Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Boxsport . Oktober 2013<br />
Nr. 10 . Oktober 2013 . € 4,20 . spanien € 5,30 . Österreich € 4,85 . Schweiz sfr. 8,40<br />
www.box-sport.de<br />
89. Jahrgang 1882<br />
sport<br />
DAS MAGAZIN: alles Über PROFIS UND AMATEURE<br />
Hatte nach dem<br />
„Machtkampf<br />
in Moskau“<br />
allen Grund zum<br />
Jubel: Wladimir<br />
<strong>Klitschko</strong><br />
Ulli Wegner Fritz Sdunek Vitali <strong>Klitschko</strong> George Foreman Lennox Lewis<br />
So sahen es die Experten<br />
<strong>Warum</strong><br />
<strong>Klitschko</strong><br />
<strong>Putins</strong> <strong>Liebling</strong><br />
<strong>verprügelte</strong><br />
Für seine Tapferkeit bekam Alexander Povetkin (l.)<br />
viel Lob von Ex-Weltmeister George Foreman<br />
Charr: Was lief da<br />
im Big Brother<br />
Haus?<br />
Manuel Charr beim<br />
„Boxtraining“ mit<br />
Pamela Anderson<br />
Povetkin viermal am Boden<br />
WSB: Kommt<br />
Rocky in den<br />
Trainerstab?<br />
3 Große Interviews mit Wilfried Sauerland und Bernd Bönte 3 Mayweathers Ärger<br />
mit blonder Punktrichterin 3 Große <strong>Vorschau</strong> auf die WM in Almaty
Hans Reski<br />
Was einen <strong>Klitschko</strong> von Becker<br />
und Matthäus unterscheidet<br />
Zwei sogenannte Jahrhundertkämpfe waren für<br />
den September avisiert. Erst Mayweather gegen<br />
Alvarez in Las Vegas, dann <strong>Klitschko</strong> gegen Povetkin<br />
in Moskau. Wir hofften auf Spektakel wie zu den<br />
großen Zeiten von Muhammad Ali. Doch daraus wurde<br />
nichts. Beide Kämpfe waren einfach langweilig,<br />
weil die Champions Mayweather und <strong>Klitschko</strong> zu<br />
sehr ihre Gegner dominierten. Bei Wladimir kam hinzu,<br />
dass er – wie er selbst eingestand – nicht seinen<br />
besten Tag hatte und mehr klammerte statt zu schlagen.<br />
Was soll es? Die beiden Weltmeister kassierten<br />
rund 50.000 Dollar – rund 32 Mio. Mayweather, rund<br />
17 Mio. <strong>Klitschko</strong>. Die Bild-Zeitung rechnete aus:<br />
<strong>Klitschko</strong> kassierte pro Schlag 75.144 Euro. Und kam<br />
zu der Ansicht, dass er so „bis 50 Jahre weiter boxen<br />
kann“.<br />
Wie geht es jetzt weiter<br />
bei den Moneymakern?<br />
Bei Mayweather stehen<br />
die Herausforderer<br />
Schlange. Juan Manuel<br />
Márquez, Manny Pacquiao,<br />
Danny Garcia, Miguel<br />
Cotto und selbst der drei<br />
Klassen höher boxende<br />
Bernhard Hopkins (48)<br />
meldete sich schon bei<br />
Mayweather. Ähnlich<br />
sieht es bei Wladimir<br />
<strong>Klitschko</strong> aus. Kubrat Pulev,<br />
Tyson Fury, Robert<br />
Helenius oder der noch ungeschlagene Amerikaner<br />
Deontay Wilder werden als nächstmögliche Gegner<br />
von Wladimir <strong>Klitschko</strong> gehandelt. Und sie sind wie<br />
alle bisherigen Gegner der Meinung, dass sie den<br />
Champion entthronen können.<br />
Dieser Meinung ist natürlich auch Manuel Charr. Ein<br />
eigentlich liebenswerter Verrückter, der nur den einen<br />
Fehler hat, dass er im entscheidenden Moment nicht<br />
seinen Mund halten kann. Lesen Sie die Klamotte aus<br />
dem Big Brother Haus (Seite 20). Manuel Charr sollte<br />
mal an Boris Becker und Lothar Matthäus denken.<br />
Zwei Sportler, die in ihrer Karriere alles erreicht haben.<br />
Der eine war ein „Tennisgott“, der andere eine<br />
Zeit lang der beste Fußballer der Welt. Daran habe<br />
ich mal gedacht, als sie vor zwei Jahren Ehrengäste<br />
bei einem <strong>Klitschko</strong>-Kampf in Köln waren. Sie waren<br />
die einzigen Promis, die bei ihrer Vorstellung ausgepfiffen<br />
wurden.<br />
<strong>Warum</strong>? Weil die beiden nach ihrer großen Karriere<br />
mit ihren Frauengeschichten prahlten, sich mit ihrem<br />
Machogehabe lächerlich machten. Aber jetzt kommt<br />
es. Und dann Bücher schrieben und darin jammerten<br />
über ihre „bösen Frauen“, die sie ausgenommen und<br />
geschlagen haben. Beckers Ex-Frau Barbara und die<br />
Ex-Verlobte Sandy, damals noch Meyer-Wölden, ließen<br />
Boris nach seinem Skandal-Buch einfach ins Leere<br />
laufen, indem sie auf jeglichen Kommentar verzichteten.<br />
Dazu schrieb die Chefredakteurin der „Bunten“,<br />
Patricia Riekel, in ihrem Editorial: „Sie zeigten die<br />
Größe, die man eigentlich von Boris erwartet hätte.“<br />
Lothar Matthäus hat sich dadurch ins Abseits gestellt,<br />
weil er jede neue Eroberung<br />
wie einen Wanderpokal<br />
ins Schaufenster<br />
stellte. Inzwischen ist<br />
der „Casanova aus Herzogenaurach“<br />
etwas ruhiger<br />
und altersweiser<br />
geworden. Aber einen<br />
Job als Bundesligatrainer<br />
hat er immer noch nicht,<br />
obwohl sein Fachwissen<br />
unbestritten ist.<br />
Die Quintessenz der<br />
Geschichte: Der Mayweather,<br />
der lose Vogel,<br />
könnte nach seiner Karriere<br />
einen ähnlichen Weg bestreiten. Ein <strong>Klitschko</strong> mit<br />
Sicherheit nicht. <strong>Warum</strong> nicht? Das lesen Sie in dem<br />
Interview von Bernd Bönte, dem Manager der beiden<br />
Box-Könige Vitali und Wladimir, deren größte Stärke<br />
ihre Authentizität ist (ab Seite 14).<br />
Und was hat das mit Manuel Charr zu tun? Der tritt<br />
schon in die Fußstapfen von Boris und Lothar, bevor<br />
er in seinem Sport eine große Nummer geworden ist.<br />
Deswegen mein Rat: „Halt die Füße still, Brauner, Big<br />
Brother is watching you.“ Bis zur nächsten <strong>BoxSport</strong>-<br />
Ausgabe,<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
3
INHALT<br />
Namen, Nachrichten, Termine............................................. 6<br />
Sturm holt Masseur & Freund Catikkas in den Ring zurück. 40<br />
Wladimir ärgerte sich über den verpassten K. o.-Sieg......... 8<br />
Experten-Kommentare zum Machtkampf von Moskau...... 10<br />
TV-Kritik: RTL-Boxen schlug „Wetten dass…?“................ 12<br />
Bernd Bönte ist gerne der „Bad Guy“ bei den <strong>Klitschko</strong>s... 14<br />
Sturm könnte Geschichte schreiben.................................. 17<br />
Doppelschlag von Steinforth mit Stieglitz und Pianeta...... 18<br />
Charr: Weiberfastnacht bei Big Brother ............................ 20<br />
Wilfried Sauerland: Nach einer Talfahrt gestärkt zurück... 22<br />
Lange ARD-Box-Nacht mit Abraham und Murat ............... 24<br />
Wegners Kampf an der Seite von Merkel ......................... 26<br />
Felix Sturm (links)<br />
hat seinen Kumpel<br />
Marco Catikkas ins<br />
Boot geholt und<br />
will ihn nach dessen<br />
erfolgreichem<br />
Comeback in<br />
Dortmund weiter<br />
pushen<br />
Seite 40<br />
Der steinige Weg des „Stehaufmädchen“ Rola El Halabi.. 42<br />
Die „First Lady“ ist und bleibt die Box-Königin.................. 44<br />
Der Promoter, der aus der Ritze kam.................................. 45<br />
WM in Almaty: 4 Musketiere die Medaillenhoffnungen... 46<br />
Aufgrund der<br />
Verschiebung des<br />
Kampfes zwischen<br />
Firat Arslan und Marco<br />
Huck hatte Ulli Wegner<br />
Zeit, Wahlkampf für<br />
die Bundeskanzlerin zu<br />
betreiben<br />
Seite 26<br />
Der Deutsch-Türke Firat Arslan wirbt um die Nichtwähler. 27<br />
Eine Blondine ärgerte Mayweather mehr als Alvarez........ 28<br />
Garcia zu clever für einäugigen Matthysse........................ 30<br />
Wieder Drogen und Alkohol – De La Hoya in Suchtklinik.. 32<br />
Die Boxsport Weltrangliste ............................................... 34<br />
Trauriger Clown Grigorian, der so viel Spaß bereitet hat... 36<br />
Blaue Flecke für soziale Zwecke........................................ 38<br />
Die Brüder Artem und<br />
Robert Harutyunyan<br />
(von links) gehören<br />
beide zum WM-Aufgebot<br />
in Kasachstan – Robert<br />
will seine Chance als<br />
Ersatzmann für Artur<br />
Bril nutzen, während<br />
Artem durchaus<br />
Medaillenchancen<br />
besitzt<br />
Seite 58<br />
WSB: Holt Bittner Rocky ins Boot?..................................... 48<br />
Bundesliga: Boxen ist Volkssport in Velbert....................... 50<br />
DM: Junge Wilde rüttelten am Thron der Etablierten....... 52<br />
Stefan Härtel: Als Profi komme ich leichter nach Rio ........ 57<br />
U17-WM: Ohne Kohle und Athletik nicht viel zu holen...... 58<br />
Keine Medaille bei der Frauen-WM in Bulgarien.............. 59<br />
Ergebnisse und Termine..................................................... 60<br />
Aus den Verbänden............................................................ 62<br />
Lesen Sie nächsten Monat ................................................ 66<br />
4 <strong>BoxSport</strong>
Namen Nachrichten<br />
Boxen<br />
Im fernsehen<br />
Samstag, 19. Oktober 2013: Sat.1, 22:20 Uhr –<br />
live aus Leipzig – WBO-WM im Supermittelgewicht:<br />
Robert Stieglitz vs. Isaac Ekpo;<br />
WBO-Junioren-WM im Halbschwergewicht:<br />
Dominic Bösel vs. Mirco Ricci; IBF-WM im<br />
Fliegengewicht: Moruti Mthalane vs. Silvio<br />
Olteanu<br />
Samstag, 26. Oktober: ARD, 22:10 Uhr – live aus<br />
Oldenburg und Atlantic City (USA) – WBO-<br />
Intercontinental Meisterschaft im Super-<br />
Mittelgewicht: Arthur Abraham vs. Giovanni<br />
De Carolis; WBA-Intercontinental Meisterschaft<br />
im Halb-Mittelgewicht: Jack Culcay<br />
vs. Guido Nicolas Pitto; EU-Meisterschaft im<br />
Mittelgewicht: Marcos Nader vs. Luis Crespo;<br />
IBF-Weltmeisterschaft im Halbschwergewicht:<br />
Bernard Hopkins vs. Karo Murat<br />
Ali-Bezwinger<br />
Ken Norton ist tot<br />
n Der einstige Ali-Bezwinger Ken<br />
Norton ist im Alter von 70 Jahren<br />
in den USA gestorben. Nortons<br />
Sternstunde schlug, als er am<br />
31. März 1973 Muhammad Ali in<br />
einem NABF-Titelkampf knapp<br />
nach Punkten bezwang. Dabei<br />
brach er Ali in der ersten Runde<br />
den Unterkiefer. Den ebenfalls<br />
spektakulären Rückkampf entschied<br />
sechs Monate später Ali zu<br />
seinen Gunsten. Das dritte Duell<br />
drei Jahre später verlor Norton<br />
erneut. Beide Urteile waren umstritten.<br />
Der Kurzzeitchampion<br />
absolvierte 50 Profi-Kämpfe, davon<br />
gewann er 42.<br />
Olympiasieger Usyk<br />
boxt nun für K2<br />
n Alexander Usyk, 2012 Olympiasieger<br />
im Schwergewicht, hat bei<br />
den <strong>Klitschko</strong>s einen Vertrag für<br />
fünf Jahre unterschrieben. Bereits<br />
am 9. November soll der 26-jähri-<br />
Ken Nortos Sternstunde schlug gegen<br />
Muhammad Ali (links)<br />
Meistermacher Wolke<br />
Comeback mit 70 Jahren<br />
n Am 17. Oktober 2009 war<br />
Meistermacher Manfred Wolke<br />
(70) in der Berliner O2 World das<br />
letzte Mal als Boxtrainer in Aktion<br />
zu erleben. Damals stand der<br />
Trainervater des deutschen Boxbooms,<br />
der Henry Maske und<br />
Axel Schulz zu Stars machte,<br />
in der Ringecke des talentierten<br />
Cruisergewichtlers Enad Licina<br />
(33), der im stallinternen Duell<br />
gegen IBF-Weltmeister Yoan Pablo<br />
Hernandez (28) knapp nach<br />
Punkten unterlag. Ebenjener<br />
Licina war es, der den einstigen<br />
Erfolgstrainer des Sauerland<br />
Boxstalls nun zu einem Comeback<br />
überredete.<br />
„Schon Anfang des Jahres<br />
kam er zu mir nach Frankfurt/<br />
Oder. Wir haben dann oft miteinander<br />
gesprochen, und er ließ<br />
einfach nicht locker“, erklärt<br />
Manfred Wolke, wie die erneute<br />
Zusammenarbeit angeleiert<br />
wurde. „Er gab zu, in unserer<br />
ersten gemeinsamen Zeit viele<br />
Fehler gemacht zu haben, weil<br />
er nie auf mich gehört hat. Jetzt<br />
sei er geheilt. Er weiß jetzt genau,<br />
wo er steht. Er hat Familie,<br />
zwei Kinder, er will mit aller<br />
Macht Weltmeister werden. Es<br />
ist seine letzte Chance. Deshalb<br />
packte er auch sofort seine Koffer<br />
und kam an die Oder, wo er<br />
im Hotel wohnt.“<br />
Dass Licina das Zeug zum<br />
Weltmeister hat, davon ist Wolke<br />
überzeugt und möchte ihn<br />
ge Ukrainer für die Promotion-Firma<br />
K2 sein Debüt in Kiew geben.<br />
„Es war mir sehr wichtig, mein<br />
Debüt in der Ukraine zu bestreiten”,<br />
so der für seinen Irokesen-<br />
Haarschnitt bekannte Usyk, der<br />
auch Angebote aus den USA und<br />
Großbritannien hatte. „Aber jetzt<br />
bin ich glücklich, einen Vertrag<br />
bei meinen Landsleuten unterschrieben<br />
zu haben. Ich werde<br />
bald nach Amerika kommen,<br />
allerdings um WM-Titel abzuholen.”<br />
Ob Usyk im Schwer- oder<br />
Cruisergewicht startet, ist noch<br />
offen – sein Ziel ist es jedoch,<br />
seine Chefs im Schwergewicht zu<br />
beerben.<br />
auf dem Weg dorthin unterstützen.<br />
„Er ist jetzt ein ganz anderer<br />
Kerl. Er will. Und das bedingungslos.<br />
Enad hat Potenzial,<br />
sehr viel sogar. Finanziell ist er<br />
ganz gut abgesichert. Ich mache<br />
alles kostenlos. Die Konstellation<br />
ist doch perfekt: Niemand<br />
zwingt uns das zu tun, sondern<br />
wir wollen es. Dadurch werden<br />
noch ganz andere Kräfte freigesetzt.“<br />
Wolke selber fühlt sich<br />
für das Unterfangen fit genug,<br />
joggt mit seinem Schützling<br />
2012 feierte Alexander Usyk in London<br />
olympisches Gold<br />
Die Geschichte<br />
eines Kämpfers<br />
n Am Anfang war der Krieg. Er<br />
war der Auslöser für alles, was<br />
Hamid Rahimi zu dem Menschen<br />
gemacht hat, der am 11.<br />
September seine Biografie „Die<br />
selber zehn oder elf Kilometer,<br />
nur die Pratzenarbeit fällt ihm<br />
schwer, weil die Schultergelenke<br />
kaputt sind. „Doch ohne<br />
Pratzenarbeit geht es nicht. Sie<br />
muss sein, um Enad zu zeigen,<br />
wie er zu schlagen hat, wie er<br />
zu stehen hat, wie er sich verteidigen<br />
muss. Mit Worten lässt<br />
sich da nicht viel machen, das<br />
müssen wir praktisch erarbeiten“,<br />
so Wolke, der überzeugt<br />
ist, dass Licina in einem Jahr für<br />
einen WM-Kampf bereit ist.<br />
Geschichte eines Kämpfers“<br />
vorgestellt hat. Für Rahimi liegt<br />
eine wundersame Klarheit darin,<br />
sein eigenes Leben zwischen<br />
zwei Buchdeckeln auf 370 Seiten<br />
gebündelt zu sehen. Wäre der<br />
Weg, den er jetzt eingeschlagen<br />
hat, möglich gewesen ohne den,<br />
den er verlassen hat? „Nein“,<br />
sagt er, „ich musste wohl durch<br />
die Hölle gehen, um meinen<br />
Weg zu finden.“ Die Hölle fing<br />
im Alter von acht Jahren an, als<br />
sein bester Freund Khalid bei<br />
einem gemeinsamen Besuch einer<br />
Eisdiele in Kabul von einer<br />
Bombe zerrissen wurde und in<br />
Hamids Armen starb. Sprach-<br />
6 <strong>BoxSport</strong>
Termine<br />
Gegen Derek Chisora<br />
musste Edmund Gerber<br />
(links) Lehrgeld<br />
zahlen<br />
Gerber verlor<br />
gegen Chisora<br />
n Edmund Gerber ist beim Griff nach dem EM-Titel im Schwergewicht<br />
gescheitert. Der 25 Jahre alte Schweriner aus dem Berliner<br />
Sauerland-Stall unterlag in London dem Lokalmatadoren Dereck<br />
Chisora durch technischen K.o. in der fünften Runde. Fünf Sekunden<br />
vor Schluss dieser Runde brach der Ringrichter den Kampf<br />
nach einem Schlaghagel des Briten auf den zu passiven Deutschen<br />
ab. „Das war eine lehrreiche Erfahrung für Edmund. Er hat sich zu<br />
häufig in den Nahkampf ziehen lassen. In der vierten Runde hatte<br />
er seine große Chance, konnte daraus aber kein Kapital schlagen“,<br />
sagte Gerbers Trainer Karsten Röwer. Für den gebürtigen Kasachen<br />
war es die zweite Niederlage in seinem 25. Profikampf – noch<br />
schlimmer dürfte aber die Tatsache sein, dass er sich im Ranking<br />
der vier Schwergewichtler des Sauerland-Teams nun zunächst wieder<br />
hinten anstellen muss.<br />
Gerber konnte dem 29 Jahre alten stürmisch angreifenden<br />
Briten, der in den vergangenen Jahren mit einigen Skandalen für<br />
Schlagzeilen sorgte, nur selten ernsthaft Paroli bieten. Chisoras Bilanz<br />
weist nun 18 Siege und vier Niederlagen in 22 Kämpfen aus.<br />
verlust, Flucht der Familie nach<br />
Hamburg, sozialer Abstieg in die<br />
Kriminalität, Sucht nach Kokain<br />
– all diese Dinge hat er niedergeschrieben.<br />
Das Biografie ist<br />
im Osburg Verlag für 19,95 Euro<br />
erschienen.<br />
Haye musste<br />
Kampf absagen<br />
n Der Kampf David Haye gegen<br />
Tyson Fury am 28. September<br />
platzte, weil sich Haye im Abschluss-Training<br />
einen Cut über<br />
dem linken Augen zugezogen<br />
hatte, die Wunde musste mit<br />
sechs Stichen genäht werden.<br />
deutsche termine<br />
19. Oktober 2013, Leipziger Messe Halle „EINS“<br />
WBO-Weltmeisterschaft im Super-Mittelgewicht: Robert Stieglitz vs. Isaac Ekpo<br />
WBO-Junioren-Weltmeisterschaft im Halbschwergewicht: Dominic Bösel vs.<br />
Mirko Ricci<br />
IBF-Weltmeisterschaft im Fliegengewicht: Moruti Mthalane vs. Silvio Olteanu<br />
Kampf im Weltergewicht: Jan Zaveck vs. Sebastien Allais<br />
Kampf im Schwergewicht: Manuel Charr vs. Denis Bakhtov<br />
25. Oktober 2013, Brandenburg Hall in Frankfurt/Oder<br />
WBO-Europameisterschaft im Halbschwergewicht: Robin Krasniqi vs. Oleksandr<br />
Cherviak<br />
Kampf im Schwergewicht: Francesco Pianeta vs. Brian Minto<br />
Kampf im Schwergewicht: Steffen Kretschmann vs. Robert Teuber<br />
26. Oktober 2013, EWE Arena in Oldenburg<br />
WBO-Intercontinental Meisterschaft im Super-Mittelgewicht: Arthur Abraham<br />
vs. Giovanni De Carolis<br />
WBA-Intercontinental Meisterschaft im Halb-Mittelgewicht: Jack Culcay vs. Guido<br />
Nicolas Pitto<br />
EU-Meisterschaft im Mittelgewicht: Marcos Nader vs. Luis Crespo<br />
IBF-Intercontinental Meisterschaft: Robert Woge vs. Anatoliy Dudchenko<br />
26. Oktober 2013, Hansehalle Lübeck<br />
IBO Inter-Kontinental Meisterschaft im Super-Mittelgewicht: Benjamin Simon vs.<br />
Gevorg Khatchikian<br />
IBO International Meisterschaft im Cruisergewicht: Roman Golovashchenko vs.<br />
Serdar Sahin<br />
Internationale deutsche Meisterschaft im Super-Mittelgewicht: Chris Mafuta vs.<br />
Mounir Toumi<br />
internationale termine<br />
12. Oktober 2013, Thomas & Mack Center in Las Vegas (USA)<br />
WBO-Weltmeisterschaft im Weltergewicht: Timothy Bradley vs. Juan Manuel<br />
Marquez<br />
WBO-Weltmeisterschaft im Federgewicht: Orlando Salido vs. Orlando Cruz<br />
26. Oktober, Boardwalk Hall, Atlantic City (USA)<br />
IBF-Weltmeisterschaft im Halbschwergewicht: Bernard Hopkins vs. Karo Murat<br />
26. Oktober 2013, Motorpoint Arena in Sheffield (England)<br />
Kampf im Weltergewicht: Kell Brook vs. Vyacheslav Senchenko<br />
2. November 2013, Madison Square Garden Theater in New York (USA)<br />
WBA-Weltmeisterschaft im Mittelgewicht: Gennady Golovkin vs. Curtis Stevens<br />
Kampf im Schwergewicht: Mike Perez vs. Magomed Abdusalamov<br />
Kampf im Cruisergewicht: Ola Afolabi vs. Lukasz Janik<br />
Der „Hayemaker“ beteuerte,<br />
„am Boden zerstört“ zu sein.<br />
„Cuts und Verletzungen können<br />
im Boxen immer passieren, aber<br />
das ändert nichts daran, dass ich<br />
zutiefst betrübt und traurig über<br />
diese Absage bin“, so Haye.<br />
Doberstein boxt sich<br />
auf Rang vier<br />
n Jürgen Doberstein besiegte<br />
vor gut 2.500 Zuschauern in der<br />
Saarlandhalle in Saarbrücken<br />
den Südafrikaner William Gare<br />
deutlich nach Punkten (119:107,<br />
118:109, 120:108). Damit bleibt<br />
Doberstein WBF-Interkontinental-Champion<br />
und steht nun<br />
in der deutschen Rangliste auf<br />
Platz vier, direkt hinter Robert<br />
Stieglitz, Artur Abraham und Dimitri<br />
Sartison. In der Weltrangliste<br />
steht er ab sofort auf Rang 29.<br />
Zuvor hatte Rola El Halabi nur<br />
fünf Wochen nach dem Gewinn<br />
des WBF-Titels im Halbweltergewicht<br />
ihren Titel per T.K.o. gegen<br />
die Herausforderin Sopio Pudkaradze<br />
aus Georgien verteidigt.<br />
Genauso wenige Probleme hatte<br />
Bernard Donfack mit Said Juma<br />
Mbelwa aus Tansania, den er in<br />
der vierten Runde durch technischen<br />
K.o. klar bezwang. In dem<br />
ungemein spannenden Kampf<br />
um den vakanten WM-Titel der<br />
WBF im Superfliegengewicht<br />
setzte sich Raja Amaseh gegen<br />
ihre österreichische Gegnerin<br />
Eva Voraberger über die volle<br />
Distanz von zehn Runden knapp<br />
nach Punkten (96:94, 97:94,<br />
98:92) durch.<br />
Henry Maske bekommt<br />
„Star Stern“<br />
n Henry Maske hat für sein soziales<br />
Engagement einen „Star<br />
Stern“ – angelehnt an den Walk<br />
Henry Maske inmitten der Kids im Feriencamp<br />
of Fame in Hollywood –im „Fernwehpark“<br />
im oberfränkischen<br />
Hof verliehen bekommen. Der<br />
Stern wird an Prominente vergeben,<br />
die sich für Humanität und<br />
Frieden einsetzen. Der ehemalige<br />
Weltmeister Maske hatte nach<br />
seiner aktiven Karriere 1999 die<br />
Henry Maske Stiftung „A Place<br />
for Kids“ gegründet. Die Stiftung<br />
ermöglichte zusammen mit der<br />
Deutschen Fernsehlotterie Anfang<br />
Oktober 30 Kindern aus<br />
sozial benachteiligten Familien<br />
eine unbeschwerte Ferienwoche<br />
in einem Feriencamp in Brandenburg,<br />
das Maske ebenfalls<br />
besuchte.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
7
Nach klarem Punktsieg über tapfe<br />
Aus Moskau<br />
berichtet<br />
Hartmut Scherzer<br />
Trotz der Niederschläge riss sich<br />
Alexander Povetkin (am Boden)<br />
zusammen und hielt die zwölf Runden<br />
durch<br />
Wladimir <strong>Klitschko</strong> ärge<br />
über den verpassten K.<br />
<strong>Putins</strong> Platz blieb leer – George Foreman: Lob für den Besiegten –<br />
In diesem Jahr wird Wladimir <strong>Klitschko</strong><br />
nicht mehr boxen. Nach acht Wochen<br />
Trainingslager und zwölf Runden Titelverteidigung<br />
will der Super-Herkules<br />
des Schwergewichts ausspannen – aber<br />
nicht, weil er sich in dieser stimmungsvollen<br />
„Midnight in Moscow“ ohne all das übliche<br />
Show-Brimborium überanstrengt hätte. Mit<br />
titanischer Überlegenheit hat der Champion<br />
den bis dahin nur siegreichen Alexander<br />
Povetkin nach Punkten besiegt. „Nur“ nach<br />
Punkten, worüber der Champion selbst am<br />
meisten enttäuscht schien. „Es klingt wahrscheinlich<br />
nicht cool. Aber ich hätte es besser<br />
machen können.“<br />
Und es klingt grotesk, nach einem von<br />
allen drei Punktrichtern – Ted Gimza und<br />
Glenn Feldman aus den USA sowie Philippe<br />
Verbeke aus Belgien – einheitlich addierten,<br />
an Deutlichkeit kaum noch zu überbietenden<br />
Sieg von 119:104 Punkten den Schönheitsfehler<br />
hervorzuheben: Das ständige Auflehnen<br />
<strong>Klitschko</strong>s auf den permanent geduckt<br />
angreifenden Povetkin. Diese Ringerszenen<br />
raubten dem Boxkampf die Klasse. Aber diese<br />
unschöne Art des Klammerns von oben<br />
gehört nun einmal mitunter zur Verteidigungstaktik<br />
des 1,98-Meter-Hünen, jeglichen<br />
Nahkampf zu ersticken. Wilfried und Kalle<br />
Sauerland beanstandeten, dass Ringrichter<br />
Luis Pabon aus Puerto Rico dieses Auflehnen<br />
nicht von Anfang an energisch unterbunden<br />
habe. „Das Halten war wie Raub“, meinte<br />
Kalle Sauerland. Aber genauso war Povetkins<br />
tiefes Abducken zu monieren.<br />
Der fehlende Punkt zu den maximalen<br />
120 resultierte allein aus einer Verwarnung<br />
in der elften Runde, weil <strong>Klitschko</strong> zum<br />
Während Lennox Lewis kritische Worte für den Fight<br />
fand, lobte George Foreman (re.) vor allem Povetkin<br />
8 <strong>BoxSport</strong>
en Alexander Povetkin<br />
zweiten Mal Povetkin zu Boden<br />
geschubst hatte. Punktabzug.<br />
Sonst hätte der Chef im Ring<br />
jede Runde für sich gebucht.<br />
Und dennoch gab‘s Kritik: „Ich<br />
bin nicht besonders beeindruckt<br />
von Wladimir. Ich hatte mehr<br />
von ihm erwartet. Er hat seine<br />
Rechte nicht gebracht. Nach drei<br />
Niederschlägen in einer Runde<br />
muss der Knockout kommen“,<br />
nörgelte der neuerdings ohne<br />
Rastalocken daherkommende<br />
Lennox Lewis (48). „Ich verstehe<br />
nicht, warum Wladimir<br />
bei seiner Überlegenheit sich<br />
andauernd auf Povetkin gelehnt<br />
hat, anstatt ihn wegzuschieben<br />
und auszuboxen.“<br />
Das tat – und das ist die schönere<br />
Kampfseite dieser Moskauer<br />
Nacht in der mit 14.000 Zuschauern<br />
ausverkauften Olympiahalle<br />
gewesen – <strong>Klitschko</strong><br />
natürlich, wenn er nicht gerade<br />
seinen Bauch auf Povetkins Rücken<br />
legte. Fast im Ali-Stil umkreiste<br />
der 109,6 Kilo schwere<br />
Adonis dann leichtfüßig tänzelnd<br />
seinen zwar unentmutigt,<br />
rte sich<br />
o.-Sieg<br />
Kritik von Lennox Lewis<br />
aber hilflos angreifenden Gegner<br />
(102,4 kg) und bombardierte<br />
dessen Kopf mit seinem florettartigen<br />
linken Jab.<br />
Das russische Publikum<br />
stöhnte auf, die ukrainischen<br />
Fans jubelten, wenn in den Rundenpausen<br />
auf den Videotafeln<br />
über dem Ring die Treffer in Zeitlupe<br />
wiederholt wurden: Povetkins<br />
Gesicht verformte sich auf<br />
schockierende Art, der Kopf flog<br />
ruckartig nach hinten, Schweißperlen<br />
spritzen durch die Luft.<br />
Als hätte er es geahnt, ersparte<br />
sich Wladimir Putin die<br />
Schmach, „live“ zuzuschauen,<br />
wie direkt vor seinen Augen sein<br />
so patriotischer Landsmann von<br />
einem Ukrainer nach Strich und<br />
Faden verprügelt wurde. Der für<br />
den russischen Präsidenten reservierte<br />
Ehrenplatz in der ersten<br />
Reihe blieb leer. Schiere Tapferkeit,<br />
die einzige Tugend, die<br />
Alexander Povetkin (34) zwölf<br />
Runden lang gegen den überaus<br />
dominanten Wladimir <strong>Klitschko</strong><br />
(37) zu bieten hatte, ist für einen<br />
Macho wie Putin keine Ruhmestat.<br />
Dabei versäumte es der<br />
so souveräne Weltmeister im<br />
Schwergewicht nach vier Niederschlägen,<br />
einem in der zweiten,<br />
drei in der siebten Runde,<br />
seine Dominanz mit dem demütigenden<br />
Knockout zu toppen.<br />
Mit verbeultem Gesicht<br />
gratulierte Povetkin nach seiner<br />
ersten Niederlage im 27. Profikampf<br />
seinem Bezwinger. „Er<br />
war stärker, Wladimir ist nun<br />
einmal momentan der Beste auf<br />
der Welt. Aber ich werde weitermachen,<br />
versuchen, über mich<br />
hinauszuwachsen, noch härter<br />
zu trainieren, noch besser zu<br />
werden.“<br />
Sprach‘s im Ring und wurde<br />
– wie es hieß<br />
– zur Untersuchung<br />
ins Krankenhaus<br />
statt zur<br />
Pressekonferenz<br />
gebracht. Der<br />
so sympathisch<br />
zurückhaltende<br />
Russe war seinem<br />
Ego treu geblieben,<br />
niemals<br />
aufzugeben. Und<br />
hatte Wort gehalten:<br />
„Ich werde<br />
bis zum bitteren<br />
Ende kämpfen.“<br />
George Foreman<br />
(64), neben Lewis<br />
der zweite<br />
Ex-Olympiasieger und Ex-Weltmeister<br />
unter der Prominenz mit<br />
Fürst Albert von Monaco samt<br />
Gattin Charlene an der Spitze,<br />
machte dem Besiegten Komplimente:<br />
„Povetkin geht als Held<br />
aus dem Ring. Er hat nicht gewonnen,<br />
aber so möchte ich jemanden<br />
kämpfen sehen.“<br />
Ein Schönheitsfehler von<br />
Wladimir wurde nachts um<br />
viertel vor drei Uhr auf der überfüllten<br />
Pressekonferenz, wo nur<br />
russisch gesprochen wurde, richtig<br />
sichtbar: ein leicht geschwollener,<br />
blauroter Fleck auf Wladimirs<br />
rechtem Jochbein. „Ich<br />
spiele nicht Schach. Da habe<br />
ich nicht aufgepasst und er hat<br />
mir mit der linken Hand drüber<br />
gewischt“, klärte Wladimir in<br />
einer separaten Gesprächsrunde<br />
das Dutzend deutscher Journalisten<br />
über den offensichtlich<br />
einzigen Treffer auf.<br />
„In der siebten, achten Runde<br />
wollte ich ihn k.o. schlagen,<br />
aber ich habe es leider nicht<br />
geschafft“, sagte Wladimir mit<br />
einer Miene des Bedauerns. „Povetkin<br />
ist durch<br />
die Hölle gegangen.<br />
Alexander ist<br />
nicht nur auf den<br />
Beinen geblieben,<br />
sondern weitermarschiert,<br />
hat<br />
gekämpft wie um<br />
sein Leben und<br />
bis zur letzten Sekunde<br />
versucht,<br />
mich mit einem<br />
Lucky Punch auszuknocken.<br />
Das<br />
habe ich in seinen<br />
Augen gesehen<br />
und von seinen<br />
Schwingern in die<br />
Luft gespürt.“<br />
Wladimir<br />
<strong>Klitschko</strong> wird<br />
erst 2014 wieder in<br />
Beim ganzen<br />
Geklammere und<br />
Geducke fielen <strong>Klitschko</strong><br />
(rote Hose) und<br />
Povetkin auch schon mal<br />
übereinander<br />
den Ring steigen. Herausforderer<br />
könnte dann der bulgarische<br />
Schwergewichtler Kubrat Pulev<br />
sein, der nach seinem Sieg im<br />
IBF-Ausscheidungskampf gegen<br />
den erfahrenen Amerikaner Tony<br />
Thompson davon überzeugt<br />
ist, <strong>Klitschko</strong> schlagen zu können.<br />
Aber das haben schon viele<br />
vorher angenommen.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
9
So sah es Ulli Wegner<br />
Deutschland größte Trainer kommentieren exklusiv<br />
Huck hätte sich anders verkauft<br />
An diesem Abend hat<br />
Wladimir ganz deutlich<br />
gezeigt, dass er<br />
nicht nur boxen kann,<br />
sondern auch eine Persönlichkeit<br />
ist. Er hat in Moskau geboxt,<br />
für Povetkin war das ein Heimkampf,<br />
aber wie sich Wladimir<br />
dort präsentiert hat, war für<br />
mich beeindruckend. Wladimir<br />
hat gezeigt, dass er eine Ausnahmeerscheinung<br />
ist.<br />
Ich habe Povetkin eine Chance<br />
gegeben, weil er sehr vielseitig<br />
ist. Im Gegensatz zu anderen<br />
<strong>Klitschko</strong>-Gegnern hat er es auch<br />
immerhin versucht. Ich dachte<br />
aber, dass er mehr Opferbereitschaft<br />
zeigen würde, eben weil<br />
der Kampf in Moskau stattfand.<br />
So war ich etwas enttäuscht von<br />
ihm, das muss ich ganz ehrlich<br />
sagen. Man hat gedacht,<br />
dass Povetkin seine Lehren aus<br />
dem Kampf gegen Marco Huck<br />
gezogen hat. Hat er aber offenbar<br />
nicht.<br />
Marco hätte<br />
sich gegen<br />
So sah es Vitali <strong>Klitschko</strong><br />
Wladimir sicher anders verkauft.<br />
Schade, dass man ihm den Sieg<br />
damals gegen Povetkin nicht<br />
gegönnt hat. Das war sicherlich<br />
ein Fehlurteil. Im Moment sehe<br />
ich aber weit und breit keinen,<br />
der Wladimir gefährlich werden<br />
könnte. Er kann noch zehn Jahre<br />
boxen.<br />
Dass Wladimir in der Halbdistanz<br />
hilflos ist und sich dann<br />
auf seinen Gegner lehnt, weiß<br />
jeder. Wenn ich Weltklasse bin,<br />
muss ich eben versuchen, das zu<br />
verhindern. Wie Wladimir das<br />
in taktischer Hinsicht gemacht<br />
hat, dafür muss ich ihm ein Lob<br />
aussprechen. Und dass er Povetkin<br />
nicht ausgeknockt hat, kann<br />
man ihm nicht vorwerfen. Für<br />
Wladimir war wichtig, dass er<br />
eine tadellose Leistung zeigt. Er<br />
hat Povetkin immerhin ein paar<br />
Mal zu Boden geschickt. Ich bin<br />
beeindruckt, ich hätte ihm eine<br />
so souveräne Vorstellung nicht<br />
zugetraut. Das war etwas ganz<br />
Besonderes. Er hat in Moskau<br />
geboxt, alle haben gehofft, dass<br />
er endlich vom Thron gestürzt<br />
wird, diese psychische Last<br />
muss man sehen. Wie er das<br />
gemeistert hat – da ziehe ich als<br />
Trainer den Hut vor ihm.<br />
Es hat sich bewahrheitet,<br />
was ich schon vorher<br />
gesagt habe: Povetkin<br />
hatte nicht die Waffen,<br />
mit denen er Wladimir gefährlich<br />
werden konnte. Kampfesgeist<br />
und Siegeswille haben<br />
nicht ausgereicht. Wladimir hingegen<br />
habe ich noch nie in einer<br />
so guten Verfassung gesehen.<br />
Er wird von Kampf zu Kampf<br />
besser und stabiler. Wenn ich<br />
mich mit Wladimir vergleiche<br />
und Schwächen und Stärken<br />
analysiere, muss ich sagen, dass<br />
Wladimir mich überholt hat. Er<br />
ist schon weit vorn.<br />
Kampfgeist und<br />
Wille reichten bei<br />
Alexander Povetkin<br />
(rechts) nicht<br />
aus, um Wladimir<br />
<strong>Klitschko</strong> zu<br />
gefährden<br />
Povetkin hatte nicht die Waffen zum Sieg<br />
Ich hatte schon vorher gesagt,<br />
dass Povetkin kein volles<br />
Vertrauen in sich selbst hat.<br />
Das sehe ich nach dem Kampf<br />
erst recht so. Povetkin hat viele<br />
Fehler und Schwächen in seiner<br />
Verteidigung und in seiner Art<br />
zu boxen. Er ist gut in der kurzen<br />
und in der Mitteldistanz, aber in<br />
der langen Distanz hat er Defizite.<br />
Defizite sehe ich auch in der<br />
Beinarbeit beim Angriff. Wladimir<br />
hingegen verfügt über die<br />
doppelte Erfahrung und die dreifache<br />
Schlagkraft. Deshalb war<br />
Povetkin immer unser Wunschgegner.<br />
Auch die große patriotische<br />
Euphorie und der typisch<br />
russische Geist, von denen er in<br />
den Tagen vor dem Kampf getragen<br />
zu werden schien, haben<br />
ihm im Ring nichts genutzt.<br />
Vor dem Kampf hatte ich darauf<br />
getippt, dass Präsident Wladimir<br />
Putin nicht am Ring sitzen<br />
würde, denn er wollte wohl nicht<br />
dabei sein, wenn sein Schützling<br />
und <strong>Liebling</strong>ssportler Povetkin<br />
verliert. Putin ist konzentriert<br />
auf Erfolg. Sportlicher Erfolg<br />
spielt für die Russen eine wahnsinnig<br />
große Rolle, es ist auch ein<br />
Zeichen an die Welt, die Stärksten<br />
zu sein. Mein inneres Gefühl<br />
hatte mich nicht getäuscht, Putin<br />
kam tatsächlich nicht.<br />
Ich selber werde bald eine<br />
Entscheidung über meine sportliche<br />
Zukunft fällen. Die Schmerzen<br />
an der rechten Hand sind fast<br />
weg. Ich fühle mich viel besser,<br />
bin aber im Moment nicht bereit,<br />
über meine sportliche Zukunft<br />
zu spekulieren. Eins steht fest:<br />
Ich würde lieber den Titel abgeben,<br />
als das Risiko einzugehen,<br />
verletzt in einen Kampf zu gehen<br />
und zu verlieren. Derzeit bin ich<br />
WBC-Präsident Sulaiman für<br />
den Aufschub der Pflichtverteidigung<br />
gegen Bermane Stiverne<br />
dankbar.<br />
10 <strong>BoxSport</strong>
So sah es Fritz Sdunek<br />
Wladimir hat den<br />
Kampf klar dominiert<br />
und sicher<br />
gewonnen. Zu loben<br />
sind der Einsatz und der<br />
Kampfeswille von Povetkin. Er<br />
hat in der zweiten Runde schon<br />
auf dem Boden gesessen, in der<br />
siebten Runde wurde er dreimal<br />
angezählt, wie er sich da<br />
wieder rausgekämpft hat, das<br />
ist schon bemerkenswert gewesen.<br />
Russen-Spott<br />
Mit einem Duell zwischen Elefant und Nashorn<br />
hat das russische Staatsfernsehen den<br />
Fight zwischen <strong>Klitschko</strong> und Povetkin verglichen.<br />
„Eher Ringen als Boxen“ meinte<br />
ein anderer Journalist gesehen zu haben.<br />
„Clinchen gehört zum Boxen“, klärte anschließend<br />
Sieger <strong>Klitschko</strong> die Kommentoren<br />
auf und ergänzte trotzig „Kritik nehme<br />
ich an, aber ich gehe meinen Weg.“<br />
Hayden ist stolz<br />
„Sehr stolz“ zeigte<br />
sich Wladimir<br />
<strong>Klitschko</strong>s Lebensgefährtin<br />
Hayden Panettiere<br />
auf den Sie-<br />
Hayden Panettiere<br />
ger von Moskau. Die<br />
schöne US-Schauspielerin<br />
fieberte<br />
am Ring mit. Auch<br />
dem Herausforderer<br />
zollte sie Respekt.<br />
„Sie haben beide gut<br />
gekämpft“, so Panettiere.<br />
„Sie sind beide Olympiasieger, beide<br />
außergewöhnliche Athleten und haben<br />
deswegen Respekt voreinander.“ Nervös<br />
sei sie nur in der ersten Runde gewesen, so<br />
Panettiere. Die Anwesenheit des US-Stars<br />
in Moskau nähren wieder Gerüchte über<br />
bald klingende Hochzeitsglocken.<br />
Ryabinski Promoter<br />
Künftig soll der russische Baulöwe Andrej<br />
Ryabinski als Promoter auftreten. Vor diesem<br />
Hintergrund verkündete der deutsche<br />
Promoter Wilfried Sauerland, dass der<br />
Schwergewichtler Alexander Powetkin signalisiert<br />
habe, den Management-Vertrag<br />
mit dem Berliner Boxstall auch über 2013<br />
hinaus fortsetzen zu wollen. Ryabinski<br />
hatte den Fight zwischen Powetkin und<br />
Wladimir <strong>Klitschko</strong> für gut 23 Millionen<br />
