<br />
Gibson Kemp und John Frankland. Sie<br />
werden mit Lomax und Brian Griffiths<br />
Lords<br />
The Quarrymen<br />
Brian<br />
Parrish<br />
(Ex-Big Three) und Joe Fagin (Leadsänger der Strangers) eine Star-Club-All-<br />
Star-Band formieren. Und natürlich darf der Mann nicht fehlen, der öfter im<br />
Star-Club auftrat, als die anderen Pillen einwarfen: Sänger Lee Curtis spielt mit<br />
den Bonds und Mr. Piggi auf („Schildkröte" aus dem TV-Kult „Dittsche"). Mike<br />
Pender's Searchers reisen aus London an, Charles Glenn aus Little Richards Band<br />
fliegt aus den USA ein. Gigantisch: Insgesamt sind am 12. und 13. April weit<br />
über 100 Musiker am Start.<br />
Uli Twelker<br />
50 Jahre<br />
Fo<strong>to</strong>: © Garrelt Danker Medienproduktion
Konzerthighlights auf DVD + CD<br />
0000059E12<br />
0000036ERC 0000002ERC 0000055E12<br />
0000040ERC<br />
0000022ERC 0000030ERC 0000035ERC<br />
0000012ERC<br />
0000012ERC 0000008ERC 0000053E12
Die Fab Four in Comic & Zeichentrick<br />
Teil<br />
2<br />
Von Horst Berner<br />
Illustrierte<br />
Beatlemania<br />
Und weiter geht’s mit den Beatles als bewegten<br />
Helden auf dem Papier und im Film. Im zweiten<br />
Teil dreht es sich um einen unveröffentlicht<br />
gebliebenen „Yellow Submarine“-Comic,<br />
eine kleine Auswahl an gezeichneten Karikaturen<br />
und Huldigungen an die Liverpooler und<br />
um deren Car<strong>to</strong>on-Präsenz im US-Fernsehen.<br />
Außerdem sind einige Titel erwähnt, die ihre<br />
Lebensgeschichte in Wort und Bild darstellen.<br />
Alles in allem ein knapper Ausschnitt dessen,<br />
was es in der bunten Welt der „illustrierten<br />
Beatlemania“ zu entdecken gibt.<br />
Sehr schade, dass es diesen<br />
1968 von Gold Key aufgelegten<br />
Comic „Yellow Submarine"<br />
nie in einer deutschen<br />
Fassung gegeben hat.<br />
Noch bedauerlicher ist allerdings, dass<br />
der Apple S<strong>to</strong>re aktuell sogar die DVD<br />
mit dem Zeichentrickfilm nicht mehr<br />
im Angebot führt. Eventuell hat das<br />
mit dem angedachten 3D-Remake<br />
des Films zu tun. Wobei seit Frühjahr<br />
2011 klar zu sein scheint, dass die im<br />
Sommer 2009 angekündigte Neuverfilmung<br />
durch Robert Zemecki für Disney<br />
aus finanziellen Gründen nicht realisiert<br />
wird.<br />
Ebenfalls nennenswert: das Beglei<strong>the</strong>ft<br />
„The Official Beatles Yellow Submarine<br />
Seite 16 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
über die „Asterix"-<br />
Macher René Goscinny<br />
und Albert<br />
Uderzo („Asterix bei<br />
den Briten") bis hin<br />
Magazine", das es zum Kinostart des Films im August 1968 gab. Darin werden<br />
einige Schlüsselszenen der Handlung gezeigt, allerdings mit dürftigen Illustrationen,<br />
die niemals die Klasse des Film-Artworks<br />
erreichen. Eine Interpretation von „Yellow Submarine"<br />
in Comicform, die wünschenswert gewesen<br />
wäre, war das von Bill Morrison (der unter<br />
anderem als Chefzeichner für die „Simpsons"<br />
zu großer Popularität gelangt ist) verfolgte<br />
Projekt: Parallel<br />
zur<br />
Neuausgabe<br />
des digital<br />
res taurierten<br />
Films auf<br />
DVD (1999)<br />
hatte er den<br />
Auftrag, für<br />
den US-<br />
Verlag Dark<br />
Horse eine nah am Film orientierte Adaption<br />
zu erstellen. Nach weit über 20 Seiten, von denen<br />
einzelne<br />
bereits<br />
koloriert<br />
waren, kam<br />
jedoch der Einspruch von Apple Records, das<br />
offensichtlich nicht länger Gefallen an diesem<br />
Merchandising-Produkt hatte. Dank des Internets<br />
können sich Fans zumindest teilweise ein<br />
Bild des grandiosen Resultats machen, das hier<br />
mit drei Bildbeispielen zu sehen ist.<br />
Während ihrer aktiven Karriere stellten<br />
die Beatles auch immer wieder ihren<br />
typischen Humor unter Beweis. In gewisser<br />
Weise wirkten sie bisweilen wie die heimlichen<br />
Vorboten der britischen Komikertruppe<br />
Monthy Python, zu deren großen Verehrern<br />
George Harrison zählte. In den frühen 1960er Jahren, als die witzige Seite der<br />
Fab Four noch mehr im Vordergrund stand, führte dies fast zwangsläufig zu ihrer<br />
Erweckung als Comicfiguren auf dem Papier und zu Zeichentrickfilmfiguren<br />
im Fernsehen. Unzählige Kreative<br />
regten bereits die Frisuren, in der englischen<br />
Sprache<br />
wegen der Ähnlichkeit<br />
zu einem<br />
Wischmopp als<br />
„mop-<strong>to</strong>p" bezeichnet<br />
(hier zu<br />
Lande zum „Pilzkopf"<br />
mutiert), zu entsprechenden Karikaturen an. Das<br />
reichte von Walt Disney („Dschungelbuch") und „Donald-<br />
Duck"-Zeichner Carl Barks („Eine haarige Geschichte")<br />
zu Walter Neugebauer („Lupo modern"). Auf die Spitze trieb den Spott der<br />
„Mad"-Erfinder Harvey Kurtzman. Im Januar 1965<br />
präsentierte er die Beatles glatzköpfig auf dem Cover<br />
der Nummer 22 seiner Zeitschrift „Help!". Dieses<br />
Magazin war für<br />
viele Underground-<br />
Comix-Künstler wie<br />
Robert Crumb oder<br />
Gilbert Shel<strong>to</strong>n eine<br />
Plattform. Ebenfalls<br />
für John Cleese und<br />
Terry Gilliam, die<br />
später bei den Pythons<br />
zusammenfanden.<br />
Die<br />
Beatles bzw.<br />
die hinter<br />
ihnen stehenden Vermarktungsstrategen<br />
reagierten auf solche Späße mit geschäftstüchtiger<br />
Gelassenheit und verkauften …<br />
Perücken. Ein höchst komischer Nebenaspekt<br />
der sogenannten British Invasion.<br />
Doch wer zur Parodie taugt, dem ist auch<br />
stets Bewunderung garantiert.<br />
Natürlich zierten die Beatles die<br />
Titelseiten von Comic-Heften,<br />
die sich primär an Mädchen<br />
richteten, etwa „My Little Margie"<br />
(1964) und „Laugh" (1965).<br />
Und für die Jungs gab‘s mit<br />
„Superman’s Pal: Jimmy Olsen"<br />
(1964) und „Batman" (1970)<br />
den etwas härteren S<strong>to</strong>ff mit der<br />
Gang aus Liverpool.<br />
Ihre Hoch-Zeit als TV-Trickfilmfiguren hatten die Beatles zwischen September<br />
1965 und September 1969, als der amerikanische Sender ABC eine Reihe mit<br />
39 knapp 20-minütigen Car<strong>to</strong>ons ausstrahlte. Von Al Brodax und Georg Dunning,<br />
die auch bei „Yellow Submarine" mit im Boot waren, für das auf den Vertrieb<br />
von Comic-Serien spezialisierte King Features Syndicate produziert, boten die<br />
mit Beatles-Songs aufgepeppten Streifen mehr oder weniger pfiffigen Slapstick.<br />
Die vier Musiker selbst ließen lange Zeit keinen Zweifel daran, dass sie mit den<br />
Ergebnissen nicht<br />
eben glücklich waren.<br />
Andererseits ist<br />
George Harrisons<br />
Aussage bekannt,<br />
dass er die Trickfilme<br />
„irgendwie doch<br />
mag, weil sie so<br />
schlecht waren, dass<br />
sie schon wieder gut<br />
sind". Da es von<br />
diesen Episoden nie<br />
eine offizielle Veröffentlichung<br />
gab,<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 17
sind sie für viele<br />
Beatles-Fans<br />
noch so etwas<br />
wie der ungehobene<br />
Schatz<br />
im Gesamtwerk.<br />
Andererseits zeigen<br />
die fantastischen<br />
visuellen<br />
Ergebnisse des<br />
2009 erschienenen Videospiels „The Beatles: Rock Band”, welch hohen Standard<br />
heute eine Animation haben muss, um erfolgreich bestehen zu können.<br />
Dieses Buch soll die Sinne und die Fantasie anregen, wie es die Musik<br />
„ der Beatles tut.<br />
Einen Text zu illustrieren,<br />
ist für jeden<br />
Künstler eine Herausforderung<br />
…" So<br />
schreibt Herausgeber<br />
Alan Aldridge in seinem<br />
Vorwort zum<br />
feinen Grafikband<br />
„The Beatles: Das Illustrierte<br />
Songbook",<br />
in dem namhafte<br />
Pop-Künstler eigenwillige<br />
Interpretationen<br />
von<br />
deren Liedtexten<br />
präsentieren.<br />
Dieses Statement<br />
kann auch<br />
auf die Comic-<br />
Illustra<strong>to</strong>ren übertragen werden, die sich der<br />
Lebensgeschichte<br />
der Beatles in<br />
Wort und Bild<br />
gewidmet haben.<br />
Im Verlauf<br />
der vergangenen<br />
Jahrzehnte<br />
erschienen zu<br />
dem Thema eine Vielzahl von Titeln, darunter<br />
sind: „The Beatles S<strong>to</strong>ry" (Marvel, 1978),<br />
„Hommage an<br />
John Lennon"<br />
(Verlag Schreiber<br />
& Leser,<br />
1981), „Métal<br />
Hurlant: Spécial<br />
Rock" (Les Humanoïdes<br />
Associés,<br />
1983), „The Beatles:<br />
Their S<strong>to</strong>ry In Pictures"<br />
(Apollo Syndication,<br />
1995), „The<br />
Beatles: Die Bildbiografie<br />
einer Legende"<br />
(Ehapa Comic Collection, 1996), The Beatles: „Yellow<br />
Submarine" (Gerstenberg Verlag, 2004), „The Beatles<br />
en bande dessinèes" (Éditions Petit à Petit, 2008),<br />
„The Beatles Experience" (Bluewater<br />
Productions, 2010), „The Beatles Comical<br />
Hystery Tour" (Fluide Glacial, 2011).<br />
Und ein Ende ist nicht in Sicht.<br />
Ein Blick auf das derzeitige Schaffen<br />
in der frankobelgischen BD-Szene<br />
zeigt, dass die Au<strong>to</strong>ren noch vehementer<br />
als bisher die Popmusik zum Thema in<br />
ihren Comics machen. Jüngstes Beispiel<br />
ist die vier Alben umfassende Serie „Love<br />
Song" des 1969 geborenen Chris<strong>to</strong>pher:<br />
Er überträgt den Rock'n'Roll-Zirkus à la<br />
Beatles, Rolling S<strong>to</strong>nes, Kinks und Who<br />
auf seine<br />
vier Protagonisten.<br />
Der Eckart<br />
Schott Verlag<br />
hat sich dieser<br />
Reihe angenommen<br />
und wird<br />
2012 in deutscher<br />
Fassung den ersten<br />
Band veröffentlichen,<br />
in dem<br />
sich fast alles um<br />
die Beatles dreht.<br />
Die denkwürdige<br />
erste Begegnung<br />
von Lennon-<br />
McCartney am<br />
Samstag, dem<br />
6. Juli 1957, vor<br />
der Wool<strong>to</strong>n Parish Church in Liverpool hat der französische Comic-Künstler<br />
André Juillard in einer subtilen Bildfolge des „Blake und Mortimer"-<br />
Abenteuers „Die Voronov-Intrige" festgehalten. Der eigentliche Urknall für<br />
die Musik der Beatles.<br />
Horst Berner, Jahrgang 1953, seit frühesten Tagen Beatles-Fan. Er ist Au<strong>to</strong>r des inzwischen<br />
vergriffenen Buches "<br />
Das große Asterix-Lexikon". Seine Artikel zum Thema Comics finden<br />
sich unter anderem in der Zeitschrift <strong>GoodTimes</strong> kult!. Außerdem ist Berner als Übersetzer<br />
tätig, z.B. für frankobelgische Comicserien wie "<br />
Leutnant Blueberry", "<br />
Bouncer", "<br />
O’Boys",<br />
" Michel Vaillant", " El Niño", " Empire USA", " Boule & Bill" und " Tassilo".<br />
Seite 18 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Frank, ihr hattet vor THE TIDES RETURN<br />
FOREVER reichlich experimentiert, seid<br />
aber dann musikalisch wieder in die alte<br />
Spur zurückgekehrt ...<br />
Ja, wir haben immer versucht, mal was Neues<br />
zu machen. Eine Band kann sich ja nicht ständig<br />
nur selbst reproduzieren. Wir hatten bei<br />
DESTINATION experimentiert, auch weil ich damals<br />
viel Heavy Metal produziert hatte. Da musste<br />
es ordentlich krachen, und so habe ich bei dem<br />
Album ein bisschen heftig hingelangt und auch<br />
beim Gesang was versucht, z.B. sechs Stimmen übereinander<br />
gelagert. Als wir nach DESTINATION an<br />
CHRONICLES II arbeiteten, merkte ich erst, dass wir<br />
uns von den alten Stücke ziemlich entfernt hatten.<br />
Wir sagten, 'Lasst uns ein bisschen zurückblicken,<br />
Stimmungen ausreizen und komplexere Strukturen<br />
schaffen'. Anschließend hatten wir das Gefühl, ein<br />
Eloy-Album zu haben, das außerdem modern für<br />
die Zeit war. Es steckte wieder der alte Spirit drin,<br />
dieser goldene Schnitt zwischen Dynamik, Rock und<br />
Atmosphären hat wieder funktioniert.<br />
Lag das auch an der Rückkehr von Bassist<br />
Klaus-Peter Matziol?<br />
Ja. Ich war davor mit Michael Gerlach immer nur als<br />
Duo unterwegs. Ich bat Matze dann, bei CHRONICLES<br />
II mitzumachen. Das machte allen so viel Spaß, dass<br />
er sagte, er würde wieder mitmachen, wenn was läuft.<br />
Warum wurde TIDES ... jetzt neu aufgelegt?<br />
Unsere frühere Plattenfirma SPV ist durch eine<br />
Insolvenz gegangen, doch zum Glück waren die<br />
Zurück<br />
in der<br />
Spur<br />
1994 feierten die Hannoveraner Prog-Rocker Eloy ihr 25-jähriges Bestehen mit dem Album THE<br />
TIDES RETURN FOREVER. Jetzt hat Denker und Lenker Frank Bornemann das Werk remastert,<br />
mit einem Bonus-Track und neuem Booklet wiederveröffentlicht. Im Gespräch mit <strong>GoodTimes</strong>-<br />
Mitarbeiter Philipp Roser blickte der singende Gitarrist zurück, aber auch nach vorn.<br />
Frank Bornemann (vorne) war und ist der Kopf von Eloy.<br />
Rechte an unseren Alben kurz<br />
vorher an uns zurückgefallen.<br />
Ich stellte dann im Internet<br />
fest, dass TIDES ... nicht mehr<br />
unter 60 Euro zu bekommen<br />
war – und das geht ja wohl<br />
nicht an! Es ist ein ganz<br />
wichtiges Album in unserer<br />
Geschichte, für das sich die<br />
Leute heute noch interessieren, deutlich mehr als<br />
für RA (1988) und DESTINATION (1992).<br />
Ihr geht im März noch einmal auf Tour – warum?<br />
Und wie sind die Festivalauftritte auf<br />
der Loreley und in Herzberg gelaufen?<br />
Hervorragend! Ich hatte vorher doch ziemlichen<br />
Bammel angesichts der Konkurrenz. Aber in Herzberg<br />
standen am Sonntagabend<br />
8000 Leute vor<br />
der Bühne! Ursprünglich<br />
habe ich gar nicht<br />
gewollt, ließ mich aber<br />
von der Eloy-Community<br />
weichklopfen. Zunächst<br />
stellte ich hohe Gagenforderungen,<br />
um die<br />
Veranstalter abzuschrecken,<br />
aber das hat nicht<br />
gewirkt. Es ist unglaublicher<br />
Aufwand damit<br />
verbunden, zeitlich und<br />
finanziell: Wir sind ja alle<br />
über ganz Deutschland<br />
verstreut, die meisten haben<br />
eigene Unternehmen<br />
– und es ist angesichts<br />
der Komplexität unserer<br />
Musik nicht mit ein paar<br />
Tagen Proben getan.<br />
Wir haben ab Januar<br />
2011 immer wieder zwei,<br />
drei Tage geübt, wozu alle nach Hannover reisen<br />
mussten. Unglücklicherweise fielen beide Gigs in<br />
die Ferienzeit, so dass viele Fans sie verpassten,<br />
weil sie im Urlaub waren. Für sie bieten wir jetzt<br />
noch einmal flächendeckend sieben Gigs an. Und<br />
wir fliegen im Juni für eine Show in die USA: Wir<br />
sind zum NEARfest eingeladen, dem international<br />
wohl wichtigsten Prog-Festival, das zum letzten<br />
Mal stattfindet – da spielen wir als letzte Band.<br />
Das ist wie ein Ritterschlag! Es kann gut sein, dass<br />
das unsere letzten Live-Auftritte sein werden, weil<br />
der Aufwand so immens ist. Aber es wird noch eine<br />
Live-CD geben, und beim NEARfest haben sie uns<br />
versprochen, dass wir einen Mitschnitt für eine DVD<br />
bekommen.<br />
ZOUNDS-Chef Wolfgang Feld<br />
mit aktuellen CD-Tipps.<br />
Keep On<br />
ROCKING<br />
Brandan Keeley<br />
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Soul« Song For?<br />
· Wishing · Belfast<br />
Child · Heart And<br />
Soul · You Sleep<br />
With Angels ·<br />
David's Song ·<br />
Lady In The<br />
Painting · Always<br />
Be Lonely · Take<br />
The Chains Away<br />
· Does He Really<br />
Love You · I Can’t<br />
Believe It · Still In<br />
Love With You ·<br />
What About Peace · The Great Song · Of Indifference (live)<br />
· Smoite ar on uisc · (Smoke On The Water) · Wir geben<br />
niemals auf („Wir für Winnenden“ feat. Brendan Keeley)<br />
You Sleep With Angels (Demoversion) · Gloria (Tullamore<br />
Gospel Choir)<br />
Spielzeit: 79:59. Mit CD-Text.<br />
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NORMAHL BEST<br />
»Punk ist keine<br />
Religion« Nach all<br />
den Jahren ·<br />
Mann aus Eis ·<br />
Punk ist keine<br />
Reli gion · Dreck -<br />
sau · Hans im<br />
Glück · Geh wie<br />
ein Tiger ·<br />
Fraggles · Der<br />
Bier vampir · Trüm -<br />
mer tango ·<br />
Deutsche Waffen ·<br />
L.A.R.S.: Schnee -<br />
stürme · Blumen im Müll · Ca plane pour moi · Whiskey Pur ·<br />
Diplo maten jagd · Durst · Exhi bitionist · Wein Weiber und<br />
Gesang · Komm erzähl mir über Punk · Grade stehn · Freiheit<br />
und Recht · Sacco und Vanzetti · Get Insane · Niemals<br />
Vergessen (feat. WIR FÜR ALLE).<br />
Spielzeit: 79:59. Mit CD-Text.<br />
CD Best.Nr. 27000 20169 D 22,49<br />
Für CD-Abonnenten nur D 19,12<br />
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Buddy Holly<br />
BEST »That’ll<br />
Be The Day«<br />
Blue Days, Black<br />
Nights · Love Me<br />
· Don’t Come<br />
Back Knockin’ ·<br />
Mid night Shift ·<br />
Rock Around<br />
With Ollie Vee ·<br />
Girl On My Mind ·<br />
Modern Don<br />
Juan · That’ll Be<br />
The Day · Words<br />
Of Love · Not<br />
Fade Away ·<br />
Every day · Ready Teddy · Valley Of Tears · Peggy Sue ·<br />
Listen To Me · Oh Boy! · I’m Gonna Love You Too · Maybe<br />
Baby · You’ve Got Love · An Empty Cup (And A Broken<br />
Date) · You’re So Square (Baby I Don’t Care) · Rave On ·<br />
Well…All Right · Think It Over · It’s So Easy · Heartbeat ·<br />
Love’s Made A Fool Of You · Early In The Morning · It<br />
Doesn’t Matter Anymore · True Love Ways · Raining In My<br />
Heart · What To Do · Peggy Sue Got Married · Crying,<br />
Waiting, Hoping, u.a. Spielzeit: 78:13.<br />
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gt0212
Indianer in der Rockmusik<br />
Von Jens-Uwe Berndt<br />
Blackfoot gehörten zu den<br />
härtesten Sou<strong>the</strong>rn-Rock-Bands.<br />
Klagelied<br />
& Kampfansage<br />
Ein mono<strong>to</strong>ner, <strong>to</strong>sender Trommelrhythmus. Schwitzende Männer<br />
bearbeiten wie im Trance das Fell der von ihnen umringten<br />
Pauke. Ihre kehligen Gesänge, die sich manchmal zu einem infernalischen<br />
Kreischen steigern, scheinen keiner bestimmten Struktur<br />
zu folgen. Tänzer stampfen die Erde im Takt der Schläge. Staub<br />
hüllt sie ein. Bis zur Erschöpfung geben sie sich – der Wirklichkeit<br />
entrückt – den Klängen hin: ein Pow Wow im Westen Nordamerikas.<br />
Dieses religiös motivierte, dreitägige Treffen der Ureinwohner hat was<br />
von einem Musikfestival. Und hätten Kulturhis<strong>to</strong>riker nicht herausgefunden,<br />
dass alles, was nach Robert Johnson kam, vom Blues beeinflusst wurde,<br />
läge die Wurzel der Rockmusik vermutlich bei den Indianern.<br />
Sie nennen sich Sou<strong>the</strong>rn Boys, Thunder Horse<br />
oder Bear Creek. Ihre Songs tragen Titel wie<br />
"For Our People", "Like The Good Ol’ Days"<br />
oder "Indian Passion". Und sie sind in der Lage, mit<br />
ihrem Sound Berge zum Einsturz zu bringen. Es sind<br />
diese Zeremonietrommeln, die in Europa das Bild<br />
der Musik nordamerikanischer Indianer prägen. Dabei<br />
ist kaum bekannt, dass es sich bei den scheinbar<br />
willkürlich zusammengewürfelten Haufen um<br />
echte Bands handelt, die mit selbst komponierten<br />
Songs regelmäßig Alben veröffentlichen. Allerdings<br />
konnten diese Gruppen außerhalb ihrer Volkszugehörigkeit<br />
bisher bestenfalls das Interesse von Musikethnologen,<br />
Weltmusikanhängern und Indianer-<br />
Fans wecken. Spuren im internationalen Rock- und<br />
Popgeschäft hinterließen andere.<br />
Erste Duftmarken setzten Musiker in den 50er Jahren,<br />
wobei das Selbstverständnis und die Popularität<br />
indianischer Künstler nie losgelöst von der<br />
politischen Situation in den USA und in Kanada betrachtet<br />
werden können. Shorty Medlocke, ein Mann<br />
von der Schwarzfuß-Nation Niisitapi, tingelte Ende<br />
der 50s mit Delta-Blues und Bluegrass-Nummern<br />
durch Clubs und Kneipen und soll damals bereits<br />
seinen Enkel Ricky im Schlepptau gehabt haben.<br />
Dem gelang später mit der Sou<strong>the</strong>rn-Rock-Band<br />
Blackfoot eine Weltkarriere, was Shorty zu später<br />
Anerkennung verhalf. Der damals bereits 65-Jährige<br />
war nicht nur auf dem Blackfoot-Debüt NO RE-<br />
SERVATIONS (1975) zu hören – er<br />
steuerte mit "Train Train" vier Jahre<br />
später für die LP STRIKES auch<br />
einen der erfolgreichsten Songs der<br />
äußerst hart zu Werke gehenden<br />
Südstaaten-Kapelle bei.<br />
Marvin Rainwater, ein Countryund<br />
Rock’n’Roll-Sänger mit<br />
Cherokee-Blut, hielt mit seiner Abstammung<br />
in den 50er Jahren zwar nie hinterm<br />
Berg und präsentierte sich häufig in Fransenjacke<br />
und mit Stirnband. Dabei<br />
wirkte der Sunnyboy<br />
allerdings bestenfalls wie<br />
ein <strong>to</strong>ugher Rodeo-Reiter<br />
mit einem extravaganten<br />
Klamottenstil. Ans Eingemachte<br />
ging es mit der<br />
1959 aufgenommenen<br />
John-D.-Loudermilk-<br />
Komposition "The Pale<br />
Faced Indian". Das Stück –<br />
im Original mit kitschigen<br />
„Hunjaja"-Background-<br />
Gesängen versehen – stellte eine bittere Anklage dar<br />
und <strong>the</strong>matisierte den Niedergang der Ureinwohner.<br />
In den 50ern erlebte der Zusammenbruch vor allem<br />
kleiner noch existierender Nationen durch eine massenweise<br />
Stadtflucht vornehmlich junger Indianer<br />
einen traurigen Höhepunkt. Ihrem Land entrissen,<br />
der eigenen Religion und Kultur entfremdet verloren<br />
die Stammesverbände zunehmend an Bedeutung.<br />
Jahrzehntelange Demütigungen, abstruse,<br />
die Indianer mehr und mehr entrechtende Gesetze<br />
und eine systematische Umerziehung hatten eine<br />
Generation heranwachsen lassen, die<br />
sich ihrer Herkunft schämte. Anpassung<br />
war das Gebot der Zeit, weshalb<br />
"The Pale Faced Indian" gerade mal<br />
humanistisch eingestellte Weiße zu<br />
rühren wusste.<br />
Zehn Jahre später hatte sich<br />
bereits alles völlig verändert,<br />
und der Rainwater-<br />
Song wurde als "Indian Reservation" zu<br />
einem Überhit. Die wohl eindringlichste<br />
Version lieferte 1968 Don Fardon ab (US<br />
#20, 1970 UK #3). Er kam damit zur rechten<br />
Zeit. Es hatte sich die American Indian<br />
Movement (AIM) formiert, was auf ein neu erwachtes<br />
Selbstbewusstsein der nordamerikanischen Indianer-<br />
Völker hindeutete.<br />
Die Mittelschicht-<br />
Hippies hatten sich<br />
in Outfit und Habitus<br />
obendrein einiges bei<br />
den Ureinwohnern<br />
abgeschaut, mit denen<br />
sie nicht nur wegen<br />
ihres Status als<br />
unterdrückte Rasse sympathisierten.<br />
Eine romantisch<br />
verklärte Sicht auf<br />
ein Leben in und<br />
mit der Natur tat ihr Übriges.<br />
Nach Don Fardon landeten auch<br />
die einst in Bürgerkriegsuniformen<br />
aufgetretenen (Paul Revere & The)<br />
Raiders 1971 mit "Indian Reservation"<br />
in den Charts (US #1). Die Disco-Version<br />
des Songs vom Orlando Riva Sound knackte<br />
in Deutschland 1979/80 erneut die Top 10,<br />
wurde dem Inhalt des Textes allerdings<br />
nicht gerecht. Weitere Cover-Versionen<br />
folgten (u.a. 999, Laibach).<br />
Eine<br />
konsequente<br />
Vertreterin<br />
indianischer<br />
Kultur und<br />
Lebensweise<br />
ist Buffy Sainte-<br />
Marie. Die Cree-Frau<br />
veröffentlich te 1964 mit IT’S MY WAY<br />
ihr erstes Folk-orientiertes Album, auf<br />
dem sie bereits auf die Situation der Indianer<br />
in Nordamerika aufmerksam machte<br />
– was ihr in den Mainstream-Medien<br />
allerdings keine Freunde bescherte ...<br />
Auch wenn sie ihren Stil auf Country erwei-<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />
Seite 20 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
terte und später Rockelemente<br />
hinzukamen, blieb sie eine<br />
Streiterin für die Interessen der<br />
Ureinwohner. Ihren größten<br />
Erfolg landete Sainte-Marie<br />
mit der Titelmelodie für den<br />
Western „Soldier Blue" („Das<br />
Wiegenlied vom Totschlag"),<br />
der beim Erscheinen 1970 zu<br />
den brutalsten Filmen aller<br />
Zeiten zählte. Grund für diese<br />
Einschätzung waren die drastischen<br />
Darstellungen eines<br />
Massakers an friedlichen Cheyenne.<br />
Den Hintergrund der<br />
Handlung bildete das Gemetzel<br />
am Sand Creek von 1864,<br />
gleichzeitig stellte der Streifen<br />
das menschenverachtende Vorgehen<br />
der Amerikaner in Vietnam an den Pranger.<br />
Fo<strong>to</strong>: © <strong>GoodTimes</strong>-pho<strong>to</strong>.de<br />
Buffy Sainte-Marie, die es verdient hätte, in einem<br />
Atemzug mit Joan Baez oder Joni Mitchell genannt<br />
zu werden, ist heute meist nur noch eingefleischten<br />
Fans ein Begriff, obwohl sie immer noch<br />
aktiv ist. Und das auf äußerst hohem Niveau.<br />
Den wohl markantesten frühen<br />
Beitrag im rock-musikalischen<br />
Kampf um die Rechte<br />
des „roten Mannes" leistete<br />
1964 Johnny Cash mit dem<br />
Konzeptalbum BITTER TEARS,<br />
das ausschließlich Geschichten<br />
aus dem Leben der Indianer<br />
erzählte. In den Adern des<br />
Country-Stars floss Cherokee-Blut, was durchaus<br />
dazu beigetragen haben dürfte, dass er sich zeit-<br />
Buffy Sainte-Marie sang die<br />
Titelmelodie des Western "<br />
Soldier Blue".<br />
lebens zu den Angehörigen der so genannten First<br />
Nations hingezogen fühlte. Auf BITTER TEARS <strong>the</strong>matisierte<br />
Cash zum Beispiel mit "The Ballad Of Ira<br />
Hayes" den unter den indigenen Nationen grassierenden<br />
Alkoholismus.<br />
Der Navajo Jim Stallings setzte sich 1969 als<br />
J.J. Light mit der Single "Heya"<br />
in den Annalen der Rockhis<strong>to</strong>rie<br />
ein kleines Denkmal. Der Song<br />
kam vor allem in Europa zu Hit-<br />
Ehren, wo es spätestens seit den<br />
Indianerkriegen im ausgehenden<br />
19. Jahrhundert eine große Affinität<br />
zu den amerikanischen Ureinwohnern<br />
gab. Besonders die<br />
Deutschen taten sich bei dieser Zuneigung hervor,<br />
was sich nicht nur in der Popularität der Karl-May-<br />
Romane und -Filme ausdrückte.<br />
Die Krautrockband Jeronimo coverte<br />
"Heya" im selben Jahr und<br />
verbuchte damit ihren größten<br />
Single-Erfolg. Über eine deutschsprachige<br />
Version von Adriano Celentano sollte besser<br />
der Mantel des Schweigens gehüllt werden.<br />
1969 war auch das Jahr des Dakota und<br />
AIM-Aktivisten Floyd „Red Crow" Westerman.<br />
Sein Folkalbum CUSTER DIED FOR<br />
YOUR SINS war eines der eindringlichsten<br />
Statements jener Epoche.<br />
Die Indianer-Rockband schlechthin<br />
dürften Redbone gewesen sein.<br />
Das Quartett, dessen Mitglieder<br />
Cheyenne, Yaqui und Schoschonen<br />
unter ihren Vorfahren wussten, be<strong>to</strong>nte<br />
nicht mehr das Leid und die Entbehrungen<br />
der von der Ausrottung bedrohten Völker.<br />
Redbone verkörperten den neuen Indianer. Und der<br />
war wieder kampfeslustig – und wenn nötig, griff<br />
er auch zur Waffe. War die 19-monatige Besetzung<br />
der einstigen Gefängnisinsel Alcatraz 1969 durch<br />
mehrere hundert Indianer eher ein friedlicher Akt<br />
gewesen (Redbone besangen das Ereignis in ihrer<br />
Ballade "Alcatraz"<br />
auf POTLATCH<br />
(1970), gab es bei<br />
der Protestaktion<br />
der AIM in Wounded<br />
Knee 1973<br />
bereits Tote und<br />
Verletzte. Zeitgleich<br />
warfen Redbone<br />
in Europa die Single "We Were All Wounded<br />
At Wounded Knee" auf den Markt und landeten<br />
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Pascal Hinske-Thomsen<br />
1. Blue Monday – New Order<br />
2. Don't Go – Yazoo<br />
3. Magic Fly – Space<br />
4. Popcorn – Hot Butter<br />
5. Two Tribes – Frankie Goes To Hollywood<br />
Aileen Jahn<br />
1. Bad Case Of Lovin' You – Robert Palmer<br />
2. Get It On – T. Rex<br />
3. Thunderstruck – AC/DC<br />
4. My Oh My – Slade<br />
5. Born To Be Wild – Steppenwolf<br />
Norbert Hesse<br />
1. Blowin' In The Wind – Hollies<br />
2. Rhiannon – Fleetwood Mac<br />
3. Through The Barricades – Spandau Ballet<br />
4. Year Of The Cat – Al Stewart<br />
5. One Of These Nights – Eagles<br />
www.rmngoodtimes.de<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 21<br />
Tobias Künzel<br />
1. Lucky Man – Emerson, Lake & Palmer<br />
2. The Loser In The End – Queen<br />
3. Highway Star – Deep Purple<br />
4. Blackbird – Beatles<br />
5. A Whiter Shade Of Pale – Procol Harum<br />
Herbert Pjede<br />
1. Mr. Blue Sky – ELO<br />
2. Jumpin' Jack Flash – Rolling S<strong>to</strong>nes<br />
3. I Am The Walrus – Beatles<br />
4. Hey Joe – Jimi Hendrix<br />
5. Au<strong>to</strong>bahn – Kraftwerk<br />
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Gesendet werden die „TOP 250" am Samstag, den<br />
4. Februar von 14–22 Uhr und am Sonntag, den<br />
5. Februar von 10–22 Uhr. Wir hören uns ...!
einen Hit. Der Song hatte das Massaker des 7. US-<br />
Kavallerieregiments an wehrlosen Sioux von 1890<br />
am Wounded Knee zum Inhalt. In den USA erschien<br />
die Single nicht, die Sender boykottierten das Lied.<br />
Der Redbone-Sound, ein cleverer Mix aus Latin,<br />
Funk, Jazz und Psychedelia, erwies sich auch<br />
für Disko<strong>the</strong>ken als geeignet. Als wichtigstes Wiedererkennungselement<br />
flossen von Zeit zu Zeit<br />
typisch indianische Rhythmen und Weisen, Thunder-Drum-Samples<br />
oder<br />
andere traditionelle Instrumente<br />
mit ein. Das<br />
Auftreten der Musiker<br />
in Kriegsbemalung war<br />
martialisch, Plattentitel<br />
wie WOVOKA (1973)<br />
oder ALREADY HERE<br />
(1972) kompromisslos.<br />
Ihr Cherokee-Blut ließ<br />
auch die junge Sängerin Cher in den 60er Jahren<br />
nicht kalt. Als es der Trend erlaubte, nutzte sie ihre<br />
Abstammung, um auf der Welle der indianischen<br />
Elemente in der aktuellen Pop- und Rockmusik<br />
mitzuschwimmen. Am bekanntesten dürfte ihr<br />
Song "Half-Breed" vom gleichnamigen Album aus<br />
dem Jahr 1973 sein (nicht zu verwechseln mit dem<br />
ebenso betitelten Rainwater-Mini-Hit von 1959).<br />
Legendär ist die TV-Aufnahme der halbnackten<br />
Cher in einer indianischen<br />
Fantasietracht<br />
auf einem apathischen<br />
Pferd in schlichter Kulisse.<br />
In den USA setzte<br />
sich das Stück längere<br />
Zeit in den Top 20 fest<br />
und eroberte sogar<br />
die Spitzenposition<br />
der Charts.<br />
die Mitte der 70er – das Jahr-<br />
In zehnt zahlreicher spektakulärer<br />
Protestaktionen der Indianer<br />
in Kanada und den USA<br />
– fällt auch der Aufstieg<br />
der eingangs erwähnten<br />
Blackfoot, die mit ihrem<br />
Heavy Rock die logische<br />
Folge des auftrumpfenden<br />
Gebarens Redbones<br />
darstellten. Ricky<br />
Medlocke als treibende<br />
Kraft der Truppe blieb<br />
bei allen Wendungen in<br />
Stil und Präsentation seinen<br />
indianischen Wurzeln<br />
verhaftet. Heute steht der<br />
Gitarrist und Sänger mit Lynyrd<br />
Skynyrd auf der Bühne, wo<br />
er wie ein ergrauter und hin und<br />
wieder scheinbar von der Tarantel<br />
ges<strong>to</strong>chener Häuptling durch die Gegend<br />
wirbelt.<br />
Ernest Monias, ein in Kanada lebender Cree, ist das<br />
Paradebeispiel für die zahlreichen indianischen<br />
Country-Rocker, die mittlerweile zu einem wichtigen<br />
Bestandteil der Gesamtszene wurden. Monias<br />
veröffentlichte seit den 70ern allein auf Sunshine<br />
Records bereits 19 Alben, die zwischen Hank Williams<br />
und CCR angesiedelt sind. Als Ernest<br />
Monias & Sons begab er sich erfolgreich<br />
aufs Cover-Terri<strong>to</strong>rium. Auf<br />
dem Album INNU NIKAMU (1997)<br />
wagte sich der Gitarrist und Sänger<br />
an "Comfortably Numb" von<br />
Pink Floyd und bewältigte diese<br />
Herausforderung beachtlich.<br />
Repräsentanten für die neue Generation<br />
von Rockbands mit indianischen<br />
Mitgliedern sind die Blues-Rocker<br />
von Indigenous. Die vier Musiker<br />
sind Nakota Sioux und lassen<br />
erstaunlich wenig Traditionelles<br />
in ihren Sound einfließen.<br />
Sie spielen Rock für<br />
ein breites Publikum,<br />
dem die ethnische<br />
Herkunft der Protagonisten<br />
egal zu sein<br />
scheint. Gitarrist<br />
Ma<strong>to</strong><br />
Nanji (Standing<br />
Bear)<br />
spielt ein Brett, dass<br />
einem Hören und Sehen<br />
vergehen. Szenekenner<br />
vergleichen sein Spiel mit<br />
dem eines Carlos Santana<br />
oder Stevie Ray Vaughan. Seit<br />
1998<br />
veröffentlicht<br />
das Quartett Alben,<br />
mit THE AC COUSTIC<br />
SESSIONS erschien 2010<br />
das vorerst letzte.<br />
Cher wusste ihre<br />
Cherokee-Wurzeln<br />
kommerziell zu nutzen.<br />
Fo<strong>to</strong>: © <strong>GoodTimes</strong>-pho<strong>to</strong>.de<br />
Redbone verkörperten das neue<br />
Selbstbewusstsein der Indianer.<br />
Süd- und Mittelamerika<br />
dürften schon allein<br />
ihrer Größe wegen ein unerschöpflicher Hort an<br />
Rock- und Popacts<br />
mit indianischen<br />
Wurzeln<br />
sein. Den<br />
Europäern erscheint dieser<br />
Teil des Kontinents allerdings<br />
vor allem in Gestalt von<br />
Straßenmusikern, die auf Panflöten<br />
"El Condor Pasa" geben,<br />
sich wie Prärie-Indianer<br />
kleiden und ihre CDs in Polen<br />
produzieren. Dass in<br />
Deutschland das verklärte<br />
Bild des unterdrückten<br />
„roten Mannes" präsent<br />
ist, der demütig folkloristische<br />
Weisen<br />
in seine Instrumente<br />
schluchzt,<br />
beweist die Wahl<br />
von Leo Rojas aus<br />
Ecuador zum Supertalent<br />
2011.<br />
Dabei gibt es<br />
in Mexiko,<br />
Brasilien oder<br />
Kolumbien längst ein<br />
anderes Phänomen,<br />
das die indianische<br />
Urbevölkerung in einem völlig<br />
anderen Licht zeigt. In der<br />
Black-Metalszene (der wohl<br />
extremsten Spielart des Heavy<br />
Metal) hat sich ein Subgenre<br />
entwickelt: Es wird von Bands<br />
besetzt, die sich Yaotl Mictlan, Xolotl,<br />
Balam Akab oder Mictlan nennen.<br />
Hier haben sich Weiße und<br />
Indianer zusammengefunden, die<br />
ihr brachiales Metal-Geschrote mit<br />
traditionellen Instrumenten unterfüttern.<br />
Ihre Texte beschäftigen<br />
sich mit der Geschichte der<br />
Azteken, Inka oder Maya und<br />
fordern eine Rückbesinnung<br />
auf alte kulturelle und religiöse<br />
Werte. Mit "El Condor<br />
Pasa" hat das herzlich wenig<br />
zu tun. Vielmehr gehen einige<br />
dieser jungen Krieger soweit,<br />
ihr Land von den jetzigen Bewohnern<br />
zurückzufordern. Eine Option auf ein weiteres<br />
Nebeneinander mit den hier nun auch schon seit<br />
Jahrhunderten lebenden Abkömmlingen europäischer<br />
Einwanderer lassen sie nicht.<br />
Ernest Monias veröffentlicht<br />
seit 35 Jahren Platten.<br />
Um nur den Hauch eines Anspruchs auf Vollständigkeit<br />
bei der Betrachtung indianischer Rock- und<br />
Popacts zu erheben, bedürfte es vermutlich eines<br />
mehrere hundert Seiten dicken Wälzers. Die Tür in<br />
eine ganz spezielle Welt der Musik und erzählter Geschichten<br />
sei hiermit allerdings aufges<strong>to</strong>ßen. In einer<br />
der nächsten <strong>GoodTimes</strong>-Ausgaben soll es dann um<br />
Bands und Interpreten gehen, die zwar keiner indianischen<br />
Nation angehören, meist sogar Europäer<br />
sind, sich aber aus den unterschiedlichsten Gründen<br />
in Text und Musik mit der Geschichte der amerikanischen<br />
Ureinwohner auseinandersetzten.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />
Seite 22 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Bernd Witthüser<br />
Wenn er sich unbeobachtet fühlt und versonnen vor sich hinblickt,<br />
wirkt Bernd Witthüser wie ein in die Tage gekommener Hippie, der<br />
nicht mitbekommen hat, dass Woods<strong>to</strong>ck schon vorbei ist. Hager,<br />
mit zersausten grauen Haaren, die ihm immer noch um<br />
einiges über die Schultern reichen, die Gitarre geschultert,<br />
den Joint im Mundwinkel, hat der 67-Jährige etwas von<br />
einem Nostalgiker. Doch dann ist da dieser spitzbübische<br />
Blick aus seinen blau-grauen Augen, ein<br />
verschmitztes Lächeln umspielt den Mund – und es<br />
wird klar: Bei dem Mann sollte man besser nie voreilige<br />
Schlüsse ziehen ...<br />
rotestsänger des Ruhrgebiets, Liedermacher, Witthüser<br />
& Westrupp, Kabarettist, Poet, Krautrock-Star,<br />
Musik-Clown, Straßenmusiker Barnelli, Entertainer,<br />
Eremit: die freie Auswahl, wie man ihn sehen möchte.<br />
Bernd Witthüser lässt sich jedoch nicht greifen<br />
und begreifen schon gar nicht. Und vermutlich hat er sogar selbst<br />
aufgegeben, sich zu verstehen.<br />
Den Stempel des Politbarden empfand er spätestens seit den Essener Songtagen<br />
1968 als Last. „Mir haben all diese Kollegen nicht gefallen", erinnert sich<br />
der Gitarrist und Sänger. „Du kannst singen, was du willst. Ändern tust du<br />
sowieso nix. Außerdem habe ich damals angefangen zu kiffen." Es folgte die<br />
äußerst produktive Zeit mit Walter Westrupp.<br />
Vier Alben entstanden auf Rolf-Ulrich Kaisers<br />
Ohr- und Pilz-Label, die zu Krautrock-Klassikern<br />
avancierten. Kosmische Kuriere (Kosmische<br />
Musik) reichte 1973 LIVE 68–73 nach. Auf<br />
LIEDER VON VAMPIREN, NONNEN UND TOTEN<br />
(1970) kamen Novalis, Heine und Baltus Brösel<br />
zu Ehren, TRIPS UND TRÄUME (1971) beschrieb<br />
genau das, was der Titel erahnen lässt, und DER<br />
JESUS-PILZ (1971) führte die zwei Beseelten auf<br />
Tour durch Deutschlands Gotteshäuser. „Da kamen<br />
richtig viele Leute. Ich dachte, ich flipp' aus", grinst Bernd Witthüser. „Die<br />
Pfarrer wussten genau, worum es in der Geschichte geht: Das Kreuz ist nämlich<br />
das Symbol für den Fliegenpilz. Die Ur-Christen haben sich im Verborgenen getroffen<br />
und sich den Fliegenpilz reingepfiffen. Danach waren sie für drei Tage<br />
<strong>to</strong>t. So erklärt sich die ganze Sache um Jesus."<br />
Den bis dahin vor allem als durchgeknallte Spinner wahrgenommenen Musikern<br />
verschaffte schließlich BAUER PLATH mit dem unvergesslichen "Rat der<br />
Motten" breite Anerkennung. Das anschließende Zerwürfnis konnte diese Popularität<br />
aber nicht verhindern. Bernd Witthüser zog es 1973 zu der ominösen<br />
Drogensause beim Schweizer My<strong>the</strong>nforscher Sergius Golowin, an der sogar<br />
Tangerine-Dream-Tastenmann Klaus Schulze teilnahm. „In jedem Getränk, das<br />
rumgereicht wurde, war LSD", erzählt Witthüser. „Die Lieder, die da entstanden,<br />
kannst du nur verstehen, wenn du auf einem Trip bist." Danach sei er<br />
fertig gewesen. Bühnenauftritte vor großem Publikum habe er wegen seines<br />
Drogenkonsums vergessen können. „Da habe ich angefangen, Straßenmusik zu<br />
machen. Und das mache ich immer noch. Das ist das Beste."<br />
Bernd Witthüser zog es über Berlin und München nach Indien, um final in Italien<br />
zu landen, wo er als Barnelli zur Berühm<strong>the</strong>it wurde. Mit auf den Rücken<br />
geschnallter Pauke, einem Fahrradhelm als Mikrohalter auf dem Kopf und der<br />
Gitarre vorm Bauch lebte er seine Art von Freiheit. Wenngleich sich in Italien das<br />
Straßenmusikerdasein mehr und mehr zu einem Job entwickelte. „Die rufen mich<br />
an, wenn sie in einem Dorf ein Fest feiern", sagt Witthüser. „Dann empfängt<br />
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mich der Bürgermeister und sagt: Hier ist die Straße, und da spielst du jetzt für<br />
zwei, drei Stunden." Geld bekommt er aus der Stadtkasse. Das ist wie Gage.<br />
Erst 25 Jahre später kam der Aussteiger zurück nach Deutschland. "Ich wollte<br />
mal gucken, was hier so geht", spielt er seine unverkennbare Suche nach hinterlassenen<br />
Spuren herunter. Und die Verehrung durch W&W-Fans hat ihn sehr<br />
überrascht. „Ich kann das nicht verstehen", meint er. „Vor allem tauchen so<br />
junge Leute auf, die unsere Platten bei Oma im Keller entdeckt haben und unheimlich<br />
auf den Scheiß abfahren. Naja, ich finde das natürlich <strong>to</strong>ll."<br />
Dieser Zuspruch führte sogar dazu, dass Bernd Witthüser eine neuerliche Zusammenarbeit<br />
mit seinem alten Mitstreiter Walter Westrupp durchaus für möglich<br />
hielt. „Ich wollte immer mal wieder was mit ihm machen", sagt Witthüser.<br />
„Aber irgendwie hat er darauf keinen Bock mehr. Als ich 2010 die Platte<br />
KASABLANKA gemacht habe, wollte ich, dass er<br />
mitspielt. Aber er hat auf mein Werben nie reagiert<br />
– bis das Ding schließlich fertig war."<br />
Auch wenn sich der im Sauerland geborene Musiker<br />
über den W&W-Kram immer wieder auf<br />
ironische Art lustig macht, ließ ihn diese Musik<br />
all die Jahre nicht los. „Als ich mir nach meiner<br />
Zeit, in der ich ohne Strom und so weiter in<br />
einer Hütte im Wald gewohnt habe, einen Computer<br />
zulegte, wollte ich unter die alten Witthüser<br />
& Westrupp-Sachen Sounds legen", verrät<br />
er. „Aber das ging nicht. Wir haben irgendwie nie auf Eins gespielt. Das ist fast<br />
Free Folk."<br />
Frei improvisiert sind Bernd Witthüsers Auftritte immer, als Straßenmusiker ist<br />
das unvermeidlich: „Da musst du spielen, worauf die Leute gerade Lust haben."<br />
Aber auch seine spärlich gesäten Deutschland-Gigs haben meist weniger<br />
von einem Konzert, als dass sie eine musikalisch untermalte Kommunikation<br />
mit dem Publikum sind. Je nach Laune – und der Anzahl konsumierter Joints<br />
– erzählt Witthüser Skurriles und Hintersinniges, ohne dabei auch nur einen<br />
Wunsch des Publikums nach bestimmten Songs zu erfüllen. Ein anderes Mal<br />
spielt er Lied für Lied mit einer Inbrunst, als gäbe es kein Morgen. „Alle, die<br />
gesagt haben, du erreichst nie das Rentenalter, die leben nicht mehr", kichert<br />
der spitzgesichtige Schelm.<br />
Ob er noch mal eine Platte macht, wieder in den Wald zieht, nie mehr "Rat der<br />
Motten" singt oder mit wechselnden Begleitern weiter Europas Straßen unsicher<br />
macht – er weiß es selbst nicht. Die Zeit wird es zeigen.<br />
Jens-Uwe Berndt<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt
2. Christmas-Rock-Festival<br />
Weihnachts-Rock,<br />
Handelsklasse A!<br />
Von Philipp Roser<br />
Zum großen Finale schmettern alle Akteure des Abends Slades "Merry X-mas Everybody".<br />
Alle guten Catering-Sachen stehen bei Final<br />
Stap in der Garderobe – in meiner ist überhaupt<br />
nichts!" Ein breites Grinsen setzte die-<br />
„<br />
ses Lamen<strong>to</strong>, das John Law<strong>to</strong>n während der Proben<br />
am Nachmittag des 18. Dezembers anstimmte, in den<br />
richtigen Kontext. Da hätte es der Erklärung „Das<br />
ist ein Integrationsversuch ...!" von Co-Veranstalter<br />
Frank Zurmühlen eigentlich gar nicht mehr<br />
bedurft. Kommunikation lautete das<br />
Zauberwort beim „2. <strong>GoodTimes</strong><br />
Christmas-Rock-Festival" in der<br />
Vaihinger Trend-Halle. Kommunikation<br />
zwischen den<br />
Künstlern, aber auch zwischen<br />
den Musikern und<br />
dem Publikum – das übernahm<br />
während des dreieinhalbstündigen<br />
Konzerts<br />
immer wieder den Leadgesang,<br />
und das nicht nur bei<br />
den Gassenhauer-Refrains der<br />
Hits, die immer wieder das Programm<br />
bestimmten.<br />
John Law<strong>to</strong>n und Tony Carey, die<br />
über eigene, separate Garderoben verfügten,<br />
waren in „ihren" Räumlichkeiten nur zum<br />
Umziehen anzutreffen. Sie zog es vor und nach ihren<br />
Sets in den großen Raum, in dem das leckere Catering<br />
aufgebaut war und in dem auch Final Stap hinter improvisierten<br />
Vorhangwänden ihren Rückzugsbereich<br />
hatten. Da wurde in Erinnerungen geschwelgt, wurden<br />
Erfahrungen und Geschäftliches ausgetauscht<br />
und letzte Feinheiten für die anstehenden Auftritte<br />
© NikMa Verlag<br />
John Law<strong>to</strong>n<br />
© NikMa Verlag<br />
abgestimmt. Und danach Glückwünsche für<br />
gelungene Darbietungen ausgesprochen.<br />
Die klanglichen Resultate beeindruckten,<br />
gerade weil sich Final Stap<br />
als „<strong>GoodTimes</strong>-Hausband" zwar<br />
intensiv auf ihre jeweiligen Partner<br />
vorbereitet hatten, aber nur wenig<br />
Zeit fürs Feintuning blieb –<br />
Songs wurden einmal<br />
durchgespielt, der<br />
Rest war spontan,<br />
und alles<br />
klappte perfekt!<br />
Was die Reaktion<br />
des begeistert mitgehenden<br />
Publikums<br />
bewies, das Zugaben forderte.<br />
Eine Woche lang waren<br />
Tobias Künzel (Prinzen; dr,<br />
voc), Mike Kilian (Rockhaus;<br />
voc, g), Christian Sorge (g, voc)<br />
und Dirk „P" Posner (b, voc) zuvor<br />
im Rahmen ihrer „Riesen Glocken<br />
Tour 2011" unterwegs gewesen und hatten<br />
sich dabei mit ihren Gästen Uwe Schneider<br />
(The Teens), Peter Freudenthaler (Fools Garden) und<br />
Jane Sakel (einst röhrende Frontfrau der DDR-Teenie-<br />
Combo P 16) rockend und rollend ausge<strong>to</strong>bt. Doch<br />
die Müdigkeitsfalten waren zum Abschluss ihrer Tour<br />
beim „<strong>GoodTimes</strong> Christmals-Rock-Festival" schnell<br />
verschwunden, als Final Stap in Vaihingen kurz nach<br />
18 Uhr super-dynamisch loslegten. Da waren die traditionellen<br />
Weihnachtslieder<br />
(inkl. Posaunenchor)<br />
schnell vergessen, die<br />
vor Showbeginn aus<br />
den Lautsprechern<br />
geflossen waren.<br />
Die dynamisch<br />
angereicherten<br />
und<br />
variierten Final-<br />
Stap-Versionen<br />
von <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong>s<br />
"Rock'n'Roll",<br />
Queens "We Will Rock<br />
Tobias Künzel &<br />
Mike Kilian<br />
You", Sweets "Fox On<br />
The Run" und das bandeigene<br />
2010er Weihnachtslied "Thorsten"<br />
brachten die Gemüter in Wallung – vergessen<br />
die Anreise im Schneeregen. Uwe Schneider hämmerte<br />
seinen Teens-Evergreen<br />
"Gimme Gimme Your<br />
Love" raus und<br />
verfremdete anschließend<br />
die<br />
Disco-Hymne<br />
"Born To<br />
Be Alive".<br />
Die Final-<br />
Stap-Herrschaften<br />
in kurzen<br />
grünen<br />
Röckchen und<br />
Fo<strong>to</strong>s: © Roland Fengler<br />
Seite 24 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Tony Carey
Weihnachtsmann<br />
Mike Kilian & Uwe<br />
Schneider<br />
Volker Hinkel & Peter<br />
Freudenthaler<br />
SECTORS<br />
Jane Sakel<br />
Tony Carey & John<br />
Law<strong>to</strong>n<br />
Tobias Künzel & Hartmut<br />
Engler (Pur)<br />
backstage<br />
Dirk "<br />
P"<br />
Posner<br />
oberschenkellangen Pippi-Langstrumpf-Strapsstrümpfen<br />
<strong>to</strong>bten über die Bühne, demonstrierten ihr<br />
handwerkliches Können und heizten zwischen den<br />
Auftritten der prominenten Gäste immer wieder mit<br />
ihren Cover-Versionen ein.<br />
Tony Careys Gesang bei "Bedtime S<strong>to</strong>ry", "Room<br />
With A View", "A Fine Fine Day" und "Burning<br />
Bridges" beeindruckte ebenso wie die Leichtigkeit, mit<br />
der er seine Begleiter dirigierte. „Wenn ich auf der Bühne<br />
stehe, müssen die Gitarren laut krachen", hatte der Keyboarder<br />
schon nach der Probe erklärt – und genau so lief's!<br />
Eines der Highlights des spektakulären Abends war das<br />
Ruf- und Antwortspiel zwischen Tastenmann Carey<br />
und dem Gitarrenvirtuosen Christian Sorge – nicht<br />
nur die beiden selbst schwärmten davon!<br />
Beifall gab es auch für Tobias Künzels Schlagzeugsolo,<br />
er kam anschließend an den Bühnenrand,<br />
um "Little Drummer Boy", "Honky Tonk Women"<br />
und vor allem eine enthusiastische Neufassung von<br />
Dave Edmunds' "I Hear You Knocking" als Leadsänger<br />
anzustimmen. Nach ihm wurden auch Peter Freudenthaler<br />
und Volker Hinkel alias Fools Garden fast schon<br />
frenetisch gefeiert. Die Lokalmatadore zelebrierten eine fast<br />
punkige Version ihres Klassikers "Lemon Tree"! Und<br />
was Freudenthaler als Sänger kann, demonstrierte er<br />
gleich noch an zwei zusätzlichen Fremdvorlagen,<br />
"All Day And All Of The Night" (Kinks) und "Children<br />
Of The Revolution" (T. Rex).<br />
Natürlich kam John Law<strong>to</strong>n nicht an der "Lady<br />
Gitarrenass<br />
Christian<br />
Sorge<br />
In Black" seiner Ex-Band Uriah Heep vorbei – durch<br />
die Verquickung mit John Lennons "Give Peace A<br />
Chance" gewann er dem Ohrwurm eine neue Facette<br />
ab. Ebenfalls aus dem Heep-Fundus stammten "Gypsy"<br />
und "Wise Man" sowie "Free Me", das er mit Mick Box & Co.<br />
komponiert und zum Hit gemacht hatte. All diese Nummern<br />
unterstrichen, dass Law<strong>to</strong>n, der inzwischen wieder im UK<br />
lebt, auch mit 65 noch bestens bei Stimme ist! Wie<br />
auch die vielleicht beeindruckendste Nummer in seinem<br />
Kurzset: "Still Paying My Dues To The Blues",<br />
der Titelsong seines letzten Solo-Albums.<br />
Wie schon 2010 geriet das große Finale aller<br />
Beteiligten zum Höhepunkt: ein stimmgewaltiger<br />
Chor, der passend zum Weihnachtsfest "Merry X-Mas<br />
Everybody” von Slade fetzig anstimmte und zum Abschluss<br />
– nach vielen Zugabe-Rufen – das Publikum mit<br />
"Wild Thing" (Troggs) in die letzte Adventswoche entließ.<br />
Fast nur strahlende Gesichter gab's anschließend im<br />
Backstage-Bereich. Lob von Promis wie Pur-Sänger<br />
Hartmut Engler und Zufriedenheit mit den eigenen<br />
Auftritten sorgten für beste Stimmung in feuchtfröhlicher<br />
Runde, die sich erst weit nach Mitternacht<br />
auflöste.<br />
Wer nicht gekommen war, hatte an diesem<br />
Abend Einmaliges verpasst. Denn in dieser Besetzung<br />
und mit diesen Sets wird man keinen der Beteiligten<br />
jemals wieder erleben! Einige denkwürdige<br />
Momente des 4. Advent 2011 sind per Video auf der<br />
<strong>GoodTimes</strong>-Website nachzuerleben.<br />
Drei separate 6-Disc Boxsets<br />
Des kompletten mercury katalogs<br />
in chronologischer reihenfolge<br />
JEdER SECTOR EnThälT<br />
5 CDs, digital remastered in 96kHz / 24-bit Qualität,<br />
eine Audio DVD mit 5.1 Surround Sound, sowie<br />
alle Texte, unveröffentlichte Fo<strong>to</strong>s und Credits.<br />
SECTOR 1<br />
Rush<br />
Fly By Night<br />
Caress Of Steel<br />
2112<br />
All The World’s A Stage<br />
Fly By Night DVD<br />
SECTOR 2<br />
A Farewell To Kings<br />
Hemispheres<br />
Permanent Waves<br />
Moving Pictures<br />
Exit…Stage Left<br />
A Farewell To Kings DVD<br />
SECTOR 3<br />
Signals<br />
Grace Under Pressure<br />
Power Windows<br />
Hold Your Fire<br />
A Show Of Hands<br />
Signals DVD
?<br />
Songs von Maskierten: Wer hat's geschrieben?<br />
Komponisten-Quiz<br />
Klammer auf, Name, Klammer zu – die Au<strong>to</strong>ren von Musikstücken fristen<br />
ihr Dasein auf Plattenlabels und -hüllen seit Jahrzehnten "<br />
eingeklemmt".<br />
So sind sie nicht mehr als eine Fußnote zu den prominenten Musikern, deren<br />
Lebensläufe den Fans vertraut sind. Einige Songschreiber verbergen<br />
ihre wahre Identität obendrein "<br />
maskiert", hinter einem Pseudonym. Das<br />
erschwert es, Informationen über sie zu bekommen. Denn nicht alle stehen<br />
bzw. standen im Scheinwerferlicht wie Lennon/McCartney, Leiber/S<strong>to</strong>ller<br />
oder Marriott/Lane (Small Faces). Viele wollen das auch nicht. Im folgenden<br />
Quiz geht es um Urheber, die für ihre Texte oder Kompositionen Decknamen<br />
erfanden. Hätten Sie’s gewusst?<br />
Von Rüdiger Bloemeke<br />
Wer ist der geheimnisvolle "<br />
Nugetre", der den R&B-<br />
Hit "Chains Of Love" (Joe Turner, Bobby Bland, B.B.<br />
King) schrieb?<br />
Man muss den Namen nur von hinten lesen, dann ergibt<br />
sich „Ertegun". Ahmet Ertegun, der legendäre<br />
Atlantic-Labelchef, der den Titel für seinen Künstler Big<br />
Joe Turner schrieb, hielt sich so im Hintergrund.<br />
Wieso hat Nanker Phelge nur für eine Gruppe Songs<br />
komponiert?<br />
Weil hinter diesem Fantasienamen die Rolling S<strong>to</strong>nes<br />
steckten. In ihren Anfängen wohnten sie mit James<br />
Phelge zusammen, und der schnitt mit Brian Jones ständig<br />
Grimassen, die sie „nanker" nannten. Die Stücke ”Now<br />
I’ve Got A Witness", ”Play With Fire", ”I’m All Right" und<br />
”S<strong>to</strong>ned" z.B. veröffentlichten die S<strong>to</strong>nes als Nanker Phelge.<br />
Was verbindet Chuck Willis mit einem österreichischen Juristen?<br />
Dass Willis’ Single ”What Am I Living For" 1958 zum<br />
Millionseller wurde, verdankte der ”Sheik Of Blues"<br />
einem gewissen Fred Jay alias Fritz Jahn alias Dr.<br />
Friedrich Jacobson aus Linz. Der Jurist war in der<br />
Nazi-Zeit nach New York emigriert und wollte<br />
dort sein Hobby<br />
als Schlagerau<strong>to</strong>r<br />
zum Beruf<br />
machen. Das „Jay"<br />
gibt lautmalerisch<br />
auf Amerikanisch den<br />
Anfangsbuchstaben „J" wieder. Nach Willis<br />
nahmen Ray Charles und Conway Twitty Jays<br />
Lied auf. Seine Versuche, auch im deutschen<br />
Musikgeschäft Fuß zu fassen, schlugen damals fehl: „Textlich und musikalisch<br />
inaktuell", hieß 1960 das Urteil eines Verlages. Zehn Jahre später konnte er<br />
darüber lachen – als erfolgreichster deutscher Textdichter: ”Es fährt ein Zug<br />
nach nirgendwo", ”Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben", ”El Lute" und,<br />
und, und.<br />
Warum hat Mac Davis seinen Elvis-Hit<br />
"In The Ghet<strong>to</strong>" unter dem Namen<br />
Scott Davis veröffentlicht?<br />
Es gab schon<br />
einen von<br />
Mack David<br />
geschriebenen<br />
Elvis-Hit (”I<br />
Don’t Care If<br />
The Sun Don’t<br />
Shine") – mit dem Kollegen wollte Mac nicht<br />
verwechselt werden. Mack, der ältere Bruder<br />
von Hal David (”Sea Of Heartbreak"), war der<br />
bislang am häufigsten für den Oscar (”Best<br />
Song") nominierte Filmmusik-Komponist. Mac<br />
Davis dagegen konzentrierte sich auf Country-<br />
Musik. Für Elvis schrieb er außerdem ”A Little<br />
Less Conversation", ”Don’t Cry Daddy" und ”Clean Up Your Own Back Yard".<br />
Haben die Neville Bro<strong>the</strong>rs eine Schwester,<br />
die Naomi heißt?<br />
Nein, auch wenn der Verdacht nahe liegt, denn<br />
Naomi Neville stammt ebenfalls aus New Orleans:<br />
Aber es war Allen Toussaint, der dieses<br />
Songwriter-Pseudonym (Mädchenname seiner<br />
Mutter) verwendete, z.B. bei Herb Alperts<br />
”Whipped Cream".<br />
Warum durfte die BBC nicht wissen, wer<br />
Howard Blaikley wirklich ist?<br />
Dahinter stecken Ken Howard und Alan<br />
Blaikley, die seit 1964 als BBC-Angestellte<br />
heimlich die Honeycombs managten, für sie<br />
”Have I The Right" schrieben (Produzent<br />
Joe Meek, siehe unten) und massenhaft<br />
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Titel für Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich komponierten,<br />
u.a. ”Hold Tight", ”Hideaway", ”Bend It",<br />
”Save Me", ”Touch Me, Touch Me" und ”The Legend<br />
Of Xanadu".<br />
Wie kam "Al Lance" aufs Label der Moonglows-Single<br />
"I Just Can’t Tell No Lie" ?<br />
Dahinter steckte der<br />
berüchtigte Radiomodera<strong>to</strong>r<br />
Alan Freed,<br />
der sich fürs Spielen<br />
der Platte im Radio auf<br />
diese Weise bezahlen ließ<br />
(Payola-Affäre). Lance war der Name seines<br />
Sohnes. Schon bald gab er das Versteckspiel<br />
auf und drängte sich mit seinem richtigen<br />
Namen ins Copyright der Moonglows (”Sincerely")<br />
und Chuck Berrys (”Maybellene"). Berry<br />
klagte erfolgreich gegen diesen Deal des Chess-Labels mit Freed.<br />
?<br />
Wieso wurde Buddy Holly für Robert Duke zum Schicksal?<br />
Der englische Musikproduzent Robert George „Joe" Meek ("Telstar"), der sich<br />
als Songwriter „Duke" nannte, fühlte sich dem Rocker aus Lubbock auf übersinnliche<br />
Weise verbunden. Er schrieb ein Stück ”Early In The Morning" (namensgleich<br />
mit Hollys Hit), aufgenommen von Chick (Brian Adams, Bruder<br />
von Dave Adams), und produzierte Mike Berrys ”Tribute To Buddy Holly". In<br />
depressivem Wahn nahm sich Meek am 3. Februar (Hollys Todestag) 1967 das<br />
Leben, nachdem er seine Vermieterin erschossen hatte.<br />
Ein unbedeutendes Sublabel (Scorpio), ein idiotischer Gruppenname<br />
(Golliwogs) – und dann noch Songwriter-Pseudonyme (Wild – Green):<br />
die Anfänge einer Weltklasse-Band waren steinig ...<br />
Tom und John Fogerty hielten ihr Stück ”Walking On The Water" für so bedeutend,<br />
dass sie sich als Schreiber Künstlernamen zulegten. Ihr Höhenflug wurde<br />
gedämpft, als sie sahen, dass das Fantasy-Label sie ohne ihr Wissen Golliwogs<br />
getauft und auf das Sublabel Scorpio abgeschoben hatte. Erst als sie unter dem<br />
Namen Creedence Clearwater Revival mit ”Suzie Q." auf dem Fantasy-Label Erfolg<br />
hatten, nahmen sie den Titel als ”Walk On The Water" neu auf und gaben<br />
sich als Au<strong>to</strong>ren zu erkennen.<br />
Ich, L. Ransford – wer bin ich und wenn<br />
ja, wie viele?<br />
Das sind die Hollies. Drei Mitglieder der Gruppe,<br />
Allan Clarke, Tony Hicks und Graham Nash,<br />
schrieben unter diesem Pseudonym Songs, z.B.<br />
die Hollies-Titel ”Nobody", ”Don’t You Know",<br />
”So Lonely" und ”You Know He Did". Auch für<br />
Aufnahmen ihrer Titel mit den Everly Bro<strong>the</strong>rs<br />
(”Two Yanks In England") gaben sie sich als L.<br />
Ransford aus.<br />
Ist Reggie Dunbar mit Reggae-Künstler Sly Dunbar verwandt?<br />
Nein, das ist schwer möglich. So nannte sich nämlich Brian Wilsons Vater<br />
Murry, ein erfolgloser Musiker, Produzent und Komponist, der mit Brian für<br />
den Beach-Boys-Song ”Break Away" verantwortlich war.<br />
Weshalb gab sich Kal Mann, der für Elvis’ "Teddy Bear" verantwortlich<br />
war, für den Hit "Butterfly" (Nr.-1-Hit für Charly Gracie und Andy<br />
Williams) den Namen Anthony September?<br />
Mann hatte sich beim Elvis-Verlag Hill &<br />
Range vertraglich verpflichtet, wollte aber<br />
"Butterfly" zu besseren Konditionen woanders<br />
verkaufen: Das brachte ihn mit Tommy<br />
Mammarella zusammen, dem Produzenten der<br />
Teenie-TV-Sendung „Bandstand". Ein schönes<br />
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Geschäft für alle: Mammarella bekam einen Scheck, Kal Mann erhielt dafür<br />
dessen Pseudonym September – und ”Butterfly" wurde in „Bandstand" in Dauerschleife<br />
gespielt.<br />
Wer sind Nicolas, Hellmer und Montague, die Schreiber der deutschen<br />
Beatles-Texte?<br />
Camillo Felgen, Monique Falk und Larry Yaskiel.<br />
Für die ersten und einzigen deutschen<br />
Aufnahmen der Beatles hatte das Odeon-Label<br />
Texte geliefert, die aber Lennon nicht gefielen.<br />
Urheber waren Larry Yaskiel aus London (”Sie<br />
liebt dich"), in den 60er Jahren Manager der<br />
Deutschen Vogue und Textlieferant z.B. für<br />
die Searchers (”Tausend Nadelstiche") sowie<br />
Monique Falk (”Komm, gib mir deine Hand"),<br />
die Ehefrau des Südwestfunk-Programmgestalters<br />
Herbert Falk. Produzent Ot<strong>to</strong> Demler<br />
ließ Radio-Luxemburg-Chefsprecher Camillo<br />
Felgen einfliegen, damit der die Situation<br />
rettete. Als Jean Nicolas belieferte Camillo die<br />
deutsche Schlagerszene am Fließband mit Texten.<br />
Eigene Aufnahmen brachte er als Camillo<br />
Felgen heraus. Die Platten spielte er dann ungeniert<br />
in seinem Sender. Er brachte es sogar<br />
fertig, eine einstündige Sendung „mit meinem<br />
Freund Jean Nicolas" zu moderieren.<br />
Viele Pseudonyme – viel Geld: Wie konnte Hase alias Heinzili alias<br />
Johnny Bartels alias Hanno Plaschky alias Walter Stein alias Alexander<br />
Kühn so immens reich werden?<br />
Kurt Feltz wusste, wie der Hase läuft: Der<br />
Textdichter, der in den 50er Jahren König der<br />
Pseudonyme war, nutzte seine Anstellung beim<br />
Kölner NWDR, indem er den Sender, der damals<br />
70 Prozent der Republik erreichte, zur<br />
Abspielstelle für seine Schlager (Caterina Valente,<br />
Peter Alexander) machte. Auch als er<br />
nach öffentlicher Kritik durch den Kollegen<br />
Ralph Maria Siegel und „Hör Zu"-Chefredakteur<br />
Eduard Rhein den Dienst quittierte, machte er ungebremst weiter, indem<br />
er mit anderen Sendern ein Verbreitungsnetz aufbaute. Die Tantiemen versüßten<br />
seinen Lebensabend im Tessin.<br />
Warum finden sich Schlager von Fred Maat und Nils Bremer auf Single-<br />
Rückseiten?<br />
Das gab es oft in der Branche: Man schrieb<br />
Lieder, die als B-Seite eines Hits untergebracht<br />
wurden, und bekam beim Plattenverkauf<br />
genauso viel wie der Au<strong>to</strong>r der A-Seite.<br />
Dieter ”<br />
Thomas" Heck hatte bei seinem Kollegen<br />
Camillo Felgen gesehen: Als Rundfunkund<br />
Fernsehmodera<strong>to</strong>r verdient man locker<br />
nebenbei, wenn man Schlager textet. Pseudonyme<br />
wie Maat oder Bremer waren dabei<br />
hilfreich. Das wurde publik, als Christian Anders<br />
1969 dreimal in der ”<br />
ZDF-Hitparade" ”Geh nicht vorbei" singen durfte.<br />
Auf der Rückseite der Single profitierte ”Sylvia" eines gewissen Fred Maat von<br />
den Verkäufen. Im ZDF kam das natürlich zur Sprache,<br />
aber man sah kein Problem. Für Heck gab es weiter<br />
Möglichkeiten, kreativ tätig zu sein. Als Manuela<br />
1971 Clodagh Rodgers’ Grand-Prix-Song ”Jack<br />
In The Box" auf Deutsch als ”Der schwarze<br />
Mann auf dem Dach" trällerte, versprach sie<br />
auf der Rückseite ”Dich vergessen kann ich<br />
nie". Text von ”<br />
Maat" Heck. Schon bei Cliff<br />
Richards ”Man gratuliert mir" (”Congratulations",<br />
zweiter Platz beim Grand Prix 1968) hatte<br />
er die B-Seite ”Ich kann treu sein" geliefert.
