26.02.2014 Aufrufe

GoodTimes - Music from the 60s to the 80s Led Zeppelin (Vorschau)

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Paul Rodgers • Roy Buchanan • Peter Maffay • Star-Club • Knopfler/Dylan • Simple Minds • Love Affair<br />

D: 6,50 • Schweiz CHF 12,00 • A • L • NL • I • B: 7,00 • Nr. 1/2012 • Februar/März • www.goodtimes-magazin.de<br />

Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

Paukenschlag<br />

mit Mädels<br />

Beatles<br />

Noch mehr Comics<br />

der Fab Four<br />

City<br />

Tabu-Brecher<br />

und Millionen Fans<br />

Eloy<br />

Frank Bornemann:<br />

zurück in der Spur<br />

Die Toten Hosen<br />

Postraub, Rosen<br />

und die Fußball-WM<br />

Songwriter-<br />

Ersatz-<br />

Spieler<br />

Quiz!<br />

Unbekannte Musiker<br />

in populären Bands<br />

Indianer in<br />

der Rockmusik<br />

Jean-Jacques Kravetz • Bernd Witthüser • (Young) Rascals • Supercharge • Darlene Love • Rusty Anderson


INHALT<br />

Ausgabe 116 · Februar/März 2012<br />

10 <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong><br />

IV – Der Platin Meilenstein<br />

14 50 Jahre Star-Club<br />

Gigantenauftrieb an der Elbe<br />

16 Beatles<br />

Die Fab Four in Comic & Zeichentrick – Teil 2<br />

19 Eloy<br />

Zurück in der Spur<br />

20 Indianer in der Rockmusik<br />

Klagelied & Kampfansage<br />

23 Bernd Witthüser<br />

Jesus, Motten und reichlich Trips<br />

24 Christmas-Rock-Festival<br />

Weihnachts-Rock, Handelsklasse A!<br />

26 Komponisten-Quiz<br />

Songs von Maskierten: Wer hat's geschrieben?<br />

28 Roy Buchanan<br />

Früher Meister<br />

29 Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

Paukenschlag mit Mädels<br />

64 <strong>GoodTimes</strong>-Tipp<br />

Bellowhead – Dakota Suite<br />

66 The Show Must Go On<br />

Falsche" Nasen<br />

"<br />

68 Memphis Gold<br />

Blues-Porträt No. 33<br />

69 Steve Ellis<br />

Ein Shouter blickt nach vorn<br />

70 Geburtstage<br />

Paul Jones – Carole King – Don Everly<br />

71 Christian Simon<br />

Wiedersehen mit Lionel<br />

72 <strong>GoodTimes</strong>-Newcomer<br />

Norb Payr – Der Tiefe Raum – Veronica Falls – <strong>Led</strong>foot<br />

74 Live<br />

Mark Knopfler / Bob Dylan – Aida Night Of The Proms<br />

75 Rusty Anderson<br />

Vom Klinkenputzer zu McCartney<br />

78 Peter Maffay<br />

Eine Frage der Zeit<br />

79 Die Toten Hosen<br />

Posträuber Biggs & DDR per Fahrrad<br />

80 Cover-Versionen<br />

Folge 8<br />

82 Darlene Love<br />

Soul-Porträt No. 40<br />

83 Supercharge<br />

Enthüllung: Knapp "<br />

verzappt"!<br />

84 City<br />

Selbstmord und Mauerkritik<br />

88 Es war einmal ...<br />

Ein Blick zurück auf Denkwürdiges<br />

92 Simple Minds<br />

Frühe Alben – frisch poliert<br />

93 Paul Rodgers<br />

Kreuzverhör<br />

94 (Young) Rascals<br />

Band-Archiv<br />

96 Steve Young<br />

Spurensuche<br />

97 Jean-Jacques Kravetz<br />

Maffay, Liszt & die Les Peetles<br />

98 ... zuguterletzt<br />

Lance Lopez – Andy Fairwea<strong>the</strong>r Low – Chris Kramer<br />

<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong>, S. 10<br />

Eloy, S. 19<br />

RUBRIKEN<br />

4 Aktuell – Neues aus der Szene<br />

30 CD/Vinyl-Vorstellungen<br />

56 DVD/Blu-ray-Vorstellungen<br />

58 Buch-Vorstellungen<br />

60 <strong>GoodTimes</strong>-Shop<br />

62 Kleinanzeigen<br />

Edi<strong>to</strong>rial<br />

50 Jahre<br />

Star-Club, S. 14<br />

Die Toten Hosen, S. 79<br />

Gemessen an der Stimmung, am Unterhaltungswert<br />

und an den Performances war das „2. Christmas-Rock-<br />

Festival" am 4. Advent in Vaihingen/Enz wieder ein voller<br />

Erfolg und eines der Highlights im <strong>GoodTimes</strong>-Jahr<br />

2011. Wer nicht vor Ort dabei sein konnte, kann sich<br />

auf unserer Homepage durch die dort hinterlegte Videodokumentation<br />

überzeugen lassen.<br />

Beatles, S. 16<br />

City, S. 84<br />

63 Abo-Bestellschein<br />

76 Kolumne: Tatzes Streifzüge<br />

90 Konzertkalender<br />

92 Charts<br />

94 His<strong>to</strong>ry<br />

98 Impressum<br />

Vielversprechend liest sich auch das Programm der Veranstaltung<br />

„50 Jahre Pop". Gleich zwei Abende hat Macher Holm Dressler für<br />

den 3. und 4. Februar 2012 in Leipzig angesetzt. Wir hoffen, dass im zweiten<br />

Anlauf alles klappt (Infos: siehe „News" im Heft). Empfehlung: Bis zum TV-<br />

Großereignis immer wieder mal im Internet einen Blick auf www.50jahrepop.de<br />

werfen, um aktuell informiert zu sein!<br />

Eine weniger erfreuliche Mitteilung kann ich Ihnen, liebe Leser, leider nicht<br />

ersparen: Nachdem <strong>GoodTimes</strong> fünf Jahre den Verkaufspreis stabil halten konnte,<br />

kommen wir wegen steigender Kosten (Papier, Produktion, Personal, Por<strong>to</strong>)<br />

nicht umhin, den Heftpreis von 5,90 € auf 6,50 € zu erhöhen. Da der Umfang<br />

unseres Magazins in den vergangenen Jahren um mächtige ca. 35 Prozent (!)<br />

zugenommen hat, hoffen wir auf Ihr Verständnis für diesen Schritt. Wir möchten<br />

den – uns von verschiedensten Seiten immer wieder attestierten – hohen<br />

Standard nicht nur halten, sondern ihn quantitativ und natürlich auch qualitativ<br />

weiter ständig verbessern. Dabei sind wir nach wie vor für Anregungen Ihrerseits<br />

stets dankbar! Wir werden uns anstrengen, Hinweise aufzugreifen, die wir<br />

beim „Christmas-Rock-Festival" in persönlichen Gesprächen erhielten – genau<br />

wie diejenigen, die Sie uns telefonisch, per Brief und Mail zukommen lassen.<br />

Dafür meinen ausdrücklichen Dank!<br />

Ich wünsche Ihnen – auch im Namen aller Mitarbeiter – ein erfolgreiches und<br />

vor allem gesundes Jahr 2012!<br />

Fabian Leibfried<br />

-Herausgeber/Chefredakteur-<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 3


News Aktuell News Aktuell<br />

„Eigentlich war die einzige Schwierigkeit<br />

an diesem Album der Titel", verriet der<br />

Protagonist vorab. RINGO 2012 heißt das<br />

Werk des Beatles-Drummers nun – eine<br />

Anspielung auf RINGO von 1973, von dem<br />

Ringo Starr "Step Lightly” übernommen<br />

und neu bearbeitet hat, ebenso wie<br />

"Wings” vom 1978er Opus RINGO THE<br />

4TH. „Für eine ganz kurze Zeit wollte ich<br />

das Album 'Motel California' nennen, wegen<br />

eines coolen Fo<strong>to</strong>s von einem Motel in<br />

L.A., das ich hinten auf dem Cover haben<br />

wollte”, verriet Starr. „Aber dann überlegte<br />

ich mir, dass mein langjähriger Freund<br />

und neuer Schwager Joe Walsh bereits auf<br />

einem guten Album mit einem ähnlichen<br />

Titel gewesen war." Auf dem am 10. Februar<br />

erscheinenden Werk sind neben Walsh<br />

auch Kenny Wayne Shepherd, Michael<br />

Bradford, Steve Dudas, Charlie Haden, Amy<br />

Keys, Kelly Moneymaker, Richard Page, Van<br />

Dyke Parks, Dave Stewart, Bruce Sugar,<br />

Benmont Tench, Don Was und Edgar Winter<br />

zu hören+++<br />

Erstmals seit dem Erfolgsalbum 1984 bringen<br />

Van Halen am 3. Februar mit A DIF-<br />

FERENT KIND OF TRUTH einen Longplayer<br />

heraus, auf dem David Lee Roth singt. Beim<br />

Erscheinen dieser <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe<br />

dürfte die vorab ausgekoppelte Single "Tat<strong>to</strong>o"<br />

bereits heftig bei den Radiostationen<br />

rotieren. Im Rahmen einer exklusiven Performance<br />

in New York am 5. Januar gaben<br />

Roth und die Van-Halen-Brüder Eddie und<br />

Alex bekannt, ab dem 18. Februar durch<br />

Nordamerika zu <strong>to</strong>uren. Vorgruppe: Kool &<br />

The Gang!?! Über deutsche Daten war bei<br />

Redaktionsschluss noch nichts bekannt+++<br />

Passend zu den zahlreichen Veröffentlichungen<br />

der 1973er Rockoper von The<br />

Who gibt es jetzt die 1979er Verfilmung<br />

von „Quadrophenia" (Universal, 120 Min.)<br />

auch als Blu-ray. Naturgemäß fällt der<br />

Bild- und Tongewinn im Vergleich zur DVD<br />

eher gering aus, interessant für Film- und<br />

Who-Freaks dürfte aber das Bonus-Material<br />

sein: "A Way Of Life: Making Quadrophenia"+++<br />

Nicht zu bremsen scheint Paul McCartney<br />

in seinen Aktivitäten: Mit KISSES<br />

ON THE BOTTOM kommt am 3. Februar<br />

das nächste Album des Ex-Beatles. Dabei<br />

handelt es sich um eine Hommage an seine<br />

persönlichen Lieblingssongs plus zwei<br />

eigene Kompositionen. Sie entstand mit<br />

Hilfe des Grammy-prämierten Produzenten<br />

Tommy LiPuma und von Diana Krall und<br />

ihrer Band. Dazu kommen Gastauftritte<br />

von Eric Clap<strong>to</strong>n und Stevie Wonder. Es ist<br />

eine sehr persönliche Reise durch amerikanische<br />

Kompositionen, die Paul teilweise<br />

zum ersten Mal hörte, als sein Vater sie auf<br />

dem heimischen Piano spielte. Laut „Macca"<br />

sind es Songs, die „die Grundlage für<br />

einen guten Teil von Johns und meiner<br />

Arbeit bildeten". Erstmals abeitete er ausschließlich<br />

in der Gesangskabine, ohne ein<br />

Instrument zu spielen. Die beiden Eigenkompositionen<br />

tragen die Titel "My Valentine"<br />

und "Only Our Hearts"+++<br />

Gotthard haben einen neuen Sänger.<br />

Der Nachfolger des im letzten Jahr tragisch<br />

verunglückten Steve Lee heißt<br />

Nic Maeder (*1971) und ist gebürtiger<br />

Schweizer. Unter den internationalen Bewerbern<br />

befanden Klaus Doldinger sich neben Neulingen<br />

und unbekannten Stimmen auch diverse<br />

berühmte Namen. „Die Einmaligkeit eines<br />

jeden Kandidaten machte uns die Entscheidung<br />

nicht leicht. Es war ein langer<br />

und schwieriger Weg bis hierhin", meint<br />

Schlagzeuger Hena Habegger. Als Zweijähriger<br />

war Maeder mit seiner Familie<br />

nach Melbourne, Australien, gezogen,<br />

war in verschiedenen Bands und feierte<br />

Erfolge mit seiner eigenen Gruppe Maeder.<br />

Er spielt auch Gitarre und Piano+++<br />

Die Sensation ist perfekt: Die Beach Boys<br />

feiern ihr 50-jähriges Jubiläum mit einer<br />

Wiedervereinigung, einem neuen Studio-<br />

Album, zahlreichen Katalogveröffentlichungen<br />

und einer weltweiten Tournee,<br />

die im April mit einem Auftritt als Headliner<br />

beim New Orleans Jazz & Heritage<br />

Festival beginnt. Die Cousins Brian Wilson<br />

und Mike Love sowie Al Jardine haben<br />

ihren jahrzehntelangen Streit, der auch<br />

vor Gerichten ausgetragen wurde, beigelegt<br />

und arbeiten mit Bruce Johns<strong>to</strong>n (ab<br />

Rock + Pop<br />

Memorabilia<br />

Wall Of Fame • P.O. Box 1950 • 48580 Gronau<br />

Tel.: 0171/7412584 • eMail: info@wall-of-fame.de<br />

Internet: www.wall-of-fame.de<br />

Goldene Schallplatten, Signaturen etc. von Abba<br />

bis Zappa. Das weltweit größte Angebot an Raritä ten<br />

aus dem Bereich Rock+Pop Memorabilia.<br />

Anfragen bitte telefonisch.<br />

© Promofo<strong>to</strong><br />

1965 dabei) sowie David Marks an einem<br />

neuen Album. „Dieses Jubiläum ist etwas<br />

ganz Besonderes für mich, denn ich habe<br />

die Jungs vermisst, und es wird für mich<br />

sehr spannend, mit ihnen eine neue Platte<br />

zu machen und wieder auf der Bühne zu<br />

stehen", kommentierte Wilson die Reunion,<br />

die Love so beschrieb: „Wir haben uns bei<br />

Capi<strong>to</strong>l Records getroffen und noch einmal<br />

'Do It Again' aufgenommen. Brian machte<br />

mir ein großes Kompliment, als er sagte,<br />

'wie kann jemand so viele Jahre später<br />

noch immer so großartig klingen?' Später,<br />

als wir an den Harmonien zu einem neuen<br />

Song von Brian arbeiteten, konnte ich das<br />

Kompliment erwidern. Es war ein wahrer<br />

Nervenkitzel, gemeinsam mit Brian, Alan<br />

und Bruce wieder um ein Piano herumzustehen<br />

und aus erster Hand die brillanten<br />

Fähigkeiten meines Cousins zu erleben,<br />

etwa seine unglaubliche Begabung für<br />

Gesangsharmonien. Ich freue mich auch<br />

schon darauf, wenn David Marks sich zu<br />

uns gesellt und uns seine fantastischen<br />

Surf-Gitarrenriffs darbietet."+++<br />

DAMAGE CONTROL hat Shouter Jeff<br />

Scott So<strong>to</strong> sein neues Album genannt,<br />

das fast fertig ist und mit Gästen wie Dave<br />

Meniketti (Y&T), Jamie Borger (Talisman,<br />

Treat), Casey Grillo (Kamelot) und Joel<br />

Hoekstra (Night Ranger) aufwartet+++<br />

Die Gerüchteküche brodelte, jetzt<br />

herrscht Gewissheit. Die vier Originalmitglieder<br />

von Black Sabbath (Sänger<br />

Ozzy Osbourne, Gitarrist Tony Iommi,<br />

Bassist Geezer Butler und Drummer Bill<br />

Ward) haben sich wiedervereinigt, um<br />

gemeinsam mit Produzent Rick Rubin<br />

ihr erstes Studio-Album seit 33 Jahren<br />

aufzunehmen und 2012 auf große Welt<strong>to</strong>urnee<br />

zu gehen. Am 4. Juni geben sie<br />

in der Westfalenhalle in Dortmund ihr<br />

einziges Konzert in Deutschland, ehe sie<br />

das Download Festival in England headlinen<br />

(10.6.). Die Neuigkeit verkündete<br />

das Quartett am 11.11.11 in Los Angeles<br />

im Whisky A Go-Go, wo die Band genau<br />

41 Jahre zuvor ihr erstes L.A.-Konzert gespielt<br />

hatte. Modera<strong>to</strong>r der Pressekonferenz<br />

war kein Geringerer als Henry Rollins,<br />

der trocken kommentierte: „Es gibt wohl<br />

keine Band der Welt, die einen Tropfen<br />

Napalm taugt, die sich nicht wünscht,<br />

'War Pigs' geschrieben zu haben." Als<br />

Veröffentlichungszeitraum für das Album<br />

ist der Herbst 2012 angepeilt+++<br />

© Promofo<strong>to</strong><br />

Sänger Robin McAuley hat sich nach über<br />

20 Jahren wieder mit Michael Schenker zusammengetan<br />

und die McAuley Schenker<br />

Group (MSG) für eine US-Tour ab Mitte<br />

Februar reformiert. Weiter mit dabei sind<br />

Elliot Rubinson (b), Wayne Findlay (keys, g)<br />

und Pete Holmes (Back 'N Blue)+++<br />

Sie sind nicht die ersten, die sich an das<br />

ambitionierte Projekt wagten, erfüllten<br />

sich aber damit einen Herzenswunsch:<br />

„SGT PEPPER'S überschreitet alle musikalischen<br />

Grenzen, und es ist reizvoll, dieses<br />

Werk komplett instrumental aufzuführen",<br />

begründete Ausnahmegitarrist Andy Timmons,<br />

warum er das Beatles-Album mit<br />

seiner Band für das Label Favored Nations<br />

eingespielt hat. „Ich habe alles aus dem<br />

Gedächtnis arrangiert", sagte Timmons,<br />

der auch "Strawberry Fields Forever” integrierte,<br />

das einst auf das Originalalbum<br />

sollte, dann aber doch weggelassen wurde.<br />

Mit dabei waren Bassist Mike Daane und<br />

Drummer Mitch Marine+++<br />

Als „die erste selbst produzierte deutsche<br />

Punkplatte" preist Wiederveröffentlichungsspezialist<br />

Sireena Records MUCH<br />

FUNNY der Hannoveraner Rotzkotz an.<br />

1979 erstmals erschienen, ist die Platte<br />

nun (mit Bonus-Tracks) erstmals auf<br />

CD erhältlich. Auch die weiteren Sireena-<br />

Neuveröffentlichungen machen neugierig:<br />

Auf Vinyl gibt's Nektars DOWN TO EARTH,<br />

von Labelchef Tom Redeckers Musikkommune<br />

Electric Family (mit Hagen Liebing/<br />

Ärzte, Burghard Rausch/Agitation Free+Bel<br />

Ami, Ulla Meinecke, Rainer Kirchmann/<br />

Pankow, Ingo York/Pankow, Volker Kahrs/<br />

Grobschnitt+Taras Bulba, Tex Mor<strong>to</strong>n/Lolitas,<br />

Peter Apel, Anke Lautenbach/ Passport,<br />

Rolf Kirschbaum/Witt+Pachinko Fake, The<br />

Voodoo/Phillip Boa und Hermann Lammers-Meyer)<br />

gibt's ein Reissue von ICE<br />

CREAM PHOENIX – RESURRECTION. Ein<br />

Kuriosum des Albums ist, dass Ulla Meinecke<br />

erstmalig auf Platte einen englischen<br />

Text sang! Als Bonus neben einer alternativen<br />

Version des Pink Floyd-Klassikers "Careful<br />

With That Axe, Eugene!" sind zwei Mitschnitte<br />

eines Konzerts der Electric Family<br />

beim Internationalen Filmfest in Schwerin<br />

2003 zu hören. Im März folgen dann QUA-<br />

SAR von Mythos, ROCK LIONS (1981) und<br />

HARD BREATH (1982) der Bochumer Rocker<br />

Faithful Breath als Twofer sowie SECOND<br />

WIND von Bullfrog. Für April ist AUFRISS<br />

von Nuala angekündigt+++<br />

Der bundesweite Musikförderpreis startet<br />

durch: Ab sofort können sich Newcomerbands<br />

auf der Website www.musikfoerderpreis.de<br />

bis zum 29. Februar bewerben.<br />

Unter dem Vorsitz von Echo-Executive-<br />

Producer Gerd Gebhardt sucht eine hochkarätige<br />

Jury aus Musikprofis, darunter<br />

Produzent Olaf Opal (Sportfreunde Stiller,<br />

Juli, Klee), nach der besten Newcomerband<br />

Deutschlands. Ziel des Musikförderpreises<br />

ist es, den teilnehmenden Gruppen nicht<br />

nur einen kurzfristigen Erfolg zu bescheren,<br />

sondern sie nachhaltig zu fördern.<br />

Deshalb erhalten die 14 Sieger der ersten<br />

Runde die Möglichkeit, Praxiserfahrung auf<br />

einigen der größten deutschen Festivals zu<br />

sammeln. Die sieben Finalisten erfahren im<br />

Rahmen eines intensiven Coaching-Wochenendes<br />

mehr über das Musikbusiness,<br />

den Umgang mit Medien und den Aufbau<br />

einer langfristigen Karriere. Auf die Gewinnerband,<br />

die im Januar 2013 gekürt wird,<br />

wartet ein umfangreiches Förderpaket: Die<br />

A&R-Betreuung der Sieger übernimmt EMI<br />

<strong>Music</strong> Germany. Gleichzeitig startet unter<br />

Seite 4 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


News Aktuell News<br />

der Ägide von Produzent und Jury-<br />

Mitglied Olaf Opal die Aufnahme<br />

einer professionellen EP, verbunden<br />

mit der Chance auf einen Plattenvertrag+++<br />

Wegen eines Sportunfalls Jeff<br />

Waynes samt operativem Eingriff<br />

mussten die für Dezember 2011<br />

geplanten Deutschland-Termine<br />

der Arena-Produktion von dessen<br />

„Krieg der Welten (The War Of The<br />

Worlds): The New Generation – Alive<br />

On Stage!" auf Januar 2013 verlegt<br />

werden (bereits erworbene Tickets<br />

behalten ihre Gültigkeit). Als Erzähler<br />

für die Welt-Tournee 2012/2013<br />

konnte Hollywood-Star Liam Neeson<br />

verpflichtet werden. Geplant ist eine<br />

gigantische Arena-Produktion mit<br />

Orchester, atemberaubenden Spezialeffekten<br />

und internationalen Stars.<br />

Das Spektakel basiert auf dem Erfolg<br />

des gleichnamigen Albums, von dem<br />

weltweit über 15 Millionen Tonträger<br />

verkauft wurden sowie dem Kinohit<br />

von Steven Spielberg mit Tom Cruise<br />

in der Hauptrolle+++<br />

Die ersten Songs für das angepeilte<br />

Albumdebüt sind schon im Kasten,<br />

und inzwischen haben die britischen<br />

Rockveteranen Chris Ousey<br />

(voc), Micky Moody & Laurie Wisefield<br />

(g), Neil Murray (b), Adam<br />

Wakeman (keys) und Harry James<br />

(dr) auch ihr erstes Konzert als<br />

Snakecharmer gegeben: Am 8.<br />

Dezember heizten sie im Londoner<br />

Shepherd's Bush Empire als Opener<br />

für Uriah Heep ein+++<br />

Fo<strong>to</strong>: © John Price<br />

Über 40 prominente Namen stehen<br />

auf der Besetzungsliste, wenn die<br />

Ende 2011 ausgefallene TV-Show<br />

„50 Jahre Pop" nun gleich an zwei<br />

Abenden in der Neuen Messe Leipzig<br />

nachgeholt wird. Am 3. und 4.<br />

Februar moderieren Kim Wilde und<br />

Ingolf Lück laut Veranstalterankündigung<br />

zwischen den Auftritten von<br />

Hardin & York, Chris Norman, Midge<br />

Ure, Katrina (Katrina & The Waves),<br />

Howard Jones, No Angels, Die Prinzen,<br />

City, Jürgen Drews & Les Humphries<br />

Singers, George McCrae, Robin<br />

Beck, Tony Sheridan, The Teens, Artig<br />

(laut Ankündigung „die aktuell beste<br />

Schülerband Deutschlands"), Markus,<br />

Thomas Anders & Uwe Fahrenkrog,<br />

Mike D’Abo, Leslie Mandokis Soulmates,<br />

Boy George, Jimi Jamison<br />

(Survivor), Roger Chapman sowie<br />

Steve Whalley & Jeff Brown, den früheren<br />

(Zwischendurch-)Sängern von<br />

Slade und Sweet. Das musikalische<br />

Programm wird umrahmt von einem<br />

großen Pop-Markt. Weitere Infos<br />

unter www.50jahrepop.de+++<br />

Die Politpop-Formation Latin Quarter<br />

haben sich um Frontman Steve<br />

Skaith nach vielen Jahren Pause wieder<br />

zusammengefunden und ein neues<br />

Album aufgenommen. Dieses wird<br />

das Quintett, neben seinen bekannten<br />

Songs, von Ende Februar an live<br />

vorstellen+++<br />

Die World-<strong>Music</strong>-Veteranen Die Dissidenten<br />

erhalten den mit 10.000<br />

Euro dotierten Prae<strong>to</strong>rius Musikpreis<br />

Niedersachsen 2012 in der Kategorie<br />

„Internationaler Friedensmusikpreis".<br />

Die 1981 in Berlin gegründete Band<br />

stehe seit Jahren für Völkerverständigung<br />

und eine gleichwertige Auswahl<br />

musikalischer Stile, habe den Begriff<br />

World-<strong>Music</strong> geprägt, schon lange<br />

bevor dieser Europa erreichte, begründete<br />

die Jury ihre Entscheidung<br />

für die Gruppe. „Heute zeugen mehr<br />

als 20 Alben von den Projekten dieses<br />

internationalen musikalischen Netzwerkes,<br />

hieß es weiter"+++<br />

Ein guter alter Bekannter auf deutschen<br />

Konzertbühnen ist der texanische<br />

Blues-Rockveteran Bugs<br />

Henderson, der viele seiner Alben<br />

über das norddeutsche Taxim-Label<br />

veröffentlichte. Nun ist er an Krebs<br />

erkrankt und hat, wie in den USA<br />

nicht nur unter Musikern üblich,<br />

keine Krankenversicherung. Anfang<br />

Dezember spielten Kollegen wie die<br />

Stra<strong>to</strong>blasters, Dave Millsap und Buddy<br />

Whitting<strong>to</strong>n in Fort Worth, Texas,<br />

eine Benefizshow für Henderson und<br />

riefen zu Spenden auf. Vom Schicksal<br />

will sich Henderson nicht unterkriegen<br />

lassen und hat bereits erste<br />

Shows für 2012 gebucht+++<br />

2012 begeht das renommierte deutsche<br />

Lazzlabel ACT sein 20-jähriges<br />

Jubiläum (rund 350 Veröffentlichungen)<br />

und will mit den Jazzliebhabern<br />

in ganz Deutschland feiern. Deshalb<br />

hat es „Jubilee Nights" mit den ACT<br />

Allstars unter der Leitung von Nils<br />

Landgren in Berlin (2.2.), München<br />

(3.2.), Düsseldorf (4.2.) und Hamburg<br />

(5.2.) angesetzt, an die sich eine „Piano-Piano<br />

Club<strong>to</strong>ur" anschließt, bei<br />

der das Label vom 7. bis 12. Februar<br />

einige seines interessantesten Pianisten<br />

in ausgewählten Jazzclubs in<br />

Berlin, Dresden, Dortmund, Köln und<br />

München vorstellen will+++<br />

In der Kategorie „Bester Club<br />

Deutschlands" sind der Hamburger<br />

Down<strong>to</strong>wn Bluesclub und der seit<br />

den 70er Jahren aktive Veranstalter<br />

Uwe Mamminga mit dem German<br />

Blues Award 2011 ausgezeichnet<br />

worden+++<br />

Eine schier unglaubliche Sammlung von<br />

knapp 700 unveröffentlichten Thin-<br />

Lizzy-Songs ist jetzt aufgetaucht. Sie<br />

sind auf rund 150 Bändern enthalten,<br />

die Frontmann Phil Lynott kurz vor<br />

seinem Tod 1986 einem Freund übergeben<br />

hatte. Das frühere Label der<br />

Band, Universal <strong>Music</strong>, hat die Tapes<br />

inzwischen übernommen und plant,<br />

einige von ihnen mittels eines neuen<br />

Boxsets zugänglich machen. Die Songs<br />

umfassen den Zeitraum vom Start der<br />

Band 1971 bis zu ihrem 1981er Album<br />

RENEGADE, darunter auch diverse Alternativfassungen<br />

von Lizzy-Klassikern.<br />

Die Entscheidung darüber, was veröffentlicht<br />

wird, sollen Gitarrist Scott<br />

Gorham und Drummer Brian Downey<br />

treffen. Seit dem 19. Januar sind sie<br />

wieder un dem Thin-Lizzy-Banner live<br />

unterwegs, wobei Ex-Almighty-Sänger<br />

Ricky Warwick als Frontmann agiert.<br />

Wie aus dem Umfeld der Band verlautete,<br />

laufen auch Gespräche über<br />

ein neues Studio-Album – es wäre das<br />

erste seit THUNDER AND LIGHTNING<br />

von 1983+++<br />

Produktionsveteran Jim Gaines ist im<br />

Augenblick mit den Aufnahmen einer<br />

neu zusammengekommenen Blues-<br />

Allstar-Truppe beschäftigt, die unter<br />

dem Namen The Royal Sou<strong>the</strong>rn<br />

Bro<strong>the</strong>rhood firmiert. Sie besteht<br />

aus Angehörigen der königlichen<br />

Südstaaten-Musikerfamilien Allman<br />

und Neville. Mit von der Partie sind<br />

Devon A., der Sohn von Gregg A., und<br />

Unsere Gewinner aus<br />

Heft 5/2011<br />

Stichwort "<br />

Verlosung"<br />

3x T-Shirt:<br />

- Hans Barth, München<br />

- Markus Feuersenger, Barssel<br />

- Geva Huber, Vreden<br />

5x CD:<br />

- Ulrich Will, Bamberg<br />

- Wolfgang Effenberg,<br />

Putzbrunn<br />

- Dietmar Paller,<br />

München-Lochhausen<br />

- Helmut Merkel, Germering<br />

- Werner Hausner, München<br />

10x Buch:<br />

- Georg Salzer, Zeitlofs-Eckarts<br />

- Roland Kroll, Berlin<br />

- Jürgen Tempelmann,<br />

Wardenburg<br />

- Elisabeth Huber, Olching<br />

- Michael, Stemmle,<br />

Baden-Baden<br />

- Claudia Rolfsmeyer, Spenge<br />

- Klaus Kettner, München<br />

- Uwe Lindner, Eppendorf<br />

- Rudi Lössl, Puchheim<br />

- Claudia Schorr, Neustadt<br />

PAUL<br />

McCARTNEY<br />

Ab 03.02.<br />

Sein neues Meisterwerk<br />

KISSES ON THE BOTTOM<br />

Eine Hommage an seine persönlichen Lieblingsongs<br />

mit Unterstützung von DIANA KRALL & BAND<br />

Inkl. 2 neuer Titel mit Features von<br />

ERIC CLAPTON und STEVIE WONDER<br />

auch als Deluxe Version mit Bonussongs, Doppel-LP und Download<br />

RINGO STARR<br />

Das brandneue<br />

Studioalbum!<br />

Feat. Charlie Haden, Van<br />

Dyke Parks, Dave Stewart,<br />

Joe Walsh, Don Was,<br />

Edgar Winter u.v.m.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 5<br />

Ab 10.02.


Aktuell News Aktuell<br />

Viking-<strong>Music</strong> .de<br />

CDs - DVDs - Rockraritäten - Fanartikel<br />

No Mercy Reloaded<br />

SIX<br />

8,00 Euro<br />

John Idan<br />

The Folly<br />

17,50 Euro<br />

Paul Camilleri<br />

One Step Closer<br />

16,50 Euro<br />

Mark Clarke<br />

Moving <strong>to</strong> <strong>the</strong> Moon<br />

16,50 Euro<br />

Blue Alley<br />

Handmade<br />

15,00 Euro<br />

Colosseum<br />

Live 05<br />

20,00 Euro<br />

Rudolf Rock Allstars<br />

Live<br />

16,50 Euro<br />

Barbara Thompson´s<br />

Paraphernalia - Live ´05<br />

DVD<br />

Zur Zeit Exklusiv<br />

nur über Viking-<strong>Music</strong>.de<br />

zu erhalten!<br />

Dave Greenslade<br />

Routes & Roots<br />

16,50 Euro<br />

Cyril N. sowie Mike Zi<strong>to</strong>. Erscheinen soll ihr<br />

gemeinsames Album bei Ruf Records+++<br />

Nach Angaben seines Sprechers hat Keith<br />

Richards eine Augenoperation gut überstanden,<br />

mit der seine nachlassende Sehkraft<br />

wiederhergestellt werden sollte+++<br />

El<strong>to</strong>n John hat erklärt, dass die anstehende<br />

Verfilmung seines Lebens mit dem Titel<br />

„Rocketman" seine Vita bis zum 43. Geburtstag<br />

zeigen soll und mit dem Besuch<br />

einer Entziehungsanstalt enden werde. Der<br />

Musiker bezeichnete seinen Kollegen Justin<br />

Timberlake als „derzeitigen Favoriten” für<br />

die Hauptrolle. Alternativen seien Ewan<br />

McGregor und Robert Downey jr.+++<br />

Filmemacher Malcolm Leo hat eine ausführliche<br />

Doku des Lebens von Grateful-<br />

Dead-Mastermind Jerry Garcia angekündigt.<br />

Leo hatte ähnliche Projekte bereits<br />

über Elvis Presley und die Beach Boys realisiert.<br />

Leo und sein Partner John Hartmann,<br />

der einst die Eagles und Crosby, Stills, Nash<br />

& Young gemanagt hat, sicherten sich die<br />

Rechte an Garcias Geschichte+++<br />

Als Download erhältlich ist Paul Rodgers'<br />

neue Single "With Your Love". Der Verkaufserlös<br />

kommt der UK-Wohlfahrtsorganisation<br />

The Racehorse Sanctuary Re-<br />

Homing Centre & Children's Rocking Horse<br />

sowie der Seraphim 12 Foundation zugute.<br />

Erstere kümmert sich um einstige Rennpferde<br />

und bietet ihnen das Gnadenbrot auf<br />

einer Farm in West Sussex. Die Seraphim 12<br />

Foundation im US-Bundesstaat New York<br />

rettet Pferde vor dem Schlachter. „Pferde<br />

sind ein enormer Bestandteil der Entwicklung<br />

der Menschheit seit frühester Zeit, und<br />

wir Menschen verdanken und schulden ihnen<br />

vieles", begründete Rodgers sein Engagement.<br />

"With Your Love" hat er mit dem<br />

Produzenten Perry Margouleff geschrieben,<br />

den er seit über 20 Jahren und dessen Arbeit<br />

mit den Pretty Things kennt+++<br />

dem 24.3. und 1.4. entweder in der Kulturfabrik<br />

oder dem Club Posthorn zu erleben.<br />

Nähere Infos unter www.bluestage.de+++<br />

Nun stehen auch die Neuzugänge der<br />

Rock'n'Roll Hall Of Fame fest: Guns 'N<br />

Roses, die Red Hot Chili Peppers, Donovan,<br />

die (Small) Faces, Beastie Boys, Laura Nyro<br />

und Freddie King sowie die Plattenfirmenvertreter/Produzenten<br />

Don Kirshner, Tom<br />

Dowd und Glyn John gehören der „Class<br />

Of 2012" an und werden bei der 27th<br />

Rock'n'Roll Hall Of Fame Induction Ceremony<br />

am 14. April in Cleveland feierlich<br />

eingeführt+++<br />

Das Hamburger Museum für Kunst und<br />

Gewerbe zeigt noch bis zum 11. März<br />

„Udo. Die Ausstellung". Neben dem Leben<br />

und Wirken von Udo Lindenberg<br />

geht es auch um seine religiöse Seite:<br />

Eines der 14 Ausstellungskapitel ist mit<br />

„Gott, wenn es Dich gibt – Spiritualität<br />

und Religion" überschrieben. Die Ausstellung<br />

umfasst mehr als 400 Exponate,<br />

Gemälde und „Likörelle", Songs, Interviewausschnitte,<br />

Texte und Fo<strong>to</strong>s. In der<br />

„Suite" sind Mobiliar und persönliche Gegenstände<br />

des Künstlers aus seinem Appartement<br />

im Hamburger Hotel Atlantic<br />

zu sehen, wo er seit gut 15 Jahren wohnt<br />

und auch sein Atelier hat+++<br />

© Promofo<strong>to</strong><br />

Emppu Vuorinen, den Nightwish-Gitarristen,<br />

präsentieren die finnischen Hard<br />

Rocker Human Temple als Gast auf ihrer<br />

neuen CD HALFWAY TO HEARTACHE, die<br />

am 24.2. erscheint+++<br />

Patti LaBelle hat die US-Nationalhymne<br />

im Rahmen des alljährlichen Eishockey-<br />

„Winter Classic" der NHL zwischen den<br />

New York Rangers und den Philadelphia<br />

Flyers (3:2) in ihrer Geburtsstadt Philadelphia<br />

vorgetragen+++<br />

Hochzeitsfieber: Soul-Königin Aretha Franklin<br />

wird ihren langjährigen Gefährten Willie<br />

Wilkerson im Sommer heiraten (es wird die<br />

dritte Ehe der 69-Jährigen), während Tastenkönig<br />

Rick Wakeman (62) seine 37-jährige<br />

Freundin bereits am 14.12. geehelicht<br />

hat. Vorerst „nur" verlobt hat sich Aerosmith-Sänger<br />

Steven Tyler (63) mit seiner<br />

langjährigen Freundin Erin Brady (38)+++<br />

Um bei Familienangelegenheiten zu bleiben:<br />

Ein Gericht hat Chaka Khan und<br />

ihrer Schwester Tammy die Vormundschaft<br />

für die zehnjährige Enkelin der Sängerin<br />

übertragen. Die hatte die 58-jährige Khan<br />

beantragt, weil ihr Sohn und dessen Ehefrau<br />

infolge ihres Drogenkonsums nicht in der<br />

Lage seien, das Mädchen aufzuziehen+++<br />

Bonnie Raitt wird am 10.4. ihr neues Album<br />

SLIPSTREAM veröffentlichen. Seit der<br />

Veröffentlichung von SOULS ALIKE 2005<br />

hatte die 62-Jährige ihre Eltern, ihren Bruder<br />

und ihre beste Freundin verloren, was<br />

sie auf der Platte wohl aufarbeiten wird.<br />

Unterstützt wurde sie dabei von Produzent<br />

Joe Henry und „experimentellen" Musikern,<br />

wie sie es selbst beschrieb. Zugleich<br />

kündigte Raitt drei Cover-Versionen an:<br />

Bob Dylans "Million Miles" und "Standing<br />

In The Doorway" sowie "You Can't Fail Me<br />

Now" von Loudon Wainwright III+++<br />

Buch:<br />

Jon Hiseman<br />

Playing The Band<br />

engl. 25,00 Euro<br />

<strong>GoodTimes</strong> verlost unter allen Teilnehmern<br />

Stichwort: Poster<br />

Stichwort: The Cavern Beatles<br />

Buch:<br />

Jutta Weinhold<br />

Die Tochter des<br />

Fliegenden Holländers<br />

mit CD 30,00 Euro<br />

Lake<br />

Live On The Run<br />

2 CDs<br />

Alle Preise inkl. MwSt. und Versandkosten (nur in D)<br />

www.Viking-<strong>Music</strong>.de<br />

Itzehoer Str. 140 A - D-24622 Gnutz<br />

+ 49 (0) 43 92 40 87 87<br />

info@viking-music.de<br />

Fo<strong>to</strong>: © Alan White<br />

Mut zu außergewöhnlichen Acts hatten<br />

die Verantwortlichen der Ro<strong>the</strong>r Bluestage<br />

schon immer. Den dokumentieren<br />

sie bei der 21. Auflage der Veranstaltung<br />

mit der Verpflichtung von Nina Hagen als<br />

Headlinerin. Weitere Akteure sind in diesem<br />

Jahr der Ruhrpott-Blueser Chris Kramer,<br />

Ex-Bluesbreaker Walter Trout im Doppelkonzert<br />

mit der Hamburg Blues Band &<br />

Chris Farlowe; ebenfalls per Doppelshow<br />

präsentieren sich Dana Fuchs und Will Wilde<br />

sowie Matt Schofield und Italiens Blues-<br />

Rockaushängeschild Rudy Rotta. Eric Sardinas,<br />

Philip Sayce, Paul Rose, Pee Wee Ellis<br />

und die Delta Boys sind ebenfalls zwischen<br />

je 5x Poster<br />

Stichwort:<br />

DVD Paul Rodgers<br />

10x DVD<br />

5x<br />

Poster + T-Shirt<br />

Die Gewinner werden benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz<br />

Fax: 0 70 42/37660-188 · email: goodtimes@nikma.de<br />

Einsendeschluss ist der 15.03.2012!<br />

Seite 6 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


News Aktuell News<br />

ABBEY ROAD, das Abschiedsalbum der<br />

Beatles von 1969, war nach Erhebungen<br />

der Marktforscher von Nielsen SoundScan<br />

zum dritten Mal in Folge die bestverkaufende<br />

Vinylscheibe in den USA: Nach<br />

34.800 Exemplaren 2009 und 35.000 in<br />

2010 gingen im vergangenen Jahr 41.000<br />

Exemplare über die Ladentische+++<br />

Über seinen Publizisten hat Dave Gilmour<br />

einem Bericht des „London Evening Standard"<br />

widersprochen, dass Pink Floyd sich<br />

auf einen Auftritt bei der Eröffnungsfeier<br />

der Olympischen Spielen im Sommer in<br />

London vorbereiten würden. Hintergrund<br />

ist die Tatsache, dass sich die drei noch lebenden<br />

Floyd-Mitglieder im Mai 2011 bei<br />

Roger Waters' Show in der Londoner O2<br />

Arena kurz wiedervereint hatten – Dritter im<br />

Bunde war dabei Drummer Nick Mason+++<br />

Die Termine ihres diesjährigen Gastspiels<br />

im New Yorker Beacon Theater haben<br />

die Allman Bro<strong>the</strong>rs bekannt gegeben:<br />

Zwischen dem 9. und 25. März werden sie<br />

zehn Shows spielen. Seit 1989 sind diese<br />

Shows zur Tradition geworden und nur<br />

2008 ausgefallen, als Gregg Allman wegen<br />

seiner Hepatitis-C-Erkrankung verhindert<br />

war. Die Gäste waren bei Redaktionsschluss<br />

noch nicht bekannt. Um bei den Sou<strong>the</strong>rn<br />

Rockern zu bleiben: Bei ihren Gigs im<br />

Tower Theatre in Philadelphia (25.11.) und<br />

im Bos<strong>to</strong>ner Orpheum vier Tage später<br />

spielten sie ihr legendäres Album LIVE AT<br />

THE FILLMORE EAST in voller Länge! Tags<br />

darauf setzten sie im Orpheum noch eins<br />

drauf, als sie zusätzlich EAT A PEACH komplett<br />

live anstimmten+++<br />

Immerhin acht Shows an gleicher Stätte<br />

haben Furthur, die Grateful-Dead-Nachfolgeband<br />

mit Bob Weit (g, v) und Phil<br />

Lesh (b, voc), für April gebucht. Sängerin<br />

Sunshine Becker ist übrigens trotz ihres<br />

Mädchennamens Garcia nicht mit dem vers<strong>to</strong>rbenen<br />

Dead-Mastermind Jerry Garcia<br />

verwandt+++<br />

Giant und Heroes Del Silencio. Von Aretha<br />

Franklin gibt's am 9. März eine BEST OF<br />

mit Columbia-Aufnahmen 1980-1998, der<br />

Verlag edel-Buch würdigt sie mit der deutschen<br />

Ausgabe von Mark Begos Buch „The<br />

Queen Of Soul"+++<br />

Neue Songs präsentiert hingegen die britische<br />

R&B-Sängerin Ruby Turner in näherer<br />

Zukunft via Hypertension. Derweil ist<br />

ihr 1993er Album RESPONSIBLE remastert<br />

über ihre Homepage www.rubyturner.com<br />

erhältlich, während sie ihre Gospel-CD I'M<br />

TRAVELLING ON auch bei ihren Konzerten<br />

verkauft+++<br />

Stichwort Hypertension: Für März haben<br />

die Hamburger ein neues Studiowerk von<br />

The Fixx angekündigt, für April ein solches<br />

der generalüberholten Marmalade. Das für<br />

Sommer geplante neue Joan-Armatrading-<br />

Album soll jazziger und akustischer ausfallen.<br />

Definitiv vorher soll aber endlich das<br />

schon länger angekündigte neue Starship-<br />

Album in den Läden stehen+++<br />

Dave Stewart (Eurythmics, Super Havy)<br />

hat gemeinsam mit Ringo Starr ein <strong>Music</strong>al<br />

geschrieben. „Es ist ein komplettes<br />

Werk, mit vielen Charakteren und Songs –<br />

wir haben es für den Broadway verfasst",<br />

sagte Starr dem UK-Magazin „Mojo". Als<br />

Basis für die S<strong>to</strong>ry diente der Film „Ghost".<br />

Nähere Details enthüllte der Ex-Beatle allerdings<br />

nicht+++<br />

Black Country Communion, die Startruppe<br />

mit Glenn Hughes (voc/b), Joe Bonamassa<br />

(g/voc), Jason Bonham (dr) und<br />

Derek Sherinian (keys) werden demnächst<br />

die Arbeit an ihrem dritten Album beginnen,<br />

sobald Bonamassas ungezügelte Live-<br />

Aktivitäten dies zulassen. Laut Hughes soll<br />

die Arbeit im Studio im Juni beginnen, die<br />

CD solle noch in diesem Jahr erscheinen.<br />

„Das Ganze wird ein bisschen düsterer ausfallen,<br />

weil ich gerade eher dunklere Texte<br />

schreibe", so Hughes+++<br />

Drummer Doug Clifford hat sämtlichen<br />

Spekulationen über eine Reunion<br />

von Creedence Clearwater Revival<br />

eine Absage erteilt, die John Fogerty im<br />

Sommer nicht mehr kategorisch ausgeschlossen<br />

hatte. „Vor 20 Jahren wäre<br />

das vielleicht eine nette Idee gewesen,<br />

doch jetzt ist es zu spät", konstatierte<br />

Clifford+++<br />

Auf den 24.2. ist die Veröffentlichung<br />

des Cranberries-Albums ROSES verschoben<br />

worden – es ist das erste<br />

Studioprodukt der Band um Sängerin<br />

Dolores O’Riordan seit über zehn<br />

Jahren+++<br />

Im März gehen Soul-Diva Randy Crawford<br />

und Altmeister Joe Sample (Ex-<br />

Crusaders) gemeinsam auf Deutschland-<br />

Tournee. „Unsere Musik", sagt Tastenass<br />

Sample im Vorfeld, „lässt sich morgens<br />

gut hören, um danach den Tag zu rocken,<br />

sie kann dich aber auch abends als Lullaby<br />

ins Reich der Träume begleiten"+++<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jess Baumung<br />

Unsere Gewinner der Verlosung<br />

aus Heft 5/2011<br />

Stichwort "<br />

Mega Record"<br />

5 x 2 Karten:<br />

- Kurt Helms<strong>to</strong>rff, Ritterhude<br />

- Bernd Ziesche, Berlin<br />

- Johann Jäger, Stade<br />

- Margret Jung, Limburg<br />

- Cornelia Schmalenbach,<br />

Neuss<br />

aus Heft 6/2011<br />

Stichwort: "<br />

Rock Meets Classic"<br />

2 x 2 Tickets:<br />

- Sophie Wiendl, Nürnberg<br />

- Rainer Bach, Frankfurt am Main<br />

Die amerikanische Recording Academy hat<br />

die Empfänger ihrer Lifetime Achievement<br />

Awards 2012 bekanntgegeben: Die Allman<br />

Bro<strong>the</strong>rs Band, Glen Campbell, An<strong>to</strong>nio<br />

Carlos Jobim, George Jones, die Memphis<br />

Horns, Diana Ross und Gil Scott-Heron<br />

werden ihre Auszeichnung am 11. Februar<br />

bei der Grammy-Verleihung in Empfang<br />

nehmen+++<br />

"She Smells So Good" heißt ein bislang<br />

unbekannter Song der Doors, den Bruce<br />

Botnick entdeckte, als er vor einiger Zeit<br />

wieder einmal die Bänder der Sessions für<br />

L.A. WOMAN durchhörte, das er einst coproduzierte.<br />

Der Song präsentiert Jim Morrison,<br />

Ray Manzarek, Robby Krieger und<br />

John Densmore in leicht bluesiger Manier<br />

– die überlebenden Bandmitglieder stellten<br />

den Song am 9.1. auf ihrer Facebook-Seite<br />

offiziell vor+++<br />

Ein Boxset von Robin Trower mit Aufnahmen<br />

für Chrysalis von Mitte der 70er<br />

Jahre bis 1983 steht aus dem Hause EMI<br />

demnächst ebenso an wie Wiederveröffentlichungen<br />

von David Sylvian, PIL, Gentle<br />

Delta Moon haben eine neue Studioscheibe<br />

eingespielt und <strong>to</strong>uren zwischen dem<br />

16.4. und 20.5. durch Deutschland+++<br />

Die österreichische Blueserin Meena,<br />

gern gesehener Gast auf deutschen Bühnen,<br />

hat ihr neues Opus für Ruf Records<br />

fertig, Titel und Veröffentlichungstermin<br />

standen bei Redaktionsschluss aber noch<br />

nicht fest+++<br />

Fo<strong>to</strong>: © Andreas Genahl<br />

Die „Original Albums"-Serie von Sony <strong>Music</strong><br />

beschert demnächst preiswertes neues<br />

Altes von Cheap Trick (5 Alben), Nina Hagen<br />

(3), Hot Tuna (5), Lovin' Spoonful (5),<br />

Jeff Healey (3) und Paul Young+++<br />

Das neue Album<br />

energiegeladener Blues-Rock auf deutsch!<br />

u.a. mit Mick Taylor und Chuck LeavelL von den<br />

RolLing S<strong>to</strong>nes, sowie Simple Minds DrumMer<br />

Mel Gaynor!<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 7


Vers<strong>to</strong>rben<br />

Gordon Beck (*16.9.1936) war Pianist bei<br />

Nucleus und spielte mit Allan Holdsworth.<br />

Verabschiedete sich am 6.11. für immer.<br />

Andrea True (*26.7.1943), Schauspielerin<br />

und Pornodarstellerin, am erfolgreichsten<br />

jedoch als Sängerin, so 1976 mit dem<br />

Disco-Kracher "More, More, More”. Zog<br />

sich in den 90ern wegen Stimmbandproblemen<br />

zurück und starb am 7.11.<br />

Jimmy Norman (*12.8.1937) war ein<br />

vielseitiger Musiker, Sänger und Schreiber,<br />

dessen Dienste Jimi Hendrix, Lou Reed,<br />

Peter Tosh oder die Coasters schätzten.<br />

Den Lebensunterhalt sicherten ihm bis<br />

zum 8.11. die Co-Au<strong>to</strong>rentantiemen für<br />

"Time Is On My Side" der Rolling S<strong>to</strong>nes.<br />

Andy Tielman (*30.5.1936) galt in Holland<br />

als „Godfa<strong>the</strong>r Of Indorock", für den<br />

der Sänger/Gitarrist Rock'n'Roll mit den<br />

Rhythmen Indonesiens verband. Nahm bis<br />

in die 2000er Jahre auf. Krebs raffte ihn<br />

am 10.11. dahin.<br />

Doyle Bramhall (*17.2.1949) war integraler<br />

Bestandteil der texanischen Blues-<br />

Rockszene, arbeitete mit Jimmie und<br />

Stevie Ray Vaughan. Der Vater von Doyle<br />

Bramhall II veröffentlichte mehrere Alben.<br />

Am 12.11. entschlummerte er sanft.<br />

Franz Josef Degenhardt (*3.12.1931),<br />

linker Liedermacher ("Spiel nicht mit den<br />

Schmuddelkindern") und Poet starb am<br />

14.11. kurz vor seinem 80. und der Veröffentlichung<br />

einer beachtlichen Werkschau<br />

(siehe S. 51).<br />

Lee Pockriss (*20.1.1924) arbeitete als<br />

Songschmied ("Itsy Bitsy Teenie Weenie<br />

Yel low Polka Dot Bikini”/Brian Hyland,<br />

"Catch A Falling Star”/Perry Como), komponierte<br />

für Filme und Broadway-<strong>Music</strong>als,<br />

auch für die „Sesamstraße". Starb am 14.11.<br />

Jackie Leven (*18.6.1950) war einer<br />

der einflussreichsten schottischen Singer/<br />

Songwriter, auf ihn und seine 1975 gegründete<br />

Band Doll By Doll beriefen sich<br />

viele Punk- und New-Wave-Bands. Überlebte<br />

1994 ein Attentat nur knapp, feierte<br />

nach Heroinabhängigkeit Mitte der 90er<br />

ein vielbeachtetes Comeback und brachte<br />

bis zu seinem krebsbedingten Ableben<br />

am 14.11. 24 Alben heraus, arbeitete auch<br />

mit David Thomas (Pere Ubu) als Ubudoll.<br />

Laura Kennedy war Bassistin der einflussreichen<br />

New Yorker Post-Punkband<br />

Bush Tetras. Hepatitis-C kostete sie trotz<br />

einer Lebertransplantation (2008) mit 54<br />

am 14.11. das Leben.<br />

Mark "<br />

Moogy" Klingman (*7.9.1950)<br />

war als Keyboarder, Sänger und Songwriter<br />

Gründungsmitglied von Todd Rundgrens<br />

U<strong>to</strong>pia. Auch Eric Clap<strong>to</strong>n, Linda<br />

Ronstadt, Cyndi Lauper, Carly Simon,<br />

Johnny Winter und Jeff Beck setzten auf<br />

ihn, ehe er sich am 15.11. dem Krebs beugen<br />

musste.<br />

Ladislav "<br />

Ladi" Geisler (*27.11.1927),<br />

großartiger Jazzgitarrist, Wegbegleiter<br />

Bert Kaempferts, Mitglied der NDR Bigband,<br />

spielte bei James Last, veröffentlichte<br />

1958 seine erste eigene Platte und war<br />

als gefragter Studiomusiker auf über 1500<br />

Produktionen vertreten, zuletzt bei Helen<br />

Schneider. Er brach am 11. November in<br />

Hamburg auf der Bühne zusammen, fiel<br />

ins Koma und starb am 19.11.<br />

Georg Kreisler (*18.7.1922) wurde als<br />

scharfzüngiger Pianist, Sänger und Kabarettist<br />

berühmt, am bekanntesten ist<br />

sein "Taubenvergiften im Park”. Emigrierte<br />

während des Dritten Reichs in die USA,<br />

kehrte aber zurück. Bis zu seinem Tod am<br />

22.11. aktiv.<br />

Kristian Schultze (*21.1.1945) drückte<br />

für Passport und Cusco die Tasten, gehörte<br />

Snowball und dem Curt Cress Clan an,<br />

im Studio aktiv für Amanda Lear, Pia Zadora,<br />

Jermaine Jackson, Ann Murray, Mark<br />

Spiro, Maggie Riley, Vorstandsmitglied<br />

der Gema. Ein Herzinfarkt kostete ihn am<br />

22.11. das Leben.<br />

Ludwig Hirsch (*28.2.1946): So düster<br />

viele der Lieder ("Komm, schwarzer Vogel")<br />

des Wiener<br />

Liedermachers<br />

und Schauspielers<br />

waren, so endete<br />

sein Leben: An<br />

Lungenkrebs erkrankt,<br />

stürzte er<br />

sich am 24.11.<br />

aus dem zweiten<br />

S<strong>to</strong>ck eines Wiener Krankenhauses.<br />

Fo<strong>to</strong>: © P. Roser<br />

Coco Robicheaux (*25.10.1947) war<br />

durch sein sumpfiges Gitarrenspiel ein<br />

weit über New Orleans hinaus populärer<br />

Bluesmusiker, der am 25.11. das Zeitliche<br />

segnete.<br />

Ronald Ross" MacManus<br />

"<br />

(*20.10.1927) trat ab 1955 mit dem Joe<br />

Loss Orchestra auf, er sang auf Werbe-<br />

Jingles und nahm mit seinem Sohn Declan<br />

(= Elvis Costello) auf. Starb am 25.11. nach<br />

langer Krankheit.<br />

Keef Hartley (*4.8.1944) mischte als<br />

Drummer schon in der Beat-Ära mit<br />

(Ringo-Nachfolger bei Rory S<strong>to</strong>rm, Freddie<br />

Starr), machte im UK R&B (Artwoods)<br />

und Blues (John Mayall). Der Woods<strong>to</strong>ck-<br />

Veteran brachte 1969-1973 sieben LPs als<br />

Keef Hartley (Band) heraus, war mit Dog<br />

Soldier aktiv, trommelt seit dem 26.11. im<br />

Rockhimmel.<br />

Ken Russell (*3.7.1927), britischer Filmregisseur,<br />

so auch 1975 bei der Verfilmung<br />

der Who-Rockoper „Tommy". Später setzte<br />

Russell bei „Lisz<strong>to</strong>mania" erneut auf Roger<br />

Daltrey als Darsteller (Soundtrack: Rick<br />

Wakeman). Starb am 27.11.<br />

J. Blackfoot (*20.11.1946 als John Colbert)<br />

sang Soul mit The Bar-Kays, The Soul<br />

Children und Ann Hines und landete den<br />

Solohit ("Taxi”), starb am 30.11.<br />

Bill Tapia (*1.1.1908) war der am längsten<br />

aktive Ukulelespieler, unterrichtete Elvis<br />

Presley. Seinen 100. feierte er mit einem<br />

großen Jazzkonzert. Starb am 2.12.<br />

Mike Smith (*30.4.1935) produzierte<br />

zahlreiche Hits (Tremeloes, Georgie Fame,<br />

Marmalade, Love Affair, Christie), doch<br />

traurigen Ruhm erlangte er dadurch, dass er<br />

am Neujahrstag 1962 bei Decca die Beatles<br />

nach einer Audition ablehnte, was ihn bis zu<br />

seinem Ableben am 3.12. verfolgte.<br />

Edgar "<br />

Chico" Edwards sang zwischen<br />

1956 und 1958 sowie 1963 und 1967 mit<br />

den (Detroit bzw. Original) Spinners. Er<br />

verließ diesen Planeten am 3.12.<br />

Hubert Sumlin (*16.11.1931) war einer<br />

der besten (Chicago-)Bluesgitarristen,<br />

Spielte lange in Howlin' Wolfs Band, für<br />

Muddy Waters, Eric Clap<strong>to</strong>n, Keith Richards<br />

und veröffentlichte zahlreiche Solowerke.<br />

Erlag am 4.12. einem Herzinfarkt.<br />

Barbara Orbison (*10.1.1951 als Barbara<br />

Jakobs) war 17, als sie Roy Orbison in<br />

Leeds bei dessen UK-Tour kennen lernte.<br />

Orbison heiratete die Bielefelderin 1969,<br />

die sein Comeback als Managerin und Produzentin<br />

mitsteuerte. Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />

raffte sie am 6.12. auf den Tag<br />

genau 23 Jahre nach ihrem Gatten dahin.<br />

Dobie Gray (*26.7.1940), als Soul- und<br />

Countrysänger, Keyboarder und Komponist<br />

in Nashville tätig, landete 1965 den #13-Erfolg<br />

"The 'In' Crowd" und ließ 1973 "Drift<br />

Away" (#5) folgen. Nahm "Drift Away" 2003<br />

mit Uncle Cracker selbst neu auf (auch Rod<br />

Stewart und Roy Orbison coverten es). Vers<strong>to</strong>rben<br />

am 6.12. in Nashville.<br />

Bob Burnett (*7.2.1940) sang bei der<br />

1958 gegründeten Folkband The Highwaymen<br />

("Michael Row Your Boat Ashore”,<br />

"Cot<strong>to</strong>n Fields”, nicht zu verwechseln mit<br />

der Country-Supergroup). War auch als<br />

Anwalt und Banker erfolgreich, ehe er sich<br />

am 7.12. auf ewig verabschiedete.<br />

Richard "<br />

Dick" Sims war ein Keyboarder<br />

aus Tulsa, Oklahoma, der für Eric Clap<strong>to</strong>n,<br />

J.J. Cale, Bob Seger, Joan Armatrading,<br />

Stephen Stills, Santana und andere<br />

arbeitete, 2008 mit WITHIN ARMS' REACH<br />

sein einziges Solowerk herausbrachte –<br />

verlor 60-jährig am 8.12. seinen Kampf<br />

gegen den Krebs.<br />

Bee Spears (*11.8.1949) spielte ab 1968<br />

über 40 Jahre in Willie Nelsons Family<br />

Band Bass, arbeitete für Waylon Jennings,<br />

Jerry Jeff Walker und Guy Clark. Überlebte<br />

einen Sturz am 8.12. nicht.<br />

Alan Styles war nicht nur Langzeit-<br />

Roadie bei Pink Floyd. Seit ihn die Band<br />

mit "Alan's Psychedelic Breakfast" auf<br />

ATOM HEART MOTHER verewigte, nachdem<br />

er schon auf der Rückseite von UM-<br />

MAGUMMA zu sehen war, verfügte Styles<br />

über eine eigene Fanschar. 75-jährig starb<br />

er am 8.12.<br />

Bert Schneider (*5.5.1933), US-Filmproduzent<br />

(„Easy Rider”), kreierte 1966 mit Bob<br />

Rafaelson die TV-Komödienserie „The Monkees".<br />

Die Show startete die Karriere von<br />

Micky Dolenz, Davy Jones, Peter Tork und<br />

Michael Nesmith. Natürliche Todesursache<br />

hieß es bei seinem Ableben am 12.12.<br />

Billy Jo Spears (*14.1.1937) hatte mehrere<br />

Country-Hits wie "Blanket On The<br />

Ground" (US #1/1975). Sie war live und<br />

im Studio bis in die 2000er Jahre aktiv.<br />

Krebs kostete sie am 14.12. das Leben.<br />

Jennifer Miro (*3.5.1957) wurde als<br />

singende Keyboarderin der San Francisco-<br />

Punk-Pioniere The Nuns bekannt, auch als<br />

Model erfolgreich. Brustkrebs ließ sie bis<br />

zum 16.12. nur 54 Jahre alt werden.<br />

Sean Bonniwell (*16.8.1940) sang und<br />

spielte Gitarre bei <strong>Music</strong> Machine, die<br />

mit "Talk Talk" (US #15/1966) einen der<br />

Alltime-Garagen-Hits ablieferten. Machte<br />

mehrere Soloplatten, ehe er sich früh aus<br />

der Musikszene zurückzog. Von dieser<br />

Welt verabschiedete er sich am 17.12.<br />

Cesária Évora (*27.8.1941) war die bekannteste<br />

Sängerin der Kapverden und als<br />

„barfüßige<br />

Diva” berühmt.<br />

Bekam mit 47<br />

ihren ersten<br />

Plattenvertrag,<br />

eroberte dann<br />

aber schnell als<br />

World-<strong>Music</strong>-<br />

Interpretin die<br />

Welt, trat 2010<br />

aus gesundheitlichen Gründen von der<br />

Bühne ab, ehe sie am 17.12. starb.<br />

Ralph MacDonald (*15.4.1944) profilierte<br />

sich als Co-Au<strong>to</strong>r von "Where Is The<br />

Love” (Roberta Flack, Donnie Hathaway),<br />

"Just The Two Of Us” (Grover Washing<strong>to</strong>n,<br />

Bill Wi<strong>the</strong>rs). Als Perkussionist war<br />

er auf David Bowies "Young Americans”<br />

und Jimmy Buffetts "Margaritaville” zu<br />

hören, auch bei Amy Winehouse oder<br />

Harry Belafonte. Lungenkrebs s<strong>to</strong>ppte<br />

ihn am 18.12.<br />

Jim Mo<strong>to</strong>rhead" Sherman<br />

"<br />

(*8.5.1942) begleitete Schulfreund Frank<br />

Zappa schon bei The Black-Outs, spielte<br />

bei den Mo<strong>the</strong>rs Of Invention Saxofon.<br />

Erlebte nur noch den ersten Weihnachtsfeiertag<br />

auf Erden.<br />

Danny DeGennaro spielte Gitarre bei<br />

Kingfish, arbeitete mit Billy Squier und<br />

Clarence Clemons. Der 56-Jährige wurde<br />

unter ungeklärten Umständen am 28.12<br />

erschossen in seinem Haus bei Philadelphia<br />

aufgefunden.<br />

Fred Milano (*22.8.1939) sang als Tenor<br />

bei Dions Begleittruppe The Belmonts,<br />

mit denen er bis zuletzt aktiv war, ehe ihn<br />

Lungenkrebs am 1.1. s<strong>to</strong>ppte.<br />

Larry „Rhino" Reinhardt (*7.7.1948)<br />

sorgte für die psychedelischen Gitarrentöne<br />

bei Iron Butterfly und Captain Beyond,<br />

erlag am 2.1. einem multiplen Leiden.<br />

Bob Wes<strong>to</strong>n ersetzte 1972 Danny Kirwan<br />

als Gitarrist bei Fleetwood Mac, war<br />

u.a. auf PENGUIN zu hören. Wegen eines<br />

Verhältnisses mit Mick Fleetwoods Frau<br />

gefeuert; spielte mit Long John Baldry,<br />

Murray Head und Steve Marriott, erlag<br />

64-jährig am 3.1. inneren Blutungen.<br />

Seite 8 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Der Online-<br />

Service für<br />

<strong>GoodTimes</strong>-<br />

Leser<br />

800.000 Musik-CDs<br />

23.000 Vinylscheiben<br />

40.000 Film- und<br />

Musik-DVDs<br />

2,6 Millionen Bücher<br />

The Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

Some Girls (Deluxe<br />

Edition) (Remastered)<br />

2 CDs 134 12 56<br />

Roy Buchanan<br />

Live At Rockpalast<br />

CD 493 15 22<br />

Albie Donnelly<br />

The Thrill Has Not Gone:<br />

The Best Of<br />

CD 148 53 06<br />

Veronica Falls<br />

Veronica Falls<br />

CD 977 54 94<br />

Witthüser &<br />

Westrupp<br />

Trips und Träume<br />

CD 660 11 11<br />

Der Online-Service zur<br />

neuen <strong>GoodTimes</strong>:<br />

• alle aktuellen <strong>GoodTimes</strong>-<br />

Vorstellungen auf einen Blick<br />

<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong><br />

<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> IV<br />

(Remastered)<br />

CD 449 57 01<br />

Eloy<br />

The Tides Return<br />

Forever (Remastered)<br />

CD 146 54 27<br />

Die Toten Hosen<br />

All die ganzen Jahre:<br />

Ihre besten Lieder<br />

CD 147 94 41<br />

• zum Reinhören, Informieren<br />

und Bestellen<br />

www.jpc.de/goodtimes<br />

Musik Filme Bücher<br />

www.jpc.de<br />

jpc-schallplatten Versandhandelsgesellschaft mbH · Lübecker Straße 9 · 49124 Georgsmarienhütte · Geschäftsführer: Gerhard Georg Ortmann<br />

Amtsgericht Osnabrück HRB 110327


IV<br />

Der Platin-<br />

Meilenstein<br />

In der Rangliste der „500 besten Alben" der amerikanischen Rockbibel „Rolling<br />

S<strong>to</strong>ne" belegt es Platz 66, in den USA ist es bis heute der drittbestverkaufte<br />

Longplayer aller Zeiten mit bislang 23 Platinauszeichnungen –<br />

weltweit ging es knapp 32 Millionen Mal über den Ladentisch. Die Rede ist<br />

vom eigentlich unbetitelten Rock-Werk <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong>s, das im November<br />

1971 erschienen war: als LED ZEPPELIN IV, gelegentlich auch „Four Symbols"<br />

oder „Untitled" genannt; Gitarrist Jimmy Page sprach und spricht – ähnlich wie<br />

Sänger Robert Plant – in seinen raren Interviews meist von „The Fourth Album".<br />

Schließlich hatten Page, Plant, Drummer John Bonham und Bassist John Paul<br />

Jones damals den Mut, ihre Arbeit ohne jede Kennzeichnung auf dem Cover zu<br />

veröffentlichen: Kein Bandlogo, kein Gruppenname, kein Titel zierte die LP-Vorderseite<br />

– nur das Bild eines alten Landmannes, der auf dem Buckel ein Bündel<br />

Holz durch die Gegend schleppt und sich dabei auf einen S<strong>to</strong>ck stützt. Worin<br />

viele Fans eine Metapher dafür sahen, dass das UK-Quartett vermehrt Folkelemente<br />

in seine Musik hatte einfließen lassen.<br />

<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> standen 1970 ganz oben im Rock-Olymp. Ihre ersten beiden Alben<br />

hatten sich verkauft wie geschnitten Brot, ihre Tourneen dies- und jenseits des<br />

Atlantiks waren ausverkauft und bescherten der Band bis<br />

dahin in diesen Dimensionen unbekannte Höchstgagen.<br />

Im damals angesagtesten UK-Musikmagazin „Melody<br />

Maker" hatten sie die jahrelange Dominanz der Beatles<br />

beendet und waren zur beliebtesten Band des Jahres gewählt<br />

worden. Doch dann stieß ihr am Ende des Jahres<br />

veröffentlichtes Album III auf mehr als geteilte Reaktionen<br />

bei den Fans, vor allem aber den Kritikern. Die in<br />

dieser Form bis dahin nicht gehörte Verschmelzung von<br />

Heavy Rock und akustischen Elementen verunsicherte,<br />

stieß auf teilweise harsche Ablehnung. Was wohl auch<br />

damit zusammenhing, dass der „Rolling S<strong>to</strong>ne" das<br />

Quartett kurz zuvor heftigst attackiert und ihm vorgeworfen<br />

hatte, sich für sein zweites Album schamlos bei<br />

alten amerikanischen Bluesern bedient zu haben, ohne<br />

diese dafür in den Credits zu erwähnen oder ihnen gar<br />

finanzielle Kompensation zukommen zu lassen. Außerdem<br />

gab es scharfe Angriffe in der chauvinistischen britischen<br />

Musikpresse, die Band verbringe viel zu viel Zeit<br />

in Amerika und vernachlässige die Heimat. In dieselbe<br />

Kerbe hieben auch Magazin-Vorwürfe, die Gruppe habe<br />

sich bei ihrem dritten Album zu stark von Crosby, Stills,<br />

Nash & Young und deren akustisch dominierten Sounds beeinflussen lassen.<br />

„Diese Feindseligkeit hat uns aber nicht beeindruckt und beim Schreiben der<br />

Songs nicht beeinflusst. Wir waren überzeugt davon, dass das, was wir machten,<br />

richtig und gut war – wir hatten das Gefühl, dass es hochqualitative Musik war,<br />

und mussten einfach das tun, woran wir glaubten", sagte Jimmy Page kürzlich<br />

in einem Radio-Interview über IV. „Ich spreche hier für uns vier – daran glaubten<br />

wir damals einfach. Natürlich haben mich gewisse Dinge frustriert, aber irgendwann<br />

kam ich zu dem Punkt, diesen Angriffen in den Musikmagazinen keine<br />

Beachtung mehr zu schenken, weil ich sie nicht nachvollziehen konnte. Und ich<br />

hörte auf, mir diese Hefte zu kaufen", erinnert sich der Mann, der einen wesentlichen<br />

Beitrag beim Songwriting leistete, auf seiner Gitarre soviel Innovatives<br />

beisteuerte, das Album auch produzierte – und so den Sound kreierte, der heute<br />

noch viele alte und junge Kollegen beeindruckt (siehe Kollegen-Statements, die<br />

wesentliche herausragende Merkmale von LED ZEPPELIN IV würdigen).<br />

Auch im „Record Collec<strong>to</strong>r" verwies zuletzt Page nochmals auf die engen Bezüge,<br />

die IV mit dem Vorgängeralbum verbanden: „Die dritte LP unterschied sich<br />

völlig von den vorangegangenen, und ich sah es als eine ganz neue Richtung."<br />

Fo<strong>to</strong>: © Biography Channel<br />

Seite 10 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


den, „ein alter schwarzer Hund herumtrieb. Er schlief<br />

den ganzen Tag und hat uns irgendwie beeindruckt<br />

– deshalb nannten wir diese Nummer 'Black Dog'."<br />

Die Arbeit am Kultalbum verlief – passend zu den<br />

bereits erwähnten Umständen – nicht ganz reibungslos.<br />

Ursprünglich hatte die Band mit den Aufnahmen<br />

in den gerade neueröffneten Basing Street<br />

Studios begonnen, besser bekannt als Island Studios.<br />

Die Atmosphäre dort war aber nicht die beste,<br />

technisch funktionierte nicht alles so, wie es sollte.<br />

Was auch Ian Anderson bestätigt, der parallel im Dezember<br />

1970 am selben Ort mit Jethro Tull AQUA-<br />

LUNG einspielte. Er berichtete, dass Page immer<br />

wieder mal bei ihnen hereinschaute, vor allem wenn<br />

Tull-Gitarrist Martin Barre an seinen Soli arbeitete<br />

(siehe <strong>GoodTimes</strong> 6/2011).<br />

Also zogen <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> ins tiefste Hampshire um<br />

und schlugen ihre Zelte in einem alten vik<strong>to</strong>rianischen<br />

Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert auf,<br />

Headley Grange. „Das kannten wir, weil wir dort<br />

schon geprobt hatten", begründete Page schon früher<br />

diese Entscheidung. Im Hof parkte das damals<br />

hochmoderne Mobile Studio der Rolling S<strong>to</strong>nes, um<br />

aufzuzeichnen, was die vier Musiker und ihre Gäste<br />

Sandy Denny (Co-Gesang auf "The Battle Of Evermore")<br />

und Ian Stewart (Piano auf "Rock And Roll")<br />

spielten, wobei sie auch intensiv experimentierten.<br />

So hatte Jones neben seinen Bässen auch diverse<br />

Syn<strong>the</strong>sizer, ein elektrisches Piano, Mandolinen und<br />

Akustikgitarren (zu hören auf "The Battle Of Evermore")<br />

mitgebracht, während von Page eine ganze<br />

Ladung Saiteninstrumente angeschleppt worden<br />

war. Schließlich hatten er und Plant bereits im Ok<strong>to</strong>ber<br />

zuvor mit Akustikgitarren – wie schon im Vorfeld<br />

der Aufnahmen für III – in einem kleinen Cottage<br />

namens Bron-Yr-Aur im walisischen Snowdonia an<br />

Songentwürfen getüftelt.<br />

Dort war auch die Idee für "Stairway To Heaven" geboren<br />

worden, diese epische, sich grandios über<br />

sieben Minuten entfaltende Nummer, die viele<br />

Fans und auch Experten für den Rocksong<br />

THE RICHARD<br />

THOMPSON BAND<br />

LIVE AT CELTIC<br />

CONNECTIONS<br />

DVD: 1098954E11<br />

Blu-ray: 1050944E14<br />

Aufgenommen im Januar 2011 in der Royal<br />

Concert Hall von Glasgow als Teil des jährlich<br />

stattfi ndenden Celtic Connections Festivals<br />

präsentieren diese fabelhaften Aufnahmen<br />

der Richard Thompson Band das erste Live-<br />

Konzert der Gruppe auf Blu-ray. Parallel wird<br />

die Show auch auf DVD veröffentlicht und ist<br />

ein Muss für jeden Fan von Richard Thompson.<br />

STYX – THE GRAND ILLUSION<br />

+ PIECES OF EIGHT – LIVE<br />

Fo<strong>to</strong>: © Warner Bros.<br />

Robert Plant formulierte es im selben Gespräch so:<br />

„Nachdem wir LED ZEPPELIN III gemacht hatten,<br />

war der Himmel die Grenze. Es zeigte, dass wir alles<br />

machen konnten, dass sich uns ganz neue Möglichkeiten<br />

eröffneten."<br />

Das Album IV steht für einige der wichtigsten Songs<br />

in der <strong>Led</strong>-<strong>Zeppelin</strong>-His<strong>to</strong>rie, allen voran natürlich<br />

"Stairway To Heaven", aber auch "Rock And Roll"<br />

oder "Black Dog", mit dem das Album startet.<br />

„'Black Dog' ist gleichermaßen von einem Riff von<br />

John Paul Jones wie auch einem von mir geprägt<br />

– und wenn man nach Vorlagen fragt, die eventuell<br />

herauszuhören wären, dann kommt<br />

vielleicht 'Oh Well' mit seinen S<strong>to</strong>ps<br />

in Frage. Im Grunde ging es aber<br />

einfach darum, ein Heavy-Riff<br />

zu haben." Und zum Songtitel<br />

erzählt Page, dass sich<br />

im Headley Grange, wo die<br />

Songs aufgenommen wur-<br />

schlechthin halten. „Ich hatte mehrere Gitarrenparts,<br />

die ich zusammensetzen wollte. Es begann mit akustischen<br />

Passagen, die dann in die elektrischen übergehen<br />

sollten – ich hatte eine recht klare Vorstellung,<br />

die aber schwer umzusetzen war. Wir probierten es<br />

in Headley Grange in mehreren Durchgängen, wobei<br />

ich von der akustischen zur elektrischen Gitarre<br />

sprang, während Robert an der Wand lehnte oder in<br />

einem Sessel saß – plötzlich sprang er auf und fing<br />

an zu singen. Da muss er den Text schon zu etwa 80<br />

Prozent gehabt haben. Plötzlich stand die Nummer<br />

weitestgehend, und es ging nur noch um Feinheiten,<br />

so dass sich jeder wohlfühlte, und darum, welche Instrumente<br />

wir benutzten", schilderte Page einst die<br />

Entstehung dieses legendären Songs, der ebenso<br />

Rockgeschichte schrieb wie sein 'Mutteralbum'. Das<br />

belegte in den USA wie im UK Chartplatz 1, kam in<br />

Deutschland aber nur bis auf Rang 9.<br />

Die Symbole, nach denen manche das Album nennen<br />

(„ZoSo"), sind eine ganz andere, spannende Geschichte<br />

...<br />

Philipp Roser<br />

DVD: 1099014E11 · Blu-ray: 1051034E14 · CD: 1014682EAG<br />

Bei dieser packenden Show, die am 9. November<br />

2010 im his<strong>to</strong>rischen Orpheum Theater in<br />

Memphis, Tennessee gefi lmt wurde, spielten<br />

Styx ihre beiden Multiplatin-Alben der 1970er<br />

Jahre „The Grand Illusion” und „Pieces Of<br />

Eight” zum ersten Mal in voller Länge live.<br />

Die legendären Scheiben machten Styx seinerzeit<br />

zur weltweit erfolgreichen Rockband und<br />

etablierten das AOR-Genre bei einer ganzen<br />

Generation amerikanischer Fans.<br />

AB 27.01.2012 ÜBERALL IM HANDEL<br />

erhältlich oder bei www.amazon.de/rockschuppen


Was die Kollegen sagen<br />

IV<br />

Ich kann mich daran erinnern, wie ich den Song<br />

”Rock And Roll” von <strong>Led</strong> Zep IV erstmals hörte – die<br />

Spontanteität der Performance war einfach großartig!<br />

Es hörte sich an wie eine spontane Jamsession.<br />

Man muss<br />

sich nur<br />

mal Bonzos<br />

Drumfill am<br />

Ende anhören<br />

– überirdisch!<br />

Es hat<br />

mich schier<br />

umgehauen.<br />

Er und John<br />

Paul Jones<br />

schufen die<br />

allem zugrundeliegende<br />

Dynamik, die es Robert und Jimmy erlaubte,<br />

wie auf Sternen zu tanzen. Robert ist einzigartig, einen<br />

wie ihn wird es nie mehr geben. Und Jimmy hat<br />

die Welt in seinen Fingerspitzen! Alle vier zusammen<br />

waren ein unschlagbares Team, ein Geschenk des<br />

Rock'n'Roll-Himmels!<br />

Paul Rodgers<br />

(Free, Bad Company, The Firm, Queen)<br />

Es muss 1966 gewesen sein, als ich loszog, um einen<br />

der ersten Gigs zu sehen, den Cream überhaupt spielten.<br />

Es war im Willenhall Baths, Black Country, in<br />

den Midlands. Als Vorgruppe spielten Listen (http://<br />

www.ledzeppelin.com/image/pho<strong>to</strong>s-home/led-zeppelin/pre-post-zep/robert-plant-1966-listen-press),<br />

bei denen ein Robert Plant sang. Es war das erste<br />

Mal, dass wir uns trafen. Danach liefen wir uns in<br />

allen möglichen Midlands-Clubs über den Weg,<br />

etwa im Lafayette<br />

in Wolverhamp<strong>to</strong>n,<br />

wo<br />

wir mit Medicine<br />

Head unseren<br />

Durchbruch hatten.<br />

Keith Relf,<br />

der Sänger der<br />

Yardbirds, war<br />

ein sehr enger<br />

Freund und<br />

spielte später<br />

Bass bei uns. Er<br />

war es auch, der mich in LED ZEPPELIN IV einführte.<br />

Viele Leute sagen nicht zu Unrecht, dass Keith der<br />

Pionier der Idee war, Blues mit anderen Musikgenres,<br />

vor allem auch der World <strong>Music</strong> zu vermengen.<br />

Jimmy war ja ebenfalls einige Zeit Mitglied der Yardbirds<br />

gewesen. Und ich war regelrecht bewegt von<br />

der Art und Weise, wie <strong>Zeppelin</strong> dieses so inspirierende<br />

Werk produzierten: all der Dreck, der Schmerz,<br />

und die Sexualität des „alten” Blues, vermischt mit<br />

der pas<strong>to</strong>ralen Folklore und der Legende des mittelalterlichen<br />

England, diese Rhythmen und Dröhnung<br />

modaler Hypnose, alles zusammengebracht von der<br />

ersten und wahrscheinlich größten Heavy-Rockband<br />

aller Zeiten! Dafür gebührt den Jungs ewiger Dank!<br />

Auf IV ist alles vorhanden, vom knallharten Rock<br />

des durch puren Blues inspirierten "Rock And Roll”<br />

Fo<strong>to</strong>: © Archiv John Fiddler<br />

Fo<strong>to</strong>: © Ross Halfin<br />

und "Black Dog” (das von den 70ern bis weit in die<br />

90er Jahre laut aus meiner Jukebox dröhnte) bis<br />

hin zu den Exkursionen der "Battle Of Evermore”<br />

und "Stairway To Heaven” – alle vollgepackt mit<br />

Jimmys Riffs. Und als Kontrast dazu die Mischung<br />

aus akustischen und elektrischen Gitarren, seine<br />

Reisen von England nach Afrika, zum Mississippi-<br />

Delta, nach Chicago, mit Haltepunkten überall<br />

dazwischen. Johns geradezu legendäre Art der Arrangements,<br />

musikalischer Vielfalt und Virtuosität,<br />

Bonzos magisches und unmittelbar erkennbares<br />

Schlagzeugspiel, das jedem Song einen eigenen<br />

Stempel aufdrückte. Und dann natürlich Roberts<br />

gesangliche Fähigkeiten und die textlichen Reisen,<br />

auf die er einen mitnahm, die Suche nach der Frau,<br />

die einfach nie, nie, nie geboren worden ist. Beim<br />

High Voltage Festival in London traf ich Jimmy<br />

Page, und wir unterhielten uns über das Box-Of-<br />

Frogs-Album, auf dem er gespielt hatte. Er sah und<br />

hörte sich frischer denn je an, ernsthaft wie immer<br />

– eben wie dieses bahnbrechende Album, das er vor<br />

40 Jahren mitgeschaffen hatte! Happy birthday <strong>to</strong><br />

<strong>the</strong> free spirit of Zoso, <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> IV!<br />

John Fiddler<br />

(Medicine Head, British Lions, Box Of Frogs)<br />

Als ich ein Kind war, wusste ich alles über <strong>Zeppelin</strong>,<br />

weil sie meine Lieblingsband waren – und immer<br />

noch sind. Sie hatten ihr drittes Album veröffentlicht,<br />

und da ich es liebte, ärgerte es mich, wie<br />

manche Kritiker daran herummäkelten, an der Platte<br />

und an der Band. Doch dann kam IV raus, und<br />

auf einmal<br />

verstummte<br />

jegliche Kritik<br />

an <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong><br />

– sie<br />

waren plötzlich<br />

die gewaltigste<br />

und<br />

mächtigste<br />

Band überhaupt.<br />

Die<br />

Platte steckt<br />

voller großartiger<br />

Stücke.<br />

Was soll man groß darüber sagen? Was anderes als<br />

„Wow!"? Jeder Song ist einfach erstklassig. <strong>Led</strong><br />

<strong>Zeppelin</strong> IV ist mir sehr wichtig, es verblüfft mich<br />

noch heute, wie melodisch die Platte war! Sie war<br />

heavy, delikat und filigran zugleich, die Produktion<br />

grandios. Dazu das Mysteriöse – und Pfund<br />

für Pfund demonstriert sie heute noch, dass Jimmy<br />

Page der beste Gitarrist aller Zeiten war und ist.<br />

Doug Aldrich (Whitesnake)<br />

Ich nahm <strong>Led</strong> Zep erstmals wahr, als ich sie auf der<br />

Fahrt zu einem Gig in der „John Peel Show” hörte.<br />

Damals hätte ich mir nie träumen lassen, dass sie einmal<br />

zu Ikonen werden würden! Andererseits dürfte<br />

das wenig überraschen, wenn man nur mal überlegt,<br />

welchen musikalischen Stammbaum sie hatten und<br />

wie viel Talent da in einer Band zusammenkam. Was<br />

ich an dieser Gruppe liebte, waren ihre Spontanität<br />

und ihre Fähigkeit, alles so frisch klingen zu lassen<br />

© Pressefo<strong>to</strong> SPV<br />

– und als Bluesliebhaber natürlich auch die Art und<br />

Weise, wie sie ein gewisses bluesiges Feeling in die<br />

Mehrzahl ihrer Songs und Performances einfließen ließen.<br />

Ich habe sie<br />

nur einmal live<br />

erlebt, und das<br />

in ihrer Blütezeit,<br />

was Popularität<br />

und Kreativität<br />

angeht.<br />

Es war im Earls<br />

Court in London,<br />

es war ausverkauft,<br />

und als<br />

Lep Zep auf die<br />

Bühne kamen,<br />

glich das einer<br />

Rock'n'Roll-<br />

Eruption – die Halle explodierte förmlich. Viele namhafte<br />

Künstler verlassen sich auf der Bühne auf Pyrotechnik<br />

und eine <strong>to</strong>lle Lichtanlage, um ihre Shows<br />

aufzupeppen – <strong>Led</strong> Zep brauchten das alles nicht,<br />

auch wenn sie es natürlich ebenfalls einsetzten. Aber<br />

man konnte da stehen, die Augen schließen und<br />

schauderte wohlig allein durch die Vibes ihrer großartigen<br />

Performance. Ich bin immer noch ihr Fan!<br />

Ray Dorset (Mungo Jerry)<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Ich war nie ein großer Fan<br />

von Jimmy Page/<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong>,<br />

und so kann ich nicht<br />

allzu viel über sie sagen.<br />

Einige wirklich gute Songs,<br />

aber mich hat ihre Musik<br />

nie richtig gepackt. Damals<br />

interessierte mich einfach<br />

der „echte" Blues mehr.<br />

Snowy White<br />

(White Flames, Thin Lizzy, Pink Floyd)<br />

Dieses Album hatte großen Einfluss auf die Rockmusik<br />

im Allgemeinen – es war eine magische Kombination<br />

von Menschen und Musik! Dazu all ihre Produktionsideen<br />

... Mein Gedächtnis ist zwar löchrig,<br />

aber ich kann mich noch genau erinnern, wie mich<br />

LED ZEP IV umgehauen hat und es noch immer tut!<br />

Scheinbar simple Riffs, wunderbares Feeling, Sound<br />

und Raum bis zum Anschlag ausgenutzt! John Bonhams<br />

Drumsound<br />

haben<br />

viele nachzuahmen<br />

versucht<br />

– ohne<br />

Erfolg. Klassisch!<br />

Perfekt,<br />

subtil, bahnbrechend<br />

in<br />

vielerlei Hinsicht.<br />

Das einzige,<br />

was ich<br />

immer noch<br />

nicht mag, ist<br />

diese verstimmte Passage in "Stairway" – aber da bin<br />

ich sicher in der Minderheit.<br />

John McCoy (Gillan)<br />

Fo<strong>to</strong>: © Patrick Icks<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Seite 12 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Ich würde sagen, LED ZEP IV ist eines der größten<br />

Rockalben aller Zeiten!<br />

Das Publikum liebte <strong>Led</strong><br />

<strong>Zeppelin</strong> für das, was sie<br />

waren, liebte das Album<br />

so, wie es war. Sie beeinflussten<br />

viele Musiker und<br />

Bands maßgeblich und<br />

haben zweifelsohne den<br />

Test der Zeit bestanden.<br />

Und ich habe keinerlei Zweifel, dass dieser Einfluss<br />

weiter wirken wird. Das ist nur wenigen Alben gelungen<br />

– IV ist eines davon.<br />

Tim Smith (The Brew)<br />

Als ich <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> entdeckte, haben sie mich<br />

umgeblasen. Sie waren<br />

und sind genau das, was<br />

jeder frustrierte Musiker<br />

hören muss, wenn er<br />

feststeckt, im Blues nicht<br />

weiterkommt! <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong><br />

haben mir wirklich<br />

den Sinn für die Welt des<br />

Rock'n'Roll eröffnet. Und<br />

sie haben mich gelehrt, mich bei einer Live-Performance<br />

nie zurückzuhalten!!! <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> I und IV<br />

ragen einfach heraus! Auch wenn alle ihre anderen<br />

Alben genial sind – aber die haben halt keinen<br />

"Stairway To Heaven"...!<br />

Jason Barwick (The Brew)<br />

<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> ... unbetitelt ... 4 ... vier Symbole ... für<br />

mich das Meisterwerk! Nicht nur, weil "Stairway To<br />

Heaven" drauf ist, sondern weil die ersten zwei Songs<br />

("Black Dog", "Rock And<br />

Roll") alles abdecken, was<br />

eine Heavy-Rockband haben<br />

muss. Das war und<br />

ist die Messlatte, und die<br />

lag ganz weit oben. Ein<br />

Album ohne Titel, nicht<br />

mal der Bandname stand<br />

drauf ... keine Bilder der<br />

Band drin ... das begeistert mich noch heute ... einfach<br />

unerreicht!<br />

Volker Hinkel (Fools Garden)<br />

Fo<strong>to</strong>: © R. Fengler<br />

Kaum zu glauben, dass dieses Album schon 40. Geburtstag<br />

feiert! Ich kann mich erinnern, dass ich es<br />

als Cassette bekam, als ich noch ein Kind war. Wer<br />

Gitarre spielt, auf der Bühne steht und behauptet,<br />

niemals "Rock And Roll" gespielt zu haben, ist wohl<br />

ein Lügner! Zumindest wenn er 30, 40 Jahre alt ist.<br />

Mensch, ich habe es einmal gesungen – verdammt<br />

schlecht, aber immerhin! Das Album ist einfach ein<br />

Fo<strong>to</strong>: © Patrick Icks Fo<strong>to</strong>: © Patrick Icks<br />

perfekter Mix aus Hard Rock<br />

und folkigen Sachen – und<br />

dann ist da natürlich "Stairway<br />

To Heaven". Als Gitarrist<br />

habe ich Jimmy Page nie als<br />

den brillanten Leadgitarristen<br />

gesehen, eher als perfekten<br />

Arrangeur und Songwriter.<br />

Man höre sich nur mal all die<br />

Overdubs an und wie er diesen<br />

Song entwickelt! Er wächst<br />

und wächst und wächst!<br />

Natürlich waren <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong><br />

viel mehr als nur Jimmy<br />

Page, die gesamte Band war<br />

einzigartig: Bonzos Drumming ist einfach perfekt,<br />

wie ein Zug, der einen überrollt, soviel Power, die einen<br />

benommen<br />

macht – dazed<br />

and confused<br />

... und das<br />

im wörtlichen<br />

Sinne! Jeder<br />

versucht, diesen<br />

Drumsound einzufangen,<br />

hinzukriegen<br />

– und<br />

schafft es nicht!<br />

Ein Meilenstein des Rock!<br />

Ben Granfelt (Wishbone Ash, Leningrad Cowboys)<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> – die beste Rockband aller Zeiten. Jimmy<br />

Page – eine<br />

perfekte Ikone<br />

aus Gitarrist,<br />

Komponist und<br />

Produzent. Ihr<br />

bestes Album<br />

ist für mich<br />

aber trotzdem<br />

PHYSICAL<br />

GRAFFITI.<br />

Rudolf Schenker (Scorpions)<br />

Als wir mit Frumpy durch Frankreich <strong>to</strong>urten, fuhr<br />

ich meist mit unserem Manager in seinem Opel Kapitän.<br />

Und aus den Boxen<br />

dröhnten ununterbrochen<br />

<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong>! Natürlich<br />

war die Band für mich als<br />

Keyboarder nicht unbedingt<br />

ein Orientierungspunkt,<br />

aber dennoch stets<br />

eine Quelle der Inspiration.<br />

Jean-Jacques Kravetz<br />

(Atlantis, Frumpy, Randy Pie, Udo Lindenberg, Peter<br />

Maffay)<br />

Fo<strong>to</strong>: © Archiv Kravetz<br />

<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> waren für mich in den Siebzigern in<br />

der DDR nur als etwas Fernes wahrnehmbar. Da ich<br />

noch ein Kind war und auf Glam-Rock à la T. Rex/<br />

Sweet stand, bekam ich <strong>Zeppelin</strong> von den „Großen"<br />

mit. Mir waren sie zunächst etwas unheimlich, aber<br />

zogen mich doch sehr an. Die Poster, die ich sah, waren<br />

zumeist aus West-Musikmagazinen abfo<strong>to</strong>grafiert.<br />

IV hörte ich erstmals 1979, also mit 14 Jahren.<br />

"Black Dog", einer meiner All-Time-Favourites, ist<br />

für mich immer noch ein Mysterium. Schon wegen<br />

der cleveren Taktwechsel und dem Solo am Schluss.<br />

Für mich ist Jimmy Page vor allem jemand, der trotz<br />

aller Virtuosität etwas riskiert. Seine Soloparts sind<br />

© Pressefo<strong>to</strong> Hypertension <strong>Music</strong><br />

Fo<strong>to</strong>: © Archiv Schenker<br />

von Emotion und Ausdruck geprägt. Es geht mehr<br />

ums Fließenlassen als um Schredderei oder Reproduktion<br />

jedes einzelnen Tons etc. Ein Pionier und<br />

Erfinder, unvergleichlich! Es geht eben auch darum,<br />

sich beim Spielen zu befreien und das Publikum zu<br />

berühren. <strong>Led</strong><br />

<strong>Zeppelin</strong>s größter<br />

Hit "Stairway<br />

To Heaven"<br />

Fo<strong>to</strong>: © R. Fengler<br />

scheint auch<br />

heute bei jedem<br />

Classic-Rock-<br />

Sender an jedem<br />

Tag unverzichtbar<br />

zu sein. Und<br />

das bei einer<br />

Länge von fast acht Minuten ... Sie haben sich alle<br />

Freiheiten rausgenommen (auf dem Cover von IV ist<br />

nicht mal ein Bandlogo, was ich nie hinterfragte).<br />

Ein absolut geniales, abwechslungsreiches Album.<br />

Für alle Ewigkeit! Die Grooves von "When The Levee<br />

Breaks” und "Misty Mountain Hop”, die Mandoline<br />

bei "The Battle Of Evermore” ....<br />

Christian Sorge (Final Stap)<br />

Ich bin nie der Überfan gewesen, schon gar nicht<br />

von Robert Plant. Mich haben John Bonham und<br />

Jimmy Page fasziniert – die Riffs und vor allem das<br />

Schlagzeug. Bonham war einer der einflussreichsten<br />

Rockdrummer überhaupt. Für meine Art, Keyboards<br />

oder Gitarre zu<br />

spielen, habe<br />

ich viel von ihm<br />

gelernt, was die<br />

Rhythmik angeht.<br />

Ich habe<br />

sie leider nie live<br />

gesehen, schade<br />

im Nachhinein.<br />

Was IV angeht,<br />

war es nicht<br />

so, dass ich es mir gleich gekauft habe und damit<br />

durch die Gegend gerannt bin. Beeindruckend war<br />

natürlich, wie das damals klang, der Sound insgesamt<br />

– das gab's sonst ja so nicht. Das hat viele Produzenten<br />

beeinflusst, weil da wirklich ein eigener,<br />

großer Sound entstanden ist.<br />

Pascal Kravetz (Maffay, Lindenberg, Songdogs)<br />

<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> waren für mich eine der besten Rockbands<br />

überhaupt! "Kashmir" ist einer meiner Allzeit-<br />

Favoriten. Ich<br />

habe sie leider<br />

nie getroffen,<br />

kann mich aber<br />

an eine Geschichte<br />

in Hamburg<br />

erinnern:<br />

Spätabends kam<br />

John Bonham<br />

ins Top Ten,<br />

setzte sich an die<br />

Bar und unterhielt sich mit einigen Leuten. Plötzlich<br />

saß der Gitarrist meiner damaligen Band an der Bar,<br />

plauderte mit ihm, und dann waren sie auf einmal<br />

verschwunden. Am nächsten Tag tauchte mein Gitarrist<br />

irgendwann wieder auf, war ziemlich angeschlagen<br />

– er war in dieser Nacht mit John Bonham<br />

böse versumpft.<br />

John Law<strong>to</strong>n (Uriah Heep, Les Humphries Singers,<br />

Lucifer's Friend)<br />

Fo<strong>to</strong>: © R. Fengler<br />

Fo<strong>to</strong>: © Archiv Kravetz<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 13


50 Jahre<br />

Gigantenauftrieb an der Elbe<br />

© Promofo<strong>to</strong>s<br />

Vor einem halben Jahrhundert wurde eine Lunte gelegt, die noch heute für Explosives<br />

sorgt – Rock in allen Varianten und Färbungen! Am 13. April 1962 öffnete der Hamburger<br />

Star-Club im Kampfbereich der berüchtigten Reeperbahn seine Tore für die wilden Rock'n'Roll-<br />

Klänge aus den USA und Großbritannien. Und in die Phalanx der Anreisenden mischten sich<br />

sehr schnell auch einheimische Combos – neben vielen unbekannteren Kapellen natürlich die Lokalmatadore<br />

aus der Hansestadt und die ewigen Konkurrenten aus Berlin, die Rattles und die Lords.<br />

B<br />

eide King Size Taylor<br />

deutschen Bands existieren<br />

noch heute. Und sie werden bei<br />

einem Zwei-Tages-Event dabei sein,<br />

das Veranstalter Uwe Mamminga (Down<strong>to</strong>wn<br />

Blues Club) am 12./13. April 2012<br />

im Dauer-Zirkuszelt Fliegende Bauten vom<br />

Stapel lässt. Mamminga präsentiert außerdem<br />

weitere Gründerväter: King Size Taylor,<br />

der damals sein Bandgerät laufen ließ, um<br />

die letzte Beatles-Saison im Star-Club mitzuschneiden.<br />

Taylors Dominoes beehrten<br />

den Club häufig und überlebten die Jahrzehnte<br />

in ihrer Heimat Liverpool. Inzwischen<br />

ist King Size längst Wahl-Hamburger und<br />

holt alte Dominoes zum Fünfzigsten aus<br />

England. Zweites Urgestein ist der Beatles-Gitarrendozent<br />

und Teilzeit-Frontmann<br />

Tony Sheridan. Von ihm lernten<br />

die jungen Liverpooler, und er leitete eine<br />

eigene Star-Combo – eine Sensation, dass<br />

er sie im April an den Start bringt: Trotz<br />

seiner 83 Jahre wird Saxofonist Ricky/Rikki<br />

Barnes für Sheridan antreten, Roy Young<br />

wird Orgel und Piano bedienen und seinem<br />

Bandleader stimmlich Paroli bieten, Colin<br />

Melander zupft wie 1962 den Bass. Sogar<br />

Originaldrummer Jimmy Doyle konnte für<br />

die große Sause verpflichtet werden, die<br />

mit einem ausführlichen „Meet & Greet" beginnen<br />

und irgendwann in den Morgenstunden mit<br />

Barbecue und Cocktails ausklingen wird.<br />

Cliff Bennett & The Rebel Rousers waren ebenfalls<br />

Stammgäste<br />

im Star-Club,<br />

Cliff Bennett<br />

lange bevor Paul<br />

McCartney dem<br />

R&B-Shouter<br />

den Hit "Got To<br />

Get You In<strong>to</strong> My<br />

Life" schrieb (und<br />

den Titel zur Sicherheit auch auf REVOLVER<br />

packte). Cliff Bennett spielt mit seinem damaligen<br />

Rebel-Rouser-Bläser Sid Phillips und<br />

ebenfalls mit Roy Young. Die Truppe ergänzen<br />

Remo-Four-Drummer Roy Dyke, Saxofonist<br />

Howie Casey von The Seniors und das Hamburger<br />

Faces-Mitglied Ecki Hofmann. Bennett<br />

verfügt über eine der besten Soulstimmen Europas<br />

– neben Chris Farlowe, der ebenfalls teilnimmt,<br />

zwar ohne die ehemaligen Thunderbirds, doch auch ihn wird das vorgenannte<br />

Allstar-Team begleiten. Farlowe erhielt seinen unvergessenen Nr.-1-Hit<br />

nicht von Beatle Paul, sondern von Mick Jagger verpasst: "Out Of Time" wird er<br />

50 Jahre<br />

Tony<br />

Sheridan<br />

in den Fliegenden Bauten<br />

sicher nicht schuldig<br />

bleiben! Noch ein Star-<br />

Club-Held be<strong>to</strong>nt das Soul-<br />

Element: Mike Harrison wird<br />

die Klassiker seiner V.I.P.s singen, "I<br />

Wanna Be Free" und "Smokestack Lightning"<br />

– der Mann aus Carlisle konnte seine Truppe sicher<br />

ins Progressive-Zeitalter lotsen; als Spooky<br />

Tooth rissen sie Star-Clubber zu Beifallsstürmen<br />

hin – auch deren Reper<strong>to</strong>ire hat Harrison mit<br />

unverändert guter, heiser-emotionaler Stimme<br />

noch drauf.<br />

Brian Parrish, Ex-Leadsänger der Londoners,<br />

wird ebenso auftreten wie Beryl Marsden und<br />

Chris Farlowe<br />

Beryl<br />

Marsden<br />

Seite 14 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Karl Terry aus<br />

Liverpool. In Originalbesetzungen<br />

konnten The<br />

Nashville Teens<br />

sowie John Law<br />

& The Tremors<br />

für das Jubiläumsspektakel<br />

verpflichtet werden. Howie Casey<br />

bringt seine Ehefrau Sheila McKinlay mit an die<br />

Elbe – mit ihrer Schwester Jeannette (Gallacher)<br />

einst ein populäres Gesangsduo. Star-Club-Chronist<br />

und Musiker Ulf Krüger wird mit Drummer<br />

Gibson Kemp (einst Klaus Voormanns Partner bei<br />

Paddy, Klaus & Gibson) einen Doppel-Schlagzeug-Showcase<br />

liefern.<br />

Das ist noch nicht alles. Star-Club-Original Horst Fascher<br />

ist am 13. April mit einem eigenem großen Event in der<br />

Großen Freiheit 36 am Start: Seine Beatles-Referenz sind<br />

The Quarrymen aus<br />

Liverpool – John<br />

Lennons erste<br />

Band. Ebenfalls<br />

aus Liverpool erscheinen<br />

die Undertakers<br />

mit Sänger Jackie Lomax, die<br />

Mojos sowie abtrünnige Dominoes von<br />

King Size Taylor: Bobby Thompson,<br />

Gibson Kemp und John Frankland. Sie<br />

werden mit Lomax und Brian Griffiths<br />

Lords<br />

The Quarrymen<br />

Brian<br />

Parrish<br />

(Ex-Big Three) und Joe Fagin (Leadsänger der Strangers) eine Star-Club-All-<br />

Star-Band formieren. Und natürlich darf der Mann nicht fehlen, der öfter im<br />

Star-Club auftrat, als die anderen Pillen einwarfen: Sänger Lee Curtis spielt mit<br />

den Bonds und Mr. Piggi auf („Schildkröte" aus dem TV-Kult „Dittsche"). Mike<br />

Pender's Searchers reisen aus London an, Charles Glenn aus Little Richards Band<br />

fliegt aus den USA ein. Gigantisch: Insgesamt sind am 12. und 13. April weit<br />

über 100 Musiker am Start.<br />

Uli Twelker<br />

50 Jahre<br />

Fo<strong>to</strong>: © Garrelt Danker Medienproduktion


Konzerthighlights auf DVD + CD<br />

0000059E12<br />

0000036ERC 0000002ERC 0000055E12<br />

0000040ERC<br />

0000022ERC 0000030ERC 0000035ERC<br />

0000012ERC<br />

0000012ERC 0000008ERC 0000053E12


Die Fab Four in Comic & Zeichentrick<br />

Teil<br />

2<br />

Von Horst Berner<br />

Illustrierte<br />

Beatlemania<br />

Und weiter geht’s mit den Beatles als bewegten<br />

Helden auf dem Papier und im Film. Im zweiten<br />

Teil dreht es sich um einen unveröffentlicht<br />

gebliebenen „Yellow Submarine“-Comic,<br />

eine kleine Auswahl an gezeichneten Karikaturen<br />

und Huldigungen an die Liverpooler und<br />

um deren Car<strong>to</strong>on-Präsenz im US-Fernsehen.<br />

Außerdem sind einige Titel erwähnt, die ihre<br />

Lebensgeschichte in Wort und Bild darstellen.<br />

Alles in allem ein knapper Ausschnitt dessen,<br />

was es in der bunten Welt der „illustrierten<br />

Beatlemania“ zu entdecken gibt.<br />

Sehr schade, dass es diesen<br />

1968 von Gold Key aufgelegten<br />

Comic „Yellow Submarine"<br />

nie in einer deutschen<br />

Fassung gegeben hat.<br />

Noch bedauerlicher ist allerdings, dass<br />

der Apple S<strong>to</strong>re aktuell sogar die DVD<br />

mit dem Zeichentrickfilm nicht mehr<br />

im Angebot führt. Eventuell hat das<br />

mit dem angedachten 3D-Remake<br />

des Films zu tun. Wobei seit Frühjahr<br />

2011 klar zu sein scheint, dass die im<br />

Sommer 2009 angekündigte Neuverfilmung<br />

durch Robert Zemecki für Disney<br />

aus finanziellen Gründen nicht realisiert<br />

wird.<br />

Ebenfalls nennenswert: das Beglei<strong>the</strong>ft<br />

„The Official Beatles Yellow Submarine<br />

Seite 16 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


über die „Asterix"-<br />

Macher René Goscinny<br />

und Albert<br />

Uderzo („Asterix bei<br />

den Briten") bis hin<br />

Magazine", das es zum Kinostart des Films im August 1968 gab. Darin werden<br />

einige Schlüsselszenen der Handlung gezeigt, allerdings mit dürftigen Illustrationen,<br />

die niemals die Klasse des Film-Artworks<br />

erreichen. Eine Interpretation von „Yellow Submarine"<br />

in Comicform, die wünschenswert gewesen<br />

wäre, war das von Bill Morrison (der unter<br />

anderem als Chefzeichner für die „Simpsons"<br />

zu großer Popularität gelangt ist) verfolgte<br />

Projekt: Parallel<br />

zur<br />

Neuausgabe<br />

des digital<br />

res taurierten<br />

Films auf<br />

DVD (1999)<br />

hatte er den<br />

Auftrag, für<br />

den US-<br />

Verlag Dark<br />

Horse eine nah am Film orientierte Adaption<br />

zu erstellen. Nach weit über 20 Seiten, von denen<br />

einzelne<br />

bereits<br />

koloriert<br />

waren, kam<br />

jedoch der Einspruch von Apple Records, das<br />

offensichtlich nicht länger Gefallen an diesem<br />

Merchandising-Produkt hatte. Dank des Internets<br />

können sich Fans zumindest teilweise ein<br />

Bild des grandiosen Resultats machen, das hier<br />

mit drei Bildbeispielen zu sehen ist.<br />

Während ihrer aktiven Karriere stellten<br />

die Beatles auch immer wieder ihren<br />

typischen Humor unter Beweis. In gewisser<br />

Weise wirkten sie bisweilen wie die heimlichen<br />

Vorboten der britischen Komikertruppe<br />

Monthy Python, zu deren großen Verehrern<br />

George Harrison zählte. In den frühen 1960er Jahren, als die witzige Seite der<br />

