LinuxUser Virtueller Desktop (Vorschau)

26.02.2014 Aufrufe

Uberwriter: Ablenkungsfreier Texteditor mit vielen Extras S. 68 SpaceFM: Dateimanager mit Plugins optimieren S. 54 IPFire: Kompakte Firewall mit Tor-Netz-Anbindung S. 76 11.2013 DATEN RETTEN • GIMP • IPFIRE • OPENTTD • TRACKTION • VIRTUALISIERUNG Betriebssysteme und Architekturen emulieren und virtualisieren Virtueller Desktop Windows 8.1 in VMware und Virtualbox nutzen S. 16 RasPi-Images bauen in der virtuellen Maschine S. 22 Android-Apps in der VM testen: Genymotion S. 25 KVM und Qemu als leistungsfähiges Allround-Duo für die Virtualisierung auf der Kommandozeile S. 8 Daten retten mit Bordmitteln und Spezialtools So verhindern Sie, dass nach einem Crash unnötig Dateien verloren gehen S. 80, 90 300-Mbit/s-WLAN: Buffalo- Router auf DD-WRT-Basis S . 86 DAW Tracktion 4 S. 60 Sound und Musikstücke professionell be arbeiten Freie Fahrt mit OpenTTD S. 46 Transportsimulation mit vielen spannenden Addons Unkomplizierter Videoschnitt mit Shotcut S. 30 Bump-Mapping in Gimp S. 38 Optimale Filter für schicke 3D-Effekte und Projektionen 11 www.linux-user.de EUR 5,95 EUR 6,70 sfr 11,90 EUR 7,00 EUR 7,95 EUR 7,95 Deutschland Österreich Schweiz Benelux Spanien Italien 4 195111 005504 11

Uberwriter: Ablenkungsfreier<br />

Texteditor mit vielen Extras S. 68<br />

SpaceFM: Dateimanager<br />

mit Plugins optimieren S. 54<br />

IPFire: Kompakte Firewall<br />

mit Tor-Netz-Anbindung S. 76<br />

11.2013<br />

DATEN RETTEN • GIMP • IPFIRE • OPENTTD • TRACKTION • VIRTUALISIERUNG<br />

Betriebssysteme und Architekturen emulieren und virtualisieren<br />

<strong>Virtueller</strong> <strong>Desktop</strong><br />

Windows 8.1 in VMware<br />

und Virtualbox nutzen S. 16<br />

RasPi-Images bauen in<br />

der virtuellen Maschine S. 22<br />

Android-Apps in der VM<br />

testen: Genymotion S. 25<br />

KVM und Qemu als leistungsfähiges Allround-Duo<br />

für die Virtualisierung auf der Kommandozeile S. 8<br />

Daten retten mit Bordmitteln und Spezialtools<br />

So verhindern Sie, dass nach einem Crash unnötig Dateien verloren gehen S. 80, 90<br />

300-Mbit/s-WLAN: Buffalo-<br />

Router auf DD-WRT-Basis S . 86<br />

DAW Tracktion 4 S. 60<br />

Sound und Musikstücke<br />

professionell be arbeiten<br />

Freie Fahrt mit OpenTTD S. 46<br />

Transportsimulation mit<br />

vielen spannenden Addons<br />

Unkomplizierter Videoschnitt<br />

mit Shotcut S. 30<br />

Bump-Mapping in Gimp S. 38<br />

Optimale Filter für schicke<br />

3D-Effekte und Projektionen<br />

11<br />

www.linux-user.de<br />

EUR 5,95 EUR 6,70 sfr 11,90 EUR 7,00 EUR 7,95 EUR 7,95<br />

Deutschland Österreich Schweiz Benelux Spanien Italien 4 195111 005504 11


Editorial<br />

Happy Birthday, GNU!<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />

1983 war alles andere als ein langweiliges<br />

Jahr û. Der Kalte Krieg erreichte seinen<br />

Höhepunkt, die Bundesregierung<br />

beschloss die Stationierung von Pershing-2-Raketen<br />

in Deutschland. Nach<br />

dem Abschuss eines voll besetzten koreanischen<br />

Jumbo-Jets durch sowjetische<br />

Abfangjäger verschlechterte sich die internationale<br />

Lage zunehmend so weit,<br />

dass die Welt in diesem Jahr zwei Mal nur<br />

knapp an einem thermonuklearen Krieg<br />

vorbeischrammte.<br />

Dennoch erwischte Udo Lindenberg<br />

den „Sonderzug nach Pankow“ und trat<br />

im Ost-Berliner Palast der Republik auf. In<br />

der Innenstadt von Buxtehude entstand<br />

als Modellversuch die erste Tempo-30-<br />

Zone, der Physiker Ulf Merbold flog als<br />

erster Bundesdeutscher ins Weltall. Der<br />

Bundestag beschloss die Einführung von<br />

bleifreiem Benzin und Katalysatoren in<br />

Pkw-Auspuffanlagen. Der „Stern“ veröffentlichte<br />

die Hitler-Tagebücher.<br />

IBM stellte im März 1983 den PC/​XT<br />

erstmals vor, auf der Comdex Las Vegas<br />

im Herbst präsentierte Bill Gates Windows<br />

1.0 der Öffentlichkeit. Das Internet<br />

lag noch in der Zukunft, doch dessen<br />

Ahne Arpanet führte schon einmal das<br />

nagelneue Kommunikationsprotokoll<br />

TCP/​IP ein. Statt WWW rollte die Deutsche<br />

Bundespost flächendeckend ihr<br />

BTX-System aus. Noch war dem Bürger<br />

seine Privatsphäre so wichtig, dass er das<br />

Bundesverfassungsgericht eine geplante<br />

Volkszählung erst einmal kassieren ließ.<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/30817<br />

In all dem Trubel ging ein Posting völlig<br />

unter, das am 27. September 1983 ein<br />

30jähriger Programmierer des MIT AI<br />

Lab namens Richard Matthew Stallman<br />

im Usenet einstellte: „I am going to write<br />

a complete Unix-compatible software<br />

system called GNU (for Gnu’s Not Unix),<br />

and give it away free to everyone who<br />

can use it. […] The golden rule requires<br />

that if I like a program I must share it<br />

with other people who like it.“ û<br />

Der zusammen mit GNU angekündigte<br />

Kernel û wurde zwar nie fertig, doch gelang<br />

RMS ein weit größerer Wurf, dessen<br />

Implikationen für die Software-Entwicklung<br />

drastische Folgen haben sollten: Er<br />

definierte die vier Software-Freiheiten –<br />

Ausführen, Anpassen, Verbessern, Verbreiten<br />

û – sowie das Copyleft und legte<br />

diese Prinzipien in der GNU Public Licence<br />

GPL nieder. Selbst 30 Jahre nach<br />

dem Start von GNU lassen sich die langfristigen<br />

Konsequenzen dieser Grundideen<br />

noch nicht vollständig überblicken,<br />

auch wenn wir täglich in Form von GNU/​<br />

Linux ihre Früchte genießen.<br />

Die Informationsgesellschaft des<br />

21. Jahrhunderts beruht inzwischen zum<br />

großen Teil technisch auf freier Software,<br />

sei es nun beim Anwender, bei Anbietern<br />

oder in der Infrastruktur. Die Prinzipien<br />

der freien Software strahlen in vielfältiger<br />

Form in alle Gesellschaftsbereiche<br />

aus, weit über Copyright, Urheberrecht<br />

und Patentdiskussion hinaus – die Speer-<br />

Jörg Luther<br />

Chefredakteur<br />

spitze bildet die aktuelle „Maker“-Bewegung.<br />

Ganz aktuell beschert uns die freie<br />

Software eine fünfte Freiheit, an die ihre<br />

Erfinder vor drei Jahrzehnten wohl eher<br />

noch nicht gedacht haben: Die Freiheit<br />

von Überwachung, oder zumindest die<br />

grundlegenden technischen Voraussetzungen<br />

dazu. Ganz herzlichen Dank für<br />

alles bis jetzt Erreichte, GNU, und Happy<br />

Birthday! Wir freuen uns schon auf die<br />

nächsten 30 Jahre!<br />

Herzliche Grüße,<br />

© 2001 Free Software Foundation, Inc. (GPL/​GFDL)<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

3


11<br />

90<br />

Wer nicht aufpasst, zerstört beim<br />

Retten wertvoller Daten mehr, als<br />

er repariert. Wir zeigen, welche Tools Sie<br />

brauchen und wie diese funktionieren.<br />

68<br />

Beim Schreiben langer Texte hilft<br />

es, wenn die Software den Blick<br />

auf das Wesentliche lenkt. Hier hakt Uberwriter<br />

ein und hilft außerdem durch ein<br />

flexibles Markup beim Publizieren einer<br />

Story in verschiedenen Formaten.<br />

76<br />

Mit IPFire schützen Sie ein Netzwerk<br />

durch eine dedizierte<br />

Firewall gegen Angriffe von außen und<br />

legen gleichzeitig einen Zugang zum<br />

Anonymisierungsnetz Tor.<br />

Aktuelles<br />

Angetestet .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Schwachstellenwächter Cvechecker 3.4,<br />