Roy Buchanan<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Vor 40 Jahren begann eine Karriere, die später tragisch<br />
endete: Das erste Album von Roy Buchanan erschien 1972<br />
– einer der vorzüglichsten Gitarristen der Rock-His<strong>to</strong>rie<br />
war endlich angekommen, gewürdigt und im Alter von 33<br />
Jahren mit einem Major-Vertrag der Polydor belohnt worden.<br />
Dass der allseits gelobte Könner jedoch schon 1956<br />
in einem Aufnahmestudio gestanden hatte, interessierte<br />
damals niemanden. Viele starke Songs aus einem ganz<br />
anderen (Musiker-)Leben vagabundieren seitdem querbeet<br />
durch die Botanik.<br />
Nix war's mit der S<strong>to</strong>ry von der schrottigen Wühltischgitarre<br />
für einsfuffzich zum Geburtstag. Nein, Leroy Buchanan<br />
war gerade mal neun, da sparte sich die Farmhelferfamilie<br />
Buchanan aus Ozark, Arkansas, schon eine Rickenbacker Lapsteel<br />
für den begabten Buben ohne jede Notenkenntnisse ab. Megatalent<br />
und ein Extremgehör forcierten seinen Werdegang bis hin zum<br />
„weltbesten unbekannten Gitarristen".<br />
Knirps Roy (*23.9.1939) fiedelte in Erwachsenen-Bands alles beiseite, was eine<br />
Klampfe bedienen konnte. 16 war er, machte mit seinem Bruder J.D. „in Blues",<br />
pickte meisterlich und setzte sich samt Geschwistern nach Los Angeles ab –<br />
im Gepäck eine Martin (akustisch) und eine elektrische Gibson. Er landete bei<br />
den Heartbeats. Das war um 1956, Geld kam rein, und Buchanan gehörte zum<br />
Stamm der Dauershow „Oklahoma Bandstand" in Tulsa. Hier entdeckte der<br />
Rock'n'Roller Dale Hawkins ("Susie-Q") einen fast gleichaltrigen Junior, der per<br />
Finger Töne machte, für die andere Zusatzgeräte brauchten – und fischte ihn<br />
weg.<br />
Roy, vollges<strong>to</strong>pft mit Einflüssen von Buck Owens, Jimmy Nolen und Jerry Byrd,<br />
hatte sein Sessiondebüt Ende 1956 gegeben – für die Rockabilly-Sängerin Alis<br />
Lesley ("He Will Come Back To Me"). Dann ging's ans Eingemachte, bis 1959<br />
wurde Buchanan auf diversen Singles von Dale Hawkins, dessen Bruder Jerry<br />
und von The Bro<strong>the</strong>rs (Marc & Dean Mathis aus Georgia) eingesetzt; Roys Soli<br />
– nach Bedarf stechend, krachend, klagend – waren stets kleine Höhepunkte.<br />
Als Dales Tourgitarrist<br />
blieb Zeit für Jobs mit<br />
Al Jones, Bobby Jay,<br />
Merle 'Ring Of Fire'<br />
Kilgore und der texanischen<br />
Country-Größe<br />
Bob Luman.<br />
Dann war es Zeit für<br />
Eigenes, längere Haare,<br />
einen Bart – und eine<br />
Telecaster, von der er<br />
kaum noch lassen und<br />
ihr Aberwitziges abringen<br />
konnte. Buchanan<br />
nahm 1961 "After<br />
R.I.P.: Columbia Gardens Cemetery, Arling<strong>to</strong>n, Virginia<br />
Hours" (von da an sein<br />
Markenzeichen) für Bomarc auf, schob auf Swan den "Mule Train S<strong>to</strong>mp" nach.<br />
Freddie Cannon angelte sich Roy, und The Secrets, Danny & The Juniors, Cody<br />
Brennan griffen ebenfalls zu. Für den Power-Drummer Bobby Gregg lieferte er<br />
Top-Soli auf den furiosen Instrumentals "The Jam" und "Pota<strong>to</strong> Peeler" ab. Und<br />
wo schon zwei Hawkins waren, gab es noch Platz<br />
für einen dritten: Ronnie, Cousin von Dale und<br />
Jerry und Chef der Hawks (pre-The Band), holte sich<br />
Roy als Bassisten; auf dessen rhythmischem Fundament<br />
konnte sich Gitarrist Robbie Robertson 1963<br />
aus<strong>to</strong>ben – nachzuhören auf der Top-Single "Who<br />
Do You Love"/"Bo Diddley" (Roulette). Und als<br />
Bob(by Moore) & The Temps gelangen mit "Braggin'",<br />
"Trophy Run", "The Shuffle", "Mary Lou" vier<br />
weitere Glanzlichter im unerschöpflichen Frühwerk des<br />
Meisters.<br />
Obwohl in den USA inzwischen die importierte Beatlemania grassierte, blieb<br />
Spitzengitarrist Buchanan ein Session-, Gast- und Livespieler ohne eigene Band:<br />
Dem Vater mehrerer Mini-Roys waren feste Einkünfte wichtiger als wirtschaftlich<br />
riskante Karrieremanöver. 1964 ließ der Mann, der schon in den 50s mit<br />
Fuzz und Dis<strong>to</strong>rtion arbeitete, seine Studio-Aktivitäten u.a. mit eher unspektakulären<br />
Jobs für die British Walkers und Jersey Bird<br />
ausklingen. Während vor den Türen das (Pop-)Leben<br />
<strong>to</strong>bte, versteckte sich Buchanan in Clubs. Glamour?<br />
Nichts für den eher stillen Charakter.<br />
Er freundete sich mit Danny Gat<strong>to</strong>n an, einem ebenso<br />
ruhigen Weltklasse-Solisten in spe und – begann (was<br />
sonst bei einem solchen Talent ...?!) eine Friseurlehre.<br />
Erst der spätere Sou<strong>the</strong>rn Rocker Charlie Daniels,<br />
damals noch in Leonard Cohens Liveband, holte ihn<br />
1969 aus der Versenkung; eine im Team eingespielte<br />
Buchanan-LP auf Polydor s<strong>to</strong>ppte Roy selbst (THE<br />
PROPHET erschien 2004 als CD auf Hip-O-Select).<br />
Erst 1972 schaffte er den längst überfälligen Durchbruch<br />
als Blues(Rock)-Koryphäe. Das aber ist ein ganz<br />
anderes Kapitel, das mit Buchanans Selbstmord durch<br />
Erhängen am 14.8.1988 in einer Ausnüchterungszelle<br />
in Fairfax, Virginia, tragisch endete (sein Bewunderer<br />
Danny Gat<strong>to</strong>n erschoss sich sechs Jahre später).<br />
Zwei Compilations (THE EARLY YEARS von 1989<br />
und BEFORE AND AFTER, 1999) sind nützlich, dokumentieren<br />
die Frühzeit der Gitarrenlegende Roy Buchanan aber nur begrenzt.<br />
Seite 28 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Rolling S<strong>to</strong>nes<br />
Punk, New Wave und Pop hatten Ende der 70er<br />
Jahr e Hochk onjunktur, Rock-Dinosaurier war en<br />
auf dem absteigenden Ast. Sie galten als „boring<br />
old farts", langweilige alte Fürze, die niemanden<br />
mehr hinter dem Ofen hervorlockten. Dies galt für<br />
aufs Abstellgleis geschobene Art-Rock-Bands und<br />
auch für die damals schon als alte Herr en abgestempelten<br />
Rolling S<strong>to</strong>nes.<br />
Schnappschuss während der Aufnahmen für SOME Gi rls 1978<br />
Fo<strong>to</strong>: © Helmut New<strong>to</strong>n<br />
Paukenschlag mit Mädels<br />
Und dann sorgten Mick Jagger, Keith Richards, Bill Wyman<br />
und Charlie Watts für einen Paukenschlag, mit ihrem gerade<br />
zum offiziellen Bandmitglied beförderten Neuzugang Ron<br />
Wood. SOME GIRLS ließ 1978 aufhorchen und bescherte den S<strong>to</strong>nes<br />
aus heutiger Sicht einen Wendepunkt in ihrer langen Karriere. Er<br />
mündete in einen jahrzehntelangen<br />
Triumphzug durch<br />
die Arenen dieser Welt und<br />
sorgte in der Folge (nach<br />
einigen Studiodurchhängern)<br />
wieder für überzeugende<br />
Klangresultate. Die-<br />
Ronnie Wood 2011<br />
se Frischzellenkur wirkt bis heute nach:<br />
Schließlich ließ Keith Richards kurz vor<br />
Weihnachten 2011 durchblicken, dass<br />
die Band dabei ist, die Möglichkeit von<br />
Live-Auftritten und Plattenaktivitäten<br />
auszuloten – die Tendenz<br />
geht eindeutig zu handfesten<br />
Resultaten im Jahr<br />
2012.<br />
„Es gab 1979 die unterschiedlichsten<br />
Entwicklungen<br />
innerhalb der<br />
Band, es wurde reich-<br />
Fo<strong>to</strong>: © Helmut New<strong>to</strong>n<br />
lich experimentiert",<br />
blickt Ronnie Wood auf die<br />
aufregende Zeit vor SOME<br />
GIRLS zurück. „Mick kam<br />
immer wieder mit Ideen an,<br />
und natürlich blieben wir<br />
nicht unbeeindruckt davon,<br />
was um uns herum alles passierte. Es<br />
gab in jener Zeit ein geflügeltes Wort<br />
bei uns: mehr schnelle Nummern, wir<br />
können die Leute nicht mit Balladen<br />
oder Midtempo-Titeln langweilen!<br />
Der Punk lag damals einfach in der<br />
Luft und spornte auch uns an. Er<br />
schlich sich gewissermaßen durch die<br />
Wände des Studios ein."<br />
Und dann erzählt das frühere Faces-<br />
Mitglied Wood von „gewissen Momenten"<br />
seiner Zugehörigkeit zu den<br />
wandelnden Rock-Ikonen: „Das begann<br />
mit 'It's Only Rock'n'Roll' 1973/74, das wir in meinem Haus The Wick in Richmond<br />
aufgenommen hatten. Danach kam BLACK AND BLUE, wobei ich als Gitarrist erstmals<br />
richtig zum Zug kam, und schließlich SOME GIRLS, wo ich zum ersten Mal bei<br />
einem S<strong>to</strong>nes-Album von Anfang bis Ende komplett einbezogen war."<br />
Fo<strong>to</strong>: © Helmut New<strong>to</strong>n<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 29<br />
Jagger und Richards hatten sich<br />
1978 nach einer Phase der Entfremdung<br />
wieder zusammengerauft, die<br />
beiden führenden Köpfe rangen um<br />
einen neuen Kreativfrühling. Wobei sich letztlich der Sänger als dominanter<br />
erwies. Mehr Mick, weniger Keith, das war auf SOME GIRLS<br />
dann nicht zu überhören. Im Rückblick war das auch gut, weil es so<br />
zu einem Neuaufbruch kam. Hätte sich der Traditionalist Richards<br />
durchgesetzt, hätte die Band wohl weiter stagniert. Wood drückt es<br />
diplomatisch aus: „Mick wusste und kannte wirklich alles, was in<br />
der Musikwelt passierte. Er setzte es in den Texten um, stellte aber<br />
auch musikalisch die entscheidenden Weichen. Wir trieben uns in<br />
den Clubs herum, saugten den Disco-Beat auf, der für uns nur eine<br />
andere Art von Beat war, noch eine Variation der afrikanischen Stammesbeats."<br />
Doch letztlich war es Jagger, der dafür sorgte, dass diese<br />
Rhythmen ihren Niederschlag auf SOME GIRLS fanden.<br />
„Ich verstand mich blendend mit Keith, wir spielten miteinander, wann immer es<br />
Fo<strong>to</strong>: © Brian Rasic<br />
möglich war. Sogar in den Pausen im Studio, auch nahmen wir unsere Gitarren<br />
mit ins Hotel, in die<br />
angemieteten Apartments, entwickelten<br />
so unsere Kooperati-<br />
on, die zunehmend melodischer<br />
wurde, was in Stücken<br />
wie 'Beast Of Burden' zu hören<br />
ist", gerät Wood geradezu ins<br />
Schwärmen: „Für mich war<br />
die Arbeit an SOME GIRLS<br />
eine ganz neue Erfahrung, ich<br />
hatte bis dahin nie so intensiv<br />
an einem Projekt gearbeitet!<br />
Hingabe und Leidenschaft<br />
aller Beteiligten waren unglaublich.<br />
Wir spielten jeden<br />
Song immer wieder, nahmen<br />
kleine Veränderungen vor,<br />
bis es wirklich passte. Dabei<br />
gab es keine Denkverbote,<br />
jeder konnte Ideen einbringen,<br />
es war wie ein riesiger Schmelztiegel."<br />
Und dann verrät Wood noch ein paar<br />
Details zu einzelnen Songs: „'Miss You' war Micks Baby. Wir hatten dieses Gitarrenriff,<br />
Bill entwickelte dazu die stampfenden Bass-Parts, die Charlie kongenial<br />
umspielte – und plötzlich sang Mick Falsett. Bei 'When The Whip Comes Down'<br />
begeisterte uns die Wildheit, und 'Some Girls' war der Inbegriff dessen, was wir<br />
an Punk aufgesogen hatten – die Nummer hatte richtig Eier in der Hose", drückt<br />
Wood seine Überzeugung unmissverständlich aus. „Die zwölf Bonus-Tracks der<br />
aktuellen Neuauflage machen die Energie, die uns damals beflügelte, fast noch<br />
mehr hörbar – ebenso der Mitschnitt unserer Show in Fort Worth!"<br />
Wood: "Für mich ragt SOME GIRLS als vergessene Perle aus unserem Katalog<br />
heraus. Ich hatte fast vergessen, wie gut und frei die Band damals war und noch<br />
immer ist. Wenn es nach mir ginge, könnten wir heute noch neun der zehn<br />
Originalsongs live spielen, ohne groß darüber nachdenken zu müssen. Was nicht<br />
unbedingt typisch für S<strong>to</strong>nes-Alben ist", bringt der Gitarrist seine Wertschätzung<br />
dieses speziellen Albums abschließend auf den Punkt.<br />
Philipp Roser
! REVIEWS<br />
HIGHLIGHTS<br />
CD<br />
The Black Keys<br />
El Camino<br />
Der Sticker auf dem Cellophan des Digipaks<br />
sagt es lakonisch in nur zwei Worten:<br />
„Play Loud.” Das sollte man in der Tat<br />
tun, um die volle Wucht des neuen Black-<br />
Keys-Albums EL CAMINO – deutsch: Die<br />
Straße/der Pfad –, das erneut von der Gruppe<br />
und Brian Bur<strong>to</strong>n alias Danger Mouse<br />
umsichtig produziert und von Tchad Blake<br />
meisterhaft gemixt worden ist, optimal einzufangen<br />
und zu genießen.<br />
Die Platte ist nicht leisetreterisch,<br />
im Gegenteil. Der Sänger und Gitarrist<br />
Dan Auerbach, Schlagwerker<br />
Patrick Carney und ihre Helfer,<br />
darunter auch „Bur<strong>to</strong>n Mouse” als<br />
zusätzlicher Keyboarder, kommen<br />
entschlossen, hart und herzlich zur<br />
Sache, spielen alle elf selbst verfassten<br />
Songs unglaublich druckvoll<br />
und treibend. Gleich der Starter<br />
“Lonely Boy” wartet mit einem<br />
unabweisbaren Härteriff und überraschenden<br />
Rockabilly-Einflüssen<br />
à la Johnny Burnette auf. Und auch<br />
“Money Maker”, “Run Right Back”<br />
und das im Kern eher Pop-orientierte “Gold<br />
On The Ceiling” sowie “Sister” glänzen mit<br />
wohldosiertem Zupacken, feinem Muskelspiel<br />
und unerbittlichem Vorwärtsdrang.<br />
Balladesk geht es hingegen nur bei “Little<br />
Black Submarines” zu, während “Hell<br />
Of A Season” und “Nova Baby” – bis auf<br />
das mächtig knüppelnde, ganz bewusst<br />
nach vorn gemixte Schlagzeug – etwas<br />
verhaltener angelegt sind und damit das<br />
Bindeglied zwischen ruppigen, Fuzz-Gitarrenklängen<br />
und durchaus feinfühligen<br />
Syn<strong>the</strong>sizersounds bilden.<br />
Die Black Keys haben nämlich ihr stilistisches<br />
Spektrum insgesamt erweitert.<br />
Sie bieten jetzt endgültig nicht mehr die<br />
sympathisch hausgemachten Klänge einer<br />
Männerfreundschaft, sondern strikt durchgeplante<br />
Musik, ohne dass der Kommerz<br />
unangenehm um die Ecke galoppiert. Auf<br />
EL CAMINO finden sich neben Blues-<br />
Rock und Soul auch Bubblegum-Pop mit<br />
fast schon T.Rex-Feeling, Punk-Rock à la<br />
Devo und etwas Glam-Rock und Reggae,<br />
wobei alle Einflüsse klug aufgesogen und<br />
in den ursprünglichen bluesigen Sound<br />
der Gruppe nahtlos integriert<br />
wurden, anstatt sie einfach nur<br />
grob zu verquirlen. Die Musik<br />
spielt sich deshalb, neben den<br />
schon genannten Inspirationen,<br />
zwischen den<br />
Polen S<strong>to</strong>oges & Cramps,<br />
Sweet & Grand Funk<br />
Railroad ab. Das ist keine<br />
blöde Ziellosigkeit,<br />
sondern eine besondere<br />
Leistung! Patrick Carney<br />
erklärt dazu: „Wir wollen eine Band<br />
sein, die immer wieder etwas anderes<br />
zuwege bringt, wir wollen einen<br />
größeren Hörerkreis erreichen,<br />
indem für jeden das Passende dabei<br />
ist. Unser Markenzeichen ist, dass<br />
wir alle möglichen Arten von Musik<br />
machen können.”<br />
Und bei alledem haben sich die Black Keys<br />
passenderweise, gewissermaßen zwangsläufig,<br />
diesmal verstärkt Melodien einfallen<br />
lassen, die für ihre Verhältnisse schon recht<br />
catchy sind. Da kommt sofort der Verdacht<br />
auf, es sei ihre Absicht, lieber weitere satte<br />
Fo<strong>to</strong>: © Warner/Danny Clinch<br />
Hits wie “Tighten Up” (vom 2010er Gold-<br />
Album BROTHERS) zu verbuchen als<br />
in den Status brotloser Kritikerlieblinge,<br />
zurückzufallen. Aber keine Angst, Teenidole<br />
werden Auerbach & Carney wohl nie<br />
werden, dazu ist die<br />
Musik natürlich viel<br />
zu komplex. Aber<br />
dass sie eindeutig ins<br />
Radio drängen, ist<br />
völlig in Ordnung,<br />
solange dabei, wie<br />
hier in Permanenz,<br />
der Blues nicht untergebuttert<br />
auf der<br />
Strecke bleibt. EL<br />
CAMINO, produziert<br />
in Dan Auerbachs Easy-Eye-Sound-<br />
Studio in Nashville, gehört ganz fraglos<br />
zu den besten Alben des gerade zu Ende<br />
gegangenen Jahres 2011, und so bleibt<br />
dem Rezensenten nur noch, seine drei persönlichen<br />
Lieblingssongs einer Kollektion<br />
zu benennen, die Texte vor allem zu den<br />
Themen „bad love & worse women” bietet:<br />
“Lonely Boy”, “Little Black Submarines”<br />
und “Hell Of The Season” finden den Weg<br />
aufs Siegertreppchen, vor dem die übrigen<br />
Songs um die undankbaren Plätze vier bis<br />
elf rangeln.<br />
(Nonesuch/Warner, 11/38:27) hjg<br />
DVD<br />
Bei einer Karriere über fünf Jahrzehnte<br />
sind Höhen wie Tiefen unvermeidlich, auch<br />
bei den Rolling S<strong>to</strong>nes. In den 70er Jahren<br />
durchschritt die Band eine Talsohle, war in<br />
Ungnade gefallen, da die kreativen Einfälle<br />
spätestens nach dem Ausscheiden<br />
von Brian-Jones-Nachfolger<br />
Mick Taylor Ende 1974 versiegt<br />
schienen. Und dann kam das Jahr<br />
1978, das SOME GIRLS bescherte<br />
– von vielen als Wendepunkt<br />
in der S<strong>to</strong>nes-Geschichte<br />
ROLLING STONES<br />
SOME GIRLS – LIVE IN<br />
TEXAS ‘78<br />
Box<br />
RUSH<br />
SECTORS 1–3<br />
betrachtet. Nicht zu Unrecht, wie<br />
die Deluxe-Wiederveröffentlichung<br />
dieses Albums belegt (siehe<br />
Review S. 40).<br />
Im gleichen Jahr gingen die Veteranen,<br />
zu denen inzwischen auch Ron Wood<br />
als offizielles Mitglied gehörte, auf Welt<strong>to</strong>urnee<br />
– und füllten nicht nur wieder Arenen,<br />
sondern brachten diese auch zum Kochen.<br />
Plötzlich wirkten Mick Jagger, Keith Richards,<br />
Bill Wyman, Charlie Watts und Ron Wood, als<br />
seien sie einem Jungbrunnen entsprungen, als<br />
ob sie dem aufkommenden Punk und seinen<br />
Protagonisten demonstrieren wollten, dass<br />
die „langweiligen alten Fürze” immer noch<br />
das Rockzepter in der Hand hielten, zu energetischen<br />
Shows imstande waren. Natürlich<br />
liefen damals schon Kameras mit, doch es<br />
dauerte knapp 34 Jahre, bis der Auftritt im Will<br />
Rogers Memorial Center am 18. Juli 1978 im<br />
texanischen Fort Worth endlich zu sehen ist.<br />
Mit Chuck Berrys Klassiker “Let It Rock”<br />
als Showstarter war die Marschrichtung klar<br />
– die Band rockte, als gebe es kein Morgen<br />
mehr. Jagger sprühte vor Dynamik, hüpfte<br />
wie ein Derwisch über die Bühne. Richards<br />
steuerte das Geschehen, demonstrierte<br />
seine Klasse als<br />
Rhythmusgitarrist und streute<br />
einige Soli ein. Sogar Wyman<br />
tauchte öfter wieder mal im Bild<br />
auf, legte ansonsten die für ihn<br />
so typische s<strong>to</strong>ische Ruhe an den<br />
Tag, während Watts locker und<br />
cool trommelte und Jungspund<br />
Wood offenbar Hummeln im<br />
Hintern hatte. Es gab den “Starfucker”<br />
pur, nicht als “Star Star”<br />
kaschiert, dazu sieben Songs von SOME<br />
GIRLS – und – ebenfalls typisch für die<br />
S<strong>to</strong>nes – einige Rock’n’Roll-Klassiker und<br />
eher obskur Bluesiges. Dass es die Beteiligten<br />
mit der Exak<strong>the</strong>it bei den einzelnen Noten<br />
nicht immer so genau nahmen, war sicher<br />
auch dem Bühnenadrenalin geschuldet.<br />
Das Ganze gibt’s auch in beigepackter CD-<br />
Fassung; für den Bonus-Teil ließ sich Jagger<br />
2011 interviewen – vor allem aber ist der<br />
legendäre „Saturday Night Live”-Auftritt<br />
mit Gast Dan Aykroyd enthalten. Mit LIVE<br />
IN TEXAS setz(t)en die S<strong>to</strong>nes wieder mal<br />
Maßstäbe!<br />
(Eagle Vision/edel, 128 Min.,<br />
CD: 17/80:00)<br />
pro<br />
Hallelujah, die Lücken in der Rush-<br />
Sammlung des Rezensenten sind ges<strong>to</strong>pft, die<br />
sich vor einigen Jahren beim Verkauf der Vinylsammlung<br />
auftaten (auch wenn die 1979 und<br />
1980 bei Kanada-Aufenthalten erstandenen<br />
Original-LPs eigentlich unersetzlich sind). Mit<br />
dem dreiteiligen Boxset SECTORS 1–3 hat<br />
Universal wirklich Vorbildliches<br />
geleistet, indem die Plattenfirma<br />
sämtliche 15 Alben, die das<br />
kanadische Prog-Rock-Trio<br />
einst für das Mercury-Label aufnahm,<br />
neu aufgelegt hat. In drei<br />
Pappschubern im handlichen<br />
CD-Format sind alle Werke ab<br />
dem 1974er Debüt RUSH per<br />
Replica chronologisch versammelt, je vier Studiowerke<br />
und ein Live-Album von Geddy Lee<br />
(voc, b), Alex Lifeson (g) und Neil Peart (dr,<br />
lyrics) sind zusammengefasst, um die jeweilige<br />
Schaffensphase zu dokumentieren. Doch damit<br />
nicht genug: Jede Box enthält ein dickes Booklet<br />
(mit Texten und raren Fo<strong>to</strong>s), zudem ist je<br />
ein Album mit einer DVD ergänzt, die eine in<br />
der Regel recht gelungen remixte Fassung in<br />
24-Bit, 5.1 Surround-Sound bietet: FLY BY<br />
NIGHT und A FAREWELL TO KINGS sowie<br />
SIGNALS kamen in diesen Genuss. Auch<br />
wenn man sich alle 15 Alben nicht am Stück<br />
anhören kann, ist es doch interessant, sich beim<br />
sukzessiven Lauschen Entwicklung und Reifen<br />
dieser begnadeten Musiker in Erinnerung zu<br />
rufen. Am härtesten rockten sie zu Beginn, was<br />
Box 1 (RUSH/1974, FLY BY NIGHT/1975,<br />
CARESS OF STEEL/1975, 2112/1976 +<br />
ALL THE WORLD’S A STAGE/1976) belegt.<br />
Von Album zu Album wurden die Kompositionen<br />
dann komplexer, zugleich auch<br />
durchaus kommerzieller – dokumentiert per<br />
SECTOR 2: A FAREWELL TO KINGS/1977,<br />
HEMISPHERES/1978, PER-<br />
MANENT WAVES/1980, MO-<br />
VING PICTURES/1981 sowie<br />
EXIT ... STAGE LEFT/1981.<br />
In den 80ern reduzierte das Trio<br />
die Hard-Rock-Komponente<br />
zunehmend, entwickelte stattdessen<br />
die vertrackten Rhythmen<br />
ebenso weiter wie das<br />
immer anspruchsvollere Songwriting – in<br />
Fankreisen wird diese Schaffensperiode auch<br />
als „Synth-Phase” bezeichnet. Nachzuhören<br />
dank des dritten Sek<strong>to</strong>rs mit SIGNALS/1982,<br />
GRACE UNDER PRESSURE/1984, PO-<br />
WER WINDOWS/1985 und HOLD YOUR<br />
FIRE/1987 sowie konzertant per A SHOW OF<br />
HANDS/1988.<br />
Insgesamt ein gelungenes Paket, bei dem angesichts<br />
des umfangreichen Angebots auch<br />
die in Fanforen beklagten zwei Audio Glitches<br />
(Störungen) bei FLY BY NIGHT und A FARE-<br />
WELL ... (Audio-DVD) letztlich vernachlässigbar<br />
sind. Das gerade hier zu Lande oft unterschätzte<br />
Schaffen einer phänomenalen Band<br />
wird hiermit angemessen gewürdigt.<br />
(Universal, 15 Alben)<br />
pro<br />
Seite 30 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
TOP 10 – Neuheiten 2011 / Reissues, CD-Boxen, DVDs<br />
1. Blue Oc<strong>to</strong>ber – Any Man In America<br />
2. Ken Hensley – Faster<br />
3. Martin & James – Martin & James<br />
4. Alice Cooper – Welcome 2 My Nightmare<br />
5. Ark – Arkeology<br />
1. Who – Quadrophenia<br />
2. Rolling S<strong>to</strong>nes – Singles-Box 1971–2006<br />
3. Pink Floyd – The Dark Side Of The Moon<br />
4. Jethro Tull – Aqualung<br />
5. Simon & Garfunkel – Bridge Over Troubled Water<br />
1. Wilco – The Whole Love<br />
2. The Jayhawks – Mockingbird Time<br />
3. Laura Marling – A Creature I Don’t Know<br />
4. The Feelies – Here Before<br />
5. The Fleet Foxes – Helplessness Blues<br />
1. V.A. – The Fame Studios S<strong>to</strong>ry<br />
2. V.A. – Atlantic Vocal Groups 1951–1963<br />
3. Kipping<strong>to</strong>n Lodge – Shy Boy<br />
4. Cher – 3614 Jackson Highway<br />
5. Rolling S<strong>to</strong>nes – Some Girls<br />
1. Jeff Beck feat. Imelda May – Rock’n’Roll Party<br />
2. Memphis Gold – Pickin’ In High Cot<strong>to</strong>n<br />
3. Anna Calvi – Anna Calvi<br />
4. Kitty, Daisy & Lewis – Smoking In Heaven<br />
5. Beth Hart / Joe Bonamassa – Don’t Explain<br />
1. V.A. – Phil Spec<strong>to</strong>r Presents The Philles Album Collection<br />
2. Rolling S<strong>to</strong>nes – Some Girls<br />
3. Deep Purple – BBC-Sessions 1968–1970<br />
4. Yardbirds – Glimpses 1963–1968<br />
5. Kinks – Kinks In Mono<br />
1. Noah And The Whale – Last Night On Earth<br />
2. Ron Sexsmith – Long Player Late Bloomer<br />
3. Brooke Fraser – Flags<br />
4. Kate Bush – 50 Words For Snow<br />
5. Lindsey Buckingham – Seeds We Sow<br />
1. U2 – Achtung Baby<br />
2. Pink Floyd – The Dark Side Of The Moon<br />
3. Nirvana – Nevermind<br />
4. Beach Boys – The Smile Sessions<br />
5. This Mortal Coil – This Mortal Coil<br />
1. Guano Apes – Bel Air<br />
2. Lovers Electric – Impossible Dreams<br />
3. Amon Amarth – Sutur Rising<br />
4. Kevin Costner – From Where I Stand<br />
5. PJ Harvey – Let England Shake<br />
1. Queen – Remasters<br />
2. Pink Floyd – The Dark Side Of The Moon<br />
3. Jethro Tull – Aqualung<br />
4. Falco – Einzelhaft<br />
5. Megadeth – Peace Sells ... But Who’s Buying?<br />
1. Peter Gabriel – New Blood<br />
2. Akron/Family – S/T II: The Cosmic Birth Of Shinju TNT<br />
3. Calexico – Selections From The Road Atlas 1998–2011<br />
4. Bob Dylan – Pure Dylan<br />
5. Udo Lindenberg – Unplugged (Live aus dem Hotel Atlantic)<br />
1. Johnny Cash – Bootleg Series I-III<br />
2. Carl S<strong>to</strong>ry – Bluegrass, Gospel & Mountain <strong>Music</strong> 1942–1959<br />
3. Various Artists – The Bris<strong>to</strong>l Sessions 1927–1928<br />
4. Sting – The Best Of 25 Years<br />
5. Bill Ramsay – Swings! 1958–1999<br />
1. Rebekka Bakken – September<br />
2. Marit Larsen – Spark<br />
3. Hea<strong>the</strong>r Nova – 300 Days At Sea<br />
4. Randy Newman – Songbook Vol. 2<br />
5. Friend’N Fellow – Discovered<br />
1. V.A. – Concert For George<br />
2. Willie Nelson – The Legendary Broadcast<br />
3. Gary Moore – Live At Montreux 2010<br />
4. Queen – Live At Wembley Stadium<br />
5. AC/DC – Live At River Plate<br />
Fabian Leibfried<br />
Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />
Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Tino Krauter<br />
Jens-Uwe Berndt<br />
Ulrich Schwartz<br />
Helmut Ölschlegel<br />
1. Michael Franks – Time Toge<strong>the</strong>r<br />
2. Jonathan Edwards – My Love Will Keep<br />
3. Devin Townsend Project – Ghost<br />
4. The War On Drugs – Slave Ambient<br />
5. The Black Atlantic – Reverence For Fallen Trees<br />
1. Who – Quadrophenia<br />
2. Miles Davis – 1986–1991<br />
3. Beach Boys – The Smile Sessions<br />
4. Rolling S<strong>to</strong>nes – The Singles 1971–2006<br />
5. V.A. – The Bris<strong>to</strong>l Sessions<br />
1. Deadman – Take Up Your Mat And Walk<br />
2. John Hiatt – Dirty Jeans And Mudslide Hymns<br />
3. Leslie West – Unusual Suspects<br />
4. Tedeschi Trucks Band – Revela<strong>to</strong>r<br />
5. Niels Frevert – Zettel auf dem Boden<br />
1. Whitesnake – Box ‘O’ Snakes<br />
2. Jimi Hendrix – Winterland<br />
3. Nazareth – The Naz Box<br />
4. Elvis Presley – Young Man With The Big Beat<br />
5. Bad Company – Live At Wembley<br />
1. Low An<strong>the</strong>m – Smart Flesh<br />
2. Dakota Suite – The Side Of Her Inexhaustible Heart<br />
3. Miserable Rich – Miss You In The Days<br />
4. Lucas Santtana – Sem Nostalgia<br />
5. PJ Harvey – Let England Shake<br />
1. V.A. – Bossa Nova & The Rise Of Brazilian <strong>Music</strong> In The 19<strong>60s</strong><br />
2. V.A. – Sounds From The South<br />
3. George Harrison – Living In The Material World<br />
4. Jimi Hendrix – Winterland<br />
5. Simon & Garfunkel – Bridge Over Troubled Water<br />
1. Hot Tuna – Steady As She Goes<br />
2. Robert Randolph & The Family Band – We Walk This Road<br />
3. Suzi Quatro – In The Spotlight<br />
4. Ana Popovic – Unconditional<br />
5. Sultans Of Slide – Lightning Strikes<br />
1. Brainbox – Brainbox<br />
2. Jimi Hendrix – Winterland<br />
3. V.A. – Come Toge<strong>the</strong>r: Black America Sings Lennon & McCartney<br />
4. V.A. – Electric Psychedelic Sitar Headswirlers Volumes 1–5<br />
5. Roy Harper – Songs Of Love And Loss<br />
1. Nick Lowe – The Old Magic<br />
2. Gaddabouts – The Gaddabouts<br />
3. E.G. Kight – Lip Service<br />
4. Tedeschi Trucks Band – Revela<strong>to</strong>r<br />
5. Steve Ellis – Ten Commitments<br />
1. George Harrison – Living In The Material World<br />
2. Hollies – The Clarke-Hicks-Nash Years<br />
3. Simon & Garfunkel – Bridge Over Troubled Water<br />
4. Alex Conti – Retrospective 1978–2010<br />
5. Hollies – Look Through Any Window<br />
1. Nightwish – Imaginaerum<br />
2. Jane – Eternity<br />
3. Frijid Pink – Frijid Pink<br />
4. Detlev Schmidtchen – Blaze The Trail<br />
5. Mythos – Superkraut<br />
1. Out Of Focus – Out Of Focus<br />
2. Richard Wahnfried – Time Ac<strong>to</strong>r<br />
3. Machiavel – Mechanical Moonbeams<br />
4. Tangerine Dream – Zeit<br />
5. Illusion – Out Of The Mist<br />
1. Bosse – Wartesaal<br />
2. Clueso – An und für sich<br />
3. Anna Depenbusch – Die Ma<strong>the</strong>matik der Anna Depenbusch<br />
4. Kate Bush – 50 Words For Snow<br />
5. Anna Ternheim – The Night Visi<strong>to</strong>r<br />
1. Sting – The Best Of 25 Years<br />
2. Serge Gainsbourg – His<strong>to</strong>ire De Melody Nelson<br />
3. Nick Cave & The Bad Seeds – Murder Ballads<br />
4. Simon & Garfunkel – Bridge Over Troubled Water<br />
5. Manic Street Preachers – Original Album Classics<br />
Mitarbeiter<br />
Martin Reichold<br />
Philipp Roser<br />
Frank Schuster<br />
Alan Tepper<br />
Uli Twelker<br />
Frank Küster<br />
Christian Hentschel<br />
Neuheiten 2011<br />
1. Joe Bonamassa – Dust Bowl<br />
2. Jeff Beck – Rock ’n’ Roll Party Honoring Les Paul<br />
3. Gregg Allman – Low Country Blues<br />
4. Nick Lowe – The Old Magic<br />
5. Streets – Computers And Blues<br />
Reissues, CD-Boxen, DVDs<br />
1. Amy Winehouse – Back To Black<br />
2. Rolling S<strong>to</strong>nes – Some Girls<br />
3. Pink Floyd – Why Pink Floyd?<br />
4. Jimi Hendrix – Winterland<br />
5. Nirvana – Nevermind<br />
John<br />
Fiddler<br />
© John Fiddler<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 31
CD<br />
REVIEWS<br />
GILBERT BÉCAUD<br />
ÉTERNEL + UNSTERBLICH<br />
Wie viele Nathalies<br />
dieser Welt<br />
sind eigentlich nach<br />
Gilbert Bécauds bekanntestem<br />
Chanson<br />
benannt? Das Lied<br />
über die Affäre mit<br />
der hübschen Moskauer Studentin ist fürwahr<br />
ein Klassiker. Doch der französische<br />
Sänger mit der rauchigen Stimme hat neben<br />
“Nathalie” noch viele weitere großartige<br />
Lieder hinterlassen. Anlässlich des<br />
zehnten Todestags von „Monsieur 100.000<br />
Volt” erscheint nun die 2-CD-Anthologie<br />
ÉTERNEL mit 45 seiner beliebtesten<br />
Chansons, darunter “L’important c’est la<br />
rose” und “Quand il est mort le poète”. Auf<br />
der zweiten CD kann man u.a. den noch<br />
stark von Jazz inspirierten jungen Sänger<br />
der 50er Jahre entdecken. Speziell für den<br />
deutschen Markt gibt es eine Ausgabe mit<br />
dem Titel UNSTERBLICH, bei der auf<br />
CD Nummer zwei Bécauds bekannteste<br />
auf Deutsch eingesungene Titel zu hören<br />
sind, “L’important c’est la rose” etwa wurde<br />
zu “Überall blühen Rosen”.<br />
(EMI, 22/76:38, 23/77:16 +<br />
21/74:55, 19/66:53) frs<br />
BUTTERSCOTCH<br />
DON‘T YOU KNOW IT‘S<br />
BUTTERSCOTCH<br />
Chris Arnold und Geoff Morrow schrieben<br />
Songs für Billy Fury (“In Thoughts Of<br />
You”), Cliff Richard, Barry Manilow und<br />
Cilla Black – zusammen mit Samtstimme<br />
David Martin lieferte das Trio unter dem<br />
Markennamen Butterscotch butterweichen<br />
Melodic Pop der Marke Edison Lighthouse<br />
oder Dawn, der mit “Don’t You Know” sogar<br />
in die Charts kam. Man nehme reichlich<br />
Streicher, weibliche Chöre, unterlege die<br />
eingängigen Melodien mit gefälligem Beat,<br />
Fox oder Walzer-Rhythmus, schon war ab<br />
1970 jeder Tanzkurs perfekt ausgestattet.<br />
Dabei fand, wie auf “End Of My Nose”,<br />
durchaus auch mal gebremst Wildes wie<br />
eine Fuzz-Gitarre oder ein lebhafter Drumfill<br />
Eingang in die Arrangements, “Reasons”<br />
macht mit Chuck-Berry-Licks Showaddywaddy<br />
Konkurrenz. Das Rindermuhen auf<br />
“Cows” ist allerdings Geschmacksache.<br />
Dem Originalalbum wurden sieben Singles,<br />
darunter die attraktive Sommerballade<br />
“Can’t You Hear The Song” von 1972,<br />
hinzugefügt. Wehmütige Erinnerungen an<br />
Zeiten völlig sinnfreien Radiopops zum<br />
Wohlfühlen.<br />
(Angel Air/Fenn, 20/60:23) utw<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
BEAT FRÄULEINS – FEMALE<br />
POP IN GERMANY 1964–1968<br />
Der deutsche Schlager konnte sich in den<br />
Sixties der neuen Beatklänge nicht länger<br />
erwehren. Manche Sängerinnen wie die<br />
Jacob Sisters oder Monique & The Lions<br />
interpretierten mit “Was hab ich dir getan”<br />
(“S<strong>to</strong>p! In The Name Of Love”) oder<br />
“Er sah mich im Regen” (“Bus S<strong>to</strong>p”) eingedeutschte<br />
Titel von US- und UK-Bands<br />
wie den Supremes oder Hollies. Anderen<br />
wurden nach dem Modell “Marmor, Stein<br />
und Eisen bricht” Schlager im Beatsound<br />
zugeschneidert, etwa Marion (Maerz)<br />
mit „Er ist wieder da” – einem Song, der<br />
Platz sechs der BRD-Charts erreichte. Die<br />
Anthologie BEAT FRÄULEINS – FE-<br />
MALE POP IN GERMANY 1964–1968<br />
versammelt einige der heute zumeist<br />
längst vergessenen Raritäten. Manches<br />
wirkt in der Rückschau unfreiwillig komisch,<br />
manches aber kann durchaus heute<br />
noch standhalten, etwa die Soulnummer<br />
“Das Glück dieser Welt” von Joy & The<br />
Hit Kids oder Inga Rumpfs Version des<br />
Sonny-&-Cher-Hits “The Beat Goes On”.<br />
Ein großer Spaß für Beat-Fans, Raritätensammler<br />
und die nächste Retro-Fete.<br />
(Bureau B/Indigo, 19/50:03) frs<br />
TWIGGY<br />
ROMANTICALLY YOURS<br />
Little Britain’s First<br />
Top Model macht<br />
ein Easy-Listening-<br />
Album und meint,<br />
edle Vorlagen von<br />
Frank Sinatra oder<br />
Elkie Brooks ausstechen<br />
zu können. So könnte die hämische<br />
Meldung lauten. Tatsache ist, dass sich eine<br />
erfahrene <strong>Music</strong>al-Sängerin die Freiheit<br />
nimmt, „easy” wörtlich zu nehmen und ihre<br />
Lieblingssongs aus dem American Songbook,<br />
den britischen Golden Sixties und der<br />
Woods<strong>to</strong>ck-Generation sanft und tröstend<br />
zu interpretieren, auch wenn die Originale<br />
oft dramatischer waren. “Only Love Can<br />
Break Your Heart” von Neil Young wird<br />
kaum erreicht, aber Twiggys Fassung mit<br />
ihrer Tochter Carly Lawson ist eine Bereicherung.<br />
Ray Davies wird sich nicht wehren,<br />
durch “Waterloo Sunset” mit Gershwin<br />
arrangiert zu werden (vom Lounge-Papst<br />
James McMillan). Selbst “Angel Of The<br />
Morning”, von P.P. Arnold und Merrilee<br />
Rush in Stein gemeißelt, hat Flair. Einziger<br />
Flachpunkt: “Right Here Waiting For You”<br />
mit Richard Marx – hier fehlt das Herz.<br />
(EMI, 12/44:33)<br />
utw<br />
CHRISTINA LUX<br />
PLAYGROUND<br />
Für ihr siebtes Solo-Album hat sich die<br />
Kölner Liedermacherin Christina Lux mit<br />
dem Dresdner Gitarristen Reentko, der ein<br />
weites Arbeitsfeld zwischen Semperoper<br />
und Cirque du Soleil auf dem Zettel hat,<br />
zusammengetan, um ihre nachdenklichpoetischen<br />
Songs – meist in englischer,<br />
aber gelegentlich auch deutscher Sprache<br />
– optimal zu realisieren. Die Lieder sind<br />
elegisch, aber nicht zu glatt. Und intim,<br />
aber nicht aufdringlich umarmend, auch<br />
gibt es Humor und Ironie. Der vitale Titelsong,<br />
das träumerische “Close To The<br />
Tide”, der bluesige “Mo<strong>the</strong>rsong” und<br />
das ungewohnt furiose “Head Held High”<br />
sind die stärksten Arbeiten. In ihren besten<br />
Momenten erinnert die eindrucksvoll<br />
singende und auch sehr gut Gitarre spielende<br />
Christina Lux an Tracy Chapman<br />
oder sogar Joni Mitchell. Das liegt auch<br />
daran, dass die Arrangements mit einem<br />
Minimum an Instrumentierung auskommen,<br />
um ein Maximum an Atmosphäre zu<br />
schaffen. Was bestens zur melancholischbitteren<br />
Grundstimmung von PLAY-<br />
GROUND passt. Neben dem fähigen<br />
Reentko setzen auch die befreundeten<br />
Gastmusiker Mohi Buschendorf (Bass),<br />
Stephan Braun (Cello) und Stephan Emig<br />
(Schlagzeug) weitere wichtige Akzente.<br />
Das erfreulich geglückte Album erscheint<br />
am 27.1.2012.<br />
(Prudence/Rough Trade,<br />
14/49:27) hjg<br />
ME AND CASSITY<br />
APPEARANCES<br />
Hinter Me And Cassity verbirgt sich niemand<br />
anderes als der einstige Jeremy-<br />
Days-Sänger Dirk Darmstaedter, der mit<br />
APPEARANCES nun sein bereits 16.<br />
Album präsentiert. Nach Ausflügen ins<br />
Singer/Songwriter-Genre ist Darmstaedter<br />
nun wieder eher in Sachen (Underground-)<br />
Pop unterwegs: melodienreich, poetisch,<br />
eindringlich – unterstützt u.a. von Könnern<br />
wie Anne de Wolf (Bap, Rosens<strong>to</strong>lz), Martin<br />
Wenk (Calexico). Dazu sind Easy-Listening-Anflüge<br />
à la Bacharach zart angedeutet,<br />
Folk- und Country-Rocktupfer ebenso,<br />
Streicher, Bläser und Harmonium runden<br />
ein Album ab, das beim Hören durch zeitlos<br />
gute Songs und fast perfekte Performances<br />
schlicht gute Laune macht – dafür hätten<br />
Darmstaedter oder Me And Cassity ein größeres<br />
Publikum verdient. Und der Verweis<br />
auf Todd Rundgren in der Presseinfo ist<br />
auch nicht völlig verkehrt!<br />
(Tapete Records/Indigo, 10/43:21) pro<br />
MICHY REINCKE<br />
DER NAME KOMMT MIR NICHT<br />
BEKANNT VOR<br />
Den Künstler sieht<br />
man nur von hinten,<br />
vor einer Treppe<br />
kniend. Kein Name,<br />
kein Titel stört das<br />
Cover – und dazu<br />
mit DER NAME<br />
KOMMT MIR NICHT BEKANNT VOR<br />
ein Albumtitel, für den das Attribut „sperrig”<br />
fast noch geschönt ist. Vielleicht möchte<br />
Michy Reincke damit die Hörer schlicht<br />
warnen, ihnen “Ich bin ein Album, das man<br />
sich erarbeiten muss” zurufen. Denn bis die<br />
Songs, die der Hamburger Musiker da im<br />
Gepäck hat, sich so richtig in die Gehörgänge<br />
bohren, dauert es etwas länger – und es<br />
sollte gut zugehört werden. Sonst könnten<br />
einem die vielen textlichen und musikalischen<br />
Feinheiten entgehen, wie zum Beispiel<br />
der himmlische Chorgesang von Anna<br />
Depenbusch in der Cover-Version von “Waterloo<br />
Road/Oh Champs Elysées” oder die<br />
Heimathymne “In Hamburg ist das anders”<br />
oder der feine Humor von “Das schönste<br />
traurige Mädchen mit der schlechtesten<br />
Laune der Welt”. Intelligente Popmusik der<br />
etwas anderen Art.<br />
(Rintintin/Indigo, 13/48:02)<br />
us<br />
BLANK & JONES<br />
BLANK & JONES PRESENT<br />
SO<strong>80s</strong> VOLUME 5+6<br />
Eine feine Sache sind die musikalischen<br />
Rückblicke in die 80er Jahre, die das<br />
Kölner DJ-Duo Blank & Jones seit einiger<br />
Zeit unter dem Namen SO80S [SO-<br />
EIGHTIES] unters Volk bringt. Jeweils<br />
als Dreierpack gibt es auf der ersten CD<br />
immer einen zusammenhängenden Mix<br />
aus den Stücken, die dann auf den beiden<br />
anderen CDs im Original zu hören sind.<br />
Dabei beschränkt sich die Auswahl aber<br />
Pop<br />
nicht auf die normalen Single-Fassungen,<br />
allerlei unterschiedliche Versionen sowie<br />
alternative Club-Abmischungen werden<br />
geboten. Auch die Stilbreite ist enorm,<br />
Volume 5 präsentiert Amii Stewart neben<br />
The Style Council, John Carpenter neben<br />
Rheingold, Cock Robin neben Duran Duran,<br />
auf Volume 6 führt die Reise in die<br />
populäre Musik der 80er von Matt Bianco<br />
über Blancmange und Falco bis zu Purple<br />
Schulz & Die Neue Heimat. Tolle Musik,<br />
klasse Serie!<br />
(Soundcolours/Soulfood,<br />
jeweils 3 CDs)<br />
tk<br />
SOPHIE ZELMANI<br />
SOUL<br />
Ihr 1995er Debüt<br />
ist in seiner puren<br />
Schönheit immer<br />
noch unerreicht,<br />
doch mit SOUL<br />
gelingt Sophie Zelmani<br />
jetzt ein Album,<br />
das ganz andere Stärken ausspielt.<br />
Weniger intimes Songwritertum, weniger<br />
Lagerfeuer-Gitarre, dafür mehr Tiefe, mehr<br />
Seele – nicht umsonst hat Zelmani den<br />
programmatischen Titel SOUL für dieses<br />
Album ausgewählt. Zusammen mit dem<br />
Produzenten und musikalischen Partner<br />
Lars Halapi wurde dem Aufnahmeprozess<br />
viel Zeit gegeben, konnte jeder Idee nachgegangen<br />
und zahlreiche Wege ausprobiert<br />
werden, wie die neuen Lieder am besten in<br />
Szene gesetzt werden. Das Ergebnis dürfte<br />
somit nicht nur den „alten” (Folk-)Fans gefallen,<br />
nein, auch Freunde von anspruchsund<br />
seelenvoller Popmusik kommen so auf<br />
ihre Kosten. Anspieltipp: die erste Single-<br />
Auskopplung “Free Now”, ein Duett mit<br />
dem schwedischen Sänger Daniel Lemma.<br />
(Epic/Sony <strong>Music</strong>, 10/47:44) tk<br />
ANI DIFRANCO<br />
WHICH SIDE ARE YOU ON?<br />
Sie ist ein Liebling der Kritiker und hat<br />
sich in ihrer über 20-jährigen Karriere<br />
eine veritable Fangemeinde erspielt: die<br />
US-amerikanische Sängerin/Songschreiberin<br />
Ani DiFranco. Mit WHICH SIDE<br />
ARE YOU ON? legt sie ihr nunmehr 17.<br />
Studio-Album vor – eine gute, solide<br />
DiFranco-Scheibe. Die mit Gastmusikern<br />
wie Pete Seeger und den Neville Bro<strong>the</strong>rs<br />
eingespielten Songs changieren zwischen<br />
Folk, Rock, Reggae und Blues. Es gibt<br />
fragile, nur von zartem Akustikgitarren-<br />
Fingerpicking begleitete Stücke wie<br />
“Albacore” und “Zoo”. Das komplexe,<br />
angejazzte “Unworry” hätte Joni Mitchell<br />
kaum besser hinbekommen. Und “If Yr<br />
Not” und “Amendment” sind wütende<br />
Bluesnummern. Höhepunkt ist jedoch das<br />
Titelstück. DiFranco fügt dem ursprünglich<br />
als Gewerkschaftslied in den 30er<br />
Jahren entstandenen und von Pete Seegers<br />
Almanac Singers bekannt gemachten<br />
Song neue Textzeilen hinzu, welche den<br />
Arbeiter-Evergreen in die Zeit der heutigen<br />
Wirtschaftskrise katapultieren. Er<br />
steigert sich in mehr als sechs Minuten<br />
von einem leisen Banjo-Geplucker über<br />
ein Crazy-Horse-haftes E-Gitarren-Gewitter<br />
zu einem von einer Bläsercombo<br />
furios angeheizten Funk.<br />
(Righteous Babe/Tonpool, 12/52:49) frs<br />
Seite 32 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
COSMO JARVIS<br />
IS THE WORLD STRANGE OR<br />
AM I STRANGE?<br />
Wenn dieser junge<br />
Musiker im Titel<br />
seines Major-Debüts<br />
sinngemäß fragt, ob<br />
er es ist, der seltsam<br />
ist, oder die Welt um<br />
ihn herum, dann ahnt<br />
man vielleicht schon, dass dieses Album alles<br />
andere als eine bierernste Sache ist. Mit<br />
der humorvollen Booklet-Bebilderung geht<br />
es dann in dieser Richtung weiter, und wer<br />
sich die Mühe macht, den Texten von Jarvis’<br />
Songs zu folgen (bzw. diese im Booklet<br />
mitzulesen), der wird mit höchst vergnüglichen<br />
Alltagsbeobachtungen belohnt. Auch<br />
musikalisch zeigt Cosmo Jarvis seine besondere<br />
Klasse in zahlreichen Genres, er<br />
gibt mal den Hinterhof-Rapper, mal den<br />
Indie-Rocker, mal den Jack-Johnson-Folkie.<br />
Dabei begeht er aber nicht den Fehler,<br />
einfach nur zu kopieren, drückt vielmehr<br />
jedem Stil einen eigenen Stempel auf, was<br />
IS THE WORLD STRANGE ... zu einer<br />
überaus kurzweiligen und hörenswerten<br />
Geschichte macht.<br />
(25th Frame/Rough Trade, 11/59:26) us<br />
RADICAL FacE<br />
THE FAMILY TREE: THE ROOTS<br />
Ben Cooper aus Florida, der sich Radical<br />
Face nennt, legt – nach seinem beachtlichen<br />
2007er Erstling GHOST – mit THE<br />
FAMILY TREE: THE ROOTS das erste einer<br />
geplanten Reihe von „genealogischen<br />
Alben” vor, mit denen er die Geschichte<br />
einer (fiktiven) Familie vom 19. Jahrhundert<br />
an erzählt. Konzeptalben der speziellen<br />
Art. Beim Startwerk kommt Cooper<br />
zumeist nur mit Instrumenten aus, die es<br />
damals schon gab: Klavier, akustische Gitarre,<br />
simple Trommeln plus Stimmen; nur<br />
wenn es wirklich nötig ist, kommen andere<br />
hinzu, vor allem Streicher. Das Spektrum<br />
der schnörkellosen Songs bewegt sich zwischen<br />
anschwellenden Klängen (“A Pound<br />
Of Flesh”, “Severus And S<strong>to</strong>ne”), unheimlich<br />
dunklen Momenten (“Black Eyes”,<br />
“Kin”) bis zu warmen, erhellenden Kleinjuwelen<br />
wie “Always Gold” und “Mountains”.<br />
Eine anschmiegsame Platte für<br />
ruhige Stunden, der allerdings etwas mehr<br />
Stimmungsvariationen gutgetan hätten.<br />
Auf Dauer klingt vieles doch allzu ähnlich.<br />
(Nettwerk/Soulfood, 11/46:10) hjg<br />
AL PRIDE<br />
HELLO BLUE LIGHT<br />
Zwei Brüder, zwei<br />
Freunde und eine<br />
junge Dame, das<br />
sind Al Pride. Bisher<br />
vor allem in der<br />
Schweizer Clubszene<br />
bekannt, machen sie<br />
sich jetzt, mit ihrem Debütalbum HELLO<br />
BLUE LIGHT auf in Richtung internationale<br />
Musikwelt. Und die Songs, die sie dafür<br />
geschrieben haben, sind wie gemacht für<br />
die ganz große Pop-Bühne. Mit Herzblut<br />
wird da musiziert, pa<strong>the</strong>tischer Britpop à la<br />
Coldplay oder Snow Patrol stand Pate für<br />
ihren Stil, bei dem sich gemächliche Strophen<br />
mit hymnischen Refrains abwechseln.<br />
Klasse Solostimmen sind im Wechsel mit<br />
vielstimmigem Background-Gesang zu hören,<br />
und besonders dann, wenn Astrid Füllemann<br />
zum Mikrofon greift, erinnern Al<br />
Pride mit einer punkig frechen New-Wave-<br />
Note an die besten Zeiten der kalifornischen<br />
Band No Doubt – nicht die schlechteste Referenz<br />
für ein Debüt!<br />
(Al Pride, 11/39:45)<br />
us<br />
CASEY JONES AND THE<br />
GOVERNORS<br />
CASEY JONES AND THE<br />
GOVERNORS<br />
Am bekanntesten<br />
dürfte immer noch<br />
ihre Single “Don’t<br />
Ha Ha” sein, mit<br />
der Casey Jones<br />
And The Governors<br />
1965 für 26 Wochen<br />
in den deutschen Charts waren und dabei<br />
immerhin bis auf den zweiten Platz kletterten.<br />
Als Brian Caesar 1936 in Liverpool<br />
geboren, startete Casey Jones Ende der<br />
50er in London seine Musikkarriere und<br />
gründete 1963 (mit Eric Clap<strong>to</strong>n an der<br />
Gitarre und Tom McGuiness am Bass!)<br />
seine erste eigene Band, Casey Jones &<br />
The Engineers. Im Zuge der Beatlesmania<br />
zog es Jones 1964 nach Deutschland, wo<br />
der Sänger mit Dave Coleman (g), Roger<br />
Hook (g), Jim Redford (b) und Peter<br />
Richards (dr) fortan als Casey Jones &<br />
The Governors unterwegs war. Natürlich<br />
Pop<br />
traten sie im Hamburger Star-Club auf,<br />
hatten in Sendungen wie dem „Beat-Club”<br />
erste TV-Auftritte. Auch mit ihren Singles<br />
“Candy Man”, “Jack The Ripper”, “Bumble<br />
Bee” und “Yockomo” waren sie erfolgreich,<br />
bevor sich die Governors Ende<br />
der 60er dann von Casey Jones trennten.<br />
28 Songs gibt es auf CASEY JONES AND<br />
THE GOVERNORS zu hören, darunter<br />
natürlich alle Hits, zwei Live-Aufnahmen<br />
und zwei bisher unveröffentlichte Stücke.<br />
Für alle Spätgeborenen idealer Nachhilfeunterricht<br />
in deutsch-britischer Beat-<br />
Geschichte!<br />
(Wemo Records, 28/75:22)<br />
tk<br />
JAMES McCARTNEY<br />
THE COMPLETE EP<br />
COLLECTION<br />
Ja, ja, seine musikalischen<br />
Gene scheint<br />
er tatsächlich vom<br />
berühmten Vater<br />
geerbt zu haben, sowohl<br />
stimmlich als<br />
auch vom Songwriting<br />
her kann James McCartney seine erlesene<br />
Herkunft nicht verleugnen. Und trotzdem<br />
erinnern die Songs, die jetzt auf THE<br />
COMPLETE EP COLLECTION zusammengefasst<br />
wurden, nur selten an die der<br />
Beatles, an die Musik der Wings oder an<br />
die Solowerke von Papa Paul. Dafür klingt<br />
dieser junge Mann frisch, unverbraucht und<br />
im positiven Sinne angriffslustig, gelingt es<br />
seinem Power-Pop, mit einfachen Mitteln<br />
(Gitarre, Bass, Piano, Schlagzeug und et-<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 33
CD<br />
REVIEWS<br />
was Cello) große Wirkung zu erzielen. Der<br />
einzige Kritikpunkt – wenn man denn überhaupt<br />
etwas beanstanden möchte – ist eine<br />
gewisse Richtungslosigkeit, ist das Fehlen<br />
eines roten Fadens. Dass dies hier so ist, ist<br />
schnell erklärt, stammen die Songs doch<br />
von EPs, die über einen längeren Zeitraum<br />
in unterschiedlichem Umfeld aufgenommen<br />
wurden.<br />
(Engine Company/Alive, 8/27:49,<br />
8/29:01) tk<br />
TIM BUCKLEY<br />
TIM BUCKLEY (DELUXE<br />
EDITION)<br />
Was für ein<br />
Schmuckkästlein:<br />
Tim Buckleys<br />
selbst betiteltes<br />
Debütalbum<br />
bringt Rhino nun<br />
in einer Deluxe-<br />
Ausgabe in schöner Aufmachung heraus.<br />
In der Hülle, die in Gestaltung und Größe<br />
einer Tonband-Verpackung gleicht, stecken<br />
gleich zwei Silberlinge: Auf Scheibe<br />
eins befinden sich die zwölf zwischen<br />
Beat und Folk oszillierenden Originalsongs<br />
des ursprünglich 1966 veröffentlichten<br />
Debüts, jeweils in Stereo- und<br />
Mono-Abmischung. Überraschungs-Hit<br />
ist aber Silberling zwei, der gleich 22 bislang<br />
unveröffentlichte Aufnahmen bietet:<br />
zwölf 1965 mit Buckleys Highschool-<br />
Band The Bohemians eingespielte rockige<br />
Nummern (darunter schon “It Happens<br />
Every Time” und “She Is”) sowie zehn<br />
Akustikdemos, von denen nur rund die<br />
Hälfte auf dem Debütalbum landeten, die<br />
Buckleys eher sensible Seite präsentieren.<br />
Der Sound auf CD zwei ist mies, die<br />
Aufnahmen wurden nicht professionell<br />
durchgeführt und die Bänder zudem über<br />
vier Jahrzehnte lang nicht fachgerecht gelagert.<br />
Buckley-Fans können daran aber<br />
die Geburt des Künstlers nachvollziehen.<br />
(Rhino/Warner, 24/69:39,<br />
22/53:03) frs<br />
PHIL COLLINS<br />
HELLO, I MUST BE GOING<br />
Nach dem Charts-Blockbuster FACE<br />
VALUE konnte Phil Collins mit HEL-<br />
LO, I MUST BE GOING einen ähnlichen<br />
Erfolg feiern, denn schon allein seine<br />
Cover-Version von “You Can’t Hurry<br />
Love”, das die Supremes so meisterhaft<br />
in Szene gesetzt hatten, ließ sich weltweit<br />
in den Charts blicken und erreichte<br />
in Großbritannien die Nummer 1. Insgesamt<br />
wirkte das Album auch gelöster als<br />
der Vorgänger, was sicherlich am überstandenen<br />
Rosenkrieg lag. Neben eher<br />
gefälligem Midtempo-Pop (“Like China”)<br />
liegt die Stärke des Albums eindeutig bei<br />
den „schwarzen” Songs, die durch die<br />
energiereichen und dynamischen Bläser<br />
charakterisiert sind (“It Dont’t Matter<br />
To Me”, “The West Side”). Die aktuelle<br />
limitierte, nummerierte 24 KT-Gold-CD<br />
wurde von Steve Hoffman remastert, der<br />
erneut sein außergewöhnliches Talent bewiesen<br />
hat, denn die CD überzeugt immer<br />
durch Klarheit – egal, ob auf einer teuren<br />
Anlage oder im Au<strong>to</strong>.<br />
(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />
10/45:03) at<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
EN BOCA DE LEONARD COHEN<br />
Nach I’M YOUR FAN und TOWER OF<br />
SONG ein weiteres schönes Tribute-Album<br />
für den Songschreiber-Grandseigneur Leonard<br />
Cohen. Nur 2 der 16 Stücke auf EN<br />
BOCA DE LEONARD COHEN wurden<br />
originär für diese Hommage produziert: Pat<br />
McDonalds “First We Take Manhattan” und<br />
Lewis Fureys “Fire”. Ein Großteil der Songs<br />
stammt von dem ebenfalls beim Label Discmendi<br />
erschienenen Live-Tribute ACCOR-<br />
DING TO LEONARD COHEN, darunter<br />
Jackson Brownes großartige Interpretation<br />
von “A Thousand Kisses Deep” und Elliott<br />
Murphys “Diamonds In The Mine”. Die<br />
weiteren Songs kommen von anderen bereits<br />
veröffentlichten Scheiben, darunter “S<strong>to</strong>ry<br />
Of Isaac” (Suzanne Vega), “Avalanche”<br />
(Nick Cave), “Halleluja” (k.d. lang), “Here<br />
It Is” (Jonathan Richman), “Chelsea Hotel<br />
#2” (Lambchop) und “The Partisan” (16<br />
Horsepower). Wenn auch größtenteils Zweitverwertung<br />
– all diese vielen (guten!) Cover-<br />
Songs müsste man andernfalls erst einmal<br />
beschwerlich zusammensammeln.<br />
(Discmendi/Galileo, 16/72:37) frs<br />
MUNGO JERRY<br />
COCKTAIL – THE ESSENTIAL<br />
MIX<br />
Mungo-Jerry-Compilations<br />
gibt’s wie<br />
Sand am Meer. Warum<br />
also gerade zu<br />
COCKTAIL – THE<br />
ESSENTIAL MIX<br />
greifen? Erstens: weil<br />
dieser Sampler randvoll mit Musik gepackt<br />
ist. Zweitens: weil er deutlich macht, dass<br />
Ray Dorset aka Mungo Jerry für mehr Hits<br />
als nur “In The Summertime” steht. Hört<br />
man “Baby Jump”, “Lady Rose”, “Alright,<br />
Alright, Alright”, “It’s A Secret” oder “Hello<br />
Nadine”, erinnert man sich plötzlich, auch<br />
die immer wieder im Radio gehört zu haben.<br />
Drittens: weil Dorset sich stilistisch nie<br />
festlegen ließ, sondern zwischen Pop, Rock,<br />
Blues (“Statesbro Blues”) und Jugband-Musik<br />
variierte. Und schließlich: Er sang nicht<br />
nur über Belanglosigkeiten und Liebe, sondern<br />
brachte auch (gesellschafts-)politische<br />
Ansichten zum Ausdruck, und das nicht allein<br />
in “We Gotta Get Out Of The Army”.<br />
(7Us/H’Art, 21/78:55)<br />
pro<br />
THE BANGLES<br />
SWEETHEART OF THE SUN<br />
Nach dem Ausscheiden von Michael Steele<br />
sind die Bangles nur noch ein Trio, aber das<br />
hindert sie überhaupt nicht, nach DOLLS<br />
REVOLUTION (immerhin auch schon von<br />
2003!) ein weiteres Pop-Rockalbum anzubieten.<br />
Die Zutaten stimmen wie immer: satte<br />
Riffs aus dem Schatzkästlein der Beatles,<br />
Folk- und Country-Einflüsse von konservativ<br />
bis alternativ, herrlichste Solostimmen, die<br />
sich gern auch zu perfekten Dreier-Harmonien<br />
vereinigen, und Songs, für die Ohrwurmcharakter<br />
keine Schande, sondern eindeutiges Ziel<br />
ist, das man auch fast immer erreicht. Okay,<br />
ein paar mehr Kanten und Ecken wären mitunter<br />
schon erstrebenswert gewesen, aber die<br />
hatten offenbar weder Susanna Hoffs, Debbie<br />
& Vicki Peterson noch Produzent Mat<strong>the</strong>w<br />
Sweet im Sinn. Und es geht angesichts von<br />
Klasse-Liedern wie “Anna Lee (Swee<strong>the</strong>art<br />
Of The Sun)”, “Lay Yourself Down”, und<br />
“I’ll Never Be Through With You” letztlich ja<br />
auch ohne. Die drei Ladies werden von einem<br />
kleinen männlichen Ensemble unterstützt, in<br />
dem sich neben dem Multi-Instrumentalisten<br />
Sweet auch der allgegenwärtige Super-Zupfer<br />
Greg Leisz tummelt.<br />
(Waterfront/Import, 12/37:01) hjg<br />
DIE DORAUS UND DIE<br />
MARINAS<br />
BLUMEN UND NARZISSEN +<br />
GEBEN OFFENHERZIGE ANT-<br />
WORTEN AUF BRENNENDE<br />
FRAGEN<br />
Naiv und unbedarft ging der Pas<strong>to</strong>rensohn<br />
Andreas Dorau seine Songs zu Beginn der<br />
80er Jahre an und landete mit dieser Naivität<br />
mit “Fred vom Jupiter” einen der größten<br />
Hits der Neuen Deutschen Welle. Als Die<br />
Doraus und die Marinas veröffentlichte er<br />
1983 nach dem Erfolg von “Fred ...” seine<br />
erste LP BLUMEN UND NARZISSEN.<br />
Darauf offerierte er nette Popsongs, die mit<br />
simplen Melodien betörten, welche sich festsetzten<br />
und mit Synthie-Spielereien garniert<br />
waren. Nach einer nur in Japan erhältlichen<br />
CD-Ausgabe (2001) gibt es das Pop-Heile-<br />
Welt-Schätzlein mit „german teen-electronica”<br />
(so brachte es ein englischer Kritiker mal<br />
treffend auf den Punkt) mit sechs lustigen<br />
Bonus-Tracks. Und auch das knapp zwei<br />
Jahre später erschienene GEBEN OFFEN-<br />
HERZIGE ANTWORTEN ... ist jetzt in der<br />
Neuauflage mit vier Zusatznummern versehen<br />
– einfach gestrickte NDW-Unterhaltung,<br />
bei der zwischendurch aber doch immer wieder<br />
inhaltliche wie musikalische Widerhaken<br />
eine gewisse zeitlose Güte verleihen. Ein<br />
angenehmes Wiederhören.<br />
(Bureau B/Indigo, 17/41:54 +<br />
15/55:22) pro<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
BEATLESMANIA<br />
Eines der Hobbys<br />
der französischen<br />
Sängerin, Komponistin<br />
und Modemacherin<br />
Béatrice<br />
Ardisson ist das<br />
Aufspüren seltener<br />
Cover-Versionen. Für BEATLESMANIA,<br />
man mag es erahnen, hat sie Ausschau gehalten<br />
nach Interpretationen von Beatles-<br />
Stücken. Diese hat sie in zwei Kategorien<br />
unterteilt und je eine CD damit gefüllt. CD1,<br />
YESTERDAY, widmet sich älteren und damit<br />
den Fachleuten wohl größtenteils schon<br />
bekannten Songs: Nina Simones “Here Comes<br />
The Sun”, Sergio Mendes’ “Fool On<br />
The Hill” oder “We Can Work It Out” von<br />
Stevie Wonder. Mehr Neuentdeckungen gibt<br />
es dann auf CD2, TOMORROW NEVER<br />
KNOWS, zu hören. Die Vorlagen von John,<br />
Paul, George & Ringo kennt man natürlich<br />
alle, doch Bands wie Kid Francescoli, Scattered<br />
Trees oder Monsieur Sept feat. Denisse<br />
sowie deren Interpretationen dieser Songs<br />
dürften für die meisten Musikfreunde interessantes<br />
Neuland sein.<br />
(Naive/Indigo, 16/50:28, 20/56:22) us<br />
KATJA MARIA WERKER<br />
MITTEN IM STURM<br />
Auf zu neuen Ufern! Das erste Album einer<br />
deutschen Liedermacherin auf dem re-<br />
Pop<br />
nommierten S<strong>to</strong>ckfisch-Label ist der ebenso<br />
charismatischen wie scheuen Sängerin<br />
Katja Maria Werker vorbehalten. MITTEN<br />
IM STURM ist ein facettenreiches Album,<br />
mal ruhig, mal temperamentvoll, getragene<br />
Eigenkompositionen wechseln sich ab mit<br />
frischen Popsongs, dazu ein Peter-Gabriel-<br />
Klassiker (“Here Comes The Flood”), älteres<br />
(“Über sieben Brücken musst du gehn”) und<br />
neueres (“Vom selben Stern”) deutsches<br />
Liedgut und die Mikis-Theodorakis-Komposition<br />
“Zusammenleben”. Und wer S<strong>to</strong>ckfisch<br />
Records kennt, der dürfte wissen, wie<br />
wunderbar warm und fein die instrumentale<br />
Begleitung angerichtet ist. Ian Melrose an<br />
der Gitarre, Alessandro Gulino und Hans-<br />
Jörg Mauksch am Bass – allererste Sahne!<br />
(S<strong>to</strong>ckfisch Records/inakustik,<br />
12/48:19) us<br />
KATE BUSH<br />
50 WORDS FOR SNOW<br />
Mit normalen<br />
Maßstäben ist dieses<br />
Album nicht<br />
mehr zu fassen.<br />
Kate Bush hat mit<br />
50 WORDS FOR<br />
SNOW keine herkömmliche<br />
Songsammlung veröffentlicht,<br />
allenfalls zwei der sieben Stücke könnten –<br />
bei wohlwollender Betrachtung – noch als<br />
Songs bezeichnet werden. Der Rest ist Ausnahmekunst,<br />
bestehend aus märchenhaften<br />
Traumgebilden, geboren aus Piano und<br />
entrücktem Gesang. Diese Klangcollagen<br />
benötigen eine Atmosphäre, auf die man sich<br />
einlassen (können) muss, wer da nicht mitkommt,<br />
bleibt kopfschüttelnd am Wegesrand<br />
stehen. Doch wer dabeibleibt, wer der exzentrischen<br />
Künstlerin folgen kann, der wird<br />
belohnt mit einem Seelentrip in die Welt des<br />
Schnees, hört ein Duett mit El<strong>to</strong>n John und<br />
wie Stephen Fry, angefeuert von Kate Busch,<br />
50 Synonyme für Schnee rezitiert. Wie gesagt,<br />
normal ist das alles nicht ...<br />
(Noble & Brite Ltd./EMI, 7/65:11) us<br />
TOMMY JAMES<br />
LIVE AT THE BITTER END,<br />
NEW YORK<br />
Vor zehn Jahren auf Aura Records erschienen,<br />
gibt es eine willkommene Wiederbegegnung<br />
mit dem am 16. Mai 1996 im<br />
berühmten Bitter End Club in Manhattan<br />
aufgezeichneten Hit-Gig, vor dessen roten<br />
Klinkerwänden so unterschiedlicher Künstler<br />
wie Pete Seeger und Curtis Mayfield<br />
auftraten. Tommy James schaukelt sich mit<br />
kompetenter Band [John Golden (g), David<br />
San<strong>to</strong>s (b), Glenn Wyka (dr) und den beiden<br />
Tastenmännern Hal Gold und Benny Harrison<br />
(der später auch für Joe Bonamassa<br />
spielte)] mit präzisem Soundbild durch<br />
große Charterfolge wie “Hanky Panky”,<br />
“Crimson And Clover”, “Mony Mony”<br />
und dem Petting-Starter “I Think We’re<br />
Alone Now”. Was soll an einem Abend<br />
schiefgehen, der gleich per “Draggin’ The<br />
Line” Feuer macht – und mit “Crystal Blue<br />
Persuasion” jene 1969er Bibel-inspirierte<br />
Hymne folgen lässt, die fälschlich als Tommy-James-Werbung<br />
für das Amphetamin<br />
“Crystal Meth” angesehen wurde? Der auch<br />
2012 noch aktive Mann aus New Jersey hatte<br />
seine Fans jedenfalls locker in der Hand.<br />
(Angel Air/Fenn, 14/56:14)<br />
utw<br />
Seite 34 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
SHARKS<br />
FIRST WATER<br />
Der Begriff Supergruppe wurde mit den<br />
Sharks nie in Verbindung gebracht, obwohl<br />
mit dem Bassisten/Keyboarder Andy Fraser<br />
(Free) und dem Gitarrenvirtuosen Chris<br />
Spedding 1972 zwei ausgewiesene Größen<br />
das Quartett gegründet hatten, das mit dem<br />
Reibeisenvokalisten Steve „Snips” Parsons<br />
über einen Ausnahmesänger verfügte<br />
(Drums: Marty Simon). An den Songs und<br />
deren Performance auf den zwei offiziellen<br />
Sharks-Alben kann es nicht gelegen haben,<br />
dass die Formation nie über einen Geheimtippstatus<br />
hinauskam. Auch wenn die<br />
blues-rockigen Songs auf FIRST WATER<br />
zum Teil (charmant) rauen Jam-Charakter<br />
hatten, brauchten sie sich hinter denen vergleichbarer<br />
Acts wie Mott The Hoople oder<br />
Bad Company nicht zu verstecken. Schön,<br />
dass sie nun wieder hörbar sind, wenn auch<br />
leider ohne Bonus-Tracks. Anspieltipps:<br />
“Driving Sideways”, “Snakes And Swallowtails”,<br />
“Brown Eyed Boy” und “Doc<strong>to</strong>r<br />
Love” (Speddings Fuzzsolo!).<br />
(Talking Elephant/Fenn, 9/35:21) pro<br />
NORMAN HAINES BAND<br />
DEN OF INIQUITY<br />
Mit dem vorzüglichen<br />
Reissue<br />
von Locomotive<br />
(WE ARE<br />
EVERYTHING<br />
YOU SEE) leistete<br />
das Label die Vorarbeit.<br />
Auch hier ist Norman Haines aus Birmingham<br />
an Orgel und Piano aktiv, allerdings<br />
tendenziell handfester: progressiver,<br />
gern hingepfefferter Brit-Rock von 1971,<br />
mit aggressiver Gitarre von Neil Clarke und<br />
harter Rhythmusgruppe – Andy Hughes<br />
(b), Jimmy Skidmore (dr). Zweimal wird’s<br />
ausgedehnt (“Rabbits”/13:05, “Life Is So<br />
Unkind”/8:21) und dabei punktuell zwirblig,<br />
ansonsten ist die Richtung kurvenfrei,<br />
kein Flötchen-Glöcklein-Schnickschnack<br />
& Co. Erst auf den sechs Extratracks wird<br />
auch mal gepustet, was aber der insgesamt<br />
geradlinigen Ausrichtung nicht schadet.<br />
Kein Wunder jedenfalls – die Herren sind<br />
einfach ausgeschlafen – gut, dass das Vinyloriginal<br />
bei Sammlern zur Mauritius-<br />
Abteilung gehört und dementsprechend<br />
drei- bis vierstellig (!) kostet.<br />
(Esoteric/Rough Trade, 13/63:03) bm<br />
ANDY FAIRWEATHER LOW<br />
& THE LOWRIDERS<br />
LIVELY<br />
Nach Jahrzehnten bei Clap<strong>to</strong>n, Waters &<br />
Wyman hat sich Fairwea<strong>the</strong>r Low mit eigener<br />
Band wieder fest im Clubleben etabliert<br />
– diese Live-Perlen 2009–2011 belegen dies<br />
mit Druck, Sensibilität und Humor. Die Nuggets<br />
sind dabei: “If Paradise Is Half As Nice”<br />
zum Mitsingen, der alte “Gin House Blues”<br />
und das für Joe Cocker gechartete “Hymn<br />
For My Soul” aus Fairwea<strong>the</strong>rs Feder. Dazu<br />
lässt der Gitarrenfreak in ihm seiner Liebe<br />
zu Surf und Schrillem freien Lauf: “Peter<br />
Gunn” als Opener, “Got Love If You Want<br />
It” entspannter als bei den S<strong>to</strong>nes oder Yardbirds.<br />
“When Things Go Wrong”, der von<br />
Slim Harpo verewigte Bluesstandard, hieß<br />
bei Mayall “It Hurts Me Too” und bekommt<br />
dank Nick Pentelows Klarinette einen be-<br />
schwingten Klezmer-Touch. Dave Bronze<br />
(Bass, Harmoniegesang & Produktion) und<br />
Paul Beavis agieren in jeder Sekunde einfallsreich<br />
und songdienlich, besonders beim<br />
dramatischen Kabinettstück “La Booga Rooga”<br />
aus dem gleichnamigen 1975er Album,<br />
das den Hit “Wide Eyed And Legless” hervorbrachte<br />
– ebenfalls im Set!<br />
(Lowriders, 12/49:39)<br />
utw<br />
KINKS<br />
KINKS IN MONO<br />
“Wie oft wohl noch?”, diese Frage beschleicht<br />
gewiss nicht nur viele Kinks-<br />
Fans und -Sammler. Aber: Diesmal richtet<br />
sich das aktuelle Auswertungsprojekt (wie<br />
schon bei Dylan, Beatles) speziell an die<br />
nicht kleine Gemeinde derer, die druckvollere<br />
monophone <strong>60s</strong>-Klänge separierendem<br />
Zweikanalklang vorziehen. Präsentiert<br />
werden – in zehn Klapp-Digis, alle<br />
in einer als <strong>60s</strong>-Plattenspieler gestylten,<br />
attraktiven Box – die sieben Studio-Alben<br />
von THE KINKS (1964) bis ARTHUR<br />
(1969); VILLAGE GREEN ... ist neu gemischt,<br />
der fade PERCY-Soundtrack blieb<br />
außen vor, Dave-Davies-Singles sind dabei.<br />
CD 8 bündelt vier EPs mit 16 Tracks, zwei<br />
Discs enthalten das restliche, sonst verstreute<br />
Material. Darunter: je ein Mix aus<br />
den USA (“Bald Headed Woman”), Kanada<br />
(“Afternoon Tea”), Australien (“Australia”)<br />
und Europa (“Apeman”). Zwei weitere Versionen<br />
(“Beautiful Delilah”, “I’m A Lover<br />
Not A Fighter”) sind als „alternative Abmischungen”<br />
markiert. Einmal mehr wird die<br />
Entwicklung der Londoner Sixties-Ikonen<br />
von einer rumpelnden, punktuell sogar<br />
pre-punkigen Band über ihre kreativ-formidable<br />
Pop-Phase (mit Chef Ray Davies’<br />
größten Songschreiber-Würfen) bis zu ersten<br />
Konzeptanflügen angeboten. Fazit: Es<br />
bleibt – gut so! – Geschmacksache, sich<br />
Brecher wie “Cadillac” und “Long Tall<br />
Shorty” lieber im Original-Mono zu geben<br />
– oder den Kopf zu schütteln, weil etwa<br />
Vielschichtiges (z.B. “Shangri La”, “Waterloo<br />
Sunset”) einkanalig eher verschmissen<br />
wirkt. Aufnahme- und Veröffentlichungsdaten<br />
gibt es zwar nicht, doch das 36-seitige<br />
Hartcover-Beibuch punktet dafür mit<br />
Fo<strong>to</strong>s.<br />
(Sanctuary/Universal; 144/399:37) bm<br />
JOHN IDAN<br />
THE FOLLY<br />
Ein echtes Solo-Album, auf dem jede<br />
Note selbst gespielt und eingesungen<br />
wird: fürwahr der Wahnwitz (THE FOL-<br />
LY), für den der gebürtige Detroiter und<br />
Wahl-Londoner John Idan sogar die<br />
Yardbirds verließ. Das Resultat geriet<br />
eindrucksvoll – psychedelisch perlender<br />
Soft Rock, nicht meilenweit von Yardbirds-Drummer<br />
Jim McCartys SITTING<br />
ON THE TOP OF TIME (2009) entfernt.<br />
Rock<br />
Jeder Orgel<strong>to</strong>n, jede Verzahnung akustischer<br />
und elektrischer Gitarren wirkt<br />
ebenso sorgfältig austariert wie der oft<br />
mehrstimmige Gesang, auch dank sensiblen<br />
Mixes durch Robin Black, der auch<br />
für Cat Stevens und Jethro Tull arbeitete.<br />
Hit-Verdächtiges wie “Banging My Head<br />
On The Wall” firmiert durchaus unter<br />
Beat – sowas bildete einst Ä<strong>the</strong>r-Futter<br />
für Piratensender zwischen Caroline<br />
und Veronica. Mit “Sunny Franziska Of<br />
The Western World” kommen dazu noch<br />
McCartneyeske Violinen ins Spiel, “No<br />
O<strong>the</strong>r” huldigt Lennon. Blues erscheint<br />
erst zum Finale – er ist bei dem hier gezeigten<br />
Einfallsreichtum eben nur ein Aspekt<br />
im Arsenal.<br />
(Pinnacle/Viking <strong>Music</strong>, 13/54:22) utw<br />
ALBERTA CROSS<br />
THE ROLLING THUNDER EP<br />
Die extrem talentierte Band aus New York<br />
legt hier noch nicht ihr zweites Album<br />
vor, aber immerhin eine Five-Track-EP<br />
mit großzügiger Spieldauer. Die bisherigen<br />
Stärken der Gruppe um den Sänger,<br />
Gitarristen und Komponisten Petter Ericson<br />
Stakee und den singenden Bassisten<br />
Terry Wolfe werden klug variiert erneut<br />
ausgebreitet: Die Mischung aus folkigem<br />
Indie-Rock und Blues-grundierter Balladenkunst<br />
sorgt dank packender Melodien<br />
und gleichermaßen trickreicher<br />
wie exakter Arrangements für schöne<br />
Aha-Erlebnisse. Dabei vollzieht sich eine<br />
Entwicklung vom Lauten zum Leisen hin:<br />
Der Startsong “Money For The Weekend”<br />
ist ein strammer, aber nicht klobiger<br />
Rocker. “Ramblin’ Home” kommt<br />
verhaltener, leicht schleppend und mit<br />
einem Hauch Psychedelia ausgestattet.<br />
“Wait” und “Driving With Myself” klingen<br />
leicht geheimnisvoll und warten mit<br />
delikaten Klangeffekten auf, ehe die EP<br />
mit “Rolling Thunder” endgültig Balladenseligkeit<br />
erreicht. Rundum gelungene<br />
Platte einer Band, die noch im Wachsen<br />
begriffen ist.<br />
(A<strong>to</strong> Rec/Import, 5/24:47)<br />
hjg<br />
MATTHEW SWEET<br />
MODERN ART<br />
Wo der Name<br />
Mat<strong>the</strong>w Sweet<br />
draufsteht, ist stets<br />
Power-Pop drin.<br />
Und zwar einer der<br />
hartnäckig offensiv<br />
ins Ohr stürmenden<br />
Machart. Der Mann kann ganz offensichtlich<br />
einfach nicht anders – und nichts anderes.<br />
Ein Hau-einfach-mal-drauf-Rocker<br />
wird Sweet in diesem Leben garantiert<br />
nicht mehr. Doch ist das kein Nachteil, wie<br />
MODERN ART, sein bereits 15. Album,<br />
nachdrücklich beweist. Einmal mehr klingt<br />
Sweet wie eine südkalifornische Ausgabe<br />
der Beatles, die sich mit den Byrds verbündet<br />
hat und auch den Blues kennt. Mitunter<br />
bis an die Grenze der Süßlichkeit gehende<br />
Melodien werden dank kandierter, aber<br />
genauestens erdachter Gitarrensounds<br />
und delikater, im Folk wühlender Arrangements<br />
vorm Abdriften in den durchaus<br />
lauernden Zuckersumpf bewahrt. Ein Ritt<br />
auf der Rasierklinge, aber ohne Absturz!<br />
(Missing Piece/Import, 12/42:08) hjg<br />
04. Feb Hanau Brückenkopf<br />
05. Feb Chemnitz Kieselstein<br />
06. Feb Hamburg Logo<br />
07. Feb Bremerhaven Pferdestall<br />
09. Feb Miltenberg Beavers<br />
10. Feb Bielefeld Extra-Blues-Bar<br />
11. Feb Schwerin Speicher<br />
12. Feb Berlin White Trash<br />
14. Feb Lorsch Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />
15. Feb Habach Village / Neil Taylor<br />
16. Feb Dresden Kunsthof Gohlis<br />
17. Feb Pforzheim 101 International<br />
18. Feb Solingen Cobra<br />
21. Feb Frankfurt Das Bett / Neil Taylor<br />
22. Feb Schwäbisch Hall Schwerpunkt Glueck<br />
23. Feb A - Velden Bluesiana<br />
10. Feb Trittau Alter Bahnhof<br />
11. Feb Gotha The Londoner<br />
12. Feb Bad Saulgau Franziskaner<br />
14. Feb A - Greifenburg Kulturfenster<br />
15. Feb Habach Village<br />
16. Feb Pforzheim 101 International<br />
17. Feb Essen Kulturzentrum Grend<br />
18. Feb Brandenburg a.d. H. Kneipe Pur<br />
20. Feb Weilburg Café Ententeich<br />
21. Feb Frankfurt Das Bett<br />
22. Feb Brilon Kump Brilon<br />
23. Feb Osnabrück Rosenhof<br />
24. Feb Karlsruhe Schlachthof<br />
25. Feb Werdohl Alt Werdohl<br />
26. Feb Braunschweig Gastwerk<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 35
CD<br />
REVIEWS<br />
GARLAND JEFFREYS<br />
THE KING OF IN BETWEEN<br />
Ein neues Album von<br />
Garland Jeffreys,<br />
dem dauernd unterschätzten<br />
Wanderer<br />
zwischen massenkompatiblem<br />
Halbwegs-Hard-Rock<br />
und<br />
diversen Karibikeinflüssen, ist jederzeit<br />
willkommen. Vor allem, wenn es ausfällt<br />
wie THE KING OF IN BETWEEN: Ohrwurmartige<br />
Melodien mit Langzeithaltbarkeit,<br />
souverän erdacht vom Meister selbst<br />
und ebenso fehlerfrei umgesetzt von einem<br />
sehr exakt agierenden Team mit den Saitengreifern<br />
Larry Campbell und Duke Levine,<br />
Bassist Mike Merritt und Drummer Steve<br />
Jordan plus punktuell eingreifenden Könnern<br />
wie Lou Reed (b, voc), Pino Palladino<br />
(b) und Steve Goulding (dr). Auf dem<br />
Programmzettel stehen – etwas vereinfacht<br />
gesagt – verschärfter Singer/Songwriter-<br />
Rock, lässig swingender Reggae-Rock und<br />
bewusst sperrig gehaltene Balladen mit erheblichem<br />
Tiefgang. Zwar gibt es nur wenig<br />
zu hören, was Jeffreys nicht schon ähnlich<br />
gut auf früheren Arbeiten bieten konnte,<br />
aber hier liegt ein Sonderfall vor: Wenn<br />
jemand einen nach allen Seiten hin abgesicherten<br />
persönlichen Stil bis zur Perfektion<br />
verinnerlicht hat, dann darf er nicht getadelt<br />
werden, wenn er nicht mehr, aber auch nicht<br />
weniger als packende Variationen anbietet.<br />
Aus der Masse guter 2011er Alben ragt Garland<br />
Jeffreys allemal noch immer heraus.<br />
(Luna Park/Import, 12/46:04) hjg<br />
REAL ESTATE<br />
DAYS<br />
Das zweite Album dieser Indie-Rockband<br />
aus Ridgewood, New Jersey, klingt wie eine<br />
klug erdachte Mixtur aus den Feelies in ihren<br />
sanftesten und britischen Post-New-Wavern<br />
wie The Smiths oder auch Felt in ebenfalls<br />
eher soften Momenten. Die gänzlich unaufgeregte<br />
und herrlich unaggressiv fließende<br />
Grundstimmung halten Matt Mondanile (g,<br />
voc), Martin Courtney (g, voc) und Alex<br />
Bleeker (b, voc) mittels selbst verfasster<br />
Songs das gesamte Album lang tapfer durch,<br />
kongenial unterstützt von den Schlagzeugern<br />
Samuel Franklin und Etienne Pierre<br />
Duguay sowie Synth-Man Daniel Lopatin.<br />
Solche Musik passt zwar eher zum Sommer,<br />
vermag aber auch neblige Wintertage<br />
erfreulich aufzuhellen. Die Lieder sind zwar<br />
formal eher simpel gestrickt, gewinnen aber<br />
ungemein durch eine Fülle delikatester<br />
Kleinigkeiten, die wie beiläufig daherkommen,<br />
nur anscheinend Nebensache sind, in<br />
Wahrheit aber den berühmten kleinen äs<strong>the</strong>tischen<br />
Unterschied zwischen brav & bieder<br />
und raffiniert kristallin ausmachen. Songs<br />
wie die Single “It’s Real”, “Easy” und “Out<br />
Of Tune” machen das mehr als deutlich.<br />
(Domino/Good<strong>to</strong>go, 10/41:32) hjg<br />
SAVATAGE<br />
HALL OF THE MOUNTAIN KING<br />
+ LIVE IN JAPAN + GHOST IN<br />
THE RUINS + HANDFUL OF RAIN<br />
+ POETS AND MADMEN<br />
Mit weiteren fünf Veröffentlichungen wurde<br />
der Savatage-Backkatalog Ende letzten<br />
Jahres gehörig erweitert. Mit HALL OF<br />
THE MOUNTAIN KING begann 1987 eine<br />
neue Zeitrechnung für die kalifornischen<br />
Melodic-Rocker. Mit dem ersten von Gary<br />
Smith gezeichneten Cover und dem Einstieg<br />
von Produzent Paul O’Neill war dieses<br />
Album von einem Stilwechsel von eher<br />
klassischem Heavy Metal zu progressivem<br />
Hard Rock geprägt. Nach dem Schock des<br />
Unfall<strong>to</strong>des von Gründungsmitglied und<br />
Bassist Criss Oliva wurde HANDFUL OF<br />
RAIN 1994 zu einer eher nachdenklichen<br />
und düsteren Geschichte, nach Stimmproblemen<br />
von Jon Oliva wurde der Gesang<br />
von Zachary Stevens übernommen. Erst<br />
2001, mit POETS AND MADMEN, war<br />
Jon Olivas Stimme soweit genesen, dass<br />
er auf diesem Album wieder den Job am<br />
Mikrofon übernehmen konnte. Die beiden<br />
Konzertmitschnitte LIVE IN JAPAN und<br />
GHOST IN THE RUINS wurden im November<br />
1994 bzw. im Dezember 1995 aufgenommen,<br />
wobei die Songs des Letzteren<br />
(mit dem Untertitel A TRIBUTE TO CRISS<br />
OLIVA) ausschließlich aus der Zeit zwischen<br />
1987 bis 1990 stammen. Mit neuen,<br />
ausführlichen Booklets und erstmalig auf<br />
CD erscheinenden Bonus-Tracks (Live-,<br />
Akustik-, Alternativ- oder von Jon Oliva<br />
neu aufgenommene Versionen) bieten diese<br />
Wiederveröffentlichungen auch Material<br />
für alteingesessene Savatage-Fans.<br />
(ear<strong>Music</strong>/edel, 5 CDs)<br />
tk<br />
HANK SHIZZOE<br />
LIVE AT CHRISTMAS PARTY<br />
2010<br />
Keine Angst, auch<br />
wenn das Wort<br />
„Christmas” im Titel<br />
dieser CD auftaucht<br />
war der Auftritt,<br />
den Hank Shizzoe<br />
im Dezember<br />
2010 im Böckinger Bürgerhaus ablieferte,<br />
weit entfernt von seliger Weihnachtsstimmung.<br />
Zusammen mit seinen Schweizer<br />
Kollegen (und langjährigen Weggefährten)<br />
Felix Müller (b) und Chris<strong>to</strong>ph Beck (dr)<br />
wurde im Stile eines klassischen Blues-<br />
Rocktrios souverän das Wort „Rock” in<br />
den Mittelpunkt gestellt. Dabei zeigte sich<br />
Saitenmeister Shizzoe in Bestform, nicht<br />
nur mit furiosen Slide-Attacken und langen<br />
Leadguitar-Ausflügen, sondern auch<br />
mit markigen Vocals. Bis auf drei Cover-<br />
Nummern (The Arc Angels, David Lindley,<br />
ZZ Top) bestand das Programm aus eigenen<br />
Stücken, reichte von der ersten CD LOW<br />
BUDGET bis zum aktuellen Album BREA-<br />
THER. Wer auf schnörkellosen Live-Rock<br />
steht wird mit dieser Scheibe glücklich werden,<br />
wer Shizzoe kennt und schätzt sowieso.<br />
(Blue Rose/Soulfood, 10/56:16) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
ZZ TOP – A TRIBUTE FROM<br />
FRIENDS<br />
Im Laufe der Jahre haben sich Billy Gibbons,<br />
Dusty Hill und Frank Beard völlig zurecht<br />
ein eigenes Qualitäts-Label erspielt:<br />
ZZ Top gehören ohne Frage zu den besten<br />
Blues-Rockbands in der internationalen Musiklandschaft.<br />
Grund genug für elf befreundete<br />
Bands, sich mit einem Cover-Album<br />
vor den Texanern zu verbeugen. Gleich zu<br />
Beginn legen Mick Fleetwood, John McVie,<br />
Jonny Lang sowie Aerosmith-Frontmann<br />
Steven Tyler mit “Sharp Dressed Man” los,<br />
Filter folgen mit “Gimme All Your Lovin’”,<br />
dazu noch Acts wie Nickelback (“Legs”),<br />
Wolfmo<strong>the</strong>r (“Cheap Sunglasses”), Mas<strong>to</strong>don<br />
(“Just Got Paid”), Coheed & Cambria<br />
(“Beer Drinkers And Hell Raisers”) sowie<br />
