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DVD<br />
REVIEWS<br />
JOY DIVISION<br />
UNDER REVIEW<br />
Die Dokumentation<br />
„Joy Division” des<br />
Regisseurs<br />
Grant<br />
Gee ist immer noch<br />
die<br />
maßgeblichste<br />
filmische Auseinandersetzung<br />
mit der<br />
kurzlebigen,<br />
aber<br />
sehr einflussreichen<br />
Post-Punkcombo aus<br />
Manchester. Entgegen Et den zwar gelungenen,<br />
jedoch fiktionalen Spielfilme „Control” und<br />
„24 Hour Party People” kommen darin die<br />
Bandmitglieder und deren wichtigsten Wegbegleiter<br />
selbst zu Wort. Die Doku „Under<br />
Review” kann mit Gees Film zwar nicht mithalten,<br />
stellt aber eine gute Ergänzung dar.<br />
In dem nicht-au<strong>to</strong>risierten Werk (englische<br />
Tonspur, keine Untertitelung!) kommen keine<br />
unmittelbaren Zeitzeugen zu Wort, sondern<br />
lediglich Musikkritiker, die Joy Division<br />
eher aus der Ferne, dafür aber sehr reflektiert<br />
beobachten und gründlich Song für Song abhandeln,<br />
darunter Barney Hoskins („Mojo”)<br />
und John Robb („Melody Maker”). Die auf<br />
der Rückseite der DVD-Hülle angepriesenen<br />
„rare musical performances” beschränken<br />
sich auf wenige Minuten.<br />
(Sexy Intellectual/cms, 2006,<br />
70 Min. + Bonus) frs<br />
RAINBOW<br />
LIVE IN MUNICH 1977<br />
Der WDR schnitt<br />
für den „Rockpalast”<br />
mit, als Ritchie<br />
Blackmore mit Rainbow<br />
am 20.10.1977<br />
in der Münchner<br />
Olympiahalle<br />
gastierte<br />
– mit Ronnie<br />
James Dio (voc),<br />
Cozy Powell (dr),<br />
BbD Bob Daisley il (b) und dMark S<strong>to</strong>ne als Tony-<br />
Carey-Nachfolger an den Keyboards. Die<br />
Bilder sind für heutige Sehgewohnheiten<br />
zwar suboptimal, dafür aber entschädigen<br />
Sound und Performances: Die Band spielte<br />
ebenso entfesselt wie inspiriert auf, leidenschaftlich,<br />
emotional, schlicht heute noch<br />
elektrisierend. Allen voran der Bandleader,<br />
dem die Jahrhundertstimme Dio in Nichts<br />
nachstand. Die Veröffentlichung von 2006<br />
ist jetzt um zwei Interviews mit Bob Daisley<br />
und dem Bandvertrauten Colin Hart sowie<br />
Promovideos, der Dokumentation „Rainbow<br />
Over Texas ‘76” und ein für DVD-Verhältnisse<br />
ungewöhnlich informatives Booklet<br />
erweitert. Bedenkenlos zu empfehlen.<br />
(Eagle Vision/edel, 2013, 146 Min.) pro<br />
RINGO STARR AND HIS<br />
ALL STARR BAND<br />
RINGO AT THE RYMAN<br />
Mit seinen wechselnden<br />
All Starrs<br />
ist der frühere Beatles-Drummer<br />
Ringo<br />
Starr seit 1989<br />
unterwegs, das Set<br />
besteht aus einem<br />
festen Gerüst einiger<br />
Fab-Four-Stücke<br />
und eigener Erfolgsnummern.<br />
Dazu steuern seine jeweiligen Gäste<br />
ihre Hits bei. Im Ryman <strong>The</strong>atre in Nashville<br />
waren dies am 7. Juli 2012, an Ringos<br />
72. Geburtstag, immerhin Steve Luka<strong>the</strong>r (g,<br />