nach Moskau geholt.<br />
für <strong>BoxSport</strong> den Machtkampf von Moskau<br />
Nur der Gnadenstoß fehlte<br />
Wladimir hätte in der siebten<br />
oder achten Runde einfach<br />
konsequenter und ruhiger den<br />
Gnadenstoß setzen müssen. Er<br />
hat sehr gut die Führungshand<br />
geboxt, aber er hat zu oft den<br />
Nahkampf von Povetkin angenommen.<br />
Der ist reingestürzt,<br />
sehr gefährlich mit dem Kopf,<br />
so dass Wladimir sich nur mit<br />
Runterdrücken schützen konnte,<br />
um sich nicht eine Verletzung<br />
zuzuziehen. So nah an ihn heran<br />
zu kommen, war ein Verdienst<br />
von Povetkin. Am Körper<br />
antäuschen und dann Wladimir<br />
irgendwie am Kinn erwischen,<br />
so muss man es machen – wenn<br />
man ihn überhaupt erwischen<br />
kann. Wenn Wladimir wirklich<br />
klar mit seiner Führungshand<br />
boxt, ist er kaum zu schlagen.<br />
Im Moment sehe ich da keinen,<br />
der das könnte. Wladimir ist die<br />
absolute Nummer eins.<br />
Aus der Langdistanz hat er<br />
Povetkin gut getroffen und sehr<br />
hart angeschlagen. Mit dem<br />
linken Haken, halb von unten,<br />
halb von der Seite. Das hätte er<br />
viel, viel öfter machen müssen<br />
und sich gar nicht auf Povetkins<br />
Nahkampf einlassen dürfen. Er<br />
hat zu oft die Schlaghand oben<br />
drüber gesetzt, er stand zu<br />
hoch, sonst hätte er ihn richtig<br />
abschießen können. Er hätte viel<br />
mehr mit dem Aufwärtshaken<br />
arbeiten müssen.<br />
Aber der Druck war natürlich<br />
auch bei Wladimir ziemlich<br />
groß. Was da im Vorfeld alles von<br />
den Russen veranstaltet wurde,<br />
da muss man schon starke Nerven<br />
haben, um das zu verkraften.<br />
Eigentlich hat Wladimir das<br />
so gemacht, wie ich mir das vorgestellt<br />
habe. Er hat den Kampf<br />
mit der Linken bestimmt, bloß<br />
der Gnadenstoß mit der Rechten<br />
fehlte eben.<br />
Siege für Chagaev und Chakhiev<br />
Im Rahmenprogramm des Duells zwischen<br />
Wladimir <strong>Klitschko</strong> und Alex-<br />
Europameister Masternak schon früh mit<br />
in der elften Runde. Drozd beeindruckte<br />
ander Powetkin hat Schwergewichtler harten Treffern, brachte dem Polen bereits<br />
Ruslan Chagaev einen einstimmigen im zweiten Durchgang einen Cut über dem<br />
Punktsieg gegen den Serben Jovo Pudar<br />
erkämpft. Der frühere WBA-Champion<br />
Chagaev (damals für Universum im Ring)<br />
schickte den Serben zwar schon im dritten<br />
Durchgang mit einer langen Linken in den<br />
Ringstaub, ließ dann aber abreißen und Pudar<br />
fand ins Geschehen zurück. Runde acht<br />
brachte einen weiteren Niederschlag für den<br />
wacker kämpfenden Mann vom Balkan, der<br />
ihn aber ebenfalls nur kurz beeindruckte.<br />
Der nicht ganz austrainiert wirkende Favorit<br />
Chagaev nutzte die Situationen jeweils nicht<br />
und verpasste eine vorzeitige Entscheidung,<br />
kam wegen der beiden Niederschläge aber<br />
mit einem deutlichen Punktevorteil ins Ziel<br />
(118:108, 117:109 und 115:111). Im WBA-<br />
Ranking hat der bisherige Achte damit den<br />
linken Auge bei. Der Herausforderer setzte<br />
entschlossen nach, Masternak erholte sich<br />
aber, das Duell blieb offen. In der siebten<br />
Runde verbuchte Drozd erneut deutliche<br />
Vorteile, der Champion schien doch weiche<br />
Knie zu bekommen. Der Eindruck täuschte,<br />
der Pole riss sich erneut zusammen und<br />
schlug wieder mit. In der elften Runde war<br />
aber dann endgültig Schluss. Drozd deckte<br />
Masternak mit einem wahren Feuerwerk<br />
ein, der Titelverteidiger wirkte schwer beeindruckt<br />
und der Ringrichter brach das ungleich<br />
gewordene Gefecht ab.<br />
Vorzeitig siegte Cruisergewichtler Rakhim<br />
Chakhiev gegen den von Oktay Urkal<br />
trainierten Rumänen Giulian Ilie. Chakhiev,<br />
der im Juni überraschend vorzeitig gegen<br />
Siebtplatzierten Pudar überholt und träumt WBC-Cruisergewichts-Weltmeister Krzysztof<br />
weiter von einem Ausscheidungskampf.<br />
Unmittelbar vor dem Hauptkampf musste<br />
der für Sauerland boxende polnische Cruisergewichtler<br />
Mateusz Masternak seinen<br />
Europameistergürtel an den Russen Grigory<br />
Drozd abgeben, unterlag durch T.K.o.<br />
Wlodarczyk verloren hatte, hatte ge-<br />
gen den Rumänen harten Widerstand zu<br />
brechen, behielt aber in der zehnten Runde<br />
dann doch endgültig die Oberhand. Mit der<br />
rechten Führhand beendete Chakhiev das<br />
Gefecht vorzeitig.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
11
TV-Kritik<br />
„Rocky“ alias Sylvester Stallone (links) konnte Markus Lanz und „Wetten dass…?“<br />
auch nicht zu mehr Zuschaueranteilen verhelfen<br />
Hätte Wladimir <strong>Klitschko</strong><br />
sich nicht die Hände<br />
bandagieren lassen,<br />
aufwärmen und auf<br />
seinen bevorstehenden Kampf<br />
konzentrieren müssen, sondern<br />
gemütlich vor dem Fernseher<br />
sitzen können, als der Kölner<br />
Privatsender RTL mit der Vorberichterstattung<br />
auf das Duell<br />
des ukrainischen Weltmeisters<br />
gegen den Russen Alexander<br />
Povetkin begann – er wäre wohl<br />
zufrieden gewesen. Man ließ<br />
einen hübsch animierten Zeppelin<br />
um die Erde reisen und die<br />
Sylvester Stallone ging<br />
mit Markus Lanz k.o.<br />
11,02 Millionen bei RTL – nur 6,85 Millionen sehen ZDF<br />
Kunde vom als „Machtkampf in<br />
Moskau“ titulierten Duell der<br />
beiden Amateur-Olympiasieger<br />
in die Metropolen der Welt tragen.<br />
Vom „Kampf des Jahres“<br />
war die Rede, vom „Moment der<br />
Wahrheit“, und entsprechend<br />
theatralisch fiel die Hinführung<br />
auf den eigentlichen Boxkampf<br />
aus.<br />
Für Liebhaber des puristischen<br />
Sports ist es Folter, wenn<br />
sie erst einmal eine Stunde und 45<br />
Minuten Vorab-Brimborium inklusive<br />
vier Werbepausen hinter<br />
sich bringen müssen, bevor der<br />
erste Gong ertönt. Aber gut gemacht<br />
war das. Schönes Popkornfernsehen<br />
am Samstagabend, ein<br />
bisschen schillernd, ein bisschen<br />
aufregend und sogar recht informativ.<br />
Die Werbung nervt.<br />
Aber besser als Fremdschämen<br />
bei Markus Lanz und „Wetten<br />
dass...?“ war das allemal. Dort<br />
wurden Weltstars wie Harrison<br />
Ford, Cher oder Sylvester Stallone<br />
alias „Rocky“ mal wieder mit der<br />
ganzen Banalität deutscher Fernsehunterhaltung<br />
konfrontiert.<br />
Der berühmteste Kino-Boxer aller<br />
Zeiten sollte wohl helfen, gegen<br />
Wladimir <strong>Klitschko</strong> zu bestehen,<br />
ging aber gemeinsam mit Lanz<br />
k.o.: Nur durchschnittlich 6,85<br />
Millionen Zuschauer (22,1 Prozent<br />
Marktanteil) verfolgten die<br />
ZDF-Show, 11,02 Millionen (35,4<br />
Prozent) sahen dagegen RTL. Bei<br />
der Urteilsverkündung waren<br />
es zwölf Millionen, bei „Wetten<br />
dass...?“ sahen zu diesem Zeitpunkt<br />
nur noch fünf Millionen<br />
Menschen zu.<br />
RTL-Moderator Florian König – im Vordergrund George<br />
Foreman - lockte beim Boxen mehr Fans vor die<br />
Bildschirme als „Wetten dass...?“<br />
Die Euphorie der Boxberichterstatter<br />
war da allerdings längst<br />
ebenso der Realität zum Opfer<br />
gefallen wie Povetkins Träume<br />
von einem Sieg vor heimischem<br />
Publikum. Moderator Florian<br />
König vermisste die „ganz große<br />
Brillanz, die ganz große Begeisterungsfähigkeit“,<br />
Experte Lennox<br />
Lewis sagte über <strong>Klitschko</strong>s<br />
Auf-den-Gegner-lehn-Technik:<br />
„Als Weltmeister solltest du so<br />
etwas nicht tun.“ Und: „Wenn<br />
du jemanden dreimal am Boden<br />
hast, sollte ein Knockout möglich<br />
sein.“ George Foreman, als<br />
Legende und Experte vor Ort,<br />
fand für den Verlierer mehr lobende<br />
Worte als für den Gewinner:<br />
„Wenn es um<br />
das Kämpferische<br />
geht, ist Povetkin<br />
der Sieger.“<br />
Journalistische<br />
Distanz ist<br />
in der deutschen<br />
Box-Berichterstattung<br />
im Fernsehen<br />
ein systemimmanentes<br />
Problem,<br />
da die Sender die<br />
bei ihnen exklusiv<br />
unter Vertrag<br />
stehenden Kämpfer<br />
gern zu Helden<br />
stilisieren, ganz<br />
egal, ob diese gut<br />
oder schlecht geboxt haben.<br />
RTL kann man das nicht vorwerfen,<br />
der Sender sparte nicht<br />
mit Kritik an seinem Champion.<br />
Wahrscheinlich, weil man sich<br />
wünscht, dass ein <strong>Klitschko</strong>-<br />
Kampf endlich mal wieder mehr<br />
Spektakel ist als das ausgeklügelt<br />
inszenierte Drumherum.<br />
Vor dem ersten Gong waren<br />
alle noch guter Hoffnung. George<br />
Foreman lächelte freundlich in die<br />
Kamera, erinnerte an seine Duelle<br />
gegen Muhammad Ali, damals<br />
unter dem Titel „Rumble in the<br />
Jungle“, und Joe Frazier sowie an<br />
den Kampf Ali gegen Floyd Patterson.<br />
Große Kämpfe waren das,<br />
und immer standen sich da zwei<br />
Olympiasieger gegenüber. Genauso<br />
also wie jetzt in Moskau mit<br />
<strong>Klitschko</strong> und Povetkin. Foreman<br />
kam deshalb zu dem Schluss: „Da<br />
stehen zwei Champions im Ring,<br />
keiner denkt auch nur ans Verlieren,<br />
das kann nur ein faszinierender<br />
Kampf werden.“<br />
Doch die Zeiten haben sich<br />
geändert. <strong>Klitschko</strong> kämpft nicht<br />
wie Foreman, Frazier, Patterson<br />
oder gar Ali. <strong>Klitschko</strong> nutzt all<br />
seine körperlichen Vorteile perfekt<br />
aus, er dominiert, er gewinnt,<br />
Kämpfe genauso wie Respekt für<br />
seine Leistung. Aber er fasziniert<br />
nicht, er reißt das Publikum<br />
nicht von den Bänken. Deshalb<br />
steht RTL am Ende mit einem<br />
unterhaltsamen Vorprogramm,<br />
das dank der Übertragung aus<br />
Moskau ohne dieses unerquickliches<br />
Am-Ring-Gequatsche mit<br />
der deutschen Semiprominenz<br />
auskam, sowie einer erfrischend<br />
neutral gestalteten Analyse da –<br />
unterbrochen von viel Werbung<br />
und einem wieder einmal langweiligen<br />
Schwergewichtskampf.<br />
Susanne Rohlfing<br />
12 <strong>BoxSport</strong>
Auf 800 Seiten beschreibt der Autor Gunnar Meinhardt pralles Boxer-Leben. 88 Zeitzeugen des<br />
Boxbooms in Deutschland hat er dafür exklusiv interviewt. Unter den Befragten befinden sich<br />
nicht nur namhafte Boxerinnen und Boxer, Trainer, Promoter, Manager, Ärzte und Fernsehmoderatoren.<br />
Auch Megastars aus aller Welt stellten sich dem Kreuzverhör. Mit diesen Interviews<br />
wird ein Bild boxerischer Zeitgeschichte gezeichnet. <strong>BoxSport</strong> veröffentlicht in dieser und in<br />
den nächsten Ausgaben Auszüge aus den Interviews. Heute das mit Bernd Bönte, dem langjährigen<br />
Manager und Geschäftspartner von Vitali und Wladimir <strong>Klitschko</strong>.<br />
Bernd Bönte: <strong>Warum</strong> die<br />
Brüder so einmalig sind<br />
Das Werk von Gunnar Meinhardt ist im Verlag Neues Leben für 29,99 Euro erschienen<br />
Ich bin gerne der „Bad<br />
Vitali und Wladimir sind völlig unterschiedliche Typen – ihre große St<br />
• Bernd, als Manager von<br />
Vitali und Wladimir <strong>Klitschko</strong><br />
haben Sie eine beispiellose Erfolgsgeschichte<br />
mit den Brüdern<br />
geschrieben. Wann begann sie?<br />
Bernd Bönte: Im Grunde<br />
genommen, als wir uns das<br />
erste Mal trafen. Das war beim<br />
WM-Kampf zwischen Graciano<br />
Rocchigiani und Dariusz Michalczewski<br />
am 10. August 1996 am<br />
Hamburger Millerntor. Ich war<br />
als Boxchef von Premiere, heute<br />
Sky, dort. Wir übertrugen den<br />
Kampf, da wir eine Kooperation<br />
mit Universum Boxpromotion<br />
hatten. Ich kommentierte den<br />
Kampf und in meiner Funktion<br />
hat mich Universum-Chef Klaus-<br />
Peter Kohl den <strong>Klitschko</strong>s vorgestellt.<br />
• Wie war die erste Begegnung?<br />
Bernd Bönte: Ich habe genauso<br />
reagiert wie jeder andere,<br />
wenn vor ihm zwei Meter große<br />
Schränke stehen. Sie hatten<br />
damals diese Raspelfrisuren und<br />
Lederjacken an. Sie sahen aus<br />
wie zwei gigantische Türsteher.<br />
• Und flößten Ihnen Angst<br />
ein?<br />
Bernd Bönte: Überhaupt<br />
nicht. Ich wusste ja, wer sie<br />
waren. Viel reden konnten wir<br />
nicht miteinander. Es war ein<br />
bisschen Small Talk, sie sprachen<br />
kein Deutsch und nur gebrochen<br />
Englisch. Ich kein Russisch.<br />
Trotzdem hatte ich einen<br />
sehr guten Eindruck von ihnen.<br />
Ich kannte sie ja schon. Wladimir<br />
hatte ich mir ein Jahr zuvor<br />
in Berlin bei den Amateurweltmeisterschaften<br />
angeschaut.<br />
Nach seinem Olympiasieg war<br />
klar, dass alle Promoter weltweit<br />
sich für ihn interessieren. Kohl<br />
machte das Rennen, verpflichtete<br />
beide im Paket. 1999 bin ich<br />
ja dann kurzzeitig zu Universum<br />
gewechselt, wodurch wir<br />
uns noch häufiger sahen. Mein<br />
Schlüsselerlebnis war dann das<br />
Shooting von Ocean‘s Eleven in<br />
Las Vegas. Das war 2001.<br />
• Erzählen Sie.<br />
Bernd Bönte: Damals waren<br />
wir zwei Wochen am Stück<br />
zusammen. Wir spielten alle in<br />
dem Film mit, ich als Trainer von<br />
Wladimir. Das waren meine fünf<br />
Sekunden des Ruhms. Wer kann<br />
schon von sich behaupten, mit<br />
Julia Roberts, George Clooney<br />
und Brat Pitt in einem Film mitgespielt<br />
zu haben (lacht). In dieser<br />
Zeit haben wir uns viel über<br />
Politik, Musik, Sport und andere<br />
Dinge unterhalten. Da spürten<br />
wir, dass die Chemie zwischen<br />
uns stimmt. Als sie sich dann<br />
nicht mehr von Universum vermarkten<br />
lassen wollten, klopfte<br />
ich einige Agenturen für sie ab,<br />
so sind wir 2001 zusammen bei<br />
Sportfive in Hamburg gelandet.<br />
Seit 2001 bin ich ihr Manager.<br />
Drei Jahre später wurden auch<br />
die TV-Rechte an ihren Kämpfen<br />
frei. Von da an haben wir alles in<br />
Eigenregie gemacht.<br />
• Ahnten Sie damals, welches<br />
sportliche und geschäftliche<br />
Potenzial in den Brüdern steckte?<br />
14 <strong>BoxSport</strong>
Bernd Bönte: Ich habe<br />
nie gedacht, dass sind jetzt die<br />
Cash-Cows. Nie. Ich habe da<br />
die gleiche Einstellung wie die<br />
<strong>Klitschko</strong>s. Wir machen uns nie<br />
Gedanken, wieviel Geld können<br />
wir mit diesem oder jenem<br />
Schritt verdienen. Wenn du eine<br />
gute Leistung bringst, kommt alles<br />
andere von alleine.<br />
• Und sportlich?<br />
Bernd Bönte: Wladimir begann<br />
seine Profikarriere ja als<br />
Olympiasieger, deshalb musste<br />
man kein großer Fachmann<br />
sein, um ihm eine große Zukunft<br />
vorherzusagen. Ich selbst<br />
Bei Pressekonferenzen können<br />
Wladimir und Vitali (rechts) stets<br />
auf die Unterstützung Böntes setzen<br />
Guy“ bei den <strong>Klitschko</strong>s<br />
ärke ist die Authentizität. Beide können auch ohne das Boxen leben<br />
hatte bis dahin schon zahllose<br />
Kämpfe gesehen, kommentiert,<br />
moderiert. Ich konnte mir also<br />
ein Urteil bilden. Aber viel entscheidender<br />
war, dass ich relativ<br />
schnell erkannte, dass beide<br />
unglaubliches Charisma und<br />
große Authentizität besitzen.<br />
Das ist heutzutage das, was vor<br />
allem zählt. Ich komme aus dem<br />
Journalismus und habe ein Gespür<br />
für PR und Vermarktung.<br />
Wenn dir Sportler begegnen wie<br />
die <strong>Klitschko</strong>s, die gut aussehen,<br />
die ein vernünftiges Auftreten<br />
haben, gute Zuhörer und gebildet<br />
sind, sagst Du Dir: „Wow,<br />
was für einmalige Typen“. Beide<br />
denken über vieles nach, sind<br />
unglaublich interessiert, ob an<br />
Politik, Wirtschaft, Kunst, egal.<br />
Außerhalb des Rings vergessen<br />
sie das Boxen. Das finde ich<br />
faszinierend. Ich habe rasch gemerkt,<br />
dass man mit ihnen mehr<br />
bewegen kann, als nur sportliche<br />
Dinge.<br />
• Was mussten Sie ihnen<br />
noch beibringen? Zum Geschäft<br />
gehört ja auch die Show.<br />
Bernd Bönte: Beibringen<br />
ist nicht richtig formuliert. Wir<br />
haben unsere Lebenserfahrungen<br />
ausgetauscht. Wir sind ja<br />
in grundverschiedenen Gesellschaftssystemen<br />
aufgewachsen.<br />
Wir haben uns oft über die Geschichte<br />
unserer Geburtsländer<br />
unterhalten. Daraus haben sie<br />
dann ihre Schlüsse gezogen.<br />
Ich habe ihnen natürlich auch<br />
erzählt, worauf man in Deutschland<br />
zu achten hat. Anfänglich<br />
haben wir viel PR generiert, versucht<br />
viele Medien abzudecken,<br />
aber auch viele Anfragen abgelehnt.<br />
Deshalb war ich bei manchen<br />
Medienvertretern weniger<br />
beliebt. Mein Spitzname, hörte<br />
ich, war „Dr. No“. Egal, einer<br />
muss ja der Bad Guy sein.<br />
• Dafür werden die <strong>Klitschko</strong>s<br />
hierzulande aber umso mehr<br />
geliebt, obwohl sie keine Deutschen<br />
sind.<br />
Bernd Bönte: Das entscheidende<br />
Wort ist Authentizität.<br />
Die Leute merken, dass sie authentisch<br />
sind und kein Spiel<br />
spielen. Die <strong>Klitschko</strong>s wollen<br />
den Leuten nicht einfach etwas<br />
erzählen. Wenn sie über ihre<br />
sportlichen Erfolge oder auch<br />
Misserfolge reden, über ihre Familie,<br />
über Dinge, die sie bewegen,<br />
merken die Menschen, dass<br />
sie nicht aufgesetzt sind. Sie interessieren<br />
sich für andere Menschen,<br />
respektieren sie, können<br />
mit anderen mitfühlen. Du wirst<br />
nicht erleben, dass sie jemanden<br />
wegschicken, wenn der ein<br />
Autogramm haben oder ein Foto<br />
mit ihnen machen möchte.<br />
• Mit wem ist die Zusammenarbeit<br />
leichter – mit Wladimir<br />
oder Vitali?<br />
... und Vitali „völlig unterschiedliche<br />
Typen und Persönlichkeiten“<br />
Unteres Bild: Seit 2000 ist Bernd Bönte<br />
Manager der <strong>Klitschko</strong>-Brüder<br />
Bernd Bönte: Wladimir ist<br />
zumindest greifbarer. Vitali ist<br />
so gepolt, dass er immer auf fünf<br />
Hochzeiten gleichzeitig tanzt.<br />
Er lebt seine sportliche Karriere,<br />
macht Politik, kümmert sich um<br />
seine Frau Natalia und seine drei<br />
Kinder. Es ist Wahnsinn, was er<br />
für ein tägliches Pensum bewältigt.<br />
• Ist das auf Dauer zu<br />
schaffen?<br />
Bernd Bönte: Vitali kennt<br />
es nicht anders. Vitali kann sich<br />
nicht für ein oder zwei Stun-<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
15
<strong>Warum</strong> es Zweifel an der Doktorarbeit der <strong>Klitschko</strong>s gab<br />
den unter einen Sonnenschirm<br />
setzen und nichts tun. Oder<br />
sich komplett nur auf eine Sache<br />
fokussieren wie Wladimir.<br />
Wenn Wladimir in der Kampfvorbereitung<br />
ist, zieht er die<br />
mit seinem Team vom ersten<br />
bis zum letzten Tag mit aller<br />
Konsequenz durch. Klar gibt<br />
er zwischendurch auch Interviews,<br />
doch sein Fokus ist nur<br />
aufs Boxen ausgerichtet. Vitali<br />
fliegt zwischendurch schon mal<br />
vom Camp nach Kiew, um als<br />
Parteivorsitzender vor ein paar<br />
tausend Leuten zu sprechen.<br />
Für Wladimir wäre das absolut<br />
undenkbar.<br />
• Irgendwann aber ist jeder<br />
Mensch verschlissen.<br />
Bernd Bönte: Körperlich<br />
sicherlich nicht. Beide sind fit,<br />
trainieren jeden Tag. Auch im<br />
Wahlkampf stand Vitali morgens<br />
um sechs Uhr auf, um eine<br />
Stunde im Gym zu arbeiten.<br />
• Vitali in seinem Aktionsradius<br />
einzuengen, ist demnach<br />
sinnlos?<br />
Bernd Bönte: Absolut. Er<br />
holt sich seine Energie aus der<br />
ständigen Aktivität.<br />
• Ist es so gesehen einfacher,<br />
mit Wladimir zu arbeiten?<br />
Bernd Bönte: Einfacher ist<br />
es, mit Wladimir Termine zu<br />
vereinbaren oder Termine zu<br />
finden. Das A und O unserer Zusammenarbeit<br />
ist das Vertrauen<br />
und dass man sich aufeinander<br />
verlassen kann. Das funktioniert<br />
perfekt.<br />
• Was imponiert Ihnen an<br />
den Brüdern?<br />
Bernd Bönte: Am meisten<br />
ihre Geradlinigkeit und Authentizität.<br />
Ich habe die <strong>Klitschko</strong>s<br />
noch nie, die Betonung liegt auf<br />
noch nie, aufgesetzt erlebt. Sie<br />
sind immer total natürlich. Sie<br />
gehen auf andere Menschen positiv<br />
zu. Sie sind, das sage ich<br />
jetzt nicht, weil ich mit ihnen<br />
arbeite, aber sie sind wirklich<br />
mit die lebensbejahensten Menschen,<br />
die ich je kennenlernte.<br />
• Das sehen aber nicht alle<br />
so. Es gibt auch genügend Zeitgenossen,<br />
die beide gern verlieren<br />
sehen.<br />
Bernd Bönte: Das ist leider<br />
ein typisches Phänomen. Ich<br />
kann das nicht nachvollziehen.<br />
Ich habe mich nie gefreut, wenn<br />
Boris Becker Tennisspiele verloren<br />
hat. Ich war ein großer Fan<br />
von ihm, und warum sollte ich<br />
mich freuen, nur weil er eine<br />
Legende ist, dass er verliert. Ich<br />
16 <strong>BoxSport</strong><br />
habe keine Neidgefühle gegen<br />
Menschen, die ihre Leistung<br />
bringen und positiv agieren. Sie<br />
sollen dafür ihren Obolus bekommen.<br />
Es wird doch dadurch<br />
niemand ausgeraubt und keiner<br />
verliert etwas. Ich werde nicht<br />
vergessen, wie im Zuge der Affäre<br />
zu Guttenberg,…<br />
• … Sie meinen Karl Theodor<br />
zu Guttenberg, der wegen<br />
seiner gefälschten Doktorarbeit<br />
als Bundesverteidigungsminister<br />
zurücktrat, …<br />
Bernd Bönte: … ja, versucht<br />
wurde, auch bei den<br />
<strong>Klitschko</strong>s zu recherchieren, ob<br />
sie wirklich ihre Doktorarbeiten<br />
selbst verfasst haben. Mehrere<br />
Zeitungsjournalisten waren<br />
deshalb in Kiew. Mich hat das<br />
schon sehr gewundert. Die Rechercheure<br />
konnten an der Uni<br />
in Kiew jedoch nur feststellen,<br />
dass der komplette Input der<br />
Dissertationen von den <strong>Klitschko</strong>s<br />
kam. Als ihre Doktorarbeiten<br />
ins Deutsche übersetzt wurden,<br />
war ich tagelang mit dabei<br />
und habe mitbekommen, wie<br />
sie über alle Inhalte genauestens<br />
Bescheid wussten.<br />
• Können Sie Ihre Millionen<br />
noch zählen, die Sie zusammen<br />
verdient haben?<br />
Bernd Bönte: Die Brüder<br />
sind schon lange erfolgreich und<br />
werden finanziell sicherlich nie<br />
Schwierigkeiten bekommen. Es<br />
sind aber auch keine Menschen,<br />
die auf den Putz hauen. Sie haben<br />
jeder ein Auto, während andere<br />
20 in ihrem Fuhrpark stehen<br />
haben und damit prahlen.<br />
Wladimir und Vitali fahren jeder<br />
einen Mercedes, und einen<br />
geräumigen Familienwagen derselben<br />
Marke hat Vitalis Frau.<br />
Das ist es, so wie bei anderen<br />
Normalverbrauchern auch.<br />
• War es ein Fehler, dass sie<br />
nach den Olympischen Spielen<br />
1996 zu Universum gingen?<br />
Bernd Bönte: Das würde ich<br />
nicht sagen. Der Erfolg gibt den<br />
<strong>Klitschko</strong>s Recht. Was wäre denn<br />
die Alternative gewesen? Zu einem<br />
amerikanischen Promoter<br />
zu gehen. In Europa wären sie<br />
dann ganz bestimmt nicht so bekannt<br />
geworden.<br />
• Aber dafür in Amerika,<br />
wo im Schwergewicht das große<br />
Geld zu verdienen ist.<br />
Bernd Bönte: Dafür hätte es<br />
aber auch starker amerikanischer<br />
Nicht nur mit den<br />
<strong>Klitschko</strong>s verheiratet:<br />
Bernd Bönte hat mit<br />
Ehefrau Hella auch eine<br />
starke Partnerin an seiner<br />
Seite, die ebenfalls für die<br />
<strong>Klitschko</strong> Management<br />
Group GmbH<br />
tätig ist<br />
Gegner bedurft. Vitali hat seine<br />
erste WM 1999 gewonnen. In<br />
diesem Zeitraum fand der letzte<br />
richtig große Kampf mit einem<br />
Amerikaner 2002 in Memphis<br />
statt, zwischen Mike Tyson gegen<br />
Lennox Lewis. Tyson war damals<br />
aber schon längst über seinem<br />
Zenit.<br />
• Stand Ihre Zusammenarbeit<br />
mit den Brüdern schon mal<br />
auf der Kippe?<br />
Bernd Bönte: Noch nie. Das<br />
Vertrauensverhältnis besteht gegenseitig.<br />
Wenn ich heute, aus<br />
welchen Gründen auch immer,<br />
in irgendwelche finanziellen<br />
oder privaten Probleme geraten<br />
würde, auf Vitali und Wladimir<br />
könnte ich mich hundertprozentig<br />
verlassen, aber umgekehrt<br />
genauso.<br />
• Was sind die wesentlichsten<br />
Unterschiede zwischen Beiden,<br />
außer ihrem Alter?<br />
Bernd Bönte: Beide sind völlig<br />
unterschiedliche Typen und<br />
Persönlichkeiten. Es wird immer<br />
gesagt, Vitali ist ein ernsthafterer<br />
Mensch, aber das stimmt gar<br />
nicht. Die beiden haben unheimlich<br />
viel Humor. Ich kenne niemanden,<br />
der so viele Witze am<br />
Stück erzählen kann wie Vitali. In<br />
einigen Lebensbereichen ist Vitali<br />
natürlich ernsthafter im Umgang,<br />
Als Premiere-Reporter kümmerte sich<br />
Bernd Bönte, wie hier 1998 mit Evander<br />
Holyfield, um das Thema Boxen<br />
schließlich hat er eine Familie mit<br />
drei Kindern und ist als Politiker<br />
sehr aktiv. Wladimir hat eher die<br />
Möglichkeit, zwischendurch locker<br />
eine Runde Golf zu spielen,<br />
wenn er Lust dazu hat, obwohl<br />
auch er gerne und viel an Themen<br />
außerhalb des Boxens arbeitet.<br />
• Seit 2007 sind Sie Geschäftsführer<br />
der <strong>Klitschko</strong> Management<br />
Group. Sind Sie zum<br />
Geschäftemachen geboren?<br />
Bernd Bönte: Ganz sicher<br />
nicht. Was mir immer sehr lag,<br />
ist der gesamte Bereich Medien,<br />
PR und Vermarktung. Ich bin sicherlich<br />
nicht der klassische Boxmanager<br />
mit meinem Magister in<br />
Geschichte und Politologie.<br />
• Und in zehn Jahren, was<br />
werden die Brüder dann machen?<br />
Bernd Bönte: Ich hoffe, Vitali<br />
ist dann Präsident der Ukraine.<br />
Wladimir hat bis dahin auch eine<br />
Familie gegründet und wird geschäftlich<br />
in vielen Bereichen involviert<br />
sein. Die Beiden werden<br />
auf jeden Fall niemals als Trainer<br />
arbeiten oder als Manager, daran<br />
haben sie kein Interesse. Beide<br />
werden auch ohne Boxen viel<br />
Spaß am Leben haben. Ich hoffe,<br />
dass wir alle gesund bleiben und<br />
als ihr Freund und Berater werde<br />
ich sicherlich weiter eng mit beiden<br />
verbunden bleiben.
WM-Kampf gegen Barker nach Stuttgart geholt<br />
Sturm könnte Geschichte schreiben<br />
Viermal Weltmeister – das hat noch kein Deutscher geschafft<br />
Um gegen Darren Barker Geschichte zu schreiben, trainiert Felix Sturm hart<br />
Es war wirklich fünf vor<br />
zwölf. Die Versteigerung<br />
drohte. Es blieben nur<br />
noch wenige Stunden.<br />
Aber sie haben es geschafft. Roland<br />
Bebak, Manager von Felix<br />
Sturm, und Karsten Mahlmann<br />
vom Vermarkter Ufa Sports holten<br />
den WM-Kampf gegen Darren<br />
Barker nach Deutschland.<br />
Er wird jetzt am 7. September<br />
in Stuttgart in der Porsche Arena<br />
stattfinden. Roland Bebak:<br />
„Natürlich hätten wir lieber in<br />
Köln geboxt, aber leider war<br />
die LanxessArena nicht frei. So<br />
wird es Stuttgart, aber auch hier<br />
hat Felix bisher sehr erfolgreich<br />
gekämpft. Dort werden ihn viele<br />
bosnische Fans unterstützen.“<br />
Auch Felix Sturm war natürlich<br />
begeistert, dass sich sein<br />
Team mit Barkers Promotor<br />
(Matchroom Boxing) in letzter<br />
Minute geeinigt hat. „Ich freue<br />
mich riesig. In Stuttgart möch-<br />
Roland Bebak ist happy, dass der<br />
Kampf in Stuttgart stattfindet<br />
te ich zum vierten Mal<br />
in meiner Karriere<br />
Weltmeister werden“,<br />
sagte Felix Sturm, der<br />
bei einem Sieg etwas<br />
schaffen würde, was<br />
bisher noch ein deutscher<br />
Boxer geschafft hat. Er könnte<br />
Geschichte schreiben. Entscheidend<br />
für die besonderen<br />
Bemühungen des Sturm-Teams<br />
war die Tatsache, dass sie mit<br />
Sat.1. nur einen Vertrag haben<br />
für Kämpfe, die in Deutschland<br />
stattfinden.<br />
Für Eddie Hearn, den gewieften<br />
Manager von Barker,<br />
war es bei seiner Entscheidung<br />
wichtig, dass eine Rückkampf-<br />
Klausel vereinbart wurde, falls<br />
Sturm gewinnt. Ein zweiter<br />
Kampf würde dann in England<br />
stattfinden. Hearns fügte allerdings<br />
lächelnd hinzu: „Ich glaube,<br />
dazu wird es nicht kommen,<br />
denn Darren wird seinen Titel<br />
in Stuttgart eindrucksvoll verteidigen.“<br />
Felix Sturm ist nach<br />
seinem Bosnien-Urlaub bereits<br />
wieder im harten Training und<br />
von einem Sieg überzeugt. In<br />
den letzten fünf Wochen vor<br />
dem Kampf wird dann noch der<br />
Meistermacher Fritz Sdunek<br />
nach Köln kommen, um ihm den<br />
letzten Schliff zu verpassen.<br />
Die großen Kämpfe von Barker<br />
Der 31-jährige Darren<br />
Barker wurde<br />
am 17. August 2013<br />
in Atlantic City IBF-<br />
Weltmeister im Mittelgewicht,<br />
nachdem er den australischen<br />
Titelträger Daniel Geale knapp<br />
nach Punkten bezwungen hatte.<br />
Barker war zwar in Runde<br />
sechs nach einem Leberhaken<br />
auf die Bretter geschickt worden<br />
und erlitt zusätzlich noch<br />
einen Cut über dem linken<br />
Auge – was ihn jedoch nicht<br />
davon abhielt, den vom Ring<br />
Magazine auf Platz zwei der<br />
Weltrangliste geführten Geale<br />
zu entthronen.<br />
Daniel Geale<br />
(links) hatte gegen<br />
Barker wenig<br />
entgegenzusetzen,<br />
auch wenn er<br />
den Engländer<br />
zwischendurch auf die<br />
Bretter schickte<br />
Zu seinen Amateurzeiten<br />
hatte der Engländer 68<br />
Kämpfe bestritten, davon<br />
55 gewonnen. Bei den 17.<br />
Commonwealth Games<br />
2002 in Manchester sicherte<br />
er sich die Goldmedaille im<br />
Halbweltergewicht. Zwei<br />
Jahre später startete er seine<br />
Profikarriere und blieb<br />
über sieben Jahre unbesiegt,<br />
holte sich in der Zeit<br />
den von Howard Eastman<br />
niedergelegten Commonwealth-Meistergürtel<br />
im<br />
Mittelgewicht (2007), wurde<br />
Britischer Meister (2009)<br />
sowie Europameister (EBU)<br />
im Mittelgewicht (2010), sicherte<br />
sich diesen Titel 2011 nach<br />
einer verletzungsbedingten Auszeit<br />
von einem Jahr erneut.<br />
Es folgte eine Niederlagen<br />
gegen den Weltranglisten-Ersten<br />
Sergio Martínez am 1. Oktober<br />
2011, ehe er im Dezember 2012<br />
die Interkontinentale Meisterschaft<br />
der IBF durch T.K.o. in der<br />
vierten Runde gegen Ex-Europa-<br />
Darren Barker ist sich sicher, Sturm zu<br />
schlagen<br />
meister Kerry Hope gewann. In<br />
2013 bezwang er neben Geale<br />
noch den Italiener Simone Rotolo.<br />
Auf den Sturm-Kampf freut er<br />
sich nun besonders: „Lasst uns<br />
England nach Stuttgart bringen.<br />
Ich werde nicht verlieren“, so<br />
Barker.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
17
Doppelschlag von Steinforth<br />
Nach einer Sommerpause ist SES-Boxing wieder<br />
zurück – Promotor Ulf Steinforth trumpft direkt mit<br />
einem Doppelschlag innerhalb von sieben Tagen auf.<br />
Am 19. Oktober bestreiten zunächst Robert Stieglitz<br />
und Dominic Bösel WM-Fights in Leipzig, am 25.<br />
Oktober folgt bereits das nächste Event in Frankfurt/Oder.<br />
Dort geht es mit den „schweren Jungs“<br />
Francesco Pianeta und Robin Krasniqi ordentlich zur<br />
Sache. Sat.1 „ran boxen“ wird live aus der Leipziger<br />
Messe Halle „EINS“ übertragen, die Kämpfe aus<br />
Frankfurt/Oder werden live auf maxdome, dem Video-on-Demand-Angebot<br />
der ProSiebenSat.1 Media,<br />
für 9,99 Euro gezeigt, eine Woche später präsentiert<br />
kabel1 das Geschehen.<br />
Starten den „Doppelschlag“ in Leipzig: Dirk Dzemski, Dominic<br />
Bösel, Robert Stieglitz und Ulf Steinforth (von links)<br />
Stieglitz-Gegner ein „schneller Hund“<br />
Weltmeister bereitete sich bei Kollegen Zaveck in Slowenien auf den WM-Kampf vor<br />
Das ist die letzte Titelverteidigung<br />
in diesem<br />
Jahr. Leipzig ist eine besondere<br />
Stadt für mich.<br />
Sie liegt nicht weit von Magdeburg<br />
entfernt und ich habe hier<br />
viele Fans. Es wird Spaß machen,<br />
so weiter zu boxen, daran anzuschließen,<br />
wie ich nach dem<br />
letzten Kampf aufgehört habe“,<br />
so Super-Mittelgewichts-Champion<br />
Robert Stieglitz (45-3-0/26<br />
K.o.s), der am 19. Oktober in der<br />
Leipziger Messe Halle „EINS“<br />
seinen Gürtel gegen die Nummer<br />
sieben der WBO-Weltrangliste,<br />
Isaac Ekpo (22-1-0/16 K.o.s) aus<br />
Nigeria, verteidigt.<br />
Bei der PK im Vorfeld posierte Stieglitz<br />
mit dem Leipziger Messemännchen<br />
In Leipzig bestreitet der<br />
Magdeburger bereits seinen 11.<br />
WM-Fight. Und nach den erfolgreichen<br />
Auftritten in diesem Jahr<br />
gegen Arthur Abraham und den<br />
Japaner Yuzo Kiyota soll nun<br />
der dritte Streich gelingen. Der<br />
30-jährige Nigerianer Isaac Ekpo<br />
ist als schneller „Hund“ und<br />
starker Kämpfer bekannt, und<br />
er wird Robert Stieglitz einen<br />
starken Kampf abfordern. „Die<br />
ersten Analysen für den Herausforderer<br />
Isaac Ekpo haben wir<br />
gemacht. Er ist ein Draufgänger<br />
und muskulös, ich muss viel mit<br />
den Beinen und über die Schnelligkeit<br />
arbeiten. Ich war für zwei<br />
Wochen im Trainingslager in<br />
Ptuj in Slowenien. Mein Teamkollege<br />
Jan Zaveck hatte mich<br />
eingeladen“, erklärte Stieglitz.<br />
Dass Arthur Abraham als Pflichtherausforderer<br />
nominiert wurde,<br />
kommentierte der 32-Jährige<br />
recht emotionslos: „Das ist ganz<br />
normal: Die WBO hat entschieden<br />
und ich freue mich drüber.<br />
Ich muss als Weltmeister ohnehin<br />
jeden boxen.“<br />
Über das Trainingslager in<br />
Slowenien sowie auf den Kampf<br />
in Leipzig – da nicht weit von seinem<br />
Zuhause – freute sich auch<br />
Trainer Dirk Dzemski: „Isaac<br />
Ekpo ist hungrig, kann hart<br />
schlagen – das wird ein spannendes<br />
Ding, das man sehr ernst<br />
nehmen muss.“ Mit den bisherigen<br />
Leistungen seines Schützlings<br />
2013 konnte sich Dzemski<br />
gleichfalls gut anfreunden: „Ich<br />
bin sehr zufrieden mit Robert in<br />
diesem Jahr, vor allem dass er<br />
verletzungsfrei aus dem Kampf<br />
gegen Kiyota gekommen ist.“<br />
In der Leipziger Messe Halle<br />
„EINS“ wird auch der WBO-<br />
Juniorenweltmeister und Teamchef<br />
vom „Team Deutschland“,<br />
Dominic Bösel (12-0-0/4 K.o.s),<br />
seinen Titel im Halbschwergewicht<br />
verteidigen. Der aus Freyburg<br />
an der Unstrut stammende<br />
Bösel trifft bei seinem dritten<br />
WM-Fight auf den Italiener Mirko<br />
Ricci (10-1-0/4 K.o.s). „Ich<br />
will ein letztes Mal den Titel<br />
verteidigen, bevor ich 24 werde.<br />
Danach muss ich den Junioren-<br />
Titel leider niederlegen. Es motiviert<br />
unheimlich, wenn meine<br />
Fans so zahlreich da sind, und<br />
sie werden in Leipzig sein. Kapitän<br />
des ‚Team Deutschland‘ zu<br />
sein, ist eine Würde, keine Bürde,<br />
so bekomme ich Druck von<br />
unten.“<br />
Außerdem präsentiert SES –<br />
neben weiteren Profis aus dem<br />
jungen „Team Deutschland“ –<br />
noch einen WM-Fight in Leipzig:<br />
Die IBF-WM im Fliegengewicht<br />
zwischen dem südafrikanischen<br />
Isaac<br />
Ekpo wird<br />
Stieglitz<br />
fordern<br />
Titelverteidiger Moruti Mthalane<br />
(29-2-0/20 K.o.s) und dem spanischen<br />
Herausforderer Silvio<br />
Olteanu (14-6-1/6 K.o.s). „Wir<br />
rechnen mit 6.000 Zuschauern“,<br />
so SES-Promoter Ulf Steinforth.<br />
„Mit dem neuem Tribünensystem<br />
kann man die Kapazität<br />
unkompliziert erweitern. Der<br />
nächste Kampf, also der gegen<br />
Ekpo, wird schwer genug für<br />
Robert. Dominic ist ein würdiger<br />
Kapitän des Team Deutschlands.<br />
Dass ein Wettbewerb innerhalb<br />
des Team Deutschlands entsteht,<br />
ist natürlich gut. Wir haben bewiesen,<br />
dass es sehr talentierte<br />
junge Boxer gibt und es macht<br />
Spaß, sie zu fördern und sie zu<br />
sehen. Robert ist derzeit der Boxer<br />
mit den meisten Kämpfen,<br />
ein echtes Vorbild, ein Mentor<br />
für das Team Deutschland, darüber<br />
bin ich besonders stolz.“<br />
18 <strong>BoxSport</strong>