Wyclef Jean (“Rough Boy”). Wer innovatives<br />
oder gar experimentelles Herangehen<br />
an die ZZ-Top-Songs erwartet, ist hier<br />
fehl am Platze, auf ZZ TOP – A TRIBUTE<br />
FROM FRIENDS stehen der Spaß und die<br />
Lust an der Musik – jederzeit deutlich hörbar<br />
– im Vordergrund.<br />
(Show Dog/Universal, 11/45:52) us<br />
THE POETS<br />
WOODEN SPOON – THE SING-<br />
LES ANTHOLOGY 1964–1967<br />
Am Anfang ihrer<br />
letztendlich kläglichen<br />
Karriere war<br />
man in Glasgow<br />
s<strong>to</strong>lz auf The Poets.<br />
Ihre erste Single<br />
“Now We’re Thru”<br />
erreichte 1964 immerhin Platz 31 der<br />
Charts, vermeintlich hatte Schottland nun<br />
seine „eigenen Beatles”. Der berühmte<br />
S<strong>to</strong>nes-Mann Andrew Oldham stand hinter<br />
ihnen und kleidete den meist relativ<br />
weichen, von jangelnden 12-String-Gitarren<br />
und Tambourin-Akzenten geprägten<br />
Sound der Poets mittels üppiger, bei Phil<br />
Spec<strong>to</strong>r abgeschauter Arrangements in<br />
attraktive Gewänder, die gleichermaßen<br />
radiofreundlich und überdurchschnittlich<br />
raffiniert klangen. Doch nichts regte sich<br />
richtig. Weder die zweite, mehr in Richtung<br />
R&B gehende Single “That’s The<br />
Way It Got To Be” (mit John Paul Jones am<br />
Bass) chartete, noch konnten sich weitere<br />
Klasse-Songs wie “Baby Don’t You Do<br />
It”, “I’ll Cry With The Moon” oder die finale<br />
Single “Wooden Spoon” durchsetzen.<br />
Es muss so deutlich gesagt werden: The<br />
Poets waren eine völlig verkannte Spitzengruppe!<br />
Die vorliegende Sammlung ihrer<br />
sechs Singles für Decca und Immediate<br />
gehört in jede anständige Beat-Sammlung.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 12/28:26) hjg<br />
THE CRITTERS<br />
AWAKE IN A DREAM:<br />
THE PROJECT 3 RECORDINGS<br />
Amerikas Soft-Rock der Sixties wäre ohne<br />
The Critters aus New Jersey um einiges ärmer.<br />
Mit dem epochalen, von Don Ciccone<br />
komponierten Klassiker “Mr. Dieingly Sad”,<br />
der Cover-Version von Lovin’ Spoonfuls<br />
“Younger Girl” und “Don’t Let The Rain Fall<br />
On Me” bereicherte die Gruppe um Ciccone<br />
(voc, g), Jimmy Ryan (lead-g) und Kenny<br />
Gorka (b) nicht nur die Charts, sondern definierte<br />
auch die stilistischen Merkmale des<br />
Soft Rocks entscheidend mit. Die genannten<br />
Hits erschienen alle auf Kapp Records<br />
und finden sich auf der CD ANTHOLOGY<br />
1965–1967. Doch die S<strong>to</strong>ry der Critters ging<br />
noch weiter. In den Jahren 1968/69 veröffentlichten<br />
sie – nun ohne Ciccone – die wunderschönen<br />
Alben TOUCH’N GO WITH THE<br />
CRITTERS und CRITTERS. Enthalten sind<br />
Perlen wie Tim Hardins “Reason To Be lieve”,<br />
mit “Younger Generation” ein weiterer Song<br />
von John Sebastian und die gruppeneigenen<br />
Treffer “Because You Came To See Me Today”,<br />
“Awake In A Dream”, “Sweet Breezes”,<br />
“Wooden Soldiers” und “Maiden Of<br />
Rock<br />
The Sea”. Beide Alben gingen fast spurlos<br />
unter; sie waren mehr als 40 Jahre nicht mehr<br />
erhältlich und werden hier endlich – sehr gut<br />
aufgemacht – erneut ins Rennen geschickt.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 23/68:30)<br />
hjg<br />
YARDBIRDS<br />
GLIMPSES 1963–1968<br />
Auf die YARD-<br />
BIRDS STORY<br />
(2002; Charly) und<br />
die LITTLE GAMES<br />
SESSIONS & MORE<br />
(1992; EMI) kommt<br />
jetzt dieser mächtige,<br />
ergänzende (Live-)Sahneklecks. Nach ewig<br />
dauernder Rechteklärung und Umstellungen<br />
wurden rund 100 Songaufnahmen gepickt<br />
und mit Werbeclips sowie über 30 au<strong>the</strong>ntischen<br />
Interviewschnipseln garniert; CD<br />
5 ist beschränkt auf BBC SESSIONS vom<br />
März 1965 bis 1968. Viele Livetakes, die<br />
bislang durch die Botanik vagabundierten,<br />
sind untergebracht, z.B. Mitschnitte vom<br />
National Jazz & Blues Festival in Richmond<br />
(1964 & 1965), aus S<strong>to</strong>ckholm (1967),<br />
aus der Stadthalle Offenbach (1967), vom<br />
“Poll Winners Concert” (1966, Wembley)<br />
und vom berüchtigten Zwangsauftritt beim<br />
Songwettstreit in San Remo 1966. Neben<br />
erprobten Hits und Standards sowie der<br />
Italo-Gurke “Questa Volta” sind Livetracks<br />
zu hören, die Beck, Page, Clap<strong>to</strong>n & Co.<br />
nicht jeden Tag spielten, u.a. “Bottle Up<br />
And Go”, “Carol”, “The Stumble”, “I’ve<br />
Been Trying”, “All The Pretty Little Horses”,<br />
“Spoonful”. Hinzu kommen bislang<br />
unveröffentlichte Titel und vorbereitende<br />
Demos. Yardbirds-Spezialist Greg Russo<br />
(Top-Buch: „The Ultimate Rave-Up”) ordnet<br />
im Begleittext des attraktiven 32-Seiten-<br />
Booklets (im Single-Format, farbig, viele<br />
Fo<strong>to</strong>s) die Band ein. Dass bei einem solchen<br />
– in erster Linie dokumentarischen – Projekt<br />
niemand High-End-Qualität erwarten darf,<br />
sollte klar sein. Erstauflage mit 7”-Single:<br />
“Baby What’s Wrong”/”I Wish You Would”.<br />
(Easy Action/Cargo, 28/79:55 +<br />
33/76:43 + 39/76:56 + 23/74:50 +<br />
26/77:53) bm<br />
DUM DUM GIRLS<br />
ONLY IN DREAMS<br />
Vielleicht sollte das westküstliche Quartett<br />
um die hochtalentierte Leadsängerin<br />
und Gitarristin Kristen „Dee Dee”<br />
Gundred seinen Namen Dum Dum Girls<br />
alsbald aktualisieren, denn der Begriff<br />
„Girls” passt kaum noch zur reifer werdenden<br />
Musik. Das Debütalbum I WILL<br />
BE war noch – gefüllt mit Teenage-Hymnen<br />
– eine clevere Mischung aus drei großen<br />
Rs des US-Rocks: Ronettes, Ramones<br />
und Runaways. ONLY IN DREAMS unterstreicht<br />
hingegen Dee Dees Wunsch:<br />
„I’ve always wanted <strong>to</strong> be in a loud rock &<br />
roll band and still maintain some feminine<br />
sound.” Ihr Gesang orientiert sich nun<br />
zunehmend an der Pretenders-Frontfrau<br />
Chrissie Hynde, und die schwergewichtigeren<br />
Songs haben im Schnitt mehr Tiefgang.<br />
So entstand die zu Herzen gehende<br />
Ballade “Coming Down” kurz nach dem<br />
Tode von Dee Dees Mutter, und “Bedroom<br />
Eyes” komponierte sie, gezeichnet vom<br />
Jetlag und sich furchtbar einsam fühlend<br />
Seite 36 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
nach der Rückkehr von einer Europa<strong>to</strong>ur.<br />
Damit sind schon zwei der<br />
besten Lieder genannt. Die übrigen<br />
Volltreffer sind der Starter “Always<br />
Looking”, “Teardrops On My Pillow”,<br />
“Hold Your Hand” und “In My<br />
Head”, doch auch alle anderen Songs<br />
liegen deutlich überm Durchschnitt.<br />
Die weitere Evolution dieser Gruppe<br />
dürfte spannend werden.<br />
(Sub Pop/Cargo, 10/36:36) hjg<br />
SCORPIONS<br />
COMEBLACK<br />
Dass Bands gegen<br />
Ende ihrer<br />
Karriere dazu<br />
neigen, seltsame<br />
Dinge zu<br />
tun, ist leider<br />
allzu oft zu beobachten.<br />
Dieses Phänomen tritt nun<br />
leider auch bei den Scorpions auf. Als<br />
wären die letzte Tour und der endgültige<br />
Abschied von der Showbühne für<br />
ihre Fans nicht schon schlimm genug,<br />
legen sie parallel mit COME-<br />
BLACK ein Album vor, das nicht nur<br />
überflüssig, sondern auch sinnlos ist.<br />
Sinnlos deshalb, weil man ihre eigenen<br />
Songs (von “Rhythm Of Love”<br />
über “Rock You Like A Hurricane”<br />
bis zu “Still Loving You”) in diesen<br />
Arrangements schon alle kennt und<br />
somit keinerlei Substanz hinter den<br />
uninspirierten Neuaufnahmen zu finden<br />
ist. Überflüssig bis ärgerlich auch<br />
die Cover-Versionen von (eigentlich)<br />
<strong>to</strong>llen Vorlagen wie “Tainted Love”,<br />
“Children Of The Revolution”,<br />
“Across The Universe” oder “Ruby<br />
Tuesday” – so möchte man weder diese<br />
Stücke hören, noch möchte man<br />
die Scorpions so in Erinnerung behalten.<br />
Aber vielleicht raffen sie sich<br />
ja noch auf und legen nochmals ein<br />
„richtiges” Album nach ...<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>,<br />
13/54:20) us<br />
THE GADDABOUTS<br />
THE GADDABOUTS<br />
Stimmige, ausgeklügelte, frische<br />
Solo-Alben hat Singer/Songwriter-<br />
Lady Edi Brickell Jahrzehnte lang<br />
produziert. Mit den Gaddabouts erfüllt<br />
sie sich den Wunsch nach fester<br />
Gruppendynamik – benannt nach<br />
jenem Steve Gadd, dessen Genial-<br />
Groove Ehemann Paul Simon schon<br />
1975 für “50 Way To Leave Your Lover”<br />
wählte. Who-Bassist Pino Palladino<br />
und Gadds Clap<strong>to</strong>n-Kollege<br />
Andy Fairwea<strong>the</strong>r Low komplettieren<br />
ein Quartett, das zwischen Subtilität<br />
und Substanz Brickells kleine<br />
und große Stimmungsbilder umsetzt:<br />
“Remind Me” hadert mit peinlichen<br />
Szenen, “Mad Dog” packt den Lover<br />
bei seiner Ehre. Ihre Akustikgitarre<br />
ergänzt Fairwea<strong>the</strong>r mit elegantem<br />
Picking, näher an Duane Eddy als<br />
an Duane Allman, auf einem Gadd-<br />
Palladino-Parcours, der allein das<br />
Durchhören am Kopfhörer lohnt.<br />
“Good For Me” macht bei allem Folkigen<br />
plötzlich Mörderdruck, “More<br />
Than Anybody” perfektioniert den<br />
Reggae-Touch, bei dem man Gadd<br />
aus Tausenden heraushört. Ein<br />
Charme-Scharmützel, das mit jeder<br />
Wiederholung neue Details preisgibt<br />
und süchtig macht.<br />
(Racecarlotta Records/ Import,<br />
11/41:46) utw<br />
THE CURE<br />
CLASSIC ALBUM<br />
COLLECTION<br />
Diese schmucke Sammelbox enthält<br />
die ersten fünf regulären Alben<br />
der britischen Band um Mastermind<br />
Robert Smith. Als im Frühjahr 1979<br />
das Debüt THESE IMAGINARY<br />
BOYS erschien, bezeichnete die<br />
Insel-Fachpresse dieses Album als<br />
„Bindeglied zwischen 70er Punk<br />
und 80er Wave” – was auch heute<br />
noch gilt. Nur war die Band mit der<br />
Art und Weise, wie die Plattenfirma<br />
sie bei dieser Veröffentlichung<br />
bevormundete, höchst unzufrieden.<br />
So gelangte ein Soundcheck, bei<br />
dem sie das Jimi-Hendrix-Cover<br />
“Foxy Lady” schräg und lieblos herunterschrammelten,<br />
auf das Album,<br />
die Erfolgssingle “Boys Don’t Cry”<br />
wurde erst für die USA-Version<br />
(mit dem Albumtitel BOYS DON’T<br />
CRY) berücksichtigt. Für Album<br />
Nummer Zwei, SEVENTEEN<br />
SECONDS das im April 1980 erschien,<br />
nahmen Smith & Co das<br />
Produktions-Zepter fest in die eigenen<br />
Hände, gute Kritiken und<br />
ein Platz in den Top Twenty waren<br />
der verdiente Lohn. Wiederum ein<br />
Jahr später erschien mit FAITH ein<br />
Album, das den eingeschlagenen<br />
Weg in Richtung der dunklen Seite<br />
der Rockmusik geradlinig und<br />
kompromisslos fortführte: atmosphärisch<br />
brodelnde Stücke, die<br />
nur selten von ein paar sparsamen<br />
Sonnenstahlen erhellt wurden. Den<br />
Höhepunkt dieser Dunkel-Phase<br />
lieferte dann 1982 PORNOGRA-<br />
PHY. Düsterer Gothic Rock, der<br />
nur in Gänze gehört Sinn macht,<br />
dessen unheilvolle Stimmung in<br />
einem Gewitter aus Gitarre, Drums<br />
und Robert Smiths irrem Gesang<br />
explodiert. Mit TOP (und dem Ausstieg<br />
von Simon Gallup) begann<br />
dann 1984 der Drift von The Cure<br />
in Richtung Pop, der sich ab Mitte<br />
der 80er dann auch (endlich) in<br />
kommerziellen Erfolgen auszahlte.<br />
Doch dies war damals noch Zukunftsmusik,<br />
melodische Hits wie<br />
“The Walk”, “Friday I’m In Love”<br />
Rock<br />
oder “The Love Cats” sucht man<br />
auf den ersten fünf Alben von The<br />
Cure vergebens.<br />
(Polydor/Universal, 5 CDs) us<br />
TRUMMOR & ORGEL<br />
OUT OF BOUNDS<br />
In der großen schwedischen Tradition<br />
von Hansson & Karlsson kommen<br />
Drummer=Trummor Staffan Ljunggren<br />
und sein Orgel-Bruder Anders<br />
ohne weitere Instrumente aus, okay,<br />
etwas Syn<strong>the</strong>sizer Im Gegensatz zu<br />
ihren britischen Duo-Veteranen Hardin<br />
& York halten sie es auch im Studio<br />
so. Herauskommen sind auf ihrem<br />
vierten Album wieder progressive<br />
Auslotungen diverser Möglichkeiten<br />
dieser Kombination: Leslie-Boxen<br />
schwurbeln Anders Ljunggrens Hammond-Hämmer<br />
dreckig heraus, unterlegt<br />
von Trommelsalven, können sich<br />
aber auch mal zurücknehmen wie in<br />
“Corduroy”. Einflüsse wie die Spencer<br />
Davis Group und Small Faces<br />
finden sich nicht nur in ihrer Bio,<br />
sondern Winwood und McLagan sind<br />
tatsächlich herauszuhören. Goldene<br />
Zeiten werden hier kongenial weiterentwickelt<br />
– herauskommt ein hypnotisches<br />
Instrumental-Festival, bei dem<br />
sich Tanzwütige sowie die Filmemacher<br />
der Welt zwischen Abenteuer,<br />
Thriller und Science Fiction bedienen<br />
können: “Worlds Collide”.<br />
(Tri-Sound/ Cosmos <strong>Music</strong>,<br />
10/41:42) utw<br />
PHILIPP GOOD<br />
HAND-TAIT<br />
RADIO SONGS<br />
Goodhand-<br />
Tait, Brit-<br />
Rocker der<br />
ersten Stunde<br />
mit seinen<br />
S<strong>to</strong>rmsville<br />
Shakers (Revival<br />
2004), produzierte und komponierte<br />
Hits für Love Affair (“One<br />
Road”) und Roger Daltrey, mutierte<br />
zum Singer-/Songwriter auf<br />
dem von El<strong>to</strong>n John dominierten<br />
DJM-Label – durchaus mit dessen<br />
Kaliber. TEACHING AN OLD<br />
DOG NEW TRICKS war gerade<br />
für Chrysalis fertig, als er 1977,<br />
nur mit einem „beautiful Steinway<br />
piano” bewaffnet, solo für Radio<br />
Bremen spielte und aus dem Album<br />
“Just A Dream” sowie “Angel<strong>to</strong>wn”<br />
vorstellte: Eindringliche Balladen<br />
ohne Kitsch waren seine Stärke.<br />
Mit “Oceans Away” vom gleichnamigen<br />
Album (1976) startete<br />
Goodhand-Tait verträumt, den Song<br />
übernahm Roger Daltrey ebenso<br />
wie “Leon” aus der DJM-Ära. Unterbrochen<br />
werden seine Nummern<br />
durch Rock’n’Roll-Reminiszenzen:<br />
“I’m Ready” von Fats Domino sowie<br />
Buddy Holly ganz melancholisch:<br />
“Oh Boy” und “Everyday”<br />
werden zu eigenen Werken. Eine<br />
besinnliche Stunde mit einem charismatischen<br />
Performer.<br />
(Angel Air/Fenn, 16/55:46) utw<br />
S I R E E N A R E C O R D S<br />
N E W S<br />
Sireena 4014 LP<br />
ANCIENT<br />
GREASE<br />
„Women &<br />
Children First“<br />
Bester britischer Progressive<br />
Rock und eines der<br />
seltensten Alben überhaupt.<br />
Dieses Kleinod<br />
erscheint nach 40 Jahren<br />
erstmals wieder auf Vinyl. 180 Gramm schwer, im<br />
Klappcover! Klassiker!<br />
ROTZKOTZ<br />
„Much Funny“<br />
Das erste selbstproduzierte<br />
deutsche Punkalbum<br />
erstmals auf CD! Erschien<br />
original 1979 und wurde in<br />
London (!) aufgenommen.<br />
Englischsprachig!<br />
Sireena 2087 CD Da hört man deutlich Spaß<br />
& Spielfreude. Aufwändiges<br />
Booklet-Poster und Bonustracks!<br />
Sireena 2093 CD<br />
CHIC<br />
„Le Freak Live“<br />
feat. Stevie Winwood,<br />
Slash & Sister Sledge.<br />
Das bahnbrechende Funk/<br />
Disco-Projekt um Nile<br />
Rodgers und Bernard<br />
Edwards bei einem<br />
Sireena 4013 LP fulminanten Live-Auftritt<br />
im Budokan, Tokio. Alle Hits, erstmals auf Vinyl!<br />
V.A.<br />
„Deep Roots Of<br />
THE RAMONES“<br />
Eine Zusammenstellung mit<br />
den wichtigsten Einflüssen<br />
der größten amerikanischen<br />
Punkband. Die Wurzeln der<br />
Ramones!<br />
Mit dabei: Sky Saxon,<br />
Iggy & The S<strong>to</strong>oges,<br />
The Troggs, New York Dolls, Carl Perkins,<br />
Roy Orbison u.v.a.<br />
V.A.<br />
„The Spirit Of<br />
Sireena Vol. 6“<br />
Es ist schon wieder soweit!<br />
Hier kommt Teil 6<br />
der beliebten CD-Reihe<br />
mit Veröffentlichungen<br />
Sireena 2091 CD aus den letzten Monaten.<br />
Dabei u.a. Heroina, A<strong>to</strong>mic<br />
Rooster, Grobschnitt, Mythos, Thirsty Moon,<br />
Taras Bulba u.v.a. Limitiertes Sammlerstück,<br />
schnell zugreifen!<br />
Besuchen Sie auch unseren Webshop unter:<br />
W W W . S I R E E N A . D E<br />
SIREENA RECORDS<br />
P.O.BOX: 160161 D-23519 Lübeck<br />
Tel: 038826/89377 Fax: 038826/89379<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 37
CD<br />
REVIEWS<br />
THE SMASHING PUMPKINS<br />
GISH + SIAMESE DREAM<br />
(DELUXE EDITIONS)<br />
Anfang der<br />
90er galten die Smashing<br />
Pumpkins als Hoffnungsträger des<br />
US-Alternative-Rock. Kritiker sahen in der<br />
Band aus Chicago schon die „nächsten Nirvana”.<br />
Blieb das Debütalbum GISH (1991)<br />
noch ein Insidertipp, wurde schon der Nachfolger<br />
SIAMESE DREAM (1993) ein Millionenseller.<br />
Der Nirvana-Vergleich hinkt(e)<br />
jedoch: Auf den beiden ersten Alben der<br />
Band um Sänger/Gitarrist Billy Corgan hört<br />
man zwar durchaus Grunge-Anleihen, aber<br />
die Chicagoer waren viel stärker als die Konkurrenz<br />
aus Seattle von Sixties/Seventies-<br />
Elementen wie Psychedelic- und Progressive<br />
Rock inspiriert. Beide Alben erscheinen nun<br />
als schön gestaltete, wie in Pralinenschachteln<br />
verpackte, remasterte Deluxe-Editionen.<br />
Sie enthalten jeweils eine Bonus-CD mit<br />
rarem, größtenteils unveröffentlichtem Material<br />
sowie eine DVD mit bislang nicht erhältlichen<br />
Konzertmitschnitten. SIAMESE<br />
DREAM, das mit “Today”, “Disarm” und<br />
“Spaceboy” drei der besten Pumpkins-Songs<br />
überhaupt enthält, ist sicherlich das Meisterstück<br />
der Band. Das im Schatten stehende<br />
Debüt muss sich, noch einmal neugehört,<br />
aber kaum dahinter verstecken. Mit “I Am<br />
One” und “Siva” ethält es treibende Rocknummern;<br />
ruhigere Songs wie “Crush” und<br />
“Window Paine” lassen schon den Hang zu<br />
Psychedelia und Prog erkennen, besonders<br />
ausgeprägt im elfminütigen “Starla” – ursprünglich<br />
Single-B-Seite von “I Am One”<br />
und in der Deluxe-Ausgabe im 2011er Remix.<br />
Aus dem Bonus-Material ragen als weitere<br />
Höhepunkte zwei BBC-John-Peel-Sessions<br />
hervor, darunter das Animals-Cover<br />
“A Girl Named Sandoz”. Apropos Animals:<br />
Corgans Liebe zu den Sixties/Seventies offenbart<br />
sich auch in der beiliegenden DVD,<br />
die einen frühen Gig aus dem Jahr 1990 im<br />
Chicagoer Metro zeigt, bei dem die Pumpkins<br />
u.a. Steppenwolfs “Sookie Sookie”<br />
und “Godzilla” von Blue Öyster Cult spielen.<br />
Bild- und Klangqualität des Mitschnitts<br />
sind nicht die besten, geben aber einen guten<br />
Eindruck davon, wie undergroundig die<br />
Pumpkins einmal waren. Schon drei Jahre<br />
später traten sie an gleicher Stelle vor einem<br />
größeren Publikum auf, wie die SIAMESE<br />
DREAM beiliegende DVD zeigt. Corgan ist<br />
darauf nicht bei allen Songs gut bei Stimme,<br />
es gibt aber Glanzlichter wie den Gastauftritt<br />
des Cellisten Eric Remschneider, der “Disarm”,<br />
“Spaceboy” und “Starla” mit einfühlsamen<br />
Klangtupfern bis eruptiven Solo-Ausbrüchen<br />
verziert. Kurz und gut: viel Neues<br />
von den frühen Pumpkins.<br />
(Virgin/EMI, 10/46:05, 18/79:51,<br />
DVD 51 Min. + 13/62:14, 18/75:04,<br />
DVD 113 Min.)<br />
frs<br />
DIE TOTEN HOSEN<br />
ALL DIE GANZEN JAHRE: IHRE<br />
BESTEN LIEDER<br />
Natürlich fällt die Auswahl subjektiv aus,<br />
wenn eine Band aus 30 Jahren lautstarken<br />
Schaffens eine Werkschau zusammenstellt<br />
und so ihre musikalische Entwicklung dokumentiert.<br />
Natürlich wird jetzt in vielen Foren<br />
heftigst über ALL DIE GANZEN JAHRE<br />
gestritten, der inzwischen dritten „Best Of”-<br />
Compilation der Toten Hosen. Letztlich ist<br />
Campino & Co. zu attestieren, dass nahezu<br />
alle Markenzeichen dieser drei Dekaden zu<br />
hören sind, von der “Opelgang” und “Eisgekühlter<br />
Bommerlunder” über “Hier kommt<br />
Alex” und “Zehn kleine Jägermeister” bis zu<br />
“Bayern”, “Pushed Again” oder “Sascha ... ein<br />
aufrechter Deutscher”. Aber eben auch Stücke<br />
wie “Auswärtsspiel”, “Nur zu Besuch”, “Ertrinken”<br />
oder “All die ganzen Jahre”, die auf<br />
REICH & SEXY I & II nicht enthalten waren.<br />
Typisch Hosen: Statt Liner-Notes gibt’s rare<br />
Fo<strong>to</strong>s satt. Eine gelungene Ergänzung zu den<br />
beiden ersten Compilations.<br />
(JKP/Warner, 22/79:28)<br />
pro<br />
SPIN DOCTORS<br />
POCKET FULL OF KRYPTONITE<br />
– ANNIVERSARY EDITION<br />
Zehn Millionen Mal<br />
hat sich POCKET<br />
FULL ... seit seiner<br />
Veröffentlichung<br />
1991 verkauft – nicht<br />
schlecht für eine New<br />
Yorker Bar-Band,<br />
die mit dem Album damals debütierte und<br />
anfangs als Grateful Dead für Arme abgetan<br />
wurde, weil die eingängigen Songs mit<br />
ihrem Rock/Pop-Jamcharakter nicht ganz<br />
so anspruchsvoll erschienen als manches<br />
von Dead. Doch Nummern wie “Little Miss<br />
Can’t Be Wrong”, “Jimmy Olsen’s Blues”,<br />
“Two Princes” oder “Forty Of Fifty” mit<br />
leicht jazzigen Exkursionen haben den Test<br />
der Zeit bestanden, gehen heute noch ins<br />
Ohr, erinnern auch mal an Steve Miller. Die<br />
Jubiläumsedition bietet neben dem (remasterten)<br />
Originalalbum eine Bonus-CD, die<br />
mit (hörbaren wie Vergnügen bereitenden)<br />
Demos, B-Seiten und Livemitschnitten aufwartet.<br />
Sie macht jedenfalls Appetit auf die<br />
für Januar angekündigten Deutschland-Gigs<br />
der Spin Doc<strong>to</strong>rs.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 11/55:18, 16/75:23) pro<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
CRAMPED! – A TRIBUTE TO<br />
THE CRAMPS – VOLUME 1<br />
Seit Alex Chil<strong>to</strong>n 1980 das irre Debütalbum<br />
der Cramps produzierte, ist die „kulturschrottige”<br />
Mischung aus dämonisch<br />
verfremdetem Rock’n’Roll, knallharten<br />
Psycho-Texten und freakigem Blues plus<br />
Einflüssen aus der Welt der Horror-Comics<br />
zur Lieblingsmusik abgebrühter Kenner<br />
avanciert. Und wenn sich auch die Band um<br />
Lux Interior und Poison Ivy im Laufe der<br />
Jahre etwas mäßigte – der Termin für einen<br />
Tribut war überreif. Nun liegt CRAMPED!<br />
vor und enttäuscht keine Sekunde lang. Außerhalb<br />
von Spezialistenzirkeln kaum bekannte<br />
Acts wie The Go-Katz, Billy O & The<br />
Crushers, The Devil Wrays, Goo Goo Muck<br />
und das Frank Gannon Trio machen sich mit<br />
Feuereifer über Songs mit bezeichnenden Titeln<br />
wie “Faster Pussycat”, “All Women Are<br />
Bad”, “Naked Girl Falling Down The Stairs”<br />
oder “Rock On The Moon” her. Auch der<br />
von den Cramps einst „umformulierte” Klassiker<br />
“Fever” ist dabei. Hingegen fehlen Paradelieder<br />
wie “I Was A Teenage Werewolf”,<br />
“Zombie Dance” oder “Strychnine” ... S<strong>to</strong>ff<br />
für Volume 2 gäbe es also reichlich. Dies ist<br />
keine Musik für Kindergeburtstage oder zart<br />
fühlende Schöngeister. Aber sie macht Spaß,<br />
jede Menge sogar.<br />
(Raucous Records/Cargo, 17/51:3) hjg<br />
ROCKET FROM THE TOMBS<br />
BARFLY<br />
Dieses Debütalbum ist<br />
eines der seltsamsten<br />
der Rockgeschichte.<br />
Rocket From The<br />
Tombs gründeten sich<br />
1974 in Cleveland und<br />
lösten sich 1975 nach<br />
nur acht Monaten wieder auf. „Damals waren<br />
wir jung, laut und rotzig, jetzt sind wir alt, laut<br />
und rotzig”, sagt Sänger David Thomas – und<br />
will damit einfach nur ausdrücken, dass sich<br />
an der Grundhaltung der Truppe nach 37 Jahren<br />
nichts geändert hat. Und diese Grundhaltung<br />
heißt: Punk ohne Rücksicht auf Verluste.<br />
Damals schrieb die wilde Schar (Semi-)Klassiker<br />
wie “Sonic Reducer”, “Final Solution”<br />
und “30 Seconds Over Tokyo”, nahm sie offiziell<br />
aber nie auf. Stattdessen schälten sich aus<br />
der aufgelösten Gruppe die grandiose Avantgardetruppe<br />
Pere Ubu und die halblegendären<br />
Intelligenzija- Punks Dead Boys heraus, die<br />
gern Rockets-Songs übernahmen. Die heutige<br />
Band besteht aus den Urmitgliedern David<br />
Thomas (voc, Pere Ubu), Cheetah Chrome (g,<br />
p, Ex-Dead Boys) und Craig Bell (b) sowie<br />
Richard Lloyd (g, Ex-Television) und Steve<br />
Mehlman (dr, Pere Ubu). Sie servieren einen<br />
in keine Bequem-Schublade passenden Punk-<br />
Rock, der einerseits knurrig und walzend,<br />
andererseits aber mit sensationell klugen Gitarrensoli<br />
und genussvoll „verwurschtelten”<br />
Arrangements voller Detailraffinessen daherkommt.<br />
Beste Tracks: “Butcherhouse 4”,<br />
“Sister Love Train”, “Good Times Never<br />
Roll” und “Pretty”.<br />
(Fire/Cargo, 11/37:21)<br />
hjg<br />
THE SWEETBack SISTERS<br />
LOOKING FOR A FIGHT<br />
Hätte man als junger Teenager die Everly<br />
Bro<strong>the</strong>rs nicht noch mehr angehimmelt,<br />
wenn sie Mädels gewesen wären? Gerade<br />
noch rechtzeitig für ein Heesters-Lächeln<br />
kommen diese „Schwestern” aus Brooklyn<br />
– die Gitarren spielende Zara Bode und die<br />
fiedelnde Emily Miller. Sie zelebrieren poppigen<br />
Rock’n’Roll und Rockabilly, Western<br />
Swing und Country-Balladen à la Loretta<br />
Lynn. Die beiden scheuen sich nicht, neben<br />
ihrer gefährlichen Band auch mal Mariachi-<br />
Trompeten einzusetzen: Octavio Mateo besorgt<br />
das auf “Texas Bluebonnets”. Ihr Material<br />
stammt von den Girls – Millers “Run<br />
Home And Cry” erzählt zu Herzen gehend<br />
und heiß shuffelnd – oder den Gitarristen<br />
Ross Bellenoit und Jesse Milnes. Es wird<br />
Rock<br />
aber auch einfallsreich gecovert: Dwight<br />
Yoa kams “It Won’t Hurt When I Fall From<br />
This Bars<strong>to</strong>ol” kommt amüsant rüber, auch<br />
mit “Rattled” von den Traveling Wilburys<br />
gibt es ein so willkommenes wie clever<br />
gemachtes Wiederhören. Die Gute-Laune-<br />
Platte der Saison.<br />
(Signature Sounds/CRS/inakustik,<br />
13/40:01) utw<br />
MANI NEUMEIER<br />
KRAUT ’N’ ROCK – GURU GURU<br />
GROOVES<br />
Seit über 40 Jahren ist Mani<br />
Neumeier trommelnd unterwegs<br />
– nicht nur als Mastermind<br />
seiner Langzeit-Band<br />
Guru Guru. Der im Odenwald<br />
lebende Drummer,<br />
den Kritiker zu den Besten<br />
Deutschlands zählen, hat daneben stets andere<br />
Projekte verfolgt und sich als Grenzgänger<br />
zwischen Rock, Jazz, Electronica<br />
und Weltmusik bewiesen. Die wunderschön<br />
aufgemachte Doppel-CD KRAUT ’N’<br />
ROCK – GURU GURU GROOVES, die in<br />
Form eines Buches daherkommt, zeichnet<br />
die musikalische Laufbahn des nunmehr<br />
71-Jährigen nach. Die Auswahl auf CD1<br />
widmet sich Guru Guru. Stücke sind zu hören<br />
wie die frühen psychedelischen “S<strong>to</strong>ne<br />
In” und “Electric Junk”, bei denen deutlich<br />
wird, warum das Powertrio Neumeier/Uli<br />
Trepte (b)/Ax Genrich (g) einmal als die<br />
„deutschen Experience” galten. Zudem<br />
gibt es Kraut- und Jazz-Rocknummern wie<br />
“Blue Huhn” und “Elektrolurch Mutation”<br />
aus der mittleren Phase sowie spätere, mit<br />
Lounge und Trip-Hop experimentierende<br />
Tracks. CD2 verfolgt Neumeiers Solopfade<br />
und Kollaborationen, etwa diejenige<br />
mit Cluster-Keyboarder Dieter Moebius<br />
und Produzentenlegende Conny Plank, die<br />
das rare, heute sehr gesuchte Album ZERO<br />
SET zum Ergebnis hatte. Daraus ist “Speed<br />
Display” zu hören, das mit seinem Beinahe-<br />
Techno-Sound beweist, wie sehr das Trio<br />
der Zeit voraus war. Neumeiers Anfänge als<br />
Jazzschlagzeuger im Irene Schweizer Trio<br />
sind zu hören, seine Zusammenarbeit mit<br />
dem indischen Tavil-Virtuosen Paramashivam<br />
Pillai sowie seine heutigen Psych-Experimente<br />
mit den beiden japanischen Musikern<br />
Kawabata Mako<strong>to</strong> (g) und Atshushi<br />
Tsuyama (b) im Trio Acidmo<strong>the</strong>rsguruguru.<br />
Begleitet werden die CDs von einem<br />
60-Seiten-Booklet, in dem Volker Rebell<br />
(bekannt durch die hr3-Sendung „Volkers<br />
Kramladen”) eine kenntnisreiche Einführung<br />
gibt und Neumeier Anmerkungen zu<br />
den einzelnen Stücken macht.<br />
(Heupferd/Zweitausendeins, 11/69:11,<br />
13/66:50) frs<br />
VIRGIN STEELE<br />
AGE OF CONSENT<br />
Die US-Power-Metal-Band veröffentlicht<br />
ihre vierte Scheibe aus dem Jahre 1988<br />
remastert, mit einem schönen 20-seitigen<br />
Booklet mit ausführlichen Liner-Notes,<br />
neu. Wie schon bei den früheren Reissues<br />
der Scheibe von 1997, veränderte<br />
Bandleader David DeFeis die Anordnung<br />
der Tracks und fügte neue Songs und Passagen<br />
ein; legte er auch diesmal wieder<br />
Hand an und ergänzte nochmals um sieben<br />
Bonus-Tracks (u.a. Covers von Judas<br />
Seite 38 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
Priest und Neil Young), so dass diesmal<br />
sogar eine Doppel-CD die Fans erwartet.<br />
Das Nachfolge-Album des Bandklassikers<br />
NOBLE SAVAGE schlägt in die gleiche<br />
musikalische Kerbe und enthält mit “The<br />
Burning Of Rome” ein Song-Highlight der<br />
Bandgeschichte. Wer auf melodischen,<br />
abwechslungsreichen Metal steht, garniert<br />
mit klassischen Motiven und bombastischen<br />
Arrangements, kann hier nichts<br />
falsch machen.<br />
(Steamhammer/SPV, 16/71:05, 7/44:01) rg<br />
PANKOW<br />
NEUER TAG IN PANKOW +<br />
IN AUFRUHR<br />
Zum 30. Geburtstag haben sie sich endlich<br />
gefangen. Pankow – zu DDR-Zeiten auf<br />
Krawall gebürstet – hatten nach der Wende<br />
einige Hemden zu waschen. Gitarrist<br />
Jürgen Ehle wurde als Stasi-IM enttarnt,<br />
Sänger André Herzberg suchte das Weite,<br />
und CD-Veröffentlichungen versandeten im<br />
Nichts. Mit NEUER TAG IN PANKOW<br />
(die zweite Studio-LP mit dem 1996 heimgekehrten<br />
Frontmann) hätten die Berliner<br />
den Fans kein besseres Geschenk zum<br />
Ausklang der dritten Band-Dekade machen<br />
können. Der Titelsong kommt als launige<br />
Ballade mit Selbstzitaten, in “Es gibt keine<br />
besseren Zeiten” ist Herzberg der nölende<br />
Mutmacher, “Korrekt, korrekt” verhöhnt das<br />
Diktat der politischen Korrek<strong>the</strong>it, und mit<br />
“Ich mach ’ne Liste” rechnet die Band mit<br />
Alltags-Unbilden ab. Musikalisch steht der<br />
Fünfer wieder breitbeinig zwischen bluesigem<br />
S<strong>to</strong>nes-Krach und waviger Verschrobenheit.<br />
Die Werkschau IN AUFRUHR<br />
bietet auf CD eins in chronologischer Reihenfolge<br />
Gassenhauer und Fan-Favoriten<br />
aus der Frühphase wie “Inge Pawelczik”,<br />
“Langeweile” oder “Er will anders sein”.<br />
Höhepunkt ist das treibende “Aufruhr in den<br />
Augen” von 1988 als schwelender Aufstand<br />
in Noten. Die zweite Scheibe reflektiert die<br />
Nachwendejahre und schwächelt. Mit dem<br />
Rocker “Harte Zeiten” und dem berührenden<br />
“Und du wärst gar nicht da” hat aber auch<br />
die Herzberg-lose Besetzung zwei Mördernummern<br />
an der Front. Bonus-Tracks: zwei<br />
Brecht/Weill-Stücke und eine lässige Version<br />
des Ärzte-Songs “Hurra”, der aus Herzbergs<br />
Mund eine völlig neue Interpretation erfährt.<br />
(Buschfunk/Sony <strong>Music</strong>,<br />
15/52:02 + 18/74:29,19/68:25) jub<br />
GENESIS<br />
FROM GENESIS TO REVELATION<br />
Gewohnt hochwertig widmet sich der<br />
Hamburger Wiederveröffentlichungs-<br />
Spezialist Reper<strong>to</strong>ire dem Genesis-Debüt<br />
aus dem Jahr 1969. Im aufklappbaren<br />
Digisleeve sieht man Peter Gabriel, Tony<br />
Banks, Mike Ru<strong>the</strong>rford sowie Anthony<br />
Phillips (g) und John Silver (dr) als blutjunge<br />
Burschen, dazu ein neues, herrlich<br />
bebildertes Booklet – und dem Silberling<br />
wurde sogar noch eine extra Schutzhülle<br />
spendiert. Auch klanglich gibt es<br />
an diesem progressiven Frühwerk (das<br />
unter Genesis-Fans immer noch höchst<br />
unterschiedliche Wertschätzung genießt)<br />
absolut nichts auszusetzen, man wundert<br />
sich immer wieder, wie viel diese alten<br />
Aufnahmen von Wiederveröffentlichung<br />
zu Wiederveröffentlichung noch dazugewinnen.<br />
Zusätzlich zum Originalalbum<br />
gibt es drei Mono-Singles (jeweils A- und<br />
B-Seite) aus den Jahren 1968 (“The Silent<br />
Sun”/”That’s Me” sowie “A Winter’s<br />
Tale”/”One Eyed Hound”) und 1969<br />
(“Where The Sour Turns To Sweet”/”In<br />
Hiding”) als Bonus-Tracks.<br />
(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 19/61:04) us<br />
THE VOID’S LAST STAND<br />
RAKASH<br />
Sollte jemand Frank Zappa vermissen<br />
– hier kann man eine keineswegs abgekupferte<br />
Heimat finden: In “Mo<strong>the</strong>r Sun<br />
And The O<strong>the</strong>r Son (Part III) – The Syrian<br />
Goddess” – das wohl bei der Vinylausgabe<br />
eine ganze LP-Seite einnehmen<br />
wird – sind die Verführungskünste jener<br />
Königin so verrückt wie die Ver<strong>to</strong>nung<br />
mit vielen Rhythmus-Wechseln, Meat<br />
Loaf’scher Dramatik und Schwindel erregenden<br />
Breaks. Erholung naht durch das<br />
in ruhigerem Fahrwasser fließende, aber<br />
ebenso clever gestaltete “Sail My Ship<br />
Achilles”. “Glass Cabinet” klingt, als<br />
habe Jonas Wingens viel Barry Hay von<br />
Golden Earring gehört – sein Gesang ist<br />
sicherer geworden ist und treibt die Aachener<br />
Progressive-Band nun ebenso voran<br />
wie Gitarrist Geoffrey Blaeske, Bassist<br />
Rachid Touzani und Drummer Ray Dratwa,<br />
der auch für einfallsreiche Soundscapes<br />
zuständig ist. Alex S<strong>to</strong>ll assistiert<br />
mit Keyboards, Lapsteel und Mandoline<br />
– Void’s Last Stand kommen einen Hauch<br />
weniger experimentell daher als auf A<br />
SUN BY RISING SET (GT 2/2010), doch<br />
ohne Abstriche bei den Ideen.<br />
(Malesch Records/ Long<br />
Hair <strong>Music</strong>, 7/46:46)<br />
utw<br />
MEAT LOAF<br />
HELL IN A HANDBASKET<br />
Irgendwie ist es immer<br />
das Gleiche mit<br />
den Meat-Loaf-Werken<br />
der Neuzeit, am<br />
Ende misst man sie<br />
an der Musik, die in<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Jim Steinman entstanden ist. Und so hat es<br />
auch HELL IN A HANDBASKET schwer,<br />
sich gegen die geniale Verbindung von<br />
kraftvollem Rock, schwülstigem Pomp und<br />
der genau richtigen Dosis Romantik durchzusetzen,<br />
die 1977 BAT OUT OF HELL zu<br />
einem Meilenstein der Rockmusik gemacht<br />
hat. Und auch wenn Produzent Paul Crook<br />
(Anthrax, Sebastian Bach) für das neue<br />
Album alle Studioregister zog, auch wenn<br />
Special Guests wie Chuck D, Lil John und<br />
Mark McGrath ihre Visitenkarten abgaben<br />
und obwohl Duettpartnerin Patti Russo<br />
Meat Loafs Gesang gewohnt hochklassig<br />
unterstützt – irgendwie fehlen die richtigen<br />
Songs. Diese Tatsache macht das Album<br />
beileibe nicht zu einer Enttäuschung, doch<br />
letztendlich erwartet man einfach ein klein<br />
bisschen mehr von einem neuen Meat-<br />
Loaf-Album.<br />
(Legacy/Sony <strong>Music</strong>, 12/52:40) us<br />
Rock<br />
BRENDAN KEELEY<br />
HEART & SOUL – ZOUNDS BEST<br />
Brendan Keeley ist<br />
ein irischer Sänger<br />
und Liedermacher,<br />
der seit 1995 als<br />
Solokünstler in seinem<br />
Heimatland<br />
große Erfolge feiern<br />
konnte. In seiner Musik verknüpft er irische<br />
Folkeinflüsse mit Singer/Songwriter-Ingridenzien,<br />
garniert mit einem starken Schuss<br />
Soft-Rock. Die eingängigen Songs können<br />
mit ihrem smoothigen Timbre einnehmen<br />
und verlocken zum Träumen, überschreiten<br />
aber auch ab und an die Grenze zur Beliebigkeit.<br />
Die Werkschau überrascht mit einer<br />
balladesken Version von “Smoke On The<br />
Water” in gälischer Sprache, wird abgerundet<br />
durch eine Aufnahme seines Tullamore<br />
Gospel Chors und einer zweiten Version seines<br />
Songs “You Sleep With Angels” durch<br />
die Sängerin Noreen Rabbitte. Der engagierte<br />
Sänger steuerte für die Opfer des Amoklaufs<br />
in der Winnender Albertville-Schule<br />
einen Benefiz-Song bei und war auch bei<br />
der deutschen Version “Wir Geben Niemals<br />
Auf” – ebenfalls auf der CD – beteiligt. Eine<br />
ausführliche Biografie, behutsames Remastering<br />
und optimal ausgenutzte CD-Spielzeit<br />
sind der bekannte Zounds-Mehrwert.<br />
(Zounds, 18/79:59)<br />
rg<br />
THE STRAY CATS<br />
THE TORONTO STRUT – THE<br />
CLASSIC CANADIAN BROAD-<br />
CAST<br />
Brian Setzer, Lee Rocker (b) und Slim Jim<br />
Phan<strong>to</strong>m (dr) – Bass & Drums, sicher<br />
schon mit diesen Namen geboren – lieferten<br />
am 28. März 1983 in Ostkanada<br />
eine hochmotivierte und dynamisch aufgezeichnete<br />
Mischung ihrer unerschöpflichen<br />
Setlist: Eigene Schöpfungen wie<br />
die Mode-Hommage “Fishnet S<strong>to</strong>ckings”,<br />
ein anglophiles “Rumble In Brigh<strong>to</strong>n”<br />
und das von Setzer mit Dave Edmunds<br />
entwickelte “Rock This Town” brauchen<br />
sich vor Rock’n’Roll/Rockabilly-<br />
Standards ihrer Helden Johnny Burnette<br />
(“Baby Blue Eyes”), Eddie Cochran<br />
(“C’mon Everybody”) oder Buddy Holly<br />
(“Oh Boy”) keineswegs zu fürchten.<br />
Mit “Foggy Mountain Breakdown” von<br />
Earl Scruggs wird die Country-Nähe ihres<br />
Genres aufgezeigt, den “Stray Cat Strut”<br />
zelebriert das Retro-Terzett über sechs<br />
Minuten mit Publikumsbeteiligung. Das<br />
Smokin’-Team tat gut daran, den Fluss<br />
der Radio-Übertragung mit Ansagen<br />
durchlaufen zu lassen. Zwei „Zugaben”<br />
stammen aus einem Chicago-Gig von<br />
1982 – besonders reizvoll der Mo<strong>to</strong>wn-<br />
Klassiker “You Can’t Hurry Love”.<br />
(Smokin’/inakustik, 18/78:52) utw<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
DEEP ROOTS OF THE<br />
RAMONES<br />
Man täte den Ramones Unrecht, würde<br />
man sie allein auf rebellischen Lärm<br />
und Vorwärtsdrang reduzieren. Natürlich<br />
haben sie Acts wie MC5, S<strong>to</strong>oges, New<br />
York Dolls, Johnny Thunders & The<br />
Heartbreakers oder Flamin’ Groovies<br />
gelauscht, die sie maßgeblich prägten.<br />
Doch ihre akustische Offenheit über den<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 39
CD<br />
REVIEWS<br />
eigenen stilistischen Tellerrand galt hinaus<br />
eben auch Gene Vincent, Roy Orbison,<br />
Link Wray, Kim Fowley oder den Troggs,<br />
selbst wenn die allenfalls subtilst aus dem<br />
Sound der New Yorker herauszuhören sind.<br />
In ziemlich aufwändiger und detailreicher<br />
Fieselarbeit hat das Label Sireena nun die<br />
vielfältigen Ramones-Wurzeln, die bis in<br />
den Fifties-Rock’n’Roll und Garagen-Rock<br />
zurückreichen, mit Hörbeispielen nachgezeichnet<br />
und im Booklet erläutert. Die Ramones<br />
sind auch selbst (Walter Lure) mitsamt<br />
“Street Fighting Man” zu hören.<br />
(Sireena/Broken Silence, 15/38:24) pro<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
THE SPIRIT OF SIREENA VOL. 6<br />
Mit Mainstream<br />
hat Tom Redecker,<br />
kreativ treibende<br />
Kraft beim<br />
Wiederveröffentlichungsspezialisten<br />
Sireena Records,<br />
nun wahrlich nichts im Sinn. Das<br />
belegt auch Folge 6 des Samplers THE<br />
SPIRIT OF SIREENA, der kurz vor Jahresschluss<br />
mit einem Kurzüberblick dokumentiert,<br />
was das norddeutsche Label<br />
2011 so alles veröffentlicht hat. Von Progüber<br />
Jazz- und Deutsch- bis zu Krautrock<br />
und Neuer Deutscher Welle deckt die<br />
Stilpalette vielerlei ab, wofür Namen wie<br />
Taras Bulba, Heroina, Snowball, Kraan,<br />
Thirsty Moon, Franz K., The Perc Meets<br />
The Hidden Gentleman, Mythos, A<strong>to</strong>mic<br />
Rooster, Oc<strong>to</strong>pus, Grobschnitt, Parzival,<br />
Jan Vorwärts, Rotzkotz oder Fee stehen.<br />
Mal handelt es sich um zuvor unveröffentlichtes<br />
Livematerial, mal um neu aufgelegte/klanglich<br />
überarbeitete Studiokost<br />
– wieder eine ebenso bunt gemischte<br />
wie überaus unterhaltsame Sireena-Compilation.<br />
(Sireena/Broken Silence, 17/71:28) pro<br />
ROLLING STONES<br />
SOME GIRLS (DELUXE EDITION)<br />
Rund 50 neue S<strong>to</strong>nes-Songs, so heißt es,<br />
entstanden in Paris von Ok<strong>to</strong>ber 1977<br />
bis März 1978. Sie landeten auf SOME<br />
GIRLS, einige erst auf EMOTIONAL<br />
RESCUE (1980) und TATTOO YOU<br />
(1981), andere rutschten auf Bootlegs<br />
raus. Kein Bandalbum verkaufte sich<br />
besser als SOME GIRLS, es warf die<br />
Hits “Miss You” (US #1), “Beast Of<br />
Burden”, “Respectable” und “Shattered”<br />
ab sowie mit “Faraway Eyes” eine der<br />
schlurfig-besten Country-Balladen der<br />
Altmeister. Das Hauptaugenmerk hier<br />
gilt folglich den Extras. “Claudine”<br />
(super: Ian Stewarts rollendes Boogie-<br />
Piano), “No Spare Parts” und Hank<br />
Williams’ “You Win Again” (noch zwei<br />
Spitzen-Ländler), “We Had It All”<br />
(Keith-Ballade ohne den Chefsänger)<br />
und “Keep Up Blues” sind erstklassig,<br />
böse Fehlgriffe: keine. Auffällig: Nötig<br />
gewordene 2011er Nachbearbeitungen<br />
unvollendeter Tracks wirken gesanglich<br />
nicht so gestelzt wie in Teilen auf dem<br />
EXILE...-Reissue. Hier ist alles auf den<br />
Punkt eingepasst, nichts wurde überdreht<br />
oder unter<strong>to</strong>urig gefahren. Der “Petrol<br />
Blues” (nur der Direk<strong>to</strong>r zum Klavier)<br />
beendet eine Bonus Disc, die – für sich<br />
genommen – das Zeug zu einem der gelungensten<br />
S<strong>to</strong>nes-Alben gehabt hätte.<br />
Mehr davon!<br />
(Universal, 10/40:44, 12/41:30) bm<br />
TONY CAREY<br />
LIVE IN EUROPE 2011 + JUST<br />
BALLADS II<br />
Eindringlich in intimer Atmosphäre präsentiert<br />
sich Tony Carey (Ex-Rainbow, Maffay<br />
Band) auf dem Zusammenschnitt vierer<br />
Konzerte im vergangenen Jahr: Songs in<br />
absolut reduzierter Form (nur Stimme plus<br />
Keyboards oder Akustikgitarre und Perkussion)<br />
präsentierte der Wahlbayer, lediglich<br />
unterstützt von Martin Haemmerle, ohne<br />
jede nachträgliche Überarbeitung. Seine<br />
Stimme klingt inzwischen zwar rauer, aber<br />
umso intensiver und voller Leben. Dadurch,<br />
dass Carey sich stilistisch nicht festnageln<br />
lässt, sondern zwischen Rock, Pop, Country,<br />
Blues und Jazz variiert, die eine oder andere<br />
Cover-Version einstreut (“Me And Bobby<br />
McGee”, “Satisfaction”-Zitate in “The O<strong>the</strong>r<br />
Side Of The Mountain”), wird es auch nie<br />
langweilig. Was im Übrigen auch für seine<br />
zweite Sammlung von (durchaus obskuren)<br />
Balladen gilt – auf beiden CDs lohnt es sich,<br />
den teils recht nachdenklichen, auch mal<br />
aggressiveren Texten ein wenig mehr Beachtung<br />
zu schenken. Carey bestätigt jedenfalls<br />
den Wahrheitsgehalt der alten These, dass<br />
gute Songs auch oder erst recht dann funktionieren,<br />
wenn sie nur zu Akustikgitarre oder<br />
zum Klavier angestimmt werden.<br />
(Eigenvertrieb via www.<strong>to</strong>nycarey.com,<br />
18/73:22 + 17/74:30) pro<br />
PRIMAL FEAR<br />
UNBREAKABLE<br />
Mit dem s<strong>to</strong>lzen Titel UNBREAKABLE<br />
starten Primal Fear mit Album Nummer neun<br />
ins neue Jahr. Und in all den Jahren seit ihrer<br />
Gründung Ende der 80er hat sich die deutsche<br />
Band einen Ruf erspielt, den es zu verteidigen<br />
gilt. Eines vorneweg: Das gelingt Ralf Scheepers<br />
(voc), Magnus Karlsson (g), Matt Sinner<br />
(b, voc), Alex Beyrodt (g) und Randy Black<br />
(dr) eindrucksvoll. Nach einem kurzen Intro<br />
legen sie mit ihrem gewohnt druckvollem<br />
Power-Metal los, lassen Double-Bassdrum<br />
und heftige Riffgewitter ertönen, Shouter<br />
Ralf Scheepers zeigt einmal mehr seine<br />
Klasse. Und da Stagnation im schnelllebigen<br />
Rock’n’Roll Rückschritt bedeutet, haben sie<br />
auch den einen oder anderen Ausflug in verwandte<br />
Stile gewagt, wie beim Turbo-Metal-<br />
Heuler “And There Was Silence” oder beim<br />
über achtminütigen “When Angels Die”, bei<br />
dem sich Primal Fear auf ungewohntes Prog-<br />
Rock-Terrain begeben.<br />
(Frontiers Records/Soulfood,<br />
12/58:00) us<br />
RAMMSTEIN<br />
MADE IN GERMAY – DAS BESTE<br />
1995–2011<br />
Das Totenmasken-Cover täuscht – Rammstein<br />
sind quicklebendig, auch wenn sie<br />
sich ,nur’ per „Best Of” zu Gehör melden.<br />
Die Berliner Brachialrocker, eines der<br />
wenigen deutschen Musikaushängeschilder<br />
in den USA, machen mit dieser Retrospektive<br />
ihrer Neuen Deutschen Härte<br />
geballt deutlich, dass ihr Konzept, provokant<br />
mit Tabus jeglicher Art zu spielen,<br />
funktioniert und sich noch nicht überholt<br />
hat. Letztlich ist es egal, ob dies Sänger<br />
Till Lindemann in seinen Texten oder<br />
seine Mitmusiker auf ihren jeweiligen<br />
Instrumenten tun, mit denen sie ihren Industrial<br />
Rock (samt den Kontrasten zwischen<br />
Gitarrenbrettern und Synthies/laut<br />
und leise) hörbar machen. Die Special<br />
Edition bietet noch eine Remix-Scheibe,<br />
für deren 17 Beiträge u.a. die Pet Shop<br />
Boys, Devin Townsend, Faith No More,<br />
Westbam, Clawfinger, Laibach oder<br />
Scooter sorgten.<br />
(Vertigo/Universal, 16/65:21,<br />
17/80:29) pro<br />
ROGER CHAPMAN<br />
MAYBE THE LAST TIME – LIVE<br />
Ob es eine Drohung<br />
sein soll oder eine<br />
subtile Kaufaufforderung,<br />
die Roger<br />
Chapman mit dem<br />
Titel seiner neuen<br />
Live-CD zum Ausdruck<br />
bringen will? Egal, ob es das letzte<br />
Mal ist, dass er ein Album herausbringt<br />
(glaubt eh kaum einer, der den sangesbesessenen<br />
Engländer kennt) – man sollte<br />
sich den Mitschnitt von Chappos Auftritt<br />
beim Münchner Harley Festival 2011 zulegen,<br />
denn da waren er und seine Begleitband<br />
Shortlist (u.a. mit den Gitarristen<br />
Geoff Whitehorne und Steve Simpson<br />
sowie Keyboarder Paul Hirsh) bestens<br />
in Form. Zu hören gibt’s einen feurigbeseelten,<br />
kaleidoskopartigen Streifzug<br />
durch seine His<strong>to</strong>rie plus ein paar neuere<br />
Programmbestandteile wie den Titelsong.<br />
Und dass Chapman beim Singen nicht<br />
mehr meckert, sondern straight röhrt, vermisst<br />
der Rezensent auch nicht wirklich –<br />
die Stimmbänder vibrieren auch so noch<br />
prägnant genug.<br />
(Hypertension/Soulfood, 11/67:43) pro<br />
FOREIGNER<br />
DOUBLE VISION<br />
Mit ihrem zweiten Album aus dem Jahr<br />
1978 konnte die Band um Lou Gramm ihren<br />
Erfolgskurs fortsetzen. Der Riesenhit<br />
“Cold As Ice” lief noch in allen Radios,<br />
doch schon kam mit den beiden Songs<br />
“Hot Blooded” und “Double Vison” neues<br />
Hitmaterial in die Charts. Das unter anderem<br />
von Keith Olsen produzierte Album<br />
enthielt exakt den Mix aus harten Rockern<br />
und Balladen (“You’re All I Am”, “Back<br />
Where You Belong”), der den Hard-Rock-<br />
Fans und dem Mainstream-Publikum gefiel.<br />
Auch die Ausgewogenheit von Gitarren<br />
und für die damalige Zeit modernen<br />
Synthie-Klängen garantierten eine Spitzenposition<br />
im US-Rock. Die aktuelle<br />
Ausgabe erscheint im Rahmen der „Original<br />
Master Recording”, klingt bezüglich<br />
des Remasterings direkt und ehrlich und<br />
ist eindeutig den höhenreichen Ausgaben<br />
vorzuziehen.<br />
(Mobile Fidelity/Sieveking Sound,<br />
10/38:16) at<br />
Rock<br />
MANFRED MANN’S EARTH<br />
BAND<br />
40TH ANNIVERSARY BOX SET<br />
Beginnend mit dem Album MANFRED<br />
MANN’S EARTH BAND aus dem Jahr<br />
1972 liefert diese Jubiläumsbox zum 40.<br />
Geburtstag alle Alben, die Manfred Mann<br />
zusammen mit der Earth Band aufgenommen<br />
hat. Mit CRIMINAL TANGO<br />
ist auch die 1986er Zusammenarbeit mit<br />
Chris Thompson enthalten, ebenso wie das<br />
Mann-Solowerk PLAINS MUSIC aus dem<br />
Jahr 1992. Dazu gibt es noch zwei bisher<br />
unveröffentlichte CDs: die Reste-Sammlung<br />
LEFTOVERS sowie der nagelneue<br />
Konzertmitschnitt LIVE IN ERSINGEN<br />
2011. Verpackt sind die einzelnen Silberlinge<br />
in Pappschuber, die auf der Vorderseite<br />
im LP-Outfit gestaltet sind, die Rückseite<br />
ist einheitlich schwarz/weiß mit den<br />
enthaltenen Titeln bedruckt – Booklets mit<br />
Aufnahme-Infos, Besetzungen oder gar die<br />
Bonus-Tracks der remasterten Ausgaben:<br />
Fehlanzeige. Dafür gibt es in einem Extra-<br />
Heftchen (in englischer Sprache) zahlreiche<br />
Geschichten rund um die Alben, Rezensionsabdrucke<br />
und O-Töne der Musiker, ein<br />
Hardcover-Büchlein mit Kurzgeschichten<br />
Manfred Manns (“Thoughts & Reminiscences”)<br />
sowie ein auffaltbares, großformatiges<br />
Poster, auf dessen Rückseite man dann<br />
die fehlenden Booklet-Infos findet. Das<br />
große Plus dieser Box ist schlicht und einfach<br />
ihre musikalische Qualität. Denn nicht<br />
umsonst ist Manfred Mann’s Earth Band im<br />
Laufe der letzten 40 Jahre zu einer Institution<br />
geworden, hat ihre Musik einen festen<br />
Platz in der Rockgeschichte erobert. Schon<br />
auf dem selbst betitelten Debüt war Manns<br />
Fähigkeit zur Umsetzung hochklassiger<br />
Cover-Versionen erkennbar, Randy Newmanns<br />
“Living Without You” und Bob Dylanys<br />
“Please Mrs. Henry” sind exzellente<br />
Beispiele hierfür. Besonders der 1973 auf<br />
SOLAR FIRE veröffentlichte Dylan-Song<br />
“Fa<strong>the</strong>r Of Day, Fa<strong>the</strong>r Of Night” zeigt<br />
eindrucksvoll, zu welch ausuferndem Songmonster<br />
ein skizzenhaftes und kurzes Original<br />
anwachsen kann. Legendär auch die<br />
beiden Springsteen-Covers “Spirits In The<br />
Night” und “Blinded By The Light”, mit denen<br />
die beiden aufeinanderfolgenden Alben<br />
NIGHTINGALES & BOMBERS (1975)<br />
und ROARING SILENCE (1976) eröffnet<br />
wurden. Wer sich ein Bild von Manns eigenen<br />
Kompositionskünsten machen möchte,<br />
dem sei “Fritz The Blank” vom 1980er<br />
Album CHANCE empfohlen, oder das drei<br />
Jahre später veröffentlichte SOMEWHERE<br />
IN AFRIKA oder “Earth Hymn (Part 2)”<br />
von THE GOOD EARTH (1974). Man<br />
Seite 40 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
sollte sich die nötige Zeit nehmen und sich<br />
genüsslich durch 40 Jahre Manfred Mann’s<br />
Earth Band zu hören.<br />
(Creature/Rough Trade, 21 CDs) us<br />
THE WHO<br />
QUADROPHENIA –<br />
SUPER DELUXE EDITION<br />
fenen Fragen eines Jugendlichen an der<br />
Schwelle zur Erwachsenenwelt. Bei solch<br />
tiefen Inhalten war der Erfolg der 1973<br />
veröffentlichten Doppel-LP umso überraschender.<br />
1979 wurde das Ganze dann auch<br />
noch verfilmt, „Quadrophenia” wurde zu<br />
einem gelungenen Generationenportrait der<br />
britischen Jugend in den 60er Jahren. Für<br />
die Super-Deluxe-Ausgabe des Albums hat<br />
Pete Townshend die Originalbänder jetzt<br />
noch einmal „produced, authorised and<br />
overseen”, die beiden CDs firmieren somit<br />
unter dem Gütesiegel „Direc<strong>to</strong>r’s Cut”,<br />
bieten nichts anderes als das ursprüngliche<br />
Material – neu und wirklich hervorragend<br />
remastert. Auf weiteren zwei CDs dann<br />
insgesamt 25 Demostücke aus Townshends<br />
Studio-Archiv, die zwar die Handlung verbunden<br />
hätten, aber musikalisch nicht so<br />
zwingend waren, dass sie es auf das Original-Album<br />
geschafft haben. Dennoch eröffnet<br />
sich ein interessanter Einblick, dennoch<br />
kann man erahnen, wie schwierig es war,<br />
QUADROPHENIA so zu straffen, dass der<br />
Hörer (vier LP-Seiten lang!) bei der Sache<br />
bleibt und keine Langeweile entsteht. Für<br />
Surround-Freunde gibt es acht ausgewählte<br />
Tracks auf einer DVD, die exklusiv für diese<br />
Edition im 5.1-Surround-Mix aufbereitet<br />
wurden. Ein 100-seitiges Hardcoverbuch, in<br />
dem Pete Townshend ausführlich die Motive<br />
seiner Arbeit erklärt und in dem er sich in die<br />
Zeit zurückversetzt, in der dieses Album entstand,<br />
ist anstrengende, aber lohnenswerte<br />
Lektüre. Dazu natürlich ein riesiger Berg an<br />
bisher unveröffentlichten Fo<strong>to</strong>grafien, handgeschriebener<br />
Texte und Notizen, ein Poster<br />
QUADROPHENIA, das war ein ehrgeiziges<br />
Projekt, das Pete Townshend zunächst nur<br />
solo vorantrieb, erst die finalen Aufnahmen<br />
fanden 1972 in den Londoner Olympic Studios<br />
zusammen mit Roger Daltrey, John<br />
Entwistle und Keith Moon statt. Auch die<br />
Geschichte, die The Who in dieser Rockoper<br />
erzählen, ist alles andere als eindimensional.<br />
Man muss sich schon eingehender mit<br />
dem Libret<strong>to</strong> befassen, um dem Erwachsenwerden<br />
des 19-jährigen Jimmy aus der<br />
britischen Arbeiterklasse folgen zu können.<br />
Aus der Ich-Perspektive widmen sich die<br />
einzelnen Songs den Selbstzweifeln, den<br />
Frustrationen, Leid und Freud eines Mods<br />
oder schlicht und einfach den bohrend ofsowie<br />
Abbildungen von Erinnerungsstücken<br />
aus dieser Periode. Bestens in dieses Umfeld<br />
passt auch die Replika-7”-Single von<br />
“5.15”/”Water”. Alles in allem eine Super<br />
Deluxe Edition, die ihrem Namen gerecht<br />
wird und ein Album würdigt, wie es nur wenige<br />
in der Rockgeschichte gibt.<br />
(Polydor/Universal, 4 CDs,<br />
Audio-DVD + 7” Single)<br />
tk<br />
Jack BRUCE & ROBIN<br />
TROWER<br />
SEVEN MOONS<br />
Mit 2008 frischten der<br />
singende Bassist Jack<br />
Bruce und Gitarrist/<br />
Gelegenheitsvokalist<br />
Robin Trower ihre<br />
Zusammenarbeit (u.a.<br />
bei BLT mit Drummer<br />
Bill Lordan) auf und nahmen gemeinsam<br />
SEVEN MOONS auf – ein Album, das durch<br />
den Geist von Jimi Hendrix geprägt war und<br />
bei dem der vielseitige Drummer Gary Husband<br />
wichtige Beiträge lieferte. Doch es sind<br />
die musikalischen Markenzeichen der beiden<br />
Protagonisten, die sämtliche Songs prägen<br />
und sich dabei ergänzen, vor allem was das<br />
Zusammenspiel von Stimme und Gitarre angeht.<br />
Es rockt, groovt und bluest kraftvoll. Da<br />
ist immer noch zu spüren, dass drei Meister<br />
mit richtig viel Spielfreude am Werke waren.<br />
Reper<strong>to</strong>ire hat die Scheibe für seine Neuauflage<br />
hörbar gelungen remastern lassen und mit<br />
einem informativen zwölfsaitigen Booklet<br />
(Au<strong>to</strong>r: Chris Welch) angereichert.<br />
(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 11/48:15) pro<br />
Rock<br />
STEVIE RAY VAUGHAN<br />
IN STEP<br />
Über 20 Jahre nach seinem Tod stehen die<br />
Alben Stevie Ray Vaughans in der Hörergunst<br />
immer noch weit oben. Obwohl er mit<br />
seinem fünften Album in den Achtzigern<br />
nicht mehr den unglaublich hohen Energiepegel<br />
vorhergehender Veröffentlichungen<br />
hält, können der texanische Gitarrist und seine<br />
Band Double Trouble <strong>to</strong>llen Blues-Rock<br />
mit einem Schuss Boogie garantieren. Ein<br />
mitreißendes Instrumental, bei dem alle Musiker<br />
glänzen (“Travis Walk”), eine Nummer<br />
mit leichten Jazzeinsprengseln (“Wall Of<br />
Denial”), eine hauchzarte Komposition, die<br />
an sein Meisterwerk “Lenny” erinnert (“Riviera<br />
Paradise”) und natürlich die treibenden<br />
Tracks wie zum Beispiel “The House Is Rockin’”<br />
stehen für Vielfalt und ein Beharren<br />
auf dem eigenen Stil. Besonders das erdige<br />
Remastering lässt das Album kompakter und<br />
ausgewogener klingen als zuvor.<br />
(Mobile Fidelity/Sieveking Sound,<br />
10/41:13) at<br />
BAP<br />
VOLLES PROGRAMM<br />
Nach dem Schock<br />
über Wolfgang<br />
Niedeckens<br />
Schlaganfall freut<br />
man sich jetzt<br />
darüber, dass der<br />
Bap-Frontmann<br />
wieder auf dem Weg zurück auf die Showbühne<br />
ist. Eine prall gefüllte Live-Box hilft dabei,<br />
die Wartezeit bis zur kommenden Tour zu ver-<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 41
CD<br />
REVIEWS<br />
kürzen. Auf CD1 – Untertitel „Das Bapfest”<br />
– hört man die Kölner Band bei einem Heimspiel<br />
im Mai 2011 auf dem Roncalliplatz. Zusammen<br />
mit der WDR Big Band wurden vornehmlich<br />
neuere Titel gespielt, als Bonus gibt<br />
es noch den “Redemption Song” zusammen<br />
mit Gentleman als Studioversion sowie einen<br />
Soundcheck mit Bruce Springsteens “Hungry<br />
Heart”. Auf CD2 – „Die Klassiker” – spielten<br />
sich Bap im August 2011 einmal quer durch<br />
ihr klassisches Reper<strong>to</strong>ire, von “Jupp” über<br />
“Stell dir vüür” bis zu “Noh Gulu”. Die DVD<br />
zeigt dann den Stapellauf ihres aktuellen Albums<br />
HALV SU WILD vom März letzten<br />
Jahres – der gleichzeitig die Geburtstagsparty<br />
zu Wolfgang Niedeckens Sechzigstem<br />
war. Neue Songs gemischt mit alten Cover-<br />
Klassikern (“All The Young Dudes”, “Sunny<br />
Afternoon”), Black-Fööss-Erinnerungen (“En<br />
unserem Veedel” mit Tommy Engel, Bömmel<br />
Lückerath und Erry S<strong>to</strong>klosa), dazu noch<br />
Gäste wie Gentleman und Thorsten Wingenfelder<br />
(Fury In The Slaughterhouse) – ein einzigartiges<br />
Konzert!<br />
(Travelling Tunes/EMI,<br />
12/75:37, 15/73:38, DVD 140 Min.) us<br />
WISHBONE ASH<br />
ELEGANT STEALTH<br />
Aktuell wetteifern<br />
zwei Wishbone-Ash-<br />
Nachfolgebands um<br />
die Gunst der Fans,<br />
neben Martin Turner<br />
führt auch Gitarrist<br />
Andy Powell die<br />
ruhmreiche Geschichte der britischen Band<br />
fort. Dabei ist Powell einen Tick näher am<br />
Original, was darauf zurückzuführen ist,<br />
dass er mit dem finnischen Gitarristen Muddy<br />
Manninen eine unglaublich gute, zweite<br />
Leadgitarre am Start hat – und die braucht<br />
man für den charakteristischen Twin-Guitar-<br />
Sound. Bassist Bob Skeat (seit 14 Jahren bei<br />
Wishbone Ash) und der neue Schlagzeuger<br />
Joe Crabtree (Pendragon, David Cross)<br />
sorgen für ein stabiles Fundament, auf der<br />
Powell und Manninen ihre Solotürme aufschichten.<br />
Mit kraftvoll melodischem Rock<br />
könnte ELEGANT STEALTH auch mitten<br />
in den 70er Jahren entstanden sein, führt somit<br />
die Wishbone-Ash-Tradition würdig fort.<br />
(Golden Core/Zyx, 11/66:00) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
TUCSON SONGS – EXCITING<br />
NEW SOUNDS FROM SOU-<br />
THERN ARIZONA<br />
Tucson, Arizona, gehört zweifelsfrei zu den<br />
„geheimen” Kreativzentren des US-Rock.<br />
Rock ist aber nur das Fundament – Blues,<br />
Folk und Country sowie, bedingt durch die<br />
Grenznähe, mexikanische Einflüsse schwirren<br />
ebenfalls permanent herum. An fleißig mixenden<br />
Talenten aller Art – von recht geradlinig<br />
bis herrlich schrullig – besteht also kein<br />
Mangel. Hiervon berichtet dieses vorzügliche<br />
Album. Amy Rude & Heartbeast bringen fantasievollen<br />
Power-Pop (“Stump Of Love”),<br />
und Andrew Collberg rockt lässig (“Plastic<br />
Bows”). Frisch-folkig geht es bei Courtney<br />
Marie Andrews (“It’s Okay, I Understand”)<br />
und kratzig-folkig bei J. Daniel Twelker<br />
(“Come Ride With Me”) zu. Bärenhaft bluesig,<br />
mit Anklängen an Captain Beefheart arbeitet<br />
Gabriel Sullivan (“Me And The Dog”).<br />
Sergio Mendozas “Mambo Mexicano” ist<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
WILD@HEART<br />
Uwe Lerch schrieb in den 80ern für das Metal-Magazin<br />
„Crash”, führte anschließend<br />
die „Kuschelrock”-Serie zum Riesenerfolg<br />
und arbeitet heute für den Fernsehsender<br />
i<strong>Music</strong>, wo er seiner alten Liebe AOR/Menatürlich<br />
reine Latino-Tanzmusik. Und die<br />
Country-Liebhaber kommen bei “The Rust,<br />
The Knife” (Gabriel Sullivan & Taraf De<br />
Tucson) und “Miss Me” (Bread And Circus)<br />
dank eines schönen „Ghostriders-Feeling” auf<br />
ihre Kosten, während die Fans gekonnt-halbschmalziger<br />
Klänge von Brian Lopez und “El<br />
Pajaro Y El Ciervo” begeistert sein dürften.<br />
Mit Giant Sand und Calexico sind nur zwei<br />
prominente Bands am Start, und auch sie liefern<br />
beste Musik-Feinkost. Keine Frage: Solche<br />
Sampler sollte es viel mehr geben!<br />
(Le Pop Musik/Groove Attack,<br />
18/75:03) hjg<br />
GARY WRIGHT<br />
DREAM WEAVER<br />
Für Fans von Spooky Tooth lag das 75er<br />
Album von Gary Wright meilenweit vom<br />
Sound ihrer Lieblingsband entfernt, da so<br />
gut wie keine Blueseinflüsse mehr zu hören<br />
waren. Die von Warner veröffentlichte Platte<br />
klang sehr amerikanisch mit eindeutiger<br />
Hinwendung zum Mainstream. Doch im Gegensatz<br />
zu vielen anderen Produktionen des<br />
Jahres vermittelt DREAM WEAVER einen<br />
lebendigen, organischen Sound, der nicht<br />
zuletzt durch den Drummer Jim Keltner angeschoben<br />
wurde. Rock mit leichtem Funk-<br />
Touch (“Love Is Alive”, “Can’t Find The<br />
Judge”), eine Ballade, bei der die Melodien<br />
zu leichtgewichtig wirken (“Made To Love<br />
You”), treibender Mainstream-Rock (“Power<br />
Of Love”) und der Titeltrack, der mit viel<br />
Doobie-Bro<strong>the</strong>rs-Flair umgesetzt wird, können<br />
insgesamt punkten, da Wright bei seinen<br />
Stücken immer noch auf Ecken und Kanten<br />
achtete. Die Edition erscheint in einer limitierten,<br />
nummerierten 24 KT-Gold-CD.<br />
(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />
10/40:49) at<br />
STEVIE RAY VAUGHAN<br />
THE SKY IS CRYING<br />
Ein Jahr nach seinem<br />
Tod erschien eine<br />
Compilation diverser<br />
Tracks, die von Jimmie<br />
Vaughan, dem<br />
Bruder Stevie Rays,<br />
zusammengestellt<br />
wurde. Viele vermuteten hier eine Aktion,<br />
um mal wieder Profit aus dem Ableben eines<br />
Musikers zu schlagen, doch diese Kritiker<br />
wurden beim Hören des Albums eines Besseren<br />
belehrt, denn es klingt wie eine reguläre<br />
Studioplatte und enthält keinen überflüssigen<br />
Track. Eine gefühlvolle Verbeugung vor<br />
seinem Lehrmeister Jimi Hendrix ( “Little<br />
Wing”), typischer SRV-Shuffle (“Close<br />
To You”), eine Nummer mit coolen Wes-<br />
Montgomery-Licks (“Chitlins Con Carne”)<br />
und eine Cover-Version (“Wham”) gehören<br />
neben gefühlvollem Slow Blues zu den besten<br />
Nummern. Ein würdiger Tribut, der dem<br />
Werk des Musikers gerecht wird.<br />
(Mobile Fidelity/Sieveking Sound,<br />
10/38:51) at<br />
ROyaL HUNT<br />
SHOW ME HOW TO LIVE<br />
Melodisch, progressiv, mit neo-klassisch<br />
symphonischem Flair – so haben die skandinavischen<br />
Rocker Royal Hunter mal ihre<br />
Musik selbst beschrieben und damit den<br />
Nagel auf den Kopf getroffen. Mit D.C.<br />
Cooper ist ihr Stammsänger für SHOW<br />
ME HOW TO LIVE zurückgekehrt und<br />
tönt in altbewährt kraftvoller Manier, was<br />
dem Sound der in den 90er Jahren recht<br />
erfolgreichen Truppe gut getan hat. Die<br />
Keyboards tönen dominant wie früher,<br />
ohne die melodischen Gitarrenläufe völlig<br />
zu erdrücken. Dazu kommen häufiger mal<br />
Streicher, so dass der typische Royal-Hunt-<br />
Bombastsound aus den Boxen schallt. Doch<br />
dann kommt das große Aber: In Sachen<br />
Songwriting waren die Skandinavier schon<br />
mal einfallsreicher und origineller, es haben<br />
sich zu viele Füller eingeschlichen, als dass<br />
man in Jubelstürme ausbrechen würde. Ein<br />
paar Wünsche bleiben leider offen …<br />
(Frontiers/Soulfood, 7/43:53) pro<br />
RUSTY ANDERSON<br />
UNTIL WE MEET AGAIN<br />
Natürlich ist nicht zu überhören, dass Rusty<br />
Anderson seit über zehn Jahren in der Band<br />
von Paul McCartney spielt, ebensowenig,<br />
dass er seit ewigen Zeiten Beatles-Fan ist.<br />
Deren Einflüsse haben einen kräftigen Niederschlag<br />
in seinen eigenen Songs gefunden.<br />
Doch auf UNTIL WE MEET AGAIN<br />
hat der auch als Sessiongitarrist sehr gefragte<br />
Sänger und Songschmied noch deutlich<br />
mehr zu bieten: Klassische Einflüsse<br />
(Bach) vermengt er mit <strong>Led</strong>-<strong>Zeppelin</strong>-verwandtem<br />
Gitarrenspiel, die Shadows sind<br />
ebenso herauszuhören wie Surf-Anklänge,<br />
unterlegt auch mal Reggae-Rhythmen – alles<br />
vereint Anderson in recht gelungenen<br />
Songs, die sein Werk zu einem überaus vergnüglichen,<br />
weil abwechslungsreichen Gesam<strong>to</strong>pus<br />
machen. Ganz zu schweigen von<br />
den gitarristischen Finessen, die der Mann<br />
zu bieten hat. Diese Scheibe wird noch in<br />
einigen Jahrespolls auftauchen.<br />
(Hypertension/Soulfood, 12/51:31) pro<br />
CROSBY, STILLS & NASH<br />
CROSBY, STILLS & NASH<br />
Mit ihrem Debüt<br />
erschuf die Supergroup<br />
Crosby,<br />
Stills & Nash ein<br />
Werk, an dem sich<br />
zahlreiche Singer/<br />
Songwriter der<br />
nächsten Dekaden orientieren sollten und<br />
das bis heute einen uneingeschränkt guten<br />
Ruf besitzt. Gefühlvoll ineinander verzahnte<br />
Gitarren, ein perfekter Satzgesang und<br />
Songs, die durch Tiefe und Ideenreichtum<br />
überzeugen – was will man mehr? Das verwunschene,<br />
zarte “Guinevere”, mit “Suite:<br />
Judy Blue Eyes” ein Klassiker des Genres,<br />
eine melancholische Nummer (“Helplessly<br />
Hoping”), eine Hymne der Hippie-Kultur<br />
(“Marrakesh Express”) und das auf E-Gitarren<br />
basierende “Long Time Gone” überzeugen<br />
auf der ganzen Länge. Empfehlung!<br />
Durch das Remastering entstand ein transparenter<br />
Raumklang, der speziell auf High-<br />
End-Anlagen gut wahrnehmbar ist.<br />
(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />
10/40:49) at<br />
Rock<br />
lodic Metal frönen kann. Mit dem Sampler<br />
WILD@HEART hat er nun ein Genre-Phänomen<br />
zu neuem Leben erweckt, das unter<br />
dem Mot<strong>to</strong> „In jedem harten Rocker wohnt<br />
auch ein weiches Herz” vor bald drei Dekaden<br />
seine Blüte erlebte. Für „The Return Of<br />
Metal Ballads” (Untertitel) hat er nicht (nur)<br />
die üblichen verdächtigen Songs der hier<br />
vertretenen Acts gewählt, sondern (auch)<br />
eher Unbekanntes. Und so kann man manche<br />
(Wieder-)Entdeckung machen, wenn<br />
die Scorpions, Whitesnake, Def Leppard,<br />
Mr. Big, Europe, Gotthard, Night Ranger,<br />
Journey, Doro, Foreigner, Winger, Y&T oder<br />
Bonfire, aber auch Acts der zweiten Reihe<br />
wie Treat, Nelson, Giant, Tesla, Axel Rudi<br />
Pell, Scheepers, U.D.O., Michael Kiske oder<br />
Tony Harnell sowie jüngere Akteure wie<br />
Hardcore Superstar, Avantasia oder Edguy<br />
sanfte Töne nicht nur für die „Ü40”-Generation<br />
anschlagen – und das sind längst nicht<br />
alle Acts, die zu hören sind.<br />
(i<strong>Music</strong>/Intergroove, 18/79:10,<br />
16/79:35) pro<br />
RICH HOPKINS<br />
BURIED TREASURES<br />
Es sind wahrhaft<br />
Schätze, die der<br />
multi-aktive Wüstenrocker<br />
Rich<br />
Hopkins (Sand<br />
Rubies, Sidewinders)<br />
diesmal mit<br />
seinen Luminarios ausgegraben hat. Er<br />
kreuzt Americana mit beinharten, reichlich<br />
verzerrten Gitarrenbrettern (der Feedbackverliebte<br />
Neil Young lässt grüßen!); in den<br />
meist mit Partnerin Lisa Novak verfassten<br />
Songs erzählt der Mann aus Tucson, Arizona,<br />
wieder Alltagsgeschichten von den<br />
Schattenseiten des Lebens, schildert Typen,<br />
die in gesellschaftlichen Randbereichen<br />
darben – unterlegt mit eher derben, garagenrockig<br />
anmutenden Sounds. Hopkins<br />
<strong>to</strong>bt sich in langen Jams gitarristisch aus<br />
und verliert dabei doch nie den Songfaden<br />
aus dem Blick (in “Alycia Perez” auch auf<br />
Spanisch). BURIED TREASURES ist ein<br />
höchst gelungenes, in sich geschlossenes<br />
Gesamtwerk mit durchweg überzeugenden<br />
Songschätzen.<br />
(Blue Rose/Soulfood, 13/58:19) pro<br />
CARLOS SANTANA/<br />
MAHAVISHNU JOHN<br />
McLAUGHLIN<br />
LOVE DEVOTION SURRENDER<br />
Carlos Santanas spirituelle Ausflüge wirken<br />
für Außenstehende manchmal ein<br />
wenig aufgesetzt und plakativ, da er sie<br />
scheinbar immer seinem Publikum mitteilen<br />
musste. Bei einem Album wie SPIRITS<br />
DANCING IN THE FLESH (1990) misslang<br />
dieser Versuch der Beeinflussung,<br />
anders verhält es sich bei LOVE DEVO-<br />
TION SURRENDER. Während der Zeit<br />
als Schüler von Sri Chinmoy knüpfte er<br />
Freundschaft zu John McLaughlin, der<br />
auch schon damals einen über alle Zweifel<br />
erhabenen Ruf hatte. Zusammen mit unter<br />
anderem Jan Hammer, Mike Shrieve, Billy<br />
Cobham und Larry Young (nennt sich<br />
hier Khalid Yasin) kreierten die beiden<br />
ein Album, auf dem sie ihre Stile auf der<br />
Grundlage des Latinrock angenehm verknüpften.<br />
Besonders das über 15-minütige<br />
Seite 42 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Rock Classics:<br />
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Ozzyzy<br />
z Osbourne<br />
Ritchie Blackmore<br />
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CD<br />
REVIEWS<br />
“Let Us Go In<strong>to</strong> The House Of The<br />
Lord” bietet den Musikern reichlich<br />
Freiraum für die harmonischen Improvisationen,<br />
die beim Opener “A<br />
Love Supreme” allerdings zu extrem<br />
klingen. Musikalisch einwandfrei,<br />
gehört die Platte zu den Alben, die<br />
eindeutig mehr Geduld erfordern als<br />
um Beispiel ABRAXAS oder CARA-<br />
VANSERAI.<br />
(Mobile Fidelity/Sieveking<br />
Sound, 5/38:59)<br />
at<br />
Jack STARR’S<br />
BURNING STARR<br />
LAND OF THE DEAD<br />
1981 gründete<br />
der Gitarrist<br />
Jack Starr gemeinsam<br />
mit<br />
Sänger David<br />
DeFeis die<br />
True-Metal-<br />
Band Virgin Steele, der er aber bereits<br />
nach zwei Platten den Rücken kehrte,<br />
um sich selbstständig zu machen und<br />
Burning Starr zu starten. Diese Combo<br />
löste er 1989 schon wieder auf,<br />
brachte sie 2009 aber wieder an den<br />
Start. LAND OF THE DEAD ist das<br />
zweite Album nach dem Neuanfang<br />
mit dem Sänger Todd Michael Hall,<br />
der über ein beachtliches Vokalvolumen<br />
verfügt. Einmal mehr überzeugt<br />
Starr mit seiner geradlinig-melodischen<br />
Gitarrenarbeit, die er in den<br />
Dienst der über weite Strecken recht<br />
ordentlich ausgefallenen Songs stellt.<br />
Anspieltipps: neben dem flotten Titelsong<br />
das orientalisch angehauchte<br />
“Sands Of Time”, die straight abgehende<br />
Metalnummer “On The Wings<br />
Of The Night” und die Ballade<br />
“Daughter Of Darkness”.<br />
(Limb <strong>Music</strong>/Soulfood,<br />
11/60:38) pro<br />
MÖTLEY CRÜE<br />
GREATEST HITS<br />
Zum 30-jährigen Bandjubiläum gehört<br />
eine Werkschau. Und neben<br />
der Tatsache, dass das L.A.-Quartett<br />
Mötley Crüe erstaunlich viele Skandale<br />
und personelle Probleme nahezu<br />
unbeschadet überstand, sind es<br />
einige seiner Songs durchaus wert,<br />
wieder zu Gehör gebracht zu werden.<br />
Schließlich waren Vince Neil,<br />
Nikki Sixx, Mick Mars und Tommy<br />
Lee Anfang der Eighties eine der<br />
besseren unter den vielen Hairspray/<br />
Glam-Metal-Bands, lieferten auch<br />
Substanzielles. Man denke nur an das<br />
bluesrockige “Smokin’ In The Boys<br />
Room”, an “Home Sweet Home”,<br />
die hymnischen Stadionrocker “Wild<br />
Side” und “Girls Girls Girls” oder<br />
ihren Erfolgskracher “Dr. Feelgood”.<br />
Die Nummern sind wie auf den vorherigen<br />
Compilations zu hören. Neu<br />
sind diesmal nur “Saints Of Los<br />
Angeles” (Titelsong des 2008er Albums)<br />
und ein Remix von “The Animal<br />
In Me” (2008). Wer ältere Werkschauen<br />
hat, kann es im Grunde bei<br />
denen belassen.<br />
(EMI, 19/ 78:55)<br />
pro<br />
J. R. BLACKMORE &<br />
FRIENDS<br />
VOICES<br />
Hier sind einige starke Stimmen zu<br />
hören: Da wären die Vocals von Michael<br />
Bormann (Jaded Heart/Bonfire),<br />
Oliver Hartman und David Esser. Vor<br />
allem ist da aber die Gitarrenstimme<br />
von Jürgen Richard Blackmore,<br />
die einen stellenweise in Hörfreude<br />
schwelgen lässt. Er sieht nicht nur<br />
wie sein Erzeuger aus, sondern erinnert<br />
auch mit seinem Spiel oft an ihn.<br />
Was naheliegt, da Blackmore jr. melodischen<br />
Hard Rock anstimmt, der<br />
zwischendurch auch an Rainbow erinnert,<br />
dabei aber in jedem Augenblick<br />
auf eigenen musikalischen Beinen<br />
steht und abwechslungsreich daherkommt:<br />
Metal-Elemente tauchen auf<br />
wie auch kurze orientalische Assoziationen<br />
oder klassische Anleihen. Dazu<br />
verfasste der deutsche Blackmore<br />
meist überdurchschnittliche Songs,<br />
die ins Ohr gehen – deren Präsentation<br />
sichert ihm einen eigenen Platz<br />
außerhalb des väterlichen Schattens.<br />
(JR Blackmore Records,<br />
11/64:50) pro<br />
DOORS<br />
L.A. WOMAN – 40TH ANNI-<br />
VERSARY<br />
Mit L.A. WO-<br />
MAN erschien<br />
im April 1971<br />
das sechste Album<br />
der Doors,<br />
das letzte vor<br />
Jim Morrisons<br />
Tod im Juli des gleichen Jahres.<br />
Nach dem Abschied ihres Stammproduzenten<br />
Paul Rothchild – der<br />
“Riders On The S<strong>to</strong>rm” verächtlich<br />
als “Cocktail-Musik” bezeichnete –<br />
nahm die Band die Verantwortung für<br />
die Aufnahmen in die eigenen Hände<br />
und ging mit ihren neuen Songs einen<br />
gewaltigen Schritt in Richtung Blues.<br />
Bis auf Ray Manzareks Keyboardparts<br />
wurde alles live eingespielt, was<br />
die düstere Blues-Rockatmosphäre<br />
noch verstärkte. Besonders die zweite<br />
CD dieser Geburtstagsausgabe mit<br />
zahlreichen alternativen (= wesentlich<br />
raueren) Versionen beweist eindrucksvoll,<br />
wie gut die Doors damals<br />
waren. Man vergleiche nur Morrisons<br />
Gesang auf der alternativen Version<br />
von “L.A. Woman” mit dem, der dann<br />
auf der Original-LP landete. Top-Album,<br />
Top-Zugabe – so dürfen, nein,<br />
so müssen runde Geburtstage gefeiert<br />
werden!<br />
(Rhino/Warner, 12/53:21,<br />
9/51:23) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
CHIMES OF FREEDOM: THE<br />
SONGS OF BOB DYLAN<br />
Zwei gewichtige Institutionen, die die<br />
letzten 50 Jahre auf ihre ganz eigene<br />
Art und Weise beeinflusst haben,<br />
werden mit dieser 4-CD-Box geehrt.<br />
Zum einen die Menschenrechts-Organisation<br />
Amnesty International, zum<br />
anderen Bob Dylan. Bei der Auswahl<br />
Rock<br />
von Jeff Ayeroff und Julie Yannatta,<br />
die auch schon für die letzte Amnesty-Benefiz-CD<br />
(INSTANT KARMA,<br />
für die Darfur-Hilfe) verantwortlich<br />
waren, haben alle Künstler, Sessionmusiker,<br />
Arrangeure, Produzenten<br />
und Studios auf ihre Gagen verzichtet,<br />
um mit den Einnahmen von<br />
CHIMES OF FREEDOM die Hilfsorganisation<br />
zu unterstützen. Die Liste<br />
der beteiligten Künstler liest sich wie<br />
das „Who is who” der internationalen<br />
Rock- und Popszene, reicht von Patti<br />
Smith (“Drifter’s Escpae”) über Mark<br />
Knopfler (“Restless Farewell”) und<br />
Joan Baez (“Seven Curses”) bis zu<br />
Adele (“Make You Feel My Love”).<br />
Klasse Sache, so zu helfen, vor allem<br />
wenn es dafür so gute Musik gibt.<br />
(Fontana/Universal, 4 CDs) us<br />
RADIO MOSCOW<br />
THE GREAT ESCAPE OF<br />
LESLIE MAGNAFUZZ<br />
Nicht die schlechteste Idee, ein<br />
Garagentrio aufgrund der Liebe zu<br />
den NUGGETS-Boxen zu gründen,<br />
auch wenn man erst Garbage Composal<br />
heißt und aus Iowa stammt.<br />
Wenn man dann noch die Hilfe der<br />
Black Keys bekommt – auf ihrem<br />
dritten Album klingen Parker Griggs<br />
(g, voc, harmonica) Serena Anderson<br />
(b) wie eine Mischung aus der<br />
Hendrix Experience, Blue Cheer<br />
und früher Climax Blues Band:<br />
(un)schön dreckig abgemischt samt<br />
scheppernder Snare und Wooferfressendem<br />
Bass, mit tausend E-<br />
Gitarren-Sounds mit Psychedelia<br />
und Breaks-Overkill satt. Ideen<br />
sprudeln nur so, kein Track bewegt<br />
bei Laufzeiten zwischen drei und<br />
knapp sechs Minuten zum Skippen.<br />
Eine Truppe, um Fillmore East und<br />
West wieder zu eröffnen. Einziges<br />
Manko ist das Cover: völlig ohne Infos,<br />
nicht mal Songtitel, nur schöne<br />
LSD-Malerei. Die Klänge versöhnen,<br />
allererste Wahl.<br />
(Alive/Natural Sound, 12/50:34) utw<br />
UFO<br />
SEVEN DEADLY<br />
Auf alten Lorbeeren<br />
will<br />
sich Sänger<br />
Phil Mogg<br />
mit UFO nicht<br />
ausruhen. Was<br />
er mit SEVEN<br />
DEADLY eindrucksvoll belegt. Mit<br />
dem Gitarristen Vinnie Moore hat<br />
er seit einigen Jahren wieder einen<br />
kongenialen Partner an der Seite, der<br />
zwar nicht so melodiös zaubert wie<br />
Michael Schenker, aber satte Riffs<br />
bestens drauf hat. Und so startet das<br />
Album mit “Fight Night” in bekannter<br />
und doch variierter UFO-Manier<br />
– bluesgetränkter britischer Hard<br />
Rock ist angesagt. Kreativität und<br />
Geschichtsbewusstsein zeigen “Wonderland”<br />
mit Anspielungen auf frühe<br />
UFO-Tage, aber auch die hart ausgefallenen<br />
“Burn Your House Down”<br />
und “Going Down To Mojo<strong>to</strong>wn”.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 43<br />
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#1 AC/DC, #2 RAMONES,<br />
#3 METALLICA,<br />
#4 LED ZEPPELLIN & DEEP PURPLE &<br />
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GRUNGE<br />
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SOUNDGARDEN & Co.