Fab Four noch mehr im Vordergrund stand, führte dies fast zwangsläufig zu ihrer<br />

Erweckung als Comicfiguren auf dem Papier und zu Zeichentrickfilmfiguren<br />

im Fernsehen. Unzählige Kreative<br />

regten bereits die Frisuren, in der englischen<br />

Sprache<br />

wegen der Ähnlichkeit<br />

zu einem<br />

Wischmopp als<br />

„mop-<strong>to</strong>p" bezeichnet<br />

(hier zu<br />

Lande zum „Pilzkopf"<br />

mutiert), zu entsprechenden Karikaturen an. Das<br />

reichte von Walt Disney („Dschungelbuch") und „Donald-<br />

Duck"-Zeichner Carl Barks („Eine haarige Geschichte")<br />

zu Walter Neugebauer („Lupo modern"). Auf die Spitze trieb den Spott der<br />

„Mad"-Erfinder Harvey Kurtzman. Im Januar 1965<br />

präsentierte er die Beatles glatzköpfig auf dem Cover<br />

der Nummer 22 seiner Zeitschrift „Help!". Dieses<br />

Magazin war für<br />

viele Underground-<br />

Comix-Künstler wie<br />

Robert Crumb oder<br />

Gilbert Shel<strong>to</strong>n eine<br />

Plattform. Ebenfalls<br />

für John Cleese und<br />

Terry Gilliam, die<br />

später bei den Pythons<br />

zusammenfanden.<br />

Die<br />

Beatles bzw.<br />

die hinter<br />

ihnen stehenden Vermarktungsstrategen<br />

reagierten auf solche Späße mit geschäftstüchtiger<br />

Gelassenheit und verkauften …<br />

Perücken. Ein höchst komischer Nebenaspekt<br />

der sogenannten British Invasion.<br />

Doch wer zur Parodie taugt, dem ist auch<br />

stets Bewunderung garantiert.<br />

Natürlich zierten die Beatles die<br />

Titelseiten von Comic-Heften,<br />

die sich primär an Mädchen<br />

richteten, etwa „My Little Margie"<br />

(1964) und „Laugh" (1965).<br />

Und für die Jungs gab‘s mit<br />

„Superman’s Pal: Jimmy Olsen"<br />

(1964) und „Batman" (1970)<br />

den etwas härteren S<strong>to</strong>ff mit der<br />

Gang aus Liverpool.<br />

Ihre Hoch-Zeit als TV-Trickfilmfiguren hatten die Beatles zwischen September<br />

1965 und September 1969, als der amerikanische Sender ABC eine Reihe mit<br />

39 knapp 20-minütigen Car<strong>to</strong>ons ausstrahlte. Von Al Brodax und Georg Dunning,<br />

die auch bei „Yellow Submarine" mit im Boot waren, für das auf den Vertrieb<br />

von Comic-Serien spezialisierte King Features Syndicate produziert, boten die<br />

mit Beatles-Songs aufgepeppten Streifen mehr oder weniger pfiffigen Slapstick.<br />

Die vier Musiker selbst ließen lange Zeit keinen Zweifel daran, dass sie mit den<br />

Ergebnissen nicht<br />

eben glücklich waren.<br />

Andererseits ist<br />

George Harrisons<br />

Aussage bekannt,<br />

dass er die Trickfilme<br />

„irgendwie doch<br />

mag, weil sie so<br />

schlecht waren, dass<br />

sie schon wieder gut<br />

sind". Da es von<br />

diesen Episoden nie<br />

eine offizielle Veröffentlichung<br />

gab,<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 17


sind sie für viele<br />

Beatles-Fans<br />

noch so etwas<br />

wie der ungehobene<br />

Schatz<br />

im Gesamtwerk.<br />

Andererseits zeigen<br />

die fantastischen<br />

visuellen<br />

Ergebnisse des<br />

2009 erschienenen Videospiels „The Beatles: Rock Band”, welch hohen Standard<br />

heute eine Animation haben muss, um erfolgreich bestehen zu können.<br />

Dieses Buch soll die Sinne und die Fantasie anregen, wie es die Musik<br />

„ der Beatles tut.<br />

Einen Text zu illustrieren,<br />

ist für jeden<br />

Künstler eine Herausforderung<br />

…" So<br />

schreibt Herausgeber<br />

Alan Aldridge in seinem<br />

Vorwort zum<br />

feinen Grafikband<br />

„The Beatles: Das Illustrierte<br />

Songbook",<br />

in dem namhafte<br />

Pop-Künstler eigenwillige<br />

Interpretationen<br />

von<br />

deren Liedtexten<br />

präsentieren.<br />

Dieses Statement<br />

kann auch<br />

auf die Comic-<br />

Illustra<strong>to</strong>ren übertragen werden, die sich der<br />

Lebensgeschichte<br />

der Beatles in<br />

Wort und Bild<br />

gewidmet haben.<br />

Im Verlauf<br />

der vergangenen<br />

Jahrzehnte<br />

erschienen zu<br />

dem Thema eine Vielzahl von Titeln, darunter<br />

sind: „The Beatles S<strong>to</strong>ry" (Marvel, 1978),<br />

„Hommage an<br />

John Lennon"<br />

(Verlag Schreiber<br />

& Leser,<br />

1981), „Métal<br />

Hurlant: Spécial<br />

Rock" (Les Humanoïdes<br />

Associés,<br />

1983), „The Beatles:<br />

Their S<strong>to</strong>ry In Pictures"<br />

(Apollo Syndication,<br />

1995), „The<br />

Beatles: Die Bildbiografie<br />

einer Legende"<br />

(Ehapa Comic Collection, 1996), The Beatles: „Yellow<br />

Submarine" (Gerstenberg Verlag, 2004), „The Beatles<br />

en bande dessinèes" (Éditions Petit à Petit, 2008),<br />

„The Beatles Experience" (Bluewater<br />

Productions, 2010), „The Beatles Comical<br />

Hystery Tour" (Fluide Glacial, 2011).<br />

Und ein Ende ist nicht in Sicht.<br />

Ein Blick auf das derzeitige Schaffen<br />

in der frankobelgischen BD-Szene<br />

zeigt, dass die Au<strong>to</strong>ren noch vehementer<br />

als bisher die Popmusik zum Thema in<br />

ihren Comics machen. Jüngstes Beispiel<br />

ist die vier Alben umfassende Serie „Love<br />

Song" des 1969 geborenen Chris<strong>to</strong>pher:<br />

Er überträgt den Rock'n'Roll-Zirkus à la<br />

Beatles, Rolling S<strong>to</strong>nes, Kinks und Who<br />

auf seine<br />

vier Protagonisten.<br />

Der Eckart<br />

Schott Verlag<br />

hat sich dieser<br />

Reihe angenommen<br />

und wird<br />

2012 in deutscher<br />

Fassung den ersten<br />

Band veröffentlichen,<br />

in dem<br />

sich fast alles um<br />

die Beatles dreht.<br />

Die denkwürdige<br />

erste Begegnung<br />

von Lennon-<br />

McCartney am<br />

Samstag, dem<br />

6. Juli 1957, vor<br />

der Wool<strong>to</strong>n Parish Church in Liverpool hat der französische Comic-Künstler<br />

André Juillard in einer subtilen Bildfolge des „Blake und Mortimer"-<br />

Abenteuers „Die Voronov-Intrige" festgehalten. Der eigentliche Urknall für<br />

die Musik der Beatles.<br />

Horst Berner, Jahrgang 1953, seit frühesten Tagen Beatles-Fan. Er ist Au<strong>to</strong>r des inzwischen<br />

vergriffenen Buches "<br />

Das große Asterix-Lexikon". Seine Artikel zum Thema Comics finden<br />

sich unter anderem in der Zeitschrift <strong>GoodTimes</strong> kult!. Außerdem ist Berner als Übersetzer<br />

tätig, z.B. für frankobelgische Comicserien wie "<br />

Leutnant Blueberry", "<br />

Bouncer", "<br />

O’Boys",<br />

" Michel Vaillant", " El Niño", " Empire USA", " Boule & Bill" und " Tassilo".<br />

Seite 18 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


© Pressefo<strong>to</strong><br />

Frank, ihr hattet vor THE TIDES RETURN<br />

FOREVER reichlich experimentiert, seid<br />

aber dann musikalisch wieder in die alte<br />

Spur zurückgekehrt ...<br />

Ja, wir haben immer versucht, mal was Neues<br />

zu machen. Eine Band kann sich ja nicht ständig<br />

nur selbst reproduzieren. Wir hatten bei<br />

DESTINATION experimentiert, auch weil ich damals<br />

viel Heavy Metal produziert hatte. Da musste<br />

es ordentlich krachen, und so habe ich bei dem<br />

Album ein bisschen heftig hingelangt und auch<br />

beim Gesang was versucht, z.B. sechs Stimmen übereinander<br />

gelagert. Als wir nach DESTINATION an<br />

CHRONICLES II arbeiteten, merkte ich erst, dass wir<br />

uns von den alten Stücke ziemlich entfernt hatten.<br />

Wir sagten, 'Lasst uns ein bisschen zurückblicken,<br />

Stimmungen ausreizen und komplexere Strukturen<br />

schaffen'. Anschließend hatten wir das Gefühl, ein<br />

Eloy-Album zu haben, das außerdem modern für<br />

die Zeit war. Es steckte wieder der alte Spirit drin,<br />

dieser goldene Schnitt zwischen Dynamik, Rock und<br />

Atmosphären hat wieder funktioniert.<br />

Lag das auch an der Rückkehr von Bassist<br />

Klaus-Peter Matziol?<br />

Ja. Ich war davor mit Michael Gerlach immer nur als<br />

Duo unterwegs. Ich bat Matze dann, bei CHRONICLES<br />

II mitzumachen. Das machte allen so viel Spaß, dass<br />

er sagte, er würde wieder mitmachen, wenn was läuft.<br />

Warum wurde TIDES ... jetzt neu aufgelegt?<br />

Unsere frühere Plattenfirma SPV ist durch eine<br />

Insolvenz gegangen, doch zum Glück waren die<br />

Zurück<br />

in der<br />

Spur<br />

1994 feierten die Hannoveraner Prog-Rocker Eloy ihr 25-jähriges Bestehen mit dem Album THE<br />

TIDES RETURN FOREVER. Jetzt hat Denker und Lenker Frank Bornemann das Werk remastert,<br />

mit einem Bonus-Track und neuem Booklet wiederveröffentlicht. Im Gespräch mit <strong>GoodTimes</strong>-<br />

Mitarbeiter Philipp Roser blickte der singende Gitarrist zurück, aber auch nach vorn.<br />

Frank Bornemann (vorne) war und ist der Kopf von Eloy.<br />

Rechte an unseren Alben kurz<br />

vorher an uns zurückgefallen.<br />

Ich stellte dann im Internet<br />

fest, dass TIDES ... nicht mehr<br />

unter 60 Euro zu bekommen<br />

war – und das geht ja wohl<br />

nicht an! Es ist ein ganz<br />

wichtiges Album in unserer<br />

Geschichte, für das sich die<br />

Leute heute noch interessieren, deutlich mehr als<br />

für RA (1988) und DESTINATION (1992).<br />

Ihr geht im März noch einmal auf Tour – warum?<br />

Und wie sind die Festivalauftritte auf<br />

der Loreley und in Herzberg gelaufen?<br />

Hervorragend! Ich hatte vorher doch ziemlichen<br />

Bammel angesichts der Konkurrenz. Aber in Herzberg<br />

standen am Sonntagabend<br />

8000 Leute vor<br />

der Bühne! Ursprünglich<br />

habe ich gar nicht<br />

gewollt, ließ mich aber<br />

von der Eloy-Community<br />

weichklopfen. Zunächst<br />

stellte ich hohe Gagenforderungen,<br />

um die<br />

Veranstalter abzuschrecken,<br />

aber das hat nicht<br />

gewirkt. Es ist unglaublicher<br />

Aufwand damit<br />

verbunden, zeitlich und<br />

finanziell: Wir sind ja alle<br />

über ganz Deutschland<br />

verstreut, die meisten haben<br />

eigene Unternehmen<br />

– und es ist angesichts<br />

der Komplexität unserer<br />

Musik nicht mit ein paar<br />

Tagen Proben getan.<br />

Wir haben ab Januar<br />

2011 immer wieder zwei,<br />

drei Tage geübt, wozu alle nach Hannover reisen<br />

mussten. Unglücklicherweise fielen beide Gigs in<br />

die Ferienzeit, so dass viele Fans sie verpassten,<br />

weil sie im Urlaub waren. Für sie bieten wir jetzt<br />

noch einmal flächendeckend sieben Gigs an. Und<br />

wir fliegen im Juni für eine Show in die USA: Wir<br />

sind zum NEARfest eingeladen, dem international<br />

wohl wichtigsten Prog-Festival, das zum letzten<br />

Mal stattfindet – da spielen wir als letzte Band.<br />

Das ist wie ein Ritterschlag! Es kann gut sein, dass<br />

das unsere letzten Live-Auftritte sein werden, weil<br />

der Aufwand so immens ist. Aber es wird noch eine<br />

Live-CD geben, und beim NEARfest haben sie uns<br />

versprochen, dass wir einen Mitschnitt für eine DVD<br />

bekommen.<br />

ZOUNDS-Chef Wolfgang Feld<br />

mit aktuellen CD-Tipps.<br />

Keep On<br />

ROCKING<br />

Brandan Keeley<br />

BEST »Heart &<br />

Soul« Song For?<br />

· Wishing · Belfast<br />

Child · Heart And<br />

Soul · You Sleep<br />

With Angels ·<br />

David's Song ·<br />

Lady In The<br />

Painting · Always<br />

Be Lonely · Take<br />

The Chains Away<br />

· Does He Really<br />

Love You · I Can’t<br />

Believe It · Still In<br />

Love With You ·<br />

What About Peace · The Great Song · Of Indifference (live)<br />

· Smoite ar on uisc · (Smoke On The Water) · Wir geben<br />

niemals auf („Wir für Winnenden“ feat. Brendan Keeley)<br />

You Sleep With Angels (Demoversion) · Gloria (Tullamore<br />

Gospel Choir)<br />

Spielzeit: 79:59. Mit CD-Text.<br />

CD Best.Nr. 27000 20170 D 22,49<br />

Für CD-Abonnenten nur D 19,12<br />

NEU<br />

NORMAHL BEST<br />

»Punk ist keine<br />

Religion« Nach all<br />

den Jahren ·<br />

Mann aus Eis ·<br />

Punk ist keine<br />

Reli gion · Dreck -<br />

sau · Hans im<br />

Glück · Geh wie<br />

ein Tiger ·<br />

Fraggles · Der<br />

Bier vampir · Trüm -<br />

mer tango ·<br />

Deutsche Waffen ·<br />

L.A.R.S.: Schnee -<br />

stürme · Blumen im Müll · Ca plane pour moi · Whiskey Pur ·<br />

Diplo maten jagd · Durst · Exhi bitionist · Wein Weiber und<br />

Gesang · Komm erzähl mir über Punk · Grade stehn · Freiheit<br />

und Recht · Sacco und Vanzetti · Get Insane · Niemals<br />

Vergessen (feat. WIR FÜR ALLE).<br />

Spielzeit: 79:59. Mit CD-Text.<br />

CD Best.Nr. 27000 20169 D 22,49<br />

Für CD-Abonnenten nur D 19,12<br />

NEU<br />

Buddy Holly<br />

BEST »That’ll<br />

Be The Day«<br />

Blue Days, Black<br />

Nights · Love Me<br />

· Don’t Come<br />

Back Knockin’ ·<br />

Mid night Shift ·<br />

Rock Around<br />

With Ollie Vee ·<br />

Girl On My Mind ·<br />

Modern Don<br />

Juan · That’ll Be<br />

The Day · Words<br />

Of Love · Not<br />

Fade Away ·<br />

Every day · Ready Teddy · Valley Of Tears · Peggy Sue ·<br />

Listen To Me · Oh Boy! · I’m Gonna Love You Too · Maybe<br />

Baby · You’ve Got Love · An Empty Cup (And A Broken<br />

Date) · You’re So Square (Baby I Don’t Care) · Rave On ·<br />

Well…All Right · Think It Over · It’s So Easy · Heartbeat ·<br />

Love’s Made A Fool Of You · Early In The Morning · It<br />

Doesn’t Matter Anymore · True Love Ways · Raining In My<br />

Heart · What To Do · Peggy Sue Got Married · Crying,<br />

Waiting, Hoping, u.a. Spielzeit: 78:13.<br />

Mit CD-Text. CD Best.Nr. 27000 45105 D 19,95<br />

Für CD-Abonnenten nur D 9,95<br />

BEST- und Gold-CDs im Testabo:<br />

15% auf das gesamte ZOUNDS-Programm.<br />

Mit Mini-CD gratis.<br />

ZOUNDS Bestellservice<br />

Tel. 0711/182 1991<br />

Fax 0711/182 1756<br />

bestellservice@scw-media.de<br />

78:30<br />

Katalog gratis:<br />

info@ZOUNDS.de · Fax 0711/38 94-599<br />

www.ZOUNDS.de<br />

ZOUNDS mit den günstigen CD-Abos<br />

ZOUNDS der Name für guten Sound<br />

ZOUNDS BEST mit Future-ZOUNDS<br />

ZOUNDS die kompetenten Musikprofis<br />

gt0212


Indianer in der Rockmusik<br />

Von Jens-Uwe Berndt<br />

Blackfoot gehörten zu den<br />

härtesten Sou<strong>the</strong>rn-Rock-Bands.<br />

Klagelied<br />

& Kampfansage<br />

Ein mono<strong>to</strong>ner, <strong>to</strong>sender Trommelrhythmus. Schwitzende Männer<br />

bearbeiten wie im Trance das Fell der von ihnen umringten<br />

Pauke. Ihre kehligen Gesänge, die sich manchmal zu einem infernalischen<br />

Kreischen steigern, scheinen keiner bestimmten Struktur<br />

zu folgen. Tänzer stampfen die Erde im Takt der Schläge. Staub<br />

hüllt sie ein. Bis zur Erschöpfung geben sie sich – der Wirklichkeit<br />

entrückt – den Klängen hin: ein Pow Wow im Westen Nordamerikas.<br />

Dieses religiös motivierte, dreitägige Treffen der Ureinwohner hat was<br />

von einem Musikfestival. Und hätten Kulturhis<strong>to</strong>riker nicht herausgefunden,<br />

dass alles, was nach Robert Johnson kam, vom Blues beeinflusst wurde,<br />

läge die Wurzel der Rockmusik vermutlich bei den Indianern.<br />

Sie nennen sich Sou<strong>the</strong>rn Boys, Thunder Horse<br />

oder Bear Creek. Ihre Songs tragen Titel wie<br />

"For Our People", "Like The Good Ol’ Days"<br />

oder "Indian Passion". Und sie sind in der Lage, mit<br />

ihrem Sound Berge zum Einsturz zu bringen. Es sind<br />

diese Zeremonietrommeln, die in Europa das Bild<br />

der Musik nordamerikanischer Indianer prägen. Dabei<br />

ist kaum bekannt, dass es sich bei den scheinbar<br />

willkürlich zusammengewürfelten Haufen um<br />

echte Bands handelt, die mit selbst komponierten<br />

Songs regelmäßig Alben veröffentlichen. Allerdings<br />

konnten diese Gruppen außerhalb ihrer Volkszugehörigkeit<br />

bisher bestenfalls das Interesse von Musikethnologen,<br />

Weltmusikanhängern und Indianer-<br />

Fans wecken. Spuren im internationalen Rock- und<br />

Popgeschäft hinterließen andere.<br />

Erste Duftmarken setzten Musiker in den 50er Jahren,<br />

wobei das Selbstverständnis und die Popularität<br />

indianischer Künstler nie losgelöst von der<br />

politischen Situation in den USA und in Kanada betrachtet<br />

werden können. Shorty Medlocke, ein Mann<br />

von der Schwarzfuß-Nation Niisitapi, tingelte Ende<br />

der 50s mit Delta-Blues und Bluegrass-Nummern<br />

durch Clubs und Kneipen und soll damals bereits<br />

seinen Enkel Ricky im Schlepptau gehabt haben.<br />

Dem gelang später mit der Sou<strong>the</strong>rn-Rock-Band<br />

Blackfoot eine Weltkarriere, was Shorty zu später<br />

Anerkennung verhalf. Der damals bereits 65-Jährige<br />

war nicht nur auf dem Blackfoot-Debüt NO RE-<br />

SERVATIONS (1975) zu hören – er<br />

steuerte mit "Train Train" vier Jahre<br />

später für die LP STRIKES auch<br />

einen der erfolgreichsten Songs der<br />

äußerst hart zu Werke gehenden<br />

Südstaaten-Kapelle bei.<br />

Marvin Rainwater, ein Countryund<br />

Rock’n’Roll-Sänger mit<br />

Cherokee-Blut, hielt mit seiner Abstammung<br />

in den 50er Jahren zwar nie hinterm<br />

Berg und präsentierte sich häufig in Fransenjacke<br />

und mit Stirnband. Dabei<br />

wirkte der Sunnyboy<br />

allerdings bestenfalls wie<br />

ein <strong>to</strong>ugher Rodeo-Reiter<br />

mit einem extravaganten<br />

Klamottenstil. Ans Eingemachte<br />

ging es mit der<br />

1959 aufgenommenen<br />

John-D.-Loudermilk-<br />

Komposition "The Pale<br />

Faced Indian". Das Stück –<br />

im Original mit kitschigen<br />

„Hunjaja"-Background-<br />

Gesängen versehen – stellte eine bittere Anklage dar<br />

und <strong>the</strong>matisierte den Niedergang der Ureinwohner.<br />

In den 50ern erlebte der Zusammenbruch vor allem<br />

kleiner noch existierender Nationen durch eine massenweise<br />

Stadtflucht vornehmlich junger Indianer<br />

einen traurigen Höhepunkt. Ihrem Land entrissen,<br />

der eigenen Religion und Kultur entfremdet verloren<br />

die Stammesverbände zunehmend an Bedeutung.<br />

Jahrzehntelange Demütigungen, abstruse,<br />

die Indianer mehr und mehr entrechtende Gesetze<br />

und eine systematische Umerziehung hatten eine<br />

Generation heranwachsen lassen, die<br />

sich ihrer Herkunft schämte. Anpassung<br />

war das Gebot der Zeit, weshalb<br />

"The Pale Faced Indian" gerade mal<br />

humanistisch eingestellte Weiße zu<br />

rühren wusste.<br />

Zehn Jahre später hatte sich<br />

bereits alles völlig verändert,<br />

und der Rainwater-<br />

Song wurde als "Indian Reservation" zu<br />

einem Überhit. Die wohl eindringlichste<br />

Version lieferte 1968 Don Fardon ab (US<br />

#20, 1970 UK #3). Er kam damit zur rechten<br />

Zeit. Es hatte sich die American Indian<br />

Movement (AIM) formiert, was auf ein neu erwachtes<br />

Selbstbewusstsein der nordamerikanischen Indianer-<br />

Völker hindeutete.<br />

Die Mittelschicht-<br />

Hippies hatten sich<br />

in Outfit und Habitus<br />

obendrein einiges bei<br />

den Ureinwohnern<br />

abgeschaut, mit denen<br />

sie nicht nur wegen<br />

ihres Status als<br />

unterdrückte Rasse sympathisierten.<br />

Eine romantisch<br />

verklärte Sicht auf<br />

ein Leben in und<br />

mit der Natur tat ihr Übriges.<br />

Nach Don Fardon landeten auch<br />

die einst in Bürgerkriegsuniformen<br />

aufgetretenen (Paul Revere & The)<br />

Raiders 1971 mit "Indian Reservation"<br />

in den Charts (US #1). Die Disco-Version<br />

des Songs vom Orlando Riva Sound knackte<br />

in Deutschland 1979/80 erneut die Top 10,<br />

wurde dem Inhalt des Textes allerdings<br />

nicht gerecht. Weitere Cover-Versionen<br />

folgten (u.a. 999, Laibach).<br />

Eine<br />

konsequente<br />

Vertreterin<br />

indianischer<br />

Kultur und<br />

Lebensweise<br />

ist Buffy Sainte-<br />

Marie. Die Cree-Frau<br />

veröffentlich te 1964 mit IT’S MY WAY<br />

ihr erstes Folk-orientiertes Album, auf<br />

dem sie bereits auf die Situation der Indianer<br />

in Nordamerika aufmerksam machte<br />

– was ihr in den Mainstream-Medien<br />

allerdings keine Freunde bescherte ...<br />

Auch wenn sie ihren Stil auf Country erwei-<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />

Seite 20 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


terte und später Rockelemente<br />

hinzukamen, blieb sie eine<br />

Streiterin für die Interessen der<br />

Ureinwohner. Ihren größten<br />

Erfolg landete Sainte-Marie<br />

mit der Titelmelodie für den<br />

Western „Soldier Blue" („Das<br />

Wiegenlied vom Totschlag"),<br />

der beim Erscheinen 1970 zu<br />

den brutalsten Filmen aller<br />

Zeiten zählte. Grund für diese<br />

Einschätzung waren die drastischen<br />

Darstellungen eines<br />

Massakers an friedlichen Cheyenne.<br />

Den Hintergrund der<br />

Handlung bildete das Gemetzel<br />

am Sand Creek von 1864,<br />

gleichzeitig stellte der Streifen<br />

das menschenverachtende Vorgehen<br />

der Amerikaner in Vietnam an den Pranger.<br />

Fo<strong>to</strong>: © <strong>GoodTimes</strong>-pho<strong>to</strong>.de<br />

Buffy Sainte-Marie, die es verdient hätte, in einem<br />

Atemzug mit Joan Baez oder Joni Mitchell genannt<br />

zu werden, ist heute meist nur noch eingefleischten<br />

Fans ein Begriff, obwohl sie immer noch<br />

aktiv ist. Und das auf äußerst hohem Niveau.<br />

Den wohl markantesten frühen<br />

Beitrag im rock-musikalischen<br />

Kampf um die Rechte<br />

des „roten Mannes" leistete<br />

1964 Johnny Cash mit dem<br />

Konzeptalbum BITTER TEARS,<br />

das ausschließlich Geschichten<br />

aus dem Leben der Indianer<br />

erzählte. In den Adern des<br />

Country-Stars floss Cherokee-Blut, was durchaus<br />

dazu beigetragen haben dürfte, dass er sich zeit-<br />

Buffy Sainte-Marie sang die<br />

Titelmelodie des Western "<br />

Soldier Blue".<br />

lebens zu den Angehörigen der so genannten First<br />

Nations hingezogen fühlte. Auf BITTER TEARS <strong>the</strong>matisierte<br />

Cash zum Beispiel mit "The Ballad Of Ira<br />

Hayes" den unter den indigenen Nationen grassierenden<br />

Alkoholismus.<br />

Der Navajo Jim Stallings setzte sich 1969 als<br />

J.J. Light mit der Single "Heya"<br />

in den Annalen der Rockhis<strong>to</strong>rie<br />

ein kleines Denkmal. Der Song<br />

kam vor allem in Europa zu Hit-<br />

Ehren, wo es spätestens seit den<br />

Indianerkriegen im ausgehenden<br />

19. Jahrhundert eine große Affinität<br />

zu den amerikanischen Ureinwohnern<br />

gab. Besonders die<br />

Deutschen taten sich bei dieser Zuneigung hervor,<br />

was sich nicht nur in der Popularität der Karl-May-<br />

Romane und -Filme ausdrückte.<br />

Die Krautrockband Jeronimo coverte<br />

"Heya" im selben Jahr und<br />

verbuchte damit ihren größten<br />

Single-Erfolg. Über eine deutschsprachige<br />

Version von Adriano Celentano sollte besser<br />

der Mantel des Schweigens gehüllt werden.<br />

1969 war auch das Jahr des Dakota und<br />

AIM-Aktivisten Floyd „Red Crow" Westerman.<br />

Sein Folkalbum CUSTER DIED FOR<br />

YOUR SINS war eines der eindringlichsten<br />

Statements jener Epoche.<br />

Die Indianer-Rockband schlechthin<br />

dürften Redbone gewesen sein.<br />

Das Quartett, dessen Mitglieder<br />

Cheyenne, Yaqui und Schoschonen<br />

unter ihren Vorfahren wussten, be<strong>to</strong>nte<br />

nicht mehr das Leid und die Entbehrungen<br />

der von der Ausrottung bedrohten Völker.<br />

Redbone verkörperten den neuen Indianer. Und der<br />

war wieder kampfeslustig – und wenn nötig, griff<br />

er auch zur Waffe. War die 19-monatige Besetzung<br />

der einstigen Gefängnisinsel Alcatraz 1969 durch<br />

mehrere hundert Indianer eher ein friedlicher Akt<br />

gewesen (Redbone besangen das Ereignis in ihrer<br />

Ballade "Alcatraz"<br />

auf POTLATCH<br />

(1970), gab es bei<br />

der Protestaktion<br />

der AIM in Wounded<br />

Knee 1973<br />

bereits Tote und<br />

Verletzte. Zeitgleich<br />

warfen Redbone<br />

in Europa die Single "We Were All Wounded<br />

At Wounded Knee" auf den Markt und landeten<br />

RMN<br />

Wir lieben Oldies<br />

Das fängt ja gut an! Direkt<br />

zu Beginn des neuen<br />

Jahres ruft unser Oldieskanal<br />

RMNgoodtimes<br />

zur Wahl der<br />

besten Oldies aller<br />

Zeiten auf.<br />

Bis zum 31. Januar<br />

können Sie Ihre<br />

Wahl unter mehr als<br />

1000 Hits der letzten<br />

50 Jahre treffen. Über<br />

unsere Homepage www.<br />

RMNgoodtimes.de gelangen<br />

Sie zur Vorschlagsliste mit den Chartbreakern aus<br />

den deutschen Hitlisten von 1960 –1989. Hier können<br />

Sie nicht – wie sonst üblich – einen, sondern<br />

gleich fünf (!) Titel auswählen und damit Ihre ganz<br />

persönlichen „Top 5" bestimmen. Natürlich soll Ihre<br />

Mühe nicht ganz umsonst sein. Viele Sachpreise<br />

warten auf unsere Hörer, die sich bei unseren Supercharts<br />

einbringen. Unter anderem CDs aus der<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Edition, bekannte Software namhafter<br />

Anbieter und drei <strong>GoodTimes</strong>-Jahresabos.<br />

DAS INTERNETRADIO MIT MUSIK DER 60er, 70er UND 80er JAHRE.<br />

EINE KOOPERATION VON RMNRADIO UND GOODTIMES.<br />

RMNgoodtimes intern – Die "<br />

TOP 250"-Supercharts<br />

So … jetzt haben Sie die Qual der Wahl. Einige Anregungen<br />

gefällig? Hier sind die Favouriten der<br />

RMNgoodtimes-Modera<strong>to</strong>ren:<br />

Pascal Hinske-Thomsen<br />

1. Blue Monday – New Order<br />

2. Don't Go – Yazoo<br />

3. Magic Fly – Space<br />

4. Popcorn – Hot Butter<br />

5. Two Tribes – Frankie Goes To Hollywood<br />

Aileen Jahn<br />

1. Bad Case Of Lovin' You – Robert Palmer<br />

2. Get It On – T. Rex<br />

3. Thunderstruck – AC/DC<br />

4. My Oh My – Slade<br />

5. Born To Be Wild – Steppenwolf<br />

Norbert Hesse<br />

1. Blowin' In The Wind – Hollies<br />

2. Rhiannon – Fleetwood Mac<br />

3. Through The Barricades – Spandau Ballet<br />

4. Year Of The Cat – Al Stewart<br />

5. One Of These Nights – Eagles<br />

www.rmngoodtimes.de<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 21<br />

Tobias Künzel<br />

1. Lucky Man – Emerson, Lake & Palmer<br />

2. The Loser In The End – Queen<br />

3. Highway Star – Deep Purple<br />

4. Blackbird – Beatles<br />

5. A Whiter Shade Of Pale – Procol Harum<br />

Herbert Pjede<br />

1. Mr. Blue Sky – ELO<br />

2. Jumpin' Jack Flash – Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

3. I Am The Walrus – Beatles<br />

4. Hey Joe – Jimi Hendrix<br />

5. Au<strong>to</strong>bahn – Kraftwerk<br />

Na, dann nix wie los auf die Seite www.RMNgoodtimes.de<br />

und noch heute abstimmen! Einfach Ihre<br />

persönlichen Hits 1–5 anklicken, Name und Mailadresse<br />

eintippen und ab geht’s.<br />

Gesendet werden die „TOP 250" am Samstag, den<br />

4. Februar von 14–22 Uhr und am Sonntag, den<br />

5. Februar von 10–22 Uhr. Wir hören uns ...!


einen Hit. Der Song hatte das Massaker des 7. US-<br />

Kavallerieregiments an wehrlosen Sioux von 1890<br />

am Wounded Knee zum Inhalt. In den USA erschien<br />

die Single nicht, die Sender boykottierten das Lied.<br />

Der Redbone-Sound, ein cleverer Mix aus Latin,<br />

Funk, Jazz und Psychedelia, erwies sich auch<br />

für Disko<strong>the</strong>ken als geeignet. Als wichtigstes Wiedererkennungselement<br />

flossen von Zeit zu Zeit<br />

typisch indianische Rhythmen und Weisen, Thunder-Drum-Samples<br />

oder<br />

andere traditionelle Instrumente<br />

mit ein. Das<br />

Auftreten der Musiker<br />

in Kriegsbemalung war<br />

martialisch, Plattentitel<br />

wie WOVOKA (1973)<br />

oder ALREADY HERE<br />

(1972) kompromisslos.<br />

Ihr Cherokee-Blut ließ<br />

auch die junge Sängerin Cher in den 60er Jahren<br />

nicht kalt. Als es der Trend erlaubte, nutzte sie ihre<br />

Abstammung, um auf der Welle der indianischen<br />

Elemente in der aktuellen Pop- und Rockmusik<br />

mitzuschwimmen. Am bekanntesten dürfte ihr<br />

Song "Half-Breed" vom gleichnamigen Album aus<br />

dem Jahr 1973 sein (nicht zu verwechseln mit dem<br />

ebenso betitelten Rainwater-Mini-Hit von 1959).<br />

Legendär ist die TV-Aufnahme der halbnackten<br />

Cher in einer indianischen<br />

Fantasietracht<br />

auf einem apathischen<br />

Pferd in schlichter Kulisse.<br />

In den USA setzte<br />

sich das Stück längere<br />

Zeit in den Top 20 fest<br />

und eroberte sogar<br />

die Spitzenposition<br />

der Charts.<br />

die Mitte der 70er – das Jahr-<br />

In zehnt zahlreicher spektakulärer<br />

Protestaktionen der Indianer<br />

in Kanada und den USA<br />

– fällt auch der Aufstieg<br />

der eingangs erwähnten<br />

Blackfoot, die mit ihrem<br />

Heavy Rock die logische<br />

Folge des auftrumpfenden<br />

Gebarens Redbones<br />

darstellten. Ricky<br />

Medlocke als treibende<br />

Kraft der Truppe blieb<br />

bei allen Wendungen in<br />

Stil und Präsentation seinen<br />

indianischen Wurzeln<br />

verhaftet. Heute steht der<br />

Gitarrist und Sänger mit Lynyrd<br />

Skynyrd auf der Bühne, wo<br />

er wie ein ergrauter und hin und<br />

wieder scheinbar von der Tarantel<br />

ges<strong>to</strong>chener Häuptling durch die Gegend<br />

wirbelt.<br />

Ernest Monias, ein in Kanada lebender Cree, ist das<br />

Paradebeispiel für die zahlreichen indianischen<br />

Country-Rocker, die mittlerweile zu einem wichtigen<br />

Bestandteil der Gesamtszene wurden. Monias<br />

veröffentlichte seit den 70ern allein auf Sunshine<br />

Records bereits 19 Alben, die zwischen Hank Williams<br />

und CCR angesiedelt sind. Als Ernest<br />

Monias & Sons begab er sich erfolgreich<br />

aufs Cover-Terri<strong>to</strong>rium. Auf<br />

dem Album INNU NIKAMU (1997)<br />

wagte sich der Gitarrist und Sänger<br />

an "Comfortably Numb" von<br />

Pink Floyd und bewältigte diese<br />

Herausforderung beachtlich.<br />

Repräsentanten für die neue Generation<br />

von Rockbands mit indianischen<br />

Mitgliedern sind die Blues-Rocker<br />

von Indigenous. Die vier Musiker<br />

sind Nakota Sioux und lassen<br />

erstaunlich wenig Traditionelles<br />

in ihren Sound einfließen.<br />

Sie spielen Rock für<br />

ein breites Publikum,<br />

dem die ethnische<br />

Herkunft der Protagonisten<br />

egal zu sein<br />

scheint. Gitarrist<br />

Ma<strong>to</strong><br />

Nanji (Standing<br />

Bear)<br />

spielt ein Brett, dass<br />

einem Hören und Sehen<br />

vergehen. Szenekenner<br />

vergleichen sein Spiel mit<br />

dem eines Carlos Santana<br />

oder Stevie Ray Vaughan. Seit<br />

1998<br />

veröffentlicht<br />

das Quartett Alben,<br />

mit THE AC COUSTIC<br />

SESSIONS erschien 2010<br />

das vorerst letzte.<br />

Cher wusste ihre<br />

Cherokee-Wurzeln<br />

kommerziell zu nutzen.<br />

Fo<strong>to</strong>: © <strong>GoodTimes</strong>-pho<strong>to</strong>.de<br />

Redbone verkörperten das neue<br />

Selbstbewusstsein der Indianer.<br />

Süd- und Mittelamerika<br />

dürften schon allein<br />

ihrer Größe wegen ein unerschöpflicher Hort an<br />

Rock- und Popacts<br />

mit indianischen<br />

Wurzeln<br />

sein. Den<br />

Europäern erscheint dieser<br />

Teil des Kontinents allerdings<br />

vor allem in Gestalt von<br />

Straßenmusikern, die auf Panflöten<br />

"El Condor Pasa" geben,<br />

sich wie Prärie-Indianer<br />

kleiden und ihre CDs in Polen<br />

produzieren. Dass in<br />

Deutschland das verklärte<br />

Bild des unterdrückten<br />

„roten Mannes" präsent<br />

ist, der demütig folkloristische<br />

Weisen<br />

in seine Instrumente<br />

schluchzt,<br />

beweist die Wahl<br />

von Leo Rojas aus<br />

Ecuador zum Supertalent<br />

2011.<br />

Dabei gibt es<br />

in Mexiko,<br />

Brasilien oder<br />

Kolumbien längst ein<br />

anderes Phänomen,<br />

das die indianische<br />

Urbevölkerung in einem völlig<br />

anderen Licht zeigt. In der<br />

Black-Metalszene (der wohl<br />

extremsten Spielart des Heavy<br />

Metal) hat sich ein Subgenre<br />

entwickelt: Es wird von Bands<br />

besetzt, die sich Yaotl Mictlan, Xolotl,<br />

Balam Akab oder Mictlan nennen.<br />

Hier haben sich Weiße und<br />

Indianer zusammengefunden, die<br />

ihr brachiales Metal-Geschrote mit<br />

traditionellen Instrumenten unterfüttern.<br />

Ihre Texte beschäftigen<br />

sich mit der Geschichte der<br />

Azteken, Inka oder Maya und<br />

fordern eine Rückbesinnung<br />

auf alte kulturelle und religiöse<br />

Werte. Mit "El Condor<br />

Pasa" hat das herzlich wenig<br />

zu tun. Vielmehr gehen einige<br />

dieser jungen Krieger soweit,<br />

ihr Land von den jetzigen Bewohnern<br />

zurückzufordern. Eine Option auf ein weiteres<br />

Nebeneinander mit den hier nun auch schon seit<br />

Jahrhunderten lebenden Abkömmlingen europäischer<br />

Einwanderer lassen sie nicht.<br />

Ernest Monias veröffentlicht<br />

seit 35 Jahren Platten.<br />

Um nur den Hauch eines Anspruchs auf Vollständigkeit<br />

bei der Betrachtung indianischer Rock- und<br />

Popacts zu erheben, bedürfte es vermutlich eines<br />

mehrere hundert Seiten dicken Wälzers. Die Tür in<br />

eine ganz spezielle Welt der Musik und erzählter Geschichten<br />

sei hiermit allerdings aufges<strong>to</strong>ßen. In einer<br />

der nächsten <strong>GoodTimes</strong>-Ausgaben soll es dann um<br />

Bands und Interpreten gehen, die zwar keiner indianischen<br />

Nation angehören, meist sogar Europäer<br />

sind, sich aber aus den unterschiedlichsten Gründen<br />

in Text und Musik mit der Geschichte der amerikanischen<br />

Ureinwohner auseinandersetzten.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />

Seite 22 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Bernd Witthüser<br />

Wenn er sich unbeobachtet fühlt und versonnen vor sich hinblickt,<br />

wirkt Bernd Witthüser wie ein in die Tage gekommener Hippie, der<br />

nicht mitbekommen hat, dass Woods<strong>to</strong>ck schon vorbei ist. Hager,<br />

mit zersausten grauen Haaren, die ihm immer noch um<br />

einiges über die Schultern reichen, die Gitarre geschultert,<br />

den Joint im Mundwinkel, hat der 67-Jährige etwas von<br />

einem Nostalgiker. Doch dann ist da dieser spitzbübische<br />

Blick aus seinen blau-grauen Augen, ein<br />

verschmitztes Lächeln umspielt den Mund – und es<br />

wird klar: Bei dem Mann sollte man besser nie voreilige<br />

Schlüsse ziehen ...<br />

rotestsänger des Ruhrgebiets, Liedermacher, Witthüser<br />

& Westrupp, Kabarettist, Poet, Krautrock-Star,<br />

Musik-Clown, Straßenmusiker Barnelli, Entertainer,<br />

Eremit: die freie Auswahl, wie man ihn sehen möchte.<br />

Bernd Witthüser lässt sich jedoch nicht greifen<br />

und begreifen schon gar nicht. Und vermutlich hat er sogar selbst<br />

aufgegeben, sich zu verstehen.<br />

Den Stempel des Politbarden empfand er spätestens seit den Essener Songtagen<br />

1968 als Last. „Mir haben all diese Kollegen nicht gefallen", erinnert sich<br />

der Gitarrist und Sänger. „Du kannst singen, was du willst. Ändern tust du<br />

sowieso nix. Außerdem habe ich damals angefangen zu kiffen." Es folgte die<br />

äußerst produktive Zeit mit Walter Westrupp.<br />

Vier Alben entstanden auf Rolf-Ulrich Kaisers<br />

Ohr- und Pilz-Label, die zu Krautrock-Klassikern<br />

avancierten. Kosmische Kuriere (Kosmische<br />

Musik) reichte 1973 LIVE 68–73 nach. Auf<br />

LIEDER VON VAMPIREN, NONNEN UND TOTEN<br />

(1970) kamen Novalis, Heine und Baltus Brösel<br />

zu Ehren, TRIPS UND TRÄUME (1971) beschrieb<br />

genau das, was der Titel erahnen lässt, und DER<br />

JESUS-PILZ (1971) führte die zwei Beseelten auf<br />

Tour durch Deutschlands Gotteshäuser. „Da kamen<br />

richtig viele Leute. Ich dachte, ich flipp' aus", grinst Bernd Witthüser. „Die<br />

Pfarrer wussten genau, worum es in der Geschichte geht: Das Kreuz ist nämlich<br />

das Symbol für den Fliegenpilz. Die Ur-Christen haben sich im Verborgenen getroffen<br />

und sich den Fliegenpilz reingepfiffen. Danach waren sie für drei Tage<br />

<strong>to</strong>t. So erklärt sich die ganze Sache um Jesus."<br />

Den bis dahin vor allem als durchgeknallte Spinner wahrgenommenen Musikern<br />

verschaffte schließlich BAUER PLATH mit dem unvergesslichen "Rat der<br />

Motten" breite Anerkennung. Das anschließende Zerwürfnis konnte diese Popularität<br />

aber nicht verhindern. Bernd Witthüser zog es 1973 zu der ominösen<br />

Drogensause beim Schweizer My<strong>the</strong>nforscher Sergius Golowin, an der sogar<br />

Tangerine-Dream-Tastenmann Klaus Schulze teilnahm. „In jedem Getränk, das<br />

rumgereicht wurde, war LSD", erzählt Witthüser. „Die Lieder, die da entstanden,<br />

kannst du nur verstehen, wenn du auf einem Trip bist." Danach sei er<br />

fertig gewesen. Bühnenauftritte vor großem Publikum habe er wegen seines<br />

Drogenkonsums vergessen können. „Da habe ich angefangen, Straßenmusik zu<br />

machen. Und das mache ich immer noch. Das ist das Beste."<br />

Bernd Witthüser zog es über Berlin und München nach Indien, um final in Italien<br />

zu landen, wo er als Barnelli zur Berühm<strong>the</strong>it wurde. Mit auf den Rücken<br />

geschnallter Pauke, einem Fahrradhelm als Mikrohalter auf dem Kopf und der<br />

Gitarre vorm Bauch lebte er seine Art von Freiheit. Wenngleich sich in Italien das<br />

Straßenmusikerdasein mehr und mehr zu einem Job entwickelte. „Die rufen mich<br />

an, wenn sie in einem Dorf ein Fest feiern", sagt Witthüser. „Dann empfängt<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 23<br />

mich der Bürgermeister und sagt: Hier ist die Straße, und da spielst du jetzt für<br />

zwei, drei Stunden." Geld bekommt er aus der Stadtkasse. Das ist wie Gage.<br />

Erst 25 Jahre später kam der Aussteiger zurück nach Deutschland. "Ich wollte<br />

mal gucken, was hier so geht", spielt er seine unverkennbare Suche nach hinterlassenen<br />

Spuren herunter. Und die Verehrung durch W&W-Fans hat ihn sehr<br />

überrascht. „Ich kann das nicht verstehen", meint er. „Vor allem tauchen so<br />

junge Leute auf, die unsere Platten bei Oma im Keller entdeckt haben und unheimlich<br />

auf den Scheiß abfahren. Naja, ich finde das natürlich <strong>to</strong>ll."<br />

Dieser Zuspruch führte sogar dazu, dass Bernd Witthüser eine neuerliche Zusammenarbeit<br />

mit seinem alten Mitstreiter Walter Westrupp durchaus für möglich<br />

hielt. „Ich wollte immer mal wieder was mit ihm machen", sagt Witthüser.<br />

„Aber irgendwie hat er darauf keinen Bock mehr. Als ich 2010 die Platte<br />

KASABLANKA gemacht habe, wollte ich, dass er<br />

mitspielt. Aber er hat auf mein Werben nie reagiert<br />

– bis das Ding schließlich fertig war."<br />

Auch wenn sich der im Sauerland geborene Musiker<br />

über den W&W-Kram immer wieder auf<br />

ironische Art lustig macht, ließ ihn diese Musik<br />

all die Jahre nicht los. „Als ich mir nach meiner<br />

Zeit, in der ich ohne Strom und so weiter in<br />

einer Hütte im Wald gewohnt habe, einen Computer<br />

zulegte, wollte ich unter die alten Witthüser<br />

& Westrupp-Sachen Sounds legen", verrät<br />

er. „Aber das ging nicht. Wir haben irgendwie nie auf Eins gespielt. Das ist fast<br />

Free Folk."<br />

Frei improvisiert sind Bernd Witthüsers Auftritte immer, als Straßenmusiker ist<br />

das unvermeidlich: „Da musst du spielen, worauf die Leute gerade Lust haben."<br />

Aber auch seine spärlich gesäten Deutschland-Gigs haben meist weniger<br />

von einem Konzert, als dass sie eine musikalisch untermalte Kommunikation<br />

mit dem Publikum sind. Je nach Laune – und der Anzahl konsumierter Joints<br />

– erzählt Witthüser Skurriles und Hintersinniges, ohne dabei auch nur einen<br />

Wunsch des Publikums nach bestimmten Songs zu erfüllen. Ein anderes Mal<br />

spielt er Lied für Lied mit einer Inbrunst, als gäbe es kein Morgen. „Alle, die<br />

gesagt haben, du erreichst nie das Rentenalter, die leben nicht mehr", kichert<br />

der spitzgesichtige Schelm.<br />

Ob er noch mal eine Platte macht, wieder in den Wald zieht, nie mehr "Rat der<br />

Motten" singt oder mit wechselnden Begleitern weiter Europas Straßen unsicher<br />

macht – er weiß es selbst nicht. Die Zeit wird es zeigen.<br />

Jens-Uwe Berndt<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt


2. Christmas-Rock-Festival<br />

Weihnachts-Rock,<br />

Handelsklasse A!<br />

Von Philipp Roser<br />

Zum großen Finale schmettern alle Akteure des Abends Slades "Merry X-mas Everybody".<br />

Alle guten Catering-Sachen stehen bei Final<br />

Stap in der Garderobe – in meiner ist überhaupt<br />

nichts!" Ein breites Grinsen setzte die-<br />

„<br />

ses Lamen<strong>to</strong>, das John Law<strong>to</strong>n während der Proben<br />

am Nachmittag des 18. Dezembers anstimmte, in den<br />

richtigen Kontext. Da hätte es der Erklärung „Das<br />

ist ein Integrationsversuch ...!" von Co-Veranstalter<br />

Frank Zurmühlen eigentlich gar nicht mehr<br />

bedurft. Kommunikation lautete das<br />

Zauberwort beim „2. <strong>GoodTimes</strong><br />

Christmas-Rock-Festival" in der<br />

Vaihinger Trend-Halle. Kommunikation<br />

zwischen den<br />

Künstlern, aber auch zwischen<br />

den Musikern und<br />

dem Publikum – das übernahm<br />

während des dreieinhalbstündigen<br />

Konzerts<br />

immer wieder den Leadgesang,<br />

und das nicht nur bei<br />

den Gassenhauer-Refrains der<br />

Hits, die immer wieder das Programm<br />

bestimmten.<br />

John Law<strong>to</strong>n und Tony Carey, die<br />

über eigene, separate Garderoben verfügten,<br />

waren in „ihren" Räumlichkeiten nur zum<br />

Umziehen anzutreffen. Sie zog es vor und nach ihren<br />

Sets in den großen Raum, in dem das leckere Catering<br />

aufgebaut war und in dem auch Final Stap hinter improvisierten<br />

Vorhangwänden ihren Rückzugsbereich<br />

hatten. Da wurde in Erinnerungen geschwelgt, wurden<br />

Erfahrungen und Geschäftliches ausgetauscht<br />

und letzte Feinheiten für die anstehenden Auftritte<br />

© NikMa Verlag<br />

John Law<strong>to</strong>n<br />

© NikMa Verlag<br />

abgestimmt. Und danach Glückwünsche für<br />

gelungene Darbietungen ausgesprochen.<br />

Die klanglichen Resultate beeindruckten,<br />

gerade weil sich Final Stap<br />

als „<strong>GoodTimes</strong>-Hausband" zwar<br />

intensiv auf ihre jeweiligen Partner<br />

vorbereitet hatten, aber nur wenig<br />

Zeit fürs Feintuning blieb –<br />

Songs wurden einmal<br />

durchgespielt, der<br />

Rest war spontan,<br />

und alles<br />

klappte perfekt!<br />

Was die Reaktion<br />

des begeistert mitgehenden<br />

Publikums<br />

bewies, das Zugaben forderte.<br />

Eine Woche lang waren<br />

Tobias Künzel (Prinzen; dr,<br />

voc), Mike Kilian (Rockhaus;<br />

voc, g), Christian Sorge (g, voc)<br />

und Dirk „P" Posner (b, voc) zuvor<br />

im Rahmen ihrer „Riesen Glocken<br />

Tour 2011" unterwegs gewesen und hatten<br />

sich dabei mit ihren Gästen Uwe Schneider<br />

(The Teens), Peter Freudenthaler (Fools Garden) und<br />

Jane Sakel (einst röhrende Frontfrau der DDR-Teenie-<br />

Combo P 16) rockend und rollend ausge<strong>to</strong>bt. Doch<br />

die Müdigkeitsfalten waren zum Abschluss ihrer Tour<br />

beim „<strong>GoodTimes</strong> Christmals-Rock-Festival" schnell<br />

verschwunden, als Final Stap in Vaihingen kurz nach<br />

18 Uhr super-dynamisch loslegten. Da waren die traditionellen<br />

Weihnachtslieder<br />

(inkl. Posaunenchor)<br />

schnell vergessen, die<br />

vor Showbeginn aus<br />

den Lautsprechern<br />

geflossen waren.<br />

Die dynamisch<br />

angereicherten<br />

und<br />

variierten Final-<br />

Stap-Versionen<br />

von <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong>s<br />

"Rock'n'Roll",<br />

Queens "We Will Rock<br />

Tobias Künzel &<br />

Mike Kilian<br />

You", Sweets "Fox On<br />

The Run" und das bandeigene<br />

2010er Weihnachtslied "Thorsten"<br />

brachten die Gemüter in Wallung – vergessen<br />

die Anreise im Schneeregen. Uwe Schneider hämmerte<br />

seinen Teens-Evergreen<br />

"Gimme Gimme Your<br />

Love" raus und<br />

verfremdete anschließend<br />

die<br />

Disco-Hymne<br />

"Born To<br />

Be Alive".<br />

Die Final-<br />

Stap-Herrschaften<br />

in kurzen<br />

grünen<br />

Röckchen und<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Roland Fengler<br />

Seite 24 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Tony Carey


Weihnachtsmann<br />

Mike Kilian & Uwe<br />

Schneider<br />

Volker Hinkel & Peter<br />

Freudenthaler<br />

SECTORS<br />

Jane Sakel<br />

Tony Carey & John<br />

Law<strong>to</strong>n<br />

Tobias Künzel & Hartmut<br />

Engler (Pur)<br />

backstage<br />

Dirk "<br />

P"<br />

Posner<br />

oberschenkellangen Pippi-Langstrumpf-Strapsstrümpfen<br />

<strong>to</strong>bten über die Bühne, demonstrierten ihr<br />

handwerkliches Können und heizten zwischen den<br />

Auftritten der prominenten Gäste immer wieder mit<br />

ihren Cover-Versionen ein.<br />

Tony Careys Gesang bei "Bedtime S<strong>to</strong>ry", "Room<br />

With A View", "A Fine Fine Day" und "Burning<br />

Bridges" beeindruckte ebenso wie die Leichtigkeit, mit<br />

der er seine Begleiter dirigierte. „Wenn ich auf der Bühne<br />

stehe, müssen die Gitarren laut krachen", hatte der Keyboarder<br />

schon nach der Probe erklärt – und genau so lief's!<br />

Eines der Highlights des spektakulären Abends war das<br />

Ruf- und Antwortspiel zwischen Tastenmann Carey<br />

und dem Gitarrenvirtuosen Christian Sorge – nicht<br />

nur die beiden selbst schwärmten davon!<br />

Beifall gab es auch für Tobias Künzels Schlagzeugsolo,<br />

er kam anschließend an den Bühnenrand,<br />

um "Little Drummer Boy", "Honky Tonk Women"<br />

und vor allem eine enthusiastische Neufassung von<br />

Dave Edmunds' "I Hear You Knocking" als Leadsänger<br />

anzustimmen. Nach ihm wurden auch Peter Freudenthaler<br />

und Volker Hinkel alias Fools Garden fast schon<br />

frenetisch gefeiert. Die Lokalmatadore zelebrierten eine fast<br />

punkige Version ihres Klassikers "Lemon Tree"! Und<br />

was Freudenthaler als Sänger kann, demonstrierte er<br />

gleich noch an zwei zusätzlichen Fremdvorlagen,<br />

"All Day And All Of The Night" (Kinks) und "Children<br />

Of The Revolution" (T. Rex).<br />

Natürlich kam John Law<strong>to</strong>n nicht an der "Lady<br />

Gitarrenass<br />

Christian<br />

Sorge<br />

In Black" seiner Ex-Band Uriah Heep vorbei – durch<br />

die Verquickung mit John Lennons "Give Peace A<br />

Chance" gewann er dem Ohrwurm eine neue Facette<br />

ab. Ebenfalls aus dem Heep-Fundus stammten "Gypsy"<br />

und "Wise Man" sowie "Free Me", das er mit Mick Box & Co.<br />

komponiert und zum Hit gemacht hatte. All diese Nummern<br />

unterstrichen, dass Law<strong>to</strong>n, der inzwischen wieder im UK<br />

lebt, auch mit 65 noch bestens bei Stimme ist! Wie<br />

auch die vielleicht beeindruckendste Nummer in seinem<br />

Kurzset: "Still Paying My Dues To The Blues",<br />

der Titelsong seines letzten Solo-Albums.<br />

Wie schon 2010 geriet das große Finale aller<br />

Beteiligten zum Höhepunkt: ein stimmgewaltiger<br />

Chor, der passend zum Weihnachtsfest "Merry X-Mas<br />

Everybody” von Slade fetzig anstimmte und zum Abschluss<br />

– nach vielen Zugabe-Rufen – das Publikum mit<br />

"Wild Thing" (Troggs) in die letzte Adventswoche entließ.<br />

Fast nur strahlende Gesichter gab's anschließend im<br />

Backstage-Bereich. Lob von Promis wie Pur-Sänger<br />

Hartmut Engler und Zufriedenheit mit den eigenen<br />

Auftritten sorgten für beste Stimmung in feuchtfröhlicher<br />

Runde, die sich erst weit nach Mitternacht<br />

auflöste.<br />

Wer nicht gekommen war, hatte an diesem<br />

Abend Einmaliges verpasst. Denn in dieser Besetzung<br />

und mit diesen Sets wird man keinen der Beteiligten<br />

jemals wieder erleben! Einige denkwürdige<br />

Momente des 4. Advent 2011 sind per Video auf der<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Website nachzuerleben.<br />

Drei separate 6-Disc Boxsets<br />

Des kompletten mercury katalogs<br />

in chronologischer reihenfolge<br />

JEdER SECTOR EnThälT<br />

5 CDs, digital remastered in 96kHz / 24-bit Qualität,<br />

eine Audio DVD mit 5.1 Surround Sound, sowie<br />

alle Texte, unveröffentlichte Fo<strong>to</strong>s und Credits.<br />

SECTOR 1<br />

Rush<br />

Fly By Night<br />

Caress Of Steel<br />

2112<br />

All The World’s A Stage<br />

Fly By Night DVD<br />

SECTOR 2<br />

A Farewell To Kings<br />

Hemispheres<br />

Permanent Waves<br />

Moving Pictures<br />

Exit…Stage Left<br />

A Farewell To Kings DVD<br />

SECTOR 3<br />

Signals<br />

Grace Under Pressure<br />

Power Windows<br />

Hold Your Fire<br />

A Show Of Hands<br />

Signals DVD


?<br />

Songs von Maskierten: Wer hat's geschrieben?<br />

Komponisten-Quiz<br />

Klammer auf, Name, Klammer zu – die Au<strong>to</strong>ren von Musikstücken fristen<br />

ihr Dasein auf Plattenlabels und -hüllen seit Jahrzehnten "<br />

eingeklemmt".<br />

So sind sie nicht mehr als eine Fußnote zu den prominenten Musikern, deren<br />

Lebensläufe den Fans vertraut sind. Einige Songschreiber verbergen<br />

ihre wahre Identität obendrein "<br />

maskiert", hinter einem Pseudonym. Das<br />

erschwert es, Informationen über sie zu bekommen. Denn nicht alle stehen<br />

bzw. standen im Scheinwerferlicht wie Lennon/McCartney, Leiber/S<strong>to</strong>ller<br />

oder Marriott/Lane (Small Faces). Viele wollen das auch nicht. Im folgenden<br />

Quiz geht es um Urheber, die für ihre Texte oder Kompositionen Decknamen<br />

erfanden. Hätten Sie’s gewusst?<br />

Von Rüdiger Bloemeke<br />

Wer ist der geheimnisvolle "<br />

Nugetre", der den R&B-<br />

Hit "Chains Of Love" (Joe Turner, Bobby Bland, B.B.<br />

King) schrieb?<br />

Man muss den Namen nur von hinten lesen, dann ergibt<br />

sich „Ertegun". Ahmet Ertegun, der legendäre<br />

Atlantic-Labelchef, der den Titel für seinen Künstler Big<br />

Joe Turner schrieb, hielt sich so im Hintergrund.<br />

Wieso hat Nanker Phelge nur für eine Gruppe Songs<br />

komponiert?<br />

Weil hinter diesem Fantasienamen die Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

steckten. In ihren Anfängen wohnten sie mit James<br />

Phelge zusammen, und der schnitt mit Brian Jones ständig<br />

Grimassen, die sie „nanker" nannten. Die Stücke ”Now<br />

I’ve Got A Witness", ”Play With Fire", ”I’m All Right" und<br />

”S<strong>to</strong>ned" z.B. veröffentlichten die S<strong>to</strong>nes als Nanker Phelge.<br />

Was verbindet Chuck Willis mit einem österreichischen Juristen?<br />

Dass Willis’ Single ”What Am I Living For" 1958 zum<br />

Millionseller wurde, verdankte der ”Sheik Of Blues"<br />

einem gewissen Fred Jay alias Fritz Jahn alias Dr.<br />

Friedrich Jacobson aus Linz. Der Jurist war in der<br />

Nazi-Zeit nach New York emigriert und wollte<br />

dort sein Hobby<br />

als Schlagerau<strong>to</strong>r<br />

zum Beruf<br />

machen. Das „Jay"<br />

gibt lautmalerisch<br />

auf Amerikanisch den<br />

Anfangsbuchstaben „J" wieder. Nach Willis<br />

nahmen Ray Charles und Conway Twitty Jays<br />

Lied auf. Seine Versuche, auch im deutschen<br />

Musikgeschäft Fuß zu fassen, schlugen damals fehl: „Textlich und musikalisch<br />

inaktuell", hieß 1960 das Urteil eines Verlages. Zehn Jahre später konnte er<br />

darüber lachen – als erfolgreichster deutscher Textdichter: ”Es fährt ein Zug<br />

nach nirgendwo", ”Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben", ”El Lute" und,<br />

und, und.<br />

Warum hat Mac Davis seinen Elvis-Hit<br />

"In The Ghet<strong>to</strong>" unter dem Namen<br />

Scott Davis veröffentlicht?<br />

Es gab schon<br />

einen von<br />

Mack David<br />

geschriebenen<br />

Elvis-Hit (”I<br />

Don’t Care If<br />

The Sun Don’t<br />

Shine") – mit dem Kollegen wollte Mac nicht<br />

verwechselt werden. Mack, der ältere Bruder<br />

von Hal David (”Sea Of Heartbreak"), war der<br />

bislang am häufigsten für den Oscar (”Best<br />

Song") nominierte Filmmusik-Komponist. Mac<br />

Davis dagegen konzentrierte sich auf Country-<br />

Musik. Für Elvis schrieb er außerdem ”A Little<br />

Less Conversation", ”Don’t Cry Daddy" und ”Clean Up Your Own Back Yard".<br />

Haben die Neville Bro<strong>the</strong>rs eine Schwester,<br />

die Naomi heißt?<br />

Nein, auch wenn der Verdacht nahe liegt, denn<br />

Naomi Neville stammt ebenfalls aus New Orleans:<br />

Aber es war Allen Toussaint, der dieses<br />

Songwriter-Pseudonym (Mädchenname seiner<br />

Mutter) verwendete, z.B. bei Herb Alperts<br />

”Whipped Cream".<br />

Warum durfte die BBC nicht wissen, wer<br />

Howard Blaikley wirklich ist?<br />

Dahinter stecken Ken Howard und Alan<br />

Blaikley, die seit 1964 als BBC-Angestellte<br />

heimlich die Honeycombs managten, für sie<br />

”Have I The Right" schrieben (Produzent<br />

Joe Meek, siehe unten) und massenhaft<br />

Seite 26 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Titel für Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich komponierten,<br />

u.a. ”Hold Tight", ”Hideaway", ”Bend It",<br />

”Save Me", ”Touch Me, Touch Me" und ”The Legend<br />

Of Xanadu".<br />

Wie kam "Al Lance" aufs Label der Moonglows-Single<br />

"I Just Can’t Tell No Lie" ?<br />

Dahinter steckte der<br />

berüchtigte Radiomodera<strong>to</strong>r<br />

Alan Freed,<br />

der sich fürs Spielen<br />

der Platte im Radio auf<br />

diese Weise bezahlen ließ<br />

(Payola-Affäre). Lance war der Name seines<br />

Sohnes. Schon bald gab er das Versteckspiel<br />

auf und drängte sich mit seinem richtigen<br />

Namen ins Copyright der Moonglows (”Sincerely")<br />

und Chuck Berrys (”Maybellene"). Berry<br />

klagte erfolgreich gegen diesen Deal des Chess-Labels mit Freed.<br />

?<br />

Wieso wurde Buddy Holly für Robert Duke zum Schicksal?<br />

Der englische Musikproduzent Robert George „Joe" Meek ("Telstar"), der sich<br />

als Songwriter „Duke" nannte, fühlte sich dem Rocker aus Lubbock auf übersinnliche<br />

Weise verbunden. Er schrieb ein Stück ”Early In The Morning" (namensgleich<br />

mit Hollys Hit), aufgenommen von Chick (Brian Adams, Bruder<br />

von Dave Adams), und produzierte Mike Berrys ”Tribute To Buddy Holly". In<br />

depressivem Wahn nahm sich Meek am 3. Februar (Hollys Todestag) 1967 das<br />

Leben, nachdem er seine Vermieterin erschossen hatte.<br />

Ein unbedeutendes Sublabel (Scorpio), ein idiotischer Gruppenname<br />

(Golliwogs) – und dann noch Songwriter-Pseudonyme (Wild – Green):<br />

die Anfänge einer Weltklasse-Band waren steinig ...<br />

Tom und John Fogerty hielten ihr Stück ”Walking On The Water" für so bedeutend,<br />

dass sie sich als Schreiber Künstlernamen zulegten. Ihr Höhenflug wurde<br />

gedämpft, als sie sahen, dass das Fantasy-Label sie ohne ihr Wissen Golliwogs<br />

getauft und auf das Sublabel Scorpio abgeschoben hatte. Erst als sie unter dem<br />

Namen Creedence Clearwater Revival mit ”Suzie Q." auf dem Fantasy-Label Erfolg<br />

hatten, nahmen sie den Titel als ”Walk On The Water" neu auf und gaben<br />

sich als Au<strong>to</strong>ren zu erkennen.<br />

Ich, L. Ransford – wer bin ich und wenn<br />

ja, wie viele?<br />

Das sind die Hollies. Drei Mitglieder der Gruppe,<br />

Allan Clarke, Tony Hicks und Graham Nash,<br />

schrieben unter diesem Pseudonym Songs, z.B.<br />

die Hollies-Titel ”Nobody", ”Don’t You Know",<br />

”So Lonely" und ”You Know He Did". Auch für<br />

Aufnahmen ihrer Titel mit den Everly Bro<strong>the</strong>rs<br />

(”Two Yanks In England") gaben sie sich als L.<br />

Ransford aus.<br />

Ist Reggie Dunbar mit Reggae-Künstler Sly Dunbar verwandt?<br />

Nein, das ist schwer möglich. So nannte sich nämlich Brian Wilsons Vater<br />

Murry, ein erfolgloser Musiker, Produzent und Komponist, der mit Brian für<br />

den Beach-Boys-Song ”Break Away" verantwortlich war.<br />

Weshalb gab sich Kal Mann, der für Elvis’ "Teddy Bear" verantwortlich<br />

war, für den Hit "Butterfly" (Nr.-1-Hit für Charly Gracie und Andy<br />

Williams) den Namen Anthony September?<br />

Mann hatte sich beim Elvis-Verlag Hill &<br />

Range vertraglich verpflichtet, wollte aber<br />

"Butterfly" zu besseren Konditionen woanders<br />

verkaufen: Das brachte ihn mit Tommy<br />

Mammarella zusammen, dem Produzenten der<br />

Teenie-TV-Sendung „Bandstand". Ein schönes<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 27<br />

Geschäft für alle: Mammarella bekam einen Scheck, Kal Mann erhielt dafür<br />

dessen Pseudonym September – und ”Butterfly" wurde in „Bandstand" in Dauerschleife<br />

gespielt.<br />

Wer sind Nicolas, Hellmer und Montague, die Schreiber der deutschen<br />

Beatles-Texte?<br />

Camillo Felgen, Monique Falk und Larry Yaskiel.<br />

Für die ersten und einzigen deutschen<br />

Aufnahmen der Beatles hatte das Odeon-Label<br />

Texte geliefert, die aber Lennon nicht gefielen.<br />

Urheber waren Larry Yaskiel aus London (”Sie<br />

liebt dich"), in den 60er Jahren Manager der<br />

Deutschen Vogue und Textlieferant z.B. für<br />

die Searchers (”Tausend Nadelstiche") sowie<br />

Monique Falk (”Komm, gib mir deine Hand"),<br />

die Ehefrau des Südwestfunk-Programmgestalters<br />

Herbert Falk. Produzent Ot<strong>to</strong> Demler<br />

ließ Radio-Luxemburg-Chefsprecher Camillo<br />

Felgen einfliegen, damit der die Situation<br />

rettete. Als Jean Nicolas belieferte Camillo die<br />

deutsche Schlagerszene am Fließband mit Texten.<br />

Eigene Aufnahmen brachte er als Camillo<br />

Felgen heraus. Die Platten spielte er dann ungeniert<br />

in seinem Sender. Er brachte es sogar<br />

fertig, eine einstündige Sendung „mit meinem<br />

Freund Jean Nicolas" zu moderieren.<br />

Viele Pseudonyme – viel Geld: Wie konnte Hase alias Heinzili alias<br />

Johnny Bartels alias Hanno Plaschky alias Walter Stein alias Alexander<br />

Kühn so immens reich werden?<br />

Kurt Feltz wusste, wie der Hase läuft: Der<br />

Textdichter, der in den 50er Jahren König der<br />

Pseudonyme war, nutzte seine Anstellung beim<br />

Kölner NWDR, indem er den Sender, der damals<br />

70 Prozent der Republik erreichte, zur<br />

Abspielstelle für seine Schlager (Caterina Valente,<br />

Peter Alexander) machte. Auch als er<br />

nach öffentlicher Kritik durch den Kollegen<br />

Ralph Maria Siegel und „Hör Zu"-Chefredakteur<br />

Eduard Rhein den Dienst quittierte, machte er ungebremst weiter, indem<br />

er mit anderen Sendern ein Verbreitungsnetz aufbaute. Die Tantiemen versüßten<br />

seinen Lebensabend im Tessin.<br />

Warum finden sich Schlager von Fred Maat und Nils Bremer auf Single-<br />

Rückseiten?<br />

Das gab es oft in der Branche: Man schrieb<br />

Lieder, die als B-Seite eines Hits untergebracht<br />

wurden, und bekam beim Plattenverkauf<br />

genauso viel wie der Au<strong>to</strong>r der A-Seite.<br />

Dieter ”<br />

Thomas" Heck hatte bei seinem Kollegen<br />

Camillo Felgen gesehen: Als Rundfunkund<br />

Fernsehmodera<strong>to</strong>r verdient man locker<br />

nebenbei, wenn man Schlager textet. Pseudonyme<br />

wie Maat oder Bremer waren dabei<br />

hilfreich. Das wurde publik, als Christian Anders<br />

1969 dreimal in der ”<br />

ZDF-Hitparade" ”Geh nicht vorbei" singen durfte.<br />

Auf der Rückseite der Single profitierte ”Sylvia" eines gewissen Fred Maat von<br />

den Verkäufen. Im ZDF kam das natürlich zur Sprache,<br />

aber man sah kein Problem. Für Heck gab es weiter<br />

Möglichkeiten, kreativ tätig zu sein. Als Manuela<br />

1971 Clodagh Rodgers’ Grand-Prix-Song ”Jack<br />

In The Box" auf Deutsch als ”Der schwarze<br />

Mann auf dem Dach" trällerte, versprach sie<br />

auf der Rückseite ”Dich vergessen kann ich<br />

nie". Text von ”<br />

Maat" Heck. Schon bei Cliff<br />

Richards ”Man gratuliert mir" (”Congratulations",<br />

zweiter Platz beim Grand Prix 1968) hatte<br />

er die B-Seite ”Ich kann treu sein" geliefert.


Roy Buchanan<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Vor 40 Jahren begann eine Karriere, die später tragisch<br />

endete: Das erste Album von Roy Buchanan erschien 1972<br />

– einer der vorzüglichsten Gitarristen der Rock-His<strong>to</strong>rie<br />

war endlich angekommen, gewürdigt und im Alter von 33<br />

Jahren mit einem Major-Vertrag der Polydor belohnt worden.<br />

Dass der allseits gelobte Könner jedoch schon 1956<br />

in einem Aufnahmestudio gestanden hatte, interessierte<br />

damals niemanden. Viele starke Songs aus einem ganz<br />

anderen (Musiker-)Leben vagabundieren seitdem querbeet<br />

durch die Botanik.<br />

Nix war's mit der S<strong>to</strong>ry von der schrottigen Wühltischgitarre<br />

für einsfuffzich zum Geburtstag. Nein, Leroy Buchanan<br />

war gerade mal neun, da sparte sich die Farmhelferfamilie<br />

Buchanan aus Ozark, Arkansas, schon eine Rickenbacker Lapsteel<br />

für den begabten Buben ohne jede Notenkenntnisse ab. Megatalent<br />

und ein Extremgehör forcierten seinen Werdegang bis hin zum<br />

„weltbesten unbekannten Gitarristen".<br />

Knirps Roy (*23.9.1939) fiedelte in Erwachsenen-Bands alles beiseite, was eine<br />

Klampfe bedienen konnte. 16 war er, machte mit seinem Bruder J.D. „in Blues",<br />

pickte meisterlich und setzte sich samt Geschwistern nach Los Angeles ab –<br />

im Gepäck eine Martin (akustisch) und eine elektrische Gibson. Er landete bei<br />

den Heartbeats. Das war um 1956, Geld kam rein, und Buchanan gehörte zum<br />

Stamm der Dauershow „Oklahoma Bandstand" in Tulsa. Hier entdeckte der<br />

Rock'n'Roller Dale Hawkins ("Susie-Q") einen fast gleichaltrigen Junior, der per<br />

Finger Töne machte, für die andere Zusatzgeräte brauchten – und fischte ihn<br />

weg.<br />

Roy, vollges<strong>to</strong>pft mit Einflüssen von Buck Owens, Jimmy Nolen und Jerry Byrd,<br />

hatte sein Sessiondebüt Ende 1956 gegeben – für die Rockabilly-Sängerin Alis<br />

Lesley ("He Will Come Back To Me"). Dann ging's ans Eingemachte, bis 1959<br />

wurde Buchanan auf diversen Singles von Dale Hawkins, dessen Bruder Jerry<br />

und von The Bro<strong>the</strong>rs (Marc & Dean Mathis aus Georgia) eingesetzt; Roys Soli<br />

– nach Bedarf stechend, krachend, klagend – waren stets kleine Höhepunkte.<br />

Als Dales Tourgitarrist<br />

blieb Zeit für Jobs mit<br />

Al Jones, Bobby Jay,<br />

Merle 'Ring Of Fire'<br />

Kilgore und der texanischen<br />

Country-Größe<br />

Bob Luman.<br />

Dann war es Zeit für<br />

Eigenes, längere Haare,<br />

einen Bart – und eine<br />

Telecaster, von der er<br />

kaum noch lassen und<br />

ihr Aberwitziges abringen<br />

konnte. Buchanan<br />

nahm 1961 "After<br />

R.I.P.: Columbia Gardens Cemetery, Arling<strong>to</strong>n, Virginia<br />

Hours" (von da an sein<br />

Markenzeichen) für Bomarc auf, schob auf Swan den "Mule Train S<strong>to</strong>mp" nach.<br />

Freddie Cannon angelte sich Roy, und The Secrets, Danny & The Juniors, Cody<br />

Brennan griffen ebenfalls zu. Für den Power-Drummer Bobby Gregg lieferte er<br />

Top-Soli auf den furiosen Instrumentals "The Jam" und "Pota<strong>to</strong> Peeler" ab. Und<br />

wo schon zwei Hawkins waren, gab es noch Platz<br />

für einen dritten: Ronnie, Cousin von Dale und<br />

Jerry und Chef der Hawks (pre-The Band), holte sich<br />

Roy als Bassisten; auf dessen rhythmischem Fundament<br />

konnte sich Gitarrist Robbie Robertson 1963<br />

aus<strong>to</strong>ben – nachzuhören auf der Top-Single "Who<br />

Do You Love"/"Bo Diddley" (Roulette). Und als<br />

Bob(by Moore) & The Temps gelangen mit "Braggin'",<br />

"Trophy Run", "The Shuffle", "Mary Lou" vier<br />

weitere Glanzlichter im unerschöpflichen Frühwerk des<br />

Meisters.<br />

Obwohl in den USA inzwischen die importierte Beatlemania grassierte, blieb<br />

Spitzengitarrist Buchanan ein Session-, Gast- und Livespieler ohne eigene Band:<br />

Dem Vater mehrerer Mini-Roys waren feste Einkünfte wichtiger als wirtschaftlich<br />

riskante Karrieremanöver. 1964 ließ der Mann, der schon in den 50s mit<br />

Fuzz und Dis<strong>to</strong>rtion arbeitete, seine Studio-Aktivitäten u.a. mit eher unspektakulären<br />

Jobs für die British Walkers und Jersey Bird<br />

ausklingen. Während vor den Türen das (Pop-)Leben<br />

<strong>to</strong>bte, versteckte sich Buchanan in Clubs. Glamour?<br />

Nichts für den eher stillen Charakter.<br />

Er freundete sich mit Danny Gat<strong>to</strong>n an, einem ebenso<br />

ruhigen Weltklasse-Solisten in spe und – begann (was<br />

sonst bei einem solchen Talent ...?!) eine Friseurlehre.<br />

Erst der spätere Sou<strong>the</strong>rn Rocker Charlie Daniels,<br />

damals noch in Leonard Cohens Liveband, holte ihn<br />

1969 aus der Versenkung; eine im Team eingespielte<br />

Buchanan-LP auf Polydor s<strong>to</strong>ppte Roy selbst (THE<br />

PROPHET erschien 2004 als CD auf Hip-O-Select).<br />

Erst 1972 schaffte er den längst überfälligen Durchbruch<br />

als Blues(Rock)-Koryphäe. Das aber ist ein ganz<br />

anderes Kapitel, das mit Buchanans Selbstmord durch<br />

Erhängen am 14.8.1988 in einer Ausnüchterungszelle<br />

in Fairfax, Virginia, tragisch endete (sein Bewunderer<br />

Danny Gat<strong>to</strong>n erschoss sich sechs Jahre später).<br />

Zwei Compilations (THE EARLY YEARS von 1989<br />

und BEFORE AND AFTER, 1999) sind nützlich, dokumentieren<br />

die Frühzeit der Gitarrenlegende Roy Buchanan aber nur begrenzt.<br />

Seite 28 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

Punk, New Wave und Pop hatten Ende der 70er<br />

Jahr e Hochk onjunktur, Rock-Dinosaurier war en<br />

auf dem absteigenden Ast. Sie galten als „boring<br />

old farts", langweilige alte Fürze, die niemanden<br />

mehr hinter dem Ofen hervorlockten. Dies galt für<br />

aufs Abstellgleis geschobene Art-Rock-Bands und<br />

auch für die damals schon als alte Herr en abgestempelten<br />

Rolling S<strong>to</strong>nes.<br />

Schnappschuss während der Aufnahmen für SOME Gi rls 1978<br />

Fo<strong>to</strong>: © Helmut New<strong>to</strong>n<br />

Paukenschlag mit Mädels<br />

Und dann sorgten Mick Jagger, Keith Richards, Bill Wyman<br />

und Charlie Watts für einen Paukenschlag, mit ihrem gerade<br />

zum offiziellen Bandmitglied beförderten Neuzugang Ron<br />

Wood. SOME GIRLS ließ 1978 aufhorchen und bescherte den S<strong>to</strong>nes<br />

aus heutiger Sicht einen Wendepunkt in ihrer langen Karriere. Er<br />

mündete in einen jahrzehntelangen<br />

Triumphzug durch<br />

die Arenen dieser Welt und<br />

sorgte in der Folge (nach<br />

einigen Studiodurchhängern)<br />

wieder für überzeugende<br />

Klangresultate. Die-<br />

Ronnie Wood 2011<br />

se Frischzellenkur wirkt bis heute nach:<br />

Schließlich ließ Keith Richards kurz vor<br />

Weihnachten 2011 durchblicken, dass<br />

die Band dabei ist, die Möglichkeit von<br />

Live-Auftritten und Plattenaktivitäten<br />

auszuloten – die Tendenz<br />

geht eindeutig zu handfesten<br />

Resultaten im Jahr<br />

2012.<br />

„Es gab 1979 die unterschiedlichsten<br />

Entwicklungen<br />

innerhalb der<br />

Band, es wurde reich-<br />

Fo<strong>to</strong>: © Helmut New<strong>to</strong>n<br />

lich experimentiert",<br />

blickt Ronnie Wood auf die<br />

aufregende Zeit vor SOME<br />

GIRLS zurück. „Mick kam<br />

immer wieder mit Ideen an,<br />

und natürlich blieben wir<br />

nicht unbeeindruckt davon,<br />

was um uns herum alles passierte. Es<br />

gab in jener Zeit ein geflügeltes Wort<br />

bei uns: mehr schnelle Nummern, wir<br />

können die Leute nicht mit Balladen<br />

oder Midtempo-Titeln langweilen!<br />

Der Punk lag damals einfach in der<br />

Luft und spornte auch uns an. Er<br />

schlich sich gewissermaßen durch die<br />

Wände des Studios ein."<br />

Und dann erzählt das frühere Faces-<br />

Mitglied Wood von „gewissen Momenten"<br />

seiner Zugehörigkeit zu den<br />

wandelnden Rock-Ikonen: „Das begann<br />

mit 'It's Only Rock'n'Roll' 1973/74, das wir in meinem Haus The Wick in Richmond<br />

aufgenommen hatten. Danach kam BLACK AND BLUE, wobei ich als Gitarrist erstmals<br />

richtig zum Zug kam, und schließlich SOME GIRLS, wo ich zum ersten Mal bei<br />

einem S<strong>to</strong>nes-Album von Anfang bis Ende komplett einbezogen war."<br />

Fo<strong>to</strong>: © Helmut New<strong>to</strong>n<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 29<br />

Jagger und Richards hatten sich<br />

1978 nach einer Phase der Entfremdung<br />

wieder zusammengerauft, die<br />

beiden führenden Köpfe rangen um<br />

einen neuen Kreativfrühling. Wobei sich letztlich der Sänger als dominanter<br />

erwies. Mehr Mick, weniger Keith, das war auf SOME GIRLS<br />

dann nicht zu überhören. Im Rückblick war das auch gut, weil es so<br />

zu einem Neuaufbruch kam. Hätte sich der Traditionalist Richards<br />

durchgesetzt, hätte die Band wohl weiter stagniert. Wood drückt es<br />

diplomatisch aus: „Mick wusste und kannte wirklich alles, was in<br />

der Musikwelt passierte. Er setzte es in den Texten um, stellte aber<br />

auch musikalisch die entscheidenden Weichen. Wir trieben uns in<br />

den Clubs herum, saugten den Disco-Beat auf, der für uns nur eine<br />

andere Art von Beat war, noch eine Variation der afrikanischen Stammesbeats."<br />

Doch letztlich war es Jagger, der dafür sorgte, dass diese<br />

Rhythmen ihren Niederschlag auf SOME GIRLS fanden.<br />

„Ich verstand mich blendend mit Keith, wir spielten miteinander, wann immer es<br />

Fo<strong>to</strong>: © Brian Rasic<br />

möglich war. Sogar in den Pausen im Studio, auch nahmen wir unsere Gitarren<br />

mit ins Hotel, in die<br />

angemieteten Apartments, entwickelten<br />

so unsere Kooperati-<br />

on, die zunehmend melodischer<br />

wurde, was in Stücken<br />

wie 'Beast Of Burden' zu hören<br />

ist", gerät Wood geradezu ins<br />

Schwärmen: „Für mich war<br />

die Arbeit an SOME GIRLS<br />

eine ganz neue Erfahrung, ich<br />

hatte bis dahin nie so intensiv<br />

an einem Projekt gearbeitet!<br />

Hingabe und Leidenschaft<br />

aller Beteiligten waren unglaublich.<br />

Wir spielten jeden<br />

Song immer wieder, nahmen<br />

kleine Veränderungen vor,<br />

bis es wirklich passte. Dabei<br />

gab es keine Denkverbote,<br />

jeder konnte Ideen einbringen,<br />

es war wie ein riesiger Schmelztiegel."<br />

Und dann verrät Wood noch ein paar<br />

Details zu einzelnen Songs: „'Miss You' war Micks Baby. Wir hatten dieses Gitarrenriff,<br />

Bill entwickelte dazu die stampfenden Bass-Parts, die Charlie kongenial<br />

umspielte – und plötzlich sang Mick Falsett. Bei 'When The Whip Comes Down'<br />

begeisterte uns die Wildheit, und 'Some Girls' war der Inbegriff dessen, was wir<br />

an Punk aufgesogen hatten – die Nummer hatte richtig Eier in der Hose", drückt<br />

Wood seine Überzeugung unmissverständlich aus. „Die zwölf Bonus-Tracks der<br />

aktuellen Neuauflage machen die Energie, die uns damals beflügelte, fast noch<br />

mehr hörbar – ebenso der Mitschnitt unserer Show in Fort Worth!"<br />

Wood: "Für mich ragt SOME GIRLS als vergessene Perle aus unserem Katalog<br />

heraus. Ich hatte fast vergessen, wie gut und frei die Band damals war und noch<br />

immer ist. Wenn es nach mir ginge, könnten wir heute noch neun der zehn<br />

Originalsongs live spielen, ohne groß darüber nachdenken zu müssen. Was nicht<br />

unbedingt typisch für S<strong>to</strong>nes-Alben ist", bringt der Gitarrist seine Wertschätzung<br />

dieses speziellen Albums abschließend auf den Punkt.<br />

Philipp Roser


! REVIEWS<br />

HIGHLIGHTS<br />

CD<br />

The Black Keys<br />

El Camino<br />

Der Sticker auf dem Cellophan des Digipaks<br />

sagt es lakonisch in nur zwei Worten:<br />

„Play Loud.” Das sollte man in der Tat<br />

tun, um die volle Wucht des neuen Black-<br />

Keys-Albums EL CAMINO – deutsch: Die<br />

Straße/der Pfad –, das erneut von der Gruppe<br />

und Brian Bur<strong>to</strong>n alias Danger Mouse<br />

umsichtig produziert und von Tchad Blake<br />

meisterhaft gemixt worden ist, optimal einzufangen<br />

und zu genießen.<br />

Die Platte ist nicht leisetreterisch,<br />

im Gegenteil. Der Sänger und Gitarrist<br />

Dan Auerbach, Schlagwerker<br />

Patrick Carney und ihre Helfer,<br />

darunter auch „Bur<strong>to</strong>n Mouse” als<br />

zusätzlicher Keyboarder, kommen<br />

entschlossen, hart und herzlich zur<br />

Sache, spielen alle elf selbst verfassten<br />

Songs unglaublich druckvoll<br />

und treibend. Gleich der Starter<br />

“Lonely Boy” wartet mit einem<br />

unabweisbaren Härteriff und überraschenden<br />

Rockabilly-Einflüssen<br />

à la Johnny Burnette auf. Und auch<br />

“Money Maker”, “Run Right Back”<br />

und das im Kern eher Pop-orientierte “Gold<br />

On The Ceiling” sowie “Sister” glänzen mit<br />

wohldosiertem Zupacken, feinem Muskelspiel<br />

und unerbittlichem Vorwärtsdrang.<br />

Balladesk geht es hingegen nur bei “Little<br />

Black Submarines” zu, während “Hell<br />

Of A Season” und “Nova Baby” – bis auf<br />

das mächtig knüppelnde, ganz bewusst<br />

nach vorn gemixte Schlagzeug – etwas<br />

verhaltener angelegt sind und damit das<br />

Bindeglied zwischen ruppigen, Fuzz-Gitarrenklängen<br />

und durchaus feinfühligen<br />

Syn<strong>the</strong>sizersounds bilden.<br />

Die Black Keys haben nämlich ihr stilistisches<br />

Spektrum insgesamt erweitert.<br />

Sie bieten jetzt endgültig nicht mehr die<br />

sympathisch hausgemachten Klänge einer<br />

Männerfreundschaft, sondern strikt durchgeplante<br />

Musik, ohne dass der Kommerz<br />

unangenehm um die Ecke galoppiert. Auf<br />

EL CAMINO finden sich neben Blues-<br />

Rock und Soul auch Bubblegum-Pop mit<br />

fast schon T.Rex-Feeling, Punk-Rock à la<br />

Devo und etwas Glam-Rock und Reggae,<br />

wobei alle Einflüsse klug aufgesogen und<br />

in den ursprünglichen bluesigen Sound<br />

der Gruppe nahtlos integriert<br />

wurden, anstatt sie einfach nur<br />

grob zu verquirlen. Die Musik<br />

spielt sich deshalb, neben den<br />

schon genannten Inspirationen,<br />

zwischen den<br />

Polen S<strong>to</strong>oges & Cramps,<br />

Sweet & Grand Funk<br />

Railroad ab. Das ist keine<br />

blöde Ziellosigkeit,<br />

sondern eine besondere<br />

Leistung! Patrick Carney<br />

erklärt dazu: „Wir wollen eine Band<br />

sein, die immer wieder etwas anderes<br />

zuwege bringt, wir wollen einen<br />

größeren Hörerkreis erreichen,<br />

indem für jeden das Passende dabei<br />

ist. Unser Markenzeichen ist, dass<br />

wir alle möglichen Arten von Musik<br />

machen können.”<br />

Und bei alledem haben sich die Black Keys<br />

passenderweise, gewissermaßen zwangsläufig,<br />

diesmal verstärkt Melodien einfallen<br />

lassen, die für ihre Verhältnisse schon recht<br />

catchy sind. Da kommt sofort der Verdacht<br />

auf, es sei ihre Absicht, lieber weitere satte<br />

Fo<strong>to</strong>: © Warner/Danny Clinch<br />

Hits wie “Tighten Up” (vom 2010er Gold-<br />

Album BROTHERS) zu verbuchen als<br />

in den Status brotloser Kritikerlieblinge,<br />

zurückzufallen. Aber keine Angst, Teenidole<br />

werden Auerbach & Carney wohl nie<br />

werden, dazu ist die<br />

Musik natürlich viel<br />

zu komplex. Aber<br />

dass sie eindeutig ins<br />

Radio drängen, ist<br />

völlig in Ordnung,<br />

solange dabei, wie<br />

hier in Permanenz,<br />

der Blues nicht untergebuttert<br />

auf der<br />

Strecke bleibt. EL<br />

CAMINO, produziert<br />

in Dan Auerbachs Easy-Eye-Sound-<br />

Studio in Nashville, gehört ganz fraglos<br />

zu den besten Alben des gerade zu Ende<br />

gegangenen Jahres 2011, und so bleibt<br />

dem Rezensenten nur noch, seine drei persönlichen<br />

Lieblingssongs einer Kollektion<br />

zu benennen, die Texte vor allem zu den<br />

Themen „bad love & worse women” bietet:<br />

“Lonely Boy”, “Little Black Submarines”<br />

und “Hell Of The Season” finden den Weg<br />

aufs Siegertreppchen, vor dem die übrigen<br />

Songs um die undankbaren Plätze vier bis<br />

elf rangeln.<br />

(Nonesuch/Warner, 11/38:27) hjg<br />

DVD<br />

Bei einer Karriere über fünf Jahrzehnte<br />

sind Höhen wie Tiefen unvermeidlich, auch<br />

bei den Rolling S<strong>to</strong>nes. In den 70er Jahren<br />

durchschritt die Band eine Talsohle, war in<br />

Ungnade gefallen, da die kreativen Einfälle<br />

spätestens nach dem Ausscheiden<br />

von Brian-Jones-Nachfolger<br />

Mick Taylor Ende 1974 versiegt<br />

schienen. Und dann kam das Jahr<br />

1978, das SOME GIRLS bescherte<br />

– von vielen als Wendepunkt<br />

in der S<strong>to</strong>nes-Geschichte<br />

ROLLING STONES<br />

SOME GIRLS – LIVE IN<br />

TEXAS ‘78<br />

Box<br />

RUSH<br />

SECTORS 1–3<br />

betrachtet. Nicht zu Unrecht, wie<br />

die Deluxe-Wiederveröffentlichung<br />

dieses Albums belegt (siehe<br />

Review S. 40).<br />

Im gleichen Jahr gingen die Veteranen,<br />

zu denen inzwischen auch Ron Wood<br />

als offizielles Mitglied gehörte, auf Welt<strong>to</strong>urnee<br />

– und füllten nicht nur wieder Arenen,<br />

sondern brachten diese auch zum Kochen.<br />

Plötzlich wirkten Mick Jagger, Keith Richards,<br />

Bill Wyman, Charlie Watts und Ron Wood, als<br />

seien sie einem Jungbrunnen entsprungen, als<br />

ob sie dem aufkommenden Punk und seinen<br />

Protagonisten demonstrieren wollten, dass<br />

die „langweiligen alten Fürze” immer noch<br />

das Rockzepter in der Hand hielten, zu energetischen<br />

Shows imstande waren. Natürlich<br />

liefen damals schon Kameras mit, doch es<br />

dauerte knapp 34 Jahre, bis der Auftritt im Will<br />

Rogers Memorial Center am 18. Juli 1978 im<br />

texanischen Fort Worth endlich zu sehen ist.<br />

Mit Chuck Berrys Klassiker “Let It Rock”<br />

als Showstarter war die Marschrichtung klar<br />

– die Band rockte, als gebe es kein Morgen<br />

mehr. Jagger sprühte vor Dynamik, hüpfte<br />

wie ein Derwisch über die Bühne. Richards<br />

steuerte das Geschehen, demonstrierte<br />

seine Klasse als<br />

Rhythmusgitarrist und streute<br />

einige Soli ein. Sogar Wyman<br />

tauchte öfter wieder mal im Bild<br />

auf, legte ansonsten die für ihn<br />

so typische s<strong>to</strong>ische Ruhe an den<br />

Tag, während Watts locker und<br />

cool trommelte und Jungspund<br />

Wood offenbar Hummeln im<br />

Hintern hatte. Es gab den “Starfucker”<br />

pur, nicht als “Star Star”<br />

kaschiert, dazu sieben Songs von SOME<br />

GIRLS – und – ebenfalls typisch für die<br />

S<strong>to</strong>nes – einige Rock’n’Roll-Klassiker und<br />

eher obskur Bluesiges. Dass es die Beteiligten<br />

mit der Exak<strong>the</strong>it bei den einzelnen Noten<br />

nicht immer so genau nahmen, war sicher<br />

auch dem Bühnenadrenalin geschuldet.<br />

Das Ganze gibt’s auch in beigepackter CD-<br />

Fassung; für den Bonus-Teil ließ sich Jagger<br />

2011 interviewen – vor allem aber ist der<br />

legendäre „Saturday Night Live”-Auftritt<br />

mit Gast Dan Aykroyd enthalten. Mit LIVE<br />

IN TEXAS setz(t)en die S<strong>to</strong>nes wieder mal<br />

Maßstäbe!<br />

(Eagle Vision/edel, 128 Min.,<br />

CD: 17/80:00)<br />

pro<br />

Hallelujah, die Lücken in der Rush-<br />

Sammlung des Rezensenten sind ges<strong>to</strong>pft, die<br />

sich vor einigen Jahren beim Verkauf der Vinylsammlung<br />

auftaten (auch wenn die 1979 und<br />

1980 bei Kanada-Aufenthalten erstandenen<br />

Original-LPs eigentlich unersetzlich sind). Mit<br />

dem dreiteiligen Boxset SECTORS 1–3 hat<br />

Universal wirklich Vorbildliches<br />

geleistet, indem die Plattenfirma<br />

sämtliche 15 Alben, die das<br />

kanadische Prog-Rock-Trio<br />

einst für das Mercury-Label aufnahm,<br />

neu aufgelegt hat. In drei<br />

Pappschubern im handlichen<br />

CD-Format sind alle Werke ab<br />

dem 1974er Debüt RUSH per<br />

Replica chronologisch versammelt, je vier Studiowerke<br />

und ein Live-Album von Geddy Lee<br />

(voc, b), Alex Lifeson (g) und Neil Peart (dr,<br />

lyrics) sind zusammengefasst, um die jeweilige<br />

Schaffensphase zu dokumentieren. Doch damit<br />

nicht genug: Jede Box enthält ein dickes Booklet<br />

(mit Texten und raren Fo<strong>to</strong>s), zudem ist je<br />

ein Album mit einer DVD ergänzt, die eine in<br />

der Regel recht gelungen remixte Fassung in<br />

24-Bit, 5.1 Surround-Sound bietet: FLY BY<br />

NIGHT und A FAREWELL TO KINGS sowie<br />

SIGNALS kamen in diesen Genuss. Auch<br />

wenn man sich alle 15 Alben nicht am Stück<br />

anhören kann, ist es doch interessant, sich beim<br />

sukzessiven Lauschen Entwicklung und Reifen<br />

dieser begnadeten Musiker in Erinnerung zu<br />

rufen. Am härtesten rockten sie zu Beginn, was<br />

Box 1 (RUSH/1974, FLY BY NIGHT/1975,<br />

CARESS OF STEEL/1975, 2112/1976 +<br />

ALL THE WORLD’S A STAGE/1976) belegt.<br />

Von Album zu Album wurden die Kompositionen<br />

dann komplexer, zugleich auch<br />

durchaus kommerzieller – dokumentiert per<br />

SECTOR 2: A FAREWELL TO KINGS/1977,<br />

HEMISPHERES/1978, PER-<br />

MANENT WAVES/1980, MO-<br />

VING PICTURES/1981 sowie<br />

EXIT ... STAGE LEFT/1981.<br />

In den 80ern reduzierte das Trio<br />

die Hard-Rock-Komponente<br />

zunehmend, entwickelte stattdessen<br />

die vertrackten Rhythmen<br />

ebenso weiter wie das<br />

immer anspruchsvollere Songwriting – in<br />

Fankreisen wird diese Schaffensperiode auch<br />

als „Synth-Phase” bezeichnet. Nachzuhören<br />

dank des dritten Sek<strong>to</strong>rs mit SIGNALS/1982,<br />

GRACE UNDER PRESSURE/1984, PO-<br />

WER WINDOWS/1985 und HOLD YOUR<br />

FIRE/1987 sowie konzertant per A SHOW OF<br />

HANDS/1988.<br />

Insgesamt ein gelungenes Paket, bei dem angesichts<br />

des umfangreichen Angebots auch<br />

die in Fanforen beklagten zwei Audio Glitches<br />

(Störungen) bei FLY BY NIGHT und A FARE-<br />

WELL ... (Audio-DVD) letztlich vernachlässigbar<br />

sind. Das gerade hier zu Lande oft unterschätzte<br />

Schaffen einer phänomenalen Band<br />

wird hiermit angemessen gewürdigt.<br />

(Universal, 15 Alben)<br />

pro<br />

Seite 30 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


TOP 10 – Neuheiten 2011 / Reissues, CD-Boxen, DVDs<br />

1. Blue Oc<strong>to</strong>ber – Any Man In America<br />

2. Ken Hensley – Faster<br />

3. Martin & James – Martin & James<br />

4. Alice Cooper – Welcome 2 My Nightmare<br />

5. Ark – Arkeology<br />

1. Who – Quadrophenia<br />

2. Rolling S<strong>to</strong>nes – Singles-Box 1971–2006<br />

3. Pink Floyd – The Dark Side Of The Moon<br />

4. Jethro Tull – Aqualung<br />

5. Simon & Garfunkel – Bridge Over Troubled Water<br />

1. Wilco – The Whole Love<br />

2. The Jayhawks – Mockingbird Time<br />

3. Laura Marling – A Creature I Don’t Know<br />

4. The Feelies – Here Before<br />

5. The Fleet Foxes – Helplessness Blues<br />

1. V.A. – The Fame Studios S<strong>to</strong>ry<br />

2. V.A. – Atlantic Vocal Groups 1951–1963<br />

3. Kipping<strong>to</strong>n Lodge – Shy Boy<br />

4. Cher – 3614 Jackson Highway<br />

5. Rolling S<strong>to</strong>nes – Some Girls<br />

1. Jeff Beck feat. Imelda May – Rock’n’Roll Party<br />

2. Memphis Gold – Pickin’ In High Cot<strong>to</strong>n<br />

3. Anna Calvi – Anna Calvi<br />

4. Kitty, Daisy & Lewis – Smoking In Heaven<br />

5. Beth Hart / Joe Bonamassa – Don’t Explain<br />

1. V.A. – Phil Spec<strong>to</strong>r Presents The Philles Album Collection<br />

2. Rolling S<strong>to</strong>nes – Some Girls<br />

3. Deep Purple – BBC-Sessions 1968–1970<br />

4. Yardbirds – Glimpses 1963–1968<br />

5. Kinks – Kinks In Mono<br />

1. Noah And The Whale – Last Night On Earth<br />

2. Ron Sexsmith – Long Player Late Bloomer<br />

3. Brooke Fraser – Flags<br />

4. Kate Bush – 50 Words For Snow<br />

5. Lindsey Buckingham – Seeds We Sow<br />

1. U2 – Achtung Baby<br />

2. Pink Floyd – The Dark Side Of The Moon<br />

3. Nirvana – Nevermind<br />

4. Beach Boys – The Smile Sessions<br />

5. This Mortal Coil – This Mortal Coil<br />

1. Guano Apes – Bel Air<br />

2. Lovers Electric – Impossible Dreams<br />

3. Amon Amarth – Sutur Rising<br />

4. Kevin Costner – From Where I Stand<br />

5. PJ Harvey – Let England Shake<br />

1. Queen – Remasters<br />

2. Pink Floyd – The Dark Side Of The Moon<br />

3. Jethro Tull – Aqualung<br />

4. Falco – Einzelhaft<br />

5. Megadeth – Peace Sells ... But Who’s Buying?<br />

1. Peter Gabriel – New Blood<br />

2. Akron/Family – S/T II: The Cosmic Birth Of Shinju TNT<br />

3. Calexico – Selections From The Road Atlas 1998–2011<br />

4. Bob Dylan – Pure Dylan<br />

5. Udo Lindenberg – Unplugged (Live aus dem Hotel Atlantic)<br />

1. Johnny Cash – Bootleg Series I-III<br />

2. Carl S<strong>to</strong>ry – Bluegrass, Gospel & Mountain <strong>Music</strong> 1942–1959<br />

3. Various Artists – The Bris<strong>to</strong>l Sessions 1927–1928<br />

4. Sting – The Best Of 25 Years<br />

5. Bill Ramsay – Swings! 1958–1999<br />

1. Rebekka Bakken – September<br />

2. Marit Larsen – Spark<br />

3. Hea<strong>the</strong>r Nova – 300 Days At Sea<br />

4. Randy Newman – Songbook Vol. 2<br />

5. Friend’N Fellow – Discovered<br />

1. V.A. – Concert For George<br />

2. Willie Nelson – The Legendary Broadcast<br />

3. Gary Moore – Live At Montreux 2010<br />

4. Queen – Live At Wembley Stadium<br />

5. AC/DC – Live At River Plate<br />

Fabian Leibfried<br />

Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />

Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Tino Krauter<br />

Jens-Uwe Berndt<br />

Ulrich Schwartz<br />

Helmut Ölschlegel<br />

1. Michael Franks – Time Toge<strong>the</strong>r<br />

2. Jonathan Edwards – My Love Will Keep<br />

3. Devin Townsend Project – Ghost<br />

4. The War On Drugs – Slave Ambient<br />

5. The Black Atlantic – Reverence For Fallen Trees<br />

1. Who – Quadrophenia<br />

2. Miles Davis – 1986–1991<br />

3. Beach Boys – The Smile Sessions<br />

4. Rolling S<strong>to</strong>nes – The Singles 1971–2006<br />

5. V.A. – The Bris<strong>to</strong>l Sessions<br />

1. Deadman – Take Up Your Mat And Walk<br />

2. John Hiatt – Dirty Jeans And Mudslide Hymns<br />

3. Leslie West – Unusual Suspects<br />

4. Tedeschi Trucks Band – Revela<strong>to</strong>r<br />

5. Niels Frevert – Zettel auf dem Boden<br />

1. Whitesnake – Box ‘O’ Snakes<br />

2. Jimi Hendrix – Winterland<br />

3. Nazareth – The Naz Box<br />

4. Elvis Presley – Young Man With The Big Beat<br />

5. Bad Company – Live At Wembley<br />

1. Low An<strong>the</strong>m – Smart Flesh<br />

2. Dakota Suite – The Side Of Her Inexhaustible Heart<br />

3. Miserable Rich – Miss You In The Days<br />

4. Lucas Santtana – Sem Nostalgia<br />

5. PJ Harvey – Let England Shake<br />

1. V.A. – Bossa Nova & The Rise Of Brazilian <strong>Music</strong> In The 19<strong>60s</strong><br />

2. V.A. – Sounds From The South<br />

3. George Harrison – Living In The Material World<br />

4. Jimi Hendrix – Winterland<br />

5. Simon & Garfunkel – Bridge Over Troubled Water<br />

1. Hot Tuna – Steady As She Goes<br />

2. Robert Randolph & The Family Band – We Walk This Road<br />

3. Suzi Quatro – In The Spotlight<br />

4. Ana Popovic – Unconditional<br />

5. Sultans Of Slide – Lightning Strikes<br />

1. Brainbox – Brainbox<br />

2. Jimi Hendrix – Winterland<br />

3. V.A. – Come Toge<strong>the</strong>r: Black America Sings Lennon & McCartney<br />

4. V.A. – Electric Psychedelic Sitar Headswirlers Volumes 1–5<br />

5. Roy Harper – Songs Of Love And Loss<br />

1. Nick Lowe – The Old Magic<br />

2. Gaddabouts – The Gaddabouts<br />

3. E.G. Kight – Lip Service<br />

4. Tedeschi Trucks Band – Revela<strong>to</strong>r<br />

5. Steve Ellis – Ten Commitments<br />

1. George Harrison – Living In The Material World<br />

2. Hollies – The Clarke-Hicks-Nash Years<br />

3. Simon & Garfunkel – Bridge Over Troubled Water<br />

4. Alex Conti – Retrospective 1978–2010<br />

5. Hollies – Look Through Any Window<br />

1. Nightwish – Imaginaerum<br />

2. Jane – Eternity<br />

3. Frijid Pink – Frijid Pink<br />

4. Detlev Schmidtchen – Blaze The Trail<br />

5. Mythos – Superkraut<br />

1. Out Of Focus – Out Of Focus<br />

2. Richard Wahnfried – Time Ac<strong>to</strong>r<br />

3. Machiavel – Mechanical Moonbeams<br />

4. Tangerine Dream – Zeit<br />

5. Illusion – Out Of The Mist<br />

1. Bosse – Wartesaal<br />

2. Clueso – An und für sich<br />

3. Anna Depenbusch – Die Ma<strong>the</strong>matik der Anna Depenbusch<br />

4. Kate Bush – 50 Words For Snow<br />

5. Anna Ternheim – The Night Visi<strong>to</strong>r<br />

1. Sting – The Best Of 25 Years<br />

2. Serge Gainsbourg – His<strong>to</strong>ire De Melody Nelson<br />

3. Nick Cave & The Bad Seeds – Murder Ballads<br />

4. Simon & Garfunkel – Bridge Over Troubled Water<br />

5. Manic Street Preachers – Original Album Classics<br />

Mitarbeiter<br />

Martin Reichold<br />

Philipp Roser<br />

Frank Schuster<br />

Alan Tepper<br />

Uli Twelker<br />

Frank Küster<br />

Christian Hentschel<br />

Neuheiten 2011<br />

1. Joe Bonamassa – Dust Bowl<br />

2. Jeff Beck – Rock ’n’ Roll Party Honoring Les Paul<br />

3. Gregg Allman – Low Country Blues<br />

4. Nick Lowe – The Old Magic<br />

5. Streets – Computers And Blues<br />

Reissues, CD-Boxen, DVDs<br />

1. Amy Winehouse – Back To Black<br />

2. Rolling S<strong>to</strong>nes – Some Girls<br />

3. Pink Floyd – Why Pink Floyd?<br />

4. Jimi Hendrix – Winterland<br />

5. Nirvana – Nevermind<br />

John<br />

Fiddler<br />

© John Fiddler<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 31


CD<br />

REVIEWS<br />

GILBERT BÉCAUD<br />

ÉTERNEL + UNSTERBLICH<br />

Wie viele Nathalies<br />

dieser Welt<br />

sind eigentlich nach<br />

Gilbert Bécauds bekanntestem<br />

Chanson<br />

benannt? Das Lied<br />

über die Affäre mit<br />

der hübschen Moskauer Studentin ist fürwahr<br />

ein Klassiker. Doch der französische<br />

Sänger mit der rauchigen Stimme hat neben<br />

“Nathalie” noch viele weitere großartige<br />

Lieder hinterlassen. Anlässlich des<br />

zehnten Todestags von „Monsieur 100.000<br />

Volt” erscheint nun die 2-CD-Anthologie<br />

ÉTERNEL mit 45 seiner beliebtesten<br />

Chansons, darunter “L’important c’est la<br />

rose” und “Quand il est mort le poète”. Auf<br />

der zweiten CD kann man u.a. den noch<br />

stark von Jazz inspirierten jungen Sänger<br />

der 50er Jahre entdecken. Speziell für den<br />

deutschen Markt gibt es eine Ausgabe mit<br />

dem Titel UNSTERBLICH, bei der auf<br />

CD Nummer zwei Bécauds bekannteste<br />

auf Deutsch eingesungene Titel zu hören<br />

sind, “L’important c’est la rose” etwa wurde<br />

zu “Überall blühen Rosen”.<br />

(EMI, 22/76:38, 23/77:16 +<br />

21/74:55, 19/66:53) frs<br />

BUTTERSCOTCH<br />

DON‘T YOU KNOW IT‘S<br />

BUTTERSCOTCH<br />

Chris Arnold und Geoff Morrow schrieben<br />

Songs für Billy Fury (“In Thoughts Of<br />

You”), Cliff Richard, Barry Manilow und<br />

Cilla Black – zusammen mit Samtstimme<br />

David Martin lieferte das Trio unter dem<br />

Markennamen Butterscotch butterweichen<br />

Melodic Pop der Marke Edison Lighthouse<br />

oder Dawn, der mit “Don’t You Know” sogar<br />

in die Charts kam. Man nehme reichlich<br />

Streicher, weibliche Chöre, unterlege die<br />

eingängigen Melodien mit gefälligem Beat,<br />

Fox oder Walzer-Rhythmus, schon war ab<br />

1970 jeder Tanzkurs perfekt ausgestattet.<br />

Dabei fand, wie auf “End Of My Nose”,<br />

durchaus auch mal gebremst Wildes wie<br />

eine Fuzz-Gitarre oder ein lebhafter Drumfill<br />

Eingang in die Arrangements, “Reasons”<br />

macht mit Chuck-Berry-Licks Showaddywaddy<br />

Konkurrenz. Das Rindermuhen auf<br />

“Cows” ist allerdings Geschmacksache.<br />

Dem Originalalbum wurden sieben Singles,<br />

darunter die attraktive Sommerballade<br />

“Can’t You Hear The Song” von 1972,<br />

hinzugefügt. Wehmütige Erinnerungen an<br />

Zeiten völlig sinnfreien Radiopops zum<br />

Wohlfühlen.<br />

(Angel Air/Fenn, 20/60:23) utw<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