To<strong>to</strong>), Todd Rundgren (g), Gregg Rolie (keys,<br />
Santana, Journey), Richard Page (b, Mr. Mister)<br />
– und nur bei diesem Gig Starrs war sein<br />
Schwager Joe Walsh dabei, der seinen “Rocky<br />
Mountain Way” beschritt und außerdem beim<br />
großen Finale dazu stieß: Zur Zugabe “With<br />
A Little Help From My Friends”/”Give Peace<br />
A Chance” kamen zudem einige Nashville-<br />
Größen wie Richard Marx oder Vince Gill auf<br />
die Bühne – allein diese Anhäufung von Stars<br />
ist den DVD-Erwerb wert! Zumal die älteren<br />
Herren spielfreudig agierten und klangmäßig<br />
und optisch (<strong>to</strong>lle Kameraführung) perfekt<br />
eingefangen wurden.<br />
(Universal, 2013, 120 Min.) pro<br />
IRON MAIDEN<br />
MAIDEN ENGLAND ‘88<br />
Gerüchteweise haben<br />
viele<br />
Heavy-Metal-<br />
Fans ihren alten<br />
VHS-Player nur noch<br />
aus einem einzigen<br />
Grund: um damit das<br />
im November 1988<br />
mitgeschnittene Iron-<br />
Maiden-Konzert der<br />
„Seventh Son Of A<br />
Seventh Son World ldTour” vor ausverkauftem<br />
Haus in Birmingham zu genießen. Jetzt haben<br />
diese alten Geräte ausgedient, MAIDEN<br />
ENGLAND ‘88 erschien Ende März endlich<br />
auch auf DVD. Und wie es sich für so einen<br />
Meilenstein der Rockgeschichte gehört, bieten<br />
die zwei DVDs nicht nur einen technischen<br />
Quantensprung, sondern locken neben den ursprünglich<br />
fehlenden Zugaben des Konzertes<br />
(“Run To <strong>The</strong> Hills”, “Running Free”, “Sanctuary”)<br />
auch mit massenhaft Bonus-Material.<br />
Die komplette zweite Disc ist dafür reserviert,<br />
beginnend mit dem 40-minütigen dritten Teil<br />
der Bandgeschichte, die die Jahre 1986 bis<br />
1988 abdeckt. Darauf folgt – natürlich auch<br />
als DVD-Premiere – die 1987 (als VHS-Video)<br />
veröffentlichte Doku „12 Wasted Years”,<br />
die 90 Minuten Archivmaterial in Form von<br />
Interviews und Live-Aufnahmen aus den<br />
Anfangsjahren von Iron Maiden präsentiert,<br />
außerdem gibt es noch fünf Promovideos.<br />
Pflicht für Heavy-Metal-Fans!<br />
(EMI, 2013, DVD 1 100 Min,<br />
DVD 2 156 Min.)<br />
us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
GET UP! STAND UP!<br />
Seit 1986 veranstaltet<br />
Amnesty International<br />
eine Konzertserie<br />
mit dem Titel „<strong>The</strong><br />
Human Rights Concerts”.<br />
Das erste dieser<br />
Konzerte mit dem<br />
Untertitel „A Conspiracy<br />
Of Hope” fand<br />
im<br />
amerikanischen<br />
New Jersey statt, tt wo u.a. Bob Geldof &<br />
Steven Van Zandt (“Redemption Song”),<br />
Miles Davis (“Speak”/”That’s What Happened”),<br />
U2 (“Sunday Bloody Sunday”) und<br />
<strong>The</strong> Police (“Message In A Bottle”) auf der<br />
Bühne standen. Zwei Jahre später in Buenos<br />
Aires waren es Künstler wie Tracy Chapman<br />
(“Talkin’ ‘Bout A Revolution”), Peter Gabriel<br />
(“Sledgehammer”) und Bruce Springsteen<br />
(“Born In <strong>The</strong> USA”), 1990 in Chile Jackson<br />
