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LP<br />
REVIEWS<br />
(zweifacher Co-Au<strong>to</strong>r: Mo<strong>to</strong>wn-Legende Lamont<br />
Dozier). Die folgende Vinyl-SPV-Staffel<br />
umfasst POWER AND PASSION (1985/9)<br />
des irischen Melodic-Power-Rocktrios der Gebrüder<br />
McManus, ONE ON ONE (1982/11)<br />
und NEXT POSITION PLEASE (1983/12)<br />
der US-Rock-Popper Cheap Trick. Außerdem<br />
(Andrew) Roachfords selbst betiteltes<br />
Debüt mit Soul-Rock (1988/10) und dem<br />
Hit “Cuddle Toy” und LIVE AT MISSOURI<br />
UNIVERSITY 4/25/93 (1993/14) der Power-<br />
Popper Big Star. Alles in aufwändig gestalteter<br />
und remasterter SPV-180g-Qualität.<br />
(SPV)<br />
pro<br />
THELONIOUS MONK<br />
UNDERGROUND<br />
Auf dem Cover präsentiert<br />
sich der Tastenquerdrücker<br />
des<br />
Jazz als Resistance-<br />
Kämpfer mit Nazi-Gefangenem,<br />
Rotwein,<br />
Zigarette und natürlich<br />
mit schöner Kombattantin t im Hintergrund. So<br />
mögen sich die Amis den französischen Widerstand<br />
gegen Tschörmanni vorgestellt haben<br />
– nun denn. Ansonsten geht Monk mit Erwartungen<br />
an „saubere” Harmonien und „ordentliche”<br />
Rhythmen gewohnt widerborstig. Auf<br />
seinem letzten Album in Quartettbesetzung<br />
(Tenorsaxer Charlie Rouse pustet ohnehin<br />
nicht immer mit) zelebrierte er seinen ersten<br />
Walzer (“Ugly Beauty”), einen von Jon Hendricks<br />
gesungenen Titel sowie das bärenstarke<br />
“Boo Boo’s Birthday” als Hommage an die<br />
duldsame Frau Barbara. Drogenfreund Monk<br />
in Topform, exzellente Überspielung.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1968, 7 Tracks) lbr<br />
NINA SIMONE<br />
LITTLE GIRL BLUE<br />
Ja, der Monsterhit<br />
“My Baby Just Cares<br />
For Me” ist auch<br />
drauf. Und nein, der<br />
als Werbe-Untermalung<br />
spät zu Ehren<br />
gekommene Shuffle<br />
itbilib ist beileibe nicht ihtder stärkste Song auf diesem<br />
genialen Debüt der grandiosen Sängerin,<br />
Pianistin und Songschreiberin Nina Simone<br />
(1933–2003). Der Rezensent bevorzugt das<br />
rasante “Love Me Or Leave Me”, wo zwischendurch<br />
der gute alte Johann Sebastian<br />
Bach über die Rille schaut. Oder das wunderschöne<br />
“Plain Gold Ring” (das auch mal<br />
Nick Cave coverte) oder das heiße “Mood<br />
Indigo”. Oderoderoder. Ein Super-Album,<br />
das Pure Pleasure im originalen Mono mit<br />
einer umwerfenden Dynamik (pfeif auf das<br />
Bandrauschen) wieder perfekt gepresst den<br />
Schwarzhörern zugänglich macht.<br />
(Pure Pleasure/Speakers Corner, 1958,<br />
11 Tracks) lbr<br />
STYX<br />
CORNERSTONE<br />
Sollte man eine typische<br />
AOR-Platte der<br />
späten 70er wählen –<br />
diese hier käme in die<br />
engste Wahl. Styx lieferten<br />
auf ihrem neunten<br />
Studio-Album<br />
einen so zeitlosen wie zeittypischen Melodic<br />
Rock ab. Der lebt von einem guten Sänger,<br />
Vinyl<br />
vollfetten Vokalsätzen, einer kühl kalkulierten<br />
Mischung von Uptempo und Balladen sowie<br />
handwerklicher Perfektion. Doch erstaunlicherweise<br />
geriet die untypische, bombastfreie,<br />