BEAT FRÄULEINS – FEMALE<br />

POP IN GERMANY 1964–1968<br />

Der deutsche Schlager konnte sich in den<br />

Sixties der neuen Beatklänge nicht länger<br />

erwehren. Manche Sängerinnen wie die<br />

Jacob Sisters oder Monique & The Lions<br />

interpretierten mit “Was hab ich dir getan”<br />

(“S<strong>to</strong>p! In The Name Of Love”) oder<br />

“Er sah mich im Regen” (“Bus S<strong>to</strong>p”) eingedeutschte<br />

Titel von US- und UK-Bands<br />

wie den Supremes oder Hollies. Anderen<br />

wurden nach dem Modell “Marmor, Stein<br />

und Eisen bricht” Schlager im Beatsound<br />

zugeschneidert, etwa Marion (Maerz)<br />

mit „Er ist wieder da” – einem Song, der<br />

Platz sechs der BRD-Charts erreichte. Die<br />

Anthologie BEAT FRÄULEINS – FE-<br />

MALE POP IN GERMANY 1964–1968<br />

versammelt einige der heute zumeist<br />

längst vergessenen Raritäten. Manches<br />

wirkt in der Rückschau unfreiwillig komisch,<br />

manches aber kann durchaus heute<br />

noch standhalten, etwa die Soulnummer<br />

“Das Glück dieser Welt” von Joy & The<br />

Hit Kids oder Inga Rumpfs Version des<br />

Sonny-&-Cher-Hits “The Beat Goes On”.<br />

Ein großer Spaß für Beat-Fans, Raritätensammler<br />

und die nächste Retro-Fete.<br />

(Bureau B/Indigo, 19/50:03) frs<br />

TWIGGY<br />

ROMANTICALLY YOURS<br />

Little Britain’s First<br />

Top Model macht<br />

ein Easy-Listening-<br />

Album und meint,<br />

edle Vorlagen von<br />

Frank Sinatra oder<br />

Elkie Brooks ausstechen<br />

zu können. So könnte die hämische<br />

Meldung lauten. Tatsache ist, dass sich eine<br />

erfahrene <strong>Music</strong>al-Sängerin die Freiheit<br />

nimmt, „easy” wörtlich zu nehmen und ihre<br />

Lieblingssongs aus dem American Songbook,<br />

den britischen Golden Sixties und der<br />

Woods<strong>to</strong>ck-Generation sanft und tröstend<br />

zu interpretieren, auch wenn die Originale<br />

oft dramatischer waren. “Only Love Can<br />

Break Your Heart” von Neil Young wird<br />

kaum erreicht, aber Twiggys Fassung mit<br />

ihrer Tochter Carly Lawson ist eine Bereicherung.<br />

Ray Davies wird sich nicht wehren,<br />

durch “Waterloo Sunset” mit Gershwin<br />

arrangiert zu werden (vom Lounge-Papst<br />

James McMillan). Selbst “Angel Of The<br />

Morning”, von P.P. Arnold und Merrilee<br />

Rush in Stein gemeißelt, hat Flair. Einziger<br />

Flachpunkt: “Right Here Waiting For You”<br />

mit Richard Marx – hier fehlt das Herz.<br />

(EMI, 12/44:33)<br />

utw<br />

CHRISTINA LUX<br />

PLAYGROUND<br />

Für ihr siebtes Solo-Album hat sich die<br />

Kölner Liedermacherin Christina Lux mit<br />

dem Dresdner Gitarristen Reentko, der ein<br />

weites Arbeitsfeld zwischen Semperoper<br />

und Cirque du Soleil auf dem Zettel hat,<br />

zusammengetan, um ihre nachdenklichpoetischen<br />

Songs – meist in englischer,<br />

aber gelegentlich auch deutscher Sprache<br />

– optimal zu realisieren. Die Lieder sind<br />

elegisch, aber nicht zu glatt. Und intim,<br />

aber nicht aufdringlich umarmend, auch<br />

gibt es Humor und Ironie. Der vitale Titelsong,<br />

das träumerische “Close To The<br />

Tide”, der bluesige “Mo<strong>the</strong>rsong” und<br />

das ungewohnt furiose “Head Held High”<br />

sind die stärksten Arbeiten. In ihren besten<br />

Momenten erinnert die eindrucksvoll<br />

singende und auch sehr gut Gitarre spielende<br />

Christina Lux an Tracy Chapman<br />

oder sogar Joni Mitchell. Das liegt auch<br />

daran, dass die Arrangements mit einem<br />

Minimum an Instrumentierung auskommen,<br />

um ein Maximum an Atmosphäre zu<br />

schaffen. Was bestens zur melancholischbitteren<br />

Grundstimmung von PLAY-<br />

GROUND passt. Neben dem fähigen<br />

Reentko setzen auch die befreundeten<br />

Gastmusiker Mohi Buschendorf (Bass),<br />

Stephan Braun (Cello) und Stephan Emig<br />

(Schlagzeug) weitere wichtige Akzente.<br />

Das erfreulich geglückte Album erscheint<br />

am 27.1.2012.<br />

(Prudence/Rough Trade,<br />

14/49:27) hjg<br />

ME AND CASSITY<br />

APPEARANCES<br />

Hinter Me And Cassity verbirgt sich niemand<br />

anderes als der einstige Jeremy-<br />

Days-Sänger Dirk Darmstaedter, der mit<br />

APPEARANCES nun sein bereits 16.<br />

Album präsentiert. Nach Ausflügen ins<br />

Singer/Songwriter-Genre ist Darmstaedter<br />

nun wieder eher in Sachen (Underground-)<br />

Pop unterwegs: melodienreich, poetisch,<br />

eindringlich – unterstützt u.a. von Könnern<br />

wie Anne de Wolf (Bap, Rosens<strong>to</strong>lz), Martin<br />

Wenk (Calexico). Dazu sind Easy-Listening-Anflüge<br />

à la Bacharach zart angedeutet,<br />

Folk- und Country-Rocktupfer ebenso,<br />

Streicher, Bläser und Harmonium runden<br />

ein Album ab, das beim Hören durch zeitlos<br />

gute Songs und fast perfekte Performances<br />

schlicht gute Laune macht – dafür hätten<br />

Darmstaedter oder Me And Cassity ein größeres<br />

Publikum verdient. Und der Verweis<br />

auf Todd Rundgren in der Presseinfo ist<br />

auch nicht völlig verkehrt!<br />

(Tapete Records/Indigo, 10/43:21) pro<br />

MICHY REINCKE<br />

DER NAME KOMMT MIR NICHT<br />

BEKANNT VOR<br />

Den Künstler sieht<br />

man nur von hinten,<br />

vor einer Treppe<br />

kniend. Kein Name,<br />

kein Titel stört das<br />

Cover – und dazu<br />

mit DER NAME<br />

KOMMT MIR NICHT BEKANNT VOR<br />

ein Albumtitel, für den das Attribut „sperrig”<br />

fast noch geschönt ist. Vielleicht möchte<br />

Michy Reincke damit die Hörer schlicht<br />

warnen, ihnen “Ich bin ein Album, das man<br />

sich erarbeiten muss” zurufen. Denn bis die<br />

Songs, die der Hamburger Musiker da im<br />

Gepäck hat, sich so richtig in die Gehörgänge<br />

bohren, dauert es etwas länger – und es<br />

sollte gut zugehört werden. Sonst könnten<br />

einem die vielen textlichen und musikalischen<br />

Feinheiten entgehen, wie zum Beispiel<br />

der himmlische Chorgesang von Anna<br />

Depenbusch in der Cover-Version von “Waterloo<br />

Road/Oh Champs Elysées” oder die<br />

Heimathymne “In Hamburg ist das anders”<br />

oder der feine Humor von “Das schönste<br />

traurige Mädchen mit der schlechtesten<br />

Laune der Welt”. Intelligente Popmusik der<br />

etwas anderen Art.<br />

(Rintintin/Indigo, 13/48:02)<br />

us<br />

BLANK & JONES<br />

BLANK & JONES PRESENT<br />

SO<strong>80s</strong> VOLUME 5+6<br />

Eine feine Sache sind die musikalischen<br />

Rückblicke in die 80er Jahre, die das<br />

Kölner DJ-Duo Blank & Jones seit einiger<br />

Zeit unter dem Namen SO80S [SO-<br />

EIGHTIES] unters Volk bringt. Jeweils<br />

als Dreierpack gibt es auf der ersten CD<br />

immer einen zusammenhängenden Mix<br />

aus den Stücken, die dann auf den beiden<br />

anderen CDs im Original zu hören sind.<br />

Dabei beschränkt sich die Auswahl aber<br />

Pop<br />

nicht auf die normalen Single-Fassungen,<br />

allerlei unterschiedliche Versionen sowie<br />

alternative Club-Abmischungen werden<br />

geboten. Auch die Stilbreite ist enorm,<br />

Volume 5 präsentiert Amii Stewart neben<br />

The Style Council, John Carpenter neben<br />

Rheingold, Cock Robin neben Duran Duran,<br />

auf Volume 6 führt die Reise in die<br />

populäre Musik der 80er von Matt Bianco<br />

über Blancmange und Falco bis zu Purple<br />

Schulz & Die Neue Heimat. Tolle Musik,<br />

klasse Serie!<br />

(Soundcolours/Soulfood,<br />

jeweils 3 CDs)<br />

tk<br />

SOPHIE ZELMANI<br />

SOUL<br />

Ihr 1995er Debüt<br />

ist in seiner puren<br />

Schönheit immer<br />

noch unerreicht,<br />

doch mit SOUL<br />

gelingt Sophie Zelmani<br />

jetzt ein Album,<br />

das ganz andere Stärken ausspielt.<br />

Weniger intimes Songwritertum, weniger<br />

Lagerfeuer-Gitarre, dafür mehr Tiefe, mehr<br />

Seele – nicht umsonst hat Zelmani den<br />

programmatischen Titel SOUL für dieses<br />

Album ausgewählt. Zusammen mit dem<br />

Produzenten und musikalischen Partner<br />

Lars Halapi wurde dem Aufnahmeprozess<br />

viel Zeit gegeben, konnte jeder Idee nachgegangen<br />

und zahlreiche Wege ausprobiert<br />

werden, wie die neuen Lieder am besten in<br />

Szene gesetzt werden. Das Ergebnis dürfte<br />

somit nicht nur den „alten” (Folk-)Fans gefallen,<br />

nein, auch Freunde von anspruchsund<br />

seelenvoller Popmusik kommen so auf<br />

ihre Kosten. Anspieltipp: die erste Single-<br />

Auskopplung “Free Now”, ein Duett mit<br />

dem schwedischen Sänger Daniel Lemma.<br />

(Epic/Sony <strong>Music</strong>, 10/47:44) tk<br />

ANI DIFRANCO<br />

WHICH SIDE ARE YOU ON?<br />

Sie ist ein Liebling der Kritiker und hat<br />

sich in ihrer über 20-jährigen Karriere<br />

eine veritable Fangemeinde erspielt: die<br />

US-amerikanische Sängerin/Songschreiberin<br />

Ani DiFranco. Mit WHICH SIDE<br />

ARE YOU ON? legt sie ihr nunmehr 17.<br />

Studio-Album vor – eine gute, solide<br />

DiFranco-Scheibe. Die mit Gastmusikern<br />

wie Pete Seeger und den Neville Bro<strong>the</strong>rs<br />

eingespielten Songs changieren zwischen<br />

Folk, Rock, Reggae und Blues. Es gibt<br />

fragile, nur von zartem Akustikgitarren-<br />

Fingerpicking begleitete Stücke wie<br />

“Albacore” und “Zoo”. Das komplexe,<br />

angejazzte “Unworry” hätte Joni Mitchell<br />

kaum besser hinbekommen. Und “If Yr<br />

Not” und “Amendment” sind wütende<br />

Bluesnummern. Höhepunkt ist jedoch das<br />

Titelstück. DiFranco fügt dem ursprünglich<br />

als Gewerkschaftslied in den 30er<br />

Jahren entstandenen und von Pete Seegers<br />

Almanac Singers bekannt gemachten<br />

Song neue Textzeilen hinzu, welche den<br />

Arbeiter-Evergreen in die Zeit der heutigen<br />

Wirtschaftskrise katapultieren. Er<br />

steigert sich in mehr als sechs Minuten<br />

von einem leisen Banjo-Geplucker über<br />

ein Crazy-Horse-haftes E-Gitarren-Gewitter<br />

zu einem von einer Bläsercombo<br />

furios angeheizten Funk.<br />

(Righteous Babe/Tonpool, 12/52:49) frs<br />

Seite 32 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

COSMO JARVIS<br />

IS THE WORLD STRANGE OR<br />

AM I STRANGE?<br />

Wenn dieser junge<br />

Musiker im Titel<br />

seines Major-Debüts<br />

sinngemäß fragt, ob<br />

er es ist, der seltsam<br />

ist, oder die Welt um<br />

ihn herum, dann ahnt<br />

man vielleicht schon, dass dieses Album alles<br />

andere als eine bierernste Sache ist. Mit<br />

der humorvollen Booklet-Bebilderung geht<br />

es dann in dieser Richtung weiter, und wer<br />

sich die Mühe macht, den Texten von Jarvis’<br />

Songs zu folgen (bzw. diese im Booklet<br />

mitzulesen), der wird mit höchst vergnüglichen<br />

Alltagsbeobachtungen belohnt. Auch<br />

musikalisch zeigt Cosmo Jarvis seine besondere<br />

Klasse in zahlreichen Genres, er<br />

gibt mal den Hinterhof-Rapper, mal den<br />

Indie-Rocker, mal den Jack-Johnson-Folkie.<br />

Dabei begeht er aber nicht den Fehler,<br />

einfach nur zu kopieren, drückt vielmehr<br />

jedem Stil einen eigenen Stempel auf, was<br />

IS THE WORLD STRANGE ... zu einer<br />

überaus kurzweiligen und hörenswerten<br />

Geschichte macht.<br />

(25th Frame/Rough Trade, 11/59:26) us<br />

RADICAL FacE<br />

THE FAMILY TREE: THE ROOTS<br />

Ben Cooper aus Florida, der sich Radical<br />

Face nennt, legt – nach seinem beachtlichen<br />

2007er Erstling GHOST – mit THE<br />

FAMILY TREE: THE ROOTS das erste einer<br />

geplanten Reihe von „genealogischen<br />

Alben” vor, mit denen er die Geschichte<br />

einer (fiktiven) Familie vom 19. Jahrhundert<br />

an erzählt. Konzeptalben der speziellen<br />

Art. Beim Startwerk kommt Cooper<br />

zumeist nur mit Instrumenten aus, die es<br />

damals schon gab: Klavier, akustische Gitarre,<br />

simple Trommeln plus Stimmen; nur<br />

wenn es wirklich nötig ist, kommen andere<br />

hinzu, vor allem Streicher. Das Spektrum<br />

der schnörkellosen Songs bewegt sich zwischen<br />

anschwellenden Klängen (“A Pound<br />

Of Flesh”, “Severus And S<strong>to</strong>ne”), unheimlich<br />

dunklen Momenten (“Black Eyes”,<br />

“Kin”) bis zu warmen, erhellenden Kleinjuwelen<br />

wie “Always Gold” und “Mountains”.<br />

Eine anschmiegsame Platte für<br />

ruhige Stunden, der allerdings etwas mehr<br />

Stimmungsvariationen gutgetan hätten.<br />

Auf Dauer klingt vieles doch allzu ähnlich.<br />

(Nettwerk/Soulfood, 11/46:10) hjg<br />

AL PRIDE<br />

HELLO BLUE LIGHT<br />

Zwei Brüder, zwei<br />

Freunde und eine<br />

junge Dame, das<br />

sind Al Pride. Bisher<br />

vor allem in der<br />

Schweizer Clubszene<br />

bekannt, machen sie<br />

sich jetzt, mit ihrem Debütalbum HELLO<br />

BLUE LIGHT auf in Richtung internationale<br />

Musikwelt. Und die Songs, die sie dafür<br />

geschrieben haben, sind wie gemacht für<br />

die ganz große Pop-Bühne. Mit Herzblut<br />

wird da musiziert, pa<strong>the</strong>tischer Britpop à la<br />

Coldplay oder Snow Patrol stand Pate für<br />

ihren Stil, bei dem sich gemächliche Strophen<br />

mit hymnischen Refrains abwechseln.<br />

Klasse Solostimmen sind im Wechsel mit<br />

vielstimmigem Background-Gesang zu hören,<br />

und besonders dann, wenn Astrid Füllemann<br />

zum Mikrofon greift, erinnern Al<br />

Pride mit einer punkig frechen New-Wave-<br />

Note an die besten Zeiten der kalifornischen<br />

Band No Doubt – nicht die schlechteste Referenz<br />

für ein Debüt!<br />

(Al Pride, 11/39:45)<br />

us<br />

CASEY JONES AND THE<br />

GOVERNORS<br />

CASEY JONES AND THE<br />

GOVERNORS<br />

Am bekanntesten<br />

dürfte immer noch<br />

ihre Single “Don’t<br />

Ha Ha” sein, mit<br />

der Casey Jones<br />

And The Governors<br />

1965 für 26 Wochen<br />

in den deutschen Charts waren und dabei<br />

immerhin bis auf den zweiten Platz kletterten.<br />

Als Brian Caesar 1936 in Liverpool<br />

geboren, startete Casey Jones Ende der<br />

50er in London seine Musikkarriere und<br />

gründete 1963 (mit Eric Clap<strong>to</strong>n an der<br />

Gitarre und Tom McGuiness am Bass!)<br />

seine erste eigene Band, Casey Jones &<br />

The Engineers. Im Zuge der Beatlesmania<br />

zog es Jones 1964 nach Deutschland, wo<br />

der Sänger mit Dave Coleman (g), Roger<br />

Hook (g), Jim Redford (b) und Peter<br />

Richards (dr) fortan als Casey Jones &<br />

The Governors unterwegs war. Natürlich<br />

Pop<br />

traten sie im Hamburger Star-Club auf,<br />

hatten in Sendungen wie dem „Beat-Club”<br />

erste TV-Auftritte. Auch mit ihren Singles<br />

“Candy Man”, “Jack The Ripper”, “Bumble<br />

Bee” und “Yockomo” waren sie erfolgreich,<br />

bevor sich die Governors Ende<br />

der 60er dann von Casey Jones trennten.<br />

28 Songs gibt es auf CASEY JONES AND<br />

THE GOVERNORS zu hören, darunter<br />

natürlich alle Hits, zwei Live-Aufnahmen<br />

und zwei bisher unveröffentlichte Stücke.<br />

Für alle Spätgeborenen idealer Nachhilfeunterricht<br />

in deutsch-britischer Beat-<br />

Geschichte!<br />

(Wemo Records, 28/75:22)<br />

tk<br />

JAMES McCARTNEY<br />

THE COMPLETE EP<br />

COLLECTION<br />

Ja, ja, seine musikalischen<br />

Gene scheint<br />

er tatsächlich vom<br />

berühmten Vater<br />

geerbt zu haben, sowohl<br />

stimmlich als<br />

auch vom Songwriting<br />

her kann James McCartney seine erlesene<br />

Herkunft nicht verleugnen. Und trotzdem<br />

erinnern die Songs, die jetzt auf THE<br />

COMPLETE EP COLLECTION zusammengefasst<br />

wurden, nur selten an die der<br />

Beatles, an die Musik der Wings oder an<br />

die Solowerke von Papa Paul. Dafür klingt<br />

dieser junge Mann frisch, unverbraucht und<br />

im positiven Sinne angriffslustig, gelingt es<br />

seinem Power-Pop, mit einfachen Mitteln<br />

(Gitarre, Bass, Piano, Schlagzeug und et-<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 33


CD<br />

REVIEWS<br />

was Cello) große Wirkung zu erzielen. Der<br />

einzige Kritikpunkt – wenn man denn überhaupt<br />

etwas beanstanden möchte – ist eine<br />

gewisse Richtungslosigkeit, ist das Fehlen<br />

eines roten Fadens. Dass dies hier so ist, ist<br />

schnell erklärt, stammen die Songs doch<br />

von EPs, die über einen längeren Zeitraum<br />

in unterschiedlichem Umfeld aufgenommen<br />

wurden.<br />

(Engine Company/Alive, 8/27:49,<br />

8/29:01) tk<br />

TIM BUCKLEY<br />

TIM BUCKLEY (DELUXE<br />

EDITION)<br />

Was für ein<br />

Schmuckkästlein:<br />

Tim Buckleys<br />

selbst betiteltes<br />

Debütalbum<br />

bringt Rhino nun<br />

in einer Deluxe-<br />

Ausgabe in schöner Aufmachung heraus.<br />

In der Hülle, die in Gestaltung und Größe<br />

einer Tonband-Verpackung gleicht, stecken<br />

gleich zwei Silberlinge: Auf Scheibe<br />

eins befinden sich die zwölf zwischen<br />

Beat und Folk oszillierenden Originalsongs<br />

des ursprünglich 1966 veröffentlichten<br />

Debüts, jeweils in Stereo- und<br />

Mono-Abmischung. Überraschungs-Hit<br />

ist aber Silberling zwei, der gleich 22 bislang<br />

unveröffentlichte Aufnahmen bietet:<br />

zwölf 1965 mit Buckleys Highschool-<br />

Band The Bohemians eingespielte rockige<br />

Nummern (darunter schon “It Happens<br />

Every Time” und “She Is”) sowie zehn<br />

Akustikdemos, von denen nur rund die<br />

Hälfte auf dem Debütalbum landeten, die<br />

Buckleys eher sensible Seite präsentieren.<br />

Der Sound auf CD zwei ist mies, die<br />

Aufnahmen wurden nicht professionell<br />

durchgeführt und die Bänder zudem über<br />

vier Jahrzehnte lang nicht fachgerecht gelagert.<br />

Buckley-Fans können daran aber<br />

die Geburt des Künstlers nachvollziehen.<br />

(Rhino/Warner, 24/69:39,<br />

22/53:03) frs<br />

PHIL COLLINS<br />

HELLO, I MUST BE GOING<br />

Nach dem Charts-Blockbuster FACE<br />

VALUE konnte Phil Collins mit HEL-<br />

LO, I MUST BE GOING einen ähnlichen<br />

Erfolg feiern, denn schon allein seine<br />

Cover-Version von “You Can’t Hurry<br />

Love”, das die Supremes so meisterhaft<br />

in Szene gesetzt hatten, ließ sich weltweit<br />

in den Charts blicken und erreichte<br />

in Großbritannien die Nummer 1. Insgesamt<br />

wirkte das Album auch gelöster als<br />

der Vorgänger, was sicherlich am überstandenen<br />

Rosenkrieg lag. Neben eher<br />

gefälligem Midtempo-Pop (“Like China”)<br />

liegt die Stärke des Albums eindeutig bei<br />

den „schwarzen” Songs, die durch die<br />

energiereichen und dynamischen Bläser<br />

charakterisiert sind (“It Dont’t Matter<br />

To Me”, “The West Side”). Die aktuelle<br />

limitierte, nummerierte 24 KT-Gold-CD<br />

wurde von Steve Hoffman remastert, der<br />

erneut sein außergewöhnliches Talent bewiesen<br />

hat, denn die CD überzeugt immer<br />

durch Klarheit – egal, ob auf einer teuren<br />

Anlage oder im Au<strong>to</strong>.<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />

10/45:03) at<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

EN BOCA DE LEONARD COHEN<br />

Nach I’M YOUR FAN und TOWER OF<br />

SONG ein weiteres schönes Tribute-Album<br />

für den Songschreiber-Grandseigneur Leonard<br />

Cohen. Nur 2 der 16 Stücke auf EN<br />

BOCA DE LEONARD COHEN wurden<br />

originär für diese Hommage produziert: Pat<br />

McDonalds “First We Take Manhattan” und<br />

Lewis Fureys “Fire”. Ein Großteil der Songs<br />

stammt von dem ebenfalls beim Label Discmendi<br />

erschienenen Live-Tribute ACCOR-<br />

DING TO LEONARD COHEN, darunter<br />

Jackson Brownes großartige Interpretation<br />

von “A Thousand Kisses Deep” und Elliott<br />

Murphys “Diamonds In The Mine”. Die<br />

weiteren Songs kommen von anderen bereits<br />

veröffentlichten Scheiben, darunter “S<strong>to</strong>ry<br />

Of Isaac” (Suzanne Vega), “Avalanche”<br />

(Nick Cave), “Halleluja” (k.d. lang), “Here<br />

It Is” (Jonathan Richman), “Chelsea Hotel<br />

#2” (Lambchop) und “The Partisan” (16<br />

Horsepower). Wenn auch größtenteils Zweitverwertung<br />

– all diese vielen (guten!) Cover-<br />

Songs müsste man andernfalls erst einmal<br />

beschwerlich zusammensammeln.<br />

(Discmendi/Galileo, 16/72:37) frs<br />

MUNGO JERRY<br />

COCKTAIL – THE ESSENTIAL<br />

MIX<br />

Mungo-Jerry-Compilations<br />

gibt’s wie<br />

Sand am Meer. Warum<br />

also gerade zu<br />

COCKTAIL – THE<br />

ESSENTIAL MIX<br />

greifen? Erstens: weil<br />

dieser Sampler randvoll mit Musik gepackt<br />

ist. Zweitens: weil er deutlich macht, dass<br />

Ray Dorset aka Mungo Jerry für mehr Hits<br />

als nur “In The Summertime” steht. Hört<br />

man “Baby Jump”, “Lady Rose”, “Alright,<br />

Alright, Alright”, “It’s A Secret” oder “Hello<br />

Nadine”, erinnert man sich plötzlich, auch<br />

die immer wieder im Radio gehört zu haben.<br />

Drittens: weil Dorset sich stilistisch nie<br />

festlegen ließ, sondern zwischen Pop, Rock,<br />

Blues (“Statesbro Blues”) und Jugband-Musik<br />

variierte. Und schließlich: Er sang nicht<br />

nur über Belanglosigkeiten und Liebe, sondern<br />

brachte auch (gesellschafts-)politische<br />

Ansichten zum Ausdruck, und das nicht allein<br />

in “We Gotta Get Out Of The Army”.<br />

(7Us/H’Art, 21/78:55)<br />

pro<br />

THE BANGLES<br />

SWEETHEART OF THE SUN<br />

Nach dem Ausscheiden von Michael Steele<br />

sind die Bangles nur noch ein Trio, aber das<br />

hindert sie überhaupt nicht, nach DOLLS<br />

REVOLUTION (immerhin auch schon von<br />

2003!) ein weiteres Pop-Rockalbum anzubieten.<br />

Die Zutaten stimmen wie immer: satte<br />

Riffs aus dem Schatzkästlein der Beatles,<br />

Folk- und Country-Einflüsse von konservativ<br />

bis alternativ, herrlichste Solostimmen, die<br />

sich gern auch zu perfekten Dreier-Harmonien<br />

vereinigen, und Songs, für die Ohrwurmcharakter<br />

keine Schande, sondern eindeutiges Ziel<br />

ist, das man auch fast immer erreicht. Okay,<br />

ein paar mehr Kanten und Ecken wären mitunter<br />

schon erstrebenswert gewesen, aber die<br />

hatten offenbar weder Susanna Hoffs, Debbie<br />

& Vicki Peterson noch Produzent Mat<strong>the</strong>w<br />

Sweet im Sinn. Und es geht angesichts von<br />

Klasse-Liedern wie “Anna Lee (Swee<strong>the</strong>art<br />

Of The Sun)”, “Lay Yourself Down”, und<br />

“I’ll Never Be Through With You” letztlich ja<br />

auch ohne. Die drei Ladies werden von einem<br />

kleinen männlichen Ensemble unterstützt, in<br />

dem sich neben dem Multi-Instrumentalisten<br />

Sweet auch der allgegenwärtige Super-Zupfer<br />

Greg Leisz tummelt.<br />

(Waterfront/Import, 12/37:01) hjg<br />

DIE DORAUS UND DIE<br />

MARINAS<br />

BLUMEN UND NARZISSEN +<br />

GEBEN OFFENHERZIGE ANT-<br />

WORTEN AUF BRENNENDE<br />

FRAGEN<br />

Naiv und unbedarft ging der Pas<strong>to</strong>rensohn<br />

Andreas Dorau seine Songs zu Beginn der<br />

80er Jahre an und landete mit dieser Naivität<br />

mit “Fred vom Jupiter” einen der größten<br />

Hits der Neuen Deutschen Welle. Als Die<br />

Doraus und die Marinas veröffentlichte er<br />

1983 nach dem Erfolg von “Fred ...” seine<br />

erste LP BLUMEN UND NARZISSEN.<br />

Darauf offerierte er nette Popsongs, die mit<br />

simplen Melodien betörten, welche sich festsetzten<br />

und mit Synthie-Spielereien garniert<br />

waren. Nach einer nur in Japan erhältlichen<br />

CD-Ausgabe (2001) gibt es das Pop-Heile-<br />

Welt-Schätzlein mit „german teen-electronica”<br />

(so brachte es ein englischer Kritiker mal<br />

treffend auf den Punkt) mit sechs lustigen<br />

Bonus-Tracks. Und auch das knapp zwei<br />

Jahre später erschienene GEBEN OFFEN-<br />

HERZIGE ANTWORTEN ... ist jetzt in der<br />

Neuauflage mit vier Zusatznummern versehen<br />

– einfach gestrickte NDW-Unterhaltung,<br />

bei der zwischendurch aber doch immer wieder<br />

inhaltliche wie musikalische Widerhaken<br />

eine gewisse zeitlose Güte verleihen. Ein<br />

angenehmes Wiederhören.<br />

(Bureau B/Indigo, 17/41:54 +<br />

15/55:22) pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

BEATLESMANIA<br />

Eines der Hobbys<br />

der französischen<br />

Sängerin, Komponistin<br />

und Modemacherin<br />

Béatrice<br />

Ardisson ist das<br />

Aufspüren seltener<br />

Cover-Versionen. Für BEATLESMANIA,<br />

man mag es erahnen, hat sie Ausschau gehalten<br />

nach Interpretationen von Beatles-<br />

Stücken. Diese hat sie in zwei Kategorien<br />

unterteilt und je eine CD damit gefüllt. CD1,<br />

YESTERDAY, widmet sich älteren und damit<br />

den Fachleuten wohl größtenteils schon<br />

bekannten Songs: Nina Simones “Here Comes<br />

The Sun”, Sergio Mendes’ “Fool On<br />

The Hill” oder “We Can Work It Out” von<br />

Stevie Wonder. Mehr Neuentdeckungen gibt<br />

es dann auf CD2, TOMORROW NEVER<br />

KNOWS, zu hören. Die Vorlagen von John,<br />

Paul, George & Ringo kennt man natürlich<br />

alle, doch Bands wie Kid Francescoli, Scattered<br />

Trees oder Monsieur Sept feat. Denisse<br />

sowie deren Interpretationen dieser Songs<br />

dürften für die meisten Musikfreunde interessantes<br />

Neuland sein.<br />

(Naive/Indigo, 16/50:28, 20/56:22) us<br />

KATJA MARIA WERKER<br />

MITTEN IM STURM<br />

Auf zu neuen Ufern! Das erste Album einer<br />

deutschen Liedermacherin auf dem re-<br />

Pop<br />

nommierten S<strong>to</strong>ckfisch-Label ist der ebenso<br />

charismatischen wie scheuen Sängerin<br />

Katja Maria Werker vorbehalten. MITTEN<br />

IM STURM ist ein facettenreiches Album,<br />

mal ruhig, mal temperamentvoll, getragene<br />

Eigenkompositionen wechseln sich ab mit<br />

frischen Popsongs, dazu ein Peter-Gabriel-<br />

Klassiker (“Here Comes The Flood”), älteres<br />

(“Über sieben Brücken musst du gehn”) und<br />

neueres (“Vom selben Stern”) deutsches<br />

Liedgut und die Mikis-Theodorakis-Komposition<br />

“Zusammenleben”. Und wer S<strong>to</strong>ckfisch<br />

Records kennt, der dürfte wissen, wie<br />

wunderbar warm und fein die instrumentale<br />

Begleitung angerichtet ist. Ian Melrose an<br />

der Gitarre, Alessandro Gulino und Hans-<br />

Jörg Mauksch am Bass – allererste Sahne!<br />

(S<strong>to</strong>ckfisch Records/inakustik,<br />

12/48:19) us<br />

KATE BUSH<br />

50 WORDS FOR SNOW<br />

Mit normalen<br />

Maßstäben ist dieses<br />

Album nicht<br />

mehr zu fassen.<br />

Kate Bush hat mit<br />

50 WORDS FOR<br />

SNOW keine herkömmliche<br />

Songsammlung veröffentlicht,<br />

allenfalls zwei der sieben Stücke könnten –<br />

bei wohlwollender Betrachtung – noch als<br />

Songs bezeichnet werden. Der Rest ist Ausnahmekunst,<br />

bestehend aus märchenhaften<br />

Traumgebilden, geboren aus Piano und<br />

entrücktem Gesang. Diese Klangcollagen<br />

benötigen eine Atmosphäre, auf die man sich<br />

einlassen (können) muss, wer da nicht mitkommt,<br />

bleibt kopfschüttelnd am Wegesrand<br />

stehen. Doch wer dabeibleibt, wer der exzentrischen<br />

Künstlerin folgen kann, der wird<br />

belohnt mit einem Seelentrip in die Welt des<br />

Schnees, hört ein Duett mit El<strong>to</strong>n John und<br />

wie Stephen Fry, angefeuert von Kate Busch,<br />

50 Synonyme für Schnee rezitiert. Wie gesagt,<br />

normal ist das alles nicht ...<br />

(Noble & Brite Ltd./EMI, 7/65:11) us<br />

TOMMY JAMES<br />

LIVE AT THE BITTER END,<br />

NEW YORK<br />

Vor zehn Jahren auf Aura Records erschienen,<br />

gibt es eine willkommene Wiederbegegnung<br />

mit dem am 16. Mai 1996 im<br />

berühmten Bitter End Club in Manhattan<br />

aufgezeichneten Hit-Gig, vor dessen roten<br />

Klinkerwänden so unterschiedlicher Künstler<br />

wie Pete Seeger und Curtis Mayfield<br />

auftraten. Tommy James schaukelt sich mit<br />

kompetenter Band [John Golden (g), David<br />

San<strong>to</strong>s (b), Glenn Wyka (dr) und den beiden<br />

Tastenmännern Hal Gold und Benny Harrison<br />

(der später auch für Joe Bonamassa<br />

spielte)] mit präzisem Soundbild durch<br />

große Charterfolge wie “Hanky Panky”,<br />

“Crimson And Clover”, “Mony Mony”<br />

und dem Petting-Starter “I Think We’re<br />

Alone Now”. Was soll an einem Abend<br />

schiefgehen, der gleich per “Draggin’ The<br />

Line” Feuer macht – und mit “Crystal Blue<br />

Persuasion” jene 1969er Bibel-inspirierte<br />

Hymne folgen lässt, die fälschlich als Tommy-James-Werbung<br />

für das Amphetamin<br />

“Crystal Meth” angesehen wurde? Der auch<br />

2012 noch aktive Mann aus New Jersey hatte<br />

seine Fans jedenfalls locker in der Hand.<br />

(Angel Air/Fenn, 14/56:14)<br />

utw<br />

Seite 34 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

SHARKS<br />

FIRST WATER<br />

Der Begriff Supergruppe wurde mit den<br />

Sharks nie in Verbindung gebracht, obwohl<br />

mit dem Bassisten/Keyboarder Andy Fraser<br />

(Free) und dem Gitarrenvirtuosen Chris<br />

Spedding 1972 zwei ausgewiesene Größen<br />

das Quartett gegründet hatten, das mit dem<br />

Reibeisenvokalisten Steve „Snips” Parsons<br />

über einen Ausnahmesänger verfügte<br />

(Drums: Marty Simon). An den Songs und<br />

deren Performance auf den zwei offiziellen<br />

Sharks-Alben kann es nicht gelegen haben,<br />

dass die Formation nie über einen Geheimtippstatus<br />

hinauskam. Auch wenn die<br />

blues-rockigen Songs auf FIRST WATER<br />

zum Teil (charmant) rauen Jam-Charakter<br />

hatten, brauchten sie sich hinter denen vergleichbarer<br />

Acts wie Mott The Hoople oder<br />

Bad Company nicht zu verstecken. Schön,<br />

dass sie nun wieder hörbar sind, wenn auch<br />

leider ohne Bonus-Tracks. Anspieltipps:<br />

“Driving Sideways”, “Snakes And Swallowtails”,<br />

“Brown Eyed Boy” und “Doc<strong>to</strong>r<br />

Love” (Speddings Fuzzsolo!).<br />

(Talking Elephant/Fenn, 9/35:21) pro<br />

NORMAN HAINES BAND<br />

DEN OF INIQUITY<br />

Mit dem vorzüglichen<br />

Reissue<br />

von Locomotive<br />

(WE ARE<br />

EVERYTHING<br />

YOU SEE) leistete<br />

das Label die Vorarbeit.<br />

Auch hier ist Norman Haines aus Birmingham<br />

an Orgel und Piano aktiv, allerdings<br />

tendenziell handfester: progressiver,<br />

gern hingepfefferter Brit-Rock von 1971,<br />

mit aggressiver Gitarre von Neil Clarke und<br />

harter Rhythmusgruppe – Andy Hughes<br />

(b), Jimmy Skidmore (dr). Zweimal wird’s<br />

ausgedehnt (“Rabbits”/13:05, “Life Is So<br />

Unkind”/8:21) und dabei punktuell zwirblig,<br />

ansonsten ist die Richtung kurvenfrei,<br />

kein Flötchen-Glöcklein-Schnickschnack<br />

& Co. Erst auf den sechs Extratracks wird<br />

auch mal gepustet, was aber der insgesamt<br />

geradlinigen Ausrichtung nicht schadet.<br />

Kein Wunder jedenfalls – die Herren sind<br />

einfach ausgeschlafen – gut, dass das Vinyloriginal<br />

bei Sammlern zur Mauritius-<br />

Abteilung gehört und dementsprechend<br />

drei- bis vierstellig (!) kostet.<br />

(Esoteric/Rough Trade, 13/63:03) bm<br />

ANDY FAIRWEATHER LOW<br />

& THE LOWRIDERS<br />

LIVELY<br />

Nach Jahrzehnten bei Clap<strong>to</strong>n, Waters &<br />

Wyman hat sich Fairwea<strong>the</strong>r Low mit eigener<br />

Band wieder fest im Clubleben etabliert<br />

– diese Live-Perlen 2009–2011 belegen dies<br />

mit Druck, Sensibilität und Humor. Die Nuggets<br />

sind dabei: “If Paradise Is Half As Nice”<br />

zum Mitsingen, der alte “Gin House Blues”<br />

und das für Joe Cocker gechartete “Hymn<br />

For My Soul” aus Fairwea<strong>the</strong>rs Feder. Dazu<br />

lässt der Gitarrenfreak in ihm seiner Liebe<br />

zu Surf und Schrillem freien Lauf: “Peter<br />

Gunn” als Opener, “Got Love If You Want<br />

It” entspannter als bei den S<strong>to</strong>nes oder Yardbirds.<br />

“When Things Go Wrong”, der von<br />

Slim Harpo verewigte Bluesstandard, hieß<br />

bei Mayall “It Hurts Me Too” und bekommt<br />

dank Nick Pentelows Klarinette einen be-<br />

schwingten Klezmer-Touch. Dave Bronze<br />

(Bass, Harmoniegesang & Produktion) und<br />

Paul Beavis agieren in jeder Sekunde einfallsreich<br />

und songdienlich, besonders beim<br />

dramatischen Kabinettstück “La Booga Rooga”<br />

aus dem gleichnamigen 1975er Album,<br />

das den Hit “Wide Eyed And Legless” hervorbrachte<br />

– ebenfalls im Set!<br />

(Lowriders, 12/49:39)<br />

utw<br />

KINKS<br />

KINKS IN MONO<br />

“Wie oft wohl noch?”, diese Frage beschleicht<br />

gewiss nicht nur viele Kinks-<br />

Fans und -Sammler. Aber: Diesmal richtet<br />

sich das aktuelle Auswertungsprojekt (wie<br />

schon bei Dylan, Beatles) speziell an die<br />

nicht kleine Gemeinde derer, die druckvollere<br />

monophone <strong>60s</strong>-Klänge separierendem<br />

Zweikanalklang vorziehen. Präsentiert<br />

werden – in zehn Klapp-Digis, alle<br />

in einer als <strong>60s</strong>-Plattenspieler gestylten,<br />

attraktiven Box – die sieben Studio-Alben<br />

von THE KINKS (1964) bis ARTHUR<br />

(1969); VILLAGE GREEN ... ist neu gemischt,<br />

der fade PERCY-Soundtrack blieb<br />

außen vor, Dave-Davies-Singles sind dabei.<br />

CD 8 bündelt vier EPs mit 16 Tracks, zwei<br />

Discs enthalten das restliche, sonst verstreute<br />

Material. Darunter: je ein Mix aus<br />

den USA (“Bald Headed Woman”), Kanada<br />

(“Afternoon Tea”), Australien (“Australia”)<br />

und Europa (“Apeman”). Zwei weitere Versionen<br />

(“Beautiful Delilah”, “I’m A Lover<br />

Not A Fighter”) sind als „alternative Abmischungen”<br />

markiert. Einmal mehr wird die<br />

Entwicklung der Londoner Sixties-Ikonen<br />

von einer rumpelnden, punktuell sogar<br />

pre-punkigen Band über ihre kreativ-formidable<br />

Pop-Phase (mit Chef Ray Davies’<br />

größten Songschreiber-Würfen) bis zu ersten<br />

Konzeptanflügen angeboten. Fazit: Es<br />

bleibt – gut so! – Geschmacksache, sich<br />

Brecher wie “Cadillac” und “Long Tall<br />

Shorty” lieber im Original-Mono zu geben<br />

– oder den Kopf zu schütteln, weil etwa<br />

Vielschichtiges (z.B. “Shangri La”, “Waterloo<br />

Sunset”) einkanalig eher verschmissen<br />

wirkt. Aufnahme- und Veröffentlichungsdaten<br />

gibt es zwar nicht, doch das 36-seitige<br />

Hartcover-Beibuch punktet dafür mit<br />

Fo<strong>to</strong>s.<br />

(Sanctuary/Universal; 144/399:37) bm<br />

JOHN IDAN<br />

THE FOLLY<br />

Ein echtes Solo-Album, auf dem jede<br />

Note selbst gespielt und eingesungen<br />

wird: fürwahr der Wahnwitz (THE FOL-<br />

LY), für den der gebürtige Detroiter und<br />

Wahl-Londoner John Idan sogar die<br />

Yardbirds verließ. Das Resultat geriet<br />

eindrucksvoll – psychedelisch perlender<br />

Soft Rock, nicht meilenweit von Yardbirds-Drummer<br />

Jim McCartys SITTING<br />

ON THE TOP OF TIME (2009) entfernt.<br />

Rock<br />

Jeder Orgel<strong>to</strong>n, jede Verzahnung akustischer<br />

und elektrischer Gitarren wirkt<br />

ebenso sorgfältig austariert wie der oft<br />

mehrstimmige Gesang, auch dank sensiblen<br />

Mixes durch Robin Black, der auch<br />

für Cat Stevens und Jethro Tull arbeitete.<br />

Hit-Verdächtiges wie “Banging My Head<br />

On The Wall” firmiert durchaus unter<br />

Beat – sowas bildete einst Ä<strong>the</strong>r-Futter<br />

für Piratensender zwischen Caroline<br />

und Veronica. Mit “Sunny Franziska Of<br />

The Western World” kommen dazu noch<br />

McCartneyeske Violinen ins Spiel, “No<br />

O<strong>the</strong>r” huldigt Lennon. Blues erscheint<br />

erst zum Finale – er ist bei dem hier gezeigten<br />

Einfallsreichtum eben nur ein Aspekt<br />

im Arsenal.<br />

(Pinnacle/Viking <strong>Music</strong>, 13/54:22) utw<br />

ALBERTA CROSS<br />

THE ROLLING THUNDER EP<br />

Die extrem talentierte Band aus New York<br />

legt hier noch nicht ihr zweites Album<br />

vor, aber immerhin eine Five-Track-EP<br />

mit großzügiger Spieldauer. Die bisherigen<br />

Stärken der Gruppe um den Sänger,<br />

Gitarristen und Komponisten Petter Ericson<br />

Stakee und den singenden Bassisten<br />

Terry Wolfe werden klug variiert erneut<br />

ausgebreitet: Die Mischung aus folkigem<br />

Indie-Rock und Blues-grundierter Balladenkunst<br />

sorgt dank packender Melodien<br />

und gleichermaßen trickreicher<br />

wie exakter Arrangements für schöne<br />

Aha-Erlebnisse. Dabei vollzieht sich eine<br />

Entwicklung vom Lauten zum Leisen hin:<br />

Der Startsong “Money For The Weekend”<br />

ist ein strammer, aber nicht klobiger<br />

Rocker. “Ramblin’ Home” kommt<br />

verhaltener, leicht schleppend und mit<br />

einem Hauch Psychedelia ausgestattet.<br />

“Wait” und “Driving With Myself” klingen<br />

leicht geheimnisvoll und warten mit<br />

delikaten Klangeffekten auf, ehe die EP<br />

mit “Rolling Thunder” endgültig Balladenseligkeit<br />

erreicht. Rundum gelungene<br />

Platte einer Band, die noch im Wachsen<br />

begriffen ist.<br />

(A<strong>to</strong> Rec/Import, 5/24:47)<br />

hjg<br />

MATTHEW SWEET<br />

MODERN ART<br />

Wo der Name<br />

Mat<strong>the</strong>w Sweet<br />

draufsteht, ist stets<br />

Power-Pop drin.<br />

Und zwar einer der<br />

hartnäckig offensiv<br />

ins Ohr stürmenden<br />

Machart. Der Mann kann ganz offensichtlich<br />

einfach nicht anders – und nichts anderes.<br />

Ein Hau-einfach-mal-drauf-Rocker<br />

wird Sweet in diesem Leben garantiert<br />

nicht mehr. Doch ist das kein Nachteil, wie<br />

MODERN ART, sein bereits 15. Album,<br />

nachdrücklich beweist. Einmal mehr klingt<br />

Sweet wie eine südkalifornische Ausgabe<br />

der Beatles, die sich mit den Byrds verbündet<br />

hat und auch den Blues kennt. Mitunter<br />

bis an die Grenze der Süßlichkeit gehende<br />

Melodien werden dank kandierter, aber<br />

genauestens erdachter Gitarrensounds<br />

und delikater, im Folk wühlender Arrangements<br />

vorm Abdriften in den durchaus<br />

lauernden Zuckersumpf bewahrt. Ein Ritt<br />

auf der Rasierklinge, aber ohne Absturz!<br />

(Missing Piece/Import, 12/42:08) hjg<br />

04. Feb Hanau Brückenkopf<br />

05. Feb Chemnitz Kieselstein<br />

06. Feb Hamburg Logo<br />

07. Feb Bremerhaven Pferdestall<br />

09. Feb Miltenberg Beavers<br />

10. Feb Bielefeld Extra-Blues-Bar<br />

11. Feb Schwerin Speicher<br />

12. Feb Berlin White Trash<br />

14. Feb Lorsch Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />

15. Feb Habach Village / Neil Taylor<br />

16. Feb Dresden Kunsthof Gohlis<br />

17. Feb Pforzheim 101 International<br />

18. Feb Solingen Cobra<br />

21. Feb Frankfurt Das Bett / Neil Taylor<br />

22. Feb Schwäbisch Hall Schwerpunkt Glueck<br />

23. Feb A - Velden Bluesiana<br />

10. Feb Trittau Alter Bahnhof<br />

11. Feb Gotha The Londoner<br />

12. Feb Bad Saulgau Franziskaner<br />

14. Feb A - Greifenburg Kulturfenster<br />

15. Feb Habach Village<br />

16. Feb Pforzheim 101 International<br />

17. Feb Essen Kulturzentrum Grend<br />

18. Feb Brandenburg a.d. H. Kneipe Pur<br />

20. Feb Weilburg Café Ententeich<br />

21. Feb Frankfurt Das Bett<br />

22. Feb Brilon Kump Brilon<br />

23. Feb Osnabrück Rosenhof<br />

24. Feb Karlsruhe Schlachthof<br />

25. Feb Werdohl Alt Werdohl<br />

26. Feb Braunschweig Gastwerk<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 35


CD<br />

REVIEWS<br />

GARLAND JEFFREYS<br />

THE KING OF IN BETWEEN<br />

Ein neues Album von<br />

Garland Jeffreys,<br />

dem dauernd unterschätzten<br />

Wanderer<br />

zwischen massenkompatiblem<br />

Halbwegs-Hard-Rock<br />

und<br />

diversen Karibikeinflüssen, ist jederzeit<br />

willkommen. Vor allem, wenn es ausfällt<br />

wie THE KING OF IN BETWEEN: Ohrwurmartige<br />

Melodien mit Langzeithaltbarkeit,<br />

souverän erdacht vom Meister selbst<br />

und ebenso fehlerfrei umgesetzt von einem<br />

sehr exakt agierenden Team mit den Saitengreifern<br />

Larry Campbell und Duke Levine,<br />

Bassist Mike Merritt und Drummer Steve<br />

Jordan plus punktuell eingreifenden Könnern<br />

wie Lou Reed (b, voc), Pino Palladino<br />

(b) und Steve Goulding (dr). Auf dem<br />

Programmzettel stehen – etwas vereinfacht<br />

gesagt – verschärfter Singer/Songwriter-<br />

Rock, lässig swingender Reggae-Rock und<br />

bewusst sperrig gehaltene Balladen mit erheblichem<br />

Tiefgang. Zwar gibt es nur wenig<br />

zu hören, was Jeffreys nicht schon ähnlich<br />

gut auf früheren Arbeiten bieten konnte,<br />

aber hier liegt ein Sonderfall vor: Wenn<br />

jemand einen nach allen Seiten hin abgesicherten<br />

persönlichen Stil bis zur Perfektion<br />

verinnerlicht hat, dann darf er nicht getadelt<br />

werden, wenn er nicht mehr, aber auch nicht<br />

weniger als packende Variationen anbietet.<br />

Aus der Masse guter 2011er Alben ragt Garland<br />

Jeffreys allemal noch immer heraus.<br />

(Luna Park/Import, 12/46:04) hjg<br />

REAL ESTATE<br />

DAYS<br />

Das zweite Album dieser Indie-Rockband<br />

aus Ridgewood, New Jersey, klingt wie eine<br />

klug erdachte Mixtur aus den Feelies in ihren<br />

sanftesten und britischen Post-New-Wavern<br />

wie The Smiths oder auch Felt in ebenfalls<br />

eher soften Momenten. Die gänzlich unaufgeregte<br />

und herrlich unaggressiv fließende<br />

Grundstimmung halten Matt Mondanile (g,<br />

voc), Martin Courtney (g, voc) und Alex<br />

Bleeker (b, voc) mittels selbst verfasster<br />

Songs das gesamte Album lang tapfer durch,<br />

kongenial unterstützt von den Schlagzeugern<br />

Samuel Franklin und Etienne Pierre<br />

Duguay sowie Synth-Man Daniel Lopatin.<br />

Solche Musik passt zwar eher zum Sommer,<br />

vermag aber auch neblige Wintertage<br />

erfreulich aufzuhellen. Die Lieder sind zwar<br />

formal eher simpel gestrickt, gewinnen aber<br />

ungemein durch eine Fülle delikatester<br />

Kleinigkeiten, die wie beiläufig daherkommen,<br />

nur anscheinend Nebensache sind, in<br />

Wahrheit aber den berühmten kleinen äs<strong>the</strong>tischen<br />

Unterschied zwischen brav & bieder<br />

und raffiniert kristallin ausmachen. Songs<br />

wie die Single “It’s Real”, “Easy” und “Out<br />

Of Tune” machen das mehr als deutlich.<br />

(Domino/Good<strong>to</strong>go, 10/41:32) hjg<br />

SAVATAGE<br />

HALL OF THE MOUNTAIN KING<br />

+ LIVE IN JAPAN + GHOST IN<br />

THE RUINS + HANDFUL OF RAIN<br />

+ POETS AND MADMEN<br />

Mit weiteren fünf Veröffentlichungen wurde<br />

der Savatage-Backkatalog Ende letzten<br />

Jahres gehörig erweitert. Mit HALL OF<br />

THE MOUNTAIN KING begann 1987 eine<br />

neue Zeitrechnung für die kalifornischen<br />

Melodic-Rocker. Mit dem ersten von Gary<br />

Smith gezeichneten Cover und dem Einstieg<br />

von Produzent Paul O’Neill war dieses<br />

Album von einem Stilwechsel von eher<br />

klassischem Heavy Metal zu progressivem<br />

Hard Rock geprägt. Nach dem Schock des<br />

Unfall<strong>to</strong>des von Gründungsmitglied und<br />

Bassist Criss Oliva wurde HANDFUL OF<br />

RAIN 1994 zu einer eher nachdenklichen<br />

und düsteren Geschichte, nach Stimmproblemen<br />

von Jon Oliva wurde der Gesang<br />

von Zachary Stevens übernommen. Erst<br />

2001, mit POETS AND MADMEN, war<br />

Jon Olivas Stimme soweit genesen, dass<br />

er auf diesem Album wieder den Job am<br />

Mikrofon übernehmen konnte. Die beiden<br />

Konzertmitschnitte LIVE IN JAPAN und<br />

GHOST IN THE RUINS wurden im November<br />

1994 bzw. im Dezember 1995 aufgenommen,<br />

wobei die Songs des Letzteren<br />

(mit dem Untertitel A TRIBUTE TO CRISS<br />

OLIVA) ausschließlich aus der Zeit zwischen<br />

1987 bis 1990 stammen. Mit neuen,<br />

ausführlichen Booklets und erstmalig auf<br />

CD erscheinenden Bonus-Tracks (Live-,<br />

Akustik-, Alternativ- oder von Jon Oliva<br />

neu aufgenommene Versionen) bieten diese<br />

Wiederveröffentlichungen auch Material<br />

für alteingesessene Savatage-Fans.<br />

(ear<strong>Music</strong>/edel, 5 CDs)<br />

tk<br />

HANK SHIZZOE<br />

LIVE AT CHRISTMAS PARTY<br />

2010<br />

Keine Angst, auch<br />

wenn das Wort<br />

„Christmas” im Titel<br />

dieser CD auftaucht<br />

war der Auftritt,<br />

den Hank Shizzoe<br />

im Dezember<br />

2010 im Böckinger Bürgerhaus ablieferte,<br />

weit entfernt von seliger Weihnachtsstimmung.<br />

Zusammen mit seinen Schweizer<br />

Kollegen (und langjährigen Weggefährten)<br />

Felix Müller (b) und Chris<strong>to</strong>ph Beck (dr)<br />

wurde im Stile eines klassischen Blues-<br />

Rocktrios souverän das Wort „Rock” in<br />

den Mittelpunkt gestellt. Dabei zeigte sich<br />

Saitenmeister Shizzoe in Bestform, nicht<br />

nur mit furiosen Slide-Attacken und langen<br />

Leadguitar-Ausflügen, sondern auch<br />

mit markigen Vocals. Bis auf drei Cover-<br />

Nummern (The Arc Angels, David Lindley,<br />

ZZ Top) bestand das Programm aus eigenen<br />

Stücken, reichte von der ersten CD LOW<br />

BUDGET bis zum aktuellen Album BREA-<br />

THER. Wer auf schnörkellosen Live-Rock<br />

steht wird mit dieser Scheibe glücklich werden,<br />

wer Shizzoe kennt und schätzt sowieso.<br />

(Blue Rose/Soulfood, 10/56:16) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

ZZ TOP – A TRIBUTE FROM<br />

FRIENDS<br />

Im Laufe der Jahre haben sich Billy Gibbons,<br />

Dusty Hill und Frank Beard völlig zurecht<br />

ein eigenes Qualitäts-Label erspielt:<br />

ZZ Top gehören ohne Frage zu den besten<br />

Blues-Rockbands in der internationalen Musiklandschaft.<br />

Grund genug für elf befreundete<br />

Bands, sich mit einem Cover-Album<br />

vor den Texanern zu verbeugen. Gleich zu<br />

Beginn legen Mick Fleetwood, John McVie,<br />

Jonny Lang sowie Aerosmith-Frontmann<br />

Steven Tyler mit “Sharp Dressed Man” los,<br />

Filter folgen mit “Gimme All Your Lovin’”,<br />

dazu noch Acts wie Nickelback (“Legs”),<br />

Wolfmo<strong>the</strong>r (“Cheap Sunglasses”), Mas<strong>to</strong>don<br />

(“Just Got Paid”), Coheed & Cambria<br />

(“Beer Drinkers And Hell Raisers”) sowie<br />

Wyclef Jean (“Rough Boy”). Wer innovatives<br />

oder gar experimentelles Herangehen<br />

an die ZZ-Top-Songs erwartet, ist hier<br />

fehl am Platze, auf ZZ TOP – A TRIBUTE<br />

FROM FRIENDS stehen der Spaß und die<br />

Lust an der Musik – jederzeit deutlich hörbar<br />

– im Vordergrund.<br />

(Show Dog/Universal, 11/45:52) us<br />

THE POETS<br />

WOODEN SPOON – THE SING-<br />

LES ANTHOLOGY 1964–1967<br />

Am Anfang ihrer<br />

letztendlich kläglichen<br />

Karriere war<br />

man in Glasgow<br />

s<strong>to</strong>lz auf The Poets.<br />

Ihre erste Single<br />

“Now We’re Thru”<br />

erreichte 1964 immerhin Platz 31 der<br />

Charts, vermeintlich hatte Schottland nun<br />

seine „eigenen Beatles”. Der berühmte<br />

S<strong>to</strong>nes-Mann Andrew Oldham stand hinter<br />

ihnen und kleidete den meist relativ<br />

weichen, von jangelnden 12-String-Gitarren<br />

und Tambourin-Akzenten geprägten<br />

Sound der Poets mittels üppiger, bei Phil<br />

Spec<strong>to</strong>r abgeschauter Arrangements in<br />

attraktive Gewänder, die gleichermaßen<br />

radiofreundlich und überdurchschnittlich<br />

raffiniert klangen. Doch nichts regte sich<br />

richtig. Weder die zweite, mehr in Richtung<br />

R&B gehende Single “That’s The<br />

Way It Got To Be” (mit John Paul Jones am<br />

Bass) chartete, noch konnten sich weitere<br />

Klasse-Songs wie “Baby Don’t You Do<br />

It”, “I’ll Cry With The Moon” oder die finale<br />

Single “Wooden Spoon” durchsetzen.<br />

Es muss so deutlich gesagt werden: The<br />

Poets waren eine völlig verkannte Spitzengruppe!<br />

Die vorliegende Sammlung ihrer<br />

sechs Singles für Decca und Immediate<br />

gehört in jede anständige Beat-Sammlung.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 12/28:26) hjg<br />

THE CRITTERS<br />

AWAKE IN A DREAM:<br />

THE PROJECT 3 RECORDINGS<br />

Amerikas Soft-Rock der Sixties wäre ohne<br />

The Critters aus New Jersey um einiges ärmer.<br />

Mit dem epochalen, von Don Ciccone<br />

komponierten Klassiker “Mr. Dieingly Sad”,<br />

der Cover-Version von Lovin’ Spoonfuls<br />

“Younger Girl” und “Don’t Let The Rain Fall<br />

On Me” bereicherte die Gruppe um Ciccone<br />

(voc, g), Jimmy Ryan (lead-g) und Kenny<br />

Gorka (b) nicht nur die Charts, sondern definierte<br />

auch die stilistischen Merkmale des<br />

Soft Rocks entscheidend mit. Die genannten<br />

Hits erschienen alle auf Kapp Records<br />

und finden sich auf der CD ANTHOLOGY<br />

1965–1967. Doch die S<strong>to</strong>ry der Critters ging<br />

noch weiter. In den Jahren 1968/69 veröffentlichten<br />

sie – nun ohne Ciccone – die wunderschönen<br />

Alben TOUCH’N GO WITH THE<br />

CRITTERS und CRITTERS. Enthalten sind<br />

Perlen wie Tim Hardins “Reason To Be lieve”,<br />

mit “Younger Generation” ein weiterer Song<br />

von John Sebastian und die gruppeneigenen<br />

Treffer “Because You Came To See Me Today”,<br />

“Awake In A Dream”, “Sweet Breezes”,<br />

“Wooden Soldiers” und “Maiden Of<br />

Rock<br />

The Sea”. Beide Alben gingen fast spurlos<br />

unter; sie waren mehr als 40 Jahre nicht mehr<br />

erhältlich und werden hier endlich – sehr gut<br />

aufgemacht – erneut ins Rennen geschickt.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 23/68:30)<br />

hjg<br />

YARDBIRDS<br />

GLIMPSES 1963–1968<br />

Auf die YARD-<br />

BIRDS STORY<br />

(2002; Charly) und<br />

die LITTLE GAMES<br />

SESSIONS & MORE<br />

(1992; EMI) kommt<br />

jetzt dieser mächtige,<br />

ergänzende (Live-)Sahneklecks. Nach ewig<br />

dauernder Rechteklärung und Umstellungen<br />

wurden rund 100 Songaufnahmen gepickt<br />

und mit Werbeclips sowie über 30 au<strong>the</strong>ntischen<br />

Interviewschnipseln garniert; CD<br />

5 ist beschränkt auf BBC SESSIONS vom<br />

März 1965 bis 1968. Viele Livetakes, die<br />

bislang durch die Botanik vagabundierten,<br />

sind untergebracht, z.B. Mitschnitte vom<br />

National Jazz & Blues Festival in Richmond<br />

(1964 & 1965), aus S<strong>to</strong>ckholm (1967),<br />

aus der Stadthalle Offenbach (1967), vom<br />

“Poll Winners Concert” (1966, Wembley)<br />

und vom berüchtigten Zwangsauftritt beim<br />

Songwettstreit in San Remo 1966. Neben<br />

erprobten Hits und Standards sowie der<br />

Italo-Gurke “Questa Volta” sind Livetracks<br />

zu hören, die Beck, Page, Clap<strong>to</strong>n & Co.<br />

nicht jeden Tag spielten, u.a. “Bottle Up<br />

And Go”, “Carol”, “The Stumble”, “I’ve<br />

Been Trying”, “All The Pretty Little Horses”,<br />

“Spoonful”. Hinzu kommen bislang<br />

unveröffentlichte Titel und vorbereitende<br />

Demos. Yardbirds-Spezialist Greg Russo<br />

(Top-Buch: „The Ultimate Rave-Up”) ordnet<br />

im Begleittext des attraktiven 32-Seiten-<br />

Booklets (im Single-Format, farbig, viele<br />

Fo<strong>to</strong>s) die Band ein. Dass bei einem solchen<br />

– in erster Linie dokumentarischen – Projekt<br />

niemand High-End-Qualität erwarten darf,<br />

sollte klar sein. Erstauflage mit 7”-Single:<br />

“Baby What’s Wrong”/”I Wish You Would”.<br />

(Easy Action/Cargo, 28/79:55 +<br />

33/76:43 + 39/76:56 + 23/74:50 +<br />

26/77:53) bm<br />

DUM DUM GIRLS<br />

ONLY IN DREAMS<br />

Vielleicht sollte das westküstliche Quartett<br />

um die hochtalentierte Leadsängerin<br />

und Gitarristin Kristen „Dee Dee”<br />

Gundred seinen Namen Dum Dum Girls<br />

alsbald aktualisieren, denn der Begriff<br />

„Girls” passt kaum noch zur reifer werdenden<br />

Musik. Das Debütalbum I WILL<br />

BE war noch – gefüllt mit Teenage-Hymnen<br />

– eine clevere Mischung aus drei großen<br />

Rs des US-Rocks: Ronettes, Ramones<br />

und Runaways. ONLY IN DREAMS unterstreicht<br />

hingegen Dee Dees Wunsch:<br />

„I’ve always wanted <strong>to</strong> be in a loud rock &<br />

roll band and still maintain some feminine<br />

sound.” Ihr Gesang orientiert sich nun<br />

zunehmend an der Pretenders-Frontfrau<br />

Chrissie Hynde, und die schwergewichtigeren<br />

Songs haben im Schnitt mehr Tiefgang.<br />

So entstand die zu Herzen gehende<br />

Ballade “Coming Down” kurz nach dem<br />

Tode von Dee Dees Mutter, und “Bedroom<br />

Eyes” komponierte sie, gezeichnet vom<br />

Jetlag und sich furchtbar einsam fühlend<br />

Seite 36 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

nach der Rückkehr von einer Europa<strong>to</strong>ur.<br />

Damit sind schon zwei der<br />

besten Lieder genannt. Die übrigen<br />

Volltreffer sind der Starter “Always<br />

Looking”, “Teardrops On My Pillow”,<br />

“Hold Your Hand” und “In My<br />

Head”, doch auch alle anderen Songs<br />

liegen deutlich überm Durchschnitt.<br />

Die weitere Evolution dieser Gruppe<br />

dürfte spannend werden.<br />

(Sub Pop/Cargo, 10/36:36) hjg<br />

SCORPIONS<br />

COMEBLACK<br />

Dass Bands gegen<br />

Ende ihrer<br />

Karriere dazu<br />

neigen, seltsame<br />

Dinge zu<br />

tun, ist leider<br />

allzu oft zu beobachten.<br />

Dieses Phänomen tritt nun<br />

leider auch bei den Scorpions auf. Als<br />

wären die letzte Tour und der endgültige<br />

Abschied von der Showbühne für<br />

ihre Fans nicht schon schlimm genug,<br />

legen sie parallel mit COME-<br />

BLACK ein Album vor, das nicht nur<br />

überflüssig, sondern auch sinnlos ist.<br />

Sinnlos deshalb, weil man ihre eigenen<br />

Songs (von “Rhythm Of Love”<br />

über “Rock You Like A Hurricane”<br />

bis zu “Still Loving You”) in diesen<br />

Arrangements schon alle kennt und<br />

somit keinerlei Substanz hinter den<br />

uninspirierten Neuaufnahmen zu finden<br />

ist. Überflüssig bis ärgerlich auch<br />

die Cover-Versionen von (eigentlich)<br />

<strong>to</strong>llen Vorlagen wie “Tainted Love”,<br />

“Children Of The Revolution”,<br />

“Across The Universe” oder “Ruby<br />

Tuesday” – so möchte man weder diese<br />

Stücke hören, noch möchte man<br />

die Scorpions so in Erinnerung behalten.<br />

Aber vielleicht raffen sie sich<br />

ja noch auf und legen nochmals ein<br />

„richtiges” Album nach ...<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>,<br />

13/54:20) us<br />

THE GADDABOUTS<br />

THE GADDABOUTS<br />

Stimmige, ausgeklügelte, frische<br />

Solo-Alben hat Singer/Songwriter-<br />

Lady Edi Brickell Jahrzehnte lang<br />

produziert. Mit den Gaddabouts erfüllt<br />

sie sich den Wunsch nach fester<br />

Gruppendynamik – benannt nach<br />

jenem Steve Gadd, dessen Genial-<br />

Groove Ehemann Paul Simon schon<br />

1975 für “50 Way To Leave Your Lover”<br />

wählte. Who-Bassist Pino Palladino<br />

und Gadds Clap<strong>to</strong>n-Kollege<br />

Andy Fairwea<strong>the</strong>r Low komplettieren<br />

ein Quartett, das zwischen Subtilität<br />

und Substanz Brickells kleine<br />

und große Stimmungsbilder umsetzt:<br />

“Remind Me” hadert mit peinlichen<br />

Szenen, “Mad Dog” packt den Lover<br />

bei seiner Ehre. Ihre Akustikgitarre<br />

ergänzt Fairwea<strong>the</strong>r mit elegantem<br />

Picking, näher an Duane Eddy als<br />

an Duane Allman, auf einem Gadd-<br />

Palladino-Parcours, der allein das<br />

Durchhören am Kopfhörer lohnt.<br />

“Good For Me” macht bei allem Folkigen<br />

plötzlich Mörderdruck, “More<br />

Than Anybody” perfektioniert den<br />

Reggae-Touch, bei dem man Gadd<br />

aus Tausenden heraushört. Ein<br />

Charme-Scharmützel, das mit jeder<br />

Wiederholung neue Details preisgibt<br />

und süchtig macht.<br />

(Racecarlotta Records/ Import,<br />

11/41:46) utw<br />

THE CURE<br />

CLASSIC ALBUM<br />

COLLECTION<br />

Diese schmucke Sammelbox enthält<br />

die ersten fünf regulären Alben<br />

der britischen Band um Mastermind<br />

Robert Smith. Als im Frühjahr 1979<br />

das Debüt THESE IMAGINARY<br />

BOYS erschien, bezeichnete die<br />

Insel-Fachpresse dieses Album als<br />

„Bindeglied zwischen 70er Punk<br />

und 80er Wave” – was auch heute<br />

noch gilt. Nur war die Band mit der<br />

Art und Weise, wie die Plattenfirma<br />

sie bei dieser Veröffentlichung<br />

bevormundete, höchst unzufrieden.<br />

So gelangte ein Soundcheck, bei<br />

dem sie das Jimi-Hendrix-Cover<br />

“Foxy Lady” schräg und lieblos herunterschrammelten,<br />

auf das Album,<br />

die Erfolgssingle “Boys Don’t Cry”<br />

wurde erst für die USA-Version<br />

(mit dem Albumtitel BOYS DON’T<br />

CRY) berücksichtigt. Für Album<br />

Nummer Zwei, SEVENTEEN<br />

SECONDS das im April 1980 erschien,<br />

nahmen Smith & Co das<br />

Produktions-Zepter fest in die eigenen<br />

Hände, gute Kritiken und<br />

ein Platz in den Top Twenty waren<br />

der verdiente Lohn. Wiederum ein<br />

Jahr später erschien mit FAITH ein<br />

Album, das den eingeschlagenen<br />

Weg in Richtung der dunklen Seite<br />

der Rockmusik geradlinig und<br />

kompromisslos fortführte: atmosphärisch<br />

brodelnde Stücke, die<br />

nur selten von ein paar sparsamen<br />

Sonnenstahlen erhellt wurden. Den<br />

Höhepunkt dieser Dunkel-Phase<br />

lieferte dann 1982 PORNOGRA-<br />

PHY. Düsterer Gothic Rock, der<br />

nur in Gänze gehört Sinn macht,<br />

dessen unheilvolle Stimmung in<br />

einem Gewitter aus Gitarre, Drums<br />

und Robert Smiths irrem Gesang<br />

explodiert. Mit TOP (und dem Ausstieg<br />

von Simon Gallup) begann<br />

dann 1984 der Drift von The Cure<br />

in Richtung Pop, der sich ab Mitte<br />

der 80er dann auch (endlich) in<br />

kommerziellen Erfolgen auszahlte.<br />

Doch dies war damals noch Zukunftsmusik,<br />

melodische Hits wie<br />

“The Walk”, “Friday I’m In Love”<br />

Rock<br />

oder “The Love Cats” sucht man<br />

auf den ersten fünf Alben von The<br />

Cure vergebens.<br />

(Polydor/Universal, 5 CDs) us<br />

TRUMMOR & ORGEL<br />

OUT OF BOUNDS<br />

In der großen schwedischen Tradition<br />

von Hansson & Karlsson kommen<br />

Drummer=Trummor Staffan Ljunggren<br />

und sein Orgel-Bruder Anders<br />

ohne weitere Instrumente aus, okay,<br />

etwas Syn<strong>the</strong>sizer Im Gegensatz zu<br />

ihren britischen Duo-Veteranen Hardin<br />

& York halten sie es auch im Studio<br />

so. Herauskommen sind auf ihrem<br />

vierten Album wieder progressive<br />

Auslotungen diverser Möglichkeiten<br />

dieser Kombination: Leslie-Boxen<br />

schwurbeln Anders Ljunggrens Hammond-Hämmer<br />

dreckig heraus, unterlegt<br />

von Trommelsalven, können sich<br />

aber auch mal zurücknehmen wie in<br />

“Corduroy”. Einflüsse wie die Spencer<br />

Davis Group und Small Faces<br />

finden sich nicht nur in ihrer Bio,<br />

sondern Winwood und McLagan sind<br />

tatsächlich herauszuhören. Goldene<br />

Zeiten werden hier kongenial weiterentwickelt<br />

– herauskommt ein hypnotisches<br />

Instrumental-Festival, bei dem<br />

sich Tanzwütige sowie die Filmemacher<br />

der Welt zwischen Abenteuer,<br />

Thriller und Science Fiction bedienen<br />

können: “Worlds Collide”.<br />

(Tri-Sound/ Cosmos <strong>Music</strong>,<br />

10/41:42) utw<br />

PHILIPP GOOD<br />

HAND-TAIT<br />

RADIO SONGS<br />

Goodhand-<br />

Tait, Brit-<br />

Rocker der<br />

ersten Stunde<br />

mit seinen<br />

S<strong>to</strong>rmsville<br />

Shakers (Revival<br />

2004), produzierte und komponierte<br />

Hits für Love Affair (“One<br />

Road”) und Roger Daltrey, mutierte<br />

zum Singer-/Songwriter auf<br />

dem von El<strong>to</strong>n John dominierten<br />

DJM-Label – durchaus mit dessen<br />

Kaliber. TEACHING AN OLD<br />

DOG NEW TRICKS war gerade<br />

für Chrysalis fertig, als er 1977,<br />

nur mit einem „beautiful Steinway<br />

piano” bewaffnet, solo für Radio<br />

Bremen spielte und aus dem Album<br />

“Just A Dream” sowie “Angel<strong>to</strong>wn”<br />

vorstellte: Eindringliche Balladen<br />

ohne Kitsch waren seine Stärke.<br />

Mit “Oceans Away” vom gleichnamigen<br />

Album (1976) startete<br />

Goodhand-Tait verträumt, den Song<br />

übernahm Roger Daltrey ebenso<br />

wie “Leon” aus der DJM-Ära. Unterbrochen<br />

werden seine Nummern<br />

durch Rock’n’Roll-Reminiszenzen:<br />

“I’m Ready” von Fats Domino sowie<br />

Buddy Holly ganz melancholisch:<br />

“Oh Boy” und “Everyday”<br />

werden zu eigenen Werken. Eine<br />

besinnliche Stunde mit einem charismatischen<br />

Performer.<br />

(Angel Air/Fenn, 16/55:46) utw<br />

S I R E E N A R E C O R D S<br />

N E W S<br />

Sireena 4014 LP<br />

ANCIENT<br />

GREASE<br />

„Women &<br />

Children First“<br />

Bester britischer Progressive<br />

Rock und eines der<br />

seltensten Alben überhaupt.<br />

Dieses Kleinod<br />

erscheint nach 40 Jahren<br />

erstmals wieder auf Vinyl. 180 Gramm schwer, im<br />

Klappcover! Klassiker!<br />

ROTZKOTZ<br />

„Much Funny“<br />

Das erste selbstproduzierte<br />

deutsche Punkalbum<br />

erstmals auf CD! Erschien<br />

original 1979 und wurde in<br />

London (!) aufgenommen.<br />

Englischsprachig!<br />

Sireena 2087 CD Da hört man deutlich Spaß<br />

& Spielfreude. Aufwändiges<br />

Booklet-Poster und Bonustracks!<br />

Sireena 2093 CD<br />

CHIC<br />

„Le Freak Live“<br />

feat. Stevie Winwood,<br />

Slash & Sister Sledge.<br />

Das bahnbrechende Funk/<br />

Disco-Projekt um Nile<br />

Rodgers und Bernard<br />

Edwards bei einem<br />

Sireena 4013 LP fulminanten Live-Auftritt<br />

im Budokan, Tokio. Alle Hits, erstmals auf Vinyl!<br />

V.A.<br />

„Deep Roots Of<br />

THE RAMONES“<br />

Eine Zusammenstellung mit<br />

den wichtigsten Einflüssen<br />

der größten amerikanischen<br />

Punkband. Die Wurzeln der<br />

Ramones!<br />

Mit dabei: Sky Saxon,<br />

Iggy & The S<strong>to</strong>oges,<br />

The Troggs, New York Dolls, Carl Perkins,<br />

Roy Orbison u.v.a.<br />

V.A.<br />

„The Spirit Of<br />

Sireena Vol. 6“<br />

Es ist schon wieder soweit!<br />

Hier kommt Teil 6<br />

der beliebten CD-Reihe<br />

mit Veröffentlichungen<br />

Sireena 2091 CD aus den letzten Monaten.<br />

Dabei u.a. Heroina, A<strong>to</strong>mic<br />

Rooster, Grobschnitt, Mythos, Thirsty Moon,<br />

Taras Bulba u.v.a. Limitiertes Sammlerstück,<br />

schnell zugreifen!<br />

Besuchen Sie auch unseren Webshop unter:<br />

W W W . S I R E E N A . D E<br />

SIREENA RECORDS<br />

P.O.BOX: 160161 D-23519 Lübeck<br />

Tel: 038826/89377 Fax: 038826/89379<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 37


CD<br />

REVIEWS<br />

THE SMASHING PUMPKINS<br />

GISH + SIAMESE DREAM<br />

(DELUXE EDITIONS)<br />

Anfang der<br />

90er galten die Smashing<br />

Pumpkins als Hoffnungsträger des<br />

US-Alternative-Rock. Kritiker sahen in der<br />

Band aus Chicago schon die „nächsten Nirvana”.<br />

Blieb das Debütalbum GISH (1991)<br />

noch ein Insidertipp, wurde schon der Nachfolger<br />

SIAMESE DREAM (1993) ein Millionenseller.<br />

Der Nirvana-Vergleich hinkt(e)<br />

jedoch: Auf den beiden ersten Alben der<br />

Band um Sänger/Gitarrist Billy Corgan hört<br />

man zwar durchaus Grunge-Anleihen, aber<br />

die Chicagoer waren viel stärker als die Konkurrenz<br />

aus Seattle von Sixties/Seventies-<br />

Elementen wie Psychedelic- und Progressive<br />

Rock inspiriert. Beide Alben erscheinen nun<br />

als schön gestaltete, wie in Pralinenschachteln<br />

verpackte, remasterte Deluxe-Editionen.<br />

Sie enthalten jeweils eine Bonus-CD mit<br />

rarem, größtenteils unveröffentlichtem Material<br />

sowie eine DVD mit bislang nicht erhältlichen<br />

Konzertmitschnitten. SIAMESE<br />

DREAM, das mit “Today”, “Disarm” und<br />

“Spaceboy” drei der besten Pumpkins-Songs<br />

überhaupt enthält, ist sicherlich das Meisterstück<br />

der Band. Das im Schatten stehende<br />

Debüt muss sich, noch einmal neugehört,<br />

aber kaum dahinter verstecken. Mit “I Am<br />

One” und “Siva” ethält es treibende Rocknummern;<br />

ruhigere Songs wie “Crush” und<br />

“Window Paine” lassen schon den Hang zu<br />

Psychedelia und Prog erkennen, besonders<br />

ausgeprägt im elfminütigen “Starla” – ursprünglich<br />

Single-B-Seite von “I Am One”<br />

und in der Deluxe-Ausgabe im 2011er Remix.<br />

Aus dem Bonus-Material ragen als weitere<br />

Höhepunkte zwei BBC-John-Peel-Sessions<br />

hervor, darunter das Animals-Cover<br />

“A Girl Named Sandoz”. Apropos Animals:<br />

Corgans Liebe zu den Sixties/Seventies offenbart<br />

sich auch in der beiliegenden DVD,<br />

die einen frühen Gig aus dem Jahr 1990 im<br />

Chicagoer Metro zeigt, bei dem die Pumpkins<br />

u.a. Steppenwolfs “Sookie Sookie”<br />

und “Godzilla” von Blue Öyster Cult spielen.<br />

Bild- und Klangqualität des Mitschnitts<br />

sind nicht die besten, geben aber einen guten<br />

Eindruck davon, wie undergroundig die<br />

Pumpkins einmal waren. Schon drei Jahre<br />

später traten sie an gleicher Stelle vor einem<br />

größeren Publikum auf, wie die SIAMESE<br />

DREAM beiliegende DVD zeigt. Corgan ist<br />

darauf nicht bei allen Songs gut bei Stimme,<br />

es gibt aber Glanzlichter wie den Gastauftritt<br />

des Cellisten Eric Remschneider, der “Disarm”,<br />

“Spaceboy” und “Starla” mit einfühlsamen<br />

Klangtupfern bis eruptiven Solo-Ausbrüchen<br />

verziert. Kurz und gut: viel Neues<br />

von den frühen Pumpkins.<br />

(Virgin/EMI, 10/46:05, 18/79:51,<br />

DVD 51 Min. + 13/62:14, 18/75:04,<br />

DVD 113 Min.)<br />

frs<br />

DIE TOTEN HOSEN<br />

ALL DIE GANZEN JAHRE: IHRE<br />

BESTEN LIEDER<br />

Natürlich fällt die Auswahl subjektiv aus,<br />

wenn eine Band aus 30 Jahren lautstarken<br />

Schaffens eine Werkschau zusammenstellt<br />

und so ihre musikalische Entwicklung dokumentiert.<br />

Natürlich wird jetzt in vielen Foren<br />

heftigst über ALL DIE GANZEN JAHRE<br />

gestritten, der inzwischen dritten „Best Of”-<br />

Compilation der Toten Hosen. Letztlich ist<br />

Campino & Co. zu attestieren, dass nahezu<br />

alle Markenzeichen dieser drei Dekaden zu<br />

hören sind, von der “Opelgang” und “Eisgekühlter<br />

Bommerlunder” über “Hier kommt<br />

Alex” und “Zehn kleine Jägermeister” bis zu<br />

“Bayern”, “Pushed Again” oder “Sascha ... ein<br />

aufrechter Deutscher”. Aber eben auch Stücke<br />

wie “Auswärtsspiel”, “Nur zu Besuch”, “Ertrinken”<br />

oder “All die ganzen Jahre”, die auf<br />

REICH & SEXY I & II nicht enthalten waren.<br />

Typisch Hosen: Statt Liner-Notes gibt’s rare<br />

Fo<strong>to</strong>s satt. Eine gelungene Ergänzung zu den<br />

beiden ersten Compilations.<br />

(JKP/Warner, 22/79:28)<br />

pro<br />

SPIN DOCTORS<br />

POCKET FULL OF KRYPTONITE<br />

– ANNIVERSARY EDITION<br />

Zehn Millionen Mal<br />

hat sich POCKET<br />

FULL ... seit seiner<br />

Veröffentlichung<br />

1991 verkauft – nicht<br />

schlecht für eine New<br />

Yorker Bar-Band,<br />

die mit dem Album damals debütierte und<br />

anfangs als Grateful Dead für Arme abgetan<br />

wurde, weil die eingängigen Songs mit<br />

ihrem Rock/Pop-Jamcharakter nicht ganz<br />

so anspruchsvoll erschienen als manches<br />

von Dead. Doch Nummern wie “Little Miss<br />

Can’t Be Wrong”, “Jimmy Olsen’s Blues”,<br />

“Two Princes” oder “Forty Of Fifty” mit<br />

leicht jazzigen Exkursionen haben den Test<br />

der Zeit bestanden, gehen heute noch ins<br />

Ohr, erinnern auch mal an Steve Miller. Die<br />

Jubiläumsedition bietet neben dem (remasterten)<br />

Originalalbum eine Bonus-CD, die<br />

mit (hörbaren wie Vergnügen bereitenden)<br />

Demos, B-Seiten und Livemitschnitten aufwartet.<br />

Sie macht jedenfalls Appetit auf die<br />

für Januar angekündigten Deutschland-Gigs<br />

der Spin Doc<strong>to</strong>rs.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 11/55:18, 16/75:23) pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

CRAMPED! – A TRIBUTE TO<br />

THE CRAMPS – VOLUME 1<br />

Seit Alex Chil<strong>to</strong>n 1980 das irre Debütalbum<br />

der Cramps produzierte, ist die „kulturschrottige”<br />

Mischung aus dämonisch<br />

verfremdetem Rock’n’Roll, knallharten<br />

Psycho-Texten und freakigem Blues plus<br />

Einflüssen aus der Welt der Horror-Comics<br />

zur Lieblingsmusik abgebrühter Kenner<br />

avanciert. Und wenn sich auch die Band um<br />

Lux Interior und Poison Ivy im Laufe der<br />

Jahre etwas mäßigte – der Termin für einen<br />

Tribut war überreif. Nun liegt CRAMPED!<br />

vor und enttäuscht keine Sekunde lang. Außerhalb<br />

von Spezialistenzirkeln kaum bekannte<br />

Acts wie The Go-Katz, Billy O & The<br />

Crushers, The Devil Wrays, Goo Goo Muck<br />

und das Frank Gannon Trio machen sich mit<br />

Feuereifer über Songs mit bezeichnenden Titeln<br />

wie “Faster Pussycat”, “All Women Are<br />

Bad”, “Naked Girl Falling Down The Stairs”<br />

oder “Rock On The Moon” her. Auch der<br />

von den Cramps einst „umformulierte” Klassiker<br />

“Fever” ist dabei. Hingegen fehlen Paradelieder<br />

wie “I Was A Teenage Werewolf”,<br />

“Zombie Dance” oder “Strychnine” ... S<strong>to</strong>ff<br />

für Volume 2 gäbe es also reichlich. Dies ist<br />

keine Musik für Kindergeburtstage oder zart<br />

fühlende Schöngeister. Aber sie macht Spaß,<br />

jede Menge sogar.<br />

(Raucous Records/Cargo, 17/51:3) hjg<br />

ROCKET FROM THE TOMBS<br />

BARFLY<br />

Dieses Debütalbum ist<br />

eines der seltsamsten<br />

der Rockgeschichte.<br />

Rocket From The<br />

Tombs gründeten sich<br />

1974 in Cleveland und<br />

lösten sich 1975 nach<br />

nur acht Monaten wieder auf. „Damals waren<br />

wir jung, laut und rotzig, jetzt sind wir alt, laut<br />

und rotzig”, sagt Sänger David Thomas – und<br />

will damit einfach nur ausdrücken, dass sich<br />

an der Grundhaltung der Truppe nach 37 Jahren<br />

nichts geändert hat. Und diese Grundhaltung<br />

heißt: Punk ohne Rücksicht auf Verluste.<br />

Damals schrieb die wilde Schar (Semi-)Klassiker<br />

wie “Sonic Reducer”, “Final Solution”<br />

und “30 Seconds Over Tokyo”, nahm sie offiziell<br />

aber nie auf. Stattdessen schälten sich aus<br />

der aufgelösten Gruppe die grandiose Avantgardetruppe<br />

Pere Ubu und die halblegendären<br />

Intelligenzija- Punks Dead Boys heraus, die<br />

gern Rockets-Songs übernahmen. Die heutige<br />

Band besteht aus den Urmitgliedern David<br />

Thomas (voc, Pere Ubu), Cheetah Chrome (g,<br />

p, Ex-Dead Boys) und Craig Bell (b) sowie<br />

Richard Lloyd (g, Ex-Television) und Steve<br />

Mehlman (dr, Pere Ubu). Sie servieren einen<br />

in keine Bequem-Schublade passenden Punk-<br />

Rock, der einerseits knurrig und walzend,<br />

andererseits aber mit sensationell klugen Gitarrensoli<br />

und genussvoll „verwurschtelten”<br />

Arrangements voller Detailraffinessen daherkommt.<br />

Beste Tracks: “Butcherhouse 4”,<br />

“Sister Love Train”, “Good Times Never<br />

Roll” und “Pretty”.<br />

(Fire/Cargo, 11/37:21)<br />

hjg<br />

THE SWEETBack SISTERS<br />

LOOKING FOR A FIGHT<br />

Hätte man als junger Teenager die Everly<br />

Bro<strong>the</strong>rs nicht noch mehr angehimmelt,<br />

wenn sie Mädels gewesen wären? Gerade<br />

noch rechtzeitig für ein Heesters-Lächeln<br />

kommen diese „Schwestern” aus Brooklyn<br />

– die Gitarren spielende Zara Bode und die<br />

fiedelnde Emily Miller. Sie zelebrieren poppigen<br />

Rock’n’Roll und Rockabilly, Western<br />

Swing und Country-Balladen à la Loretta<br />

Lynn. Die beiden scheuen sich nicht, neben<br />

ihrer gefährlichen Band auch mal Mariachi-<br />

Trompeten einzusetzen: Octavio Mateo besorgt<br />

das auf “Texas Bluebonnets”. Ihr Material<br />

stammt von den Girls – Millers “Run<br />

Home And Cry” erzählt zu Herzen gehend<br />

und heiß shuffelnd – oder den Gitarristen<br />

Ross Bellenoit und Jesse Milnes. Es wird<br />

Rock<br />

aber auch einfallsreich gecovert: Dwight<br />

Yoa kams “It Won’t Hurt When I Fall From<br />

This Bars<strong>to</strong>ol” kommt amüsant rüber, auch<br />

mit “Rattled” von den Traveling Wilburys<br />

gibt es ein so willkommenes wie clever<br />

gemachtes Wiederhören. Die Gute-Laune-<br />

Platte der Saison.<br />

(Signature Sounds/CRS/inakustik,<br />

13/40:01) utw<br />

MANI NEUMEIER<br />

KRAUT ’N’ ROCK – GURU GURU<br />

GROOVES<br />

Seit über 40 Jahren ist Mani<br />

Neumeier trommelnd unterwegs<br />

– nicht nur als Mastermind<br />

seiner Langzeit-Band<br />

Guru Guru. Der im Odenwald<br />

lebende Drummer,<br />

den Kritiker zu den Besten<br />

Deutschlands zählen, hat daneben stets andere<br />

Projekte verfolgt und sich als Grenzgänger<br />

zwischen Rock, Jazz, Electronica<br />

und Weltmusik bewiesen. Die wunderschön<br />

aufgemachte Doppel-CD KRAUT ’N’<br />

ROCK – GURU GURU GROOVES, die in<br />

Form eines Buches daherkommt, zeichnet<br />

die musikalische Laufbahn des nunmehr<br />

71-Jährigen nach. Die Auswahl auf CD1<br />

widmet sich Guru Guru. Stücke sind zu hören<br />

wie die frühen psychedelischen “S<strong>to</strong>ne<br />

In” und “Electric Junk”, bei denen deutlich<br />

wird, warum das Powertrio Neumeier/Uli<br />

Trepte (b)/Ax Genrich (g) einmal als die<br />

„deutschen Experience” galten. Zudem<br />

gibt es Kraut- und Jazz-Rocknummern wie<br />

“Blue Huhn” und “Elektrolurch Mutation”<br />

aus der mittleren Phase sowie spätere, mit<br />

Lounge und Trip-Hop experimentierende<br />

Tracks. CD2 verfolgt Neumeiers Solopfade<br />

und Kollaborationen, etwa diejenige<br />

mit Cluster-Keyboarder Dieter Moebius<br />

und Produzentenlegende Conny Plank, die<br />

das rare, heute sehr gesuchte Album ZERO<br />

SET zum Ergebnis hatte. Daraus ist “Speed<br />

Display” zu hören, das mit seinem Beinahe-<br />

Techno-Sound beweist, wie sehr das Trio<br />

der Zeit voraus war. Neumeiers Anfänge als<br />

Jazzschlagzeuger im Irene Schweizer Trio<br />

sind zu hören, seine Zusammenarbeit mit<br />

dem indischen Tavil-Virtuosen Paramashivam<br />

Pillai sowie seine heutigen Psych-Experimente<br />

mit den beiden japanischen Musikern<br />

Kawabata Mako<strong>to</strong> (g) und Atshushi<br />

Tsuyama (b) im Trio Acidmo<strong>the</strong>rsguruguru.<br />

Begleitet werden die CDs von einem<br />

60-Seiten-Booklet, in dem Volker Rebell<br />

(bekannt durch die hr3-Sendung „Volkers<br />

Kramladen”) eine kenntnisreiche Einführung<br />

gibt und Neumeier Anmerkungen zu<br />

den einzelnen Stücken macht.<br />

(Heupferd/Zweitausendeins, 11/69:11,<br />

13/66:50) frs<br />

VIRGIN STEELE<br />

AGE OF CONSENT<br />

Die US-Power-Metal-Band veröffentlicht<br />

ihre vierte Scheibe aus dem Jahre 1988<br />

remastert, mit einem schönen 20-seitigen<br />

Booklet mit ausführlichen Liner-Notes,<br />

neu. Wie schon bei den früheren Reissues<br />

der Scheibe von 1997, veränderte<br />

Bandleader David DeFeis die Anordnung<br />

der Tracks und fügte neue Songs und Passagen<br />

ein; legte er auch diesmal wieder<br />

Hand an und ergänzte nochmals um sieben<br />

Bonus-Tracks (u.a. Covers von Judas<br />

Seite 38 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

Priest und Neil Young), so dass diesmal<br />

sogar eine Doppel-CD die Fans erwartet.<br />

Das Nachfolge-Album des Bandklassikers<br />

NOBLE SAVAGE schlägt in die gleiche<br />

musikalische Kerbe und enthält mit “The<br />

Burning Of Rome” ein Song-Highlight der<br />

Bandgeschichte. Wer auf melodischen,<br />

abwechslungsreichen Metal steht, garniert<br />

mit klassischen Motiven und bombastischen<br />

Arrangements, kann hier nichts<br />

falsch machen.<br />

(Steamhammer/SPV, 16/71:05, 7/44:01) rg<br />

PANKOW<br />

NEUER TAG IN PANKOW +<br />

IN AUFRUHR<br />

Zum 30. Geburtstag haben sie sich endlich<br />

gefangen. Pankow – zu DDR-Zeiten auf<br />

Krawall gebürstet – hatten nach der Wende<br />

einige Hemden zu waschen. Gitarrist<br />

Jürgen Ehle wurde als Stasi-IM enttarnt,<br />

Sänger André Herzberg suchte das Weite,<br />

und CD-Veröffentlichungen versandeten im<br />

Nichts. Mit NEUER TAG IN PANKOW<br />

(die zweite Studio-LP mit dem 1996 heimgekehrten<br />

Frontmann) hätten die Berliner<br />

den Fans kein besseres Geschenk zum<br />

Ausklang der dritten Band-Dekade machen<br />

können. Der Titelsong kommt als launige<br />

Ballade mit Selbstzitaten, in “Es gibt keine<br />

besseren Zeiten” ist Herzberg der nölende<br />

Mutmacher, “Korrekt, korrekt” verhöhnt das<br />

Diktat der politischen Korrek<strong>the</strong>it, und mit<br />

“Ich mach ’ne Liste” rechnet die Band mit<br />

Alltags-Unbilden ab. Musikalisch steht der<br />

Fünfer wieder breitbeinig zwischen bluesigem<br />

S<strong>to</strong>nes-Krach und waviger Verschrobenheit.<br />

Die Werkschau IN AUFRUHR<br />

bietet auf CD eins in chronologischer Reihenfolge<br />

Gassenhauer und Fan-Favoriten<br />

aus der Frühphase wie “Inge Pawelczik”,<br />

“Langeweile” oder “Er will anders sein”.<br />

Höhepunkt ist das treibende “Aufruhr in den<br />

Augen” von 1988 als schwelender Aufstand<br />

in Noten. Die zweite Scheibe reflektiert die<br />

Nachwendejahre und schwächelt. Mit dem<br />

Rocker “Harte Zeiten” und dem berührenden<br />

“Und du wärst gar nicht da” hat aber auch<br />

die Herzberg-lose Besetzung zwei Mördernummern<br />

an der Front. Bonus-Tracks: zwei<br />

Brecht/Weill-Stücke und eine lässige Version<br />

des Ärzte-Songs “Hurra”, der aus Herzbergs<br />

Mund eine völlig neue Interpretation erfährt.<br />

(Buschfunk/Sony <strong>Music</strong>,<br />

15/52:02 + 18/74:29,19/68:25) jub<br />

GENESIS<br />

FROM GENESIS TO REVELATION<br />

Gewohnt hochwertig widmet sich der<br />

Hamburger Wiederveröffentlichungs-<br />

Spezialist Reper<strong>to</strong>ire dem Genesis-Debüt<br />

aus dem Jahr 1969. Im aufklappbaren<br />

Digisleeve sieht man Peter Gabriel, Tony<br />

Banks, Mike Ru<strong>the</strong>rford sowie Anthony<br />

Phillips (g) und John Silver (dr) als blutjunge<br />

Burschen, dazu ein neues, herrlich<br />

bebildertes Booklet – und dem Silberling<br />

wurde sogar noch eine extra Schutzhülle<br />

spendiert. Auch klanglich gibt es<br />

an diesem progressiven Frühwerk (das<br />

unter Genesis-Fans immer noch höchst<br />

unterschiedliche Wertschätzung genießt)<br />

absolut nichts auszusetzen, man wundert<br />

sich immer wieder, wie viel diese alten<br />

Aufnahmen von Wiederveröffentlichung<br />

zu Wiederveröffentlichung noch dazugewinnen.<br />

Zusätzlich zum Originalalbum<br />

gibt es drei Mono-Singles (jeweils A- und<br />

B-Seite) aus den Jahren 1968 (“The Silent<br />

Sun”/”That’s Me” sowie “A Winter’s<br />

Tale”/”One Eyed Hound”) und 1969<br />

(“Where The Sour Turns To Sweet”/”In<br />

Hiding”) als Bonus-Tracks.<br />

(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 19/61:04) us<br />

THE VOID’S LAST STAND<br />

RAKASH<br />

Sollte jemand Frank Zappa vermissen<br />

– hier kann man eine keineswegs abgekupferte<br />

Heimat finden: In “Mo<strong>the</strong>r Sun<br />

And The O<strong>the</strong>r Son (Part III) – The Syrian<br />

Goddess” – das wohl bei der Vinylausgabe<br />

eine ganze LP-Seite einnehmen<br />

wird – sind die Verführungskünste jener<br />

Königin so verrückt wie die Ver<strong>to</strong>nung<br />

mit vielen Rhythmus-Wechseln, Meat<br />

Loaf’scher Dramatik und Schwindel erregenden<br />

Breaks. Erholung naht durch das<br />

in ruhigerem Fahrwasser fließende, aber<br />

ebenso clever gestaltete “Sail My Ship<br />

Achilles”. “Glass Cabinet” klingt, als<br />

habe Jonas Wingens viel Barry Hay von<br />

Golden Earring gehört – sein Gesang ist<br />

sicherer geworden ist und treibt die Aachener<br />

Progressive-Band nun ebenso voran<br />

wie Gitarrist Geoffrey Blaeske, Bassist<br />

Rachid Touzani und Drummer Ray Dratwa,<br />

der auch für einfallsreiche Soundscapes<br />

zuständig ist. Alex S<strong>to</strong>ll assistiert<br />

mit Keyboards, Lapsteel und Mandoline<br />

– Void’s Last Stand kommen einen Hauch<br />

weniger experimentell daher als auf A<br />

SUN BY RISING SET (GT 2/2010), doch<br />

ohne Abstriche bei den Ideen.<br />

(Malesch Records/ Long<br />

Hair <strong>Music</strong>, 7/46:46)<br />

utw<br />

MEAT LOAF<br />

HELL IN A HANDBASKET<br />

Irgendwie ist es immer<br />

das Gleiche mit<br />

den Meat-Loaf-Werken<br />

der Neuzeit, am<br />

Ende misst man sie<br />

an der Musik, die in<br />

Zusammenarbeit mit<br />

Jim Steinman entstanden ist. Und so hat es<br />

auch HELL IN A HANDBASKET schwer,<br />

sich gegen die geniale Verbindung von<br />

kraftvollem Rock, schwülstigem Pomp und<br />

der genau richtigen Dosis Romantik durchzusetzen,<br />

die 1977 BAT OUT OF HELL zu<br />

einem Meilenstein der Rockmusik gemacht<br />

hat. Und auch wenn Produzent Paul Crook<br />

(Anthrax, Sebastian Bach) für das neue<br />

Album alle Studioregister zog, auch wenn<br />

Special Guests wie Chuck D, Lil John und<br />

Mark McGrath ihre Visitenkarten abgaben<br />

und obwohl Duettpartnerin Patti Russo<br />

Meat Loafs Gesang gewohnt hochklassig<br />

unterstützt – irgendwie fehlen die richtigen<br />

Songs. Diese Tatsache macht das Album<br />

beileibe nicht zu einer Enttäuschung, doch<br />

letztendlich erwartet man einfach ein klein<br />

bisschen mehr von einem neuen Meat-<br />

Loaf-Album.<br />

(Legacy/Sony <strong>Music</strong>, 12/52:40) us<br />

Rock<br />

BRENDAN KEELEY<br />

HEART & SOUL – ZOUNDS BEST<br />

Brendan Keeley ist<br />

ein irischer Sänger<br />

und Liedermacher,<br />

der seit 1995 als<br />

Solokünstler in seinem<br />

Heimatland<br />

große Erfolge feiern<br />

konnte. In seiner Musik verknüpft er irische<br />

Folkeinflüsse mit Singer/Songwriter-Ingridenzien,<br />

garniert mit einem starken Schuss<br />

Soft-Rock. Die eingängigen Songs können<br />

mit ihrem smoothigen Timbre einnehmen<br />

und verlocken zum Träumen, überschreiten<br />

aber auch ab und an die Grenze zur Beliebigkeit.<br />

Die Werkschau überrascht mit einer<br />

balladesken Version von “Smoke On The<br />

Water” in gälischer Sprache, wird abgerundet<br />

durch eine Aufnahme seines Tullamore<br />

Gospel Chors und einer zweiten Version seines<br />

Songs “You Sleep With Angels” durch<br />

die Sängerin Noreen Rabbitte. Der engagierte<br />

Sänger steuerte für die Opfer des Amoklaufs<br />

in der Winnender Albertville-Schule<br />

einen Benefiz-Song bei und war auch bei<br />

der deutschen Version “Wir Geben Niemals<br />

Auf” – ebenfalls auf der CD – beteiligt. Eine<br />

ausführliche Biografie, behutsames Remastering<br />

und optimal ausgenutzte CD-Spielzeit<br />

sind der bekannte Zounds-Mehrwert.<br />

(Zounds, 18/79:59)<br />

rg<br />

THE STRAY CATS<br />

THE TORONTO STRUT – THE<br />

CLASSIC CANADIAN BROAD-<br />

CAST<br />

Brian Setzer, Lee Rocker (b) und Slim Jim<br />

Phan<strong>to</strong>m (dr) – Bass & Drums, sicher<br />

schon mit diesen Namen geboren – lieferten<br />

am 28. März 1983 in Ostkanada<br />

eine hochmotivierte und dynamisch aufgezeichnete<br />

Mischung ihrer unerschöpflichen<br />

Setlist: Eigene Schöpfungen wie<br />

die Mode-Hommage “Fishnet S<strong>to</strong>ckings”,<br />

ein anglophiles “Rumble In Brigh<strong>to</strong>n”<br />

und das von Setzer mit Dave Edmunds<br />

entwickelte “Rock This Town” brauchen<br />

sich vor Rock’n’Roll/Rockabilly-<br />

Standards ihrer Helden Johnny Burnette<br />

(“Baby Blue Eyes”), Eddie Cochran<br />

(“C’mon Everybody”) oder Buddy Holly<br />

(“Oh Boy”) keineswegs zu fürchten.<br />

Mit “Foggy Mountain Breakdown” von<br />

Earl Scruggs wird die Country-Nähe ihres<br />

Genres aufgezeigt, den “Stray Cat Strut”<br />

zelebriert das Retro-Terzett über sechs<br />

Minuten mit Publikumsbeteiligung. Das<br />

Smokin’-Team tat gut daran, den Fluss<br />

der Radio-Übertragung mit Ansagen<br />

durchlaufen zu lassen. Zwei „Zugaben”<br />

stammen aus einem Chicago-Gig von<br />

1982 – besonders reizvoll der Mo<strong>to</strong>wn-<br />

Klassiker “You Can’t Hurry Love”.<br />

(Smokin’/inakustik, 18/78:52) utw<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

DEEP ROOTS OF THE<br />

RAMONES<br />

Man täte den Ramones Unrecht, würde<br />

man sie allein auf rebellischen Lärm<br />

und Vorwärtsdrang reduzieren. Natürlich<br />

haben sie Acts wie MC5, S<strong>to</strong>oges, New<br />

York Dolls, Johnny Thunders & The<br />

Heartbreakers oder Flamin’ Groovies<br />

gelauscht, die sie maßgeblich prägten.<br />

Doch ihre akustische Offenheit über den<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 39