Protokolldatei-Browser Lnav 0.6.0,<br />

System- und Ressourcenmonitor Monit 5.6,<br />

Projektzeiterfassung Jtimer 1.4.2<br />

Der NSA-Skandal verdeutlicht<br />

einmal mehr: 105<br />

Wer im Netz surft, sollte möglichst<br />

wenig Spuren hinterlassen. Hier<br />

hilft das Live-System<br />

Tails, das in der aktuellen<br />

Version<br />

0.20.1 eine<br />

wichtige<br />

Fehlerkorrektur<br />

mitbringt.<br />

Schwerpunkt<br />

KVM-Grundlagen................ 8<br />

Mit KVM und den passenden Tools für die<br />

Kommandozeile setzen Sie unkompliziert<br />

eine virtuelle Maschine auf, ohne sich umständlich<br />

durch bunte Menüs zu klicken.<br />

Win8.1 in der VM. ............. 16<br />

Windows-Gelegenheitsnutzern bietet eine<br />

virtuelle Maschine die ideale Lösung. Aber:<br />

Funktioniert Windows 8.1 in Virtualbox und<br />

VMware ohne Probleme, und wo liegen die<br />

Haken der jeweiligen <strong>Desktop</strong>-VM?<br />

Architektur-Emulation .. . . . . . . . . 22<br />

Qemu und ein cleverer Mechanismus im Kernel<br />

helfen, Software für kompakte Systeme<br />

wie den Raspberry Pi auf einem leistungsstarken<br />

PC zu entwickeln.<br />

Genymotion................... 25<br />

Mit Genymotion befreien Sie ohne große<br />

Vorkenntnisse das Mobilsystem Android aus<br />

dem Gefängnis realer Hardware und können<br />

so in einer virtuellen Maschine gefahrlos<br />

damit experimentieren.<br />

Praxis<br />

Shotcut....................... 30<br />

Mit dem Videoeditor Shotcut trimmen Sie<br />

Videos, bauen Effekte ein und klicken das<br />

fertige Material im Handumdrehen zu einem<br />

neuen Film zusammen.<br />

Bump-Mapping in Gimp .. . . . . . . 38<br />

Manche Bilder profitieren von einem leichten<br />

3D-Effekt oder eignen sich aufgrund des<br />

Motivs für eine Projektion auf ein Objekt.<br />

Mit den richtigen Gimp-Filtern erledigen Sie<br />

diese Aufgaben in wenigen Klicks.<br />

Zeroshell (5). .................42<br />

Ein WLAN lässt sich komfortabler aufbauen<br />

als ein verkabeltes Heimnetz, bietet aber<br />

erheblich weniger Sicherheit. Das lässt sich<br />

mit einem Radius-Server ändern.<br />

OpenTTD. ....................46<br />

Mit OpenTTD gehen Sie den Weg vom<br />

Start Up zum Konzern – zu Lande, zu Wasser<br />

und in der Luft, allein oder im Team – und<br />

beweisen so, dass Sie erfolgreich ein eigenes<br />

Transportunternehmen betreiben können.<br />

SpaceFM. .................... 54<br />

Mit Plugins erweitern Sie den grundsoliden<br />

Dateimanager zu einem handoptimierten<br />

Tool für alle alltäglichen Arbeiten.<br />

4 11.2013


Musikproduktion unter Linux –<br />

60da verbindet sich Kreativität mit<br />

einer grundsoliden Basis. Das haben Firmen<br />

erkannt, und so liegt mit Tracktion 4<br />

die zweite kommerzielle Audio-Workstation<br />

für diese Plattform vor.<br />

8Wer weiß, was er braucht, der setzt<br />

mit KVM und den passenden Werkzeugen<br />

für die Kommandozeile im Nu<br />

handoptimierte virtuelle Maschinen auf.<br />

Wir zeigen, worauf es dabei zu achten gilt.<br />

Mit Qemu und einem cleveren<br />

22Kernel-Mechanismus entwickeln<br />

Sie Software für Plattformen wie den Raspberry<br />

Pi auf dem schnellen <strong>Desktop</strong>-PC.<br />

UBUNTU<br />

user<br />

Uberwriter .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

Der optimierte Texteditor hilft, den Fokus zu<br />

wahren, unterstützt, wo nötig und tritt ansonsten<br />

dezent in den Hintergund. Wer sich<br />

ein wenig mit dem unterstützten Markup<br />

beschäftigt, publiziert ganz einfach in viele<br />

unterschiedliche Formate.<br />

4kslideshow. ................. 72<br />

Diashows vor leeren Stuhlreihen? Das brauchen<br />

Sie sich nicht anzutun. Mit 4kslideshow<br />

erwecken Sie den Bericht über den letzten<br />

Urlaub zum Leben und bescheren so Ihren<br />

Gästen einen hautnahen Eindruck in Ihre<br />

persönlichen Erlebnisse.<br />

Im Test<br />

Tracktion 4....................60<br />

Mit dem stabilen und funktionsreichen<br />

Tracktion versucht nach Bitwig Studio eine<br />

zweite professionell orientierte proprietäre<br />

Audio-Software die Linux-Welt zu erobern.<br />

Netz&System<br />

IPFire 2.13 Core 72.. . . . . . . . . . . . 76<br />

Die Firewall-Distribution IPFire sichert nicht<br />

nur Ihr Netz gegen Angriffe von außen ab,<br />

sondern ermöglicht auch das anonyme<br />

Surfen via Tor-Netzwerk.<br />

Parted Magic.. . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

Datenbestände wie Speicherkapazitäten<br />

nehmen rasant zu. Ärgerlich, wenn plötzlich<br />

die Festplatte streikt oder ein falsch eingegebener<br />

Befehl wichtige Daten löscht. Hilfe<br />

verspricht die Live-Distribution Parted Magic.<br />

Hardware<br />

Buffalo WZR-HP-AG300H........86<br />

Mit der freien Firmware DD-WRT entfesseln<br />

Sie das volle Potenzial des funktionsreichen<br />

WLAN-Routers WZR-HP-AG300H von Buffalo.<br />

Know-how<br />

Daten retten mit Bordmitteln. ...90<br />

Wenn die Festplatte den Geist aufgibt,<br />

sich Dateien nicht mehr lesen lassen oder<br />

plötzlich spurlos verschwinden, schlägt die<br />

Stunde der Rescue-Tools. Sie liegen vielen<br />

Distributionen bereits bei, verlangen aber<br />

nach einem überlegten Einsatz – sonst droht<br />

zusätzlicher Datenverlust.<br />

Service<br />

Editorial.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

Mit der freien Firmware DD-WRT<br />

86entfesseln Sie das volle Potenzial<br />

des WLAN-Routers WZR-HP-AG300H von<br />

Buffalo und verwandeln den Multi-AP so in<br />

einen zentralen Knotenpunkt im Netzwerk.<br />

IT-Profimarkt.. . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />

Impressum...................102<br />

Events/Autoren/Inserenten.....103<br />

<strong>Vorschau</strong>. ...................104<br />

Heft-DVD-Inhalt ..............105<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