Ich werde Minto, ‚das Biest‘,<br />
schlagen!“ – mit dieser<br />
selbstbewussten Aussage<br />
kündigt der Gelsenkirchener<br />
Schwergewichtler Francesco Pianeta<br />
(28-1-1/15 K.o.s) seinen<br />
nächsten Fight an. Zusammen<br />
mit dem Münchener Halbschwergewichtler<br />
Robin Krasniqi (40-3-<br />
0/15) will Pianeta am 25. Oktober<br />
für boxerische Highlights<br />
in der Brandenburg-Halle von<br />
Frankfurt/Oder sorgen. Die beiden<br />
WM-Kämpfer steigen dabei<br />
als Hauptkämpfer in den Ring.<br />
Pianeta bekommt es bei der „getgoods.de<br />
Fight Night“, mit der<br />
die schöne Tradition der „Nacht<br />
der schweren Jungs“ fortgesetzt<br />
wird, mit dem einstigen Axel-<br />
Schulz-Bezwinger Brian Minto<br />
(37-6-0/24) zu tun, während<br />
sich Krasniqi dem Ukrainer Oleksandr<br />
Cherviak (13-2-1/4) stellen<br />
muss.<br />
Francesco Pianeta<br />
Beide SES-Kämpfer wollen ihre<br />
Anwartschaften auf Titelkämpfe<br />
und hohe Weltranglistenpositionen<br />
erneut unterstreichen.<br />
Im Mai dieses Jahres musste<br />
sich Pianeta in Mannheim im<br />
Kampf mit dem dreifach-gekrönten<br />
Schwergewichts-Weltmeister<br />
Wladimir <strong>Klitschko</strong> nach einem<br />
mutigen und engagierten Kampf<br />
geschlagen geben – und will nun<br />
gegen Minto für einen Fight der<br />
Extra-Klasse sorgen. Für den<br />
Sieg, den Brian Minto 2006 gegen<br />
Axel Schulz eingefahren hatte,<br />
will der Gelsenkirchener nun in<br />
dessen Heimatstadt Frankfurt/<br />
Oder für die deutsche Boxlegende<br />
eine noch offene Rechnung<br />
begleichen. „Ich habe einiges<br />
gut zu machen. Frankfurt/Oder<br />
ist eng mit Axel Schulz verbunden<br />
und da ist noch eine Rechnung<br />
offen. Aus dem <strong>Klitschko</strong>-<br />
Kampf habe ich viel Erfahrung<br />
mitgenommen und ich war von<br />
den<br />
positiven Reaktionen<br />
überrascht.<br />
Darüber<br />
habe ich mich<br />
sehr gefreut.<br />
Es gab für mich<br />
einiges zu verarbeiten,<br />
aber jetzt<br />
bin ich heiß auf<br />
Minto. Ich will<br />
‚das Biest‘ schlagen“,<br />
so Pianeta.<br />
Sein Stallkollege,<br />
Freund und<br />
WG-Partner Robin<br />
Krasniqi hatte im April in<br />
London die Chance, gegen den<br />
damaligen WBO-Champion im<br />
Halbschwergewicht Nathan Cleverly<br />
seinen großen Traum vom<br />
Weltmeisterschaftstitel zu erfüllen.<br />
Nach zwölf Runden hatte<br />
aber der routinierte Weltmeister<br />
aus Großbritannien nach Punkten<br />
gewonnen. Nun nimmt Krasniqi<br />
in der Brandenburg-Halle<br />
wieder Anlauf auf die WBO-<br />
Im Logistikcenter von getgoods.de hatten Ulf Steinforth, Markus Rockstädt-Mies,<br />
Vorstandsvorsitzender der getgoods.de AG, Francesco Pianeta und Robin Krasniqi<br />
(von links) viel Spaß<br />
Ich werde das<br />
Biest schlagen<br />
Gegen Minto Rache für Axel Schulz<br />
Europameisterschaft.<br />
Diesen Titel hatte er bereits bis<br />
2012 inne und damit setzte er<br />
auch den Grundstein zum WM-<br />
Fight gegen Cleverly. Ein Sieg in<br />
dem bevorstehenden Europameisterschaftsduell<br />
ist für ihn<br />
als aktuelle Nummer sieben der<br />
WBO-Weltrangliste eine ausgezeichnete<br />
Startposition, um<br />
wieder ganz oben anzuklopfen.<br />
„Ich freue mich nicht nur auf<br />
Frankfurt/Oder, sondern darauf,<br />
dass ich hier wie vor zwei Jahren<br />
wieder die Europameisterschaft<br />
erobern kann. Wenn ich diesen<br />
Kampf gewinne, ist das eine<br />
riesige Motivation, die nächste<br />
WM-Chance anzugehen“, sagte<br />
Krasniqi. Um zu diesem Sprung<br />
ansetzen zu können, muss er<br />
sich Cherviak stellen. Cherviak,<br />
der aus der ukrainischen Weltklasse-Schmiede<br />
des Boxens<br />
stammt, wird mittlerweile bei<br />
allen großen Weltverbänden in<br />
den Ranglisten unter den ersten<br />
15 geführt. Gelingt dem 26-jährigen<br />
Robin Krasniqi ein Sieg<br />
über den 32-jährigen Ukrainer,<br />
Axel Schulz<br />
(rechts) zog<br />
2006 gegen<br />
Brian Minto<br />
den Kürzeren<br />
kann er in der Weltrangliste<br />
einen großen Sprung nach vorn<br />
machen.<br />
„Ich bin stolz darauf, was<br />
wir mit den vergangenen Kampfabenden<br />
in Zusammenarbeit mit<br />
getgoods.de in Frankfurt/Oder<br />
aufgebaut haben. Wir werden<br />
mit den beiden Hauptkämpfen<br />
und den anderen ‚Schweren<br />
Jungs‘ Frankfurt/Oder weiter<br />
als Sportstadt etablieren“, meinte<br />
SES Promoter Ulf Steinforth.<br />
„Wenn die beiden Hauptkämpfer<br />
Siege einfahren – und davon bin<br />
ich überzeugt –, können sie sich<br />
wieder ganz oben platzieren.<br />
Minto ist ein Ringfuchs, deshalb<br />
wird der Kampf für Francesco<br />
eine schwere Aufgabe.“ Markus<br />
Rockstädt-Mies, Vorstandsvorsitzender<br />
der getgoods.de AG, ist<br />
ebenfalls von dem Event erbaut:<br />
„Ich freue mich ganz besonders<br />
darüber, dass Francesco Pianeta<br />
nach seinem <strong>Klitschko</strong>-Duell<br />
den ersten Kampf hier bestreitet<br />
und der Fight von Robin Krasniqi<br />
unterstreicht die große Qualität,<br />
die am 25. Oktober geboten<br />
wird.“<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
19
Die blonde Natalia ist stocksauer auf<br />
Manuel und wird von Marijke Amado<br />
(re.) getröstet<br />
Da verstanden sie sich<br />
noch gut: Manuel und die<br />
schräge Georgina<br />
Charr: Weiberfastnacht<br />
Stein im Brett bei Pamela Anderson, aber was läuft da mit Cindy<br />
Als wir neulich bei<br />
Google den Namen<br />
„Charr“ eingaben,<br />
stießen wir auf folgende<br />
Zeilen: „Das Volk der Charr<br />
wurde im gnadenlosen Feuer<br />
des Krieges geschmiedet. Er ist<br />
alles, was sie kennen. Der Krieg<br />
definiert ihr Wesen, und ihr Streben<br />
nach Herrschaft treibt sie<br />
immer weiter an. Schwächlinge<br />
und Narren haben keinen Platz<br />
in den Rängen der Charr. Einzig<br />
der Sieg zählt – koste es, was es<br />
wolle. (…) Die Charr gebärden<br />
sich gegenüber ihren Feinden<br />
zwar als ruchlose und unerbittliche<br />
Schrecken, sind aber gleichzeitig<br />
tapfere Verbündete mit<br />
einem unerschütterlichen Sinn<br />
für Loyalität.“ Aha, dachten wir,<br />
da geht es um unseren Manuel,<br />
der sich ja gerne als „Krieger<br />
und Kämpfer“ bezeichnet, also<br />
den „Koloss von Köln“. Der allerdings<br />
zog nicht in den Krieg,<br />
sondern ins Big Brother Haus.<br />
Nicht wie der „Schah von Persien“,<br />
aber wie der „Charr von<br />
Syrien“.<br />
Moderierte Big Brother und den deutschen Fernsehpreis: Cindy aus Marzahn<br />
Und er sorgte sofort für<br />
Schlagzeilen. Wladimir <strong>Klitschko</strong><br />
sei schwul, er wüsste es ganz<br />
genau, verkündete er diese „alte<br />
Kamelle“. Woher will er das wissen?<br />
War er mit der „Schwester“<br />
des Big Brothers Vitali, der ihn<br />
so <strong>verprügelte</strong>, aus Rache im<br />
Bettchen? Empörung von allen<br />
Seiten, denn Manuel war mal<br />
wieder ins Fettnäpfchen getreten.<br />
Dann aber legte er erst<br />
richtig los. „Weiberfastnacht<br />
bei Big Brother“ mit dem „Koloss<br />
von Köln“. Mit dem schrägen<br />
It-Girl Georgina landete er<br />
auf der Toilette. Diskussionen<br />
über Schmatzgeräusche waren<br />
die Folge. Georgina, die Kanaille<br />
vom Dienst, sprach hinterher<br />
von „Kussvergewaltigung“.<br />
Charr verteidigte sich: „Da war<br />
nix“. Vielleicht waren die Geräusche<br />
nur das Gebissgeklapper<br />
des 66-jährigen Fancy, Schlagerstar<br />
aus dem kalten Krieg, der<br />
plötzlich auch aus der Toilette<br />
kam.<br />
Dann, als der Manuel so richtig<br />
in Fahrt war, flog er raus. Der<br />
Grund: die nervende Blondine<br />
Natalia, die eigentlich nur zwei<br />
Worte sprechen konnte – und<br />
die hießen „fuck you“. Und dies<br />
passte unserem Manuel, natürlich<br />
ein Mann von Weltformat,<br />
nicht. Er erklärte dem großen<br />
Big Brother, was das eigentlich<br />
für eine unprominente Schlampe<br />
sei, die mit halbnackten Brüs-<br />
20 <strong>BoxSport</strong>
„Schau mir in die Augen, Kleines“ – Pamela Anderson und<br />
Matador Charr, den sie dann k.o. schlug, im Hintergrund freut<br />
sich Martin Semmelrogge<br />
Der Charr-Krieger<br />
aus Tyrias<br />
Köln. Kolossal! Im Schlosshotel<br />
in Bensberg sollen sie sich<br />
heimlich getroffen haben. In eibei<br />
Big Brother<br />
aus Marzahn?<br />
ten zum Essen kam und keine<br />
Tischmanieren habe. Man konnte<br />
glauben, ihre Möpse wären in<br />
die Suppe gefallen. Der fesche<br />
Zuchtmeister hatte eigentlich<br />
in den meisten Punkten Recht.<br />
Doch Deutschlands Frauen ließen<br />
sich das nicht gefallen und<br />
warfen ihn mit über 70 Prozent<br />
aus seiner schönen Scheinwelt<br />
raus. Dabei ging es ihm so gut.<br />
Bei dem gerade eingezogenen<br />
Baywatch-Star Pamela Anderson<br />
hatte er sich einen Stein im<br />
Brett erschwänzelt. Er überredete<br />
sie sogar zum Boxtraining,<br />
obwohl sie eigentlich Marathon<br />
laufen will. Die blonde Pamela<br />
und der schwarzhaarige Manuel<br />
– was für ein schönes Paar. Das<br />
fand sogar auch der vorzeitig<br />
abgereiste Ex-Baywatch-Kollege<br />
David Hasselhoff.<br />
Als Big Brother dann zu Ende<br />
war, kam das Skandalblatt<br />
„Closer“ mit einem Hammer<br />
raus. Die heimliche Geliebte unseres<br />
Manuels sei eigentlich die<br />
„Schwergewichtskollegin“ Cindy<br />
aus Marzahn, richtiger Name<br />
Der „Koloss von Köln“<br />
ganz verliebt mit Freundin<br />
Amira beim Deutschen<br />
Fernsehpreis<br />
Ilka Bessin, die Moderatorin des<br />
Irrenhauses. Ein Tuschelthema<br />
sei das schon seit Wochen in<br />
ner Suite zum Preis von 361,50<br />
Euro. Aber jetzt kommt es erst!<br />
Cindy, die einst von Hartz IV<br />
lebte, aber jetzt Millionärin geworden<br />
ist, soll Manuel sogar<br />
einen Ferrari zur Verfügung gestellt<br />
haben.<br />
Na sowas! Der Koloss von<br />
Köln als Gigolo der Südstadt?<br />
Nein, das glauben wir nicht. Wir<br />
haben ja schließlich gelesen:<br />
„Der Charr wurde im Feuer des<br />
Krieges geschmiedet. Schwächlinge<br />
und Narren haben da keinen<br />
Platz.“ Ach nee, zum Schluss<br />
mussten wir feststellen, das Volk<br />
der Charr ist ein virtuelles Spiel<br />
im Internet und hat eigentlich mit<br />
unserem Manuel nichts zu tun.<br />
Bei dem gab es zum Schluss allerdings<br />
noch ein Happy End mit<br />
Freundin Amira beim Deutschen<br />
Fernsehpreis. Allerdings war<br />
auch sie wieder dabei, der Kugelblitz<br />
aus Marzahn, natürlich als<br />
Moderatorin mit ihrem kleinen<br />
Clown Oliver Pocher. Profiteur<br />
des ganzen Charr-Spektakels ist<br />
der Privatsender Sat.1, denn am<br />
19. Oktober boxt er wieder, der<br />
Manuel. Auf eigene Rechnung bei<br />
der SES-Veranstaltung mit Weltmeister<br />
Stieglitz. „ran boxen“<br />
überträgt und sicherlich wird<br />
die Quote nicht so schlecht sein.<br />
Ein Hinweis zum Schluss: Wer es<br />
noch nicht gemerkt hat – das war<br />
alles Satire… Hans Reski<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
21
Exklusiv<br />
Das<br />
sport<br />
INTERVIEW<br />
Hans Reski mit Wilfried Sauerland<br />
Wilfried Sauerland (73) ist der Grandseigneur des Boxbusiness.<br />
Seit 33 Jahren spielt er eine dominierende Rolle, ist<br />
inzwischen Mitglied der Hall of Fame im Boxen. Er lebt in Kapstadt<br />
(Südafrika), aber zu den großen Kämpfen reist er gerne<br />
nach Europa oder Amerika. Ein bisschen weniger als früher,<br />
aber sein Rat ist immer noch gefragt und sein Wort gilt. Im<br />
<strong>BoxSport</strong>-Exklusivinterview redet er über die internationale<br />
Boxszene und speziell über die Entwicklung der von ihm gegründeten<br />
Firma Sauerland Event.<br />
Seit 33 Jahren im Boxbusiness: Wilfried Sauerland<br />
Nach einer Talfahrt kommen<br />
wir immer gestärkt zurück<br />
Keine Angst vor der Konkurrenz der AIBA Profiliga<br />
<strong>BoxSport</strong>: Es gab in den<br />
letzten Wochen zwei Highlights<br />
im Profiboxen, einmal in Moskau<br />
der Kampf zwischen <strong>Klitschko</strong><br />
und Povetkin sowie der Fight<br />
Mayweather gegen Alvarez<br />
in Las Vegas. Das ändert aber<br />
nichts an der Tatsache, dass die<br />
Deutschen beim Boxen keinen<br />
Durchblick mehr haben. Es gibt<br />
immer mehr Weltmeister, immer<br />
mehr Titel, immer mehr Verbände,<br />
dazu kommt jetzt auch noch<br />
die AIBA mit ihren Profis und<br />
Halbprofis. Sehen Sie da nicht<br />
eine gefährliche Entwicklung.<br />
Wilfried Sauerland: In<br />
den letzten Jahren sind bei den<br />
Weltboxverbänden keine dazu<br />
gekommen. Es gibt immer noch,<br />
wie seit vielen Jahren, die vier<br />
großen. Es gibt zwar kleinere<br />
Ungereimtheiten, aber daran hat<br />
man sich ja fast schon gewöhnt.<br />
Bei der neuen Profiliga der AIBA<br />
glaube ich nicht, dass das viel<br />
Erfolg haben wird. Die machen<br />
sich ja untereinander fast selber<br />
wieder Konkurrenz.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Der DBV-Präsident<br />
Jürgen Kyas ist da ganz anderer<br />
Meinung. Er sagte neulich:<br />
„Der Zug ist abgefahren, das Niveau<br />
vieler Profikämpfe ist doch<br />
inzwischen unterirdisch. Das<br />
Auch Sohn Kalle<br />
(re.) holt sich öfter<br />
noch einen Rat bei<br />
seinem Vater Wilfried<br />
Sauerland<br />
Amateurboxen lebt, wir haben<br />
das bessere Produkt.“<br />
Wilfried Sauerland: Dann<br />
soll er mir mal die guten Amateure<br />
nennen, die wir haben.<br />
Wir wären glücklich, wenn es<br />
bessere Amateure geben würde,<br />
denn dann würden ja auch hinterher<br />
bessere Leute zu den Profis<br />
kommen. Da herrscht Mangel<br />
zurzeit.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Die wären aber<br />
nach den neuen Verträgen des<br />
DBV fast gar nicht mehr zu bezahlen.<br />
Wilfried Sauerland: Ob so<br />
etwas durchsetzbar ist, weiß ich<br />
gar nicht. Nach dem derzeitigen<br />
Stand ist man als Profi-Promoter<br />
im Grunde genommen dazu<br />
gezwungen, Boxer schon ganz<br />
jung unter Vertrag zu nehmen.<br />
Wie zum Beispiel im Fall Tyron<br />
Zeuge, der schon mit 19 zu uns<br />
kam. Das ist bestimmt nicht im<br />
Sinn des Amateurboxens. Uns<br />
wäre es auch viel lieber, wenn<br />
einer schon 25 oder 27 Jahre wäre.<br />
So wie damals Henry Maske,<br />
Sven Ottke oder Markus Beyer,<br />
die nach einer großen Amateurkarriere<br />
bei uns Box-Weltmeister<br />
wurden.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Zum Thema Sauerland-Stall.<br />
Sie haben ja bisher<br />
ein richtiges Seuchenjahr gehabt.<br />
Erst das Don King-Theater<br />
mit Huck, dann verlieren Abraham<br />
und Culcay, Huck verletzt<br />
sich auch noch sowie Hernandez<br />
und Helenius waren lange außer<br />
Gefecht.<br />
Wilfried Sauerland: Das<br />
war sicherlich nicht schön. Aber<br />
so etwas haben wir schon einige<br />
Male gehabt und gerade durch<br />
so eine Talfahrt wird man wieder<br />
stark. Schließlich ist Marco<br />
Huck ja noch jung. Und dahinter<br />
kommen gute Leute, die müssen<br />
nur in den nächsten ein bis zwei<br />
Jahren in den Vordergrund treten.<br />
22 <strong>BoxSport</strong>
<strong>BoxSport</strong>: Sind Sie mit dem<br />
Nachwuchs zufrieden?<br />
Wilfried Sauerland: Ja,<br />
wenn ich jetzt sehe, was wir bei<br />
den Amateuren bekommen haben.<br />
Die machen sich gut. Ich<br />
prophezeie, dass wir da mindestens<br />
einen Weltmeister dabei<br />
haben. Innerhalb der nächsten<br />
beiden, maximal drei Jahre.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Haben Sie Zweifel<br />
nach der Niederlage an Jack<br />
Culcay bekommen?<br />
Wilfried Sauerland: Nein,<br />
er hat ganz gut geboxt. Das war<br />
eine unglückliche Niederlage für<br />
ihn, die ihm aber weitergeholfen<br />
hat, weil er jetzt weiß, wie er als<br />
Profi zu boxen hat. Für mich hat<br />
er den Kampf ja knapp gewonnen,<br />
aber er hätte ihn leichter gewinnen<br />
können, wenn er mehr<br />
geschlagen und nicht so viel rumgetanzt<br />
und Show gemacht hätte.<br />
Es war ein sehr schöner Kampf,<br />
von dem wir jetzt die Neuauflage<br />
erleben, und ich<br />
glaube, dass er jetzt bestimmt<br />
gewinnen wird.<br />
<strong>BoxSport</strong>: In Las Vegas<br />
kämpften im Rahmenprogramm<br />
von Mayweather<br />
mit Smith und Molina zwei<br />
ganz schwache Boxer um<br />
die Weltmeisterschaft im<br />
Halbmittelgewicht in der<br />
Klasse von Jack Culcay.<br />
Wilfried Sauerland:<br />
Ja, das habe ich gesehen.<br />
Ich bin mir sicher, dass<br />
er gegen beide gewinnen<br />
würde. Aber ich bin mir auch<br />
sicher, dass er in den nächsten<br />
18 Monaten einen WM-Kampf<br />
bekommen wird.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie sehen Sie Arthur<br />
Abraham?<br />
Wilfried Sauerland: Bei<br />
ihm muss dieser Ehrgeiz wieder<br />
zurückkommen. Den hat er in<br />
den letzten Kämpfen nicht mehr<br />
gehabt. Er war immer einer, der<br />
hungrig war, das war zuletzt<br />
nicht mehr der Fall. Und da muss<br />
man jetzt sehen, ob er sich noch<br />
einmal so motivieren kann, dass<br />
er wieder nach oben kommt.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie werden ja<br />
immer größer mit Ihrem Stall.<br />
Haben Sie keine Angst, dass Sie<br />
einen ähnlichen Weg wie Universum<br />
gehen, immer breiter werden,<br />
aber weniger Weltmeister<br />
haben?<br />
Wilfried Sauerland: Nein.<br />
Aber wenn man mal unser Team<br />
in Deutschland sieht – das ist<br />
kleiner, als es noch vor zwei<br />
Jahren war. Daher im Gegenteil:<br />
Wir konzentrieren uns auf weniger,<br />
aber dafür gute Leute. Vor<br />
zwei Jahren hatten wir noch 25<br />
oder 27 Leute und jetzt werden<br />
wir Ende des Jahres 13, 14 Leute<br />
sein. Da ist eher ein Abbau.<br />
Wo mehr Leute dazu gekommen<br />
sind, ist in Skandinavien.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie steht es mit<br />
dem TV-Vertrag mit der ARD?<br />
Wilfried Sauerland: Wir<br />
werden uns im Frühjahr nächsten<br />
Jahres zusammensetzen und<br />
dann gucken, wie es weitergeht<br />
und entsprechend verhandeln.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Was wäre denn,<br />
wenn es die ARD nicht mehr<br />
macht?<br />
Wilfried Sauerland: Es gibt<br />
auch andere Interessenten. Uns<br />
wird schon etwas einfallen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Also seid Ihr auf<br />
die ARD nicht unbedingt angewiesen?<br />
Wilfried Sauerland: Wir<br />
würden gerne mit der ARD weitermachen,<br />
weil wir eine sehr<br />
gute Kooperation gehabt haben<br />
und noch haben. Aber als wir<br />
Drei „Riesen“ unter<br />
sich: Nicolai Valuev,<br />
Jürgen Hingsen und<br />
Wilfried Sauerland<br />
(von links)<br />
damals bei RTL weggegangen<br />
sind, waren auch einige verunsichert<br />
und dann haben wir<br />
jetzt schon zwölf Jahre auf der<br />
ARD gutes Boxen gezeigt. Das<br />
wichtige ist, wenn man ein vernünftiges<br />
Team hat, vernünftigen<br />
Sport bietet, dann wird sich<br />
immer jemand finden. Welche<br />
andere Sportart, außer Fußball,<br />
fängt an einem Samstagabend<br />
noch so viele Zuschauer?<br />
<strong>BoxSport</strong>: Die Trainer, die<br />
das Boxen in Deutschland groß<br />
gemacht haben, wie Wolke, Wegner,<br />
Sdunek, sind jetzt in einem<br />
Alter, wo sie irgendwann mal<br />
aufhören werden. Siehen Sie da<br />
gute Nachfolger?<br />
Wilfried Sauerland: Wir<br />
haben ja jetzt vor allen mit Karsten<br />
Röwer und Otto Rahim gute<br />
Trainer, die im Grunde die gleiche<br />
Ausbildung haben, wie die<br />
eben genannten. Sie sammeln<br />
auch jetzt immer mehr Erfahrungen,<br />
je länger sie im Profigeschäft<br />
sind. Da werden wir uns<br />
keine Sorgen machen müssen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Also sehen Sie<br />
trotz alledem eine rosige Zukunft<br />
im Boxen?<br />
Wilfried Sauerland: Ich<br />
bin da eigentlich sehr positiv.<br />
Ich sage mal voraus, dass wir in<br />
ein, zwei Jahren auch wieder ein<br />
paar charismatische Leute oben<br />
haben werden.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Was aber nicht<br />
unbedingt Deutsche sein müssen?<br />
Wilfried Sauerland: Doch,<br />
das sind schon Deutsche. Gut,<br />
heute sagt man ja immer „mit<br />
Migrationshintergrund“. Komischerweise<br />
wird das beim<br />
Boxen immer so hochgespielt.<br />
Wenn man sich mal die deutsche<br />
Fußballnationalmannschaft<br />
anguckt, da kann man<br />
ja kaum noch einen Deutschen<br />
drin finden oder sagen wir mal<br />
einen deutschen Namen. Die<br />
Welt wird ja insgesamt immer<br />
internationaler und das finde<br />
ich gerade beim Boxen sehr gut.<br />
Wenn ich mir manchmal angucke,<br />
aus welchen Nationen<br />
die Jungs stammen, auch aus<br />
unterschiedlichen Religionen,<br />
und wie gut sie doch miteinander<br />
auskommen – eine bessere<br />
Möglichkeit zur Integration gibt<br />
es eigentlich gar nicht.<br />
Marco Huck<br />
(li.) feierte mit<br />
den Sauerlands<br />
zünftig in Tracht<br />
Der Sauerland-Stammtisch…<br />
… auf dem Oktoberfest ist schon zu einer langen Tradition<br />
geworden. Auch in diesem Jahr reiste das Ehepaar Jochi und<br />
Wilfried Sauerland extra zur Wiesn an. Neben Marco Huck und den<br />
anderen Sauerland-Boxern, Trainern und Managern begrüßten die<br />
beiden auch zahlreiche weitere Gäste an ihrem Riesentisch: Ex-<br />
Zehnkämpfer Jürgen Hingsen mit Freundin Francesca Elstermeier,<br />
die Schauspieler Max Tidorf – mit Frau Lisa und Tochter Luzie<br />
–,Otto Retzer und Natascha Ochsenknecht, die Moderatoren<br />
Gundis Zambo, Mareille Höppner und Alexander Bommes, Nicolai<br />
Valuev mit Frau Galina, Autorennfahrerin Christina Surer mit<br />
Partner Martin Tomczyk, Unternehmer Clemens Tönnies plus<br />
Ehefrau Margit und viele andere.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Ja, das ist eine<br />
schöne Entwicklung…<br />
Wilfried Sauerland: Und<br />
ich glaube, dass der Sport zu<br />
einer vernünftigen Integration<br />
viel mehr beitragen kann als<br />
andere.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wer ist denn bei<br />
Sauerland eigentlich der Chef?<br />
Sind Sie das noch?<br />
Wilfried Sauerland: Christian<br />
Meyer und Frederick Neß<br />
sind die beiden Geschäftsführer,<br />
die machen das ganze Tagesgeschäft.<br />
Aber ansonsten ist in<br />
Deutschland mein Sohn Kalle<br />
der Chef und in Skandinavien<br />
mein Sohn Nisse. Aber wenn es<br />
mal Fragen gibt oder ein Rat gebraucht<br />
wird, dann kommen sie<br />
noch auf mich zu.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie lange wollen<br />
Sie denn noch dabei bleiben,<br />
beim Boxen?<br />
Wilfried Sauerland: Solange<br />
ich noch laufen kann.<br />
Ich komme ja auch nicht mehr<br />
zu jeder Veranstaltung, aber<br />
es macht immer noch sehr viel<br />
Spaß. Wenn ich früher 100 gemacht<br />
habe, mache ich heute<br />
noch 80.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
23
Zwei Fragen vor der lang<br />
Abraham fit für die Reva<br />
WM-Duell mit Hopkins: Ge<br />
Im Boxgym des Sauerlandstalls<br />
schwirrt Startrainer<br />
Ulli Wegner durch die<br />
Halle. Von Arthur Abraham<br />
geht er zu Karo Murat, von Pablo<br />
Hernandez zu Robert Woge.<br />
Wenn die Boxer schwitzend die<br />
Trainingsstunde beenden, ist<br />
für den 71 Jahre alten Boxprofessor<br />
noch lange nicht Schluss.<br />
Dann schließt er sich in seinem<br />
Zimmer ein, studiert Videos, erstellt<br />
genaue Pläne, wie die Vorbereitung<br />
seiner Profis auf die<br />
nächsten Kämpfe laufen müssen.<br />
„Hier im Gym habe ich mit<br />
meinem Co-Trainer Georg Bramowski<br />
alle Hände voll zu tun“,<br />
erklärt Wegner.<br />
Großkampftag oder besser<br />
gesagt eine lange Nacht wird<br />
der 26. Oktober. Da boxt Arthur<br />
Arthur Abraham will mit der perfekten Einstellung den Ring gegen De Carolis als<br />
Sieger verlassen<br />
Abraham (37-4, 28 K.o.s) in Oldenburg<br />
gegen Giovanni De Carolis<br />
(20-4, 10 K.o.s), gegen den<br />
Abraham nicht nur die WBO-<br />
Giovanni De Carolis (links) hat international bisher noch keine großen<br />
Kämpfe gewonnen<br />
Intercontinental Meisterschaft<br />
im Super-Mittelgewicht verteidigen<br />
will. Gegen den Italiener<br />
soll er auch beweisen, dass er<br />
für ein drittes Duell mit Weltmeister<br />
Robert Stieglitz bereit<br />
ist. „Endlich herrscht für mich<br />
Klarheit“, so Abraham (33), der<br />
beim Verband WBO momentan<br />
an Position eins der Rangliste<br />
steht und den Status des Pflichtherausforderers<br />
innehat. „Mit<br />
einer perfekten Einstellung auf<br />
den Gegner werde ich den Ring<br />
in Oldenburg auf jeden Fall als<br />
Sieger verlassen.“<br />
Der Trainerfuchs Wegner hat<br />
den 29-jährigen Mann aus Rom<br />
schon genauestens unter die<br />
Lupe genommen. „Er boxt technisch<br />
sauber und sucht zumeist<br />
sein Heil in der Offensive“, sagt<br />
Wegner über den aktuellen WBC<br />
International Champion De Carolis.<br />
„Das ist eine gute Standortbestimmung<br />
für Arthur.“<br />
Am gleichen Abend tritt Karo<br />
Murat als Herausforderer in<br />
Atlantic City gegen Weltmeister<br />
Bernhard Hopkins (USA) an. Die<br />
24 <strong>BoxSport</strong>
en Box-Nacht in der ARD<br />
Sensation?<br />
nche gegen Stieglitz<br />
ingt Murat<br />
ARD wird live aus dem Norden<br />
Deutschlands übertragen und<br />
nach der Veranstaltung in Oldenburg<br />
in die Boardwalk Hall<br />
im US-Bundesstaat New Jersey<br />
schalten. „Der Kampf ist eine<br />
große Herausforderung. Wir haben<br />
Karo intensiv vorbereitet.<br />
Der Junge ist richtig gut drauf.<br />
Mich hat es schon gereizt, einen<br />
WM-Kampf in den USA zu betreuen.<br />
Aber wegen Arthur und<br />
den Fans gehe ich nach Oldenburg“,<br />
verrät Wegner. Dazu liegt<br />
ihm der dritte WM-Kampf von<br />
Abraham gegen Robert Stieglitz<br />
zu sehr am Herzen. „Arthur ist<br />
jeder Zeit in der Lage, sich den<br />
Titel im Super-Mittelgewicht<br />
von Stieglitz wieder zurückzuholen.<br />
Ich werde deshalb intensiv<br />
mit Arthur arbeiten. Zum<br />
WM-Kampf Anfang nächsten<br />
Jahres wird Arthur in Topform<br />
sein“, glaubt der Trainer. Abraham<br />
fiel der Einstieg ins Training<br />
dieses Mal leichter als sonst, „da<br />
die Pause seit dem letzten Fight<br />
nicht wirklich lang war“. In Oldenburg<br />
in den Ring zu steigen<br />
ist für den 33-Jährigen dabei etwas<br />
ganz Besonderes: „Ich freue<br />
mich, wieder in der EWE Arena<br />
zu boxen. Im Jahr 2006 habe<br />
ich hier gegen Shannan Taylor<br />
meine erste Titelverteidigung<br />
als IBF-Weltmeister im Mittelgewicht<br />
bestritten. An diese Zeiten<br />
habe ich tolle Erinnerungen. Die<br />
Zuschauer gehen hier beim Boxen<br />
immer richtig mit und werden<br />
emotional. Ich hoffe, dass<br />
sich diese Leidenschaft auf mich<br />
im Ring überträgt und ich alle<br />
überzeugen kann.“<br />
Die Überschneidung der<br />
Kämpfe kam nur zustande, weil<br />
Murat für den ersten WM-Auftritt<br />
kein Einreise-Visum erhalten<br />
hatte. Jetzt bekam er für das<br />
Duell gegen Hopkins sogar eine<br />
Green-Card. „Vielleicht habe<br />
ich bis dahin aber schon einen<br />
deutschen Pass. Ich habe alle<br />
Prüfungen bestanden und warte<br />
jetzt nur noch auf den Pass.<br />
Ich wohne seit 17 Jahren in<br />
Deutschland, habe mir mit meiner<br />
Familie ein Haus gekauft.<br />
Ich habe keine andere Heimat<br />
als Deutschland“, erklärt der<br />
Halbschwergewichtler. Georg<br />
Bramowski, der Murat in den<br />
USA betreuen wird, glaubt sogar<br />
fest an den Titel: „Mit 48 Jahren<br />
ist Hopkins als Weltmeister ein<br />
Phänomen. Ich denke aber, dass<br />
Karo nicht nur 18 Jahre jünger,<br />
sondern auch boxerisch richtig<br />
gut drauf ist.“<br />
Für den Abend in Oldenburg<br />
ist auch der frühere Frankfurter<br />
Robert Woge<br />
vorgesehen. Auf<br />
den Halbschwergewichtler<br />
hält Trainer<br />
Wegner große<br />
Stücke: „Robert<br />
wurde von klein<br />
auf gut ausgebildet.<br />
Er ist ein rich-<br />
Bernhard Hopkins will seinen<br />
WM-Gürtel gegen Murat verteidigen<br />
tig prima Boxer. Robert verfügt<br />
über einen Hammer und ist<br />
technisch in Ordnung. Nachdem<br />
er es gelernt hat, die Deckung<br />
richtig einzusetzen, bin ich fest<br />
überzeugt: Robert wird unser<br />
nächster Weltmeister.“<br />
Den Titel des Weltmeisters<br />
will in Oldenburg auch Jack<br />
Culcay (14-1, 10 K.o.s) zurück.<br />
Gegen Guido Nicolas Pitto (18-<br />
1, 7 K.o.s) hätte „Golden Jack“<br />
eigentlich am 14. September<br />
in Stuttgart boxen sollen, doch<br />
durch die verletzungsbedingte<br />
Absage von Weltmeister Marco<br />
Huck musste sein Kampf verschoben<br />
werden,<br />
wird nun am<br />
26. Oktober<br />
nachgeholt.<br />
Culcay<br />
und Pitto<br />
standen<br />
sich schon einmal<br />
Ende April in Hamburg<br />
gegenüber.<br />
Dabei kassierte<br />
der Amateur-<br />
Weltmeister aus<br />
dem Jahr 2009 eine<br />
äußerst umstrittene<br />
Punktniederlage gegen<br />
den 26-jährigen Argentinier.<br />
Zusammen mit dem Trainer-<br />
Gespann Fritz Sdunek und Artur<br />
Grigorian sowie Fitness-Coach<br />
und Manager Moritz Klatten hat<br />
sich Culcay in den letzten Wochen<br />
intensiv auf seinen Gegner<br />
vorbereiten können. „Ich werde<br />
im Rückkampf noch konzentrierter<br />
und aktiver boxen“, verspricht<br />
Culcay.<br />
Das umstrittene Punktrichterurteil<br />
aus Hamburg hat Culcay<br />
hinter sich gelassen. „Ich schaue<br />
nur nach vorn. Mit einem klaren<br />
Sieg möchte ich mich für größere<br />
Aufgaben empfehlen“, so<br />
Gehen in der USA<br />
gemeinsam auf<br />
Titeljagd: Karo Murat<br />
(links) und Georg<br />
Bramowski<br />
der 28-Jährige. Bei einem Erfolg<br />
über Pitto würde der Schützling<br />
von Sdunek nicht nur die WBA-<br />
Intercontinental Meisterschaft<br />
zurückerobern, sondern auch<br />
wieder in die Top-15 der WBA-<br />
Weltrangliste vorrücken.<br />
Jack Culcay möchte sich mit einem<br />
klaren Sieg gegen Pitto „für größere<br />
Aufgaben empfehlen“<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
25
Nach der Absage von Marco Huck wegen Verletzung<br />
Wegners Kampf an<br />
der Seite von Merkel<br />
WM-Fight gegen Arslan jetzt am 25. Januar in Stuttgart<br />
Der verletzte<br />
Ellbogen von<br />
Marco Huck<br />
machte dem<br />
für September<br />
geplanten<br />
Fight gegen<br />
Firat Arslan<br />
einen Strich<br />
durch die<br />
Rechnung<br />
Die Enttäuschung auf<br />
beiden Seiten war groß,<br />
als sich WBO-Cruisergewichts-Weltmeister<br />
Marco Huck (36-2-1, 25 K.o.s)<br />
im Abschlusssparring am linken<br />
Ellbogen verletzt hatte und<br />
seine Titelverteidigung gegen<br />
Firat Arslan (33-6-2, 21 K.o.s)<br />
aufgrund dessen für den 14. September<br />
absagen musste. „Daher<br />
haben wir uns in Absprache mit<br />
allen Beteiligten dafür entschieden,<br />
die Veranstaltung zu einem<br />
späteren Zeitpunkt nachzuholen“,<br />
erklärte Sauerland Event-<br />
Geschäftsführer Chris Meyer.<br />
Dieser Termin wurde mit dem<br />
25. Januar 2014 zeitnah gefunden.<br />
Sauerland Event, die beiden<br />
WM-Kontrahenten, die Hanns-<br />
Martin-Schleyer-Halle und die<br />
ARD einigten sich problemlos.<br />
„Wir freuen uns sehr, dass<br />
wir den Kampf in Stuttgart nachholen<br />
werden. Denn die Euphorie<br />
um dieses WM-Duell war und<br />
ist riesengroß“, so Chris Meyer.<br />
„Die bereits erworbenen Eintrittskarten<br />
behalten ihre Gültigkeit.“<br />
Dem Titelverteidiger<br />
selbst fiel wohl der größte Stein<br />
vom Herzen. „Für mich war erst<br />
einmal wichtig, dass die Ärzte<br />
sagen, dass ich bis dahin fit bin.<br />
Da dies der Fall ist, steht dem<br />
Kampf nichts mehr im Wege. Ich<br />
war vor der Verletzung in Bestform.<br />
Und das wird auch im Januar<br />
der Fall sein“, so Huck.<br />
Firat Arslan zeigte – trotz eigener<br />
Enttäuschung – Verständnis<br />
für die Situation: „Solche<br />
Dinge können während<br />
einer<br />
harten<br />
und langen Vorbereitung<br />
passieren“, so der WBO-<br />
Weltranglistenerste. „Ich habe<br />
schon vorher gesagt, dass ich ein<br />
geduldiger Mensch bin. Nun bekomme<br />
ich meine Chance eben<br />
später. Ich glaube fest daran,<br />
dass ich Marco Huck<br />
den WM-Titel abnehmen<br />
kann.<br />
„Ich verspreche,<br />
dass ich in<br />
der Vorbereitung<br />
alles geben<br />
werde und<br />
zu Beginn des<br />
neuen Jahres<br />
wieder in<br />
Top-<br />
Form sein<br />
werde“, kündigt<br />
Arslan, der am 28. September<br />
43 Jahre alt wurde, an. „Das<br />
wird ein ganz schwerer Kampf<br />
für Marco Huck.“<br />
Ulli Wegner<br />
konzentrierte<br />
sich in der<br />
„Zwangspause“<br />
auf den Wahlkampf<br />
für Angela Merkel<br />
Chris Meyer freut sich, dass der Kampf<br />
bereits im Januar nachgeholt wird<br />
Nach der Absage des Fights<br />
seines Schützlings Marco Huck<br />
stürzte sich Trainer Ulli Wegner<br />
in den Wahlkampf. Er zählt zu<br />
den zahlreichen Unterstützern<br />
der Kanzlerin Angela Merkel und<br />
der CDU. Anlässlich einer Wahlkampfveranstaltung<br />
in Potsdam<br />
kam es auch zu einem intensiven<br />
Austausch zwischen Wegner<br />
und der Staatschefin. „Eine<br />
beeindruckende Persönlichkeit,<br />
die uns hervorragend durch die<br />
Wirtschaftskrise der letzten Jahre<br />
gebracht hat“, so der Coach.<br />
Im Rahmen dieser Veranstaltung<br />
wurde Wegner, der seit vielen<br />
Jahren eng mit der CDU verbunden<br />
ist und u.a. fünf Jahre<br />
für die CDU im Sportausschuss<br />
in seinem Heimatbezirk Berlin-<br />
Reinickendorf tätig war, vor den<br />
knapp 3.000 Gästen auch auf der<br />
Bühne interviewt.<br />
26 <strong>BoxSport</strong>
Der Deutsch-Türke<br />
wirbt um die Nichtwähler<br />
Firat<br />
Arslan<br />
Statt für den – geplatzten – Revanchekampf gegen Marco Huck zu<br />
trainieren (Bild unten), kam Firat Arslan im September in Sachen<br />
Wahlmotivation groß raus<br />
Firat Arslan hatte zwei wichtige<br />
Termine im September: Weltmeisterschafts-<br />
und Wahlkampf.<br />
Der Profiboxer mit dem<br />
Kevin-Kuranyi-Bart widmete den beiden<br />
Ereignissen jeweils einen Slogan:<br />
„Die Gerechtigkeit wird siegen!“ Die<br />
Botschaft war an Marco Huck gerichtet.<br />
Am 14. September sollte es zur Revanche<br />
in Stuttgart kommen, zur Korrektur<br />
des Skandal-Urteils (Punktniederlage)<br />
vom 3. November 2012. „Wer<br />
auch mal austeilen will, geht wählen!“<br />
Die Aufforderung in einer Kampagne<br />
des Deutschen Bundestages<br />
galt den<br />
Bürgern der<br />
Republik. Am 22. September<br />
war bekanntlich Kanzler-Wahl. Das<br />
Datum des Boxkampfes hatte sich am<br />
Sonntag zuvor erledigt. Cruisergewichts-Weltmeister<br />
Huck hatte sich im<br />
letzten Sparring einen Haarriss im linken<br />
Ellenbogen zugezogen. Absage.<br />
Obwohl „Boxen im Ersten“ also geplatzt<br />
war, hatte Firat Arslan dennoch<br />
seinen Auftritt in der ARD, sogar in der<br />
populärsten Sendung, in den „Tagesthemen“.<br />
Beim Thema Nichtwähler<br />
erschien plötzlich Firat Arslan im dunkelblauen<br />
Sakko auf dem Bildschirm,<br />
schlug zwei Haken und verkündete<br />
seine Botschaft: „Im Ring habe ich das<br />
Sagen. Beim Wählen auch.“<br />
Bundesweit hingen nicht nur großflächige<br />
Plakate mit den Köpfen und<br />
dem Motto von Angela Merkel und Peer<br />
Steinbrück, sondern hier und da auch<br />
von Firat Arslan. Sein Slogan: „Wer<br />
auch mal austeilen will, geht wählen.“<br />