CD<br />

REVIEWS<br />

eigenen stilistischen Tellerrand galt hinaus<br />

eben auch Gene Vincent, Roy Orbison,<br />

Link Wray, Kim Fowley oder den Troggs,<br />

selbst wenn die allenfalls subtilst aus dem<br />

Sound der New Yorker herauszuhören sind.<br />

In ziemlich aufwändiger und detailreicher<br />

Fieselarbeit hat das Label Sireena nun die<br />

vielfältigen Ramones-Wurzeln, die bis in<br />

den Fifties-Rock’n’Roll und Garagen-Rock<br />

zurückreichen, mit Hörbeispielen nachgezeichnet<br />

und im Booklet erläutert. Die Ramones<br />

sind auch selbst (Walter Lure) mitsamt<br />

“Street Fighting Man” zu hören.<br />

(Sireena/Broken Silence, 15/38:24) pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

THE SPIRIT OF SIREENA VOL. 6<br />

Mit Mainstream<br />

hat Tom Redecker,<br />

kreativ treibende<br />

Kraft beim<br />

Wiederveröffentlichungsspezialisten<br />

Sireena Records,<br />

nun wahrlich nichts im Sinn. Das<br />

belegt auch Folge 6 des Samplers THE<br />

SPIRIT OF SIREENA, der kurz vor Jahresschluss<br />

mit einem Kurzüberblick dokumentiert,<br />

was das norddeutsche Label<br />

2011 so alles veröffentlicht hat. Von Progüber<br />

Jazz- und Deutsch- bis zu Krautrock<br />

und Neuer Deutscher Welle deckt die<br />

Stilpalette vielerlei ab, wofür Namen wie<br />

Taras Bulba, Heroina, Snowball, Kraan,<br />

Thirsty Moon, Franz K., The Perc Meets<br />

The Hidden Gentleman, Mythos, A<strong>to</strong>mic<br />

Rooster, Oc<strong>to</strong>pus, Grobschnitt, Parzival,<br />

Jan Vorwärts, Rotzkotz oder Fee stehen.<br />

Mal handelt es sich um zuvor unveröffentlichtes<br />

Livematerial, mal um neu aufgelegte/klanglich<br />

überarbeitete Studiokost<br />

– wieder eine ebenso bunt gemischte<br />

wie überaus unterhaltsame Sireena-Compilation.<br />

(Sireena/Broken Silence, 17/71:28) pro<br />

ROLLING STONES<br />

SOME GIRLS (DELUXE EDITION)<br />

Rund 50 neue S<strong>to</strong>nes-Songs, so heißt es,<br />

entstanden in Paris von Ok<strong>to</strong>ber 1977<br />

bis März 1978. Sie landeten auf SOME<br />

GIRLS, einige erst auf EMOTIONAL<br />

RESCUE (1980) und TATTOO YOU<br />

(1981), andere rutschten auf Bootlegs<br />

raus. Kein Bandalbum verkaufte sich<br />

besser als SOME GIRLS, es warf die<br />

Hits “Miss You” (US #1), “Beast Of<br />

Burden”, “Respectable” und “Shattered”<br />

ab sowie mit “Faraway Eyes” eine der<br />

schlurfig-besten Country-Balladen der<br />

Altmeister. Das Hauptaugenmerk hier<br />

gilt folglich den Extras. “Claudine”<br />

(super: Ian Stewarts rollendes Boogie-<br />

Piano), “No Spare Parts” und Hank<br />

Williams’ “You Win Again” (noch zwei<br />

Spitzen-Ländler), “We Had It All”<br />

(Keith-Ballade ohne den Chefsänger)<br />

und “Keep Up Blues” sind erstklassig,<br />

böse Fehlgriffe: keine. Auffällig: Nötig<br />

gewordene 2011er Nachbearbeitungen<br />

unvollendeter Tracks wirken gesanglich<br />

nicht so gestelzt wie in Teilen auf dem<br />

EXILE...-Reissue. Hier ist alles auf den<br />

Punkt eingepasst, nichts wurde überdreht<br />

oder unter<strong>to</strong>urig gefahren. Der “Petrol<br />

Blues” (nur der Direk<strong>to</strong>r zum Klavier)<br />

beendet eine Bonus Disc, die – für sich<br />

genommen – das Zeug zu einem der gelungensten<br />

S<strong>to</strong>nes-Alben gehabt hätte.<br />

Mehr davon!<br />

(Universal, 10/40:44, 12/41:30) bm<br />

TONY CAREY<br />

LIVE IN EUROPE 2011 + JUST<br />

BALLADS II<br />

Eindringlich in intimer Atmosphäre präsentiert<br />

sich Tony Carey (Ex-Rainbow, Maffay<br />

Band) auf dem Zusammenschnitt vierer<br />

Konzerte im vergangenen Jahr: Songs in<br />

absolut reduzierter Form (nur Stimme plus<br />

Keyboards oder Akustikgitarre und Perkussion)<br />

präsentierte der Wahlbayer, lediglich<br />

unterstützt von Martin Haemmerle, ohne<br />

jede nachträgliche Überarbeitung. Seine<br />

Stimme klingt inzwischen zwar rauer, aber<br />

umso intensiver und voller Leben. Dadurch,<br />

dass Carey sich stilistisch nicht festnageln<br />

lässt, sondern zwischen Rock, Pop, Country,<br />

Blues und Jazz variiert, die eine oder andere<br />

Cover-Version einstreut (“Me And Bobby<br />

McGee”, “Satisfaction”-Zitate in “The O<strong>the</strong>r<br />

Side Of The Mountain”), wird es auch nie<br />

langweilig. Was im Übrigen auch für seine<br />

zweite Sammlung von (durchaus obskuren)<br />

Balladen gilt – auf beiden CDs lohnt es sich,<br />

den teils recht nachdenklichen, auch mal<br />

aggressiveren Texten ein wenig mehr Beachtung<br />

zu schenken. Carey bestätigt jedenfalls<br />

den Wahrheitsgehalt der alten These, dass<br />

gute Songs auch oder erst recht dann funktionieren,<br />

wenn sie nur zu Akustikgitarre oder<br />

zum Klavier angestimmt werden.<br />

(Eigenvertrieb via www.<strong>to</strong>nycarey.com,<br />

18/73:22 + 17/74:30) pro<br />

PRIMAL FEAR<br />

UNBREAKABLE<br />

Mit dem s<strong>to</strong>lzen Titel UNBREAKABLE<br />

starten Primal Fear mit Album Nummer neun<br />

ins neue Jahr. Und in all den Jahren seit ihrer<br />

Gründung Ende der 80er hat sich die deutsche<br />

Band einen Ruf erspielt, den es zu verteidigen<br />

gilt. Eines vorneweg: Das gelingt Ralf Scheepers<br />

(voc), Magnus Karlsson (g), Matt Sinner<br />

(b, voc), Alex Beyrodt (g) und Randy Black<br />

(dr) eindrucksvoll. Nach einem kurzen Intro<br />

legen sie mit ihrem gewohnt druckvollem<br />

Power-Metal los, lassen Double-Bassdrum<br />

und heftige Riffgewitter ertönen, Shouter<br />

Ralf Scheepers zeigt einmal mehr seine<br />

Klasse. Und da Stagnation im schnelllebigen<br />

Rock’n’Roll Rückschritt bedeutet, haben sie<br />

auch den einen oder anderen Ausflug in verwandte<br />

Stile gewagt, wie beim Turbo-Metal-<br />

Heuler “And There Was Silence” oder beim<br />

über achtminütigen “When Angels Die”, bei<br />

dem sich Primal Fear auf ungewohntes Prog-<br />

Rock-Terrain begeben.<br />

(Frontiers Records/Soulfood,<br />

12/58:00) us<br />

RAMMSTEIN<br />

MADE IN GERMAY – DAS BESTE<br />

1995–2011<br />

Das Totenmasken-Cover täuscht – Rammstein<br />

sind quicklebendig, auch wenn sie<br />

sich ,nur’ per „Best Of” zu Gehör melden.<br />

Die Berliner Brachialrocker, eines der<br />

wenigen deutschen Musikaushängeschilder<br />

in den USA, machen mit dieser Retrospektive<br />

ihrer Neuen Deutschen Härte<br />

geballt deutlich, dass ihr Konzept, provokant<br />

mit Tabus jeglicher Art zu spielen,<br />

funktioniert und sich noch nicht überholt<br />

hat. Letztlich ist es egal, ob dies Sänger<br />

Till Lindemann in seinen Texten oder<br />

seine Mitmusiker auf ihren jeweiligen<br />

Instrumenten tun, mit denen sie ihren Industrial<br />

Rock (samt den Kontrasten zwischen<br />

Gitarrenbrettern und Synthies/laut<br />

und leise) hörbar machen. Die Special<br />

Edition bietet noch eine Remix-Scheibe,<br />

für deren 17 Beiträge u.a. die Pet Shop<br />

Boys, Devin Townsend, Faith No More,<br />

Westbam, Clawfinger, Laibach oder<br />

Scooter sorgten.<br />

(Vertigo/Universal, 16/65:21,<br />

17/80:29) pro<br />

ROGER CHAPMAN<br />

MAYBE THE LAST TIME – LIVE<br />

Ob es eine Drohung<br />

sein soll oder eine<br />

subtile Kaufaufforderung,<br />

die Roger<br />

Chapman mit dem<br />

Titel seiner neuen<br />

Live-CD zum Ausdruck<br />

bringen will? Egal, ob es das letzte<br />

Mal ist, dass er ein Album herausbringt<br />

(glaubt eh kaum einer, der den sangesbesessenen<br />

Engländer kennt) – man sollte<br />

sich den Mitschnitt von Chappos Auftritt<br />

beim Münchner Harley Festival 2011 zulegen,<br />

denn da waren er und seine Begleitband<br />

Shortlist (u.a. mit den Gitarristen<br />

Geoff Whitehorne und Steve Simpson<br />

sowie Keyboarder Paul Hirsh) bestens<br />

in Form. Zu hören gibt’s einen feurigbeseelten,<br />

kaleidoskopartigen Streifzug<br />

durch seine His<strong>to</strong>rie plus ein paar neuere<br />

Programmbestandteile wie den Titelsong.<br />

Und dass Chapman beim Singen nicht<br />

mehr meckert, sondern straight röhrt, vermisst<br />

der Rezensent auch nicht wirklich –<br />

die Stimmbänder vibrieren auch so noch<br />

prägnant genug.<br />

(Hypertension/Soulfood, 11/67:43) pro<br />

FOREIGNER<br />

DOUBLE VISION<br />

Mit ihrem zweiten Album aus dem Jahr<br />

1978 konnte die Band um Lou Gramm ihren<br />

Erfolgskurs fortsetzen. Der Riesenhit<br />

“Cold As Ice” lief noch in allen Radios,<br />

doch schon kam mit den beiden Songs<br />

“Hot Blooded” und “Double Vison” neues<br />

Hitmaterial in die Charts. Das unter anderem<br />

von Keith Olsen produzierte Album<br />

enthielt exakt den Mix aus harten Rockern<br />

und Balladen (“You’re All I Am”, “Back<br />

Where You Belong”), der den Hard-Rock-<br />

Fans und dem Mainstream-Publikum gefiel.<br />

Auch die Ausgewogenheit von Gitarren<br />

und für die damalige Zeit modernen<br />

Synthie-Klängen garantierten eine Spitzenposition<br />

im US-Rock. Die aktuelle<br />

Ausgabe erscheint im Rahmen der „Original<br />

Master Recording”, klingt bezüglich<br />

des Remasterings direkt und ehrlich und<br />

ist eindeutig den höhenreichen Ausgaben<br />

vorzuziehen.<br />

(Mobile Fidelity/Sieveking Sound,<br />

10/38:16) at<br />

Rock<br />

MANFRED MANN’S EARTH<br />

BAND<br />

40TH ANNIVERSARY BOX SET<br />

Beginnend mit dem Album MANFRED<br />

MANN’S EARTH BAND aus dem Jahr<br />

1972 liefert diese Jubiläumsbox zum 40.<br />

Geburtstag alle Alben, die Manfred Mann<br />

zusammen mit der Earth Band aufgenommen<br />

hat. Mit CRIMINAL TANGO<br />

ist auch die 1986er Zusammenarbeit mit<br />

Chris Thompson enthalten, ebenso wie das<br />

Mann-Solowerk PLAINS MUSIC aus dem<br />

Jahr 1992. Dazu gibt es noch zwei bisher<br />

unveröffentlichte CDs: die Reste-Sammlung<br />

LEFTOVERS sowie der nagelneue<br />

Konzertmitschnitt LIVE IN ERSINGEN<br />

2011. Verpackt sind die einzelnen Silberlinge<br />

in Pappschuber, die auf der Vorderseite<br />

im LP-Outfit gestaltet sind, die Rückseite<br />

ist einheitlich schwarz/weiß mit den<br />

enthaltenen Titeln bedruckt – Booklets mit<br />

Aufnahme-Infos, Besetzungen oder gar die<br />

Bonus-Tracks der remasterten Ausgaben:<br />

Fehlanzeige. Dafür gibt es in einem Extra-<br />

Heftchen (in englischer Sprache) zahlreiche<br />

Geschichten rund um die Alben, Rezensionsabdrucke<br />

und O-Töne der Musiker, ein<br />

Hardcover-Büchlein mit Kurzgeschichten<br />

Manfred Manns (“Thoughts & Reminiscences”)<br />

sowie ein auffaltbares, großformatiges<br />

Poster, auf dessen Rückseite man dann<br />

die fehlenden Booklet-Infos findet. Das<br />

große Plus dieser Box ist schlicht und einfach<br />

ihre musikalische Qualität. Denn nicht<br />

umsonst ist Manfred Mann’s Earth Band im<br />

Laufe der letzten 40 Jahre zu einer Institution<br />

geworden, hat ihre Musik einen festen<br />

Platz in der Rockgeschichte erobert. Schon<br />

auf dem selbst betitelten Debüt war Manns<br />

Fähigkeit zur Umsetzung hochklassiger<br />

Cover-Versionen erkennbar, Randy Newmanns<br />

“Living Without You” und Bob Dylanys<br />

“Please Mrs. Henry” sind exzellente<br />

Beispiele hierfür. Besonders der 1973 auf<br />

SOLAR FIRE veröffentlichte Dylan-Song<br />

“Fa<strong>the</strong>r Of Day, Fa<strong>the</strong>r Of Night” zeigt<br />

eindrucksvoll, zu welch ausuferndem Songmonster<br />

ein skizzenhaftes und kurzes Original<br />

anwachsen kann. Legendär auch die<br />

beiden Springsteen-Covers “Spirits In The<br />

Night” und “Blinded By The Light”, mit denen<br />

die beiden aufeinanderfolgenden Alben<br />

NIGHTINGALES & BOMBERS (1975)<br />

und ROARING SILENCE (1976) eröffnet<br />

wurden. Wer sich ein Bild von Manns eigenen<br />

Kompositionskünsten machen möchte,<br />

dem sei “Fritz The Blank” vom 1980er<br />

Album CHANCE empfohlen, oder das drei<br />

Jahre später veröffentlichte SOMEWHERE<br />

IN AFRIKA oder “Earth Hymn (Part 2)”<br />

von THE GOOD EARTH (1974). Man<br />

Seite 40 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

sollte sich die nötige Zeit nehmen und sich<br />

genüsslich durch 40 Jahre Manfred Mann’s<br />

Earth Band zu hören.<br />

(Creature/Rough Trade, 21 CDs) us<br />

THE WHO<br />

QUADROPHENIA –<br />

SUPER DELUXE EDITION<br />

fenen Fragen eines Jugendlichen an der<br />

Schwelle zur Erwachsenenwelt. Bei solch<br />

tiefen Inhalten war der Erfolg der 1973<br />

veröffentlichten Doppel-LP umso überraschender.<br />

1979 wurde das Ganze dann auch<br />

noch verfilmt, „Quadrophenia” wurde zu<br />

einem gelungenen Generationenportrait der<br />

britischen Jugend in den 60er Jahren. Für<br />

die Super-Deluxe-Ausgabe des Albums hat<br />

Pete Townshend die Originalbänder jetzt<br />

noch einmal „produced, authorised and<br />

overseen”, die beiden CDs firmieren somit<br />

unter dem Gütesiegel „Direc<strong>to</strong>r’s Cut”,<br />

bieten nichts anderes als das ursprüngliche<br />

Material – neu und wirklich hervorragend<br />

remastert. Auf weiteren zwei CDs dann<br />

insgesamt 25 Demostücke aus Townshends<br />

Studio-Archiv, die zwar die Handlung verbunden<br />

hätten, aber musikalisch nicht so<br />

zwingend waren, dass sie es auf das Original-Album<br />

geschafft haben. Dennoch eröffnet<br />

sich ein interessanter Einblick, dennoch<br />

kann man erahnen, wie schwierig es war,<br />

QUADROPHENIA so zu straffen, dass der<br />

Hörer (vier LP-Seiten lang!) bei der Sache<br />

bleibt und keine Langeweile entsteht. Für<br />

Surround-Freunde gibt es acht ausgewählte<br />

Tracks auf einer DVD, die exklusiv für diese<br />

Edition im 5.1-Surround-Mix aufbereitet<br />

wurden. Ein 100-seitiges Hardcoverbuch, in<br />

dem Pete Townshend ausführlich die Motive<br />

seiner Arbeit erklärt und in dem er sich in die<br />

Zeit zurückversetzt, in der dieses Album entstand,<br />

ist anstrengende, aber lohnenswerte<br />

Lektüre. Dazu natürlich ein riesiger Berg an<br />

bisher unveröffentlichten Fo<strong>to</strong>grafien, handgeschriebener<br />

Texte und Notizen, ein Poster<br />

QUADROPHENIA, das war ein ehrgeiziges<br />

Projekt, das Pete Townshend zunächst nur<br />

solo vorantrieb, erst die finalen Aufnahmen<br />

fanden 1972 in den Londoner Olympic Studios<br />

zusammen mit Roger Daltrey, John<br />

Entwistle und Keith Moon statt. Auch die<br />

Geschichte, die The Who in dieser Rockoper<br />

erzählen, ist alles andere als eindimensional.<br />

Man muss sich schon eingehender mit<br />

dem Libret<strong>to</strong> befassen, um dem Erwachsenwerden<br />

des 19-jährigen Jimmy aus der<br />

britischen Arbeiterklasse folgen zu können.<br />

Aus der Ich-Perspektive widmen sich die<br />

einzelnen Songs den Selbstzweifeln, den<br />

Frustrationen, Leid und Freud eines Mods<br />

oder schlicht und einfach den bohrend ofsowie<br />

Abbildungen von Erinnerungsstücken<br />

aus dieser Periode. Bestens in dieses Umfeld<br />

passt auch die Replika-7”-Single von<br />

“5.15”/”Water”. Alles in allem eine Super<br />

Deluxe Edition, die ihrem Namen gerecht<br />

wird und ein Album würdigt, wie es nur wenige<br />

in der Rockgeschichte gibt.<br />

(Polydor/Universal, 4 CDs,<br />

Audio-DVD + 7” Single)<br />

tk<br />

Jack BRUCE & ROBIN<br />

TROWER<br />

SEVEN MOONS<br />

Mit 2008 frischten der<br />

singende Bassist Jack<br />

Bruce und Gitarrist/<br />

Gelegenheitsvokalist<br />

Robin Trower ihre<br />

Zusammenarbeit (u.a.<br />

bei BLT mit Drummer<br />

Bill Lordan) auf und nahmen gemeinsam<br />

SEVEN MOONS auf – ein Album, das durch<br />

den Geist von Jimi Hendrix geprägt war und<br />

bei dem der vielseitige Drummer Gary Husband<br />

wichtige Beiträge lieferte. Doch es sind<br />

die musikalischen Markenzeichen der beiden<br />

Protagonisten, die sämtliche Songs prägen<br />

und sich dabei ergänzen, vor allem was das<br />

Zusammenspiel von Stimme und Gitarre angeht.<br />

Es rockt, groovt und bluest kraftvoll. Da<br />

ist immer noch zu spüren, dass drei Meister<br />

mit richtig viel Spielfreude am Werke waren.<br />

Reper<strong>to</strong>ire hat die Scheibe für seine Neuauflage<br />

hörbar gelungen remastern lassen und mit<br />

einem informativen zwölfsaitigen Booklet<br />

(Au<strong>to</strong>r: Chris Welch) angereichert.<br />

(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 11/48:15) pro<br />

Rock<br />

STEVIE RAY VAUGHAN<br />

IN STEP<br />

Über 20 Jahre nach seinem Tod stehen die<br />

Alben Stevie Ray Vaughans in der Hörergunst<br />

immer noch weit oben. Obwohl er mit<br />

seinem fünften Album in den Achtzigern<br />

nicht mehr den unglaublich hohen Energiepegel<br />

vorhergehender Veröffentlichungen<br />

hält, können der texanische Gitarrist und seine<br />

Band Double Trouble <strong>to</strong>llen Blues-Rock<br />

mit einem Schuss Boogie garantieren. Ein<br />

mitreißendes Instrumental, bei dem alle Musiker<br />

glänzen (“Travis Walk”), eine Nummer<br />

mit leichten Jazzeinsprengseln (“Wall Of<br />

Denial”), eine hauchzarte Komposition, die<br />

an sein Meisterwerk “Lenny” erinnert (“Riviera<br />

Paradise”) und natürlich die treibenden<br />

Tracks wie zum Beispiel “The House Is Rockin’”<br />

stehen für Vielfalt und ein Beharren<br />

auf dem eigenen Stil. Besonders das erdige<br />

Remastering lässt das Album kompakter und<br />

ausgewogener klingen als zuvor.<br />

(Mobile Fidelity/Sieveking Sound,<br />

10/41:13) at<br />

BAP<br />

VOLLES PROGRAMM<br />

Nach dem Schock<br />

über Wolfgang<br />

Niedeckens<br />

Schlaganfall freut<br />

man sich jetzt<br />

darüber, dass der<br />

Bap-Frontmann<br />

wieder auf dem Weg zurück auf die Showbühne<br />

ist. Eine prall gefüllte Live-Box hilft dabei,<br />

die Wartezeit bis zur kommenden Tour zu ver-<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 41


CD<br />

REVIEWS<br />

kürzen. Auf CD1 – Untertitel „Das Bapfest”<br />

– hört man die Kölner Band bei einem Heimspiel<br />

im Mai 2011 auf dem Roncalliplatz. Zusammen<br />

mit der WDR Big Band wurden vornehmlich<br />

neuere Titel gespielt, als Bonus gibt<br />

es noch den “Redemption Song” zusammen<br />

mit Gentleman als Studioversion sowie einen<br />

Soundcheck mit Bruce Springsteens “Hungry<br />

Heart”. Auf CD2 – „Die Klassiker” – spielten<br />

sich Bap im August 2011 einmal quer durch<br />

ihr klassisches Reper<strong>to</strong>ire, von “Jupp” über<br />

“Stell dir vüür” bis zu “Noh Gulu”. Die DVD<br />

zeigt dann den Stapellauf ihres aktuellen Albums<br />

HALV SU WILD vom März letzten<br />

Jahres – der gleichzeitig die Geburtstagsparty<br />

zu Wolfgang Niedeckens Sechzigstem<br />

war. Neue Songs gemischt mit alten Cover-<br />

Klassikern (“All The Young Dudes”, “Sunny<br />

Afternoon”), Black-Fööss-Erinnerungen (“En<br />

unserem Veedel” mit Tommy Engel, Bömmel<br />

Lückerath und Erry S<strong>to</strong>klosa), dazu noch<br />

Gäste wie Gentleman und Thorsten Wingenfelder<br />

(Fury In The Slaughterhouse) – ein einzigartiges<br />

Konzert!<br />

(Travelling Tunes/EMI,<br />

12/75:37, 15/73:38, DVD 140 Min.) us<br />

WISHBONE ASH<br />

ELEGANT STEALTH<br />

Aktuell wetteifern<br />

zwei Wishbone-Ash-<br />

Nachfolgebands um<br />

die Gunst der Fans,<br />

neben Martin Turner<br />

führt auch Gitarrist<br />

Andy Powell die<br />

ruhmreiche Geschichte der britischen Band<br />

fort. Dabei ist Powell einen Tick näher am<br />

Original, was darauf zurückzuführen ist,<br />

dass er mit dem finnischen Gitarristen Muddy<br />

Manninen eine unglaublich gute, zweite<br />

Leadgitarre am Start hat – und die braucht<br />

man für den charakteristischen Twin-Guitar-<br />

Sound. Bassist Bob Skeat (seit 14 Jahren bei<br />

Wishbone Ash) und der neue Schlagzeuger<br />

Joe Crabtree (Pendragon, David Cross)<br />

sorgen für ein stabiles Fundament, auf der<br />

Powell und Manninen ihre Solotürme aufschichten.<br />

Mit kraftvoll melodischem Rock<br />

könnte ELEGANT STEALTH auch mitten<br />

in den 70er Jahren entstanden sein, führt somit<br />

die Wishbone-Ash-Tradition würdig fort.<br />

(Golden Core/Zyx, 11/66:00) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

TUCSON SONGS – EXCITING<br />

NEW SOUNDS FROM SOU-<br />

THERN ARIZONA<br />

Tucson, Arizona, gehört zweifelsfrei zu den<br />

„geheimen” Kreativzentren des US-Rock.<br />

Rock ist aber nur das Fundament – Blues,<br />

Folk und Country sowie, bedingt durch die<br />

Grenznähe, mexikanische Einflüsse schwirren<br />

ebenfalls permanent herum. An fleißig mixenden<br />

Talenten aller Art – von recht geradlinig<br />

bis herrlich schrullig – besteht also kein<br />

Mangel. Hiervon berichtet dieses vorzügliche<br />

Album. Amy Rude & Heartbeast bringen fantasievollen<br />

Power-Pop (“Stump Of Love”),<br />

und Andrew Collberg rockt lässig (“Plastic<br />

Bows”). Frisch-folkig geht es bei Courtney<br />

Marie Andrews (“It’s Okay, I Understand”)<br />

und kratzig-folkig bei J. Daniel Twelker<br />

(“Come Ride With Me”) zu. Bärenhaft bluesig,<br />

mit Anklängen an Captain Beefheart arbeitet<br />

Gabriel Sullivan (“Me And The Dog”).<br />

Sergio Mendozas “Mambo Mexicano” ist<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

WILD@HEART<br />

Uwe Lerch schrieb in den 80ern für das Metal-Magazin<br />

„Crash”, führte anschließend<br />

die „Kuschelrock”-Serie zum Riesenerfolg<br />

und arbeitet heute für den Fernsehsender<br />

i<strong>Music</strong>, wo er seiner alten Liebe AOR/Menatürlich<br />

reine Latino-Tanzmusik. Und die<br />

Country-Liebhaber kommen bei “The Rust,<br />

The Knife” (Gabriel Sullivan & Taraf De<br />

Tucson) und “Miss Me” (Bread And Circus)<br />

dank eines schönen „Ghostriders-Feeling” auf<br />

ihre Kosten, während die Fans gekonnt-halbschmalziger<br />

Klänge von Brian Lopez und “El<br />

Pajaro Y El Ciervo” begeistert sein dürften.<br />

Mit Giant Sand und Calexico sind nur zwei<br />

prominente Bands am Start, und auch sie liefern<br />

beste Musik-Feinkost. Keine Frage: Solche<br />

Sampler sollte es viel mehr geben!<br />

(Le Pop Musik/Groove Attack,<br />

18/75:03) hjg<br />

GARY WRIGHT<br />

DREAM WEAVER<br />

Für Fans von Spooky Tooth lag das 75er<br />

Album von Gary Wright meilenweit vom<br />

Sound ihrer Lieblingsband entfernt, da so<br />

gut wie keine Blueseinflüsse mehr zu hören<br />

waren. Die von Warner veröffentlichte Platte<br />

klang sehr amerikanisch mit eindeutiger<br />

Hinwendung zum Mainstream. Doch im Gegensatz<br />

zu vielen anderen Produktionen des<br />

Jahres vermittelt DREAM WEAVER einen<br />

lebendigen, organischen Sound, der nicht<br />

zuletzt durch den Drummer Jim Keltner angeschoben<br />

wurde. Rock mit leichtem Funk-<br />

Touch (“Love Is Alive”, “Can’t Find The<br />

Judge”), eine Ballade, bei der die Melodien<br />

zu leichtgewichtig wirken (“Made To Love<br />

You”), treibender Mainstream-Rock (“Power<br />

Of Love”) und der Titeltrack, der mit viel<br />

Doobie-Bro<strong>the</strong>rs-Flair umgesetzt wird, können<br />

insgesamt punkten, da Wright bei seinen<br />

Stücken immer noch auf Ecken und Kanten<br />

achtete. Die Edition erscheint in einer limitierten,<br />

nummerierten 24 KT-Gold-CD.<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />

10/40:49) at<br />

STEVIE RAY VAUGHAN<br />

THE SKY IS CRYING<br />

Ein Jahr nach seinem<br />

Tod erschien eine<br />

Compilation diverser<br />

Tracks, die von Jimmie<br />

Vaughan, dem<br />

Bruder Stevie Rays,<br />

zusammengestellt<br />

wurde. Viele vermuteten hier eine Aktion,<br />

um mal wieder Profit aus dem Ableben eines<br />

Musikers zu schlagen, doch diese Kritiker<br />

wurden beim Hören des Albums eines Besseren<br />

belehrt, denn es klingt wie eine reguläre<br />

Studioplatte und enthält keinen überflüssigen<br />

Track. Eine gefühlvolle Verbeugung vor<br />

seinem Lehrmeister Jimi Hendrix ( “Little<br />

Wing”), typischer SRV-Shuffle (“Close<br />

To You”), eine Nummer mit coolen Wes-<br />

Montgomery-Licks (“Chitlins Con Carne”)<br />

und eine Cover-Version (“Wham”) gehören<br />

neben gefühlvollem Slow Blues zu den besten<br />

Nummern. Ein würdiger Tribut, der dem<br />

Werk des Musikers gerecht wird.<br />

(Mobile Fidelity/Sieveking Sound,<br />

10/38:51) at<br />

ROyaL HUNT<br />

SHOW ME HOW TO LIVE<br />

Melodisch, progressiv, mit neo-klassisch<br />

symphonischem Flair – so haben die skandinavischen<br />

Rocker Royal Hunter mal ihre<br />

Musik selbst beschrieben und damit den<br />

Nagel auf den Kopf getroffen. Mit D.C.<br />

Cooper ist ihr Stammsänger für SHOW<br />

ME HOW TO LIVE zurückgekehrt und<br />

tönt in altbewährt kraftvoller Manier, was<br />

dem Sound der in den 90er Jahren recht<br />

erfolgreichen Truppe gut getan hat. Die<br />

Keyboards tönen dominant wie früher,<br />

ohne die melodischen Gitarrenläufe völlig<br />

zu erdrücken. Dazu kommen häufiger mal<br />

Streicher, so dass der typische Royal-Hunt-<br />

Bombastsound aus den Boxen schallt. Doch<br />

dann kommt das große Aber: In Sachen<br />

Songwriting waren die Skandinavier schon<br />

mal einfallsreicher und origineller, es haben<br />

sich zu viele Füller eingeschlichen, als dass<br />

man in Jubelstürme ausbrechen würde. Ein<br />

paar Wünsche bleiben leider offen …<br />

(Frontiers/Soulfood, 7/43:53) pro<br />

RUSTY ANDERSON<br />

UNTIL WE MEET AGAIN<br />

Natürlich ist nicht zu überhören, dass Rusty<br />

Anderson seit über zehn Jahren in der Band<br />

von Paul McCartney spielt, ebensowenig,<br />

dass er seit ewigen Zeiten Beatles-Fan ist.<br />

Deren Einflüsse haben einen kräftigen Niederschlag<br />

in seinen eigenen Songs gefunden.<br />

Doch auf UNTIL WE MEET AGAIN<br />

hat der auch als Sessiongitarrist sehr gefragte<br />

Sänger und Songschmied noch deutlich<br />

mehr zu bieten: Klassische Einflüsse<br />

(Bach) vermengt er mit <strong>Led</strong>-<strong>Zeppelin</strong>-verwandtem<br />

Gitarrenspiel, die Shadows sind<br />

ebenso herauszuhören wie Surf-Anklänge,<br />

unterlegt auch mal Reggae-Rhythmen – alles<br />

vereint Anderson in recht gelungenen<br />

Songs, die sein Werk zu einem überaus vergnüglichen,<br />

weil abwechslungsreichen Gesam<strong>to</strong>pus<br />

machen. Ganz zu schweigen von<br />

den gitarristischen Finessen, die der Mann<br />

zu bieten hat. Diese Scheibe wird noch in<br />

einigen Jahrespolls auftauchen.<br />

(Hypertension/Soulfood, 12/51:31) pro<br />

CROSBY, STILLS & NASH<br />

CROSBY, STILLS & NASH<br />

Mit ihrem Debüt<br />

erschuf die Supergroup<br />

Crosby,<br />

Stills & Nash ein<br />

Werk, an dem sich<br />

zahlreiche Singer/<br />

Songwriter der<br />

nächsten Dekaden orientieren sollten und<br />

das bis heute einen uneingeschränkt guten<br />

Ruf besitzt. Gefühlvoll ineinander verzahnte<br />

Gitarren, ein perfekter Satzgesang und<br />

Songs, die durch Tiefe und Ideenreichtum<br />

überzeugen – was will man mehr? Das verwunschene,<br />

zarte “Guinevere”, mit “Suite:<br />

Judy Blue Eyes” ein Klassiker des Genres,<br />

eine melancholische Nummer (“Helplessly<br />

Hoping”), eine Hymne der Hippie-Kultur<br />

(“Marrakesh Express”) und das auf E-Gitarren<br />

basierende “Long Time Gone” überzeugen<br />

auf der ganzen Länge. Empfehlung!<br />

Durch das Remastering entstand ein transparenter<br />

Raumklang, der speziell auf High-<br />

End-Anlagen gut wahrnehmbar ist.<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />

10/40:49) at<br />

Rock<br />

lodic Metal frönen kann. Mit dem Sampler<br />

WILD@HEART hat er nun ein Genre-Phänomen<br />

zu neuem Leben erweckt, das unter<br />

dem Mot<strong>to</strong> „In jedem harten Rocker wohnt<br />

auch ein weiches Herz” vor bald drei Dekaden<br />

seine Blüte erlebte. Für „The Return Of<br />

Metal Ballads” (Untertitel) hat er nicht (nur)<br />

die üblichen verdächtigen Songs der hier<br />

vertretenen Acts gewählt, sondern (auch)<br />

eher Unbekanntes. Und so kann man manche<br />

(Wieder-)Entdeckung machen, wenn<br />

die Scorpions, Whitesnake, Def Leppard,<br />

Mr. Big, Europe, Gotthard, Night Ranger,<br />

Journey, Doro, Foreigner, Winger, Y&T oder<br />

Bonfire, aber auch Acts der zweiten Reihe<br />

wie Treat, Nelson, Giant, Tesla, Axel Rudi<br />

Pell, Scheepers, U.D.O., Michael Kiske oder<br />

Tony Harnell sowie jüngere Akteure wie<br />

Hardcore Superstar, Avantasia oder Edguy<br />

sanfte Töne nicht nur für die „Ü40”-Generation<br />

anschlagen – und das sind längst nicht<br />

alle Acts, die zu hören sind.<br />

(i<strong>Music</strong>/Intergroove, 18/79:10,<br />

16/79:35) pro<br />

RICH HOPKINS<br />

BURIED TREASURES<br />

Es sind wahrhaft<br />

Schätze, die der<br />

multi-aktive Wüstenrocker<br />

Rich<br />

Hopkins (Sand<br />

Rubies, Sidewinders)<br />

diesmal mit<br />

seinen Luminarios ausgegraben hat. Er<br />

kreuzt Americana mit beinharten, reichlich<br />

verzerrten Gitarrenbrettern (der Feedbackverliebte<br />

Neil Young lässt grüßen!); in den<br />

meist mit Partnerin Lisa Novak verfassten<br />

Songs erzählt der Mann aus Tucson, Arizona,<br />

wieder Alltagsgeschichten von den<br />

Schattenseiten des Lebens, schildert Typen,<br />

die in gesellschaftlichen Randbereichen<br />

darben – unterlegt mit eher derben, garagenrockig<br />

anmutenden Sounds. Hopkins<br />

<strong>to</strong>bt sich in langen Jams gitarristisch aus<br />

und verliert dabei doch nie den Songfaden<br />

aus dem Blick (in “Alycia Perez” auch auf<br />

Spanisch). BURIED TREASURES ist ein<br />

höchst gelungenes, in sich geschlossenes<br />

Gesamtwerk mit durchweg überzeugenden<br />

Songschätzen.<br />

(Blue Rose/Soulfood, 13/58:19) pro<br />

CARLOS SANTANA/<br />

MAHAVISHNU JOHN<br />

McLAUGHLIN<br />

LOVE DEVOTION SURRENDER<br />

Carlos Santanas spirituelle Ausflüge wirken<br />

für Außenstehende manchmal ein<br />

wenig aufgesetzt und plakativ, da er sie<br />

scheinbar immer seinem Publikum mitteilen<br />

musste. Bei einem Album wie SPIRITS<br />

DANCING IN THE FLESH (1990) misslang<br />

dieser Versuch der Beeinflussung,<br />

anders verhält es sich bei LOVE DEVO-<br />

TION SURRENDER. Während der Zeit<br />

als Schüler von Sri Chinmoy knüpfte er<br />

Freundschaft zu John McLaughlin, der<br />

auch schon damals einen über alle Zweifel<br />

erhabenen Ruf hatte. Zusammen mit unter<br />

anderem Jan Hammer, Mike Shrieve, Billy<br />

Cobham und Larry Young (nennt sich<br />

hier Khalid Yasin) kreierten die beiden<br />

ein Album, auf dem sie ihre Stile auf der<br />

Grundlage des Latinrock angenehm verknüpften.<br />

Besonders das über 15-minütige<br />

Seite 42 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Rock Classics:<br />

Nr.1 Mai / Juni / Juli 2 09<br />

D: € 6,90 A: € 7,60 L: € 8,05 CH: sfr 13,80<br />

Ozzyzy<br />

z Osbourne<br />

Ritchie Blackmore<br />

Nr. 4 / 20 1<br />

D: € 6,90 A: € 7,60 L: € 8,05<br />

CH: sfr 13,80 ESP: € 9,00 IT: € 9, 0<br />

w.rockcla sicsmag.com<br />

(CAMPINO, BELA B, MIKE NE S, LE MY, UVM.)<br />

Nr.2 Nov /Dez/Jan 2009/2010<br />

D: € 6,90 A: € 7,60 L: € 8,05<br />

www.rockclassicsmag.com<br />

CH: sfr 13,80 ESP: € 9,00 IT: € 9, 0<br />

Nr. 5 / 2011<br />

D: 6,90 A: € 7,60<br />

L: 8,05 CH: sfr 13,80<br />

ESP: € 9, 0 IT: € 9, 0<br />

w.rockcla sicsmag.com<br />

CD<br />

REVIEWS<br />

“Let Us Go In<strong>to</strong> The House Of The<br />

Lord” bietet den Musikern reichlich<br />

Freiraum für die harmonischen Improvisationen,<br />

die beim Opener “A<br />

Love Supreme” allerdings zu extrem<br />

klingen. Musikalisch einwandfrei,<br />

gehört die Platte zu den Alben, die<br />

eindeutig mehr Geduld erfordern als<br />

um Beispiel ABRAXAS oder CARA-<br />

VANSERAI.<br />

(Mobile Fidelity/Sieveking<br />

Sound, 5/38:59)<br />

at<br />

Jack STARR’S<br />

BURNING STARR<br />

LAND OF THE DEAD<br />

1981 gründete<br />

der Gitarrist<br />

Jack Starr gemeinsam<br />

mit<br />

Sänger David<br />

DeFeis die<br />

True-Metal-<br />

Band Virgin Steele, der er aber bereits<br />

nach zwei Platten den Rücken kehrte,<br />

um sich selbstständig zu machen und<br />

Burning Starr zu starten. Diese Combo<br />

löste er 1989 schon wieder auf,<br />

brachte sie 2009 aber wieder an den<br />

Start. LAND OF THE DEAD ist das<br />

zweite Album nach dem Neuanfang<br />

mit dem Sänger Todd Michael Hall,<br />

der über ein beachtliches Vokalvolumen<br />

verfügt. Einmal mehr überzeugt<br />

Starr mit seiner geradlinig-melodischen<br />

Gitarrenarbeit, die er in den<br />

Dienst der über weite Strecken recht<br />

ordentlich ausgefallenen Songs stellt.<br />

Anspieltipps: neben dem flotten Titelsong<br />

das orientalisch angehauchte<br />

“Sands Of Time”, die straight abgehende<br />

Metalnummer “On The Wings<br />

Of The Night” und die Ballade<br />

“Daughter Of Darkness”.<br />

(Limb <strong>Music</strong>/Soulfood,<br />

11/60:38) pro<br />

MÖTLEY CRÜE<br />

GREATEST HITS<br />

Zum 30-jährigen Bandjubiläum gehört<br />

eine Werkschau. Und neben<br />

der Tatsache, dass das L.A.-Quartett<br />

Mötley Crüe erstaunlich viele Skandale<br />

und personelle Probleme nahezu<br />

unbeschadet überstand, sind es<br />

einige seiner Songs durchaus wert,<br />

wieder zu Gehör gebracht zu werden.<br />

Schließlich waren Vince Neil,<br />

Nikki Sixx, Mick Mars und Tommy<br />

Lee Anfang der Eighties eine der<br />

besseren unter den vielen Hairspray/<br />

Glam-Metal-Bands, lieferten auch<br />

Substanzielles. Man denke nur an das<br />

bluesrockige “Smokin’ In The Boys<br />

Room”, an “Home Sweet Home”,<br />

die hymnischen Stadionrocker “Wild<br />

Side” und “Girls Girls Girls” oder<br />

ihren Erfolgskracher “Dr. Feelgood”.<br />

Die Nummern sind wie auf den vorherigen<br />

Compilations zu hören. Neu<br />

sind diesmal nur “Saints Of Los<br />

Angeles” (Titelsong des 2008er Albums)<br />

und ein Remix von “The Animal<br />

In Me” (2008). Wer ältere Werkschauen<br />

hat, kann es im Grunde bei<br />

denen belassen.<br />

(EMI, 19/ 78:55)<br />

pro<br />

J. R. BLACKMORE &<br />

FRIENDS<br />

VOICES<br />

Hier sind einige starke Stimmen zu<br />

hören: Da wären die Vocals von Michael<br />

Bormann (Jaded Heart/Bonfire),<br />

Oliver Hartman und David Esser. Vor<br />

allem ist da aber die Gitarrenstimme<br />

von Jürgen Richard Blackmore,<br />

die einen stellenweise in Hörfreude<br />

schwelgen lässt. Er sieht nicht nur<br />

wie sein Erzeuger aus, sondern erinnert<br />

auch mit seinem Spiel oft an ihn.<br />

Was naheliegt, da Blackmore jr. melodischen<br />

Hard Rock anstimmt, der<br />

zwischendurch auch an Rainbow erinnert,<br />

dabei aber in jedem Augenblick<br />

auf eigenen musikalischen Beinen<br />

steht und abwechslungsreich daherkommt:<br />

Metal-Elemente tauchen auf<br />

wie auch kurze orientalische Assoziationen<br />

oder klassische Anleihen. Dazu<br />

verfasste der deutsche Blackmore<br />

meist überdurchschnittliche Songs,<br />

die ins Ohr gehen – deren Präsentation<br />

sichert ihm einen eigenen Platz<br />

außerhalb des väterlichen Schattens.<br />

(JR Blackmore Records,<br />

11/64:50) pro<br />

DOORS<br />

L.A. WOMAN – 40TH ANNI-<br />

VERSARY<br />

Mit L.A. WO-<br />

MAN erschien<br />

im April 1971<br />

das sechste Album<br />

der Doors,<br />

das letzte vor<br />

Jim Morrisons<br />

Tod im Juli des gleichen Jahres.<br />

Nach dem Abschied ihres Stammproduzenten<br />

Paul Rothchild – der<br />

“Riders On The S<strong>to</strong>rm” verächtlich<br />

als “Cocktail-Musik” bezeichnete –<br />

nahm die Band die Verantwortung für<br />

die Aufnahmen in die eigenen Hände<br />

und ging mit ihren neuen Songs einen<br />

gewaltigen Schritt in Richtung Blues.<br />

Bis auf Ray Manzareks Keyboardparts<br />

wurde alles live eingespielt, was<br />

die düstere Blues-Rockatmosphäre<br />

noch verstärkte. Besonders die zweite<br />

CD dieser Geburtstagsausgabe mit<br />

zahlreichen alternativen (= wesentlich<br />

raueren) Versionen beweist eindrucksvoll,<br />

wie gut die Doors damals<br />

waren. Man vergleiche nur Morrisons<br />

Gesang auf der alternativen Version<br />

von “L.A. Woman” mit dem, der dann<br />

auf der Original-LP landete. Top-Album,<br />

Top-Zugabe – so dürfen, nein,<br />

so müssen runde Geburtstage gefeiert<br />

werden!<br />

(Rhino/Warner, 12/53:21,<br />

9/51:23) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

CHIMES OF FREEDOM: THE<br />

SONGS OF BOB DYLAN<br />

Zwei gewichtige Institutionen, die die<br />

letzten 50 Jahre auf ihre ganz eigene<br />

Art und Weise beeinflusst haben,<br />

werden mit dieser 4-CD-Box geehrt.<br />

Zum einen die Menschenrechts-Organisation<br />

Amnesty International, zum<br />

anderen Bob Dylan. Bei der Auswahl<br />

Rock<br />

von Jeff Ayeroff und Julie Yannatta,<br />

die auch schon für die letzte Amnesty-Benefiz-CD<br />

(INSTANT KARMA,<br />

für die Darfur-Hilfe) verantwortlich<br />

waren, haben alle Künstler, Sessionmusiker,<br />

Arrangeure, Produzenten<br />

und Studios auf ihre Gagen verzichtet,<br />

um mit den Einnahmen von<br />

CHIMES OF FREEDOM die Hilfsorganisation<br />

zu unterstützen. Die Liste<br />

der beteiligten Künstler liest sich wie<br />

das „Who is who” der internationalen<br />

Rock- und Popszene, reicht von Patti<br />

Smith (“Drifter’s Escpae”) über Mark<br />

Knopfler (“Restless Farewell”) und<br />

Joan Baez (“Seven Curses”) bis zu<br />

Adele (“Make You Feel My Love”).<br />

Klasse Sache, so zu helfen, vor allem<br />

wenn es dafür so gute Musik gibt.<br />

(Fontana/Universal, 4 CDs) us<br />

RADIO MOSCOW<br />

THE GREAT ESCAPE OF<br />

LESLIE MAGNAFUZZ<br />

Nicht die schlechteste Idee, ein<br />

Garagentrio aufgrund der Liebe zu<br />

den NUGGETS-Boxen zu gründen,<br />

auch wenn man erst Garbage Composal<br />

heißt und aus Iowa stammt.<br />

Wenn man dann noch die Hilfe der<br />

Black Keys bekommt – auf ihrem<br />

dritten Album klingen Parker Griggs<br />

(g, voc, harmonica) Serena Anderson<br />

(b) wie eine Mischung aus der<br />

Hendrix Experience, Blue Cheer<br />

und früher Climax Blues Band:<br />

(un)schön dreckig abgemischt samt<br />

scheppernder Snare und Wooferfressendem<br />

Bass, mit tausend E-<br />

Gitarren-Sounds mit Psychedelia<br />

und Breaks-Overkill satt. Ideen<br />

sprudeln nur so, kein Track bewegt<br />

bei Laufzeiten zwischen drei und<br />

knapp sechs Minuten zum Skippen.<br />

Eine Truppe, um Fillmore East und<br />

West wieder zu eröffnen. Einziges<br />

Manko ist das Cover: völlig ohne Infos,<br />

nicht mal Songtitel, nur schöne<br />

LSD-Malerei. Die Klänge versöhnen,<br />

allererste Wahl.<br />

(Alive/Natural Sound, 12/50:34) utw<br />

UFO<br />

SEVEN DEADLY<br />

Auf alten Lorbeeren<br />

will<br />

sich Sänger<br />

Phil Mogg<br />

mit UFO nicht<br />

ausruhen. Was<br />

er mit SEVEN<br />

DEADLY eindrucksvoll belegt. Mit<br />

dem Gitarristen Vinnie Moore hat<br />

er seit einigen Jahren wieder einen<br />

kongenialen Partner an der Seite, der<br />

zwar nicht so melodiös zaubert wie<br />

Michael Schenker, aber satte Riffs<br />

bestens drauf hat. Und so startet das<br />

Album mit “Fight Night” in bekannter<br />

und doch variierter UFO-Manier<br />

– bluesgetränkter britischer Hard<br />

Rock ist angesagt. Kreativität und<br />

Geschichtsbewusstsein zeigen “Wonderland”<br />

mit Anspielungen auf frühe<br />

UFO-Tage, aber auch die hart ausgefallenen<br />

“Burn Your House Down”<br />

und “Going Down To Mojo<strong>to</strong>wn”.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 43<br />

Die Sonderheftreihe<br />

#6<br />

ab<br />

sofort am<br />

KiosK!<br />

Direktbestellungen für 11 € inkl.<br />

Por<strong>to</strong> an office@slam-zine.com<br />

(auch Paypal)<br />

Ebenfalls nachbestellbar:<br />

Ausgaben 1-5<br />

+ 4 Poster<br />

+ 10 Track CD<br />

DAS SONDERHEFT<br />

DIE BAND, DIE MYTHEN,<br />

DIE FANS, DIE INTERVIEWS,<br />

DIE SAMMLERSTÜCKE.<br />

LED ZE PELIN | DEEP PURPLE | BLACK SA BATH<br />

Das Sonderheft<br />

Rock Classics:<br />

Die heilige Dreifaltigkeit des Rock<br />

+ 4 Poster<br />

+ 12 Track CD<br />

LED ZEPPELIN<br />

DEEP PURPLE<br />

BLACK SABBATH<br />

Die Bands . Die My<strong>the</strong>n . Die His<strong>to</strong>ry<br />

Interviews . Die Fans . Alben Ranking . Sammlerstücke . Rare Fo<strong>to</strong>s<br />

Jimmy Page<br />

35 JAHRE PUNK-KULT<br />

DAS SONDERHEFT<br />

EXKLUSIVE INTERVIEWS<br />

RARE FOTOS<br />

DIE RAMONES-FAMILIE<br />

MUSIKER ÜBER DIE LEGENDE<br />

ALS SEATTLE DIE WELT REGIERTE<br />

#1 AC/DC, #2 RAMONES,<br />

#3 METALLICA,<br />

#4 LED ZEPPELLIN & DEEP PURPLE &<br />

BLACK SABBATH,<br />

#5 20 JAHRE GRUNGE<br />

MIT GROSSEM<br />

GEWINNSPIEL!<br />

DAS SONDERHEFT<br />

GRUNGE<br />

NIRVANA, PEARL JAM,<br />

SOUNDGARDEN & Co.


CD<br />

REVIEWS<br />

Dass es der in Hochform singende Mogg,<br />

Moore sowie die altgedienten Mitstreiter<br />

Andy Parker und Paul Raymond auch gefühliger<br />

können, zeigen sie mehrfach am<br />

Ende des gelungenen Albums. Stark.<br />

(SPV, 10/47:04)<br />

pro<br />

FRÖHLING & SCHICKE<br />

METAMORPHOSEN<br />

Schicke, Führs &<br />

Fröhling (SFF) gehörten<br />

in den 70er<br />

Jahren zu den kreativsten<br />

deutschen<br />

Krautrock-Akteuren,<br />

die Prog-,<br />

Jazz- und symphonischen Rock unter einen<br />

Hut brachten. Das Trio verabschiedete sich<br />

1978, und nach dem Tod von Organist Gerd<br />

Führs 1992 schien das Kapitel für immer<br />

geschlossen. Umso mehr überraschte kurz<br />

vor Ende vergangenen Jahres das neue Album<br />

METAMARPHOSEN von (Heinz)<br />

Fröhling & (Eduard) Schicke. Die beiden<br />

haben Texte des Schriftstellers Klaus Modick<br />

meist elegisch ver<strong>to</strong>nt, und Fröhling<br />

sang erstmals (auf Deutsch); dazu steuerten<br />

dessen Gattin Claudia und Tochter Emily<br />

bei den drei englischen Nummern jeweils<br />

Lyrics und Stimme bei. Zu hören sind für<br />

SFF-Verhältnisse kurze, kompakte Songs<br />

(drei bis sechs Minuten), die eingängiger<br />

(stellenweise fast rock-poppig) und griffiger<br />

tönen als früher, aber den alten Geist<br />

atmen. Zeitlos gut – so klingt Krautrock<br />

2012, in den man sich richtig versenken<br />

kann.<br />

(Nordsee Records/Timezone,<br />

11/44:23) pro<br />

JOHN DU CANN<br />

THE MANY SIDES OF<br />

1967–1980<br />

John Du Cann, das kürzlich vers<strong>to</strong>rbene<br />

Gründungsmitglied von A<strong>to</strong>mic Rooster,<br />

hatte kaum geplant, dass sein Karriere-<br />

Resumé die Fans nun erst nach seinem<br />

Tode im September 2011 erreicht. Bereits<br />

1967 zeigte er mit The Attack, dass man<br />

der Kinks- und Who-Konkurrenz Paroli<br />

bieten konnte, besonders wenn man in<br />

“Mr Pinnodmy’s Dilemma” gleich “You<br />

Really Got Me” einbaut, um dann in einen<br />

Psychedeliachor einzustimmen. Bei Rooster<br />

verantwortete der singende Gitarrist<br />

die Hits “Tomorrow Night” und “Devils<br />

Answer”, die hier nicht fehlen, und war<br />

auch bei der Reunion 1980 wieder dabei,<br />

als er mit “Don’t Lose Your Mind” mehr<br />

Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte.<br />

Vertreten sind dazu die beinharten Projekte<br />

Bullet und Hard Stuff (siehe separate Reviews)<br />

sowie Solowerke. Andromeda hatte<br />

sich 1969 im Progressive-Bereich bewegt,<br />

spiegelte aber wie alle anderen Bands Du<br />

Canns den unbedingten Willen zu melodischer<br />

Substanz wieder: beeindruckend<br />

das dreiteilige “Return To Sanity”.<br />

(Angel Air/Fenn, 16/70:57) utw<br />

KEE MARCELLO<br />

REDUX: SHINE ON + REDUX:<br />

MELON DEMON DIVINE +<br />

REDUX: EUROPE<br />

Über Geschmack lässt sich bekanntlich<br />

nicht streiten, und so muss es jedem Hörer<br />

vorbehalten bleiben, was er von den Neuaufnahmen<br />

hält, die der schwedische Gitarrist<br />

Kee Marcello von diversen Erfolgsnummern<br />

seiner früheren Bands Europe<br />

und Easy Action eingespielt hat. Das meiste<br />

klingt moderner, auch wenn sich der ordentlich<br />

singende Marcello nicht nur beim<br />

“Final Countdown” meist doch sehr nahe<br />

an die Originale hielt. Besonders gelungen<br />

neben den schnelleren Melodic-Rock-<br />

Nummern: “Hammers Heart”, Marcellos<br />

Tribut an Gary Moore. Daneben hat der<br />

Gitarrist unter dem Mot<strong>to</strong> „Redux” auch<br />

seine Solo-Alben SHINE ON (1995) und<br />

MELON DEMON DIVINE (2003 als K2<br />

veröffentlicht) mit Bonus-Tracks neu aufgelegt.<br />

Letzteres bietet klassischen Hard<br />

Rock skandinavisch-melodischer Spielart<br />

und auch selbstverliebtes Saitengekniedel,<br />

während MELON ... dem Melodic-Metal-<br />

Zeitgeist der 90er Jahre entsprach. Für<br />

Anhänger dieser Spielart sicher ein Muss,<br />

aber über diesen Hörerkreis hinaus ist ein<br />

ausgiebiges Vorab-Reinhören anzuraten.<br />

(7Us/H’Art, 14/67:31 + 17/71:17 +<br />

16/65:55) pro<br />

HARD STUFF<br />

BULLETPROOF + BOLEX<br />

DEMENTIA<br />

Kaum waren Gitarrist John (Du) Cann<br />

und Drummer Paul Hammond bei A<strong>to</strong>mic<br />

Roos ter rausgeflogen und hatten sich Johnny<br />

Gustafson (Big Three, Merseybeats,<br />

Quatermass) geholt, begann das Namenskarussell:<br />

Daemon, Bullet, Hard Stuff. Der<br />

zweite und beste Name (durch eine US-<br />

Band verboten) blieb in BULLETPROOF<br />

erhalten, bis September 1971 für Purple<br />

Records eingespielt und leider erst im Juni<br />

1972 auf dem Markt. Canns Gitarre ist ein<br />

Hochgenuss: Die harten Riffs, Rhythmusarbeit<br />

und Melodien sind exemplarisch,<br />

der Gesang einen Hauch zu dünn, was<br />

aber durch Harmonies wie in “No Witch<br />

At All” wettgemacht wird. Im März 1973<br />

kam nach intensivem Touren BOLEX DE-<br />

MENTIA, doch die Band gab nach einem<br />

Au<strong>to</strong>unfall auf. Das Kompakte des Debüts<br />

fehlt: Du Canns Material wie “Roll A Rocket”<br />

“Sick’N’Tired” zündet, aber Gustafsons<br />

Funk-Versuche wie “Libel” nerven<br />

etwas, während “Mermany” mit <strong>Zeppelin</strong>-<br />

Touch schöne Cello-Momente enthält. Je<br />

zwei Bonus-Tracks.<br />

(Angel Air/Fenn, 12/46:54 +<br />

12/45:10) utw<br />

BEYOND THE BRIDGE<br />

THE OLD MAN & THE SPIRIT<br />

Mit einem Konzeptalbum, das sich einem<br />

höchst komplexen Thema widmet, debütiert<br />

diese neue Prog-Rockband namens Beyond<br />

The Bridge. Schon seit 2005 arbeiten<br />

Gitarrist Peter Degenfeld und Keyboarder<br />

Chris<strong>to</strong>pher Tarnow an der Geschichte von<br />

THE OLD MAN & THE SPIRIT, bei der<br />

ein alter Lebemann (= THE OLD MAN),<br />

der schon alle Höhen und Tiefen des realen<br />

Daseins durchlebt hat, im Gegensatz zum<br />

nie erreichbaren Stadium der ewigen Weisheit<br />

(= THE SPIRIT) steht. Diese beiden<br />

Pole werden in den Gesangsstimmen von<br />

Herbie Langhans und Dilenya Mar personifiziert,<br />

für den Rest an Stimmungen, Zwischenspielen,<br />

Überleitungen und Neben<strong>the</strong>men<br />

sorgt der Rest der siebenköpfigen<br />

Band. Eine bombastische Inszenierung mit<br />

dramatischen Chören, virtuosen Soli und<br />

einem roten Faden, dem zu folgen keine<br />

einfache, aber eine lohnenswerte Sache ist.<br />

(Frontiers/Soulfood, 11/69:24) us<br />

CHRIS THOMPSON<br />

BERLIN LIVE & THE ASCHAF-<br />

FENBURG REMAINS<br />

Mit zwei CDs und<br />

einer DVD kommen<br />

die Chris-Thompson-Fans<br />

bei BER-<br />

LIN LIVE ... voll<br />

auf ihre Kosten.<br />

Zusammen mit der<br />

ausgezeichnet agierenden Mads Eriksen<br />

Band spielte Thompson im Juni letzten<br />

Jahres ein Konzert in Berlin, das vom dortigen<br />

Radio 88,8 live übertragen wurde.<br />

Natürlich spielten sie zahlreiche Earth-<br />

Band-Klassiker wie “Fa<strong>the</strong>r Of Day” und<br />

“Mighty Quinn”, Thompson-Kompositionen<br />

wie “You’re The Voice”, dazu noch<br />

eine Solokostprobe von Mads Eriksen.<br />

Dann die DVD: Eigentlich war geplant,<br />

ein komplettes Konzert aus dem Aschaffenburger<br />

Colos-Saal zu veröffentlichen.<br />

Mit riesigem Aufwand (unter anderem<br />

eine „Fan-Kamera” aus dem Publikum)<br />

wurde das Konzert im Januar 2011 mitgeschnitten.<br />

Doch danach stellte sich heraus,<br />

dass das Material bis auf sieben Songs auf<br />

Grund technischer Schwierigkeiten völlig<br />

unbrauchbar war. Jeder andere hätte sich<br />

zu diesem Zeitpunkt frustriert von dem<br />

Projekt verabschiedet, nicht aber Chris<br />

Thompson: Trotzig dachte er an die vielen<br />

Menschen, die dieses Projekt wochenlang<br />

mit enormem persönlichem Einsatz<br />

nach vorne getrieben hatten, er wollte die<br />

Fans im prallvollen Colos-Saal, die diesen<br />

Abend zu einem – auch für die Musiker<br />

– besonderen Erlebnis gemacht hatten,<br />

nicht enttäuschen. Also wurden die sieben<br />

„überlebenden” Stücke (ca. 40 Min.) auf<br />

die DVD gepackt, dazu noch gut 20 Minuten<br />

Fan-Kamera sowie Interviews mit allen<br />

Bandmitgliedern. Danke, Chris!<br />

(Gonzo Multimedia,<br />

13/70:23, 7/39:38) us<br />

CRIPPLED BLACK PHOENIX<br />

(MANKIND) THE CRAFTY APE<br />

In drei Akten schleppt sich der düstere<br />

Prog-Rock des neuen Werkes von<br />

Crippled Black Phoenix über zwei CDs.<br />

Und wer glaubt, dass die Briten ihr Pulver<br />

mit zwei starken Alben in den letzten<br />

beiden Jahren bereits verschossen hätten,<br />

oder wer der Meinung ist, irgendwann<br />

müssten ihnen doch so langsam die Ideen<br />

ausgehen, bei (MANKIND) THE CRAF-<br />

TY APE ist weder das eine noch das andere<br />

festzustellen. Eher könnte man das<br />

Gegenteil behaupten, ist das musikalische<br />

Spektrum noch breiter und vielschichtiger<br />

geworden. Klar fallen einem Pink Floyd<br />

als Vergleich ein, aber ebenso die vertrackten<br />

Werke von Godspeed You! Black<br />

Emperor oder die Wucht einer Band wie<br />

Rock<br />

Mogwai. Auch mit der Aufnahmequalität<br />

haben Crippled Black Phoenix einen<br />

Schritt nach vorne gemacht, trotz gigantischer<br />

Lärmwände wird der Sound nie zu<br />

undifferenziertem Krach, bleibt der Klang<br />

bei aller notwendigen Dynamik luftig und<br />

trägt so zum hervorragenden Gesamteindruck<br />

bei.<br />

(Cool Green Records/Rough Trade,<br />

10/52:10, 5/34:06) us<br />

TOKYO<br />

FASTEN SEAT BELTS<br />

Der vielfache (Lead-)Gesang bei Tokyo<br />

durch Robby Musenbichler (g), Klaus<br />

Luley (g), Lothar Krell (keys) und Ken<br />

Taylor (b) besticht heute noch! Und auch<br />

wenn FASTEN SEAT BELTS von 1982,<br />

die zweite LP der in Frankfurt beheimateten,<br />

aber international aktiven Gruppe,<br />

keinen Gassenhauer wie “Tokyo”<br />

enthielt, war es doch ein mehr als überzeugendes<br />

Album voller hörgerecht verpackter<br />

Mainstream-Rocksongs (den Begriff<br />

Melodic Rock gab’s da noch nicht).<br />

Die Keyboards lieferten den perfekt unaufdringlichen<br />

Klangrahmen, den neben<br />

den Stimmen die einfallsreich eingesetzten<br />

Gitarren dominierten. Gleich fünf<br />

(unveröffentlichte) Bonus-Tracks werden<br />

bei der erstmaligen Veröffentlichung auf<br />

CD mitgeliefert, die mit Ausnahme des<br />

erneut eingespiel ten “Keiko” aus der<br />

Entstehungszeit der Scheibe stammen.<br />

Anschnallen und voller Genuss lauschen!<br />

(Yesterrock/Alive, 16/60:28) pro<br />

PETER PANKA’S JANE<br />

KUXAN SUUM<br />

Auch nach Peter<br />

Pankas Tod im<br />

Jahr 2007 firmieren<br />

Charly Maucher<br />

(b, voc) und<br />

Klaus Walz (g)<br />

zusammen mit den<br />

Neuzugängen Fritz Randow (dr), Corvin<br />

Bahn (keys, voc) und Niklas Turmann (g,<br />

voc) weiterhin als Peter Panka’s Jane, wollen<br />

schon mit ihrem Namen zu erkennen<br />

geben, dass sie die Band ganz im Sinne des<br />

legendären Jane-Schlagzeugers fortführen.<br />

Und mit KUXAN SUUM, einem Wort aus<br />

der Maya-Sprache, ist ihnen jetzt ein Album<br />

gelungen, das wie kein anderes seit langen,<br />

langen Jahren die Tradition hochklassiger<br />

Jane-Alben fortführt. Zwölf instrumentale<br />

Brücken verbinden elf längere Stücke, die<br />

mal frisch und modern, mal tief retrospektiv<br />

klingen, bei denen auch die neuen Mitglieder<br />

ihre Künste zeigen dürfen und dem<br />

Sound so neue Facetten hinzufügen.<br />

(Cool & Easy Records/<br />

Soulfood, 23/60:50)<br />

us<br />

KARTHAGO<br />

SECOND STEP<br />

Der zweite Schritt, den Karthago laut<br />

Albumtitel 1973 machten, war ein mächtiger.<br />

War ihr Debüt zwei Jahre zuvor noch<br />

von dem klaren Wunsch gekennzeichnet,<br />

amerikanischen Mainstream (nach-) zu<br />

spielen, war die Band jetzt selbstbewusst<br />

genug, um auf ihre eigenen Stärken zu<br />

verlassen. Auf Grund der damals üblichen<br />

Querelen zwischen Management, Plattenfirma<br />

und Musiker war es schwieriger als<br />

Seite 44 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

gedacht, für ein neues Album ins Studio<br />

zu gehen. Dazu kam noch ein bandinterner<br />

Entstehungs- und Verteilungskampf um die<br />

Stücke, die man auf der LP haben wollte.<br />

Natürlich hinterlassen solche Auseinandersetzungen<br />

Spuren, nicht immer aber so<br />

kreative wie in diesem Fall. Mit Thomas<br />

Kuckuck hatte man einen der besten Toningenieure<br />

jener Zeit am Mischpult sitzen,<br />

illustre Musiker gingen im Studio ein und<br />

aus, Gastsänger wie Inga Rumpf und Ringo<br />

Funk wurden in den Credits nicht einmal<br />

erwähnt. So wurde SECOND STEP<br />

letztendlich zu dem was es ist, ein klasse<br />

Album – und dazu noch ein Stück deutsche<br />

Rockgeschichte.<br />

(MiG/Intergroove, 10/46:58) tk<br />

MAN<br />

LIVE AT THE MARQUEE – 13TH<br />

MAY 1983<br />

Dieser 1983er Auftritt<br />

im Londoner<br />

Marquee Club war<br />

nach fünfjähriger<br />

Bandpause das<br />

Comeback der walisischen<br />

Rockband<br />

in der Besetzung Micky Jones (g, voc),<br />

Deke Leonard (g, voc), Martin Ace (b,<br />

voc) und (neu dazugekommen) Ex-Gentle-<br />

Giant-Drummer John Wea<strong>the</strong>rs. Und wie<br />

bei Comeback-Konzerten empfehlenswert<br />

gingen die Vier bei der Songauswahl auf<br />

Nummer Sicher, verzichteten auf neues,<br />

bisher unveröffentlichtes Material, nahmen<br />

das Publikum mit auf eine Reise einmal<br />

quer durch das klassische Man-Reper<strong>to</strong>ire.<br />

Schnörkellose Rockmusik, Gitarren-dominiert<br />

und mit <strong>to</strong>llem, mehrstimmigem<br />

Gesang in absolut akzeptablem, aber klar<br />

erkennbarem Livesound. Schicke Box mit<br />

neuem, dickem Booklet – und, was will<br />

man mehr, das komplette Konzert zusätzlich<br />

noch auf einer DVD.<br />

(Cherry Red/Rough Trade,<br />

8/47:00, 7/48:02) us<br />

RANDY NEWMAN<br />

LIVE IN LONDON<br />

Nein, von besonders üppigen Arrangements<br />

hat Randy Newmans Musik bisher<br />

nicht gelebt. So überrascht, wie seine<br />

scharf beobachteten Weisheiten, die er<br />

sonst im Singer/Songwriter- oder Solo-<br />

Piano-Stil vorträgt, durch die orchestrale<br />

Behandlung des BBC Concert Orchestra<br />

an Fülle gewinnen – ohne gleichzeitig<br />

ihre Schärfe zu verlieren. In der wunderschönen<br />

St. Luke’s Kirche in London<br />

(zu sehen auf der beiliegenden Bonus-<br />

DVD, unbedingt anschauen!) spielten<br />

Newman, das Orchester und der dazugehörige<br />

Chor am 22. Juni 2008 zeitlose<br />

Musik zwischen Rock, Jazz und Klassik.<br />

Bekannte und erfolgreiche Songs wie<br />

“Short People”, “Louisiana 1927” und “I<br />

Think It’s Going To Rain Today”, dazu<br />

neuere, eher unbekannte Titel wie “A<br />

Few Words In Defense Of My Country”<br />

oder “Laugh And Be Happy”: allerbeste<br />

Songwriter-Ware in ungewohntem, aber<br />

stimmigem Umfeld<br />

(Nonesuch/Warner, 25/75:47) us<br />

RENAISSANCE<br />

NOVELLA + A SONG FOR ALL<br />

SEASONS + AZURE D’OR<br />

Drei hochwertige<br />

Wiederveröffentlichungen<br />

von Renaissance-Alben<br />

aus<br />

den 70er Jahren, alle<br />

im aufklappbaren<br />

Digisleeve mit neu<br />

gestalteten Booklets. Im Falle des 1977<br />

veröffentlichten NOVELLA (5/40:33) ist<br />

dieses im abweichenden Outfit der US-<br />

Veröffentlichung gestaltet. Auf Grund der<br />

Pleite des britischen BTM-Labels wurde<br />

das Album erst ein paar Monate später<br />

in Europa veröffentlicht, als der Wechsel<br />

zu Warner vollzogen war. Im Gegensatz<br />

zur streng akustischen Ausrichtung von<br />

NOVELLA, das damit mehr Psychedelic-<br />

Folk als -Rock war, konnte man auf dem<br />

1978er A SONG FOR ALL SEASONS<br />

(8/44:52) nach längerer Zeit mal wieder<br />

elektrisch verstärkte Gitarren hören. Beflügelt<br />

von “Nor<strong>the</strong>rn Lights” – mit einem<br />

Top-10-Platz der größte Single-Erfolg der<br />

Band – wurde dieses Album die kommerziell<br />

erfolgreichste Studioplatte. Mit diesem<br />

Erfolg im Rücken experimentierten<br />

Renaissance 1979 bei den Aufnahmen zu<br />

AZURE D’OR (10/43:31) mit zahlreichen,<br />

übereinandergelegten Syn<strong>the</strong>sizerspuren,<br />

wollten ohne Orchester einen orchestralen<br />

Sound erschaffen. Weiter verzichteten sie<br />

erstmals auf die von den Fans so geliebten<br />

epischen Longtracks, gaben kürzeren<br />

Songs den Vorzug. Beides Maßnahmen,<br />

die vom Publikum (und von der Plattenfirma,<br />

die ihnen den Vertrag kündigte) nicht<br />

honoriert wurden und unter anderem dafür<br />

sorgten, dass John Tout und Terry Sullivan<br />

Anfang der 80er Renaissance verließen.<br />

(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 3 CDs) us<br />

RABBITT<br />

BOYS WILL BE BOYS +<br />

A CROAK AND A GRUNT IN<br />

THE NIGHT<br />

Bevor der singende Gitarrist Trevor Rabin<br />

bei Yes einstieg, hatte er in seiner südafrikanischen<br />

Heimat bereits eine beachtliche<br />

Karriere vorzuweisen. Mit seiner Band<br />

Rabbitt – im Apar<strong>the</strong>idstaat jener Jahre als<br />

Südafrikas Antwort auf die Beatles gefeiert<br />

– hatte er da bereits zwei Alben veröffentlicht.<br />

BOYS WILL BE BOYS servierte<br />

1975 neben einer ordentlichen Cover-<br />

Version von Jethro Tulls “Locomotive<br />

Breath” eingängigen wie handfesten Pop-<br />

Rock, der auf der Tanzfläche sowohl enges<br />

Anschmiegen wie auch Aus<strong>to</strong>ben ermöglichte.<br />

Keyboarder Duncan Faure, der bei<br />

“Hard Ride” anstelle von Rabin lead sang,<br />

ersetzte übrigens später Leslie McKeown<br />

bei den Bay City Rollers. Leider fehlen bei<br />

diesem Reissue die beiden Bonus-Tracks<br />

der 2006er CD-Ausgabe. A CROAK AND<br />

A GRUNT IN THE NIGHT hielt zwei Jahre<br />

später das ansprechende Niveau, wies<br />

ebenfalls Beatles-Reminiszenzen und insgesamt<br />

recht gefällige rockige Popsongs<br />

oder poppige Rocknummern auf.<br />

(Voiceprint/Soulfood, 10/34:21 +<br />

17/48:17) pro<br />

SPacE DEBRIS<br />

DEEPEST VIEW – ARCHIVE<br />

VOL. 3<br />

Im letzten Frühjahr<br />

wurden die ersten<br />

beiden Folgen dieser<br />

Archivausgrabungen<br />

veröffentlicht,<br />

jetzt folgt mit<br />

DEEPEST VIEW<br />

der dritte Teil. Auch hier gibt es wieder<br />

einen Streifzug durch so gut wie alle<br />

Bandbesetzungen, neben Live- sind auch<br />

Studiostücke zu hören. Der Titelsong ist<br />

eine 21-minütige, sorgsam komponierte<br />

Reise in die Tiefsee, im Gegensatz dazu<br />

die 2008 live in Zürich aufgenommene<br />

Jamsession “Mary-Joe-Anna”. Interessant<br />

(und Space-Debris-untypisch) auch<br />

“Blues”, das seinem Namen alle Ehre<br />

macht sowie ein paar kurze Schnipsel mit<br />

kreativ-verrückten Spielereien. Dennoch<br />

lebt der Sound dieser Band natürlich vom<br />

röhrenden Klang seiner Orgel, die immer<br />

wieder für Erinnerungen an die frühen<br />

70er Jahre sorgt. Fast alle Stücke waren<br />

bisher unveröffentlicht, nur drei davon<br />

gab es bisher auf der LP LIVE GHOST.<br />

(www.spacedebrisprojekt.de,<br />

12/77:44) us<br />

TODD RUNDGREN<br />

NO WORLD ORDER + THE INDI-<br />

VIDUALIST + WITH A TWIST... +<br />

ONE LONG YEAR<br />

Mit diesen vier Wiederveröffentlichungen<br />

geht es von 1993 bis ins Jahr<br />

2000. Zu Beginn dieser Zeitspanne experimentierte<br />

Todd Rundgren mit NO<br />

WORLD ORDER mit dem interaktiven<br />

CD-i Format. Dabei konnte man die<br />

Rock<br />

Tracks am PC selbst zusammenstellen,<br />

Instrumentierungen, Geschwindigkeiten<br />

und Versionen anwählen. Für die jetzige<br />

Veröffentlichung wurden die 1993er<br />

Standard-Audio-Version sowie – auf<br />

einer Extra-CD – die ein Jahr später<br />

herausgekommene Live-Versionen ausgewählt,<br />

auf der die Musik in Songorientierter<br />

Art aufbereitet wurde. Ein<br />

Sammelsurium aus Power-Pop-Stücken,<br />

herzerweichenden Balladen und allerlei<br />

Studiospielereien ist das 1995er Album<br />

THE INDIVIDUALIST. Seinen Sinn<br />

für Humor bewies er 1997 mit dem<br />

Bossa-Nova-Album WITH A TWIST<br />

... (obwohl er im Booklet be<strong>to</strong>nt, wie<br />

ernst es ihm damit ist). Rundgren-Hits<br />

wie “I Saw The Light”, “Hello It’s Me”<br />

oder “A Dream Goes On Forever” in<br />

solch abgefahrenen Versionen – das<br />

muss man einfach selbst gehört haben,<br />

sonst glaubt man’s nicht. ONE LONG<br />

YEAR aus dem Jahr 2000 bietet dann<br />

noch einmal die komplette kreative<br />

Bandbreite von Todd Rundgren: <strong>to</strong>ller<br />

Melodic Rock, nach vorne preschende<br />

Jim-Steinman-Piano-Rocker, Barry-<br />

Manilow-Gedächtnis-Pop sowie irre<br />

Elektronikexperimente – eine wahnsinnige<br />

Mischung!<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 5 CDs) us<br />

R.E.M.<br />

PART LIES PART HEART PART<br />

TRUTH PART GARBAGE<br />

1982–2011<br />

Ob überraschend<br />

oder schon seit geraumer<br />

Zeit absehbar,<br />

die Auflösung<br />

von R.E.M. dürfte<br />

so gut wie alle Fans<br />

guter Musik traurig<br />

stimmen. Besonders dann, wenn man<br />

sich die Zeit nimmt und sich in Ruhe<br />

durch die 40 Songs hört, die Michael<br />

Stipe, Peter Buck und Mike Mills nun<br />

(in gewollt spartanischer Verpackung)<br />

als Schwanengesang veröffentlicht haben.<br />

Chronologisch geht es voran, beginnend<br />

1982 mit “Gardening At Night”<br />

über Meilensteine wie “The One I Love”<br />

(1987), “Losing My Religion” (1991),<br />

“Man On The Moon” (1992) und “Leaving<br />

New York” (2004) führt die Reise<br />

bis zu “Alliga<strong>to</strong>r, Avia<strong>to</strong>r, Au<strong>to</strong>pilot,<br />

Antimatter” vom 2011er Album COL-<br />

LAPSE INTO NOW. Mit drei neuen,<br />

bisher unveröffentlichten Stücken endet<br />

dann eine Werkschau, die mit Sicherheit<br />

nicht alle Facetten dieser Band zeigt,<br />

bei der viele zu Recht das Fehlen des<br />

einen oder anderen Titels bemängeln<br />

werden, die dennoch über zwei Stunden<br />

allerbeste Rockmusik bietet.<br />

(Warner, 21/76:27, 19/75:46) us<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 45


LP<br />

REVIEWS<br />

ALAN PARSONS PROJECT<br />

EVE<br />

Sechs verschiedene<br />

Leadsänger, beste<br />

Studiomusiker,<br />

dazu das Orches ter<br />

der Münchner Kammeroper<br />

unter Eberhard<br />

Schoener als<br />

weiterer Sound-Veredler: Auch mit Album<br />

Nummer 4 blieben Alan Parsons und Eric<br />

Woolfson ihrem Projektkonzept 1979 treu.<br />

General<strong>the</strong>ma des recht poppig-flockig<br />

ausgefallenen Longplayers war diesmal<br />

die Frau als solche und als Rätsel, zum<br />

Intro gibt es den unausrottbaren Instrumentalknüller<br />

“Lucifer”. Mit “I’d Ra<strong>the</strong>r<br />

Be A Man” oder der Ballade “You Won’t<br />

Be There” finden sich einige zeitlose APP-<br />

Kreationen. Manche der Songs sind mit<br />

der zeitlichen Distanz gewogen allerdings<br />

zu leicht befunden. Nichts zu mäkeln gibt<br />

es wie immer beim APP an der highfidelen<br />

Produktion, die im Reissue von <strong>Music</strong><br />

On Vinyl gegenüber der alten deutschen<br />

Arista-Pressung noch etwas druckvoller<br />

kommen.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 9 Tracks) lb<br />

CHIC<br />

LE FREAK LIVE!<br />

1996 gastierten die<br />

oft unterschätzten,<br />

1977 gegründeten<br />

Disco-Funker Chic<br />

in Tokio im legendären<br />

Budokan, und<br />

dabei legte die Formation<br />

um den Gitarristen Nile Rodgers<br />

und Bassisten Bernard Edwards (als kongeniales<br />

Produzentengespann auch Karriereförderer<br />

für viele Kollegen) einen mitreißenden<br />

Auftritt hin, den die Gäste Steve<br />

Winwood (beim Hendrix-Cover “S<strong>to</strong>ne<br />

Free”), Slash (beim Chic-Klassiker “Le<br />

Freak”) und Sister Sledge bereicherten.<br />

Funk, Disco, Rock und Soul gingen da eine<br />

brodelnde Klangehe ein, die auch 15 Jahre<br />

später immer noch begeistert und jetzt erstmals<br />

auch auf (180g-)Vinyl (Klappcover)<br />

vorliegt, durch die Remaster-Bearbeitung<br />

noch gewonnen hat – und verdeutlicht,<br />

welchen Verlust die Musikwelt erlitt, als<br />

Edwards am 18. April 1996, am Tag nach<br />

dem Konzert, <strong>to</strong>t in seinem Hotelzimmer<br />

aufgefunden wurde.<br />

(Sireena/Broken Silence, 7 Tracks) pro<br />

BacHMAN TURNER<br />

OVERDRIVE<br />

NOT FRAGILE<br />

Dass die Overdriver um Ex-Guess-Who-<br />

Mastermind Randy Bachman und Fred<br />

Turner mehr drauf hatten als nur den<br />

S<strong>to</strong>tter-Rocker “You Ain’t Seen Nothing<br />

Yet”, machten die Kanadier mit jedem ihrer<br />

Alben klar. Mit Anklängen an ZZ Top<br />

und Foghat aber erfüllten sie in den 70ern<br />

– glücklicherweise – ihre „Heavy Duty”<br />

getreu: knackiger Hard Rock in drallem<br />

Sound, unkompliziert genug zum Mitgrölen,<br />

versiert genug gegen Langeweile. Album<br />

Nummer 3 präsentierte 1974 neben<br />

dem Megahit auch das Superriff des Titelsongs<br />

und das flüssige “Roll On Down<br />

The Highway”. Das gut gefertigte Reissue<br />

trägt den verräterischen Hinweis „Mastered<br />

for CD by Tom Ruff” – aber das digitale<br />

(Re)Master bringt einen eher noch härteren<br />

Sound als Mittsiebziger-Pressungen.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 9 Tracks) lb<br />

THE MONKEES<br />

HEAD<br />

Das definitiv ungewöhnlichste<br />

Album<br />

der Monkees! Nach<br />

dem Ende ihrer erfolgreichen<br />

TV-Serie<br />

produzierten Micky<br />

Dolenz, Davy Jones,<br />

Mike Nesmith und Pete Tork mit „Head”<br />

einen Kinofilm, der weder vom Inhalt noch<br />

von der Musik her irgendwelche Gemeinsamkeiten<br />

mit ihren TV-Shows hatte. In<br />

Zusammenarbeit mit Bob Rafelson und Jack<br />

Nicholson entstand eine bizarre Selbstparodie,<br />

ein – Zitat Nicholson – „Antikriegsfilm<br />

auf LSD”. Genauso bizarr auch der Soundtrack,<br />

verrauschte Dialogpassagen und irre<br />

Soundeffekte wechseln sich ab mit Songs<br />

wie “Porpoise Song” oder “Ditty Diego –<br />

War Chant”, die für sich alleine gehört <strong>to</strong>lle<br />

psychedelische Nummern sind. Doch in<br />

Gänze gehört braucht man schon ein dickes<br />

Fell, um diese künstlerische Berg- und Talbahn<br />

zu ertragen. Kein Wunder, wandten<br />

sich die Fans, die kurz zuvor noch bei Songs<br />

wie “Daydream Believer” in Ekstase geraten<br />

waren, enttäuscht von diesem Album ihrer<br />

Helden ab, was HEAD in Vergessenheit geraten<br />

ließ – bis es jetzt als 180g-Vinyl-Edition<br />

wieder zu haben ist.<br />

(Rhino/Warner, 14 Tracks)<br />

tk<br />

MARY BLACK<br />

SPEAKING WITH THE ANGEL<br />

Die irische Sängerin bleibt hier zu Lande<br />

wohl immer Geheimtipp. Dabei erfüllt sie mit<br />

ihrer wandlungsfähigen, seelenvollen Stimme<br />

die meist aus fremder Feder stammenden<br />

Songs immer mit Qualität, manchmal mit<br />

absoluter Extraklasse. Auf ihrem neunten Album<br />

von 1999 machte sie aus Ron Sexsmiths<br />

“Speaking With The Angel” das herzerweichend<br />

schöne Titelstück, und sogar Stings<br />

abgeerntete “Fields Of Gold”glänzen unter<br />

ihrer Stimmbändern wie im wolkenlosen Sonnenaufgang.<br />

In dem diesmal dank exzellenten<br />

Remasterings (Ray Staff bei Air Mastering)<br />

und perfekter 180-Gramm-Pressung wirklich<br />

einnehmend warmen Klang klingt die LP betörender<br />

als die schon starke Original-CD.<br />

(Pure Pleasure/Speakers Corner,<br />

12 Tracks) lb<br />

JOHNNY CASH<br />

AT FOLSOM PRISON<br />

Von diesem legendären<br />

Auftritt des<br />

Man In Black vor<br />

2000 Strafgefangenen<br />

und Wärtern am<br />

13. Januar 1968 existieren<br />

so viele CD-<br />

Versionen, dass man leicht den Überblick<br />

verlieren kann. Jetzt kommt eine schöne<br />

Version auf Doppel-LP mit 22 Songs plus<br />

drei An/Absagen dazu, die alleine wegen<br />

des großformatigen Beiheftes eine Empfehlung<br />

verdient. Obwohl der mit der Carl<br />

Perkins Band verstärkte Gig ohnehin als<br />

Livemitschnitt zur Veröffentlichung geplant<br />

war, überrascht doch der erstaunlich<br />

dynamische, klare Sound. Keine Überraschung<br />

ist natürlich, wie stark der seinerzeit<br />

absolut souveräne Cash auch die fremden<br />

Songs zu seinen eigenen machte. Keine<br />

Frage, dieses Knastalbum nimmt auch<br />

Nicht-Country-Fans wirklich gefangen.<br />

Eines der stärksten Live-Alben aller Zeiten.<br />

(2 LPs <strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo,<br />

22 Tracks) lb<br />

DUKE ELLINGTON & HIS<br />

ORCHESTRA<br />

NEWPORT 1958<br />

Nach dem großen Erfolg<br />

beim 56er Newport-Festival<br />

verpflichtete<br />

der Veranstalter<br />

George Wein<br />

Duke Elling<strong>to</strong>n für<br />

das 58er Konzert,<br />

das glücklicherweise auch mitgeschnitten<br />

wurde. Das 16-köpfige Orchester bot einen<br />

mitreißenden Auftritt, bei dem die Solisten<br />

durch gefühlvolle und mitreißende Einlagen<br />

optimal zur Geltung kamen. Der Höhepunkt<br />

wurde durch das Duell der beiden<br />

Saxofonisten Gerry Mulligan und Billy<br />

Strayhorn erreicht, die sich von Takt zu<br />

Takt zu überbieten versuchten. Doch auch<br />

Tracks wie ein treibendes “Ela Ga<strong>to</strong>”, das<br />

frei gehaltene “Jazz Festival Jazz” oder ein<br />

langsamer Jazzsong, der auch aus einer<br />

verruchten Bar stammen könnte, belegen<br />

die Musikalität der Protagonisten. Ein<br />

packendes Album aus der Zeit der großen<br />

Orchester, in der Einsatz und Leidenschaft<br />

gefragt waren.<br />

(Speakers Corner, 12 Tracks) at<br />

BOB DYLAN<br />

HARD RAIN<br />

Ätsch: “A Hard<br />

Rain’s A Gonna Fall”<br />

ist gar nicht drauf.<br />

Und auch sonst bereitet<br />

der lieblos<br />

erstellte Zusammenschnitt<br />

von zwei<br />

Konzerten im Mai 1976 reichlich Enttäuschungen.<br />

Manche Dylan-Fans geraten ja<br />

in Verzückung, wenn His Bobness seine<br />

größten Songs auf der Bühne zerbröselt.<br />

Die meisten aber dürften sich vor Grauen<br />

abwenden, wenn etwa das zarte Liebeslied<br />

“Lay Lady Lay” wie hier zertrampelt und<br />

zerschrieen wird. Die Begleitband unter der<br />

Führung von T Bone Burnett müht sich mit<br />

den zum Teil radikalen Umarrangements<br />

redlich, aber nicht herzlich ab, der oft angeführte<br />

„Mitmusiker” Mick Ronson mischt<br />

auch nur bei einem Titel mit. Nicht nur<br />

wegen der damals aufspielenden The Band<br />

bleibt Before The Flood (auch auf<br />

Vinyl, GT 5/2011) die erste Wahl für Dylan<br />

live in den 70ern.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 9 Tracks) lb<br />

Vinyl<br />

NAZARETH<br />

RAMPANT<br />

Endlich wieder im Klappcover, wenn<br />

auch ohne das originale Textblatt erfreut<br />

dieses Reissue des 1974er, von Roger<br />

Glover produzierten Nazareth-Longplayers.<br />

Die Fans dürften sich zudem über<br />

die Zugabe “Down” freuen, weil oder obwohl<br />

die CD-Version von Castle seinezeit<br />

drei andere Bonus-Tracks bot. Das aktuelle<br />

Remastering von Tim Turan brachte<br />

etwas mehr Präsenz und Basswumme in<br />

den schnörkellosen Schotten-Rock. Die<br />

Höhen brillieren glücklicherweise, ohne<br />

zu kreischen, was sich beim verzirpten<br />

“Light My Way” sehr positiv auswirkt.<br />

Nazareth brachten neben Mitgröl-Hits<br />

wie “Shanghai’d In Shanghai” auch immer<br />

wieder traumhafte Rockballaden in<br />

die Rille, hier findet sich mit “Loved And<br />

Lost” eine ihrer stärksten. Gelungen auch<br />

der zweigeteilte Schlusstrack mit dem<br />

Yardbirds-Cover “Shapes Of Things” und<br />

“Space Safari”.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 9 1/2 Tracks) lb<br />

WEATHER REPORT<br />

BLACK MARKET<br />

BLACK MARKET<br />

(mit seinem wunderschönen<br />

Cover!)<br />

zeigt die Jazz-Rocker<br />

um Joe Zawinul<br />

Mitte der 70er<br />

auf dem Weg von<br />

den experimentellen ersten Alben zu den<br />

kommerziell erfolgreicheren eingängigen<br />

Alben wie HEAVY WEATHER. Besonders<br />

die erste Seite der LP strahlt mit<br />

seiner groovenden Grundstimmung pure<br />

Lebensfreude aus, auf der zweiten Seite<br />

weht dann ein Hauch Melancholie durch<br />

die Stücke, wird das Tempo zurückgenommen,<br />

mehr Atmosphäre erzeugt. Und<br />

wie so oft bei Wea<strong>the</strong>r Report gingen mit<br />

den Aufnahmen für ein neues Album auch<br />

Besetzungswechsel einher: Jaco Pas<strong>to</strong>rius<br />

zupfte jetzt den Bass und Chester Thompson<br />

nahm hinter dem Schlagzeug Platz.<br />

Erfreulich auch, dass der Klang dieser<br />

180g-Vinyl-Ausgabe qualitativ Schritt<br />

hält mit dem hervorragendem Remastering<br />

der CD-Ausgaben der letzten Jahre.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 7 Tracks) tk<br />

THE OSCAR PETERSON<br />

TRIO<br />

WE GET REQUESTS<br />

Dieses Gebinde von Jazzstandards, dargeboten<br />

von einem Klaviertrio, erscheint<br />

vielleicht etwas überraschend in diesem<br />

Pop-lastigen Umfeld, ist aber fraglos<br />

eine der absoluten Empfehlungen für<br />

Vinyljunkies und Klangfreaks: Auf zwei<br />

mit 45 Umdrehungen pro Minute abzuspielenden<br />

schwergewichtigen Scheiben<br />

schnitt Analogue Productions dieses 1964<br />

erstmals bei Verve erschienene Jazz- und<br />

High-End-Juwel nun in extra breite Rillen.<br />

Das Ergebnis ist ein unbeschreiblich<br />

entspannter, dynamischer, detailreicher<br />

und durchsichtiger Klang. So kommt das<br />

traumhaft kommunikative Spiel von Klaviergigant<br />

Oscar Peterson (1925–2007),<br />

Bass-Koryphäe Ray Brown und Drummer-Ass<br />

Ed Thigpen so frisch wie am ersten<br />

Tag aus den Lautsprechern.<br />

(Analogue Productions/<br />

Speakers Corner, 10 Tracks)<br />

lb<br />

PATTI SMITH<br />

RADIO ETHIOPIA<br />

Zu wie viel Abwertung können zehn<br />

Minuten Nervtöten nach 30 Minuten<br />

starker Mucke führen? Patti Smith ließ<br />

auf dem live aufgenommenen Titelsong<br />

ihres zweiten Albums die Sau raus, purer<br />

Seite 46 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


LP<br />

REVIEWS<br />

Noise und gesprochene Textfetzen. Für<br />

furchtlose Avantgardisten vielleicht eine<br />

Onanier-Vorlage, für die meisten Musikfans<br />

lärmend-lähmender Abtörn. Doch der<br />

im Studio produzierte Rest: bärenstarke<br />

Songs wie der Mini-Hit “Pissing In A River”<br />

, auch das lange “Poppies” überzeugt<br />

mit eher poetischen als punkigen Klängen.<br />

Das Reiusse des 1976er Originals geht sicher<br />

auf digitales Remaster zurück – Arista<br />

und Sony <strong>Music</strong> brachten 1996 und 2007<br />

CD-Editionen heraus. Dynamischer, aber<br />

auch minimal harscher als zeitgenössische<br />

Vinylausgaben.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 8 Tracks) lb<br />

FRANK SINATRA<br />

COME DANCE WITH ME<br />

Der Balladenschmachter<br />

aus Hoboken<br />

verlor in der<br />

Nachkriegszeit an<br />

Bedeutung und verdingte<br />

sich in Clubs.<br />

Ab 1957 hatte er<br />

wieder Oberwasser, durch bestarrangierte<br />

Tristesse, vor allem aber durch Swing. So<br />

folgte auf den LP-Erfolg COME FLY WITH<br />

ME schnell dieses Follow-Up. Orchesterchef<br />

Billy May, wie Sinatra Deadline-Junkie,<br />

packte schnell Bläserbreitseiten mit je vier<br />

Trompeten und Posaunen und sechs Saxofonen<br />

ins Studio, gegen die der Pate mühelos<br />

Evergreens wie “Cheek To Cheek” und<br />

“I Could Have Danced All Night” croonte.<br />

Man sieht ihn geradezu fingerschnippen und<br />

lässig mit der Zigarettenhand die Partitur<br />

umblättern. Der Titelsong stammt ebenso<br />

wie “The Last Dance” und der Bonus-Titel<br />

“Same Old Song And Dance” von den Routiniers<br />

Sammy Cahn und Jimmy Van Heusen,<br />

das eingängige “Something’s Got To Give”<br />

trug Johnny Mercer bei. Fetziger Höhepunkt<br />

aber bleibt “Just In Time”, bei dem Drummer<br />

Alvin S<strong>to</strong>ller vom Duke Elling<strong>to</strong>n Orchestra<br />

zu Weihnachten 1958 in der Tat so exakt wie<br />

ekstatisch im Timing lag.<br />

(WaxTime Records/inakustik,<br />

13 Tracks) utw<br />

BLACKMORE’S NIGHT<br />

THE VILLAGE LANTERNE<br />

THE VILLAGE<br />

LANTERNE war<br />

2006 die fünfte Studioscheibe,<br />

auf der<br />

Ritchie Blackmore,<br />

der einstige Sechssaitenbearbeiter<br />

von<br />

Deep Purple und Rainbow, mit seiner singenden<br />

Lebensgefährtin Candice Night<br />

der Neigung zu folkig-mittelalterlicher<br />

Renaissance-Musik freien Lauf ließ (unter<br />

Verzicht auf Härte und metallische Anklänge,<br />

die vergleichbare Acts dieses Genres<br />

pflegen). Ruhige, oft akustische Töne<br />

dominierten, verursachten seinerzeit noch<br />

häufig Gänsehautgefühle – und Blackmore<br />

kreierte wieder inspirierte Soli (“Just Call<br />

My Name”!). Aber auch Tanzbares war neben<br />

betörenden Melodien und Nights weichem,<br />

manchmal ä<strong>the</strong>rischem Gesang dabei.<br />

Remastert und als Doppel-Gatefold in<br />

limitierter Auflage nun auch als Vinyl erhältlich<br />

und für entspannte Abende (wenn<br />

möglich mit Kaminfeuer) zu empfehlen.<br />

(SPV, 14 Tracks)<br />

pro<br />

JOHN COLTRANE<br />

LIVE AT BIRDLAND<br />

An zwei Abenden im Herbst 1963 wurden<br />

diese fünf Stücke im New Yorker Birdland-Jazzclub<br />

mitgeschnitten. Zusammen<br />

mit McCoy Tyner (p), Jimmy Garrison<br />

(b) und Elvin Jones (dr) zeigte sich John<br />

Coltrane an Tenor- und Altsaxofon auf<br />

dem Weg vom klassisch geprägten Jazz<br />

in Richtung a<strong>to</strong>naler Freiheit, von klar<br />

erkennbaren Strukturen zu frei im Raum<br />

schwebender Musik, die letztendlich<br />

ohne Vergleich ist (auch wenn der amerikanische<br />

Jazzexperte Michael Bailey hier<br />

Mozarts Requiem anführt ...). Bemerkenswert<br />

auch der Spagat zwischen dem<br />

wütend anklagendem “Alabama” und<br />

dem lieblich tänzelnden “Your Lady”,<br />

zwei Songs direkt hintereinander gespielt,<br />

wie sie unterschiedlicher kaum sein können.<br />

Immer noch eines der besten Jazzalben<br />

aller Zeiten!<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 5 Tracks) us<br />

TONY BENNETT<br />

I LEFT MY HEART IN SAN<br />

FRANCISCO + THE MOVIE<br />

SONG ALBUM<br />

Gleich zwei 60er-Alben von Tony Bennett<br />

werden jetzt als 180g-Pressungen wiederveröffentlicht.<br />

Das mit Platin ausgezeichnete I<br />

LEFT MY HEART IN SAN FRANCISCO<br />

kam 1962 auf den Markt und erreichte in den<br />

USA #5 in den Billboard-Pop-Charts. Mit bekannten<br />

Filmtiteln, Broadway-Melodien und<br />

Cover-Versionen gelang Bennett genau die<br />

Mischung, die das Publikum hören wollte,<br />

machte er dieses Album zu einem der meistverkauften<br />

in seiner langen Karriere. Mit dem<br />

fast gleichen Konzept gelang ihm 1966 mit<br />

THE MOVIE SONG ALBUM ein ähnlich<br />

großer Erfolg: Dieses Mal konzentrierte Bennett<br />

sich auf bekannte Songs aus Kinofilmen,<br />

darunter “The Oscar”, der Titelsong seines<br />

ersten und gleichzeitig letzten Movies. Arrangiert<br />

von Quincy Jones, Al Cohn, Larry Wilcox<br />

und Neal Hefti, unterstützt von illustren<br />

Gästen wie Luiz Bonfá (“Samba De Orfeu”),<br />

Johnny Mandel (“Emily”) oder den Pianisten<br />

Tommy Flanagan und Jimmy Rowles gelang<br />

eine geniale Verbindung von erlesenen<br />

Kompositionen mit klasse Arrangeuren und<br />

Musikern, gekrönt von einem Interpreten der<br />

Spitzenklasse.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo,<br />

12 Tracks + 12 Tracks) us<br />

ROY ORBISON<br />

THE MONUMENT SINGLES<br />

COLLECTION (1960 –1964)<br />

23 Jahre alt war Roy Orbison 1960, als er<br />

damit begann, die ersten Singles für Monument<br />

Records aufzunehmen. Nur vier Jahre<br />

später gehörten beide, Label und Künstler,<br />

zu den erfolgreichsten Aufsteigern des<br />

amerikanischen Rock’n’Roll. Unsterbliche<br />

Songs wie “Only The Lonely”, “Running<br />

Scared”, “Crying”, “In Dreams” und “Oh,<br />

Pretty Woman” sorgten für Charterfolge<br />

und gigantische Verkaufszahlen. Diese wird<br />

THE MONUMENT SINGLES COLLEC-<br />

TION (1960–1964) heutzutage natürlich<br />

nicht mehr erreichen, doch wer sich diese<br />

Doppel-LP zulegt, wird mit einem Rückblick<br />

in jene Zeit in der wohl schönsten<br />

Form belohnt: Alle A- und B-Seiten der<br />

Monument-Singles im originalen Monomix<br />

auf zwei frisch und klar klingenden<br />

180g-Vinylscheiben, im Innern des aufklappbaren<br />

Covers alle Besetzungs- und<br />

Aufnahme-Infos – ja, so hält diese Deluxe<br />

Edition was ihr Name verspricht.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo,<br />

2 LPs, 39 Tracks) us<br />

JOHNNY WINTER<br />

JOHNNY WINTER<br />

Mit seinem selbst<br />

betitelten CBS-<br />

Debüt aus dem Jahr<br />

1969 – auch die vorher<br />

aufgenommene<br />

Platte THE PRO-<br />

GRESSIVE BLUES<br />

EXPERIMENT erschien 1969 – kreierte<br />

der texanische Musiker einen Meilenstein<br />

des weißen Blues-Rock. Der raue Gesang,<br />

seine flüssig gespielte Gitarre, ein intensives<br />

Feeling und eben die Fusion der<br />

Welt des Blues und des Rock bildeten die<br />

Basis für eine Traumkarriere. Slow Blues<br />

mit einem orgiastischen Solo (“Be Careful<br />

With A Fool”), eine packende Cover-Version,<br />

die Winter auch im „Beat-Club” darbot<br />

(“Good Morning Little School Girl”), die<br />

Fifties-Ballade “l’ll Drown In My Tears”<br />

und natürlich zünftige Blues-Rocker (“I’m<br />

Yours And I’m Hers”) stehen für zeitlose<br />

Musik. Es ist mehr als erfreulich, dass<br />

Speakers Corner diese unverzichtbare<br />

Platte veröffentlicht hat, dazu noch als<br />

180g-Pressung in einer farblich exakten<br />

Reproduktion des Originalcovers.<br />

(Speakers Corner, 9 Tracks)<br />

at<br />

NINA HAGEN<br />

NINA HAGEN BAND<br />

Dass dieses Superalbum des Deutsch-Rock<br />

nie in die Top Ten kam (Platz 11 war 1978<br />

Endstation) zählt zu den drolligen Chart-<br />

Details Germaniens. Und dass es noch immer<br />

oft als Punk klassifiziert wird, zu den<br />

drolligen Doofheiten des Pop-Feuille<strong>to</strong>ns.<br />

Mit den ehemaligen Musikanten von Lokomotive<br />

Kreuzberg hatte die aus der DDR<br />

rübergemachte Catharina Hagen (so das der<br />

Originalausgabe beigelegte Textblatt) eine<br />

Klasse-Band rekrutiert, ihr neues Label CBS<br />

spendierte eine aufwändige Produktion in<br />

den Berliner Hansa-Studios, und herauskam<br />

ein musikalisch enorm abwechslungsreiches,<br />

textlich saftiges Rockalbum. Themen wie<br />

Abtreibung, lesbischer Sex, Aussagen wie<br />

„Ich bin nicht deine Fickmaschine” – das<br />

war Lyrik der eher härteren Art, verpackt in<br />

zeitlos starke Rock-, Rock’n’Roll-, Reggaeund<br />

– ok – auch Punknummern. Gutes Reissue<br />

ohne Mängel, also: ran!<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 11 Tracks) lb<br />

JOE JackSON<br />

NIGHT AND DAY<br />

Nach dem Swing-Bluesalbum Jumpin’<br />

Jive raffte sich der knitzige Songwriter<br />

1982 zu seinem stärksten – und erfolgreichsten<br />

– Popalbum auf. Mit dem unauslöschlichen<br />

Ohrwurm “Steppin’ Out” findet sich<br />

Vinyl<br />

sogar ein veritabler Hit auf der “Night Side”,<br />

mit “A Slow Song” eine der stärksten Jackson-Balladen<br />

überhaupt auf der “Day Side”,<br />

alles mit Gitarristen-loser Stammband in<br />

einem knackigen Topsound produziert. Mix<br />

und digitalisiertes Master dieser beachtlich<br />

sauber gefertigten Neupressung scheinen<br />

auf die 2003 auf Doppel-CD erschienene<br />

Deluxe-Ausgabe zurückzugreifen. Klanglicher<br />

Maßstab bleibt für Vinylfans die 1998<br />

bei Speakers Corner vertriebene, von der<br />

Analogbändern gezogene und bei Pallas in<br />

Diepholz gepresste LP-Ausgabe. Die dürfte<br />

aber kaum noch zu kriegen sein.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 9 Tracks) lb<br />

SAGA<br />

HOUSE OF CARDS<br />

Mit HOUSE OF<br />

CARDS setzte die<br />

kanadische Band<br />

Saga 2001 – zu dem<br />

Zeitpunkt von manchen<br />

Genre-Fans bereits<br />

als Buchhalter<br />

des Prog-Rock abgetan und in die Schublade<br />

„überflüssig” gesteckt – nach einigen<br />

Durchhängern wieder zu einem gefeierten<br />

Kreativhöhenflug an. Eingängige und dennoch<br />

komplexe Nummern vereinbarten<br />

Radiotauglichkeit mit Anspruch, die typischen<br />

Saga-Trademarks der frühen Jahre<br />

waren auf einmal wieder zu hören – und<br />

wirken jetzt auf Vinyl nochmals intensiver.<br />

Melodisch, manchmal melancholisch, dann<br />

wieder peppig-frisch, mit spielerischen<br />

Feinheiten, die ebenso kompakt wie unprätentiös<br />

in Szene gesetzt wurden, dominiert<br />

von Michael Sadlers unverkennbarem<br />

Gesang, Jim Gilmours Keyboards und Ian<br />

Crich<strong>to</strong>ns eigenwilligen Gitarrenriffs – das<br />

oft übersehene kleine Meisterwerk legt man<br />

gerne wieder auf.<br />

(Steamhammer/SPV, 11 Tracks) pro<br />

BILLIE HOLIDay<br />

SOLITUDE<br />

Musik für den Verführer!<br />

Eine Flasche<br />

edlen Rotweins,<br />

die obliga<strong>to</strong>rischen<br />

Kerzen und dann<br />

noch die Scheibe<br />

von Billie Holiday<br />

auf den Plattenteller – und schon schmelzen<br />

die Frauen (oder Männer) dahin! Der<br />

Grund hierfür liegt auf der Hand, denn<br />

die intime, brüchige, zarte und facettenreiche<br />

Stimme der Jahrhundertsängerin<br />

hat so eine Eindringlichkeit, dass sich<br />

niemand den von ihr transportierten Gefühle<br />

entziehen kann. Das Album wurde<br />

im März und April 1952 in Los Angeles<br />

aufgenommen und kann schon allein<br />

durch die Liste der Musiker beeindrucken<br />

(unter anderem Oscar Peterson, Barney<br />

Kessel, Ray Brown und Charlie Shavers),<br />

die die „Mitternachtssongs” wie “East<br />

Of The Sun (West Of The Moon)”, “Solitude”,<br />

“Moonglow” oder “Everything I<br />

Have Is Yours” behutsam umsetzen und<br />

Holidays Stimme gekonnt umgarnen.<br />

Wunderschön! Von Speakers Corner wurden<br />

auch die ebenbürtigen MUSIC FOR<br />

TORCHING und BODY AND SOUL veröffentlicht.<br />

(Speakers Corner, 12 Tracks) at<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 47