CD<br />
REVIEWS<br />
Dass es der in Hochform singende Mogg,<br />
Moore sowie die altgedienten Mitstreiter<br />
Andy Parker und Paul Raymond auch gefühliger<br />
können, zeigen sie mehrfach am<br />
Ende des gelungenen Albums. Stark.<br />
(SPV, 10/47:04)<br />
pro<br />
FRÖHLING & SCHICKE<br />
METAMORPHOSEN<br />
Schicke, Führs &<br />
Fröhling (SFF) gehörten<br />
in den 70er<br />
Jahren zu den kreativsten<br />
deutschen<br />
Krautrock-Akteuren,<br />
die Prog-,<br />
Jazz- und symphonischen Rock unter einen<br />
Hut brachten. Das Trio verabschiedete sich<br />
1978, und nach dem Tod von Organist Gerd<br />
Führs 1992 schien das Kapitel für immer<br />
geschlossen. Umso mehr überraschte kurz<br />
vor Ende vergangenen Jahres das neue Album<br />
METAMARPHOSEN von (Heinz)<br />
Fröhling & (Eduard) Schicke. Die beiden<br />
haben Texte des Schriftstellers Klaus Modick<br />
meist elegisch ver<strong>to</strong>nt, und Fröhling<br />
sang erstmals (auf Deutsch); dazu steuerten<br />
dessen Gattin Claudia und Tochter Emily<br />
bei den drei englischen Nummern jeweils<br />
Lyrics und Stimme bei. Zu hören sind für<br />
SFF-Verhältnisse kurze, kompakte Songs<br />
(drei bis sechs Minuten), die eingängiger<br />
(stellenweise fast rock-poppig) und griffiger<br />
tönen als früher, aber den alten Geist<br />
atmen. Zeitlos gut – so klingt Krautrock<br />
2012, in den man sich richtig versenken<br />
kann.<br />
(Nordsee Records/Timezone,<br />
11/44:23) pro<br />
JOHN DU CANN<br />
THE MANY SIDES OF<br />
1967–1980<br />
John Du Cann, das kürzlich vers<strong>to</strong>rbene<br />
Gründungsmitglied von A<strong>to</strong>mic Rooster,<br />
hatte kaum geplant, dass sein Karriere-<br />
Resumé die Fans nun erst nach seinem<br />
Tode im September 2011 erreicht. Bereits<br />
1967 zeigte er mit The Attack, dass man<br />
der Kinks- und Who-Konkurrenz Paroli<br />
bieten konnte, besonders wenn man in<br />
“Mr Pinnodmy’s Dilemma” gleich “You<br />
Really Got Me” einbaut, um dann in einen<br />
Psychedeliachor einzustimmen. Bei Rooster<br />
verantwortete der singende Gitarrist<br />
die Hits “Tomorrow Night” und “Devils<br />
Answer”, die hier nicht fehlen, und war<br />
auch bei der Reunion 1980 wieder dabei,<br />
als er mit “Don’t Lose Your Mind” mehr<br />
Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte.<br />
Vertreten sind dazu die beinharten Projekte<br />
Bullet und Hard Stuff (siehe separate Reviews)<br />
sowie Solowerke. Andromeda hatte<br />
sich 1969 im Progressive-Bereich bewegt,<br />
spiegelte aber wie alle anderen Bands Du<br />
Canns den unbedingten Willen zu melodischer<br />
Substanz wieder: beeindruckend<br />
das dreiteilige “Return To Sanity”.<br />
(Angel Air/Fenn, 16/70:57) utw<br />
KEE MARCELLO<br />
REDUX: SHINE ON + REDUX:<br />
MELON DEMON DIVINE +<br />
REDUX: EUROPE<br />
Über Geschmack lässt sich bekanntlich<br />
nicht streiten, und so muss es jedem Hörer<br />
vorbehalten bleiben, was er von den Neuaufnahmen<br />
hält, die der schwedische Gitarrist<br />
Kee Marcello von diversen Erfolgsnummern<br />
seiner früheren Bands Europe<br />
und Easy Action eingespielt hat. Das meiste<br />
klingt moderner, auch wenn sich der ordentlich<br />
singende Marcello nicht nur beim<br />
“Final Countdown” meist doch sehr nahe<br />
an die Originale hielt. Besonders gelungen<br />
neben den schnelleren Melodic-Rock-<br />
Nummern: “Hammers Heart”, Marcellos<br />
Tribut an Gary Moore. Daneben hat der<br />
Gitarrist unter dem Mot<strong>to</strong> „Redux” auch<br />
seine Solo-Alben SHINE ON (1995) und<br />
MELON DEMON DIVINE (2003 als K2<br />
veröffentlicht) mit Bonus-Tracks neu aufgelegt.<br />
Letzteres bietet klassischen Hard<br />
Rock skandinavisch-melodischer Spielart<br />
und auch selbstverliebtes Saitengekniedel,<br />
während MELON ... dem Melodic-Metal-<br />
Zeitgeist der 90er Jahre entsprach. Für<br />
Anhänger dieser Spielart sicher ein Muss,<br />
aber über diesen Hörerkreis hinaus ist ein<br />
ausgiebiges Vorab-Reinhören anzuraten.<br />
(7Us/H’Art, 14/67:31 + 17/71:17 +<br />
16/65:55) pro<br />
HARD STUFF<br />
BULLETPROOF + BOLEX<br />
DEMENTIA<br />
Kaum waren Gitarrist John (Du) Cann<br />
und Drummer Paul Hammond bei A<strong>to</strong>mic<br />
Roos ter rausgeflogen und hatten sich Johnny<br />
Gustafson (Big Three, Merseybeats,<br />
Quatermass) geholt, begann das Namenskarussell:<br />
Daemon, Bullet, Hard Stuff. Der<br />
zweite und beste Name (durch eine US-<br />
Band verboten) blieb in BULLETPROOF<br />
erhalten, bis September 1971 für Purple<br />
Records eingespielt und leider erst im Juni<br />
1972 auf dem Markt. Canns Gitarre ist ein<br />
Hochgenuss: Die harten Riffs, Rhythmusarbeit<br />
und Melodien sind exemplarisch,<br />
der Gesang einen Hauch zu dünn, was<br />
aber durch Harmonies wie in “No Witch<br />
At All” wettgemacht wird. Im März 1973<br />
kam nach intensivem Touren BOLEX DE-<br />
MENTIA, doch die Band gab nach einem<br />
Au<strong>to</strong>unfall auf. Das Kompakte des Debüts<br />
fehlt: Du Canns Material wie “Roll A Rocket”<br />
“Sick’N’Tired” zündet, aber Gustafsons<br />
Funk-Versuche wie “Libel” nerven<br />
etwas, während “Mermany” mit <strong>Zeppelin</strong>-<br />
Touch schöne Cello-Momente enthält. Je<br />
zwei Bonus-Tracks.<br />
(Angel Air/Fenn, 12/46:54 +<br />
12/45:10) utw<br />
BEYOND THE BRIDGE<br />
THE OLD MAN & THE SPIRIT<br />
Mit einem Konzeptalbum, das sich einem<br />
höchst komplexen Thema widmet, debütiert<br />
diese neue Prog-Rockband namens Beyond<br />
The Bridge. Schon seit 2005 arbeiten<br />
Gitarrist Peter Degenfeld und Keyboarder<br />
Chris<strong>to</strong>pher Tarnow an der Geschichte von<br />
THE OLD MAN & THE SPIRIT, bei der<br />
ein alter Lebemann (= THE OLD MAN),<br />
der schon alle Höhen und Tiefen des realen<br />
Daseins durchlebt hat, im Gegensatz zum<br />
nie erreichbaren Stadium der ewigen Weisheit<br />
(= THE SPIRIT) steht. Diese beiden<br />
Pole werden in den Gesangsstimmen von<br />
Herbie Langhans und Dilenya Mar personifiziert,<br />
für den Rest an Stimmungen, Zwischenspielen,<br />
Überleitungen und Neben<strong>the</strong>men<br />
sorgt der Rest der siebenköpfigen<br />
Band. Eine bombastische Inszenierung mit<br />
dramatischen Chören, virtuosen Soli und<br />
einem roten Faden, dem zu folgen keine<br />
einfache, aber eine lohnenswerte Sache ist.<br />
(Frontiers/Soulfood, 11/69:24) us<br />
CHRIS THOMPSON<br />
BERLIN LIVE & THE ASCHAF-<br />
FENBURG REMAINS<br />
Mit zwei CDs und<br />
einer DVD kommen<br />
die Chris-Thompson-Fans<br />
bei BER-<br />
LIN LIVE ... voll<br />
auf ihre Kosten.<br />
Zusammen mit der<br />
ausgezeichnet agierenden Mads Eriksen<br />
Band spielte Thompson im Juni letzten<br />
Jahres ein Konzert in Berlin, das vom dortigen<br />
Radio 88,8 live übertragen wurde.<br />
Natürlich spielten sie zahlreiche Earth-<br />
Band-Klassiker wie “Fa<strong>the</strong>r Of Day” und<br />
“Mighty Quinn”, Thompson-Kompositionen<br />
wie “You’re The Voice”, dazu noch<br />
eine Solokostprobe von Mads Eriksen.<br />
Dann die DVD: Eigentlich war geplant,<br />
ein komplettes Konzert aus dem Aschaffenburger<br />
Colos-Saal zu veröffentlichen.<br />
Mit riesigem Aufwand (unter anderem<br />
eine „Fan-Kamera” aus dem Publikum)<br />
wurde das Konzert im Januar 2011 mitgeschnitten.<br />
Doch danach stellte sich heraus,<br />
dass das Material bis auf sieben Songs auf<br />
Grund technischer Schwierigkeiten völlig<br />
unbrauchbar war. Jeder andere hätte sich<br />
zu diesem Zeitpunkt frustriert von dem<br />
Projekt verabschiedet, nicht aber Chris<br />
Thompson: Trotzig dachte er an die vielen<br />
Menschen, die dieses Projekt wochenlang<br />
mit enormem persönlichem Einsatz<br />
nach vorne getrieben hatten, er wollte die<br />
Fans im prallvollen Colos-Saal, die diesen<br />
Abend zu einem – auch für die Musiker<br />
– besonderen Erlebnis gemacht hatten,<br />
nicht enttäuschen. Also wurden die sieben<br />
„überlebenden” Stücke (ca. 40 Min.) auf<br />
die DVD gepackt, dazu noch gut 20 Minuten<br />
Fan-Kamera sowie Interviews mit allen<br />
Bandmitgliedern. Danke, Chris!<br />
(Gonzo Multimedia,<br />
13/70:23, 7/39:38) us<br />
CRIPPLED BLACK PHOENIX<br />
(MANKIND) THE CRAFTY APE<br />
In drei Akten schleppt sich der düstere<br />
Prog-Rock des neuen Werkes von<br />
Crippled Black Phoenix über zwei CDs.<br />
Und wer glaubt, dass die Briten ihr Pulver<br />
mit zwei starken Alben in den letzten<br />
beiden Jahren bereits verschossen hätten,<br />
oder wer der Meinung ist, irgendwann<br />
müssten ihnen doch so langsam die Ideen<br />
ausgehen, bei (MANKIND) THE CRAF-<br />
TY APE ist weder das eine noch das andere<br />
festzustellen. Eher könnte man das<br />
Gegenteil behaupten, ist das musikalische<br />
Spektrum noch breiter und vielschichtiger<br />
geworden. Klar fallen einem Pink Floyd<br />
als Vergleich ein, aber ebenso die vertrackten<br />
Werke von Godspeed You! Black<br />
Emperor oder die Wucht einer Band wie<br />
Rock<br />
Mogwai. Auch mit der Aufnahmequalität<br />
haben Crippled Black Phoenix einen<br />
Schritt nach vorne gemacht, trotz gigantischer<br />
Lärmwände wird der Sound nie zu<br />
undifferenziertem Krach, bleibt der Klang<br />
bei aller notwendigen Dynamik luftig und<br />
trägt so zum hervorragenden Gesamteindruck<br />
bei.<br />
(Cool Green Records/Rough Trade,<br />
10/52:10, 5/34:06) us<br />
TOKYO<br />
FASTEN SEAT BELTS<br />
Der vielfache (Lead-)Gesang bei Tokyo<br />
durch Robby Musenbichler (g), Klaus<br />
Luley (g), Lothar Krell (keys) und Ken<br />
Taylor (b) besticht heute noch! Und auch<br />
wenn FASTEN SEAT BELTS von 1982,<br />
die zweite LP der in Frankfurt beheimateten,<br />
aber international aktiven Gruppe,<br />
keinen Gassenhauer wie “Tokyo”<br />
enthielt, war es doch ein mehr als überzeugendes<br />
Album voller hörgerecht verpackter<br />
Mainstream-Rocksongs (den Begriff<br />
Melodic Rock gab’s da noch nicht).<br />
Die Keyboards lieferten den perfekt unaufdringlichen<br />
Klangrahmen, den neben<br />
den Stimmen die einfallsreich eingesetzten<br />
Gitarren dominierten. Gleich fünf<br />
(unveröffentlichte) Bonus-Tracks werden<br />
bei der erstmaligen Veröffentlichung auf<br />
CD mitgeliefert, die mit Ausnahme des<br />
erneut eingespiel ten “Keiko” aus der<br />
Entstehungszeit der Scheibe stammen.<br />
Anschnallen und voller Genuss lauschen!<br />
(Yesterrock/Alive, 16/60:28) pro<br />
PETER PANKA’S JANE<br />
KUXAN SUUM<br />
Auch nach Peter<br />
Pankas Tod im<br />
Jahr 2007 firmieren<br />
Charly Maucher<br />
(b, voc) und<br />
Klaus Walz (g)<br />
zusammen mit den<br />
Neuzugängen Fritz Randow (dr), Corvin<br />
Bahn (keys, voc) und Niklas Turmann (g,<br />
voc) weiterhin als Peter Panka’s Jane, wollen<br />
schon mit ihrem Namen zu erkennen<br />
geben, dass sie die Band ganz im Sinne des<br />
legendären Jane-Schlagzeugers fortführen.<br />
Und mit KUXAN SUUM, einem Wort aus<br />
der Maya-Sprache, ist ihnen jetzt ein Album<br />
gelungen, das wie kein anderes seit langen,<br />
langen Jahren die Tradition hochklassiger<br />
Jane-Alben fortführt. Zwölf instrumentale<br />
Brücken verbinden elf längere Stücke, die<br />
mal frisch und modern, mal tief retrospektiv<br />
klingen, bei denen auch die neuen Mitglieder<br />
ihre Künste zeigen dürfen und dem<br />
Sound so neue Facetten hinzufügen.<br />
(Cool & Easy Records/<br />
Soulfood, 23/60:50)<br />
us<br />
KARTHAGO<br />
SECOND STEP<br />
Der zweite Schritt, den Karthago laut<br />
Albumtitel 1973 machten, war ein mächtiger.<br />
War ihr Debüt zwei Jahre zuvor noch<br />
von dem klaren Wunsch gekennzeichnet,<br />
amerikanischen Mainstream (nach-) zu<br />
spielen, war die Band jetzt selbstbewusst<br />
genug, um auf ihre eigenen Stärken zu<br />
verlassen. Auf Grund der damals üblichen<br />
Querelen zwischen Management, Plattenfirma<br />
und Musiker war es schwieriger als<br />
Seite 44 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
gedacht, für ein neues Album ins Studio<br />
zu gehen. Dazu kam noch ein bandinterner<br />
Entstehungs- und Verteilungskampf um die<br />
Stücke, die man auf der LP haben wollte.<br />
Natürlich hinterlassen solche Auseinandersetzungen<br />
Spuren, nicht immer aber so<br />
kreative wie in diesem Fall. Mit Thomas<br />
Kuckuck hatte man einen der besten Toningenieure<br />
jener Zeit am Mischpult sitzen,<br />
illustre Musiker gingen im Studio ein und<br />
aus, Gastsänger wie Inga Rumpf und Ringo<br />
Funk wurden in den Credits nicht einmal<br />
erwähnt. So wurde SECOND STEP<br />
letztendlich zu dem was es ist, ein klasse<br />
Album – und dazu noch ein Stück deutsche<br />
Rockgeschichte.<br />
(MiG/Intergroove, 10/46:58) tk<br />
MAN<br />
LIVE AT THE MARQUEE – 13TH<br />
MAY 1983<br />
Dieser 1983er Auftritt<br />
im Londoner<br />
Marquee Club war<br />
nach fünfjähriger<br />
Bandpause das<br />
Comeback der walisischen<br />
Rockband<br />
in der Besetzung Micky Jones (g, voc),<br />
Deke Leonard (g, voc), Martin Ace (b,<br />
voc) und (neu dazugekommen) Ex-Gentle-<br />
Giant-Drummer John Wea<strong>the</strong>rs. Und wie<br />
bei Comeback-Konzerten empfehlenswert<br />
gingen die Vier bei der Songauswahl auf<br />
Nummer Sicher, verzichteten auf neues,<br />
bisher unveröffentlichtes Material, nahmen<br />
das Publikum mit auf eine Reise einmal<br />
quer durch das klassische Man-Reper<strong>to</strong>ire.<br />
Schnörkellose Rockmusik, Gitarren-dominiert<br />
und mit <strong>to</strong>llem, mehrstimmigem<br />
Gesang in absolut akzeptablem, aber klar<br />
erkennbarem Livesound. Schicke Box mit<br />
neuem, dickem Booklet – und, was will<br />
man mehr, das komplette Konzert zusätzlich<br />
noch auf einer DVD.<br />
(Cherry Red/Rough Trade,<br />
8/47:00, 7/48:02) us<br />
RANDY NEWMAN<br />
LIVE IN LONDON<br />
Nein, von besonders üppigen Arrangements<br />
hat Randy Newmans Musik bisher<br />
nicht gelebt. So überrascht, wie seine<br />
scharf beobachteten Weisheiten, die er<br />
sonst im Singer/Songwriter- oder Solo-<br />
Piano-Stil vorträgt, durch die orchestrale<br />
Behandlung des BBC Concert Orchestra<br />
an Fülle gewinnen – ohne gleichzeitig<br />
ihre Schärfe zu verlieren. In der wunderschönen<br />
St. Luke’s Kirche in London<br />
(zu sehen auf der beiliegenden Bonus-<br />
DVD, unbedingt anschauen!) spielten<br />
Newman, das Orchester und der dazugehörige<br />
Chor am 22. Juni 2008 zeitlose<br />
Musik zwischen Rock, Jazz und Klassik.<br />
Bekannte und erfolgreiche Songs wie<br />
“Short People”, “Louisiana 1927” und “I<br />
Think It’s Going To Rain Today”, dazu<br />
neuere, eher unbekannte Titel wie “A<br />
Few Words In Defense Of My Country”<br />
oder “Laugh And Be Happy”: allerbeste<br />
Songwriter-Ware in ungewohntem, aber<br />
stimmigem Umfeld<br />
(Nonesuch/Warner, 25/75:47) us<br />
RENAISSANCE<br />
NOVELLA + A SONG FOR ALL<br />
SEASONS + AZURE D’OR<br />
Drei hochwertige<br />
Wiederveröffentlichungen<br />
von Renaissance-Alben<br />
aus<br />
den 70er Jahren, alle<br />
im aufklappbaren<br />
Digisleeve mit neu<br />
gestalteten Booklets. Im Falle des 1977<br />
veröffentlichten NOVELLA (5/40:33) ist<br />
dieses im abweichenden Outfit der US-<br />
Veröffentlichung gestaltet. Auf Grund der<br />
Pleite des britischen BTM-Labels wurde<br />
das Album erst ein paar Monate später<br />
in Europa veröffentlicht, als der Wechsel<br />
zu Warner vollzogen war. Im Gegensatz<br />
zur streng akustischen Ausrichtung von<br />
NOVELLA, das damit mehr Psychedelic-<br />
Folk als -Rock war, konnte man auf dem<br />
1978er A SONG FOR ALL SEASONS<br />
(8/44:52) nach längerer Zeit mal wieder<br />
elektrisch verstärkte Gitarren hören. Beflügelt<br />
von “Nor<strong>the</strong>rn Lights” – mit einem<br />
Top-10-Platz der größte Single-Erfolg der<br />
Band – wurde dieses Album die kommerziell<br />
erfolgreichste Studioplatte. Mit diesem<br />
Erfolg im Rücken experimentierten<br />
Renaissance 1979 bei den Aufnahmen zu<br />
AZURE D’OR (10/43:31) mit zahlreichen,<br />
übereinandergelegten Syn<strong>the</strong>sizerspuren,<br />
wollten ohne Orchester einen orchestralen<br />
Sound erschaffen. Weiter verzichteten sie<br />
erstmals auf die von den Fans so geliebten<br />
epischen Longtracks, gaben kürzeren<br />
Songs den Vorzug. Beides Maßnahmen,<br />
die vom Publikum (und von der Plattenfirma,<br />
die ihnen den Vertrag kündigte) nicht<br />
honoriert wurden und unter anderem dafür<br />
sorgten, dass John Tout und Terry Sullivan<br />
Anfang der 80er Renaissance verließen.<br />
(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 3 CDs) us<br />
RABBITT<br />
BOYS WILL BE BOYS +<br />
A CROAK AND A GRUNT IN<br />
THE NIGHT<br />
Bevor der singende Gitarrist Trevor Rabin<br />
bei Yes einstieg, hatte er in seiner südafrikanischen<br />
Heimat bereits eine beachtliche<br />
Karriere vorzuweisen. Mit seiner Band<br />
Rabbitt – im Apar<strong>the</strong>idstaat jener Jahre als<br />
Südafrikas Antwort auf die Beatles gefeiert<br />
– hatte er da bereits zwei Alben veröffentlicht.<br />
BOYS WILL BE BOYS servierte<br />
1975 neben einer ordentlichen Cover-<br />
Version von Jethro Tulls “Locomotive<br />
Breath” eingängigen wie handfesten Pop-<br />
Rock, der auf der Tanzfläche sowohl enges<br />
Anschmiegen wie auch Aus<strong>to</strong>ben ermöglichte.<br />
Keyboarder Duncan Faure, der bei<br />
“Hard Ride” anstelle von Rabin lead sang,<br />
ersetzte übrigens später Leslie McKeown<br />
bei den Bay City Rollers. Leider fehlen bei<br />
diesem Reissue die beiden Bonus-Tracks<br />
der 2006er CD-Ausgabe. A CROAK AND<br />
A GRUNT IN THE NIGHT hielt zwei Jahre<br />
später das ansprechende Niveau, wies<br />
ebenfalls Beatles-Reminiszenzen und insgesamt<br />
recht gefällige rockige Popsongs<br />
oder poppige Rocknummern auf.<br />
(Voiceprint/Soulfood, 10/34:21 +<br />
17/48:17) pro<br />
SPacE DEBRIS<br />
DEEPEST VIEW – ARCHIVE<br />
VOL. 3<br />
Im letzten Frühjahr<br />
wurden die ersten<br />
beiden Folgen dieser<br />
Archivausgrabungen<br />
veröffentlicht,<br />
jetzt folgt mit<br />
DEEPEST VIEW<br />
der dritte Teil. Auch hier gibt es wieder<br />
einen Streifzug durch so gut wie alle<br />
Bandbesetzungen, neben Live- sind auch<br />
Studiostücke zu hören. Der Titelsong ist<br />
eine 21-minütige, sorgsam komponierte<br />
Reise in die Tiefsee, im Gegensatz dazu<br />
die 2008 live in Zürich aufgenommene<br />
Jamsession “Mary-Joe-Anna”. Interessant<br />
(und Space-Debris-untypisch) auch<br />
“Blues”, das seinem Namen alle Ehre<br />
macht sowie ein paar kurze Schnipsel mit<br />
kreativ-verrückten Spielereien. Dennoch<br />
lebt der Sound dieser Band natürlich vom<br />
röhrenden Klang seiner Orgel, die immer<br />
wieder für Erinnerungen an die frühen<br />
70er Jahre sorgt. Fast alle Stücke waren<br />
bisher unveröffentlicht, nur drei davon<br />
gab es bisher auf der LP LIVE GHOST.<br />
(www.spacedebrisprojekt.de,<br />
12/77:44) us<br />
TODD RUNDGREN<br />
NO WORLD ORDER + THE INDI-<br />
VIDUALIST + WITH A TWIST... +<br />
ONE LONG YEAR<br />
Mit diesen vier Wiederveröffentlichungen<br />
geht es von 1993 bis ins Jahr<br />
2000. Zu Beginn dieser Zeitspanne experimentierte<br />
Todd Rundgren mit NO<br />
WORLD ORDER mit dem interaktiven<br />
CD-i Format. Dabei konnte man die<br />
Rock<br />
Tracks am PC selbst zusammenstellen,<br />
Instrumentierungen, Geschwindigkeiten<br />
und Versionen anwählen. Für die jetzige<br />
Veröffentlichung wurden die 1993er<br />
Standard-Audio-Version sowie – auf<br />
einer Extra-CD – die ein Jahr später<br />
herausgekommene Live-Versionen ausgewählt,<br />
auf der die Musik in Songorientierter<br />
Art aufbereitet wurde. Ein<br />
Sammelsurium aus Power-Pop-Stücken,<br />
herzerweichenden Balladen und allerlei<br />
Studiospielereien ist das 1995er Album<br />
THE INDIVIDUALIST. Seinen Sinn<br />
für Humor bewies er 1997 mit dem<br />
Bossa-Nova-Album WITH A TWIST<br />
... (obwohl er im Booklet be<strong>to</strong>nt, wie<br />
ernst es ihm damit ist). Rundgren-Hits<br />
wie “I Saw The Light”, “Hello It’s Me”<br />
oder “A Dream Goes On Forever” in<br />
solch abgefahrenen Versionen – das<br />
muss man einfach selbst gehört haben,<br />
sonst glaubt man’s nicht. ONE LONG<br />
YEAR aus dem Jahr 2000 bietet dann<br />
noch einmal die komplette kreative<br />
Bandbreite von Todd Rundgren: <strong>to</strong>ller<br />
Melodic Rock, nach vorne preschende<br />
Jim-Steinman-Piano-Rocker, Barry-<br />
Manilow-Gedächtnis-Pop sowie irre<br />
Elektronikexperimente – eine wahnsinnige<br />
Mischung!<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 5 CDs) us<br />
R.E.M.<br />
PART LIES PART HEART PART<br />
TRUTH PART GARBAGE<br />
1982–2011<br />
Ob überraschend<br />
oder schon seit geraumer<br />
Zeit absehbar,<br />
die Auflösung<br />
von R.E.M. dürfte<br />
so gut wie alle Fans<br />
guter Musik traurig<br />
stimmen. Besonders dann, wenn man<br />
sich die Zeit nimmt und sich in Ruhe<br />
durch die 40 Songs hört, die Michael<br />
Stipe, Peter Buck und Mike Mills nun<br />
(in gewollt spartanischer Verpackung)<br />
als Schwanengesang veröffentlicht haben.<br />
Chronologisch geht es voran, beginnend<br />
1982 mit “Gardening At Night”<br />
über Meilensteine wie “The One I Love”<br />
(1987), “Losing My Religion” (1991),<br />
“Man On The Moon” (1992) und “Leaving<br />
New York” (2004) führt die Reise<br />
bis zu “Alliga<strong>to</strong>r, Avia<strong>to</strong>r, Au<strong>to</strong>pilot,<br />
Antimatter” vom 2011er Album COL-<br />
LAPSE INTO NOW. Mit drei neuen,<br />
bisher unveröffentlichten Stücken endet<br />
dann eine Werkschau, die mit Sicherheit<br />
nicht alle Facetten dieser Band zeigt,<br />
bei der viele zu Recht das Fehlen des<br />
einen oder anderen Titels bemängeln<br />
werden, die dennoch über zwei Stunden<br />
allerbeste Rockmusik bietet.<br />
(Warner, 21/76:27, 19/75:46) us<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 45
LP<br />
REVIEWS<br />
ALAN PARSONS PROJECT<br />
EVE<br />
Sechs verschiedene<br />
Leadsänger, beste<br />
Studiomusiker,<br />
dazu das Orches ter<br />
der Münchner Kammeroper<br />
unter Eberhard<br />
Schoener als<br />
weiterer Sound-Veredler: Auch mit Album<br />
Nummer 4 blieben Alan Parsons und Eric<br />
Woolfson ihrem Projektkonzept 1979 treu.<br />
General<strong>the</strong>ma des recht poppig-flockig<br />
ausgefallenen Longplayers war diesmal<br />
die Frau als solche und als Rätsel, zum<br />
Intro gibt es den unausrottbaren Instrumentalknüller<br />
“Lucifer”. Mit “I’d Ra<strong>the</strong>r<br />
Be A Man” oder der Ballade “You Won’t<br />
Be There” finden sich einige zeitlose APP-<br />
Kreationen. Manche der Songs sind mit<br />
der zeitlichen Distanz gewogen allerdings<br />
zu leicht befunden. Nichts zu mäkeln gibt<br />
es wie immer beim APP an der highfidelen<br />
Produktion, die im Reissue von <strong>Music</strong><br />
On Vinyl gegenüber der alten deutschen<br />
Arista-Pressung noch etwas druckvoller<br />
kommen.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 9 Tracks) lb<br />
CHIC<br />
LE FREAK LIVE!<br />
1996 gastierten die<br />
oft unterschätzten,<br />
1977 gegründeten<br />
Disco-Funker Chic<br />
in Tokio im legendären<br />
Budokan, und<br />
dabei legte die Formation<br />
um den Gitarristen Nile Rodgers<br />
und Bassisten Bernard Edwards (als kongeniales<br />
Produzentengespann auch Karriereförderer<br />
für viele Kollegen) einen mitreißenden<br />
Auftritt hin, den die Gäste Steve<br />
Winwood (beim Hendrix-Cover “S<strong>to</strong>ne<br />
Free”), Slash (beim Chic-Klassiker “Le<br />
Freak”) und Sister Sledge bereicherten.<br />
Funk, Disco, Rock und Soul gingen da eine<br />
brodelnde Klangehe ein, die auch 15 Jahre<br />
später immer noch begeistert und jetzt erstmals<br />
auch auf (180g-)Vinyl (Klappcover)<br />
vorliegt, durch die Remaster-Bearbeitung<br />
noch gewonnen hat – und verdeutlicht,<br />
welchen Verlust die Musikwelt erlitt, als<br />
Edwards am 18. April 1996, am Tag nach<br />
dem Konzert, <strong>to</strong>t in seinem Hotelzimmer<br />
aufgefunden wurde.<br />
(Sireena/Broken Silence, 7 Tracks) pro<br />
BacHMAN TURNER<br />
OVERDRIVE<br />
NOT FRAGILE<br />
Dass die Overdriver um Ex-Guess-Who-<br />
Mastermind Randy Bachman und Fred<br />
Turner mehr drauf hatten als nur den<br />
S<strong>to</strong>tter-Rocker “You Ain’t Seen Nothing<br />
Yet”, machten die Kanadier mit jedem ihrer<br />
Alben klar. Mit Anklängen an ZZ Top<br />
und Foghat aber erfüllten sie in den 70ern<br />
– glücklicherweise – ihre „Heavy Duty”<br />
getreu: knackiger Hard Rock in drallem<br />
Sound, unkompliziert genug zum Mitgrölen,<br />
versiert genug gegen Langeweile. Album<br />
Nummer 3 präsentierte 1974 neben<br />
dem Megahit auch das Superriff des Titelsongs<br />
und das flüssige “Roll On Down<br />
The Highway”. Das gut gefertigte Reissue<br />
trägt den verräterischen Hinweis „Mastered<br />
for CD by Tom Ruff” – aber das digitale<br />
(Re)Master bringt einen eher noch härteren<br />
Sound als Mittsiebziger-Pressungen.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 9 Tracks) lb<br />
THE MONKEES<br />
HEAD<br />
Das definitiv ungewöhnlichste<br />
Album<br />
der Monkees! Nach<br />
dem Ende ihrer erfolgreichen<br />
TV-Serie<br />
produzierten Micky<br />
Dolenz, Davy Jones,<br />
Mike Nesmith und Pete Tork mit „Head”<br />
einen Kinofilm, der weder vom Inhalt noch<br />
von der Musik her irgendwelche Gemeinsamkeiten<br />
mit ihren TV-Shows hatte. In<br />
Zusammenarbeit mit Bob Rafelson und Jack<br />
Nicholson entstand eine bizarre Selbstparodie,<br />
ein – Zitat Nicholson – „Antikriegsfilm<br />
auf LSD”. Genauso bizarr auch der Soundtrack,<br />
verrauschte Dialogpassagen und irre<br />
Soundeffekte wechseln sich ab mit Songs<br />
wie “Porpoise Song” oder “Ditty Diego –<br />
War Chant”, die für sich alleine gehört <strong>to</strong>lle<br />
psychedelische Nummern sind. Doch in<br />
Gänze gehört braucht man schon ein dickes<br />
Fell, um diese künstlerische Berg- und Talbahn<br />
zu ertragen. Kein Wunder, wandten<br />
sich die Fans, die kurz zuvor noch bei Songs<br />
wie “Daydream Believer” in Ekstase geraten<br />
waren, enttäuscht von diesem Album ihrer<br />
Helden ab, was HEAD in Vergessenheit geraten<br />
ließ – bis es jetzt als 180g-Vinyl-Edition<br />
wieder zu haben ist.<br />
(Rhino/Warner, 14 Tracks)<br />
tk<br />
MARY BLACK<br />
SPEAKING WITH THE ANGEL<br />
Die irische Sängerin bleibt hier zu Lande<br />
wohl immer Geheimtipp. Dabei erfüllt sie mit<br />
ihrer wandlungsfähigen, seelenvollen Stimme<br />
die meist aus fremder Feder stammenden<br />
Songs immer mit Qualität, manchmal mit<br />
absoluter Extraklasse. Auf ihrem neunten Album<br />
von 1999 machte sie aus Ron Sexsmiths<br />
“Speaking With The Angel” das herzerweichend<br />
schöne Titelstück, und sogar Stings<br />
abgeerntete “Fields Of Gold”glänzen unter<br />
ihrer Stimmbändern wie im wolkenlosen Sonnenaufgang.<br />
In dem diesmal dank exzellenten<br />
Remasterings (Ray Staff bei Air Mastering)<br />
und perfekter 180-Gramm-Pressung wirklich<br />
einnehmend warmen Klang klingt die LP betörender<br />
als die schon starke Original-CD.<br />
(Pure Pleasure/Speakers Corner,<br />
12 Tracks) lb<br />
JOHNNY CASH<br />
AT FOLSOM PRISON<br />
Von diesem legendären<br />
Auftritt des<br />
Man In Black vor<br />
2000 Strafgefangenen<br />
und Wärtern am<br />
13. Januar 1968 existieren<br />
so viele CD-<br />
Versionen, dass man leicht den Überblick<br />
verlieren kann. Jetzt kommt eine schöne<br />
Version auf Doppel-LP mit 22 Songs plus<br />
drei An/Absagen dazu, die alleine wegen<br />
des großformatigen Beiheftes eine Empfehlung<br />
verdient. Obwohl der mit der Carl<br />
Perkins Band verstärkte Gig ohnehin als<br />
Livemitschnitt zur Veröffentlichung geplant<br />
war, überrascht doch der erstaunlich<br />
dynamische, klare Sound. Keine Überraschung<br />
ist natürlich, wie stark der seinerzeit<br />
absolut souveräne Cash auch die fremden<br />
Songs zu seinen eigenen machte. Keine<br />
Frage, dieses Knastalbum nimmt auch<br />
Nicht-Country-Fans wirklich gefangen.<br />
Eines der stärksten Live-Alben aller Zeiten.<br />
(2 LPs <strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo,<br />
22 Tracks) lb<br />
DUKE ELLINGTON & HIS<br />
ORCHESTRA<br />
NEWPORT 1958<br />
Nach dem großen Erfolg<br />
beim 56er Newport-Festival<br />
verpflichtete<br />
der Veranstalter<br />
George Wein<br />
Duke Elling<strong>to</strong>n für<br />
das 58er Konzert,<br />
das glücklicherweise auch mitgeschnitten<br />
wurde. Das 16-köpfige Orchester bot einen<br />
mitreißenden Auftritt, bei dem die Solisten<br />
durch gefühlvolle und mitreißende Einlagen<br />
optimal zur Geltung kamen. Der Höhepunkt<br />
wurde durch das Duell der beiden<br />
Saxofonisten Gerry Mulligan und Billy<br />
Strayhorn erreicht, die sich von Takt zu<br />
Takt zu überbieten versuchten. Doch auch<br />
Tracks wie ein treibendes “Ela Ga<strong>to</strong>”, das<br />
frei gehaltene “Jazz Festival Jazz” oder ein<br />
langsamer Jazzsong, der auch aus einer<br />
verruchten Bar stammen könnte, belegen<br />
die Musikalität der Protagonisten. Ein<br />
packendes Album aus der Zeit der großen<br />
Orchester, in der Einsatz und Leidenschaft<br />
gefragt waren.<br />
(Speakers Corner, 12 Tracks) at<br />
BOB DYLAN<br />
HARD RAIN<br />
Ätsch: “A Hard<br />
Rain’s A Gonna Fall”<br />
ist gar nicht drauf.<br />
Und auch sonst bereitet<br />
der lieblos<br />
erstellte Zusammenschnitt<br />
von zwei<br />
Konzerten im Mai 1976 reichlich Enttäuschungen.<br />
Manche Dylan-Fans geraten ja<br />
in Verzückung, wenn His Bobness seine<br />
größten Songs auf der Bühne zerbröselt.<br />
Die meisten aber dürften sich vor Grauen<br />
abwenden, wenn etwa das zarte Liebeslied<br />
“Lay Lady Lay” wie hier zertrampelt und<br />
zerschrieen wird. Die Begleitband unter der<br />
Führung von T Bone Burnett müht sich mit<br />
den zum Teil radikalen Umarrangements<br />
redlich, aber nicht herzlich ab, der oft angeführte<br />
„Mitmusiker” Mick Ronson mischt<br />
auch nur bei einem Titel mit. Nicht nur<br />
wegen der damals aufspielenden The Band<br />
bleibt Before The Flood (auch auf<br />
Vinyl, GT 5/2011) die erste Wahl für Dylan<br />
live in den 70ern.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 9 Tracks) lb<br />
Vinyl<br />
NAZARETH<br />
RAMPANT<br />
Endlich wieder im Klappcover, wenn<br />
auch ohne das originale Textblatt erfreut<br />
dieses Reissue des 1974er, von Roger<br />
Glover produzierten Nazareth-Longplayers.<br />
Die Fans dürften sich zudem über<br />
die Zugabe “Down” freuen, weil oder obwohl<br />
die CD-Version von Castle seinezeit<br />
drei andere Bonus-Tracks bot. Das aktuelle<br />
Remastering von Tim Turan brachte<br />
etwas mehr Präsenz und Basswumme in<br />
den schnörkellosen Schotten-Rock. Die<br />
Höhen brillieren glücklicherweise, ohne<br />
zu kreischen, was sich beim verzirpten<br />
“Light My Way” sehr positiv auswirkt.<br />
Nazareth brachten neben Mitgröl-Hits<br />
wie “Shanghai’d In Shanghai” auch immer<br />
wieder traumhafte Rockballaden in<br />
die Rille, hier findet sich mit “Loved And<br />
Lost” eine ihrer stärksten. Gelungen auch<br />
der zweigeteilte Schlusstrack mit dem<br />
Yardbirds-Cover “Shapes Of Things” und<br />
“Space Safari”.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 9 1/2 Tracks) lb<br />
WEATHER REPORT<br />
BLACK MARKET<br />
BLACK MARKET<br />
(mit seinem wunderschönen<br />
Cover!)<br />
zeigt die Jazz-Rocker<br />
um Joe Zawinul<br />
Mitte der 70er<br />
auf dem Weg von<br />
den experimentellen ersten Alben zu den<br />
kommerziell erfolgreicheren eingängigen<br />
Alben wie HEAVY WEATHER. Besonders<br />
die erste Seite der LP strahlt mit<br />
seiner groovenden Grundstimmung pure<br />
Lebensfreude aus, auf der zweiten Seite<br />
weht dann ein Hauch Melancholie durch<br />
die Stücke, wird das Tempo zurückgenommen,<br />
mehr Atmosphäre erzeugt. Und<br />
wie so oft bei Wea<strong>the</strong>r Report gingen mit<br />
den Aufnahmen für ein neues Album auch<br />
Besetzungswechsel einher: Jaco Pas<strong>to</strong>rius<br />
zupfte jetzt den Bass und Chester Thompson<br />
nahm hinter dem Schlagzeug Platz.<br />
Erfreulich auch, dass der Klang dieser<br />
180g-Vinyl-Ausgabe qualitativ Schritt<br />
hält mit dem hervorragendem Remastering<br />
der CD-Ausgaben der letzten Jahre.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 7 Tracks) tk<br />
THE OSCAR PETERSON<br />
TRIO<br />
WE GET REQUESTS<br />
Dieses Gebinde von Jazzstandards, dargeboten<br />
von einem Klaviertrio, erscheint<br />
vielleicht etwas überraschend in diesem<br />
Pop-lastigen Umfeld, ist aber fraglos<br />
eine der absoluten Empfehlungen für<br />
Vinyljunkies und Klangfreaks: Auf zwei<br />
mit 45 Umdrehungen pro Minute abzuspielenden<br />
schwergewichtigen Scheiben<br />
schnitt Analogue Productions dieses 1964<br />
erstmals bei Verve erschienene Jazz- und<br />
High-End-Juwel nun in extra breite Rillen.<br />
Das Ergebnis ist ein unbeschreiblich<br />
entspannter, dynamischer, detailreicher<br />
und durchsichtiger Klang. So kommt das<br />
traumhaft kommunikative Spiel von Klaviergigant<br />
Oscar Peterson (1925–2007),<br />
Bass-Koryphäe Ray Brown und Drummer-Ass<br />
Ed Thigpen so frisch wie am ersten<br />
Tag aus den Lautsprechern.<br />
(Analogue Productions/<br />
Speakers Corner, 10 Tracks)<br />
lb<br />
PATTI SMITH<br />
RADIO ETHIOPIA<br />
Zu wie viel Abwertung können zehn<br />
Minuten Nervtöten nach 30 Minuten<br />
starker Mucke führen? Patti Smith ließ<br />
auf dem live aufgenommenen Titelsong<br />
ihres zweiten Albums die Sau raus, purer<br />
Seite 46 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
LP<br />
REVIEWS<br />
Noise und gesprochene Textfetzen. Für<br />
furchtlose Avantgardisten vielleicht eine<br />
Onanier-Vorlage, für die meisten Musikfans<br />
lärmend-lähmender Abtörn. Doch der<br />
im Studio produzierte Rest: bärenstarke<br />
Songs wie der Mini-Hit “Pissing In A River”<br />
, auch das lange “Poppies” überzeugt<br />
mit eher poetischen als punkigen Klängen.<br />
Das Reiusse des 1976er Originals geht sicher<br />
auf digitales Remaster zurück – Arista<br />
und Sony <strong>Music</strong> brachten 1996 und 2007<br />
CD-Editionen heraus. Dynamischer, aber<br />
auch minimal harscher als zeitgenössische<br />
Vinylausgaben.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 8 Tracks) lb<br />
FRANK SINATRA<br />
COME DANCE WITH ME<br />
Der Balladenschmachter<br />
aus Hoboken<br />
verlor in der<br />
Nachkriegszeit an<br />
Bedeutung und verdingte<br />
sich in Clubs.<br />
Ab 1957 hatte er<br />
wieder Oberwasser, durch bestarrangierte<br />
Tristesse, vor allem aber durch Swing. So<br />
folgte auf den LP-Erfolg COME FLY WITH<br />
ME schnell dieses Follow-Up. Orchesterchef<br />
Billy May, wie Sinatra Deadline-Junkie,<br />
packte schnell Bläserbreitseiten mit je vier<br />
Trompeten und Posaunen und sechs Saxofonen<br />
ins Studio, gegen die der Pate mühelos<br />
Evergreens wie “Cheek To Cheek” und<br />
“I Could Have Danced All Night” croonte.<br />
Man sieht ihn geradezu fingerschnippen und<br />
lässig mit der Zigarettenhand die Partitur<br />
umblättern. Der Titelsong stammt ebenso<br />
wie “The Last Dance” und der Bonus-Titel<br />
“Same Old Song And Dance” von den Routiniers<br />
Sammy Cahn und Jimmy Van Heusen,<br />
das eingängige “Something’s Got To Give”<br />
trug Johnny Mercer bei. Fetziger Höhepunkt<br />
aber bleibt “Just In Time”, bei dem Drummer<br />
Alvin S<strong>to</strong>ller vom Duke Elling<strong>to</strong>n Orchestra<br />
zu Weihnachten 1958 in der Tat so exakt wie<br />
ekstatisch im Timing lag.<br />
(WaxTime Records/inakustik,<br />
13 Tracks) utw<br />
BLACKMORE’S NIGHT<br />
THE VILLAGE LANTERNE<br />
THE VILLAGE<br />
LANTERNE war<br />
2006 die fünfte Studioscheibe,<br />
auf der<br />
Ritchie Blackmore,<br />
der einstige Sechssaitenbearbeiter<br />
von<br />
Deep Purple und Rainbow, mit seiner singenden<br />
Lebensgefährtin Candice Night<br />
der Neigung zu folkig-mittelalterlicher<br />
Renaissance-Musik freien Lauf ließ (unter<br />
Verzicht auf Härte und metallische Anklänge,<br />
die vergleichbare Acts dieses Genres<br />
pflegen). Ruhige, oft akustische Töne<br />
dominierten, verursachten seinerzeit noch<br />
häufig Gänsehautgefühle – und Blackmore<br />
kreierte wieder inspirierte Soli (“Just Call<br />
My Name”!). Aber auch Tanzbares war neben<br />
betörenden Melodien und Nights weichem,<br />
manchmal ä<strong>the</strong>rischem Gesang dabei.<br />
Remastert und als Doppel-Gatefold in<br />
limitierter Auflage nun auch als Vinyl erhältlich<br />
und für entspannte Abende (wenn<br />
möglich mit Kaminfeuer) zu empfehlen.<br />
(SPV, 14 Tracks)<br />
pro<br />
JOHN COLTRANE<br />
LIVE AT BIRDLAND<br />
An zwei Abenden im Herbst 1963 wurden<br />
diese fünf Stücke im New Yorker Birdland-Jazzclub<br />
mitgeschnitten. Zusammen<br />
mit McCoy Tyner (p), Jimmy Garrison<br />
(b) und Elvin Jones (dr) zeigte sich John<br />
Coltrane an Tenor- und Altsaxofon auf<br />
dem Weg vom klassisch geprägten Jazz<br />
in Richtung a<strong>to</strong>naler Freiheit, von klar<br />
erkennbaren Strukturen zu frei im Raum<br />
schwebender Musik, die letztendlich<br />
ohne Vergleich ist (auch wenn der amerikanische<br />
Jazzexperte Michael Bailey hier<br />
Mozarts Requiem anführt ...). Bemerkenswert<br />
auch der Spagat zwischen dem<br />
wütend anklagendem “Alabama” und<br />
dem lieblich tänzelnden “Your Lady”,<br />
zwei Songs direkt hintereinander gespielt,<br />
wie sie unterschiedlicher kaum sein können.<br />
Immer noch eines der besten Jazzalben<br />
aller Zeiten!<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 5 Tracks) us<br />
TONY BENNETT<br />
I LEFT MY HEART IN SAN<br />
FRANCISCO + THE MOVIE<br />
SONG ALBUM<br />
Gleich zwei 60er-Alben von Tony Bennett<br />
werden jetzt als 180g-Pressungen wiederveröffentlicht.<br />
Das mit Platin ausgezeichnete I<br />
LEFT MY HEART IN SAN FRANCISCO<br />
kam 1962 auf den Markt und erreichte in den<br />
USA #5 in den Billboard-Pop-Charts. Mit bekannten<br />
Filmtiteln, Broadway-Melodien und<br />
Cover-Versionen gelang Bennett genau die<br />
Mischung, die das Publikum hören wollte,<br />
machte er dieses Album zu einem der meistverkauften<br />
in seiner langen Karriere. Mit dem<br />
fast gleichen Konzept gelang ihm 1966 mit<br />
THE MOVIE SONG ALBUM ein ähnlich<br />
großer Erfolg: Dieses Mal konzentrierte Bennett<br />
sich auf bekannte Songs aus Kinofilmen,<br />
darunter “The Oscar”, der Titelsong seines<br />
ersten und gleichzeitig letzten Movies. Arrangiert<br />
von Quincy Jones, Al Cohn, Larry Wilcox<br />
und Neal Hefti, unterstützt von illustren<br />
Gästen wie Luiz Bonfá (“Samba De Orfeu”),<br />
Johnny Mandel (“Emily”) oder den Pianisten<br />
Tommy Flanagan und Jimmy Rowles gelang<br />
eine geniale Verbindung von erlesenen<br />
Kompositionen mit klasse Arrangeuren und<br />
Musikern, gekrönt von einem Interpreten der<br />
Spitzenklasse.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo,<br />
12 Tracks + 12 Tracks) us<br />
ROY ORBISON<br />
THE MONUMENT SINGLES<br />
COLLECTION (1960 –1964)<br />
23 Jahre alt war Roy Orbison 1960, als er<br />
damit begann, die ersten Singles für Monument<br />
Records aufzunehmen. Nur vier Jahre<br />
später gehörten beide, Label und Künstler,<br />
zu den erfolgreichsten Aufsteigern des<br />
amerikanischen Rock’n’Roll. Unsterbliche<br />
Songs wie “Only The Lonely”, “Running<br />
Scared”, “Crying”, “In Dreams” und “Oh,<br />
Pretty Woman” sorgten für Charterfolge<br />
und gigantische Verkaufszahlen. Diese wird<br />
THE MONUMENT SINGLES COLLEC-<br />
TION (1960–1964) heutzutage natürlich<br />
nicht mehr erreichen, doch wer sich diese<br />
Doppel-LP zulegt, wird mit einem Rückblick<br />
in jene Zeit in der wohl schönsten<br />
Form belohnt: Alle A- und B-Seiten der<br />
Monument-Singles im originalen Monomix<br />
auf zwei frisch und klar klingenden<br />
180g-Vinylscheiben, im Innern des aufklappbaren<br />
Covers alle Besetzungs- und<br />
Aufnahme-Infos – ja, so hält diese Deluxe<br />
Edition was ihr Name verspricht.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo,<br />
2 LPs, 39 Tracks) us<br />
JOHNNY WINTER<br />
JOHNNY WINTER<br />
Mit seinem selbst<br />
betitelten CBS-<br />
Debüt aus dem Jahr<br />
1969 – auch die vorher<br />
aufgenommene<br />
Platte THE PRO-<br />
GRESSIVE BLUES<br />
EXPERIMENT erschien 1969 – kreierte<br />
der texanische Musiker einen Meilenstein<br />
des weißen Blues-Rock. Der raue Gesang,<br />
seine flüssig gespielte Gitarre, ein intensives<br />
Feeling und eben die Fusion der<br />
Welt des Blues und des Rock bildeten die<br />
Basis für eine Traumkarriere. Slow Blues<br />
mit einem orgiastischen Solo (“Be Careful<br />
With A Fool”), eine packende Cover-Version,<br />
die Winter auch im „Beat-Club” darbot<br />
(“Good Morning Little School Girl”), die<br />
Fifties-Ballade “l’ll Drown In My Tears”<br />
und natürlich zünftige Blues-Rocker (“I’m<br />
Yours And I’m Hers”) stehen für zeitlose<br />
Musik. Es ist mehr als erfreulich, dass<br />
Speakers Corner diese unverzichtbare<br />
Platte veröffentlicht hat, dazu noch als<br />
180g-Pressung in einer farblich exakten<br />
Reproduktion des Originalcovers.<br />
(Speakers Corner, 9 Tracks)<br />
at<br />
NINA HAGEN<br />
NINA HAGEN BAND<br />
Dass dieses Superalbum des Deutsch-Rock<br />
nie in die Top Ten kam (Platz 11 war 1978<br />
Endstation) zählt zu den drolligen Chart-<br />
Details Germaniens. Und dass es noch immer<br />
oft als Punk klassifiziert wird, zu den<br />
drolligen Doofheiten des Pop-Feuille<strong>to</strong>ns.<br />
Mit den ehemaligen Musikanten von Lokomotive<br />
Kreuzberg hatte die aus der DDR<br />
rübergemachte Catharina Hagen (so das der<br />
Originalausgabe beigelegte Textblatt) eine<br />
Klasse-Band rekrutiert, ihr neues Label CBS<br />
spendierte eine aufwändige Produktion in<br />
den Berliner Hansa-Studios, und herauskam<br />
ein musikalisch enorm abwechslungsreiches,<br />
textlich saftiges Rockalbum. Themen wie<br />
Abtreibung, lesbischer Sex, Aussagen wie<br />
„Ich bin nicht deine Fickmaschine” – das<br />
war Lyrik der eher härteren Art, verpackt in<br />
zeitlos starke Rock-, Rock’n’Roll-, Reggaeund<br />
– ok – auch Punknummern. Gutes Reissue<br />
ohne Mängel, also: ran!<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 11 Tracks) lb<br />
JOE JackSON<br />
NIGHT AND DAY<br />
Nach dem Swing-Bluesalbum Jumpin’<br />
Jive raffte sich der knitzige Songwriter<br />
1982 zu seinem stärksten – und erfolgreichsten<br />
– Popalbum auf. Mit dem unauslöschlichen<br />
Ohrwurm “Steppin’ Out” findet sich<br />
Vinyl<br />
sogar ein veritabler Hit auf der “Night Side”,<br />
mit “A Slow Song” eine der stärksten Jackson-Balladen<br />
überhaupt auf der “Day Side”,<br />
alles mit Gitarristen-loser Stammband in<br />
einem knackigen Topsound produziert. Mix<br />
und digitalisiertes Master dieser beachtlich<br />
sauber gefertigten Neupressung scheinen<br />
auf die 2003 auf Doppel-CD erschienene<br />
Deluxe-Ausgabe zurückzugreifen. Klanglicher<br />
Maßstab bleibt für Vinylfans die 1998<br />
bei Speakers Corner vertriebene, von der<br />
Analogbändern gezogene und bei Pallas in<br />
Diepholz gepresste LP-Ausgabe. Die dürfte<br />
aber kaum noch zu kriegen sein.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 9 Tracks) lb<br />
SAGA<br />
HOUSE OF CARDS<br />
Mit HOUSE OF<br />
CARDS setzte die<br />
kanadische Band<br />
Saga 2001 – zu dem<br />
Zeitpunkt von manchen<br />
Genre-Fans bereits<br />
als Buchhalter<br />
des Prog-Rock abgetan und in die Schublade<br />
„überflüssig” gesteckt – nach einigen<br />
Durchhängern wieder zu einem gefeierten<br />
Kreativhöhenflug an. Eingängige und dennoch<br />
komplexe Nummern vereinbarten<br />
Radiotauglichkeit mit Anspruch, die typischen<br />
Saga-Trademarks der frühen Jahre<br />
waren auf einmal wieder zu hören – und<br />
wirken jetzt auf Vinyl nochmals intensiver.<br />
Melodisch, manchmal melancholisch, dann<br />
wieder peppig-frisch, mit spielerischen<br />
Feinheiten, die ebenso kompakt wie unprätentiös<br />
in Szene gesetzt wurden, dominiert<br />
von Michael Sadlers unverkennbarem<br />
Gesang, Jim Gilmours Keyboards und Ian<br />
Crich<strong>to</strong>ns eigenwilligen Gitarrenriffs – das<br />
oft übersehene kleine Meisterwerk legt man<br />
gerne wieder auf.<br />
(Steamhammer/SPV, 11 Tracks) pro<br />
BILLIE HOLIDay<br />
SOLITUDE<br />
Musik für den Verführer!<br />
Eine Flasche<br />
edlen Rotweins,<br />
die obliga<strong>to</strong>rischen<br />
Kerzen und dann<br />
noch die Scheibe<br />
von Billie Holiday<br />
auf den Plattenteller – und schon schmelzen<br />
die Frauen (oder Männer) dahin! Der<br />
Grund hierfür liegt auf der Hand, denn<br />
die intime, brüchige, zarte und facettenreiche<br />
Stimme der Jahrhundertsängerin<br />
hat so eine Eindringlichkeit, dass sich<br />
niemand den von ihr transportierten Gefühle<br />
entziehen kann. Das Album wurde<br />
im März und April 1952 in Los Angeles<br />
aufgenommen und kann schon allein<br />
durch die Liste der Musiker beeindrucken<br />
(unter anderem Oscar Peterson, Barney<br />
Kessel, Ray Brown und Charlie Shavers),<br />
die die „Mitternachtssongs” wie “East<br />
Of The Sun (West Of The Moon)”, “Solitude”,<br />
“Moonglow” oder “Everything I<br />
Have Is Yours” behutsam umsetzen und<br />
Holidays Stimme gekonnt umgarnen.<br />
Wunderschön! Von Speakers Corner wurden<br />
auch die ebenbürtigen MUSIC FOR<br />
TORCHING und BODY AND SOUL veröffentlicht.<br />
(Speakers Corner, 12 Tracks) at<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 47
CD<br />
REVIEWS<br />
SEASICK STEVE<br />
WALKIN‘ MAN (THE VERY<br />
BEST OF)<br />
Als 60-Jähriger veröffentlichte Seasick<br />
Steve mit den Level Devils 2001 sein erstes<br />
Album, fünf Jahre später brachte der<br />
US-Bürger mit Wohnsitz in Norwegen seine<br />
erste Soloplatte heraus. Jools Holland<br />
präsentierte den schrägen, grummelnden<br />
Ex-Hobo (bürgerlich: Steven Gene Wold)<br />
in seiner TV-Show und verschaffte ihm so<br />
den Durchbruch auf breiter Basis. Auf seiner<br />
Werkschau demonstriert Seasick Steve<br />
nun sein ganz eigenes, minimalistischprimitives<br />
und doch substanzschwangeres<br />
Verständnis des Blues. Den stimmt er auf<br />
selbst gebauten Instrumenten an, die mal<br />
nur eine, dann wieder drei Saiten aufweisen,<br />
denen er eindringliche Töne entlockt<br />
und die er auch slidend traktiert. Er nähert<br />
sich (mit Ruby Turner) dem Gospel<br />
an, lässt sich von Bo Diddley inspirieren<br />
– diese “Best Of” ist zum Kennenlernen<br />
wärmstens zu empfehlen.<br />
(Warner, 21/78:46)<br />
pro<br />
AMY WINEHOUSE<br />
LIONESS: HIDDEN TREASURES<br />
Das erwartete dritte<br />
Album der im Juli<br />
2011 vers<strong>to</strong>rbenen<br />
Amy Winehouse bietet<br />
zwar keine Überraschungen,<br />
aber die<br />
erhoffte Hochwertigkeit.<br />
Auffällig ist, dass die grandiose Sängerin<br />
natürlich nicht mehr den Einfluss hatte<br />
wie bei ihren beiden ersten Alben, die eigenwilliger<br />
und mutiger waren. LIONESS:<br />
HIDDEN TREASURS ist kommerzieller,<br />
etwas glatter (besonders was den instrumentalen<br />
Background betrifft) und (unvermeidbar)<br />
nachträglich bearbeitet. Trotzdem<br />
sind die zwölf Songs keineswegs „Resteverwertung”<br />
Es ist ein Mix von Titeln, die<br />
Winehouse für das geplante neue Album<br />
noch geschrieben hat (“Like Smoke”,<br />
“Half Time”, “Best Friends”, “Between<br />
The Cheats”), und älterem Material, das bei<br />
ihren beiden ersten Alben nicht berücksichtigt<br />
werden konnte. Winehouse hatte zudem<br />
noch einige wundervolle Cover-Versionen<br />
auf Lager, die jetzt endlich für ihre zahlreichen<br />
Fans hörbar sind: “Will You Still<br />
Love Me Tomorrow”, ehemals ein Hit der<br />
Shirelles, hatte sie bereits 2004 aufgenommen.<br />
Hier ist es ein Glanzlicht. Die Edward-<br />
Heyman-Komposition “Body & Soul” aus<br />
dem Jahr 1930 (im Duett mit Tony Bennett)<br />
und Leon Russells “A Song For You” bilden<br />
den Abschluss des würdigen Abschiedsalbums<br />
einer beeindruckenden Künstlerin.<br />
(Island/Universal, 12/45:20)<br />
p<br />
STEVIE NICKS<br />
HOUSE OF BLUES<br />
Doch, doch, die Fleetwood-Mac-Madame<br />
war bestens in Form, als sie 1994 die House-<br />
Of-Blues-Filiale in Hollywood beehrte. Mit<br />
kompetenter Band samt Sax & Slide im Rücken<br />
(keine Angaben) präsentierte sie lebendige<br />
Versionen ihrer Gruppen-Hits. Neben<br />
“The Chain” dehnte Stevie Nicks “Rhiannon”<br />
dabei ohne Längen auf fast elf Minuten<br />
aus, lieferte eine ansprechende Version von<br />
Tom Pettys “I Need To Know” und führte<br />
durch einige nachhaltig gültige Kompositionen<br />
ihres Solokanons: “Outside The Rain”<br />
und ein episches “Edge Of Seventeen”<br />
(11:40) von BELLA DONNA kommen<br />
bes tens zur Geltung, ebenso wie “Rooms<br />
On Fire” von THE OTHER SIDE OF THE<br />
MIRROR. Doch wenn all dies so lieblos<br />
ohne Infos präsentiert wird, nützt auch kein<br />
Pappschuber, der frech „fur<strong>the</strong>r details” verspricht.<br />
Die recht annehmbar klingenden<br />
Aufnahmen werden ohne Ansagen aus- und<br />
eingeblendet und nehmen so einiges von der<br />
Live-Atmosphäre weg. Schade um ein potenziell<br />
wertvolles Dokument.<br />
(Chrome Dreams/inakustik, 11/71:02) utw<br />
E.G. KIGHT<br />
LIP SERVICE<br />
Blueser(innen) werden in den Südstaaten<br />
der Legende nach als solche geboren.<br />
Nicht so E.G.: Sie stammt zwar aus dem<br />
Sprengel der Allman Bro<strong>the</strong>rs nahe Macon,<br />
Georgia – zum Blues aber kam sie<br />
über Gospel und Country, inspiriert durch<br />
Koko Taylor, mit der sie kooperierte und<br />
der sie hier posthum mit “Koko’s Song”<br />
ein Denkmal setzt. Frau Kight, deren<br />
kräftige Stimme nicht meilenweit von<br />
Bonnie Raitt entfernt ist, kann Boogie<br />
und Country-Blues, liebt es rau und rustikal<br />
wie im S<strong>to</strong>nes-igen Titelsong, frech<br />
funky bei “I’m In It To Win It”, aber auch<br />
hauchzart in ihren Soulballaden “That’s<br />
How A Woman Loves” und “Somewhere<br />
Down Deep”. Textlich hat Eugenia Gayle<br />
Kight es ebenso in sich: Die Krise verschont<br />
keinen, nicht mal die „Sugar Daddies”,<br />
die ihren Neben-Blondinen nun<br />
keine Diamanten mehr kaufen! Kight teilt<br />
sich die Gitarrenarbeit mit Tommy Tal<strong>to</strong>n<br />
und Ken Wynn, zum erdigen Sound<br />
trägt oft die Hammond von Paul Hornsby<br />
bei. Für „Sou<strong>the</strong>rn Fried”-Fans eine der<br />
Scheiben von 2011!<br />
(Blue South/Vizz<strong>to</strong>ne, 12/47:27) utw<br />
WELL BAD<br />
BEAUTIFUL DISASTER<br />
„Well Bad spielen<br />
Blues für Leute, die<br />
gar nicht wissen,<br />
dass sie auf Blues<br />
stehen”, schreibt das<br />
Internet-Webzine<br />
burnyour ears.de und<br />
vergleicht den jungen Hamburger Well Bad,<br />
der für die Musik dieser Band verantwortlich<br />
ist, mit Größen wie Everlast oder Colin<br />
Moore. Es ist tatsächlich nicht so einfach<br />
in Worte zu fassen, warum einen dieses<br />
Debüt so berührt, was die Besonderheit dieser<br />
Lieder ausmacht. Mit ganz viel Gefühl<br />
wird da an die Songs herangegangen, neben<br />
klassischer Bluesbegleitung gibt es auch<br />
mal ein Omnichord oder ein Akkordeon zu<br />
hören. Da bei den Arrangements nie zu dick<br />
aufgetragen wird, da die unterschiedlichen<br />
Stilmittel aber immer wieder punktuell<br />
überzeichnend eingesetzt werden, gelingt<br />
ein Album, bei dem jeder Song individuell<br />
anders klingt. Der Musiker selbst gibt Willie<br />
Dixon, Tom Waits oder die Black Keys<br />
als Inspiration an, und auf BEAUTIFUL<br />
DISASTER ist tatsächlich vieles aus deren<br />
Musik zu hören. Nur, was Well Bad daraus<br />
machen, ist nichts anderes als das beste<br />
Bluesdebüt seit langer, langer Zeit.<br />
(Blue Central Records, 12/41:30) us<br />
OMAR & THE HOWLERS<br />
ESSENTIAL COLLECTION<br />
Niemand kann den<br />
Blues neu erfinden;<br />
sein genetischer<br />
Aufbau ist vollends<br />
entschlüsselt. Folglich<br />
liegt der Reiz<br />
der Sache darin, mit<br />
bekannten Vokabeln Neues zu kreieren.<br />
Und das ist Kent „Omar” Dykes während<br />
seiner gesamten Karriere prächtig<br />
geglückt. Statt dauernd sattsam bekannte<br />
Klassiker auszuwringen, hat der im<br />
aktuellen Blues-Rockleben stehende,<br />
stimmgewaltige Könner eine Vielzahl<br />
packender Songs komponiert, die mit<br />
ihrer Kombination aus bestens dosierter<br />
Kraftmeierei, glühenden Gitarrenarrangements<br />
und raffiniertem Feinschliff im<br />
Idealfall sogar selbst zu Semiklassikern<br />
avancierten. Somit fielen die Entscheidungen,<br />
welche Songs auf den Doppeldecker<br />
ESSENTIAL COLLECTION kommen<br />
sollten, ausgesprochen schwer. Und<br />
trotzdem war die von Omar selbst besorgte<br />
Auswahl für ihn ein unverlierbares<br />
Heimspiel. CD 1 bringt sozusagen objektiv<br />
seine größten Erfolge – alles eigene<br />
Songs –, während CD 2 einer Auswahl<br />
der nach seinem subjektiven Urteil besten<br />
Arbeiten vorbehalten ist, unter denen<br />
sich neben Omar-Kompositionen auch<br />
Vorlagen von Größen wie Oscar Brown,<br />
Jerry Leiber/Mike S<strong>to</strong>ller, Clarence<br />
Brown und Willie Dixon befinden. Beste<br />
Tracks: “Hard Time In The Land Of Plenty”,<br />
“Muddy Springs Road”, “S<strong>to</strong>ne Cold<br />
Blues”, “That’s Your Daddy Yaddy Yo”<br />
und das an CCR erinnernde “Mississippi<br />
Hoo Doo Man”.<br />
(Ruf/inakustik, 15/64:39 + 15/58:58) hjg<br />
JESSY MARTENS AND<br />
BAND<br />
BRAND NEW RIDE<br />
Die brandneue Fahrt ist der große Bewährungshelfer<br />
für die Hamburger Sängerin<br />
Jessy Martens, schrieb die bewährte<br />
Cover-Queen doch sämtliche Songs ihres<br />
aktuellen Wurfes selbst, unter den Helfern<br />
waren Catharina Boutari und Big Daddy<br />
Wilson. Das im traditionellen 12-Takt-<br />
Schema aufgeheizte “You Touch My<br />
Blues” ist dabei nur eine Facette, zahlreiche<br />
Tracks wie “Little Mama Don’t<br />
Play”, “Hands Up” oder die Titelnummer<br />
leben von gut abgehangenen Rockriffs,<br />
zu denen Martens ihre Geschichten so<br />
inbrünstig lebt, dass man sich fragt: au<strong>to</strong>biografisch<br />
oder bestens gespielt? Letzteres<br />
trifft auf jeden Fall auf ihre Band zu,<br />
in der neben dem bewährten Jan Fischer<br />
jetzt Roman Werner (g), Tom Rohloff (b)<br />
und Christian Kolb (dr) agil agieren. Kolb<br />
leitet das Bo-Diddley-esk-funkige “Hey<br />
Mister” ein: Dschungelrhythmus pur – die<br />
ganze Platte ist ein Abenteuer.<br />
(Moon Sound Records/New <strong>Music</strong><br />
Distribution, 10/42:07)<br />
utw<br />
Blues – R&B – Soul – Funk<br />
KEITH B. BROWN<br />
DOWN THE LINE<br />
Richtig beschwingt startet Keith B. Brown<br />
mit dem Titelsong “Down The Line”: Er<br />
slidet kraftvoll auf seiner Akustikgitarre,<br />
zupft die Saiten aber auch gefühlvoll einzeln,<br />
wobei ihn Etienne Prieuret unterstützt<br />
und Jason Ricci flott in seine Mundharmonika<br />
bläst. Brown, der in Wim Wenders<br />
Film „Soul Of A Man” Skip James verkörperte,<br />
bietet eine quicklebende wie beseelte<br />
Mixtur aus Delta-Blues, Gospel, Folk und<br />
gelegentlichen Country-Tupfern. Seine<br />
Begleitband setzt sich aus US-Landsleuten<br />
und Franzosen zusammen, war in Frankreich<br />
im Studio und verdeutlicht, dass<br />
zeitgenössischer Akustikblues mit Traditionsbewusstsein<br />
und innovativen Einfällen<br />
keine Grenzen kennt und hohen Unterhaltungswert<br />
besitzen kann. Da wächst ein<br />
kompetenter Rivale für Eric Bibb, Keb Mo<br />
oder Alvin Youngblood Hart heran.<br />
(Dixiefrog/Fenn, 13/41:28)<br />
pro<br />
THE BLUES BAND<br />
FEW SHORT LINES<br />
Ganz ehrlich: Eine<br />
derartig inspiriertspritzige<br />
Leistung<br />
hätte der Rezensent,<br />
der sein erstes Interview<br />
1980 mit der<br />
Blues Band führte,<br />
der Combo von fünf Herren im gesetzteren<br />
Alter nicht mehr zugetraut! Es zahlt sich<br />
kontrastreich aus, dass Paul Jones (Harp)<br />
und Dave Kelly (Slidegitarre) beim Gesang<br />
abwechseln und auch mal Tom McGuiness<br />
(g) und Gary Fletcher (b) ans Mikro lassen.<br />
Traditionellere Bluesnummern wechseln<br />
mit Uptempo-, fast schon Pub-Rockartigen<br />
Stücken, so fällt das Gesamtwerk variantenund<br />
spannungsreich aus. Zumal zahlreiche<br />
Gäste (Maggie Bell, Linda Lewis, Southside<br />
Johnny, Al Kooper, Pete Wingfield, Mike<br />
Sanchez!) für weitere Sahnehäubchen sorgen.<br />
Es ist schlicht begeisternd, wie sich die<br />
Blues Band noch einmal zu einem echten<br />
Höhenflug emporschwingt. Chapeau, meine<br />
Herren! So hätten es auch noch ein paar Zeilen<br />
(sprich Songs) mehr sein dürfen.<br />
(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 14/57:50) pro<br />
DUKE ROBILLARD<br />
LOW DOWN & TORE UP<br />
Tief in den Chicago-Blues und R&B der<br />
späten 40er und frühen 50er Jahre taucht<br />
Duke Robillard auf LOW DOWN AND<br />
TORE UP ein. Dafür hat er sich Songs von<br />
Eddie James, Eddie Taylor, James Crawford,<br />
Dave Bartholomew, Jimmy McCracklin, Mel<br />
London, Eddie Jones, Pee Wee Cray<strong>to</strong>n, Guitar<br />
Slim oder Elmore James vorgenommen<br />
und mit superben Begleitmusikern (inklusive<br />
knackiger Bläser) live im Studio zu neuem<br />
Leben erweckt. Das für Robillard so typische<br />
Swing-Feeling darf natürlich nicht fehlen –<br />
es groovt unwiderstehlich! Dazu passt seine<br />
Stimme (Dr. John trifft Wolfman Jack) zu<br />
den Liedern wie die Faust aufs Auge. Quicklebendiger<br />
Musik-Geschichtsunterricht voller<br />
Seele, der die zeitlose Güte dieser Songs<br />
ebenso demonstriert wie die Ausnahmeklasse<br />
des Musikers Robillard, der das amerikanische<br />
Musikerbe weiterträgt.<br />
(Dixiefrog/Fenn, 14/49:15)<br />
pro<br />
THE DELTA SAINTS<br />
THE DELTA SAINTS<br />
Für ihr erstes reguläres Album haben die<br />
Delta Saints aus Nashville ihre im Selbstvertrieb<br />
veröffentlichte Sechs-Song-EP<br />
“A Bird Called Angola” von 2010 um fünf<br />
Seite 48 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
Songs ergänzt. Dabei hat das Quintett trotz<br />
seiner Herkunft nichts mit Country am Hut,<br />
sondern beliefert mit einer Sumpf- und<br />
R&B-getränkten Mischung aus Blues- und<br />
Sou<strong>the</strong>rn-Rock samt Retro-Rockanleihen.<br />
Rau und derb gehen die Youngster zur Sache<br />
– bei allem juvenilem Schwung durchaus<br />
geschichtsbewusst, wie “Company Of Thieves”,<br />
eines der Highlights der CD, auch textlich<br />
mit einer gelungenen Abhandlung über<br />
den (schwarzen) Blues belegt. Dazu tönt die<br />
Band eigenständig und zugleich au<strong>the</strong>ntisch,<br />
verlangt konzentriertes Hinhören, um die im<br />
durchaus groben Gesamtklangbild immer<br />
wieder versteckten Feinheiten zu entdecken.<br />
(Dixiefrog/Fenn, 11/44:24)<br />
pro<br />
THE JIMMY BOWSKILL<br />
BAND<br />
BACK NUMBER<br />
Da hat es einer<br />
aber eilig ... Jimmy<br />
Bowskill aus der kanadischen<br />
Kleinstadt<br />
Bailieboro, Ontario,<br />
legt als 21-Jähriger<br />
bereits sein fünftes<br />
Album vor! Der Youngster gehört damit zu<br />
den quantitativ stärksten Produktivkräften<br />
des Blues-Rock – und die qualitative Seite<br />
leidet darunter überhaupt nicht. Im Gegenteil,<br />
Bowskill und seine beiden neuen Bandmitglieder<br />
Daniel Reiff (dr) und Ian McKeown<br />
(b) plus Keyboarder Aaron Hoffmann brennen<br />
ein wahres Feuerwerk ab, das eigene<br />
Songs ebenso umfasst wie Kompositionen<br />
von Mark Farner (Grand Funk Railroad) und<br />
des Liedermachers Ron Sexsmith. Die Spannbreite<br />
reicht dabei von der gefühlsechten<br />
Ballade “Spirit Of The Town” über den cooljazzigen<br />
Shuffle “Least Of My Worries” bis<br />
zur Kraftprotznummer “Linger On The Sweet<br />
Time”. Die Gruppe spielt den Trumpf ihrer<br />
unverbrauchten Power trefflich aus, und wenn<br />
die angestammten Trio-Instrumente nicht reichen,<br />
greift man höchstselbst auch zu Piano,<br />
Trompete und Posaune. Und bei “Seasons<br />
Change” drohende Ausdruckslücken im vokalen<br />
Bereich schließt kein Geringerer als Paul<br />
Rodgers, souverän wie immer. Da kommt<br />
der Verdacht auf, BACK NUMBER könnte<br />
Bowskills bislang bestes Album sein ...<br />
(Ruf/inakustik, 11/47:48)<br />
hjg<br />
DAVID GOGO<br />
SOUL-BENDER<br />
Blues-Rock-Gitarristen, die im Windschatten<br />
von Joe Bonamassa oder Walter Trout<br />
segeln, gibt es in den USA zuhauf. Doch<br />
nur wenige entwickeln dabei eine derart<br />
eigenständige Klangnote wie der Kanadier<br />
David Gogo. SOUL-BENDER ist schon<br />
sein zwölftes Album und offeriert eine<br />
geschmackvolle Mischung aus höchstinteressanten<br />
Cover-Versionen (Elmore James,<br />
Doors, Wilson Pickett, Mi chael Jackson<br />
[!] und Robin Trower) mit ebenso starken<br />
Eigenbauten. Dabei vermengt er traditionellen<br />
Blues mit modernen Genre-Anleihen,<br />
Rock und eben auch (Stax-)Soul und<br />
Sou<strong>the</strong>rn R&B – angestimmt mit ungemein<br />
viel Gefühl, versetzt mit originellen<br />
Zwischenspielen und beeindruckendem<br />
Slidespiel, auch mal einer Hammond<br />
B3 zu Klangfarbenerweiterung. So kann<br />
attraktiv-origineller und überaus vitaler<br />
Blues-Rock auch klingen!<br />
(Dixiefrog/Fenn, 10/40:25)<br />
pro<br />
BUDDY WHITTINGTON<br />
SIX STRING SVENGALI<br />
John Mayall<br />
schwärmt heute noch<br />
von seinem einstigen<br />
Bluesbreakers-<br />
Mitstreiter Buddy<br />
Whitting<strong>to</strong>n. Wer das<br />
zweite Solo-Album<br />
des Gitarristen hört, kann verstehen, warum<br />
ihm der Blues-Altmeister wehmütig<br />
nachtrauert. Gemeinsam mit Drummer<br />
Mike Gage und Bassist Wayne Six sorgt<br />
der Texaner dafür, dass das Groove-Herz<br />
Jubelsprünge macht, die Fans knackiger<br />
Riffs durch gelegentlich unüberhörbare ZZ-<br />
Top-Anlehnung auf ihre Kosten kommen.<br />
Aber auch Melodie-Freunde werden bedient;<br />
wer augenzwinkernde Texte jenseits<br />
der 08/15-Klischees schätzt, kann sich beim<br />
Lauschen mit einem seligen Lächeln zurücklehnen.<br />
Denn Whitting<strong>to</strong>n hat für jeden<br />
etwas dabei und präsentiert sich dabei unaufgesetzt<br />
pur, ohne große, selbstverliebte<br />
Eigendarstellung, integriert auch Country,<br />
Rockabilly und Americana in seinen Blues-<br />
Rock. In der Art hätte man gerne mehr.<br />
(Marathon/Soulfood, 11/38:22) pro<br />
THE JEFF HEALEY BAND<br />
FULL CIRCLE: THE LIVE<br />
ANTHOLOGY<br />
Letzten Sommer<br />
erschien<br />
mit LIVE AT<br />
GROSSMANNS<br />
die erste Ausgabe<br />
der Jeff-Healey-<br />
Live-Anthology.<br />
Der jetzt veröffentlichte Nachfolger FULL<br />
CIRCLE bietet, zumindest mengenmäßig,<br />
einiges mehr. Drei CDs und eine DVD zum<br />
Preis eines normalen Albums, da kann über<br />
man das dünne Booklet, das nur die wichtigsten<br />
Infos enthält, hinwegsehen. Die<br />
Aufnahmen der ersten CD stammen vom<br />
Montreal Jazz Festival des Jahres 1989 und<br />
zeigen die Band ein Jahr nach der Veröffentlichung<br />
ihres Debüts, also noch ganz am<br />
Anfang ihrer Karriere. Schon damals konzentrierte<br />
sich Healey ausschließlich auf<br />
die Musik, der blinde Gitarrist beeindruckte<br />
das Publikum mit seelenvollem Blues, der<br />
sowohl das Herz als auch den Bauch anspricht.<br />
Auf der zweiten CD ist ein 1991er<br />
Auftritt bei einem Open-Air-Konzert im<br />
schweizerischen St. Gallen zu hören. Dabei<br />
fügten sich Healeys eigene Songs bestens<br />
in die Reihe der Fremdkompositionen ein.<br />
Klasse vor allem die Interpretation von “I<br />
Think I Love You Too Much” von Mark<br />
Knopfler sowie die wunderschöne Version<br />
von George Harrisons “While My Guitar<br />
Gently Weeps”. CD 3 dokumentiert den<br />
Auftritt der Jeff Healey Band aus dem Sommer<br />
1995 im heimischen Toron<strong>to</strong>. Auch hier<br />
beeindrucken die Cover-Versionen von Jimmy<br />
Hendrix’ “Angel” sowie des Beatles-<br />
Klassikers “Yer Blues”, werden aber noch<br />
ge<strong>to</strong>ppt von einem der besten Healey Songs<br />
aller Zeiten, “See The Light”. Auf der DVD<br />
gibt es dann nochmals den Auftritt aus St.<br />
Gallen. Leider variiert die Bildqualität der<br />
Aufnahmen erheblich, doch die Macher<br />
dieser Box weisen im Booklet darauf hin,<br />
Blues – R&B – Soul – Funk<br />
dass sie dieses Dokument den Jeff-Healey-<br />
Fans auf Grund der musikalischen Qualität<br />
nicht vorenthalten wollen. Alles in allem<br />
ein klasse Paket!<br />
(Eagle/edel, 11/74:09,<br />
10/62:34, 8/43:54) us<br />
JULIAN SAS<br />
BOUND TO ROLL<br />
Ob er nun zur<br />
Gretsch, Fender<br />
oder Gibson greift,<br />
der holländische<br />
Blues-Rocker Julian<br />
Sas kennt die unterschiedlich<br />
blauen<br />
Töne, die er diesen Gitarren mit und ohne<br />
Plektrum entlocken kann. Es sind zumeist<br />
heiße, aber nicht versengende Töne, die<br />
sich ihren Weg in die Gehörgänge bahnen<br />
und für ein unablässiges Wohlfühlen<br />
sorgen. Man darf auch gemütlich wärmender<br />
Blues dazu sagen. Julian Sas,<br />
der auch mehr als bloß ordentlich singt,<br />
setzt in der Triobesetzung, die seit Cream,<br />
Hendrix und Taste ihre ganz eigene S<strong>to</strong>ry<br />
erzählt, frische Akzente, ohne vorlaut<br />
Innovationen anzukündigen, auf die es<br />
ihm gar nicht ankommt. Sas und seinen<br />
enorm versierten Mitstreitern Tenny Tahamata<br />
(b) und Rob Heijne (dr) genügt<br />
es völlig, ausgezeichnete Eigenwerke wie<br />
“Life On The Line”, “How Could I’ve<br />
Been So Blind”, “Tear It Up” oder “Burnin’<br />
Bridges” in eine Reihe zu stellen mit<br />
erlesenen Cover-Versionen von “Shadow<br />
Play” (Rory Gallagher), “Days In The<br />
Hole” (Steve Marriott) und “Highway 61<br />
Revisited” (Bob Dylan), ohne dass Qualitätsbrüche<br />
zu beklagen wären. All diese<br />
Vorzüge machen das achte Studio-Album<br />
des Julian Sas zu einem bemerkenswerten<br />
Höhepunkt im derzeitigen europäischen<br />
Bluesgeschehen.<br />
(Cavalier Records/Sunnymoon<br />
<strong>Music</strong> Distribution, 13/53:17) hjg<br />
BLUE ALLEY<br />
HANDMADE<br />
Americana aus Westfalia: Als Blue Alley<br />
sich entschieden, dass Rhythm & Blues ihr<br />
Ding ist, steckten sie das Feld weit – 12-Bar-<br />
Blues ist natürlich dabei, aber Gitarrist und<br />
Bandgründer Norbert Fuhrmann schrieb mit<br />
“That’s Where They Got The Blues” eine<br />
treibende Latin-Nummer und setzt sein Bottleneck<br />
gekonnt bei der Ballade “Crazy About<br />
You” ein. Katja Spier, Blue Alleys Frontfrau<br />
mit einer unvergesslichen Stimme, die man<br />
nicht mit „klingt so ähnlich wie” einordnen<br />
kann, gelingt ein romantischer Swing,<br />
“Crazy About You”, aber sie kann auch ein<br />
Adrenalin-gestütztes Liebesdrama wie “It’s<br />
All In You”. R&B ist Soul. Der langjährige<br />
BA-Bassist Lorenz Büker-Haber outet sich<br />
als Funkfreund in dem von Frau Spier präzise<br />
umgesetzten “Give Up On Me”. Sou<strong>the</strong>rn<br />
Rock, Boogie, alles dabei und alles handgemacht.<br />
(Blue Alley/Viking-<strong>Music</strong>, 10/44:13) at<br />
CHRIS KRAMER<br />
KRAMER KOMMT<br />
Unbeirrt treibt der Dortmunder Harpvirtuose<br />
Chris Kramer seine Karriere voran: Er<br />
singt Blues auf Deutsch, Texte und Musik<br />
aus dem Bauch heraus. Alltagserlebnisse,<br />
Selbstbeschreibungen (“Ordentlich bin ich<br />
nur gelegentlich”, “Ich trink mir heut’ nen<br />
kleinen an”), oft mit dem Schalk im Nacken<br />
– durchaus bluestypische Lyrics, mit<br />
gelegentlichen Anspielungen auf die Genreüblichen<br />
Klischees. Diesmal nahm er nicht<br />
in den USA mit dortigen Altmeistern auf,<br />
sondern spielte seine Mischung aus traditionell<br />
geprägtem und rockig angehauchtem<br />
zeitgenössischem Blues daheim ein, produziert<br />
von Martin Engelien (b), zusammen<br />
mit vielen Freunden, darunter Keyboarder<br />
Chuck Leavell (S<strong>to</strong>nes, Allmans) und Ex-<br />
S<strong>to</strong>nes-Gitarrist Mick Taylor. Ein weiterer<br />
Schritt nach vorne auf dem Weg des beharrlichen<br />
wie originellen Ruhrpottlers.<br />
(Fastball/Sony <strong>Music</strong>, 14/51:14) pro<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 49
CD<br />
REVIEWS<br />
ADDYS MERCEDES<br />
ADDYS<br />
Mit der Veröffentlichung ihres neuen Albums<br />
ADDYS hat die kubanische Sängerin gleich<br />
zwei Dinge verändert. Einmal verzichtet sie<br />
ab sofort auf das “D” in ihrem Nachnamen,<br />
statt Addys D’Mercedes genügt jetzt Addys<br />
Mercedes. Dann verzichtet sie auch noch auf<br />
den typischen Latino-Klang ihrer bisherigen<br />
Alben, hat den Sound ganz im Stile ihrer aktuellen<br />
Unplugged-Tournee mehr in Richtung<br />
folkigen Indie-Pop ausgerichtet. Dennoch<br />
kann (und will) sie ihre Heimat wohl nicht<br />
verleugnen, trotz Rockgitarren und internationalen<br />
Songwritings schlagen kubanische<br />
Perkussion, lateinamerikanische Grooves und<br />
nicht zuletzt die spanische Sprache, in der sie<br />
ihre Lieder singt, die Brücke zwischen den<br />
Welten. Mit warmer Stimme sinniert sie über<br />
Glück und Pech – oder macht, wie bei “Sabado<br />
Ro<strong>to</strong>” (“kaputter Samstag”), die Leiden<br />
mit dem (Regen-)Wetter ihrer neuen Wahlheimat<br />
Deutschland zum Thema.<br />
(Media Luna/Warner, 13/51:03) us<br />
SOLVEIG SLETTAHJELL<br />
ANTOLOGIE<br />
Die norwegische<br />
Jazzsängerin Solveig<br />
Slettahjell zeigt sich<br />
mit ihrem neuen Album<br />
von der besten<br />
Seite. Wildes Nachvornpreschen<br />
war ja<br />
noch nie ihre Sache, aber mit ANTOLOGIE<br />
erweist sie sich – endgültig – als eine der weltweit<br />
führenden Stimmen im Bereich intimer<br />
Kammermusik mit eindeutigen Popwurzeln,<br />
aber jazzig geprägter Realisierung. Das liegt<br />
natürlich auch an dem einzigen Begleiter,<br />
dem Pianisten Morten Qvenild, der sich als<br />
kongenialer Musiker für Slettahjells edlen<br />
Pop-Jazz erweist. Das famose Duo kommt<br />
mit sehr karg gehaltenen Arrangements voller<br />
subtiler Klangfarben aus und bevorzugt<br />
langsame Tempi, was den aus überaus unterschiedlichen<br />
Quellen stammenden Liedern<br />
eine eigene Note verleiht. Songs wie “Wild<br />
Horses” (Rolling S<strong>to</strong>nes), ”Famous Blue<br />
Raincoat” (Leonard Cohen), “The Winner<br />
Takes It All” (Abba), “True Colors” (Cindy<br />
Lauper) oder “Crazy” (Gnarls Barkley) passen<br />
dank Slettahjells fesselnder Stimme und<br />
Qvenilds feinsinnigem Klavierspiel, das er am<br />
Syn<strong>the</strong>zizer mit elektronischen Geräuschen<br />
ergänzt, bestens in die späten Stunden eines<br />
anstrengenden Tages, schläfern aber nicht ein.<br />
Was eine große Kunst ist!<br />
(Emarcy/Universal, 13/60:37) hjg<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
THE ORIGINAL SOUND OF<br />
CUMBIA<br />
Soundway Records ist eine der ersten Adressen<br />
für World-<strong>Music</strong>-Aficionados. Das britische<br />
Label bietet wunderschön gestaltete,<br />
sorgfältig edierte und mit kenntnisreichen<br />
Booklet-Begleittexten versehene Anthologien,<br />
die stets mitnehmen auf eine spannende Reise<br />
auf ein meist noch unbekanntes musikalisches<br />
Terrain. Die Doppel-CD (bzw. Dreifach-LP)<br />
THE ORIGINAL SOUND OF CUMBIA versammelt<br />
zwischen 1948 und 1979 entstandene<br />
Aufnahmen der in unseren Breiten noch relativ<br />
unbekannten kolumbianischen Musikstile<br />
Cumbia und Porro. Ähnlich wie hier zu Lande<br />
schon etwas bekanntere Latino-Genres – etwa<br />
aus Kuba – sind die in afrikanischen, spanischen<br />
und indigenen Traditionen wurzelnden<br />
Cumbia und Porro enorm tanzbar. Führendes<br />
Instrument über Perkussionsgrooves<br />
ist meist das Akkordeon, auch „El Piano del<br />
Marinero” (Schifferklavier) genannt. THE<br />
ORIGINAL SOUND ist das Ergebnis einer<br />
fünfjährigen Recherche des in Kolumbien lebenden<br />
englischen Musikers Will „Quantic”<br />
Holland. Sie hat sich mehr als gelohnt!<br />
(Soundway/Indigo, 28/78:39, 27/78:33) frs<br />
ERIC LEGNINI<br />
RHYTHM SPHERE<br />
Das belgische Label,<br />
welches sich auf Wiederveröffentlichungen<br />
spezialisiert hat, macht<br />
das 1995 erschienene<br />
Album des Eric<br />
Legnini Trios mit dem<br />
amerikanischen Saxofonisten Joe Lovano als<br />
Stargast wieder verfügbar. Der Belgier Legnini,<br />
Jahrgang 1970, gilt als bester Pianist seines<br />
Landes und konnte für diese CD mit Lovano<br />
einen der profiliertesten Saxofonisten als Gast<br />
gewinnen. Außer vier geschmackvollen Eigenkompositionen<br />
des Leaders werden mit<br />
dem schönen Standard “You Don’t Know<br />
What Love Is” sowie Songs von Mingus,<br />
Hancock, Wheeler und Joe Henderson weitere<br />
Top-Titel präsentiert. Legnini spielt ein virtuoses<br />
Piano, für die solistischen Highlights sorgt<br />
der Gast, welcher sich aber mannschaftsdienlich<br />
ins Quartett einfügt. Eine schöne Modern-<br />
Jazzplatte, meist im Midtempo eingespielt,<br />
die stilvoll und abwechslungsreich zwischen<br />
Balladen und Hardbop pendelt.<br />
(Igloojazz/New <strong>Music</strong>,<br />
9/54:59) rg<br />
MARK McMILLEN<br />
KEENYO<br />
Auf dem Cover sieht McMillen mit weißem<br />
Hut und dunkler Brille eher aus wie ein urlaubsreifer<br />
Helmut Zerlett. Sein sorgfältig<br />
produziertes jazz-rockiges Dutzend kommt<br />
eher ausgeschlafen daher und darf getrost<br />
in der Nähe der zur AJA-Ära besonders detailverliebten<br />
Steely Dan geparkt werden.<br />
Ist “Where Is The Vision” nicht längst ein<br />
Radiohit? Zu McMillens Keyboards und<br />
sanftem Leadgesang gesellt sich weibliche<br />
Chorstützung durch Tochter Haley McMillen<br />
und Jenn McLean, Paul Marzios Trompete<br />
sorgt ebenso für den Fusion-Bezug wie<br />
der Rhythmusteppich von Gary Furguson<br />
(dr). Allen Hinds beherzte Gitarreneinwürfe<br />
beleben “Strut My Stuff”; “If It All<br />
Goes Down” shuffelt sich ausgedehnt in<br />
die Walter Becker/Donald Fagen-Ecke des<br />
Unterbewusstseins. Kompliment. Selbst<br />
wenn McMillen alles alleine macht wie im<br />
Copacabana-kompatiblen Bossa “Hey Luv”,<br />
programmiert er so geschmackvoll, dass Sterilität<br />
nicht aufkommt, sondern ein gewisses<br />
Combo-Feeling bewahrt bleibt.<br />
(www.markmcmillen.com 12/57:24) utw<br />
STacEY KENT<br />
DREAMER IN CONCERT<br />
Nach ihrem gelungenen Album RACONTE-<br />
MOI legt Stacey Kent, die amerikanische<br />
Sängerin mit starkem Hang zum französischen<br />
Chanson, eine Liveplatte vor, die sich<br />
jeder Hörer entspannter, intensiver Musik<br />
wünscht. Jazz im Stil der 40er (“Postcard Lovers”),<br />
hauchzart angehauchter Latin (“Corcovado”),<br />
der Klassiker (“The Best Is Yet<br />
