Bergsteiger Die 80 besten Touren (Vorschau)

26.02.2014 Aufrufe

10 Die Paten III: Herrliche Hütten im Porträt 80 Jahre 80 Jubiläums- Ausgabe D 5.90 € A 6.50 € CH 9.90 sFr I 7.50 € LU 6.50 € F 6.50 € | Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus 10 / Oktober Juli 2013 PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Berchtesgadener Alpen • Urner Alpen • Mont Blanc-Gruppe Die besten 80 Touren Bayerische Alpen Rofangebirge Ortlergruppe Dolomiten/Brenta Berner Alpen Karwendel Große Freiheit über Innsbruck EXKLUSIV! Südtirol-Wochenende mit David Lama und Stefan Glowacz SERVICE Wärmen Fleecejacken im Test: Wandern wohlig warm REPORTAGE Trekken Nepal anders erleben auf dem Great Himalaya Trail INTERVIEW Filmen Tod und Rückkehr: Lothar Brandler Jubiläums-Extras • Zurück ins Revier: Tiere in den Alpen • Die tollkühnen Bergvagabunden • Edelweißrausch an der Höfats • Buhls Liebling – Glungezerhütte Seilspiel zum Heraustrennen + Geburtstags-Gewinnspiel Sahnen Sie Preise im Wert von 8000 Euro ab!

10<br />

<strong>Die</strong> Paten III: Herrliche Hütten im Porträt<br />

<strong>80</strong> Jahre<br />

<strong>80</strong><br />

Jubiläums-<br />

Ausgabe<br />

D 5.90 €<br />

A 6.50 €<br />

CH 9.90 sFr<br />

I 7.50 €<br />

LU 6.50 €<br />

F 6.50 €<br />

| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

10 / Oktober Juli 2013<br />

PLUS 12 <strong>Touren</strong>karten zum Mitnehmen: Berchtesgadener Alpen • Urner Alpen • Mont Blanc-Gruppe<br />

<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>80</strong> <strong>Touren</strong><br />

Bayerische Alpen<br />

Rofangebirge<br />

Ortlergruppe<br />

Dolomiten/Brenta<br />

Berner Alpen<br />

Karwendel<br />

Große Freiheit<br />

über Innsbruck<br />

EXKLUSIV!<br />

Südtirol-Wochenende<br />

mit David Lama und<br />

Stefan Glowacz<br />

SERVICE<br />

Wärmen<br />

Fleecejacken im Test:<br />

Wandern wohlig warm<br />

REPORTAGE<br />

Trekken<br />

Nepal anders erleben auf<br />

dem Great Himalaya Trail<br />

INTERVIEW<br />

Filmen<br />

Tod und Rückkehr:<br />

Lothar Brandler<br />

Jubiläums-Extras<br />

• Zurück ins Revier:<br />

Tiere in den Alpen<br />

• <strong>Die</strong> tollkühnen<br />

Bergvagabunden<br />

• Edelweißrausch<br />

an der Höfats<br />

• Buhls Liebling –<br />

Glungezerhütte<br />

Seilspiel zum<br />

Heraustrennen<br />

+<br />

Geburtstags-Gewinnspiel<br />

Sahnen Sie Preise<br />

im Wert von<br />

<strong>80</strong>00 Euro ab!


| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

Guide<br />

FÜR IHREN<br />

BERGSOMMER<br />

1 _ Karwendel<br />

2 _ Allgäu<br />

3 _ Wetterstein<br />

4 _ Südtirol<br />

5 _ Dolomiten<br />

6 _ Berner Oberland<br />

7 _ Tessin<br />

| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

bs_2013_06_u1_u1.indd 1 24.04.13 09:59<br />

Der BERGSTEIGER im Wandel der Zeit<br />

1930<br />

1956<br />

1958<br />

1967<br />

1971 1983<br />

1992<br />

1997<br />

O7<br />

Neu!<br />

● Mehr <strong>Touren</strong><br />

● Mehr Tipps<br />

● Mehr Seiten<br />

Messners Dolomiten: die Rosengartenspitze<br />

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Traumziele für den Bergsommer<br />

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TEST <strong>Die</strong> Hochtourenrucksäcke der neuen Generation<br />

KNOW-HOW Selbst- und Gefährtensicherung im Fels<br />

TREKKING Der Brandberg – höchster Gipfel Namibias<br />

ZUGSPITZE<br />

UND CO.<br />

Wo es rund um Garmisch<br />

am schönsten ist<br />

STUBAIER<br />

ALPEN<br />

Sieben Tage von<br />

Hütte zu Hütte<br />

Juni 2013<br />

Plus 50 <strong>Touren</strong>tipps + <strong>Touren</strong>karten: Stubaier Alpen • Ötztaler Alpen • Ammergauer Alpen<br />

DIE PATEN<br />

Berühmte <strong>Bergsteiger</strong> und ihre Wege<br />

Allgäuer Alpen<br />

Dachstein<br />

Karwendel<br />

Wetterstein<br />

Berchtesgaden<br />

WILDER KAISER<br />

Dreitage-Wanderung:<br />

Sonne satt an Südhängen<br />

Multifunktions-<br />

Schuhe für Damen<br />

& Herren<br />

Klettersteige<br />

36<br />

Für Einsteiger und Erfahrene<br />

Testen Sie Ihr Können!<br />

SERVICE<br />

Erste Hilfe<br />

Tipps und Tricks zur<br />

Versorgung Verletzter<br />

PORTRÄT<br />

Erste Liga<br />

Adam Ondras Weg<br />

an die Weltspitze<br />

Südtirol<br />

Gipfelglück in der<br />

Alpenstadt Schenna<br />

REPORTAGE<br />

Echter Kult<br />

Pilgerwanderung im Gran-<br />

Paradiso-Nationalpark<br />

IM TEST<br />

TOUREN-<br />

GUIDE<br />

zum Mitnehmen<br />

32 <strong>Touren</strong>tipps<br />

für Ihren Sommer in den Alpen<br />

Top-<br />

<strong>Touren</strong><br />

2003<br />

2008<br />

2011<br />

2013<br />

<strong>80</strong> Jahre – ein ausgefülltes Menschenleben! So alt ist nun der<br />

BERGSTEIGER, und die Redaktion ist stolz darauf, dass der Jubilar sich<br />

noch immer bester Gesundheit erfreut. Dass er dabei eine ganze Menge<br />

»face liftings« über sich ergehen ließ, hat ihn jung erhalten. Vor allem<br />

aber war es die Tatsache, dass Bergsteigen keine Betätigung für »alte«<br />

Menschen ist, sondern für alle Bergfreunde – für junge und für alte, die<br />

im Herzen noch jung sind. So wie der BERGSTEIGER vor <strong>80</strong> Jahren den<br />

Geist der damaligen Zeit widerspiegelte, so tut er dies auch heute. Und<br />

was einst »en vogue« war, das mag heute schier unlesbar geworden sein<br />

– oder auch nicht. Urteilen Sie selbst: Alle Abonnenten fi nden in dieser<br />

Ausgabe einen Sonderdruck aus der ersten Nummer des BERGSTEIGER,<br />

der da noch »Der <strong>Bergsteiger</strong>« hieß. Schon damals stand vor allem das<br />

aktuelle Geschehen im Bergsport im Fokus der Zeitschrift, allerdings<br />

aus einer anderen Perspektive: kaum Bilder, dafür umso mehr Text. <strong>Die</strong><br />

Bergberichte – im Stil der damaligen Zeit geschrieben – waren sehr<br />

detailreich verfasst. Wir sind stolz darauf, ein alpinhistorisches Dokument<br />

neu aufzulegen. Und wir sind uns der Verantwortung bewusst, in der<br />

Tradition der ältesten <strong>Bergsteiger</strong>-Zeitschrift der Welt arbeiten zu dürfen.<br />

Wenn Sie kein Abonnent sind, dann können Sie sich unsere exklusive<br />

Jubiläums-Beilage als PDF unter www.bergsteiger.de herunterladen.<br />

4 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


EDITORIAL<br />

Ein Jubiläum<br />

– zum Feiern,<br />

aber auch zum<br />

Nachdenken<br />

Nein, früher war nicht alles besser. Schon gar<br />

nicht in den 1930er-Jahren. Es wäre eine schöne<br />

Vorstellung, wenn wenigstens die Berge<br />

von der nationalsozialistischen Propaganda<br />

verschont geblieben wären. Fakt ist, dass die<br />

Nazis großartige alpinistische Leistungen für<br />

ihre ideologischen Zwecke missbrauchten. Nur ein Beispiel: »So begrüße ich es denn,<br />

daß die beiden Angehörigen der Stammmannschaft Vörg und Heckmair im Verein<br />

mit den beiden Kameraden der Ostmark Harrer und Kasparek die Nordwand bezwangen,<br />

als Ausdruck unseres Wollens und als Symbol des harten Erziehungssystems des<br />

Führernachwuchses der NSDAP.« Geschrieben 1938 von Reichsorganisationsleiter<br />

Robert Ley als Vorwort zum Buch »Um die Eiger-Nordwand«, das die vier Erstbesteiger<br />

verfasst hatten. Ley brachte sich vor Beginn der Nürnberger Prozesse 1945 um.<br />

Auch der BERGSTEIGER, dessen Geburtsstunde im Oktober 1930 schlug (als »Der<br />

<strong>Bergsteiger</strong>«), hatte braune Flecken. Unter anderem durfte der Wiener Alpinist Eduard<br />

Pichl, ein Judenhetzer, Artikel veröffentlichen (siehe S. 14). Wenn wir jetzt den<br />

<strong>80</strong>. Jahrgang feiern können– von 1945 bis 1948 gab es eine dreijährige Zwangspause–<br />

dann ist die Freude vor allem deshalb groß, weil sich der BERGSTEIGER nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg mit großer Hingabe und hohem fachlichem Anspruch allein<br />

dem Bergsport widmete und diesen seither kritisch begleitet.<br />

Beim Jubiläums-Cover sind wir einen ungewöhnlichen Weg gegangen:<br />

Wir haben einen bekannten Berg (s. Gewinnspiel S. 34/35) als Mosaik<br />

aus Bildern dargestellt, die ausnahmslos aus Heftbeiträgen stammen.<br />

<strong>Die</strong> Mosaikidee zieht sich auch inhaltlich durchs Heft. Wir zeigen Ihnen<br />

anhand von Berichten und Reportagen über Alpinisten, über Alpenfauna<br />

und -flora, Ausrüstung und Ausbildung, wie sich die Bergwelt<br />

in den vergangenen <strong>80</strong> Jahren verändert hat. Und siehe da: Es<br />

gibt trotz Klimawandel und Bauwut allen Grund zum Optimismus.<br />

Einst fast ausgerottet, sind Steinbock und Steinadler in den Alpen wieder heimisch,<br />

das Edelweiß gedeiht wieder prächtig. Und das Bergsteigen ist sicherer geworden. So<br />

darf es die nächsten <strong>80</strong> Jahre weitergehen. Dazu wollen wir unseren Beitrag leisten,<br />

und darauf stoßen wir mit Ihnen an!<br />

Ecuador<br />

Wandern im Land der Vulkane<br />

Immergrüne Regenwälder, außergewöhnliche<br />

Tierarten, schneebedeckte<br />

Vulkane und der Galápagos-Nationalpark.<br />

Egal welchen Teil des Landes Sie<br />

erkunden, Ecuador fasziniert mit seiner<br />

Vielseitigkeit. Das absolute Highlight sind<br />

die Galápagos Inseln. Auf diesen kommen<br />

Sie den zutraulichen Riesen-Schildkröten,<br />

Blaufußtölpeln, Seelöwen und Leguanen<br />

so nah wie nirgendwo anders.<br />

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17 Tage ab € 4.490,–<br />

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Details anfordern unter<br />

Telefon: 089 / 23 50 06 - 0<br />

Michael Ruhland, Chefredakteur<br />

WandernTrekkingBergtourenweltweit<br />

hauser-exkursionen.de


INHALT<br />

20<br />

<strong>Die</strong> Top <strong>80</strong><br />

<strong>80</strong> <strong>Touren</strong> zum <strong>80</strong>. Geburtstag: Wanderungen,<br />

Hochtouren, Klettersteige und<br />

Klettertouren mit Jubiläumscharakter<br />

TITELTHEMA<br />

44<br />

Zur Freiheit<br />

Unterm Nebel hektisches Treiben,<br />

oben das Gefühl grenzenloser<br />

Weite und Stille. Unterwegs auf<br />

dem Innsbrucker Klettersteig<br />

20 <strong>Die</strong> <strong>80</strong> <strong>besten</strong> <strong>Touren</strong><br />

Zum großen Jubiläum verraten vier »alte<br />

Hasen« ihre <strong>80</strong> liebsten Wanderungen, Hochtouren,<br />

Klettersteige und Klettertouren.<br />

AKTUELL<br />

14 Neues aus der Welt der Berge<br />

14 RÜCKBLICK Besondere Ereignisse im<br />

Geburtsjahr des BERGSTEIGER<br />

16 KLARHEIT Schüsser & Hammerspitze gibt’s<br />

nicht mehr: neue Namen für Allgäuer Berge<br />

17 VORSCHAU Spezial-Karabiner, Kinder-Linie,<br />

Nachhaltigkeitsoffensive: neues vom Markt<br />

AUF TOUR<br />

36 <strong>Die</strong> Paten III: Hütten<br />

Zeitungsbesitzer, Alpinismuspioniere, Sportskanonen:<br />

Teil drei unserer Serie steht im<br />

Zeichen von Hütten und ihren Namensgebern.<br />

44 Innsbrucker Klettersteig<br />

Via ferrata zur Freiheit: Nur rund 1500 Meter<br />

über Innsbruck ist vom hektischen Treiben<br />

der Stadt nichts mehr zu spüren.


68<br />

Zurück ins Revier<br />

Seit 1930 hat sich nicht nur für<br />

<strong>Bergsteiger</strong> vieles verändert –<br />

über Gewinner und Verlierer<br />

der Alpenfauna<br />

72<br />

Das Bauchwehbleaml<br />

Das Edelweiß an der<br />

Höfats steht für die Gier<br />

des Menschen und die<br />

Kraft der Natur.<br />

TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />

12 Top-<strong>Touren</strong> für den Oktober<br />

Vorderscheinberg und Hasentalkopf ............59<br />

Herzogstand .................................................................................59<br />

Schönfeldjoch ............................................................................59<br />

Großes Hundhorn ..................................................................61<br />

Civetta ..................................................................................................61<br />

Schiara .................................................................................................61<br />

Rund um den Sorapiš .......................................................63<br />

Gadmer-Flue, Tälli-Klettersteig ..............................63<br />

Ortler ....................................................................................................63<br />

Schreckhorn ................................................................................65<br />

Meije .....................................................................................................65<br />

Mont Maudit, »Kuffnergrat« ......................................65<br />

92<br />

Luftig und<br />

warm<br />

Ein gutes Fleece hält<br />

nicht nur warm,<br />

sondern reguliert<br />

darüber hinaus die<br />

Körperwärme.<br />

112<br />

Trekken<br />

in Nepal<br />

Der Great Himalaya<br />

Trail ist mehr als ein<br />

Abenteuer am Fuße<br />

der Achttausender.<br />

Heinz Zak, Siegi Garnweidner, Peter Wey – Fotolia.com, Dominik Prantl, Sandra Zistl, Andreas Strauß<br />

JUBILÄUMS-SPECIAL<br />

34 Geburtstags-Quiz<br />

Gewinnen Sie Preise im Wert von <strong>80</strong>00 Euro<br />

42 Luftnummern mit Tiefgang<br />

<strong>80</strong> Jahre mit Spuren: Luftbilder von Lenggries,<br />

Garmisch und Berchtesgaden<br />

68 Zurück ins Revier<br />

Während manche Tierarten weiter zurückgedrängt<br />

werden, haben sich andere etabliert.<br />

72 Edelweißrausch an der Höfats<br />

Dank eines Schutzpostens hat sich der Bestand<br />

der Alpenblume in kurzer Zeit erholt.<br />

76 Cordlose Zone<br />

Ein Vergleich, der keiner ist: Ausrüstung für<br />

<strong>Bergsteiger</strong> heute und vor <strong>80</strong> Jahren<br />

82 Tollkühne Bergvagabunden<br />

Ob mit oder ohne Lizenz: die besondere Aura<br />

der Bergführer in den 1930er-Jahren<br />

88 Serie: Zauberhafte Hütten<br />

Seit <strong>80</strong> Jahren standhaft: <strong>Die</strong> Glungezerhütte<br />

war bereits Ziel von Hermann Buhl.<br />

SERVICE<br />

92 Fleecejacken im Test<br />

Flauschig und atmungsaktiv: zwölf<br />

aktuelle Jacken-Modelle im Vergleich<br />

Extra: Der Rucksack im Wandel der Zeit<br />

102 Klettern mit den Besten<br />

Am Fels unter Anleitung von David Lama<br />

und Stefan Glowacz. Jetzt bewerben und<br />

einen von vier Plätzen ergattern!<br />

104 Serie: Stille Helfer<br />

Seile aus Kunstfaser halten heute weit<br />

mehr, als sie müssten. Das war längst nicht<br />

immer so.<br />

108 Richtig imprägnieren<br />

Damit Funktionskleidung dauerhaft wasserdicht<br />

bleibt, sollte man sie regelmäßig<br />

waschen und imprägnieren.<br />

REPORTAGE<br />

112 Great Himalaya Trail<br />

Trekking in Nepal ist mehr als ein Abenteuer<br />

am Fuße der Achttausender. Es bringt auch<br />

die Nöte der Menschen näher.<br />

50 Das große<br />

BERGSTEIGER-<br />

Interview<br />

<strong>Die</strong> Berge haben ihm<br />

seine größten Triumphe<br />

beschert, aber auch den<br />

schwersten<br />

Schicksalsschlag:<br />

im<br />

Gespräch<br />

mit Lothar<br />

Brandler<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 5<br />

Bildstrecke 8<br />

TV-Programm 18<br />

Bergpredigt 56<br />

Briefe/Impressum 120<br />

Bergwachteln 122<br />

<strong>Vorschau</strong> 122<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 7


BERG-BILDER<br />

Alle Fotos: Bernd Römmelt<br />

8 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Glanzlichter<br />

Nach dem Sturm: Das Gewitter ist durchgezogen,<br />

die Luft ist angefüllt von dem<br />

schweren Duft nach Erde und Wald. Schon<br />

wärmt die Sonne wieder, bald werden sich<br />

auch die Wolken von den dampfenden<br />

Bergflanken verzogen haben. <strong>Die</strong> Vorfreude<br />

auf den nächsten Morgen ist groß.<br />

Blick vom Ponten auf den Gimpel und Rote Flüh


Götterdämmerung<br />

Über allem: Glücklich derjenige,<br />

der bei solchen Wetterlagen auf<br />

Gipfel steigen kann. Im Tal hängt<br />

Nebel, die Luft ist kalt. Oben ist es<br />

warm und die Stimmung erhaben.<br />

Man möchte nie mehr runter.<br />

Hochgrat, im Hintergrund der Säntis<br />

10 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Geisterstunde<br />

Dem Firmament so nah: Nicht<br />

umsonst wählen Wissenschaftler<br />

meist Berge für Sternwarten. Man<br />

kann aber auch als Laie tief ins All<br />

blicken, wenn man nachts ein paar<br />

Schritte vor die Hütte tut.<br />

Milchstraße über dem Heilbronner Höhenweg<br />

12 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Wetterkunde<br />

<strong>Die</strong> schönsten Bergbilder entstehen in<br />

den Übergangsphasen zwischen gutem<br />

und schlechten Wetter. Es heißt also:<br />

wachsam sein, um die wilden Stimmungen<br />

dieser kurzen Phasen zu erleben.<br />

»Als ich mein Allgäu-Projekt<br />

vor mehr als sechs<br />

Jahren begann, wusste<br />

ich fast nichts über diesen<br />

Gebirgszug im Westen<br />

der Bayerischen Alpen.<br />

Ich als Münchner war eher<br />

im Karwendel oder dem Wetterstein unterwegs.<br />

<strong>Die</strong>ses Unwissen stellte sich aber im Nachhinein<br />

als vorteilhaft heraus, denn so fotografierte ich<br />

unbeeinflusst von Postkartenmotiven. Mir war<br />

wichtig, die Allgäuer Alpen so wild wie möglich<br />

zu zeigen. So zog ich meist dann los, wenn das<br />

Wetter gerade von gut auf schlecht (oder anders<br />

herum) schwenkte.«<br />

Bernd Römmelt<br />

Bernd Römmelt<br />

»<strong>Die</strong> Allgäuer Alpen«,<br />

160 S., Format 29 x<br />

27,7 cm, Schutzumschlag,<br />

Rosenheimer<br />

Verlag (erscheint im<br />

Oktober), 29,90 €


<strong>Bergsteiger</strong><br />

10/13 AKTUELL<br />

JUBILÄUMS-SPECIAL<br />

Jubiläumsseite: Das Jahr 1930<br />

12. Juni: Max Schmeling<br />

erobert in New York die<br />

Krone des Boxweltmeisters<br />

im Schwergewicht.<br />

10. September:<br />

In Deutschlands Kinos<br />

läuft erstmals die<br />

»Tönende Wochenschau«<br />

des US-amerikanischen<br />

Fox-Konzerns.<br />

2. November:<br />

Haile Selassie besteigt<br />

den äthiopischen Thron<br />

– er wird zum »König der<br />

Könige«.<br />

18. Februar: Entdeckung des Planeten<br />

Pluto durch Clyde Tombaugh<br />

12. März: Mahatma Gandhi führt den<br />

sogenannten Salzmarsch gegen die britischen<br />

Kolonialherren an. Sein gewaltloser<br />

Widerstand sollte die Weltmacht<br />

schließlich in die Knie zwingen.<br />

1. April: In Berlin wird der Film »Der<br />

blaue Engel« mit Marlene <strong>Die</strong>trich in der<br />

Hauptrolle uraufgeführt. Der deutsche<br />

Kinostar emigriert später in die USA.<br />

1. Mai: <strong>Die</strong> Einführung der Mineralölsteuer<br />

hat höhere Treibstoffpreise zur<br />

Folge. Auf Deutschlands Straßen verkehren<br />

etwa eine halbe Million Autos.<br />

Ein Opel mit 20 PS kostet<br />

2700 Reichsmark.<br />

30. Juni: Uruguay wird<br />

durch den Sieg (4:2)<br />

gegen Argentinien erster<br />

Fußball-Weltmeister.<br />

8. Juli: <strong>Die</strong> Zugspitzbahn wird feierlich<br />

eröffnet – allerdings ohne die am Bau<br />

beteiligten Arbeiter.<br />

25. August: Sean Connery, später<br />

weltberühmt als James-Bond-Darsteller,<br />

wird im schottischen Edinburgh<br />

geboren.<br />

20. September bis 5. Oktober:<br />

<strong>Die</strong> Maß kostet auf der Wiesn eine<br />

Reichsmark – wie im Vorjahr.<br />

8. November: Uraufführung von Ralph<br />

Benatzkys Operette »Im weißen Rößl«<br />

in Berlin<br />

24. Dezember: Der Physiker Manfred<br />

von Ardenne präsentiert in Berlin das<br />

erste elektronische Fernsehbild.<br />

Foto: SZ-Photo<br />

Hans Ertl:<br />

Erfolg an der<br />

Königsspitze<br />

Am 5. September glückt Hans Ertl<br />

zusammen mit Hans Brehm die Durchsteigung<br />

der bis 60 Grad steilen, 600<br />

Meter hohen Nordwand der Königsspitze. Den Ausstieg über die legendäre<br />

»Schaumrolle« konnten die beiden allerdings nicht realisieren, aus Zeitmangel<br />

– und da es ihnen am notwendigen Material fehlte. <strong>Die</strong> mächtige Gipfelwechte<br />

wird erst 1956 von Kurt <strong>Die</strong>mberger, Hannes Unterweger und Herbert<br />

Knapp bezwungen. Lediglich eine einzige Wiederholung dieser extrem<br />

schwierigen und objektiv gefährlichen Unternehmung ist bekannt. 2001<br />

bricht die »Schaumrolle« ab – eine Konsequenz der Klimaerwärmung. Eine<br />

unschöne Fußnote: Seit einem halben Jahrhundert streiten die drei Salzburger<br />

Alpinisten darüber, wem die Ehre gebührt, der Allererste gewesen zu<br />

sein. Nicht einmal Reinhold Messner konnte anlässlich der Gedenkfeier zum<br />

50. Jahrtag (2006) in dem Zwist vermitteln: <strong>Bergsteiger</strong>s Eitelkeiten. –eeh–<br />

Foto: Bettina Willmes<br />

BERGSTEIGER an die Isar<br />

Im Herbst holt Alfred Bruckmann (Foto), Leiter des 1858<br />

gegründeten gleichnamigen Verlags, den BERGSTEIGER<br />

von Wien nach München. Das blieb nicht ohne Folgen,<br />

pflegte die Familie Bruckmann doch beste Beziehungen<br />

zu den Nazis. Vor allem Elsa, geborene Prinzessin Cantacuzène<br />

aus rumänischem Adel und Gattin von Hugo Bruckmann, führte Hitler<br />

in die Münchner Gesellschaft ein. Im berühmten<br />

Salon Bruckmann verbreitete<br />

er fortan seine kruden Ideen, assistiert<br />

von ähnlich Denkenden. Den BERG-<br />

STEIGER leitete der linientreue Josef<br />

Julius Schätz, und so durfte auch<br />

Eduard Pichl, ein Antisemit, der<br />

bereits in den 1920er-Jahren die Vertreibung<br />

aller Juden aus der Alpenvereinssektion<br />

Austria durchgesetzt<br />

hatte, publizieren.<br />

Der BERGSTEIGER hat die braune<br />

Vergangenheit überlebt. Nach dreijähriger<br />

Pause erschien er 1949 neu.<br />

In den 19<strong>80</strong>er-Jahren leitete ihn übrigens<br />

Toni Hiebeler. Der wurde 1930<br />

geboren, am 5. März. Im gleichen<br />

Jahr wie Walter Bonatti, einer der<br />

ganz Großen des Alpinismus. –eeh–<br />

Zitat des Monats<br />

»Ich war entschlossen,<br />

das<br />

Höchste zu wagen,<br />

das Leben hinzuwerfen<br />

wie einen<br />

zerbrochenen<br />

Bergstock.«<br />

Eugen Guido Lammer (1863–1945),<br />

österr. Alpinist, aus »Jungborn«, 1935


Fünf Fragen an …<br />

Horst Schellmoser (77)<br />

aus Berchtesgaden Ga.<br />

Tatet veratqui sunt, qui<br />

repe pror a volupidis<br />

sum ipideleseque volore,<br />

tem niendit ibeaquae<br />

non con et excest et hit.<br />

Horst Schellmoser (77) aus Berchtesgaden bewirtschaftet<br />

die Wasseralm in den Berchtesgadener Alpen.<br />

…den ältesten Hüttenwirt<br />

Deutschlands<br />

Welche Hütte bewirtschaften Sie? Und wie lange schon?<br />

Ich bin jetzt den fünfzehnten Sommer auf der Wasseralm (1416 m),<br />

dem einzigen Stützpunkt in der Röth, dem Grenzgebiet zwischen<br />

Steinernem Meer und Hagengebirge.<br />

Was haben Sie vorher gemacht? Waren Sie auf einer anderen<br />

Hütte?<br />

Ich war früher Berufsjäger in den Berchtesgadener Alpen. Eine<br />

andere Hütte habe ich nicht bewirtschaftet.<br />

Andere in Ihrem Alter sind bereits in Rente. Wie schaffen Sie die<br />

ganze Arbeit auf der Hütte?<br />

Man braucht zum einen gute Mitarbeiter: Ich habe zwei Angestellte,<br />

und zwei bis drei Rentner helfen mir in Spitzenzeiten aus. Dann ist<br />

natürlich eine gute gesundheitliche Verfassung Voraussetzung. Und<br />

ich habe große Freude an der eigenverantwortlichen Arbeit auf der<br />

Hütte.<br />

Wie hat sich das Hüttenleben im Vergleich zu früher verändert?<br />

Sind die Gäste anders geworden?<br />

Beim Arbeitsablauf auf der Hütte hat sich schon einiges verändert,<br />

vor allem bei der Technik und der Energieversorgung. Auch die<br />

Kommunikation ist anders, die Gäste können jetzt per E-Mail und im<br />

Internet reservieren. <strong>Die</strong> Ver- und Entsorgung funktioniert mit<br />

Hubschraubertransport. <strong>Die</strong> Gäste sind meiner Meinung nach gleich<br />

geblieben.<br />

Was machen Sie im Winter?<br />

Da steht die Familie an erster Stelle. Das Haus im Tal muss versorgt<br />

und immer wieder renoviert werden. Ich bewirtschafte meinen Wald<br />

und muss dann schon wieder Vorbereitungen für die nächste<br />

Hüttensaison treffen.<br />

Interview: Petra Gössl-Kubin


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 10/13 AKTUELL<br />

Berg-Splitter<br />

50 Jahre <strong>Bergsteiger</strong>schule<br />

<strong>Die</strong> Alpenverein-<strong>Bergsteiger</strong>schule feiert ihr<br />

50-jähriges Bestehen. Ziel der Organisation<br />

war und ist es, Alpenvereinsmitglieder zu<br />

selbständigen <strong>Bergsteiger</strong>n auszubilden.<br />

Anders als etwa der Summit-Club arbeitet die<br />

AV-<strong>Bergsteiger</strong>schule auch heute noch ohne<br />

Gewinnabsicht.<br />

–bw–<br />

Foto: Bergwacht Krün<br />

Weniger Tote denn je<br />

DAV-UNFALLSTATISTIK 2012: WENIGER TOTE, ABER VIELE EINSÄTZE<br />

Auch wenn<br />

die ernsten<br />

Fälle seltener<br />

geworden<br />

sind – gerufen<br />

wird die<br />

Bergwacht<br />

nach wie vor<br />

häufig.<br />

Wild, aber verträglich<br />

Von 19. bis 22. September fi nden im Tessin<br />

die »keepwild! climbing days« statt. Ziel des<br />

Events ist die Sensibilisierung der Kletterer für<br />

einen respektvollen Umgang mit der Natur und<br />

der Ressource Fels. Alle Informationen unter<br />

www.keepwildclimbs.ch<br />

–bw–<br />

Von München auf die Zugspitze<br />

Im August sind 18 Trailrunner vom Münchner<br />

Marienplatz bis auf die Zugspitze gelaufen.<br />

Dabei haben sie 115 Kilometer und 3100<br />

Höhenmeter zurückgelegt. Veranstaltet hat den<br />

Lauf »Trail-Maniak«.<br />

–bw–<br />

28 DAV-Mitglieder sind im vergangenen Jahr bei Bergunfällen ums Leben<br />

gekommen – das sind weniger als jemals zuvor seit Einführung der Statistik des<br />

Deutschen Alpenvereins im Jahr 1952. 2011 lag die Zahl noch bei 45. Florian Hellberg<br />

von der DAV-Sicherheitsforschung führt dies vor allem auf das Wetter zurück:<br />

»<strong>Die</strong> letzte Skitourensaison endete früh, und durch einen Wintereinbruch im Oktober<br />

war auch die Sommersaison kurz.«<br />

Ein Trend des Vorjahres setzte sich hingegen fort: Immer mehr Bergsportler bringen<br />

sich in Situationen, aus denen sie sich nicht mehr selbst befreien können. Besonders<br />

häufig trifft dies auf Klettersteiggeher zu. Seit 2006 habe sich die Notfall-Quote verdoppelt,<br />

seit 2002 sogar verdreifacht. Immer wieder zeige sich, so der DAV, dass sich<br />

Klettersteiggeher Steige aussuchen, denen sie nicht gewachsen seien. Gleichzeitig<br />

stellt der DAV fest, dass die Schwelle, einen Notruf abzusetzen, sinke. –bw–<br />

Foto: privat<br />

Ausgezeichnet!<br />

Folkert Lenz hat den 3. Platz<br />

beim Walliser Medienpreis<br />

belegt. Ausgezeichnet wurde<br />

er für die Reportage »Metro<br />

zur magischen Grenze«. Sie<br />

ist im Jahr 2012 in der<br />

Augustausgabe des<br />

BERGSTEIGER erschienen und online unter<br />

www.bergsteiger.de/zeitschriftenartikel-8333.<br />

html nachzulesen.<br />

–bw–<br />

Ab ins Dorf<br />

Es ist wieder soweit: Kühe und Schafe werden<br />

zurück ins Tal gebracht. Eine Terminübersicht<br />

fi nden Sie auf www.bergsteiger.de/termine_<br />

almabtrieb_1204_1204.html<br />

–bw–<br />

Foto: Südtirol Marketing Gesellschaft/Ralf Kreuels<br />

Foto: Manfred Scheuermann<br />

Jedem seinen Titel<br />

ZWEI BERGE IM ALLGÄU ERHALTEN NEUE NAMEN<br />

Den »Schüsser«<br />

gibt’s<br />

nicht mehr<br />

– nur noch<br />

die »Walser«<br />

bzw. »Oberstdorfer<br />

Hammerspitze«<br />

Ein Berg, zwei Namen – und das gleich zweifach: Was für die Oberstdorfer die<br />

Hammerspitze war, war für die Kleinwalsertaler bislang der Schüsser. Und was die<br />

Oberstdorfer Schüsser nannten, hieß im Kleinwalsertal Hammerspitze. Dass diese<br />

Konstellation immer wieder für Verwechslungen und Verzögerungen bei Rettungseinsätzen<br />

geführt hat, wundert nicht. Nun haben sich die betroffenen AV-Sektionen<br />

und Gemeinden, Rettungsdienste, Polizei und Bergwacht-Vertreter darauf geeinigt,<br />

die Berge umzubenennen, und zwar in »Walser Hammerspitze« und »Oberstdorfer<br />

Hammerspitze«. Damit konnten sie eine seit dem 18. Jahrhundert anhaltende Diskussion<br />

beenden. Erstmals berücksichtigt werden die neuen Namen in der neuen<br />

Alpenvereinskarte BY 2 »Kleinwalsertal – Hoher Ifen, Widderstein«. –bw–<br />

16 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13


Foto: Simon Gietl<br />

Foto: Archiv R.Dujmovits<br />

Geknackt!<br />

SIMON GIETL ERÖFFNET NEUE ROUTE<br />

Erstbegehung in den Dolomiten: Simon Gietl und Patrick Seiwald haben im<br />

Juli den Lagazuoi (Nord, 2762 m) auf einer neuen Route – von den Erstbegehern<br />

»Orakel« getauft – erreicht. Sie erstreckt sich über 320 Meter, die Schlüsselstelle<br />

bewerteten die Kletterer mit IX (ohne Bohrhaken). <strong>Die</strong> weiteren Seillängen ordneten<br />

Gietl und Seiwald im Bereich IV bis VIII+ ein. Problematisch sei, so Gietl, dass<br />

das »Orakel« nicht optimal mit Haken abgesichert werden kann.<br />

–bw–<br />

Trends, <strong>Touren</strong>,<br />

Themen<br />

ALPIN-MESSE INNSBRUCK:<br />

BERGSPORT VOM FEINSTEN<br />

Am 9. und 10. November präsentieren mehr als 120 Aussteller Produktneuheiten,<br />

Berg- und Erlebnisreisen auf der Alpinmesse in Innsbruck. Gleichzeitig finden<br />

mehr als 60 Workshops zu Themen wie Erste Hilfe am Berg oder GPS statt.<br />

Umrahmt wird die Messe mit Vorträgen von Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf<br />

Dujmovits, Adam Ondra sowie Lynn Hill. Auch die Österreichische Boulderelite<br />

wird anwesen sein bei den Wettkämpfen um den Meistertitel. Alle Infos auf<br />

einen Blick unter www.alpinmesse.info<br />

–bw–<br />

Foto: Frank Kretschmann<br />

Endlich frei<br />

EIGER-NORDWAND-ERFOLG VON ROGER<br />

SCHÄLI UND ROBERT JASPER<br />

Brüchiger Fels an<br />

der Eiger-Nordwand<br />

Nach 14 Stunden<br />

war es vollbracht:<br />

die erste freie Begehung<br />

der »Ghilini-<br />

Piola-Direttissima«<br />

an der Eiger-Nordwand.<br />

Gelungen<br />

ist dies im August<br />

Roger Schäli und<br />

Robert Jasper. <strong>Die</strong><br />

Kletterschwierigkeiten<br />

bezifferten<br />

sie mit IX, der Fels<br />

sei brüchig, die<br />

Sicherungen sehr<br />

zweifelhaft gewesen. Erstbegangen wurde<br />

die Direttissima mit einer Wandhöhe von<br />

1400 Metern 1983 in technischer Kletterei<br />

innerhalb von fünf Tagen. Bereits 2006 haben<br />

Schäli und Jasper sich vorgenommen,<br />

die Route an einem Tag freizuklettern. –bw–<br />

+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />

+++ Auf der Outdoor 2013<br />

erstmals präsentiert, seit August<br />

erhältlich: der Fifty:Fifty, ein Karabiner,<br />

der zwei gleich große Kammern besitzt.<br />

Mit einer geführten Feder lässt sich<br />

entweder die obere oder die untere<br />

Kammer öffnen. So kann man<br />

der Karabiner aus jeder Position<br />

heraus einsetzen. +++<br />

UVP: 22,90 €;<br />

erhältlich seit Ende August<br />

+++ Jetzt auch<br />

für kleine<br />

Bergfreunde:<br />

Zum Herbst bringt<br />

Maloja die erste Kollektion für Kinder<br />

auf den Markt. Ihr Name: Malumpaz,<br />

eine Mischung der Begriffe »Maloja« und<br />

»Lumpaz«, rätoromanisch für »Lausbub«.<br />

Ein Stück aus der Kollektion ist die<br />

bestickte 2-Lagen-Jacke für Mädchen mit<br />

Thermolite-Wattierung. +++<br />

UVP: XS–M 189 €, L–XL 199 €;<br />

erhältlich ab Herbst<br />

+++ Gore präsentiert ab<br />

Herbst 2013 eine neue Gore-Tex Pro<br />

Generation. Im Vergleich zu Vorgängerprodukten<br />

sollen die 3-Lagen-Laminate laut<br />

Hersteller noch robuster und deutlich<br />

atmungsaktiver sein. Als Zielgruppe<br />

bezeichnet Gore Profi -Bergsportler sowie<br />

anspruchsvolle Outdoor- und Freeride-<br />

Enthusiasten. Alle Infos auf einen Blick:<br />

+++<br />

+++ Komperdell bietet künftig<br />

einen 3-Jahres-Gratis-<br />

Reparaturservice an. Wo auch<br />

immer der Stock gekauft wurde –<br />

Komperdell kündigt an, dass Kunden<br />

auch ohne Kaufbeleg den Stock zur<br />

nächsten Reparaturstelle oder zu<br />

Komperdell ins Werk schicken können.<br />

Das dazu erforderliche Rücksendeformular<br />

ist auf www.komperdell.<br />

com > 3-Jahres-Reparaturservice zu<br />

fi nden. +++<br />

+++ Nachhaltigkeitsoffensive:<br />

Haglöfs hat angekündigt, sich auf allen<br />

wichtigen Märkten der Welt im Bereich<br />

Technical Outdoor und Nachhaltigkeit<br />

als Nummer eins positionieren zu<br />

wollen. Bereits heute sei die Nachhaltigkeitsarbeit<br />

Ausgangspunkt für alle<br />

Planungen. Ähnliche Ziele verfolgt Vaude.<br />

Der Hersteller hatte jüngst in seinem<br />

Nachhaltigkeitsbericht wiederholt, bis<br />

2015 Europas nachhaltigster Outdoor-<br />

Ausrüster werden zu wollen. +++<br />

+++ Ebenfalls diesen Herbst<br />

kommt die mit dem Ispo Award Gold<br />

prämierte Merino Guardian Shell von<br />

Ortovox auf den Markt. Das Besondere:<br />

Als erste 3-Lagen-Jacke ist die Jacke auf<br />

der Innenseite vollfl ächig mit Merinowolle<br />

verarbeitet. Laut Ortovox ermöglicht<br />

dies ein neues Komfortlevel im<br />

Hard shellmarkt. +++<br />

UVP: 649,95 €,<br />

erhältlich ab September


TV-Programm September/Oktober 2013<br />

16.9. | 11.05 | Arte<br />

<strong>Die</strong> Alpen von oben<br />

Vom Chablais zum Montblanc<br />

Dauer: 52 Min.<br />

16.9. | 11.50 | Servus TV<br />

Himalaya – Im Dorf<br />

der Frauen<br />

Dauer: 60 Min.<br />

16.9. | 13.50 | Servus TV<br />

Art Wolfe – Reisen an die<br />

Grenzen der Erde<br />

Alaska: Arctic National<br />

Wildlife Refuge<br />

Dauer: 30 Min.<br />

16.9. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Lofoten und Polarmeer<br />

Dauer: 55 Min.<br />

17.9. | 11.50 | Servus TV<br />

Himalaya – Dem Himmel nah<br />

Dauer: 60 Min.<br />

17.9. | 13.50 | Servus TV<br />

Art Wolfe – Reisen an die<br />

Grenzen der Erde<br />

Peru: Manu<br />

Dauer: 30 Min.<br />

17.9. | 15.15 | RBB Berlin<br />

Reisewege Finnland<br />

Von Helsinki nach Karelien<br />

Dauer: 45 Min.<br />

17.9. | 18.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise<br />

Durch den wilden Westen –<br />

Von Montana zum Rio Grande<br />

Dauer: 60 Min.<br />

18.9. | 9.30 | ZDF Info<br />

Boote, Berge, Bayern<br />

Sommerurlaub am Königssee<br />

Dauer: 30 Min.<br />

18.9. | 11.50 | Servus TV<br />

Urgan, Child of the<br />

Himalayas<br />

Dauer: 60 Min.<br />

J18.9. | 12.25 | 3sat<br />

Nationalpark Kalkalpen<br />

Dauer: 35 Min.<br />

18.9. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Westnorwegen<br />

Dauer: 55 Min.<br />

J19.9. | 20.15 | ZDF Kultur<br />

European Outdoor Film Tour<br />

Dauer: 60 Min.<br />

20.9. | 11.05 | Arte<br />

<strong>Die</strong> Alpen von oben<br />

Vom Beaufortain in<br />

die Savoyer Alpen<br />

Dauer: 52 Min.<br />

20.9. | 13.50 | Servus TV<br />

Art Wolfe – Reisen an<br />

die Grenzen der Erde<br />

Der Südwesten der USA<br />

Dauer: 30 Min.<br />

22.9. | 16.15 | BR<br />

Fernweh<br />

Reportage: Garden Route<br />

Dauer: 30 Min.<br />

22.9. | 16.45 | SWR<br />

Meine Traumreise<br />

über die Alpen<br />

Zu Fuß vom Allgäu<br />

nach Südtirol<br />

Dauer: 30 Min.<br />

23.9. | 11.50 | Servus TV<br />

Auf legendären Routen<br />

Von Vancouver nach<br />

Anchorage: Eine Reise<br />

durch Pan-Amerika<br />

Dauer: 60 Min.<br />

23.9. | 18.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise<br />

Der Regenwald – Der letzte<br />

Schatz der Erde<br />

Dauer: 60 Min.<br />

24.9. | 14.20 | Servus TV<br />

Naturparadies China<br />

Tibet<br />

Dauer: 60 Min.<br />

AH<br />

24.9. | 20.15 | WDR<br />

Abenteuer Erde<br />

Das Great Barrier Reef:<br />

Naturwunder der Superlative<br />

Dauer: 45 Min.<br />

25.9. | 18.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise<br />

Im Schatten der Anden<br />

Dauer: 60 Min.<br />

25.9. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Island – Reich der Vulkane<br />

Dauer: 55 Min.<br />

25.9. | 20.15 | Phoenix<br />

Gefahr aus den Bergen<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

26.9. | 14.45 | SWR<br />

Bilderbuch:<br />

Naturpark Schönbuch<br />

Reportagereihe<br />

Dauer: 45 Min.<br />

26.9. | 18.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise<br />

Peru – Der Inka-Pfad<br />

Dauer: 60 Min.<br />

27.9. | 20.15 | Servus TV<br />

Bergwelten AH<br />

Paul Preuss-Portrait<br />

Dauer: 60 Min.<br />

28.9. | 12.00 | WDR<br />

Erlebnisreisen-Tipp:<br />

Madeira<br />

Magazin<br />

Dauer: 5 Min.<br />

J28.9. | 12.15 | N 3<br />

Weltreisen<br />

Lofoten – Inseln des Lichts<br />

Dauer: 30 Min.<br />

29.9. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

30.9. | 15.35 | 3sat<br />

Indiens wilde SchönheitAH<br />

Der Himalaya<br />

Dauer: 40 Min.<br />

1.10. | 11.45 | 3sat<br />

Arlberg – Der weiße Rausch<br />

Geschichten aus Österreich<br />

Dauer: 45 Min.<br />

1.10. | 11.45 | S: Disc. Channel<br />

Natur entdecken<br />

Verborgene Welten – Höhlenexpedition<br />

Puerto Rico<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 44 Min.<br />

2.10. | 20.15 | Phoenix<br />

<strong>Die</strong> Berge der Deutschen<br />

Von Höhenrausch und<br />

Hüttenzauber<br />

Dauer: 45 Min.<br />

3.10. | 09.30 | WDR<br />

Erlebnisreisen-Tipp:<br />

Kanalinsel Jersey<br />

Magazin<br />

Dauer: 15 Min.<br />

3.10. | 11.40 | S: Dis. Channel<br />

Natur entdecken<br />

Naturwunder Appalachen<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 44 Min.<br />

3.10. | 12.00 | N 3<br />

<strong>Die</strong> schönsten Naturparadiese<br />

des Nordens<br />

Reportage<br />

Dauer: 90 Min.<br />

4.10. | 12.15 | 3sat<br />

Hoch und heilig<br />

Entdeckungen in den Alpen<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J4.10. | 18.15 | alpha<br />

Magisches Marokko<br />

Reportage<br />

Dauer: 30 Min.<br />

9.10. | 21.15 | MDR<br />

Biwak<br />

Magazin für Bergsport,<br />

Wandern, Abenteuer<br />

Dauer: 30 Min.<br />

11.10. | 12.00 | Arte<br />

Reisen für Genießer<br />

Patagonien<br />

Dauer: 25 Min.<br />

Das tagesaktuelle<br />

TV-Programm finden Sie<br />

auf bergsteiger.de<br />

18 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13


ISBN 978-3-7654-5678-7<br />

ISBN 978-3-7654-5679-4<br />

ISBN 978-3-7654-6251-1<br />

ISBN 978-3-7654-5175-1<br />

ISBN 978-3-7654-5676-3<br />

ISBN 978-3-7654-5894-1<br />

ISBN 978-3-7654-5909-2<br />

ISBN 978-3-7654-5917-7<br />

ISBN 978-3-7654-5904-7<br />

ISBN 978-3-7654-5914-6<br />

ISBN 978-3-7654-4904-8<br />

ISBN 978-3-7654-6081-4<br />

ISBN 978-3-7654-4897-3<br />

ISBN 978-3-7654-4581-1<br />

ISBN 978-3-7654-6085-2<br />

ISBN 978-3-7654-5896-5<br />

ISBN 978-3-7654-5234-5<br />

ISBN 978-3-7654-4915-4<br />

ISBN 978-3-7654-5916-0<br />

ISBN 978-3-7654-4903-1<br />

ISBN 978-3-7654-4909-3<br />

ISBN 978-3-7654-6086-9<br />

ISBN 978-3-7654-5793-7<br />

ISBN 978-3-7654-5897-2<br />

ISBN 978-3-7654-4902-4<br />

ISBN 978-3-7654-5235-2<br />

ISBN 978-3-7654-5906-1<br />

ISBN 978-3-7654-5898-9<br />

ISBN 978-3-7654-5792-0<br />

ISBN 978-3-7654-5903-0<br />

ISBN 78-3-7654-5905-4<br />

ISBN 978-3-7654-5912-2<br />

ISBN 978-3-7654-5783-8<br />

ISBN 978-3-7654-5891-0<br />

ISBN 978-3-7654-5899-6<br />

ISBN 978-3-7654-5684-8<br />

ISBN 978-3-7654-5941-2<br />

ISBN 978-3-7654-5892-7<br />

ISBN 978-3-7654-5893-4<br />

ISBN 978-3-7654-5902-3<br />

ISBN 978-3-7654-5901-6<br />

ISBN 978-3-7654-5167-6<br />

ISBN 978-3-7654-5677-0<br />

ISBN 978-3-7654-5913-9<br />

ISBN 978-3-7654-5935-1<br />

ISBN 978-3-7654-5173-7<br />

ISBN 978-3-7654-5169-0<br />

ISBN 978-3-7654-5907-8<br />

ISBN 978-3-7654-6102-6<br />

ISBN 978-3-7654-5908-5<br />

ISBN 978-3-7654-5895-8<br />

ISBN 978-3-7654-5674-9<br />

ISBN 978-3-7654-5675-6<br />

ISBN 978-3-7654-4896-6<br />

ISBN 978-3-7654-5174-4<br />

ISBN 978-3-7654-5683-1<br />

Empfohlen von<br />

ISBN 978-3-7654-5910-8<br />

ISBN 978-3-7654-4910-9<br />

ISBN 978-3-7654-6084-5<br />

ISBN 978-3-7654-5911-5<br />

Siehe BERGSTEIGER<br />

Buch-Tipp auf S. 46<br />

in dieser Ausgabe.<br />

Pro Titel 40 <strong>Touren</strong> auf 168 Seiten.<br />

Für nur € 12,99 in Ihrer Buchhandlung!<br />

Ausführliche Infos unter www.bruckmann.de<br />

<strong>Die</strong> Welt neu entdecken


TITELTHEMA<br />

20 Wanderungen<br />

Übergang vom Schönfeldjoch<br />

zum Wildenkarsattel; hinten<br />

Schnittlauchrinne, Hinteres<br />

Sonnwendjoch, Krenspitz und<br />

Wildenkarjoch<br />

<strong>Die</strong> <strong>80</strong><br />

<strong>besten</strong> <strong>Touren</strong><br />

Vier Autoren, 270 Jahre geballte alpine Erfahrung, <strong>80</strong> Lieblingstouren: Den <strong>80</strong>.<br />

Geburtstag des Magazins BERGSTEIGER feiern wir mit einer Sammlung ganz<br />

besonderer Wanderungen, Hochtouren, Klettersteige und Klettertouren.<br />

<strong>Die</strong> Barre des Écrins vom Refuge<br />

Écrins im Nordosten aus<br />

20 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13<br />

20 Hochtouren


20 Klettersteige<br />

Zum Teil über senkrechte Felsen<br />

führt die »Via ferrata Stella Alpina«<br />

am Monte Agnèr in der Pala.<br />

Fotos: Siegfried Garnweidner, Ralf Gantzhorn, Manfred Kostner, Archiv Kubin<br />

20 Klettertouren<br />

Am Beginn des Quergangs in<br />

der »Cassin«/Westliche Zinne,<br />

Nordwand (VIII) im Jahr 1984<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 21


Abstieg vom Hohen Ziegspitz<br />

über den Grießberg<br />

1<br />

Hoher Ziegspitz (1864 m)<br />

Ammergauer Alpen<br />

Meine Wertung: <strong>Die</strong> unmittelbare Umgebung mit ihren landschaftlichen Höhepunkten, eine<br />

umfassende Gipfel-Rundumsicht und die spannende, nicht immer einfache Routensuche beim<br />

Abstieg begeistern mich stets aufs Neue. Ein Hauch von Abenteuer ist immer dabei.<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3 Std.; Abstieg 2¼ Std. Höhenunterschied: 1174 Hm Routenverlauf: Stepbersattel<br />

– Vorderer Ziegspitz – Hoher Ziegspitz – Jagdhütte – Bahnstrecke – Ochsenhütte<br />

Führer: S. Garnweidner »Wanderführer Ammergauer Alpen«, Kompass Verlag<br />

2<br />

Gipfelblick vom Vorderscheinberg zum<br />

Hasentalkopf und zur Großen Klammspitze<br />

Vorderscheinberg (1827 m) und<br />

Hasentalkopf (1797 m)<br />

Ammergauer Alpen<br />

Meine Wertung: Auf dieser relativ<br />

einsamen Rundtour mit großartiger Gipfellandschaft<br />

kocht in mir immer wieder das Adrenalin<br />

auf, weil es zu beiden Seiten des Vorderscheinberggrats<br />

enorm in die Tiefe geht. Gehzeiten:<br />

Aufstieg 4 Std.; Abstieg 3¼ Std. (mit MTB ca.<br />

1½ Std. weniger) Höhenunterschied: 1000 Hm<br />

Routenverlauf: Sägertal – Hasentalgraben –<br />

Lösertal – Lösertaljoch – Scheinbergjoch – Vorderscheinberg<br />

– Scheinbergjoch – Hasentalkopf<br />

– Kessel – Bäckenalmsattel – Sägertal-Parkplatz<br />

Wenn Stress, psychische Anspannung<br />

und vielleicht ein bisserl Midlifecrisis zusammentreffen,<br />

kann es heftig in der Psyche<br />

knirschen. Das beste Rezept dagegen<br />

heißt Sport. Körperliche Anstrengung hilft<br />

enorm, den Adrenalinspiegel auf ein normales<br />

Maß zu reduzieren, und wer den<br />

Vorteil hat, seinen Sport in einer schönen<br />

Gegend ausüben zu können, kann sich<br />

glücklich schätzen.<br />

Ich brauchte Ruhe, Ablenkung und eine<br />

interessante Aufgabe, kein Büro. Deshalb<br />

habe ich nach neuen Wegen gesucht und<br />

alte gefunden. Unsere Berge bieten genug<br />

davon. Alte Reitsteige, Jägerpfade und Alm -<br />

wege sind in großer Zahl vorhanden. Im<br />

Laufe der Jahre hat sich diese Spurensuche<br />

zu einer Leidenschaft entwickelt, die mir<br />

neue Ziele, bekannte Berge auf spannenden<br />

Routen und eine Fülle von neuen Bildern<br />

vermittelt hat.<br />

Hier darf ich die 20 <strong>Touren</strong> verraten, die<br />

mir besonders ans Herz gewachsen sind.<br />

Etliche davon sind solche »Geheimtipps«,<br />

und wer sie nachvollzieht, ist garantiert<br />

vor Überraschungen nicht sicher.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Jahrgang 1948, hat es von<br />

seinem Wohnort bei München<br />

nicht weit ins Gebirge. Er ist<br />

zu allen Jahreszeiten mit Ski,<br />

Mountainbike, Wanderstiefeln<br />

und Firngleitern in den Bergen unterwegs.<br />

Über seine <strong>Touren</strong> führt er akribisch Buch.<br />

3S‘Küppal (1691 m)<br />

Rofangebirge<br />

Meine Wertung: Mir tut diese Bergwanderung richtig gut. Sie strengt nicht besonders Wanderung aufs Küppal bei der Köglalm<br />

an, bietet in den oberen Bereichen Einsamkeit, und trotzdem gibt es eine Jausenstation<br />

mit Panoramablick. Ein Ausfl ug für die Seele<br />

Gehzeiten: Aufstieg 2 Std.; Abstieg 1¼ Std. Höhenunterschied: 765 Hm Routenverlauf: Fischerwirt am<br />

Achensee – Köglalm – Küppal – Zirmjoch – Köglalm – Fischerwirt<br />

Führer: S. Garnweidner »Wanderführer Rund um den Achensee«, Kompass Verlag<br />

<strong>Touren</strong>karte 1<br />

Heftmitte<br />

22 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


4<br />

Simetsberg (1836 m)<br />

Estergebirge<br />

Meine Wertung: Ein Berg für Frühaufsteher. Dann<br />

gibt es einen prächtigen Sonnenaufgang über dem<br />

Walchensee zu bewundern, kühle Luft auch noch<br />

in den sonnigen Gipfelhängen und reines Licht für<br />

eine klasse Gipfelaussicht. Und wenn die Sommerhitze<br />

wirklich kommt, schwimmt man bereits im<br />

Walchensee…<br />

Gehzeiten: Aufstieg 2¾ Std.; Abstieg 1¾ Std.<br />

Höhenunterschied: 1024 Hm<br />

Routenverlauf: Einsiedl – Simetsberg-<strong>Die</strong>nsthütte<br />

– Simetsberg und zurück<br />

Abstieg vom Simetsberg; Blick über die<br />

Simetsberg-<strong>Die</strong>nsthütte auf den Walchensee<br />

20 Wanderungen<br />

5<br />

Klobenjoch (2042 m)<br />

Rofangebirge<br />

Meine Wertung: Das geklobene (gespaltene) Joch<br />

macht seinem Namen alle Ehre. Weil ich mal<br />

nicht haargenau auf die Wegspur geachtet hatte,<br />

bin ich beim Abstieg prompt in einem tiefen Graben<br />

gelandet. Gehzeiten: Aufstieg 2¾ Std.; Abstieg 2 Std.<br />

Höhenunterschied: 1150 Hm Routenverlauf:<br />

Buchau – Teisslalm – Dalfazalm – Klobenjoch<br />

– Abstieg Richtung Steinernes Törl – Dalfazalm –<br />

Teisslalm – Dalfazer Wasserfall – Buchau.<br />

Führer: S. Garnweidner »Wanderführer Rund um<br />

den Achensee«, Kompass Verlag<br />

Fotos: S. Garnweidner<br />

Auf dem Gratweg zwischen Heimgarten<br />

und Herzogstand<br />

8<br />

Schönfeldjoch (1776 m)<br />

Bayerische Voralpen<br />

Meine Wertung: <strong>Die</strong>se stille Rundtour bietet ein<br />

Alpenblumenbiotop vom Feinsten. Ich komme<br />

immer wieder ins Staunen und nehme jedes Mal<br />

eine andere Abstiegsvariante. Gehzeiten: Aufstieg<br />

2½ Std.; Abstieg 3 Std. Höhenunterschied: 1070<br />

Hm Routenverlauf: Ursprung – Verwalteralm –<br />

Schönfeldalm – Heimkehrerkreuz – Schönfeldjoch<br />

– Wildkarsattel – Wildenkaralm – Stallenbachtal<br />

– Mautstelle – Hörhagbrücke – Ursprung. Führer: S.<br />

Garnweidner »Abseits des Trubels in den Bayerischen<br />

Alpen«, Verlag J. Berg<br />

10<br />

<strong>Touren</strong>karte 3<br />

Heftmitte<br />

Kienberg (1786 m)<br />

Brandenberger Alpen<br />

Meine Wertung: Ruhe, Ablenkung und ein<br />

prächtiges Wanderrevier fi nde ich mit Begeisterung<br />

am Kienberg. Und vom höchsten Punkt dieser<br />

Wanderung zeigt sich das benachbarte Rofangebirge<br />

mit seinen markanten Felsenriesen wie<br />

aus dem Bilderbuch. Gehzeiten: Aufstieg 1½ Std.;<br />

Abstieg 2¼ Std. Höhenunterschied: 840 Hm<br />

Routenverlauf: Joch – Jocher Alm – Kienberg –<br />

Einkehralm – Kreuthalm – Oberberg – Atzl – Joch.<br />

Führer: S. Garnweidner »Wanderführer Rund um<br />

den Achensee«, Kompass Verlag<br />

6<br />

Herzogstand (1731 m)<br />

Estergebirge<br />

Meine Wertung: <strong>Die</strong> wenig besuchte Nordseite des<br />

Herzogstands habe ich sofort schätzen gelernt. Alte<br />

Almsteige, stille Pfade und eine wilde Gebirgsgegend<br />

begleiteten mich. Nur am Gratweg und zwischen<br />

Gipfel und Herzogstandhaus gibt es heftigen<br />

Trubel. Gehzeiten: Aufstieg 3¾ Std.; Abstieg 3<br />

Std. Höhenunterschied: 1250 Hm Routenverlauf:<br />

Schlehdorf-Raut – Felsenkeller – Abzweigung<br />

auf alten Almweg – Rautkopf – Gedenkkreuz und<br />

Jagdhütte – Anstieg zum Gratweg vom Rauchköpfel<br />

– Herzogstand – Herzogstandhaus – Pionierweg –<br />

Neischlrast – Raut<br />

9<br />

Schönalmjoch<br />

<strong>Touren</strong>karte 2<br />

Heftmitte<br />

(1986 m) und<br />

Fleischbank (2026 m)<br />

Karwendelgebirge<br />

Meine Wertung: Doppeltes Wanderglück: <strong>Die</strong> Tour<br />

führt auf einen ziemlich unbekannten Gipfel und<br />

auf einen gut besuchten. Von den beiden grünen<br />

Grasgipfeln zeigen sich die wilden Felsenberge des<br />

Karwendels von ihren schönsten Seiten.<br />

Gehzeiten: Aufstieg 4½ Std.; Abstieg 2½ Std.<br />

Höhenunterschied: 12<strong>80</strong> Hm Routenverlauf:<br />

Fuggerangeralm – Steilegg – Schönalm (verfallen)<br />

– Schönalmjoch – Altjoch – Fleischbank – Steilegg<br />

– Fuggerangeralm<br />

Beim Abstieg vom Kienberg passiert man<br />

Oberberg.<br />

7<br />

Schneidjoch (1905 m)<br />

Rofangebirge<br />

Meine Wertung: Als Freund von einsamen Rundtouren,<br />

komme ich am Schneidjoch auf meine<br />

Kosten. Der Aufstieg erfordert volle Konzentration,<br />

weil er nicht leicht zu fi nden ist. Und bei der imposanten<br />

Gipfelschau zum benachbarten Guffert<br />

gibt es sowieso Einsamkeitsgarantie. Das etruskische<br />

Quellheiligtum wird beim Abstieg erreicht.<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3 Std.; Abstieg 3 Std.<br />