Seine Biografie und Glaubwürdigkeit<br />
hatten den 43-jährigen Deutschen mit<br />
türkischen Wurzeln für die Wahlmotivationskampagne<br />
des Deutschen Bundestages,<br />
„Du hast/bist die Wahl!“,<br />
empfohlen.<br />
Als er von der Agentur „media<br />
consulta“ in Berlin angesprochen<br />
wurde, ob er sich an dieser offiziellen<br />
Aktion beteiligen würde, sagte der Ex-<br />
Weltmeister im Cruisergewicht sofort<br />
zu. Die Deutschen sollten dieses demokratische<br />
Recht achten und nutzen,<br />
für das in manch anderem Land dieser<br />
Welt die Menschen kämpfen und auf<br />
die Straße gehen. Ausgewählt wurden<br />
die Wahlkämpfer nach der Vorgabe,<br />
eine bestimmte Bevölkerungsschicht<br />
ansprechen. Im Fall Arslans deutsche<br />
Bürger mit Migranten-Hintergrund.<br />
Die Sängerin Linda Hesse („Ich bin<br />
ja kein Mann“), die dreimalige Paralympics-Siegerin<br />
Kirsten<br />
Bruhn<br />
Wahlkampf<br />
statt Boxkampf<br />
(Schwimmen)<br />
und der Schauspieler Rául Richter<br />
(„GZSZ“) waren die drei anderen Protagonisten,<br />
die im Auftrag des Bundestages<br />
Unentschlossene an die Wahlurnen<br />
locken sollten.<br />
Der in Friedberg bei Augsburg geborene<br />
Muslim praktiziert seine Religion,<br />
denkt aber weltoffen. „Wichtig<br />
ist nicht, dass du in die Moschee oder<br />
in der Kirche gehst, sondern was du<br />
außerhalb tust.“ Nie kam es diesem<br />
Athleten in den Sinn, sich zur besseren<br />
Vermarktung, wie Huck (Muamar<br />
Hukic), Arthur Abraham (Avetik Abrahamyan)<br />
oder Felix Sturm (Adnan<br />
Cadic), einen deutschen Namen zuzulegen.<br />
„Mein Geburtsname ist meine<br />
Identität. Die gebe ich nicht auf.“<br />
Firat Arslan fühlt sich dem Landkreis<br />
Göppingen seit seiner Kindheit<br />
verbunden. „Aber auch die Türkei ist<br />
meine Heimat. Da es keine doppelte<br />
Staatsbürgerschaft gibt, habe ich nur<br />
einen deutschen Pass. Deutschland<br />
und Türkei sind für mich wie Vater<br />
und Mutter.“ Seine Sprache mit dem<br />
schwäbischen Akzent ist klar und<br />
deutlich, drückt Selbstbewusstsein<br />
und Siegermentalität aus. Der Schwabe<br />
war Spätstarter, wurde erst mit 18<br />
Jahren Amateurboxer, mit 27 Profi, mit<br />
37 WBA-Weltmeister. Arslan sagt: „So<br />
lange ich topfit bin, möchte ich kämpfen.<br />
Denn ich liebe den Boxsport.“<br />
Hartmut Scherzer<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
27
Beim „Jahrhundertkampf“ in Las Vegas hatte der hochgehandel<br />
Eine Blondine ärgerte M<br />
mehr als der schwache<br />
63 Jahre alte Punktrichterin löste mit einem skandalösen Unentschieden ei<br />
Floyd Mayweather verzichtete<br />
auf jegliche<br />
Jubelpose. „Es war cool<br />
heute. Ich habe den Job<br />
erledigt“, sagte der 36 jahre alte<br />
Superstar lakonisch und mit<br />
gleichgültiger Miene dem Showtime-Reporter.<br />
Für den Routine-<br />
Job wurde der Champion aller<br />
Champions mit astronomischen<br />
41,5 Millionen Dollar (31,2 Millionen<br />
Euro) königlich entlohnt.<br />
Zwölf Runden lang hatte der alle<br />
Gewichtsklassen übergreifend<br />
beste Boxer der Welt (pound for<br />
pound) dem 13 Jahre jüngeren<br />
Mexikaner Saul „Canelo“ Alvarez<br />
eine Lektion in der wahren<br />
Kunst des Boxens erteilt.<br />
Das „einzige Mysterium<br />
war“, empörte sich die Zeitung<br />
„USA TODAY“, gleichsam stellvertretend<br />
für jeden Zuschauer,<br />
der keine Tomaten auf den<br />
Augen hatte, wieso ein Punktrichter<br />
den völlig einseitigen<br />
Vereinigungskampf (WBC/WBA<br />
Super) im Halbmittelgewicht<br />
unentschieden wertete.<br />
Mayweather verzog das Gesicht<br />
zu einer ungläubigen Grimasse,<br />
als Ringsprecher Jimmy<br />
Lennon jr. die 114:114 Punkte von<br />
Mit präzisen Treffern zermürbte Mayweather (li.) den Mexikaner<br />
28 <strong>BoxSport</strong><br />
Gegen „Canelo“ Alvarez<br />
bewies Floyd Mayweather<br />
(re.), dass er der Beste<br />
seiner Generation ist<br />
C. J. Ross verkündete. „Erst habe<br />
ich das für einen Witz gehalten.<br />
Dann war ich leicht geschockt.<br />
Aber solche Dige passieren im<br />
Boxen“, sagte Mayweather. Die<br />
Kommission von Nevada sei<br />
für die Kampfrichter zuständig.<br />
„Und wenn die Kommission der<br />
Meinung ist, sie soll am Ring sitzen<br />
und punkten, dann ist das<br />
eben so.“<br />
Es war eine Frau aus Las<br />
Vegas, Cynthia J. Ross, 63 Jahre<br />
alt und blond, die für diese<br />
„Peinlichkeit“ (New York Daily<br />
News) sorgte. „Lebenslang sperren“,<br />
forderte Graciano „Rocky“<br />
Rocchigiani als trockener Fachkommentator<br />
der deutschen<br />
Live-Übertragung bei DMAX<br />
am Morgen des 15. Septembers.<br />
Lennox Lewis führte den<br />
weltweiten Twitter-Protest an:<br />
„Der Punktrichter, der ein Unentschieden<br />
hatte, muss sofort<br />
aufhören.“ Meistertrainer Teddy<br />
Atlas entrüstete sich als Analyst<br />
von ESPN: „Ein weiteres blaues<br />
Auge für den Boxsport.“ Die<br />
Punktrichterin war schon in der<br />
Vergangenheit des Öfteren an<br />
höchst kontroversen Urteilen<br />
beteiligt, wie an der skandalösen<br />
1:2-Punktniederlage Manny Pacquiaos<br />
gegen Timothy Bradley.<br />
Was sagt uns das, bei allem<br />
Respekt vor der Frauen-Quote?<br />
Mit den Augen einer Frau sieht<br />
ein Boxkampf der Männer eben<br />
anders aus. Daher kann die Kon-
te Mexikaner nicht die Spur einer Chance gegen den Weltmeister<br />
ayweather<br />
Alvarez<br />
nen weltweiten Twitterprotest aus<br />
sequenz eigentlich nur heißen:<br />
Keine Frauen mehr als Punktrichter<br />
am Ring, wenn sich Männer<br />
um Titel schlagen. Dave Moretti<br />
(116:112) und Craig Metcalfe<br />
(117:111) hatten zwar auch nach<br />
mancher Runde eine Auge für Alvarez<br />
zugedrückt, aber dennoch<br />
am Sieger nicht den geringsten<br />
Zweifel gelassen. Nach unserer<br />
Fernsehwertung hatte der chancenlose<br />
Mexikaner nur in einer<br />
Runde, der zehnten, leichte Vorteile.<br />
Logische Wertung also:<br />
119:109. Cynthia Ross, Punkrichterin<br />
sein 1989, reagierte auf<br />
die Proteste und teilte vier Tage<br />
nach ihrer Skandalwertung der<br />
Nevade State Athletic Commission<br />
mit, dass sie sich eine Auszeit<br />
nehmen werde und vorerst nicht<br />
mehr zur Verfügung stehe...<br />
Der ausgefuchste Mayweather<br />
war einfach zu schnell für<br />
den limitierten Alvarez. Der Mexikaner<br />
konnte den Amerikaner<br />
einfach nicht stellen. Wie Pfeile<br />
schoss Mayweather seine linken<br />
und rechten Geraden ab – und<br />
weg war der Gummimann<br />
auf seinen flinken<br />
Beinen. Mit der für ihn typischen<br />
Defensive, beide<br />
Arme und Fäuste wie zu<br />
einem Schutzschild vor<br />
Brust und Bauch zu kreuzen,<br />
mit vorgeschobener<br />
linker Schulter alle Schläge abzublocken<br />
oder ihnen mit seinen<br />
Sensoren-Reflexen geschmeidig<br />
auszuweichen, bot Mayweather<br />
Alvarez (re.) agierte insgesamt zu<br />
ungenau, auch wenn er einige Treffer<br />
unterbrachte<br />
dem bald frustrierten Alvarez<br />
keine Blöße.<br />
„Ich konnte ihn nicht fangen,<br />
er war nicht zu treffen. Ich war<br />
frustriert. Ein großer und intelligenter<br />
Boxer“, fügte sich der rothaarige<br />
Latino in seine erste Niederlage<br />
im 44. Kampf, der ihm<br />
garantierte fünf Millionen Dollar<br />
mit einem millionenfachen Zuschlag<br />
vom texanischen Fernsehen<br />
brachte. Die Schlagstatistik<br />
bewies Mayweathers Präzision<br />
gegenüber Alvarez‘ Ungenauigkeit.<br />
46 Prozent (232 von 505)<br />
der Schläge waren Treffer, beim<br />
Gegner nur 22 Prozent (117 von<br />
Keine große<br />
Jubelpose, ein<br />
Freudenschrei muss<br />
dennoch sein<br />
526). Weil Alvarez die hohen<br />
Erwartungen als jüngerer, aggressiverer,<br />
stärkerer Gegner<br />
nicht erfüllen konnte, wurde<br />
das hochgejazzte Ereignis nach<br />
all dem Hype nicht zum erhofften<br />
spannenden Spektakel. Das<br />
Publikum in der mit 16.746 Zuschauern<br />
(Rekordeinnahme von<br />
2.003.150 Dollar) ausverkauften<br />
MGM Grand Garden Arena von<br />
Las Vegas schwenkte denn auch<br />
ab der achten Runde um. Den<br />
Sprechchören „Si se puede“ (yes<br />
we can) folgten bald die Gesänge<br />
„TMT, TMT“ (The Money Team)<br />
und „USA, USA“. TMT ist Mayweathers<br />
Markenzeichen, das er<br />
auf Baseballkappe und T-Shirt<br />
zeigt. Nach dem Sieg setzte der<br />
Moneymaker aber eine Mütze<br />
mit drei neuen Initialen auf: TBE<br />
– The Best Ever.<br />
Von seinem 250-Millionen-<br />
Dollar-Vertrag für sechs Kämpfe<br />
innerhalb von 30 Monaten seit<br />
Jahresbeginn hat Floyd Mayweather<br />
nun die zwei Auflagen<br />
nach Robert Guerrero erfüllt. Für<br />
diesen Punktsieg hatte er 32 Millionen<br />
Dollar kassiert. Wer ist der<br />
nächste? Danny Garcia aus Philadelphia?<br />
Im Vorprogramm hatte<br />
der Amerikaner in einem brutal<br />
harten Kampf seinen WBA-Super-<br />
Titel im Halbweltergewicht durch<br />
einen einstimmigen Punktsieg<br />
gegen den aggressiven Argentinier<br />
Lucas Martin Matthysse verteidigt.<br />
Der Herausforderer wurde<br />
durch eine schlimme Schwellung<br />
unter dem rechten Auge behindert<br />
und musste in der elften<br />
Runde zu Boden.<br />
„Ich habe den Kampf gesehen.<br />
Beide haben stark und hart<br />
gekämpft. Beide waren großartig.<br />
Aber ich weiß noch nicht, was ich<br />
als Nächstes tun werde.“ Floyd<br />
Mayweather hat gegen einen vermeintlich<br />
neuen Superstar, Alvarez,<br />
eindrucksvoll bewiesen,<br />
dass er weiterhin, unbesiegt in<br />
nunmehr 46 Kämpfen, der Beste<br />
seiner Generation ist. Und es gibt<br />
keine Anzeichen, als würde sich<br />
das in absehbarer Zeit ändern.<br />
Hartmut Scherzer<br />
Bei der abschließenden Pressekonferenz konnte Alvarez (2.v.re.) seine<br />
Enttäuschung nicht ganz verbergen<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
29
Ich bin der Champion der<br />
Welt, und der Champion<br />
hat vor Niemandem Angst”,<br />
sagte Danny Garcia (26-0),<br />
nachdem er K.o.-König Lucas<br />
Matthysse (34-3, 32 Knockouts)<br />
in Las Vegas klar nach Punkten<br />
(114-112, 115-11, 114-112) besiegt<br />
hatte. „Wenn du außerhalb von<br />
Philadelphia gewinnst, kannst<br />
du es überall“, fügte er noch<br />
selbstbewusst hinzu.<br />
Über zwölf Runden hatte<br />
sich ein spannender Fight entwickelt,<br />
bei dem der Amerikaner<br />
Garcia zunächst den besseren<br />
Anfang erwischte, Matthysse<br />
aber nach und nach warm<br />
lief und Garcia mächtig unter<br />
Druck setzte. Nichtsdestotrotz<br />
kassierte der Argentinier in der<br />
siebten Runde einen linken Haken,<br />
der sein rechtes Auge<br />
zuschwellen ließ. Diese behinderte<br />
Matthysse derart,<br />
dass er die weiteren linken<br />
Haken seines Kontrahenten<br />
nicht mehr richtig sehen<br />
konnte, immer härtere<br />
Treffer einstecken und in<br />
der elften Runde nach einer<br />
Rechts-Links-Rechts-<br />
Kombination seinen ersten<br />
Niederschlag wegstecken<br />
musste. Der Ringarzt war<br />
kurz davor, Matthysse aus dem<br />
Ring zu nehmen, nach der achten<br />
Runde beließ er es aber bei<br />
der Überlegung, nachdem sich<br />
das Auge ein Stück weit wieder<br />
geöffnet hatte. „Ich konnte trotz<br />
der Schwellung sehen”, verteidigte<br />
sich Matthysse. „Ich habe<br />
weiter gekämpft, war ein Krieger<br />
und habe auf einen Knockout<br />
30 <strong>BoxSport</strong><br />
beispielsweise Jack Nicholson, Denzel Washington, Magic Johnson,<br />
Michael Phelps, Wayne Gretzky, Justin Bieber, Puff Daddy, Lil Wayne,<br />
Busta Rhymes, LL Cool J mit Ehefrau Simone Smith, Charles<br />
Justin Bieber und Rapper Lil Wayne (re.) sorgten für Stimmung am Ring<br />
arcia zu clever für<br />
In Runde elf ging Matthysse (li.)<br />
erstmals in seiner Karriere zu Boden<br />
hingearbeitet.“ Vergebens. Der<br />
deutliche Vorsprung war Garcia,<br />
der wegen eines Tiefschlags<br />
sogar noch einen Punkt abgezogen<br />
bekam, in der letzten Runde<br />
nicht mehr zu nehmen. Somit<br />
blieb der 25-Jährige verdient<br />
WBA Super- und WBC Weltmeister<br />
im Halbweltergewicht.<br />
Hitparade der P<br />
Auch Heidi Klum war beim Spe<br />
Das Who is Who der amerikanischen Promi-Szene gab sich<br />
bei dem Megafight zwischen Mayweather und Alvarez natürlich<br />
ein Stelldichein, egal ob Schauspieler, Sänger, Rapper<br />
oder – ehemalige – Sportgrößen. Am Ring zeigten sich<br />
GArgentinier<br />
wollte Verletzung aber nicht als Ausrede gelten lassen<br />
Danny Garcia (re.) setzte Lucas Matthysse ordentlich zu<br />
„Ich wusste, dass ich ihn<br />
ausgebremst habe”, so Garcia,<br />
der einige linke Haken und<br />
zahlreiche Kombinationen unterbrachte,<br />
„und dass ich den<br />
Körper angreifen konnte. Ich bin<br />
ein großer Kämpfer. Matthysse<br />
hat nicht nachgelassen, aber ich<br />
habe mich mit Herz durchgebissen,<br />
denn ich bin ein Fighter aus<br />
Philadelphia.“ Für Garcia, der<br />
vor dem Kampf verkündet hatte,<br />
dass dies sein vermutlich letzter<br />
im Superleichtgewicht wird,<br />
könnte 2014 ein Fight gegen<br />
Floyd Mayweather winken.<br />
Dies war eigentlich das erklärte<br />
Ziel von der „Maschine“<br />
Lucas Matthysse. Doch der<br />
30-Jährige, dessen Stil mittlerweile<br />
gerne mit dem von Manny<br />
Pacquiao verglichen wird, muss<br />
nun erst einmal mit dem herben<br />
Rückschlag umgehen. Nahm<br />
diesen direkt nach dem Kampf<br />
allerdings recht gelassen: „Er ist<br />
ein großer Champion. Ich wusste,<br />
dass er von meinen Schlägen<br />
nicht groß eingeschüchtert war.<br />
Dass ich die Hälfte des Kampfes<br />
nur mit einem Auge bestritten<br />
habe, soll keine Entschuldigung<br />
sein. Garcia hat großartig geboxt.<br />
Ich bin jedoch sehr stolz auf meine<br />
Leistung und dankbar für die<br />
große Chance.“ Die nächste wird<br />
sicherlich nicht lange auf sich<br />
warten lassen.
omis am Ring<br />
ktakel in Las Vegas dabei<br />
Jack<br />
Nicholson<br />
hielt<br />
natürlich<br />
zu seinem<br />
Landsmann<br />
Mayweather<br />
Barkley, William H. Macy, Don Cheadle, John Voight, Owen Wilson<br />
oder, oder, oder. Sogar Heidi Klum tummelte sich in dem Spektakel<br />
und postete in ihrem Facebook-Account ein Foto des Kampfes mit<br />
der Frage „Who will be #TheOne?“ Die Frage konnte Jack Nicholson<br />
begründet beantworten: „Er ist ein Boxer, der schwer zu treffen ist“,<br />
sagte US-Schauspieler über seinen Landsmann Floyd Mayweather.<br />
Heidi Klum verfolgte den Kampf gespannt und postete munter im Internet<br />
einäugigen Matthysse<br />
Jubelte am Ende über seine verdiente Titelverteidigung: Danny Garcia (li.)<br />
Der Argentinier versuchte, in Runde zwölf noch zu einem K.o.-Sieg gegen Garcia<br />
(li.) zu kommen, aber vergeblich<br />
Smith verlor WM-Titel<br />
In einem langweiligen Kampf verlor überraschend der Amerikaner<br />
Ishe Smith seine IBF-WM-Titel im Halbmittelgewicht<br />
gegen den Mexikaner Carlos Molina. Das Urteil war allerdings<br />
sehr umstritten, da eigentlich Smith leichte Vorteile hatte. Mit<br />
seinen gewohnt klaren Worten kommentierte DMAX-Co-Kommentator<br />
Graciano Rocchigiani das Ringgeschehen: „Von diesen<br />
beiden Boxern hat keiner den WM-Titel verdient. Das ist doch<br />
alles ein Witz. Und unglaublich, wenn man sie vergleicht mit den<br />
beiden Hauptkämpfern Mayweather und Matthysse.“<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
31
Vor dem Kampf seines großen Schützlings Alvarez<br />
Alkohol und Drogen –<br />
nach der Beichte von<br />
Mike Tyson erklärte<br />
mit Oscar De La Hoya<br />
ein weiterer Boxer, sich aufgrund<br />
seiner Suchtprobleme in eine<br />
Reha-Klinik zu begeben. Bereits<br />
2011 hatte sich der mittlerweile<br />
40-jährige Amerikaner einer<br />
mehrwöchigen Entziehungskur<br />
unterzogen, nach eigenen Worten<br />
waren damals Kokain und<br />
Alkohol sein Laster. Der „Golden<br />
Boy“, Olympiasieger 1992,<br />
neunfache Weltmeister in sechs<br />
Gewichtsklassen, Multimillio-<br />
Oscar De La<br />
Hoya (rechts)<br />
konnte seinen<br />
Schützling Canelo<br />
Alvarez nur vor<br />
dem Fight gegen<br />
Mayweather<br />
unterstützen<br />
när, Superstar und erfolgreiche<br />
Promoter ließ sogar den bedeutendsten<br />
Kampf seines Boxstalls<br />
Golden Boy Promotion, den<br />
Fight seines Schützlings Canelo<br />
Alvarez gegen Floyd Mayweather<br />
Jr., sausen, um clean<br />
zu werden. „Ich habe Canelo<br />
erklärt, dass meine Gesundheit<br />
und langfristige Erholung von<br />
meiner Krankheit an erster Stelle<br />
stehen muss“, so De La Hoya.<br />
Alvarez zeigte Verständnis für<br />
De La Hoyas Ehefrau Millie<br />
Corretjer hat schwere<br />
Zeiten an der Seite des<br />
Olympiasiegers von 1992<br />
mitgemacht<br />
Wieder Drogen und Alkohol<br />
De La Hoya in der Suchtklinik<br />
dessen Entscheidung: „Ich unterstütze<br />
ihn in seinem großen<br />
Kampf und bin sicher, dass er<br />
ihn gewinnen wird, so wie ich<br />
auch siegen werde.“ Golden Boy<br />
CEO Richard Schaefer fand den<br />
Zeitpunkt, den De La Hoya für<br />
den Gang in die Klinik gewählt<br />
hatte, zwar nicht gerade günstig,<br />
akzeptierte den Entschluss<br />
jedoch. „Die Show muss weitergehen<br />
und das wird sie“, so<br />
Schaefer.<br />
Der Kampf gegen die Sucht<br />
ist der härteste für den<br />
Golden Boy<br />
Nachdem Oscar<br />
De La Hoya<br />
2009 das Ende<br />
seiner aktiven<br />
Boxkarriere<br />
bekanntgegeben<br />
hatte, war<br />
er in ein Loch<br />
gefallen, litt unter<br />
Depressionen<br />
und Angstzuständen,<br />
flüchtete sich in<br />
seine Drogen- und Alkoholsucht,<br />
hegte sogar<br />
Selbstmordgedanken.<br />
Besonders<br />
pikant:<br />
2007 waren Bilder<br />
aufgetaucht,<br />
die den Amerikaner<br />
in Reizwäsche<br />
und Stöckelschuhen<br />
zeigten – die Fotos hatte<br />
eine Stripperin verkauft.<br />
Zunächst hatte der Golden Boy<br />
geleugnet, auf diesen Bildern zu<br />
sehen zu sein, es später aber in<br />
einer ersten Drogenbeichte zugegeben.<br />
Des Weiteren gab er<br />
zu, seine Frau, die puertoricanische<br />
Sängerin Millie Corretjer<br />
mehrfach betrogen zu haben. Im<br />
Zuge seiner ersten Entziehungskur<br />
lebte Corretjer getrennt von<br />
ihrem Mann, hat sich aber von<br />
ihm zurück erobern lassen.<br />
Keines seiner 45 Duelle im<br />
Ring war so schwer wie dieses<br />
gegen die Sucht. „Diesen Kampf<br />
habe ich jeden Tag, aber ich muss<br />
dieses Monster bekämpfen“, so<br />
De La Hoya. Canelo Alvarez ist<br />
indes nicht der erste Golden Boy-<br />
Boxer, dessen Kampf De La Hoya<br />
wegen einer Entziehungskur<br />
verpasst: Im Mai 2011 besiegte<br />
Bernhard Hopkins Jean Pascal,<br />
wurde Weltmeister der WBC im<br />
Halbschwergewicht und mit damals<br />
46 Jahren und 126 Tagen<br />
ältester Boxweltmeister der Geschichte<br />
– ohne die Anwesenheit<br />
De La Hoyas.<br />
32 <strong>BoxSport</strong>
ROMAN<br />
THE DESTROYER<br />
GOLOVASHCHENKO<br />
CHRIS<br />
BLACK MAGNUM<br />
MAFUTA<br />
LELITO<br />
THE LIGHTNING<br />
LÓPEZ LÓPEZ<br />
RONNY<br />
EL CASTIGO<br />
LÓPEZ LÓPEZ<br />
OX<br />
GBENGA<br />
BANG BANG<br />
OLOUKUN<br />
BENJAMIN<br />
IRON BEN<br />
SIMON<br />
FOTOS & PLAKAT: Klaus Frevert<br />
BOXFOTOGRAF.DE<br />
26.10.2013<br />
LÜBECK<br />
RNBP PRÄSENTIERT:<br />
ZWEI IBO TITELKÄMPFE, EINE INTERNATIONALE DEUTSCHE MEISTERSCHAFT (BDF)<br />
AUSSERDEM:<br />
MINDESTENS VIER WEITERE INTERNATIONALE PROFIBOXKÄMPFE U.A. MIT ÖZLEM SAHIN<br />
TICKETS:<br />
WORLD OF PUNCH - HINTER DEN KIRSCHKATEN 83 - 23560 LÜBECK - TEL. 0451 5823216 & WWW.EVENTIM.DE<br />
MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜZUNG VON:
Die Weltrangliste des<br />
Durch die konkurrierenden Weltverbände<br />
WBA, WBC, IBF und WBO gibt es im Boxen<br />
mittlerweile vier Weltmeister pro Gewichtsklasse,<br />
teilweise sogar fünf: Denn<br />
mittelgewicht<br />
Superchamp: Sergio Martinez (Argentinien) WBC<br />
01. Gennady Golovkin (Kasachstan) WBA<br />
02. Darren Barker (England) IBF<br />
03. Felix Sturm (Deutschland)<br />
04. Peter Quillin (USA) WBO<br />
05. Daniel Geale (Australien)<br />
06. Julio Cesar Chavez Jr. (Mexiko)<br />
07. Max Bursak (Ukraine)<br />
08. Martin Murray (England)<br />
09. Anthony Mundine(Australien)<br />
10. Lukas Konecny (Tschechien)<br />
Von der ersten Runde an dominierte Adonis Stevenson (rechts) den Kampf in Montreal gegen den US-Amerikaner<br />
Tavoris Cloud – und verteidigte seinen WBC-Weltmeistertitel im Halbschwergewicht eindrucksvoll. Cloud hatte<br />
nicht den Hauch einer Chance gegen den Kanadier, kassierte zudem noch einen Cut über dem rechten Auge,<br />
weswegen der Fight in Runde sieben abgebrochen werden musste. Stevenson feierte so seinen 22. Sieg im 23.<br />
Profi-Kampf (19 Knockouts). Jean Pascal setzte sich im zweiten Hauptkampf mittels T.K.o gegen George Blades<br />
durch. Eine gelungene Generalprobe für den anstehenden Fight versus Lucian Bute, der für Januar 2014 geplant<br />
ist.<br />
Schwergewicht<br />
Superchamp: W. <strong>Klitschko</strong> (Ukraine) WBA-Super, IBF, WBO<br />
01. Vitali <strong>Klitschko</strong> (Ukraine) WBC<br />
02. David Haye (England)<br />
03. Alexander Povetkin (Russland) WBA<br />
04. Kubrat Pulev (Bulgarien)<br />
05. Robert Helenius (Finnland)<br />
06. Bermane Steverne (Kanada)<br />
07. Denis Boytsov (Russland)<br />
08. Tyson Fury (England)<br />
09. Carlos Takam (Frankreich)<br />
10. Chris Arreola (USA)<br />
HalbSchwergewicht<br />
Superchamp: Bernard Hopkins (USA) IBF<br />
01. Adonis Stevenson (Kanada) WBC<br />
02. Sergey Kovalev (Russland) WBO<br />
03. Tavoris Cloud (USA)<br />
04. Beibut Shumenov (Kasachstan) WBA<br />
05. Karo Murat (Deutschland)<br />
06. Nathan Cleverly (Wales)<br />
07. Jürgen Brähmer (Deutschland)<br />
08. Lucian Bute (Kanada)<br />
09. Tony Bellew (England)<br />
10. Chad Dawson (USA)<br />
halbmittelgewicht<br />
Superchamp: Floyd Mayweather Jr. (USA) WBA-Super<br />
01. Erislandy Lara (Kuba)<br />
02. Austin Trout (USA)<br />
03. Miguel Cotto (Puerto Rico)<br />
04. Saul Alvarez (Mexiko) WBC, WBA<br />
05. Zaurbek Baysangurov (Russland) WBO<br />
06. Carlos Molina (Mexiko) IBF<br />
07. Cornelius Bundrage (USA)<br />
08. Vanes Martirosyan (Armenien)<br />
09. Sergey Rabchenko (Weissrussland)<br />
10. Shane Mosley (USA)<br />
weltergewicht<br />
Superchamp: Floyd Mayweather Jr. (USA) WBC<br />
01. Timothy Bradley (USA) WBO<br />
02. Manny Pacquiao (Philippinen)<br />
03. Devon Alexander (USA) IBF<br />
04. Robert Guerrero (USA)<br />
05. Adrien Broner (USA) WBA<br />
06. Paulie Malignaggi (USA)<br />
07. Keith Thurman (USA)<br />
08. Kelly Brook (England)<br />
09. Humberto Soto (Mexiko)<br />
10. Luis Carlos Abregu (Argentinien)<br />
leichtSchwergewicht (Cruiser)<br />
Superchamp: Yoan P. Hernandez (Deutschland) IBF<br />
01. Marco Huck (Deutschland) WBO<br />
02. Guillermo Jones (Panama) WBA<br />
03. Krzysztof Wlodarczyk (Polen) WBC<br />
04. Denis Lebedev (Russland)<br />
05. Firat Arslan (Deutschland)<br />
06. Danie Venter (Südafrika)<br />
07. Ola Afolabi (England)<br />
08. Mateusz Masternak (Polen)<br />
09. Alexander Alekseev (Russland<br />
10. Rakhim Chakhkiev (Russland)<br />
supermittelgewicht<br />
Superchamp: Andre Ward (USA) WBA-Super<br />
01. Carl Froch (England) IBF, WBA<br />
02. Mikkel Kessler (Dänemark)<br />
03. Robert Stieglitz (Deutschland) WBO<br />
04. Arthur Abraham (Deutschland)<br />
05. Thomas Oosthuizen (Südafrika)<br />
06. George Groves (England)<br />
07. Stanyslav Kashtanov (Ukraine)<br />
08. Sakio Bika (Kamerun) WBC<br />
09. Edwin Rodriguez (USA)<br />
10. Marco Antonio Rubio (Mexiko)<br />
halbweltergewicht<br />
Superchamp: Danny Garcia WBA-Super<br />
01. Mike Alvarado (USA)<br />
02. Lucas Martin Matthysse (Argentinien)<br />
03. Lamont Peterson (USA) IBF<br />
04. Amir Khan (England)<br />
05. Khabib Allakhverdiev (Russland) WBA<br />
06. Robert Ortiz (Mexiko)<br />
07. Brandon Rios (USA)<br />
08. Denis Shafikov (Russland)<br />
09. Zolani Murat (Südafrika)<br />
10. Ruslan Provodnikov (Russland)<br />
34 <strong>BoxSport</strong><br />
Die top-ten
BOXSPORT<br />
die WBA vergibt an Titelträger mit mehr<br />
als einem Gürtel auch noch den WBA-Super-Titel.<br />
Wer soll da noch den Überblick<br />
behalten? Die Redaktionen von <strong>BoxSport</strong><br />
und der amerikanischen Box-Bibel „The<br />
Ring" natürlich. Wir sagen Ihnen, wer der<br />
Superchampion in jeder Gewichtsklasse<br />
ist und wer „nur" die Nummer 10.<br />
Stand: Oktober 2013<br />
superbantamgewicht<br />
Superchamp: Guillermo Rigondeaux (Kuba) WBA, WBO<br />
01. Nonito Donaire (Philippinen)<br />
02. Kiko Martinez (Spanien) IBF<br />
03. Leo Santa Cruz (Mexiko) WBC<br />
04. Jeffrey Mathebula (Südafrika)<br />
05. Nehomar Cermeno (Panama)<br />
06. Carl Frampton (Nordirland)<br />
07. Anselmo Moreno (Panama) WBA-Super<br />
08. Tomoki Kameda (Japan)<br />
09. Hozumi Hasegawa (Japan)<br />
10. Vic Darchinyan (Armenien)<br />
leichtgewicht<br />
Superchamp: Adrien Broner (USA) WBC<br />
01. Ricky Burns (Schottland) WBO<br />
02. Miguel Vazquez (Mexiko) IBF<br />
03. Richard Abril (Kuba) WBA<br />
04. Yuri Gamboa (Kuba)<br />
05. Sharif Bogere (Uganda)<br />
06. Omar Figueroa (Mexiko)<br />
07. Raymundo Beltran (Mexiko)<br />
08. Daniel Estrada (Mexiko)<br />
09. Kevin Mitchell (England)<br />
10. John Molina (USA)<br />
superfedergewicht<br />
Superchamp: Takashi Uchiyama (Japan) WBA<br />
01. Takashi Miura (Japan) WBC<br />
02. Argenis Mendez (Dom. Republik) IBF<br />
03. Roman Martinez (Puerto Rico) WBO<br />
04. Juan Carlos Salgado (Mexiko)<br />
05. Diego Magdaleno (Mexiko)<br />
06. Jesus Cruz Bibiani (Mexiko)<br />
07. Juan Carlos Burgos (Mexiko)<br />
08. Takahiro Ao (Japan)<br />
09. Devis Boschiero (Italien)<br />
10. Sipho Taliwe (Südafrika)<br />
federgewicht<br />
Superchamp: Chris John (Indonesien) WBA-Super<br />
01. Miguel Garcia (USA)<br />
02. Evgeny Gradovich (Russland) IBF<br />
03. Jhonny Gonzales (Mexiko) WBC<br />
04. Alexander Miskirtchan (Georgien)<br />
05. Juan Manuel Lopez (Puerto Rico)<br />
06. Daniel Ponce De Leon (Mexiko)<br />
07. Abner Mares (Mexiko)<br />
08. Jesus Marcello Andres Cuellar (Argentinien)<br />
09. Nicholas Walters (Jamaika) WBA<br />
10. Timur Akhundov (Ukraine)<br />
bantamgewicht<br />
Superchamp: Shinsuke Yamanaka (Japan) WBC<br />
01. Anselmo Moreno (Panama) WBA-Super<br />
02. Tomoki Kameda (Japan) WBO<br />
03. Koki Kameda (Japan) WBA<br />
04. Roberto Vasquez (Panama)<br />
05. Jamie McDonnell (England) IBF<br />
06. Lubabalo Mauthu (Südafrika)<br />
07. Karim Guerfi (Frankreich)<br />
08. Pungluang Sor Singyu (Thailand)<br />
09. Stephane Jamoye (Belgien)<br />
10. Paulus Ambunda (Namibia)<br />
superfliegengewicht<br />
Superchamp: Omar Andres Narvaez (Argentinien) WBO<br />
01. Daiki Kameda (Japan) IBF<br />
02. Liborio Solis (Venezuela) WBA<br />
03. Srisaket Sor Rungvisai (Thailand) WBC<br />
04. Kohei Kono (Japan)<br />
05. Tepparith Singwancha (Thailand)<br />
06. Denkosan Kaovichit (Thailand)<br />
07. Carlos Cuadras (Mexiko)<br />
08. Ryo Akaho (Japan)<br />
09. Rodel Mayol (Philippinen)<br />
10. Juan Carlos Sanchez (Mexiko)<br />
fliegengewicht<br />
Superchamp: Moruti Mthalane (Südafrika) IBF<br />
01. Juan F. Estrada (Mexiko) WBO, WBA-Super<br />
02. Brian Viloria (USA)<br />
03. Akira Yaegashi (Japan) WBC<br />
04. Toshyaki Igarashi (Japan)<br />
05. Hernan Marquez (Mexiko)<br />
06. Sonny Boy Jaro (Philippinnen)<br />
07. Silvio Olteanu (Rumänien)<br />
08. Koki Eto (Japan)<br />
09. Juan Carlos Reveco (Argentinien) WBA<br />
10. Edgar Sosa (Mexiko)<br />
Die Gewichtsklassen:<br />
Schwergewicht über 90,720 kg, Cruisergewicht (- 90,720 kg) auch Leichtschwergewicht. Halbschwer (- 79,378<br />
kg), Supermittel (- 76,203 kg), Mittelgewicht (- 72,574 kg), Superwelter (- 69,853 kg) auch Junior- oder Halbmittelgewicht.<br />
Weltergewicht (- 66,678 kg) Halbwelter (63,503 kg). die Klasse wird auch Juniorwelter- oder Superleichtgewicht<br />
genannt. Leichtgewicht (-61,235 kg), Superfeder (- 58,967 kg), Feder (- 57,153 kg), Superbantam<br />
(- 55,338 kg), Bantam (- 53,524 kg), Superfliegen (- 52, 163 kg), Fliegengewicht (- 50,802 kg), Halbfliegen<br />
(- 48,988 kg) auch Juniorfliegengewicht. Strohgewicht (- 47,628 kg) auch Minifliegengewicht.<br />
Die Abkürzungen WBA, WBC, WBO und IBF hinter den Namen bezeichnen die Weltmeistertitel der jeweiligen Verbände.<br />
Im kalifornischen Indio schickte US-Schwergewichtler<br />
Chris Arreola (rechts) seinen Landsmann Seth Mitchell<br />
bereits in der ersten Runde auf die Bretter und feierte<br />
seinen 31. K.o.-Sieg im 39. Profikampf. Damit hatte auch<br />
Mitchell nicht gerechnet, der nach eigener Aussage<br />
„kalt erwischt wurde“. Für Arreola rückt somit ein<br />
WM-Kampf wieder näher. Gefragt ist er jedenfalls, als<br />
nächster Gegner könnte Bryant Jennings, der Arreola<br />
direkt nach dem Kampf herausforderte, bereit stehen.<br />
Lieber wäre dem Amerikaner jedoch der Kanadier<br />
Bermane Stiverne, gegen den er im April in einem<br />
Ausscheidungskampf verloren hatte.<br />
halbfliegengewicht<br />
Superchamp: Roman Gonzalez (Nica.) WBA-Super<br />
01. Adrien Hernandez (Mexiko) WBC<br />
02. Donnie Nietes (Philippinen) WBO<br />
03. Moises Fuentes (Mexiko)<br />
04. Ulises Solis (Mexiko)<br />
05. Johnriel Casimero (Philippinen) IBF<br />
06. Kazuto Ioka (Japan) WBA<br />
07. Masayuki Kuroda (Japan)<br />
08. Kompayak Porpramook (Thailand)<br />
09. Pedro Guevara (Mexiko)<br />
10. Alberto Rossel (Peru)<br />
mini-fliegengewicht<br />
Superchamp: Katsunari Takayama (Japan) IBF<br />
01. Raul Garcia (Mexiko)<br />
02. Merlito Sabillo (Philippinen) WBO<br />
03. Denver Cuello (Philippinen)<br />
04. Wanheng Menayothin (Thailand)<br />
05. Xiong Zhao Zhong (China) WBC<br />
06. Julian Yedres (Mexiko)<br />
07. Nkosinanthi Joyi (Japan)<br />
08. Ryo Miyazaki (Japan) WBA<br />
09. Hekkie Budler (Südafrika)<br />
10. Jesus Silvestre (Mexiko)<br />
<strong>BoxSport</strong> 35
KOnig Artur<br />
Der Ex-Weltmeister und Trainer steht<br />
Artur Grigorian verteidigte den WM-Gürtel der WBO im leichtgewicht insgesamt 17-mal<br />
Der traurige<br />
Clown, der so<br />
viel Spaß<br />
bereitet hat<br />
Verschafft ihm „Papa Fritz“<br />
noch mal einen guten Job?<br />
Dies ist die Geschichte<br />
eines Königs. Eines<br />
Königs ohne Land,<br />
ohne Krone und vielleicht<br />
auch ohne Zukunft. Es ist<br />
die Geschichte eines traurigen<br />
Clowns, der in seinem Leben so<br />
vielen Leuten Spaß bereitet hat,<br />
und der sich jetzt fragt, wo all<br />
der Spaß geblieben ist. „Ich habe<br />
in meinem Leben viel Glück<br />
gehabt und auch einiges an Unglück<br />
und Unsinn erlebt. Aber<br />
eine solch schlimme Zeit wie<br />
jetzt hatte ich noch nie“, sagt er.<br />
Artur Grigorian, geboren vor<br />
46 Jahren als Sohn armenischer<br />
Eltern in Usbekistans Hauptstadt<br />
Taschkent, war zwischen April<br />
1996 und Januar 2004 WBO-<br />
Weltmeister im Leichtgewicht.<br />
Er kämpfte für den Hamburger<br />
Universum-Stall von Klaus-Peter<br />
Kohl, und wenn er in Hamburg<br />
in den Ring stieg, dann war die<br />
Sporthalle im Bezirk Wandsbek,<br />
wo Grigorian bis heute im<br />
Stadtteil Jenfeld lebt, voll. Der<br />
171 Zentimeter kleine Athlet mit<br />
dem markanten Schnauzbart<br />
begeisterte seine Fans mit seiner<br />
Schnelligkeit, seiner technischen<br />
Raffinesse und dem Schalk, der<br />
ihm im Nacken saß. „König von<br />
Wandsbek“, so nannten sie ihn<br />
damals. Als er am 16. November<br />
1996 seinen Titel zum zweiten<br />
Mal verteidigte, da traten in seinem<br />
Vorprogramm in der Sporthalle<br />
Wandsbek zwei schwergewichtige<br />
Brüder an, die später<br />
zu Weltstars werden sollten.<br />
Dass jene <strong>Klitschko</strong>s einst sein<br />
schmückendes Beiwerk waren,<br />
erzählt Artur Grigorian noch immer<br />
mit diebischer Freude.<br />
Diese Freude am Leben und<br />
am Sport war es, die den einstigen<br />
Weltklasse-Amateur auszeichnete.<br />
Er hatte immer gute<br />
Laune, stets einen dummen<br />
Spruch auf Lager, sein Sprachwitz<br />
wurde verstärkt durch<br />
Fritz Sdunek (re.) ist<br />
Grigorians ehemaliger<br />
Trainer und längst<br />
einer der wichtigsten<br />
Menschen in dessen<br />
Leben<br />
den starken russischen Akzent,<br />
mit dem er heute noch Deutsch<br />
spricht. Grigorian war und ist<br />
einer dieser Menschen, die sich<br />
weigern, erwachsen zu werden.<br />
„Artur ist ein liebenswerter Chaot,<br />
ein erwachsener Mann mit<br />
dem Gemüt eines Kindes“, sagt<br />
Fritz Sdunek, Grigorians ehemaliger<br />
Trainer und längst einer der<br />
wichtigsten Menschen im Leben<br />
des Boxers.<br />
Dessen Abstieg begann,<br />
als er 2002 in große finanzielle<br />
Schwierigkeiten geriet. Grigorian<br />
hatte seine in 19 WM-Kämpfen<br />
verdienten<br />
Millionen einem<br />
Freund anvertraut,<br />
der sie fast komplett<br />
in Immobiliengeschäften<br />
verzockte. Sieben<br />
Wohnungen, drei<br />
in Berlin und vier<br />
in Magdeburg,<br />
verlor Grigorian.<br />
Als er, tief unter<br />
dem Eindruck der<br />
finanziellen Pleite<br />
stehend, im Januar<br />
2004 auch noch seinen WM-<br />
Titel verlor, stand er erstmals<br />
am Scheideweg. Promoter Kohl<br />
hatte das Vertrauen in seinen<br />
Vorzeigesportler verloren, „ihm<br />
fehlte die Frische, die Schnelligkeit<br />
war weg“, sagte er damals.<br />
Man einigte sich darauf, noch<br />
einen Abschiedskampf zu veranstalten<br />
und dann die Karriere<br />
als beendet zu erklären.<br />
Es war Sdunek, der seinen<br />
Schützling auffing, diesem eine<br />
neue Chance bot. Auf Betreiben<br />
Kohls, der Grigorian nach dessen<br />
finanzieller Bauchlandung auch<br />
monetär unterstützt hatte, durfte<br />
der gestrandete Ex-Weltmeister<br />
als Assistent seines Cheftrainers<br />
anfangen. Sdunek weihte Grigorian<br />
in die Geheimnisse des<br />
Trainerberufs ein, er versuchte,<br />
ihm die Gestaltung sinnvoller<br />
Trainingspläne näherzubringen,<br />
was jedoch nicht wie gewünscht<br />
funktionierte, da Grigorian viele<br />
Situationen mit seiner Intuition<br />
löste, mit seinem Gespür für das<br />
Boxen und den Boxer. Doch für<br />
ihn war dieser Weg genau richtig,<br />
die Sportler schätzten sein<br />
Wissen und sein Einfühlungsvermögen.<br />
„Artur ist ein guter<br />
Trainer geworden, weil er die<br />
Sprache der Sportler spricht und<br />
sehr gut erklären kann“, sagt<br />
Sdunek.<br />
36 <strong>BoxSport</strong>
nach dem Untergang von Universum vor einer schweren Zukunft<br />
Grigorian genoss die Zeit bei<br />
Universum. Die sorglosen Jahre<br />
zwischen 2004 und 2009, als das<br />
Unternehmen zum Weltmarktführer<br />
aufstieg und zeitweise bis<br />
zu 60 Boxer unter Vertrag hatte,<br />
waren für einen Trainernovizen<br />
wie ein Versuchslabor. Der<br />
kleine Usbeke war für die gute<br />
Laune zuständig, legendär waren<br />
seine verbalen Auseinandersetzungen<br />
mit dem polnischen<br />
Physiotherapeuten Christoph<br />
Busch, der Grigorian zu einem<br />
Geburtstag mal ein T-Shirt mit<br />
dessen zehn besten Sprüchen<br />
unter dem Motto „Deutsch – Artur,<br />
Artur – Deutsch“ schenkte.<br />
Als Universum im Februar 2009<br />
25-jähriges Bestehen feierte,<br />
stieg Grigorian als Hommage an<br />
Stallgründer Kohl noch einmal<br />
für einen Schaukampf in den<br />
Ring. Sogar den Schnauzbart,<br />
den er nach seiner aktiven Zeit<br />
abrasiert hatte, ließ er sich dafür<br />
wachsen. Er war der perfekte<br />
