Bergsteiger Die 80 besten Touren (Vorschau)
10 Die Paten III: Herrliche Hütten im Porträt 80 Jahre 80 Jubiläums- Ausgabe D 5.90 € A 6.50 € CH 9.90 sFr I 7.50 € LU 6.50 € F 6.50 € | Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus 10 / Oktober Juli 2013 PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Berchtesgadener Alpen • Urner Alpen • Mont Blanc-Gruppe Die besten 80 Touren Bayerische Alpen Rofangebirge Ortlergruppe Dolomiten/Brenta Berner Alpen Karwendel Große Freiheit über Innsbruck EXKLUSIV! Südtirol-Wochenende mit David Lama und Stefan Glowacz SERVICE Wärmen Fleecejacken im Test: Wandern wohlig warm REPORTAGE Trekken Nepal anders erleben auf dem Great Himalaya Trail INTERVIEW Filmen Tod und Rückkehr: Lothar Brandler Jubiläums-Extras • Zurück ins Revier: Tiere in den Alpen • Die tollkühnen Bergvagabunden • Edelweißrausch an der Höfats • Buhls Liebling – Glungezerhütte Seilspiel zum Heraustrennen + Geburtstags-Gewinnspiel Sahnen Sie Preise im Wert von 8000 Euro ab!
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- Seite 6 und 7: INHALT 20 Die Top 80 80 Touren zum
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- Seite 10: Götterdämmerung Über allem: Glü
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- Seite 15 und 16: Fünf Fragen an … Horst Schellmos
- Seite 17 und 18: Foto: Simon Gietl Foto: Archiv R.Du
- Seite 19 und 20: ISBN 978-3-7654-5678-7 ISBN 978-3-7
- Seite 21 und 22: 20 Klettersteige Zum Teil über sen
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- Seite 25 und 26: 20 Hochtouren 1 Der Ortler von Nord
- Seite 27 und 28: Fotos: Richard Goedeke, Jutta Kühl
- Seite 29 und 30: 4 Via ferrata Ernesto »Che« Gueva
- Seite 31 und 32: 20 Klettertouren 1 Heinz Mariacher
- Seite 33 und 34: Fotos: Archiv A. Kubin, Archiv H. M
- Seite 35 und 36: Diese Preise können Sie gewinnen!
- Seite 37 und 38: Teil 3: Wahre Die Stüdlhütte am F
- Seite 39 und 40: Der Ortler ist der höchste Gipfel
- Seite 41 und 42: Fotos: Andreas Strauß, Susanne Bon
- Seite 43 und 44: 1945 Berchtesgaden 1945 heute Die I
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- Seite 48 und 49: Scharfer Kontrast: die felsige Nord
- Seite 50 und 51: INTERVIEW
10<br />
<strong>Die</strong> Paten III: Herrliche Hütten im Porträt<br />
<strong>80</strong> Jahre<br />
<strong>80</strong><br />
Jubiläums-<br />
Ausgabe<br />
D 5.90 €<br />
A 6.50 €<br />
CH 9.90 sFr<br />
I 7.50 €<br />
LU 6.50 €<br />
F 6.50 €<br />
| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
10 / Oktober Juli 2013<br />
PLUS 12 <strong>Touren</strong>karten zum Mitnehmen: Berchtesgadener Alpen • Urner Alpen • Mont Blanc-Gruppe<br />
<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>80</strong> <strong>Touren</strong><br />
Bayerische Alpen<br />
Rofangebirge<br />
Ortlergruppe<br />
Dolomiten/Brenta<br />
Berner Alpen<br />
Karwendel<br />
Große Freiheit<br />
über Innsbruck<br />
EXKLUSIV!<br />
Südtirol-Wochenende<br />
mit David Lama und<br />
Stefan Glowacz<br />
SERVICE<br />
Wärmen<br />
Fleecejacken im Test:<br />
Wandern wohlig warm<br />
REPORTAGE<br />
Trekken<br />
Nepal anders erleben auf<br />
dem Great Himalaya Trail<br />
INTERVIEW<br />
Filmen<br />
Tod und Rückkehr:<br />
Lothar Brandler<br />
Jubiläums-Extras<br />
• Zurück ins Revier:<br />
Tiere in den Alpen<br />
• <strong>Die</strong> tollkühnen<br />
Bergvagabunden<br />
• Edelweißrausch<br />
an der Höfats<br />
• Buhls Liebling –<br />
Glungezerhütte<br />
Seilspiel zum<br />
Heraustrennen<br />
+<br />
Geburtstags-Gewinnspiel<br />
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im Wert von<br />
<strong>80</strong>00 Euro ab!
| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
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Guide<br />
FÜR IHREN<br />
BERGSOMMER<br />
1 _ Karwendel<br />
2 _ Allgäu<br />
3 _ Wetterstein<br />
4 _ Südtirol<br />
5 _ Dolomiten<br />
6 _ Berner Oberland<br />
7 _ Tessin<br />
| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
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Der BERGSTEIGER im Wandel der Zeit<br />
1930<br />
1956<br />
1958<br />
1967<br />
1971 1983<br />
1992<br />
1997<br />
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Neu!<br />
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● Mehr Tipps<br />
● Mehr Seiten<br />
Messners Dolomiten: die Rosengartenspitze<br />
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10 GROSSE<br />
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Traumziele für den Bergsommer<br />
EXTRA<br />
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7<br />
&<br />
TEST <strong>Die</strong> Hochtourenrucksäcke der neuen Generation<br />
KNOW-HOW Selbst- und Gefährtensicherung im Fels<br />
TREKKING Der Brandberg – höchster Gipfel Namibias<br />
ZUGSPITZE<br />
UND CO.<br />
Wo es rund um Garmisch<br />
am schönsten ist<br />
STUBAIER<br />
ALPEN<br />
Sieben Tage von<br />
Hütte zu Hütte<br />
Juni 2013<br />
Plus 50 <strong>Touren</strong>tipps + <strong>Touren</strong>karten: Stubaier Alpen • Ötztaler Alpen • Ammergauer Alpen<br />
DIE PATEN<br />
Berühmte <strong>Bergsteiger</strong> und ihre Wege<br />
Allgäuer Alpen<br />
Dachstein<br />
Karwendel<br />
Wetterstein<br />
Berchtesgaden<br />
WILDER KAISER<br />
Dreitage-Wanderung:<br />
Sonne satt an Südhängen<br />
Multifunktions-<br />
Schuhe für Damen<br />
& Herren<br />
Klettersteige<br />
36<br />
Für Einsteiger und Erfahrene<br />
Testen Sie Ihr Können!<br />
SERVICE<br />
Erste Hilfe<br />
Tipps und Tricks zur<br />
Versorgung Verletzter<br />
PORTRÄT<br />
Erste Liga<br />
Adam Ondras Weg<br />
an die Weltspitze<br />
Südtirol<br />
Gipfelglück in der<br />
Alpenstadt Schenna<br />
REPORTAGE<br />
Echter Kult<br />
Pilgerwanderung im Gran-<br />
Paradiso-Nationalpark<br />
IM TEST<br />
TOUREN-<br />
GUIDE<br />
zum Mitnehmen<br />
32 <strong>Touren</strong>tipps<br />
für Ihren Sommer in den Alpen<br />
Top-<br />
<strong>Touren</strong><br />
2003<br />
2008<br />
2011<br />
2013<br />
<strong>80</strong> Jahre – ein ausgefülltes Menschenleben! So alt ist nun der<br />
BERGSTEIGER, und die Redaktion ist stolz darauf, dass der Jubilar sich<br />
noch immer bester Gesundheit erfreut. Dass er dabei eine ganze Menge<br />
»face liftings« über sich ergehen ließ, hat ihn jung erhalten. Vor allem<br />
aber war es die Tatsache, dass Bergsteigen keine Betätigung für »alte«<br />
Menschen ist, sondern für alle Bergfreunde – für junge und für alte, die<br />
im Herzen noch jung sind. So wie der BERGSTEIGER vor <strong>80</strong> Jahren den<br />
Geist der damaligen Zeit widerspiegelte, so tut er dies auch heute. Und<br />
was einst »en vogue« war, das mag heute schier unlesbar geworden sein<br />
– oder auch nicht. Urteilen Sie selbst: Alle Abonnenten fi nden in dieser<br />
Ausgabe einen Sonderdruck aus der ersten Nummer des BERGSTEIGER,<br />
der da noch »Der <strong>Bergsteiger</strong>« hieß. Schon damals stand vor allem das<br />
aktuelle Geschehen im Bergsport im Fokus der Zeitschrift, allerdings<br />
aus einer anderen Perspektive: kaum Bilder, dafür umso mehr Text. <strong>Die</strong><br />
Bergberichte – im Stil der damaligen Zeit geschrieben – waren sehr<br />
detailreich verfasst. Wir sind stolz darauf, ein alpinhistorisches Dokument<br />
neu aufzulegen. Und wir sind uns der Verantwortung bewusst, in der<br />
Tradition der ältesten <strong>Bergsteiger</strong>-Zeitschrift der Welt arbeiten zu dürfen.<br />
Wenn Sie kein Abonnent sind, dann können Sie sich unsere exklusive<br />
Jubiläums-Beilage als PDF unter www.bergsteiger.de herunterladen.<br />
4 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
EDITORIAL<br />
Ein Jubiläum<br />
– zum Feiern,<br />
aber auch zum<br />
Nachdenken<br />
Nein, früher war nicht alles besser. Schon gar<br />
nicht in den 1930er-Jahren. Es wäre eine schöne<br />
Vorstellung, wenn wenigstens die Berge<br />
von der nationalsozialistischen Propaganda<br />
verschont geblieben wären. Fakt ist, dass die<br />
Nazis großartige alpinistische Leistungen für<br />
ihre ideologischen Zwecke missbrauchten. Nur ein Beispiel: »So begrüße ich es denn,<br />
daß die beiden Angehörigen der Stammmannschaft Vörg und Heckmair im Verein<br />
mit den beiden Kameraden der Ostmark Harrer und Kasparek die Nordwand bezwangen,<br />
als Ausdruck unseres Wollens und als Symbol des harten Erziehungssystems des<br />
Führernachwuchses der NSDAP.« Geschrieben 1938 von Reichsorganisationsleiter<br />
Robert Ley als Vorwort zum Buch »Um die Eiger-Nordwand«, das die vier Erstbesteiger<br />
verfasst hatten. Ley brachte sich vor Beginn der Nürnberger Prozesse 1945 um.<br />
Auch der BERGSTEIGER, dessen Geburtsstunde im Oktober 1930 schlug (als »Der<br />
<strong>Bergsteiger</strong>«), hatte braune Flecken. Unter anderem durfte der Wiener Alpinist Eduard<br />
Pichl, ein Judenhetzer, Artikel veröffentlichen (siehe S. 14). Wenn wir jetzt den<br />
<strong>80</strong>. Jahrgang feiern können– von 1945 bis 1948 gab es eine dreijährige Zwangspause–<br />
dann ist die Freude vor allem deshalb groß, weil sich der BERGSTEIGER nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg mit großer Hingabe und hohem fachlichem Anspruch allein<br />
dem Bergsport widmete und diesen seither kritisch begleitet.<br />
Beim Jubiläums-Cover sind wir einen ungewöhnlichen Weg gegangen:<br />
Wir haben einen bekannten Berg (s. Gewinnspiel S. 34/35) als Mosaik<br />
aus Bildern dargestellt, die ausnahmslos aus Heftbeiträgen stammen.<br />
<strong>Die</strong> Mosaikidee zieht sich auch inhaltlich durchs Heft. Wir zeigen Ihnen<br />
anhand von Berichten und Reportagen über Alpinisten, über Alpenfauna<br />
und -flora, Ausrüstung und Ausbildung, wie sich die Bergwelt<br />
in den vergangenen <strong>80</strong> Jahren verändert hat. Und siehe da: Es<br />
gibt trotz Klimawandel und Bauwut allen Grund zum Optimismus.<br />
Einst fast ausgerottet, sind Steinbock und Steinadler in den Alpen wieder heimisch,<br />
das Edelweiß gedeiht wieder prächtig. Und das Bergsteigen ist sicherer geworden. So<br />
darf es die nächsten <strong>80</strong> Jahre weitergehen. Dazu wollen wir unseren Beitrag leisten,<br />
und darauf stoßen wir mit Ihnen an!<br />
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Michael Ruhland, Chefredakteur<br />
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INHALT<br />
20<br />
<strong>Die</strong> Top <strong>80</strong><br />
<strong>80</strong> <strong>Touren</strong> zum <strong>80</strong>. Geburtstag: Wanderungen,<br />
Hochtouren, Klettersteige und<br />
Klettertouren mit Jubiläumscharakter<br />
TITELTHEMA<br />
44<br />
Zur Freiheit<br />
Unterm Nebel hektisches Treiben,<br />
oben das Gefühl grenzenloser<br />
Weite und Stille. Unterwegs auf<br />
dem Innsbrucker Klettersteig<br />
20 <strong>Die</strong> <strong>80</strong> <strong>besten</strong> <strong>Touren</strong><br />
Zum großen Jubiläum verraten vier »alte<br />
Hasen« ihre <strong>80</strong> liebsten Wanderungen, Hochtouren,<br />
Klettersteige und Klettertouren.<br />
AKTUELL<br />
14 Neues aus der Welt der Berge<br />
14 RÜCKBLICK Besondere Ereignisse im<br />
Geburtsjahr des BERGSTEIGER<br />
16 KLARHEIT Schüsser & Hammerspitze gibt’s<br />
nicht mehr: neue Namen für Allgäuer Berge<br />
17 VORSCHAU Spezial-Karabiner, Kinder-Linie,<br />
Nachhaltigkeitsoffensive: neues vom Markt<br />
AUF TOUR<br />
36 <strong>Die</strong> Paten III: Hütten<br />
Zeitungsbesitzer, Alpinismuspioniere, Sportskanonen:<br />
Teil drei unserer Serie steht im<br />
Zeichen von Hütten und ihren Namensgebern.<br />
44 Innsbrucker Klettersteig<br />
Via ferrata zur Freiheit: Nur rund 1500 Meter<br />
über Innsbruck ist vom hektischen Treiben<br />
der Stadt nichts mehr zu spüren.
68<br />
Zurück ins Revier<br />
Seit 1930 hat sich nicht nur für<br />
<strong>Bergsteiger</strong> vieles verändert –<br />
über Gewinner und Verlierer<br />
der Alpenfauna<br />
72<br />
Das Bauchwehbleaml<br />
Das Edelweiß an der<br />
Höfats steht für die Gier<br />
des Menschen und die<br />
Kraft der Natur.<br />
TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />
12 Top-<strong>Touren</strong> für den Oktober<br />
Vorderscheinberg und Hasentalkopf ............59<br />
Herzogstand .................................................................................59<br />
Schönfeldjoch ............................................................................59<br />
Großes Hundhorn ..................................................................61<br />
Civetta ..................................................................................................61<br />
Schiara .................................................................................................61<br />
Rund um den Sorapiš .......................................................63<br />
Gadmer-Flue, Tälli-Klettersteig ..............................63<br />
Ortler ....................................................................................................63<br />
Schreckhorn ................................................................................65<br />
Meije .....................................................................................................65<br />
Mont Maudit, »Kuffnergrat« ......................................65<br />
92<br />
Luftig und<br />
warm<br />
Ein gutes Fleece hält<br />
nicht nur warm,<br />
sondern reguliert<br />
darüber hinaus die<br />
Körperwärme.<br />
112<br />
Trekken<br />
in Nepal<br />
Der Great Himalaya<br />
Trail ist mehr als ein<br />
Abenteuer am Fuße<br />
der Achttausender.<br />
Heinz Zak, Siegi Garnweidner, Peter Wey – Fotolia.com, Dominik Prantl, Sandra Zistl, Andreas Strauß<br />
JUBILÄUMS-SPECIAL<br />
34 Geburtstags-Quiz<br />
Gewinnen Sie Preise im Wert von <strong>80</strong>00 Euro<br />
42 Luftnummern mit Tiefgang<br />
<strong>80</strong> Jahre mit Spuren: Luftbilder von Lenggries,<br />
Garmisch und Berchtesgaden<br />
68 Zurück ins Revier<br />
Während manche Tierarten weiter zurückgedrängt<br />
werden, haben sich andere etabliert.<br />
72 Edelweißrausch an der Höfats<br />
Dank eines Schutzpostens hat sich der Bestand<br />
der Alpenblume in kurzer Zeit erholt.<br />
76 Cordlose Zone<br />
Ein Vergleich, der keiner ist: Ausrüstung für<br />
<strong>Bergsteiger</strong> heute und vor <strong>80</strong> Jahren<br />
82 Tollkühne Bergvagabunden<br />
Ob mit oder ohne Lizenz: die besondere Aura<br />
der Bergführer in den 1930er-Jahren<br />
88 Serie: Zauberhafte Hütten<br />
Seit <strong>80</strong> Jahren standhaft: <strong>Die</strong> Glungezerhütte<br />
war bereits Ziel von Hermann Buhl.<br />
SERVICE<br />
92 Fleecejacken im Test<br />
Flauschig und atmungsaktiv: zwölf<br />
aktuelle Jacken-Modelle im Vergleich<br />
Extra: Der Rucksack im Wandel der Zeit<br />
102 Klettern mit den Besten<br />
Am Fels unter Anleitung von David Lama<br />
und Stefan Glowacz. Jetzt bewerben und<br />
einen von vier Plätzen ergattern!<br />
104 Serie: Stille Helfer<br />
Seile aus Kunstfaser halten heute weit<br />
mehr, als sie müssten. Das war längst nicht<br />
immer so.<br />
108 Richtig imprägnieren<br />
Damit Funktionskleidung dauerhaft wasserdicht<br />
bleibt, sollte man sie regelmäßig<br />
waschen und imprägnieren.<br />
REPORTAGE<br />
112 Great Himalaya Trail<br />
Trekking in Nepal ist mehr als ein Abenteuer<br />
am Fuße der Achttausender. Es bringt auch<br />
die Nöte der Menschen näher.<br />
50 Das große<br />
BERGSTEIGER-<br />
Interview<br />
<strong>Die</strong> Berge haben ihm<br />
seine größten Triumphe<br />
beschert, aber auch den<br />
schwersten<br />
Schicksalsschlag:<br />
im<br />
Gespräch<br />
mit Lothar<br />
Brandler<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 5<br />
Bildstrecke 8<br />
TV-Programm 18<br />
Bergpredigt 56<br />
Briefe/Impressum 120<br />
Bergwachteln 122<br />
<strong>Vorschau</strong> 122<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 7
BERG-BILDER<br />
Alle Fotos: Bernd Römmelt<br />
8 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Glanzlichter<br />
Nach dem Sturm: Das Gewitter ist durchgezogen,<br />
die Luft ist angefüllt von dem<br />
schweren Duft nach Erde und Wald. Schon<br />
wärmt die Sonne wieder, bald werden sich<br />
auch die Wolken von den dampfenden<br />
Bergflanken verzogen haben. <strong>Die</strong> Vorfreude<br />
auf den nächsten Morgen ist groß.<br />
Blick vom Ponten auf den Gimpel und Rote Flüh
Götterdämmerung<br />
Über allem: Glücklich derjenige,<br />
der bei solchen Wetterlagen auf<br />
Gipfel steigen kann. Im Tal hängt<br />
Nebel, die Luft ist kalt. Oben ist es<br />
warm und die Stimmung erhaben.<br />
Man möchte nie mehr runter.<br />
Hochgrat, im Hintergrund der Säntis<br />
10 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Geisterstunde<br />
Dem Firmament so nah: Nicht<br />
umsonst wählen Wissenschaftler<br />
meist Berge für Sternwarten. Man<br />
kann aber auch als Laie tief ins All<br />
blicken, wenn man nachts ein paar<br />
Schritte vor die Hütte tut.<br />
Milchstraße über dem Heilbronner Höhenweg<br />
12 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Wetterkunde<br />
<strong>Die</strong> schönsten Bergbilder entstehen in<br />
den Übergangsphasen zwischen gutem<br />
und schlechten Wetter. Es heißt also:<br />
wachsam sein, um die wilden Stimmungen<br />
dieser kurzen Phasen zu erleben.<br />
»Als ich mein Allgäu-Projekt<br />
vor mehr als sechs<br />
Jahren begann, wusste<br />
ich fast nichts über diesen<br />
Gebirgszug im Westen<br />
der Bayerischen Alpen.<br />
Ich als Münchner war eher<br />
im Karwendel oder dem Wetterstein unterwegs.<br />
<strong>Die</strong>ses Unwissen stellte sich aber im Nachhinein<br />
als vorteilhaft heraus, denn so fotografierte ich<br />
unbeeinflusst von Postkartenmotiven. Mir war<br />
wichtig, die Allgäuer Alpen so wild wie möglich<br />
zu zeigen. So zog ich meist dann los, wenn das<br />
Wetter gerade von gut auf schlecht (oder anders<br />
herum) schwenkte.«<br />
Bernd Römmelt<br />
Bernd Römmelt<br />
»<strong>Die</strong> Allgäuer Alpen«,<br />
160 S., Format 29 x<br />
27,7 cm, Schutzumschlag,<br />
Rosenheimer<br />
Verlag (erscheint im<br />
Oktober), 29,90 €
<strong>Bergsteiger</strong><br />
10/13 AKTUELL<br />
JUBILÄUMS-SPECIAL<br />
Jubiläumsseite: Das Jahr 1930<br />
12. Juni: Max Schmeling<br />
erobert in New York die<br />
Krone des Boxweltmeisters<br />
im Schwergewicht.<br />
10. September:<br />
In Deutschlands Kinos<br />
läuft erstmals die<br />
»Tönende Wochenschau«<br />
des US-amerikanischen<br />
Fox-Konzerns.<br />
2. November:<br />
Haile Selassie besteigt<br />
den äthiopischen Thron<br />
– er wird zum »König der<br />
Könige«.<br />
18. Februar: Entdeckung des Planeten<br />
Pluto durch Clyde Tombaugh<br />
12. März: Mahatma Gandhi führt den<br />
sogenannten Salzmarsch gegen die britischen<br />
Kolonialherren an. Sein gewaltloser<br />
Widerstand sollte die Weltmacht<br />
schließlich in die Knie zwingen.<br />
1. April: In Berlin wird der Film »Der<br />
blaue Engel« mit Marlene <strong>Die</strong>trich in der<br />
Hauptrolle uraufgeführt. Der deutsche<br />
Kinostar emigriert später in die USA.<br />
1. Mai: <strong>Die</strong> Einführung der Mineralölsteuer<br />
hat höhere Treibstoffpreise zur<br />
Folge. Auf Deutschlands Straßen verkehren<br />
etwa eine halbe Million Autos.<br />
Ein Opel mit 20 PS kostet<br />
2700 Reichsmark.<br />
30. Juni: Uruguay wird<br />
durch den Sieg (4:2)<br />
gegen Argentinien erster<br />
Fußball-Weltmeister.<br />
8. Juli: <strong>Die</strong> Zugspitzbahn wird feierlich<br />
eröffnet – allerdings ohne die am Bau<br />
beteiligten Arbeiter.<br />
25. August: Sean Connery, später<br />
weltberühmt als James-Bond-Darsteller,<br />
wird im schottischen Edinburgh<br />
geboren.<br />
20. September bis 5. Oktober:<br />
<strong>Die</strong> Maß kostet auf der Wiesn eine<br />
Reichsmark – wie im Vorjahr.<br />
8. November: Uraufführung von Ralph<br />
Benatzkys Operette »Im weißen Rößl«<br />
in Berlin<br />
24. Dezember: Der Physiker Manfred<br />
von Ardenne präsentiert in Berlin das<br />
erste elektronische Fernsehbild.<br />
Foto: SZ-Photo<br />
Hans Ertl:<br />
Erfolg an der<br />
Königsspitze<br />
Am 5. September glückt Hans Ertl<br />
zusammen mit Hans Brehm die Durchsteigung<br />
der bis 60 Grad steilen, 600<br />
Meter hohen Nordwand der Königsspitze. Den Ausstieg über die legendäre<br />
»Schaumrolle« konnten die beiden allerdings nicht realisieren, aus Zeitmangel<br />
– und da es ihnen am notwendigen Material fehlte. <strong>Die</strong> mächtige Gipfelwechte<br />
wird erst 1956 von Kurt <strong>Die</strong>mberger, Hannes Unterweger und Herbert<br />
Knapp bezwungen. Lediglich eine einzige Wiederholung dieser extrem<br />
schwierigen und objektiv gefährlichen Unternehmung ist bekannt. 2001<br />
bricht die »Schaumrolle« ab – eine Konsequenz der Klimaerwärmung. Eine<br />
unschöne Fußnote: Seit einem halben Jahrhundert streiten die drei Salzburger<br />
Alpinisten darüber, wem die Ehre gebührt, der Allererste gewesen zu<br />
sein. Nicht einmal Reinhold Messner konnte anlässlich der Gedenkfeier zum<br />
50. Jahrtag (2006) in dem Zwist vermitteln: <strong>Bergsteiger</strong>s Eitelkeiten. –eeh–<br />
Foto: Bettina Willmes<br />
BERGSTEIGER an die Isar<br />
Im Herbst holt Alfred Bruckmann (Foto), Leiter des 1858<br />
gegründeten gleichnamigen Verlags, den BERGSTEIGER<br />
von Wien nach München. Das blieb nicht ohne Folgen,<br />
pflegte die Familie Bruckmann doch beste Beziehungen<br />
zu den Nazis. Vor allem Elsa, geborene Prinzessin Cantacuzène<br />
aus rumänischem Adel und Gattin von Hugo Bruckmann, führte Hitler<br />
in die Münchner Gesellschaft ein. Im berühmten<br />
Salon Bruckmann verbreitete<br />
er fortan seine kruden Ideen, assistiert<br />
von ähnlich Denkenden. Den BERG-<br />
STEIGER leitete der linientreue Josef<br />
Julius Schätz, und so durfte auch<br />
Eduard Pichl, ein Antisemit, der<br />
bereits in den 1920er-Jahren die Vertreibung<br />
aller Juden aus der Alpenvereinssektion<br />
Austria durchgesetzt<br />
hatte, publizieren.<br />
Der BERGSTEIGER hat die braune<br />
Vergangenheit überlebt. Nach dreijähriger<br />
Pause erschien er 1949 neu.<br />
In den 19<strong>80</strong>er-Jahren leitete ihn übrigens<br />
Toni Hiebeler. Der wurde 1930<br />
geboren, am 5. März. Im gleichen<br />
Jahr wie Walter Bonatti, einer der<br />
ganz Großen des Alpinismus. –eeh–<br />
Zitat des Monats<br />
»Ich war entschlossen,<br />
das<br />
Höchste zu wagen,<br />
das Leben hinzuwerfen<br />
wie einen<br />
zerbrochenen<br />
Bergstock.«<br />
Eugen Guido Lammer (1863–1945),<br />
österr. Alpinist, aus »Jungborn«, 1935
Fünf Fragen an …<br />
Horst Schellmoser (77)<br />
aus Berchtesgaden Ga.<br />
Tatet veratqui sunt, qui<br />
repe pror a volupidis<br />
sum ipideleseque volore,<br />
tem niendit ibeaquae<br />
non con et excest et hit.<br />
Horst Schellmoser (77) aus Berchtesgaden bewirtschaftet<br />
die Wasseralm in den Berchtesgadener Alpen.<br />
…den ältesten Hüttenwirt<br />
Deutschlands<br />
Welche Hütte bewirtschaften Sie? Und wie lange schon?<br />
Ich bin jetzt den fünfzehnten Sommer auf der Wasseralm (1416 m),<br />
dem einzigen Stützpunkt in der Röth, dem Grenzgebiet zwischen<br />
Steinernem Meer und Hagengebirge.<br />
Was haben Sie vorher gemacht? Waren Sie auf einer anderen<br />
Hütte?<br />
Ich war früher Berufsjäger in den Berchtesgadener Alpen. Eine<br />
andere Hütte habe ich nicht bewirtschaftet.<br />
Andere in Ihrem Alter sind bereits in Rente. Wie schaffen Sie die<br />
ganze Arbeit auf der Hütte?<br />
Man braucht zum einen gute Mitarbeiter: Ich habe zwei Angestellte,<br />
und zwei bis drei Rentner helfen mir in Spitzenzeiten aus. Dann ist<br />
natürlich eine gute gesundheitliche Verfassung Voraussetzung. Und<br />
ich habe große Freude an der eigenverantwortlichen Arbeit auf der<br />
Hütte.<br />
Wie hat sich das Hüttenleben im Vergleich zu früher verändert?<br />
Sind die Gäste anders geworden?<br />
Beim Arbeitsablauf auf der Hütte hat sich schon einiges verändert,<br />
vor allem bei der Technik und der Energieversorgung. Auch die<br />
Kommunikation ist anders, die Gäste können jetzt per E-Mail und im<br />
Internet reservieren. <strong>Die</strong> Ver- und Entsorgung funktioniert mit<br />
Hubschraubertransport. <strong>Die</strong> Gäste sind meiner Meinung nach gleich<br />
geblieben.<br />
Was machen Sie im Winter?<br />
Da steht die Familie an erster Stelle. Das Haus im Tal muss versorgt<br />
und immer wieder renoviert werden. Ich bewirtschafte meinen Wald<br />
und muss dann schon wieder Vorbereitungen für die nächste<br />
Hüttensaison treffen.<br />
Interview: Petra Gössl-Kubin
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 10/13 AKTUELL<br />
Berg-Splitter<br />
50 Jahre <strong>Bergsteiger</strong>schule<br />
<strong>Die</strong> Alpenverein-<strong>Bergsteiger</strong>schule feiert ihr<br />
50-jähriges Bestehen. Ziel der Organisation<br />
war und ist es, Alpenvereinsmitglieder zu<br />
selbständigen <strong>Bergsteiger</strong>n auszubilden.<br />
Anders als etwa der Summit-Club arbeitet die<br />
AV-<strong>Bergsteiger</strong>schule auch heute noch ohne<br />
Gewinnabsicht.<br />
–bw–<br />
Foto: Bergwacht Krün<br />
Weniger Tote denn je<br />
DAV-UNFALLSTATISTIK 2012: WENIGER TOTE, ABER VIELE EINSÄTZE<br />
Auch wenn<br />
die ernsten<br />
Fälle seltener<br />
geworden<br />
sind – gerufen<br />
wird die<br />
Bergwacht<br />
nach wie vor<br />
häufig.<br />
Wild, aber verträglich<br />
Von 19. bis 22. September fi nden im Tessin<br />
die »keepwild! climbing days« statt. Ziel des<br />
Events ist die Sensibilisierung der Kletterer für<br />
einen respektvollen Umgang mit der Natur und<br />
der Ressource Fels. Alle Informationen unter<br />
www.keepwildclimbs.ch<br />
–bw–<br />
Von München auf die Zugspitze<br />
Im August sind 18 Trailrunner vom Münchner<br />
Marienplatz bis auf die Zugspitze gelaufen.<br />
Dabei haben sie 115 Kilometer und 3100<br />
Höhenmeter zurückgelegt. Veranstaltet hat den<br />
Lauf »Trail-Maniak«.<br />
–bw–<br />
28 DAV-Mitglieder sind im vergangenen Jahr bei Bergunfällen ums Leben<br />
gekommen – das sind weniger als jemals zuvor seit Einführung der Statistik des<br />
Deutschen Alpenvereins im Jahr 1952. 2011 lag die Zahl noch bei 45. Florian Hellberg<br />
von der DAV-Sicherheitsforschung führt dies vor allem auf das Wetter zurück:<br />
»<strong>Die</strong> letzte Skitourensaison endete früh, und durch einen Wintereinbruch im Oktober<br />
war auch die Sommersaison kurz.«<br />
Ein Trend des Vorjahres setzte sich hingegen fort: Immer mehr Bergsportler bringen<br />
sich in Situationen, aus denen sie sich nicht mehr selbst befreien können. Besonders<br />
häufig trifft dies auf Klettersteiggeher zu. Seit 2006 habe sich die Notfall-Quote verdoppelt,<br />
seit 2002 sogar verdreifacht. Immer wieder zeige sich, so der DAV, dass sich<br />
Klettersteiggeher Steige aussuchen, denen sie nicht gewachsen seien. Gleichzeitig<br />
stellt der DAV fest, dass die Schwelle, einen Notruf abzusetzen, sinke. –bw–<br />
Foto: privat<br />
Ausgezeichnet!<br />
Folkert Lenz hat den 3. Platz<br />
beim Walliser Medienpreis<br />
belegt. Ausgezeichnet wurde<br />
er für die Reportage »Metro<br />
zur magischen Grenze«. Sie<br />
ist im Jahr 2012 in der<br />
Augustausgabe des<br />
BERGSTEIGER erschienen und online unter<br />
www.bergsteiger.de/zeitschriftenartikel-8333.<br />
html nachzulesen.<br />
–bw–<br />
Ab ins Dorf<br />
Es ist wieder soweit: Kühe und Schafe werden<br />
zurück ins Tal gebracht. Eine Terminübersicht<br />
fi nden Sie auf www.bergsteiger.de/termine_<br />
almabtrieb_1204_1204.html<br />
–bw–<br />
Foto: Südtirol Marketing Gesellschaft/Ralf Kreuels<br />
Foto: Manfred Scheuermann<br />
Jedem seinen Titel<br />
ZWEI BERGE IM ALLGÄU ERHALTEN NEUE NAMEN<br />
Den »Schüsser«<br />
gibt’s<br />
nicht mehr<br />
– nur noch<br />
die »Walser«<br />
bzw. »Oberstdorfer<br />
Hammerspitze«<br />
Ein Berg, zwei Namen – und das gleich zweifach: Was für die Oberstdorfer die<br />
Hammerspitze war, war für die Kleinwalsertaler bislang der Schüsser. Und was die<br />
Oberstdorfer Schüsser nannten, hieß im Kleinwalsertal Hammerspitze. Dass diese<br />
Konstellation immer wieder für Verwechslungen und Verzögerungen bei Rettungseinsätzen<br />
geführt hat, wundert nicht. Nun haben sich die betroffenen AV-Sektionen<br />
und Gemeinden, Rettungsdienste, Polizei und Bergwacht-Vertreter darauf geeinigt,<br />
die Berge umzubenennen, und zwar in »Walser Hammerspitze« und »Oberstdorfer<br />
Hammerspitze«. Damit konnten sie eine seit dem 18. Jahrhundert anhaltende Diskussion<br />
beenden. Erstmals berücksichtigt werden die neuen Namen in der neuen<br />
Alpenvereinskarte BY 2 »Kleinwalsertal – Hoher Ifen, Widderstein«. –bw–<br />
16 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13
Foto: Simon Gietl<br />
Foto: Archiv R.Dujmovits<br />
Geknackt!<br />
SIMON GIETL ERÖFFNET NEUE ROUTE<br />
Erstbegehung in den Dolomiten: Simon Gietl und Patrick Seiwald haben im<br />
Juli den Lagazuoi (Nord, 2762 m) auf einer neuen Route – von den Erstbegehern<br />
»Orakel« getauft – erreicht. Sie erstreckt sich über 320 Meter, die Schlüsselstelle<br />
bewerteten die Kletterer mit IX (ohne Bohrhaken). <strong>Die</strong> weiteren Seillängen ordneten<br />
Gietl und Seiwald im Bereich IV bis VIII+ ein. Problematisch sei, so Gietl, dass<br />
das »Orakel« nicht optimal mit Haken abgesichert werden kann.<br />
–bw–<br />
Trends, <strong>Touren</strong>,<br />
Themen<br />
ALPIN-MESSE INNSBRUCK:<br />
BERGSPORT VOM FEINSTEN<br />
Am 9. und 10. November präsentieren mehr als 120 Aussteller Produktneuheiten,<br />
Berg- und Erlebnisreisen auf der Alpinmesse in Innsbruck. Gleichzeitig finden<br />
mehr als 60 Workshops zu Themen wie Erste Hilfe am Berg oder GPS statt.<br />
Umrahmt wird die Messe mit Vorträgen von Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf<br />
Dujmovits, Adam Ondra sowie Lynn Hill. Auch die Österreichische Boulderelite<br />
wird anwesen sein bei den Wettkämpfen um den Meistertitel. Alle Infos auf<br />
einen Blick unter www.alpinmesse.info<br />
–bw–<br />
Foto: Frank Kretschmann<br />
Endlich frei<br />
EIGER-NORDWAND-ERFOLG VON ROGER<br />
SCHÄLI UND ROBERT JASPER<br />
Brüchiger Fels an<br />
der Eiger-Nordwand<br />
Nach 14 Stunden<br />
war es vollbracht:<br />
die erste freie Begehung<br />
der »Ghilini-<br />
Piola-Direttissima«<br />
an der Eiger-Nordwand.<br />
Gelungen<br />
ist dies im August<br />
Roger Schäli und<br />
Robert Jasper. <strong>Die</strong><br />
Kletterschwierigkeiten<br />
bezifferten<br />
sie mit IX, der Fels<br />
sei brüchig, die<br />
Sicherungen sehr<br />
zweifelhaft gewesen. Erstbegangen wurde<br />
die Direttissima mit einer Wandhöhe von<br />
1400 Metern 1983 in technischer Kletterei<br />
innerhalb von fünf Tagen. Bereits 2006 haben<br />
Schäli und Jasper sich vorgenommen,<br />
die Route an einem Tag freizuklettern. –bw–<br />
+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />
+++ Auf der Outdoor 2013<br />
erstmals präsentiert, seit August<br />
erhältlich: der Fifty:Fifty, ein Karabiner,<br />
der zwei gleich große Kammern besitzt.<br />
Mit einer geführten Feder lässt sich<br />
entweder die obere oder die untere<br />
Kammer öffnen. So kann man<br />
der Karabiner aus jeder Position<br />
heraus einsetzen. +++<br />
UVP: 22,90 €;<br />
erhältlich seit Ende August<br />
+++ Jetzt auch<br />
für kleine<br />
Bergfreunde:<br />
Zum Herbst bringt<br />
Maloja die erste Kollektion für Kinder<br />
auf den Markt. Ihr Name: Malumpaz,<br />
eine Mischung der Begriffe »Maloja« und<br />
»Lumpaz«, rätoromanisch für »Lausbub«.<br />
Ein Stück aus der Kollektion ist die<br />
bestickte 2-Lagen-Jacke für Mädchen mit<br />
Thermolite-Wattierung. +++<br />
UVP: XS–M 189 €, L–XL 199 €;<br />
erhältlich ab Herbst<br />
+++ Gore präsentiert ab<br />
Herbst 2013 eine neue Gore-Tex Pro<br />
Generation. Im Vergleich zu Vorgängerprodukten<br />
sollen die 3-Lagen-Laminate laut<br />
Hersteller noch robuster und deutlich<br />
atmungsaktiver sein. Als Zielgruppe<br />
bezeichnet Gore Profi -Bergsportler sowie<br />
anspruchsvolle Outdoor- und Freeride-<br />
Enthusiasten. Alle Infos auf einen Blick:<br />
+++<br />
+++ Komperdell bietet künftig<br />
einen 3-Jahres-Gratis-<br />
Reparaturservice an. Wo auch<br />
immer der Stock gekauft wurde –<br />
Komperdell kündigt an, dass Kunden<br />
auch ohne Kaufbeleg den Stock zur<br />
nächsten Reparaturstelle oder zu<br />
Komperdell ins Werk schicken können.<br />
Das dazu erforderliche Rücksendeformular<br />
ist auf www.komperdell.<br />
com > 3-Jahres-Reparaturservice zu<br />
fi nden. +++<br />
+++ Nachhaltigkeitsoffensive:<br />
Haglöfs hat angekündigt, sich auf allen<br />
wichtigen Märkten der Welt im Bereich<br />
Technical Outdoor und Nachhaltigkeit<br />
als Nummer eins positionieren zu<br />
wollen. Bereits heute sei die Nachhaltigkeitsarbeit<br />
Ausgangspunkt für alle<br />
Planungen. Ähnliche Ziele verfolgt Vaude.<br />
Der Hersteller hatte jüngst in seinem<br />
Nachhaltigkeitsbericht wiederholt, bis<br />
2015 Europas nachhaltigster Outdoor-<br />
Ausrüster werden zu wollen. +++<br />
+++ Ebenfalls diesen Herbst<br />
kommt die mit dem Ispo Award Gold<br />
prämierte Merino Guardian Shell von<br />
Ortovox auf den Markt. Das Besondere:<br />
Als erste 3-Lagen-Jacke ist die Jacke auf<br />
der Innenseite vollfl ächig mit Merinowolle<br />
verarbeitet. Laut Ortovox ermöglicht<br />
dies ein neues Komfortlevel im<br />
Hard shellmarkt. +++<br />
UVP: 649,95 €,<br />
erhältlich ab September
TV-Programm September/Oktober 2013<br />
16.9. | 11.05 | Arte<br />
<strong>Die</strong> Alpen von oben<br />
Vom Chablais zum Montblanc<br />
Dauer: 52 Min.<br />
16.9. | 11.50 | Servus TV<br />
Himalaya – Im Dorf<br />
der Frauen<br />
Dauer: 60 Min.<br />
16.9. | 13.50 | Servus TV<br />
Art Wolfe – Reisen an die<br />
Grenzen der Erde<br />
Alaska: Arctic National<br />
Wildlife Refuge<br />
Dauer: 30 Min.<br />
16.9. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Lofoten und Polarmeer<br />
Dauer: 55 Min.<br />
17.9. | 11.50 | Servus TV<br />
Himalaya – Dem Himmel nah<br />
Dauer: 60 Min.<br />
17.9. | 13.50 | Servus TV<br />
Art Wolfe – Reisen an die<br />
Grenzen der Erde<br />
Peru: Manu<br />
Dauer: 30 Min.<br />
17.9. | 15.15 | RBB Berlin<br />
Reisewege Finnland<br />
Von Helsinki nach Karelien<br />
Dauer: 45 Min.<br />
17.9. | 18.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise<br />
Durch den wilden Westen –<br />
Von Montana zum Rio Grande<br />
Dauer: 60 Min.<br />
18.9. | 9.30 | ZDF Info<br />
Boote, Berge, Bayern<br />
Sommerurlaub am Königssee<br />
Dauer: 30 Min.<br />
18.9. | 11.50 | Servus TV<br />
Urgan, Child of the<br />
Himalayas<br />
Dauer: 60 Min.<br />
J18.9. | 12.25 | 3sat<br />
Nationalpark Kalkalpen<br />
Dauer: 35 Min.<br />
18.9. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Westnorwegen<br />
Dauer: 55 Min.<br />
J19.9. | 20.15 | ZDF Kultur<br />
European Outdoor Film Tour<br />
Dauer: 60 Min.<br />
20.9. | 11.05 | Arte<br />
<strong>Die</strong> Alpen von oben<br />
Vom Beaufortain in<br />
die Savoyer Alpen<br />
Dauer: 52 Min.<br />
20.9. | 13.50 | Servus TV<br />
Art Wolfe – Reisen an<br />
die Grenzen der Erde<br />
Der Südwesten der USA<br />
Dauer: 30 Min.<br />
22.9. | 16.15 | BR<br />
Fernweh<br />
Reportage: Garden Route<br />
Dauer: 30 Min.<br />
22.9. | 16.45 | SWR<br />
Meine Traumreise<br />
über die Alpen<br />
Zu Fuß vom Allgäu<br />
nach Südtirol<br />
Dauer: 30 Min.<br />
23.9. | 11.50 | Servus TV<br />
Auf legendären Routen<br />
Von Vancouver nach<br />
Anchorage: Eine Reise<br />
durch Pan-Amerika<br />
Dauer: 60 Min.<br />
23.9. | 18.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise<br />
Der Regenwald – Der letzte<br />
Schatz der Erde<br />
Dauer: 60 Min.<br />
24.9. | 14.20 | Servus TV<br />
Naturparadies China<br />
Tibet<br />
Dauer: 60 Min.<br />
AH<br />
24.9. | 20.15 | WDR<br />
Abenteuer Erde<br />
Das Great Barrier Reef:<br />
Naturwunder der Superlative<br />
Dauer: 45 Min.<br />
25.9. | 18.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise<br />
Im Schatten der Anden<br />
Dauer: 60 Min.<br />
25.9. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Island – Reich der Vulkane<br />
Dauer: 55 Min.<br />
25.9. | 20.15 | Phoenix<br />
Gefahr aus den Bergen<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.9. | 14.45 | SWR<br />
Bilderbuch:<br />
Naturpark Schönbuch<br />
Reportagereihe<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.9. | 18.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise<br />
Peru – Der Inka-Pfad<br />
Dauer: 60 Min.<br />
27.9. | 20.15 | Servus TV<br />
Bergwelten AH<br />
Paul Preuss-Portrait<br />
Dauer: 60 Min.<br />
28.9. | 12.00 | WDR<br />
Erlebnisreisen-Tipp:<br />
Madeira<br />
Magazin<br />
Dauer: 5 Min.<br />
J28.9. | 12.15 | N 3<br />
Weltreisen<br />
Lofoten – Inseln des Lichts<br />
Dauer: 30 Min.<br />
29.9. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
30.9. | 15.35 | 3sat<br />
Indiens wilde SchönheitAH<br />
Der Himalaya<br />
Dauer: 40 Min.<br />
1.10. | 11.45 | 3sat<br />
Arlberg – Der weiße Rausch<br />
Geschichten aus Österreich<br />
Dauer: 45 Min.<br />
1.10. | 11.45 | S: Disc. Channel<br />
Natur entdecken<br />
Verborgene Welten – Höhlenexpedition<br />
Puerto Rico<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 44 Min.<br />
2.10. | 20.15 | Phoenix<br />
<strong>Die</strong> Berge der Deutschen<br />
Von Höhenrausch und<br />
Hüttenzauber<br />
Dauer: 45 Min.<br />
3.10. | 09.30 | WDR<br />
Erlebnisreisen-Tipp:<br />
Kanalinsel Jersey<br />
Magazin<br />
Dauer: 15 Min.<br />
3.10. | 11.40 | S: Dis. Channel<br />
Natur entdecken<br />
Naturwunder Appalachen<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 44 Min.<br />
3.10. | 12.00 | N 3<br />
<strong>Die</strong> schönsten Naturparadiese<br />
des Nordens<br />
Reportage<br />
Dauer: 90 Min.<br />
4.10. | 12.15 | 3sat<br />
Hoch und heilig<br />
Entdeckungen in den Alpen<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
J4.10. | 18.15 | alpha<br />
Magisches Marokko<br />
Reportage<br />
Dauer: 30 Min.<br />
9.10. | 21.15 | MDR<br />
Biwak<br />
Magazin für Bergsport,<br />
Wandern, Abenteuer<br />
Dauer: 30 Min.<br />
11.10. | 12.00 | Arte<br />
Reisen für Genießer<br />
Patagonien<br />
Dauer: 25 Min.<br />
Das tagesaktuelle<br />
TV-Programm finden Sie<br />
auf bergsteiger.de<br />
18 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13
ISBN 978-3-7654-5678-7<br />
ISBN 978-3-7654-5679-4<br />
ISBN 978-3-7654-6251-1<br />
ISBN 978-3-7654-5175-1<br />
ISBN 978-3-7654-5676-3<br />
ISBN 978-3-7654-5894-1<br />
ISBN 978-3-7654-5909-2<br />
ISBN 978-3-7654-5917-7<br />
ISBN 978-3-7654-5904-7<br />
ISBN 978-3-7654-5914-6<br />
ISBN 978-3-7654-4904-8<br />
ISBN 978-3-7654-6081-4<br />
ISBN 978-3-7654-4897-3<br />
ISBN 978-3-7654-4581-1<br />
ISBN 978-3-7654-6085-2<br />
ISBN 978-3-7654-5896-5<br />
ISBN 978-3-7654-5234-5<br />
ISBN 978-3-7654-4915-4<br />
ISBN 978-3-7654-5916-0<br />
ISBN 978-3-7654-4903-1<br />
ISBN 978-3-7654-4909-3<br />
ISBN 978-3-7654-6086-9<br />
ISBN 978-3-7654-5793-7<br />
ISBN 978-3-7654-5897-2<br />
ISBN 978-3-7654-4902-4<br />
ISBN 978-3-7654-5235-2<br />
ISBN 978-3-7654-5906-1<br />
ISBN 978-3-7654-5898-9<br />
ISBN 978-3-7654-5792-0<br />
ISBN 978-3-7654-5903-0<br />
ISBN 78-3-7654-5905-4<br />
ISBN 978-3-7654-5912-2<br />
ISBN 978-3-7654-5783-8<br />
ISBN 978-3-7654-5891-0<br />
ISBN 978-3-7654-5899-6<br />
ISBN 978-3-7654-5684-8<br />
ISBN 978-3-7654-5941-2<br />
ISBN 978-3-7654-5892-7<br />
ISBN 978-3-7654-5893-4<br />
ISBN 978-3-7654-5902-3<br />
ISBN 978-3-7654-5901-6<br />
ISBN 978-3-7654-5167-6<br />
ISBN 978-3-7654-5677-0<br />
ISBN 978-3-7654-5913-9<br />
ISBN 978-3-7654-5935-1<br />
ISBN 978-3-7654-5173-7<br />
ISBN 978-3-7654-5169-0<br />
ISBN 978-3-7654-5907-8<br />
ISBN 978-3-7654-6102-6<br />
ISBN 978-3-7654-5908-5<br />
ISBN 978-3-7654-5895-8<br />
ISBN 978-3-7654-5674-9<br />
ISBN 978-3-7654-5675-6<br />
ISBN 978-3-7654-4896-6<br />
ISBN 978-3-7654-5174-4<br />
ISBN 978-3-7654-5683-1<br />
Empfohlen von<br />
ISBN 978-3-7654-5910-8<br />
ISBN 978-3-7654-4910-9<br />
ISBN 978-3-7654-6084-5<br />
ISBN 978-3-7654-5911-5<br />
Siehe BERGSTEIGER<br />
Buch-Tipp auf S. 46<br />
in dieser Ausgabe.<br />
Pro Titel 40 <strong>Touren</strong> auf 168 Seiten.<br />
Für nur € 12,99 in Ihrer Buchhandlung!<br />
Ausführliche Infos unter www.bruckmann.de<br />
<strong>Die</strong> Welt neu entdecken
TITELTHEMA<br />
20 Wanderungen<br />
Übergang vom Schönfeldjoch<br />
zum Wildenkarsattel; hinten<br />
Schnittlauchrinne, Hinteres<br />
Sonnwendjoch, Krenspitz und<br />
Wildenkarjoch<br />
<strong>Die</strong> <strong>80</strong><br />
<strong>besten</strong> <strong>Touren</strong><br />
Vier Autoren, 270 Jahre geballte alpine Erfahrung, <strong>80</strong> Lieblingstouren: Den <strong>80</strong>.<br />
Geburtstag des Magazins BERGSTEIGER feiern wir mit einer Sammlung ganz<br />
besonderer Wanderungen, Hochtouren, Klettersteige und Klettertouren.<br />
<strong>Die</strong> Barre des Écrins vom Refuge<br />
Écrins im Nordosten aus<br />
20 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13<br />
20 Hochtouren
20 Klettersteige<br />
Zum Teil über senkrechte Felsen<br />
führt die »Via ferrata Stella Alpina«<br />
am Monte Agnèr in der Pala.<br />
Fotos: Siegfried Garnweidner, Ralf Gantzhorn, Manfred Kostner, Archiv Kubin<br />
20 Klettertouren<br />
Am Beginn des Quergangs in<br />
der »Cassin«/Westliche Zinne,<br />
Nordwand (VIII) im Jahr 1984<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 21
Abstieg vom Hohen Ziegspitz<br />
über den Grießberg<br />
1<br />
Hoher Ziegspitz (1864 m)<br />
Ammergauer Alpen<br />
Meine Wertung: <strong>Die</strong> unmittelbare Umgebung mit ihren landschaftlichen Höhepunkten, eine<br />
umfassende Gipfel-Rundumsicht und die spannende, nicht immer einfache Routensuche beim<br />
Abstieg begeistern mich stets aufs Neue. Ein Hauch von Abenteuer ist immer dabei.<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3 Std.; Abstieg 2¼ Std. Höhenunterschied: 1174 Hm Routenverlauf: Stepbersattel<br />
– Vorderer Ziegspitz – Hoher Ziegspitz – Jagdhütte – Bahnstrecke – Ochsenhütte<br />
Führer: S. Garnweidner »Wanderführer Ammergauer Alpen«, Kompass Verlag<br />
2<br />
Gipfelblick vom Vorderscheinberg zum<br />
Hasentalkopf und zur Großen Klammspitze<br />
Vorderscheinberg (1827 m) und<br />
Hasentalkopf (1797 m)<br />
Ammergauer Alpen<br />
Meine Wertung: Auf dieser relativ<br />
einsamen Rundtour mit großartiger Gipfellandschaft<br />
kocht in mir immer wieder das Adrenalin<br />
auf, weil es zu beiden Seiten des Vorderscheinberggrats<br />
enorm in die Tiefe geht. Gehzeiten:<br />
Aufstieg 4 Std.; Abstieg 3¼ Std. (mit MTB ca.<br />
1½ Std. weniger) Höhenunterschied: 1000 Hm<br />
Routenverlauf: Sägertal – Hasentalgraben –<br />
Lösertal – Lösertaljoch – Scheinbergjoch – Vorderscheinberg<br />
– Scheinbergjoch – Hasentalkopf<br />
– Kessel – Bäckenalmsattel – Sägertal-Parkplatz<br />
Wenn Stress, psychische Anspannung<br />
und vielleicht ein bisserl Midlifecrisis zusammentreffen,<br />
kann es heftig in der Psyche<br />
knirschen. Das beste Rezept dagegen<br />
heißt Sport. Körperliche Anstrengung hilft<br />
enorm, den Adrenalinspiegel auf ein normales<br />
Maß zu reduzieren, und wer den<br />
Vorteil hat, seinen Sport in einer schönen<br />
Gegend ausüben zu können, kann sich<br />
glücklich schätzen.<br />
Ich brauchte Ruhe, Ablenkung und eine<br />
interessante Aufgabe, kein Büro. Deshalb<br />
habe ich nach neuen Wegen gesucht und<br />
alte gefunden. Unsere Berge bieten genug<br />
davon. Alte Reitsteige, Jägerpfade und Alm -<br />
wege sind in großer Zahl vorhanden. Im<br />
Laufe der Jahre hat sich diese Spurensuche<br />
zu einer Leidenschaft entwickelt, die mir<br />
neue Ziele, bekannte Berge auf spannenden<br />
Routen und eine Fülle von neuen Bildern<br />
vermittelt hat.<br />
Hier darf ich die 20 <strong>Touren</strong> verraten, die<br />
mir besonders ans Herz gewachsen sind.<br />
Etliche davon sind solche »Geheimtipps«,<br />
und wer sie nachvollzieht, ist garantiert<br />
vor Überraschungen nicht sicher.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Jahrgang 1948, hat es von<br />
seinem Wohnort bei München<br />
nicht weit ins Gebirge. Er ist<br />
zu allen Jahreszeiten mit Ski,<br />
Mountainbike, Wanderstiefeln<br />
und Firngleitern in den Bergen unterwegs.<br />
Über seine <strong>Touren</strong> führt er akribisch Buch.<br />
3S‘Küppal (1691 m)<br />
Rofangebirge<br />
Meine Wertung: Mir tut diese Bergwanderung richtig gut. Sie strengt nicht besonders Wanderung aufs Küppal bei der Köglalm<br />
an, bietet in den oberen Bereichen Einsamkeit, und trotzdem gibt es eine Jausenstation<br />
mit Panoramablick. Ein Ausfl ug für die Seele<br />
Gehzeiten: Aufstieg 2 Std.; Abstieg 1¼ Std. Höhenunterschied: 765 Hm Routenverlauf: Fischerwirt am<br />
Achensee – Köglalm – Küppal – Zirmjoch – Köglalm – Fischerwirt<br />
Führer: S. Garnweidner »Wanderführer Rund um den Achensee«, Kompass Verlag<br />
<strong>Touren</strong>karte 1<br />
Heftmitte<br />
22 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
4<br />
Simetsberg (1836 m)<br />
Estergebirge<br />
Meine Wertung: Ein Berg für Frühaufsteher. Dann<br />
gibt es einen prächtigen Sonnenaufgang über dem<br />
Walchensee zu bewundern, kühle Luft auch noch<br />
in den sonnigen Gipfelhängen und reines Licht für<br />
eine klasse Gipfelaussicht. Und wenn die Sommerhitze<br />
wirklich kommt, schwimmt man bereits im<br />
Walchensee…<br />
Gehzeiten: Aufstieg 2¾ Std.; Abstieg 1¾ Std.<br />
Höhenunterschied: 1024 Hm<br />
Routenverlauf: Einsiedl – Simetsberg-<strong>Die</strong>nsthütte<br />
– Simetsberg und zurück<br />
Abstieg vom Simetsberg; Blick über die<br />
Simetsberg-<strong>Die</strong>nsthütte auf den Walchensee<br />
20 Wanderungen<br />
5<br />
Klobenjoch (2042 m)<br />
Rofangebirge<br />
Meine Wertung: Das geklobene (gespaltene) Joch<br />
macht seinem Namen alle Ehre. Weil ich mal<br />
nicht haargenau auf die Wegspur geachtet hatte,<br />
bin ich beim Abstieg prompt in einem tiefen Graben<br />
gelandet. Gehzeiten: Aufstieg 2¾ Std.; Abstieg 2 Std.<br />
Höhenunterschied: 1150 Hm Routenverlauf:<br />
Buchau – Teisslalm – Dalfazalm – Klobenjoch<br />
– Abstieg Richtung Steinernes Törl – Dalfazalm –<br />
Teisslalm – Dalfazer Wasserfall – Buchau.<br />
Führer: S. Garnweidner »Wanderführer Rund um<br />
den Achensee«, Kompass Verlag<br />