Höhenunterschied: 1020 Hm Routenverlauf:<br />

Ampelsbachtal – Abzweigung nach rechts zu alter<br />

Betonbrücke – Schneidalm – Schneidjoch – Etruskische<br />

Inschriften – Ludernalm – Ampelsbachtal<br />

Wanderung aufs Schönalmjoch: Morgenlicht<br />

an Östl. Karwendelspitze und Vogelkarspitze<br />

11<br />

Schellkopf (1832 m)<br />

Ammergauer Alpen<br />

Meine Wertung: Der Schellkopf ist mir zum<br />

ersten Mal aufgefallen, als ich zur Schellschlicht<br />

unterwegs war. So ein schöner Gipfel, habe ich mir<br />

gedacht, und keiner kennt ihn. Ein alter Almsteig<br />

bringt mich seitdem immer wieder mal zum einsamen<br />

Gipfel hinauf. Gehzeiten: Aufstieg 3¼ Std.;<br />

Abstieg 2¼ Std. Höhenunterschied: 1100 Hm<br />

Routenverlauf: Griesen – Klamm – Almweg Nähe<br />

Stiereck – Schellkopf – Hoher Brand – Schelleck<br />

– Griesen. Führer: S. Garnweidner »Wanderführer<br />

Ammergauer Alpen«, Kompass Verlag<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 23


Der felsige Gipfelaufbau der Probstenwand<br />

14<br />

Gamsjoch (2452 m)<br />

Karwendelgebirge<br />

Meine Wertung: Am Gamsjoch blüht das Edelweiß,<br />

was inzwischen kein Geheimnis mehr ist. In letzter<br />

Zeit werden dort auch immer mehr Steinböcke<br />

gesichtet, und weil ich diese stämmigen Berggesellen<br />

so gerne mag, besuche ich sie am Gamsjoch<br />

gerne. Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std.; Abstieg 3½ Std.<br />

Höhenunterschied: 1370 Hm Routenverlauf:<br />

Alpengasthof Eng – Gumpenjöchl – Gamsjoch –<br />

wegloser Abstieg auf Skitourenabfahrt – Gumpenjöchl<br />

– Lalidersalm-Hochleger – Hohljoch – Eng.<br />

Führer: S. Garnweidner »Wanderbuch Münchner<br />

Hausberge«, Bergverlag Rother<br />

16<br />

Hochalplkopf (1770 m) und<br />

Rohnberg (1772 m)<br />

Karwendelgebirge<br />

Meine Wertung: Auf den Hochalplkopf kommen<br />

zwar hin und wieder noch ein paar Wanderer, aber<br />

ab dem Rohnberg ist man ziemlich sicher allein.<br />

Das mag ich und auch die schönen Schwammerl,<br />

die es dort bisweilen gibt.<br />

Gehzeiten: Aufstieg 2½ Std.; Abstieg 2¾ Std.<br />

Höhenunterschied: 950 Hm Routenverlauf: Hinterriß<br />

– Klausboden – Rohntalalm – Hochalplkopf<br />

– Rohnberg – Rohntalalm (verfallen) – Fahrweg<br />

bis Vordersbachau – neuer Fahrweg durch den Rohnbergwald<br />

– Hinterriß<br />

18<br />

Bayerischer Schinder (1796 m)<br />

Bayerische Voralpen<br />

Meine Wertung: Der Trausnitzberg (Österreichischer<br />

Schinder) zählt zu den beliebtesten Gipfelzielen im<br />

bayerischen Vorgebirge überhaupt. Da ist mir der<br />

ruhige, rein bayerische Schinder lieber. Und es gibt<br />

eine landschaftlich eindrucksvolle Route, die allerdings<br />

erst nach einer längeren Radlfahrt erreicht<br />

wird. Gehzeiten: Aufstieg 3 Std.; Abstieg 1¾ Std.<br />

Höhenunterschied: 1110 Hm Routenverlauf:<br />

Parkplatz – Schwaigeralm – Lange Au – Steinernes<br />

Kreuz – Langenaualm – Jagdhütte – Rieselsbergalm<br />

– Bayerischer Schinder – und zurück<br />

24 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13<br />

12<br />

Hennenkopf (Probstenwand, 1614 m)<br />

Bayerische Voralpen<br />

Meine Wertung: Weil die Probstenwand ganz im<br />

Schatten der Benediktenwand steht und deutlich<br />

niedriger ist, erhält sie kaum Besuch, doch in der<br />

Schönheit steht sie dem berühmten Nachbarn nicht<br />

nach. Es gibt kaum einen Weg hinauf, der Gipfelanstieg<br />

verlangt ein kräftiges Zupacken, und genau das<br />

gefällt mir so an diesem einsamen Gipfelziel.<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std.; Abstieg 2¾ Std. Höhenunterschied:<br />

1010 Hm Routenverlauf: Brauneckbahn<br />

– Streidlhang – Reiseralm – Finsterloh<br />

– Freisinger Hütte – Hinterlängentalalm – Probstalm<br />

– Probstenwand und zurück<br />

Wanderung auf das Gamsjoch; Ausblick über<br />

das Gumpenjöchl zu den Laliderer Wänden<br />

Wanderung auf Hochalplkopf und Rohnberg;<br />

Blick zu Rappenklammspitze und Wörner<br />

19<br />

Feichtenstein (1249 m) und<br />

Bergköpfl (14<strong>80</strong> m)<br />

Salzkammergutberge<br />

Meine Wertung: <strong>Die</strong>se Tour steht stellvertretend für<br />

die vielen Wanderungen in der Oster horngruppe. Ein<br />

Höhepunkt am Bergköpfl ist die im Wald versteckte<br />

Hanslkirche, eine langgezogene, begehbare Höhle, in<br />

der der etwas eigentümliche Einsiedler Hansl gehaust<br />

haben soll. Gehzeiten: Aufstieg 3¼ Std.; Abstieg 2<br />

Std. Höhenunterschied: 8<strong>80</strong> Hm Routenverlauf:<br />

Satzstein (Irrblock) – Tiefen bachbrücke – Feichtenstein<br />

– Feichtensteinalm – Bergalm – Bergköpfl –<br />

Ladenbergalm – Hanslkirche – Satzstein<br />

13<br />

Obere Wettersteinspitze (2297 m)<br />

Wettersteingebirge<br />

Meine Wertung: <strong>Die</strong>se lange Tour mit einem satten<br />

Gegenanstieg am Franzosensteig tun sich nicht viele<br />

an. Und sie zeigt die herbe Schönheit des Wettersteinkamms<br />

in seiner ganzen Wildheit. Der lange, zackige<br />

Gipfelanstieg verlangt Aufmerksamkeit und bietet<br />

Ablenkung, lässt andere Themen für eine Weile vergessen.<br />

Manchmal brauche ich so etwas. Gehzeiten:<br />

Aufstieg 4½ Std.; Abstieg 4¼ Std. Höhenunterschied:<br />

1700 Hm Routenverlauf: Leutasch-Burggraben<br />

– Franzosensteig – Gamsanger – Obere Wettersteinspitze<br />

und zurück. Führer: S. Garnweidner »Wanderbuch<br />

Münchner Hausberge«, Bergverlag Rother<br />

15<br />

Hohe Munde (2662 m)<br />

Mieminger Kette<br />

Meine Wertung: Nicht nur die Gipfelrundschau,<br />

auch der lange, seilgesicherte und ziemlich luftige<br />

Abstieg über die Niedere Munde sind eine ideale<br />

Gelegenheit, um die Kraftreserven und die Ausdauer<br />

zu testen. Und für die lange Rückkehr aus dem<br />

Gaistal stelle ich am hintersten Parkplatz vorher ein<br />

Radl ab. Gehzeiten: Aufstieg 4½ Std.; Abstieg 5½<br />

Std. Höhenunterschied: 1765 Hm Routenverlauf:<br />

Leutasch-Moos (Talstation des ehem. Mundelifts) –<br />

Rauthütte – Hüttenrinner – Wegumleitung wg. Baustelle<br />

– Mundekopf (Ostgipfel) – Hohe Munde – Gelbe Wand<br />

– Niedere Munde – Gaistal – Klamm – Obern – Moos<br />

17<br />

Zirbelkopf (1989 m)<br />

Wettersteingebirge<br />

Meine Wertung: Wenn ich den Fahrweg in Richtung<br />

Schachen erst mal verlassen habe, beginnt die<br />

Bergeinsamkeit, die ich so schätze. Ab dem Kämitor<br />

wird es dann so richtig abgelegen und beim langen<br />

Gipfelanstieg auch aufregend. Gehzeiten: Aufstieg 4<br />

Std.; Abstieg 3¼ Std. Höhenunterschied: 1200 Hm<br />

Routenverlauf: Wanderparkplatz Elmau – Schachenweg<br />

– Bannholzweg – Wettersteinwald – Sattel<br />

unter Oberem Kämikopf – Windg’fällkar – Zirbelkopf<br />

– Weg Nr. 877 – Schützensteig – Wetter steinwald<br />

und zurück. Führer: S. Garnweidner »Wanderführer<br />

Rund um die Zugspitze, Kompass Verlag<br />

20<br />

Großes Hundhorn (1703 m)<br />

Berchtesgadener Alpen<br />

Meine Wertung: Ich schätze den Berg, weil er seine<br />

berühmten Bergnachbarn wie im Bilder buch präsentiert<br />

und weil es so viele Wege gibt, dass man sich für<br />

jeden Besuch einen anderen aus suchen kann. Gehzeiten:<br />

Aufstieg 3¾ Std.; Abstieg 2¾ Std. Höhenunterschied:<br />

9<strong>80</strong> Hm Routenverlauf: Obermayrberg<br />

– Schoberweißbachklause – Jochingalm – Hundsattel<br />

– Großes Hundhorn – Hundsattel – Auerweißbachalm<br />

– Schoberweißbachklause – Obermayrberg. Führer: S.<br />

Garnweidner »Abseits des Trubels in den Bayerischen<br />

Alpen«, Verlag J. Berg<br />

<strong>Touren</strong>karte 4<br />

Heftmitte<br />

Fotos: Siegfried Garnweidner, Richard Goedeke, Bernd Ritschel (1)


20 Hochtouren<br />

1<br />

Der Ortler von Norden, links der<br />

Hintergrat und die Nordwand<br />

Ortler (3905 m)<br />

Normalweg von Nordwesten<br />

WS+* (bis III A0 und Gletscher bis 40°), ab Hütte 1000 Hm. Wunderbarer Klassiker auf den<br />

höchsten Gipfel östlich der Bernina. <strong>Die</strong> Tour wurde mir 1993 ein spannendes Unternehmen,<br />

weil sie uns im Frühsommer in Nutzung eines knappen Zwischenhochs gelang, mit diebischer Freude,<br />

dass unser Kalkül genau klappte. Führer: P. Holl »Ortlergruppe«, Bergverlag Rother; R. Goedeke »Hohe<br />

3000er«, auch »<strong>Touren</strong>führer Top 20 der Alpen«, Bruckmann Verlag<br />

Der Großglockner von Südosten,<br />

vom Glödis aus gesehen<br />

2<br />

<strong>Touren</strong>karte 9<br />

Heftmitte<br />

Großglockner-Überschreitung<br />

Stüdlgrat (Südgrat), Normalweg<br />

ZS+ (mit Kletterei bis IV-, meist III<br />

und II), ab Hütte bis Gipfel 1000 Hm.<br />

Lange und deshalb ernsthafte, landschaftlich<br />

grandiose Tour in gutem Fels über den prominentesten<br />

Gipfel der Ostalpen, mit Aufstieg über den<br />

Südgrat und Abstieg über den populären Normalweg<br />

nach Osten. Ich lernte die Tour 1957 als<br />

blutiger Anfänger mit Anfängern und viel Schnee<br />

und oben im Wettersturz kennen, und das wurde<br />

ein handfestes Grenzerlebnis… Führer: R. Goedeke<br />

»Hohe 3000er der Alpen«, auch »<strong>Touren</strong> führer<br />

Top20 der Alpen«, Bruckmann Verlag<br />

3Wildspitze (3768 m), Überschreitung<br />

Mittelbergjoch – Nordostgrat – Normalweg<br />

ZS (Grat bis II und in bis 50° steilem Eis), 460 Hm Zustieg, dann <strong>80</strong>0 Hm zum Gipfel. Großartige<br />

Gratüberschreitung, die auch in Zeiten des Klimawandels noch geht und bei der man meist noch allein sein<br />

kann. Ich lernte sie 1968 als Jugendleiter mit einer achtköpfi gen Jugendgruppe kennen, nach einwöchigem<br />

Sauwetter und die ganzen drei Kilometer tief verschneiten Grat spurend – das war großartig.<br />

Führer: R. Goedeke »Hohe 3000er der Alpen«, auch »<strong>Touren</strong>führer Top 20 der Alpen«, Bruckmann Verlag<br />

Hohes Suchtpotential: Hochtouren sind<br />

ernsthafte Unternehmungen. Sie führen<br />

in dünnere Luft, Kälte und Wind mit rasch<br />

wechselnden Verhältnissen. Schlechtwetter<br />

wird dort oben rasch bedrohlich. Und<br />

selbst der schönste Handynotruf ist dann<br />

nicht bedienbar. Deshalb sind günstige<br />

Zeitfenster zu nutzen und wegen der tageszeitlichen<br />

Veränderungen von Schnee<br />

und Eis enge Zeitpläne tunlichst einzuhalten.<br />

Wenn diese vielfältigen Voraussetzungen<br />

gegeben sind und mit eigener<br />

guter Form und eigener Zeitverfügbarkeit<br />

zusammentreffen, dann sind Hochtouren<br />

allemal Sonderangebote. Wenn sie<br />

schließlich gelingen, dann bringen sie<br />

uns das Erlebnis großer und wilder Landschaft.<br />

Das hat hohes Suchtpotential, das<br />

fasziniert uns, das weckt Leidenschaft.<br />

Für alle, die den richtigen Zeitpunkt treffen<br />

und den Anforderungen gewachsen<br />

sind, werden solche <strong>Touren</strong> zu lebenslang<br />

leuchtenden Highlights.<br />

Richard Goedeke<br />

Jahrgang 1939, studierte<br />

Geografi e, Englisch und<br />

Pädagogik und war viele<br />

Jahre als Lehrer tätig.<br />

Seit Jahrzehnten ist er als<br />

Allround-<strong>Bergsteiger</strong> unterwegs, mit Vorliebe<br />

für steilen Fels und große, ursprüngliche Berge.<br />

Der höchste Berg Tirols:<br />

die Wildspitze von Westen<br />

* WS = wenig schwierig, ZS = ziemlich schwierig, S = schwierig, SS = sehr schwierig, AS = äußerst schwierig<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 25


4<br />

Monviso (3841 m)<br />

Südflanke<br />

PD+ (mit Kletterei bis III+, mehrfach III-, meist II),<br />

ab Hütte 1200 Hm. Der große Berg der Cottischen<br />

Alpen ist einer der markantesten Berge der westlichen<br />

Alpen mit nicht schwieriger, aber ganz schön<br />

langer Felskletterei. Ich lernte ihn 2004 bei kurzer<br />

Wetterbesserung im Solo kennen, als Letzter los<br />

von der Hütte, als Erster am Gipfel und als Einziger<br />

sogar noch knapp vor dem meist obligaten Mittagsgewitter<br />

zurück – da fühlte ich mich auch mit 65<br />

Jahren nochmal richtig jung… Führer: R. Goedeke<br />

»Hohe 3000er der Alpen«, auch »<strong>Touren</strong>führer Top<br />

20 der Alpen«, Bruckmann Verlag<br />

<strong>Die</strong> Riesenpyramide des Monviso<br />

von Südwesten<br />

7<br />

Dom (4545 m), Überschreitung<br />

Festigrat und Nordflanke<br />

WS+ (kombiniert bis III und im Eis bis 55°),<br />

Zustieg 1510 Hm, ab Hütte 1650 Hm.<br />

<strong>Die</strong>se großzügige Tour auf den höchsten rein<br />

Schweizer Gipfel führt im Abstieg über einen ernsthaften<br />

Gletscher. Ich genoss sie 1990 als Erfahrung<br />

von Souveränität mit zwei guten Eisgeräten free<br />

solo hinauf und mit am Seil bei zwei sympathischen<br />

Holländern über den doch teils spaltenherben<br />

Gletscher hinab…<br />

Führer: R. Goedeke »4000er der Alpen Normalwege«,<br />

Bruckmann Verlag<br />

10<br />

Schreckhorn (4078 m)<br />

Südwestgrat<br />

ZS+ (besonders oben III+, meist III, mit Gletscherzugang),<br />

Zustieg 1160 Hm, ab Hütte 1756 Hm.<br />

Der nordöstliche Viertausender der Berner Alpen<br />

ist ein großartiger Felsberg. Als Ersatz für das im<br />

Sommer meist ausgeaperte Schreckhorn-Couloir ist<br />

der aus herrlich festem Fels aufgebaute Südwestgrat<br />

heute der Normalweg. Der Grat ist sogar durch Bohrhaken<br />

zur Erleichterung des Abstiegs zum Abseilen<br />

eingerichtet. Für uns war dieser Grat bei solidem<br />

Wetter eine tolle Genusskletterei mit grandiosem<br />

Ambiente. Führer: R. Goedeke »4000er der Alpen<br />

Normalwege«, Bruckmann Verlag<br />

26 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13<br />

<strong>Touren</strong>karte 10<br />

Heftmitte<br />

5<br />

Finsteraarhorn (4274 m)<br />

Nordwestgrat<br />

WS (mit kombinierter Kletterei II am Gipfelgrat<br />

und Gletscher bis 40°), Zustieg 1500 Hm + ab<br />

Hütte 1300 Hm<br />

Der höchste Gipfel der Berner Alpen ist eine<br />

stramme Hochtour mit sehr langen Zustiegen.<br />

Mit beidseitig wunden Knöcheln war mir seine<br />

Besteigung 1995 ein recht masochistisches Unternehmen,<br />

in unter Schmerzen unlustvoller, aber von<br />

der Landschaft her doch großartiger Nutzung eines<br />

unwiderstehlichen Wetterschnäppchens. Führer:<br />

R. Goedeke »4000er der Alpen Normalwege«, auch<br />

»<strong>Touren</strong>führer Top 20 der Alpen«, Bruckmann<br />

6<br />

Bernina (4048 m), Überschreitung<br />

Biancograt – Spallagrat<br />

Hochtour ZS (mit Kletterei bis III A0 und Firn<br />

oder Eisgrat bis 50°), Zustieg 600 Hm, ab Hütte<br />

1460 Hm. <strong>Die</strong>se Grattour hat sich von einer reinen<br />

Eistour weithin in einen Felsgrat geändert. Ich lernte<br />

sie erst nach einem im Bruchharsch gescheiterten<br />

Versuch (April 1986) und einem Solo-Aufstieg über<br />

den Spallagrat (1992) im Sommer 2006 kennen,<br />

über den zu Anfang Juli bereits sehr aperen und wegen<br />

einer kalten Brise herrlich einsamen Biancograt<br />

rauf und einen nun auch felsigen Spallgrat runter.<br />

Führer: R. Goedeke »4000er der Alpen Normalwege,<br />

auch »<strong>Touren</strong>führer Top 20 der Alpen«<br />

8<br />

Lenzsspitze-Nadelhorn-Überschreitung<br />

Lenzspitze-Nordostwand – Nadelgrat<br />

AD+ (mit Eis bis 55° und Fels bis III+ und kombiniert;<br />

nur Normalweg PD-). <strong>Die</strong>ser Gratkamm<br />

ist etwas vom Feinsten in den hohen Alpen. <strong>Die</strong><br />

Lenzspitze-Nordostwand und der Nadelgrat sind<br />

nur etwas für erfahrene und trainierte Hochtouristen.<br />

Mir gelang die Tour schließlich 2000, volle 35<br />

Jahre nach meinem ersten Versuch am Nadelhorn-<br />

Normalweg, durch Ergreifen eines Wetterschnäppchens,<br />

und jetzt mit Eiswand und Grat – hurra!<br />

Führer: R. Goedeke »4000er der Alpen Normalwege«,<br />

Bruckmann Verlag<br />

Kurz vor der Schreckhornhütte,<br />

hinten der Gipfel<br />

Der Südostgrat zum Finsteraarhorn,<br />

dem höchsten Gipfel der Berner Alpen<br />

9<br />

Dent Blanche (4357 m)<br />

Südgrat<br />

ZS+ (mit Kletterei bis IV-, weithin III, in großer<br />

Höhe), Zustieg 1700 Hm, ab Hütte <strong>80</strong>0 Hm.<br />

<strong>Die</strong>ser markante Gipfel ist auch auf der am wenigsten<br />

schwierigen Route anspruchsvoll. <strong>Die</strong> exponierte<br />

Grattour zeigt guten Fels, bleibt aber wegen ihrer<br />

Länge und Höhenlage sehr ernsthaft. Erst 16 Jahre<br />

nach dem ersten, wegen Wetterpech abgebrochenen<br />

Versuch mit 61 Jahren noch dort oben zu stehen –<br />

mit kompetenten Partnerinnen und bei guten Ver hält -<br />

nissen – war herrlich! Führer: R. Goedeke »4000er<br />

der Alpen Normalwege«, Bruckmann Verlag<br />

11<br />

Weisshorn (4505 m)<br />

Ostgrat<br />

ZS (mit teils kombinierter Felskletterei bis III+ und<br />

Firngrat bis 50°), Zustieg 1500 Hm, ab Hütte 1600<br />

Hm. Das Weisshorn ist einer der schönsten Berge der<br />

Alpen. Es weist jedoch nur selten gute Ver hältnisse<br />

in Fels und Firn auf. Das macht Wetter schnäppchen<br />

hier selten und die Trophäe umso wertvoller. Auf<br />

jeden Fall ist dieses Ziel nur etwas für hochalpin erfahrene,<br />

sehr ausdauernde und auch klettergewandte<br />

Leute. Für uns war das 1990 eine faszinierende<br />

Tour, aber auch ein ständiger Wettlauf mit dem weich<br />

werdenden Schnee! Führer: R. Goedeke »4000er der<br />

Alpen Normalwege«, Bruckmann Verlag


Fotos: Richard Goedeke, Jutta Kühlmeyer<br />

12<br />

Meije (3983 m), Überschreitung<br />

Normalweg Grand Pic – Grat – Pic Central<br />

ZS+ (mit Stellen IV, weithin III+ und III, oft teils<br />

kombiniert, mit Eis bis 40°), Zustieg 1400 Hm,<br />

ab Hütte 1300 Hm. <strong>Die</strong> Meije ist einer der grandiosesten<br />

Gipfel der Alpen. <strong>Die</strong> Überschreitung ist<br />

eine lange hochalpine, teils kombinierte Wand- und<br />

Gratkletterei, auf langer Strecke in großer Höhe und<br />

deshalb nur für hochalpin erfahrene und klettergewandte<br />

Leute ratsam. Für mich war das 1983 bei<br />

idealem Wetter und in erprobter und eingespielter<br />

Seilschaft eine der großartigsten <strong>Touren</strong>! Führer:<br />

R. Goedeke »Hohe 3000er der<br />

Alpen«, Bruckmann Verlag<br />

14<br />

Aiguille de Bionnassey –<br />

Dôme du Goûter Überschreitung<br />

ZS (mit ungespurtem Gletscher und großer<br />

Eisflanke bis 50° und Fels bis IV), bis Hütte 1700<br />

Hm, dann 1150 Hm. Großartige Nebengipfel am<br />

höchsten Bergmassiv der Alpen. Der Aufstieg führt<br />

durch einen der wildesten Winkel Europas. Auch für<br />

hochalpin erfahrene, sehr ausdauernde und klettergewandte<br />

Leute eine echte Herausforderung. Ich<br />

ließ mich 1997 in Top-Form und bei gutem Wetter<br />

nur wegen Ausfall der Partnerin solo darauf ein, und<br />

das wurde mir eine unvergessliche Begegnung mit<br />

ernsthaftem, großem Gebirge. Führer: R. Goedeke<br />

»4000er der Alpen Normalwege«, Bruckmann Verlag<br />

16<br />

Mont Maudit, Überschreitung<br />

Kuffnergrat – Normalweg<br />

S (Firn/Eis bis 55°, Fels bis IV, meist III kombiniert,<br />

große Höhe), Zustieg 400 Hm, ab Biwak<br />

1200 Hm. Eine der klassischen großen Alpentouren.<br />

Für uns in bewährter Seilschaft 1988 am Ende der<br />

Saison nach ätzend unerholsamem Nächtigen im<br />

überfüllten Biwak ein idealer Tag auf dieser idealen<br />

Tour, bei der wir in idealer Form souverän unterwegs<br />

waren und lediglich den saublöden Fehler machten,<br />

vom Gipfel des Maudit nicht über den Mont-Blanc-<br />

Gipfel abzusteigen, sondern über die aufgeweichten<br />

Flanken zur Midi-Station und zum vierstündigen<br />

Schlangestehen an der Seilbahn.<br />

19<br />

<strong>Touren</strong>karte 11<br />

Heftmitte<br />

<strong>Touren</strong>karte 12<br />

Heftmitte<br />

Mont Blanc, Überschreitung<br />

Brenvaflanke »Sentinelle Rouge« –<br />

Aiguille du Goûter S+ (Eis bis 55°, Fels bis III),<br />

Zustieg 300 Hm, ab Biwak 1400 Hm rauf, 2<strong>80</strong>0<br />

Hm runter. <strong>Die</strong>se gewaltige Flanke ist und bleibt eine<br />

der größten alpinen Herausforderungen der Alpen. Nur<br />

für hochalpin Erfahrene bei <strong>besten</strong> Verhältnissen und<br />

kaltem Wetter und mit nächtlicher Querung der Flanke<br />

zur Sentinelle Rouge. Für mich war ihre Begehung<br />

1966, mit noch wenig Erfahrung, mangelhafter Akklimatisation<br />

und der damaligen Eisausrüstung, eine<br />

Jugendsünde, bei der uns erst hinterher klar wurde,<br />

wie groß unser Glück dabei gewesen war.<br />

<strong>Die</strong> »Königin« des Dauphiné:<br />

die Meije von Süden<br />

15<br />

Aiguille Verte, Überschreitung<br />

Couloir Couturier – Whymper-Couloir<br />

S (mit Eis bis 65°), Zustieg 900 Hm, ab Hütte<br />

1400 Hm bis Gipfel, 2300 Hm ab. Eine landschaftlich<br />

begeisternde, in der Schwierigkeit und den<br />

Risiken stark von den Verhältnissen abhängige Tour,<br />

bei gutem Firn zügig, bei hartem Eis quälend heikel.<br />

Bei den herben Verhältnissen war das 1975 mit<br />

einem vertrauten starken Partner im Aufstieg hart, auf<br />

einem sich setzenden lawinösen Firnhang nervig, im<br />

Sulz des Whymper-Couloirs gewöhnungsbedürftig und<br />

nach einem Biwak im Abstieg über den harten Firn<br />

heiter ausklingend ein unvergessliches Unternehmen.<br />

Führer: H. Eberlein »Mont Blanc«, Bergverlag Rother<br />

17<br />

Mont Gruetta (3684 m)<br />

Westsporn von Gratgipfel P. 35<strong>80</strong> m<br />

SS+ (Fels bis V, meist IV+ und IV, mit ungespurtem<br />

Gletscherzustieg), Zustieg 900 Hm, ab Biwak<br />

500 Hm. Einsame Wand aus schönem roten Granit<br />

mit wildem Zustieg und schöner, teils steiler und<br />

selbständig komplett mobil zu sichernder Granitkletterei.<br />

Wurde mir 1975 unvergesslich als meine<br />

schönste Neutour in den Westalpen, wo wir mal in<br />

der gleichen Situation »on sight« wie einst Cassin,<br />

Bonatti usw. unterwegs waren. <strong>Die</strong> Begehung verlangte<br />

uns doch weit mehr ab als die Wiederholung<br />

deutlich schwierigerer präparierter Classics. Führer:<br />

H. Eberlein »Mont Blanc«, Bergverlag Rother<br />

Der Mont Blanc vom Aostatal aus:<br />

rechts Brenvaflanke und Mont Maudit<br />

13<br />

Barre des Écrins, Überschreitung<br />

Südflanke – Nordflanke<br />

ZS+ (mit Fels bis IV-, weithin III und II und Firn/<br />

Eis bis 45°), Zustieg 500 Hm, ab Hütte 1700 Hm<br />

<strong>Die</strong>se Überschreitung des südlichsten 4000ers der<br />

Alpen ist grandios und klassisch nach Ambiente<br />

und Wegfi ndung. Mit der Vielfalt ihrer Anforderungen<br />

stellt sie beachtliche Ansprüche in Fels, Eis<br />

und kombiniertem Gelände. Durch die Ausaperung<br />

zeigt sie mehr Fels als Eis. Uns gelang sie 1983<br />

einige Tage nach der Meije, und es war eine meiner<br />

komplexesten Hochtouren. Führer: R. Goedeke<br />

»4000er der Alpen Normalwege«, »<strong>Touren</strong>führer Top<br />

20 der Alpen«, beide Bruckmann Verlag<br />

Fast nur noch im Winter machbar:<br />

die Aiguille Verte von Norden<br />

18<br />

Petites Jorasses, Überschreitung<br />

Westwand – Südflanke<br />

SS+ (Fels bis VI-, meist V, mit Gletscherzugang),<br />

1200 + <strong>80</strong>0 Hm rauf, 2000 Hm runter. Ideale,<br />

teils kniffl ige Plattenkletterei im Aufstieg, steile Improvisationen<br />

im Abstieg nach Süden, besonders auf<br />

dem aufgeweichten Gletscher. Das war 1969 Idealkletterei<br />

auf wunderbar exponierten Platten, wenn<br />

auch für mich mit dem Handicap dicker Bollerstiefel<br />

als Gipsersatz für einen Bänderriss und mit dem<br />

sehr alpinen Abstieg nach Süden als zweite ernsthafte<br />

Tour obendrauf. Heute wird dort in Patschen geklettert<br />

und wieder nach Norden abgeseilt… Führer:<br />

H. Eberlein »Mont Blanc«, Bergverlag Rother<br />

20<br />

Grandes Jorasses, Überschreitung<br />

Walker-Pfeiler – Normalweg AS (VI<br />

und A0 in mehreren SL, weithin V+ und V, kaum<br />

unter IV), Zustieg 1300 Hm, ab Hütte 1200 Hm,<br />

Abstieg 2<strong>80</strong>0 Hm. Wir fanden bei unserer Begehung<br />

im Sommer 1973 herbe Verhältnisse wegen viel<br />

Schnee und Eis vor. Und mit einem Wettersturz im<br />

oberen Wandteil war das mit 33 der 56 Seillängen<br />

auf Steigeisen eine großartige Tour, die uns nichts<br />

schenkte, uns aber zugleich das Gefühl gab, auch<br />

diesem klassischen Superlativ der Alpen souverän<br />

gewachsen zu sein. Führer: R. Goedeke »4000er –<br />

Gipfel, Grate, große Wände«, Bruckmann<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 27


Gut gesicherter, senkrechter<br />

Kamin an der Civetta<br />

(»Via degli Alleghesi«)<br />

1<br />

Vie ferrate degli Alleghesi e Tissi<br />

Civetta (3220 m)<br />

Dolomiten (I), K 3 und K 4, Stellen I / 10 Std.<br />

Abendstimmung in der Schiara, beim<br />

Bivacco Bernardina: über den Wolken<br />

<strong>Touren</strong>karte 5<br />

Heftmitte<br />

Das »Käuzchen« (= civetta) ist mein Lieblingsgipfel in den Dolomiten, dieser Riesenberg mit<br />

seinen weit ausholenden Schwingen, der natürlich nicht fl iegen kann, mich aber schon mehr als<br />

einmal abheben ließ: was für eine Kulisse, was für ein Panorama! Und dann die beiden Klettersteige,<br />

die »Alleghesi« und die etwas schwierigere »Tissi«, die sich zu einer großartigen Überschreitung des<br />

Dreitausenders verbinden lassen. Führer: Eugen E. Hüsler »Meine Klettersteig-Favoriten«, Bruckmann<br />

2<br />

Vie ferrate Zacchi, Berti e Marmol<br />

Schiara (2565 m)<br />

Dolomiten (I), K 3 / 12 Std.<br />

Zu den stimmungsvollsten Hüttenübernachtungen,<br />

die ich in den Dolomiten je erlebt<br />

habe, gehört jene im »Alpenhotel« Bernardina.<br />

<strong>Die</strong> rote Blechschachtel mit ihren sechs<br />

Stockbetten steht hoch oben am Schiara-Grat;<br />

nachts fällt der Mondschatten der Guselà<br />

auf das einzige Guckloch des Hüttchens. Der<br />

schlanke Felszahn ist nur eines der Highlights<br />

dieser Klettersteigrunde am Südsaum der Alpen.<br />

Führer: Eugen E. Hüsler »Meine Klettersteig-Favoriten«,<br />

Bruckmann Verlag<br />

<strong>Touren</strong>karte 6<br />

Heftmitte<br />

Äpfel und Birnen. Gibt es den schönsten,<br />

tollsten Klettersteig? Gute Frage – leichte<br />

Antwort: Nein! Nach mehr als vier Jahrzehnten<br />

und vielen, vielen Eisenwegen<br />

muss ich es eigentlich wissen. Wie bitte<br />

soll ich den Monte Albano, den Urahn<br />

der Sportklettersteige, mit dem Bocchette-<br />

Weg vergleichen, den Che Guevara mit der<br />

Abenteuerroute am Ponza-Grat?<br />

Doch Ranglisten, wie fragwürdig auch immer,<br />

sind liebgewordener Bestandteil unserer<br />

Wahrnehmung, in Sport, Kunst, Freizeit<br />

usw. Also eins bis zwanzig. Ich lade aber<br />

jeden Klettersteig-Fan ein, die Top 20 nach<br />

seinem Gusto (und seinen Erfahrungen) zu<br />

sortieren. Für mich bedeuten diese zwanzig<br />

Routen vor allem eines: Erinnerungen an<br />

ein paar hundert Stunden in den Bergen,<br />

zwischen Tal und Gipfel, draußen in der<br />

Natur. Deshalb fehlen in meiner Liste jene<br />

modernen Parcours weitgehend, die man<br />

auch als Hochseilgärten bezeichnen könnte.<br />

Ich will weder in den Bäumen noch an<br />

Felswänden herumturnen, ich mag das<br />

Bergsteigen, das Erlebnis in großer Kulisse.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

(69) ist seinem ersten<br />

Klettersteig vor mehr als vier<br />

Jahrzehnten in den Dolomiten<br />

begegnet. Vielleicht ist<br />

das ja der Grund, weshalb<br />

der »Klettersteigpapst« die großen Vie ferrate in<br />

den »Bleichen Bergen« ganz besonders mag…<br />

3Via delle Bocchette<br />

Garbari-Band (3010 m)<br />

Brenta (I), K 3 / 15 Std.<br />

<strong>Die</strong>se »Straße« Klettersteiglern vorzustellen, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Sie war Typisch Brenta: steile Eisenleiter<br />

schon ein Renner, bevor man in Bayern wusste, was eine Via ferrata denn nun eigentlich am »Sentiero delle Bocchette Alte«<br />

ist. Sommer für Sommer pilgern <strong>Bergsteiger</strong> aus aller Welt über die schmalen Horizontalbänder,<br />

turnen auf den Eisenleitern herum und harren geduldig in überfüllten Hütten aus, bis ein erster<br />

Schimmer den neuen Tag ankündigt. Führer: Eugen E. Hüsler »Meine Klettersteig-Favoriten«, Bruckmann Verlag<br />

28 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


4<br />

Via ferrata Ernesto »Che« Guevara<br />

Monte Casale (1632 m)<br />

Gardaseeberge (I), K 3 / 8 Std.<br />

<strong>Die</strong> Ikone der 68er habe ich – ganz unerwartet – in<br />

der Ostwand des Monte Casale entdeckt, auf der<br />

Heimfahrt vom Gardasee. Che, der aus Argentinien<br />

stammende Revoluzzer, in der Trentiner Provinz!<br />

»Via ferrata Che Guevara al Monte Casale« stand<br />

auf einem kleinen Schild am Ortsrand von Pietramurata.<br />

Ich staunte nicht schlecht, verrenkte mir<br />

fast den Hals beim Blick in die 1300-Meter-Hauswand:<br />

eine absolute Klasseroute!. Führer: »Hüslers<br />

Klettersteigführer Gardasee«, Bruckmann Verlag<br />

5<br />

Via ferrata dei Cinquanta<br />

Creton di Culzei (2458 m)<br />

Karnische Alpen (I), K 4 und Stellen II / 9¼ Std.<br />

Manchmal braucht’s mehr als einen Anlauf, bis<br />

es mit einer Tour klappt. So wie bei der Klettersteigrunde<br />

in den »Pesariner Dolomiten«. Erst im<br />

Herbst 2007 passte alles zusammen, und hinterher<br />

gab’s nur eine Meinung: super! <strong>Die</strong> fünfzig Gönner<br />

(Cinquanta) haben ganze Arbeit geleistet, rund<br />

fünf Stunden ist man am Eisen unterwegs, und die<br />

Kulisse erinnert schwer an die berühmteren Kalkzacken<br />

westlich des Piave. Führer: Eugen E. Hüsler<br />

»Meine Klettersteig-Favoriten«, Bruckmann Verlag<br />

20 Klettersteige<br />

Luftige, aber <strong>besten</strong>s gesicherte Passage<br />

an der »Ferrata dei Cinquanta«<br />

Fotos: E. Hüsler, M. Kostner<br />

6<br />

Via ferrata Costantini<br />

Moiazza Sud (2878 m)<br />

Dolomiten (I), K 5–6 / 10 Std.<br />

Bis Mitte der 1970er Jahre war die Moiazza das<br />

unbekannte Anhängsel der Civetta. Das änderte<br />

sich schlagartig mit der Eröffnung der »Ferrata<br />

Costantini«. Am Passo Duràn standen mit einem<br />

Mal Autos aus halb Europa, das Rifugio Carestiato<br />

platzte gelegentlich aus allen Nähten. Begeher<br />

erzählten mit glänzenden Augen vom »Engelsband«,<br />

von der knackigen Schlüsselstelle – und den müden<br />

Hax’n. Zehn Stunden am Berg, davon die halbe<br />

Zeit am Drahtseil: wow! Führer: Eugen E. Hüsler<br />

»Meine Klettersteig-Favoriten«, Bruckmann Verlag<br />

8 Prisojnik-Klettersteige<br />

Prisojnik (2547 m)<br />

Julische Alpen (SLO), K 2 bis K 4 und<br />

Stellen I–II / 6–8 Std.<br />

Er war schon immer einer meiner Lieblingsberge in<br />

den Julischen Alpen, der dicke, runzelige Prisojnik.<br />

Seine Klettersteige – gleich drei! – sind im <strong>besten</strong><br />

Sinne altmodisch: typisch slowenisch. <strong>Die</strong> wenigen<br />

Drahtseile und Eisenstifte wurden da angebracht,<br />

wo man sie wirklich braucht, ansonsten ist man<br />

gezwungen, seine bergsteigerischen Fertigkeiten<br />

einzusetzen. Führer: Eugen E. Hüsler »Meine<br />

Klettersteig-Favoriten«, Bruckmann Verlag<br />

10<br />

Via ferrata Cesco Tomaselli<br />

Südliche Fanisspitze (29<strong>80</strong> m)<br />

Dolomiten (I), K 5 / 6 Std.<br />

Mein erster Klettersteig! Und das am 21. Juli 1969,<br />

exakt an jenem Tag, als der erste Mensch – Neil<br />

Armstrong – seinen Fuß in den Mondstaub setzte.<br />

Damals wurde Geschichte geschrieben (auf dem<br />

Erdtrabanten). Dass aus der alpinen Zufallsbegehung<br />

in den Ampezzaner Dolomiten eine Leidenschaft werden<br />

sollte, ahnte der junge Zürcher damals natürlich<br />

nicht. <strong>Die</strong> »Ferrata Tomaselli« mag ich immer noch.<br />

Führer: Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner<br />

»Top-Klettersteige Dolomiten«, Bruckmann Verlag<br />

Stets im Blick auf dem »Tälli-Klettersteig«:<br />

die Hochgipfel der Urner Alpen<br />

9<br />

Rund um den Sorapiš<br />

Forcella del Bivacco (2670 m)<br />

Dolomiten (I), K 3 und Stellen II / 15½ Std.<br />

Eine Herausforderung, ganz klar, für einen Ü60er allemal,<br />

aber das reizt mich dann ganz besonders. In<br />

12 Stunden rund um den Bergstock, drei gesicherte<br />

Steige, viel Geröll und ein paar Kletterpassagen. Ich<br />

hab’s geschafft, werde die Tour wohl nie vergessen.<br />

Begegnet bin ich ein paar Gämsen, aber keiner<br />

Menschenseele. Einsamkeit und eine Landschaft<br />

von monumentaler Größe. Führer: Eugen E. Hüsler/<br />

Manfred Kostner »Top-Klettersteige Dolomiten«,<br />

Bruckmann Verlag<br />

Ein absoluter Klassiker: die »Ferrata<br />

Tomaselli« über dem Passo Falzárego<br />

<strong>Touren</strong>karte 7<br />

Heftmitte<br />

7 Tälli-Klettersteig<br />

Gadmerflue (ca. 2540 m)<br />

Urner Alpen (CH), K 3 / 6½ Std.<br />

Dass der »Tälli« in meiner Hitliste so weit oben<br />

steht, hat er (auch) meiner Hildegard zu verdanken.<br />

Sie mag den Steig, der mit Baujahr 1993 als<br />

erster echter Schweizer Klettersteig gilt, besonders<br />

gerne: »Der reine Genuss!« Und damit hat sie<br />

Recht, bietet die dreistündige Kraxelei doch jede<br />

Menge Abwechslung, leichten Nervenkitzel und<br />

herrliche Aussicht auf die vergletscherten Drei- und<br />

Viertausender der Urner und Berner Alpen. Wirklich<br />

schön, der »Tälli«! Führer: Eugen E. Hüsler »Meine<br />

Klettersteig-Favoriten«, Bruckmann Verlag<br />

Wendepunkt der großartigen Runde um den<br />

Sorapiš: das Bivacco Slataper<br />

11<br />

<strong>Touren</strong>karte 8<br />

Heftmitte<br />

Ponza-Kamm und Via della Vita<br />

Veunza (2340 m)<br />

Julische Alpen (I), K 4–5 und längere Passagen<br />

bis II / 12½ Std.<br />

Mehr Abenteuer geht auf Klettersteigen nicht!<br />

Ein kaum gesicherter, ewig langer Grat (wie geht’s<br />

weiter?) und eine vergammelte, extrem steile<br />

Ferrata (im Abstieg), als kleine Zugabe eine tiefe<br />

Randkluft, die mich partout nicht aufs Schneefeld<br />

entlassen wollte… Das war 1983; mittlerweile verdient<br />

wenigstens die sanierte »Via della Vita« ihren<br />

Namen halbwegs. Führer: Eugen E. Hüsler »Meine<br />

Klettersteig-Favoriten«, Bruckmann Verlag<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 29


Verwegene Steilpassage an der<br />

»Via ferrata Stella Alpina« in der Pala<br />

14 Jubiläumsgrat<br />

Zugspitze (2962 m) – Alpspitze (2628 m)<br />

Wetterstein (D), K 4 und Stellen II+ / 9 Std.<br />

Um keine Zweifel aufkommen zu lassen: der »Jubigrat«,<br />

diese Traumroute im Wetterstein, ist ein Klettersteig,<br />

aber noch viel mehr. Und er verlangt auch<br />

mehr, einen ebenso erfahrenen wie ausdauernden<br />

<strong>Bergsteiger</strong>, der dem kräfteraubenden Auf und<br />

Ab am fast fünf Kilometer langen Grat zwischen<br />

Zugspitze und Hochblassen gewachsen ist, der sich<br />

auch in ungesichertem Fels- und Schrofengelände<br />

sicher zu bewegen weiß, also auf Passagen, die mit<br />

II zu bewerten sind. Führer: »Hüslers Klettersteigführer<br />

Nordalpen«, Bruckmann Verlag<br />

16<br />

Braunwalder Klettersteig<br />

Eggstöcke (2449 m)<br />

Glarner Alpen (CH), K 3 bis K 5 / 5½ Std.<br />

Klettersteig à la carte gibt’s in den schroffen Kalkfelsen<br />

über Braunwald: eine kleine, eine mittlere<br />

und eine (sehr knackige) große Runde, dazu noch<br />

einen Schnupper-Parcours oberhalb des Gasthauses<br />

Gumen. Da kehren dann alle ein, die nicht am<br />

Mittler Eggstock mit dem Hubschrauber versorgt<br />

worden sind. Das gab’s allerdings nur einmal, bei<br />

der Eröffnung im Sommer 2002. Ich war dabei, wie<br />

Ruedi Jenny und Walter Kessler, die Initianten des<br />

»Braunwalders«. Führer: Eugen E. Hüsler »Meine<br />

Klettersteig-Favoriten«, Bruckmann Verlag<br />

19<br />

Sentiero alpinistico Claudio<br />

Costanzi<br />

Cima Sassara (2892 m)<br />

Brenta (I), K 4 und Passagen bis II / 12 Std.<br />

Brenta einmal ganz anders. Wenn sich auf dem<br />

»Bocchette-Weg« die Ferratisti gegenseitig auf die<br />

Füße treten, ist man am Nordkamm des berühmten<br />

Massivs ganz allein. Sieben Stunden am Grat,<br />

über ein halbes Dutzend Gipfel, nur sehr sparsam<br />

gesichert. Etwas für Leute, die sich im Felsgelände<br />

sicher zu bewegen wissen und Konditionsprobleme<br />

bloß vom Hörensagen kennen. Führer: »Hüslers<br />

Klettersteigführer Gardasee«, Bruckmann Verlag<br />

12<br />

Via ferrata Stella Alpina<br />

Agnèr (2872 m)<br />

Dolomiten (I), K 5 und Stellen I–II / 9 Std.<br />

Noch so ein Berg, der mich magisch anzieht. Als<br />

gewaltiger Eckpfeiler der Pala ragt er hoch über<br />

Ágordo in den Himmel; über seine Nordkante soll<br />

die längste Kletterei der Dolomiten verlaufen.<br />

Drahtseile erleichtern den (Normal-)Anstieg von<br />

Frassenè; eine echte Herausforderung für Klettersteigler<br />

bildet die Route in den senkrechten Felsen<br />

unterhalb der Lastei d’Agnèr. Mit einer Nacht im<br />

Rifugio Scarpa-Gurekian und einer Agnèr-Besteigung:<br />

grandios! Führer: Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner<br />

»Top-Klettersteige Dolomiten«, Bruckmann Verlag<br />

Ein spektakulärer Felsgang: Sascha am<br />

Monte-Albano-Sportklettersteig<br />

17<br />

Schlicker Klettersteig<br />

Große Ochsenwand (2700 m)<br />

Stubaier Alpen (A), K 5 / 8 Std.<br />

Meine Leser wissen, dass es mich halt immer<br />

wieder in die »Bleichen Berge« zieht. Keine Überraschung<br />

deshalb, dass ich auch den Kalkkögeln gerne<br />

meine Aufwartung mache. Geologisch gesehen<br />

sind sie ja ein »ausgewandertes« Stück Dolomiten.<br />

Und die Ferrata an der Großen Ochsenwand hält<br />

einem Vergleich mit den Routen südlich des Alpenhauptkamms<br />

durchaus stand: logisch im Verlauf<br />

mit spektakulären Passagen, großer Kulisse, dazu<br />

ein fantastisches Panorama. Führer: Eugen E. Hüsler<br />

»7x7 Genussklettersteige«, Bruckmann Verlag<br />

Fast eine Dolomiten-Ferrata: der »Schlicker«<br />

in den Tiroler Kalkkögeln<br />

13<br />

Arlberger Klettersteig<br />

Weißschrofenspitze (2752 m)<br />

Lechtaler Alpen (A), K 5 / 5½ Std.<br />

Wenn ich an den »Arlberger« denke, fällt mir der<br />

Leo ein, ein Freund aus den 19<strong>80</strong>ern. Mit ihm war<br />

ich an der schönen, damals noch ganz neuen Gratroute<br />

unterwegs, und ich kann mich gut an seinen<br />

etwas skeptischen Blick bei der ersten, extrem<br />

luftigen Querung erinnern. Alles gut gegangen, auch<br />

am luftigen Ausstiegs-Überhang. Sehr sympathisch:<br />

eine nur sparsam gesicherte Route in festem Fels,<br />

der zum Zupacken einlädt. Und kein überfl üssiger<br />

Schnickschnack. Führer: »Hüslers Klettersteigführer<br />

Nordalpen«, Bruckmann Verlag<br />

15<br />

Via attrezzata Monte Albano<br />

Monte Albano (560 m)<br />

Gardaseeberge (I), K 5 und Stelle II+ / 3¼ Std.<br />

An den Rekord von Sascha Hoch mit deutlich<br />

über hundert Begehungen komme ich natürlich<br />

nicht heran, aber immerhin war ich schon an dem<br />

Felsabbruch oberhalb von Mori unterwegs, als Sascha<br />

noch keine Ahnung hatte, was ein Klettersteig<br />

überhaupt ist. <strong>Die</strong> 1976 angelegte Route lieferte<br />

immerhin die Initialzündung zu einer ganz neuen<br />

Art von Vie ferrate: Sportklettersteige. Und davon<br />

gibt es mittlerweile (zu) viele. Achtung: <strong>Die</strong> Route<br />

ist zurzeit gesperrt! Führer: »Hüslers Klettersteigführer<br />

Gardasee«, Bruckmann Verlag<br />

18<br />

Via ferrata Bolver-Lugli<br />

Bivacco Fiamme Gialle (3005 m)<br />

Dolomiten (I), K 3–4 / 5¾ Std.<br />

So stelle ich mir einen Ideal-Klettersteig vor: ein<br />

Zustieg, der die Spannung ansteigen lässt, eine<br />

Route, an der man richtig klettern kann (ursprünglich<br />

III), eine faszinierende Kulisse und am Ende<br />

des Abstiegs eine bewirtschaftete Hütte. Kein<br />

Wunder, dass der »Bolver-Lugli« längst zu den<br />

Klassikern der Dolomiten-Ferrate zählt, und wenn<br />

man ihn mit einer Überschreitung der Cima della<br />

Vezzana (3192 m) verbindet, wird’s zur absoluten<br />

Toptour. Führer: Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner<br />

»Top-Klettersteige Dolomiten«, Bruckmann Verlag<br />

20<br />

Via ferrata GAMMA<br />

Pizzo d’Erna (1362 m)<br />

Bergamasker Alpen (I), K 3 / 4¼ Std.<br />

Der Klettersteig auf den Vorgipfel des Resegone am<br />

Südalpenrand war Hildegards erster, 1983, und<br />

unsere erste gemeinsame Klettersteigtour, gerade<br />

eine Woche nach jenem Tag, den man gerne als<br />

den schönsten seines Lebens bezeichnet. Für uns<br />

kamen viele noch schönere Tage, und viele davon<br />

in den Bergen, auf Klettersteigen. Mehr Leitern<br />

als den 22 am Pizzo d’Erna begegneten wir dabei<br />

nicht einmal in der Brenta. Führer: Eugen E. Hüsler<br />

»Meine Klettersteig-Favoriten«, Bruckmann Verlag<br />

Fotos: E. Hüsler, M. Kostner. Rechte Seite: Archiv A. Kubin, Bruno Pederiva/Archiv H. Mariacher (1)<br />

30 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


20 Klettertouren<br />

1<br />

Heinz Mariacher klettert<br />

die legendäre Wasserrille (VI+)<br />

in »Moderne Zeiten«<br />

Marmolada di Rocca (3309 m)<br />

Südwand »Moderne Zeiten«<br />

VII+ (1 SL), VII– und VII (im oberen Teil), meist VI– bis VI+, selten leichter. Wandhöhe<br />

850 m. H. Mariacher, L. Iovane, 1982. Für mich DIE perfekte Dolomitenkletterei! Auf fast<br />

30 Seillängen gerade mal 15 Meter brüchiger Fels, ansonsten einzigartige Kletterei an bestem Gestein,<br />

keine Bohrhaken, geniale Linienführung – das Ideal einer Freikletterroute! Vielleicht beurteile ich die<br />

Route auch nur subjektiv als so genial, weil ich sie mit dem Erstbegeher in weniger als fünf Stunden<br />

wiederholen durfte und wir uns in einen wahren Rausch hineingeklettert haben.<br />

Führer: H. Mariacher »AVF Marmolada«, Bergverlag Rother<br />

2<br />

Traumkalk am Sanetsch: Andrea Eisenhut in<br />

»Douce Sublimation« (VII) nahe »Coeur à corps«<br />

Les Montons/Sanetsch (2569 m)<br />

Südwand »Coeur à Corps«<br />

VIII und VIII– (anhaltend), nur selten<br />

leichter. Wandhöhe 350 m. Yves und<br />

Claude Remy, 1986. Eines der zahlreichen Meisterwerke<br />

aus der »Werkstatt« der Remy-Brüder!<br />

Einzigartiger Kalk, wasserzerfressen und rau, dazu<br />

eine sportliche Absicherung, die vom Vorsteiger<br />

einiges an Psyche verlangt, und spannende,<br />

abwechslungsreiche Kletterstellen. Würde ich<br />

mir die ideale Kletterroute »bauen« dürfen, so<br />

käme dabei vielleicht »Coeur à Corps« heraus.<br />

Führer: Cl. und Y. Remy »Escalades«, Eigenverlag,<br />

Vers-l’Eglise<br />

Vorweg sei festgestellt: Das ist weder die<br />

Liste meiner 20 »schönsten« <strong>Touren</strong> noch<br />

eine Liste von <strong>Touren</strong>, die ich weiter empfehlen<br />

möchte. <strong>Die</strong>s sind vielmehr die 20<br />

<strong>Touren</strong>, die nach fast 48 Jahren Felsklettern<br />

immer noch in mir nachklingen – weil<br />

sich mit ihnen außergewöhnliche und prägende<br />

Eindrücke verbinden. Weil sie all das<br />

verkörpern, was mir beim Klettern wichtig<br />

war und ist: physische und psychische Auseinandersetzung<br />

mit dem Berg; »Werte«<br />

schöpfen aus dem »sinnlosen« Tun des Kletterns;<br />

den Fels streicheln; die Finger in kleinste<br />

Felsritzen pressen und fühlen, dass die<br />

Kraft ausreicht, die schwierige Stelle zu klettern.<br />

Und ganz wichtig: »heil« ins Tal zurück<br />

zu kommen. Jede Klettertour ist für mich<br />

ein Abenteuer – einmal größer, einmal<br />

kleiner. Ein paar »große« Abenteuer sind für<br />

mich in den nachfolgenden 20 Routen enthalten.<br />

Notabene: Ein Leben ohne Klettern<br />

ist möglich, aber sinnlos, und ein Tag ohne<br />

Fels ist ein verlorener Tag…<br />

Andreas Kubin (62) klettert<br />

seit seinem 14. Lebensjahr.<br />

Er hat die »wilden Alpinjahre«<br />

überlebt, die Anfänge des<br />

Sportkletterns kletternd und<br />

journalistisch geprägt und<br />

war 25 Jahre lang Chefredakteur des BERGSTEIGER.<br />

Und so lange er lebt, wird er klettern wollen …<br />

3Totenkirchl (2190 m)<br />

Westwand »Dülferführe«<br />

VI+ (1 SL), anhaltend V und VI, nur unten leichter. Wandhöhe 600 m. H. Dülfer, W. v. Sepp Gschwendtner bei der ersten Rotpunktbegehung<br />

der »Dülfer« 1979 im Nasenquergang<br />

Redwitz, 1913. <strong>Die</strong> Erstbegehung dieser Route ist eine der größten Leistungen in der<br />

Geschichte des Kletterns! Mit einem Dutzend Haken »rannten« Dülfer und Redwitz im<br />

Jahr 1913 in sieben Stunden durch die Wand. Dass ich zusammen mit Sepp Gschwendtner und Herwig Sedlmeier 1979 die<br />

erste Rotpunkt-Begehung machen konnte, freut mich ungemein; aber es macht mich traurig, dass heute »gebohrte Silberlinge«<br />

die einzigartige Leistung von Hans Dülfer »zieren«. Führer: M. Stadler »Wilder Kaiser«, Panico Alpinverlag, Köngen<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 31