5


Aktuelles<br />

Angetestet<br />

Lückenprüfer<br />

Durch ständigen Abgleich mit der<br />

CVE-Datenbank alarmiert<br />

Cvechecker 3.4 Sie umgehend,<br />

wenn es in der Software auf dem<br />

System neue Sicherheitslücken<br />

entdeckt.<br />

Hinter dem sperrigen Begriff Common<br />

Vulnerabilities and Exposures, kurz CVE,<br />

verbirgt sich eine standardisierte Namenskonvention,<br />

um Sicherheitslücken<br />

eindeutig zu kennzeichnen.<br />

Das Tool Cvechecker greift auf die<br />

CVE-Datenbank zurück, um den Rechner<br />

auf Schwachstellen zu kontrollieren.<br />

Dazu legt es eine lokale Version der CVE-<br />

Datenbank an. Vor der ersten Systemprüfung<br />

mit Cvechecker müssen Sie also<br />

die lokale Datenbank mit dem Parameter<br />

‐l initialisieren, als Datenbank-Backend<br />

dienen dabei wahlweise Sqlite3<br />

oder MySQL. Neben<br />

der Art der Datenbank<br />

enthält die Konfigurationsdatei<br />

von Cvechecker<br />

auch Informationen<br />

zu den genutzten<br />

Cache- und Datenverzeichnissen.<br />

Nach dem Anlegen<br />

der lokalen Datenbank<br />

befüllen Sie diese mit<br />

dem Befehl pullcves<br />

pull mit CVE-Einträgen. Nun überträgt<br />

das Programm zahlreiche XML-Dateien,<br />

die alle bekannten Schwachstellen der<br />

letzten zehn Jahre umfassen, was einige<br />

Minuten dauert. Im nächsten Schritt benötigt<br />

Cvechecker eine Liste aller installierten<br />

Programme, die Sie nach den Anweisungen<br />

aus den Manpages des Tools<br />

generieren und in eine Datei schreiben.<br />

Cvechecker liest diese Aufstellung dann<br />

mit dem Parameter ‐b ein und ermittelt<br />

dabei auch die installierte Version des jeweiligen<br />

Programms.<br />

Nun können Sie Cvechecker mit dem<br />

Parameter ‐r das System auf Schwachstellen<br />

prüfen lassen. Als Ergebnis erhalten<br />

Sie eine Liste aller gefundener<br />

Schwachstellen mitsamt dem jeweiligen<br />

Programmnamen sowie der zugehörigen<br />

CVE-Nummer. Bei Bedarf erzeugt<br />

Cvechecker auch eine CSV-Datei. Mit<br />

dem Tool Cvereport erstellen Sie außerdem<br />

einen HTML-Report.<br />

Lizenz: GPLv3<br />

nn<br />

Quelle: http:// cvechecker. sourceforge. net<br />

Projekt-Timer<br />

Wer bereits mit Gtimer Erfahrung<br />

hat, findet sich in der Projektzeiterfassung<br />

Jtimer 1.4.2 sofort zurecht.<br />

Dank der einfachen Bedienung<br />

haben aber auch Neulinge<br />

keine Startschwierigkeiten.<br />

Das Java-Programm Jtimer unterstützt<br />

Sie bei Zeiterfassung für einzelne Projekte.<br />

Auf den ersten Blick ähnelt die Benutzeroberfläche<br />

stark jener des Gnome-<br />

Programms Gtimer, dessen Dateiformat<br />

auch Jtimer nutzt, sodass sich mit Gtimer<br />

begonnene Projekte mit Jtimer problemlos<br />

weiter verwalten lassen. Auch neue<br />

Projekte legt Jtimer wie sein Vorbild im<br />

Verzeichnis ~/.gtimer ab. Die XML-Vorlagen<br />

für das Erstellen von Reporten<br />

oder Alarmen speichert es hingegen im<br />

Verzeichnis .jtimer. Um die Zeit für eine<br />

Aufgabe zu erfassen, legen Sie als Erstes<br />

ein Projekt an, dem Sie<br />

dann sogenannte<br />

Tasks zuordnen. Projekte<br />

und Tasks stellt<br />

Jtimer in einer übersichtlichen<br />

Ansicht<br />

dar. Zum Start der<br />

Zeit erfassung genügt<br />

es, den entsprechenden<br />

Task mit einem<br />

Doppelklick zu aktivieren.<br />

Möchten Sie Zeiten für mehrere Aufgaben<br />

gleichzeitig erfassen, aktivieren<br />

Sie die Zeiterfassung für neue Tasks über<br />

das grüne Startsymbol. Jtimer platziert<br />

nach dem Start ein kleines Icon in der<br />

Symbolleiste der Oberfläche, über das<br />

Sie das Jtimer-Fenster minimieren oder<br />

wiederherstellen. Bleiben Sie für mehr<br />

als fünf Minuten inaktiv, öffnet Jtimer<br />

ein Fenster namens idle detect. Sie haben<br />

nun die Wahl, die Zeiterfassung zu stoppen,<br />

die verstrichene Zeit anrechnen zu<br />

lassen oder die Zeiterfassung vor der inaktiven<br />

Phase erneut zu starten. Zudem<br />

können Sie das Zeitkonto einer Aufgabe<br />

manuell erhöhen oder Zeit abziehen.<br />

Auf Wunsch generiert Jtimer Reports der<br />

erfassten Zeiten für einzelne Projekte,<br />

einzelne Aufgaben und bestimmte Zeiträume.<br />

Das angebotene Versenden der<br />

Reports klappte im Test nicht.<br />

Lizenz: GPLv3<br />

n<br />

Quelle: http:// maven‐site. chorem. org/​<br />

jtimer/ en/<br />

6 www.linux-user.de<br />

11.2013


Angetestet<br />

Aktuelles<br />

Lizenz: BSD<br />

Quelle: http:// lnav. org<br />

n<br />

In der Syslog-Datei sammeln sich zahlreiche<br />

Statusinformationen und Fehlermeldungen.<br />

Hier sorgt Lnav für mehr Übersicht,<br />

indem es die Einträge optisch aufbereitet.<br />

So hebt es Warnungen in gelber<br />

Schrift hervor, während Fehler in Rot erscheinen.<br />

Mit dem Befehl highlight geben<br />

Sie Muster für weitere Markierungen<br />

vor, wobei Lnav die Farbe jeweils selbst<br />

bestimmt. Fällt die Log-Ausgabe trotz<br />

farblicher Aufbereitung noch zu unübersichtlich<br />

aus, reduzieren Sie mit den Befehlen<br />

filter‐in und filter‐out oder<br />

mit SQL-Statements die Ausgabe weiter.<br />

Das Verwenden von SQL-Befehlen ermöglicht,<br />

für Log-Dateien wie das Syslog<br />

oder Apaches access.log einfache Tabellen<br />

zu generieren und via SQL auszuwerten.<br />

In der Online-Hilfe zu Lnav, die<br />

Sie über das Tastenkürzel [?] erreichen,<br />

finden sich zahlreiche Beispiele für Auswertungen<br />

mit SQL-Statements sowie<br />

eine Übersicht aller Tastenkürzel und internen<br />

Befehle. Zu den wichtigsten Kommandos<br />

zählen goto, append‐to und<br />

write‐to. Während goto in eine andere<br />

Zeile der Log-Datei wechselt, speichern<br />

append‐to und write‐to von Ihnen<br />

markierte Einträge in<br />

einer anderen Datei. Bei<br />

der Vergabe der Tastenkürzel<br />

haben sich die<br />

Entwickler an bewährte<br />

Standards gehalten. So<br />

gelangen Sie mit [:] in<br />

den Befehlsmodus, während<br />

[/] eine Textsuche<br />

einleitet. Den SQL-Modus<br />

erreichen Sie mit [;].<br />

Protokollkünstler<br />

Bei der Suche nach Log-Einträgen<br />

aller Art sorgt Lnav 0.6.0 für<br />

mehr Übersicht. Das Tool kommt<br />

mit zahlreichen gängigen Log-<br />

Formaten zurecht und lässt sich<br />

individuell erweitern.<br />

Das Systemüberwachungswerkzeug Monit<br />

behält neben den Systemressourcen<br />

auf Wunsch auch ausgewählte Dienste<br />

im Auge. Was es genau überwacht, das<br />

legen Sie in seiner Konfigurationsdatei<br />

monitrc fest. Monit kennt die drei Überwachungsmodi<br />

aktiv, passiv und manuell.<br />

In der Vorgabe arbeitet es im aktiven<br />

Modus, wobei es die zu überwachenden<br />

Dienste in regelmäßigen Intervallen<br />

prüft und Sie bei Problemen via E-Mail<br />

informiert. Im Aktiv-Modus versucht<br />

Monit außerdem einen Neustart, falls ein<br />

überwachter Dienst zum Stehen kommt.<br />

Im Passiv-Modus beschränkt es sich auf<br />

das Informieren des Anwenders. Der manuelle<br />

Modus kommt in geclusterten<br />

Umgebungen zum Einsatz, wo Monit nur<br />

solche Dienste überwacht, die es selbst<br />

Lizenz: GPLv3<br />

nn<br />

Quelle: http:// mmonit. com/ monit//<br />

gestartet hat. Der Modus lässt sich für jeden<br />

zu observierenden Dienst individuell<br />

setzen. Bei den aktiv überwachten Diensten<br />

besteht zudem die Möglichkeit, automatisiert<br />

auf bestimmte Ereignisse zu<br />

reagieren. So kann Monit beispielsweise<br />

einen Server-Dienst beenden, sobald die<br />

CPU-Last zu groß wird. Über Kommandozeilenparameter<br />

können Sie unter anderem<br />

den aktuellen Systemstatus abfragen,<br />

einen Dienst beenden<br />

oder neu starten sowie<br />

die Überwachung<br />

einzelner Dienste starten<br />

und stoppen. Darüber<br />

hinaus stellt Monit über<br />

das Loopback-Interface<br />

eine passwortgeschützte<br />

Web-Oberfläche bereit,<br />

in der Sie den aktuellen<br />

Systemstatus bequem<br />

ablesen. (jlu) n<br />

Systemwächter<br />

Mit Monit 5.6 behalten Sie die<br />

Systemressourcen im Auge. Zudem<br />

bietet das Tool die Möglichkeit,<br />

automatisiert auf vordefinierte<br />

Ereignisse zu reagieren.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

7


Schwerpunkt<br />

KVM-Grundlagen<br />

Virtualisierung auf der Kommandozeile mit KVM<br />

Schnellstart<br />

Durch seine kleinen, aber<br />

feinen Kommandozeilenwerkzeuge<br />

ermöglicht KVM,<br />

schnell eine virtuelle<br />

Maschi ne zu starten, ohne<br />

sich dazu umständlich durch<br />

bunte Menüs klicken zu<br />

müssen. Tim Schürmann<br />

Readme<br />

Die auf Linux zugeschnittene Virtualisierungslösung<br />

KVM hat mächtige Werkzeuge<br />

für die Kommandozeile an Bord, mit denen<br />

Sie im Handumdrehen virtuelle Maschinen<br />

anlegen, starten und verwalten.<br />

Virtuelle Maschinen sind äußerst praktisch.<br />

In diesen nachgebildeten Computern<br />

probieren Sie eben mal schnell eine<br />

neue Distribution aus, starten ein Windows<br />

oder beleben ältere Betriebssysteme<br />

wieder. Die wohl beliebteste quelloffene<br />

Virtualisierungssoftware hört auf<br />

den etwas sperrigen Namen „Kernelbased<br />

Virtual Machine“ oder kurz KVM û.<br />

Obwohl maßgeblich von Red Hat vorangetrieben,<br />

kommt sie mittlerweile in fast<br />

allen großen Distributionen als bevorzugte<br />

Virtualisierungslösung zum Einsatz.<br />

Arbeitsteilung<br />

KVM selbst besteht aus mehreren Einzelteilen<br />

1 . Die Basis bildet dabei ein Kernel-Modul:<br />

Es sorgt dafür, dass die virtuellen<br />

Maschinen effizient auf die echte<br />

Hardware zugreifen können und sich dabei<br />

nicht gegenseitig in die Quere kommen.<br />

Einen solchen Verwalter nennt<br />

man auch Hypervisor û oder Virtual<br />

Machine Manager (VMM). Seit Version<br />

2.6.20 gehört das KVM-Modul standardmäßig<br />

zum Linux-Kernel und ist somit in<br />

jeder aktuellen Distribution zu finden.<br />

Die Dienstleistungen des Moduls kann<br />

eine Virtualisierungssoftware in Anspruch<br />

nehmen. Bei den meisten Distributionen<br />

kommt dabei Qemu û zum Einsatz. Dieses<br />

Programm ist wesentlich älter als<br />

KVM und bildete ursprünglich einen<br />

kompletten PC nach, einschließlich des<br />

Prozessors. Mittlerweile kann Qemu das<br />

KVM-Modul und somit die wichtigen<br />

Hardware-Komponenten des echten PC<br />

direkt nutzen. Hierdurch laufen die von<br />

Qemu gestarteten Betriebssysteme und<br />

Programme wesentlich flotter.<br />

Einige aktuelle Distributionen verteilen<br />

Qemu und seine Hilfsprogramme auf<br />

mehrere Pakete. Nutzer von OpenSuse<br />

benötigen lediglich das Paket kvm, unter<br />

Ubuntu 13.04 greifen Sie im Software-<br />

Center zu Qemu (oder direkt zum Paket<br />

qemu-system). Im Zweifelsfall sollten Sie<br />

sich im Paketmanager Ihrer Distribution<br />

für das kvm-Paket entscheiden.<br />

Gastgeber<br />

Die Installation selbst ist kinderleicht:<br />

Es genügt, das besagte KVM-Paket über<br />

den Paketmanager der Distribution einzuspielen.<br />

Eine virtuelle Maschine lässt<br />

sich allerdings nur dann reibungslos<br />

starten, wenn der reale Computer ein<br />

paar Voraussetzungen erfüllt.<br />

8 www.linux-user.de<br />

11.2013


KVM-Grundlagen<br />

Schwerpunkt<br />

Zunächst muss es sich beim Prozessor<br />

um ein Intel- beziehungsweise AMD-<br />

Modell handeln, das die Virtualisierung<br />

mit einer speziellen Befehlserweiterung<br />

unterstützt. Bei Intel heißt diese Technik<br />

Intel VT, beim Konkurrenten AMD-V. Die<br />

meisten <strong>Desktop</strong>- und Notebook-Prozessoren<br />

der letzten fünf Jahre unterstützen<br />

die entsprechende Technologie. Eine<br />

Ausnahme bilden besonders leistungsschwache<br />

Prozessoren, wie etwa einige<br />

Modelle aus der Atom-Reihe. Für seine<br />

eigenen Prozessoren stellt Intel eine entsprechende<br />

Liste û bereit.<br />

Ob der Prozessor Ihres PCs Virtualisierung<br />

unterstützt, prüfen Sie mit dem Befehl<br />

lsmod | grep kvm. Er sollte zwei<br />

Zeilen zurückliefern: Eine beginnt mit<br />

kvm, die andere je nach Prozessor mit<br />

kvm_intel oder kvm_amd. Andernfalls<br />

können Sie versuchen, die Module per<br />

Hand zu starten, bei einem Intel-Prozessor<br />

etwa mittels der folgenden zwei<br />

Kommandos:<br />

© Benis Arapovic, 123RF<br />

ungs weise der Firmware des Computers<br />

aktivieren. Fehlt der CPU die Hardwarevirtualisierung,<br />

lässt sich zwar trotzdem<br />

eine virtuelle Maschine starten, das darin<br />

laufende Gastsystem kriecht dann<br />

aber im Schneckentempo vor sich hin.<br />

Als Nächstes benötigen Sie möglichst<br />

viel Hauptspeicher – denn der muss<br />

jetzt nicht nur das gastgebende Betriebssystem<br />

aufnehmen, sondern auch<br />

noch die virtuellen Maschinen. Das absolute<br />

Minimum stellen 2 GByte dar. Je<br />

mehr RAM im Rechner steckt, desto<br />

mehr virtuelle Maschinen mit speicherhungrigen<br />

Betriebssystemen können<br />

Sie starten. Achten Sie dabei auch auf<br />

die Anforderungen der jeweiligen Gast-<br />

Betriebssysteme: Wollen Sie später<br />

64-Bit-Programme in den virtuellen Maschinen<br />

starten, muss das gastgebende<br />

Linux ebenfalls ein 64-Bit-System sein.<br />

Auf einem solchen können Sie auch<br />

32-Bit-Betriebssysteme ausführen, nicht<br />

aber umgekehrt.<br />

Abschließend testen Sie mittels des<br />

Aufrufs qemu ‐version noch, ob KVMs<br />

Gehilfe Qemu korrekt installiert ist. Erscheint<br />

anstelle der Versionsnummer<br />

nur eine Fehlermeldung, probieren Sie<br />

stattdessen qemu‐kvm ‐version aus. Einige<br />

Distributionen, wie etwa OpenSuse,<br />

nennen das an KVM angepasste Qemu<br />

qemu‐kvm. In diesem Fall müssen Sie in<br />

allen folgenden Befehlen immer den<br />

Aufruf qemu durch qemu‐kvm ersetzen.<br />

Schnellstart<br />

Um schnell eine virtuelle Maschine mit<br />

einem Live-System zu starten, geben Sie<br />

den Befehl qemu ‐cdrom img.iso ein.<br />

Dabei steht img.iso für das ISO-Abbild<br />

mit der Live-CD/​DVD des zu startenden<br />

Gastsystems.<br />

Falls Sie schon eine CD oder DVD gebrannt<br />

haben, ersetzen Sie einfach den<br />

Dateinamen gegen die Gerätedatei für<br />

das entsprechende Laufwerk, also etwa:<br />

$ qemu ‐cdrom /dev/cdrom<br />

Der <strong>Desktop</strong> des gestarteten Systems erscheint<br />

jetzt in einem eigenen Fenster.<br />

Einige Linux-Distributionen erkennen<br />

dabei sogar, dass sie in einer virtuellen<br />

Maschine laufen, und lassen sich dann<br />

wie eine normale Anwendung bedienen.<br />

Teilweise funktioniert das allerdings nur<br />

etwas hakelig.<br />

Probleme bereitet hie vor allem Ubuntu<br />

13.04, das gerne den Mauszeiger verschluckt<br />

oder gar den Bildschirm nicht<br />

korrekt aufbaut. In einem solchen Fall<br />

hängen Sie Qemu noch den Parameter<br />

‐vga std an:<br />

$ qemu ‐cdrom ubuntu.iso ‐vga std<br />

Mit diesem Kommando stecken Sie quasi<br />

in das simulierte Rechnersystem eine andere,<br />

einfachere Grafikkarte.<br />

$ sudo modprobe kvm<br />

$ sudo modprobe kvm_intel<br />

Unter Umständen müssen Sie die Funktionen<br />

auch vorab noch im BIOS be zieh­<br />

1 Das KVM-Modul stellt die notwendige Infrastruktur für die diversen<br />

virtuellen Maschinen bereit.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