Fotos: S. Garnweidner<br />
Auf dem Gratweg zwischen Heimgarten<br />
und Herzogstand<br />
8<br />
Schönfeldjoch (1776 m)<br />
Bayerische Voralpen<br />
Meine Wertung: <strong>Die</strong>se stille Rundtour bietet ein<br />
Alpenblumenbiotop vom Feinsten. Ich komme<br />
immer wieder ins Staunen und nehme jedes Mal<br />
eine andere Abstiegsvariante. Gehzeiten: Aufstieg<br />
2½ Std.; Abstieg 3 Std. Höhenunterschied: 1070<br />
Hm Routenverlauf: Ursprung – Verwalteralm –<br />
Schönfeldalm – Heimkehrerkreuz – Schönfeldjoch<br />
– Wildkarsattel – Wildenkaralm – Stallenbachtal<br />
– Mautstelle – Hörhagbrücke – Ursprung. Führer: S.<br />
Garnweidner »Abseits des Trubels in den Bayerischen<br />
Alpen«, Verlag J. Berg<br />
10<br />
<strong>Touren</strong>karte 3<br />
Heftmitte<br />
Kienberg (1786 m)<br />
Brandenberger Alpen<br />
Meine Wertung: Ruhe, Ablenkung und ein<br />
prächtiges Wanderrevier fi nde ich mit Begeisterung<br />
am Kienberg. Und vom höchsten Punkt dieser<br />
Wanderung zeigt sich das benachbarte Rofangebirge<br />
mit seinen markanten Felsenriesen wie<br />
aus dem Bilderbuch. Gehzeiten: Aufstieg 1½ Std.;<br />
Abstieg 2¼ Std. Höhenunterschied: 840 Hm<br />
Routenverlauf: Joch – Jocher Alm – Kienberg –<br />
Einkehralm – Kreuthalm – Oberberg – Atzl – Joch.<br />
Führer: S. Garnweidner »Wanderführer Rund um<br />
den Achensee«, Kompass Verlag<br />
6<br />
Herzogstand (1731 m)<br />
Estergebirge<br />
Meine Wertung: <strong>Die</strong> wenig besuchte Nordseite des<br />
Herzogstands habe ich sofort schätzen gelernt. Alte<br />
Almsteige, stille Pfade und eine wilde Gebirgsgegend<br />
begleiteten mich. Nur am Gratweg und zwischen<br />
Gipfel und Herzogstandhaus gibt es heftigen<br />
Trubel. Gehzeiten: Aufstieg 3¾ Std.; Abstieg 3<br />
Std. Höhenunterschied: 1250 Hm Routenverlauf:<br />
Schlehdorf-Raut – Felsenkeller – Abzweigung<br />
auf alten Almweg – Rautkopf – Gedenkkreuz und<br />
Jagdhütte – Anstieg zum Gratweg vom Rauchköpfel<br />
– Herzogstand – Herzogstandhaus – Pionierweg –<br />
Neischlrast – Raut<br />
9<br />
Schönalmjoch<br />
<strong>Touren</strong>karte 2<br />
Heftmitte<br />
(1986 m) und<br />
Fleischbank (2026 m)<br />
Karwendelgebirge<br />
Meine Wertung: Doppeltes Wanderglück: <strong>Die</strong> Tour<br />
führt auf einen ziemlich unbekannten Gipfel und<br />
auf einen gut besuchten. Von den beiden grünen<br />
Grasgipfeln zeigen sich die wilden Felsenberge des<br />
Karwendels von ihren schönsten Seiten.<br />
Gehzeiten: Aufstieg 4½ Std.; Abstieg 2½ Std.<br />
Höhenunterschied: 12<strong>80</strong> Hm Routenverlauf:<br />
Fuggerangeralm – Steilegg – Schönalm (verfallen)<br />
– Schönalmjoch – Altjoch – Fleischbank – Steilegg<br />
– Fuggerangeralm<br />
Beim Abstieg vom Kienberg passiert man<br />
Oberberg.<br />
7<br />
Schneidjoch (1905 m)<br />
Rofangebirge<br />
Meine Wertung: Als Freund von einsamen Rundtouren,<br />
komme ich am Schneidjoch auf meine<br />
Kosten. Der Aufstieg erfordert volle Konzentration,<br />
weil er nicht leicht zu fi nden ist. Und bei der imposanten<br />
Gipfelschau zum benachbarten Guffert<br />
gibt es sowieso Einsamkeitsgarantie. Das etruskische<br />
Quellheiligtum wird beim Abstieg erreicht.<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3 Std.; Abstieg 3 Std.<br />
Höhenunterschied: 1020 Hm Routenverlauf:<br />
Ampelsbachtal – Abzweigung nach rechts zu alter<br />
Betonbrücke – Schneidalm – Schneidjoch – Etruskische<br />
Inschriften – Ludernalm – Ampelsbachtal<br />
Wanderung aufs Schönalmjoch: Morgenlicht<br />
an Östl. Karwendelspitze und Vogelkarspitze<br />
11<br />
Schellkopf (1832 m)<br />
Ammergauer Alpen<br />
Meine Wertung: Der Schellkopf ist mir zum<br />
ersten Mal aufgefallen, als ich zur Schellschlicht<br />
unterwegs war. So ein schöner Gipfel, habe ich mir<br />
gedacht, und keiner kennt ihn. Ein alter Almsteig<br />
bringt mich seitdem immer wieder mal zum einsamen<br />
Gipfel hinauf. Gehzeiten: Aufstieg 3¼ Std.;<br />
Abstieg 2¼ Std. Höhenunterschied: 1100 Hm<br />
Routenverlauf: Griesen – Klamm – Almweg Nähe<br />
Stiereck – Schellkopf – Hoher Brand – Schelleck<br />
– Griesen. Führer: S. Garnweidner »Wanderführer<br />
Ammergauer Alpen«, Kompass Verlag<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 23
Der felsige Gipfelaufbau der Probstenwand<br />
14<br />
Gamsjoch (2452 m)<br />
Karwendelgebirge<br />
Meine Wertung: Am Gamsjoch blüht das Edelweiß,<br />
was inzwischen kein Geheimnis mehr ist. In letzter<br />
Zeit werden dort auch immer mehr Steinböcke<br />
gesichtet, und weil ich diese stämmigen Berggesellen<br />
so gerne mag, besuche ich sie am Gamsjoch<br />
gerne. Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std.; Abstieg 3½ Std.<br />
Höhenunterschied: 1370 Hm Routenverlauf:<br />
Alpengasthof Eng – Gumpenjöchl – Gamsjoch –<br />
wegloser Abstieg auf Skitourenabfahrt – Gumpenjöchl<br />
– Lalidersalm-Hochleger – Hohljoch – Eng.<br />
Führer: S. Garnweidner »Wanderbuch Münchner<br />
Hausberge«, Bergverlag Rother<br />
16<br />
Hochalplkopf (1770 m) und<br />
Rohnberg (1772 m)<br />
Karwendelgebirge<br />
Meine Wertung: Auf den Hochalplkopf kommen<br />
zwar hin und wieder noch ein paar Wanderer, aber<br />
ab dem Rohnberg ist man ziemlich sicher allein.<br />
Das mag ich und auch die schönen Schwammerl,<br />
die es dort bisweilen gibt.<br />
Gehzeiten: Aufstieg 2½ Std.; Abstieg 2¾ Std.<br />
Höhenunterschied: 950 Hm Routenverlauf: Hinterriß<br />
– Klausboden – Rohntalalm – Hochalplkopf<br />
– Rohnberg – Rohntalalm (verfallen) – Fahrweg<br />
bis Vordersbachau – neuer Fahrweg durch den Rohnbergwald<br />
– Hinterriß<br />
18<br />
Bayerischer Schinder (1796 m)<br />
Bayerische Voralpen<br />
Meine Wertung: Der Trausnitzberg (Österreichischer<br />
Schinder) zählt zu den beliebtesten Gipfelzielen im<br />
bayerischen Vorgebirge überhaupt. Da ist mir der<br />
ruhige, rein bayerische Schinder lieber. Und es gibt<br />
eine landschaftlich eindrucksvolle Route, die allerdings<br />
erst nach einer längeren Radlfahrt erreicht<br />
wird. Gehzeiten: Aufstieg 3 Std.; Abstieg 1¾ Std.<br />
Höhenunterschied: 1110 Hm Routenverlauf:<br />
Parkplatz – Schwaigeralm – Lange Au – Steinernes<br />
Kreuz – Langenaualm – Jagdhütte – Rieselsbergalm<br />
– Bayerischer Schinder – und zurück<br />
24 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13<br />
12<br />
Hennenkopf (Probstenwand, 1614 m)<br />
Bayerische Voralpen<br />
Meine Wertung: Weil die Probstenwand ganz im<br />
Schatten der Benediktenwand steht und deutlich<br />
niedriger ist, erhält sie kaum Besuch, doch in der<br />
Schönheit steht sie dem berühmten Nachbarn nicht<br />
nach. Es gibt kaum einen Weg hinauf, der Gipfelanstieg<br />
verlangt ein kräftiges Zupacken, und genau das<br />
gefällt mir so an diesem einsamen Gipfelziel.<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std.; Abstieg 2¾ Std. Höhenunterschied:<br />
1010 Hm Routenverlauf: Brauneckbahn<br />
– Streidlhang – Reiseralm – Finsterloh<br />
– Freisinger Hütte – Hinterlängentalalm – Probstalm<br />
– Probstenwand und zurück<br />
Wanderung auf das Gamsjoch; Ausblick über<br />
das Gumpenjöchl zu den Laliderer Wänden<br />
Wanderung auf Hochalplkopf und Rohnberg;<br />
Blick zu Rappenklammspitze und Wörner<br />
19<br />
Feichtenstein (1249 m) und<br />
Bergköpfl (14<strong>80</strong> m)<br />
Salzkammergutberge<br />
Meine Wertung: <strong>Die</strong>se Tour steht stellvertretend für<br />
die vielen Wanderungen in der Oster horngruppe. Ein<br />
Höhepunkt am Bergköpfl ist die im Wald versteckte<br />
Hanslkirche, eine langgezogene, begehbare Höhle, in<br />
der der etwas eigentümliche Einsiedler Hansl gehaust<br />
haben soll. Gehzeiten: Aufstieg 3¼ Std.; Abstieg 2<br />
Std. Höhenunterschied: 8<strong>80</strong> Hm Routenverlauf:<br />
Satzstein (Irrblock) – Tiefen bachbrücke – Feichtenstein<br />
– Feichtensteinalm – Bergalm – Bergköpfl –<br />
Ladenbergalm – Hanslkirche – Satzstein<br />
13<br />
Obere Wettersteinspitze (2297 m)<br />
Wettersteingebirge<br />
Meine Wertung: <strong>Die</strong>se lange Tour mit einem satten<br />
Gegenanstieg am Franzosensteig tun sich nicht viele<br />
an. Und sie zeigt die herbe Schönheit des Wettersteinkamms<br />
in seiner ganzen Wildheit. Der lange, zackige<br />
Gipfelanstieg verlangt Aufmerksamkeit und bietet<br />
Ablenkung, lässt andere Themen für eine Weile vergessen.<br />
Manchmal brauche ich so etwas. Gehzeiten:<br />
Aufstieg 4½ Std.; Abstieg 4¼ Std. Höhenunterschied:<br />
1700 Hm Routenverlauf: Leutasch-Burggraben<br />
– Franzosensteig – Gamsanger – Obere Wettersteinspitze<br />
und zurück. Führer: S. Garnweidner »Wanderbuch<br />
Münchner Hausberge«, Bergverlag Rother<br />
15<br />
Hohe Munde (2662 m)<br />
Mieminger Kette<br />
Meine Wertung: Nicht nur die Gipfelrundschau,<br />
auch der lange, seilgesicherte und ziemlich luftige<br />
Abstieg über die Niedere Munde sind eine ideale<br />
Gelegenheit, um die Kraftreserven und die Ausdauer<br />
zu testen. Und für die lange Rückkehr aus dem<br />
Gaistal stelle ich am hintersten Parkplatz vorher ein<br />
Radl ab. Gehzeiten: Aufstieg 4½ Std.; Abstieg 5½<br />
Std. Höhenunterschied: 1765 Hm Routenverlauf:<br />
Leutasch-Moos (Talstation des ehem. Mundelifts) –<br />
Rauthütte – Hüttenrinner – Wegumleitung wg. Baustelle<br />
– Mundekopf (Ostgipfel) – Hohe Munde – Gelbe Wand<br />
– Niedere Munde – Gaistal – Klamm – Obern – Moos<br />
17<br />
Zirbelkopf (1989 m)<br />
Wettersteingebirge<br />
Meine Wertung: Wenn ich den Fahrweg in Richtung<br />
Schachen erst mal verlassen habe, beginnt die<br />
Bergeinsamkeit, die ich so schätze. Ab dem Kämitor<br />
wird es dann so richtig abgelegen und beim langen<br />
Gipfelanstieg auch aufregend. Gehzeiten: Aufstieg 4<br />
Std.; Abstieg 3¼ Std. Höhenunterschied: 1200 Hm<br />
Routenverlauf: Wanderparkplatz Elmau – Schachenweg<br />
– Bannholzweg – Wettersteinwald – Sattel<br />
unter Oberem Kämikopf – Windg’fällkar – Zirbelkopf<br />
– Weg Nr. 877 – Schützensteig – Wetter steinwald<br />
und zurück. Führer: S. Garnweidner »Wanderführer<br />
Rund um die Zugspitze, Kompass Verlag<br />
20<br />
Großes Hundhorn (1703 m)<br />
Berchtesgadener Alpen<br />
Meine Wertung: Ich schätze den Berg, weil er seine<br />
berühmten Bergnachbarn wie im Bilder buch präsentiert<br />
und weil es so viele Wege gibt, dass man sich für<br />
jeden Besuch einen anderen aus suchen kann. Gehzeiten:<br />
Aufstieg 3¾ Std.; Abstieg 2¾ Std. Höhenunterschied:<br />
9<strong>80</strong> Hm Routenverlauf: Obermayrberg<br />
– Schoberweißbachklause – Jochingalm – Hundsattel<br />
– Großes Hundhorn – Hundsattel – Auerweißbachalm<br />
– Schoberweißbachklause – Obermayrberg. Führer: S.<br />
Garnweidner »Abseits des Trubels in den Bayerischen<br />
Alpen«, Verlag J. Berg<br />
<strong>Touren</strong>karte 4<br />
Heftmitte<br />
Fotos: Siegfried Garnweidner, Richard Goedeke, Bernd Ritschel (1)
20 Hochtouren<br />
1<br />
Der Ortler von Norden, links der<br />
Hintergrat und die Nordwand<br />
Ortler (3905 m)<br />
Normalweg von Nordwesten<br />
WS+* (bis III A0 und Gletscher bis 40°), ab Hütte 1000 Hm. Wunderbarer Klassiker auf den<br />
höchsten Gipfel östlich der Bernina. <strong>Die</strong> Tour wurde mir 1993 ein spannendes Unternehmen,<br />
weil sie uns im Frühsommer in Nutzung eines knappen Zwischenhochs gelang, mit diebischer Freude,<br />
dass unser Kalkül genau klappte. Führer: P. Holl »Ortlergruppe«, Bergverlag Rother; R. Goedeke »Hohe<br />
3000er«, auch »<strong>Touren</strong>führer Top 20 der Alpen«, Bruckmann Verlag<br />
Der Großglockner von Südosten,<br />
vom Glödis aus gesehen<br />
2<br />
<strong>Touren</strong>karte 9<br />
Heftmitte<br />
Großglockner-Überschreitung<br />
Stüdlgrat (Südgrat), Normalweg<br />
ZS+ (mit Kletterei bis IV-, meist III<br />
und II), ab Hütte bis Gipfel 1000 Hm.<br />
Lange und deshalb ernsthafte, landschaftlich<br />
grandiose Tour in gutem Fels über den prominentesten<br />
Gipfel der Ostalpen, mit Aufstieg über den<br />
Südgrat und Abstieg über den populären Normalweg<br />
nach Osten. Ich lernte die Tour 1957 als<br />
blutiger Anfänger mit Anfängern und viel Schnee<br />
und oben im Wettersturz kennen, und das wurde<br />
ein handfestes Grenzerlebnis… Führer: R. Goedeke<br />
»Hohe 3000er der Alpen«, auch »<strong>Touren</strong> führer<br />
Top20 der Alpen«, Bruckmann Verlag<br />
3Wildspitze (3768 m), Überschreitung<br />
Mittelbergjoch – Nordostgrat – Normalweg<br />
ZS (Grat bis II und in bis 50° steilem Eis), 460 Hm Zustieg, dann <strong>80</strong>0 Hm zum Gipfel. Großartige<br />
Gratüberschreitung, die auch in Zeiten des Klimawandels noch geht und bei der man meist noch allein sein<br />
kann. Ich lernte sie 1968 als Jugendleiter mit einer achtköpfi gen Jugendgruppe kennen, nach einwöchigem<br />
Sauwetter und die ganzen drei Kilometer tief verschneiten Grat spurend – das war großartig.<br />
Führer: R. Goedeke »Hohe 3000er der Alpen«, auch »<strong>Touren</strong>führer Top 20 der Alpen«, Bruckmann Verlag<br />
Hohes Suchtpotential: Hochtouren sind<br />
ernsthafte Unternehmungen. Sie führen<br />
in dünnere Luft, Kälte und Wind mit rasch<br />
wechselnden Verhältnissen. Schlechtwetter<br />
wird dort oben rasch bedrohlich. Und<br />
selbst der schönste Handynotruf ist dann<br />
nicht bedienbar. Deshalb sind günstige<br />
Zeitfenster zu nutzen und wegen der tageszeitlichen<br />
Veränderungen von Schnee<br />
und Eis enge Zeitpläne tunlichst einzuhalten.<br />
Wenn diese vielfältigen Voraussetzungen<br />
gegeben sind und mit eigener<br />
guter Form und eigener Zeitverfügbarkeit<br />
zusammentreffen, dann sind Hochtouren<br />
allemal Sonderangebote. Wenn sie<br />
schließlich gelingen, dann bringen sie<br />
uns das Erlebnis großer und wilder Landschaft.<br />
Das hat hohes Suchtpotential, das<br />
fasziniert uns, das weckt Leidenschaft.<br />
Für alle, die den richtigen Zeitpunkt treffen<br />
und den Anforderungen gewachsen<br />
sind, werden solche <strong>Touren</strong> zu lebenslang<br />
leuchtenden Highlights.<br />
Richard Goedeke<br />
Jahrgang 1939, studierte<br />
Geografi e, Englisch und<br />
Pädagogik und war viele<br />
Jahre als Lehrer tätig.<br />
Seit Jahrzehnten ist er als<br />
Allround-<strong>Bergsteiger</strong> unterwegs, mit Vorliebe<br />
für steilen Fels und große, ursprüngliche Berge.<br />
Der höchste Berg Tirols:<br />
die Wildspitze von Westen<br />
* WS = wenig schwierig, ZS = ziemlich schwierig, S = schwierig, SS = sehr schwierig, AS = äußerst schwierig<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 25
4<br />
Monviso (3841 m)<br />
Südflanke<br />
PD+ (mit Kletterei bis III+, mehrfach III-, meist II),<br />
ab Hütte 1200 Hm. Der große Berg der Cottischen<br />
Alpen ist einer der markantesten Berge der westlichen<br />
Alpen mit nicht schwieriger, aber ganz schön<br />
langer Felskletterei. Ich lernte ihn 2004 bei kurzer<br />
Wetterbesserung im Solo kennen, als Letzter los<br />
von der Hütte, als Erster am Gipfel und als Einziger<br />
sogar noch knapp vor dem meist obligaten Mittagsgewitter<br />
zurück – da fühlte ich mich auch mit 65<br />
Jahren nochmal richtig jung… Führer: R. Goedeke<br />
»Hohe 3000er der Alpen«, auch »<strong>Touren</strong>führer Top<br />
20 der Alpen«, Bruckmann Verlag<br />
<strong>Die</strong> Riesenpyramide des Monviso<br />
von Südwesten<br />
7<br />
Dom (4545 m), Überschreitung<br />
Festigrat und Nordflanke<br />
WS+ (kombiniert bis III und im Eis bis 55°),<br />
Zustieg 1510 Hm, ab Hütte 1650 Hm.<br />
<strong>Die</strong>se großzügige Tour auf den höchsten rein<br />
Schweizer Gipfel führt im Abstieg über einen ernsthaften<br />
Gletscher. Ich genoss sie 1990 als Erfahrung<br />
von Souveränität mit zwei guten Eisgeräten free<br />
solo hinauf und mit am Seil bei zwei sympathischen<br />
Holländern über den doch teils spaltenherben<br />
Gletscher hinab…<br />
Führer: R. Goedeke »4000er der Alpen Normalwege«,<br />
Bruckmann Verlag<br />
10<br />
Schreckhorn (4078 m)<br />
Südwestgrat<br />
ZS+ (besonders oben III+, meist III, mit Gletscherzugang),<br />
Zustieg 1160 Hm, ab Hütte 1756 Hm.<br />
Der nordöstliche Viertausender der Berner Alpen<br />
ist ein großartiger Felsberg. Als Ersatz für das im<br />
Sommer meist ausgeaperte Schreckhorn-Couloir ist<br />
der aus herrlich festem Fels aufgebaute Südwestgrat<br />
heute der Normalweg. Der Grat ist sogar durch Bohrhaken<br />
zur Erleichterung des Abstiegs zum Abseilen<br />
eingerichtet. Für uns war dieser Grat bei solidem<br />
Wetter eine tolle Genusskletterei mit grandiosem<br />
Ambiente. Führer: R. Goedeke »4000er der Alpen<br />
Normalwege«, Bruckmann Verlag<br />
26 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13<br />
<strong>Touren</strong>karte 10<br />
Heftmitte<br />
5<br />
Finsteraarhorn (4274 m)<br />
Nordwestgrat<br />
WS (mit kombinierter Kletterei II am Gipfelgrat<br />
und Gletscher bis 40°), Zustieg 1500 Hm + ab<br />
Hütte 1300 Hm<br />
Der höchste Gipfel der Berner Alpen ist eine<br />
stramme Hochtour mit sehr langen Zustiegen.<br />
Mit beidseitig wunden Knöcheln war mir seine<br />
Besteigung 1995 ein recht masochistisches Unternehmen,<br />
in unter Schmerzen unlustvoller, aber von<br />
der Landschaft her doch großartiger Nutzung eines<br />
unwiderstehlichen Wetterschnäppchens. Führer:<br />
R. Goedeke »4000er der Alpen Normalwege«, auch<br />
»<strong>Touren</strong>führer Top 20 der Alpen«, Bruckmann<br />
6<br />
Bernina (4048 m), Überschreitung<br />
Biancograt – Spallagrat<br />
Hochtour ZS (mit Kletterei bis III A0 und Firn<br />
oder Eisgrat bis 50°), Zustieg 600 Hm, ab Hütte<br />
1460 Hm. <strong>Die</strong>se Grattour hat sich von einer reinen<br />
Eistour weithin in einen Felsgrat geändert. Ich lernte<br />
sie erst nach einem im Bruchharsch gescheiterten<br />
Versuch (April 1986) und einem Solo-Aufstieg über<br />
den Spallagrat (1992) im Sommer 2006 kennen,<br />
über den zu Anfang Juli bereits sehr aperen und wegen<br />
einer kalten Brise herrlich einsamen Biancograt<br />
rauf und einen nun auch felsigen Spallgrat runter.<br />
Führer: R. Goedeke »4000er der Alpen Normalwege,<br />
auch »<strong>Touren</strong>führer Top 20 der Alpen«<br />
8<br />
Lenzsspitze-Nadelhorn-Überschreitung<br />
Lenzspitze-Nordostwand – Nadelgrat<br />
AD+ (mit Eis bis 55° und Fels bis III+ und kombiniert;<br />
nur Normalweg PD-). <strong>Die</strong>ser Gratkamm<br />
ist etwas vom Feinsten in den hohen Alpen. <strong>Die</strong><br />
Lenzspitze-Nordostwand und der Nadelgrat sind<br />
nur etwas für erfahrene und trainierte Hochtouristen.<br />
Mir gelang die Tour schließlich 2000, volle 35<br />
Jahre nach meinem ersten Versuch am Nadelhorn-<br />
Normalweg, durch Ergreifen eines Wetterschnäppchens,<br />
und jetzt mit Eiswand und Grat – hurra!<br />
Führer: R. Goedeke »4000er der Alpen Normalwege«,<br />
Bruckmann Verlag<br />
Kurz vor der Schreckhornhütte,<br />
hinten der Gipfel<br />
Der Südostgrat zum Finsteraarhorn,<br />
dem höchsten Gipfel der Berner Alpen<br />
9<br />
Dent Blanche (4357 m)<br />
Südgrat<br />
ZS+ (mit Kletterei bis IV-, weithin III, in großer<br />
Höhe), Zustieg 1700 Hm, ab Hütte <strong>80</strong>0 Hm.<br />
<strong>Die</strong>ser markante Gipfel ist auch auf der am wenigsten<br />
schwierigen Route anspruchsvoll. <strong>Die</strong> exponierte<br />
Grattour zeigt guten Fels, bleibt aber wegen ihrer<br />
Länge und Höhenlage sehr ernsthaft. Erst 16 Jahre<br />
nach dem ersten, wegen Wetterpech abgebrochenen<br />
Versuch mit 61 Jahren noch dort oben zu stehen –<br />
mit kompetenten Partnerinnen und bei guten Ver hält -<br />
nissen – war herrlich! Führer: R. Goedeke »4000er<br />
der Alpen Normalwege«, Bruckmann Verlag<br />
11<br />
Weisshorn (4505 m)<br />
Ostgrat<br />
ZS (mit teils kombinierter Felskletterei bis III+ und<br />
Firngrat bis 50°), Zustieg 1500 Hm, ab Hütte 1600<br />
Hm. Das Weisshorn ist einer der schönsten Berge der<br />
Alpen. Es weist jedoch nur selten gute Ver hältnisse<br />
in Fels und Firn auf. Das macht Wetter schnäppchen<br />
hier selten und die Trophäe umso wertvoller. Auf<br />
jeden Fall ist dieses Ziel nur etwas für hochalpin erfahrene,<br />
sehr ausdauernde und auch klettergewandte<br />
Leute. Für uns war das 1990 eine faszinierende<br />
Tour, aber auch ein ständiger Wettlauf mit dem weich<br />
werdenden Schnee! Führer: R. Goedeke »4000er der<br />
Alpen Normalwege«, Bruckmann Verlag
Fotos: Richard Goedeke, Jutta Kühlmeyer<br />
12<br />
Meije (3983 m), Überschreitung<br />
Normalweg Grand Pic – Grat – Pic Central<br />
ZS+ (mit Stellen IV, weithin III+ und III, oft teils<br />
kombiniert, mit Eis bis 40°), Zustieg 1400 Hm,<br />
ab Hütte 1300 Hm. <strong>Die</strong> Meije ist einer der grandiosesten<br />
Gipfel der Alpen. <strong>Die</strong> Überschreitung ist<br />
eine lange hochalpine, teils kombinierte Wand- und<br />
Gratkletterei, auf langer Strecke in großer Höhe und<br />
deshalb nur für hochalpin erfahrene und klettergewandte<br />
Leute ratsam. Für mich war das 1983 bei<br />
idealem Wetter und in erprobter und eingespielter<br />
Seilschaft eine der großartigsten <strong>Touren</strong>! Führer:<br />
R. Goedeke »Hohe 3000er der<br />
Alpen«, Bruckmann Verlag<br />
14<br />
Aiguille de Bionnassey –<br />
Dôme du Goûter Überschreitung<br />
ZS (mit ungespurtem Gletscher und großer<br />
Eisflanke bis 50° und Fels bis IV), bis Hütte 1700<br />
Hm, dann 1150 Hm. Großartige Nebengipfel am<br />
höchsten Bergmassiv der Alpen. Der Aufstieg führt<br />
durch einen der wildesten Winkel Europas. Auch für<br />
hochalpin erfahrene, sehr ausdauernde und klettergewandte<br />
Leute eine echte Herausforderung. Ich<br />
ließ mich 1997 in Top-Form und bei gutem Wetter<br />
nur wegen Ausfall der Partnerin solo darauf ein, und<br />
das wurde mir eine unvergessliche Begegnung mit<br />
ernsthaftem, großem Gebirge. Führer: R. Goedeke<br />
»4000er der Alpen Normalwege«, Bruckmann Verlag<br />
16<br />
Mont Maudit, Überschreitung<br />
Kuffnergrat – Normalweg<br />
S (Firn/Eis bis 55°, Fels bis IV, meist III kombiniert,<br />
große Höhe), Zustieg 400 Hm, ab Biwak<br />
1200 Hm. Eine der klassischen großen Alpentouren.<br />
Für uns in bewährter Seilschaft 1988 am Ende der<br />
Saison nach ätzend unerholsamem Nächtigen im<br />
überfüllten Biwak ein idealer Tag auf dieser idealen<br />
Tour, bei der wir in idealer Form souverän unterwegs<br />
waren und lediglich den saublöden Fehler machten,<br />
vom Gipfel des Maudit nicht über den Mont-Blanc-<br />
Gipfel abzusteigen, sondern über die aufgeweichten<br />
Flanken zur Midi-Station und zum vierstündigen<br />
Schlangestehen an der Seilbahn.<br />
19<br />
<strong>Touren</strong>karte 11<br />
Heftmitte<br />
<strong>Touren</strong>karte 12<br />
Heftmitte<br />
Mont Blanc, Überschreitung<br />
Brenvaflanke »Sentinelle Rouge« –<br />
Aiguille du Goûter S+ (Eis bis 55°, Fels bis III),<br />
Zustieg 300 Hm, ab Biwak 1400 Hm rauf, 2<strong>80</strong>0<br />
Hm runter. <strong>Die</strong>se gewaltige Flanke ist und bleibt eine<br />
der größten alpinen Herausforderungen der Alpen. Nur<br />
für hochalpin Erfahrene bei <strong>besten</strong> Verhältnissen und<br />
kaltem Wetter und mit nächtlicher Querung der Flanke<br />
zur Sentinelle Rouge. Für mich war ihre Begehung<br />
1966, mit noch wenig Erfahrung, mangelhafter Akklimatisation<br />
und der damaligen Eisausrüstung, eine<br />
Jugendsünde, bei der uns erst hinterher klar wurde,<br />
wie groß unser Glück dabei gewesen war.<br />
<strong>Die</strong> »Königin« des Dauphiné:<br />
die Meije von Süden<br />
15<br />
Aiguille Verte, Überschreitung<br />
Couloir Couturier – Whymper-Couloir<br />
S (mit Eis bis 65°), Zustieg 900 Hm, ab Hütte<br />
1400 Hm bis Gipfel, 2300 Hm ab. Eine landschaftlich<br />
begeisternde, in der Schwierigkeit und den<br />
Risiken stark von den Verhältnissen abhängige Tour,<br />
bei gutem Firn zügig, bei hartem Eis quälend heikel.<br />
Bei den herben Verhältnissen war das 1975 mit<br />
einem vertrauten starken Partner im Aufstieg hart, auf<br />
einem sich setzenden lawinösen Firnhang nervig, im<br />
Sulz des Whymper-Couloirs gewöhnungsbedürftig und<br />
nach einem Biwak im Abstieg über den harten Firn<br />
heiter ausklingend ein unvergessliches Unternehmen.<br />
Führer: H. Eberlein »Mont Blanc«, Bergverlag Rother<br />
17<br />
Mont Gruetta (3684 m)<br />
Westsporn von Gratgipfel P. 35<strong>80</strong> m<br />
SS+ (Fels bis V, meist IV+ und IV, mit ungespurtem<br />
Gletscherzustieg), Zustieg 900 Hm, ab Biwak<br />
500 Hm. Einsame Wand aus schönem roten Granit<br />
mit wildem Zustieg und schöner, teils steiler und<br />
selbständig komplett mobil zu sichernder Granitkletterei.<br />
Wurde mir 1975 unvergesslich als meine<br />
schönste Neutour in den Westalpen, wo wir mal in<br />
der gleichen Situation »on sight« wie einst Cassin,<br />
Bonatti usw. unterwegs waren. <strong>Die</strong> Begehung verlangte<br />
uns doch weit mehr ab als die Wiederholung<br />
deutlich schwierigerer präparierter Classics. Führer:<br />
H. Eberlein »Mont Blanc«, Bergverlag Rother<br />
Der Mont Blanc vom Aostatal aus:<br />
rechts Brenvaflanke und Mont Maudit<br />
13<br />
Barre des Écrins, Überschreitung<br />
Südflanke – Nordflanke<br />
ZS+ (mit Fels bis IV-, weithin III und II und Firn/<br />
Eis bis 45°), Zustieg 500 Hm, ab Hütte 1700 Hm<br />
<strong>Die</strong>se Überschreitung des südlichsten 4000ers der<br />
Alpen ist grandios und klassisch nach Ambiente<br />
und Wegfi ndung. Mit der Vielfalt ihrer Anforderungen<br />
stellt sie beachtliche Ansprüche in Fels, Eis<br />
und kombiniertem Gelände. Durch die Ausaperung<br />
zeigt sie mehr Fels als Eis. Uns gelang sie 1983<br />
einige Tage nach der Meije, und es war eine meiner<br />
komplexesten Hochtouren. Führer: R. Goedeke<br />
»4000er der Alpen Normalwege«, »<strong>Touren</strong>führer Top<br />
20 der Alpen«, beide Bruckmann Verlag<br />
Fast nur noch im Winter machbar:<br />
die Aiguille Verte von Norden<br />
18<br />
Petites Jorasses, Überschreitung<br />
Westwand – Südflanke<br />
SS+ (Fels bis VI-, meist V, mit Gletscherzugang),<br />
1200 + <strong>80</strong>0 Hm rauf, 2000 Hm runter. Ideale,<br />
teils kniffl ige Plattenkletterei im Aufstieg, steile Improvisationen<br />
im Abstieg nach Süden, besonders auf<br />
dem aufgeweichten Gletscher. Das war 1969 Idealkletterei<br />
auf wunderbar exponierten Platten, wenn<br />
auch für mich mit dem Handicap dicker Bollerstiefel<br />
als Gipsersatz für einen Bänderriss und mit dem<br />
sehr alpinen Abstieg nach Süden als zweite ernsthafte<br />
Tour obendrauf. Heute wird dort in Patschen geklettert<br />
und wieder nach Norden abgeseilt… Führer:<br />
H. Eberlein »Mont Blanc«, Bergverlag Rother<br />
20<br />
Grandes Jorasses, Überschreitung<br />
Walker-Pfeiler – Normalweg AS (VI<br />
und A0 in mehreren SL, weithin V+ und V, kaum<br />
unter IV), Zustieg 1300 Hm, ab Hütte 1200 Hm,<br />
Abstieg 2<strong>80</strong>0 Hm. Wir fanden bei unserer Begehung<br />
im Sommer 1973 herbe Verhältnisse wegen viel<br />
Schnee und Eis vor. Und mit einem Wettersturz im<br />
oberen Wandteil war das mit 33 der 56 Seillängen<br />
auf Steigeisen eine großartige Tour, die uns nichts<br />
schenkte, uns aber zugleich das Gefühl gab, auch<br />
diesem klassischen Superlativ der Alpen souverän<br />
gewachsen zu sein. Führer: R. Goedeke »4000er –<br />
Gipfel, Grate, große Wände«, Bruckmann<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 27
Gut gesicherter, senkrechter<br />
Kamin an der Civetta<br />
(»Via degli Alleghesi«)<br />
1<br />
Vie ferrate degli Alleghesi e Tissi<br />
Civetta (3220 m)<br />
Dolomiten (I), K 3 und K 4, Stellen I / 10 Std.<br />
Abendstimmung in der Schiara, beim<br />
Bivacco Bernardina: über den Wolken<br />
<strong>Touren</strong>karte 5<br />
Heftmitte<br />
Das »Käuzchen« (= civetta) ist mein Lieblingsgipfel in den Dolomiten, dieser Riesenberg mit<br />
seinen weit ausholenden Schwingen, der natürlich nicht fl iegen kann, mich aber schon mehr als<br />
einmal abheben ließ: was für eine Kulisse, was für ein Panorama! Und dann die beiden Klettersteige,<br />
die »Alleghesi« und die etwas schwierigere »Tissi«, die sich zu einer großartigen Überschreitung des<br />
Dreitausenders verbinden lassen. Führer: Eugen E. Hüsler »Meine Klettersteig-Favoriten«, Bruckmann<br />
2<br />
Vie ferrate Zacchi, Berti e Marmol<br />
Schiara (2565 m)<br />
Dolomiten (I), K 3 / 12 Std.<br />
Zu den stimmungsvollsten Hüttenübernachtungen,<br />
die ich in den Dolomiten je erlebt<br />
habe, gehört jene im »Alpenhotel« Bernardina.<br />
<strong>Die</strong> rote Blechschachtel mit ihren sechs<br />
Stockbetten steht hoch oben am Schiara-Grat;<br />
nachts fällt der Mondschatten der Guselà<br />
auf das einzige Guckloch des Hüttchens. Der<br />
schlanke Felszahn ist nur eines der Highlights<br />
dieser Klettersteigrunde am Südsaum der Alpen.<br />
Führer: Eugen E. Hüsler »Meine Klettersteig-Favoriten«,<br />
Bruckmann Verlag<br />
<strong>Touren</strong>karte 6<br />
Heftmitte<br />
Äpfel und Birnen. Gibt es den schönsten,<br />
tollsten Klettersteig? Gute Frage – leichte<br />
Antwort: Nein! Nach mehr als vier Jahrzehnten<br />
und vielen, vielen Eisenwegen<br />
muss ich es eigentlich wissen. Wie bitte<br />
soll ich den Monte Albano, den Urahn<br />
der Sportklettersteige, mit dem Bocchette-<br />
Weg vergleichen, den Che Guevara mit der<br />
Abenteuerroute am Ponza-Grat?<br />
Doch Ranglisten, wie fragwürdig auch immer,<br />
sind liebgewordener Bestandteil unserer<br />
Wahrnehmung, in Sport, Kunst, Freizeit<br />
usw. Also eins bis zwanzig. Ich lade aber<br />
jeden Klettersteig-Fan ein, die Top 20 nach<br />
seinem Gusto (und seinen Erfahrungen) zu<br />
sortieren. Für mich bedeuten diese zwanzig<br />
Routen vor allem eines: Erinnerungen an<br />
ein paar hundert Stunden in den Bergen,<br />
zwischen Tal und Gipfel, draußen in der<br />
Natur. Deshalb fehlen in meiner Liste jene<br />
modernen Parcours weitgehend, die man<br />
auch als Hochseilgärten bezeichnen könnte.<br />
Ich will weder in den Bäumen noch an<br />
Felswänden herumturnen, ich mag das<br />
Bergsteigen, das Erlebnis in großer Kulisse.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
(69) ist seinem ersten<br />
Klettersteig vor mehr als vier<br />
Jahrzehnten in den Dolomiten<br />
begegnet. Vielleicht ist<br />
das ja der Grund, weshalb<br />
der »Klettersteigpapst« die großen Vie ferrate in<br />
den »Bleichen Bergen« ganz besonders mag…<br />
3Via delle Bocchette<br />
Garbari-Band (3010 m)<br />
Brenta (I), K 3 / 15 Std.<br />
<strong>Die</strong>se »Straße« Klettersteiglern vorzustellen, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Sie war Typisch Brenta: steile Eisenleiter<br />
schon ein Renner, bevor man in Bayern wusste, was eine Via ferrata denn nun eigentlich am »Sentiero delle Bocchette Alte«<br />
ist. Sommer für Sommer pilgern <strong>Bergsteiger</strong> aus aller Welt über die schmalen Horizontalbänder,<br />
turnen auf den Eisenleitern herum und harren geduldig in überfüllten Hütten aus, bis ein erster<br />
Schimmer den neuen Tag ankündigt. Führer: Eugen E. Hüsler »Meine Klettersteig-Favoriten«, Bruckmann Verlag<br />
28 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
4<br />
Via ferrata Ernesto »Che« Guevara<br />
Monte Casale (1632 m)<br />
Gardaseeberge (I), K 3 / 8 Std.<br />
<strong>Die</strong> Ikone der 68er habe ich – ganz unerwartet – in<br />
der Ostwand des Monte Casale entdeckt, auf der<br />
Heimfahrt vom Gardasee. Che, der aus Argentinien<br />
stammende Revoluzzer, in der Trentiner Provinz!<br />
»Via ferrata Che Guevara al Monte Casale« stand<br />
auf einem kleinen Schild am Ortsrand von Pietramurata.<br />
Ich staunte nicht schlecht, verrenkte mir<br />
fast den Hals beim Blick in die 1300-Meter-Hauswand:<br />
eine absolute Klasseroute!. Führer: »Hüslers<br />
Klettersteigführer Gardasee«, Bruckmann Verlag<br />
5<br />
Via ferrata dei Cinquanta<br />
Creton di Culzei (2458 m)<br />
Karnische Alpen (I), K 4 und Stellen II / 9¼ Std.<br />
Manchmal braucht’s mehr als einen Anlauf, bis<br />
es mit einer Tour klappt. So wie bei der Klettersteigrunde<br />
in den »Pesariner Dolomiten«. Erst im<br />
Herbst 2007 passte alles zusammen, und hinterher<br />
gab’s nur eine Meinung: super! <strong>Die</strong> fünfzig Gönner<br />
(Cinquanta) haben ganze Arbeit geleistet, rund<br />
fünf Stunden ist man am Eisen unterwegs, und die<br />
Kulisse erinnert schwer an die berühmteren Kalkzacken<br />
westlich des Piave. Führer: Eugen E. Hüsler<br />
»Meine Klettersteig-Favoriten«, Bruckmann Verlag<br />
20 Klettersteige<br />
Luftige, aber <strong>besten</strong>s gesicherte Passage<br />
an der »Ferrata dei Cinquanta«<br />
Fotos: E. Hüsler, M. Kostner<br />
6<br />
Via ferrata Costantini<br />
Moiazza Sud (2878 m)<br />
Dolomiten (I), K 5–6 / 10 Std.<br />
Bis Mitte der 1970er Jahre war die Moiazza das<br />
unbekannte Anhängsel der Civetta. Das änderte<br />
sich schlagartig mit der Eröffnung der »Ferrata<br />
Costantini«. Am Passo Duràn standen mit einem<br />
Mal Autos aus halb Europa, das Rifugio Carestiato<br />
platzte gelegentlich aus allen Nähten. Begeher<br />
erzählten mit glänzenden Augen vom »Engelsband«,<br />
von der knackigen Schlüsselstelle – und den müden<br />
Hax’n. Zehn Stunden am Berg, davon die halbe<br />
Zeit am Drahtseil: wow! Führer: Eugen E. Hüsler<br />
»Meine Klettersteig-Favoriten«, Bruckmann Verlag<br />
8 Prisojnik-Klettersteige<br />
Prisojnik (2547 m)<br />
Julische Alpen (SLO), K 2 bis K 4 und<br />
Stellen I–II / 6–8 Std.<br />
Er war schon immer einer meiner Lieblingsberge in<br />
den Julischen Alpen, der dicke, runzelige Prisojnik.<br />
Seine Klettersteige – gleich drei! – sind im <strong>besten</strong><br />
Sinne altmodisch: typisch slowenisch. <strong>Die</strong> wenigen<br />
Drahtseile und Eisenstifte wurden da angebracht,<br />
wo man sie wirklich braucht, ansonsten ist man<br />
gezwungen, seine bergsteigerischen Fertigkeiten<br />
einzusetzen. Führer: Eugen E. Hüsler »Meine<br />
Klettersteig-Favoriten«, Bruckmann Verlag<br />
10<br />
Via ferrata Cesco Tomaselli<br />
Südliche Fanisspitze (29<strong>80</strong> m)<br />
Dolomiten (I), K 5 / 6 Std.<br />
Mein erster Klettersteig! Und das am 21. Juli 1969,<br />
exakt an jenem Tag, als der erste Mensch – Neil<br />
Armstrong – seinen Fuß in den Mondstaub setzte.<br />
Damals wurde Geschichte geschrieben (auf dem<br />
Erdtrabanten). Dass aus der alpinen Zufallsbegehung<br />
in den Ampezzaner Dolomiten eine Leidenschaft werden<br />
sollte, ahnte der junge Zürcher damals natürlich<br />
nicht. <strong>Die</strong> »Ferrata Tomaselli« mag ich immer noch.<br />
Führer: Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner<br />
»Top-Klettersteige Dolomiten«, Bruckmann Verlag<br />
Stets im Blick auf dem »Tälli-Klettersteig«:<br />
die Hochgipfel der Urner Alpen<br />
9<br />
Rund um den Sorapiš<br />
Forcella del Bivacco (2670 m)<br />
Dolomiten (I), K 3 und Stellen II / 15½ Std.<br />
Eine Herausforderung, ganz klar, für einen Ü60er allemal,<br />
aber das reizt mich dann ganz besonders. In<br />
12 Stunden rund um den Bergstock, drei gesicherte<br />
Steige, viel Geröll und ein paar Kletterpassagen. Ich<br />
hab’s geschafft, werde die Tour wohl nie vergessen.<br />
Begegnet bin ich ein paar Gämsen, aber keiner<br />
Menschenseele. Einsamkeit und eine Landschaft<br />
von monumentaler Größe. Führer: Eugen E. Hüsler/<br />
Manfred Kostner »Top-Klettersteige Dolomiten«,<br />
Bruckmann Verlag<br />
Ein absoluter Klassiker: die »Ferrata<br />
Tomaselli« über dem Passo Falzárego<br />
<strong>Touren</strong>karte 7<br />
Heftmitte<br />
7 Tälli-Klettersteig<br />
Gadmerflue (ca. 2540 m)<br />
Urner Alpen (CH), K 3 / 6½ Std.<br />
Dass der »Tälli« in meiner Hitliste so weit oben<br />
steht, hat er (auch) meiner Hildegard zu verdanken.<br />
Sie mag den Steig, der mit Baujahr 1993 als<br />
erster echter Schweizer Klettersteig gilt, besonders<br />
gerne: »Der reine Genuss!« Und damit hat sie<br />
Recht, bietet die dreistündige Kraxelei doch jede<br />
Menge Abwechslung, leichten Nervenkitzel und<br />
herrliche Aussicht auf die vergletscherten Drei- und<br />
Viertausender der Urner und Berner Alpen. Wirklich<br />
schön, der »Tälli«! Führer: Eugen E. Hüsler »Meine<br />
Klettersteig-Favoriten«, Bruckmann Verlag<br />
Wendepunkt der großartigen Runde um den<br />
Sorapiš: das Bivacco Slataper<br />
11<br />
<strong>Touren</strong>karte 8<br />
Heftmitte<br />
Ponza-Kamm und Via della Vita<br />
Veunza (2340 m)<br />
Julische Alpen (I), K 4–5 und längere Passagen<br />
bis II / 12½ Std.<br />
Mehr Abenteuer geht auf Klettersteigen nicht!<br />
Ein kaum gesicherter, ewig langer Grat (wie geht’s<br />
weiter?) und eine vergammelte, extrem steile<br />
Ferrata (im Abstieg), als kleine Zugabe eine tiefe<br />
Randkluft, die mich partout nicht aufs Schneefeld<br />
entlassen wollte… Das war 1983; mittlerweile verdient<br />
wenigstens die sanierte »Via della Vita« ihren<br />
Namen halbwegs. Führer: Eugen E. Hüsler »Meine<br />
Klettersteig-Favoriten«, Bruckmann Verlag<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 29
Verwegene Steilpassage an der<br />
»Via ferrata Stella Alpina« in der Pala<br />
14 Jubiläumsgrat<br />
Zugspitze (2962 m) – Alpspitze (2628 m)<br />
Wetterstein (D), K 4 und Stellen II+ / 9 Std.<br />
Um keine Zweifel aufkommen zu lassen: der »Jubigrat«,<br />
diese Traumroute im Wetterstein, ist ein Klettersteig,<br />
aber noch viel mehr. Und er verlangt auch<br />
mehr, einen ebenso erfahrenen wie ausdauernden<br />
<strong>Bergsteiger</strong>, der dem kräfteraubenden Auf und<br />
Ab am fast fünf Kilometer langen Grat zwischen<br />
Zugspitze und Hochblassen gewachsen ist, der sich<br />
auch in ungesichertem Fels- und Schrofengelände<br />
sicher zu bewegen weiß, also auf Passagen, die mit<br />
II zu bewerten sind. Führer: »Hüslers Klettersteigführer<br />
Nordalpen«, Bruckmann Verlag<br />
16<br />
Braunwalder Klettersteig<br />
Eggstöcke (2449 m)<br />
Glarner Alpen (CH), K 3 bis K 5 / 5½ Std.<br />
Klettersteig à la carte gibt’s in den schroffen Kalkfelsen<br />
über Braunwald: eine kleine, eine mittlere<br />
und eine (sehr knackige) große Runde, dazu noch<br />
einen Schnupper-Parcours oberhalb des Gasthauses<br />
Gumen. Da kehren dann alle ein, die nicht am<br />
Mittler Eggstock mit dem Hubschrauber versorgt<br />
worden sind. Das gab’s allerdings nur einmal, bei<br />
der Eröffnung im Sommer 2002. Ich war dabei, wie<br />
Ruedi Jenny und Walter Kessler, die Initianten des<br />
»Braunwalders«. Führer: Eugen E. Hüsler »Meine<br />
Klettersteig-Favoriten«, Bruckmann Verlag<br />
19<br />
Sentiero alpinistico Claudio<br />
Costanzi<br />
Cima Sassara (2892 m)<br />
Brenta (I), K 4 und Passagen bis II / 12 Std.<br />
Brenta einmal ganz anders. Wenn sich auf dem<br />
»Bocchette-Weg« die Ferratisti gegenseitig auf die<br />
Füße treten, ist man am Nordkamm des berühmten<br />
Massivs ganz allein. Sieben Stunden am Grat,<br />
über ein halbes Dutzend Gipfel, nur sehr sparsam<br />
gesichert. Etwas für Leute, die sich im Felsgelände<br />
sicher zu bewegen wissen und Konditionsprobleme<br />
bloß vom Hörensagen kennen. Führer: »Hüslers<br />
Klettersteigführer Gardasee«, Bruckmann Verlag<br />
12<br />
Via ferrata Stella Alpina<br />
Agnèr (2872 m)<br />
Dolomiten (I), K 5 und Stellen I–II / 9 Std.<br />
Noch so ein Berg, der mich magisch anzieht. Als<br />
gewaltiger Eckpfeiler der Pala ragt er hoch über<br />
Ágordo in den Himmel; über seine Nordkante soll<br />
die längste Kletterei der Dolomiten verlaufen.<br />
Drahtseile erleichtern den (Normal-)Anstieg von<br />
Frassenè; eine echte Herausforderung für Klettersteigler<br />
bildet die Route in den senkrechten Felsen<br />
unterhalb der Lastei d’Agnèr. Mit einer Nacht im<br />
Rifugio Scarpa-Gurekian und einer Agnèr-Besteigung:<br />
grandios! Führer: Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner<br />
»Top-Klettersteige Dolomiten«, Bruckmann Verlag<br />
Ein spektakulärer Felsgang: Sascha am<br />
Monte-Albano-Sportklettersteig<br />
17<br />
Schlicker Klettersteig<br />
Große Ochsenwand (2700 m)<br />
Stubaier Alpen (A), K 5 / 8 Std.<br />
Meine Leser wissen, dass es mich halt immer<br />
wieder in die »Bleichen Berge« zieht. Keine Überraschung<br />
deshalb, dass ich auch den Kalkkögeln gerne<br />
meine Aufwartung mache. Geologisch gesehen<br />
sind sie ja ein »ausgewandertes« Stück Dolomiten.<br />
Und die Ferrata an der Großen Ochsenwand hält<br />
einem Vergleich mit den Routen südlich des Alpenhauptkamms<br />
durchaus stand: logisch im Verlauf<br />
mit spektakulären Passagen, großer Kulisse, dazu<br />
ein fantastisches Panorama. Führer: Eugen E. Hüsler<br />
»7x7 Genussklettersteige«, Bruckmann Verlag<br />
Fast eine Dolomiten-Ferrata: der »Schlicker«<br />
in den Tiroler Kalkkögeln<br />
13<br />
Arlberger Klettersteig<br />
Weißschrofenspitze (2752 m)<br />
Lechtaler Alpen (A), K 5 / 5½ Std.<br />
Wenn ich an den »Arlberger« denke, fällt mir der<br />
Leo ein, ein Freund aus den 19<strong>80</strong>ern. Mit ihm war<br />
ich an der schönen, damals noch ganz neuen Gratroute<br />
unterwegs, und ich kann mich gut an seinen<br />
etwas skeptischen Blick bei der ersten, extrem<br />
luftigen Querung erinnern. Alles gut gegangen, auch<br />
am luftigen Ausstiegs-Überhang. Sehr sympathisch:<br />
eine nur sparsam gesicherte Route in festem Fels,<br />
der zum Zupacken einlädt. Und kein überfl üssiger<br />
Schnickschnack. Führer: »Hüslers Klettersteigführer<br />
Nordalpen«, Bruckmann Verlag<br />
15<br />
Via attrezzata Monte Albano<br />
Monte Albano (560 m)<br />
Gardaseeberge (I), K 5 und Stelle II+ / 3¼ Std.<br />
An den Rekord von Sascha Hoch mit deutlich<br />
über hundert Begehungen komme ich natürlich<br />
nicht heran, aber immerhin war ich schon an dem<br />
Felsabbruch oberhalb von Mori unterwegs, als Sascha<br />
noch keine Ahnung hatte, was ein Klettersteig<br />
überhaupt ist. <strong>Die</strong> 1976 angelegte Route lieferte<br />
immerhin die Initialzündung zu einer ganz neuen<br />
Art von Vie ferrate: Sportklettersteige. Und davon<br />
gibt es mittlerweile (zu) viele. Achtung: <strong>Die</strong> Route<br />
ist zurzeit gesperrt! Führer: »Hüslers Klettersteigführer<br />
Gardasee«, Bruckmann Verlag<br />
18<br />
Via ferrata Bolver-Lugli<br />
Bivacco Fiamme Gialle (3005 m)<br />
Dolomiten (I), K 3–4 / 5¾ Std.<br />
So stelle ich mir einen Ideal-Klettersteig vor: ein<br />
Zustieg, der die Spannung ansteigen lässt, eine<br />
Route, an der man richtig klettern kann (ursprünglich<br />
III), eine faszinierende Kulisse und am Ende<br />
des Abstiegs eine bewirtschaftete Hütte. Kein<br />
Wunder, dass der »Bolver-Lugli« längst zu den<br />
Klassikern der Dolomiten-Ferrate zählt, und wenn<br />
man ihn mit einer Überschreitung der Cima della<br />
Vezzana (3192 m) verbindet, wird’s zur absoluten<br />
Toptour. Führer: Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner<br />
»Top-Klettersteige Dolomiten«, Bruckmann Verlag<br />
20<br />
Via ferrata GAMMA<br />
Pizzo d’Erna (1362 m)<br />
Bergamasker Alpen (I), K 3 / 4¼ Std.<br />
Der Klettersteig auf den Vorgipfel des Resegone am<br />
Südalpenrand war Hildegards erster, 1983, und<br />
unsere erste gemeinsame Klettersteigtour, gerade<br />
eine Woche nach jenem Tag, den man gerne als<br />
den schönsten seines Lebens bezeichnet. Für uns<br />
kamen viele noch schönere Tage, und viele davon<br />
in den Bergen, auf Klettersteigen. Mehr Leitern<br />
als den 22 am Pizzo d’Erna begegneten wir dabei<br />
nicht einmal in der Brenta. Führer: Eugen E. Hüsler<br />
»Meine Klettersteig-Favoriten«, Bruckmann Verlag<br />
Fotos: E. Hüsler, M. Kostner. Rechte Seite: Archiv A. Kubin, Bruno Pederiva/Archiv H. Mariacher (1)<br />
30 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
20 Klettertouren<br />
1<br />
Heinz Mariacher klettert<br />
die legendäre Wasserrille (VI+)<br />
in »Moderne Zeiten«<br />
Marmolada di Rocca (3309 m)<br />
Südwand »Moderne Zeiten«<br />
VII+ (1 SL), VII– und VII (im oberen Teil), meist VI– bis VI+, selten leichter. Wandhöhe<br />
850 m. H. Mariacher, L. Iovane, 1982. Für mich DIE perfekte Dolomitenkletterei! Auf fast<br />
30 Seillängen gerade mal 15 Meter brüchiger Fels, ansonsten einzigartige Kletterei an bestem Gestein,<br />
keine Bohrhaken, geniale Linienführung – das Ideal einer Freikletterroute! Vielleicht beurteile ich die<br />
Route auch nur subjektiv als so genial, weil ich sie mit dem Erstbegeher in weniger als fünf Stunden<br />
wiederholen durfte und wir uns in einen wahren Rausch hineingeklettert haben.<br />
Führer: H. Mariacher »AVF Marmolada«, Bergverlag Rother<br />
2<br />
Traumkalk am Sanetsch: Andrea Eisenhut in<br />
»Douce Sublimation« (VII) nahe »Coeur à corps«<br />
Les Montons/Sanetsch (2569 m)<br />
Südwand »Coeur à Corps«<br />
VIII und VIII– (anhaltend), nur selten<br />
leichter. Wandhöhe 350 m. Yves und<br />
Claude Remy, 1986. Eines der zahlreichen Meisterwerke<br />
aus der »Werkstatt« der Remy-Brüder!<br />
Einzigartiger Kalk, wasserzerfressen und rau, dazu<br />
eine sportliche Absicherung, die vom Vorsteiger<br />
einiges an Psyche verlangt, und spannende,<br />
abwechslungsreiche Kletterstellen. Würde ich<br />
mir die ideale Kletterroute »bauen« dürfen, so<br />
käme dabei vielleicht »Coeur à Corps« heraus.<br />
Führer: Cl. und Y. Remy »Escalades«, Eigenverlag,<br />
Vers-l’Eglise<br />
Vorweg sei festgestellt: Das ist weder die<br />
Liste meiner 20 »schönsten« <strong>Touren</strong> noch<br />
eine Liste von <strong>Touren</strong>, die ich weiter empfehlen<br />
möchte. <strong>Die</strong>s sind vielmehr die 20<br />
<strong>Touren</strong>, die nach fast 48 Jahren Felsklettern<br />
immer noch in mir nachklingen – weil<br />
sich mit ihnen außergewöhnliche und prägende<br />
Eindrücke verbinden. Weil sie all das<br />
verkörpern, was mir beim Klettern wichtig<br />
war und ist: physische und psychische Auseinandersetzung<br />
mit dem Berg; »Werte«<br />
schöpfen aus dem »sinnlosen« Tun des Kletterns;<br />
den Fels streicheln; die Finger in kleinste<br />
Felsritzen pressen und fühlen, dass die<br />
Kraft ausreicht, die schwierige Stelle zu klettern.<br />
Und ganz wichtig: »heil« ins Tal zurück<br />
zu kommen. Jede Klettertour ist für mich<br />
ein Abenteuer – einmal größer, einmal<br />
kleiner. Ein paar »große« Abenteuer sind für<br />
mich in den nachfolgenden 20 Routen enthalten.<br />
Notabene: Ein Leben ohne Klettern<br />
ist möglich, aber sinnlos, und ein Tag ohne<br />