4<br />

Zweiter Sellaturm (2598 m)<br />

Nordwand »Messnerführe«<br />

VI– (2 SL), meist V und V+, selten leichter.<br />

Wandhöhe 250 m. Reinhold und Günther<br />

Messner, 1968. Ein Beispiel für die Kletterkunst<br />

des jungen Reinhold Messner! Mit sicherem Auge<br />

fand er den einfachsten Weg durch eine kompakte<br />

Plattenwand und realisierte – wie in vielen<br />

anderen Erstbegehungen auch – seine Idee vom<br />

kom promisslosen Freiklettern. Ich werde diese<br />

Route immer wieder klettern, denn sie bietet neben<br />

nur wenigen Zwischensicherungen allerhöchsten<br />

Klettergenuss.<br />

Führer: R. Goedeke »AVF Sella und Langkofel«<br />

Der wildgezackte Westgrat des Salbitschijen<br />

in den Urner Alpen<br />

7<br />

Hochkönig (2941 m)<br />

Südwand »Gloria Patri«<br />

VI (2 SL), überwiegend VI– und V. Wandhöhe 550<br />

m. A. Precht, A. Grugger, M. Schweiger, W. Sucher,<br />

1985. <strong>Die</strong> »Modernen Zeiten« der Nördlichen<br />

Kalkalpen! Eine Aneinanderreihung exquisiter<br />

Seillängen in bestem, wasserrilligem Gestein, dazu<br />

sparsamste Absicherung und ein höchst alpines<br />

Ambiente. Genau so stelle ich mir freies Klettern vor<br />

– und so hat mein Freund Albert hier (und in seinen<br />

Routen am Hochkönig) das realisiert, was einmal<br />

das Ideal des Kletterns war… Führer: A. Precht<br />

»Kletterführer Hochkönig«, Panico Alpinverlag<br />

10<br />

Fleischbank (2190 m)<br />

Nordwestwand »Via Classica«<br />

V (2 SL), überwiegend IV und V–. 450 m. T. Niedermühlbichler,<br />

St. und M. Bandstätter, 2002<br />

Eine Kletterroute ganz im Sinne unserer Zeit! Mit<br />

Bohrhaken abgesichert, solider, gutgriffi ger Fels –<br />

eben »plaisir«! Dass man auch in einer »Plaisir-<br />

Route« ein Abenteuer erleben kann, lernte ich bei<br />

meiner ersten Begegnung mit dieser Tour vor einigen<br />

Jahren – ich kletterte sie »free solo« und geriet<br />

dabei in eine Art Kletter-Ekstase der besonderen<br />

Art. Wie viele Seilschaften ich dabei überholt habe,<br />

weiß ich nicht mehr – es waren einige… Führer:<br />

M. Stadler »Wilder Kaiser«, Panico Alpinverlag<br />

5<br />

Große Zinne (3309 m)<br />

Nordwand »Comici«<br />

VII– und VII (2 SL), anhaltend VI bis VI+, oben<br />

leichter. 450 m. E. Comici, G. und A. Dimai, 1933<br />

Und noch ein Meilenstein in der Entwicklung des<br />

Felskletterns! <strong>Die</strong> berühmteste Route im »Sesto<br />

Grado« war nach ihrer Erstbegehung eine Sensation<br />

und zählt seither zum »Muss« für jeden Extremen.<br />

Durch das »Sport«klettern – wir konnten 1982 eine<br />

der ersten freien Begehungen realisieren – bekam<br />

die »Comici« einen neuen Stellenwert: guter Fels,<br />

extreme Ausgesetztheit und »traditionelle« Absicherung<br />

machen sie zum Extremklassiker Nummer Eins.<br />

Führer: R. Goedeke »AVF Sextener Dolomiten«<br />

6<br />

Salbitschijen (2981 m)<br />

Westgrat<br />

VII– und VI+ (Stellen), eine SL A1 oder VIII<br />

(Variante), vielfach V und V+. Fast 4 Kilometer<br />

Kletterstrecke. Einer der gewaltigsten Granitgrate<br />

in den Alpen! Über fünf schroffe Türme führt er zur<br />

fi ligranen Gipfelnadel des Salbitschijens. Früher<br />

eine gefürchtete Unternehmung mit Biwak, wird der<br />

Westgrat heute meist an einem Tag geklettert. Für<br />

mich zählt der Westgrat zu den wichtigsten <strong>Touren</strong>,<br />

weil ich ihn solo (2. Alleinbegehung 1974) klettern<br />

konnte, und er steht in meiner persönlichen <strong>Touren</strong>liste<br />

schon aus diesem Grund ganz oben. Führer:<br />

S. von Känel »Schweiz extrem Ost«, Edition Filidor<br />

8<br />

Östlicher Schoberkopf (2638 m)<br />

Südostwand »Schwarze Spur«<br />

VI– (1 SL), überwiegend IV+ und V. Wandhöhe<br />

240 m. A. Precht, G. Wenger, 1985. Und noch<br />

einmal Freiklettern à la Precht! Eine Linie, die<br />

schon von weit unten auffällt: eine durchgehende<br />

Wasserrille von mehr als 200 Metern Länge, außer<br />

Standhaken ein einziger Zwischenhaken und dazu<br />

eine grandiose Felsqualität. Weit über der letzten<br />

Sicherung delikate Kletterzüge zu realisieren, bleibt<br />

als Erlebnis der besonderen Art in Erinnerung<br />

– auch wenn’s »nur« VI– war… Führer: A. Precht<br />

»Kletterführer Hochkönig«, Panico Alpinverlag<br />

Spreizen, bis die Hosen reißen – Andrea<br />

Eisenhut 1983 in der Südostverschneidung<br />

Der Autor anno 1983 in der dritten SL der<br />

»Comici« an der Nordwand der Großen Zinne<br />

9<br />

Alpawand (1671 m)<br />

Nordwand »Best of Genuss«<br />

VII+ (zwei Passagen), meist VI+ und VII–. Wandhöhe<br />

450 m. F. Amann, J. Brüderl, 2012<br />

Nomen est omen! Von der Felsqualität, der Absicherung<br />

und der Schönheit der Kletterei mit das<br />

Beste, was ich je geklettert bin. Einmalige Wandund<br />

Plattenkletterei an vom Wasser ziseliertem<br />

Kalk, die nicht nur Spuren an der Haut der Finger,<br />

sondern auch in der Erinnerung hinterlässt. Ein<br />

Dank an die Erstbegeher für diese einzigartige Route<br />

– und für die vielen anderen an dieser Wand!<br />

Führer: bruederl.userweb.mwn.de/Klettern/Topos<br />

11<br />

Fleischbank (2190 m)<br />

Südostverschneidung<br />

VII+ (2 SL), VII und VII– (je 1 SL), kaum leichter.<br />

Wandhöhe 350 m. W. Weiß, P. Moser 1944<br />

Sicher eine der eindrucksvollsten Kletterrouten im<br />

Wilden Kaiser! Und die erste, in der in den Nördlichen<br />

Kalkalpen bereits im Jahr 1944 (!) Bohrhaken<br />

geschlagen wurden. Anfang der <strong>80</strong>er-Jahre<br />

das Ziel aller »Guten«, die rotpunkt klettern wollten;<br />

zwei Anläufe brauchten wir, ehe wir’s schafften.<br />

Nach der Sanierung immer noch ein großer Klassiker,<br />

der bereits leichte »Gebrauchsspuren« zeigt.<br />

Und eine der Routen, die ich auf meine alten Tage<br />

unbedingt noch einmal klettern möchte!<br />

32 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Fotos: Archiv A. Kubin, Archiv H. Mariacher (1)<br />

12<br />

Graue Wand (3172 m)<br />

Südwand »Heiße Linie«<br />

VII+ und VII (anhaltend). Wandhöhe 300 m.<br />

A. Kubin, K. Giger, N. Bätz, 19<strong>80</strong>. Meine schönste<br />

Erstbegehung darf in dieser Liste natürlich nicht<br />

fehlen! Risskletterei ist heutzutage (leider) nicht<br />

mehr »en vogue«, so dass sich die Zahl der<br />

Wiederholungen der Route in Grenzen hält – zu<br />

Unrecht! Denn von Hand- bis Schulterriss fi ndet<br />

man hier alles, was das Herz begehrt. Im Rahmen<br />

einer »neuzeitlichen« Sanierung wurden aus einem<br />

Bohr- und sechs Normalhaken zur Zwischensicherung<br />

ganze 18 Zwischenbohrhaken – schade<br />

drum… Führer: S. von Känel »Schweiz extrem Ost«,<br />

Edition Filidor<br />

14<br />

Piz Ciavazes (2598 m)<br />

Südwand »Micheluzzi«<br />

VI– (Stellen), meist V und V+. Wandhöhe 250 m.<br />

L. Micheluzzi, E. Castiglioni, 1935<br />

Mit genialer Spürnase hat der große Dolomitenkletterer<br />

hier eine logische Linie durch die pralle<br />

Südwand über dem Sellapass gelegt. Der legendäre<br />

»90-Meter-Quergang« verlangt auch heute noch<br />

gute Nerven vom Vor- und vom Nachsteiger. Für<br />

mich verbinden sich mit dieser Route vor allem die<br />

»wilden Jahre« des Solo-Kletterns, die mir unauslöschliche<br />

Erinnerungen und Erlebnisse geschenkt<br />

und mein Leben nachhaltig geprägt haben.<br />

Führer: R. Goedeke »AVF Sella und Langkofel«<br />

16<br />

Fleischbankpfeiler (1749 m)<br />

Südostwand »Pumprisse«<br />

VII (2 SL), A1 (Quergang), VII– und VI+ (je 1 SL).<br />

Wandhöhe 300 m. H. Keine, R. Karl, 1977<br />

Ganz sicher keine Tour, die unbedingt weiterzuempfehlen<br />

wäre – vor allem, weil es sich meist<br />

um Faust- und Schulterrisse handelt. Aber die<br />

»Pumprisse« sind ein Klassiker – hier wurde der<br />

VII. Grad offi ziell »sanktioniert«. Für mich ist die Tour<br />

so wichtig, weil ich nach der Zweitbegehung mit<br />

Thomas Nöltner meine erste Geschichte im<br />

ALPINISMUS schreiben durfte, was der Beginn<br />

meines »Berufs« als Bergjournalist war. Führer:<br />

M. Stadler »Wilder Kaiser«, Panico Alpinverlag<br />

19<br />

Schüsselkarspitze (2536 m)<br />

Südostwand »Peters/Haringer«<br />

VII– und VI+ (3 SL), Rest zwischen V und VI.<br />

Wandhöhe 400 m. R. Peters, R. Haringer, 1934<br />

Einst als Freikletterei mit kurzen Hakenpassagen<br />

erstbegangen, wurde der große Klassiker Anfang<br />

dieses Jahrtausends durch eine Komplettsanierung<br />

»vergewaltigt« – schöne neue Kletterwelt! Persönlich<br />

ist mir die »Peters/Haringer« wertvoll, weil<br />

ich zusammen mit meinem alten Freund Thomas<br />

Nöltner anno domini 1977 die erste RP-Begehung<br />

machen konnte. Führer: Eberle/Grübler/Pöll<br />

»Wetterstein Süd«, Panico Alpinverlag<br />

Der Autor in der Schlüsselseillänge der<br />

»Heißen Linie« bei der Erstbegehung 19<strong>80</strong><br />

15<br />

Tofana di Rozes (3225 m)<br />

2. Südwandpfeiler »Pilastro«<br />

VII (2 SL), VI+ (2 SL), meist V und V+. Wandhöhe<br />

550 m. E. Costantini, R. Apollonio, 1944<br />

Ein absoluter Dolomiten-Klassiker! Eindrucksvolle<br />

Schlüsselstellen und sehr guter, von vielen Wiederholungen<br />

»gereinigter« Fels machen diese Route<br />

zu einem grandios-luftigen Dolomiten-Muss. In den<br />

späten 60ern war der »Pilastro« eine meiner ersten<br />

VIer-Routen (mit Trittleitern!!), in den frühen <strong>80</strong>ern<br />

die Rotpunkt-Begehung – und in den späten <strong>80</strong>ern<br />

mit einer lieben Freundin ein Genuss-Klettertag, der<br />

immer in Erinnerung bleiben wird. Führer: S. Wagenhals<br />

»Kletterführer Dolomiten Nord«, Lobo-Edition<br />

17<br />

Unterer Schüsselkarturm (2200 m)<br />

Nordwand »Schober«<br />

VI+ (einige Stellen), überwiegend V+ und VI–.<br />

Wandhöhe 250 m. M. Schober, K. Münch, 1938<br />

Ein Meisterstück des genialen Felskletterers<br />

Michael Schober aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg,<br />

in welchem dieser dann leider starb. Raue Risse<br />

und Platten prägen die Traumkletterei. Seit der<br />

Sanierung der Route durch Pit Schubert wird sie<br />

sehr viel begangen. Fest in Erinnerung geblieben<br />

ist mir eine Solobegehung irgendwann Mitte der<br />

<strong>80</strong>er-Jahre, als es mir am späten Nachmittag auf<br />

der Hütte langweilig wurde… Führer: Chr. Pfanzelt<br />

»Wetterstein Nord«, Panico Alpinverlag<br />

20<br />

Petit Dru (3733 m)<br />

Westwand »Directe Américaine«<br />

VII und VII– (2 SL), oft VI– bis VI+, selten leichter.<br />

Wandhöhe 850 m. R. Robbins, G. Hemmings, 1962<br />

Es war einmal – eine der schönsten Granitklettereien<br />

in den Alpen! Zum ersten Mal kletterten wir<br />

sie 1975 und mussten biwakieren, das zweite Mal<br />

1984 – diesmal rotpunkt und an einem Tag von<br />

Chamonix nach Chamonix. Später ging der Permafrost<br />

zurück und ließ eine der großen Alpenwände<br />

Stück für Stück zerbröckeln – schließlich auch die<br />

einzigartige »Directe Américaine« im Jahr 2011.<br />

Führer: H. Eberlein »AVF Mont-Blanc-Gruppe« ◀<br />

13<br />

Salbitschijen (2981 m)<br />

2. Westgratturm »Via Hammerbruch«<br />

VII und VII–, kaum leichter. Wandhöhe 3<strong>80</strong> m.<br />

D. Andres, Z. Nägeli, A. Klinkert, 1979<br />

Eine der ersten Sportkletter-Erstbegehungen in<br />

den Urner Alpen, eine Abfolge grandioser Risse<br />

und Verschneidungen. <strong>Die</strong> Linie ist perfekt, die<br />

Kletterei ständig fordernd – für mich die schönste<br />

Route im Urner Granit. Wir konnten eine der ersten<br />

Rotpunkt-Begehungen realisieren, und schon<br />

damals dachten wir, dass es möglich sein müsste,<br />

die Route »clean« zu klettern; aber es kam alles<br />

anders, und sie wurde saniert. Führer: S. von Känel<br />

»Schweiz extrem Ost«, Edition Filidor<br />

Heinz Mariacher in den guten alten Zeiten<br />

am zweiten Dach (VII) des Tofanapfeilers<br />

18<br />

Oberreintalturm (1940 m)<br />

Westwand »Henke/Parzefall«<br />

VII+ und VII (je 1 SL), Rest zwischen V und VI–.<br />

Wandhöhe 300 m. W. Henke, F. Parzefall, 1965<br />

Ein Beispiel dafür, wie durch die Sanierung mit<br />

Bohrhaken aus einer »Hakenrumpl« eine Genusskletterei<br />

erster Güte werden kann. Grandiose<br />

Felsqualität und beste Absicherung mit Klebehaken<br />

(Pit Schubert sei Dank!) machen diese Route zu<br />

einer der schönsten im Oberreintal. Nach einer<br />

der ersten RP-Begehungen Anfang der <strong>80</strong>er-Jahre<br />

schworen wir uns »Einmal und nie wieder!«. Heute<br />

sage ich: »Am liebsten jede Woche!« Führer:<br />

Chr. Pfanzelt »Wetterstein Nord«, Panico Alpinverlag<br />

Ein Hintern kann auch entzücken – im 40-<br />

Meter-Piaz der »Directe Américaine« (1984)<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 33


JUBILÄUMS-SPECIAL<br />

Zum <strong>80</strong>. Geburtstag<br />

Das große BERGSTEIGER Jubiläums-Quiz<br />

<strong>80</strong> Jahre <strong>Bergsteiger</strong> – <strong>80</strong> Jahre Alpen- und Alpingeschichte. Machen Sie mit bei unserem<br />

Streifzug durch die Jahrzehnte und gewinnen Sie einen von 20 Preisen im Gesamtwert von fast<br />

<strong>80</strong>00 Euro. Sie können nicht alle Fragen aus dem Stegreif beantworten? Denken Sie sich nichts<br />

– wenn Sie den BERGSTEIGER aufmerksam lesen, finden Sie alle Antworten. <strong>Die</strong> Buchstaben in<br />

den rot hinterlegten Feldern ergeben in der angegebenen Reihenfolge das Lösungswort.<br />

1930er<br />

1940er<br />

1950er<br />

1960er<br />

1970er<br />

19<strong>80</strong>er<br />

1990er<br />

2000er<br />

2010er<br />

Lösungswort<br />

Gesucht ist ein Mitglied der Seilschaft, die 1938 die Eiger-Nordwand zum ersten Mal durchstieg (Nachname).<br />

Welcher <strong>Bergsteiger</strong> wurde 1944 in Brixen geboren und stand 1978 auf dem Everest?<br />

(7) (10)<br />

Wie hieß der Sherpa, der 1953 mit Sir Edmund Hillary den Mount Everest erreichte (Kurzform)?<br />

Welcher Hersteller hat 1968 einen wasserabweisenden Bergrucksack auf den Markt gebracht?<br />

(6)<br />

In welchem Land wurden in den 1970er-Jahren Luchse angesiedelt?<br />

Wer bezwang 1987 alle drei großen Alpennordwände solo und an einem Tag?<br />

(4)<br />

Für welches Tier hat das Bayerische Landesamt für Umwelt 1991 ein Artenhilfsprogramm ins Leben gerufen?<br />

(3)<br />

(9)<br />

(5)<br />

(8)<br />

Wer kletterte 2001 die erste heute noch anerkannte alpine Route im XI. Grad in den Alpen rotpunkt?<br />

(2)<br />

Wem gelang es 2012, die »Kompressor-Route« am Cerro Torre frei zu durchsteigen?<br />

(1)<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Zusatzfrage<br />

Welcher Berg ist auf dem Cover zu sehen? Wer<br />

diese Frage beantworten kann, nimmt teil an der<br />

Verlosung einer Zugspitz-Tour mit BERGSTEIGER-<br />

Chefredakteur Michael Ruhland.<br />

Schicken Sie uns das Lösungswort bis zum 31. Oktober 2013 per Post an<br />

Redaktion BERGSTEIGER, Stichwort Jubiläumsquiz, Postfach 40 02 09, D-<strong>80</strong>702<br />

München oder per E-Mail an bergsteiger@bruckmann.de. Sie können auch die<br />

Postkarte auf Seite 35 nutzen und mit Ihrer Teilnahme am Gewinnspiel gleich die<br />

nächsten zwei Ausgaben für je 2,50 Euro bestellen.<br />

Bitte denken Sie in jedem Fall daran, Ihre Kleidungsgröße anzugeben sowie eine<br />

Telefonnummer oder E-Mail-Adresse. Alle Gewinner werden schriftlich informiert.<br />

34 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13<br />

Angestellte der GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH und deren Angehörige sind nicht teilnahmeberechtigt.<br />

<strong>Die</strong> Teilnahme muss persönlich erfolgen und ist nicht über einen Beauftragten oder eine<br />

Agentur möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Datenschutz- und wettbewerbsrechtliche Einwilligungserklärung<br />

Mit der Teilnahme an diesem Gewinnspiel, konkret durch das Zusenden einer Postkarte oder<br />

einer E-Mail mit meinen Daten, willige ich in die Verarbeitung, Speicherung und Nutzung meiner<br />

personenbezogenen Daten unter Beachtung des Datenschutzgesetzes ein. <strong>Die</strong> Daten werden<br />

für Marketingzwecke und zur Übermittlung von Produktinformationen via Post, Telefon, Fax oder<br />

E-Mail (nicht Gewünschtes bitte streichen) von der GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH<br />

(www.verlagshaus.de) sowie den dazugehörenden Einzelverlagen Bruckmann Verlag GmbH, GeraMond<br />

Verlag GmbH, Christian Verlag GmbH, Frederking & Thaler Verlag GmbH gespeichert und genutzt.<br />

Mir ist bekannt, dass ich meine Einwilligung jederzeit bei der GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH<br />

bzw. der Bruckmann Verlag GmbH widerrufen kann.


<strong>Die</strong>se Preise<br />

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auf der Haut, Nylon im Inneren der Socke)<br />

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Rucksack South Cole 70<br />

von Mountain Hardwear<br />

Rucksack aus robustem Frontmaterial mit Materialschlaufen.<br />

Mit Spezial-Tragesystem für Stabilität<br />

und Komfort. Der Rucksack ist um bis zu 8 Liter<br />

erweiterbar. Zur Gewichtsreduzierung lassen sich<br />

Hüftgurt und Deckeltasche abnehmen.<br />

www.mountainhardwear.com, UVP: 240 Euro<br />

Swisswool Jacke Piz Boval von Ortovox<br />

Gefüllt mit hochfunktionaler Wolle aus dem<br />

Wallis, verspricht die Piz Boval idealen Klimakomfort.<br />

<strong>Die</strong> Wendejacke ist leicht, hat<br />

trotz hoher Wärmeleistung ein sehr kleines<br />

Packmaß. 100 Prozent europäische<br />

Herkunft und Verarbeitung.<br />

www.ortovox.de, UVP: 199,95 Euro<br />

13. bis 15. Preis<br />

16. Preis<br />

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Das Kit bestehend aus dem Multitool Traveller Lite,<br />

Kompass, Wasserwaage, Maßstab und Wetzstein,<br />

ist auch unter harten Bedingungen<br />

ein zuverlässiger Begleiter.<br />

Eingepackt ist das Set in eine edle<br />

Gürteltasche aus Leder.<br />

www.victorinox.com, UVP: 194 Euro<br />

Rucksack Bioflex Light 50<br />

von Berghaus<br />

Rucksack mit Lastenverteilungssystem,<br />

das allen Bewegungen<br />

folgt und Schultern und Rücken<br />

entlastet. Flexibler Hüftgurt, robustes Außenmaterial,<br />

Rückenlänge verstellbar. 50 Liter Volumen.<br />

www.berghaus.com, UVP: 159,95 Euro<br />

Kletterhose Capsico von Salewa<br />

Hose aus robustem Baumwoll Ripstop.<br />

Durastrech-Einsätze und ausgereifte technische<br />

Details verstärken die Bewegungsfreiheit<br />

beim Klettern und Bouldern. Mit<br />

Gürtelschlaufen und Längenregulierung<br />

am hinteren Hosenbein.<br />

www.salewa.de, UVP: 150 Euro<br />

18. Preis<br />

19. Preis<br />

20. Preis<br />

Fotos: Hersteller<br />

Rucksack Casimir 36 von The North Face<br />

Ultraleichter Rucksack mit vielen Features für<br />

schnelle, aber mehrtägige Abenteuertouren. Guter<br />

Lastenausgleich über verstellbare Schultergurte<br />

und Hüftgurt (abnehmbar). Intelligente Belüftung<br />

mit maximaler Luftzirkulation.<br />

www.thenorthface.com,<br />

UVP: 140 Euro<br />

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<strong>Die</strong> Stretch-Jacke aus 200er-<br />

Microfl eece eignet sich ideal als<br />

ergänzende Schicht an kalten<br />

Tagen. Da sie windabweisend ist, eignet sie<br />

sich auch als Außenjacke. Ausgestattet mit geruchsneutralisierendem<br />

und antibakteriellem<br />

Polygiene.<br />

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Eintägiger Schnupperkurs, wahlweise am<br />

25. Januar oder 22. Februar 2014. Inbegriffen sind<br />

Bergführerhonorar, Kurskosten, Leihausrüstung. Der<br />

Kurs fi ndet im Allgäu statt, das genaue Gebiet wird<br />

kurzfristig festgelegt. Teilnehmer sollten die Grundlagen<br />

der Sicherungstechnik beherrschen.<br />

www.mammut.ch, Preis: 99 Euro<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 35


AUF TOUR<br />

Serie: <strong>Die</strong> Paten<br />

36 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Teil 3:<br />

Wahre<br />

<strong>Die</strong> Stüdlhütte am Fuße des Stüdlgrats<br />

(Großglockner) wurde nach dem Alpinismuspionier<br />

Johann Stüdl benannt.<br />

Der dritte Teil der BERG-<br />

STEIGER-Serie widmet<br />

sich Hüttennamen in den<br />

Südalpen. Dabei gab es<br />

Zeitungsbesitzer, Sportskanonen<br />

– und sogar<br />

einen Paten ohne Pass.<br />

Von Eugen E. Hüsler<br />

Heimat<br />

Das Rustico heißt »Villa Elsa«, es<br />

gehörte der gleichnamigen Tante<br />

und steht im Tessin. Ein Ferienhaus,<br />

wie es zig Tausende gibt<br />

in den Schweizer Bergen, und<br />

fast alle haben ihren Namen: Edelweiß,<br />

Alpenrösli, Bergfrieden, Bergblick usw. <strong>Die</strong><br />

meisten beschwören Urlaubsglück oder<br />

die Bergnatur, halt das Leben jenseits des<br />

Alltags. Häufig findet sich auch der Hausbesitzer<br />

darin wieder. Bei Berghütten sowieso.<br />

<strong>Die</strong> meisten Häuser des DAV sind nach<br />

ihren Sektionen, also den Eigentümern,<br />

benannt. Andere nach der Örtlichkeit, wie<br />

etwa die Büllelejochhütte in den Sextener<br />

Dolomiten oder das Rifugio Altissimo am<br />

gleichnamigen Gipfel über dem Gardasee.<br />

Und dann gibt es noch jene Unterkünfte,<br />

die ihren Namen von bekannten Persönlichkeiten<br />

haben: die Stüdlhütte am Großglockner<br />

etwa, der Dom Valentina Staniča,<br />

Foto: DAV-Sektion Oberland<br />

die Comptonhütte oder das Refuge Albert I.<br />

Der belgische König war bei der Eröffnung<br />

des Hauses sogar persönlich anwesend und<br />

galt als derart guter Kletterer, dass sogar Tita<br />

Piaz Anerkennung zollte.<br />

Manche Namenwahl erwies sich im Nachhinein<br />

als ziemlich unglücklich; man<br />

denke nur an das Rifugio Mussolini in den<br />

Sextener Dolomiten, das nach dem Ende<br />

des faschistischen Spuks in Italien flugs<br />

umbenannt wurde (heute Zsigmondy-Comici).<br />

Deutlich länger brauchte die Sektion<br />

Austria des ÖAV, um die braunen Flecken<br />

auf ihrer (Hütten-)Weste zu erkennen, noch<br />

länger, bis die Adolf-Pichl-Hütte – benannt<br />

nach einem üblen Wiener Antisemiten der<br />

ersten Stunde – endlich einen neuen Namen<br />

bekam. Seit 2002 steht die Wolayer<br />

Hütte am Nordfuß der Hohen Warte.<br />

Es gibt auch recht kuriose Namen. Im Ahrntaler<br />

Skigebiet steht die Speck- und Schnapsalm:<br />

ein Name als Programm? Und dass es<br />

im Ortlermassiv eine Zufallhütte gibt, ist<br />

kein Zufall, sondern leitet sich von dem nahen<br />

Wasserfall (Zu Fall) der Plima ab. Wie<br />

allerdings jene »Panoramahütte«, die neben<br />

einer monströsen Seilbahnstation steht und<br />

auf einen von der Erosion zerfurchten Hang<br />

schaut, zu ihrem Namen kam, wird sich<br />

kaum einem Gast erschließen. Als »Hütten«<br />

bezeichnen sich neuerdings auch gerne jene<br />

Wellness-Oasen, wo man wahlweise im<br />

Federbett oder im Heu schlafen kann: Natur<br />

pur mit Komfort. Den hat das »Albergo«<br />

Bernardina hoch in der Schiara nicht zu<br />

bieten, dafür aber eine Fünf-Sterne-Kulisse.<br />

Nach wem das Zwei-mal-zwei-Meter große<br />

Biwak benannt ist? Keine Ahnung.<br />

Der nächste Teil über Techniken des Alpinismus<br />

erscheint in der Dezember-Ausgabe.<br />

10 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 37


Nr. 1 Frischaufhütte (1396 m)<br />

Steiner Alpen<br />

Sofern es ein alpines Ende der Welt<br />

gibt, dann liegt es – zumindest für<br />

Bayern oder Schweizer – ganz im<br />

Südosten des größten europäischen Gebirges.<br />

Zuhinterst im Logarska dolina, dem<br />

Tal der Haine, steht die Frischaufhütte,<br />

slowenisch Frischaufov dom. Benannt ist<br />

das 1908 erbaute Haus nach einem Grazer,<br />

was an dem Umstand liegt, dass Slowenien<br />

einst Teil der k. u. k. Monarchie war.<br />

Dr. Johannes Frischauf (1838-1924) gilt als<br />

eigentlicher Erschließer der Steiner Alpen<br />

(Kamniške Alpe), über die er auch einen<br />

ersten Führer verfasste (1877). Frischauf,<br />

der in verschiedenen Alpinzeitschriften<br />

publizierte (und sich dabei wiederholt<br />

mit der Technik des Panoramazeichnens<br />

auseinandersetzte), pflegte – was damals<br />

keineswegs üblich war – beste Beziehungen<br />

zur slowenischen Nachbarschaft. Er<br />

versuchte sogar, vor Ort ein Bergführerwesen<br />

zu organisieren.<br />

Nr. 2 Zsigmondy-Comici-Hütte (2224 m)<br />

Sextener Dolomiten<br />

Nr. 3 Franz-Kostner-Hütte<br />

Franz Kostner (1877-1968) war ein<br />

Tourismuspionier der ersten Stunde<br />

und ein echter Selfmademan. So arbeitete<br />

er im Sommer als Bergführer, war<br />

Hotelier (er erwarb das Hotel Posta Zirm<br />

in Corvara, heute erstes Haus am Ort),<br />

besaß ein Fuhrunternehmen und war<br />

lange Zeit Bürgermeister von Corvara.<br />

Als Obmann des Tourismusvereins setzte<br />

er sich für den Bau einer Schutzhütte<br />

auf der Ostseite des Sellamassivs ein. Der<br />

Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte<br />

die Fertigstellung; Kostner stand mit<br />

seinem aus vier Kompanien bestehenden<br />

Standschützenbataillon Enneberg an der<br />

Viele kennen das Haus in den Sextener<br />

Dolomiten als Zsigmondyhütte.<br />

Offiziell heißt es Zsigmondy-Comici.<br />

Ein Vorgängerbau, bereits<br />

1886 vom Österreichischen Alpenklub<br />

errichtet, wurde im Ersten Weltkrieg zerstört.<br />

<strong>Die</strong> Sektion Padua des CAI baute<br />

das Haus 1926 wieder auf und benannte<br />

es – dem braunen Zeitgeist folgend –<br />

nach Benito Mussolini. Im Zweiten Weltkrieg<br />

wurde die Hütte dann geplündert<br />

und stark beschädigt, nach Kriegsende<br />

aber umgehend wieder aufgebaut. Der<br />

Wiener Emil Zsigmondy (1861-1885) gehört<br />

zu den großen Pionieren des führerlosen<br />

Bergsteigens; er schrieb mit zwanzig<br />

Jahren ein Standardwerk seiner Zeit:<br />

»Gefahren in den Alpen«. Dass gerade er<br />

(viel zu früh) in den Bergen verunglückte,<br />

nach einem Seilriss in der Südwand<br />

der Meije, nennt sich wohl Ironie des<br />

Schicksals.<br />

Ein ähnliches Schicksal traf Emilio Comici<br />

(1901-1940), einen Kletterpionier<br />

des VI. Grades und Erstbezwinger der<br />

Große-Zinne-Nordwand. Er stürzte (Riss<br />

einer Reepschnur) in den Felsen oberhalb<br />

von Wolkenstein zu Tode.<br />

Nr. 4 Payerhütte (3029 m)<br />

Ortlergruppe<br />

38 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Der Ortler ist der höchste Gipfel Südtirols – und von der Payerhütte aus zu erreichen.<br />

(2536 m) Dolomiten<br />

Dolomitenfront. 1930 baute er den ersten<br />

Schlepplift im Hochabtei und ging wiederholt<br />

mit Gottfried Merzbacher auf große<br />

Expedition in Tienschan in Zentralasien<br />

(Merzbacher wiederum war Erstbesteiger<br />

der Cima dell’Uomo und der Schiara in<br />

den Dolomiten). Nur mit der Hütte ging<br />

es nicht weiter; der Rohbau verfiel nach<br />

und nach. Erst 1988 sollte die <strong>Bergsteiger</strong>gemeinde<br />

hier ein Refugium bekommen;<br />

der CAI Bozen errichtete über den alten<br />

Grundmauern eine gemütliche Hütte,<br />

die nach dem Tourismuspionier benannt<br />

wurde. Finanziert wurde der Bau teilweise<br />

durch die Söhne Franz Kostners.<br />

Sie ist in doppelter Hinsicht die Ortlerhütte<br />

schlechthin: Zum einen steht<br />

sie am Normalweg zum »Dach« der<br />

Gebirgsgruppe, zum andern erinnert ihr<br />

Name an den bedeutendsten Erschließer<br />

dieser Berge: Julius Payer (1841-1915) aus<br />

dem tschechischen Teplitz. Er war Kartograf,<br />

Expeditionsreisender und Alpinist;<br />

als Offizier der k. u. k. Monarchie bestieg<br />

er allein in der Ortlergruppe – meistens<br />

zusammen mit seinem Führer Johann<br />

Pinggera – über 50 Gipfel, 22 davon waren<br />

Erstbesteigungen. Pinggera entdeckte<br />

auch den heute üblichen Normalanstieg<br />

von Norden, und er führte Payer als erster<br />

auf diesem Weg zum Gipfel (1865).<br />

Auch außerhalb Europas war Julius Payer<br />

aktiv; 1874 erforschte er das von ihm entdeckte<br />

(und nach seinem Kaiser benannte)<br />

Franz-Josephs-Land am Nordpolarmeer.<br />

Für seine Verdienste wurde er 1976 in den<br />

erblichen Adelsstand erhoben.<br />

KOMPAKT<br />

Sechs spannende <strong>Touren</strong> um die Hütten<br />

1 Frischaufhütte:<br />

Rinke-Überschreitung<br />

(2453 m)<br />

Steiner Alpen<br />

<strong>Die</strong> Überschreitung der Rinke ist<br />

ein Klassiker in den Steiner Alpen,<br />

ideal vom Frischaufov dom<br />

aus. Längere gesicherte Passagen<br />

und leichte Kletterstellen (I)<br />

verleihen der Tour echte Würze.<br />

Ab Straßenende im Logarska<br />

dolina (1000 m) 8 Std., K 3<br />

2 Zsigmondyhütte:<br />

Rund um den Einser<br />

Sextener Dolomiten<br />

Eine der beliebtesten Wanderungen<br />

im Nordosten der<br />

Dolomiten mit Ausgangspunkt<br />

im Fischleintal:<br />

Zsigmondy-hütte – Büllelejochhütte<br />

(2522 m) – Drei-Zinnen-<br />

Hütte (2405 m) – Talschlusshütte<br />

(1528 m). 6½ Std.,<br />

ordentliche Wege<br />

www.zsigmondyhuette.com<br />

3 Franz-Kostner-Hütte:<br />

Piz Boè (3152 m)<br />

Dolomiten, Sellamassiv<br />

Ein leichter Dreitausender mitten<br />

in den Dolomiten – gerade<br />

richtig für trittsichere Bergwanderer.<br />

Am Aufstieg leichte gesicherte<br />

Passagen und ganz oben<br />

ein fantastisches Panorama<br />

und eine bewirtschaftete Hütte.<br />

Ab Vallon-Lift Aufstieg über den<br />

»Lichtenfelser Steig«, Abstieg<br />

zum Sella-Ringbandweg,<br />

4½ Std, K 1<br />

www.rifugiokostner.it<br />

4 Payerhütte: Ortler-<br />

Normalanstieg (3905 m)<br />

Ortlergruppe<br />

Der Ortler, 1<strong>80</strong>4 erstbestiegen,<br />

ist das Gipfelziel der Payerhütte,<br />

mit kombiniertem Aufstieg. Ab<br />

Langenstein (2330 m; Lift von<br />

Sulden) 5–7 Std., WS+<br />

www.payerhuette.<br />

com<br />

<strong>Touren</strong>karte 9<br />

Heftmitte<br />

5 Rifugio Segantini: Cima<br />

Presanella (3558 m)<br />

Adamello-Presanella-<br />

Massiv<br />

Begehrtes Ziel mit einem im<br />

Bereich der Bocchetta di Monte<br />

Nero neu trassierten Anstieg.<br />

Kombinierter Anstieg, von der<br />

ehemaligen Werkstraße (ca.<br />

2000 m) über das Rifugio<br />

Segantini etwa 6 Std., WS<br />

www.segantinihuette.ch<br />

6 Rifugio Allievi-Bonacossa:<br />

Sentiero Roma<br />

Bergeller Berge<br />

Einer der schönsten Höhenwege<br />

der Südalpen führt von Novate<br />

Mezzola über mehrere hohe<br />

Scharten an der Südfl anke der<br />

Bergeller Berge ins Val Malenco:<br />

sechs grandiose Wandertage.<br />

Ein Stützpunkt ist das Rifugio<br />

Allievi-Bonacossa. Gesamtgehzeit<br />

ca. 30 Std., schwierigste<br />

Stellen mit Kettensicherungen<br />

Fotos: Bernhard Wöll/Payerhütte, Eugen Hüsler, Manfred Kostner, Bernd Ritschel<br />

10 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 39


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40 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Fotos: Andreas Strauß, Susanne Bonaca/Segantinihütte<br />

Nr. 5 Rifugio<br />

Segantini (2371 m)<br />

Adamellogruppe<br />

Nach Giovanni Segantini wurden<br />

gleich zwei Hütten benannt. <strong>Die</strong> eine<br />

steht in Graubünden, wo er lebte,<br />

wirkte und 1899 erst 41-jährig seine<br />

letzten Worte sprach: »Ich möchte meine<br />

Berge sehen.« <strong>Die</strong> zweite steht nicht weit<br />

von seinem Geburtstorte Arco entfernt im<br />

Adamello-Presanella-Massiv. Segantini<br />

führte ein unstetes Leben, das ihn immer<br />

wieder ins Abseits brachte. Er besaß zeit-<br />

<strong>Die</strong> Hütte auf der Südseite des Bergeller<br />

Hauptkamms hat gleich drei<br />

Paten, den Veltliner Alpinisten<br />

Francesco Allievi und zwei sehr sportliche,<br />

nicht gerade unvermögende Herren:<br />

Alberto und Aldo Bonacossa. Alberto war<br />

als IOC-Mitglied maßgeblich daran beteiligt,<br />

dass die Olympischen Winterspiele<br />

1956 in Cortina d’Ampezzo ausgetragen<br />

wurden, die Eislaufwettbewerbe gleich<br />

am Fuß der Cadini, auf dem zugefrorenen<br />

Misurinasee. Der Spross eines Grafengeschlechts<br />

aus Vigevan war ein absoluter<br />

Sport-Freak. Als Tennisspieler nahm er an<br />

den Olympischen Spielen teil. Er gewann<br />

zehnmal die italienische Meisterschaft im<br />

lebens keinen Pass, er folgte auch nicht<br />

der Einberufung in die k. u. k. Armee, galt<br />

deshalb bald als staatenlos. Zudem hatte<br />

er zwar eine Familie, aber keinen Trauschein.<br />

Das machte ihn bei Behörden und<br />

Bürokraten in höchstem Maß suspekt.<br />

Er war ein archaischer Querkopf, auch<br />

künstlerisch nur schwer einzuordnen,<br />

hatte weder Lehrer noch Schüler, aber<br />

zuletzt doch Erfolg – im Engadin.<br />

Segantini wurde zum Maler der Engadiner<br />

Berge, genauer: ihres Lichts. Seine<br />

Gemälde waren stets Kompositionen,<br />

keine Abbilder der Natur. Er arbeitete mit<br />

Komplementärfarben, die er unvermischt<br />

nebeneinander auftrug – sein ganz unverwechselbarer,<br />

einzigartiger Stil: »Unter<br />

dem Pinsel sollen die Farben des Spektrums<br />

in funkelnder Vielfalt dahingleiten<br />

und die Gegenstände, Figuren und Linien<br />

zum Leben erwecken, die Farbtöne sollen<br />

kräftig, aber rein sein, damit das Licht lebendig<br />

und tief wirke.« Sein bekanntestes<br />

Werk, das für die Weltausstellung 1900<br />

in Paris geplante Alpentriptychon, blieb<br />

unvollendet.<br />

Eindrucksvoll: die Hüttenumgebung<br />

Nr. 6 Rifugio Allievi-Bonacossa (2387m)<br />

Bergeller Alpen<br />

Eiskunstlaufen, gründete den Eishockeyverband<br />

des Landes, war eine Zeitlang<br />

Besitzer des Hockey Clubs Milano und engagierte<br />

sich für den Motorsport und den<br />

Alpinskilauf. 1932 erwarb er die Gazzetta<br />

dello Sport, das rosafarbene Leibblatt aller<br />

sportbegeisterten Italiener.<br />

Albertos Bruder Aldo übte nicht weniger<br />

als dreizehn Sportarten aus, tat sich aber<br />

vor allem als <strong>Bergsteiger</strong> hervor. So kletterte<br />

er mit Paul Preuß, Hans Steger und<br />

Ettore Castiglioni; er war Pionier des Skialpinismus<br />

und verfasste mehrere Kletterführer,<br />

darunter ein Standardwerk über<br />

die Bergeller Berge (Masino – Bregaglia<br />

– Disgrazia, CAI 1936). ◀<br />

michael.meisl<br />

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CH-3920 Zermatt<br />

Eiselin Sport AG<br />

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Luftnummern mit Tiefgang<br />

Aus der Luft lassen<br />

sich Veränderungen<br />

in der Landschaft am<br />

<strong>besten</strong> dokumentieren.<br />

Wir haben Luftaufnahmen*<br />

aus den Voralpen<br />

ausgesucht, auf denen<br />

man die zunehmende<br />

Zersiedlung erkennen<br />

kann. Ferner wird<br />

deutlich, dass in den<br />

Ortskernen die Gebäude<br />

nicht mehr locker<br />

verstreut sind, sondern<br />

dichter gedrängt.<br />

*<strong>Die</strong> Bilder sind aus einer Höhe<br />

von 7000 Metern über Grund<br />

(1945, Maßstab 1:47 000) und<br />

4500 (Garmisch sowie Isarwinkel)<br />

bzw. 3500 Metern (Berchtesgaden)<br />

aktuell fotografi ert.<br />

Quelle: Historische Luftbilder und digitale Orthophotos © Bayerische Vermessungsverwaltung 2013<br />

Garmisch 1945<br />

Garmisch heute<br />

Garmisch-Partenkirchen<br />

(708 m) am<br />

Zusammenfluss der<br />

aus Tirol kommenden<br />

Loisach und der<br />

im Wettersteingebirge<br />

entspringenden<br />

Partnach hatte 1945<br />

rund 20 000 Einwohner,<br />

2013 sind es<br />

nahezu 28 000.<br />

Im linken Teil der<br />

Bilder sieht man das<br />

Kramermassiv.<br />

Isarwinkel<br />

Isarwinkel<br />

42 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13


1945<br />

Berchtesgaden 1945<br />

heute<br />

<strong>Die</strong> Isar südlich von<br />

Lenggries führte<br />

früher eindeutig<br />

mehr Wasser, war<br />

breiter und reißender,<br />

was auch auf den<br />

Sylvensteinstausee<br />

(erbaut 1954 bis<br />

1959) zurückgeht.<br />

Auch die Jachen, die<br />

bei Fleck in die Isar<br />

mündet, ist heute<br />

aus der Luft kaum<br />

mehr auszumachen.<br />

Berchtesgaden heute<br />

Der Ort Berchtesgaden<br />

(572 m) ist von<br />

5752 Einwohnern<br />

(1946) auf 7684<br />

(2013) gewachsen.<br />

Auf dem Gemeindegebiet<br />

vereinen sich<br />

Königsseer, Ramsauer<br />

und Bischofswiesener<br />

Ache zur<br />

Berchtesgadener<br />

Ache. Im oberen Teil<br />

der Bilder ist der<br />

Hochthron zu sehen.<br />

10 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 43


AUF TOUR<br />

Innsbrucker Klettersteig<br />

Via Ferrata<br />

zur Freiheit<br />

Während unten in der Stadt das gewohnte Treiben herrscht, lässt es sich<br />

gut 1500 Meter weiter oben am Innsbrucker Klettersteig förmlich durchs<br />

Karwendel schweben. Vor allem im Herbst, wenn der Nebel die Täler einhüllt,<br />

ist das ein Genuss. Von Heinz Zak (Text und Bilder)<br />

Zwischen laut und leise: Der<br />

Trubel von Innsbruck, der sich<br />

unter der Wolkendecke abspielt,<br />

scheint Welten entfernt.<br />

44 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Der Einstieg ist gleich eine der<br />

steilsten und schwierigsten<br />

Passagen des Klettersteigs.<br />

<strong>Die</strong> Nebeldecke<br />

über dem Inntal ist<br />

ebenmäßig glatt und<br />

glänzt, als sei sie ein<br />

riesiger Eislaufplatz.<br />

TIPP<br />

<strong>Die</strong> große<br />

Durchquerung<br />

Wer einmal im Karwendel auf Tour<br />

war, wird wiederkommen. Ähnlich<br />

spektakulär wie die Dolomiten (Dolomit<br />

ist auch die Hauptgesteinsart!),<br />

zieht die Gebirgskette jeden <strong>Bergsteiger</strong><br />

in ihren Bann. <strong>Die</strong> Königstour ist<br />

eine fünftägige Durchquerung, die in<br />

Scharnitz beginnt und im Falzthurntal<br />

(Pertisau) endet. Idealerweise<br />

reist man mit dem Zug an, auch der<br />

Endpunkt ist per Bus angeschlossen.<br />

<strong>Die</strong> komplette Tour, ein Auszug aus<br />

BRUCKMANNS WANDERFÜHRER –<br />

»Karwendel und Wetterstein«, finden<br />

Sie in der Minibroschüre auf S. 19.<br />

Im Herbst weiß man nie so recht, wie<br />

viele schöne Bergtage einem noch<br />

bleiben. Jeder Tag kann der letzte sein<br />

– auch wenn es in den Stunden, in<br />

denen das Tal unter einem milchigen<br />

Nebelsee liegt und die Berge, die Luft und<br />

die Sonne so regungslos und unbeweglich<br />

wirken, scheint, als könnte die Sonne unbeirrbar<br />

droben stehen bleiben.<br />

An solchen Tage fühlt der <strong>Bergsteiger</strong> sich<br />

reich beschenkt, wenn er die Nebelsuppe<br />

hinter sich lassen und mit der Gondel<br />

auf Innsbrucks beliebteste Sonnenterrasse<br />

fahren kann – die Seegrube. Erleichtert,<br />

dem trüben Tag im Tal entflohen zu sein,<br />

verbreiten die Menschen eine ausgelassene,<br />

fröhliche Stimmung. Jegliches Gefühl<br />

der Hektik scheint weit entfernt zu sein,<br />

die Leute sitzen gesellig an den Bänken<br />

oder liegen entspannt in der Sonne. Doch<br />

viele zieht es auch noch weiter nach oben,<br />

und sie steigen direkt in die nächste Kabine<br />

Richtung Hafelekar.<br />

Offenbarung beim Einstieg<br />

Welch ein Blick: Im Norden stehen die nahen<br />

Ketten des Karwendels Spalier, im Süden<br />

präsentieren sich die dunklen Zacken<br />

der Stubaier und Zillertaler Alpen. Weit im<br />

Osten sind die Spitzen des Großvenedigers<br />

und Großglockners zu sehen. Eigentlich bin<br />

ich alleine unterwegs, um mich völlig dem<br />

Fotografieren widmen zu können. Doch als<br />

ich zwei junge Burschen sehe, die sich Richtung<br />

Klettersteig aufmachen, überkommt<br />

mich spontan die Idee, sie zu begleiten. »Ja,<br />

klar«, lautet die Antwort auf meine Frage,<br />

ob dies auch in ihrem Sinne sei. Matthias ist<br />

Student, Wolfgang leitet eine kleine Pension<br />

in Innsbruck und ist Dauergast hier heroben<br />

am Klettersteig. Schon der Einstieg in<br />

den Klettersteig ist steil und spektakulär:<br />

20 Meter, nahezu senkrecht, ziehen die<br />

Eisenklammern durch den glatten Steilaufschwung.<br />

Wer hier durchkommt, kann sich<br />

auch den weiteren Klettersteig zutrauen.<br />

In der Folge wechselt der Steig auf die weniger<br />

steile Nordseite. Hier sind wir plötzlich<br />

weg vom Licht und weg vom Lärm, der<br />

trotz des Nebels als dumpfes Brummen im<br />

Inntal zu hören ist. Um in aller Ruhe die<br />

einsamen Karwendelkare zu betrachten, ist<br />

es uns noch zu früh. Wir haben Spaß daran,<br />

flott vorwärts zu kommen. Ein schnelles<br />

Gipfelfoto, dann zügig weiter zu den<br />

Gipfeln der Kaminspitzen. Der Klettersteig<br />

zieht wunderbar abwechslungsreich immer<br />

in Kammnähe dahin und verläuft über die<br />

schönsten Felspartien. Immer wieder ergeben<br />

sich durch den Wechsel von der Südzur<br />

Nordseite überraschende Ausblicke:<br />

Nordseitig brechen die Wände oft mehrere<br />

hundert Meter ab in die düsteren, schattigen<br />

Kare. Südseitig strahlt uns die Sonne<br />

entgegen, fasziniert uns die brettelebene<br />

Nebeldecke – sie ist so ebenmäßig glatt<br />

und glänzt, dass man meint, sie wäre ein<br />

riesiger Eislaufplatz.<br />

Wetterkunde am Grat<br />

Südseitig schauen die braungebrannten<br />

Grashänge freundlicher aus. Hier sehen<br />

wir immer wieder Rudel von Gämsen, die<br />

um diese Jahreszeit ziemlich hektisch unterwegs<br />

sind. Kein Wunder, in regelmäßigen<br />

Abständen fällt ein Schuss, und eine<br />

von ihnen bleibt liegen. <strong>Die</strong> Seufzerbrücke<br />

in den Kaminspitzen ist eine nette Extraeinlage.<br />

Der Weg zum Gipfel des Kemacher<br />

zieht sich länger hin, als man erwarten<br />

würde. Fakt ist, dass der Klettersteig immer<br />

wieder unterschätzt wird. Zuletzt im Juli:<br />

Eine Gruppe von fünf <strong>Bergsteiger</strong>n war<br />

vom Gewitter überrascht worden und hatte<br />

sogar Erdstromstöße von den einschlagenden<br />

Blitzen erlitten. Eine weitere Gruppe<br />

von zwei Männern und zwei zwölfjährigen<br />

Buben musste am Langen Sattel ebenfalls<br />

mit dem Hubschrauber gerettet werden.<br />

Normalerweise kann man die Wetterlage<br />

hier am Grat ausgesprochen gut beurteilen:<br />

Man hat ausreichend weite Sicht<br />

Um zur Felsnadel der »Frau<br />

Hitt« zu gelangen, muss man die<br />

Ferrata bis zum Ende gehen.<br />

Vom Gipfel des Kemacher<br />

verläuft der Abschnitt nahe<br />

der Gratschneide.<br />

46 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 47


Scharfer Kontrast: die felsige<br />

Nord kette und das quirlige<br />

Innsbruck<br />

Häufige Gäste: Im zweiten Teil<br />

des Klettersteigs trifft man mit<br />

etwas Glück auf Steinböcke.<br />

KOMPAKT<br />

Höhenerlebnis Innsbrucker Klettersteig<br />

Charakter: Der »Innsbrucker<br />

Klettersteig« ist wesentlich anspruchsvoller,<br />

als er aussieht!<br />

Besonders bei der Auffahrt mit<br />

der Nordkettenbahn ver kürzt<br />

der schräge Blick auf den<br />

schein bar ruhig, ohne markante<br />

Erhebungen verlaufenden<br />

Gratrücken die eigentliche<br />

Dimen sion der Kletterstrecke.<br />

Der Klettersteig ist exzellent<br />

angelegt und nützt den Kammverlauf<br />

für die spektakuläre<br />

Wegführung. Über weite Strecken<br />

führt der Klettersteig<br />

in ständigem Auf und Ab ausgesetzt<br />

entlang der Gratschneide.<br />

<strong>Die</strong> Bewertung mit<br />

dem Schwierigkeitsgrad B/C<br />

ist angemessen. <strong>Die</strong> Nähe der<br />

Stadt scheint viele Begeher<br />

über den alpinen Charakter<br />

hinweg zu täuschen.<br />

Anfahrt: Mit der Bahn<br />

oder dem Auto ins Stadtzentrum<br />

von Innsbruck und zur<br />

Talstation der »Innsbrucker<br />

Nordkettenbahnen« nahe<br />

der Altstadt. Von hier mit der<br />

Standseilbahn der Hungerburgbahn<br />

auf die Hungerburg.<br />

Bis hierher kann man auch<br />

mit dem Auto fahren und am<br />

nahen Parkplatz parken.<br />

Weiter mit der Seegrubenbahn<br />

und der Hafelekarbahn auf<br />

die Nordkette.<br />

Ausgangs- und Endpunkt:<br />

Der Einstieg liegt 15<br />

Gehminuten entfernt von der<br />

Gipfelstation der Hafelekarbahn.<br />

<strong>Die</strong> erste Etappe<br />

des Klettersteiges endet am<br />

»Langen Sattel«, wo man auf<br />

gutem Steig zur Seegrube<br />

absteigen kann. Wer auch den<br />

zweiten Teil des Klettersteiges<br />

über die Sattelspitze<br />

hinüber zum »Frau-Hitt-Sattel«<br />

durchsteigt, kann von dort nur<br />

über den sehr anspruchsvollen<br />

»Schmidhubersteig« absteigen<br />

und unter der Südfl anke des<br />

Kemacher hinüber queren zur<br />

Mittelstation »Seegrube«. Wer<br />

mit größeren Kindern unterwegs<br />

ist, sollte unbedingt ein<br />

kurzes Seil dabei haben.<br />

Wegverlauf: Bergstation<br />

Hafelekarbahn (2269 m) – in<br />

15 Min. westwärts auf gutem<br />

Steig zum Einstieg. Es folgt<br />

eine der ausgesetztesten und<br />

anstrengensten Stellen. Über<br />

die Seegrubenspitze (2350 m)<br />

und die Kaminspitzen<br />

(2435 m) in 2½ Std. entlang<br />

der Gratschneide zum Kemacher<br />

(24<strong>80</strong> m). Von dort steigt<br />

man ab zum »Langen Sattel«<br />

(2258 m) und ggf. Weiter zur<br />

Seegrube (1905 m, einfach).<br />

Der Weiterweg des Klettersteiges<br />

führt über die Sattelspitze über<br />

eine ausgesetzte senkrechte,<br />

20 Meter hohe Steilstufe hinab<br />

zum »Frau-Hitt-Sattel« (1½ Std.<br />

ab Langem Sattel). Der Abstieg<br />

ist aber ausgesetzt und<br />

anspruchsvoll, besonders bei<br />

schwierigen Wetterbedingungen.<br />

Bis Station Seegrube: 2 Std.<br />

Gehzeit: Insgesamt 6 Std.<br />

(Klettersteig 4 Std., Abstieg<br />

»Frau-Hitt-Sattel« – Seegrube<br />

2 Std.). Abkürzung möglich<br />

(s. Wegverlauf)<br />

Einkehr: Restaurant an<br />

der Bergstation Hafelekar,<br />

Berghotel Seegrube<br />

Karte/Literatur:<br />

AV-Karte 5/1 »Karwendel<br />

West« 1:25 000; Kompass<br />

Blatt 26 »Karwendelgebirge«<br />

1:50 000; Eugen E. Hüsler<br />

»Kletter steige 1«, Bruckmann<br />

Verlag, 2012<br />

Informationen:<br />

Innsbrucker Nordkettenbahnen,<br />

Tel. 00 43/5 12 29 33 44,<br />

www.nordkette.com,<br />

info@nordkette.com<br />

Einer der Steinbock-<br />

Herren logiert gerne<br />

im Betoneck unter der<br />

Gondel der Hafelekarstation.<br />

in alle Richtungen, um nahende Fronten<br />

oder Gewitter früh genug erkennen und<br />

absteigen zu können.<br />

Innsbrucks Dächer zum Greifen nah<br />

Im zweiten Teil des Klettersteigs trifft man<br />

mit etwas Glück auf Steinböcke. Einer der<br />

alten Steinbock-Herren logiert sogar regelmäßig<br />

in der Hafelekarstation im Betoneck<br />

unter der Gondel. Der zweite Teil des Klettersteigs<br />

geht in spannendem Auf und Ab<br />

durch die Felsen der Sattelspitze. Der Höhepunkt<br />

kommt dann ganz am Ende: Eine<br />

20 Meter hohe, senkrechte Wandstufe wird<br />

an Eisenklammern abgeklettert. Durch die<br />

eigenen Füße sieht man hinunter und hat<br />

das Gefühl, man würde auf die Dächer von<br />

Innsbruck hinabklettern. Bizarr steht hier<br />

die »Frau Hitt«, eine Felsnadel, die wie eine<br />

Frau auf einem Pferd aussieht. Der Sage<br />

nach ist es die versteinerte Frau Hitt, eine<br />

geizige, selbstverliebte Riesenkönigin.<br />

An dieser Stelle enden die Seilversicherungen<br />

des Klettersteigs. So mancher wird nun<br />

von der Steilheit und Ausgesetztheit des Abstiegs<br />

durch die Schrofen überrascht sein.<br />

Wer sich auf diesen Klettersteig begibt, sollte<br />

das bedenken und noch genügend Kraftreserven<br />

für den letzten Part einplanen. ◀<br />

48 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


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HANS JOHANSSON


INTERVIEW


Das große<br />

-Interview<br />

Lothar Brandler<br />

»Ich sah die<br />

Menschen sterben«<br />

Sein erstes Bergseil hat er von einer russischen Baustelle geklaut, seine ersten Kletterschuhe<br />

bekam er, als er bereits einen Namen in der Szene hatte. <strong>Die</strong> Berge haben ihm<br />

seine größten Triumphe beschert und den schwersten Schicksalsschlag seines Lebens.<br />

Lothar Brandler im Gespräch darüber, was einem der Berg gibt – und nehmen kann.<br />