To Come”) und niveauvolles Easy Listening<br />
(“Breakfast On The Morning Train”) werden<br />
von ihrer wandlungsfähigen Stimme veredelt.<br />
Ob lasziv, zärtlich, fordernd, verträumt oder<br />
dominant – die Frau kann unterschiedlichste<br />
Stimmungen im Genre Jazz ausdrücken und<br />
klingt dabei immer au<strong>the</strong>ntisch. Die sie begleitenden<br />
Instrumente halten sich eher zurück,<br />
um Kent die Möglichkeit zu geben, die<br />
gesanglichen Nuancen noch besser auszudrücken.<br />
Ein wunderschönes Album, dem viele<br />
Hörer zu wünschen sind.<br />
(Blue Note/EMI, 13/65:06)<br />
at<br />
BERT KAEMPFERT AND<br />
HIS ORCHESTRA<br />
LET’S GO BOWLING<br />
Erstmals 1964 als<br />
LP veröffentlicht,<br />
versammelt LET’S<br />
GO BOWLING<br />
Aufnahmen, die<br />
Kaempfert zwischen<br />
1959 und<br />
1964 einspielte. Swingend, cool und souverän<br />
beweisen die Musiker seines Orchesters<br />
auch auf dieser Veröffentlichung ihre Extraklasse<br />
wenn es um Easy Listening geht.<br />
Rolf Ahrens am Schlagzeug, Ladi Geissler<br />
am Bass, dazu wunderbare Arrangements<br />
mit einer Vielzahl an Trompeten und Posaunen,<br />
wahlweise eingebettet oder verziert<br />
von Streichern und den charakteristischen<br />
Hintergrundchören – ein Sound, der bis heute<br />
unerreicht ist. Mit dabei der Weihnachtssong<br />
“Holidays For Bells”, die Schottland-Hymne<br />
“Holiday In Scotland”, wunderschöne Dialoge<br />
zwischen Trompete und Gitarre veredeln<br />
“Sunday In Madrid”. Dazu noch eine romantische<br />
Version von “To Know Him Is To Love<br />
Him” und ein rührendes “Danke Schön”, mit<br />
dem Kaempfert dieses Album beendet.<br />
(Polydor/Universal, 14/37:36) us<br />
SIDNEY BECHET<br />
SIGNS OF CHANGE<br />
Er begann in New Orleans, brillierte mit<br />
seiner Klarinette und später Sopransaxofon<br />
und hatte 1959 einen Riesenhit mit “Petite<br />
Fleur”, hier in einer Pariser Liveversion von<br />
1952 enthalten. Als Sidney Bechet die vorliegenden<br />
Songs zwischen 1932 und 1941 in<br />
Chicago und New York aufnahm, hatte er erfolgreiche<br />
Europa<strong>to</strong>urneen hinter sich, Duke<br />
Elling<strong>to</strong>n schätzte ihn ebenso wie Josephine<br />
Baker. Er brachte ein Reper<strong>to</strong>ire, das zum<br />
Standardset vieler Dixiebands (auch jenen<br />
der Hamburger Szene seit vier Jahrzehnten)<br />
wurde: “Maple Leaf Rag”, “High Society”<br />
oder “Oh! Lady Be Good”. Des “Sheik Of<br />
Araby” nahm sich später auch Fats Domino<br />
an. Bechets perfektes, einfühlsames Spiel<br />
kommt besonders schön in langsamen Nummern<br />
zum Ausdruck, wie “Mood Indigo”<br />
oder “When It’s Sleepy Time Down South”,<br />
das gut in das aktuelle Hollywood-Südstaaten-Drama<br />
“The Help” passen würde.<br />
(Phoneix/inakustik, 26/75:50) utw<br />
BIX BEIDERBECKE<br />
IN A MIST<br />
Schade, dass er so gründlich dem Alkohol<br />
verfiel und bereits mit 28 verstarb – „Bix”<br />
war eine echte Louis-Armstrong-Konkurrenz,<br />
und der große Hoagy Carmichael über-<br />
Jazz & World <strong>Music</strong><br />
nahm seinen “Riverboat Shuffle”. Beiderbeckes<br />
Kornett sah nur zwischen 1924 und<br />
1930 Plattenstudios, die Aufnahmen von IN<br />
A MIST stammen allesamt von 1927, außer<br />
drei posthum 1939 von Jess Stacy am Piano<br />
eingespielten Beiderbecke-Kompositionen.<br />
Besondere Kabinettstücke sind “Singin’ The<br />
Blues” (dessen Counter-Melodie Carmichael<br />
später zu “Stardust” inspirierte) mit Jimmy<br />
Dorsey an der Klarinette, und die Trio-Einspielung<br />
“For No Reason At All”, bei der der<br />
Kornett-Pionier nur von Frankie Trumbauer<br />
am Saxofon und Eddie Lang an der Gitarre<br />
begleitet wird und daher besonders gegenwärtig<br />
wirkt. Für Liebhaber von frühem<br />
New-Orleans-Jazz ohne „Zickenjazz” fasst<br />
es eine Trent-Henderson-Nummer zusammen:<br />
“Goose Pimples”.<br />
(Phoenix/inakustik, 25/74:38) utw<br />
JENS THOMAS<br />
SPEED OF GRACE<br />
Bevor Jens Thomas den Jazz entdeckte, spielte<br />
der studierte Musiker und Schauspieler Anfang<br />
der 90er in der Rockband Tricolor. Seine Soloplatte<br />
ENDLICH ALLEIN weckte dann irgendwann<br />
die Aufmerksamkeit von ACT-Chef<br />
Siggi Loch, auf dessen Vorschlag Thomas zusammen<br />
mit Paolo Fresu und An<strong>to</strong>nello Salis<br />
zahlreiche Ennio-Morricone-Kompositionen<br />
auf ebenso neue wie verblüffende Art interpretierte.<br />
Nach acht Jahren Pause erscheint nun<br />
mit SPEED OF GRACE ein neues, höchst<br />
interessantes Lebenszeichen von Jens Thomas.<br />
Songs von AC/DC hat er sich diesesmal ausgesucht,<br />
hat die Scott/Young-Kompositionen<br />
in alle Einzelheiten zerlegt, um sie dann als<br />
düster-spartanische Kammer-Jazzmonster zu<br />
inszenieren. Ein Kracher wie “Highway To<br />
Hell” wird zu zerbrechlichen Klage, die Blues-<br />
Rock-Nummer “The Jack” erklingt in völlig<br />
neuer, minimalistischer Form, die Texte von<br />
Bon Scott erzählen von der traurigen, inneren<br />
Leere eines vom Rock’n’Roll-Leben Überforderten.<br />
Gespenstisch gut!<br />
(ACT/edel, 13/52:58)<br />
us<br />
MEDESKI SCOFIELD<br />
MARTIN & WOOD<br />
MSMW LIVE: IN CASE THE<br />
WORLD CHANGES ITS MIND<br />
Die Geschichte dieses<br />
Live-Doppelalbums<br />
beginnt im<br />
Jahr 1998, als John<br />
Medeski (keys),<br />
John Scofield (g),<br />
Billy Martin (dr)<br />
und Chris Wood (b) das Album A GO GO<br />
zusammen aufnahmen. Führt dann weiter in<br />
das Jahr 2006, als die vier Musiker mit OUT<br />
LOUDER eine Studio-Jamsession veröffentlichten.<br />
Nun wurden zwölf Stücke aus diesen<br />
beiden Alben ausgewählt und noch einmal,<br />
dieses Mal aber vor Publikum, gespielt. Und<br />
natürlich würden sie nicht ihrem Ruf gerecht,<br />
hätte es dabei nur die bereits bekannten Versionen<br />
zu hören gegeben. Nein, MSMW LIVE<br />
lebt geradezu von den zwanglosen Improvisationen<br />
und den fruchtbaren Veränderungen, die<br />
das Quartett scheinbar mühelos in seine Musik<br />
einfließen lässt. Das ist moderner Rock-orientierter<br />
Jazz, der sich nicht zu schade ist, sich bei<br />
Stilen wie Funk oder Blues zu bedienen, der<br />
damit weit über seinen Horizont hinausblickt.<br />
(Indirec<strong>to</strong> Records/Alive,<br />
7/61:06, 5/54:38) us<br />
Seite 50 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
GOLDMUND<br />
ALL WILL PROSPER<br />
Keith Kenniff gehört zur ersten Riege der<br />
amerikanischen Komponisten – wenn es<br />
um elektronische Ambient-Musik geht.<br />
Daneben war und ist er aber schon immer<br />
an der Geschichte und an der Kultur des<br />
amerikanischen Bürgerkrieges interessiert.<br />
So hat er jetzt für ALL WILL PRO-<br />
SPER Folksongs aus der Bürgerkriegsära<br />
in Richtung Kammer-Folk arrangiert,<br />
lässt Piano und Akustikgitarre die Melodien<br />
übernehmen und erzeugt so einen äußerst<br />
intimen, fast zerbrechlichen Instrumentalsound.<br />
Und man glaubt gar nicht,<br />
wie gut diese Reduktion alter Gassenhauer<br />
wie “The Yellow Rose Of Texas”,<br />
“Dixie” oder “Shenandoah” tut. Dazu<br />
Traditionals wie “Amazing Grace”, “The<br />
Ballad Of Barbara Allen” oder “Johnny<br />
Has Gone For A Soldier”, für die diese<br />
sparsame Behandlung natürlich ideal ist.<br />
Ambient-Musik mal ganz anders, quasi<br />
Ambient-Folk – ein Experiment, das vollauf<br />
gelungen ist.<br />
(Western Vinyl/Cargo, 15/33:38) us<br />
FEARING & WHITE<br />
F&W<br />
Der irische Troubadour Andy White ist<br />
vor einiger Zeit nach Australien übersiedelt.<br />
Um mit seinem alten Kumpel<br />
Stephen Fearing (Blackie & The Rodeo<br />
Kings) aufzunehmen, besuchte er diesen<br />
für mehrere Wochen in Kanada. Herausgekommen<br />
ist ein wunderbar eindringliches<br />
Album im Spannungsgebiet von<br />
Roots-Rock mit bluesigen Untertönen<br />
und Singer/Songwriter-Country-Folk mit<br />
keltischem Einschlag. Angestimmt auf<br />
Akustikgitarren (Fearing greift zwischendurch<br />
auch mal zur elektrischen), mit dezenter<br />
Perkussion zelebriert das Duo beeindruckende<br />
vokale Interaktion, variiert<br />
Tempo wie Stimmungen – und stützt sich<br />
dabei auf teils brillante Songs wie “Mo<strong>the</strong>rship”,<br />
“Heart O’ The Morning” oder<br />
das Pop-beeinflusste “What We Know<br />
Now”. Dieses gemeinsame Debüt zweier<br />
Meister ihres Faches macht Appetit und<br />
Lust auf mehr.<br />
(Lowden Prowd/Broken Silence,<br />
13/54:15) pro<br />
CHIP TayLOR & THE<br />
GRANDKIDS<br />
GOLDEN KIDS RULES<br />
Es dürfte erstmals<br />
vorkommen, dass<br />
ein Sixties-Veteran<br />
ein Album mit seinen<br />
Enkelkindern<br />
veröffentlicht! Der<br />
umtriebige und seit<br />
etwa 15 Jahren wieder recht produktive<br />
Chip Taylor hat für seine Grandkids Riley<br />
(12 Jahre), Kate (10) und Samantha<br />
(8) zwölf Songs geschrieben, die er mit<br />
ihnen gemeinsam einspielte. Der Altmeister<br />
singt, spielt Gitarre und Mundharmonika,<br />
die Kids singen mit und spielen<br />
diverse Instrumente. Taylors langjähriger<br />
Freund und Gitarrist John Platania spielt<br />
seine bekannt edle und doch unaufdringliche<br />
Sologitarre. Dem 71-jährigen “Wild<br />
Thing”-Au<strong>to</strong>r ist es erneut gelungen, melodiöse<br />
und eingängige Songs zu schrei-<br />
ben. Seine geschickte Produktion macht<br />
das Album für Kinder und Erwachsende<br />
gleichermaßen angenehm hörbar. Ein<br />
schönes Booklet mit allen Texten, Erläuterungen<br />
und vielen Bildern vom Opa mit<br />
seinen Enkeln ergänzen das insgesamt<br />
nette Gesamtwerk. Eindeutige Beurteilung:<br />
bezaubernd! Da das Album noch<br />
nicht im deutschen Vertrieb ist, kann es<br />
für preisgünstige zwölf Dollar über Taylors<br />
Webseite www.trainwreckrecords.<br />
com bestellt werden.<br />
(Smithsonian Folkways<br />
Records/Import, 13/38:03)<br />
p<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
DIM LIGHTS, THICK SMOKE<br />
AND HILBILLY MUSIC<br />
Immer noch das<br />
Maß aller Dinge,<br />
wenn es um <strong>to</strong>p<br />
ausgestattete Country-Serien<br />
geht, ist<br />
die DIM LIGHTS,<br />
THICK SMOKE<br />
AND HILBILLY MUSIC-Reihe der Bear<br />
Family. Beginnend 1945 ist jedem Jahr eine<br />
komplette CD gewidmet, aktuell wurden die<br />
Jahre 1961 bis 1965 veröffentlicht. Und obwohl<br />
die Reihe den Untertitel COUNTRY &<br />
WESTERN HIT PARADE trägt haben sich<br />
die Macher um Bear-Family-Chef Richard<br />
Weize nicht nur auf die Hits der jeweiligen<br />
Jahre konzentriert sondern auch zahlreiche<br />
Raritäten berücksichtigt. Musik von Marty<br />
Robbins, Hank Snow, Bobby Bare, Roger<br />
Miller und Patsy Cline, Musik, die heutige<br />
Künstler wie Gillian Welch, Bonnie Prince<br />
Billy, Lucinda Williams oder die White<br />
Stripes nachhaltig beeinflusst hat – Musik,<br />
die eine ganze Generation begleitet und<br />
geprägt hat. Ein Sonderlob gibt es auch für<br />
die ausführlichen Booklets, die randvoll mit<br />
seltenen Fo<strong>to</strong>s und Illustrationen sind und<br />
die mit Hintergrundinformationen zu jedem<br />
einzelnen Song glänzen. Grandios!<br />
(Bear Family, 5 CDs)<br />
us<br />
SARAH MACDOUGALL<br />
THE GREATEST ONES<br />
ALIVE<br />
Ihr Timbre erinnert zeitweise an die Folksängerin<br />
Melanie, ihr Songwriting an<br />
britische Kolleginnen wie Kate Rusby<br />
oder Karine Polwart, unter dem Strich<br />
sorgt das neue Album der kanadischen<br />
Sängerin Sarah MacDougall für wohlige<br />
Entspannung unter Folkfreunden. THE<br />
GREATEST ONES ALIVE trumpft dabei<br />
weniger mit einzelnen Höhepunkten auf,<br />
sondern liefert über die gesamte Spielzeit<br />
gesehen wunderschöne Musik zum Träumen<br />
und damit einen Grund, einfach mal<br />
gar nichts zu tun – außer Musik zu hören!<br />
Sparsam hat sie ihre Lieder instrumentiert,<br />
meistens reichen eine Gitarre und<br />
etwas Perkussion aus, seltener werden<br />
Streicher und Bläser bemüht. Die Stimme<br />
ist oft gedoppelt oder mit herrlichen Harmonies<br />
verfeinert, dazu gibt es die Texte<br />
(inkl. kurzer Erklärungen von Sarah Mac-<br />
Dougall) zum Mitlesen im Booklet – auch<br />
dieser Aufwand lohnt sich. THE GREA-<br />
TEST ONES ALIVE: eine Wohltat für die<br />
Seele!<br />
(RabbitHeart <strong>Music</strong>/Import,<br />
10/37:54) us<br />
KATE CAMPBELL<br />
TWO NIGHTS IN TEXAS<br />
TWO NIGHTS IN TEXAS gelingt es, die<br />
Wohlfühlatmosphäre eines Kate-Campbell-Konzertes<br />
ins heimische Wohnzimmer<br />
zu transportieren. Zusammen mit einer<br />
kleinen, exquisit aufspielenden Band<br />
sang, spielte und erzählte sich die amerikanische<br />
Countrysängerin letztes Jahr an<br />
zwei April-Abenden im texanischen Wimberly<br />
durch die Songs ihrer langen Karriere.<br />
Ging mit der legendären “Steal Away<br />
Trilogy” zurück bis ins Jahr 1967, brachte<br />
lange nicht mehr gespielte Songs wie “Galaxie<br />
500”, “Crazy In Alabama” oder “A<br />
Cot<strong>to</strong>n Field Away” zu Gehör, zeigte, dass<br />
viele Themen ihrer Lieder immer noch<br />
hochaktuell sind. Nicht zu vergessen auch<br />
die positive Stimmung, den immer präsenten<br />
Humor und die fast körperlich spürbare<br />
Energie, mit der Kate Campell auf der<br />
Bühne steht. Feine Sache!<br />
(Large River <strong>Music</strong>/Cargo, 14/65:05) us<br />
BILL ANDERSON<br />
THE FIRST 10 YEARS<br />
Mit einer Karriere,<br />
die bis zurück in die<br />
Mitte der 50er Jahre<br />
reicht, war Bill<br />
Anderson einer der<br />
erfolgreichsten Singer/Songwriter<br />
der<br />
Nash ville-Country-Szene. Zwischen 1956<br />
und 1966 war er verantwortlich für solch<br />
zeitlose Hits wie “City Lights”, “The Tip<br />
Of My Finger”, “Po’ Folks”, “Mama Sang<br />
A Song” oder “I Get The Fever”. Außerhalb<br />
seiner Hit-Kompilationen wurden die Aufnahmen,<br />
die Anderson seinerzeit machte,<br />
nie vernünftig veröffentlicht – bis jetzt.<br />
THE FIRST 10 YEARS präsentiert nun auf<br />
vier CDs alle Titel seiner acht Decca-LPs,<br />
dazu sieben Non-LP-B-Seiten, zwölf bisher<br />
unveröffentlichte Demos aus seinem Heimstudio<br />
sowie drei bisher ebenso unveröffentlichte<br />
Studiotracks. Auch die beiden<br />
raren TNT-Singles “Take Me” und “City<br />
Lights” gibt es zu hören, zeigen im Honky-<br />
Tonk-Stil die rockige Seite von Bill Anderson.<br />
Für alle, für die Anderson vor allem<br />
der gefühlvolle Interpret von softer Singer/<br />
Songwriter-Ware war (schließlich trug er<br />
seinen Kosenamen „Whispering Bill” nicht<br />
zu Unrecht), dürften einige Songs eine<br />
bisher wenig bekannte Seite Andersons<br />
zeigen. Insbesondere wie schnell und unerwartet<br />
er von betulichem Sprechgesang zu<br />
heißem Rockabilly wechseln konnte, wie<br />
nahe bei ihm sperriger Texas-Shuffle und<br />
massentauglicher Nashville-Pop beieinander<br />
lagen. Rare Ware auch die fünf Duette<br />
mit Jan Howard (darunter der Charterfolg<br />
“For Loving You”) sowie “If It’s All The<br />
Same To You”, das er zusammen mit der<br />
jungen Dolly Par<strong>to</strong>n aufnahm. Wie bei den<br />
Bear-Family-Boxen im LP-Format üblich,<br />
liefert das dicke Begleitbuch eine ausführliche<br />
Biografie, illustriert mit zahlreichen<br />
Bildern und Abbildungen von Erinnerungsstücken<br />
aus Andersons Privatarchiv<br />
sowie eine detaillierte Discographie. Eine<br />
umfassende Anthologie, wie sie Bill Anderson<br />
schon lange verdient hat – und die<br />
nun endlich in angemessener Form veröffentlicht<br />
wird.<br />
(Bear Family, 4 CDs)<br />
us<br />
Country & Folk<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
GEISTERBAHN<br />
In der Regel ist es umgekehrt, und es<br />
spielen deutsche Musiker irische und englische<br />
Folksongs. Auf GEISTERBAHN<br />
interpretieren jedoch einmal Künstler aus<br />
GB und Eire deutsche Volkslieder. Die<br />
Idee dazu hatte der in der Pfalz lebende<br />
Andrew Cadie, der feststellen musste,<br />
dass die Deutschen ein verkrampftes<br />
Verhältnis zu ihrer Tradition haben. Für<br />
GEIS TERBAHN trommelte er befreundete<br />
Folkies wie Mark Bennett und Tim<br />
Gray zusammen, um Lieder wie “Ich<br />
weiß ein fein braun’s Mägdelein”, “Es<br />
geht eine dunkle Wolk’ herein”, “Hejo<br />
spann den Wagen an” und “Hamborger<br />
Veermaster” auf ihre Art – mit Klampfe,<br />
Fiedel, Mandoline und Sackpfeife – zu<br />
interpretieren, so wird etwa in das (ziemlich<br />
anzügliche!) “Panneflicker” der “Pot<br />
Tinker’s Reel” eingebaut. Eine britischdeutsche<br />
„Folkerverständigung” – und ein<br />
großartig geführter Beweis, wie man das<br />
Volkslied jenseits vom „Musikantenstadl”<br />
wieder auffrischen kann.<br />
(Steeplejack/inakustik,<br />
14/47:16) frs<br />
FRANZ JOSEF DEGEN-<br />
HARDT<br />
GEHEN UNSERE TRÄUME<br />
DURCH MEIN LIED<br />
Die 4-CD-Anthologie<br />
GEHEN<br />
UNSERE TRÄU-<br />
ME DURCH<br />
MEIN LIED sollte<br />
eigentlich ein Geschenk<br />
zum 80.<br />
Geburtstag werden, den Franz Josef Degenhardt<br />
am 3. Dezember 2011 gefeiert<br />
hätte. Doch nur wenige Tage vorher, am<br />
14. November, starb der in Norddeutschland<br />
lebende Sänger, der seit seinem Debütalbum<br />
RUMPELSTILZCHEN (1963)<br />
zu einem der wichtigsten Liedermacher<br />
Deutschlands zählte. So hat sich GEHEN<br />
UNSERE TRÄUME … zum Testament<br />
entwickelt – und tatsächlich ist der letzte<br />
Song “Jeder Traum”, der vom letzten Album<br />
DREIZEHNBOGEN (2008) stammt,<br />
eine Art biografischer Abgesang: „Jeder<br />
Traum, an dem ich mich verschwendet /<br />
Jeder Kampf, wo ich mich nicht geschont<br />
/ Jeder Sonnenstrahl, der mich geblendet<br />
/ Alles hat am Ende sich gelohnt.” Für<br />
die Herausgeber der 4er-CD war es keine<br />
leichte Aufgabe, die besten Lieder aus fünf<br />
Jahrzehnten zu kompilieren. Man kann<br />
wunderbare Songs wie “Zwischen zwei<br />
Straßenbahnen” oder “Die alten Lieder”<br />
vermissen, man kann sich aber auch am<br />
langen Reigen von großartigen, bekannten<br />
wie unbekannten 64 Degenhardt-Stücken<br />
erfreuen. Frühe Klassiker wie “Spiel nicht<br />
mit den Schmuddelkindern”, “Deutscher<br />
Sonntag” und “Wölfe mitten im Mai”<br />
sind drauf, in denen „Väterchen Franz”<br />
mit subtiler Ironie bis schwarzem Humor<br />
das restaurative Nachkriegsdeutschland<br />
aufs Korn nahm. Songs aus den politisch<br />
bewegten Spät-Sechzigern und Siebzigern<br />
wie “Vatis Argumente” und “Entschuldigung<br />
eines alten Sozialdemokraten” sind<br />
zu hören, in denen der zeitlebens mit dem<br />
Kommunismus liebäugelnde Sänger seine<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 51
CD REVIEWS Country & Folk<br />
Standpunkte klarmacht, sowie viele Lieder<br />
von den späten Alben, darunter auch seine<br />
Nachdichtungen von Georges-Brassens-<br />
Chansons. Ja, FJD, alles hat am Ende sich<br />
gelohnt!<br />
(Polydor/Universal, 16/78:28,<br />
14/77:40, 14/78:06, 20/79:33) frs<br />
STONEWALL JackSON<br />
LIFE OF A POOR BOY – RCA<br />
COUNTRY HITS 1958–1972<br />
Mitte der Fifties<br />
war S<strong>to</strong>newall Jackson<br />
25 Jahre alt und<br />
schaffte es ohne (!)<br />
Platte, Mitglied der<br />
ehrwürdigen Grand<br />
Ole Opry in Nashville<br />
zu werden. Er war als Senkrechtstarter<br />
im Country-Himmel angekommen<br />
und rechtfertigte das in den Folgejahren<br />
mit 43 Hits, die meist mittlere Positionen<br />
erreichten, aber zweimal auch Nummer<br />
1 wurden: John D. Loudermilks “Waterloo”<br />
(1959) und “B.J. The D.J.” (1963).<br />
Sein letzter Volltreffer war die Cover-<br />
Version von Lobos “Me And You And A<br />
Dog Named Boo” (1971 #7). Der heute<br />
79-jährige Jackson ist ein Country-Mainstreamsänger<br />
der ganz strikten Art: nicht<br />
so markig-markant wie Johnny Cash oder<br />
Merle Haggard, nicht so soft wie Jim<br />
Reeves, nicht verschlagert oder sonstwie<br />
Crossover-orientiert. Sein Ding kann auch<br />
„radikale Mitte” genannt werden. Und er<br />
war stets ein Mann, der umweglos zur<br />
Sache kam. Wo andere oft erst beginnen,<br />
einen Song richtig zu gestalten, war Jackson<br />
schon am Ziel. Nur einer der hier versammelten<br />
Titel – darunter alle genannten<br />
wichtigen Erfolge und weitere Großtaten<br />
wie “Why I’m Walkin’”, “A Wound Time<br />
Can’t Erase” sowie eine Superversion von<br />
“I Washed My Hands In Muddy Water” –<br />
ist länger als drei Minuten!<br />
(Cherry Red/Rough Trade,<br />
20/50:32, 20/49:48) hjg<br />
THE LITTLE WILLIES<br />
FOR THE GOOD TIMES<br />
Schon ihr ausgezeichnetes 2006er Debüt<br />
konnte mit einer feinen Countrynote aufwarten,<br />
für ihr zweites Album haben sich<br />
die Little Willies, also Norah Jones (voc, p),<br />
Richard Julian (g, voc), Lee Alexander (b),<br />
Jim Campilongo (g) und Dan Rieser (dr) bei<br />
ihren Lieblings-Songwritern bedient und<br />
ein paar <strong>to</strong>lle Countrysongs ausgewählt.<br />
Es ist immer wieder beeindruckend, wie<br />
diese lockere New Yorker Teilzeit-Band<br />
ihre Cover-Versionen darbietet, wie FOR<br />
THE GOOD TIMES jazzig swingt (besonders<br />
die Licks von Jim Campilongos<br />
Fender Telecaster), wie ihre Arrangements<br />
mit luftiger Virtuosität daherkommen und<br />
wie sie alten Countryheulern so zu neuer<br />
Aufmerksamkeit verhelfen. Die hochklassige<br />
Auswahl reicht von Ralph Stanleys “I<br />
Worship You” über Dolly Par<strong>to</strong>ns “Jolene”<br />
und “If You’ve Got The Money I’ve Got<br />
The Time” von Lefty Frizzell bis zu Johnny<br />
Cashs “Wide Open Road”. Mit dabei auch<br />
eine loungige Jazzbar-Version von Kris<br />
Kris<strong>to</strong>ffersons “For The Good Times” – die<br />
schon auf Grund ihres Titels ein Sonderlob<br />
von <strong>GoodTimes</strong> bekommt.<br />
(Milking Bull Records/EMI, 12/38:47) us<br />
COUNTRY FUNK<br />
COUNTRY FUNK<br />
Tief in die amerikanische Country-Rock-<br />
Geschichte der 70er Jahre geht es mit der<br />
ersten Veröffentlichung des neuen britischen<br />
Labels Slipstream Records. Im<br />
Mittelpunkt dabei Adam Taylor, der zusammen<br />
mit seinem Schulfreund Hal Paris<br />
Ende der 60er nacheinander eine Vielzahl<br />
an Bands gründete, bis sie dann 1969 als<br />
Country Funk einen Major-Vertrag bei<br />
Polydor an Land zogen. Doch trotz einer<br />
klasse Band (u.a. mit Bassist Jim Lanham,<br />
Gründungsmitglied von Pure Prairie<br />
League) sowie starker Songs im Grenzgebiet<br />
von Blues, Folk, Country und Psychedelic<br />
konnte ihr selbstbetiteltes Debüt<br />
keine nennenswerten Verkäufe erzielen.<br />
Eine Tatsache, die aus heutiger Sicht<br />
schlicht unglaublich ist, liefert COUNTRY<br />
FUNK doch allerbesten Country-Rock à<br />
la Flying Buri<strong>to</strong> Bro<strong>the</strong>rs, Poco oder der<br />
Gram-Parsons-Byrds. Aufgewertet wird<br />
die Wiederveröffentlichung dieses verborgenen<br />
Schmuckstückes von vier Titeln, die<br />
Taylor 1967 mit seiner damaligen Band<br />
Adam aufgenommen hat.<br />
(Slipstream Records/<br />
www.countryfunk.net, 16/51:02) us<br />
KAREN DALTON<br />
1966<br />
Wenn man gemeinhin<br />
von „his<strong>to</strong>rischer<br />
Tonqualität” spricht,<br />
ist damit nichts anderes<br />
gemeint, als<br />
dass man sich diese<br />
Aufnahmen unter<br />
normalen Umständen niemals anhören<br />
würde. Was führt aber dazu, dass es immer<br />
wieder Veröffentlichungen in genau dieser<br />
his<strong>to</strong>rischen Tonqualität gibt? Schlicht und<br />
einfach die Tatsache, dass es entweder keine<br />
besser klingenden Aufnahmen gibt (wie<br />
zum Beispiel bei Woody Guthrie, den Weavers<br />
oder den Comedian Harmonists) oder<br />
dass die Tonbeispiele so essenziell sind,<br />
dass man sie den Fans nicht vorenthalten<br />
möchte. Eine Mischung aus beiden Gründen<br />
liegt nun bei 1966 von Karen Dal<strong>to</strong>n<br />
vor. Irgendwann im Sommer jenes Jahres<br />
drückte Carl Baron auf den Aufnahmeknopf<br />
seines Kassettenrecorders, als Karen<br />
Dal<strong>to</strong>n in einer einsam gelegenen Hütte<br />
in Colorado zehn Lieder alleine (und vier<br />
mit Richard Tucker) zum Besten gab, sich<br />
dabei nur mit Banjo oder Gitarre begleitete.<br />
Da die scheue Sängerin nur ungern vor<br />
Publikum auftrat und soweit wie möglich<br />
die sterile Atmosphäre eines Studios mied,<br />
sind diese Aufnahmen zahlreicher Traditionals<br />
(sowie Cover-Versionen von Tim<br />
Hardin und Fred Neil) einsame Zeugen ihrer<br />
Kunst, denen man heute ergreifend und<br />
staunend lauscht – auch wenn die Tonqualität<br />
„his<strong>to</strong>risch” ist.<br />
(Light In The Attic/Cargo, 14/36:46) us<br />
CHRIS HOLIMAN<br />
THE SAILOR’S DAUGHTER<br />
Manchmal reicht schon ein Blick auf die<br />
Lis te der beteiligten Musiker, um ein Album<br />
interessant zu machen. Wenn dort,<br />
wie bei THE SAILOR’S DAUGHTER,<br />
Joey Burns von Calexico, Nick Luca (Neko<br />
Case, Iron And Wine) und Pedalsteeler Neil<br />
Harry (Giant Sand) auftauchen, betrachtet<br />
man die Soloscheibe von Chris Holiman (in<br />
den 80ern Frontmann der River Roses) mit<br />
ganz anderen Augen. Wenn dann auch noch<br />
die Qualität der Kompositionen Schritt hält<br />
mit dieser Top-Studiobesatzung, entsteht<br />
ein so stimmiges Album wie dieses. Ruhig<br />
und ohne Hektik lässt Holiman seinen<br />
Songs Zeit zur Entfaltung, nur selten geht es<br />
über Midtempo hinaus. Emotionen ja, aber<br />
nie überschwänglich. Also nicht unbedingt<br />
erste Wahl für Freunde von handfestem<br />
Roots-Rock, aber erste Wahl für Pop-verliebte<br />
Americana-Fans.<br />
(Cactus Rock Records/<br />
www.cactusrock-records.com,<br />
12/51:19) us<br />
US RAILS<br />
SOUTHERN CANON<br />
Im Zusammenhang<br />
mit Roots-Rock von<br />
einer Supergroup zu<br />
sprechen, wäre wohl<br />
ein wenig zu hoch<br />
gegriffen. Doch mit<br />
Tom Gillam, Joseph<br />
Parsons, Ben Arnold, Scott Bricklin und<br />
Matt Muir haben sich fünf angesehene Größen<br />
der Americana-Szene zum zweiten Mal<br />
unter dem Banner von US Rails für eine<br />
Platte zusammengetan, um mit ganz eigener<br />
Note auf den Spuren von Crosby, Stills,<br />
Nash & Young, der Traveling Wilburys oder<br />
der Flatlanders zu wandeln. Mit wechselnden<br />
Führungsfiguren bei Gesang und Gitarrenspiel<br />
liefern sie eine knackige Mixtur<br />
aus Folk-Rock, hymnenartigem Rock’n’Roll<br />
und inhaltsstarkem Singer/Songwriter-Rock,<br />
oft getragen von starken Gesangsharmonien.<br />
Man täte den Beteiligten Unrecht, würde<br />
man einzelne Songs hervorheben – da kann<br />
man Roots-Rockfans einfach nur empfehlen:<br />
rein-, am besten gleich komplett durchhören.<br />
(Blue Rose/Soulfood, 13/50:16) pro<br />
LOUVIN BROTHERS<br />
SATAN IS REAL/HANDPICKED<br />
SONGS<br />
In diesem <strong>to</strong>ll aufgemachten Doppelpack<br />
bekommt man auf einer CD mit SATAN IS<br />
REAL eines der besten Alben der Louvin<br />
Bro<strong>the</strong>rs, auf der anderen haben Stars aus<br />
Country, Rock und Folk je einen Song des<br />
Brüderpaares für die Zusammenstellung<br />
HANDPICKED SONGS ausgesucht. Lässt<br />
man das bizarre Cover außen vor (alleine<br />
darüber könnte man seitenlange Essays<br />
schreiben ...), zeigt SATAN IS REAL, dass es<br />
1959 für die gottesfürchtigen Brüder keinerlei<br />
Genregrenzen gab, dass Bezeichnungen<br />
wie Gospel, Country oder was auch immer<br />
nur leere Worte waren. Der wahre Geist ihrer<br />
Musik kam direkt von Gott, und wer der Verdammnis<br />
im ewigen Fegefeuer entgehen will,<br />
sollte bei ihren Songs genau zuhören. Gut<br />
zugehört haben u.a. Mark Lanegan, Lucinda<br />
Williams, Kris Kris<strong>to</strong>fferson, Dolly Par<strong>to</strong>n,<br />
Graham Nash oder Emmylou Harris. Sie alle<br />
durften sich einen Song der Louvin Bro<strong>the</strong>rs<br />
aussuchen und im Booklet erklären warum<br />
ihre Wahl auf diesen fiel. Klar, dass dabei ein<br />
hochklassiger Streifzug durch das Louvin-<br />
Bro<strong>the</strong>rs-Reper<strong>to</strong>ire entsteht. Ganz ganz dicke<br />
Empfehlung für diese beiden Alben!<br />
(Light In The Attic/Cargo,<br />
12/32:25, 14/38:15) us<br />
Seite 52 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
ARNDT, GROSS & CONTI<br />
CROSSING BORDERS<br />
Mit den VINEYARD<br />
SESSIONS 2 hatten<br />
Richie Arndt und<br />
Timo Gross ihr Debüt<br />
mit Gregor Hilden<br />
noch übertroffen, kreativ<br />
wie kommerziell:<br />
sowas inspiriert. Der „Neue” auf „2” war<br />
der seit langem zwischen Atlantis und Lake<br />
segelnde Alex Conti, seine Grooves in den<br />
mitgebrachten “Down To The Limit” und vor<br />
allem “Out For The Nation” zeigen, welch<br />
großen Spaß ihm diese Akustikabende bereiten.<br />
Arndt, der sich mit Reisesongs durch<br />
seine TRAIN STORIES auskennt, holt das<br />
Trio auf einen Trip zur “Reviera Sunrise”, in<br />
deren Refrain sich die scharfen Chorsätze der<br />
drei Travellers ebenso zeigen wie in seinem<br />
“How Can I Win (Your Love Again)”. Timo<br />
Gross bringt in “Stand Up” noch mehr Dreck<br />
und Call-and-Response auf die Palette – und<br />
die Gitarren erfüllen wieder mal ein Grundprinzip<br />
jedes Klampfentrios: Man darf nicht<br />
merken, dass Bass & Drums fehlen. Mission<br />
erfüllt, und keine Cover diesmal – die Ideen<br />
sprudeln.<br />
(Fuego/Rough Trade, 12/49:20) utw<br />
HARALD HAUGAARD<br />
DEN FEMTE SØSTER<br />
Harald Haugaard zählt zu den renommiertesten<br />
Geigern Dänemarks. Schon<br />
während seines Studiums an der Musikakademie<br />
wechselte er von der Klassik zur<br />
Folklore. Auf seinem Album DEN FEMTE<br />
SØSTER („Die fünfte Schwester”) sind<br />
Stücke zu hören, die zwischen – vom Irish<br />
Folk gar nicht so weit entfernten – traditionellen<br />
skandinavischen Tänzen sowie<br />
Elementen aus Kammermusik, Mittelalter<br />
und Jazz changieren, meist begleitet von<br />
Akustikgitarre, Cello, Kontrabass und<br />
Perkussion. Die meisten Stücke, darunter<br />
auch das dreisätzige “String Quartet In A-<br />
Minor”, hat Haugaard selbst komponiert.<br />
Einen zarten Schlusspunkt setzt auf diesem<br />
wunderschönen, zum Träumen und Tanzen<br />
verleitenden Album die einzige Vokalnummer<br />
“Alt Hvad Vi Drømte”, der die Sängerin<br />
und Geigerin Helene Blum ihre Stimme<br />
leiht.<br />
(Westpark/Indigo, 13/43:40) frs<br />
RALF ILLENBERGER<br />
RED ROCK JOURNEYS<br />
Mit RED ROCK JOURNEYS meldet sich<br />
ein Großer der akustischen Gitarrenmusik<br />
zu Wort. Ralf Illenberger lebt seit Jahren<br />
in Sedona im amerikanischen Bundesstaat<br />
Arizona, einem Ort, dessen natürlicher<br />
Schönheit spirituelle Kraft nachgesagt<br />
wird. Von diesen Kräften hat sich Illenberger<br />
bei seinen neuen Kompositionen leiten<br />
lassen, hat dazu ein paar bekannte Songs<br />
neu arrangiert. Dabei gelingt ihm die Balance<br />
zwischen erdiger Verbundenheit und<br />
luftiger Eleganz, zwischen handfestem instrumentalem<br />
Können und Stimmungen,<br />
wie man sie nur in Träumen erlebt. Hochklassig<br />
auch der wunderbar warme Klang,<br />
mit dem S<strong>to</strong>ckfisch-Chef Günter Pauler<br />
und sein Studioteam einmal mehr ihre Extraklasse<br />
beweisen.<br />
(S<strong>to</strong>ckfisch Records/inakustik,<br />
12/51:36) us
CD<br />
REVIEWS<br />
SIMON ELVNÄS<br />
WORDS UNSPOKEN<br />
Ein wunderschönes Kleinod ist WORDS<br />
UNSPOKEN, aufgenommen, produziert<br />
und vertrieben vom Künstler selbst. Der<br />
Mittdreißiger aus S<strong>to</strong>ckholm Simon Elvnäs<br />
erinnert von der Stimme und vom<br />
Songwriting her an den jungen John Gorka,<br />
zeigt beim Livemitschnitt von “The Water<br />
Is Wide” aber auch seine Fähigkeiten als<br />
Traditionalist. Highlights auch die beiden<br />
Gänsehaut-Duette mit Frida Öhrn bzw.<br />
Irma Schultz. Traumhaft schön!<br />
(www.simonelvnas.com, 11/43:27) us<br />
THE INTERSPHERE<br />
HOLD ON, LIBERTY<br />
Egal, ob man es nun Prog-Rock mit Melodic-Rock-Ausflügen<br />
nennt oder Hard Rock<br />
mit progressiven Elementen – das Mannheimer<br />
Quartett The Intersphere lässt es auf<br />
seinem zweiten Album HOLD ON, LIBER-<br />
TY kräftig krachen. Fette Nu-Metal-Riffs<br />
hämmern mit einer Stakka<strong>to</strong>-Rhythmusfraktion<br />
um die Wette, Screamo-Refrains<br />
und vertrackte Zwischenspiele verlangen<br />
die volle Aufmerksamkeit der Hörer. Harte<br />
Rockmusik, die sowohl Bauch als auch<br />
Hirn anspricht.<br />
(Long Branch Records/SPV, 11/46:11) tk<br />
VONDA SHEPARD<br />
SOLO<br />
Keine Frage, SOLO ist der Piano-Pop von<br />
Vonda Shepard immer noch am besten. „This<br />
album was recorded live in <strong>the</strong> studio. I played<br />
and sang <strong>to</strong>ge<strong>the</strong>r <strong>to</strong> capture <strong>the</strong> emotion<br />
of <strong>the</strong> moment”, schreibt sie im Booklet und<br />
trifft damit genau ins Herz der Zuhörer. So<br />
einfach kann gute Musik sein, leicht, locker<br />
und dennoch gefühlvoll präsentiert sie ihre<br />
neuen Songs, die sie bis auf zwei Ausnahmen<br />
auch selbst geschrieben hat.<br />
(Panshot Records/Galileo <strong>Music</strong>,<br />
10/39:30) tk<br />
ADRIANO CELENTANO<br />
UNICAMENTECELENTANO<br />
Wem die (seit 2006<br />
als italienischer<br />
Import erhältliche)<br />
3-CD-Box UNICA-<br />
MENTECELENTA-<br />
NO zu voluminös ist,<br />
kann sich jetzt die<br />
Essenz des Celentano-Schaffens auch als<br />
Einfach-CD mit 15 Titeln oder wahlweise<br />
als limitierte Deluxe Edition mit 29 Titeln<br />
zulegen. Allen gemeinsam ist die Vielfalt an<br />
Stilen, mit der die Lieder des italienischen<br />
Schauspielers und Sängers immer wieder<br />
für Überraschungen sorgen, von “Azzuro”<br />
über “Il Ragazzo Della Via Gluck” bis zu “I<br />
Want To Know”.<br />
(Clan Celentano/Universal, 15/73:25) us<br />
ÁRSTÍDIR<br />
SVENFS OG VÖKU SKIL<br />
Heißer Tipp für alle Freunde von Island-Folk-<br />
Rock, denen Sigur Rós zu mystisch klingen<br />
und Björk zu abgehoben. Árstídir nennen sich<br />
die sechs Musiker, die sich gerne auch einmal<br />
von einem kleinen Streichorchester begleiten<br />
lassen. Die Songs auf SVENFS OG VÖKU<br />
SKIL haben sie alle selbst geschrieben, scheinen<br />
sich dabei an so unterschiedlichen Vorbildern<br />
wie 16 Horsepower, Renaissance (ca.<br />
1969/70), Runrig und I Muvrini orientiert zu<br />
haben. Welch wunderschöne Musik, was für<br />
eine Entdeckung!<br />
(www.arstidir.com, 12/39:37) us<br />
MARY J BLIGE<br />
MY LIFE II – THE JOURNEY<br />
CONTINUES (ACT I)<br />
Die Königin ist zurück! Nicht umsonst gilt<br />
Mary J Blige als Erfinderin des HipHop-<br />
Soul, nicht umsonst ist sie für zahlreiche<br />
Künstlerinnen – von Beyoncé über Alica<br />
Keys bis zu Rihanna – immer noch Vorbild.<br />
„Songs über die Liebe, Songs über den<br />
Schmerz und Songs über Triumphe” liefert<br />
ihr neues Studio-Album nach eigenen<br />
Worten, ist immer noch der Maßstab für die<br />
hochklassige Musik zwischen R&B, Soul,<br />
Funk, Electro & HipHop.<br />
(Geffen/Universal, 18/72:33) tk<br />
ISRAEL NASH GRIPKA<br />
2011 BARN DOORS SPRING<br />
TOUR, LIVE IN HOLLAND<br />
Sein Studiodebüt<br />
BARN DOORS<br />
AND CONCRETE<br />
FLOORS tauchte<br />
völlig zurecht auf<br />
zahlreichen Bestenlisten<br />
des letzten<br />
Jahres auf – besonders dann, wenn es um<br />
Americana oder Roots-Rock ging. Dass<br />
Israel Nash Gripka auch auf der Bühne seinen<br />
Mann steht, zeigt der Mitschnitt eines<br />
Konzertes im niederländischen Eindhoven<br />
vom April 2011. Zeitweise vier (!) Gitarren,<br />
Mandoline, Bass und Schlagzeug,<br />
dazu Gripkas markige Stimme, ab und an<br />
auch mit ein paar Harmony-Vocals verziert,<br />
klar, da kann die einzige Cover-Version<br />
(“Revolution Blues”) nur von Neil Young<br />
stammen.<br />
(Blue Rose/Soulfood, 10/47:26) us<br />
BENJAMIN BIOLAY<br />
BEST OF<br />
Zehn Jahre und sieben Alben brauchte es,<br />
bis einer der wichtigsten zeitgenössischen<br />
französischen Sänger und das Aushängeschild<br />
des neuen Chansons mit einer Anthologie<br />
bedacht wird. Auf BEST OF BENJA-<br />
MIN BIOLAY sind viele der beliebtesten<br />
Songs des oft mit Serge Gainsbourg verglichenen<br />
Künstlers zu hören, darunter “Dans<br />
la Merco Benz”, “Les Cerfs-volants” und<br />
“À l’origine”. Der Opener “L‘eau claire<br />
des fontaines”, bislang unveröffentlicht, ist<br />
zugleich Biolays neue Single.<br />
(Capi<strong>to</strong>l/EMI, 19/77:12)<br />
frs<br />
ED SHEERAN<br />
+<br />
Popsänger mit Soul in der Stimme gibt es<br />
genügend – doch irgendetwas Besonderes<br />
muss dran sein an Ed Sheeran: Millionenfache<br />
YouTube-Aufrufe, mit “The A Team”<br />
eine Single, die in Rekordzeit mit Platin<br />
ausgezeichnet wurde, eine vom Start weg<br />
ausverkaufte Tour in seiner britischen Heimat.<br />
Sein, wenn man so will, „internationales”<br />
Debüt heißt schlicht und einfach “+”<br />
und zeigt (zumindest größtenteils), dass die<br />
Jubelarien nicht vorschnell ertönten. Das ist<br />
klasse Popmusik, mit unglaublich viel Gefühl<br />
dargeboten.<br />
(Warner, 12/50:00)<br />
tk<br />
Jack JINX<br />
LONG WAY HOME<br />
Weder aus Hous<strong>to</strong>n oder Memphis noch<br />
aus Nashville stammt diese Band. Nein,<br />
Jack Jinx kommen aus Dresden, spielen<br />
aber Musik, die sich weit mehr nach den<br />
genannten amerikanischen Musik-Mertropolen<br />
anhört. Knochentrockener Blues<br />
gepaart mit Country-lastigem Roots-Rock,<br />
gewürzt mit einer deftigen Prise Südstaaten-Soul,<br />
alles in erdig-au<strong>the</strong>ntischem<br />
Klang – so macht der LONG WAY HOME<br />
so richtig Spaß!<br />
(Rockwerk Records, 12/69:54) us<br />
CHRIS CORNELL<br />
SONGBOOK<br />
Entweder man hasst<br />
den weinerlichen Gesangsstil<br />
von Soundgarden-Frontmann<br />
Chris Cornell, oder<br />
man liebt es, wie er<br />
seiner Musik Leben<br />
einhaucht. Über eine Stunde lang gibt es<br />
auf SONGBOOK nur Cornell und seine<br />
Akustikgitarre zu hören – in einem Programm,<br />
in dem neben eigenen Klassikern<br />
wie “Call Me A Dog”, “Like A S<strong>to</strong>ne” oder<br />
“Black Hole Sun” nur zwei Cover-Versionen<br />
Platz finden: <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong>s “Thank<br />
You” sowie das unzerstörbare “Imagine”<br />
von John Lennon.<br />
(Universal, 12/67:41)<br />
us<br />
ANDY LEE LANG<br />
STILL ROCKIN’ LIVE –<br />
CHAPTER ONE<br />
Mitschnitt des aktuellen Liveprogramms<br />
aus dem Wiener Metropol, bei dem der Lokalmatador<br />
Andy Lee Lang und seine Band<br />
das Publikum mit zahlreichen Klassikern<br />
aus der Rock’n’Roll-Geschichte begeisterten.<br />
Dabei bewies der vielbeschäftigte Entertainer<br />
sein gutes Händchen für die richtigen<br />
Songs, vom instrumentalen Opener<br />
Kurzvorstellungen<br />
“Walk Don’t Run” über Buddy Hollys “It’s<br />
So Easy” und der “Rock’n’Roll <strong>Music</strong>”<br />
von Chuck Berry bis zu “Love Letters In<br />
The Sand”, das in der Pat-Boone-Version<br />
1957 bis an die Spitze der US-Charts gelangte.<br />
(Gabriel <strong>Music</strong>/Hoanzl, 21/60:50) us<br />
JESSIE J<br />
WHO YOU ARE<br />
Erweitert um drei neue Songs (darunter<br />
auch das mit David Guetta aufgenommene<br />
“Laserlight”) erschien Jessie J’s<br />
Erfolgsalbum WHO YOU ARE Ende<br />
letzten Jahres als Platinum Edition. Mit<br />
HipHop-geprägtem R&B liefert die im<br />
britischen Essex aufgewachsene Musikerin<br />
ein starkes, modern ausgerichtetes Debüt<br />
ab, bei “Big White Room” – einem Song,<br />
den sie schon als Teenager geschrieben<br />
hat – zeigt sie gar überraschende Singer/<br />
Songwriter-Qualitäten.<br />
(Universal, 16/61:16)<br />
tk<br />
MARIT LARSEN<br />
SPARK<br />
SPARK ist das Europadebüt<br />
von Marit<br />
Larsen, doch hat die<br />
norwegische Sängerin<br />
in ihrer Heimat<br />
schon zwei erfolgreiche<br />
Alben veröffentlicht.<br />
Diese Erfahrung hört man ihren<br />
neuen Liedern an, ebenso die Akribie, mit<br />
der die Perfektionistin so gut wie alle Instrumente<br />
selbst gespielt hat – von Klavier,<br />
Mandoline und Xylofon bis zu ziemlich<br />
exotischen Instrumenten wie der indischen<br />
Tampura oder einer russischen Laute namens<br />
Domra. So lebt ihr fein gesponnener<br />
Singer/Songwriter-Folk auch von diesen<br />
kleinen Details, die sich in ihrer Musik<br />
wunderbar zu erhabener Schönheit zusammenfügen.<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 10/43:54) us<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 53
LISSIE<br />
LIVE AT SHEPHERD’S BUSH<br />
EMPIRE<br />
Ihr CATCHING THE TIGER war mit seinem<br />
sommersprossigen Americana ein unglaublich<br />
gutes Majordebüt, da durfte man zurecht<br />
gespannt sein auf ihre Europa-Tour. Und wer<br />
ihre zahlreichen Liveclips auf YouTube kannrobin<br />
trower<br />
on <strong>to</strong>ur<br />
2012<br />
Fr. 16.03 Hamburg<br />
Down<strong>to</strong>wn Blues Club<br />
Sa. 17.03 Offenbach KJK<br />
So. 18.03 Nürnberg Hirsch<br />
Mo. 19.03 Augsburg Spectrum<br />
Mi 21.03 Salzgitter Kulturscheune<br />
Do. 22.03 Twist Heimathaus<br />
Fr. 23.03 Koblenz Café Hahn<br />
Sa. 24.03 Freudenburg Ducsaal<br />
So. 25.03 Bonn Harmonie<br />
www.trowerpower.com<br />
distributed by<br />
www.reper<strong>to</strong>irerecords.com<br />
CD<br />
REVIEWS<br />
NIGHTWISH<br />
IMAGINAERUM<br />
Nach eigenen Worten<br />
wollte sich die<br />
finnische Band<br />
Nightwish vier Jahre<br />
nach ihrem letzten<br />
Studio-Album mit<br />
IMAGINAERUM<br />
neu erfinden. Wollte alles Bekanntes hinter<br />
sich lassen, ein neues künstlerisches Kapitel<br />
aufschlagen. Erfreulicherweise klingt<br />
ihr symphonischer Heavy Metal dann aber<br />
genauso mitreißend wie je zuvor, verbindet<br />
pure Power mit Fantasy-Romantik, führt<br />
epische Melodiebögen um brettharte Metal-Riffs<br />
und brilliert immer noch mit den<br />
wohl besten Vocals in diesem Genre.<br />
(Nuclear Blast/Warner, 12/74:56) us<br />
TAKE THAT<br />
PROGRESS LIVE<br />
Bei ihrer letzten Tour haben Take That in<br />
ihrer britischen Heimat in 30 restlos ausverkauften<br />
Stadien vor über 1,8 Millionen<br />
Menschen gespielt. Neben DVD und Bluray<br />
erschien dieses gigantische Spektakel<br />
Ende letzten Jahres auch als Doppel-CD.<br />
Gary Barlow, Howard Donald, Jason<br />
Orange, Mark Owen und Rückkehrer Robbie<br />
Williams nahmen ihre stimmgewaltigen<br />
Fans mit auf eine Reise durch 20 Jahre Take<br />
That, brachten sämtliche Hits und bewiesen,<br />
dass eine Boygroup auch nach so vielen<br />
Jahren immer noch wie eine Boygroup<br />
singen kann.<br />
(Polydor/Universal, 10/45:40,<br />
14/63:19) tk<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
THE TWILIGHT SAGA:<br />
BREAKING DAWN PART 1<br />
Bunt und abwechslungsreich liefert der<br />
Soundtrack der höchst erfolgreichen Vampir-Saga<br />
eine breite Palette an aktueller<br />
Popmusik. Mit dabei Senkrechtstarter Bruno<br />
Mars, das Folkduo Angus & Julia S<strong>to</strong>ne,<br />
die US-Indie-Rocker The Features, zeitloser<br />
Americana von Iron & Wine, Dream-<br />
Pop von Cider Sky sowie die eine oder<br />
andere interessante Neuentdeckung, wie<br />
das wunderschöne “Cold” von Aqualung &<br />
Lucy Schwartz.<br />
(Atlantic/Warner, 15/61:33)<br />
us<br />
ZUCCHERO<br />
SUGAR FORNACIARI – CHOCA-<br />
BECK DELUXE EDITION<br />
Ende 2010 erschien CHOCABECK, auf<br />
dem Zucchero italienisches Herzblut in<br />
amerikanischem Soul-Gewand präsentierte.<br />
Die dicke Deluxe-Box enthält neben<br />
dem Originalalbum noch eine weitere CD,<br />
auf dem er acht dieser Songs in englischer<br />
Sprache singt, dazu sind auf einer DVD<br />
noch die Musikvideos der Lieder zu finden.<br />
Ein dickes Booklet, ein auffaltbares Poster<br />
und edle Bildkarten komplettieren diese limitierte<br />
Luxus-Ausgabe.<br />
(Polydor/Universal, 2 CDs & DVD) tk<br />
LOS DOS Y COMPANEROS<br />
SALSA GUERRILLEROS<br />
Auch der zweite Streich der bajuwarischen<br />
Kubaner macht wieder jede Menge<br />
Spaß. Bayerische Mundart von derb<br />
bis romantisch, vorgetragen von einer<br />
vielköpfigen Musikerschar als swingende<br />
Rumba, feuriger Salsa oder gefühlvoller<br />
Son. Wer da die Hüften still hält, dem<br />
kann wohl nicht mehr geholfen werden.<br />
Und mit Luis Frank Arias ließen „Die<br />
Zwei und ihre Kumpels” (so die wörtliche<br />
Übersetzung des Bandnamens) auch mal<br />
einen Großen der kubanischen Szene ans<br />
Mikro. Vamos!!<br />
(Connec<strong>to</strong>r Records/<br />
inakustik, 10/38:15)<br />
us<br />
TANGERINE DREAM<br />
GREEN DESERT<br />
Die Skizzen für<br />
diese Klanglandschaften<br />
entwarfen<br />
Edgar Froese<br />
und Chris Franke<br />
bereits 1973<br />
in den Skyline<br />
Studios in Berlin, überarbeitet und fertiggestellt<br />
wurden sie 1984 im Wiener Eastgate<br />
Studio, erstmals veröffentlicht wurde<br />
GREEN DESERT dann 1986. Ruhig fließen<br />
die Töne dahin, Syn<strong>the</strong>sizerflächen und<br />
elektronische Chöre bestimmen die Szenerie,<br />
nur ab und zu gibt ein Schlagzeug den<br />
Takt vor. Betörende „Traum-Musik”.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 4/48:37) us<br />
CHARLENE SORAIA<br />
MOONCHILD<br />
Ein Debüt der besonderen Art ist MOON-<br />
CHILD von Charlene Soraia. Die junge<br />
Sängerin (und ausgezeichnete Gitarristin)<br />
macht es den Hörern nicht unbedingt<br />
leicht, die Schönheit ihrer Musik zu entdecken.<br />
Vertrackt, sperrig und musikalisch<br />
vielschichtig präsentiert sie ihre Singer/<br />
Songwriter-Kunst. Dass sie es auch einfacher<br />
und gefälliger könnte, beweist sie<br />
auf dem The-Calling-Cover “Wherever<br />
You Will Go”, der Single, die bis auf den<br />
dritten Platz der UK-Charts kletterte.<br />
(Peacefrog/Rough Trade, 13/46:35) us<br />
GOTYE<br />
MAKING MIRRORS<br />
In seiner Heimat Australien ist der eigenwillige<br />
Sound dieses jungen Mannes schon<br />
bestens bekannt (und höchst erfolgreich!),<br />
bei uns erobert Gotye, oder besser gesagt<br />
sein “Somebody That I Used To Know”,<br />
gerade die Herzen der Hörer. Pop-orientierte<br />
Welt-Musik könnte man MAKING<br />
MIRRORS nennen, oder eine liebevoll<br />
emotionale Mischung aus Synthie-Pop,<br />
Down-Under-Reggae, Urban-Folk und allerlei<br />
selbst gebastelten Klängen, die mal<br />
aus einem taiwanesischen Volkslied stammen,<br />
mal nach Balkan klingen oder von<br />
einer Zaunpfahl-Klanginstallation im Outback<br />
von Queensland entliehen wurden.<br />
(Vertigo/Universal, 12/42:27) us<br />
Seite 54 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Kurzvorstellungen<br />
JOHN K. SAMSON<br />
PROVINCIAL<br />
Wer schon einmal eines der Solokonzerte<br />
von Weakerthans Frontmann John K.<br />
Samson besucht hat, dem werden viele<br />
der Lieder auf PROVINCIAL bekannt<br />
vorkommen. Denn endlich hat er EP-<br />
Stücke, Vinyl-Only-Tracks und allerlei<br />
Liegengebliebenes auf ein (regulär erhältliches)<br />
Album gepackt, endlich kann man<br />
diese wundervoll verschrobenen Songwriter-Preziosen<br />
in gebündelter Form genießen.<br />
Tolles Album!<br />
(Grand Hotel van Cleef/Indigo,<br />
10/37:10) us<br />
RIHANNA<br />
TALK THAT TALK<br />
Auch auf Album Nummer sechs lässt Rihanna<br />
keinen Zweifel an ihrer herausragenden<br />
Stellung in Sachen Soul-Pop. Gleich die erste<br />
Single “We Found Love”, die Zusammenarbeit<br />
mit dem schottischen Sänger und Electro-<br />
Pop-Produzenten Calvin Harris, stürmte an<br />
die Spitze der deutschen Charts. Und auch die<br />
anderen Songs dieses Albums haben genug<br />
Hitpotenzial, so dass TALK THAT TALK<br />
ohne Zweifel ein weiterer Erfolgsbaustein in<br />
Rihannas Karriere sein wird – auch wenn es<br />
(musikalisch gesehen) nichts Neues bietet.<br />
(Def Jam/Universal, 11/37:31) tk<br />
NO MERCY RELOADED<br />
SIX<br />
Das neue Starkstrom-Terzett vom Hamburg-<br />
Blues-Band-Bassisten Bexi Becker mit<br />
Stefan Ulrich (dr, voc) und Andreas Linke<br />
(g, voc): “Sixteen Tons Pt. 3” mal voll<br />
rappendem Sprechgesang, “Who Do You<br />
Love” halsbrecherisch originell, Eigenes wie<br />
“Sunday Blues” wirkt so ausgeschlafen wie<br />
adrenalingesättigt.<br />
(Palais Aux E<strong>to</strong>iles, 6/23:12) utw<br />
HAWKWIND<br />
THE BUSINESS TRIP LIVE<br />
Während die Hawkwind-Qualitätskurve<br />
der 90er Jahre klar<br />
nach unten ver lief,<br />
gab es mit den Live-<br />
Alben aus dieser Zeit<br />
klare Peaks nach<br />
oben. So auch das in Triobesetzung Brock/<br />
Davey/Chadwick eingespielte THE BUSI-<br />
NESS TRIP LIVE aus dem Jahr 1994. Dabei<br />
gelang es ihnen nicht nur, alte Songs in<br />
erneuerten, attraktiven Versionen zu spielen,<br />
sondern auch den damals aktuellen, in den<br />
Studiofassungen aber nur mittelmäßigen<br />
Stücken neues Leben einzuhauchen.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 16/72:59) us<br />
GRETCHEN PETERS<br />
HELLO CRUEL WORLD<br />
Mit HELLO CRUEL WORLD hat Gretchen<br />
Peters zahlreiche – positive wie negative –<br />
Schicksalsschläge der letzten Zeit ver<strong>to</strong>nt.<br />
Hat in ihren Texten ihr Innerstes nach außen<br />
gekehrt, macht die Naturkatastrophe im Golf<br />
von Mexiko genauso zum Thema wie ihre<br />
Heirat mit ihrem langjährigen musikalischen<br />
Begleiter Barry Walsh. Musikalisch hat sie<br />
diese Ereignisse hervorragend verarbeitet,<br />
bleibt souverän zwischen Country, Roots-<br />
Rock und Americana, unterstützt von Cracks<br />
wie Rodney Crowell, Vik<strong>to</strong>r Krauss, Will<br />
Kimbrough und natürlich ihrem Ehemann.<br />
(Proper/Rough Trade, 11/52:15) us
CD<br />
te, der ging beim Kartenkauf kein Risiko ein<br />
– kein Wunder waren sämtliche deutschen<br />
Konzerte ausverkauft. Ein komplettes Konzert<br />
der Tour kann man mit dem CD/DVD-<br />
Doppelpack LIVE AT SHEPHERD’S BUSH<br />
EMPIRE miterleben – traumhaft schön!<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 13/67:28) us<br />
RAMSES<br />
LIGHT FANTASTIC<br />
Längst überfällige<br />
Wiederveröffentlichung<br />
des 1981er Albums<br />
der Rockband<br />
aus Hannover. Souveräner<br />
melodischer<br />
Rock, der weder zum<br />
Zeitpunkt seiner Entstehung noch heute den<br />
Vergleich mit internationalen Größen scheuen<br />
muss. Tolle, oft schneidend scharfe Leadgitarre,<br />
schillernde Syn<strong>the</strong>sizerflächen und<br />
klasse Gesang verschwimmen zu einem unverwechselbaren<br />
Sound, Melodic Rock der<br />
gehobenen Güteklasse.<br />
(Sky Records/da <strong>Music</strong>, 8/39:38) us<br />
GLOBAL KRYNER<br />
COVERSTORIES<br />
“Alles nur geklaut” (Prinzen), “1000 und 1<br />
Nacht (Zoom)” (Klaus Lage), “Flugzeuge<br />
im Bauch” (Grönemeyer), “Major Tom”<br />
(Peter Schilling), “Der Kommissar” (Falco),<br />
“Taubenvergiften” (Georg Kreisler),<br />
“Über sieben Brücken musst du gehn”<br />
(Maffay, Karat), “Die süßesten Früchte”<br />
(Peter Alexander), “Monsta” (Culcha<br />
Candela) – die Ösis Global Kryner covern<br />
originell und mit Stil, handgemacht, samt<br />
reichlich Polka-Anleihen.<br />
(Wildwechsel/Universal, 12/45:06) pro<br />
MARK SPIRO<br />
IT’S A BEAUTIFUL LIFE<br />
Songs aus der Feder von Mark Spiro machten<br />
zahlreiche Rockakteure zu millionenfach<br />
verkauften Hits, doch der Meister kann es<br />
auch selbst bestens. Fast sieben Jahre nach<br />
seinem letzten Album serviert er gediegenen<br />
Melodic Rock (plus Country-Anreicherung),<br />
überaus sanft und relaxt angestimmt, nur bei<br />
“Might As Well Be Me” auch mal mit mehr<br />
Dampf. Sehr, sehr ordentlich, handwerklich<br />
gibt’s nichts zu klagen.<br />
(AOR Heaven/Soulfood, 10/41:26) pro<br />
SOUL SELLER<br />
BACK TO LIFE<br />
Die Italiener Soul Seller wandeln auf den<br />
Klangspuren von Whitesnake, Bon Jovi, Foreigner<br />
oder Journey, ohne dabei ihre Seele<br />
zu verkaufen. Sprich, sie liefern durchaus<br />
Eigeninspiriertes, kupfern nicht einfach ab.<br />
Auf ihrem zweiten Album seit der Gründung<br />
1999 ist melodischer Hard Rock oder angehärteter<br />
Melodic Rock mit kraftvollen wie<br />
eingängigen Gitarrenlicks angesagt. Dazu<br />
gibt Oliver Hartmann ein Gastspiel.<br />
(Avenue Of Allies/H’Art, 12/56:49) pro<br />
JOJO<br />
JOJO<br />
Nach dem Ende von Tokyo starteten Robby<br />
Musenbichler, Ken Taylor und Lothar<br />
Krell die Band Jojo (mit Curt Cress an den<br />
Drums!) und spielten weiter AOR. Der fiel<br />
auf ihrem einzigen Album JOJO 1988 aber<br />
deutlich glätter, Pop-orientierter und fast<br />
Kurzvorstellungen<br />
syn<strong>the</strong>tisch aus (samt Bläsern). Eingängig,<br />
bombastisch, eben dem damaligen Zeitgeist<br />
angepasst. Jetzt (mit sechs Bonus-<br />
Tracks) erstmals auf CD erhältlich.<br />
(Yesterrock/Alive, 17/65:50) pro<br />
HERR DIEBOLD OND<br />
KOLLEGA<br />
GOTTES GESCHENKLE AN DIE<br />
WELT<br />
Ja, wenn nur alle Geschenke so gut klingen<br />
würden wie die von Michael Diebold<br />
und seinen Kollegen. Rau und „ziemlich<br />
unplugged” hat das Quartett von der Ostalb<br />
sich Klassiker aus Rock, Pop und Country<br />
vorgenommen und die Texte mehr oder<br />
weniger frei in ein urwüchsiges Schwäbisch<br />
übersetzt. Einfach klasse, wie sie Kris Kris<strong>to</strong>ffersons<br />
“Me And Bobby McGee” als “Mi<br />
ond mei Annemarie” bringen, oder wie Frank<br />
Zappas “Bobby Brown” nur marginal verändert<br />
zu “Bobby Braun” wird. Ja, und einmal<br />
konnten sie den Text sogar unübersetzt lassen:<br />
bei Wolle Kriwaneks “Stroßaboh”.<br />
(Mäule & Gosch, 14/54:24)<br />
us<br />
KING’S DAUGHTERS &<br />
SONS<br />
IF THEN NOT WHEN<br />
Mit King’s Daughter<br />
& Sons aus Louisville,<br />
Kentucky, erscheint<br />
endlich mal<br />
wieder eine junge,<br />
unverbrauchte Band<br />
auf der altehrwürdigen<br />
Post-Rock-Bühne. Irre Grusels<strong>to</strong>rys,<br />
uralte Moritaten und unheimliche Begebenheiten<br />
werden im guten alten Laut-Leise-<br />
Stil erzählt, „mal William Faulkner, mal<br />
<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong>” tönt die Presse-Info. Ja, ja,<br />
stimmt schon, IF THEN NOT WHEN pendelt<br />
genau zwischen diesen beiden Polen.<br />
(Chemikal Underground/<br />
Rough Trade, 8/48:07)<br />
tk<br />
MY DARLING CLEMENTINE<br />
HOW DO YOU PLEAD?<br />
Bei diesem Album klingen die beiden<br />
Hauptfiguren, Michael Wes<strong>to</strong>n-King und<br />
Lou Dalgleish, so, als wären sie locker<br />
40 Jahre zu spät dran. Wie ein klassisches<br />
Country-Duo, wie Johnny Cash und June<br />
Carter oder George Jones und Tammy Wynette<br />
singen die beiden Lieder, die zwar<br />
nagelneu sind, aber genauso als vergessene<br />
Klassiker aus einer längst vergangenen Ära<br />
durchgehen könnten. Martin Belmont begleitet<br />
die beiden auf einer 1963er Fender<br />
Stra<strong>to</strong>caster, Geraint Watkins packte seine<br />
1966er Hammondorgel aus. Grandios!<br />
(Drumfire Records/Cargo, 13/51:30) us<br />
WHITEHORSE<br />
WHITEHORSE<br />
Höchst charmantes Nebenprojekt von Luke<br />
Doucet und Melissa McClelland, die ihre<br />
Singer/Songwriter-Fähigkeiten für WHITE-<br />
HORSE zusammengelegt haben. Getreu<br />
dem Albumcover nehmen die beiden ihre<br />
Hörer mit auf einen beschwingten Spaziergang<br />
durch den sonnendurchströmten kanadischen<br />
Laubwald, die einzige Cover-Version<br />
stammt mit “I’m On Fire” von Bruce<br />
Springsteen. Wunderschöne Kollaboration,<br />
die hoffentlich bald fortgeführt wird.<br />
(Six Shooter Records/Import, 8/24:20) us<br />
Die Americana-Supergroup ist zurück!<br />
US RAILS<br />
Sou<strong>the</strong>rn Canon<br />
Joseph Parsons, Tom Gillam, Ben Arnold, Scott<br />
Bricklin und Matt Muir bieten auf ihrem 2. Album<br />
einen dicken Americana-Brocken, angereichert mit<br />
bestem Folk Rock und fetzigem Rock‘n Roll.<br />
US RAILS ON TOUR: 25.01. Waldkraiburg, Haus der Kultur / 27.01. Wendelstein, Jegelscheune / 28.01. Neustadt/Weinstraße, Wirtshaus<br />
Konfetti/Wespennest e.V. / 29.01. Essen, Kulturzentrum Grend / 31.01. Esslingen, Kulturzentrum Dieselstrasse / 01.02. Eppstein, Wunderbar Weite Welt /<br />
02.02. Woltersdorf, Feuerwache / 03.02. Singwitz, Kesselhaus Lager / 05.02. Zwönitz, Veranstaltungszentrum Wind / 07.02. Weimar, Schießhaus /<br />
08.02. Neuenkirchen-Vörden, Kulturbahnhof / 09.02. Norderstedt, <strong>Music</strong> Star / 10.02. Bordesholm, Savoy Kino / 11.02. Hannover/Isernhagen, Blues<br />
Garage / 14.02. Cadenberge, Marc 5 / 15.02. Frelsdorf, Bostelmann‘s Saal / 17.02. Fürstenwalde, Kulturfabrik / 18.02. Lauchhammer, Real <strong>Music</strong> Club /<br />
19.02. Berlin, Fahrradkeller / 21.02. Heilbronn, Ebene 3 / 22.02. Offenburg, Spitalkeller<br />
Seit 15 Jahren ein treuer Label-Artist:<br />
RICH HOPKINS &<br />
LUMINARIOS<br />
Buried Treasures<br />
Das 14. Album des Desert-Rockers aus<br />
Tucson, Arizona ist wohl das gradlinigste,<br />
pur-rockigste, elektrischste Luminarios-Album<br />
seit „El Paso“.<br />
HANK SHIZZOE<br />
Live at <strong>the</strong> Blue Rose Christmas Party 2010<br />
Die Show in Heilbronn stand ganz unter dem rauen<br />
R.O.C.K.-Diktat von Rock‘n Roll, Blues Rock, Roots<br />
Rock, Americana Rock: Im knappen elektrischen<br />
Trioformat spielten sich die drei Schweizer in die<br />
Herzen der Zuschauer, zogen in der ihnen zur<br />
Verfügung stehenden Stunde alle Register ihres<br />
Könnens und brannten nach ausgiebiger, geradezu<br />
lustvoller Zündelei ein spektakuläres Feuerwerk ab.<br />
BLUE ROSE ARTISTS ON TOUR:<br />
ISRAEL NASH GRIPKA<br />
Barn Doors And Concrete Floors<br />
Süffige Midtempo Rocker in satter semiakustischelektrischer<br />
Instrumentierung, nachdenkliche<br />
Americana Songs in herzenswarmer Harmonica/<br />
Guitar Strumming-Lagerfeuer-Atmosphäre,<br />
relaxter Roadhouse Country Rock, Backporch<br />
Songs mit Banjo, Mandolin und Fiddle über<br />
elektrischen Gitarren - ISRAEL NASH GRIPKA<br />
hat da wirklich eine unerhört attraktive Musik<br />
gekoppelt, die mal an John Fogerty (Stimme!)<br />
oder Ryan Adams erinnert, den guten alten Neil<br />
Young zitiert, an bessere Zeiten von Jay Farrar<br />
gemahnt und sowieso durchweg mächtig<br />
S<strong>to</strong>nes/Burri<strong>to</strong>s-infiltriert daherkommt.<br />
BASKERY: 20.01. Erfurt, Museumskeller / 21.01. Dresden, Scheune / 23.01. Hamburg, Knust / 24.01. Kassel, Schlachthof /<br />
25.01. Berlin, Postbahnhof / 26.01. Cottbus, Bebel / 27.01. Leer, Zollhaus<br />
MICKY & THE MOTORCARS: 20.01. Norderstedt, <strong>Music</strong> Star / 21.01. Bordesholm, Savoy Kino / 25.01. Lorsch, Musik<strong>the</strong>ater Rex /<br />
26.01. Karlsruhe, Jubez / 27.01. Höxter, Tonenburg / 28.01. S t u tt g a r t , Labora<strong>to</strong>rium<br />
DEADMAN (Trio): 06.02. Norderstedt, <strong>Music</strong> Star / 07.02. Bonn, Harmonie / 08.02. Lichtentanne, St. Barbara / 09.02. Halle, Objekt 5 /<br />
10.02. Lorsch, Musik<strong>the</strong>ater Rex / 11.02. Offenburg, Spitalkeller / 14.02. Heilbronn, Red River Saloon / 15.02. Waldkraiburg, Haus der Kultur /<br />
16.02. Eppstein, Wunderbar Weite Welt / 17.02. Bad Saulgau, Franziskaner / 18.02. Lauchhammer, Real <strong>Music</strong> Club<br />
MARKUS RILL: 28.01. München, Schlachthof (solo) / 03.02. Augustdorf, Kulturkreis Augustdorf (solo) / 23.02. Miltenberg, Beavers (& The<br />
Troublemakers) / 24.02. Glattbach, Glattbacher Mühle (& The Troublemakers) / 25.02. Würzburg, Bronnbachkeller (& The Troublemakers) /<br />
08.03. Heilbronn, Red River Saloon (& The Troublemakers) / 09.03. Mespelbrunn, By Harry (& The Troublemakers) / 10.04. Bad Kreuznach, Majik<br />
Lounge (solo) / 11.04. Quakenbrück, Kantine (solo) / 12.04. Osnabrück, Grolsch Song Night (solo)<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> Blue n Seite Rose 55 Records · Rauheckstr. 10 · 74232 Abstatt<br />
Tel. 07062-955444 · Fax 07062 -64375<br />
Website: www.bluerose-records.com
DVD<br />
REVIEWS<br />
AL DI MEOLA<br />
MOROCCO FANTASIA<br />
Al Di Meola trat am<br />
20. Mai 2009 in Rabat,<br />
Marokko, mit<br />
dem so genannten<br />
Ensemble World<br />
Sinfonia auf, einem<br />
Zusammenschluss<br />
von Musikern, die<br />
durch besondere Fähigkeiten<br />
im Genre<br />
der World-<strong>Music</strong> glänzen. Das Resultat ist<br />
ein verzauberndes, orientalisches Märchenkonzert,<br />
bei dem die Instrumentalisten bei<br />
den fast immer von Di Meola komponierten<br />
Stücken einen Mix diverser Stile aus dem<br />
Westen und dem Fernen Osten vermitteln.<br />
Neben dem bekannten “Misterio” und<br />
“Michelangelo’s 7th Child” fasziniert speziell<br />
die “Mawazine Suite: Part 1–4”, die<br />
zu den reichhaltigen Bonus-Features zählt.<br />
Neben einem Mitschnitt der Proben, einer<br />
Fo<strong>to</strong>galerie und den Dokumentationen des<br />
Soundchecks und eines Bazarbesuchs beeindruckt<br />
das visuell und klanglich starke<br />
“Roof Solo”. Wer immer noch zu stark<br />
experimentelle Solo-Exkursionen des Gitarristen<br />
befürchtet, kann hier beruhigt werden,<br />
denn Di Meola hat längst verstanden,<br />
dass der Hörer primär auf dem Gesamteindruck<br />
achtet. Empfehlung.<br />
(inakustik, 123 Min.)<br />
at<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
CHELSEA HOTEL<br />
Von Leonard Cohen<br />
gibt es den<br />
schönen Satz, das<br />
Chelsea gehöre<br />
zu jenen Hotels,<br />
in die man „um<br />
4 Uhr morgens<br />
mit einem Zwerg,<br />
einem Bären und<br />
vier Ladys im<br />
Schlepptau einchecken kann, ohne dass<br />
es jemand stört”. Cohen, der eines der<br />
berühmtesten Lieder über die Absteige in<br />
New York geschrieben hat, war nicht der<br />
einzige Musiker, der in dem als Künstlerhotel<br />
bekannt gewordenen Haus wohnte.<br />
Hier residierten – oft für mehrere Jahre<br />
– so illustre Mieter wie Bob Dylan, Patti<br />
Smith und Madonna. In Interviews kommen<br />
in Abel Ferraras Dokumentarfilm<br />
„Chelsea Hotel” zahlreiche schräge Vögel<br />
und Künstler zu Wort, die das Hotel<br />
bewohn(t)en, darunter Regisseur Milos<br />
Forman und Schauspieler Ethan Hawke.<br />
Comic-Künstler Robert Crumb (er zeichnete<br />
das Cover von CHEAP THRILLS)<br />
spricht über Janis Joplins Kampf mit dem<br />
Ruhm. In Spielszenen werden die wohl<br />
düstersten Momente, die das Hotel erlebte,<br />
nachgestellt: das Todesdrama um Sex-Pis<strong>to</strong>ls-Bassist<br />
Sid Vicious und seine Freundin<br />
Nancy Spungen. Ferraras Film ist eine<br />
großartiger Doku und zugleich ein Abgesang<br />
auf eine längst vergangene Epoche.<br />
Denn seit einem Besitzerwechsel vor drei<br />
Jahren geht es in dem Hotel längst nicht<br />
mehr so liberal zu. Die DVD-Premium-<br />
Edition enthält Buch und Filmplakat.<br />
(Koch Media, 89 Min.)<br />
frs<br />
PAUL McCARTNEY<br />
THE LOVE WE MAKE<br />
Der Titel führt in<br />
die Irre und trifft<br />
es doch: Paul Mc-<br />
Cartney beschreibt<br />
keine Liebesspiele,<br />
vielmehr sind die<br />
Liebesdienste dokumentiert,<br />
die der<br />
Ex-Beatle nach den<br />
Terroranschlägen<br />
des 9. September 2001 organisierte. „Macca”<br />
war selbst dort in New York, als Tausende<br />
im World Trade Center starben. Für deren<br />
Hinterbliebene organisierte er umgehend<br />
ein Benefizkonzert im Madison Square Garden<br />
mit, das hier auszugsweise mit Größen<br />
wie Billy Joel, Eric Clap<strong>to</strong>n, David Bowie,<br />
Mick Jagger, El<strong>to</strong>n John oder Sheryl Crow<br />
nachzuerleben ist. Auch die Proben, vor<br />
allem aber eindrucks- und stimmungsvolle,<br />
oft beklemmende Schwarz-Weiß-Bilder aus<br />
dem Big Apple (Regie: Albert Maysles,<br />
Bradley Kaplan) sind festgehalten – ein<br />
beeindruckendes Bild- und Tondokument,<br />
bei dem das Engagement aller (auch dank<br />
deutscher Untertitel) zu spüren ist.<br />
(Eagle Vision/edel, 94 Min.) pro<br />
YES + JETHRO TULL +<br />
SANTANA + LEGENDS<br />
LIVE AT MONTREUX<br />
Vier Blu-ray Neuzugänge erweitern jetzt die<br />
„KulturSpiegel”-Edition, die sich den Auftritten<br />
berühmter Bands beim ruhmreichen<br />
Montreux-Festival widmen. 2003 waren<br />
dort Yes in bester Besetzung, also mit Jon<br />
Anderson, Steve Howe, Chris Squire, Rick<br />
Wakeman und Alan White zu Gast. Da es<br />
aus heutiger Sicht nicht besonders wahrscheinlich<br />
ist, die Prog-Rocker so schnell<br />
noch einmal in dieser Zusammensetzung zu<br />
sehen, bietet dieser Mitschnitt neben seiner<br />
über alle Zweifel erhabenen musikalischen<br />
Qualität auch noch eine his<strong>to</strong>rische Komponente.<br />
Im gleichen Jahr waren dort auch<br />
Jethro Tull zu sehen, sie teilten ihren Auftritt<br />
in einen akustischen und einen elektrifizierten,<br />
Rock-lastigen Teil, begeisterten<br />
mit einem abwechslungsreichen Streifzug<br />
durch ihr großes Reper<strong>to</strong>ire das Publikum.<br />
Ein Jahr später, 2004, interpretierte Carlos<br />
Santana zusammen mit Jazzgrößen wie<br />
DVD – Blu-ray<br />
Wayne Shorter, Chick Corea und Herbie<br />
Hancock zahlreiche Klassiker aus Rock,<br />
Jazz und Pop, vom “Redemption Song”<br />
über “Blowing In The Wind” und “A Love<br />
Supreme” bis zu Santana-Hits wie “Jingo”.<br />
Fünf Meister ihres Faches fanden sich 1997<br />
unter dem Namen Legends zusammen, der<br />
Gitarrist Eric Clap<strong>to</strong>n, David Sanborn am<br />
Saxofon, Joe Sample am Piano, dazu die<br />
Rhythmusfraktion Marcus Miller (b) und<br />
Steve Gadd (dr). Lässig und höchst virtuos,<br />
aber ohne störende Ego-Touren groovte,<br />
blueste und jazzte sich diese Supergroup<br />
durch Klassiker wie “Full House”, “Groovin’”<br />
und “Layla”. Eine Sternstunde!<br />
(Eagle Vision/edel, 4 Blu-rays) us<br />
IAN HUNTER BAND FEAT.<br />
MICK RONSON<br />
LIVE AT ROCKPALAST<br />
Der Name Ian Hunter<br />
prangte zwar<br />
groß auf den Plakaten<br />
und bürgte<br />
auch für rockmusikalische<br />
Qualität,<br />
doch letztlich war<br />
es der zweite Name<br />
(deutlich kleiner<br />
vermerkt), der das<br />
Paket erst so richtig abrundete: Mick Ronson<br />
und seine Gitarre sorgten neben dem<br />
Frontmann dafür, dass die Nacht vom 19.<br />
auf den 20. April in der Essener Grugahalle<br />
für viele Anhänger anspruchsvoller<br />
Rockmusik zu einem der Highlights der<br />
„Rockpalast”-Live-Übertragungen wurde.<br />
Ohne viele Schnörkel gingen sie und ihre<br />
Begleiter zur Sache, hämmerten Hunters<br />
Klassiker wie “Once Bitten Twice Shy”,<br />
“All The Way From Memphis” und “All<br />
The Young Dudes” (beide von David Bowie<br />
für Mott The Hoople verfasst), “Bastard”,<br />
“Cleveland Rocks” oder “Just Ano<strong>the</strong>r<br />
Night” heraus. Natürlich kann man<br />
heute am Sound herumnörgeln, entscheidend<br />
sollten aber doch die musikalischen<br />
Aufführungen sein – und die waren damals<br />
inspiriert, über jeden Zweifel erhaben.<br />
(MiG/Intergroove, 74 Min)<br />
pro<br />
Kommen Sie mit auf einen weiteren Trip<br />
in die goldene Vergangenheit!<br />
zu bestellen Seite 56 im n <strong>GoodTimes</strong> Shop/Seite 1/2012 61 n <strong>Music</strong> oder <strong>from</strong> <strong>the</strong> unter: <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> www.goodtimes-magazin.de<br />
<strong>80s</strong>
DVD<br />
REVIEWS<br />
MOTÖRHEAD<br />
THE WORLD IS OURS VOL 1<br />
Auch wenn man<br />
weiß, was einen<br />
bei Lemmy & Co.<br />
erwartet, freut man<br />
sich doch stets auf<br />
neue Tonträger aus<br />
dem Hause Motörhead,<br />
ist dabei doch<br />
Qualität garantiert.<br />
Jedenfalls dann,<br />
wenn man Herrn Kilmisters Reibeisenröhre<br />
mag, ebenso den nicht zu bremsenden Vorwärtsdrang<br />
seiner Combo. Natürlich erhält<br />
man bei diesem Werk bekannte/kaum variierte<br />
Klassiker wie “We Are Motörhead”,<br />
“Ace Of Spades”, “Overkill” oder “Killed<br />
By Death”. Aber auch die eine oder andere<br />
obskure Nummer (“Going To Brazil”)<br />
sowie Songs vom letzten Studiowerk THE<br />
WÖRLD IS YOURS wurden in Santiago<br />
(Chile) angestimmt, wo der Schwerpunkt<br />
der DVD festgehalten wurde. Es ist ein<br />
weitestgehend unspektakulärer Musikfilm<br />
(ein gutes Motörheadkonzert eben) – aber<br />
warum nur schwarz-weiß, während das<br />
Bonus-Material aus Manchester und New<br />
York farbig schimmert? Das Ganze gibt es<br />
zusätzlich noch auf zwei CDs.<br />
(EMI, 179 Min. 13/60:54, 13/56:56) pro<br />
QUEEN<br />
DAYS OF OUR LIVES<br />
Der Inhalt dieser<br />
Blu-ray war ursprünglich<br />
eine<br />
zweiteilige Dokumentation,<br />
produziert<br />
von den<br />
langjährigen Queen-<br />
Partnern (und deren<br />
größten Fans) Rhys<br />
Thomas und Simon<br />
Lup<strong>to</strong>n. Beide waren jahrelang die Produzenten<br />
der Queen-DVDs, bevor die Band sie<br />
mit der Doku zum 40. Jahrestag ihrer Gründung<br />
1971 beauftragte. Der erste Teil beginnt<br />
1970 und reicht bis ins Jahr 1980, der<br />
zweite widmet sich der Zeit von 1980 bis<br />
heute. Die Band selbst erzählt in DAYS OF<br />
OUR LIVES ihre ereignisreiche Geschichte,<br />
garniert mit neu entdecktem Archivmaterial<br />
und aktuellen, oft auch kritischen<br />
Einsichten von Brian May und Roger Taylor.<br />
Der immense Speicherplatz der Blu-ray<br />
sorgt für einen riesigen Fundus an Bonus-<br />
Material, von teilweise bisher unveröffentlichten<br />
Live-Auftritten über Ausschnitte aus<br />
der Studio-Arbeit bis zu zahlreichen Essays,<br />
die die Anfangsschwierigkeiten der Band,<br />
das Privatleben der Queen-Mitglieder oder<br />
den Umgang mit Freddie Mercurys Krankheit<br />
zum Thema haben. Eine hochklassig<br />
gemachte Doku, wie es sie bisher in ihrer<br />
Fülle noch nicht gab.<br />
(Island/Universal, 221 Min)<br />
tk<br />
SCORPIONS<br />
LIVE IN 3D<br />
Ein besonderes<br />
Gimmick bieten<br />
die Scorpions<br />
ihren Fans mit<br />
ihrer neuen Bluray.<br />
LIVE IN<br />
3D kann, wie<br />
der Titel schon<br />
verrät, mit entsprechender<br />
Brille und richtigem Abspielgerät in dreidimensionaler<br />
Pracht erlebt werden. Doch<br />
auch auf herkömmlichen Geräten lassen<br />
Bild und Ton erkennen, mit welch technischem<br />
Aufwand die Hannoveraner ihr<br />
Konzert der „Get Our Sting And Blackout<br />
Tour” in Saarbrücken im Sommer letzten<br />
Jahres haben mitschneiden lassen. Zehn<br />
3D-Kameras, die das Konzert aus unterschiedlichen<br />
Perspektiven aufnahmen,<br />
dazu ein bombastischer Stadionsound, da<br />
wird es fast zur Nebensache, dass gerade<br />
die musikalische Qualität hier so ziemlich<br />
zum Besten gehört, was die Scorpions in<br />
den letzten Jahren abgeliefert haben. So<br />
dürfte auch die gleichzeitig erscheinende<br />
Doppel-CD (11/49:03, 7/36:46) für reine<br />
Audio-Fans eine lohnende Alternative<br />
sein.<br />
(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 100 Min.) tk<br />
U2<br />
FROM THE SKY DOWN –<br />
DIRECTOR’S CUT<br />
Viele Anekdoten<br />
gibt es darüber, viele<br />
S<strong>to</strong>rys ranken sich<br />
um die Entstehungsgeschichte<br />
eines der<br />
legendärsten Alben<br />
der Rockwelt. Wer<br />
sich nun aus erster<br />
Hand informieren<br />
möchte, wie und<br />
vor allem warum es zu ACHTUNG BABY<br />
kam, für den kommt die Veröffentlichung<br />
von FROM THE SKY DOWN gerade zur<br />
rechten Zeit. In Rückblenden erzählen U2<br />
ihre Sicht auf die Dinge, unterstützt von<br />
Originalmaterial aus der damaligen Zeit.<br />
Ehrungen in seltsamen Klamotten und Frisuren,<br />
nervtötende Studio-Arbeit, herausfordernde<br />
Konzerte, das grobkörnige Berlin<br />
in Zeiten der Maueröffnung mit Trabbis &<br />
Co. – tiefschürfend und ausführlich folgt<br />
man den Protagonisten durch einen Prozess,<br />
der erst in seiner Gesam<strong>the</strong>it, trotz aller widersprüchlicher<br />
Details, so richtig zu verstehen<br />
ist. Wer sich nicht mit Hochglanzbildern<br />
seiner Helden zufriedengibt und einen<br />
Blick hinter die Fassade riskieren möchte,<br />
der ist bei FROM THE SKY DOWN an der<br />
richtigen Adresse.<br />
(Island/Universal, 101 Min.,<br />
mit deutschen Untertiteln)<br />
us<br />
TALKING HEADS<br />
CHRONOLOGY<br />
CHRONOLOGY<br />
führt anhand von<br />
Livemitschnitten<br />
durch alle Karrierephasen<br />
der amerikanischen<br />
Rockband<br />
um Mastermind<br />
David Byrne. Beginnend<br />
mit einem<br />
kurzem “Mic Test” in<br />
New York 1976 geht es über “Psycho Killer”<br />
(CBGB’s New York 1975) und “Artists<br />
Only” („Saturday Night Live 1978”) bis zu<br />
DVD – Blu-ray<br />
“Life During Wartime” vom 2002er Comeback-Auftritt<br />
anlässlich ihrer Aufnahme in<br />
die Rock’n’Roll Hall Of Fame. Das Bonus-<br />
Material liefert die Audio-Kommentare der<br />
Bandmitglieder, einen 35-minütigen Auftritt<br />
aus der 1979er South Bank Show sowie<br />
ein frühes Interview mit David Byrne aus<br />
dem Jahr 1978. Im Hardback-Cover findet<br />
man ein 48-seitiges Buch mit seltenen Fo<strong>to</strong>grafien<br />
und einer ungekürzten Rezension<br />
von Lester Bangs, die dieser seinerzeit zum<br />
Album FEAR OF MUSIC verfasst hatte,<br />
aber nur in stark gekürzter Version veröffentlicht<br />
wurde.<br />
(Eagle Vision/edel, 109 Min.,<br />
mit deutschen Untertiteln)<br />
us<br />
ROacHFORD<br />
LIVE AT ROCKPALAST 1991<br />
AND 2005<br />
Anfang der 90er<br />
Jahre war Rock mit<br />
Funk- und R’n’B-<br />
Bezügen groß angesagt.<br />
Living Colour<br />
bedienten die<br />
härtere Fraktion,<br />
während Andrew<br />
Roachford für die<br />
sanfteren Töne zuständig<br />
war. Auch live war der Brite ein<br />
absolut überzeugender Performer: Das<br />
zeigte er am 23. Juli 1991 in der Kölner<br />
Live <strong>Music</strong> Hall, als er im „Rockpalast”-<br />
Rahmen abräumte. Mit “Cuddly Toy” oder<br />
“Family Man” heizte er ein und spielte all<br />
seine Stärken aus, die er sich bereits als<br />
14-Jähriger in Londoner Jazzclubs angeeignet<br />
hatte. Später tauchte er jahrelang<br />
ab, konzentrierte sich aufs Songwriting<br />
für andere (Michael Jackson, Chaka Khan)<br />
und kehrte 14 Jahre später wieder aus dem<br />
Nichts auf – und demonstrierte am 20. Ok<strong>to</strong>ber<br />
2005 in der Harmonie Bonn, dass er<br />
nichts verlernt hatte. Noch facettenreicher<br />
und (stimmlich) wandlungsfähiger schloss<br />
er an früher an, bezog mit einer dynamischen<br />
Band im Rücken auch immer wieder<br />
das Publikum eng ins Geschehen ein.<br />
(MiG/Intergroove, 140 Min.) pro<br />
24. März<br />
Bis 1. April<br />
2012<br />
21. Ro<strong>the</strong>R<br />
BlUes<br />
tage<br />
Kulturfabrik Roth<br />
Info Tel. 09171 848-714<br />
www.bluestage.de<br />
Nina Hagen Walter Trout<br />
Hamburg Bluesband feat.<br />
Chris Farlowe Eric Sardinas<br />
Philip Sayce Pee Wee Ellis<br />
Dana Fuchs Rudy Rotta Matt Schofield<br />
Richard Bargel & Klaus „Major“ Heuser<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 57<br />
Will Wilde Monokel Blues Band U.V.M.