Fels ist ein verlorener Tag…<br />
Andreas Kubin (62) klettert<br />
seit seinem 14. Lebensjahr.<br />
Er hat die »wilden Alpinjahre«<br />
überlebt, die Anfänge des<br />
Sportkletterns kletternd und<br />
journalistisch geprägt und<br />
war 25 Jahre lang Chefredakteur des BERGSTEIGER.<br />
Und so lange er lebt, wird er klettern wollen …<br />
3Totenkirchl (2190 m)<br />
Westwand »Dülferführe«<br />
VI+ (1 SL), anhaltend V und VI, nur unten leichter. Wandhöhe 600 m. H. Dülfer, W. v. Sepp Gschwendtner bei der ersten Rotpunktbegehung<br />
der »Dülfer« 1979 im Nasenquergang<br />
Redwitz, 1913. <strong>Die</strong> Erstbegehung dieser Route ist eine der größten Leistungen in der<br />
Geschichte des Kletterns! Mit einem Dutzend Haken »rannten« Dülfer und Redwitz im<br />
Jahr 1913 in sieben Stunden durch die Wand. Dass ich zusammen mit Sepp Gschwendtner und Herwig Sedlmeier 1979 die<br />
erste Rotpunkt-Begehung machen konnte, freut mich ungemein; aber es macht mich traurig, dass heute »gebohrte Silberlinge«<br />
die einzigartige Leistung von Hans Dülfer »zieren«. Führer: M. Stadler »Wilder Kaiser«, Panico Alpinverlag, Köngen<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 31
4<br />
Zweiter Sellaturm (2598 m)<br />
Nordwand »Messnerführe«<br />
VI– (2 SL), meist V und V+, selten leichter.<br />
Wandhöhe 250 m. Reinhold und Günther<br />
Messner, 1968. Ein Beispiel für die Kletterkunst<br />
des jungen Reinhold Messner! Mit sicherem Auge<br />
fand er den einfachsten Weg durch eine kompakte<br />
Plattenwand und realisierte – wie in vielen<br />
anderen Erstbegehungen auch – seine Idee vom<br />
kom promisslosen Freiklettern. Ich werde diese<br />
Route immer wieder klettern, denn sie bietet neben<br />
nur wenigen Zwischensicherungen allerhöchsten<br />
Klettergenuss.<br />
Führer: R. Goedeke »AVF Sella und Langkofel«<br />
Der wildgezackte Westgrat des Salbitschijen<br />
in den Urner Alpen<br />
7<br />
Hochkönig (2941 m)<br />
Südwand »Gloria Patri«<br />
VI (2 SL), überwiegend VI– und V. Wandhöhe 550<br />
m. A. Precht, A. Grugger, M. Schweiger, W. Sucher,<br />
1985. <strong>Die</strong> »Modernen Zeiten« der Nördlichen<br />
Kalkalpen! Eine Aneinanderreihung exquisiter<br />
Seillängen in bestem, wasserrilligem Gestein, dazu<br />
sparsamste Absicherung und ein höchst alpines<br />
Ambiente. Genau so stelle ich mir freies Klettern vor<br />
– und so hat mein Freund Albert hier (und in seinen<br />
Routen am Hochkönig) das realisiert, was einmal<br />
das Ideal des Kletterns war… Führer: A. Precht<br />
»Kletterführer Hochkönig«, Panico Alpinverlag<br />
10<br />
Fleischbank (2190 m)<br />
Nordwestwand »Via Classica«<br />
V (2 SL), überwiegend IV und V–. 450 m. T. Niedermühlbichler,<br />
St. und M. Bandstätter, 2002<br />
Eine Kletterroute ganz im Sinne unserer Zeit! Mit<br />
Bohrhaken abgesichert, solider, gutgriffi ger Fels –<br />
eben »plaisir«! Dass man auch in einer »Plaisir-<br />
Route« ein Abenteuer erleben kann, lernte ich bei<br />
meiner ersten Begegnung mit dieser Tour vor einigen<br />
Jahren – ich kletterte sie »free solo« und geriet<br />
dabei in eine Art Kletter-Ekstase der besonderen<br />
Art. Wie viele Seilschaften ich dabei überholt habe,<br />
weiß ich nicht mehr – es waren einige… Führer:<br />
M. Stadler »Wilder Kaiser«, Panico Alpinverlag<br />
5<br />
Große Zinne (3309 m)<br />
Nordwand »Comici«<br />
VII– und VII (2 SL), anhaltend VI bis VI+, oben<br />
leichter. 450 m. E. Comici, G. und A. Dimai, 1933<br />
Und noch ein Meilenstein in der Entwicklung des<br />
Felskletterns! <strong>Die</strong> berühmteste Route im »Sesto<br />
Grado« war nach ihrer Erstbegehung eine Sensation<br />
und zählt seither zum »Muss« für jeden Extremen.<br />
Durch das »Sport«klettern – wir konnten 1982 eine<br />
der ersten freien Begehungen realisieren – bekam<br />
die »Comici« einen neuen Stellenwert: guter Fels,<br />
extreme Ausgesetztheit und »traditionelle« Absicherung<br />
machen sie zum Extremklassiker Nummer Eins.<br />
Führer: R. Goedeke »AVF Sextener Dolomiten«<br />
6<br />
Salbitschijen (2981 m)<br />
Westgrat<br />
VII– und VI+ (Stellen), eine SL A1 oder VIII<br />
(Variante), vielfach V und V+. Fast 4 Kilometer<br />
Kletterstrecke. Einer der gewaltigsten Granitgrate<br />
in den Alpen! Über fünf schroffe Türme führt er zur<br />
fi ligranen Gipfelnadel des Salbitschijens. Früher<br />
eine gefürchtete Unternehmung mit Biwak, wird der<br />
Westgrat heute meist an einem Tag geklettert. Für<br />
mich zählt der Westgrat zu den wichtigsten <strong>Touren</strong>,<br />
weil ich ihn solo (2. Alleinbegehung 1974) klettern<br />
konnte, und er steht in meiner persönlichen <strong>Touren</strong>liste<br />
schon aus diesem Grund ganz oben. Führer:<br />
S. von Känel »Schweiz extrem Ost«, Edition Filidor<br />
8<br />
Östlicher Schoberkopf (2638 m)<br />
Südostwand »Schwarze Spur«<br />
VI– (1 SL), überwiegend IV+ und V. Wandhöhe<br />
240 m. A. Precht, G. Wenger, 1985. Und noch<br />
einmal Freiklettern à la Precht! Eine Linie, die<br />
schon von weit unten auffällt: eine durchgehende<br />
Wasserrille von mehr als 200 Metern Länge, außer<br />
Standhaken ein einziger Zwischenhaken und dazu<br />
eine grandiose Felsqualität. Weit über der letzten<br />
Sicherung delikate Kletterzüge zu realisieren, bleibt<br />
als Erlebnis der besonderen Art in Erinnerung<br />
– auch wenn’s »nur« VI– war… Führer: A. Precht<br />
»Kletterführer Hochkönig«, Panico Alpinverlag<br />
Spreizen, bis die Hosen reißen – Andrea<br />
Eisenhut 1983 in der Südostverschneidung<br />
Der Autor anno 1983 in der dritten SL der<br />
»Comici« an der Nordwand der Großen Zinne<br />
9<br />
Alpawand (1671 m)<br />
Nordwand »Best of Genuss«<br />
VII+ (zwei Passagen), meist VI+ und VII–. Wandhöhe<br />
450 m. F. Amann, J. Brüderl, 2012<br />
Nomen est omen! Von der Felsqualität, der Absicherung<br />
und der Schönheit der Kletterei mit das<br />
Beste, was ich je geklettert bin. Einmalige Wandund<br />
Plattenkletterei an vom Wasser ziseliertem<br />
Kalk, die nicht nur Spuren an der Haut der Finger,<br />
sondern auch in der Erinnerung hinterlässt. Ein<br />
Dank an die Erstbegeher für diese einzigartige Route<br />
– und für die vielen anderen an dieser Wand!<br />
Führer: bruederl.userweb.mwn.de/Klettern/Topos<br />
11<br />
Fleischbank (2190 m)<br />
Südostverschneidung<br />
VII+ (2 SL), VII und VII– (je 1 SL), kaum leichter.<br />
Wandhöhe 350 m. W. Weiß, P. Moser 1944<br />
Sicher eine der eindrucksvollsten Kletterrouten im<br />
Wilden Kaiser! Und die erste, in der in den Nördlichen<br />
Kalkalpen bereits im Jahr 1944 (!) Bohrhaken<br />
geschlagen wurden. Anfang der <strong>80</strong>er-Jahre<br />
das Ziel aller »Guten«, die rotpunkt klettern wollten;<br />
zwei Anläufe brauchten wir, ehe wir’s schafften.<br />
Nach der Sanierung immer noch ein großer Klassiker,<br />
der bereits leichte »Gebrauchsspuren« zeigt.<br />
Und eine der Routen, die ich auf meine alten Tage<br />
unbedingt noch einmal klettern möchte!<br />
32 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Fotos: Archiv A. Kubin, Archiv H. Mariacher (1)<br />
12<br />
Graue Wand (3172 m)<br />
Südwand »Heiße Linie«<br />
VII+ und VII (anhaltend). Wandhöhe 300 m.<br />
A. Kubin, K. Giger, N. Bätz, 19<strong>80</strong>. Meine schönste<br />
Erstbegehung darf in dieser Liste natürlich nicht<br />
fehlen! Risskletterei ist heutzutage (leider) nicht<br />
mehr »en vogue«, so dass sich die Zahl der<br />
Wiederholungen der Route in Grenzen hält – zu<br />
Unrecht! Denn von Hand- bis Schulterriss fi ndet<br />
man hier alles, was das Herz begehrt. Im Rahmen<br />
einer »neuzeitlichen« Sanierung wurden aus einem<br />
Bohr- und sechs Normalhaken zur Zwischensicherung<br />
ganze 18 Zwischenbohrhaken – schade<br />
drum… Führer: S. von Känel »Schweiz extrem Ost«,<br />
Edition Filidor<br />
14<br />
Piz Ciavazes (2598 m)<br />
Südwand »Micheluzzi«<br />
VI– (Stellen), meist V und V+. Wandhöhe 250 m.<br />
L. Micheluzzi, E. Castiglioni, 1935<br />
Mit genialer Spürnase hat der große Dolomitenkletterer<br />
hier eine logische Linie durch die pralle<br />
Südwand über dem Sellapass gelegt. Der legendäre<br />
»90-Meter-Quergang« verlangt auch heute noch<br />
gute Nerven vom Vor- und vom Nachsteiger. Für<br />
mich verbinden sich mit dieser Route vor allem die<br />
»wilden Jahre« des Solo-Kletterns, die mir unauslöschliche<br />
Erinnerungen und Erlebnisse geschenkt<br />
und mein Leben nachhaltig geprägt haben.<br />
Führer: R. Goedeke »AVF Sella und Langkofel«<br />
16<br />
Fleischbankpfeiler (1749 m)<br />
Südostwand »Pumprisse«<br />
VII (2 SL), A1 (Quergang), VII– und VI+ (je 1 SL).<br />
Wandhöhe 300 m. H. Keine, R. Karl, 1977<br />
Ganz sicher keine Tour, die unbedingt weiterzuempfehlen<br />
wäre – vor allem, weil es sich meist<br />
um Faust- und Schulterrisse handelt. Aber die<br />
»Pumprisse« sind ein Klassiker – hier wurde der<br />
VII. Grad offi ziell »sanktioniert«. Für mich ist die Tour<br />
so wichtig, weil ich nach der Zweitbegehung mit<br />
Thomas Nöltner meine erste Geschichte im<br />
ALPINISMUS schreiben durfte, was der Beginn<br />
meines »Berufs« als Bergjournalist war. Führer:<br />
M. Stadler »Wilder Kaiser«, Panico Alpinverlag<br />
19<br />
Schüsselkarspitze (2536 m)<br />
Südostwand »Peters/Haringer«<br />
VII– und VI+ (3 SL), Rest zwischen V und VI.<br />
Wandhöhe 400 m. R. Peters, R. Haringer, 1934<br />
Einst als Freikletterei mit kurzen Hakenpassagen<br />
erstbegangen, wurde der große Klassiker Anfang<br />
dieses Jahrtausends durch eine Komplettsanierung<br />
»vergewaltigt« – schöne neue Kletterwelt! Persönlich<br />
ist mir die »Peters/Haringer« wertvoll, weil<br />
ich zusammen mit meinem alten Freund Thomas<br />
Nöltner anno domini 1977 die erste RP-Begehung<br />
machen konnte. Führer: Eberle/Grübler/Pöll<br />
»Wetterstein Süd«, Panico Alpinverlag<br />
Der Autor in der Schlüsselseillänge der<br />
»Heißen Linie« bei der Erstbegehung 19<strong>80</strong><br />
15<br />
Tofana di Rozes (3225 m)<br />
2. Südwandpfeiler »Pilastro«<br />
VII (2 SL), VI+ (2 SL), meist V und V+. Wandhöhe<br />
550 m. E. Costantini, R. Apollonio, 1944<br />
Ein absoluter Dolomiten-Klassiker! Eindrucksvolle<br />
Schlüsselstellen und sehr guter, von vielen Wiederholungen<br />
»gereinigter« Fels machen diese Route<br />
zu einem grandios-luftigen Dolomiten-Muss. In den<br />
späten 60ern war der »Pilastro« eine meiner ersten<br />
VIer-Routen (mit Trittleitern!!), in den frühen <strong>80</strong>ern<br />
die Rotpunkt-Begehung – und in den späten <strong>80</strong>ern<br />
mit einer lieben Freundin ein Genuss-Klettertag, der<br />
immer in Erinnerung bleiben wird. Führer: S. Wagenhals<br />
»Kletterführer Dolomiten Nord«, Lobo-Edition<br />
17<br />
Unterer Schüsselkarturm (2200 m)<br />
Nordwand »Schober«<br />
VI+ (einige Stellen), überwiegend V+ und VI–.<br />
Wandhöhe 250 m. M. Schober, K. Münch, 1938<br />
Ein Meisterstück des genialen Felskletterers<br />
Michael Schober aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg,<br />
in welchem dieser dann leider starb. Raue Risse<br />
und Platten prägen die Traumkletterei. Seit der<br />
Sanierung der Route durch Pit Schubert wird sie<br />
sehr viel begangen. Fest in Erinnerung geblieben<br />
ist mir eine Solobegehung irgendwann Mitte der<br />
<strong>80</strong>er-Jahre, als es mir am späten Nachmittag auf<br />
der Hütte langweilig wurde… Führer: Chr. Pfanzelt<br />
»Wetterstein Nord«, Panico Alpinverlag<br />
20<br />
Petit Dru (3733 m)<br />
Westwand »Directe Américaine«<br />
VII und VII– (2 SL), oft VI– bis VI+, selten leichter.<br />
Wandhöhe 850 m. R. Robbins, G. Hemmings, 1962<br />
Es war einmal – eine der schönsten Granitklettereien<br />
in den Alpen! Zum ersten Mal kletterten wir<br />
sie 1975 und mussten biwakieren, das zweite Mal<br />
1984 – diesmal rotpunkt und an einem Tag von<br />
Chamonix nach Chamonix. Später ging der Permafrost<br />
zurück und ließ eine der großen Alpenwände<br />
Stück für Stück zerbröckeln – schließlich auch die<br />
einzigartige »Directe Américaine« im Jahr 2011.<br />
Führer: H. Eberlein »AVF Mont-Blanc-Gruppe« ◀<br />
13<br />
Salbitschijen (2981 m)<br />
2. Westgratturm »Via Hammerbruch«<br />
VII und VII–, kaum leichter. Wandhöhe 3<strong>80</strong> m.<br />
D. Andres, Z. Nägeli, A. Klinkert, 1979<br />
Eine der ersten Sportkletter-Erstbegehungen in<br />
den Urner Alpen, eine Abfolge grandioser Risse<br />
und Verschneidungen. <strong>Die</strong> Linie ist perfekt, die<br />
Kletterei ständig fordernd – für mich die schönste<br />
Route im Urner Granit. Wir konnten eine der ersten<br />
Rotpunkt-Begehungen realisieren, und schon<br />
damals dachten wir, dass es möglich sein müsste,<br />
die Route »clean« zu klettern; aber es kam alles<br />
anders, und sie wurde saniert. Führer: S. von Känel<br />
»Schweiz extrem Ost«, Edition Filidor<br />
Heinz Mariacher in den guten alten Zeiten<br />
am zweiten Dach (VII) des Tofanapfeilers<br />
18<br />
Oberreintalturm (1940 m)<br />
Westwand »Henke/Parzefall«<br />
VII+ und VII (je 1 SL), Rest zwischen V und VI–.<br />
Wandhöhe 300 m. W. Henke, F. Parzefall, 1965<br />
Ein Beispiel dafür, wie durch die Sanierung mit<br />
Bohrhaken aus einer »Hakenrumpl« eine Genusskletterei<br />
erster Güte werden kann. Grandiose<br />
Felsqualität und beste Absicherung mit Klebehaken<br />
(Pit Schubert sei Dank!) machen diese Route zu<br />
einer der schönsten im Oberreintal. Nach einer<br />
der ersten RP-Begehungen Anfang der <strong>80</strong>er-Jahre<br />
schworen wir uns »Einmal und nie wieder!«. Heute<br />
sage ich: »Am liebsten jede Woche!« Führer:<br />
Chr. Pfanzelt »Wetterstein Nord«, Panico Alpinverlag<br />
Ein Hintern kann auch entzücken – im 40-<br />
Meter-Piaz der »Directe Américaine« (1984)<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 33
JUBILÄUMS-SPECIAL<br />
Zum <strong>80</strong>. Geburtstag<br />
Das große BERGSTEIGER Jubiläums-Quiz<br />
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<strong>80</strong>00 Euro. Sie können nicht alle Fragen aus dem Stegreif beantworten? Denken Sie sich nichts<br />
– wenn Sie den BERGSTEIGER aufmerksam lesen, finden Sie alle Antworten. <strong>Die</strong> Buchstaben in<br />
den rot hinterlegten Feldern ergeben in der angegebenen Reihenfolge das Lösungswort.<br />
1930er<br />
1940er<br />
1950er<br />
1960er<br />
1970er<br />
19<strong>80</strong>er<br />
1990er<br />
2000er<br />
2010er<br />
Lösungswort<br />
Gesucht ist ein Mitglied der Seilschaft, die 1938 die Eiger-Nordwand zum ersten Mal durchstieg (Nachname).<br />
Welcher <strong>Bergsteiger</strong> wurde 1944 in Brixen geboren und stand 1978 auf dem Everest?<br />
(7) (10)<br />
Wie hieß der Sherpa, der 1953 mit Sir Edmund Hillary den Mount Everest erreichte (Kurzform)?<br />
Welcher Hersteller hat 1968 einen wasserabweisenden Bergrucksack auf den Markt gebracht?<br />
(6)<br />
In welchem Land wurden in den 1970er-Jahren Luchse angesiedelt?<br />
Wer bezwang 1987 alle drei großen Alpennordwände solo und an einem Tag?<br />
(4)<br />
Für welches Tier hat das Bayerische Landesamt für Umwelt 1991 ein Artenhilfsprogramm ins Leben gerufen?<br />
(3)<br />
(9)<br />
(5)<br />
(8)<br />
Wer kletterte 2001 die erste heute noch anerkannte alpine Route im XI. Grad in den Alpen rotpunkt?<br />
(2)<br />
Wem gelang es 2012, die »Kompressor-Route« am Cerro Torre frei zu durchsteigen?<br />
(1)<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Zusatzfrage<br />
Welcher Berg ist auf dem Cover zu sehen? Wer<br />
diese Frage beantworten kann, nimmt teil an der<br />
Verlosung einer Zugspitz-Tour mit BERGSTEIGER-<br />
Chefredakteur Michael Ruhland.<br />
Schicken Sie uns das Lösungswort bis zum 31. Oktober 2013 per Post an<br />
Redaktion BERGSTEIGER, Stichwort Jubiläumsquiz, Postfach 40 02 09, D-<strong>80</strong>702<br />
München oder per E-Mail an bergsteiger@bruckmann.de. Sie können auch die<br />
Postkarte auf Seite 35 nutzen und mit Ihrer Teilnahme am Gewinnspiel gleich die<br />
nächsten zwei Ausgaben für je 2,50 Euro bestellen.<br />
Bitte denken Sie in jedem Fall daran, Ihre Kleidungsgröße anzugeben sowie eine<br />
Telefonnummer oder E-Mail-Adresse. Alle Gewinner werden schriftlich informiert.<br />
34 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13<br />
Angestellte der GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH und deren Angehörige sind nicht teilnahmeberechtigt.<br />
<strong>Die</strong> Teilnahme muss persönlich erfolgen und ist nicht über einen Beauftragten oder eine<br />
Agentur möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Datenschutz- und wettbewerbsrechtliche Einwilligungserklärung<br />
Mit der Teilnahme an diesem Gewinnspiel, konkret durch das Zusenden einer Postkarte oder<br />
einer E-Mail mit meinen Daten, willige ich in die Verarbeitung, Speicherung und Nutzung meiner<br />
personenbezogenen Daten unter Beachtung des Datenschutzgesetzes ein. <strong>Die</strong> Daten werden<br />
für Marketingzwecke und zur Übermittlung von Produktinformationen via Post, Telefon, Fax oder<br />
E-Mail (nicht Gewünschtes bitte streichen) von der GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH<br />
(www.verlagshaus.de) sowie den dazugehörenden Einzelverlagen Bruckmann Verlag GmbH, GeraMond<br />
Verlag GmbH, Christian Verlag GmbH, Frederking & Thaler Verlag GmbH gespeichert und genutzt.<br />
Mir ist bekannt, dass ich meine Einwilligung jederzeit bei der GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH<br />
bzw. der Bruckmann Verlag GmbH widerrufen kann.
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Kurs fi ndet im Allgäu statt, das genaue Gebiet wird<br />
kurzfristig festgelegt. Teilnehmer sollten die Grundlagen<br />
der Sicherungstechnik beherrschen.<br />
www.mammut.ch, Preis: 99 Euro<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 35
AUF TOUR<br />
Serie: <strong>Die</strong> Paten<br />
36 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Teil 3:<br />
Wahre<br />
<strong>Die</strong> Stüdlhütte am Fuße des Stüdlgrats<br />
(Großglockner) wurde nach dem Alpinismuspionier<br />
Johann Stüdl benannt.<br />
Der dritte Teil der BERG-<br />
STEIGER-Serie widmet<br />
sich Hüttennamen in den<br />
Südalpen. Dabei gab es<br />
Zeitungsbesitzer, Sportskanonen<br />
– und sogar<br />
einen Paten ohne Pass.<br />
Von Eugen E. Hüsler<br />
Heimat<br />
Das Rustico heißt »Villa Elsa«, es<br />
gehörte der gleichnamigen Tante<br />
und steht im Tessin. Ein Ferienhaus,<br />
wie es zig Tausende gibt<br />
in den Schweizer Bergen, und<br />
fast alle haben ihren Namen: Edelweiß,<br />
Alpenrösli, Bergfrieden, Bergblick usw. <strong>Die</strong><br />
meisten beschwören Urlaubsglück oder<br />
die Bergnatur, halt das Leben jenseits des<br />
Alltags. Häufig findet sich auch der Hausbesitzer<br />
darin wieder. Bei Berghütten sowieso.<br />
<strong>Die</strong> meisten Häuser des DAV sind nach<br />
ihren Sektionen, also den Eigentümern,<br />
benannt. Andere nach der Örtlichkeit, wie<br />
etwa die Büllelejochhütte in den Sextener<br />
Dolomiten oder das Rifugio Altissimo am<br />
gleichnamigen Gipfel über dem Gardasee.<br />
Und dann gibt es noch jene Unterkünfte,<br />
die ihren Namen von bekannten Persönlichkeiten<br />
haben: die Stüdlhütte am Großglockner<br />
etwa, der Dom Valentina Staniča,<br />
Foto: DAV-Sektion Oberland<br />
die Comptonhütte oder das Refuge Albert I.<br />
Der belgische König war bei der Eröffnung<br />
des Hauses sogar persönlich anwesend und<br />
galt als derart guter Kletterer, dass sogar Tita<br />
Piaz Anerkennung zollte.<br />
Manche Namenwahl erwies sich im Nachhinein<br />
als ziemlich unglücklich; man<br />
denke nur an das Rifugio Mussolini in den<br />
Sextener Dolomiten, das nach dem Ende<br />
des faschistischen Spuks in Italien flugs<br />
umbenannt wurde (heute Zsigmondy-Comici).<br />
Deutlich länger brauchte die Sektion<br />
Austria des ÖAV, um die braunen Flecken<br />
auf ihrer (Hütten-)Weste zu erkennen, noch<br />
länger, bis die Adolf-Pichl-Hütte – benannt<br />
nach einem üblen Wiener Antisemiten der<br />
ersten Stunde – endlich einen neuen Namen<br />
bekam. Seit 2002 steht die Wolayer<br />
Hütte am Nordfuß der Hohen Warte.<br />
Es gibt auch recht kuriose Namen. Im Ahrntaler<br />
Skigebiet steht die Speck- und Schnapsalm:<br />
ein Name als Programm? Und dass es<br />
im Ortlermassiv eine Zufallhütte gibt, ist<br />
kein Zufall, sondern leitet sich von dem nahen<br />
Wasserfall (Zu Fall) der Plima ab. Wie<br />
allerdings jene »Panoramahütte«, die neben<br />
einer monströsen Seilbahnstation steht und<br />
auf einen von der Erosion zerfurchten Hang<br />
schaut, zu ihrem Namen kam, wird sich<br />
kaum einem Gast erschließen. Als »Hütten«<br />
bezeichnen sich neuerdings auch gerne jene<br />
Wellness-Oasen, wo man wahlweise im<br />
Federbett oder im Heu schlafen kann: Natur<br />
pur mit Komfort. Den hat das »Albergo«<br />
Bernardina hoch in der Schiara nicht zu<br />
bieten, dafür aber eine Fünf-Sterne-Kulisse.<br />
Nach wem das Zwei-mal-zwei-Meter große<br />
Biwak benannt ist? Keine Ahnung.<br />
Der nächste Teil über Techniken des Alpinismus<br />
erscheint in der Dezember-Ausgabe.<br />
10 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 37
Nr. 1 Frischaufhütte (1396 m)<br />
Steiner Alpen<br />
Sofern es ein alpines Ende der Welt<br />
gibt, dann liegt es – zumindest für<br />
Bayern oder Schweizer – ganz im<br />
Südosten des größten europäischen Gebirges.<br />
Zuhinterst im Logarska dolina, dem<br />
Tal der Haine, steht die Frischaufhütte,<br />
slowenisch Frischaufov dom. Benannt ist<br />
das 1908 erbaute Haus nach einem Grazer,<br />
was an dem Umstand liegt, dass Slowenien<br />
einst Teil der k. u. k. Monarchie war.<br />
Dr. Johannes Frischauf (1838-1924) gilt als<br />
eigentlicher Erschließer der Steiner Alpen<br />
(Kamniške Alpe), über die er auch einen<br />
ersten Führer verfasste (1877). Frischauf,<br />
der in verschiedenen Alpinzeitschriften<br />
publizierte (und sich dabei wiederholt<br />
mit der Technik des Panoramazeichnens<br />
auseinandersetzte), pflegte – was damals<br />
keineswegs üblich war – beste Beziehungen<br />
zur slowenischen Nachbarschaft. Er<br />
versuchte sogar, vor Ort ein Bergführerwesen<br />
zu organisieren.<br />
Nr. 2 Zsigmondy-Comici-Hütte (2224 m)<br />
Sextener Dolomiten<br />
Nr. 3 Franz-Kostner-Hütte<br />
Franz Kostner (1877-1968) war ein<br />
Tourismuspionier der ersten Stunde<br />
und ein echter Selfmademan. So arbeitete<br />
er im Sommer als Bergführer, war<br />
Hotelier (er erwarb das Hotel Posta Zirm<br />
in Corvara, heute erstes Haus am Ort),<br />
besaß ein Fuhrunternehmen und war<br />
lange Zeit Bürgermeister von Corvara.<br />
Als Obmann des Tourismusvereins setzte<br />
er sich für den Bau einer Schutzhütte<br />
auf der Ostseite des Sellamassivs ein. Der<br />
Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte<br />
die Fertigstellung; Kostner stand mit<br />
seinem aus vier Kompanien bestehenden<br />
Standschützenbataillon Enneberg an der<br />
Viele kennen das Haus in den Sextener<br />
Dolomiten als Zsigmondyhütte.<br />
Offiziell heißt es Zsigmondy-Comici.<br />
Ein Vorgängerbau, bereits<br />
1886 vom Österreichischen Alpenklub<br />
errichtet, wurde im Ersten Weltkrieg zerstört.<br />
<strong>Die</strong> Sektion Padua des CAI baute<br />
das Haus 1926 wieder auf und benannte<br />
es – dem braunen Zeitgeist folgend –<br />
nach Benito Mussolini. Im Zweiten Weltkrieg<br />
wurde die Hütte dann geplündert<br />
und stark beschädigt, nach Kriegsende<br />
aber umgehend wieder aufgebaut. Der<br />
Wiener Emil Zsigmondy (1861-1885) gehört<br />
zu den großen Pionieren des führerlosen<br />
Bergsteigens; er schrieb mit zwanzig<br />
Jahren ein Standardwerk seiner Zeit:<br />
»Gefahren in den Alpen«. Dass gerade er<br />
(viel zu früh) in den Bergen verunglückte,<br />
nach einem Seilriss in der Südwand<br />
der Meije, nennt sich wohl Ironie des<br />
Schicksals.<br />
Ein ähnliches Schicksal traf Emilio Comici<br />
(1901-1940), einen Kletterpionier<br />
des VI. Grades und Erstbezwinger der<br />
Große-Zinne-Nordwand. Er stürzte (Riss<br />
einer Reepschnur) in den Felsen oberhalb<br />
von Wolkenstein zu Tode.<br />
Nr. 4 Payerhütte (3029 m)<br />
Ortlergruppe<br />
38 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Der Ortler ist der höchste Gipfel Südtirols – und von der Payerhütte aus zu erreichen.<br />
(2536 m) Dolomiten<br />
Dolomitenfront. 1930 baute er den ersten<br />
Schlepplift im Hochabtei und ging wiederholt<br />
mit Gottfried Merzbacher auf große<br />
Expedition in Tienschan in Zentralasien<br />
(Merzbacher wiederum war Erstbesteiger<br />
der Cima dell’Uomo und der Schiara in<br />
den Dolomiten). Nur mit der Hütte ging<br />
es nicht weiter; der Rohbau verfiel nach<br />
und nach. Erst 1988 sollte die <strong>Bergsteiger</strong>gemeinde<br />
hier ein Refugium bekommen;<br />
der CAI Bozen errichtete über den alten<br />
Grundmauern eine gemütliche Hütte,<br />
die nach dem Tourismuspionier benannt<br />
wurde. Finanziert wurde der Bau teilweise<br />
durch die Söhne Franz Kostners.<br />
Sie ist in doppelter Hinsicht die Ortlerhütte<br />
schlechthin: Zum einen steht<br />
sie am Normalweg zum »Dach« der<br />
Gebirgsgruppe, zum andern erinnert ihr<br />
Name an den bedeutendsten Erschließer<br />
dieser Berge: Julius Payer (1841-1915) aus<br />
dem tschechischen Teplitz. Er war Kartograf,<br />
Expeditionsreisender und Alpinist;<br />
als Offizier der k. u. k. Monarchie bestieg<br />
er allein in der Ortlergruppe – meistens<br />
zusammen mit seinem Führer Johann<br />
Pinggera – über 50 Gipfel, 22 davon waren<br />
Erstbesteigungen. Pinggera entdeckte<br />
auch den heute üblichen Normalanstieg<br />
von Norden, und er führte Payer als erster<br />
auf diesem Weg zum Gipfel (1865).<br />
Auch außerhalb Europas war Julius Payer<br />
aktiv; 1874 erforschte er das von ihm entdeckte<br />
(und nach seinem Kaiser benannte)<br />
Franz-Josephs-Land am Nordpolarmeer.<br />
Für seine Verdienste wurde er 1976 in den<br />
erblichen Adelsstand erhoben.<br />
KOMPAKT<br />
Sechs spannende <strong>Touren</strong> um die Hütten<br />
1 Frischaufhütte:<br />
Rinke-Überschreitung<br />
(2453 m)<br />
Steiner Alpen<br />
<strong>Die</strong> Überschreitung der Rinke ist<br />
ein Klassiker in den Steiner Alpen,<br />
ideal vom Frischaufov dom<br />
aus. Längere gesicherte Passagen<br />
und leichte Kletterstellen (I)<br />
verleihen der Tour echte Würze.<br />
Ab Straßenende im Logarska<br />
dolina (1000 m) 8 Std., K 3<br />
2 Zsigmondyhütte:<br />
Rund um den Einser<br />
Sextener Dolomiten<br />
Eine der beliebtesten Wanderungen<br />
im Nordosten der<br />
Dolomiten mit Ausgangspunkt<br />
im Fischleintal:<br />
Zsigmondy-hütte – Büllelejochhütte<br />
(2522 m) – Drei-Zinnen-<br />
Hütte (2405 m) – Talschlusshütte<br />
(1528 m). 6½ Std.,<br />
ordentliche Wege<br />
www.zsigmondyhuette.com<br />
3 Franz-Kostner-Hütte:<br />
Piz Boè (3152 m)<br />
Dolomiten, Sellamassiv<br />
Ein leichter Dreitausender mitten<br />
in den Dolomiten – gerade<br />
richtig für trittsichere Bergwanderer.<br />
Am Aufstieg leichte gesicherte<br />
Passagen und ganz oben<br />
ein fantastisches Panorama<br />
und eine bewirtschaftete Hütte.<br />
Ab Vallon-Lift Aufstieg über den<br />
»Lichtenfelser Steig«, Abstieg<br />
zum Sella-Ringbandweg,<br />
4½ Std, K 1<br />
www.rifugiokostner.it<br />
4 Payerhütte: Ortler-<br />
Normalanstieg (3905 m)<br />
Ortlergruppe<br />
Der Ortler, 1<strong>80</strong>4 erstbestiegen,<br />
ist das Gipfelziel der Payerhütte,<br />
mit kombiniertem Aufstieg. Ab<br />
Langenstein (2330 m; Lift von<br />
Sulden) 5–7 Std., WS+<br />
www.payerhuette.<br />
com<br />
<strong>Touren</strong>karte 9<br />
Heftmitte<br />
5 Rifugio Segantini: Cima<br />
Presanella (3558 m)<br />
Adamello-Presanella-<br />
Massiv<br />
Begehrtes Ziel mit einem im<br />
Bereich der Bocchetta di Monte<br />
Nero neu trassierten Anstieg.<br />
Kombinierter Anstieg, von der<br />
ehemaligen Werkstraße (ca.<br />
2000 m) über das Rifugio<br />
Segantini etwa 6 Std., WS<br />
www.segantinihuette.ch<br />
6 Rifugio Allievi-Bonacossa:<br />
Sentiero Roma<br />
Bergeller Berge<br />
Einer der schönsten Höhenwege<br />
der Südalpen führt von Novate<br />
Mezzola über mehrere hohe<br />
Scharten an der Südfl anke der<br />
Bergeller Berge ins Val Malenco:<br />
sechs grandiose Wandertage.<br />
Ein Stützpunkt ist das Rifugio<br />
Allievi-Bonacossa. Gesamtgehzeit<br />
ca. 30 Std., schwierigste<br />
Stellen mit Kettensicherungen<br />
Fotos: Bernhard Wöll/Payerhütte, Eugen Hüsler, Manfred Kostner, Bernd Ritschel<br />
10 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 39
michael.meisl<br />
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40 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Fotos: Andreas Strauß, Susanne Bonaca/Segantinihütte<br />
Nr. 5 Rifugio<br />
Segantini (2371 m)<br />
Adamellogruppe<br />
Nach Giovanni Segantini wurden<br />
gleich zwei Hütten benannt. <strong>Die</strong> eine<br />
steht in Graubünden, wo er lebte,<br />
wirkte und 1899 erst 41-jährig seine<br />
letzten Worte sprach: »Ich möchte meine<br />
Berge sehen.« <strong>Die</strong> zweite steht nicht weit<br />
von seinem Geburtstorte Arco entfernt im<br />
Adamello-Presanella-Massiv. Segantini<br />
führte ein unstetes Leben, das ihn immer<br />
wieder ins Abseits brachte. Er besaß zeit-<br />
<strong>Die</strong> Hütte auf der Südseite des Bergeller<br />
Hauptkamms hat gleich drei<br />
Paten, den Veltliner Alpinisten<br />
Francesco Allievi und zwei sehr sportliche,<br />
nicht gerade unvermögende Herren:<br />
Alberto und Aldo Bonacossa. Alberto war<br />
als IOC-Mitglied maßgeblich daran beteiligt,<br />
dass die Olympischen Winterspiele<br />
1956 in Cortina d’Ampezzo ausgetragen<br />
wurden, die Eislaufwettbewerbe gleich<br />
am Fuß der Cadini, auf dem zugefrorenen<br />
Misurinasee. Der Spross eines Grafengeschlechts<br />
aus Vigevan war ein absoluter<br />
Sport-Freak. Als Tennisspieler nahm er an<br />
den Olympischen Spielen teil. Er gewann<br />
zehnmal die italienische Meisterschaft im<br />
lebens keinen Pass, er folgte auch nicht<br />
der Einberufung in die k. u. k. Armee, galt<br />
deshalb bald als staatenlos. Zudem hatte<br />
er zwar eine Familie, aber keinen Trauschein.<br />
Das machte ihn bei Behörden und<br />
Bürokraten in höchstem Maß suspekt.<br />
Er war ein archaischer Querkopf, auch<br />
künstlerisch nur schwer einzuordnen,<br />
hatte weder Lehrer noch Schüler, aber<br />
zuletzt doch Erfolg – im Engadin.<br />
Segantini wurde zum Maler der Engadiner<br />
Berge, genauer: ihres Lichts. Seine<br />
Gemälde waren stets Kompositionen,<br />
keine Abbilder der Natur. Er arbeitete mit<br />
Komplementärfarben, die er unvermischt<br />
nebeneinander auftrug – sein ganz unverwechselbarer,<br />
einzigartiger Stil: »Unter<br />
dem Pinsel sollen die Farben des Spektrums<br />
in funkelnder Vielfalt dahingleiten<br />
und die Gegenstände, Figuren und Linien<br />
zum Leben erwecken, die Farbtöne sollen<br />
kräftig, aber rein sein, damit das Licht lebendig<br />
und tief wirke.« Sein bekanntestes<br />
Werk, das für die Weltausstellung 1900<br />
in Paris geplante Alpentriptychon, blieb<br />
unvollendet.<br />
Eindrucksvoll: die Hüttenumgebung<br />
Nr. 6 Rifugio Allievi-Bonacossa (2387m)<br />
Bergeller Alpen<br />
Eiskunstlaufen, gründete den Eishockeyverband<br />
des Landes, war eine Zeitlang<br />
Besitzer des Hockey Clubs Milano und engagierte<br />
sich für den Motorsport und den<br />
Alpinskilauf. 1932 erwarb er die Gazzetta<br />
dello Sport, das rosafarbene Leibblatt aller<br />
sportbegeisterten Italiener.<br />
Albertos Bruder Aldo übte nicht weniger<br />
als dreizehn Sportarten aus, tat sich aber<br />
vor allem als <strong>Bergsteiger</strong> hervor. So kletterte<br />
er mit Paul Preuß, Hans Steger und<br />
Ettore Castiglioni; er war Pionier des Skialpinismus<br />
und verfasste mehrere Kletterführer,<br />
darunter ein Standardwerk über<br />
die Bergeller Berge (Masino – Bregaglia<br />
– Disgrazia, CAI 1936). ◀<br />
michael.meisl<br />
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Aus der Luft lassen<br />
sich Veränderungen<br />
in der Landschaft am<br />
<strong>besten</strong> dokumentieren.<br />
Wir haben Luftaufnahmen*<br />
aus den Voralpen<br />
ausgesucht, auf denen<br />
man die zunehmende<br />
Zersiedlung erkennen<br />
kann. Ferner wird<br />
deutlich, dass in den<br />
Ortskernen die Gebäude<br />
nicht mehr locker<br />
verstreut sind, sondern<br />
dichter gedrängt.<br />
*<strong>Die</strong> Bilder sind aus einer Höhe<br />
von 7000 Metern über Grund<br />
(1945, Maßstab 1:47 000) und<br />
4500 (Garmisch sowie Isarwinkel)<br />
bzw. 3500 Metern (Berchtesgaden)<br />
aktuell fotografi ert.<br />
Quelle: Historische Luftbilder und digitale Orthophotos © Bayerische Vermessungsverwaltung 2013<br />
Garmisch 1945<br />
Garmisch heute<br />
Garmisch-Partenkirchen<br />
(708 m) am<br />
Zusammenfluss der<br />
aus Tirol kommenden<br />
Loisach und der<br />
im Wettersteingebirge<br />
entspringenden<br />
Partnach hatte 1945<br />
rund 20 000 Einwohner,<br />
2013 sind es<br />
nahezu 28 000.<br />
Im linken Teil der<br />
Bilder sieht man das<br />
Kramermassiv.<br />
Isarwinkel<br />
Isarwinkel<br />
42 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13
1945<br />
Berchtesgaden 1945<br />
heute<br />
<strong>Die</strong> Isar südlich von<br />
Lenggries führte<br />
früher eindeutig<br />
mehr Wasser, war<br />
breiter und reißender,<br />
was auch auf den<br />
Sylvensteinstausee<br />
(erbaut 1954 bis<br />
1959) zurückgeht.<br />
Auch die Jachen, die<br />
bei Fleck in die Isar<br />
mündet, ist heute<br />
aus der Luft kaum<br />
mehr auszumachen.<br />
Berchtesgaden heute<br />
Der Ort Berchtesgaden<br />
(572 m) ist von<br />
5752 Einwohnern<br />
(1946) auf 7684<br />
(2013) gewachsen.<br />
Auf dem Gemeindegebiet<br />
vereinen sich<br />
Königsseer, Ramsauer<br />
und Bischofswiesener<br />
Ache zur<br />
Berchtesgadener<br />
Ache. Im oberen Teil<br />
der Bilder ist der<br />
Hochthron zu sehen.<br />
10 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 43
AUF TOUR<br />
Innsbrucker Klettersteig<br />
Via Ferrata<br />
zur Freiheit<br />
Während unten in der Stadt das gewohnte Treiben herrscht, lässt es sich<br />
gut 1500 Meter weiter oben am Innsbrucker Klettersteig förmlich durchs<br />
Karwendel schweben. Vor allem im Herbst, wenn der Nebel die Täler einhüllt,<br />
ist das ein Genuss. Von Heinz Zak (Text und Bilder)<br />
Zwischen laut und leise: Der<br />
Trubel von Innsbruck, der sich<br />
unter der Wolkendecke abspielt,<br />
scheint Welten entfernt.<br />
44 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Der Einstieg ist gleich eine der<br />
steilsten und schwierigsten<br />
Passagen des Klettersteigs.<br />
<strong>Die</strong> Nebeldecke<br />
über dem Inntal ist<br />
ebenmäßig glatt und<br />
glänzt, als sei sie ein<br />
riesiger Eislaufplatz.<br />
TIPP<br />
<strong>Die</strong> große<br />
Durchquerung<br />
Wer einmal im Karwendel auf Tour<br />
war, wird wiederkommen. Ähnlich<br />
spektakulär wie die Dolomiten (Dolomit<br />
ist auch die Hauptgesteinsart!),<br />
zieht die Gebirgskette jeden <strong>Bergsteiger</strong><br />
in ihren Bann. <strong>Die</strong> Königstour ist<br />
eine fünftägige Durchquerung, die in<br />
Scharnitz beginnt und im Falzthurntal<br />
(Pertisau) endet. Idealerweise<br />
reist man mit dem Zug an, auch der<br />
Endpunkt ist per Bus angeschlossen.<br />
<strong>Die</strong> komplette Tour, ein Auszug aus<br />
BRUCKMANNS WANDERFÜHRER –<br />
»Karwendel und Wetterstein«, finden<br />
Sie in der Minibroschüre auf S. 19.<br />
Im Herbst weiß man nie so recht, wie<br />
viele schöne Bergtage einem noch<br />
bleiben. Jeder Tag kann der letzte sein<br />
– auch wenn es in den Stunden, in<br />
denen das Tal unter einem milchigen<br />
Nebelsee liegt und die Berge, die Luft und<br />
die Sonne so regungslos und unbeweglich<br />
wirken, scheint, als könnte die Sonne unbeirrbar<br />
droben stehen bleiben.<br />
An solchen Tage fühlt der <strong>Bergsteiger</strong> sich<br />
reich beschenkt, wenn er die Nebelsuppe<br />
hinter sich lassen und mit der Gondel<br />
auf Innsbrucks beliebteste Sonnenterrasse<br />
fahren kann – die Seegrube. Erleichtert,<br />
dem trüben Tag im Tal entflohen zu sein,<br />
verbreiten die Menschen eine ausgelassene,<br />
fröhliche Stimmung. Jegliches Gefühl<br />
der Hektik scheint weit entfernt zu sein,<br />
die Leute sitzen gesellig an den Bänken<br />
oder liegen entspannt in der Sonne. Doch<br />
viele zieht es auch noch weiter nach oben,<br />
und sie steigen direkt in die nächste Kabine<br />
Richtung Hafelekar.<br />
Offenbarung beim Einstieg<br />
Welch ein Blick: Im Norden stehen die nahen<br />
Ketten des Karwendels Spalier, im Süden<br />
präsentieren sich die dunklen Zacken<br />
der Stubaier und Zillertaler Alpen. Weit im<br />
Osten sind die Spitzen des Großvenedigers<br />
und Großglockners zu sehen. Eigentlich bin<br />
ich alleine unterwegs, um mich völlig dem<br />
Fotografieren widmen zu können. Doch als<br />
ich zwei junge Burschen sehe, die sich Richtung<br />
Klettersteig aufmachen, überkommt<br />
mich spontan die Idee, sie zu begleiten. »Ja,<br />
klar«, lautet die Antwort auf meine Frage,<br />
ob dies auch in ihrem Sinne sei. Matthias ist<br />
Student, Wolfgang leitet eine kleine Pension<br />
in Innsbruck und ist Dauergast hier heroben<br />
am Klettersteig. Schon der Einstieg in<br />
den Klettersteig ist steil und spektakulär:<br />
20 Meter, nahezu senkrecht, ziehen die<br />
Eisenklammern durch den glatten Steilaufschwung.<br />
Wer hier durchkommt, kann sich<br />
auch den weiteren Klettersteig zutrauen.<br />
In der Folge wechselt der Steig auf die weniger<br />
steile Nordseite. Hier sind wir plötzlich<br />
weg vom Licht und weg vom Lärm, der<br />
trotz des Nebels als dumpfes Brummen im<br />
Inntal zu hören ist. Um in aller Ruhe die<br />
einsamen Karwendelkare zu betrachten, ist<br />
es uns noch zu früh. Wir haben Spaß daran,<br />
flott vorwärts zu kommen. Ein schnelles<br />
Gipfelfoto, dann zügig weiter zu den<br />
Gipfeln der Kaminspitzen. Der Klettersteig<br />
zieht wunderbar abwechslungsreich immer<br />
in Kammnähe dahin und verläuft über die<br />
schönsten Felspartien. Immer wieder ergeben<br />
sich durch den Wechsel von der Südzur<br />
Nordseite überraschende Ausblicke:<br />
Nordseitig brechen die Wände oft mehrere<br />
hundert Meter ab in die düsteren, schattigen<br />
Kare. Südseitig strahlt uns die Sonne<br />
entgegen, fasziniert uns die brettelebene<br />
Nebeldecke – sie ist so ebenmäßig glatt<br />
und glänzt, dass man meint, sie wäre ein<br />
riesiger Eislaufplatz.<br />
Wetterkunde am Grat<br />
Südseitig schauen die braungebrannten<br />
Grashänge freundlicher aus. Hier sehen<br />
wir immer wieder Rudel von Gämsen, die<br />
um diese Jahreszeit ziemlich hektisch unterwegs<br />
sind. Kein Wunder, in regelmäßigen<br />
Abständen fällt ein Schuss, und eine<br />
von ihnen bleibt liegen. <strong>Die</strong> Seufzerbrücke<br />
in den Kaminspitzen ist eine nette Extraeinlage.<br />
Der Weg zum Gipfel des Kemacher<br />
zieht sich länger hin, als man erwarten<br />
würde. Fakt ist, dass der Klettersteig immer<br />
wieder unterschätzt wird. Zuletzt im Juli:<br />
Eine Gruppe von fünf <strong>Bergsteiger</strong>n war<br />
vom Gewitter überrascht worden und hatte<br />
sogar Erdstromstöße von den einschlagenden<br />
Blitzen erlitten. Eine weitere Gruppe<br />
von zwei Männern und zwei zwölfjährigen<br />
Buben musste am Langen Sattel ebenfalls<br />
mit dem Hubschrauber gerettet werden.<br />
Normalerweise kann man die Wetterlage<br />
hier am Grat ausgesprochen gut beurteilen:<br />
Man hat ausreichend weite Sicht<br />
Um zur Felsnadel der »Frau<br />
Hitt« zu gelangen, muss man die<br />
Ferrata bis zum Ende gehen.<br />
Vom Gipfel des Kemacher<br />
verläuft der Abschnitt nahe<br />
der Gratschneide.<br />
46 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 47
Scharfer Kontrast: die felsige<br />
Nord kette und das quirlige<br />
Innsbruck<br />
Häufige Gäste: Im zweiten Teil<br />
des Klettersteigs trifft man mit<br />
etwas Glück auf Steinböcke.<br />
KOMPAKT<br />
Höhenerlebnis Innsbrucker Klettersteig<br />
Charakter: Der »Innsbrucker<br />
Klettersteig« ist wesentlich anspruchsvoller,<br />
als er aussieht!<br />
Besonders bei der Auffahrt mit<br />
der Nordkettenbahn ver kürzt<br />
der schräge Blick auf den<br />
schein bar ruhig, ohne markante<br />
Erhebungen verlaufenden<br />
Gratrücken die eigentliche<br />
Dimen sion der Kletterstrecke.<br />
Der Klettersteig ist exzellent<br />
angelegt und nützt den Kammverlauf<br />
für die spektakuläre<br />
Wegführung. Über weite Strecken<br />
führt der Klettersteig<br />
in ständigem Auf und Ab ausgesetzt<br />
entlang der Gratschneide.<br />
<strong>Die</strong> Bewertung mit<br />
dem Schwierigkeitsgrad B/C<br />
ist angemessen. <strong>Die</strong> Nähe der<br />
Stadt scheint viele Begeher<br />
über den alpinen Charakter<br />
hinweg zu täuschen.<br />
Anfahrt: Mit der Bahn<br />
oder dem Auto ins Stadtzentrum<br />
von Innsbruck und zur<br />
Talstation der »Innsbrucker<br />
Nordkettenbahnen« nahe<br />
der Altstadt. Von hier mit der<br />
Standseilbahn der Hungerburgbahn<br />
auf die Hungerburg.<br />
Bis hierher kann man auch<br />
mit dem Auto fahren und am<br />
nahen Parkplatz parken.<br />
Weiter mit der Seegrubenbahn<br />
und der Hafelekarbahn auf<br />
die Nordkette.<br />
Ausgangs- und Endpunkt:<br />
Der Einstieg liegt 15<br />
Gehminuten entfernt von der<br />
Gipfelstation der Hafelekarbahn.<br />
<strong>Die</strong> erste Etappe<br />
des Klettersteiges endet am<br />
»Langen Sattel«, wo man auf<br />
gutem Steig zur Seegrube<br />
absteigen kann. Wer auch den<br />
zweiten Teil des Klettersteiges<br />
über die Sattelspitze<br />
hinüber zum »Frau-Hitt-Sattel«<br />
durchsteigt, kann von dort nur<br />
über den sehr anspruchsvollen<br />
»Schmidhubersteig« absteigen<br />
und unter der Südfl anke des<br />
Kemacher hinüber queren zur<br />
Mittelstation »Seegrube«. Wer<br />
mit größeren Kindern unterwegs<br />
ist, sollte unbedingt ein<br />
kurzes Seil dabei haben.<br />
Wegverlauf: Bergstation<br />
Hafelekarbahn (2269 m) – in<br />
15 Min. westwärts auf gutem<br />
Steig zum Einstieg. Es folgt<br />
eine der ausgesetztesten und<br />
anstrengensten Stellen. Über<br />
die Seegrubenspitze (2350 m)<br />
und die Kaminspitzen<br />
(2435 m) in 2½ Std. entlang<br />
der Gratschneide zum Kemacher<br />
(24<strong>80</strong> m). Von dort steigt<br />
man ab zum »Langen Sattel«<br />
(2258 m) und ggf. Weiter zur<br />
Seegrube (1905 m, einfach).<br />
Der Weiterweg des Klettersteiges<br />
führt über die Sattelspitze über<br />
eine ausgesetzte senkrechte,<br />
20 Meter hohe Steilstufe hinab<br />
zum »Frau-Hitt-Sattel« (1½ Std.<br />
ab Langem Sattel). Der Abstieg<br />
ist aber ausgesetzt und<br />
anspruchsvoll, besonders bei<br />
schwierigen Wetterbedingungen.<br />
Bis Station Seegrube: 2 Std.<br />
Gehzeit: Insgesamt 6 Std.<br />
(Klettersteig 4 Std., Abstieg<br />
»Frau-Hitt-Sattel« – Seegrube<br />
2 Std.). Abkürzung möglich<br />
(s. Wegverlauf)<br />
Einkehr: Restaurant an<br />
der Bergstation Hafelekar,<br />
Berghotel Seegrube<br />
Karte/Literatur:<br />
AV-Karte 5/1 »Karwendel<br />
West« 1:25 000; Kompass<br />
Blatt 26 »Karwendelgebirge«<br />
1:50 000; Eugen E. Hüsler<br />
»Kletter steige 1«, Bruckmann<br />
Verlag, 2012<br />
Informationen:<br />
Innsbrucker Nordkettenbahnen,<br />
Tel. 00 43/5 12 29 33 44,<br />
www.nordkette.com,<br />
info@nordkette.com<br />
Einer der Steinbock-<br />
Herren logiert gerne<br />
im Betoneck unter der<br />
Gondel der Hafelekarstation.<br />
in alle Richtungen, um nahende Fronten<br />
oder Gewitter früh genug erkennen und<br />
absteigen zu können.<br />
Innsbrucks Dächer zum Greifen nah<br />
Im zweiten Teil des Klettersteigs trifft man<br />
mit etwas Glück auf Steinböcke. Einer der<br />
alten Steinbock-Herren logiert sogar regelmäßig<br />
in der Hafelekarstation im Betoneck<br />
unter der Gondel. Der zweite Teil des Klettersteigs<br />
geht in spannendem Auf und Ab<br />
durch die Felsen der Sattelspitze. Der Höhepunkt<br />
kommt dann ganz am Ende: Eine<br />
20 Meter hohe, senkrechte Wandstufe wird<br />
an Eisenklammern abgeklettert. Durch die<br />
eigenen Füße sieht man hinunter und hat<br />
das Gefühl, man würde auf die Dächer von<br />
Innsbruck hinabklettern. Bizarr steht hier<br />
die »Frau Hitt«, eine Felsnadel, die wie eine<br />
Frau auf einem Pferd aussieht. Der Sage<br />
nach ist es die versteinerte Frau Hitt, eine<br />
geizige, selbstverliebte Riesenkönigin.<br />
An dieser Stelle enden die Seilversicherungen<br />
des Klettersteigs. So mancher wird nun<br />
von der Steilheit und Ausgesetztheit des Abstiegs<br />
durch die Schrofen überrascht sein.<br />
Wer sich auf diesen Klettersteig begibt, sollte<br />
das bedenken und noch genügend Kraftreserven<br />
für den letzten Part einplanen. ◀<br />
48 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
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#OUTDOORPASSION<br />
HANS JOHANSSON
INTERVIEW
Das große<br />
-Interview<br />
Lothar Brandler<br />
»Ich sah die<br />
Menschen sterben«<br />
Sein erstes Bergseil hat er von einer russischen Baustelle geklaut, seine ersten Kletterschuhe<br />
bekam er, als er bereits einen Namen in der Szene hatte. <strong>Die</strong> Berge haben ihm<br />
seine größten Triumphe beschert und den schwersten Schicksalsschlag seines Lebens.<br />
Lothar Brandler im Gespräch darüber, was einem der Berg gibt – und nehmen kann.<br />
Von Dominik Prantl und Sandra Zistl<br />
Foto: Meike Birck<br />
BERGSTEIGER: Schön, dass unser Treffen<br />
heute klappt. Beim letzten Termin war uns<br />
das leider nicht vergönnt.<br />
Lothar Brandler: Das war wirklich Pech.<br />
Ich war im Urlaub in Pirna, gehe an einem<br />
Lokal vorbei, lese die Speisekarte und habe<br />
so ein komisches Gefühl. Auf einmal liege<br />
ich flach, der Himmel über mir. Mein Herz<br />
hat für sieben Sekunden ausgesetzt. Mein<br />
Kardiologe hat mich dann gar nicht mehr<br />
nach Hause gelassen. Es war ja nicht das erste<br />
Mal, dass ich zusammengebrochen bin.<br />
Sind das die Spuren des Alters, die auch<br />
der einst wohl beste Felskletterer der Welt<br />