9


Schwerpunkt<br />

KVM-Grundlagen<br />

NIC: Network Interface Card. Netzwerkkarte.<br />

Unter Umständen müssen Sie einmal in<br />

das Fenster mit der virtuellen Maschine<br />

klicken. Qemu „fängt“ dann den Mauszeiger.<br />

Sie bekommen ihn wieder aus<br />

dem Fenster heraus, indem Sie [Strg]+<br />

[Alt] drücken. In den Vollbildmodus und<br />

zurück schaltet [Strg]+[Alt]+[F]. Das<br />

funktioniert allerdings nicht immer: Häufig<br />

zeigt die virtuelle Maschine nur einen<br />

schwarzen Bildschirm. Bei Grafikproblemen<br />

sollten Sie das Linux-Gastsystem im<br />

abgesicherten Modus starten.<br />

Qemu stellt standardmäßig eine virtuelle<br />

Grafikkarte des Typs Cirrus CLGD 5446<br />

PCI bereit. Zwar können die meisten Betriebssysteme<br />

diese GPU ohne Weiteres<br />

nutzen, doch 3D-Anwendungen funktionieren<br />

damit nicht. Um das Einrichten<br />

der Netzwerkkarte müssen Sie sich normalerweise<br />

ebenfalls keine Gedanken<br />

machen: Qemu spendiert der virtuellen<br />

Maschine standardmäßig eine NIC mit<br />

Realtek-Chipsatz, für die alle halbwegs<br />

aktuellen Betriebssysteme einen passenden<br />

Treiber mitbringen.<br />

Der eingebaute virtuelle Router weist<br />

mit seinem DHCP-Server dem Gastsystem<br />

automatisch eine IP-Adresse zu. Mit<br />

dieser kommt das virtuelle System nicht<br />

nur ins Netzwerk beziehungsweise Internet:<br />

Es erreicht darüber unter der IP-<br />

Adresse 10.0.2.2 auch das gastgebende<br />

System 2 . Läuft dort ein SSH-Server,<br />

lassen sich beispielsweise via Secure<br />

Copy (scp) Dateien austauschen.<br />

Sie sollten unbedingt der Versuchung<br />

widerstehen, das Fenster der virtuellen<br />

Maschine über das entsprechende Symbol<br />

in der Titelleiste zu schließen: Für das<br />

Gastsystem wirkt das dann so, als würden<br />

Sie bei einem echten PC einfach das<br />

Stromkabel aus der Steckdose ziehen.<br />

Fahren Sie das Gastsystem daher möglichst<br />

immer wie üblich herunter, das<br />

Fenster schließt sich dann automatisch.<br />

Virtuelle Festplatten<br />

Wollen Sie nicht nur Live-CDs ausprobieren,<br />

sondern die Betriebssysteme auch<br />

installieren, dann muss eine ausreichend<br />

große Festplatte her. Qemu und KVM reichen<br />

wahlweise eine echte Festplatte in<br />

die virtuelle Maschine durch oder simulieren<br />

eine solche mit einer entsprechend<br />

großen Datei. Ein derartiges Festplattenimage<br />

erzeugt das mitgelieferte<br />

Hilfsprogramm Qemu-img:<br />

$ qemu‐img create ‐f qcow2 my_imgU<br />

.img 30G<br />

Dieser Befehl erstellt (create) ein neues<br />

Festplattenimage im QCOW2-Format<br />

unter dem Dateinamen my_img.img, wobei<br />

die simulierte Festplatte maximal<br />

30 GByte Daten fasst.<br />

Die Größe eines Festplattenabbilds im<br />

QCOW2-Format entspricht exakt dem<br />

Umfang der darin gelagerten Dateien,<br />

das Image wächst gewissermaßen mit<br />

seinen Inhalten. Erst bei voller Beladung<br />

schwillt es auf die vollen 30 GByte an.<br />

Das geschieht aber relativ schnell, wenn<br />

Sie in der virtuellen Maschine ein Video<br />

herunterladen oder wild Softwarepakete<br />

nachinstallieren. Die reale Festplatte sollte<br />

folglich immer genügend freien Speicherplatz<br />

aufweisen.<br />

Ein frisch erstelltes Festplattenimage<br />

übergeben Sie zur weiteren Verwendung<br />

Qemu einfach bei dessen Start als<br />

letzten Parameter:<br />

$ qemu ‐cdrom ubuntu.iso ‐m 1024MU<br />

my_img.img<br />

2 Dank des in Qemu eingebauten Routers samt Firewall kommt hier Ubuntu ohne weitere<br />

Einstellungen direkt ins Internet.<br />

Der Schalter ‐m 1024M spendiert dabei<br />

der virtuellen Maschine noch 1 GByte<br />

Hauptspeicher. Diesen zwacken Qemu<br />

und KVM allerdings vom realen Hauptspeicher<br />

ab. Achten Sie also darauf, dass<br />

dem gastgebenden System noch genug<br />

Luft zum Atmen bleibt. Ohne den Parameter<br />

‐m erhält eine virtuelle Maschine<br />

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11.2013


Schwerpunkt<br />

KVM-Grundlagen<br />

3 Ein altes Windows XP läuft genau so unter Qemu/​KVM … 4 … wie ein deutlich neueres Windows 7.<br />

SeaBIOS: Open-Source-Implementation<br />

eines 16-Bit-BIOS für Intel-PCs, läuft via<br />

Emulator oder nativ (per Coreboot û) auf<br />

entsprechenden Maschinen.<br />

Qemu: Virtuelle Hardware<br />

Standard-Komponenten<br />

BIOS<br />

SeaBIOS<br />

Grafikkarte Cirrus Logic GD5446<br />

Netzwerkkarte Realtek RTL8139 PCI<br />

Host PCI Bridge i440FX<br />

PCI to ISA Bridge PIIX3<br />

Keyboard/​Maus PS/​2<br />

IDE-Schnittstellen 2<br />

Floppy-Laufwerk 1<br />

Ser./​par. Interface 1/​1<br />

Optionen (manuell hinzuzufügen)<br />

Soundkarte verschiedene Modelle,<br />

darunter Soundblaster<br />

16, AC97, HDA<br />

USB-Support PCI-UHCI-USB-Controller,<br />

virtueller USB-Hub<br />

nur magere 128 MByte Hauptspeicher.<br />

Damit kommt lediglich Windows XP 3<br />

einigermaßen zurecht. Windows 7 und 8<br />

4 sollten Sie dagegen wie im Beispiel<br />

mindestens 2 GByte gönnen. Ubuntu<br />

wiederum begnügt sich schon mit<br />

512 MByte. Übrigens können Sie für ‐m<br />

1024M auch kurz ‐m 1G schreiben.<br />

Die Installation von Windows Vista, 7<br />

und 8 kann zudem recht lange dauern.<br />

Selbst wenn der echte PC recht flott ist,<br />

müssen Sie mindestens eine Stunde einplanen.<br />

Der eigentliche Betrieb läuft<br />

dann aber wieder zügiger ab.<br />

Anstelle eines QCOW2-Images können<br />

Sie auch vorbereitete Festplattenimages<br />

von VirtualBox (Endung .vdi), VirtualPC<br />

(Endung .vhd) oder Vmware (Endung<br />

. vmdk) verwenden. Möchten Sie lieber<br />

eine echte Festplatte nutzen, ersetzen<br />

Sie my_img.img aus dem vorigen Beispiel<br />

durch die entsprechende Gerätedatei:<br />

$ qemu ‐cdrom ubuntu.iso ‐m 1024MU<br />

/dev/sdb<br />

Doch hier ist Vorsicht geboten: Lagert<br />

auf der Festplatte bereits ein installiertes<br />

Betriebssystem, startet dieses zwar in<br />

der virtuellen Maschine, findet darin<br />

aber eine komplett andere Hardware vor<br />

(siehe Tabelle Qemu: Virtuelle Hardware).<br />

Insbesondere Windows installiert<br />

dann nicht nur entsprechende Treiber<br />

nach, sondern möchte zudem auch<br />

noch einmal aktiviert werden.<br />

Sound-Support<br />

Töne gibt die virtuelle Maschine allerdings<br />

erst dann aus, wenn Sie Ihr eine<br />

Soundkarte spendieren. Qemu hat dabei<br />

mehrere verschiedene virtuelle Modelle<br />

im Angebot. Das in vielen aktuellen PCs<br />

verbaute Intel-HD-Audio fügen Sie folgendermaßen<br />

hinzu:<br />

$ qemu ‐cdrom ubuntu.iso ‐m 1024MU<br />

‐soundhw hda my_img.img<br />

Da das schon etwas angestaubte Windows<br />

XP für Intel-HD-Audio allerdings<br />

keine Treiber mitbringt, setzen Sie für einen<br />

Gast mit diesem Betriebssystem<br />

eine AC97-Audiokarte ein:<br />

$ qemu ‐cdrom ubuntu.iso ‐m 1024MU<br />

‐soundhw ac97 my_img.img<br />

Ein Klassiker – und somit insbesondere<br />

für die Verwendung mit sehr alten Betriebssystemen<br />

zu empfehlen – ist die<br />

Soundblaster 16:<br />

$ qemu ‐cdrom ubuntu.iso ‐m 1024MU<br />

‐soundhw sb16 my_img.img<br />

Alle übrigen unterstützten Soundkarten-<br />

Modelle listet das Kommando qemu<br />

‐soundhw ? auf. Die Kürzel am Anfang<br />

einer jeden Ausgabezeile des Befehls<br />

verwenden Sie dann für den Wert hinter<br />

dem Schalter ‐soundhw.<br />

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11.2013


KVM-Grundlagen<br />

Schwerpunkt<br />

