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CD<br />
Berkeley. Die sechs Bonus-Einspielungen<br />
auf CD 2 mit Montgomerys<br />
Brüdern Buddy und Monk stammen<br />
aus Jorgies Jazz Club in St. Louis,<br />
Missouri.<br />
(Essential Jazz, 1961–1962,<br />
9/71:00, 9/74:42) utw<br />
RED BARAAT<br />
SHRUGGY JI<br />
Wo auch<br />
immer Red<br />
Baraat aufkreuzen,<br />
sorgen sie<br />
für Begeisterung.<br />
Wer<br />
die neunköpfige Multikulti-Formation<br />
aus New York bei einem ihre zahlreichen<br />
Konzerte im vergangenen<br />
Jahr erlebt hat, etwa auf dem Burg<br />
Herzberg Festival, und gesehen hat,<br />
wie selbst der World <strong>Music</strong> weniger<br />
zugeneigte Hörer irgendwann die<br />
Arme in die Luft reißen und ekstatisch<br />
zu tanzen beginnen, der hat<br />
eine Vorstellung, wie infektiös ihre<br />
Grooves und Melodien sind. Die Perkussion-<br />
und Bläsercombo um den<br />
Dhol-Spieler Sunny Jain (die Dhol<br />
ist ein wuchtige indische Trommel)<br />
liefert einen unwiderstehlichen Mix<br />
aus Jazz, Funk und nordindischem<br />
Bhangra, der ob seiner Vitalität und<br />
Drehzahl selbst Blaskapellen aus<br />
Osteuropa und New Orleans vor<br />
Neid erblassen lässt. Mit SHRUGGY<br />
JI legt die Band nun den Nachfolger<br />
ihres gefeierten Debüts CHAAL<br />
BABY (2012) vor. Das Album, das<br />
gleich nach Veröffentlichung in den<br />
USA an die Spitze der Billboard<br />
World <strong>Music</strong> Charts schoss, bietet<br />
gegenüber dem Vorgänger wenig<br />
Überraschungen, erreicht aber ein<br />
gleich hohes musikalisches Niveau.<br />
(Jaro Medien, 2013, 13/60:33) frs<br />
DJANGO REINHARDT<br />
THE COMPLETE TRIOS<br />
Trios? Also ohne den Teufelsgeiger<br />
Stéphane Grappelli? So mag man<br />
fragen, aber Grappelli ist auf zehn<br />
Tracks dabei, dabei auch bei Quartettaufnahmen<br />
der „Zugabe”. Aber<br />
die Hauptperson bleibt die Ikone des<br />
Gypsy-Swing – jener Tausendsassa,<br />
der sich aus unbrauchbaren Fingern<br />
noch eine Weltklasse-Tugend erspielte.<br />
Ehrlicherweise wurde der<br />
“Tiger Rag” in nicht berauschender<br />
(also berauschter) Tonqualität vorangestellt,<br />
der Klang ist allgemein<br />
gut. Bestechend Reinhardts Bearbeitungen<br />
von Johann-Sebastian-Bach-<br />
Konzerten, betörend der “Blues”<br />
mit Philippe Brun an der Trompete<br />
und Grappelli mal an der Celeste.<br />
Für viele eine Entdeckung auch seine<br />
Version von Hoagy Carmichaels<br />
“Stardust” mit Coleman Hawkins<br />
am Tenorsaxofon, für das der Geiger<br />
ans Klavier geht, oder die Evergreens<br />
“I’ll See You In My Dreams”<br />
und “Margie”, die man von so unterschiedlichen<br />
Interpreten wie Andy<br />
Fairwea<strong>the</strong>r Low und Fats Domino<br />
kennt. Diese Schatztruhe bleibt<br />
frisch.<br />
(Essential Jazz/inakustik,<br />
1934–1945, 28/79:04) utw<br />
TERRI LYNE<br />
CARRINGTON<br />
MONEY JUNGLE –<br />
PROVOCATIVE IN BLUE<br />
MONEY JUNGLE hieß ein spätes Album<br />
Duke Elling<strong>to</strong>ns vom September<br />
1962. Mit Charles Mingus und Max<br />
Roach hatte sich der begnadete Komponist<br />
und Pianist die gigantischste<br />
Rhythm Section New Yorks und der<br />
Welt geangelt. Höchste Messlatte für<br />
die Schlagzeugerin Terry Lyne Carring<strong>to</strong>n<br />
und ihr Tribute: Mit Gerald<br />
Clay<strong>to</strong>n (p) und Christian Mc Bride<br />
(b) agiert sie aber ebenfalls in der<br />
Meisterklasse und liefert bei “A Little<br />
Max” ihr Kabinettstück. Auch mit<br />
Swingelementen klingen die Duke-<br />
Kompositionen hier absolut modern,<br />
selbst wenn die Akteure betagt sind: So<br />
spielt Legende Clark Terry die Trompete,<br />
und singt auf “Fleurette African”.<br />
Eigene Stücke von Carring<strong>to</strong>n (“Grass<br />
Roots”) und Clay<strong>to</strong>n (“Cut Off”) fügen<br />
sich nahtlos in den Elling<strong>to</strong>n-Kanon<br />
ein. Beim Finale “Rem Blues/<strong>Music</strong>”<br />
singt Shea Rose Musikdefinitionen,<br />
etwa wie eine schöne Frau in der Blüte<br />
ihrer Jahre. Es antwortet ihr als Elling<strong>to</strong>n:<br />