akzeptieren muss?<br />
Mit dem Alter hat das nur bedingt etwas zu<br />
tun. Das ist Herzflimmern. Der Puls geht<br />
auf 400, 500 Schläge hoch. Das ist dann wie<br />
eine Pumpe, die zu schnell geht. Sie pumpt<br />
zwar, aber kein Wasser, in meinem Fall<br />
eben Blut. Das schießt erst durch die Flachlage<br />
wieder ins Hirn. Aber letztlich ist der<br />
Körper schon ein Verfallsprodukt.<br />
Sie sagten einmal, das Umkippen sei wie<br />
Probesterben.<br />
Man gewöhnt sich dran, dass es irgendwann<br />
zu Ende geht. Ich habe keine Angst<br />
vor dem Tod. <strong>Die</strong> hatte ich mit 20, 30 Jah-<br />
ren. Da habe ich bei meinen Alleingängen<br />
mehr riskiert. Wenn man bedenkt, dass<br />
Männer heute im Schnitt etwa 70 werden,<br />
kann man sagen: Ich habe schon gelebt.<br />
Lange Zeit vor allem im Fels. Was trieb Sie<br />
damals an die Wände und Türme der Sächsischen<br />
Schweiz?<br />
Wir hatten Verwandtschaft bei Moritzburg<br />
und waren im Sommer häufig dort. Ich sitze<br />
auf dem Plumpsklo und sehe vor mir ein<br />
Foto von einem Felsen im Elbsandsteingebirge.<br />
Ein sehr massiver großer Brocken,<br />
mit einer zwei Meter hohen Blechfigur darauf,<br />
einem Mönch. Ich habe mich gefragt:<br />
Wie ist diese Figur dort hinauf gekommen?<br />
Der Brocken erschien mir unbesteigbar.<br />
Wie alt waren Sie da?<br />
Etwa zwölf Jahre alt. Wir haben damals,<br />
nach dem Krieg, immer Obst geklaut. Ich<br />
bin auf die verrücktesten Bäume geklettert,<br />
um Äpfel, Birnen oder Kirschen herunterzuholen.<br />
Und dieser Felsen hat mich einfach<br />
angemacht. Also bin ich mit einem<br />
Freund per Dampfer nach Rathen, wo er<br />
stand. Ich bin den sogenannten Uferweg,<br />
ungefähr Schwierigkeitsgrad drei, durch<br />
einen Kamin bis hoch zum Gipfelbuch<br />
und habe mich ganz stolz eingetragen, mit<br />
Adresse und Alter. Das war Ende Juli 1948.<br />
<strong>Die</strong>ses Gipfelbuch hat später ein Freund<br />
von mir in Dresden aus dem Archiv geholt<br />
und eine Kopie gemacht.<br />
Sie sollen als Kind ein eher unkonventioneller<br />
Typ gewesen sein und als junger Kerl<br />
eine Karikatur von Adolf Hitler an die Tafel<br />
gezeichnet haben. Ist das eine Legende?<br />
Nein, das ist keine Legende. Das war 1947,<br />
und ich hab’ prompt Schulverbot gekriegt.<br />
Wir wissen ja, dass Hitler ein Verbrecher<br />
war, aber im kommunistischen Bereich war<br />
das damals ganz besonders schlimm.<br />
Warum haben Sie das gemacht?<br />
Einfach aus Jux und Tollerei. Ich habe das<br />
als Junge nicht so ernst genommen. Adolf<br />
zu malen ist ja ganz leicht. Einfach ein<br />
Kreis, die Haare dran, den Schnurrbart hin<br />
– und schon ist es ein Adolf.<br />
Sonst noch irgendwelche Schandtaten?<br />
Während meiner Lehre in einem Schreibmaschinenwerk<br />
wollte ich mit einem Freund<br />
einen Berg besteigen, den Türkenkopf. Wir<br />
brauchten ein Seil. Das haben wir nachts von<br />
einer russischen Baustelle geklaut. Es hatte<br />
etwa zwei Zentimeter Durchmesser, war 20<br />
Meter lang. Das war mein erstes Bergseil.<br />
10 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 51
Zu Brandlers Zeiten waren<br />
Stürze ins Seil eher<br />
selten, weil gefährlich.<br />
Ganz ohne Schrammen,<br />
wie hier 1956 am Matterhorn,<br />
lief es dennoch<br />
nicht ab.<br />
Der Bergfilmer vor und<br />
hinter der Kamera, mal<br />
ganz unspektakulär im<br />
Studio als Moderator,<br />
mal am Seil des Bergwacht-Hubschraubers<br />
Sie waren also Hitler-Karikaturist, ein<br />
Birnen-Kirschen-Seil-<strong>Die</strong>b…<br />
<strong>Die</strong>b würde ich das nicht nennen. Es war<br />
ein Organisieren. Man muss sich ja auch<br />
vor Augen halten, dass in den Großstädten<br />
Deutschlands jeder ein <strong>Die</strong>b war. Oder zumindest<br />
ein Plünderer. <strong>Die</strong> deutsche Nation<br />
hat nach 1945 gestohlen, was sie unter die<br />
Finger bekam. Meine Mutter und mein Onkel<br />
haben ein Schuhgeschäft ausgeräumt.<br />
Wir hatten an die hundert paar Schuhe in<br />
allen Größen.<br />
Waren denn wenigstens Bergschuhe darunter?<br />
Leider nein. Meine ersten Bergschuhe waren<br />
nur zum Laufen im Gebirge geeignet.<br />
<strong>Die</strong> ersten Schuhe zum Klettern bekam ich<br />
mit 16 Jahren. Da war ich aber schon wer<br />
im Elbsandsteingebirge! Denn ich hatte alle<br />
meine schweren Klettereien prinzipiell<br />
barfuß gemacht, weil es nicht anders ging.<br />
Wie sahen Kletterschuhe damals aus?<br />
<strong>Die</strong> ersten, die es bei uns zu kaufen gab,<br />
waren Dachdeckerschuhen ähnlich: aus<br />
Leinen mit einer geflochtenen Hanfsohle<br />
drauf. Mein erster Kletterschuh hatte eine<br />
ganz einfache Gummisohle. Damit sind wir<br />
auch in die Alpen gefahren, unter anderem<br />
ins Wettersteingebirge.<br />
Das war noch vor dem Mauerbau?<br />
1954 im Juli. Wir haben das Geld eins zu<br />
fünf getauscht und sind auch nach Kufstein,<br />
ins Kaisertal, haben die Enzenspergerführe<br />
geklettert an der Kleinen Halt<br />
und waren auf der Fleischbankspitze. Ich<br />
bin noch an die Totenkirchl-Westwand und<br />
wollte mir den Einstieg der Dülfer-Route<br />
anschauen. Nur mit Kletterhose und Kletterschuhen<br />
bin ich dann durch die Wand,<br />
in zweieinhalb Stunden. Stellen, die bis<br />
dahin nur technisch mit Seilquergang geklettert<br />
wurden, bin ich free solo gegangen.<br />
Waren Sie so furchtlos?<br />
Ich war so gut. Ich habe später einmal gesagt,<br />
dass ich nicht klettern gegangen bin.<br />
Ich bin spazieren gegangen. In der Dülfer-Route<br />
hat das Klaus Buschmann von<br />
der Sektion Neuburg an der Donau beobachtet<br />
und mich zum Essen eingeladen.<br />
Am nächsten Tag hat er mich nach einer<br />
gemeinsamen Klettertour gefragt, ob ich<br />
nicht Lust hätte, in Bayern zu bleiben. Das<br />
habe ich gemacht. Weihnachten 1954 bin<br />
ich noch nach Dresden zu meiner Familie<br />
gefahren. Erst nach dem Mauerbau ist diese<br />
Verbindung abgebrochen.<br />
Später waren Sie dann nicht nur ein talentierter<br />
Bergfilmer, sondern hätten eine<br />
Bühnenkarriere als Sänger einschlagen<br />
können. Irgendwann mussten Sie sich entscheiden:<br />
filmen oder singen.<br />
TIPP<br />
Blickpunkt Berge<br />
Noch mehr Episoden aus dem Leben von<br />
Lothar Brandler gibt es in seiner Biographie<br />
»Mit der Filmkamera durch die großen<br />
Wände der Alpen«. Das Buch, aus dem<br />
die Bilder auf Seite 52 und 53 stammen,<br />
ist nicht nur eine Reise an<br />
die Felsen der Welt, sondern<br />
auch eine in die Vergangen-nheit<br />
des Bergsteigens.<br />
Lothar Brandler »Mit<br />
der Filmkamera durch<br />
die großen Wände der<br />
Alpen«, 312 Seiten,<br />
Format 24,4 x 17,8 cm,<br />
AS Verlag, Zürich 2008,<br />
26,<strong>80</strong> Euro<br />
Fotos: Meike Birck, AS Verlag (4)<br />
52 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13
Das fiel mit überhaupt<br />
nicht schwer. Ich bin<br />
Bassbariton, eine Allerweltsstimme.<br />
Und ich<br />
bin nicht groß. Wenn<br />
Sie zum Vorsingen<br />
kommen, dann können<br />
Sie sich ausrechnen,<br />
wer als Figaro oder Don<br />
Giovanni besetzt wird, wenn die Donna Anna<br />
1,<strong>80</strong> Meter groß ist – nicht der Brandler<br />
mit seinen 1,68 Metern. (lacht)<br />
Und das war Ihnen von Anfang an klar?<br />
Ich habe meine Lehrerin am Konservatorium<br />
um Rat gebeten. Sie hat mich gefragt,<br />
was ich als Filmer verdiene. Ich erzählte<br />
ihr von einem Angebot über 1200 Mark als<br />
Kameramann. 1963 war das viel Geld. Sie<br />
sagte: Selbst wenn Sie erste Partien singen,<br />
fangen Sie mit 250 Mark an. Da war die Entscheidung<br />
für den Bergfilm gefallen.<br />
Sie fingen beim Bayerischen Rundfunk an,<br />
machten bald auch Kinofilme. Wie kam es<br />
dazu?<br />
Los ging es mit »Eine europäische Seilschaft«.<br />
<strong>Die</strong> Constantin-Film kaufte ihn und<br />
zeigte ihn als Beifilm: ein Kurzfilm, der im<br />
Kino vor dem Hauptfilm lief. Man wurde<br />
nur leider nicht am Umsatz beteiligt. Der<br />
Film hat mich etwa 50 000 Mark gekostet,<br />
und ich habe von der Constantin 18 000<br />
Mark bekommen für die Weltrechte. Mein<br />
erster abendfüllender Film hieß »Sensation<br />
Alpen«. Ein 90-minütiger Dokumentarfilm<br />
über alles, was in den Alpen möglich ist,<br />
unter anderem auch die Eiger-Nordwand.<br />
Dann kam »Entscheidung im Wilden Kaiser«.<br />
Er zeigt eine echte Erstdurchsteigung<br />
als Spielfilm.<br />
Wieviele Filme haben Sie fürs Kino gemacht?<br />
Fünf, darunter auch die Komödie »Taubenjagd«.<br />
Der letzte war »Inferno am Mont<br />
Blanc«. Der hat mir, wie man so schön sagt,<br />
den Nerv geraubt.<br />
Bei den Dreharbeiten zu dem Film, der<br />
die Tragödie am Frêney-Pfeiler mit Pierre<br />
Mazeaud und Walter Bonatti nachstellt,<br />
starben 1974 drei Darsteller. Wie kam es<br />
zu dem Unfall?<br />
Seinen Humor und die Lust am Erzählen hat sich Lothar Brandler trotz aller Rückschläge noch immer bewahrt.<br />
»Ich habe im Allgäu<br />
monatelang in einem<br />
Heustadl gelebt und<br />
versucht, mit mir selbst<br />
ins Reine zu kommen.«<br />
Wir sind dreimal zu den Dreharbeiten gefahren<br />
und hatten immer schönes Wetter. <strong>Die</strong><br />
Gletscher waren frei, kein Schneefall. Als<br />
wir zum vierten Mal, im Mai, dort waren,<br />
war wieder wenig Schnee. Aber wir konnten<br />
doch einiges, auch in Gletscherspalten,<br />
drehen. Uns fehlte nur noch die Anschluss-<br />
Szene zu jener, in der die Gruppe in der Spalte<br />
biwakiert. Über der Spalte hatte sich eine<br />
Schneebrücke gebildet. <strong>Die</strong> Darsteller sollten<br />
bis zur Brücke gehen, aber nicht hinein. Alles<br />
lief normal. Als wir die Kamera abbauten,<br />
sagte Milan Doubek, ein Fotograf: ›Das gibt<br />
ein tolles Bild mit den Eiszapfen, kommt ein<br />
Stück mit rein für ein Foto.‹ <strong>Die</strong> Eisbrücke,<br />
auf der jede Menge Schnee lag, krachte in<br />
dem Moment zusammen. Das Eis-Schnee-Gemisch<br />
drückte die Männer über eine schräge<br />
Rampe in die Spalte hinein. Sie sind erstickt.<br />
Wir haben versucht, sie mit den Händen<br />
auszugraben. Einer stand aufrecht drin, er<br />
überlebte. Er war ein Double. Denn für die<br />
Nachdreharbeiten war Pierre Mazeaud nicht<br />
da. <strong>Die</strong> anderen beiden waren tot. Damit<br />
war auch der Film beendet. Denn wir hatten<br />
auch den Darsteller Bonattis, Andi Schlick,<br />
doubeln lassen. Schlick ist zeitgleich am Manaslu<br />
im Himalaya bei Schneetreiben und<br />
Nebel ums Leben gekommen.<br />
Ein Alptraum. Wie sind Sie mit der Situation<br />
umgegangen?<br />
Ich war mit den Nerven am Ende. Ich stand<br />
da mit dem Material, bei dem noch zehn<br />
Drehtage fehlten, und laut Vertrag musste<br />
ich einen 90-Minuten-Film liefern. Am<br />
Schneidetisch sah ich dann die Menschen<br />
sterben. Sie hatten den Tod gespielt und<br />
nun waren sie selbst tot. (schweigt lange) Da<br />
bin ich durchgedreht. (schweigt wieder)<br />
Was ist passiert?<br />
<strong>Die</strong> Menschen am Schneidetisch sterben zu<br />
sehen, monatelang, das war das eine. Zu<br />
den Vorwürfen, die ich mir selbst machte,<br />
kamen die der anderen. <strong>Die</strong> Angehörigen<br />
der Toten bezeichneten mich ja als Mörder.<br />
Das Fernsehen erteilte mir Drehverbot. Der<br />
Fernsehdirektor sagte, Lothar Brandler dürfe<br />
nicht mehr beschäftigt werden, denn es<br />
gebe nur Tote mit ihm.<br />
Fanden Sie Rückhalt in der Familie?<br />
Meine Ehe ging auseinander. Aufgrund<br />
der Unfälle beim Dreh durfte ich meine<br />
achtjährige Tochter nicht mehr sehen.<br />
Ich war pleite. Ich hatte nichts mehr! Ich<br />
habe nur noch vor mich hinvegetiert und<br />
mit Vorwürfen, Ängsten, Weinkrämpfen<br />
gekämpft. Ich habe mich zurückgezogen,<br />
keine Briefe mehr geöffnet, mich in meiner<br />
Wohnung eingeschlossen. Dann bin<br />
ich ins Allgäu gegangen und habe monatelang<br />
in einem Heustadl gelebt und dort<br />
versucht, mit meinen Nerven und mit mir<br />
selbst wieder ins Reine zu kommen. Ich<br />
habe mir viele Bücher aus der Bibliothek<br />
vor Ort ausgeliehen und lange Spaziergänge<br />
gemacht.<br />
Haben Sie Ihre Trauer und Ihre Wut anfangs<br />
auch auf die Berge projiziert, die Ihnen<br />
diese Menschen genommen hatten?<br />
Auf die Berge kann man prinzipiell keine<br />
Wut haben. Sie sind da und setzen Regeln.<br />
Wer sich dorthin begibt, muss mit Unwetter,<br />
Blitzschlag, Steinschlag und derglei-<br />
10 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 53
Der französische Alpinist Pierre Mazeaud (re.)<br />
und Brandler vor der Tragödie am Mont Blanc<br />
»Tuberkulose hab ich<br />
auch aus Pakistan mitgebracht.<br />
Ich war drei<br />
Monate lang in der<br />
Seuchenabteilung.«<br />
chen rechnen. Der Mensch soll sich dem<br />
Berg mit Achtung nähern und ihn nicht als<br />
Spielwiese betrachten. Denn eines steht fest:<br />
Der Berg wird immer stärker sein. Wenn ich<br />
Fehler mache, verzeiht er sie mir nicht.<br />
Haben Ihnen die Berge Trost gespendet?<br />
Ja. <strong>Die</strong> Berge, die Landschaft, das war wirklich<br />
der einzige Trost damals.<br />
Wie haben Ihre Freunde reagiert?<br />
Es blieben nur ein paar übrig. Es gibt nicht<br />
umsonst das Sprichwort: Der Erfolg hat viele<br />
Väter, der Misserfolg ist Waise.<br />
ZUR PERSON<br />
Kletterer, Kameramann, Künstler<br />
Lothar Brandler, geboren am 19. Oktober 1936<br />
in Dresden, gilt vielen – unter anderem Reinhold<br />
Messner und dem Elbsandstein-Original Bernd<br />
Arnold – als der wohl beste Felskletterer der<br />
1950er-Jahre. Routen, die mit mehreren Tagen<br />
in den <strong>Touren</strong>führern standen, durchstiegen<br />
Brandler-Seilschaften in wenigen Stunden. Viele<br />
Passagen, die bis dahin nur technisch geklettert<br />
werden konnten, meisterte Brandler frei. Sein bekanntester<br />
Husarenstreich als Kletterer war 1958<br />
die Direttissima-Durchsteigung an der Nordwand<br />
der Großen Zinne über die nach ihm und<br />
<strong>Die</strong>trich Hasse benannte Hasse-Brandler-Route.<br />
Wenig später heuerte der unkonventionelle wie<br />
Wie sind Sie wieder auf die Beine gekommen?<br />
<strong>Die</strong> Depressionen kehrten immer wieder<br />
zurück. Ich wurde ins Krankenhaus eingewiesen<br />
und war wochenlang dort. Ich hatte<br />
das Glück, dort einen jungen Arzt kennenzulernen,<br />
Rolf Döschl. Daraus ist eine<br />
Freundschaft entstanden, die bereits fast<br />
vierzig Jahre währt. Er wurde mein Hausarzt<br />
und mein bester Freund.<br />
Wie konnte er Ihnen helfen?<br />
Mit Gesprächen. Und er hatte ein Faible fürs<br />
Bergsteigen. Als es mir allmählich besser<br />
ging, gingen wir zusammen in die Berge, vor<br />
allem in die Westalpen. Ich habe ihm das<br />
Klettern bis zum sechsten Grad beigebracht.<br />
Konnten Sie irgendwann wieder Leichtigkeit<br />
erlangen?<br />
<strong>Die</strong> Berge geben und nehmen uns etwas. Ich<br />
bin selbst im Karakorum mal in eine Spalte<br />
gefallen und dann in einen Gletscherbach.<br />
Dummerweise mit einem großen Rucksack<br />
auf dem Rücken und geschlossenem<br />
Bauchgurt. Das pakistanische Team hat<br />
mich gerade noch herausgefischt vor ei-<br />
hochbegabte Künstler als Kamera-Assistent<br />
beim Bayerischen Rundfunk an, brach sein<br />
Gesangsstudium ab und stieg zum stilprägenden<br />
Bergfi lmer der sechziger Jahre auf. In Gesprächen<br />
räumt Brandler heute ein, dass er im<br />
Gelände durchaus aufbrausend sein konnte. Weil<br />
er anders als damals üblich die Kamera direkt<br />
mit in die steilen Wände nahm, avancierte er<br />
zum Rekordpreisträger im alpinen Festivalbetrieb<br />
und zum Seriensieger beim traditionsreichen<br />
Bergfi lmfestival in Trient. Insgesamt erhielten<br />
Brandlers Filme mehr als 20 Auszeichnungen,<br />
unter anderem den Deutschen Bundesfi lmpreis<br />
1964. Brandler lebt in München.<br />
nem Gletschertor. Sonst wäre ich darin<br />
verschwunden und würde vielleicht in ein<br />
paar hundert Jahren heraustauen. (grinst)<br />
Tuberkulose hab ich auch aus Pakistan<br />
mitgebracht, das hätte mich beinahe umgebracht.<br />
Ich war drei Monate lang in der<br />
Seuchenabteilung im Schwabinger Krankenhaus.<br />
Man darf sich nichts vormachen.<br />
In den Bergen passieren Sachen. Anderl<br />
Heckmair hat gesagt: Ein guter <strong>Bergsteiger</strong><br />
ist einer, der alt wird. Mit 76 bin ich also auf<br />
einem guten Weg.<br />
Lieben Sie die Berge noch?<br />
Ja! Nach all den unschönen Erlebnissen habe<br />
ich mit 50 noch die Carlesso-Route an<br />
der Torre di Val grande in der Civetta geführt.<br />
Noch heute fahre ich jedes Jahr ins<br />
Elbsandsteingebirge, meine Kletterheimat.<br />
Und ich mache jedes Jahr zwei Rundfahrten<br />
in den Dolomiten. Im Frühjahr die erste<br />
Baumblüte in Südtirol, die muss ich sehen.<br />
Ich liebe die Berge immer noch aus vollstem<br />
Herzen.<br />
Schmerzt es Sie, dass Sie dort nicht mehr<br />
so herumspringen können wie früher?<br />
Nein, überhaupt nicht. Es ist nunmal so.<br />
Der Körper verfällt, man ist nicht mehr so<br />
trittsicher. Das gehört dazu. Als 76-Jähriger<br />
muss ich mich nicht mehr an Jungen<br />
messen, da würde ich mich lächerlich machen.<br />
Ich staune, was die Leute machen:<br />
dass man die Eiger-Nordwand in knapp<br />
drei Stunden klettert. Ich kann’s natürlich<br />
auch verstehen. Wenn man sie vorher 20<br />
Mal durchstiegen hat und gut trainiert ist,<br />
kann man natürlich wie ein Eichhörnchen<br />
hochrennen. Klettern ist ein Leistungssport<br />
geworden, ein Geschäft, Akrobatik. Das hat<br />
es damals nicht gegeben. Wir waren damals<br />
einfach nur <strong>Bergsteiger</strong>.<br />
◀<br />
Foto: AS Verlag<br />
54 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13
Monte Cristallo, Dolomiten, Italien.<br />
Träume …<br />
Spannende Ausrüstungs- und Reisetipps von<br />
Globetrotter Experten zum Thema Klettersteig<br />
unter www.4-Seasons.TV/klettersteig<br />
… leben.
KOLUMNE<br />
Merci, Monsieur!<br />
Während vieler Jahrzehnte waren Männer von den Alpenclubs<br />
ausgeschlossen. Oder wie war das gleich wieder<br />
in der Historie des Alpinismus? Ein Rückblick auf mehr<br />
als <strong>80</strong> Jahre Geschlechtergeschichte am Berg.<br />
Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />
Caroline Fink<br />
berichtet am liebsten über die<br />
stillen Winkel in den Alpen.<br />
<strong>Die</strong> Autorin lebt in Zürich und<br />
arbeitet unter anderem frei für<br />
die NZZ und das SAC-Magazin<br />
»<strong>Die</strong> Alpen«. <strong>Die</strong> 35-Jährige<br />
schreibt im Wechsel mit<br />
Sandra Zistl, Axel Klemmer und<br />
Eugen Hüsler über das aktuelle<br />
Geschehen in den Bergen.<br />
Vor <strong>80</strong> Jahren wurde das Magazin<br />
»<strong>Die</strong> <strong>Bergsteiger</strong>in« gegründet. In<br />
einer Zeit, als die Männer von manchen<br />
Alpenclubs noch ausgeschlossen<br />
waren und einige Frauen sie belächelten<br />
oder beschimpften, wenn sie in eigenen<br />
Gruppierungen auf Berge stiegen. Können<br />
Sie sich dies vorstellen? Nicht? Dann versuchen<br />
wir es andersrum: Im Jahr 1930 wurde<br />
das Magazin »Der <strong>Bergsteiger</strong>« gegründet. In<br />
einer Zeit, als Frauen von den Alpenclubs in<br />
England und der Schweiz sowie in einzelnen<br />
Sektionen des Deutschen und Österreichischen<br />
Alpenvereins noch ausgeschlossen<br />
waren und von manchen Männern belächelt<br />
oder beschimpft wurden, wenn sie auf Berge<br />
stiegen.<br />
»Hochgebirgs-Amazonen«<br />
<strong>Die</strong> Geschichte der Frauen am Berg ist eine<br />
Geschichte der Ungleichheit. Im Jahr 1887<br />
etwa stiegen Mary Mummery und ihr Mann<br />
Albert Frederick Mummery als erste über<br />
den Teufelsgrat auf das Täschhorn – das Kapitel<br />
dazu in »My Climbs in the Alps and the<br />
Caucasus« schrieb Mary, in der deutschen<br />
Ausgabe aber wurde ihr Text unterschlagen.<br />
Rund vierzig Jahre später, 1929, bedauerten<br />
Kletterer öffentlich, dass die US-Amerikanerin<br />
Miriam O‘Brien in einer Frauenseilschaft<br />
den Grépon bei Chamonix erklettert hatte,<br />
würde sich nun kein Mann mehr mit dieser<br />
Tour brüsten können. Und als die Französin<br />
Claude Kogan 1959 bei der ersten Damenexpedition<br />
zu einem Achttausender, dem<br />
Cho Oyu, ums Leben kam, bezeichnete der<br />
Spiegel die erfahrenen Alpinistinnen in<br />
einem unsäglichen Text als »Hochgebirgs-<br />
Amazonen«, die »es den Männern zeigen<br />
wollten«.<br />
Wer am lautesten bellt…<br />
Wie aber sieht es heute aus in Sachen Chancengleichheit<br />
am Berg? In Zahlen etwa so:<br />
In der Schweiz arbeiten 1500 Bergführer,<br />
rund 25 davon sind Frauen; bei den Mitgliedern<br />
von DAV und SAC sind etwa 40 Prozent<br />
Frauen, während 15 Prozent der SAC-<strong>Touren</strong>chefs<br />
und rund sechs Prozent der DAV-<br />
Sektionsvorsitzenden weiblich sind. Aus<br />
persönlicher Erfahrung möchte ich sagen:<br />
Nein, meine Herren, es ist nicht originell,<br />
als Frau in einer Frauenseilschaft immer<br />
die Frage zu beantworten, »wo wir denn die<br />
Männer gelassen hätten«. Und ja, es ist müßig,<br />
während einer Flaschenzugübung mit<br />
Kolleginnen von selbsternannten Experten<br />
ungebetene Ratschläge zu erhalten.<br />
Allerdings gilt auch hier: Wer am lautesten<br />
bellt, den hört man. All die Kameraden, mit<br />
denen frau kollegial und gemeinschaftlich<br />
auf Berge steigen kann – sie fallen kaum<br />
auf, doch es gibt sie. Wie es sie übrigens<br />
auch in den 1930er- und 1940er-Jahren<br />
schon gab. So schrieb der Schweizer Alpinist<br />
André Roch damals: Angesichts bergsteigender<br />
Frauen bliebe den Herren nichts anderes<br />
übrig, als »den Hut zu ziehen und die Leistungen<br />
der Damen zu bewundern«. Stellvertretend<br />
für alle Damen und emanzipierten<br />
Herren kann ich da rückblickend nur sagen:<br />
Merci, Monsieur Roch!<br />
◀<br />
56 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Herausforderungen<br />
meistern, Ziele sicher<br />
erreichen.<br />
fēnix – die neue GPS Outdoor-Uhr vereint vollwertige GPS Navigation mit robustem, funktionalen<br />
Design. Im wasserdichten, stahlverstärkten Gehäuse ist ein hochempfi ndlicher GPS-Empfänger mit vollem<br />
Funktionsumfang, wie Track-Navigation, grafi scher Trackanzeige, TracBack u.v.m. integriert. Ihr Li-Ionen<br />
Akku liefert zudem bis zu 50 Std. Energie im UltraTrac GPS Modus. Kein Wunder also, dass die fēnix <br />
nicht nur Bergführer begeistert.<br />
garmin.de<br />
AllMountain<br />
KAUFTIPP<br />
GPS-UHREN<br />
FUNKTION & STYLE<br />
Garmin fēnix <br />
KAUFTIPP ALLMOUNTAIN 02/2013<br />
fēnix TM
TIPP<br />
12 <strong>Touren</strong>karten zum Mitnehmen<br />
<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Touren</strong> aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/13<br />
Dolomiten, Berchtesgadener, Urner<br />
und Berner Alpen, Ortler, Dauphiné<br />
Abtrennen<br />
Falten<br />
Einstecken<br />
12 Mont Maudit,<br />
8 Gadmerflue, klassischer<br />
1 Vorderscheinberg, 2 Herzogstand,<br />
3 Schönfeldjoch,<br />
4 Gr. Hundhorn,<br />
schwierig und eindrucksvoll<br />
über den Kuffnergrat Klettersteig mit<br />
Leitern und Eisenbügeln<br />
etwas ausgesetzte Gipfeltour,<br />
mit MTB-Hilfe<br />
lange, ungewöhnliche<br />
Wanderung von Norden<br />
stille Rundwanderung<br />
für Blumenfreaks<br />
anstrengendeTour mit<br />
einigen Gegenanstiegen<br />
11 Meije, anspruchsvolle<br />
10 Schreckhorn, anstrengende<br />
9 Ortler, großartige<br />
5 Civetta, zwei<br />
6 Schiara,<br />
Hochtour mit<br />
Kletterstellen bis IV Hochtour<br />
über den Südwestgrat<br />
Hochtour, überwiegend<br />
in Eis<br />
Klettersteig-Klassiker<br />
auf großen Gipfel<br />
anspruchsvolle Runde<br />
mit drei Klettersteigen<br />
7 Forc. del Bivacco,<br />
drei Klettersteige rund<br />
um den Sorapi<br />
GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />
<strong>Touren</strong>art<br />
Schwierigkeit<br />
Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />
Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig
TIPP<br />
Ammergauer Alpen Vorderscheinberg (1797 m) und Hasentalkopf (1827 m)<br />
1<br />
Aus dem Sägertal<br />
Ein ruhiger Aufstieg, bei dem sich die lange Sägertalstraße mit<br />
dem Mountainbike reduzieren lässt, ein einsamer Anstieg bis in<br />
Gipfelhöhe, ein wenig Nervenkitzel am Vorderscheinberg und eine<br />
grandiose Gipfellandschaft, das ist eine Mischung, wie man sie sich<br />
interessanter kaum vorstellen kann.<br />
1000 Hm | 7¼ Std.<br />
Mountainbike, Helm und<br />
Wanderausrüstung<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013– Seite 22<br />
Talort: Linderhof (910 m)<br />
Ausgangspunkt: Sägertal-Parkplatz (960 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N 47.562385°<br />
Länge E 010.935029°<br />
Entfernung: 15,48 km<br />
Gehzeiten: Aufstieg 4 Std.; Abstieg 3¼ Std. (mit MTB-<br />
Unterstützung ca. 1½ Std. weniger)<br />
Beste Jahreszeit: Sommer und Herbst<br />
Karte: Topografi sche Karte des Bayer. Landesamtes für<br />
Vermessung und Geoinformation1:50 000, Blatt UK50-49<br />
»Pfaffenwinkel - Ammergauer Alpen nördl. Teil – Weilheim –<br />
Schongau – Staffelsee – Kochelsee – Walchensee«<br />
Informationen: Tourist-Information Ettal, Tel. 088 22/<br />
35 34; www.ammergauer-alpen.de/ettal<br />
Schwierigkeiten: Am Vorderscheinberg absolute Trittsicherheit<br />
und ein hohes Maß an Schwindelfreiheit erforderlich,<br />
denn technisch zwar nicht sehr schwierig, aber auf dem langen<br />
Gipfelgrat stark ausgesetzt. Auf- und Abstieg am Hasentalkopf<br />
sind zwar auch etwas anspruchsvoll. aber bei weitem<br />
nicht so aufregend wie am Vorderscheinberg.<br />
Hinweis: Für Kinder nicht geeignet<br />
TIPP<br />
Estergebirge Herzogstand (1731 m)<br />
2<br />
Auf der stillen Nordseite des Herzogstands<br />
<strong>Die</strong> Wanderung ist zwar lang und weit, aber sie verläuft unter dem Gratweg zwischen Heimgarten<br />
und Herzogstand in ziemlicher Einsamkeit; das gilt auch für den Abstieg auf dem Pionierweg. <strong>Die</strong>ser<br />
Gegensatz zwischen überlaufenem Seilbahnberg und Ruhe macht den Reiz dieser Tour aus.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />
1250 Hm | 6¾ Std. Karte: Kompass Wanderkarte1:50 000, Blatt 6 »Alpenwelt<br />
Karwendel«<br />
normale Wanderausrüstung;<br />
Stöcke empfehlenswert<br />
Talort: Schlehdorf (609 m)<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz bei Raut (620 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N<br />
47.644747° Länge E 011.306556°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Kochel,<br />
Bus bis Schlehdorf<br />
Entfernung: 18,42 km<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3¾ Std.; Abstieg 3 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Sommer und Herbst<br />
Informationen: Tourist Information Kochel a. See, Tel.<br />
088 51/3 38, www.kochel.de<br />
Einkehr: Herzogstandhaus (1575 m)<br />
Schwierigkeiten: Der Aufstieg vom Rauchkopf zum Gratweg<br />
ist das anspruchsvollste Etappenstück. Dort sind zwei sehr steile<br />
Hangreißen zu queren, was nach Unwettern heikel werden kann,<br />
wenn der Weg abgerissen ist.<br />
Hinweis: Für Kinder nicht geeignet<br />
TIPP<br />
Bayerische Voralpen Schönfeldjoch (1776 m)<br />
3<br />
Von Ursprung auf das Schönfeldjoch<br />
<strong>Die</strong> Rundwanderung auf das Schönfeldjoch bietet gleich mehrere<br />
Vorteile: Der Berg ist nicht sehr bekannt, so dass die Tour nicht<br />
überlaufen ist; sein Gipfel bietet eine prächtige Aussicht und im<br />
Frühsommer eine wahre Blumenpracht.<br />
1070 Hm | 5½ Std.<br />
normale Wanderausrüstung;<br />
Stöcke empfehlenswert<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />
Talort: Bayrischzell (795 m)<br />
Ausgangspunkt: Bayrischzell, Ursprung, Parkplatz am Eingang<br />
ins Trockenbachtal (830 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N 47.604905°<br />
Länge E 011.977200°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: RVO-Buslinie 1088 ab Bahnhof<br />
Bayrischzell bzw. Kufstein<br />
Entfernung: 13,44 km<br />
Gehzeiten: Aufstieg 2½ Std.; Abstieg 3 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Frühling (ab Mitte Mai) bis zum ersten<br />
ergiebigen Schneefall<br />
Karte: Kompass Wander- und Radtourenkarte1:50 000,<br />
Blatt 8 »Tegernsee – Schliersee – Wendelstein«<br />
Informationen: Kuramt Bayrischzell,<br />
Tel. 0<strong>80</strong> 23/6 48, www.bayrischzell.de<br />
Schwierigkeiten: <strong>Die</strong> Bergpfade am Schönfeldjoch fallen<br />
steil und mühsam aus, doch schwierig sind sie nicht. Nur beim<br />
Übergang vom Schönfeldjoch in den Wildenkarsattel sind Trittsicherheit<br />
und Schwindelfreiheit von Vorteil, denn man muss<br />
dort steil abbrechende Reißen queren.<br />
Hinweis: Für Kinder ab 12 Jahren
TIPP<br />
Ammergauer Alpen Vorderscheinberg und Hasentalkopf (1827 m)<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Erst einmal ist das lange Sägertal zu überwinden.<br />
Das schafft man am schnellsten mit dem Mountainbike, das<br />
man spätestens bei der Wanderwegabzweigung über dem<br />
Hasentalgraben abstellt. Dort wird der Fahrweg nach links<br />
verlassen, um dem beschilderten Bergpfad durch dichten<br />
Wald bis in den wilden Hasentalgraben zu folgen. Man<br />
quert den Wildbach und geht am stark abbrechenden Hang<br />
nach Osten, bis der Weg nach rechts schwenkt und in das<br />
landschaftlich eindrucksvolle Lösertal hineinführt. Unter der<br />
Scheinbergspitze und dem stillen Lösertalkopf steigt eine<br />
teilweise nasse Wegspur nach Westen ins Lösertaljoch an.<br />
An beschilderter Stelle dreht dort der weitere Aufstieg rechts<br />
ab. Er steigt im steilen Hang bis in das Scheinbergjoch auf,<br />
wo er sich verzweigt.<br />
Wer Mut hat, geht auf unbezeichneter Trittspur über einen<br />
langen, stellenweise scharfen, nach beiden Seiten wild abbrechenden<br />
Grat bis zur Graskuppe des Vorderscheinbergs<br />
hinauf.<br />
Vom Vorderscheinberg heruntergekommen, folgt man aus<br />
dem Scheinbergjoch einer unmarkierten Pfadspur in mehrmaligem,<br />
felsigem Auf und Ab bis an den Gipfelaufschwung<br />
Estergebirge Herzogstand (1731 m)<br />
Aufstieg: Vom Wanderparkplatz bei Raut folgt man dem<br />
Fahrweg nach Süden, geht im Rechtsbogen und hinter dem<br />
Weiderost im Wesentlichen am Waldrand hinauf. Im weiteren<br />
Verlauf schwingt sich die Forststraße auf und schlängelt sich<br />
durch lichten Wald hinauf, bis sie durch einen engen, felsigen<br />
Einschnitt, den Felsenkeller, führt. Gleich dahinter verzweigt<br />
sich der Fahrweg. Dort rechts weiter und schon nach rund<br />
40 m nach rechts auf einen unbezeichneten Holzziehweg<br />
einbiegen. Auf ihm steil zu einem fl achen Geländeabsatz hinauf.<br />
Dort ein paar Meter auf der Schlepperspur nach rechts<br />
und dann nach links auf einen breiten Almweg abbiegen. Er<br />
führt durch steilen Wald hinauf, bis er schließlich am Rauteck<br />
wieder zum Fahrweg stößt. Man folgt ihm scharf nach rechts,<br />
bis er unmittelbar vor einem Bach endet. Man quert den<br />
Bach, um auf einem schmalen Bergpfad zu einem Gedenkkreuz<br />
und gleich darauf zu einer Jagdhütte aufzusteigen. Der<br />
weitere Weg steigt nun lange unter dem Verbindungsgrat zwischen<br />
Herzogstand und Heimgarten an und verzweigt sich in<br />
der Nähe des Rauchköpfel an beschilderter Stelle. Links ab,<br />
durch Latschenbuschwerk nach Südosten hinauf und zwei<br />
steile Schotterreißen queren, bis nach einer felsigen Etappe<br />
des Hasentalkopfs heran. Aus der Senke unter dem Gipfel<br />
geht es dann die letzten Meter im steilen Wiesenhang zum<br />
Gipfelkreuz hinauf.<br />
Abstieg: Aus der Senke unter dem Gipfel nach rechts<br />
abzweigen, wo am linken Rand eines Geröllhangs eine undeutliche<br />
Trittspur in einer steilen Wiese bis zum Wanderweg<br />
abfällt, der durch den Kessel führt. Auf ihm in längerem Gegenanstieg<br />
nach Norden hinauf und dann in Kehren auf sehr<br />
steilem Wiesenhang, zwischendurch auch kurzzeitig im Wald,<br />
zum Bäckenalmsattel absteigen.<br />
Im beschilderten Sattel rechts herum und auf langem Wanderweg<br />
nach Osten zur Aufstiegsroute hinab, der man bis zum<br />
Ausgangspunkt folgt.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Der Anstieg aus dem Scheinbergjoch zum Hasentalkopf<br />
schließlich der Gratweg erreicht wird. Auf ihm nach links weiter<br />
und in ständigem Auf und Ab, mehrmals am Drahtseilgeländer<br />
bis zum Pavillon auf dem Herzogstand hinauf. Von dort<br />
auf einem schmalen Pfad im Krummholz in ein paar Minuten<br />
direkt zum etwas tiefer gelegenen Gipfelkreuz absteigen.<br />
Abstieg: Vom Gipfelkreuz auf dem stark frequentierten<br />
Serpentinenweg in den Sattel kurz vor dem Martinskopf<br />
hinunter und schräg zum Hang zum Herzogstandhaus. Vom<br />
Unterkunftshaus dem Fahrweg zur Schlehdorfer Alm hinab,<br />
und in der Nähe der Skipiste relativ steil bis zur linksseitigen,<br />
beschilderten Abzweigung des Pionierwegs. <strong>Die</strong>ser schöne<br />
Steig verläuft anfangs entlang einer prächtigen Lichtung, bis<br />
er in den Wald hineinführt, mehrere Sturzbäche quert, an der<br />
Neischlrast (Gedenken an den Planer des 1904 erbauten<br />
Pionierwegs) vorbei und beim Punkt 941 m auf eine breite<br />
Forststraße stößt. Auf ihr talaus zum Ausgangspunkt zurück.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Der Pavillon auf dem Herzogstand<br />
Foto: Siegfried Garnweidner Foto: Siegfried Garnweidner<br />
TIPP<br />
Bayerische Voralpen Schönfeldjoch (1776 m)<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz auf einem Fahrweg nach Westen<br />
geringfügig abwärts und dann rechts abdrehend bis zum<br />
Ende der Straße bei der Verwalteralm. Unmittelbar vor dem<br />
Hof die Straße nach links verlassen und den Markierungszeichen<br />
über einen steilen Wiesenhang hinauf folgen. Knapp<br />
unter der 1000-Meter-Linie führt der steile Bergweg in den<br />
Wald hinein und schwenkt ein wenig nach links. Auf der Höhe<br />
von etwa 1165 m lichtet sich der Wald ein wenig und der Weg<br />
dreht nach rechts. Schließlich stößt man auf eine breite Kiesstraße<br />
und folgt ihr ein paar Minuten nach rechts hinauf, bis<br />
man an beschilderter Stelle wieder links auf den alten Wanderweg<br />
abbiegen kann. Man tangiert beim weiteren Aufstieg<br />
die Straße noch ein paar Mal und folgt ihr schließlich bis kurz<br />
vor die Schönfeldalm. Noch vor der Alm verlässt man den<br />
Fahrweg nach rechts und geht über einen freien Wiesenhang<br />
weglos, aber leicht nach Westen zum Heimkehrerkreuz hinauf.<br />
Zum Gipfel folgt man der Grathöhe nach Westen weiter<br />
und kommt schließlich auf dem höchsten Punkt an.<br />
Abstieg: Vom Gipfel auf der Grathöhe zwischen Latschenbuschwerk<br />
nach Westen und in einen weiten Sattel kurz vor<br />
dem Wildenkarjoch. Von dort den Markierungszeichen schräg<br />
nach links über einen Wiesenhang, dann durch Krummholz<br />
und anschließend über steile Erosionshänge in das Wildenkarjoch<br />
absteigen. Bei den Wegweisern im Joch hält man<br />
sich links und folgt dem Bergweg nach Süden bis zur Straße<br />
bei der Wildenkaralm. Bei den Straßenverzweigungen geradeaus<br />
absteigen, bis nach einer engen Linkskehre neben einer<br />
Hütte ein alter Almweg nach Süden abfällt. Er bringt uns<br />
im Wald einen ziemlich steilen Hang bis zur Mautstraße im<br />
Stallenbachtal hinab, die auf der Höhe von 1061 m erreicht<br />
wird. Der weitere Rückweg folgt nun lange der Asphaltstraße<br />
gegen Osten hinaus, an der Stallenalm vorbei und zur Mautstelle<br />
bei Wacht. Von dort muss man ein paar Minuten neben<br />
der Straße nach Norden ansteigen, bis man bei einem Parkplatz<br />
nach links auf einen Fahrweg ausweichen kann. Er steigt<br />
neben dem Ursprungbach bis zur Aufstiegsroute an. Dort<br />
rechts ab und zum Ausgangspunkt hinauf.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Ausblick vom Heimkehrerkreuz zum Wildenkarjoch<br />
Foto: Siegfried Garneidner
TIPP<br />
Berchtesgadener Alpen Großes Hundhorn (1703 m)<br />
4<br />
Über die Jochingalm hinauf und die Auerweißbachalm hinunter<br />
Zwischen Loferer und Leoganger Steinbergen und den wilden Felsenhöhen der Reiteralm ragt<br />
ein fast senkrechter Felsenzahn aus den dunklen Wäldern, der allein schon beim Anblick<br />
Respekt verlangt.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />
9<strong>80</strong> Hm | 6½ Std.<br />
normale Wanderausrüstung;<br />
Stöcke empfehlenswert<br />
Talort: Lofer (628 m)<br />
Ausgangspunkt: Obermayrberg (895 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N<br />
47.606740° Länge E 012.758150°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: keine<br />
Entfernung: 17,15 km<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3¾ Std.; Abstieg 2¾ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Frühsommer bis später Herbst<br />
Karte: Kompass Wanderkarte1:50 000, Blatt 14 »Berchtesgadener<br />
Land – Chiemgauer Alpen«<br />
Informationen: Tourismusverband Salzburger Saalachtal,<br />
Tel. 00 43/65 88/83 21-0<br />
Einkehr: Gasthaus Obermayrberg am Ausgangspunkt<br />
Schwierigkeiten: <strong>Die</strong> lange und anstrengende Tour mit etlichen<br />
Gegenanstiegen verlangt nur beim unmittelbaren Gipfelauf- und<br />
Abstieg Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.<br />
Hinweis: Für Kinder nicht geeignet<br />
TIPP<br />
Dolomiten Civetta (3220 m), Via ferrata degli Alleghesi und Via ferrata Tissi<br />
5<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013– Seite 22<br />
Eine absolute Klassetour!<br />
Es gibt schwierigere Klettersteige und höhere Gipfel in den Dolomiten , aber die sportliche Herausforderung<br />
und die einmalige Felskulisse ergeben zusammen ein Bergerlebnis der Spitzenklasse. Ganz<br />
besonders, wenn man in der Torrani-Hütte übernachtet und den Sonnenuntergang am Gipfel erlebt.<br />
1600 Hm | 10 Std.<br />
K3/K4; komplette Klettersteigausrüstung,<br />
Helm<br />
Talort: Forno di Zoldo (858 m)<br />
Ausgangspunkt: Malga della Grava (1627 m), Anfahrt<br />
von Chiesa an der Nordrampe der Duràn-Passstraße<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: keine<br />
Gehzeiten: gesamt 10 Std. (Malga della Grava – Einstieg<br />
2½ Std., »Via ferrata degli Alleghesi« 3½ Std., Civetta –<br />
»Via ferrata Tissi« – Van delle Sasse 2 Std., Van delle Sasse<br />
– Forcella delle Sasse – Malga della Grava 2 Std.)<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 015 »Marmolada<br />
– Pelmo – Civetta«. Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner »Top-Klettersteige<br />
Dolomiten«, Bruckmann Verlag, München<br />
Fremdenverkehrsamt: Consorzio Val di Zoldo Turismo,<br />
I-32010 Zoldo Alto; Tel. 00 39/04 37/78 91 45, www.valdizoldo.<br />
net<br />
Hütte: Rifugio Torrani (2984 m), Anfang Juli bis Mitte September;<br />
Tel. 0039/04 37/78 91 50<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Top-Tour auf einen der schönsten<br />
Dolomitengipfel! Ausgeprägt alpine Unternehmung, die Bergerfahrung<br />
und gute Kondition voraussetzt. »Alleghesi« nur mäßig<br />
schwierig, aber sehr lang, K3, »Tissi« etwas anspruchsvoller, K4.<br />
Besonders lohnend mit Übernachtung auf der Torrani-Hütte, als<br />
Tagestour nur für Konditionsbolzen<br />
TIPP<br />
Dolomiten Schiara (2565 m), Vie ferrate Zacchi, Berti, Marmol<br />
6<br />
<strong>Die</strong> große Klettersteigrunde über Belluno<br />
Für deutschsprachige <strong>Bergsteiger</strong> liegt die Schiara ganz hinten, der Lagunenstadt Venedig näher<br />
als dem südlichsten Südtiroler Dorf. Der weite Weg lohnt sich aber allemal, bietet die »eiserne<br />
Runde« am Hauptgipfel des Massivs doch höchsten Klettersteiggenuss. Tipp: die Dämmerstunden<br />
im Biwak Bernardina genießen<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />
2150 Hm | 12 Std.<br />
K3; komplette Klettersteigausrüstung,<br />
Helm<br />
Talort: Belluno (383 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Case Bortot (694 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbus von Belluno<br />
bis Bolzano Bellunese<br />
Gehzeiten: Case Bortot – Rifugio 7° Alpini 2¾ Std., Zustieg<br />
zur Ferrata ¾ Std., »Ferrata Zacchi« 2½ Std., »Ferrata<br />
Berti« 1 Std., Schiara – Bivacco Marmol ¾ Std., »Ferrata<br />
Marmol« 1¾ Std., Ausstieg – Case Bortot 2½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 024 »Prealpi e Dolomiti<br />
Bellunesi«. Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner »Top Klettersteige<br />
Dolomiten«, Bruckmann Verlag, München<br />
Fremdenverkehrsamt: Uffi cio Turistico, Piazza Duomo 2,<br />
I-32100 Belluno; Tel. 0039/04 37/94 00 83, www.infodolomiti.it<br />
Hütte: Rifugio 7° Alpini (1502 m), Juni bis September; Tel.<br />
0039/04 37/94 16 31, www.rifugiosettimoalpini.com. Biwaks<br />
Bernardina (2320 m) und Marmol (2266 m)<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Anspruchsvolle Klettersteigrunde,<br />
als Tagespensum nur für absolute Konditionsbolzen. Am<br />
schönsten mit Übernachtung im Biv. Bernardina; großartig die Felskulisse,<br />
einmalig das Panorama vom Gipfel der Schiara mit Adriablick
TIPP<br />
Berchtesgadener Alpen Großes Hundhorn (1703 m)<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Vom Wirtshaus Obermayrberg auf Fahrweg nach<br />
Südosten und zu Straßenverzweigung. Dort auf der rechten<br />
Seite weiter und ein wenig abwärts und bei der gleich darauf<br />
folgenden Abzweigung »Holzstube Daxstein« ebenfalls rechts<br />
halten und auf dem Fahrweg abwärts. Dann zur Schoberweißbachklause,<br />
einem alten Holztriftwerk der Bayerischen<br />
Saalforste. Bei der folgenden Verzweigung geradeaus weiter<br />
und dem Wegweiser zur Jochingalm folgen. Beim Roggmais<br />
verlässt der Anstiegsweg auf der Höhe von 965 m die Straße<br />
scharf nach links. Nun den Markierungszeichen auf einer<br />
relativ breiten Wegtrasse nach Süden hinauf folgen bis zu<br />
einem Fahrweg und diesem nach rechts hinauf folgen, bis auf<br />
der Höhe von 1113 m an beschilderter (»Hundhorn«)Stelle<br />
nach rechts eine Fahrspur abzweigt. Bei der folgenden Verzweigung<br />
links abbiegen und einer Schlepperspur folgen, die<br />
man auf der Höhe von etwas 1240 m verlässt. Nun deutlich<br />
steiler durch eine Hangmulde hinauf, aus dem Wald heraus<br />
und an der Jochingalm vorbei. Anschließend wieder in den<br />
Wald hinein, durch den ein schmaler Pfad in ständigem Auf<br />
und Ab einen steilen Hang entlangführt. Beim Zusammenfl<br />
uss von zwei Bächen ein paar Meter steil absteigen. Auf der<br />
Dolomiten Civetta (3220 m), Via ferrata degli Alleghesi und Via ferrata Tissi<br />
Zustieg: Von der Malga della Grava (1627 m) zunächst<br />
auf einer Sandstraße sanft bergan in das gleichnamige<br />
Joch, wenig weiter, bei der Talstation der Hüttenseilbahn,<br />
rechts, am Col Grand (1927 m) wieder links und hoch über<br />
dem Valle Civetta bergan. Unter dem Felsfuß der Crepa<br />
Busa ins Hochkar Busa del Zuitón und über Schrofen zum<br />
Einstieg der »Ferrata Alleghesi«.<br />
Via ferrata degli Alleghesi: Der Auftakt ist senkrecht,<br />
aber <strong>besten</strong>s gesichert; dann leiten die Drahtseile in den<br />
ersten langen Kamin. In der Folge wechseln Steilpassagen<br />
ab mit kurzen Querungen; ein enger, gut fünfzig Meter hoher<br />
Kamin wird an Eisenbügeln durchstiegen. Nach oben hin<br />
nimmt die Steilheit allmählich ab; man quert in eine Geröllmulde,<br />
aus der eine Spur hinauf zum Hauptkamm des Massivs<br />
leitet. Packender Tiefblick auf Álleghe und seinen See.<br />
Den Drahtseilen folgend in die Westfl anke des Massivs,<br />
unter der Punta Tissi (2992 m) hindurch, dann auf den<br />
Grat und über die letzten leichten Felsstufen zum Gipfel<br />
der Civetta.<br />
Via ferrata Tissi: Über Schrofen und Geröll steigt man<br />
ab zum Rifugio Torrani (2984 m). Wenig unterhalb, an der<br />
Höhe von 1350 m wieder auf Straße, der man nach links<br />
folgt. An markierter Stelle die abfallende Forststraße nach<br />
rechts verlassen und durch einen nassen Waldhang zum<br />
Waldrand, wo mehrere Wege zusammenstoßen. In diesem<br />
Sattel rechts ab, über einen weiten Wiesenhang zum Waldrand<br />
hinauf und dann in lichtem Wald teilweise sehr steil an<br />
abbrechenden Hängen entlang bis in den Hundsattel. Hier<br />
beginnt der lange Gipfelspurt durch Latschenbuschwerk gering<br />
ansteigend nach Norden hinauf und auf eine unbedeutende<br />
Graterhebung. Rund 30 Höhenmeter absteigen und<br />
dann steil und teilweise auch felsig bis zum Gipfelkreuz.<br />
Abstieg: Bis zur Wegverzweigung am Waldrand der Aufstiegsroute<br />
folgen, dann aber geradeaus weiter gehen und<br />
auf einer langen Forststraße über die Auerweißbachalm zum<br />
Aufstiegsweg abzusteigen und diesem im Wesentlichen bis<br />
zum Ausgangspunkt zu folgen.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Blick von Obermayrberg auf Großes und<br />
Kleines Hundhorn<br />
Senke des Pian di Tenda, leitet eine Spur halblinks auf ein<br />
Bandsystem. Es führt hinaus und hinab in einen wilden<br />
Felswinkel unter einer schwarzen, wasserüberronnenen<br />
Mauer. Hier rechts zunehmend steiler abwärts (zwei senkrechte<br />
Felsstufen). Ein kleiner Überhang leitet auf eine<br />
steile Felsrampe. Über Schrofen und Geröll zur letzten Felspassage,<br />
dann ist der Grund des Geröllkars Van delle Sasse<br />
erreicht (2620 m).<br />
Abstieg: Einer deutlichen Spur folgend hinüber in die<br />
Forcella delle Sasse (2476 m). Jenseits der markanten<br />
Scharte geht’s steil-steinig bergab. Erst nach und nach<br />
wird der Untergrund etwas stabiler, aus der Geröllspur ein<br />
kleiner Weg und an der Forcella della Grava schließlich eine<br />
Sandpiste. Auf ihr zurück zur Alm von Grava.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Krampenpassage an der Via ferrata Alleghesi<br />
Foto: Eugen E. Hüsler Foto: Siegfried Garnweidner<br />
TIPP<br />
Dolomiten Schiara (2565 m), Vie ferrate Zacchi, Berti, Marmol<br />
Zustieg: Auf breitem Weg, der zunächst sanft ansteigt, ehe<br />
er sich zur Ponte del Mariano (681 m) senkt, wandert man<br />
ins schluchtartig eingerissene Val de l’Art. Über die Brücke,<br />