Books For You<br />
Die Au<strong>to</strong>biografie und das Sexleben des Andy Warhol<br />
Von John Wilcock<br />
2011, Hannibal<br />
ISBN 978-3-85445-362-8<br />
256 Seiten<br />
39,90 E<br />
Um<br />
es<br />
vorwegzunehmen<br />
– nein, bei<br />
dem großformatigen<br />
Band handelt<br />
es sich<br />
nicht um<br />
eine Au<strong>to</strong>biografie<br />
im herkömmlichen Sinn, sondern<br />
um eine Sammlung von überwiegend<br />
Interviews und einigen Essays zu einem<br />
Künstler, der maßgeblich daran beteiligt<br />
war, die Sechziger durch die von ihm propagierte<br />
Pop Art bunter zu machen. Der<br />
ironisch gemeinte Titel stammt von der<br />
verschollen geglaubten Erstausgabe 1970,<br />
die jetzt mit zahlreichen Fo<strong>to</strong>s und Abbildungen<br />
der Werke Warhols aktualisiert<br />
wurde. Au<strong>to</strong>r John Wilcock gehörte zum<br />
engen Kreis des Fac<strong>to</strong>ry-Zirkels, jenen<br />
Künstlern, Freaks, Schriftstellern und Fans,<br />
die sich um den stilprägenden Trendsetter<br />
scharten. Wilcock hat die wichtigsten<br />
Protagonisten zu Beginn der Siebziger<br />
interviewt und enthüllte damit viele Aspekte<br />
des enigmatischen Andy Warhol<br />
zum Thema Kunst allgemein, Happenings<br />
und Marktstrategien. Besonderes Augenmerk<br />
wird auf die Filme geworfen, denen<br />
sich Warhol ab Mitte der Sechziger immer<br />
mehr zuwandte. Gespräche mit Schauspielern<br />
(Taylor Mead, Ultra Violet, Viva)<br />
und seinen Assistenten Gerard Malanga<br />
und Paul Morrissey erhellen das Kapitel<br />
und erklären den Einfluss auf kommende<br />
Regisseure, der bislang nur unzureichend<br />
dokumentiert wurde. Doch auch Musiker<br />
(Lou Reed, Nico), Galeriebesitzer (Leo<br />
Cas telli, Eleanor Ward), Kura<strong>to</strong>ren (Mario<br />
Amaya, Henry Geldzahler) und der „Vater<br />
der Pop Art”, Ivan Karp, kommen zu Wort<br />
und vervollständigen so das Bild eines<br />
Menschen, der trotz aller Popularität immer<br />
ein Suchender blieb. Durch die exzellente<br />
Übersetzung entsteht ein plastischer<br />
Eindruck mit viel Zeitkolorit, der oft so<br />
knallig bunt ist wie die Kunst Warhols, die<br />
man immer wieder gerne betrachtet, enthält<br />
der Band doch alle wichtigen Abbildungen<br />
der Siebdrucke wie zum Beispiel<br />
„Liz”, „Marilyn”, „Blumen” und natürlich<br />
die „Banane”, die ein Cover der Velvet<br />
Underground schmückte. Ein Juwel der<br />
Popgeschichte, neu entdeckt und exquisit<br />
aufbereitet.<br />
fl<br />
Best Seat In The House – Drumming in <strong>the</strong> ‘70s<br />
with Marriott, Framp<strong>to</strong>n And Humble Pie<br />
Von Jerry Shirley,<br />
Vorwort von Peter Framp<strong>to</strong>n<br />
2011, Rebeats/Hal Leonard Corporation<br />
321 Seiten, Englisch<br />
ISBN 978-1-88840-813-3<br />
19,99 E<br />
Drummer<br />
Jerry<br />
Shirley war<br />
16 Jahre alt, als<br />
er den Anruf des<br />
Small-Faces-Stars<br />
Steve Marriott erhielt.<br />
Der hatte seine<br />
Band verlassen,<br />
wollte nun dem<br />
Trio aus Shirley,<br />
Peter Framp<strong>to</strong>n<br />
und Spooky-Tooth-Bassist Greg Ridley<br />
beitreten, das er organisieren half – die<br />
Geburtsstunde von Humble Pie. Marriott<br />
& Ridley sind vers<strong>to</strong>rben, ohne Bios vorzulegen,<br />
Shirley ist der erste aus dem Kreis:<br />
Eindrücklich schildert er Anfänge als Fan<br />
des Faces-Trommlers Kenney Jones, unvergessliche<br />
Sessionjobs für Koryphäen<br />
wie B.B. King, Who-Haudegen John Entwistle<br />
und Floyd-Freak Syd Barrett, bei<br />
dessen BARRETT-Sessions Dave Gilmour<br />
den jungen Drummer wegen schräger<br />
Rhythmuswechsel dirigierte. Shirley liefert<br />
präzise Charakterstudien des kontroversen<br />
Marriott: In der ersten Phase Humble Pies<br />
galt der als sensibler, kreativer und humorvoller<br />
Musiker in einer demokratischen<br />
Formation, der sich geduldig Shirleys<br />
erste Komposition “Cold Lady” anhörte<br />
und sie sofort aufnahm, mit Framp<strong>to</strong>n<br />
an den Drums. Im Laufe des Jahres 1971<br />
mutierte Marriott zum dominanten Frontkerl,<br />
schließlich analog zu erheblichem<br />
Kokskonsum zum erratischen „alcoholic<br />
Workaholic”. Shirley beschreibt dies ohne<br />
Häme, schildert lieber eindringlich die Tragödie<br />
des Doppelalbums EAT IT: Als erste<br />
Pie-Platte aus Marriotts Heimstudio waren<br />
starke Songs nicht mit Hilfe neutraler<br />
Boxen gemixt worden: Klangdesaster und<br />
Beginn des Niedergangs der Band! Man<br />
hätte sich von dem Augen/Ohrenzeugen<br />
eine noch detailliertere Schilderung der<br />
Studio-Arbeit Humble Pies gewünscht<br />
und eine Einbeziehung der dritten Bandphase<br />
1979–1981 – nach den Framp<strong>to</strong>n-<br />
und Clem-Clempson-Jahren. Dass<br />
Enttäuschungen über Marriott manchmal<br />
nur angedeutet werden, scheint angesichts<br />
dessen frühen Todes 1991 eher<br />
weise – viel willkommener sind Anekdoten<br />
wie jene Polizeikontrolle, bei der Shirley<br />
für seinen Sänger antwortete, da der ein<br />
Marsriegel-großes Stück Haschisch herunterwürgen<br />
musste.<br />
utw<br />
Pink Floyd Backstage<br />
40 Jahre Queen<br />
Von Bobby Hassall<br />
2011, Mind Head Publishing<br />
ISBN 978-0-95546-242-9<br />
68 Seiten, Englisch<br />
15 £<br />
Eine<br />
Platte<br />
muss<br />
nicht unbedingt<br />
lang<br />
sein, um zu<br />
gefallen. Das<br />
beweisen die<br />
Werke der<br />
Beatles oder<br />
der S<strong>to</strong>nes.<br />
Auch Bücher<br />
müssen nicht<br />
unbedingt voluminös sein, um einen<br />
nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.<br />
Oft reicht eine geschickte Anordnung<br />
von Text, Fo<strong>to</strong>material und ausgewählten<br />
Abbildungen. Bobby Hassall zählt zu<br />
den Pink-Floyd-Fans, die viel unternehmen,<br />
um ihrer favorisierten Band nahe<br />
zu sein. Zuerst konnte er nur als Gast<br />
der Gigan<strong>to</strong>manie dieser „Supergroup”<br />
beiwohnen, dann machte er sich im Catering-<br />
und Security-Bereich nützlich.<br />
Seine Beschreibungen der insgesamt acht<br />
Auftrittsorte und der dort stattfindenden<br />
Gigs sind zwar in Englisch verfasst, kön-<br />
nen aber problemlos gelesen werden, da<br />
es unkomplizierte Texte sind, die aus dem<br />
Bauch heraus geschrieben wurden. Hassall<br />
dokumentiert den 18. Juni 1989 in<br />
Köln, die Juni/Juli-Konzerte 1989 in Paris,<br />
den darauffolgenden 10. Juli in Nimwegen<br />
und das unter Kennern beliebte und<br />
hochgeschätzte Konzert am 15. Juli des<br />
Jahres in Venedig. Darüber hinaus finden<br />
Erwähnung: 30. Juni 1990 (Knebworth),<br />
2. August 1994 (Köln), 23. August 1994<br />
(Gelsenkirchen) und schließlich die Gigs<br />
im September 1994 in Rotterdam. Fo<strong>to</strong>s<br />
vom tagelangen Aufbau und von den<br />
Konzerten (durchschnittliche Qualität)<br />
begleiten den Text, der auf Grund der<br />
Au<strong>the</strong>ntizität überzeugt, denn hier ist ein<br />
Fan am Werke, und kein Rockkritiker, der<br />
Informationsgehalt und eine bestimmte<br />
Sachlichkeit vermitteln muss. Ihm gelingt<br />
es, die Magie und das Gefühl der Shows<br />
zu vermitteln, so dass der Leser tatsächlich<br />
meint, er würde im Zuschauerraum sitzen<br />
und den sphärischen Klängen der Floyd<br />
lauschen. Zur weiteren Illustration nutzt<br />
Hassall Konzertkarten, Backstage-Pässe,<br />
Skizzen vom Bühnenaufbau und einige<br />
Schnappschüsse der Gruppe und des Personals.<br />
Ein liebevoll aufbereitetes Buch,<br />
das zwar keine ordentliche Bio ersetzen<br />
kann, aber dafür die Sichtweise eines Fans<br />
in den Mittelpunkt stellt.<br />
fl<br />
Von Harry Doherty<br />
2011, Hannibal<br />
ISBN 978-3-85445-361-1<br />
96 Seiten<br />
39,90 E<br />
Queen<br />
wurden<br />
im<br />
Bereich<br />
der Musikliteratur<br />
bislang<br />
eher stiefmütterlich<br />
behandelt.<br />
Mit dieser<br />
Luxus-<br />
Ausgabe wird das Defizit behoben. Zudem<br />
setzt die Publikation einen Qualitätsmaßstab,<br />
der kaum mehr zu übertreffen ist.<br />
Der großformatige Prachtband wird in<br />
einer Hardcover-Box mit Präge-Aufdruck<br />
und grafischer Hervorhebung des Bandlogos<br />
geliefert. Dann darf der Leser sich<br />
auf eine multimediale Reise freuen, denn<br />
im Gegensatz zu einer herkömmlichen Bio<br />
liegt der Schwerpunkt hier beim Gesamteindruck,<br />
der ein ergiebiges und ausgewogenes<br />
Bild der Rocklegende entstehen<br />
lässt. Nach einem Vorwort von Brian May<br />
und Roger Taylor werden zuerst die frühen<br />
Jahre abgehandelt. Schon hier zeigt<br />
sich ein besonderes Qualitätsmerkmal – es<br />
sind die zahlreichen Beilagen und Replika<br />
von Tourpostern, Plakaten, Flyern und<br />
Tickets, die meist in Stecktaschen verpackt<br />
sind. Darüber hinaus findet sich ein<br />
Bas telwürfel zu WORKS!!! und ein Backstage-Pass<br />
der „Jazz”-Tour, bei dem eine<br />
Dame ihren nackten, wohlgeformten Allerwertesten<br />
dem Leser entgegenstreckt.<br />
(Es ist eines der Models, die damals auf<br />
der Posterbeilage von JAZZ zu sehen waren,<br />
die so manchem pubertierenden Jugendlichen<br />
den Blutdruck in ungeahnte<br />
Höhen trieb.) Neben der Vorstellung aller<br />
Werke Queens, die durch oftmals seltene<br />
Fo<strong>to</strong>s ergänzt werden, sind einzelne Kapitel<br />
den Musikern gewidmet. Auch hier<br />
wird das hohe Niveau offensichtlich,<br />
denn die Charakterisierungen sind trotz<br />
des knapp bemessenen Raums treffend.<br />
Zusätzlich zu den Kapiteln „Queen und<br />
die Filmmusik” und natürlich „Rock<br />
In Rio” kommt auch das Vermächtnis<br />
Queens zur Geltung, ebenso der Mercury<br />
Phoenix Trust. Und als ob das noch nicht<br />
genug wäre, findet sich eine über 32-minütige<br />
CD mit einem Interview aus dem<br />
Jahr 1977, von der BBC ausgestrahlt.<br />
Mit „40 Jahre Queen” erwartet den Musikliebhaber<br />
ein Traumwerk, das dem<br />
hohen Niveau der Musik der britischen<br />
„Majestäten” gerecht wird.<br />
fl<br />
Seite 58 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Michael Jackson: Die wahre Geschichte<br />
Von Dieter Wiesner<br />
2011, Heyne<br />
ISBN 978-3-45319-608-7<br />
332 Seiten<br />
22,99 E<br />
Dieter Wiesner war ab den Neunzigern<br />
lange Jahre der General<br />
Manager von Michael Jackson und<br />
kann demzufolge mit vielen interessanten<br />
Informationen aufwarten, die<br />
nicht nur das geschäftliche Leben,<br />
sondern auch die Privatperson betreffen.<br />
Neben einem reichhaltigen Text<br />
überzeugt sein Buch durch die vielen<br />
unbekannten Privatfo<strong>to</strong>s, Abbildungen von Verträgen<br />
und Vereinbarungen. Somit entsteht ein intensives Bild<br />
des späten Michael Jackson, der den künstlerischen Zenit<br />
schon überschritten hatte, aber durch seine Konzerte<br />
das Publikum immer noch begeistern konnte.<br />
Allerdings hält sich Wiesner mit Kritik zurück, um bei<br />
den Lesern bloß nicht anzuecken, was dann bei einigen<br />
Passagen zu Lasten einer möglichst au<strong>the</strong>ntischen<br />
Darstellung geht. Insgesamt jedoch ein lesenswertes,<br />
enthüllendes Buch, das eine vorzügliche Ergänzung zu<br />
Jermaine Jacksons „You’re Not Alone – Mein Bruder<br />
Michael Jackson” darstellt (erscheint im Juni im Hannibal-Verlag),<br />
denn dort wird die Frühphase ausgiebig<br />
beleuchtet.<br />
at<br />
Fela Kuti – This Bitch Of A Life<br />
Von Carlos Moore<br />
2011, Tolkemitt/Zweitausendeins<br />
ISBN 978-3-94204-842-2<br />
380 Seiten, Hardcover, S/W-Abb.<br />
19,90 E<br />
Fela Kuti (1938–1997) war ein<br />
Künstler, der polarisierte. Auf musikalischem<br />
Gebiet hat der Erfinder des<br />
Afrobeat, einer der funkigsten Musiken<br />
auf diesem Planeten, Großes geleistet.<br />
Der Nigerianer wurde von Stars wie Paul<br />
McCartney, Stevie Wonder und Ginger<br />
Baker geschätzt. Kutis Leben steckte<br />
indes voller Widersprüche. So setzte er<br />
sich zwar für die Freiheitsrechte der Menschen Afrikas ein,<br />
andererseits hielt der Polygamist, der an einem Tag 27<br />
seiner Tänzerinnen und Backgroundsängerinnen heiratete,<br />
wenig von der Gleichstellung der Geschlechter; er besang<br />
Frauen als „Matratzen”. In der au<strong>to</strong>risierten Biografie<br />
„Fela Kuti – This Bitch Of A Life” seines Weggefährten<br />
Carlos Moore, die auf Englisch erstmals 1982 erschien<br />
und nun auf Deutsch in einer erweiterten Ausgabe vorliegt,<br />
kommen all diese Widersprüche zur Geltung. Musik<br />
spielt in dem in Kuti-Sprachduktus gehaltenen Werk<br />
(„Mo<strong>the</strong>rfucker”, „Hey, Mann!”) nur eine Nebenrolle, dafür<br />
erfährt man jede Menge aus seinem Leben. In Interviews<br />
kommen beispielsweise auch seine (Haupt-)Frauen<br />
zu Wort, die unverblümt über Liebe und Sex reden. frs<br />
Dave Grohl – Die frühen Jahre Nirvana – Foo Fighters<br />
Von Jeff Apter<br />
2011, Bosworth Edition<br />
414 Seiten, Paperback<br />
ISBN 978-3-86543-312-1<br />
17,95 E<br />
Phil Collins spielt mehr als passabel<br />
Gitarre, Paul McCartney ist ein solider<br />
Drummer. Aber dass jemand sowohl<br />
ein Klasse-Schlagzeuger als auch ein<br />
Alpha-Axtmann sein kann, das ist schon<br />
eine Biografie wert, dachte sich „Rolling-<br />
S<strong>to</strong>ne”-Au<strong>to</strong>r Apter. Sein ausführliches<br />
Werk – in der Übersetzung von Elisa<br />
Reznicek wegen seines Standes von 2005<br />
„Die frühen Jahre” genannt, zeichnet Grohls Weg vom<br />
Gitarristen in Schulbands in Springfield nahe Washing<strong>to</strong>n<br />
D.C. zum Bonzo-Bonham-Jünger in der Band Freak Baby<br />
nach – hier hatte sich der 16-Jährige selbst das Trommeln<br />
beigebracht. Mit 17 bei Scream, ab 1990 dann Nirvana,<br />
das hätte für ewigen Weltruhm gereicht. Apter macht in<br />
einer Schlüsselszene deutlich, wie Nirvana-Kopf Kurt Cobain<br />
wieder mal sein Equipment nach dem Gig zerstört,<br />
Grohl dies aber fremd bleibt. Sein klarer Kopf hilft beim<br />
Gründen der Foo Fighters nur ein Jahr nach dem Ende der<br />
Grunge-Giganten – und Grohl landet wieder bei der Gitarre.<br />
Geografische und his<strong>to</strong>rische Bezüge, Nebenprojekte,<br />
lustige Anekdoten, der Mix ist umfassend, samt Diskografie<br />
– leider fehlt ein Register!<br />
utw<br />
Weitere interessante Buchveröffentlichungen:<br />
Talking Metal – Headbanger<br />
und Wackengänger<br />
Von Frank Schäfer<br />
2011, Schwarzkopf & Schwarzkopf<br />
ISBN 978-3-86265-075-0<br />
240 Seiten<br />
14,95 E<br />
Abba – Licht und Schatten<br />
Die wahre Geschichte<br />
Von Carl Magnus Palm<br />
2011, Bosworth Edition<br />
ISBN 978-3-86543-679-5<br />
656 Seiten<br />
19,95 E<br />
Beatles –<br />
If You Like (engl.)<br />
Von Bruce Pollock<br />
2011, Backbeat Books<br />
ISBN 978-1-61713-018-2<br />
216 Seiten<br />
ca. 15,00 E<br />
U2 – A Diary (engl.) A Complete<br />
Day To Day His<strong>to</strong>ry<br />
Von Matt McGee<br />
2011, Omnibus Press<br />
ISBN 978-1-84938-847-4<br />
400 Seiten<br />
ca. 30,00 E
Heft 10 1994 Heft 11 1994 Heft 14 1994 Heft 4 1995 Heft 5 1995 Heft 1 1996 Heft 2 1996 Heft 3 1996 Heft 4 1996 Heft 6 1996<br />
Heft 5 1997 Heft 6 1997 Heft 2 1999 Heft 3 1999 Heft 4 1999 Heft 5 1999 Heft 6 1999 Heft 2 2000 Heft 3 2000 Heft 4 2000<br />
Heft 5 2000 Heft 6 2000 Heft 1 2001 Heft 2 2001 Heft 3 2001 Heft 4 2001 Heft 5 2001 Heft 6 2001 Heft 1 2002 Heft 2 2002<br />
Heft 3 2002 Heft 4 2002 Heft 5 2002 Heft 6 2002 Heft 1 2003 Heft 2 2003 Heft 3 2003 Heft 4 2003 Heft 5 2003 Heft 6 2003<br />
Heft 1 2004 Heft 2 2004 Heft 3 2004 Heft 4 2004 Heft 5 2004 Heft 6 2004 Heft 1 2005 Heft 2 2005 Heft 3 2005 Heft 4 2005<br />
Heft 5 2005 Heft 6 2005 Heft 1 2006 Heft 2 2006 Heft 3 2006 Heft 4 2006 Heft 5 2006 Heft 6 2006 Heft 1 2007<br />
Heft 2 2007<br />
Heft 3 2007 Heft 4 2007 Heft 5 2007 Heft 6 2007 Heft 1 2008 Heft 2 2008 Heft 3 2008 Heft 4 2008 Heft 5 2008<br />
Heft 6 2008<br />
Heft 1 2009 Heft 2 2009 Heft 3 2009 Heft 4 2009 Heft 5 2009 Heft 6 2009 Heft 1 2010 Heft 2 2010 Heft 3 2010<br />
Heft 4 2010<br />
Heft 5 2010 Heft 6 2010 Heft 1 2011 Heft 2 2011 Heft 3 2011 Heft 4 2011 Heft 5 2011 Heft 6 2011<br />
Seite 60 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
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6/00 1/01 2/01 3/01 4/01 5/01 6/01 1/02 2/02 3/02 4/02 5/02 6/02 1/03 2/03 3/03 4/03 5/03 6/03 1/04 2/04<br />
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TIPP<br />
BELLOWHEAD<br />
Hinterwäldler? Weltmusik!<br />
Das UK-Magazin „Q" traf ins Schwarze,<br />
als es über Bellowhead urteilte: „In<br />
der englischen Folkmusik hat man noch<br />
nichts Vergleichbares gehört oder gesehen<br />
wie Bellowhead unter Vollgas. Es ist<br />
ebenso selten wie beglückend, eine Band<br />
zu erleben, die so viel Spaß bereitet." Die<br />
elfköpfige Formation wurde 2004 vom<br />
Duo Jon Boden (Gesang & Fiddle) und<br />
John Spiers (Melodeon) gegründet, die die<br />
Zeit für eine größere Gruppe für gekommen<br />
hielten. Mit von der Partie waren Pete<br />
Flood (Perkussion), Giles Lewin (Fiddle,<br />
Bagpipes), Brendan Kelly (Saxophon,<br />
Bassklarinette), Benji<br />
Kirkpatrick (Gitarre,<br />
Bouzuki, Mandoline,<br />
Banjo), Rachael<br />
McShane (Cello,<br />
Fiddle), Andy Mellon<br />
(Trompete), Paul<br />
Sartin (Fiddle, Oboe)<br />
und Justin Thurgur<br />
(Posaune). Sei<strong>the</strong>r gab es nur wenige personelle<br />
Änderungen: Sam Sweeney löste<br />
2008 Lewin ab; Gideon Juckes (Tuba,<br />
Helicon) kam schon 2006 dazu und wurde<br />
inzwischen durch Ed Neuhauser ersetzt.<br />
Erfolg schweißt bekanntlich zusammen,<br />
und den hatten Bellowhead von Beginn<br />
an. Der Startschuss fiel beim Oxford Folk<br />
Festival im April 2004, und im Jahr 2005<br />
wurde die Band – nach nur vier Gigs! –<br />
vom BBC Radio 2 im Folk-Bereich zum<br />
besten Live-Act<br />
gekürt. Diese Ehre<br />
wiederholte sich<br />
2007, 2008 und<br />
2010.<br />
Parallel dazu<br />
veröffentlichte<br />
Bellowhead als<br />
ersten Streich die<br />
extrem gute EP<br />
E.P.ONYMOUS<br />
(2004), es folgten<br />
superbe Alben. Schon das Debüt<br />
BURLESQUE (2006) überzeugte – und<br />
wurde übertroffen vom noch dichteren<br />
Nachfolger MATACHIN (2008)<br />
und dem aktuellen HEDONISM<br />
(2010). Erstaunlich, dass das deutsche<br />
Westpark-Label die Gruppe<br />
unter Vertrag nehmen konnte.<br />
Zusätzlich empfehlenswert ist der<br />
Sampler BELLOWHEAD PRESENTS<br />
UMBRELLOWHEAD (MCPS, 2009),<br />
der etliche Musiker mit (Solo-)Proben ihres<br />
Könnens vorstellt.<br />
Das Geheimnis der Bellowhead-Musik ist<br />
relativ leicht in Worte zu fassen, aber noch<br />
viel besser beim intensiven Zuhören zu<br />
erfassen. In Kurzform: Seit der Gründung<br />
kommt der permanent<br />
nach<br />
Perfektion strebende<br />
Bigbandsound<br />
nicht als plumpe<br />
Walze rüber,<br />
sondern als<br />
Patchwork,<br />
das erfreuliche<br />
Lücken für eigene<br />
Gedanken lässt<br />
– auch mit ruhigen<br />
Sequenzen.<br />
Die – dank der Möglichkeit, über 20<br />
Instrumente einsetzen zu können –<br />
unglaublich flexible Gruppe<br />
konzentriert sich im Kern<br />
auf die Wiederbelebung<br />
britischer Folk-Traditionals,<br />
die sie radikal und feinfühlig<br />
zugleich entstaubt<br />
und hörbar mühelos ins 21.<br />
Jahrhundert transportiert.<br />
Stilistische Begrenzungen<br />
werden bei Bedarf, aber wohl auch aus<br />
Prinzip, lässig negiert. Das altehrwür-<br />
Entdeckt – Empfohlen<br />
dige Britannien öffnet sich enthusiastisch<br />
Richtung Balkan und Chanson,<br />
Zirkusstimmungen, brasilianischen<br />
Seemannsliedern, afrikanischen Elementen,<br />
Liedern aus dem Krieg gegen Napoleon,<br />
amerikanisierten Minstrel-Weisen, zeitlich<br />
schwer eingrenzbarem Jazz, fröhlicher<br />
Polka und weiteren Einflüssen, die von<br />
Lotte Lenya bis Robert Wyatt reichen. Und<br />
weil sich mitunter sogar Punk-Folk einschleichen<br />
darf, ist<br />
es wohl nicht ganz<br />
falsch, Bellowheads<br />
„Biertrinkmusik<br />
für Intellektuelle"<br />
als gelungene<br />
Mischung<br />
aus Fairport<br />
Convention und<br />
The Pogues zu bezeichnen; das jedoch<br />
ist bestenfalls die halbe, weil deutlich<br />
zu simple Wahrheit. Dies ist bei aller<br />
Folk-Fixierung keine Hinterwäldlermusik<br />
– wie auch, da es heute auch im UK kaum<br />
noch „richtige (Ur-)Wälder" mit entsprechender<br />
Bevölkerung gibt, sondern nur<br />
noch gepflegte, kommerziell erschlossene<br />
Forste?! Richtig ist stattdessen: Bellowhead<br />
spielt beste Weltmusik!<br />
Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />
DAKOTA SUITE<br />
Man kann Dakota-Suite-Kopf Chris<br />
Hooson einiges nachsagen, nur<br />
nicht, dass er seit Gründung seiner Band<br />
vor rund 15 Jahren sorglos fröhliche Musik<br />
komponieren würde. Dennoch liefern<br />
die Briten keine<br />
Anleitung zum<br />
Unglücklichsein,<br />
keinen Soundtrack<br />
zum Suizid. In<br />
erster Linie geht es<br />
bei dem Projekt mit<br />
kaum wechselnden<br />
Kollaborateuren<br />
darum, Atmosphäre<br />
zu kreieren – zerbrechlich,<br />
erhaben.<br />
Derart fragile<br />
Klänge gibt es<br />
kaum einmal in<br />
der Musikhis<strong>to</strong>rie.<br />
American-<strong>Music</strong>-<br />
Club-Chef Mark<br />
Eitzel hat es auf seinen ersten Solowerken<br />
geschafft, einen derart verunsichernden<br />
Grad an Intensität zu erzielen. Oder,<br />
ebenso introvertiert, Mark Kozelek<br />
auf den frühen Alben der Red House<br />
Painters. Auch der spleenige Erik Satie<br />
und seine wie hingehauchten-eindringlichen<br />
Pianokompositionen voll unwiderstehlicher<br />
Romantik fallen einem als<br />
Assoziation ein. Aber sonst?<br />
Chris Hooson ist ein Schmerzensmann<br />
– ein scheuer, zurückhaltender Mensch,<br />
dem trotz karger Aussagen im Interview<br />
© Pressefo<strong>to</strong>s<br />
Gefangen in eigenen Gedanken<br />
rasch anzumerken ist, wie stark er an<br />
seinem irdischen Dasein leidet. „Ich bin<br />
ein Gefangener der eigenen Gedanken",<br />
stöhnt er, „bin im ständigen Monolog mit<br />
mir selbst, was oft schwer an die Substanz<br />
geht. Auch Musik zu machen ist weniger<br />
Katharsis als vielmehr immens anstrengend.<br />
Sie hilft mir nicht, mich innerlich zu<br />
befreien, wie ich es immer erhofft hatte.<br />
Sie wird mehr und mehr zur Qual." Daher<br />
kann es durchaus sein, dass THE SIDE OF<br />
HER INEXHAUSTIBLE HEART, das aktuelle<br />
elfte Album, das letzte musikalische<br />
Lebenszeichen von Dakota Suite ist, wie<br />
Hooson eindringlich beteuert: „Ich hasse<br />
dieses Business und seine Regeln! Ich<br />
schaffe es kaum noch, mich zwei Stunden<br />
auf eine Bühne zu setzen und wie ein<br />
Entertainer ein Konzert zu spielen. Zwar<br />
kommt es einer Art Tagebuch gleich,<br />
wenn ich Skizzen für neue Lieder notiere.<br />
Doch mehr und mehr ertrinke ich im<br />
Strudel der eigenen Ideen.<br />
Weil die meisten davon<br />
negativ sind."<br />
Vor einigen Jahren wollte<br />
Hooson sich umbringen,<br />
doch seine Ehefrau<br />
Johanna hat ihn gefunden<br />
und gerettet: „Ich liebe sie<br />
über alles, weil sie vorbehaltlos<br />
zu mir steht, obwohl<br />
sie genau weiß, dass ich in<br />
diesem Dasein vollkommen<br />
fehl am Platz bin", flüstert er: „Und jetzt<br />
ist an Selbstmord nicht mehr zu denken,<br />
da weder Johanna noch mein kleiner<br />
Seite 64 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Sohn mir das<br />
verzeihen würden.<br />
Ich hoffe,<br />
dass ich stark<br />
genug bin, um<br />
innerlich nicht<br />
zu zerbrechen,<br />
um weiterzumachen<br />
und um<br />
dieser Institution<br />
namens Leben<br />
in der Zukunft<br />
das eine oder<br />
andere Lächeln<br />
abzugewinnen."<br />
Vielleicht sollte<br />
Chris Hooson sich<br />
in der Zukunft öfter die eigenen Alben<br />
anhören – Arbeiten voller sehnsüchtigem<br />
Trost, gerade weil unsere Existenz<br />
unsicher und unvollkommen ist. Und<br />
wenn er das tut, dann<br />
aber nicht unbedingt eine<br />
Zeile wie „I’m Drowning/<br />
The Water Doesn’t Care".<br />
Sondern vielmehr einen<br />
Satz wie „When All My<br />
Hope Is Gone/I’m Seeing<br />
Through Your Eyes". Dann<br />
nämlich strahlt die Sonne<br />
am Horizont. Dakota Suite<br />
haben dazu beigetragen,<br />
dass er sie hat aufgehen<br />
lassen, einfach nur mittels seiner unsterblich<br />
schönen Musik.<br />
Michael Fuchs-Gamböck<br />
Schmerzensmänner, trotz des Lächelns: Chris Hooson (r.)<br />
und Langzeitpartner Quentin Sirjacq
The show must go on<br />
Durchfall, Unfall, Psycho-Klabaster –<br />
und anderes mehr: Dass auch Popstars<br />
letztlich ganz normale Sterbliche sind,<br />
ist eine Weisheit von Professor Binsen.<br />
Und genau darum kann es auch<br />
die sonst so Gefeierten mal stinknormal<br />
erwischen. Folge: Zwangsauszeit.<br />
Pausiert wurde früher aber nur selten,<br />
die Show ging weiter, dann halt<br />
kurzzeitig mit "<br />
falschen Nasen". Belegende<br />
Fo<strong>to</strong>s mit Ersatzspielern sind<br />
jedoch relativ rar. <strong>GoodTimes</strong> zeigt<br />
einige populäre Beispiele, an die nur<br />
noch selten erinnert wird.<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Wer trommelt denn da?! Auflösung Seite 67...<br />
KINKS<br />
Auch – und gerade – ein Denker und Lenker vom Kaliber eines Ray Davies hat<br />
dann und wann einen Durchhänger. Die Popband, seit 1964 voll im Saft und<br />
fast rund um die Uhr in Aktion, hatte 1966 die noch besseren und intensiveren<br />
Jahre erst vor<br />
sich, als es den<br />
Sänger, Songschreiber<br />
und<br />
Gitarristen erwischte:<br />
Kraft<br />
futsch, Rundum-Erschöpfung.<br />
Und das<br />
kurz vor einer<br />
Zehn-Tages-<br />
Tournee durch<br />
Belgien. Kaum<br />
vorstellbar, aber<br />
wahr – es wurde<br />
ein Ersatz-<br />
Spieler<br />
für den Allesmacher<br />
gesucht und gefunden. Sein Name: Mick Grace, Jahrgang 1944. Er<br />
hatte zuvor für The Falcons<br />
(eine Single 1963 auf Philips)<br />
und The Cockneys (zwei<br />
weitere für das Label 1964)<br />
gearbeitet und erledigte den<br />
Aushilfsjob, während Rays<br />
Bruder Dave den Gesang<br />
übernahm. Was die Fans von<br />
der Auswechslung hielten,<br />
ist allerdings nicht<br />
überliefert ...<br />
Kinks v.l.: Mick Avory, Mick Grace,<br />
Pete Quaife, Dave Davies<br />
Live: Mick Grace (l.) ersetzt Ray Davies<br />
ABBA<br />
Sie hatten ihren<br />
märchenhaften<br />
"Waterloo"-Aufstieg<br />
(1974) in Griffweite,<br />
das Herumreichen<br />
ging aber schon früher<br />
los. Noch unter<br />
dem Namen Björn<br />
& Benny, Agnetha &<br />
Anni-Frid stand die<br />
Single "Ring Ring"<br />
zur Veröffentlichung<br />
an (VÖ: 14.2.1973).<br />
Das Quartett wurde<br />
für Auftritte u.a. in<br />
Deutschland und<br />
Die Kult-Schweden mit Inga Brundin (2.v.l.)<br />
Österreich gebucht,<br />
als die kleine Linda das Strampeln begann: Die noch ungeborene Tochter<br />
von Björn und Agnetha hatte Termin", Konzertreisen der werdenden Mutter<br />
"<br />
waren ausgeschlossen. Was tun so unmittelbar vor dem Anschub der großen<br />
Karriere? Die Lösung hieß Inga<br />
Brundin, eine Freundin von Frida.<br />
Sie war am 6.1.1973 bei der<br />
Deutschlandpremiere des Quartetts<br />
im Bild – in Ilja Richters<br />
Disco". Gegeben wurde "People<br />
Need Love", die A-Seite der<br />
"<br />
ersten schwedischen Single, die<br />
außerdem auf dem Debütalbum<br />
RING RING erschien. Im März<br />
1973 war Brundin auch in der<br />
ORF-TV-Musikshow Spotlight" "<br />
zu sehen.<br />
Fürs Fo<strong>to</strong>-Album: Inga (2.v.r.) statt Agnetha<br />
Seite 66 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
BEATLES<br />
Gebrannte Mandeln – aber im Hals: Nichts ging mehr für Ringo Starr, als er mit<br />
John, Paul und George einmal um den Globus reisen sollte – ab ins Krankenhaus<br />
mit Tonsilitis. Es war fünf vor zwölf, für eine Absage viel zu spät, und so<br />
kam es, dass aus James George Jimmy" Nicol (geb. 1939) ein Übergangs-Beatle<br />
wurde. Zwischen dem 4. und 13. Juni 1964 spielte der Londoner, der schon<br />
"<br />
1957/58 drei<br />
Singles mit Colin<br />
Hicks & The<br />
Cabin Boys aufnahm,<br />
mit den<br />
Fab Three. Das<br />
Reper<strong>to</strong>ire war<br />
ihm nicht fremd,<br />
er hatte (ungenannt)<br />
auf<br />
der Billig-LP<br />
BEATLEMANIA<br />
Cover-Versionen<br />
getrommelt. In<br />
Kopenhagen,<br />
den Niederlanden,<br />
in<br />
Gangway-Beatle: Jimmy Nicol (2.v.r.)<br />
Honkong und Australien<br />
vertrat Nicol den mit der<br />
Knubbelnase, von Ärger<br />
ist nichts bekannt. Die<br />
Tage im Scheinwerferlicht<br />
brachten ihm nicht übermäßig<br />
viel: Singles mit den<br />
Shubdubs, Kurzzeitmitglied<br />
der Spotnicks, acht<br />
Jahre in Mexiko, Rückkehr<br />
nach England 1975, wo er<br />
später sogar für <strong>to</strong>t gehalten<br />
wurde. Nicol lebt als<br />
Pensionär in seiner alten<br />
Jimmy trommelt für Ringo Starr<br />
Heimat.<br />
ROLLING STONES<br />
Apropos Platten-Cover: Auch da gibt es immer wieder Kurioses, selbst wenn es<br />
um eine der berühmtesten Bands überhaupt geht. Verblüffendes aus den Sixties,<br />
als vieles hoppla-hopp gehen musste, weil die Künstler permanent durch die<br />
Botanik gescheucht wurden, hat es genug. Doch auch Jahre später kam es zu<br />
Klöpsen der gehobenen Art – und das sogar in Japan, eher bekannt für solide<br />
Nichts ist unmöglich: ein Roadie (l.) für Bill Wyman<br />
Arbeit bei Klang und Optik. Als 1974 eines von vielen Best-Of-Doppelalben von<br />
Mick & Co. zur Veröffentlichung anstand, musste für DISCOVER STONES (London<br />
GSW 505/6) ein attraktives Bildmotiv her. Jagger, Richards, Taylor und Watts<br />
trabten an – wer fehlte, war Bill Wyman. Einen neuen Termin wollte man nicht,<br />
ein älteres Fo<strong>to</strong> wurde abgelehnt. Und so geschah es – unglaublich, aber wahr –,<br />
dass ein namentlich nicht mehr bekannter Roadie (!) das Cover des Doppelalbums<br />
bereicherte, der sich seitdem mit Mick Taylor einen Teil der Hülle teilt (nein, es ist<br />
NICHT Jim Morrison aus der L.A. WOMAN-Zeit – der war schließlich schon <strong>to</strong>t) ...<br />
PROCOL HARUM<br />
Nicht nur vor Publikum mussten<br />
Musiker ran, wenn ihre eigentlich<br />
vorgesehenen Kollegen mal<br />
..., ja, WAS eigentlich im Fall von<br />
Drummer Bobby Harrison? Er gehörte<br />
zur Urbesetzung von Procol<br />
Harum – und ist auch auf allen<br />
Bildhüllen von "A Whiter Shade<br />
Of Pale" zu sehen. Doch als es<br />
in den Londoner Olympic Studios<br />
an die Aufnahme ging, hatte<br />
Produzent Denny Cordell den<br />
erfahrenen Jazzer William Eyden<br />
einbestellt. Der bestätigte, dass<br />
auch Harrison vor Ort war. Doch<br />
für £ 15 erledigte der bereits<br />
Die Band mit Bobby Harrison (hinten, 2.v.r.)<br />
37-jährige Profi seinen Job und<br />
ging. Ein zweiter Take mit Harrison<br />
kam aufs Band, erschienen ist jedoch<br />
der erste, der bis heute geschätzte<br />
zehn Millionen Mal verkauft wurde.<br />
Ein Fo<strong>to</strong> von Bill Eyden, der 2004<br />
verstarb, mit den Gründungs-Procols<br />
Brooker, Fisher, Royer & Knights<br />
existiert nicht. Grund genug, mal<br />
(separat) den Mann zu zeigen, der<br />
einen der erfolgreichsten Songs der<br />
Popgeschichte fürs Vinyl umsetzte.<br />
LORDS<br />
Dann und wann geht der Anlass für Interimslösungen über eine zeitlich<br />
limitierte Mandel-Malaise wie bei Ringo weit hinaus. Dass ein solcher bei<br />
den Berliner Lords vorlag, lassen die Gesichter 1–4 (von links) auf dem Cover<br />
ihrer "Que Sera"-Single unschwer<br />
erkennen. Sie erschien<br />
im August 1965, im Dezember<br />
zuvor hatte Bassist Lord "<br />
Knud" Kuntze auf tragische<br />
Weise bei einem Verkehrsunfall<br />
ein Bein verloren. Auf der<br />
Hülle der Vor-Single "Poor<br />
Boy" (aufgenommen<br />
nach dem Crash im<br />
März 1965) war er<br />
zwar noch zu sehen,<br />
eingesprungen war<br />
da aber bereits Heinz<br />
Hegemann (*1942),<br />
hier ganz<br />
v.l.: Peter Donath (dr), Klaus-Peter Lietz (g), Ulli<br />
rechts im<br />
Gün<strong>the</strong>r (voc; †), Rainer Petry (g), Heinz Hegemann (b)<br />
Bild. Zu<br />
dem Zeitpunkt deutete<br />
sich vielleicht<br />
schon an, dass Kuntze<br />
nicht mehr würde<br />
mitmachen können<br />
oder sollen – die Äußerungen<br />
darüber<br />
sind vielfältig und widersprüchlich.<br />
Hegemann (auch<br />
auf dem Cover der LP SHAKIN'<br />
ALL OVER) blieb dann nur relativ<br />
kurz ein Vertretungs-Lord,<br />
an seine Stelle – und seitdem<br />
bis heute dabei – trat der Niedersachse<br />
Bernd Zamulo.<br />
William "<br />
Bill" Eyden (1930 –2004)<br />
LP mit Heinz Hegemann (2.v.r.)<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 67
Blues-Porträt No. 33<br />
MEMPHIS GOLD<br />
Sound<br />
des Südens<br />
Memphis Gold? Das klingt eher nach einer<br />
guten Sorte Feinschnitttabak als nach<br />
einem Bluesmann. Doch wenn einst Peter<br />
Chatman als Memphis Slim überaus erfolgreich wurde,<br />
dann darf sich Chester Chandler auch Memphis<br />
Gold nennen – und hoffentlich mit 56 Jahren noch<br />
weltweit Karriere machen.<br />
Von Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />
Chester Chandler wurde am<br />
4. März 1955 als 13. von 14<br />
Kindern der Eheleute John R.<br />
und Reada Chandler in Memphis,<br />
Tennessee, geboren und erlebte die<br />
übliche Blueskarriere. Schon mit vier<br />
Jahren brachte ihm sein Vater, der in<br />
einer Kirche Klavier und Bass spielte,<br />
die ersten Gitarrentöne bei; mit acht<br />
sang und spielte er in der his<strong>to</strong>rischen<br />
Beale Street, um sein Taschengeld<br />
aufzubessern;<br />
mit zwölf geriet er an die<br />
Delta-Blues- & Gospel-Le-<br />
gende Pfarrer Robert „Tim"<br />
Wilkins, der ihn mit Bluesgitarrentricks<br />
für Fortgeschrittene<br />
vertraut machte. Weitere<br />
Inspirationen waren Gospelgrößen wie Sister Rosetta Tharpe und<br />
Utah Smith. Nicht zuletzt deshalb ist Chandlers Musik bis heute von<br />
einem gewissen „Kirchen-Feeling" geprägt. Talent erkannt, aber es folgte<br />
die bluestypische Ochsen<strong>to</strong>ur. Nach ausgiebiger Live-Arbeit in Clubs und<br />
Kaschemmen, auf Blues-Festivals und Militärbasen löste Gold 1992 eine<br />
Busfahrkarte nach Washing<strong>to</strong>n (ohne Re<strong>to</strong>ur-Ticket), hatte aber nur 100<br />
Dollar in der Tasche – und landete prompt in der Obdachlosigkeit. Auch zu<br />
Bluesern mit erheblichen Fähigkeiten ist das Leben in den USA oft sehr ungerecht<br />
… Immerhin blieb es nicht für immer dabei. 1995 heuerte er für ein<br />
Jahr als Gitarrist in der Tourband der Bluessängerin Deborah Coleman an.<br />
Seine Plattenkarriere startete Memphis Gold dann 1998 auf eigenem<br />
Label mit einem Album gleichen Titels. Dies war der Auftakt<br />
zu einer ordentlichen – aber natürlich noch ausbaufähigen – kleinen<br />
Serie. Das 2004er Album THE PRODIGAL SON, zunächst ebenfalls<br />
auf dem vertriebsschwachen Eigenlabel veröffentlicht, wurde 2006<br />
von Stackhouse Records landesweit wiederveröffentlicht; und auf diesem<br />
Label erschienen dann auch die beiden Nachfolger GATOR GON'<br />
BITECHU! (2009) und PICKIN' IN HIGH COTTON (2011). Alle Gold-<br />
Werke sind außerordentlich empfehlenswert. Denn sie bringen einen<br />
individuellen Blues zu Gehör, den Chandler selbst als „Sanctified Beale<br />
Street Urban Gutbucket Blues" oder einfach auch als „Chitlin Circuit Blues" bezeichnet<br />
– damit auf die südstaatliche schwarze Ghet<strong>to</strong>szene anspielend, in deren<br />
Etablissements der vollsaftig traditionelle Rhythm & Blues noch immer (s)eine<br />
Heimat hat: eine Musik, die von keinerlei modernem Produktionshochglanz infiziert<br />
ist. Golds Herangehensweise ist im Grunde „nur" die Wiederholung dessen,<br />
was vor 70 Jahren passierte: Damals wanderte der rohkantige Delta-Roots-Blues<br />
den Mississippi hinauf, um unterwegs in Memphis zum ersten Mal – und dann<br />
endgültig in Chicago<br />
– zum eruptiven<br />
elektrischen City-Blues zu mutieren.<br />
Die Gold-Musik auf Chandlers ersten Platten stammt aus seiner Werkstatt<br />
und erinnert komposi<strong>to</strong>risch oft an den Chicago-Giganten Willie Dixon: auf<br />
den Punkt exakte, sehr frisch klingende Melodien mit gehörigem Tiefgang, von<br />
großer Strahlkraft und angenehmer Ohrwurmigkeit. Die Bluesstile werden dabei<br />
gern gemixt und durch Gospel und Funk ergänzt. Herausragende Titel auf THE<br />
PRODIGAL SON sind "Chicken It", "Test Drive That Woman", "Serves Me Right"<br />
und der "Preacher Blues". Die Platte entstand mit vier verschiedenen Begleit-<br />
combos, mit Größen wie dem Bassisten Willie Hicks (starb 2004), den<br />
Schlagzeugern Pete Raguso (The Nighthawks) und Emmitt Cortrell,<br />
dem Conga-Spieler Lorenzo Johnson sowie Joey Poppen an der<br />
Rhythmusgitarre und Robert Eldridge (Duke Elling<strong>to</strong>n Show Band)<br />
als Blasebalg. Gold selbst spielt Gitarre und singt mit kraftvoller,<br />
kernig-körniger, eindringlicher Stimme, die ein weites emotionales<br />
Spektrum abdeckt.<br />
Das Nachfolge-Album GATOR GON' BITECHU! fiel nur gering-<br />
fügig schwächer aus. Es enthält mit dem kontrolliert stürmischen,<br />
Slideguitar-geprägten "Catfish Creeper", dem „heimattreuen"<br />
"I Was Born In Memphis" und "My Two Kcandys" (Blues mit<br />
Rockabilly-Ideen kombiniert) besonders gelungene Songs.<br />
Bei PICKIN' IN HIGH COTTON zeigt die Leistungskurve<br />
dann wieder nach oben. Diese Platte ist Memphis Golds persönliche<br />
Vision von strikt traditionellem Blues, allerdings nicht<br />
in akustischer Laidback-Haltung; es ist vielmehr eine passionierte,<br />
„listenmäßige" Abarbeitung von Blueserfahrungen mit<br />
teilweise neuen Musikern. Beste Songs sind "Don't Take My<br />
Blues Away", das Titelstück und "Standing By The Highway".<br />
Ein Fazit fällt leicht: Obwohl Memphis Gold nicht seine Seele<br />
an einer Kreuzung an den Teufel verkaufte, ist er ein teuflisch<br />
guter Bluesman geworden. Er stand mit Größen wie Robert Cray,<br />
Taj Mahal, Hubert Sumlin, Otis Rush und Louisiana Red auf der<br />
Bühne und spielte auf ungezählten<br />
Fes tivals und neun Tourneen in über<br />
40 Ländern.<br />
Ein großartiger Mensch ist Chand-<br />
ler sowieso: Im Februar 1996 wurde er zum<br />
Schutzengel, als er bei einem Zugunglück neun dern das Leben rettete. 2008 stürzte er in seinem<br />
Kin-<br />
Zweitjob als Landschaftsgärtner von einer etliche<br />
Meter hohen Leiter und brach sich den Rücken<br />
dreifach. Am Tag seiner Krankenhausentlassung<br />
spielte er ein Konzert fürs Pflegepersonal und Patienten.<br />
Einige sollen im Rollstuhl gerockt haben ...<br />
Seite 68 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2012<br />
■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Steve Ellis<br />
"Bringing On Back<br />
The Good Times" –<br />
Ein Shouter blickt<br />
nach vorn<br />
Von Uli Twelker<br />
Viele erinnern sich: Love Affair, Hits mit "Everlasting Love", "Rainbow Valley" und<br />
der unfeiwillig vorweggenommene Werbesong für dieses Magazin ... Mit Steve<br />
Ellis verfügen sie über eine der besten R&B-Stimmen des UK in der Band, oft<br />
Aufreger in den Schlagzeilen: die erfolgreichen A-Seiten mit Sessionassen plus<br />
Orchester eingespielt, Love-Affair-Fakes ohne ein einziges Originalmitglied. Der<br />
Sänger verliert einen Prozess, darf sich nur Steve Ellis & Love Affair nennen. Ellis:<br />
"<br />
Ich selbst klagte nie wegen der Truppe, die unser Ex-Drummer losschickte. Wie<br />
auch, ich hatte keine Ahnung! Roger Daltrey meinte nur: Dabei warst du der einzige<br />
auf den verdammten '<br />
Platten!'"<br />
Fo<strong>to</strong>: © Sarah Moss<br />
Steve Ellis 2012: Blick & Beat volle Fahrt voraus<br />
Nach dem Managementärger um die 1977 gerade<br />
die USA knackenden Widowmaker sowie ewig<br />
langen Krankheitszeiten kann Steve Ellis nun endlich<br />
wieder nach vorn schauen, er hat eine eigene Band:<br />
„Frog (= Saxofonist Frogman Curtis) von The New<br />
Amen Corner rief mich an. Sie wollten gern mit mir<br />
arbeiten. Vor zwei Jahren checkte ich das,<br />
seitdem arbeiten sie zweigleisig auch als<br />
meine Band – The Mod All Stars. Sie spielen<br />
auf meinen TEN COMMITMENTS."<br />
Ellis: „Ich habe aus über 300 Songs<br />
zehn herausgefiltert. Das Kriterium war –<br />
sie mussten live wirken, mit starker Melodie:<br />
Songs statt Tracks! Wir spielten sie<br />
in nur zehn Tagen ein. Das<br />
war mir wichtig, denn BEST<br />
OF DAYS (2008) dauerte mit<br />
großen Pausen ein Jahr, das<br />
war wie Zahnziehen! Mein<br />
Freund Graham White hatte<br />
das Studio ,The Hideout' im<br />
Welland Valley selbst gebaut<br />
und bot es mir an. Sein Sohn<br />
Ashley am Pult ist mit seinen 23 Jahren ein junges<br />
Genie. Jeden Morgen liefen die All-Star-Jungs<br />
von Birmingham aus ein – da hatte ich bereits Anweisungen<br />
durchtelefoniert. Wenn ich dann aus<br />
Brigh<strong>to</strong>n ankam, hatten sie die Rhythmusspuren<br />
schon im Kasten. Von neun bis neun lief das jeweils;<br />
80 Prozent der First Takes blieben unverändert. 'Never<br />
Say Never' von Ian McLagan fand ich auf You-<br />
Tube. Mir gefiel diese Ballade, die Mac seiner tragisch<br />
verunglückten Frau Kim gewidmet hatte. Vom<br />
Beatles-Titel 'Please Please Me' hatte ich mal eine<br />
langsame Version gehört, wollte aber eher eine Stax-<br />
Soulnummer draus machen. Live erkennen<br />
manche nicht mal die Komponisten!<br />
'Perfect Sunday' ist der Versuch von Andy<br />
White und mir, den perfekten Popsong zu<br />
schreiben. Love-Affair-<br />
Au<strong>to</strong>r Phillip Goodhand-<br />
Tait schickte mir auch<br />
neue Songs, aber leider zu spät:<br />
Die kommen dann auf das nächste<br />
Album. TEN COMMITMENTS<br />
erscheint mit knapp 40 Minuten<br />
vielleicht etwas kurz, aber sie läuft<br />
so lange wie früher eine Vinyl-LP<br />
und wirkt komplett."<br />
Auch BEST OF<br />
DAYS hatte seine guten<br />
Seiten: bluesige<br />
Arrangements des<br />
Keyboarders Ian Dunnit<br />
(Ex-Pete Haycock's<br />
Climax) und die Hilfe von Roger Daltrey.<br />
Ellis: „Einen Bob Dylan kann ich ja kaum<br />
anrufen, der kennt mich nicht, aber Roger ist ein<br />
Kumpel: Ich läutete durch, er war gerade frei und<br />
sagte, ,klar, ich komme rüber!' Er spielte Mundharmonika<br />
auf 'Nu Clear Blues', meiner Hommage an<br />
die Bluesväter der 30er und 40er Jahre mit jedem<br />
textlichen Klischee jener Zeit: ob nun ,leavin' trunk'<br />
oder ,s<strong>to</strong>ny drunk'. Ich wollte sogar Zoot Money<br />
mit seiner Hammondorgel auf dem Album haben,<br />
leider klappte das nicht.<br />
Aber unsere Band Ellis<br />
würden wir nie wieder neu<br />
starten – Zoot ist da wie<br />
ich, man muss nach vorn<br />
schauen."<br />
Was einen Steve Ellis<br />
jedoch nicht daran hindert,<br />
mit anderen „schönen Stimmen"<br />
auf Nostalgie-Package-Tour<br />
zu gehen, etwa<br />
mit Chris Farlowe, „den ich<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Love Affair 1969 v.l.: Lyn<strong>to</strong>n Guest,<br />
Maurice Bacon, Mick Jackson<br />
vorne: Rex Brayley und Steve Ellis<br />
schon mit 17 im Flamingo-Club kennen lernte und<br />
mit dem es immer was zu lachen gibt. Wenn er mal<br />
nicht kann, ist Cliff Bennett eine Art Ersatzmann."<br />
Auch Archive gibt es zu sichten. Ellis: „Ich fand bei<br />
Sony 30 Tracks, die einen umhauen!<br />
Die sind von meinem Albumprojekt<br />
1970, nach meinem Split<br />
von Love Affair. Ich wollte nach<br />
vier Jahren Nons<strong>to</strong>p-Gigs und Fangekreische<br />
einfach nicht mehr. Die<br />
Bänder, mit Clem Cattini an den<br />
Drums, Caleb Quaye von Hookfoot<br />
und dem Keith Mansfield Orchestra,<br />
werden im Toe-Rag-Analog-Studio<br />
,gebacken'. Love Affair nannten<br />
sich nach mir L.A. – sie brachten<br />
mit Multitalent Gus Eadon (Elastic<br />
Band), der viel zu jung an meinem<br />
Geburtstag am 7.4.2011 starb, ein<br />
Progressive-Album raus, das aber<br />
niemanden interessierte."<br />
Lob für Ellis' Stimme gab es kürzlich von Steve<br />
Marriotts Mutter Kay bei einer Preisverleihung: „Sie<br />
meinte schon beim Marriott-Memorial (mit Paul<br />
Weller, Noel Gallagher, Peter Framp<strong>to</strong>n, Humble Pie<br />
u.v.m.) 2001 nach meiner Version von 'Afterglow Of<br />
Your Love', ich sei der Einzige, der magisch nach<br />
ihrem Steve klänge. Aber ich würde nie eine Tribute-<br />
CD machen. Ich möchte nicht sein Klon werden, so<br />
sehr ich ihn liebte!"<br />
Steve Ellis & The Mod All Stars alias The New Amen Corner<br />
Fo<strong>to</strong>: © Sarah Moss<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 69
Happy Birthday<br />
Paul Jones (70)<br />
Puste ohne Ende<br />
Carole King (70)<br />
Pop-Welt & Umwelt<br />
Don Everly (75)<br />
Großer Bruder<br />
Überhäuft mit Auszeichnungen. Komponistin<br />
zahlreicher Evergreens. Selbst Interpretin diverser<br />
Chart-Hits. Nicht viele Künstlerinnen können<br />
auf so imposante musikalische Erfolge verweisen<br />
wie Carole King. Geboren wurde die Vielkönnerin<br />
am 9.2.1942 als Carole Klein in New York. Schon<br />
1959 widmete ihr Neil Sedaka schmachtend die<br />
Single "Oh! Carol", dem sie mit "Oh! Neil" antwortete<br />
– noch ohne Resonanz. Mit Kompositionspartner<br />
(und Ehemann 1958–1968) Gerry<br />
Goffin arbeitete sie im Brill Building, der Legebatterie<br />
für Songschreiber. 1961 machten die<br />
Shirelles "Will You Love Me Tomorrow" zur ersten<br />
King-Nr. 1, eine lange Kette populärer Klassiker<br />
folgte, u.a. "Locomotion", "Take Good Care Of My<br />
Baby", "One Fine Day", "Pleasant Valley Sunday",<br />
"Wasn't Born To Follow", "Hi-De-Ho". Als Interpretin<br />
in eigener Sache gelang 1962 mit der Single<br />
"It Might As Well Rain Until September" ein kleiner<br />
Neben Simon & Garfunkel sind die Everly Broth ers<br />
das populärste Duo der Musikgeschichte, sie<br />
waren gleichermaßen im bzw. mit Rock'n'Roll, Pop<br />
und Country eine Institution. Isaac Donald Everly<br />
wurde am 1.2.1937 in Powderly, Kentucky, geboren<br />
– zwei Jahre vor seinem Bruder Phil. Die Eltern Ike<br />
und Margaret waren Country-Künstler, die ihre<br />
Söhne schon frühzeitig in eigene Hörfunk- und<br />
Live-Auftritte integrierten (The Everly Family).<br />
Die Brüder nabelten sich schnell ab und kamen<br />
mit Hilfe von Chet Atkins an Plattenverträge –<br />
der erste (Columbia) führte 1956 nach nur einer<br />
Single zu nichts, der zweite für Cadence Records<br />
bedeutete den Start in eine Weltkarriere mit nicht<br />
weniger als 37 Top-100-Notierungen von 1957 bis<br />
1967. Vor allem die Schreiber Felice & Boudleaux<br />
Bryant fütterten die Brüder mit unvergesslichen<br />
Songs wie "Wake Up Little Susie", "All I Have To Do<br />
Is Dream", "Bird Dog". Nach einem Wechsel zu<br />
Diese Crème macht Sie 50 Prozent jünger!" –<br />
„ „Dann bitte ZWEI Tuben." Als hätte Paul Jones<br />
den Uralt-Kalauer für sich umgesetzt: Der englische<br />
Sänger (man denkt an Cliff Richard) scheint<br />
alterslos, kommt auch 2012 fast noch wie ein<br />
Jung spund rüber. Als Paul Pond am 24.2.1942 im<br />
englischen Portsmouth geboren, besuchte Jones<br />
die örtliche Grammar School und das Jesus College<br />
in Oxford, bevor ihn der R&B- und Beat-<br />
Boom ins Zentrum des lärmenden Geschehens<br />
nach London verschlug. Wegweisend für ihn<br />
wurde die Mitgliedschaft in der Band des ausgewanderten<br />
Südafrikaners Manfred Mann. Am<br />
Mikrofon und vor allem mit der Mundharmonika<br />
avancierte Jones zu einem der angesehensten<br />
Solisten der Sixties, er prägte ein gutes Dutzend<br />
UK- bzw. US-Hits wie "5-4-3-2-1", "Do Wah Diddy<br />
Diddy" (#1/#1) und "If You Gotta Go, Go Now" –<br />
von vielen exzellenten Albumsongs ganz zu schweigen.<br />
Sogar eine Single in deutscher Sprache ("Sie"<br />
= "She") brachte Jones nahezu s<strong>to</strong>lperfrei und ohne<br />
Peinlichkeit über die Rampe. Als Manns Band zunehmend<br />
poppiger wurde, stieg der Sänger aus; vier<br />
Solohits (u.a. "High Time" und "I've Been A Bad, Bad<br />
Boy" 1966/67) begleiteten seine zweite Karriere als<br />
attraktiver Schauspieler (größter Erfolg: „Privilege"<br />
mit Chrissie Shrimp<strong>to</strong>n). Jones' Solo-Alben von MY<br />
WAY (1966) bis CRUCIFIX IN A HORSESOE (1972) erwiesen<br />
sich als Achterbahnfahrten mit punktuell unausgegorenem<br />
Material. Mit der Blues Band und The<br />
Manfreds kehrte er ab 1979 ins Blickfeld zurück, seit<br />
den Neunzigern hat er als Radiopräsenta<strong>to</strong>r einen<br />
enormen Stellenwert in England erlangt. Live-CDs<br />
mit Dave Kelly (2007), das Solo-Album STARTING<br />
ALL OVER AGAIN (2009) und die Auszeichnung als<br />
„Harmonikaspieler des Jahres" (2010) hielten den<br />
Namen Paul Jones auch in jüngerer Vergangenheit<br />
als Wertbegriff im Gespräch.<br />
bm<br />
Treffer (#22), bevor King ab 1971 vehement Fahrt<br />
aufnahm. Es setzte Nr.-1- und Top-10-Treffer in Serie,<br />
"It's Too Late"/"I Feel The Earth Move" (Doppel-<br />
Hit), "Jazzman", "Sweet Seasons" und "Nightingale"<br />
gehörten dazu wie die Nr.-1-LPs TAPESTRY, MUSIC,<br />
WRAP AROUND JOY sowie RHYMES AND REASONS,<br />
FANTASY und THOROUGHBRED. Während der 80er<br />
und 90er Jahre trat King kürzer, zog in ein Dorf in<br />
Idaho, kümmerte sich aktiv um den Umweltschutz,<br />
wurde aber mit Gerry Goffin 1987 in die Songwriters<br />
Hall Of Fame aufgenommen; die Ehrung wiederholte<br />
sich 1990 für die Rock'n'Roll Hall Of Fame. Dann<br />
und wann nimmt sie noch eigene Alben auf, u.a.<br />
LIVE AT THE TROUBADOUR mit ihrem jahrzehntelangen<br />
Freund James Taylor, das 2010 auf Platz 4<br />
der amerikanischen Charts kam. Ihre Tochter Louise<br />
(aus der ersten von drei Ehen) trat – wenngleich mit<br />
nicht vergleichbarem Erfolg – in die Fußspuren der<br />
angesehenen Mutter.<br />
bm<br />
Warner Bros. setzten Don und Phil den gewaltigen<br />
Erfolg fort (u.a. mit "Cathy's Clown", "Problems",<br />
"Take A Message To Mary", "Let It Be Me", "When<br />
Will I Be Loved", "Crying In The Rain"). Während<br />
Dons längerer Drogenphase wackelte die Karriere der<br />
Everly Bro<strong>the</strong>rs, mit "The Price Of Love" gelang jedoch<br />
ein weiterer bemerkenswerter Hit. Interne<br />
Kräche wurden zunehmend heftiger, das Duo ging<br />
1973 auseinander. Don arbeitete mit den Dead Cowboys,<br />
machte Aufnahmen mit Albert Lee. Erst ab<br />
1983 – ein denkwürdiges Konzert in der Londoner<br />
Royal Albert Hall – gab es wieder gemeinsame Auftritte.<br />
Mit dem von Paul McCartney komponierten<br />
"On The Wings Of A Nightingale" (Produktion: Edel-<br />
Fan Dave Edmunds) schafften die Brüder 1984 sogar<br />
ein Chart-Comeback in den USA und im UK. 1986<br />
geschah Verdientes: Gleich im Gründungsjahr wurden<br />
Don & Phil Everly in die Rock'n'Roll Hall Of<br />
Fame aufgenommen.<br />
bm<br />
Seite 70 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Kolumne Christian Simon<br />
Fo<strong>to</strong>: © Christian Simon Productions<br />
Wiedersehen<br />
mit Lionel<br />
Als ich bei Radio Luxemburg in den Siebzigern die<br />
Single "Machine Gun" von den Commodores als<br />
Sendungskennung einsetzte, wusste ich nicht, dass<br />
ein Mann namens Lionel Richie<br />
Sänger in der Band war,<br />
zumal die Platte instrumental<br />
war. Aber als die Band dann<br />
mit Gesang rüberkam, fiel mir<br />
die Stimme sehr wohl auf –<br />
genau wie die exzellenten<br />
Konzerte und das Outfit der<br />
Gruppe.<br />
Nachdem die Commodores<br />
über 30 Wochen mit verschiedenen<br />
Songs in den US-<br />
Charts standen und Gold und<br />
Platin abräumten, waren viele<br />
Fans gespannt auf die ersten<br />
Auftritte in Deutschland im Frühjahr 1978. Ich moderierte<br />
mittlerweile „Rockpop" im ZDF und wurde<br />
von den Konzertveranstaltern Marcel Avram und<br />
Fritz Rau zum Münchner Konzert ins Deutsche Museum<br />
eingeladen. Live war die Band – wie erwartet –<br />
grandios und die Bühnenshow perfekt.<br />
Das Publikum <strong>to</strong>bte. Keine Frage: Das<br />
musste ins Fernsehen und in meine<br />
Show! Aber wie?<br />
© Pressefo<strong>to</strong>s<br />
Commodores<br />
Nach dem Auftritt ging<br />
ich hinter die Bühne<br />
und kam, mit Hilfe von<br />
Fritz Rau, auch in die<br />
Garderobe der Musiker.<br />
Stargehabe?<br />
Keine Spur, im Gegenteil:<br />
Die Jungs<br />
waren alle sehr<br />
freundlich und<br />
entgegenkommend.<br />
Wir sprachen<br />
über das<br />
amerikanische<br />
und deutsche<br />
Musikgeschäft<br />
und über TV-<br />
Shows. Lionel Richie<br />
fragte mich:<br />
„Gibt es in Deutschland<br />
eine Musikshow,<br />
in die wir reinpassen?" Bingo! Natürlich gab es sie<br />
– „Rockpop"! Und nun kommt das Glück ins Spiel,<br />
ohne das oft nichts geht: Die Europa-<br />
Tour der Commodores dauerte<br />
noch ein paar Wochen,<br />
und exakt an unserem Aufzeichnungstag<br />
im April 1978<br />
hatte die Band einen freien<br />
Tag. Der zuständige ZDF-<br />
Redakteur redete mit der<br />
Plattenfirma und dem Management<br />
– wir bekamen<br />
das Okay! Als die Band am<br />
späten Vormittag zu den<br />
Proben erschien, spürte man<br />
sofort die unglaubliche<br />
Disziplin und Professionalität,<br />
die amerikanischen<br />
Superstars immer<br />
wieder attestiert wird. Trotz Tourstress' und<br />
Fluges nach München war die Band auf die Sekunde<br />
<strong>to</strong>pfit und perfekt.<br />
Zwei Songs sollten abends aufgezeichnet werden:<br />
"Too Hot A Trot" und "Brick House".<br />
Schon bei der Generalprobe mit Publikum und<br />
später auch bei der Aufzeichnung schlugen Lionel<br />
Richie und die Commodores voll ein. Und<br />
das bei starker Konkurrenz, denn in derselben<br />
Sendung waren unter anderem auch Foreigner,<br />
Jethro Tull und Manfred Mann’s Earthband zu<br />
Gast. Nach der Show ging es dann mit allen<br />
Musikern zum Abendessen in ein urgemütliches<br />
bayerisches Lokal. Lionel Richie saß neben mir, er<br />
war von „Rockpop" begeistert und bestens drauf.<br />
Zum Abschied sagte er: „Komm uns doch mal in<br />
Amerika besuchen, ich wohne<br />
in L.A., Beverly Hills." Daraus<br />
wurde leider nichts, dennoch<br />
gab es eine Ewigkeit später ein<br />
Wiedersehen – allerdings eins<br />
mit Hindernissen. In meiner<br />
heutigen Funktion als Konzertveranstalter<br />
und Eventmanager<br />
hatte ich vor vier Jahren ein<br />
Open-Air-Wochenende auf der<br />
Galopprennbahn in Baden-Baden<br />
geplant – mit Bryan Adams<br />
und Lionel Richie. Aus nicht<br />
nachvollziehbaren Gründen<br />
Lionel Richie<br />
in den 80er<br />
Jahren<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 71<br />
Das Ehepaar Simon mit Lionel Richie.<br />
und unter kuriosen Umständen wurden die Konzerte<br />
wenige Tage zuvor vom Veranstalter abgesagt. Also<br />
wieder kein "Hello" mit Lionel Richie.<br />
Doch glücklicherweise stand kürzlich wieder eine<br />
Deutschland-Tournee an; genau wie damals in<br />
München wurde ich wieder von Marcel Avram ins<br />
Konzert eingeladen. Schon am Nachmittag ging<br />
ich in die Halle, denn ich wusste, wann Lionel den<br />
Soundcheck eingeplant hatte. Ich saß im abgedunkelten<br />
Saal, hörte die Songs und dachte an die alten<br />
„Rockpop"-Zeiten. Ob er sich wohl auch noch daran<br />
erinnern würde? Dann war es soweit. Ich betrat seine<br />
Garderobe, und da war er – der noch genauso<br />
freundliche, charmante Mr. Lionel Richie! Er schaute<br />
Christian Simon<br />
Bei einem DJ-Talentwettbewerb wurde der<br />
gelernte Werbekaufmann Christian Simon<br />
einst entdeckt, Frank Elstner holte ihn<br />
zu Radio Luxemburg. Nach vier erfolgreichen<br />
Jahren dort übernahm Simon 1978<br />
die neue, am frühen Samstagabend ausgestrahlte<br />
Sendung "<br />
Rockpop", die bald<br />
um "<br />
Rockpop In Concert" ergänzt und bis<br />
1984 ausgestrahlt wurde. Sei<strong>the</strong>r ist er<br />
als Modera<strong>to</strong>r, Produzent und Berater in<br />
Sachen Musik für Radio und Fernsehen<br />
tätig, er veranstaltet Konzerte in Baden-Baden<br />
– und pflegt die Freundschaften<br />
mit Musikern wie Paul McCartney,<br />
Peter Maffay oder Udo Jürgens. Und:<br />
Er plaudert künftig für Good Times ein<br />
wenig aus dem Nähkästchen.<br />
mich an, lachte und rief: „Hey ...! Schön, dich nach<br />
all den Jahren wieder zu treffen! Wie geht's?!" Wir<br />
unterhielten uns lange – und dann geschah Überraschendes.<br />
Lionel bat mich, seinem<br />
Manager genau diese Geschichte<br />
zu erzählen, die ich hier<br />
aufgezeichnet habe. „Ich schreibe<br />
ein Buch über mein Leben und<br />
über meine Karriere", erklärte mir<br />
Lionel, „und ich will diese S<strong>to</strong>ry<br />
von ,Rockpop' und unserem Wiedersehen<br />
nach über 30 Jahren<br />
darin verarbeiten." Das Buch ist<br />
noch nicht erschienen, aber die<br />
Leser von <strong>GoodTimes</strong> sind bereits<br />
heute informiert!