Stimmungsmacher, und er fühlte<br />
sich wieder wie ein König.<br />
Der Abstieg, der ihn in das<br />
tiefste Tal seines Lebens führen<br />
sollte, begann im Juli 2010. Universum<br />
verlor den millionenschweren<br />
TV-Vertrag mit dem<br />
ZDF, ein Jahr später übergab Kohl<br />
die Geschäfte an seinen Nachfolger<br />
Waldemar Kluch, unter<br />
dessen Führung Universum im<br />
Herbst 2012 Insolvenz anmelden<br />
musste. Grigorian war einer der<br />
Letzten, die die Stellung hielten;<br />
auch noch, als niemand mehr<br />
an eine gute Zukunft glaubte. Einerseits<br />
hatte er nichts anderes,<br />
an das er sich klammern konnte.<br />
Andererseits, und darauf legt<br />
er Wert, habe Kluch, der wegen<br />
diverser Vorwürfe seit Anfang<br />
Mai in Untersuchungshaft sitzt,<br />
sich ihm gegenüber stets korrekt<br />
verhalten. „Für mich war er ein<br />
guter Mensch, hat mir geholfen<br />
und auch meistens pünktlich<br />
mein Gehalt bezahlt“, sagt er.<br />
Ein Gehalt von 2000 Euro<br />
brutto im Monat, das schon<br />
damals keine großen Sprünge<br />
erlaubte, aber zuzüglich Versicherungszahlungen<br />
und Prämien<br />
aus Kämpfen seiner Sportler<br />
reichte, um die vier Kinder – 23,<br />
21, 15 und zehn Jahre alt – durchbringen<br />
zu können. Doch seit<br />
dem Aus Universums steht auch<br />
Grigorian vor dem Abgrund.<br />
Derzeit trainiert er lediglich den<br />
ehemaligen Schwergewichts-<br />
Weltmeister Ruslan Chagaev,<br />
den er vor mehr als 20 Jahren<br />
auf einem Jugendturnier in Usbekistan<br />
kennenlernte. „Von<br />
ihm nehme ich aber kein Geld,<br />
er ist mein Freund“, sagt Grigorian.<br />
Auf Honorarbasis arbeitet<br />
er mit dem türkischen Halbschwergewichtler<br />
Ismail Özen,<br />
und natürlich hat auch Sdunek<br />
wieder Herz gezeigt und ihn als<br />
Assistenten für seine Arbeit mit<br />
dem Hamburger Halbmittelgewichtler<br />
Jack Culcay ins Boot<br />
geholt. Zusammen mit dem Arbeitslosengeld,<br />
das Grigorian<br />
bekommt, reicht<br />
das Einkommen<br />
gerade so, um<br />
sich und die Familie<br />
über Wasser<br />
zu halten.<br />
Ende Oktober<br />
aber läuft die Förderung<br />
durch das<br />
Arbeitsamt aus,<br />
dann steht der<br />
einstige „König<br />
von Wandsbek“<br />
Zwei seiner Schützlinge: Denis Boytsov<br />
(li.) und Sebastian Zbik (re.)<br />
1998 setzte sich Grigorian gegen den Italiener Giorgio Campanella<br />
(li.) in der 10. Runde durch technischen K.O. durch<br />
vor einer ungewissen Zukunft.<br />
Längst ist er bereit, sich nach einem<br />
Leben für den Faustkampf<br />
umzuorientieren, einen anderen<br />
Job anzunehmen. „Ich will auf<br />
jeden Fall arbeiten, egal wo. Ich<br />
habe keine Angst vor harter Arbeit“,<br />
sagt er. Aber er hat Angst<br />
davor, dass er keine Arbeit findet,<br />
dass für ihn nichts mehr<br />
kommt. Er ist ehrlich genug zuzugeben,<br />
„dass ich nichts anderes<br />
kann als Boxen. Ich habe nie<br />
etwas anderes gemacht. Ich war<br />
Weltmeister, wurde Trainer und<br />
dachte, dass ich das bis zu meinem<br />
Ende machen kann“.<br />
Natürlich hat er sich umgehört,<br />
hat bei anderen Profiställen<br />
angefragt oder im Amateurlager,<br />
aber bislang hat er nur Absagen<br />
bekommen. „Manchmal frage<br />
ich mich schon, wo die ganzen<br />
Freunde sind, die ich hatte, als<br />
ich Weltmeister war“, sagt er. Er<br />
könnte nach Usbekistan zurückgehen,<br />
dort hat sein Name noch<br />
immer guten Klang, immerhin<br />
war er der<br />
erste Profiweltmeister<br />
in der<br />
Geschichte<br />
des Landes,<br />
seine<br />
Mutter und<br />
große Teile<br />
seiner Familie<br />
leben<br />
noch dort.<br />
Sportminister<br />
hätte er<br />
dort werden<br />
können, das Angebot gab es,<br />
aber er hat es abgelehnt, „weil<br />
ich keine Geduld habe und kein<br />
Diplomat bin“. Außerdem wollten<br />
seine Frau Olga und die vier<br />
Kinder Deutschland nicht verlassen,<br />
und eine Trennung von<br />
der Familie kommt für ihn nicht<br />
infrage. „Ich lebe doch nur für<br />
die Familie, alles, was ich tue,<br />
tue ich für sie“, sagt er.<br />
Und so hofft er, dass es doch<br />
eine Zukunft im Boxen für ihn<br />
geben kann. Hofft, dass Sdunek,<br />
sein „Papa Fritz“, wie er<br />
den Coach seit vielen Jahren<br />
nennt, ihm einen lukrativen Job<br />
beschaffen kann. Oder dass sich<br />
irgendwo eine Stelle auftut, die<br />
er besetzen kann. „Ich bin ein<br />
Kämpfer, deswegen werde ich<br />
niemals aufgeben. Als Boxer<br />
habe ich gelernt, dass Kopf und<br />
Körper immer stark sein müssen,<br />
und ich glaube, dass ich<br />
auch aus dieser Situation herauskomme“,<br />
sagt er.<br />
Björn Jensen<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
37
Blaue Flecke für<br />
soziale Zwecke<br />
Sie engagieren sich beide<br />
für soziale Projekte,<br />
waren Profis in ihren<br />
jeweiligen Disziplinen,<br />
sind Freunde – und lassen nun<br />
für einen guten Zweck die Fäuste<br />
fliegen. Gegeneinander. Beim<br />
Charity Boxabend in der MHP<br />
Arena Ludwigsburg. Luan Krasniqi<br />
und Uwe Hück steigen am<br />
16. November unter dem Motto<br />
„Blaue Flecke für soziale Zwecke“<br />
in den Ring, acht Runden<br />
sind geplant.<br />
Uwe Hück, Betriebsratsvorsitzender<br />
und stellvertretender<br />
Aufsichtsratsvorsitzender der<br />
Porsche AG, ist mittlerweile 51<br />
Jahre alt, ehemaliger Thai-Boxeuropameister<br />
und gründete<br />
im September die Lernstiftung<br />
Hück in Pforzheim. Diese unterstützt<br />
Lern- und Integrationsprojekte<br />
für sozial benachteilig-<br />
Ulli Wegner nach dem Training mit Ex-Thaiboxer Uwe Hück<br />
Ulli Wegner macht Uwe Hück (links) fit<br />
„Luan muss sich warm anziehen,<br />
ich habe einen Tiger gesehen“<br />
Udo Lindenberg und Peter Maffay beim Duell Hück – Krasniqi<br />
te Jugendliche. Des Weiteren ist<br />
Uwe Hück Vorsitzender des FSV<br />
Buckenberg, dessen Mitglieder<br />
zu 70 Prozent Jugendliche<br />
mit Migrationshintergrund aus<br />
Pforzheim sind. Der breit aufgestellte<br />
Verein bietet nicht nur<br />
zahlreiche Sportarten an, sondern<br />
auch Hilfe und Perspektiven<br />
in vielen Lebensbereichen.<br />
Auf dieser Basis wird auch die<br />
Lernstiftung Hück arbeiten. Seinen<br />
Teil der Einnahmen aus dem<br />
Charity-Event in Ludwigsburg<br />
wird Hück ohne Abzüge<br />
der Stiftung spenden.<br />
Der ehemalige<br />
Europameister im<br />
Schwergewicht<br />
Luan Krasniqi unterstützt<br />
das SOS-<br />
Kinderdorf in Pristina,<br />
Kosovo, seit seiner<br />
Gründung im Jahr<br />
2004. Er hat sich auch im<br />
Rahmen der Kampagne „6 Kinderdörfer<br />
für 2006“ von FIFA und<br />
SOS-Kinderdörfer weltweit engagiert.<br />
Die Begegnungen mit den<br />
Kindern dort waren für Krasniqi<br />
38 <strong>BoxSport</strong><br />
Luan Krasniqi (links)<br />
und Uwe Hück stiften<br />
ihre Einnahmen für<br />
ihre jeweiligen sozialen<br />
Projekte<br />
Udo Lindenberg<br />
eine bahnbrechende<br />
Erfahrung, er konnte<br />
mit eigenen Augen sehen,<br />
was es bedeutet, verlassenen<br />
Kindern eine Familie zu geben,<br />
in der sie sich wieder zuhause<br />
fühlen. „Die SOS-Kinderdörfer<br />
weltweit liegen mir sehr am<br />
Peter Maffay<br />
Herzen, denn sie geben<br />
Kindern nicht nur<br />
ein Dach über dem Kopf,<br />
sondern eine echte Familie. Deshalb<br />
ist es mir wichtig, nicht nur<br />
selbst zu spenden, sondern mit<br />
meinem Einsatz auch andere zu<br />
motivieren, diese wunderbare<br />
Arbeit zu unterstützen“, so der<br />
42-jährige Krasniqi, dessen Hälfte<br />
der Einnahmen an die Weltorganisation<br />
SOS-Kinderdörfer<br />
geht.<br />
Vor dem Event haben sich<br />
sowohl Hück als auch Krasniqi<br />
beim Training mächtig ins Zeug<br />
gelegt. Uwe Hück hat schon über<br />
10 kg abgenommen, musste sogar<br />
seine Garderobe komplett<br />
neu kaufen. Luan Krasniqi –<br />
sichtlich beeindruckt von den<br />
Fortschritten – änderte entsprechend<br />
seinen Trainingsplan<br />
von Ausdauer auf intensives<br />
Boxtraining.<br />
In den Ecken finden<br />
sich zwei hervorragende<br />
Trainer wieder:<br />
Ulli Wegner<br />
setzt sich für Uwe<br />
Hück ein und misst<br />
sich so mit Firat Arslan,<br />
der Luan Krasniqi unterstützen<br />
wird. „Luan muss sich<br />
warm anziehen, ich habe einen<br />
Tiger gesehen“, sagte Wegner,<br />
für den es eine Selbstverständlichkeit<br />
ist, bei solch einem
Event mitzumachen, nach zwei<br />
intensiven Trainingssessions<br />
in Neuruppin und Pforzheim.<br />
„Uwe, der ja eigentlich Thaiboxer<br />
ist, macht als Boxer eine gute<br />
Figur. Nach unseren Trainingseinheiten<br />
weiß ich, dass er am<br />
16. November alles geben wird.<br />
Er hat ein richtig großes Kämpferherz.“<br />
Der große Vorteil für Hück:<br />
Wegner kennt Luan Krasinqis<br />
Stärken, aber auch seine Schwächen.<br />
Gemeinsam haben die<br />
beiden den ehemaligen Europameister<br />
im Schwergewicht studiert<br />
und eine passende Taktik<br />
für diesen besonderen Kampf<br />
entwickelt, denn schließlich<br />
soll beim Charity Boxen nicht<br />
mit Wattebällchen geworfen<br />
werden. „Der Kampf wird intergalaktisch.<br />
Ich werde schwitzen,<br />
ich werde bluten, aber<br />
ich werde nicht heulen“, zeigt<br />
sich Hück hochmotiviert. Doch<br />
davon ist Krasniqi gänzlich unbeeindruckt:<br />
„Wenn er wild auf<br />
mich zugeht, dann wird er entsprechend<br />
die Abrechnung bekommen.“<br />
Hück habe nicht die<br />
Schnelligkeit, ihn zu besiegen,<br />
da er nicht aus dem Boxen kommen<br />
würde. „Aber ich werde<br />
seine Nehmerfähigkeiten prüfen“,<br />
so Krasniqi.<br />
Ein Herz für Kinder zeigen nicht nur Luan Krasniqi (rechts) und Uwe Hück (3. von links), sondern auch deren Trainer Firat<br />
Arslan (links) und Ulli Wegner (2. von links), die ihre Unterstützung als selbstverständlich nehmen<br />
Prominente aus allen Bereichen<br />
werden an dem Abend in<br />
Ludwigsburg erwartet. So haben<br />
neben den beiden Deutschrocklegenden<br />
Peter Maffay und Udo<br />
Lindenberg auch Wendelin<br />
Wedekind und Ralf Möller ihr<br />
Kommen angekündigt. Neben<br />
dem sportlichen und caritativen<br />
Aspekt des Events wird den<br />
Zuschauern in der Halle von<br />
Veranstalter Bernard Michaelis<br />
einiges geboten: stark besetzte<br />
Vorkämpfe mit jungen, wilden<br />
Profis, Filme, Comedians. Ringsprecher<br />
und Moderator des<br />
Abends wird Roman Roell sein,<br />
die Stimme des Bayerischen<br />
Rundfunks sowie Ringsprecher<br />
der ARD Boxabende. Der SWR3<br />
begleitet das Projekt mit zahlreichen<br />
Aktionen – nach dem<br />
Kampf findet die große Party<br />
„SWR3 goes Clubbing“ statt.<br />
Worthoff-Boxing Ltd.<br />
Holland - Deutschland - Italien<br />
Gustav-Nachtigall-Str. 6<br />
50733 Köln<br />
Weyerstr. 57<br />
50676 Köln<br />
worthoff@t-online.de<br />
0171 - 5286751<br />
Flach- und Bodenboxring,<br />
in allen Abmessungen bestellbar, schnell<br />
auf- und abbaubar, Volleisen und sehr stabil,<br />
Eckpfosten 100mm Durchmesser, 30er<br />
Ringseile in ihrer Größe, mit Eckpolstern,<br />
Eck spannern und Schenkeln, freistehend,<br />
ohne Bodenhülsen, unlackiert,<br />
Preis: 1.950,- Euro incl. MwSt<br />
Lieferzeit ca. 6 Wochen, bundesweit
Marco Catikkas sowie sein Chef und Kumpel Felix<br />
Sturm beim gemeinsamen Training im Sturm-Gym<br />
Während seiner Amateurzeit<br />
machte der 35-Jährige eine<br />
Ausbildung zum Masseur<br />
Stu<br />
Cat<br />
Sie kennen sich seit 23 Jahren, sie haben für Bayer Leve<br />
Bundesliga geboxt, jetzt wollen sie als Profis gemeinsam<br />
Sich nach fünf Jahren<br />
Pause wieder ins Profiboxen<br />
zurück zu kämpfen,<br />
ist nicht ganz leicht.<br />
Doch Marco Catikkas ist den<br />
Weg gegangen. „Die Vorbereitung<br />
war hart, ich hab‘ geblutet“,<br />
erzählt der 35-Jährige, der am 6.<br />
Juli in der Dortmunder Westfalenhalle<br />
gegen Marcen Gierke<br />
sein erfolgreiches Comeback gegeben<br />
hat. „Aber der Kampf war<br />
ok“, fügt er grinsend hinzu. „Ich<br />
habe ja schon mal gegen Gierke<br />
geboxt und auch gewonnen, dieses<br />
Mal war ich allerdings besser<br />
als 2005.“ Den Leistungssprung<br />
schiebt er auf mehr Weisheit und<br />
Erfahrung. Und auf eine gute Vorbereitung:<br />
„Ich bin oft mit dem<br />
Fahrrad aus Leverkusen nach<br />
Köln zum Training gekommen<br />
– 1,5 Stunden hin, 1,5 Stunden<br />
Training und 1,5 Stunden wieder<br />
zurück. Es war schon eine Herausforderung.“<br />
Stellt sich die Frage, wieso<br />
Marco Catikkas, der mit Vornamen<br />
eigentlich Özcan heißt, diese<br />
fünfjährige Pause überhaupt<br />
eingelegt hat? „Mein Vertrag mit<br />
Universum wurde damals nicht<br />
verlängert“, so Cattikas. „Es galt<br />
das K.o.-System – wer nicht erfolgreich<br />
war, wurde nicht weiter<br />
beschäftigt.“ Zudem sei er<br />
2006 – nach erst elf Profikämp-<br />
40 <strong>BoxSport</strong><br />
fen – gegen seinen damaligen<br />
Stallkollegen Michel Trabant<br />
viel zu früh ins kalte Wasser geworfen<br />
worden. Catikkas lieferte<br />
dem zu den besten Weltergewichtlern<br />
der Welt gehörenden<br />
Trabant zwar einen taffen Fight,<br />
ein Cut über dem Auge stoppte<br />
ihn jedoch in Runde acht. Dass<br />
Trabant bei dem Kampf gedopt<br />
war und ein Jahr gesperrt wurde,<br />
interessierte bei Universum<br />
scheinbar niemanden, denn Cattikas<br />
wurde mehr oder weniger<br />
links liegengelassen, woraufhin<br />
der gebürtige Leverkusener zwei<br />
Jahre pausierte.<br />
Im<br />
März 2008<br />
meldete<br />
er sich mit<br />
einem Sieg<br />
über Maurycy<br />
Goijko<br />
wieder zurück,<br />
der<br />
anschließende<br />
Fight gegen<br />
Ex-Weltmeister<br />
Jan Zaveck<br />
im Juni in<br />
Slowenien<br />
kam dann<br />
aber erneut<br />
zu früh. Nach zwölf Runden<br />
unterlag Catikkas – und hängte<br />
seine Boxhandschuhe vorerst an<br />
den Nagel. „Ich habe Fußball gespielt,<br />
bin laufen gegangen und<br />
habe Krafttraining gemacht“,<br />
erklärt er, wie er die Pause mit<br />
sportlichen Aktivitäten gefüllt<br />
hat. „Geboxt habe ich auch noch<br />
ein bisschen, aber natürlich<br />
nicht in den Maßen wie jetzt.“<br />
Beruflich hat er sich als Masseur<br />
betätigt. „In der Zeit, als<br />
ich massiert habe, habe ich auch<br />
als Trainer gearbeitet und Kurse<br />
gegeben. Die Nachfrage war<br />
groß, aber ich hatte dafür keine<br />
Zeit“, so Catikkas, der eine Zeit<br />
lang Jugendtrainer beim ASV<br />
Köln gewesen ist. Vor seinem<br />
Comeback im Juli dieses Jahres<br />
arbeitete er noch ein halbes Jahr<br />
in der Gastronomie, hatte dort<br />
aber weniger Spaß, da ihm die<br />
ganzen Abläufe zu monoton waren.<br />
So war er froh, dass er den<br />
Betrieb an seinen Partner übergeben<br />
konnte: „Die Gastronomie<br />
ist eine verrückte, abgezockte,<br />
niveaulose Welt.“ Dann doch<br />
lieber wieder boxen – den Sport,<br />
den er mit acht Jahren begonnen
m holt Masseur und Freund<br />
ikkas in den Ring zurück<br />
Wie in früheren Zeiten: Catikkas<br />
mit einem seiner weiteren<br />
Freunde, Maurice Weber<br />
rkusen in der<br />
Erfolge feiern<br />
hat, nachdem er als Kind schon<br />
immer früh aufgestanden war,<br />
um die Kämpfe von Mike Tyson<br />
im Fernsehen zu schauen.<br />
Eines Tages ist Marco Catikkas<br />
auf einem großen Markt<br />
in der Nähe von Felix Sturms<br />
Gym in Köln einkaufen gewesen,<br />
dort vorbei gefahren und<br />
hat mal reingeschaut. „Ja, und<br />
dann hab ich wieder angefangen<br />
zu trainieren, es hat wieder in<br />
den Fäusten gejuckt“, fasst der<br />
1,75 m große Athlet knapp zusammen,<br />
wie er in die Riege bei<br />
der Sturm Box-Promotion aufgenommen<br />
wurde. Gut: Marco Catikkas<br />
und Felix Sturm kennen<br />
sich aus Leverkusener Zeiten,<br />
sind zusammen zur Theodor-<br />
Wuppermann-Schule gegangen,<br />
wenn auch in unterschiedlichen<br />
Jahrgängen – Catikkas ist<br />
ein Jahr älter als sein Kumpel<br />
Sturm. „Wir kennen uns jetzt<br />
seit rund 23 Jahren“, erklärt Felix<br />
Sturm, der seinen Freund als<br />
Boxer unter Vertrag genommen<br />
hat. Die beiden haben für Bayer<br />
Leverkusen in der Bundesliga<br />
geboxt, standen bei Universum<br />
unter Vertrag, teilten sich eine<br />
Wohnung.<br />
Der Werdegang des Duos war<br />
jedoch ein anderer. Während Felix<br />
Sturm am 27. Januar 2001 in<br />
München sein erfolgreiches Profidebüt<br />
gegen den Portugiesen<br />
António Ribeiro gab, zog Marco<br />
Catikkas erst 2004 nach. Und<br />
während die Karriere von Sturm<br />
bergauf ging, musste Catikkas<br />
diverse Hürden meistern. In der<br />
fünfjährigen Pause sahen sich die<br />
beiden Boxer auch nur mal sporadisch,<br />
verloren sich ein wenig<br />
aus den Augen. Da Felix Sturm<br />
jedoch seine Freunde nicht vergisst,<br />
hat er Catikkas die Chance<br />
gegeben, wieder Fuß als Profi zu<br />
fassen. Erneut mit Maurice Weber<br />
und Petrit Dobroshi in einem<br />
Team, die sich alle aus Leverkusener<br />
Kindertagen kennen. „Wir<br />
bauen auf keinen Druck auf“, so<br />
Sturm, der natürlich hofft, dass<br />
sich alle von ihm promoteten Boxer<br />
erfolgreich schlagen.<br />
Marco Catikkas hat mit dem<br />
Sieg über Gierke den ersten<br />
Schritt gemacht – und allen gezeigt,<br />
dass er es noch drauf hat.<br />
„Es haben im Vorfeld nicht alle<br />
dran geglaubt, dass ich so zurückkommen<br />
würde, ich war ja<br />
auch lange weg“, weiß Catikkas.<br />
„Es waren alle nervös, vor dem<br />
Kampf kam Konni Konrad noch<br />
an und meinte, ‚du machst das<br />
schon‘.“ Nach dem Duell kehrte<br />
dann erst mal wieder Ruhe und<br />
Entspannung ein. Jetzt muss sich<br />
der „Rhythmus langsam wieder<br />
einpegeln“, denn der nächste<br />
Kampf steht noch in diesem Jahr,<br />
Gegen Michel Trabant (re.) wurde Marco Catikkas viel zu früh in seiner Laufbahn ins<br />
kalte Wasser geschmissen. Ein Cut über dem rechten Auge stoppte ihn zusätzlich...<br />
am 7. Dezember in Stuttgart im<br />
Rahmen von Sturm vs. Barker,<br />
statt. Ein Gegner steht indes noch<br />
nicht fest. Catikkas trainiert unter<br />
Magomed Schaburow – „Bei<br />
dem bleib ich auch, ich kann<br />
mir keinen besseren Trainer vorstellen“<br />
– bereits wieder fleißig,<br />
denn er weiß: „Wenn man nicht<br />
fit ist, hat man ein Problem.“<br />
Die Qualen vor dem Comeback-<br />
Kampf sind vergessen. „Die Leidenschaft<br />
macht das aus. Und<br />
ich glaub, ich steh auf Schmerzen“,<br />
lacht der 35-Jährige, der<br />
von Hause aus auf eine gesunde<br />
Ernährung achtet, hin und wieder<br />
aber auch mal ein Stückchen<br />
Schokolade genießt. „Man muss<br />
auch was für die Seele tun.“<br />
Ans Aufhören denkt er jetzt<br />
natürlich noch nicht (wieder).<br />
„Solange ich körperlich noch<br />
mithalten kann, das Auge da ist,<br />
alles funktioniert, vor allem die<br />
Reflexe, mache ich weiter“, hat<br />
Catikkas genug Ehrgeiz, noch<br />
einmal auf einen WM-Kampf<br />
hinzuarbeiten. „Wenn ich merke,<br />
das funktioniert alles nicht mehr,<br />
höre ich auf.“ Für die Zeit nach<br />
dem Boxen hat er aber schon<br />
einen Plan B im Hinterkopf, der<br />
wohl auf das Trainerdasein hinauslaufen<br />
wird. Vielleicht ja erst<br />
mal als Co-Trainer bei Sturm Box-<br />
Promotion... Nicole Bitter<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
41
Am 1. April 2011 verletzte sie ihr Stiefvater mit vi<br />
Neulich wurde sie gebeten,<br />
auf einer Kinderkrebsstation<br />
Geschenke<br />
an die kleinen Patienten<br />
zu verteilen. Die Presse<br />
sollte dabei sein und dieses Bild<br />
in die Welt schicken. Das Bild der<br />
gutherzigen Boxerin, die so viel<br />
Schlimmes erlebt hat und deshalb<br />
jetzt Gutes tut. Rola El Halabi<br />
hat das Angebot freundlich<br />
abgelehnt. Nicht, dass sie nicht<br />
gern todkranken Kindern helfen<br />
möchte. „Aber ich mache das<br />
nicht, um in der Öffentlichkeit<br />
gut dazustehen, sondern nur,<br />
wenn ich glaube, damit etwas<br />
bewirken zu können. Deshalb<br />
mache ich lieber Vorlesestunden<br />
oder ähnliche Aktionen, von<br />
denen ich glaube, dass sie den<br />
Kindern mehr bringen“, sagt sie.<br />
„Und vor allem möchte ich nicht<br />
nur auf meine Geschichte reduziert<br />
werden.“<br />
2013 stand Rola El-Halabi in ihrer<br />
Heimatstadt Ulm wieder auf<br />
der Boxbühne.<br />
Natürlich hat sie gewusst,<br />
dass dieser Kampf gegen die<br />
Italienerin Lucia Morelli, den<br />
sie nach Punkten verlor und<br />
natürlich trotzdem gewann,<br />
weil es der Schritt zurück ins<br />
Leben war, der Höhepunkt ihrer<br />
Karriere werden würde.<br />
„Der Riesen-Hype, der um diesen<br />
Kampf gemacht wurde, hat<br />
mich gar nicht überrascht“, sagt<br />
sie heute, „schließlich hatten<br />
mir alle großen Promoter immer<br />
gesagt, dass ich eine Geschichte<br />
brauche, um wahrgenommen<br />
zu werden.“ Die im Libanon<br />
geborene Sportlerin, die im Alter<br />
von eineinhalb Jahren mit<br />
der Familie nach Deutschland<br />
floh, war auch nie so blauäugig<br />
gewesen zu glauben, dass das<br />
weltweite Interesse an ihrer Person<br />
von Dauer sein würde. Ein<br />
Dreivierteljahr nach dem Comeback<br />
kann sie ein gewisses Maß<br />
an Desillusionierung allerdings<br />
nicht verbergen.<br />
Noch immer hat sie weder<br />
einen großen Promoter noch<br />
einen Fernsehpartner für sich<br />
gewinnen können, auch Sponsoren<br />
stehen nicht Schlange. Ihre<br />
Biografie „Stehaufmädchen“,<br />
die sie kurz nach dem Comeback<br />
vorstellte, verkauft sich mäßig.<br />
„Ich habe eine Hollywood reife<br />
Geschichte und trotzdem interessiert<br />
das im Boxen niemanden.<br />
Das Boxgeschäft ist eben<br />
ein bisschen anders“, sagt sie.<br />
„Ich wäre wohl für viele eine<br />
echte Konkurrenz. Vielleicht<br />
scheuen deshalb die wenigen<br />
großen Promoter, die im Boxen<br />
etwas zu sagen haben, die Zusammenarbeit<br />
mit mir.“<br />
Es ist ihre direkte Art und<br />
die charakterfeste Ablehnung<br />
jeglicher ihr unangemessen erscheinender<br />
Angebote, die es<br />
ihr unmöglich macht, sich im<br />
Kampf zurückruderte und sie<br />
nur noch im Vorprogramm von<br />
Felix Sturm zeigen wollte, beendete<br />
sie die Zusammenarbeit<br />
und boxte ohne Fernsehpräsenz.<br />
Dass sie deshalb mithilfe<br />
ihres langjährigen Sponsors<br />
Dolobene eine mittlere fünfstellige<br />
Summe investieren musste,<br />
anstatt ordentliche TV-Gelder<br />
einzustreichen, hält sie bis heute<br />
für richtig. Eine wie sie wird<br />
im profitorientieren Profiboxen,<br />
wo Anpassung gefragt ist, kaum<br />
reüssieren können.<br />
Einerseits findet sie das<br />
schade, „weil ich mir ein Stück<br />
weit Gerechtigkeit gewünscht<br />
hatte, und weil ich auch gern<br />
große Kämpfe bekommen würde“.<br />
Andererseits hat sie sich<br />
mit diesem Los abgefunden,<br />
weil sie seit ihrem Comeback<br />
wieder spürt, wofür sie sich<br />
im Training quält. Bis zu diesem<br />
12. Januar war ihr Ziel,<br />
wieder zurückzukehren in den<br />
Ring, um zu beweisen, dass sie<br />
Grenzen überwinden kann, die<br />
Der steinige W<br />
Sie hat Angst, wenn ihr Pein<br />
Die Narbe an der Hand wird Rola El Halabi wohl ein Leben lang an die schreckliche<br />
Tat ihres Stiefvaters erinnern<br />
Diese Geschichte, das ist die<br />
Zeitspanne zwischen dem 1. April<br />
2011 und dem 12. Januar 2013,<br />
die Rola El Halabi bekannter gemacht<br />
hat, als es jeder Boxkampf<br />
hätte bewirken können. An jenem<br />
1. April hatte ihr Stiefvater<br />
Roy El Halabi vor einem Kampf<br />
in Berlin ihre Kabine gestürmt<br />
und ihr in eifersüchtiger Raserei<br />
viermal in Hände, Füße und<br />
Knie geschossen. Er fühlte sich<br />
von seiner Tochter geschnitten,<br />
weil diese ein eigenes Leben führen<br />
wollte, unabhängig von ihm.<br />
Mehrere Wochen nach dem Anschlag<br />
war die heute 28-Jährige<br />
auf einen Rollstuhl angewiesen,<br />
doch ihr Wille, in den Ring zurückzukehren,<br />
war größer als alle<br />
Schmerzen. Im Februar 2012<br />
stand der Plan, ein Comeback<br />
zu schaffen, und am 12. Januar<br />
Box-Business anzubiedern. Weil<br />
sie vor ihrem Comebackkampf<br />
eine feste Absprache mit Sat.1<br />
getroffen hatte, sagte sie alle anderen<br />
TV-Anfragen ab. Als Sat.1<br />
dann wenige Wochen vor dem<br />
unüberwindbar scheinen. Doch<br />
jetzt, nachdem dieses Ziel erreicht<br />
ist und sich trotzdem in<br />
ihrem Leben als Boxerin kaum<br />
etwas geändert hat, musste sie<br />
sich neue Ziele setzen.<br />
42 <strong>BoxSport</strong>
er Pistolenschüssen schwer – aber sie gab nie auf<br />
Zwei Gründe gibt es für sie,<br />
um weiterzukämpfen. „Zum einen<br />
tue ich das, weil mir nichts<br />
im Leben bislang ein solches<br />
Gefühl gegeben hat, wie der<br />
Moment, im Ring zu stehen<br />
und gewonnen zu haben. Und<br />
zum anderen tue ich es, weil ich<br />
spüre, wie vielen Menschen ich<br />
durch meine Kämpfe Kraft gebe,<br />
egal ob ich gewinne oder verliere.“<br />
Zweimal hat sie seit ihrem<br />
Comeback geboxt, am 3. August<br />
in Laubach, keine 30 Kilometer<br />
entfernt von Ulm, und am 7.<br />
September in Saarbrücken, beide<br />
Male nahm die Öffentlichkeit<br />
kaum Notiz von ihren Siegen.<br />
Der Kampf in Laubach war Horror,<br />
den Druck empfand sie als<br />
viel stärker als vor dem Comeback.<br />
„Damals hat mir niemand<br />
die Niederlage übel genommen.<br />
Doch im Kampf nach dem Comeback<br />
hätte es für eine Niederlage<br />
keine Ausrede mehr gegeben.<br />
Ich hätte aufgehört, wenn ich<br />
verloren hätte, und deshalb war<br />
der Druck enorm“, sagt sie. Sie<br />
zu halten. Jetzt macht mir das<br />
richtig Spaß“, sagt sie.<br />
Und wahrscheinlich ist genau<br />
das die wichtigste Lehre,<br />
die sie aus den Monaten seit<br />
ihrem Comeback gezogen hat:<br />
dass nicht ihre Karriere sich<br />
verändert hat, sehr wohl aber<br />
ihr Leben außerhalb des Rings.<br />
„Ich bin für viele nicht mehr nur<br />
eine Boxerin, sondern eine Frau,<br />
die sich durchs Leben kämpft.<br />
Die Menschen hören mir zu und<br />
nehmen mich wahr, und das ist<br />
mir viel mehr wert, als es ein<br />
WM-Titel sein könnte“, sagt sie.<br />
Seit dem Tag ihres Comebacks<br />
kennt ihr Leben nur noch eine<br />
Richtung: aufwärts. Nach zwei<br />
Jahren emotionaler Achterbahnfahrt,<br />
die bisweilen in tiefsten<br />
Tälern steckenzubleiben drohte,<br />
genießt sie dieses Gefühl, keine<br />
Depressionen mehr zu haben,<br />
kaum noch Panikattacken. Mit<br />
ihrem Mann Kosta hat sie in der<br />
Ulmer Altstadt eine neue Bar<br />
eröffnet, die BaRola, in der sie<br />
für die Fans stets ansprechbar<br />
Roy El Halabi zeigte<br />
vor Gericht wenige<br />
Schuldgefühle<br />
eg des „Stehaufmädchen“<br />
iger schon 2015 aus dem Gefängnis entlassen wird<br />
hielt Stand, wohl auch, weil sie<br />
das Boxen einfach noch nicht<br />
missen will. Weil sie das Kämpfen<br />
zu sehr liebt, um es aufzugeben,<br />
nachdem sie so hart für die<br />
Rückkehr geackert hat.<br />
Dennoch spürt sie längst,<br />
dass es nicht das Boxen ist, das<br />
ihr die Achtung der Menschen<br />
eingebracht hat. Jeden Tag hat<br />
sie außergewöhnliche Erlebnisse,<br />
wildfremde Menschen sprechen<br />
sie an, umarmen sie, bedanken<br />
sich bei ihr für das Beispiel,<br />
das sie ihnen ist, ein Beispiel<br />
dafür, niemals aufzugeben.<br />
Sie bekommt viel Post und viele<br />
Anfragen, vor allem von Frauenverbänden,<br />
die im muslimisch<br />
geprägten Umfeld mit ähnlichen<br />
Problemen kämpfen, die Rola<br />
mit ihrem Stiefvater erlebt hat.<br />
Sie versucht, dort zu helfen, wo<br />
es ihr sinnvoll erscheint, sie wird<br />
seit kurzem von einer Agentur an<br />
Firmen vermittelt, die Motivationsredner<br />
suchen. „Vor einem<br />
Jahr hätte ich mir nicht träumen<br />
lassen, vor Menschen eine Rede<br />
ist. „Es geht uns gut, wir sind<br />
gesund und genießen unser Leben“,<br />
sagt sie, und ihr Blick verklärt<br />
sich, als sie diesen Worten<br />
nachlauscht.<br />
Natürlich ist da immer noch<br />
dieser Wunsch, einen Investor<br />
zu finden, der ihr große Kämpfe<br />
ermöglicht, sie würde ja gern<br />
„eine Legende werden und große<br />
Hallen füllen“. Und auch die<br />
Gedanken an die Zeit, wenn der<br />
Stiefvater aus der Haft entlassen<br />
wird, peinigen sie bisweilen.<br />
In Saarbrücken verteidigte Rola El Halabi nur fünf Wochen nach dem Gewinn des<br />
WBF-Titels im Halbweltergewicht ihren Titel gegen Sopio Pudkaradze<br />
Zu sechs Jahren Gefängnis war<br />
er verurteilt worden, bei guter<br />
Führung könnte er im April 2015<br />
freikommen. Durch ihren Bruder<br />
bekommt sie mit, wie es ihrem<br />
Peiniger geht, sie weiß, dass<br />
er ihre Kämpfe zur Kenntnis genommen<br />
und ihr Buch gelesen<br />
hat. „In manchen Momenten<br />
scheint er zu begreifen, was er<br />
getan hat, aber oft gibt er sich<br />
weiterhin als Unschuldslamm<br />
und den anderen die Schuld. Er<br />
ist derselbe kranke Mann wie<br />
früher. Ich habe Angst davor,<br />
dass der Ärger wieder losgeht,<br />
wenn er rauskommt, und noch<br />
mehr, dass er mich um Verzeihung<br />
bittet. Ob ich die Kraft aufbringe<br />
zu boxen, wenn er wieder<br />
auf freiem Fuß ist, weiß ich<br />
nicht“, sagt sie.<br />
Aber sie weiß, dass dann<br />
etwas anderes, vielleicht sogar<br />
besseres kommen wird. Sie ist<br />
ein Stehaufmädchen, das hat sie<br />
längst bewiesen. Und sie ist bereit<br />
für neue Geschichten.<br />
Björn Jensen<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
43
Cecilia Braekhus‘ souveräner Sieg über die starke Oxandia Castillo<br />
So jubelt die „First Lady“ nach einem Sieg<br />
Gegen Oxandia Castillo (rechts) setzte<br />
Cecilia Braekhus die klareren Treffer<br />
Die „First<br />
Lady“ ist<br />
und bleibt die Box-Königin<br />
Cecilia ist die beste Boxerin<br />
der Welt“, sagte Promoter<br />
Nisse Sauerland.<br />
„Mit dieser Vorstellung<br />
hat sie das wieder einmal eindrucksvoll<br />
bewiesen.“ Mit Vorstellung<br />
meinte Sauerland den<br />
spektakulären Sieg von Braekhus<br />
(23-0, 7 K.o.s), die im Duell<br />
der ungeschlagenen Champions<br />
die hoch gehandelte WBO-Halb-<br />
Mittelgewichts-Weltmeisterin<br />
Oxandia Castillo (12-1-2, 8<br />
K.o.s) aus der Dominikanischen<br />
Republik durch technischen K.o.<br />
in der neunten Runde bezwang.<br />
Damit verteidigte die als „First<br />
Lady“ bekannte Braekhus ihre<br />
Weltmeister-Gürtel (WBA,<br />
WBC, WBO) sowie ihren Status<br />
als beste Boxerin der Welt – sowohl<br />
die angesehene Zeitschrift<br />
„The Ring“ als auch die unabhängige<br />
Weltrangliste „BoxRec“<br />
führen sie in der gewichtsklassenübergreifenden<br />
Weltrangliste<br />
auf Platz eins.<br />
Der Beginn des Fights in Frederikshavn,<br />
Dänemark, hatte es<br />
gleich in sich. Beide Kämpferinnen<br />
gingen sofort in die Offensive.<br />
Dabei war es Braekhus, welche<br />
die klareren Treffer für sich<br />
verbuchen konnte. Doch Castillo<br />
war brandgefährlich und setzte<br />
immer wieder zu Angriffen an,<br />
die durch die Titelverteidigerin<br />
geschickt pariert wurden. Auch<br />
in Runde zwei und drei ging es<br />
hin und her, doch Braekhus behielt<br />
weiterhin die Oberhand.<br />
In der Folge dominierte die<br />
„First Lady“ das Geschehen im<br />
Ring. Immer wieder fanden ihre<br />
Führhände das Ziel. Mit schönen<br />
Links-Rechts-Kombinationen<br />
drängte sie die 18-Jährige<br />
immer mehr in die Defensive –<br />
sehr zur Freude der Heerscharen<br />
von norwegischen Fans, die sie<br />
frenetisch anfeuerten.<br />
Die Herausforderin steckte<br />
allerdings nicht auf und zeigte<br />
Herz – wusste aber nicht, wie<br />
der 13 Jahre älteren Titelverteidigerin<br />
beizukommen war. Als<br />
Braekhus in der neunten Runde<br />
einige knallharte Hände zum<br />
Kopf ihrer Gegnerin unterbrachte<br />
und diese verteidigungsunfähig<br />
schien, brach der englische<br />
Ringrichter Mickey Vann das<br />
mittlerweile einseitige Gefecht<br />
ab.<br />
„Das war eine sehr gute<br />
Leistung von Cecilia – gegen<br />
eine bärenstarke Gegnerin“, so<br />
Georg Bramowski, der Braekhus<br />
als Trainer in der Ecke betreute.<br />
„Wir wussten, dass Castillo aggressiv<br />
starten würde, doch Cecilia<br />
hat ihre Angriffe geschickt<br />
abgewehrt und in jeder Runde<br />
ihr Können gezeigt. Wir sind<br />
sehr zufrieden.“<br />
Nach dem Kampf freute<br />
sich die Siegerin riesig über die<br />
Unterstützung ihrer Fans, die<br />
„wieder einmal fantastisch“ waren.<br />
„Castillo war unglaublich<br />
gefährlich, aber unsere Strategie<br />
ist komplett aufgegangen“, so<br />
Braekhus, die der Unterlegenen<br />
noch ein paar Worte mit auf den<br />
Weg gab: „Sie ist noch jung, und<br />
wenn ich einmal nicht mehr boxe,<br />
wird auch sie eine ganz große<br />
Titelträgerin sein.“ Castillo<br />
wusste indes, dass sie zu Recht<br />
verloren hatte. „Sie ist die beste<br />
Boxerin der Welt und hat mich<br />
deutlich geschlagen“, fiel ihre<br />
Analyse entsprechend den Worten<br />
Nisse Sauerlands aus. Die<br />
„First Lady“ ist und bleibt die<br />
Box-Königin auf dieser Welt.<br />
44 <strong>BoxSport</strong>
Rolf Neumann dort, wo alles begann:<br />
in der Ritze<br />
Der Promoter, der<br />
aus der Ritze kam<br />
Rolle Neumann: „Bei mir gibt es keine gefakten Boxkämpfe“<br />
Die Boxszene hat Rolf<br />
Neumann, genannt<br />
„Rolle“ sein Leben<br />
lang begleitet, ob aktiv<br />
oder passiv. Begonnen hat alles<br />
in früher Jugend, in der „Ritze“<br />
in Hamburg. Mittlerweile hat<br />
er die Rolf Neumann Box Promotion<br />
(RNBP) gegründet. Der<br />
Grund? Ihn haben in den letzten<br />
Jahren die seiner Meinung nach<br />
„gefakten Boxkämpfe, die leider<br />
ständig zunehmen, mächtig geärgert“.<br />
Manche seien am Rande,<br />
das Publikum zum Narren zu<br />
halten. „Solche Kämpfe schaden<br />
dem Ansehen des Boxsports.<br />
Wenn man sich einige Urteile<br />
oder Paarungen von Kämpfen<br />
anschaut, ist es skandalös und<br />
ein Betrug am Publikum“, meint<br />
Neumann.<br />
Aus diesem Grunde möchte<br />
er versuchen, einen anderen<br />
Weg zu gehen und hat sich<br />
deshalb mit dem Management<br />
von 8M Box-Promotion zusammengeschlossen.<br />
Ziel des Ganzen:<br />
gemeinsam mit dem Bund<br />
Deutscher Faustkämpfer hochklassige,<br />
faire und interessante<br />
Boxveranstaltungen zu veranstalten.<br />
Am 26. Oktober hat<br />
Neumann nun ein Event in Lübeck<br />
zusammengestellt, bei dem<br />
unter dem Motto „Strike Back“<br />
seine unter Vertrag stehenden<br />
Boxer Benjamin Simon, Ronny<br />
und Lelito Lopez Lopez, Chris<br />
Mafuta sowie Roman Golovashchenko<br />
in den Ring steigen.<br />
Für Supermittelgewichtler<br />
Benjamin Simon, Spitzname<br />
„Iron Ben“, dürfte sein Gegner<br />
Gevorg Khatchikian im Hauptkampf<br />
um den IBO Inter-Kontinentaltitel<br />
laut Neumann eine<br />
harte Nuss werden. Immerhin<br />
hat der Niederländer Khatchikian<br />
von 19 Kämpfen bisher noch<br />
keinen verloren. „Ben Simon bereitet<br />
sich hart darauf vor und ab<br />
dem 8. Oktober steht ihm ‚König<br />
Artur‘ im Gym World of Punch<br />
in Lübeck mit Christian Honhold<br />
zur Seite“, so Neumann. Im<br />
zweiten Titelkampf des Abends,<br />
bei dem es um den IBO International<br />
Titel im Cruisergewicht<br />
geht, treffen Roman Golovashchenko<br />
und Serdar Sahin aufeinander.<br />