Herbie Hancock. Ungewöhnliches<br />
Konzept, exzellente Ausführung.<br />
(Groove Jazz/inakustik, 2013,<br />
11/62:28) utw<br />
MILES DAVIS<br />
QUIET NIGHTS / SKETCHES<br />
OF SPAIN<br />
Gil Evans<br />
plante Großes<br />
mit Rockikone<br />
Jimi Hendrix<br />
Großes – mit<br />
Jazzikone<br />
Miles Davis<br />
schaffte er bereits 1960 Gigantisches:<br />
Beide wollten es nicht wahrhaben.<br />
Sinfonischen Bossa-Nova, was hatte<br />
Miles und den Avantgarde-Sinfoniker<br />
nur geritten, Westcoast-Barmusik abzusondern?<br />
Gut, dass Davis & Evans<br />
die VÖ nicht verhindern konnten.<br />
Klar wirken diese Klänge „easy”, aber<br />
zwischen “Once Upon A Summertime”<br />
und “Corcovado” ist “Song”<br />
beste Hitchcock-Filmmusik. Drei<br />
Bonus-Titel. Vor den stillen Nächten<br />
lagen die SKETCHES OF SPAIN –<br />
das unerhörte Vorhaben, spanische<br />
Akustikgitarre und Streicher mit<br />
Trompete, Flügelhorn und bläserlastiger<br />
Bigband ins Amerikanische zu<br />
„übersetzen”, scheint bis heute vermessen<br />
– und gelungen, nicht nur<br />
beim “Pan Piper”! Miles Davis wird<br />
2013 Mainstream, seit sich Clare<br />
Danes in der TV-Serie „Homeland”<br />
per “My Funny Valentine” von Davis<br />
auf einen Lover-Besuch vorbereitet.<br />
Dieses Doppelset auf einer CD ist die<br />
perfekte Ergänzung.<br />
(Essential Jazz/inakustik,<br />
1959–1960, 1962, 15/76:35) utw<br />
Jazz & World <strong>Music</strong><br />
TINGVALL TRIO<br />
IN CONCERT<br />
Bei den Echo Jazz Awards 2012<br />
räumte das Tingvall Trio regelrecht<br />
ab. Die schwedisch-deutsche Combo<br />
heimste sowohl die Auszeichnung<br />
„Bestes Ensemble, national” sowie<br />
den Publikumspreis „Live-Act des<br />
Jahres” ein. Wie gut Martin Tingvall<br />
(p), Jürgen Spiegel (dr) und Omar<br />
Rodriguez Calvo (b) wirklich auf<br />
der Bühne sind, davon gibt das Album<br />
IN CONCERT nun einen Eindruck.<br />
Erstaunlich, wie konzentriert<br />
die drei Musiker live bei der Arbeit<br />
sind. Aus dem Schatten des Esbjörn<br />
Svensson Trio, mit dem sie anfangs<br />
häufig verglichen wurden, haben<br />
sich Tingvall & Co. längst herausgespielt,<br />
auch wenn Besetzung, Herkunft<br />
und Stil Parallelen aufweisen:<br />
Jazz trifft Kammermusik, Groove<br />
meets nordische Melancholie. Ein<br />
Album voller Stücke, die so schön<br />
sind wie das Glitzern der Oberfläche<br />
eines Sees in der skandinavischen<br />
Abendsonne.<br />
(Skip/Soulfood, 2013,<br />
13/78:58) frs<br />
PAUL KUHN<br />
SWING ‘85 – LIMITED<br />
EDITION BIRTHDAY BOX<br />
(L.A./BEST OF/LIVE-DVD)<br />
Der 85-jährige<br />
engagierte<br />
Jazzpiano-<br />
und<br />
Bigband-Veteran<br />
hatte<br />
sich vor gut<br />
einem Jahr mit den L.A. SESSIONS<br />
in den Capi<strong>to</strong>l Studios von Los<br />
Angeles einen Lebenstraum erfüllt<br />
(GT 2/2013). Wer bisher zögerte,<br />
bekommt Kuhn im Dreamteam mit<br />
der Diana Krall Band hier noch einmal,<br />
für legendäre Titel wie “Just<br />
In Time” (Sinatra, Dean Martin und<br />
Ella F. lassen grüßen) oder sein eigenes<br />
Tribute an Johnny „Griff”in.<br />
Dazu gesellt sich eine BEST OF-<br />
CD der letzten 15 Jahre – für die<br />
Zeit davor empfhielt sich Bear Familys<br />
DIE FARBE DER LIEBE.<br />
Live im Frankfurter King Kamehameha<br />
Club oder der Philharmonie<br />
in Köln, sowohl im Trio, mit Bigband<br />
& Filmorchester greift Kuhn<br />
in einen reichen Schatz an Titeln<br />
von Cole Porters “Easy To Love”,<br />
Harold Arlens “It’s Only A Paper<br />
Moon” (mit Greetje Kaufeld) und<br />
eigenem “Florida Flirt” (mit Benny<br />
Bailey und Dusko Goykovich!) – 15<br />
Alben seit 1996 (sein Kaempfert-<br />
Tribute ist nicht vertreten), wer<br />
schafft das „ab 70”? Schließlich<br />
eine Konzert-DVD (2008) mit dem<br />
Filmorchester Babelsberg sowie die<br />
Doku „Eine deutsche Geschichte”<br />
mit wertvollem Archivmaterial zum<br />
Träumen und Schmunzeln: Kuhn<br />
kolossal!<br />
(In-And-Out Records, 1996–2012,<br />
14/49:18, 17/73:16, DVD:<br />
17/65:18, 37:40) utw<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 57