Norb Payr<br />
Wien,<br />
Gleis 1 & 2<br />
Er steht im bürgerlichen Berufsleben, hat Familie und veröffentlicht auf dem kleinen<br />
Label Pumpkin Records – es gibt gewiss günstigere Voraussetzungen für eine<br />
Top-Karriere. Was aber Norb(ert) Payr nicht davon abhält, weiter<br />
seinen Weg zu gehen. Und der hat ihn bereits durch mehrere<br />
österreichische Bands geführt. Der Sänger, Gitarrist, Bassist und<br />
Harpspieler wurde 1969 im afrikanischen Malawi geboren, wuchs<br />
in Kärnten auf und rollt heute auf zwei musikalischen Gleisen in<br />
Wien. Erste eigene Songs schrieb er mit 16. Nach dem Abitur<br />
gehörte Payr von 1995 bis 1999 zu den populären Jaybirds, einer<br />
schroff polternden Freakbeat- und Garagen-Band. Parallel spielte<br />
er mit seiner eigenen Gruppe The Road, auch mit Trance und den<br />
Subcandies (TIME FOR ACTION) war er aktiv. Und als sich die<br />
Jaybirds reformierten, stand er 2010 auf NAKED AS THE JAY-<br />
BIRDS wieder im Team. Den filigranen Solo-Singer/Songwriter Payr gibt es seit 2009<br />
auf Platte (HIDING PLACE), das zweite Zwölf-Track-Album SUNDAY MORNINGS erschien<br />
2011: noch ausgefeilter, mit sehr behutsam gesetzten Orgel-, Mandolinen-,<br />
Harmonika- und Cello-Parts sowie exzellenter Pedalsteel von prima Begleit musikern.<br />
Country, Folk-Pop, Americana sind im Angebot – dann und wann versetzt mit gekonnt-schemenhaft<br />
angedeuteten Verweisen auf die UK-Sechziger, alles feingliedrig<br />
und niemals laut. Blitzsauber-träumerische Platten wie diese interessieren Großlabels<br />
kaum noch – Genießer guter Musik suchen sie umso mehr. Bitte sehr! bm<br />
VERONICA FALLS<br />
Sixties-Farm in London<br />
New<br />
comer<br />
Degenhardt & Deep Purple<br />
Der Großraum Rock & Pop ist oft genug ein flacher Raum. Um hier gegenzusteuern,<br />
hat der singende Keyboarder Frank Tischer (Spencer Davis Group,<br />
Miller Anderson Band) in seinem neuen Projekt konsequente Eckpunkte gesetzt:<br />
In den Texten seiner progressiv spielenden Formation geht es um philosophische<br />
und politische Fragen – beeinflusst von Heraklit bis Hermann Hesse: "Die Plage der<br />
Menschheit" beschäftigt sich mit (leeren) Versprechungen;<br />
das "Kometenlied" bringt Hörer in sphärische Umlaufbahnen.<br />
Dabei trägt Tischers Erfahrung im R&B-Bereich<br />
dazu bei, dass es nicht zum berüchtigten „Message Mix"<br />
kommen muss. Sein oft rauer Gesang wird eingebettet in<br />
bühnenfeste Arrangements, die er und Gitarrist Martin<br />
Günzel mit Bassist Janni Schmidt und Drummer Tommy<br />
Fischer entwickeln. Bringt es die Formel Degenhardt<br />
& Deep Purple auf den Punkt? Hier steht die zweite Säule des Tiefen Raumes:<br />
„Wir wollen viel spielen!" Viel hinsichtlich eines gefüllten Terminkalenders, aber<br />
auch mit tiefem Raum für ausgedehnte Solopassagen. Dass hier Substanz vorhanden<br />
ist, wird in Instrumentals wie dem neunminütigen "Leben lassen" bewiesen:<br />
Lauschende werden dank dynamischer Rhythmussteigerung und spürbarer Solo-<br />
Entwicklung zwischen Riff und Risiko gehalten. Wer in alten Radar-Kuppeln und<br />
auf Sternschnuppen-Festivals spielt, hat das im Griff. DER TIEFE RAUM (Brücken *<br />
Ton Label) wird am 2.2.2012 in Fulda vorgestellt.<br />
utw<br />
© Pressefo<strong>to</strong>s<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Das Cover ihrer Debüt-CD VERONICA FALLS ziert das Fo<strong>to</strong> einer alten Farm.<br />
Was den Verdacht nahelegt, dass ihr Plattenlabel Bella Union (Fleet Foxes, Low<br />
An<strong>the</strong>m) sich eine weitere Band mit vollbärtigen Holzfällerhemdträgern geangelt<br />
hat, die mit alten Klampfen und mehrstimmigem Chorgesang US-Alternative-Folk<br />
spielt. Weit gefehlt! Veronica Falls kommen aus London. Sie präsentieren eine großstädtische,<br />
durch Gitarrenverstärker gejagte Musik, gar nicht<br />
so weit entfernt von der ihrer Labelkollegen. Denn zwei Bezugspunkte<br />
teilen Veronica Falls mit ihnen: die Liebe zu vielstimmigem<br />
Harmoniegesang und zu den Sixties. Nur dass<br />
die Briten eher eine Nähe zu Bands wie den Zombies oder<br />
Velvet Underground aufweisen als zu Crosby, Stills & Nash.<br />
Die Debütplatte bekam im UK gute Kritiken und hätte mehr<br />
verdient gehabt als lediglich Platz 150 der britischen Albumcharts. Songs wie die<br />
wunderbaren Single-Auskopplungen "Bad Feeling" und "Beachy Head" glänzen mit<br />
schönem Chorgesang und einer Gitarrenarbeit, die zwischen Byrds-artigen Perl-Akkorden<br />
und Power-Geschrummel à la Wedding Present changiert. Im Quartett singen<br />
sämtliche vier Mitglieder, allen voran Roxanne Clifford und James Hoare (beide g)<br />
sowie Marion Herbain (b) und Patrick Doyle (dr). Wie harmonisch die weiblichen und<br />
männlichen Chorstimmen ineinanderfließen, wie gekonnt verschachtelt sie zuweilen<br />
arrangiert sind, das muss man einfach gehört haben!<br />
frs<br />
Skandinavier neigen manchmal zu einer gewissen Düsterkeit. Was auch seinen<br />
Niederschlag bei Tim Scott McConnell gefunden hat. Kein Wunder also, dass er<br />
die Musik, die er unter dem Künstlernamen <strong>Led</strong>foot auf seiner zwölfsaitigen Akustikgitarre<br />
zelebriert, selbst als Gothic Blues bezeichnet. Auf eine bewegte Vergangenheit<br />
blickt der in Florida geborene 53-Jährige zurück: Mit den Rockats <strong>to</strong>urte er in<br />
den frühen 80er Jahren durch die USA und veröffentlichte auf<br />
Island. Bei Sire (Warner) und Geffen brachte er als Tim Scott<br />
mit SWEAR (1983) und HIGH LONESOME (1987) Soloplatten<br />
heraus. Ab 1989 wurde mit The Havalinas aktiv, spielte dabei<br />
im Vorprogramm von Bob Dylan, Chris Isaak und Tina Turner<br />
und gab dreimal Konzerte in Europa. In Norwegen blieb Scott<br />
hängen und brachte dort 1994 DECEIVERS AND BELIEVERS raus. Der Ritterschlag<br />
folgte zwei Jahre später, als Bruce Springsteen seinen Song "High Hopes" coverte.<br />
Sei<strong>the</strong>r präsentiert Scott alias <strong>Led</strong>foot in seiner Wahlheimat beeindruckende Alben.<br />
„Die Düsterheit, die langen Winter, die Landschaften, vor allem aber die faszinierende<br />
Kargheit, all das beeinflusst mein Songwriting", sagt er. Inzwischen hat er ganz<br />
Europa im Blick: Nach dem Gastspiel beim Glas<strong>to</strong>nbury Festival 2011 will er sein<br />
neues Album GOTHIC BLUES VOL. 1 auch in Deutschland bekannt machen. „Die<br />
Scheibe entstand in einer Winternacht in Oslo", erklärt er – darum ist sie puristisch,<br />
melancholisch-düster und zugleich kraftvoll und eindringlich ausgefallen. pro<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Seite 72 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Live in Concert<br />
Mark Knopfler / Bob Dylan<br />
Genie und Wehmut<br />
Für Dylanologen war alles wie immer: „Mr. Bob" richtete kein Wort an seine<br />
Fans. Fo<strong>to</strong>s gestattet er nicht, auch wenn er diesmal nicht solo unterwegs<br />
war. Zu Beginn des Doppelkonzerts Knopfler<br />
& Dylan in der vollbesetzten Arena in Nürnberg<br />
begrüßte zunächst Mark Knopfler unter<br />
dem Mot<strong>to</strong> „GET LUCKY!" das Publikum.<br />
Der Gitarrist und Sänger mit der wohltuend<br />
sonoren Stimme bestritt die erste Hälfte des<br />
Konzertabends, der Kontrast zu Bob Dylan<br />
hätte kaum größer sein können. Zwischen<br />
den Sets kam es für wenige Songs zu einem<br />
Treffen der beiden Musiklegenden – ein<br />
rockhis<strong>to</strong>rischer Moment auf dieser ersten<br />
gemeinsamen Tournee. "It's All Over Now"<br />
zählte zu den Highlights der Schnittmenge.<br />
Schon die ersten Töne des Gitarrenintros zu<br />
"Why Aye Man" erfreuten mit glasklar-transparentem<br />
Sound von Knopflers genial gestreichelten<br />
Saiten und seiner stark vom Scottish<br />
Folk inspirierten Band, einschließlich Violine,<br />
Flöten und Pedalsteel-Guitar. Natürlich brandete<br />
der größte Jubel bei Klassikern aus der<br />
Ära der Dire Straits auf: "Bro<strong>the</strong>rs In Arms" und als Zugabe vor der Pause "So Far<br />
Away". Ja, die Zeiten, in denen Mark neben Bruder David spielte, sind lange her.<br />
Gefühlvolle Balladen wie "Sailing To Philadelphia" dominierten den Gig. Pause,<br />
Kontrastprogramm.<br />
Da stand nun ein knorrig-knurriger Mann an Knopflers Seite: Das Gesicht im<br />
Schatten der Hutkrempe versteckt, im schwarzen Anzug, hinter seinem Keyboard<br />
Nürnberg, Arena, 07. November 2011<br />
krächzte er was vom "Leopard-Skin Pill-Box Hat". Setzte Dylan seine Harmonika<br />
ein, wehte ein Hauch von Nostalgie. Zweifellos weisen ihn all die Preise, mit denen<br />
der 70-Jährige geehrt<br />
wurde (u.a. der Pulitzer-<br />
Preis, zahlreiche Grammys),<br />
als einen der bedeutendsten<br />
Vertreter der<br />
Folk-Rock-Bewegung aus<br />
– ein Bühnen-Entertainer<br />
war er aber nie, wollte es<br />
nie sein. Dennoch schien<br />
der eher rudimentär-brüchige<br />
Sprechgesang zu<br />
rockiger Begleitung für so<br />
manchen Konzertbesucher<br />
eine Zumutung.<br />
Nur ganze vier Songs lang<br />
begleitete Knopfler seinen<br />
Partner. "Things Have<br />
Changed": Natürlich haben<br />
sich die Zeiten geändert,<br />
und Bob wäre nicht Dylan,<br />
wenn er sich nicht ständig (und oft unerwartet) gewandelt hätte. Dylan ließ sich nie<br />
vereinnahmen, politisch nicht, auch nicht vom Publikum. Wer glaubte, das Genie zu<br />
verstehen, war ihm auf dem "Highway 61 Revisited” schon wieder entrückt. Das Beste<br />
kam am Schluss: "All Along The Watch<strong>to</strong>wer" – fast in Hendrix-Manier interpretiert<br />
– und "Like A Rolling S<strong>to</strong>ne". Keine Zugabe – Rock'n'Roll-His<strong>to</strong>ry voller Wehmut ...<br />
Text und Fo<strong>to</strong>s: Helmut Ölschlegel<br />
Boten einen Abend der Kontraste: Mark Knopfler und Bob Dylan<br />
AIDA NIGHT OF THE PROMS<br />
Melange aus Rock und Klassik<br />
Chic: Nile Rodgers brachte als Erster der vielen Künstler<br />
des Konzertabends zwischen Rock und Klassik<br />
die Messehalle in Erfurt zum Kochen. Der funky Soul-<br />
Disco-Klassiker "Le Freak" riss in orchestraler Fassung<br />
unter der Leitung von Robert Groslot auch den letzten<br />
Tanzmuffel vom<br />
Sitz. Es ist schon<br />
erstaunlich, wie dieser<br />
Hit alle Moden<br />
in den einschlägigen<br />
Clubs dieser Welt<br />
überdauert hat und<br />
noch heute funktioniert.<br />
"Freak out!":<br />
Lautstark und enthusiastisch<br />
stimmte das Publikum<br />
ein.<br />
Modera<strong>to</strong>r Markus Othmer<br />
konnte in diesem<br />
John Miles<br />
Alison Moyet<br />
Jahr einmal mehr John<br />
Miles als Leiter der Electric<br />
Band begrüßen. Neben seinem traditionellen "<strong>Music</strong><br />
Was My First Love" glänzte er mit starker Stimme auch<br />
bei etlichen Arrangements zwischen Klassik und Rock –<br />
besonders im Zusammenklang der Div4s, vier italienischen Sopranistinnen auf<br />
ihrer Tour zwischen populären Opernarien und massentauglichem Kitsch. Als<br />
deutschen Beitrag lieferte die Gruppe Stanfour Hitparaden-Pop "For All Lovers".<br />
Unterstützt vom Chor Fine Fleur und dem Orchester Il Novecen<strong>to</strong> zeigte sich<br />
Erfurt, Messehalle, 02. Dezember 2011<br />
diesmal sogar die Kompatibilität von Klassik und tanzbaren Soundloops bei<br />
der "DJ Battle", einem Novum bei der „Aida Night Of The Proms". Ja, auch der<br />
Sponsor hat gewechselt, was dem Gesamtkonzept nicht<br />
geschadet hat. Die Hallen waren gefüllt, der Veranstalter<br />
zufrieden und die Begeisterung groß.<br />
Für musikalische Qualität sorgte besonders Alison Moyet,<br />
die in diesen Breiten<br />
endlich wie-<br />
Seal<br />
der einmal live zu<br />
erleben war. Die<br />
schlank gewordene<br />
Mutter dreier Kinder<br />
überzeugte mit<br />
gereifter Stimme<br />
und emotionalem<br />
Ausdruck: "That<br />
Chic mit Nile Rodgers<br />
Ol' Devil Called<br />
Love." Mit weiteren,<br />
klassisch<br />
runderneuerten<br />
Songs aus ihrem aktuellen Album BEST OF – 25 YEARS<br />
REVISITED offenbarte sie viel Feeling in Beziehungsangelegenheiten<br />
fernab plumper Lovesongs.<br />
Der als Höhepunkt angekündigte Soul-Entertainer Seal<br />
schmachtete zunächst vom "Kiss From A Rose", ehe er<br />
sich unter dem Mot<strong>to</strong> "Papa Was A Rolling S<strong>to</strong>ne" ganz<br />
"Crazy" unters Publikum mischte. "Amazing", er gab alles!<br />
Dennoch sorgte zuletzt wieder Nile Rodgers mit Chic für echten Rhythm &<br />
Soul. Der Funk-Gitarrist gab beim Finale mit allen Stars des Abends den Ton<br />
an – beim Gemeinschaft stiftenden "We Are Family".<br />
Text und Fo<strong>to</strong>s: Helmut Ölschlegel<br />
Seite 74 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Rusty Anderson<br />
Vom Klinkenputzer<br />
zu McCartney<br />
Eulogy, Living Daylights und Ednasnap hießen die Bands, mit denen Gitarrist<br />
Rusty Anderson spielte und Platten veröffentlichte, ehe er sich für den<br />
Job eines Sessionmusikers entschied. Bangles, El<strong>to</strong>n John, Willie Nelson,<br />
Joe Cocker, Neil Diamond, Little Richard, Animal Logic, Santana oder Stevie<br />
Nicks waren einige seiner bekanntesten Arbeitgeber, ehe er vor gut zehn Jahren als fester Begleiter bei<br />
Paul McCartney anheuerte. Mit UNTIL WE MEET AGAIN präsentiert er jetzt seine erste CD in Deutschland<br />
– ein Zusammenschnitt seiner beiden Solo-Alben UNDRESSING UNDERWATER und BORN ON EARTH.<br />
Sie waren nur in den USA erschienen, sind aktuell angereichert mit dem Titeltrack als Bonus.<br />
PETER RIEGER KONZERTAGENTUR GMBH & CO. KG<br />
L2I0VIE2<br />
UNTIL WE MEET AGAIN ist stilistisch sehr abwechslungsreich, "Born On Earth" steht exemplarisch<br />
für das gesamte Album, indem du verschiedenste Elemente vermengst.<br />
Den ersten Teil mit klassischen Momenten hatte ich im Stil von Walter<br />
Carlos' "Switched-On Bach" geschrieben – erst auf den Keyboards,<br />
dann aber auf der Gitarre samt Echo, was irgendwie cool klang. Im<br />
Hinterkopf hörte ich aber auch Streicher, die dann meine Nachbarin<br />
Elizabeth Baker von The Los Angeles Philharmonic mit einer<br />
Freundin am Cello spielte. Das Riff hatte ich unabhängig davon<br />
komponiert und schließlich beide Teile wie Schokolade und<br />
Peanutbutter zusammengepackt. Ich liebe es einfach, unterschiedliche<br />
Stile zu verbinden. Mein Musikgeschmack ist sehr<br />
breit gefächert, und ich mag es nicht, wenn alles gleich klingt.<br />
Paul McCartney hat auch mitgemischt, ebenso wie Stewart Copeland<br />
von The Police?<br />
Er kam für "Hurt Myself" ins Studio, das der perfekte Opener ist<br />
und den Ton für das Album setzt. Paul spielte Bass und sang mit<br />
mir den Chor. Es war ein <strong>to</strong>lles Gefühl im Studio. Er ist ein großzügiger<br />
Typ, ein <strong>to</strong>ller Mensch! Mit Stewart hatte ich bei Animal Logic<br />
gespielt, er ist auf "Catbox Beach" dabei, das ursprünglich ebenfalls im<br />
Bach-Stil begann, ehe ich den Surf-Teil entwickelte, der auch Shadows-<br />
Assoziationen weckt. Dann hatte ich die Idee, noch diesen unterschwelligen<br />
Reggae-Beat drunterzulegen ...<br />
Zwischendurch erinnert es an "So Lonely" von The Police ...<br />
So ganz abwegig ist der Vergleich nicht, muss ich zugeben. Das liegt aber auch an Stewart.<br />
Bei "Devil's Spaceship" klingen ein paar <strong>Led</strong>-<strong>Zeppelin</strong>-Einflüsse durch.<br />
Da ist was dran. Das Hauptriff erinnert mich aber eher an die Kinks. Aber das war auch wieder so eine<br />
Nummer, die ich schrieb, am nächsten Tag kräftig änderte und<br />
in den Folgewochen immer wieder neu variierte.<br />
Du bist viel mit Paul unterwegs – ist es dadurch schwierig, selbst<br />
live aktiv zu werden?<br />
Ich habe in Los Angeles meine eigene Band und werde Anfang<br />
2012 einige Shows spielen. Ich würde auch liebend gern nach<br />
Deutschland kommen, zumal mein Label Hypertension ja in<br />
Hamburg sitzt. Aber das hängt davon ab, was Paul vorhat. Er<br />
spielt ja seit einigen Jahren wieder sehr viel live – im Moment<br />
weiß ich noch nicht, was er im neuen Jahr auf dem Zettel<br />
hat. Darum ist es schwierig, selbst irgendetwas zu planen. Ich<br />
schreibe viele neue Songs im Studio in meinem Haus.<br />
24.3. BERLIN POSTBAHNHOF<br />
25.3. HAMBURG MARKTHALLE<br />
26. 3. KÖLN GLORIA<br />
27.3. STUTTGART LONGHORN<br />
28.3. PRATTELN (CH) Z7<br />
29.3. MÜNCHEN MUFFATHALLE<br />
30.3. MAINZ FRANKFURTER HOF<br />
PRÄSENTIERT VON<br />
LIMITED HARDTICKETS AT<br />
WWW.ELOY-LEGACY.DE<br />
THE SERIOUS ART OF PROMOTION<br />
WWW.PRKNET.COM<br />
Stimmt es, dass du zu Beginn deiner Zeit als Studiomusiker auch<br />
für die Firma Fender gearbeitet hast?<br />
Ich habe früh angefangen zu jobben. Schon mit 15 Jahren zog<br />
ich als Vertreter von Haustür zu Haustür. Bei Yamaha stand ich mal am Fließband, wurde aber gefeuert,<br />
weil ich zu langsam arbeitete. Bei Fender habe ich den Boden gefegt, danach aber lieber Gitarrenunterricht<br />
gegeben – darin war ich besser.<br />
Philipp Roser
TATZES STREIFZÜGE Januar 2012<br />
Ein Rückblick auf die besten Alben eines Jahres<br />
lohnt immer. Zugegeben, 2011 konnte mit dem Ausnahmejahr<br />
2010 nicht ganz mithalten, aber schwach<br />
oder gar verdrießlich fiel die Ernte nicht aus.<br />
Hier die aus meiner Sicht besten 25 Neuheiten:<br />
Seit geraumer Zeit gibt es bei großen Labels<br />
sinnvolle Serien wie „Classic Albums" oder „Original<br />
Albums": Drei bis fünf Originalalben eines Acts<br />
werden in einer sehr preiswerten<br />
Pappbox angeboten.<br />
Solche Editionen wenden<br />
01 Wilco The Whole Love<br />
sich nicht primär an alte<br />
02 The Jayhawks Mockingbird Time<br />
Sammlerhasen, wohl aber<br />
03 Laura Marling A Creature I Don't Know<br />
an den Nachwuchs, der hier<br />
04 The Feelies Here Before<br />
für kleines Geld viel gute<br />
05 The Fleet Foxes Helplessness Blues<br />
Musik einheimsen kann. In aller<br />
06 The Black Keys El Camino<br />
Regel geht man bei der Bestückung<br />
07 Bellowhead Hedonism<br />
auch fair vor, kompiliert<br />
08 The Rayographs Rayographs<br />
starke – im Idealfall sogar die<br />
09 Maria Taylor Overlook<br />
stärksten – Alben bewährter<br />
10 Wooden Shjips West<br />
Künstler. Eine eher kuriose<br />
11 Hoodoo Gurus Purity Of Essence<br />
Ausnahme ist da, wie Sony<br />
12 Garland Jeffreys The King Of In Between<br />
<strong>Music</strong> mit Jeff Buckley umgeht.<br />
13 Poly Styrene Generation Indigo<br />
Bei ihm enthält die<br />
14 Neville Skelly Poet & The Dreamer<br />
Edition „Original Album<br />
15 Okkervil River I Am Very Far<br />
Classics" die drei Silber-<br />
16 David Lowery The Palace Of Guards<br />
linge MYSTERY WHITE BOY, LIVE<br />
17 John Wesley Harding The Sound Of His Own Voice AT L’OLYMPIA und LIVE AT SIN-É'<br />
18 Jessica Lea Mayfield Tell Me<br />
(EP). Und eine weitere<br />
19 Marissa Nadler Marissa Nadler<br />
Ausgabe von „Original<br />
20 Roger McGuinn CCD<br />
Classic Albums" präsentiert<br />
21 Thea Gilmore John Wesley Harding<br />
gar fünf CDs: 1.<br />
22 Gillian Welch The Harrow & The Harvest<br />
PEYOTE RADIO THEATRE<br />
23 Nick Lowe The Old Magic<br />
PROMO EP 2. SO REAL 3.<br />
24 Eilen Jewell Queen Of The Minor Key<br />
LIVE FROM THE BATA-<br />
25 Florence & The Machine Ceremonials<br />
CLAN FRENCH EP Version 4.<br />
*<br />
THE GRACE AUSTRALIAN TOUR<br />
EP<br />
5. LAST GOODBYE JAPANESE<br />
Die Geschichte mit den „eigentlich bei mir nicht<br />
so angesagten" Interpreten, die trotzdem genug g<br />
Klasse haben, Alben zu veröffentlichen, mit denen<br />
sie neben ihrer Normalspur fahren, lässt mich auch<br />
in diesem Winter nicht los. Nach Cher, Neil Diamond,<br />
Glen Campbell und John Oates hier nun Überraschung<br />
Nr. 4: das gute alte walisische Schlachtross<br />
Tom Jones. In einem Punkt hat er mir immer schon<br />
EP VERSION. Dies sind Buckleys<br />
fünf Original-EPs aus der Zeit<br />
seines Albums GRACE, aber<br />
eben nicht die „wichtigsten Alben".<br />
Denn von GRACE, dem einzigen zu Lebzeiten erschienenen<br />
Langwerk, ist<br />
keine Spur zu finden. Aber<br />
keine Sorge, dieses Album<br />
imponiert: Jones war seine ganze Karriere lang ein bekommt man natürlich<br />
<strong>to</strong>tal überzeugter Popsänger; er kann, nach eigenem entweder in der 3-CD-<br />
glaubhaften Bekunden,<br />
Kollegen nicht leiden, die so Ausgabe SKETCHES FOR<br />
tun, als ob sie Pop nur notgedrungen<br />
MY SWEETHEART THE<br />
singen, sich eigentlich DRUNK/GRACE oder als<br />
aber zu Höherem wie Jazz berufen<br />
2-CD-LEGACY EDITION<br />
fühlen. Diese klare Hal-<br />
tung hat es Jones ermöglicht,<br />
seit mehr als 40 Jahren nie<br />
aus dem Scheinwerferlicht zu<br />
verschwinden.<br />
Ungewohnte<br />
Wege geht er nun mit PRAISE<br />
& BLAME (Island 274129-7). Das Album bietet einige<br />
von Jones im Verein mit Produzent Ethan Johns geschriebene<br />
Songs sowie Cover-Versionen von Liedern<br />
aus den Werkstätten von Bob Dylan, Rosetta Tharpe,<br />
John Lee Hooker, Billy Joe Shaver und Pops Staples.<br />
Und das bedeutet, dass Jones zumeist knietief<br />
im Blues steht, samt seinen teils kräftig rockenden<br />
Kindern und Enkeln – und gar nicht daran denkt umzufallen.<br />
Sogar noch besser gelingt Gospeliges. Weil<br />
er die Vorlagen ernstnimmt und all sein stimmliches<br />
Können optimal investiert. So gefällt mir „der Tiger"<br />
wie noch nie seit 1965.<br />
oder als Einzel-CD ... Komplettsammler kommen<br />
insgesamt also durchaus günstig auf ihre Kosten.<br />
Aber muss man denn so tun, als sei ausgerechnet<br />
GRACE kein „Classic Album"?<br />
*<br />
Apropos Buckley: Jeff hatte<br />
einen berühmten Vater, Tim<br />
Buckley, und der ist auch 36<br />
Jahre nach seinem Tod noch<br />
ein lohnendes Reissue-Thema.<br />
Warners „Original Album Series"<br />
bietet vorbildlich die in der Tat<br />
besten Arbeiten, nämlich die Alben TIM BUCKLEY,<br />
GOODBYE AND HELLO, HAPPY SAD, BLUE AFTER-<br />
NOON und LORCA. Für Editionen, die sich angeblich<br />
für eine massenhafte Vermarktung nicht eignen,<br />
für eingeschworene Fans aber wahre Leckerbissen<br />
sind, gibt es bei Rhino die sorgfältig arbeitende Abteilung<br />
„Rhino Handmade". Hier ist die Doppel-CD<br />
*<br />
TIM BUCKLEY DELUXE<br />
EDITION erschienen. Sie<br />
enthält das Debütalbum<br />
in Stereo und Mono sowie<br />
eine zweite CD mit<br />
22 unveröffentlichten<br />
(Demo-)Songs, die Buckley 1965/66 mit seiner Highschoolband<br />
The Bohemians bzw. Larry Beckett aufgenommen<br />
hat. Da strahlen die Sammler – zumindest<br />
bis es ans Bezahlen geht: Buckley Deluxe gibt<br />
es (Stand 4.12.2011) zu Preisen zwischen 24,25 und<br />
54,90 (!) Euronen (jeweils ohne Versandkosten). Auch<br />
hier die Frage: Ist das noch fair? Muss das so sein?<br />
*<br />
Der amerikanische Jazzer Greg Osby (*3.8.1960<br />
in St. Louis, Missouri) gehört seit drei Jahrzehnten<br />
zu den ausdrucksstärksten Saxofonisten. Völlig zu<br />
Recht gilt er als einer der besten Schüler von Eric<br />
Dolphy. Der Verdacht, er könne ein unterwürfiger,<br />
visionsloser, unangenehmer „Musterschüler" sein,<br />
kam niemals auf. Osby ist<br />
ein produktiver Mensch. Sein<br />
Werk umfasst bislang rund<br />
20 Alben unter eigenem Namen,<br />
von Sideman-Arbeiten<br />
ganz zu schweigen. Schon<br />
seit geraumer Zeit höre ich<br />
seinen technisch perfekten<br />
Neo-Bebop, der erweitert<br />
wird durch Ausflüge zum Free Jazz und<br />
Free Funk, ausgesprochen gern und habe auch eine<br />
kleine Sammlung im Regal. Am meisten begeistert<br />
mich dabei stets aufs Neue das Album ST. LOUIS<br />
SHOES (Blue Note) von 2003, eine Hommage an<br />
seine Heimat. Nicht, weil Osby hier prinzipiell besser<br />
und beseelter spielt als sonst, sondern weil mich die<br />
Konzeption überzeugt und fesselt: Mit dem Trompeter<br />
Nicholas Pay<strong>to</strong>n, Harold O'Neal am Piano, dem<br />
Bassisten Robert Hurst und Schlagzeuger Rodney<br />
Green – alles geachtete und bewährte Hochkaräter<br />
– spielt Greg Osby auf ST. LOUIS SHOES nichts<br />
anderes als den Mississippi-Blues in der Inkarnation<br />
des 21. Jahrhunderts. Der zeitliche Rahmen umfasst<br />
satte 70 (!) Jahre, reicht von W.C. Handys "St. Louis<br />
Blues", dem "East St. Louis Blues" und "The Single<br />
Petal Of A Rose" (beide Duke Elling<strong>to</strong>n) über "Light<br />
Blue" (Thelonious Monk), "Shaw Nuff" (Dizzy Gillespie/Charlie<br />
Parker) und Gershwins "Summertime" bis<br />
zu "Mil<strong>to</strong>n On Ebony" (Jack DeJohnette) und Cassandra<br />
Wilsons "Whirlwind Soldier".<br />
Hierbei zeigt sich, dass Osby absolut kein Neo-<br />
Konservativer ist, sondern vielmehr ein Architekt,<br />
der auf bekannten Fundamenten neue Bauten<br />
errichtet. Überaus erhellend beschreibt er seinen<br />
Ansatz: „Ich wollte die charakteristische Tiefe der<br />
Musik bewahren, mit der ich aufgewachsen bin.<br />
Aber ich arrangierte die ,internen Bausteine' dramatisch<br />
neu, änderte die Akkord-Progressionen<br />
und alle Tonarten und Tempi, entwarf Lead- und<br />
Support-Funktionen neu. Alles, was getan werden<br />
konnte, habe ich auch getan. Gewöhnlich blieb die<br />
Melodie als einziger Bestandteil intakt – das war<br />
meine Intentsion."<br />
Seite 76 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
The S<strong>to</strong>ry Of L.A. Woman<br />
»Mr. Mojo Risin’« erzählt die<br />
Entstehungs geschichte von<br />
»L.A. Woman«, des letzten Doors-<br />
Albums mit Jim Morrison.<br />
Die Disc umfasst neben neuen Interviews der Bandmitglieder<br />
auch Archivaufnahmen der Doors auf der Bühne<br />
und im Studio, zudem Fo<strong>to</strong>klassiker und neue musikalische<br />
Demonstrationen der Gruppe.<br />
DVD: 1099034E11<br />
Blu-ray: 1051054E14<br />
Ab sofort überall im Handel erhältlich<br />
oder bei www.amazon.de/rockschuppen<br />
L.A.WOMAN (40th Anniversary) 2-CD Set<br />
Das ultimative DOORS-Album als spektakuläre Jubiläums Edition.<br />
Inkl.<br />
dem bisher ungehörten Original Song<br />
»SHE SMELLS SO NICE«<br />
plus<br />
8 bisher unveröffentlichte, alternative<br />
Versionen, Band-Kommentare<br />
aus dem Studio und neue Liner Notes<br />
Als 2-CD Set<br />
& Download<br />
jetzt überall<br />
Außerdem erhältlich<br />
DOORS – L.A.WOMAN<br />
»The Workshop Sessions«<br />
2-LP Set ab März 2012<br />
www.<strong>the</strong>doors.com<br />
www.<strong>the</strong>doors.de
Peter Maffay<br />
Eine Frage der Zeit<br />
Man entkommt ihm nicht, er ist seit über 40 Jahren in der deutschen Musikszene<br />
und in den Medien präsent. Er war viele Jahre Reizfigur. Doch diese Zeit ist<br />
für Peter Maffay vorbei. Längst hat er sich durch seine verschiedensten Projekte<br />
allseits Respekt erarbeitet. Auch weil er stets über den musikalischen Tellerrand<br />
hinausschaut, Stellung bezieht und sich für alle möglichen Projekte ins Zeug<br />
legt. <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Philipp Roser sprach mit Maffay, der 2012 zum letzten<br />
Mal mit einer „Tabaluga"-Produktion auf große Tour gehen wird.<br />
Peter, im Wintergarten deines Büros steht ein Hirsch aus Pappmaché<br />
mit einer Plakette um den Hals, auf der steht „Zur Erinnerung an<br />
den Karrierestart im Weißen Hirschen". Was hat es damit auf sich?<br />
Den haben sie mir geschenkt, als sie den Weißen Hirschen abgerissen<br />
haben. Das war ein Gasthaus in Waldkraiburg mit einem großen Saal, wie<br />
sie im Bayerischen üblich sind. Im Keller war unser Probenkeller. Der Wirt<br />
hatte 1965 die damals für uns sehr vorteilhafte Idee, uns als Hausband<br />
einzusetzen, weil das billiger war. Dafür hat er uns den Keller zum Proben<br />
überlassen, und wir haben im Weißen Hirsch unsere ersten Konzerte<br />
gespielt.<br />
Sei<strong>the</strong>r hast du unter anderem fünf Rockmärchen rund um Tabaluga<br />
veröffentlicht – DIE ZEICHEN DER ZEIT sind der Abschluss?<br />
Musikalisch ist das Thema für mich beendet, fünf Geschichten, that's it. Wenn<br />
sich jemand damit beschäftigen will, kann die nächste Generation mit der ersten<br />
Scheibe wieder anfangen. Bei Wilhelm Busch war es auch so.<br />
Musikalisch war TABALUGA auch immer eine Möglichkeit, dich auszu<strong>to</strong>ben<br />
...<br />
Natürlich! No limits! Musikalisch<br />
von S<strong>to</strong>ckhausen<br />
bis weiß ich was geht alles,<br />
weil man eine Geschichte<br />
bedient.<br />
Du konntest Dinge machen,<br />
die du als Peter<br />
Maffay aus Sicht des<br />
Publikums nicht machen<br />
durftest?<br />
Naja, das Publikum hat viel<br />
lockerer reagiert als all die<br />
schlauen Meinungsmacher,<br />
die gesagt haben: Das geht<br />
doch nicht! Das Publikum<br />
hat aus dem Bauch heraus<br />
emotional reagiert. Natürlich<br />
hat es nicht allen gefallen,<br />
aber vielen. 750.000 Konzertbesucher<br />
– das ist doch<br />
relativ viel!<br />
Es waren die Meinungsmacher,<br />
die dich lange innerhalb bestimmter musikalischer Leitplanken<br />
gehalten haben?<br />
Ja, natürlich. Das begann mit der Polarisierung „Schlager oder nicht Schlager",<br />
„Rock'n'Roll – nicht Rock'n'Roll", „Weltmusik – nicht Weltmusik", „Märchenonkel<br />
– nicht Märchenonkel" – das waren die Parameter.<br />
Das heißt, du hast dich dadurch durchaus beeindrucken lassen?<br />
Ich habe mich insofern beeindrucken lassen, als dass mein Mittelfinger immer<br />
ein bisschen mehr gewachsen ist, dass ich gesagt habe: Wo steht denn geschrieben,<br />
dass das nicht geht? Für einige Dinge, die wir gemacht haben, bekamen<br />
wir ordentlich auf die Schnauze, einiges haben wir auch falsch gemacht ...<br />
© Pressefo<strong>to</strong> Sony<br />
Zum Beispiel?<br />
Im Vorprogramm der Rolling S<strong>to</strong>nes – die Infantilität<br />
zu glauben, dass man das unbeschadet übersteht, sein<br />
Unvermögen dort einfach ausleben darf. Ich hatte das<br />
falsche Reper<strong>to</strong>ire, habe falsch reagiert, es war einfach<br />
handwerklich nicht gut genug. Aber das waren auch<br />
Lernprozesse. Trotzdem war es richtig, sich in unübliche<br />
Dinge hineinzuwagen, die polarisieren. Ich halte das für wichtig, denn sonst<br />
gibt es da keine Reibung, keine Bewegung. Und an diesen Sachen sind wir dann<br />
auch in bescheidenem Umfang gewachsen.<br />
Auf der neuen TABALUGA-CD geht es um das Thema Zeit ...<br />
Es war fällig, sich mit der Zeit auseinanderzusetzen. Dieses Thema habe ich schon<br />
lange mit mir herumgetragen. Ich habe ein Büchlein, in das ich Ideen schreibe, um<br />
nicht erst dann loszulegen,<br />
wenn es um die Wurst geht.<br />
Da habe ich mich mit der<br />
Zeit mehr zum Spaß auseinandergesetzt:<br />
Was empfinde<br />
ich bei dem Begriff Zeit? Ich<br />
habe gesagt: Zeit ist eigentlich<br />
mein Gegner. Das Leben<br />
ist ein ewiger Kampf mit<br />
der Zeit, neun Monate vor<br />
der Geburt – wenn du das<br />
nicht richtig einteilst, hast<br />
du schon das erste Problem.<br />
Es hört eigentlich erst auf,<br />
wenn du in die Urne wanderst.<br />
Der richtige Umgang<br />
mit Zeit vermeidet einige<br />
Kollisionen. Was muss man<br />
also machen? Eine Aufgabe,<br />
die jeden betrifft, der sich jeder<br />
stellen muss.<br />
Du bist jetzt 62 – inwieweit<br />
haben gesammelte Erfahrungen<br />
dich dazu animiert, dich intensiver mit der Zeit auseinanderzusetzen?<br />
Ich habe begrenzt Zeit, meine Energie, meine bescheidenen Möglichkeiten für eine<br />
Verbesserung einzubringen – in meiner Stiftung, in den Häusern für die traumatisierten<br />
Kinder, in der politischen, sozialen Positionierung. Brücken zu bauen ist eine<br />
unglaublich schöne Zielsetzung, doch die Zeit läuft davon, sie zu bauen. Also versuche<br />
ich, das dort zu machen, wo ich erwünscht bin und gefragt werde, wo ich das<br />
Gefühl habe, dass ich einen einigermaßen sinnvollen Beitrag leisten kann. Das ist die<br />
eine Geschichte, die andere ist privater Natur: Wie viel Zeit habe ich, die Entwicklung<br />
meines Sohnes mitzumachen, ihm zur Seite zu stehen, auch meiner Frau – und wie<br />
viel Zeit bleibt für mich übrig, um meine Balance zu erhalten?<br />
Fo<strong>to</strong>: © Philipp Roser<br />
Seite 78 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
DIE ToteN Hosen<br />
Posträuber<br />
Biggs & DDR<br />
per Fahrrad<br />
Die Toten Hosen feiern ihr 30-jähriges Bestehen – natürlich mit einer<br />
Werkschau: ALL DIE GANZEN JAHRE – IHRE BESTEN LIEDER. <strong>GoodTimes</strong>-<br />
Au<strong>to</strong>r Philipp Roser hat die Düsseldorfer Punk-Rocker Campino (voc),<br />
Andreas "<br />
Kuddel" von Holst (g), Michael Breitkopf (g), Andreas Meurer (b)<br />
und die Drummer Trini Trimpop (bis 1985), Wolfgang Rohde (bis 1999) und<br />
Vom Ritchie bei einigen ihrer Aktionen in den 90er Jahren begleitet und in<br />
seinem Archiv gekramt, um wichtige Ereignisse der Hosen-His<strong>to</strong>rie mit O-<br />
Tönen der Band in Erinnerung zu rufen.<br />
Fußball-WM 1990<br />
Campino: Das war weniger Urlaub – wir wollten immer mal eine<br />
WM hautnah erleben, nicht nur vorm Fernseher. Dann kam die<br />
Komponente hinzu, dass es in Italien war, wo es die Fußball-verrücktesten<br />
Leute gibt. Wer gern mit dem Au<strong>to</strong> Gas gibt, Spaghetti<br />
liebt und auf Fußball steht, für den war das eine Pflichtveranstaltung!<br />
Wir haben viele Italiener kennen gelernt, hatten mit<br />
denen Spaß, waren in Neapel – das ganze Drumherum war super,<br />
während auf dem Rasen öfter nur leichte Kost serviert wurde.<br />
Promo-Aktionen/DDR-Rad<strong>to</strong>ur<br />
Campino: Was heißt Promotion-Geschichten? Man muss da schwer unterscheiden<br />
– es gibt Sachen, die machen wir gern, und dann überlegen wir uns: Wenn<br />
wir schon nach Italien zur WM fahren oder mit dem Fahrrad in die DDR, machen<br />
wir auch ein bisschen Wirbel drum. Es ist nicht so, dass wir uns überlegen: Jetzt<br />
müsste mal wieder was über uns geschrieben werden, was können wir dafür<br />
machen?<br />
Rote Rosen<br />
Campino: Das war Jux und Tollerei, das haben wir in sieben Tagen eingespielt, es<br />
war eher eine Platte nebenbei. Wir zogen uns die deutschen Schlager innerhalb<br />
von drei, vier Tagen rein und nahmen sie dann sofort auf, ganz spontan.<br />
Clockwork Orange"<br />
"<br />
Campino: Diese eigentlich als Theaterstück geschriebene Geschichte wurde ja<br />
nie auf der Bühne aufgeführt bis zur Weltpremiere. Regisseur Bernd Schadewald<br />
wollte uns dabei haben. Wir haben die Musik komponiert<br />
und in Nebenrollen mitgemacht. Für uns war es<br />
eine Supergelegenheit, mal in einen Bereich reinzus<strong>to</strong>ßen,<br />
in den wir sonst nie kommen würden.<br />
Bes<strong>to</strong>rganisierte Chaostruppe Deutschlands'"<br />
"<br />
Campino: Wenn Leute sagen, „das sind die Supertrinker"<br />
oder „die Bürgerschrecke" oder „die bes<strong>to</strong>rganisierte<br />
Skandalband", kann ich das alles nicht nachvollziehen.<br />
Wir nehmen es in Kauf anzuecken ... Der Begriff Provokation<br />
ist ziemlich blöd. Ich provoziere nicht, wenn ich<br />
ein Bier in einer Fernseh-Show trinke, denn das erwartet<br />
man von mir. Eine Provokation im positiven Sinne<br />
wäre es, wenn ich mit einem Glas Wasser da stände. Ich<br />
möchte am liebsten jemand sein, der unberechenbar ist.<br />
Ronald Biggs<br />
Campino: Wir machen gerade eine Schallplatte und haben<br />
alle unsere Lieblingshelden zum Mitmachen eingeladen,<br />
in der Regel die Sänger. Irgendwann hatten wir die Idee, mit dem legendären<br />
Posträuber Ronald Biggs was aufzunehmen – er hatte ja einen Song<br />
mit den Sex Pis<strong>to</strong>ls eingespielt, der bei uns im Tourbus eine Hymne<br />
war. Am Anfang war er ein bisschen erstaunt, dass ihn Leute aus<br />
Deutschland anriefen. Wir schickten ihm ein paar CDs, sprachen<br />
mehrmals am Telefon, und er taute zunehmend auf. Der steht auf<br />
alles, was ein bisschen durchgedreht ist – und wenn er merkt, dass<br />
die Jungs korrekt drauf sind und ihn nicht bescheißen wollen, ist er dabei.<br />
Anfänge<br />
Trini Trimpop (Ex-Drummer und späterer Manager): Wir waren schon bekannt in<br />
der Szene, durch den KFC, eine Punk-Band aus Düsseldorf, ZK ebenso, wo Campino<br />
und Kuddel dabei waren. Beide Bands waren schon überregional populär,<br />
denn damals gab es ja noch eine richtige Szene. Wir haben jedes Wochenende<br />
irgendwo in Deutschland gespielt. Unser erster Gig war Ostern 1982 in Bremen,<br />
auf dem Plakat noch falsch geschrieben als die Toten Hasen.<br />
Wohnzimmer-Gigs<br />
Trini Trimpop: Wir spielen heute noch für Spritkosten, wenn wir sehen, dass es<br />
einen guten Anlass gibt und jemand dahintersteckt, der kein Profi ist, aber eine<br />
gute, verrückte Idee durchzieht. Dann fahren wir da heute noch gern hin.<br />
Campino: Leute können uns eine Postkarte schicken, ihr Wohnzimmer beschreiben<br />
und sagen, warum das so <strong>to</strong>ll ist, dass wir bei ihnen<br />
auftauchen sollen. Wenn das für uns nach Abenteuer<br />
klingt, fahren wir hin, das passiert aus reinem Egotrieb.<br />
Wir wollen unseren Spaß haben. Da treffen wir Leute auf<br />
eine Art und Weise, wie du sie sonst nie sehen würdest.<br />
Dabei kommen auch viel intensivere Gespräche raus. Und<br />
wie würden wir heute noch einen Fan kennen lernen in<br />
der Dortmunder Westfalenhalle vor 15.000 Leuten?<br />
Eigenes Label<br />
Campino: Wir hatten gewissermaßen eine Edeka-Filiale,<br />
konnten schon selbst was machen, hatten aber noch mit<br />
einer größeren Plattenfirma zu tun. Jetzt ist es wirklich<br />
Tante Emma. Wir entscheiden selbst über Video-Etats, ob<br />
wir plakatieren, ob wir eine Anzeige schalten – bis hin zur<br />
Frage „Kaufen wir einen neuen Kopierer für das Büro?"<br />
Man muss aber aufpassen, dass man nicht zu Dienstleistern<br />
verkommt, sondern Musiker bleibt. Es wird viel über<br />
Organisa<strong>to</strong>risches gelabert, was Kraft und Zeit kostet, aber es macht auch Spaß,<br />
selbst verantwortlich zu sein.<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Ausgefallene Klamotten gehörten 1988 dazu.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Dieter Eikelpoth<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 79
Cover-Versionen/Folge 8<br />
Hier nun die Fortsetzung unserer Cover-Versionen-S<strong>to</strong>ry aus Heft 6/2011.<br />
Der bunte Mix und die allgemeinen Hinweise zur Beschaffung – alles wie<br />
gehabt: Augen auf im Plattenladen des Vertrauens, auch und gerade beim<br />
Second-Hand-Dealer, Wühltischsonderangebote akribisch durchforsten,<br />
und wenn das nicht hilft, bringen vielleicht die berühmten "<br />
wenigen Mausklicks"<br />
im Internet weiter. Und ein wenig Geduld ist auch mitunter vonnöten.<br />
Ganz heißer Tipp in Sachen Bob Dylan: Das britische<br />
Magazin „Uncut" hat zwei Folgen von HARD RAIN<br />
– A TRIBUTE TO BOB DYLAN herausgebracht. Neben<br />
anderweitig schon verstreut Veröffentlichtem von<br />
The Band, Thea Gilmore, Manfred Mann, Steve Harley,<br />
Cassandra Wilson, Todd Rundgren, Yo La Tengo,<br />
The Specials, Echo & The Bunnymen, Gallon Drunk,<br />
Robyn Hitchcock, den Cowboy Junkies oder Emmylou<br />
Harris gibt es unveröffentlichte oder sogar exklusiv<br />
für „Uncut" aufgenommene, durchweg starke Perlen<br />
von Johnny Marr, Paul Westerberg, The Charlatans,<br />
Ani DiFranco, Lee Renaldo, The Waterboys und Paul<br />
Weller. Einige Versionen übertreffen gar Dylans eigene<br />
Einspielungen, aber das ist ja keine wirklich neue<br />
Nachricht, denn Meister Bob ist nun mal nicht immer<br />
der ideale Interpret seiner Werke.<br />
Die bedeutende britische Folkikone Lal Waterson erfährt<br />
Ehrerbietung durch Kollegen & Kolleginnen wie<br />
James Yorks<strong>to</strong>n, Alasdair Roberts,<br />
Mark Olson, Vashti Bunyan und<br />
Michael Hurley. MIGRATING BIRD<br />
– THE SONGS OF LAL WATERSON<br />
(Honest John Records) ist ein Fest<br />
für Fans.<br />
LYNNE YOU MY EARS – A TRIBUTE<br />
TO THE MUSIC OF JEFF LYNNE<br />
(Not Lame) bringt starke Versionen<br />
von Songs, die Jeff Lynne für seine<br />
verschiedenen Bands schrieb. Mit<br />
dabei sind untadelige Artisten wie<br />
Earl Slick, Peter Holsapple, Richard Barone, Carl Wayne<br />
und Todd Rundgren sowie viele unbekannte(re) Talente.<br />
Bluesig bis zum Anschlag geht es bei THINGS ABOUT<br />
COMIN' MY WAY – A TRIBUTE TO THE MUSIC OF THE<br />
MISSISSIPPI SHEIKS (Black Hen) zu, wenn John Hammond<br />
("S<strong>to</strong>p And Listen"), Kelly<br />
Joe Phelps ("Livin' In A Strain"),<br />
Geoff Muldaur ("The World Is<br />
Going Wrong") oder The Carolina<br />
Chocolate Drops ("Sitting On Top<br />
Of The World") genussvoll covern.<br />
Bob Wills, von den 30er Jahren des<br />
letzten Jahrhunderts an der große<br />
Meister der Verschmelzung von<br />
Country-Musik und Swing, erfährt<br />
durch JOHNNY BUSH SINGS BOB<br />
WILLS (Lone Star Records) eine<br />
überhaupt nicht antiquiert klingende Ehrung, die leider<br />
nur zehn Songs umfasst.<br />
Von etwas sehr rauem Live-Charme geprägt ist<br />
'TIL WE OUTNUMBER 'EM (Babe Record). Größen<br />
wie Bruce Springsteen, Ani DiFranco, Ramblin'<br />
Jack Elliott, Billy Bragg, Country Joe McDonald<br />
und Arlo Guthrie PLAY THE SONGS OF WOODY<br />
GUTHRIE und singen ohne jeden Anspruch auf<br />
Schönklang.<br />
„All killers – no fillers", so lautet das Endergebnis<br />
bei THERE'S A HOLE IN HEAVEN WHERE SOME<br />
SINS SLIPS THROUGH (Glitterhouse). Ein Sampler<br />
der Weltklasse, mit dem Steve Wynn, Johnny<br />
Dowd, The Willard Grant Conspiracy, David Munyon<br />
und Gary Heffern & The<br />
Walkabouts dem unsterblichen<br />
Texaner Town Van Zandt ein<br />
ehernes Denkmal setzen, indem<br />
sie seine <strong>to</strong>llen Songs in<br />
durchweg zu Herzen gehenden<br />
Intensivversionen<br />
zu Gehör<br />
bringen.<br />
Der kürzlich<br />
vers<strong>to</strong>rbene<br />
Briten-Barde<br />
John Martyn wird mit JOHN-<br />
NY BOY WOULD LOVE THIS …<br />
A TRIBUTE TO JOHN MARTYN<br />
(V 2) von so unterschiedlichen<br />
Kolleg(inn)en wie Robert Smith,<br />
Beck, Joe Bonamassa, Snow<br />
Patrol und Vashti Bunyan sehr<br />
gelungen geehrt.<br />
Zum Schluss noch der pauschale<br />
Hinweis auf eine Reihe: Unter<br />
dem Mot<strong>to</strong> „Die Besten interpretieren<br />
Legenden" gibt es bei<br />
Laserlight/<br />
Delta <strong>Music</strong><br />
zwei Tribute-<br />
CDs-Reihen.<br />
AC/DC, <strong>Led</strong><br />
<strong>Zeppelin</strong> und<br />
Pink Floyd ist die Serie JUST<br />
LIKE … ROCK LEGENDS PLA-<br />
YING THE SONGS OF … vorbehalten.<br />
In der Serie JUST LIKE …<br />
A TRIBUTE TO … finden sich The<br />
Beatles, The Rolling S<strong>to</strong>nes, Iron<br />
Maiden, Judas Priest, Sting &<br />
The Police, Thin Lizzy, UFO, Whitesnake, Alice Cooper,<br />
Madonna, Ozzy Osbourne, Queen und ZZ Top.<br />
Beatles<br />
In der Serie BEATLEJAM des Labels Floating World<br />
Records (Vertrieb: Soulfood) ist mit LIVE AT THE<br />
WEBSTER<br />
THEATRE bereits<br />
die dritte<br />
Folge erschienen.<br />
Diesmal<br />
wurde eine<br />
superausführliche<br />
Jam-<br />
Doppel-CD<br />
daraus. Gegenüber<br />
den<br />
ersten beiden Folgen (siehe GT 4/2011, Seite 37) sind<br />
einige neue Songs dabei (u.a. "The Long And Winding<br />
Road", "Lucy In The Sky With Diamonds", "Hey<br />
Jude"), was ja den Sammelwert erhöht. Auffällig ist<br />
zudem, dass die Beatlejam-Musiker instrumental<br />
zunehmend sicherer werden, leider vokal aber nicht<br />
immer.<br />
Bunt gemischt ist die Interpretenriege<br />
auf COME TOGETHER –<br />
AMERICA SALUTES THE BEATLES<br />
(Liberty). Neben Rock- und Country-Prominenten<br />
wie Huey Lewis,<br />
Kris Kris<strong>to</strong>fferson, Tanya Tucker<br />
und Delbert McClin<strong>to</strong>n stehen<br />
auch befähigte Stimmen aus der<br />
zweiten Reihe (Collin Raye, Phil<br />
Keaggy, Steve Wariner) ohne dass<br />
Qualitätseinbrüche zu beklagen<br />
sind. – Der Franzose Emmanuel<br />
Santarromana posiert auf FAB 4EVER (Pschent/Wagram)<br />
im Anzug und mit „korrekter Politikerfrisur".<br />
In der Tat sind seine meist Syn<strong>the</strong>sizer-dominierten<br />
Interpretationen nicht verwegen, haben aber einen<br />
gewissen Charme. – Der findet sich noch stärker bei<br />
JAZZ AND BEATLES – THE COOLEST AND SEXIEST<br />
NEW SONGBOOK OF THE BEA-<br />
TLES (<strong>Music</strong> Brokers) dank intelligent<br />
agierender Sanft-Jazzcombos<br />
wie The Bryan J. White Quartet,<br />
Deborah Dixon & Les Crossaders<br />
oder Renauld & The Smooth Jazz<br />
Quintet. – Bei CLASSICAL BEAT-<br />
LES – THE SONGS OF LENNON<br />
& McCARTNEY & GEORGE HAR-<br />
RISON (EMI) musste es wegen des<br />
großen Andrangs von Interpreten<br />
wie The King's Singers, Lesley<br />
Garrett, The Swingle Singers, Kindred<br />
Spirits und David Tanenbaum gleich ein Doppeldecker<br />
sein. Klassik und Beatles – das verträgt sich<br />
und bringt häufig verblüffende Resultate!<br />
Jack Nitzsche war eigentlich den S<strong>to</strong>nes mehr zugetan<br />
als den Beatles. Es hinderte ihn nicht, der<br />
Menschheit DANCING TO THE HITS OF THE BEAT-<br />
LES (Collec<strong>to</strong>r's <strong>Music</strong>) anzubieten. Frühe Hits der<br />
Liverpooler, gespielt von Nitzsches Orchestra; die<br />
Seite 80 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
igbandigen Arrangements enthalten immerhin<br />
zirka 25 Prozent Beat.<br />
Eine Besonderheit bilden die CDs, die dem<br />
britischen Magazin „Mojo" schon seit<br />
Jahren beiliegen. Mehrfach gab es auch<br />
Beatles-Cover-Versionen: Spitzenklasse<br />
ist MOJO PRESENTS THE WHITE ALBUM<br />
RECOVERED. Routinier Paul Weller, aufstrebende<br />
Kräfte wie Eugene McGuinness,<br />
Neville Skelly, My Brightest Diamond und<br />
Sarabeth Tucek sowie viele, die es noch werden wollen, bringen fast durchweg<br />
fesselnde Fassungen.<br />
Ähnliches gilt für die zwölf Tracks von LET<br />
IT BE REVISITED, wobei sich allerdings<br />
bekannte Namen wie Judy Collins, Wilko<br />
Johnson und Dennis Locorriere (Dr. Hook),<br />
halbwegs bekannter Nachwuchs wie Pete<br />
Molinari, The Besnard Lakes, Phosphorescent<br />
und Beth Or<strong>to</strong>n sowie Unbekannte<br />
wie The Amorphous Androgynous, C.W.<br />
S<strong>to</strong>neking oder James Apollo – mit teils<br />
recht freak-beatigen Aufnahmen – die<br />
Waage halten.<br />
Noch deutlich kühner ist das Angebot der Interpreten bei MOJO PRESENTS – SGT.<br />
PEPPER WITH A LITTLE HELP FROM HIS FRIENDS: Die berühmten Lieder werden<br />
fast ausschließlich von Unbekannten wie Puer<strong>to</strong> Muer<strong>to</strong>, Unkle Bob, Simple Kid<br />
und Captain unterschiedlich kompetent, meist aber in interessanten Fassungen<br />
dargeboten. Auf der Version, die 2007 Magazinbeilage war – und 14 Tracks enthält<br />
–, befand sich als einzige populäre Band Echo & The Bunnymen. Nun gibt es<br />
die Mojo-Pepper-CD auf dem inzwischen gegründeten Mojo-Label auch separat,<br />
aber leider ohne den Bunnymen-Track "All You Need Is Love". Ganz konsequente<br />
Sammler sollten also die Augen aufhalten nach der ersten Edition!<br />
Voll gelungen ist MOJO PRESENTS AN EXCLUSIVE TRIBUTE TO GEORGE – HAR-<br />
RISON COVERED. Richie Havens, Ron Sexsmith, Iain Mat<strong>the</strong>ws, Jonathan Wilson<br />
& Graham Nash, The Felice Bro<strong>the</strong>rs und weitere talentierte Kräfte bringen fast<br />
durchweg interessante, oft antörnende Fassungen von Harrisons Songs sowohl aus<br />
seiner Beatles- als auch Solozeit. Nur – ausgerechnet – "My Sweet Lord" kommt in<br />
etwas wackeliger Version.<br />
Johnny Cash<br />
Fast schon inflationär ist die Zahl der Cash-Tribute. Hier eine kleine Auswahl:<br />
I WALK THE LINE – AN ALL-STAR TRIBUTE TO JOHNNY CASH (Rhino) vereint<br />
– leider nur zehn – Spitzenleistungen von Dwight Yoakam, Linda Ronstadt,<br />
Jerry Lee Lewis, The Grateful Dead und The Everly Bro<strong>the</strong>rs. Auf der schlicht A<br />
TRIBUTE TO JOHNNY CASH genannten<br />
CD des Labels Reverberation verbreiten<br />
Unbekannte nur mit Stimmen und zwei<br />
Gitarren eine allenfalls nette Ferienlager-<br />
Mitsing-Stimmung. Großartig, weil hörbar<br />
eine echte Herzensangelegenheit, ist<br />
hingegen A TRIBUTE TO JOHNNY (Hen<br />
House) des Indianers Floyd „Red Crow"<br />
Westerman, der sich hier für Cashs Pro-<br />
Indianer-Haltung bedankt. EARLY ONE<br />
MORNING (Twilight) von Ski King stellt<br />
trotz (zu) großer Nähe zu den Originalen<br />
mit „sauberem Musizieren" zufrieden.<br />
Gleich zwei Folgen gibt es von PAID IN BLACK (Wolverine/Soulfood) mit unbekannten<br />
Talenten wie Blitzkid, Aggronuts oder Ghoul, die mit zumeist heftigen,<br />
teils regelrecht punkigen oder auch psychotischen Versionen punkten. Von besonderer<br />
Ausstrahlung ist CASH FROM CHAOS – A TRIBUTE TO THE LEGENDA-<br />
RY MAN IN BLACK, JOHNNY CASH (Invisible). Auch hier bieten Unbekannte wie<br />
Nine Inch Elvis, Chris Livesay oder Jeffrey Venturo alle Kräfte auf, das Spektrum<br />
von Cash-Deutungen zu erweitern. Das gilt auch für TRAIN OF LOVE (CMH) mit<br />
hörenswerten Fassungen von – mal wieder – nur Spezialisten bekannten Acts.<br />
Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r
SOUL-PORTRÄT No. 40<br />
Darlene Love<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Dritte Reihe – erste Wahl<br />
Bei Philles Records, dem Label des Produzenten Phil Spec<strong>to</strong>r, lautete die Hierarchie:<br />
Spec<strong>to</strong>r, Spec<strong>to</strong>r, Spec<strong>to</strong>r usw. – es folgten die Crystals und die Ronettes. Und dann<br />
war da noch, circa dritte Reihe, eine Solistin: Darlene Love. Dass dies so nicht ganz<br />
korrekt ist, verrät ein Blick zurück.<br />
Hawthorne, Kalifornien, 1938. In der kalifornischen<br />
Kleinstadt kam am 26. Juli Darlene Wright zur Welt,<br />
eines von fünf Kindern einer Pfarrersfamilie. Als<br />
Daddy Joe eine eigene Pfarrei erhielt, war Umzug<br />
angesagt – es ging nach San An<strong>to</strong>nio in Texas. Dort<br />
pflegte die stimmgewaltige Tochter, gerade mal<br />
zehn, ein passendes Hobby: das<br />
Mitsingen von Songs aus <strong>Music</strong>boxen,<br />
was jedoch bei Kneipengängern<br />
nur bedingt gut ankam,<br />
weil vom eigentlich Bezahlten<br />
kaum noch was zu hören war. Darlene<br />
wurde in den Schulsingekreis<br />
verfrachtet, wo ihr Klangkörper sich<br />
verfeinerte.<br />
Die Wrights kamen 1956 zurück<br />
in den Sonnenstaat, der Teenager<br />
bereicherte nun den Kirchenchor und wurde im<br />
Folgejahr Mitglied der 1954 formierten Blossoms.<br />
Auftritt Phil Spec<strong>to</strong>r, der gerade an seinem speziellen<br />
Girl-Group-Sound bastelte. Vier Blossoms-<br />
Singles (Challenge, OKeh; 1961–63) erschienen,<br />
und Spec<strong>to</strong>r hatte inzwischen seine<br />
eigene Marke – Philles Records<br />
– an den Start gebracht;<br />
mit dem Dreier<br />
The Crystals als Lokomotive<br />
und Darlene<br />
(die jetzt<br />
" Love"<br />
hieß) als Kraft- und<br />
Gefühlspaket in der<br />
Hinterhand. Dann<br />
verkrachte sich der<br />
durchgeknallte Genius<br />
mit den Crystals.<br />
Spec<strong>to</strong>r ließ die<br />
Singles "He's A Rebel"<br />
und "He's Sure The<br />
Boy I Love" aufnehmen,<br />
pappte den Namen des (Erfolgs-)Trios<br />
drauf. Nur: Gesungen<br />
hat beide Titel (US #1 und<br />
11) ... Darlene Love! Kein Einzelfall:<br />
Auch auf "Zip-A-Dee-Doo-Dah" (#8)<br />
und "Why Do Lovers Break Each<br />
O<strong>the</strong>rs Heart?" (#38), ausgewiesen<br />
für Bob B. Soxx And The Blue<br />
Jeans, gehörte die Stimme Darlene<br />
Love – der Treffergarantin aus<br />
der dritten Reihe.<br />
Zur Belohnung durfte sie dann selbst mal: "(Today<br />
I Met) The Boy I'm Gonna Marry" (#39), "Wait<br />
Til' My Bobby Gets Home" (#26) und "Fine Fine<br />
Boy" (#53) sorgten dafür, dass die Spec<strong>to</strong>r'sche<br />
Hitmaschine weiterhin lief wie geschmiert – all das<br />
passierte innerhalb von zwölf Monaten.<br />
Nur seiner Frau Ronnie, Mitglied der Ronettes,<br />
mochte<br />
der Fließbandproducer<br />
– um<br />
des ehelichen<br />
Friedens willen<br />
– Miss<br />
Love offenbar<br />
nicht vor den<br />
Hals setzen.<br />
Auch die berühmte<br />
Spec<strong>to</strong>r-Weihnachts-<br />
LP enthielt mit Darlene<br />
Loves "Christmas (Please<br />
Come Home)" ein Highlight,<br />
das jedoch erst später bedeutsam<br />
wurde.<br />
Dann begann der<br />
Wall Of Sound des<br />
Labelchefs zu bröckeln:<br />
Die British<br />
Invasion haute ihm<br />
Stein um Stein um die Ohren –<br />
offenbar viele Kopftreffer inklusive,<br />
wie sein weiterer Lebenslauf<br />
belegt. Darlene Love, am<br />
Scheinwerferlicht ohnehin nie<br />
sonderlich interessiert, konzentrierte<br />
sich wieder auf die Arbeit<br />
mit den Blossoms – Vollbeschäftigung<br />
ohne Ende! Für Reprise<br />
und Capi<strong>to</strong>l nahmen sie<br />
eigene Singles auf,<br />
doch Geld floss<br />
in erster Linie<br />
aus Hun-<br />
The voice of Philles": Darlene Love<br />
"<br />
derten von<br />
Backing-<br />
Jobs: für<br />
die Beach Boys,<br />
Elvis, Frank Sinatra,<br />
Sonny<br />
& Cher, Aretha<br />
Franklin, Mamas<br />
Seite 82 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Weiter fit & frisch: Darlene Love<br />
& Papas, Duane Eddy, Johnny Rivers, Dick Dale. Sie<br />
waren außerdem Dauergäste des TV-Show-Klassikers<br />
"<br />
Shindig", zwei Jahre am Stück, und stützten<br />
das Presley-Comeback 1968.<br />
Dann war Darlenes Akku leer –<br />
lange Pause, Familie!<br />
Erst in den <strong>80s</strong> kam Love zurück,<br />
ermuntert von Steve Van<br />
Zandt, der sie nach New York<br />
holte. Sie erledigte wieder Sessions,<br />
wurde <strong>Music</strong>alstar, und seit<br />
1986 singt sie zu Weihnachten<br />
in Talk-Kaiser David Lettermans<br />
Shows ihr "Christmas (Please<br />
Lautstark: Love<br />
mit Phil Spec<strong>to</strong>r<br />
Come Home)". Nach über 30<br />
Karrierejahren nahm Love 1988<br />
ihr Albumdebüt PAINT A PIC-<br />
TURE auf, dem 1998 UNCONDITIONAL LOVE, IT'S<br />
CHRISTMAS OF COURSE (2007) und 2010 THE<br />
CONCERT OF LOVE folgten – sämtlich ohne qualitative<br />
Absacker.<br />
The Blossoms mit Darlene Love (M.)<br />
und Gitarrist Dick Dale<br />
Auch auf<br />
der Leinwand<br />
war sie gefragt,<br />
etwa als<br />
Ehefrau von<br />
Cop Murtaugh<br />
(Danny Glover)<br />
in Lethal Weapon"<br />
1–4. Love<br />
"<br />
half u.a. Bruce<br />
Springsteen,<br />
U2, Dionne<br />
Warwick – und<br />
so kam, was<br />
(zum Glück)<br />
ganz einfach<br />
kommen musste:<br />
Eine der<br />
überragendsten,<br />
aber<br />
zugleich unbekanntesten Soulstimmen erhielt den<br />
verdienten Ritterschlag: Am 15. März 2011 wurde<br />
Darlene Love in die Rock'n'Roll Hall Of Fame aufgenommen.<br />
Und ihre Lauda<strong>to</strong>rin Bette Midler, die wäre<br />
vor lauter Fremdfreuen fast geplatzt.
Supercharge<br />
Enthüllung:<br />
Knapp "<br />
verzappt"!<br />
Der Biss ist auch nach fast 39 Jahren noch da, oder anders formuliert: THE<br />
THRILL HAS NOT GONE, seit der Saxofonist, Sänger und Bandleader Albie Donnelly<br />
(64) Supercharge 1973 in seiner Geburtsstadt Liverpool gegründet hat. Der<br />
Titel der kürzlich veröffentlichten Supercharge-Werkschau (zuvor nur online<br />
und bei Konzerten der Gruppe erhältlich) bringt es auf den Punkt und zeichnet<br />
zugleich die Entwicklung der Formation nach.<br />
Jede Band, die so lange besteht wie Supercharge<br />
, macht viele personelle Wechsel durch.<br />
Wir hatten bislang drei Plattenverträge und<br />
„ Plattenfirmen." Das sagt der glatzköpfige<br />
Donnelly nicht heute, sondern erklärte es dem Au<strong>to</strong>r<br />
bereits 1982! „Es gab immer Jungs, die sich für Supercharge<br />
interessierten – wir spielten drei Platten für<br />
Virgin ein, und es sah so aus, als ob wir mehr machen<br />
könnten. Doch das hat nicht geklappt, und einige<br />
Bandmitglieder sind ausgestiegen", ergänzte das jetzt<br />
letzte verbliebene Gründungsmitglied damals.<br />
Volle 19 Jahre später klingt es zum selben Thema so:<br />
„Personalwechsel sind doch üblich in dieser Branche.<br />
Im Lauf der Jahre heiraten Leute und werden Familienmenschen.<br />
Andere haben nach einiger Zeit keinen<br />
Bock mehr aufs Touren, wollen nicht dauernd auf<br />
Achse sein. Manche möchten noch studieren und verabschieden<br />
sich. Überhaupt: Es existiert doch kaum<br />
eine Band über fast 40 Jahre!" Für ihn selbst gelte<br />
dies alles aber nicht: „Diese Band ist mein Leben, ich<br />
kann mir nichts anderes vorstellen. Außerdem war sie<br />
in den letzten zehn Jahren ziemlich<br />
stabil, sei<strong>the</strong>r sind praktisch dieselben<br />
Leute dabei", meint der Engländer.<br />
Er lebte in den 80er Jahren<br />
in München, kehrte dann in seine<br />
Heimat zurück und ist inzwischen<br />
schwerpunktmäßig in der Nähe von<br />
Düsseldorf zu Hause.<br />
Die stilistischen Wanderungen<br />
von Donnelly & Co. sind auf THE<br />
THRILL HAS NOT GONE recht gut<br />
nachzuvollziehen. Basis war stets der<br />
(Rhythm &)<br />
Blues britischer<br />
Spielart,<br />
gewürzt mit<br />
messerscharfen<br />
Bläsersätzen;<br />
dazu gehörten<br />
neben Donnellys<br />
Saxofon auch häufig Trompete<br />
und Posaune – in den 80er Jahren geblasen<br />
von den Snow Twins Michael und<br />
Steve Snow (bürgerlich: Crane), die in jungen<br />
Jahren auch optisch einiges hermachten. „Für<br />
mich waren Supercharge ein <strong>to</strong>lles Sprungbrett<br />
– und ich konnte mit Größen wie Ray Charles,<br />
Randy Crawford, Roger Taylor von Queen oder<br />
Country Joe McDonald auftreten", blickt Mi<br />
chael Crane zurück, der heute mit Rang-A-Tang unterwegs<br />
ist.<br />
„Man will ja immer wieder was Neues ausprobieren",<br />
begründet Donnelly heute die Stilschwenks, die er in<br />
der Vergangenheit hinlegte, ehe er sich entschloss,<br />
unbeirrt den typischen Supercharge-R&B-Stil durchzuziehen.<br />
„Wir sprangen Anfang der 80er Jahre für<br />
einige Zeit auf den Disco-Zug auf, was auf Druck<br />
unserer Plattenfirma Virgin und unseres Produzenten<br />
John '<br />
Mutt' Lange geschah, der zuvor mit AC/DC gearbeitet<br />
hatte", räumt der Bandleader ein.<br />
Bis heute zählen Supercharge zu den gefragtesten<br />
Live-Acts in ganz Europa. Auch für Privatveranstaltungen<br />
werden sie häufig gebucht, nachdem sich in<br />
Schicki-Micki-Kreisen herumgesprochen<br />
hatte, dass die Band<br />
beste Partylaune garantiert.<br />
Bei der Hochzeit<br />
von Tina Onassis heizte<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Albie Donnelly<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 83<br />
Albie Donnelly (rechts) 1982.<br />
sie ebenso ein wie bei Feiern des vers<strong>to</strong>rbenen Gunter<br />
Sachs. „Das sind gutbezahlte Jobs! Das machen ja<br />
selbst die größten Stars für das entsprechende Geld,<br />
ob sie nun Beyoncé, El<strong>to</strong>n John oder Rod Stewart<br />
heißen", meint Donnelly. Außerdem sei das Konzertgeschäft<br />
immer schwieriger geworden: „Die Clubbesitzer<br />
können nicht mehr soviel zahlen, und ich will<br />
nach fast 40 Jahren nicht mehr in den kleinen Klitschen<br />
spielen wie früher – mit sieben Leuten sind wir<br />
eben auch nicht ganz billig."<br />
Neues von Supercharge gibt es auch: Neben THE<br />
THRILL ... sind mit BIG BLOW (einer Mischung aus<br />
neuen Studio- und Livetracks) sowie dem Jahreszeitenalbum<br />
WINTER WONDERLAND gleich drei Tonträger<br />
(wieder-)erschienen. Und im<br />
Internet werden nach und nach 12<br />
der 17 Longplayer der Liverpooler<br />
zumindest digital wieder zugänglich<br />
gemacht.<br />
Am Ende eines ausführlichen Gesprächs<br />
verrät der auch als Studiomusiker<br />
vielgefragte Albie Donnelly<br />
dann noch ein kaum bekanntes Schmankerl aus<br />
der Supercharge-His<strong>to</strong>rie. „Ende der 70 Jahre wäre es<br />
fast passiert, dass uns Frank Zappa produzierte, als<br />
einzige Band außerhalb seines eigenen Stalls! Er hatte<br />
schon zugestimmt, nachdem er bei einem Meeting<br />
mit Virgin-Boss Richard Branson ein Video<br />
von uns gesehen hatte. Doch Branson meinte<br />
dann, er habe zu viel<br />
Geld verlangt. Das waren<br />
ja immer noch die<br />
Ausläufer der Hippie-<br />
Zeit, und Branson<br />
wollte, dass jeder alles<br />
kostenlos macht – mit<br />
Ausnahme natürlich<br />
von Richard Branson<br />
selbst, der das ganze Geld einsacken würde",<br />
erinnert sich Donnelly lachend. „Frank meinte,<br />
er müsse sich für die Produktion einen Monat<br />
ausklinken, und wenn er das mache, könne seine<br />
Band nicht spielen und Geld verdienen. Diesen<br />
Verdienstausfall wollte er ersetzt haben. Dazu war<br />
Branson nicht bereit, darum klappte es nicht. Wäre<br />
<strong>to</strong>ll gewesen, auch wenn ich keine Ahnung habe,<br />
wie das Album geklungen hätte."<br />
Philipp Roser<br />
Fo<strong>to</strong>: © Philipp Roser
Von Jens-Uwe Berndt<br />
Die Rockszene feiert. Jedes Jahr mehrere Jubiläen, jeden Monat<br />
neue „Anniversaries „ – und so manche denkwürdigen Ereignisse<br />
gehen dabei sang- und klanglos unter. Die ostdeutsche<br />
Band City muss allerdings nicht fürchten, zu ihrem 40. Geburtstag<br />
übersehen zu werden. Denn an den mit einem genialen<br />
Violinensolo ausgestatteten Überhit „ Am Fenster „ erinnert<br />
man sich in Ost wie West. Und – was viel wichtiger ist – die<br />
Band steht mit sämtlichen Beinen im Hier und Heute.<br />
Wir sind nie zu einer Oldie-Band<br />
verkommen", sagt Sänger und Gitarrist<br />
Toni Krahl. „Ein aktuelles<br />
„<br />
Konzert von uns besteht gut zur<br />
Hälfte aus Material, das nach der Wende veröffentlicht<br />
wurde." Und dem gesellt sich am 24. Februar<br />
weiteres hinzu. Das Ende des vierten Jahrzehnts<br />
wird nämlich nicht nur mit einer im März beginnenden<br />
Jubiläums<strong>to</strong>ur gefeiert, sondern eine aktuelle<br />
CD ist ebenfalls fertig. Die heißt FÜR IMMER<br />
JUNG und zeigt den Fünfer in bester Verfassung.<br />
Satter Rock steht neben sanften Balladen. Und sogar<br />
Bettina Wegners "Kinder (Sind so kleine Hände)"<br />
fand den Weg ins City-Reper<strong>to</strong>ire.<br />
Eine überfällige, digital aufbereitete Werkschau der<br />
elf bisher erschienenen Studio-Alben wird es aber<br />
vermutlich nicht geben. „Das liegt in den Händen<br />
der Katalogabteilung<br />
von Sony <strong>Music</strong>", sagt<br />
Toni Krahl. „Für unseren<br />
Geschmack verramschen<br />
die das Material. Wir sind<br />
zwar wegen einer Box im<br />
Gespräch, die sämtliche<br />
Alben beinhaltet, wissen<br />
aber nicht, ob man sich<br />
bei Sony an die Vereinbarungen<br />
hält. Dort knallt<br />
man lieber für drei Euro über<br />
Drogerieketten Compilations<br />
auf den Markt." Das gefalle<br />
der Band zwar nicht, Einfluss<br />
könne sie darauf aber nicht<br />
nehmen. Wenngleich Krahl<br />
überzeugt davon ist, dass es<br />
das Label schmerzen würde,<br />
suchten sich City neue Partner. „Wir sind für Sony<br />
eine sichere Bank", sagt der Sänger. „Ohne groß<br />
Werbung zu machen, setzt die Firma peu à peu<br />
unsere Alben ab. Mit uns verdient Sony mehr als<br />
mit ihren Nummer-Eins-Scheiben." Der Marketingaufwand<br />
für neue Veröffentlichungen einiger Zugpferde<br />
würde nämlich derart viel Geld verschlingen,<br />
dass in kürzester Zeit Doppel-Platin herausspringen<br />
muss, um überhaupt Gewinn einzufahren.<br />
Aber auch City wurden bereits mehrfach mit Edelmetall<br />
bedacht: AM FENSTER (1978) bekam in<br />
Deutschland Platin, THE BEST OF (1992) hat Gold,<br />
seit kurzem ebenso die schon vor zehn Jahren auf<br />
den Markt geworfene DVD LIVE AUS BERLIN. Selbst<br />
in Griechenland kam das City-Debüt zu Goldehren.<br />
Als AM FENSTER in der BRD und zwei Wochen später<br />
auch bei Amiga erschien, wurden die Berliner<br />
1978 über Nacht zu Superstars. Obendrein galten<br />
sie mit Texten wie "Der King vom Prenzlauer Berg"<br />
(es geht um Schläger) oder "Meister aller Klassen",<br />
der illegale Mo<strong>to</strong>rradrennen und deren Folgen <strong>the</strong>matisiert,<br />
schnell zu Tabubrechern. Mit DER TÄ-<br />
TOWIERTE (1979) legten City auf Augenhöhe zum<br />
Debüt nach. Die Platte ist<br />
recht hart und hat mit dem<br />
Titelsong wieder einen Typen<br />
im Angebot, der in der<br />
DDR damals ganz klar als<br />
Außenseiter galt. Mit "Der<br />
Optimist" wurde gleich das<br />
nächste Tabu gebrochen.<br />
„Es ging um einen Selbstmord, und so etwas durfte<br />
in der DDR nicht sein", sagt Toni Krahl. „Dabei hatte<br />
ich zum damaligen Zeitpunkt gerade im Freundeskreis<br />
genau das erleben müssen. Allerdings haben<br />
wir damit auch im Westen ein heikles Thema berührt."<br />
Seite 84 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Die englischsprachige LP DREAMER (1980) – der<br />
Versuch, den internationalen Markt zu knacken<br />
– wurde ein grandioser Flop. „Selbst bei den einheimischen<br />
Fans hat die Platte nur einen geringen<br />
Absatz gefunden. Ich habe sie für mich in die Verbannung<br />
gestellt."<br />
Der Bruch mit dem aus Bulgarien stammenden Georgi<br />
„Joro" Gogow, der als Bassist und Komponist<br />
den Sound der Band prägte und mit seinem Violinenspiel<br />
zum Markenzeichen von City geworden<br />
war, markierte den ersten Schnitt in der His<strong>to</strong>rie<br />
der Gruppe. „Den irrationalen Erfolg, der mit AM<br />
FENS TER über uns hereinbrach, haben wir unterschiedlich<br />
verarbeitet", erklärt Krahl das Zerwürfnis.<br />
„Joro war die Attraktion in der Band. Und daraus<br />
leitete er auch einen Führungsanspruch ab. Um den<br />
Konflikt nicht eskalieren zu lassen, haben wir gesagt:<br />
Okay, Joro, dann bist du der Chef. Und von<br />
diesem Augenblick an haben wir nichts<br />
mehr veröffentlicht. Er meinte, er könne<br />
seine Ideen mit uns einfach nicht umsetzen."<br />
Hinzu sei gekommen, dass Gogows<br />
Frau Traudl – auf AM FENSTER in einem<br />
Song verewigt – das Management beanspruchte.<br />
Am Ende habe alles auf dem<br />
Spiel gestanden.<br />
Nach Gogows Weggang erfanden sich City<br />
neu. Die kurz vor DREAMER zur Band ges<strong>to</strong>ßenen<br />
Rüdiger Bar<strong>to</strong>n (keys, heute bei<br />
Silly) und Gisbert Piatkowski (g, mit Gogow<br />
später bei NO 55) wurden gleich mit „entsorgt".<br />
Übrig blieben die Gründungsmitglieder<br />
Klaus Selmke (dr) und Fritz Puppel<br />
(g) sowie der 1975 zu City ges<strong>to</strong>ßene Toni<br />
Krahl, die mit Manfred Hennig (keys) noch einmal<br />
ins kalte Wasser sprangen. Die Bass-Position blieb<br />
unbesetzt: Ein deutliches Signal an Gogow,<br />
dass man es in jeder Hinsicht ohne<br />
ihn packen wollte. Und das Experiment<br />
gelang. UNTER DER HAUT (1983)<br />
wurde ein Riesenerfolg und warf mit<br />
"Glastraum" einen der größten City-Hits<br />
überhaupt ab. Musikalisch bewegte sich<br />
das Quartett mittlerweile in New-Wave-<br />
Gefilden mit breiten Synthie-Sounds, der<br />
raue, furztrockene Rock war passé. Doch schon mit<br />
FEUER IM EIS (1985) schienen City an ihre Grenzen<br />
Georgi „Joro „ Gogow<br />
ges<strong>to</strong>ßen zu sein. „Das war eine Phase, in der nicht<br />
alles in der Band gestimmt hat", kommentiert Krahl<br />
die Veröffentlichung: „Wir haben diese Probleme<br />
aber nicht durch einen Streit ausgelebt, sondern ein<br />
schlechtes Album gemacht."<br />
Klaus Selmke<br />
An das schon 1987 kein Mensch mehr dachte, als<br />
CASABLANCA erschien. Kaum eine Platte löste in<br />
der DDR mehr Kontroversen aus wie diese.<br />
Auf höchster<br />
Parteiebene befasste<br />
man sich<br />
mit den Texten.<br />
„Sogar Margot<br />
Honecker hat<br />
sich öffentlich<br />
zu CASABLAN-<br />
CA geäußert", schmunzelt<br />
Krahl. „Wir hätten mit diesem Album den Boden<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />
© Pressefo<strong>to</strong>
Toni Krahl und<br />
Manfred Hennig (hinten)<br />
des Sozialismus verlassen, sagte sie. Rückblickend<br />
ist das lächerlich! Dass sich selbst die Honeckers um<br />
Pillepalle wie Schlager kümmerten – das muss man<br />
erst mal in den Kopf bekommen." Ans<strong>to</strong>ß erregte<br />
besonders "Wand<br />
an Wand", das<br />
sich klar mit dem<br />
Leben an der<br />
Mauer auseinandersetzte.<br />
Auch<br />
wenn City ihre<br />
Aussagen – wie in<br />
der DDR üblich –<br />
lyrisch verschlüsselten:<br />
Deutlicher<br />
konnte man<br />
kaum werden.<br />
Ebenso war das<br />
die LP durchziehende<br />
Fernweh<br />
unüberhörbar.<br />
Millionen Ostdeutsche hatten mit dieser Band und<br />
ihren Liedern plötzlich eine Stimme.<br />
City gehörten 1989 zu den Mitunterzeichnern der<br />
Toni Krahl (rechts) und Fritz Puppel<br />
„Resolution von Rockmusikern und Liedermachern",<br />
in der auf die katastrophale politische Situation<br />
in der DDR hingewiesen und unter anderem mehr<br />
Reisefreiheit gefordert wurde. „Ich wollte die DDR<br />
erhalten und besser haben", beschreibt Toni Krahl<br />
seine Intentionen von einst. „Es lag außerhalb<br />
meiner Vorstellungskraft, dass die DDR<br />
abzuwickeln wäre. Ich hatte gemeint, der<br />
Sozialismus wäre eine gute Sache, nur die<br />
Sozialisten würden nichts taugen. Schnell<br />
begriff ich aber, dass zwei deutsche Länder<br />
mit freiheitlich-demokratischen Grundzügen<br />
nicht nötig sind. Damit lag eine Wiedervereinigung<br />
auf der Hand."<br />
Die Wende brachte, wie für alle Ost-Bands,<br />
auch für City eine Zeit der Ratlosigkeit. Klaus<br />
Selmke und Manfred Hennig schmissen hin,<br />
Toni Krahl und Fritz Puppel veröffentlichten<br />
mit Gastmusikern 1990 das Album KEINE<br />
ANGST und dachten trotzdem für einen<br />
kurzen Moment ans Aufhören. Sie gründeten<br />
den K&P Musikverlag und holten sich<br />
sämtliche City-Rechte in die Gesellschaft. Im<br />
Zuge der sich mit den neuen Gesetzen anbahnenden<br />
Verwertungsmodalitäten galt es,<br />
die einstigen City-Mitstreiter zu kontaktieren;<br />
dies brachte Krahl nach rund zehn Jahren<br />
in die Situation,<br />
mit Georgi Gogow<br />
zu telefonieren.<br />
„Es entstand ein<br />
vernünftiges Gespräch",<br />
erzählt der Frontmann.<br />
„Nicht wie unter<br />
Geschäftsleuten, sondern<br />
eher wie zwischen Partnern. Also haben wir uns einfach<br />
mal zu Proben<br />
verabredet.<br />
Und schon beim<br />
ersten Mal klang<br />
'Am Fenster' so,<br />
als hätten wir es<br />
all die Jahre jeden<br />
Tag gemeinsam<br />
auf der Bühne<br />
gespielt."<br />
Die Magie war<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />
wieder da,<br />
Selmke und Hennig<br />
kehrten in<br />
den Schoß ihrer<br />
Stammformation<br />
zurück, und<br />
City entwickelte sich rasch zu einer festen Größe<br />
im neuen deutschen Rock-<br />
Zirkus. 1997 erschien mit<br />
RAUCHZEICHEN<br />
das erste echte<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />
City-Album seit<br />
CASABLANCA,<br />
fünf Jahre später<br />
folgte AM<br />
FENSTER 2. „Wir<br />
haben es aus Kalkül so genannt", gibt<br />
Toni Krahl zu, „und dieses Konzept ist<br />
aufgegangen." Das Album ginge immer<br />
noch gut. Allein nach der Wende habe<br />
seine Band über eine Million Tonträger<br />
abgesetzt, AM<br />
FENSTER 2 habe<br />
dazu wesentlich<br />
beigetragen. SILBERSTREIF<br />
AM HORIZONT (2004) und<br />
YEAH! YEAH! YEAH! (2007)<br />
waren weitere Ventile einer<br />
anhaltenden Kreativität.<br />
er Erfolg des City-Debüts AM FENSTER wäre<br />
ohne das titelgebende Monumentalwerk von<br />
fast 18 Minuten undenkbar gewesen. Das stieß anfangs<br />
bei den Kulturoberen in der DDR allerdings<br />
auf wenig Gegenliebe. „'Am Fenster' ist ein Song,<br />
der eigentlich nicht komponiert wurde. Er ist vielmehr<br />
– sagen wir – erarbeitet. Man hört’s ihm in<br />
gewisser Weise auch an", schildert Toni Krahl die<br />
Entstehung. „Dabei kam es fast zwangsläufig auf<br />
rund sieben Minuten Spielzeit." Für eine Vinylsingle<br />
auf dem staatlichen Label Amiga also ganz klar<br />
ungeeignet. Und so nahm sich der Macher der Jugendsendung<br />
„Notenbude", Wolfgang Martin, der<br />
Nummer an und spielte sie in seiner Radio-Show<br />
auf Stimme der DDR. Die Hörer reagierten begeistert,<br />
wünschten sich das Stück immer und immer<br />
wieder.<br />
nd doch war es mehr ein Zufall, dass der westdeutsche<br />
Musikpromoter Peter Schimmelpfennig<br />
bei einer Fahrt über die Transitau<strong>to</strong>bahn das Lied<br />
zu Ohren bekam. Er hatte schon die Puhdys in der<br />
BRD etabliert und war somit in Sachen Ost-Rock<br />
nicht unbeleckt. Auch bei Amiga kannte man ihn<br />
gut. „Dort sprach er vor und wollte mit uns eine<br />
Platte produzieren", erzählt Krahl. „Also rief uns<br />
Amiga an – wir sollten zügig eine LP machen. Dabei<br />
waren wir noch gar nicht dran, denn auch bei dem<br />
Label gab es so was wie einen Fünfjahresplan. Auch<br />
fehlten uns genügend eigene Songs." Trotzdem<br />
mussten City sofort ins Studio, denn plötzlich war<br />
die Band zu einem potenziellen Devisen-Bringer<br />
avanciert. Die Lösung brachte die Idee, "Am Fenster"<br />
zum zentralen Thema des Albums zu machen<br />
und über eine gesamte Plattenseite zu strecken.<br />
Der einstige Siebenminüter erhielt eine zusätzliche<br />
Instrumentalpassage, ein ausgedehntes Intro ("Der<br />
Traum") wurde komponiert und das Minihörspiel<br />
"Tagtraum" eingebaut. Darin erwacht jemand, stößt<br />
eine Kaffeetasse um, packt seine Gitarre aus und<br />
nimmt ein kaum erkennbares Melodie<strong>the</strong>ma einer<br />
von draußen hereintönenden Kirchenglocke auf, das<br />
dann zu "Am Fenster" wird. „Das war ich", sagt Toni<br />
Krahl. „Wir hatten tatsächlich ein Bett ins Studio<br />
geschleppt, in das ich mich gelegt habe."<br />
er Siegeszug des Liedes, für das ein von den<br />
Fans nicht zu entschlüsselndes Gedicht von Hildegard<br />
Maria Rauchfuß Verwendung fand, hält bis<br />
heute an. Mit "Flieg ich durch die Welt" erfuhr es<br />
2002 auf AM FENSTER 2 sogar eine Fortsetzung.<br />
Und obwohl es nicht wenige Zeitgenossen gibt, die<br />
City gern auf nur dieses eine Lied reduzieren, empfindet<br />
es Toni Krahl als Segen: „Es war ein Geschenk<br />
des Himmels. Andere Leute haben einen großen Hit,<br />
den sie nach drei Jahren nicht mehr spielen mögen.<br />
'Am Fenster' ist aber ein Lied, das sich immer wieder<br />
neu erfindet."<br />
hema Reichtum: City wurden für AM FENSTER<br />
von Amiga 1978 mit einer Einmalzahlung von<br />
1050 DDR-Mark abgefunden ...<br />
Jens-Uwe Berndt<br />
Seite 86 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
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Es war einmal ...<br />
Von Philipp Roser<br />
21.1. Scott Morris "<br />
Mac" Davis war in<br />
den 70ern und 80ern einer der erfolgreichsten<br />
US-Countrysänger; Songschreiber für<br />
Elvis Presley ("In The Ghet<strong>to</strong>"), Lou Rawls<br />
und Glen Campbell, ehe der jetzt 70-jährige<br />
Texaner sich auf die Schauspielerei<br />
verlegte.<br />
30.1. Marty Balin nahm 1962 erste Singles<br />
auf, wurde mit Jefferson Airplane/Starship<br />
erfolgreich, sang bei KBC, war solo<br />
aktiv, veröffentlichte kurz vor seinem 70.<br />
THE WITCHER.<br />
1.2. Ray Sawyer war/ist der Sänger mit<br />
der Augenklappe bei Dr. Hook (& The Medicine<br />
Show), verlor sein Auge bei einem<br />
Au<strong>to</strong>unfall. Auch als Countrysänger aktiv,<br />
<strong>to</strong>urt mit 75 noch mit seiner Version von<br />
Dr. Hook.<br />
2.2 Graham Nash räumte<br />
mit den Hollies ab, ehe er<br />
in die USA übersiedelte und<br />
mit Crosby, Stills & Nash (&<br />
Young) auf der Erfolgswelle bis<br />
heute zur Vollendung des 70.<br />
Lebensjahrs weiterschwimmt.<br />
Auch als Fo<strong>to</strong>graf respektiert.<br />
4.2. Johnny Gambale sang mit der Vokaltruppe<br />
Classics (1963 Top-20-Hit "Till<br />
Then"). Feiert seinen 70. in der Obskurität.<br />
4.2. Frank Zander rockt, swingt, schunkelt<br />
und rappt sich seit über 40 Jahren<br />
mit Witz und schwarzem Humor nicht nur<br />
über den Bildschirm, sondern auch die<br />
Bühne. Sein Weihnachtsessen für Obdachlose<br />
(zum 17. Mal!) in Berlin richtete er als<br />
70-Jähriger aus.<br />
5.2. Cory Wells sang einst für Sonny &<br />
Cher, ehe er 1968 als einer von drei Leadvokalisten<br />
Three Dog Night mitbegründete,<br />
mit denen er als 70-Jähriger noch auftritt.<br />
7.2. Juliette Greco, Schauspielerin und<br />
Grande Dame des französischen Chansons<br />
präsentiert sich mit 90 immer noch live!<br />
8.2. John Williams gehört seit Jahrzehnten<br />
zu den renommiertesten Filmmusik-<br />
Komponisten („Krieg der Sterne", „E.T.",<br />
„Schindlers Liste") – die jüngste Arbeit<br />
des jetzt 80-Jährigen für Steven Spielberg<br />
(„Lincoln") kommt 2012 in die Kinos.<br />
8.2. Manfred Krug fand neben seinen<br />
Schauspieljobs (und Werbung für die<br />
Telekom-Aktien) auch immer wieder Zeit,<br />
Jazz zu singen, wie diverse Alben des jetzt<br />
75-Jährigen belegen.<br />
10.2. Roberta Flack verewigte sich mit<br />
dem Welthit "Killing Me Softly" (Grammy<br />
1974), im Soul daheim wie im Jazz, Blues<br />
und Folk – arbeitet mit 75 an einem neuen<br />
Album.<br />
11.2. Otis Clay fing wie viele R&B- und<br />
Soulkollegen als Gospelsänger an, mit 70<br />
immer noch unterwegs.<br />
Ray Sawyer<br />
11.2. Leon Haywood begleitete Sam<br />
Cooke und arbeitete danach als Funk- und<br />
Soulsänger sowie Produzent. Der 1975er<br />
Hit "I Want'a Do Something Freaky To<br />
You" (US #15) des nun 70-Jährigen wurde<br />
von vielen Rappern gesampelt.<br />
13.2. Pete Tork, New Yorker Folkie, wurde<br />
mit den Monkees berühmt, förderte später<br />
Lowell George (Little Feat), hatte als Multi-<br />
Instrumentalist eigene Bands und war kurz<br />
vor seinem 70. mit den Monkees nach<br />
überstandener Krebserkrankung auf „45th<br />
Anniversary Tour".<br />
17.2. Mickey McGill singt seit 1952 bei<br />
The Dells. 2004 wurde der 75-Jährige mit<br />
den Dells in die Rock'n'Roll Hall Of Fame<br />
aufgenommen.<br />
© Philipp Roser<br />
20.2. Nancy Wilson nahm<br />
seit Ende der 50er Jahre über<br />
70 Alben auf, stand auf Jazz-,<br />
Blues- und Kabarettbühnen.<br />
Auch mit 75 ist die dreifache<br />
Mutter kaum zu bremsen.<br />
21.2. Bob Colin Day war ein<br />
Teil des UK-Duos und One-Hit-Wonders<br />
The Allisons, die 1961 mit "Are You Sure"<br />
(UK #2, D #11) am Eurovision Song Contest<br />
teilnahmen.<br />
1.3. Harry Belafonte war Zeit seines Lebens<br />
Sänger, Schauspieler und Friedensaktivist.<br />
Kaum zu glauben, dass der „King Of<br />
Calypso", der über 150 Millionen Platten<br />
verkauft hat und Evergreens wie "Banana<br />
Boat Song" oder "Matilda" kreierte, schon<br />
85 Jahre auf diesem Planeten weilt!<br />
1.3. David "<br />
Buster" Meikle war Leadsänger<br />
von Unit Four Plus Two (mit Russ<br />
Ballard), die in den 60ern zwei Alben veröffentlichten.<br />
Danach im Duo Bill & Buster<br />
aktiv – und jetzt 70.<br />
1.3. Jerry Fisher, Jahrgang 1942, ersetzte<br />
1972–1974 David Clay<strong>to</strong>n-Thomas bei<br />
Blood Sweat & Tears.<br />
2.3. Lou Reed ist auch mit 70 noch für<br />
Überraschungen gut, wie zuletzt, als das<br />
einstige Mitglied von Velvet Underground<br />
eine gemeinsame CD mit Metallica veröffentlichte;<br />
vorher arbeitete der<br />
Gitarren-Perfektionist neben<br />
seinen Solo-Alben oft mit Theaterregisseur<br />
Bob Wilson zusammen.<br />
Unsterblich machte sich<br />
der Gatte von Laurie Anderson<br />
1972 mit "Walk On The Wild<br />
Side".<br />
3.3. Mike Pender war als<br />
Leadsänger mit den Searchers erfolgreich,<br />
ist noch als Siebziger mit „seiner" Formation<br />
dieses Namens unterwegs.<br />
6.3. Flora Purim, brasilianische Sängerin,<br />
die u.a. mit Miles Davis, Chick Corea arbeitete,<br />
Soloplatten machte (zuletzt 2005), tritt<br />
erst jetzt mit 70 ein wenig kürzer.<br />
Geburtstage<br />
Lou Reed<br />
7.3. Hamil<strong>to</strong>n Bohannon, Sänger und<br />
Drummer (1965–1967 bei Stevie Wonder),<br />
selbst erfolgreich 1975 mit dem "Disco<br />
S<strong>to</strong>mp". Mit 70 im wohlverdienten Ruhestand.<br />
8.3. Ralph Ellis war bis 1966 Gitarrist der<br />
Swinging Blue Jeans, begeht<br />
nun seinen 70.<br />
11.3. Bob Lander (= Starander,<br />
g) als Gründungsmitglied<br />
seit 1958 mit den Spotnicks<br />
aktiv, auch als 70-Jähriger.<br />
15.3. Hughie Flint trommelte<br />
für: Alex Korner, John Mayall, Manfred<br />
Mann, Savoy Brown, Chicken Shack,<br />
McGuin ess Flint und die Blues Band. Arbeitete<br />
zuletzt als Pförtner – als alternatives<br />
Geburtsjahr kursiert auch 1941.<br />
Mit 65 Jahren haben das offizielle<br />
Rentenalter erreicht:<br />
20.1. George Grantham, als singender<br />
Drummer Gründungsmitglied von Poco.<br />
21.1. Julian Frederick Pye" Hastings,<br />
Sänger/Gitarrist bei den Wilde Flo<br />
"<br />
wers und Caravan.<br />
21.1. Jim Ibbotson trommelte für die<br />
Nitty Gritty Dirt Band, auch solo aktiv.<br />
24.1. Jim Rutledge sang und spielte<br />
Drums für Bloodrock.<br />
27.1. Peter Hesslein war Gitarrist der<br />
German Bonds, von Lucifer's Friend, Les<br />
Humphries, Udo Lindenberg, James Last,<br />
Marius Müller Westernhagen, schreibt<br />
Filmmusiken.<br />
26.1. Michael Sardou – dem französischen<br />
Schauspieler und Sänger gelang mit<br />
"La Maladie d'amour" 1973 auch hier ein Hit.<br />
31.1. Frederik "<br />
Andy" Anderson, Gitarrist/Sänger<br />
der aus Liberia stammenden<br />
Soulful Dynamics (Hit: "Mademoiselle Ninette",<br />
1970 D #1).<br />
3.2. Melanie (Safka) wurde berühmt<br />
mit "Ruby Tuesday” und "Brand New<br />
Key”, trat 1969 in Woods<strong>to</strong>ck auf, zehrt<br />
heute noch vom Ruf aus jener<br />
Zeit.<br />
3.2. Dave Davies stand bei<br />
den Kinks im Schatten von<br />
Bruder Ray. Solo durchaus erfolgreich<br />
("Death Of A Clown"),<br />
hat für April 2012 ein neues<br />
Studio-Album angekündigt.<br />
6.2. John Dillon als Sänger/Multi-Instrumentalist<br />
Gründungsmitglied der Ozark<br />
Mountain Daredevils (feierten 2011 ihr<br />
40-Jähriges).<br />
6.2. Allen Jones blies bei Amen Corner<br />
und bei Judas Jump das Saxofon, verlegte<br />
sich später aufs Produzieren.<br />
Seite 88 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Hughie Flint<br />
7.2. John Pugwash" Wea<strong>the</strong>rs<br />
"<br />
trommelte bei Gentle Giant, Pete Brown's<br />
Piblok<strong>to</strong>, Graham Bond's Magick, Wild Turkey<br />
und Man.<br />
8.2. Gün<strong>the</strong>r Sigl, gelernter Bankkaufmann,<br />
seit Jahrzehnten schlitzohrigverschmitzter<br />
Frontmann der<br />
Spider Murphy Gang, 2011 mit<br />
erster Soloscheibe.<br />
© Philipp Roser<br />
9.2. Joe Ely, der Texas-Troubadour,<br />
ab 1970 mit den Flatlanders<br />
aktiv, die er neben seiner<br />
Solokarriere 2002 reaktivierte.<br />
9.2. Major Harris sang R&B mit den Charmers,<br />
Teenagers, Jarmels und Delfonics.<br />
11.2. Derek Shulman sang als Multi-<br />
Instrumentalist bis 1980 bei Gentle Giant,<br />
arbeitete als Vizepräsident bei Polygram,<br />
ehe er sein eigenes Label DRT gründete.<br />
15.2. Wencke Myhre ist seit Jahrzehnten<br />
als anspruchsvolle Schlagersängerin in<br />
Deutschland aktiv. Die Norwegerin überstand<br />
jüngst eine Brustkrebserkrankung.<br />
18.2. Dennis DeYoung war Gründungsmitglied<br />
von Styx (bis 1999), sei<strong>the</strong>r solo<br />
aktiv, komponiert Filmmusiken.<br />
20.2. Wyndham George spielte Gitarre<br />
bei Cupid's Inspiration.<br />
24.2. Stefan Josefus ist nicht nur als<br />
Drummer treibende Kraft der Deutsch-<br />
Rocker Franz K.<br />
24.2. Lonnie Turner war langjähriger<br />
Bassist bei Steve Miller, dann bei Terry &<br />
The Pirates, Eddie Money, Dave Mason und<br />
Albert King.<br />
24.2. Rupert Holmes, Au<strong>to</strong>r/Dramatiker,<br />
Produzent und Songschreiber (Gene Pitney,<br />
Platters, Barbra Streisand), veröffentlichte<br />
selbst mehrere Alben.<br />
26.2. Sandy Shaw gewann 1967 mit<br />
"Puppet On A String" den ESC, war eine<br />
der erfolgreichsten Sixties-Popsängerinnen<br />
(auch auf Deutsch), arbeitete als Psycho<strong>the</strong>rapeutin,<br />
mehrere Comebackversuche.<br />
3.3. Johnny Tame (= Uwe Reuss) debütierte<br />
1967 mit "Sand In My Shoes", später<br />
im Fokus mit dem Duo Tame & Maffay.<br />
3.3. Jennifer Warnes spielte in L. A. in<br />
„Hair", schaffte mit "Up Where We Belong"<br />
(Duett mit Joe Cocker) 1982 den<br />
Durchbruch, veröffentlicht unregelmäßig,<br />
schreibt für Kollegen.<br />
6.3. Kiki Dee – die Britin war die erste<br />
weiße europäische Sängerin, die Mo<strong>to</strong>wn<br />
verpflichtete; größter Erfolg: "Don't Go<br />
Breaking My Heart" (Duett mit El<strong>to</strong>n John).<br />
8.3. Michael Allsup trägt bis heute als<br />
Gitarrist zum Erfolg von Three Dog Night bei.