Medienwechsel<br />

Wenn Sie irgendwann das Installationsmedium<br />

wechseln müssen, drücken Sie<br />

[Strg]+[Alt]+[2]. Damit landen Sie im sogenannten<br />

Monitor, einer speziellen<br />

Kommandozeile, mit der Sie im laufenden<br />

Betrieb die Hardware der virtuellen<br />

Maschine austauschen, umbauen und<br />

manipulieren. Um eine CD oder DVD zu<br />

tauschen, fragen Sie hier zunächst den<br />

aktuellen Zustand der Geräte ab:<br />

(qemu) info block<br />

Das spuckt ein paar kryptische Zeilen<br />

aus, ähnlich wie in Abbildung 5 zu sehen.<br />

Ganz am Anfang steht dabei der<br />

Qemu-Gerätename. Im Beispiel hört das<br />

CD-Laufwerk auf den Namen ide1‐cd0 –<br />

einfach zu entdecken anhand der „eingelegten“<br />

ISO-Datei sowie dem removable=1.<br />

Die enthaltene CD oder DVD<br />

wirft folgender Befehl aus:<br />

(qemu) eject ‐f ide1‐cd0<br />

Dabei erzwingt der (optionale) Parameter<br />

‐f („force“) das Auswerfen, für den<br />

Fall, dass beispielsweise das Betriebssystem<br />

das Medium noch im Griff hält.<br />

Sobald das virtuelle Laufwerk leer ist,<br />

binden Sie das Ersatzmedium ein, das im<br />

folgenden Beispiel im Verzeichnis<br />

/ home/tim liegt und den Dateinamen<br />

cdrom2.iso trägt:<br />

(qemu) change ide1‐cd0 /home/tim/U<br />

cdrom2.iso<br />

Hat sich eine virtuelle Maschine aufgehängt,<br />

dann starten Sie sie im Monitor<br />

via system_reset neu. Als nützlich erweist<br />

sich auch der Monitor-Befehl<br />

sendkey, mit dem Sie im virtuellen System<br />

eine ganz bestimmte Tastenkombination<br />

auslösen:<br />

Boot-Varianten<br />

Die virtuelle Maschine versucht grundsätzlich,<br />

von der ersten Festplatte zu starten.<br />

Soll sie hingegen vom CD-Laufwerk<br />

booten, müssen Sie das beim Start über<br />

den Parameter ‐boot once= angeben:<br />

$ qemu ‐cdrom ubuntu.iso ‐m 1024MU<br />

‐boot once=d my_img.img<br />

Das d steht dabei für das CD/​DVD-Laufwerk,<br />

c wählt die erste Festplatte aus, n<br />

das Netzwerk. Durch die Kombination<br />

der Buchstaben und zusammen mit dem<br />

Parameter ‐boot order geben Sie dauerhaft<br />

eine andere Bootreihenfolge vor:<br />

$ qemu ‐cdrom ubuntu.iso ‐m 1024MU<br />

‐boot order=dcn my_img.img<br />

Damit sucht die virtuelle Maschine immer<br />

erst auf dem optischen Medium,<br />

dann auf der Festplatte und schließlich<br />

via Etherboot und PXE im Netzwerk<br />

nach einem bootbaren System.<br />

Externe Laufwerke<br />

Möchten Sie in der virtuellen Maschine<br />

ein am echten PC angeschlossenes USB-<br />

Gerät nutzen, müssen Sie es in mehreren<br />

Schritten an das Gastsystem durchreichen.<br />

Dazu rufen Sie zunächst auf dem<br />

Wirt den Befehl lsusb auf. Sie erhalten<br />

dann eine Liste mit allen angeschlossenen<br />

USB-Geräten 6 . Suchen Sie dort<br />

die passende Zeile, und merken Sie sich<br />

die Bus- und die Device-Nummer am<br />

Anfang. In Abbildung 6 besitzt beispielsweise<br />

der USB-Stick aus der untersten<br />

Zeile die Bus-Nummer 1 und die Gerätenummer<br />

3. Die geben Sie jetzt beim<br />

Start der virtuellen Maschine an:<br />

$ qemu ‐cdrom ubuntu.iso ‐m 1024MU<br />

‐boot once=dcn my_img.img ‐usb ‐U<br />

device usb‐host,hostbus=1,hostaddU<br />

r=3<br />

5 Der Monitor<br />

listet auf den Befehl<br />

info block<br />

hin sämtliche<br />

Block-Geräte in<br />

der virtuellen<br />

Maschine auf.<br />

(qemu) sendkey alt‐f1<br />

Dieses Kommando würde in KDE beispielsweise<br />

das Startmenü öffnen. Sie<br />

verlassen den Monitor über [Strg]+<br />

[Alt]+[1] wieder.<br />

6 Um ein USB-Gerät an die virtuelle Maschine durchzureichen, ermitteln Sie zunächst<br />

dessen Bus- und Device-Nummer.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

13


Schwerpunkt<br />

KVM-Grundlagen<br />

PXE: Intel Preboot Execution Environment.<br />

Protokoll zum Booten eines Betriebssystems<br />

via Netzwerk. Bei Etherboot handelt<br />

es sich um eine GPL-lizenzierte PXE-Implementation.<br />

TUN/​TAP: Virtuelle Kernel-Netzwerktreiber,<br />

die Netzwerkgeräte via Software simulieren.<br />

TAP kommuniziert mittels Ethernet-Frames,<br />

TUN über IP-Pakete.<br />

Der Parameter ‐usb aktiviert die USB-<br />

Unterstützung, hinter ‐device nennen<br />

Sie den Namen des Geräts. In diesem Fall<br />

handelt es sich um ein USB-Gerät am realen<br />

PC (usb‐host), das dort die Bus-Adresse<br />

(hostbus) 1 und die Gerätenummer<br />

(hostaddr) 3 aufweist.<br />

Sie können das USB-Gerät auch in einer<br />

laufenden virtuellen Maschine einfach<br />

anstöpseln. Dazu wechseln Sie in<br />

den Monitor und verwenden den Befehl<br />

usb_add 7 . Er hat die allgemeine Form<br />

usb_add host:Bus.Device. Damit sähe<br />

er also im Beispiel des USB-Sticks folgendermaßen<br />

aus:<br />

(qemu) usb_add host:1.3<br />

Damit Qemu das reale USB-Gerät an die<br />

virtuelle Maschine durchreichen kann,<br />

muss es auf dessen Gerätedatei auch zugreifen<br />

dürfen 8 . Ist das nicht der Fall,<br />

Konvertierungskünstler Qemu-img<br />

Das Werkzeug Qemu-img erstellt nicht nur neue Festplattenimages,<br />

sondern kann auch verschiedene Formate ineinander konvertieren.<br />

Der folgende Befehl produziert beispielsweise aus dem VirtualBox-<br />

Image ubuntu.vdi eines im QCOW2-Format:<br />

$ qemu‐img convert ‐O qcow2 ubuntu.vdi ubuntuqcow2.U<br />

img<br />

Welche Formate qemu‐img verdaut, verrät der Befehl qemu‐img<br />

‐‐help in der Liste am unteren Ende. Darunter finden sich auch die<br />

Dateiformate der bekannteren Virtualisierungslösungen, wie Virtual-<br />

Box (vdi), Parallels, Vmware (vmdk), VirtualPC (vhd oder vpc),<br />

Bochs oder Images aus Mac OS X (dmg). Bei raw handelt es sich um<br />

ein unkomprimiertes Abbild einer Festplatte, wie Sie es beispielsweise<br />

mit dd erstellen. Dagegen steht qed für Qemu Enhanced Disk<br />

Format, den designierten Nachfolger von QCOW2 û.<br />

Je nach Umfang des Images und der Leistungsfähigkeit des Rechners<br />

kann der Konvertierungsvorgang übrigens einige Zeit in Anspruch<br />

nehmen. Sofern Sie das Image ins QCOW2-Format konvertieren, dürfen<br />

Sie es noch verschlüsseln lassen:<br />

$ qemu‐img convert ‐O qcow2 ‐o encryption=on ubuntu.U<br />

vdi ubuntuqcow.img<br />

Qemu-img verlangt jetzt die Eingabe eines Passworts. Die Verschlüsselung<br />

selbst erfolgt mittels AES und einem 128-Bit-Schlüssel. Qemu<br />

müssen Sie später lediglich das (verschlüsselte) Image wie gewohnt<br />

übergeben. Daraufhin startet die virtuelle Maschine, hält aber umgehend<br />

mit einem schwarzen Fenster an. Dort wechseln Sie mit<br />

[Strg]+[Alt]+[ 2 ] in den Monitor, setzen dort mit dem Befehl c die<br />

Verarbeitung fort und tippen dann das Passwort zur Entschlüsselung<br />

der Platte ein.<br />

Alternativ zur Verschlüsselung kann Qemu-img ein QCOW2-Image<br />

auch unter Verwendung der Kompressionsbibliothek Zlib eindampfen:<br />

$ qemu‐img convert ‐c ‐O qcow2 ubuntu.vdi ubuntuqcowU<br />

.img<br />

Auch das geschrumpfte Image übergeben Sie wie ein normales Abbild<br />

an Qemu. Komprimierung und Verschlüsselung sorgen zwar für<br />

kleinere Festplatten-Images, in die kein Fremder hineinspähen kann,<br />

beide Funktionen kosten aber auch Rechenleistung.<br />

Das QCOW2-Format bietet eine weitere praktische Eigenschaft: Sie<br />

können den Zustand einer Abbilddatei einfrieren. Alle weiteren Änderungen<br />

speichert Qemu dann in einem zweiten, kleineren Image.<br />

Das ist besonders dann nützlich, wenn Sie häufig neue Software ausprobieren.<br />