Browne (“Lives In <strong>The</strong> Balance”) und Sinéad<br />
O’Connor (“Nothing Compares 2 U”).<br />
Den Abschluss dieser Benefiz-Rückschau<br />
bilden dann Aufnahmen vom 1998er Konzert<br />
in Paris, wo das Publikum Alanis Morissette<br />
(“Hand In My Pocket”), Jimmy Page<br />
& Robert Plant (“Rock And Rolls) und Radiohead<br />
(“Karma Police”) zu sehen bekam,<br />
bevor dann Bruce Springsteen, Peter Gabriel,<br />
Tracy Chapman und Youssou N’Dour<br />
mit einem bewegenden “Get Up, Stand Up”<br />
einen krönenden Schlusspunkt setzten.<br />
(Eagle Vision/edel, 2013, 152 Min.) tk<br />
RORY GALLAGHER<br />
LIVE AT THE MONTREUX<br />
FESTIVAL 1975–94<br />
Wenn es einen<br />
Musiker gab, dessen<br />
Heimat die<br />
Live-Bühne<br />
war,<br />
dann Rory Gallagher.<br />
Und wenn der<br />
irische Saitenderwisch<br />
dann auch noch vor anspruchsvollem<br />
(Jazz-)Publikum in Montreux auftrat, war<br />
Höchstleistung garantiert. LIVE AT THE<br />
MONTREUX FESTIVAL 1975–94 fasst<br />
nun auf zwei DVDs und einer CD Material<br />
zusammen, das über den Zeitraum von fast<br />
zwei Dekaden entstanden ist. Zunächst geht<br />
es mit je einer guten Handvoll Songs chronologisch<br />
durch die Jahre 1975, 77, 79, 85<br />
und 94, bei denen Gallagher mit seiner E-<br />
Gitarre das Geschehen auf der Bühne dominierte.<br />
Zusätzlich sind noch Stücke aus<br />
den Jahren 1975, 77 und 85 dabei, bei denen<br />
es dann rein akustisch zuging und er seine<br />
virtuose Klasse an Mandoline, Dobro oder<br />
akustischer Gitarre bewies. Auch hier gibt es<br />
den Rory Gallagher zu hören, der auf Grund<br />
seiner Natürlichkeit, seiner harten Arbeit und<br />
seines untrüglichen Gefühls für die richtigen<br />
Töne wie kaum ein anderer von seinem Publikum<br />
geliebt wurde.<br />
(Eagle/edel, 2013, 2 DVDs 200 Min.) us<br />
ALANIS MORISSETTE<br />
LIVE AT MONTREUX 2012<br />
Die erste offizielle<br />
Liveveröffentlichung<br />
der<br />
kanadischen<br />
Musikerin<br />
Alanis<br />
Morissette seit UN-<br />
PLUGGED von 1999<br />
beschert eine stilvolle<br />
Soiree am Genfer<br />
See, bei der die singende<br />
Songschmiedin am 2.7.2012 neben<br />
ihren Klassikern auch zu diesem Zeitpunkt<br />
noch unveröffentlichte Songs präsentierte<br />
– und ihre Fähigkeiten als Entertainerin unterstrich.<br />
Im einen Augenblick alternativerockig,<br />
im nächsten gefühlvoll, aber nicht<br />
schmalzig mit ihrer unverkennbaren Stimme<br />
balladierend. Dazu hatte sie bei ihrem dritten<br />
Gastspiel beim Montreux Jazz Festival eine<br />
sensibel und stets passend agierende Band<br />
im Rücken, die ihren nicht unwichtigen<br />
Beitrag leistete, die Stärken der Protagonistin<br />
zum Tragen zu bringen. Ein gelungener<br />
und höchst vergnüglicher Konzertabend, der<br />
zwischen dem Morissette-typischen <strong>The</strong>ma<br />
Angst und Frohsinn variiert, den sie ebenso<br />
zu verbreiten versteht.<br />
