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CD<br />
REVIEWS<br />
ECLIPSE SOL-AIR<br />
SCHIZOPHILIA<br />
Schon auf ihrem letztjährigen Debüt<br />
überzeugte diese deutsch/französische<br />
Formation mit einem alles andere als<br />
alltäglichen Stilcocktail. Komplexe<br />
Rockstrukturen treffen bei Eclipse Sol-<br />
Air auf Gothic, Klassik, Folk und Weltmusik.<br />
Zu Gitarre, Bass, Schlagzeug<br />
und Keyboards gesellen sich mit Querflöte<br />
und Geige die idealen Gegenparts<br />
für interessante Wechselspiele zwischen<br />
laut und leise. Auch der Wechsel<br />
zwischen den beiden Leadstimmen,<br />
zwischen männlich und weiblich, trägt<br />
dazu bei, dass sich die Stimmungen der<br />
Songs auf SCHIZOPHILIA nur selten<br />
gleichen. Ruhige Balladen wie das<br />
französisch/englisch gesungene “My<br />
Heart Belongs To You” wechseln sich<br />
ab mit dem Jethro-Tull-haften “Destiny<br />
Of Freedom”, dem an Yes oder Asia erinnernden<br />
“Asylum” oder dem knapp<br />
zehnminütigen Prog-Monster “Watch<br />
Over You”.<br />
(ASR/Soulfood, 2013, 8/51:15) tk<br />
SPIRITUAL BEGGARS<br />
EARTH BLUES<br />
Pünktlich zu<br />
den Feierlichkeiten<br />
ihres<br />
20-jährigen<br />
Bandjubiläums<br />
legen<br />
die<br />
schwedischen<br />
Hard Rocker Spiritual Beggars<br />
ein neues Album vor. Schon nach den<br />
ersten Songs wird klar, dass EARTH<br />
BLUES die Fortsetzung des 2010 mit<br />
RETURN TO ZERO eingeschlagenen<br />
Weges ist. Sprich: dass es ihnen immer<br />
noch wichtig ist, bei ihren neuen Songs<br />
trotz Einbindung von aktuellen Strömungen<br />
wie S<strong>to</strong>ner-Rock oder Doom<br />
Metal den guten alten 70er-Jahre-Hard-<br />
Rock, wie ihn damals Bands wie Deep<br />
Purple, Black Sabbath oder UFO im<br />
Programm hatten, nicht aus den Augen<br />
zu verlieren. In diesem Sinne verzichtete<br />
auch Produzent Roberth Ekholm<br />
(Fat Guitar Studios) auf moderne<br />
Studiotricksereien, erzeugte einen ungemein<br />
direkt und erdig klingenden<br />
Sound, der einfach ideal zur druckvollen<br />
Musik dieses Quintetts passt.<br />
(Insideout/EMI, 2013, 12/50:08) us<br />
WAYSTED<br />
VICES + SAVE YOUR<br />
PRAYERS<br />
Bassist Pete Way hatte UFO mitgegründet<br />
und bei Fastway gespielt, ehe<br />
er 1982 seine eigene Formation Waysted<br />
ins Leben rief. Mit Sänger Fin<br />
Muir, Paul Raymond (g, keys), Ronnie<br />
Kayfield (g) und Frank Noon (dr)<br />
spielte er das 1983 veröffentlichte Debüt<br />
VICES ein. Hard Rock britischer<br />
Spielart der 80er Jahre, der bald auch<br />
in den USA populär wurde, war darauf<br />
zu hören: melodiös und zugleich<br />
knackig – als „Audio-Dynamit” bezeichneten<br />
damals Kritiker die Songs.<br />
Auch geschmeidige Balladen, nicht so<br />
gestylt wie die wenig später aufkommenden<br />
Heavy-Schmusenummern,<br />
waren vertreten. Die Neuauflage zum<br />
30-jährigen Jubiläum enthält sechs Bonus-Tracks<br />
(“Maison Rouge Mixes”).<br />
Drei Jahre später folgte das dritte Studio-Album<br />
SAVE YOUR PRAYERS<br />
mit Danny Vaughn als Sänger. Das tendierte<br />
stärker in Richtung geschniegeltgefälligen<br />
AOR, auch wenn es immer<br />
noch zur Sache ging, allerdings nicht<br />
mehr ganz auf dem Anfangsniveau.<br />
Ebenfalls klanglich optimiert, mit solidem<br />
Booklet und drei Bonus-Stücken.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1983 +<br />
1986, 15/63:17 + 13/61:43) pro<br />
IGGY & THE STOOGES<br />
READY TO DIE<br />
Nach<br />
dem<br />
Ausflug Richtung<br />
Chanson<br />
auf<br />
APRÈS<br />
(2012) besinnt<br />
sich Iggy<br />
Pop auf seine<br />
Anfänge und hat zum zweiten Mal<br />
seine S<strong>to</strong>oges reaktiviert. Auf THE<br />
WEIRDNESS (2007) folgt nun REA-<br />
DY TO DIE. Nachdem Ur-Gitarrist<br />
Ron Ashe<strong>to</strong>n 2009 ges<strong>to</strong>rben war,<br />
schlägt nun James Williamson wieder<br />
in die Saiten, der schon bei RAW<br />
POWER (1973) als Gitarrist ausgeholfen<br />
hatte. Die heutigen S<strong>to</strong>oges<br />
sind eine kompromisslose (Punk/<br />
Hard-)Rockband, der die Experimentierfreude<br />
der frühen S<strong>to</strong>oges-Alben<br />
fehlt. Sie nimmt aber reichlich Anleihen<br />
bei den Killerriffs à la “Search<br />
And Destroy”, die allerdings sauberer<br />