dann bergan, dreimal die Talseite wechselnd, hinauf zum<br />
Rifugio 7° Alpini (1502 m). Hinter dem Haus über ein ausgetrocknetes<br />
Bachbett und mit einer deutlichen Spur über den<br />
erst noch licht bewaldeten Hang zum Einstieg rechts eines<br />
auffallenden Felsportals (ca. 1760 m).<br />
Via ferrata Zacchi: Gut gesichert (Drahtseile, Klammern,<br />
Leitern) über Felsaufschwünge, Bänder und Kamine zur<br />
Abzweigung der »Ferrata Marmol« (ca. 18<strong>80</strong> m; Tafeln). <strong>Die</strong><br />
»Zacchi« wendet sich nach links, steigt weiter in gestuftem<br />
Felsgelände diagonal an, ein paar Felskanzeln tangierend.<br />
Am Rand einer wilden Felsmulde knickt die Route nach<br />
rechts um, gut gesichert gewinnt man den Ansatzpunkt des<br />
verwegen luftigen »Cengia di Zacchi«. Es mündet auf einen<br />
Schrofenhang, über den man das Bivacco Bernardina (2320<br />
m) erreicht. Blickfang ist die schlanke Felsnadel der Gusela<br />
del Vescovà.<br />
Via ferrata Berti: Vom Biwak führt die »Via ferrata Berti«<br />
gut gesichert über Felsstufen und durch Steilrinnen auf einen<br />
Felsrücken, dann links haltend über Schrofen zum Gipfelgrat<br />
und über ihn rechts zum Gipfel der Schiara (2565 m). An<br />
dem schmalen Rücken, teilweise am Drahtseil, hinüber zur<br />
Anticima Est (2531 m), dann über einen grasigen Hang zur<br />
Einmündung des Weges vom Rifugio Bianchet. Rechts zum<br />
Bivacco Marmol (2266 m).<br />
Via ferrata Marmol: Etwas unterhalb beginnen die Sicherungen<br />
der »Ferrata Marmol«. Sie leiten zunehmend steiler<br />
hinunter in eine kleine Scharte. Hier rechts in einen riesigen<br />
Felskessel. Über Bänder und Felsstufen schlängelt sich<br />
die Route (Drahtseile) hinab in den Grund des steinernen<br />
Amphitheaters. Man verlässt es auf einem schmalen Band,<br />
steigt dann über Leitern ab auf einen Grashang. Anschließend<br />
in eine tiefe Schlucht (Bänder) und zur Abzweigung der<br />
»Ferrata Zacchi«.<br />
Abstieg: Auf dem Anstiegsweg zurück zur Hütte und hinab<br />
zum Ausgangspunkt der Tour<br />
Eugen E. Hüsler<br />
An der Via ferrata Zacchi<br />
Foto: Eugen E. Hüsler
TIPP<br />
Dolomiten Forcella del Bivacco (2670 m): rund um den Sorapiš<br />
7<br />
Eine Riesentour<br />
Wenige Kilometer vom Corso d’Italia, der mondänen Flaniermeile Cortinas, gibt es eine monumentale<br />
Felslandschaft – und dazu einen Abenteuerpfad, wie man ihn selbst in den Dolomiten<br />
selten antrifft. Schlicht grandios, aber nur für erfahrene <strong>Bergsteiger</strong> mit einer Top-Kondition<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />
1760 Hm | 15½ Std.<br />
K3, Stellen I–II; komplette<br />
Klettersteigausrüstung, Helm<br />
Talort: Cortina d’Ampezzo (1211 m)<br />
Ausgangspunkt: Passo Tre Croci (1<strong>80</strong>5 m); Anfahrt von<br />
Cortina d’Ampezzo bzw. Toblach via Misurina<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbus Cortina<br />
d’Ampezzo – Passo Tre Croci<br />
Gehzeiten: Passo Tre Croci – Rif. Vandelli 2½ Std.,<br />
»Ferrata Vandelli« – Bivacco Comici 3½ Std., »Sentiero<br />
Minazio« – Bivacco Slataper 3½ Std., »Percorso Berti« –<br />
Rif. Vandelli 4 Std., Rif. Vandelli – Passo Tre Croci 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 03 »Cortina<br />
d’Ampezzo«. Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner »Top-Klettersteige<br />
Dolomiten«, Bruckmann Verlag, München<br />
Fremdenverkehrsamt: Uffi cio Informazioni Turistiche, Piazza<br />
Roma, I-32043 Cortina d’Ampezzo; Tel. 00 39/04 36/86 90 86,<br />
www.cortina.dolomiti.org<br />
Hütte: Rifugio Vandelli (1928 m), 20. Juni bis 20. September;<br />
Tel. 0039/04 36/3 90 15, www.rifugiovandelli.it. Biwaks Comici<br />
(2020 m) und Slataper (2620 m)<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Eine Tour der Superlative mit<br />
drei gesicherten Steigen, viel Gehgelände und noch mehr Geröll,<br />
leichten Kletterpassagen (I–II). Als Tagestour kaum zumutbar; am<br />
schönsten mit Übernachtung im Bivacco Slataper. Nur bei ganz<br />
sicherem Wetter gehen; markierte Zwischenabstiege vom Bivacco<br />
Comici und über die Forcella Grande<br />
TIPP<br />
Urner Alpen Gadmerflue (ca. 2540 m), Tälli-Klettersteig<br />
8<br />
Der erste Schweizer Klettersteig<br />
Wenn der Begriff »Genuss« perfekt zu einem Klettersteig passt, dann ist es die Route über dem<br />
Gadmertal: drei Stunden am Drahtseil in einer großen Wand vor einem herrlichen Hochgebirgspanorama,<br />
mit vielen schönen Kletterstellen und einer ungewöhnlichen Blumenpracht beim Rückweg.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />
1050 Hm | 6½ Std.<br />
K3; komplette Klettersteigausrüstung,<br />
Helm<br />
Talort: Innertkirchen (625 m) im Haslital<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der Tälli-Seilbahn<br />
(1720 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbus Meiringen<br />
– Innertkirchen – Gadmen mit Halt an der Talstation der<br />
Tälli-Seilbahn<br />
Gehzeiten: Gesamt 6½ Std. (Zustieg 1 Std., »Tälli-<br />
Klettersteig« 3 Std., Abstieg/Rückweg 2½ Std.)<br />
Beste Jahreszeit: Mitte/Ende Juni bis Mitte Oktober<br />
Karte/Führer: Swisstopo 1:50 000, Blatt 255 T »Sustenpass«.<br />
Eugen E. Hüsler »7 x 7 Genussklettersteige«, Bruckmann Verlag,<br />
München<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourist Information Meiringen, Bahnhofplatz<br />
12, CH-3860 Meiringen; Tel. 00 41/33/9 72 50 50,<br />
www.haslital.ch<br />
Hütte: Tällihütte (1726 m), Anfang Mai bis Mitte Oktober;<br />
Tel. 0 33/9 75 14 10, www.taelli.com<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Landschaftlich sehr schöner<br />
Klettersteig, in klassischem Stil angelegt, mit 14 Leitern, Eisenbügeln,<br />
Stiften und Drahtseilen <strong>besten</strong>s gesichert. <strong>Die</strong> Hauptschwierigkeiten<br />
fi nden sich im untersten Abschnitt; beim Rückweg<br />
(Gegenanstieg) ist dann vor allem Kondition verlangt. Alternativer<br />
Abstieg zur Engstlenalp (Postbus)<br />
TIPP<br />
Ortlergruppe Ortler (3905 m)<br />
9<br />
Auf den »König« der Südtiroler Berge<br />
Wenn man die Bernina zu den Westalpen rechnet, dann ist dieser eisgekrönte Koloss der höchste<br />
Gipfel der Ostalpen. Damit gehört er natürlich zu den »Top 20«, den 20 selbstständigsten Gipfeln der<br />
gesamten Alpen. Das Massiv besteht teils aus kristallinen Gesteinen, teils aus schwarzem Kalk.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />
1500 + 1000 Hm | 2 Tage<br />
komplette Hochtourenausrüstung<br />
Talort: Sulden (1861 m)<br />
Ausgangspunkt: Kirche Sulden<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Meran, dann<br />
Bus nach Sulden (1861 m); mit dem Auto von der Ostzufahrt<br />
zum Stilfser Joch in Gomagoi abzweigen.<br />
Gehzeiten: Hüttenaufstieg zur Payerhütte ab Sulden 5<br />
Std., mit Bahn reduzierbar auf 2 Std. Gipfelaufstieg mit<br />
Gegensteigungen ab Payerhütte 3–5 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />
Karte: Tabacco 1:25 000, Nr. 08 »Ortles–CevedaleOrtlergruppe<br />
Fremdenverkehrsamt: I-39029 Sulden (BZ), Tel. 00 39/<br />
04 73/61 3 0 15, www.ortlergebiet.it<br />
Hütte: Julius-Payer-Hütte (3020 m), CAI, 100 L., Tel. 00 39/<br />
04 73/61 30 10<br />
Charakter / Schwierigkeiten: Großzügige hochalpine Tour,<br />
insgesamt WS+!, überwiegend Eis (bis 40°), am Tabarettakamm<br />
exponierter Klettersteig (teilweise II und A0, ohne Benutzung der<br />
Steighilfen längere Strecken III)
TIPP<br />
Dolomiten Forcella del Bivacco (2670 m): rund um den Sorapiš<br />
TIPP<br />
Zustieg: Vom Passo Tre Croci auf dem gut ausgebauten<br />
und markierten Hüttenweg zum Rifugio Vandelli. Hinter dem<br />
Haus zunächst kurz aufwärts, dann ohne weiteren Höhengewinn<br />
quer über das weite Karstgelände des Circo del Sorapiš<br />
zum Einstieg (ca. 2110 m).<br />
Via ferrata Vandelli: Über neun Leitern steil auf ein Bandsystem,<br />
das durch die Westabstürze der Sora el Fo (2567 m)<br />
hinausleitet auf einen Wiesenbuckel (ca. 2370 m) mit herrlich<br />
freier Aussicht. Den Markierungen folgend sanft abwärts,<br />
dann links in einem Graben und unter den Felsabbrüchen<br />
zu einem Latschenhang. Mit Drahtseilhilfe hinunter zur<br />
Mündung des Geröllkars Busa de l’Banco, wo das Bivacco<br />
Comici (2020 m) steht.<br />
Sentiero Minazio: Er klettert als Zickzackspur am gegenüberliegenden<br />
Hang hinauf in die Forcela Basa de l’Banco<br />
(2128 m). Etwa 40 Meter höher leiten die Markierungen<br />
nach links, beginnt die lange, mit viel Auf und Ab gewürzte<br />
Querung der Collineri (Drahtseile). An der Verzweigung im<br />
innersten Val de San Vido hält man sich rechts. Über karge<br />
Wiesen geht’s hinauf zu dem Weg, der von der Forcella<br />
Grande heraufkommt und mit ihm hinein in das Riesenkar<br />
Urner Alpen Gadmerflue (ca. 2540 m), Tälli-Klettersteig<br />
Zustieg: Von der Tällihütte (1726 m) auf weiß-blau-weiß<br />
markiertem Weglein schräg bergan gegen die Gadmerfl ue.<br />
Zuletzt über eine Rinne (im Frühsommer Schnee) und<br />
Schrofen zum Einstieg (ca. 2045 m) im Rücken des Wandvorbaus.<br />
Tälli-Klettersteig: Durch eine kurze, aber etwas kniffl ige<br />
Rinne zur ersten Leiter, dann auf einem Band luftig nach<br />
rechts. Zunächst noch sehr steil, aber gut gesichert, dann<br />
leichter über Aufschwünge und Bänder aufwärts zur Rastbank<br />
(ca. 2240 m) in einer kleinen Grotte.<br />
Den Sicherungen folgend über eine Felsstufe auf das<br />
nächsthöhere Grasband; man folgt ihm unter gewaltigen<br />
Felsmauern nach rechts zu einer steilen Verschneidung.<br />
Drei Leitern helfen über den glatten Aufschwung auf eine<br />
breite Rippe. Über sie zurück zur Wand, dann querend zur<br />
nächsten Sprossenfolge. Über insgesamt vier Leitern gewinnt<br />
man ein weiteres Band, dem man um ein aussichtsreiches<br />
Eck herum folgt. Beim Routenbuch (ca. 2450 m)<br />
geht’s gleich wieder in steiles Felsgelände; über fünf Leitern<br />
hinauf zum Gipfelgrat und zum höchsten Punkt (ca.<br />
2540 m).<br />
von Rusecco. Mühsam bergan zum Bivacco Slataper und<br />
über blanken Fels in die Forcella del Bivacco (2670 m).<br />
Percorso attrezzato Berti: Am Felsabbruch zunächst<br />
auf einem Band nach rechts, dann sehr steil (Leitern,<br />
Drahtseile) hinunter in ein felsumschlossenes Schuttkar. Im<br />
Geröll zur gegenüberliegenden Wand, dann senkrecht auf<br />
ein schmales Band, das hinausleitet in die Südwestfl anke<br />
der Croda Marcora. Seine Fortsetzung mündet auf die<br />
»Terrazza«, einen gewaltigen Geröllhang. Man traversiert ihn<br />
hinüber zum Cengia del Banco, einem breiten schuttbeladenen<br />
Band, das zu einer Geländeschulter (ca. 2600 m)<br />
ansteigt. Gut markiert, aber teilweise etwas heikel (I–II) in<br />
brüchigem Fels hinunter in die monumentale Geröllwanne<br />
der Tonde de Sorapiš.<br />
Abstieg: Auf rauer Spur hinunter zum Lago del Sorapiš<br />
(1923 m), am Rifugio Vandelli vorbei und auf dem Hüttenweg<br />
zurück zum Passo Tre Croci.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Das Bivacco Slataper, eine stets zugängliche<br />
Notunterkunft<br />
Abstieg: Nordseitig an dem steinigen Rücken abwärts zu<br />
einer Markierungsstange, dann links über einen Schrofenhang<br />
in einen Graben. In ihm bergab (kurze Kletterstelle, I)<br />
und hinaus zu einer Verzweigung (Wegzeiger). Hier links<br />
(rechts zur Engstlenalp) und an einem Wiesenhang<br />
(Flora!) weiter abwärts bis zum Felsfuß (1921 m), wo<br />
rechts der Weg von der Engstlenalp mündet. Mit ihm hinauf<br />
ins Sätteli (2119 m), wo man auf die Südseite der Gadmerfl<br />
ue wechselt. Über Kehren hinab ins Almgelände und<br />
zurück zur Tällihütte.<br />
Eugen Hüsler<br />
1993 wurde der erste Schweizer Klettersteig gebaut.<br />
Foto: Eugen E. Hüsler Foto: Eugen E. Hüsler<br />
TIPP<br />
Ortlergruppe Ortler (3905 m)<br />
Hüttenaufstiege: Von der Suldener Kirche auf dem markierten<br />
Steig nach Nordwesten aufwärts und zuletzt in Kehren<br />
zur Tabarettahütte (2556 m).<br />
Weiter, zuletzt steiler, zur Bärenkopfscharte (2871 m) und<br />
von dort nach Süden am breiten Grat nur wenig ansteigend<br />
zur Tabarettascharte (2903 m) und weiter zur Julius-Payer-<br />
Hütte (3020 m).<br />
Gipfelaufstieg von Norden (Tabarettakamm): Von<br />
der Julius-Payer-Hütte den Nordwesthang der Tabarettaspitze<br />
queren zum Westgrat. Dann den Südwesthang weiter queren,<br />
am Grat hinab in eine Rinne und zu einer Scharte mit Erdhügel.<br />
Nun über einen Gratkopf zu den Felsen des Tschirfecks.<br />
Über dieses (an steilen Passagen installierte Ketten) hinauf<br />
zum Gletscherrand und zum Fuß eines Felsgrats. Von dort<br />
rechts abwärts queren (oft vereist) in die Mulde des Bärenlochs.<br />
Darin ansteigen (von rechts Eisschlag möglich) und<br />
bald nach links hinauf zum oberen Teil des erwähnten Felsgrats<br />
und zur Biwakschachtel (Ortler-Biwak; 6 L.).<br />
Weiter über die »Oberen Stückeln« und den Gletscher (Steilstufe<br />
und die fl acheren Hänge des »Ortlerplatts«) und oben<br />
am Sattel links (Osten) hinauf zum Gipfel. Das Kreuz steht<br />
auf Felsen östlich unterhalb vom höchsten Punkt.<br />
Abstieg: Im Abstieg bei schlechter Sicht mit sorgfältiger Orientierung<br />
nach Norden hinab und dabei deutlich Abstand<br />
halten von den Wechtenabbrüchen zur Nordwand!<br />
Richard Goedeke<br />
Das Ortlermassiv von Norden aus gesehen<br />
Foto: Richard Goedeke
TIPP<br />
Berner Alpen Schreckhorn (4078 m)<br />
10<br />
Der schroffste und schwierigste Viertausender der Berner Alpen<br />
Seit der Ausaperung des Schreckhorncouloirs (Route der Erstbegeher) ist der Südwestgrat der Normalweg.<br />
Das ist eine stramme Hochtour, in fortgeschrittener Jahreszeit oft mit Problemen am Bergschrund,<br />
danach eine Menge schöner, luftiger Kletterei an gutem Fels und bis über 4000 m Höhe.<br />
1160 + 1560 Hm | 2–3 Tage<br />
komplette Hochtouren- und<br />
Kletterausrüstung<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />
Talort: Grindelwald (1034 m)<br />
Ausgangspunkt: Bergstation Bergbahn Pfi ngstegg<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn über Interlaken<br />
nach Grindelwald<br />
Gehzeiten: zur Hütte 4–5 Std, zum Gipfel 7–8 Std, dazu<br />
Abstieg<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />
Karte: Swisstopo 1:25 000, Blatt 1229 »Grindelwald«<br />
Fremdenverkehrsamt: Grindelwald Tourismus, Dorfstrasse<br />
110, Postfach 124, CH-3818 Grindelwald, Tel. 00 41/33/8 54<br />
12 12, www.grindelwald.ch<br />
Hütte: Schreckhornhütte (2520 m), SAC Basel, Tel. 00 41/33/<br />
8 55 10 25<br />
Charakter / Schwierigkeiten: ZS+. Nach Zustieg über Moränen<br />
und Gletscher lange Kletterei (III, teils auch II) in festem<br />
Fels; maximale Schwierigkeiten in Gipfelnähe.<br />
TIPP<br />
Dauphiné-Alpen Meije (3983 m)<br />
11<br />
<strong>Die</strong> »Königin« des Dauphiné – der vollkommene Berg<br />
Der Berg ist zu Recht Legende. Wer sich darauf einlässt, erlebt eine allmähliche, suggestive Annäherung<br />
an die majestätisch aufragende Felsmasse, eine für ihre Schwierigkeit verblüffend steile und luftige<br />
Kletterei – und bei der Überschreitung zusätzlich einen exponierten Grat und einen Gletscherabstieg.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />
1500 + 900 Hm | 2 Tage<br />
komplette Hochtourenausrüstung<br />
Talort: La Bérarde (1700 m)<br />
Ausgangspunkt: La Bérarde<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Briançon oder<br />
Grenoble, Bus (selten) über Bourg d’Arnud und St-Christophe<br />
d’Oisans nach La Bérarde oder Taxi<br />
Gehzeiten: zur Hütte 4½ Std., zum Gipfel 5 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis August<br />
Karte: IGN 1:25 000, 3436 ET ȃcrins-Pelvouxq<br />
Fremdenverkehrsamt: Offi ce de Tourisme, F-38520<br />
Saint-Christophe-en-Oisans, Tel.00 33/4 76 <strong>80</strong> 50 01, E-Mail:<br />
infos@berarde.com<br />
Hütte: Refuge du Promontoire (3092 m), CAF, 30 L.,<br />
Juni bis September, Tel. 00 33/4 76 <strong>80</strong> 51 67<br />
Charakter / Schwierigkeiten: Insgesamt ZS+!, mit Kletterstellen<br />
IV, oft III (bei der Überschreitung). Ein großer alpiner, vielseitiger<br />
und geschichtsträchtiger Beinahe-Viertausender, dem man/<br />
frau gewachsen sein sollte. Sicheres Wetter und gute Verhältnisse<br />
abzuwarten, wird dringend empfohlen, ebenso ein Doppelseil für<br />
lange Abseilstellen! You have been warned!<br />
TIPP<br />
w<br />
Mont-Blanc-Gruppe Mont Maudit (4465 m), »Kuffnergrat«<br />
12<br />
Der Traumgrat par excellence<br />
Der Berg liegt auf halbem Wege zwischen Mont Blanc und Mont Blanc du Tacul, weit entfernt von allen<br />
gut zugänglichen Orten. Bei Wettersturz kann er rasch zum Menschenfresser werden. Aber wer<br />
ihn unter dem Traumblau eines Sonnentages erlebt, den beschenkt er reich.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />
400 + 1000 Hm | 2 Tage<br />
komplette Hochtourenausrüstung<br />
inklusive gut<br />
geölter Schutzengel<br />
Talort: Chamonix (1100 m) oder Courmayeur (1264 m)<br />
bzw. Entrèves (1306 m)<br />
Ausgangspunkt: Rifugio Torino (3371 m), Tel. 00 39/01<br />
65/84 40 38), von Entrèves mit Bahn, ebenso von Chamonix<br />
bzw. von der der Aiguille du Midi her<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Chamonix, von<br />
Süden bis Pré-St. Didier, dann Bus<br />
Gehzeiten: 4 Std., ab Biwak 8 Std, dazu Weiterweg auf den Mont<br />
Blanc 4 Std. oder Abstieg zur Aiguille du Midi 4 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis August<br />
Karte: IGN »Chamonix–Mont Blanc«, »St.-Gervais-les-Bains«<br />
Fremdenverkehrsamt: Chamonix oder Courmayeur<br />
Hütte: Bivacco Col de la Fourche (bei brauchbarem Wetter meist<br />
überfüllt)<br />
Charakter /Schwierigkeiten: S (mit Klettern bis IV und<br />
kombiniert, und Eis bis 55°). <strong>Die</strong>sen beeindruckenden Grat hat der<br />
berühmte Schweizer Führer Alexander Burgener mit Joseph Furrer,<br />
seinem Klienten Moritz von Kuffner und einem Träger 1887 in dreitägigem<br />
Ringen erobert. Wer gleich nach dem Ende der Hauptschwierigkeiten<br />
nach rechts abhaut zum Tacul-Normalweg, verpasst einen<br />
wesentlichen Teil dieser Tour.
TIPP<br />
Berner Alpen Schreckhorn (4078 m)<br />
Hüttenzustieg: Von Grindelwald Seilbahnstation nach<br />
Pfi ngstegg, dann Steig in südlicher Richtung, an der Stelle<br />
vorbei, wo durch auftauenden Permafrost das Gasthaus<br />
Stieregg abgebrochen ist (1650 m); und weiter, mit Bachquerungen<br />
und teils luftig, teils als Klettersteig über Stufen,<br />
Stifte und Aluleiter, zuletzt über Moräne, zur Schreckhornhütte<br />
(2529 m).<br />
Gipfelaufstieg: Erst taleinwärts zu den Resten der von<br />
Lawinen zerlegten Strahegghütte. Dann nach Nordosten hinauf,<br />
über plattige Stelle und zum Blockrücken des »Gaag« bis<br />
etwa 2950 m. Von dessen oberem Ende nordwärts auf den<br />
Firnhängen querend zum Schreckfi rn und hinauf zum Bergschrund<br />
in Fallinie des Couloirs, das als eine Art Rampe vom<br />
Südwestgrat herabzieht (bis hier 3 Std). Links von diesem<br />
Couloir (II, III) über Platten, nur bei guten Firnverhältnissen<br />
durch dieses, zu einer Schulter des Südwest-Grates. Nun<br />
fast immer dicht an der Gratschneide steil (III) und zuletzt<br />
westseitig und sehr luftig (III), zum Südwest-Gipfel. Über<br />
Firn- oder Schutthang und einen letzten luftigen Grat (II)<br />
zum höchsten Punkt (1560 Hm, davon 600 Hm Kletterei,<br />
7–8 Std.).<br />
Abstieg: Auf der gleichen Route. Abseilen angenehm (vom<br />
südwestlichen Vorgipfel an der Kante 3 x 40 m. Dann Abklettern<br />
ratsam, unten über die Rampe neben dem Couloir.<br />
Wegen der langen Abseilstelle von den letzten Abseihaken<br />
über den Bergschrund 50 m Doppelseil ratsam, sonst kostet<br />
es Eishaken für einen zusätzlichen Abseilpunkt (oder Bastelei<br />
von Eissanduhren oder Aushacken von Eispollern!).<br />
Richard Goedeke<br />
Kurz vor der Schreckhornhütte mit dem Gipfel<br />
im Hintergrund<br />
Foto: Jutta Kühlmeyer<br />
TIPP<br />
Dauphiné-Alpen Meije (3983 m)<br />
Hüttenzustieg: Von La Berarde nach N das Val Étencon<br />
hinauf, am Ref. Châtelleret vorbei zum auf dem Sockel des<br />
Südsporns der Meije gelegenen Ref. du Promontoire.<br />
Gipfelaufstieg: Zuerst nach links, dann gerade den Grat<br />
hinauf zu Terrassen (»campement des demoiselles«). Links<br />
zu spitzem Felsturm (»gendarme jaune«) und daneben im<br />
»couloir Duhamel« an der Pyramide Duhamel vorbei zu den<br />
Terrassen unter einer hohen, steilen Wand (»muraille Castelnau«,<br />
1½ Std. ab Hütte). Zuerst über schwierige Platte (»dalle<br />
Castelnau«, III) und nach rechts hinauf bis in die Falllinie<br />
des Glacier carrée (Eisschlag möglich). Nun nach links auf<br />
ansteigendem Band zu einer abgerundeten Kante (»dos<br />
d’âne«). Links hinauf (III), dann nach rechts zu einem Band<br />
unter zwei Verschneidungen (III). Rechts hinauf bis unter eine<br />
steile Platte (III+, »dalle des Autrichiens«), danach links über<br />
eine luftige Kriechstelle (»pas du chat«, IV–). Oberhalb davon<br />
nach rechts über ein Kaminstück und eine Steilstufe und<br />
danach etwas absteigend zu einer Felsterrasse unter dem<br />
Glacier carrée (3 Std. ab Hütte). Am <strong>besten</strong> am linken Rand<br />
des Firns hinauf zur Scharte vor dem Grand Pic. Über gestufte<br />
Felsen in der Südwestseite des Grand Pic zu einer roten<br />
Platte am Westgrat. Über diese links hinauf (III+) auf den<br />
Reitgrat (»cheval rouge«), sich dort aufrichten und links über<br />
den griffi gen Überhang (III, »chapeau du capucin«) hinauf.<br />
Am nun leichten Grat rasch zum Gipfel.<br />
Abstieg: Am »chapeau du capucin« sind 1 x, am Glacier<br />
carrée 3 x und in der »muraille de Castelnau« 4 x (»pas du<br />
chat«, »dalle des Autrichiens« + Verschneidung, »dos d’âne«<br />
und »dalle de Castelnau«) Abseilstellen eingerichtet.<br />
Bei der Überschreitung wird der Doigt de <strong>Die</strong>u (auch Pic<br />
Central, 3973 m) erreicht. <strong>Die</strong>se bedeutet 600 Meter zusätzliche<br />
Gratkletterei in 4000 Metern Höhe, ist jedoch bei angemessener<br />
Form und sicherem Wetter – nur dann! – die empfehlenswerte<br />
Alternative: 20 m abklettern und 3 x abseilen<br />
zur Brèche, dann nordseitig 60 m queren und in oder neben<br />
einer Rinne (»cables«, 2007 erneuert) zum Grat. Daran zum<br />
Doigt de <strong>Die</strong>u. Nordseitig den Grat hinab zur Scharte, links<br />
unterhalb davon Abseilstelle (mindestens 35 m!). Auf dem<br />
Gletscher hinab zum Refuge Nid d’Aigle (3450 m).<br />
Richard Goedeke<br />
<strong>Die</strong> Meije von Süden<br />
Foto: Richard Goedeke<br />
TIPP<br />
Mont-Blanc-Gruppe Mont Maudit (4465 m), »Kuffnergrat«<br />
Route: Vom Rifugio Torino in den westlichsten Kessel des<br />
Géant-Gletschers. Über eine kleine Eiswand ins Col de la<br />
Fourche (Biwakschachtel). Am schmalen Grat zuerst mit<br />
geringer Steigung, später steiler und über eine Firnrampe nach<br />
links hinauf und am luftigen Wechtengrat bis vor die Pointe<br />
d’Androsace (4107 m). <strong>Die</strong>se links umgehen (IV). Dahinter<br />
von Scharte über Felsstufen (IV) zu steiler Firnfl anke (55°).<br />
Darin links haltend zum weniger schwierigen Teil des Grates<br />
(Auskneifmöglichkeit rechts zum Tacul-Normalweg). Am Grat<br />
elegant weiter über die Firnschneide des Vorgipfels (4336 m)<br />
zum Gipfelzahn Mont Maudit (4465 m). Nun am lohnendsten<br />
über Col de la Brenva und über die Firnabdachung zum Mont-<br />
Blanc-Gipfel noch 600 Hm in dünner Luft nach dem Col de la<br />
Brenva und der Mur de la Côte und die Firnabdachung zum<br />
Gipfel. Von dort den Normalweg hinab zur Vallothütte und zum<br />
Refuge du Goûter.<br />
Auch der Abstieg zur Aiguille du Midi, über die steile Maudit-<br />
Nordostfl anke und die gefährliche Nordfl anke des Mont Blanc<br />
du Tacul ist weit!<br />
Richard Goedeke<br />
Der Mont Blanc von Süden aus dem Aostatal, rechts Brenvaflanke und Mont Maudit<br />
Foto: Richard Goedeke
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JUBILÄUMS-SPECIAL<br />
Alpenfauna heute und vor <strong>80</strong> Jahren<br />
Zurück ins Revier<br />
Zwischendrin wieder da, jetzt wieder verschwunden: Braunbären<br />
trifft man derzeit höchstens in und um Slowenien.<br />
Wölfe sind zurück. Da sie aber immer wieder<br />
Schafe reißen, haben sie es schwer.<br />
Sie sind zurück: Bär, Wolf und Luchs<br />
Wenn man sich über den Zustand der<br />
»drei großen Beutegreifer« kundig machen<br />
möchte, muss man unbedingt Ulrich Wotschikowsky<br />
(siehe Kasten) treffen. Dem<br />
Wildbiologen zufolge erlebten Luchs, Wolf<br />
und Braunbär zwischen den Weltkriegen<br />
ihr absolutes Tief. Es gab noch einen kümmerlichen<br />
Rest von zwei Dutzend Bären<br />
im Trentino, aber längst keine Wölfe oder<br />
Luchse mehr. In den 19<strong>80</strong>er-Jahren erlosch<br />
auch dort die Bärenpopulation.<br />
Zehn Jahre später ging es in der Brenta wieder<br />
aufwärts, als neun Bären aus Slowenien<br />
freigesetzt wurden. <strong>Die</strong>ser Bestand ist mittlerweile<br />
auf etwa 40 Tiere angewachsen.<br />
Von dort unternehmen männliche Jungbären<br />
Streifzüge in die Schweiz und nach<br />
Österreich. »Problembär JJ1« wanderte 2006<br />
sogar bis nach Bayern, wo er unbarmherzig<br />
zur Strecke gebracht wurde. In Österreich<br />
wurden ebenfalls einige Bären ausgesetzt,<br />
vor zehn Jahren war es wohl etwa ein Dutzend.<br />
<strong>Die</strong>se sind alle wieder »verschwunden«,<br />
also in der Mehrzahl abgeschossen<br />
worden. Nur im Grenzgebiet zu Slowenien<br />
lebt noch eine Handvoll.<br />
Dass der Luchs wieder Teile der Alpen bevölkert,<br />
ist den Eidgenossen zu verdanken.<br />
Dort wurden in den 1970er-Jahren »Pinselohren«<br />
ausgesetzt. Heute leben in den Westschweizer<br />
Alpen mehr als 100 Tiere. Allerdings<br />
gewinnen diese nach Einschätzung<br />
Wotschikowskys keinen neuen Raum. Denn<br />
der Luchs quert ungern dicht be siedelte Täler<br />
und stark befahrene Verkehrsachsen.<br />
Wölfe sind hingegen ohne menschliche<br />
Hilfe aus dem italienischen Apennin in den<br />
Anders als Luchse,<br />
sind Wölfe ohne menschliche<br />
Hilfe aus dem<br />
italienischen Apennin in<br />
den 19<strong>80</strong>er-Jahren in<br />
die Alpen eingewandert.<br />
19<strong>80</strong>er-Jahren in die Alpen eingewandert.<br />
Im französisch-italienischen Alpenbogen<br />
leben inzwischen etwa 30 Rudel mit rund<br />
200 Tieren. <strong>Die</strong> Gesamtzahl in den Alpen<br />
schätzen Schweizer Experten auf 300.<br />
Für die Zukunft gibt Wotschikowsky dem<br />
68 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
In den vergangenen <strong>80</strong> Jahren hat sich nicht nur für<br />
<strong>Bergsteiger</strong> vieles verändert. Auch die ständigen<br />
Bewohner von Bergwäldern und -wänden finden andere<br />
Lebensbedingungen vor als in den 1930er-Jahren.<br />
Von Michael Pröttel<br />
Hat gute Chancen: Luchse fressen gern Rehe<br />
und Gämsen – von denen gibt es reichlich.<br />
Längst nicht mehr nur im Gran Paradiso<br />
anzutreffen: der Steinbock<br />
Im gesamten Alpenraum gut vertreten:<br />
die Gams<br />
Fotos: Michael Pröttel (2), Doris Opitz /pixelio.de, Apart Foto – Fotolia.com,<br />
Peter Wey - Fotolia.com, Tanja Askani, www.5erls-naturfotos.de<br />
Luchs die <strong>besten</strong> Chancen, da er sich von<br />
Rehen, gelegentlich von Rotwild und Gämsen<br />
ernährt. Und von denen gibt es eher zu<br />
viele als zu wenige.<br />
Wölfe haben es schwerer. Sie hätten zwar<br />
das Potential, die Alpen komplett zu besiedeln.<br />
Allerdings würden sie der Schafhaltung<br />
zusetzen, was ihre Akzeptanz drosselt.<br />
Ähnliches gilt für den Bär. »Lebensraum<br />
hätte er genug, trotz ausuferndem Tourismus<br />
und dichter Besiedelung, aber es fehlt<br />
an Toleranz«, betont der Wildbiologe.<br />
Steinbock & Co. fühlen sich wohl<br />
Weitaus besser geht es Rothirsch, Gams und<br />
Steinbock. Das Rotwild hat besonders in<br />
Südtirol und im Trentino Dichten erreicht,<br />
die Fachleuten Sorgen bereiten. Auch in Österreich<br />
gibt es laut Wotschikovsky »mehr<br />
Rotwild, als die Polizei erlaubt«. <strong>Die</strong> bayerischen<br />
und die schweizer Alpengebiete haben<br />
ebenfalls reichlich Rotwild. Gamswild<br />
gibt es ebenfalls überall dort, wo es »von<br />
Natur aus hingehört«.<br />
Das faunistische Wahrzeichen der Alpen<br />
war hingegen im19. Jahrhundert bis auf die<br />
Bestände im Gran Paradiso, wo Steinböcke<br />
bereits 1920 unter Schutz gestellt wurden,<br />
fast ausgerottet. Von dieser Population ausgehend<br />
wurden in der Schweiz, dann in<br />
den Seealpen und schließlich in Österreich<br />
Steinböcke angesiedelt. In den deutschen<br />
Alpen begann die Einbürgerung 1936 bei<br />
Berchtesgaden.<br />
Mittlerweile bevölkern Steinböcke insbesondere<br />
in den Zentral- und Südalpen fast<br />
alle Felsregionen, insgesamt sind es mehr<br />
als 60 000.<br />
Ulrich Wotschikowsky<br />
Der renommierte Wildtierexperte war maßgeblich<br />
an der Erarbeitung der Managementpläne<br />
für den Wolf in Bayern, Brandenburg und Sachsen<br />
beteiligt und ist Mitglied der Large Carnivore<br />
Initiative in Europe, die die EU in Beutegreiferfragen<br />
berät. Wotschikowsky ist auch publizistisch<br />
tätig und hat u. a. das Buch »Wölfe im Yukon«<br />
(www.woelfeimyukon.de) ins Deutsche übersetzt.<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 69
Einst Jagdobjekt, heute unter Schutz: Der<br />
Steinadler ist wieder häufiger zu sehen.<br />
Kein seltener Anblick: Um die Dohle<br />
braucht man sich nicht zu sorgen.<br />
Seit 1940 hat sich der Bestand an Kolkraben<br />
in Mitteleuropa erholt.<br />
Über den Wolken<br />
Stefan Kluth von der Vogelschutzwarte des<br />
Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU)<br />
ist wiederum einer der <strong>besten</strong> Experten,<br />
wenn man sich über Alpenvögel kundig<br />
machen möchte. <strong>Die</strong> Erfahrungen aus den<br />
Weltkriegen zeigen seiner Meinung nach,<br />
dass sich in Kriegszeiten die Bestände vorübergehend<br />
erholten, weil der Jagddruck<br />
nachließ. Dagegen hatte die verstärkte<br />
Besiedlung und die Erschließung für den<br />
Tourismus negative Auswirkungen auf den<br />
Großteil der Avifauna – mit Ausnahme der<br />
Alpendohle.<br />
Steinadler: Reviere wieder besetzt<br />
Nach Einschätzung Kluths waren die Bestände<br />
von Kolkrabe und Steinadler früher<br />
wesentlich niedriger als heute. Grund war<br />
deren intensive Verfolgung.<br />
Der Steinadler war im gesamten Alpenraum<br />
sehr selten und in Bayern nahezu<br />
ausgerottet. Erst 1934 wurde er unter ganzjährige<br />
Schonzeit gestellt. Es dauerte aber<br />
Jahre, bis Aushorstungen von Jungvögeln<br />
und illegale Abschüsse ein Ende fanden.<br />
So wuchs der Bestand von maximal sieben<br />
Brutpaaren in den 1920er-Jahren zunächst<br />
auf 15 bis 17 Paare in den 70er-Jahren, und<br />
auf heute 42 bis 47 Paare in den bayerischen<br />
Alpen an. Somit sind dort nahezu<br />
alle Reviere besetzt.<br />
Sorgen bereitet Kluth allerdings der wachsende<br />
Bergtourismus. <strong>Die</strong> Tageszeiten, zu<br />
denen Beutetiere bejagt werden können,<br />
werden durch touristische Nutzungszeiten<br />
stark eingeschränkt. Unter den gegenwärtigen<br />
Lebensraumbedingungen und unter<br />
Beibehaltung der Schutzmaßnahmen<br />
wird der Steinadler sich dennoch behaupten<br />
können. Nicht zuletzt weil das LfU seit<br />
1998 das »Artenhilfsprogramm Steinadler«<br />
durchführt.<br />
Rabenvögel: Bestand erholt<br />
Auch der Kolkrabe wurde früher wie alle<br />
Rabenvögel intensiv verfolgt. Im Alpenraum<br />
mit seinen teilweise unzugänglichen<br />
felsigen Brutbereichen konnte er sich mit<br />
Murmeltiere<br />
sind mit etwas<br />
Glück auch in den<br />
nördlichen Alpen<br />
anzutreffen.<br />
TIPP<br />
Wildtiere<br />
vor der Linse<br />
Um Steinadler zu beobachten, bieten<br />
sich die zwei regelmäßig stattfi ndenden,<br />
geführten Wanderungen »Im Tal des<br />
Adlers« sowie »Ins Reich der Alpentiere«<br />
im Nationalpark Berchtesgaden an.<br />
Infos: www.nationalpark-berchtesgaden.<br />
bayern.de<br />
Steinböcke kann man in den Bayerischen<br />
Alpen am <strong>besten</strong> an der Benediktenwand<br />
zu Gesicht bekommen. Gute Chancen<br />
haben Frühaufsteher auch am Gipfel des<br />
Brünnsteins.<br />
Wölfe und Bären wird man in den Alpen<br />
hingegen kaum selbst beobachten können.<br />
Wer aber etwas tiefer in die Tasche greift,<br />
kann diese Tiere bei einer geführten <strong>Touren</strong>woche<br />
in Finnland antreffen.<br />
Infos: www.baerenbeobachtung.de<br />
Um Murmeltieren zu begegnen, muss man<br />
nicht unbedingt zum Alpenhauptkamm<br />
fahren. Auch auf der Südseite des Wettersteins<br />
wie etwa an den Osthängen des<br />
Predigtsteins trifft man die pfeifenden Kerle<br />
an. Wer auf Nummer sicher gehen will,<br />
dem sei ein Besuch im Alpenzoo Innsbruck<br />
ans Herz gelegt (www.alpenzoo.at).<br />
Fotos: Michael Pröttel, www.5erls-naturfotos.de (2), joggeli /pixelio.de, Templermeister /pixelio.de<br />
70 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Sorgenkind: Eine große Gefahr fürs<br />
Schneehuhn sind Skitourengeher.<br />
Mit großem Aufwand wurden Bartgeier 1986 in den<br />
Alpen wiederangesiedelt – etwa in den Hohen Tauern.<br />
Hüttensehnsucht<br />
<strong>Die</strong> Höhenmeter hinter sich lassen,<br />
Bergidylle vor Augen und die Einkehr<br />
als Belohnung! Bayrischzell, Fischbachau<br />
und Schliersee laden Sie zum<br />
genussvollen Hüttenwandern ein.<br />
<strong>Die</strong> Alpendohlen haben<br />
vom Tourismus profitiert.<br />
Mit der Fütterung durch<br />
<strong>Bergsteiger</strong> hat sich<br />
für sie eine völlig neue<br />
Quelle aufgetan.<br />
einem Restbestand halten. Seit 1940 hat<br />
sich sein Bestand in Mitteleuropa erholt,<br />
zudem konnte er sein Areal außerhalb der<br />
Alpen ausweiten. Heute gibt es in den Bayerischen<br />
Alpen ca. 2<strong>80</strong> bis 490 Brutpaare,<br />
in ganz Bayern sind es 1200 bis 1500 Paare.<br />
Anders als bei den meisten anderen Tieren<br />
haben die Alpendohlen vom Tourismus<br />
profitiert. Schließlich hat sich mit der Fütterung<br />
etwa durch <strong>Bergsteiger</strong> eine neue<br />
Nahrungsquelle aufgetan. Der Bestand in<br />
den bayerischen Alpen wird auf 550 bis<br />
1000 Brutpaare geschätzt.<br />
Rücksicht aufs Rauhfußhuhn<br />
Nicht so rosig schaut es bei den Raufußhuhn-Arten<br />
aus. Der Bestand von Auerhahn,<br />
Birkhuhn & Co. hat in den vergangenen<br />
Jahrzehnten stark abgenommen.<br />
Der bayerische Alpenraum ist der einzige<br />
Lebensraum in Bayern, wo sie noch flächendeckend<br />
vorkommen.<br />
<strong>Die</strong> Gefahr für Raufußhühner wird heute<br />
im Wesentlichen durch Lebensraumveränderungen<br />
bestimmt, wobei laut Kluth<br />
gerade Schneeschuh- und Skitouren problematisch<br />
sein können. Alle Wildtiere leben<br />
im Winter auf Sparflamme, sodass jede zusätzliche<br />
Bewegung insbesondere bei wiederholten<br />
Störungen die Energiereserven<br />
aufzehrt. Das LfU hat in Zusammenarbeit<br />
mit dem DAV in einem aufwändigen Planungsverfahren<br />
mit dem Titel »Wildtiere<br />
und Skitourenfahren – naturverträglich«<br />
möglichst störungsfreie Skitouren für die<br />
bayerischen Alpen erarbeitet. Indem man<br />
sich an die in AV-Karten und teils mit Beschilderungen<br />
ausgewiesenen Routen hält,<br />
kann man einen wichtigen Beitrag zum<br />
Überleben der seltenen Vogelarten leisten.<br />
Wiederansiedlung der Bartgeier<br />
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Bartgeier<br />
in den Gebirgen Südeuropas und den<br />
Alpen noch recht häufig anzutreffen. Heute<br />
finden wir ihn in den Pyrenäen, auf Korsika,<br />
Kreta und dem Balkan. Und seit 1986<br />
auch wieder in den Alpen, wo mit großem<br />
Aufwand knapp 200 junge Bartgeier unter<br />
anderem in den Hohen Tauern angesiedelt<br />
wurden. Der wohl größte Erfolg dieses internationalen<br />
Projekts ist, dass die Zahl der in<br />
Freiheit geborenen Bartgeier zuletzt stetig<br />
zunahm und bei nun mittlerweile 109 Exemplaren<br />
liegt. Wer das Projekt unterstützen<br />
möchte, kann Beobachtungen der seltenen<br />
Tiere unter www.wild.uzh.ch melden. ◀<br />
Ihr Paket ab 93 Euro pro Person<br />
(zzgl. Kurbeitrag)<br />
• Mindestens 3 Übernachtungen<br />
inklusive Frühstück oder<br />
3 Übernachtungen in der Ferienwohnung<br />
• Ein Rucksack inklusive<br />
Wanderkarte, <strong>Touren</strong>tipps und<br />
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• 4 Stunden Eintritt in die<br />
monte mare Saunawelt Schliersee<br />
und Vitaltherme<br />
• Eintritt und Verkostung bei<br />
Slyrs – Bavarian Single Malt Whisky<br />
• 10%-Bonus auf Wellnessanwendungen<br />
in der monte mare Saunawelt<br />
• Kostenfrei Busfahren mit der Gästekarte<br />
in Bayrischzell, Fischbachau und Schliersee<br />
Verfügbarkeit: 14.06.2013 bis 31.10.2013<br />
Online buchbar:<br />
tegernsee-schliersee.de/angebote<br />
Alpenregion Tegernsee Schliersee e.V.<br />
Tel. 0<strong>80</strong>22 92738-90<br />
Alpenregion<br />
Tegernsee Schliersee<br />
www.tegernsee-schliersee.de
JUBILÄUMS-SPECIAL<br />
Allgäu aus dem Bilderbuch: das Gasthaus<br />
Gerstruben und die Höfats<br />
Das Edelweiß an der Höfats<br />
Rettung für das<br />
Bauchwehbleaml<br />
72 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Heiß begehrt: das Edelweiß<br />
Keine Pflanze steht für die Alpen so symbolisch<br />
wie das Edelweiß. Und kein Berg steht<br />
so für das Edelweiß wie die Höfats. Hier zeigt<br />
sich nicht nur die Gier des Menschen. Es zeigt<br />
sich auch, wie sich die Natur seit den 1930er-<br />
Jahren regeneriert hat. Weil man sie schützt.<br />
Von Dominik Prantl<br />
Es gibt viele wunderbare Geschichten<br />
über die Höfats, jenen<br />
wundersamen Berg im Süden<br />
von Oberstdorf, aber eine<br />
der sicherlich schönsten Anekdoten<br />
kommt von Trudl Heckmair. <strong>Die</strong><br />
Witwe des verstorbenen Eiger-Nordwand-<br />
Erstbesteigers Anderl kann sich noch gut<br />
erinnern an die Besucher aus aller Welt, die<br />
vertraut waren mit den wildesten Klettereien<br />
an den steilsten Wänden. »Denen waren<br />
die Kletterrouten im Allgäu meist zu leicht.<br />
Deshalb ist der Anderl mit ihnen dann zur<br />
Höfats gefahren«, erzählt Heckmair. Ja,<br />
und dann? »Dann ham die aber ganz schön<br />
geschaut, wenn’s nix zum Halten gab.«<br />
Mit wem man auch über die Höfats spricht,<br />
so schwingt Ehrfurcht mit über den viergipfligen<br />
Grasberg. »Ganz allein wäre ich<br />
nie auf die Höfats«, sagt Trudl Heckmair.<br />
»Wenn’s nass ist, hat hier keiner was verloren«,<br />
sagt Thomas Dempfle, von der<br />
Oberstdorfer Bergschule Oase Alpin. »Ich<br />
muss nicht mehr unbedingt rauf«, sagt Alfred<br />
Weizenegger, der an dem Berg häufig<br />
<strong>Die</strong>nst für die Bergwacht schob. Sein Auftrag:<br />
das Edelweiß beschützen.<br />
Um diesen außergewöhnlichen Berg zu verstehen,<br />
muss man nicht nur eine Tour zu<br />
seinem 2259 Meter hohen Gipfel unternehmen,<br />
sondern auch eine Reise in die Vergangenheit.<br />
Irgendwann im Jura wurden<br />
Aptychen- und Hornsteinkalke abgelagert,<br />
die sich etwa 150 Millionen Jahre später als<br />
perfekter Nährboden für alpine Flora entpuppen<br />
sollten. Dazu wurden die Hänge<br />
bei der Gebirgsbildung der Allgäuer Alpen<br />
aufgestellt, als hätte sie jemand wie ein<br />
Fotos: Dominik Prantl<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 73
Bergführer Thomas Dempfle führte schon den ehemaligen Bundesminister Theodor Waigel auf die Höfats – wo nicht nur Edelweiß gedeiht.<br />
Kartenhaus zusammengeschoben – gerade<br />
so weit, dass es nicht zusammenstürzt. Je<br />
nach Höhenlage gedeihen hier die seltene<br />
Edelraute ebenso wie Spinnweb-Hauswurz,<br />
Frauenschuh oder Türkenbund. Doch die<br />
berühmteste unter den insgesamt rund 400<br />
Pflanzenarten ist natürlich: das Edelweiß.<br />
<strong>Die</strong> Pflanze hatte nach der letzten Eiszeit<br />
Über die Gufel auf den Höfats-<br />
Ostgipfel (2259 m)<br />
▶ schwer<br />
TOUREN<br />
<strong>Die</strong> Edelweiß-Tour<br />
<strong>Die</strong> Grashänge der Höfats sind nur etwas für absolut<br />
trittsichere <strong>Bergsteiger</strong>. Dabei sollte man<br />
auch darauf achten, keine Pflanzen zu zertreten.<br />
9<strong>80</strong> Hm<br />
6 Std.<br />
9<strong>80</strong> Hm<br />
Talort: Oberstdorf (813 m)<br />
Anreise: Am <strong>besten</strong> mit dem Zug von München<br />
in zweieinhalb Stunden nach Oberstdorf<br />
(813 m). Direkt am Bahnhof gibt es einen<br />
Verleih für E-Mountainbikes mit denen sich<br />
die zehn Kilometer lange Anfahrt ins autofreie<br />
<strong>Die</strong>tersbachtal merklich vereinfacht. Über <strong>Die</strong>tersberg<br />
und Gerstruben geht es – erst geteert,<br />
dann auf Schotter – Richtung <strong>Die</strong>tersbachalpe<br />
zum Ausgangspunkt (ca. 12<strong>80</strong> Meter).<br />
Ausgangspunkt: Etwa ein Kilometer nach<br />
der Gerstrubner Alpe zweigt nach Querung<br />
eines Bachbetts ein unscheinbarer Pfad links<br />
ab (keine Beschilderung). Dort Raddepot<br />
<strong>Touren</strong>verlauf: Sofort steil bergauf durch<br />
teilweise mit Felsen durchsetzte Grashänge.<br />
den Weg von Zentralasien in die Alpen<br />
gefunden und es wie so viele Einwanderer<br />
nicht leicht in der neuen Umgebung. Es<br />
musste aber keineswegs mit Einbürgerungstests<br />
und Vorurteilen kämpfen. Ganz im<br />
Gegenteil: Es litt unter seiner wachsenden<br />
Beliebtheit. Schon früh als Heilmittel bekannt,<br />
nutzte es beispielsweise der Druide<br />
<strong>Die</strong> Gufel an der Höfats<br />
Eventuell Restschneefelder. Nach der Baumgrenze<br />
über Grashänge bis zur auf einer Rippe<br />
stehenden Gufel (ca. 2000 m). Von dort über<br />
steile Schrofen auf den felsigen Südsüdostgrat<br />
(Normalweg) und weiter bis zum Gipfelkreuz<br />
(2259 m). Zurück am <strong>besten</strong> auf dem Normalweg<br />
über Älpelesattel (1790 Meter) und<br />
<strong>Die</strong>tersbachalpe zum Raddepot<br />
Charakter: Keine Klettertour, jedoch sehr<br />
steiles Schrofengelände, an denen ein Sichern<br />
kaum möglich ist. Trockene Verhältnisse sind<br />
Voraussetzung. Teilweise schwierige Wegfi ndung.<br />
Oben kurze, unschwierige Kletterstellen (II)<br />
Karte: AV-Karte »Allgäuer Alpen West, Nr 2/1«,<br />
1:25 000<br />
Einkehr: Berggasthof Gerstruben,<br />
Tel. 083 22/95 92 90<br />
Tourismusverband: Tourismus Oberstdorf,<br />
Prinzregenten-Platz 1, 87561 Oberstdorf, Tel.<br />
083 22/70 00, www.oberstdorf.de<br />
Bergführer: OASE AlpinCenter, www.oasealpin.de,<br />
Tel. 0 83 22/8 00 09 <strong>80</strong><br />
Miraculix in »Asterix bei den Schweizern«,<br />
um den vergifteten Claudius Incorruptus<br />
zu retten. Zusammen mit Milch und Honig<br />
wurde das sogenannte Bauchwehbleaml<br />
auch in der Volksmedizin verwendet.<br />
Heute ist die pharmazeutische Wirkung anerkannt,<br />
nur ist nicht ganz klar, gegen was<br />
das Edelweiß eigentlich alles hilft. Schweizer<br />
Forscher stellten fest, dass es aufgrund<br />
der Antioxidantien nicht nur Anti-Aging-<br />
Wirkung besitzen soll, sondern zudem<br />
einen Beitrag zur Krebsprävention leisten<br />
kann. Vor einem Jahr war sogar das japanische<br />
Fernsehen an der Höfats zu Gast. Weizenegger,<br />
damals mit von der Partie, meint:<br />
»<strong>Die</strong> haben spitzgekriegt, dass in der Wurzel<br />
verschieden Wirkstoffe stecken, die gegen<br />
Arteriosklerose helfen.« Eine Allgäuer Zeitung<br />
titelte deshalb: »Edelweiß hilft Herzkranken.«<br />
Verewigt in der Zwei-Cent-Münze<br />
Und dann war da neben der Heil- auch noch<br />
die gewaltige Symbolkraft des leicht verfilzten<br />
Zentralasiaten. Bayerische Burschen bewiesen<br />
Wagemut und Tüchtigkeit, um ihrer<br />
Holden die sternförmige Blüte aus der Höhe<br />
zu pflücken. Als alpines Sinnbild findet sie<br />
sich unter anderem in der Schweizer Armee<br />
und im Branding von Schweiz Tourismus,<br />
auf der österreichischen Zwei-Cent-Münze<br />
und dem Fünffrankenstück, im Logo mehrerer<br />
Alpenvereine und dem Zeichen der<br />
Bergwacht. Nur auf der Höfats fand sich das<br />
Edelweiß irgendwann kaum mehr.<br />
»Nach dem ersten Weltkrieg ist das aus dem<br />
Ruder gelaufen. <strong>Die</strong> Höfats wurde richtig<br />
ausgeräubert«, sagt Weizenegger. Er ist heute<br />
Naturschutzbeauftragter der Bergwacht in<br />
der Region Allgäu und hat als solcher Anteil<br />
an einer Erfolgsgeschichte. Denn: »In den<br />
74 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Fotos: Oberstdorf Tourismus, Dominik Prantl (3)<br />
1920er-Jahren waren nur noch 20 Prozent<br />
des heutigen Edelweiß-Bestandes an der<br />
Höfats zu finden.« Es waren ja nicht nur die<br />
bis über beide Ohren verliebten Burschen,<br />
die mit dem Anti-Aging-Bauchwehbleaml<br />
das Herz der Angebeteten weniger heilen als<br />
gewinnen wollten. »Das ist ein richtiges Zusatzgeschäft<br />
für die Einheimischen gewesen,<br />
wenn sie es am Bahnhof verkauft haben«, berichtet<br />
Weizenegger. Edelweiß-Züchtungen,<br />
wie sie heute im Handel angeboten werden,<br />
gab es damals noch nicht.<br />
Schutzposten für das Edelweiß<br />
Und weil die Menschen immer weiter in die<br />
steilen Hänge der Höfats vordrangen, errichtete<br />
die Bergwacht Kempten im Jahre 1935<br />
einen Edelweiß-Schutzposten: die Gufel auf<br />
rund 2000 Metern. »Der Grundgedanke bei<br />
der Gründung der Bergwacht war ja der Naturschutz<br />
gewesen. Das mit dem Rettungsdienst<br />
kam erst später«, erklärt Weizenegger.<br />
Gerne zitiert er dann aus einer Zeitung, die<br />
schon in den zwanziger Jahren des vorigen<br />
Jahrhunderts die touristischen Auswüchse<br />
beklagte: »Wilde in unseren Bergen.«<br />
Was mit einem Zelt begann, wurde 1969 zu<br />
einem Biwak ausgebaut, das heute noch zu<br />
besichtigen ist. Weizengger, 61 Jahre alt,<br />
war damals pro Blütezeit zwischen Juli bis<br />
September je eine Woche auf dem Posten,<br />
zehn Jahre lang. Langweilig sei im nie geworden.<br />
»Das war besser als drei Wochen<br />
Urlaub.« Selten dürfte ein Urlaub aber eine<br />
derart nachhaltige Wirkung auf die Umwelt<br />
gehabt haben: Der Edelweißbestand erholte<br />