(Eagle Vision/edel, 2013, 98 Min.) pro<br />
DVD – Blu-ray<br />
STRASSENJUNGS<br />
DAUERLUTSCHER REPORT 1<br />
Vermutlich hätte jede<br />
andere Band den<br />
Regisseur der DVD<br />
DAUERLUTSCHER<br />
REPORT 1 vor die<br />
Tür gesetzt, nachdem<br />
er ihr seine Idee vorgetragen<br />
hatte. Nicht<br />
so die Strassenjungs.<br />
Bei denen darf davon<br />
ausgegangen werden, dass die Dramaturgie des<br />
Films auf ihrem eigenen Mist gewachsen ist:<br />
Nils Selzer sitzt hinterm Studiopult und erzählt<br />
– mit einer Standkamera (!) abgefilmt – die<br />
35-jährige Geschichte der Band „in 90 Minuten”,<br />
wie es auf dem Cover heißt. Der Clou: Die<br />
Geschichten des Sängers und Kopf der Gruppe<br />
werden durch Comic-artige Gimmix unterstützt.<br />
Da fliegen Gegenstände durchs Bild,<br />
ploppen Bildchen und Sprüche auf, überhöhen<br />
Geräusche die geschilderten Situationen. Dazu<br />
gibt es Originalfo<strong>to</strong>s, die undergroundigsten<br />
Live-Aufnahmen, Clips, Filme und, und, und.<br />
Das ist zum Teil äußerst spannend, häufig ziemlich<br />
lustig – und trotzdem kommt mit der Zeit<br />
Unmut darüber auf, dass all die his<strong>to</strong>rischen<br />
Einlassungen meistens nur für wenige Sekunden<br />
angespielt wurden. Ein extra Menüpunkt<br />
mit den ausgespielten Songs ohne Kommentierung<br />
wäre eine echte Alternative gewesen.<br />
Nichtsdes<strong>to</strong>trotz bleibt DAUERLUTSCHER<br />
REPORT 1 eine äußerst unterhaltsame DVD,<br />
die eine der wichtigsten Punkbands Deutschlands<br />
würdigt und eine Lücke in der musikhis<strong>to</strong>rischen<br />
Rezeption schließt.<br />
(Tritt Records, 2013, 90 Minuten) jub<br />
THE MOODY BLUES<br />
LIVE AT THE ISLE OF WIGHT<br />
FESTIVAL 1970 + LIVE AT<br />
MONTREUX 1991<br />
1970, als die Moody Blues beim Isle Of<br />
Wight Festival gastierten, war die britische<br />
Band auf dem kreativen (und kommerziellen)<br />
Höhepunkt ihrer Karriere. Innerhalb kurzer<br />
Zeit hatte sich damals ihr anfangs noch eher<br />
rauer R&B zu einem ganz eigenen Sound entwickelt,<br />
der sich genauso bei psychedelischen<br />
Pop wie bei progressivem Rock bediente,<br />
und mit dem sie das gigantische Zuschauermeer<br />
des legendären Festivals mit Hits<br />
wie “Question”, “Ride My See Saw” oder<br />
“Nights In White Satin” in ihren Bann zogen.<br />
Über 20 Jahre später kam es dann zum bisher<br />
einzigen Auftritt der Moody Blues beim<br />
renommierten Jazz Festival in Montreux. Auf<br />
LIVE AT MONTREUX 1991 zeigen sie in<br />
der Besetzung Justin Hayward, Ray Thomas,<br />
John Lodge und Graeme Edge, dass sie ihre<br />
Musik immer noch in diesem eigenständigen<br />
Stil präsentieren können und ihre alten Hits<br />
noch nichts von ihrer Faszination verloren<br />
haben. Beide Konzerte erscheinen als DVD/<br />
CD-Doppelpacks.<br />
(Eagle Vision/edel, 2013, 79 Min. + 95 Min.) tk<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 61