Benjamin Simon (links) steht mit Gevorg Khatchikian eine harte Nuss bevor<br />
Chris Mafuta bekommt in<br />
Lübeck ebenfalls die Chance,<br />
um einen Titel zu kämpfen und<br />
Internationaler Deutscher Meister<br />
BDF zu werden. „Auch für<br />
ihn wird es ein schwerer Gang<br />
werden“, glaubt Rolf Neumann.<br />
„Mafuta weiß, wenn er<br />
den Kampf gewinnt, hat er einen<br />
Fuß in der Tür auf dem Weg<br />
nach ganz oben.“ Zuletzt hatte<br />
Mafuta gegen Dominic Bösel<br />
einen ordentlichen Fight abgeliefert,<br />
nun trifft er auf Mounir<br />
Toumi, gegen den er im vergangenen<br />
Jahr in einem 6-Runden-<br />
Kampf nach Punkten unterlag.<br />
Über das Verhalten von<br />
manch einem Promi in speziellen<br />
TV-Formaten kann Rolf<br />
Neumann indes nur den Kopf<br />
schütteln: „Von meinen Boxern<br />
hat aufgrund der Paarungen in<br />
Lübeck keiner Zeit, sich im Fernsehen<br />
zum Clown zu machen. Es<br />
fragt sich, wenn man so etwas<br />
sieht, wo soll das Ganze noch<br />
enden?“ Damit es nach Neumann<br />
nicht ganz so schlimm endet,<br />
hat er sich als leidenschaftlicher<br />
Box-Fan dazu entschlossen,<br />
selber etwas dafür zu tun.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
45
Die Medaillen-Tipps<br />
von <strong>BoxSport</strong>-Experte<br />
Peter Jaschke<br />
Halbfliegen:<br />
1. David Ayrapetyan, Russland.<br />
2. Temertas Zhussupov,<br />
Kasachstan.<br />
3. Jonghun Shin, Korea.<br />
4. Paddy Barnes, Irland.<br />
Fliegen:<br />
1. Robeisy Ramirez, Kuba<br />
2. Andrew Selby, Wales.<br />
3. Misha Aloyan, Russland.<br />
4. Michael John Conlan, Irland.<br />
Bantam:<br />
1. Lazaro Jorge Estrada, Kuba.<br />
2. Shiva Thapa, Indien.<br />
3. Satoshi Shimizu, Japan.<br />
4. John Joe Nevin, Irland.<br />
Leicht:<br />
1. Gani Zhailauov, Kasachstan.<br />
2. Yasniel Toledo Lopez, Kuba.<br />
3. Soon Chul Han, Korea.<br />
4. Anvar Yunusov, Tadschikistan.<br />
Halbwelter:<br />
1. Denis Berinchyk, Ukraine.<br />
2. Roniel Igelisias Sotolongo,<br />
Kuba.<br />
3. Munkh-Erdene Uranchimeg,<br />
Monogolei.<br />
4. Everton Dos Santos Lopes,<br />
Brasilien.<br />
Welter:<br />
1. Serik Säpijew, Kasachstan.<br />
2. Taras Shelestyuk, Ukraine.<br />
3. Freddie Evans, Wales.<br />
4. Arajik Marutjan, Deutschland.<br />
Mittel:<br />
1. Ievgen Khytrov, Ukraine.<br />
2. Esquiva Falcao, Brasilien.<br />
3. Jason Quigley, Irland, oder<br />
Michel Tavares, Frankreich.<br />
4. Bogdan Juratoni, Rumänien.<br />
Halbschwer:<br />
1. Ädilbek Nijasymbetow,<br />
Kasachstan.<br />
2. Egor Mekhontsev, Russland.<br />
3. Julio Cesar La Cruz Peraza,<br />
Kuba.<br />
4. Oybek Mamzulunov, Usbekistan.<br />
Schwer:<br />
1. Tervel Pulev, Bulgarien.<br />
2. Aleksei Egorov, Russland.<br />
3. Anton Pinchuk, Kasachstan.<br />
4. Jose Angel Larduet Gomez,<br />
Kuba.<br />
Superschwer:<br />
1. Iwan Dytschko, Kasachstan.<br />
2. Magomedrasul Medzhidov,<br />
Aserbeidschan.<br />
3. Roberto Cammarelle, Italien.<br />
4. Erik Pfeifer, Deutschland.<br />
Die letzte Vorbereitu<br />
4 Musketiere unse<br />
Robert Harutyunyan (mitte) legt sich unter dem kritischen Blick von Bruder Artem beim Training, hier an den Pratzen mit<br />
Michael Timm, mächtig ins Zeug<br />
Artur Bril musste wegen Verletzung absagen<br />
Die alte, ehemalige<br />
Kasachen-Metropole<br />
Alma-Ata hat nicht nur<br />
ihren Namen geändert.<br />
Vom einstigen sozialistischen<br />
Ambiente ist in Almaty nicht<br />
mehr viel zu sehen. Die Arena<br />
für die Amateur-Box-Weltmeisterschaften<br />
ab 14. Oktober<br />
liegt am Fuße des mächtigen<br />
Tienschan-Gebirges und kann<br />
es mit jeder modernen Halle<br />
aufnehmen. Bundestrainer Valentin<br />
Silaghi kennt die Halle<br />
und glaubt: „Die Kasachen sind<br />
alle sehr boxbegeistert. Bei der<br />
WM wird bestimmt immer eine<br />
wilde Stimmung sein. Ich schätze,<br />
dass in die Arena 10.000<br />
Zuschauer passen.“ Zumal die<br />
Kasachen in ihren Reihen Boxer<br />
wie Birschan Schaqypow<br />
(49 kg), Danijar Jeleussinow<br />
(64 kg), Olympiasieger Serik<br />
Säpijew, den Olympiazweiten<br />
Ädilbek Nijasymbetow und den<br />
superschweren Iwan Dytschko<br />
haben. Überhaupt könnten<br />
bei dieser WM die mittelasiatischen<br />
Boxer deutliche Zeichen<br />
setzten, da auch Usbekistan mit<br />
einer starken Mannschaft und<br />
größeren Fan-Gruppen anreist.<br />
Sicher wird auch der mongolische<br />
Olympiazweite Tugstsogt<br />
Nyambayar (52 kg) nicht nur<br />
einige gute Boxer, sondern viele<br />
Fans im Schlepptau haben.<br />
Ulan-Bator ist nur eine Flugstunde<br />
von Almaty entfernt.<br />
Natürlich gehören die Kubaner<br />
wieder mit zu den Favoriten.<br />
Was die Ukrainer in den<br />
Ring schicken, ist ungewiss. Die<br />
Olympiasieger Wassyl Lomatschenko<br />
(60 kg) und Schwergewichtler<br />
Alexander Usyk haben<br />
sich zu den Profis verabschiedet.<br />
Letzterer wurde vom K2-<br />
Stall der <strong>Klitschko</strong>s verpflichtet.<br />
„Völlig im Dunkeln tappen wir<br />
bei den Russen. Die bereiten<br />
gleich drei Staffeln auf die WM<br />
vor. Man weiß gar nicht, welche<br />
Mannschaft nun zur WM<br />
kommt. Es kann sein, dass von<br />
ihren EM-Medaillengewinnern<br />
gar kein Boxer zur WM-Mannschaft<br />
gehört“, vermutet der<br />
Berliner Coach Ralf Dickert. Die<br />
drei deutschen WM-Trainer Dr.<br />
Michael Bastian, Dickert und<br />
der Schweriner Michael Timm<br />
bestanden übrigens im September<br />
in Berlin die Drei-Sterne-<br />
Prüfung. Das ist die höchste<br />
Trainer-Qualifikation des Internationalen<br />
Verbandes (AIBA).<br />
Ob ihr Können reicht, um aus<br />
Kasachstan auch WM-Medaillen<br />
mit nach Deutschland zu<br />
bringen, bleibt abzuwarten.<br />
Pech hatte der Kölner Jugend-<br />
Olympiasieger Artur Bril. Der<br />
Leichtgewichtler verletzte sich<br />
die Hand und musste die Vorbereitung<br />
abbrechen. Für ihn steigt<br />
nun der Schweriner Robert Harutyunyan<br />
in den WM-Ring.<br />
„Auf alle Fälle haben wir uns<br />
gut in der Sportschule Hennef<br />
vorbereitet“, sagt DBV-Cheftrainer<br />
Dr. Michael Bastian. „Sollten<br />
die deutschen Amateurboxer<br />
wie bei Olympia im vorigen<br />
Jahr in London bei der Medaillenvergabe<br />
fehlen, müssen wir<br />
uns keine Vorwürfe bezüglich<br />
der Vorbereitung machen“,<br />
meint Ralf Dickert.<br />
Zum Sparring in Hennef waren<br />
gleich ganze WM-Teams angereist.<br />
Neben Engländern und<br />
Brasilianern stiegen auch Kanadier,<br />
Finnen, Esten und Tschechen<br />
zum Sparren in den Ring.<br />
Dr. Bastian hofft, „dass wir<br />
aus Almaty wenigstens mit<br />
zwei Medaillen zurückkehren“.<br />
Bantamgewichtler Edgar Walth<br />
(Straubing), der EM-Zweite Artem<br />
Harutyunyan (Schwerin)<br />
im Halbwelter, Stefan Härtel<br />
(Berlin) im Mittelgewicht und<br />
Superschwergewichtler Erik<br />
46 <strong>BoxSport</strong>
ng für die WM in Kasachstan<br />
Emir Ahmatovic wird von Ralf Dickert für die WM fit gemacht<br />
Serge Michel und Edgar Walth ( im Hintergrund) beim individuellen Warm-up<br />
re Medaillenhoffnungen<br />
Erik Pfeifer Stefan Härtel Edgar Walth Artem Harutyunyan<br />
Pfeifer (Lohne) sieht der Cheftrainer<br />
am ehesten in der Lage,<br />
sich bei der EM in Richtung einer<br />
Medaille durchzuboxen. Also<br />
auf diesen vier Musketieren<br />
ruhen die deutschen Hoffnungen.<br />
Wer Weltmeister werden<br />
will, muss in einigen Gewichtsklassen<br />
bis zum Gold sieben<br />
Kämpfe siegreich gestalten. Allein<br />
im Mittelgewicht erwartet<br />
Ralf Dickert ein Meldeergebnis<br />
von 60 bis 65 Boxern.<br />
Erstmals wird bei einem internationalen<br />
AIBA-Turnier ohne<br />
Kopfschutz geboxt. Das könnte<br />
die Athleten begünstigen, die<br />
bei der semiprofessionellen<br />
World Series Of Boxing schon<br />
seit 2010 Erfahrungen mit dem<br />
Kämpfen „oben ohne“ sammeln<br />
konnten. Darüber hinaus weiß<br />
man nicht, wie sich das neue<br />
Punktsystem „10-Points-Must“<br />
auf die Urteile auswirkt.<br />
Auf der Basis der jüngsten<br />
Weltrangliste des Dachverbands<br />
AIBA und seiner Einschätzungen<br />
tippt unser Mitarbeiter Peter<br />
Jaschke (siehe links) dennoch<br />
die Medaillenanwärter. Unter<br />
anderem Kuba, WM-Gastgeber<br />
Kasachstan, Ukraine und Russland<br />
sind demnach die Medaillen-Krösusse.<br />
Ein Manko der AIBA-Rankings:<br />
Es werden nach wie vor<br />
ganz vorn ehemalige Amateur-<br />
Spitzenleute wie die früheren<br />
Halbschweren Artur Berterbiev<br />
aus Russland und Usbekistans<br />
Elshod Rasulov gelistet, die inzwischen<br />
Profis geworden sind,<br />
und zwar nicht bei der AIBA.<br />
Zudem nutzen viele Nationen<br />
diese erste WM im neuen Olympiazyklus<br />
als Startpunkt für<br />
neue Leute. Man wusste also bei<br />
Redaktionsschluss dieser Ausgabe<br />
noch gar nicht genau, wer<br />
tatsächlich in Almaty antritt.<br />
Auffallend: Fast in jeder<br />
Gewichtsklasse finden sich in<br />
der Bestenliste vom 1. September<br />
plötzlich Boxer aus dem<br />
WM-Gastgeberland, die beim<br />
vorvergangenen Ranking noch<br />
nicht platziert waren. Ursache<br />
sind vordergründig die jüngsten<br />
Asienmeisterschaften, wo<br />
die Kasachen sieben Finalisten<br />
stellten. Es ist kein Geheimnis,<br />
dass Kasachstan neben<br />
Aserbeidschan zu den größten<br />
Geldgebern der AIBA gehört.<br />
Nach den Erfahrungen der vergangenen<br />
Monate müsste gegen<br />
einen Gegner aus einem dieser<br />
Länder schon ein sehr deutlich<br />
dominanter Ringauftritt her, um<br />
die Punktrichter überzeugen zu<br />
können.<br />
Von Null auf Rang sechs<br />
kommt im September „Halbfliege“<br />
Temertas Zhussupov<br />
als neuer Asienmeister 2013.<br />
Im Fliegen-Limit ist auf Platz<br />
neun Berik Abdrakhmanov wie<br />
aus dem Nichts aufgetaucht.<br />
Jeweils Siebter sind auf Anhieb<br />
Merey Akshalov (Bantam) und<br />
Zhanibak Alimkhanuly (Mittel)<br />
geworden. Im Schwergewicht<br />
findet man den neuen kasachischen<br />
Asienmeister Anton<br />
Pinchuk auf Platz neun. Nur in<br />
den Limits, wo sowieso schon<br />
ein renommierter Kasache<br />
weit vorn platziert war, also im<br />
Leicht-, Welter- Halbschwerund<br />
Superschwer-Gewicht, fehlt<br />
ein solcher Neuzugang,<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
47
WSB-Chef Bittner liebt es bunt<br />
Rocky als Trainer und<br />
Jürgen Drews als Sänger<br />
Setzt seine Pläne langsam, aber<br />
sicher in die Tat um: Ulrich Bittner<br />
Bernhard Brink (links) singt bei der ersten WSB-Veranstaltung im November, Jürgen Drews ist Frontmann einer Gruppe Boxer, die das Mottolied für das deutsche Team vorträgt<br />
Bernhard Brink singt bei<br />
der ersten WSB-Veranstaltung<br />
in Hanau am<br />
15. November gegen<br />
Algerien. Jürgen Drews soll<br />
als Frontmann einer Gruppe<br />
Boxer auftreten, die das Mottolied<br />
für das deutsche Boxteam<br />
vorträgt. Der Titel steht schon<br />
fest: „Steh‘ auf mein Freund<br />
und fighte weiter!“ Man sieht,<br />
die WSB wird bunt und es geht<br />
weiter rund. Ulrich Bittner, der<br />
neue Teamchef für die deutsche<br />
WSB, bringt Musik in die Bude.<br />
Der Hansdampf aus Hanaus<br />
Gassen beginnt nun, seine großen<br />
Pläne umzusetzen. Und er<br />
plant einen weiteren Coup: Er<br />
verhandelt mit Graciano Rocchigiani.<br />
Der Profi-Ex-Weltmeister<br />
soll als Betreuer oder<br />
Trainer dem Team etwas mehr<br />
von professionellem Boxen beibringen.<br />
Bittner: „Das ist mit<br />
dem DBV genau abgestimmt,<br />
aber welche Funktion Graciano<br />
da genau übernehmen soll,<br />
müssen die Cheftrainer entscheiden.“<br />
Nach einigen<br />
Ungereimtheiten<br />
in der ersten<br />
Phase<br />
spricht<br />
Bittner<br />
jetzt von<br />
einer<br />
harmonischen<br />
Zusammenarbeit<br />
mit<br />
dem DBV,<br />
vor allem<br />
mit Sportdirektor<br />
Michael<br />
Müller. Dies wurde<br />
auch dadurch<br />
verbessert, dass<br />
AIBA-Chef Dr. Wu<br />
aus dem Hintergrund mit seinem<br />
Lausanner Generalsekretär<br />
dafür sorgte, dass im deutschen<br />
Team Frieden herrscht. Für Wu<br />
ist dies wichtig, da er durch den<br />
cleveren Geschäftsmann Bittner<br />
erstmals aus Deutschland die<br />
Lizenzgebühr von 500.000 Dollar<br />
erhält. Diese Summe macht<br />
Graciano Rocchigiani könnte als<br />
Trainer im WSB-Team einsteigen<br />
Bittner keinerlei Sorgen:<br />
„Die Finanzierung<br />
steht<br />
längst. Eine<br />
Bank und<br />
andere<br />
Sponsoren<br />
stehen<br />
bei<br />
Fuß.<br />
Außerd<br />
e m<br />
haben<br />
w i r<br />
schon einen<br />
Vertrag<br />
mit einem<br />
deutschen TV-<br />
Sender. Was dann<br />
noch an Zuschauereinnahmen<br />
kommt, ist reines Zubrot.“<br />
Dass bei der Vorstellung des<br />
deutschen WSB-Teams in Hanau<br />
die meisten Boxer fehlten, weil<br />
sie im Trainingslager in Hennef<br />
den letzten Schliff für die WM<br />
in Almaty/Kasachstan bekamen,<br />
hat Bittner zwar nicht geschmeckt,<br />
doch letztlich hat er<br />
es geschluckt, zumal man ihm<br />
wenigstens den Schwergewichtler<br />
Erik Pfeifer schickte, der in<br />
der nächsten Bundesliga-Saison<br />
für Bittners Club Hanau boxt.<br />
„Das muss doch jeder einsehen,<br />
dass wir drei Tage vor Abflug<br />
zu den Titelkämpfen nach<br />
Almaty keine WM-Boxer mehr<br />
abstellen können. Im Kader des<br />
WSB-Teams sind ja noch andere<br />
Boxer, die diese Verpflichtung<br />
wahrnehmen können“, so DBV-<br />
Cheftrainer Dr. Michael Bastian.<br />
Die Vorstellung fand im Rahmen<br />
der hessischen Meisterschaften<br />
in der August-Schärttner-Halle<br />
in Hanau statt. Hier<br />
ist jetzt auch der erste Auftritt<br />
des WSB-Teams geplant, nachdem<br />
es mit dem Luxushotel in<br />
Kassel, dem LaStrada mit einem<br />
Palazzo von 3.000 Zuschauern,<br />
nicht geklappt hat. Doch Bittner<br />
plant weiterhin Events in<br />
größeren Lokalitäten, so im Europapark<br />
Rust oder im Berliner<br />
Superhotel Estrel, in dem früher<br />
Universum WM-Kämpfe ausgetragen<br />
hat. Hans Reski<br />
48 <strong>BoxSport</strong>
Der<br />
Start<br />
in die WSB<br />
Samstag, den 16. November, ab 14 Uhr in der August-Schärttner-Halle in Hanau<br />
1.Kampftag<br />
Deutschland gegen Algerien<br />
Außerdem die ersten Bundesligakämpfe<br />
der 1. und 2. Mannschaft von Boxring Hanau<br />
Karten können per Mail unter info@boxring-hanau.de<br />
oder telefonisch unter 0171-92 72 328 bestellt werden!
Die Termine der 1. Bundesliga<br />
Der erste Gong für die 1. Boxbundesliga ertönt am 15./17. November dieses Jahres.<br />
Titelverteidiger BC Velbert, der BC Motor Babelsberg, der BC Straubing, der Nordhäuser<br />
SV und Aufsteiger BR Hanau treten in der Liga an, um am letzten Wettkampftag<br />
Mitte März den Meisterpokal in den Händen zu halten. Dazu müssen die Teams aber<br />
erst einmal am BC Velbert vorbei. Das wird nicht einfach, denn der Club hat seinen 13.<br />
Titel bereits fest im Blick. Wenn es klappt, wäre es die zwölfte Meisterschaft in Folge.<br />
Der Motor in Velbert ist der Grandseigneur der Bundesliga Hans-Gerd Rosik. Und der<br />
75-Jährige will erneut Deutscher Meister und baut dabei auf das Team der vergangenen<br />
Saison, wie er im <strong>BoxSport</strong> erklärt.<br />
Hans-Gerd Rosik<br />
will auch nach<br />
dieser Bundesliga-<br />
Saison den<br />
Meisterschaftspokal<br />
in die Luft stemmen<br />
Wk-Tag Datum Heim Auswärts<br />
1. WK-Tag 15./17.1.2013 Velbert Nordhausen<br />
15./17.1.2013 Hanau Straubing<br />
15./17.1.2013 frei: Babelsberg<br />
2. WK-Tag 29.11/1.12.2013 Straubing Babelsberg<br />
29.11/1.12.2013 Velbert Hanau<br />
29.11/1.12.2013 frei: Nordhausen<br />
3. WK-Tag 13./15.12.2013 Nordhausen Hanau<br />
13./15.12.2013 Babelsberg Velbert<br />
13./15.12.2013 frei: Straubing<br />
4. WK-Tag 10./12.1.2014 Babelsberg Nordhausen<br />
10./12.1.2014 Straubing Velbert<br />
10./12.1.2014 frei: Hanau<br />
5. WK-Tag 24./26.1.2014 Straubing Nordhausen<br />
24./26.1.2014 Hanau Babelsberg<br />
24./26.1.2014 frei: Velbert<br />
6. WK-Tag 31.1/2.2.2014 Nordhausen Velbert<br />
31.1/2.2.2014 Straubing Hanau<br />
31.1/2.2.2014 frei: Babelsberg<br />
7. WK-Tag 14./16.2.2014 Babelsberg Straubing<br />
14./16.2.2014 Hanau Velbert<br />
14./16.2.2014 frei: Nordhausen<br />
8. WK-Tag 21./23.2.2014 Nordhausen Babelsberg<br />
21./23.2.2014 Velbert Straubing<br />
21./23.2.2014 frei: Hanau<br />
9. WK-Tag 7./9.3.2014 Hanau Nordhausen<br />
7./9.3.2014 Velbert Babelsberg<br />
7./9.3.2014 frei: Straubing<br />
10. WK-Tag 14./16.3.2014 Nordhausen Straubing<br />
14./16.3.2014 Babelsberg Hanau<br />
14./16.3.2014 frei: Velbert<br />
Boxen ist Volkssport in Velbert<br />
„Für uns stellt sich nur die Frage, wer Zweiter wird“<br />
<strong>BoxSport</strong>: Herr Rosik, Sie stehen<br />
mittlerweile im 75. Lebensjahr<br />
und drehen im VBC immer noch<br />
das große Rad. Denken Sie manchmal<br />
ans Aufhören?<br />
Hans-Gerd Rosik: Ans Aufhören<br />
denken? Keine Spur. Solange ich<br />
fit bin und mich wohlfühle, möchte<br />
ich in Velbert weitermachen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Dann stellt sich ja<br />
eigentlich nur noch die Frage, wer<br />
in der nächsten Saison Zweiter<br />
wird.<br />
Hans-Gerd Rosik: Nordhausen<br />
oder Babelsberg<br />
<strong>BoxSport</strong>: Das sieht der Boxring<br />
Hanau aber ganz anders.<br />
Wenn es nach Ulrich Bittner gehen<br />
würde, wäre Velbert Zweiter.<br />
Hans-Gerd Rosik: Schritt eins:<br />
Zuerst muss man boxen. Schritt<br />
zwei: Dann muss man gewinnen.<br />
Schritt drei: Wenn man am Ende<br />
der Saison Erster ist, dann ist man<br />
Deutscher Meister. Ich habe Schritt<br />
eins bis drei bei den Hanauern noch<br />
nicht gesehen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Nächste Saison wird<br />
Vize-Europameister Arajik Marutjan<br />
den VBC verstärken. Wird<br />
es sonst noch Änderungen in der<br />
Mannschaft geben?<br />
Hans-Gerd Rosik: Auf der einen<br />
oder anderen Position wollen<br />
wir uns verstärken. Da ist aber noch<br />
nichts spruchreif. Im Wesentlichen<br />
bauen wir auf die Mannschaft, die<br />
sich in der letzten Saison bewährt<br />
hat.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Als da wären?<br />
Hans-Gerd Rosik: Radovan,<br />
Harutyunyan, Weiß, Sittner, Mullenberg,<br />
la Cruz, Makarov, um nur<br />
einige zu nennen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Denis Makarov boxte<br />
auf der Deutschen Meisterschaft<br />
seiner Form hinterher. Er quälte sich<br />
durch die Vorrunde und verlor dann<br />
im Finale gegen Edgar Walth.<br />
Hans-Gerd Rosik: Die Deutsche<br />
Meisterschaft lief wirklich an<br />
ihm vorbei. Ich denke, Denis zieht<br />
seine Lehren daraus und wird in<br />
der nächsten Saison wieder eine<br />
glänzende Leistung für den VBC<br />
abliefern.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Es gibt Gerüchte,<br />
dass Peter Mullenberg zu den AIBA<br />
Profis gehen wird.<br />
Hans-Gerd Rosik: Geredet<br />
wird viel. Mit mir hat Peter über<br />
solche Pläne jedenfalls nicht gesprochen.<br />
Daher kann ich ihnen<br />
ruhigen Gewissens versichern, dass<br />
Peter die nächste Saison wieder in<br />
Velbert boxen wird, denn hier ist er<br />
zuhause.<br />
<strong>BoxSport</strong>: In der Vergangenheit<br />
waren Sie nicht gut auf die World<br />
Series of Boxing zu sprechen. Sie<br />
waren ärgerlich, dass die WSB Ihre<br />
Boxer für die Bundesliga blockiert.<br />
Hans-Gerd Rosik: Ich habe<br />
mich auf der DM in Oldenburg mit<br />
dem DBV-Cheftrainer Dr. Bastian<br />
unterhalten. Er hat mir erklärt, wie<br />
das deutsche WSB Team eingesetzt<br />
wird. Das Gespräch hätten wir viel<br />
früher führen sollen, denn es ist<br />
wirklich nicht so schlimm, wie wir<br />
anfangs gedacht hatten.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Also keinen Groll<br />
mehr gegen die WSB?<br />
Hans-Gerd Rosik: Überhaupt<br />
nicht.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Stimmt es, dass es<br />
in Velbert nun auch Länderkämpfe<br />
zu sehen gibt?<br />
Hans-Gerd Rosik: Das ist<br />
richtig. Ich komme gerade aus<br />
einer Sitzung mit dem NRW-<br />
Verband. Im November werden<br />
in Nordrhein-Westfalen mehrere<br />
Länderkämpfe gegen Australien<br />
ausgerichtet. Davon wird der VBC<br />
einen übernehmen. Den Termin<br />
gibt es auch schon. Es ist der 2.<br />
November, wie immer in der Boxhalle<br />
Birth.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Bundesliga, Länderkämpfe,<br />
ist das nicht etwas viel<br />
Boxen für so eine kleine Stadt wie<br />
Velbert?<br />
Hans-Gerd Rosik: Überhaupt<br />
nicht. Boxen ist in Velbert mittlerweile<br />
so etwas wie Volksport.<br />
Sogar unser Bürgermeister ist<br />
Mitglied im VBC.<br />
50 <strong>BoxSport</strong>
So hat sich die Konkurrenz verstärkt<br />
BC Motor Babelsberg<br />
In Babelsberg fiebert<br />
Manager und Trainer<br />
Ralf Mantau der neuen<br />
Bundesliga-Saison<br />
entgegen: „Wir waren<br />
in der vorigen Saison<br />
Vizemeister, da ist es doch nur logisch,<br />
dass wir Velbert vom Thron<br />
stoßen wollen. Der Meister-Pokal<br />
soll am Ende der Saison in Babelsberg<br />
stehen.“ Babelsberg muss<br />
zum Auftakt am 30. November<br />
nach Straubing.<br />
Wie in den vergangenen Jahren<br />
bleibt das Toyota-Autohaus in Babelsberg<br />
wieder die bewährte<br />
Kampfstätte für bis zu 700 Zuschauer.<br />
Durch die gute Zusammenarbeit<br />
mit der Bundeswehr-Fördergruppe<br />
in Frankfurt/Oder und dem Berliner<br />
Boxverband kann Motor auf eine<br />
starke Staffel verweisen. Neben<br />
den Babelsberger Stammboxern,<br />
wie Marcel Schneider (58 kg) und<br />
Jaroslav Minin (82), kann Manager<br />
Mantau mit Artrym Daschyan (65<br />
kg) und Sadula Abdulai (75 kg) auch<br />
auf einige Neuzugänge verweisen.<br />
Streit gab es nur um Josef Atanjaoui,<br />
der auch bei Nordhausen im<br />
Gespräch war.<br />
Nordhäuser SV<br />
Die Ballspiel-Halle<br />
in Nordhausen (Fassungsvermögen<br />
1.050<br />
Zuschauer) bleibt die<br />
Wettkampfstätte der<br />
SV-Boxer. „Wir haben mit Junioren-<br />
und Kadetten-Turnieren die<br />
Boxstimmung in Nordhausen angeheizt.<br />
Die Bundesligasaison soll<br />
erneut der Box-Höhepunkt der<br />
Saison werden. „Dabei setzen wir<br />
Harzer auf Kontinuität. Wir formieren<br />
unsere Staffel vorwiegend aus<br />
deutschen Boxern“, sagt Manager<br />
Michael Döring. Von den bis jetzt<br />
verpflichteten elf Boxern, haben<br />
nur der Schwede Salomo N‘Tuve<br />
(58 kg) und der Ungar Balazs Bacskai<br />
(70 kg) einen ausländischen<br />
Pass. Besonders stark sind nach<br />
Dörings Meinung das Federgewicht<br />
mit Angelo Welp und David<br />
Müller sowie das Schwergewicht<br />
mit Artur Mann und Eugen Waigel<br />
besetzt. Im Halbschwergewicht<br />
sollte der Berliner Josef Attanjaoui<br />
für Nordhausen boxen: „Aber die<br />
Berliner gaben den Jungen für uns<br />
nicht frei. Er muss in Babelsberg<br />
boxen. Ich finde das unfair“, ärgert<br />
sich Döring.<br />
BC Straubing<br />
Die Bayern wollen<br />
in der Boxbundesliga<br />
voll mitmischen.<br />
„Ich will nicht gleich<br />
sagen, dass wir<br />
Meister werden, aber um den Titel<br />
kämpfen werden wir“, sagt Manager<br />
und Trainer Hans Buchmeier.<br />
Der Box-Haudegen spricht von einem<br />
neuen Zeitalter in der Straubinger<br />
Boxszene: „Wir sind Bundesstützpunkt<br />
geworden. Dadurch<br />
können wir einen hauptamtlichen<br />
Trainer beschäftigen. Das schlägt<br />
sich natürlich auf die Leistungen<br />
unserer Boxer nieder. Außerdem<br />
können wir unsere zahlreichen<br />
Nachwuchsboxer und -boxerinnen<br />
besser beschäftigen.“ Das Aushängeschild<br />
der Bayern bleibt natürlich<br />
der Deutsche Meister Edgar Walth.<br />
„Ich denke aber, dass sich auch<br />
der eine oder andere junge Boxer<br />
durchsetzen wird“, hofft Horst<br />
Buchmeier. Ihre Kämpfe tragen<br />
die Straubinger wieder in der Halle<br />
an der Trabrennbahn aus. 500 Zuschauer<br />
finden da locker Platz. „Für<br />
die Zukunft planen wir aber eine<br />
Erweiterung der Halle“, verrät Horst<br />
Buchmeier.<br />
BR Hanau<br />
Es ist nicht neu:<br />
Bau-Unternehmer<br />
Ulrich Bittner<br />
will in Hanau<br />
großes Boxen<br />
aufziehen (siehe<br />
Seite 48). In der August-Schärttner-<br />
Halle soll zum Saisonstart neben<br />
der 1. auch die 2. Liga boxen. „Als<br />
Krönung steigt das WSB-Gefecht<br />
Deutschland gegen Algerien“, erklärt<br />
Hanaus Präsident Bittner. Die Stars<br />
des Bundesliga-Kaders beim BR Hanau<br />
sind die Schwergewichtler Erik<br />
Pfeifer und Max Keller, der weitere<br />
Nezugang – neben Pfeifer – Stefan<br />
Härtel im Mittelgewicht sowie<br />
im Bantamgewicht der WM-Boxer<br />
Hamza Touba. Hafid Bouji (58 kg),<br />
Rinat Karimov (69 kg) und Igor Teziev<br />
(81) kämpften bereits im letzten Jahr<br />
erfolgreich für Hanau in der 2. Liga,<br />
Kastriop Sopa (65 kg), Xhek Paskali<br />
(75 kg) und Ali Kydin (82 kg) sind<br />
ebenfalls neu. „Weitere Namen oder<br />
Aufstellungen verrate ich aus taktischen<br />
Gründen nicht. Wir wollen<br />
unsere Gegner auch ein bisschen<br />
überraschen“, so Bittner. Eins ist jedoch<br />
klar: Der amtierende Meister<br />
Velbert soll angegriffen werden.<br />
Relaunch von box-sport.de<br />
Täglich <strong>BoxSport</strong> lesen – alle News im Web<br />
<strong>BoxSport</strong> rund um die Uhr! Lesen sie alle News, Stories und Kommentare aus der Welt des<br />
Profi- und Amateurboxens täglich im Internet. Dazu gibt es auf www.box-sport.de alle Termine:<br />
Wann wird in Deutschland geboxt, auf welchem TV-Sender, wo gibt es Tickets zu kaufen?<br />
><br />
><br />
Folgen Sie <strong>BoxSport</strong> bei Facebook: www.facebook.com/boxsportmagazin<br />
Folgen Sie <strong>BoxSport</strong> bei Twitter: www.twitter.com/boxsportmagazin<br />
WWW.BOX-SPORT.DE
Bei der ersten Amateur-DM oh<br />
Der favorisierte Ronny Beblik zog gegen Hamza Touba (rechts) den Kürzeren<br />
Die jungen Wilden rüttelte<br />
Siegte Härtel gegen Radovan nur durch ein Fehlurteil?<br />
Bei der ersten Amateurbox-DM<br />
ohne Kopfschutz<br />
seit 25 Jahren<br />
haben vor allem die<br />
Nachwuchskämpfer für Furore<br />
gesorgt. „Die jungen Wilden<br />
haben mächtig am Thron der<br />
Etablierten gerüttelt – und einige<br />
wurden sogar gestürzt“, sagte<br />
Präsident Jürgen Kyas vom<br />
Deutschen Boxsport-Verband<br />
(DBV) und zog ein überaus positives<br />
Fazit der Titelkämpfe in<br />
Oldenburg: „Sportlich bin ich<br />
sehr zufrieden, wir können mit<br />
viel Selbstvertrauen zur WM<br />
fahren. Auch die Regeländerungen<br />
haben sich bewährt.“<br />
Erstmals seit Ende der 80er<br />
Jahre wurden die DM-Kämpfe<br />
wieder ohne Kopfschutz bestritten,<br />
zudem wurde das vom<br />
Profiboxen bekannte Zählsystem<br />
„10-Points-Must“ eingeführt.<br />
„Der Athlet hat jetzt<br />
wieder ein Gesicht bekommen,<br />
ist nicht mehr so anonym<br />
wie früher. Das tut dem Sport<br />
gut“, meinte Kyas. Zwar habe<br />
es vor allem in den Halbfinals<br />
einige Gesichtsverletzungen<br />
gegeben, doch die seien nicht<br />
so dramatisch gewesen, versicherte<br />
der DBV-Chef: „Einen<br />
verletzungsfreien Sport gibt es<br />
nirgendwo.“<br />
Aus Oldenburg<br />
berichtet<br />
Heinz Arndt<br />
Der Wegfall des Kopfschutzes,<br />
den der Weltverband AIBA<br />
in seinem Reformstreben zur<br />
Annäherung an das populäre<br />
Profiboxen durchgesetzt hat,<br />
hatte auch sportlichen Einfluss.<br />
„Es war zu sehen, dass<br />
die Kampfführung<br />
sich total geändert<br />
hat“, sagte<br />
Kyas: „Das ist<br />
alles noch<br />
nicht perfektioniert,<br />
weder<br />
bei den<br />
Sportler noch<br />
bei den Trainern<br />
oder Wettkampfrichtern.“<br />
Vielleicht lag es auch<br />
an der Umstellung, dass Favoriten<br />
wie Ronny Beblik (Chemnitz)<br />
im Fliegengewicht (gegen<br />
Hamza Touba/Neuss) und Ex-<br />
Europameister Denis Makarow<br />
(Velbert) im Bantamgewicht (gegen<br />
Edgar Walth/Straubing) in<br />
den Finals den Kürzeren zogen.<br />
Keine Blöße gaben sich dagegen<br />
der EM-Zweite Arayk Marutyan<br />
(Schwerin), Halbweltergewichtler<br />
Artem Harutyunyan (Hamburg)<br />
und Superschwergewichtler<br />
Erik Pfeifer (Lohne).<br />
Von den deutschen Nachwuchsboxern<br />
war es insbesondere<br />
Edgar Walth im Bantamgewicht,<br />
der durchweg eine überzeugende<br />
Leistung bot. Sein<br />
Kampf im Halbfinale gegen den<br />
favorisierten Berliner Omar El-<br />
Hag wurde von den Experten als<br />
bester Kampf der gesamten<br />
Meisterschaften eingestuft.<br />
Und auch<br />
im Finale zeigte<br />
er sich taktisch<br />
klug eingestellt<br />
und angriffsstark<br />
und kam<br />
nach einer weiteren<br />
Klasseleistung<br />
gegen Dennis<br />
Makarov zu einem<br />
verdienten Punktsieg.<br />
Er wurde auch als bester<br />
Kämpfer der Meisterschaften<br />
ausgezeichnet. Verdienter Lohn:<br />
die Berufung in den WM-Kader.<br />
Überraschend große Schwierigkeiten<br />
hatte im Mittelgewicht<br />
der zum Top-Favoriten erklärte<br />
Stefan Härtel (Berlin) gegen Denis<br />
Radovan (Köln). Die beiden<br />
als hervorragende Techniker<br />
bekannten Boxer lieferten sich<br />
teilweise einen wilden Schlagabtausch,<br />
wobei es dem Olympia-Fünften<br />
zwischendurch<br />
gelang zu kontern. Mit seinem<br />
2:1-Punktsieg zeigte sich der<br />
Großteil der Zuschauer nicht<br />
einverstanden und offen wurde<br />
von einem Fehlurteil gesprochen.<br />
Härtel hatte zuvor auch<br />
dem Jüngeren Xhek Paskali<br />
(Ludwigsburg) gerade noch die<br />
Stirn bieten können. „Da zeichnet<br />
sich eine Wachablösung ab“,<br />
sagte Kyas. „Es ist eingetreten,<br />
was ich erhofft habe: Der Nachwuchs<br />
macht den Platzhirschen<br />
Probleme. Die Jungen wollen<br />
nach Rio.“ Der Berliner Härtel<br />
sieht das anders: „Ich bin älter,<br />
erfahrener. Ich bin ein gestandener<br />
Mann und habe deshalb<br />
Vorteile vor den Jüngeren.“<br />
Auch für Superschwergewichtler<br />
Erik Pfeifer wurde sein<br />
Finalkampf alles andere als ein<br />
Selbstläufer. Letztlich rettete die<br />
größere Erfahrung und Cleverness<br />
den Olympia-Teilnehmer<br />
beim Punktsieg gegen Ali Kiydin<br />
(Oberursel). Pfeifer konnte seinen<br />
stetig brandgefährlich angreifenden<br />
Gegner zumeist auf Distanz<br />
zu halten. Es war diesmal die einzige<br />
Goldmedaille für den niedersächsischen<br />
Landesverband.<br />
Im Halbfliegengewicht lieferten<br />
sich Sergej Neumann (Saterland)<br />
und Morsar Isaev drei<br />
Runden lang einen packenden<br />
Kampf, wobei am Ende der Berliner<br />
mit 2:1 Punkten der überaus<br />
glückliche Sieger war. Ronny<br />
52 <strong>BoxSport</strong>
ne Kopfschutz seit 25 Jahren<br />
Im Mittelgewichtsfinale profitierte<br />
Stefan Härtel (links) gegen Denis<br />
Radovan – noch – von seiner Erfahrung<br />
n am Thron der Etablierten<br />
Die Sieger präsentierten – eingerahmt von Bundestrainer Dr. Michael Bastian (2.v.l.) und DBV-Präsident Jürgen Kyas (2.v.r. stehend) – stolz ihre Pokale und Medaillen. Der<br />
Berliner Landestrainer Ralf Dickert (rechts kniend) freute sich über den Pokal für den besten Landesverband<br />
Beblik tat im Fliegengewicht gegen<br />
Hamza Touba über die drei<br />
Runden zu wenig und verlor verdientermaßen<br />
mit 1:2.<br />
Im Leichtgewicht konterte<br />
Ahmet Eminovic (Thüringen)<br />
gegen Aidtdhe Gashi (Babelsberg)<br />
immer wieder geschickt<br />
und verdiente sich so seinen 2:1<br />
Sieg. Der Osnabrücker Eugen<br />
Burhard fand im Halbweltergewicht<br />
nicht zu seiner gewohnten<br />
Leistung und dem richtigen Rezept<br />
gegen Artem Harutyunyan<br />
und verlor nach Punkten mit0:3.<br />
Vize-Europameister Arayk Marutyan<br />
(Schwerin) ließ den Lohner<br />
Slawa Kerber geschickt nicht in<br />
den Kampf kommen und gewann<br />
mit 3:0. Immer im Vorwärtsgang<br />
sicherte sich Igor Teziev<br />
(Esslingen) mit 3:0 gegen Josef<br />
Attanjaoui (Berlin) den Titel im<br />
Halbschwergewicht. Johann<br />
Witt (Schwenningen) bestimmte<br />
gegen den unermüdlich angreifenden<br />
Artur Mann (Gifhorn)<br />
weitgehend das Kampfgeschehen<br />
und gewann glatt mit 3:0.<br />
Aus Verletzungsgründen waren<br />
in Oldenburg die favorisierten<br />
Artur Brill im Leichtgewicht<br />
und im Schwergewicht Emir<br />
Ahmatovic nicht am Start. Beide<br />
wurden dennoch für Almaty<br />
nominiert.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
53
Das gespräch<br />
Der kleine<br />
Heinz Arndt mit Michael Müller<br />
Walth war der Größte<br />
Kampf gegen gegen El-Hag war der beste des Abends<br />
sport<br />
DBV Sportdirektor Michael Müller<br />
In einem Gespräch äußert sich<br />
Michael Müller, Sportdirektor<br />
des Deutschen Boxsport-Verbandes<br />
(DBV) zum Verlauf der<br />
diesjährigen Deutschen Box-<br />
Meisterschaften der Männer-<br />
Eliteklasse in Oldenburg und zu<br />
den im Oktober bevorstehenden<br />
Weltmeisterschaften in Almaty.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie beurteilen<br />
Sie das Leistungsniveau bei den<br />
diesjährigen Deutschen Meisterschaften?<br />
Michael Müller: Gerade in<br />
den Finalkämpfen hatten wir<br />
sehr viele enge Kämpfe auf hohem<br />
Niveau. Es freut mich natürlich,<br />
dass wir im nach-olympischen<br />
Jahr eine so hohe Leistungsdichte<br />
aufweisen können.<br />
Darauf wollen wir jetzt aufbauen.<br />
Ich bin sehr gespannt, was<br />
Amateurboxen sieht jetzt anders aus.<br />
Bei den 91. Deutschen Meisterschaften in<br />
Oldenburg hat es deutlich mehr Bewegung<br />
im Ring, aber auch mehr Platzwunden an<br />
den Köpfen der Faustkämpfer gegeben.<br />
„Das Kampfverhalten ist wesentlich dynamischer<br />
geworden“, sagte Jürgen Kyas, Präsident<br />
des Deutschen Boxsport-Verbandes<br />
(DBV).<br />
Ursache sind Regeländerungen: Erstmals<br />
seit 25 Jahren wurde ohne Kopfschutz<br />
geboxt. Zudem wird nach der bei den Profis<br />
bekannten 10-Punkte-Methode pro Runde<br />
gewertet, die einen aktiveren Boxstil erzwingt.<br />
Fünf Punktrichter geben ihr Urteil<br />
Der Fight<br />
zwischen<br />
Edgar Walth<br />
(links) und<br />
Omar El-Hag<br />
wurde als<br />
bester der<br />
DM bewertet<br />
bei den Weltmeisterschaften im<br />
kasachischen Almaty heraus<br />
kommt.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Welcher Boxer hat<br />
Sie während der Meisterschaften<br />
am meisten positiv überrascht?<br />
Michael Müller: Das war<br />
zweifelsohne im Bantamgewicht<br />
Edgar Walth. Insbesondere<br />
das Halbfinale gegen Omar<br />
El-Hag war ein überzeugender<br />
Kampf. Das war für mich der<br />
beste Kampf der gesamten Meisterschaften.<br />
Aber auch Denis Radovan<br />
hat einen hervorragenden<br />
Kampf abgeliefert. So dass wir<br />
insgesamt gesehen mit unseren<br />
jungen Athleten zufrieden sein<br />
können. Der Nachwuchs drängt<br />
immer mehr nach vorn.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Und welcher Boxer<br />
hat Sie enttäuscht?<br />
Michael Müller: Einigen<br />
Boxern ist es nicht gelungen,<br />
ihr eigentliches Leistungsniveau<br />
hier zu präsentieren. So hatten<br />
wir schon von Kevin Künzel einiges<br />
mehr erwartet. Er ist aber<br />
sang- und klanglos bereits in<br />
der Vorrunde ausgeschieden.<br />
Das wird seine Gründe haben<br />
und wir müssen herausfinden,<br />
welche es sind, und ihn wieder<br />
aufbauen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Welche Ihrer Boxer<br />
werden bei den Weltmeisterschaften<br />