sich derart, dass heute wenige Schritte<br />
vom Gipfel entfernt ganze Stöcke wuchern.<br />
Und nicht nur das: Weil die Draufgänger<br />
die Höfats links liegen ließen, rutschten<br />
an dem Berg auch nicht mehr so viele Edelweißjäger<br />
in den Tod.<br />
Tragischerweise stürzte 2007 der Bergwachtler<br />
Ernst Wassermann an der Höfats<br />
tödlich ab – kurz bevor er in München für<br />
seine Verdienste um das Edelweiß geehrt<br />
hätte werden sollen. »Das war der Anlass,<br />
die Gufel aufzugeben«, sagt Weizenegger.<br />
Der Zweck aber sei erreicht: »Es ist jetzt in<br />
den Köpfen der Leute drin. Sie sind sensibilisiert.«<br />
Oder anders formuliert: <strong>Bergsteiger</strong><br />
sind diesbezüglich heute schlauer. ◀<br />
Wer es härter mag, kann<br />
gleich alle vier Gipfel der<br />
Höfats überschreiten.<br />
Das Tragesystem X Vent Zero sorgt für maximale<br />
Belüftung bei minimalem Kontakt mit dem Rücken. Skill 30<br />
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JUBILÄUMS-SPECIAL<br />
76 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Schwerer Gang: Wer in den<br />
1930er-Jahren größere Besteigungen<br />
machen wollte, brauchte ein<br />
ordentliches Kreuz.<br />
»Alle Ausrüstung ist Ergänzung des<br />
menschlichen Körpers. Während die<br />
Natur dem Tier alles Rüstzeug mitgab,<br />
dessen es bedarf, ist der Mensch darauf<br />
angewiesen, sich Stoffe und Kräfte<br />
der Erde durch besondere Zubereitung<br />
dienstbar zu machen. Begibt er sich in<br />
der Gebirge unsäglicher Höhen, wo Fels,<br />
Eis und Schnee herrschen, so muss er sich<br />
zweckentsprechend ausrüsten.«*<br />
*Quelle: Ausrüstungsratgeber für Wanderer, <strong>Bergsteiger</strong>, Schneeläufer<br />
und Faltbootfahrer, 1935 herausgegeben vom Verlag des<br />
Blodigschen Alpenkalenders, München<br />
Ausrüstung heute und vor <strong>80</strong> Jahren<br />
Cordlose Zone<br />
Wasserdicht, winddicht, atmungsaktiv – was der<br />
<strong>Bergsteiger</strong> von heute so trägt, ist High-Tech vom<br />
Feinsten. Wie komfortabel dadurch unsere Bergtouren<br />
geworden sind, zeigt ein Rückblick auf die<br />
1930er-Jahre. Von Bettina Willmes<br />
Foto: Archiv Heckmair-Auffermann<br />
Seven Summits, Second Seven<br />
Summits, Winterbesteigungen<br />
– der <strong>Bergsteiger</strong> von heute<br />
sucht nach immer neuen Herausforderungen.<br />
Dabei könnte<br />
man es eigentlich auch so machen wie<br />
der Schweizer Profibergsteiger Stephan<br />
Siegrist und Michal Pitelka, die 2002 die<br />
Eiger-Nordwand mit der Ausrüstung der<br />
Erstbesteiger durchstiegen – inklusive<br />
Hanfseile, Nagelschuhe und Baumwollrucksack.<br />
»Meine Ehrfurcht vor Heckmair<br />
und Harrer ist mit diesem Erlebnis noch-<br />
mal um ein Vielfaches gestiegen«, resümmierte<br />
Siegrist nach der Tour.<br />
Eine wahre Alternative ist die Ausrüstung<br />
von einst freilich nicht. Heute ist sie nicht<br />
nur leichter, wetterbeständiger und atmungsaktiver,<br />
sondern vor allem zuverlässiger<br />
und sicherer als damals. Seit 1952 ist das<br />
Todesfallrisiko im Bergsport laut einer Erhebung<br />
des Deutschen Alpenvereins auf ein<br />
Dreizehntel gesunken. Das ist zwar nicht<br />
nur, aber sicher auch auf die Ausrüstung<br />
zurückzuführen. Ehrfurcht vor den Alpin-<br />
Pionieren ist also wahrlich angebracht.<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 77
<strong>Die</strong> Basis jeder Tour<br />
Auch heute noch ist für viele <strong>Bergsteiger</strong> und Wanderer die Brotzeit einer der<br />
Höhepunkte der Tour. Entsprechend ausgerüstet erklimmen sie den Gipfel.<br />
Frische Fleischpfl anzerl oder ein Stück Kuchen sind da keine Seltenheit – zumindest<br />
an weniger hohen Zielen, bei denen das Gewicht des Rucksacks keine<br />
allzu große Rolle spielt. Alternativ können <strong>Bergsteiger</strong> auch auf leichte Spezialkost<br />
mit geringem Packmaß zurückgreifen, wie Energieriegel, gefriergetrocknete<br />
Früchte oder auch ganze Menüs. Alles in allem spielt die Essensplanung bei<br />
den <strong>Touren</strong> von heute keine ganz so große Rolle mehr wie einst. Wer möchte,<br />
kann seine Route so planen, dass er in Hütten speisen oder sich dort zumindest<br />
mit frischen Vorräten eindecken kann. 1930 war das noch völlig anders.<br />
»<strong>Die</strong> vom <strong>Bergsteiger</strong> mitzuführenden<br />
Nahrungsmittel<br />
müssen die zur Erhaltung<br />
und Steigerung der körperlichen<br />
und damit auch<br />
geistig-seelischen Leistungsfähigkeit<br />
erforderlichen<br />
Stoffe in möglichst hochwertiger<br />
Form enthalten.«*<br />
»Als allgemeine Mengengrundlage<br />
kann die Kriegs-<br />
Tagesration des deutschen<br />
Feldheeres angesehen<br />
werden: 750 g Brot, 375<br />
g frisches oder Konservenfleisch,<br />
125 g Reis, Gries,<br />
Graupen oder Gemüsekonserven,<br />
3 g Tee mit 20 g<br />
Zucker, 25 g Salz.«*<br />
Käsebrot, Apfel und<br />
Müsliriegel gehören<br />
zu den Klassikern der<br />
Bergbrotzeit.<br />
»An Stelle von schwarzem<br />
Tee, der den besonders<br />
bei Bergwanderungen<br />
ohnehin stark angeregten<br />
Nerven wenig zuträglich<br />
ist, verwendet man besser<br />
Pfefferminz-, Salbei- oder<br />
Brombeerblättertee.«*<br />
»Zucker, insbesondere nicht<br />
raffinierter Rohrzucker hat<br />
ähnlich wertvolle Eigenschaften<br />
wie Bienenhonig<br />
und sollte auf Wanderungen<br />
reichlich genossen<br />
werden.«*<br />
Aluminiumgeschirr gibt<br />
es bereits seit 1900.<br />
<strong>Die</strong> Flasche stammt aus<br />
Wehrmachtsbeständen.<br />
»Bei Frischobst als Zukost ist<br />
ist zu beachten, dass an Äpfeln,<br />
Birnen fast alles essbar<br />
ist, während die Schalen<br />
von Orangen, Bananen ein<br />
verhältnismäßig großes<br />
nicht ausnützbares Gewicht<br />
im Rucksack bedeuten. Im<br />
Verhältnis zum Gewicht ist<br />
der Nährwert von Frischobst<br />
sehr gering.«<br />
Meilensteine der Alpingeschichte ab Erscheinen des BERGSTEIGER 1930<br />
»Wasserfrei und damit<br />
leicht ist Zwieback, der<br />
allerdings verhältnismäßig<br />
wenig Nährwert besitzt,<br />
und besonderes Knäckebrot.<br />
<strong>Die</strong>ses ist leicht, sehr<br />
nahrhaft, unbegrenzt<br />
haltbar und gefriert nicht<br />
bei großer Kälte.«*<br />
Fotos: Uli Ertle (4), Hersteller, Archiv Heckmair-Auffermann, alexfi odorov – Fotolia.com<br />
1935: Grandes Jorasses-Nordwand.<br />
Erste Begehung durch<br />
Martin Meier und Rudolf Peters<br />
1930 1940 1950<br />
1953: Nanga Parbat,<br />
Erstbesteigung:<br />
Hermann Buhl<br />
1931: Matterhorn-<br />
Nordwand. Erste<br />
Begehung durch Franz<br />
und Toni Schmid<br />
78 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13<br />
1938: Eiger-Nordwand. Erste<br />
Begehung durch Anderl Heckmair,<br />
Ludwig Vörg, Fritz Kasparek<br />
und Heinrich Harrer<br />
1953: Mount Everest. Erstbesteigung<br />
durch Sir Edmund<br />
Hillary und Tenzing Norgay
Der richtige Rahmen<br />
Mit einem Cordanzug eine Bergtour zu unternehmen – aus heutiger Sicht<br />
ist das völlig undenkbar. Schwer, wenig atmungsaktiv, und vor allem – nicht<br />
wasserdicht. Selbst die noch lang genutzte Bundfaltenhose trifft man am Berg<br />
kaum mehr an. Stattdessen: Drei-Lagen-Jacken mit atmungsaktiver Membran<br />
und einer Wassersäule von 20 000 Millimeter und mehr.<br />
Dass ein Hut den Kopf schützt, war eigentlich auch 1930 längst bekannt.<br />
Selbst vor Christus trugen die Menschen bei kriegerischen Auseinandersetzungen<br />
schon Helme – damals noch gefertigt aus Bronze. Erst Anfang der 1950er-<br />
Jahre entwickelte Paul Hübel zusammen mit dem Sporthaus Schuster den<br />
ersten Steinschlaghelm für <strong>Bergsteiger</strong>. Bis dahin trug man ausschließlich den<br />
»Trenkerhut«.<br />
»Eine vollständige Wasserdichtigkeit<br />
bei Erhaltung<br />
der Durchlässigkeit für die<br />
Körpertranspiration ist bis<br />
heute noch nicht möglich.«*<br />
»Wenn der Grundsatz<br />
gelten soll, dass für die<br />
Ausrüstung des <strong>Bergsteiger</strong>s<br />
das Beste gerade gut genug<br />
ist, so muss das Bestreben,<br />
die einmal angeschaffte<br />
Ausrüstung möglichst lange<br />
gebrauchsfähig zu erhalten,<br />
als weiterer Grundsatz<br />
gelten.«*<br />
Obwohl elementar, kamen Kletterhelme<br />
erst in den 50er-Jahren auf.<br />
Längst gilt ein hoher<br />
Standard, dennoch werden<br />
Jacken und Hosen<br />
ständig noch besser.<br />
<strong>Die</strong> Bundfaltenhose aus<br />
Cord, die Jacke ebenfalls:<br />
lange Zeit die<br />
typische Bekleidung<br />
»Durchlässige Stellen an<br />
sogenannten Regenhäuten<br />
bestreicht man mit Leinölfirnis,<br />
denn die Tränkung<br />
dieser Stoffe besteht hauptsächlich<br />
aus solchem, und<br />
lässt den Firnis gut trocken<br />
werden.«*<br />
1955: Erstbegehung des Petit-Dru-<br />
Südwestpfeilers (»Bonatti-Pfeiler«)<br />
durch Walter Bonatti im Alleingang<br />
1959: Angebliche Erstbegehung des<br />
Cerro Torre über die Nordwand durch<br />
Cesare Maestri und Toni Egger<br />
1968: 1. Begehung des Mittelpfeiler<br />
am Heiligenkreuzgipfel durch<br />
Reinhold und Günther Messner<br />
1960 1970<br />
1975: Hidden Peak in Zweierseilschaft<br />
(Alpinstil) über die Nordwestwand<br />
(Reinhold Messner<br />
und Peter Habeler)<br />
1958: Große-Zinne-Nordwand,<br />
Direttissima. Erste Begehung<br />
durch <strong>Die</strong>trich Hasse, Lothar<br />
Brandler, Sigi Löw und Jörg Lehne<br />
1965: Matterhorn-Nordwand. Erstbegehung<br />
einer neuen Route durch<br />
Walter Bonatti, allein und im Winter<br />
1970: Cesare Maestri kehrt an den<br />
Cerro Torre zurück, mit Kompressor<br />
und rund 300 Bohrhaken. Auslöser<br />
kontroverser Diskussionen<br />
1977: Fleischbank-Ostwand,<br />
Pumprisse (VII). Erstbegehung<br />
durch Reinhard Karl, Helmut Kiene<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 79
Für mehr Durchblick<br />
Wer kennt es nicht: Bei Schnee oder Nebel ohne Skibrille den Berg auf Ski<br />
runterzurauschen, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Gleiches gilt für<br />
Brillen, die ständig beschlagen. Mit den Brillen von heute passiert einem das<br />
kaum mehr. Das aber war längst nicht immer so. Das abgebildete Modell aus<br />
dem Jahr 1930 hatte immerhin schon eine Art Doppelgestell mit dazwischen<br />
liegenden Filzstegen, die vermutlich der Belüftung dienten. Für mehr Durchblick<br />
sorgt das orange-farbige Zelluloidglas (austauschbar!). Das Gestell ist aus<br />
Stoff (absolut bruchsicher!).<br />
Immerhin nahm das Modell<br />
von einst (faltbar) weniger<br />
Platz im Rucksack weg.<br />
»<strong>Die</strong> Sonnenschutzbrille<br />
muss einerseits einen guten<br />
Schutz gegen die übergroße<br />
Helligkeit der sichtbaren<br />
Strahlen und andererseits<br />
gegen die schädliche<br />
Wirkung der unsichtbaren<br />
Strahlen bieten, ohne durch<br />
ihre Färbung bzw. Verdunkelung<br />
die Sicht übermäßig<br />
zu behindern.«*<br />
»Täglich werden Neuerungen<br />
auf dem Markt geboren.<br />
Man hege allem Neuen<br />
gegenüber ein gesundes<br />
Misstrauen, insbesondere<br />
dann, wenn ein Gegenstand<br />
den Zweck mehrerer verschiedener<br />
Ausrüstungsstücke<br />
in sich vereinigen will.«*<br />
»Gegen Beschlagen und Gefrieren<br />
der Gläser hilft eine<br />
leichte Einreibung derselben<br />
mit Seife.«*<br />
Adidas Goggle mit Extras<br />
wie Anti-Fog-Beschichtung<br />
und Ventilationssystem<br />
Lebensquelle Licht<br />
Gummiband über den Kopf, ein Klick und es ist hell – so funktioniert es heute.<br />
Zwischen 1910 und 1940 hingegen benutzte man faltbare Kerzenlaternen.<br />
Gerade in brenzligen Situationen war es allerdings sicher kein einfaches Unterfangen,<br />
mal eben die Streichhölzer aus dem Rucksack zu kramen, und die<br />
Kerze zu entzünden, die dann hoffentlich eine Weile brannte. Das abgebildete<br />
Modell verfügt über ein Aluminiumblechgehäuse und Glimmerscheiben. Hinten<br />
befi nden sich Gürtelhaken und oben Trage- bzw. Aufhängebügel.<br />
Alles anders: Lampen von heute<br />
regulieren sogar die Stärke des<br />
Lichtpegels selbst.<br />
Fotos: Uli Ertle (3), Hersteller, Archiv Heckmair-Auffermann, alexfi odorov – Fotolia.com<br />
1978: Mount Everest. Erste Besteigung<br />
ohne künstlichen Sauerstoff durch<br />
Reinhold Messner und Peter Habeler<br />
1986: Reinhold Messner hat<br />
als erster alle 14 Achttausender<br />
bestiegen<br />
1991: 7. Kirchlispitze-Südwand<br />
»Unendliche Geschichte«, (X+/8b+)<br />
Erstbegehung durch Beat Kammerlander<br />
19<strong>80</strong> 1990 2000<br />
<strong>80</strong> <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13<br />
1981: Marmolada-Südwand<br />
»Der Weg durch den Fisch«,<br />
Erstbegehung: Igor Koller,<br />
Jindrich Sustr<br />
1987: Christophe Profi t<br />
bezwingt alle drei großen Alpennordwände<br />
(Matterhorn,<br />
Grandes Jorasses und Eiger)<br />
solo und an einem Tag<br />
1993: The Nose am<br />
El Capitan. Erste<br />
freie Begehung durch<br />
Lynn Hill<br />
2001: Westliche Zinne, »Bellavista«:<br />
Alexander Huber klettert die erste<br />
heute noch anerkannte alpine Route<br />
im XI. Grad in den Alpen rotpunkt
www.leki.de<br />
Lang, sperrig und schwer war der Ski von einst. <strong>Die</strong> wahren<br />
<strong>Bergsteiger</strong> hat das nicht abgeschreckt.<br />
Finale auf zwei Brettern<br />
Wer sich damals Skifahrer nannte, musste die Bretter unter seinen Füßen<br />
noch wirklich beherrschen können. Keine Taillierung, keine selbstauslösende<br />
Bindung, keine Stahlkanten. Der abgebildete Holzski stammt aus dem<br />
Jahr 1928, er hat einen gewölbten Spann mit Zehenriemenbindung ohne<br />
Stemmloch mit Fersenstrammer. Erst fünf Jahre später entwickelte Attenhofer<br />
die erste komplette Fersenbindung. ◀<br />
Um die 2,30 Meter hat ein<br />
ordentlicher Holzski in den<br />
1930er-Jahren gemessen.<br />
»<strong>Die</strong> Auf bewahrung der Ski<br />
über den Sommer erfolgt<br />
senkrecht auf den Enden<br />
stehend. Zu beachten ist,<br />
dass die Endklammer der<br />
Einspannvorrichtung ganz<br />
am Ende sitzt, der Spannkloß<br />
unter der Bindung und<br />
die vordere Klammer da,<br />
wo sich die Spitzen vor der<br />
Auf biegung berühren.«*<br />
Scoop-Rocker, Microseitenwange<br />
– der Ski von heute<br />
verspricht High-Tech.<br />
2002: Große-Zinne-<br />
Nordwand, Direttissima,<br />
Free-Solo-Begehung<br />
durch Alexander Huber<br />
2008: Erste vollständige<br />
Überschreitung des Torre-<br />
Massivs in Patagonien<br />
durch Rolando Garibotti<br />
und Colin Haley<br />
2007: Marmolada-Südwand, erste<br />
Free-Solo-Begehung »Weg durch<br />
den Fisch« durch Hansjörg Auer<br />
2010<br />
2012: Cerro Torre.<br />
Erste freie Begehung<br />
der Kompressor-<br />
Route durch<br />
David Lama<br />
Photo © Helmut Baumgartner<br />
Kompakter Faltstock,<br />
vielfältiger Einsatz:<br />
speziell zum Trekking,<br />
Klettersteig-Zustieg,<br />
Trailrunning und auf Reisen.
JUBILÄUMS-SPECIAL<br />
Spitzenkletterer und<br />
Bergführer waren<br />
die Bergvagabunden<br />
und Abenteurer der<br />
1930er-Jahre.<br />
Bergführer und die alpine Schule<br />
Wie Siegfried,<br />
der Drachentöter<br />
Es waren die Bergvagabunden, die die 1930er-<br />
Jahre prägten: mutige Männer, die mit dem<br />
Berg kämpften und heroische Taten vollbringen<br />
wollten. Wer damals die Bergführerausbildung<br />
machte, war zumeist schon ein »fertiger« <strong>Bergsteiger</strong>.<br />
Wenn er denn überlebt hatte.<br />
Von Uli Auffermann<br />
»Unter keinen Umständen darf der<br />
Vorauskletternde sich der bewussten<br />
Möglichkeit eines Sturzes aussetzen.<br />
Wenn er eine Stelle nicht mit hundertprozentiger<br />
Sicherheit überwinden<br />
kann, kehre er um. (...) Es gibt Kletterer,<br />
die nicht den Mut haben, im richtigen<br />
Augenblick umzukehren, und die dadurch<br />
nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch<br />
das ihrer Kameraden aufs Spiel setzen.«<br />
Klare Ansage. Der Urheber dieser mahnenden<br />
Zeilen ist der Regisseur, Schauspieler<br />
und Autor Luis Trenker. Wegen seiner Popularität<br />
galt er vielen als Synonym für das,<br />
was sich der Laie einst unter einem »echten<br />
<strong>Bergsteiger</strong>« vorstellte.<br />
»Nie loslassen war die wichtigste Devise«<br />
1931 hatte der vielseitige Südtiroler diese<br />
Sätze zu Papier gebracht. Seine Haltung galt<br />
noch Jahrzehnte als eine Art kategorischer<br />
Imperativ – mindestens so lange, bis Seile,<br />
Sicherungsmittel und Bohrhaken anderes<br />
ermöglichten. Denn heute ist der bewusst<br />
in Kauf genommene Sturz Teil einer neuen<br />
Einstellung zum Klettersport. Mehr noch:<br />
Alles das, was damals ein unverrückbares<br />
Tabu war, nämlich seine absolute Grenze<br />
ausloten zu wollen, ja diese gar wissentlich<br />
zu überschreiten, gilt in jetziger Zeit<br />
vielen als Muss. Sportkletterlegende Wolfgang<br />
Güllich († 1992) sprach dies bereits<br />
1987 mit deutlichen Worten an: »Der Sturz<br />
wird ganz bewusst in Kauf genommen bei<br />
schwierigen Routen. Da klettert man bis an<br />
die totale Grenze. Wer Angst vorm Stürzen<br />
hat, wird nie in die obersten Schwierigkeitsgrade<br />
vordringen können!«<br />
82 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13
»Das Bild des Bergführers<br />
ändert sich immer mehr.<br />
Er ist inzwischen eher ein<br />
Freizeitmanager geworden.<br />
<strong>Die</strong> Leute sagen, was<br />
sie gerne erleben möchten,<br />
und der Bergführer<br />
organisiert das dann.«<br />
Fotos: Archiv Heckmair-Auffermann<br />
Welch ein Paradigmenwechsel. Wertmaßstäbe,<br />
die sich damals nur wegen des<br />
mangelhaften Materials und der nicht ausgereiften<br />
Sicherungsmethoden ergaben?<br />
Bestimmt ein Kriterium. Der renommierte<br />
Sicherheitsexperte in Sachen Alpinismus,<br />
Pit Schubert, lernte in den 1950er-Jahren<br />
das Klettern im Grunde noch mit dem Material<br />
und den Methoden wie in den 1930ern.<br />
»Damals glaubten wir noch, wir könnten<br />
einen Sturz mit einem Stand im Fels halten.<br />
Einziger Tipp zu jener Zeit war das Verstemmen<br />
im Fels. Zur Sicherung hatten wir<br />
lediglich die Schultersicherung. Wir haben<br />
es nicht besser gewusst. Nie loslassen war<br />
die wichtigste Devise, und das kann ich bis<br />
heute nicht!«, erinnert er sich.<br />
Auf der Flucht vor der Krise<br />
Trotz Trenkers erhobenem Zeigefinger gingen<br />
die extremen Kletterer aber auch schon<br />
Anfang der 1930er-Jahre sehr wohl an ihre<br />
Grenzen. Im Fels, im Eis, kombiniert. Wie<br />
heute, doch mit anderer Motivation. Es war<br />
die Zeit des heroischen Alpinismus, die Zeit<br />
Der Bergführer und<br />
sein Gast: Hans<br />
Steger (rechtes Bild,<br />
ganz links) war in<br />
den 1930er-Jahren<br />
ein weithin bekannter<br />
Führer mit teils<br />
exklusiven Stammkunden<br />
wie dem<br />
König von Belgien.<br />
des VI. Grads. Ausgezeichnete <strong>Bergsteiger</strong><br />
machten sich damals auf, als Bergvagabunden<br />
die noch undurchstiegenen großen<br />
Wände der Alpen erstzubegehen. Mit<br />
einfachsten Mitteln, teils bettelarm, auf<br />
der Flucht vor der schweren Wirtschaftsdepression,<br />
die Ende der 1920er-Jahre mit<br />
aller Härte auch über Deutschland hereinbrach.<br />
<strong>Die</strong> durchweg eher bescheidenen,<br />
bodenständigen Typen schafften sich in<br />
den Bergen ihre Enklave, in der sie sich beweisen<br />
konnten. Dort zählten Status und<br />
Herkunft weniger als Mut, robuste Physis<br />
und Draufgängertum. Man wollte als Hüttenwirt<br />
oder Bergführer leben oder sich<br />
mindestens durch neue, schwierigste <strong>Touren</strong><br />
profilieren. Wer auszog, um mit dem<br />
Berg zu kämpfen, durfte sich mit Recht so<br />
fühlen wie einst Jung Siegfried, der den Drachen<br />
tötete.<br />
Doch diese Mir-kann-nix-passieren-Mentalität<br />
hatte eine dunkle Seite. Viele Verletzte<br />
und Tote, Steinschlag und Erfrierungen –<br />
in den angesagten Routen wie etwa im Wilden<br />
Kaiser starben in den 1930er-Jahren<br />
INFO<br />
Himalaya-Peter<br />
und Königsführer<br />
<strong>Die</strong> großen Bergführer der 1930er-Jahre<br />
• Peter Aschenbrenner (1902–1998) –<br />
Hüttenwirt auf dem Stripsenjoch-Haus im<br />
Wilden Kaiser, Erstbegeher der Fleischbank-Ostwand<br />
»Asche/Lucke« und Nanga<br />
Parbat-Experte (»Himalaya-Peter«)<br />
• Sepp Brunhuber (1904–1988) –<br />
seine Wintererstbegehungen im VI. Grad<br />
machten ihn berühmt (z. B. Große Zinne-<br />
Nordwand).<br />
• Otto Eidenschink (1911–2004) – mehr als<br />
40 Jahre war er unfallfrei in den Ost- und<br />
Westalpen tätig; 1954 erschien sein Buch<br />
»Richtiges Bergsteigen«.<br />
• Anderl Heckmair (1906-2005), 1938<br />
Erstbegeher der Eiger-Nordwand – auf<br />
seine Initiative wurde 1969 der vom<br />
DAV unabhängige Berufsverband der<br />
Deutschen Berg- und Skiführer gegründet<br />
(VDBS).<br />
• Fritz Kasparek (1910–1954) – der Wiener<br />
Bergvagabund gehörte zu den Erstbegehern<br />
der Eiger-Nordwand.<br />
• Franz Schmid (1905–1992), mit Bruder<br />
Toni 1931 Erstbegeher der Matterhorn-<br />
Nordwand<br />
• Emil Solleder (1899–1931) – er war der<br />
erste <strong>Bergsteiger</strong>, der eine Führe im VI.<br />
Grad eröffnete: 1. Begehung der Civetta-<br />
Nordwestwand (1925)<br />
• Hans Steger (1907–1989) – lange Jahre<br />
führte er den König von Belgien.<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 83
<strong>Die</strong>se Technik war<br />
damals der Standard:<br />
Anseilen mit<br />
Hanfseil um Bauch<br />
oder Brust<br />
Abseilen im Karabinersitz<br />
(oben):<br />
<strong>Die</strong>ser wurde 1936<br />
Toni Kurz in der<br />
Eiger-Nordwand<br />
zum Verhängnis.<br />
Heute üblich: sichere<br />
Standplätze, High-<br />
Tech-Seile, Gurte etc.<br />
hoffnungsvolle Talente und alte Hasen.<br />
Führerloses Bergsteigen war modern, und<br />
so hatten die Bergführer nur ein spärliches<br />
Auskommen in jenen Sommern. Makaber,<br />
dass man sich beispielsweise auch bei den<br />
Totenbergungen ein wenig dazuverdienen<br />
konnte, wie es unter anderem Anderl Heckmair<br />
berichtete. Dennoch wollten sie ihre<br />
große Leidenschaft zum Lebensmittelpunkt<br />
machen. So mussten diese jungen Bergführer<br />
flexibel sein, waren viel unterwegs,<br />
nahmen an, was ihrem Wissen und Können<br />
entsprach. Sie arbeiteten als Berater<br />
zum Beispiel bei diversen Filmprojekten,<br />
wurden Hüttenwirt, führten Prominenz<br />
und Gutbetuchte, ja Monarchen zu ihren<br />
Wunschzielen wie den König von Belgien,<br />
trugen Lasten auf die Hütten, schleppten<br />
für eine Brotzeit den Rucksack eines Touristen,<br />
organisierten Rettungen verunglückter<br />
Kletterer.<br />
Weg vom behäbigen Berglerschritt<br />
Auch »wilde« Bergführer (ohne Lizenz),<br />
wie Leo Rittler, verdienten sich auf diesem<br />
Wege etwas hinzu. Darüber gab es keinen<br />
Streit. Vielmehr verband alle die Begeisterung<br />
für die Berge. Sie waren allesamt<br />
durchtrainierte, coole Jungs, echte Abenteurer,<br />
denen es wichtiger war, eine Erst-<br />
begehung zu machen, als mit ihrer Kletterkunst<br />
Geld einzunehmen. Und sie waren es<br />
auch, die Bewegung in alte, starre Dogmen<br />
brachten, welche bis dahin den Alpinismus<br />
und speziell das Bergführerwesen in Bezug<br />
auf Ausrüstung und Sicherheit, aber auch<br />
auf Ver- und Gebote fest im Griff hatten.<br />
Man tüftelte, entwickelte, brachte all seine<br />
Erfahrung mit ein. In die Lehrmeinung,<br />
die Ausbildung, das Rettungswesen. <strong>Die</strong><br />
jungen Männer wollten statt des behäbigen<br />
Berglerschrittes schnell steigen, um<br />
Biwaks zu vermeiden, nutzten zwei Seile,<br />
weil diese Quergänge längere Abseilstrecken<br />
und insgesamt mehr Reserve vor dem<br />
Foto: Archiv Heckmair-Auffermann (4), Edelrid/Christian Pfl anzelt<br />
84 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13
Franz Fischer (li.) bei einer Rettungsübung. Den Verletzten (re.) simuliert Anderl Heckmair.<br />
»<strong>Die</strong> durchweg eher<br />
bescheidenen, bodenständigen<br />
Typen schafften<br />
sich in den Bergen<br />
ihre Enklave, in der sie<br />
sich beweisen konnten.<br />
Dort zählten Status und<br />
Herkunft weniger als<br />
Mut, robuste Physis und<br />
Draufgängertum.«<br />
INFO<br />
Der Weg zum Beruf<br />
<strong>Die</strong> Bergführerausbildung im Wandel der Zeit<br />
Wer in den 1930ern Bergführer<br />
werden wollte, musste…<br />
• unbescholten sein<br />
• einen guten Leumund haben<br />
(keinen Hang zum Alkohol!)<br />
• größte Zuverlässigkeit bieten<br />
• körperlich rüstig sein (mit<br />
ärztlichem Nachweis)<br />
• einen aufgeweckten Verstand<br />
haben<br />
• sehr gute Kenntnisse über<br />
die Heimatberge besitzen<br />
inklusive Sagen, Volkslieder<br />
und spezielle Gebräuche<br />
• über vollkommene Skifertigkeit<br />
verfügen<br />
• ein fähiger <strong>Bergsteiger</strong> sein<br />
• ein guter und fröhlicher Kamerad<br />
und würdiger Vertreter<br />
seines Landes und Volkes<br />
(aus dem »Lehrbuch für Bergführer«,<br />
1930)<br />
Erste Hilfe und Bergrettung,<br />
ein wichtiges Thema bei den<br />
Bergführerkursen – Wiggerl<br />
Gramminger referiert.<br />
Heute ist die Ausbildung<br />
wesentlich breiter geworden:<br />
»Neben den traditionellen Aufgaben<br />
gibt es weitere Standbeine<br />
wie etwa eine Weiterqualifi<br />
zierung zum Industriekletterer<br />
oder die Zusatzqualifi kation<br />
Canyoning. Das Freeriden<br />
verlangt neue Schulungsinhalte,<br />
und auch bei der Skitechnik<br />
muss der heutige Bergführer<br />
mithalten können. Das Setzen<br />
von Bohrhaken, die Einrichtung<br />
von Routen wird mittlerweile<br />
gelehrt, auch um bei Anfrage<br />
Klettersteige anzulegen. Ja,<br />
das Klettersteiggehen ist für<br />
Bergführer zum großen Thema<br />
geworden.«<br />
Chris Semmel, Geschäftsstellenleiter<br />
des Verbandes<br />
Deutscher Berg- und Skiführer<br />
e.V. (VDBS)<br />
In den 1930er-Jahren des<br />
Bergführerwesens…<br />
• lagen Ausbildung und<br />
Aufsicht über das Führerwesen<br />
beim Deutschen und<br />
Österreichischen Alpenverein<br />
(DÖAV)<br />
• musste der angehende<br />
Bergführer zwei Jahre als<br />
Träger tätig gewesen sein,<br />
den Führerkurs besucht und<br />
die abschließende Prüfung<br />
bestanden haben<br />
• waren Lehrinhalte unter anderem<br />
allgemeine Erd- und<br />
Alpenkunde, Erste Hilfe und<br />
Technik des Bergsteigens,<br />
dabei teilweise so allgemein<br />
gehalten, dass auch erklärt<br />
wurde, was Wände und<br />
Gesimse sind<br />
• fanden die Führerkurse jeden<br />
Sommer in Innsbruck oder<br />
Salzburg statt, veranstaltet<br />
von der Sektion Innsbruck im<br />
Auftrag des DÖAV, mit je 20<br />
bis 40 Teilnehmern pro Kurs,<br />
einer Ausbildungsdauer von<br />
mindestens 15 Tagen und<br />
anschließender Prüfung<br />
• konnte nach der Prüfung für<br />
den Bergführer durch den<br />
DÖAV ein Autorisierungsgesuch<br />
bei der Gemeinde<br />
eingereicht werden,<br />
vorausgesetzt der DÖAV<br />
war einverstanden und ein<br />
Bedarf wurde festgestellt<br />
Riss ermöglichten, besorgten sich moderne<br />
Zwölfzacker-Steigeisen, um die großen<br />
kombinierten Wände zu durchsteigen.<br />
Heckmair, Fischer, Steger, Solleder, Aschenbrenner<br />
oder Eidenschink sind nur einige<br />
der Namen, die sich in jenen Jahren um den<br />
Bergführerberuf verdient gemacht haben.<br />
Sternstunden des Alpinismus<br />
Es existierte noch kein einheitliches Lehrwesen,<br />
keine strukturierte Ausbildung.<br />
Allerdings bereits ein klares Berufsbild mit<br />
starker Ethik. Strenge Regeln und Gebote,<br />
die bis heute gültig sind. Gab es auch schon<br />
Lehrschriften wie das »Lehrbuch für Bergführer«<br />
oder Leitfäden für alle <strong>Bergsteiger</strong><br />
wie die hochgelobte Seilkunde der Sektion<br />
Bayerland, kamen dennoch die meisten im<br />
Grunde schon als komplette <strong>Bergsteiger</strong> in<br />
die Ausbildung. Sie hatten Erfahrung, hatten<br />
Routen eröffnet, die zu den Sternstunden<br />
des Alpinismus gehören. Es war mehr<br />
Austausch denn Belehrung. Alles war im<br />
Fluss, ein sich gegenseitiges Befruchten<br />
durch Wissen und Information. Das blieb<br />
auch noch Jahre später so, wie sich Walter<br />
Almberger (<strong>80</strong>), der große Gesäuse-Pionier<br />
und Wintererstbegeher der Eiger-Nordwand,<br />
erinnert: »Ich ging damals als fertiger<br />
<strong>Bergsteiger</strong> zu den Kursen. Dort habe<br />
ich eher noch einen gewissen letzten Schliff<br />
erhalten. Dabei stellten sich die Ausbilder<br />
jeder ihr Unterrichtsmaterial selbst zusammen.<br />
Das wurde für wenig Geld gedruckt<br />
und weitergegeben. Alles, was wir uns als<br />
Kletterer zuvor an Kenntnissen erworben<br />
haben, ist dann mit eingeflossen. So hatten<br />
wir eine Rückzugsmethode entwickelt,<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 85
Der Outlaw: Leo<br />
Rittler schlug sich<br />
als »wilder« Bergführer<br />
ohne Lizenz<br />
durch und führte<br />
schwerste <strong>Touren</strong><br />
für eine warme<br />
Mahlzeit.<br />
»Gab es auch schon<br />
Lehrschriften wie das<br />
Lehrbuch für Bergführer<br />
oder Leitfäden für<br />
alle <strong>Bergsteiger</strong> wie die<br />
hochgelobte Seilkunde<br />
der Sektion Bayerland,<br />
kamen dennoch die meisten<br />
im Grunde schon als<br />
komplette <strong>Bergsteiger</strong> in<br />
die Ausbildung.«<br />
Walter Almberger, Erstbegeher der Eiger-<br />
Nordwand im Winter, war als Tüftler bekannt.<br />
um auch bei einer weit überhängenden<br />
Wand hinunterzukommen, und dies wurde<br />
in den Lehrplan aufgenommen.«<br />
Für die Deutschen war Peter Geyer (ehem.<br />
Präsident der Internationalen Vereinigung<br />
des Bergführerverbandes IVBV und seit<br />
1985 Ausbildungsleiter für die Bergführerausbildung)<br />
wohl der Erste, der sich in den<br />
1970er-Jahren Gedanken um einheitliche<br />
Lehrpläne für seine Bergführer gemacht<br />
hat: »Man fand im Grunde keine spezielle<br />
Ausbildungsliteratur für den Führerberuf,<br />
nur für <strong>Bergsteiger</strong> allgemein. Es konnte<br />
doch nicht angehen, dass man mit dem<br />
normalen Lehrbuch auch die Bergführer<br />
ausbilden wollte!«<br />
Der Bergführer als Freizeitmanager<br />
Flexibel und vielseitig müssen die jungen<br />
Bergführer heute fast noch mehr als damals<br />
sein, um von ihrem Beruf finanziell angemessen<br />
profitieren zu können. Chris Semmel,<br />
Geschäftsstellenleiter des VDBS, weiß:<br />
»Das Bild des Bergführers ändert sich immer<br />
mehr. Er ist inzwischen eher ein Freizeitmanager<br />
geworden. Führungen ›von der<br />
Stange‹ reichen nicht mehr aus. <strong>Die</strong> Leute<br />
sagen, was sie gerne erleben möchten, und<br />
der Bergführer organisiert das dann. Und<br />
spielt das Wetter zum Beispiel nicht mit,<br />
wollen die Gäste eben dorthin, wo die Sonne<br />
scheint – ob Dolomiten oder Chamonix<br />
ist oft zweitrangig.«<br />
Eines ist im Vergleich zu den Berufskollegen<br />
aus den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg<br />
gleich geblieben: Es gibt Stammgäste,<br />
die sich Saison für Saison »ihrem« Bergführer<br />
anvertrauen. Da stimmt die Chemie, da<br />
gewinnen beide voneinander. Hohe soziale<br />
Kompetenz würde man es wohl neudeutsch<br />
nennen. Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen<br />
sind die Zutaten für die<br />
Erfolgsrezeptur. Früher eher intuitiv, fließt<br />
deren Bedeutung heute ins Lehrwesen ein,<br />
erläutert Chris Semmel: »Der Mensch wird<br />
inzwischen immer mehr thematisiert, ob<br />
psychologische Faktoren und Unfallanalyse<br />
oder Gruppenanalyse und Gruppendynamik<br />
– gerade bei jungen Leuten stößt man<br />
da auf offene Ohren.«<br />
Foto: Archiv Heckmair-Auffermann<br />
86 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13
Franz Fischer, Bergführer und Spitzenkletterer der 1930er-Jahre. Rechts: Zuverdienst als Berater, Komparse und Helfer bei Bergfilmen<br />
Der Berufsbergführer von heute ist gewiss<br />
nicht mehr mit denen der Pioniertage vergleichbar.<br />
Das Berufsbild hat sich geändert,<br />
die Aufgabenfelder sind ausgedehnter, die<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen modern und zeitgemäß.<br />
Doch nach wie vor führen sie gerne Menschen<br />
auf die Gipfel, geben ihnen Sicherheit<br />
und Schutz bei ihren Hochtouren und<br />
Klettereien und retten Verunfallte aus Notsituationen.<br />
Vor allem aber schreiben die Bergführer<br />
auch das alpine Geschichtsbuch weiter,<br />
machen spektakuläre Erstbegehungen,<br />
erschließen Klettergebiete in den abgelegensten<br />
Winkeln dieser Erde. Denn alle<br />
verbindet über nunmehr <strong>80</strong> Jahre, in denen<br />
der BERGSTEIGER ihre Geschicke kritisch<br />
begleitet, die große Leidenschaft für<br />
den Berg, die Sehnsucht nach Glück und<br />
Befriedigung in der Herausforderung, die<br />
wir Alpinismus nennen.<br />
◀<br />
„DIE KLETTEREI<br />
FRUSTRIERT, TUT<br />
WEH UND NERVT<br />
GEWALTIG.“<br />
„DOCH TROTZDEM<br />
LIEBE ICH SIE.“<br />
HANWAG ProTeam: Ursula Wolfgruber<br />
<strong>Bergsteiger</strong>in<br />
KATEGORIE ROCK | CENGALO GTX ®<br />
Technischer und klettertauglicher Bergschuh für<br />
alpine Felsrouten, kombiniertes Gelände oder<br />
den Zustieg zum Fels. Robust und langlebig in<br />
gezwickter Machart geschustert.<br />
www.hanwag.de
JUBILÄUMS-SPECIAL<br />
SERIE: Hüttenzauber<br />
TEIL 10: Glungezerhütte<br />
HÜTTENZAUBER<br />
Fest im Sattel<br />
Ähnlich alt wie der BERGSTEIGER ist die Glungezerhütte<br />
in den Tuxer Alpen. Einst Trainingsziel für<br />
Hermann Buhl, statten heute vor allem Weitwanderer<br />
auf dem Weg nach Venedig der Hütte einen<br />
Besuch ab. Von Michael Pröttel (Text und Bilder)<br />
Mit dem Gipfel der<br />
Sonnenspitze in<br />
greifbarer Nähe, ist<br />
die Glungezerhütte<br />
auch für eine Tagestour<br />
ein lohnenswertes<br />
Ziel.<br />
88 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13
Alpenrosen, Felsblöcke und Zirben begleiten den Hüttenzustieg vom Patscherkofel.<br />
Für Hermann Buhl war die Glungezerhütte<br />
eine Art Trainingsziel.<br />
Regelmäßig begleitete er –jede<br />
Hand mit einem Bierträger bepackt<br />
– im Winter die Mulis,<br />
die in den ersten Jahren die »höchste OeAV-<br />
Gipfelhütte« mit Vorräten versorgten. Ohne<br />
Handschuhe versteht sich, schließlich ging<br />
es Buhl darum, sich auf seine großen Expeditionen<br />
in kalten Gefilden vorzubereiten.<br />
Noch heute fallen die in mühevoller Arbeit<br />
aufeinander gelegten Felsplatten für Mulis<br />
auf, wenn man vom Patscherkofel zur 2610<br />
Meter hoch gelegenen Hütte läuft. Grautiere<br />
hingegen braucht es längst nicht mehr –<br />
seit 1968 existiert eine Materialseilbahn.<br />
Vom Starthäusl zum Kultobjekt<br />
Hüttenwirt Gerald Aichner könnte zahlreiche<br />
Hüttenabende mit Anekdoten wie diesen<br />
zur <strong>80</strong>-jährigen Geschichte der Hütte füllen.<br />
Anlässlich der ersten FIS-Ski-WM im Jahr<br />
1932 als schlichtes Starthaus errichtet, fand<br />
die Glungezerhütte so großen Anklang, dass<br />
man ein Jahr später mit dem Bau eines richtigen<br />
Steinhauses begann. Ort und Bauform<br />
haben sich seither immer wieder bewährt:<br />
Wie eine Katze duckt sich der eingeschossige<br />
Bau in den zwischen Glungezer und Sonnenspitze<br />
gelegenen Sattel und trotzt dort seit<br />
Jahrzehnten Föhnstürmen, die mit mehr als<br />
200 Stundenkilometern über das rote Blechdach<br />
hinweg brausen.<br />
Da die kleine Unterkunft mit ihren zehn<br />
Schlaflagern schnell aus allen Nähten platzte,<br />
wurde die Hütte nach Plänen des Innsbrucker<br />
Architekten Theodor Prachensky 1935<br />
erweitert.<br />
Dessen im Stil der klassischen Moderne konzipierter<br />
Innenraum mit viel Stein und Holz<br />
sucht auf den Berghütten der Alpen wohl<br />
vergeblich seinesgleichen. Somit war es für<br />
die Sektion Ehrensache, dass die »Prachensky-Stube«<br />
bei der Renovierung im Jahr 2011<br />
trotz enormen Aufwands in ihrem Stil erhalten<br />
blieb. Schließlich hatte man schon ganz<br />
andere Aufgaben gestemmt.<br />
Als in den neunziger Jahren der »Hüttengletscher«<br />
wegschmolz und auch die Behörden<br />
kein Auge in Sachen zeitgemäßer Wasserversorgung<br />
mehr zudrücken wollten, stand<br />
sogar ein Verkauf des Baus im Raum. Aichners<br />
Hartnäckigkeit und Organisationstalent<br />
ist es zu verdanken, dass die Sektion an ihrer<br />
Hütte schließlich doch festhielt und eine 600<br />
Meter tiefer gelegene Quelle anzapfte. Ein<br />
knapp drei Kilometer langes Rohr gewährleistet<br />
heute, dass auf Gipfelniveau erstklassiges<br />
Wasser aus dem Hahn fließt und der<br />
Pächter sogar baden kann.<br />
KOMPAKT<br />
Hütteneinmaleins<br />
Lage: Hoch über dem Inntal auf 2610<br />
M. ü. NN, direkt am Sattel zwischen dem<br />
Glungezer und der Sonnenspitze<br />
Zugänge: Von Tulfes 3½ Std., von der<br />
Patscherkofelbahn-Bergstation 3 Std.<br />
Kapazität: 10 Zimmerlager, 40 Matratzenlager,<br />
4 Notlager.<br />
Öffnungszeiten: Mitte Dezember bis Mitte<br />
April und Anfang Juni bis Anfang Oktober<br />
Adresse: Glungezer 1, A-6075 Tulfes.<br />
E-Mail: glungezerhuette@glungezer.at<br />
Internet: www.glungezer.at<br />
Telefon: 00 43/5 22 37 <strong>80</strong> 18<br />
Stromversorgung: Über die benachbarte<br />
Bundesheer-Funkverkehrs-Station<br />
Abwasserentsorgung: Wasser-Versorgung<br />
und Abwasser-Anlage durch eine<br />
knapp 3 km lange Rohrleitung<br />
10 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 89
<strong>Die</strong> »Glungezer &<br />
Geier-Route« führt<br />
über die »Seven<br />
Tuxer Summits« und<br />
hat 2013 das Tiroler<br />
Bergwegegütesiegel<br />
erhalten.<br />
TOUREN<br />
Etappenziel Glungezerhütte<br />
Wegen der hohen Lage stellt die Glungezerhütte eine tolle Bergtour und<br />
einen großartigen Startpunkt für den folgenden Tag dar.<br />
1 Hüttenzustieg von der<br />
Patscherkofelbahn<br />
▶ mittel<br />
700 Hm<br />
3 Std.<br />
––<br />
Charakter: Extrem abwechslungsreicher<br />
Anstieg, der zunächst über<br />
den sehr aussichtsreichen Zirbenweg<br />
durch Alpenrosenhänge und später<br />
über von Zirben begleitete Felsplatten<br />
ins Hochgebirge führt. Auf dem Weg<br />
sollte man unbedingt den Abstecher<br />
zur Viggarspitze mitnehmen.<br />
Ausgangspunkt: Bergstation<br />
Patscherkofelbahn (1964 m)<br />
Route: Bergstation Patscherkofelbahn<br />
– Boscheben – (Viggarspitze)<br />
– Glungezerhütte (2610 m)<br />
2 Hüttenzustieg von der<br />
Tulfeinalm (2035 m)<br />
Bergstation (2020 m)<br />
Route: Tulfeinalm – Glungezerhütte<br />
3 Sonnenspitze (2639 m)<br />
▶ leicht<br />
30 Hm<br />
15 Min.<br />
30 Hm<br />
Charakter: <strong>Die</strong> direkt über dem<br />
Inntal thronende Sonnenspitze bietet<br />
eine noch bessere Aussicht als der<br />
etwas höhere Glungezer. Wegen ihrer<br />
Kürze ist das die ultimative Spritztour<br />
vor oder nach dem Abendessen.<br />
Ausgangspunkt: Glungezerhütte<br />
(2610 m)<br />
Route: Glungezerhütte – Sonnenspitze<br />
– Glungezerhütte<br />
4 Kreuzspitze (2746 m)<br />
▶ mittel<br />
5½ Std.<br />
Hochleger – Boscheben – Patscherkofelbahn<br />
Bergstation<br />
5 »Seven Tuxer Summits«<br />
▶ schwer<br />
850 Hm<br />
8 Std.<br />
1450 Hm<br />
Charakter: Großartige Kammüberschreitung<br />
u. a. über Kreuzspitze, Rosenjoch<br />
und Naviser Jöchl, die gute<br />
Kondition und Trittsicherheit erfordert.<br />
Von der Lizumer Hütte besteht auf<br />
Anfrage ein Hüttentransfer durch Taxi<br />
Schwaninger (Tel. 00 43/66 43 71<br />
36 13) zum Bhf. Wattens.<br />
Ausgangspunkt: Glungezerhütte<br />
(2610 m)<br />
Endpunkt: Lizumer Hütte (2019 m)<br />
Route: Glungezerhütte – Glungezer –<br />
Gamslahner – Kreuzspitze – Rosenjoch<br />
– Grünbergspitze – Grafmartspitze<br />
– Naviser Jöchl – Mölsjoch<br />
– Schoberspitz – Lizumer Hütte<br />
▶ leicht<br />
690 Hm<br />
1½ Std.<br />
––<br />
Charakter: Der Anstieg von der, unweit<br />
der Glungezerbahn-Bergstation<br />
gelegenen Tulfeinalm ist die kürzeste<br />
Möglichkeit zur Hütte zu gelangen.<br />
(Alternative: Wer »by fair means« zur<br />
Glungezerhütte will, kann alternativ<br />
von Tulfes aus in 3½ Stunden dorthin<br />
gelangen.)<br />
Ausgangspunkt: Glungezerbahn-<br />
500 Hm<br />
1200 Hm<br />
Charakter: <strong>Die</strong> aussichtsreiche<br />
Kammwanderung zur Kreuzspitze<br />
stellt in Verbindung mit dem Rückweg<br />
über die wunderschöne Seegrube und<br />
den Gegenanstieg zum Zirbenweg,<br />
eine ideale Rundtour dar, um zur Patscherkofelbahn<br />
zurück zu gelangen.<br />
Ausgangspunkt: Glungezerhütte<br />
(2610 m)<br />
Route: Glungezerhütte – Glungezer<br />
– Kreuzspitze – Seegrube – Viggar<br />
90 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13
Zu verdanken hat der Hüttenpächter dies<br />
den Sektions-Frauen, die darauf bestanden,<br />
dass eine Badewanne für den Hüttenpächter<br />
herauf geflogen wurde. Für Gottfried Wieser,<br />
der seit gut zwei Jahren für das Wohl der<br />
Hüttengäste sorgt, war dieses Schmankerl<br />
zwar nicht ausschlaggebend für die Wahl<br />
seines Arbeitsplatzes, hat ihn aber sicherlich<br />
auch nicht davon abgehalten.<br />
Multikulti auf 2610 Metern<br />
Unterstützt wird Wieser von einem internationalem<br />
Trio aus Slowenien, Frankreich<br />
und Nepal. Vor allem der asiatische Einfluss<br />
macht sich auf der Speisekarte bemerkbar.<br />
Nie zuvor hat der (vegetarische) Autor dieser<br />
Zeilen ein so gutes Dal Bath (traditionelles<br />
indisches Linsengericht) serviert bekommen,<br />
wie auf der Glungezerhütte. Dabei<br />
versichert Wieser augenzwinkernd: »Das<br />
ist noch gar nichts. Unser absoluter Renner<br />
sind Spaghetti-Kathmandu.« <strong>Die</strong> Chili-<br />
Curry-Pasta mit Ingwer-Koriander-Gemüse<br />
und marinierten Hühnerbruststreifen hat<br />
sich übrigens Sherpa Rupha ausgedacht –<br />
ein Alpinist, der bereits neunmal auf dem<br />
Everest stand. Mit etwas Glück serviert der<br />
Chef de Cuisine sogar frischen Blattsalat.<br />
Den bringen hin und wieder Schäfer vorbei,<br />
wenn sie nach ihren Tieren sehen. Als<br />
Gegenleistung bekommen sie von Gottfried<br />
Gratis-Strom für den Weidezaun.<br />
<strong>Die</strong> erstklassige Küche kommt nicht nur<br />
den Gästen, sondern auch der Sektion Hall<br />
zu gute: Seit Wieser und sein Team auf<br />
2610 Metern kochen, weisen die Übernachtungszahlen<br />
stetig nach oben. Ursprünglich<br />
füllte sich die Kasse durch die von Beginn<br />
an guten Tageseinnahmen als Skitourenhütte.<br />
Schließlich galt der 2677 Meter hohe<br />
Glungezer in den fünfziger Jahren als »Hausberg<br />
der Münchner«. Allerdings wedeln so<br />
gut wie alle Skitourengeher nach dem Einkehrschwung<br />
in der Hütte wieder zu Tal.<br />
»Im Sommer hingegen schätzen die Weitwanderer<br />
die Hütte als hoch gelegene Übernachtungsmöglichkeit<br />
vor der nächsten<br />
Etappe«, sagt Gerald Aichner. Als Sektions-<br />
Chef muss er es wissen, immerhin hat er die<br />
Strecke vom Patscherkofel zum Kellerjoch<br />
und somit den beliebten Inntaler Höhenweg<br />
selbst ausgetüftelt.<br />
Bergtourimus im Wandel<br />
<strong>Die</strong> meisten Hüttengäste wandern allerdings<br />
noch weiter – immerhin liegt die Hütte direkt<br />
auf dem Weg nach Venedig. Unter ihnen<br />
sind immer mehr Norddeutsche sowie Frauen.<br />
Kein Wunder: stilsicher gedeckte Tische,<br />
angenehme Hintergrund-Musik, ein neu gebauter<br />
Kachelofen und eine gemütliche Bar,<br />
die unter anderem »Glungezer-Geist« (Tulfer<br />
Obstler mit eingelegten Heidelbeeren) bereit<br />
hält. Trotz aller Annehmlichkeiten achten<br />
Aichner und Wieser darauf, dass der Schritt<br />
in die Moderne mit Augenmaß passiert. Beiden<br />
ist es wichtig, dass die Glungezerhütte<br />
bleibt, was sie ist: eine urige Bergunterkunft.<br />
Ein besonderes Verhältnis hat der Hüttenwirt<br />
zum Gipfelgestein. Als er mit seiner<br />
Frau zu Recherchen seines Klassikers »<strong>Die</strong><br />
Bergtour ans Meer – Zu Fuß über die Alpen«<br />
auf brach, nahm er einen kleinen<br />
Stein als Talisman mit. Der brachte sie ohne<br />
Zwischenfall bis nach Venedig, wo er zum<br />
Dank geopfert wurde. Seit der Sommersaison<br />
2013 kann man als Alpen-Überquerer<br />
auf der Hütte selbst einen Stein einstecken.<br />
Wer drei Wochen später per Foto oder Film<br />
dokumentieren kann, dass er ihn in der Adria<br />
versenkt hat, bekommt einen Übernachtungsgutschein<br />
geschenkt. Charmanter<br />
kann Kundenbindung wohl kaum sein! ◀<br />
Multi-Kulti: Gottfried Wieser (li.) und Gerald<br />
Aichner (re.) mit ihrem internationalen Team<br />
Idyll in den Tessiner Alpen: die Capanna Cadlimo<br />
Meine Lieblingshütte:<br />
Capanna Cadlimo, Tessiner Alpen<br />
Von BERGSTEIGER-Leser Ueli Briker<br />
aus Sisikon, Schweiz<br />
Foto: privat<br />
<strong>Die</strong> Hütte ist ausgesprochen heimelig,<br />
mit einem wunderbaren Panorama<br />
der Tessiner Berge (Leventina/Gotthard) bis<br />
hinüber zu den Walliser Viertausendern<br />
(Weisshorn etc.). Hinter der Hütte liegt ein<br />
kleiner Badesee, wie überall in diesem Gebiet.<br />
Herrliche Bergwelt mit vielen Bergseelein,<br />
aber auch größere Seen, vor allem in<br />
Richtung Piora. Es gibt auch einige wenige<br />
Dreitausender im Gebiet.<br />
<strong>Die</strong> Tour zur Cadlimohütte habe ich im Juli<br />
2012 alleine unternommen und bin vom<br />
Gotthardpass immer über das Höchste hinaus<br />
der Kantonsgrenze Uri/Tessin im ständigen<br />
Auf und Ab entlanggebergsteigert.<br />
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück<br />
setzte ich die Tour fort, hinunter nach Piora<br />
und hinüber zum Lukmanierpass. Sehr<br />
empfehlenswert!<br />
Steckbrief:<br />
Capanna Cadlimo,<br />
Tessiner Alpen<br />
Lage: 2570 m,<br />
Tessiner Alpen<br />
Schlafplätze: <strong>80</strong> Lager,<br />
20 Winterraum<br />
Kontakt: 00 41/91/8 69<br />
18 33, E-Mail:<br />
info@cadlimohuette.ch<br />
Öffnungszeiten: Ende Juni<br />
bis Mitte Oktober<br />
Schicken Sie uns Ihre Lieblingshütte<br />
per Post oder an<br />
bergsteiger@bruckmann.de!<br />
Es gibt Preise…<br />
!