fast folkhafte Hymne “Boat On <strong>The</strong> River”<br />
zum größten Hit der US-Boys hier in Europa.<br />
Aber auch die Engtanz-Hymne “Babe” dürften<br />
viele noch im Ohr haben. Statt des originalen<br />
Klappcovers gibt es ein Einfach-Cover,<br />
dafür aber mit Textbeiblatt. Sauberes Reissue<br />
in minimal transparenterem Sound als deutsche<br />
Pressungen seinerzeit.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1979, 9 Tracks) lbr<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
GREAT VOICES VOL. 1, VOL. 2<br />
Das sind mal wieder zwei absolute Leckerbissen<br />
für HiFi-Gourmets. Genauer gesagt<br />
vier mal vier mal vier, denn auf jeder LP-Seite<br />
der beiden Doppeldecker gibt es ein Quartett<br />
Songs aus dem Blues- und Singer/Songwriter-<br />
Fundus der von den Wohlklang-Spezialisten<br />
inakustik vertriebenen Labels. Die Scheiben<br />
tragen den s<strong>to</strong>lzen Aufdruck „Reference<br />
Sound Edition” völlig zu Recht, denn das RE-<br />
SO-Mastering durch Johannes Wohlleben in<br />
den berühmten Bauer Studios in Ludwigsburg<br />
peppte die ohnehin schon knackigen originalen<br />
Klänge nochmals auf. Pauler Acoustics<br />
in Nor<strong>the</strong>im, Deutschlands erste Adresse für<br />
highfideles Vinylschneiden, besorgte die Direct<br />
Metal Mastering Überspielungen. Es ist<br />
schwer, da einen Song herauszuheben, aber<br />
wer den Vorführ-Klassiker “No Sanctuary<br />
Here” des vers<strong>to</strong>rbenen Chris Jones aus der<br />
Rille von Vol. 1, Seite A, 2. Track auflegt<br />
und beherzt aufdreht, dem fahren die Schauer<br />
gleich in Orkanstärke über den Rücken. Aber<br />
nicht zuletzt bekommt man hier auch musikalisch<br />
feinste Appetithappen zuhauf serviert.<br />
Wohl bekomm’s.<br />
(inakustik; 2012, 2013, 2 x 2 LPs, 32<br />
Tracks)<br />
lbr<br />
JOHNNY CASH<br />
THE FABULOUS JOHNNY CASH<br />
Mit seiner dritten LP<br />
hatte sich Johnny<br />
Cash Ende der 50er<br />
Jahre als Sänger von<br />
(meistens tragisch<br />
endenden) Lovesongs<br />
so weit etabliert, dass<br />
er mit semi-biografischen <strong>The</strong>men – wie<br />
mit Liedern über das Leben als Musiker<br />
(“Frankie’s Man, Johnny”) oder über das<br />
harte Leben der Baumwollpflücker (“Pickin’<br />
Time”) – neue <strong>The</strong>men ins Spiel brachte.<br />
Auch Geschichten aus dem Wilden Westen<br />
hörte man hier zum ersten Mal, mit dem<br />
selbst verfassten “Don’t Take Your Guns<br />
To Town” erreichte er gleich die Spitze der<br />
Country-Charts. In stilechtem Mono und als<br />
audiophile 180g-Vinylversion kommt Cashs<br />
„Boom Chicka Boom”-Stil, kongenial unterstützt<br />
von Lu<strong>the</strong>r Perkins (g), Marshall Grant<br />
(b) und den Jordanaires (voc), so druckvoll<br />
und direkt wie nie gehört aus den Boxen.<br />
Exzellent!<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1959, 12 Tracks) us<br />
CD<br />
REVIEWS<br />
HANS THEESSINK<br />
WISHING WELL<br />
Zum 65. Geburtstag hat sich der niederländische<br />
Wahl-Wiener Hans <strong>The</strong>essink (nach<br />
der Zusammenarbeit mit Terry Evans) mit<br />