CD<br />

REVIEWS<br />

SEASICK STEVE<br />

WALKIN‘ MAN (THE VERY<br />

BEST OF)<br />

Als 60-Jähriger veröffentlichte Seasick<br />

Steve mit den Level Devils 2001 sein erstes<br />

Album, fünf Jahre später brachte der<br />

US-Bürger mit Wohnsitz in Norwegen seine<br />

erste Soloplatte heraus. Jools Holland<br />

präsentierte den schrägen, grummelnden<br />

Ex-Hobo (bürgerlich: Steven Gene Wold)<br />

in seiner TV-Show und verschaffte ihm so<br />

den Durchbruch auf breiter Basis. Auf seiner<br />

Werkschau demonstriert Seasick Steve<br />

nun sein ganz eigenes, minimalistischprimitives<br />

und doch substanzschwangeres<br />

Verständnis des Blues. Den stimmt er auf<br />

selbst gebauten Instrumenten an, die mal<br />

nur eine, dann wieder drei Saiten aufweisen,<br />

denen er eindringliche Töne entlockt<br />

und die er auch slidend traktiert. Er nähert<br />

sich (mit Ruby Turner) dem Gospel<br />

an, lässt sich von Bo Diddley inspirieren<br />

– diese “Best Of” ist zum Kennenlernen<br />

wärmstens zu empfehlen.<br />

(Warner, 21/78:46)<br />

pro<br />

AMY WINEHOUSE<br />

LIONESS: HIDDEN TREASURES<br />

Das erwartete dritte<br />

Album der im Juli<br />

2011 vers<strong>to</strong>rbenen<br />

Amy Winehouse bietet<br />

zwar keine Überraschungen,<br />

aber die<br />

erhoffte Hochwertigkeit.<br />

Auffällig ist, dass die grandiose Sängerin<br />

natürlich nicht mehr den Einfluss hatte<br />

wie bei ihren beiden ersten Alben, die eigenwilliger<br />

und mutiger waren. LIONESS:<br />

HIDDEN TREASURS ist kommerzieller,<br />

etwas glatter (besonders was den instrumentalen<br />

Background betrifft) und (unvermeidbar)<br />

nachträglich bearbeitet. Trotzdem<br />

sind die zwölf Songs keineswegs „Resteverwertung”<br />

Es ist ein Mix von Titeln, die<br />

Winehouse für das geplante neue Album<br />

noch geschrieben hat (“Like Smoke”,<br />

“Half Time”, “Best Friends”, “Between<br />

The Cheats”), und älterem Material, das bei<br />

ihren beiden ersten Alben nicht berücksichtigt<br />

werden konnte. Winehouse hatte zudem<br />

noch einige wundervolle Cover-Versionen<br />

auf Lager, die jetzt endlich für ihre zahlreichen<br />

Fans hörbar sind: “Will You Still<br />

Love Me Tomorrow”, ehemals ein Hit der<br />

Shirelles, hatte sie bereits 2004 aufgenommen.<br />

Hier ist es ein Glanzlicht. Die Edward-<br />

Heyman-Komposition “Body & Soul” aus<br />

dem Jahr 1930 (im Duett mit Tony Bennett)<br />

und Leon Russells “A Song For You” bilden<br />

den Abschluss des würdigen Abschiedsalbums<br />

einer beeindruckenden Künstlerin.<br />

(Island/Universal, 12/45:20)<br />

p<br />

STEVIE NICKS<br />

HOUSE OF BLUES<br />

Doch, doch, die Fleetwood-Mac-Madame<br />

war bestens in Form, als sie 1994 die House-<br />

Of-Blues-Filiale in Hollywood beehrte. Mit<br />

kompetenter Band samt Sax & Slide im Rücken<br />

(keine Angaben) präsentierte sie lebendige<br />

Versionen ihrer Gruppen-Hits. Neben<br />

“The Chain” dehnte Stevie Nicks “Rhiannon”<br />

dabei ohne Längen auf fast elf Minuten<br />

aus, lieferte eine ansprechende Version von<br />

Tom Pettys “I Need To Know” und führte<br />

durch einige nachhaltig gültige Kompositionen<br />

ihres Solokanons: “Outside The Rain”<br />

und ein episches “Edge Of Seventeen”<br />

(11:40) von BELLA DONNA kommen<br />

bes tens zur Geltung, ebenso wie “Rooms<br />

On Fire” von THE OTHER SIDE OF THE<br />

MIRROR. Doch wenn all dies so lieblos<br />

ohne Infos präsentiert wird, nützt auch kein<br />

Pappschuber, der frech „fur<strong>the</strong>r details” verspricht.<br />

Die recht annehmbar klingenden<br />

Aufnahmen werden ohne Ansagen aus- und<br />

eingeblendet und nehmen so einiges von der<br />

Live-Atmosphäre weg. Schade um ein potenziell<br />

wertvolles Dokument.<br />

(Chrome Dreams/inakustik, 11/71:02) utw<br />

E.G. KIGHT<br />

LIP SERVICE<br />

Blueser(innen) werden in den Südstaaten<br />

der Legende nach als solche geboren.<br />

Nicht so E.G.: Sie stammt zwar aus dem<br />

Sprengel der Allman Bro<strong>the</strong>rs nahe Macon,<br />

Georgia – zum Blues aber kam sie<br />

über Gospel und Country, inspiriert durch<br />

Koko Taylor, mit der sie kooperierte und<br />

der sie hier posthum mit “Koko’s Song”<br />

ein Denkmal setzt. Frau Kight, deren<br />

kräftige Stimme nicht meilenweit von<br />

Bonnie Raitt entfernt ist, kann Boogie<br />

und Country-Blues, liebt es rau und rustikal<br />

wie im S<strong>to</strong>nes-igen Titelsong, frech<br />

funky bei “I’m In It To Win It”, aber auch<br />

hauchzart in ihren Soulballaden “That’s<br />

How A Woman Loves” und “Somewhere<br />

Down Deep”. Textlich hat Eugenia Gayle<br />

Kight es ebenso in sich: Die Krise verschont<br />

keinen, nicht mal die „Sugar Daddies”,<br />

die ihren Neben-Blondinen nun<br />

keine Diamanten mehr kaufen! Kight teilt<br />

sich die Gitarrenarbeit mit Tommy Tal<strong>to</strong>n<br />

und Ken Wynn, zum erdigen Sound<br />

trägt oft die Hammond von Paul Hornsby<br />

bei. Für „Sou<strong>the</strong>rn Fried”-Fans eine der<br />

Scheiben von 2011!<br />

(Blue South/Vizz<strong>to</strong>ne, 12/47:27) utw<br />

WELL BAD<br />

BEAUTIFUL DISASTER<br />

„Well Bad spielen<br />

Blues für Leute, die<br />

gar nicht wissen,<br />

dass sie auf Blues<br />

stehen”, schreibt das<br />

Internet-Webzine<br />

burnyour ears.de und<br />

vergleicht den jungen Hamburger Well Bad,<br />

der für die Musik dieser Band verantwortlich<br />

ist, mit Größen wie Everlast oder Colin<br />

Moore. Es ist tatsächlich nicht so einfach<br />

in Worte zu fassen, warum einen dieses<br />

Debüt so berührt, was die Besonderheit dieser<br />

Lieder ausmacht. Mit ganz viel Gefühl<br />

wird da an die Songs herangegangen, neben<br />

klassischer Bluesbegleitung gibt es auch<br />

mal ein Omnichord oder ein Akkordeon zu<br />

hören. Da bei den Arrangements nie zu dick<br />

aufgetragen wird, da die unterschiedlichen<br />

Stilmittel aber immer wieder punktuell<br />

überzeichnend eingesetzt werden, gelingt<br />

ein Album, bei dem jeder Song individuell<br />

anders klingt. Der Musiker selbst gibt Willie<br />

Dixon, Tom Waits oder die Black Keys<br />

als Inspiration an, und auf BEAUTIFUL<br />

DISASTER ist tatsächlich vieles aus deren<br />

Musik zu hören. Nur, was Well Bad daraus<br />

machen, ist nichts anderes als das beste<br />

Bluesdebüt seit langer, langer Zeit.<br />

(Blue Central Records, 12/41:30) us<br />

OMAR & THE HOWLERS<br />

ESSENTIAL COLLECTION<br />

Niemand kann den<br />

Blues neu erfinden;<br />

sein genetischer<br />

Aufbau ist vollends<br />

entschlüsselt. Folglich<br />

liegt der Reiz<br />

der Sache darin, mit<br />

bekannten Vokabeln Neues zu kreieren.<br />

Und das ist Kent „Omar” Dykes während<br />

seiner gesamten Karriere prächtig<br />

geglückt. Statt dauernd sattsam bekannte<br />

Klassiker auszuwringen, hat der im<br />

aktuellen Blues-Rockleben stehende,<br />

stimmgewaltige Könner eine Vielzahl<br />

packender Songs komponiert, die mit<br />

ihrer Kombination aus bestens dosierter<br />

Kraftmeierei, glühenden Gitarrenarrangements<br />

und raffiniertem Feinschliff im<br />

Idealfall sogar selbst zu Semiklassikern<br />

avancierten. Somit fielen die Entscheidungen,<br />

welche Songs auf den Doppeldecker<br />

ESSENTIAL COLLECTION kommen<br />

sollten, ausgesprochen schwer. Und<br />

trotzdem war die von Omar selbst besorgte<br />

Auswahl für ihn ein unverlierbares<br />

Heimspiel. CD 1 bringt sozusagen objektiv<br />

seine größten Erfolge – alles eigene<br />

Songs –, während CD 2 einer Auswahl<br />

der nach seinem subjektiven Urteil besten<br />

Arbeiten vorbehalten ist, unter denen<br />

sich neben Omar-Kompositionen auch<br />

Vorlagen von Größen wie Oscar Brown,<br />

Jerry Leiber/Mike S<strong>to</strong>ller, Clarence<br />

Brown und Willie Dixon befinden. Beste<br />

Tracks: “Hard Time In The Land Of Plenty”,<br />

“Muddy Springs Road”, “S<strong>to</strong>ne Cold<br />

Blues”, “That’s Your Daddy Yaddy Yo”<br />

und das an CCR erinnernde “Mississippi<br />

Hoo Doo Man”.<br />

(Ruf/inakustik, 15/64:39 + 15/58:58) hjg<br />

JESSY MARTENS AND<br />

BAND<br />

BRAND NEW RIDE<br />

Die brandneue Fahrt ist der große Bewährungshelfer<br />

für die Hamburger Sängerin<br />

Jessy Martens, schrieb die bewährte<br />

Cover-Queen doch sämtliche Songs ihres<br />

aktuellen Wurfes selbst, unter den Helfern<br />

waren Catharina Boutari und Big Daddy<br />

Wilson. Das im traditionellen 12-Takt-<br />

Schema aufgeheizte “You Touch My<br />

Blues” ist dabei nur eine Facette, zahlreiche<br />

Tracks wie “Little Mama Don’t<br />

Play”, “Hands Up” oder die Titelnummer<br />

leben von gut abgehangenen Rockriffs,<br />

zu denen Martens ihre Geschichten so<br />

inbrünstig lebt, dass man sich fragt: au<strong>to</strong>biografisch<br />

oder bestens gespielt? Letzteres<br />

trifft auf jeden Fall auf ihre Band zu,<br />

in der neben dem bewährten Jan Fischer<br />

jetzt Roman Werner (g), Tom Rohloff (b)<br />

und Christian Kolb (dr) agil agieren. Kolb<br />

leitet das Bo-Diddley-esk-funkige “Hey<br />

Mister” ein: Dschungelrhythmus pur – die<br />

ganze Platte ist ein Abenteuer.<br />

(Moon Sound Records/New <strong>Music</strong><br />

Distribution, 10/42:07)<br />

utw<br />

Blues – R&B – Soul – Funk<br />

KEITH B. BROWN<br />

DOWN THE LINE<br />

Richtig beschwingt startet Keith B. Brown<br />

mit dem Titelsong “Down The Line”: Er<br />

slidet kraftvoll auf seiner Akustikgitarre,<br />

zupft die Saiten aber auch gefühlvoll einzeln,<br />

wobei ihn Etienne Prieuret unterstützt<br />

und Jason Ricci flott in seine Mundharmonika<br />

bläst. Brown, der in Wim Wenders<br />

Film „Soul Of A Man” Skip James verkörperte,<br />

bietet eine quicklebende wie beseelte<br />

Mixtur aus Delta-Blues, Gospel, Folk und<br />

gelegentlichen Country-Tupfern. Seine<br />

Begleitband setzt sich aus US-Landsleuten<br />

und Franzosen zusammen, war in Frankreich<br />

im Studio und verdeutlicht, dass<br />

zeitgenössischer Akustikblues mit Traditionsbewusstsein<br />

und innovativen Einfällen<br />

keine Grenzen kennt und hohen Unterhaltungswert<br />

besitzen kann. Da wächst ein<br />

kompetenter Rivale für Eric Bibb, Keb Mo<br />

oder Alvin Youngblood Hart heran.<br />

(Dixiefrog/Fenn, 13/41:28)<br />

pro<br />

THE BLUES BAND<br />

FEW SHORT LINES<br />

Ganz ehrlich: Eine<br />

derartig inspiriertspritzige<br />

Leistung<br />

hätte der Rezensent,<br />

der sein erstes Interview<br />

1980 mit der<br />

Blues Band führte,<br />

der Combo von fünf Herren im gesetzteren<br />

Alter nicht mehr zugetraut! Es zahlt sich<br />

kontrastreich aus, dass Paul Jones (Harp)<br />

und Dave Kelly (Slidegitarre) beim Gesang<br />

abwechseln und auch mal Tom McGuiness<br />

(g) und Gary Fletcher (b) ans Mikro lassen.<br />

Traditionellere Bluesnummern wechseln<br />

mit Uptempo-, fast schon Pub-Rockartigen<br />

Stücken, so fällt das Gesamtwerk variantenund<br />

spannungsreich aus. Zumal zahlreiche<br />

Gäste (Maggie Bell, Linda Lewis, Southside<br />

Johnny, Al Kooper, Pete Wingfield, Mike<br />

Sanchez!) für weitere Sahnehäubchen sorgen.<br />

Es ist schlicht begeisternd, wie sich die<br />

Blues Band noch einmal zu einem echten<br />

Höhenflug emporschwingt. Chapeau, meine<br />

Herren! So hätten es auch noch ein paar Zeilen<br />

(sprich Songs) mehr sein dürfen.<br />

(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 14/57:50) pro<br />

DUKE ROBILLARD<br />

LOW DOWN & TORE UP<br />

Tief in den Chicago-Blues und R&B der<br />

späten 40er und frühen 50er Jahre taucht<br />

Duke Robillard auf LOW DOWN AND<br />

TORE UP ein. Dafür hat er sich Songs von<br />

Eddie James, Eddie Taylor, James Crawford,<br />

Dave Bartholomew, Jimmy McCracklin, Mel<br />

London, Eddie Jones, Pee Wee Cray<strong>to</strong>n, Guitar<br />

Slim oder Elmore James vorgenommen<br />

und mit superben Begleitmusikern (inklusive<br />

knackiger Bläser) live im Studio zu neuem<br />

Leben erweckt. Das für Robillard so typische<br />

Swing-Feeling darf natürlich nicht fehlen –<br />

es groovt unwiderstehlich! Dazu passt seine<br />

Stimme (Dr. John trifft Wolfman Jack) zu<br />

den Liedern wie die Faust aufs Auge. Quicklebendiger<br />

Musik-Geschichtsunterricht voller<br />

Seele, der die zeitlose Güte dieser Songs<br />

ebenso demonstriert wie die Ausnahmeklasse<br />

des Musikers Robillard, der das amerikanische<br />

Musikerbe weiterträgt.<br />

(Dixiefrog/Fenn, 14/49:15)<br />

pro<br />

THE DELTA SAINTS<br />

THE DELTA SAINTS<br />

Für ihr erstes reguläres Album haben die<br />

Delta Saints aus Nashville ihre im Selbstvertrieb<br />

veröffentlichte Sechs-Song-EP<br />

“A Bird Called Angola” von 2010 um fünf<br />

Seite 48 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

Songs ergänzt. Dabei hat das Quintett trotz<br />

seiner Herkunft nichts mit Country am Hut,<br />

sondern beliefert mit einer Sumpf- und<br />

R&B-getränkten Mischung aus Blues- und<br />

Sou<strong>the</strong>rn-Rock samt Retro-Rockanleihen.<br />

Rau und derb gehen die Youngster zur Sache<br />

– bei allem juvenilem Schwung durchaus<br />

geschichtsbewusst, wie “Company Of Thieves”,<br />

eines der Highlights der CD, auch textlich<br />

mit einer gelungenen Abhandlung über<br />

den (schwarzen) Blues belegt. Dazu tönt die<br />

Band eigenständig und zugleich au<strong>the</strong>ntisch,<br />

verlangt konzentriertes Hinhören, um die im<br />

durchaus groben Gesamtklangbild immer<br />

wieder versteckten Feinheiten zu entdecken.<br />

(Dixiefrog/Fenn, 11/44:24)<br />

pro<br />

THE JIMMY BOWSKILL<br />

BAND<br />

BACK NUMBER<br />

Da hat es einer<br />

aber eilig ... Jimmy<br />

Bowskill aus der kanadischen<br />

Kleinstadt<br />

Bailieboro, Ontario,<br />

legt als 21-Jähriger<br />

bereits sein fünftes<br />

Album vor! Der Youngster gehört damit zu<br />

den quantitativ stärksten Produktivkräften<br />

des Blues-Rock – und die qualitative Seite<br />

leidet darunter überhaupt nicht. Im Gegenteil,<br />

Bowskill und seine beiden neuen Bandmitglieder<br />

Daniel Reiff (dr) und Ian McKeown<br />

(b) plus Keyboarder Aaron Hoffmann brennen<br />

ein wahres Feuerwerk ab, das eigene<br />

Songs ebenso umfasst wie Kompositionen<br />

von Mark Farner (Grand Funk Railroad) und<br />

des Liedermachers Ron Sexsmith. Die Spannbreite<br />

reicht dabei von der gefühlsechten<br />

Ballade “Spirit Of The Town” über den cooljazzigen<br />

Shuffle “Least Of My Worries” bis<br />

zur Kraftprotznummer “Linger On The Sweet<br />

Time”. Die Gruppe spielt den Trumpf ihrer<br />

unverbrauchten Power trefflich aus, und wenn<br />

die angestammten Trio-Instrumente nicht reichen,<br />

greift man höchstselbst auch zu Piano,<br />

Trompete und Posaune. Und bei “Seasons<br />

Change” drohende Ausdruckslücken im vokalen<br />

Bereich schließt kein Geringerer als Paul<br />

Rodgers, souverän wie immer. Da kommt<br />

der Verdacht auf, BACK NUMBER könnte<br />

Bowskills bislang bestes Album sein ...<br />

(Ruf/inakustik, 11/47:48)<br />

hjg<br />

DAVID GOGO<br />

SOUL-BENDER<br />

Blues-Rock-Gitarristen, die im Windschatten<br />

von Joe Bonamassa oder Walter Trout<br />

segeln, gibt es in den USA zuhauf. Doch<br />

nur wenige entwickeln dabei eine derart<br />

eigenständige Klangnote wie der Kanadier<br />

David Gogo. SOUL-BENDER ist schon<br />

sein zwölftes Album und offeriert eine<br />

geschmackvolle Mischung aus höchstinteressanten<br />

Cover-Versionen (Elmore James,<br />

Doors, Wilson Pickett, Mi chael Jackson<br />

[!] und Robin Trower) mit ebenso starken<br />

Eigenbauten. Dabei vermengt er traditionellen<br />

Blues mit modernen Genre-Anleihen,<br />

Rock und eben auch (Stax-)Soul und<br />

Sou<strong>the</strong>rn R&B – angestimmt mit ungemein<br />

viel Gefühl, versetzt mit originellen<br />

Zwischenspielen und beeindruckendem<br />

Slidespiel, auch mal einer Hammond<br />

B3 zu Klangfarbenerweiterung. So kann<br />

attraktiv-origineller und überaus vitaler<br />

Blues-Rock auch klingen!<br />

(Dixiefrog/Fenn, 10/40:25)<br />

pro<br />

BUDDY WHITTINGTON<br />

SIX STRING SVENGALI<br />

John Mayall<br />

schwärmt heute noch<br />

von seinem einstigen<br />

Bluesbreakers-<br />

Mitstreiter Buddy<br />

Whitting<strong>to</strong>n. Wer das<br />

zweite Solo-Album<br />

des Gitarristen hört, kann verstehen, warum<br />

ihm der Blues-Altmeister wehmütig<br />

nachtrauert. Gemeinsam mit Drummer<br />

Mike Gage und Bassist Wayne Six sorgt<br />

der Texaner dafür, dass das Groove-Herz<br />

Jubelsprünge macht, die Fans knackiger<br />

Riffs durch gelegentlich unüberhörbare ZZ-<br />

Top-Anlehnung auf ihre Kosten kommen.<br />

Aber auch Melodie-Freunde werden bedient;<br />

wer augenzwinkernde Texte jenseits<br />

der 08/15-Klischees schätzt, kann sich beim<br />

Lauschen mit einem seligen Lächeln zurücklehnen.<br />

Denn Whitting<strong>to</strong>n hat für jeden<br />

etwas dabei und präsentiert sich dabei unaufgesetzt<br />

pur, ohne große, selbstverliebte<br />

Eigendarstellung, integriert auch Country,<br />

Rockabilly und Americana in seinen Blues-<br />

Rock. In der Art hätte man gerne mehr.<br />

(Marathon/Soulfood, 11/38:22) pro<br />

THE JEFF HEALEY BAND<br />

FULL CIRCLE: THE LIVE<br />

ANTHOLOGY<br />

Letzten Sommer<br />

erschien<br />

mit LIVE AT<br />

GROSSMANNS<br />

die erste Ausgabe<br />

der Jeff-Healey-<br />

Live-Anthology.<br />

Der jetzt veröffentlichte Nachfolger FULL<br />

CIRCLE bietet, zumindest mengenmäßig,<br />

einiges mehr. Drei CDs und eine DVD zum<br />

Preis eines normalen Albums, da kann über<br />

man das dünne Booklet, das nur die wichtigsten<br />

Infos enthält, hinwegsehen. Die<br />

Aufnahmen der ersten CD stammen vom<br />

Montreal Jazz Festival des Jahres 1989 und<br />

zeigen die Band ein Jahr nach der Veröffentlichung<br />

ihres Debüts, also noch ganz am<br />

Anfang ihrer Karriere. Schon damals konzentrierte<br />

sich Healey ausschließlich auf<br />

die Musik, der blinde Gitarrist beeindruckte<br />

das Publikum mit seelenvollem Blues, der<br />

sowohl das Herz als auch den Bauch anspricht.<br />

Auf der zweiten CD ist ein 1991er<br />

Auftritt bei einem Open-Air-Konzert im<br />

schweizerischen St. Gallen zu hören. Dabei<br />

fügten sich Healeys eigene Songs bestens<br />

in die Reihe der Fremdkompositionen ein.<br />

Klasse vor allem die Interpretation von “I<br />

Think I Love You Too Much” von Mark<br />

Knopfler sowie die wunderschöne Version<br />

von George Harrisons “While My Guitar<br />

Gently Weeps”. CD 3 dokumentiert den<br />

Auftritt der Jeff Healey Band aus dem Sommer<br />

1995 im heimischen Toron<strong>to</strong>. Auch hier<br />

beeindrucken die Cover-Versionen von Jimmy<br />

Hendrix’ “Angel” sowie des Beatles-<br />

Klassikers “Yer Blues”, werden aber noch<br />

ge<strong>to</strong>ppt von einem der besten Healey Songs<br />

aller Zeiten, “See The Light”. Auf der DVD<br />

gibt es dann nochmals den Auftritt aus St.<br />

Gallen. Leider variiert die Bildqualität der<br />

Aufnahmen erheblich, doch die Macher<br />

dieser Box weisen im Booklet darauf hin,<br />

Blues – R&B – Soul – Funk<br />

dass sie dieses Dokument den Jeff-Healey-<br />

Fans auf Grund der musikalischen Qualität<br />

nicht vorenthalten wollen. Alles in allem<br />

ein klasse Paket!<br />

(Eagle/edel, 11/74:09,<br />

10/62:34, 8/43:54) us<br />

JULIAN SAS<br />

BOUND TO ROLL<br />

Ob er nun zur<br />

Gretsch, Fender<br />

oder Gibson greift,<br />

der holländische<br />

Blues-Rocker Julian<br />

Sas kennt die unterschiedlich<br />

blauen<br />

Töne, die er diesen Gitarren mit und ohne<br />

Plektrum entlocken kann. Es sind zumeist<br />

heiße, aber nicht versengende Töne, die<br />

sich ihren Weg in die Gehörgänge bahnen<br />

und für ein unablässiges Wohlfühlen<br />

sorgen. Man darf auch gemütlich wärmender<br />

Blues dazu sagen. Julian Sas,<br />

der auch mehr als bloß ordentlich singt,<br />

setzt in der Triobesetzung, die seit Cream,<br />

Hendrix und Taste ihre ganz eigene S<strong>to</strong>ry<br />

erzählt, frische Akzente, ohne vorlaut<br />

Innovationen anzukündigen, auf die es<br />

ihm gar nicht ankommt. Sas und seinen<br />

enorm versierten Mitstreitern Tenny Tahamata<br />

(b) und Rob Heijne (dr) genügt<br />

es völlig, ausgezeichnete Eigenwerke wie<br />

“Life On The Line”, “How Could I’ve<br />

Been So Blind”, “Tear It Up” oder “Burnin’<br />

Bridges” in eine Reihe zu stellen mit<br />

erlesenen Cover-Versionen von “Shadow<br />

Play” (Rory Gallagher), “Days In The<br />

Hole” (Steve Marriott) und “Highway 61<br />

Revisited” (Bob Dylan), ohne dass Qualitätsbrüche<br />

zu beklagen wären. All diese<br />

Vorzüge machen das achte Studio-Album<br />

des Julian Sas zu einem bemerkenswerten<br />

Höhepunkt im derzeitigen europäischen<br />

Bluesgeschehen.<br />

(Cavalier Records/Sunnymoon<br />

<strong>Music</strong> Distribution, 13/53:17) hjg<br />

BLUE ALLEY<br />

HANDMADE<br />

Americana aus Westfalia: Als Blue Alley<br />

sich entschieden, dass Rhythm & Blues ihr<br />

Ding ist, steckten sie das Feld weit – 12-Bar-<br />

Blues ist natürlich dabei, aber Gitarrist und<br />

Bandgründer Norbert Fuhrmann schrieb mit<br />

“That’s Where They Got The Blues” eine<br />

treibende Latin-Nummer und setzt sein Bottleneck<br />

gekonnt bei der Ballade “Crazy About<br />

You” ein. Katja Spier, Blue Alleys Frontfrau<br />

mit einer unvergesslichen Stimme, die man<br />

nicht mit „klingt so ähnlich wie” einordnen<br />

kann, gelingt ein romantischer Swing,<br />

“Crazy About You”, aber sie kann auch ein<br />

Adrenalin-gestütztes Liebesdrama wie “It’s<br />

All In You”. R&B ist Soul. Der langjährige<br />

BA-Bassist Lorenz Büker-Haber outet sich<br />

als Funkfreund in dem von Frau Spier präzise<br />

umgesetzten “Give Up On Me”. Sou<strong>the</strong>rn<br />

Rock, Boogie, alles dabei und alles handgemacht.<br />

(Blue Alley/Viking-<strong>Music</strong>, 10/44:13) at<br />

CHRIS KRAMER<br />

KRAMER KOMMT<br />

Unbeirrt treibt der Dortmunder Harpvirtuose<br />

Chris Kramer seine Karriere voran: Er<br />

singt Blues auf Deutsch, Texte und Musik<br />

aus dem Bauch heraus. Alltagserlebnisse,<br />

Selbstbeschreibungen (“Ordentlich bin ich<br />

nur gelegentlich”, “Ich trink mir heut’ nen<br />

kleinen an”), oft mit dem Schalk im Nacken<br />

– durchaus bluestypische Lyrics, mit<br />

gelegentlichen Anspielungen auf die Genreüblichen<br />

Klischees. Diesmal nahm er nicht<br />

in den USA mit dortigen Altmeistern auf,<br />

sondern spielte seine Mischung aus traditionell<br />

geprägtem und rockig angehauchtem<br />

zeitgenössischem Blues daheim ein, produziert<br />

von Martin Engelien (b), zusammen<br />

mit vielen Freunden, darunter Keyboarder<br />

Chuck Leavell (S<strong>to</strong>nes, Allmans) und Ex-<br />

S<strong>to</strong>nes-Gitarrist Mick Taylor. Ein weiterer<br />

Schritt nach vorne auf dem Weg des beharrlichen<br />

wie originellen Ruhrpottlers.<br />

(Fastball/Sony <strong>Music</strong>, 14/51:14) pro<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 49


CD<br />

REVIEWS<br />

ADDYS MERCEDES<br />

ADDYS<br />

Mit der Veröffentlichung ihres neuen Albums<br />

ADDYS hat die kubanische Sängerin gleich<br />

zwei Dinge verändert. Einmal verzichtet sie<br />

ab sofort auf das “D” in ihrem Nachnamen,<br />

statt Addys D’Mercedes genügt jetzt Addys<br />

Mercedes. Dann verzichtet sie auch noch auf<br />

den typischen Latino-Klang ihrer bisherigen<br />

Alben, hat den Sound ganz im Stile ihrer aktuellen<br />

Unplugged-Tournee mehr in Richtung<br />

folkigen Indie-Pop ausgerichtet. Dennoch<br />

kann (und will) sie ihre Heimat wohl nicht<br />

verleugnen, trotz Rockgitarren und internationalen<br />

Songwritings schlagen kubanische<br />

Perkussion, lateinamerikanische Grooves und<br />

nicht zuletzt die spanische Sprache, in der sie<br />

ihre Lieder singt, die Brücke zwischen den<br />

Welten. Mit warmer Stimme sinniert sie über<br />

Glück und Pech – oder macht, wie bei “Sabado<br />

Ro<strong>to</strong>” (“kaputter Samstag”), die Leiden<br />

mit dem (Regen-)Wetter ihrer neuen Wahlheimat<br />

Deutschland zum Thema.<br />

(Media Luna/Warner, 13/51:03) us<br />

SOLVEIG SLETTAHJELL<br />

ANTOLOGIE<br />

Die norwegische<br />

Jazzsängerin Solveig<br />

Slettahjell zeigt sich<br />

mit ihrem neuen Album<br />

von der besten<br />

Seite. Wildes Nachvornpreschen<br />

war ja<br />

noch nie ihre Sache, aber mit ANTOLOGIE<br />

erweist sie sich – endgültig – als eine der weltweit<br />

führenden Stimmen im Bereich intimer<br />

Kammermusik mit eindeutigen Popwurzeln,<br />

aber jazzig geprägter Realisierung. Das liegt<br />

natürlich auch an dem einzigen Begleiter,<br />

dem Pianisten Morten Qvenild, der sich als<br />

kongenialer Musiker für Slettahjells edlen<br />

Pop-Jazz erweist. Das famose Duo kommt<br />

mit sehr karg gehaltenen Arrangements voller<br />

subtiler Klangfarben aus und bevorzugt<br />

langsame Tempi, was den aus überaus unterschiedlichen<br />

Quellen stammenden Liedern<br />

eine eigene Note verleiht. Songs wie “Wild<br />

Horses” (Rolling S<strong>to</strong>nes), ”Famous Blue<br />

Raincoat” (Leonard Cohen), “The Winner<br />

Takes It All” (Abba), “True Colors” (Cindy<br />

Lauper) oder “Crazy” (Gnarls Barkley) passen<br />

dank Slettahjells fesselnder Stimme und<br />

Qvenilds feinsinnigem Klavierspiel, das er am<br />

Syn<strong>the</strong>zizer mit elektronischen Geräuschen<br />

ergänzt, bestens in die späten Stunden eines<br />

anstrengenden Tages, schläfern aber nicht ein.<br />

Was eine große Kunst ist!<br />

(Emarcy/Universal, 13/60:37) hjg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

THE ORIGINAL SOUND OF<br />

CUMBIA<br />

Soundway Records ist eine der ersten Adressen<br />

für World-<strong>Music</strong>-Aficionados. Das britische<br />

Label bietet wunderschön gestaltete,<br />

sorgfältig edierte und mit kenntnisreichen<br />

Booklet-Begleittexten versehene Anthologien,<br />

die stets mitnehmen auf eine spannende Reise<br />

auf ein meist noch unbekanntes musikalisches<br />

Terrain. Die Doppel-CD (bzw. Dreifach-LP)<br />

THE ORIGINAL SOUND OF CUMBIA versammelt<br />

zwischen 1948 und 1979 entstandene<br />

Aufnahmen der in unseren Breiten noch relativ<br />

unbekannten kolumbianischen Musikstile<br />

Cumbia und Porro. Ähnlich wie hier zu Lande<br />

schon etwas bekanntere Latino-Genres – etwa<br />

aus Kuba – sind die in afrikanischen, spanischen<br />

und indigenen Traditionen wurzelnden<br />

Cumbia und Porro enorm tanzbar. Führendes<br />

Instrument über Perkussionsgrooves<br />

ist meist das Akkordeon, auch „El Piano del<br />

Marinero” (Schifferklavier) genannt. THE<br />

ORIGINAL SOUND ist das Ergebnis einer<br />

fünfjährigen Recherche des in Kolumbien lebenden<br />

englischen Musikers Will „Quantic”<br />

Holland. Sie hat sich mehr als gelohnt!<br />

(Soundway/Indigo, 28/78:39, 27/78:33) frs<br />

ERIC LEGNINI<br />

RHYTHM SPHERE<br />

Das belgische Label,<br />

welches sich auf Wiederveröffentlichungen<br />

spezialisiert hat, macht<br />

das 1995 erschienene<br />

Album des Eric<br />

Legnini Trios mit dem<br />

amerikanischen Saxofonisten Joe Lovano als<br />

Stargast wieder verfügbar. Der Belgier Legnini,<br />

Jahrgang 1970, gilt als bester Pianist seines<br />

Landes und konnte für diese CD mit Lovano<br />

einen der profiliertesten Saxofonisten als Gast<br />

gewinnen. Außer vier geschmackvollen Eigenkompositionen<br />

des Leaders werden mit<br />

dem schönen Standard “You Don’t Know<br />

What Love Is” sowie Songs von Mingus,<br />

Hancock, Wheeler und Joe Henderson weitere<br />

Top-Titel präsentiert. Legnini spielt ein virtuoses<br />

Piano, für die solistischen Highlights sorgt<br />

der Gast, welcher sich aber mannschaftsdienlich<br />

ins Quartett einfügt. Eine schöne Modern-<br />

Jazzplatte, meist im Midtempo eingespielt,<br />

die stilvoll und abwechslungsreich zwischen<br />

Balladen und Hardbop pendelt.<br />

(Igloojazz/New <strong>Music</strong>,<br />

9/54:59) rg<br />

MARK McMILLEN<br />

KEENYO<br />

Auf dem Cover sieht McMillen mit weißem<br />

Hut und dunkler Brille eher aus wie ein urlaubsreifer<br />

Helmut Zerlett. Sein sorgfältig<br />

produziertes jazz-rockiges Dutzend kommt<br />

eher ausgeschlafen daher und darf getrost<br />

in der Nähe der zur AJA-Ära besonders detailverliebten<br />

Steely Dan geparkt werden.<br />

Ist “Where Is The Vision” nicht längst ein<br />

Radiohit? Zu McMillens Keyboards und<br />

sanftem Leadgesang gesellt sich weibliche<br />

Chorstützung durch Tochter Haley McMillen<br />

und Jenn McLean, Paul Marzios Trompete<br />

sorgt ebenso für den Fusion-Bezug wie<br />

der Rhythmusteppich von Gary Furguson<br />

(dr). Allen Hinds beherzte Gitarreneinwürfe<br />

beleben “Strut My Stuff”; “If It All<br />

Goes Down” shuffelt sich ausgedehnt in<br />

die Walter Becker/Donald Fagen-Ecke des<br />

Unterbewusstseins. Kompliment. Selbst<br />

wenn McMillen alles alleine macht wie im<br />

Copacabana-kompatiblen Bossa “Hey Luv”,<br />

programmiert er so geschmackvoll, dass Sterilität<br />

nicht aufkommt, sondern ein gewisses<br />

Combo-Feeling bewahrt bleibt.<br />

(www.markmcmillen.com 12/57:24) utw<br />

STacEY KENT<br />

DREAMER IN CONCERT<br />

Nach ihrem gelungenen Album RACONTE-<br />

MOI legt Stacey Kent, die amerikanische<br />

Sängerin mit starkem Hang zum französischen<br />

Chanson, eine Liveplatte vor, die sich<br />

jeder Hörer entspannter, intensiver Musik<br />

wünscht. Jazz im Stil der 40er (“Postcard Lovers”),<br />

hauchzart angehauchter Latin (“Corcovado”),<br />

der Klassiker (“The Best Is Yet<br />

To Come”) und niveauvolles Easy Listening<br />

(“Breakfast On The Morning Train”) werden<br />

von ihrer wandlungsfähigen Stimme veredelt.<br />

Ob lasziv, zärtlich, fordernd, verträumt oder<br />

dominant – die Frau kann unterschiedlichste<br />

Stimmungen im Genre Jazz ausdrücken und<br />

klingt dabei immer au<strong>the</strong>ntisch. Die sie begleitenden<br />

Instrumente halten sich eher zurück,<br />

um Kent die Möglichkeit zu geben, die<br />

gesanglichen Nuancen noch besser auszudrücken.<br />

Ein wunderschönes Album, dem viele<br />

Hörer zu wünschen sind.<br />

(Blue Note/EMI, 13/65:06)<br />

at<br />

BERT KAEMPFERT AND<br />

HIS ORCHESTRA<br />

LET’S GO BOWLING<br />

Erstmals 1964 als<br />

LP veröffentlicht,<br />

versammelt LET’S<br />

GO BOWLING<br />

Aufnahmen, die<br />

Kaempfert zwischen<br />

1959 und<br />

1964 einspielte. Swingend, cool und souverän<br />

beweisen die Musiker seines Orchesters<br />

auch auf dieser Veröffentlichung ihre Extraklasse<br />

wenn es um Easy Listening geht.<br />

Rolf Ahrens am Schlagzeug, Ladi Geissler<br />

am Bass, dazu wunderbare Arrangements<br />

mit einer Vielzahl an Trompeten und Posaunen,<br />

wahlweise eingebettet oder verziert<br />

von Streichern und den charakteristischen<br />

Hintergrundchören – ein Sound, der bis heute<br />

unerreicht ist. Mit dabei der Weihnachtssong<br />

“Holidays For Bells”, die Schottland-Hymne<br />

“Holiday In Scotland”, wunderschöne Dialoge<br />

zwischen Trompete und Gitarre veredeln<br />

“Sunday In Madrid”. Dazu noch eine romantische<br />

Version von “To Know Him Is To Love<br />

Him” und ein rührendes “Danke Schön”, mit<br />

dem Kaempfert dieses Album beendet.<br />

(Polydor/Universal, 14/37:36) us<br />

SIDNEY BECHET<br />

SIGNS OF CHANGE<br />

Er begann in New Orleans, brillierte mit<br />

seiner Klarinette und später Sopransaxofon<br />

und hatte 1959 einen Riesenhit mit “Petite<br />

Fleur”, hier in einer Pariser Liveversion von<br />

1952 enthalten. Als Sidney Bechet die vorliegenden<br />

Songs zwischen 1932 und 1941 in<br />

Chicago und New York aufnahm, hatte er erfolgreiche<br />

Europa<strong>to</strong>urneen hinter sich, Duke<br />

Elling<strong>to</strong>n schätzte ihn ebenso wie Josephine<br />

Baker. Er brachte ein Reper<strong>to</strong>ire, das zum<br />

Standardset vieler Dixiebands (auch jenen<br />

der Hamburger Szene seit vier Jahrzehnten)<br />

wurde: “Maple Leaf Rag”, “High Society”<br />

oder “Oh! Lady Be Good”. Des “Sheik Of<br />

Araby” nahm sich später auch Fats Domino<br />

an. Bechets perfektes, einfühlsames Spiel<br />

kommt besonders schön in langsamen Nummern<br />

zum Ausdruck, wie “Mood Indigo”<br />

oder “When It’s Sleepy Time Down South”,<br />

das gut in das aktuelle Hollywood-Südstaaten-Drama<br />

“The Help” passen würde.<br />

(Phoneix/inakustik, 26/75:50) utw<br />

BIX BEIDERBECKE<br />

IN A MIST<br />

Schade, dass er so gründlich dem Alkohol<br />

verfiel und bereits mit 28 verstarb – „Bix”<br />

war eine echte Louis-Armstrong-Konkurrenz,<br />

und der große Hoagy Carmichael über-<br />

Jazz & World <strong>Music</strong><br />

nahm seinen “Riverboat Shuffle”. Beiderbeckes<br />

Kornett sah nur zwischen 1924 und<br />

1930 Plattenstudios, die Aufnahmen von IN<br />

A MIST stammen allesamt von 1927, außer<br />

drei posthum 1939 von Jess Stacy am Piano<br />

eingespielten Beiderbecke-Kompositionen.<br />

Besondere Kabinettstücke sind “Singin’ The<br />

Blues” (dessen Counter-Melodie Carmichael<br />

später zu “Stardust” inspirierte) mit Jimmy<br />

Dorsey an der Klarinette, und die Trio-Einspielung<br />

“For No Reason At All”, bei der der<br />

Kornett-Pionier nur von Frankie Trumbauer<br />

am Saxofon und Eddie Lang an der Gitarre<br />

begleitet wird und daher besonders gegenwärtig<br />

wirkt. Für Liebhaber von frühem<br />

New-Orleans-Jazz ohne „Zickenjazz” fasst<br />

es eine Trent-Henderson-Nummer zusammen:<br />

“Goose Pimples”.<br />

(Phoenix/inakustik, 25/74:38) utw<br />

JENS THOMAS<br />

SPEED OF GRACE<br />

Bevor Jens Thomas den Jazz entdeckte, spielte<br />

der studierte Musiker und Schauspieler Anfang<br />

der 90er in der Rockband Tricolor. Seine Soloplatte<br />

ENDLICH ALLEIN weckte dann irgendwann<br />

die Aufmerksamkeit von ACT-Chef<br />

Siggi Loch, auf dessen Vorschlag Thomas zusammen<br />

mit Paolo Fresu und An<strong>to</strong>nello Salis<br />

zahlreiche Ennio-Morricone-Kompositionen<br />

auf ebenso neue wie verblüffende Art interpretierte.<br />

Nach acht Jahren Pause erscheint nun<br />

mit SPEED OF GRACE ein neues, höchst<br />

interessantes Lebenszeichen von Jens Thomas.<br />

Songs von AC/DC hat er sich diesesmal ausgesucht,<br />

hat die Scott/Young-Kompositionen<br />

in alle Einzelheiten zerlegt, um sie dann als<br />

düster-spartanische Kammer-Jazzmonster zu<br />

inszenieren. Ein Kracher wie “Highway To<br />

Hell” wird zu zerbrechlichen Klage, die Blues-<br />

Rock-Nummer “The Jack” erklingt in völlig<br />

neuer, minimalistischer Form, die Texte von<br />

Bon Scott erzählen von der traurigen, inneren<br />

Leere eines vom Rock’n’Roll-Leben Überforderten.<br />

Gespenstisch gut!<br />

(ACT/edel, 13/52:58)<br />

us<br />

MEDESKI SCOFIELD<br />

MARTIN & WOOD<br />

MSMW LIVE: IN CASE THE<br />

WORLD CHANGES ITS MIND<br />

Die Geschichte dieses<br />

Live-Doppelalbums<br />

beginnt im<br />

Jahr 1998, als John<br />

Medeski (keys),<br />

John Scofield (g),<br />

Billy Martin (dr)<br />

und Chris Wood (b) das Album A GO GO<br />

zusammen aufnahmen. Führt dann weiter in<br />

das Jahr 2006, als die vier Musiker mit OUT<br />

LOUDER eine Studio-Jamsession veröffentlichten.<br />

Nun wurden zwölf Stücke aus diesen<br />

beiden Alben ausgewählt und noch einmal,<br />

dieses Mal aber vor Publikum, gespielt. Und<br />

natürlich würden sie nicht ihrem Ruf gerecht,<br />

hätte es dabei nur die bereits bekannten Versionen<br />

zu hören gegeben. Nein, MSMW LIVE<br />

lebt geradezu von den zwanglosen Improvisationen<br />

und den fruchtbaren Veränderungen, die<br />

das Quartett scheinbar mühelos in seine Musik<br />

einfließen lässt. Das ist moderner Rock-orientierter<br />

Jazz, der sich nicht zu schade ist, sich bei<br />

Stilen wie Funk oder Blues zu bedienen, der<br />

damit weit über seinen Horizont hinausblickt.<br />

(Indirec<strong>to</strong> Records/Alive,<br />

7/61:06, 5/54:38) us<br />

Seite 50 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

GOLDMUND<br />

ALL WILL PROSPER<br />

Keith Kenniff gehört zur ersten Riege der<br />

amerikanischen Komponisten – wenn es<br />

um elektronische Ambient-Musik geht.<br />

Daneben war und ist er aber schon immer<br />

an der Geschichte und an der Kultur des<br />

amerikanischen Bürgerkrieges interessiert.<br />

So hat er jetzt für ALL WILL PRO-<br />

SPER Folksongs aus der Bürgerkriegsära<br />

in Richtung Kammer-Folk arrangiert,<br />

lässt Piano und Akustikgitarre die Melodien<br />

übernehmen und erzeugt so einen äußerst<br />

intimen, fast zerbrechlichen Instrumentalsound.<br />

Und man glaubt gar nicht,<br />

wie gut diese Reduktion alter Gassenhauer<br />

wie “The Yellow Rose Of Texas”,<br />

“Dixie” oder “Shenandoah” tut. Dazu<br />

Traditionals wie “Amazing Grace”, “The<br />

Ballad Of Barbara Allen” oder “Johnny<br />

Has Gone For A Soldier”, für die diese<br />

sparsame Behandlung natürlich ideal ist.<br />

Ambient-Musik mal ganz anders, quasi<br />

Ambient-Folk – ein Experiment, das vollauf<br />

gelungen ist.<br />

(Western Vinyl/Cargo, 15/33:38) us<br />

FEARING & WHITE<br />

F&W<br />

Der irische Troubadour Andy White ist<br />

vor einiger Zeit nach Australien übersiedelt.<br />

Um mit seinem alten Kumpel<br />

Stephen Fearing (Blackie & The Rodeo<br />

Kings) aufzunehmen, besuchte er diesen<br />

für mehrere Wochen in Kanada. Herausgekommen<br />

ist ein wunderbar eindringliches<br />

Album im Spannungsgebiet von<br />

Roots-Rock mit bluesigen Untertönen<br />

und Singer/Songwriter-Country-Folk mit<br />

keltischem Einschlag. Angestimmt auf<br />

Akustikgitarren (Fearing greift zwischendurch<br />

auch mal zur elektrischen), mit dezenter<br />

Perkussion zelebriert das Duo beeindruckende<br />

vokale Interaktion, variiert<br />

Tempo wie Stimmungen – und stützt sich<br />

dabei auf teils brillante Songs wie “Mo<strong>the</strong>rship”,<br />

“Heart O’ The Morning” oder<br />

das Pop-beeinflusste “What We Know<br />

Now”. Dieses gemeinsame Debüt zweier<br />

Meister ihres Faches macht Appetit und<br />

Lust auf mehr.<br />

(Lowden Prowd/Broken Silence,<br />

13/54:15) pro<br />

CHIP TayLOR & THE<br />

GRANDKIDS<br />

GOLDEN KIDS RULES<br />

Es dürfte erstmals<br />

vorkommen, dass<br />

ein Sixties-Veteran<br />

ein Album mit seinen<br />

Enkelkindern<br />

veröffentlicht! Der<br />

umtriebige und seit<br />

etwa 15 Jahren wieder recht produktive<br />

Chip Taylor hat für seine Grandkids Riley<br />

(12 Jahre), Kate (10) und Samantha<br />

(8) zwölf Songs geschrieben, die er mit<br />

ihnen gemeinsam einspielte. Der Altmeister<br />

singt, spielt Gitarre und Mundharmonika,<br />

die Kids singen mit und spielen<br />

diverse Instrumente. Taylors langjähriger<br />

Freund und Gitarrist John Platania spielt<br />

seine bekannt edle und doch unaufdringliche<br />

Sologitarre. Dem 71-jährigen “Wild<br />

Thing”-Au<strong>to</strong>r ist es erneut gelungen, melodiöse<br />

und eingängige Songs zu schrei-<br />

ben. Seine geschickte Produktion macht<br />

das Album für Kinder und Erwachsende<br />

gleichermaßen angenehm hörbar. Ein<br />

schönes Booklet mit allen Texten, Erläuterungen<br />

und vielen Bildern vom Opa mit<br />

seinen Enkeln ergänzen das insgesamt<br />

nette Gesamtwerk. Eindeutige Beurteilung:<br />

bezaubernd! Da das Album noch<br />

nicht im deutschen Vertrieb ist, kann es<br />

für preisgünstige zwölf Dollar über Taylors<br />

Webseite www.trainwreckrecords.<br />

com bestellt werden.<br />

(Smithsonian Folkways<br />

Records/Import, 13/38:03)<br />

p<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

DIM LIGHTS, THICK SMOKE<br />

AND HILBILLY MUSIC<br />

Immer noch das<br />

Maß aller Dinge,<br />

wenn es um <strong>to</strong>p<br />

ausgestattete Country-Serien<br />

geht, ist<br />

die DIM LIGHTS,<br />

THICK SMOKE<br />

AND HILBILLY MUSIC-Reihe der Bear<br />

Family. Beginnend 1945 ist jedem Jahr eine<br />

komplette CD gewidmet, aktuell wurden die<br />

Jahre 1961 bis 1965 veröffentlicht. Und obwohl<br />

die Reihe den Untertitel COUNTRY &<br />

WESTERN HIT PARADE trägt haben sich<br />

die Macher um Bear-Family-Chef Richard<br />

Weize nicht nur auf die Hits der jeweiligen<br />

Jahre konzentriert sondern auch zahlreiche<br />

Raritäten berücksichtigt. Musik von Marty<br />

Robbins, Hank Snow, Bobby Bare, Roger<br />

Miller und Patsy Cline, Musik, die heutige<br />

Künstler wie Gillian Welch, Bonnie Prince<br />

Billy, Lucinda Williams oder die White<br />

Stripes nachhaltig beeinflusst hat – Musik,<br />

die eine ganze Generation begleitet und<br />

geprägt hat. Ein Sonderlob gibt es auch für<br />

die ausführlichen Booklets, die randvoll mit<br />

seltenen Fo<strong>to</strong>s und Illustrationen sind und<br />

die mit Hintergrundinformationen zu jedem<br />

einzelnen Song glänzen. Grandios!<br />

(Bear Family, 5 CDs)<br />

us<br />

SARAH MACDOUGALL<br />

THE GREATEST ONES<br />

ALIVE<br />

Ihr Timbre erinnert zeitweise an die Folksängerin<br />

Melanie, ihr Songwriting an<br />

britische Kolleginnen wie Kate Rusby<br />

oder Karine Polwart, unter dem Strich<br />

sorgt das neue Album der kanadischen<br />

Sängerin Sarah MacDougall für wohlige<br />

Entspannung unter Folkfreunden. THE<br />

GREATEST ONES ALIVE trumpft dabei<br />

weniger mit einzelnen Höhepunkten auf,<br />

sondern liefert über die gesamte Spielzeit<br />

gesehen wunderschöne Musik zum Träumen<br />

und damit einen Grund, einfach mal<br />

gar nichts zu tun – außer Musik zu hören!<br />

Sparsam hat sie ihre Lieder instrumentiert,<br />

meistens reichen eine Gitarre und<br />

etwas Perkussion aus, seltener werden<br />

Streicher und Bläser bemüht. Die Stimme<br />

ist oft gedoppelt oder mit herrlichen Harmonies<br />

verfeinert, dazu gibt es die Texte<br />

(inkl. kurzer Erklärungen von Sarah Mac-<br />

Dougall) zum Mitlesen im Booklet – auch<br />

dieser Aufwand lohnt sich. THE GREA-<br />

TEST ONES ALIVE: eine Wohltat für die<br />

Seele!<br />

(RabbitHeart <strong>Music</strong>/Import,<br />

10/37:54) us<br />

KATE CAMPBELL<br />

TWO NIGHTS IN TEXAS<br />

TWO NIGHTS IN TEXAS gelingt es, die<br />

Wohlfühlatmosphäre eines Kate-Campbell-Konzertes<br />

ins heimische Wohnzimmer<br />

zu transportieren. Zusammen mit einer<br />

kleinen, exquisit aufspielenden Band<br />

sang, spielte und erzählte sich die amerikanische<br />

Countrysängerin letztes Jahr an<br />

zwei April-Abenden im texanischen Wimberly<br />

durch die Songs ihrer langen Karriere.<br />

Ging mit der legendären “Steal Away<br />

Trilogy” zurück bis ins Jahr 1967, brachte<br />

lange nicht mehr gespielte Songs wie “Galaxie<br />

500”, “Crazy In Alabama” oder “A<br />

Cot<strong>to</strong>n Field Away” zu Gehör, zeigte, dass<br />

viele Themen ihrer Lieder immer noch<br />

hochaktuell sind. Nicht zu vergessen auch<br />

die positive Stimmung, den immer präsenten<br />

Humor und die fast körperlich spürbare<br />

Energie, mit der Kate Campell auf der<br />

Bühne steht. Feine Sache!<br />

(Large River <strong>Music</strong>/Cargo, 14/65:05) us<br />

BILL ANDERSON<br />

THE FIRST 10 YEARS<br />

Mit einer Karriere,<br />

die bis zurück in die<br />

Mitte der 50er Jahre<br />

reicht, war Bill<br />

Anderson einer der<br />

erfolgreichsten Singer/Songwriter<br />

der<br />

Nash ville-Country-Szene. Zwischen 1956<br />

und 1966 war er verantwortlich für solch<br />

zeitlose Hits wie “City Lights”, “The Tip<br />

Of My Finger”, “Po’ Folks”, “Mama Sang<br />

A Song” oder “I Get The Fever”. Außerhalb<br />

seiner Hit-Kompilationen wurden die Aufnahmen,<br />

die Anderson seinerzeit machte,<br />

nie vernünftig veröffentlicht – bis jetzt.<br />

THE FIRST 10 YEARS präsentiert nun auf<br />

vier CDs alle Titel seiner acht Decca-LPs,<br />

dazu sieben Non-LP-B-Seiten, zwölf bisher<br />

unveröffentlichte Demos aus seinem Heimstudio<br />

sowie drei bisher ebenso unveröffentlichte<br />

Studiotracks. Auch die beiden<br />

raren TNT-Singles “Take Me” und “City<br />

Lights” gibt es zu hören, zeigen im Honky-<br />

Tonk-Stil die rockige Seite von Bill Anderson.<br />

Für alle, für die Anderson vor allem<br />

der gefühlvolle Interpret von softer Singer/<br />

Songwriter-Ware war (schließlich trug er<br />

seinen Kosenamen „Whispering Bill” nicht<br />

zu Unrecht), dürften einige Songs eine<br />

bisher wenig bekannte Seite Andersons<br />

zeigen. Insbesondere wie schnell und unerwartet<br />

er von betulichem Sprechgesang zu<br />

heißem Rockabilly wechseln konnte, wie<br />

nahe bei ihm sperriger Texas-Shuffle und<br />

massentauglicher Nashville-Pop beieinander<br />

lagen. Rare Ware auch die fünf Duette<br />

mit Jan Howard (darunter der Charterfolg<br />

“For Loving You”) sowie “If It’s All The<br />

Same To You”, das er zusammen mit der<br />

jungen Dolly Par<strong>to</strong>n aufnahm. Wie bei den<br />

Bear-Family-Boxen im LP-Format üblich,<br />

liefert das dicke Begleitbuch eine ausführliche<br />

Biografie, illustriert mit zahlreichen<br />

Bildern und Abbildungen von Erinnerungsstücken<br />

aus Andersons Privatarchiv<br />

sowie eine detaillierte Discographie. Eine<br />

umfassende Anthologie, wie sie Bill Anderson<br />

schon lange verdient hat – und die<br />

nun endlich in angemessener Form veröffentlicht<br />

wird.<br />

(Bear Family, 4 CDs)<br />

us<br />

Country & Folk<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

GEISTERBAHN<br />

In der Regel ist es umgekehrt, und es<br />

spielen deutsche Musiker irische und englische<br />

Folksongs. Auf GEISTERBAHN<br />

interpretieren jedoch einmal Künstler aus<br />

GB und Eire deutsche Volkslieder. Die<br />

Idee dazu hatte der in der Pfalz lebende<br />

Andrew Cadie, der feststellen musste,<br />

dass die Deutschen ein verkrampftes<br />

Verhältnis zu ihrer Tradition haben. Für<br />

GEIS TERBAHN trommelte er befreundete<br />

Folkies wie Mark Bennett und Tim<br />

Gray zusammen, um Lieder wie “Ich<br />

weiß ein fein braun’s Mägdelein”, “Es<br />

geht eine dunkle Wolk’ herein”, “Hejo<br />

spann den Wagen an” und “Hamborger<br />

Veermaster” auf ihre Art – mit Klampfe,<br />

Fiedel, Mandoline und Sackpfeife – zu<br />

interpretieren, so wird etwa in das (ziemlich<br />

anzügliche!) “Panneflicker” der “Pot<br />

Tinker’s Reel” eingebaut. Eine britischdeutsche<br />

„Folkerverständigung” – und ein<br />

großartig geführter Beweis, wie man das<br />

Volkslied jenseits vom „Musikantenstadl”<br />

wieder auffrischen kann.<br />

(Steeplejack/inakustik,<br />

14/47:16) frs<br />

FRANZ JOSEF DEGEN-<br />

HARDT<br />

GEHEN UNSERE TRÄUME<br />

DURCH MEIN LIED<br />

Die 4-CD-Anthologie<br />

GEHEN<br />

UNSERE TRÄU-<br />

ME DURCH<br />

MEIN LIED sollte<br />

eigentlich ein Geschenk<br />

zum 80.<br />

Geburtstag werden, den Franz Josef Degenhardt<br />

am 3. Dezember 2011 gefeiert<br />

hätte. Doch nur wenige Tage vorher, am<br />

14. November, starb der in Norddeutschland<br />

lebende Sänger, der seit seinem Debütalbum<br />

RUMPELSTILZCHEN (1963)<br />

zu einem der wichtigsten Liedermacher<br />

Deutschlands zählte. So hat sich GEHEN<br />

UNSERE TRÄUME … zum Testament<br />

entwickelt – und tatsächlich ist der letzte<br />

Song “Jeder Traum”, der vom letzten Album<br />

DREIZEHNBOGEN (2008) stammt,<br />

eine Art biografischer Abgesang: „Jeder<br />

Traum, an dem ich mich verschwendet /<br />

Jeder Kampf, wo ich mich nicht geschont<br />

/ Jeder Sonnenstrahl, der mich geblendet<br />

/ Alles hat am Ende sich gelohnt.” Für<br />

die Herausgeber der 4er-CD war es keine<br />

leichte Aufgabe, die besten Lieder aus fünf<br />

Jahrzehnten zu kompilieren. Man kann<br />

wunderbare Songs wie “Zwischen zwei<br />

Straßenbahnen” oder “Die alten Lieder”<br />

vermissen, man kann sich aber auch am<br />

langen Reigen von großartigen, bekannten<br />

wie unbekannten 64 Degenhardt-Stücken<br />

erfreuen. Frühe Klassiker wie “Spiel nicht<br />

mit den Schmuddelkindern”, “Deutscher<br />

Sonntag” und “Wölfe mitten im Mai”<br />

sind drauf, in denen „Väterchen Franz”<br />

mit subtiler Ironie bis schwarzem Humor<br />

das restaurative Nachkriegsdeutschland<br />

aufs Korn nahm. Songs aus den politisch<br />

bewegten Spät-Sechzigern und Siebzigern<br />

wie “Vatis Argumente” und “Entschuldigung<br />

eines alten Sozialdemokraten” sind<br />

zu hören, in denen der zeitlebens mit dem<br />

Kommunismus liebäugelnde Sänger seine<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 51


CD REVIEWS Country & Folk<br />

Standpunkte klarmacht, sowie viele Lieder<br />

von den späten Alben, darunter auch seine<br />

Nachdichtungen von Georges-Brassens-<br />

Chansons. Ja, FJD, alles hat am Ende sich<br />

gelohnt!<br />

(Polydor/Universal, 16/78:28,<br />

14/77:40, 14/78:06, 20/79:33) frs<br />

STONEWALL JackSON<br />

LIFE OF A POOR BOY – RCA<br />

COUNTRY HITS 1958–1972<br />

Mitte der Fifties<br />

war S<strong>to</strong>newall Jackson<br />

25 Jahre alt und<br />

schaffte es ohne (!)<br />

Platte, Mitglied der<br />

ehrwürdigen Grand<br />

Ole Opry in Nashville<br />

zu werden. Er war als Senkrechtstarter<br />

im Country-Himmel angekommen<br />

und rechtfertigte das in den Folgejahren<br />

mit 43 Hits, die meist mittlere Positionen<br />

erreichten, aber zweimal auch Nummer<br />

1 wurden: John D. Loudermilks “Waterloo”<br />

(1959) und “B.J. The D.J.” (1963).<br />

Sein letzter Volltreffer war die Cover-<br />

Version von Lobos “Me And You And A<br />

Dog Named Boo” (1971 #7). Der heute<br />

79-jährige Jackson ist ein Country-Mainstreamsänger<br />

der ganz strikten Art: nicht<br />

so markig-markant wie Johnny Cash oder<br />

Merle Haggard, nicht so soft wie Jim<br />

Reeves, nicht verschlagert oder sonstwie<br />

Crossover-orientiert. Sein Ding kann auch<br />

„radikale Mitte” genannt werden. Und er<br />

war stets ein Mann, der umweglos zur<br />

Sache kam. Wo andere oft erst beginnen,<br />

einen Song richtig zu gestalten, war Jackson<br />

schon am Ziel. Nur einer der hier versammelten<br />

Titel – darunter alle genannten<br />

wichtigen Erfolge und weitere Großtaten<br />

wie “Why I’m Walkin’”, “A Wound Time<br />

Can’t Erase” sowie eine Superversion von<br />

“I Washed My Hands In Muddy Water” –<br />

ist länger als drei Minuten!<br />

(Cherry Red/Rough Trade,<br />

20/50:32, 20/49:48) hjg<br />

THE LITTLE WILLIES<br />

FOR THE GOOD TIMES<br />

Schon ihr ausgezeichnetes 2006er Debüt<br />

konnte mit einer feinen Countrynote aufwarten,<br />

für ihr zweites Album haben sich<br />

die Little Willies, also Norah Jones (voc, p),<br />

Richard Julian (g, voc), Lee Alexander (b),<br />

Jim Campilongo (g) und Dan Rieser (dr) bei<br />

ihren Lieblings-Songwritern bedient und<br />

ein paar <strong>to</strong>lle Countrysongs ausgewählt.<br />

Es ist immer wieder beeindruckend, wie<br />

diese lockere New Yorker Teilzeit-Band<br />

ihre Cover-Versionen darbietet, wie FOR<br />

THE GOOD TIMES jazzig swingt (besonders<br />

die Licks von Jim Campilongos<br />

Fender Telecaster), wie ihre Arrangements<br />

mit luftiger Virtuosität daherkommen und<br />

wie sie alten Countryheulern so zu neuer<br />

Aufmerksamkeit verhelfen. Die hochklassige<br />

Auswahl reicht von Ralph Stanleys “I<br />

Worship You” über Dolly Par<strong>to</strong>ns “Jolene”<br />

und “If You’ve Got The Money I’ve Got<br />

The Time” von Lefty Frizzell bis zu Johnny<br />

Cashs “Wide Open Road”. Mit dabei auch<br />

eine loungige Jazzbar-Version von Kris<br />

Kris<strong>to</strong>ffersons “For The Good Times” – die<br />

schon auf Grund ihres Titels ein Sonderlob<br />

von <strong>GoodTimes</strong> bekommt.<br />

(Milking Bull Records/EMI, 12/38:47) us<br />

COUNTRY FUNK<br />

COUNTRY FUNK<br />

Tief in die amerikanische Country-Rock-<br />

Geschichte der 70er Jahre geht es mit der<br />

ersten Veröffentlichung des neuen britischen<br />

Labels Slipstream Records. Im<br />

Mittelpunkt dabei Adam Taylor, der zusammen<br />

mit seinem Schulfreund Hal Paris<br />

Ende der 60er nacheinander eine Vielzahl<br />

an Bands gründete, bis sie dann 1969 als<br />

Country Funk einen Major-Vertrag bei<br />

Polydor an Land zogen. Doch trotz einer<br />

klasse Band (u.a. mit Bassist Jim Lanham,<br />

Gründungsmitglied von Pure Prairie<br />

League) sowie starker Songs im Grenzgebiet<br />

von Blues, Folk, Country und Psychedelic<br />

konnte ihr selbstbetiteltes Debüt<br />

keine nennenswerten Verkäufe erzielen.<br />

Eine Tatsache, die aus heutiger Sicht<br />

schlicht unglaublich ist, liefert COUNTRY<br />

FUNK doch allerbesten Country-Rock à<br />

la Flying Buri<strong>to</strong> Bro<strong>the</strong>rs, Poco oder der<br />

Gram-Parsons-Byrds. Aufgewertet wird<br />

die Wiederveröffentlichung dieses verborgenen<br />

Schmuckstückes von vier Titeln, die<br />

Taylor 1967 mit seiner damaligen Band<br />

Adam aufgenommen hat.<br />

(Slipstream Records/<br />

www.countryfunk.net, 16/51:02) us<br />

KAREN DALTON<br />

1966<br />

Wenn man gemeinhin<br />

von „his<strong>to</strong>rischer<br />

Tonqualität” spricht,<br />

ist damit nichts anderes<br />

gemeint, als<br />

dass man sich diese<br />

Aufnahmen unter<br />

normalen Umständen niemals anhören<br />

würde. Was führt aber dazu, dass es immer<br />

wieder Veröffentlichungen in genau dieser<br />

his<strong>to</strong>rischen Tonqualität gibt? Schlicht und<br />

einfach die Tatsache, dass es entweder keine<br />

besser klingenden Aufnahmen gibt (wie<br />

zum Beispiel bei Woody Guthrie, den Weavers<br />

oder den Comedian Harmonists) oder<br />

dass die Tonbeispiele so essenziell sind,<br />

dass man sie den Fans nicht vorenthalten<br />

möchte. Eine Mischung aus beiden Gründen<br />

liegt nun bei 1966 von Karen Dal<strong>to</strong>n<br />

vor. Irgendwann im Sommer jenes Jahres<br />

drückte Carl Baron auf den Aufnahmeknopf<br />

seines Kassettenrecorders, als Karen<br />

Dal<strong>to</strong>n in einer einsam gelegenen Hütte<br />

in Colorado zehn Lieder alleine (und vier<br />

mit Richard Tucker) zum Besten gab, sich<br />

dabei nur mit Banjo oder Gitarre begleitete.<br />

Da die scheue Sängerin nur ungern vor<br />

Publikum auftrat und soweit wie möglich<br />

die sterile Atmosphäre eines Studios mied,<br />

sind diese Aufnahmen zahlreicher Traditionals<br />

(sowie Cover-Versionen von Tim<br />

Hardin und Fred Neil) einsame Zeugen ihrer<br />

Kunst, denen man heute ergreifend und<br />

staunend lauscht – auch wenn die Tonqualität<br />

„his<strong>to</strong>risch” ist.<br />

(Light In The Attic/Cargo, 14/36:46) us<br />

CHRIS HOLIMAN<br />

THE SAILOR’S DAUGHTER<br />

Manchmal reicht schon ein Blick auf die<br />

Lis te der beteiligten Musiker, um ein Album<br />

interessant zu machen. Wenn dort,<br />

wie bei THE SAILOR’S DAUGHTER,<br />

Joey Burns von Calexico, Nick Luca (Neko<br />

Case, Iron And Wine) und Pedalsteeler Neil<br />

Harry (Giant Sand) auftauchen, betrachtet<br />

man die Soloscheibe von Chris Holiman (in<br />

den 80ern Frontmann der River Roses) mit<br />

ganz anderen Augen. Wenn dann auch noch<br />

die Qualität der Kompositionen Schritt hält<br />

mit dieser Top-Studiobesatzung, entsteht<br />

ein so stimmiges Album wie dieses. Ruhig<br />

und ohne Hektik lässt Holiman seinen<br />

Songs Zeit zur Entfaltung, nur selten geht es<br />

über Midtempo hinaus. Emotionen ja, aber<br />

nie überschwänglich. Also nicht unbedingt<br />

erste Wahl für Freunde von handfestem<br />

Roots-Rock, aber erste Wahl für Pop-verliebte<br />

Americana-Fans.<br />

(Cactus Rock Records/<br />

www.cactusrock-records.com,<br />

12/51:19) us<br />

US RAILS<br />

SOUTHERN CANON<br />

Im Zusammenhang<br />

mit Roots-Rock von<br />

einer Supergroup zu<br />

sprechen, wäre wohl<br />

ein wenig zu hoch<br />

gegriffen. Doch mit<br />

Tom Gillam, Joseph<br />

Parsons, Ben Arnold, Scott Bricklin und<br />

Matt Muir haben sich fünf angesehene Größen<br />

der Americana-Szene zum zweiten Mal<br />

unter dem Banner von US Rails für eine<br />

Platte zusammengetan, um mit ganz eigener<br />

Note auf den Spuren von Crosby, Stills,<br />

Nash & Young, der Traveling Wilburys oder<br />

der Flatlanders zu wandeln. Mit wechselnden<br />

Führungsfiguren bei Gesang und Gitarrenspiel<br />

liefern sie eine knackige Mixtur<br />

aus Folk-Rock, hymnenartigem Rock’n’Roll<br />

und inhaltsstarkem Singer/Songwriter-Rock,<br />

oft getragen von starken Gesangsharmonien.<br />

Man täte den Beteiligten Unrecht, würde<br />

man einzelne Songs hervorheben – da kann<br />

man Roots-Rockfans einfach nur empfehlen:<br />

rein-, am besten gleich komplett durchhören.<br />

(Blue Rose/Soulfood, 13/50:16) pro<br />

LOUVIN BROTHERS<br />

SATAN IS REAL/HANDPICKED<br />

SONGS<br />

In diesem <strong>to</strong>ll aufgemachten Doppelpack<br />

bekommt man auf einer CD mit SATAN IS<br />

REAL eines der besten Alben der Louvin<br />

Bro<strong>the</strong>rs, auf der anderen haben Stars aus<br />

Country, Rock und Folk je einen Song des<br />

Brüderpaares für die Zusammenstellung<br />

HANDPICKED SONGS ausgesucht. Lässt<br />

man das bizarre Cover außen vor (alleine<br />

darüber könnte man seitenlange Essays<br />

schreiben ...), zeigt SATAN IS REAL, dass es<br />

1959 für die gottesfürchtigen Brüder keinerlei<br />

Genregrenzen gab, dass Bezeichnungen<br />

wie Gospel, Country oder was auch immer<br />

nur leere Worte waren. Der wahre Geist ihrer<br />

Musik kam direkt von Gott, und wer der Verdammnis<br />

im ewigen Fegefeuer entgehen will,<br />

sollte bei ihren Songs genau zuhören. Gut<br />

zugehört haben u.a. Mark Lanegan, Lucinda<br />

Williams, Kris Kris<strong>to</strong>fferson, Dolly Par<strong>to</strong>n,<br />

Graham Nash oder Emmylou Harris. Sie alle<br />

durften sich einen Song der Louvin Bro<strong>the</strong>rs<br />

aussuchen und im Booklet erklären warum<br />

ihre Wahl auf diesen fiel. Klar, dass dabei ein<br />

hochklassiger Streifzug durch das Louvin-<br />

Bro<strong>the</strong>rs-Reper<strong>to</strong>ire entsteht. Ganz ganz dicke<br />

Empfehlung für diese beiden Alben!<br />

(Light In The Attic/Cargo,<br />

12/32:25, 14/38:15) us<br />

Seite 52 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

ARNDT, GROSS & CONTI<br />

CROSSING BORDERS<br />

Mit den VINEYARD<br />

SESSIONS 2 hatten<br />

Richie Arndt und<br />

Timo Gross ihr Debüt<br />

mit Gregor Hilden<br />

noch übertroffen, kreativ<br />

wie kommerziell:<br />

sowas inspiriert. Der „Neue” auf „2” war<br />

der seit langem zwischen Atlantis und Lake<br />

segelnde Alex Conti, seine Grooves in den<br />

mitgebrachten “Down To The Limit” und vor<br />

allem “Out For The Nation” zeigen, welch<br />

großen Spaß ihm diese Akustikabende bereiten.<br />

Arndt, der sich mit Reisesongs durch<br />

seine TRAIN STORIES auskennt, holt das<br />

Trio auf einen Trip zur “Reviera Sunrise”, in<br />

deren Refrain sich die scharfen Chorsätze der<br />

drei Travellers ebenso zeigen wie in seinem<br />

“How Can I Win (Your Love Again)”. Timo<br />

Gross bringt in “Stand Up” noch mehr Dreck<br />

und Call-and-Response auf die Palette – und<br />

die Gitarren erfüllen wieder mal ein Grundprinzip<br />

jedes Klampfentrios: Man darf nicht<br />

merken, dass Bass & Drums fehlen. Mission<br />

erfüllt, und keine Cover diesmal – die Ideen<br />

sprudeln.<br />

(Fuego/Rough Trade, 12/49:20) utw<br />

HARALD HAUGAARD<br />

DEN FEMTE SØSTER<br />

Harald Haugaard zählt zu den renommiertesten<br />

Geigern Dänemarks. Schon<br />

während seines Studiums an der Musikakademie<br />

wechselte er von der Klassik zur<br />

Folklore. Auf seinem Album DEN FEMTE<br />

SØSTER („Die fünfte Schwester”) sind<br />

Stücke zu hören, die zwischen – vom Irish<br />

Folk gar nicht so weit entfernten – traditionellen<br />

skandinavischen Tänzen sowie<br />

Elementen aus Kammermusik, Mittelalter<br />

und Jazz changieren, meist begleitet von<br />

Akustikgitarre, Cello, Kontrabass und<br />

Perkussion. Die meisten Stücke, darunter<br />

auch das dreisätzige “String Quartet In A-<br />

Minor”, hat Haugaard selbst komponiert.<br />

Einen zarten Schlusspunkt setzt auf diesem<br />

wunderschönen, zum Träumen und Tanzen<br />

verleitenden Album die einzige Vokalnummer<br />

“Alt Hvad Vi Drømte”, der die Sängerin<br />

und Geigerin Helene Blum ihre Stimme<br />

leiht.<br />

(Westpark/Indigo, 13/43:40) frs<br />

RALF ILLENBERGER<br />

RED ROCK JOURNEYS<br />

Mit RED ROCK JOURNEYS meldet sich<br />

ein Großer der akustischen Gitarrenmusik<br />

zu Wort. Ralf Illenberger lebt seit Jahren<br />

in Sedona im amerikanischen Bundesstaat<br />

Arizona, einem Ort, dessen natürlicher<br />

Schönheit spirituelle Kraft nachgesagt<br />

wird. Von diesen Kräften hat sich Illenberger<br />

bei seinen neuen Kompositionen leiten<br />

lassen, hat dazu ein paar bekannte Songs<br />

neu arrangiert. Dabei gelingt ihm die Balance<br />

zwischen erdiger Verbundenheit und<br />

luftiger Eleganz, zwischen handfestem instrumentalem<br />

Können und Stimmungen,<br />

wie man sie nur in Träumen erlebt. Hochklassig<br />

auch der wunderbar warme Klang,<br />

mit dem S<strong>to</strong>ckfisch-Chef Günter Pauler<br />

und sein Studioteam einmal mehr ihre Extraklasse<br />

beweisen.<br />

(S<strong>to</strong>ckfisch Records/inakustik,<br />

12/51:36) us


CD<br />

REVIEWS<br />

SIMON ELVNÄS<br />

WORDS UNSPOKEN<br />

Ein wunderschönes Kleinod ist WORDS<br />

UNSPOKEN, aufgenommen, produziert<br />

und vertrieben vom Künstler selbst. Der<br />

Mittdreißiger aus S<strong>to</strong>ckholm Simon Elvnäs<br />

erinnert von der Stimme und vom<br />

Songwriting her an den jungen John Gorka,<br />

zeigt beim Livemitschnitt von “The Water<br />

Is Wide” aber auch seine Fähigkeiten als<br />

Traditionalist. Highlights auch die beiden<br />

Gänsehaut-Duette mit Frida Öhrn bzw.<br />

Irma Schultz. Traumhaft schön!<br />

(www.simonelvnas.com, 11/43:27) us<br />

THE INTERSPHERE<br />

HOLD ON, LIBERTY<br />

Egal, ob man es nun Prog-Rock mit Melodic-Rock-Ausflügen<br />

nennt oder Hard Rock<br />

mit progressiven Elementen – das Mannheimer<br />

Quartett The Intersphere lässt es auf<br />

seinem zweiten Album HOLD ON, LIBER-<br />

TY kräftig krachen. Fette Nu-Metal-Riffs<br />

hämmern mit einer Stakka<strong>to</strong>-Rhythmusfraktion<br />

um die Wette, Screamo-Refrains<br />

und vertrackte Zwischenspiele verlangen<br />

die volle Aufmerksamkeit der Hörer. Harte<br />

Rockmusik, die sowohl Bauch als auch<br />

Hirn anspricht.<br />

(Long Branch Records/SPV, 11/46:11) tk<br />

VONDA SHEPARD<br />

SOLO<br />

Keine Frage, SOLO ist der Piano-Pop von<br />

Vonda Shepard immer noch am besten. „This<br />

album was recorded live in <strong>the</strong> studio. I played<br />

and sang <strong>to</strong>ge<strong>the</strong>r <strong>to</strong> capture <strong>the</strong> emotion<br />

of <strong>the</strong> moment”, schreibt sie im Booklet und<br />

trifft damit genau ins Herz der Zuhörer. So<br />

einfach kann gute Musik sein, leicht, locker<br />

und dennoch gefühlvoll präsentiert sie ihre<br />

neuen Songs, die sie bis auf zwei Ausnahmen<br />

auch selbst geschrieben hat.<br />

(Panshot Records/Galileo <strong>Music</strong>,<br />

10/39:30) tk<br />

ADRIANO CELENTANO<br />

UNICAMENTECELENTANO<br />

Wem die (seit 2006<br />

als italienischer<br />

Import erhältliche)<br />

3-CD-Box UNICA-<br />

MENTECELENTA-<br />

NO zu voluminös ist,<br />

kann sich jetzt die<br />

Essenz des Celentano-Schaffens auch als<br />

Einfach-CD mit 15 Titeln oder wahlweise<br />

als limitierte Deluxe Edition mit 29 Titeln<br />

zulegen. Allen gemeinsam ist die Vielfalt an<br />

Stilen, mit der die Lieder des italienischen<br />

Schauspielers und Sängers immer wieder<br />

für Überraschungen sorgen, von “Azzuro”<br />

über “Il Ragazzo Della Via Gluck” bis zu “I<br />

Want To Know”.<br />

(Clan Celentano/Universal, 15/73:25) us<br />

ÁRSTÍDIR<br />

SVENFS OG VÖKU SKIL<br />

Heißer Tipp für alle Freunde von Island-Folk-<br />

Rock, denen Sigur Rós zu mystisch klingen<br />

und Björk zu abgehoben. Árstídir nennen sich<br />

die sechs Musiker, die sich gerne auch einmal<br />

von einem kleinen Streichorchester begleiten<br />

lassen. Die Songs auf SVENFS OG VÖKU<br />

SKIL haben sie alle selbst geschrieben, scheinen<br />

sich dabei an so unterschiedlichen Vorbildern<br />

wie 16 Horsepower, Renaissance (ca.<br />

1969/70), Runrig und I Muvrini orientiert zu<br />

haben. Welch wunderschöne Musik, was für<br />

eine Entdeckung!<br />

(www.arstidir.com, 12/39:37) us<br />

MARY J BLIGE<br />

MY LIFE II – THE JOURNEY<br />

CONTINUES (ACT I)<br />

Die Königin ist zurück! Nicht umsonst gilt<br />

Mary J Blige als Erfinderin des HipHop-<br />

Soul, nicht umsonst ist sie für zahlreiche<br />

Künstlerinnen – von Beyoncé über Alica<br />

Keys bis zu Rihanna – immer noch Vorbild.<br />

„Songs über die Liebe, Songs über den<br />

Schmerz und Songs über Triumphe” liefert<br />

ihr neues Studio-Album nach eigenen<br />

Worten, ist immer noch der Maßstab für die<br />

hochklassige Musik zwischen R&B, Soul,<br />

Funk, Electro & HipHop.<br />

(Geffen/Universal, 18/72:33) tk<br />

ISRAEL NASH GRIPKA<br />

2011 BARN DOORS SPRING<br />

TOUR, LIVE IN HOLLAND<br />

Sein Studiodebüt<br />

BARN DOORS<br />

AND CONCRETE<br />

FLOORS tauchte<br />

völlig zurecht auf<br />

zahlreichen Bestenlisten<br />

des letzten<br />

Jahres auf – besonders dann, wenn es um<br />

Americana oder Roots-Rock ging. Dass<br />

Israel Nash Gripka auch auf der Bühne seinen<br />

Mann steht, zeigt der Mitschnitt eines<br />

Konzertes im niederländischen Eindhoven<br />

vom April 2011. Zeitweise vier (!) Gitarren,<br />

Mandoline, Bass und Schlagzeug,<br />

dazu Gripkas markige Stimme, ab und an<br />

auch mit ein paar Harmony-Vocals verziert,<br />

klar, da kann die einzige Cover-Version<br />

(“Revolution Blues”) nur von Neil Young<br />

stammen.<br />

(Blue Rose/Soulfood, 10/47:26) us<br />

BENJAMIN BIOLAY<br />

BEST OF<br />

Zehn Jahre und sieben Alben brauchte es,<br />

bis einer der wichtigsten zeitgenössischen<br />

französischen Sänger und das Aushängeschild<br />

des neuen Chansons mit einer Anthologie<br />

bedacht wird. Auf BEST OF BENJA-<br />

MIN BIOLAY sind viele der beliebtesten<br />

Songs des oft mit Serge Gainsbourg verglichenen<br />

Künstlers zu hören, darunter “Dans<br />

la Merco Benz”, “Les Cerfs-volants” und<br />

“À l’origine”. Der Opener “L‘eau claire<br />

des fontaines”, bislang unveröffentlicht, ist<br />

zugleich Biolays neue Single.<br />

(Capi<strong>to</strong>l/EMI, 19/77:12)<br />

frs<br />

ED SHEERAN<br />

+<br />

Popsänger mit Soul in der Stimme gibt es<br />

genügend – doch irgendetwas Besonderes<br />

muss dran sein an Ed Sheeran: Millionenfache<br />

YouTube-Aufrufe, mit “The A Team”<br />

eine Single, die in Rekordzeit mit Platin<br />

ausgezeichnet wurde, eine vom Start weg<br />

ausverkaufte Tour in seiner britischen Heimat.<br />

Sein, wenn man so will, „internationales”<br />

Debüt heißt schlicht und einfach “+”<br />

und zeigt (zumindest größtenteils), dass die<br />

Jubelarien nicht vorschnell ertönten. Das ist<br />

klasse Popmusik, mit unglaublich viel Gefühl<br />

dargeboten.<br />

(Warner, 12/50:00)<br />

tk<br />

Jack JINX<br />

LONG WAY HOME<br />

Weder aus Hous<strong>to</strong>n oder Memphis noch<br />

aus Nashville stammt diese Band. Nein,<br />

Jack Jinx kommen aus Dresden, spielen<br />

aber Musik, die sich weit mehr nach den<br />

genannten amerikanischen Musik-Mertropolen<br />

anhört. Knochentrockener Blues<br />

gepaart mit Country-lastigem Roots-Rock,<br />

gewürzt mit einer deftigen Prise Südstaaten-Soul,<br />

alles in erdig-au<strong>the</strong>ntischem<br />

Klang – so macht der LONG WAY HOME<br />

so richtig Spaß!<br />

(Rockwerk Records, 12/69:54) us<br />

CHRIS CORNELL<br />

SONGBOOK<br />

Entweder man hasst<br />

den weinerlichen Gesangsstil<br />

von Soundgarden-Frontmann<br />

Chris Cornell, oder<br />

man liebt es, wie er<br />

seiner Musik Leben<br />

einhaucht. Über eine Stunde lang gibt es<br />

auf SONGBOOK nur Cornell und seine<br />

Akustikgitarre zu hören – in einem Programm,<br />

in dem neben eigenen Klassikern<br />

wie “Call Me A Dog”, “Like A S<strong>to</strong>ne” oder<br />

“Black Hole Sun” nur zwei Cover-Versionen<br />

Platz finden: <strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong>s “Thank<br />

You” sowie das unzerstörbare “Imagine”<br />

von John Lennon.<br />

(Universal, 12/67:41)<br />

us<br />

ANDY LEE LANG<br />

STILL ROCKIN’ LIVE –<br />

CHAPTER ONE<br />

Mitschnitt des aktuellen Liveprogramms<br />

aus dem Wiener Metropol, bei dem der Lokalmatador<br />

Andy Lee Lang und seine Band<br />

das Publikum mit zahlreichen Klassikern<br />

aus der Rock’n’Roll-Geschichte begeisterten.<br />

Dabei bewies der vielbeschäftigte Entertainer<br />

sein gutes Händchen für die richtigen<br />

Songs, vom instrumentalen Opener<br />

Kurzvorstellungen<br />

“Walk Don’t Run” über Buddy Hollys “It’s<br />

So Easy” und der “Rock’n’Roll <strong>Music</strong>”<br />

von Chuck Berry bis zu “Love Letters In<br />

The Sand”, das in der Pat-Boone-Version<br />

1957 bis an die Spitze der US-Charts gelangte.<br />

(Gabriel <strong>Music</strong>/Hoanzl, 21/60:50) us<br />

JESSIE J<br />

WHO YOU ARE<br />

Erweitert um drei neue Songs (darunter<br />

auch das mit David Guetta aufgenommene<br />

“Laserlight”) erschien Jessie J’s<br />

Erfolgsalbum WHO YOU ARE Ende<br />

letzten Jahres als Platinum Edition. Mit<br />

HipHop-geprägtem R&B liefert die im<br />

britischen Essex aufgewachsene Musikerin<br />

ein starkes, modern ausgerichtetes Debüt<br />

ab, bei “Big White Room” – einem Song,<br />

den sie schon als Teenager geschrieben<br />

hat – zeigt sie gar überraschende Singer/<br />

Songwriter-Qualitäten.<br />

(Universal, 16/61:16)<br />

tk<br />

MARIT LARSEN<br />

SPARK<br />

SPARK ist das Europadebüt<br />

von Marit<br />

Larsen, doch hat die<br />

norwegische Sängerin<br />

in ihrer Heimat<br />

schon zwei erfolgreiche<br />

Alben veröffentlicht.<br />

Diese Erfahrung hört man ihren<br />

neuen Liedern an, ebenso die Akribie, mit<br />

der die Perfektionistin so gut wie alle Instrumente<br />

selbst gespielt hat – von Klavier,<br />

Mandoline und Xylofon bis zu ziemlich<br />

exotischen Instrumenten wie der indischen<br />

Tampura oder einer russischen Laute namens<br />

Domra. So lebt ihr fein gesponnener<br />

Singer/Songwriter-Folk auch von diesen<br />

kleinen Details, die sich in ihrer Musik<br />

wunderbar zu erhabener Schönheit zusammenfügen.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 10/43:54) us<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 53


LISSIE<br />

LIVE AT SHEPHERD’S BUSH<br />

EMPIRE<br />

Ihr CATCHING THE TIGER war mit seinem<br />

sommersprossigen Americana ein unglaublich<br />

gutes Majordebüt, da durfte man zurecht<br />

gespannt sein auf ihre Europa-Tour. Und wer<br />

ihre zahlreichen Liveclips auf YouTube kannrobin<br />

trower<br />

on <strong>to</strong>ur<br />

2012<br />

Fr. 16.03 Hamburg<br />

Down<strong>to</strong>wn Blues Club<br />

Sa. 17.03 Offenbach KJK<br />

So. 18.03 Nürnberg Hirsch<br />

Mo. 19.03 Augsburg Spectrum<br />

Mi 21.03 Salzgitter Kulturscheune<br />

Do. 22.03 Twist Heimathaus<br />

Fr. 23.03 Koblenz Café Hahn<br />

Sa. 24.03 Freudenburg Ducsaal<br />

So. 25.03 Bonn Harmonie<br />

www.trowerpower.com<br />

distributed by<br />

www.reper<strong>to</strong>irerecords.com<br />

CD<br />

REVIEWS<br />

NIGHTWISH<br />

IMAGINAERUM<br />

Nach eigenen Worten<br />

wollte sich die<br />

finnische Band<br />

Nightwish vier Jahre<br />

nach ihrem letzten<br />

Studio-Album mit<br />

IMAGINAERUM<br />

neu erfinden. Wollte alles Bekanntes hinter<br />

sich lassen, ein neues künstlerisches Kapitel<br />

aufschlagen. Erfreulicherweise klingt<br />

ihr symphonischer Heavy Metal dann aber<br />

genauso mitreißend wie je zuvor, verbindet<br />

pure Power mit Fantasy-Romantik, führt<br />

epische Melodiebögen um brettharte Metal-Riffs<br />

und brilliert immer noch mit den<br />

wohl besten Vocals in diesem Genre.<br />

(Nuclear Blast/Warner, 12/74:56) us<br />

TAKE THAT<br />

PROGRESS LIVE<br />

Bei ihrer letzten Tour haben Take That in<br />

ihrer britischen Heimat in 30 restlos ausverkauften<br />

Stadien vor über 1,8 Millionen<br />

Menschen gespielt. Neben DVD und Bluray<br />

erschien dieses gigantische Spektakel<br />

Ende letzten Jahres auch als Doppel-CD.<br />

Gary Barlow, Howard Donald, Jason<br />

Orange, Mark Owen und Rückkehrer Robbie<br />

Williams nahmen ihre stimmgewaltigen<br />

Fans mit auf eine Reise durch 20 Jahre Take<br />

That, brachten sämtliche Hits und bewiesen,<br />

dass eine Boygroup auch nach so vielen<br />

Jahren immer noch wie eine Boygroup<br />

singen kann.<br />

(Polydor/Universal, 10/45:40,<br />

14/63:19) tk<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

THE TWILIGHT SAGA:<br />

BREAKING DAWN PART 1<br />

Bunt und abwechslungsreich liefert der<br />

Soundtrack der höchst erfolgreichen Vampir-Saga<br />

eine breite Palette an aktueller<br />

Popmusik. Mit dabei Senkrechtstarter Bruno<br />

Mars, das Folkduo Angus & Julia S<strong>to</strong>ne,<br />

die US-Indie-Rocker The Features, zeitloser<br />

Americana von Iron & Wine, Dream-<br />

Pop von Cider Sky sowie die eine oder<br />

andere interessante Neuentdeckung, wie<br />

das wunderschöne “Cold” von Aqualung &<br />

Lucy Schwartz.<br />

(Atlantic/Warner, 15/61:33)<br />

us<br />

ZUCCHERO<br />

SUGAR FORNACIARI – CHOCA-<br />

BECK DELUXE EDITION<br />

Ende 2010 erschien CHOCABECK, auf<br />

dem Zucchero italienisches Herzblut in<br />

amerikanischem Soul-Gewand präsentierte.<br />

Die dicke Deluxe-Box enthält neben<br />

dem Originalalbum noch eine weitere CD,<br />

auf dem er acht dieser Songs in englischer<br />

Sprache singt, dazu sind auf einer DVD<br />

noch die Musikvideos der Lieder zu finden.<br />

Ein dickes Booklet, ein auffaltbares Poster<br />

und edle Bildkarten komplettieren diese limitierte<br />

Luxus-Ausgabe.<br />

(Polydor/Universal, 2 CDs & DVD) tk<br />

LOS DOS Y COMPANEROS<br />

SALSA GUERRILLEROS<br />

Auch der zweite Streich der bajuwarischen<br />

Kubaner macht wieder jede Menge<br />

Spaß. Bayerische Mundart von derb<br />

bis romantisch, vorgetragen von einer<br />

vielköpfigen Musikerschar als swingende<br />

Rumba, feuriger Salsa oder gefühlvoller<br />

Son. Wer da die Hüften still hält, dem<br />

kann wohl nicht mehr geholfen werden.<br />

Und mit Luis Frank Arias ließen „Die<br />

Zwei und ihre Kumpels” (so die wörtliche<br />

Übersetzung des Bandnamens) auch mal<br />

einen Großen der kubanischen Szene ans<br />

Mikro. Vamos!!<br />

(Connec<strong>to</strong>r Records/<br />

inakustik, 10/38:15)<br />

us<br />

TANGERINE DREAM<br />

GREEN DESERT<br />

Die Skizzen für<br />

diese Klanglandschaften<br />

entwarfen<br />

Edgar Froese<br />

und Chris Franke<br />

bereits 1973<br />

in den Skyline<br />

Studios in Berlin, überarbeitet und fertiggestellt<br />

wurden sie 1984 im Wiener Eastgate<br />

Studio, erstmals veröffentlicht wurde<br />

GREEN DESERT dann 1986. Ruhig fließen<br />

die Töne dahin, Syn<strong>the</strong>sizerflächen und<br />

elektronische Chöre bestimmen die Szenerie,<br />

nur ab und zu gibt ein Schlagzeug den<br />

Takt vor. Betörende „Traum-Musik”.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 4/48:37) us<br />

CHARLENE SORAIA<br />

MOONCHILD<br />

Ein Debüt der besonderen Art ist MOON-<br />

CHILD von Charlene Soraia. Die junge<br />

Sängerin (und ausgezeichnete Gitarristin)<br />

macht es den Hörern nicht unbedingt<br />

leicht, die Schönheit ihrer Musik zu entdecken.<br />

Vertrackt, sperrig und musikalisch<br />

vielschichtig präsentiert sie ihre Singer/<br />

Songwriter-Kunst. Dass sie es auch einfacher<br />

und gefälliger könnte, beweist sie<br />

auf dem The-Calling-Cover “Wherever<br />

You Will Go”, der Single, die bis auf den<br />

dritten Platz der UK-Charts kletterte.<br />

(Peacefrog/Rough Trade, 13/46:35) us<br />

GOTYE<br />

MAKING MIRRORS<br />

In seiner Heimat Australien ist der eigenwillige<br />

Sound dieses jungen Mannes schon<br />

bestens bekannt (und höchst erfolgreich!),<br />

bei uns erobert Gotye, oder besser gesagt<br />

sein “Somebody That I Used To Know”,<br />

gerade die Herzen der Hörer. Pop-orientierte<br />

Welt-Musik könnte man MAKING<br />

MIRRORS nennen, oder eine liebevoll<br />

emotionale Mischung aus Synthie-Pop,<br />

Down-Under-Reggae, Urban-Folk und allerlei<br />

selbst gebastelten Klängen, die mal<br />

aus einem taiwanesischen Volkslied stammen,<br />

mal nach Balkan klingen oder von<br />

einer Zaunpfahl-Klanginstallation im Outback<br />

von Queensland entliehen wurden.<br />

(Vertigo/Universal, 12/42:27) us<br />

Seite 54 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Kurzvorstellungen<br />

JOHN K. SAMSON<br />

PROVINCIAL<br />

Wer schon einmal eines der Solokonzerte<br />

von Weakerthans Frontmann John K.<br />

Samson besucht hat, dem werden viele<br />

der Lieder auf PROVINCIAL bekannt<br />

vorkommen. Denn endlich hat er EP-<br />

Stücke, Vinyl-Only-Tracks und allerlei<br />

Liegengebliebenes auf ein (regulär erhältliches)<br />

Album gepackt, endlich kann man<br />

diese wundervoll verschrobenen Songwriter-Preziosen<br />

in gebündelter Form genießen.<br />

Tolles Album!<br />

(Grand Hotel van Cleef/Indigo,<br />

10/37:10) us<br />

RIHANNA<br />

TALK THAT TALK<br />

Auch auf Album Nummer sechs lässt Rihanna<br />

keinen Zweifel an ihrer herausragenden<br />

Stellung in Sachen Soul-Pop. Gleich die erste<br />

Single “We Found Love”, die Zusammenarbeit<br />

mit dem schottischen Sänger und Electro-<br />

Pop-Produzenten Calvin Harris, stürmte an<br />

die Spitze der deutschen Charts. Und auch die<br />

anderen Songs dieses Albums haben genug<br />

Hitpotenzial, so dass TALK THAT TALK<br />

ohne Zweifel ein weiterer Erfolgsbaustein in<br />

Rihannas Karriere sein wird – auch wenn es<br />

(musikalisch gesehen) nichts Neues bietet.<br />

(Def Jam/Universal, 11/37:31) tk<br />

NO MERCY RELOADED<br />

SIX<br />

Das neue Starkstrom-Terzett vom Hamburg-<br />

Blues-Band-Bassisten Bexi Becker mit<br />

Stefan Ulrich (dr, voc) und Andreas Linke<br />

(g, voc): “Sixteen Tons Pt. 3” mal voll<br />

rappendem Sprechgesang, “Who Do You<br />

Love” halsbrecherisch originell, Eigenes wie<br />

“Sunday Blues” wirkt so ausgeschlafen wie<br />

adrenalingesättigt.<br />

(Palais Aux E<strong>to</strong>iles, 6/23:12) utw<br />

HAWKWIND<br />

THE BUSINESS TRIP LIVE<br />

Während die Hawkwind-Qualitätskurve<br />

der 90er Jahre klar<br />

nach unten ver lief,<br />

gab es mit den Live-<br />

Alben aus dieser Zeit<br />

klare Peaks nach<br />

oben. So auch das in Triobesetzung Brock/<br />

Davey/Chadwick eingespielte THE BUSI-<br />

NESS TRIP LIVE aus dem Jahr 1994. Dabei<br />

gelang es ihnen nicht nur, alte Songs in<br />

erneuerten, attraktiven Versionen zu spielen,<br />

sondern auch den damals aktuellen, in den<br />

Studiofassungen aber nur mittelmäßigen<br />

Stücken neues Leben einzuhauchen.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 16/72:59) us<br />

GRETCHEN PETERS<br />

HELLO CRUEL WORLD<br />

Mit HELLO CRUEL WORLD hat Gretchen<br />

Peters zahlreiche – positive wie negative –<br />

Schicksalsschläge der letzten Zeit ver<strong>to</strong>nt.<br />

Hat in ihren Texten ihr Innerstes nach außen<br />

gekehrt, macht die Naturkatastrophe im Golf<br />

von Mexiko genauso zum Thema wie ihre<br />

Heirat mit ihrem langjährigen musikalischen<br />

Begleiter Barry Walsh. Musikalisch hat sie<br />

diese Ereignisse hervorragend verarbeitet,<br />

bleibt souverän zwischen Country, Roots-<br />

Rock und Americana, unterstützt von Cracks<br />

wie Rodney Crowell, Vik<strong>to</strong>r Krauss, Will<br />

Kimbrough und natürlich ihrem Ehemann.<br />

(Proper/Rough Trade, 11/52:15) us


CD<br />

te, der ging beim Kartenkauf kein Risiko ein<br />

– kein Wunder waren sämtliche deutschen<br />

Konzerte ausverkauft. Ein komplettes Konzert<br />

der Tour kann man mit dem CD/DVD-<br />

Doppelpack LIVE AT SHEPHERD’S BUSH<br />

EMPIRE miterleben – traumhaft schön!<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 13/67:28) us<br />

RAMSES<br />

LIGHT FANTASTIC<br />

Längst überfällige<br />

Wiederveröffentlichung<br />

des 1981er Albums<br />

der Rockband<br />

aus Hannover. Souveräner<br />

melodischer<br />

Rock, der weder zum<br />

Zeitpunkt seiner Entstehung noch heute den<br />

Vergleich mit internationalen Größen scheuen<br />

muss. Tolle, oft schneidend scharfe Leadgitarre,<br />

schillernde Syn<strong>the</strong>sizerflächen und<br />

klasse Gesang verschwimmen zu einem unverwechselbaren<br />

Sound, Melodic Rock der<br />

gehobenen Güteklasse.<br />

(Sky Records/da <strong>Music</strong>, 8/39:38) us<br />

GLOBAL KRYNER<br />

COVERSTORIES<br />

“Alles nur geklaut” (Prinzen), “1000 und 1<br />

Nacht (Zoom)” (Klaus Lage), “Flugzeuge<br />

im Bauch” (Grönemeyer), “Major Tom”<br />

(Peter Schilling), “Der Kommissar” (Falco),<br />

“Taubenvergiften” (Georg Kreisler),<br />

“Über sieben Brücken musst du gehn”<br />

(Maffay, Karat), “Die süßesten Früchte”<br />

(Peter Alexander), “Monsta” (Culcha<br />

Candela) – die Ösis Global Kryner covern<br />

originell und mit Stil, handgemacht, samt<br />

reichlich Polka-Anleihen.<br />

(Wildwechsel/Universal, 12/45:06) pro<br />

MARK SPIRO<br />

IT’S A BEAUTIFUL LIFE<br />

Songs aus der Feder von Mark Spiro machten<br />

zahlreiche Rockakteure zu millionenfach<br />

verkauften Hits, doch der Meister kann es<br />

auch selbst bestens. Fast sieben Jahre nach<br />

seinem letzten Album serviert er gediegenen<br />

Melodic Rock (plus Country-Anreicherung),<br />

überaus sanft und relaxt angestimmt, nur bei<br />

“Might As Well Be Me” auch mal mit mehr<br />

Dampf. Sehr, sehr ordentlich, handwerklich<br />

gibt’s nichts zu klagen.<br />

(AOR Heaven/Soulfood, 10/41:26) pro<br />

SOUL SELLER<br />

BACK TO LIFE<br />

Die Italiener Soul Seller wandeln auf den<br />

Klangspuren von Whitesnake, Bon Jovi, Foreigner<br />

oder Journey, ohne dabei ihre Seele<br />

zu verkaufen. Sprich, sie liefern durchaus<br />

Eigeninspiriertes, kupfern nicht einfach ab.<br />

Auf ihrem zweiten Album seit der Gründung<br />

1999 ist melodischer Hard Rock oder angehärteter<br />

Melodic Rock mit kraftvollen wie<br />

eingängigen Gitarrenlicks angesagt. Dazu<br />

gibt Oliver Hartmann ein Gastspiel.<br />

(Avenue Of Allies/H’Art, 12/56:49) pro<br />

JOJO<br />

JOJO<br />

Nach dem Ende von Tokyo starteten Robby<br />

Musenbichler, Ken Taylor und Lothar<br />

Krell die Band Jojo (mit Curt Cress an den<br />

Drums!) und spielten weiter AOR. Der fiel<br />

auf ihrem einzigen Album JOJO 1988 aber<br />

deutlich glätter, Pop-orientierter und fast<br />

Kurzvorstellungen<br />

syn<strong>the</strong>tisch aus (samt Bläsern). Eingängig,<br />

bombastisch, eben dem damaligen Zeitgeist<br />

angepasst. Jetzt (mit sechs Bonus-<br />

Tracks) erstmals auf CD erhältlich.<br />

(Yesterrock/Alive, 17/65:50) pro<br />

HERR DIEBOLD OND<br />

KOLLEGA<br />

GOTTES GESCHENKLE AN DIE<br />

WELT<br />

Ja, wenn nur alle Geschenke so gut klingen<br />

würden wie die von Michael Diebold<br />

und seinen Kollegen. Rau und „ziemlich<br />

unplugged” hat das Quartett von der Ostalb<br />

sich Klassiker aus Rock, Pop und Country<br />

vorgenommen und die Texte mehr oder<br />

weniger frei in ein urwüchsiges Schwäbisch<br />

übersetzt. Einfach klasse, wie sie Kris Kris<strong>to</strong>ffersons<br />

“Me And Bobby McGee” als “Mi<br />

ond mei Annemarie” bringen, oder wie Frank<br />

Zappas “Bobby Brown” nur marginal verändert<br />

zu “Bobby Braun” wird. Ja, und einmal<br />

konnten sie den Text sogar unübersetzt lassen:<br />

bei Wolle Kriwaneks “Stroßaboh”.<br />

(Mäule & Gosch, 14/54:24)<br />

us<br />

KING’S DAUGHTERS &<br />

SONS<br />

IF THEN NOT WHEN<br />

Mit King’s Daughter<br />

& Sons aus Louisville,<br />

Kentucky, erscheint<br />

endlich mal<br />

wieder eine junge,<br />

unverbrauchte Band<br />

auf der altehrwürdigen<br />

Post-Rock-Bühne. Irre Grusels<strong>to</strong>rys,<br />

uralte Moritaten und unheimliche Begebenheiten<br />

werden im guten alten Laut-Leise-<br />

Stil erzählt, „mal William Faulkner, mal<br />

<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong>” tönt die Presse-Info. Ja, ja,<br />

stimmt schon, IF THEN NOT WHEN pendelt<br />

genau zwischen diesen beiden Polen.<br />

(Chemikal Underground/<br />

Rough Trade, 8/48:07)<br />

tk<br />

MY DARLING CLEMENTINE<br />

HOW DO YOU PLEAD?<br />

Bei diesem Album klingen die beiden<br />

Hauptfiguren, Michael Wes<strong>to</strong>n-King und<br />

Lou Dalgleish, so, als wären sie locker<br />

40 Jahre zu spät dran. Wie ein klassisches<br />

Country-Duo, wie Johnny Cash und June<br />

Carter oder George Jones und Tammy Wynette<br />

singen die beiden Lieder, die zwar<br />

nagelneu sind, aber genauso als vergessene<br />

Klassiker aus einer längst vergangenen Ära<br />

durchgehen könnten. Martin Belmont begleitet<br />

die beiden auf einer 1963er Fender<br />

Stra<strong>to</strong>caster, Geraint Watkins packte seine<br />

1966er Hammondorgel aus. Grandios!<br />

(Drumfire Records/Cargo, 13/51:30) us<br />

WHITEHORSE<br />

WHITEHORSE<br />

Höchst charmantes Nebenprojekt von Luke<br />

Doucet und Melissa McClelland, die ihre<br />

Singer/Songwriter-Fähigkeiten für WHITE-<br />

HORSE zusammengelegt haben. Getreu<br />

dem Albumcover nehmen die beiden ihre<br />

Hörer mit auf einen beschwingten Spaziergang<br />

durch den sonnendurchströmten kanadischen<br />

Laubwald, die einzige Cover-Version<br />

stammt mit “I’m On Fire” von Bruce<br />

Springsteen. Wunderschöne Kollaboration,<br />

die hoffentlich bald fortgeführt wird.<br />

(Six Shooter Records/Import, 8/24:20) us<br />

Die Americana-Supergroup ist zurück!<br />

US RAILS<br />

Sou<strong>the</strong>rn Canon<br />

Joseph Parsons, Tom Gillam, Ben Arnold, Scott<br />

Bricklin und Matt Muir bieten auf ihrem 2. Album<br />

einen dicken Americana-Brocken, angereichert mit<br />

bestem Folk Rock und fetzigem Rock‘n Roll.<br />

US RAILS ON TOUR: 25.01. Waldkraiburg, Haus der Kultur / 27.01. Wendelstein, Jegelscheune / 28.01. Neustadt/Weinstraße, Wirtshaus<br />

Konfetti/Wespennest e.V. / 29.01. Essen, Kulturzentrum Grend / 31.01. Esslingen, Kulturzentrum Dieselstrasse / 01.02. Eppstein, Wunderbar Weite Welt /<br />