Von Dominik Prantl und Sandra Zistl<br />

Foto: Meike Birck<br />

BERGSTEIGER: Schön, dass unser Treffen<br />

heute klappt. Beim letzten Termin war uns<br />

das leider nicht vergönnt.<br />

Lothar Brandler: Das war wirklich Pech.<br />

Ich war im Urlaub in Pirna, gehe an einem<br />

Lokal vorbei, lese die Speisekarte und habe<br />

so ein komisches Gefühl. Auf einmal liege<br />

ich flach, der Himmel über mir. Mein Herz<br />

hat für sieben Sekunden ausgesetzt. Mein<br />

Kardiologe hat mich dann gar nicht mehr<br />

nach Hause gelassen. Es war ja nicht das erste<br />

Mal, dass ich zusammengebrochen bin.<br />

Sind das die Spuren des Alters, die auch<br />

der einst wohl beste Felskletterer der Welt<br />

akzeptieren muss?<br />

Mit dem Alter hat das nur bedingt etwas zu<br />

tun. Das ist Herzflimmern. Der Puls geht<br />

auf 400, 500 Schläge hoch. Das ist dann wie<br />

eine Pumpe, die zu schnell geht. Sie pumpt<br />

zwar, aber kein Wasser, in meinem Fall<br />

eben Blut. Das schießt erst durch die Flachlage<br />

wieder ins Hirn. Aber letztlich ist der<br />

Körper schon ein Verfallsprodukt.<br />

Sie sagten einmal, das Umkippen sei wie<br />

Probesterben.<br />

Man gewöhnt sich dran, dass es irgendwann<br />

zu Ende geht. Ich habe keine Angst<br />

vor dem Tod. <strong>Die</strong> hatte ich mit 20, 30 Jah-<br />

ren. Da habe ich bei meinen Alleingängen<br />

mehr riskiert. Wenn man bedenkt, dass<br />

Männer heute im Schnitt etwa 70 werden,<br />

kann man sagen: Ich habe schon gelebt.<br />

Lange Zeit vor allem im Fels. Was trieb Sie<br />

damals an die Wände und Türme der Sächsischen<br />

Schweiz?<br />

Wir hatten Verwandtschaft bei Moritzburg<br />

und waren im Sommer häufig dort. Ich sitze<br />

auf dem Plumpsklo und sehe vor mir ein<br />

Foto von einem Felsen im Elbsandsteingebirge.<br />

Ein sehr massiver großer Brocken,<br />

mit einer zwei Meter hohen Blechfigur darauf,<br />

einem Mönch. Ich habe mich gefragt:<br />

Wie ist diese Figur dort hinauf gekommen?<br />

Der Brocken erschien mir unbesteigbar.<br />

Wie alt waren Sie da?<br />

Etwa zwölf Jahre alt. Wir haben damals,<br />

nach dem Krieg, immer Obst geklaut. Ich<br />

bin auf die verrücktesten Bäume geklettert,<br />

um Äpfel, Birnen oder Kirschen herunterzuholen.<br />

Und dieser Felsen hat mich einfach<br />

angemacht. Also bin ich mit einem<br />

Freund per Dampfer nach Rathen, wo er<br />

stand. Ich bin den sogenannten Uferweg,<br />

ungefähr Schwierigkeitsgrad drei, durch<br />

einen Kamin bis hoch zum Gipfelbuch<br />

und habe mich ganz stolz eingetragen, mit<br />

Adresse und Alter. Das war Ende Juli 1948.<br />

<strong>Die</strong>ses Gipfelbuch hat später ein Freund<br />

von mir in Dresden aus dem Archiv geholt<br />

und eine Kopie gemacht.<br />

Sie sollen als Kind ein eher unkonventioneller<br />

Typ gewesen sein und als junger Kerl<br />

eine Karikatur von Adolf Hitler an die Tafel<br />

gezeichnet haben. Ist das eine Legende?<br />

Nein, das ist keine Legende. Das war 1947,<br />

und ich hab’ prompt Schulverbot gekriegt.<br />

Wir wissen ja, dass Hitler ein Verbrecher<br />

war, aber im kommunistischen Bereich war<br />

das damals ganz besonders schlimm.<br />

Warum haben Sie das gemacht?<br />

Einfach aus Jux und Tollerei. Ich habe das<br />

als Junge nicht so ernst genommen. Adolf<br />

zu malen ist ja ganz leicht. Einfach ein<br />

Kreis, die Haare dran, den Schnurrbart hin<br />

– und schon ist es ein Adolf.<br />

Sonst noch irgendwelche Schandtaten?<br />

Während meiner Lehre in einem Schreibmaschinenwerk<br />

wollte ich mit einem Freund<br />

einen Berg besteigen, den Türkenkopf. Wir<br />

brauchten ein Seil. Das haben wir nachts von<br />

einer russischen Baustelle geklaut. Es hatte<br />

etwa zwei Zentimeter Durchmesser, war 20<br />

Meter lang. Das war mein erstes Bergseil.<br />

10 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 51


Zu Brandlers Zeiten waren<br />

Stürze ins Seil eher<br />

selten, weil gefährlich.<br />

Ganz ohne Schrammen,<br />

wie hier 1956 am Matterhorn,<br />

lief es dennoch<br />

nicht ab.<br />

Der Bergfilmer vor und<br />

hinter der Kamera, mal<br />

ganz unspektakulär im<br />

Studio als Moderator,<br />

mal am Seil des Bergwacht-Hubschraubers<br />

Sie waren also Hitler-Karikaturist, ein<br />

Birnen-Kirschen-Seil-<strong>Die</strong>b…<br />

<strong>Die</strong>b würde ich das nicht nennen. Es war<br />

ein Organisieren. Man muss sich ja auch<br />

vor Augen halten, dass in den Großstädten<br />

Deutschlands jeder ein <strong>Die</strong>b war. Oder zumindest<br />

ein Plünderer. <strong>Die</strong> deutsche Nation<br />

hat nach 1945 gestohlen, was sie unter die<br />

Finger bekam. Meine Mutter und mein Onkel<br />

haben ein Schuhgeschäft ausgeräumt.<br />

Wir hatten an die hundert paar Schuhe in<br />

allen Größen.<br />

Waren denn wenigstens Bergschuhe darunter?<br />

Leider nein. Meine ersten Bergschuhe waren<br />

nur zum Laufen im Gebirge geeignet.<br />

<strong>Die</strong> ersten Schuhe zum Klettern bekam ich<br />

mit 16 Jahren. Da war ich aber schon wer<br />

im Elbsandsteingebirge! Denn ich hatte alle<br />

meine schweren Klettereien prinzipiell<br />

barfuß gemacht, weil es nicht anders ging.<br />

Wie sahen Kletterschuhe damals aus?<br />

<strong>Die</strong> ersten, die es bei uns zu kaufen gab,<br />

waren Dachdeckerschuhen ähnlich: aus<br />

Leinen mit einer geflochtenen Hanfsohle<br />

drauf. Mein erster Kletterschuh hatte eine<br />

ganz einfache Gummisohle. Damit sind wir<br />

auch in die Alpen gefahren, unter anderem<br />

ins Wettersteingebirge.<br />

Das war noch vor dem Mauerbau?<br />

1954 im Juli. Wir haben das Geld eins zu<br />

fünf getauscht und sind auch nach Kufstein,<br />

ins Kaisertal, haben die Enzenspergerführe<br />

geklettert an der Kleinen Halt<br />

und waren auf der Fleischbankspitze. Ich<br />

bin noch an die Totenkirchl-Westwand und<br />

wollte mir den Einstieg der Dülfer-Route<br />

anschauen. Nur mit Kletterhose und Kletterschuhen<br />

bin ich dann durch die Wand,<br />

in zweieinhalb Stunden. Stellen, die bis<br />

dahin nur technisch mit Seilquergang geklettert<br />

wurden, bin ich free solo gegangen.<br />

Waren Sie so furchtlos?<br />

Ich war so gut. Ich habe später einmal gesagt,<br />

dass ich nicht klettern gegangen bin.<br />

Ich bin spazieren gegangen. In der Dülfer-Route<br />

hat das Klaus Buschmann von<br />

der Sektion Neuburg an der Donau beobachtet<br />

und mich zum Essen eingeladen.<br />

Am nächsten Tag hat er mich nach einer<br />

gemeinsamen Klettertour gefragt, ob ich<br />

nicht Lust hätte, in Bayern zu bleiben. Das<br />

habe ich gemacht. Weihnachten 1954 bin<br />

ich noch nach Dresden zu meiner Familie<br />

gefahren. Erst nach dem Mauerbau ist diese<br />

Verbindung abgebrochen.<br />

Später waren Sie dann nicht nur ein talentierter<br />

Bergfilmer, sondern hätten eine<br />

Bühnenkarriere als Sänger einschlagen<br />

können. Irgendwann mussten Sie sich entscheiden:<br />

filmen oder singen.<br />

TIPP<br />

Blickpunkt Berge<br />

Noch mehr Episoden aus dem Leben von<br />

Lothar Brandler gibt es in seiner Biographie<br />

»Mit der Filmkamera durch die großen<br />

Wände der Alpen«. Das Buch, aus dem<br />

die Bilder auf Seite 52 und 53 stammen,<br />

ist nicht nur eine Reise an<br />

die Felsen der Welt, sondern<br />

auch eine in die Vergangen-nheit<br />

des Bergsteigens.<br />

Lothar Brandler »Mit<br />

der Filmkamera durch<br />

die großen Wände der<br />

Alpen«, 312 Seiten,<br />

Format 24,4 x 17,8 cm,<br />

AS Verlag, Zürich 2008,<br />

26,<strong>80</strong> Euro<br />

Fotos: Meike Birck, AS Verlag (4)<br />

52 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13


Das fiel mit überhaupt<br />

nicht schwer. Ich bin<br />

Bassbariton, eine Allerweltsstimme.<br />

Und ich<br />

bin nicht groß. Wenn<br />

Sie zum Vorsingen<br />

kommen, dann können<br />

Sie sich ausrechnen,<br />

wer als Figaro oder Don<br />

Giovanni besetzt wird, wenn die Donna Anna<br />

1,<strong>80</strong> Meter groß ist – nicht der Brandler<br />

mit seinen 1,68 Metern. (lacht)<br />

Und das war Ihnen von Anfang an klar?<br />

Ich habe meine Lehrerin am Konservatorium<br />

um Rat gebeten. Sie hat mich gefragt,<br />

was ich als Filmer verdiene. Ich erzählte<br />

ihr von einem Angebot über 1200 Mark als<br />

Kameramann. 1963 war das viel Geld. Sie<br />

sagte: Selbst wenn Sie erste Partien singen,<br />

fangen Sie mit 250 Mark an. Da war die Entscheidung<br />

für den Bergfilm gefallen.<br />

Sie fingen beim Bayerischen Rundfunk an,<br />

machten bald auch Kinofilme. Wie kam es<br />

dazu?<br />

Los ging es mit »Eine europäische Seilschaft«.<br />

<strong>Die</strong> Constantin-Film kaufte ihn und<br />

zeigte ihn als Beifilm: ein Kurzfilm, der im<br />

Kino vor dem Hauptfilm lief. Man wurde<br />

nur leider nicht am Umsatz beteiligt. Der<br />

Film hat mich etwa 50 000 Mark gekostet,<br />

und ich habe von der Constantin 18 000<br />

Mark bekommen für die Weltrechte. Mein<br />

erster abendfüllender Film hieß »Sensation<br />

Alpen«. Ein 90-minütiger Dokumentarfilm<br />

über alles, was in den Alpen möglich ist,<br />

unter anderem auch die Eiger-Nordwand.<br />

Dann kam »Entscheidung im Wilden Kaiser«.<br />

Er zeigt eine echte Erstdurchsteigung<br />

als Spielfilm.<br />

Wieviele Filme haben Sie fürs Kino gemacht?<br />

Fünf, darunter auch die Komödie »Taubenjagd«.<br />

Der letzte war »Inferno am Mont<br />

Blanc«. Der hat mir, wie man so schön sagt,<br />

den Nerv geraubt.<br />

Bei den Dreharbeiten zu dem Film, der<br />

die Tragödie am Frêney-Pfeiler mit Pierre<br />

Mazeaud und Walter Bonatti nachstellt,<br />

starben 1974 drei Darsteller. Wie kam es<br />

zu dem Unfall?<br />

Seinen Humor und die Lust am Erzählen hat sich Lothar Brandler trotz aller Rückschläge noch immer bewahrt.<br />

»Ich habe im Allgäu<br />

monatelang in einem<br />

Heustadl gelebt und<br />

versucht, mit mir selbst<br />

ins Reine zu kommen.«<br />

Wir sind dreimal zu den Dreharbeiten gefahren<br />

und hatten immer schönes Wetter. <strong>Die</strong><br />

Gletscher waren frei, kein Schneefall. Als<br />

wir zum vierten Mal, im Mai, dort waren,<br />

war wieder wenig Schnee. Aber wir konnten<br />

doch einiges, auch in Gletscherspalten,<br />

drehen. Uns fehlte nur noch die Anschluss-<br />

Szene zu jener, in der die Gruppe in der Spalte<br />

biwakiert. Über der Spalte hatte sich eine<br />

Schneebrücke gebildet. <strong>Die</strong> Darsteller sollten<br />

bis zur Brücke gehen, aber nicht hinein. Alles<br />

lief normal. Als wir die Kamera abbauten,<br />

sagte Milan Doubek, ein Fotograf: ›Das gibt<br />

ein tolles Bild mit den Eiszapfen, kommt ein<br />

Stück mit rein für ein Foto.‹ <strong>Die</strong> Eisbrücke,<br />

auf der jede Menge Schnee lag, krachte in<br />

dem Moment zusammen. Das Eis-Schnee-Gemisch<br />

drückte die Männer über eine schräge<br />

Rampe in die Spalte hinein. Sie sind erstickt.<br />

Wir haben versucht, sie mit den Händen<br />

auszugraben. Einer stand aufrecht drin, er<br />

überlebte. Er war ein Double. Denn für die<br />

Nachdreharbeiten war Pierre Mazeaud nicht<br />

da. <strong>Die</strong> anderen beiden waren tot. Damit<br />

war auch der Film beendet. Denn wir hatten<br />

auch den Darsteller Bonattis, Andi Schlick,<br />

doubeln lassen. Schlick ist zeitgleich am Manaslu<br />

im Himalaya bei Schneetreiben und<br />

Nebel ums Leben gekommen.<br />

Ein Alptraum. Wie sind Sie mit der Situation<br />

umgegangen?<br />

Ich war mit den Nerven am Ende. Ich stand<br />

da mit dem Material, bei dem noch zehn<br />

Drehtage fehlten, und laut Vertrag musste<br />

ich einen 90-Minuten-Film liefern. Am<br />

Schneidetisch sah ich dann die Menschen<br />

sterben. Sie hatten den Tod gespielt und<br />

nun waren sie selbst tot. (schweigt lange) Da<br />

bin ich durchgedreht. (schweigt wieder)<br />

Was ist passiert?<br />

<strong>Die</strong> Menschen am Schneidetisch sterben zu<br />

sehen, monatelang, das war das eine. Zu<br />

den Vorwürfen, die ich mir selbst machte,<br />

kamen die der anderen. <strong>Die</strong> Angehörigen<br />

der Toten bezeichneten mich ja als Mörder.<br />

Das Fernsehen erteilte mir Drehverbot. Der<br />

Fernsehdirektor sagte, Lothar Brandler dürfe<br />

nicht mehr beschäftigt werden, denn es<br />

gebe nur Tote mit ihm.<br />

Fanden Sie Rückhalt in der Familie?<br />

Meine Ehe ging auseinander. Aufgrund<br />

der Unfälle beim Dreh durfte ich meine<br />

achtjährige Tochter nicht mehr sehen.<br />

Ich war pleite. Ich hatte nichts mehr! Ich<br />

habe nur noch vor mich hinvegetiert und<br />

mit Vorwürfen, Ängsten, Weinkrämpfen<br />

gekämpft. Ich habe mich zurückgezogen,<br />

keine Briefe mehr geöffnet, mich in meiner<br />

Wohnung eingeschlossen. Dann bin<br />

ich ins Allgäu gegangen und habe monatelang<br />

in einem Heustadl gelebt und dort<br />

versucht, mit meinen Nerven und mit mir<br />

selbst wieder ins Reine zu kommen. Ich<br />

habe mir viele Bücher aus der Bibliothek<br />

vor Ort ausgeliehen und lange Spaziergänge<br />

gemacht.<br />

Haben Sie Ihre Trauer und Ihre Wut anfangs<br />

auch auf die Berge projiziert, die Ihnen<br />

diese Menschen genommen hatten?<br />

Auf die Berge kann man prinzipiell keine<br />

Wut haben. Sie sind da und setzen Regeln.<br />

Wer sich dorthin begibt, muss mit Unwetter,<br />

Blitzschlag, Steinschlag und derglei-<br />

10 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 53


Der französische Alpinist Pierre Mazeaud (re.)<br />

und Brandler vor der Tragödie am Mont Blanc<br />

»Tuberkulose hab ich<br />

auch aus Pakistan mitgebracht.<br />

Ich war drei<br />

Monate lang in der<br />

Seuchenabteilung.«<br />

chen rechnen. Der Mensch soll sich dem<br />

Berg mit Achtung nähern und ihn nicht als<br />

Spielwiese betrachten. Denn eines steht fest:<br />

Der Berg wird immer stärker sein. Wenn ich<br />

Fehler mache, verzeiht er sie mir nicht.<br />

Haben Ihnen die Berge Trost gespendet?<br />

Ja. <strong>Die</strong> Berge, die Landschaft, das war wirklich<br />

der einzige Trost damals.<br />

Wie haben Ihre Freunde reagiert?<br />

Es blieben nur ein paar übrig. Es gibt nicht<br />

umsonst das Sprichwort: Der Erfolg hat viele<br />

Väter, der Misserfolg ist Waise.<br />

ZUR PERSON<br />

Kletterer, Kameramann, Künstler<br />

Lothar Brandler, geboren am 19. Oktober 1936<br />

in Dresden, gilt vielen – unter anderem Reinhold<br />

Messner und dem Elbsandstein-Original Bernd<br />

Arnold – als der wohl beste Felskletterer der<br />

1950er-Jahre. Routen, die mit mehreren Tagen<br />

in den <strong>Touren</strong>führern standen, durchstiegen<br />

Brandler-Seilschaften in wenigen Stunden. Viele<br />

Passagen, die bis dahin nur technisch geklettert<br />

werden konnten, meisterte Brandler frei. Sein bekanntester<br />

Husarenstreich als Kletterer war 1958<br />

die Direttissima-Durchsteigung an der Nordwand<br />

der Großen Zinne über die nach ihm und<br />

<strong>Die</strong>trich Hasse benannte Hasse-Brandler-Route.<br />

Wenig später heuerte der unkonventionelle wie<br />

Wie sind Sie wieder auf die Beine gekommen?<br />

<strong>Die</strong> Depressionen kehrten immer wieder<br />

zurück. Ich wurde ins Krankenhaus eingewiesen<br />

und war wochenlang dort. Ich hatte<br />

das Glück, dort einen jungen Arzt kennenzulernen,<br />

Rolf Döschl. Daraus ist eine<br />

Freundschaft entstanden, die bereits fast<br />

vierzig Jahre währt. Er wurde mein Hausarzt<br />

und mein bester Freund.<br />

Wie konnte er Ihnen helfen?<br />

Mit Gesprächen. Und er hatte ein Faible fürs<br />

Bergsteigen. Als es mir allmählich besser<br />

ging, gingen wir zusammen in die Berge, vor<br />

allem in die Westalpen. Ich habe ihm das<br />

Klettern bis zum sechsten Grad beigebracht.<br />

Konnten Sie irgendwann wieder Leichtigkeit<br />

erlangen?<br />

<strong>Die</strong> Berge geben und nehmen uns etwas. Ich<br />

bin selbst im Karakorum mal in eine Spalte<br />

gefallen und dann in einen Gletscherbach.<br />

Dummerweise mit einem großen Rucksack<br />

auf dem Rücken und geschlossenem<br />

Bauchgurt. Das pakistanische Team hat<br />

mich gerade noch herausgefischt vor ei-<br />

hochbegabte Künstler als Kamera-Assistent<br />

beim Bayerischen Rundfunk an, brach sein<br />

Gesangsstudium ab und stieg zum stilprägenden<br />

Bergfi lmer der sechziger Jahre auf. In Gesprächen<br />

räumt Brandler heute ein, dass er im<br />

Gelände durchaus aufbrausend sein konnte. Weil<br />

er anders als damals üblich die Kamera direkt<br />

mit in die steilen Wände nahm, avancierte er<br />

zum Rekordpreisträger im alpinen Festivalbetrieb<br />

und zum Seriensieger beim traditionsreichen<br />

Bergfi lmfestival in Trient. Insgesamt erhielten<br />

Brandlers Filme mehr als 20 Auszeichnungen,<br />

unter anderem den Deutschen Bundesfi lmpreis<br />

1964. Brandler lebt in München.<br />

nem Gletschertor. Sonst wäre ich darin<br />

verschwunden und würde vielleicht in ein<br />

paar hundert Jahren heraustauen. (grinst)<br />

Tuberkulose hab ich auch aus Pakistan<br />

mitgebracht, das hätte mich beinahe umgebracht.<br />

Ich war drei Monate lang in der<br />

Seuchenabteilung im Schwabinger Krankenhaus.<br />

Man darf sich nichts vormachen.<br />

In den Bergen passieren Sachen. Anderl<br />

Heckmair hat gesagt: Ein guter <strong>Bergsteiger</strong><br />

ist einer, der alt wird. Mit 76 bin ich also auf<br />

einem guten Weg.<br />

Lieben Sie die Berge noch?<br />

Ja! Nach all den unschönen Erlebnissen habe<br />

ich mit 50 noch die Carlesso-Route an<br />

der Torre di Val grande in der Civetta geführt.<br />

Noch heute fahre ich jedes Jahr ins<br />

Elbsandsteingebirge, meine Kletterheimat.<br />

Und ich mache jedes Jahr zwei Rundfahrten<br />

in den Dolomiten. Im Frühjahr die erste<br />

Baumblüte in Südtirol, die muss ich sehen.<br />

Ich liebe die Berge immer noch aus vollstem<br />

Herzen.<br />

Schmerzt es Sie, dass Sie dort nicht mehr<br />

so herumspringen können wie früher?<br />

Nein, überhaupt nicht. Es ist nunmal so.<br />

Der Körper verfällt, man ist nicht mehr so<br />

trittsicher. Das gehört dazu. Als 76-Jähriger<br />

muss ich mich nicht mehr an Jungen<br />

messen, da würde ich mich lächerlich machen.<br />

Ich staune, was die Leute machen:<br />

dass man die Eiger-Nordwand in knapp<br />

drei Stunden klettert. Ich kann’s natürlich<br />

auch verstehen. Wenn man sie vorher 20<br />

Mal durchstiegen hat und gut trainiert ist,<br />

kann man natürlich wie ein Eichhörnchen<br />

hochrennen. Klettern ist ein Leistungssport<br />

geworden, ein Geschäft, Akrobatik. Das hat<br />

es damals nicht gegeben. Wir waren damals<br />

einfach nur <strong>Bergsteiger</strong>.<br />

◀<br />

Foto: AS Verlag<br />

54 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13


Monte Cristallo, Dolomiten, Italien.<br />

Träume …<br />

Spannende Ausrüstungs- und Reisetipps von<br />

Globetrotter Experten zum Thema Klettersteig<br />

unter www.4-Seasons.TV/klettersteig<br />

… leben.


KOLUMNE<br />

Merci, Monsieur!<br />

Während vieler Jahrzehnte waren Männer von den Alpenclubs<br />

ausgeschlossen. Oder wie war das gleich wieder<br />

in der Historie des Alpinismus? Ein Rückblick auf mehr<br />

als <strong>80</strong> Jahre Geschlechtergeschichte am Berg.<br />

Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />

Caroline Fink<br />

berichtet am liebsten über die<br />

stillen Winkel in den Alpen.<br />

<strong>Die</strong> Autorin lebt in Zürich und<br />

arbeitet unter anderem frei für<br />

die NZZ und das SAC-Magazin<br />

»<strong>Die</strong> Alpen«. <strong>Die</strong> 35-Jährige<br />

schreibt im Wechsel mit<br />

Sandra Zistl, Axel Klemmer und<br />

Eugen Hüsler über das aktuelle<br />

Geschehen in den Bergen.<br />

Vor <strong>80</strong> Jahren wurde das Magazin<br />

»<strong>Die</strong> <strong>Bergsteiger</strong>in« gegründet. In<br />

einer Zeit, als die Männer von manchen<br />

Alpenclubs noch ausgeschlossen<br />

waren und einige Frauen sie belächelten<br />

oder beschimpften, wenn sie in eigenen<br />

Gruppierungen auf Berge stiegen. Können<br />

Sie sich dies vorstellen? Nicht? Dann versuchen<br />

wir es andersrum: Im Jahr 1930 wurde<br />

das Magazin »Der <strong>Bergsteiger</strong>« gegründet. In<br />

einer Zeit, als Frauen von den Alpenclubs in<br />

England und der Schweiz sowie in einzelnen<br />

Sektionen des Deutschen und Österreichischen<br />

Alpenvereins noch ausgeschlossen<br />

waren und von manchen Männern belächelt<br />

oder beschimpft wurden, wenn sie auf Berge<br />

stiegen.<br />

»Hochgebirgs-Amazonen«<br />

<strong>Die</strong> Geschichte der Frauen am Berg ist eine<br />

Geschichte der Ungleichheit. Im Jahr 1887<br />

etwa stiegen Mary Mummery und ihr Mann<br />

Albert Frederick Mummery als erste über<br />

den Teufelsgrat auf das Täschhorn – das Kapitel<br />

dazu in »My Climbs in the Alps and the<br />

Caucasus« schrieb Mary, in der deutschen<br />

Ausgabe aber wurde ihr Text unterschlagen.<br />

Rund vierzig Jahre später, 1929, bedauerten<br />

Kletterer öffentlich, dass die US-Amerikanerin<br />

Miriam O‘Brien in einer Frauenseilschaft<br />

den Grépon bei Chamonix erklettert hatte,<br />

würde sich nun kein Mann mehr mit dieser<br />

Tour brüsten können. Und als die Französin<br />

Claude Kogan 1959 bei der ersten Damenexpedition<br />

zu einem Achttausender, dem<br />

Cho Oyu, ums Leben kam, bezeichnete der<br />

Spiegel die erfahrenen Alpinistinnen in<br />

einem unsäglichen Text als »Hochgebirgs-<br />

Amazonen«, die »es den Männern zeigen<br />

wollten«.<br />

Wer am lautesten bellt…<br />

Wie aber sieht es heute aus in Sachen Chancengleichheit<br />

am Berg? In Zahlen etwa so:<br />

In der Schweiz arbeiten 1500 Bergführer,<br />

rund 25 davon sind Frauen; bei den Mitgliedern<br />

von DAV und SAC sind etwa 40 Prozent<br />

Frauen, während 15 Prozent der SAC-<strong>Touren</strong>chefs<br />

und rund sechs Prozent der DAV-<br />

Sektionsvorsitzenden weiblich sind. Aus<br />

persönlicher Erfahrung möchte ich sagen:<br />

Nein, meine Herren, es ist nicht originell,<br />

als Frau in einer Frauenseilschaft immer<br />

die Frage zu beantworten, »wo wir denn die<br />

Männer gelassen hätten«. Und ja, es ist müßig,<br />

während einer Flaschenzugübung mit<br />

Kolleginnen von selbsternannten Experten<br />

ungebetene Ratschläge zu erhalten.<br />

Allerdings gilt auch hier: Wer am lautesten<br />

bellt, den hört man. All die Kameraden, mit<br />

denen frau kollegial und gemeinschaftlich<br />

auf Berge steigen kann – sie fallen kaum<br />

auf, doch es gibt sie. Wie es sie übrigens<br />

auch in den 1930er- und 1940er-Jahren<br />

schon gab. So schrieb der Schweizer Alpinist<br />

André Roch damals: Angesichts bergsteigender<br />

Frauen bliebe den Herren nichts anderes<br />

übrig, als »den Hut zu ziehen und die Leistungen<br />

der Damen zu bewundern«. Stellvertretend<br />

für alle Damen und emanzipierten<br />

Herren kann ich da rückblickend nur sagen:<br />

Merci, Monsieur Roch!<br />

◀<br />

56 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Herausforderungen<br />

meistern, Ziele sicher<br />

erreichen.<br />

fēnix – die neue GPS Outdoor-Uhr vereint vollwertige GPS Navigation mit robustem, funktionalen<br />

Design. Im wasserdichten, stahlverstärkten Gehäuse ist ein hochempfi ndlicher GPS-Empfänger mit vollem<br />

Funktionsumfang, wie Track-Navigation, grafi scher Trackanzeige, TracBack u.v.m. integriert. Ihr Li-Ionen<br />

Akku liefert zudem bis zu 50 Std. Energie im UltraTrac GPS Modus. Kein Wunder also, dass die fēnix <br />

nicht nur Bergführer begeistert.<br />

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FUNKTION & STYLE<br />

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KAUFTIPP ALLMOUNTAIN 02/2013<br />

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TIPP<br />

12 <strong>Touren</strong>karten zum Mitnehmen<br />

<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Touren</strong> aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/13<br />

Dolomiten, Berchtesgadener, Urner<br />

und Berner Alpen, Ortler, Dauphiné<br />

Abtrennen<br />

Falten<br />

Einstecken<br />

12 Mont Maudit,<br />

8 Gadmerflue, klassischer<br />

1 Vorderscheinberg, 2 Herzogstand,<br />

3 Schönfeldjoch,<br />

4 Gr. Hundhorn,<br />

schwierig und eindrucksvoll<br />

über den Kuffnergrat Klettersteig mit<br />

Leitern und Eisenbügeln<br />

etwas ausgesetzte Gipfeltour,<br />

mit MTB-Hilfe<br />

lange, ungewöhnliche<br />

Wanderung von Norden<br />

stille Rundwanderung<br />

für Blumenfreaks<br />

anstrengendeTour mit<br />

einigen Gegenanstiegen<br />

11 Meije, anspruchsvolle<br />

10 Schreckhorn, anstrengende<br />

9 Ortler, großartige<br />

5 Civetta, zwei<br />

6 Schiara,<br />

Hochtour mit<br />

Kletterstellen bis IV Hochtour<br />

über den Südwestgrat<br />

Hochtour, überwiegend<br />

in Eis<br />

Klettersteig-Klassiker<br />

auf großen Gipfel<br />

anspruchsvolle Runde<br />

mit drei Klettersteigen<br />

7 Forc. del Bivacco,<br />

drei Klettersteige rund<br />

um den Sorapi<br />

GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />

<strong>Touren</strong>art<br />

Schwierigkeit<br />

Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />

Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig


TIPP<br />

Ammergauer Alpen Vorderscheinberg (1797 m) und Hasentalkopf (1827 m)<br />

1<br />

Aus dem Sägertal<br />

Ein ruhiger Aufstieg, bei dem sich die lange Sägertalstraße mit<br />

dem Mountainbike reduzieren lässt, ein einsamer Anstieg bis in<br />

Gipfelhöhe, ein wenig Nervenkitzel am Vorderscheinberg und eine<br />

grandiose Gipfellandschaft, das ist eine Mischung, wie man sie sich<br />

interessanter kaum vorstellen kann.<br />

1000 Hm | 7¼ Std.<br />

Mountainbike, Helm und<br />

Wanderausrüstung<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013– Seite 22<br />

Talort: Linderhof (910 m)<br />

Ausgangspunkt: Sägertal-Parkplatz (960 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N 47.562385°<br />

Länge E 010.935029°<br />

Entfernung: 15,48 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 4 Std.; Abstieg 3¼ Std. (mit MTB-<br />

Unterstützung ca. 1½ Std. weniger)<br />

Beste Jahreszeit: Sommer und Herbst<br />

Karte: Topografi sche Karte des Bayer. Landesamtes für<br />

Vermessung und Geoinformation1:50 000, Blatt UK50-49<br />

»Pfaffenwinkel - Ammergauer Alpen nördl. Teil – Weilheim –<br />

Schongau – Staffelsee – Kochelsee – Walchensee«<br />

Informationen: Tourist-Information Ettal, Tel. 088 22/<br />

35 34; www.ammergauer-alpen.de/ettal<br />

Schwierigkeiten: Am Vorderscheinberg absolute Trittsicherheit<br />

und ein hohes Maß an Schwindelfreiheit erforderlich,<br />

denn technisch zwar nicht sehr schwierig, aber auf dem langen<br />

Gipfelgrat stark ausgesetzt. Auf- und Abstieg am Hasentalkopf<br />

sind zwar auch etwas anspruchsvoll. aber bei weitem<br />

nicht so aufregend wie am Vorderscheinberg.<br />

Hinweis: Für Kinder nicht geeignet<br />

TIPP<br />

Estergebirge Herzogstand (1731 m)<br />

2<br />

Auf der stillen Nordseite des Herzogstands<br />

<strong>Die</strong> Wanderung ist zwar lang und weit, aber sie verläuft unter dem Gratweg zwischen Heimgarten<br />

und Herzogstand in ziemlicher Einsamkeit; das gilt auch für den Abstieg auf dem Pionierweg. <strong>Die</strong>ser<br />

Gegensatz zwischen überlaufenem Seilbahnberg und Ruhe macht den Reiz dieser Tour aus.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />

1250 Hm | 6¾ Std. Karte: Kompass Wanderkarte1:50 000, Blatt 6 »Alpenwelt<br />

Karwendel«<br />

normale Wanderausrüstung;<br />

Stöcke empfehlenswert<br />

Talort: Schlehdorf (609 m)<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz bei Raut (620 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N<br />

47.644747° Länge E 011.306556°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Kochel,<br />

Bus bis Schlehdorf<br />

Entfernung: 18,42 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3¾ Std.; Abstieg 3 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Sommer und Herbst<br />

Informationen: Tourist Information Kochel a. See, Tel.<br />

088 51/3 38, www.kochel.de<br />

Einkehr: Herzogstandhaus (1575 m)<br />

Schwierigkeiten: Der Aufstieg vom Rauchkopf zum Gratweg<br />

ist das anspruchsvollste Etappenstück. Dort sind zwei sehr steile<br />

Hangreißen zu queren, was nach Unwettern heikel werden kann,<br />

wenn der Weg abgerissen ist.<br />

Hinweis: Für Kinder nicht geeignet<br />

TIPP<br />

Bayerische Voralpen Schönfeldjoch (1776 m)<br />

3<br />

Von Ursprung auf das Schönfeldjoch<br />

<strong>Die</strong> Rundwanderung auf das Schönfeldjoch bietet gleich mehrere<br />

Vorteile: Der Berg ist nicht sehr bekannt, so dass die Tour nicht<br />

überlaufen ist; sein Gipfel bietet eine prächtige Aussicht und im<br />

Frühsommer eine wahre Blumenpracht.<br />

1070 Hm | 5½ Std.<br />

normale Wanderausrüstung;<br />

Stöcke empfehlenswert<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />

Talort: Bayrischzell (795 m)<br />

Ausgangspunkt: Bayrischzell, Ursprung, Parkplatz am Eingang<br />

ins Trockenbachtal (830 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N 47.604905°<br />

Länge E 011.977200°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: RVO-Buslinie 1088 ab Bahnhof<br />

Bayrischzell bzw. Kufstein<br />

Entfernung: 13,44 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 2½ Std.; Abstieg 3 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Frühling (ab Mitte Mai) bis zum ersten<br />

ergiebigen Schneefall<br />

Karte: Kompass Wander- und Radtourenkarte1:50 000,<br />

Blatt 8 »Tegernsee – Schliersee – Wendelstein«<br />

Informationen: Kuramt Bayrischzell,<br />

Tel. 0<strong>80</strong> 23/6 48, www.bayrischzell.de<br />

Schwierigkeiten: <strong>Die</strong> Bergpfade am Schönfeldjoch fallen<br />

steil und mühsam aus, doch schwierig sind sie nicht. Nur beim<br />

Übergang vom Schönfeldjoch in den Wildenkarsattel sind Trittsicherheit<br />

und Schwindelfreiheit von Vorteil, denn man muss<br />

dort steil abbrechende Reißen queren.<br />

Hinweis: Für Kinder ab 12 Jahren


TIPP<br />

Ammergauer Alpen Vorderscheinberg und Hasentalkopf (1827 m)<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Erst einmal ist das lange Sägertal zu überwinden.<br />

Das schafft man am schnellsten mit dem Mountainbike, das<br />

man spätestens bei der Wanderwegabzweigung über dem<br />

Hasentalgraben abstellt. Dort wird der Fahrweg nach links<br />

verlassen, um dem beschilderten Bergpfad durch dichten<br />

Wald bis in den wilden Hasentalgraben zu folgen. Man<br />

quert den Wildbach und geht am stark abbrechenden Hang<br />

nach Osten, bis der Weg nach rechts schwenkt und in das<br />

landschaftlich eindrucksvolle Lösertal hineinführt. Unter der<br />

Scheinbergspitze und dem stillen Lösertalkopf steigt eine<br />

teilweise nasse Wegspur nach Westen ins Lösertaljoch an.<br />

An beschilderter Stelle dreht dort der weitere Aufstieg rechts<br />

ab. Er steigt im steilen Hang bis in das Scheinbergjoch auf,<br />

wo er sich verzweigt.<br />

Wer Mut hat, geht auf unbezeichneter Trittspur über einen<br />

langen, stellenweise scharfen, nach beiden Seiten wild abbrechenden<br />

Grat bis zur Graskuppe des Vorderscheinbergs<br />

hinauf.<br />

Vom Vorderscheinberg heruntergekommen, folgt man aus<br />

dem Scheinbergjoch einer unmarkierten Pfadspur in mehrmaligem,<br />

felsigem Auf und Ab bis an den Gipfelaufschwung<br />

Estergebirge Herzogstand (1731 m)<br />

Aufstieg: Vom Wanderparkplatz bei Raut folgt man dem<br />

Fahrweg nach Süden, geht im Rechtsbogen und hinter dem<br />

Weiderost im Wesentlichen am Waldrand hinauf. Im weiteren<br />

Verlauf schwingt sich die Forststraße auf und schlängelt sich<br />

durch lichten Wald hinauf, bis sie durch einen engen, felsigen<br />

Einschnitt, den Felsenkeller, führt. Gleich dahinter verzweigt<br />

sich der Fahrweg. Dort rechts weiter und schon nach rund<br />

40 m nach rechts auf einen unbezeichneten Holzziehweg<br />

einbiegen. Auf ihm steil zu einem fl achen Geländeabsatz hinauf.<br />

Dort ein paar Meter auf der Schlepperspur nach rechts<br />

und dann nach links auf einen breiten Almweg abbiegen. Er<br />

führt durch steilen Wald hinauf, bis er schließlich am Rauteck<br />

wieder zum Fahrweg stößt. Man folgt ihm scharf nach rechts,<br />

bis er unmittelbar vor einem Bach endet. Man quert den<br />

Bach, um auf einem schmalen Bergpfad zu einem Gedenkkreuz<br />

und gleich darauf zu einer Jagdhütte aufzusteigen. Der<br />

weitere Weg steigt nun lange unter dem Verbindungsgrat zwischen<br />

Herzogstand und Heimgarten an und verzweigt sich in<br />

der Nähe des Rauchköpfel an beschilderter Stelle. Links ab,<br />

durch Latschenbuschwerk nach Südosten hinauf und zwei<br />

steile Schotterreißen queren, bis nach einer felsigen Etappe<br />

des Hasentalkopfs heran. Aus der Senke unter dem Gipfel<br />

geht es dann die letzten Meter im steilen Wiesenhang zum<br />

Gipfelkreuz hinauf.<br />

Abstieg: Aus der Senke unter dem Gipfel nach rechts<br />

abzweigen, wo am linken Rand eines Geröllhangs eine undeutliche<br />

Trittspur in einer steilen Wiese bis zum Wanderweg<br />

abfällt, der durch den Kessel führt. Auf ihm in längerem Gegenanstieg<br />

nach Norden hinauf und dann in Kehren auf sehr<br />

steilem Wiesenhang, zwischendurch auch kurzzeitig im Wald,<br />

zum Bäckenalmsattel absteigen.<br />

Im beschilderten Sattel rechts herum und auf langem Wanderweg<br />

nach Osten zur Aufstiegsroute hinab, der man bis zum<br />

Ausgangspunkt folgt.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Der Anstieg aus dem Scheinbergjoch zum Hasentalkopf<br />

schließlich der Gratweg erreicht wird. Auf ihm nach links weiter<br />

und in ständigem Auf und Ab, mehrmals am Drahtseilgeländer<br />

bis zum Pavillon auf dem Herzogstand hinauf. Von dort<br />

auf einem schmalen Pfad im Krummholz in ein paar Minuten<br />

direkt zum etwas tiefer gelegenen Gipfelkreuz absteigen.<br />

Abstieg: Vom Gipfelkreuz auf dem stark frequentierten<br />

Serpentinenweg in den Sattel kurz vor dem Martinskopf<br />

hinunter und schräg zum Hang zum Herzogstandhaus. Vom<br />

Unterkunftshaus dem Fahrweg zur Schlehdorfer Alm hinab,<br />

und in der Nähe der Skipiste relativ steil bis zur linksseitigen,<br />

beschilderten Abzweigung des Pionierwegs. <strong>Die</strong>ser schöne<br />

Steig verläuft anfangs entlang einer prächtigen Lichtung, bis<br />

er in den Wald hineinführt, mehrere Sturzbäche quert, an der<br />

Neischlrast (Gedenken an den Planer des 1904 erbauten<br />

Pionierwegs) vorbei und beim Punkt 941 m auf eine breite<br />

Forststraße stößt. Auf ihr talaus zum Ausgangspunkt zurück.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Der Pavillon auf dem Herzogstand<br />

Foto: Siegfried Garnweidner Foto: Siegfried Garnweidner<br />

TIPP<br />

Bayerische Voralpen Schönfeldjoch (1776 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz auf einem Fahrweg nach Westen<br />

geringfügig abwärts und dann rechts abdrehend bis zum<br />

Ende der Straße bei der Verwalteralm. Unmittelbar vor dem<br />

Hof die Straße nach links verlassen und den Markierungszeichen<br />

über einen steilen Wiesenhang hinauf folgen. Knapp<br />

unter der 1000-Meter-Linie führt der steile Bergweg in den<br />

Wald hinein und schwenkt ein wenig nach links. Auf der Höhe<br />

von etwa 1165 m lichtet sich der Wald ein wenig und der Weg<br />

dreht nach rechts. Schließlich stößt man auf eine breite Kiesstraße<br />

und folgt ihr ein paar Minuten nach rechts hinauf, bis<br />

man an beschilderter Stelle wieder links auf den alten Wanderweg<br />

abbiegen kann. Man tangiert beim weiteren Aufstieg<br />

die Straße noch ein paar Mal und folgt ihr schließlich bis kurz<br />

vor die Schönfeldalm. Noch vor der Alm verlässt man den<br />

Fahrweg nach rechts und geht über einen freien Wiesenhang<br />

weglos, aber leicht nach Westen zum Heimkehrerkreuz hinauf.<br />

Zum Gipfel folgt man der Grathöhe nach Westen weiter<br />

und kommt schließlich auf dem höchsten Punkt an.<br />

Abstieg: Vom Gipfel auf der Grathöhe zwischen Latschenbuschwerk<br />

nach Westen und in einen weiten Sattel kurz vor<br />

dem Wildenkarjoch. Von dort den Markierungszeichen schräg<br />

nach links über einen Wiesenhang, dann durch Krummholz<br />

und anschließend über steile Erosionshänge in das Wildenkarjoch<br />

absteigen. Bei den Wegweisern im Joch hält man<br />

sich links und folgt dem Bergweg nach Süden bis zur Straße<br />

bei der Wildenkaralm. Bei den Straßenverzweigungen geradeaus<br />

absteigen, bis nach einer engen Linkskehre neben einer<br />

Hütte ein alter Almweg nach Süden abfällt. Er bringt uns<br />

im Wald einen ziemlich steilen Hang bis zur Mautstraße im<br />

Stallenbachtal hinab, die auf der Höhe von 1061 m erreicht<br />

wird. Der weitere Rückweg folgt nun lange der Asphaltstraße<br />

gegen Osten hinaus, an der Stallenalm vorbei und zur Mautstelle<br />

bei Wacht. Von dort muss man ein paar Minuten neben<br />

der Straße nach Norden ansteigen, bis man bei einem Parkplatz<br />

nach links auf einen Fahrweg ausweichen kann. Er steigt<br />

neben dem Ursprungbach bis zur Aufstiegsroute an. Dort<br />

rechts ab und zum Ausgangspunkt hinauf.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Ausblick vom Heimkehrerkreuz zum Wildenkarjoch<br />

Foto: Siegfried Garneidner


TIPP<br />

Berchtesgadener Alpen Großes Hundhorn (1703 m)<br />

4<br />

Über die Jochingalm hinauf und die Auerweißbachalm hinunter<br />

Zwischen Loferer und Leoganger Steinbergen und den wilden Felsenhöhen der Reiteralm ragt<br />

ein fast senkrechter Felsenzahn aus den dunklen Wäldern, der allein schon beim Anblick<br />

Respekt verlangt.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />

9<strong>80</strong> Hm | 6½ Std.<br />

normale Wanderausrüstung;<br />

Stöcke empfehlenswert<br />

Talort: Lofer (628 m)<br />

Ausgangspunkt: Obermayrberg (895 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N<br />

47.606740° Länge E 012.758150°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: keine<br />

Entfernung: 17,15 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3¾ Std.; Abstieg 2¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Frühsommer bis später Herbst<br />

Karte: Kompass Wanderkarte1:50 000, Blatt 14 »Berchtesgadener<br />

Land – Chiemgauer Alpen«<br />

Informationen: Tourismusverband Salzburger Saalachtal,<br />

Tel. 00 43/65 88/83 21-0<br />

Einkehr: Gasthaus Obermayrberg am Ausgangspunkt<br />

Schwierigkeiten: <strong>Die</strong> lange und anstrengende Tour mit etlichen<br />

Gegenanstiegen verlangt nur beim unmittelbaren Gipfelauf- und<br />

Abstieg Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.<br />

Hinweis: Für Kinder nicht geeignet<br />

TIPP<br />

Dolomiten Civetta (3220 m), Via ferrata degli Alleghesi und Via ferrata Tissi<br />

5<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013– Seite 22<br />

Eine absolute Klassetour!<br />

Es gibt schwierigere Klettersteige und höhere Gipfel in den Dolomiten , aber die sportliche Herausforderung<br />

und die einmalige Felskulisse ergeben zusammen ein Bergerlebnis der Spitzenklasse. Ganz<br />

besonders, wenn man in der Torrani-Hütte übernachtet und den Sonnenuntergang am Gipfel erlebt.<br />

1600 Hm | 10 Std.<br />

K3/K4; komplette Klettersteigausrüstung,<br />

Helm<br />

Talort: Forno di Zoldo (858 m)<br />

Ausgangspunkt: Malga della Grava (1627 m), Anfahrt<br />

von Chiesa an der Nordrampe der Duràn-Passstraße<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: keine<br />

Gehzeiten: gesamt 10 Std. (Malga della Grava – Einstieg<br />

2½ Std., »Via ferrata degli Alleghesi« 3½ Std., Civetta –<br />

»Via ferrata Tissi« – Van delle Sasse 2 Std., Van delle Sasse<br />

– Forcella delle Sasse – Malga della Grava 2 Std.)<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 015 »Marmolada<br />

– Pelmo – Civetta«. Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner »Top-Klettersteige<br />

Dolomiten«, Bruckmann Verlag, München<br />

Fremdenverkehrsamt: Consorzio Val di Zoldo Turismo,<br />

I-32010 Zoldo Alto; Tel. 00 39/04 37/78 91 45, www.valdizoldo.<br />

net<br />

Hütte: Rifugio Torrani (2984 m), Anfang Juli bis Mitte September;<br />

Tel. 0039/04 37/78 91 50<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Top-Tour auf einen der schönsten<br />

Dolomitengipfel! Ausgeprägt alpine Unternehmung, die Bergerfahrung<br />

und gute Kondition voraussetzt. »Alleghesi« nur mäßig<br />

schwierig, aber sehr lang, K3, »Tissi« etwas anspruchsvoller, K4.<br />

Besonders lohnend mit Übernachtung auf der Torrani-Hütte, als<br />

Tagestour nur für Konditionsbolzen<br />

TIPP<br />

Dolomiten Schiara (2565 m), Vie ferrate Zacchi, Berti, Marmol<br />

6<br />

<strong>Die</strong> große Klettersteigrunde über Belluno<br />

Für deutschsprachige <strong>Bergsteiger</strong> liegt die Schiara ganz hinten, der Lagunenstadt Venedig näher<br />

als dem südlichsten Südtiroler Dorf. Der weite Weg lohnt sich aber allemal, bietet die »eiserne<br />

Runde« am Hauptgipfel des Massivs doch höchsten Klettersteiggenuss. Tipp: die Dämmerstunden<br />

im Biwak Bernardina genießen<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />

2150 Hm | 12 Std.<br />

K3; komplette Klettersteigausrüstung,<br />

Helm<br />

Talort: Belluno (383 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Case Bortot (694 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbus von Belluno<br />

bis Bolzano Bellunese<br />

Gehzeiten: Case Bortot – Rifugio 7° Alpini 2¾ Std., Zustieg<br />

zur Ferrata ¾ Std., »Ferrata Zacchi« 2½ Std., »Ferrata<br />

Berti« 1 Std., Schiara – Bivacco Marmol ¾ Std., »Ferrata<br />

Marmol« 1¾ Std., Ausstieg – Case Bortot 2½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 024 »Prealpi e Dolomiti<br />

Bellunesi«. Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner »Top Klettersteige<br />

Dolomiten«, Bruckmann Verlag, München<br />

Fremdenverkehrsamt: Uffi cio Turistico, Piazza Duomo 2,<br />

I-32100 Belluno; Tel. 0039/04 37/94 00 83, www.infodolomiti.it<br />

Hütte: Rifugio 7° Alpini (1502 m), Juni bis September; Tel.<br />

0039/04 37/94 16 31, www.rifugiosettimoalpini.com. Biwaks<br />

Bernardina (2320 m) und Marmol (2266 m)<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Anspruchsvolle Klettersteigrunde,<br />

als Tagespensum nur für absolute Konditionsbolzen. Am<br />

schönsten mit Übernachtung im Biv. Bernardina; großartig die Felskulisse,<br />

einmalig das Panorama vom Gipfel der Schiara mit Adriablick


TIPP<br />

Berchtesgadener Alpen Großes Hundhorn (1703 m)<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Vom Wirtshaus Obermayrberg auf Fahrweg nach<br />

Südosten und zu Straßenverzweigung. Dort auf der rechten<br />

Seite weiter und ein wenig abwärts und bei der gleich darauf<br />

folgenden Abzweigung »Holzstube Daxstein« ebenfalls rechts<br />

halten und auf dem Fahrweg abwärts. Dann zur Schoberweißbachklause,<br />

einem alten Holztriftwerk der Bayerischen<br />

Saalforste. Bei der folgenden Verzweigung geradeaus weiter<br />

und dem Wegweiser zur Jochingalm folgen. Beim Roggmais<br />

verlässt der Anstiegsweg auf der Höhe von 965 m die Straße<br />

scharf nach links. Nun den Markierungszeichen auf einer<br />

relativ breiten Wegtrasse nach Süden hinauf folgen bis zu<br />

einem Fahrweg und diesem nach rechts hinauf folgen, bis auf<br />

der Höhe von 1113 m an beschilderter (»Hundhorn«)Stelle<br />

nach rechts eine Fahrspur abzweigt. Bei der folgenden Verzweigung<br />

links abbiegen und einer Schlepperspur folgen, die<br />

man auf der Höhe von etwas 1240 m verlässt. Nun deutlich<br />

steiler durch eine Hangmulde hinauf, aus dem Wald heraus<br />

und an der Jochingalm vorbei. Anschließend wieder in den<br />

Wald hinein, durch den ein schmaler Pfad in ständigem Auf<br />

und Ab einen steilen Hang entlangführt. Beim Zusammenfl<br />

uss von zwei Bächen ein paar Meter steil absteigen. Auf der<br />

Dolomiten Civetta (3220 m), Via ferrata degli Alleghesi und Via ferrata Tissi<br />

Zustieg: Von der Malga della Grava (1627 m) zunächst<br />

auf einer Sandstraße sanft bergan in das gleichnamige<br />

Joch, wenig weiter, bei der Talstation der Hüttenseilbahn,<br />

rechts, am Col Grand (1927 m) wieder links und hoch über<br />

dem Valle Civetta bergan. Unter dem Felsfuß der Crepa<br />

Busa ins Hochkar Busa del Zuitón und über Schrofen zum<br />

Einstieg der »Ferrata Alleghesi«.<br />

Via ferrata degli Alleghesi: Der Auftakt ist senkrecht,<br />

aber <strong>besten</strong>s gesichert; dann leiten die Drahtseile in den<br />

ersten langen Kamin. In der Folge wechseln Steilpassagen<br />

ab mit kurzen Querungen; ein enger, gut fünfzig Meter hoher<br />

Kamin wird an Eisenbügeln durchstiegen. Nach oben hin<br />

nimmt die Steilheit allmählich ab; man quert in eine Geröllmulde,<br />

aus der eine Spur hinauf zum Hauptkamm des Massivs<br />

leitet. Packender Tiefblick auf Álleghe und seinen See.<br />

Den Drahtseilen folgend in die Westfl anke des Massivs,<br />

unter der Punta Tissi (2992 m) hindurch, dann auf den<br />

Grat und über die letzten leichten Felsstufen zum Gipfel<br />

der Civetta.<br />

Via ferrata Tissi: Über Schrofen und Geröll steigt man<br />

ab zum Rifugio Torrani (2984 m). Wenig unterhalb, an der<br />

Höhe von 1350 m wieder auf Straße, der man nach links<br />

folgt. An markierter Stelle die abfallende Forststraße nach<br />

rechts verlassen und durch einen nassen Waldhang zum<br />

Waldrand, wo mehrere Wege zusammenstoßen. In diesem<br />

Sattel rechts ab, über einen weiten Wiesenhang zum Waldrand<br />

hinauf und dann in lichtem Wald teilweise sehr steil an<br />

abbrechenden Hängen entlang bis in den Hundsattel. Hier<br />

beginnt der lange Gipfelspurt durch Latschenbuschwerk gering<br />

ansteigend nach Norden hinauf und auf eine unbedeutende<br />

Graterhebung. Rund 30 Höhenmeter absteigen und<br />

dann steil und teilweise auch felsig bis zum Gipfelkreuz.<br />

Abstieg: Bis zur Wegverzweigung am Waldrand der Aufstiegsroute<br />

folgen, dann aber geradeaus weiter gehen und<br />

auf einer langen Forststraße über die Auerweißbachalm zum<br />

Aufstiegsweg abzusteigen und diesem im Wesentlichen bis<br />

zum Ausgangspunkt zu folgen.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Blick von Obermayrberg auf Großes und<br />

Kleines Hundhorn<br />

Senke des Pian di Tenda, leitet eine Spur halblinks auf ein<br />

Bandsystem. Es führt hinaus und hinab in einen wilden<br />

Felswinkel unter einer schwarzen, wasserüberronnenen<br />

Mauer. Hier rechts zunehmend steiler abwärts (zwei senkrechte<br />

Felsstufen). Ein kleiner Überhang leitet auf eine<br />

steile Felsrampe. Über Schrofen und Geröll zur letzten Felspassage,<br />

dann ist der Grund des Geröllkars Van delle Sasse<br />

erreicht (2620 m).<br />

Abstieg: Einer deutlichen Spur folgend hinüber in die<br />

Forcella delle Sasse (2476 m). Jenseits der markanten<br />

Scharte geht’s steil-steinig bergab. Erst nach und nach<br />

wird der Untergrund etwas stabiler, aus der Geröllspur ein<br />

kleiner Weg und an der Forcella della Grava schließlich eine<br />

Sandpiste. Auf ihr zurück zur Alm von Grava.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Krampenpassage an der Via ferrata Alleghesi<br />

Foto: Eugen E. Hüsler Foto: Siegfried Garnweidner<br />

TIPP<br />

Dolomiten Schiara (2565 m), Vie ferrate Zacchi, Berti, Marmol<br />

Zustieg: Auf breitem Weg, der zunächst sanft ansteigt, ehe<br />

er sich zur Ponte del Mariano (681 m) senkt, wandert man<br />

ins schluchtartig eingerissene Val de l’Art. Über die Brücke,<br />

dann bergan, dreimal die Talseite wechselnd, hinauf zum<br />

Rifugio 7° Alpini (1502 m). Hinter dem Haus über ein ausgetrocknetes<br />

Bachbett und mit einer deutlichen Spur über den<br />

erst noch licht bewaldeten Hang zum Einstieg rechts eines<br />

auffallenden Felsportals (ca. 1760 m).<br />

Via ferrata Zacchi: Gut gesichert (Drahtseile, Klammern,<br />

Leitern) über Felsaufschwünge, Bänder und Kamine zur<br />

Abzweigung der »Ferrata Marmol« (ca. 18<strong>80</strong> m; Tafeln). <strong>Die</strong><br />

»Zacchi« wendet sich nach links, steigt weiter in gestuftem<br />

Felsgelände diagonal an, ein paar Felskanzeln tangierend.<br />

Am Rand einer wilden Felsmulde knickt die Route nach<br />

rechts um, gut gesichert gewinnt man den Ansatzpunkt des<br />

verwegen luftigen »Cengia di Zacchi«. Es mündet auf einen<br />

Schrofenhang, über den man das Bivacco Bernardina (2320<br />

m) erreicht. Blickfang ist die schlanke Felsnadel der Gusela<br />

del Vescovà.<br />

Via ferrata Berti: Vom Biwak führt die »Via ferrata Berti«<br />

gut gesichert über Felsstufen und durch Steilrinnen auf einen<br />

Felsrücken, dann links haltend über Schrofen zum Gipfelgrat<br />

und über ihn rechts zum Gipfel der Schiara (2565 m). An<br />

dem schmalen Rücken, teilweise am Drahtseil, hinüber zur<br />

Anticima Est (2531 m), dann über einen grasigen Hang zur<br />

Einmündung des Weges vom Rifugio Bianchet. Rechts zum<br />

Bivacco Marmol (2266 m).<br />

Via ferrata Marmol: Etwas unterhalb beginnen die Sicherungen<br />

der »Ferrata Marmol«. Sie leiten zunehmend steiler<br />

hinunter in eine kleine Scharte. Hier rechts in einen riesigen<br />

Felskessel. Über Bänder und Felsstufen schlängelt sich<br />

die Route (Drahtseile) hinab in den Grund des steinernen<br />

Amphitheaters. Man verlässt es auf einem schmalen Band,<br />

steigt dann über Leitern ab auf einen Grashang. Anschließend<br />

in eine tiefe Schlucht (Bänder) und zur Abzweigung der<br />

»Ferrata Zacchi«.<br />

Abstieg: Auf dem Anstiegsweg zurück zur Hütte und hinab<br />

zum Ausgangspunkt der Tour<br />

Eugen E. Hüsler<br />

An der Via ferrata Zacchi<br />

Foto: Eugen E. Hüsler


TIPP<br />

Dolomiten Forcella del Bivacco (2670 m): rund um den Sorapiš<br />

7<br />

Eine Riesentour<br />

Wenige Kilometer vom Corso d’Italia, der mondänen Flaniermeile Cortinas, gibt es eine monumentale<br />