KAUFBERATUNG: Fleecejacken<br />
Durchatmen!<br />
Einst starrig und winddurchlässig,<br />
haben sich hochwertige Fleecejacken längst<br />
zu Multifunktionsmodellen gemausert.<br />
Das Besondere an ihnen ist ihre Flauschigkeit<br />
und die ausgesprochen hohe Atmungsaktivität.<br />
Von Christian Schneeweiß<br />
Unweigerlich assoziiert man Fleece<br />
zunächst mal mit flauschig und<br />
kuschelig. Das wirklich Besondere<br />
ist aber, dass Fleecejacken die einzigen<br />
Isolationsjacken sind, die<br />
hoch atmungsaktiv sind: Sie lassen Schweißdampf<br />
in großen Mengen durch oder transportieren<br />
ihn sogar aktiv von innen nach<br />
außen (»saugen«). Inzwischen reichen die<br />
Fleece-Varianten von extrem luftigen oder<br />
schweißsaugenden über besonders wärmende<br />
oder kuschelige bis zu windabweisenden<br />
oder -resistenten Modellen. <strong>Die</strong> Midlayer<br />
92 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Nur wer nicht friert,<br />
kann sich voll dem<br />
Balancieren widmen.<br />
Dicke des Flausches (bewirkt die Isolation)<br />
abhängig als von der Konstruktion (dünnes,<br />
aber wind- und abriebresistentes La Sportiva<br />
bzw. warmes Norröna je 460 g in L). Ein Gewicht<br />
über 500 Gramm lässt sich gegenüber<br />
anderen Isolationsjacken funktionell nur<br />
mit höherem Dampfdurchsatz rechtfertigen<br />
(Rab), unter 400 Gramm ist die Wintertauglichkeit<br />
eingeschränkt (außer Tilak).<br />
▶ Polyester-Kompositionen:<br />
Material und Konstruktion<br />
Berg-Fleece bestehen fast immer aus Polyester<br />
(robuste La Sportiva aus Nylon, Ortovox<br />
27 Prozent geruchshemmender Wollanteil),<br />
heutzutage meist gemischt mit Gummifasern<br />
(Spandex/Elastan) für allseitige starke<br />
Dehnbarkeit. Damit sind sie ideal für bewegungsintensive<br />
Bergaktivitäten in kühler<br />
bis kalter Umgebung. Jacken mit speziellem<br />
Stretchfleece (hier Polartec Power Stretch<br />
Pro) sind außen glatt, schweißsaugend (hydrophil)<br />
und windabweisend sowie innen<br />
zum wärmenden Fleeceanteil gekämmt, also<br />
zu Winter-Softshells, die wind- und wasserresistent,<br />
aber weniger dampfdurchlässig sind.<br />
Ohne Gummifaser-Beimischung (meist 6 bis<br />
9 Prozent) lassen sich die Stoffe nur seitlich<br />
dehnen (Berghaus und Rab mit Stretcheinsätzen;<br />
hier Polartec Thermal Pro), sind aber<br />
dampfdurchlässiger und wärmer. Wer gar<br />
nicht erst schwitzen will, ist mit einer luftigeren<br />
Jacke am <strong>besten</strong> bedient, die er auszieht,<br />
wenn sie zu warm wird (Vaude, Schöffel<br />
und Berghaus). Weniger kuscheliges, dünnes<br />
Waffelfleece (Waffelform-Muster wie Hybrid<br />
Adidas; hier Pontetorto Tecnostretch;) erreicht<br />
ein noch besseres Verhältnis zwischen Wärmung<br />
und Dampfdurchlass und wird wie<br />
Stretchfleece eher als Baselayer verwendet.<br />
▶ <strong>Die</strong> Wärme am Körper: Passform<br />
Eine Fleecejacke sollte idealerweise am Körper<br />
anliegen, da zum Einen nur dünne(re)<br />
Baselayer darunterliegen oder sie gleich als<br />
Baselayer verwendet wird (bei kühler Temperatur<br />
oder hoher Aktivität) und zum Anderen<br />
so kaum Luft mitgewärmt werden muss<br />
Auch wenn die Sonne<br />
weg ist, hält das Fleece<br />
noch schön warm.<br />
Foto: Bernd Ritschel<br />
Fotos: Bernd Ritschel (3), Andreas Strauß<br />
(mittlere Bekleidungslage) für Herbst, Winter<br />
und Hochtour eignen sich teils auch als Baselayer<br />
(am Körper) oder Outerlayer (äußere<br />
Schutzlage). Tatsächlich sollte man Fleecejacken<br />
im Aufstieg außen (Stretchfleece eher<br />
als einzige Lage) und bergab unter einem<br />
Hardshell (v. a. auf Skitour) tragen.<br />
▶ Leicht gewärmt: Gewicht<br />
Fleecejacken wiegen zwar mehr als Isolations-Vliese<br />
wie Primaloft oder gar Daunen,<br />
aber weniger als Pullover aus Wolle oder<br />
Baumwolle. Das Gewicht ist weniger von der<br />
keine Laminate, sondern Zwei-in-Einem. Ihre<br />
phänomenale Dampfableitung funktioniert<br />
allerdings erst bei Schwitzen. <strong>Die</strong> Kombination<br />
aus hoher Atmungsaktivität und leichter<br />
Windabweisung eignet sich ideal für Aufstiege<br />
und intensive Aktivitäten bei kühlen<br />
bis kalten Temperaturen im Gebirge (z. B.<br />
Mammut). Sie sind entgegen dem äußeren<br />
Anschein kein bisschen wasserabweisend!<br />
<strong>Die</strong> Hybridjacke von Patagonia verbindet hohe<br />
Dampfdurchlässigkeit mit Wind-, Nieselund<br />
Abriebschutz an neuralgischen Zonen<br />
und markiert damit den Übergangsbereich<br />
(Tilak und Adidas). <strong>Die</strong>s ist nur bei wenigen<br />
Modellen der Fall, obwohl fast alle (sehr) gut<br />
dehnbar sind (v. a. Mammut und Vaude). Eine<br />
Rückenverlängerung ist besonders bei bewegungsintensiver<br />
Aktivität wie Skifahren<br />
(gekrümmte Haltung) oder Klettern sinnvoll<br />
(Norröna; Adidas langer Schnitt).<br />
▶ <strong>Die</strong> Kälte bleibt draußen: Frontverschluss<br />
und Abschlüsse<br />
Der durchgehende Front-Reißverschluss (RV)<br />
von Fleecejacken muss nur Wind abhalten,<br />
d. h. alle Modelle besitzen einen windre-<br />
08⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 93
EXPERTEN-TIPP<br />
»Fleece entstehen an<br />
Maschinen, die wie<br />
große Rundstricknadeln<br />
aussehen.«<br />
Wer Fleece bei großer Anstrengung trägt, profitiert von dessen hoher Atmungsaktivität.<br />
Eric Yung ist Verkaufsleiter<br />
bei Polartec Europe<br />
Tipp 1 Unsere Next-to-Skin-Stoffe Power<br />
Dry und Power Stretch haben einen ganz<br />
anderen Aufbau als das klassische Fleece: Das<br />
Garn auf der Außenseite ist dünner, das auf<br />
der Innenseite dicker. <strong>Die</strong> Zwei-Komponenten-<br />
Strickkonstruktion trägt man direkt auf der<br />
Haut. <strong>Die</strong> Feuchtigkeit wird vom Körper weg an<br />
die Oberfl äche transportiert, wo sie sich<br />
großfl ächig verteilt und schneller verdampft. Es<br />
handelt sich hier um einen rein mechanischen<br />
Vorgang. So wird die Umwelt nicht belastet und<br />
die Funktion bleibt über die gesamte<br />
Lebensdauer des Stoffs erhalten.<br />
Tipp 2 Das Fleece mit den höchsten<br />
Isolationswerten ist Thermal Pro mit einer<br />
Highloft-Oberfl äche. Durch die hochfl orige,<br />
lockere Struktur entstehen viele Luftkammern,<br />
die warme Luft speichern. So entsteht das<br />
beste Wärme-zu-Gewicht-Verhältnis.<br />
Tipp 3 Fleece-Stoffe entstehen an<br />
Maschinen, die wie große Rundstricknadeln<br />
aussehen. Beim Stricken entstehen Schlingen,<br />
die an speziellen Maschinen aufgeschnitten<br />
und dann in verschiedenen Produktionsphasen<br />
ge kämmt werden. Ist die eine Seite fertig,<br />
kommt die nächste dran. So entsteht ein Stoff<br />
mit zwei unterschiedlichen Oberfl ächen. Bei<br />
Power Stretch etwa entstehen schon alleine<br />
durch die beiden unterschiedlich dicken Garne<br />
und die Zwei-Komponenten-Strickkonstruktion<br />
verschiedene Oberfl ächen. <strong>Die</strong> eine Seite, die<br />
später die Innenseite sein wird, wird gekämmt,<br />
die andere Seite nicht.<br />
sistenten RV oder sind besser mit einer (teils<br />
sogar mit Fleece isolierten) Patte hinterlegt<br />
oder besitzen beides (v. a. Wärmejacke Rab).<br />
Da Fleecejacken als kuschelige Midlayer oder<br />
sogar als Baselayer fungieren, besitzen sie<br />
am Rumpf nur selten Einhand-Gummizüge<br />
(Adidas und Schöffel; Vaude Taschenzüge) zur<br />
perfekten Abdichtung. Abgesehen von Bündchen<br />
aus dem meist dehnbaren Jackenmaterial<br />
(top bei Mammut) ist hier elastisches, aber<br />
mit der Zeit anfälliges Lycra das Material der<br />
Wahl. Es wird teils für alle Abschlüsse verwandt<br />
(z. B. Haglöfs; Tilak inkl. Kapuze).<br />
Bei elastischen Stoffen entscheidet aber die<br />
Konstruktion des Ärmelabschlusses (z. B.<br />
warme Rab anpassend versus luftige Schöffel<br />
weit) und nicht das Material (z. B. Norröna<br />
interne Gummibänder) über dessen Abdichtungseffekt.<br />
<strong>Die</strong>ser ist aber nicht vergleichbar<br />
mit dem eines funktionellen Softshells<br />
(außer Vaude). Daumenlöcher garantieren<br />
rutschfreie Ärmel bei bewegungsintensiven<br />
Aktivitäten (besonders elastisch bei Norröna),<br />
Fleecejacken besitzen normalerweise einen<br />
Kragen, der aus der meist glatteren Außenseite<br />
oder sogar aus extra Antischweiß-Stretch-<br />
Nackenschoner: Um Fusseln und Schweißnässe<br />
zu vermeiden, sollte der Kragen ein<br />
Trikotfutter haben oder aus schweißsaugendem<br />
und windabweisendem Außenmaterial<br />
bestehen (Mammut auch am Hals).<br />
stoff bestehen sollte. <strong>Die</strong>s ist bei Schwitzen<br />
angenehmer und verhindert Flusenbildung.<br />
Bei Wind-abweisenden oder gar -resistenten<br />
(Patagonia an anfälligen Zonen) Jacken ist eine<br />
einfache Stretchfleece-Kapuze mit Lycra-<br />
Umrahmung sinnvoll, die voll beweglich ist,<br />
aber keine vollständige Abdichtung bietet.<br />
▶ Nicht nur Handwärmer: Taschen<br />
Da Fleecejacken oft als Außenlage eingesetzt<br />
weden, sollten sie Seitentaschen besitzen,<br />
die zum Lüften im Bauchbereich (Netzfutter<br />
zur Taschenlüftung) und Verstauen von Accessoires<br />
dienen. Sie sollten genug Platz für<br />
eine gespreizte Hand bieten und mit RVs verschließbar<br />
sein (Norröna offen, bei Rab hochgesetzt<br />
für ungehinderten Zugriff bei Hüftgurt).<br />
Das Futter der Taschen sollte so vernäht<br />
sein, dass innen große Wärmetaschen ohne<br />
Verschluss auch für Trinkflaschen entstehen<br />
(v. a. Schöffel). Eine kleine(re) RV-Napoleontasche<br />
an der Brust ist gut für Wertsachen oder<br />
Elektronik (bei La Sportiva als iPod-Fach). Jacken<br />
mit sportlichem Anspruch und Windabweisung<br />
besitzen nur die Napoleontasche<br />
(z. B. Patagonia und Mammut).<br />
◀<br />
Klimakomfort: Luftige Fleecejacken ermöglichen<br />
den weitesten Temperaturbereich<br />
zwischen Frieren und Schwitzen. Dafür sind<br />
sie kein bisschen windabweisend (Vaude mit<br />
durchbrochenem Highloft-Fleece).<br />
94 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
So bewertet der BERGSTEIGER<br />
KONSTRUKTION<br />
Ob der Fleece an der Hüfte und an<br />
den Armen verrutscht, wurde durch<br />
Heben der Arme über den Kopf<br />
festgestellt. Ein möglichst geringes<br />
Verrutschen ist für intensive Aktivitäten<br />
wie Biken oder Skifahren<br />
wichtig, wobei die Arme ein<br />
häufi ger Schwachpunkt waren (v. a.<br />
Adidas und Schöffel). Mammut saß<br />
hier wie angewachsen, Patagonia<br />
insgesamt herausragend.<br />
Bewegungsintensive Aktivitäten wie<br />
Klettern oder Klettersteig erfordern<br />
zusätzlich Beweglichkeit, die durch<br />
Anwinkeln der Arme in verschiedenen<br />
Stellungen und Körperkrümmungen<br />
ermittelt wurde. Wegen<br />
des meist sehr dehnbaren, weichen<br />
Materials ließen sich die Arme<br />
durchwegs (fast) hindernisfrei bewegen<br />
(auch bei Thermal Pro ohne<br />
Gummifasern!), Berghaus eher<br />
wegen der weiteren Konstruktion.<br />
Der Effekt der Wärmung hängt sehr<br />
vom individuellen Zustand und der<br />
Aktivität ab. Er wurde im Ruhezustand<br />
bewertet und gilt eher für Verfrorene.<br />
Haglöfs und Norröna waren<br />
genauso warm wie die dickere Rab<br />
mit ihren dünnen Stretcheinsätzen,<br />
die nicht nur bei Aktivität, sondern<br />
auch bei Ruhe Wärme ableiten.<br />
<strong>Die</strong> Hälfte der vorgestellten Jacken<br />
haben eine brauchbare Windabweisung<br />
(v. a. La Sportiva und<br />
Ortovox), geprüft mit einem Fön.<br />
Sie lassen sich also auch als Außenlage<br />
tragen, Patagonia sogar bei<br />
rauerem Klima. <strong>Die</strong> andere Hälfte<br />
ist luftiger (v. a. Schöffel, Vaude und<br />
Rab) und reduziert als Außenlage<br />
bei Akitvität die Erwärmung.<br />
Analog zum Windschutz kommt der<br />
Dampfdurchlass in zwei Typen:<br />
Dampfsaugende Modelle mit<br />
glatter Oberfl äche (Tropfen verteilt<br />
sich weitfl ächig; extrem Norröna<br />
und Mammut), die als Baselayer<br />
am <strong>besten</strong> funktionieren; und<br />
stark dampfableitende Modelle,<br />
die keine Feuchtigkeit von außen<br />
aufnehmen (Tropfen hält sich lange<br />
auf der Oberfl äche). Tilak verbindet<br />
beide Typen. Der maximal luftige<br />
und dampfeffi ziente Hybrid Adidas<br />
ist eher ein Baselayer.<br />
Flauschigkeit und Polyester-Stoff<br />
(La Sportiva Polyamid, Ortovox<br />
auch Merinowolle) ergaben zusammen<br />
ein kuscheliges Hautgefühl,<br />
geprüft an den Armen. <strong>Die</strong> Stoffe<br />
Polartec Thermal Pro und Power<br />
Stretch waren am angenehmsten.<br />
Eine gute Abdichtung von Rumpf,<br />
Eingetropft: Stretchfleece saugte<br />
Feuchtigkeit blitzschnell an<br />
und verteilte diese außen weitflächig<br />
als dunkle Flecken, während<br />
auf wasserresistentem Fleece<br />
mit Hardface die Tropfen perlten<br />
(dampfableitendes Rückenteil<br />
bzw. geschützter Schulterbereich<br />
Patagonia).<br />
Ärmeln und Hals ist bei einer<br />
Fleecejacke evtl. unerwünscht,<br />
sofern sie als typisches Midlayer<br />
verwendet wird (im Aufstieg<br />
dampfableitend, abwärts von Shell<br />
abgedeckt). <strong>Die</strong>s galt v. a. für die<br />
luftige Schöffel (auch Ortovox<br />
und Haglöfs), während die luftige<br />
Vaude perfekt abdichtete. Bei<br />
der teils sogar windresistenten<br />
Patagonia war leider der Front-RV<br />
nicht hinterlegt.<br />
EINSATZBEREICHE<br />
Bewegungsintensiv: Bei dünner<br />
fl auschiger Innenseite sollte der<br />
Schweißdampf-Durchsatz durch<br />
luftige Webung (stärker kühlend)<br />
oder saugende Oberfl äche<br />
Weiche Dehnbarkeit: Fleecejacken<br />
für bewegungsintensive<br />
Aktivitäten sollten besonders an<br />
den Armen kaum verrutschen.<br />
Überraschend war die meist völlig<br />
widerstandsfreie Bewegung<br />
selbst bei stark angewinkelten<br />
Armen, und zwar auch bei gummifreiem<br />
Fleece (Vaude).<br />
(windabweisend) sehr hoch sein.<br />
Auch Baselayer, teils als solches<br />
vorgesehen.<br />
Kälte/Ruhe: Das Fleece sollte<br />
besonders fl auschig (dicker und<br />
stärker gelammt) sein und braucht<br />
weder Windschutz noch gute<br />
Abdichtungen. Reines Midlayer.<br />
Es hat von den Fleecejacken das<br />
günstigste Verhältnis zwischen<br />
Wärmung und Gewicht.<br />
Windig: <strong>Die</strong> Außenseite des Fleece<br />
ist windabweisend (glatte Oberfl ä-<br />
che) oder aus extra windresistentem<br />
und robusterem, aber weniger<br />
dampfdurchlässigem Material<br />
(neue Entwicklung). Eine Kapuze ist<br />
sinnvoll. Lässt sich außer bei Sturm<br />
oder Niederschlag gut als Outer-<br />
Layer tragen.<br />
Zonengrenze: <strong>Die</strong> Jacke kombiniert maximal<br />
wärmendes Highloft-Fleece mit Power-<br />
Stretch-Fleece an weniger exponierten Körperzonen,<br />
um durch Kühlung oder Schweißableitung<br />
eine Überhitzung zu vermeiden (Rab).<br />
Schweißfresser: <strong>Die</strong>se Jacke kombiniert<br />
extrem luftiges Waffelfleece an besonders<br />
schwitzenden Körperzonen mit windabweisendem<br />
Stretchfleece an exponierten Zonen, die<br />
beide extrem Dampf aufsaugen (Adidas).<br />
Anpasser: Daumenlöcher gegen Verrutschen<br />
der Ärmel sind meist bei Verwendung wenig<br />
elastisch und lassen Kälte ein. Hier erreicht ein<br />
Elastikeinsatz perfekten Ärmelabschluss bei<br />
optimaler Daumenanpassung (Norröna).<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 95
KAUFBERATUNG : Fleecejacken<br />
TIPP<br />
Preis/Leistg.<br />
TIPP<br />
Allround<br />
Adidas<br />
Terrex Fleece Jacket<br />
Berghaus<br />
Brenta II<br />
Haglöfs<br />
Isogon Jacket<br />
La Sportiva<br />
Voyager Jacket M<br />
Mammut Aconcagua<br />
Jacket Men<br />
Norröna Narvik Warm<br />
2 Stretch Zip Hood<br />
Vertrieb, Info 0 91 32/8 40,<br />
www.adidas.com/outdoor<br />
08 00/1 00 87 65,<br />
www.berghaus.com<br />
08 31/51 28 00,<br />
www.haglofs.se<br />
00 39/04 62/57 18 00,<br />
www.lasportiva.com<br />
0 83 34/3 62 00,<br />
www.mammut.ch<br />
0 89/34 69 66,<br />
www.norrona.no<br />
Preis in Euro 99,95 89,95 140,- 99,95 150,- 189,-<br />
Gew./Größe 445 g/L 385 g/XL 485 g/L 455 g/L 390 g/L 460 g/L<br />
Material /<br />
Qualität<br />
Pontetorto Tecnostretch<br />
91% Polyester + Elastan<br />
/ dünn, sehr dehnbar,<br />
innen waffelig, außen<br />
glatt/waffelig<br />
Polartec Thermal Pro<br />
100% Polyester / eher<br />
dünn, seitenelastisch,<br />
innen fl auschig, außen<br />
streifi g<br />
Polartec Thermal Pro<br />
100% Polyester / dicker,<br />
seitenelastisch, innen<br />
fl auschig, außen streifi g<br />
Mikrofl eece 94%<br />
Polyamid + Polyuretan<br />
/ dünn, sehr dehnbar,<br />
innen fl auschig, außen<br />
windresistent<br />
Polartec Power Stretch<br />
Pro Polyester/Polyamid<br />
+ Elastan / dünn, sehr<br />
dehnbar, innen fl auschig,<br />
außen windabweisend<br />
Polartec Power Stretch<br />
Polyester + Elastan /<br />
dick, sehr dehnbar, innen<br />
sehr fl auschig, außen<br />
windabweisend<br />
Passform<br />
Anliegend, Gesäß-langer<br />
Schnitt<br />
Eher luftig Anpassbar Eher schlank Schlank bis mittel Mittel<br />
Frontverschluss<br />
RV resistent, isoliert<br />
hinterlegt<br />
RV resistent, breit<br />
hinterlegt<br />
RV resistent, dicht<br />
hinterlegt<br />
RV hinterlegt<br />
RV resistent, isoliert<br />
hinterlegt<br />
RV resistent<br />
Abschlüsse<br />
Rumpf/Ärmel/Hals<br />
Gummizug / Lycra /<br />
Kragen<br />
Lycra / Lycra /<br />
Kragen mit Lycra<br />
Gummizug / Lycra /<br />
Kragen mit Lycra<br />
Lycra / Bündchen +<br />
Lycra / Kragen mit Lycra<br />
Bündchen / Bündchen /<br />
Kragen mit Lycra<br />
Gummiband / Gummiband /<br />
Kapuze<br />
Taschen<br />
2 Seiten, hinterlegt,<br />
mit RV<br />
2 Seiten mit RV,<br />
2 innen groß<br />
2 Seiten tief mit RV,<br />
RV-Napoleon klein<br />
Napoleon/iPod mit RV Napoleon klein mit RV 2 Seiten unverschlossen,<br />
RV-Napoleon klein<br />
Extras<br />
Baselayer, Schweißsauger<br />
Cocona, Antipilling-<br />
Kragen, Seiten/Achseln/Oberrücken<br />
luftig,<br />
Taschenlüftung<br />
Weiche Kinnpatte, Antipilling-Schweißkragen,<br />
Stretcheinsätze Seiten/<br />
Ellenbogen, Taschenlüftung<br />
Trikot-Patte,<br />
Bluesign-zertifi ziert<br />
Auch Baselayer, Schulterverstärkung,<br />
Daumenlöcher,<br />
Antipilling-<br />
Schweißkragen, Polygiene<br />
Geruchshemmung<br />
Antipilling-Schweißkragen<br />
+ -hals, Stoff<br />
Bluesign-zertifi ziert,<br />
Fairwear, auch Baselayer<br />
Rücken verlängert, sehr<br />
fl exible Daumenlöcher,<br />
auch Damenvariante<br />
BEWERTUNGEN<br />
Verrutschen ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Beweglichk. ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Wärmung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Windabw. ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Dampfdurchl. Stark saugend, top luftig Hoch + feuchtedicht Hoch + feuchtedicht Saugend + feuchteabw. Extrem saugend Extrem saugend<br />
Hautgefühl ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Abdichtung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Unser<br />
Eindruck<br />
Hybrid-Jacke für mildere<br />
Temperaturen. Luftige<br />
bzw. windabweisende Zonen,<br />
extrem feuchtesaugend,<br />
Schultern/Hüften<br />
robuster, nicht kuschelig,<br />
rutscht an Ärmeln,<br />
Ärmelnähte spürbar, RV<br />
wellt sich<br />
EINSATZBEREICHE<br />
Durchdachte Leicht-<br />
Konstruktion. Innen<br />
und außen sehr weich,<br />
kaum spürbar, außer<br />
am Ellenbogen, extrem<br />
dampfdurchlässig, relativ<br />
luftig, feuchtedicht,<br />
dünne Stretcheinsätze<br />
feuchtesaugend<br />
Kuschelige und feuchtedichte<br />
Wärmejacke. Sehr<br />
warm, sehr gutes Wärme-/Gewichts-Verhältnis,<br />
sehr kuschelige Taschen,<br />
super Rumpfabdichtung,<br />
aber v. a. Ärmel mäßig,<br />
rutscht am Rumpf<br />
Robuste Funktionsjacke<br />
für intensive Aktivität.<br />
Angenehmes Traggefühl,<br />
super Kragen, wärmt<br />
gut nur bei Bewegung,<br />
dampfsaugend +<br />
feuchteabweisend, hoher<br />
Windschutz, RV leichtgängig,<br />
relativ schwer<br />
Schlichte kuschelige<br />
Funktionsjacke. Auch außen<br />
sehr weich, komplett<br />
aus einem Stoff, Ärmel<br />
wie angewachsen, sehr<br />
beweglich, sehr stark<br />
feuchtesaugend, außen<br />
robuster, top Kragen,<br />
aber kann drücken<br />
Sehr kuscheliges Wärmefl<br />
eece. Kaum spürbar,<br />
sehr warm, sehr stark<br />
feuchtesaugend, durchdachter<br />
Ärmelabschluss,<br />
helmtaugliche Kapuze<br />
leicht drehbar, aber sehr<br />
weit, offene Seitentaschen<br />
Bewegung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Kälte/Ruhe – – ■■■■■ – ■■■■■ ■■■■■<br />
Windig ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
96 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
TIPP<br />
Wärmung<br />
Ortovox<br />
Fleece Jacket Men<br />
Patagonia M’s Piton<br />
Hybrid Hoody<br />
Rab<br />
Boulder Jacket<br />
Schöffel<br />
Jack<br />
Tilak<br />
Femund XL<br />
Vaude Men’s Vallacia<br />
Fleece Jacket<br />
0 89/66 67 40,<br />
www.ortovox.com<br />
08 00/0 00 11 56,<br />
www.patagonia.com<br />
0 89/8 99 60 30,<br />
www.rab.uk.com<br />
0 82 32/5 00 60,<br />
www.schoeffel.de<br />
0 91 33/60 38 05,<br />
www.xtrym.de<br />
0 75 42/5 30 60,<br />
www.vaude.com<br />
149,95 1<strong>80</strong>,- 139,95 119,90 129,90 130,-<br />
4<strong>80</strong> g/XL 335 g/M 535 g/L 545 g/L 405 g/XL 390 g/L<br />
Merino Midlayer Polyester/<br />
27% Merino + 4% Elastan<br />
/ dünn, relativ dehnbar,<br />
innen fl auschig, außen<br />
windabweisend<br />
Polartec Power Dry 94%<br />
Polyester + Spandex /<br />
dünn, dehnbar, Schulter-<br />
Brust-Bereich + Ellenbogen<br />
Wind Pro Hardface<br />
Polartec Thermal Pro High<br />
Loft 100% Polyester /<br />
dick, relativ dehnbar, innen<br />
äußerst fl auschig, außen<br />
fl auschig<br />
100% Polyester / eher<br />
mittel, relativ dehnbar, innen<br />
sehr fl auschig, außen streifi g<br />
Polartec Power Stretch Pro<br />
Polyester + Spandex / eher<br />
mittel, relativ dehnbar, innen<br />
fl auschig, außen glatt-streifi g<br />
Polartec Thermal Pro High<br />
Loft 100% Polyester /<br />
eher mittel, seitlich dehnbar,<br />
innen fl auschig, außen<br />
waffelig-fl auschig<br />
Mittel Eher anliegend Eher weit Eher mittel Anliegend Schlank bis mittel<br />
RV stark resistent, isoliert<br />
hinterlegt<br />
RV resistent<br />
RV resistent, innen isoliert<br />
hinterlegt<br />
RV innen isoliert hinterlegt RV innen hinterlegt RV resistent, innen isoliert<br />
hinterlegt<br />
Lycra / Lycra / Kragen<br />
Lycra / Lycra / Kapuze<br />
mit Lycra<br />
Fleecebund / Stretchbund /<br />
Kragen breit<br />
Bund mit Gummizügen /<br />
Bund / Kragen<br />
Lycra / Lycra /<br />
Kapuze mit Lycra<br />
Taschen-Gummizug / Stretchbund<br />
/ Kragen mit Lycra<br />
2 Seiten groß mit RV, 2<br />
innen, resistente RV-Wert<br />
Napoleon mit RV 2 Seiten, Napoleon groß 2 Seiten mit RV, 2 innen,<br />
alle groß<br />
2 Seiten mit RV abgedeckt,<br />
2 innen<br />
2 Seiten mit RV, hochgesetzt<br />
Auch Baselayer, Taschenlüftung,<br />
Daumenlöcher,<br />
Schultern/Hüften nahtfrei,<br />
Antipilling-Kragen<br />
Auch Baselayer, weiche<br />
Kinnpatte, zur Hälfte<br />
recycelt, Hüfte/Schultern<br />
nahtfrei, teils wasserresistent<br />
Seiten/Einsätze Powerstretch<br />
(PES/PA + Spandex),<br />
fl exible Daumenlöcher,<br />
Taschenlüftung<br />
Kragen breit + Antipilling,<br />
Fleecepatte<br />
Trikotpatte, Taschenlüftungen,<br />
verlängerter Rücken<br />
Taschenlüftung, Antipilling-<br />
Schweißkragen + -hals,<br />
Antschweiß-Patte, Stoff<br />
Bluesign-zertifi ziert<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Extrem saugend Wasserres., sehr saugend Hoch + feuchtedicht Hoch / feuchtedicht Sehr hoch + saugend Hoch + feuchtedicht<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Fleecejacke mit Naturfasern.<br />
Für hohe Aktivität,<br />
stark windabweisend und<br />
sehr stark feuchtesaugend,<br />
fast keine Geruchsbildung,<br />
super Kragen, sehr beweglich,<br />
aber verrutscht am<br />
Rumpf, sehr kleiner Zipper<br />
Multifunktionelle Leicht-<br />
Fleecejacke. Bei Aktivität<br />
warm, kuschelig, sehr stark<br />
feuchtesaugend, an neuralgischen<br />
Zonen Wind-,<br />
Abrieb- + Wasser-resistent,<br />
super Kapuze, Brust-RV<br />
nicht hinterlegt, kann am<br />
Hals drücken<br />
Äußerst kuschelige<br />
Wärmejacke. Wärmster<br />
Stoff, Nähte/Elastikeinsätze<br />
dampfdurchlässiger,<br />
aber Kältebrücken, Ärmel/<br />
Kragen dichten gut, aber<br />
Rumpfabschluss zu weit<br />
+ rutscht etwas, Kragen<br />
schweißig<br />
Retrojacke mit luftiger Funktion.<br />
Auch für Stadt/Reise,<br />
sehr luftig/dampfdurchlässig,<br />
viel Stauraum, Ärmel- +<br />
Halsabschlüsse etwas kratzig<br />
und weit, relativ schwer,<br />
winddurchlässig, rutscht bei<br />
erhobenen Armen<br />
Funktionelle Leichtjacke.<br />
Sehr kuschelig, feuchtesaugend,<br />
luftig und doch relativ<br />
robust, extremer Dampfdurchsatz,<br />
relativ leicht,<br />
erstaunlich gute Abschlüsse,<br />
Kapuze voll beweglich<br />
Luftige Kuscheljacke. Top<br />
Abdichtung, aber kaum<br />
windabweisend, robustere<br />
Antischweiß-Abschlüsse,<br />
Taschenzug bändelfrei,<br />
Kragen angenehm, Taschen<br />
ungemütlich, Stoff weniger<br />
robust, rutscht am Rumpf<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
– – ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■ ■■■■■<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 97
Das<br />
Multitalent<br />
Wenn’s kalt ist, wärmt die Fleecejacke – doch erst<br />
wenn es warm wird, kann sie ihren wahren Trumpf<br />
ausspielen: ihre immense Atmungsaktivität<br />
KRAGEN<br />
Der Fleecekragen sollte aus glattem<br />
Stoff bestehen, also keinesfalls<br />
fl auschig sein (Pilling, Schwitzen,<br />
evtl. Allergie).<br />
TIPP<br />
Checkliste für<br />
den <strong>besten</strong> Fleece<br />
■ Obwohl Fleecejacken sehr atmungsaktiv sind, sollte<br />
man bei dicken Jacken mit niedrigerem Dampfdurchsatz<br />
für intensivere Aktivität auf Taschenlüftungen und evtl.<br />
dünnere Stretchfl eece-Einsätze achten.<br />
■ Bis übers Gesäß verlängerte Schnitte wärmen besser,<br />
ergeben einen höheren Wärmeeffekt und ermöglichen<br />
ungehinderte Bewegung, ohne das Gewicht wesentlich<br />
zu erhöhen.<br />
■ Bei Herbst- und Wintertouren im Gebirge reicht<br />
häufi g ein windabweisendes Fleece für den Aufstieg<br />
aus, während für Abstieg oder Abfahrt eine Schutzjacke<br />
übergezogen wird.<br />
■ Zum Funktionserhalt des Fleeces sollte man als<br />
Baselayer nur dünne anliegende Sommer-Funktionsshirts<br />
unterziehen – sofern das Fleece nicht selbst als unterste<br />
Lage dient.<br />
■ Da Fleece aus bakterienfreundlichem Polyester<br />
bestehen, sollten sie – besonders bei<br />
Verwendung als Baselayer – bei Geruchsbildung<br />
gewaschen werden (Waschmaschine<br />
mit Waschpulver bei 30 bis 40° Celsius).<br />
VERRUTSCHEN<br />
Besonders an den Armen, aber<br />
auch an der Hüfte sollte die Jacke<br />
bei bewegungsintensiven Aktivitäten<br />
kaum verrutschen.<br />
ATMUNGSAKTIVITÄT<br />
Das Fleece sollte Schweißdampf<br />
schnell nach außen transportieren<br />
und innen schnell trocknen.<br />
ABSCHLÜSSE<br />
DEHNBARKEIT<br />
Es gibt keinen Grund, auf Dehnbarkeit<br />
zu verzichten. Selbst komplett<br />
gummifreies Fleece lässt sich so<br />
weben, dass es sich seitlich dehnt.<br />
<strong>Die</strong> meist einfachen, dehnbaren<br />
Abschlüsse sollten sich idealerweise<br />
Handgelenken und Rumpf<br />
anpassen und am Kragen wenig<br />
Luft lassen.<br />
98 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Oktober–Dezember<br />
Februar–April<br />
Juni–September<br />
ge<br />
ABENTEUER<br />
Wege<br />
Reportagen<br />
Routen<br />
Hintergründe<br />
NEU<br />
NATUR KULTUR HISTORIE ERLEBEN<br />
Ausgabe 1/2012<br />
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BeNeLux 8, 0 € · Italien 8,20 €<br />
ABENTEUER<br />
Wege<br />
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KORSIKA<br />
<strong>Die</strong> ewige Insel<br />
TRENTINO<br />
Sentiero della Pace<br />
Ausgabe 2/2012<br />
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Abenteuer WEGE 1/2013 ALPEN ERZGEBIRGE STOCKHOLM NEPAL DONAU GOTTHARD<br />
Wege<br />
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Gipfeltour am Arlberg<br />
ERZGEBIRGE<br />
Auf dem Kammweg<br />
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Abenteuer WEGE 2/2013 ITALIENISCHE ALPEN KÄRNTEN VULKANEIFEL BERLIN URWALD NORWEGEN<br />
Wege<br />
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ITALIENISCHE ALPEN<br />
Am Monte Tremalzo<br />
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Der Karnische Höhenweg<br />
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Routen und<br />
HINTERGRÜNDE<br />
ASMagazin für<br />
menschen In Bewegung<br />
Abenteuer WEGE 2/2012 KORSIKA TRENTINO RUHRPOTT CHINA ODENWALD RHEIN<br />
Abenteuer WEGE 1/2012 BERLIN PIEMONT KOCHER TRENTINO<br />
ABENTEUER<br />
Das Magazin für Menschen in Bewegung<br />
BERLIN Der Mauerweg<br />
PIEMONT Berge im Abseits<br />
ABENTEUER<br />
Das Magazin für Menschen in Bewegung<br />
KOCHER <strong>Die</strong> Entdeckung eines Flusses<br />
TRENTINO Klettersteige in der Brenta<br />
23.04.2012 16:58:42<br />
Das Magazin für Menschen in Bewegung<br />
RUHRPOTT Route der Industriekultur ODENWALD Der Nibelungensteig<br />
CHINA Auf den Spuren der Seidenstraße RHEIN Flussfahrt per Frachter<br />
05.09.2012 08:07:35<br />
Das Magazin für Menschen in Bewegung<br />
STOCKHOLM Wege einer Stadt<br />
NEPAL Annapurna-Runde<br />
DONAU 2845 Kilometer Fluss<br />
GOTTHARD <strong>Die</strong> Verwandlung<br />
30.01.2013 17:38:36<br />
VULKANEIFEL Auf alten Bahntrassen<br />
BERLIN Lebensraum Oranienstraße<br />
URWALD Šumava & Bayerischer Wald<br />
NORWEGEN Entlang der Fjordküste<br />
05.05.2013 23: 4:19<br />
Abo- und Einzelheftbestellung unter: abo@abenteuer-wege.de, Tel. 0 7130/4 0193 42.<br />
Abenteuer WEGE erscheint vierteljährlich. Einzelheftpreis: 7,50 Euro; Abonnementpreis: 28 Euro/vier Ausgaben.
JUBILÄUMS-SPECIAL<br />
Zum Glück ein Modell mit<br />
wasserdichtem Lederboden.<br />
Den gibt es bereits<br />
seit den 1950er-Jahren.<br />
Der Rucksack von 1930 bis heute<br />
Immer vorn dabei<br />
Norröna<br />
Modell 1934<br />
Deuter<br />
Serie Tauern<br />
Norröna<br />
Modell 1968<br />
Salewa<br />
Montblanc<br />
Deuter<br />
Aircomfort (erstes Modell)<br />
Jahrzehnt 1930er-Jahre 1950er-Jahre 1960er-Jahre 1970er-Jahre 19<strong>80</strong>er-Jahre<br />
Konstruktion<br />
Wander-Baumwollrucksack<br />
mit vielen Außentaschen und<br />
Lederriemen mit Eisenschnallen-Verschluss<br />
Alpinrucksack mit Traggestell,<br />
konkav verstellbarem Rücken<br />
und verstell- oder abnehmbarer<br />
Traggurt-Verspannung;<br />
robuster, wasserdichter<br />
Lederboden<br />
Endlich: Wasserabweisender<br />
Bergrucksack aus acrylbeschichtetem<br />
Nylon mit<br />
internem Aluminiumgestell<br />
und Lederriemen;<br />
38 l / 1,1 kg<br />
<strong>Touren</strong>rucksack aus acrylbeschichtetem<br />
Nylon mit<br />
internem Gestell, externer<br />
Pickelfi xierung und anliegendem<br />
Rücken; für schwere<br />
Lasten auf Kraxe fi xierbar<br />
Kunstfaser-Wanderrucksack<br />
mit internem, konkavem Gestell<br />
und darüber gespanntem<br />
Netz zur Hinterlüftung des Rückens;<br />
gepolsterte Textilträger<br />
und Hüftfl ossen<br />
Bemerkung<br />
<strong>Die</strong> klassische Rucksackwolke,<br />
noch ohne Gestell. Bei<br />
Regen hat man Pech, da sich<br />
der Stoff schnell vollsaugt.<br />
Revolutionäres Modell mit<br />
Hinterlüftung und Vorformung.<br />
Tragekomfort wegen ungepolsterter<br />
Gurte noch ausbaufähig<br />
Revolutionärer Leichtrucksack<br />
– wasserresistent! Seine<br />
Verbreitung war allerdings auf<br />
Skandinavien beschränkt.<br />
Durchdachter variabler Expeditionsrucksack;<br />
benutzt von<br />
Kletter-Pionier und Patagonia-<br />
Gründer Yvon Chouinard<br />
Darauf haben vor allem<br />
weibliche Wanderer gewartet:<br />
Laufen ohne Schweißbad am<br />
Rücken.<br />
100 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Gemeinsam mit Bergschuhen<br />
standen Rucksäcke<br />
schon früh im<br />
Fokus von <strong>Bergsteiger</strong>n<br />
wie Herstellern. Entsprechend<br />
viel hat sich getan.<br />
Von Christian Schneeweiß<br />
Ein Rucksack war für Bergtouren<br />
schon immer Grundvoraussetzung<br />
– zu früheren Zeiten noch<br />
mehr als heute, wo man nicht bei<br />
jeder Wanderung eigene Verpflegung<br />
einpacken muss, sondern in bewirteten<br />
Hütten einkehren kann. Dennoch –<br />
Regenjacke, Karte, Erste-Hilfe-Set – all das<br />
braucht nach wie vor seinen Platz.<br />
Schon Ötzi, die Gletschermumie aus den<br />
Ötztaler Alpen, trug zu seinen Lebzeiten<br />
(ca. 3300 v. Chr.) eine Kraxe. Bis ins 20.<br />
Jahrhundert transportierten Bauern damit<br />
Heu oder Brennholz, das mit Hanfseilen<br />
befestigt war: Der Ursprung des Gestellrucksacks.<br />
In abgelegeneren Gegenden des<br />
Himalaya wird dieses Verfahren mit Kleidung<br />
als Kraxen- oder Expeditionsgepäck-<br />
Polsterung noch praktiziert.<br />
Zusätzlich trug Ötzi eine Felltasche bei sich.<br />
Hierin verstaute er Utensilien wie glühende<br />
Salewa<br />
Peuterey 40<br />
Norröna<br />
Nansen 50 L<br />
1990er-Jahre 2000er-Jahre (2003) heute<br />
Anliegender Alpin- und<br />
Hochtouren-Rucksack mit 2<br />
Nylonschnallen, voluminöser<br />
Deckeltasche; Pickelfi xierungen,<br />
Materialschlaufen,<br />
skitaugliche Kompression,<br />
schlicht und leicht<br />
<strong>Die</strong>ser Alpin-Klassiker wird<br />
mit regelmäßigen Verbesserungen<br />
bis heute produziert –<br />
wenn auch nicht ganz so bunt<br />
Gut gepolsterter Gestellrucksack<br />
für Trekking<br />
mit längenverstellbaren<br />
Traggurten, abnehmbaren Außentaschen,<br />
und Bodenfach;<br />
Frontriemen-Kompression,<br />
RV-Seiteneingriff<br />
Solche Rucksäcke sind in den<br />
Bergen schon länger nicht<br />
mehr gefragt. Für die gibt es<br />
heute leichtere Modelle.<br />
Holzkohle als Feueranzünder oder einen<br />
Dolch mit Feuersteinklinge: das Grundmuster<br />
des anliegenden Tagesrucksacks.<br />
Bis heute unterscheiden sich Bergrucksäcke<br />
in am Rücken anliegende Modelle für alpine<br />
<strong>Touren</strong> oder Klettern und abstehende für<br />
Wandern oder schwere Lasten. Aus diesen<br />
Typen wurden ab den 1930er-Jahren Trekking-<br />
und Bergrucksäcke professionell entwickelt.<br />
Zusammen mit Schuhen waren sie<br />
die wesentliche Bergausrüstung. Spezialkleidung<br />
wie die Anoraks der Eiger-Nordwand-<br />
Besteiger von 1938 wurden hingegen nur<br />
von Nischenherstellern produziert.<br />
Hinterlüftung als Revolution<br />
<strong>Die</strong> ersten Rucksäcke bestanden aus Segeltuch<br />
– also dicht gewebter, sehr robuster,<br />
aber wassersaugender Baumwolle –, das an<br />
neuralgischen Punkten mit Leder verstärkt<br />
war. Aus diesem zähen Material bestanden<br />
bis in die 70er-Jahre auch die Trag- und<br />
Hüftriemen – sofern letztere überhaupt<br />
vorhanden waren. Bergrucksäcke hatten bis<br />
in die 1940er-Jahre kein Gestell, es sei denn<br />
eine schwere externe Kraxe. Polster waren<br />
unbekannt, außer als robuste Lederbezüge.<br />
Während des Zweiten Weltkriegs dominierten<br />
Armeerucksäcke das Sortiment.<br />
Bereits in den 1950er-Jahren wurden Gestelle<br />
in Rucksäcke integriert, und erstmals<br />
tauchten Rucksäcke mit zur Hinterlüftung<br />
konkav gekrümmtem oder sogar verstellbarem<br />
Rücken auf. <strong>Die</strong> schweren Stahlkraxen<br />
Deuter<br />
Futura 32<br />
Komfort-Bergrucksack mit<br />
Netzrücken, Doppelrahmen<br />
für Netzspannung, Airmesh-<br />
Polsterung; Pickel- und<br />
Stockfi xierung, Bodenfach,<br />
Regenhülle. Gewicht: 1,6 kg<br />
Auch für Frauen und Übergroße.<br />
Man schwitzt kaum mehr<br />
am Rücken, dennoch liegt der<br />
Schwerpunkt sicher an.<br />
Foto: Hersteller; Hermann Huber »Wege und Weggefährten«<br />
Wer solche Lasten transportiert, braucht<br />
einen Rucksack, der vor allem stabil ist.<br />
wurden durch Aluminiumkraxen ersetzt.<br />
Während der 1960er-Jahre tauchten die<br />
ersten Rucksäcke aus der Kunstfaser Perlon<br />
(alias Nylon, chemisch Polyamid) auf, die<br />
ebenfalls ein internes Gestell hatten. <strong>Die</strong><br />
Kunstfaser war nicht nur leichter; sie erlaubte<br />
auch eine wasserdichte Beschichtung<br />
mit Acryl und später Polyurethan. Und die<br />
Rucksäcke erhielten endlich Polsterungen<br />
an Schulter- und Hüftgurten.<br />
Voluminös war gestern<br />
Seit den 19<strong>80</strong>er-Jahren bildet dies zusammen<br />
mit Verstellungen der Schulterträger<br />
(Rückenlänge und Lastpositionierung) den<br />
Standard, auf dem die meisten Rucksäcke<br />
noch heute basieren. Allerdings war es damals<br />
üblich, viel zu voluminöse und schwere<br />
Rucksäcke zu tragen.<br />
Heute sind diese für Tages- und Wochenendtouren<br />
mit Hüttenübernachtung im Gebirge<br />
deutlich kleiner und leichter (um 25 l bzw.<br />
32 bis 45 l und gut 1 kg bzw. um 1,5 kg ),<br />
die Gestelle bei Alpin- und Kletterrucksäcken<br />
filigran oder nur Schaumstoffplatten,<br />
flexibel, leicht und teils herausnehmbar.<br />
Und statt Kraxe sorgen Netzrucksäcke oder<br />
ganz rückenfreie Modelle für Hinterlüftung<br />
beim Wandern. Der zwischen anliegend und<br />
konkav verstellbare Rücken ohne Netz wie<br />
bei den »Tauern«- und »Anden«-Rucksäcken<br />
(Deuter bzw. Salewa) der 1950er-Jahre ist aber<br />
wieder im Kommen. Schwere Rucksäcke (2<br />
bis 3 kg) mit guter Polsterung und stabilem<br />
Traggestell gibt es heute fast nur noch im<br />
Trekkingbereich. Demgegenüber stehen ultraleichte,<br />
anpassbare und faltbare Rucksäcke<br />
(0,5 bis 1 kg) ohne Gestell für Klettern oder<br />
Gipfelaufstieg bei Mehrtagetouren, während<br />
bei Trailrunnern auch das Wimmerl – eine<br />
um die Hüfte geschlungene Tasche als direkter<br />
Nachfolger der Felltasche – als raffiniertes<br />
Hip Pack hoch im Kurs steht.<br />
◀<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 101
EVENT<br />
Exklusives Erlebnis mit David Lama und Stefan Glowacz<br />
Klettern mit<br />
den Besten<br />
Der BERGSTEIGER bietet zusammen<br />
mit dem »Kiku International Mountain<br />
Summit« (IMS) vier Leserinnen und<br />
Lesern die Chance, sich von den Top-<br />
Alpinisten David Lama und Stefan<br />
Glowacz in Südtirol anleiten zu<br />
lassen: beim »Climb&Talk by<br />
GORE-TEX ® « vom 19. bis<br />
20. Oktober.<br />
Fotos: F. Klinger/ASP Red Bull, K. Fengler<br />
»Ich kenne David Lama, da lag er noch<br />
im Maxi-Cosi in Innsbruck unterhalb<br />
der Kletterwand«, erzählte Stefan<br />
Glowacz im BERGSTEIGER-Interview<br />
(Ausgabe 07/12). Das sollte gar nicht<br />
väterlich klingen, auch wenn die beiden<br />
Ausnahme-Alpinisten 25 Lebensjahre voneinander<br />
trennen. Glowacz wollte damit zum<br />
Ausdruck bringen, dass er die sagenhafte<br />
Karriere David Lamas von Anfang an mitverfolgte<br />
– mit wachsendem Staunen. »Ich prophezeie,<br />
dass er derjenige sein wird, der den<br />
gesamten Klettersport in ganz neue Dimensionen<br />
führen wird – so, wie er jetzt mit<br />
dem Cerro Torre angefangen hat. Davon bin<br />
ich hundertprozentig überzeugt.« Ein hohes<br />
Lob vom Altmeister, der den Rock Master in<br />
Arco dreimal gewonnen hat (1987, 1988 und<br />
1992), in der Kletterszene so hoch angesehen<br />
wie Wimbledon bei den Tennisspielern.<br />
David Lama wiederum gab sich im<br />
BERGSTEIGER-Interview (Ausgabe 12/12)<br />
bescheiden und kommentierte seine Apostrophierung<br />
als das »hoffnungsvollste<br />
Talent im Alpinismus« mit den Worten,<br />
dass er halt schon »sehr früh im Alter<br />
von fünf Jahren zu klettern angefangen«<br />
habe. Der entscheidende Unterschied zu<br />
den früheren Kletterern: »Es gibt wenige<br />
Alpinisten, die im XI. Grad sportklettern<br />
und das auf das alpine Gelände übertragen<br />
können«, sagte Lama.<br />
Der XI. Grad wird in Südtirol beim<br />
»Climb&Talk by GORE-TEX®« keine entscheidende<br />
Rolle spielen, die Teilnehmer<br />
sollten aber schon im VI. Grad sicher unterwegs<br />
sein. Am Samstag, 19. Oktober,<br />
dürfen die Auserwählten beim Bergfestival<br />
IMS (www.ims.bz) dann ihr Können<br />
zeigen und sich von Glowacz und Lama<br />
im Klettergarten »Morderplotta« (Marderplatte)<br />
in Kurtatsch im Süden Südtirols<br />
Griffe und Kniffe zeigen lassen (Programm<br />
und Voraussetzungen siehe Kasten »Das<br />
Paket Climb&Talk«). Das ist aber noch<br />
längst nicht alles: Am Abend gibt es einen<br />
IMS-Talk mit Reinhold Messner, und<br />
am Sonntag sind die Teilnehmer mit auf<br />
102 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
David Lama<br />
Sein Coup am Cerro Torre in Patagonien, als er<br />
Anfang 2012 die »Kompressor-Route« ohne<br />
künstliche Hilfsmittel durchstieg, gilt schon<br />
jetzt als Meilenstein des Alpinismus. Dabei<br />
ist David noch jung – er wurde am 4. August<br />
1990 als Sohn einer Tirolerin und eines nepalesischen<br />
Sherpas in Innsbruck geboren.<br />
Stefan Glowacz<br />
Das Sportklettern hat der Garmischer<br />
(geb. 22. März 1965) schon vor 20 Jahren<br />
aufgehört – am Zenit seines Erfolges. 1992<br />
gewann er nach drei Rock-Master-Titeln auch<br />
den olympischen Demonstrationswettbewerb<br />
in Albertville. Seither hat er sich auf spektakuläre<br />
Kletter-Expeditionen spezialisiert.<br />
einem IMS-Walk dabei. Den Abschluss<br />
bildet eine Podiumsdiskussion »Mountain<br />
Xtreme by GORE-TEX®«, bei der neben<br />
Stefan Glowacz und David Lama auch Benedikt<br />
Böhm, Lewis Grundy, Seb Michaud,<br />
Alexander Polli sowie Tanja Valerien und<br />
Silvia Vidal mit von der Partie sind. ◀<br />
Jetzt heißt es nur noch: bewerben!<br />
<strong>Die</strong> Redaktion zieht aus den Einsendungen (bis<br />
5. Oktober 2013) der Kandidat(inn)en, die beim<br />
»Climb&Talk« mitmachen wollen, die vier Teilnehmer.<br />
Anmeldungen per E-Mail an bergsteiger@<br />
bruckmann.de oder per Post an BERGSTEIGER,<br />
Postfach 40 02 09, <strong>80</strong> 702 München<br />
DAS PAKET<br />
CLIMB & TALK<br />
Samstag, 19. 10. 2013<br />
9–16 Uhr Klettern mit Stefan Glowacz<br />
und David Lama<br />
▪ Treffen um 8 Uhr im Kongresszentrum<br />
Forum Brixen<br />
▪ Transfer mit dem Bus von Brixen<br />
nach Kurtatsch<br />
▪ Workshop<br />
▪ Betreuung durch den Bergführer<br />
Hanspeter Eisendle<br />
▪ Verpfl egung vor Ort<br />
20 Uhr IMS Talk von Reinhold Messner<br />
»High-Risk«, Kongresszentrum Forum Brixen<br />
Samstag, 20. 10. 2013<br />
8–15 Uhr IMS-Walk mit Stefan Glowacz<br />
und David Lama auf einer der schönsten<br />
Wanderrouten Südtirols<br />
19.30–21.30 Uhr IMS-Diskussion »Mountain<br />
Xtreme by GORE-TEX®« mit Benedikt<br />
Böhm, Stefan Glowacz, Lewis Grundy, David<br />
Lama, Seb Michaud, Alexander Polli, Tanja<br />
Valerien und Silvia Vidal<br />
Wert des Pakets: 218 Euro (inkl. MwSt.)<br />
Preis für BERGSTEIGER-Leser:<br />
140 Euro (inkl. MwSt.)<br />
Reise- und Unterkunftskosten trägt jeder<br />
Teilnehmer selbst.<br />
Was man draufhaben muss<br />
▪ Selbständiger Vorstieg<br />
▪ Kenntnisse: mind. Schwierigkeitsgrad VI<br />
▪ Selbständiges Sichern<br />
▪ Mitzubringen sind: Klettergurt, Sicherungsgerät,<br />
Kletterseil, Kletterschuhe,<br />
mind. zehn Expressen, Helm<br />
▪ Deutsch- oder Englischkenntnisse<br />
▪ ACHTUNG: eigenverantwortliches Klettern<br />
und Sichern!<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 103
SERVICE<br />
SERIE: Stille Helfer<br />
Stille<br />
Helfer<br />
+<br />
Teil 7: Hanfstrick und High-Tech<br />
EINE INITIATIVE VON<br />
Allianz<br />
fürs Leben<br />
Das Leben von Kletterern hängt nicht mehr am<br />
seidenen Faden: Seile aus Kunstfaser halten<br />
heute weit mehr, als sie müssten. Das war nicht<br />
immer so. Von Moritz Baumstieger<br />
104 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Taglingers Tipp:<br />
Das Kreuz mit<br />
den Krangeln<br />
Fotos: Christian Pfanzelt (2), Mammut (2), privat<br />
Seile sind heute beim Klettern – ob im Auf- oder Abstieg – kaum mehr wegzudenken.<br />
Manche Dinge kennt man nur<br />
im Doppelpack. Sie treten<br />
stets als Paare auf; dass der<br />
eine ohne den anderen kann,<br />
ist nicht vorstellbar. Ernie<br />
und Bert, die Weißwurst und der süße Senf,<br />
die Huberbuam: Dass es Zeiten gegeben haben<br />
soll, in denen die Partner solo waren<br />
und unabhängig voneinander existierten,<br />
klingt höchst seltsam. Und trotzdem<br />
stimmt es: Auch der <strong>Bergsteiger</strong> und das<br />
Seil, sein Standeszeichen und seine Lebensversicherung,<br />
mussten sich erst finden.<br />
<strong>Die</strong> ersten Alpinisten zogen ohne los: Als<br />
Michel-Gabriel Paccard und Jacques Balmat<br />
1786 mit der Erstbesteigung des Mont Blanc<br />
die Ära des modernen Alpinismus einleiteten,<br />
hatten sie zwar Stricke dabei, die<br />
dienten aber nur dazu, die Ausrüstung zu<br />
befestigen. Auch bei der Erstbesteigung des<br />
Ortlers 1<strong>80</strong>4 spielte das Seil keine Rolle, seine<br />
Verwendung lag damals hauptsächlich<br />
in Seefahrt, Handwerk und Landwirtschaft.<br />
Für die produzierte etwa ein gewisser Kaspar<br />
Tanner, der 1862 im Aargau eine Seilerei<br />
eröffnete. Ein Jahr später gründeten<br />
Julius Edelmann und Carl Ridder einen<br />
ähnlichen Betrieb im Allgäu. Beide Firmen<br />
produzierten zunächst aus Hanf, reißfesteste<br />
Fasern, die in der Natur vorkommen.<br />
Später entwickelten sie sich zu Spezialisten<br />
für Kletterseile aus Kunstfasern und bestehen<br />
bis heute: Mammut heißen die Schweizer,<br />
Edelrid die Deutschen. Auch wenn die<br />
Produktion anderer Sportartikel nach Asien<br />
abgewandert ist, stellen beide Firmen ihre<br />
Seile nach wie vor am Stammsitz her. Bei ihrer<br />
Lebensversicherung ist der Kundschaft<br />
das »made in ...«-Siegel wichtig.<br />
Bis aus dem Hanfstrick das heutige Hightech-Produkt<br />
wurde, war es ein weiter Weg.<br />
Das erste Seil, das Alpinismus-Geschichte<br />
Zwei Komponenten für mehr Sicherheit:<br />
Der Kern des Seils sorgt für Stabilität, der<br />
Mantel wirkt als Schutz.<br />
»Abgesehen von langsamen Seilschaften,<br />
die Routen blockieren, sind Seil-Krangel so<br />
ziemlich das Nervigste beim Klettern. Und<br />
manchmal sogar gefährlich: Sie können<br />
Karabiner aufdrehen und Sicherungsgeräte<br />
blockieren. Um sie zu vermeiden, muss ein<br />
neues Seil richtig abgerollt werden: Man<br />
steckt beide Unterarme gegenläufi g durch die<br />
Seilrolle. Unter ständigem Zug nach außen<br />
dreht man sie dann umeinander. Und wenn<br />
das Seil wieder aufgenommen wird, sollte<br />
man das in Schlaufen tun, egal ob man sie in<br />
der Hand hält oder sie sich über das Genick<br />
legt. Eine links, eine rechts – am Ende wird<br />
das obere Ende des Bündels mit dem Seilrest<br />
umwickelt. Ein Seil braucht außerdem Pfl ege.<br />
Wenn es dreckig ist, kann es mit mildem Synthetikwaschmittel<br />
in die Maschine gepackt<br />
werden, dann zum Trocknen an einem kühlen<br />
und dunklen Ort ausgelegt werden. An einem<br />
solchen sollte man es auch lagern – liegend,<br />
nicht hängend, und keinesfalls im Kofferraum<br />
in ständiger Hitze oder in Verbindung mit<br />
säurehaltigen Substanzen wie z. B. einer alten<br />
Autobatterie. Sportkletterern rate ich, die<br />
paar Euro in einen Seilsack zu investieren. Er<br />
schützt das Seil vor Schmutz und weil man<br />
das Seilende an ihm festknoten kann, rutscht<br />
das Seilende beim Ablassen nicht so leicht<br />
durch die Sicherung – eine der häufi gsten<br />
Unfallursachen.«<br />
Reiner Taglinger, Jahrgang 69, ist Leiter der<br />
Mammut Alpine School, Vorstand Ausbildung<br />
des deutschen Bergführerverbandes und<br />
Profi bergführer seit mehr als 20 Jahren.<br />
schrieb, tat das nämlich auf negative Weise.<br />
Bis heute kann es in einer Zermatter<br />
Museums-Vitrine besichtigt werden, beziehungsweise<br />
das, was von ihm übrig blieb:<br />
Als Edward Whymper 1865 mit Bergführern<br />
vom Festland und Gentlemen von der Insel<br />
das Matterhorn mehr eroberte als bestieg,<br />
führte die Gruppe insgesamt 170 Meter Seil<br />
aus Manilahanf mit sich. Moderne, vom Britischen<br />
Alpenclub entwickelte Ware. Beim<br />
Abstieg verbanden die Pioniere zwei dieser<br />
starken Seile mit einem dünneren, älteren<br />
Seil – das riss, als der vordere Teil der Siebener-Seilschaft<br />
stürzte und der Verbindungsstrick<br />
mit zirka 300 Kilo belastet wurde.<br />
<strong>Die</strong> Nachricht des Unfalls verbreitete sich<br />
in ganz Europa, den Imageschaden trug<br />
aber Whymper davon und nicht das Sicherungsmittel:<br />
Gerüchte, dass der Engländer<br />
das Seil durchgeschnitten habe, hielten<br />
sich lange. <strong>Die</strong> Alpinisten vertrauten Seilen<br />
trotzdem mehr und mehr, besonders den<br />
Abstieg erleichterten sie ungemein.<br />
In Kombination mit dem Mauerhaken, der<br />
von Anfang des 20. Jahrhunderts an Einzug<br />
in die Kletterei erhielt, waren plötzlich bisher<br />
unbezwingbare Wände machbar. 1941<br />
präsentierte ein Hersteller aus den USA<br />
10 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 105
Das Spiel zum Abhängen<br />
Für alle, die den Umgang mit dem Seil noch lernen oder ihr Wissen beweisen<br />
wollen, gibt es das garantiert Hütten-geeignete BERGSTEIGER-<br />
Seil-Spiel. Alles, was Sie dazu brauchen, sind mindestes vier Spieler, ein<br />
Stück Seil, eine Münze und pro Person eine Spielfigur (z. B. Kieselsteine<br />
in diversen Farben).<br />
DIE REGELN:<br />
1. Gespielt wird in Seilschaften: Der Älteste<br />
bildet eine mit dem Jüngsten, der Zweitälteste<br />
eine mit den Zweitjüngsten und so weiter.<br />
Los geht es bei Einstieg/Ausstieg.<br />
2. Um vorwärts zu kommen, müssen Sie die<br />
Münze werfen: Bei Kopf gehen Sie ein Feld<br />
vor, bei Zahl zwei. Als Nachsteiger fühlen Sie<br />
sich sicherer und dürfen bei Kopf zwei Felder<br />
gehen, bei Zahl drei.<br />
3. Wer auf einem Ereignisfeld landet, kommt<br />
entweder schneller voran, muss pausieren –<br />
oder stürzt vielleicht ein wenig ab. Es dürfen<br />
– das ist ein Spiel, nicht die Wirklichkeit<br />
– mehrere Personen auf einem Ereignisfeld<br />
stehen, selbst am Stand.<br />
4. Anders als in der freien Natur können<br />
Sie in einer Seillänge sogar überholen, da<br />
Sie gleichzeitig klettern und sich gleichzeitig<br />
abseilen. Gelbe Felder (Stand/Gipfel/<br />
Wandfuß) muss der Erste einer Seilschaft<br />
punktgenau erreichen, »drüberklettern«<br />
darf nur der Zweite. Sie sind schließlich als<br />
Seilschaft unterwegs. Bei gelben Feldern<br />
müssen Sie als Seilerster (Vorsteiger) zudem<br />
auf den Seilzweiten (Nachsteiger) warten.<br />
5. Sie dürfen – in Absprache mit allen Seilschaften<br />
– Ihre eigenen Regeln kreieren (z. B.<br />
für Sologänger, die nur einen Schritt gehen<br />
dürfen, nie warten müssen und bei denen<br />
Ereignisfelder nur beim Abseilen zählen).<br />
Wir sind schließlich in den Bergen.<br />
Start/<br />
Ziel<br />
106 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13<br />
2 3<br />
1<br />
4<br />
6<br />
5<br />
8<br />
7<br />
15<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
1 <strong>Die</strong>ses Feld gilt pro Seilschaft höchstens einmal:<br />
Im Seil sind noch Knoten von der letzten Tour. Bitte<br />
eine Runde aussetzen, um die Knoten zu lösen.<br />
2 Wer Klettern will, muss Knoten können. Wenn Sie<br />
mit geschlossenen Augen in 30 Sekunden einen Achter<br />
hinbekommen, dürfen Sie zwei Felder vorrücken.<br />
3 <strong>Die</strong>ses Feld gilt nur für Vorsteiger und pro Seilschaft<br />
höchstens einmal: Auweh, Ihr Seil hat aber<br />
viele Krangel. Um die los zu werden, nehmen Sie den<br />
Notausstieg (senkrecht hinab).<br />
4 <strong>Die</strong>ses Feld gilt nur für Vorsteiger und pro Seilschaft<br />
höchstens einmal. Heftiger Sturz, zwei Felder<br />
zurück. Es empfi ehlt sich außerdem, Seilen in solchen<br />
Fällen eine kurze Erholungszeit zu geben – eine<br />
Runde aussetzen sollte hier reichen.<br />
5 Uih, ein Fixseil! Wenn Sie den Prusikknoten in<br />
zehn Sekunden hinbekommen, dürfen Sie sich über<br />
die Schlüsselstelle hinwegprusiken. Zwei Felder vor!<br />
6 <strong>Die</strong>ses Feld gilt nur für Vorsteiger: Stand – Glückwunsch!<br />
Um den einzurichten, zeigen Sie doch bitte<br />
einen Mastwurf. Wenn Sie ihn hinbekommen, darf Ihr<br />
Partner drei Felder nachrücken (und gegebenenfalls<br />
sogar an Ihnen vorbeiklettern). Sollte er dabei auf<br />
einen Ereignisfeld landen, so gilt dieses nicht.<br />
7 Leider hatten Sie Ihre Lebensversicherung neben<br />
einer auslaufenden Autobatterie gelagert. <strong>Die</strong> Säure<br />
hat das Seil angegriffen – und Sie klettern vorsichtiger.<br />
In den beiden nächsten Spielrunden gehen Sie je<br />
ein Feld weniger, als es Ihr Münzwurf erlauben würde.<br />
8 Eine seltsame Seilführung haben Sie da hinbekommen.<br />
Einmal rechts, dann wieder ganz weit<br />
links der Falllinie. Ihr Einfachseil scheuert auf dem<br />
Fels. Ein Feld abklettern. Sollten Sie oder Ihr Partner<br />
noch einmal auf diesem Feld landen, dürfen Sie es<br />
ignorieren.<br />
9 Sie fi nden im Chalkbag einen Müsliriegel. Wie<br />
der dahin kommt, ist egal. <strong>Die</strong> Extra-Energie, die Sie<br />
direkt zum Gipfel bringt, nicht. Los, schnell hoch!<br />
10 Das ist der Gipfel! Werfen Sie eine Münze.<br />
Zahl als Seilerster: Ihr Partner erhält einen Motivationsschub<br />
und darf direkt zum Gipfel aufschließen.<br />
Kopf als Seilerster: Genießen Sie das Panorama und<br />
warten Sie auf den Nachsteiger.<br />
Zahl als Seilzweiter: Sie dürfen vier Felder abseilen.<br />
Kopf als Seilzweiter: Auch Sie wollen das Panorama<br />
genießen. Setzen Sie die nächste Runde aus.<br />
11 Knoten im Seil? Anstatt weiter abzuseilen, müssen<br />
Sie sich hochprusiken. Zurück zum Gipfel. <strong>Die</strong>ses<br />
Feld gilt natürlich nur einmal pro Seilschaft.<br />
12 <strong>Die</strong>ses Feld gilt nur für Vorsteiger: Leider haben<br />
Sie nur ein Einfachseil – und müssen an dieser Stelle<br />
deshalb eine neue Abseilstelle einrichten. Heißt: Warten,<br />
bis Sie der Nachsteiger erreicht hat. Das Positive:<br />
Feld 14 wird nicht für Ihre Seilschaft gelten.<br />
13 Mit Ihren guten Augen entdecken Sie am Rand<br />
der Wand einen kleinen Jägersteig. Der führt Sie<br />
schneller hinunter. Drei Felder vor!<br />
14 Sie sind am Fuß der Wand angekommen und<br />
müssen auf den Partner warten. Als Sie dieser erreicht/überholt<br />
hat, können Sie sich beim Abziehen<br />
der Halbseile nicht auf den Seilstrang einigen. Jeder<br />
wirft daher eine Münze. Wenn Sie es schaffen, das<br />
selbe Ergebnis zu erzielen, haben Sie Glück gehabt.<br />
Ansonsten: Falscher Strang, das Seil verhängt sich<br />
im Abseilring. Alle beide aussetzen.<br />
15 Jetzt ist es nur noch ein kurzer Fußmarsch. Werfen<br />
Sie die Münze: Bei Zahl dürfen Sie das Seil/die<br />
Seile in einen Seilsack stopfen, zwei Felder vor. Bei<br />
Kopf müssen Sie es/sie aufnehmen, damit es keine<br />
Krangel gibt. Eine Runde aussetzen.