02.02. Woltersdorf, Feuerwache / 03.02. Singwitz, Kesselhaus Lager / 05.02. Zwönitz, Veranstaltungszentrum Wind / 07.02. Weimar, Schießhaus /<br />

08.02. Neuenkirchen-Vörden, Kulturbahnhof / 09.02. Norderstedt, <strong>Music</strong> Star / 10.02. Bordesholm, Savoy Kino / 11.02. Hannover/Isernhagen, Blues<br />

Garage / 14.02. Cadenberge, Marc 5 / 15.02. Frelsdorf, Bostelmann‘s Saal / 17.02. Fürstenwalde, Kulturfabrik / 18.02. Lauchhammer, Real <strong>Music</strong> Club /<br />

19.02. Berlin, Fahrradkeller / 21.02. Heilbronn, Ebene 3 / 22.02. Offenburg, Spitalkeller<br />

Seit 15 Jahren ein treuer Label-Artist:<br />

RICH HOPKINS &<br />

LUMINARIOS<br />

Buried Treasures<br />

Das 14. Album des Desert-Rockers aus<br />

Tucson, Arizona ist wohl das gradlinigste,<br />

pur-rockigste, elektrischste Luminarios-Album<br />

seit „El Paso“.<br />

HANK SHIZZOE<br />

Live at <strong>the</strong> Blue Rose Christmas Party 2010<br />

Die Show in Heilbronn stand ganz unter dem rauen<br />

R.O.C.K.-Diktat von Rock‘n Roll, Blues Rock, Roots<br />

Rock, Americana Rock: Im knappen elektrischen<br />

Trioformat spielten sich die drei Schweizer in die<br />

Herzen der Zuschauer, zogen in der ihnen zur<br />

Verfügung stehenden Stunde alle Register ihres<br />

Könnens und brannten nach ausgiebiger, geradezu<br />

lustvoller Zündelei ein spektakuläres Feuerwerk ab.<br />

BLUE ROSE ARTISTS ON TOUR:<br />

ISRAEL NASH GRIPKA<br />

Barn Doors And Concrete Floors<br />

Süffige Midtempo Rocker in satter semiakustischelektrischer<br />

Instrumentierung, nachdenkliche<br />

Americana Songs in herzenswarmer Harmonica/<br />

Guitar Strumming-Lagerfeuer-Atmosphäre,<br />

relaxter Roadhouse Country Rock, Backporch<br />

Songs mit Banjo, Mandolin und Fiddle über<br />

elektrischen Gitarren - ISRAEL NASH GRIPKA<br />

hat da wirklich eine unerhört attraktive Musik<br />

gekoppelt, die mal an John Fogerty (Stimme!)<br />

oder Ryan Adams erinnert, den guten alten Neil<br />

Young zitiert, an bessere Zeiten von Jay Farrar<br />

gemahnt und sowieso durchweg mächtig<br />

S<strong>to</strong>nes/Burri<strong>to</strong>s-infiltriert daherkommt.<br />

BASKERY: 20.01. Erfurt, Museumskeller / 21.01. Dresden, Scheune / 23.01. Hamburg, Knust / 24.01. Kassel, Schlachthof /<br />

25.01. Berlin, Postbahnhof / 26.01. Cottbus, Bebel / 27.01. Leer, Zollhaus<br />

MICKY & THE MOTORCARS: 20.01. Norderstedt, <strong>Music</strong> Star / 21.01. Bordesholm, Savoy Kino / 25.01. Lorsch, Musik<strong>the</strong>ater Rex /<br />

26.01. Karlsruhe, Jubez / 27.01. Höxter, Tonenburg / 28.01. S t u tt g a r t , Labora<strong>to</strong>rium<br />

DEADMAN (Trio): 06.02. Norderstedt, <strong>Music</strong> Star / 07.02. Bonn, Harmonie / 08.02. Lichtentanne, St. Barbara / 09.02. Halle, Objekt 5 /<br />

10.02. Lorsch, Musik<strong>the</strong>ater Rex / 11.02. Offenburg, Spitalkeller / 14.02. Heilbronn, Red River Saloon / 15.02. Waldkraiburg, Haus der Kultur /<br />

16.02. Eppstein, Wunderbar Weite Welt / 17.02. Bad Saulgau, Franziskaner / 18.02. Lauchhammer, Real <strong>Music</strong> Club<br />

MARKUS RILL: 28.01. München, Schlachthof (solo) / 03.02. Augustdorf, Kulturkreis Augustdorf (solo) / 23.02. Miltenberg, Beavers (& The<br />

Troublemakers) / 24.02. Glattbach, Glattbacher Mühle (& The Troublemakers) / 25.02. Würzburg, Bronnbachkeller (& The Troublemakers) /<br />

08.03. Heilbronn, Red River Saloon (& The Troublemakers) / 09.03. Mespelbrunn, By Harry (& The Troublemakers) / 10.04. Bad Kreuznach, Majik<br />

Lounge (solo) / 11.04. Quakenbrück, Kantine (solo) / 12.04. Osnabrück, Grolsch Song Night (solo)<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> Blue n Seite Rose 55 Records · Rauheckstr. 10 · 74232 Abstatt<br />

Tel. 07062-955444 · Fax 07062 -64375<br />

Website: www.bluerose-records.com


DVD<br />

REVIEWS<br />

AL DI MEOLA<br />

MOROCCO FANTASIA<br />

Al Di Meola trat am<br />

20. Mai 2009 in Rabat,<br />

Marokko, mit<br />

dem so genannten<br />

Ensemble World<br />

Sinfonia auf, einem<br />

Zusammenschluss<br />

von Musikern, die<br />

durch besondere Fähigkeiten<br />

im Genre<br />

der World-<strong>Music</strong> glänzen. Das Resultat ist<br />

ein verzauberndes, orientalisches Märchenkonzert,<br />

bei dem die Instrumentalisten bei<br />

den fast immer von Di Meola komponierten<br />

Stücken einen Mix diverser Stile aus dem<br />

Westen und dem Fernen Osten vermitteln.<br />

Neben dem bekannten “Misterio” und<br />

“Michelangelo’s 7th Child” fasziniert speziell<br />

die “Mawazine Suite: Part 1–4”, die<br />

zu den reichhaltigen Bonus-Features zählt.<br />

Neben einem Mitschnitt der Proben, einer<br />

Fo<strong>to</strong>galerie und den Dokumentationen des<br />

Soundchecks und eines Bazarbesuchs beeindruckt<br />

das visuell und klanglich starke<br />

“Roof Solo”. Wer immer noch zu stark<br />

experimentelle Solo-Exkursionen des Gitarristen<br />

befürchtet, kann hier beruhigt werden,<br />

denn Di Meola hat längst verstanden,<br />

dass der Hörer primär auf dem Gesamteindruck<br />

achtet. Empfehlung.<br />

(inakustik, 123 Min.)<br />

at<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

CHELSEA HOTEL<br />

Von Leonard Cohen<br />

gibt es den<br />

schönen Satz, das<br />

Chelsea gehöre<br />

zu jenen Hotels,<br />

in die man „um<br />

4 Uhr morgens<br />

mit einem Zwerg,<br />

einem Bären und<br />

vier Ladys im<br />

Schlepptau einchecken kann, ohne dass<br />

es jemand stört”. Cohen, der eines der<br />

berühmtesten Lieder über die Absteige in<br />

New York geschrieben hat, war nicht der<br />

einzige Musiker, der in dem als Künstlerhotel<br />

bekannt gewordenen Haus wohnte.<br />

Hier residierten – oft für mehrere Jahre<br />

– so illustre Mieter wie Bob Dylan, Patti<br />

Smith und Madonna. In Interviews kommen<br />

in Abel Ferraras Dokumentarfilm<br />

„Chelsea Hotel” zahlreiche schräge Vögel<br />

und Künstler zu Wort, die das Hotel<br />

bewohn(t)en, darunter Regisseur Milos<br />

Forman und Schauspieler Ethan Hawke.<br />

Comic-Künstler Robert Crumb (er zeichnete<br />

das Cover von CHEAP THRILLS)<br />

spricht über Janis Joplins Kampf mit dem<br />

Ruhm. In Spielszenen werden die wohl<br />

düstersten Momente, die das Hotel erlebte,<br />

nachgestellt: das Todesdrama um Sex-Pis<strong>to</strong>ls-Bassist<br />

Sid Vicious und seine Freundin<br />

Nancy Spungen. Ferraras Film ist eine<br />

großartiger Doku und zugleich ein Abgesang<br />

auf eine längst vergangene Epoche.<br />

Denn seit einem Besitzerwechsel vor drei<br />

Jahren geht es in dem Hotel längst nicht<br />

mehr so liberal zu. Die DVD-Premium-<br />

Edition enthält Buch und Filmplakat.<br />

(Koch Media, 89 Min.)<br />

frs<br />

PAUL McCARTNEY<br />

THE LOVE WE MAKE<br />

Der Titel führt in<br />

die Irre und trifft<br />

es doch: Paul Mc-<br />

Cartney beschreibt<br />

keine Liebesspiele,<br />

vielmehr sind die<br />

Liebesdienste dokumentiert,<br />

die der<br />

Ex-Beatle nach den<br />

Terroranschlägen<br />

des 9. September 2001 organisierte. „Macca”<br />

war selbst dort in New York, als Tausende<br />

im World Trade Center starben. Für deren<br />

Hinterbliebene organisierte er umgehend<br />

ein Benefizkonzert im Madison Square Garden<br />

mit, das hier auszugsweise mit Größen<br />

wie Billy Joel, Eric Clap<strong>to</strong>n, David Bowie,<br />

Mick Jagger, El<strong>to</strong>n John oder Sheryl Crow<br />

nachzuerleben ist. Auch die Proben, vor<br />

allem aber eindrucks- und stimmungsvolle,<br />

oft beklemmende Schwarz-Weiß-Bilder aus<br />

dem Big Apple (Regie: Albert Maysles,<br />

Bradley Kaplan) sind festgehalten – ein<br />

beeindruckendes Bild- und Tondokument,<br />

bei dem das Engagement aller (auch dank<br />

deutscher Untertitel) zu spüren ist.<br />

(Eagle Vision/edel, 94 Min.) pro<br />

YES + JETHRO TULL +<br />

SANTANA + LEGENDS<br />

LIVE AT MONTREUX<br />

Vier Blu-ray Neuzugänge erweitern jetzt die<br />

„KulturSpiegel”-Edition, die sich den Auftritten<br />

berühmter Bands beim ruhmreichen<br />

Montreux-Festival widmen. 2003 waren<br />

dort Yes in bester Besetzung, also mit Jon<br />

Anderson, Steve Howe, Chris Squire, Rick<br />

Wakeman und Alan White zu Gast. Da es<br />

aus heutiger Sicht nicht besonders wahrscheinlich<br />

ist, die Prog-Rocker so schnell<br />

noch einmal in dieser Zusammensetzung zu<br />

sehen, bietet dieser Mitschnitt neben seiner<br />

über alle Zweifel erhabenen musikalischen<br />

Qualität auch noch eine his<strong>to</strong>rische Komponente.<br />

Im gleichen Jahr waren dort auch<br />

Jethro Tull zu sehen, sie teilten ihren Auftritt<br />

in einen akustischen und einen elektrifizierten,<br />

Rock-lastigen Teil, begeisterten<br />

mit einem abwechslungsreichen Streifzug<br />

durch ihr großes Reper<strong>to</strong>ire das Publikum.<br />

Ein Jahr später, 2004, interpretierte Carlos<br />

Santana zusammen mit Jazzgrößen wie<br />

DVD – Blu-ray<br />

Wayne Shorter, Chick Corea und Herbie<br />

Hancock zahlreiche Klassiker aus Rock,<br />

Jazz und Pop, vom “Redemption Song”<br />

über “Blowing In The Wind” und “A Love<br />

Supreme” bis zu Santana-Hits wie “Jingo”.<br />

Fünf Meister ihres Faches fanden sich 1997<br />

unter dem Namen Legends zusammen, der<br />

Gitarrist Eric Clap<strong>to</strong>n, David Sanborn am<br />

Saxofon, Joe Sample am Piano, dazu die<br />

Rhythmusfraktion Marcus Miller (b) und<br />

Steve Gadd (dr). Lässig und höchst virtuos,<br />

aber ohne störende Ego-Touren groovte,<br />

blueste und jazzte sich diese Supergroup<br />

durch Klassiker wie “Full House”, “Groovin’”<br />

und “Layla”. Eine Sternstunde!<br />

(Eagle Vision/edel, 4 Blu-rays) us<br />

IAN HUNTER BAND FEAT.<br />

MICK RONSON<br />

LIVE AT ROCKPALAST<br />

Der Name Ian Hunter<br />

prangte zwar<br />

groß auf den Plakaten<br />

und bürgte<br />

auch für rockmusikalische<br />

Qualität,<br />

doch letztlich war<br />

es der zweite Name<br />

(deutlich kleiner<br />

vermerkt), der das<br />

Paket erst so richtig abrundete: Mick Ronson<br />

und seine Gitarre sorgten neben dem<br />

Frontmann dafür, dass die Nacht vom 19.<br />

auf den 20. April in der Essener Grugahalle<br />

für viele Anhänger anspruchsvoller<br />

Rockmusik zu einem der Highlights der<br />

„Rockpalast”-Live-Übertragungen wurde.<br />

Ohne viele Schnörkel gingen sie und ihre<br />

Begleiter zur Sache, hämmerten Hunters<br />

Klassiker wie “Once Bitten Twice Shy”,<br />

“All The Way From Memphis” und “All<br />

The Young Dudes” (beide von David Bowie<br />

für Mott The Hoople verfasst), “Bastard”,<br />

“Cleveland Rocks” oder “Just Ano<strong>the</strong>r<br />

Night” heraus. Natürlich kann man<br />

heute am Sound herumnörgeln, entscheidend<br />

sollten aber doch die musikalischen<br />

Aufführungen sein – und die waren damals<br />

inspiriert, über jeden Zweifel erhaben.<br />

(MiG/Intergroove, 74 Min)<br />

pro<br />

Kommen Sie mit auf einen weiteren Trip<br />

in die goldene Vergangenheit!<br />

zu bestellen Seite 56 im n <strong>GoodTimes</strong> Shop/Seite 1/2012 61 n <strong>Music</strong> oder <strong>from</strong> <strong>the</strong> unter: <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> www.goodtimes-magazin.de<br />

<strong>80s</strong>


DVD<br />

REVIEWS<br />

MOTÖRHEAD<br />

THE WORLD IS OURS VOL 1<br />

Auch wenn man<br />

weiß, was einen<br />

bei Lemmy & Co.<br />

erwartet, freut man<br />

sich doch stets auf<br />

neue Tonträger aus<br />

dem Hause Motörhead,<br />

ist dabei doch<br />

Qualität garantiert.<br />

Jedenfalls dann,<br />

wenn man Herrn Kilmisters Reibeisenröhre<br />

mag, ebenso den nicht zu bremsenden Vorwärtsdrang<br />

seiner Combo. Natürlich erhält<br />

man bei diesem Werk bekannte/kaum variierte<br />

Klassiker wie “We Are Motörhead”,<br />

“Ace Of Spades”, “Overkill” oder “Killed<br />

By Death”. Aber auch die eine oder andere<br />

obskure Nummer (“Going To Brazil”)<br />

sowie Songs vom letzten Studiowerk THE<br />

WÖRLD IS YOURS wurden in Santiago<br />

(Chile) angestimmt, wo der Schwerpunkt<br />

der DVD festgehalten wurde. Es ist ein<br />

weitestgehend unspektakulärer Musikfilm<br />

(ein gutes Motörheadkonzert eben) – aber<br />

warum nur schwarz-weiß, während das<br />

Bonus-Material aus Manchester und New<br />

York farbig schimmert? Das Ganze gibt es<br />

zusätzlich noch auf zwei CDs.<br />

(EMI, 179 Min. 13/60:54, 13/56:56) pro<br />

QUEEN<br />

DAYS OF OUR LIVES<br />

Der Inhalt dieser<br />

Blu-ray war ursprünglich<br />

eine<br />

zweiteilige Dokumentation,<br />

produziert<br />

von den<br />

langjährigen Queen-<br />

Partnern (und deren<br />

größten Fans) Rhys<br />

Thomas und Simon<br />

Lup<strong>to</strong>n. Beide waren jahrelang die Produzenten<br />

der Queen-DVDs, bevor die Band sie<br />

mit der Doku zum 40. Jahrestag ihrer Gründung<br />

1971 beauftragte. Der erste Teil beginnt<br />

1970 und reicht bis ins Jahr 1980, der<br />

zweite widmet sich der Zeit von 1980 bis<br />

heute. Die Band selbst erzählt in DAYS OF<br />

OUR LIVES ihre ereignisreiche Geschichte,<br />

garniert mit neu entdecktem Archivmaterial<br />

und aktuellen, oft auch kritischen<br />

Einsichten von Brian May und Roger Taylor.<br />

Der immense Speicherplatz der Blu-ray<br />

sorgt für einen riesigen Fundus an Bonus-<br />

Material, von teilweise bisher unveröffentlichten<br />

Live-Auftritten über Ausschnitte aus<br />

der Studio-Arbeit bis zu zahlreichen Essays,<br />

die die Anfangsschwierigkeiten der Band,<br />

das Privatleben der Queen-Mitglieder oder<br />

den Umgang mit Freddie Mercurys Krankheit<br />

zum Thema haben. Eine hochklassig<br />

gemachte Doku, wie es sie bisher in ihrer<br />

Fülle noch nicht gab.<br />

(Island/Universal, 221 Min)<br />

tk<br />

SCORPIONS<br />

LIVE IN 3D<br />

Ein besonderes<br />

Gimmick bieten<br />

die Scorpions<br />

ihren Fans mit<br />

ihrer neuen Bluray.<br />

LIVE IN<br />

3D kann, wie<br />

der Titel schon<br />

verrät, mit entsprechender<br />

Brille und richtigem Abspielgerät in dreidimensionaler<br />

Pracht erlebt werden. Doch<br />

auch auf herkömmlichen Geräten lassen<br />

Bild und Ton erkennen, mit welch technischem<br />

Aufwand die Hannoveraner ihr<br />

Konzert der „Get Our Sting And Blackout<br />

Tour” in Saarbrücken im Sommer letzten<br />

Jahres haben mitschneiden lassen. Zehn<br />

3D-Kameras, die das Konzert aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven aufnahmen,<br />

dazu ein bombastischer Stadionsound, da<br />

wird es fast zur Nebensache, dass gerade<br />

die musikalische Qualität hier so ziemlich<br />

zum Besten gehört, was die Scorpions in<br />

den letzten Jahren abgeliefert haben. So<br />

dürfte auch die gleichzeitig erscheinende<br />

Doppel-CD (11/49:03, 7/36:46) für reine<br />

Audio-Fans eine lohnende Alternative<br />

sein.<br />

(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 100 Min.) tk<br />

U2<br />

FROM THE SKY DOWN –<br />

DIRECTOR’S CUT<br />

Viele Anekdoten<br />

gibt es darüber, viele<br />

S<strong>to</strong>rys ranken sich<br />

um die Entstehungsgeschichte<br />

eines der<br />

legendärsten Alben<br />

der Rockwelt. Wer<br />

sich nun aus erster<br />

Hand informieren<br />

möchte, wie und<br />

vor allem warum es zu ACHTUNG BABY<br />

kam, für den kommt die Veröffentlichung<br />

von FROM THE SKY DOWN gerade zur<br />

rechten Zeit. In Rückblenden erzählen U2<br />

ihre Sicht auf die Dinge, unterstützt von<br />

Originalmaterial aus der damaligen Zeit.<br />

Ehrungen in seltsamen Klamotten und Frisuren,<br />

nervtötende Studio-Arbeit, herausfordernde<br />

Konzerte, das grobkörnige Berlin<br />

in Zeiten der Maueröffnung mit Trabbis &<br />

Co. – tiefschürfend und ausführlich folgt<br />

man den Protagonisten durch einen Prozess,<br />

der erst in seiner Gesam<strong>the</strong>it, trotz aller widersprüchlicher<br />

Details, so richtig zu verstehen<br />

ist. Wer sich nicht mit Hochglanzbildern<br />

seiner Helden zufriedengibt und einen<br />

Blick hinter die Fassade riskieren möchte,<br />

der ist bei FROM THE SKY DOWN an der<br />

richtigen Adresse.<br />

(Island/Universal, 101 Min.,<br />

mit deutschen Untertiteln)<br />

us<br />

TALKING HEADS<br />

CHRONOLOGY<br />

CHRONOLOGY<br />

führt anhand von<br />

Livemitschnitten<br />

durch alle Karrierephasen<br />

der amerikanischen<br />

Rockband<br />

um Mastermind<br />

David Byrne. Beginnend<br />

mit einem<br />

kurzem “Mic Test” in<br />

New York 1976 geht es über “Psycho Killer”<br />

(CBGB’s New York 1975) und “Artists<br />

Only” („Saturday Night Live 1978”) bis zu<br />

DVD – Blu-ray<br />

“Life During Wartime” vom 2002er Comeback-Auftritt<br />

anlässlich ihrer Aufnahme in<br />

die Rock’n’Roll Hall Of Fame. Das Bonus-<br />

Material liefert die Audio-Kommentare der<br />

Bandmitglieder, einen 35-minütigen Auftritt<br />

aus der 1979er South Bank Show sowie<br />

ein frühes Interview mit David Byrne aus<br />

dem Jahr 1978. Im Hardback-Cover findet<br />

man ein 48-seitiges Buch mit seltenen Fo<strong>to</strong>grafien<br />

und einer ungekürzten Rezension<br />

von Lester Bangs, die dieser seinerzeit zum<br />

Album FEAR OF MUSIC verfasst hatte,<br />

aber nur in stark gekürzter Version veröffentlicht<br />

wurde.<br />

(Eagle Vision/edel, 109 Min.,<br />

mit deutschen Untertiteln)<br />

us<br />

ROacHFORD<br />

LIVE AT ROCKPALAST 1991<br />

AND 2005<br />

Anfang der 90er<br />

Jahre war Rock mit<br />

Funk- und R’n’B-<br />

Bezügen groß angesagt.<br />

Living Colour<br />

bedienten die<br />

härtere Fraktion,<br />

während Andrew<br />

Roachford für die<br />

sanfteren Töne zuständig<br />

war. Auch live war der Brite ein<br />

absolut überzeugender Performer: Das<br />

zeigte er am 23. Juli 1991 in der Kölner<br />

Live <strong>Music</strong> Hall, als er im „Rockpalast”-<br />

Rahmen abräumte. Mit “Cuddly Toy” oder<br />

“Family Man” heizte er ein und spielte all<br />

seine Stärken aus, die er sich bereits als<br />

14-Jähriger in Londoner Jazzclubs angeeignet<br />

hatte. Später tauchte er jahrelang<br />

ab, konzentrierte sich aufs Songwriting<br />

für andere (Michael Jackson, Chaka Khan)<br />

und kehrte 14 Jahre später wieder aus dem<br />

Nichts auf – und demonstrierte am 20. Ok<strong>to</strong>ber<br />

2005 in der Harmonie Bonn, dass er<br />

nichts verlernt hatte. Noch facettenreicher<br />

und (stimmlich) wandlungsfähiger schloss<br />

er an früher an, bezog mit einer dynamischen<br />

Band im Rücken auch immer wieder<br />

das Publikum eng ins Geschehen ein.<br />

(MiG/Intergroove, 140 Min.) pro<br />

24. März<br />

Bis 1. April<br />

2012<br />

21. Ro<strong>the</strong>R<br />

BlUes<br />

tage<br />

Kulturfabrik Roth<br />

Info Tel. 09171 848-714<br />

www.bluestage.de<br />

Nina Hagen Walter Trout<br />

Hamburg Bluesband feat.<br />

Chris Farlowe Eric Sardinas<br />

Philip Sayce Pee Wee Ellis<br />

Dana Fuchs Rudy Rotta Matt Schofield<br />

Richard Bargel & Klaus „Major“ Heuser<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 57<br />

Will Wilde Monokel Blues Band U.V.M.


Books For You<br />

Die Au<strong>to</strong>biografie und das Sexleben des Andy Warhol<br />

Von John Wilcock<br />

2011, Hannibal<br />

ISBN 978-3-85445-362-8<br />

256 Seiten<br />

39,90 E<br />

Um<br />

es<br />

vorwegzunehmen<br />

– nein, bei<br />

dem großformatigen<br />

Band handelt<br />

es sich<br />

nicht um<br />

eine Au<strong>to</strong>biografie<br />

im herkömmlichen Sinn, sondern<br />

um eine Sammlung von überwiegend<br />

Interviews und einigen Essays zu einem<br />

Künstler, der maßgeblich daran beteiligt<br />

war, die Sechziger durch die von ihm propagierte<br />

Pop Art bunter zu machen. Der<br />

ironisch gemeinte Titel stammt von der<br />

verschollen geglaubten Erstausgabe 1970,<br />

die jetzt mit zahlreichen Fo<strong>to</strong>s und Abbildungen<br />

der Werke Warhols aktualisiert<br />

wurde. Au<strong>to</strong>r John Wilcock gehörte zum<br />

engen Kreis des Fac<strong>to</strong>ry-Zirkels, jenen<br />

Künstlern, Freaks, Schriftstellern und Fans,<br />

die sich um den stilprägenden Trendsetter<br />

scharten. Wilcock hat die wichtigsten<br />

Protagonisten zu Beginn der Siebziger<br />

interviewt und enthüllte damit viele Aspekte<br />

des enigmatischen Andy Warhol<br />

zum Thema Kunst allgemein, Happenings<br />

und Marktstrategien. Besonderes Augenmerk<br />

wird auf die Filme geworfen, denen<br />

sich Warhol ab Mitte der Sechziger immer<br />

mehr zuwandte. Gespräche mit Schauspielern<br />

(Taylor Mead, Ultra Violet, Viva)<br />

und seinen Assistenten Gerard Malanga<br />

und Paul Morrissey erhellen das Kapitel<br />

und erklären den Einfluss auf kommende<br />

Regisseure, der bislang nur unzureichend<br />

dokumentiert wurde. Doch auch Musiker<br />

(Lou Reed, Nico), Galeriebesitzer (Leo<br />

Cas telli, Eleanor Ward), Kura<strong>to</strong>ren (Mario<br />

Amaya, Henry Geldzahler) und der „Vater<br />

der Pop Art”, Ivan Karp, kommen zu Wort<br />

und vervollständigen so das Bild eines<br />

Menschen, der trotz aller Popularität immer<br />

ein Suchender blieb. Durch die exzellente<br />

Übersetzung entsteht ein plastischer<br />

Eindruck mit viel Zeitkolorit, der oft so<br />

knallig bunt ist wie die Kunst Warhols, die<br />

man immer wieder gerne betrachtet, enthält<br />

der Band doch alle wichtigen Abbildungen<br />

der Siebdrucke wie zum Beispiel<br />

„Liz”, „Marilyn”, „Blumen” und natürlich<br />

die „Banane”, die ein Cover der Velvet<br />

Underground schmückte. Ein Juwel der<br />

Popgeschichte, neu entdeckt und exquisit<br />

aufbereitet.<br />

fl<br />

Best Seat In The House – Drumming in <strong>the</strong> ‘70s<br />

with Marriott, Framp<strong>to</strong>n And Humble Pie<br />

Von Jerry Shirley,<br />

Vorwort von Peter Framp<strong>to</strong>n<br />

2011, Rebeats/Hal Leonard Corporation<br />

321 Seiten, Englisch<br />

ISBN 978-1-88840-813-3<br />

19,99 E<br />

Drummer<br />

Jerry<br />

Shirley war<br />

16 Jahre alt, als<br />

er den Anruf des<br />

Small-Faces-Stars<br />

Steve Marriott erhielt.<br />

Der hatte seine<br />

Band verlassen,<br />

wollte nun dem<br />

Trio aus Shirley,<br />

Peter Framp<strong>to</strong>n<br />

und Spooky-Tooth-Bassist Greg Ridley<br />

beitreten, das er organisieren half – die<br />

Geburtsstunde von Humble Pie. Marriott<br />

& Ridley sind vers<strong>to</strong>rben, ohne Bios vorzulegen,<br />

Shirley ist der erste aus dem Kreis:<br />

Eindrücklich schildert er Anfänge als Fan<br />

des Faces-Trommlers Kenney Jones, unvergessliche<br />

Sessionjobs für Koryphäen<br />

wie B.B. King, Who-Haudegen John Entwistle<br />

und Floyd-Freak Syd Barrett, bei<br />

dessen BARRETT-Sessions Dave Gilmour<br />

den jungen Drummer wegen schräger<br />

Rhythmuswechsel dirigierte. Shirley liefert<br />

präzise Charakterstudien des kontroversen<br />

Marriott: In der ersten Phase Humble Pies<br />

galt der als sensibler, kreativer und humorvoller<br />

Musiker in einer demokratischen<br />

Formation, der sich geduldig Shirleys<br />

erste Komposition “Cold Lady” anhörte<br />

und sie sofort aufnahm, mit Framp<strong>to</strong>n<br />

an den Drums. Im Laufe des Jahres 1971<br />

mutierte Marriott zum dominanten Frontkerl,<br />

schließlich analog zu erheblichem<br />

Kokskonsum zum erratischen „alcoholic<br />

Workaholic”. Shirley beschreibt dies ohne<br />

Häme, schildert lieber eindringlich die Tragödie<br />

des Doppelalbums EAT IT: Als erste<br />

Pie-Platte aus Marriotts Heimstudio waren<br />

starke Songs nicht mit Hilfe neutraler<br />

Boxen gemixt worden: Klangdesaster und<br />

Beginn des Niedergangs der Band! Man<br />

hätte sich von dem Augen/Ohrenzeugen<br />

eine noch detailliertere Schilderung der<br />

Studio-Arbeit Humble Pies gewünscht<br />

und eine Einbeziehung der dritten Bandphase<br />

1979–1981 – nach den Framp<strong>to</strong>n-<br />

und Clem-Clempson-Jahren. Dass<br />

Enttäuschungen über Marriott manchmal<br />

nur angedeutet werden, scheint angesichts<br />

dessen frühen Todes 1991 eher<br />

weise – viel willkommener sind Anekdoten<br />

wie jene Polizeikontrolle, bei der Shirley<br />

für seinen Sänger antwortete, da der ein<br />

Marsriegel-großes Stück Haschisch herunterwürgen<br />

musste.<br />

utw<br />

Pink Floyd Backstage<br />

40 Jahre Queen<br />

Von Bobby Hassall<br />

2011, Mind Head Publishing<br />

ISBN 978-0-95546-242-9<br />

68 Seiten, Englisch<br />

15 £<br />

Eine<br />

Platte<br />

muss<br />

nicht unbedingt<br />

lang<br />

sein, um zu<br />

gefallen. Das<br />

beweisen die<br />

Werke der<br />

Beatles oder<br />

der S<strong>to</strong>nes.<br />

Auch Bücher<br />

müssen nicht<br />

unbedingt voluminös sein, um einen<br />

nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.<br />

Oft reicht eine geschickte Anordnung<br />

von Text, Fo<strong>to</strong>material und ausgewählten<br />

Abbildungen. Bobby Hassall zählt zu<br />

den Pink-Floyd-Fans, die viel unternehmen,<br />

um ihrer favorisierten Band nahe<br />

zu sein. Zuerst konnte er nur als Gast<br />

der Gigan<strong>to</strong>manie dieser „Supergroup”<br />

beiwohnen, dann machte er sich im Catering-<br />

und Security-Bereich nützlich.<br />

Seine Beschreibungen der insgesamt acht<br />

Auftrittsorte und der dort stattfindenden<br />

Gigs sind zwar in Englisch verfasst, kön-<br />

nen aber problemlos gelesen werden, da<br />

es unkomplizierte Texte sind, die aus dem<br />

Bauch heraus geschrieben wurden. Hassall<br />

dokumentiert den 18. Juni 1989 in<br />

Köln, die Juni/Juli-Konzerte 1989 in Paris,<br />

den darauffolgenden 10. Juli in Nimwegen<br />

und das unter Kennern beliebte und<br />

hochgeschätzte Konzert am 15. Juli des<br />

Jahres in Venedig. Darüber hinaus finden<br />

Erwähnung: 30. Juni 1990 (Knebworth),<br />

2. August 1994 (Köln), 23. August 1994<br />

(Gelsenkirchen) und schließlich die Gigs<br />

im September 1994 in Rotterdam. Fo<strong>to</strong>s<br />

vom tagelangen Aufbau und von den<br />

Konzerten (durchschnittliche Qualität)<br />

begleiten den Text, der auf Grund der<br />

Au<strong>the</strong>ntizität überzeugt, denn hier ist ein<br />

Fan am Werke, und kein Rockkritiker, der<br />

Informationsgehalt und eine bestimmte<br />

Sachlichkeit vermitteln muss. Ihm gelingt<br />

es, die Magie und das Gefühl der Shows<br />

zu vermitteln, so dass der Leser tatsächlich<br />

meint, er würde im Zuschauerraum sitzen<br />

und den sphärischen Klängen der Floyd<br />

lauschen. Zur weiteren Illustration nutzt<br />

Hassall Konzertkarten, Backstage-Pässe,<br />

Skizzen vom Bühnenaufbau und einige<br />

Schnappschüsse der Gruppe und des Personals.<br />

Ein liebevoll aufbereitetes Buch,<br />

das zwar keine ordentliche Bio ersetzen<br />

kann, aber dafür die Sichtweise eines Fans<br />

in den Mittelpunkt stellt.<br />

fl<br />

Von Harry Doherty<br />

2011, Hannibal<br />

ISBN 978-3-85445-361-1<br />

96 Seiten<br />

39,90 E<br />

Queen<br />

wurden<br />

im<br />

Bereich<br />

der Musikliteratur<br />

bislang<br />

eher stiefmütterlich<br />

behandelt.<br />

Mit dieser<br />

Luxus-<br />

Ausgabe wird das Defizit behoben. Zudem<br />

setzt die Publikation einen Qualitätsmaßstab,<br />

der kaum mehr zu übertreffen ist.<br />

Der großformatige Prachtband wird in<br />

einer Hardcover-Box mit Präge-Aufdruck<br />

und grafischer Hervorhebung des Bandlogos<br />

geliefert. Dann darf der Leser sich<br />

auf eine multimediale Reise freuen, denn<br />

im Gegensatz zu einer herkömmlichen Bio<br />

liegt der Schwerpunkt hier beim Gesamteindruck,<br />

der ein ergiebiges und ausgewogenes<br />

Bild der Rocklegende entstehen<br />

lässt. Nach einem Vorwort von Brian May<br />

und Roger Taylor werden zuerst die frühen<br />

Jahre abgehandelt. Schon hier zeigt<br />

sich ein besonderes Qualitätsmerkmal – es<br />

sind die zahlreichen Beilagen und Replika<br />

von Tourpostern, Plakaten, Flyern und<br />

Tickets, die meist in Stecktaschen verpackt<br />

sind. Darüber hinaus findet sich ein<br />

Bas telwürfel zu WORKS!!! und ein Backstage-Pass<br />

der „Jazz”-Tour, bei dem eine<br />

Dame ihren nackten, wohlgeformten Allerwertesten<br />

dem Leser entgegenstreckt.<br />

(Es ist eines der Models, die damals auf<br />

der Posterbeilage von JAZZ zu sehen waren,<br />

die so manchem pubertierenden Jugendlichen<br />

den Blutdruck in ungeahnte<br />

Höhen trieb.) Neben der Vorstellung aller<br />

Werke Queens, die durch oftmals seltene<br />

Fo<strong>to</strong>s ergänzt werden, sind einzelne Kapitel<br />

den Musikern gewidmet. Auch hier<br />

wird das hohe Niveau offensichtlich,<br />

denn die Charakterisierungen sind trotz<br />

des knapp bemessenen Raums treffend.<br />

Zusätzlich zu den Kapiteln „Queen und<br />

die Filmmusik” und natürlich „Rock<br />

In Rio” kommt auch das Vermächtnis<br />

Queens zur Geltung, ebenso der Mercury<br />

Phoenix Trust. Und als ob das noch nicht<br />

genug wäre, findet sich eine über 32-minütige<br />

CD mit einem Interview aus dem<br />

Jahr 1977, von der BBC ausgestrahlt.<br />

Mit „40 Jahre Queen” erwartet den Musikliebhaber<br />

ein Traumwerk, das dem<br />

hohen Niveau der Musik der britischen<br />

„Majestäten” gerecht wird.<br />

fl<br />

Seite 58 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Michael Jackson: Die wahre Geschichte<br />

Von Dieter Wiesner<br />

2011, Heyne<br />

ISBN 978-3-45319-608-7<br />

332 Seiten<br />

22,99 E<br />

Dieter Wiesner war ab den Neunzigern<br />

lange Jahre der General<br />

Manager von Michael Jackson und<br />

kann demzufolge mit vielen interessanten<br />

Informationen aufwarten, die<br />

nicht nur das geschäftliche Leben,<br />

sondern auch die Privatperson betreffen.<br />

Neben einem reichhaltigen Text<br />

überzeugt sein Buch durch die vielen<br />

unbekannten Privatfo<strong>to</strong>s, Abbildungen von Verträgen<br />

und Vereinbarungen. Somit entsteht ein intensives Bild<br />

des späten Michael Jackson, der den künstlerischen Zenit<br />

schon überschritten hatte, aber durch seine Konzerte<br />

das Publikum immer noch begeistern konnte.<br />

Allerdings hält sich Wiesner mit Kritik zurück, um bei<br />

den Lesern bloß nicht anzuecken, was dann bei einigen<br />

Passagen zu Lasten einer möglichst au<strong>the</strong>ntischen<br />

Darstellung geht. Insgesamt jedoch ein lesenswertes,<br />

enthüllendes Buch, das eine vorzügliche Ergänzung zu<br />

Jermaine Jacksons „You’re Not Alone – Mein Bruder<br />

Michael Jackson” darstellt (erscheint im Juni im Hannibal-Verlag),<br />

denn dort wird die Frühphase ausgiebig<br />

beleuchtet.<br />

at<br />

Fela Kuti – This Bitch Of A Life<br />

Von Carlos Moore<br />

2011, Tolkemitt/Zweitausendeins<br />

ISBN 978-3-94204-842-2<br />

380 Seiten, Hardcover, S/W-Abb.<br />

19,90 E<br />

Fela Kuti (1938–1997) war ein<br />

Künstler, der polarisierte. Auf musikalischem<br />

Gebiet hat der Erfinder des<br />

Afrobeat, einer der funkigsten Musiken<br />

auf diesem Planeten, Großes geleistet.<br />

Der Nigerianer wurde von Stars wie Paul<br />

McCartney, Stevie Wonder und Ginger<br />

Baker geschätzt. Kutis Leben steckte<br />

indes voller Widersprüche. So setzte er<br />

sich zwar für die Freiheitsrechte der Menschen Afrikas ein,<br />

andererseits hielt der Polygamist, der an einem Tag 27<br />

seiner Tänzerinnen und Backgroundsängerinnen heiratete,<br />

wenig von der Gleichstellung der Geschlechter; er besang<br />

Frauen als „Matratzen”. In der au<strong>to</strong>risierten Biografie<br />

„Fela Kuti – This Bitch Of A Life” seines Weggefährten<br />

Carlos Moore, die auf Englisch erstmals 1982 erschien<br />

und nun auf Deutsch in einer erweiterten Ausgabe vorliegt,<br />

kommen all diese Widersprüche zur Geltung. Musik<br />

spielt in dem in Kuti-Sprachduktus gehaltenen Werk<br />

(„Mo<strong>the</strong>rfucker”, „Hey, Mann!”) nur eine Nebenrolle, dafür<br />

erfährt man jede Menge aus seinem Leben. In Interviews<br />

kommen beispielsweise auch seine (Haupt-)Frauen<br />

zu Wort, die unverblümt über Liebe und Sex reden. frs<br />

Dave Grohl – Die frühen Jahre Nirvana – Foo Fighters<br />

Von Jeff Apter<br />

2011, Bosworth Edition<br />

414 Seiten, Paperback<br />

ISBN 978-3-86543-312-1<br />

17,95 E<br />

Phil Collins spielt mehr als passabel<br />

Gitarre, Paul McCartney ist ein solider<br />

Drummer. Aber dass jemand sowohl<br />

ein Klasse-Schlagzeuger als auch ein<br />

Alpha-Axtmann sein kann, das ist schon<br />

eine Biografie wert, dachte sich „Rolling-<br />

S<strong>to</strong>ne”-Au<strong>to</strong>r Apter. Sein ausführliches<br />

Werk – in der Übersetzung von Elisa<br />

Reznicek wegen seines Standes von 2005<br />

„Die frühen Jahre” genannt, zeichnet Grohls Weg vom<br />

Gitarristen in Schulbands in Springfield nahe Washing<strong>to</strong>n<br />

D.C. zum Bonzo-Bonham-Jünger in der Band Freak Baby<br />

nach – hier hatte sich der 16-Jährige selbst das Trommeln<br />

beigebracht. Mit 17 bei Scream, ab 1990 dann Nirvana,<br />

das hätte für ewigen Weltruhm gereicht. Apter macht in<br />

einer Schlüsselszene deutlich, wie Nirvana-Kopf Kurt Cobain<br />

wieder mal sein Equipment nach dem Gig zerstört,<br />

Grohl dies aber fremd bleibt. Sein klarer Kopf hilft beim<br />

Gründen der Foo Fighters nur ein Jahr nach dem Ende der<br />

Grunge-Giganten – und Grohl landet wieder bei der Gitarre.<br />

Geografische und his<strong>to</strong>rische Bezüge, Nebenprojekte,<br />

lustige Anekdoten, der Mix ist umfassend, samt Diskografie<br />

– leider fehlt ein Register!<br />

utw<br />

Weitere interessante Buchveröffentlichungen:<br />

Talking Metal – Headbanger<br />

und Wackengänger<br />

Von Frank Schäfer<br />

2011, Schwarzkopf & Schwarzkopf<br />

ISBN 978-3-86265-075-0<br />

240 Seiten<br />

14,95 E<br />

Abba – Licht und Schatten<br />

Die wahre Geschichte<br />

Von Carl Magnus Palm<br />

2011, Bosworth Edition<br />

ISBN 978-3-86543-679-5<br />

656 Seiten<br />

19,95 E<br />

Beatles –<br />

If You Like (engl.)<br />

Von Bruce Pollock<br />

2011, Backbeat Books<br />

ISBN 978-1-61713-018-2<br />

216 Seiten<br />

ca. 15,00 E<br />

U2 – A Diary (engl.) A Complete<br />

Day To Day His<strong>to</strong>ry<br />

Von Matt McGee<br />

2011, Omnibus Press<br />

ISBN 978-1-84938-847-4<br />

400 Seiten<br />

ca. 30,00 E


Heft 10 1994 Heft 11 1994 Heft 14 1994 Heft 4 1995 Heft 5 1995 Heft 1 1996 Heft 2 1996 Heft 3 1996 Heft 4 1996 Heft 6 1996<br />

Heft 5 1997 Heft 6 1997 Heft 2 1999 Heft 3 1999 Heft 4 1999 Heft 5 1999 Heft 6 1999 Heft 2 2000 Heft 3 2000 Heft 4 2000<br />

Heft 5 2000 Heft 6 2000 Heft 1 2001 Heft 2 2001 Heft 3 2001 Heft 4 2001 Heft 5 2001 Heft 6 2001 Heft 1 2002 Heft 2 2002<br />

Heft 3 2002 Heft 4 2002 Heft 5 2002 Heft 6 2002 Heft 1 2003 Heft 2 2003 Heft 3 2003 Heft 4 2003 Heft 5 2003 Heft 6 2003<br />

Heft 1 2004 Heft 2 2004 Heft 3 2004 Heft 4 2004 Heft 5 2004 Heft 6 2004 Heft 1 2005 Heft 2 2005 Heft 3 2005 Heft 4 2005<br />

Heft 5 2005 Heft 6 2005 Heft 1 2006 Heft 2 2006 Heft 3 2006 Heft 4 2006 Heft 5 2006 Heft 6 2006 Heft 1 2007<br />

Heft 2 2007<br />

Heft 3 2007 Heft 4 2007 Heft 5 2007 Heft 6 2007 Heft 1 2008 Heft 2 2008 Heft 3 2008 Heft 4 2008 Heft 5 2008<br />

Heft 6 2008<br />

Heft 1 2009 Heft 2 2009 Heft 3 2009 Heft 4 2009 Heft 5 2009 Heft 6 2009 Heft 1 2010 Heft 2 2010 Heft 3 2010<br />

Heft 4 2010<br />

Heft 5 2010 Heft 6 2010 Heft 1 2011 Heft 2 2011 Heft 3 2011 Heft 4 2011 Heft 5 2011 Heft 6 2011<br />

Seite 60 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Nähere Informationen finden<br />

Sie im Internet unter:<br />

www.goodtimes-magazin.de<br />

(Index alter Ausgaben)


SHOP SHOP SHOP SHOP<br />

Die <strong>GoodTimes</strong>-CD-Edition Große Stars – kleine Preise – alle 12 CDs zusammen nur<br />

o<br />

80,00 <br />

NEU<br />

Original Nachdruck<br />

der Null-Nummer<br />

(0/1991)<br />

o<br />

8,00 <br />

o<br />

8,00 <br />

o<br />

8,00 <br />

weitere interessante<br />

Artikel finden Sie<br />

im Internet<br />

o<br />

10,00 <br />

o<br />

15,00 <br />

o<br />

8,00 <br />

o<br />

8,00 <br />

o<br />

8,00 <br />

<strong>GoodTimes</strong>-Cap<br />

mit gesticktem Logo,<br />

individuell größenverstellbar<br />

durch Metallclip-Verschluss.<br />

Farbe: Schwarz<br />

Abb. Rückseite<br />

<strong>GoodTimes</strong>-T-Shirt<br />

20,00 <br />

o Schwarz<br />

Anzahl<br />

(bitte eintragen)<br />

S M L XL<br />

XXL XXXL<br />

o<br />

8,00 <br />

o<br />

8,00 <br />

o<br />

8,00 <br />

20,00 <br />

o Weiß<br />

Anzahl<br />

(bitte eintragen)<br />

S M L XL<br />

XXL XXXL<br />

Abb. Vorderseite<br />

o<br />

30,00 <br />

Markenqualität von<br />

<strong>GoodTimes</strong>-<br />

Schulter-Tasche<br />

für Konzertbesuche, Plattenbörsen<br />

usw. Bietet u.a. Platz für mehrere<br />

LPs, inkl. Schlüsselanhänger;<br />

Außenmaß: 35x35 cm<br />

Ihr Bestellschein für zurückliegende <strong>GoodTimes</strong>-Hefte<br />

<strong>GoodTimes</strong> kult!<br />

o o<br />

je 12,80 <br />

Anzahl<br />

(bitte eintragen)<br />

Die gewünschte(n) Heftnummer(n) bitte so 1/98 X ankreuzen: Nicht aufgeführte Nummern sind ausverkauft!<br />

10/94 11/94 14/94 4/95 5/95 1/96 2/96 3/96 4/96 6/96 5/97 6/97 2/99 3/99 4/99 5/99 6/99 2/00 3/00 4/00 5/00<br />

6/00 1/01 2/01 3/01 4/01 5/01 6/01 1/02 2/02 3/02 4/02 5/02 6/02 1/03 2/03 3/03 4/03 5/03 6/03 1/04 2/04<br />

o<br />

8,00 <br />

o<br />

8,00 <br />

o<br />

8,00 <br />

o<br />

6,50 <br />

Buch<br />

o<br />

39,99 <br />

Beatles gegen Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

192 Seiten<br />

o<br />

6,50 <br />

o<br />

Nr. 1<br />

6,50 <br />

Nr. 3 Nr. 4<br />

Sammelordner<br />

mit Stabmechanismus bieten Platz für je 12 Ausgaben<br />

(bzw. bis zu 20 für ältere <strong>GoodTimes</strong>-Hefte). Lieferung erfolgt<br />

inkl. Jahrgangsaufklebern mit vielen möglichen Variationen.<br />

NEU<br />

LP/CD 2012<br />

Preiskatalog<br />

• über 137.000<br />

Sammlerpreise<br />

o<br />

6,50 <br />

Nr. 2<br />

NEU<br />

o<br />

6,50 Nr. 5<br />

NEU<br />

Single 2012<br />

Preiskatalog<br />

• über 97.500<br />

Sammlerpreise<br />

3/04 4/04 5/04 6/04 1/05 2/05 3/05 4/05 5/05 6/05 1/06 2/06 3/06 4/06 5/06 6/06 1/07 2/07<br />

6/07<br />

1/08<br />

3/11 4/11 5/11 6/11<br />

Bitte Paketnummer ankreuzen:<br />

Außer den folgenden Paketvorschlägen können Sie jede andere beliebige Stückzahl bestellen.<br />

Bis 4 Hefte je Heft =<br />

Paket 1 = 88 Hefte = 199,00 ❏<br />

(= pro Heft 2,26 )<br />

Paket 2 = 25 Hefte = 100,00 ❏<br />

(= pro Heft 4,00 )<br />

Paket 3 = 10 Hefte = 50,00 ❏<br />

(= pro Heft 5,00 )<br />

Paket 4 = 5 Hefte = 26,50 ❏<br />

(= pro Heft 5,30 )<br />

Oben ausgewählte(s) Artikel/Paket geht/gehen Ihnen unmittelbar nach Zahlungseingang zu.<br />

Ich bezahle auf folgende Weise:<br />

bar beigefügt per Bankeinzug (nur Inland! Daten bitte unten eintragen) per Verrechnungs-Scheck (beiliegend) o per Vorabüberweisung (Kon<strong>to</strong>daten siehe Impressum) o<br />

Bank: ___________________________________________________________________________________________<br />

BLZ: ____________________________________________________ Kon<strong>to</strong>-Nr.: _____________________________<br />

Die Genehmigung zum Bankeinzug und die Information über die 14-tägige Widerrufsmöglichkeit bestätige ich mit meiner folgenden Unterschrift:<br />

Datum: _____________________ Unterschrift: ____________________________________________________<br />

Vor-/Nachname: ________________________________________ Straße: _____________________________<br />

PLZ/Ort: __________________________________________________ Land: _________________________________<br />

Telefon: ____________________ Fax: _____________________ email: ________________________________<br />

Zuzüglich Versandkosten: Inland: 2,– · Ausland: 3,50 · versandkostenfrei ab 20,– Warenwert<br />

3/07 4/07 5/07<br />

2/08 3/08 4/08 5/08 6/08 1/09 2/09 3/09 4/09 5/09 6/09 1/10 2/10 3/10 4/10 5/10 6/10 1/11 2/11<br />

5,90 ❏<br />

Bestellschein bitte faxen an: 0 70 42/37660-188 oder ausschneiden bzw. fo<strong>to</strong>kopieren und senden an:<br />

NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz – oder bestellen Sie einfach im Internet unter: www.goodtimes-magazin.de<br />

o<br />

29,80 <br />

o<br />

o<br />

CD je<br />

15,90 <br />

o<br />

34,80 <br />

o<br />

29,80 <br />

o<br />

o<br />

o<br />

Rock & Pop<br />

Single-Cover-<br />

Archiv<br />

auf 2 DVDs


Kleinanzeigen<br />

Die Redaktion weist dar auf hin, dass<br />

das An bie ten von nicht au <strong>to</strong> ri sier ten<br />

Auf nah men oder Ton auf nah men, die<br />

ge gen eine Ge set zes vor schrift ver s<strong>to</strong>ßen,<br />

untersagt ist. Alle recht li chen Konse<br />

quen zen lie gen al lein im Ver ant wortungs<br />

be reich des je wei li gen In se ren ten!<br />

VERKAUFE<br />

VHS-Videocassetten zum Nochmals-<br />

Überspielen (ca. 70 Stück) an Selbstabholer<br />

zu verkaufen VB 30,– €. Walter Neher,<br />

Saarstr. 10, 73061 Ebersbach-Fils, Tel.:<br />

07163-534 699<br />

CDs und CD-Boxen, LPs – umfangreiche<br />

Sammlungsauflösung. Fast alles 60er<br />

und 70er Jahre. Liste per email kostenlos.<br />

Druckversion gegen 3,– € in Briefmarken.<br />

Peter Seeger, Peter-Behrens-Straße 40,<br />

64287 Darmstadt, email: gtimes@t-online.de<br />

www.goodtimes-magazin.de<br />

LPs, CDs, Singles, Poster, umfangreiche<br />

Musikliteratur-Sammlung,<br />

Merchandising, Au<strong>to</strong>gramme. Alles, was<br />

den Sammler begeistert. Umfangreiche<br />

Sammlungen: Beatles, Rolling S<strong>to</strong>nes,<br />

Kinks etc.) Viele Raritäten. Liste per<br />

email kostenlos. Gedruckte Liste per<br />

Post (über 20 Seiten) für 4,– € in<br />

Briefmarken (wird bei Bestellung ab<br />

35,– € gutgeschrieben). Peter Seeger,<br />

Peter-Behrens-Straße 40, 64287<br />

Darmstadt, email: gtimes@t-online.de<br />

Singles (<strong>60s</strong> und 70s, meist mit Cover)<br />

zu verkaufen. Ebenso: CD-Liste von W.<br />

Scheibel, hroscoe@gmx.de oder Tel.:<br />

0151-1845 8041<br />

Songs inspiriert von American Roots<br />

und den besten englischen Bands der<br />

60er: Sänger, Gitarrist, Songwriter Gerrit<br />

Brockmann. Songs u. Videos: einfach<br />

googeln! Contact, booking: hofstuffcds@<br />

kabelmail.de<br />

Musikladen: Verkaufe 24 VHS-<br />

Videocassetten, auf welchen ich nahezu<br />

alle Ausgaben von besagter ARD-<br />

Kultsendung aufgenommen habe, da<br />

ich nun die genialen DVD-Boxen besitze.<br />

Preis nach Absprache. Gerne auch<br />

Versand. Walter Neher, Saarstr. 10, 73061<br />

Ebersbach-Fils, Tel.: 07163-534 699.<br />

1000 Dank dem netten Herrn, der mir<br />

meine langgesuchte Super 20 Hit-Sampler<br />

LP für 3,– € verkaufte.<br />

Ihr Kleinanzeigentext für<br />

<strong>GoodTimes</strong> Nr. 2/2012<br />

muss bis zum<br />

24.02.2012<br />

der Redaktion vorliegen!<br />

Schallplatten- & CD- Börsen:<br />

05.02. Oberhausen Revierpark Vonderort<br />

19.02. Wuppertal Stadthalle<br />

26.02. Münster Stadthalle Hiltrup<br />

04.03. Bochum RuhrCongress<br />

11.03. Oldenburg Weser-Ems-Halle<br />

18.03. Bonn Brückenforum<br />

25.03. Düsseldorf WBZ<br />

31.03. Paderborn Schützenhof<br />

01.04. Lingen Emslandhalle<br />

21.04. Trier Europahalle<br />

22.04. Luxembourg Rockhal Esch/Alzette<br />

29.04. Dortmund Westfalenhalle<br />

01.05. Saarbrücken Congresshalle<br />

06.05. Aachen Eurogress<br />

03.06. Düsseldorf WBZ<br />

10.06. Osnabrück OsnabrückHalle<br />

17.06. Köln Stadthalle Mülheim<br />

Agentur Laubner/www.cd-boerse.net<br />

www.rmngoodtimes.de<br />

Ihre Schallplatten + Tapes sind Ihnen<br />

mehr wert als dieselbigen auf CD? Dann<br />

sind Sie bei mir richtig. Ich digitalisiere<br />

Ihre Wünsche 1:1 mit Cover soweit möglich.<br />

Ingo Czermin, Schönbacher Str. 52,<br />

91088 Bubenreuth, 09131-27 845 oder<br />

0176-2019 1784<br />

Verkaufe ca. 6000 LPs und 15.000<br />

Singles 1960 bis 1990, engl. + dt. + intern.<br />

+ Schellack, einzeln oder paketweise.<br />

Anfragen mit RP unter Nennung des<br />

Interpret/Gebiet an: Giuseppe Rubulotta,<br />

Obere Holzstr. 32, 42653 Solingen oder<br />

email: giuseppe@rubulotta.de<br />

www.plattensammeln.de<br />

www.hotstuffcds.de<br />

… bei uns finden Sie zum günstigen Preis<br />

CDs, LPs, Raritäten, Importe, ltd.<br />

Editions und spec. Editions der Bereiche<br />

Rock, Blues, R&B, Soul, Folk, Hard<br />

& Heavy, jeweils mit den enthaltenen<br />

Songs.<br />

SUCHE/TAUSCHE<br />

Suche/tausche alles von Uli Jon Roth,<br />

Michael Schenker und den frühen<br />

Scorpions (70er u. 80er). Ralf Strate,<br />

Talbrückenstr. 36, 33611 Bielefeld<br />

www.klassik-recherche.de<br />

Suche: von Rainbow, die re-released<br />

Vinyl-LPs im farbigen Vinyl. Von The<br />

Who die Box zum 40. Jubiläum der "Live<br />

At Leeds". Focus – "At The Rainbow"<br />

(Orig. US-LP auf Sire Rec.). Rory<br />

Gallagher – "The S<strong>to</strong>ry Of …" (Doppel-<br />

LP). Dirk Hopp, Ziegelstr. 136, 23556<br />

Lübeck, Tel.: 0451-2092 3074<br />

Suche Singles (Rock/Hard Rock) + "<br />

Pop-<br />

Hefte". Robert Reng, Am Aschweg 36,<br />

85114 Buxheim<br />

Neue Adresse? Achtung: Die Post sendet<br />

Zeitschriften trotz Nachsendeantrag<br />

nicht nach. Bitte teilen Sie bei Umzug<br />

Ihre neue Anschrift dem Verlag mit!<br />

Bestellschein bitte faxen an: 0 70 42/37660-188 oder ausschneiden bzw. fo<strong>to</strong>kopieren<br />

und senden an: NikMa Musikbuch-Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Klein-Anzeigen-Bestellung<br />

Ich möchte bitte folgende Kleinanzeige in der <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe Nr.:................ veröffentlichen:<br />

Für die Berechnung des Anzeigenpreises beachten Sie bitte die nebenstehenden Hinweise!<br />

Mein Inserat soll erscheinen in der Rubrik:<br />

❏ Verkaufe oder sonst. gewerbl. Anzeige<br />

❏ Suche/Tausche<br />

(Bitte Bestellschein ausschneiden, fo<strong>to</strong>kopieren oder<br />

Ihren Anzeigentext auf ein separates Blatt schreiben.)<br />

Der Betrag für das Kleininserat (pro Zeile 1,10<br />

für »Gewerbliche und Verkaufsanzeigen«, bzw.<br />

0,55 für »Suche/Tau sche«) ist in Briefmarken/<br />

in bar beigefügt. Im Anzeigentext müssen<br />

zumindest Name und Vorname und eine<br />

email-Adresse (oder die komplette Adresse)<br />

angegeben werden. Eine Telefonnummer<br />

alleine genügt nicht. Bei der Berechnung der<br />

Zeilen zählt Ihre Anschrift mit! Die Kleinanzeige<br />

kann nur bei sofortiger Zahlung veröffentlicht<br />

werden. Rech nungs ver sand nur bei Anzeigen<br />

ab einem Bestellwert von 15.<br />

Ich zahle auf folgende Weise:<br />

❏ Briefmarken ❏ bar beigefügt ()<br />

(Nur diese Zahlungsmöglichkeiten. Briefmarken nur mit Euro-Wert)<br />

❏ vorab gefaxt, Bezahlung folgt per Brief!<br />

Datum: ............................................<br />

Unterschrift: ....................................<br />

Vor- und Nachname: ............................................................................................Straße: ......................................................................................................<br />

PLZ/Ort: ...............................................................................................................Telefon/Fax/email: .....................................................................................<br />

Seite 62 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Abo Bestellschein<br />

Ihre Abo-Vorteile auf einen Blick :<br />

+ kostenlose Lieferung<br />

+ Zustellung früher als im Einzelhandel<br />

+ preiswerter als beim Einzelkauf<br />

+ jährlich exklusiver <strong>GoodTimes</strong>-Kalender gratis<br />

+ regelmäßige Sonderaktionen nur für Abonnenten<br />

+ hochwertige Abo-Prämie<br />

8 Ja, ich möchte ein <strong>GoodTimes</strong>-Abo<br />

(Diese Bestellung können Sie innerhalb von 14 Tagen widerrufen)<br />

o die nächsten 11 <strong>GoodTimes</strong>-Hefte (2/2012 bis 6/2013)<br />

statt 71,50 für nur 66,00 (Europa 73,30 /Overseas 91,50 )<br />

Sichern Sie sich eine attraktive Prämie!<br />

o Single Preiskatalog 2011 o 5 zurückliegende Hefte<br />

nach Wahl<br />

bitte Heft-Nr. angeben:<br />

(alle vorrätigen Hefte siehe Seite 60)<br />

Abo Bestellschein<br />

Paul Rodgers • Roy Buchanan • Peter Maffay • Star-Club • Knopfler/Dylan • Simple Minds • Love Affair<br />

Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

Paukenschlag<br />

mit Mädels<br />

Beatles<br />

Noch mehr Comics<br />

der Fab Four<br />

City<br />

Tabu-Brecher<br />

und Millionen Fans<br />

Eloy<br />

Frank Bornemann:<br />

zurück in der Spur<br />

Die Toten Hosen<br />

Postraub, Rosen<br />

und die Fußball-WM<br />

Indianer in<br />

der Rockmusik<br />

D: € 6,50 • Schweiz CHF 12,00 • A • L • NL • I • B: € 7,00 • Nr. 1/2012 • Februar/März • www.goodtimes-magazin.de<br />

Einmalig nur für<br />

Neu-Abonnenten!<br />

Geschenk-<br />

Songwriter-<br />

ERSATZ-<br />

SPIELER<br />

Quiz!<br />

Unbekannte Musiker<br />

in populären Bands<br />

Jean-Jacques Kravetz • Bernd Witthüser • (Young) Rascals • Supercharge • Darlene Love • Rusty Anderson<br />

Die oben ausgewählte Prämie geht Ihnen unmittelbar nach Zahlungseingang zu.<br />

Ich bezahle auf folgende Weise:<br />

o bar beigefügt o per V-Scheck (beiliegend) o per Vorabüberweisung (Kon<strong>to</strong>daten siehe Impressum)<br />

o per Bankeinzug (nur Inland) Das Abo verlängert sich nach Ablauf der oben vereinbarten Laufzeit um 1 Jahr, kann aber jederzeit zu diesem<br />

Zeitpunkt sowie laufend danach gekündigt werden.<br />

Bank: ___________________________________________________________________________________________________________<br />

BLZ: ________________________ Kon<strong>to</strong>-Nr.: ___________________________________________________________________________<br />

Die Genehmigung zum Bankeinzug und die Information über die 14-tägige Widerrufsmöglichkeit bestätige ich mit meiner folgenden Unterschrift:<br />

Datum: _____________________ Unterschrift: ____________________________________ Geb.Jahr * :______________<br />

Vor-/Nachname: ________________________________________ Straße: ______________________________________<br />

PLZ/Ort: __________________________________________________ Land: ___________________________________________<br />

Telefon: ____________________ Fax: ____________________ email: _________________________________________<br />

Bestellschein einfach faxen an: 07042 /37660-188<br />

oder ausschneiden bzw. fo<strong>to</strong>kopieren und senden an:<br />

NikMa Verlag · Fabian Leibfried · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz<br />

oder bestellen Sie einfach im Internet unter: www.goodtimes-magazin.de<br />

o<br />

Gu ts c h e i n<br />

Ich benötige<br />

einen Geschenk-<br />

Gutschein.<br />

Geschenk-<br />

Angabe freiwillig<br />

*<br />

Gu ts c h e i n<br />

Ausgaben<br />

über Ausgaben über für: für:<br />

von: von:<br />

www.goodtimes-magazin.de www.goodtimes-magazin.de


TIPP<br />

BELLOWHEAD<br />

Hinterwäldler? Weltmusik!<br />

Das UK-Magazin „Q" traf ins Schwarze,<br />

als es über Bellowhead urteilte: „In<br />

der englischen Folkmusik hat man noch<br />

nichts Vergleichbares gehört oder gesehen<br />

wie Bellowhead unter Vollgas. Es ist<br />

ebenso selten wie beglückend, eine Band<br />

zu erleben, die so viel Spaß bereitet." Die<br />

elfköpfige Formation wurde 2004 vom<br />

Duo Jon Boden (Gesang & Fiddle) und<br />

John Spiers (Melodeon) gegründet, die die<br />

Zeit für eine größere Gruppe für gekommen<br />

hielten. Mit von der Partie waren Pete<br />

Flood (Perkussion), Giles Lewin (Fiddle,<br />

Bagpipes), Brendan Kelly (Saxophon,<br />

Bassklarinette), Benji<br />

Kirkpatrick (Gitarre,<br />

Bouzuki, Mandoline,<br />

Banjo), Rachael<br />

McShane (Cello,<br />

Fiddle), Andy Mellon<br />

(Trompete), Paul<br />

Sartin (Fiddle, Oboe)<br />

und Justin Thurgur<br />

(Posaune). Sei<strong>the</strong>r gab es nur wenige personelle<br />

Änderungen: Sam Sweeney löste<br />

2008 Lewin ab; Gideon Juckes (Tuba,<br />

Helicon) kam schon 2006 dazu und wurde<br />

inzwischen durch Ed Neuhauser ersetzt.<br />

Erfolg schweißt bekanntlich zusammen,<br />

und den hatten Bellowhead von Beginn<br />

an. Der Startschuss fiel beim Oxford Folk<br />

Festival im April 2004, und im Jahr 2005<br />

wurde die Band – nach nur vier Gigs! –<br />

vom BBC Radio 2 im Folk-Bereich zum<br />

besten Live-Act<br />

gekürt. Diese Ehre<br />

wiederholte sich<br />

2007, 2008 und<br />

2010.<br />

Parallel dazu<br />

veröffentlichte<br />

Bellowhead als<br />

ersten Streich die<br />

extrem gute EP<br />

E.P.ONYMOUS<br />

(2004), es folgten<br />

superbe Alben. Schon das Debüt<br />

BURLESQUE (2006) überzeugte – und<br />

wurde übertroffen vom noch dichteren<br />

Nachfolger MATACHIN (2008)<br />

und dem aktuellen HEDONISM<br />

(2010). Erstaunlich, dass das deutsche<br />

Westpark-Label die Gruppe<br />

unter Vertrag nehmen konnte.<br />

Zusätzlich empfehlenswert ist der<br />

Sampler BELLOWHEAD PRESENTS<br />

UMBRELLOWHEAD (MCPS, 2009),<br />

der etliche Musiker mit (Solo-)Proben ihres<br />

Könnens vorstellt.<br />

Das Geheimnis der Bellowhead-Musik ist<br />

relativ leicht in Worte zu fassen, aber noch<br />

viel besser beim intensiven Zuhören zu<br />

erfassen. In Kurzform: Seit der Gründung<br />

kommt der permanent<br />

nach<br />

Perfektion strebende<br />

Bigbandsound<br />

nicht als plumpe<br />

Walze rüber,<br />

sondern als<br />

Patchwork,<br />

das erfreuliche<br />

Lücken für eigene<br />

Gedanken lässt<br />

– auch mit ruhigen<br />

Sequenzen.<br />

Die – dank der Möglichkeit, über 20<br />

Instrumente einsetzen zu können –<br />

unglaublich flexible Gruppe<br />

konzentriert sich im Kern<br />

auf die Wiederbelebung<br />

britischer Folk-Traditionals,<br />

die sie radikal und feinfühlig<br />

zugleich entstaubt<br />

und hörbar mühelos ins 21.<br />

Jahrhundert transportiert.<br />

Stilistische Begrenzungen<br />

werden bei Bedarf, aber wohl auch aus<br />

Prinzip, lässig negiert. Das altehrwür-<br />

Entdeckt – Empfohlen<br />

dige Britannien öffnet sich enthusiastisch<br />

Richtung Balkan und Chanson,<br />

Zirkusstimmungen, brasilianischen<br />

Seemannsliedern, afrikanischen Elementen,<br />

Liedern aus dem Krieg gegen Napoleon,<br />

amerikanisierten Minstrel-Weisen, zeitlich<br />

schwer eingrenzbarem Jazz, fröhlicher<br />

Polka und weiteren Einflüssen, die von<br />

Lotte Lenya bis Robert Wyatt reichen. Und<br />

weil sich mitunter sogar Punk-Folk einschleichen<br />

darf, ist<br />

es wohl nicht ganz<br />

falsch, Bellowheads<br />

„Biertrinkmusik<br />

für Intellektuelle"<br />

als gelungene<br />

Mischung<br />

aus Fairport<br />

Convention und<br />

The Pogues zu bezeichnen; das jedoch<br />

ist bestenfalls die halbe, weil deutlich<br />

zu simple Wahrheit. Dies ist bei aller<br />

Folk-Fixierung keine Hinterwäldlermusik<br />

– wie auch, da es heute auch im UK kaum<br />

noch „richtige (Ur-)Wälder" mit entsprechender<br />

Bevölkerung gibt, sondern nur<br />

noch gepflegte, kommerziell erschlossene<br />

Forste?! Richtig ist stattdessen: Bellowhead<br />

spielt beste Weltmusik!<br />

Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />

DAKOTA SUITE<br />

Man kann Dakota-Suite-Kopf Chris<br />

Hooson einiges nachsagen, nur<br />

nicht, dass er seit Gründung seiner Band<br />

vor rund 15 Jahren sorglos fröhliche Musik<br />

komponieren würde. Dennoch liefern<br />

die Briten keine<br />

Anleitung zum<br />

Unglücklichsein,<br />

keinen Soundtrack<br />

zum Suizid. In<br />

erster Linie geht es<br />

bei dem Projekt mit<br />

kaum wechselnden<br />

Kollaborateuren<br />

darum, Atmosphäre<br />

zu kreieren – zerbrechlich,<br />

erhaben.<br />

Derart fragile<br />

Klänge gibt es<br />

kaum einmal in<br />

der Musikhis<strong>to</strong>rie.<br />

American-<strong>Music</strong>-<br />

Club-Chef Mark<br />

Eitzel hat es auf seinen ersten Solowerken<br />

geschafft, einen derart verunsichernden<br />

Grad an Intensität zu erzielen. Oder,<br />

ebenso introvertiert, Mark Kozelek<br />

auf den frühen Alben der Red House<br />

Painters. Auch der spleenige Erik Satie<br />

und seine wie hingehauchten-eindringlichen<br />

Pianokompositionen voll unwiderstehlicher<br />

Romantik fallen einem als<br />

Assoziation ein. Aber sonst?<br />

Chris Hooson ist ein Schmerzensmann<br />

– ein scheuer, zurückhaltender Mensch,<br />

dem trotz karger Aussagen im Interview<br />

© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

Gefangen in eigenen Gedanken<br />

rasch anzumerken ist, wie stark er an<br />

seinem irdischen Dasein leidet. „Ich bin<br />

ein Gefangener der eigenen Gedanken",<br />

stöhnt er, „bin im ständigen Monolog mit<br />

mir selbst, was oft schwer an die Substanz<br />

geht. Auch Musik zu machen ist weniger<br />

Katharsis als vielmehr immens anstrengend.<br />

Sie hilft mir nicht, mich innerlich zu<br />

befreien, wie ich es immer erhofft hatte.<br />

Sie wird mehr und mehr zur Qual." Daher<br />

kann es durchaus sein, dass THE SIDE OF<br />

HER INEXHAUSTIBLE HEART, das aktuelle<br />

elfte Album, das letzte musikalische<br />

Lebenszeichen von Dakota Suite ist, wie<br />

Hooson eindringlich beteuert: „Ich hasse<br />

dieses Business und seine Regeln! Ich<br />

schaffe es kaum noch, mich zwei Stunden<br />

auf eine Bühne zu setzen und wie ein<br />

Entertainer ein Konzert zu spielen. Zwar<br />

kommt es einer Art Tagebuch gleich,<br />

wenn ich Skizzen für neue Lieder notiere.<br />

Doch mehr und mehr ertrinke ich im<br />

Strudel der eigenen Ideen.<br />

Weil die meisten davon<br />

negativ sind."<br />

Vor einigen Jahren wollte<br />

Hooson sich umbringen,<br />

doch seine Ehefrau<br />

Johanna hat ihn gefunden<br />

und gerettet: „Ich liebe sie<br />

über alles, weil sie vorbehaltlos<br />

zu mir steht, obwohl<br />

sie genau weiß, dass ich in<br />

diesem Dasein vollkommen<br />

fehl am Platz bin", flüstert er: „Und jetzt<br />

ist an Selbstmord nicht mehr zu denken,<br />

da weder Johanna noch mein kleiner<br />

Seite 64 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Sohn mir das<br />

verzeihen würden.<br />

Ich hoffe,<br />

dass ich stark<br />

genug bin, um<br />

innerlich nicht<br />

zu zerbrechen,<br />

um weiterzumachen<br />

und um<br />

dieser Institution<br />

namens Leben<br />

in der Zukunft<br />

das eine oder<br />

andere Lächeln<br />

abzugewinnen."<br />

Vielleicht sollte<br />

Chris Hooson sich<br />

in der Zukunft öfter die eigenen Alben<br />

anhören – Arbeiten voller sehnsüchtigem<br />

Trost, gerade weil unsere Existenz<br />

unsicher und unvollkommen ist. Und<br />

wenn er das tut, dann<br />

aber nicht unbedingt eine<br />

Zeile wie „I’m Drowning/<br />

The Water Doesn’t Care".<br />

Sondern vielmehr einen<br />

Satz wie „When All My<br />

Hope Is Gone/I’m Seeing<br />

Through Your Eyes". Dann<br />

nämlich strahlt die Sonne<br />

am Horizont. Dakota Suite<br />

haben dazu beigetragen,<br />

dass er sie hat aufgehen<br />

lassen, einfach nur mittels seiner unsterblich<br />

schönen Musik.<br />

Michael Fuchs-Gamböck<br />

Schmerzensmänner, trotz des Lächelns: Chris Hooson (r.)<br />

und Langzeitpartner Quentin Sirjacq


The show must go on<br />

Durchfall, Unfall, Psycho-Klabaster –<br />

und anderes mehr: Dass auch Popstars<br />

letztlich ganz normale Sterbliche sind,<br />

ist eine Weisheit von Professor Binsen.<br />

Und genau darum kann es auch<br />

die sonst so Gefeierten mal stinknormal<br />

erwischen. Folge: Zwangsauszeit.<br />

Pausiert wurde früher aber nur selten,<br />

die Show ging weiter, dann halt<br />

kurzzeitig mit "<br />

falschen Nasen". Belegende<br />

Fo<strong>to</strong>s mit Ersatzspielern sind<br />

jedoch relativ rar. <strong>GoodTimes</strong> zeigt<br />

einige populäre Beispiele, an die nur<br />

noch selten erinnert wird.<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Wer trommelt denn da?! Auflösung Seite 67...<br />

KINKS<br />

Auch – und gerade – ein Denker und Lenker vom Kaliber eines Ray Davies hat<br />

dann und wann einen Durchhänger. Die Popband, seit 1964 voll im Saft und<br />

fast rund um die Uhr in Aktion, hatte 1966 die noch besseren und intensiveren<br />

Jahre erst vor<br />

sich, als es den<br />

Sänger, Songschreiber<br />

und<br />

Gitarristen erwischte:<br />

Kraft<br />

futsch, Rundum-Erschöpfung.<br />

Und das<br />

kurz vor einer<br />

Zehn-Tages-<br />

Tournee durch<br />

Belgien. Kaum<br />

vorstellbar, aber<br />

wahr – es wurde<br />

ein Ersatz-<br />

Spieler<br />

für den Allesmacher<br />

gesucht und gefunden. Sein Name: Mick Grace, Jahrgang 1944. Er<br />

hatte zuvor für The Falcons<br />

(eine Single 1963 auf Philips)<br />

und The Cockneys (zwei<br />

weitere für das Label 1964)<br />

gearbeitet und erledigte den<br />

Aushilfsjob, während Rays<br />

Bruder Dave den Gesang<br />

übernahm. Was die Fans von<br />

der Auswechslung hielten,<br />

ist allerdings nicht<br />

überliefert ...<br />

Kinks v.l.: Mick Avory, Mick Grace,<br />

Pete Quaife, Dave Davies<br />

Live: Mick Grace (l.) ersetzt Ray Davies<br />

ABBA<br />

Sie hatten ihren<br />

märchenhaften<br />

"Waterloo"-Aufstieg<br />

(1974) in Griffweite,<br />

das Herumreichen<br />

ging aber schon früher<br />

los. Noch unter<br />

dem Namen Björn<br />

& Benny, Agnetha &<br />

Anni-Frid stand die<br />

Single "Ring Ring"<br />

zur Veröffentlichung<br />

an (VÖ: 14.2.1973).<br />

Das Quartett wurde<br />

für Auftritte u.a. in<br />

Deutschland und<br />

Die Kult-Schweden mit Inga Brundin (2.v.l.)<br />

Österreich gebucht,<br />

als die kleine Linda das Strampeln begann: Die noch ungeborene Tochter<br />

von Björn und Agnetha hatte Termin", Konzertreisen der werdenden Mutter<br />

"<br />

waren ausgeschlossen. Was tun so unmittelbar vor dem Anschub der großen<br />

Karriere? Die Lösung hieß Inga<br />

Brundin, eine Freundin von Frida.<br />

Sie war am 6.1.1973 bei der<br />

Deutschlandpremiere des Quartetts<br />

im Bild – in Ilja Richters<br />

Disco". Gegeben wurde "People<br />

Need Love", die A-Seite der<br />

"<br />

ersten schwedischen Single, die<br />

außerdem auf dem Debütalbum<br />

RING RING erschien. Im März<br />

1973 war Brundin auch in der<br />

ORF-TV-Musikshow Spotlight" "<br />

zu sehen.<br />

Fürs Fo<strong>to</strong>-Album: Inga (2.v.r.) statt Agnetha<br />

Seite 66 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


BEATLES<br />

Gebrannte Mandeln – aber im Hals: Nichts ging mehr für Ringo Starr, als er mit<br />

John, Paul und George einmal um den Globus reisen sollte – ab ins Krankenhaus<br />

mit Tonsilitis. Es war fünf vor zwölf, für eine Absage viel zu spät, und so<br />

kam es, dass aus James George Jimmy" Nicol (geb. 1939) ein Übergangs-Beatle<br />

wurde. Zwischen dem 4. und 13. Juni 1964 spielte der Londoner, der schon<br />

"<br />

1957/58 drei<br />

Singles mit Colin<br />

Hicks & The<br />

Cabin Boys aufnahm,<br />

mit den<br />

Fab Three. Das<br />

Reper<strong>to</strong>ire war<br />

ihm nicht fremd,<br />

er hatte (ungenannt)<br />

auf<br />

der Billig-LP<br />

BEATLEMANIA<br />

Cover-Versionen<br />

getrommelt. In<br />

Kopenhagen,<br />

den Niederlanden,<br />

in<br />

Gangway-Beatle: Jimmy Nicol (2.v.r.)<br />

Honkong und Australien<br />

vertrat Nicol den mit der<br />

Knubbelnase, von Ärger<br />

ist nichts bekannt. Die<br />

Tage im Scheinwerferlicht<br />

brachten ihm nicht übermäßig<br />

viel: Singles mit den<br />

Shubdubs, Kurzzeitmitglied<br />

der Spotnicks, acht<br />

Jahre in Mexiko, Rückkehr<br />

nach England 1975, wo er<br />

später sogar für <strong>to</strong>t gehalten<br />

wurde. Nicol lebt als<br />

Pensionär in seiner alten<br />

Jimmy trommelt für Ringo Starr<br />

Heimat.<br />

ROLLING STONES<br />

Apropos Platten-Cover: Auch da gibt es immer wieder Kurioses, selbst wenn es<br />

um eine der berühmtesten Bands überhaupt geht. Verblüffendes aus den Sixties,<br />

als vieles hoppla-hopp gehen musste, weil die Künstler permanent durch die<br />

Botanik gescheucht wurden, hat es genug. Doch auch Jahre später kam es zu<br />

Klöpsen der gehobenen Art – und das sogar in Japan, eher bekannt für solide<br />

Nichts ist unmöglich: ein Roadie (l.) für Bill Wyman<br />

Arbeit bei Klang und Optik. Als 1974 eines von vielen Best-Of-Doppelalben von<br />

Mick & Co. zur Veröffentlichung anstand, musste für DISCOVER STONES (London<br />

GSW 505/6) ein attraktives Bildmotiv her. Jagger, Richards, Taylor und Watts<br />

trabten an – wer fehlte, war Bill Wyman. Einen neuen Termin wollte man nicht,<br />

ein älteres Fo<strong>to</strong> wurde abgelehnt. Und so geschah es – unglaublich, aber wahr –,<br />

dass ein namentlich nicht mehr bekannter Roadie (!) das Cover des Doppelalbums<br />

bereicherte, der sich seitdem mit Mick Taylor einen Teil der Hülle teilt (nein, es ist<br />

NICHT Jim Morrison aus der L.A. WOMAN-Zeit – der war schließlich schon <strong>to</strong>t) ...<br />

PROCOL HARUM<br />

Nicht nur vor Publikum mussten<br />

Musiker ran, wenn ihre eigentlich<br />

vorgesehenen Kollegen mal<br />

..., ja, WAS eigentlich im Fall von<br />

Drummer Bobby Harrison? Er gehörte<br />

zur Urbesetzung von Procol<br />

Harum – und ist auch auf allen<br />

Bildhüllen von "A Whiter Shade<br />

Of Pale" zu sehen. Doch als es<br />

in den Londoner Olympic Studios<br />

an die Aufnahme ging, hatte<br />

Produzent Denny Cordell den<br />

erfahrenen Jazzer William Eyden<br />

einbestellt. Der bestätigte, dass<br />

auch Harrison vor Ort war. Doch<br />

für £ 15 erledigte der bereits<br />

Die Band mit Bobby Harrison (hinten, 2.v.r.)<br />

37-jährige Profi seinen Job und<br />

ging. Ein zweiter Take mit Harrison<br />

kam aufs Band, erschienen ist jedoch<br />

der erste, der bis heute geschätzte<br />

zehn Millionen Mal verkauft wurde.<br />

Ein Fo<strong>to</strong> von Bill Eyden, der 2004<br />

verstarb, mit den Gründungs-Procols<br />

Brooker, Fisher, Royer & Knights<br />

existiert nicht. Grund genug, mal<br />

(separat) den Mann zu zeigen, der<br />

einen der erfolgreichsten Songs der<br />

Popgeschichte fürs Vinyl umsetzte.<br />

LORDS<br />

Dann und wann geht der Anlass für Interimslösungen über eine zeitlich<br />

limitierte Mandel-Malaise wie bei Ringo weit hinaus. Dass ein solcher bei<br />

den Berliner Lords vorlag, lassen die Gesichter 1–4 (von links) auf dem Cover<br />

ihrer "Que Sera"-Single unschwer<br />

erkennen. Sie erschien<br />

im August 1965, im Dezember<br />

zuvor hatte Bassist Lord "<br />

Knud" Kuntze auf tragische<br />

Weise bei einem Verkehrsunfall<br />

ein Bein verloren. Auf der<br />

Hülle der Vor-Single "Poor<br />

Boy" (aufgenommen<br />

nach dem Crash im<br />

März 1965) war er<br />

zwar noch zu sehen,<br />

eingesprungen war<br />

da aber bereits Heinz<br />

Hegemann (*1942),<br />

hier ganz<br />

v.l.: Peter Donath (dr), Klaus-Peter Lietz (g), Ulli<br />

rechts im<br />

Gün<strong>the</strong>r (voc; †), Rainer Petry (g), Heinz Hegemann (b)<br />

Bild. Zu<br />

dem Zeitpunkt deutete<br />

sich vielleicht<br />

schon an, dass Kuntze<br />

nicht mehr würde<br />

mitmachen können<br />

oder sollen – die Äußerungen<br />

darüber<br />

sind vielfältig und widersprüchlich.<br />

Hegemann (auch<br />

auf dem Cover der LP SHAKIN'<br />

ALL OVER) blieb dann nur relativ<br />

kurz ein Vertretungs-Lord,<br />

an seine Stelle – und seitdem<br />

bis heute dabei – trat der Niedersachse<br />

Bernd Zamulo.<br />

William "<br />

Bill" Eyden (1930 –2004)<br />

LP mit Heinz Hegemann (2.v.r.)<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 67


Blues-Porträt No. 33<br />

MEMPHIS GOLD<br />

Sound<br />

des Südens<br />

Memphis Gold? Das klingt eher nach einer<br />

guten Sorte Feinschnitttabak als nach<br />

einem Bluesmann. Doch wenn einst Peter<br />

Chatman als Memphis Slim überaus erfolgreich wurde,<br />

dann darf sich Chester Chandler auch Memphis<br />

Gold nennen – und hoffentlich mit 56 Jahren noch<br />

weltweit Karriere machen.<br />

Von Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />

Chester Chandler wurde am<br />

4. März 1955 als 13. von 14<br />

Kindern der Eheleute John R.<br />

und Reada Chandler in Memphis,<br />

Tennessee, geboren und erlebte die<br />

übliche Blueskarriere. Schon mit vier<br />

Jahren brachte ihm sein Vater, der in<br />

einer Kirche Klavier und Bass spielte,<br />

die ersten Gitarrentöne bei; mit acht<br />

sang und spielte er in der his<strong>to</strong>rischen<br />

Beale Street, um sein Taschengeld<br />

aufzubessern;<br />

mit zwölf geriet er an die<br />

Delta-Blues- & Gospel-Le-<br />

gende Pfarrer Robert „Tim"<br />

Wilkins, der ihn mit Bluesgitarrentricks<br />

für Fortgeschrittene<br />

vertraut machte. Weitere<br />

Inspirationen waren Gospelgrößen wie Sister Rosetta Tharpe und<br />

Utah Smith. Nicht zuletzt deshalb ist Chandlers Musik bis heute von<br />

einem gewissen „Kirchen-Feeling" geprägt. Talent erkannt, aber es folgte<br />

die bluestypische Ochsen<strong>to</strong>ur. Nach ausgiebiger Live-Arbeit in Clubs und<br />

Kaschemmen, auf Blues-Festivals und Militärbasen löste Gold 1992 eine<br />

Busfahrkarte nach Washing<strong>to</strong>n (ohne Re<strong>to</strong>ur-Ticket), hatte aber nur 100<br />

Dollar in der Tasche – und landete prompt in der Obdachlosigkeit. Auch zu<br />

Bluesern mit erheblichen Fähigkeiten ist das Leben in den USA oft sehr ungerecht<br />

… Immerhin blieb es nicht für immer dabei. 1995 heuerte er für ein<br />

Jahr als Gitarrist in der Tourband der Bluessängerin Deborah Coleman an.<br />

Seine Plattenkarriere startete Memphis Gold dann 1998 auf eigenem<br />

Label mit einem Album gleichen Titels. Dies war der Auftakt<br />

zu einer ordentlichen – aber natürlich noch ausbaufähigen – kleinen<br />

Serie. Das 2004er Album THE PRODIGAL SON, zunächst ebenfalls<br />

auf dem vertriebsschwachen Eigenlabel veröffentlicht, wurde 2006<br />

von Stackhouse Records landesweit wiederveröffentlicht; und auf diesem<br />

Label erschienen dann auch die beiden Nachfolger GATOR GON'<br />

BITECHU! (2009) und PICKIN' IN HIGH COTTON (2011). Alle Gold-<br />

Werke sind außerordentlich empfehlenswert. Denn sie bringen einen<br />

individuellen Blues zu Gehör, den Chandler selbst als „Sanctified Beale<br />

Street Urban Gutbucket Blues" oder einfach auch als „Chitlin Circuit Blues" bezeichnet<br />

– damit auf die südstaatliche schwarze Ghet<strong>to</strong>szene anspielend, in deren<br />

Etablissements der vollsaftig traditionelle Rhythm & Blues noch immer (s)eine<br />

Heimat hat: eine Musik, die von keinerlei modernem Produktionshochglanz infiziert<br />

ist. Golds Herangehensweise ist im Grunde „nur" die Wiederholung dessen,<br />

was vor 70 Jahren passierte: Damals wanderte der rohkantige Delta-Roots-Blues<br />

den Mississippi hinauf, um unterwegs in Memphis zum ersten Mal – und dann<br />

endgültig in Chicago<br />

– zum eruptiven<br />

elektrischen City-Blues zu mutieren.<br />

Die Gold-Musik auf Chandlers ersten Platten stammt aus seiner Werkstatt<br />

und erinnert komposi<strong>to</strong>risch oft an den Chicago-Giganten Willie Dixon: auf<br />

den Punkt exakte, sehr frisch klingende Melodien mit gehörigem Tiefgang, von<br />

großer Strahlkraft und angenehmer Ohrwurmigkeit. Die Bluesstile werden dabei<br />

gern gemixt und durch Gospel und Funk ergänzt. Herausragende Titel auf THE<br />

PRODIGAL SON sind "Chicken It", "Test Drive That Woman", "Serves Me Right"<br />

und der "Preacher Blues". Die Platte entstand mit vier verschiedenen Begleit-<br />

combos, mit Größen wie dem Bassisten Willie Hicks (starb 2004), den<br />

Schlagzeugern Pete Raguso (The Nighthawks) und Emmitt Cortrell,<br />

dem Conga-Spieler Lorenzo Johnson sowie Joey Poppen an der<br />

Rhythmusgitarre und Robert Eldridge (Duke Elling<strong>to</strong>n Show Band)<br />

als Blasebalg. Gold selbst spielt Gitarre und singt mit kraftvoller,<br />

kernig-körniger, eindringlicher Stimme, die ein weites emotionales<br />

Spektrum abdeckt.<br />

Das Nachfolge-Album GATOR GON' BITECHU! fiel nur gering-<br />

fügig schwächer aus. Es enthält mit dem kontrolliert stürmischen,<br />

Slideguitar-geprägten "Catfish Creeper", dem „heimattreuen"<br />

"I Was Born In Memphis" und "My Two Kcandys" (Blues mit<br />

Rockabilly-Ideen kombiniert) besonders gelungene Songs.<br />

Bei PICKIN' IN HIGH COTTON zeigt die Leistungskurve<br />

dann wieder nach oben. Diese Platte ist Memphis Golds persönliche<br />

Vision von strikt traditionellem Blues, allerdings nicht<br />

in akustischer Laidback-Haltung; es ist vielmehr eine passionierte,<br />

„listenmäßige" Abarbeitung von Blueserfahrungen mit<br />

teilweise neuen Musikern. Beste Songs sind "Don't Take My<br />

Blues Away", das Titelstück und "Standing By The Highway".<br />

Ein Fazit fällt leicht: Obwohl Memphis Gold nicht seine Seele<br />

an einer Kreuzung an den Teufel verkaufte, ist er ein teuflisch<br />

guter Bluesman geworden. Er stand mit Größen wie Robert Cray,<br />

Taj Mahal, Hubert Sumlin, Otis Rush und Louisiana Red auf der<br />

Bühne und spielte auf ungezählten<br />

Fes tivals und neun Tourneen in über<br />

40 Ländern.<br />

Ein großartiger Mensch ist Chand-<br />

ler sowieso: Im Februar 1996 wurde er zum<br />

Schutzengel, als er bei einem Zugunglück neun dern das Leben rettete. 2008 stürzte er in seinem<br />

Kin-<br />

Zweitjob als Landschaftsgärtner von einer etliche<br />

Meter hohen Leiter und brach sich den Rücken<br />

dreifach. Am Tag seiner Krankenhausentlassung<br />

spielte er ein Konzert fürs Pflegepersonal und Patienten.<br />

Einige sollen im Rollstuhl gerockt haben ...<br />

Seite 68 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2012<br />

■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Steve Ellis<br />

"Bringing On Back<br />

The Good Times" –<br />

Ein Shouter blickt<br />

nach vorn<br />

Von Uli Twelker<br />

Viele erinnern sich: Love Affair, Hits mit "Everlasting Love", "Rainbow Valley" und<br />

der unfeiwillig vorweggenommene Werbesong für dieses Magazin ... Mit Steve<br />

Ellis verfügen sie über eine der besten R&B-Stimmen des UK in der Band, oft<br />

Aufreger in den Schlagzeilen: die erfolgreichen A-Seiten mit Sessionassen plus<br />

Orchester eingespielt, Love-Affair-Fakes ohne ein einziges Originalmitglied. Der<br />

Sänger verliert einen Prozess, darf sich nur Steve Ellis & Love Affair nennen. Ellis:<br />

"<br />

Ich selbst klagte nie wegen der Truppe, die unser Ex-Drummer losschickte. Wie<br />

auch, ich hatte keine Ahnung! Roger Daltrey meinte nur: Dabei warst du der einzige<br />

auf den verdammten '<br />

Platten!'"<br />

Fo<strong>to</strong>: © Sarah Moss<br />

Steve Ellis 2012: Blick & Beat volle Fahrt voraus<br />

Nach dem Managementärger um die 1977 gerade<br />

die USA knackenden Widowmaker sowie ewig<br />

langen Krankheitszeiten kann Steve Ellis nun endlich<br />

wieder nach vorn schauen, er hat eine eigene Band:<br />

„Frog (= Saxofonist Frogman Curtis) von The New<br />

Amen Corner rief mich an. Sie wollten gern mit mir<br />

arbeiten. Vor zwei Jahren checkte ich das,<br />

seitdem arbeiten sie zweigleisig auch als<br />

meine Band – The Mod All Stars. Sie spielen<br />

auf meinen TEN COMMITMENTS."<br />

Ellis: „Ich habe aus über 300 Songs<br />

zehn herausgefiltert. Das Kriterium war –<br />

sie mussten live wirken, mit starker Melodie:<br />

Songs statt Tracks! Wir spielten sie<br />

in nur zehn Tagen ein. Das<br />

war mir wichtig, denn BEST<br />

OF DAYS (2008) dauerte mit<br />

großen Pausen ein Jahr, das<br />

war wie Zahnziehen! Mein<br />

Freund Graham White hatte<br />

das Studio ,The Hideout' im<br />

Welland Valley selbst gebaut<br />

und bot es mir an. Sein Sohn<br />

Ashley am Pult ist mit seinen 23 Jahren ein junges<br />

Genie. Jeden Morgen liefen die All-Star-Jungs<br />

von Birmingham aus ein – da hatte ich bereits Anweisungen<br />

durchtelefoniert. Wenn ich dann aus<br />

Brigh<strong>to</strong>n ankam, hatten sie die Rhythmusspuren<br />

schon im Kasten. Von neun bis neun lief das jeweils;<br />

80 Prozent der First Takes blieben unverändert. 'Never<br />

Say Never' von Ian McLagan fand ich auf You-<br />

Tube. Mir gefiel diese Ballade, die Mac seiner tragisch<br />

verunglückten Frau Kim gewidmet hatte. Vom<br />

Beatles-Titel 'Please Please Me' hatte ich mal eine<br />

langsame Version gehört, wollte aber eher eine Stax-<br />

Soulnummer draus machen. Live erkennen<br />

manche nicht mal die Komponisten!<br />

'Perfect Sunday' ist der Versuch von Andy<br />

White und mir, den perfekten Popsong zu<br />

schreiben. Love-Affair-<br />

Au<strong>to</strong>r Phillip Goodhand-<br />

Tait schickte mir auch<br />

neue Songs, aber leider zu spät:<br />

Die kommen dann auf das nächste<br />

Album. TEN COMMITMENTS<br />

erscheint mit knapp 40 Minuten<br />

vielleicht etwas kurz, aber sie läuft<br />

so lange wie früher eine Vinyl-LP<br />

und wirkt komplett."<br />

Auch BEST OF<br />

DAYS hatte seine guten<br />

Seiten: bluesige<br />

Arrangements des<br />

Keyboarders Ian Dunnit<br />

(Ex-Pete Haycock's<br />

Climax) und die Hilfe von Roger Daltrey.<br />

Ellis: „Einen Bob Dylan kann ich ja kaum<br />

anrufen, der kennt mich nicht, aber Roger ist ein<br />

Kumpel: Ich läutete durch, er war gerade frei und<br />

sagte, ,klar, ich komme rüber!' Er spielte Mundharmonika<br />

auf 'Nu Clear Blues', meiner Hommage an<br />

die Bluesväter der 30er und 40er Jahre mit jedem<br />

textlichen Klischee jener Zeit: ob nun ,leavin' trunk'<br />

oder ,s<strong>to</strong>ny drunk'. Ich wollte sogar Zoot Money<br />

mit seiner Hammondorgel auf dem Album haben,<br />

leider klappte das nicht.<br />

Aber unsere Band Ellis<br />

würden wir nie wieder neu<br />

starten – Zoot ist da wie<br />

ich, man muss nach vorn<br />

schauen."<br />

Was einen Steve Ellis<br />

jedoch nicht daran hindert,<br />

mit anderen „schönen Stimmen"<br />

auf Nostalgie-Package-Tour<br />

zu gehen, etwa<br />

mit Chris Farlowe, „den ich<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Love Affair 1969 v.l.: Lyn<strong>to</strong>n Guest,<br />

Maurice Bacon, Mick Jackson<br />

vorne: Rex Brayley und Steve Ellis<br />

schon mit 17 im Flamingo-Club kennen lernte und<br />

mit dem es immer was zu lachen gibt. Wenn er mal<br />

nicht kann, ist Cliff Bennett eine Art Ersatzmann."<br />

Auch Archive gibt es zu sichten. Ellis: „Ich fand bei<br />

Sony 30 Tracks, die einen umhauen!<br />

Die sind von meinem Albumprojekt<br />

1970, nach meinem Split<br />

von Love Affair. Ich wollte nach<br />

vier Jahren Nons<strong>to</strong>p-Gigs und Fangekreische<br />

einfach nicht mehr. Die<br />

Bänder, mit Clem Cattini an den<br />

Drums, Caleb Quaye von Hookfoot<br />

und dem Keith Mansfield Orchestra,<br />

werden im Toe-Rag-Analog-Studio<br />

,gebacken'. Love Affair nannten<br />

sich nach mir L.A. – sie brachten<br />

mit Multitalent Gus Eadon (Elastic<br />

Band), der viel zu jung an meinem<br />

Geburtstag am 7.4.2011 starb, ein<br />

Progressive-Album raus, das aber<br />

niemanden interessierte."<br />

Lob für Ellis' Stimme gab es kürzlich von Steve<br />

Marriotts Mutter Kay bei einer Preisverleihung: „Sie<br />

meinte schon beim Marriott-Memorial (mit Paul<br />

Weller, Noel Gallagher, Peter Framp<strong>to</strong>n, Humble Pie<br />

u.v.m.) 2001 nach meiner Version von 'Afterglow Of<br />

Your Love', ich sei der Einzige, der magisch nach<br />

ihrem Steve klänge. Aber ich würde nie eine Tribute-<br />

CD machen. Ich möchte nicht sein Klon werden, so<br />

sehr ich ihn liebte!"<br />

Steve Ellis & The Mod All Stars alias The New Amen Corner<br />

Fo<strong>to</strong>: © Sarah Moss<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 69


Happy Birthday<br />

Paul Jones (70)<br />

Puste ohne Ende<br />

Carole King (70)<br />

Pop-Welt & Umwelt<br />

Don Everly (75)<br />

Großer Bruder<br />

Überhäuft mit Auszeichnungen. Komponistin<br />

zahlreicher Evergreens. Selbst Interpretin diverser<br />

Chart-Hits. Nicht viele Künstlerinnen können<br />

auf so imposante musikalische Erfolge verweisen<br />

wie Carole King. Geboren wurde die Vielkönnerin<br />

am 9.2.1942 als Carole Klein in New York. Schon<br />

1959 widmete ihr Neil Sedaka schmachtend die<br />

Single "Oh! Carol", dem sie mit "Oh! Neil" antwortete<br />

– noch ohne Resonanz. Mit Kompositionspartner<br />

(und Ehemann 1958–1968) Gerry<br />

Goffin arbeitete sie im Brill Building, der Legebatterie<br />

für Songschreiber. 1961 machten die<br />

Shirelles "Will You Love Me Tomorrow" zur ersten<br />

King-Nr. 1, eine lange Kette populärer Klassiker<br />

folgte, u.a. "Locomotion", "Take Good Care Of My<br />

Baby", "One Fine Day", "Pleasant Valley Sunday",<br />

"Wasn't Born To Follow", "Hi-De-Ho". Als Interpretin<br />

in eigener Sache gelang 1962 mit der Single<br />

"It Might As Well Rain Until September" ein kleiner<br />

Neben Simon & Garfunkel sind die Everly Broth ers<br />

das populärste Duo der Musikgeschichte, sie<br />

waren gleichermaßen im bzw. mit Rock'n'Roll, Pop<br />

und Country eine Institution. Isaac Donald Everly<br />

wurde am 1.2.1937 in Powderly, Kentucky, geboren<br />

– zwei Jahre vor seinem Bruder Phil. Die Eltern Ike<br />

und Margaret waren Country-Künstler, die ihre<br />

Söhne schon frühzeitig in eigene Hörfunk- und<br />

Live-Auftritte integrierten (The Everly Family).<br />

Die Brüder nabelten sich schnell ab und kamen<br />

mit Hilfe von Chet Atkins an Plattenverträge –<br />

der erste (Columbia) führte 1956 nach nur einer<br />

Single zu nichts, der zweite für Cadence Records<br />

bedeutete den Start in eine Weltkarriere mit nicht<br />

weniger als 37 Top-100-Notierungen von 1957 bis<br />

1967. Vor allem die Schreiber Felice & Boudleaux<br />

Bryant fütterten die Brüder mit unvergesslichen<br />

Songs wie "Wake Up Little Susie", "All I Have To Do<br />

Is Dream", "Bird Dog". Nach einem Wechsel zu<br />

Diese Crème macht Sie 50 Prozent jünger!" –<br />

„ „Dann bitte ZWEI Tuben." Als hätte Paul Jones<br />

den Uralt-Kalauer für sich umgesetzt: Der englische<br />

Sänger (man denkt an Cliff Richard) scheint<br />

alterslos, kommt auch 2012 fast noch wie ein<br />

Jung spund rüber. Als Paul Pond am 24.2.1942 im<br />

englischen Portsmouth geboren, besuchte Jones<br />

die örtliche Grammar School und das Jesus College<br />

in Oxford, bevor ihn der R&B- und Beat-<br />

Boom ins Zentrum des lärmenden Geschehens<br />

nach London verschlug. Wegweisend für ihn<br />

wurde die Mitgliedschaft in der Band des ausgewanderten<br />

Südafrikaners Manfred Mann. Am<br />

Mikrofon und vor allem mit der Mundharmonika<br />

avancierte Jones zu einem der angesehensten<br />

Solisten der Sixties, er prägte ein gutes Dutzend<br />

UK- bzw. US-Hits wie "5-4-3-2-1", "Do Wah Diddy<br />

Diddy" (#1/#1) und "If You Gotta Go, Go Now" –<br />

von vielen exzellenten Albumsongs ganz zu schweigen.<br />

Sogar eine Single in deutscher Sprache ("Sie"<br />

= "She") brachte Jones nahezu s<strong>to</strong>lperfrei und ohne<br />

Peinlichkeit über die Rampe. Als Manns Band zunehmend<br />

poppiger wurde, stieg der Sänger aus; vier<br />

Solohits (u.a. "High Time" und "I've Been A Bad, Bad<br />

Boy" 1966/67) begleiteten seine zweite Karriere als<br />

attraktiver Schauspieler (größter Erfolg: „Privilege"<br />

mit Chrissie Shrimp<strong>to</strong>n). Jones' Solo-Alben von MY<br />

WAY (1966) bis CRUCIFIX IN A HORSESOE (1972) erwiesen<br />

sich als Achterbahnfahrten mit punktuell unausgegorenem<br />

Material. Mit der Blues Band und The<br />

Manfreds kehrte er ab 1979 ins Blickfeld zurück, seit<br />

den Neunzigern hat er als Radiopräsenta<strong>to</strong>r einen<br />

enormen Stellenwert in England erlangt. Live-CDs<br />

mit Dave Kelly (2007), das Solo-Album STARTING<br />

ALL OVER AGAIN (2009) und die Auszeichnung als<br />

„Harmonikaspieler des Jahres" (2010) hielten den<br />

Namen Paul Jones auch in jüngerer Vergangenheit<br />

als Wertbegriff im Gespräch.<br />

bm<br />

Treffer (#22), bevor King ab 1971 vehement Fahrt<br />

aufnahm. Es setzte Nr.-1- und Top-10-Treffer in Serie,<br />

"It's Too Late"/"I Feel The Earth Move" (Doppel-<br />

Hit), "Jazzman", "Sweet Seasons" und "Nightingale"<br />

gehörten dazu wie die Nr.-1-LPs TAPESTRY, MUSIC,<br />

WRAP AROUND JOY sowie RHYMES AND REASONS,<br />

FANTASY und THOROUGHBRED. Während der 80er<br />

und 90er Jahre trat King kürzer, zog in ein Dorf in<br />

Idaho, kümmerte sich aktiv um den Umweltschutz,<br />

wurde aber mit Gerry Goffin 1987 in die Songwriters<br />

Hall Of Fame aufgenommen; die Ehrung wiederholte<br />

sich 1990 für die Rock'n'Roll Hall Of Fame. Dann<br />

und wann nimmt sie noch eigene Alben auf, u.a.<br />

LIVE AT THE TROUBADOUR mit ihrem jahrzehntelangen<br />

Freund James Taylor, das 2010 auf Platz 4<br />

der amerikanischen Charts kam. Ihre Tochter Louise<br />

(aus der ersten von drei Ehen) trat – wenngleich mit<br />

nicht vergleichbarem Erfolg – in die Fußspuren der<br />

angesehenen Mutter.<br />

bm<br />

Warner Bros. setzten Don und Phil den gewaltigen<br />

Erfolg fort (u.a. mit "Cathy's Clown", "Problems",<br />

"Take A Message To Mary", "Let It Be Me", "When<br />

Will I Be Loved", "Crying In The Rain"). Während<br />

Dons längerer Drogenphase wackelte die Karriere der<br />

Everly Bro<strong>the</strong>rs, mit "The Price Of Love" gelang jedoch<br />

ein weiterer bemerkenswerter Hit. Interne<br />

Kräche wurden zunehmend heftiger, das Duo ging<br />

1973 auseinander. Don arbeitete mit den Dead Cowboys,<br />

machte Aufnahmen mit Albert Lee. Erst ab<br />

1983 – ein denkwürdiges Konzert in der Londoner<br />

Royal Albert Hall – gab es wieder gemeinsame Auftritte.<br />

Mit dem von Paul McCartney komponierten<br />

"On The Wings Of A Nightingale" (Produktion: Edel-<br />

Fan Dave Edmunds) schafften die Brüder 1984 sogar<br />

ein Chart-Comeback in den USA und im UK. 1986<br />

geschah Verdientes: Gleich im Gründungsjahr wurden<br />

Don & Phil Everly in die Rock'n'Roll Hall Of<br />

Fame aufgenommen.<br />

bm<br />

Seite 70 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Kolumne Christian Simon<br />

Fo<strong>to</strong>: © Christian Simon Productions<br />

Wiedersehen<br />

mit Lionel<br />

Als ich bei Radio Luxemburg in den Siebzigern die<br />

Single "Machine Gun" von den Commodores als<br />

Sendungskennung einsetzte, wusste ich nicht, dass<br />

ein Mann namens Lionel Richie<br />

Sänger in der Band war,<br />

zumal die Platte instrumental<br />

war. Aber als die Band dann<br />

mit Gesang rüberkam, fiel mir<br />

die Stimme sehr wohl auf –<br />

genau wie die exzellenten<br />

Konzerte und das Outfit der<br />

Gruppe.<br />

Nachdem die Commodores<br />

über 30 Wochen mit verschiedenen<br />

Songs in den US-<br />

Charts standen und Gold und<br />

Platin abräumten, waren viele<br />

Fans gespannt auf die ersten<br />

Auftritte in Deutschland im Frühjahr 1978. Ich moderierte<br />

mittlerweile „Rockpop" im ZDF und wurde<br />

von den Konzertveranstaltern Marcel Avram und<br />

Fritz Rau zum Münchner Konzert ins Deutsche Museum<br />

eingeladen. Live war die Band – wie erwartet –<br />

grandios und die Bühnenshow perfekt.<br />

Das Publikum <strong>to</strong>bte. Keine Frage: Das<br />

musste ins Fernsehen und in meine<br />

Show! Aber wie?<br />

© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

Commodores<br />

Nach dem Auftritt ging<br />

ich hinter die Bühne<br />

und kam, mit Hilfe von<br />

Fritz Rau, auch in die<br />

Garderobe der Musiker.<br />

Stargehabe?<br />

Keine Spur, im Gegenteil:<br />

Die Jungs<br />

waren alle sehr<br />

freundlich und<br />

entgegenkommend.<br />

Wir sprachen<br />

über das<br />

amerikanische<br />

und deutsche<br />

Musikgeschäft<br />

und über TV-<br />

Shows. Lionel Richie<br />

fragte mich:<br />

„Gibt es in Deutschland<br />

eine Musikshow,<br />

in die wir reinpassen?" Bingo! Natürlich gab es sie<br />

– „Rockpop"! Und nun kommt das Glück ins Spiel,<br />

ohne das oft nichts geht: Die Europa-<br />

Tour der Commodores dauerte<br />

noch ein paar Wochen,<br />

und exakt an unserem Aufzeichnungstag<br />

im April 1978<br />

hatte die Band einen freien<br />

Tag. Der zuständige ZDF-<br />

Redakteur redete mit der<br />

Plattenfirma und dem Management<br />

– wir bekamen<br />

das Okay! Als die Band am<br />

späten Vormittag zu den<br />

Proben erschien, spürte man<br />

sofort die unglaubliche<br />

Disziplin und Professionalität,<br />

die amerikanischen<br />

Superstars immer<br />

wieder attestiert wird. Trotz Tourstress' und<br />

Fluges nach München war die Band auf die Sekunde<br />

<strong>to</strong>pfit und perfekt.<br />

Zwei Songs sollten abends aufgezeichnet werden:<br />

"Too Hot A Trot" und "Brick House".<br />

Schon bei der Generalprobe mit Publikum und<br />

später auch bei der Aufzeichnung schlugen Lionel<br />

Richie und die Commodores voll ein. Und<br />

das bei starker Konkurrenz, denn in derselben<br />

Sendung waren unter anderem auch Foreigner,<br />

Jethro Tull und Manfred Mann’s Earthband zu<br />

Gast. Nach der Show ging es dann mit allen<br />

Musikern zum Abendessen in ein urgemütliches<br />

bayerisches Lokal. Lionel Richie saß neben mir, er<br />

war von „Rockpop" begeistert und bestens drauf.<br />

Zum Abschied sagte er: „Komm uns doch mal in<br />

Amerika besuchen, ich wohne<br />

in L.A., Beverly Hills." Daraus<br />

wurde leider nichts, dennoch<br />

gab es eine Ewigkeit später ein<br />

Wiedersehen – allerdings eins<br />

mit Hindernissen. In meiner<br />

heutigen Funktion als Konzertveranstalter<br />

und Eventmanager<br />

hatte ich vor vier Jahren ein<br />

Open-Air-Wochenende auf der<br />

Galopprennbahn in Baden-Baden<br />

geplant – mit Bryan Adams<br />

und Lionel Richie. Aus nicht<br />

nachvollziehbaren Gründen<br />

Lionel Richie<br />

in den 80er<br />

Jahren<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 71<br />

Das Ehepaar Simon mit Lionel Richie.<br />

und unter kuriosen Umständen wurden die Konzerte<br />

wenige Tage zuvor vom Veranstalter abgesagt. Also<br />

wieder kein "Hello" mit Lionel Richie.<br />

Doch glücklicherweise stand kürzlich wieder eine<br />

Deutschland-Tournee an; genau wie damals in<br />

München wurde ich wieder von Marcel Avram ins<br />

Konzert eingeladen. Schon am Nachmittag ging<br />

ich in die Halle, denn ich wusste, wann Lionel den<br />

Soundcheck eingeplant hatte. Ich saß im abgedunkelten<br />

Saal, hörte die Songs und dachte an die alten<br />

„Rockpop"-Zeiten. Ob er sich wohl auch noch daran<br />

erinnern würde? Dann war es soweit. Ich betrat seine<br />

Garderobe, und da war er – der noch genauso<br />

freundliche, charmante Mr. Lionel Richie! Er schaute<br />

Christian Simon<br />

Bei einem DJ-Talentwettbewerb wurde der<br />

gelernte Werbekaufmann Christian Simon<br />

einst entdeckt, Frank Elstner holte ihn<br />

zu Radio Luxemburg. Nach vier erfolgreichen<br />

Jahren dort übernahm Simon 1978<br />

die neue, am frühen Samstagabend ausgestrahlte<br />

Sendung "<br />

Rockpop", die bald<br />

um "<br />

Rockpop In Concert" ergänzt und bis<br />

1984 ausgestrahlt wurde. Sei<strong>the</strong>r ist er<br />

als Modera<strong>to</strong>r, Produzent und Berater in<br />

Sachen Musik für Radio und Fernsehen<br />

tätig, er veranstaltet Konzerte in Baden-Baden<br />

– und pflegt die Freundschaften<br />

mit Musikern wie Paul McCartney,<br />

Peter Maffay oder Udo Jürgens. Und:<br />

Er plaudert künftig für Good Times ein<br />

wenig aus dem Nähkästchen.<br />

mich an, lachte und rief: „Hey ...! Schön, dich nach<br />

all den Jahren wieder zu treffen! Wie geht's?!" Wir<br />

unterhielten uns lange – und dann geschah Überraschendes.<br />

Lionel bat mich, seinem<br />

Manager genau diese Geschichte<br />

zu erzählen, die ich hier<br />

aufgezeichnet habe. „Ich schreibe<br />

ein Buch über mein Leben und<br />

über meine Karriere", erklärte mir<br />

Lionel, „und ich will diese S<strong>to</strong>ry<br />

von ,Rockpop' und unserem Wiedersehen<br />

nach über 30 Jahren<br />

darin verarbeiten." Das Buch ist<br />

noch nicht erschienen, aber die<br />

Leser von <strong>GoodTimes</strong> sind bereits<br />

heute informiert!