Felslandschaft – und dazu einen Abenteuerpfad, wie man ihn selbst in den Dolomiten<br />

selten antrifft. Schlicht grandios, aber nur für erfahrene <strong>Bergsteiger</strong> mit einer Top-Kondition<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />

1760 Hm | 15½ Std.<br />

K3, Stellen I–II; komplette<br />

Klettersteigausrüstung, Helm<br />

Talort: Cortina d’Ampezzo (1211 m)<br />

Ausgangspunkt: Passo Tre Croci (1<strong>80</strong>5 m); Anfahrt von<br />

Cortina d’Ampezzo bzw. Toblach via Misurina<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbus Cortina<br />

d’Ampezzo – Passo Tre Croci<br />

Gehzeiten: Passo Tre Croci – Rif. Vandelli 2½ Std.,<br />

»Ferrata Vandelli« – Bivacco Comici 3½ Std., »Sentiero<br />

Minazio« – Bivacco Slataper 3½ Std., »Percorso Berti« –<br />

Rif. Vandelli 4 Std., Rif. Vandelli – Passo Tre Croci 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 03 »Cortina<br />

d’Ampezzo«. Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner »Top-Klettersteige<br />

Dolomiten«, Bruckmann Verlag, München<br />

Fremdenverkehrsamt: Uffi cio Informazioni Turistiche, Piazza<br />

Roma, I-32043 Cortina d’Ampezzo; Tel. 00 39/04 36/86 90 86,<br />

www.cortina.dolomiti.org<br />

Hütte: Rifugio Vandelli (1928 m), 20. Juni bis 20. September;<br />

Tel. 0039/04 36/3 90 15, www.rifugiovandelli.it. Biwaks Comici<br />

(2020 m) und Slataper (2620 m)<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Eine Tour der Superlative mit<br />

drei gesicherten Steigen, viel Gehgelände und noch mehr Geröll,<br />

leichten Kletterpassagen (I–II). Als Tagestour kaum zumutbar; am<br />

schönsten mit Übernachtung im Bivacco Slataper. Nur bei ganz<br />

sicherem Wetter gehen; markierte Zwischenabstiege vom Bivacco<br />

Comici und über die Forcella Grande<br />

TIPP<br />

Urner Alpen Gadmerflue (ca. 2540 m), Tälli-Klettersteig<br />

8<br />

Der erste Schweizer Klettersteig<br />

Wenn der Begriff »Genuss« perfekt zu einem Klettersteig passt, dann ist es die Route über dem<br />

Gadmertal: drei Stunden am Drahtseil in einer großen Wand vor einem herrlichen Hochgebirgspanorama,<br />

mit vielen schönen Kletterstellen und einer ungewöhnlichen Blumenpracht beim Rückweg.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />

1050 Hm | 6½ Std.<br />

K3; komplette Klettersteigausrüstung,<br />

Helm<br />

Talort: Innertkirchen (625 m) im Haslital<br />

Ausgangspunkt: Bergstation der Tälli-Seilbahn<br />

(1720 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbus Meiringen<br />

– Innertkirchen – Gadmen mit Halt an der Talstation der<br />

Tälli-Seilbahn<br />

Gehzeiten: Gesamt 6½ Std. (Zustieg 1 Std., »Tälli-<br />

Klettersteig« 3 Std., Abstieg/Rückweg 2½ Std.)<br />

Beste Jahreszeit: Mitte/Ende Juni bis Mitte Oktober<br />

Karte/Führer: Swisstopo 1:50 000, Blatt 255 T »Sustenpass«.<br />

Eugen E. Hüsler »7 x 7 Genussklettersteige«, Bruckmann Verlag,<br />

München<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourist Information Meiringen, Bahnhofplatz<br />

12, CH-3860 Meiringen; Tel. 00 41/33/9 72 50 50,<br />

www.haslital.ch<br />

Hütte: Tällihütte (1726 m), Anfang Mai bis Mitte Oktober;<br />

Tel. 0 33/9 75 14 10, www.taelli.com<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Landschaftlich sehr schöner<br />

Klettersteig, in klassischem Stil angelegt, mit 14 Leitern, Eisenbügeln,<br />

Stiften und Drahtseilen <strong>besten</strong>s gesichert. <strong>Die</strong> Hauptschwierigkeiten<br />

fi nden sich im untersten Abschnitt; beim Rückweg<br />

(Gegenanstieg) ist dann vor allem Kondition verlangt. Alternativer<br />

Abstieg zur Engstlenalp (Postbus)<br />

TIPP<br />

Ortlergruppe Ortler (3905 m)<br />

9<br />

Auf den »König« der Südtiroler Berge<br />

Wenn man die Bernina zu den Westalpen rechnet, dann ist dieser eisgekrönte Koloss der höchste<br />

Gipfel der Ostalpen. Damit gehört er natürlich zu den »Top 20«, den 20 selbstständigsten Gipfeln der<br />

gesamten Alpen. Das Massiv besteht teils aus kristallinen Gesteinen, teils aus schwarzem Kalk.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />

1500 + 1000 Hm | 2 Tage<br />

komplette Hochtourenausrüstung<br />

Talort: Sulden (1861 m)<br />

Ausgangspunkt: Kirche Sulden<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Meran, dann<br />

Bus nach Sulden (1861 m); mit dem Auto von der Ostzufahrt<br />

zum Stilfser Joch in Gomagoi abzweigen.<br />

Gehzeiten: Hüttenaufstieg zur Payerhütte ab Sulden 5<br />

Std., mit Bahn reduzierbar auf 2 Std. Gipfelaufstieg mit<br />

Gegensteigungen ab Payerhütte 3–5 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />

Karte: Tabacco 1:25 000, Nr. 08 »Ortles–CevedaleOrtlergruppe<br />

Fremdenverkehrsamt: I-39029 Sulden (BZ), Tel. 00 39/<br />

04 73/61 3 0 15, www.ortlergebiet.it<br />

Hütte: Julius-Payer-Hütte (3020 m), CAI, 100 L., Tel. 00 39/<br />

04 73/61 30 10<br />

Charakter / Schwierigkeiten: Großzügige hochalpine Tour,<br />

insgesamt WS+!, überwiegend Eis (bis 40°), am Tabarettakamm<br />

exponierter Klettersteig (teilweise II und A0, ohne Benutzung der<br />

Steighilfen längere Strecken III)


TIPP<br />

Dolomiten Forcella del Bivacco (2670 m): rund um den Sorapiš<br />

TIPP<br />

Zustieg: Vom Passo Tre Croci auf dem gut ausgebauten<br />

und markierten Hüttenweg zum Rifugio Vandelli. Hinter dem<br />

Haus zunächst kurz aufwärts, dann ohne weiteren Höhengewinn<br />

quer über das weite Karstgelände des Circo del Sorapiš<br />

zum Einstieg (ca. 2110 m).<br />

Via ferrata Vandelli: Über neun Leitern steil auf ein Bandsystem,<br />

das durch die Westabstürze der Sora el Fo (2567 m)<br />

hinausleitet auf einen Wiesenbuckel (ca. 2370 m) mit herrlich<br />

freier Aussicht. Den Markierungen folgend sanft abwärts,<br />

dann links in einem Graben und unter den Felsabbrüchen<br />

zu einem Latschenhang. Mit Drahtseilhilfe hinunter zur<br />

Mündung des Geröllkars Busa de l’Banco, wo das Bivacco<br />

Comici (2020 m) steht.<br />

Sentiero Minazio: Er klettert als Zickzackspur am gegenüberliegenden<br />

Hang hinauf in die Forcela Basa de l’Banco<br />

(2128 m). Etwa 40 Meter höher leiten die Markierungen<br />

nach links, beginnt die lange, mit viel Auf und Ab gewürzte<br />

Querung der Collineri (Drahtseile). An der Verzweigung im<br />

innersten Val de San Vido hält man sich rechts. Über karge<br />

Wiesen geht’s hinauf zu dem Weg, der von der Forcella<br />

Grande heraufkommt und mit ihm hinein in das Riesenkar<br />

Urner Alpen Gadmerflue (ca. 2540 m), Tälli-Klettersteig<br />

Zustieg: Von der Tällihütte (1726 m) auf weiß-blau-weiß<br />

markiertem Weglein schräg bergan gegen die Gadmerfl ue.<br />

Zuletzt über eine Rinne (im Frühsommer Schnee) und<br />

Schrofen zum Einstieg (ca. 2045 m) im Rücken des Wandvorbaus.<br />

Tälli-Klettersteig: Durch eine kurze, aber etwas kniffl ige<br />

Rinne zur ersten Leiter, dann auf einem Band luftig nach<br />

rechts. Zunächst noch sehr steil, aber gut gesichert, dann<br />

leichter über Aufschwünge und Bänder aufwärts zur Rastbank<br />

(ca. 2240 m) in einer kleinen Grotte.<br />

Den Sicherungen folgend über eine Felsstufe auf das<br />

nächsthöhere Grasband; man folgt ihm unter gewaltigen<br />

Felsmauern nach rechts zu einer steilen Verschneidung.<br />

Drei Leitern helfen über den glatten Aufschwung auf eine<br />

breite Rippe. Über sie zurück zur Wand, dann querend zur<br />

nächsten Sprossenfolge. Über insgesamt vier Leitern gewinnt<br />

man ein weiteres Band, dem man um ein aussichtsreiches<br />

Eck herum folgt. Beim Routenbuch (ca. 2450 m)<br />

geht’s gleich wieder in steiles Felsgelände; über fünf Leitern<br />

hinauf zum Gipfelgrat und zum höchsten Punkt (ca.<br />

2540 m).<br />

von Rusecco. Mühsam bergan zum Bivacco Slataper und<br />

über blanken Fels in die Forcella del Bivacco (2670 m).<br />

Percorso attrezzato Berti: Am Felsabbruch zunächst<br />

auf einem Band nach rechts, dann sehr steil (Leitern,<br />

Drahtseile) hinunter in ein felsumschlossenes Schuttkar. Im<br />

Geröll zur gegenüberliegenden Wand, dann senkrecht auf<br />

ein schmales Band, das hinausleitet in die Südwestfl anke<br />

der Croda Marcora. Seine Fortsetzung mündet auf die<br />

»Terrazza«, einen gewaltigen Geröllhang. Man traversiert ihn<br />

hinüber zum Cengia del Banco, einem breiten schuttbeladenen<br />

Band, das zu einer Geländeschulter (ca. 2600 m)<br />

ansteigt. Gut markiert, aber teilweise etwas heikel (I–II) in<br />

brüchigem Fels hinunter in die monumentale Geröllwanne<br />

der Tonde de Sorapiš.<br />

Abstieg: Auf rauer Spur hinunter zum Lago del Sorapiš<br />

(1923 m), am Rifugio Vandelli vorbei und auf dem Hüttenweg<br />

zurück zum Passo Tre Croci.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Das Bivacco Slataper, eine stets zugängliche<br />

Notunterkunft<br />

Abstieg: Nordseitig an dem steinigen Rücken abwärts zu<br />

einer Markierungsstange, dann links über einen Schrofenhang<br />

in einen Graben. In ihm bergab (kurze Kletterstelle, I)<br />

und hinaus zu einer Verzweigung (Wegzeiger). Hier links<br />

(rechts zur Engstlenalp) und an einem Wiesenhang<br />

(Flora!) weiter abwärts bis zum Felsfuß (1921 m), wo<br />

rechts der Weg von der Engstlenalp mündet. Mit ihm hinauf<br />

ins Sätteli (2119 m), wo man auf die Südseite der Gadmerfl<br />

ue wechselt. Über Kehren hinab ins Almgelände und<br />

zurück zur Tällihütte.<br />

Eugen Hüsler<br />

1993 wurde der erste Schweizer Klettersteig gebaut.<br />

Foto: Eugen E. Hüsler Foto: Eugen E. Hüsler<br />

TIPP<br />

Ortlergruppe Ortler (3905 m)<br />

Hüttenaufstiege: Von der Suldener Kirche auf dem markierten<br />

Steig nach Nordwesten aufwärts und zuletzt in Kehren<br />

zur Tabarettahütte (2556 m).<br />

Weiter, zuletzt steiler, zur Bärenkopfscharte (2871 m) und<br />

von dort nach Süden am breiten Grat nur wenig ansteigend<br />

zur Tabarettascharte (2903 m) und weiter zur Julius-Payer-<br />

Hütte (3020 m).<br />

Gipfelaufstieg von Norden (Tabarettakamm): Von<br />

der Julius-Payer-Hütte den Nordwesthang der Tabarettaspitze<br />

queren zum Westgrat. Dann den Südwesthang weiter queren,<br />

am Grat hinab in eine Rinne und zu einer Scharte mit Erdhügel.<br />

Nun über einen Gratkopf zu den Felsen des Tschirfecks.<br />

Über dieses (an steilen Passagen installierte Ketten) hinauf<br />

zum Gletscherrand und zum Fuß eines Felsgrats. Von dort<br />

rechts abwärts queren (oft vereist) in die Mulde des Bärenlochs.<br />

Darin ansteigen (von rechts Eisschlag möglich) und<br />

bald nach links hinauf zum oberen Teil des erwähnten Felsgrats<br />

und zur Biwakschachtel (Ortler-Biwak; 6 L.).<br />

Weiter über die »Oberen Stückeln« und den Gletscher (Steilstufe<br />

und die fl acheren Hänge des »Ortlerplatts«) und oben<br />

am Sattel links (Osten) hinauf zum Gipfel. Das Kreuz steht<br />

auf Felsen östlich unterhalb vom höchsten Punkt.<br />

Abstieg: Im Abstieg bei schlechter Sicht mit sorgfältiger Orientierung<br />

nach Norden hinab und dabei deutlich Abstand<br />

halten von den Wechtenabbrüchen zur Nordwand!<br />

Richard Goedeke<br />

Das Ortlermassiv von Norden aus gesehen<br />

Foto: Richard Goedeke


TIPP<br />

Berner Alpen Schreckhorn (4078 m)<br />

10<br />

Der schroffste und schwierigste Viertausender der Berner Alpen<br />

Seit der Ausaperung des Schreckhorncouloirs (Route der Erstbegeher) ist der Südwestgrat der Normalweg.<br />

Das ist eine stramme Hochtour, in fortgeschrittener Jahreszeit oft mit Problemen am Bergschrund,<br />

danach eine Menge schöner, luftiger Kletterei an gutem Fels und bis über 4000 m Höhe.<br />

1160 + 1560 Hm | 2–3 Tage<br />

komplette Hochtouren- und<br />

Kletterausrüstung<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />

Talort: Grindelwald (1034 m)<br />

Ausgangspunkt: Bergstation Bergbahn Pfi ngstegg<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn über Interlaken<br />

nach Grindelwald<br />

Gehzeiten: zur Hütte 4–5 Std, zum Gipfel 7–8 Std, dazu<br />

Abstieg<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />

Karte: Swisstopo 1:25 000, Blatt 1229 »Grindelwald«<br />

Fremdenverkehrsamt: Grindelwald Tourismus, Dorfstrasse<br />

110, Postfach 124, CH-3818 Grindelwald, Tel. 00 41/33/8 54<br />

12 12, www.grindelwald.ch<br />

Hütte: Schreckhornhütte (2520 m), SAC Basel, Tel. 00 41/33/<br />

8 55 10 25<br />

Charakter / Schwierigkeiten: ZS+. Nach Zustieg über Moränen<br />

und Gletscher lange Kletterei (III, teils auch II) in festem<br />

Fels; maximale Schwierigkeiten in Gipfelnähe.<br />

TIPP<br />

Dauphiné-Alpen Meije (3983 m)<br />

11<br />

<strong>Die</strong> »Königin« des Dauphiné – der vollkommene Berg<br />

Der Berg ist zu Recht Legende. Wer sich darauf einlässt, erlebt eine allmähliche, suggestive Annäherung<br />

an die majestätisch aufragende Felsmasse, eine für ihre Schwierigkeit verblüffend steile und luftige<br />

Kletterei – und bei der Überschreitung zusätzlich einen exponierten Grat und einen Gletscherabstieg.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />

1500 + 900 Hm | 2 Tage<br />

komplette Hochtourenausrüstung<br />

Talort: La Bérarde (1700 m)<br />

Ausgangspunkt: La Bérarde<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Briançon oder<br />

Grenoble, Bus (selten) über Bourg d’Arnud und St-Christophe<br />

d’Oisans nach La Bérarde oder Taxi<br />

Gehzeiten: zur Hütte 4½ Std., zum Gipfel 5 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis August<br />

Karte: IGN 1:25 000, 3436 ET ȃcrins-Pelvouxq<br />

Fremdenverkehrsamt: Offi ce de Tourisme, F-38520<br />

Saint-Christophe-en-Oisans, Tel.00 33/4 76 <strong>80</strong> 50 01, E-Mail:<br />

infos@berarde.com<br />

Hütte: Refuge du Promontoire (3092 m), CAF, 30 L.,<br />

Juni bis September, Tel. 00 33/4 76 <strong>80</strong> 51 67<br />

Charakter / Schwierigkeiten: Insgesamt ZS+!, mit Kletterstellen<br />

IV, oft III (bei der Überschreitung). Ein großer alpiner, vielseitiger<br />

und geschichtsträchtiger Beinahe-Viertausender, dem man/<br />

frau gewachsen sein sollte. Sicheres Wetter und gute Verhältnisse<br />

abzuwarten, wird dringend empfohlen, ebenso ein Doppelseil für<br />

lange Abseilstellen! You have been warned!<br />

TIPP<br />

w<br />

Mont-Blanc-Gruppe Mont Maudit (4465 m), »Kuffnergrat«<br />

12<br />

Der Traumgrat par excellence<br />

Der Berg liegt auf halbem Wege zwischen Mont Blanc und Mont Blanc du Tacul, weit entfernt von allen<br />

gut zugänglichen Orten. Bei Wettersturz kann er rasch zum Menschenfresser werden. Aber wer<br />

ihn unter dem Traumblau eines Sonnentages erlebt, den beschenkt er reich.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2013 – Seite 22<br />

400 + 1000 Hm | 2 Tage<br />

komplette Hochtourenausrüstung<br />

inklusive gut<br />

geölter Schutzengel<br />

Talort: Chamonix (1100 m) oder Courmayeur (1264 m)<br />

bzw. Entrèves (1306 m)<br />

Ausgangspunkt: Rifugio Torino (3371 m), Tel. 00 39/01<br />

65/84 40 38), von Entrèves mit Bahn, ebenso von Chamonix<br />

bzw. von der der Aiguille du Midi her<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Chamonix, von<br />

Süden bis Pré-St. Didier, dann Bus<br />

Gehzeiten: 4 Std., ab Biwak 8 Std, dazu Weiterweg auf den Mont<br />

Blanc 4 Std. oder Abstieg zur Aiguille du Midi 4 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis August<br />

Karte: IGN »Chamonix–Mont Blanc«, »St.-Gervais-les-Bains«<br />

Fremdenverkehrsamt: Chamonix oder Courmayeur<br />

Hütte: Bivacco Col de la Fourche (bei brauchbarem Wetter meist<br />

überfüllt)<br />

Charakter /Schwierigkeiten: S (mit Klettern bis IV und<br />

kombiniert, und Eis bis 55°). <strong>Die</strong>sen beeindruckenden Grat hat der<br />

berühmte Schweizer Führer Alexander Burgener mit Joseph Furrer,<br />

seinem Klienten Moritz von Kuffner und einem Träger 1887 in dreitägigem<br />

Ringen erobert. Wer gleich nach dem Ende der Hauptschwierigkeiten<br />

nach rechts abhaut zum Tacul-Normalweg, verpasst einen<br />

wesentlichen Teil dieser Tour.


TIPP<br />

Berner Alpen Schreckhorn (4078 m)<br />

Hüttenzustieg: Von Grindelwald Seilbahnstation nach<br />

Pfi ngstegg, dann Steig in südlicher Richtung, an der Stelle<br />

vorbei, wo durch auftauenden Permafrost das Gasthaus<br />

Stieregg abgebrochen ist (1650 m); und weiter, mit Bachquerungen<br />

und teils luftig, teils als Klettersteig über Stufen,<br />

Stifte und Aluleiter, zuletzt über Moräne, zur Schreckhornhütte<br />

(2529 m).<br />

Gipfelaufstieg: Erst taleinwärts zu den Resten der von<br />

Lawinen zerlegten Strahegghütte. Dann nach Nordosten hinauf,<br />

über plattige Stelle und zum Blockrücken des »Gaag« bis<br />

etwa 2950 m. Von dessen oberem Ende nordwärts auf den<br />

Firnhängen querend zum Schreckfi rn und hinauf zum Bergschrund<br />

in Fallinie des Couloirs, das als eine Art Rampe vom<br />

Südwestgrat herabzieht (bis hier 3 Std). Links von diesem<br />

Couloir (II, III) über Platten, nur bei guten Firnverhältnissen<br />

durch dieses, zu einer Schulter des Südwest-Grates. Nun<br />

fast immer dicht an der Gratschneide steil (III) und zuletzt<br />

westseitig und sehr luftig (III), zum Südwest-Gipfel. Über<br />

Firn- oder Schutthang und einen letzten luftigen Grat (II)<br />

zum höchsten Punkt (1560 Hm, davon 600 Hm Kletterei,<br />

7–8 Std.).<br />

Abstieg: Auf der gleichen Route. Abseilen angenehm (vom<br />

südwestlichen Vorgipfel an der Kante 3 x 40 m. Dann Abklettern<br />

ratsam, unten über die Rampe neben dem Couloir.<br />

Wegen der langen Abseilstelle von den letzten Abseihaken<br />

über den Bergschrund 50 m Doppelseil ratsam, sonst kostet<br />

es Eishaken für einen zusätzlichen Abseilpunkt (oder Bastelei<br />

von Eissanduhren oder Aushacken von Eispollern!).<br />

Richard Goedeke<br />

Kurz vor der Schreckhornhütte mit dem Gipfel<br />

im Hintergrund<br />

Foto: Jutta Kühlmeyer<br />

TIPP<br />

Dauphiné-Alpen Meije (3983 m)<br />

Hüttenzustieg: Von La Berarde nach N das Val Étencon<br />

hinauf, am Ref. Châtelleret vorbei zum auf dem Sockel des<br />

Südsporns der Meije gelegenen Ref. du Promontoire.<br />

Gipfelaufstieg: Zuerst nach links, dann gerade den Grat<br />

hinauf zu Terrassen (»campement des demoiselles«). Links<br />

zu spitzem Felsturm (»gendarme jaune«) und daneben im<br />

»couloir Duhamel« an der Pyramide Duhamel vorbei zu den<br />

Terrassen unter einer hohen, steilen Wand (»muraille Castelnau«,<br />

1½ Std. ab Hütte). Zuerst über schwierige Platte (»dalle<br />

Castelnau«, III) und nach rechts hinauf bis in die Falllinie<br />

des Glacier carrée (Eisschlag möglich). Nun nach links auf<br />

ansteigendem Band zu einer abgerundeten Kante (»dos<br />

d’âne«). Links hinauf (III), dann nach rechts zu einem Band<br />

unter zwei Verschneidungen (III). Rechts hinauf bis unter eine<br />

steile Platte (III+, »dalle des Autrichiens«), danach links über<br />

eine luftige Kriechstelle (»pas du chat«, IV–). Oberhalb davon<br />

nach rechts über ein Kaminstück und eine Steilstufe und<br />

danach etwas absteigend zu einer Felsterrasse unter dem<br />

Glacier carrée (3 Std. ab Hütte). Am <strong>besten</strong> am linken Rand<br />

des Firns hinauf zur Scharte vor dem Grand Pic. Über gestufte<br />

Felsen in der Südwestseite des Grand Pic zu einer roten<br />

Platte am Westgrat. Über diese links hinauf (III+) auf den<br />

Reitgrat (»cheval rouge«), sich dort aufrichten und links über<br />

den griffi gen Überhang (III, »chapeau du capucin«) hinauf.<br />

Am nun leichten Grat rasch zum Gipfel.<br />

Abstieg: Am »chapeau du capucin« sind 1 x, am Glacier<br />

carrée 3 x und in der »muraille de Castelnau« 4 x (»pas du<br />

chat«, »dalle des Autrichiens« + Verschneidung, »dos d’âne«<br />

und »dalle de Castelnau«) Abseilstellen eingerichtet.<br />

Bei der Überschreitung wird der Doigt de <strong>Die</strong>u (auch Pic<br />

Central, 3973 m) erreicht. <strong>Die</strong>se bedeutet 600 Meter zusätzliche<br />

Gratkletterei in 4000 Metern Höhe, ist jedoch bei angemessener<br />

Form und sicherem Wetter – nur dann! – die empfehlenswerte<br />

Alternative: 20 m abklettern und 3 x abseilen<br />

zur Brèche, dann nordseitig 60 m queren und in oder neben<br />

einer Rinne (»cables«, 2007 erneuert) zum Grat. Daran zum<br />

Doigt de <strong>Die</strong>u. Nordseitig den Grat hinab zur Scharte, links<br />

unterhalb davon Abseilstelle (mindestens 35 m!). Auf dem<br />

Gletscher hinab zum Refuge Nid d’Aigle (3450 m).<br />

Richard Goedeke<br />

<strong>Die</strong> Meije von Süden<br />

Foto: Richard Goedeke<br />

TIPP<br />

Mont-Blanc-Gruppe Mont Maudit (4465 m), »Kuffnergrat«<br />

Route: Vom Rifugio Torino in den westlichsten Kessel des<br />

Géant-Gletschers. Über eine kleine Eiswand ins Col de la<br />

Fourche (Biwakschachtel). Am schmalen Grat zuerst mit<br />

geringer Steigung, später steiler und über eine Firnrampe nach<br />

links hinauf und am luftigen Wechtengrat bis vor die Pointe<br />

d’Androsace (4107 m). <strong>Die</strong>se links umgehen (IV). Dahinter<br />

von Scharte über Felsstufen (IV) zu steiler Firnfl anke (55°).<br />

Darin links haltend zum weniger schwierigen Teil des Grates<br />

(Auskneifmöglichkeit rechts zum Tacul-Normalweg). Am Grat<br />

elegant weiter über die Firnschneide des Vorgipfels (4336 m)<br />

zum Gipfelzahn Mont Maudit (4465 m). Nun am lohnendsten<br />

über Col de la Brenva und über die Firnabdachung zum Mont-<br />

Blanc-Gipfel noch 600 Hm in dünner Luft nach dem Col de la<br />

Brenva und der Mur de la Côte und die Firnabdachung zum<br />

Gipfel. Von dort den Normalweg hinab zur Vallothütte und zum<br />

Refuge du Goûter.<br />

Auch der Abstieg zur Aiguille du Midi, über die steile Maudit-<br />

Nordostfl anke und die gefährliche Nordfl anke des Mont Blanc<br />

du Tacul ist weit!<br />

Richard Goedeke<br />

Der Mont Blanc von Süden aus dem Aostatal, rechts Brenvaflanke und Mont Maudit<br />

Foto: Richard Goedeke


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JUBILÄUMS-SPECIAL<br />

Alpenfauna heute und vor <strong>80</strong> Jahren<br />

Zurück ins Revier<br />

Zwischendrin wieder da, jetzt wieder verschwunden: Braunbären<br />

trifft man derzeit höchstens in und um Slowenien.<br />

Wölfe sind zurück. Da sie aber immer wieder<br />

Schafe reißen, haben sie es schwer.<br />

Sie sind zurück: Bär, Wolf und Luchs<br />

Wenn man sich über den Zustand der<br />

»drei großen Beutegreifer« kundig machen<br />

möchte, muss man unbedingt Ulrich Wotschikowsky<br />

(siehe Kasten) treffen. Dem<br />

Wildbiologen zufolge erlebten Luchs, Wolf<br />

und Braunbär zwischen den Weltkriegen<br />

ihr absolutes Tief. Es gab noch einen kümmerlichen<br />

Rest von zwei Dutzend Bären<br />

im Trentino, aber längst keine Wölfe oder<br />

Luchse mehr. In den 19<strong>80</strong>er-Jahren erlosch<br />

auch dort die Bärenpopulation.<br />

Zehn Jahre später ging es in der Brenta wieder<br />

aufwärts, als neun Bären aus Slowenien<br />

freigesetzt wurden. <strong>Die</strong>ser Bestand ist mittlerweile<br />

auf etwa 40 Tiere angewachsen.<br />

Von dort unternehmen männliche Jungbären<br />

Streifzüge in die Schweiz und nach<br />

Österreich. »Problembär JJ1« wanderte 2006<br />

sogar bis nach Bayern, wo er unbarmherzig<br />

zur Strecke gebracht wurde. In Österreich<br />

wurden ebenfalls einige Bären ausgesetzt,<br />

vor zehn Jahren war es wohl etwa ein Dutzend.<br />

<strong>Die</strong>se sind alle wieder »verschwunden«,<br />

also in der Mehrzahl abgeschossen<br />

worden. Nur im Grenzgebiet zu Slowenien<br />

lebt noch eine Handvoll.<br />

Dass der Luchs wieder Teile der Alpen bevölkert,<br />

ist den Eidgenossen zu verdanken.<br />

Dort wurden in den 1970er-Jahren »Pinselohren«<br />

ausgesetzt. Heute leben in den Westschweizer<br />

Alpen mehr als 100 Tiere. Allerdings<br />

gewinnen diese nach Einschätzung<br />

Wotschikowskys keinen neuen Raum. Denn<br />

der Luchs quert ungern dicht be siedelte Täler<br />

und stark befahrene Verkehrsachsen.<br />

Wölfe sind hingegen ohne menschliche<br />

Hilfe aus dem italienischen Apennin in den<br />

Anders als Luchse,<br />

sind Wölfe ohne menschliche<br />

Hilfe aus dem<br />

italienischen Apennin in<br />

den 19<strong>80</strong>er-Jahren in<br />

die Alpen eingewandert.<br />

19<strong>80</strong>er-Jahren in die Alpen eingewandert.<br />

Im französisch-italienischen Alpenbogen<br />

leben inzwischen etwa 30 Rudel mit rund<br />

200 Tieren. <strong>Die</strong> Gesamtzahl in den Alpen<br />

schätzen Schweizer Experten auf 300.<br />

Für die Zukunft gibt Wotschikowsky dem<br />

68 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


In den vergangenen <strong>80</strong> Jahren hat sich nicht nur für<br />

<strong>Bergsteiger</strong> vieles verändert. Auch die ständigen<br />

Bewohner von Bergwäldern und -wänden finden andere<br />

Lebensbedingungen vor als in den 1930er-Jahren.<br />

Von Michael Pröttel<br />

Hat gute Chancen: Luchse fressen gern Rehe<br />

und Gämsen – von denen gibt es reichlich.<br />

Längst nicht mehr nur im Gran Paradiso<br />

anzutreffen: der Steinbock<br />

Im gesamten Alpenraum gut vertreten:<br />

die Gams<br />

Fotos: Michael Pröttel (2), Doris Opitz /pixelio.de, Apart Foto – Fotolia.com,<br />

Peter Wey - Fotolia.com, Tanja Askani, www.5erls-naturfotos.de<br />

Luchs die <strong>besten</strong> Chancen, da er sich von<br />

Rehen, gelegentlich von Rotwild und Gämsen<br />

ernährt. Und von denen gibt es eher zu<br />

viele als zu wenige.<br />

Wölfe haben es schwerer. Sie hätten zwar<br />

das Potential, die Alpen komplett zu besiedeln.<br />

Allerdings würden sie der Schafhaltung<br />

zusetzen, was ihre Akzeptanz drosselt.<br />

Ähnliches gilt für den Bär. »Lebensraum<br />

hätte er genug, trotz ausuferndem Tourismus<br />

und dichter Besiedelung, aber es fehlt<br />

an Toleranz«, betont der Wildbiologe.<br />

Steinbock & Co. fühlen sich wohl<br />

Weitaus besser geht es Rothirsch, Gams und<br />

Steinbock. Das Rotwild hat besonders in<br />

Südtirol und im Trentino Dichten erreicht,<br />

die Fachleuten Sorgen bereiten. Auch in Österreich<br />

gibt es laut Wotschikovsky »mehr<br />

Rotwild, als die Polizei erlaubt«. <strong>Die</strong> bayerischen<br />

und die schweizer Alpengebiete haben<br />

ebenfalls reichlich Rotwild. Gamswild<br />

gibt es ebenfalls überall dort, wo es »von<br />

Natur aus hingehört«.<br />

Das faunistische Wahrzeichen der Alpen<br />

war hingegen im19. Jahrhundert bis auf die<br />

Bestände im Gran Paradiso, wo Steinböcke<br />

bereits 1920 unter Schutz gestellt wurden,<br />

fast ausgerottet. Von dieser Population ausgehend<br />

wurden in der Schweiz, dann in<br />

den Seealpen und schließlich in Österreich<br />

Steinböcke angesiedelt. In den deutschen<br />

Alpen begann die Einbürgerung 1936 bei<br />

Berchtesgaden.<br />

Mittlerweile bevölkern Steinböcke insbesondere<br />

in den Zentral- und Südalpen fast<br />

alle Felsregionen, insgesamt sind es mehr<br />

als 60 000.<br />

Ulrich Wotschikowsky<br />

Der renommierte Wildtierexperte war maßgeblich<br />

an der Erarbeitung der Managementpläne<br />

für den Wolf in Bayern, Brandenburg und Sachsen<br />

beteiligt und ist Mitglied der Large Carnivore<br />

Initiative in Europe, die die EU in Beutegreiferfragen<br />

berät. Wotschikowsky ist auch publizistisch<br />

tätig und hat u. a. das Buch »Wölfe im Yukon«<br />

(www.woelfeimyukon.de) ins Deutsche übersetzt.<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 69


Einst Jagdobjekt, heute unter Schutz: Der<br />

Steinadler ist wieder häufiger zu sehen.<br />

Kein seltener Anblick: Um die Dohle<br />

braucht man sich nicht zu sorgen.<br />

Seit 1940 hat sich der Bestand an Kolkraben<br />

in Mitteleuropa erholt.<br />

Über den Wolken<br />

Stefan Kluth von der Vogelschutzwarte des<br />

Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU)<br />

ist wiederum einer der <strong>besten</strong> Experten,<br />

wenn man sich über Alpenvögel kundig<br />

machen möchte. <strong>Die</strong> Erfahrungen aus den<br />

Weltkriegen zeigen seiner Meinung nach,<br />

dass sich in Kriegszeiten die Bestände vorübergehend<br />

erholten, weil der Jagddruck<br />

nachließ. Dagegen hatte die verstärkte<br />

Besiedlung und die Erschließung für den<br />

Tourismus negative Auswirkungen auf den<br />

Großteil der Avifauna – mit Ausnahme der<br />

Alpendohle.<br />

Steinadler: Reviere wieder besetzt<br />

Nach Einschätzung Kluths waren die Bestände<br />

von Kolkrabe und Steinadler früher<br />

wesentlich niedriger als heute. Grund war<br />

deren intensive Verfolgung.<br />

Der Steinadler war im gesamten Alpenraum<br />

sehr selten und in Bayern nahezu<br />

ausgerottet. Erst 1934 wurde er unter ganzjährige<br />

Schonzeit gestellt. Es dauerte aber<br />

Jahre, bis Aushorstungen von Jungvögeln<br />

und illegale Abschüsse ein Ende fanden.<br />

So wuchs der Bestand von maximal sieben<br />

Brutpaaren in den 1920er-Jahren zunächst<br />

auf 15 bis 17 Paare in den 70er-Jahren, und<br />

auf heute 42 bis 47 Paare in den bayerischen<br />

Alpen an. Somit sind dort nahezu<br />

alle Reviere besetzt.<br />

Sorgen bereitet Kluth allerdings der wachsende<br />

Bergtourismus. <strong>Die</strong> Tageszeiten, zu<br />

denen Beutetiere bejagt werden können,<br />

werden durch touristische Nutzungszeiten<br />

stark eingeschränkt. Unter den gegenwärtigen<br />

Lebensraumbedingungen und unter<br />

Beibehaltung der Schutzmaßnahmen<br />

wird der Steinadler sich dennoch behaupten<br />

können. Nicht zuletzt weil das LfU seit<br />

1998 das »Artenhilfsprogramm Steinadler«<br />

durchführt.<br />

Rabenvögel: Bestand erholt<br />

Auch der Kolkrabe wurde früher wie alle<br />

Rabenvögel intensiv verfolgt. Im Alpenraum<br />

mit seinen teilweise unzugänglichen<br />

felsigen Brutbereichen konnte er sich mit<br />

Murmeltiere<br />

sind mit etwas<br />

Glück auch in den<br />

nördlichen Alpen<br />

anzutreffen.<br />

TIPP<br />

Wildtiere<br />

vor der Linse<br />

Um Steinadler zu beobachten, bieten<br />

sich die zwei regelmäßig stattfi ndenden,<br />

geführten Wanderungen »Im Tal des<br />

Adlers« sowie »Ins Reich der Alpentiere«<br />

im Nationalpark Berchtesgaden an.<br />

Infos: www.nationalpark-berchtesgaden.<br />

bayern.de<br />

Steinböcke kann man in den Bayerischen<br />

Alpen am <strong>besten</strong> an der Benediktenwand<br />

zu Gesicht bekommen. Gute Chancen<br />

haben Frühaufsteher auch am Gipfel des<br />

Brünnsteins.<br />

Wölfe und Bären wird man in den Alpen<br />

hingegen kaum selbst beobachten können.<br />

Wer aber etwas tiefer in die Tasche greift,<br />

kann diese Tiere bei einer geführten <strong>Touren</strong>woche<br />

in Finnland antreffen.<br />

Infos: www.baerenbeobachtung.de<br />

Um Murmeltieren zu begegnen, muss man<br />

nicht unbedingt zum Alpenhauptkamm<br />

fahren. Auch auf der Südseite des Wettersteins<br />

wie etwa an den Osthängen des<br />

Predigtsteins trifft man die pfeifenden Kerle<br />

an. Wer auf Nummer sicher gehen will,<br />

dem sei ein Besuch im Alpenzoo Innsbruck<br />

ans Herz gelegt (www.alpenzoo.at).<br />

Fotos: Michael Pröttel, www.5erls-naturfotos.de (2), joggeli /pixelio.de, Templermeister /pixelio.de<br />

70 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Sorgenkind: Eine große Gefahr fürs<br />

Schneehuhn sind Skitourengeher.<br />

Mit großem Aufwand wurden Bartgeier 1986 in den<br />

Alpen wiederangesiedelt – etwa in den Hohen Tauern.<br />

Hüttensehnsucht<br />

<strong>Die</strong> Höhenmeter hinter sich lassen,<br />

Bergidylle vor Augen und die Einkehr<br />

als Belohnung! Bayrischzell, Fischbachau<br />

und Schliersee laden Sie zum<br />

genussvollen Hüttenwandern ein.<br />

<strong>Die</strong> Alpendohlen haben<br />

vom Tourismus profitiert.<br />

Mit der Fütterung durch<br />

<strong>Bergsteiger</strong> hat sich<br />

für sie eine völlig neue<br />

Quelle aufgetan.<br />

einem Restbestand halten. Seit 1940 hat<br />

sich sein Bestand in Mitteleuropa erholt,<br />

zudem konnte er sein Areal außerhalb der<br />

Alpen ausweiten. Heute gibt es in den Bayerischen<br />

Alpen ca. 2<strong>80</strong> bis 490 Brutpaare,<br />

in ganz Bayern sind es 1200 bis 1500 Paare.<br />

Anders als bei den meisten anderen Tieren<br />

haben die Alpendohlen vom Tourismus<br />

profitiert. Schließlich hat sich mit der Fütterung<br />

etwa durch <strong>Bergsteiger</strong> eine neue<br />

Nahrungsquelle aufgetan. Der Bestand in<br />

den bayerischen Alpen wird auf 550 bis<br />

1000 Brutpaare geschätzt.<br />

Rücksicht aufs Rauhfußhuhn<br />

Nicht so rosig schaut es bei den Raufußhuhn-Arten<br />

aus. Der Bestand von Auerhahn,<br />

Birkhuhn & Co. hat in den vergangenen<br />

Jahrzehnten stark abgenommen.<br />

Der bayerische Alpenraum ist der einzige<br />

Lebensraum in Bayern, wo sie noch flächendeckend<br />

vorkommen.<br />

<strong>Die</strong> Gefahr für Raufußhühner wird heute<br />

im Wesentlichen durch Lebensraumveränderungen<br />

bestimmt, wobei laut Kluth<br />

gerade Schneeschuh- und Skitouren problematisch<br />

sein können. Alle Wildtiere leben<br />

im Winter auf Sparflamme, sodass jede zusätzliche<br />

Bewegung insbesondere bei wiederholten<br />

Störungen die Energiereserven<br />

aufzehrt. Das LfU hat in Zusammenarbeit<br />

mit dem DAV in einem aufwändigen Planungsverfahren<br />

mit dem Titel »Wildtiere<br />

und Skitourenfahren – naturverträglich«<br />

möglichst störungsfreie Skitouren für die<br />

bayerischen Alpen erarbeitet. Indem man<br />

sich an die in AV-Karten und teils mit Beschilderungen<br />

ausgewiesenen Routen hält,<br />

kann man einen wichtigen Beitrag zum<br />

Überleben der seltenen Vogelarten leisten.<br />

Wiederansiedlung der Bartgeier<br />

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Bartgeier<br />

in den Gebirgen Südeuropas und den<br />

Alpen noch recht häufig anzutreffen. Heute<br />

finden wir ihn in den Pyrenäen, auf Korsika,<br />

Kreta und dem Balkan. Und seit 1986<br />

auch wieder in den Alpen, wo mit großem<br />

Aufwand knapp 200 junge Bartgeier unter<br />

anderem in den Hohen Tauern angesiedelt<br />

wurden. Der wohl größte Erfolg dieses internationalen<br />

Projekts ist, dass die Zahl der in<br />

Freiheit geborenen Bartgeier zuletzt stetig<br />

zunahm und bei nun mittlerweile 109 Exemplaren<br />

liegt. Wer das Projekt unterstützen<br />

möchte, kann Beobachtungen der seltenen<br />

Tiere unter www.wild.uzh.ch melden. ◀<br />

Ihr Paket ab 93 Euro pro Person<br />

(zzgl. Kurbeitrag)<br />

• Mindestens 3 Übernachtungen<br />

inklusive Frühstück oder<br />

3 Übernachtungen in der Ferienwohnung<br />

• Ein Rucksack inklusive<br />

Wanderkarte, <strong>Touren</strong>tipps und<br />

original Bruckmann Hüttenführer<br />

• 4 Stunden Eintritt in die<br />

monte mare Saunawelt Schliersee<br />

und Vitaltherme<br />

• Eintritt und Verkostung bei<br />

Slyrs – Bavarian Single Malt Whisky<br />

• 10%-Bonus auf Wellnessanwendungen<br />

in der monte mare Saunawelt<br />

• Kostenfrei Busfahren mit der Gästekarte<br />

in Bayrischzell, Fischbachau und Schliersee<br />

Verfügbarkeit: 14.06.2013 bis 31.10.2013<br />

Online buchbar:<br />

tegernsee-schliersee.de/angebote<br />

Alpenregion Tegernsee Schliersee e.V.<br />

Tel. 0<strong>80</strong>22 92738-90<br />

Alpenregion<br />

Tegernsee Schliersee<br />

www.tegernsee-schliersee.de


JUBILÄUMS-SPECIAL<br />

Allgäu aus dem Bilderbuch: das Gasthaus<br />

Gerstruben und die Höfats<br />

Das Edelweiß an der Höfats<br />

Rettung für das<br />

Bauchwehbleaml<br />

72 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Heiß begehrt: das Edelweiß<br />

Keine Pflanze steht für die Alpen so symbolisch<br />

wie das Edelweiß. Und kein Berg steht<br />

so für das Edelweiß wie die Höfats. Hier zeigt<br />

sich nicht nur die Gier des Menschen. Es zeigt<br />

sich auch, wie sich die Natur seit den 1930er-<br />

Jahren regeneriert hat. Weil man sie schützt.<br />

Von Dominik Prantl<br />

Es gibt viele wunderbare Geschichten<br />

über die Höfats, jenen<br />

wundersamen Berg im Süden<br />

von Oberstdorf, aber eine<br />

der sicherlich schönsten Anekdoten<br />

kommt von Trudl Heckmair. <strong>Die</strong><br />

Witwe des verstorbenen Eiger-Nordwand-<br />

Erstbesteigers Anderl kann sich noch gut<br />

erinnern an die Besucher aus aller Welt, die<br />

vertraut waren mit den wildesten Klettereien<br />

an den steilsten Wänden. »Denen waren<br />

die Kletterrouten im Allgäu meist zu leicht.<br />

Deshalb ist der Anderl mit ihnen dann zur<br />

Höfats gefahren«, erzählt Heckmair. Ja,<br />

und dann? »Dann ham die aber ganz schön<br />

geschaut, wenn’s nix zum Halten gab.«<br />

Mit wem man auch über die Höfats spricht,<br />

so schwingt Ehrfurcht mit über den viergipfligen<br />

Grasberg. »Ganz allein wäre ich<br />

nie auf die Höfats«, sagt Trudl Heckmair.<br />

»Wenn’s nass ist, hat hier keiner was verloren«,<br />

sagt Thomas Dempfle, von der<br />

Oberstdorfer Bergschule Oase Alpin. »Ich<br />

muss nicht mehr unbedingt rauf«, sagt Alfred<br />

Weizenegger, der an dem Berg häufig<br />

<strong>Die</strong>nst für die Bergwacht schob. Sein Auftrag:<br />

das Edelweiß beschützen.<br />

Um diesen außergewöhnlichen Berg zu verstehen,<br />

muss man nicht nur eine Tour zu<br />

seinem 2259 Meter hohen Gipfel unternehmen,<br />

sondern auch eine Reise in die Vergangenheit.<br />

Irgendwann im Jura wurden<br />

Aptychen- und Hornsteinkalke abgelagert,<br />

die sich etwa 150 Millionen Jahre später als<br />

perfekter Nährboden für alpine Flora entpuppen<br />

sollten. Dazu wurden die Hänge<br />

bei der Gebirgsbildung der Allgäuer Alpen<br />

aufgestellt, als hätte sie jemand wie ein<br />

Fotos: Dominik Prantl<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 73


Bergführer Thomas Dempfle führte schon den ehemaligen Bundesminister Theodor Waigel auf die Höfats – wo nicht nur Edelweiß gedeiht.<br />

Kartenhaus zusammengeschoben – gerade<br />

so weit, dass es nicht zusammenstürzt. Je<br />

nach Höhenlage gedeihen hier die seltene<br />

Edelraute ebenso wie Spinnweb-Hauswurz,<br />

Frauenschuh oder Türkenbund. Doch die<br />

berühmteste unter den insgesamt rund 400<br />

Pflanzenarten ist natürlich: das Edelweiß.<br />

<strong>Die</strong> Pflanze hatte nach der letzten Eiszeit<br />

Über die Gufel auf den Höfats-<br />

Ostgipfel (2259 m)<br />

▶ schwer<br />

TOUREN<br />

<strong>Die</strong> Edelweiß-Tour<br />

<strong>Die</strong> Grashänge der Höfats sind nur etwas für absolut<br />

trittsichere <strong>Bergsteiger</strong>. Dabei sollte man<br />

auch darauf achten, keine Pflanzen zu zertreten.<br />

9<strong>80</strong> Hm<br />

6 Std.<br />

9<strong>80</strong> Hm<br />

Talort: Oberstdorf (813 m)<br />

Anreise: Am <strong>besten</strong> mit dem Zug von München<br />

in zweieinhalb Stunden nach Oberstdorf<br />

(813 m). Direkt am Bahnhof gibt es einen<br />

Verleih für E-Mountainbikes mit denen sich<br />

die zehn Kilometer lange Anfahrt ins autofreie<br />

<strong>Die</strong>tersbachtal merklich vereinfacht. Über <strong>Die</strong>tersberg<br />

und Gerstruben geht es – erst geteert,<br />

dann auf Schotter – Richtung <strong>Die</strong>tersbachalpe<br />

zum Ausgangspunkt (ca. 12<strong>80</strong> Meter).<br />

Ausgangspunkt: Etwa ein Kilometer nach<br />

der Gerstrubner Alpe zweigt nach Querung<br />

eines Bachbetts ein unscheinbarer Pfad links<br />

ab (keine Beschilderung). Dort Raddepot<br />

<strong>Touren</strong>verlauf: Sofort steil bergauf durch<br />

teilweise mit Felsen durchsetzte Grashänge.<br />

den Weg von Zentralasien in die Alpen<br />

gefunden und es wie so viele Einwanderer<br />

nicht leicht in der neuen Umgebung. Es<br />

musste aber keineswegs mit Einbürgerungstests<br />

und Vorurteilen kämpfen. Ganz im<br />

Gegenteil: Es litt unter seiner wachsenden<br />

Beliebtheit. Schon früh als Heilmittel bekannt,<br />

nutzte es beispielsweise der Druide<br />

<strong>Die</strong> Gufel an der Höfats<br />

Eventuell Restschneefelder. Nach der Baumgrenze<br />

über Grashänge bis zur auf einer Rippe<br />

stehenden Gufel (ca. 2000 m). Von dort über<br />

steile Schrofen auf den felsigen Südsüdostgrat<br />

(Normalweg) und weiter bis zum Gipfelkreuz<br />

(2259 m). Zurück am <strong>besten</strong> auf dem Normalweg<br />

über Älpelesattel (1790 Meter) und<br />

<strong>Die</strong>tersbachalpe zum Raddepot<br />

Charakter: Keine Klettertour, jedoch sehr<br />

steiles Schrofengelände, an denen ein Sichern<br />

kaum möglich ist. Trockene Verhältnisse sind<br />

Voraussetzung. Teilweise schwierige Wegfi ndung.<br />

Oben kurze, unschwierige Kletterstellen (II)<br />

Karte: AV-Karte »Allgäuer Alpen West, Nr 2/1«,<br />

1:25 000<br />

Einkehr: Berggasthof Gerstruben,<br />

Tel. 083 22/95 92 90<br />

Tourismusverband: Tourismus Oberstdorf,<br />

Prinzregenten-Platz 1, 87561 Oberstdorf, Tel.<br />

083 22/70 00, www.oberstdorf.de<br />

Bergführer: OASE AlpinCenter, www.oasealpin.de,<br />

Tel. 0 83 22/8 00 09 <strong>80</strong><br />

Miraculix in »Asterix bei den Schweizern«,<br />

um den vergifteten Claudius Incorruptus<br />

zu retten. Zusammen mit Milch und Honig<br />

wurde das sogenannte Bauchwehbleaml<br />

auch in der Volksmedizin verwendet.<br />

Heute ist die pharmazeutische Wirkung anerkannt,<br />

nur ist nicht ganz klar, gegen was<br />

das Edelweiß eigentlich alles hilft. Schweizer<br />

Forscher stellten fest, dass es aufgrund<br />

der Antioxidantien nicht nur Anti-Aging-<br />

Wirkung besitzen soll, sondern zudem<br />

einen Beitrag zur Krebsprävention leisten<br />

kann. Vor einem Jahr war sogar das japanische<br />

Fernsehen an der Höfats zu Gast. Weizenegger,<br />

damals mit von der Partie, meint:<br />

»<strong>Die</strong> haben spitzgekriegt, dass in der Wurzel<br />

verschieden Wirkstoffe stecken, die gegen<br />

Arteriosklerose helfen.« Eine Allgäuer Zeitung<br />

titelte deshalb: »Edelweiß hilft Herzkranken.«<br />

Verewigt in der Zwei-Cent-Münze<br />

Und dann war da neben der Heil- auch noch<br />

die gewaltige Symbolkraft des leicht verfilzten<br />

Zentralasiaten. Bayerische Burschen bewiesen<br />

Wagemut und Tüchtigkeit, um ihrer<br />

Holden die sternförmige Blüte aus der Höhe<br />

zu pflücken. Als alpines Sinnbild findet sie<br />

sich unter anderem in der Schweizer Armee<br />

und im Branding von Schweiz Tourismus,<br />

auf der österreichischen Zwei-Cent-Münze<br />

und dem Fünffrankenstück, im Logo mehrerer<br />

Alpenvereine und dem Zeichen der<br />

Bergwacht. Nur auf der Höfats fand sich das<br />

Edelweiß irgendwann kaum mehr.<br />

»Nach dem ersten Weltkrieg ist das aus dem<br />

Ruder gelaufen. <strong>Die</strong> Höfats wurde richtig<br />

ausgeräubert«, sagt Weizenegger. Er ist heute<br />

Naturschutzbeauftragter der Bergwacht in<br />

der Region Allgäu und hat als solcher Anteil<br />

an einer Erfolgsgeschichte. Denn: »In den<br />

74 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Fotos: Oberstdorf Tourismus, Dominik Prantl (3)<br />

1920er-Jahren waren nur noch 20 Prozent<br />

des heutigen Edelweiß-Bestandes an der<br />

Höfats zu finden.« Es waren ja nicht nur die<br />

bis über beide Ohren verliebten Burschen,<br />

die mit dem Anti-Aging-Bauchwehbleaml<br />

das Herz der Angebeteten weniger heilen als<br />

gewinnen wollten. »Das ist ein richtiges Zusatzgeschäft<br />

für die Einheimischen gewesen,<br />

wenn sie es am Bahnhof verkauft haben«, berichtet<br />

Weizenegger. Edelweiß-Züchtungen,<br />

wie sie heute im Handel angeboten werden,<br />

gab es damals noch nicht.<br />

Schutzposten für das Edelweiß<br />

Und weil die Menschen immer weiter in die<br />

steilen Hänge der Höfats vordrangen, errichtete<br />

die Bergwacht Kempten im Jahre 1935<br />

einen Edelweiß-Schutzposten: die Gufel auf<br />

rund 2000 Metern. »Der Grundgedanke bei<br />

der Gründung der Bergwacht war ja der Naturschutz<br />

gewesen. Das mit dem Rettungsdienst<br />

kam erst später«, erklärt Weizenegger.<br />

Gerne zitiert er dann aus einer Zeitung, die<br />

schon in den zwanziger Jahren des vorigen<br />

Jahrhunderts die touristischen Auswüchse<br />

beklagte: »Wilde in unseren Bergen.«<br />

Was mit einem Zelt begann, wurde 1969 zu<br />

einem Biwak ausgebaut, das heute noch zu<br />

besichtigen ist. Weizengger, 61 Jahre alt,<br />

war damals pro Blütezeit zwischen Juli bis<br />

September je eine Woche auf dem Posten,<br />

zehn Jahre lang. Langweilig sei im nie geworden.<br />

»Das war besser als drei Wochen<br />

Urlaub.« Selten dürfte ein Urlaub aber eine<br />

derart nachhaltige Wirkung auf die Umwelt<br />

gehabt haben: Der Edelweißbestand erholte<br />

sich derart, dass heute wenige Schritte<br />

vom Gipfel entfernt ganze Stöcke wuchern.<br />

Und nicht nur das: Weil die Draufgänger<br />

die Höfats links liegen ließen, rutschten<br />

an dem Berg auch nicht mehr so viele Edelweißjäger<br />

in den Tod.<br />

Tragischerweise stürzte 2007 der Bergwachtler<br />

Ernst Wassermann an der Höfats<br />

tödlich ab – kurz bevor er in München für<br />

seine Verdienste um das Edelweiß geehrt<br />

hätte werden sollen. »Das war der Anlass,<br />

die Gufel aufzugeben«, sagt Weizenegger.<br />

Der Zweck aber sei erreicht: »Es ist jetzt in<br />

den Köpfen der Leute drin. Sie sind sensibilisiert.«<br />

Oder anders formuliert: <strong>Bergsteiger</strong><br />

sind diesbezüglich heute schlauer. ◀<br />

Wer es härter mag, kann<br />

gleich alle vier Gipfel der<br />

Höfats überschreiten.<br />

Das Tragesystem X Vent Zero sorgt für maximale<br />

Belüftung bei minimalem Kontakt mit dem Rücken. Skill 30<br />

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JUBILÄUMS-SPECIAL<br />

76 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Schwerer Gang: Wer in den<br />

1930er-Jahren größere Besteigungen<br />

machen wollte, brauchte ein<br />

ordentliches Kreuz.<br />

»Alle Ausrüstung ist Ergänzung des<br />

menschlichen Körpers. Während die<br />

Natur dem Tier alles Rüstzeug mitgab,<br />

dessen es bedarf, ist der Mensch darauf<br />

angewiesen, sich Stoffe und Kräfte<br />

der Erde durch besondere Zubereitung<br />

dienstbar zu machen. Begibt er sich in<br />

der Gebirge unsäglicher Höhen, wo Fels,<br />

Eis und Schnee herrschen, so muss er sich<br />

zweckentsprechend ausrüsten.«*<br />

*Quelle: Ausrüstungsratgeber für Wanderer, <strong>Bergsteiger</strong>, Schneeläufer<br />

und Faltbootfahrer, 1935 herausgegeben vom Verlag des<br />

Blodigschen Alpenkalenders, München<br />

Ausrüstung heute und vor <strong>80</strong> Jahren<br />

Cordlose Zone<br />

Wasserdicht, winddicht, atmungsaktiv – was der<br />

<strong>Bergsteiger</strong> von heute so trägt, ist High-Tech vom<br />

Feinsten. Wie komfortabel dadurch unsere Bergtouren<br />

geworden sind, zeigt ein Rückblick auf die<br />

1930er-Jahre. Von Bettina Willmes<br />

Foto: Archiv Heckmair-Auffermann<br />

Seven Summits, Second Seven<br />

Summits, Winterbesteigungen<br />

– der <strong>Bergsteiger</strong> von heute<br />

sucht nach immer neuen Herausforderungen.<br />

Dabei könnte<br />

man es eigentlich auch so machen wie<br />

der Schweizer Profibergsteiger Stephan<br />

Siegrist und Michal Pitelka, die 2002 die<br />

Eiger-Nordwand mit der Ausrüstung der<br />

Erstbesteiger durchstiegen – inklusive<br />

Hanfseile, Nagelschuhe und Baumwollrucksack.<br />

»Meine Ehrfurcht vor Heckmair<br />

und Harrer ist mit diesem Erlebnis noch-<br />

mal um ein Vielfaches gestiegen«, resümmierte<br />

Siegrist nach der Tour.<br />

Eine wahre Alternative ist die Ausrüstung<br />

von einst freilich nicht. Heute ist sie nicht<br />

nur leichter, wetterbeständiger und atmungsaktiver,<br />

sondern vor allem zuverlässiger<br />

und sicherer als damals. Seit 1952 ist das<br />

Todesfallrisiko im Bergsport laut einer Erhebung<br />

des Deutschen Alpenvereins auf ein<br />

Dreizehntel gesunken. Das ist zwar nicht<br />

nur, aber sicher auch auf die Ausrüstung<br />

zurückzuführen. Ehrfurcht vor den Alpin-<br />

Pionieren ist also wahrlich angebracht.<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 77


<strong>Die</strong> Basis jeder Tour<br />

Auch heute noch ist für viele <strong>Bergsteiger</strong> und Wanderer die Brotzeit einer der<br />