Chancen haben, sich<br />
vorn zu platzieren?<br />
Michael Müller: Unsere<br />
Medaillengewinner aus Minsk<br />
sind hier überzeugend aufgetreten.<br />
So gehe ich davon aus,<br />
dass Arajik Marutjan und Artem<br />
Harutyunyan auch in Almaty<br />
überzeugend auftreten können<br />
und einiges erreichen. Natürlich<br />
ab. Um vorherige Absprachen zu vermeiden,<br />
werden per Zufallsgenerator nur drei<br />
ausgewählt.<br />
„Die Intensität der Kämpfe hat extrem<br />
zugenommen“, resümierte Kyas. „Die Boxer<br />
sind aggressiver, machen Tempo bis<br />
zum Schluss.“ Was allerdings negativ auffällt:<br />
Weil nicht mehr ausschließlich die<br />
Zahl der Treffer über den Sieg entscheidet,<br />
sondern Aktivität und Dominanz enorm<br />
wichtige Kriterien sind, stürzen einige Rivalen<br />
wild aufeinander los und lassen die<br />
boxerische Linie vermissen. „Der Lernprozess<br />
hat erst angefangen. Er braucht noch<br />
Zeit“, sagte Kyas entschuldigend.<br />
erwarten wir auch von Stefan<br />
Härtel und Erik Pfeifer, nachdem<br />
sie ihre ersten Erfahrungen ohne<br />
Kopfschutz sammeln konnten,<br />
eine Leistungssteigerung gegenüber<br />
diesen Meisterschaften.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie fallen Ihre<br />
ersten Erfahrungen, nachdem<br />
erstmals nach 25 Jahren wieder<br />
ohne Kopfschutz geboxt wurde,<br />
aus?<br />
Michael Müller: Gerade<br />
bei den zehn Finalkämpfen sind<br />
keine Cuts vorgekommen. Wir<br />
glauben, dass wir das Problem<br />
erkannt haben. Es war eine Problematik<br />
an den Klettverschlüssen<br />
der Handschuhe, die wir am<br />
Finaltag allesamt getapt haben<br />
und das hat sich überaus positiv<br />
ausgewirkt.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Und wie lauten<br />
Ihre ersten Erfahrungen mit den<br />
Veränderungen im Bewertungssystem?<br />
Michael Müller: Ich muss<br />
unseren Ring- und Kampfrichtern<br />
ein großes Kompliment<br />
aussprechen. Der Finaltag hat<br />
gezeigt, dass sie sehr schnell gelernt<br />
haben. So haben sie durchweg<br />
am Finaltag sehr starke<br />
Leistungen geboten.<br />
Ohne Kopfschutz aggressiver<br />
13 Cuts in 95 Kämpfen wegen des fehlenden<br />
Kopfschutzes sind mehr als befürchtet.<br />
Aber nur zwei Duelle mussten aufgrund der<br />
Risswunden abgebrochen werden. „Wir hatten<br />
mehrere Hinterkopfverletzungen, aber<br />
nicht durch Kopfstöße. Die scharfen Kanten<br />
der Klebebänder am Handschuhschaft haben<br />
dazu geführt. Das haben wir erst spät<br />
bemerkt“, erklärte Kyas. Dennoch zieht er<br />
ein positives Fazit: „Der Kopfschutz suggerierte<br />
bisher eine Sicherheit, die es nicht gab.<br />
Jetzt ist die Reaktionsfähigkeit der Boxer höher,<br />
weil sie mehr sehen. Die Kämpfer müssen<br />
andere Bewegungsabläufe lernen, um<br />
sich vor Kopfstößen zu schützen.“<br />
54 <strong>BoxSport</strong>
So sah es Trainer Bastian<br />
Bundestrainer Dr. Michael Bastian<br />
Artem<br />
Harutyunyan<br />
fährt als<br />
Deutscher<br />
Meister zur<br />
WM – mit ihm<br />
jubelt Michael<br />
Timm im<br />
Hintergrund<br />
„In Rio müssen<br />
Medaillen her“<br />
Die Meisterschaft hat gezeigt, dass das Amateurboxen<br />
attraktiver und spannender geworden ist.<br />
Es wird angriffsorientierter und mit sehr hohem<br />
Risiko gekämpft. Die Zeit des Rückwärtsboxens<br />
ist vorbei. Das ist aber auch ein internationaler Trend. Die<br />
meisten Boxer beobachten wir ja schon lange. Da zählen<br />
auch die Vorleistungen. Die DM war aber das abschließende<br />
Kriterium vor der WM-Nominierung.<br />
Für die nächsten olympischen Spiele stehen wir unter<br />
Zugzwang. In Rio de Janeiro müssen wir 2016 Medaillen<br />
gewinnen. Sonst ist das verheerend für unseren Verband.<br />
An den Erfolgen hängen schließlich Fördergelder und Arbeitsplätze.<br />
Wir müssen jetzt mit Beginn des olympischen<br />
Zyklus’ drei Jahre engagiert daran arbeiten. Es haben sich<br />
einige junge Athleten in den Vordergrund gespielt.<br />
Unsere Aufgabe ist es, sie für Rio in<br />
Stellung zu bringen.<br />
Aus meiner Sicht haben sich die Regeländerungen<br />
bei der DM bewährt. Durch<br />
den Wegfall des Kopfschutzes erkennt das<br />
Publikum nun die Gesichter der Boxer. Die<br />
neue Zählweise bringt Vorteile, auch wenn<br />
sich vieles noch einspielen muss. Schade, dass<br />
die Arena nur so gering ausgelastet war. Es<br />
muss sich erst wieder herumsprechen, dass<br />
man beim Amateurboxen tollen Sport zu sehen<br />
bekommt. Und auch unsere mediale Präsenz muss<br />
größer werden.<br />
Der WM-Kader für Almaty<br />
Im Anschluss an die 91. Deutschen<br />
Meisterschaften in Oldenburg<br />
benannte der Deutsche<br />
Boxsport-Verband den<br />
Kader für die WM, die vom 9. bis<br />
27. Oktober in kasachischem Almaty<br />
stattfinden wird. Erstmals<br />
war mit Stefan Härtel ein Athletensprecher<br />
bei einer Nominierungssitzung<br />
anwesend.<br />
DBV-Präsident Jürgen Kyas<br />
wird als Delegationsleiter folgen-<br />
Arajik Marutjan (rechts)<br />
setzte sich bei der DM auch<br />
gegen Slawa Kerber sicher<br />
durch und vertritt die<br />
deutschen Farben bei der<br />
WM im Weltergewicht<br />
de Staffel ins<br />
Feld führen:<br />
Halbfliegen 46<br />
– 49 Kg: Serge<br />
Neumann (Saterland)<br />
Fliegen 52 Kg:<br />
Hamza Touba<br />
(Neuss) – Ersatz:<br />
Ronny<br />
Beblik (Chemnitz)<br />
Bantam 56 Kg:<br />
Edgar Walth<br />
(Straubing) –<br />
Ersatz: Omar El<br />
Hag (Berlin)<br />
Leicht 60 Kg:<br />
Robert Harutyunyan<br />
(Hamburg-Eilbeck)<br />
Halbwelter<br />
64 Kg: Artem<br />
Harutyunyan<br />
(Hamburg-Eilbeck) — Ersatz:<br />
Kastriot Sopa (Baden-Württemberg)<br />
Welter 69 Kg: Arajik Marutjan<br />
(Schwerin) - Ersatz: Vjaceslav<br />
Kerber (Lohne)<br />
Mittel 75 Kg: Stefan Härtel (Berlin-Lichtenberg)<br />
– Ersatz: Denis<br />
Radovan (Köln)<br />
Halbschwer 81 Kg: Serge Michel<br />
(Traunreut) – Ersatz: Igor<br />
Teziev (Esslingen)<br />
Schwer 91 Kg: Emir Ahmatovic<br />
(Wetzlar) – Ersatz: Johann Witt<br />
(Willigen-Schwenningen)<br />
Superschwer 91+ Kg: Erik<br />
Pfeifer (Lohne) – Ersatz: Florian<br />
Schulz (Greifswald)<br />
Neben Delegationsleiter Jürgen<br />
Kyas werden folgende Trainer<br />
und Betreuer die DBV-Boxer<br />
vor Ort betreuen:<br />
Mannschaftsleitung: Michael<br />
Müller<br />
Teammanager: Martin Volke<br />
Cheftrainer: Dr. Michael Bastian<br />
Mannschaftsärzte: Dr. Ulrich<br />
Kau und Dr. Mark Dorfmüller<br />
Physiotherapeutin: Eleni Coskina<br />
Disziplintrainer AOB: Ralf Dickert<br />
Trainer: Michael Timm, Zoltan<br />
Lunka<br />
Pressesprecher: Oliver Palme<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
55
h rausG GeB n on roF Dr B rnharD V n chuBe t<br />
Alle Ergebnisse der DM in Oldenburg<br />
48 Kg: 2 Teilnehmer:<br />
Mosar Isaev BE - 2:1 PS ü. Sergej Neumann NS<br />
52 Kg: 3 Teilnehmer<br />
Hamza Touba NRW - 3:0 PS ü. Tom Tran BB<br />
Ronny Beblik SN - 3:0 PS ü. Tom Tran BB<br />
Hamza Touba NRW - 2:1 PS ü. Ronny Beblik SN<br />
56 Kg: 11 Teilnehmer<br />
Edgar Walth BY - 3:0 PS ü. Bedir Koray NRW<br />
Omar El Hag BE - 3:0 PS ü. Dieter Geier BW<br />
Sako Mamedov SH - 3:0 PS ü. Andre Stoika HE<br />
Dennis Makarow NRW - 2:1 PS ü. Erik Sokolov BY<br />
Dias Kuzumbaew BW - 3:0 PS ü. Hakan Erserker NS<br />
Edgar Walth BY - 3:0 PS ü. Marcel Schneider BB<br />
Omar El Hag BE - 3:0 PS ü. Sako Mamedov SH<br />
Dennis Makarow NRW - TKO-S. 2.R.ü. Dias Kuzumbaew BW<br />
Edgar Walth BY - 3:0 PS ü. Omar El Hag BE<br />
Edgar Walth BY - 3:0 PS ü. Dennis Makarow NRW<br />
60 Kg: 11 Teilnehmer<br />
Tobias Tatai NRW - 2:1 PS ü. Howik Barsegjan BY<br />
Arbian Zefai NS - 3:0 PS ü. David Gork SN<br />
Ahmet Eminovic TH - 2:1 PS ü. Robert Harutyunyan HA<br />
Atdhe Gashi BB - 3:0 PS ü. Hagen Worofka SA<br />
Sergej Dudinski NS - 3:0 PS ü. Virtali Gafurov NRW<br />
Tobiass Tatai NRW - 2:1 PS ü. Eduard Schmidt BW<br />
Ahmet Eminovic TH - 3::0 PS ü. Arbian Zefai NS<br />
Atdhe Gashi BB - 3:0 PS ü. Sergej Dudinski NS<br />
Ahmet Eminovic TH - 2:1 PS ü. Tobias Tatai NRW<br />
Ahmet Eminovic TH - 2:1 PS ü. Atdhe Gashi BB<br />
64 Kg: 12 Teilnehmer<br />
Eugen Burhard NS - 3:0 PS ü. Aytekin Yöreci BW<br />
Thulassi Thuramaligam NS - 3:0 PS ü. Feim Lutoli SW<br />
Angelo Welp NS - 3:0 PS ü. Artjom Daschyan BB<br />
David Müller TH - 3:0 PS ü. Jörg Alles SH<br />
Artem Harutyunyan HA - TKOI-S. 1.R. ü. Clemens Busse MV<br />
Eugen Dahinten BY - 3:0 PS ü. Kastriot Sopa BW<br />
Eugen Burhard NS - 2:0 PS ü. Thulassi Thuramaligam NS<br />
David Müller TH - 3:0 PS ü. Angelo Welp NS<br />
Artem Harutyunyan HA - 3:0 PS ü. Eugen Dahinten BY<br />
Eugen Burhard NS - 2:1 PS ü. David Müller TH<br />
Artem Harutyunyan HAA - 3:0 PS ü. Eugen Burhard NS<br />
69 Kg: 13 Teilnehmer<br />
Arayk Marutyan MV - 3:0 PS ü. Abdelilah El Karouia HE<br />
Vincenco Gualtieri NRW - 3:0 PS ü. Sebastian Günther TH<br />
Oleg Schäfer BY - 3:0 PS ü. Sebastian Knigge SA<br />
Raimund Klose HA - 3:0 PS ü. Vjatscheslaw Spomer BW<br />
Slawa Kerber NS - 3:0 PS ü. Harun Güler NRW<br />
Abbas Baraou NRW - 3:0 PS ü. Besir Ay NS<br />
Arayk Marutyan MV - 3:0 PS ü. Serkan Oral HA<br />
Oleg Schäfer BY - 3:0 PS ü. Vincenco Gualtieri NRW<br />
Slawa Kerber NS - 3:0 PS ü. Raimund Klose HA<br />
Arayk Marutyan MV - 3:0 PS ü. Abbas Baraou NRW<br />
Slawa Kerber NS - 3:0 PS ü. Oleg Schäfer BY<br />
Arayk Marutyan MV - 3:0 PS ü. Slawa Kerber NS<br />
75 Kg: 19 Teilnehmer<br />
Sebastian Formella HA - 3:0 PS ü. Mario Jassmann HE<br />
Edison Demay NS - TKO-S. 3.R. ü. Farhid Yousif NRW<br />
Marten Arsumanjan BY - 2:1 PS ü. Sadula Abdulai BB<br />
Dennis Radovan NRW - 3:0 PS ü. Alan Unadzhev RL<br />
Andreas Herrmann NRW - 3:0 PS ü. Michael Seitz SW<br />
Abu Lubdeh Abdulrahmanov BE - 2:1 PS ü. Simon Stromeyer<br />
BW<br />
Jacob Deines NS - 3:0 PS ü. Ahmet Ali SW<br />
Stefan Härtel BE - 3:0 PS ü. Nuri Yesil NRW<br />
Konstantin Buga NRW - 3:0 PS ü. Cihan Calik NRW<br />
Xhek Paskali BW - 2:1 PSS ü. Sebastian Formella HA<br />
Marten Arsumanjan BY - WO-S. ü. Edison Demay NS<br />
Dennis Radovan NRW - WO-S. ü. Andreas Herrmann NRW<br />
Abu Lubdeh Abdulrahmanov BE - 2:0 PS ü. Jacob Deines<br />
NS<br />
Stefan Härtel BE - WO-S. ü. Konstantin Buga NRW<br />
Xhek Paskali BW - 3:0 PS ü. Marten Arsumanjan BY<br />
Dennis Radovan NRW - 3:0 PS ü. Abu Lubdeh Abdulrahmanov<br />
BE<br />
Stefan Härtel BE - 3:0 PS ü. Xhek Paskali BW<br />
Stefan Härtel BE - 3:0 PS ü. Dennis Radovan NRW<br />
81 Kg: 15 Teilnehmer<br />
Igor Teziew BW - 3:0 PS ü. Ibrahim Bazuev HA<br />
Toni Witzke MV - 2:1 PS ü. Sascha Arsumanjan BY<br />
Alex Jasinczuk NRW - TKOI-S. 2.R. ü. Dennis Nyamot- Bbege<br />
SH<br />
Josef Attanjaoui BE - 3:0 PS ü. Kevin Künzel SA<br />
Elvis Hetemi NRW - 2:1 PS ü. Artur Manschos NS<br />
Artur Reis NS - 3:0 PS ü. Hüseyin Cincara SW<br />
Constantin Fischer NS - TKO-S. 3.R. ü. Roy Baumann BB<br />
Igor Teziev BW - 3:0 PS ü. Leon Bunn HE<br />
Toni Witzke MV - 2:1 PS ü. Alex Jasinczuk NRW<br />
Josef Attanjaoui BE - 3:0 PS ü. Elvis Hetemi NRW<br />
Artur Reis NS - 2:1 PS ü. Constantin Fischer NS<br />
Igor Teziev BW - 3:0 PS ü. Toni Witzke MV<br />
Josef Attanjaoui BE - 3:0 PS ü. Artur Reis NS<br />
Igor Teziev BW - 3:0 PS ü. Josef Attanjaoui BE<br />
91 Kg: 9 Teilnehmer<br />
Issa Karimi HE - 3:0 PS ü. Frank Leib SN<br />
Johann Witt BW - 3:0 PS ü. Eugen Waibel NS<br />
Ehsan Maudodi BY - 3:0 PS ü. Alexander Pell NRW<br />
Artur Mann NS - 3:0 PS ü. Marco Deckmann SH<br />
Slatko Strauch HA - 3:0 PS ü. Issa Karimi HE<br />
Johann Witt BW - 3:0 PS ü. Ehsan Maudodi BY<br />
Artur Mann NS - 3:0 PS ü. Slatko Strauch HA<br />
Johann Witt BW - 3:0 PS ü. Artur Mann NS<br />
91+ Kg: 9 Teilnehmer<br />
Erik Pfeifer NS - 3:0 PS ü. Max Keller NRW<br />
Phillipp Gruner SN - 3:0 PS ü. Konstantin Biegler BW<br />
Ali Kiydin HE - TKO-S. 2.R.ü. Eric Brechlin BB<br />
Ibra Debatik BW - 3:0 PS ü. Mohamad Nasser NS<br />
Erik Pfeifer NS - 3:0 PSS ü. Roman Gorst BY<br />
Ali Kiydin HE - TKO-S. 2.R. ü. Phillipp Gruner SN<br />
Erik Pfeifer NS - 3:0 PS ü. Ibra Debatik BW<br />
Erik Pfeifer NS - 3:0 PS ü. Ali Kiydin HE<br />
Auszeichnungen:<br />
Bester Landesverband: Berlin<br />
Bester Techniker: Arayk Marutyan (Traktor Schwerin)<br />
Bester Kämpfer: Edgar Walth (BC Straubing)<br />
! 150 x Sport-Welt<br />
Die deutsche Galoppsportzeitung<br />
<br />
Coupon ausfüllen und senden an:<br />
DSV Deutscher Sportverlag<br />
Leserservice SPORT-WELT · Friesenplatz 16 · 50672 Köln<br />
Tel.: 0221 / 2587 248 · Fax: 0221 / 2587 249<br />
Mail: service@sportverlag.de<br />
Sichern Sie sich das Jahres-Abo zum Vorzugspreis plus eine attraktive Prämie als Geschenk<br />
Ja, ich möchte die neue Sport-Welt zunächst testen.<br />
Bitte schicken Sie mir die nächsten 5 Ausgaben der Sport-Welt zum Preis<br />
von 10 Euro zu.*<br />
*Je Empfänger / Adresse ist das Schnupper-Abo nur einmalig möglich.<br />
Unsere Geschenke für Sie<br />
1<br />
Sport-Welt<br />
Die deutsche Galoppsportzeitung<br />
125 Jahre<br />
2<br />
3<br />
Ja, ich möchte die Sport-Welt im Jahresabo und die Prämie Nr. _____<br />
mit jährlicher Zahlweise zum Preis von 410.- €<br />
mit halbjährlicher Zahlweise zum Preis von 209.- €<br />
mit vierteljährlicher Zahlweise zum Preis von 106,50 €<br />
mit monatlicher Zahlweise zum Preis von 36,10 €<br />
Meine Anschrift lautet:<br />
Name/Vorname<br />
Straße/Nummer<br />
125 Jahre<br />
Sport-Welt<br />
Der Jubiläumsband –<br />
165 Seiten Galopprennsport<br />
im Spiegel der Geschichte<br />
Faszination<br />
Galopp<br />
von Harald Siemen<br />
50 Jahre Hamburger-<br />
Renn-Club (1852-2002)<br />
Kristall-Quader<br />
3D Lasergravur,<br />
zwei Pferde im<br />
Endkampf, 8 x 5 cm<br />
Sie möchten die Sport-Welt erst testen?<br />
Dann bieten wir Ihnen unser Schnupper-Abo an, Sie erhalten 5 Ausgaben zum Preis von 10<br />
Euro. Sollten Sie sich im Anschluss zu einem Jahres-Abo entschließen, erhalten Sie ebenfalls<br />
eine der drei genannten Abo-Prämien.<br />
PLZ/Ort<br />
Telefon<br />
Den entsprechenden Abo-Betrag zahle ich<br />
❒ bequem per Bankeinzug<br />
❒ per Rechnung<br />
E-Mail<br />
Konto-Nummer BLZ Geldinstitut<br />
Datum/Unterschrift<br />
Möchte ich Sport-Welt nach 12 Monaten nicht mehr weiter beziehen, sende ich spätestens nach Erhalt der letzten Ausgabe<br />
eine Mitteilung an den Leserservice Sport-Welt. Damit ist für mich alles erledigt. Wenn Sie bis zu diesem Termin nichts von<br />
m r hören, verlängert sich mein Abo automatisch. Nach Ablauf der ersten 12 Monate kann ich das Abo jederzeit kündigen, mit<br />
Geld-zurück-Garantie für schon bezahlte, aber noch nicht gelieferte Ausgaben. Auslandspreise auf Anfrage.<br />
Im Falle, dass eine Werbeprämie nicht mehr verfügbar ist, werden wir Ihnen eine adäquate Ersatzprämie anbieten.<br />
SWA304<br />
56 <strong>BoxSport</strong>
Das<br />
sport<br />
gespräch<br />
Manfred Hönel mit Stefan Härtel<br />
Mittelgewichtler Stefan Härtel (25) ist viermaliger Deutscher<br />
Meister und bei nationalen Turnieren seit sieben Jahren ungeschlagen.<br />
Jetzt will der Berliner zu den Profis wechseln. Box-<br />
Sport traf den Boxer vom SV Lichtenberg 47 im Olympiastützpunkt<br />
Berlin zu einem Gespräch.<br />
Als Profi komme ich<br />
leichter nach Rio<br />
Ich bezweifele, dass der Wegfall des<br />
Kopfschutzes das olympische Boxen belebt<br />
Stefan Härtel hat keine Angst, zu den Profis zu wechseln<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie wollen unter<br />
dem Patronat der AIBA als Profi<br />
in der sogenannten APB (AIBA<br />
Professional Boxing) antreten.<br />
Glauben Sie, dass sich die AIBA<br />
da gegen die anderen Profiboxverbände<br />
durchsetzt?<br />
Stefan Härtel: Auf Dauer<br />
denke ich schon. Natürlich<br />
wurden bei einem Kampf wie<br />
Floyd Mayweather gegen Canelo<br />
Alvarez Millionen umgesetzt.<br />
Soweit ist die AIBA noch nicht.<br />
Weltergewichtler Mayweather<br />
ist eine Ausnahme und für mich<br />
im Moment der weltbeste Boxer<br />
überhaupt. Ich glaube aber, dass<br />
sich die AIBA mittelfristig etablieren<br />
wird, einfach, weil sie das<br />
Box-Monopol besitzt. Wer bei<br />
einer WM oder Olympia boxen<br />
will, muss eine Lizenz der AIBA<br />
besitzen. Ich halte deshalb die<br />
APB für zukunftsträchtig.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie sind als Amateur<br />
erfolgreich. <strong>Warum</strong> gehen<br />
Sie diesen Schritt zu den Profis?<br />
Stefan Härtel: Auf keinen<br />
Fall wegen des Geldes. Ich sehe<br />
als AIBA-Profi die Chance, mich<br />
sicherer für die Olympischen<br />
Spiele in Rio zu qualifizieren,<br />
da die ersten sechs Boxer einer<br />
jeden Gewichtsklasse für die<br />
Spiele nominiert sind. Da bei<br />
der APB von vornherein pro<br />
Gewichtsklasse nur zwölf Boxer<br />
antreten dürfen, stehen die<br />
Chancen 50:50 für mich. Wenn<br />
ich aber über die WM und das<br />
einzige Qualifikationsturnier gehen<br />
muss, ist der Weg nach Rio<br />
viel komplizierter. Außerdem<br />
boxe ich weiter in der WSB, die<br />
World Series of Boxing. Theoretisch<br />
könnte ich mich auch dort<br />
für Olympia qualifizieren, vorausgesetzt,<br />
ich komme in der<br />
Rangliste unter die Top five.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie könnten sich<br />
also zweimal für Olympia qualifizieren?<br />
Stefan Härtel: Ich kann<br />
mich theoretisch auf zwei Wegen<br />
qualifizieren. Praktisch wird das<br />
kaum möglich sein, da ich nicht<br />
in der WSB boxen kann, wenn<br />
ich gerade einen Profikampf bei<br />
der APB bestreite.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Die Boxer bei der<br />
AIBA besitzen also drei Chancen,<br />
um ein Olympiaticket zu<br />
ergattern. Einmal bei der APB,<br />
einmal bei der WSB und einmal<br />
über die EM, WM und ein Qualifikationsturnier.<br />
Wenn sich in all<br />
diesen drei Formen ein deutscher<br />
Boxer durchsetzt, könnten dann<br />
drei Deutsche pro Gewichtsklasse<br />
in Brasilien starten?<br />
Stefan Härtel: Es ist richtig,<br />
dass sich drei Boxer pro Land für<br />
Olympia qualifizieren könnten.<br />
Von diesen drei Boxern muss<br />
der DBV einen Boxer auswählen,<br />
den er nach Rio schickt.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Es könnte also<br />
sein, dass Sie sich für Olympia<br />
qualifiziert haben und trotzdem<br />
nicht nach Rio fahren?<br />
Stefan Härtel: So weit will<br />
ich nicht denken, aber die Gefahr<br />
besteht, wenn sich außer mir<br />
noch ein anderer Mittelgewichtler<br />
über die WSB durchsetzt. In<br />
Deutschland ist die Gefahr jedoch<br />
nicht sehr groß. Ich kann<br />
mir jedoch schon vorstellen,<br />
dass Russland, Kasachstan oder<br />
Kuba vor dieser Frage stehen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie sind bei der<br />
Bundeswehr. Werden Sie jetzt<br />
als Profi ausscheiden?<br />
Stefan Härtel: Bei der APB<br />
bin ich auf der sicheren Seite.<br />
Ich boxe als Profi, bleibe aber<br />
mit allen Rechten und Pflichten<br />
bei der Bundeswehr. Ich muss<br />
mich dadurch nicht selbst krankenversichern.<br />
Ich erhalte jeden<br />
Monat mein Gehalt, auch wenn<br />
ich aus irgendwelchen Gründen<br />
nicht kämpfen kann. Die Profis<br />
anderer Verbände sind praktisch<br />
freischaffende Künstler und<br />
müssen für alles selbst sorgen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Was wird aus Ihrem<br />
Lehramts-Studium?<br />
In der WSB ebenfalls erfolgreich: Stefan<br />
Härtel – hier gegen William McLaughlin<br />
(li.) beim Kampf gegen die Italiener<br />
Stefan Härtel: Ich habe<br />
gerade im September meinen<br />
Vorlesungs-Plan abgegeben.<br />
Ich kann natürlich nicht in der<br />
Regelstudienzeit fertig werden,<br />
das ist jedoch kein Problem, da<br />
der Olympiastützpunkt Berlin<br />
einen Kooperationsvertrag mit<br />
der Humboldt-Universität hat.<br />
Aber am Ende meiner Box-Karriere<br />
will ich so weit sein, dass<br />
nur noch ein oder zwei Jahre<br />
bis zum Studienabschluss übrig<br />
bleiben.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Haben Sie nicht<br />
ein bisschen Angst vor dem<br />
Wechsel zu den Profis?<br />
Stefan Härtel: Angst hat<br />
im Boxen nichts zu suchen. Ich<br />
sehe die APB als eine neue Herausforderung<br />
und einen Tapetenwechsel.<br />
Immerhin boxe ich<br />
schon seit fast 16 Jahren olympisch<br />
und langsam wird es mal<br />
Zeit für was Neues.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie sind 1,84 m<br />
groß, können Sie da das Mittelgewicht<br />
überhaupt halten?<br />
Stefan Härtel: Bei uns im<br />
olympischen Boxen beträgt das<br />
Mittelgewicht 75 kg. Dafür muss<br />
ich in der Regel sechs Kilo abkochen,<br />
was bei einem langfristigen<br />
Plan kein Problem ist.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Bei wem werden<br />
Sie in Zukunft trainieren?<br />
Stefan Härtel: Mein Stützpunkttrainer<br />
ist und bleibt Ralf<br />
Dickert. Natürlich werden wir<br />
uns Tipps und Ratschläge von<br />
den ehemaligen Profitrainern<br />
Valentin Silaghi und Michael<br />
Timm holen. Deren Erfahrung<br />
kann auf jeden Fall nicht schaden<br />
und sogar ein Vorteil sein!<br />
<strong>BoxSport</strong>: Bei der APB wird<br />
von acht bis zwölf Runden geboxt,<br />
bei der WSB fünf Runden<br />
und bei WM und Olympia drei<br />
Runden. Geht das nicht alles ein<br />
bisschen durcheinander?<br />
Stefan Härtel: Da man als<br />
AIBA-Profi in der Regel acht<br />
Runden und in der WSB fünf<br />
Runden boxt, wird die Umstellung<br />
nicht allzu groß sein. Olympisch<br />
dürfte ich ja erst wieder zu<br />
den Olympischen Spielen in Rio<br />
boxen. Da muss man natürlich<br />
das Training wieder umstellen,<br />
damit man auch bei drei Runden<br />
konkurrenzfähig bleibt!<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie war das bei<br />
den Deutschen Meisterschaften<br />
ohne Kopfschutz?<br />
Stefan Härtel: Schmerzhafter<br />
als mit. Da ich ein Freund<br />
des Kopfschutzes bin, sehe ich<br />
natürlich überwiegend die Verletzungen,<br />
die mit Kopfschutz<br />
nicht passiert wären. Ich bin<br />
gespannt, ob der Wegfall des<br />
Kopfschutzes wirklich das olympische<br />
Boxen belebt, bezweifele<br />
es jedoch.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
57
Einmal Bronze die magere Ausbeute bei der U17-WM in Kiew<br />
Alexander Grundler ist<br />
der deutsche Held der<br />
jüngsten Junioren-Weltmeisterschaften:<br />
In Kiew<br />
gewann der 16-jährige Bayer nämlich<br />
überraschend Bronze in der<br />
U17-Gewichtsklasse bis 80 Kilogramm.<br />
Eine starke Leistung. In seinem<br />
heimatlichen Box-Club, dem<br />
Köferinger Sportverein, ist man zu<br />
Recht stolz auf das Talent mit dem<br />
Spitznamen „Maschine“. Ist dieser<br />
Junge doch auch der einzige deutsche<br />
Athlet aus dem insgesamt<br />
elfköpfigen Kader, der bei diesen<br />
Weltmeisterschaften eine Medaille<br />
ergatterte.<br />
Nach zwei klaren Siegen über<br />
den Bosnier Ahmed Krjic und den<br />
Koreaner Kim Jun stand Grundler,<br />
der ab 2006 beim Köferinger Coach<br />
Peter Probst das ABC des Boxens gelernt<br />
hat, im Halbfinale. Dort lieferte<br />
er sich ein hochklassiges Gefecht<br />
mit dem favorisierten Vladislav Redko,<br />
das vom Kampfgericht am Ende<br />
knapp für den Russen gewertet wurde.<br />
Dieser unterlag im Finale Robert<br />
Marton aus der Ukraine. Übrigens<br />
Alexander Grundler (im Kreis) ragte bei der WM mit seiner Bronzemedaille aus dem deutschen Team heraus. Die<br />
anderen WM-Fahren waren: Thomas Kross, Vladimir Pletnev, Christian Foos, Hans Birka, Oliver Ginkel, Grundler,<br />
Andreas Schulze (Trainer verdeckt), Jonathan Zumbe, Peter Kadira, Dr. Heuer, Jonathan Fischbuch, Physio<br />
Alex Ognjuk (hintere Reihe von links), Alexander Kupreenko, Denis Gashi, Silvio Schierle, Jonas Stang, Adalbert<br />
Dopkewitschus (vordere Reihe von links)<br />
Ohne Kohle und Athletik<br />
gab es nicht viel zu holen<br />
war Grundler dieses Jahr Deutscher<br />
Juniorenmeister in einem höheren<br />
Limit geworden, das aber nicht<br />
international vorhanden ist. Von<br />
Nachwuchsbundestrainer Hansi<br />
Birka gefragt, zögerte die „Maschine“<br />
nicht und machte Gewicht.<br />
„Alexander hat das toll gemacht“,<br />
lobt Birka. Trotz dieses singulären<br />
Erfolgs gilt es leider festzustellen:<br />
Wenn es noch eines Beweises<br />
bedurft hätte, dass der nationale<br />
Box-Nachwuchs nicht konsequent<br />
genug gefördert wird, dann ist es<br />
diese WM-Bilanz. Denn Deutschland<br />
liegt in der Medaillenwertung,<br />
allerdings zusammen mit starken<br />
Boxnationen wie Brasilien, Rumänien,<br />
Mexiko und Usbekistan, auf<br />
dem 14. und damit letzten Rang.<br />
Drohen die deutschen Jungboxer<br />
international den Anschluss<br />
zu verlieren? Wie das <strong>BoxSport</strong>-<br />
Magazin im Vorfeld ausführlich berichtet<br />
hatte, sah sich der Deutsche<br />
Boxsport-Verband gezwungen, von<br />
58 <strong>BoxSport</strong><br />
Alexander Grundler war der Held des DBV-Teams<br />
den Landesverbänden und Vereinen<br />
3000 Euro pro Starter zu fordern,<br />
weil sich das Bundesinnenministerium<br />
nicht an der Finanzierung von<br />
Zielwettkämpfen der deutschen<br />
U15- und U17-Boxer beteiligt.<br />
Selbst die Teilnahme des einzigen<br />
Medaillengewinners Grundler<br />
wäre beinahe an dieser hohen<br />
finanziellen Hürde des DBV gescheitert:<br />
„Aus Eigenmitteln des<br />
Köferinger Vereins und nur mit Unterstützung<br />
durch den Bayrischen<br />
Landesverband sowie der Mithilfe<br />
von Landesjugendwart Gerhard<br />
Winnerl und Bezirkssportwart Herbert<br />
Mühlbauer konnte sein Start<br />
noch realisiert werden“, hält der<br />
Landesverband Bayern auf seiner<br />
Internetseite fest.<br />
Weil die Mittel fehlen, mangelt<br />
es den U17-Boxern an herausfordernden<br />
Turnieren wie Round Robins<br />
und damit an internationaler<br />
Erfahrung. Zu diesem strukturellen<br />
Dauerproblem kamen diesmal konditionelle<br />
Mängel bei den Boxern:<br />
„Die Athletik hat einigen gefehlt“,<br />
urteilt Birka. Technisch habe man<br />
durchaus mithalten können. Wie<br />
konnte das passieren? „Wir hatten<br />
die Jungs dieses Jahr noch nicht<br />
richtig zusammen. Es gab beispielsweise<br />
keinen Grundlagenlehrgang“,<br />
erklärt Birka.<br />
Bei dem Turnier waren 351<br />
Youngsters im Alter von 15 und 16<br />
Jahren aus 52 Nationen im ukrainischen<br />
Kiew am Start – ein neuer<br />
Rekord. Die Gastgeber holten wie<br />
Kasachstan jeweils zwei Titel, was<br />
Platz drei bedeutet. Das im Nationalranking<br />
zweitplatzierte Kuba<br />
schaffte es, mit einem nur sechsköpfigen<br />
Aufgebot stolze drei Goldmedaillen<br />
zu gewinnen. Doch Russlands<br />
komplettes Team übertrumpfte<br />
mit zehnfachem Edelmetall – drei<br />
Finalsiegern, fünf Silber- und zwei<br />
Bronzemedaillen – wie schon bei<br />
den EM der Männer auch im Juniorenlager<br />
einfach alle Teilnehmer in<br />
13 Limits. Stark schlugen sich laut<br />
Turnierbilanz des Weltverbands<br />
AIBA auch die Teams von Irland,<br />
Australien und der USA.<br />
Unter den weltweit besten acht<br />
Kämpfern pro U17-Gewichtsklasse<br />
taucht neben Grundler nur noch Peter<br />
Kadiru aus Deutschland auf: In<br />
der Klasse über 80 Kilogramm landete<br />
der Hamburger glücklich auf<br />
Platz fünf, indem er per Freilos ins<br />
Viertelfinale vorgestoßen war. In seinem<br />
folgenden Auftaktkampf unterlag<br />
er aber dem Bulgaren Angelov.<br />
„Kadiru hat mir ebenso leidgetan<br />
wie Alexander Kupreenko:<br />
Beide wurden von den Punktrichtern<br />
einfach weggedrückt“, meint<br />
Birka. Auch weitere deutsche Medaillenhoffnungen<br />
wie Silvo Schierle<br />
(Thüringen) und Jonas Stang<br />
(Baden-Württemberg), denen Birka<br />
gute Kämpfe attestiert, schieden<br />
aufgrund knapper Urteile nach der<br />
zweiten Turnieransetzung aus.<br />
Peter Jaschke
Bei der U17- und U19-WM in Bulgarien<br />
Keine Medaille! Deutsche<br />
Boxerinnen waren frustriert<br />
Trainer Kubath: Alle Mädchen gehören ausnahmslos an die Stützpunkte<br />
Die U19-Mädchen aus<br />
Polen gelten beim<br />
Weltverband AIBA als<br />
die Überraschungsgewinner<br />
der Jugend-Weltmeisterschaften<br />
in Albena an der<br />
bulgarischen Schwarzmeerküste.<br />
Dort fanden parallel auch die<br />
Juniorinnen-Titelkämpfe statt.<br />
In dieser Altersklasse der U17<br />
lagen unterm Strich die jungen<br />
Russinnen vorn. In beiden Altersklassen<br />
landeten die Box-<br />
Girls aus Kasachstan auf Rang<br />
zwei der Nationen-Wertung. Jeweils<br />
Dritter: Chinas weibliche<br />
Jugend (U19) beziehungsweise<br />
die US-Juniorinnen (U17).<br />
Allerdings ernannte man die<br />
16 Jahre alte irische Weltmeisterin<br />
Ciara Ginty zur besten Juniorboxerin<br />
dieser WM. Zur besten<br />
Boxerin des U19-Turniers wurde<br />
indes die US-Vorzeigeboxerin<br />
und Olympiasiegerin von London<br />
gekürt, Claressa Shields.<br />
Sie bezwang im Halbfinale die<br />
Russin Matrena Vyachkina mit<br />
Leichtigkeit und verwies im Finale<br />
auch die starke Polin Elzbieta<br />
Wojcik überzeugend auf<br />
Platz zwei. Shields gilt jetzt als<br />
eine heiße Medaillenanwärterin<br />
für die Frauen-WM 2014 in Kanada.<br />
Und Deutschland? Im Viertelfinale<br />
war Schluss für die<br />
sechs zu diesem Zeitpunkt nur<br />
noch im Rennen befindlichen<br />
Teilnehmerinnen des Deutschen<br />
Boxsportverbands, nämlich die<br />
amtierende EU-Cup-Vizemeisterinnen<br />
Anika Scheuermann<br />
(Helbra) und Mandy Berg (Fürstenfeldbruck)<br />
sowie Justine<br />
Metzdorf (Cottbus, alle U17), die<br />
aktuelle EU-Dritte Justine Mörl<br />
(Schwerin), EU-Championesse<br />
Carlotta Hansen (Hamburg)<br />
und EU-Vizemeisterin Sarah Ali<br />
(Neunkirchen, alle U19).<br />
Die Enttäuschung ist groß:<br />
„Die Mädels sind frustriert“,<br />
berichtet der für den weiblichen<br />
Nachwuchs zuständige Bundestrainer<br />
Roland Kubath. Auch<br />
er hatte sich wenigstens eine<br />
Medaille in jeder Altersklasse<br />
erhofft. Dass es nicht geklappt<br />
hat, liegt an mehreren Faktoren.<br />
Seiner Analyse schickt Kubath<br />
jedoch voraus: „Alle haben eine<br />
recht gute Leistung gebracht.“<br />
Konditionell hätten die Mädchen<br />
gut mithalten können, doch habe<br />
es im technisch-taktischen<br />
Bereich gehapert.<br />
pari stand, wurden wir nie bevorzugt.<br />
So war es auch beim<br />
EU-Cup schon“, sagt Kubath.<br />
Als Beispiel für die fortgesetzte<br />
Ungleichbehandlung führt<br />
er die Kölner U19-Boxerin Anja<br />
Moskil an, die beim EU-Cup<br />
Bronze geholt hatte. Die Fans ihrer<br />
türkischen Gegnerin hätten<br />
so ohrenbetäubend laut getrommelt,<br />
dass die Deutsche prompt<br />
Viel zu lachen hatten die deutschen Boxerinnen und Delegierten am Ende in Albena nicht mehr, sie gingen leer aus...<br />
„Wir müssen jetzt klar machen,<br />
ein Kampfrichterkommando Beleg dafür an, dass ausnahmslos<br />
dass ausnahmslos alle<br />
Mädchen an Stützpunkte gehören“,<br />
unterstrich Kubath. Bei der<br />
WM habe sich gezeigt, dass es<br />
an Wettkampferfahrung mangele.<br />
Auch mit hohem Druck müssen<br />
die jungen Frauen besser<br />
umgehen lernen. Aufgrund des<br />
neuen Ten-Points-Must-Systems<br />
bei der Wertung werde anders<br />
geboxt als vorher, was einige<br />
noch nicht umsetzen könnten:<br />
So seien bei großem Tempo<br />
Mehrfachangriffe gefragt.<br />
Dazu kam erneut das alte<br />
Manko: „Wenn es am Ende mal<br />
überhört und dafür noch eine<br />
Verwarnung kassiert habe. Trotz<br />
dieses Vorteils habe die obendrein<br />
unsauber boxende Kontrahentin<br />
nur mit 2:1 gewinnen<br />
können. Pech hatte die Juniorin<br />
Justine Metzdorf: Die Cottbusserin<br />
unterlag in einem starken<br />
zweiten WM-Kampf der späteren<br />
Weltmeisterin aus China.<br />
„Eine enge Kiste war auch<br />
der Kampf von Carlota Hansen“,<br />
sagt Kubath. Allerdings<br />
habe sich die Hamburger EU-<br />
Cupsiegerin dieses Jahres auf<br />
einen Schlagabtausch eingelasmäßig<br />
alle Kadermädchen regel-<br />
in den Leistungszentren<br />
trainieren müssen.<br />
Insgesamt waren ein Dutzend<br />
deutsche Mädels in Albena<br />
angetreten: Neben den bereits<br />
Genannten gehörten noch<br />
Antonia Birardi (Alzey, U17)<br />
sowie in der Jugendklasse Selin<br />
Korkmaz (Wesel), Elisabeth<br />
Wohlgemuth (EU-Cup-Bronze,<br />
Wismar) und Olivia Endale<br />
Maky (EU-Silber, Berlin) zum<br />
Aufgebot mit dem Bundesadler<br />
auf dem Trikot.<br />
Peter Jaschke<br />
sen und für ihre Defizite in der<br />
Deckungsarbeit die Quittung<br />
erhalten. Mörl, Ali und Juniorin<br />
Marie Maciejewski (Stralsund)<br />
habe man im Ring von Albena<br />
deutlich angemerkt, dass sie<br />
kurz zuvor beim international<br />
besetzten Turnier um den Strela-<br />
Cup in Stralsund schon Herausforderungen<br />
bewältigt hatten.<br />
Dies sieht Kubath als weiteren<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
59
ALLE KÄMPFE -- alle sieger<br />
TERMINKALENDER<br />
DER AMATEURE<br />
Bayern<br />
BRI Senden: Nachwuchsveranstaltung<br />
n Samstag, 26. Oktober 2013 -<br />
14.00 Uhr<br />
Ort: Senden, Dreifach-Turnhalle<br />
ATS Kulmbach: Nachwuchsveranstaltung<br />
n Samstag, 26. Oktober 2013 -<br />
14.00 Uhr<br />
Ort: Kulmbach, EKZ Fritz<br />
TS Markredwitz-Dörflas:<br />
Nachwuchsveranstaltung<br />
n Samstag, 2. November 2013 -<br />
16.00 Uhr<br />
Ort: Marktredwitz, Turnhalle<br />
BRA Immenstadt: Nachwuchsveranstaltung<br />
n Samstag, 9. November 2013 -<br />
14.00 Uhr<br />
Ort: Immenstadt, Julius-Kunert-<br />
Halle<br />
BC Kaufbeuren: Intern.<br />
Mannschaftsvergleich<br />
vs. Szamathely/Ungarn<br />
n Samstag, 9. November 2013 -<br />
19.00 Uhr<br />
Ort: Kaufbeuren-Neugablonz,<br />
Dreifach-Turnhalle<br />
BC Landau: Nachwuchsveranstaltung<br />
n Samstag, 23. November 2013<br />
- 15.00 Uhr<br />
Ort: Landau, Dreifachturnhalle<br />
BERLIN<br />
Johann-Trollmann-<br />
Kampftag des BC Viktoria<br />
71-BC Cottbus<br />
n Sonntag, 20. Oktober 2013 -<br />
11.00 Uhr<br />
Ort: Sporthalle Lobeckstr., Berlin-<br />
Kreuzberg<br />
1. Schöneberger Kiez-<br />
Boxturnier des BC Isigym<br />
n Samstag, 2.11.2013 - 14.00<br />
Uhr, Sonntag, 3.11.2013 - 11 Uhr<br />
Ort: Boxcamp Potsdamer Str. 152,<br />
Berlin-Schöneberg<br />
Bayern<br />
Nachwuchsveranstaltung BC<br />
Gunzenhausen<br />
Schüler: Pap. 38: Nurdinov (04<br />
Schwabach) n.P. über Abrahamyan<br />
(Gunzenhausen); Kadetten: HW:<br />
Amaev (1880 München) n.P. über<br />
Dikmen (Gunzenhausen); Junioren:<br />
B: Golpira (1860 München)<br />
TKO-A. 1.R. über Faust (1860), F:<br />
Atac Waldkraiburg) n.P. über Klasing<br />
(Gunzenhausen); Männer/Frauen: L<br />
(weibl): Coussens (Windsheim) n.P.<br />
über Bauer (1860), L: Wolf (1860)<br />
n.P. über Karadogan (Eichstätt), HW:<br />
Geier (Windsheim) n.P. über Schöfer<br />
Hans (1860), M: Waigand (Windsheim)<br />
TKO-A. 2.R. über Rodic (1860),<br />
HS: Avagyan (Windsheim) TKO-A.<br />
1.R. über Meßling (1860), HS: Eckert<br />
(Stein) n.P. über Schlüß (1860), S:<br />
Shamilov (1860) n.P. über Büchner<br />
(Windsheim)<br />
Intern. Mannschaftsvergleich<br />
Boxfit Regensburg vs. PSV Salzburg<br />
8:10<br />
Kadetten: HFl: Frank (R) n.P. über<br />
Nikolic (S), HW: Spannbauer (S)<br />
TKO-A über Becker (R); Jugend: HFl<br />
(weibl): Steinsdorfer (R) n.P. über<br />
Aras (S), L (weibl): Stephan (S) n.P.<br />
über Kaufmann (R), W: Paul (S) n.P.<br />
über Probst (R); Männer/Frauen: B<br />
(weibl): Loichinger (R) n.P. über Vogt<br />