und konventioneller daherkommen<br />
als früher. Den geneigten Zuhörer<br />
erwartet mehr ein klassisches Iggy-<br />
Pop-Album im Stil der 90er Jahre,<br />
dessen Höhepunkte tatsächlich bei<br />
den drei ruhigen akustischen Songs<br />
liegen, bei denen Pop mit tiefer Bassstimme<br />
croonen kann. Richtig <strong>to</strong>ll ist<br />
das Schlusslied “<strong>The</strong> Departed”, bei<br />
dem eine Bottleneckgitarre “I Wanna<br />
Be Your Dog” zitiert.<br />
(Fat Possum/Pias, 2013,<br />
10/35:02) an<br />
THE POLYPHONIC<br />
SPREE<br />
LIVE IN LONDON – SONGS<br />
FROM THE HORROR<br />
PICTURE SHOW<br />
Dass sich die Choral-Rockgruppe<br />
Polyphonic Spree der „Rocky Horror<br />
Picture Show” annimmt, verwundert<br />
nicht, hatten die bisherigen<br />
drei Alben der Band auch schon<br />
reichlich symphonisch-dramatische<br />
Momente. Von daher dürfen Fans<br />
des Kult-<strong>Music</strong>als und der filmischen<br />
Umsetzung von 1975 gespannt<br />
sein, wie die US-Formation,<br />
die auch schon mal mit über 20<br />
Musikern auf der Bühne steht, die<br />
Songs von Dr. Frank N. Furter, Riff<br />
Raff & Co. am 31. Ok<strong>to</strong>ber 2012 im<br />
Londoner HMV Forum interpretiert<br />
hatte. Polyphonic Spree orientieren<br />
sich in ihrer Darbietung eng am<br />
Original. Es wird aber auch offenbar,<br />
dass der eigentliche Charme der<br />
Rock<br />
Show, und das verdeutlichen die Videos<br />
im Internet, nur als Besucher<br />
deutlich werden kann. Dazu trägt<br />
auch die nur passable Soundqualität<br />
bei – die Live-Aufnahme wird<br />
fairerweise als „Official Bootleg”<br />
bezeichnet. Auf der zweiten CD<br />
präsentiert die Band vorrangig die<br />
Songs der beiden sehr guten Releases<br />
THE BEGINNING STAGES<br />
OF ... und TOGETHER WE’RE<br />
HEAVY, aber auch hier lässt sich<br />
sagen, dass man Polyphonic Spree<br />
im Konzert erleben sollte.<br />
(Good Records/Soulfood 2013,<br />
15/47:38, 10/54:00) an<br />
HOLLIS BROWN<br />
RIDE ON THE TRAIN<br />
Kann eine Band,<br />
die sich nach<br />
einem Songtitel<br />
von Bob Dylan<br />
nennt, schlechte<br />
Musik machen?<br />
Eben! Und so,<br />
wie Bob bDl Dylan sich ihim Laufe seiner<br />
langen Karriere durch zahlreiche Stile<br />
gesungen und gespielt hat, tun dies<br />
auch Hollis Brown auf ihrem Debüt<br />
RIDE ON THE TRAIN. Vermengen<br />
Rock’n’Roll, Blues, Americana, Sou<strong>the</strong>rn<br />
Rock und Folk zu einem Konglomerat,<br />
dem man weder anhört, dass die<br />
beiden Songwriter Mike Montali (voc)<br />
und Jon Bonilla (g) aus New York<br />
stammen, noch dass die vier zu der<br />
Zeit, als solche Musik ihre Hoch-Zeiten<br />
erlebte, wahrscheinlich noch nicht einmal<br />
geboren waren. Neben diesem urwüchsigen<br />
Sound und Montalis ideal<br />
dazu passender Stimme liegt die Stärke<br />
dieser Band ohne Zweifel in der Klasse<br />
der Songs, die sowohl mit erdiger Kraft<br />
als auch mit melodischer Leichtigkeit<br />
zu begeistern wissen.<br />
(Alive Records/Cargo, 2013,<br />
10/37:39) us<br />
SCORPIONS<br />
VIRGIN KILLER<br />
Mit VIRGIN KILLER handelten sich<br />
die Scorpions einen handfesten Skandal<br />
ein, denn das Originalcover zeigte ein<br />
vorpubertäres Mädchen, dessen Genitalbereich<br />
hinter einer zerbrochenen<br />
Scheibe zu sehen ist, was im Zusammenhang<br />
mit dem Albumtitel besonders<br />
heute die Sittenwächter auf den Plan<br />
ruft, da es angeblich pädophile Neigungen<br />
propagiert. Kunst oder Zensur<br />
– das ist hier die Frage! Hinsichtlich der<br />
Musik agiert die Band jedoch eindeutig,<br />
denn ihr Mix aus energiereichem Mainstream<br />
(“Pictured Life”), erstklassigen<br />
Rockballaden mit hymnischem Charakter<br />
(“In Your Park”), Dampfhammer-<br />
Rock (“Virgin Killer”) und Hendrixbeeinflusstem<br />
Material (“Hell-Cat”)<br />
steht für eine Gruppe, die sich etabliert,<br />
ohne ihren eigenen Sound zu verlieren.<br />
Die limitierte und nummerierte 24<br />
KT-Gold-CD stellt die Gitarren in den<br />
Vordergrund und lässt die Rhythmus-<br />
Sektion geschlossener wirken.<br />
(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />
1976, 9/35:45) at<br />
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<strong>GoodTimes</strong> 3/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 39