Es war einmal ...<br />
8.3. Carole Bayer Sager war mit Burt<br />
Bacharach verheiratet, schrieb viele Hits für<br />
andere, nahm selbst drei Alben auf, malt<br />
auch.<br />
9.3 Roger Saunders stimmte seine Gitarre<br />
für die Strawbs, Freedom, Medicine<br />
Head und Kevin Ayers.<br />
10.3. Tom Scholz, Multi-Instrumentalist<br />
und kreativer Kopf der Bombastrocker<br />
Colonel Tom Parker (87) erlangte als<br />
Manager von Elvis berühmt-berüchtigten<br />
Ruf. Erlag am 21.1.1997 einem Schlaganfall.<br />
Peggy Lee (81) sang in Benny Goodmans<br />
Orchester, hatte in den 40er und 50er Jahren<br />
Welthits, versuchte sich auch an Blues<br />
und Bigband-Musik. Die mehrfache Grammy-Preisträgerin<br />
starb am 21.1.2002.<br />
William "<br />
Champion Jack" Dupree,<br />
wegweisender Blues- und Boogie-Pianist,<br />
lernte Deutschland lieben und zog hierher.<br />
Ein Krebsleiden beendet am 21.1.1992 in<br />
Hannover sein Erdendasein, als er wohl 81<br />
Jahre alt war (diverse Geburtsdaten kursieren).<br />
Billy Mackenzie (39) prägte mit seinem<br />
Falsettgesang den Sound der Associates,<br />
veröffentlichte solo, arbeitete mit Yello, Annie<br />
Lennox und BEF, ehe er depressiv am<br />
22.1.1997 Selbstmord beging.<br />
Tommy Tucker (48), US-Sänger der Doo-<br />
Wop-Truppe Cavaliers, später als Bluesmusiker<br />
(u.a. bei den Dusters) aktiv, hinterließ<br />
Bos <strong>to</strong>n, die nur alle paar Jahrzehnte Neues<br />
veröffentlichen.<br />
11.3. Derek John Blue" Weaver war<br />
"<br />
Amen-Corner-Mitbegründer, Keyboarder<br />
bei Mott The Hoople, den Streetwalkers<br />
und Bee Gees, ersetzte Rick Wakeman bei<br />
den Strawbs.<br />
die Mod-Hymne "Hi-Heel Sneakers" (US<br />
#11, über 200 Mal gecovert). Starb am<br />
22.1.1982.<br />
Big Maybelle (Smith, 47) nahm als R&B-<br />
Sängerin für Decca, Okeh und Savoy Records<br />
auf, hatte Heroinprobleme und starb<br />
am 23.1.1972 nach diabetischem Koma.<br />
Gene Austin (71) war einer der ersten<br />
US-Crooner, begann in den 20er Jahren<br />
aufzunehmen und war 40 Jahre lang der<br />
meistverkaufende US-Sänger;<br />
schrieb für viele Kollegen.<br />
Starb am 24.1.1972.<br />
Mahalia Jackson (60), die<br />
große alte Dame des Gospel,<br />
veröffentlichte zahlreiche Platten,<br />
hatte eine eigene Radioshow,<br />
war in Deutschland im<br />
TV zum Start des Farbfernsehens zu erleben.<br />
Erlag am 27.1.1972 einem Herzinfarkt.<br />
11.3. Mark Stein sang/spielte Keyboards<br />
bei Vanilla Fudge (bis heute), in Alice Coopers<br />
Band sowie für Tommy Bolin und<br />
Dave Mason.<br />
14.3. Jona Lewie landete als Terry Dactyl<br />
& The Dinosaurs 1972 den Hit "Sea<br />
Side Shuffle", noch erfolgreicher solo<br />
1981 mit "S<strong>to</strong>p The Cavalry". Lebt von<br />
seinen Tantiemen.<br />
14.3. Peter Skellern, britischer Popsänger<br />
hatte in den 70ern und 80ern meh<br />
Gedenktage<br />
Alex Harvey<br />
Sam "<br />
Lightnin'" Hopkins (69) beeinflusste<br />
die Folkszene wie die Blueswelt als<br />
Songschmied und Gitarrist (spielte seine Akustikgitarre<br />
früh elektrisch verstärkt). Kehlkopfkrebs<br />
kostete ihn am 30.1.1982 das Leben.<br />
Joe Meek (57) avancierte vom Toningenieur<br />
zum erfolgreichen Produzenten (Tornados<br />
["Telstar"], Honeycombs, Mike Berry)<br />
– erschoss sich am 3.2.1967, dem Todestag<br />
seines Idols Buddy Holly.<br />
Alex Harvey schaffte mit seiner Sensational<br />
Alex Harvey Band 1973 den Durchbruch,<br />
zeitweise depressiv, arbeitete mit seiner Band<br />
Electric Cowboys am Comeback.<br />
Während einer Belgien-Tour erlag<br />
er am 4.2.1982, dem Tag vor<br />
seinem 47. Geburtstag, einem<br />
Herzinfarkt.<br />
© <strong>GoodTimes</strong>-pho<strong>to</strong>.de<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Triviales<br />
Kurt Edelhagen (61) begleitete<br />
mit seinem Orchester/Bigband<br />
(bekannt aus Funk und<br />
Fernsehen), aus der viele Jazzgrößen hervorgingen,<br />
viele Stars auf Tournee. Der studierte<br />
Klarinettist starb am 8.2.1982 in Köln.<br />
Brian Connolly (41) räumte als Frontmann<br />
mit The Sweet in den 70ern ab, erlag<br />
rere Hits im UK und den USA, schaffte es<br />
2011 mit WHO PLAYS WINS in die UK-<br />
Charts.<br />
15.3. Ry Cooder profilierte sich als<br />
Slidegitarrist und Fachmann für alle Saiteninstrumente<br />
sowie als Songschmied,<br />
spielte bei Taj Mahal, Captain Beefheart<br />
und veröffentlicht seit Ewigkeiten eigene<br />
Platten, die immer politischer und textlich<br />
böser werden.<br />
am 9.2.1997 einem Nierenversagen samt<br />
Herzinfarkt.<br />
Waylon Jennings (64) spielte Bass für<br />
Buddy Holly, ehe er sich zum Country-Rock-<br />
Outlaw entwickelte; mischte in der C&W-<br />
Supergroup The Highwaymen mit. Starb am<br />
13.2.2002, nachdem ihm im Jahr zuvor diabetesbedingt<br />
ein Fuß amputiert worden war.<br />
Thelonious Monk (64) war einer der Giganten<br />
und Innova<strong>to</strong>ren des amerikanischen<br />
Jazz, als Pianist wie Komponist und Improvisa<strong>to</strong>r.<br />
Starb am 17.2.1982.<br />
Booker T. Washing<strong>to</strong>n "<br />
Bukka" White<br />
(70) war einer der einflussreichsten Delta-<br />
Blueser, der auch länger im Knast saß. Erlag<br />
am 26.2.1977 einem Krebsleiden.<br />
John Belushi (33) profilierte sich als Schauspieler,<br />
zum Weltstar wurde er mit Partner Dan<br />
Aykroyd & The Blues Bro<strong>the</strong>rs. Seine Drogensucht<br />
bezahlte er am 5.3.1982 mit dem Leben.<br />
Brad Delp (55) gab vielen Bos<strong>to</strong>n-Hits die<br />
Stimme, nahm sich am 9.3.2007 das Leben.<br />
Peter Green wird in eine psychiatrische<br />
Klinik eingewiesen, weil er seinen Buchhalter<br />
Clifford Adams mit einem Gewehr<br />
bedrohte, als der ihm einen Tantiemenscheck<br />
über 30.000 Pfund übergeben<br />
wollte.<br />
Brian Poole verlässt am 28.1.1967 die<br />
Tremeloes.<br />
Die Beatles unterschreiben am<br />
24.1.1962 ihren Managementvertrag<br />
mit Brian Epstein<br />
– der kassiert statt der<br />
üblichen 20 Prozent satte 25.<br />
Mit "My Ding-A-Ling" schafft<br />
es Chuck Berry am 1.2.1972<br />
(!) erstmals im UK auf Platz 1.<br />
Die US-Grunger Pearl Jam treten am<br />
3.2.1992 erstmals live im UK auf, vor 300<br />
zahlenden Besuchern im Esplanade Club<br />
in Sou<strong>the</strong>nd, Essex.<br />
5000 Fans erwarten Bill Haley am<br />
5.2.1957 in Southamp<strong>to</strong>n, als der mit seinem<br />
Comets per Schiff (Queen Elizabeth)<br />
zu seiner ersten Tournee im UK ankommt.<br />
Chuck Berry<br />
Ringo Starr springt für den erkrankten<br />
Pete Best bei den Beatles ein und spielt<br />
am 5.2.1962 zwei Shows (mittags im Liverpooler<br />
Cavern Club, abends in Southport).<br />
Kraftwerk schaffen es mit "The Model"<br />
am 6.2.1982 als erster deutscher Act im<br />
UK auf #1 und halten sich dort 21 Wochen<br />
in den Charts.<br />
© H. Ölschlegel<br />
Am 12.2.2007 verkündet<br />
Sting bei einer Pressekonferenz<br />
im Whiskey A Go Go<br />
in Los Angeles die Police-<br />
Reunion.<br />
Rod Stewart kassiert für<br />
seinen Auftritt bei der Party<br />
zum 60. Geburtstag des Milliardärs<br />
Steve Schwarzman in New York<br />
eine satte Million Dollar Gage.<br />
Songtexte werden doch aufmerksam gehört:<br />
Nachdem sich Janis Ian in "At<br />
Seventeen" darüber beklagt hatte, noch<br />
nie eine Karte zum Thanksgiving Day erhalten<br />
zu haben, trudeln am 14.2.1977<br />
satte 461 Exemplare bei ihr ein.<br />
Die Sex Pis<strong>to</strong>ls feuern am 15.2.1977 ihren<br />
Bassisten Glen Matlock und verpflichten<br />
als Nachfolger Sid Vicious.<br />
Am 15.2.2002 überholt das Heavy-Metal-<br />
Blatt "<br />
Kerrang!" erstmals den "New<br />
<strong>Music</strong>al Express" als bestverkaufende<br />
wöchentlich erscheinende Musikzeitschrift.<br />
Gerade mal ein Pfund kostet das Ticket<br />
beim ersten von vier aufeinander folgenden<br />
Gigs von Pink Floyd im Londoner<br />
Rainbow am 17.2.1972.<br />
Am 19.2.1982 wird Ozzy Osbourne verhaftet,<br />
als er an das Alamo pinkelt, das<br />
texanische Nationalheiligtum.<br />
Fleetwood Mac veröffentlichen am<br />
21.2.1977 RUMOURS, das sich 15 Millionen<br />
Mal verkauft, am 2.4. ganz oben<br />
in den US-Albumcharts steht und sich 31<br />
Wochen in der Hitliste hält.<br />
Die Bee Gees signieren am 24.2.1967<br />
ihren Managementdeal mit Robert Stigwood<br />
und veröffentlichen danach auf<br />
dessen RSO-Label.<br />
Buddy Holly & The Crickets nehmen am<br />
26.2.1957 in Clovis, New Mexico, "That'll<br />
Be The Day” auf.<br />
Ray Charles überlebt, als bei seinem<br />
Gig in Los Angeles am 28.2.1997 ein vermeintlicher<br />
Fan aus dem Publikum auf die<br />
Bühne springt und versucht, den Sänger<br />
mit einem Seil zu erdrosseln.<br />
Am 1.3.1977 reicht Sara Lowndes die<br />
Scheidung von Bob Dylan ein, den sie<br />
1965 geheiratet hatte.<br />
Die neu besetzte Jeff Beck Group gibt<br />
am 3.3.1967 ihr Livedebüt mit Rod Stewart,<br />
Ron Wood und Aynsley Dunbar.<br />
Franks Kinder Dweezil und Moon Unit<br />
Zappa formieren ihre gemeinsame Band<br />
Fred <strong>Zeppelin</strong> und veröffentlichen wenig<br />
später die Single "My Mo<strong>the</strong>r Is A Space<br />
Cadet".<br />
Einen prominenten Keyboarder hat Iggy<br />
Pop in seiner Band, als er am 13.3.1977<br />
in Montreal seine Nordamerika-Tournee<br />
startet: David Bowie. Support-Act sind<br />
Blondie.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 89
Konzertkalender<br />
präsentiert:<br />
IAN ANDERSON'S<br />
JETHRO TULL<br />
www.dmc-music.de<br />
17.05. Stuttgart, Liederhalle<br />
18.05. CH-Zürich, Volkshaus<br />
19.05. Augsburg,<br />
Schwabenhalle<br />
20.05. Berlin, Tempodrom<br />
22.05. Mainz, Phönixhalle<br />
23.05. Hamm, Alfred-Fischer-<br />
Halle<br />
25.05. Aurich,<br />
Sparkassen-Arena<br />
26.05. Siegen,<br />
KulturPur Festival<br />
27.05. Mannheim, Rosengarten<br />
28.05. Nürnberg,<br />
Meistersingerhalle<br />
29.05. Dresden, Kulturpalast<br />
BIG COUNTRY<br />
www.lb-events.de<br />
09.03. Berlin, Postbahnhof<br />
10.03. Bochum, Zeche<br />
BIRTH CONTROL<br />
www.birth-control.de<br />
17.+18.02. Rheinberg,<br />
Schwarzer Adler<br />
03.03. Kierspe, PZ der<br />
Gesamtschule<br />
17.03. Stemwede-Wehdem,<br />
Life House<br />
14.04. Hamm, Kulturwerkstatt<br />
28.04. Siegburg, Kubana<br />
JIMMY BOWSKILL<br />
www.assconcerts.com<br />
20.01. Rheinberg,<br />
Schwarzer Adler<br />
21.01. Siegen, Vortex Club<br />
22.01. Fulda, Alte Piesel<br />
24.01. Wetzlar, Franzis<br />
25.01. Erfurt, Museumskeller<br />
26.01. Halle, Objekt 5<br />
27.01. Berlin, Quasimodo<br />
28.01. Torgau, Kulturbastion<br />
01.02. Idstein, Scheuer<br />
03.02. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />
Bluesclub<br />
08.02. München,<br />
Garage Deluxe<br />
09.02. Stuttgart, Labora<strong>to</strong>rium<br />
10.02. CH-Pratteln, Galery<br />
11.02. CH-Deisswil, Ziegelhüsi<br />
12.02. CH-Rüthi, Grütli<br />
16.02. Weiden, Salute Club<br />
17.02. Haiming, Gewölbe<br />
18.02. A-Wien, Reigen<br />
19.02. A-Frauental,<br />
Bluegarage<br />
DANNY BYRANT<br />
www.jazzhausrecords.com<br />
11.02. Ros<strong>to</strong>ck, Bluesfestival<br />
11.04. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />
Bluesclub<br />
13.04. Berlin, Quasimodo<br />
14.04. Torgau, Kulturbastion<br />
16.04. A-Wien, Reigen<br />
18.04. München,<br />
Garage DeLuxe<br />
19.04. Stuttgart, Labora<strong>to</strong>rium<br />
20.04. Unna, Lindenbrauerei<br />
21.04. Übach-Palenberg,<br />
Outbaix<br />
18.05 CH-Gams, S-Event<br />
19.05. CH-Dietikon,<br />
Sounddock 14<br />
20.05. CH-Pratteln, Galery<br />
CAVERN BEATLES<br />
www.paulis.de<br />
20.01. Bocholt, Brauhaus<br />
21.01. Moers, Kulturzentrum<br />
Rheinkamp<br />
22.01. Diepholz,<br />
Theater der Stadt<br />
25.01. Schwerte, Rohrmeisterei<br />
27.01. Gütersloh, Stadthalle<br />
04.02. Neumarkt, Reitstadel<br />
05.02. Groß-Gerau, Stadthalle<br />
06.02. Euskirchen,<br />
Stadt<strong>the</strong>ater<br />
07.02. Recklinghausen,<br />
Bürgerhaus Süd<br />
12.02. Gronau, Gymnasium<br />
14.02. Leer, Theater an der<br />
Blinke<br />
15.02. Friesoy<strong>the</strong>, Forum am<br />
Hansaplatz<br />
16.02. Bremen, Die Glocke<br />
12.03. Mülheim, Bürgerhaus<br />
13.03. Kehl, Stadthalle<br />
15.03. Vaihingen/Enz,<br />
Stadthalle<br />
16.03. Rottenburg, Festhalle<br />
17.03. Sigmaringen, Stadthalle<br />
18.03. Memmingen, Stadthalle<br />
19.03. Heidenheim,<br />
Konzerthaus<br />
20.03. Bayreuth, Das Zentrum<br />
22.03. Apolda, Stadthalle<br />
23.03. Dresden, Ballhaus<br />
24.03. Meißen, Theater<br />
25.03. Leipzig, Werk 2<br />
27.03. Wittenberg, KTC<br />
28.03. Waren, Bürgersaal<br />
29.03. Stendal,<br />
Theater der Altmark<br />
30.03. Helmstedt,<br />
Brunnen<strong>the</strong>ater<br />
31.03. Salzgitter Bad,<br />
Gymnasium<br />
27.04. Lahnstein, Stadthalle<br />
DR. FEELGOOD<br />
www.assconcerts.com<br />
03.02. Hannover,<br />
Bluesgarage<br />
04.02. Erfurt, Museumskeller<br />
05.02. Bonn, Harmonie<br />
07.02. Karlsruhe, Jubez<br />
08.02. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />
Bluesclub<br />
09.02. Berlin, Quasimodo<br />
10.02. Rheinberg,<br />
Schwarzer Adler<br />
11.02. Plauen, Malzhaus<br />
DURAN DURAN<br />
www.lb-events.de<br />
24.01. München, TonHalle<br />
26.01. Leipzig, Haus Auensee<br />
28.01. Dortmund,<br />
Westfalenhalle 2<br />
31.01. Berlin, Columbiahalle<br />
THE EX-SIMPLE MINDS<br />
www.harris-joker.de<br />
28.01. Adorf, Glashaus<br />
29.01. Korbach, Kulturfabrik<br />
01.02. Twist, Heimathaus<br />
03.02. Siegburg, Kubana<br />
04.02. Soest , Kulturhaus<br />
06.02. Augsburg, Spectrum<br />
07.02. Bremen,<br />
Meisenfrei Blues-Club<br />
08.02. Bad Tölz, Kurhaus<br />
09.02. München,<br />
Garage Deluxe<br />
10.02. Kuhstedt, Magic<br />
<strong>Music</strong> Hall<br />
11.02. Lübeck, Riders Cafe<br />
12.02. Bochum, Matrix<br />
HAMBURG BLUES BAND &<br />
ARTHUR BROWN<br />
www.handmadeconcerts.de<br />
20.01. Göttingen, Musa<br />
21.01. Wuppertal,<br />
Live Club Barmen<br />
27.+28.01. Hamburg,<br />
Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />
02.02. München,<br />
Garage Deluxe<br />
03.02. Wangen, Jazzpoint<br />
04.02. Affalter, Zur Linde<br />
12.+13.02. Braunschweig,<br />
Stadthalle<br />
17.02. Berlin, Quasimodo<br />
18.02. Forst, Manitu<br />
22.02. Wolfsburg, Theater<br />
25.02. Koblenz, Café Hahn<br />
28.02. Celle, Congressunion<br />
02.+03.03. Kirchheim, Bastion<br />
23.03. Paderborn, Berufskolleg<br />
Schloss Neuhaus<br />
24.03. Übach-Palenberg,<br />
Outbaix<br />
31.03. Roth, Kulturfabrik<br />
19.04. Bad Hamm, Kurhaus<br />
20.04. Offenbach, KJK<br />
Sandgasse<br />
21.04. Ahrensburg, Parkhotel<br />
27.04. A-Spielberg,<br />
Kulturzentrum<br />
28.04. A-Greifenburg,<br />
Kulturfenster<br />
29.04. A-Wien, Reigen<br />
11.05. Farsleben,<br />
Weber's Hof<br />
12.05. Torgau, Kulturbastion<br />
27.05. Mützingen, Alte Ziegelei<br />
LATIN QUARTER<br />
www.<strong>to</strong>uchofmusic.de<br />
22.02. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />
Bluesclub<br />
23.02. Oldenburg, Cadillac<br />
24.02. Essen, Grend<br />
25.02. Neustadt, Wirtshaus<br />
Konfetti<br />
26.02. Stuttgart,<br />
Labora<strong>to</strong>rium<br />
28.02. Fürth, Kofferfabrik<br />
29.02. Töpen, Folkclub Isaar<br />
01.03. Bad Hersfeld,<br />
Buchcafé<br />
02.03. Bonndorf, Stadthalle<br />
03.03. Wolfach,<br />
Klausenbauernhof<br />
04.03. Marbach, Schlosskeller<br />
06.03. Bad Saulgau,<br />
Franziskaner<br />
07.03. Frankfurt, Das Bett<br />
08.03. Vlotho, Kulturfabrik<br />
09.03. Bremen, Ki<strong>to</strong><br />
10.03. Wredenhagen,<br />
Café Scheune<br />
11.03. Hemmoor, Kulturdiele<br />
LYNYRD SKYNYRD<br />
www.kb-k.de<br />
05.06. München, Zenith<br />
06.06. Leipzig, Parkbühne<br />
07.06. Berlin, Zitadelle<br />
10.06. Hamburg, Stadtpark<br />
SIGGI SCHWARZ & Friends<br />
www.siggi-schwarz.de<br />
20.01. Rheinmünster,<br />
Hangar C30<br />
21.01. Burgrieden, Riffelhof<br />
22.01. Dortmund,<br />
Musik<strong>the</strong>ater<br />
23.01. Bonn, Harmonie<br />
STATUS QUO<br />
www.kb-k.de<br />
09.11. Regensburg,<br />
Donau-Arena<br />
10.11. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
11.11. Stuttgart,<br />
Porsche-Arena<br />
13.11. Gießen, Hessenhalle<br />
14.11. Berlin, Tempodrom<br />
16.11. Köln, Palladium<br />
17.11. Aurich,<br />
Sparkassen-Arena<br />
ROBIN TROWER<br />
www.trowerpower.com<br />
16.03. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />
Bluesclub<br />
17.03. Offenbach, KJK<br />
18.03. Nürnberg, Hirsch<br />
19.03. Augsburg, Spectrum<br />
21.03. Salzgitter,<br />
Kulturscheune<br />
22.03. Twist, Heimathaus<br />
23.03. Koblenz, Café Hahn<br />
24.03. Freudenburg, Ducsaal<br />
25.03. Bonn, Harmonie<br />
Vargas – APPICE –<br />
SHORTINO<br />
www.mfpconcerts.com<br />
13.3. CH-Pratteln, Z7<br />
14.3. München, Backstage<br />
15.3. Dortmund,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />
16.3. Frankfurt, Nachtleben<br />
17.3. Dresden, Tante Ju<br />
WISHBONE ASH<br />
www.assconcerts.com<br />
20.01. Osnabrück, Rosenhof<br />
21.01. Hannover,<br />
Bluesgarage<br />
22.01. Duisburg, Pulp<br />
24.01. Nürnberg, Hirsch<br />
25.01. Berlin, Quasimodo<br />
26.01. Dortmund,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />
27.01. Freudenburg, Ducsaal<br />
28.01. Koblenz, Café Hahn<br />
29.01. Ludwigsburg, Scala<br />
31.01. München, Freiheiz<br />
01.02. CH-Zürich,<br />
Sounddock14<br />
02.02. Regensburg,<br />
Alte Mälzerei<br />
03.02. Fulda, Alte Piesel<br />
04.02. A-Wörgl, Komma<br />
05.02. A-Wien, Reigen<br />
07.02. Konstanz, Kulturladen<br />
08.02. CH-Herisau, Casino<br />
09.02. Lorsch,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />
10.02. Affalter, Zur Linde<br />
11.02. Erfurt, HsD<br />
12.02. Augsburg, Spectrum<br />
14.02. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
15.02. Hamburg, Fabrik<br />
16.02. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
Festivals<br />
Rock Meets Classic<br />
www.<strong>to</strong>urneen.com<br />
20.01. Würzburg,<br />
s.Oliver Arena<br />
21.01. Regensburg,<br />
Donau Arena<br />
25.01. Düren, Arena<br />
28.01. Halle,<br />
Gerry-Weber-Stadion<br />
mit Ian Gillan, Chris<br />
Thompson, Steve Luka<strong>the</strong>r,<br />
Jimi Jamison, Robin Beck,<br />
Mat Sinner Band<br />
Porsche <strong>Music</strong> Night<br />
www.porsche-music-night.de<br />
23.+24.03. Stuttgart,<br />
Schleyer-Halle<br />
u.a. mit Chubby Checker,<br />
Bonnie Tyler, ABC,<br />
Goombay Dance Band<br />
21. Ro<strong>the</strong>r Bluestage<br />
www.bluestage.de<br />
24.03.– 01.04. Roth<br />
u.a. mit Nina Hagen,<br />
Dana Fuchs, Will Wilde,<br />
Matt Schofield, Rudi Rotta,<br />
Philip Sayce, Paul Rose<br />
Disco mit Ilja Richter<br />
www.deag.de<br />
28.04. Merkers, Bergwerk<br />
29.04. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
30.04. Berlin, Tempodrom<br />
02.05. Stuttgart, Liederhalle<br />
03.05. München, Circus Krone<br />
04.05. Siegen,<br />
Siegerlandhalle<br />
05.05. Düsseldorf,<br />
Mitsubishi Electric Halle<br />
07.05. Hamburg, CCH 1<br />
09.05. Heilbronn, Harmonie<br />
-Festival<br />
beat beat beat<br />
www.offenbach.de/kultur<br />
06.10. Offenbach, Stadthalle<br />
u.a. mit Searchers,<br />
Manfreds, Christie<br />
Seite 90 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Konzertkalender<br />
BRYAN ADAMS<br />
www.mlk.com<br />
21.03. Köln, Lanxess Arena<br />
24.03. Nürnberg, Arena Nürnberger<br />
Versicherung<br />
28.03. Stuttgart, Schleyer-Halle<br />
29.03. Mannheim, SAP Arena<br />
30.03. München, Olympiahalle<br />
AGITATION FREE<br />
www.agitationfree.com<br />
20.03. Berlin, Postbahnhof<br />
MILLER ANDERSON<br />
www.milleranderson.co.uk<br />
09.03. Reichenbach, Die Halle<br />
10.03. Bonn, Harmonie<br />
11.03. Offenbach, Kulturfabrik<br />
16.03. Bremen, Meisenfrei<br />
Blues-Club<br />
17.03. Osnabrück,<br />
Blues Festival<br />
ANIMALS & FRIENDS<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
02.03. Bünde, Universum<br />
03.03. Garching, Zum Bräu<br />
07.03. Neuss, Ham<strong>to</strong>rkrug<br />
08.03. Siegburg, Kubana<br />
10.03. CH-Rubigen,<br />
Mühle Hunziken<br />
11.03. CH-Pratteln,<br />
<strong>Music</strong> Bar Galery<br />
JOAN BAEZ<br />
www.modernewelt.de<br />
31.05. Fulda, Esperan<strong>to</strong>halle<br />
02.06. Köln, Philharmonie<br />
05.06. Salem, Schloss<br />
07.06. Dresden, Junge Garde<br />
08.06. Benediktbeuern,<br />
Kloster<br />
10.06. Stuttgart, Freilichtbühne<br />
11.06. München, Philharmonie<br />
BAP<br />
www.semmel.de<br />
03.+04.05. Worpswede,<br />
<strong>Music</strong> Hall<br />
06.+07.05. Köln, Palladium<br />
09.05. Uelzen, Jabelmannhalle<br />
10.05. Beverungen, Stadthalle<br />
12.05. Gerolstein,<br />
Lokschuppen<br />
13.05. Mönchengladbach,<br />
Kunstwerk<br />
15.05. Münster, Jovel<br />
16.05. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />
19.05. Karlsruhe, Europahalle<br />
20.05. Saarbrücken, E-Werk<br />
22.05. Erfurt, Thüringenhalle<br />
23.05. Berlin, Columbiahalle<br />
BARCLAY JAMES HARVEST<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
15.03. Biberach, Stadthalle<br />
16.03. Heilbronn, Harmonie<br />
17.03. Fulda, Orangerie<br />
16.05. CH-Naters, Zentrum<br />
Missione<br />
17.05. CH-Herisau, Casino<br />
19.05. Dexheim, Kultur auf<br />
dem Hof<br />
BLUES BAND<br />
www.<strong>the</strong>bluesband.net<br />
01.02. Bonn, Harmonie<br />
02.02. Ludwigshafen, Das Haus<br />
03.02. Mühldorf, Haberkasten<br />
04.02. CH-Zürich, Kaufleuten<br />
06.02. Esperde, Zur alten Post<br />
07.02. Hamburg, Fabrik<br />
09.02. Dortmund, Piano<br />
10.02. Hannover, Bluesgarage<br />
11.02. Kellinghusen,<br />
Pep Kultur<br />
12.02. Cuxhaven, Hapag Hall<br />
JOE BONAMASSA<br />
www.dmc-music.de<br />
06.03. Saarbrücken, E-Werk<br />
07.03. Berlin, Admiralspalast<br />
09.03. Leipzig, Haus Auensee<br />
10.03. Essen, Grugahalle<br />
TONY CHRISTIE<br />
www.contrapromotion.com<br />
01.02. Heilbronn, Harmonie<br />
02.02. Bonn, Brückenforum<br />
04.02. Fellbach,<br />
Schwabenlandhalle<br />
05.02. Berlin, Huxleys<br />
07.02. Frankfurt, Alte Oper<br />
08.02. Hamburg, CCH 2<br />
ELO<br />
www.sounds-promotion.de<br />
20.01. Borgsdorf, Weisser<br />
Hirsch<br />
21.01. Grimmen, Kulturhaus<br />
23.01 A-Wels, Sound<strong>the</strong>atre<br />
24.01. Ingolstadt, Kleinkunstbühne<br />
Neue Welt<br />
25.01. Oberndorf, Augustiner-<br />
Klosterkirche<br />
27.01. Pirna, Q24<br />
28.01. Königs Wusterhausen,<br />
Party World<br />
29.01. Göttingen, Irish Pub<br />
31.01. Bordesholm, Savoy Kino<br />
02.02. Dortmund, Kulturkirche<br />
03.02. Remscheid,<br />
Klosterkirche<br />
04.02. Twist, Heimathaus<br />
05.02. Ahrensburg,<br />
Musikkneipe Bierstein<br />
06.02. Hamburg, Heidbarghof<br />
Osdorf<br />
08.02. Schafstedt, Kerzenhof<br />
09.02. Ros<strong>to</strong>ck, Ursprung<br />
10.02. Bollmannsruh, Studiobühne<br />
Bollmannsruh<br />
11.02. Ehmkendorf, Gutshaus<br />
ELOY<br />
www.prknet.de<br />
24.03. Berlin, Postbahnhof<br />
25.03. Hamburg, Markthalle<br />
26.03. Köln, Gloria<br />
27.03. Stuttgart, Longhorn<br />
28.03. CH-Pratteln, Z7<br />
29.03. München, Muffathalle<br />
30.03. Mainz, Frankfurter Hof<br />
FOOLS GARDEN<br />
www.foolsgarden.de<br />
31.03. CH-Cham,<br />
Kultur im Kreuz<br />
04.04. Bad Vibel,<br />
Theater Alte Mühle<br />
28.04. Maulbronn,<br />
<strong>Music</strong>park Live<br />
04.05. Mariaberg, Kloster<br />
RANDY HANSEN & BAND<br />
www.jazzhausrecords.com<br />
26.04. Göttingen, Musa<br />
27.04. Plauen, Malzhaus<br />
28.04. Solingen, Cobra<br />
29.04. Dortmund, Piano<br />
30.04. Münster, Hot Jazzclub<br />
02.05. CH-Pratteln, Galery<br />
03.05. Lorsch,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />
04.05. Vaihingen/Enz,<br />
Stadthalle<br />
05.05. Lebach, Stadthalle<br />
HELMUT HATTLER<br />
www.hellmut-hattler.de<br />
28.01. Bückeburg, Schloss<br />
HELTER SKELTER<br />
www.helter-skelter-live.de<br />
21.01. Ulm, Roxy<br />
11.02. Neustadt, Stadthalle<br />
10.03. Bad Windsheim,<br />
Alte Stadthalle<br />
17.03. Rosenheim, Ballhaus<br />
14.04. Erding, Stadthalle<br />
30.04. München, TonHalle<br />
05.05. Nürnberg, Kleine<br />
Meistersingerhalle<br />
12.05. Neumarkt,<br />
Kleine Jurahalle<br />
06.06. Augsburg, Spectrum<br />
28.07. Immenstadt,<br />
Klostergarten<br />
HUNDRED SEVENTY SPLIT<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
23.02. CH-Pratteln,<br />
<strong>Music</strong> Bar Galery<br />
24.02. CH-Dietikon,<br />
Soundock 14<br />
01.03. Neuss, Ham<strong>to</strong>rkrug<br />
02.03. Freudenburg, Ducsaal<br />
24.03. Hamm, Kulturwerkstatt<br />
25.03. Erfurt, Museumskeller<br />
KARAT<br />
www.karat-band.de<br />
31.03. Altenburg, Kultur-<br />
Landgasthof Kosma<br />
13.+14.04. Erfurt, DasdieBrettl<br />
28.04. Niedernhausen,<br />
Rhein-Main-Theater<br />
29.04. Gießen, Hessenhalle 4<br />
03.06. Coswig, Stadtfest<br />
17.06. Barleben, Festplatz<br />
30.06. Berlin, Kindl<br />
Bühne Wuhlheide<br />
KRAAN<br />
www.hellmut-hattler.de<br />
02.03. Unna, Lindenbrauerei<br />
03.03. Wesel, Städtisches<br />
Bühnenhaus<br />
09.03. Schorndorf,<br />
Jazzclub Session88<br />
SEBASTIAN KRUMBIEGEL<br />
www.sebastian-krumbiegel.de<br />
03.03. Eisenach, Schlachthof<br />
07.03. Berlin, BKA Theater<br />
08.03. Ros<strong>to</strong>ck, Ursprung<br />
09.03. Jena, Café Wagner<br />
10.03. Wawern, Ehemalige<br />
Synagoge<br />
11.03. Kassel, Schlachthof<br />
15.03. Mannheim, Kulturhaus<br />
16.03. Plauen, Malzhaus<br />
17.03. Wittenberg,<br />
Phönix Theater<br />
22.03. Hamburg, Stage Club<br />
23.03. Magdeburg,<br />
Feuerwache<br />
24.03. Arnstadt, Theater<br />
30.03. Pirna, Tom Pauls Theater<br />
31.03. Dessau, Theater<br />
04.04. Leipzig, Horns Erben<br />
26.04. Neusäß, Stadthalle<br />
04.05. Hoyerswerda,<br />
Kulturfabrik<br />
UDO LINDENBERG<br />
www.rt-konzerte.de<br />
10.03. Mannheim, SAP Arena<br />
11.03. Frankfurt, Festhalle<br />
12.03. Hamburg, o2 Arena<br />
15.03. Stuttgart, Schleyer-Halle<br />
17.03. Oberhausen, Köpiarena<br />
19.03. Berlin, o2 World<br />
21.03. Hannover, TUI Arena<br />
24.03. Halle,<br />
Gerry-Weber-Stadion<br />
26.03. Leipzig, Arena<br />
27.03. Erfurt, Messehalle<br />
30.03. Köln, Lanxess Arena<br />
LORDS<br />
www.<strong>the</strong>lords.de<br />
30.03. Halle, Hotel Maritim<br />
31.03. Alsfeld, Hessenhalle<br />
12.04. Hamburg,<br />
Fliegende Bauten<br />
13.04. Erfurt, Thüringenhalle<br />
28.04. Gummersbach, Festzelt<br />
30.04. Teningen,<br />
Ludwig-Jahn-Halle<br />
02.06. Oberhausen, WDR 4<br />
Oldiemarathon<br />
09.06. Königs Wusterhausen,<br />
Funkerberg<br />
MANFRED MANN'S<br />
EARTHBAND<br />
www.dmc-music.de<br />
09.03. Morbach, Baldenauhalle<br />
10.03. Lohmar, Jabachhalle<br />
15.03. Biberach, Stadthalle<br />
16.03. Heilbronn, Harmonie<br />
17.03. Solingen,<br />
Festhalle Ohligs<br />
30.03. Hamm, Kurhaus<br />
31.03. Paderborn, Paderhalle<br />
27.04. Rosenheim, Ballhaus<br />
28.04. Karlsruhe,<br />
Festhalle Durlach<br />
29.04. Denzlingen,<br />
Kultur & Bürgerhaus<br />
NAZARETH<br />
www.dmc-music.de<br />
01.05. CH-Solothurn, Kofmehl<br />
14.05. Augsburg, Spectrum<br />
15.05. A-Judenburg, Festsaal<br />
16.05. Bad Aibling, Kurhaus<br />
18.05. Burglengenfeld,<br />
Veranstaltungszentrum<br />
Pfarrheim<br />
NAZARETH & URIAH HEEP<br />
www.dmc-music.de<br />
19.04. Münster,<br />
Jovel <strong>Music</strong> Hall<br />
20.04. Hamburg, Fabrik<br />
21.04. Ros<strong>to</strong>ck,<br />
Parkbühne IGA Park<br />
23.04. Chemnitz, Stadthalle<br />
24.04. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
26.04. Neu-Isenburg,<br />
Hugenottenhalle<br />
27.04. Bamberg,<br />
Stechert Arena<br />
28.04. Winterbach, Salierhalle<br />
30.04. Schopfheim, Stadthalle<br />
03.05. Koblenz, Sporthalle<br />
Oberwerth<br />
04.05. Zweibrücken,<br />
Westpfalzhalle<br />
05.05. Dormagen, Sportcenter<br />
07.05. CH-Zürich,<br />
Theater am Spirgarten<br />
08.05. A-Kufstein, Stadtsaal<br />
10.05. A-Wien, Gasometer<br />
11.05. Freising, Luitpoldhalle<br />
12.05. A-Feldkirchen, Stadthalle<br />
RANDY NEWMAN<br />
www.modernewelt.de<br />
04.03. Frankfurt, Alte Oper<br />
06.03. Stuttgart, Liederhalle<br />
08.03. München, Philharmonie<br />
13.03. Berlin, Admiralspalast<br />
Theater<br />
15.03. Hamburg, Laeiszhalle<br />
18.03. Bochum,<br />
Jahrhunderthalle<br />
19.03. Nürnberg,<br />
Meistersingerhalle<br />
OMEGA<br />
www.omega.hu<br />
10.05. Leipzig, Gewandhaus<br />
11.05. Suhl, Congress-Centrum<br />
12.05. Dresden, Kulturpalast<br />
17.08. Berlin, Zitadelle<br />
AXEL RUDI PELL<br />
www.continental-concerts.de<br />
20.04. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />
24.04. Langen, Neue<br />
Stadthalle Langen<br />
25.04. Saarbrücken, Garage<br />
27.04. Nürnberg, Hirsch<br />
28.04. Kaufbeuren, All-Karthalle<br />
29.04. CH-Pratteln, Z7<br />
01.05. Erfurt, HsD<br />
02.05. Berlin, Columbia Club<br />
04.– 06.05. Bochum, Zeche<br />
PUHDYS<br />
www.puhdys.com<br />
20.01. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
28.01. Berlin, Velodrom<br />
26.02. Prenzlau, Uckerseehalle<br />
17.03. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
31.03. Zittau, Westparkcenter<br />
02.05. Schwerin, Capi<strong>to</strong>l<br />
19.05. Friesack, Freilichtbühne<br />
26.05. Kamenz,<br />
Hutbergbühne<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 91<br />
CHRIS REA<br />
www.mlk.com<br />
03.02. Hamburg, CCH<br />
04.02. Berlin, ICC<br />
17.02. A-Wien, Stadthalle F<br />
20.02. Stuttgart,<br />
Porsche Arena<br />
22.02. München, Olympiahalle<br />
25.02. Mannheim,<br />
Rosengarten<br />
26.02. Dortmund,<br />
Westfalenhalle<br />
28.02. Frankfurt, Festhalle<br />
29.02. Oberhausen, König<br />
Pilsener Arena<br />
02.03. Hannover, AWD-Hall<br />
03.03. Magdeburg, Stadthalle<br />
04.03. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
06.03. Leipzig, Arena<br />
07.03. Erfurt, Messehalle<br />
08.03. Dresden, Kulturpalast<br />
MAGGIE REILLY<br />
www.sounds-promotion.de<br />
01.03. Pirna, Q24<br />
02.03. Cunewalde,<br />
Blaue Kugel<br />
04.03. Zwönitz,<br />
Veranstaltungszentrum<br />
05.03. Wittenberg,<br />
Phönix Theaterwelt<br />
06.03. Ros<strong>to</strong>ck,<br />
Kleinkunstbühne<br />
08.03. Ehmkendorf, Gutshaus<br />
09.03. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />
Bluesclub<br />
10.03. Twist, Heimathaus<br />
11.03. Duisburg, Steinhof<br />
12.03. Göttingen, Irish Pub<br />
13.03. Haßfurt, Rathaushalle<br />
15.03. Münster, Hot Jazz Club<br />
16.03. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />
17.03. Philippsthal,<br />
Kreuzberghalle<br />
Rockhaus<br />
www.rockhaus.net<br />
03.02. Potsdam, Lindenpark<br />
04.02. Großenhain,<br />
Kulturzentrum<br />
16.02. Gotha, The Londoner<br />
17.02. Glauchau, Alte Spinnerei<br />
18.02. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
24.02. Magdeburg,<br />
Hotel Maritim<br />
25.02. Landsberg,<br />
Goldener Löwe<br />
02.03. Leipzig,<br />
Theater Fabrik Sachsen<br />
03.03. Adorf,<br />
Event-Center-Glashaus<br />
04.03. Erfurt, Brettl<br />
09.03. Schwerin, Speicher<br />
10.03. Stralsund,<br />
Kulturschmiede<br />
11.03. Ros<strong>to</strong>ck, Ursprung<br />
15.03. Cottbus, Bebel<br />
16.03. Neuruppin, Stadtgarten<br />
17.03. Hoyerswerda,<br />
Kulturfabrik<br />
18.03. Berlin, Kulturbrauerei<br />
Kesselhaus<br />
Schwarzbrenner<br />
www.schwarzbrenner.de<br />
31.03. Bremen, Meisenfrei<br />
Blues Club<br />
SCORPIONS<br />
www.semmel.de<br />
12.05. Stuttgart,<br />
Schleyer-Halle<br />
13.05. Frankfurt, Festhalle<br />
13.10. München, Olympiahalle<br />
BRUCE SPRINGSTEEN<br />
www.mlk.com<br />
25.05. Frankfurt,<br />
Commerzbank-Arena<br />
27.05. Köln,<br />
RheinEnergieStadion<br />
30.05. Berlin, Olympiastadion<br />
12.07. A-Wien,<br />
Ernst Happel Stadion<br />
STING<br />
www.mlk.com<br />
19.02. Wien, Gasometer<br />
28.02. München, Kesselhaus<br />
29.02. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
02.03. Köln, E-Werk<br />
07.03. Stuttgart,<br />
Beethovensaal<br />
10.03. Berlin, Columbiahalle<br />
THE STRAITS<br />
www.dmc-music.de<br />
13.03. Stuttgart,<br />
LKA Longhorn<br />
17.03. München, Muffathalle<br />
STRANGLERS<br />
www.mlk.com<br />
21.04. Berlin, C-Club<br />
23.04. Hamburg, Fabrik<br />
24.04. Köln, Luxor<br />
JAMES TAYLOR<br />
www.mlk.com<br />
27.04. Berlin, Tempodrom<br />
28.04. Hamburg, Laeiszhalle<br />
09.05. Frankfurt, Alte Oper<br />
12.05. München, Philharmonie<br />
TEN YEARS AFTER<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
28.01. Gelsenkirchen, Kaue<br />
31.03. Mammingen,<br />
Kaminwerk<br />
11.05. Werdau, Stadthalle<br />
UFO<br />
www.crushconcerts.com<br />
27.04. Glauchau,<br />
Alte Spinnerei<br />
28.04. Malchim, Mecklenburger<br />
Mo<strong>to</strong>rradtreffen<br />
02.05. Metzingen, Festkeller<br />
03.05. Siegburg, Kubana<br />
05.05. Bochum, Matrix<br />
10.05. Detmold, Stadthalle<br />
11.05. Ingolstadt,<br />
Eventhalle Westpark<br />
URIAH HEEP<br />
www.dmc-music.de<br />
29.04. CH-Solothurn,<br />
Kulturfabrik Kofmehl<br />
02.05. Greiz, Stadthalle<br />
VINCENT ROCKS<br />
www.vincentrocks.de<br />
03.03. Vaihingen/Enz-Riet,<br />
Rockfestival<br />
16.03. Haigerloch,<br />
Schloss Haigerloch<br />
17.03. Ingersheim,<br />
Katholische Kirche<br />
14.04. Metzingen, Hirsch<br />
28.04. Mering,<br />
Mehrzweckhalle<br />
16.05. Neustadt,<br />
Kulturweinfest<br />
KIM WILDE<br />
www.semmel.de<br />
06.03. CH-Zürich, Volkshaus<br />
07.03. Mainz, Phönix-Halle<br />
08.03. Trier, Europahalle<br />
09.03. Köln, E-Werk<br />
10.03. Bremerhaven, Stadthalle<br />
12.03. Nürnberg, Löwensaal<br />
13.03. Stuttgart, Theaterhaus<br />
14.03. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />
15.03. Berlin, Columbiahalle<br />
JOHNNY WINTER<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
11.03. Münster, Jovel<br />
13.03. Bonn, Harmonie<br />
15.03. CH-Pratteln,<br />
Konzertfabrik Z7<br />
17.03. CH-Zug, Chollerhalle<br />
18.03. Heidelberg,<br />
Kongresszentrum
Simple<br />
Minds<br />
Frühe Alben – frisch poliert<br />
Neugierig blickt Jim Kerr dem Jahr 2012 entgegen. Schließlich wagt er ein<br />
mutiges Experiment: Mit seiner Band Simple Minds geht er unter dem Mot<strong>to</strong><br />
"<br />
5x5 Live" auf Tour. Dabei spielen er, der seit Bandgründung 1978 involvierte<br />
Gitarrist Charlie Burchill und Drummer Mel Gaynor jeweils fünf<br />
Songs von den ersten fünf Alben. Die werden am 10. Februar remastert mit<br />
diversen Bonus-Tracks wiederveröffentlicht: LIFE IN A DAY (1979), REEL<br />
TO REAL CACOPHONY (1979), EMPIRES & DANCES (1980), SONS &<br />
FASCINATION/SISTER FEELINGS CALL (1981) und NEW GOLD DREAM<br />
(1982). "<br />
Es wird spannend, weil es eine Nicht-Hit-Tour wird, weil unsere<br />
großen Erfolge erst danach kamen", erklärt<br />
Kerr im <strong>GoodTimes</strong>-Interview.<br />
Wie kamt ihr auf die Idee, diese Tour unter<br />
dem Mot<strong>to</strong> "<br />
5 x 5" zu bestreiten?<br />
Es gab verschiedene Gründe – natürlich auch die<br />
Wiederveröffentlichung dieser bislang eher vernachlässigten<br />
Alben. Wir waren aber schon bei<br />
den letzten Tourneen zu den ganz frühen Aufnahmen<br />
zurückgegangen; und wir stellten dabei<br />
fest, dass dieser Teil des Livesets viel Spaß machte<br />
– uns selbst und auch den Fans, obwohl viele von<br />
ihnen diese Songs gar nicht mehr kannten. Wir<br />
bereiten uns jetzt darauf vor, müssen viele Nummern<br />
ganz neu einstudieren – und gleichzeitig<br />
arbeiten wir an neuem Material, so dass wir Ende<br />
2012 ein frisches Album haben werden. Es ist übrigens<br />
kurios: Wir arbeiten wieder mit Steve Hillage,<br />
der uns schon in frühen Jahren produziert und<br />
den ich 30 Jahre lang nicht mehr gesehen hatte!<br />
Wart ihr bei den Wiederveröffentlichungen<br />
involviert?<br />
Charlie war stark beim Remastering dabei, hat sich ums Technische gekümmert,<br />
während das Artwork in meinen Bereich fiel.<br />
Die Alben beschreiben die Suche der Simple Minds nach ihrem<br />
Charlie Burchill (l.) und Jim Kerr (1989)<br />
eigenen Sound, ihrer Richtung – Charlie und du, ihr hattet ja mit<br />
der Cover-Band Biba-Rom begonnen ...<br />
Ja, das war unsere Schulband, danach gab es Johnny & The Self Abusers, ein<br />
sechsmonatiges Abenteuer mit einer Single. Diese Band gab uns den nötigen<br />
Tritt in den Hintern! Ohne sie säßen wir wahrscheinlich immer noch im Pub und<br />
würden darüber reden, dass wir irgendwann mal eine Band starten sollten (lacht)!<br />
LIFE IN A DAY war noch ziemlich am Punk orientiert?<br />
Eher New-Wave-mäßig. Post-Punk war es höchstens wegen der vorhandenen<br />
Energie von uns damals 19-Jährigen. Allerdings gelangen die Demos besser als<br />
das Album, das doch ziemlich glatt poliert klang. Wir hatten noch keine Ahnung<br />
vom Studio, es ist uns und dem Produzenten<br />
John Leckie nicht gelungen, das einzufangen,<br />
was uns live auszeichnete. Trotzdem war es ein<br />
wichtiges Album, weil es uns unseren ersten Plattenvertrag<br />
einbrachte und eine wichtige Lektion<br />
im Studio bescherte.<br />
Bei REAL TO REAL CACOPHONY wurde<br />
mehr experimentiert …<br />
Das war eine unmittelbare Reaktion auf diese<br />
Erfahrungen. Die Simple Minds hatten damals<br />
schon verschiedenste Seiten, und LIFE IN A DAY<br />
zeigte nur die poppige Facette. Die Liveshows<br />
und Demos ließen aber auch die experimentellere<br />
Seite und die dunklere Atmosphäre erkennen, die<br />
uns ebenfalls auszeichneten. Obwohl beide Alben<br />
innerhalb von nur sechs Monaten entstanden,<br />
käme man nie auf die Idee, dass sie von derselben<br />
Band stammen.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Philipp Roser<br />
Warum kommen die Demos jetzt nicht<br />
aufpoliert als Bonus mit?<br />
Wir haben sie zwar noch, auch viele Fans besitzen<br />
sie – aber es gab im Vorfeld Streit, wer die Rechte daran hält.<br />
Warum ist nur ein Deutschland-Konzert geplant (19.2. in Berlin)?<br />
Wir wollen erst mal die Reaktionen in den Medienstädten testen, aber wir reden<br />
schon über weitere Gigs.<br />
Philipp Roser<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
SINGLES<br />
VOR 45 JAHREN<br />
22. Januar 1967<br />
Monkees<br />
I’m A Believer<br />
Cat Stevens<br />
Mat<strong>the</strong>w And Son<br />
Tom Jones<br />
Green Green Grass Of Home<br />
Move<br />
Night Of Fear<br />
Rolling S<strong>to</strong>nes<br />
Let’s Spend The Night Toge<strong>the</strong>r<br />
Four Tops<br />
Standing In The Shadows Of Love<br />
Who<br />
Happy Jack<br />
Jimi Hendrix Experience<br />
Hey Joe<br />
Paul Jones<br />
I’ve Been A Bad Bad Boy<br />
Seekers<br />
Morning<strong>to</strong>wn Ride<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
LPs<br />
VOR 45 JAHREN<br />
22. Januar 1967<br />
Soundtrack<br />
The Sound Of <strong>Music</strong><br />
Monkees<br />
The Monkees<br />
Beach Boys<br />
Best Of The Beach Boys<br />
Rolling S<strong>to</strong>nes<br />
Between The But<strong>to</strong>ns<br />
Cream<br />
Fresh Cream<br />
Seekers<br />
Come The Day<br />
Who<br />
A Quick One<br />
Cliff Richard & The Shadows<br />
Finders Keepers<br />
Jim Reeves<br />
Distant Drums<br />
Geno Washing<strong>to</strong>n<br />
Hand-Clappin’ – Foot S<strong>to</strong>mpin’<br />
SINGLES<br />
VOR 40 JAHREN<br />
22. Januar 1972<br />
New Seekers<br />
I’d Like To Teach The World To Sing<br />
America<br />
A Horse With No Name<br />
Melanie<br />
Brand New Key<br />
Neil Reid<br />
Mo<strong>the</strong>r Of Mine<br />
Middle Of The Road<br />
Soley Soley<br />
Congregation<br />
Softly Whispering I Love You<br />
Elvis Presley<br />
I Just Can’t Help Believing<br />
Johnny Pearson<br />
Sleepy Shores<br />
Faces<br />
Stay With Me<br />
Cat Stevens<br />
Morning Has Broken<br />
GB-CHARTS<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
LPs<br />
VOR 40 JAHREN<br />
22. Januar 1972<br />
Cat Stevens<br />
Teaser And <strong>the</strong> Firecat<br />
Faces<br />
A Nod’s As Good As A Wink – To A Blind Horse<br />
T. Rex<br />
Electric Warrior<br />
John Lennon<br />
Imagine<br />
<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong><br />
<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> IV<br />
Various Artists<br />
The Concert For Bangla Desh<br />
Simon & Garfunkel<br />
Bridge Over Troubled Water<br />
Gilbert O’ Sullivan<br />
Himself<br />
Various Artists<br />
Mo<strong>to</strong>wn Chartbusters Vol. 6<br />
Carole King<br />
Tapestry<br />
SINGLES<br />
VOR 35 JAHREN<br />
22. Januar 1977<br />
Julie Coving<strong>to</strong>n<br />
Don’t Cry For Me Argentina<br />
David Soul<br />
Don’t Give Up On Us<br />
Barry Biggs<br />
Side Show<br />
Drifters<br />
You’re More Than A Number In My Little Red Book<br />
Stevie Wonder<br />
I Wish<br />
David Par<strong>to</strong>n<br />
Isn’t She Lovely<br />
10cc<br />
Things We Do For Love<br />
Status Quo<br />
Wild Side Of Love<br />
Boney M<br />
Daddy Cool<br />
Rose Royce<br />
Car Wash<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
LPs<br />
VOR 35 JAHREN<br />
22. Januar 1977<br />
Slim Whitman<br />
Red River Valley<br />
Abba<br />
Arrival<br />
Queen<br />
A Day At The Races<br />
Eagles<br />
Hotel California<br />
David Soul<br />
David Soul<br />
Stevie Wonder<br />
Songs In The Key Of Life<br />
Abba<br />
Greatest Hits<br />
Showaddywaddy<br />
Showaddywaddy’s Greatest Hits<br />
Wings<br />
Wings Over America<br />
Genesis<br />
Wind And Wu<strong>the</strong>ring<br />
Seite 92 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
© Pressefo<strong>to</strong><br />
DIE ANDEREN …<br />
Bester Sänger? Otis Redding<br />
Beste Sängerin? Aretha Franklin, Amy<br />
Winehouse & Adele<br />
Beste Band? Beatles<br />
Beste(r) Songschreiber(in)? Dylan, Lennon/<br />
McCartney, Holland/Dozier/Holland<br />
Unterschätzteste(r) Band/Solist?<br />
Marcy Playground<br />
Überschätzteste(r) Band/Solist? Zu viele<br />
Beste Single? "In The Midnight Hour" von Wilson<br />
Pickett<br />
Bestes Album? OTIS BLUE von Otis Redding<br />
Bester Song? "A Change Is Gonna Come",<br />
gesungen von Otis Redding, geschrieben von Sam<br />
Cooke<br />
Deine Allstar-Band? Jimi Hendrix (g, voc), John<br />
Bonham (dr) & Ronnie Wood (b)<br />
... UND ICH<br />
Welche Cover-Version möchtest du mal<br />
aufnehmen? Die Gespräche der Astronauten,<br />
die sie bei der ersten Mondlandung führten, als die<br />
Mikrofone ausgeschaltet waren.<br />
Welchen Song hättest du gern selbst<br />
geschrieben? Viele, vor allem die der Beatles –<br />
"Ticket To Ride".<br />
Wer sollte einen Song über dich schreiben,<br />
und wie sollte der heißen? Es gibt bereits einen<br />
Song, der über mich geschrieben wurde: Bobby<br />
McFerrins "Don't Worry Be Happy" (lacht).<br />
Was war das Highlight deiner Karriere?<br />
Bislang die Zuerkennung eines Ivor Novello Songwriting<br />
Awards durch meine Komponistenkollegen<br />
– es war ein magischer Abend: Jimmy Page schaute<br />
vorbei, Chris Blackwell von Island Records flog<br />
extra aus Jamaika ein, um mir die Auszeichnung zu<br />
überreichen.<br />
Dein Lebensmot<strong>to</strong>? Was du heute kannst besorgen,<br />
das verschiebe nicht auf morgen.<br />
EINIGE W0RTE ZU ...<br />
Middlesborough: Die Städteplaner haben dort<br />
einen exzellenten Job geleistet – die Stadt ist heute<br />
viel grüner und sauberer als damals, als ich dort<br />
aufwuchs. Ich liebe die Wärme und den Realitätssinn<br />
der "<br />
nor<strong>the</strong>rn people".<br />
Roadrunners: Meine erste Band, da war ich 13<br />
Jahre alt. Gitarrist Colin Bradley brachte mir den<br />
12-Bar-Blues bei – wir sind immer noch befreundet.<br />
KREUZVERHÖR<br />
Von Philipp Roser<br />
Paul Rodgers<br />
Ich vermisse<br />
Paul Kossoff<br />
Paul Rodgers ist einer der markantesten, ausdrucksstärks<br />
ten Rocksänger überhaupt, ließ seine Stimmbänder<br />
für Free, Bad Company, The Firm, The Law und Queen<br />
vibrieren. Jetzt konzentriert er sich jetzt wieder auf seine<br />
Solokarriere und lebt mit Gattin Cynthia im kanadischen<br />
Vancouver.<br />
Als ich letztes Jahr in Newcastle gastierte, spielten<br />
wir "Ain't Too Proud To Beg", das wir schon damals<br />
im Reper<strong>to</strong>ire hatten.<br />
Muddy Waters: Brillant, beflügelt mich heute<br />
noch. Ich kann es jedem Musiker nur empfehlen,<br />
mit beiden Ohren dem Mann zu lauschen, der den<br />
Rock'n'Roll inspirierte.<br />
Hubert Sumlin: Mit ihm verloren wir eine weitere<br />
Legende – er war als Gast bei einer meiner US-<br />
Shows dabei und spielte bei "All Right Now" mit, eine<br />
Riesenehre für mich! Er war ein wahrer Gentleman<br />
und hatte Stil.<br />
Paul Kossoff: Er war ein Seelenverwandter und<br />
Gitarrist, den ich immer noch vermisse.<br />
Songwriting: Kommt mal von mir und manchmal<br />
durch mich hindurch. Ab und zu höre ich einen kompletten<br />
Song im Kopf und muss mich nur hinsetzen<br />
und ihn spielen. Eines der jüngsten Beispiele dafür<br />
ist "Time To Shine" vom Q+PR-Album COSMOS<br />
ROCKS. Ich hatte die Musik aufgenommen, dann<br />
träumte ich den Text. Songs sind der Sauers<strong>to</strong>ff einer<br />
jeden Band!<br />
Benefizaktivitäten: Meine Frau Cynthia und<br />
ich helfen, wo immer wir können. Kinder, Tiere und<br />
Musik haben Heilkräfte und helfen, die Welt zu einem<br />
lebenswerteren Ort zu machen.<br />
PLEASE, ANSWER<br />
THE S0NG …<br />
Why Do Fools Fall In Love?<br />
Weil sie sich frei fühlen, ohne auf gesellschaftliche<br />
Begrenzungen Rücksicht zu nehmen.<br />
(Frankie Lymon, 1963)<br />
Where Have All The Good Times Gone?<br />
Nirgendwohin, sie sind immer mitten unter uns.<br />
(Kinks, 1965)<br />
What Are You Doing Sunday?<br />
Das weiß ich erst am Sonntag – wahrscheinlich<br />
mache ich einen Querfeldein-Spaziergang mit<br />
meiner Frau Cynthia.<br />
(Dawn, 1971)<br />
Who's Gonna Rock You?<br />
Meine Fans! (The Nolans, 1980)<br />
Why Believe In You?<br />
Jeder sollte an sich selbst glauben. (Texas, 1991)<br />
Samstag, 4. August 2012, 20 Uhr<br />
Stuttgart, Schleyer-Halle<br />
featuring Brian Wilson, Al Jardine, Mike Love,<br />
Bruce Johns<strong>to</strong>n & David Marks<br />
Sonntag, 4. März 2012, 19 Uhr<br />
Stuttgart, Liederhalle Hegel-Saal<br />
Das Beatles-<strong>Music</strong>al<br />
Donnerstag, 5. April 2012, 20 Uhr<br />
Stuttgart, Liederhalle Beethoven-Saal<br />
Akustik Tour 2012<br />
Samstag, 12. Mai 2012, 20 Uhr<br />
Stuttgart, Liederhalle Beethoven-Saal<br />
A Legendary Rock Opera<br />
by Pete Townshend<br />
and Des McAnuff<br />
Neuinszenierung<br />
von Ryan McBryde<br />
mit Londoner Cast<br />
Samstag, 1. Dezember 2012, 20 Uhr<br />
Stuttgart, Schleyer-Halle<br />
+ special guests<br />
Vorverkauf an der Konzertkasse im Saturn Stuttgart, Königsbau-Passagen<br />
sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen und bei:<br />
<strong>Music</strong> Circus Concertbüro GmbH Kartentelefon 07 11/22 11 05
BAND-ARCHIV HISTORY (Young) Rascals<br />
v.l.: Felix Cavaliere, Gene Cornish,<br />
Dino Danelli, Eddie Brigati<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Aus dem<br />
Bauch<br />
ins Gehirn<br />
Man nimmt was weg – und es kommt mehr heraus. Kann sein<br />
oder auch nicht, zumindest im Fall der Young Rascals. Die Band<br />
aus New York hatte sich Ende 1967 entschlossen, den ersten<br />
Teil ihres Namens zu streichen. Das Ergebnis geriet dann eher<br />
zwiespältig – was den frühen Ruhm des Quartetts aber bis heute<br />
nicht schmälern konnte.<br />
Anfang der Sechziger hatten Joey<br />
Dee & The Starliters ("Ya-Ya",<br />
"Peppermint Twist") in New<br />
York den Status eines Durchlauferhitzers.<br />
Diverse Musiker dockten<br />
hier vorübergehend an, darunter Jimmy<br />
Johnson (später Jimi Hendrix), Charles<br />
von den Neville Bro<strong>the</strong>rs tutete, sogar<br />
ein Hollywood-Star in spe – Joe Pesci<br />
("Good Fellas", "JFK") – riss an den Gitarrensaiten.<br />
In der berüchtigten Peppermint<br />
Lounge in Manhattan <strong>to</strong>bte<br />
das Leben, seit der Twist für Kohle und<br />
Karrieren sorgte.<br />
Etwa Anfang 1963 arbeiteten hier auch<br />
Musiker mit, denen schon bald der Sinn<br />
nach einer eigenen Band stand. Der<br />
Organist Felix Cavaliere (*29.11.1944<br />
in Pelham; Ex-Felix & The Escorts) war<br />
bereits ein Starliter, ihm folgte Drummer<br />
Dino Danelli (*23.7.1945 in New<br />
York) von Ronnie Speakes & The Elrods.<br />
Auch Sänger Eddie Brigati (*22.10.1946<br />
in Garfield, New Jersey) trat – als Nachfolger<br />
seines Bruders David – der beliebten<br />
Rumpel-Crew bei. Aus Kanada<br />
kam der Gitarrist/Bassist Gene Cornish<br />
(*14.5.1945 in Ottawa), der bis dahin<br />
u.a. mit der British-Invasion-Band The<br />
Unbeatables ("I Wanna Be A Beatle")<br />
seine Cents verdient hatte.<br />
Als die Twist-Hüften allmählich ausleierten,<br />
eher Souliges angesagt war<br />
und erste Väter<br />
ihre Garagen für<br />
den punkigen Rock<br />
ihrer Söhne räumten,<br />
stand für das<br />
Quartett fest: eigene<br />
Füße, eigene<br />
Band, eigene Kasse<br />
– The Young Rascals<br />
machten die<br />
Leinen los, so benannt<br />
von ihrem<br />
Manager, dem Veranstalter<br />
Sid Bernstein<br />
(Beatles/Shea<br />
Stadium). Er besorgte einen Plattenvertrag<br />
bei Atlantic, und gleich das exzellente<br />
45er-Debüt "I Ain't Gonna Eat<br />
Out My Heart Anymore" schaffte es in<br />
die Charts.<br />
Die „jungen Scheusale" komponierten<br />
auch selbst, verließen sich dennoch zu<br />
Beginn eher auf Erprobtes. Und ihnen<br />
gelangen – mit einem Mischanstrich<br />
aus Blue-Eyed Soul und Garage à la<br />
Mitch Ryder/Detroit Wheels und Righteous<br />
Bro<strong>the</strong>rs – Treffer wie "Mustang<br />
Sally", "In The Midnight Hour", "Too<br />
Many Fish In The Sea", "Land Of 1000<br />
Dances". "Good Lovin'" (#1) wurde<br />
zum Klassiker, und auch Dylans "Like<br />
A Rolling S<strong>to</strong>ne" funktionierte, alles<br />
auf den LPs THE YOUNG RASCALS<br />
und COLLECTIONS (1966/67, #15 und<br />
#14) zu hören. GROOVIN' (#5), mit<br />
dem gleichnamigen Nr.-1-Hit, signalisierte<br />
dann erste Veränderungen. Nur<br />
noch die starke Mo<strong>to</strong>wn-Nummer "A<br />
Place In The Sun" wurde geborgt, man<br />
rührte jetzt bevorzugt selbst an; dem<br />
Soul wurde Gospeliges injiziert, Garagiges<br />
leicht geschmirgelt, doch weiter auf<br />
gutem Niveau.<br />
Bald jedoch kam die Veranstaltung ins<br />
Rutschen, das „Young" wurde getilgt.<br />
Mot<strong>to</strong>: Wir sind nun erwachsen ...<br />
Nix Young Rascals:<br />
Diese LP enthält vier Titel von Felix<br />
(Cavaliere) & The Escorts von 1962<br />
Der schwere Kopf<br />
begann auf den<br />
einst mutigen<br />
Bauch zu drücken,<br />
Songs wurden länger:<br />
viele Gedanken,<br />
weniger Energie.<br />
"People Got To<br />
Be Free" (#1) und<br />
"A Beautiful Morning"<br />
(#3) trafen<br />
zwar nochmals voll,<br />
auch ONCE UPON A<br />
DREAM (1968; #9),<br />
doch auf der FREE-<br />
DOM SUITE (1969; #17) uferte es mit<br />
zwei Viertelstündern dann bereits aus<br />
– musikalisch noch immer erstklassig,<br />
hatte sich hier eine einst schwitzende,<br />
kratzbürstige Straßen-Crew zu bedeutungsschwangeren<br />
Pop-Künstlern<br />
gewandelt. Die Fans dankten mit Abkehr:<br />
SEE (1969; #45), SEARCH AND<br />
NEARNESS (1971; #198), PEACEFUL<br />
WORLD (1971; #122) und THE IS-<br />
LAND OF REAL<br />
(1972; #180)<br />
versuppten an<br />
der Kasse fast<br />
komplett.<br />
Brigati war 1970<br />
gegangen (Ego-<br />
Zoff mit Cavaliere), Cornish folgte<br />
1971, und im Folgejahr war Schluss.<br />
Keines der Bandmitglieder konnte nach<br />
der selbst gewollten Veränderung je<br />
wieder an alte Höhenflüge anknüpfen<br />
– weder in/mit Bands wie Bulldog<br />
oder Fo<strong>to</strong>maker und als Solisten in<br />
Seite 94 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
eigener Sache schon gar nicht. Einen<br />
Rückkehrversuch zur Form deuteten<br />
zwei Cavaliere-Projekte an, als er 2008<br />
(NUDGE IT UP A NOTCH) und 2010<br />
(MIDNIGHT FLYER) mit der Stax-Gitarristen-Legende<br />
Steve Cropper von den<br />
MG's kooperierte.<br />
Einer Kurzreunion (ohne Brigati) 1988<br />
folgte erst 1997 ein einziger Auftritt<br />
als Vierer – bei der Aufnahme der Rascals<br />
in die Rock'n'Roll Hall Of Fame.<br />
Im April 2010 gab es einen Mininachschlag<br />
bei einer Krebs-Benefizveranstaltung.<br />
Ansonsten herrscht Funkstille:<br />
Knatsch um die Namensrechte ...
Rocken für die Menschen<br />
Benefiz-Konzerte gehören längst zum guten Ton, Top-Künstler und/oder<br />
unbekannte(re) Acts machen's möglich. 1971 war das noch was Besonderes. Als<br />
die Sitar-Koryphäe Ravi Shankar sich im Sommer 1971 mit der Bitte um<br />
Hilfe für seine Heimat an George Harrison wandte, reagierte dieser<br />
prompt: Er stellte innerhalb<br />
weniger Wochen ein absolutes<br />
Staraufgebot zusammen<br />
und lieferte mit<br />
illustren Kollegen eine<br />
legendäre Veranstaltung<br />
ab. Das hatte mit dem<br />
Anlass, der dem Ganzen<br />
den Namen gab, zwar nur<br />
noch wenig zu tun, aber: Ex-<br />
Beatles traten live auf, und Bob<br />
Dylan beendete mit dieser Show seine<br />
jahrelange Bühnenabstinenz. Die beiden<br />
Konzerte am Nachmittag und Abend des 1. August 1971 im riesigen New Yorker<br />
Madison Square Garden waren restlos ausverkauft – und sie präsentierten einen<br />
guten Querschnitt durch die populäre Rockmusik der frühen 70er Jahre.<br />
Ravi Shankars Raga-Auftakt, George Harrison mit seinen besten Stücken und<br />
dem eilig komponierten Song "Bangla Desh", Billy Pres<strong>to</strong>n mit "That's The Way<br />
1962: Malvina und der kleine Junge<br />
HISTORY<br />
ROCK-CLASSICS<br />
Various Artists • The Concert For Bangla Desh • 18/95:32; 1972<br />
Ihre Songs wurden von Elvis Costello gecovert, von Joan Baez und Harry Belafonte,<br />
von Marianne Faithfull, Regina Spek<strong>to</strong>r und<br />
vielen anderen. Einer, komponiert vor 50 Jahren, ist<br />
zu einem nachhaltigen Genre-Klassiker geworden:<br />
"What Have They Done To The Rain?" – mit den<br />
Searchers zu Chart-Ehren gelangt (UK #4/1964 und<br />
US #29/1965). Die Komponistin ist leider fast vergessen<br />
– Malvina Reynolds (geboren am 23.8.1900<br />
in San Francisco als Malvina Milder, ges<strong>to</strong>rben am<br />
17.3.1978). Sie sang Folk, Blues und politische<br />
Lieder, zu den bekanntesten gehören neben "The<br />
Rain" (so der ursprüngliche Titel des Hits) noch<br />
"Little Boxes", "Magic Penny", "It Isn't Nice",<br />
"There's A Bot<strong>to</strong>m Below". Reynolds, die 1938 die<br />
Dok<strong>to</strong>rwürde an der Universität von Berkeley erlangte, gehörte zu den ersten<br />
Politaktivisten der Endvierziger, sie zählte zum Kreis Gleichgesinnter um Pete<br />
Gesuchtes nach (Bank-)Noten<br />
Yardbirds: I Wish You Would / A Certain Girl (Epic 5-9709) 1964<br />
God Planned It", Ringo Starr mit "It Don't Come Easy", Leon Russell mit einem<br />
furiosen Rolling-S<strong>to</strong>nes-Medley: All das wurde von einer All-Star-Band mit Eric<br />
Clap<strong>to</strong>n, Jim Horn, Klaus Voormann<br />
und anderen Hochkarätern gut<br />
umgesetzt. Als dann auch<br />
noch Bob Dylan die Bühne<br />
betrat, erhielt die Veranstaltung<br />
einen zusätzlichen<br />
Push, zumal sich<br />
der Meister stimmlich fast<br />
<strong>to</strong>tal renoviert darstellte.<br />
Und auch die finanzielle<br />
Hilfe kam zunächst wie erhofft<br />
zustande: Der Madison<br />
Square Garden überwies knapp<br />
250.000 Dollar an Bangla Desh. Leider dauerte es dann noch viele Jahre, bis<br />
auch die rund 15 Millionen Dollar aus Verkäufen dem Land zugute kamen, denn<br />
Plattenfirmen und Finanzbehörden (Harrison selbst zahlte eine Million an die<br />
englische Steuer) stellten sich quer. Dennoch bleiben diese Konzerte eines der<br />
absoluten Highlights in der Geschichte von Rockmusik als humanitär-karitativer<br />
Veranstaltung. Und sie verliehen George Harrison endgültig seinen verdient guten<br />
Namen.<br />
mr<br />
DATENBANK<br />
Seeger. Die Kalifornierin stand an der Spitze vieler Demos und Märsche gegen die<br />
Nukleartests in der Atmosphäre, die seit 1945 von den Amerikanern,<br />
Sowjets, Franzosen und Engländern durchgeführt wurden. Nachdem<br />
die Russen im Ok<strong>to</strong>ber 1961 die „Tsar Bomba" auf der Doppelinsel<br />
Nowaja Semlja gezündet hatten – bis heute das größte Monster überhaupt<br />
–, schrieb Reynolds 1962 als Reaktion<br />
"What Have They Done To The Rain", das<br />
den radioaktiven Niederschlag <strong>the</strong>matisierte.<br />
Knapp zehn Alben spielte die engagierte<br />
Sängerin und Gitarristin ab 1960 für unterschiedliche<br />
Labels ein. Die CD-Compilation<br />
EAR TO THE GROUND (Smithsonian Folkways<br />
Recordings SFW CD-40124) von 2000<br />
fasst 23 ihrer populärsten Titel auf einer<br />
Einzel-Disc zusammen – inklusive der unvergessenen Eröffnungszeile „Just a<br />
little boy, standing in <strong>the</strong> rain ..."<br />
bm<br />
RAR & TEUER<br />
Die Haarspray-Reklame ("Miss<br />
Disc", im „Rave"-Magazin) kam erst<br />
Ende 1966. Doch zwei Jahre zuvor<br />
hatten es die Yardbirds schon mal<br />
mit Werbung zu tun gehabt – obendrein<br />
ohne jede Kenntnis davon, und<br />
außerdem auf der Rückseite eines<br />
Plattencovers ... Ihre Single "I Wish<br />
You Would", eine Cover-Version des<br />
Billy-Boy-(Arnold-)Songs von 1955,<br />
stand in den USA zur Veröffentlichung<br />
als ihr dortiges 45er-Debüt<br />
an. Am 17.8. war es soweit, erste<br />
Exemplare mit einem Bildcover – wovon<br />
nie die Rede gewesen war – standen in den Läden. Und gleich mit einem<br />
Riesen-Klops auf der Front, falscher Titel: "I Wish You Could" ... Außerdem hatte<br />
Epic Records zusätzlich die Rückseite<br />
der Single-Tüte vermietet – für fesche<br />
Esquire-Socken in Jeanss<strong>to</strong>fftönen<br />
(„<strong>the</strong> smartest thing on two feet").<br />
Stunk rundum, Rückholaktion: Nach<br />
nur zwei Wochen (!) war die Tüte wieder<br />
einkassiert: Fehler weg, Socken<br />
weg. Und um jede größere Verzögerung<br />
bei der Markteinführung der<br />
britischen Senkrechtstarter zu verhindern,<br />
steckte das Vinyl beim Neustart<br />
in einem schlichten Firmenlochcover<br />
– eine Toprarität in spe war geboren.<br />
Im Juli 2010 mussten 357 Dollar auf<br />
den Tisch, um eine Auktion für das extrem seltene<br />
Stück mit Bildcover zu gewinnen ...<br />
bm<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 95
SPURENSUCHE<br />
HISTORY<br />
Steve Young<br />
Weich wie ein Brett<br />
Sein Name fällt nicht unbedingt auf, seine Musik schon – zumindest<br />
Fans kreativ-bodenständiger Feinkost vom Lande (und deutlich darüber<br />
hinaus). Der Sänger und Gitarrist ist der Sattel-Schlepper-Zunft<br />
längst entwachsen, hat etliche Song-Highlights gut an<br />
Kolleg(inn)en verkauft und kann sich darum auch mit 69 noch<br />
sorgenfrei bewegen.<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Ungebunden sein, das<br />
schätzt der Mann<br />
aus Georgia<br />
(*12.7.1942<br />
in Newnan) noch heute. In<br />
die säuselige Lagerfeuerecke<br />
wollten sie ihn schieben, als<br />
Country-Rocker verkaufen<br />
und ihm den Rebellenstempel<br />
– Stichwort: Americana –<br />
aufdrücken. Alles nicht ganz<br />
falsch, anpflocken konnten<br />
sie ihn jedoch nie, Young hat<br />
sich stets rechtzeitig entzogen<br />
– nicht zuletzt aus den Klammergriffen<br />
der Plattenindustrie.<br />
Steve Young, das ist Augenhöhe mit<br />
musikalischen Outlaws wie Waylon<br />
Jennings (ca. "The Wild Ones"), Lee<br />
Clay<strong>to</strong>n, David Olney, Willie Nelson, David<br />
Allan Coe, Townes van Zandt und<br />
einigen anderen Wegbereitern,<br />
die jedoch selbst<br />
nie ins ganz grelle Rampenlicht<br />
rückten. Nach der<br />
Highschool in Beaumont,<br />
Texas, und jugendlichen<br />
Wanderjahren durch Georgia<br />
und Alabama kam der<br />
Unangepasste – einziger<br />
je ausgeübter Beruf: Postbote<br />
in L.A. 1965 – zur<br />
Band S<strong>to</strong>ne Country. Nach<br />
nur einer LP für RCA war's<br />
vorbei, Young wollte raus.<br />
Er unterschrieb ab 1969<br />
Soloverträge bei A&M,<br />
Reprise und RCA, Geld<br />
musste rein; bis 1978 blieb<br />
es bei Kurzgastspielen für<br />
„Große".<br />
Die wenigen LPs genügten,<br />
um einige der besten und wichtigsten<br />
(weil lukrativen) Titel seiner<br />
Karriere zu präsentieren: "Seven<br />
Bridges Road", "Lonesome, On'ry<br />
And Mean", "Montgomery In The<br />
Rain" und "Alabama Highway"; sie<br />
wurden immer wieder von Mitstreitern<br />
wie Joan Baez, Rita Coolidge, Iain<br />
Mat<strong>the</strong>ws, Dolly Par<strong>to</strong>n und vor allem<br />
den Talerbringern The Eagles gecovert.<br />
Young war längst ein Star<br />
der Stars und Idol seiner Fangemeinde.<br />
Sie schätz(t)en – neben<br />
den großartigen Songs – vor allem<br />
eine unverwechselbare Stimme: einschmeichelnd<br />
weich, zugleich hart wie<br />
ein Brett.<br />
Mitte 1982 lieferte Young mit TO SA-<br />
TISFY YOU eine Glanzleistung ab – auf<br />
Rounder Records (hier: Line), noch das<br />
größte von Labels wie Mill (Schweden),<br />
Voodoo, Watermelon,<br />
Appleseed und<br />
Starry Pyramid,<br />
auf denen er<br />
künftig sporadisch<br />
veröffentlichen<br />
würde. Unter<br />
anderem mit dem exzellenten<br />
E-Gitarristen Mac<br />
Gayden kamen Goldstücke<br />
wie "They Call<br />
It Love", "No Expectations"<br />
und David Olneys<br />
"The Contender" (der<br />
Box[er-]Song schlechthin)<br />
aufs Band. Auf den<br />
heute nur noch schwer<br />
erhältlichen Folge-Alben<br />
LOOK HOMEWARD AN-<br />
GEL (1986) und LONG TIME<br />
RIDER (1990) hielt Young<br />
das hohe Niveau, ebenso<br />
auf SOLO/LIVE (1991) und<br />
SWITCHBLADES OF LOVE<br />
(1993).<br />
Der Einzelgänger mit Nomaden-Touch<br />
pausierte im<br />
Studio, kurierte Alkoholismus<br />
aus. Er verband Erfahrungsreisen<br />
– u.a. nach<br />
China, Indien, Ägypten, in<br />
die Mongolei, nach Australien<br />
– mit Konzerten, spielte<br />
die USA und Europa rauf und runter;<br />
dann und wann gab es Gigs mit Jubal,<br />
seinem heute 40-jährigen Sohn<br />
aus der Ehe mit der Singer/Songwriterin<br />
Terrye Newkirk. Überall kamen,<br />
nicht eben die Regel, hervorragende,<br />
ausbrechende Neuversionen<br />
seiner Songs an:<br />
Der simple Country-Stempel<br />
ist längst verblasst.<br />
Nach sieben Jahren<br />
gab es – Qualitätsverlust:<br />
null – wieder<br />
eine CD, PRI-<br />
MAL YOUNG. Dann<br />
setzte sich das Ein-<br />
Mann-Unternehmen erneut<br />
in Bewegung – per Au<strong>to</strong>, per<br />
Bahn, per Flieger.<br />
Was Young so gern und erfolgreich<br />
live präsentiert, setzte er 2005<br />
erstmals im Studio um: SONGLINES<br />
REVISITED, VOLUME ONE war der vorzügliche<br />
Beginn der Aufarbeitung eigenen<br />
Materials mit frischem Anstrich.<br />
Seine zweite Live-CD folgte 2007 mit<br />
STORIES ROUND THE HORSESHOE<br />
BEND.<br />
Steve Young (2.v.r.) mit S<strong>to</strong>ne County<br />
Mit 13 Alben auf zehn Labels in 42 Jahren<br />
gehört der musikalische Vagabund<br />
wahrlich nicht zu den berechenbarsten<br />
und produktivsten Künstlern. Steve<br />
Young („Ich bin der schlechteste Selbstverkäufer<br />
der<br />
Welt!") konnte<br />
dies aber zeitlebens<br />
kompensieren<br />
– durch<br />
ein starkes<br />
(Song-)Fundament,<br />
Geradlinigkeit<br />
und seine<br />
anerkannte<br />
Klasse an Mikro<br />
und Saiten. Der<br />
Fan von Carlos<br />
Mon<strong>to</strong>ya<br />
(1903–1993)<br />
und Dave Alvin (Blasters) macht Musik,<br />
um reisen zu können, und wo er einreist,<br />
macht er Musik. So (und mit Tantiemen)<br />
kommt er gut durch. „Eine 'Karriere'",<br />
hat Young mal gesagt, „ist mir wirklich<br />
völlig egal." Und genau diese Haltung<br />
führte zu einer sehr ungewöhnlichen ...<br />
Karriere.<br />
Seite 96 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Jean-Jacques Kravetz<br />
Maffay, Liszt &<br />
die Les Peetles<br />
Der Keyboarder Jean-Jacques Kravetz ist nicht nur wegen seiner<br />
Atlantis- und Frumpy-Vergangenheit sowie der jahrzehntelangen<br />
Mitgliedschaft in Peter Maffays Band und Udo Lindenbergs Panikorchester<br />
ein Urgestein der deutschen Rockszene. Der gebürtige<br />
Franzose (*23.5.1947) hat auch eine klassische Vergangenheit, studierte<br />
am Pariser Konserva<strong>to</strong>rium klassische Musik (Hauptinstrument:<br />
Saxofon, außerdem Klavier). Er betrieb eine Band mit Michel<br />
Polnareff (Jelly Rolls), ehe er 1967 nach Hamburg übersiedelte, wo<br />
er am Konserva<strong>to</strong>rium Saxofon unterrichtete und gleichzeitig seine<br />
Rockkarriere startete. Einen Bogen zwischen seinen beiden großen<br />
musikalischen Vorlieben schlägt der 64-Jährige auf seiner dritten<br />
Solo-CD (Arbeitstitel: LIVE AUF DER WARTBURG), die er live auf<br />
der Wartburg/Eisenach einspielte. Mit dabei: seine Söhne Pascal (g,<br />
keys, voc) und Julien (dr) sowie die Gitarristen Carl Carl<strong>to</strong>n, Frank<br />
Diez und Bassist Steffi Stephan). Weitere Gäste: Fools Garden, Caro<br />
und das 17-jährige Klavierwunderkind Camille Taver. Tags zuvor<br />
war auch sein Freund und Arbeitgeber Peter Maffay bei einem Empfang<br />
samt Dinner für Sponsoren von Kravetz' Musikstiftung sowie<br />
der in Eisenach ansässigen Lippmann & Rau-Stiftung anwesend und<br />
stand mit Jean-Jacques Kravetz auf der improvisierten Bühne.<br />
Wie kam es zu diesem Konzert?<br />
Ich erhielt von der Kulturbehörde und der Lippmann & Rau-Stiftung eine Einladung,<br />
anlässlich der 200-Jahr-Feier für den Komponisten Franz Liszt aufzutreten.<br />
Während der Gespräche im Vorfeld beschlossen wir, dass meine Musikstiftung<br />
Entrée – sie möchte junge Künstler, Studenten und Schüler unterstützen,<br />
die kein Geld haben – und die Lippmann & Rau-Stiftung künftig kooperieren.<br />
Wir haben darum diese Konzerte veranstaltet – das erste war nach drei Tagen<br />
ausverkauft, und wir haben gleich ein zweites drangehängt. Ich holte als Special<br />
Guest Peter Maffay für das Dinner, das vorher stattfand. Wir haben alles für eine<br />
CD mitgeschnitten, und so ist dieser musikalische Brückenschlag wunderbarerweise<br />
auch dokumentiert.<br />
Warum Brückenschlag?<br />
Ich hatte unseren „Nachwuchskünstler 2012" dabei, den wir fördern: Camille<br />
Taver, einen wunderbaren 17-jährigen Pianisten aus Frankreich. Er trug seine<br />
Eigenkomposition "Tombeau pour Franz Liszt" vor. Ich selbst habe auch einen<br />
Beitrag gespielt, eine Hommage an Franz Liszt. Und dann eben die Songs mit<br />
unseren Gästen.<br />
Bleibt es bei diesem einen Doppelkonzert auf der<br />
Wartburg?<br />
Wir haben beschlossen, dass wir in Thüringen auf jeden Fall mehrere Projekte<br />
auf die Beine stellen. Es werden Workshops ausgerichtet, wir werden dort auch<br />
die Platte präsentieren. Da wird der legendäre Tourveranstalter Fritz Rau dabei<br />
sein – wenn es irgendwie geht, denn er ist gesundheitlich ziemlich angeschlagen.<br />
Wir werden 120 Leute aus Politik, Kultur und Medien einladen, auch um für die<br />
Stiftungen zu werben.<br />
Warum all diese Projekte ausgerechnet in Thüringen?<br />
Sie fördern das dort mit öffentlichen Mitteln, haben auch unsere Wartburg-Kon-<br />
zerte mit einem Zuschuss ermöglicht! Das war sehr aufregend, so eine Einladung<br />
zu bekommen, denn die Wartburg ist ja Weltkulturerbe. „200 Jahre Franz Liszt"<br />
war der Einstieg – mein erstes Taschengeld hatte ich übrigens für eine Langspielplatte<br />
mit Klavierkonzerten von Liszt ausgegeben. Da war ich natürlich <strong>to</strong>tal s<strong>to</strong>lz,<br />
auf der Wartburg beim Liszt-Jubiläum dabei sein zu dürfen – und das auch noch<br />
mit einer Rockband! Wir haben unsere Lautstärke reduziert, soweit es ging – und<br />
am Ende sind wir mit den Leuten auf der Wartburg eine große Familie geworden<br />
und werden mehrere Sachen gemeinsam machen. Wir bereiten uns schon vor auf<br />
den großen Geburtstag von Richard Wagner 2013. Was wir machen, werden wir<br />
immer aufnehmen. Die neue Platte entspricht genau dem, was ich mir gewünscht<br />
habe: Es gibt ein Wort, das lautet Musik und schließt jede Richtung ein. Und genau<br />
das ist auf dieser Platte zu hören.<br />
Was war deine erste Pop- oder Rockplatte?<br />
Eine Single, die habe ich mir mit 15 Jahren geholt – da war ich zu Besuch bei<br />
meinem Cousin in Bournemouth in England. Der lud mich zu einem Konzert<br />
ein: Ich hatte die Wahl zwischen den Shadows mit Cliff Richard und den Beatles.<br />
Die Beatles waren mir nicht bekannt, die machten eine England-Tournee ohne<br />
Roadies, fuhren in einem kleinen Ford-Bus. Ich ging ganz neugierig hin und<br />
verstand keinen Ton von dem, was sie spielten, weil die Leute so kreischten. Ich<br />
habe mir anschließend sofort die EP gekauft, die ich noch immer im Schrank<br />
stehen habe: die mit "Twist And Shout" und drei weiteren Titeln (kam im UK<br />
1963 mit "Do You Want To Know A Secret", "A Taste Of Honey" und "There's A<br />
Place" raus, Anm. d. Au<strong>to</strong>rs). Bevor ich England verließ, habe ich mir gleich noch<br />
ihre neue Single gekauft, "She Loves You". Dann schwärmte ich in Frankreich von<br />
den Beat les, die dort noch niemand kannte! Kurz darauf haben wir die Band Les<br />
Peetles gegründet, uns als Beatles verkleidet und sie nachgespielt.<br />
Philipp Roser<br />
Fo<strong>to</strong>s: © Archiv Kravetz<br />
<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 97
© Pressefo<strong>to</strong><br />
... zuguterletzt Impressum<br />
Lance Lopez<br />
Sein Vater wurde als Soldat häufig versetzt,<br />
und so lebte Lance Lopez in Louisiana,<br />
Texas und Florida – überall sog er<br />
musikalische Einflüsse auf. Blues-Rock<br />
ist sein Metier, doch auch der Soul seiner<br />
früheren Arbeitgeber Johnnie Taylor und<br />
Lucky Peterson prägten den singenden<br />
Gitarristen. Jetzt hat er mit HANDMADE<br />
MUSIC seine sechste Solo-CD vorgelegt.<br />
Lance, zu Deutschland scheint es eine besondere<br />
Verbindung zu geben ...<br />
Ich begann vor etwa zehn, elf Jahren, mit<br />
meiner Band hier zu spielen, nachdem ich<br />
vorher schon mit<br />
Lucky Peterson<br />
da gewesen war.<br />
– in Deutschland<br />
läuft es<br />
richtig gut für<br />
mich. HAND-<br />
MADE MUSIC<br />
ist das zweite Album für das Label MiG in<br />
Hannover. Und dann wären da noch die<br />
familiären Bande: Mein Vater war mal in<br />
Baumholder stationiert, und ich habe zwei<br />
deutsche Halbbrüder. Sie leben hier, und<br />
ich besuche sie immer während meiner<br />
Tourneen.<br />
Du hast auch schon im "<br />
Rockpalast" gespielt.<br />
Sie hatten mich bereits 2006 eingeladen,<br />
allerdings war das die Zeit, als ich einige<br />
Jahre nicht nach Europa kam. Als es dann<br />
mit Gigs hier wieder klappte, meldete ich<br />
bei den „Rockpalast"-Leuten und konnte<br />
in einer Show mit Joe Bonamassa und<br />
The Brew spielen. Sie sprangen kurzfristig<br />
für Robin Trower & Jack Bruce ein, weil<br />
Bruce erkrankt war. Das Resultat ist als<br />
DVD meiner letzten CD SALVATION FROM<br />
SUNDOWN beigefügt.<br />
Die und HANDMADE MUSIC hat mit Jim<br />
Gaines ein renommierter Altmeister produziert<br />
...<br />
Stimmt. Wir kennen uns schon länger, aber<br />
ich konnte ihn mir nie leisten, weil mein<br />
früheres Label nicht das nötige Budget<br />
lockermachte. Jim hat mit so vielen großen<br />
Leuten gearbeitet, vor allem mit Gitarristen<br />
wie Steve Miller, Stevie Ray Vaughan,<br />
Carlos Santana, Ronnie Montrose,<br />
George Thorogood. Er ist Experte für <strong>to</strong>lle<br />
Gitarrensounds, hat zudem einiges aus mir<br />
herausgekitzelt. Wir kooperierten sehr eng,<br />
und er ist durchaus mit dafür verantwortlich,<br />
dass es diesmal rockiger zur Sache<br />
geht. SALVATION FROM SUNDOWN war<br />
ja ziemlich bluesig ausgefallen, mehr in<br />
Richtung des traditionellen Blues. pro<br />
Andy Fairwea<strong>the</strong>r<br />
Low & The Low Riders<br />
Chris Kramer<br />
In einer Show<br />
mit Bonamassa Live im Bahnhof, Ruhrpott-Blues<br />
live in Clubs mit Mick Taylor<br />
„Ich bin <strong>to</strong>tal happy,<br />
Hauptsache,<br />
die Fanzahlen<br />
steigen:<br />
Das klappt<br />
überall", zwinkert<br />
der sichtbar<br />
bestgelaunte<br />
Amen-Corner-<br />
Sänger in der<br />
Pause seines<br />
zweiten<br />
Konzerts im<br />
renovierten<br />
Bahnhof von<br />
Bad Salzuflen,<br />
in dem sich von<br />
Chris Farlowe<br />
bis Roachford<br />
regelmäßig drei<br />
Generationen<br />
Rock-Aris<strong>to</strong>kratie<br />
tummeln.<br />
„Derlei Adel habe ich auch in den Gaddabouts",<br />
sekundiert Fairwea<strong>the</strong>r, „mit Steve<br />
Gadd, Pino Palladino, der wunderbaren<br />
Edie Brickell – und ausgerechnet meiner<br />
Wenigkeit!" Heute ist er ganz bei seiner eigene<br />
Club-Combo, weiß genau, warum er<br />
der gefühlt aktuellen Live-DVD von 2008<br />
bereits die Konzert-CD LIVELY folgen lässt:<br />
„Ich wollte ein Dokument mit genau dieser<br />
Band. Chris Stain<strong>to</strong>n am Piano oder<br />
Richard Dunn an der Hammond waren <strong>to</strong>p,<br />
aber das besondere Flair Nick Pentelows<br />
(Ex-Roger Chapman) galt es einzufangen!<br />
Es gibt Perlen im Set wie 'Slowly' von<br />
Webb Pierce, nach dem viele Fans fragen."<br />
Am anderen Ende der Stilpalette "Lightnin'<br />
Boogie" vom Idol Lightnin' Hopkins, bei<br />
dem Low seinem Faible für harsche Äxte<br />
frönen kann. Drummer Paul Beavis brilliert<br />
als Meister rhythmischen Understatements<br />
und untergründiger Grooves, Dave<br />
Bronze, langjähriger Clap<strong>to</strong>n- und Procol-<br />
Partner, greift zum elektrischen Kontrabass<br />
und singt "Lowriders-Low-Harmonies".<br />
Der bas telte die CD aus Pult-Mitschnitten<br />
2009–2011. Fairwea<strong>the</strong>r: „Ich wollte das<br />
Ding für einen Zehner rausbringen, denn ich<br />
kenne meine Kaufgewohnheiten! In Hamburgs<br />
Down<strong>to</strong>wn hat jeder Zweite eine Platte<br />
gekauft" – und das in der Ära Download.<br />
„Alle Songs für mein neues Album sind geschrieben",<br />
wiederholt der Waliser, der jetzt<br />
auf Kate Bushs SNOW-Song "Wildman" zu<br />
hören ist: „Zunächst mal war ich kürzlich<br />
in den USA für den zweiten Wurf unserer<br />
Gaddabouts, zu dem unserer Sängerin Edie<br />
Brickell wieder schöne Songs einfielen: Ich<br />
habe noch nie eine Künstlerin erlebt, die so<br />
viel zur Auswahl hatte – und uns nach unserer<br />
Meinung fragte. Ich mochte sie echt<br />
alle. Wir hatten verboten viel Spaß, fast alles<br />
entstand live: LOOK OUT NOW erscheint am<br />
12. Februar 2012 – wir <strong>to</strong>uren im Mai durch<br />
die USA!"<br />
utw<br />
KRAMER KOMMT heißt die neue CD vom<br />
Ruhrpott-Blueser und Harpvirtuosen Chris<br />
Kramer. Er bringt <strong>GoodTimes</strong> auf den neuesten<br />
Stand der Dinge.<br />
Warum hast du die CD in Deutschland eingespielt,<br />
wie wirkte sich das aus?<br />
Ich hatte mir mit CHICAGO BLUES einen<br />
Herzenswunsch erfüllt<br />
und das Album<br />
mit Teilen der Muddy<br />
Waters Band in<br />
den USA aufgenommen.<br />
Nach dieser<br />
traditionellen Arbeit wollte ich bewusst<br />
moderner, zeitgemäßer und rockiger zu<br />
Werke gehen und so den Weg von KOMM<br />
MIT und UNTERWEGS weiterverfolgen.<br />
Mick Taylor und Chuck Leavell sind wieder<br />
dabei – was verbindet dich mit ihnen?<br />
Chuck hatte ich in Macon, Georgia, getroffen<br />
und dort aufgenommen. Bei ihm<br />
hat mich vor allem sein Wesen tief beeindruckt,<br />
was für ein klasse Mensch! Für<br />
mich war es ein unglaublich <strong>to</strong>lles Gefühl,<br />
dass ein Musiker, der soviel erreicht und<br />
mit den S<strong>to</strong>nes, Clap<strong>to</strong>n und den Allman<br />
Bro<strong>the</strong>rs Rockgeschichte geschrieben hat,<br />
sich so intensiv auf meine Song vorbereitete!<br />
Mick Taylor, mit dem ich in London<br />
aufnahm, ist immer noch ein Ideenquell.<br />
Durch seine sensible, eher zurückhaltende<br />
Art und rhythmische Raffinesse schafft er<br />
es, Songs seinen unnachahmlichen Stempel<br />
aufzudrücken.<br />
Wie sind inzwischen die Reaktionen auf<br />
die deutschen Texte?<br />
Es gibt natürlich immer noch Menschen,<br />
die sich kategorisch dagegen sträuben,<br />
dass uramerikanische Musik in deutscher<br />
Sprache gesungen wird – aber die kann<br />
ich sowieso nie erreichen. Den großen<br />
Unterschied in den Reaktionen merkt<br />
man vor allem live. Hier bekomme ich<br />
Applaus für Textzeilen und Ansagen, weil<br />
es die Leute einfach verstehen, darüber<br />
lachen oder es sie berührt. So gewinne<br />
ich ihre Aufmerksamkeit und am Ende<br />
hoffentlich auch ihr Herz.<br />
Du bist mit einer deutschen Allstar-Band<br />
live unterwegs – wie kam's dazu?<br />
Das sind Freunde, die auch die CD einspielten.<br />
Ich bin sehr dankbar, dass so <strong>to</strong>lle<br />
Musiker mit mir unterwegs sind; und das<br />
Publikum merkt auch, dass jeder einzelne<br />
ein Meister seines Faches ist und wir zusammen<br />
einfach viel Spaß haben. pro<br />
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Seite 98 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
P A U L V I N C E N T<br />
Ticket To Ride • Norwegian Wood • I Saw Her Standing There<br />
You’ve Got To Hide Your Love Away • Girl • Blackbird<br />
I Feel Fine • In My Life • Daytripper • I’ve Just Seen A Face<br />
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Paul Vincent’s brand new CD now available at:<br />
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