(S), W: Wilhelm (R) n.P. über Petrischor<br />
(S), HS: Wenzl (S) n.P. über<br />
Cukur (R), HS: Minarik (S) n.P. über<br />
Lanzl (R)<br />
Mannschaftsvergleich ASV Happing<br />
vs. TV Altötting 10:8<br />
Schüler: B: Sadoyan (H) n.P. über<br />
Stele (A); Kadetten: Pap. 30: März<br />
(A) TKO 3.R. über Kryezür (H), F: Gruber<br />
(A) n.P. über Perzati (H), HS: Ojo<br />
(H) n.P. über Pechmann (A); Männer:<br />
W: Schmidt (A) n.P. über Mirzaev (H),<br />
M: Betzl (H) n.P. über Rolitsch (A), M:<br />
Seven Ufuk (A) n.P. über Schachidov<br />
(H), M: Shamilov (H) n.P. über Seven<br />
Baris (A), S: Diksic (H) n.P.. über Filatow<br />
(A)<br />
Intern. Mannschaftsvergleich<br />
BC Innsbruck vs. Picc.<br />
Fürstenfeldbruck 4:12<br />
Kadetten: W: Steko (FFB) n.P. über<br />
Berger (I); Junioren: F: Malcev (FFB)<br />
n.P. über Mashollaj (I), W: Osdamirov<br />
(I) n.P. über Beka (FF), M: Utz (FFB)<br />
TKO.2.R. über Avdic (I); Männer: HW:<br />
Aladzic (FFB) n.P. über Barchoev (I),<br />
M: Atalay (FFB) n.P. über Schmidleitner<br />
(I), M: Zarkiev (I) n.P. über Cukur<br />
(FFB), HS: Berisha (FFB) n.P. über<br />
Mataev (I)<br />
Intern. Mannschaftsvergleich TSV<br />
Mühldorf vs. VSE Cegled 12:12<br />
Schüler: Pap. 30: Borod (M) n.P.<br />
über Gert (C), Pap. 46: Horvath (C)<br />
n.P. über Vinogradow (M), L: Kraus<br />
(M) n.P. über Fegy (C); Kadetten: F:<br />
Pasztor (C) n.P. über Kurz (M); Junioren:<br />
F: Horvath (C) n.P. über Atac<br />
(M), L: Brester (M) n.P. über Vass (C);<br />
Jugend: L: Bondarenko (M) n.P. über<br />
Kozak (C), HS: Vascenko (M) n.P.<br />
über Varga (C), S: Miehling (M) n.P.<br />
über Eger (C); Männer: W: Burger (C)<br />
n.P. über Klyputa (M), W: Szabo (C)<br />
n.P. über Ellenschläger (M), M: Malya<br />
(C) n.P. über Haufellner (M)<br />
Mannschaftsvergleich DJK Bav.<br />
Rosenheim vs. TSC Berlin 6:16<br />
Schüler: HFl: Abdurachmanov (B)<br />
n.P. über Vollmann (R), L: Boino-<br />
Nogoeiro (R) n.P. über Rackwitz (B);<br />
Kadetten: HFl: Saidow (B) n.P. über<br />
Bondarenko (R), Fl: Karamazov (B)<br />
TKO 1.R. über Schöll (R); Junioren:<br />
S: Karalioglu (B) n.P. über Pechmann<br />
(R); Jugend: HW: Hoffmann (R) n.P.<br />
über Danljan (B), HW: Mantaev (B)<br />
TKO 1.R. über Heitkamp (R); Männer/Frauen:<br />
Fl (weibl): Saupe (B)<br />
n.P. über Menthel (R), W: Erpel (B)<br />
n.P. über Parwani (R), W: Klyputa (R)<br />
n.P über Eraslan (B), HS: Baumann<br />
(B) n.P. über Berisha (R)<br />
Berlin<br />
Spandauer Juliusturm-Pokalturnier<br />
/ Halbfinale<br />
Kadetten: 50 kg Ibrahim Riedel<br />
(Olympia 75) PS über Güneyt Dogangüzel<br />
(Isigym); 57 kg: Pierre Finet<br />
(Füchse) PS über Mustaf Cinar (Isigym);<br />
Junioren: 50 kg Surab Sultigov<br />
(NSF) PS über Haris Hokic (Hertha<br />
BSC); 53 kg: Patrick Wolf (Südwest<br />
47) PS über Raphael Schmiedeke<br />
(Füchse); 57 kg: Pascal Finet (Füchse)<br />
PS über Luis Freisem (Südwest<br />
47); 60 kg: Hamed El Abadi (ABV) Ps<br />
über Mohsen Dahout (Isigym); Yasim<br />
Issa (NSF) TKO-I 1. Rd. über Benjamin<br />
Masa (Stahl); + 86 kg: Alexander Müller<br />
v. Berge (BSG 76) TKO 2.Rd. über<br />
Waled Saaed (Isigym); Jugend: + 91<br />
kg: Ali Ali-KHan (Isigym) TKO 1.Rd.<br />
über Patrick Kliem (PSV), Männer:<br />
69 kg: Mohamed El-Mosleh (NSF)<br />
PS über Younes El-Khatib (Isigym),<br />
75 kg: Wolkan Bünger (SBC 26) PS<br />
über Enno Warring (Sparta 58).<br />
34. Juliusturm-Pokalturnier in<br />
Spandau -Vorrunde<br />
Männer: Halbweltergewicht: Sebastian<br />
Erpel (BTSC) PS über Serkan<br />
Kaya (Olympia 75), Weltergewicht:<br />
Firat Tekin TKO-Sieger 3.R. über Cengiz<br />
Cayir (Stahl Schöneweide), Mittelgewicht:<br />
David Ohlsen (SC Koryo)<br />
PS über Mohamed Kharbot (Südwest<br />
47), Halbschwergewicht: Marlon<br />
Tunger WO über Damir Gabaidulin<br />
(Reinickendorf 03), Philipp Chadzynsky<br />
(BTSC) TKOI 3.R. über Max Diehn<br />
(Olympia 75), Philipp Stammer (Isigym)<br />
TKOA 1. R. über Bryan Haserick<br />
(Olympia 75), Bart Sparnaaij (Isigym)<br />
TKO 2.R. über Erik Kulig (Reinickendorf<br />
03),Mateusz Okbi (Isigym) TKOI-<br />
Sieger 2. R. über Mamaa Diallo (Reinickendorf<br />
03), Junioren: Jihad Nazif PS<br />
über Ajhmad Farhat (Koryo), Patrick<br />
Wolf (Südwest 47) PS über Nurullah<br />
Geckil (Koryo), Yasim Eskier (Koryo)<br />
PS über Mustafa Helal (BFC).<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Int. Box-Oberliga: Wanne-Eickel/<br />
Marl-Hüls gegen Düsseldorf/Hilden<br />
64 Kg: Christian Eckert, Düsseldorf/<br />
Hilden, PS über Andreas Wacker,<br />
Wanne-Eickel/Marl Hüls; 64 Kg:<br />
Malke Buyukkaya, Wanne-Eickel/<br />
Marl Hüls, TKO- A Rd. 1 über Donato<br />
Mucci, Düsseldorf/Hilden; 75 Kg: Gianluca<br />
Taccia, Düsseldorf/Hilden, PS<br />
über Emad El-Farhi, Wanne-Eickel/<br />
Marl Hüls; 75 Kg: Berkant Kaplan,<br />
Wanne-Eickel/Marl Hüls, PS über<br />
Shahin Mohammadi, Düsseldorf/Hilden;<br />
81 Kg: Alpay Berber, Wanne-Eickel/Marl<br />
Hüls, TKO-I über Mateusz<br />
Hajbowicz, Düsseldorf/Hilden; 91<br />
Kg: Wladimir Eichholz, Düsseldorf/<br />
Hilden, WO; +91 Kg: Blerim Hajdari,<br />
Wanne-Eickel/Marl Hüls, Sieg durch<br />
Disquali. Rd. 3 über Robert Zyla, Düsseldorf/Hilden<br />
MBR Hamm gegen das Team<br />
Nordrhein<br />
60 kg: Ivan Freidenberg, Nordrhein,<br />
PS über Rachid Nehas, Hamm; 64<br />
kg: Muhammed Köse, Nordrhein,<br />
WO; 69 kg: Abbas Baraou, Nordrhein,<br />
TKO-A über Hasan Özer, Hamm; 69<br />
kg: Morad Möllenbeck, Nordrhein,<br />
PS über Narek Hovannisyan, Hamm;<br />
75 kg:Cihan Calik, Nordrhein, PS<br />
über Nuri Yesil, Hamm; 81 kg: Jaron<br />
Transfeld, Nordrhein, PS über Josef<br />
Jäschke, Hamm; +91 kg: Max Keller,<br />
Nordrhein, PS über Mohammed Nasser,<br />
Hamm<br />
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 31. Oktober 2013<br />
60 <strong>BoxSport</strong>
VOM DBV ZUGELASSEN:<br />
JETZT NEU!<br />
12 UNZEN<br />
WETTKAMPF-<br />
HANDSCHUHE<br />
Entsprechen den neuen<br />
DBV-Wettkampf-<br />
Richtlinien für<br />
Olympisches Boxen in<br />
den Gewichtsklassen von<br />
69 – +91 kg der Männer!<br />
„Contest“ Wettkampf-Handschuhe<br />
• Jetzt neu in 12UZ<br />
(Weiterhin auch 10UZ erhältlich)<br />
Nur im Fachhandel oder<br />
direkt bei Paffen Sport!<br />
Weitere Informationen und<br />
Bestellung unter:<br />
info@paffen-sport.com<br />
• Mit oder ohne DBV-Prüfsiegel<br />
• Beste anatomische Vorkrümmung für Faust und Daumen<br />
und damit insgesamt eine optimale Passform<br />
• Optimaler Schutz durch mehrlagige Spezial-Schaumstoffpolsterung<br />
• Farben: rot oder blau paffen-sport.com
AUS DEN VERBÄNDEN<br />
DBV<br />
Ehrung für Christa Hamann<br />
Christa Hamann bekommt bei der DM<br />
den Pokal von Jürgen Kyas überreicht<br />
Auch wenn Christa Hamann<br />
(75) kein Amt mehr im Boxsport<br />
innehat, so hat man beim<br />
Deutschen Boxsport-Verband<br />
(DBV) ihr umfangreiches Wirken<br />
im Boxsport und ihre vielfältigen<br />
Verdienste um diesen<br />
nicht vergessen. Im Rahmen der<br />
diesjährigen DM der Männer in<br />
der kleinen EWE Arena dankte<br />
ihr DBV-Präsident Jürgen Kyas<br />
mit einem großen Pokal. Zuvor<br />
war sie bereits mit der goldenen<br />
Ehrennadel des DBV geehrt worden.<br />
Christa Hamann – Ehefrau der<br />
jüngst verstorbenen Oldenburger<br />
Trainer-Legende Heinrich<br />
Hamann – war von 1972 bis 1990<br />
die einzige Frau in Deutschland,<br />
die eine Boxabteilung leitete.<br />
Ferner war sie u.a. von 1974<br />
bis 1989 Frauenwartin im Stadtsportbund<br />
Oldenburg. Maßgeblich<br />
trug sie zu zahlreichen internationalen<br />
Sportbegegnungen<br />
mit Oldenburgs Partnerstädten<br />
bei.<br />
Im Verlauf der Turbulenzen<br />
des letztlich 2000 erfolgreich<br />
abgeschlossenen Insolvenzverfahrens<br />
sorgte Christa Hamann<br />
gemeinsam mit ihrem Ehemann<br />
für die Gründung des neuen<br />
Klubs Verein Für Boxsport (VFB)<br />
Oldenburg und sorgte damit für<br />
den Erhalt des Boxens in Oldenburg.<br />
Heinz Arndt<br />
Glockengeläut zum 97.<br />
Geburtstag von Kordts<br />
Am 5. September läuteten in<br />
Warnau bei Kiel, Schleswig-<br />
Holstein, die Kirchenglocken<br />
besonders laut. Siegfried Kordts,<br />
ehemaliger Präsident des DABV<br />
(1979 bis 1987) feierte im engen<br />
Kreis seiner Familie und seiner<br />
Freunde seinen 97. Geburtstag.<br />
Der gebürtige Neumünsteraner<br />
und Richter beim Sozialgericht<br />
hatte in seinem Amt den DABV<br />
auf nachhaltigen Erfolgskurs<br />
gebracht. Ab 1963 bis 1977 war<br />
Kordts Vorsitzender des SHABV,<br />
1973 wurde er in das Vorstandsgremium<br />
des DABV aufgenommen,<br />
1991 wurde er zum Ehrenpräsidenten<br />
des DBV gewählt.<br />
Diesen Ehrenposten gab er 2002<br />
aus Altergründen zurück. 1979<br />
organisierte Kordts die EM in<br />
Köln-Deutz, drei Jahre später die<br />
WM in München. In seine Zeit<br />
fielen viele internationale Turniere<br />
im Amateurboxsport. 1995<br />
war er als Ehrenpräsident Repräsentant<br />
und Mit-Organisator<br />
der WM in Berlin. Für seine auf<br />
vielen Gebieten hervorragenden<br />
Leistungen erhielt Siegfried<br />
Kordts 1986 das Bundesverdienstkreuz<br />
1. Klasse.<br />
Baden-Württemberg/NRW<br />
Sportart 3 schließt adidas<br />
Ausrüstungsverträge mit<br />
Boxsport-Verbänden ab<br />
Frank Koch (li.) und Jürgen Wiedemann<br />
im Rahmen der Vertragsunterzeichnung<br />
Die Deutschen Meisterschaften<br />
der Männer in Oldenburg<br />
waren der würdige Rahmen für<br />
eine Vertragsunterzeichnung<br />
der Ausrüstungsverträge zwischen<br />
adidas/Sportart3 und den<br />
Boxsport-Verbänden Baden-<br />
Württemberg und Nordrhein-<br />
Westfalen.<br />
Vor fast genau einem Jahr wurde<br />
an gleicher Stelle der Ausrüstungsvertrag<br />
zwischen adidas/<br />
Sportart 3 und dem Deutschen<br />
Boxsport-Verband besiegelt.<br />
Nun haben auch die beiden Landesverbände<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
und Baden-Württemberg einen<br />
adidas Ausrüstungsvertrag<br />
unterzeichnet. Frank Koch (Geschäftsführer<br />
der Firma Sportart<br />
3), Jürgen Wiedemann (Präsident<br />
Baden-Württemberg) und<br />
Erich Dreke (Präsident Nordrhein-Westfalen)<br />
unterschrieben<br />
die Verträge.<br />
Der Böblinger Dennis Malsam bezwang den mit mehreren Kämpfen ausgestatteten<br />
Schwenninger Tobias Neubauer nach Punkten<br />
Drei Böblinger Siege<br />
bei sechs Startern<br />
Der SV Böblingen hatte kürzlich<br />
Vereine aus Baden-Württemberg<br />
zu einem Boxnachmittag eingeladen,<br />
um seinen Jungboxern<br />
eine Betätigungsmöglichkeit im<br />
eigenen Ring zu ermöglichen.<br />
Elf Vereine nahmen teil, mit dem<br />
BC Nordend Offenbach partizipierte<br />
sogar ein Club aus dem<br />
Landesverband Hessen beim<br />
Böblinger Boxnachmittag. Von<br />
den ursprünglich zehn vorgesehenen<br />
Startern des Gastgebers<br />
kamen sechs zum Einsatz, es<br />
gab eine ausgeglichene Bilanz,<br />
drei gewonnene Gefechte und<br />
drei Kämpfe gingen verloren.<br />
Insgesamt standen 17 Kämpfe,<br />
davon zwei Begegnungen von<br />
jungen Damen, auf der Programmkarte.<br />
Von den weiblichen<br />
Boxerinnen konnte die Esslingerin<br />
Leonie Müller besonders gefallen,<br />
die einen vorzeitigen Sieg<br />
über die Offenbacherin Lorena<br />
Dittmann feierte. Den besten<br />
Kampf sah man im Junioren Mittelgewicht<br />
zwischen dem Böblinger<br />
David Omerovic und dem<br />
Karlsruher Leon Bauer, der drei<br />
Runden lang fast ausgeglichen<br />
verlief. Der Böblinger wuchs<br />
während den drei Runden über<br />
sich hinaus, hatte in der letzten<br />
Runde einige Hände mehr im Ziel<br />
und wurde noch knapper Punktsieger.<br />
Zu Punktsiegen kamen<br />
auch die Böblinger Erwin Kliese<br />
gegen Seredal Teke (Kampfsport<br />
Lahr) und Dennis Malsam gegen<br />
Tobias Neubauer (BR Villingen/<br />
Schwenningen).<br />
Berlin<br />
Good bye „Bubi“<br />
Am 9.11.2013 hat Berlins Boxsport<br />
ein trauriger Schlag getroffen.<br />
Im Alter von 80 Jahren<br />
ist der verdiente Sportkamerad<br />
Gerhard „Bubi“ Dieter im Pflegeheim<br />
Falkensee nach längerer<br />
Krankheit verstorben. Dieter<br />
boxte von 1951–1966 für den<br />
Spandauer Box-Club 1926 und<br />
bestritt 228 Kämpfe. Von 1956<br />
bis 1963 gewann er acht Berliner<br />
Meistertitel, von 1960 bis 1964<br />
vier deutsche Titel sowie 1963<br />
die Bronzemedaille bei der EM<br />
in Moskau. 1964 siegte er im vorolympischen<br />
Turnier in Tokio.<br />
Als größte persönliche Erfolge<br />
nannte Bubi stets die drei Siege<br />
über den legendären polnischen<br />
Meister und Olympiasieger 1964<br />
Jerzej Kulej und den K.o.-Sieg<br />
über den schottischen Olympiasieger<br />
Mc Taggert.<br />
Nach längerer Krankheit ist „Bubi“<br />
Dieter mit 80 Jahren verstorben<br />
Nach seiner aktiven Laufbahn<br />
war er als Vereinstrainer zusammen<br />
mit seinem Entdecker und<br />
Trainerguru Bruno Kurtzer tätig<br />
und wechselte dann als Verbandstrainer<br />
zum Berliner Box-Verband.<br />
Mit ihm als Coach wurden<br />
Berlins Boxer eine Macht und<br />
holten Deutsche Meisterschaften<br />
und internationale Erfolge.<br />
Für drei Jahre wechselte er die<br />
Seiten und führte Eckhard Dagge<br />
zum Profiweltmeister. Nach<br />
dem Ausflug kehrte Bubi zum<br />
BBV zurück und wurde beim<br />
LSB als Landestrainer Boxen angestellt.<br />
Im Landesleistungszentrum<br />
Deutschlandhalle formte<br />
er wieder Berliner Athleten zur<br />
Spitzenklasse, wie z.B. Peter<br />
Suckrow, Klaus Niketta, Nadir<br />
Kurt, Adnan Özcoban, Oktay Ur-<br />
62 <strong>BoxSport</strong>
In Gifhorn war der BSK erfolgreich: Hasan Özer (als Assistent in der Ecke), Trainer<br />
Arthur Matteis, Roman Schäfer, Arian Sadikovic (v.l.n.r.)<br />
kal, Uli Junger, Michael Gusnick,<br />
Andre Hoth, Frank Zegel, Sven<br />
Ottke und Thomas Ulrich. 1996<br />
wurde er in der Bruno-Gehrke-<br />
Halle vom LSB und BBV unter<br />
dem Motto „Good bye Bubi“<br />
feierlich als Landestrainer verabschiedet.<br />
Er wird unvergessen<br />
bleiben.<br />
Amtliche Bekanntmachung<br />
Die Sportler Ervin Mesic, geb.<br />
am 16.03.1997, Isigym Boxverein;<br />
Kevin Halilovic, geb. am<br />
15.08.1998, Isigym Boxverein<br />
werden wegen schwerer Tätlichkeit<br />
und grober Unsportlichkeit<br />
gegen einen Trainingspartner für<br />
die Dauer von 5 Jahren für jegliche<br />
Wettkampftätigkeit im Bereich<br />
des Deutschen Boxsport-<br />
Vebandes g e s p e r r t.<br />
Die Startpässe Nr. 3168 und Nr.<br />
3173 wurden vom Berliner Box-<br />
Verband eingezogen.<br />
gez. Hans-Peter Miesner, Präsident;<br />
gez. Andrew Colbourne,<br />
Sportwart<br />
Mecklenburg-Vorppmmern<br />
85. Geburtstag von<br />
AIBA-Referee Räsch<br />
Werner Räsch feierte Ende August<br />
seinen 85. Geburtstag. In<br />
Anklam hatte er 1948 mit dem<br />
Boxen begonnen, ging nach<br />
Greifswald und wurde einer der<br />
bekanntesten und erfolgreichsten<br />
Boxer von Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Als Mitglied der bekannten<br />
Schweriner „Einheit“-<br />
Staffel stand er mit vielen Spitzenboxern<br />
im Ring. Nach seiner<br />
aktiven Laufbahn entwickelte<br />
sich Räsch zu einem international<br />
geachteten Kampfrichter<br />
der AIBA. Bei vielen Meisterschaften<br />
und Turnieren im Inund<br />
Ausland sowie der größten<br />
europäischen Turniere war er<br />
ein umsichtiger und wissender<br />
Kampfrichter.<br />
Niedersachsen<br />
Dudinski verpasst<br />
DM-Finale knapp<br />
Schade: Sergei Dudinski vom<br />
BSK Hannover-Seelze hat bei<br />
den Deutschen Meisterschaften<br />
in Oldenburg den Einzug ins Finale<br />
nur knapp verpasst. Dabei<br />
hatte das Turnier für den Bantamgewichtler<br />
vielversprechend<br />
angefangen: Gegen den Kölner<br />
Vitalie Gaurow konnte er in der<br />
Vorrunde deutlich seine Überlegenheit<br />
demonstrieren und so<br />
durch einen Punktsieg ins Halbfinale<br />
einziehen. Dort traf er auf<br />
Beim öffentlichen Training in Oberdorstfeld wurden diverse Schlagtechniken<br />
demonstriert<br />
Hathe Gashi vom SV Motor Babelsberg.<br />
„Sergei war in Topform<br />
und hat eine überragende Leistung<br />
gezeigt“, so BSK-Trainer<br />
Arthur Mattheis. Dennoch reichte<br />
es nicht ganz: Am Ende hatten<br />
die Punktrichter seinen Gegner<br />
vorn. Für Mattheis eine „klare<br />
Fehlentscheidung“: „Sergei war<br />
in allen Runden technisch besser<br />
und der überlege Mann im Ring.<br />
Für mich war er der Sieger.“<br />
An der Bundesliga-Front haben<br />
die Seelzer ebenfalls einen Erfolg<br />
zu vermelden: Punktegarant<br />
Jakob Deines wird in der<br />
kommenden Saison wieder der<br />
Seelzer Liga-Staffel angehören.<br />
Zuletzt hatte der Mittelgewichtler<br />
einige Angebote von Erstliga-<br />
Vereinen. Nun hofft man, auch<br />
Angelo Welp im Halbweltergewicht<br />
behalten zu können.<br />
Sergei Dudinski (rechts) kam in<br />
Oldenburg bis ins Halbfinale<br />
Roman Schäfer in<br />
Gifhorn überlegen<br />
Bei einem Vergleichsturnier in<br />
Gifhorn stiegen gleich zwei Athleten<br />
des BSK Hannover-Seelze<br />
in den Ring – und holten zwei<br />
Siege. Zunächst kletterte Roman<br />
Schäfer (bis 63 kg) ins Seilgeviert.<br />
Sein Gegner Michael Otto<br />
vom BC Gifhorn konnte seinen<br />
Vorteil als Lokalmatador nicht<br />
ausnutzen und musste sich nach<br />
Punkten geschlagen geben.<br />
Schäfer zeigte in allen Runden<br />
seine technische Dominanz und<br />
schaltete im Schlussdurchgang<br />
sogar noch einen Gang hoch.<br />
„Roman war absolut überlegen“,<br />
freute sich sein Trainer Arthur<br />
Mattheis. Die Punktrichter<br />
sahen das ebenso und erklärten<br />
den Seelzer einstimmig zum<br />
Punktsieger.<br />
Noch besser lief es für Arian Sadikovic<br />
(bis 75 kg). Gegen Viktor<br />
Slawinski (BC Gifhorn), der<br />
bereits in Kasachstan reichlich<br />
Kampferfahrung sammeln konnte,<br />
präsentierte sich Sadikovic in<br />
Topform. Schon nach der ersten<br />
Runde gab die gegnerische Ecke<br />
verletzungsbedingt auf. „Arian<br />
hat eine sehr gute Leistung gezeigt.<br />
Er stand sehr kompakt und<br />
hatte eine gute Deckung“, freute<br />
sich Mattheis. Das Tagesfazit des<br />
Trainers: „Die Jungs haben sich<br />
von ihrer besten Seite gezeigt<br />
und das umgesetzt, was wir trainiert<br />
haben. Super!“<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Viel Beifall für variable<br />
Boxschulung<br />
Am Tag der Vereine lud die Interessengemeinschaft<br />
Dorstfelder<br />
Vereine den Dortmunder Boxsport<br />
20/50 zu einem „Öffentlichen<br />
Training“ in die Gartenanlage<br />
„Oberdorstfeld“ ein. Vor<br />
rund 200 Zuschauern gaben die<br />
Faustkämpfer einen Einblick in<br />
das umfangreiche Boxtraining.<br />
Die beiden DBS-Trainer Martin<br />
Cwiklinski und Siegfried Kucznierz<br />
zeigten mit ihren Schützlingen<br />
eine variable Boxschulung.<br />
Bei den Partnerübungen wurden<br />
die vielseitigen Schlagtechniken<br />
demonstriert. Die Übungen wurden<br />
mit viel Beifall bedacht.<br />
Senioren bringen<br />
sich in Form<br />
Jeden Donnerstag von 20.30<br />
– 22.00 Uhr nehmen zirka 30<br />
Senioren am DBS-Boxtraining<br />
teil. In der Turnhalle der Tremonia-Schule,<br />
Lange Str. 84<br />
(Nähe Westpark), bringen sich<br />
die Teilnehmer in Form. Trainer<br />
Christian Grelik macht ein<br />
abwechslungsreiches Training:<br />
Laufschule, Gymnastik, Seilspringen,<br />
Ballspiele, Boxschulung,<br />
Partnerübungen und Gerätearbeit<br />
wechseln einander ab.<br />
Die DBSler machen begeistert<br />
mit. „Sport in der Gruppe macht<br />
einfach Spaß“ ist der allgemeine<br />
Tenor. Man spornt sich gegenseitig<br />
an und verbessert seine<br />
Kondition. Die bis 70 Jahre alten<br />
Sportler sind zum Teil schon viele<br />
Jahre in der Seniorengruppe<br />
aktiv. Weitere Informationen<br />
unter www.dbs2050.de.<br />
Hermann Woelm<br />
feierte die „75“<br />
Der ehemalige erfolgreiche<br />
Schwergewichtsboxer Hermann<br />
Woelm hat am 10. September<br />
seinen 75. Geburtstag gefeiert –<br />
und lud seine Senioren-Boxsportfreunde<br />
zur Geburtstagsfeier ins<br />
Vereinshaus der Gartenanlage<br />
Ardeyblick ein. Der ehemalige<br />
Polizei-Oberkommissar Woelm<br />
nimmt noch jeden Montag und<br />
Donnerstag am Seniorentraining<br />
der ehemaligen Dortmunder Boxer<br />
teil. Woelm bestritt in seiner akti-<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
63
AUS DEN VERBÄNDEN<br />
Immer noch aktiv: Hermann Woelm<br />
ven Zeit 105 Kämpfe. In seinem<br />
Rekordbuch stehen 74 Siege, 14<br />
Unentschieden und 17 Niederlagen.<br />
Während seiner zwölf Jahre<br />
dauernden Laufbahn wurde Woelm<br />
einmal Junioren-Westfalenmeister<br />
und viermal im Schwergewicht<br />
Bezirksmeister. Neben<br />
den Schwergewichtlern Peter<br />
Hussing (Siegen) und Jochen<br />
Döll (Hamm) zählte Woelm zu<br />
den besten Kämpfern seiner Gewichtsklasse<br />
im Westfälischen<br />
Amateur-Box-Verband. Nach<br />
seiner aktiven Zeit legte Woelm<br />
unter Bundestrainer Karl Hess<br />
in der Sportschule Kaiserau das<br />
Trainerdiplom mit Auszeichnung<br />
ab. Mehrere Jahre war er<br />
dann erfolgreicher Trainer beim<br />
PSV-Hattingen. Seine Vereinskameraden<br />
schätzen seine ehrliche<br />
und kameradschaftliche Art.<br />
Boxring Hilden ist wieder<br />
Düsseldorfs next Boxchamp<br />
Konstantin Hellwich besiegte Ali Cem<br />
Koc mit toller Technik<br />
Eigentlich sollte es ein Triumph<br />
für den TuS Gerresheim werden.<br />
Dieses Jahr wollten die Düsseldorfer<br />
Faustkämpfer den Boxchamp<br />
Titel unbedingt gewinnen, doch<br />
der Boxring Hilden versalzte ihnen<br />
die Suppe. Hinzu kam eine Menge<br />
Pech. Viele Clubs meldeten ihre<br />
Athleten krankheitsbedingt ab. So<br />
kamen einige Kämpfe mit Gerresheimer<br />
Beteiligung nicht zustande,<br />
wodurch am Ende wichtige Punkte<br />
fehlten. Einziger Lichtblick für<br />
Gerresheim war Konstantin Hellwich,<br />
der im schönsten Kampf der<br />
Veranstaltung Ali Cem Koc mit toller<br />
Technik besiegte. Auch dieses<br />
Jahr gab es für die Erstplatzierten<br />
wertvolle Sachpreise vom Sponsor<br />
BenLee. Neuer Boxchamp ist der<br />
Boxring Hilden, der damit seinen<br />
Erfolg aus dem Vorjahr wiederholte.<br />
Der TuS Gerresheim, SV Menden<br />
und der Boxring Essen belegten<br />
punkgleich den zweiten Platz.<br />
Düsseldorf/Hilden verliert<br />
Auftaktkampf in Westfalen<br />
Mit einem dicken Kracher startete<br />
die internationale Oberliga in<br />
ihre erste Saison. Das Box Team<br />
Wanne-Eickel/Marl-Hüls empfing<br />
mit der Kampfgemeinschaft Düsseldorf/Hilden<br />
eines der beiden<br />
Teams vom Niederrhein. Eigentlich<br />
galten die Boxer aus Düsseldorf<br />
und Hilden als die Favoriten.<br />
Doch es kam anders, denn die<br />
Fans der Westfalen spielten Zünglein<br />
an der Waage.<br />
Für die Gäste begann alles nach<br />
Plan. Halbweltergewichtler Christan<br />
Eckert boxte taktisch erstklassig<br />
gegen einen starken Andreas<br />
Wacker. Nach langer Pause vom<br />
Wettkampfsport kletterte Hildens<br />
Donato Mucci gegen Malke Buyukkaya<br />
in den Ring, stand gegen<br />
den amtierenden Deutschen Meister<br />
der U21 aber auf verlorenem<br />
Posten. „Das war ein krasses Fehlurteil“,<br />
so lautete der Kommentar<br />
von Uwe Ottehenning, dem Cheftrainer<br />
der Gäste zur Niederlage<br />
seines Mittelgewichtsboxers Shahin<br />
Mohammadi. Aus Ottehennings<br />
Sicht machte Mohammadi<br />
gegen Berkant Kaplan alles richtig.<br />
Er boxte klug nach vorn und<br />
ließ dabei seine Führhand laufen.<br />
Doch Kaplan hielt dagegen und<br />
versuchte den Düsseldorfer durch<br />
aggressives Angriffsboxen in den<br />
Infight zu zwingen. Allem Ärger<br />
zum Trotz: Nach der dritten Runde<br />
erklärte der Ringrichter Kaplan<br />
zum Sieger.<br />
Im letzten Kampf zwischen Robert<br />
Zyla und Blerim Hajdari kam<br />
es zu einem echten Showdown,<br />
denn nach Punkten stand es zwischen<br />
den Teams unentschieden.<br />
Die Zuschauer wussten, gegen<br />
den bärenstarken Zyla brauchte<br />
Hajdari jede Unterstützung.<br />
Und die „besten Fans der Liga“<br />
ließen ihren Boxer nicht hängen.<br />
Durch ihren ohrenbetäubenden<br />
Lärm wurde aus der Box-Halle<br />
am Schwimmbad ein Tollhaus.<br />
Zyla machte eigentlich alles richtig,<br />
ließ seine Schlaghand richtig<br />
krachen und brachte Hajdari in<br />
schwere Bedrängnis. In der dritten<br />
Runde passierte es. Wegen des<br />
höllischen Getöses in der Halle<br />
hörte Zyla das Break-Kommando<br />
des Ringrichters nicht und schlug<br />
nach. Folgerichtig disqualifizierte<br />
er Zyla und besiegelte so die 10:9<br />
Niederlage der Niederrheiner.<br />
Team Nordrhein schlägt<br />
MBR Hamm 14:6<br />
Am zweiten Kampftag der Internationalen<br />
Box-Oberliga<br />
Das Team Nordrhein setzte sich gegen<br />
Hamm durch<br />
musste das Team Nordrhein in<br />
Hamm antreten. Nach Siegen im<br />
Leichtgewicht von Ivan Freidenberg<br />
über den Hammer Rachid<br />
Nehas, im Weltergewicht von<br />
Morad Möllenbeck gegen Narek<br />
Hovannisyan sowie von Abass<br />
Baraou gegen Hasan Özer vom<br />
MBR Hamm, im Mittelgewicht<br />
von Cihan Calik gegen Nuri Yesil<br />
und von Jaron Transfeld im<br />
Halbschwergewicht gegen Josef<br />
Jäschke boxte der Mannschaftskapitän<br />
der Nordrheiner, Max<br />
Keller, im Superschwergewicht<br />
gegen den starken Mohammed<br />
Nasser. Nach drei spannenden<br />
Runden, in denen beide sich<br />
nichts schenkten, konnte Keller<br />
sein Können unter Beweis stellen<br />
und führte somit das Team<br />
Nordrhein ungeschlagen zum<br />
Mannschaftssieg.<br />
Kids holen einstimmigen<br />
Punktsieg<br />
Steffen Müller konnte sich gegen die<br />
Kinderschar in Düsseldorf kaum retten<br />
Vom 24.–31. August gehörte das<br />
Düsseldorfer Rheinufer ganz<br />
den Kindern und Jugendlichen.<br />
Beim Olympia Adventure Camp<br />
rund um den Apollo-Platz gab<br />
es wieder unzählige Sport- und<br />
Freizeitangebote, zu denen die<br />
NRW-Landeshauptstadt gemeinsam<br />
mit den Städtischen<br />
Sportvereinen einlud. Erstmalig<br />
waren auch die Boxer dabei. Der<br />
Förderverein Düsseldorfer-Box-<br />
Vereine und der TuS Gerresheim<br />
demonstrierten, was den Boxsport<br />
ausmacht. Das Gewusel im<br />
Ring war mächtig. In Gruppen<br />
bis zu zehnt boxten die Kinder<br />
auch gegen Steffen Müller, der<br />
1996 Fünfter bei der Box-WM in<br />
Kuba wurde und für Leverkusen<br />
in der Bundesliga startete.<br />
Eigentlich eine lösbare Aufgabe<br />
für den Trainer aus Gerresheim,<br />
doch Müller ging jede Runde<br />
zu Boden. Immer wieder rannten<br />
die Nachwuchsboxer in die<br />
neutrale Ecke und zählten –<br />
nein, sie brüllten bis zehn. Wie<br />
durch ein Wunder schaffte es<br />
Müller jedoch kampfbereit auf<br />
den Füßen zu stehen, bevor er<br />
ausgezählt wurde. Am Ergebnis<br />
konnte er jedoch nichts ändern.<br />
Einstimmige Punktsieger waren<br />
die Düsseldorfer Kids.<br />
Weitere<br />
Nachwuchsschulung<br />
Die Schulung des Nachwuchses<br />
wird im Mittelrheinischen Amateur-Box-Verbands<br />
(MABV) mit<br />
einer weiteren Sichtungsveranstaltung<br />
fortgesetzt. Ausrichter<br />
ist am Samstag, den 12.10.2013,<br />
der BC Westen Köln. Veranstaltungsort<br />
ist in der Everhardhalle,<br />
Everhardstr 60 in 50823 Köln-Ehrenfeld.<br />
Das Wiegen beginnt ab<br />
13:00 Uhr, Beginn ist um 16:00<br />
Uhr. Eingeladen sind auch Vereine<br />
aus den benachbarten Landesverbänden.<br />
Startberechtigt sind<br />
nur Kämpfer, die im Besitz einer<br />
gültigen Starterlaubnis sind.<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Martikke blickt auf 50 Jahre<br />
Mitgliedschaft zurück<br />
Eine 50-jährige Mitgliedschaft<br />
im organisierten Sport hat das<br />
Leben des Magdeburger Gerald<br />
Martikke mit geprägt. Als kleiner<br />
Steppke mit elf Jahren hat<br />
es ihm der Boxsport angetan.<br />
Seitdem ist für den späteren<br />
ehrenamtlichen Boxtrainer und<br />
lizensierten Kampfrichter viel<br />
Zeit ins Land gegangen. Nicht<br />
zu Unrecht wurden in den Folgejahren<br />
die erreichten Leistungen<br />
mit verschiedenen Ehrungen<br />
und Auszeichnungen gewürdigt,<br />
dabei hat bei ihm die Ehrennadel<br />
in Gold des Deutschen<br />
Amateurboxverbandes seit 2004<br />
höchste Priorität. Martikke, sein<br />
Amtskollege Karsten Weisheit<br />
und Co. entschieden sich, mit<br />
dem BC Punching am 1. Januar<br />
2003 einen neuen Magdeburger<br />
Verein zu gründen. Gleichzeitig<br />
erreichte man damit, alte Boxtraditionen<br />
des BC Punching<br />
neu zu beleben. Die neue strukturelle<br />
Vereinsgliederung hat es<br />
so gewollt, dass heute mit Stützpunkten<br />
für den Nachwuchs<br />
gearbeitet wird. Einer davon ist<br />
der Stützpunkt Olvenstedt, wo<br />
Martikke das Zepter führt und<br />
auch noch Mitglied des Vereinsvorstandes<br />
ist. Am 3. September<br />
blickte er auf eine fünfjahrzehntelange<br />
Mitgliedschaft zurück.<br />
64 <strong>BoxSport</strong>
Ulli Wegner:<br />
Mein Leben<br />
in 13 Runden.<br />
Die spannende<br />
Biografie des<br />
Weltmeister-<br />
Trainers aus dem<br />
Sauerland-Stall<br />
12 Monate<br />
BOXSPORT-Magazin<br />
plus ein Box-Buch<br />
Ihrer Wahl!<br />
BOXSPORT AUGUST 2013<br />
NR 8 August 2013 € 4 20 Spanien € 5 30 Öste reich € 4 85 Schweiz sfr 8 40<br />
RT<br />
www.box-sport.de RT<br />
89 Jahrgang 1882<br />
RE<br />
Dieser Mann will<br />
das deutsche Boxen<br />
revolutionieren<br />
Ulrich Bittner soll Chef des WSB Teams werden<br />
Ready to rumble<br />
Box-Boom<br />
Deutschland.<br />
Gunnar Meinhardt:<br />
88 Interviews mit<br />
Boxern, Trainern<br />
und Promotern<br />
aus aller Welt<br />
auf 800 Seiten<br />
Wladimir <strong>Klitschko</strong><br />
Robert Stieglitz bei seinem Erfolg<br />
über den Japaner Yuzo Kiyota<br />
Große Experten-Umfrage<br />
Kann Povetkin<br />
<strong>Klitschko</strong> schlagen?<br />
Felix Sturm<br />
Mein neues<br />
Leben „Nach<br />
dem nächsten Kampf<br />
bin ich wieder Champion“<br />
Robert Stieglitz greift<br />
jetzt nach den Sternen<br />
Er will Superstar Carl Froch boxen<br />
Fel x Sturm jube t nach se nem<br />
souveränen S eg gegen Predrag<br />
Radosevic aus Montenegro<br />
Alexander Povetkin<br />
<br />
coupon<br />
Coupon ausschneiden und einsenden an:<br />
Leserservice <strong>BoxSport</strong><br />
Friesenplatz 16<br />
50672 Köln<br />
schneller gehts:<br />
per Telefon: 0221/2587-243<br />
per Telefax: 0221/2587-249<br />
per E-Mail:<br />
christian.hartmann@bva-bielefeld.de<br />
Ja, ich möchte <strong>BoxSport</strong> für ein Jahr plus das Buch<br />
Ulli Wegner: Mein Leben in 13 Runden Ready to rumble.<br />
für € 45,60 per anno abonnieren!<br />
Meine Anschrift lautet:<br />
Name / Vorname<br />
Straße / Nr.<br />
PLZ / Ort<br />
Datum Unterschrift<br />
Den Betrag von € 45,60 (Auslandspreis siehe unten) zahle ich<br />
bequem per Bankeinzug per Rechnung<br />
Kontonummer BLZ Kreditinstitut<br />
Nach Ablauf des 1. Jahres kann ich mein Abo jederzeit kündigen, mit Geld-zurück-Garantie für schon bezahlte, aber noch<br />
nicht gelieferte Ausgaben. Der Auslandspreis beträgt € 51,60. Die Prämie erhalte ich nach Zahlungseingang per Post.
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe<br />
Am 19. Oktober<br />
will Robert Stieglitz<br />
(rechts) seinen Super-<br />
Mittelgewichts-Titel auf<br />
jeden Fall gegen Ekpo<br />
verteidigen, während<br />
der Kapitän des Team<br />
Deutschland, Dominic<br />
Bösel, gegen Mirko<br />
Ricci die WBO-Junioren-<br />
Weltmeisterschaft im<br />
Halbschwergewicht<br />
bestreitet<br />
Nächster<br />
Erscheinungstermin ist<br />
für Abonnenten<br />
der 7. November,<br />
ab dem 9. November<br />
im Handel<br />
Arthur Abraham wird<br />
von seinem Trainer Ulli<br />
Wegner auf das Duell<br />
gegen de Carolis gut<br />
vorbereitet<br />
Arajik Marutjan (links)<br />
gilt bei der WM als einer<br />
der Hoffnungsträger in<br />
der DSB-Mannschaft<br />
Nächste Ausgabe: Die Wahl<br />
Boxer des Jahres<br />
mit Liste aller Nominierten<br />
11. WM-Fight von Robert Stieglitz<br />
Alles über die letzte Titelverteidigung des SES-Boxers<br />
in diesem Jahr gegen den Nigerianer Isaac Ekpo in<br />
Leipzig und die Auftritte der jungen Wilden des „Team<br />
Deutschland".<br />
Die lange Box-Nacht in der ARD mit<br />
Abraham und Murat<br />
Große Berichte über Arthur Abrahams Kampf in<br />
Oldenburg gegen Giovanni de Carolis – und seine<br />
Vorbereitung auf das dritte Duell mit Weltmeister<br />
Robert Stieglitz sowie den Auftritt von Karo Murat in<br />
Atlantic City gegen Weltmeister Bernhard Hopkins.<br />
Sturm-Lauf<br />
Alle Nachrichten, wie sich der Kölner Boxer auf seinen<br />
WM-Kampf in Stuttgart gegen Barker vorbereitet.<br />
Herausgeber und Chefredakteur: Hans Reski (0221-2587-260/261/334)<br />
Redaktion: Nicole Bitter<br />
Ständige Mitarbeiter: Tobias Drews, Manfred Hönel, Peter Jaschke, Björn<br />
Jensen, Bertram Job, Matthias Kerber, Hans-Joachim Leyenberg, Jörg Lubrich,<br />
Alexander Mazur, Gunnar Meinhardt, Susanne Rohlfing, Hartmut Scherzer,<br />
Wolfgang Wycisk<br />
Fotos in dieser Ausgabe: Bastian, dpa, Frevert, Getty Images, Imago, Marianne<br />
Müller, Michaelis GmbH, Sat.1, Schmitt/agency babiradpicture, SES, van Elten,<br />
Wende, WBC<br />
Layout: Katharina Büchner, Michael Rosenstein, Bernd Schulte zur Wissen<br />
Internet: www.sportverlag.de<br />
E-Mail der Redaktion: boxsport@sportverlag.de<br />
Verlag: DSV Deutscher Sportverlag GmbH, Friesenplatz 16, 50672 Köln<br />
Tel.: (0221) 2587-0, Fax: (0221) 2587-200<br />
Verlagsleitung: Patrick Bücheler<br />
Geschäftsführung: Lutz Bandte, Gerd Franz<br />
IMPRESSUM<br />
Die getgoods.de Fight Night<br />
Ist Francesco Pianeta gegen Minto die Rache für<br />
Axel Schulz gelungen? Und wie hat sich Robin<br />
Krasniqi gegen Oleksandr Cherviak geschlagen?<br />
Alles über die Anwärter auf WM-Kämpfe und hohe<br />
Weltranglistenpositionen.<br />
Die WM in Almaty<br />
Holen die DBV-Boxer endlich mal wieder Medaillen<br />
bei einer WM? Berichte und Analysen von den<br />
Welttitelkämpfen plus Ergebnisse.<br />
Start in die WSB<br />
Wie stark ist das deutsche Team? Welche Boxer<br />
sind beim Start in Hanau dabei? Welcher TV-Sender<br />
überträgt das Eröffnungsspektakel?<br />
Anzeigenverwaltung: Sabine Fechner, Tel. (0221) 2587-261.<br />
E-Mail: boxsport@sportverlag.de.<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 10 vom 1.1.2012.<br />
Abonnement: DSV Deutscher Sportverlag GmbH, Friesenplatz 11, 50672 Köln,<br />
Telefon (0221) 2587-243, E-Mail: service@sportverlag.de.<br />
Einzelverkauf: Partner Medienservices GmbH,<br />
Postfach 81 06 40, 70523 Stuttgart, Fax.: (0711) 7252320<br />
Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co KG, Frankfurter Str. 168, 34121 Kassel<br />
BOXSPORT erscheint monatlich, Einzelpreis: € 4,20. Jahresabonnementpreis<br />
(12 Ausgaben): € 45,60. Abonnementkündigungen sind sechs Wochen vor Ablauf<br />
des berechneten Zeitraums dem Abonnement-Vertrieb schriftlich bekannt zu<br />
geben. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche<br />
Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Unter dieses<br />
Verbot fällt insbesondere auch die Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in<br />
elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung auf CD-ROM. Der Verlag haftet<br />
nicht für unverlangt eingesandte Manuskripte, Unterlagen und Fotos.<br />
66 <strong>BoxSport</strong>