Norb Payr<br />

Wien,<br />

Gleis 1 & 2<br />

Er steht im bürgerlichen Berufsleben, hat Familie und veröffentlicht auf dem kleinen<br />

Label Pumpkin Records – es gibt gewiss günstigere Voraussetzungen für eine<br />

Top-Karriere. Was aber Norb(ert) Payr nicht davon abhält, weiter<br />

seinen Weg zu gehen. Und der hat ihn bereits durch mehrere<br />

österreichische Bands geführt. Der Sänger, Gitarrist, Bassist und<br />

Harpspieler wurde 1969 im afrikanischen Malawi geboren, wuchs<br />

in Kärnten auf und rollt heute auf zwei musikalischen Gleisen in<br />

Wien. Erste eigene Songs schrieb er mit 16. Nach dem Abitur<br />

gehörte Payr von 1995 bis 1999 zu den populären Jaybirds, einer<br />

schroff polternden Freakbeat- und Garagen-Band. Parallel spielte<br />

er mit seiner eigenen Gruppe The Road, auch mit Trance und den<br />

Subcandies (TIME FOR ACTION) war er aktiv. Und als sich die<br />

Jaybirds reformierten, stand er 2010 auf NAKED AS THE JAY-<br />

BIRDS wieder im Team. Den filigranen Solo-Singer/Songwriter Payr gibt es seit 2009<br />

auf Platte (HIDING PLACE), das zweite Zwölf-Track-Album SUNDAY MORNINGS erschien<br />

2011: noch ausgefeilter, mit sehr behutsam gesetzten Orgel-, Mandolinen-,<br />

Harmonika- und Cello-Parts sowie exzellenter Pedalsteel von prima Begleit musikern.<br />

Country, Folk-Pop, Americana sind im Angebot – dann und wann versetzt mit gekonnt-schemenhaft<br />

angedeuteten Verweisen auf die UK-Sechziger, alles feingliedrig<br />

und niemals laut. Blitzsauber-träumerische Platten wie diese interessieren Großlabels<br />

kaum noch – Genießer guter Musik suchen sie umso mehr. Bitte sehr! bm<br />

VERONICA FALLS<br />

Sixties-Farm in London<br />

New<br />

comer<br />

Degenhardt & Deep Purple<br />

Der Großraum Rock & Pop ist oft genug ein flacher Raum. Um hier gegenzusteuern,<br />

hat der singende Keyboarder Frank Tischer (Spencer Davis Group,<br />

Miller Anderson Band) in seinem neuen Projekt konsequente Eckpunkte gesetzt:<br />

In den Texten seiner progressiv spielenden Formation geht es um philosophische<br />

und politische Fragen – beeinflusst von Heraklit bis Hermann Hesse: "Die Plage der<br />

Menschheit" beschäftigt sich mit (leeren) Versprechungen;<br />

das "Kometenlied" bringt Hörer in sphärische Umlaufbahnen.<br />

Dabei trägt Tischers Erfahrung im R&B-Bereich<br />

dazu bei, dass es nicht zum berüchtigten „Message Mix"<br />

kommen muss. Sein oft rauer Gesang wird eingebettet in<br />

bühnenfeste Arrangements, die er und Gitarrist Martin<br />

Günzel mit Bassist Janni Schmidt und Drummer Tommy<br />

Fischer entwickeln. Bringt es die Formel Degenhardt<br />

& Deep Purple auf den Punkt? Hier steht die zweite Säule des Tiefen Raumes:<br />

„Wir wollen viel spielen!" Viel hinsichtlich eines gefüllten Terminkalenders, aber<br />

auch mit tiefem Raum für ausgedehnte Solopassagen. Dass hier Substanz vorhanden<br />

ist, wird in Instrumentals wie dem neunminütigen "Leben lassen" bewiesen:<br />

Lauschende werden dank dynamischer Rhythmussteigerung und spürbarer Solo-<br />

Entwicklung zwischen Riff und Risiko gehalten. Wer in alten Radar-Kuppeln und<br />

auf Sternschnuppen-Festivals spielt, hat das im Griff. DER TIEFE RAUM (Brücken *<br />

Ton Label) wird am 2.2.2012 in Fulda vorgestellt.<br />

utw<br />

© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Das Cover ihrer Debüt-CD VERONICA FALLS ziert das Fo<strong>to</strong> einer alten Farm.<br />

Was den Verdacht nahelegt, dass ihr Plattenlabel Bella Union (Fleet Foxes, Low<br />

An<strong>the</strong>m) sich eine weitere Band mit vollbärtigen Holzfällerhemdträgern geangelt<br />

hat, die mit alten Klampfen und mehrstimmigem Chorgesang US-Alternative-Folk<br />

spielt. Weit gefehlt! Veronica Falls kommen aus London. Sie präsentieren eine großstädtische,<br />

durch Gitarrenverstärker gejagte Musik, gar nicht<br />

so weit entfernt von der ihrer Labelkollegen. Denn zwei Bezugspunkte<br />

teilen Veronica Falls mit ihnen: die Liebe zu vielstimmigem<br />

Harmoniegesang und zu den Sixties. Nur dass<br />

die Briten eher eine Nähe zu Bands wie den Zombies oder<br />

Velvet Underground aufweisen als zu Crosby, Stills & Nash.<br />

Die Debütplatte bekam im UK gute Kritiken und hätte mehr<br />

verdient gehabt als lediglich Platz 150 der britischen Albumcharts. Songs wie die<br />

wunderbaren Single-Auskopplungen "Bad Feeling" und "Beachy Head" glänzen mit<br />

schönem Chorgesang und einer Gitarrenarbeit, die zwischen Byrds-artigen Perl-Akkorden<br />

und Power-Geschrummel à la Wedding Present changiert. Im Quartett singen<br />

sämtliche vier Mitglieder, allen voran Roxanne Clifford und James Hoare (beide g)<br />

sowie Marion Herbain (b) und Patrick Doyle (dr). Wie harmonisch die weiblichen und<br />

männlichen Chorstimmen ineinanderfließen, wie gekonnt verschachtelt sie zuweilen<br />

arrangiert sind, das muss man einfach gehört haben!<br />

frs<br />

Skandinavier neigen manchmal zu einer gewissen Düsterkeit. Was auch seinen<br />

Niederschlag bei Tim Scott McConnell gefunden hat. Kein Wunder also, dass er<br />

die Musik, die er unter dem Künstlernamen <strong>Led</strong>foot auf seiner zwölfsaitigen Akustikgitarre<br />

zelebriert, selbst als Gothic Blues bezeichnet. Auf eine bewegte Vergangenheit<br />

blickt der in Florida geborene 53-Jährige zurück: Mit den Rockats <strong>to</strong>urte er in<br />

den frühen 80er Jahren durch die USA und veröffentlichte auf<br />

Island. Bei Sire (Warner) und Geffen brachte er als Tim Scott<br />

mit SWEAR (1983) und HIGH LONESOME (1987) Soloplatten<br />

heraus. Ab 1989 wurde mit The Havalinas aktiv, spielte dabei<br />

im Vorprogramm von Bob Dylan, Chris Isaak und Tina Turner<br />

und gab dreimal Konzerte in Europa. In Norwegen blieb Scott<br />

hängen und brachte dort 1994 DECEIVERS AND BELIEVERS raus. Der Ritterschlag<br />

folgte zwei Jahre später, als Bruce Springsteen seinen Song "High Hopes" coverte.<br />

Sei<strong>the</strong>r präsentiert Scott alias <strong>Led</strong>foot in seiner Wahlheimat beeindruckende Alben.<br />

„Die Düsterheit, die langen Winter, die Landschaften, vor allem aber die faszinierende<br />

Kargheit, all das beeinflusst mein Songwriting", sagt er. Inzwischen hat er ganz<br />

Europa im Blick: Nach dem Gastspiel beim Glas<strong>to</strong>nbury Festival 2011 will er sein<br />

neues Album GOTHIC BLUES VOL. 1 auch in Deutschland bekannt machen. „Die<br />

Scheibe entstand in einer Winternacht in Oslo", erklärt er – darum ist sie puristisch,<br />

melancholisch-düster und zugleich kraftvoll und eindringlich ausgefallen. pro<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Seite 72 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Live in Concert<br />

Mark Knopfler / Bob Dylan<br />

Genie und Wehmut<br />

Für Dylanologen war alles wie immer: „Mr. Bob" richtete kein Wort an seine<br />

Fans. Fo<strong>to</strong>s gestattet er nicht, auch wenn er diesmal nicht solo unterwegs<br />

war. Zu Beginn des Doppelkonzerts Knopfler<br />

& Dylan in der vollbesetzten Arena in Nürnberg<br />

begrüßte zunächst Mark Knopfler unter<br />

dem Mot<strong>to</strong> „GET LUCKY!" das Publikum.<br />

Der Gitarrist und Sänger mit der wohltuend<br />

sonoren Stimme bestritt die erste Hälfte des<br />

Konzertabends, der Kontrast zu Bob Dylan<br />

hätte kaum größer sein können. Zwischen<br />

den Sets kam es für wenige Songs zu einem<br />

Treffen der beiden Musiklegenden – ein<br />

rockhis<strong>to</strong>rischer Moment auf dieser ersten<br />

gemeinsamen Tournee. "It's All Over Now"<br />

zählte zu den Highlights der Schnittmenge.<br />

Schon die ersten Töne des Gitarrenintros zu<br />

"Why Aye Man" erfreuten mit glasklar-transparentem<br />

Sound von Knopflers genial gestreichelten<br />

Saiten und seiner stark vom Scottish<br />

Folk inspirierten Band, einschließlich Violine,<br />

Flöten und Pedalsteel-Guitar. Natürlich brandete<br />

der größte Jubel bei Klassikern aus der<br />

Ära der Dire Straits auf: "Bro<strong>the</strong>rs In Arms" und als Zugabe vor der Pause "So Far<br />

Away". Ja, die Zeiten, in denen Mark neben Bruder David spielte, sind lange her.<br />

Gefühlvolle Balladen wie "Sailing To Philadelphia" dominierten den Gig. Pause,<br />

Kontrastprogramm.<br />

Da stand nun ein knorrig-knurriger Mann an Knopflers Seite: Das Gesicht im<br />

Schatten der Hutkrempe versteckt, im schwarzen Anzug, hinter seinem Keyboard<br />

Nürnberg, Arena, 07. November 2011<br />

krächzte er was vom "Leopard-Skin Pill-Box Hat". Setzte Dylan seine Harmonika<br />

ein, wehte ein Hauch von Nostalgie. Zweifellos weisen ihn all die Preise, mit denen<br />

der 70-Jährige geehrt<br />

wurde (u.a. der Pulitzer-<br />

Preis, zahlreiche Grammys),<br />

als einen der bedeutendsten<br />

Vertreter der<br />

Folk-Rock-Bewegung aus<br />

– ein Bühnen-Entertainer<br />

war er aber nie, wollte es<br />

nie sein. Dennoch schien<br />

der eher rudimentär-brüchige<br />

Sprechgesang zu<br />

rockiger Begleitung für so<br />

manchen Konzertbesucher<br />

eine Zumutung.<br />

Nur ganze vier Songs lang<br />

begleitete Knopfler seinen<br />

Partner. "Things Have<br />

Changed": Natürlich haben<br />

sich die Zeiten geändert,<br />

und Bob wäre nicht Dylan,<br />

wenn er sich nicht ständig (und oft unerwartet) gewandelt hätte. Dylan ließ sich nie<br />

vereinnahmen, politisch nicht, auch nicht vom Publikum. Wer glaubte, das Genie zu<br />

verstehen, war ihm auf dem "Highway 61 Revisited” schon wieder entrückt. Das Beste<br />

kam am Schluss: "All Along The Watch<strong>to</strong>wer" – fast in Hendrix-Manier interpretiert<br />

– und "Like A Rolling S<strong>to</strong>ne". Keine Zugabe – Rock'n'Roll-His<strong>to</strong>ry voller Wehmut ...<br />

Text und Fo<strong>to</strong>s: Helmut Ölschlegel<br />

Boten einen Abend der Kontraste: Mark Knopfler und Bob Dylan<br />

AIDA NIGHT OF THE PROMS<br />

Melange aus Rock und Klassik<br />

Chic: Nile Rodgers brachte als Erster der vielen Künstler<br />

des Konzertabends zwischen Rock und Klassik<br />

die Messehalle in Erfurt zum Kochen. Der funky Soul-<br />

Disco-Klassiker "Le Freak" riss in orchestraler Fassung<br />

unter der Leitung von Robert Groslot auch den letzten<br />

Tanzmuffel vom<br />

Sitz. Es ist schon<br />

erstaunlich, wie dieser<br />

Hit alle Moden<br />

in den einschlägigen<br />

Clubs dieser Welt<br />

überdauert hat und<br />

noch heute funktioniert.<br />

"Freak out!":<br />

Lautstark und enthusiastisch<br />

stimmte das Publikum<br />

ein.<br />

Modera<strong>to</strong>r Markus Othmer<br />

konnte in diesem<br />

John Miles<br />

Alison Moyet<br />

Jahr einmal mehr John<br />

Miles als Leiter der Electric<br />

Band begrüßen. Neben seinem traditionellen "<strong>Music</strong><br />

Was My First Love" glänzte er mit starker Stimme auch<br />

bei etlichen Arrangements zwischen Klassik und Rock –<br />

besonders im Zusammenklang der Div4s, vier italienischen Sopranistinnen auf<br />

ihrer Tour zwischen populären Opernarien und massentauglichem Kitsch. Als<br />

deutschen Beitrag lieferte die Gruppe Stanfour Hitparaden-Pop "For All Lovers".<br />

Unterstützt vom Chor Fine Fleur und dem Orchester Il Novecen<strong>to</strong> zeigte sich<br />

Erfurt, Messehalle, 02. Dezember 2011<br />

diesmal sogar die Kompatibilität von Klassik und tanzbaren Soundloops bei<br />

der "DJ Battle", einem Novum bei der „Aida Night Of The Proms". Ja, auch der<br />

Sponsor hat gewechselt, was dem Gesamtkonzept nicht<br />

geschadet hat. Die Hallen waren gefüllt, der Veranstalter<br />

zufrieden und die Begeisterung groß.<br />

Für musikalische Qualität sorgte besonders Alison Moyet,<br />

die in diesen Breiten<br />

endlich wie-<br />

Seal<br />

der einmal live zu<br />

erleben war. Die<br />

schlank gewordene<br />

Mutter dreier Kinder<br />

überzeugte mit<br />

gereifter Stimme<br />

und emotionalem<br />

Ausdruck: "That<br />

Chic mit Nile Rodgers<br />

Ol' Devil Called<br />

Love." Mit weiteren,<br />

klassisch<br />

runderneuerten<br />

Songs aus ihrem aktuellen Album BEST OF – 25 YEARS<br />

REVISITED offenbarte sie viel Feeling in Beziehungsangelegenheiten<br />

fernab plumper Lovesongs.<br />

Der als Höhepunkt angekündigte Soul-Entertainer Seal<br />

schmachtete zunächst vom "Kiss From A Rose", ehe er<br />

sich unter dem Mot<strong>to</strong> "Papa Was A Rolling S<strong>to</strong>ne" ganz<br />

"Crazy" unters Publikum mischte. "Amazing", er gab alles!<br />

Dennoch sorgte zuletzt wieder Nile Rodgers mit Chic für echten Rhythm &<br />

Soul. Der Funk-Gitarrist gab beim Finale mit allen Stars des Abends den Ton<br />

an – beim Gemeinschaft stiftenden "We Are Family".<br />

Text und Fo<strong>to</strong>s: Helmut Ölschlegel<br />

Seite 74 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Rusty Anderson<br />

Vom Klinkenputzer<br />

zu McCartney<br />

Eulogy, Living Daylights und Ednasnap hießen die Bands, mit denen Gitarrist<br />

Rusty Anderson spielte und Platten veröffentlichte, ehe er sich für den<br />

Job eines Sessionmusikers entschied. Bangles, El<strong>to</strong>n John, Willie Nelson,<br />

Joe Cocker, Neil Diamond, Little Richard, Animal Logic, Santana oder Stevie<br />

Nicks waren einige seiner bekanntesten Arbeitgeber, ehe er vor gut zehn Jahren als fester Begleiter bei<br />

Paul McCartney anheuerte. Mit UNTIL WE MEET AGAIN präsentiert er jetzt seine erste CD in Deutschland<br />

– ein Zusammenschnitt seiner beiden Solo-Alben UNDRESSING UNDERWATER und BORN ON EARTH.<br />

Sie waren nur in den USA erschienen, sind aktuell angereichert mit dem Titeltrack als Bonus.<br />

PETER RIEGER KONZERTAGENTUR GMBH & CO. KG<br />

L2I0VIE2<br />

UNTIL WE MEET AGAIN ist stilistisch sehr abwechslungsreich, "Born On Earth" steht exemplarisch<br />

für das gesamte Album, indem du verschiedenste Elemente vermengst.<br />

Den ersten Teil mit klassischen Momenten hatte ich im Stil von Walter<br />

Carlos' "Switched-On Bach" geschrieben – erst auf den Keyboards,<br />

dann aber auf der Gitarre samt Echo, was irgendwie cool klang. Im<br />

Hinterkopf hörte ich aber auch Streicher, die dann meine Nachbarin<br />

Elizabeth Baker von The Los Angeles Philharmonic mit einer<br />

Freundin am Cello spielte. Das Riff hatte ich unabhängig davon<br />

komponiert und schließlich beide Teile wie Schokolade und<br />

Peanutbutter zusammengepackt. Ich liebe es einfach, unterschiedliche<br />

Stile zu verbinden. Mein Musikgeschmack ist sehr<br />

breit gefächert, und ich mag es nicht, wenn alles gleich klingt.<br />

Paul McCartney hat auch mitgemischt, ebenso wie Stewart Copeland<br />

von The Police?<br />

Er kam für "Hurt Myself" ins Studio, das der perfekte Opener ist<br />

und den Ton für das Album setzt. Paul spielte Bass und sang mit<br />

mir den Chor. Es war ein <strong>to</strong>lles Gefühl im Studio. Er ist ein großzügiger<br />

Typ, ein <strong>to</strong>ller Mensch! Mit Stewart hatte ich bei Animal Logic<br />

gespielt, er ist auf "Catbox Beach" dabei, das ursprünglich ebenfalls im<br />

Bach-Stil begann, ehe ich den Surf-Teil entwickelte, der auch Shadows-<br />

Assoziationen weckt. Dann hatte ich die Idee, noch diesen unterschwelligen<br />

Reggae-Beat drunterzulegen ...<br />

Zwischendurch erinnert es an "So Lonely" von The Police ...<br />

So ganz abwegig ist der Vergleich nicht, muss ich zugeben. Das liegt aber auch an Stewart.<br />

Bei "Devil's Spaceship" klingen ein paar <strong>Led</strong>-<strong>Zeppelin</strong>-Einflüsse durch.<br />

Da ist was dran. Das Hauptriff erinnert mich aber eher an die Kinks. Aber das war auch wieder so eine<br />

Nummer, die ich schrieb, am nächsten Tag kräftig änderte und<br />

in den Folgewochen immer wieder neu variierte.<br />

Du bist viel mit Paul unterwegs – ist es dadurch schwierig, selbst<br />

live aktiv zu werden?<br />

Ich habe in Los Angeles meine eigene Band und werde Anfang<br />

2012 einige Shows spielen. Ich würde auch liebend gern nach<br />

Deutschland kommen, zumal mein Label Hypertension ja in<br />

Hamburg sitzt. Aber das hängt davon ab, was Paul vorhat. Er<br />

spielt ja seit einigen Jahren wieder sehr viel live – im Moment<br />

weiß ich noch nicht, was er im neuen Jahr auf dem Zettel<br />

hat. Darum ist es schwierig, selbst irgendetwas zu planen. Ich<br />

schreibe viele neue Songs im Studio in meinem Haus.<br />

24.3. BERLIN POSTBAHNHOF<br />

25.3. HAMBURG MARKTHALLE<br />

26. 3. KÖLN GLORIA<br />

27.3. STUTTGART LONGHORN<br />

28.3. PRATTELN (CH) Z7<br />

29.3. MÜNCHEN MUFFATHALLE<br />

30.3. MAINZ FRANKFURTER HOF<br />

PRÄSENTIERT VON<br />

LIMITED HARDTICKETS AT<br />

WWW.ELOY-LEGACY.DE<br />

THE SERIOUS ART OF PROMOTION<br />

WWW.PRKNET.COM<br />

Stimmt es, dass du zu Beginn deiner Zeit als Studiomusiker auch<br />

für die Firma Fender gearbeitet hast?<br />

Ich habe früh angefangen zu jobben. Schon mit 15 Jahren zog<br />

ich als Vertreter von Haustür zu Haustür. Bei Yamaha stand ich mal am Fließband, wurde aber gefeuert,<br />

weil ich zu langsam arbeitete. Bei Fender habe ich den Boden gefegt, danach aber lieber Gitarrenunterricht<br />

gegeben – darin war ich besser.<br />

Philipp Roser


TATZES STREIFZÜGE Januar 2012<br />

Ein Rückblick auf die besten Alben eines Jahres<br />

lohnt immer. Zugegeben, 2011 konnte mit dem Ausnahmejahr<br />

2010 nicht ganz mithalten, aber schwach<br />

oder gar verdrießlich fiel die Ernte nicht aus.<br />

Hier die aus meiner Sicht besten 25 Neuheiten:<br />

Seit geraumer Zeit gibt es bei großen Labels<br />

sinnvolle Serien wie „Classic Albums" oder „Original<br />

Albums": Drei bis fünf Originalalben eines Acts<br />

werden in einer sehr preiswerten<br />

Pappbox angeboten.<br />

Solche Editionen wenden<br />

01 Wilco The Whole Love<br />

sich nicht primär an alte<br />

02 The Jayhawks Mockingbird Time<br />

Sammlerhasen, wohl aber<br />

03 Laura Marling A Creature I Don't Know<br />

an den Nachwuchs, der hier<br />

04 The Feelies Here Before<br />

für kleines Geld viel gute<br />

05 The Fleet Foxes Helplessness Blues<br />

Musik einheimsen kann. In aller<br />

06 The Black Keys El Camino<br />

Regel geht man bei der Bestückung<br />

07 Bellowhead Hedonism<br />

auch fair vor, kompiliert<br />

08 The Rayographs Rayographs<br />

starke – im Idealfall sogar die<br />

09 Maria Taylor Overlook<br />

stärksten – Alben bewährter<br />

10 Wooden Shjips West<br />

Künstler. Eine eher kuriose<br />

11 Hoodoo Gurus Purity Of Essence<br />

Ausnahme ist da, wie Sony<br />

12 Garland Jeffreys The King Of In Between<br />

<strong>Music</strong> mit Jeff Buckley umgeht.<br />

13 Poly Styrene Generation Indigo<br />

Bei ihm enthält die<br />

14 Neville Skelly Poet & The Dreamer<br />

Edition „Original Album<br />

15 Okkervil River I Am Very Far<br />

Classics" die drei Silber-<br />

16 David Lowery The Palace Of Guards<br />

linge MYSTERY WHITE BOY, LIVE<br />

17 John Wesley Harding The Sound Of His Own Voice AT L’OLYMPIA und LIVE AT SIN-É'<br />

18 Jessica Lea Mayfield Tell Me<br />

(EP). Und eine weitere<br />

19 Marissa Nadler Marissa Nadler<br />

Ausgabe von „Original<br />

20 Roger McGuinn CCD<br />

Classic Albums" präsentiert<br />

21 Thea Gilmore John Wesley Harding<br />

gar fünf CDs: 1.<br />

22 Gillian Welch The Harrow & The Harvest<br />

PEYOTE RADIO THEATRE<br />

23 Nick Lowe The Old Magic<br />

PROMO EP 2. SO REAL 3.<br />

24 Eilen Jewell Queen Of The Minor Key<br />

LIVE FROM THE BATA-<br />

25 Florence & The Machine Ceremonials<br />

CLAN FRENCH EP Version 4.<br />

*<br />

THE GRACE AUSTRALIAN TOUR<br />

EP<br />

5. LAST GOODBYE JAPANESE<br />

Die Geschichte mit den „eigentlich bei mir nicht<br />

so angesagten" Interpreten, die trotzdem genug g<br />

Klasse haben, Alben zu veröffentlichen, mit denen<br />

sie neben ihrer Normalspur fahren, lässt mich auch<br />

in diesem Winter nicht los. Nach Cher, Neil Diamond,<br />

Glen Campbell und John Oates hier nun Überraschung<br />

Nr. 4: das gute alte walisische Schlachtross<br />

Tom Jones. In einem Punkt hat er mir immer schon<br />

EP VERSION. Dies sind Buckleys<br />

fünf Original-EPs aus der Zeit<br />

seines Albums GRACE, aber<br />

eben nicht die „wichtigsten Alben".<br />

Denn von GRACE, dem einzigen zu Lebzeiten erschienenen<br />

Langwerk, ist<br />

keine Spur zu finden. Aber<br />

keine Sorge, dieses Album<br />

imponiert: Jones war seine ganze Karriere lang ein bekommt man natürlich<br />

<strong>to</strong>tal überzeugter Popsänger; er kann, nach eigenem entweder in der 3-CD-<br />

glaubhaften Bekunden,<br />

Kollegen nicht leiden, die so Ausgabe SKETCHES FOR<br />

tun, als ob sie Pop nur notgedrungen<br />

MY SWEETHEART THE<br />

singen, sich eigentlich DRUNK/GRACE oder als<br />

aber zu Höherem wie Jazz berufen<br />

2-CD-LEGACY EDITION<br />

fühlen. Diese klare Hal-<br />

tung hat es Jones ermöglicht,<br />

seit mehr als 40 Jahren nie<br />

aus dem Scheinwerferlicht zu<br />

verschwinden.<br />

Ungewohnte<br />

Wege geht er nun mit PRAISE<br />

& BLAME (Island 274129-7). Das Album bietet einige<br />

von Jones im Verein mit Produzent Ethan Johns geschriebene<br />

Songs sowie Cover-Versionen von Liedern<br />

aus den Werkstätten von Bob Dylan, Rosetta Tharpe,<br />

John Lee Hooker, Billy Joe Shaver und Pops Staples.<br />

Und das bedeutet, dass Jones zumeist knietief<br />

im Blues steht, samt seinen teils kräftig rockenden<br />

Kindern und Enkeln – und gar nicht daran denkt umzufallen.<br />

Sogar noch besser gelingt Gospeliges. Weil<br />

er die Vorlagen ernstnimmt und all sein stimmliches<br />

Können optimal investiert. So gefällt mir „der Tiger"<br />

wie noch nie seit 1965.<br />

oder als Einzel-CD ... Komplettsammler kommen<br />

insgesamt also durchaus günstig auf ihre Kosten.<br />

Aber muss man denn so tun, als sei ausgerechnet<br />

GRACE kein „Classic Album"?<br />

*<br />

Apropos Buckley: Jeff hatte<br />

einen berühmten Vater, Tim<br />

Buckley, und der ist auch 36<br />

Jahre nach seinem Tod noch<br />

ein lohnendes Reissue-Thema.<br />

Warners „Original Album Series"<br />

bietet vorbildlich die in der Tat<br />

besten Arbeiten, nämlich die Alben TIM BUCKLEY,<br />

GOODBYE AND HELLO, HAPPY SAD, BLUE AFTER-<br />

NOON und LORCA. Für Editionen, die sich angeblich<br />

für eine massenhafte Vermarktung nicht eignen,<br />

für eingeschworene Fans aber wahre Leckerbissen<br />

sind, gibt es bei Rhino die sorgfältig arbeitende Abteilung<br />

„Rhino Handmade". Hier ist die Doppel-CD<br />

*<br />

TIM BUCKLEY DELUXE<br />

EDITION erschienen. Sie<br />

enthält das Debütalbum<br />

in Stereo und Mono sowie<br />

eine zweite CD mit<br />

22 unveröffentlichten<br />

(Demo-)Songs, die Buckley 1965/66 mit seiner Highschoolband<br />

The Bohemians bzw. Larry Beckett aufgenommen<br />

hat. Da strahlen die Sammler – zumindest<br />

bis es ans Bezahlen geht: Buckley Deluxe gibt<br />

es (Stand 4.12.2011) zu Preisen zwischen 24,25 und<br />

54,90 (!) Euronen (jeweils ohne Versandkosten). Auch<br />

hier die Frage: Ist das noch fair? Muss das so sein?<br />

*<br />

Der amerikanische Jazzer Greg Osby (*3.8.1960<br />

in St. Louis, Missouri) gehört seit drei Jahrzehnten<br />

zu den ausdrucksstärksten Saxofonisten. Völlig zu<br />

Recht gilt er als einer der besten Schüler von Eric<br />

Dolphy. Der Verdacht, er könne ein unterwürfiger,<br />

visionsloser, unangenehmer „Musterschüler" sein,<br />

kam niemals auf. Osby ist<br />

ein produktiver Mensch. Sein<br />

Werk umfasst bislang rund<br />

20 Alben unter eigenem Namen,<br />

von Sideman-Arbeiten<br />

ganz zu schweigen. Schon<br />

seit geraumer Zeit höre ich<br />

seinen technisch perfekten<br />

Neo-Bebop, der erweitert<br />

wird durch Ausflüge zum Free Jazz und<br />

Free Funk, ausgesprochen gern und habe auch eine<br />

kleine Sammlung im Regal. Am meisten begeistert<br />

mich dabei stets aufs Neue das Album ST. LOUIS<br />

SHOES (Blue Note) von 2003, eine Hommage an<br />

seine Heimat. Nicht, weil Osby hier prinzipiell besser<br />

und beseelter spielt als sonst, sondern weil mich die<br />

Konzeption überzeugt und fesselt: Mit dem Trompeter<br />

Nicholas Pay<strong>to</strong>n, Harold O'Neal am Piano, dem<br />

Bassisten Robert Hurst und Schlagzeuger Rodney<br />

Green – alles geachtete und bewährte Hochkaräter<br />

– spielt Greg Osby auf ST. LOUIS SHOES nichts<br />

anderes als den Mississippi-Blues in der Inkarnation<br />

des 21. Jahrhunderts. Der zeitliche Rahmen umfasst<br />

satte 70 (!) Jahre, reicht von W.C. Handys "St. Louis<br />

Blues", dem "East St. Louis Blues" und "The Single<br />

Petal Of A Rose" (beide Duke Elling<strong>to</strong>n) über "Light<br />

Blue" (Thelonious Monk), "Shaw Nuff" (Dizzy Gillespie/Charlie<br />

Parker) und Gershwins "Summertime" bis<br />

zu "Mil<strong>to</strong>n On Ebony" (Jack DeJohnette) und Cassandra<br />

Wilsons "Whirlwind Soldier".<br />

Hierbei zeigt sich, dass Osby absolut kein Neo-<br />

Konservativer ist, sondern vielmehr ein Architekt,<br />

der auf bekannten Fundamenten neue Bauten<br />

errichtet. Überaus erhellend beschreibt er seinen<br />

Ansatz: „Ich wollte die charakteristische Tiefe der<br />

Musik bewahren, mit der ich aufgewachsen bin.<br />

Aber ich arrangierte die ,internen Bausteine' dramatisch<br />

neu, änderte die Akkord-Progressionen<br />

und alle Tonarten und Tempi, entwarf Lead- und<br />

Support-Funktionen neu. Alles, was getan werden<br />

konnte, habe ich auch getan. Gewöhnlich blieb die<br />

Melodie als einziger Bestandteil intakt – das war<br />

meine Intentsion."<br />

Seite 76 ■ <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


The S<strong>to</strong>ry Of L.A. Woman<br />

»Mr. Mojo Risin’« erzählt die<br />

Entstehungs geschichte von<br />

»L.A. Woman«, des letzten Doors-<br />

Albums mit Jim Morrison.<br />

Die Disc umfasst neben neuen Interviews der Bandmitglieder<br />

auch Archivaufnahmen der Doors auf der Bühne<br />

und im Studio, zudem Fo<strong>to</strong>klassiker und neue musikalische<br />

Demonstrationen der Gruppe.<br />

DVD: 1099034E11<br />

Blu-ray: 1051054E14<br />

Ab sofort überall im Handel erhältlich<br />

oder bei www.amazon.de/rockschuppen<br />

L.A.WOMAN (40th Anniversary) 2-CD Set<br />

Das ultimative DOORS-Album als spektakuläre Jubiläums Edition.<br />

Inkl.<br />

dem bisher ungehörten Original Song<br />

»SHE SMELLS SO NICE«<br />

plus<br />

8 bisher unveröffentlichte, alternative<br />

Versionen, Band-Kommentare<br />

aus dem Studio und neue Liner Notes<br />

Als 2-CD Set<br />

& Download<br />

jetzt überall<br />

Außerdem erhältlich<br />

DOORS – L.A.WOMAN<br />

»The Workshop Sessions«<br />

2-LP Set ab März 2012<br />

www.<strong>the</strong>doors.com<br />

www.<strong>the</strong>doors.de


Peter Maffay<br />

Eine Frage der Zeit<br />

Man entkommt ihm nicht, er ist seit über 40 Jahren in der deutschen Musikszene<br />

und in den Medien präsent. Er war viele Jahre Reizfigur. Doch diese Zeit ist<br />

für Peter Maffay vorbei. Längst hat er sich durch seine verschiedensten Projekte<br />

allseits Respekt erarbeitet. Auch weil er stets über den musikalischen Tellerrand<br />

hinausschaut, Stellung bezieht und sich für alle möglichen Projekte ins Zeug<br />

legt. <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Philipp Roser sprach mit Maffay, der 2012 zum letzten<br />

Mal mit einer „Tabaluga"-Produktion auf große Tour gehen wird.<br />

Peter, im Wintergarten deines Büros steht ein Hirsch aus Pappmaché<br />

mit einer Plakette um den Hals, auf der steht „Zur Erinnerung an<br />

den Karrierestart im Weißen Hirschen". Was hat es damit auf sich?<br />

Den haben sie mir geschenkt, als sie den Weißen Hirschen abgerissen<br />

haben. Das war ein Gasthaus in Waldkraiburg mit einem großen Saal, wie<br />

sie im Bayerischen üblich sind. Im Keller war unser Probenkeller. Der Wirt<br />

hatte 1965 die damals für uns sehr vorteilhafte Idee, uns als Hausband<br />

einzusetzen, weil das billiger war. Dafür hat er uns den Keller zum Proben<br />

überlassen, und wir haben im Weißen Hirsch unsere ersten Konzerte<br />

gespielt.<br />

Sei<strong>the</strong>r hast du unter anderem fünf Rockmärchen rund um Tabaluga<br />

veröffentlicht – DIE ZEICHEN DER ZEIT sind der Abschluss?<br />

Musikalisch ist das Thema für mich beendet, fünf Geschichten, that's it. Wenn<br />

sich jemand damit beschäftigen will, kann die nächste Generation mit der ersten<br />

Scheibe wieder anfangen. Bei Wilhelm Busch war es auch so.<br />

Musikalisch war TABALUGA auch immer eine Möglichkeit, dich auszu<strong>to</strong>ben<br />

...<br />

Natürlich! No limits! Musikalisch<br />

von S<strong>to</strong>ckhausen<br />

bis weiß ich was geht alles,<br />

weil man eine Geschichte<br />

bedient.<br />

Du konntest Dinge machen,<br />

die du als Peter<br />

Maffay aus Sicht des<br />

Publikums nicht machen<br />

durftest?<br />

Naja, das Publikum hat viel<br />

lockerer reagiert als all die<br />

schlauen Meinungsmacher,<br />

die gesagt haben: Das geht<br />

doch nicht! Das Publikum<br />

hat aus dem Bauch heraus<br />

emotional reagiert. Natürlich<br />

hat es nicht allen gefallen,<br />

aber vielen. 750.000 Konzertbesucher<br />

– das ist doch<br />

relativ viel!<br />

Es waren die Meinungsmacher,<br />

die dich lange innerhalb bestimmter musikalischer Leitplanken<br />

gehalten haben?<br />

Ja, natürlich. Das begann mit der Polarisierung „Schlager oder nicht Schlager",<br />

„Rock'n'Roll – nicht Rock'n'Roll", „Weltmusik – nicht Weltmusik", „Märchenonkel<br />

– nicht Märchenonkel" – das waren die Parameter.<br />

Das heißt, du hast dich dadurch durchaus beeindrucken lassen?<br />

Ich habe mich insofern beeindrucken lassen, als dass mein Mittelfinger immer<br />

ein bisschen mehr gewachsen ist, dass ich gesagt habe: Wo steht denn geschrieben,<br />

dass das nicht geht? Für einige Dinge, die wir gemacht haben, bekamen<br />

wir ordentlich auf die Schnauze, einiges haben wir auch falsch gemacht ...<br />

© Pressefo<strong>to</strong> Sony<br />

Zum Beispiel?<br />

Im Vorprogramm der Rolling S<strong>to</strong>nes – die Infantilität<br />

zu glauben, dass man das unbeschadet übersteht, sein<br />

Unvermögen dort einfach ausleben darf. Ich hatte das<br />

falsche Reper<strong>to</strong>ire, habe falsch reagiert, es war einfach<br />

handwerklich nicht gut genug. Aber das waren auch<br />

Lernprozesse. Trotzdem war es richtig, sich in unübliche<br />

Dinge hineinzuwagen, die polarisieren. Ich halte das für wichtig, denn sonst<br />

gibt es da keine Reibung, keine Bewegung. Und an diesen Sachen sind wir dann<br />

auch in bescheidenem Umfang gewachsen.<br />

Auf der neuen TABALUGA-CD geht es um das Thema Zeit ...<br />

Es war fällig, sich mit der Zeit auseinanderzusetzen. Dieses Thema habe ich schon<br />

lange mit mir herumgetragen. Ich habe ein Büchlein, in das ich Ideen schreibe, um<br />

nicht erst dann loszulegen,<br />

wenn es um die Wurst geht.<br />

Da habe ich mich mit der<br />

Zeit mehr zum Spaß auseinandergesetzt:<br />

Was empfinde<br />

ich bei dem Begriff Zeit? Ich<br />

habe gesagt: Zeit ist eigentlich<br />

mein Gegner. Das Leben<br />

ist ein ewiger Kampf mit<br />

der Zeit, neun Monate vor<br />

der Geburt – wenn du das<br />

nicht richtig einteilst, hast<br />

du schon das erste Problem.<br />

Es hört eigentlich erst auf,<br />

wenn du in die Urne wanderst.<br />

Der richtige Umgang<br />

mit Zeit vermeidet einige<br />

Kollisionen. Was muss man<br />

also machen? Eine Aufgabe,<br />

die jeden betrifft, der sich jeder<br />

stellen muss.<br />

Du bist jetzt 62 – inwieweit<br />

haben gesammelte Erfahrungen<br />

dich dazu animiert, dich intensiver mit der Zeit auseinanderzusetzen?<br />

Ich habe begrenzt Zeit, meine Energie, meine bescheidenen Möglichkeiten für eine<br />

Verbesserung einzubringen – in meiner Stiftung, in den Häusern für die traumatisierten<br />

Kinder, in der politischen, sozialen Positionierung. Brücken zu bauen ist eine<br />

unglaublich schöne Zielsetzung, doch die Zeit läuft davon, sie zu bauen. Also versuche<br />

ich, das dort zu machen, wo ich erwünscht bin und gefragt werde, wo ich das<br />

Gefühl habe, dass ich einen einigermaßen sinnvollen Beitrag leisten kann. Das ist die<br />

eine Geschichte, die andere ist privater Natur: Wie viel Zeit habe ich, die Entwicklung<br />

meines Sohnes mitzumachen, ihm zur Seite zu stehen, auch meiner Frau – und wie<br />

viel Zeit bleibt für mich übrig, um meine Balance zu erhalten?<br />

Fo<strong>to</strong>: © Philipp Roser<br />

Seite 78 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


DIE ToteN Hosen<br />

Posträuber<br />

Biggs & DDR<br />

per Fahrrad<br />

Die Toten Hosen feiern ihr 30-jähriges Bestehen – natürlich mit einer<br />

Werkschau: ALL DIE GANZEN JAHRE – IHRE BESTEN LIEDER. <strong>GoodTimes</strong>-<br />

Au<strong>to</strong>r Philipp Roser hat die Düsseldorfer Punk-Rocker Campino (voc),<br />

Andreas "<br />

Kuddel" von Holst (g), Michael Breitkopf (g), Andreas Meurer (b)<br />

und die Drummer Trini Trimpop (bis 1985), Wolfgang Rohde (bis 1999) und<br />

Vom Ritchie bei einigen ihrer Aktionen in den 90er Jahren begleitet und in<br />

seinem Archiv gekramt, um wichtige Ereignisse der Hosen-His<strong>to</strong>rie mit O-<br />

Tönen der Band in Erinnerung zu rufen.<br />

Fußball-WM 1990<br />

Campino: Das war weniger Urlaub – wir wollten immer mal eine<br />

WM hautnah erleben, nicht nur vorm Fernseher. Dann kam die<br />

Komponente hinzu, dass es in Italien war, wo es die Fußball-verrücktesten<br />

Leute gibt. Wer gern mit dem Au<strong>to</strong> Gas gibt, Spaghetti<br />

liebt und auf Fußball steht, für den war das eine Pflichtveranstaltung!<br />

Wir haben viele Italiener kennen gelernt, hatten mit<br />

denen Spaß, waren in Neapel – das ganze Drumherum war super,<br />

während auf dem Rasen öfter nur leichte Kost serviert wurde.<br />

Promo-Aktionen/DDR-Rad<strong>to</strong>ur<br />

Campino: Was heißt Promotion-Geschichten? Man muss da schwer unterscheiden<br />

– es gibt Sachen, die machen wir gern, und dann überlegen wir uns: Wenn<br />

wir schon nach Italien zur WM fahren oder mit dem Fahrrad in die DDR, machen<br />

wir auch ein bisschen Wirbel drum. Es ist nicht so, dass wir uns überlegen: Jetzt<br />

müsste mal wieder was über uns geschrieben werden, was können wir dafür<br />

machen?<br />

Rote Rosen<br />

Campino: Das war Jux und Tollerei, das haben wir in sieben Tagen eingespielt, es<br />

war eher eine Platte nebenbei. Wir zogen uns die deutschen Schlager innerhalb<br />

von drei, vier Tagen rein und nahmen sie dann sofort auf, ganz spontan.<br />

Clockwork Orange"<br />

"<br />

Campino: Diese eigentlich als Theaterstück geschriebene Geschichte wurde ja<br />

nie auf der Bühne aufgeführt bis zur Weltpremiere. Regisseur Bernd Schadewald<br />

wollte uns dabei haben. Wir haben die Musik komponiert<br />

und in Nebenrollen mitgemacht. Für uns war es<br />

eine Supergelegenheit, mal in einen Bereich reinzus<strong>to</strong>ßen,<br />

in den wir sonst nie kommen würden.<br />

Bes<strong>to</strong>rganisierte Chaostruppe Deutschlands'"<br />

"<br />

Campino: Wenn Leute sagen, „das sind die Supertrinker"<br />

oder „die Bürgerschrecke" oder „die bes<strong>to</strong>rganisierte<br />

Skandalband", kann ich das alles nicht nachvollziehen.<br />

Wir nehmen es in Kauf anzuecken ... Der Begriff Provokation<br />

ist ziemlich blöd. Ich provoziere nicht, wenn ich<br />

ein Bier in einer Fernseh-Show trinke, denn das erwartet<br />

man von mir. Eine Provokation im positiven Sinne<br />

wäre es, wenn ich mit einem Glas Wasser da stände. Ich<br />

möchte am liebsten jemand sein, der unberechenbar ist.<br />

Ronald Biggs<br />

Campino: Wir machen gerade eine Schallplatte und haben<br />

alle unsere Lieblingshelden zum Mitmachen eingeladen,<br />

in der Regel die Sänger. Irgendwann hatten wir die Idee, mit dem legendären<br />

Posträuber Ronald Biggs was aufzunehmen – er hatte ja einen Song<br />

mit den Sex Pis<strong>to</strong>ls eingespielt, der bei uns im Tourbus eine Hymne<br />

war. Am Anfang war er ein bisschen erstaunt, dass ihn Leute aus<br />

Deutschland anriefen. Wir schickten ihm ein paar CDs, sprachen<br />

mehrmals am Telefon, und er taute zunehmend auf. Der steht auf<br />

alles, was ein bisschen durchgedreht ist – und wenn er merkt, dass<br />

die Jungs korrekt drauf sind und ihn nicht bescheißen wollen, ist er dabei.<br />

Anfänge<br />

Trini Trimpop (Ex-Drummer und späterer Manager): Wir waren schon bekannt in<br />

der Szene, durch den KFC, eine Punk-Band aus Düsseldorf, ZK ebenso, wo Campino<br />

und Kuddel dabei waren. Beide Bands waren schon überregional populär,<br />

denn damals gab es ja noch eine richtige Szene. Wir haben jedes Wochenende<br />

irgendwo in Deutschland gespielt. Unser erster Gig war Ostern 1982 in Bremen,<br />

auf dem Plakat noch falsch geschrieben als die Toten Hasen.<br />

Wohnzimmer-Gigs<br />

Trini Trimpop: Wir spielen heute noch für Spritkosten, wenn wir sehen, dass es<br />

einen guten Anlass gibt und jemand dahintersteckt, der kein Profi ist, aber eine<br />

gute, verrückte Idee durchzieht. Dann fahren wir da heute noch gern hin.<br />

Campino: Leute können uns eine Postkarte schicken, ihr Wohnzimmer beschreiben<br />

und sagen, warum das so <strong>to</strong>ll ist, dass wir bei ihnen<br />

auftauchen sollen. Wenn das für uns nach Abenteuer<br />

klingt, fahren wir hin, das passiert aus reinem Egotrieb.<br />

Wir wollen unseren Spaß haben. Da treffen wir Leute auf<br />

eine Art und Weise, wie du sie sonst nie sehen würdest.<br />

Dabei kommen auch viel intensivere Gespräche raus. Und<br />

wie würden wir heute noch einen Fan kennen lernen in<br />

der Dortmunder Westfalenhalle vor 15.000 Leuten?<br />

Eigenes Label<br />

Campino: Wir hatten gewissermaßen eine Edeka-Filiale,<br />

konnten schon selbst was machen, hatten aber noch mit<br />

einer größeren Plattenfirma zu tun. Jetzt ist es wirklich<br />

Tante Emma. Wir entscheiden selbst über Video-Etats, ob<br />

wir plakatieren, ob wir eine Anzeige schalten – bis hin zur<br />

Frage „Kaufen wir einen neuen Kopierer für das Büro?"<br />

Man muss aber aufpassen, dass man nicht zu Dienstleistern<br />

verkommt, sondern Musiker bleibt. Es wird viel über<br />

Organisa<strong>to</strong>risches gelabert, was Kraft und Zeit kostet, aber es macht auch Spaß,<br />

selbst verantwortlich zu sein.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Ausgefallene Klamotten gehörten 1988 dazu.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Dieter Eikelpoth<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 79


Cover-Versionen/Folge 8<br />

Hier nun die Fortsetzung unserer Cover-Versionen-S<strong>to</strong>ry aus Heft 6/2011.<br />

Der bunte Mix und die allgemeinen Hinweise zur Beschaffung – alles wie<br />

gehabt: Augen auf im Plattenladen des Vertrauens, auch und gerade beim<br />

Second-Hand-Dealer, Wühltischsonderangebote akribisch durchforsten,<br />

und wenn das nicht hilft, bringen vielleicht die berühmten "<br />

wenigen Mausklicks"<br />

im Internet weiter. Und ein wenig Geduld ist auch mitunter vonnöten.<br />

Ganz heißer Tipp in Sachen Bob Dylan: Das britische<br />

Magazin „Uncut" hat zwei Folgen von HARD RAIN<br />

– A TRIBUTE TO BOB DYLAN herausgebracht. Neben<br />

anderweitig schon verstreut Veröffentlichtem von<br />

The Band, Thea Gilmore, Manfred Mann, Steve Harley,<br />

Cassandra Wilson, Todd Rundgren, Yo La Tengo,<br />

The Specials, Echo & The Bunnymen, Gallon Drunk,<br />

Robyn Hitchcock, den Cowboy Junkies oder Emmylou<br />

Harris gibt es unveröffentlichte oder sogar exklusiv<br />

für „Uncut" aufgenommene, durchweg starke Perlen<br />

von Johnny Marr, Paul Westerberg, The Charlatans,<br />

Ani DiFranco, Lee Renaldo, The Waterboys und Paul<br />

Weller. Einige Versionen übertreffen gar Dylans eigene<br />

Einspielungen, aber das ist ja keine wirklich neue<br />

Nachricht, denn Meister Bob ist nun mal nicht immer<br />

der ideale Interpret seiner Werke.<br />

Die bedeutende britische Folkikone Lal Waterson erfährt<br />

Ehrerbietung durch Kollegen & Kolleginnen wie<br />

James Yorks<strong>to</strong>n, Alasdair Roberts,<br />

Mark Olson, Vashti Bunyan und<br />

Michael Hurley. MIGRATING BIRD<br />

– THE SONGS OF LAL WATERSON<br />

(Honest John Records) ist ein Fest<br />

für Fans.<br />

LYNNE YOU MY EARS – A TRIBUTE<br />

TO THE MUSIC OF JEFF LYNNE<br />

(Not Lame) bringt starke Versionen<br />

von Songs, die Jeff Lynne für seine<br />

verschiedenen Bands schrieb. Mit<br />

dabei sind untadelige Artisten wie<br />

Earl Slick, Peter Holsapple, Richard Barone, Carl Wayne<br />

und Todd Rundgren sowie viele unbekannte(re) Talente.<br />

Bluesig bis zum Anschlag geht es bei THINGS ABOUT<br />

COMIN' MY WAY – A TRIBUTE TO THE MUSIC OF THE<br />

MISSISSIPPI SHEIKS (Black Hen) zu, wenn John Hammond<br />

("S<strong>to</strong>p And Listen"), Kelly<br />

Joe Phelps ("Livin' In A Strain"),<br />

Geoff Muldaur ("The World Is<br />

Going Wrong") oder The Carolina<br />

Chocolate Drops ("Sitting On Top<br />

Of The World") genussvoll covern.<br />

Bob Wills, von den 30er Jahren des<br />

letzten Jahrhunderts an der große<br />

Meister der Verschmelzung von<br />

Country-Musik und Swing, erfährt<br />

durch JOHNNY BUSH SINGS BOB<br />

WILLS (Lone Star Records) eine<br />

überhaupt nicht antiquiert klingende Ehrung, die leider<br />

nur zehn Songs umfasst.<br />

Von etwas sehr rauem Live-Charme geprägt ist<br />

'TIL WE OUTNUMBER 'EM (Babe Record). Größen<br />

wie Bruce Springsteen, Ani DiFranco, Ramblin'<br />

Jack Elliott, Billy Bragg, Country Joe McDonald<br />

und Arlo Guthrie PLAY THE SONGS OF WOODY<br />

GUTHRIE und singen ohne jeden Anspruch auf<br />

Schönklang.<br />

„All killers – no fillers", so lautet das Endergebnis<br />

bei THERE'S A HOLE IN HEAVEN WHERE SOME<br />

SINS SLIPS THROUGH (Glitterhouse). Ein Sampler<br />

der Weltklasse, mit dem Steve Wynn, Johnny<br />

Dowd, The Willard Grant Conspiracy, David Munyon<br />

und Gary Heffern & The<br />

Walkabouts dem unsterblichen<br />

Texaner Town Van Zandt ein<br />

ehernes Denkmal setzen, indem<br />

sie seine <strong>to</strong>llen Songs in<br />

durchweg zu Herzen gehenden<br />

Intensivversionen<br />

zu Gehör<br />

bringen.<br />

Der kürzlich<br />

vers<strong>to</strong>rbene<br />

Briten-Barde<br />

John Martyn wird mit JOHN-<br />

NY BOY WOULD LOVE THIS …<br />

A TRIBUTE TO JOHN MARTYN<br />

(V 2) von so unterschiedlichen<br />

Kolleg(inn)en wie Robert Smith,<br />

Beck, Joe Bonamassa, Snow<br />

Patrol und Vashti Bunyan sehr<br />

gelungen geehrt.<br />

Zum Schluss noch der pauschale<br />

Hinweis auf eine Reihe: Unter<br />

dem Mot<strong>to</strong> „Die Besten interpretieren<br />

Legenden" gibt es bei<br />

Laserlight/<br />

Delta <strong>Music</strong><br />

zwei Tribute-<br />

CDs-Reihen.<br />

AC/DC, <strong>Led</strong><br />

<strong>Zeppelin</strong> und<br />

Pink Floyd ist die Serie JUST<br />

LIKE … ROCK LEGENDS PLA-<br />

YING THE SONGS OF … vorbehalten.<br />

In der Serie JUST LIKE …<br />

A TRIBUTE TO … finden sich The<br />

Beatles, The Rolling S<strong>to</strong>nes, Iron<br />

Maiden, Judas Priest, Sting &<br />

The Police, Thin Lizzy, UFO, Whitesnake, Alice Cooper,<br />

Madonna, Ozzy Osbourne, Queen und ZZ Top.<br />

Beatles<br />

In der Serie BEATLEJAM des Labels Floating World<br />

Records (Vertrieb: Soulfood) ist mit LIVE AT THE<br />

WEBSTER<br />

THEATRE bereits<br />

die dritte<br />

Folge erschienen.<br />

Diesmal<br />

wurde eine<br />

superausführliche<br />

Jam-<br />

Doppel-CD<br />

daraus. Gegenüber<br />

den<br />

ersten beiden Folgen (siehe GT 4/2011, Seite 37) sind<br />

einige neue Songs dabei (u.a. "The Long And Winding<br />

Road", "Lucy In The Sky With Diamonds", "Hey<br />

Jude"), was ja den Sammelwert erhöht. Auffällig ist<br />

zudem, dass die Beatlejam-Musiker instrumental<br />

zunehmend sicherer werden, leider vokal aber nicht<br />

immer.<br />

Bunt gemischt ist die Interpretenriege<br />

auf COME TOGETHER –<br />

AMERICA SALUTES THE BEATLES<br />

(Liberty). Neben Rock- und Country-Prominenten<br />

wie Huey Lewis,<br />

Kris Kris<strong>to</strong>fferson, Tanya Tucker<br />

und Delbert McClin<strong>to</strong>n stehen<br />

auch befähigte Stimmen aus der<br />

zweiten Reihe (Collin Raye, Phil<br />

Keaggy, Steve Wariner) ohne dass<br />

Qualitätseinbrüche zu beklagen<br />

sind. – Der Franzose Emmanuel<br />

Santarromana posiert auf FAB 4EVER (Pschent/Wagram)<br />

im Anzug und mit „korrekter Politikerfrisur".<br />

In der Tat sind seine meist Syn<strong>the</strong>sizer-dominierten<br />

Interpretationen nicht verwegen, haben aber einen<br />

gewissen Charme. – Der findet sich noch stärker bei<br />

JAZZ AND BEATLES – THE COOLEST AND SEXIEST<br />

NEW SONGBOOK OF THE BEA-<br />

TLES (<strong>Music</strong> Brokers) dank intelligent<br />

agierender Sanft-Jazzcombos<br />

wie The Bryan J. White Quartet,<br />

Deborah Dixon & Les Crossaders<br />

oder Renauld & The Smooth Jazz<br />

Quintet. – Bei CLASSICAL BEAT-<br />

LES – THE SONGS OF LENNON<br />

& McCARTNEY & GEORGE HAR-<br />

RISON (EMI) musste es wegen des<br />

großen Andrangs von Interpreten<br />

wie The King's Singers, Lesley<br />

Garrett, The Swingle Singers, Kindred<br />

Spirits und David Tanenbaum gleich ein Doppeldecker<br />

sein. Klassik und Beatles – das verträgt sich<br />

und bringt häufig verblüffende Resultate!<br />

Jack Nitzsche war eigentlich den S<strong>to</strong>nes mehr zugetan<br />

als den Beatles. Es hinderte ihn nicht, der<br />

Menschheit DANCING TO THE HITS OF THE BEAT-<br />

LES (Collec<strong>to</strong>r's <strong>Music</strong>) anzubieten. Frühe Hits der<br />

Liverpooler, gespielt von Nitzsches Orchestra; die<br />

Seite 80 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


igbandigen Arrangements enthalten immerhin<br />

zirka 25 Prozent Beat.<br />

Eine Besonderheit bilden die CDs, die dem<br />

britischen Magazin „Mojo" schon seit<br />

Jahren beiliegen. Mehrfach gab es auch<br />

Beatles-Cover-Versionen: Spitzenklasse<br />

ist MOJO PRESENTS THE WHITE ALBUM<br />

RECOVERED. Routinier Paul Weller, aufstrebende<br />

Kräfte wie Eugene McGuinness,<br />

Neville Skelly, My Brightest Diamond und<br />

Sarabeth Tucek sowie viele, die es noch werden wollen, bringen fast durchweg<br />

fesselnde Fassungen.<br />

Ähnliches gilt für die zwölf Tracks von LET<br />

IT BE REVISITED, wobei sich allerdings<br />

bekannte Namen wie Judy Collins, Wilko<br />

Johnson und Dennis Locorriere (Dr. Hook),<br />

halbwegs bekannter Nachwuchs wie Pete<br />

Molinari, The Besnard Lakes, Phosphorescent<br />

und Beth Or<strong>to</strong>n sowie Unbekannte<br />

wie The Amorphous Androgynous, C.W.<br />

S<strong>to</strong>neking oder James Apollo – mit teils<br />

recht freak-beatigen Aufnahmen – die<br />

Waage halten.<br />

Noch deutlich kühner ist das Angebot der Interpreten bei MOJO PRESENTS – SGT.<br />

PEPPER WITH A LITTLE HELP FROM HIS FRIENDS: Die berühmten Lieder werden<br />

fast ausschließlich von Unbekannten wie Puer<strong>to</strong> Muer<strong>to</strong>, Unkle Bob, Simple Kid<br />

und Captain unterschiedlich kompetent, meist aber in interessanten Fassungen<br />

dargeboten. Auf der Version, die 2007 Magazinbeilage war – und 14 Tracks enthält<br />

–, befand sich als einzige populäre Band Echo & The Bunnymen. Nun gibt es<br />

die Mojo-Pepper-CD auf dem inzwischen gegründeten Mojo-Label auch separat,<br />

aber leider ohne den Bunnymen-Track "All You Need Is Love". Ganz konsequente<br />

Sammler sollten also die Augen aufhalten nach der ersten Edition!<br />

Voll gelungen ist MOJO PRESENTS AN EXCLUSIVE TRIBUTE TO GEORGE – HAR-<br />

RISON COVERED. Richie Havens, Ron Sexsmith, Iain Mat<strong>the</strong>ws, Jonathan Wilson<br />

& Graham Nash, The Felice Bro<strong>the</strong>rs und weitere talentierte Kräfte bringen fast<br />

durchweg interessante, oft antörnende Fassungen von Harrisons Songs sowohl aus<br />

seiner Beatles- als auch Solozeit. Nur – ausgerechnet – "My Sweet Lord" kommt in<br />

etwas wackeliger Version.<br />

Johnny Cash<br />

Fast schon inflationär ist die Zahl der Cash-Tribute. Hier eine kleine Auswahl:<br />

I WALK THE LINE – AN ALL-STAR TRIBUTE TO JOHNNY CASH (Rhino) vereint<br />

– leider nur zehn – Spitzenleistungen von Dwight Yoakam, Linda Ronstadt,<br />

Jerry Lee Lewis, The Grateful Dead und The Everly Bro<strong>the</strong>rs. Auf der schlicht A<br />

TRIBUTE TO JOHNNY CASH genannten<br />

CD des Labels Reverberation verbreiten<br />

Unbekannte nur mit Stimmen und zwei<br />

Gitarren eine allenfalls nette Ferienlager-<br />

Mitsing-Stimmung. Großartig, weil hörbar<br />

eine echte Herzensangelegenheit, ist<br />

hingegen A TRIBUTE TO JOHNNY (Hen<br />

House) des Indianers Floyd „Red Crow"<br />

Westerman, der sich hier für Cashs Pro-<br />

Indianer-Haltung bedankt. EARLY ONE<br />

MORNING (Twilight) von Ski King stellt<br />

trotz (zu) großer Nähe zu den Originalen<br />

mit „sauberem Musizieren" zufrieden.<br />

Gleich zwei Folgen gibt es von PAID IN BLACK (Wolverine/Soulfood) mit unbekannten<br />

Talenten wie Blitzkid, Aggronuts oder Ghoul, die mit zumeist heftigen,<br />

teils regelrecht punkigen oder auch psychotischen Versionen punkten. Von besonderer<br />

Ausstrahlung ist CASH FROM CHAOS – A TRIBUTE TO THE LEGENDA-<br />

RY MAN IN BLACK, JOHNNY CASH (Invisible). Auch hier bieten Unbekannte wie<br />

Nine Inch Elvis, Chris Livesay oder Jeffrey Venturo alle Kräfte auf, das Spektrum<br />

von Cash-Deutungen zu erweitern. Das gilt auch für TRAIN OF LOVE (CMH) mit<br />

hörenswerten Fassungen von – mal wieder – nur Spezialisten bekannten Acts.<br />

Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r


SOUL-PORTRÄT No. 40<br />

Darlene Love<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Dritte Reihe – erste Wahl<br />

Bei Philles Records, dem Label des Produzenten Phil Spec<strong>to</strong>r, lautete die Hierarchie:<br />

Spec<strong>to</strong>r, Spec<strong>to</strong>r, Spec<strong>to</strong>r usw. – es folgten die Crystals und die Ronettes. Und dann<br />

war da noch, circa dritte Reihe, eine Solistin: Darlene Love. Dass dies so nicht ganz<br />

korrekt ist, verrät ein Blick zurück.<br />

Hawthorne, Kalifornien, 1938. In der kalifornischen<br />

Kleinstadt kam am 26. Juli Darlene Wright zur Welt,<br />

eines von fünf Kindern einer Pfarrersfamilie. Als<br />

Daddy Joe eine eigene Pfarrei erhielt, war Umzug<br />

angesagt – es ging nach San An<strong>to</strong>nio in Texas. Dort<br />

pflegte die stimmgewaltige Tochter, gerade mal<br />

zehn, ein passendes Hobby: das<br />

Mitsingen von Songs aus <strong>Music</strong>boxen,<br />

was jedoch bei Kneipengängern<br />

nur bedingt gut ankam,<br />

weil vom eigentlich Bezahlten<br />

kaum noch was zu hören war. Darlene<br />

wurde in den Schulsingekreis<br />

verfrachtet, wo ihr Klangkörper sich<br />

verfeinerte.<br />

Die Wrights kamen 1956 zurück<br />

in den Sonnenstaat, der Teenager<br />

bereicherte nun den Kirchenchor und wurde im<br />

Folgejahr Mitglied der 1954 formierten Blossoms.<br />

Auftritt Phil Spec<strong>to</strong>r, der gerade an seinem speziellen<br />

Girl-Group-Sound bastelte. Vier Blossoms-<br />

Singles (Challenge, OKeh; 1961–63) erschienen,<br />

und Spec<strong>to</strong>r hatte inzwischen seine<br />

eigene Marke – Philles Records<br />

– an den Start gebracht;<br />

mit dem Dreier<br />

The Crystals als Lokomotive<br />

und Darlene<br />

(die jetzt<br />

" Love"<br />

hieß) als Kraft- und<br />

Gefühlspaket in der<br />

Hinterhand. Dann<br />

verkrachte sich der<br />

durchgeknallte Genius<br />

mit den Crystals.<br />

Spec<strong>to</strong>r ließ die<br />

Singles "He's A Rebel"<br />

und "He's Sure The<br />

Boy I Love" aufnehmen,<br />

pappte den Namen des (Erfolgs-)Trios<br />

drauf. Nur: Gesungen<br />

hat beide Titel (US #1 und<br />

11) ... Darlene Love! Kein Einzelfall:<br />

Auch auf "Zip-A-Dee-Doo-Dah" (#8)<br />

und "Why Do Lovers Break Each<br />

O<strong>the</strong>rs Heart?" (#38), ausgewiesen<br />

für Bob B. Soxx And The Blue<br />

Jeans, gehörte die Stimme Darlene<br />

Love – der Treffergarantin aus<br />

der dritten Reihe.<br />

Zur Belohnung durfte sie dann selbst mal: "(Today<br />

I Met) The Boy I'm Gonna Marry" (#39), "Wait<br />

Til' My Bobby Gets Home" (#26) und "Fine Fine<br />

Boy" (#53) sorgten dafür, dass die Spec<strong>to</strong>r'sche<br />

Hitmaschine weiterhin lief wie geschmiert – all das<br />

passierte innerhalb von zwölf Monaten.<br />

Nur seiner Frau Ronnie, Mitglied der Ronettes,<br />

mochte<br />

der Fließbandproducer<br />

– um<br />

des ehelichen<br />

Friedens willen<br />

– Miss<br />

Love offenbar<br />

nicht vor den<br />

Hals setzen.<br />

Auch die berühmte<br />

Spec<strong>to</strong>r-Weihnachts-<br />

LP enthielt mit Darlene<br />

Loves "Christmas (Please<br />

Come Home)" ein Highlight,<br />

das jedoch erst später bedeutsam<br />

wurde.<br />

Dann begann der<br />

Wall Of Sound des<br />

Labelchefs zu bröckeln:<br />

Die British<br />

Invasion haute ihm<br />

Stein um Stein um die Ohren –<br />

offenbar viele Kopftreffer inklusive,<br />

wie sein weiterer Lebenslauf<br />

belegt. Darlene Love, am<br />

Scheinwerferlicht ohnehin nie<br />

sonderlich interessiert, konzentrierte<br />

sich wieder auf die Arbeit<br />

mit den Blossoms – Vollbeschäftigung<br />

ohne Ende! Für Reprise<br />

und Capi<strong>to</strong>l nahmen sie<br />

eigene Singles auf,<br />

doch Geld floss<br />

in erster Linie<br />

aus Hun-<br />

The voice of Philles": Darlene Love<br />

"<br />

derten von<br />

Backing-<br />

Jobs: für<br />

die Beach Boys,<br />

Elvis, Frank Sinatra,<br />

Sonny<br />

& Cher, Aretha<br />

Franklin, Mamas<br />

Seite 82 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Weiter fit & frisch: Darlene Love<br />

& Papas, Duane Eddy, Johnny Rivers, Dick Dale. Sie<br />

waren außerdem Dauergäste des TV-Show-Klassikers<br />

"<br />

Shindig", zwei Jahre am Stück, und stützten<br />

das Presley-Comeback 1968.<br />

Dann war Darlenes Akku leer –<br />

lange Pause, Familie!<br />

Erst in den <strong>80s</strong> kam Love zurück,<br />

ermuntert von Steve Van<br />

Zandt, der sie nach New York<br />

holte. Sie erledigte wieder Sessions,<br />

wurde <strong>Music</strong>alstar, und seit<br />

1986 singt sie zu Weihnachten<br />

in Talk-Kaiser David Lettermans<br />

Shows ihr "Christmas (Please<br />

Lautstark: Love<br />

mit Phil Spec<strong>to</strong>r<br />

Come Home)". Nach über 30<br />

Karrierejahren nahm Love 1988<br />

ihr Albumdebüt PAINT A PIC-<br />

TURE auf, dem 1998 UNCONDITIONAL LOVE, IT'S<br />

CHRISTMAS OF COURSE (2007) und 2010 THE<br />

CONCERT OF LOVE folgten – sämtlich ohne qualitative<br />

Absacker.<br />

The Blossoms mit Darlene Love (M.)<br />

und Gitarrist Dick Dale<br />

Auch auf<br />

der Leinwand<br />

war sie gefragt,<br />

etwa als<br />

Ehefrau von<br />

Cop Murtaugh<br />

(Danny Glover)<br />

in Lethal Weapon"<br />

1–4. Love<br />

"<br />

half u.a. Bruce<br />

Springsteen,<br />

U2, Dionne<br />

Warwick – und<br />

so kam, was<br />

(zum Glück)<br />

ganz einfach<br />

kommen musste:<br />

Eine der<br />

überragendsten,<br />

aber<br />

zugleich unbekanntesten Soulstimmen erhielt den<br />

verdienten Ritterschlag: Am 15. März 2011 wurde<br />

Darlene Love in die Rock'n'Roll Hall Of Fame aufgenommen.<br />

Und ihre Lauda<strong>to</strong>rin Bette Midler, die wäre<br />

vor lauter Fremdfreuen fast geplatzt.


Supercharge<br />

Enthüllung:<br />

Knapp "<br />

verzappt"!<br />

Der Biss ist auch nach fast 39 Jahren noch da, oder anders formuliert: THE<br />

THRILL HAS NOT GONE, seit der Saxofonist, Sänger und Bandleader Albie Donnelly<br />

(64) Supercharge 1973 in seiner Geburtsstadt Liverpool gegründet hat. Der<br />

Titel der kürzlich veröffentlichten Supercharge-Werkschau (zuvor nur online<br />

und bei Konzerten der Gruppe erhältlich) bringt es auf den Punkt und zeichnet<br />

zugleich die Entwicklung der Formation nach.<br />

Jede Band, die so lange besteht wie Supercharge<br />

, macht viele personelle Wechsel durch.<br />

Wir hatten bislang drei Plattenverträge und<br />

„ Plattenfirmen." Das sagt der glatzköpfige<br />

Donnelly nicht heute, sondern erklärte es dem Au<strong>to</strong>r<br />

bereits 1982! „Es gab immer Jungs, die sich für Supercharge<br />

interessierten – wir spielten drei Platten für<br />

Virgin ein, und es sah so aus, als ob wir mehr machen<br />

könnten. Doch das hat nicht geklappt, und einige<br />

Bandmitglieder sind ausgestiegen", ergänzte das jetzt<br />

letzte verbliebene Gründungsmitglied damals.<br />

Volle 19 Jahre später klingt es zum selben Thema so:<br />

„Personalwechsel sind doch üblich in dieser Branche.<br />

Im Lauf der Jahre heiraten Leute und werden Familienmenschen.<br />

Andere haben nach einiger Zeit keinen<br />

Bock mehr aufs Touren, wollen nicht dauernd auf<br />

Achse sein. Manche möchten noch studieren und verabschieden<br />

sich. Überhaupt: Es existiert doch kaum<br />

eine Band über fast 40 Jahre!" Für ihn selbst gelte<br />

dies alles aber nicht: „Diese Band ist mein Leben, ich<br />

kann mir nichts anderes vorstellen. Außerdem war sie<br />

in den letzten zehn Jahren ziemlich<br />

stabil, sei<strong>the</strong>r sind praktisch dieselben<br />

Leute dabei", meint der Engländer.<br />

Er lebte in den 80er Jahren<br />

in München, kehrte dann in seine<br />

Heimat zurück und ist inzwischen<br />

schwerpunktmäßig in der Nähe von<br />

Düsseldorf zu Hause.<br />

Die stilistischen Wanderungen<br />

von Donnelly & Co. sind auf THE<br />

THRILL HAS NOT GONE recht gut<br />

nachzuvollziehen. Basis war stets der<br />

(Rhythm &)<br />

Blues britischer<br />

Spielart,<br />

gewürzt mit<br />

messerscharfen<br />

Bläsersätzen;<br />

dazu gehörten<br />

neben Donnellys<br />

Saxofon auch häufig Trompete<br />

und Posaune – in den 80er Jahren geblasen<br />

von den Snow Twins Michael und<br />

Steve Snow (bürgerlich: Crane), die in jungen<br />

Jahren auch optisch einiges hermachten. „Für<br />

mich waren Supercharge ein <strong>to</strong>lles Sprungbrett<br />

– und ich konnte mit Größen wie Ray Charles,<br />

Randy Crawford, Roger Taylor von Queen oder<br />

Country Joe McDonald auftreten", blickt Mi­<br />

chael Crane zurück, der heute mit Rang-A-Tang unterwegs<br />

ist.<br />

„Man will ja immer wieder was Neues ausprobieren",<br />

begründet Donnelly heute die Stilschwenks, die er in<br />

der Vergangenheit hinlegte, ehe er sich entschloss,<br />

unbeirrt den typischen Supercharge-R&B-Stil durchzuziehen.<br />

„Wir sprangen Anfang der 80er Jahre für<br />

einige Zeit auf den Disco-Zug auf, was auf Druck<br />

unserer Plattenfirma Virgin und unseres Produzenten<br />

John '<br />

Mutt' Lange geschah, der zuvor mit AC/DC gearbeitet<br />

hatte", räumt der Bandleader ein.<br />

Bis heute zählen Supercharge zu den gefragtesten<br />

Live-Acts in ganz Europa. Auch für Privatveranstaltungen<br />

werden sie häufig gebucht, nachdem sich in<br />

Schicki-Micki-Kreisen herumgesprochen<br />

hatte, dass die Band<br />

beste Partylaune garantiert.<br />

Bei der Hochzeit<br />

von Tina Onassis heizte<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Albie Donnelly<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 83<br />

Albie Donnelly (rechts) 1982.<br />

sie ebenso ein wie bei Feiern des vers<strong>to</strong>rbenen Gunter<br />

Sachs. „Das sind gutbezahlte Jobs! Das machen ja<br />

selbst die größten Stars für das entsprechende Geld,<br />

ob sie nun Beyoncé, El<strong>to</strong>n John oder Rod Stewart<br />

heißen", meint Donnelly. Außerdem sei das Konzertgeschäft<br />

immer schwieriger geworden: „Die Clubbesitzer<br />

können nicht mehr soviel zahlen, und ich will<br />

nach fast 40 Jahren nicht mehr in den kleinen Klitschen<br />

spielen wie früher – mit sieben Leuten sind wir<br />

eben auch nicht ganz billig."<br />

Neues von Supercharge gibt es auch: Neben THE<br />

THRILL ... sind mit BIG BLOW (einer Mischung aus<br />

neuen Studio- und Livetracks) sowie dem Jahreszeitenalbum<br />

WINTER WONDERLAND gleich drei Tonträger<br />

(wieder-)erschienen. Und im<br />

Internet werden nach und nach 12<br />

der 17 Longplayer der Liverpooler<br />

zumindest digital wieder zugänglich<br />

gemacht.<br />

Am Ende eines ausführlichen Gesprächs<br />

verrät der auch als Studiomusiker<br />

vielgefragte Albie Donnelly<br />

dann noch ein kaum bekanntes Schmankerl aus<br />

der Supercharge-His<strong>to</strong>rie. „Ende der 70 Jahre wäre es<br />

fast passiert, dass uns Frank Zappa produzierte, als<br />

einzige Band außerhalb seines eigenen Stalls! Er hatte<br />

schon zugestimmt, nachdem er bei einem Meeting<br />

mit Virgin-Boss Richard Branson ein Video<br />

von uns gesehen hatte. Doch Branson meinte<br />

dann, er habe zu viel<br />

Geld verlangt. Das waren<br />

ja immer noch die<br />

Ausläufer der Hippie-<br />

Zeit, und Branson<br />

wollte, dass jeder alles<br />

kostenlos macht – mit<br />

Ausnahme natürlich<br />

von Richard Branson<br />

selbst, der das ganze Geld einsacken würde",<br />

erinnert sich Donnelly lachend. „Frank meinte,<br />

er müsse sich für die Produktion einen Monat<br />

ausklinken, und wenn er das mache, könne seine<br />

Band nicht spielen und Geld verdienen. Diesen<br />

Verdienstausfall wollte er ersetzt haben. Dazu war<br />

Branson nicht bereit, darum klappte es nicht. Wäre<br />

<strong>to</strong>ll gewesen, auch wenn ich keine Ahnung habe,<br />

wie das Album geklungen hätte."<br />

Philipp Roser<br />

Fo<strong>to</strong>: © Philipp Roser


Von Jens-Uwe Berndt<br />

Die Rockszene feiert. Jedes Jahr mehrere Jubiläen, jeden Monat<br />

neue „Anniversaries „ – und so manche denkwürdigen Ereignisse<br />

gehen dabei sang- und klanglos unter. Die ostdeutsche<br />

Band City muss allerdings nicht fürchten, zu ihrem 40. Geburtstag<br />

übersehen zu werden. Denn an den mit einem genialen<br />

Violinensolo ausgestatteten Überhit „ Am Fenster „ erinnert<br />

man sich in Ost wie West. Und – was viel wichtiger ist – die<br />

Band steht mit sämtlichen Beinen im Hier und Heute.<br />

Wir sind nie zu einer Oldie-Band<br />

verkommen", sagt Sänger und Gitarrist<br />

Toni Krahl. „Ein aktuelles<br />

„<br />

Konzert von uns besteht gut zur<br />

Hälfte aus Material, das nach der Wende veröffentlicht<br />

wurde." Und dem gesellt sich am 24. Februar<br />

weiteres hinzu. Das Ende des vierten Jahrzehnts<br />

wird nämlich nicht nur mit einer im März beginnenden<br />

Jubiläums<strong>to</strong>ur gefeiert, sondern eine aktuelle<br />

CD ist ebenfalls fertig. Die heißt FÜR IMMER<br />

JUNG und zeigt den Fünfer in bester Verfassung.<br />

Satter Rock steht neben sanften Balladen. Und sogar<br />

Bettina Wegners "Kinder (Sind so kleine Hände)"<br />

fand den Weg ins City-Reper<strong>to</strong>ire.<br />

Eine überfällige, digital aufbereitete Werkschau der<br />

elf bisher erschienenen Studio-Alben wird es aber<br />

vermutlich nicht geben. „Das liegt in den Händen<br />

der Katalogabteilung<br />

von Sony <strong>Music</strong>", sagt<br />

Toni Krahl. „Für unseren<br />

Geschmack verramschen<br />

die das Material. Wir sind<br />

zwar wegen einer Box im<br />

Gespräch, die sämtliche<br />

Alben beinhaltet, wissen<br />

aber nicht, ob man sich<br />

bei Sony an die Vereinbarungen<br />

hält. Dort knallt<br />

man lieber für drei Euro über<br />

Drogerieketten Compilations<br />

auf den Markt." Das gefalle<br />

der Band zwar nicht, Einfluss<br />

könne sie darauf aber nicht<br />

nehmen. Wenngleich Krahl<br />

überzeugt davon ist, dass es<br />

das Label schmerzen würde,<br />

suchten sich City neue Partner. „Wir sind für Sony<br />

eine sichere Bank", sagt der Sänger. „Ohne groß<br />

Werbung zu machen, setzt die Firma peu à peu<br />

unsere Alben ab. Mit uns verdient Sony mehr als<br />

mit ihren Nummer-Eins-Scheiben." Der Marketingaufwand<br />

für neue Veröffentlichungen einiger Zugpferde<br />

würde nämlich derart viel Geld verschlingen,<br />

dass in kürzester Zeit Doppel-Platin herausspringen<br />

muss, um überhaupt Gewinn einzufahren.<br />

Aber auch City wurden bereits mehrfach mit Edelmetall<br />

bedacht: AM FENSTER (1978) bekam in<br />

Deutschland Platin, THE BEST OF (1992) hat Gold,<br />

seit kurzem ebenso die schon vor zehn Jahren auf<br />

den Markt geworfene DVD LIVE AUS BERLIN. Selbst<br />

in Griechenland kam das City-Debüt zu Goldehren.<br />

Als AM FENSTER in der BRD und zwei Wochen später<br />

auch bei Amiga erschien, wurden die Berliner<br />

1978 über Nacht zu Superstars. Obendrein galten<br />

sie mit Texten wie "Der King vom Prenzlauer Berg"<br />

(es geht um Schläger) oder "Meister aller Klassen",<br />

der illegale Mo<strong>to</strong>rradrennen und deren Folgen <strong>the</strong>matisiert,<br />

schnell zu Tabubrechern. Mit DER TÄ-<br />

TOWIERTE (1979) legten City auf Augenhöhe zum<br />

Debüt nach. Die Platte ist<br />

recht hart und hat mit dem<br />

Titelsong wieder einen Typen<br />

im Angebot, der in der<br />

DDR damals ganz klar als<br />

Außenseiter galt. Mit "Der<br />

Optimist" wurde gleich das<br />

nächste Tabu gebrochen.<br />

„Es ging um einen Selbstmord, und so etwas durfte<br />

in der DDR nicht sein", sagt Toni Krahl. „Dabei hatte<br />

ich zum damaligen Zeitpunkt gerade im Freundeskreis<br />

genau das erleben müssen. Allerdings haben<br />

wir damit auch im Westen ein heikles Thema berührt."<br />

Seite 84 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Die englischsprachige LP DREAMER (1980) – der<br />

Versuch, den internationalen Markt zu knacken<br />

– wurde ein grandioser Flop. „Selbst bei den einheimischen<br />

Fans hat die Platte nur einen geringen<br />

Absatz gefunden. Ich habe sie für mich in die Verbannung<br />

gestellt."<br />

Der Bruch mit dem aus Bulgarien stammenden Georgi<br />

„Joro" Gogow, der als Bassist und Komponist<br />

den Sound der Band prägte und mit seinem Violinenspiel<br />

zum Markenzeichen von City geworden<br />

war, markierte den ersten Schnitt in der His<strong>to</strong>rie<br />

der Gruppe. „Den irrationalen Erfolg, der mit AM<br />

FENS TER über uns hereinbrach, haben wir unterschiedlich<br />

verarbeitet", erklärt Krahl das Zerwürfnis.<br />

„Joro war die Attraktion in der Band. Und daraus<br />

leitete er auch einen Führungsanspruch ab. Um den<br />

Konflikt nicht eskalieren zu lassen, haben wir gesagt:<br />

Okay, Joro, dann bist du der Chef. Und von<br />

diesem Augenblick an haben wir nichts<br />

mehr veröffentlicht. Er meinte, er könne<br />

seine Ideen mit uns einfach nicht umsetzen."<br />

Hinzu sei gekommen, dass Gogows<br />

Frau Traudl – auf AM FENSTER in einem<br />

Song verewigt – das Management beanspruchte.<br />

Am Ende habe alles auf dem<br />

Spiel gestanden.<br />

Nach Gogows Weggang erfanden sich City<br />

neu. Die kurz vor DREAMER zur Band ges<strong>to</strong>ßenen<br />

Rüdiger Bar<strong>to</strong>n (keys, heute bei<br />

Silly) und Gisbert Piatkowski (g, mit Gogow<br />

später bei NO 55) wurden gleich mit „entsorgt".<br />

Übrig blieben die Gründungsmitglieder<br />

Klaus Selmke (dr) und Fritz Puppel<br />

(g) sowie der 1975 zu City ges<strong>to</strong>ßene Toni<br />

Krahl, die mit Manfred Hennig (keys) noch einmal<br />

ins kalte Wasser sprangen. Die Bass-Position blieb<br />

unbesetzt: Ein deutliches Signal an Gogow,<br />

dass man es in jeder Hinsicht ohne<br />

ihn packen wollte. Und das Experiment<br />

gelang. UNTER DER HAUT (1983)<br />

wurde ein Riesenerfolg und warf mit<br />

"Glastraum" einen der größten City-Hits<br />

überhaupt ab. Musikalisch bewegte sich<br />

das Quartett mittlerweile in New-Wave-<br />

Gefilden mit breiten Synthie-Sounds, der<br />

raue, furztrockene Rock war passé. Doch schon mit<br />

FEUER IM EIS (1985) schienen City an ihre Grenzen<br />

Georgi „Joro „ Gogow<br />

ges<strong>to</strong>ßen zu sein. „Das war eine Phase, in der nicht<br />

alles in der Band gestimmt hat", kommentiert Krahl<br />

die Veröffentlichung: „Wir haben diese Probleme<br />

aber nicht durch einen Streit ausgelebt, sondern ein<br />

schlechtes Album gemacht."<br />

Klaus Selmke<br />

An das schon 1987 kein Mensch mehr dachte, als<br />

CASABLANCA erschien. Kaum eine Platte löste in<br />

der DDR mehr Kontroversen aus wie diese.<br />

Auf höchster<br />

Parteiebene befasste<br />

man sich<br />

mit den Texten.<br />

„Sogar Margot<br />

Honecker hat<br />

sich öffentlich<br />

zu CASABLAN-<br />

CA geäußert", schmunzelt<br />

Krahl. „Wir hätten mit diesem Album den Boden<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />

© Pressefo<strong>to</strong>


Toni Krahl und<br />

Manfred Hennig (hinten)<br />

des Sozialismus verlassen, sagte sie. Rückblickend<br />

ist das lächerlich! Dass sich selbst die Honeckers um<br />

Pillepalle wie Schlager kümmerten – das muss man<br />

erst mal in den Kopf bekommen." Ans<strong>to</strong>ß erregte<br />

besonders "Wand<br />

an Wand", das<br />

sich klar mit dem<br />

Leben an der<br />

Mauer auseinandersetzte.<br />

Auch<br />

wenn City ihre<br />

Aussagen – wie in<br />

der DDR üblich –<br />

lyrisch verschlüsselten:<br />

Deutlicher<br />

konnte man<br />

kaum werden.<br />

Ebenso war das<br />

die LP durchziehende<br />

Fernweh<br />

unüberhörbar.<br />

Millionen Ostdeutsche hatten mit dieser Band und<br />

ihren Liedern plötzlich eine Stimme.<br />

City gehörten 1989 zu den Mitunterzeichnern der<br />

Toni Krahl (rechts) und Fritz Puppel<br />

„Resolution von Rockmusikern und Liedermachern",<br />

in der auf die katastrophale politische Situation<br />

in der DDR hingewiesen und unter anderem mehr<br />

Reisefreiheit gefordert wurde. „Ich wollte die DDR<br />

erhalten und besser haben", beschreibt Toni Krahl<br />

seine Intentionen von einst. „Es lag außerhalb<br />

meiner Vorstellungskraft, dass die DDR<br />

abzuwickeln wäre. Ich hatte gemeint, der<br />

Sozialismus wäre eine gute Sache, nur die<br />

Sozialisten würden nichts taugen. Schnell<br />

begriff ich aber, dass zwei deutsche Länder<br />

mit freiheitlich-demokratischen Grundzügen<br />

nicht nötig sind. Damit lag eine Wiedervereinigung<br />

auf der Hand."<br />

Die Wende brachte, wie für alle Ost-Bands,<br />

auch für City eine Zeit der Ratlosigkeit. Klaus<br />

Selmke und Manfred Hennig schmissen hin,<br />

Toni Krahl und Fritz Puppel veröffentlichten<br />

mit Gastmusikern 1990 das Album KEINE<br />

ANGST und dachten trotzdem für einen<br />

kurzen Moment ans Aufhören. Sie gründeten<br />

den K&P Musikverlag und holten sich<br />

sämtliche City-Rechte in die Gesellschaft. Im<br />

Zuge der sich mit den neuen Gesetzen anbahnenden<br />

Verwertungsmodalitäten galt es,<br />

die einstigen City-Mitstreiter zu kontaktieren;<br />

dies brachte Krahl nach rund zehn Jahren<br />

in die Situation,<br />

mit Georgi Gogow<br />

zu telefonieren.<br />

„Es entstand ein<br />

vernünftiges Gespräch",<br />

erzählt der Frontmann.<br />

„Nicht wie unter<br />

Geschäftsleuten, sondern<br />

eher wie zwischen Partnern. Also haben wir uns einfach<br />

mal zu Proben<br />

verabredet.<br />

Und schon beim<br />

ersten Mal klang<br />

'Am Fenster' so,<br />

als hätten wir es<br />

all die Jahre jeden<br />

Tag gemeinsam<br />

auf der Bühne<br />

gespielt."<br />

Die Magie war<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />

wieder da,<br />

Selmke und Hennig<br />

kehrten in<br />

den Schoß ihrer<br />

Stammformation<br />

zurück, und<br />

City entwickelte sich rasch zu einer festen Größe<br />

im neuen deutschen Rock-<br />

Zirkus. 1997 erschien mit<br />

RAUCHZEICHEN<br />

das erste echte<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />

City-Album seit<br />

CASABLANCA,<br />

fünf Jahre später<br />

folgte AM<br />

FENSTER 2. „Wir<br />

haben es aus Kalkül so genannt", gibt<br />

Toni Krahl zu, „und dieses Konzept ist<br />

aufgegangen." Das Album ginge immer<br />

noch gut. Allein nach der Wende habe<br />

seine Band über eine Million Tonträger<br />

abgesetzt, AM<br />

FENSTER 2 habe<br />

dazu wesentlich<br />

beigetragen. SILBERSTREIF<br />

AM HORIZONT (2004) und<br />

YEAH! YEAH! YEAH! (2007)<br />

waren weitere Ventile einer<br />

anhaltenden Kreativität.<br />

er Erfolg des City-Debüts AM FENSTER wäre<br />

ohne das titelgebende Monumentalwerk von<br />

fast 18 Minuten undenkbar gewesen. Das stieß anfangs<br />

bei den Kulturoberen in der DDR allerdings<br />

auf wenig Gegenliebe. „'Am Fenster' ist ein Song,<br />

der eigentlich nicht komponiert wurde. Er ist vielmehr<br />

– sagen wir – erarbeitet. Man hört’s ihm in<br />

gewisser Weise auch an", schildert Toni Krahl die<br />

Entstehung. „Dabei kam es fast zwangsläufig auf<br />

rund sieben Minuten Spielzeit." Für eine Vinylsingle<br />

auf dem staatlichen Label Amiga also ganz klar<br />

ungeeignet. Und so nahm sich der Macher der Jugendsendung<br />

„Notenbude", Wolfgang Martin, der<br />

Nummer an und spielte sie in seiner Radio-Show<br />

auf Stimme der DDR. Die Hörer reagierten begeistert,<br />

wünschten sich das Stück immer und immer<br />

wieder.<br />

nd doch war es mehr ein Zufall, dass der westdeutsche<br />

Musikpromoter Peter Schimmelpfennig<br />

bei einer Fahrt über die Transitau<strong>to</strong>bahn das Lied<br />

zu Ohren bekam. Er hatte schon die Puhdys in der<br />

BRD etabliert und war somit in Sachen Ost-Rock<br />

nicht unbeleckt. Auch bei Amiga kannte man ihn<br />

gut. „Dort sprach er vor und wollte mit uns eine<br />

Platte produzieren", erzählt Krahl. „Also rief uns<br />

Amiga an – wir sollten zügig eine LP machen. Dabei<br />

waren wir noch gar nicht dran, denn auch bei dem<br />

Label gab es so was wie einen Fünfjahresplan. Auch<br />

fehlten uns genügend eigene Songs." Trotzdem<br />

mussten City sofort ins Studio, denn plötzlich war<br />

die Band zu einem potenziellen Devisen-Bringer<br />

avanciert. Die Lösung brachte die Idee, "Am Fenster"<br />

zum zentralen Thema des Albums zu machen<br />

und über eine gesamte Plattenseite zu strecken.<br />

Der einstige Siebenminüter erhielt eine zusätzliche<br />

Instrumentalpassage, ein ausgedehntes Intro ("Der<br />

Traum") wurde komponiert und das Minihörspiel<br />

"Tagtraum" eingebaut. Darin erwacht jemand, stößt<br />

eine Kaffeetasse um, packt seine Gitarre aus und<br />

nimmt ein kaum erkennbares Melodie<strong>the</strong>ma einer<br />

von draußen hereintönenden Kirchenglocke auf, das<br />

dann zu "Am Fenster" wird. „Das war ich", sagt Toni<br />

Krahl. „Wir hatten tatsächlich ein Bett ins Studio<br />

geschleppt, in das ich mich gelegt habe."<br />

er Siegeszug des Liedes, für das ein von den<br />

Fans nicht zu entschlüsselndes Gedicht von Hildegard<br />

Maria Rauchfuß Verwendung fand, hält bis<br />

heute an. Mit "Flieg ich durch die Welt" erfuhr es<br />

2002 auf AM FENSTER 2 sogar eine Fortsetzung.<br />

Und obwohl es nicht wenige Zeitgenossen gibt, die<br />

City gern auf nur dieses eine Lied reduzieren, empfindet<br />

es Toni Krahl als Segen: „Es war ein Geschenk<br />

des Himmels. Andere Leute haben einen großen Hit,<br />

den sie nach drei Jahren nicht mehr spielen mögen.<br />

'Am Fenster' ist aber ein Lied, das sich immer wieder<br />

neu erfindet."<br />

hema Reichtum: City wurden für AM FENSTER<br />

von Amiga 1978 mit einer Einmalzahlung von<br />

1050 DDR-Mark abgefunden ...<br />

Jens-Uwe Berndt<br />

Seite 86 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Das Februar-Heft ab 20.01. am Kiosk erhältlich!!<br />

inkl. CD<br />

PROG-SPECIAL TEIL 7 - ITALIEN:<br />

PFM, Banco, Le Orme und Co: Italiens eigenwillige Szene!<br />

THE SENSATIONAL ALEX HARVEY BAND:<br />

Talentiert, vielversprechend, vom Pech erfolgt!<br />

Weitere Infos unter www.eclipsed.de


Es war einmal ...<br />

Von Philipp Roser<br />

21.1. Scott Morris "<br />

Mac" Davis war in<br />

den 70ern und 80ern einer der erfolgreichsten<br />

US-Countrysänger; Songschreiber für<br />

Elvis Presley ("In The Ghet<strong>to</strong>"), Lou Rawls<br />

und Glen Campbell, ehe der jetzt 70-jährige<br />

Texaner sich auf die Schauspielerei<br />

verlegte.<br />

30.1. Marty Balin nahm 1962 erste Singles<br />

auf, wurde mit Jefferson Airplane/Starship<br />

erfolgreich, sang bei KBC, war solo<br />

aktiv, veröffentlichte kurz vor seinem 70.<br />

THE WITCHER.<br />

1.2. Ray Sawyer war/ist der Sänger mit<br />

der Augenklappe bei Dr. Hook (& The Medicine<br />

Show), verlor sein Auge bei einem<br />

Au<strong>to</strong>unfall. Auch als Countrysänger aktiv,<br />

<strong>to</strong>urt mit 75 noch mit seiner Version von<br />

Dr. Hook.<br />

2.2 Graham Nash räumte<br />

mit den Hollies ab, ehe er<br />

in die USA übersiedelte und<br />

mit Crosby, Stills & Nash (&<br />

Young) auf der Erfolgswelle bis<br />

heute zur Vollendung des 70.<br />

Lebensjahrs weiterschwimmt.<br />

Auch als Fo<strong>to</strong>graf respektiert.<br />

4.2. Johnny Gambale sang mit der Vokaltruppe<br />

Classics (1963 Top-20-Hit "Till<br />

Then"). Feiert seinen 70. in der Obskurität.<br />

4.2. Frank Zander rockt, swingt, schunkelt<br />

und rappt sich seit über 40 Jahren<br />

mit Witz und schwarzem Humor nicht nur<br />

über den Bildschirm, sondern auch die<br />

Bühne. Sein Weihnachtsessen für Obdachlose<br />

(zum 17. Mal!) in Berlin richtete er als<br />

70-Jähriger aus.<br />

5.2. Cory Wells sang einst für Sonny &<br />

Cher, ehe er 1968 als einer von drei Leadvokalisten<br />

Three Dog Night mitbegründete,<br />

mit denen er als 70-Jähriger noch auftritt.<br />

7.2. Juliette Greco, Schauspielerin und<br />

Grande Dame des französischen Chansons<br />

präsentiert sich mit 90 immer noch live!<br />

8.2. John Williams gehört seit Jahrzehnten<br />

zu den renommiertesten Filmmusik-<br />

Komponisten („Krieg der Sterne", „E.T.",<br />

„Schindlers Liste") – die jüngste Arbeit<br />

des jetzt 80-Jährigen für Steven Spielberg<br />

(„Lincoln") kommt 2012 in die Kinos.<br />

8.2. Manfred Krug fand neben seinen<br />

Schauspieljobs (und Werbung für die<br />

Telekom-Aktien) auch immer wieder Zeit,<br />

Jazz zu singen, wie diverse Alben des jetzt<br />

75-Jährigen belegen.<br />

10.2. Roberta Flack verewigte sich mit<br />

dem Welthit "Killing Me Softly" (Grammy<br />

1974), im Soul daheim wie im Jazz, Blues<br />

und Folk – arbeitet mit 75 an einem neuen<br />

Album.<br />

11.2. Otis Clay fing wie viele R&B- und<br />

Soulkollegen als Gospelsänger an, mit 70<br />

immer noch unterwegs.<br />

Ray Sawyer<br />

11.2. Leon Haywood begleitete Sam<br />

Cooke und arbeitete danach als Funk- und<br />

Soulsänger sowie Produzent. Der 1975er<br />

Hit "I Want'a Do Something Freaky To<br />

You" (US #15) des nun 70-Jährigen wurde<br />

von vielen Rappern gesampelt.<br />

13.2. Pete Tork, New Yorker Folkie, wurde<br />

mit den Monkees berühmt, förderte später<br />

Lowell George (Little Feat), hatte als Multi-<br />

Instrumentalist eigene Bands und war kurz<br />

vor seinem 70. mit den Monkees nach<br />

überstandener Krebserkrankung auf „45th<br />

Anniversary Tour".<br />

17.2. Mickey McGill singt seit 1952 bei<br />

The Dells. 2004 wurde der 75-Jährige mit<br />

den Dells in die Rock'n'Roll Hall Of Fame<br />

aufgenommen.<br />

© Philipp Roser<br />

20.2. Nancy Wilson nahm<br />

seit Ende der 50er Jahre über<br />

70 Alben auf, stand auf Jazz-,<br />

Blues- und Kabarettbühnen.<br />

Auch mit 75 ist die dreifache<br />

Mutter kaum zu bremsen.<br />

21.2. Bob Colin Day war ein<br />

Teil des UK-Duos und One-Hit-Wonders<br />

The Allisons, die 1961 mit "Are You Sure"<br />

(UK #2, D #11) am Eurovision Song Contest<br />

teilnahmen.<br />

1.3. Harry Belafonte war Zeit seines Lebens<br />

Sänger, Schauspieler und Friedensaktivist.<br />

Kaum zu glauben, dass der „King Of<br />

Calypso", der über 150 Millionen Platten<br />

verkauft hat und Evergreens wie "Banana<br />

Boat Song" oder "Matilda" kreierte, schon<br />

85 Jahre auf diesem Planeten weilt!<br />

1.3. David "<br />

Buster" Meikle war Leadsänger<br />

von Unit Four Plus Two (mit Russ<br />

Ballard), die in den 60ern zwei Alben veröffentlichten.<br />

Danach im Duo Bill & Buster<br />

aktiv – und jetzt 70.<br />

1.3. Jerry Fisher, Jahrgang 1942, ersetzte<br />

1972–1974 David Clay<strong>to</strong>n-Thomas bei<br />

Blood Sweat & Tears.<br />

2.3. Lou Reed ist auch mit 70 noch für<br />

Überraschungen gut, wie zuletzt, als das<br />

einstige Mitglied von Velvet Underground<br />

eine gemeinsame CD mit Metallica veröffentlichte;<br />

vorher arbeitete der<br />

Gitarren-Perfektionist neben<br />

seinen Solo-Alben oft mit Theaterregisseur<br />

Bob Wilson zusammen.<br />

Unsterblich machte sich<br />

der Gatte von Laurie Anderson<br />

1972 mit "Walk On The Wild<br />

Side".<br />

3.3. Mike Pender war als<br />

Leadsänger mit den Searchers erfolgreich,<br />

ist noch als Siebziger mit „seiner" Formation<br />

dieses Namens unterwegs.<br />

6.3. Flora Purim, brasilianische Sängerin,<br />

die u.a. mit Miles Davis, Chick Corea arbeitete,<br />

Soloplatten machte (zuletzt 2005), tritt<br />

erst jetzt mit 70 ein wenig kürzer.<br />

Geburtstage<br />

Lou Reed<br />

7.3. Hamil<strong>to</strong>n Bohannon, Sänger und<br />

Drummer (1965–1967 bei Stevie Wonder),<br />

selbst erfolgreich 1975 mit dem "Disco<br />

S<strong>to</strong>mp". Mit 70 im wohlverdienten Ruhestand.<br />

8.3. Ralph Ellis war bis 1966 Gitarrist der<br />

Swinging Blue Jeans, begeht<br />

nun seinen 70.<br />

11.3. Bob Lander (= Starander,<br />

g) als Gründungsmitglied<br />

seit 1958 mit den Spotnicks<br />

aktiv, auch als 70-Jähriger.<br />

15.3. Hughie Flint trommelte<br />

für: Alex Korner, John Mayall, Manfred<br />

Mann, Savoy Brown, Chicken Shack,<br />

McGuin ess Flint und die Blues Band. Arbeitete<br />

zuletzt als Pförtner – als alternatives<br />

Geburtsjahr kursiert auch 1941.<br />

Mit 65 Jahren haben das offizielle<br />

Rentenalter erreicht:<br />

20.1. George Grantham, als singender<br />

Drummer Gründungsmitglied von Poco.<br />

21.1. Julian Frederick Pye" Hastings,<br />

Sänger/Gitarrist bei den Wilde Flo­<br />

"<br />

wers und Caravan.<br />

21.1. Jim Ibbotson trommelte für die<br />

Nitty Gritty Dirt Band, auch solo aktiv.<br />

24.1. Jim Rutledge sang und spielte<br />

Drums für Bloodrock.<br />

27.1. Peter Hesslein war Gitarrist der<br />

German Bonds, von Lucifer's Friend, Les<br />

Humphries, Udo Lindenberg, James Last,<br />

Marius Müller Westernhagen, schreibt<br />

Filmmusiken.<br />

26.1. Michael Sardou – dem französischen<br />

Schauspieler und Sänger gelang mit<br />

"La Maladie d'amour" 1973 auch hier ein Hit.<br />

31.1. Frederik "<br />

Andy" Anderson, Gitarrist/Sänger<br />

der aus Liberia stammenden<br />

Soulful Dynamics (Hit: "Mademoiselle Ninette",<br />

1970 D #1).<br />

3.2. Melanie (Safka) wurde berühmt<br />

mit "Ruby Tuesday” und "Brand New<br />

Key”, trat 1969 in Woods<strong>to</strong>ck auf, zehrt<br />

heute noch vom Ruf aus jener<br />

Zeit.<br />

3.2. Dave Davies stand bei<br />

den Kinks im Schatten von<br />

Bruder Ray. Solo durchaus erfolgreich<br />

("Death Of A Clown"),<br />

hat für April 2012 ein neues<br />

Studio-Album angekündigt.<br />

6.2. John Dillon als Sänger/Multi-Instrumentalist<br />

Gründungsmitglied der Ozark<br />

Mountain Daredevils (feierten 2011 ihr<br />

40-Jähriges).<br />

6.2. Allen Jones blies bei Amen Corner<br />

und bei Judas Jump das Saxofon, verlegte<br />

sich später aufs Produzieren.<br />

Seite 88 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Hughie Flint<br />

7.2. John Pugwash" Wea<strong>the</strong>rs<br />

"<br />

trommelte bei Gentle Giant, Pete Brown's<br />

Piblok<strong>to</strong>, Graham Bond's Magick, Wild Turkey<br />

und Man.<br />

8.2. Gün<strong>the</strong>r Sigl, gelernter Bankkaufmann,<br />

seit Jahrzehnten schlitzohrigverschmitzter<br />

Frontmann der<br />

Spider Murphy Gang, 2011 mit<br />

erster Soloscheibe.<br />

© Philipp Roser<br />

9.2. Joe Ely, der Texas-Troubadour,<br />

ab 1970 mit den Flatlanders<br />

aktiv, die er neben seiner<br />

Solokarriere 2002 reaktivierte.<br />

9.2. Major Harris sang R&B mit den Charmers,<br />

Teenagers, Jarmels und Delfonics.<br />

11.2. Derek Shulman sang als Multi-<br />

Instrumentalist bis 1980 bei Gentle Giant,<br />

arbeitete als Vizepräsident bei Polygram,<br />

ehe er sein eigenes Label DRT gründete.<br />

15.2. Wencke Myhre ist seit Jahrzehnten<br />

als anspruchsvolle Schlagersängerin in<br />

Deutschland aktiv. Die Norwegerin überstand<br />

jüngst eine Brustkrebserkrankung.<br />

18.2. Dennis DeYoung war Gründungsmitglied<br />

von Styx (bis 1999), sei<strong>the</strong>r solo<br />

aktiv, komponiert Filmmusiken.<br />

20.2. Wyndham George spielte Gitarre<br />

bei Cupid's Inspiration.<br />

24.2. Stefan Josefus ist nicht nur als<br />

Drummer treibende Kraft der Deutsch-<br />

Rocker Franz K.<br />

24.2. Lonnie Turner war langjähriger<br />

Bassist bei Steve Miller, dann bei Terry &<br />

The Pirates, Eddie Money, Dave Mason und<br />

Albert King.<br />

24.2. Rupert Holmes, Au<strong>to</strong>r/Dramatiker,<br />

Produzent und Songschreiber (Gene Pitney,<br />

Platters, Barbra Streisand), veröffentlichte<br />

selbst mehrere Alben.<br />

26.2. Sandy Shaw gewann 1967 mit<br />

"Puppet On A String" den ESC, war eine<br />

der erfolgreichsten Sixties-Popsängerinnen<br />

(auch auf Deutsch), arbeitete als Psycho<strong>the</strong>rapeutin,<br />

mehrere Comebackversuche.<br />

3.3. Johnny Tame (= Uwe Reuss) debütierte<br />

1967 mit "Sand In My Shoes", später<br />

im Fokus mit dem Duo Tame & Maffay.<br />

3.3. Jennifer Warnes spielte in L. A. in<br />

„Hair", schaffte mit "Up Where We Belong"<br />

(Duett mit Joe Cocker) 1982 den<br />

Durchbruch, veröffentlicht unregelmäßig,<br />

schreibt für Kollegen.<br />

6.3. Kiki Dee – die Britin war die erste<br />

weiße europäische Sängerin, die Mo<strong>to</strong>wn<br />

verpflichtete; größter Erfolg: "Don't Go<br />

Breaking My Heart" (Duett mit El<strong>to</strong>n John).<br />

8.3. Michael Allsup trägt bis heute als<br />

Gitarrist zum Erfolg von Three Dog Night bei.