Das Basissystem im ersten Abbild bleibt unangetastet,<br />

während alle Änderungen im zweiten landen. Um wieder ein frisches<br />

System vor sich zu haben, müssen Sie lediglich das zweite Image löschen.<br />

Um diese Funktion zu nutzen, erstellen Sie zunächst wie gewohnt<br />

ein Festplattenabbild:<br />

$ qemu‐img create ‐f qcow2 basis.img 30G<br />

Dieses starten Sie unter Qemu und installieren das gewünschte Betriebssystem<br />

darauf. Anschließend beenden Sie Qemu und erstellen<br />

ein zweites, sogenanntes Overlay-Image, das sich alle zukünftigen<br />

Änderungen merkt:<br />

$ qemu‐img create ‐f qcow2 ‐o backing_file=basis.imgU<br />

overlay.img<br />

Wenn Sie jetzt Qemu starten, verwenden Sie nur noch overlay.<br />

img. Das Image basis.img muss weiterhin im gleichen Verzeichnis<br />

liegen bleiben – schließlich dienen die dort gespeicherten Daten als<br />

Ausgangspunkt. Sobald Sie später die Änderungen verwerfen möchten,<br />

löschen Sie einfach overlay.img und nutzen wieder das basis.img.<br />

Übrigens können Sie beliebige weitere Overlay-Images auf<br />

basis.img aufbauen lassen. Möchten Sie den Stand in overlay.<br />

img auf das basis.img übertragen, verwenden Sie den schlichten<br />

Befehl:<br />

$ qemu‐img commit overlay.img<br />

Alternativ verwenden Sie den commit-Befehl im Qemu-Monitor. Es<br />

kann sich übrigens auch lohnen, ein QCOW2-Image in ein QCOW2-<br />

Image zu konvertieren: Qemu-img erkennt unbelegte Sektoren und<br />

übernimmt diese nicht in das Ziel-Image – die entstehende Image-<br />

Datei ist am Ende somit kleiner als das Original. Das Verfahren kann<br />

man auch noch weiter treiben und die Abbilddatei mittels<br />

‐snapshot einbinden:<br />

$ qemu ‐m 1024M ‐boot ‐snapshot basis.img<br />

Qemu liest jetzt nur noch von der Festplatte. Sämtliche Änderungen<br />

speichert es in eine temporäre Datei im Verzeichnis /tmp. Diese<br />

löscht Qemu, sobald Sie die virtuelle Maschine beenden. Das Gastsystem<br />

ist damit, ähnlich wie bei einer Live-CD, wieder in seinem ursprünglichen<br />

Zustand.<br />

Sollten einmal Zweifel an der Integrität einer Abbilddatei auftreten,<br />

hilft folgender Befehl weiter:<br />

qemu‐img check meinimage.img<br />

Das Kommando überprüft das angegebene Image auf Fehler. Das<br />

funktioniert allerdings nur für die Formate QCOW2, QED und VDI.<br />

14 www.linux-user.de<br />

11.2013


KVM-Grundlagen<br />

Schwerpunkt<br />

dann fluten zahlreiche Fehlermeldungen<br />

im Stil von /dev/​bus/​usb/​001/​003: Permission<br />

denied die Kommandozeile. Als einfachste<br />

Abhilfe starten Sie in einem solchen<br />

Fall Qemu als root statt als normaler<br />

Benutzer.<br />

Fazit<br />

Qemu kennt noch unzählige weitere Einstellungen,<br />

von denen viele das Netzwerk<br />

betreffen: So können Sie beispielsweise<br />

eine Port-Weiterleitung einrichten,<br />

via TUN/​TAP-Devices die virtuelle Maschine<br />

direkt in das echte Netzwerk integrieren<br />

oder in Windows-Gästen über einen<br />

SMB-Server auf Verzeichnisse des<br />

Wirtssystems zugreifen. Mehrere virtuelle<br />

Maschinen lassen sich zu einem eigenen<br />

abgeschotteten Netzwerk verbinden,<br />

einzelne Exemplare dürfen Sie per<br />

VNC fernsteuern und mit Snapshots den<br />

kompletten Zustand einer virtuellen Maschine<br />

einfrieren.<br />

Die dazu nötigen Parameter gestalten<br />

sich allerdings nicht gerade eingängig.<br />

Wollen Sie damit experimentieren, werfen<br />

Sie am besten einen Blick in die aktuelle<br />

Fassung der Qemu-Dokumentation<br />

û. Die versteht sich allerdings eher<br />

7 Anschließend fügen Sie das Gerät über<br />

den Monitor hinzu …<br />

als Referenz und liest sich daher entsprechend<br />

spröde. Für Einsteiger empfiehlt<br />

sich das etwas ältere, dafür aber kostenlos<br />

im Internet verfügbare Buch „qemukvm<br />

& libvirt“ û von Robert Warnke und<br />

Thomas Ritzau. Weitere Kurzanleitungen<br />

und Howtos sammelt das KVM-Wiki û.<br />

Viele der Anleitungen, Tipps und Tricks,<br />

die Sie im Internet finden, sind jedoch<br />

mittlerweile veraltet oder überholt.<br />

Haben Sie aber erst einmal die zahlreichen<br />

Parameter verinnerlicht, starten Sie<br />

auf der Kommandozeile mit KVM schneller<br />

eine virtuelle Maschine, als Sie in Virtualbox<br />

und Co. die Maustaste dreimal<br />

geklickt haben. (jlu) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 30841<br />

8 … und können dann in der virtuellen Maschine darauf zugreifen.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

15


Schwerpunkt<br />

Win8 in der VM<br />

Windows 8.1 unter VMware und Virtualbox<br />

Virtuelle Duellanten<br />

Gelegenheitsnutzern reicht<br />

meist eine virtuelle Maschine<br />

mit Windows. Doch funktioniert<br />

die aktuelle Version 8.1<br />

in Virtualbox und VMware<br />

ohne Probleme?<br />

Thomas Leichtenstern<br />

Ganz ohne Windows ist das Leben zuweilen<br />

doch recht mühsam – nicht zuletzt<br />

deshalb, weil für einige Programme<br />

unter Linux einfach noch keine probaten<br />

Alternativen existieren. Wege aus dem<br />

Dilemma gibt es genügend. Der einfache<br />

wäre, Sie starten die gewünschte<br />

Software unter Umgehung von Windows<br />

mit Wine. Allerdings funktionieren<br />

viele Programme auf diesem Weg nicht<br />

oder nicht vollständig. Als zweite Alternative<br />

kommt ein parallel installiertes<br />

System infrage. Das stellt für viele sicherlich<br />

die beste Lösung dar, hat aber den<br />

Nachteil, dass Sie jedes Mal das System<br />

neu booten müssen, wenn Sie ein Windows-Programm<br />

benötigen.<br />

Den goldenen Mittelweg bieten virtuelle<br />

Maschinen, die Windows wie eine<br />

Applikation starten und sämtliche Funktionen<br />

des Systems zur Verfügung stellen.<br />

Inzwischen sind die Techniken der<br />

VMs so ausgereift, dass sich im Normalgebrauch<br />

kaum mehr ein Unterschied<br />

zwischen Windows in der<br />

virtuellen Maschine und auf<br />

einem physikalischen<br />

Rechner feststellen lässt. Eine Einschränkung<br />

bleibt allerdings: Für Spiele eignen<br />

sich virtuelle Maschinen nur bedingt;<br />

hier erscheint eine native Installation in<br />

den meisten Fällen als die bessere Wahl.<br />

Die Protagonisten auf dem Markt für<br />

<strong>Desktop</strong>-Virtualisierung heißen unter Linux<br />

Virtualbox û und VMware Workstation<br />

û. Ob und wie beide mit dem neuen<br />

Windows 8.1 kooperieren, untersuchen<br />

wir im Folgenden.<br />

VMware<br />

Im September legte der Hersteller VMware<br />

die zehnte Release seiner kommerziellen<br />

Software VMware Workstation<br />

auf. Der Preis für eine Neulizenz beträgt<br />

225 Euro, das Upgrade kostet 110 Euro.<br />

Als eine der Neuerungen preist das Unternehmen<br />

die Unterstützung von Windows<br />

8.1 an, ein passendes<br />

Profil fehlte jedoch. Im<br />

Test kam das von Windows<br />

8 in der 64-Bit-<br />

Variante zum Einsatz<br />

1 .<br />

Readme<br />

Die elegante Lösung, Windows als Zweitsystem, zu verwenden, ist zweifelsfrei eine virtuelle<br />

Maschine, in der das System quasi als Applikation läuft. Unser Test klärt, ob und wie Virtualbox<br />

und VMware Workstation die aktuelle Version 8.1 des Marktführers unterstützen.<br />

