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Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
" Satisfaction " in der DDR<br />
Viele<br />
Nachfragen folgten der<br />
Amiga-S<strong>to</strong>ry im vorigen <strong>GoodTimes</strong>-<br />
Heft, einige betrafen die einzige LP der<br />
Rolling S<strong>to</strong>nes auf dem Label. Infos –<br />
und eine Überraschung – zum <strong>The</strong>ma.<br />
IGA · AM<br />
MIG<br />
· AMIGA AMIGA · AMIGA · AMIGA · AMIGA · AMIGA · AMIGA · AMIGA · AMIGA · AMIGA<br />
· AMIGA · AMIGA · AMIGA · AMIGA · AMIGA · AMIGA · AMIGA · AMIGA · AMIGA<br />
MIGA<br />
· AMIG<br />
Endlich war es soweit, 1982. Lange hatten S<strong>to</strong>nes-Fans in der DDR auf<br />
eine Amiga-LP warten müssen, Beatles, Jimi Hendrix, Deep Purple, Bob<br />
Dylan und viele andere gab es längst auf dem Staatslabel. Und es existierten<br />
sogar schon Alben von Jagger & Co., die nur in den Intershops verkauft<br />
wurden – diese Ware aber hat mit Amiga-Produkten nichts zu tun, es ist eine<br />
ganz andere Geschichte.<br />
Am Amiga-Projekt mit Decca-Material aus den<br />
Sixties wurde schon lange vor der eigentlichen<br />
Veröffentlichung gearbeitet. Grund: Als Folge der<br />
rigiden DDR-Planwirtschaft mussten Cover und<br />
Labels bis zu einem Dreivierteljahr (!) vor einem<br />
geplanten Ausgabetermin hergestellt werden, was<br />
noch heute für terminliche Verwirrung sorgt. Darum<br />
gibt es auch rund um das exakte VÖ-Datum<br />
der einzigen S<strong>to</strong>nes-LP Konfusion als Folge von<br />
Hörensagen. Überflüssig, denn die firmeninternen n<br />
Kennungen bei Katalog- und Matrizennummern n<br />
klären dies. So werden sie „gelesen":<br />
Katalognummer-Schema der Amiga-LP (8 55 885):<br />
Die 8 steht für eine 12"-LP, die erste 5 für Rock,<br />
die nächste 5 für stereo; 885 = laufende Nummer.<br />
Matrizenkürzel in der Auslauffläche:<br />
Die Amiga-LP enthält auf Seite 1 die Matrizen-Angabe 8 55 885 – 1A M81 EN NX.<br />
+ Teil 1 steht dabei (s.o.) für die Katalognummer: 8 55 885.<br />
+ Die erste Ziffer hinter dem Bindestrich benennt die Plattenseite (hier: 1). Der<br />
folgende Buchstabe A" ist das Kürzel dafür, in welchem Monat die Pressmatrize<br />
"<br />
gefertigt wurde: A" steht für Januar.<br />
"<br />
+ Der nächste Buchstabe ist erneut ein Monatskürzel, die dann folgende zweistellige<br />
Ziffer bezeichnet das Jahr der Pressung: M81" = Dezember 1981.<br />
"<br />
+ Die Buchstaben am Ende sind Kennungen für den Namen des Mitarbeiters, der<br />
die Pressmatrize gefertigt hat.<br />
Aus logistischen Gründen ist ausgeschlossen, dass noch im Pressmonat auch<br />
die Veröffentlichung folgte – zumal im DDR-Schneckentempo. Die Startauflage<br />
der S<strong>to</strong>nes-LP (genaue Höhe unbekannt) mit dem braunroten Label<br />
ist erst 1982 in den Handel gekommen – auch wenn es zu diesem Zeitpunkt<br />
bereits hellblaue Labels gab. Denn Etiketten mussten (s.o.) schon viele Monate<br />
zuvor hergestellt werden – obwohl die Höhe der jeweiligen Auflage noch gar<br />
nicht bekannt war – und lagen dann noch in alter Farbgebung zum Verbrauch<br />
auf Halde. Diese „Planung" galt generell ebenso für Cover.<br />
Auch mit Hilfe interner Amiga-Veröffentlichungsblätter ist keine verbindliche<br />
Klärung möglich, wann genau im Jahr 1982 das S<strong>to</strong>nes-Album auf<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 27<br />
den Markt kam. Diese kleinen Handzettel<br />
gab es monatlich; sie enthalten keinerdelei<br />
Hinweis auf die Verfügbarkeit einzigen Amiga-LP der Band schon<br />
im ersten Quartal. Fest steht: „Die<br />
Rolling-S<strong>to</strong>nes-LP ist 1982 erschienen",<br />
bestätigt Jörg Stempel, einst<br />
Amiga-Redakteur des Labels in Ost-<br />
Berlin und später gefragter Nachlassverwalter<br />
sowie Berater beim<br />
Rechtsnachfolger BMG/Sony: „Diese e<br />
Papiere waren ja nur für unsere Nieder-erlassungen<br />
(Großhandel) bestimmt, und<br />
von dort gingen sie an die Plattenläden.<br />
Das waren keine Infos für den Konsumenten,<br />
weil wir gar keine Papierkontingente nte hatten,<br />
um hier eine relevante Auflage zu dru-<br />
cken. Und da Lizenz-LPs<br />
ohnehin so genannte nte<br />
Bückware waren, bezweifle<br />
ich fast, dass s<br />
die<br />
Lizenzausgaben<br />
da abgedruckt<br />
wurden." Stempel<br />
erinnert sich für<br />
die<br />
zweckmäßigschmucklosen<br />
Flyer<br />
lediglich<br />
„Mini-Auflagen<br />
von 800 bis 1000<br />
Stück, aber ob die S<strong>to</strong>nes da<br />
draufstanden – keine Ahnung."<br />
Wann genau die<br />
braunroten Eti-<br />
ketten dann aufgebraucht waren,<br />
lässt sich nicht mehr exakt feststellen.<br />
Allgemein gilt, dass sie von<br />
1967 bis ca. 1981/82 bei Amiga<br />
Verwendung fanden. Es folgten<br />
bis 1984 hellblaue Labels. Überraschung:<br />
Dass es die 8 55 885 danach<br />
auch mit einer dritten Variante gab,<br />
wurde bislang kaum erwähnt: Es blieb<br />
zwar beim Hellblau, doch in der oberen<br />
Labelhälfte verschwanden eine der beiden<br />
den Schriftzug AMIGA begrenzenden n Linien und<br />
der ausgeschriebene STEREO-Hinweis. Neu hinzu kam die Randschrift VEB<br />
DEUTSCHE SCHALLPLATTEN BERLIN DDR. AWA- und Stereozeichen (ST 33),<br />
Katalognummer und Seitenangabe wechselten ebenfalls Position und Form.<br />
Von der Amiga 8 55 885 hat es offensichtlich keinen „Neu-Schnitt" gegeben.<br />
Bei rund 100 überprüften LP-Exemplaren lautete der in der Auslauffläche<br />
eingestanzte, relevante Herstellungscode stets „M81", d.h. Dezember<br />
1981 (für den ab 1982 erfolgten Verkauf) – egal, mit welchem der drei veränderten<br />
Label-Etiketten (rotbraun/hellblau I/hellblau II) die LP dann bis<br />
zum Ende der DDR erschienen ist.