eine Innovation: Drei Jahre, nachdem die ersten<br />
Nylonstrümpfe auf den Markt kamen, gab<br />
es nun gedrehte Seile aus Kunstfaser, stabiler<br />
und leichter als die Naturprodukte, außerdem<br />
nicht mehr »biologisch abbaubar«, also<br />
nicht mehr anfällig für Fäulnis und Schimmel,<br />
wenn sie nass wurden.<br />
Mammut brachte 1952 das erste Seil aus<br />
Polyamid auf den europäischen Markt, der<br />
deutsche Konkurrent Edelrid präsentierte<br />
ein Jahr später eine Revolution, die bis heute<br />
prägend ist: das Kernmantelseil. Im Inneren<br />
bilden mehrere verflochtene Zwirne den tragenden<br />
Teil. Um den zu schützen und das<br />
Seil geschmeidiger zu machen, ist er von<br />
einem geflochtenen Mantel umhüllt. Etwa<br />
zehn Jahre später wurde ein internationales<br />
Prüfzeichen eingeführt. Wieder eine Dekade<br />
begann man, mit Imprägnierungen zu<br />
arbeiten, die Probleme im nassen Gelände<br />
deutlich verringerten. Um heute zugelassen<br />
zu werden, muss ein Seil mindestens fünf<br />
Normstürze aushalten – schon bei einem<br />
einzelnen ist die Belastung höher, als sie im<br />
Ernstfall je auftreten kann.<br />
Dass Seile das Gewicht eines Stürzenden<br />
nicht halten konnten, gehört damit der Vergangenheit<br />
an. Dem Veteran der Sicherheitsforschung<br />
des Alpenvereins, Pit Schubert,<br />
sind für den Zeitraum zwischen 1983 und<br />
2005 nur zwei Seilrisse von österreichischen<br />
und deutschen <strong>Bergsteiger</strong>n bekannt. Seitdem<br />
zeigt die Unfallstatistik wieder deutlich<br />
nach oben: Zwischen 2005 und 2012 registrierte<br />
der DAV 17 Risse – die Sicherheitsforschung<br />
führt das auf den Trend zur »Ultraleicht-Technologie«<br />
zurück, Seile mit einem<br />
Durchmesser von weniger als neun Millimetern.<br />
<strong>Die</strong> meisten der Unfälle rührten daher,<br />
dass die Seile über scharfe Kanten liefen. Um<br />
Redundanz bei der Sicherung zu haben, greifen<br />
nicht wenige Alpinkletterer deshalb auf<br />
sogenannte Zwillings- und Halbseile zurück,<br />
zwei etwas dünnere Stränge (siehe Kasten).<br />
Auch sie sind solo kaum vorstellbar. ◀<br />
Drei sichere Typen<br />
Im Bergsport werden je nach Einsatzbereich drei verschiedene Seiltypen unterschiedlicher<br />
Länge (im Normalfall 30 bis <strong>80</strong> Meter) verwendet.<br />
Foto: Christian Pfanzelt, Abbildungen: Mammut (3)<br />
Einfachseile<br />
Durchmesser: 9 bis 11<br />
Millimeter Gewicht: 52 bis<br />
77 Gramm pro Meter<br />
Vorteile: einfaches Handling,<br />
insgesamt geringeres<br />
Gewicht<br />
Nachteil: nur halbe<br />
Strecke beim Ablassen<br />
oder Abseilen möglich,<br />
keine Redundanz im<br />
alpinen Gelände<br />
Anwendungsbereich: Sportklettern, Hochtouren,<br />
nach Abwägung auch Alpinklettern (bei Big Walls<br />
beispielsweise in Kombination mit Statikseil für<br />
Ausrüstung)<br />
Viele weitere Infos über Normen, Typen und Handhabung unter www.mammut.ch/ropes<br />
Halbseile<br />
Durchmesser: 8 bis 9<br />
Millimeter Gewicht: 41 bis<br />
55 Gramm pro Meter<br />
Vorteile: Sicherheit durch<br />
Redundanz, reibungsärmere<br />
Seilführung, Sichern<br />
von zwei Nachsteigern<br />
und doppelte Abseillängen<br />
möglich Nachteile:<br />
komplizierteres Handling<br />
durch Verwendung im<br />
Doppelstrang, höheres Gewicht<br />
Anwendungsbereich: Alpinklettern, Gletschertouren<br />
(auch als Einfachstrang, falls keine Scharfkantenbelastung<br />
zu erwarten ist), Hochtouren<br />
Zwillingsseile<br />
Durchmesser: 7,5 bis 8<br />
Millimeter Gewicht: 38 bis<br />
45 Gramm pro Meter<br />
Vorteile: Sicherheit durch<br />
Redundanz bei relativ geringem<br />
Gewicht, doppelte<br />
Abseillängen möglich<br />
Nachteile: komplizierteres<br />
Handling durch Verwendung<br />
im Doppelstrang,<br />
anders als beim Halbseil<br />
ist kein Sichern von zwei Nachsteigern möglich,<br />
kommt daher generell seltener zum Einsatz.<br />
Anwendungsbereich: Alpine Sportkletterrouten,<br />
lange Eis- und Mixedrouten<br />
Carbonstöcke sind leichter, steifer und korrosionsbeständiger als herkömmliche<br />
Aluminiumstöcke. Deshalb sind heute bereits mehr als die Hälfte unserer Stöcke<br />
aus Carbon. Finden Sie das für Sie optimale Modell auf www.komperdell.com
SERVICE<br />
Mit wasserdichter Kleidung hat eine<br />
Wanderung bei Regen durchaus ihre Reize.<br />
Imprägnieren von Funktionskleidung<br />
Dauerhaft dicht<br />
Damit wasserdichte Bekleidung auch langfristig hält, was sie verspricht,<br />
muss man sie regelmäßig imprägnieren. Ansonsten fühlt sich selbst in der<br />
teuersten Jacke die Haut bei Regen feucht an. Von Bettina Willmes<br />
Zigmal hat es der Verkäufer beteuert:<br />
<strong>Die</strong> Jacke ist hundert Prozent<br />
wasserdicht. Und trotzdem beschleicht<br />
einen nach der ersten<br />
halben Stunde im Dauerregen das Gefühl,<br />
dass die Haut darunter feucht wird.<br />
<strong>Die</strong> Jacke muss aber deshalb noch längst<br />
nicht undicht sein – häufig ist es in diesen<br />
Fällen einfach nur so, dass die Imprägnierung<br />
abgenützt ist. <strong>Die</strong> Membran, die<br />
das Wasser fernhalten soll, ist dann zwar<br />
weiterhin dicht. Aber der Oberstoff saugt<br />
sich voll mit Wasser, sodass die Bekleidung<br />
nicht mehr atmen kann. <strong>Die</strong> Folge:<br />
Schwitzfeuchtigkeit kondensiert, die Haut<br />
fühlt sich klamm an – man erlebt einen<br />
so genannten Komfortverlust. Das Gleiche<br />
kann passieren, wenn die Atmungsaktivität<br />
der Innenschicht etwa durch Schweiß, Sonnenmilch<br />
oder abgestorbene Hautzellen<br />
herabgesetzt wird. Daher raten sämtliche<br />
Hersteller, Funktionskleidung regelmäßig<br />
zu waschen und zu imprägnieren. Andernfalls<br />
schont man seine Jacke nicht, so wie es<br />
Ziel der meisten Waschverweigerer ist, sondern<br />
setzt nur ihre Funktionalität herab.<br />
Verhängnisvolles Schonprogramm<br />
In einem ersten Schritt reicht es häufig, die<br />
Originalimprägnierung wieder aufzufrischen,<br />
indem man die Kleidung im Trockner,<br />
mit dem Föhn oder mit dem Bügeleisen<br />
(niedrigste Stufe!) erwärmt.<br />
Im Gegensatz zum Bügeleisen verteilt der<br />
Trockner die Wärme gleichmäßiger, und<br />
zwar auch dort, wo man mit dem Bügeleisen<br />
nicht so leicht hinkommt (etwa rund<br />
um die Reißverschlüsse oder unter den Armen).<br />
Irgendwann aber hilft all das nichts<br />
mehr und ein Imprägniermittel muss her.<br />
Glaubt man den Herstellern, sind die meisten<br />
für die Umwelt völlig unbedenklich.<br />
INFO<br />
So hat man vor <strong>80</strong><br />
Jahren imprägniert<br />
»Eine vollständige Wasserdichtigkeit bei Erhaltung<br />
der Durchlässigkeit für die Körpertranspiration<br />
ist bis heute noch nicht möglich. Durch die<br />
Tränkung können die Stoffe lediglich ›wasserabweisend‹<br />
gemacht werden. Gegenüber den käuflichen<br />
Imprägniermitteln, hat folgendes Verfahren<br />
den Vorzug der Einfachheit und der geringeren<br />
Kosten: Man löse essigsaure Tonerde etwa<br />
doppelt so stark, als sie für Umschläge benützt<br />
wird, wasche den Stoff bzw. das Kleidungsstück<br />
erst tüchtig in Seifenwasser, drücke dieses aus<br />
und lege den Stoff dann, ohne das Seifenwasser<br />
ausgespült zu haben, einige Zeit in die<br />
Essigsaure-Tonerde-Lösung. Der Stoff wird dann<br />
in nicht völlig trockenem Zustand gebügelt.«*<br />
*Ausrüstungsratgeber für Wanderer und <strong>Bergsteiger</strong>,<br />
Verlag des Blodigschen Alpenkalenders, München 1935<br />
108 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Laut Hersteller sind<br />
viele Imprägnierungen<br />
für die Umwelt unbedenklich.<br />
Greenpeace<br />
sieht das anders.<br />
TIPP<br />
Keine Scheu vor<br />
der Waschmaschine<br />
Wer seine Funktionskleidung regelmäßig<br />
wäscht, tut ihr damit etwas Gutes. Natürlich<br />
sollten Sie es auch nicht übertreiben –<br />
und die Maschine erst dann laufen lassen,<br />
wenn mehrere Stücke zusammengekommen<br />
sind.<br />
Ein Tag,<br />
der bleibt.<br />
Fotos: g215 - Fotolia, huber-images.de/Udo Bernhart<br />
Manfred Santen, Chemiker bei Greenpeace,<br />
sieht das etwas anders. »100 Prozent umweltfreundlich<br />
sind die Imprägnierungen<br />
allesamt nicht – das geht auch nicht.«<br />
Aber immerhin gebe es einige Alternativen<br />
ohne besonders langlebige Fluorchemie,<br />
wie etwa von Nikwax (basiert auf Elastomer-<br />
Technologie).<br />
Darüber hinaus hebt Santen Fjällräven hervor,<br />
deren Produkte man nachwachsen<br />
kann – entweder selbst mit dem Bügeleisen<br />
oder an einer von rund 50 Fjällräven-<br />
Wax-Stationen in Deutschland.<br />
Einwaschen oder Aufsprühen<br />
Wichtig, so Santen, sei es, sich bereits<br />
beim Kauf des Kleidungsstücks Gedanken<br />
zu machen und nicht ausschließlich auf<br />
GoreTex fokussiert zu sein. Maier Sports<br />
etwa bringt im Frühjahr 2014 die Jacke Andalo<br />
auf den Markt, die laut Hersteller völlig<br />
ohne Perflourcarbone auskommt und<br />
mit Purtex einen Wetterschutz verwendet,<br />
der sich nicht auswäscht und damit auch<br />
nicht nachimprägniert werden muss. Hat<br />
man aber ein Bekleidungsstück, das regelmäßiges<br />
Nachimprägnieren erfordert,<br />
sollte man dies auch tun, um es maximal<br />
lange nutzen zu können.<br />
Dafür gibt es zwei Methoden: Einwaschen<br />
oder Aufsprühen. »Mit einem Spray setzt<br />
man sich Aerosol aus und imprägniert<br />
nicht nur die Jacke, sondern auch die eigenen<br />
Lungenbläschen«, sagt Santen. Er rät<br />
daher, unbedingt im Freien zu sprühen,<br />
und das Kleidungsstück möglichst weit<br />
vom Körper weg halten.<br />
Doch auch das Einwaschen ist nicht optimal,<br />
da die überschüssigen Rückstände ins<br />
Abwasser gelangen. Zudem gelangt das Mittel<br />
auch dorthin, wo es gar nicht soll – in<br />
den Futterstoff zum Beispiel, der dadurch<br />
an Atmungsaktivität einbüßen kann. Der<br />
Wasch- und Imprägniermittelhersteller<br />
Granger’s empfiehlt daher für Materialien<br />
• Bevor Sie waschen: Reinigen Sie den<br />
Einfüllschacht der Waschmaschine von<br />
Waschmittel- und Weichspülerresten.<br />
• Am <strong>besten</strong> spezielle Waschmittel verwenden.<br />
Auf keinen Fall Weichspüler!<br />
• Nicht schleudern! Angaben zur Temperatur<br />
(in der Regel maximal 30 Grad) und<br />
dem Waschprogramm des Bekleidungsherstellers<br />
beachten, Schleuderprogramm<br />
ausschalten<br />
• Es folgt ein zweiter Waschgang, aber<br />
ohne Waschmittel, um letzte Rückstände zu<br />
entfernen.<br />
• <strong>Die</strong> tropfnassen Sachen am <strong>besten</strong> über<br />
die Dusch- oder Badewanne hängen. Wenn<br />
sie halbwegs trocken sind, kommen sie in<br />
den Trockner (Ausnahme: Nikwax. Daher:<br />
Empfehlungen auf Etikett bzw. des Imprägniermittelherstellers<br />
beachten)<br />
• <strong>Die</strong> Dosierungsempfehlungen der Hersteller<br />
sind häufi g sehr großzügig – oft reicht<br />
die Hälfte der angegebenen Menge.<br />
Besonderes Prozedere: Funktionskleidung<br />
sollte man beispielsweise nicht schleudern.<br />
für extreme Einsätze ein Spray, um die Imprägnierung<br />
gezielt auf der Außenseite aufzutragen.<br />
Für eine optimale Wirkung sollte<br />
man die Jacke anschließend wärmebehandeln<br />
und so die Imprägnierung fixieren –<br />
auch hier gilt wieder: entweder im Trockner<br />
(ca. 30 Minuten bei 60 Grad), mit dem Föhn,<br />
oder dem Bügeleisen (niedrigste Stufe!).<br />
Ausnahme: Imprägnierungen von Nikwax.<br />
Ausdrücklich weist der Hersteller darauf<br />
hin, dass eine Aktivierung durch Wärme bei<br />
seinen Produkten nicht notwendig sei. ◀<br />
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10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 111
REPORTAGE<br />
Begegnungen auf dem Great Himalaya Trail<br />
Der lange Weg<br />
Auf dem GHT nimmt der Wanderer<br />
die fünf Elemente, die die<br />
Gebetsfahnen repräsentieren,<br />
neu wahr: Auf dem Pansan-Pass<br />
(3830 m) wird die Luft dünner,<br />
dafür gibt er den Blick frei auf<br />
den Langtang mit einer Kuppe<br />
aus gefrorenem Wasser.
in die Freiheit<br />
Trekking in Nepal heißt für viele: Abenteuer<br />
am Fuße der Achttausender. Auf dem Great<br />
Himalaya Trail (GHT) geht es nur am Rande<br />
um spektakuläre Bergansichten. Der Wanderer<br />
lernt ein Land kennen, aus dem viele<br />
Junge auswandern müssen, um ihre Familien<br />
ernähren zu können. Doch der GHT bietet<br />
auch Einheimischen neue Perspek tiven.<br />
Von Sandra Zistl<br />
Alle Fotos: Sandra Zistl<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 113
70 Prozent der Nepalesen leben vom Anbau. Sie haben die Himalaya-Hänge in eine Kulturlandschaft aus unzähligen Terrassen verwandelt.<br />
<strong>Die</strong> Kristallmoschee mit ihren sich<br />
auftürmenden Kuppeln passt<br />
auf einen Frühstücksteller. <strong>Die</strong><br />
geschickte Hand eines Ziseleurs<br />
hat ein Abbild des prunkvollen<br />
malaysischen Gotteshauses in ein rundes<br />
Stück Metall geritzt. Das steht jetzt 5000 Kilometer<br />
entfernt im Regal von Jit Gurungs<br />
Haus in Barpak, auf 1950 Metern Höhe, an<br />
den Ausläufern des Himalaya. Gemeinsam<br />
mit einem Flachbildschirm zeugt es vom<br />
zweiten Leben des nepalesischen Bauern.<br />
Dem Leben als Gastarbeiter in Malaysia, das<br />
es dem 28-Jährigen ermöglicht, Ehefrau,<br />
Mutter und den jüngeren Bruder im Bergdorf<br />
zu ernähren und die gesamte Nachbarschaft<br />
mit Bollywood-Filmen zu erfreuen.<br />
Jit Gurung, 28, muss ins Ausland gehen, um<br />
seine Familie in Nepal ernähren zu können.<br />
Jetzt sitzt der junge Mann in der niedrigen<br />
Stube seines ersten Lebens. Er ist so<br />
oft weg von zu Hause, dass er dort wie ein<br />
Gast wirkt. In Jeans, schwarzer Lederjacke<br />
und Halbschuhen thront er auf einer Holzbank.<br />
Wie eine Sphinx blickt er mit halb<br />
geschlossenen Augen auf Frau und Mutter.<br />
<strong>Die</strong> beiden sitzen in der Hocke auf dem Boden<br />
und bereiten auf dem offenen Feuer<br />
Gemüsecurry und Hirsepfannkuchen zu.<br />
Beide tragen bodenlange Röcke, mehrere<br />
Kleidungsschichten am Oberkörper und<br />
offene Plastikschlappen an den Füßen. Um<br />
ihr langes schwarzes Haar haben sie karierte<br />
Wollschals wie Kopftücher gewunden. Jit<br />
war 13, als der Vater starb. Als Ernährer ist<br />
er seither der Chef im Haus.<br />
Auf engem Raum lebt Jit mit Frau, Mutter<br />
und Bruder im Bergdorf Baprak.<br />
Herberge mit biblischen Qualitäten<br />
Dafür musste er bisher immer ins Ausland<br />
gehen. »Öl, Salz, Zucker, Seife, das wächst<br />
nun mal nicht auf dem Feld«, erklärt er zwei<br />
deutschen Journalistinnen, denen er einen<br />
Teppich in der Nähe der Feuerstelle als Platz<br />
zugewiesen hat. Sie sind in einer Gruppe aus<br />
insgesamt fünf Europäern und einem Team<br />
von 20 Nepalesen unterwegs auf dem Great<br />
Himalaya Trail (GHT). Eine Nacht bleiben<br />
sie bei der nepalesischen Familie. <strong>Die</strong> letzten<br />
sieben haben sie im Zelt verbracht, bei<br />
Temperaturen unter Null Grad. So herrlich<br />
die Sonnenaufgänge mit Blick auf Manaslu,<br />
Langtang und die Gipfel des Ganesh Himal<br />
auch waren, verdammt kalt war es auch.<br />
Nicht bei Familie Gurung. <strong>Die</strong> Herberge hat<br />
biblische Qualitäten: Drunter wohnen Ochs<br />
und Esel, und die Wärme ihrer Körper dringt<br />
durch die Ritzen nach oben. <strong>80</strong>0 Rupien bekommen<br />
die Gurungs dafür, das entspricht<br />
sechs Euro. Ein Einheitspreis, den die Frauen<br />
des Dorfes festgesetzt haben. Ein Kilo Reis<br />
kostet etwa 45 Rupien, eine Jeans 850.<br />
Jits Mutter, Kalimaya, blickt von der Feuerstelle<br />
auf, sagt etwas auf Nepalesisch und<br />
blickt den Sohn fordernd an. Er übersetzt<br />
ins Englische und kommentiert: »Da hat<br />
sie schon recht: Wenn mehr solche Touristen<br />
wie ihr kommen würden, müsste ich<br />
114 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Wer 30 Kilo auf dem Rücken trägt, hat wenig Sinn für den Blick auf den Ganesh.<br />
»Das Unterfangen<br />
Great Himalaya Trail hat<br />
den Begründer Robin<br />
Boustead nicht nur sein<br />
Vermögen, sondern<br />
auch seine Ehe gekostet.«<br />
nicht wieder für zwei Jahre weggehen.« <strong>Die</strong><br />
51-Jährige nickt und blickt dann wieder in<br />
den Topf, in dem sie rührt.<br />
Aus einem Jahr Auszeit wurden zehn<br />
Mehr solcher Touristen. Das ist genau die<br />
Idee, die Robin Boustead hatte. Der Brite, der<br />
in Australien ein Reiseunternehmen betrieb,<br />
kam 2001 nach Nepal. Dort entstand seine<br />
Vision: ein Weitwanderweg, der einmal von<br />
Ost nach West durch den Gebirgsstock des<br />
Himalaya führt; durch sechs Staaten, über<br />
mehrere Pässe, die höher als 5000 Meter<br />
sind, vorbei an den berühmten Achttausendern,<br />
und alternativ eine Etage tiefer, von<br />
Dorf zu Dorf. Wer Robins Geschichte hört,<br />
versteht recht bald, dass die Aussage, der<br />
Great Himalaya Trail sei »life-changing« aus<br />
seinem Munde keine Floskel<br />
ist. Aus einer Auszeit wurden<br />
zehn Jahre, in denen sich der<br />
heute 44-Jährige peu à peu<br />
von Ost nach West durch<br />
das »Haus des Schnees« (Übersetzung<br />
von Himalaya) arbeitete und die Wege<br />
kartographierte. »Viele Menschen n in den<br />
entlegenen Dörfern gehen nicht weiter als<br />
fünf Tagesmärsche. Also musste ich einiges<br />
selbst erkunden«, erzählt der Mann mit dem<br />
schlohweißen Haar von seiner verrückten<br />
Idee, an der vor ihm schon andere scheiterten.<br />
»Ich hatte Glück, denn die nepalesische<br />
Regierung hatte gerade einige militärische<br />
Sperrgebiete geöffnet.« Trotzdem hat ihn<br />
das Projekt GHT nicht nur sein Vermögen,<br />
sondern auch seine Ehe gekostet.<br />
Anfangs war seine Frau dabei. Doch nachdem<br />
das ungewöhnliche Paar unterwegs<br />
von Maoisten verhaftet und tagelang festgehalten<br />
worden war, versiegte ihre Begeisterung.<br />
»<strong>Die</strong> dachten, wir seien CIA-Spitzel«,<br />
erinnert sich Boustead und streicht sich mit<br />
der Rechten über den Dreitagebart. »Nachdem<br />
wir dieses kleine Missverständnis aus<br />
dem Weg geräumt hatten, waren wir beste<br />
Freunde.« Seine Frau hatte trotzdem genug,<br />
»vom Trekking – und auch von mir«, sagt<br />
der Abenteurer mit schiefem Lächeln.<br />
Was seid ihr denn für komische Vögel? Skeptisch<br />
blicken Kinder auf die Trekkingtouristen.<br />
»Wahres Nepal«<br />
Auf 4500 Kilometern führt der GHT heute<br />
einmal quer von Ost nach West durchs<br />
Gebirge. In Myanmar, Bhutan, Tibet, Indien<br />
und Pakistan ist die Route noch nicht<br />
vollständig erschlossen. <strong>Die</strong> 1700 Kilometer<br />
auf nepalesischem Boden sind mittlerweile<br />
sogar als organisiertes 153-Tage-Trekking<br />
buchbar (siehe »<strong>Bergsteiger</strong>KOMPAKT«).<br />
»Wer sich anstrengt, schafft das auch in<br />
zweieinhalb Monaten. Aber dann hast du<br />
nicht verstanden, worum es beim Great Himalaya<br />
Trail geht«, sagt Robin. Er will, dass<br />
Besucher »das wahre Nepal« sehen. Und<br />
dass die Bevölkerung in Dörfern, die meist<br />
mehrere Tagesmärsche von der nächsten<br />
Erdstraße entfernt sind, davon profitiert.<br />
Auf Schleichwegen kommt der Tross aus<br />
Journalisten, Trägern, Küchenteam, Koch,<br />
Sherpas und Reiseleiter nach einer langen<br />
Wanderetappe aus dem Dschungel. Es ist<br />
bereits dunkel, der Tag war lang. Begonnen<br />
hatte er mit einer kleinen Enttäu-<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 115
Der meist verhüllte Manaslu (8165 m) zeigt sich am Pansan-Pass (3830 m).<br />
schung. Der Manaslu, die Diva, hatte zwar in<br />
der sternklaren Nacht im Mondschein weiß<br />
geleuchtet. Doch am Morgen ist sie wieder<br />
in ihren bauschigen Wolkenmantel gehüllt.<br />
Keine Lust auf Paparazzi. Das opulente<br />
Frühstück entschädigt nicht nur. Lokh, der<br />
Koch, übertrifft sich selbst. Während er sonst<br />
morgens mit Omeletten, Toast, Marmelade,<br />
Butter, Müsli und Obst aufwartet, hat er sich<br />
am Abend vorher noch ans Feuer gestellt<br />
und auf 2750 Metern am Lagerfeuer Schokohörnchen<br />
gebacken. Als ihn die Gruppe an<br />
den Tisch zitiert, blickt er gerührt zu Boden:<br />
»Das war doch gar keine große Sache.«<br />
»Pistare, pistare – immer schön langsam«<br />
Vom Übernachtungsplatz auf einer Wiese<br />
– drei Tagesmärsche von der nächsten<br />
Straße entfernt – führt ein steiler Pfad hinab<br />
auf 1550 Meter. Der Richel Khola, ein<br />
reißender Bach, hat sich hier eingegraben.<br />
Rhododendron-Wald, der die Gruppe in den<br />
vergangenen zwei Tagen umgeben hatte,<br />
weicht Schilfen und blühendem Oleander.<br />
Mit jedem Meter wird die Luft wärmer,<br />
feuchter, dicker. In der Nacht war noch der<br />
Atem auf dem Schlafsack zu kleinen Eiskristallen<br />
gefroren. Schon bevor die Mulis<br />
zu sehen sind, dringt ihr Bimmeln durch<br />
das wuchernde Grün. Das Fell der Tiere ist<br />
strähnig vom Schweiß, der nen über Flanken und Beine<br />
rinnt. Prall gefüllte Reissäcke<br />
auf dem Rücken erschweren<br />
ihnen den Aufstieg. Hinter<br />
den Tieren kommen Menihschen<br />
zum Vorschein.<br />
Frau, Mann, zwei Kinder,<br />
alle beladen mit großen<br />
Körben, die sie mit einem<br />
Stirnband tragen. Klaglos<br />
laufen sie barfuß über Steine<br />
und Wurzeln. »Namaste«, was in etwa<br />
heißt: »Ich ehre den göttlichen Geist in dir«,<br />
lautet ihr Gruß. Mehr gibt es nicht zu sagen,<br />
das Tragen strengt an. Außer vielleicht noch:<br />
»Pistare, pistare«, immer schön langsam.<br />
Wer regelmäßig in die Berge geht und<br />
glaubt, gut einschätzen zu können, in welchem<br />
Tempo er 1000 Höhenmeter bewältigen<br />
kann, erhält auf dem GHT eine Lektion<br />
in Bescheidenheit. Da die Wege nur selten<br />
begangen sind, müssen auch die Sherpas<br />
manchmal fragen. Noch an den entlegensten<br />
und steilsten Hängen bestellen Menschen<br />
ihre Felder. Auch nach mehr als einer<br />
Woche auf dem GHT wird nicht klar, wie<br />
man dort überhaupt hinkommen, geschweige<br />
denn einen Ochsen samt Pflug übers Feld<br />
dirigieren kann. <strong>Die</strong> Flanken des Himalaya<br />
Wer kochen will, muss dafür in die Berge gehen.<br />
Meist sammeln Frauen das Feuerholz.<br />
sind von einem Netz aus<br />
Trampelpfaden durchzogen. Manche<br />
führen direkt ans Ziel, andere auf Umwegen.<br />
Schnell kommen in der Region zwischen<br />
2000 und 4000 Metern ein paar hundert Höhenmeter<br />
mehr hinzu als gedacht. Marschkilometer<br />
sowieso.<br />
Nach weiteren 1200 Höhenmetern Abstieg,<br />
erst über gelb leuchtende Terrassen aus<br />
Raps, dann wieder auf schmalen Mulisteigen<br />
durch immer dichteres Grün, erreicht<br />
die Gruppe den nächsten Fluss. Stirnlampen<br />
weisen den Weg, denn die Etappe war: weiter<br />
als gedacht. Am Steilufer entlang führt<br />
der Pfad bergauf bergab über diverse kleine<br />
Rücken, die Bachläufe gebildet haben. Wie<br />
ein riesiges Wasserspiel stürzen sie zu Dut-<br />
116 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
Drei Mann schleppen Töpfe und Essen und…<br />
…bereiten schmackhafte Gerichte zu.<br />
Während die Männer auch als Bergführer arbeiten, bestellen die Frauen die Felder.<br />
Koch Lokh und sein Team beim Abwasch<br />
»Wenn mehr solche<br />
Touristen wir ihr kommen<br />
würden, müsste ich nicht<br />
wieder für zwei Jahre<br />
weggehen«, sagt der<br />
Nepa lese Jit Gurung.<br />
zenden den Steilhang hinab. Jetzt erschließt<br />
sich die Botschaft, die den Reisenden am<br />
Flughafen Kathmandu als erste erwartet –<br />
ein Schild, auf dem steht: »Nepal ist nach<br />
Brasilien das wasserreichste Land der Welt.«<br />
Während die empfindlichen Europäer bislang<br />
um diese Zeit froh waren um jeden<br />
Schluck Tee und jeden Löffel heißen Essens,<br />
erleben die Wanderer jetzt das Gegenteil:<br />
sie schwitzen. Der Gedanke an ein kaltes<br />
Bier breitet sich in den Köpfen aus.<br />
Mulis – wie eine Fahrzeugflotte aufgereiht<br />
Das gibt es dann auch. Inklusive Kulturschock.<br />
Macha Khola liegt auf der Route der<br />
Manaslu-Umrundung. Tausende Wanderer<br />
kommen hier pro Jahr durch. Das Dorf hat<br />
sich darauf eingestellt. Supermärkte und<br />
Pensionen wechseln sich ab. Nach einer<br />
Woche Camping auf Schulhöfen, Hirsefeldern<br />
oder Almen, ist hier ein terrassierter<br />
Platz zum Zelten angelegt. Mulis stehen wie<br />
eine Fahrzeugflotte aufgereiht am Ortsende<br />
– bereit, den nächsten Tross zu begleiten.<br />
Es ist der erste Abend, an dem die Gruppe<br />
bei elektrischem Licht in einem gemauerten<br />
Raum isst. Es fehlt die gemütliche Atmosphäre,<br />
die sonst Kerzen und Stirnlampen<br />
im Speisezelt verbreiteten. Mukunda<br />
Rajpant, Reiseleiter und wandelndes Nepal-<br />
Lexikon, zitiert einen früheren Gast: »Es wäre<br />
toll, wenn es keine Stromleitung gäbe.«<br />
Der Satz illustriert das Dilemma des Himalaya-Tourismus:<br />
Wo viele Fremde ihr Geld<br />
lassen, kann sich die Kommune mehr leisten.<br />
Stromleitungen, Straßen, Läden und<br />
Pensionen sind die Folge. Fortschritt nennen<br />
es die einen, Verlust von Ursprünglichkeit<br />
die anderen. <strong>Die</strong> einen sind froh um<br />
medizinische Versorgung. <strong>Die</strong> anderen sind<br />
enttäuscht, wenn der Weg gesäumt ist von<br />
Kiosken. 1<strong>80</strong> 000 Trekking-Touristen reisen<br />
jährlich nach Nepal. Sie kommen, um die<br />
Schneeriesen zu sehen. Agenturen bedienen<br />
dieses Bedürfnis und schicken sie auf<br />
die immer gleichen Routen: 70 000 zur Annapurna,<br />
50 000 zum Everest, 15 000 zum<br />
Langthang und 3000 zum Manaslu. Vier<br />
Achttausender, deren Aufstiegsrouten und<br />
Basecamps sich zu Top-Destinationen des<br />
Himalaya entwickelt haben.<br />
Welche Art Tourismus ist richtig?<br />
»Ein paar Tausend wären für den GHT schon<br />
genug«, sagt Robin Boustead. Er will erreichen,<br />
dass die Menschen vor Ort den Weitwanderweg<br />
betreiben. Jedes Dorf müsse<br />
selbst entscheiden, ob es ein Feld als Campingplatz<br />
zur Verfügung stellt, Toiletten<br />
baut, Frühstück und Abendessen anbietet<br />
oder Übernachtungsmöglichkeiten. In vier<br />
Dörfern des Distrikts Gorkha ist das bereits<br />
der Fall. Pradipa Gurung und Jaya Sharma<br />
bringen den Einwohnern die Bedürfnisse der<br />
westlichen Touristen nahe. »Wir erklären ihnen,<br />
dass eure Mägen das Wasser nicht vertragen,<br />
weshalb es abgekocht werden muss;<br />
dass ihr es schätzt, wenn es nicht immer die<br />
gleichen Gerichte gibt«, sagt Pradipa. <strong>Die</strong> beiden<br />
Frauen Anfang 20 arbeiten für das »GHT<br />
Development Committee«, einer Tourismus-<br />
Behörde auf Bezirksebene. Ein- bis zweimal<br />
pro Monat besuchen sie die Dörfer. Falls nötig,<br />
schicken sie auch mal einen Koch vorbei.<br />
Ein Verwaltungsjob ist im Himalaya nichts<br />
für träge Menschen. <strong>Die</strong> beiden sind weite<br />
Fußmärsche gewöhnt, überqueren Pässe in<br />
Chucks und Jeans und sind geschminkt.<br />
10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 117
Auch die Vertreter aus Politik und Wirtschaft<br />
haben sich fein gemacht für ein Treffen<br />
mit den weit gereisten Journalisten. Es<br />
soll darum gehen, welche Form des Tourismus<br />
die richtige für die höher gelegenen Regionen<br />
Nepals ist. Einer von ihnen sitzt sehr<br />
aufrecht am Kopf der Tafel eines Lokals in<br />
der Provinzhaupstadt Gorkha und streicht<br />
seinen Schnauzer glatt. Es ist der Mann von<br />
der maoistischen Partei. Rechts und links<br />
von ihm haben ein Sozialdemokrat, ein IHK-<br />
Vertreter und der Vize-Chef des Hotelverbandes<br />
Platz genommen.<br />
Das Hauptproblem ist Abwanderung<br />
<strong>Die</strong> wilden Gesten, mit denen die Nepalesen<br />
aufeinander einreden, lassen darauf schließen,<br />
dass sie in etwa so viele Meinungen<br />
zur richtigen Entwicklungsstrategie haben,<br />
wie es NGOs gibt, die den GHT vermarkten.<br />
Nach etwa einer halben Stunde fällt ihnen<br />
die Übersetzerin ins Wort. Sie stellt in wenigen<br />
Sätzen klar, dass die Vortragenden eine<br />
Botschaft für die deutschen Multiplikatoren<br />
mitgebracht haben: Das Hauptproblem sei<br />
die Abwanderung junger Menschen. Also<br />
brauche es Arbeitsplätze. Industrie gebe es<br />
nicht und sie hätte auch keine Chance ge-<br />
gen die indische Konkurrenz. Also bleibe als<br />
einzige Lösung der Tourismus: indische Pil-<br />
ger im Süden des Distrikts, Kulturtouristen<br />
für die mittleren Lagen und Trekking-Touristen<br />
auf dem GHT für die Bergregionen.<br />
Zielgruppe: Europäer und Amerikaner.<br />
In Baprak bringt der GHT bereits messbaren<br />
Erfolg. 78 Fremde haben im Jahr 2012 dort<br />
in den 20 Privatunterkünften übernachtet.<br />
Das lässt sich in einem Buch nachzählen,<br />
in dem sich jeder Gast eintragen muss und<br />
das Jit Gurung aufgeschlagen auf den Knien<br />
liegen hat. Obwohl seine Familie mit 15<br />
Übernachtungen einen überdurchschnittlichen<br />
Anteil daran hat, nimmt sie damit<br />
im Jahr nur etwa ein Drittel dessen ein, was<br />
er in Malaysia monatlich mit seinen Ziselierarbeiten<br />
verdient hat. »30 000 Rupien<br />
sind ein Wort, wenn man seine Familie ernähren<br />
muss«, sagt Jit und zieht die Brauen<br />
über seinen Sphinx-Augen hoch. Er zuckt<br />
mit den Schultern: »Es hilft ja nichts. Aber<br />
wenn mehr von euch kommen, ist es vielleicht<br />
das letzte Mal, dass ich weg muss.« ◀<br />
KOMPAKT<br />
In 153 Tagen durch Nepal<br />
<strong>Die</strong> wichtigsten Informationen über den Great Himalaya Trail<br />
Auf 4500 Kilometern führt der Great<br />
Himalaya Trail (GHT) einmal quer<br />
von Ost nach West durch den Himalaya.<br />
Er verbindet sechs asiatische<br />
Länder. In Myanmar, Bhutan, Tibet,<br />
Indien und Pakistan ist die Route<br />
noch nicht vollständig erschlossen,<br />
in Nepal ist sie mittlerweile sogar<br />
als organisiertes Trekking buchbar.<br />
Höhenprofil: Der GHT besteht aus<br />
zwei Routen, einer höheren und einer<br />
niedrigeren. Allein in Nepal führt<br />
die obere Route über 16 Pässe, die<br />
zwischen 5000 und 6200 Meter<br />
hoch sind. <strong>Die</strong> niedrigere ist ein<br />
Kultur-Trekking mit Abenteuercharakter.<br />
Sie verläuft über Verbindungswege<br />
zwischen Dörfern. Ihre Pässe<br />
sind selten höher als 4000 Meter,<br />
jedoch liegen die zurückzulegenden<br />
Höhenmeter meistens über 1000<br />
im Aufstieg und bei bis zu 2000 im<br />
Abstieg. Der niedrigste Punkt des<br />
GHT liegt in Indien auf 210 Metern.<br />
Beste Reisezeit: Ende März bis<br />
Mitte Mai, Sept. bis Mitte Dez.<br />
GHT in Nepal: Durch Nepal führen<br />
1700 Kilometer des GHT. Wer 153<br />
Tage am Stück Zeit hat (und das nötige<br />
Geld), kann sie mit einer Mannschaft<br />
aus einem Sherpa Guide,<br />
Trägern, Koch und Küchenteam am<br />
Stück zurücklegen; vorbei an Kanchenjunga<br />
(8598 m), Makalu (8475<br />
m), Lhotse (8501 m), Everest (8850<br />
m), Cho Oyu (8202 m), Manaslu<br />
(8165 m), Annapurna (<strong>80</strong>91 m),<br />
Dhaulagiri (8167 m), durch die zum<br />
tibetischen Kulturkreis stammende<br />
Dolpo-Region und schließlich in<br />
den äußersten Westen Nepals mit<br />
den jahrhundertealten Wäldern<br />
des Khaptad Nationalparks. Der<br />
nepalesische Abschnitt ist jedoch<br />
auch in sechs je etwa 30-tägigen<br />
Etappen buchbar. <strong>Die</strong>se lassen sich<br />
jeweils kombinieren mit Trekkings<br />
zu den Schneeriesen, darunter:<br />
Everest, Rolwaling, Langtang, Tilman<br />
Pass, Manaslu und Anapurna.<br />
Ferner bietet der Veranstalter Hauser<br />
Exkursionen auch ein vierzehntägiges<br />
Trekking auf dem GHT an. Infos<br />
unter www.hauser-exkursionen.de<br />
Karten: Der Verlag »Himalaya Map<br />
House« hat im Juni 2013 eine neue<br />
Kartenserie zum GHT aufgelegt. Sie<br />
kann direkt bestellt werden unter<br />
www.greathimalayatrail.com unter<br />
der Rubrik »Get trekking«. Dort stehen<br />
auch GPS-Daten zum Download<br />
zur Verfügung. Allerdings warnt GHT-<br />
Pionier Robin Boustead davor, sich<br />
allein auf diese zu verlassen. <strong>Die</strong><br />
Pfade ändern sich häufi g, weshalb<br />
die GPS-Daten nur in Kombination<br />
mit Landkarten und Buch genutzt<br />
werden sollten. Es ist im Sinne der<br />
GHT-Philosophie, dass auch Individual-Touristen<br />
mit lokalen Guides<br />
oder sogar einem Team unterwegs<br />
sind. Das erleichtert das Finden der<br />
Wege und sichert Arbeitsplätze in<br />
entlegenen Bergregionen.<br />
Führer: Robin Boustead »Nepal<br />
Trekking and the Great Himalaya<br />
Trail« (engl.), Trailblazer Guides,<br />
2011<br />
Robin<br />
Boustead<br />
und sein<br />
Buch »Nepal<br />
Trekking<br />
and the<br />
Great Himalaya<br />
Trail«<br />
118 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13
LESERBRIEFE/IMPRESSUM<br />
GRASSLS TIPPS<br />
Toni Grassl ist staatlich geprüfter<br />
Berg- und Skiführer<br />
und Inhaber der Eventagentur<br />
grassl-eps. Exklusiv für<br />
den BERGSTEIGER gibt er<br />
Tipps rund ums Bergsteigen.<br />
<strong>Die</strong>smal geht es um Sicherheit<br />
für Kinder am Berg.<br />
»Immer mehr Familien machen<br />
Ausflüge oder <strong>Touren</strong> in<br />
den Bergen. Wie groß die Gefahr<br />
sein kann, zeigen die<br />
jüngsten Unfälle von Kindern<br />
in den Alpen. Eine feste Regel,<br />
wie lange man mit Kindern<br />
gehen kann, gibt es nicht. Als<br />
grobe Vorgabe gilt: Bei Kindern<br />
im Vorschulalter sollte<br />
eine Gehzeit von vier Stunden<br />
nicht überschritten werden,<br />
Sechs- bis Zehnjährige können<br />
bis zu fünf Stunden unterwegs<br />
sein, man muss aber<br />
an ausreichend Pausen denken!<br />
Mit älteren Kindern können<br />
anspruchsvollere <strong>Touren</strong><br />
unternommen werden. Gut<br />
geeignet sind verschlungene<br />
BERGSTEIGER<br />
September 2013<br />
Abstiegsträume<br />
Betrifft: Gefedert bergab<br />
Pfade statt eintöniger Forstwege,<br />
Rundwege statt Hin- und<br />
Rückweg auf der gleichen<br />
Strecke und eine abwechslungsreiche<br />
Landschaft.<br />
Kinder brauchen gut sitzende,<br />
die Knöchel stützende Wanderschuhe.<br />
In den Rucksack<br />
der Erwachsenen gehören Ersatzwäsche,<br />
Regen-, Sonnenund<br />
Kälteschutz, Erste-Hilfe-<br />
Set. Wichtig: Genug Getränke<br />
mitnehmen, mindestens einen<br />
Liter pro Person!<br />
In überschaubarem, sicherem<br />
Gelände dürfen Kinder alleine<br />
vorausgehen und nur an<br />
kurzen, schwierigeren Stellen<br />
sollte dem Kind mit der Hand<br />
geholfen werden. Wenn die<br />
Kinder ungesichert sind, gehen<br />
sie beim Aufstieg immer<br />
vor den Eltern. Beim Abstieg<br />
gehen die Eltern voraus, behalten<br />
die Kinder im Blick<br />
und können Hilfestellung leisten.<br />
Ein Seilstück (9 Millimeter<br />
Durchmesser, 10 m Länge)<br />
sollte zur Sicherung der Kinder<br />
immer dabei sein. Besteht<br />
Rutsch- bzw. Sturzgefahr,<br />
muss das Kind mit Hilfe von<br />
Hüftsitzgurt und kurzem Seil<br />
gesichert werden; auch der<br />
Helm darf nicht fehlen. Wer<br />
mit Kindern in die Berge geht,<br />
muss nicht nur selbst ein sicherer<br />
Geher sein, sondern<br />
auch die nötigen Sicherungsmethoden<br />
beherrschen.«<br />
Sehr geehrter Herr Ruhland!<br />
In Heft 9 geht es darum, wie<br />
man schonender vom Berg wieder<br />
herunter kommt. Im selben<br />
Heft beschreiben Sie die Eigenschaften<br />
von zwölf Wanderstöcken.<br />
Nur das für den Abstieg<br />
Wichtigste bleibt unerwähnt,<br />
die Federung! Hat denn von den<br />
Testern Ihrer Stöcke noch niemand<br />
entdeckt, wie man beim<br />
Abstieg mit Hilfe einer im Stock<br />
befindlichen, leider meist zu<br />
schwachen Feder den Stoß bei<br />
jedem Schritt dämpfen kann?<br />
Bitte motivieren Sie doch auch<br />
die Hersteller von Stöcken, kräftigere<br />
Federn mit etwas längerem<br />
Federweg einzubauen. All<br />
jene, deren Körperfülle jenseits<br />
eines Fliegengewichtes liegt,<br />
werden Ihnen bei jedem Abstieg<br />
dankbar sein.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Ruppert Springenschmid, München<br />
BERGSTEIGER<br />
Juli 2013<br />
Seven Summits der Alpen<br />
Betrifft: Alternativroute Grauspitz<br />
Liebe Redaktion,<br />
betreffend den Grauspitz, den<br />
höchsten »Liechtensteiner«<br />
schreibt der Autor, dass dieser<br />
nur von Schweizer Seite ersteigbar<br />
sei. <strong>Die</strong>s stimmt zum Glück<br />
für die Liechtensteiner nicht:<br />
Aus dem Naaftal westlich unterhalb<br />
der Pfälzer Hütte führt ein<br />
Weg steil hinauf zum Ijesfürggli.<br />
Ab hier steigt man den Kamm<br />
entlang zum Schwarzhorn (CH:<br />
Hinter Grauspitz) auf. Von diesem<br />
klettert man am einfachsten<br />
in leichter Kletterei (I) nach Westen<br />
hinab zum tiefsten Punkt des<br />
Grates und kann dann zum<br />
Grauspitz (CH: Vorder Grauspitz)<br />
aufsteigen. Man kann auch südlich<br />
unterhalb des Schwarzhornes<br />
querend zum tiefsten Punkt<br />
des Grates gelangen. Das<br />
Schwarzhorn wird auf diesem<br />
Weg öfters bestiegen. Von den<br />
Besteigungsgruppen des<br />
Schwarzhornes gehen anschließend<br />
öfters einige <strong>Bergsteiger</strong><br />
weiter zum Grauspitz, damit sie<br />
auf dem höchsten Punkt des Landes<br />
stehen können. Am 18.8.2011<br />
haben drei <strong>Bergsteiger</strong> über einen<br />
anstrengenden Direktanstieg<br />
von den Fläscher Seen und<br />
zwei von Steg über das Ijesfürggli<br />
und das Schwarzhorn den Grauspitz<br />
bestiegen.<br />
<strong>Bergsteiger</strong>ische Grüße<br />
Rudolf Mayerhofer, per Mail<br />
Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />
Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />
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10/13 | <strong>80</strong>. Jahrgang<br />
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Kartographie Christian Rolle<br />
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Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />
monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />
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