Es war einmal ...<br />

8.3. Carole Bayer Sager war mit Burt<br />

Bacharach verheiratet, schrieb viele Hits für<br />

andere, nahm selbst drei Alben auf, malt<br />

auch.<br />

9.3 Roger Saunders stimmte seine Gitarre<br />

für die Strawbs, Freedom, Medicine<br />

Head und Kevin Ayers.<br />

10.3. Tom Scholz, Multi-Instrumentalist<br />

und kreativer Kopf der Bombastrocker<br />

Colonel Tom Parker (87) erlangte als<br />

Manager von Elvis berühmt-berüchtigten<br />

Ruf. Erlag am 21.1.1997 einem Schlaganfall.<br />

Peggy Lee (81) sang in Benny Goodmans<br />

Orchester, hatte in den 40er und 50er Jahren<br />

Welthits, versuchte sich auch an Blues<br />

und Bigband-Musik. Die mehrfache Grammy-Preisträgerin<br />

starb am 21.1.2002.<br />

William "<br />

Champion Jack" Dupree,<br />

wegweisender Blues- und Boogie-Pianist,<br />

lernte Deutschland lieben und zog hierher.<br />

Ein Krebsleiden beendet am 21.1.1992 in<br />

Hannover sein Erdendasein, als er wohl 81<br />

Jahre alt war (diverse Geburtsdaten kursieren).<br />

Billy Mackenzie (39) prägte mit seinem<br />

Falsettgesang den Sound der Associates,<br />

veröffentlichte solo, arbeitete mit Yello, Annie<br />

Lennox und BEF, ehe er depressiv am<br />

22.1.1997 Selbstmord beging.<br />

Tommy Tucker (48), US-Sänger der Doo-<br />

Wop-Truppe Cavaliers, später als Bluesmusiker<br />

(u.a. bei den Dusters) aktiv, hinterließ<br />

Bos <strong>to</strong>n, die nur alle paar Jahrzehnte Neues<br />

veröffentlichen.<br />

11.3. Derek John Blue" Weaver war<br />

"<br />

Amen-Corner-Mitbegründer, Keyboarder<br />

bei Mott The Hoople, den Streetwalkers<br />

und Bee Gees, ersetzte Rick Wakeman bei<br />

den Strawbs.<br />

die Mod-Hymne "Hi-Heel Sneakers" (US<br />

#11, über 200 Mal gecovert). Starb am<br />

22.1.1982.<br />

Big Maybelle (Smith, 47) nahm als R&B-<br />

Sängerin für Decca, Okeh und Savoy Records<br />

auf, hatte Heroinprobleme und starb<br />

am 23.1.1972 nach diabetischem Koma.<br />

Gene Austin (71) war einer der ersten<br />

US-Crooner, begann in den 20er Jahren<br />

aufzunehmen und war 40 Jahre lang der<br />

meistverkaufende US-Sänger;<br />

schrieb für viele Kollegen.<br />

Starb am 24.1.1972.<br />

Mahalia Jackson (60), die<br />

große alte Dame des Gospel,<br />

veröffentlichte zahlreiche Platten,<br />

hatte eine eigene Radioshow,<br />

war in Deutschland im<br />

TV zum Start des Farbfernsehens zu erleben.<br />

Erlag am 27.1.1972 einem Herzinfarkt.<br />

11.3. Mark Stein sang/spielte Keyboards<br />

bei Vanilla Fudge (bis heute), in Alice Coopers<br />

Band sowie für Tommy Bolin und<br />

Dave Mason.<br />

14.3. Jona Lewie landete als Terry Dactyl<br />

& The Dinosaurs 1972 den Hit "Sea<br />

Side Shuffle", noch erfolgreicher solo<br />

1981 mit "S<strong>to</strong>p The Cavalry". Lebt von<br />

seinen Tantiemen.<br />

14.3. Peter Skellern, britischer Popsänger<br />

hatte in den 70ern und 80ern meh­<br />

Gedenktage<br />

Alex Harvey<br />

Sam "<br />

Lightnin'" Hopkins (69) beeinflusste<br />

die Folkszene wie die Blueswelt als<br />

Songschmied und Gitarrist (spielte seine Akustikgitarre<br />

früh elektrisch verstärkt). Kehlkopfkrebs<br />

kostete ihn am 30.1.1982 das Leben.<br />

Joe Meek (57) avancierte vom Toningenieur<br />

zum erfolgreichen Produzenten (Tornados<br />

["Telstar"], Honeycombs, Mike Berry)<br />

– erschoss sich am 3.2.1967, dem Todestag<br />

seines Idols Buddy Holly.<br />

Alex Harvey schaffte mit seiner Sensational<br />

Alex Harvey Band 1973 den Durchbruch,<br />

zeitweise depressiv, arbeitete mit seiner Band<br />

Electric Cowboys am Comeback.<br />

Während einer Belgien-Tour erlag<br />

er am 4.2.1982, dem Tag vor<br />

seinem 47. Geburtstag, einem<br />

Herzinfarkt.<br />

© <strong>GoodTimes</strong>-pho<strong>to</strong>.de<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Triviales<br />

Kurt Edelhagen (61) begleitete<br />

mit seinem Orchester/Bigband<br />

(bekannt aus Funk und<br />

Fernsehen), aus der viele Jazzgrößen hervorgingen,<br />

viele Stars auf Tournee. Der studierte<br />

Klarinettist starb am 8.2.1982 in Köln.<br />

Brian Connolly (41) räumte als Frontmann<br />

mit The Sweet in den 70ern ab, erlag<br />

rere Hits im UK und den USA, schaffte es<br />

2011 mit WHO PLAYS WINS in die UK-<br />

Charts.<br />

15.3. Ry Cooder profilierte sich als<br />

Slidegitarrist und Fachmann für alle Saiteninstrumente<br />

sowie als Songschmied,<br />

spielte bei Taj Mahal, Captain Beefheart<br />

und veröffentlicht seit Ewigkeiten eigene<br />

Platten, die immer politischer und textlich<br />

böser werden.<br />

am 9.2.1997 einem Nierenversagen samt<br />

Herzinfarkt.<br />

Waylon Jennings (64) spielte Bass für<br />

Buddy Holly, ehe er sich zum Country-Rock-<br />

Outlaw entwickelte; mischte in der C&W-<br />

Supergroup The Highwaymen mit. Starb am<br />

13.2.2002, nachdem ihm im Jahr zuvor diabetesbedingt<br />

ein Fuß amputiert worden war.<br />

Thelonious Monk (64) war einer der Giganten<br />

und Innova<strong>to</strong>ren des amerikanischen<br />

Jazz, als Pianist wie Komponist und Improvisa<strong>to</strong>r.<br />

Starb am 17.2.1982.<br />

Booker T. Washing<strong>to</strong>n "<br />

Bukka" White<br />

(70) war einer der einflussreichsten Delta-<br />

Blueser, der auch länger im Knast saß. Erlag<br />

am 26.2.1977 einem Krebsleiden.<br />

John Belushi (33) profilierte sich als Schauspieler,<br />

zum Weltstar wurde er mit Partner Dan<br />

Aykroyd & The Blues Bro<strong>the</strong>rs. Seine Drogensucht<br />

bezahlte er am 5.3.1982 mit dem Leben.<br />

Brad Delp (55) gab vielen Bos<strong>to</strong>n-Hits die<br />

Stimme, nahm sich am 9.3.2007 das Leben.<br />

Peter Green wird in eine psychiatrische<br />

Klinik eingewiesen, weil er seinen Buchhalter<br />

Clifford Adams mit einem Gewehr<br />

bedrohte, als der ihm einen Tantiemenscheck<br />

über 30.000 Pfund übergeben<br />

wollte.<br />

Brian Poole verlässt am 28.1.1967 die<br />

Tremeloes.<br />

Die Beatles unterschreiben am<br />

24.1.1962 ihren Managementvertrag<br />

mit Brian Epstein<br />

– der kassiert statt der<br />

üblichen 20 Prozent satte 25.<br />

Mit "My Ding-A-Ling" schafft<br />

es Chuck Berry am 1.2.1972<br />

(!) erstmals im UK auf Platz 1.<br />

Die US-Grunger Pearl Jam treten am<br />

3.2.1992 erstmals live im UK auf, vor 300<br />

zahlenden Besuchern im Esplanade Club<br />

in Sou<strong>the</strong>nd, Essex.<br />

5000 Fans erwarten Bill Haley am<br />

5.2.1957 in Southamp<strong>to</strong>n, als der mit seinem<br />

Comets per Schiff (Queen Elizabeth)<br />

zu seiner ersten Tournee im UK ankommt.<br />

Chuck Berry<br />

Ringo Starr springt für den erkrankten<br />

Pete Best bei den Beatles ein und spielt<br />

am 5.2.1962 zwei Shows (mittags im Liverpooler<br />

Cavern Club, abends in Southport).<br />

Kraftwerk schaffen es mit "The Model"<br />

am 6.2.1982 als erster deutscher Act im<br />

UK auf #1 und halten sich dort 21 Wochen<br />

in den Charts.<br />

© H. Ölschlegel<br />

Am 12.2.2007 verkündet<br />

Sting bei einer Pressekonferenz<br />

im Whiskey A Go Go<br />

in Los Angeles die Police-<br />

Reunion.<br />

Rod Stewart kassiert für<br />

seinen Auftritt bei der Party<br />

zum 60. Geburtstag des Milliardärs<br />

Steve Schwarzman in New York<br />

eine satte Million Dollar Gage.<br />

Songtexte werden doch aufmerksam gehört:<br />

Nachdem sich Janis Ian in "At<br />

Seventeen" darüber beklagt hatte, noch<br />

nie eine Karte zum Thanksgiving Day erhalten<br />

zu haben, trudeln am 14.2.1977<br />

satte 461 Exemplare bei ihr ein.<br />

Die Sex Pis<strong>to</strong>ls feuern am 15.2.1977 ihren<br />

Bassisten Glen Matlock und verpflichten<br />

als Nachfolger Sid Vicious.<br />

Am 15.2.2002 überholt das Heavy-Metal-<br />

Blatt "<br />

Kerrang!" erstmals den "New<br />

<strong>Music</strong>al Express" als bestverkaufende<br />

wöchentlich erscheinende Musikzeitschrift.<br />

Gerade mal ein Pfund kostet das Ticket<br />

beim ersten von vier aufeinander folgenden<br />

Gigs von Pink Floyd im Londoner<br />

Rainbow am 17.2.1972.<br />

Am 19.2.1982 wird Ozzy Osbourne verhaftet,<br />

als er an das Alamo pinkelt, das<br />

texanische Nationalheiligtum.<br />

Fleetwood Mac veröffentlichen am<br />

21.2.1977 RUMOURS, das sich 15 Millionen<br />

Mal verkauft, am 2.4. ganz oben<br />

in den US-Albumcharts steht und sich 31<br />

Wochen in der Hitliste hält.<br />

Die Bee Gees signieren am 24.2.1967<br />

ihren Managementdeal mit Robert Stigwood<br />

und veröffentlichen danach auf<br />

dessen RSO-Label.<br />

Buddy Holly & The Crickets nehmen am<br />

26.2.1957 in Clovis, New Mexico, "That'll<br />

Be The Day” auf.<br />

Ray Charles überlebt, als bei seinem<br />

Gig in Los Angeles am 28.2.1997 ein vermeintlicher<br />

Fan aus dem Publikum auf die<br />

Bühne springt und versucht, den Sänger<br />

mit einem Seil zu erdrosseln.<br />

Am 1.3.1977 reicht Sara Lowndes die<br />

Scheidung von Bob Dylan ein, den sie<br />

1965 geheiratet hatte.<br />

Die neu besetzte Jeff Beck Group gibt<br />

am 3.3.1967 ihr Livedebüt mit Rod Stewart,<br />

Ron Wood und Aynsley Dunbar.<br />

Franks Kinder Dweezil und Moon Unit<br />

Zappa formieren ihre gemeinsame Band<br />

Fred <strong>Zeppelin</strong> und veröffentlichen wenig<br />

später die Single "My Mo<strong>the</strong>r Is A Space<br />

Cadet".<br />

Einen prominenten Keyboarder hat Iggy<br />

Pop in seiner Band, als er am 13.3.1977<br />

in Montreal seine Nordamerika-Tournee<br />

startet: David Bowie. Support-Act sind<br />

Blondie.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 89


Konzertkalender<br />

präsentiert:<br />

IAN ANDERSON'S<br />

JETHRO TULL<br />

www.dmc-music.de<br />

17.05. Stuttgart, Liederhalle<br />

18.05. CH-Zürich, Volkshaus<br />

19.05. Augsburg,<br />

Schwabenhalle<br />

20.05. Berlin, Tempodrom<br />

22.05. Mainz, Phönixhalle<br />

23.05. Hamm, Alfred-Fischer-<br />

Halle<br />

25.05. Aurich,<br />

Sparkassen-Arena<br />

26.05. Siegen,<br />

KulturPur Festival<br />

27.05. Mannheim, Rosengarten<br />

28.05. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

29.05. Dresden, Kulturpalast<br />

BIG COUNTRY<br />

www.lb-events.de<br />

09.03. Berlin, Postbahnhof<br />

10.03. Bochum, Zeche<br />

BIRTH CONTROL<br />

www.birth-control.de<br />

17.+18.02. Rheinberg,<br />

Schwarzer Adler<br />

03.03. Kierspe, PZ der<br />

Gesamtschule<br />

17.03. Stemwede-Wehdem,<br />

Life House<br />

14.04. Hamm, Kulturwerkstatt<br />

28.04. Siegburg, Kubana<br />

JIMMY BOWSKILL<br />

www.assconcerts.com<br />

20.01. Rheinberg,<br />

Schwarzer Adler<br />

21.01. Siegen, Vortex Club<br />

22.01. Fulda, Alte Piesel<br />

24.01. Wetzlar, Franzis<br />

25.01. Erfurt, Museumskeller<br />

26.01. Halle, Objekt 5<br />

27.01. Berlin, Quasimodo<br />

28.01. Torgau, Kulturbastion<br />

01.02. Idstein, Scheuer<br />

03.02. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />

Bluesclub<br />

08.02. München,<br />

Garage Deluxe<br />

09.02. Stuttgart, Labora<strong>to</strong>rium<br />

10.02. CH-Pratteln, Galery<br />

11.02. CH-Deisswil, Ziegelhüsi<br />

12.02. CH-Rüthi, Grütli<br />

16.02. Weiden, Salute Club<br />

17.02. Haiming, Gewölbe<br />

18.02. A-Wien, Reigen<br />

19.02. A-Frauental,<br />

Bluegarage<br />

DANNY BYRANT<br />

www.jazzhausrecords.com<br />

11.02. Ros<strong>to</strong>ck, Bluesfestival<br />

11.04. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />

Bluesclub<br />

13.04. Berlin, Quasimodo<br />

14.04. Torgau, Kulturbastion<br />

16.04. A-Wien, Reigen<br />

18.04. München,<br />

Garage DeLuxe<br />

19.04. Stuttgart, Labora<strong>to</strong>rium<br />

20.04. Unna, Lindenbrauerei<br />

21.04. Übach-Palenberg,<br />

Outbaix<br />

18.05 CH-Gams, S-Event<br />

19.05. CH-Dietikon,<br />

Sounddock 14<br />

20.05. CH-Pratteln, Galery<br />

CAVERN BEATLES<br />

www.paulis.de<br />

20.01. Bocholt, Brauhaus<br />

21.01. Moers, Kulturzentrum<br />

Rheinkamp<br />

22.01. Diepholz,<br />

Theater der Stadt<br />

25.01. Schwerte, Rohrmeisterei<br />

27.01. Gütersloh, Stadthalle<br />

04.02. Neumarkt, Reitstadel<br />

05.02. Groß-Gerau, Stadthalle<br />

06.02. Euskirchen,<br />

Stadt<strong>the</strong>ater<br />

07.02. Recklinghausen,<br />

Bürgerhaus Süd<br />

12.02. Gronau, Gymnasium<br />

14.02. Leer, Theater an der<br />

Blinke<br />

15.02. Friesoy<strong>the</strong>, Forum am<br />

Hansaplatz<br />

16.02. Bremen, Die Glocke<br />

12.03. Mülheim, Bürgerhaus<br />

13.03. Kehl, Stadthalle<br />

15.03. Vaihingen/Enz,<br />

Stadthalle<br />

16.03. Rottenburg, Festhalle<br />

17.03. Sigmaringen, Stadthalle<br />

18.03. Memmingen, Stadthalle<br />

19.03. Heidenheim,<br />

Konzerthaus<br />

20.03. Bayreuth, Das Zentrum<br />

22.03. Apolda, Stadthalle<br />

23.03. Dresden, Ballhaus<br />

24.03. Meißen, Theater<br />

25.03. Leipzig, Werk 2<br />

27.03. Wittenberg, KTC<br />

28.03. Waren, Bürgersaal<br />

29.03. Stendal,<br />

Theater der Altmark<br />

30.03. Helmstedt,<br />

Brunnen<strong>the</strong>ater<br />

31.03. Salzgitter Bad,<br />

Gymnasium<br />

27.04. Lahnstein, Stadthalle<br />

DR. FEELGOOD<br />

www.assconcerts.com<br />

03.02. Hannover,<br />

Bluesgarage<br />

04.02. Erfurt, Museumskeller<br />

05.02. Bonn, Harmonie<br />

07.02. Karlsruhe, Jubez<br />

08.02. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />

Bluesclub<br />

09.02. Berlin, Quasimodo<br />

10.02. Rheinberg,<br />

Schwarzer Adler<br />

11.02. Plauen, Malzhaus<br />

DURAN DURAN<br />

www.lb-events.de<br />

24.01. München, TonHalle<br />

26.01. Leipzig, Haus Auensee<br />

28.01. Dortmund,<br />

Westfalenhalle 2<br />

31.01. Berlin, Columbiahalle<br />

THE EX-SIMPLE MINDS<br />

www.harris-joker.de<br />

28.01. Adorf, Glashaus<br />

29.01. Korbach, Kulturfabrik<br />

01.02. Twist, Heimathaus<br />

03.02. Siegburg, Kubana<br />

04.02. Soest , Kulturhaus<br />

06.02. Augsburg, Spectrum<br />

07.02. Bremen,<br />

Meisenfrei Blues-Club<br />

08.02. Bad Tölz, Kurhaus<br />

09.02. München,<br />

Garage Deluxe<br />

10.02. Kuhstedt, Magic<br />

<strong>Music</strong> Hall<br />

11.02. Lübeck, Riders Cafe<br />

12.02. Bochum, Matrix<br />

HAMBURG BLUES BAND &<br />

ARTHUR BROWN<br />

www.handmadeconcerts.de<br />

20.01. Göttingen, Musa<br />

21.01. Wuppertal,<br />

Live Club Barmen<br />

27.+28.01. Hamburg,<br />

Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />

02.02. München,<br />

Garage Deluxe<br />

03.02. Wangen, Jazzpoint<br />

04.02. Affalter, Zur Linde<br />

12.+13.02. Braunschweig,<br />

Stadthalle<br />

17.02. Berlin, Quasimodo<br />

18.02. Forst, Manitu<br />

22.02. Wolfsburg, Theater<br />

25.02. Koblenz, Café Hahn<br />

28.02. Celle, Congressunion<br />

02.+03.03. Kirchheim, Bastion<br />

23.03. Paderborn, Berufskolleg<br />

Schloss Neuhaus<br />

24.03. Übach-Palenberg,<br />

Outbaix<br />

31.03. Roth, Kulturfabrik<br />

19.04. Bad Hamm, Kurhaus<br />

20.04. Offenbach, KJK<br />

Sandgasse<br />

21.04. Ahrensburg, Parkhotel<br />

27.04. A-Spielberg,<br />

Kulturzentrum<br />

28.04. A-Greifenburg,<br />

Kulturfenster<br />

29.04. A-Wien, Reigen<br />

11.05. Farsleben,<br />

Weber's Hof<br />

12.05. Torgau, Kulturbastion<br />

27.05. Mützingen, Alte Ziegelei<br />

LATIN QUARTER<br />

www.<strong>to</strong>uchofmusic.de<br />

22.02. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />

Bluesclub<br />

23.02. Oldenburg, Cadillac<br />

24.02. Essen, Grend<br />

25.02. Neustadt, Wirtshaus<br />

Konfetti<br />

26.02. Stuttgart,<br />

Labora<strong>to</strong>rium<br />

28.02. Fürth, Kofferfabrik<br />

29.02. Töpen, Folkclub Isaar<br />

01.03. Bad Hersfeld,<br />

Buchcafé<br />

02.03. Bonndorf, Stadthalle<br />

03.03. Wolfach,<br />

Klausenbauernhof<br />

04.03. Marbach, Schlosskeller<br />

06.03. Bad Saulgau,<br />

Franziskaner<br />

07.03. Frankfurt, Das Bett<br />

08.03. Vlotho, Kulturfabrik<br />

09.03. Bremen, Ki<strong>to</strong><br />

10.03. Wredenhagen,<br />

Café Scheune<br />

11.03. Hemmoor, Kulturdiele<br />

LYNYRD SKYNYRD<br />

www.kb-k.de<br />

05.06. München, Zenith<br />

06.06. Leipzig, Parkbühne<br />

07.06. Berlin, Zitadelle<br />

10.06. Hamburg, Stadtpark<br />

SIGGI SCHWARZ & Friends<br />

www.siggi-schwarz.de<br />

20.01. Rheinmünster,<br />

Hangar C30<br />

21.01. Burgrieden, Riffelhof<br />

22.01. Dortmund,<br />

Musik<strong>the</strong>ater<br />

23.01. Bonn, Harmonie<br />

STATUS QUO<br />

www.kb-k.de<br />

09.11. Regensburg,<br />

Donau-Arena<br />

10.11. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

11.11. Stuttgart,<br />

Porsche-Arena<br />

13.11. Gießen, Hessenhalle<br />

14.11. Berlin, Tempodrom<br />

16.11. Köln, Palladium<br />

17.11. Aurich,<br />

Sparkassen-Arena<br />

ROBIN TROWER<br />

www.trowerpower.com<br />

16.03. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />

Bluesclub<br />

17.03. Offenbach, KJK<br />

18.03. Nürnberg, Hirsch<br />

19.03. Augsburg, Spectrum<br />

21.03. Salzgitter,<br />

Kulturscheune<br />

22.03. Twist, Heimathaus<br />

23.03. Koblenz, Café Hahn<br />

24.03. Freudenburg, Ducsaal<br />

25.03. Bonn, Harmonie<br />

Vargas – APPICE –<br />

SHORTINO<br />

www.mfpconcerts.com<br />

13.3. CH-Pratteln, Z7<br />

14.3. München, Backstage<br />

15.3. Dortmund,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />

16.3. Frankfurt, Nachtleben<br />

17.3. Dresden, Tante Ju<br />

WISHBONE ASH<br />

www.assconcerts.com<br />

20.01. Osnabrück, Rosenhof<br />

21.01. Hannover,<br />

Bluesgarage<br />

22.01. Duisburg, Pulp<br />

24.01. Nürnberg, Hirsch<br />

25.01. Berlin, Quasimodo<br />

26.01. Dortmund,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />

27.01. Freudenburg, Ducsaal<br />

28.01. Koblenz, Café Hahn<br />

29.01. Ludwigsburg, Scala<br />

31.01. München, Freiheiz<br />

01.02. CH-Zürich,<br />

Sounddock14<br />

02.02. Regensburg,<br />

Alte Mälzerei<br />

03.02. Fulda, Alte Piesel<br />

04.02. A-Wörgl, Komma<br />

05.02. A-Wien, Reigen<br />

07.02. Konstanz, Kulturladen<br />

08.02. CH-Herisau, Casino<br />

09.02. Lorsch,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />

10.02. Affalter, Zur Linde<br />

11.02. Erfurt, HsD<br />

12.02. Augsburg, Spectrum<br />

14.02. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

15.02. Hamburg, Fabrik<br />

16.02. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

Festivals<br />

Rock Meets Classic<br />

www.<strong>to</strong>urneen.com<br />

20.01. Würzburg,<br />

s.Oliver Arena<br />

21.01. Regensburg,<br />

Donau Arena<br />

25.01. Düren, Arena<br />

28.01. Halle,<br />

Gerry-Weber-Stadion<br />

mit Ian Gillan, Chris<br />

Thompson, Steve Luka<strong>the</strong>r,<br />

Jimi Jamison, Robin Beck,<br />

Mat Sinner Band<br />

Porsche <strong>Music</strong> Night<br />

www.porsche-music-night.de<br />

23.+24.03. Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

u.a. mit Chubby Checker,<br />

Bonnie Tyler, ABC,<br />

Goombay Dance Band<br />

21. Ro<strong>the</strong>r Bluestage<br />

www.bluestage.de<br />

24.03.– 01.04. Roth<br />

u.a. mit Nina Hagen,<br />

Dana Fuchs, Will Wilde,<br />

Matt Schofield, Rudi Rotta,<br />

Philip Sayce, Paul Rose<br />

Disco mit Ilja Richter<br />

www.deag.de<br />

28.04. Merkers, Bergwerk<br />

29.04. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

30.04. Berlin, Tempodrom<br />

02.05. Stuttgart, Liederhalle<br />

03.05. München, Circus Krone<br />

04.05. Siegen,<br />

Siegerlandhalle<br />

05.05. Düsseldorf,<br />

Mitsubishi Electric Halle<br />

07.05. Hamburg, CCH 1<br />

09.05. Heilbronn, Harmonie<br />

-Festival<br />

beat beat beat<br />

www.offenbach.de/kultur<br />

06.10. Offenbach, Stadthalle<br />

u.a. mit Searchers,<br />

Manfreds, Christie<br />

Seite 90 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Konzertkalender<br />

BRYAN ADAMS<br />

www.mlk.com<br />

21.03. Köln, Lanxess Arena<br />

24.03. Nürnberg, Arena Nürnberger<br />

Versicherung<br />

28.03. Stuttgart, Schleyer-Halle<br />

29.03. Mannheim, SAP Arena<br />

30.03. München, Olympiahalle<br />

AGITATION FREE<br />

www.agitationfree.com<br />

20.03. Berlin, Postbahnhof<br />

MILLER ANDERSON<br />

www.milleranderson.co.uk<br />

09.03. Reichenbach, Die Halle<br />

10.03. Bonn, Harmonie<br />

11.03. Offenbach, Kulturfabrik<br />

16.03. Bremen, Meisenfrei<br />

Blues-Club<br />

17.03. Osnabrück,<br />

Blues Festival<br />

ANIMALS & FRIENDS<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

02.03. Bünde, Universum<br />

03.03. Garching, Zum Bräu<br />

07.03. Neuss, Ham<strong>to</strong>rkrug<br />

08.03. Siegburg, Kubana<br />

10.03. CH-Rubigen,<br />

Mühle Hunziken<br />

11.03. CH-Pratteln,<br />

<strong>Music</strong> Bar Galery<br />

JOAN BAEZ<br />

www.modernewelt.de<br />

31.05. Fulda, Esperan<strong>to</strong>halle<br />

02.06. Köln, Philharmonie<br />

05.06. Salem, Schloss<br />

07.06. Dresden, Junge Garde<br />

08.06. Benediktbeuern,<br />

Kloster<br />

10.06. Stuttgart, Freilichtbühne<br />

11.06. München, Philharmonie<br />

BAP<br />

www.semmel.de<br />

03.+04.05. Worpswede,<br />

<strong>Music</strong> Hall<br />

06.+07.05. Köln, Palladium<br />

09.05. Uelzen, Jabelmannhalle<br />

10.05. Beverungen, Stadthalle<br />

12.05. Gerolstein,<br />

Lokschuppen<br />

13.05. Mönchengladbach,<br />

Kunstwerk<br />

15.05. Münster, Jovel<br />

16.05. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />

19.05. Karlsruhe, Europahalle<br />

20.05. Saarbrücken, E-Werk<br />

22.05. Erfurt, Thüringenhalle<br />

23.05. Berlin, Columbiahalle<br />

BARCLAY JAMES HARVEST<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

15.03. Biberach, Stadthalle<br />

16.03. Heilbronn, Harmonie<br />

17.03. Fulda, Orangerie<br />

16.05. CH-Naters, Zentrum<br />

Missione<br />

17.05. CH-Herisau, Casino<br />

19.05. Dexheim, Kultur auf<br />

dem Hof<br />

BLUES BAND<br />

www.<strong>the</strong>bluesband.net<br />

01.02. Bonn, Harmonie<br />

02.02. Ludwigshafen, Das Haus<br />

03.02. Mühldorf, Haberkasten<br />

04.02. CH-Zürich, Kaufleuten<br />

06.02. Esperde, Zur alten Post<br />

07.02. Hamburg, Fabrik<br />

09.02. Dortmund, Piano<br />

10.02. Hannover, Bluesgarage<br />

11.02. Kellinghusen,<br />

Pep Kultur<br />

12.02. Cuxhaven, Hapag Hall<br />

JOE BONAMASSA<br />

www.dmc-music.de<br />

06.03. Saarbrücken, E-Werk<br />

07.03. Berlin, Admiralspalast<br />

09.03. Leipzig, Haus Auensee<br />

10.03. Essen, Grugahalle<br />

TONY CHRISTIE<br />

www.contrapromotion.com<br />

01.02. Heilbronn, Harmonie<br />

02.02. Bonn, Brückenforum<br />

04.02. Fellbach,<br />

Schwabenlandhalle<br />

05.02. Berlin, Huxleys<br />

07.02. Frankfurt, Alte Oper<br />

08.02. Hamburg, CCH 2<br />

ELO<br />

www.sounds-promotion.de<br />

20.01. Borgsdorf, Weisser<br />

Hirsch<br />

21.01. Grimmen, Kulturhaus<br />

23.01 A-Wels, Sound<strong>the</strong>atre<br />

24.01. Ingolstadt, Kleinkunstbühne<br />

Neue Welt<br />

25.01. Oberndorf, Augustiner-<br />

Klosterkirche<br />

27.01. Pirna, Q24<br />

28.01. Königs Wusterhausen,<br />

Party World<br />

29.01. Göttingen, Irish Pub<br />

31.01. Bordesholm, Savoy Kino<br />

02.02. Dortmund, Kulturkirche<br />

03.02. Remscheid,<br />

Klosterkirche<br />

04.02. Twist, Heimathaus<br />

05.02. Ahrensburg,<br />

Musikkneipe Bierstein<br />

06.02. Hamburg, Heidbarghof<br />

Osdorf<br />

08.02. Schafstedt, Kerzenhof<br />

09.02. Ros<strong>to</strong>ck, Ursprung<br />

10.02. Bollmannsruh, Studiobühne<br />

Bollmannsruh<br />

11.02. Ehmkendorf, Gutshaus<br />

ELOY<br />

www.prknet.de<br />

24.03. Berlin, Postbahnhof<br />

25.03. Hamburg, Markthalle<br />

26.03. Köln, Gloria<br />

27.03. Stuttgart, Longhorn<br />

28.03. CH-Pratteln, Z7<br />

29.03. München, Muffathalle<br />

30.03. Mainz, Frankfurter Hof<br />

FOOLS GARDEN<br />

www.foolsgarden.de<br />

31.03. CH-Cham,<br />

Kultur im Kreuz<br />

04.04. Bad Vibel,<br />

Theater Alte Mühle<br />

28.04. Maulbronn,<br />

<strong>Music</strong>park Live<br />

04.05. Mariaberg, Kloster<br />

RANDY HANSEN & BAND<br />

www.jazzhausrecords.com<br />

26.04. Göttingen, Musa<br />

27.04. Plauen, Malzhaus<br />

28.04. Solingen, Cobra<br />

29.04. Dortmund, Piano<br />

30.04. Münster, Hot Jazzclub<br />

02.05. CH-Pratteln, Galery<br />

03.05. Lorsch,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />

04.05. Vaihingen/Enz,<br />

Stadthalle<br />

05.05. Lebach, Stadthalle<br />

HELMUT HATTLER<br />

www.hellmut-hattler.de<br />

28.01. Bückeburg, Schloss<br />

HELTER SKELTER<br />

www.helter-skelter-live.de<br />

21.01. Ulm, Roxy<br />

11.02. Neustadt, Stadthalle<br />

10.03. Bad Windsheim,<br />

Alte Stadthalle<br />

17.03. Rosenheim, Ballhaus<br />

14.04. Erding, Stadthalle<br />

30.04. München, TonHalle<br />

05.05. Nürnberg, Kleine<br />

Meistersingerhalle<br />

12.05. Neumarkt,<br />

Kleine Jurahalle<br />

06.06. Augsburg, Spectrum<br />

28.07. Immenstadt,<br />

Klostergarten<br />

HUNDRED SEVENTY SPLIT<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

23.02. CH-Pratteln,<br />

<strong>Music</strong> Bar Galery<br />

24.02. CH-Dietikon,<br />

Soundock 14<br />

01.03. Neuss, Ham<strong>to</strong>rkrug<br />

02.03. Freudenburg, Ducsaal<br />

24.03. Hamm, Kulturwerkstatt<br />

25.03. Erfurt, Museumskeller<br />

KARAT<br />

www.karat-band.de<br />

31.03. Altenburg, Kultur-<br />

Landgasthof Kosma<br />

13.+14.04. Erfurt, DasdieBrettl<br />

28.04. Niedernhausen,<br />

Rhein-Main-Theater<br />

29.04. Gießen, Hessenhalle 4<br />

03.06. Coswig, Stadtfest<br />

17.06. Barleben, Festplatz<br />

30.06. Berlin, Kindl<br />

Bühne Wuhlheide<br />

KRAAN<br />

www.hellmut-hattler.de<br />

02.03. Unna, Lindenbrauerei<br />

03.03. Wesel, Städtisches<br />

Bühnenhaus<br />

09.03. Schorndorf,<br />

Jazzclub Session88<br />

SEBASTIAN KRUMBIEGEL<br />

www.sebastian-krumbiegel.de<br />

03.03. Eisenach, Schlachthof<br />

07.03. Berlin, BKA Theater<br />

08.03. Ros<strong>to</strong>ck, Ursprung<br />

09.03. Jena, Café Wagner<br />

10.03. Wawern, Ehemalige<br />

Synagoge<br />

11.03. Kassel, Schlachthof<br />

15.03. Mannheim, Kulturhaus<br />

16.03. Plauen, Malzhaus<br />

17.03. Wittenberg,<br />

Phönix Theater<br />

22.03. Hamburg, Stage Club<br />

23.03. Magdeburg,<br />

Feuerwache<br />

24.03. Arnstadt, Theater<br />

30.03. Pirna, Tom Pauls Theater<br />

31.03. Dessau, Theater<br />

04.04. Leipzig, Horns Erben<br />

26.04. Neusäß, Stadthalle<br />

04.05. Hoyerswerda,<br />

Kulturfabrik<br />

UDO LINDENBERG<br />

www.rt-konzerte.de<br />

10.03. Mannheim, SAP Arena<br />

11.03. Frankfurt, Festhalle<br />

12.03. Hamburg, o2 Arena<br />

15.03. Stuttgart, Schleyer-Halle<br />

17.03. Oberhausen, Köpiarena<br />

19.03. Berlin, o2 World<br />

21.03. Hannover, TUI Arena<br />

24.03. Halle,<br />

Gerry-Weber-Stadion<br />

26.03. Leipzig, Arena<br />

27.03. Erfurt, Messehalle<br />

30.03. Köln, Lanxess Arena<br />

LORDS<br />

www.<strong>the</strong>lords.de<br />

30.03. Halle, Hotel Maritim<br />

31.03. Alsfeld, Hessenhalle<br />

12.04. Hamburg,<br />

Fliegende Bauten<br />

13.04. Erfurt, Thüringenhalle<br />

28.04. Gummersbach, Festzelt<br />

30.04. Teningen,<br />

Ludwig-Jahn-Halle<br />

02.06. Oberhausen, WDR 4<br />

Oldiemarathon<br />

09.06. Königs Wusterhausen,<br />

Funkerberg<br />

MANFRED MANN'S<br />

EARTHBAND<br />

www.dmc-music.de<br />

09.03. Morbach, Baldenauhalle<br />

10.03. Lohmar, Jabachhalle<br />

15.03. Biberach, Stadthalle<br />

16.03. Heilbronn, Harmonie<br />

17.03. Solingen,<br />

Festhalle Ohligs<br />

30.03. Hamm, Kurhaus<br />

31.03. Paderborn, Paderhalle<br />

27.04. Rosenheim, Ballhaus<br />

28.04. Karlsruhe,<br />

Festhalle Durlach<br />

29.04. Denzlingen,<br />

Kultur & Bürgerhaus<br />

NAZARETH<br />

www.dmc-music.de<br />

01.05. CH-Solothurn, Kofmehl<br />

14.05. Augsburg, Spectrum<br />

15.05. A-Judenburg, Festsaal<br />

16.05. Bad Aibling, Kurhaus<br />

18.05. Burglengenfeld,<br />

Veranstaltungszentrum<br />

Pfarrheim<br />

NAZARETH & URIAH HEEP<br />

www.dmc-music.de<br />

19.04. Münster,<br />

Jovel <strong>Music</strong> Hall<br />

20.04. Hamburg, Fabrik<br />

21.04. Ros<strong>to</strong>ck,<br />

Parkbühne IGA Park<br />

23.04. Chemnitz, Stadthalle<br />

24.04. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

26.04. Neu-Isenburg,<br />

Hugenottenhalle<br />

27.04. Bamberg,<br />

Stechert Arena<br />

28.04. Winterbach, Salierhalle<br />

30.04. Schopfheim, Stadthalle<br />

03.05. Koblenz, Sporthalle<br />

Oberwerth<br />

04.05. Zweibrücken,<br />

Westpfalzhalle<br />

05.05. Dormagen, Sportcenter<br />

07.05. CH-Zürich,<br />

Theater am Spirgarten<br />

08.05. A-Kufstein, Stadtsaal<br />

10.05. A-Wien, Gasometer<br />

11.05. Freising, Luitpoldhalle<br />

12.05. A-Feldkirchen, Stadthalle<br />

RANDY NEWMAN<br />

www.modernewelt.de<br />

04.03. Frankfurt, Alte Oper<br />

06.03. Stuttgart, Liederhalle<br />

08.03. München, Philharmonie<br />

13.03. Berlin, Admiralspalast<br />

Theater<br />

15.03. Hamburg, Laeiszhalle<br />

18.03. Bochum,<br />

Jahrhunderthalle<br />

19.03. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

OMEGA<br />

www.omega.hu<br />

10.05. Leipzig, Gewandhaus<br />

11.05. Suhl, Congress-Centrum<br />

12.05. Dresden, Kulturpalast<br />

17.08. Berlin, Zitadelle<br />

AXEL RUDI PELL<br />

www.continental-concerts.de<br />

20.04. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />

24.04. Langen, Neue<br />

Stadthalle Langen<br />

25.04. Saarbrücken, Garage<br />

27.04. Nürnberg, Hirsch<br />

28.04. Kaufbeuren, All-Karthalle<br />

29.04. CH-Pratteln, Z7<br />

01.05. Erfurt, HsD<br />

02.05. Berlin, Columbia Club<br />

04.– 06.05. Bochum, Zeche<br />

PUHDYS<br />

www.puhdys.com<br />

20.01. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

28.01. Berlin, Velodrom<br />

26.02. Prenzlau, Uckerseehalle<br />

17.03. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

31.03. Zittau, Westparkcenter<br />

02.05. Schwerin, Capi<strong>to</strong>l<br />

19.05. Friesack, Freilichtbühne<br />

26.05. Kamenz,<br />

Hutbergbühne<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 91<br />

CHRIS REA<br />

www.mlk.com<br />

03.02. Hamburg, CCH<br />

04.02. Berlin, ICC<br />

17.02. A-Wien, Stadthalle F<br />

20.02. Stuttgart,<br />

Porsche Arena<br />

22.02. München, Olympiahalle<br />

25.02. Mannheim,<br />

Rosengarten<br />

26.02. Dortmund,<br />

Westfalenhalle<br />

28.02. Frankfurt, Festhalle<br />

29.02. Oberhausen, König<br />

Pilsener Arena<br />

02.03. Hannover, AWD-Hall<br />

03.03. Magdeburg, Stadthalle<br />

04.03. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

06.03. Leipzig, Arena<br />

07.03. Erfurt, Messehalle<br />

08.03. Dresden, Kulturpalast<br />

MAGGIE REILLY<br />

www.sounds-promotion.de<br />

01.03. Pirna, Q24<br />

02.03. Cunewalde,<br />

Blaue Kugel<br />

04.03. Zwönitz,<br />

Veranstaltungszentrum<br />

05.03. Wittenberg,<br />

Phönix Theaterwelt<br />

06.03. Ros<strong>to</strong>ck,<br />

Kleinkunstbühne<br />

08.03. Ehmkendorf, Gutshaus<br />

09.03. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />

Bluesclub<br />

10.03. Twist, Heimathaus<br />

11.03. Duisburg, Steinhof<br />

12.03. Göttingen, Irish Pub<br />

13.03. Haßfurt, Rathaushalle<br />

15.03. Münster, Hot Jazz Club<br />

16.03. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

17.03. Philippsthal,<br />

Kreuzberghalle<br />

Rockhaus<br />

www.rockhaus.net<br />

03.02. Potsdam, Lindenpark<br />

04.02. Großenhain,<br />

Kulturzentrum<br />

16.02. Gotha, The Londoner<br />

17.02. Glauchau, Alte Spinnerei<br />

18.02. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

24.02. Magdeburg,<br />

Hotel Maritim<br />

25.02. Landsberg,<br />

Goldener Löwe<br />

02.03. Leipzig,<br />

Theater Fabrik Sachsen<br />

03.03. Adorf,<br />

Event-Center-Glashaus<br />

04.03. Erfurt, Brettl<br />

09.03. Schwerin, Speicher<br />

10.03. Stralsund,<br />

Kulturschmiede<br />

11.03. Ros<strong>to</strong>ck, Ursprung<br />

15.03. Cottbus, Bebel<br />

16.03. Neuruppin, Stadtgarten<br />

17.03. Hoyerswerda,<br />

Kulturfabrik<br />

18.03. Berlin, Kulturbrauerei<br />

Kesselhaus<br />

Schwarzbrenner<br />

www.schwarzbrenner.de<br />

31.03. Bremen, Meisenfrei<br />

Blues Club<br />

SCORPIONS<br />

www.semmel.de<br />

12.05. Stuttgart,<br />

Schleyer-Halle<br />

13.05. Frankfurt, Festhalle<br />

13.10. München, Olympiahalle<br />

BRUCE SPRINGSTEEN<br />

www.mlk.com<br />

25.05. Frankfurt,<br />

Commerzbank-Arena<br />

27.05. Köln,<br />

RheinEnergieStadion<br />

30.05. Berlin, Olympiastadion<br />

12.07. A-Wien,<br />

Ernst Happel Stadion<br />

STING<br />

www.mlk.com<br />

19.02. Wien, Gasometer<br />

28.02. München, Kesselhaus<br />

29.02. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

02.03. Köln, E-Werk<br />

07.03. Stuttgart,<br />

Beethovensaal<br />

10.03. Berlin, Columbiahalle<br />

THE STRAITS<br />

www.dmc-music.de<br />

13.03. Stuttgart,<br />

LKA Longhorn<br />

17.03. München, Muffathalle<br />

STRANGLERS<br />

www.mlk.com<br />

21.04. Berlin, C-Club<br />

23.04. Hamburg, Fabrik<br />

24.04. Köln, Luxor<br />

JAMES TAYLOR<br />

www.mlk.com<br />

27.04. Berlin, Tempodrom<br />

28.04. Hamburg, Laeiszhalle<br />

09.05. Frankfurt, Alte Oper<br />

12.05. München, Philharmonie<br />

TEN YEARS AFTER<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

28.01. Gelsenkirchen, Kaue<br />

31.03. Mammingen,<br />

Kaminwerk<br />

11.05. Werdau, Stadthalle<br />

UFO<br />

www.crushconcerts.com<br />

27.04. Glauchau,<br />

Alte Spinnerei<br />

28.04. Malchim, Mecklenburger<br />

Mo<strong>to</strong>rradtreffen<br />

02.05. Metzingen, Festkeller<br />

03.05. Siegburg, Kubana<br />

05.05. Bochum, Matrix<br />

10.05. Detmold, Stadthalle<br />

11.05. Ingolstadt,<br />

Eventhalle Westpark<br />

URIAH HEEP<br />

www.dmc-music.de<br />

29.04. CH-Solothurn,<br />

Kulturfabrik Kofmehl<br />

02.05. Greiz, Stadthalle<br />

VINCENT ROCKS<br />

www.vincentrocks.de<br />

03.03. Vaihingen/Enz-Riet,<br />

Rockfestival<br />

16.03. Haigerloch,<br />

Schloss Haigerloch<br />

17.03. Ingersheim,<br />

Katholische Kirche<br />

14.04. Metzingen, Hirsch<br />

28.04. Mering,<br />

Mehrzweckhalle<br />

16.05. Neustadt,<br />

Kulturweinfest<br />

KIM WILDE<br />

www.semmel.de<br />

06.03. CH-Zürich, Volkshaus<br />

07.03. Mainz, Phönix-Halle<br />

08.03. Trier, Europahalle<br />

09.03. Köln, E-Werk<br />

10.03. Bremerhaven, Stadthalle<br />

12.03. Nürnberg, Löwensaal<br />

13.03. Stuttgart, Theaterhaus<br />

14.03. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />

15.03. Berlin, Columbiahalle<br />

JOHNNY WINTER<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

11.03. Münster, Jovel<br />

13.03. Bonn, Harmonie<br />

15.03. CH-Pratteln,<br />

Konzertfabrik Z7<br />

17.03. CH-Zug, Chollerhalle<br />

18.03. Heidelberg,<br />

Kongresszentrum


Simple<br />

Minds<br />

Frühe Alben – frisch poliert<br />

Neugierig blickt Jim Kerr dem Jahr 2012 entgegen. Schließlich wagt er ein<br />

mutiges Experiment: Mit seiner Band Simple Minds geht er unter dem Mot<strong>to</strong><br />

"<br />

5x5 Live" auf Tour. Dabei spielen er, der seit Bandgründung 1978 involvierte<br />

Gitarrist Charlie Burchill und Drummer Mel Gaynor jeweils fünf<br />

Songs von den ersten fünf Alben. Die werden am 10. Februar remastert mit<br />

diversen Bonus-Tracks wiederveröffentlicht: LIFE IN A DAY (1979), REEL<br />

TO REAL CACOPHONY (1979), EMPIRES & DANCES (1980), SONS &<br />

FASCINATION/SISTER FEELINGS CALL (1981) und NEW GOLD DREAM<br />

(1982). "<br />

Es wird spannend, weil es eine Nicht-Hit-Tour wird, weil unsere<br />

großen Erfolge erst danach kamen", erklärt<br />

Kerr im <strong>GoodTimes</strong>-Interview.<br />

Wie kamt ihr auf die Idee, diese Tour unter<br />

dem Mot<strong>to</strong> "<br />

5 x 5" zu bestreiten?<br />

Es gab verschiedene Gründe – natürlich auch die<br />

Wiederveröffentlichung dieser bislang eher vernachlässigten<br />

Alben. Wir waren aber schon bei<br />

den letzten Tourneen zu den ganz frühen Aufnahmen<br />

zurückgegangen; und wir stellten dabei<br />

fest, dass dieser Teil des Livesets viel Spaß machte<br />

– uns selbst und auch den Fans, obwohl viele von<br />

ihnen diese Songs gar nicht mehr kannten. Wir<br />

bereiten uns jetzt darauf vor, müssen viele Nummern<br />

ganz neu einstudieren – und gleichzeitig<br />

arbeiten wir an neuem Material, so dass wir Ende<br />

2012 ein frisches Album haben werden. Es ist übrigens<br />

kurios: Wir arbeiten wieder mit Steve Hillage,<br />

der uns schon in frühen Jahren produziert und<br />

den ich 30 Jahre lang nicht mehr gesehen hatte!<br />

Wart ihr bei den Wiederveröffentlichungen<br />

involviert?<br />

Charlie war stark beim Remastering dabei, hat sich ums Technische gekümmert,<br />

während das Artwork in meinen Bereich fiel.<br />

Die Alben beschreiben die Suche der Simple Minds nach ihrem<br />

Charlie Burchill (l.) und Jim Kerr (1989)<br />

eigenen Sound, ihrer Richtung – Charlie und du, ihr hattet ja mit<br />

der Cover-Band Biba-Rom begonnen ...<br />

Ja, das war unsere Schulband, danach gab es Johnny & The Self Abusers, ein<br />

sechsmonatiges Abenteuer mit einer Single. Diese Band gab uns den nötigen<br />

Tritt in den Hintern! Ohne sie säßen wir wahrscheinlich immer noch im Pub und<br />

würden darüber reden, dass wir irgendwann mal eine Band starten sollten (lacht)!<br />

LIFE IN A DAY war noch ziemlich am Punk orientiert?<br />

Eher New-Wave-mäßig. Post-Punk war es höchstens wegen der vorhandenen<br />

Energie von uns damals 19-Jährigen. Allerdings gelangen die Demos besser als<br />

das Album, das doch ziemlich glatt poliert klang. Wir hatten noch keine Ahnung<br />

vom Studio, es ist uns und dem Produzenten<br />

John Leckie nicht gelungen, das einzufangen,<br />

was uns live auszeichnete. Trotzdem war es ein<br />

wichtiges Album, weil es uns unseren ersten Plattenvertrag<br />

einbrachte und eine wichtige Lektion<br />

im Studio bescherte.<br />

Bei REAL TO REAL CACOPHONY wurde<br />

mehr experimentiert …<br />

Das war eine unmittelbare Reaktion auf diese<br />

Erfahrungen. Die Simple Minds hatten damals<br />

schon verschiedenste Seiten, und LIFE IN A DAY<br />

zeigte nur die poppige Facette. Die Liveshows<br />

und Demos ließen aber auch die experimentellere<br />

Seite und die dunklere Atmosphäre erkennen, die<br />

uns ebenfalls auszeichneten. Obwohl beide Alben<br />

innerhalb von nur sechs Monaten entstanden,<br />

käme man nie auf die Idee, dass sie von derselben<br />

Band stammen.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Philipp Roser<br />

Warum kommen die Demos jetzt nicht<br />

aufpoliert als Bonus mit?<br />

Wir haben sie zwar noch, auch viele Fans besitzen<br />

sie – aber es gab im Vorfeld Streit, wer die Rechte daran hält.<br />

Warum ist nur ein Deutschland-Konzert geplant (19.2. in Berlin)?<br />

Wir wollen erst mal die Reaktionen in den Medienstädten testen, aber wir reden<br />

schon über weitere Gigs.<br />

Philipp Roser<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

SINGLES<br />

VOR 45 JAHREN<br />

22. Januar 1967<br />

Monkees<br />

I’m A Believer<br />

Cat Stevens<br />

Mat<strong>the</strong>w And Son<br />

Tom Jones<br />

Green Green Grass Of Home<br />

Move<br />

Night Of Fear<br />

Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

Let’s Spend The Night Toge<strong>the</strong>r<br />

Four Tops<br />

Standing In The Shadows Of Love<br />

Who<br />

Happy Jack<br />

Jimi Hendrix Experience<br />

Hey Joe<br />

Paul Jones<br />

I’ve Been A Bad Bad Boy<br />

Seekers<br />

Morning<strong>to</strong>wn Ride<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

LPs<br />

VOR 45 JAHREN<br />

22. Januar 1967<br />

Soundtrack<br />

The Sound Of <strong>Music</strong><br />

Monkees<br />

The Monkees<br />

Beach Boys<br />

Best Of The Beach Boys<br />

Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

Between The But<strong>to</strong>ns<br />

Cream<br />

Fresh Cream<br />

Seekers<br />

Come The Day<br />

Who<br />

A Quick One<br />

Cliff Richard & The Shadows<br />

Finders Keepers<br />

Jim Reeves<br />

Distant Drums<br />

Geno Washing<strong>to</strong>n<br />

Hand-Clappin’ – Foot S<strong>to</strong>mpin’<br />

SINGLES<br />

VOR 40 JAHREN<br />

22. Januar 1972<br />

New Seekers<br />

I’d Like To Teach The World To Sing<br />

America<br />

A Horse With No Name<br />

Melanie<br />

Brand New Key<br />

Neil Reid<br />

Mo<strong>the</strong>r Of Mine<br />

Middle Of The Road<br />

Soley Soley<br />

Congregation<br />

Softly Whispering I Love You<br />

Elvis Presley<br />

I Just Can’t Help Believing<br />

Johnny Pearson<br />

Sleepy Shores<br />

Faces<br />

Stay With Me<br />

Cat Stevens<br />

Morning Has Broken<br />

GB-CHARTS<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

LPs<br />

VOR 40 JAHREN<br />

22. Januar 1972<br />

Cat Stevens<br />

Teaser And <strong>the</strong> Firecat<br />

Faces<br />

A Nod’s As Good As A Wink – To A Blind Horse<br />

T. Rex<br />

Electric Warrior<br />

John Lennon<br />

Imagine<br />

<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong><br />

<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong> IV<br />

Various Artists<br />

The Concert For Bangla Desh<br />

Simon & Garfunkel<br />

Bridge Over Troubled Water<br />

Gilbert O’ Sullivan<br />

Himself<br />

Various Artists<br />

Mo<strong>to</strong>wn Chartbusters Vol. 6<br />

Carole King<br />

Tapestry<br />

SINGLES<br />

VOR 35 JAHREN<br />

22. Januar 1977<br />

Julie Coving<strong>to</strong>n<br />

Don’t Cry For Me Argentina<br />

David Soul<br />

Don’t Give Up On Us<br />

Barry Biggs<br />

Side Show<br />

Drifters<br />

You’re More Than A Number In My Little Red Book<br />

Stevie Wonder<br />

I Wish<br />

David Par<strong>to</strong>n<br />

Isn’t She Lovely<br />

10cc<br />

Things We Do For Love<br />

Status Quo<br />

Wild Side Of Love<br />

Boney M<br />

Daddy Cool<br />

Rose Royce<br />

Car Wash<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

LPs<br />

VOR 35 JAHREN<br />

22. Januar 1977<br />

Slim Whitman<br />

Red River Valley<br />

Abba<br />

Arrival<br />

Queen<br />

A Day At The Races<br />

Eagles<br />

Hotel California<br />

David Soul<br />

David Soul<br />

Stevie Wonder<br />

Songs In The Key Of Life<br />

Abba<br />

Greatest Hits<br />

Showaddywaddy<br />

Showaddywaddy’s Greatest Hits<br />

Wings<br />

Wings Over America<br />

Genesis<br />

Wind And Wu<strong>the</strong>ring<br />

Seite 92 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


© Pressefo<strong>to</strong><br />

DIE ANDEREN …<br />

Bester Sänger? Otis Redding<br />

Beste Sängerin? Aretha Franklin, Amy<br />

Winehouse & Adele<br />

Beste Band? Beatles<br />

Beste(r) Songschreiber(in)? Dylan, Lennon/<br />

McCartney, Holland/Dozier/Holland<br />

Unterschätzteste(r) Band/Solist?<br />

Marcy Playground<br />

Überschätzteste(r) Band/Solist? Zu viele<br />

Beste Single? "In The Midnight Hour" von Wilson<br />

Pickett<br />

Bestes Album? OTIS BLUE von Otis Redding<br />

Bester Song? "A Change Is Gonna Come",<br />

gesungen von Otis Redding, geschrieben von Sam<br />

Cooke<br />

Deine Allstar-Band? Jimi Hendrix (g, voc), John<br />

Bonham (dr) & Ronnie Wood (b)<br />

... UND ICH<br />

Welche Cover-Version möchtest du mal<br />

aufnehmen? Die Gespräche der Astronauten,<br />

die sie bei der ersten Mondlandung führten, als die<br />

Mikrofone ausgeschaltet waren.<br />

Welchen Song hättest du gern selbst<br />

geschrieben? Viele, vor allem die der Beatles –<br />

"Ticket To Ride".<br />

Wer sollte einen Song über dich schreiben,<br />

und wie sollte der heißen? Es gibt bereits einen<br />

Song, der über mich geschrieben wurde: Bobby<br />

McFerrins "Don't Worry Be Happy" (lacht).<br />

Was war das Highlight deiner Karriere?<br />

Bislang die Zuerkennung eines Ivor Novello Songwriting<br />

Awards durch meine Komponistenkollegen<br />

– es war ein magischer Abend: Jimmy Page schaute<br />

vorbei, Chris Blackwell von Island Records flog<br />

extra aus Jamaika ein, um mir die Auszeichnung zu<br />

überreichen.<br />

Dein Lebensmot<strong>to</strong>? Was du heute kannst besorgen,<br />

das verschiebe nicht auf morgen.<br />

EINIGE W0RTE ZU ...<br />

Middlesborough: Die Städteplaner haben dort<br />

einen exzellenten Job geleistet – die Stadt ist heute<br />

viel grüner und sauberer als damals, als ich dort<br />

aufwuchs. Ich liebe die Wärme und den Realitätssinn<br />

der "<br />

nor<strong>the</strong>rn people".<br />

Roadrunners: Meine erste Band, da war ich 13<br />

Jahre alt. Gitarrist Colin Bradley brachte mir den<br />

12-Bar-Blues bei – wir sind immer noch befreundet.<br />

KREUZVERHÖR<br />

Von Philipp Roser<br />

Paul Rodgers<br />

Ich vermisse<br />

Paul Kossoff<br />

Paul Rodgers ist einer der markantesten, ausdrucksstärks<br />

ten Rocksänger überhaupt, ließ seine Stimmbänder<br />

für Free, Bad Company, The Firm, The Law und Queen<br />

vibrieren. Jetzt konzentriert er sich jetzt wieder auf seine<br />

Solokarriere und lebt mit Gattin Cynthia im kanadischen<br />

Vancouver.<br />

Als ich letztes Jahr in Newcastle gastierte, spielten<br />

wir "Ain't Too Proud To Beg", das wir schon damals<br />

im Reper<strong>to</strong>ire hatten.<br />

Muddy Waters: Brillant, beflügelt mich heute<br />

noch. Ich kann es jedem Musiker nur empfehlen,<br />

mit beiden Ohren dem Mann zu lauschen, der den<br />

Rock'n'Roll inspirierte.<br />

Hubert Sumlin: Mit ihm verloren wir eine weitere<br />

Legende – er war als Gast bei einer meiner US-<br />

Shows dabei und spielte bei "All Right Now" mit, eine<br />

Riesenehre für mich! Er war ein wahrer Gentleman<br />

und hatte Stil.<br />

Paul Kossoff: Er war ein Seelenverwandter und<br />

Gitarrist, den ich immer noch vermisse.<br />

Songwriting: Kommt mal von mir und manchmal<br />

durch mich hindurch. Ab und zu höre ich einen kompletten<br />

Song im Kopf und muss mich nur hinsetzen<br />

und ihn spielen. Eines der jüngsten Beispiele dafür<br />

ist "Time To Shine" vom Q+PR-Album COSMOS<br />

ROCKS. Ich hatte die Musik aufgenommen, dann<br />

träumte ich den Text. Songs sind der Sauers<strong>to</strong>ff einer<br />

jeden Band!<br />

Benefizaktivitäten: Meine Frau Cynthia und<br />

ich helfen, wo immer wir können. Kinder, Tiere und<br />

Musik haben Heilkräfte und helfen, die Welt zu einem<br />

lebenswerteren Ort zu machen.<br />

PLEASE, ANSWER<br />

THE S0NG …<br />

Why Do Fools Fall In Love?<br />

Weil sie sich frei fühlen, ohne auf gesellschaftliche<br />

Begrenzungen Rücksicht zu nehmen.<br />

(Frankie Lymon, 1963)<br />

Where Have All The Good Times Gone?<br />

Nirgendwohin, sie sind immer mitten unter uns.<br />

(Kinks, 1965)<br />

What Are You Doing Sunday?<br />

Das weiß ich erst am Sonntag – wahrscheinlich<br />

mache ich einen Querfeldein-Spaziergang mit<br />

meiner Frau Cynthia.<br />

(Dawn, 1971)<br />

Who's Gonna Rock You?<br />

Meine Fans! (The Nolans, 1980)<br />

Why Believe In You?<br />

Jeder sollte an sich selbst glauben. (Texas, 1991)<br />

Samstag, 4. August 2012, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Schleyer-Halle<br />

featuring Brian Wilson, Al Jardine, Mike Love,<br />

Bruce Johns<strong>to</strong>n & David Marks<br />

Sonntag, 4. März 2012, 19 Uhr<br />

Stuttgart, Liederhalle Hegel-Saal<br />

Das Beatles-<strong>Music</strong>al<br />

Donnerstag, 5. April 2012, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Liederhalle Beethoven-Saal<br />

Akustik Tour 2012<br />

Samstag, 12. Mai 2012, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Liederhalle Beethoven-Saal<br />

A Legendary Rock Opera<br />

by Pete Townshend<br />

and Des McAnuff<br />

Neuinszenierung<br />

von Ryan McBryde<br />

mit Londoner Cast<br />

Samstag, 1. Dezember 2012, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Schleyer-Halle<br />

+ special guests<br />

Vorverkauf an der Konzertkasse im Saturn Stuttgart, Königsbau-Passagen<br />

sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen und bei:<br />

<strong>Music</strong> Circus Concertbüro GmbH Kartentelefon 07 11/22 11 05


BAND-ARCHIV HISTORY (Young) Rascals<br />

v.l.: Felix Cavaliere, Gene Cornish,<br />

Dino Danelli, Eddie Brigati<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Aus dem<br />

Bauch<br />

ins Gehirn<br />

Man nimmt was weg – und es kommt mehr heraus. Kann sein<br />

oder auch nicht, zumindest im Fall der Young Rascals. Die Band<br />

aus New York hatte sich Ende 1967 entschlossen, den ersten<br />

Teil ihres Namens zu streichen. Das Ergebnis geriet dann eher<br />

zwiespältig – was den frühen Ruhm des Quartetts aber bis heute<br />

nicht schmälern konnte.<br />

Anfang der Sechziger hatten Joey<br />

Dee & The Starliters ("Ya-Ya",<br />

"Peppermint Twist") in New<br />

York den Status eines Durchlauferhitzers.<br />

Diverse Musiker dockten<br />

hier vorübergehend an, darunter Jimmy<br />

Johnson (später Jimi Hendrix), Charles<br />

von den Neville Bro<strong>the</strong>rs tutete, sogar<br />

ein Hollywood-Star in spe – Joe Pesci<br />

("Good Fellas", "JFK") – riss an den Gitarrensaiten.<br />

In der berüchtigten Peppermint<br />

Lounge in Manhattan <strong>to</strong>bte<br />

das Leben, seit der Twist für Kohle und<br />

Karrieren sorgte.<br />

Etwa Anfang 1963 arbeiteten hier auch<br />

Musiker mit, denen schon bald der Sinn<br />

nach einer eigenen Band stand. Der<br />

Organist Felix Cavaliere (*29.11.1944<br />

in Pelham; Ex-Felix & The Escorts) war<br />

bereits ein Starliter, ihm folgte Drummer<br />

Dino Danelli (*23.7.1945 in New<br />

York) von Ronnie Speakes & The Elrods.<br />

Auch Sänger Eddie Brigati (*22.10.1946<br />

in Garfield, New Jersey) trat – als Nachfolger<br />

seines Bruders David – der beliebten<br />

Rumpel-Crew bei. Aus Kanada<br />

kam der Gitarrist/Bassist Gene Cornish<br />

(*14.5.1945 in Ottawa), der bis dahin<br />

u.a. mit der British-Invasion-Band The<br />

Unbeatables ("I Wanna Be A Beatle")<br />

seine Cents verdient hatte.<br />

Als die Twist-Hüften allmählich ausleierten,<br />

eher Souliges angesagt war<br />

und erste Väter<br />

ihre Garagen für<br />

den punkigen Rock<br />

ihrer Söhne räumten,<br />

stand für das<br />

Quartett fest: eigene<br />

Füße, eigene<br />

Band, eigene Kasse<br />

– The Young Rascals<br />

machten die<br />

Leinen los, so benannt<br />

von ihrem<br />

Manager, dem Veranstalter<br />

Sid Bernstein<br />

(Beatles/Shea<br />

Stadium). Er besorgte einen Plattenvertrag<br />

bei Atlantic, und gleich das exzellente<br />

45er-Debüt "I Ain't Gonna Eat<br />

Out My Heart Anymore" schaffte es in<br />

die Charts.<br />

Die „jungen Scheusale" komponierten<br />

auch selbst, verließen sich dennoch zu<br />

Beginn eher auf Erprobtes. Und ihnen<br />

gelangen – mit einem Mischanstrich<br />

aus Blue-Eyed Soul und Garage à la<br />

Mitch Ryder/Detroit Wheels und Righteous<br />

Bro<strong>the</strong>rs – Treffer wie "Mustang<br />

Sally", "In The Midnight Hour", "Too<br />

Many Fish In The Sea", "Land Of 1000<br />

Dances". "Good Lovin'" (#1) wurde<br />

zum Klassiker, und auch Dylans "Like<br />

A Rolling S<strong>to</strong>ne" funktionierte, alles<br />

auf den LPs THE YOUNG RASCALS<br />

und COLLECTIONS (1966/67, #15 und<br />

#14) zu hören. GROOVIN' (#5), mit<br />

dem gleichnamigen Nr.-1-Hit, signalisierte<br />

dann erste Veränderungen. Nur<br />

noch die starke Mo<strong>to</strong>wn-Nummer "A<br />

Place In The Sun" wurde geborgt, man<br />

rührte jetzt bevorzugt selbst an; dem<br />

Soul wurde Gospeliges injiziert, Garagiges<br />

leicht geschmirgelt, doch weiter auf<br />

gutem Niveau.<br />

Bald jedoch kam die Veranstaltung ins<br />

Rutschen, das „Young" wurde getilgt.<br />

Mot<strong>to</strong>: Wir sind nun erwachsen ...<br />

Nix Young Rascals:<br />

Diese LP enthält vier Titel von Felix<br />

(Cavaliere) & The Escorts von 1962<br />

Der schwere Kopf<br />

begann auf den<br />

einst mutigen<br />

Bauch zu drücken,<br />

Songs wurden länger:<br />

viele Gedanken,<br />

weniger Energie.<br />

"People Got To<br />

Be Free" (#1) und<br />

"A Beautiful Morning"<br />

(#3) trafen<br />

zwar nochmals voll,<br />

auch ONCE UPON A<br />

DREAM (1968; #9),<br />

doch auf der FREE-<br />

DOM SUITE (1969; #17) uferte es mit<br />

zwei Viertelstündern dann bereits aus<br />

– musikalisch noch immer erstklassig,<br />

hatte sich hier eine einst schwitzende,<br />

kratzbürstige Straßen-Crew zu bedeutungsschwangeren<br />

Pop-Künstlern<br />

gewandelt. Die Fans dankten mit Abkehr:<br />

SEE (1969; #45), SEARCH AND<br />

NEARNESS (1971; #198), PEACEFUL<br />

WORLD (1971; #122) und THE IS-<br />

LAND OF REAL<br />

(1972; #180)<br />

versuppten an<br />

der Kasse fast<br />

komplett.<br />

Brigati war 1970<br />

gegangen (Ego-<br />

Zoff mit Cavaliere), Cornish folgte<br />

1971, und im Folgejahr war Schluss.<br />

Keines der Bandmitglieder konnte nach<br />

der selbst gewollten Veränderung je<br />

wieder an alte Höhenflüge anknüpfen<br />

– weder in/mit Bands wie Bulldog<br />

oder Fo<strong>to</strong>maker und als Solisten in<br />

Seite 94 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

eigener Sache schon gar nicht. Einen<br />

Rückkehrversuch zur Form deuteten<br />

zwei Cavaliere-Projekte an, als er 2008<br />

(NUDGE IT UP A NOTCH) und 2010<br />

(MIDNIGHT FLYER) mit der Stax-Gitarristen-Legende<br />

Steve Cropper von den<br />

MG's kooperierte.<br />

Einer Kurzreunion (ohne Brigati) 1988<br />

folgte erst 1997 ein einziger Auftritt<br />

als Vierer – bei der Aufnahme der Rascals<br />

in die Rock'n'Roll Hall Of Fame.<br />

Im April 2010 gab es einen Mininachschlag<br />

bei einer Krebs-Benefizveranstaltung.<br />

Ansonsten herrscht Funkstille:<br />

Knatsch um die Namensrechte ...


Rocken für die Menschen<br />

Benefiz-Konzerte gehören längst zum guten Ton, Top-Künstler und/oder<br />

unbekannte(re) Acts machen's möglich. 1971 war das noch was Besonderes. Als<br />

die Sitar-Koryphäe Ravi Shankar sich im Sommer 1971 mit der Bitte um<br />

Hilfe für seine Heimat an George Harrison wandte, reagierte dieser<br />

prompt: Er stellte innerhalb<br />

weniger Wochen ein absolutes<br />

Staraufgebot zusammen<br />

und lieferte mit<br />

illustren Kollegen eine<br />

legendäre Veranstaltung<br />

ab. Das hatte mit dem<br />

Anlass, der dem Ganzen<br />

den Namen gab, zwar nur<br />

noch wenig zu tun, aber: Ex-<br />

Beatles traten live auf, und Bob<br />

Dylan beendete mit dieser Show seine<br />

jahrelange Bühnenabstinenz. Die beiden<br />

Konzerte am Nachmittag und Abend des 1. August 1971 im riesigen New Yorker<br />

Madison Square Garden waren restlos ausverkauft – und sie präsentierten einen<br />

guten Querschnitt durch die populäre Rockmusik der frühen 70er Jahre.<br />

Ravi Shankars Raga-Auftakt, George Harrison mit seinen besten Stücken und<br />

dem eilig komponierten Song "Bangla Desh", Billy Pres<strong>to</strong>n mit "That's The Way<br />

1962: Malvina und der kleine Junge<br />

HISTORY<br />

ROCK-CLASSICS<br />

Various Artists • The Concert For Bangla Desh • 18/95:32; 1972<br />

Ihre Songs wurden von Elvis Costello gecovert, von Joan Baez und Harry Belafonte,<br />

von Marianne Faithfull, Regina Spek<strong>to</strong>r und<br />

vielen anderen. Einer, komponiert vor 50 Jahren, ist<br />

zu einem nachhaltigen Genre-Klassiker geworden:<br />

"What Have They Done To The Rain?" – mit den<br />

Searchers zu Chart-Ehren gelangt (UK #4/1964 und<br />

US #29/1965). Die Komponistin ist leider fast vergessen<br />

– Malvina Reynolds (geboren am 23.8.1900<br />

in San Francisco als Malvina Milder, ges<strong>to</strong>rben am<br />

17.3.1978). Sie sang Folk, Blues und politische<br />

Lieder, zu den bekanntesten gehören neben "The<br />

Rain" (so der ursprüngliche Titel des Hits) noch<br />

"Little Boxes", "Magic Penny", "It Isn't Nice",<br />

"There's A Bot<strong>to</strong>m Below". Reynolds, die 1938 die<br />

Dok<strong>to</strong>rwürde an der Universität von Berkeley erlangte, gehörte zu den ersten<br />

Politaktivisten der Endvierziger, sie zählte zum Kreis Gleichgesinnter um Pete<br />

Gesuchtes nach (Bank-)Noten<br />

Yardbirds: I Wish You Would / A Certain Girl (Epic 5-9709) 1964<br />

God Planned It", Ringo Starr mit "It Don't Come Easy", Leon Russell mit einem<br />

furiosen Rolling-S<strong>to</strong>nes-Medley: All das wurde von einer All-Star-Band mit Eric<br />

Clap<strong>to</strong>n, Jim Horn, Klaus Voormann<br />

und anderen Hochkarätern gut<br />

umgesetzt. Als dann auch<br />

noch Bob Dylan die Bühne<br />

betrat, erhielt die Veranstaltung<br />

einen zusätzlichen<br />

Push, zumal sich<br />

der Meister stimmlich fast<br />

<strong>to</strong>tal renoviert darstellte.<br />

Und auch die finanzielle<br />

Hilfe kam zunächst wie erhofft<br />

zustande: Der Madison<br />

Square Garden überwies knapp<br />

250.000 Dollar an Bangla Desh. Leider dauerte es dann noch viele Jahre, bis<br />

auch die rund 15 Millionen Dollar aus Verkäufen dem Land zugute kamen, denn<br />

Plattenfirmen und Finanzbehörden (Harrison selbst zahlte eine Million an die<br />

englische Steuer) stellten sich quer. Dennoch bleiben diese Konzerte eines der<br />

absoluten Highlights in der Geschichte von Rockmusik als humanitär-karitativer<br />

Veranstaltung. Und sie verliehen George Harrison endgültig seinen verdient guten<br />

Namen.<br />

mr<br />

DATENBANK<br />

Seeger. Die Kalifornierin stand an der Spitze vieler Demos und Märsche gegen die<br />

Nukleartests in der Atmosphäre, die seit 1945 von den Amerikanern,<br />

Sowjets, Franzosen und Engländern durchgeführt wurden. Nachdem<br />

die Russen im Ok<strong>to</strong>ber 1961 die „Tsar Bomba" auf der Doppelinsel<br />

Nowaja Semlja gezündet hatten – bis heute das größte Monster überhaupt<br />

–, schrieb Reynolds 1962 als Reaktion<br />

"What Have They Done To The Rain", das<br />

den radioaktiven Niederschlag <strong>the</strong>matisierte.<br />

Knapp zehn Alben spielte die engagierte<br />

Sängerin und Gitarristin ab 1960 für unterschiedliche<br />

Labels ein. Die CD-Compilation<br />

EAR TO THE GROUND (Smithsonian Folkways<br />

Recordings SFW CD-40124) von 2000<br />

fasst 23 ihrer populärsten Titel auf einer<br />

Einzel-Disc zusammen – inklusive der unvergessenen Eröffnungszeile „Just a<br />

little boy, standing in <strong>the</strong> rain ..."<br />

bm<br />

RAR & TEUER<br />

Die Haarspray-Reklame ("Miss<br />

Disc", im „Rave"-Magazin) kam erst<br />

Ende 1966. Doch zwei Jahre zuvor<br />

hatten es die Yardbirds schon mal<br />

mit Werbung zu tun gehabt – obendrein<br />

ohne jede Kenntnis davon, und<br />

außerdem auf der Rückseite eines<br />

Plattencovers ... Ihre Single "I Wish<br />

You Would", eine Cover-Version des<br />

Billy-Boy-(Arnold-)Songs von 1955,<br />

stand in den USA zur Veröffentlichung<br />

als ihr dortiges 45er-Debüt<br />

an. Am 17.8. war es soweit, erste<br />

Exemplare mit einem Bildcover – wovon<br />

nie die Rede gewesen war – standen in den Läden. Und gleich mit einem<br />

Riesen-Klops auf der Front, falscher Titel: "I Wish You Could" ... Außerdem hatte<br />

Epic Records zusätzlich die Rückseite<br />

der Single-Tüte vermietet – für fesche<br />

Esquire-Socken in Jeanss<strong>to</strong>fftönen<br />

(„<strong>the</strong> smartest thing on two feet").<br />

Stunk rundum, Rückholaktion: Nach<br />

nur zwei Wochen (!) war die Tüte wieder<br />

einkassiert: Fehler weg, Socken<br />

weg. Und um jede größere Verzögerung<br />

bei der Markteinführung der<br />

britischen Senkrechtstarter zu verhindern,<br />

steckte das Vinyl beim Neustart<br />

in einem schlichten Firmenlochcover<br />

– eine Toprarität in spe war geboren.<br />

Im Juli 2010 mussten 357 Dollar auf<br />

den Tisch, um eine Auktion für das extrem seltene<br />

Stück mit Bildcover zu gewinnen ...<br />

bm<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 95


SPURENSUCHE<br />

HISTORY<br />

Steve Young<br />

Weich wie ein Brett<br />

Sein Name fällt nicht unbedingt auf, seine Musik schon – zumindest<br />

Fans kreativ-bodenständiger Feinkost vom Lande (und deutlich darüber<br />

hinaus). Der Sänger und Gitarrist ist der Sattel-Schlepper-Zunft<br />

längst entwachsen, hat etliche Song-Highlights gut an<br />

Kolleg(inn)en verkauft und kann sich darum auch mit 69 noch<br />

sorgenfrei bewegen.<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Ungebunden sein, das<br />

schätzt der Mann<br />

aus Georgia<br />

(*12.7.1942<br />

in Newnan) noch heute. In<br />

die säuselige Lagerfeuerecke<br />

wollten sie ihn schieben, als<br />

Country-Rocker verkaufen<br />

und ihm den Rebellenstempel<br />

– Stichwort: Americana –<br />

aufdrücken. Alles nicht ganz<br />

falsch, anpflocken konnten<br />

sie ihn jedoch nie, Young hat<br />

sich stets rechtzeitig entzogen<br />

– nicht zuletzt aus den Klammergriffen<br />

der Plattenindustrie.<br />

Steve Young, das ist Augenhöhe mit<br />

musikalischen Outlaws wie Waylon<br />

Jennings (ca. "The Wild Ones"), Lee<br />

Clay<strong>to</strong>n, David Olney, Willie Nelson, David<br />

Allan Coe, Townes van Zandt und<br />

einigen anderen Wegbereitern,<br />

die jedoch selbst<br />

nie ins ganz grelle Rampenlicht<br />

rückten. Nach der<br />

Highschool in Beaumont,<br />

Texas, und jugendlichen<br />

Wanderjahren durch Georgia<br />

und Alabama kam der<br />

Unangepasste – einziger<br />

je ausgeübter Beruf: Postbote<br />

in L.A. 1965 – zur<br />

Band S<strong>to</strong>ne Country. Nach<br />

nur einer LP für RCA war's<br />

vorbei, Young wollte raus.<br />

Er unterschrieb ab 1969<br />

Soloverträge bei A&M,<br />

Reprise und RCA, Geld<br />

musste rein; bis 1978 blieb<br />

es bei Kurzgastspielen für<br />

„Große".<br />

Die wenigen LPs genügten,<br />

um einige der besten und wichtigsten<br />

(weil lukrativen) Titel seiner<br />

Karriere zu präsentieren: "Seven<br />

Bridges Road", "Lonesome, On'ry<br />

And Mean", "Montgomery In The<br />

Rain" und "Alabama Highway"; sie<br />

wurden immer wieder von Mitstreitern<br />

wie Joan Baez, Rita Coolidge, Iain<br />

Mat<strong>the</strong>ws, Dolly Par<strong>to</strong>n und vor allem<br />

den Talerbringern The Eagles gecovert.<br />

Young war längst ein Star<br />

der Stars und Idol seiner Fangemeinde.<br />

Sie schätz(t)en – neben<br />

den großartigen Songs – vor allem<br />

eine unverwechselbare Stimme: einschmeichelnd<br />

weich, zugleich hart wie<br />

ein Brett.<br />

Mitte 1982 lieferte Young mit TO SA-<br />

TISFY YOU eine Glanzleistung ab – auf<br />

Rounder Records (hier: Line), noch das<br />

größte von Labels wie Mill (Schweden),<br />

Voodoo, Watermelon,<br />

Appleseed und<br />

Starry Pyramid,<br />

auf denen er<br />

künftig sporadisch<br />

veröffentlichen<br />

würde. Unter<br />

anderem mit dem exzellenten<br />

E-Gitarristen Mac<br />

Gayden kamen Goldstücke<br />

wie "They Call<br />

It Love", "No Expectations"<br />

und David Olneys<br />

"The Contender" (der<br />

Box[er-]Song schlechthin)<br />

aufs Band. Auf den<br />

heute nur noch schwer<br />

erhältlichen Folge-Alben<br />

LOOK HOMEWARD AN-<br />

GEL (1986) und LONG TIME<br />

RIDER (1990) hielt Young<br />

das hohe Niveau, ebenso<br />

auf SOLO/LIVE (1991) und<br />

SWITCHBLADES OF LOVE<br />

(1993).<br />

Der Einzelgänger mit Nomaden-Touch<br />

pausierte im<br />

Studio, kurierte Alkoholismus<br />

aus. Er verband Erfahrungsreisen<br />

– u.a. nach<br />

China, Indien, Ägypten, in<br />

die Mongolei, nach Australien<br />

– mit Konzerten, spielte<br />

die USA und Europa rauf und runter;<br />

dann und wann gab es Gigs mit Jubal,<br />

seinem heute 40-jährigen Sohn<br />

aus der Ehe mit der Singer/Songwriterin<br />

Terrye Newkirk. Überall kamen,<br />

nicht eben die Regel, hervorragende,<br />

ausbrechende Neuversionen<br />

seiner Songs an:<br />

Der simple Country-Stempel<br />

ist längst verblasst.<br />

Nach sieben Jahren<br />

gab es – Qualitätsverlust:<br />

null – wieder<br />

eine CD, PRI-<br />

MAL YOUNG. Dann<br />

setzte sich das Ein-<br />

Mann-Unternehmen erneut<br />

in Bewegung – per Au<strong>to</strong>, per<br />

Bahn, per Flieger.<br />

Was Young so gern und erfolgreich<br />

live präsentiert, setzte er 2005<br />

erstmals im Studio um: SONGLINES<br />

REVISITED, VOLUME ONE war der vorzügliche<br />

Beginn der Aufarbeitung eigenen<br />

Materials mit frischem Anstrich.<br />

Seine zweite Live-CD folgte 2007 mit<br />

STORIES ROUND THE HORSESHOE<br />

BEND.<br />

Steve Young (2.v.r.) mit S<strong>to</strong>ne County<br />

Mit 13 Alben auf zehn Labels in 42 Jahren<br />

gehört der musikalische Vagabund<br />

wahrlich nicht zu den berechenbarsten<br />

und produktivsten Künstlern. Steve<br />

Young („Ich bin der schlechteste Selbstverkäufer<br />

der<br />

Welt!") konnte<br />

dies aber zeitlebens<br />

kompensieren<br />

– durch<br />

ein starkes<br />

(Song-)Fundament,<br />

Geradlinigkeit<br />

und seine<br />

anerkannte<br />

Klasse an Mikro<br />

und Saiten. Der<br />

Fan von Carlos<br />

Mon<strong>to</strong>ya<br />

(1903–1993)<br />

und Dave Alvin (Blasters) macht Musik,<br />

um reisen zu können, und wo er einreist,<br />

macht er Musik. So (und mit Tantiemen)<br />

kommt er gut durch. „Eine 'Karriere'",<br />

hat Young mal gesagt, „ist mir wirklich<br />

völlig egal." Und genau diese Haltung<br />

führte zu einer sehr ungewöhnlichen ...<br />

Karriere.<br />

Seite 96 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Jean-Jacques Kravetz<br />

Maffay, Liszt &<br />

die Les Peetles<br />

Der Keyboarder Jean-Jacques Kravetz ist nicht nur wegen seiner<br />

Atlantis- und Frumpy-Vergangenheit sowie der jahrzehntelangen<br />

Mitgliedschaft in Peter Maffays Band und Udo Lindenbergs Panikorchester<br />

ein Urgestein der deutschen Rockszene. Der gebürtige<br />

Franzose (*23.5.1947) hat auch eine klassische Vergangenheit, studierte<br />

am Pariser Konserva<strong>to</strong>rium klassische Musik (Hauptinstrument:<br />

Saxofon, außerdem Klavier). Er betrieb eine Band mit Michel<br />

Polnareff (Jelly Rolls), ehe er 1967 nach Hamburg übersiedelte, wo<br />

er am Konserva<strong>to</strong>rium Saxofon unterrichtete und gleichzeitig seine<br />

Rockkarriere startete. Einen Bogen zwischen seinen beiden großen<br />

musikalischen Vorlieben schlägt der 64-Jährige auf seiner dritten<br />

Solo-CD (Arbeitstitel: LIVE AUF DER WARTBURG), die er live auf<br />

der Wartburg/Eisenach einspielte. Mit dabei: seine Söhne Pascal (g,<br />

keys, voc) und Julien (dr) sowie die Gitarristen Carl Carl<strong>to</strong>n, Frank<br />

Diez und Bassist Steffi Stephan). Weitere Gäste: Fools Garden, Caro<br />

und das 17-jährige Klavierwunderkind Camille Taver. Tags zuvor<br />

war auch sein Freund und Arbeitgeber Peter Maffay bei einem Empfang<br />

samt Dinner für Sponsoren von Kravetz' Musikstiftung sowie<br />

der in Eisenach ansässigen Lippmann & Rau-Stiftung anwesend und<br />

stand mit Jean-Jacques Kravetz auf der improvisierten Bühne.<br />

Wie kam es zu diesem Konzert?<br />

Ich erhielt von der Kulturbehörde und der Lippmann & Rau-Stiftung eine Einladung,<br />

anlässlich der 200-Jahr-Feier für den Komponisten Franz Liszt aufzutreten.<br />

Während der Gespräche im Vorfeld beschlossen wir, dass meine Musikstiftung<br />

Entrée – sie möchte junge Künstler, Studenten und Schüler unterstützen,<br />

die kein Geld haben – und die Lippmann & Rau-Stiftung künftig kooperieren.<br />

Wir haben darum diese Konzerte veranstaltet – das erste war nach drei Tagen<br />

ausverkauft, und wir haben gleich ein zweites drangehängt. Ich holte als Special<br />

Guest Peter Maffay für das Dinner, das vorher stattfand. Wir haben alles für eine<br />

CD mitgeschnitten, und so ist dieser musikalische Brückenschlag wunderbarerweise<br />

auch dokumentiert.<br />

Warum Brückenschlag?<br />

Ich hatte unseren „Nachwuchskünstler 2012" dabei, den wir fördern: Camille<br />

Taver, einen wunderbaren 17-jährigen Pianisten aus Frankreich. Er trug seine<br />

Eigenkomposition "Tombeau pour Franz Liszt" vor. Ich selbst habe auch einen<br />

Beitrag gespielt, eine Hommage an Franz Liszt. Und dann eben die Songs mit<br />

unseren Gästen.<br />

Bleibt es bei diesem einen Doppelkonzert auf der<br />

Wartburg?<br />

Wir haben beschlossen, dass wir in Thüringen auf jeden Fall mehrere Projekte<br />

auf die Beine stellen. Es werden Workshops ausgerichtet, wir werden dort auch<br />

die Platte präsentieren. Da wird der legendäre Tourveranstalter Fritz Rau dabei<br />

sein – wenn es irgendwie geht, denn er ist gesundheitlich ziemlich angeschlagen.<br />

Wir werden 120 Leute aus Politik, Kultur und Medien einladen, auch um für die<br />

Stiftungen zu werben.<br />

Warum all diese Projekte ausgerechnet in Thüringen?<br />

Sie fördern das dort mit öffentlichen Mitteln, haben auch unsere Wartburg-Kon-<br />

zerte mit einem Zuschuss ermöglicht! Das war sehr aufregend, so eine Einladung<br />

zu bekommen, denn die Wartburg ist ja Weltkulturerbe. „200 Jahre Franz Liszt"<br />

war der Einstieg – mein erstes Taschengeld hatte ich übrigens für eine Langspielplatte<br />

mit Klavierkonzerten von Liszt ausgegeben. Da war ich natürlich <strong>to</strong>tal s<strong>to</strong>lz,<br />

auf der Wartburg beim Liszt-Jubiläum dabei sein zu dürfen – und das auch noch<br />

mit einer Rockband! Wir haben unsere Lautstärke reduziert, soweit es ging – und<br />

am Ende sind wir mit den Leuten auf der Wartburg eine große Familie geworden<br />

und werden mehrere Sachen gemeinsam machen. Wir bereiten uns schon vor auf<br />

den großen Geburtstag von Richard Wagner 2013. Was wir machen, werden wir<br />

immer aufnehmen. Die neue Platte entspricht genau dem, was ich mir gewünscht<br />

habe: Es gibt ein Wort, das lautet Musik und schließt jede Richtung ein. Und genau<br />

das ist auf dieser Platte zu hören.<br />

Was war deine erste Pop- oder Rockplatte?<br />

Eine Single, die habe ich mir mit 15 Jahren geholt – da war ich zu Besuch bei<br />

meinem Cousin in Bournemouth in England. Der lud mich zu einem Konzert<br />

ein: Ich hatte die Wahl zwischen den Shadows mit Cliff Richard und den Beatles.<br />

Die Beatles waren mir nicht bekannt, die machten eine England-Tournee ohne<br />

Roadies, fuhren in einem kleinen Ford-Bus. Ich ging ganz neugierig hin und<br />

verstand keinen Ton von dem, was sie spielten, weil die Leute so kreischten. Ich<br />

habe mir anschließend sofort die EP gekauft, die ich noch immer im Schrank<br />

stehen habe: die mit "Twist And Shout" und drei weiteren Titeln (kam im UK<br />

1963 mit "Do You Want To Know A Secret", "A Taste Of Honey" und "There's A<br />

Place" raus, Anm. d. Au<strong>to</strong>rs). Bevor ich England verließ, habe ich mir gleich noch<br />

ihre neue Single gekauft, "She Loves You". Dann schwärmte ich in Frankreich von<br />

den Beat les, die dort noch niemand kannte! Kurz darauf haben wir die Band Les<br />

Peetles gegründet, uns als Beatles verkleidet und sie nachgespielt.<br />

Philipp Roser<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Archiv Kravetz<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> n Seite 97


© Pressefo<strong>to</strong><br />

... zuguterletzt Impressum<br />

Lance Lopez<br />

Sein Vater wurde als Soldat häufig versetzt,<br />

und so lebte Lance Lopez in Louisiana,<br />

Texas und Florida – überall sog er<br />

musikalische Einflüsse auf. Blues-Rock<br />

ist sein Metier, doch auch der Soul seiner<br />

früheren Arbeitgeber Johnnie Taylor und<br />

Lucky Peterson prägten den singenden<br />

Gitarristen. Jetzt hat er mit HANDMADE<br />

MUSIC seine sechste Solo-CD vorgelegt.<br />

Lance, zu Deutschland scheint es eine besondere<br />

Verbindung zu geben ...<br />

Ich begann vor etwa zehn, elf Jahren, mit<br />

meiner Band hier zu spielen, nachdem ich<br />

vorher schon mit<br />

Lucky Peterson<br />

da gewesen war.<br />

– in Deutschland<br />

läuft es<br />

richtig gut für<br />

mich. HAND-<br />

MADE MUSIC<br />

ist das zweite Album für das Label MiG in<br />

Hannover. Und dann wären da noch die<br />

familiären Bande: Mein Vater war mal in<br />

Baumholder stationiert, und ich habe zwei<br />

deutsche Halbbrüder. Sie leben hier, und<br />

ich besuche sie immer während meiner<br />

Tourneen.<br />

Du hast auch schon im "<br />

Rockpalast" gespielt.<br />

Sie hatten mich bereits 2006 eingeladen,<br />

allerdings war das die Zeit, als ich einige<br />

Jahre nicht nach Europa kam. Als es dann<br />

mit Gigs hier wieder klappte, meldete ich<br />

bei den „Rockpalast"-Leuten und konnte<br />

in einer Show mit Joe Bonamassa und<br />

The Brew spielen. Sie sprangen kurzfristig<br />

für Robin Trower & Jack Bruce ein, weil<br />

Bruce erkrankt war. Das Resultat ist als<br />

DVD meiner letzten CD SALVATION FROM<br />

SUNDOWN beigefügt.<br />

Die und HANDMADE MUSIC hat mit Jim<br />

Gaines ein renommierter Altmeister produziert<br />

...<br />

Stimmt. Wir kennen uns schon länger, aber<br />

ich konnte ihn mir nie leisten, weil mein<br />

früheres Label nicht das nötige Budget<br />

lockermachte. Jim hat mit so vielen großen<br />

Leuten gearbeitet, vor allem mit Gitarristen<br />

wie Steve Miller, Stevie Ray Vaughan,<br />

Carlos Santana, Ronnie Montrose,<br />

George Thorogood. Er ist Experte für <strong>to</strong>lle<br />

Gitarrensounds, hat zudem einiges aus mir<br />

herausgekitzelt. Wir kooperierten sehr eng,<br />

und er ist durchaus mit dafür verantwortlich,<br />

dass es diesmal rockiger zur Sache<br />

geht. SALVATION FROM SUNDOWN war<br />

ja ziemlich bluesig ausgefallen, mehr in<br />

Richtung des traditionellen Blues. pro<br />

Andy Fairwea<strong>the</strong>r<br />

Low & The Low Riders<br />

Chris Kramer<br />

In einer Show<br />

mit Bonamassa Live im Bahnhof, Ruhrpott-Blues<br />

live in Clubs mit Mick Taylor<br />

„Ich bin <strong>to</strong>tal happy,<br />

Hauptsache,<br />

die Fanzahlen<br />

steigen:<br />

Das klappt<br />

überall", zwinkert<br />

der sichtbar<br />

bestgelaunte<br />

Amen-Corner-<br />

Sänger in der<br />

Pause seines<br />

zweiten<br />

Konzerts im<br />

renovierten<br />

Bahnhof von<br />

Bad Salzuflen,<br />

in dem sich von<br />

Chris Farlowe<br />

bis Roachford<br />

regelmäßig drei<br />

Generationen<br />

Rock-Aris<strong>to</strong>kratie<br />

tummeln.<br />

„Derlei Adel habe ich auch in den Gaddabouts",<br />

sekundiert Fairwea<strong>the</strong>r, „mit Steve<br />

Gadd, Pino Palladino, der wunderbaren<br />

Edie Brickell – und ausgerechnet meiner<br />

Wenigkeit!" Heute ist er ganz bei seiner eigene<br />

Club-Combo, weiß genau, warum er<br />

der gefühlt aktuellen Live-DVD von 2008<br />

bereits die Konzert-CD LIVELY folgen lässt:<br />

„Ich wollte ein Dokument mit genau dieser<br />

Band. Chris Stain<strong>to</strong>n am Piano oder<br />

Richard Dunn an der Hammond waren <strong>to</strong>p,<br />

aber das besondere Flair Nick Pentelows<br />

(Ex-Roger Chapman) galt es einzufangen!<br />

Es gibt Perlen im Set wie 'Slowly' von<br />

Webb Pierce, nach dem viele Fans fragen."<br />

Am anderen Ende der Stilpalette "Lightnin'<br />

Boogie" vom Idol Lightnin' Hopkins, bei<br />

dem Low seinem Faible für harsche Äxte<br />

frönen kann. Drummer Paul Beavis brilliert<br />

als Meister rhythmischen Understatements<br />

und untergründiger Grooves, Dave<br />

Bronze, langjähriger Clap<strong>to</strong>n- und Procol-<br />

Partner, greift zum elektrischen Kontrabass<br />

und singt "Lowriders-Low-Harmonies".<br />

Der bas telte die CD aus Pult-Mitschnitten<br />

2009–2011. Fairwea<strong>the</strong>r: „Ich wollte das<br />

Ding für einen Zehner rausbringen, denn ich<br />

kenne meine Kaufgewohnheiten! In Hamburgs<br />

Down<strong>to</strong>wn hat jeder Zweite eine Platte<br />

gekauft" – und das in der Ära Download.<br />

„Alle Songs für mein neues Album sind geschrieben",<br />

wiederholt der Waliser, der jetzt<br />

auf Kate Bushs SNOW-Song "Wildman" zu<br />

hören ist: „Zunächst mal war ich kürzlich<br />

in den USA für den zweiten Wurf unserer<br />

Gaddabouts, zu dem unserer Sängerin Edie<br />

Brickell wieder schöne Songs einfielen: Ich<br />

habe noch nie eine Künstlerin erlebt, die so<br />

viel zur Auswahl hatte – und uns nach unserer<br />

Meinung fragte. Ich mochte sie echt<br />

alle. Wir hatten verboten viel Spaß, fast alles<br />

entstand live: LOOK OUT NOW erscheint am<br />

12. Februar 2012 – wir <strong>to</strong>uren im Mai durch<br />

die USA!"<br />

utw<br />

KRAMER KOMMT heißt die neue CD vom<br />

Ruhrpott-Blueser und Harpvirtuosen Chris<br />

Kramer. Er bringt <strong>GoodTimes</strong> auf den neuesten<br />

Stand der Dinge.<br />

Warum hast du die CD in Deutschland eingespielt,<br />

wie wirkte sich das aus?<br />

Ich hatte mir mit CHICAGO BLUES einen<br />

Herzenswunsch erfüllt<br />

und das Album<br />

mit Teilen der Muddy<br />

Waters Band in<br />

den USA aufgenommen.<br />

Nach dieser<br />

traditionellen Arbeit wollte ich bewusst<br />

moderner, zeitgemäßer und rockiger zu<br />

Werke gehen und so den Weg von KOMM<br />

MIT und UNTERWEGS weiterverfolgen.<br />

Mick Taylor und Chuck Leavell sind wieder<br />

dabei – was verbindet dich mit ihnen?<br />

Chuck hatte ich in Macon, Georgia, getroffen<br />

und dort aufgenommen. Bei ihm<br />

hat mich vor allem sein Wesen tief beeindruckt,<br />

was für ein klasse Mensch! Für<br />

mich war es ein unglaublich <strong>to</strong>lles Gefühl,<br />

dass ein Musiker, der soviel erreicht und<br />

mit den S<strong>to</strong>nes, Clap<strong>to</strong>n und den Allman<br />

Bro<strong>the</strong>rs Rockgeschichte geschrieben hat,<br />

sich so intensiv auf meine Song vorbereitete!<br />

Mick Taylor, mit dem ich in London<br />

aufnahm, ist immer noch ein Ideenquell.<br />

Durch seine sensible, eher zurückhaltende<br />

Art und rhythmische Raffinesse schafft er<br />

es, Songs seinen unnachahmlichen Stempel<br />

aufzudrücken.<br />

Wie sind inzwischen die Reaktionen auf<br />

die deutschen Texte?<br />

Es gibt natürlich immer noch Menschen,<br />

die sich kategorisch dagegen sträuben,<br />

dass uramerikanische Musik in deutscher<br />

Sprache gesungen wird – aber die kann<br />

ich sowieso nie erreichen. Den großen<br />

Unterschied in den Reaktionen merkt<br />

man vor allem live. Hier bekomme ich<br />

Applaus für Textzeilen und Ansagen, weil<br />

es die Leute einfach verstehen, darüber<br />

lachen oder es sie berührt. So gewinne<br />

ich ihre Aufmerksamkeit und am Ende<br />

hoffentlich auch ihr Herz.<br />

Du bist mit einer deutschen Allstar-Band<br />

live unterwegs – wie kam's dazu?<br />

Das sind Freunde, die auch die CD einspielten.<br />

Ich bin sehr dankbar, dass so <strong>to</strong>lle<br />

Musiker mit mir unterwegs sind; und das<br />

Publikum merkt auch, dass jeder einzelne<br />

ein Meister seines Faches ist und wir zusammen<br />

einfach viel Spaß haben. pro<br />

Die nächste <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe erhalten Sie ab dem 16. März 2012.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Anschrift:<br />

NikMa Verlag<br />

Fabian Leibfried<br />

Eberdinger Straße 37<br />

71665 Vaihingen/Enz<br />

Tel.: 07042/37660-160<br />

Fax: 07042/37660-188<br />

email: goodtimes@nikma.de<br />

www.goodtimes-magazin.de<br />

Herausgeber und Chefredakteur:<br />

Fabian Leibfried (fl)<br />

Mitarbeiter: Jens-Uwe Berndt (jub), Rüdiger<br />

Bloemeke (rb), Lothar Brandt (lb), Paul Breitbach,<br />

Mathias Buck, Heinz Dietz, Michael<br />

Fuchs-Gamböck, Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r (hjg),<br />

Ralf Gün<strong>the</strong>r (rg), Hartmut Hennig (hhe, Fo<strong>to</strong>s),<br />

Christian Hentschel (che), Tino Krauter (tk),<br />

Frank Küster (fk), Willi Kuper (wk, Fo<strong>to</strong>s),<br />

Andrea Leibfried (al, Fo<strong>to</strong>s), Bernd Ma<strong>the</strong>ja (bm),<br />

Helmut Ölschlegel (ös, Fo<strong>to</strong>s), Martin Reichold<br />

(mr), Michele Robustino (mro, Fo<strong>to</strong>s), Markus<br />

Roosen, Philipp Roser (pro), Ulrich Schwartz (us),<br />

Frank Schuster (frs), Peter Seeger (p), Claudia<br />

Seeger-Wedeleit (csw), Alan Tepper (at), Uli<br />

Twelker (utw), Thomas Wachter<br />

Kaufmännische Leitung:<br />

Andrea Leibfried (Abonnements, Shop)<br />

Grafische Gestaltung:<br />

Kathleen Müller, grafik@nikma.de<br />

Andrea Zagmester, kult@nikma.de<br />

England-Korrespondentin: Brigitte Jeffs (bj)<br />

Amerika-Korrespondent: Eric Drolette (ed)<br />

Anzeigenverkauf:<br />

Petra Czerny, anzeigen@nikma.de<br />

Tel.: 07042/37660-165<br />

Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH,<br />

Postfach 1211, 53334 Meckenheim,<br />

Tel.: 02225/88 01-0<br />

Druckerei: Dierichs Druck + Media GmbH &<br />

Co. KG, Frankfurter Str. 168, 34121 Kassel<br />

Erscheinungsweise: 6 x jährlich<br />

Abonnement:<br />

Für 6 Ausgaben im Kalenderjahr<br />

Inland: € 36,00<br />

Europa: € 40,00<br />

Overseas: € 50,00 (Alle Preise inkl. 7% MwSt.)<br />

Copypreis:<br />

Einzelheft: € 6,50 (Preis inkl. 7% MwSt.)<br />

Anzeigen:<br />

Für gewerbliche Anzeigen bitte<br />

Preisliste Nr. 16 (inkl. Mediadaten) anfordern.<br />

Kleinanzeigen:<br />

Zeilenpreise für Gewerbliche und Verkaufsanzeigen<br />

€ 1,10; Zeilenpreise für Privatanzeigen<br />

(Kauf & Tausch) € 0,55 (jeweils inkl.<br />

19% MwSt.) Für Kleinanzeigenbestellungen<br />

beachten Sie bitte die Hinweise auf dem<br />

Bestellschein im Heft.<br />

Anzeigenbuchungsschluss:<br />

Heft Nr. 2/2012 = 24.02.2012<br />

Heft Nr. 3/2012 = 27.04.2012<br />

Heft Nr. 4/2012 = 29.06.2012<br />

Heft Nr. 5/2012 = 31.08.2012<br />

Heft Nr. 6/2012 = 26.10.2012<br />

Kon<strong>to</strong>verbindung:<br />

NikMa Verlag<br />

Kreissparkasse Ludwigsburg<br />

Kon<strong>to</strong>: 108 294<br />

BLZ: 604 500 50<br />

IBAN: DE38 6045 0050 0000 1082 94<br />

BIC: SOLADES1LBG<br />

Titelfo<strong>to</strong>:<br />

<strong>Led</strong> <strong>Zeppelin</strong>: Bildarchiv Hallhuber<br />

Der Verlag hat sich bemüht, alle Rechteinhaber<br />

der abgedruckten Fo<strong>to</strong>s zu erreichen. Leider ist<br />

dies nicht in allen Fällen gelungen. Ggf. möchten<br />

bisher unbekannte Urheber ihre Ansprüche geltend<br />

machen.<br />

<strong>GoodTimes</strong> ist auf umweltfreundlichem, chlorfrei<br />

gebleichtem Papier gedruckt!<br />

Weiterverwendung aller in <strong>GoodTimes</strong> erschienenen<br />

Artikel, Interviews, Discographien, Fo<strong>to</strong>s,<br />

Rezensionen etc. nur mit der Zustimmung des<br />

Herausgebers gestattet. Gerichtsstand: Stuttgart<br />

Seite 98 n <strong>GoodTimes</strong> 1/2012 n <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


P A U L V I N C E N T<br />

Ticket To Ride • Norwegian Wood • I Saw Her Standing There<br />

You’ve Got To Hide Your Love Away • Girl • Blackbird<br />

I Feel Fine • In My Life • Daytripper • I’ve Just Seen A Face<br />

MASTERED AT ABBEY ROAD STUDIOS<br />

Paul Vincent’s brand new CD now available at:<br />

http://shop.luxusmusik.de<br />

Logos, Produkt- und Markennamen sind Eigentum ihrer respektiven Inhaber. Amazon, das Amazon-Logo und Amazon.de sind eingetragene Marken<br />

von Amazon Europe Holding Technologies SCS und Tochtergesellschaften.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!