Höhepunkte der Tour. Entsprechend ausgerüstet erklimmen sie den Gipfel.<br />

Frische Fleischpfl anzerl oder ein Stück Kuchen sind da keine Seltenheit – zumindest<br />

an weniger hohen Zielen, bei denen das Gewicht des Rucksacks keine<br />

allzu große Rolle spielt. Alternativ können <strong>Bergsteiger</strong> auch auf leichte Spezialkost<br />

mit geringem Packmaß zurückgreifen, wie Energieriegel, gefriergetrocknete<br />

Früchte oder auch ganze Menüs. Alles in allem spielt die Essensplanung bei<br />

den <strong>Touren</strong> von heute keine ganz so große Rolle mehr wie einst. Wer möchte,<br />

kann seine Route so planen, dass er in Hütten speisen oder sich dort zumindest<br />

mit frischen Vorräten eindecken kann. 1930 war das noch völlig anders.<br />

»<strong>Die</strong> vom <strong>Bergsteiger</strong> mitzuführenden<br />

Nahrungsmittel<br />

müssen die zur Erhaltung<br />

und Steigerung der körperlichen<br />

und damit auch<br />

geistig-seelischen Leistungsfähigkeit<br />

erforderlichen<br />

Stoffe in möglichst hochwertiger<br />

Form enthalten.«*<br />

»Als allgemeine Mengengrundlage<br />

kann die Kriegs-<br />

Tagesration des deutschen<br />

Feldheeres angesehen<br />

werden: 750 g Brot, 375<br />

g frisches oder Konservenfleisch,<br />

125 g Reis, Gries,<br />

Graupen oder Gemüsekonserven,<br />

3 g Tee mit 20 g<br />

Zucker, 25 g Salz.«*<br />

Käsebrot, Apfel und<br />

Müsliriegel gehören<br />

zu den Klassikern der<br />

Bergbrotzeit.<br />

»An Stelle von schwarzem<br />

Tee, der den besonders<br />

bei Bergwanderungen<br />

ohnehin stark angeregten<br />

Nerven wenig zuträglich<br />

ist, verwendet man besser<br />

Pfefferminz-, Salbei- oder<br />

Brombeerblättertee.«*<br />

»Zucker, insbesondere nicht<br />

raffinierter Rohrzucker hat<br />

ähnlich wertvolle Eigenschaften<br />

wie Bienenhonig<br />

und sollte auf Wanderungen<br />

reichlich genossen<br />

werden.«*<br />

Aluminiumgeschirr gibt<br />

es bereits seit 1900.<br />

<strong>Die</strong> Flasche stammt aus<br />

Wehrmachtsbeständen.<br />

»Bei Frischobst als Zukost ist<br />

ist zu beachten, dass an Äpfeln,<br />

Birnen fast alles essbar<br />

ist, während die Schalen<br />

von Orangen, Bananen ein<br />

verhältnismäßig großes<br />

nicht ausnützbares Gewicht<br />

im Rucksack bedeuten. Im<br />

Verhältnis zum Gewicht ist<br />

der Nährwert von Frischobst<br />

sehr gering.«<br />

Meilensteine der Alpingeschichte ab Erscheinen des BERGSTEIGER 1930<br />

»Wasserfrei und damit<br />

leicht ist Zwieback, der<br />

allerdings verhältnismäßig<br />

wenig Nährwert besitzt,<br />

und besonderes Knäckebrot.<br />

<strong>Die</strong>ses ist leicht, sehr<br />

nahrhaft, unbegrenzt<br />

haltbar und gefriert nicht<br />

bei großer Kälte.«*<br />

Fotos: Uli Ertle (4), Hersteller, Archiv Heckmair-Auffermann, alexfi odorov – Fotolia.com<br />

1935: Grandes Jorasses-Nordwand.<br />

Erste Begehung durch<br />

Martin Meier und Rudolf Peters<br />

1930 1940 1950<br />

1953: Nanga Parbat,<br />

Erstbesteigung:<br />

Hermann Buhl<br />

1931: Matterhorn-<br />

Nordwand. Erste<br />

Begehung durch Franz<br />

und Toni Schmid<br />

78 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13<br />

1938: Eiger-Nordwand. Erste<br />

Begehung durch Anderl Heckmair,<br />

Ludwig Vörg, Fritz Kasparek<br />

und Heinrich Harrer<br />

1953: Mount Everest. Erstbesteigung<br />

durch Sir Edmund<br />

Hillary und Tenzing Norgay


Der richtige Rahmen<br />

Mit einem Cordanzug eine Bergtour zu unternehmen – aus heutiger Sicht<br />

ist das völlig undenkbar. Schwer, wenig atmungsaktiv, und vor allem – nicht<br />

wasserdicht. Selbst die noch lang genutzte Bundfaltenhose trifft man am Berg<br />

kaum mehr an. Stattdessen: Drei-Lagen-Jacken mit atmungsaktiver Membran<br />

und einer Wassersäule von 20 000 Millimeter und mehr.<br />

Dass ein Hut den Kopf schützt, war eigentlich auch 1930 längst bekannt.<br />

Selbst vor Christus trugen die Menschen bei kriegerischen Auseinandersetzungen<br />

schon Helme – damals noch gefertigt aus Bronze. Erst Anfang der 1950er-<br />

Jahre entwickelte Paul Hübel zusammen mit dem Sporthaus Schuster den<br />

ersten Steinschlaghelm für <strong>Bergsteiger</strong>. Bis dahin trug man ausschließlich den<br />

»Trenkerhut«.<br />

»Eine vollständige Wasserdichtigkeit<br />

bei Erhaltung<br />

der Durchlässigkeit für die<br />

Körpertranspiration ist bis<br />

heute noch nicht möglich.«*<br />

»Wenn der Grundsatz<br />

gelten soll, dass für die<br />

Ausrüstung des <strong>Bergsteiger</strong>s<br />

das Beste gerade gut genug<br />

ist, so muss das Bestreben,<br />

die einmal angeschaffte<br />

Ausrüstung möglichst lange<br />

gebrauchsfähig zu erhalten,<br />

als weiterer Grundsatz<br />

gelten.«*<br />

Obwohl elementar, kamen Kletterhelme<br />

erst in den 50er-Jahren auf.<br />

Längst gilt ein hoher<br />

Standard, dennoch werden<br />

Jacken und Hosen<br />

ständig noch besser.<br />

<strong>Die</strong> Bundfaltenhose aus<br />

Cord, die Jacke ebenfalls:<br />

lange Zeit die<br />

typische Bekleidung<br />

»Durchlässige Stellen an<br />

sogenannten Regenhäuten<br />

bestreicht man mit Leinölfirnis,<br />

denn die Tränkung<br />

dieser Stoffe besteht hauptsächlich<br />

aus solchem, und<br />

lässt den Firnis gut trocken<br />

werden.«*<br />

1955: Erstbegehung des Petit-Dru-<br />

Südwestpfeilers (»Bonatti-Pfeiler«)<br />

durch Walter Bonatti im Alleingang<br />

1959: Angebliche Erstbegehung des<br />

Cerro Torre über die Nordwand durch<br />

Cesare Maestri und Toni Egger<br />

1968: 1. Begehung des Mittelpfeiler<br />

am Heiligenkreuzgipfel durch<br />

Reinhold und Günther Messner<br />

1960 1970<br />

1975: Hidden Peak in Zweierseilschaft<br />

(Alpinstil) über die Nordwestwand<br />

(Reinhold Messner<br />

und Peter Habeler)<br />

1958: Große-Zinne-Nordwand,<br />

Direttissima. Erste Begehung<br />

durch <strong>Die</strong>trich Hasse, Lothar<br />

Brandler, Sigi Löw und Jörg Lehne<br />

1965: Matterhorn-Nordwand. Erstbegehung<br />

einer neuen Route durch<br />

Walter Bonatti, allein und im Winter<br />

1970: Cesare Maestri kehrt an den<br />

Cerro Torre zurück, mit Kompressor<br />

und rund 300 Bohrhaken. Auslöser<br />

kontroverser Diskussionen<br />

1977: Fleischbank-Ostwand,<br />

Pumprisse (VII). Erstbegehung<br />

durch Reinhard Karl, Helmut Kiene<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 79


Für mehr Durchblick<br />

Wer kennt es nicht: Bei Schnee oder Nebel ohne Skibrille den Berg auf Ski<br />

runterzurauschen, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Gleiches gilt für<br />

Brillen, die ständig beschlagen. Mit den Brillen von heute passiert einem das<br />

kaum mehr. Das aber war längst nicht immer so. Das abgebildete Modell aus<br />

dem Jahr 1930 hatte immerhin schon eine Art Doppelgestell mit dazwischen<br />

liegenden Filzstegen, die vermutlich der Belüftung dienten. Für mehr Durchblick<br />

sorgt das orange-farbige Zelluloidglas (austauschbar!). Das Gestell ist aus<br />

Stoff (absolut bruchsicher!).<br />

Immerhin nahm das Modell<br />

von einst (faltbar) weniger<br />

Platz im Rucksack weg.<br />

»<strong>Die</strong> Sonnenschutzbrille<br />

muss einerseits einen guten<br />

Schutz gegen die übergroße<br />

Helligkeit der sichtbaren<br />

Strahlen und andererseits<br />

gegen die schädliche<br />

Wirkung der unsichtbaren<br />

Strahlen bieten, ohne durch<br />

ihre Färbung bzw. Verdunkelung<br />

die Sicht übermäßig<br />

zu behindern.«*<br />

»Täglich werden Neuerungen<br />

auf dem Markt geboren.<br />

Man hege allem Neuen<br />

gegenüber ein gesundes<br />

Misstrauen, insbesondere<br />

dann, wenn ein Gegenstand<br />

den Zweck mehrerer verschiedener<br />

Ausrüstungsstücke<br />

in sich vereinigen will.«*<br />

»Gegen Beschlagen und Gefrieren<br />

der Gläser hilft eine<br />

leichte Einreibung derselben<br />

mit Seife.«*<br />

Adidas Goggle mit Extras<br />

wie Anti-Fog-Beschichtung<br />

und Ventilationssystem<br />

Lebensquelle Licht<br />

Gummiband über den Kopf, ein Klick und es ist hell – so funktioniert es heute.<br />

Zwischen 1910 und 1940 hingegen benutzte man faltbare Kerzenlaternen.<br />

Gerade in brenzligen Situationen war es allerdings sicher kein einfaches Unterfangen,<br />

mal eben die Streichhölzer aus dem Rucksack zu kramen, und die<br />

Kerze zu entzünden, die dann hoffentlich eine Weile brannte. Das abgebildete<br />

Modell verfügt über ein Aluminiumblechgehäuse und Glimmerscheiben. Hinten<br />

befi nden sich Gürtelhaken und oben Trage- bzw. Aufhängebügel.<br />

Alles anders: Lampen von heute<br />

regulieren sogar die Stärke des<br />

Lichtpegels selbst.<br />

Fotos: Uli Ertle (3), Hersteller, Archiv Heckmair-Auffermann, alexfi odorov – Fotolia.com<br />

1978: Mount Everest. Erste Besteigung<br />

ohne künstlichen Sauerstoff durch<br />

Reinhold Messner und Peter Habeler<br />

1986: Reinhold Messner hat<br />

als erster alle 14 Achttausender<br />

bestiegen<br />

1991: 7. Kirchlispitze-Südwand<br />

»Unendliche Geschichte«, (X+/8b+)<br />

Erstbegehung durch Beat Kammerlander<br />

19<strong>80</strong> 1990 2000<br />

<strong>80</strong> <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13<br />

1981: Marmolada-Südwand<br />

»Der Weg durch den Fisch«,<br />

Erstbegehung: Igor Koller,<br />

Jindrich Sustr<br />

1987: Christophe Profi t<br />

bezwingt alle drei großen Alpennordwände<br />

(Matterhorn,<br />

Grandes Jorasses und Eiger)<br />

solo und an einem Tag<br />

1993: The Nose am<br />

El Capitan. Erste<br />

freie Begehung durch<br />

Lynn Hill<br />

2001: Westliche Zinne, »Bellavista«:<br />

Alexander Huber klettert die erste<br />

heute noch anerkannte alpine Route<br />

im XI. Grad in den Alpen rotpunkt


www.leki.de<br />

Lang, sperrig und schwer war der Ski von einst. <strong>Die</strong> wahren<br />

<strong>Bergsteiger</strong> hat das nicht abgeschreckt.<br />

Finale auf zwei Brettern<br />

Wer sich damals Skifahrer nannte, musste die Bretter unter seinen Füßen<br />

noch wirklich beherrschen können. Keine Taillierung, keine selbstauslösende<br />

Bindung, keine Stahlkanten. Der abgebildete Holzski stammt aus dem<br />

Jahr 1928, er hat einen gewölbten Spann mit Zehenriemenbindung ohne<br />

Stemmloch mit Fersenstrammer. Erst fünf Jahre später entwickelte Attenhofer<br />

die erste komplette Fersenbindung. ◀<br />

Um die 2,30 Meter hat ein<br />

ordentlicher Holzski in den<br />

1930er-Jahren gemessen.<br />

»<strong>Die</strong> Auf bewahrung der Ski<br />

über den Sommer erfolgt<br />

senkrecht auf den Enden<br />

stehend. Zu beachten ist,<br />

dass die Endklammer der<br />

Einspannvorrichtung ganz<br />

am Ende sitzt, der Spannkloß<br />

unter der Bindung und<br />

die vordere Klammer da,<br />

wo sich die Spitzen vor der<br />

Auf biegung berühren.«*<br />

Scoop-Rocker, Microseitenwange<br />

– der Ski von heute<br />

verspricht High-Tech.<br />

2002: Große-Zinne-<br />

Nordwand, Direttissima,<br />

Free-Solo-Begehung<br />

durch Alexander Huber<br />

2008: Erste vollständige<br />

Überschreitung des Torre-<br />

Massivs in Patagonien<br />

durch Rolando Garibotti<br />

und Colin Haley<br />

2007: Marmolada-Südwand, erste<br />

Free-Solo-Begehung »Weg durch<br />

den Fisch« durch Hansjörg Auer<br />

2010<br />

2012: Cerro Torre.<br />

Erste freie Begehung<br />

der Kompressor-<br />

Route durch<br />

David Lama<br />

Photo © Helmut Baumgartner<br />

Kompakter Faltstock,<br />

vielfältiger Einsatz:<br />

speziell zum Trekking,<br />

Klettersteig-Zustieg,<br />

Trailrunning und auf Reisen.


JUBILÄUMS-SPECIAL<br />

Spitzenkletterer und<br />

Bergführer waren<br />

die Bergvagabunden<br />

und Abenteurer der<br />

1930er-Jahre.<br />

Bergführer und die alpine Schule<br />

Wie Siegfried,<br />

der Drachentöter<br />

Es waren die Bergvagabunden, die die 1930er-<br />

Jahre prägten: mutige Männer, die mit dem<br />

Berg kämpften und heroische Taten vollbringen<br />

wollten. Wer damals die Bergführerausbildung<br />

machte, war zumeist schon ein »fertiger« <strong>Bergsteiger</strong>.<br />

Wenn er denn überlebt hatte.<br />

Von Uli Auffermann<br />

»Unter keinen Umständen darf der<br />

Vorauskletternde sich der bewussten<br />

Möglichkeit eines Sturzes aussetzen.<br />

Wenn er eine Stelle nicht mit hundertprozentiger<br />

Sicherheit überwinden<br />

kann, kehre er um. (...) Es gibt Kletterer,<br />

die nicht den Mut haben, im richtigen<br />

Augenblick umzukehren, und die dadurch<br />

nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch<br />

das ihrer Kameraden aufs Spiel setzen.«<br />

Klare Ansage. Der Urheber dieser mahnenden<br />

Zeilen ist der Regisseur, Schauspieler<br />

und Autor Luis Trenker. Wegen seiner Popularität<br />

galt er vielen als Synonym für das,<br />

was sich der Laie einst unter einem »echten<br />

<strong>Bergsteiger</strong>« vorstellte.<br />

»Nie loslassen war die wichtigste Devise«<br />

1931 hatte der vielseitige Südtiroler diese<br />

Sätze zu Papier gebracht. Seine Haltung galt<br />

noch Jahrzehnte als eine Art kategorischer<br />

Imperativ – mindestens so lange, bis Seile,<br />

Sicherungsmittel und Bohrhaken anderes<br />

ermöglichten. Denn heute ist der bewusst<br />

in Kauf genommene Sturz Teil einer neuen<br />

Einstellung zum Klettersport. Mehr noch:<br />

Alles das, was damals ein unverrückbares<br />

Tabu war, nämlich seine absolute Grenze<br />

ausloten zu wollen, ja diese gar wissentlich<br />

zu überschreiten, gilt in jetziger Zeit<br />

vielen als Muss. Sportkletterlegende Wolfgang<br />

Güllich († 1992) sprach dies bereits<br />

1987 mit deutlichen Worten an: »Der Sturz<br />

wird ganz bewusst in Kauf genommen bei<br />

schwierigen Routen. Da klettert man bis an<br />

die totale Grenze. Wer Angst vorm Stürzen<br />

hat, wird nie in die obersten Schwierigkeitsgrade<br />

vordringen können!«<br />

82 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13


»Das Bild des Bergführers<br />

ändert sich immer mehr.<br />

Er ist inzwischen eher ein<br />

Freizeitmanager geworden.<br />

<strong>Die</strong> Leute sagen, was<br />

sie gerne erleben möchten,<br />

und der Bergführer<br />

organisiert das dann.«<br />

Fotos: Archiv Heckmair-Auffermann<br />

Welch ein Paradigmenwechsel. Wertmaßstäbe,<br />

die sich damals nur wegen des<br />

mangelhaften Materials und der nicht ausgereiften<br />

Sicherungsmethoden ergaben?<br />

Bestimmt ein Kriterium. Der renommierte<br />

Sicherheitsexperte in Sachen Alpinismus,<br />

Pit Schubert, lernte in den 1950er-Jahren<br />

das Klettern im Grunde noch mit dem Material<br />

und den Methoden wie in den 1930ern.<br />

»Damals glaubten wir noch, wir könnten<br />

einen Sturz mit einem Stand im Fels halten.<br />

Einziger Tipp zu jener Zeit war das Verstemmen<br />

im Fels. Zur Sicherung hatten wir<br />

lediglich die Schultersicherung. Wir haben<br />

es nicht besser gewusst. Nie loslassen war<br />

die wichtigste Devise, und das kann ich bis<br />

heute nicht!«, erinnert er sich.<br />

Auf der Flucht vor der Krise<br />

Trotz Trenkers erhobenem Zeigefinger gingen<br />

die extremen Kletterer aber auch schon<br />

Anfang der 1930er-Jahre sehr wohl an ihre<br />

Grenzen. Im Fels, im Eis, kombiniert. Wie<br />

heute, doch mit anderer Motivation. Es war<br />

die Zeit des heroischen Alpinismus, die Zeit<br />

Der Bergführer und<br />

sein Gast: Hans<br />

Steger (rechtes Bild,<br />

ganz links) war in<br />

den 1930er-Jahren<br />

ein weithin bekannter<br />

Führer mit teils<br />

exklusiven Stammkunden<br />

wie dem<br />

König von Belgien.<br />

des VI. Grads. Ausgezeichnete <strong>Bergsteiger</strong><br />

machten sich damals auf, als Bergvagabunden<br />

die noch undurchstiegenen großen<br />

Wände der Alpen erstzubegehen. Mit<br />

einfachsten Mitteln, teils bettelarm, auf<br />

der Flucht vor der schweren Wirtschaftsdepression,<br />

die Ende der 1920er-Jahre mit<br />

aller Härte auch über Deutschland hereinbrach.<br />

<strong>Die</strong> durchweg eher bescheidenen,<br />

bodenständigen Typen schafften sich in<br />

den Bergen ihre Enklave, in der sie sich beweisen<br />

konnten. Dort zählten Status und<br />

Herkunft weniger als Mut, robuste Physis<br />

und Draufgängertum. Man wollte als Hüttenwirt<br />

oder Bergführer leben oder sich<br />

mindestens durch neue, schwierigste <strong>Touren</strong><br />

profilieren. Wer auszog, um mit dem<br />

Berg zu kämpfen, durfte sich mit Recht so<br />

fühlen wie einst Jung Siegfried, der den Drachen<br />

tötete.<br />

Doch diese Mir-kann-nix-passieren-Mentalität<br />

hatte eine dunkle Seite. Viele Verletzte<br />

und Tote, Steinschlag und Erfrierungen –<br />

in den angesagten Routen wie etwa im Wilden<br />

Kaiser starben in den 1930er-Jahren<br />

INFO<br />

Himalaya-Peter<br />

und Königsführer<br />

<strong>Die</strong> großen Bergführer der 1930er-Jahre<br />

• Peter Aschenbrenner (1902–1998) –<br />

Hüttenwirt auf dem Stripsenjoch-Haus im<br />

Wilden Kaiser, Erstbegeher der Fleischbank-Ostwand<br />

»Asche/Lucke« und Nanga<br />

Parbat-Experte (»Himalaya-Peter«)<br />

• Sepp Brunhuber (1904–1988) –<br />

seine Wintererstbegehungen im VI. Grad<br />

machten ihn berühmt (z. B. Große Zinne-<br />

Nordwand).<br />

• Otto Eidenschink (1911–2004) – mehr als<br />

40 Jahre war er unfallfrei in den Ost- und<br />

Westalpen tätig; 1954 erschien sein Buch<br />

»Richtiges Bergsteigen«.<br />

• Anderl Heckmair (1906-2005), 1938<br />

Erstbegeher der Eiger-Nordwand – auf<br />

seine Initiative wurde 1969 der vom<br />

DAV unabhängige Berufsverband der<br />

Deutschen Berg- und Skiführer gegründet<br />

(VDBS).<br />

• Fritz Kasparek (1910–1954) – der Wiener<br />

Bergvagabund gehörte zu den Erstbegehern<br />

der Eiger-Nordwand.<br />

• Franz Schmid (1905–1992), mit Bruder<br />

Toni 1931 Erstbegeher der Matterhorn-<br />

Nordwand<br />

• Emil Solleder (1899–1931) – er war der<br />

erste <strong>Bergsteiger</strong>, der eine Führe im VI.<br />

Grad eröffnete: 1. Begehung der Civetta-<br />

Nordwestwand (1925)<br />

• Hans Steger (1907–1989) – lange Jahre<br />

führte er den König von Belgien.<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 83


<strong>Die</strong>se Technik war<br />

damals der Standard:<br />

Anseilen mit<br />

Hanfseil um Bauch<br />

oder Brust<br />

Abseilen im Karabinersitz<br />

(oben):<br />

<strong>Die</strong>ser wurde 1936<br />

Toni Kurz in der<br />

Eiger-Nordwand<br />

zum Verhängnis.<br />

Heute üblich: sichere<br />

Standplätze, High-<br />

Tech-Seile, Gurte etc.<br />

hoffnungsvolle Talente und alte Hasen.<br />

Führerloses Bergsteigen war modern, und<br />

so hatten die Bergführer nur ein spärliches<br />

Auskommen in jenen Sommern. Makaber,<br />

dass man sich beispielsweise auch bei den<br />

Totenbergungen ein wenig dazuverdienen<br />

konnte, wie es unter anderem Anderl Heckmair<br />

berichtete. Dennoch wollten sie ihre<br />

große Leidenschaft zum Lebensmittelpunkt<br />

machen. So mussten diese jungen Bergführer<br />

flexibel sein, waren viel unterwegs,<br />

nahmen an, was ihrem Wissen und Können<br />

entsprach. Sie arbeiteten als Berater<br />

zum Beispiel bei diversen Filmprojekten,<br />

wurden Hüttenwirt, führten Prominenz<br />

und Gutbetuchte, ja Monarchen zu ihren<br />

Wunschzielen wie den König von Belgien,<br />

trugen Lasten auf die Hütten, schleppten<br />

für eine Brotzeit den Rucksack eines Touristen,<br />

organisierten Rettungen verunglückter<br />

Kletterer.<br />

Weg vom behäbigen Berglerschritt<br />

Auch »wilde« Bergführer (ohne Lizenz),<br />

wie Leo Rittler, verdienten sich auf diesem<br />

Wege etwas hinzu. Darüber gab es keinen<br />

Streit. Vielmehr verband alle die Begeisterung<br />

für die Berge. Sie waren allesamt<br />

durchtrainierte, coole Jungs, echte Abenteurer,<br />

denen es wichtiger war, eine Erst-<br />

begehung zu machen, als mit ihrer Kletterkunst<br />

Geld einzunehmen. Und sie waren es<br />

auch, die Bewegung in alte, starre Dogmen<br />

brachten, welche bis dahin den Alpinismus<br />

und speziell das Bergführerwesen in Bezug<br />

auf Ausrüstung und Sicherheit, aber auch<br />

auf Ver- und Gebote fest im Griff hatten.<br />

Man tüftelte, entwickelte, brachte all seine<br />

Erfahrung mit ein. In die Lehrmeinung,<br />

die Ausbildung, das Rettungswesen. <strong>Die</strong><br />

jungen Männer wollten statt des behäbigen<br />

Berglerschrittes schnell steigen, um<br />

Biwaks zu vermeiden, nutzten zwei Seile,<br />

weil diese Quergänge längere Abseilstrecken<br />

und insgesamt mehr Reserve vor dem<br />

Foto: Archiv Heckmair-Auffermann (4), Edelrid/Christian Pfl anzelt<br />

84 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13


Franz Fischer (li.) bei einer Rettungsübung. Den Verletzten (re.) simuliert Anderl Heckmair.<br />

»<strong>Die</strong> durchweg eher<br />

bescheidenen, bodenständigen<br />

Typen schafften<br />

sich in den Bergen<br />

ihre Enklave, in der sie<br />

sich beweisen konnten.<br />

Dort zählten Status und<br />

Herkunft weniger als<br />

Mut, robuste Physis und<br />

Draufgängertum.«<br />

INFO<br />

Der Weg zum Beruf<br />

<strong>Die</strong> Bergführerausbildung im Wandel der Zeit<br />

Wer in den 1930ern Bergführer<br />

werden wollte, musste…<br />

• unbescholten sein<br />

• einen guten Leumund haben<br />

(keinen Hang zum Alkohol!)<br />

• größte Zuverlässigkeit bieten<br />

• körperlich rüstig sein (mit<br />

ärztlichem Nachweis)<br />

• einen aufgeweckten Verstand<br />

haben<br />

• sehr gute Kenntnisse über<br />

die Heimatberge besitzen<br />

inklusive Sagen, Volkslieder<br />

und spezielle Gebräuche<br />

• über vollkommene Skifertigkeit<br />

verfügen<br />

• ein fähiger <strong>Bergsteiger</strong> sein<br />

• ein guter und fröhlicher Kamerad<br />

und würdiger Vertreter<br />

seines Landes und Volkes<br />

(aus dem »Lehrbuch für Bergführer«,<br />

1930)<br />

Erste Hilfe und Bergrettung,<br />

ein wichtiges Thema bei den<br />

Bergführerkursen – Wiggerl<br />

Gramminger referiert.<br />

Heute ist die Ausbildung<br />

wesentlich breiter geworden:<br />

»Neben den traditionellen Aufgaben<br />

gibt es weitere Standbeine<br />

wie etwa eine Weiterqualifi<br />

zierung zum Industriekletterer<br />

oder die Zusatzqualifi kation<br />

Canyoning. Das Freeriden<br />

verlangt neue Schulungsinhalte,<br />

und auch bei der Skitechnik<br />

muss der heutige Bergführer<br />

mithalten können. Das Setzen<br />

von Bohrhaken, die Einrichtung<br />

von Routen wird mittlerweile<br />

gelehrt, auch um bei Anfrage<br />

Klettersteige anzulegen. Ja,<br />

das Klettersteiggehen ist für<br />

Bergführer zum großen Thema<br />

geworden.«<br />

Chris Semmel, Geschäftsstellenleiter<br />

des Verbandes<br />

Deutscher Berg- und Skiführer<br />

e.V. (VDBS)<br />

In den 1930er-Jahren des<br />

Bergführerwesens…<br />

• lagen Ausbildung und<br />

Aufsicht über das Führerwesen<br />

beim Deutschen und<br />

Österreichischen Alpenverein<br />

(DÖAV)<br />

• musste der angehende<br />

Bergführer zwei Jahre als<br />

Träger tätig gewesen sein,<br />

den Führerkurs besucht und<br />

die abschließende Prüfung<br />

bestanden haben<br />

• waren Lehrinhalte unter anderem<br />

allgemeine Erd- und<br />

Alpenkunde, Erste Hilfe und<br />

Technik des Bergsteigens,<br />

dabei teilweise so allgemein<br />

gehalten, dass auch erklärt<br />

wurde, was Wände und<br />

Gesimse sind<br />

• fanden die Führerkurse jeden<br />

Sommer in Innsbruck oder<br />

Salzburg statt, veranstaltet<br />

von der Sektion Innsbruck im<br />

Auftrag des DÖAV, mit je 20<br />

bis 40 Teilnehmern pro Kurs,<br />

einer Ausbildungsdauer von<br />

mindestens 15 Tagen und<br />

anschließender Prüfung<br />

• konnte nach der Prüfung für<br />

den Bergführer durch den<br />

DÖAV ein Autorisierungsgesuch<br />

bei der Gemeinde<br />

eingereicht werden,<br />

vorausgesetzt der DÖAV<br />

war einverstanden und ein<br />

Bedarf wurde festgestellt<br />

Riss ermöglichten, besorgten sich moderne<br />

Zwölfzacker-Steigeisen, um die großen<br />

kombinierten Wände zu durchsteigen.<br />

Heckmair, Fischer, Steger, Solleder, Aschenbrenner<br />

oder Eidenschink sind nur einige<br />

der Namen, die sich in jenen Jahren um den<br />

Bergführerberuf verdient gemacht haben.<br />

Sternstunden des Alpinismus<br />

Es existierte noch kein einheitliches Lehrwesen,<br />

keine strukturierte Ausbildung.<br />

Allerdings bereits ein klares Berufsbild mit<br />

starker Ethik. Strenge Regeln und Gebote,<br />

die bis heute gültig sind. Gab es auch schon<br />

Lehrschriften wie das »Lehrbuch für Bergführer«<br />

oder Leitfäden für alle <strong>Bergsteiger</strong><br />

wie die hochgelobte Seilkunde der Sektion<br />

Bayerland, kamen dennoch die meisten im<br />

Grunde schon als komplette <strong>Bergsteiger</strong> in<br />

die Ausbildung. Sie hatten Erfahrung, hatten<br />

Routen eröffnet, die zu den Sternstunden<br />

des Alpinismus gehören. Es war mehr<br />

Austausch denn Belehrung. Alles war im<br />

Fluss, ein sich gegenseitiges Befruchten<br />

durch Wissen und Information. Das blieb<br />

auch noch Jahre später so, wie sich Walter<br />

Almberger (<strong>80</strong>), der große Gesäuse-Pionier<br />

und Wintererstbegeher der Eiger-Nordwand,<br />

erinnert: »Ich ging damals als fertiger<br />

<strong>Bergsteiger</strong> zu den Kursen. Dort habe<br />

ich eher noch einen gewissen letzten Schliff<br />

erhalten. Dabei stellten sich die Ausbilder<br />

jeder ihr Unterrichtsmaterial selbst zusammen.<br />

Das wurde für wenig Geld gedruckt<br />

und weitergegeben. Alles, was wir uns als<br />

Kletterer zuvor an Kenntnissen erworben<br />

haben, ist dann mit eingeflossen. So hatten<br />

wir eine Rückzugsmethode entwickelt,<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 85


Der Outlaw: Leo<br />

Rittler schlug sich<br />

als »wilder« Bergführer<br />

ohne Lizenz<br />

durch und führte<br />

schwerste <strong>Touren</strong><br />

für eine warme<br />

Mahlzeit.<br />

»Gab es auch schon<br />

Lehrschriften wie das<br />

Lehrbuch für Bergführer<br />

oder Leitfäden für<br />

alle <strong>Bergsteiger</strong> wie die<br />

hochgelobte Seilkunde<br />

der Sektion Bayerland,<br />

kamen dennoch die meisten<br />

im Grunde schon als<br />

komplette <strong>Bergsteiger</strong> in<br />

die Ausbildung.«<br />

Walter Almberger, Erstbegeher der Eiger-<br />

Nordwand im Winter, war als Tüftler bekannt.<br />

um auch bei einer weit überhängenden<br />

Wand hinunterzukommen, und dies wurde<br />

in den Lehrplan aufgenommen.«<br />

Für die Deutschen war Peter Geyer (ehem.<br />

Präsident der Internationalen Vereinigung<br />

des Bergführerverbandes IVBV und seit<br />

1985 Ausbildungsleiter für die Bergführerausbildung)<br />

wohl der Erste, der sich in den<br />

1970er-Jahren Gedanken um einheitliche<br />

Lehrpläne für seine Bergführer gemacht<br />

hat: »Man fand im Grunde keine spezielle<br />

Ausbildungsliteratur für den Führerberuf,<br />

nur für <strong>Bergsteiger</strong> allgemein. Es konnte<br />

doch nicht angehen, dass man mit dem<br />

normalen Lehrbuch auch die Bergführer<br />

ausbilden wollte!«<br />

Der Bergführer als Freizeitmanager<br />

Flexibel und vielseitig müssen die jungen<br />

Bergführer heute fast noch mehr als damals<br />

sein, um von ihrem Beruf finanziell angemessen<br />

profitieren zu können. Chris Semmel,<br />

Geschäftsstellenleiter des VDBS, weiß:<br />

»Das Bild des Bergführers ändert sich immer<br />

mehr. Er ist inzwischen eher ein Freizeitmanager<br />

geworden. Führungen ›von der<br />

Stange‹ reichen nicht mehr aus. <strong>Die</strong> Leute<br />

sagen, was sie gerne erleben möchten, und<br />

der Bergführer organisiert das dann. Und<br />

spielt das Wetter zum Beispiel nicht mit,<br />

wollen die Gäste eben dorthin, wo die Sonne<br />

scheint – ob Dolomiten oder Chamonix<br />

ist oft zweitrangig.«<br />

Eines ist im Vergleich zu den Berufskollegen<br />

aus den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg<br />

gleich geblieben: Es gibt Stammgäste,<br />

die sich Saison für Saison »ihrem« Bergführer<br />

anvertrauen. Da stimmt die Chemie, da<br />

gewinnen beide voneinander. Hohe soziale<br />

Kompetenz würde man es wohl neudeutsch<br />

nennen. Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen<br />

sind die Zutaten für die<br />

Erfolgsrezeptur. Früher eher intuitiv, fließt<br />

deren Bedeutung heute ins Lehrwesen ein,<br />

erläutert Chris Semmel: »Der Mensch wird<br />

inzwischen immer mehr thematisiert, ob<br />

psychologische Faktoren und Unfallanalyse<br />

oder Gruppenanalyse und Gruppendynamik<br />

– gerade bei jungen Leuten stößt man<br />

da auf offene Ohren.«<br />

Foto: Archiv Heckmair-Auffermann<br />

86 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13


Franz Fischer, Bergführer und Spitzenkletterer der 1930er-Jahre. Rechts: Zuverdienst als Berater, Komparse und Helfer bei Bergfilmen<br />

Der Berufsbergführer von heute ist gewiss<br />

nicht mehr mit denen der Pioniertage vergleichbar.<br />

Das Berufsbild hat sich geändert,<br />

die Aufgabenfelder sind ausgedehnter, die<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen modern und zeitgemäß.<br />

Doch nach wie vor führen sie gerne Menschen<br />

auf die Gipfel, geben ihnen Sicherheit<br />

und Schutz bei ihren Hochtouren und<br />

Klettereien und retten Verunfallte aus Notsituationen.<br />

Vor allem aber schreiben die Bergführer<br />

auch das alpine Geschichtsbuch weiter,<br />

machen spektakuläre Erstbegehungen,<br />

erschließen Klettergebiete in den abgelegensten<br />

Winkeln dieser Erde. Denn alle<br />

verbindet über nunmehr <strong>80</strong> Jahre, in denen<br />

der BERGSTEIGER ihre Geschicke kritisch<br />

begleitet, die große Leidenschaft für<br />

den Berg, die Sehnsucht nach Glück und<br />

Befriedigung in der Herausforderung, die<br />

wir Alpinismus nennen.<br />

◀<br />

„DIE KLETTEREI<br />

FRUSTRIERT, TUT<br />

WEH UND NERVT<br />

GEWALTIG.“<br />

„DOCH TROTZDEM<br />

LIEBE ICH SIE.“<br />

HANWAG ProTeam: Ursula Wolfgruber<br />

<strong>Bergsteiger</strong>in<br />

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JUBILÄUMS-SPECIAL<br />

SERIE: Hüttenzauber<br />

TEIL 10: Glungezerhütte<br />

HÜTTENZAUBER<br />

Fest im Sattel<br />

Ähnlich alt wie der BERGSTEIGER ist die Glungezerhütte<br />

in den Tuxer Alpen. Einst Trainingsziel für<br />

Hermann Buhl, statten heute vor allem Weitwanderer<br />

auf dem Weg nach Venedig der Hütte einen<br />

Besuch ab. Von Michael Pröttel (Text und Bilder)<br />

Mit dem Gipfel der<br />

Sonnenspitze in<br />

greifbarer Nähe, ist<br />

die Glungezerhütte<br />

auch für eine Tagestour<br />

ein lohnenswertes<br />

Ziel.<br />

88 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13


Alpenrosen, Felsblöcke und Zirben begleiten den Hüttenzustieg vom Patscherkofel.<br />

Für Hermann Buhl war die Glungezerhütte<br />

eine Art Trainingsziel.<br />

Regelmäßig begleitete er –jede<br />

Hand mit einem Bierträger bepackt<br />

– im Winter die Mulis,<br />

die in den ersten Jahren die »höchste OeAV-<br />

Gipfelhütte« mit Vorräten versorgten. Ohne<br />

Handschuhe versteht sich, schließlich ging<br />

es Buhl darum, sich auf seine großen Expeditionen<br />

in kalten Gefilden vorzubereiten.<br />

Noch heute fallen die in mühevoller Arbeit<br />

aufeinander gelegten Felsplatten für Mulis<br />

auf, wenn man vom Patscherkofel zur 2610<br />

Meter hoch gelegenen Hütte läuft. Grautiere<br />

hingegen braucht es längst nicht mehr –<br />

seit 1968 existiert eine Materialseilbahn.<br />

Vom Starthäusl zum Kultobjekt<br />

Hüttenwirt Gerald Aichner könnte zahlreiche<br />

Hüttenabende mit Anekdoten wie diesen<br />

zur <strong>80</strong>-jährigen Geschichte der Hütte füllen.<br />

Anlässlich der ersten FIS-Ski-WM im Jahr<br />

1932 als schlichtes Starthaus errichtet, fand<br />

die Glungezerhütte so großen Anklang, dass<br />

man ein Jahr später mit dem Bau eines richtigen<br />

Steinhauses begann. Ort und Bauform<br />

haben sich seither immer wieder bewährt:<br />

Wie eine Katze duckt sich der eingeschossige<br />

Bau in den zwischen Glungezer und Sonnenspitze<br />

gelegenen Sattel und trotzt dort seit<br />

Jahrzehnten Föhnstürmen, die mit mehr als<br />

200 Stundenkilometern über das rote Blechdach<br />

hinweg brausen.<br />

Da die kleine Unterkunft mit ihren zehn<br />

Schlaflagern schnell aus allen Nähten platzte,<br />

wurde die Hütte nach Plänen des Innsbrucker<br />

Architekten Theodor Prachensky 1935<br />

erweitert.<br />

Dessen im Stil der klassischen Moderne konzipierter<br />

Innenraum mit viel Stein und Holz<br />

sucht auf den Berghütten der Alpen wohl<br />

vergeblich seinesgleichen. Somit war es für<br />

die Sektion Ehrensache, dass die »Prachensky-Stube«<br />

bei der Renovierung im Jahr 2011<br />

trotz enormen Aufwands in ihrem Stil erhalten<br />

blieb. Schließlich hatte man schon ganz<br />

andere Aufgaben gestemmt.<br />

Als in den neunziger Jahren der »Hüttengletscher«<br />

wegschmolz und auch die Behörden<br />

kein Auge in Sachen zeitgemäßer Wasserversorgung<br />

mehr zudrücken wollten, stand<br />

sogar ein Verkauf des Baus im Raum. Aichners<br />

Hartnäckigkeit und Organisationstalent<br />

ist es zu verdanken, dass die Sektion an ihrer<br />

Hütte schließlich doch festhielt und eine 600<br />

Meter tiefer gelegene Quelle anzapfte. Ein<br />

knapp drei Kilometer langes Rohr gewährleistet<br />

heute, dass auf Gipfelniveau erstklassiges<br />

Wasser aus dem Hahn fließt und der<br />

Pächter sogar baden kann.<br />

KOMPAKT<br />

Hütteneinmaleins<br />

Lage: Hoch über dem Inntal auf 2610<br />

M. ü. NN, direkt am Sattel zwischen dem<br />

Glungezer und der Sonnenspitze<br />

Zugänge: Von Tulfes 3½ Std., von der<br />

Patscherkofelbahn-Bergstation 3 Std.<br />

Kapazität: 10 Zimmerlager, 40 Matratzenlager,<br />

4 Notlager.<br />

Öffnungszeiten: Mitte Dezember bis Mitte<br />

April und Anfang Juni bis Anfang Oktober<br />

Adresse: Glungezer 1, A-6075 Tulfes.<br />

E-Mail: glungezerhuette@glungezer.at<br />

Internet: www.glungezer.at<br />

Telefon: 00 43/5 22 37 <strong>80</strong> 18<br />

Stromversorgung: Über die benachbarte<br />

Bundesheer-Funkverkehrs-Station<br />

Abwasserentsorgung: Wasser-Versorgung<br />

und Abwasser-Anlage durch eine<br />

knapp 3 km lange Rohrleitung<br />

10 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 89


<strong>Die</strong> »Glungezer &<br />

Geier-Route« führt<br />

über die »Seven<br />

Tuxer Summits« und<br />

hat 2013 das Tiroler<br />

Bergwegegütesiegel<br />

erhalten.<br />

TOUREN<br />

Etappenziel Glungezerhütte<br />

Wegen der hohen Lage stellt die Glungezerhütte eine tolle Bergtour und<br />

einen großartigen Startpunkt für den folgenden Tag dar.<br />

1 Hüttenzustieg von der<br />

Patscherkofelbahn<br />

▶ mittel<br />

700 Hm<br />

3 Std.<br />

––<br />

Charakter: Extrem abwechslungsreicher<br />

Anstieg, der zunächst über<br />

den sehr aussichtsreichen Zirbenweg<br />

durch Alpenrosenhänge und später<br />

über von Zirben begleitete Felsplatten<br />

ins Hochgebirge führt. Auf dem Weg<br />

sollte man unbedingt den Abstecher<br />

zur Viggarspitze mitnehmen.<br />

Ausgangspunkt: Bergstation<br />

Patscherkofelbahn (1964 m)<br />

Route: Bergstation Patscherkofelbahn<br />

– Boscheben – (Viggarspitze)<br />

– Glungezerhütte (2610 m)<br />

2 Hüttenzustieg von der<br />

Tulfeinalm (2035 m)<br />

Bergstation (2020 m)<br />

Route: Tulfeinalm – Glungezerhütte<br />

3 Sonnenspitze (2639 m)<br />

▶ leicht<br />

30 Hm<br />

15 Min.<br />

30 Hm<br />

Charakter: <strong>Die</strong> direkt über dem<br />

Inntal thronende Sonnenspitze bietet<br />

eine noch bessere Aussicht als der<br />

etwas höhere Glungezer. Wegen ihrer<br />

Kürze ist das die ultimative Spritztour<br />

vor oder nach dem Abendessen.<br />

Ausgangspunkt: Glungezerhütte<br />

(2610 m)<br />

Route: Glungezerhütte – Sonnenspitze<br />

– Glungezerhütte<br />

4 Kreuzspitze (2746 m)<br />

▶ mittel<br />

5½ Std.<br />

Hochleger – Boscheben – Patscherkofelbahn<br />

Bergstation<br />

5 »Seven Tuxer Summits«<br />

▶ schwer<br />

850 Hm<br />

8 Std.<br />

1450 Hm<br />

Charakter: Großartige Kammüberschreitung<br />

u. a. über Kreuzspitze, Rosenjoch<br />

und Naviser Jöchl, die gute<br />

Kondition und Trittsicherheit erfordert.<br />

Von der Lizumer Hütte besteht auf<br />

Anfrage ein Hüttentransfer durch Taxi<br />

Schwaninger (Tel. 00 43/66 43 71<br />

36 13) zum Bhf. Wattens.<br />

Ausgangspunkt: Glungezerhütte<br />

(2610 m)<br />

Endpunkt: Lizumer Hütte (2019 m)<br />

Route: Glungezerhütte – Glungezer –<br />

Gamslahner – Kreuzspitze – Rosenjoch<br />

– Grünbergspitze – Grafmartspitze<br />

– Naviser Jöchl – Mölsjoch<br />

– Schoberspitz – Lizumer Hütte<br />

▶ leicht<br />

690 Hm<br />

1½ Std.<br />

––<br />

Charakter: Der Anstieg von der, unweit<br />

der Glungezerbahn-Bergstation<br />

gelegenen Tulfeinalm ist die kürzeste<br />

Möglichkeit zur Hütte zu gelangen.<br />

(Alternative: Wer »by fair means« zur<br />

Glungezerhütte will, kann alternativ<br />

von Tulfes aus in 3½ Stunden dorthin<br />

gelangen.)<br />

Ausgangspunkt: Glungezerbahn-<br />

500 Hm<br />

1200 Hm<br />

Charakter: <strong>Die</strong> aussichtsreiche<br />

Kammwanderung zur Kreuzspitze<br />

stellt in Verbindung mit dem Rückweg<br />

über die wunderschöne Seegrube und<br />

den Gegenanstieg zum Zirbenweg,<br />

eine ideale Rundtour dar, um zur Patscherkofelbahn<br />

zurück zu gelangen.<br />

Ausgangspunkt: Glungezerhütte<br />

(2610 m)<br />

Route: Glungezerhütte – Glungezer<br />

– Kreuzspitze – Seegrube – Viggar<br />

90 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13


Zu verdanken hat der Hüttenpächter dies<br />

den Sektions-Frauen, die darauf bestanden,<br />

dass eine Badewanne für den Hüttenpächter<br />

herauf geflogen wurde. Für Gottfried Wieser,<br />

der seit gut zwei Jahren für das Wohl der<br />

Hüttengäste sorgt, war dieses Schmankerl<br />

zwar nicht ausschlaggebend für die Wahl<br />

seines Arbeitsplatzes, hat ihn aber sicherlich<br />

auch nicht davon abgehalten.<br />

Multikulti auf 2610 Metern<br />

Unterstützt wird Wieser von einem internationalem<br />

Trio aus Slowenien, Frankreich<br />

und Nepal. Vor allem der asiatische Einfluss<br />

macht sich auf der Speisekarte bemerkbar.<br />

Nie zuvor hat der (vegetarische) Autor dieser<br />

Zeilen ein so gutes Dal Bath (traditionelles<br />

indisches Linsengericht) serviert bekommen,<br />

wie auf der Glungezerhütte. Dabei<br />

versichert Wieser augenzwinkernd: »Das<br />

ist noch gar nichts. Unser absoluter Renner<br />

sind Spaghetti-Kathmandu.« <strong>Die</strong> Chili-<br />

Curry-Pasta mit Ingwer-Koriander-Gemüse<br />

und marinierten Hühnerbruststreifen hat<br />

sich übrigens Sherpa Rupha ausgedacht –<br />

ein Alpinist, der bereits neunmal auf dem<br />

Everest stand. Mit etwas Glück serviert der<br />

Chef de Cuisine sogar frischen Blattsalat.<br />

Den bringen hin und wieder Schäfer vorbei,<br />

wenn sie nach ihren Tieren sehen. Als<br />

Gegenleistung bekommen sie von Gottfried<br />

Gratis-Strom für den Weidezaun.<br />

<strong>Die</strong> erstklassige Küche kommt nicht nur<br />

den Gästen, sondern auch der Sektion Hall<br />

zu gute: Seit Wieser und sein Team auf<br />

2610 Metern kochen, weisen die Übernachtungszahlen<br />

stetig nach oben. Ursprünglich<br />

füllte sich die Kasse durch die von Beginn<br />

an guten Tageseinnahmen als Skitourenhütte.<br />

Schließlich galt der 2677 Meter hohe<br />

Glungezer in den fünfziger Jahren als »Hausberg<br />

der Münchner«. Allerdings wedeln so<br />

gut wie alle Skitourengeher nach dem Einkehrschwung<br />

in der Hütte wieder zu Tal.<br />

»Im Sommer hingegen schätzen die Weitwanderer<br />

die Hütte als hoch gelegene Übernachtungsmöglichkeit<br />

vor der nächsten<br />

Etappe«, sagt Gerald Aichner. Als Sektions-<br />

Chef muss er es wissen, immerhin hat er die<br />

Strecke vom Patscherkofel zum Kellerjoch<br />

und somit den beliebten Inntaler Höhenweg<br />

selbst ausgetüftelt.<br />

Bergtourimus im Wandel<br />

<strong>Die</strong> meisten Hüttengäste wandern allerdings<br />

noch weiter – immerhin liegt die Hütte direkt<br />

auf dem Weg nach Venedig. Unter ihnen<br />

sind immer mehr Norddeutsche sowie Frauen.<br />

Kein Wunder: stilsicher gedeckte Tische,<br />

angenehme Hintergrund-Musik, ein neu gebauter<br />

Kachelofen und eine gemütliche Bar,<br />

die unter anderem »Glungezer-Geist« (Tulfer<br />

Obstler mit eingelegten Heidelbeeren) bereit<br />

hält. Trotz aller Annehmlichkeiten achten<br />

Aichner und Wieser darauf, dass der Schritt<br />

in die Moderne mit Augenmaß passiert. Beiden<br />

ist es wichtig, dass die Glungezerhütte<br />

bleibt, was sie ist: eine urige Bergunterkunft.<br />

Ein besonderes Verhältnis hat der Hüttenwirt<br />

zum Gipfelgestein. Als er mit seiner<br />

Frau zu Recherchen seines Klassikers »<strong>Die</strong><br />

Bergtour ans Meer – Zu Fuß über die Alpen«<br />

auf brach, nahm er einen kleinen<br />

Stein als Talisman mit. Der brachte sie ohne<br />

Zwischenfall bis nach Venedig, wo er zum<br />

Dank geopfert wurde. Seit der Sommersaison<br />

2013 kann man als Alpen-Überquerer<br />

auf der Hütte selbst einen Stein einstecken.<br />

Wer drei Wochen später per Foto oder Film<br />

dokumentieren kann, dass er ihn in der Adria<br />

versenkt hat, bekommt einen Übernachtungsgutschein<br />

geschenkt. Charmanter<br />

kann Kundenbindung wohl kaum sein! ◀<br />

Multi-Kulti: Gottfried Wieser (li.) und Gerald<br />

Aichner (re.) mit ihrem internationalen Team<br />

Idyll in den Tessiner Alpen: die Capanna Cadlimo<br />

Meine Lieblingshütte:<br />

Capanna Cadlimo, Tessiner Alpen<br />

Von BERGSTEIGER-Leser Ueli Briker<br />

aus Sisikon, Schweiz<br />

Foto: privat<br />

<strong>Die</strong> Hütte ist ausgesprochen heimelig,<br />

mit einem wunderbaren Panorama<br />

der Tessiner Berge (Leventina/Gotthard) bis<br />

hinüber zu den Walliser Viertausendern<br />

(Weisshorn etc.). Hinter der Hütte liegt ein<br />

kleiner Badesee, wie überall in diesem Gebiet.<br />

Herrliche Bergwelt mit vielen Bergseelein,<br />

aber auch größere Seen, vor allem in<br />

Richtung Piora. Es gibt auch einige wenige<br />

Dreitausender im Gebiet.<br />

<strong>Die</strong> Tour zur Cadlimohütte habe ich im Juli<br />

2012 alleine unternommen und bin vom<br />

Gotthardpass immer über das Höchste hinaus<br />

der Kantonsgrenze Uri/Tessin im ständigen<br />

Auf und Ab entlanggebergsteigert.<br />

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück<br />

setzte ich die Tour fort, hinunter nach Piora<br />

und hinüber zum Lukmanierpass. Sehr<br />

empfehlenswert!<br />

Steckbrief:<br />

Capanna Cadlimo,<br />

Tessiner Alpen<br />

Lage: 2570 m,<br />

Tessiner Alpen<br />

Schlafplätze: <strong>80</strong> Lager,<br />

20 Winterraum<br />

Kontakt: 00 41/91/8 69<br />

18 33, E-Mail:<br />

info@cadlimohuette.ch<br />

Öffnungszeiten: Ende Juni<br />

bis Mitte Oktober<br />

Schicken Sie uns Ihre Lieblingshütte<br />

per Post oder an<br />

bergsteiger@bruckmann.de!<br />

Es gibt Preise…<br />

!