© Christos Georghiou, 123RF<br />

16<br />

www.linux-user.de<br />

11.2013


Win8 in der VM<br />

Schwerpunkt<br />

Die anschließende Installation von Windows<br />

lief damit im Test ohne Probleme<br />

durch. Positiv fällt auf, dass Windows 8.1<br />

bereits eine rudimentäre VMware-Unterstützung<br />

mitbringt: So wechseln Maus<br />

und Tastatur nahtlos in die virtuelle Maschine,<br />

sobald der Mauszeiger das Windows-Fenster<br />

berührt.<br />

Erweiterungen<br />

Um das volle Potenzial des Systems in<br />

der virtuellen Maschine auszuschöpfen,<br />

gilt es aber dennoch, die Gast-Erweiterungen<br />

nachzuinstallieren. Im gestarteten<br />

System klicken Sie dafür im Menüpunkt<br />

VM auf den Eintrag Install VMware<br />

Tools…. Damit hängt die Software in der<br />

virtuellen Maschine ein ISO-Image im<br />

DVD-Laufwerk ein, welches die Gast-Erweiterungen<br />

enthält.<br />

Um die Installation zu starten, genügt<br />

es, darin auf setup zu klicken. Im folgenden<br />

Dialog legen Sie fest, welche Treiber<br />

und Funktionen Sie installieren möchten<br />

2 . Die Software bringt für so gut<br />

wie alle Bereiche des Systems speziell<br />

angepasste Treiber mit, die nicht nur das<br />

Handling verbessern, sondern auch die<br />

Performance erheblich steigern.<br />

Zu den Annehmlichkeiten zählt unter<br />

anderem die dynamische Größenanpassung<br />

des Gastes an das Format des ihn<br />

umgebenden Fensters. Sie aktivieren die<br />

Funktion, indem Sie die Checkbox hinter<br />

dem Menüpunkt View | Autosize | Autofit<br />

guest aktivieren. Wählen Sie Center<br />

Guest, passt sich die Größe des Fensters<br />

künftig an die des Gastsystems an.<br />

Möchten Sie direkt auf dem Linux-<br />

<strong>Desktop</strong> mit Windows-Applikationen arbeiten,<br />

dann nutzen Sie dazu den sogenannten<br />

Unity-Modus. Sie erreichen diesen<br />

über eine gleichnamige Schaltfläche<br />

in der Menüleiste. Er isoliert die laufenden<br />

Programme vom Windows-<strong>Desktop</strong><br />

3 und stellt sie auf dem von Linux<br />

dar. Damit Sie alle Programme von Windows<br />

erreichen, hat VMware einen eigenen<br />

Starter gebastelt, der beim Aktivieren<br />

von Unity oben rechts erscheint.<br />

Allerdings funktioniert dieser Modus<br />

lediglich in der <strong>Desktop</strong>-Ansicht. Starten<br />

Sie ihn in der Kachel-Ansicht, erscheint<br />

diese bildschirmfüllend. Ganz optimal<br />

klappt der Unity-Modus aber auch mit<br />

dem <strong>Desktop</strong> nicht: Klicken Sie beispielsweise<br />

im Datei-Explorer auf ein Bild, öffnet<br />

sich eine bildschirmfüllende App<br />

und zeigt es an. Schließen Sie diese, ge-<br />

langen Sie zunächst zu den Kacheln und<br />

erst dann wieder zum <strong>Desktop</strong>.<br />

Ohne Fehl und Tadel funktioniert dagegen<br />

das Drag & Drop von Dateien<br />

vom Wirt- zum Gastsystem. Datentransfers<br />

in die Gegenrichtung funktionierten<br />

hingegen unter OpenSuse 12.3 überhaupt<br />

nicht. Besser verhielt sich Windows<br />

8 bei der Zusammenarbeit mit der<br />

gemeinsamen Zwischenablage. Sowohl<br />

einzelne Dateien als auch ganze Verzeichnisbäume<br />

transferierte VMware<br />

Workstation problemlos vom Wirt zum<br />

Gast und zurück. Das klappt auch für<br />

Texte oder URLs, die Sie auf diesem<br />

Wege per Copy & Paste zwischen der virtuellen<br />

und realen Maschine tauschen.<br />

Verbindung nach außen<br />

Völlig problemlos verläuft das Einbinden<br />

von Wirtsordnern in das Gastsystem.<br />

Diese Funktion finden Sie in den Settings<br />

der virtuellen Maschine unter Options |<br />

Shared Folders. Hier legen Sie fest, mit<br />

welchem Namen das gewünschte Verzeichnis<br />

im Gastsystem erscheint.<br />

Allerdings bindet VMware dieses nicht<br />

direkt als Laufwerk ein, sondern als vmware-host<br />

im Netzwerk. Um dem Share<br />

1 Version 10 des VMware <strong>Desktop</strong>s bietet lediglich das Profil für<br />

Windows 8 an, das jedoch im Test mit Windows 8.1 gut funktionierte.<br />

2 Die Gast-Erweiterungen von VMware bieten eine<br />

ganze Reihe zusätzlicher Treiber, die speziell der Kooperation<br />

zwischen Windows 8.1 und der virtuellen Maschine<br />

dienen und die Arbeit im Alltag erleichtern.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

17


Schwerpunkt<br />

Win8 in der VM<br />

einen Laufwerksbuchstaben zuzuweisen,<br />

klicken Sie es mit der rechten Maustaste<br />

an und wählen aus dem Kontextmenü<br />

Netzwerklaufwerk verbinden. Noch<br />

einfacher geht es, indem Sie in der oben<br />

beschriebenen Konfiguration den Punkt<br />

Map as a network drive in Windows guests<br />

aktivieren. In diesem Fall weist VMware<br />

dem Share selbstständig einen Laufwerksbuchstaben<br />

zu und hängt ihn ein.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt für virtuelle<br />

Maschinen ist, wie sauber die Software<br />

die reale USB-Schnittstelle in den<br />

Gast durchschleift. Hier arbeitet VMware<br />

Workstation weitgehend fehlerfrei.<br />

Selbst vergleichsweise exotische Geräte<br />

wie Smartphones erkannte das Gastsystem<br />

im Test sofort und erlaubte den Zugriff<br />

darauf wie an einem realen PC 4 .<br />

Von den fünf getesteten USB-Sticks erkannte<br />

VMware alle und band sie ins<br />

System ein. Die angeschlossene Webcam<br />

stand binnen Sekunden zum Einsatz<br />

bereit. Lediglich ein DVB-T-Stick von<br />

Pinnacle war mangels passender Treiber<br />

nicht ohne Weiteres zur Arbeit zu bewegen.<br />

Sofern der Wirt eine USB-3-Schnittstelle<br />

besitzt, unterstützt VMware diese.<br />

3 Wer es bevorzugt, seinen Linux-<strong>Desktop</strong> beim Gebrauch von Windows-Tools zu<br />

sehen, dem ermöglicht der Canonical-<strong>Desktop</strong> Unity das. Zusätzlich bietet dieser Modus<br />

einen Programmstarter, der Windows in Version 8.1 inzwischen fehlt.<br />

Steht ein angeschlossenes USB-Gerät<br />

nicht direkt in der virtuellen Maschine<br />

bereit – etwa, weil es vom Wirt belegt ist<br />

– wechseln Sie im Menü nach VM | Removable<br />

Devices. In der unteren Hälfte<br />

zeigt das Ausklappmenü alle gefundenen<br />

USB-Geräte an. Um eines davon zu<br />

aktivieren, bewegen Sie den Mauszeiger<br />

darauf und wählen aus dem Untermenü<br />

Connect (Disconnect from Host).<br />

Eine 3D-Video-Unterstützung bietet<br />

VMware für Windows 8.1 derzeit nicht<br />

an. Mau sieht es auch mit der integrierten<br />

Druckerunterstützung aus. Sie soll es<br />

eigentlich ermöglichen, etwa über Netzwerkdrucker<br />

zu drucken. Nach dem Aktivieren<br />

der Funktion zeigte Windows<br />

auch alle Drucker im Netz an 5 und erlaubte<br />

es, darüber zu drucken. Allerdings<br />

erschienen die Ausdrucke im Test jeweils<br />

als unbrauchbarer Postscript-Plaintext.<br />

Virtualbox<br />

Auch Oracles für Privatanwender kostenfreie<br />

Virtualisierungssoftware Virtualbox<br />

spendieren die Entwickler in der neuesten<br />

Version eine Windows-8.1-Unterstützung<br />

und stellen dafür auch direkt das<br />

passende Profil zur Verfügung. Auch hier<br />

lief im Test die Installation von Windows<br />

8.1 mit den Vorgaben völlig reibungslos<br />

ab, inklusive der Maus- und<br />

Tastaturintegration.<br />

Die Gast-Erweiterungen von Virtualbox<br />

richten Sie ein, indem Sie im Menü<br />

Geräte | Gast-Erweiterungen installieren…<br />

anklicken. Technisch geschieht dann das<br />

Gleiche wie bei VMware: Die Software<br />

hängt ein ISO-Image im DVD-Laufwerk<br />

ein, in dem sich die Treiber befinden. Ein<br />

Klick auf VBoxWindowsAdditions startet<br />

deren Einrichtung.<br />

Schon der Umfang der Erweiterung<br />

von nur 16 MByte für das 64-Bit-Windows<br />

lässt vermuten, dass Virtualbox<br />

wesentlich weniger Treiber mitbringt als<br />

VMware. Das zeigt sich an vielen Stellen,<br />

an denen die Software lange nicht so<br />

sauber arbeitet wie der Konkurrent.<br />

Wie Vmware Workstation bietet auch<br />

Virtualbox einen Nahtlosmodus für Programme,<br />

den Sie entweder über Anzeige<br />

| Nahtlosen Modus einschalten aktivie-<br />

18 www.linux-user.de<br />

11.2013


Win8 in der VM<br />

Schwerpunkt<br />

4 Selbst vergleichsweise komplizierte USB-Verbindungen per MTP bekam die<br />

Virtualisierungssoftware VMware im Test problemlos in den Griff.<br />

ren oder über [Host]+[L]. Als Host-Taste<br />

fungiert in der Grundeinstellung die<br />

rechte [Strg]-Taste. Auf dem gleichen<br />

Wege schließen Sie den Modus wieder.<br />

Anders als bei VMware fehlt jedoch bei<br />

Virtualbox der Programmstarter. Im Test<br />

schaltete die Software zwar den Modus<br />

um, ohne jedoch wie erwartet die geöffneten<br />

Programme dann auf dem Linux-<br />

<strong>Desktop</strong> anzuzeigen.<br />

Der Vollbildmodus ([Host]+[F]) soll den<br />

Eindruck erwecken, das virtualisierte<br />

System laufe nativ auf dem Rechner. Da<br />

der Grafiktreiber jedoch nur eine maximale<br />

Auflösung von 1280x960 Pixeln<br />

unterstützt, bleibt bei höher auflösenden<br />

Bildschirmen ein schwarzer Rand<br />

um den virtuellen <strong>Desktop</strong>. Abhilfe<br />

schafft sowohl in diesem Fall als auch<br />

bei der fehlerhaften Darstellung des<br />

5 Zwar erlaubt die Erweiterung das Drucken aus der virtuellen Maschine, ignoriert aber<br />

das Formates. Im Drucker lagen jeweils Plaintext-Ausdrucke des Postscript-Codes.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

19


Schwerpunkt<br />

Win8 in der VM<br />

MTP: Media Transfer Protocol zum Übertragen<br />

von Dateien via USB zum PC oder Drucker,<br />

benötigt dazu jedoch anderes als sein<br />

Vorgänger PTP (Picture Transfer Protocol)<br />

gerätespezifische Treiber.<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 30846<br />