einem Solo-Album selbst beschenkt. Dafür<br />
hat er Songs von einigen seiner Lieblingsmusiker<br />
Townes van Zandt, Bob Dylan und<br />
Brownie McGhee im Alleingang mit seiner<br />
Dobro neu eingespielt. Dazu Eigenbauten,<br />
die sich im Laufe der Jahre (unveröffentlicht)<br />
angesammelt hatten. Natürlich dominiert<br />
der Blues, aber Folk- und Roots/Country-<br />
Momente runden das von Akustikgitarren<br />
dominierte Klangbild stilistisch bereichernd<br />
ab. Fast kammermusikalisch gedämpft, tempomäßig<br />
überwiegend gebremst ist Mr. Euroblues<br />
unterwegs, und gerade durch die Zurückgenommenheit<br />
sehr eindringlich. Und<br />
über die handwerklichen Fertigkeiten <strong>The</strong>essinks<br />
braucht man ohnehin keine Worte zu<br />
verlieren ... Ganz einfach erstklassig!<br />
(Blue Groove/inakustik, 2013,<br />
14/59:27) pro<br />
BJÖRN BERGE<br />
MAD FINGERS BALL<br />
Verrückt sind die<br />
Finger des Akustikgitarristen<br />
Björn<br />
Berge nicht unbedingt,<br />
eher schon ihre<br />
Aktivitäten auf den<br />
zwölf Saiten, die für<br />
den Norweger die Welt bedeuten. Mit seiner<br />
Fingerakrobatik ersetzt Berge manchmal ein<br />
ganzes Orchester, wenn er seinen sehr weit<br />
gesteckten, hochdynamischen Akustikblues<br />
anstimmt, bei dem ihn immer wieder Drummer<br />
Harald Levang als einziger Mitmusiker<br />
unterstützt. Mal instrumental, mal mit Gesang<br />
wirbelt Berge, verpasst Cover-Versionen wie<br />
“Hush” (Neil Diamond/Deep Purple, funky<br />
groovend), “Honey White” (Morphine) oder<br />
“Ramblin’ On My Mind” (Robert Johnson)<br />
seinen ganz eigenen Stempel. Eigentlich ist<br />
es ja fast schon akustischer Hard Rock (mit<br />
Folk-, Jazz- und Funktupfern), den der Norweger<br />
serviert. Aber er kann auch gefühlvoll<br />
– und lädt zum Wohlfühlen in seiner ganz eigenen<br />
Nische ein.<br />
(Jazzhaus/inakustik, 2013,<br />
12/47:00) pro<br />
BUZZTOWN<br />
WHEREVER YOU HIDE<br />
In ihrer Heimat Frankreich haben sich<br />
Buzz<strong>to</strong>wn als überaus eklektische Truppe<br />
bereits einen wohlklingenden Namen<br />
in der Bluesszene erspielt. Auf der Basis<br />
des Blues errichteten sie Songräume, die<br />
mit Funk, Soul, Rock, Boogie, Swing und<br />
Jazz locken. Sie können lounge-mäßig (mit<br />
sattem Gebläse) chillen, wie sie vor allem<br />
zu Beginn von WHEREVER YOU HIDE<br />
klarmachen. Aber sie haben es ebenfalls<br />
knackig gut drauf – einen roten Faden sollte<br />
man hier nicht suchen, sondern sich bei der<br />
ständig neuen Stilausrichtung mitnehmen<br />
lassen und genießen. Egal, ob das Quartett<br />
auf seiner zweiten Platte noch nach der<br />
eigenen Stilnische sucht oder bewusst auf<br />
Genre-Inhomogenität setzt, das machen die<br />
vier Herren gekonnt und hoffen zu Recht<br />
auf offene und <strong>to</strong>lerante Hörerohren, die<br />
sich auch mal überraschen lassen.<br />
(Dixiefrog/Fenn, 2013, 14/58:27) pro<br />
PHANTOM LIMB<br />
THE PINES<br />
Die Medien im UK waren längst in gro ßen<br />
Jubelgesang ausgebrochen, als Fans von<br />
Phan<strong>to</strong>m Limb hatten sich u.a. Ex-Culture-<br />