KAUFBERATUNG: Fleecejacken<br />

Durchatmen!<br />

Einst starrig und winddurchlässig,<br />

haben sich hochwertige Fleecejacken längst<br />

zu Multifunktionsmodellen gemausert.<br />

Das Besondere an ihnen ist ihre Flauschigkeit<br />

und die ausgesprochen hohe Atmungsaktivität.<br />

Von Christian Schneeweiß<br />

Unweigerlich assoziiert man Fleece<br />

zunächst mal mit flauschig und<br />

kuschelig. Das wirklich Besondere<br />

ist aber, dass Fleecejacken die einzigen<br />

Isolationsjacken sind, die<br />

hoch atmungsaktiv sind: Sie lassen Schweißdampf<br />

in großen Mengen durch oder transportieren<br />

ihn sogar aktiv von innen nach<br />

außen (»saugen«). Inzwischen reichen die<br />

Fleece-Varianten von extrem luftigen oder<br />

schweißsaugenden über besonders wärmende<br />

oder kuschelige bis zu windabweisenden<br />

oder -resistenten Modellen. <strong>Die</strong> Midlayer<br />

92 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Nur wer nicht friert,<br />

kann sich voll dem<br />

Balancieren widmen.<br />

Dicke des Flausches (bewirkt die Isolation)<br />

abhängig als von der Konstruktion (dünnes,<br />

aber wind- und abriebresistentes La Sportiva<br />

bzw. warmes Norröna je 460 g in L). Ein Gewicht<br />

über 500 Gramm lässt sich gegenüber<br />

anderen Isolationsjacken funktionell nur<br />

mit höherem Dampfdurchsatz rechtfertigen<br />

(Rab), unter 400 Gramm ist die Wintertauglichkeit<br />

eingeschränkt (außer Tilak).<br />

▶ Polyester-Kompositionen:<br />

Material und Konstruktion<br />

Berg-Fleece bestehen fast immer aus Polyester<br />

(robuste La Sportiva aus Nylon, Ortovox<br />

27 Prozent geruchshemmender Wollanteil),<br />

heutzutage meist gemischt mit Gummifasern<br />

(Spandex/Elastan) für allseitige starke<br />

Dehnbarkeit. Damit sind sie ideal für bewegungsintensive<br />

Bergaktivitäten in kühler<br />

bis kalter Umgebung. Jacken mit speziellem<br />

Stretchfleece (hier Polartec Power Stretch<br />

Pro) sind außen glatt, schweißsaugend (hydrophil)<br />

und windabweisend sowie innen<br />

zum wärmenden Fleeceanteil gekämmt, also<br />

zu Winter-Softshells, die wind- und wasserresistent,<br />

aber weniger dampfdurchlässig sind.<br />

Ohne Gummifaser-Beimischung (meist 6 bis<br />

9 Prozent) lassen sich die Stoffe nur seitlich<br />

dehnen (Berghaus und Rab mit Stretcheinsätzen;<br />

hier Polartec Thermal Pro), sind aber<br />

dampfdurchlässiger und wärmer. Wer gar<br />

nicht erst schwitzen will, ist mit einer luftigeren<br />

Jacke am <strong>besten</strong> bedient, die er auszieht,<br />

wenn sie zu warm wird (Vaude, Schöffel<br />

und Berghaus). Weniger kuscheliges, dünnes<br />

Waffelfleece (Waffelform-Muster wie Hybrid<br />

Adidas; hier Pontetorto Tecnostretch;) erreicht<br />

ein noch besseres Verhältnis zwischen Wärmung<br />

und Dampfdurchlass und wird wie<br />

Stretchfleece eher als Baselayer verwendet.<br />

▶ <strong>Die</strong> Wärme am Körper: Passform<br />

Eine Fleecejacke sollte idealerweise am Körper<br />

anliegen, da zum Einen nur dünne(re)<br />

Baselayer darunterliegen oder sie gleich als<br />

Baselayer verwendet wird (bei kühler Temperatur<br />

oder hoher Aktivität) und zum Anderen<br />

so kaum Luft mitgewärmt werden muss<br />

Auch wenn die Sonne<br />

weg ist, hält das Fleece<br />

noch schön warm.<br />

Foto: Bernd Ritschel<br />

Fotos: Bernd Ritschel (3), Andreas Strauß<br />

(mittlere Bekleidungslage) für Herbst, Winter<br />

und Hochtour eignen sich teils auch als Baselayer<br />

(am Körper) oder Outerlayer (äußere<br />

Schutzlage). Tatsächlich sollte man Fleecejacken<br />

im Aufstieg außen (Stretchfleece eher<br />

als einzige Lage) und bergab unter einem<br />

Hardshell (v. a. auf Skitour) tragen.<br />

▶ Leicht gewärmt: Gewicht<br />

Fleecejacken wiegen zwar mehr als Isolations-Vliese<br />

wie Primaloft oder gar Daunen,<br />

aber weniger als Pullover aus Wolle oder<br />

Baumwolle. Das Gewicht ist weniger von der<br />

keine Laminate, sondern Zwei-in-Einem. Ihre<br />

phänomenale Dampfableitung funktioniert<br />

allerdings erst bei Schwitzen. <strong>Die</strong> Kombination<br />

aus hoher Atmungsaktivität und leichter<br />

Windabweisung eignet sich ideal für Aufstiege<br />

und intensive Aktivitäten bei kühlen<br />

bis kalten Temperaturen im Gebirge (z. B.<br />

Mammut). Sie sind entgegen dem äußeren<br />

Anschein kein bisschen wasserabweisend!<br />

<strong>Die</strong> Hybridjacke von Patagonia verbindet hohe<br />

Dampfdurchlässigkeit mit Wind-, Nieselund<br />

Abriebschutz an neuralgischen Zonen<br />

und markiert damit den Übergangsbereich<br />

(Tilak und Adidas). <strong>Die</strong>s ist nur bei wenigen<br />

Modellen der Fall, obwohl fast alle (sehr) gut<br />

dehnbar sind (v. a. Mammut und Vaude). Eine<br />

Rückenverlängerung ist besonders bei bewegungsintensiver<br />

Aktivität wie Skifahren<br />

(gekrümmte Haltung) oder Klettern sinnvoll<br />

(Norröna; Adidas langer Schnitt).<br />

▶ <strong>Die</strong> Kälte bleibt draußen: Frontverschluss<br />

und Abschlüsse<br />

Der durchgehende Front-Reißverschluss (RV)<br />

von Fleecejacken muss nur Wind abhalten,<br />

d. h. alle Modelle besitzen einen windre-<br />

08⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 93


EXPERTEN-TIPP<br />

»Fleece entstehen an<br />

Maschinen, die wie<br />

große Rundstricknadeln<br />

aussehen.«<br />

Wer Fleece bei großer Anstrengung trägt, profitiert von dessen hoher Atmungsaktivität.<br />

Eric Yung ist Verkaufsleiter<br />

bei Polartec Europe<br />

Tipp 1 Unsere Next-to-Skin-Stoffe Power<br />

Dry und Power Stretch haben einen ganz<br />

anderen Aufbau als das klassische Fleece: Das<br />

Garn auf der Außenseite ist dünner, das auf<br />

der Innenseite dicker. <strong>Die</strong> Zwei-Komponenten-<br />

Strickkonstruktion trägt man direkt auf der<br />

Haut. <strong>Die</strong> Feuchtigkeit wird vom Körper weg an<br />

die Oberfl äche transportiert, wo sie sich<br />

großfl ächig verteilt und schneller verdampft. Es<br />

handelt sich hier um einen rein mechanischen<br />

Vorgang. So wird die Umwelt nicht belastet und<br />

die Funktion bleibt über die gesamte<br />

Lebensdauer des Stoffs erhalten.<br />

Tipp 2 Das Fleece mit den höchsten<br />

Isolationswerten ist Thermal Pro mit einer<br />

Highloft-Oberfl äche. Durch die hochfl orige,<br />

lockere Struktur entstehen viele Luftkammern,<br />

die warme Luft speichern. So entsteht das<br />

beste Wärme-zu-Gewicht-Verhältnis.<br />

Tipp 3 Fleece-Stoffe entstehen an<br />

Maschinen, die wie große Rundstricknadeln<br />

aussehen. Beim Stricken entstehen Schlingen,<br />

die an speziellen Maschinen aufgeschnitten<br />

und dann in verschiedenen Produktionsphasen<br />

ge kämmt werden. Ist die eine Seite fertig,<br />

kommt die nächste dran. So entsteht ein Stoff<br />

mit zwei unterschiedlichen Oberfl ächen. Bei<br />

Power Stretch etwa entstehen schon alleine<br />

durch die beiden unterschiedlich dicken Garne<br />

und die Zwei-Komponenten-Strickkonstruktion<br />

verschiedene Oberfl ächen. <strong>Die</strong> eine Seite, die<br />

später die Innenseite sein wird, wird gekämmt,<br />

die andere Seite nicht.<br />

sistenten RV oder sind besser mit einer (teils<br />

sogar mit Fleece isolierten) Patte hinterlegt<br />

oder besitzen beides (v. a. Wärmejacke Rab).<br />

Da Fleecejacken als kuschelige Midlayer oder<br />

sogar als Baselayer fungieren, besitzen sie<br />

am Rumpf nur selten Einhand-Gummizüge<br />

(Adidas und Schöffel; Vaude Taschenzüge) zur<br />

perfekten Abdichtung. Abgesehen von Bündchen<br />

aus dem meist dehnbaren Jackenmaterial<br />

(top bei Mammut) ist hier elastisches, aber<br />

mit der Zeit anfälliges Lycra das Material der<br />

Wahl. Es wird teils für alle Abschlüsse verwandt<br />

(z. B. Haglöfs; Tilak inkl. Kapuze).<br />

Bei elastischen Stoffen entscheidet aber die<br />

Konstruktion des Ärmelabschlusses (z. B.<br />

warme Rab anpassend versus luftige Schöffel<br />

weit) und nicht das Material (z. B. Norröna<br />

interne Gummibänder) über dessen Abdichtungseffekt.<br />

<strong>Die</strong>ser ist aber nicht vergleichbar<br />

mit dem eines funktionellen Softshells<br />

(außer Vaude). Daumenlöcher garantieren<br />

rutschfreie Ärmel bei bewegungsintensiven<br />

Aktivitäten (besonders elastisch bei Norröna),<br />

Fleecejacken besitzen normalerweise einen<br />

Kragen, der aus der meist glatteren Außenseite<br />

oder sogar aus extra Antischweiß-Stretch-<br />

Nackenschoner: Um Fusseln und Schweißnässe<br />

zu vermeiden, sollte der Kragen ein<br />

Trikotfutter haben oder aus schweißsaugendem<br />

und windabweisendem Außenmaterial<br />

bestehen (Mammut auch am Hals).<br />

stoff bestehen sollte. <strong>Die</strong>s ist bei Schwitzen<br />

angenehmer und verhindert Flusenbildung.<br />

Bei Wind-abweisenden oder gar -resistenten<br />

(Patagonia an anfälligen Zonen) Jacken ist eine<br />

einfache Stretchfleece-Kapuze mit Lycra-<br />

Umrahmung sinnvoll, die voll beweglich ist,<br />

aber keine vollständige Abdichtung bietet.<br />

▶ Nicht nur Handwärmer: Taschen<br />

Da Fleecejacken oft als Außenlage eingesetzt<br />

weden, sollten sie Seitentaschen besitzen,<br />

die zum Lüften im Bauchbereich (Netzfutter<br />

zur Taschenlüftung) und Verstauen von Accessoires<br />

dienen. Sie sollten genug Platz für<br />

eine gespreizte Hand bieten und mit RVs verschließbar<br />

sein (Norröna offen, bei Rab hochgesetzt<br />

für ungehinderten Zugriff bei Hüftgurt).<br />

Das Futter der Taschen sollte so vernäht<br />

sein, dass innen große Wärmetaschen ohne<br />

Verschluss auch für Trinkflaschen entstehen<br />

(v. a. Schöffel). Eine kleine(re) RV-Napoleontasche<br />

an der Brust ist gut für Wertsachen oder<br />

Elektronik (bei La Sportiva als iPod-Fach). Jacken<br />

mit sportlichem Anspruch und Windabweisung<br />

besitzen nur die Napoleontasche<br />

(z. B. Patagonia und Mammut).<br />

◀<br />

Klimakomfort: Luftige Fleecejacken ermöglichen<br />

den weitesten Temperaturbereich<br />

zwischen Frieren und Schwitzen. Dafür sind<br />

sie kein bisschen windabweisend (Vaude mit<br />

durchbrochenem Highloft-Fleece).<br />

94 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


So bewertet der BERGSTEIGER<br />

KONSTRUKTION<br />

Ob der Fleece an der Hüfte und an<br />

den Armen verrutscht, wurde durch<br />

Heben der Arme über den Kopf<br />

festgestellt. Ein möglichst geringes<br />

Verrutschen ist für intensive Aktivitäten<br />

wie Biken oder Skifahren<br />

wichtig, wobei die Arme ein<br />

häufi ger Schwachpunkt waren (v. a.<br />

Adidas und Schöffel). Mammut saß<br />

hier wie angewachsen, Patagonia<br />

insgesamt herausragend.<br />

Bewegungsintensive Aktivitäten wie<br />

Klettern oder Klettersteig erfordern<br />

zusätzlich Beweglichkeit, die durch<br />

Anwinkeln der Arme in verschiedenen<br />

Stellungen und Körperkrümmungen<br />

ermittelt wurde. Wegen<br />

des meist sehr dehnbaren, weichen<br />

Materials ließen sich die Arme<br />

durchwegs (fast) hindernisfrei bewegen<br />

(auch bei Thermal Pro ohne<br />

Gummifasern!), Berghaus eher<br />

wegen der weiteren Konstruktion.<br />

Der Effekt der Wärmung hängt sehr<br />

vom individuellen Zustand und der<br />

Aktivität ab. Er wurde im Ruhezustand<br />

bewertet und gilt eher für Verfrorene.<br />

Haglöfs und Norröna waren<br />

genauso warm wie die dickere Rab<br />

mit ihren dünnen Stretcheinsätzen,<br />

die nicht nur bei Aktivität, sondern<br />

auch bei Ruhe Wärme ableiten.<br />

<strong>Die</strong> Hälfte der vorgestellten Jacken<br />

haben eine brauchbare Windabweisung<br />

(v. a. La Sportiva und<br />

Ortovox), geprüft mit einem Fön.<br />

Sie lassen sich also auch als Außenlage<br />

tragen, Patagonia sogar bei<br />

rauerem Klima. <strong>Die</strong> andere Hälfte<br />

ist luftiger (v. a. Schöffel, Vaude und<br />

Rab) und reduziert als Außenlage<br />

bei Akitvität die Erwärmung.<br />

Analog zum Windschutz kommt der<br />

Dampfdurchlass in zwei Typen:<br />

Dampfsaugende Modelle mit<br />

glatter Oberfl äche (Tropfen verteilt<br />

sich weitfl ächig; extrem Norröna<br />

und Mammut), die als Baselayer<br />

am <strong>besten</strong> funktionieren; und<br />

stark dampfableitende Modelle,<br />

die keine Feuchtigkeit von außen<br />

aufnehmen (Tropfen hält sich lange<br />

auf der Oberfl äche). Tilak verbindet<br />

beide Typen. Der maximal luftige<br />

und dampfeffi ziente Hybrid Adidas<br />

ist eher ein Baselayer.<br />

Flauschigkeit und Polyester-Stoff<br />

(La Sportiva Polyamid, Ortovox<br />

auch Merinowolle) ergaben zusammen<br />

ein kuscheliges Hautgefühl,<br />

geprüft an den Armen. <strong>Die</strong> Stoffe<br />

Polartec Thermal Pro und Power<br />

Stretch waren am angenehmsten.<br />

Eine gute Abdichtung von Rumpf,<br />

Eingetropft: Stretchfleece saugte<br />

Feuchtigkeit blitzschnell an<br />

und verteilte diese außen weitflächig<br />

als dunkle Flecken, während<br />

auf wasserresistentem Fleece<br />

mit Hardface die Tropfen perlten<br />

(dampfableitendes Rückenteil<br />

bzw. geschützter Schulterbereich<br />

Patagonia).<br />

Ärmeln und Hals ist bei einer<br />

Fleecejacke evtl. unerwünscht,<br />

sofern sie als typisches Midlayer<br />

verwendet wird (im Aufstieg<br />

dampfableitend, abwärts von Shell<br />

abgedeckt). <strong>Die</strong>s galt v. a. für die<br />

luftige Schöffel (auch Ortovox<br />

und Haglöfs), während die luftige<br />

Vaude perfekt abdichtete. Bei<br />

der teils sogar windresistenten<br />

Patagonia war leider der Front-RV<br />

nicht hinterlegt.<br />

EINSATZBEREICHE<br />

Bewegungsintensiv: Bei dünner<br />

fl auschiger Innenseite sollte der<br />

Schweißdampf-Durchsatz durch<br />

luftige Webung (stärker kühlend)<br />

oder saugende Oberfl äche<br />

Weiche Dehnbarkeit: Fleecejacken<br />

für bewegungsintensive<br />

Aktivitäten sollten besonders an<br />

den Armen kaum verrutschen.<br />

Überraschend war die meist völlig<br />

widerstandsfreie Bewegung<br />

selbst bei stark angewinkelten<br />

Armen, und zwar auch bei gummifreiem<br />

Fleece (Vaude).<br />

(windabweisend) sehr hoch sein.<br />

Auch Baselayer, teils als solches<br />

vorgesehen.<br />

Kälte/Ruhe: Das Fleece sollte<br />

besonders fl auschig (dicker und<br />

stärker gelammt) sein und braucht<br />

weder Windschutz noch gute<br />

Abdichtungen. Reines Midlayer.<br />

Es hat von den Fleecejacken das<br />

günstigste Verhältnis zwischen<br />

Wärmung und Gewicht.<br />

Windig: <strong>Die</strong> Außenseite des Fleece<br />

ist windabweisend (glatte Oberfl ä-<br />

che) oder aus extra windresistentem<br />

und robusterem, aber weniger<br />

dampfdurchlässigem Material<br />

(neue Entwicklung). Eine Kapuze ist<br />

sinnvoll. Lässt sich außer bei Sturm<br />

oder Niederschlag gut als Outer-<br />

Layer tragen.<br />

Zonengrenze: <strong>Die</strong> Jacke kombiniert maximal<br />

wärmendes Highloft-Fleece mit Power-<br />

Stretch-Fleece an weniger exponierten Körperzonen,<br />

um durch Kühlung oder Schweißableitung<br />

eine Überhitzung zu vermeiden (Rab).<br />

Schweißfresser: <strong>Die</strong>se Jacke kombiniert<br />

extrem luftiges Waffelfleece an besonders<br />

schwitzenden Körperzonen mit windabweisendem<br />

Stretchfleece an exponierten Zonen, die<br />

beide extrem Dampf aufsaugen (Adidas).<br />

Anpasser: Daumenlöcher gegen Verrutschen<br />

der Ärmel sind meist bei Verwendung wenig<br />

elastisch und lassen Kälte ein. Hier erreicht ein<br />

Elastikeinsatz perfekten Ärmelabschluss bei<br />

optimaler Daumenanpassung (Norröna).<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 95


KAUFBERATUNG : Fleecejacken<br />

TIPP<br />

Preis/Leistg.<br />

TIPP<br />

Allround<br />

Adidas<br />

Terrex Fleece Jacket<br />

Berghaus<br />

Brenta II<br />

Haglöfs<br />

Isogon Jacket<br />

La Sportiva<br />

Voyager Jacket M<br />

Mammut Aconcagua<br />

Jacket Men<br />

Norröna Narvik Warm<br />

2 Stretch Zip Hood<br />

Vertrieb, Info 0 91 32/8 40,<br />

www.adidas.com/outdoor<br />

08 00/1 00 87 65,<br />

www.berghaus.com<br />

08 31/51 28 00,<br />

www.haglofs.se<br />

00 39/04 62/57 18 00,<br />

www.lasportiva.com<br />

0 83 34/3 62 00,<br />

www.mammut.ch<br />

0 89/34 69 66,<br />

www.norrona.no<br />

Preis in Euro 99,95 89,95 140,- 99,95 150,- 189,-<br />

Gew./Größe 445 g/L 385 g/XL 485 g/L 455 g/L 390 g/L 460 g/L<br />

Material /<br />

Qualität<br />

Pontetorto Tecnostretch<br />

91% Polyester + Elastan<br />

/ dünn, sehr dehnbar,<br />

innen waffelig, außen<br />

glatt/waffelig<br />

Polartec Thermal Pro<br />

100% Polyester / eher<br />

dünn, seitenelastisch,<br />

innen fl auschig, außen<br />

streifi g<br />

Polartec Thermal Pro<br />

100% Polyester / dicker,<br />

seitenelastisch, innen<br />

fl auschig, außen streifi g<br />

Mikrofl eece 94%<br />

Polyamid + Polyuretan<br />

/ dünn, sehr dehnbar,<br />

innen fl auschig, außen<br />

windresistent<br />

Polartec Power Stretch<br />

Pro Polyester/Polyamid<br />

+ Elastan / dünn, sehr<br />

dehnbar, innen fl auschig,<br />

außen windabweisend<br />

Polartec Power Stretch<br />

Polyester + Elastan /<br />

dick, sehr dehnbar, innen<br />

sehr fl auschig, außen<br />

windabweisend<br />

Passform<br />

Anliegend, Gesäß-langer<br />

Schnitt<br />

Eher luftig Anpassbar Eher schlank Schlank bis mittel Mittel<br />

Frontverschluss<br />

RV resistent, isoliert<br />

hinterlegt<br />

RV resistent, breit<br />

hinterlegt<br />

RV resistent, dicht<br />

hinterlegt<br />

RV hinterlegt<br />

RV resistent, isoliert<br />

hinterlegt<br />

RV resistent<br />

Abschlüsse<br />

Rumpf/Ärmel/Hals<br />

Gummizug / Lycra /<br />

Kragen<br />

Lycra / Lycra /<br />

Kragen mit Lycra<br />

Gummizug / Lycra /<br />

Kragen mit Lycra<br />

Lycra / Bündchen +<br />

Lycra / Kragen mit Lycra<br />

Bündchen / Bündchen /<br />

Kragen mit Lycra<br />

Gummiband / Gummiband /<br />

Kapuze<br />

Taschen<br />

2 Seiten, hinterlegt,<br />

mit RV<br />

2 Seiten mit RV,<br />

2 innen groß<br />

2 Seiten tief mit RV,<br />

RV-Napoleon klein<br />

Napoleon/iPod mit RV Napoleon klein mit RV 2 Seiten unverschlossen,<br />

RV-Napoleon klein<br />

Extras<br />

Baselayer, Schweißsauger<br />

Cocona, Antipilling-<br />

Kragen, Seiten/Achseln/Oberrücken<br />

luftig,<br />

Taschenlüftung<br />

Weiche Kinnpatte, Antipilling-Schweißkragen,<br />

Stretcheinsätze Seiten/<br />

Ellenbogen, Taschenlüftung<br />

Trikot-Patte,<br />

Bluesign-zertifi ziert<br />

Auch Baselayer, Schulterverstärkung,<br />

Daumenlöcher,<br />

Antipilling-<br />

Schweißkragen, Polygiene<br />

Geruchshemmung<br />

Antipilling-Schweißkragen<br />

+ -hals, Stoff<br />

Bluesign-zertifi ziert,<br />

Fairwear, auch Baselayer<br />

Rücken verlängert, sehr<br />

fl exible Daumenlöcher,<br />

auch Damenvariante<br />

BEWERTUNGEN<br />

Verrutschen ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Beweglichk. ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Wärmung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Windabw. ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Dampfdurchl. Stark saugend, top luftig Hoch + feuchtedicht Hoch + feuchtedicht Saugend + feuchteabw. Extrem saugend Extrem saugend<br />

Hautgefühl ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Abdichtung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Unser<br />

Eindruck<br />

Hybrid-Jacke für mildere<br />

Temperaturen. Luftige<br />

bzw. windabweisende Zonen,<br />

extrem feuchtesaugend,<br />

Schultern/Hüften<br />

robuster, nicht kuschelig,<br />

rutscht an Ärmeln,<br />

Ärmelnähte spürbar, RV<br />

wellt sich<br />

EINSATZBEREICHE<br />

Durchdachte Leicht-<br />

Konstruktion. Innen<br />

und außen sehr weich,<br />

kaum spürbar, außer<br />

am Ellenbogen, extrem<br />

dampfdurchlässig, relativ<br />

luftig, feuchtedicht,<br />

dünne Stretcheinsätze<br />

feuchtesaugend<br />

Kuschelige und feuchtedichte<br />

Wärmejacke. Sehr<br />

warm, sehr gutes Wärme-/Gewichts-Verhältnis,<br />

sehr kuschelige Taschen,<br />

super Rumpfabdichtung,<br />

aber v. a. Ärmel mäßig,<br />

rutscht am Rumpf<br />

Robuste Funktionsjacke<br />

für intensive Aktivität.<br />

Angenehmes Traggefühl,<br />

super Kragen, wärmt<br />

gut nur bei Bewegung,<br />

dampfsaugend +<br />

feuchteabweisend, hoher<br />

Windschutz, RV leichtgängig,<br />

relativ schwer<br />

Schlichte kuschelige<br />

Funktionsjacke. Auch außen<br />

sehr weich, komplett<br />

aus einem Stoff, Ärmel<br />

wie angewachsen, sehr<br />

beweglich, sehr stark<br />

feuchtesaugend, außen<br />

robuster, top Kragen,<br />

aber kann drücken<br />

Sehr kuscheliges Wärmefl<br />

eece. Kaum spürbar,<br />

sehr warm, sehr stark<br />

feuchtesaugend, durchdachter<br />

Ärmelabschluss,<br />

helmtaugliche Kapuze<br />

leicht drehbar, aber sehr<br />

weit, offene Seitentaschen<br />

Bewegung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Kälte/Ruhe – – ■■■■■ – ■■■■■ ■■■■■<br />

Windig ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

96 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


TIPP<br />

Wärmung<br />

Ortovox<br />

Fleece Jacket Men<br />

Patagonia M’s Piton<br />

Hybrid Hoody<br />

Rab<br />

Boulder Jacket<br />

Schöffel<br />

Jack<br />

Tilak<br />

Femund XL<br />

Vaude Men’s Vallacia<br />

Fleece Jacket<br />

0 89/66 67 40,<br />

www.ortovox.com<br />

08 00/0 00 11 56,<br />

www.patagonia.com<br />

0 89/8 99 60 30,<br />

www.rab.uk.com<br />

0 82 32/5 00 60,<br />

www.schoeffel.de<br />

0 91 33/60 38 05,<br />

www.xtrym.de<br />

0 75 42/5 30 60,<br />

www.vaude.com<br />

149,95 1<strong>80</strong>,- 139,95 119,90 129,90 130,-<br />

4<strong>80</strong> g/XL 335 g/M 535 g/L 545 g/L 405 g/XL 390 g/L<br />

Merino Midlayer Polyester/<br />

27% Merino + 4% Elastan<br />

/ dünn, relativ dehnbar,<br />

innen fl auschig, außen<br />

windabweisend<br />

Polartec Power Dry 94%<br />

Polyester + Spandex /<br />

dünn, dehnbar, Schulter-<br />

Brust-Bereich + Ellenbogen<br />

Wind Pro Hardface<br />

Polartec Thermal Pro High<br />

Loft 100% Polyester /<br />

dick, relativ dehnbar, innen<br />

äußerst fl auschig, außen<br />

fl auschig<br />

100% Polyester / eher<br />

mittel, relativ dehnbar, innen<br />

sehr fl auschig, außen streifi g<br />

Polartec Power Stretch Pro<br />

Polyester + Spandex / eher<br />

mittel, relativ dehnbar, innen<br />

fl auschig, außen glatt-streifi g<br />

Polartec Thermal Pro High<br />

Loft 100% Polyester /<br />

eher mittel, seitlich dehnbar,<br />

innen fl auschig, außen<br />

waffelig-fl auschig<br />

Mittel Eher anliegend Eher weit Eher mittel Anliegend Schlank bis mittel<br />

RV stark resistent, isoliert<br />

hinterlegt<br />

RV resistent<br />

RV resistent, innen isoliert<br />

hinterlegt<br />

RV innen isoliert hinterlegt RV innen hinterlegt RV resistent, innen isoliert<br />

hinterlegt<br />

Lycra / Lycra / Kragen<br />

Lycra / Lycra / Kapuze<br />

mit Lycra<br />

Fleecebund / Stretchbund /<br />

Kragen breit<br />

Bund mit Gummizügen /<br />

Bund / Kragen<br />

Lycra / Lycra /<br />

Kapuze mit Lycra<br />

Taschen-Gummizug / Stretchbund<br />

/ Kragen mit Lycra<br />

2 Seiten groß mit RV, 2<br />

innen, resistente RV-Wert<br />

Napoleon mit RV 2 Seiten, Napoleon groß 2 Seiten mit RV, 2 innen,<br />

alle groß<br />

2 Seiten mit RV abgedeckt,<br />

2 innen<br />

2 Seiten mit RV, hochgesetzt<br />

Auch Baselayer, Taschenlüftung,<br />

Daumenlöcher,<br />

Schultern/Hüften nahtfrei,<br />

Antipilling-Kragen<br />

Auch Baselayer, weiche<br />

Kinnpatte, zur Hälfte<br />

recycelt, Hüfte/Schultern<br />

nahtfrei, teils wasserresistent<br />

Seiten/Einsätze Powerstretch<br />

(PES/PA + Spandex),<br />

fl exible Daumenlöcher,<br />

Taschenlüftung<br />

Kragen breit + Antipilling,<br />

Fleecepatte<br />

Trikotpatte, Taschenlüftungen,<br />

verlängerter Rücken<br />

Taschenlüftung, Antipilling-<br />

Schweißkragen + -hals,<br />

Antschweiß-Patte, Stoff<br />

Bluesign-zertifi ziert<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Extrem saugend Wasserres., sehr saugend Hoch + feuchtedicht Hoch / feuchtedicht Sehr hoch + saugend Hoch + feuchtedicht<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Fleecejacke mit Naturfasern.<br />

Für hohe Aktivität,<br />

stark windabweisend und<br />

sehr stark feuchtesaugend,<br />

fast keine Geruchsbildung,<br />

super Kragen, sehr beweglich,<br />

aber verrutscht am<br />

Rumpf, sehr kleiner Zipper<br />

Multifunktionelle Leicht-<br />

Fleecejacke. Bei Aktivität<br />

warm, kuschelig, sehr stark<br />

feuchtesaugend, an neuralgischen<br />

Zonen Wind-,<br />

Abrieb- + Wasser-resistent,<br />

super Kapuze, Brust-RV<br />

nicht hinterlegt, kann am<br />

Hals drücken<br />

Äußerst kuschelige<br />

Wärmejacke. Wärmster<br />

Stoff, Nähte/Elastikeinsätze<br />

dampfdurchlässiger,<br />

aber Kältebrücken, Ärmel/<br />

Kragen dichten gut, aber<br />

Rumpfabschluss zu weit<br />

+ rutscht etwas, Kragen<br />

schweißig<br />

Retrojacke mit luftiger Funktion.<br />

Auch für Stadt/Reise,<br />

sehr luftig/dampfdurchlässig,<br />

viel Stauraum, Ärmel- +<br />

Halsabschlüsse etwas kratzig<br />

und weit, relativ schwer,<br />

winddurchlässig, rutscht bei<br />

erhobenen Armen<br />

Funktionelle Leichtjacke.<br />

Sehr kuschelig, feuchtesaugend,<br />

luftig und doch relativ<br />

robust, extremer Dampfdurchsatz,<br />

relativ leicht,<br />

erstaunlich gute Abschlüsse,<br />

Kapuze voll beweglich<br />

Luftige Kuscheljacke. Top<br />

Abdichtung, aber kaum<br />

windabweisend, robustere<br />

Antischweiß-Abschlüsse,<br />

Taschenzug bändelfrei,<br />

Kragen angenehm, Taschen<br />

ungemütlich, Stoff weniger<br />

robust, rutscht am Rumpf<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

– – ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ – ■■■■■ ■■■■■<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 97


Das<br />

Multitalent<br />

Wenn’s kalt ist, wärmt die Fleecejacke – doch erst<br />

wenn es warm wird, kann sie ihren wahren Trumpf<br />

ausspielen: ihre immense Atmungsaktivität<br />

KRAGEN<br />

Der Fleecekragen sollte aus glattem<br />

Stoff bestehen, also keinesfalls<br />

fl auschig sein (Pilling, Schwitzen,<br />

evtl. Allergie).<br />

TIPP<br />

Checkliste für<br />

den <strong>besten</strong> Fleece<br />

■ Obwohl Fleecejacken sehr atmungsaktiv sind, sollte<br />

man bei dicken Jacken mit niedrigerem Dampfdurchsatz<br />

für intensivere Aktivität auf Taschenlüftungen und evtl.<br />

dünnere Stretchfl eece-Einsätze achten.<br />

■ Bis übers Gesäß verlängerte Schnitte wärmen besser,<br />

ergeben einen höheren Wärmeeffekt und ermöglichen<br />

ungehinderte Bewegung, ohne das Gewicht wesentlich<br />

zu erhöhen.<br />

■ Bei Herbst- und Wintertouren im Gebirge reicht<br />

häufi g ein windabweisendes Fleece für den Aufstieg<br />

aus, während für Abstieg oder Abfahrt eine Schutzjacke<br />

übergezogen wird.<br />

■ Zum Funktionserhalt des Fleeces sollte man als<br />

Baselayer nur dünne anliegende Sommer-Funktionsshirts<br />

unterziehen – sofern das Fleece nicht selbst als unterste<br />

Lage dient.<br />

■ Da Fleece aus bakterienfreundlichem Polyester<br />

bestehen, sollten sie – besonders bei<br />

Verwendung als Baselayer – bei Geruchsbildung<br />

gewaschen werden (Waschmaschine<br />

mit Waschpulver bei 30 bis 40° Celsius).<br />

VERRUTSCHEN<br />

Besonders an den Armen, aber<br />

auch an der Hüfte sollte die Jacke<br />

bei bewegungsintensiven Aktivitäten<br />

kaum verrutschen.<br />

ATMUNGSAKTIVITÄT<br />

Das Fleece sollte Schweißdampf<br />

schnell nach außen transportieren<br />

und innen schnell trocknen.<br />

ABSCHLÜSSE<br />

DEHNBARKEIT<br />

Es gibt keinen Grund, auf Dehnbarkeit<br />

zu verzichten. Selbst komplett<br />

gummifreies Fleece lässt sich so<br />

weben, dass es sich seitlich dehnt.<br />

<strong>Die</strong> meist einfachen, dehnbaren<br />

Abschlüsse sollten sich idealerweise<br />

Handgelenken und Rumpf<br />

anpassen und am Kragen wenig<br />

Luft lassen.<br />

98 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Oktober–Dezember<br />

Februar–April<br />

Juni–September<br />

ge<br />

ABENTEUER<br />

Wege<br />

Reportagen<br />

Routen<br />

Hintergründe<br />

NEU<br />

NATUR KULTUR HISTORIE ERLEBEN<br />

Ausgabe 1/2012<br />

D 7,50 € · A 7,<strong>80</strong> € · CHF 14,50<br />

BeNeLux 8, 0 € · Italien 8,20 €<br />

ABENTEUER<br />

Wege<br />

NEU<br />

KORSIKA<br />

<strong>Die</strong> ewige Insel<br />

TRENTINO<br />

Sentiero della Pace<br />

Ausgabe 2/2012<br />

NATUR KULTUR HISTORIE ERLEBEN D 7,50 € · A 7,<strong>80</strong> € · CHF 14,50<br />

BeNeLux 8, 0 € · Italien 8,20 €<br />

ABENTEUER<br />

Abenteuer WEGE 1/2013 ALPEN ERZGEBIRGE STOCKHOLM NEPAL DONAU GOTTHARD<br />

Wege<br />

NEU<br />

ALPEN<br />

Gipfeltour am Arlberg<br />

ERZGEBIRGE<br />

Auf dem Kammweg<br />

NATUR KULTUR HISTORIE ERLEBEN<br />

ABENTEUER<br />

Ausgabe 1/2013<br />

D 7,50 € · A 7,<strong>80</strong> € · CHF 14,50<br />

BeNeLux 8, 0 € · Italien 8,20 €<br />

ABENTEUER<br />

Abenteuer WEGE 2/2013 ITALIENISCHE ALPEN KÄRNTEN VULKANEIFEL BERLIN URWALD NORWEGEN<br />

Wege<br />

NEU<br />

ITALIENISCHE ALPEN<br />

Am Monte Tremalzo<br />

KÄRNTEN & FRIAUL<br />

Der Karnische Höhenweg<br />

NATUR KULTUR HISTORIE ERLEBEN<br />

ABENTEUER<br />

Ausgabe 2/2013<br />

D 7,50 € · A 7,<strong>80</strong> € · CHF 14,50<br />

BeNeLux 8, 0 € · Italien 8,20 €<br />

Routen und<br />

HINTERGRÜNDE<br />

ASMagazin für<br />

menschen In Bewegung<br />

Abenteuer WEGE 2/2012 KORSIKA TRENTINO RUHRPOTT CHINA ODENWALD RHEIN<br />

Abenteuer WEGE 1/2012 BERLIN PIEMONT KOCHER TRENTINO<br />

ABENTEUER<br />

Das Magazin für Menschen in Bewegung<br />

BERLIN Der Mauerweg<br />

PIEMONT Berge im Abseits<br />

ABENTEUER<br />

Das Magazin für Menschen in Bewegung<br />

KOCHER <strong>Die</strong> Entdeckung eines Flusses<br />

TRENTINO Klettersteige in der Brenta<br />

23.04.2012 16:58:42<br />

Das Magazin für Menschen in Bewegung<br />

RUHRPOTT Route der Industriekultur ODENWALD Der Nibelungensteig<br />

CHINA Auf den Spuren der Seidenstraße RHEIN Flussfahrt per Frachter<br />

05.09.2012 08:07:35<br />

Das Magazin für Menschen in Bewegung<br />

STOCKHOLM Wege einer Stadt<br />

NEPAL Annapurna-Runde<br />

DONAU 2845 Kilometer Fluss<br />

GOTTHARD <strong>Die</strong> Verwandlung<br />

30.01.2013 17:38:36<br />

VULKANEIFEL Auf alten Bahntrassen<br />

BERLIN Lebensraum Oranienstraße<br />

URWALD Šumava & Bayerischer Wald<br />

NORWEGEN Entlang der Fjordküste<br />

05.05.2013 23: 4:19<br />

Abo- und Einzelheftbestellung unter: abo@abenteuer-wege.de, Tel. 0 7130/4 0193 42.<br />

Abenteuer WEGE erscheint vierteljährlich. Einzelheftpreis: 7,50 Euro; Abonnementpreis: 28 Euro/vier Ausgaben.


JUBILÄUMS-SPECIAL<br />

Zum Glück ein Modell mit<br />

wasserdichtem Lederboden.<br />

Den gibt es bereits<br />

seit den 1950er-Jahren.<br />

Der Rucksack von 1930 bis heute<br />

Immer vorn dabei<br />

Norröna<br />

Modell 1934<br />

Deuter<br />

Serie Tauern<br />

Norröna<br />

Modell 1968<br />

Salewa<br />

Montblanc<br />

Deuter<br />

Aircomfort (erstes Modell)<br />

Jahrzehnt 1930er-Jahre 1950er-Jahre 1960er-Jahre 1970er-Jahre 19<strong>80</strong>er-Jahre<br />

Konstruktion<br />

Wander-Baumwollrucksack<br />

mit vielen Außentaschen und<br />

Lederriemen mit Eisenschnallen-Verschluss<br />

Alpinrucksack mit Traggestell,<br />

konkav verstellbarem Rücken<br />

und verstell- oder abnehmbarer<br />

Traggurt-Verspannung;<br />

robuster, wasserdichter<br />

Lederboden<br />

Endlich: Wasserabweisender<br />

Bergrucksack aus acrylbeschichtetem<br />

Nylon mit<br />

internem Aluminiumgestell<br />

und Lederriemen;<br />

38 l / 1,1 kg<br />

<strong>Touren</strong>rucksack aus acrylbeschichtetem<br />

Nylon mit<br />

internem Gestell, externer<br />

Pickelfi xierung und anliegendem<br />

Rücken; für schwere<br />

Lasten auf Kraxe fi xierbar<br />

Kunstfaser-Wanderrucksack<br />

mit internem, konkavem Gestell<br />

und darüber gespanntem<br />

Netz zur Hinterlüftung des Rückens;<br />

gepolsterte Textilträger<br />

und Hüftfl ossen<br />

Bemerkung<br />

<strong>Die</strong> klassische Rucksackwolke,<br />

noch ohne Gestell. Bei<br />

Regen hat man Pech, da sich<br />

der Stoff schnell vollsaugt.<br />

Revolutionäres Modell mit<br />

Hinterlüftung und Vorformung.<br />

Tragekomfort wegen ungepolsterter<br />

Gurte noch ausbaufähig<br />

Revolutionärer Leichtrucksack<br />

– wasserresistent! Seine<br />

Verbreitung war allerdings auf<br />

Skandinavien beschränkt.<br />

Durchdachter variabler Expeditionsrucksack;<br />

benutzt von<br />

Kletter-Pionier und Patagonia-<br />

Gründer Yvon Chouinard<br />

Darauf haben vor allem<br />

weibliche Wanderer gewartet:<br />

Laufen ohne Schweißbad am<br />

Rücken.<br />

100 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Gemeinsam mit Bergschuhen<br />

standen Rucksäcke<br />

schon früh im<br />

Fokus von <strong>Bergsteiger</strong>n<br />

wie Herstellern. Entsprechend<br />

viel hat sich getan.<br />

Von Christian Schneeweiß<br />

Ein Rucksack war für Bergtouren<br />

schon immer Grundvoraussetzung<br />

– zu früheren Zeiten noch<br />

mehr als heute, wo man nicht bei<br />

jeder Wanderung eigene Verpflegung<br />

einpacken muss, sondern in bewirteten<br />

Hütten einkehren kann. Dennoch –<br />

Regenjacke, Karte, Erste-Hilfe-Set – all das<br />

braucht nach wie vor seinen Platz.<br />

Schon Ötzi, die Gletschermumie aus den<br />

Ötztaler Alpen, trug zu seinen Lebzeiten<br />

(ca. 3300 v. Chr.) eine Kraxe. Bis ins 20.<br />

Jahrhundert transportierten Bauern damit<br />

Heu oder Brennholz, das mit Hanfseilen<br />

befestigt war: Der Ursprung des Gestellrucksacks.<br />

In abgelegeneren Gegenden des<br />

Himalaya wird dieses Verfahren mit Kleidung<br />

als Kraxen- oder Expeditionsgepäck-<br />

Polsterung noch praktiziert.<br />

Zusätzlich trug Ötzi eine Felltasche bei sich.<br />

Hierin verstaute er Utensilien wie glühende<br />

Salewa<br />

Peuterey 40<br />

Norröna<br />

Nansen 50 L<br />

1990er-Jahre 2000er-Jahre (2003) heute<br />

Anliegender Alpin- und<br />

Hochtouren-Rucksack mit 2<br />

Nylonschnallen, voluminöser<br />

Deckeltasche; Pickelfi xierungen,<br />

Materialschlaufen,<br />

skitaugliche Kompression,<br />

schlicht und leicht<br />

<strong>Die</strong>ser Alpin-Klassiker wird<br />

mit regelmäßigen Verbesserungen<br />

bis heute produziert –<br />

wenn auch nicht ganz so bunt<br />

Gut gepolsterter Gestellrucksack<br />

für Trekking<br />

mit längenverstellbaren<br />

Traggurten, abnehmbaren Außentaschen,<br />

und Bodenfach;<br />

Frontriemen-Kompression,<br />

RV-Seiteneingriff<br />

Solche Rucksäcke sind in den<br />

Bergen schon länger nicht<br />

mehr gefragt. Für die gibt es<br />

heute leichtere Modelle.<br />

Holzkohle als Feueranzünder oder einen<br />

Dolch mit Feuersteinklinge: das Grundmuster<br />

des anliegenden Tagesrucksacks.<br />

Bis heute unterscheiden sich Bergrucksäcke<br />

in am Rücken anliegende Modelle für alpine<br />

<strong>Touren</strong> oder Klettern und abstehende für<br />

Wandern oder schwere Lasten. Aus diesen<br />

Typen wurden ab den 1930er-Jahren Trekking-<br />

und Bergrucksäcke professionell entwickelt.<br />

Zusammen mit Schuhen waren sie<br />

die wesentliche Bergausrüstung. Spezialkleidung<br />

wie die Anoraks der Eiger-Nordwand-<br />

Besteiger von 1938 wurden hingegen nur<br />

von Nischenherstellern produziert.<br />

Hinterlüftung als Revolution<br />

<strong>Die</strong> ersten Rucksäcke bestanden aus Segeltuch<br />

– also dicht gewebter, sehr robuster,<br />

aber wassersaugender Baumwolle –, das an<br />

neuralgischen Punkten mit Leder verstärkt<br />

war. Aus diesem zähen Material bestanden<br />

bis in die 70er-Jahre auch die Trag- und<br />

Hüftriemen – sofern letztere überhaupt<br />

vorhanden waren. Bergrucksäcke hatten bis<br />

in die 1940er-Jahre kein Gestell, es sei denn<br />

eine schwere externe Kraxe. Polster waren<br />

unbekannt, außer als robuste Lederbezüge.<br />

Während des Zweiten Weltkriegs dominierten<br />

Armeerucksäcke das Sortiment.<br />

Bereits in den 1950er-Jahren wurden Gestelle<br />

in Rucksäcke integriert, und erstmals<br />

tauchten Rucksäcke mit zur Hinterlüftung<br />

konkav gekrümmtem oder sogar verstellbarem<br />

Rücken auf. <strong>Die</strong> schweren Stahlkraxen<br />

Deuter<br />

Futura 32<br />

Komfort-Bergrucksack mit<br />

Netzrücken, Doppelrahmen<br />

für Netzspannung, Airmesh-<br />

Polsterung; Pickel- und<br />

Stockfi xierung, Bodenfach,<br />

Regenhülle. Gewicht: 1,6 kg<br />

Auch für Frauen und Übergroße.<br />

Man schwitzt kaum mehr<br />

am Rücken, dennoch liegt der<br />

Schwerpunkt sicher an.<br />

Foto: Hersteller; Hermann Huber »Wege und Weggefährten«<br />

Wer solche Lasten transportiert, braucht<br />

einen Rucksack, der vor allem stabil ist.<br />

wurden durch Aluminiumkraxen ersetzt.<br />

Während der 1960er-Jahre tauchten die<br />

ersten Rucksäcke aus der Kunstfaser Perlon<br />

(alias Nylon, chemisch Polyamid) auf, die<br />

ebenfalls ein internes Gestell hatten. <strong>Die</strong><br />

Kunstfaser war nicht nur leichter; sie erlaubte<br />

auch eine wasserdichte Beschichtung<br />

mit Acryl und später Polyurethan. Und die<br />

Rucksäcke erhielten endlich Polsterungen<br />

an Schulter- und Hüftgurten.<br />

Voluminös war gestern<br />

Seit den 19<strong>80</strong>er-Jahren bildet dies zusammen<br />

mit Verstellungen der Schulterträger<br />

(Rückenlänge und Lastpositionierung) den<br />

Standard, auf dem die meisten Rucksäcke<br />

noch heute basieren. Allerdings war es damals<br />

üblich, viel zu voluminöse und schwere<br />

Rucksäcke zu tragen.<br />

Heute sind diese für Tages- und Wochenendtouren<br />

mit Hüttenübernachtung im Gebirge<br />

deutlich kleiner und leichter (um 25 l bzw.<br />

32 bis 45 l und gut 1 kg bzw. um 1,5 kg ),<br />

die Gestelle bei Alpin- und Kletterrucksäcken<br />

filigran oder nur Schaumstoffplatten,<br />

flexibel, leicht und teils herausnehmbar.<br />

Und statt Kraxe sorgen Netzrucksäcke oder<br />

ganz rückenfreie Modelle für Hinterlüftung<br />

beim Wandern. Der zwischen anliegend und<br />

konkav verstellbare Rücken ohne Netz wie<br />

bei den »Tauern«- und »Anden«-Rucksäcken<br />

(Deuter bzw. Salewa) der 1950er-Jahre ist aber<br />

wieder im Kommen. Schwere Rucksäcke (2<br />

bis 3 kg) mit guter Polsterung und stabilem<br />

Traggestell gibt es heute fast nur noch im<br />

Trekkingbereich. Demgegenüber stehen ultraleichte,<br />

anpassbare und faltbare Rucksäcke<br />

(0,5 bis 1 kg) ohne Gestell für Klettern oder<br />

Gipfelaufstieg bei Mehrtagetouren, während<br />

bei Trailrunnern auch das Wimmerl – eine<br />

um die Hüfte geschlungene Tasche als direkter<br />

Nachfolger der Felltasche – als raffiniertes<br />

Hip Pack hoch im Kurs steht.<br />

◀<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 101


EVENT<br />

Exklusives Erlebnis mit David Lama und Stefan Glowacz<br />

Klettern mit<br />

den Besten<br />

Der BERGSTEIGER bietet zusammen<br />

mit dem »Kiku International Mountain<br />

Summit« (IMS) vier Leserinnen und<br />

Lesern die Chance, sich von den Top-<br />

Alpinisten David Lama und Stefan<br />

Glowacz in Südtirol anleiten zu<br />

lassen: beim »Climb&Talk by<br />

GORE-TEX ® « vom 19. bis<br />

20. Oktober.<br />

Fotos: F. Klinger/ASP Red Bull, K. Fengler<br />

»Ich kenne David Lama, da lag er noch<br />

im Maxi-Cosi in Innsbruck unterhalb<br />

der Kletterwand«, erzählte Stefan<br />

Glowacz im BERGSTEIGER-Interview<br />

(Ausgabe 07/12). Das sollte gar nicht<br />

väterlich klingen, auch wenn die beiden<br />

Ausnahme-Alpinisten 25 Lebensjahre voneinander<br />

trennen. Glowacz wollte damit zum<br />

Ausdruck bringen, dass er die sagenhafte<br />

Karriere David Lamas von Anfang an mitverfolgte<br />

– mit wachsendem Staunen. »Ich prophezeie,<br />

dass er derjenige sein wird, der den<br />

gesamten Klettersport in ganz neue Dimensionen<br />

führen wird – so, wie er jetzt mit<br />

dem Cerro Torre angefangen hat. Davon bin<br />

ich hundertprozentig überzeugt.« Ein hohes<br />

Lob vom Altmeister, der den Rock Master in<br />

Arco dreimal gewonnen hat (1987, 1988 und<br />

1992), in der Kletterszene so hoch angesehen<br />

wie Wimbledon bei den Tennisspielern.<br />

David Lama wiederum gab sich im<br />

BERGSTEIGER-Interview (Ausgabe 12/12)<br />

bescheiden und kommentierte seine Apostrophierung<br />

als das »hoffnungsvollste<br />

Talent im Alpinismus« mit den Worten,<br />

dass er halt schon »sehr früh im Alter<br />

von fünf Jahren zu klettern angefangen«<br />

habe. Der entscheidende Unterschied zu<br />

den früheren Kletterern: »Es gibt wenige<br />

Alpinisten, die im XI. Grad sportklettern<br />

und das auf das alpine Gelände übertragen<br />

können«, sagte Lama.<br />

Der XI. Grad wird in Südtirol beim<br />

»Climb&Talk by GORE-TEX®« keine entscheidende<br />

Rolle spielen, die Teilnehmer<br />

sollten aber schon im VI. Grad sicher unterwegs<br />

sein. Am Samstag, 19. Oktober,<br />

dürfen die Auserwählten beim Bergfestival<br />

IMS (www.ims.bz) dann ihr Können<br />

zeigen und sich von Glowacz und Lama<br />

im Klettergarten »Morderplotta« (Marderplatte)<br />

in Kurtatsch im Süden Südtirols<br />

Griffe und Kniffe zeigen lassen (Programm<br />

und Voraussetzungen siehe Kasten »Das<br />

Paket Climb&Talk«). Das ist aber noch<br />

längst nicht alles: Am Abend gibt es einen<br />

IMS-Talk mit Reinhold Messner, und<br />

am Sonntag sind die Teilnehmer mit auf<br />

102 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


David Lama<br />

Sein Coup am Cerro Torre in Patagonien, als er<br />

Anfang 2012 die »Kompressor-Route« ohne<br />

künstliche Hilfsmittel durchstieg, gilt schon<br />

jetzt als Meilenstein des Alpinismus. Dabei<br />

ist David noch jung – er wurde am 4. August<br />

1990 als Sohn einer Tirolerin und eines nepalesischen<br />

Sherpas in Innsbruck geboren.<br />

Stefan Glowacz<br />

Das Sportklettern hat der Garmischer<br />

(geb. 22. März 1965) schon vor 20 Jahren<br />

aufgehört – am Zenit seines Erfolges. 1992<br />

gewann er nach drei Rock-Master-Titeln auch<br />

den olympischen Demonstrationswettbewerb<br />

in Albertville. Seither hat er sich auf spektakuläre<br />

Kletter-Expeditionen spezialisiert.<br />

einem IMS-Walk dabei. Den Abschluss<br />

bildet eine Podiumsdiskussion »Mountain<br />

Xtreme by GORE-TEX®«, bei der neben<br />

Stefan Glowacz und David Lama auch Benedikt<br />

Böhm, Lewis Grundy, Seb Michaud,<br />

Alexander Polli sowie Tanja Valerien und<br />

Silvia Vidal mit von der Partie sind. ◀<br />

Jetzt heißt es nur noch: bewerben!<br />

<strong>Die</strong> Redaktion zieht aus den Einsendungen (bis<br />

5. Oktober 2013) der Kandidat(inn)en, die beim<br />

»Climb&Talk« mitmachen wollen, die vier Teilnehmer.<br />

Anmeldungen per E-Mail an bergsteiger@<br />

bruckmann.de oder per Post an BERGSTEIGER,<br />

Postfach 40 02 09, <strong>80</strong> 702 München<br />

DAS PAKET<br />

CLIMB & TALK<br />

Samstag, 19. 10. 2013<br />

9–16 Uhr Klettern mit Stefan Glowacz<br />

und David Lama<br />

▪ Treffen um 8 Uhr im Kongresszentrum<br />

Forum Brixen<br />

▪ Transfer mit dem Bus von Brixen<br />

nach Kurtatsch<br />

▪ Workshop<br />

▪ Betreuung durch den Bergführer<br />

Hanspeter Eisendle<br />

▪ Verpfl egung vor Ort<br />

20 Uhr IMS Talk von Reinhold Messner<br />

»High-Risk«, Kongresszentrum Forum Brixen<br />

Samstag, 20. 10. 2013<br />

8–15 Uhr IMS-Walk mit Stefan Glowacz<br />

und David Lama auf einer der schönsten<br />

Wanderrouten Südtirols<br />

19.30–21.30 Uhr IMS-Diskussion »Mountain<br />

Xtreme by GORE-TEX®« mit Benedikt<br />

Böhm, Stefan Glowacz, Lewis Grundy, David<br />

Lama, Seb Michaud, Alexander Polli, Tanja<br />

Valerien und Silvia Vidal<br />

Wert des Pakets: 218 Euro (inkl. MwSt.)<br />

Preis für BERGSTEIGER-Leser:<br />

140 Euro (inkl. MwSt.)<br />

Reise- und Unterkunftskosten trägt jeder<br />

Teilnehmer selbst.<br />

Was man draufhaben muss<br />

▪ Selbständiger Vorstieg<br />

▪ Kenntnisse: mind. Schwierigkeitsgrad VI<br />

▪ Selbständiges Sichern<br />

▪ Mitzubringen sind: Klettergurt, Sicherungsgerät,<br />

Kletterseil, Kletterschuhe,<br />

mind. zehn Expressen, Helm<br />

▪ Deutsch- oder Englischkenntnisse<br />

▪ ACHTUNG: eigenverantwortliches Klettern<br />

und Sichern!<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 103


SERVICE<br />

SERIE: Stille Helfer<br />

Stille<br />

Helfer<br />

+<br />

Teil 7: Hanfstrick und High-Tech<br />

EINE INITIATIVE VON<br />

Allianz<br />

fürs Leben<br />

Das Leben von Kletterern hängt nicht mehr am<br />

seidenen Faden: Seile aus Kunstfaser halten<br />

heute weit mehr, als sie müssten. Das war nicht<br />

immer so. Von Moritz Baumstieger<br />

104 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Taglingers Tipp:<br />

Das Kreuz mit<br />

den Krangeln<br />

Fotos: Christian Pfanzelt (2), Mammut (2), privat<br />

Seile sind heute beim Klettern – ob im Auf- oder Abstieg – kaum mehr wegzudenken.<br />

Manche Dinge kennt man nur<br />

im Doppelpack. Sie treten<br />

stets als Paare auf; dass der<br />

eine ohne den anderen kann,<br />

ist nicht vorstellbar. Ernie<br />

und Bert, die Weißwurst und der süße Senf,<br />

die Huberbuam: Dass es Zeiten gegeben haben<br />

soll, in denen die Partner solo waren<br />

und unabhängig voneinander existierten,<br />

klingt höchst seltsam. Und trotzdem<br />

stimmt es: Auch der <strong>Bergsteiger</strong> und das<br />

Seil, sein Standeszeichen und seine Lebensversicherung,<br />

mussten sich erst finden.<br />

<strong>Die</strong> ersten Alpinisten zogen ohne los: Als<br />

Michel-Gabriel Paccard und Jacques Balmat<br />

1786 mit der Erstbesteigung des Mont Blanc<br />

die Ära des modernen Alpinismus einleiteten,<br />

hatten sie zwar Stricke dabei, die<br />

dienten aber nur dazu, die Ausrüstung zu<br />

befestigen. Auch bei der Erstbesteigung des<br />

Ortlers 1<strong>80</strong>4 spielte das Seil keine Rolle, seine<br />

Verwendung lag damals hauptsächlich<br />

in Seefahrt, Handwerk und Landwirtschaft.<br />

Für die produzierte etwa ein gewisser Kaspar<br />

Tanner, der 1862 im Aargau eine Seilerei<br />

eröffnete. Ein Jahr später gründeten<br />

Julius Edelmann und Carl Ridder einen<br />

ähnlichen Betrieb im Allgäu. Beide Firmen<br />

produzierten zunächst aus Hanf, reißfesteste<br />

Fasern, die in der Natur vorkommen.<br />

Später entwickelten sie sich zu Spezialisten<br />

für Kletterseile aus Kunstfasern und bestehen<br />

bis heute: Mammut heißen die Schweizer,<br />

Edelrid die Deutschen. Auch wenn die<br />

Produktion anderer Sportartikel nach Asien<br />

abgewandert ist, stellen beide Firmen ihre<br />

Seile nach wie vor am Stammsitz her. Bei ihrer<br />

Lebensversicherung ist der Kundschaft<br />

das »made in ...«-Siegel wichtig.<br />

Bis aus dem Hanfstrick das heutige Hightech-Produkt<br />

wurde, war es ein weiter Weg.<br />

Das erste Seil, das Alpinismus-Geschichte<br />

Zwei Komponenten für mehr Sicherheit:<br />

Der Kern des Seils sorgt für Stabilität, der<br />

Mantel wirkt als Schutz.<br />

»Abgesehen von langsamen Seilschaften,<br />

die Routen blockieren, sind Seil-Krangel so<br />

ziemlich das Nervigste beim Klettern. Und<br />

manchmal sogar gefährlich: Sie können<br />

Karabiner aufdrehen und Sicherungsgeräte<br />

blockieren. Um sie zu vermeiden, muss ein<br />

neues Seil richtig abgerollt werden: Man<br />

steckt beide Unterarme gegenläufi g durch die<br />

Seilrolle. Unter ständigem Zug nach außen<br />

dreht man sie dann umeinander. Und wenn<br />

das Seil wieder aufgenommen wird, sollte<br />

man das in Schlaufen tun, egal ob man sie in<br />

der Hand hält oder sie sich über das Genick<br />

legt. Eine links, eine rechts – am Ende wird<br />

das obere Ende des Bündels mit dem Seilrest<br />

umwickelt. Ein Seil braucht außerdem Pfl ege.<br />

Wenn es dreckig ist, kann es mit mildem Synthetikwaschmittel<br />

in die Maschine gepackt<br />

werden, dann zum Trocknen an einem kühlen<br />

und dunklen Ort ausgelegt werden. An einem<br />

solchen sollte man es auch lagern – liegend,<br />

nicht hängend, und keinesfalls im Kofferraum<br />

in ständiger Hitze oder in Verbindung mit<br />

säurehaltigen Substanzen wie z. B. einer alten<br />

Autobatterie. Sportkletterern rate ich, die<br />

paar Euro in einen Seilsack zu investieren. Er<br />

schützt das Seil vor Schmutz und weil man<br />

das Seilende an ihm festknoten kann, rutscht<br />

das Seilende beim Ablassen nicht so leicht<br />

durch die Sicherung – eine der häufi gsten<br />

Unfallursachen.«<br />

Reiner Taglinger, Jahrgang 69, ist Leiter der<br />

Mammut Alpine School, Vorstand Ausbildung<br />

des deutschen Bergführerverbandes und<br />

Profi bergführer seit mehr als 20 Jahren.<br />

schrieb, tat das nämlich auf negative Weise.<br />

Bis heute kann es in einer Zermatter<br />

Museums-Vitrine besichtigt werden, beziehungsweise<br />

das, was von ihm übrig blieb:<br />

Als Edward Whymper 1865 mit Bergführern<br />

vom Festland und Gentlemen von der Insel<br />

das Matterhorn mehr eroberte als bestieg,<br />

führte die Gruppe insgesamt 170 Meter Seil<br />

aus Manilahanf mit sich. Moderne, vom Britischen<br />

Alpenclub entwickelte Ware. Beim<br />

Abstieg verbanden die Pioniere zwei dieser<br />

starken Seile mit einem dünneren, älteren<br />

Seil – das riss, als der vordere Teil der Siebener-Seilschaft<br />

stürzte und der Verbindungsstrick<br />

mit zirka 300 Kilo belastet wurde.<br />

<strong>Die</strong> Nachricht des Unfalls verbreitete sich<br />

in ganz Europa, den Imageschaden trug<br />

aber Whymper davon und nicht das Sicherungsmittel:<br />

Gerüchte, dass der Engländer<br />

das Seil durchgeschnitten habe, hielten<br />

sich lange. <strong>Die</strong> Alpinisten vertrauten Seilen<br />

trotzdem mehr und mehr, besonders den<br />

Abstieg erleichterten sie ungemein.<br />

In Kombination mit dem Mauerhaken, der<br />

von Anfang des 20. Jahrhunderts an Einzug<br />

in die Kletterei erhielt, waren plötzlich bisher<br />

unbezwingbare Wände machbar. 1941<br />

präsentierte ein Hersteller aus den USA<br />

10 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 105


Das Spiel zum Abhängen<br />

Für alle, die den Umgang mit dem Seil noch lernen oder ihr Wissen beweisen<br />

wollen, gibt es das garantiert Hütten-geeignete BERGSTEIGER-<br />

Seil-Spiel. Alles, was Sie dazu brauchen, sind mindestes vier Spieler, ein<br />

Stück Seil, eine Münze und pro Person eine Spielfigur (z. B. Kieselsteine<br />

in diversen Farben).<br />

DIE REGELN:<br />

1. Gespielt wird in Seilschaften: Der Älteste<br />

bildet eine mit dem Jüngsten, der Zweitälteste<br />

eine mit den Zweitjüngsten und so weiter.<br />

Los geht es bei Einstieg/Ausstieg.<br />

2. Um vorwärts zu kommen, müssen Sie die<br />

Münze werfen: Bei Kopf gehen Sie ein Feld<br />

vor, bei Zahl zwei. Als Nachsteiger fühlen Sie<br />

sich sicherer und dürfen bei Kopf zwei Felder<br />

gehen, bei Zahl drei.<br />

3. Wer auf einem Ereignisfeld landet, kommt<br />

entweder schneller voran, muss pausieren –<br />

oder stürzt vielleicht ein wenig ab. Es dürfen<br />

– das ist ein Spiel, nicht die Wirklichkeit<br />

– mehrere Personen auf einem Ereignisfeld<br />

stehen, selbst am Stand.<br />

4. Anders als in der freien Natur können<br />

Sie in einer Seillänge sogar überholen, da<br />

Sie gleichzeitig klettern und sich gleichzeitig<br />

abseilen. Gelbe Felder (Stand/Gipfel/<br />

Wandfuß) muss der Erste einer Seilschaft<br />

punktgenau erreichen, »drüberklettern«<br />

darf nur der Zweite. Sie sind schließlich als<br />

Seilschaft unterwegs. Bei gelben Feldern<br />

müssen Sie als Seilerster (Vorsteiger) zudem<br />

auf den Seilzweiten (Nachsteiger) warten.<br />

5. Sie dürfen – in Absprache mit allen Seilschaften<br />

– Ihre eigenen Regeln kreieren (z. B.<br />

für Sologänger, die nur einen Schritt gehen<br />

dürfen, nie warten müssen und bei denen<br />

Ereignisfelder nur beim Abseilen zählen).<br />

Wir sind schließlich in den Bergen.<br />

Start/<br />

Ziel<br />

106 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13<br />

2 3<br />

1<br />

4<br />

6<br />

5<br />

8<br />

7<br />

15<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

1 <strong>Die</strong>ses Feld gilt pro Seilschaft höchstens einmal:<br />

Im Seil sind noch Knoten von der letzten Tour. Bitte<br />

eine Runde aussetzen, um die Knoten zu lösen.<br />

2 Wer Klettern will, muss Knoten können. Wenn Sie<br />

mit geschlossenen Augen in 30 Sekunden einen Achter<br />

hinbekommen, dürfen Sie zwei Felder vorrücken.<br />

3 <strong>Die</strong>ses Feld gilt nur für Vorsteiger und pro Seilschaft<br />

höchstens einmal: Auweh, Ihr Seil hat aber<br />

viele Krangel. Um die los zu werden, nehmen Sie den<br />

Notausstieg (senkrecht hinab).<br />

4 <strong>Die</strong>ses Feld gilt nur für Vorsteiger und pro Seilschaft<br />

höchstens einmal. Heftiger Sturz, zwei Felder<br />

zurück. Es empfi ehlt sich außerdem, Seilen in solchen<br />

Fällen eine kurze Erholungszeit zu geben – eine<br />

Runde aussetzen sollte hier reichen.<br />

5 Uih, ein Fixseil! Wenn Sie den Prusikknoten in<br />

zehn Sekunden hinbekommen, dürfen Sie sich über<br />

die Schlüsselstelle hinwegprusiken. Zwei Felder vor!<br />

6 <strong>Die</strong>ses Feld gilt nur für Vorsteiger: Stand – Glückwunsch!<br />

Um den einzurichten, zeigen Sie doch bitte<br />

einen Mastwurf. Wenn Sie ihn hinbekommen, darf Ihr<br />

Partner drei Felder nachrücken (und gegebenenfalls<br />

sogar an Ihnen vorbeiklettern). Sollte er dabei auf<br />

einen Ereignisfeld landen, so gilt dieses nicht.<br />

7 Leider hatten Sie Ihre Lebensversicherung neben<br />

einer auslaufenden Autobatterie gelagert. <strong>Die</strong> Säure<br />

hat das Seil angegriffen – und Sie klettern vorsichtiger.<br />

In den beiden nächsten Spielrunden gehen Sie je<br />

ein Feld weniger, als es Ihr Münzwurf erlauben würde.<br />

8 Eine seltsame Seilführung haben Sie da hinbekommen.<br />

Einmal rechts, dann wieder ganz weit<br />

links der Falllinie. Ihr Einfachseil scheuert auf dem<br />

Fels. Ein Feld abklettern. Sollten Sie oder Ihr Partner<br />

noch einmal auf diesem Feld landen, dürfen Sie es<br />

ignorieren.<br />

9 Sie fi nden im Chalkbag einen Müsliriegel. Wie<br />

der dahin kommt, ist egal. <strong>Die</strong> Extra-Energie, die Sie<br />

direkt zum Gipfel bringt, nicht. Los, schnell hoch!<br />

10 Das ist der Gipfel! Werfen Sie eine Münze.<br />

Zahl als Seilerster: Ihr Partner erhält einen Motivationsschub<br />

und darf direkt zum Gipfel aufschließen.<br />

Kopf als Seilerster: Genießen Sie das Panorama und<br />

warten Sie auf den Nachsteiger.<br />

Zahl als Seilzweiter: Sie dürfen vier Felder abseilen.<br />

Kopf als Seilzweiter: Auch Sie wollen das Panorama<br />

genießen. Setzen Sie die nächste Runde aus.<br />

11 Knoten im Seil? Anstatt weiter abzuseilen, müssen<br />

Sie sich hochprusiken. Zurück zum Gipfel. <strong>Die</strong>ses<br />

Feld gilt natürlich nur einmal pro Seilschaft.<br />

12 <strong>Die</strong>ses Feld gilt nur für Vorsteiger: Leider haben<br />

Sie nur ein Einfachseil – und müssen an dieser Stelle<br />

deshalb eine neue Abseilstelle einrichten. Heißt: Warten,<br />

bis Sie der Nachsteiger erreicht hat. Das Positive:<br />

Feld 14 wird nicht für Ihre Seilschaft gelten.<br />

13 Mit Ihren guten Augen entdecken Sie am Rand<br />

der Wand einen kleinen Jägersteig. Der führt Sie<br />

schneller hinunter. Drei Felder vor!<br />

14 Sie sind am Fuß der Wand angekommen und<br />

müssen auf den Partner warten. Als Sie dieser erreicht/überholt<br />

hat, können Sie sich beim Abziehen<br />

der Halbseile nicht auf den Seilstrang einigen. Jeder<br />

wirft daher eine Münze. Wenn Sie es schaffen, das<br />

selbe Ergebnis zu erzielen, haben Sie Glück gehabt.<br />

Ansonsten: Falscher Strang, das Seil verhängt sich<br />

im Abseilring. Alle beide aussetzen.<br />

15 Jetzt ist es nur noch ein kurzer Fußmarsch. Werfen<br />

Sie die Münze: Bei Zahl dürfen Sie das Seil/die<br />

Seile in einen Seilsack stopfen, zwei Felder vor. Bei<br />

Kopf müssen Sie es/sie aufnehmen, damit es keine<br />

Krangel gibt. Eine Runde aussetzen.


eine Innovation: Drei Jahre, nachdem die ersten<br />

Nylonstrümpfe auf den Markt kamen, gab<br />

es nun gedrehte Seile aus Kunstfaser, stabiler<br />

und leichter als die Naturprodukte, außerdem<br />

nicht mehr »biologisch abbaubar«, also<br />

nicht mehr anfällig für Fäulnis und Schimmel,<br />

wenn sie nass wurden.<br />

Mammut brachte 1952 das erste Seil aus<br />

Polyamid auf den europäischen Markt, der<br />

deutsche Konkurrent Edelrid präsentierte<br />

ein Jahr später eine Revolution, die bis heute<br />

prägend ist: das Kernmantelseil. Im Inneren<br />

bilden mehrere verflochtene Zwirne den tragenden<br />

Teil. Um den zu schützen und das<br />

Seil geschmeidiger zu machen, ist er von<br />

einem geflochtenen Mantel umhüllt. Etwa<br />

zehn Jahre später wurde ein internationales<br />

Prüfzeichen eingeführt. Wieder eine Dekade<br />

begann man, mit Imprägnierungen zu<br />

arbeiten, die Probleme im nassen Gelände<br />

deutlich verringerten. Um heute zugelassen<br />

zu werden, muss ein Seil mindestens fünf<br />

Normstürze aushalten – schon bei einem<br />

einzelnen ist die Belastung höher, als sie im<br />

Ernstfall je auftreten kann.<br />

Dass Seile das Gewicht eines Stürzenden<br />

nicht halten konnten, gehört damit der Vergangenheit<br />

an. Dem Veteran der Sicherheitsforschung<br />

des Alpenvereins, Pit Schubert,<br />

sind für den Zeitraum zwischen 1983 und<br />

2005 nur zwei Seilrisse von österreichischen<br />

und deutschen <strong>Bergsteiger</strong>n bekannt. Seitdem<br />

zeigt die Unfallstatistik wieder deutlich<br />

nach oben: Zwischen 2005 und 2012 registrierte<br />

der DAV 17 Risse – die Sicherheitsforschung<br />

führt das auf den Trend zur »Ultraleicht-Technologie«<br />

zurück, Seile mit einem<br />

Durchmesser von weniger als neun Millimetern.<br />

<strong>Die</strong> meisten der Unfälle rührten daher,<br />

dass die Seile über scharfe Kanten liefen. Um<br />

Redundanz bei der Sicherung zu haben, greifen<br />

nicht wenige Alpinkletterer deshalb auf<br />

sogenannte Zwillings- und Halbseile zurück,<br />

zwei etwas dünnere Stränge (siehe Kasten).<br />

Auch sie sind solo kaum vorstellbar. ◀<br />

Drei sichere Typen<br />

Im Bergsport werden je nach Einsatzbereich drei verschiedene Seiltypen unterschiedlicher<br />

Länge (im Normalfall 30 bis <strong>80</strong> Meter) verwendet.<br />

Foto: Christian Pfanzelt, Abbildungen: Mammut (3)<br />

Einfachseile<br />

Durchmesser: 9 bis 11<br />

Millimeter Gewicht: 52 bis<br />

77 Gramm pro Meter<br />

Vorteile: einfaches Handling,<br />

insgesamt geringeres<br />

Gewicht<br />

Nachteil: nur halbe<br />

Strecke beim Ablassen<br />

oder Abseilen möglich,<br />

keine Redundanz im<br />

alpinen Gelände<br />

Anwendungsbereich: Sportklettern, Hochtouren,<br />

nach Abwägung auch Alpinklettern (bei Big Walls<br />

beispielsweise in Kombination mit Statikseil für<br />

Ausrüstung)<br />

Viele weitere Infos über Normen, Typen und Handhabung unter www.mammut.ch/ropes<br />

Halbseile<br />

Durchmesser: 8 bis 9<br />

Millimeter Gewicht: 41 bis<br />

55 Gramm pro Meter<br />

Vorteile: Sicherheit durch<br />

Redundanz, reibungsärmere<br />

Seilführung, Sichern<br />

von zwei Nachsteigern<br />

und doppelte Abseillängen<br />

möglich Nachteile:<br />

komplizierteres Handling<br />

durch Verwendung im<br />

Doppelstrang, höheres Gewicht<br />

Anwendungsbereich: Alpinklettern, Gletschertouren<br />

(auch als Einfachstrang, falls keine Scharfkantenbelastung<br />

zu erwarten ist), Hochtouren<br />

Zwillingsseile<br />

Durchmesser: 7,5 bis 8<br />

Millimeter Gewicht: 38 bis<br />

45 Gramm pro Meter<br />

Vorteile: Sicherheit durch<br />

Redundanz bei relativ geringem<br />

Gewicht, doppelte<br />

Abseillängen möglich<br />

Nachteile: komplizierteres<br />

Handling durch Verwendung<br />

im Doppelstrang,<br />

anders als beim Halbseil<br />

ist kein Sichern von zwei Nachsteigern möglich,<br />

kommt daher generell seltener zum Einsatz.<br />

Anwendungsbereich: Alpine Sportkletterrouten,<br />

lange Eis- und Mixedrouten<br />

Carbonstöcke sind leichter, steifer und korrosionsbeständiger als herkömmliche<br />

Aluminiumstöcke. Deshalb sind heute bereits mehr als die Hälfte unserer Stöcke<br />

aus Carbon. Finden Sie das für Sie optimale Modell auf www.komperdell.com


SERVICE<br />

Mit wasserdichter Kleidung hat eine<br />

Wanderung bei Regen durchaus ihre Reize.<br />

Imprägnieren von Funktionskleidung<br />

Dauerhaft dicht<br />

Damit wasserdichte Bekleidung auch langfristig hält, was sie verspricht,<br />

muss man sie regelmäßig imprägnieren. Ansonsten fühlt sich selbst in der<br />

teuersten Jacke die Haut bei Regen feucht an. Von Bettina Willmes<br />

Zigmal hat es der Verkäufer beteuert:<br />

<strong>Die</strong> Jacke ist hundert Prozent<br />

wasserdicht. Und trotzdem beschleicht<br />

einen nach der ersten<br />

halben Stunde im Dauerregen das Gefühl,<br />

dass die Haut darunter feucht wird.<br />

<strong>Die</strong> Jacke muss aber deshalb noch längst<br />

nicht undicht sein – häufig ist es in diesen<br />

Fällen einfach nur so, dass die Imprägnierung<br />

abgenützt ist. <strong>Die</strong> Membran, die<br />

das Wasser fernhalten soll, ist dann zwar<br />

weiterhin dicht. Aber der Oberstoff saugt<br />

sich voll mit Wasser, sodass die Bekleidung<br />

nicht mehr atmen kann. <strong>Die</strong> Folge:<br />

Schwitzfeuchtigkeit kondensiert, die Haut<br />

fühlt sich klamm an – man erlebt einen<br />

so genannten Komfortverlust. Das Gleiche<br />

kann passieren, wenn die Atmungsaktivität<br />

der Innenschicht etwa durch Schweiß, Sonnenmilch<br />

oder abgestorbene Hautzellen<br />

herabgesetzt wird. Daher raten sämtliche<br />

Hersteller, Funktionskleidung regelmäßig<br />

zu waschen und zu imprägnieren. Andernfalls<br />

schont man seine Jacke nicht, so wie es<br />

Ziel der meisten Waschverweigerer ist, sondern<br />

setzt nur ihre Funktionalität herab.<br />

Verhängnisvolles Schonprogramm<br />

In einem ersten Schritt reicht es häufig, die<br />

Originalimprägnierung wieder aufzufrischen,<br />

indem man die Kleidung im Trockner,<br />

mit dem Föhn oder mit dem Bügeleisen<br />

(niedrigste Stufe!) erwärmt.<br />

Im Gegensatz zum Bügeleisen verteilt der<br />

Trockner die Wärme gleichmäßiger, und<br />

zwar auch dort, wo man mit dem Bügeleisen<br />

nicht so leicht hinkommt (etwa rund<br />

um die Reißverschlüsse oder unter den Armen).<br />

Irgendwann aber hilft all das nichts<br />

mehr und ein Imprägniermittel muss her.<br />

Glaubt man den Herstellern, sind die meisten<br />

für die Umwelt völlig unbedenklich.<br />

INFO<br />

So hat man vor <strong>80</strong><br />

Jahren imprägniert<br />

»Eine vollständige Wasserdichtigkeit bei Erhaltung<br />

der Durchlässigkeit für die Körpertranspiration<br />

ist bis heute noch nicht möglich. Durch die<br />

Tränkung können die Stoffe lediglich ›wasserabweisend‹<br />

gemacht werden. Gegenüber den käuflichen<br />

Imprägniermitteln, hat folgendes Verfahren<br />

den Vorzug der Einfachheit und der geringeren<br />

Kosten: Man löse essigsaure Tonerde etwa<br />

doppelt so stark, als sie für Umschläge benützt<br />

wird, wasche den Stoff bzw. das Kleidungsstück<br />

erst tüchtig in Seifenwasser, drücke dieses aus<br />

und lege den Stoff dann, ohne das Seifenwasser<br />

ausgespült zu haben, einige Zeit in die<br />

Essigsaure-Tonerde-Lösung. Der Stoff wird dann<br />

in nicht völlig trockenem Zustand gebügelt.«*<br />

*Ausrüstungsratgeber für Wanderer und <strong>Bergsteiger</strong>,<br />

Verlag des Blodigschen Alpenkalenders, München 1935<br />

108 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Laut Hersteller sind<br />

viele Imprägnierungen<br />

für die Umwelt unbedenklich.<br />

Greenpeace<br />

sieht das anders.<br />

TIPP<br />

Keine Scheu vor<br />

der Waschmaschine<br />

Wer seine Funktionskleidung regelmäßig<br />

wäscht, tut ihr damit etwas Gutes. Natürlich<br />

sollten Sie es auch nicht übertreiben –<br />

und die Maschine erst dann laufen lassen,<br />

wenn mehrere Stücke zusammengekommen<br />

sind.<br />

Ein Tag,<br />

der bleibt.<br />

Fotos: g215 - Fotolia, huber-images.de/Udo Bernhart<br />

Manfred Santen, Chemiker bei Greenpeace,<br />

sieht das etwas anders. »100 Prozent umweltfreundlich<br />

sind die Imprägnierungen<br />

allesamt nicht – das geht auch nicht.«<br />

Aber immerhin gebe es einige Alternativen<br />

ohne besonders langlebige Fluorchemie,<br />

wie etwa von Nikwax (basiert auf Elastomer-<br />

Technologie).<br />

Darüber hinaus hebt Santen Fjällräven hervor,<br />

deren Produkte man nachwachsen<br />

kann – entweder selbst mit dem Bügeleisen<br />

oder an einer von rund 50 Fjällräven-<br />

Wax-Stationen in Deutschland.<br />

Einwaschen oder Aufsprühen<br />

Wichtig, so Santen, sei es, sich bereits<br />

beim Kauf des Kleidungsstücks Gedanken<br />

zu machen und nicht ausschließlich auf<br />

GoreTex fokussiert zu sein. Maier Sports<br />

etwa bringt im Frühjahr 2014 die Jacke Andalo<br />

auf den Markt, die laut Hersteller völlig<br />

ohne Perflourcarbone auskommt und<br />

mit Purtex einen Wetterschutz verwendet,<br />

der sich nicht auswäscht und damit auch<br />

nicht nachimprägniert werden muss. Hat<br />

man aber ein Bekleidungsstück, das regelmäßiges<br />

Nachimprägnieren erfordert,<br />

sollte man dies auch tun, um es maximal<br />

lange nutzen zu können.<br />

Dafür gibt es zwei Methoden: Einwaschen<br />

oder Aufsprühen. »Mit einem Spray setzt<br />

man sich Aerosol aus und imprägniert<br />

nicht nur die Jacke, sondern auch die eigenen<br />

Lungenbläschen«, sagt Santen. Er rät<br />

daher, unbedingt im Freien zu sprühen,<br />

und das Kleidungsstück möglichst weit<br />

vom Körper weg halten.<br />

Doch auch das Einwaschen ist nicht optimal,<br />

da die überschüssigen Rückstände ins<br />

Abwasser gelangen. Zudem gelangt das Mittel<br />

auch dorthin, wo es gar nicht soll – in<br />

den Futterstoff zum Beispiel, der dadurch<br />

an Atmungsaktivität einbüßen kann. Der<br />

Wasch- und Imprägniermittelhersteller<br />

Granger’s empfiehlt daher für Materialien<br />

• Bevor Sie waschen: Reinigen Sie den<br />

Einfüllschacht der Waschmaschine von<br />

Waschmittel- und Weichspülerresten.<br />

• Am <strong>besten</strong> spezielle Waschmittel verwenden.<br />

Auf keinen Fall Weichspüler!<br />

• Nicht schleudern! Angaben zur Temperatur<br />

(in der Regel maximal 30 Grad) und<br />

dem Waschprogramm des Bekleidungsherstellers<br />

beachten, Schleuderprogramm<br />

ausschalten<br />

• Es folgt ein zweiter Waschgang, aber<br />

ohne Waschmittel, um letzte Rückstände zu<br />

entfernen.<br />

• <strong>Die</strong> tropfnassen Sachen am <strong>besten</strong> über<br />

die Dusch- oder Badewanne hängen. Wenn<br />

sie halbwegs trocken sind, kommen sie in<br />

den Trockner (Ausnahme: Nikwax. Daher:<br />

Empfehlungen auf Etikett bzw. des Imprägniermittelherstellers<br />

beachten)<br />

• <strong>Die</strong> Dosierungsempfehlungen der Hersteller<br />

sind häufi g sehr großzügig – oft reicht<br />

die Hälfte der angegebenen Menge.<br />

Besonderes Prozedere: Funktionskleidung<br />

sollte man beispielsweise nicht schleudern.<br />

für extreme Einsätze ein Spray, um die Imprägnierung<br />

gezielt auf der Außenseite aufzutragen.<br />

Für eine optimale Wirkung sollte<br />

man die Jacke anschließend wärmebehandeln<br />

und so die Imprägnierung fixieren –<br />

auch hier gilt wieder: entweder im Trockner<br />

(ca. 30 Minuten bei 60 Grad), mit dem Föhn,<br />

oder dem Bügeleisen (niedrigste Stufe!).<br />

Ausnahme: Imprägnierungen von Nikwax.<br />

Ausdrücklich weist der Hersteller darauf<br />

hin, dass eine Aktivierung durch Wärme bei<br />

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10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 111


REPORTAGE<br />

Begegnungen auf dem Great Himalaya Trail<br />

Der lange Weg<br />

Auf dem GHT nimmt der Wanderer<br />

die fünf Elemente, die die<br />

Gebetsfahnen repräsentieren,<br />

neu wahr: Auf dem Pansan-Pass<br />

(3830 m) wird die Luft dünner,<br />

dafür gibt er den Blick frei auf<br />

den Langtang mit einer Kuppe<br />

aus gefrorenem Wasser.


in die Freiheit<br />

Trekking in Nepal heißt für viele: Abenteuer<br />

am Fuße der Achttausender. Auf dem Great<br />

Himalaya Trail (GHT) geht es nur am Rande<br />

um spektakuläre Bergansichten. Der Wanderer<br />

lernt ein Land kennen, aus dem viele<br />

Junge auswandern müssen, um ihre Familien<br />

ernähren zu können. Doch der GHT bietet<br />

auch Einheimischen neue Perspek tiven.<br />

Von Sandra Zistl<br />

Alle Fotos: Sandra Zistl<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 113


70 Prozent der Nepalesen leben vom Anbau. Sie haben die Himalaya-Hänge in eine Kulturlandschaft aus unzähligen Terrassen verwandelt.<br />

<strong>Die</strong> Kristallmoschee mit ihren sich<br />

auftürmenden Kuppeln passt<br />

auf einen Frühstücksteller. <strong>Die</strong><br />

geschickte Hand eines Ziseleurs<br />

hat ein Abbild des prunkvollen<br />

malaysischen Gotteshauses in ein rundes<br />

Stück Metall geritzt. Das steht jetzt 5000 Kilometer<br />

entfernt im Regal von Jit Gurungs<br />

Haus in Barpak, auf 1950 Metern Höhe, an<br />

den Ausläufern des Himalaya. Gemeinsam<br />

mit einem Flachbildschirm zeugt es vom<br />

zweiten Leben des nepalesischen Bauern.<br />

Dem Leben als Gastarbeiter in Malaysia, das<br />

es dem 28-Jährigen ermöglicht, Ehefrau,<br />

Mutter und den jüngeren Bruder im Bergdorf<br />

zu ernähren und die gesamte Nachbarschaft<br />

mit Bollywood-Filmen zu erfreuen.<br />

Jit Gurung, 28, muss ins Ausland gehen, um<br />

seine Familie in Nepal ernähren zu können.<br />

Jetzt sitzt der junge Mann in der niedrigen<br />

Stube seines ersten Lebens. Er ist so<br />

oft weg von zu Hause, dass er dort wie ein<br />

Gast wirkt. In Jeans, schwarzer Lederjacke<br />

und Halbschuhen thront er auf einer Holzbank.<br />

Wie eine Sphinx blickt er mit halb<br />

geschlossenen Augen auf Frau und Mutter.<br />

<strong>Die</strong> beiden sitzen in der Hocke auf dem Boden<br />

und bereiten auf dem offenen Feuer<br />

Gemüsecurry und Hirsepfannkuchen zu.<br />

Beide tragen bodenlange Röcke, mehrere<br />

Kleidungsschichten am Oberkörper und<br />

offene Plastikschlappen an den Füßen. Um<br />

ihr langes schwarzes Haar haben sie karierte<br />

Wollschals wie Kopftücher gewunden. Jit<br />

war 13, als der Vater starb. Als Ernährer ist<br />

er seither der Chef im Haus.<br />

Auf engem Raum lebt Jit mit Frau, Mutter<br />

und Bruder im Bergdorf Baprak.<br />

Herberge mit biblischen Qualitäten<br />

Dafür musste er bisher immer ins Ausland<br />

gehen. »Öl, Salz, Zucker, Seife, das wächst<br />

nun mal nicht auf dem Feld«, erklärt er zwei<br />

deutschen Journalistinnen, denen er einen<br />

Teppich in der Nähe der Feuerstelle als Platz<br />

zugewiesen hat. Sie sind in einer Gruppe aus<br />

insgesamt fünf Europäern und einem Team<br />

von 20 Nepalesen unterwegs auf dem Great<br />

Himalaya Trail (GHT). Eine Nacht bleiben<br />

sie bei der nepalesischen Familie. <strong>Die</strong> letzten<br />

sieben haben sie im Zelt verbracht, bei<br />

Temperaturen unter Null Grad. So herrlich<br />

die Sonnenaufgänge mit Blick auf Manaslu,<br />

Langtang und die Gipfel des Ganesh Himal<br />

auch waren, verdammt kalt war es auch.<br />

Nicht bei Familie Gurung. <strong>Die</strong> Herberge hat<br />

biblische Qualitäten: Drunter wohnen Ochs<br />

und Esel, und die Wärme ihrer Körper dringt<br />

durch die Ritzen nach oben. <strong>80</strong>0 Rupien bekommen<br />

die Gurungs dafür, das entspricht<br />

sechs Euro. Ein Einheitspreis, den die Frauen<br />

des Dorfes festgesetzt haben. Ein Kilo Reis<br />

kostet etwa 45 Rupien, eine Jeans 850.<br />

Jits Mutter, Kalimaya, blickt von der Feuerstelle<br />

auf, sagt etwas auf Nepalesisch und<br />

blickt den Sohn fordernd an. Er übersetzt<br />

ins Englische und kommentiert: »Da hat<br />

sie schon recht: Wenn mehr solche Touristen<br />

wie ihr kommen würden, müsste ich<br />

114 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Wer 30 Kilo auf dem Rücken trägt, hat wenig Sinn für den Blick auf den Ganesh.<br />

»Das Unterfangen<br />

Great Himalaya Trail hat<br />

den Begründer Robin<br />

Boustead nicht nur sein<br />

Vermögen, sondern<br />

auch seine Ehe gekostet.«<br />

nicht wieder für zwei Jahre weggehen.« <strong>Die</strong><br />

51-Jährige nickt und blickt dann wieder in<br />

den Topf, in dem sie rührt.<br />

Aus einem Jahr Auszeit wurden zehn<br />

Mehr solcher Touristen. Das ist genau die<br />

Idee, die Robin Boustead hatte. Der Brite, der<br />

in Australien ein Reiseunternehmen betrieb,<br />

kam 2001 nach Nepal. Dort entstand seine<br />

Vision: ein Weitwanderweg, der einmal von<br />

Ost nach West durch den Gebirgsstock des<br />

Himalaya führt; durch sechs Staaten, über<br />

mehrere Pässe, die höher als 5000 Meter<br />

sind, vorbei an den berühmten Achttausendern,<br />

und alternativ eine Etage tiefer, von<br />

Dorf zu Dorf. Wer Robins Geschichte hört,<br />

versteht recht bald, dass die Aussage, der<br />

Great Himalaya Trail sei »life-changing« aus<br />

seinem Munde keine Floskel<br />

ist. Aus einer Auszeit wurden<br />

zehn Jahre, in denen sich der<br />

heute 44-Jährige peu à peu<br />

von Ost nach West durch<br />

das »Haus des Schnees« (Übersetzung<br />

von Himalaya) arbeitete und die Wege<br />

kartographierte. »Viele Menschen n in den<br />

entlegenen Dörfern gehen nicht weiter als<br />

fünf Tagesmärsche. Also musste ich einiges<br />

selbst erkunden«, erzählt der Mann mit dem<br />

schlohweißen Haar von seiner verrückten<br />

Idee, an der vor ihm schon andere scheiterten.<br />

»Ich hatte Glück, denn die nepalesische<br />

Regierung hatte gerade einige militärische<br />

Sperrgebiete geöffnet.« Trotzdem hat ihn<br />

das Projekt GHT nicht nur sein Vermögen,<br />

sondern auch seine Ehe gekostet.<br />

Anfangs war seine Frau dabei. Doch nachdem<br />

das ungewöhnliche Paar unterwegs<br />

von Maoisten verhaftet und tagelang festgehalten<br />

worden war, versiegte ihre Begeisterung.<br />

»<strong>Die</strong> dachten, wir seien CIA-Spitzel«,<br />

erinnert sich Boustead und streicht sich mit<br />

der Rechten über den Dreitagebart. »Nachdem<br />

wir dieses kleine Missverständnis aus<br />

dem Weg geräumt hatten, waren wir beste<br />

Freunde.« Seine Frau hatte trotzdem genug,<br />

»vom Trekking – und auch von mir«, sagt<br />

der Abenteurer mit schiefem Lächeln.<br />

Was seid ihr denn für komische Vögel? Skeptisch<br />

blicken Kinder auf die Trekkingtouristen.<br />

»Wahres Nepal«<br />

Auf 4500 Kilometern führt der GHT heute<br />

einmal quer von Ost nach West durchs<br />

Gebirge. In Myanmar, Bhutan, Tibet, Indien<br />

und Pakistan ist die Route noch nicht<br />

vollständig erschlossen. <strong>Die</strong> 1700 Kilometer<br />

auf nepalesischem Boden sind mittlerweile<br />

sogar als organisiertes 153-Tage-Trekking<br />

buchbar (siehe »<strong>Bergsteiger</strong>KOMPAKT«).<br />

»Wer sich anstrengt, schafft das auch in<br />

zweieinhalb Monaten. Aber dann hast du<br />

nicht verstanden, worum es beim Great Himalaya<br />

Trail geht«, sagt Robin. Er will, dass<br />

Besucher »das wahre Nepal« sehen. Und<br />

dass die Bevölkerung in Dörfern, die meist<br />

mehrere Tagesmärsche von der nächsten<br />

Erdstraße entfernt sind, davon profitiert.<br />

Auf Schleichwegen kommt der Tross aus<br />

Journalisten, Trägern, Küchenteam, Koch,<br />

Sherpas und Reiseleiter nach einer langen<br />

Wanderetappe aus dem Dschungel. Es ist<br />

bereits dunkel, der Tag war lang. Begonnen<br />

hatte er mit einer kleinen Enttäu-<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 115


Der meist verhüllte Manaslu (8165 m) zeigt sich am Pansan-Pass (3830 m).<br />

schung. Der Manaslu, die Diva, hatte zwar in<br />

der sternklaren Nacht im Mondschein weiß<br />

geleuchtet. Doch am Morgen ist sie wieder<br />

in ihren bauschigen Wolkenmantel gehüllt.<br />

Keine Lust auf Paparazzi. Das opulente<br />

Frühstück entschädigt nicht nur. Lokh, der<br />

Koch, übertrifft sich selbst. Während er sonst<br />

morgens mit Omeletten, Toast, Marmelade,<br />

Butter, Müsli und Obst aufwartet, hat er sich<br />

am Abend vorher noch ans Feuer gestellt<br />

und auf 2750 Metern am Lagerfeuer Schokohörnchen<br />

gebacken. Als ihn die Gruppe an<br />

den Tisch zitiert, blickt er gerührt zu Boden:<br />

»Das war doch gar keine große Sache.«<br />

»Pistare, pistare – immer schön langsam«<br />

Vom Übernachtungsplatz auf einer Wiese<br />

– drei Tagesmärsche von der nächsten<br />

Straße entfernt – führt ein steiler Pfad hinab<br />

auf 1550 Meter. Der Richel Khola, ein<br />

reißender Bach, hat sich hier eingegraben.<br />

Rhododendron-Wald, der die Gruppe in den<br />

vergangenen zwei Tagen umgeben hatte,<br />

weicht Schilfen und blühendem Oleander.<br />

Mit jedem Meter wird die Luft wärmer,<br />

feuchter, dicker. In der Nacht war noch der<br />

Atem auf dem Schlafsack zu kleinen Eiskristallen<br />

gefroren. Schon bevor die Mulis<br />

zu sehen sind, dringt ihr Bimmeln durch<br />

das wuchernde Grün. Das Fell der Tiere ist<br />

strähnig vom Schweiß, der nen über Flanken und Beine<br />

rinnt. Prall gefüllte Reissäcke<br />

auf dem Rücken erschweren<br />

ihnen den Aufstieg. Hinter<br />

den Tieren kommen Menihschen<br />

zum Vorschein.<br />

Frau, Mann, zwei Kinder,<br />

alle beladen mit großen<br />

Körben, die sie mit einem<br />

Stirnband tragen. Klaglos<br />

laufen sie barfuß über Steine<br />

und Wurzeln. »Namaste«, was in etwa<br />

heißt: »Ich ehre den göttlichen Geist in dir«,<br />

lautet ihr Gruß. Mehr gibt es nicht zu sagen,<br />

das Tragen strengt an. Außer vielleicht noch:<br />

»Pistare, pistare«, immer schön langsam.<br />

Wer regelmäßig in die Berge geht und<br />

glaubt, gut einschätzen zu können, in welchem<br />

Tempo er 1000 Höhenmeter bewältigen<br />

kann, erhält auf dem GHT eine Lektion<br />

in Bescheidenheit. Da die Wege nur selten<br />

begangen sind, müssen auch die Sherpas<br />

manchmal fragen. Noch an den entlegensten<br />

und steilsten Hängen bestellen Menschen<br />

ihre Felder. Auch nach mehr als einer<br />

Woche auf dem GHT wird nicht klar, wie<br />

man dort überhaupt hinkommen, geschweige<br />

denn einen Ochsen samt Pflug übers Feld<br />

dirigieren kann. <strong>Die</strong> Flanken des Himalaya<br />

Wer kochen will, muss dafür in die Berge gehen.<br />

Meist sammeln Frauen das Feuerholz.<br />

sind von einem Netz aus<br />

Trampelpfaden durchzogen. Manche<br />

führen direkt ans Ziel, andere auf Umwegen.<br />

Schnell kommen in der Region zwischen<br />

2000 und 4000 Metern ein paar hundert Höhenmeter<br />

mehr hinzu als gedacht. Marschkilometer<br />

sowieso.<br />

Nach weiteren 1200 Höhenmetern Abstieg,<br />

erst über gelb leuchtende Terrassen aus<br />

Raps, dann wieder auf schmalen Mulisteigen<br />

durch immer dichteres Grün, erreicht<br />

die Gruppe den nächsten Fluss. Stirnlampen<br />

weisen den Weg, denn die Etappe war: weiter<br />

als gedacht. Am Steilufer entlang führt<br />

der Pfad bergauf bergab über diverse kleine<br />

Rücken, die Bachläufe gebildet haben. Wie<br />

ein riesiges Wasserspiel stürzen sie zu Dut-<br />

116 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


Drei Mann schleppen Töpfe und Essen und…<br />

…bereiten schmackhafte Gerichte zu.<br />

Während die Männer auch als Bergführer arbeiten, bestellen die Frauen die Felder.<br />

Koch Lokh und sein Team beim Abwasch<br />

»Wenn mehr solche<br />

Touristen wir ihr kommen<br />

würden, müsste ich nicht<br />

wieder für zwei Jahre<br />

weggehen«, sagt der<br />

Nepa lese Jit Gurung.<br />

zenden den Steilhang hinab. Jetzt erschließt<br />

sich die Botschaft, die den Reisenden am<br />

Flughafen Kathmandu als erste erwartet –<br />

ein Schild, auf dem steht: »Nepal ist nach<br />

Brasilien das wasserreichste Land der Welt.«<br />

Während die empfindlichen Europäer bislang<br />

um diese Zeit froh waren um jeden<br />

Schluck Tee und jeden Löffel heißen Essens,<br />

erleben die Wanderer jetzt das Gegenteil:<br />

sie schwitzen. Der Gedanke an ein kaltes<br />

Bier breitet sich in den Köpfen aus.<br />

Mulis – wie eine Fahrzeugflotte aufgereiht<br />

Das gibt es dann auch. Inklusive Kulturschock.<br />

Macha Khola liegt auf der Route der<br />

Manaslu-Umrundung. Tausende Wanderer<br />

kommen hier pro Jahr durch. Das Dorf hat<br />

sich darauf eingestellt. Supermärkte und<br />

Pensionen wechseln sich ab. Nach einer<br />

Woche Camping auf Schulhöfen, Hirsefeldern<br />

oder Almen, ist hier ein terrassierter<br />

Platz zum Zelten angelegt. Mulis stehen wie<br />

eine Fahrzeugflotte aufgereiht am Ortsende<br />

– bereit, den nächsten Tross zu begleiten.<br />

Es ist der erste Abend, an dem die Gruppe<br />

bei elektrischem Licht in einem gemauerten<br />

Raum isst. Es fehlt die gemütliche Atmosphäre,<br />

die sonst Kerzen und Stirnlampen<br />

im Speisezelt verbreiteten. Mukunda<br />

Rajpant, Reiseleiter und wandelndes Nepal-<br />

Lexikon, zitiert einen früheren Gast: »Es wäre<br />

toll, wenn es keine Stromleitung gäbe.«<br />

Der Satz illustriert das Dilemma des Himalaya-Tourismus:<br />

Wo viele Fremde ihr Geld<br />

lassen, kann sich die Kommune mehr leisten.<br />

Stromleitungen, Straßen, Läden und<br />

Pensionen sind die Folge. Fortschritt nennen<br />

es die einen, Verlust von Ursprünglichkeit<br />

die anderen. <strong>Die</strong> einen sind froh um<br />

medizinische Versorgung. <strong>Die</strong> anderen sind<br />

enttäuscht, wenn der Weg gesäumt ist von<br />

Kiosken. 1<strong>80</strong> 000 Trekking-Touristen reisen<br />

jährlich nach Nepal. Sie kommen, um die<br />

Schneeriesen zu sehen. Agenturen bedienen<br />

dieses Bedürfnis und schicken sie auf<br />

die immer gleichen Routen: 70 000 zur Annapurna,<br />

50 000 zum Everest, 15 000 zum<br />

Langthang und 3000 zum Manaslu. Vier<br />

Achttausender, deren Aufstiegsrouten und<br />

Basecamps sich zu Top-Destinationen des<br />

Himalaya entwickelt haben.<br />

Welche Art Tourismus ist richtig?<br />

»Ein paar Tausend wären für den GHT schon<br />

genug«, sagt Robin Boustead. Er will erreichen,<br />

dass die Menschen vor Ort den Weitwanderweg<br />

betreiben. Jedes Dorf müsse<br />

selbst entscheiden, ob es ein Feld als Campingplatz<br />

zur Verfügung stellt, Toiletten<br />

baut, Frühstück und Abendessen anbietet<br />

oder Übernachtungsmöglichkeiten. In vier<br />

Dörfern des Distrikts Gorkha ist das bereits<br />

der Fall. Pradipa Gurung und Jaya Sharma<br />

bringen den Einwohnern die Bedürfnisse der<br />

westlichen Touristen nahe. »Wir erklären ihnen,<br />

dass eure Mägen das Wasser nicht vertragen,<br />

weshalb es abgekocht werden muss;<br />

dass ihr es schätzt, wenn es nicht immer die<br />

gleichen Gerichte gibt«, sagt Pradipa. <strong>Die</strong> beiden<br />

Frauen Anfang 20 arbeiten für das »GHT<br />

Development Committee«, einer Tourismus-<br />

Behörde auf Bezirksebene. Ein- bis zweimal<br />

pro Monat besuchen sie die Dörfer. Falls nötig,<br />

schicken sie auch mal einen Koch vorbei.<br />

Ein Verwaltungsjob ist im Himalaya nichts<br />

für träge Menschen. <strong>Die</strong> beiden sind weite<br />

Fußmärsche gewöhnt, überqueren Pässe in<br />

Chucks und Jeans und sind geschminkt.<br />

10⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 117


Auch die Vertreter aus Politik und Wirtschaft<br />

haben sich fein gemacht für ein Treffen<br />

mit den weit gereisten Journalisten. Es<br />

soll darum gehen, welche Form des Tourismus<br />

die richtige für die höher gelegenen Regionen<br />

Nepals ist. Einer von ihnen sitzt sehr<br />

aufrecht am Kopf der Tafel eines Lokals in<br />

der Provinzhaupstadt Gorkha und streicht<br />

seinen Schnauzer glatt. Es ist der Mann von<br />

der maoistischen Partei. Rechts und links<br />

von ihm haben ein Sozialdemokrat, ein IHK-<br />

Vertreter und der Vize-Chef des Hotelverbandes<br />

Platz genommen.<br />

Das Hauptproblem ist Abwanderung<br />

<strong>Die</strong> wilden Gesten, mit denen die Nepalesen<br />

aufeinander einreden, lassen darauf schließen,<br />

dass sie in etwa so viele Meinungen<br />

zur richtigen Entwicklungsstrategie haben,<br />

wie es NGOs gibt, die den GHT vermarkten.<br />

Nach etwa einer halben Stunde fällt ihnen<br />

die Übersetzerin ins Wort. Sie stellt in wenigen<br />

Sätzen klar, dass die Vortragenden eine<br />

Botschaft für die deutschen Multiplikatoren<br />

mitgebracht haben: Das Hauptproblem sei<br />

die Abwanderung junger Menschen. Also<br />

brauche es Arbeitsplätze. Industrie gebe es<br />

nicht und sie hätte auch keine Chance ge-<br />

gen die indische Konkurrenz. Also bleibe als<br />

einzige Lösung der Tourismus: indische Pil-<br />

ger im Süden des Distrikts, Kulturtouristen<br />

für die mittleren Lagen und Trekking-Touristen<br />

auf dem GHT für die Bergregionen.<br />

Zielgruppe: Europäer und Amerikaner.<br />

In Baprak bringt der GHT bereits messbaren<br />

Erfolg. 78 Fremde haben im Jahr 2012 dort<br />

in den 20 Privatunterkünften übernachtet.<br />

Das lässt sich in einem Buch nachzählen,<br />

in dem sich jeder Gast eintragen muss und<br />

das Jit Gurung aufgeschlagen auf den Knien<br />

liegen hat. Obwohl seine Familie mit 15<br />

Übernachtungen einen überdurchschnittlichen<br />

Anteil daran hat, nimmt sie damit<br />

im Jahr nur etwa ein Drittel dessen ein, was<br />

er in Malaysia monatlich mit seinen Ziselierarbeiten<br />

verdient hat. »30 000 Rupien<br />

sind ein Wort, wenn man seine Familie ernähren<br />

muss«, sagt Jit und zieht die Brauen<br />

über seinen Sphinx-Augen hoch. Er zuckt<br />

mit den Schultern: »Es hilft ja nichts. Aber<br />

wenn mehr von euch kommen, ist es vielleicht<br />

das letzte Mal, dass ich weg muss.« ◀<br />

KOMPAKT<br />

In 153 Tagen durch Nepal<br />

<strong>Die</strong> wichtigsten Informationen über den Great Himalaya Trail<br />

Auf 4500 Kilometern führt der Great<br />

Himalaya Trail (GHT) einmal quer<br />

von Ost nach West durch den Himalaya.<br />

Er verbindet sechs asiatische<br />

Länder. In Myanmar, Bhutan, Tibet,<br />

Indien und Pakistan ist die Route<br />

noch nicht vollständig erschlossen,<br />

in Nepal ist sie mittlerweile sogar<br />

als organisiertes Trekking buchbar.<br />

Höhenprofil: Der GHT besteht aus<br />

zwei Routen, einer höheren und einer<br />

niedrigeren. Allein in Nepal führt<br />

die obere Route über 16 Pässe, die<br />

zwischen 5000 und 6200 Meter<br />

hoch sind. <strong>Die</strong> niedrigere ist ein<br />

Kultur-Trekking mit Abenteuercharakter.<br />

Sie verläuft über Verbindungswege<br />

zwischen Dörfern. Ihre Pässe<br />

sind selten höher als 4000 Meter,<br />

jedoch liegen die zurückzulegenden<br />

Höhenmeter meistens über 1000<br />

im Aufstieg und bei bis zu 2000 im<br />

Abstieg. Der niedrigste Punkt des<br />

GHT liegt in Indien auf 210 Metern.<br />

Beste Reisezeit: Ende März bis<br />

Mitte Mai, Sept. bis Mitte Dez.<br />

GHT in Nepal: Durch Nepal führen<br />

1700 Kilometer des GHT. Wer 153<br />

Tage am Stück Zeit hat (und das nötige<br />

Geld), kann sie mit einer Mannschaft<br />

aus einem Sherpa Guide,<br />

Trägern, Koch und Küchenteam am<br />

Stück zurücklegen; vorbei an Kanchenjunga<br />

(8598 m), Makalu (8475<br />

m), Lhotse (8501 m), Everest (8850<br />

m), Cho Oyu (8202 m), Manaslu<br />

(8165 m), Annapurna (<strong>80</strong>91 m),<br />

Dhaulagiri (8167 m), durch die zum<br />

tibetischen Kulturkreis stammende<br />

Dolpo-Region und schließlich in<br />

den äußersten Westen Nepals mit<br />

den jahrhundertealten Wäldern<br />

des Khaptad Nationalparks. Der<br />

nepalesische Abschnitt ist jedoch<br />

auch in sechs je etwa 30-tägigen<br />

Etappen buchbar. <strong>Die</strong>se lassen sich<br />

jeweils kombinieren mit Trekkings<br />

zu den Schneeriesen, darunter:<br />

Everest, Rolwaling, Langtang, Tilman<br />

Pass, Manaslu und Anapurna.<br />

Ferner bietet der Veranstalter Hauser<br />

Exkursionen auch ein vierzehntägiges<br />

Trekking auf dem GHT an. Infos<br />

unter www.hauser-exkursionen.de<br />

Karten: Der Verlag »Himalaya Map<br />

House« hat im Juni 2013 eine neue<br />

Kartenserie zum GHT aufgelegt. Sie<br />

kann direkt bestellt werden unter<br />

www.greathimalayatrail.com unter<br />

der Rubrik »Get trekking«. Dort stehen<br />

auch GPS-Daten zum Download<br />

zur Verfügung. Allerdings warnt GHT-<br />

Pionier Robin Boustead davor, sich<br />

allein auf diese zu verlassen. <strong>Die</strong><br />

Pfade ändern sich häufi g, weshalb<br />

die GPS-Daten nur in Kombination<br />

mit Landkarten und Buch genutzt<br />

werden sollten. Es ist im Sinne der<br />

GHT-Philosophie, dass auch Individual-Touristen<br />

mit lokalen Guides<br />

oder sogar einem Team unterwegs<br />

sind. Das erleichtert das Finden der<br />

Wege und sichert Arbeitsplätze in<br />

entlegenen Bergregionen.<br />

Führer: Robin Boustead »Nepal<br />

Trekking and the Great Himalaya<br />

Trail« (engl.), Trailblazer Guides,<br />

2011<br />

Robin<br />

Boustead<br />

und sein<br />

Buch »Nepal<br />

Trekking<br />

and the<br />

Great Himalaya<br />

Trail«<br />

118 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄13


LESERBRIEFE/IMPRESSUM<br />

GRASSLS TIPPS<br />

Toni Grassl ist staatlich geprüfter<br />

Berg- und Skiführer<br />

und Inhaber der Eventagentur<br />

grassl-eps. Exklusiv für<br />

den BERGSTEIGER gibt er<br />

Tipps rund ums Bergsteigen.<br />

<strong>Die</strong>smal geht es um Sicherheit<br />

für Kinder am Berg.<br />

»Immer mehr Familien machen<br />

Ausflüge oder <strong>Touren</strong> in<br />

den Bergen. Wie groß die Gefahr<br />

sein kann, zeigen die<br />

jüngsten Unfälle von Kindern<br />

in den Alpen. Eine feste Regel,<br />

wie lange man mit Kindern<br />

gehen kann, gibt es nicht. Als<br />

grobe Vorgabe gilt: Bei Kindern<br />

im Vorschulalter sollte<br />

eine Gehzeit von vier Stunden<br />

nicht überschritten werden,<br />

Sechs- bis Zehnjährige können<br />

bis zu fünf Stunden unterwegs<br />

sein, man muss aber<br />

an ausreichend Pausen denken!<br />

Mit älteren Kindern können<br />

anspruchsvollere <strong>Touren</strong><br />

unternommen werden. Gut<br />

geeignet sind verschlungene<br />

BERGSTEIGER<br />

September 2013<br />

Abstiegsträume<br />

Betrifft: Gefedert bergab<br />

Pfade statt eintöniger Forstwege,<br />

Rundwege statt Hin- und<br />

Rückweg auf der gleichen<br />

Strecke und eine abwechslungsreiche<br />

Landschaft.<br />

Kinder brauchen gut sitzende,<br />

die Knöchel stützende Wanderschuhe.<br />

In den Rucksack<br />

der Erwachsenen gehören Ersatzwäsche,<br />

Regen-, Sonnenund<br />

Kälteschutz, Erste-Hilfe-<br />

Set. Wichtig: Genug Getränke<br />

mitnehmen, mindestens einen<br />

Liter pro Person!<br />

In überschaubarem, sicherem<br />

Gelände dürfen Kinder alleine<br />

vorausgehen und nur an<br />

kurzen, schwierigeren Stellen<br />

sollte dem Kind mit der Hand<br />

geholfen werden. Wenn die<br />

Kinder ungesichert sind, gehen<br />

sie beim Aufstieg immer<br />

vor den Eltern. Beim Abstieg<br />

gehen die Eltern voraus, behalten<br />

die Kinder im Blick<br />

und können Hilfestellung leisten.<br />

Ein Seilstück (9 Millimeter<br />

Durchmesser, 10 m Länge)<br />

sollte zur Sicherung der Kinder<br />

immer dabei sein. Besteht<br />

Rutsch- bzw. Sturzgefahr,<br />

muss das Kind mit Hilfe von<br />

Hüftsitzgurt und kurzem Seil<br />

gesichert werden; auch der<br />

Helm darf nicht fehlen. Wer<br />

mit Kindern in die Berge geht,<br />

muss nicht nur selbst ein sicherer<br />

Geher sein, sondern<br />

auch die nötigen Sicherungsmethoden<br />

beherrschen.«<br />

Sehr geehrter Herr Ruhland!<br />

In Heft 9 geht es darum, wie<br />

man schonender vom Berg wieder<br />

herunter kommt. Im selben<br />

Heft beschreiben Sie die Eigenschaften<br />

von zwölf Wanderstöcken.<br />

Nur das für den Abstieg<br />

Wichtigste bleibt unerwähnt,<br />

die Federung! Hat denn von den<br />

Testern Ihrer Stöcke noch niemand<br />

entdeckt, wie man beim<br />

Abstieg mit Hilfe einer im Stock<br />

befindlichen, leider meist zu<br />

schwachen Feder den Stoß bei<br />

jedem Schritt dämpfen kann?<br />

Bitte motivieren Sie doch auch<br />

die Hersteller von Stöcken, kräftigere<br />

Federn mit etwas längerem<br />

Federweg einzubauen. All<br />

jene, deren Körperfülle jenseits<br />

eines Fliegengewichtes liegt,<br />

werden Ihnen bei jedem Abstieg<br />

dankbar sein.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Ruppert Springenschmid, München<br />

BERGSTEIGER<br />

Juli 2013<br />

Seven Summits der Alpen<br />

Betrifft: Alternativroute Grauspitz<br />

Liebe Redaktion,<br />

betreffend den Grauspitz, den<br />

höchsten »Liechtensteiner«<br />

schreibt der Autor, dass dieser<br />

nur von Schweizer Seite ersteigbar<br />

sei. <strong>Die</strong>s stimmt zum Glück<br />

für die Liechtensteiner nicht:<br />

Aus dem Naaftal westlich unterhalb<br />

der Pfälzer Hütte führt ein<br />

Weg steil hinauf zum Ijesfürggli.<br />

Ab hier steigt man den Kamm<br />

entlang zum Schwarzhorn (CH:<br />

Hinter Grauspitz) auf. Von diesem<br />

klettert man am einfachsten<br />

in leichter Kletterei (I) nach Westen<br />

hinab zum tiefsten Punkt des<br />

Grates und kann dann zum<br />

Grauspitz (CH: Vorder Grauspitz)<br />

aufsteigen. Man kann auch südlich<br />

unterhalb des Schwarzhornes<br />

querend zum tiefsten Punkt<br />

des Grates gelangen. Das<br />

Schwarzhorn wird auf diesem<br />

Weg öfters bestiegen. Von den<br />

Besteigungsgruppen des<br />

Schwarzhornes gehen anschließend<br />

öfters einige <strong>Bergsteiger</strong><br />

weiter zum Grauspitz, damit sie<br />

auf dem höchsten Punkt des Landes<br />

stehen können. Am 18.8.2011<br />

haben drei <strong>Bergsteiger</strong> über einen<br />

anstrengenden Direktanstieg<br />

von den Fläscher Seen und<br />

zwei von Steg über das Ijesfürggli<br />

und das Schwarzhorn den Grauspitz<br />

bestiegen.<br />

<strong>Bergsteiger</strong>ische Grüße<br />

Rudolf Mayerhofer, per Mail<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />

Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />

BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-<strong>80</strong>702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />

sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />

10/13 | <strong>80</strong>. Jahrgang<br />

Internet: www.bergsteiger.de<br />

Redaktionsanschrift<br />

BERGSTEIGER<br />

Postfach 40 02 09, <strong>80</strong>702 München<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />

Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />

bergsteiger@bruckmann.de<br />

Chefredakteur Michael Ruhland<br />

Redaktion Beate Dreher, Petra Gössl-Kubin,<br />

Dominik Prantl, Bettina Willmes<br />

Assistenz Beate Dreher<br />

Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic<br />

Kartographie Christian Rolle<br />

Illustrationen Max Baitinger, Moritz Reischl<br />

Aboservice/Leserservice<br />

BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 12<strong>80</strong>,<br />

82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />

Tel. 01 <strong>80</strong>-5 32 16 17*<br />

Fax 01 <strong>80</strong>-5 32 16 20*<br />

(* 14 Cent pro Minute)<br />

service@verlagshaus.de<br />

Anzeigenleitung<br />

Helmut Kramer, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.270,<br />

helmut.kramer@verlagshaus.de<br />

Anzeigenverkauf<br />

Peter Schachtl (Bergsport),<br />

Tel. +49 (0) <strong>80</strong> 64.90 59 75,<br />

medienservice@schachtl.de<br />

Tourismus-Marketing<br />

Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />

angelika.genat@verlagshaus.de<br />

Anzeigendisposition<br />

Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />

johanna.eppert@verlagshaus.de<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 49 vom<br />

1. Januar 2013, www.verlagshaus-media.de<br />

Repro ludwig:media, Zell am See<br />

Druck Stürtz, Würzburg<br />

Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, <strong>80</strong>797 München<br />

www.bruckmann.de<br />

Geschäftsführer Clemens Schüssler,<br />

Carsten Leininger<br />

Herstellungsleitung: Sandra Kho<br />

Vertrieb Zeitschriften Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung<br />

Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />

sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />

Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72<br />

(D) inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />

Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56<br />

inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten<br />

ISSN 1435–8905 • 1681<br />

Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />

monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />

und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />

an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, im<br />

Fachhandel sowie direkt beim Verlag.<br />

© 2013 by Bruckmann Verlag GmbH<br />

<strong>Die</strong> Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts<br />

erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />

zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte<br />

Fotos und Manuskripte wird keine Haftung<br />

übernommen. Gerichtstand ist München.<br />

100%-Gesellschafterin der Bruckmann Verlag<br />

GmbH ist die GeraNova Bruckmann Verlagshaus<br />

GmbH. Geschäftsführender Gesellschafter:<br />

Clemens Schüssler<br />

Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt<br />

Michael Ruhland, Infanteriestraße 11a,<br />

<strong>80</strong>797 München.<br />

Verantwort lich für Anzeigen<br />

Helmut Kramer, Infanteriestraße<br />

11a, <strong>80</strong>797 München<br />

120 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13


12x grüßt BERGSTEIGER<br />

<strong>Die</strong> neue Fotoedition exklusiv und gratis nur für Abonnenten!<br />

2013 erhalten Sie als Abonnent von<br />

BERGSTEIGER mit jeder Ausgabe ein<br />

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dem renommierten Bergfotografen<br />

Bernd Ritschel – sind aus hochwertigem<br />

Chromokarton, 12 x 17 cm<br />

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In 11/2013<br />

Foto: Andreas Strauß<br />

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VORSCHAU<br />

Tierisch guter Herbst<br />

Sie haben im BERGSTEIGER in diesem<br />

Jahr viel über menschliche Paten von<br />

Wegen, Gipfeln, Hütten erfahren. Zum<br />

Herbstfinale stellen wir Ihnen Gipfel<br />

vor, die tierisch gut sind: den Geißstein<br />

im Glemmtal zum Beispiel<br />

(Foto), den Gimpel, die Krähe, den<br />

Hengst…<br />

Jetzt schon aufs<br />

Weiterlesen freuen!<br />

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SERVICE<br />

AUF TOUR<br />

Rauf auf die Reiter Alpe!<br />

Der Bergstock am westlichen Rande des<br />

Berchtesgadener Talkessels ist eine Welt<br />

für sich. Wir laden Sie zu Entdeckungen<br />

rund um die Traunsteiner Hütte ein.<br />

&<br />

REPORTAGE<br />

PORTRÄT<br />

50 Jahre Europabrücke<br />

Millionen Touristen brettern jedes Jahr<br />

auf dem Weg in den Süden über sie hinweg,<br />

wir haben uns zum Jubiläum das<br />

Wipptal genauer angeschaut. Es lohnt!<br />

Highliner – Akrobaten auf schmalen Bändern<br />

AUF TOUR Wandern an der Südtiroler Weinstraße<br />

SERIE Geheimnisvolle Alpen: Das Salz der Kelten am Dürrnberg<br />

Der nächste <strong>Bergsteiger</strong> ist vom 7. Oktober an am Kiosk erhältlich.<br />

Der große<br />

Ausrüstungsberater<br />

Ob Jacke, Schuh oder <strong>Touren</strong>bindung<br />

– in unserem<br />

Ausrüstungsberater erfahren<br />

Sie, welche Neuheiten Ihnen in<br />

der kommenden Wintersaison<br />

begegnen werden.<br />

Sicher sichern<br />

Gri-Gri, Tube, Abseilachter, HMS- und<br />

Schnappkarabiner – Sicherungsgeräte<br />

und Karabiner gibt es viele. Unterschiede<br />

gibt es nicht nur im Preis, sondern<br />

auch in der<br />

Handhabung.<br />

<strong>Die</strong> Serie »Stille<br />

Helfer« klärt<br />

auf.<br />

Fotos: Saalbach Hinterglemm, Hersteller<br />

COMIC<br />

SO, IHR WACHTLN:<br />

WAS HAMMAN HEUT<br />

FÜRWELCHE REGLN<br />

GELERNT?<br />

WIR RETTN<br />

UN ROBBN!<br />

WIR SCHÜTZN<br />

UN SCHIRMN!<br />

ILL KORREKTO!<br />

UND WIE MACHMA DAS?<br />

MIT SEILN<br />

UND KNOTN,<br />

MIT HELM UN<br />

HIRNBIRN!<br />

UND WENN DAS WIESL<br />

KOMMT...?<br />

JAWOLLO, JUNGS! UND MIT DIESN<br />

SUPADUPA-REGLN WERMA BALD DIE<br />

BERGRETTUNG<br />

REHWOLLUZIO-<br />

NIERN!<br />

ÄH, SCHREIB<br />

MA KURZ NEUE<br />

REGL AUF<br />

...<br />

„WILL WACHTL<br />

NICH LEIDN,<br />

MUSS FELDWEG<br />

SIE MEIDN!“<br />

DANN FLATTAN<br />

WIR DAVON!<br />

OKIDOKI!<br />

122 <strong>Bergsteiger</strong> 10 ⁄13


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erdmannpeisker / Robert Bösch<br />

Motion Control.<br />

Wer auf anspruchsvollen, alpinen Wegen läuft, braucht Schritt für Schritt maximale Kontrolle. Darum hat Mammut eine<br />

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