Club-Sänger Boy George und die Soul-Diva<br />
Joss S<strong>to</strong>ne geoutet. Beste Voraussetzungen<br />
also für eine steile Karriere könnte man<br />
meinen. Doch Anfang 2013 gab das Quintett<br />
aus Bris<strong>to</strong>l seine Auflösung bekannt. So<br />
wird nun das zweite Studio-Album THE<br />
PINES zum Abgesang. Schade, denn man<br />
kann sich der Begeisterung der britischen<br />
Medien und Musikerkollegen nur anschließen.<br />
Denn schon lange, seit den besten Tagen<br />
von Bobby Gentrie oder Gram Parsons,<br />
hat man keinen so schönen Mix aus Country-Folk<br />
und Soul gehört! Sängerin Yolanda<br />
Quartey sorgt mit ihrer fantastischen Stimme<br />
für Staunen und Gänsehautschauer. Auf<br />
dem wunderbar altmodisch, ohne viel Studio-Schnickschnack<br />
produzierten Album<br />
gibt es Balladen voll sonniger Vokalharmonien,<br />
etwa den Titelsong oder das getragene<br />
“Badge Of Decision”, sowie rootsige,<br />
an den Flying Burri<strong>to</strong> Bro<strong>the</strong>rs orientierte,<br />
mit trickreichem Slideguitar-Spiel gewürzte<br />
Nummern, darunter die Single-Auskopplung<br />
“Gravy Train”. Intensiv, virtuos, voller<br />
Emotion.<br />
(Naim Edge/Indigo, 2013, 13/55:28) frs<br />
DANNY BRYANT<br />
HURRICANE<br />
Auf seinem siebten<br />
Studio-Album zieht<br />
es den UK-Gitarristen<br />
Danny Bryant<br />
in die Rock ecke – er<br />
ist furios, befeuert<br />
und dabei beseelt<br />
unterwegs. Bei aller Wucht (Drummer Trevor<br />
Barr ist unüberhörbar Bonham-Fan) versteht<br />
er es, den geliebten sechs Saiten gefühlvolle<br />
Momente zu entlocken. “Greenwood 31”,<br />
seine Verbeugung vor Hubert Sumlin, weist<br />
auf dem Klangweg vom Mississippi nach<br />
Chicago auch satte funky Elemente auf, vereint<br />
Jimi Hendrix und Lenny Kravitz. Dazu<br />
steuerte Produzent Richard Hammer<strong>to</strong>n verhaltene,<br />
perfekt passende Tas tenklänge bei.<br />
Und als Songschreiber (auch auf den Spuren<br />
John Hiatts!) hat Bryant einen enormen<br />
Schritt nach vorn gemacht. Nicht nur für<br />
Gitarristen ein Höhepunkt – neben “Painkiller”<br />
mit Gattin Kirby an der Mandoline – ist<br />
gleich die Eröffnungsnummer “Prisoner Of<br />
<strong>The</strong> Blues” ein Hammer.<br />
(Jazzhaus/inakustik, 2013, 9/44:18) pro<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
HALL OF FAME VOLUME 2<br />
Um komplett zu verstehen, was in den<br />
Musc le Shoals Studios von Memphis an allerbestem<br />
Soul stapelweise produziert wurde,<br />
müsste man sich wohl für ein paar Wochen<br />
im Archiv einschließen. Alec Palao,<br />
Dean Rudland und Tony Rounce, die Spitzenspürohren<br />
des Kent-Labels, können davon<br />
ein Lied singen. Das Trio legte als Trüffelsammlung<br />
vor einiger Zeit die 3-CD-Box<br />
HALL OF FAME vor, und nun folgt ein für<br />
Soulfans unverzichtbarer Nachschlag mit<br />
grandiosen Tracks wie “Long Ago” (Ben<br />
& Spence), “Take Me Back” und “I Smell<br />
A Rat” (beide George Jackson), “I Can’t<br />
S<strong>to</strong>p (No No No)” (Big Ben Atkins), “Don’t<br />
Seite 50 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>