Seamless-Modes das Aktivieren der 3D-<br />

Unterstützung in den Anzeige-Eigenschaften<br />

der virtuellen Maschine. Eine<br />

Besonderheit stellt die Option Skalierten<br />

Modus einschalten ([Host]+[C]) dar. Mit<br />

ihr verändern Sie die Proportionen des<br />

<strong>Desktop</strong>s durch Ziehen an den Fensterrändern<br />

nach eigenen Wünschen.<br />

Von drinnen nach draußen<br />

Die nächste Hürde im Parcours stellt der<br />

Datenaustausch zwischen Gast und Wirt<br />

dar. Obwohl wir die entsprechenden<br />

Schalter im Setup der Virtual Appliance<br />

aktivierten, weigerte sich Virtualbox im<br />

Test standhaft, jede Art von Datei oder<br />

Verzeichnis via Drag & Drop oder<br />

Copy & Paste vom Gast in den Wirt und<br />

umgekehrt zu transferieren. Die einzige<br />

Art von Daten, die auf diesem Wege den<br />

Gast verlassen, sind in die Zwischenablage<br />

kopierte Textschnipsel oder URLs.<br />

Allerdings bietet auch Virtualbox die<br />

Möglichkeit, Verzeichnisse des Wirtssystems<br />

im Gast einzuhängen. Die Vorgehensweise<br />

ist dabei identisch mit der<br />

von VMware: Der gewünschte Ordner<br />

landet als Netzwerk-Share im Gast 6 .<br />

Über diese Schnittstelle klappte der Datentransfer<br />

problemlos, wenn auch vergleichsweise<br />

umständlich.<br />

Anders als bei VMware erscheint bei<br />

Virtualbox beim Einstecken von USB-<br />

Devices kein Popup, das darauf hinweist<br />

und das Gerät mit einem Klick auf die<br />

6 Wie VMware<br />

bindet Virtualbox<br />

freigegebene<br />

Wirtsordner<br />

als Netzwerk-Shares<br />

in<br />

Windows ein.<br />

Bestätigung in der VM einbindet. Bei Virtualbox<br />

gilt es, stattdessen nach dem<br />

Einstecken des USB-Geräts per Rechtsklick<br />

auf das USB-Symbol in der unteren<br />

Leiste das Kontext-Menü aufzurufen und<br />

daraus das gewünschte Gerät zu wählen.<br />

Während die Vorgängerversion noch<br />

erhebliche Probleme mit dem Einbinden<br />

von USB-Geräten hatte, verhielt sich das<br />

aktuelle Release mustergültig. Egal, ob<br />

USB-Ticks oder Smartphones, die das<br />

MTP-Übertragungsprotokoll verwenden:<br />

Virtualbox erkannt alle Geräte und band<br />

sie korrekt ins Dateisystem ein.<br />

Bei der Tonwiedergabe in der virtuellen<br />

Maschine sorgten regelmäßige leise<br />

Knackser für Verdruss. Abhilfe brachte<br />

das Umstellen der verwendeten Audio-<br />

Infrastruktur von Pulse Audio auf ALSA-<br />

Audio-Treiber in der Rubrik Audio des Setups.<br />

Zwar verschwanden die Störgeräusche<br />

damit nicht komplett, traten jedoch<br />

wesentlich seltener auf als zuvor.<br />

Das Verwenden der virtuellen Soundkarte<br />

ICH AC97 beseitigte das Phänomen<br />

in der Vorgängerversion praktisch gänzlich.<br />

Da Windows 8.1 dieses Device jedoch<br />

nicht mehr unterstützt, müssen Sie<br />

mit der knacksenden Wiedergabe leben.<br />

Fazit<br />

VMware und Windows 8.1 interagieren<br />

weitgehend zuverlässig miteinander<br />

und lassen die Grenzen zwischen Gast<br />

und Wirt verschwimmen. Die nicht ganz<br />

unproblematische Sound-Wiedergabe,<br />

die unbrauchbaren Ausdrucke und das<br />

nicht funktionierende Drag & Drop vom<br />

Wirt zum Gast trübten das Bild der<br />

225 Euro teuren Software.<br />

Anders verhält es sich da bei Virtualbox:<br />

Hier funktionierten viele Features<br />

nur unzureichend oder gar nicht, sei es<br />

die knacksende Sound-Ausgabe oder<br />

das komplett funktionslose Drag & Drop.<br />

Dabei gilt es natürlich zu berücksichtigen,<br />

dass Hersteller Oracle die Software<br />

für Privatanwender kostenfrei anbietet.<br />

Wer einem fehlerärmeren System den<br />

Vorzug gibt, greift besser zu VMware<br />

und investiert 225 Euro. Wer mit einigen<br />

Abstrichen leben kann, ist mit Virtualbox<br />

zum Nulltarif gut bedient. (tle) n<br />

20 www.linux-user.de<br />

11.2013


Schwerpunkt<br />

Architektur-Emulation<br />

Transparente Architektur-Emulation mit Qemu<br />

Eingebettet<br />

Kompakte Systeme wie der Raspberry Pi bieten preisgünstige Hardware für<br />

unzählige Verwendungszwecke. Doch wie entwickelt und portiert man Software auf<br />

diese Plattformen? Hier kann Qemu weiterhelfen. Julian Pawlowski<br />

Die Entwicklung für System-on-a-Chip-<br />

Geräte wie den Raspberry Pi stellt eine<br />

größere Herausforderung dar, als man<br />

zunächst annehmen könnte. Diese Geräte<br />

sind in erster Linie darauf ausgerichtet,<br />

fertige Software auszuführen. Daher<br />

hat es sich bewährt, Betriebssystem-<br />

Images anzubieten, die der Anwender<br />

lediglich auf den Speicherchip oder das<br />

Speichermedium des Geräts kopiert. Im<br />

Falle des Raspberry Pi genügt es, ein<br />

1-zu-1-Abbild auf eine SD-Speicherkarte<br />

zu schreiben (etwa mit dem Programm<br />

dd), von der das Gerät bootet. Doch wie<br />

erstellt man ein solches Image des Dateisystem,<br />

das möglicherweise noch zusätzliche<br />

Dienste oder Frameworks anbieten<br />

soll, möglichst effizient?<br />

© Pilart, 123RFF<br />

22 www.linux-user.de<br />

11.2013


Architektur-Emulation<br />

Schwerpunkt<br />

Es liegt nahe, auf dem Gerät selbst die<br />

notwendige Software zu installieren und<br />

zu kompilieren. Dabei könnte man alle<br />

Einstellungen vornehmen, bevor man<br />

das Image auf umgekehrtem Wege wieder<br />

von der SD-Karte in eine Datei<br />

schreibt, um diese weiterzuverteilen.<br />

Das Problem: Die beschriebene Prozedur<br />

dauert sehr lange, da die kleinen Geräte<br />

keine ausreichenden Ressourcen bieten,<br />

um darauf ernsthaft zu entwickeln. Auch<br />

geduldige Menschen spüren daher<br />

schon bald das Verlangen nach einer Lösung,<br />

die möglichst reproduzierbar und<br />

automatisiert solche Images generiert.<br />

nux’ Virtualisierungslösung KVM ein Begriff<br />

sein. Doch das Projekt weist noch<br />

deutlich mehr Facetten auf. Zusammen<br />

mit dem vom Kernel bereitgestellten<br />

binftm_misc-Mechanismus bietet die<br />

Qemu-User-Emulation die Möglichkeit,<br />

auch plattformfremden Binärcode auszuführen.<br />

Einzige Voraussetzung: Die<br />

Maschine selbst darf nicht als VM laufen,<br />

sonst wird es kompliziert – Stichwort:<br />

Nested Virtualization.<br />

Unter Debian und dessen Derivaten<br />

genügt für die Installation der für die<br />

Emulation per Qemu notwendigen<br />

Werkzeuge bereits eine einzige Zeile:<br />

Draufsicht<br />

Der logische erste Schritt besteht also<br />

darin, die eigene Perspektive auf den<br />

Prozess zu verändern und einen Schritt<br />

zurück zu tun. Um beim Raspberry Pi zu<br />

bleiben: Mithilfe von Skripten lässt sich<br />

etwa das von der Raspberry-Pi-Foundation<br />

bereitgestellte Raspbian-Image, das<br />

auf Debian basiert, an die eigenen Bedürfnisse<br />

anpassen und weiterverteilen.<br />

Das spart nicht nur eine Menge Zeit,<br />

sondern lässt sich später bei Bedarf zusätzlich<br />

automatisieren und mit einer<br />

Continuous-Integration-Umgebung<br />

kombinieren, etwa Jenkins CI û.<br />

Doch auf dem Weg dorthin liegen<br />

noch ein paar Stolpersteine. Der gewitzte<br />

Entwickler denkt natürlich sofort daran,<br />

das Image in eine Chroot-Umgebung<br />

einzubinden. So lässt sich darin agieren,<br />

als hätte man das System regulär gebootet.<br />

Allerdings macht die abweichende<br />

Prozessorarchitektur im konkreten Fall<br />

dabei einen Strich durch die Rechnung,<br />

denn die Intel-CPU kann die binären<br />

ARM-Programme nicht ausführen. Besteht<br />

also die einzige Lösung darin, einen<br />

Raspberry Pi als virtuelle Maschine<br />

zu betreiben, mit all den Nachteilen in<br />

Sachen Automatisierung, die das mit<br />

sich bringt? Nicht zwangsläufig!<br />

Schnell mal emulieren<br />

Ein Übersetzer muss her, der direkt zur<br />

Laufzeit einspringt. Qemu û, der Quick<br />

Emulator, dürfte in Verbindung mit Li-<br />

$ sudo apt‐get install qemu binfmU<br />

t‐support qemu‐user‐static<br />

Im nächsten Schritt starten Sie den<br />

Daemon binfmt‐support und lassen<br />

sich anschließend mithilfe des Befehls<br />

$ sudo update‐binfmts ‐‐display<br />

eine Liste aller unterstützten binären<br />

Formate anzeigen. Rufen Sie dabei ein<br />

Programm auf, das für eine andere Plattform<br />

kompiliert wurde, dann erkennt<br />

der Daemon das passende Binärformat<br />

automatisch und der zugehörige Qemu-<br />

CPU-Emulator führt die Datei aus. Er<br />

übersetzt dabei simultan die fremden<br />

Prozessorbefehle in Kommandos, die zu<br />

der darunter liegenden Plattform des<br />

Hostsystems passen.<br />

Das Ganze ist allerdings sehr rechenintensiv,<br />

lässt sich allerdings auf mehrere<br />

CPU-Kerne verteilen. Deshalb spielt hier<br />

die Taktung der einzelnen CPU-Kerne<br />

eine entscheidende Rolle für die Performance.<br />

Ein 2-GHz-Kern liegt nur leicht<br />

über der Performance des ARM-Prozessors<br />

im Raspberry Pi selbst, die Vorteile<br />

dieser Methode liegen also eher in der<br />

Flexibilität des Sytems.<br />

Beeren pflücken<br />

Um das Raspberry-Pi-Image an die eigenen<br />

Bedürfnisse anzupassen, mounten<br />

Sie es am besten mit einem kleinen<br />

Skript û, das in diesem Beispiel aus der<br />

Portierung der quelloffenen Telefonanla-<br />

Continuous Integration: Software-Entwicklung<br />

unter fortlaufendem Zusammenfügen<br />

von Komponenten zu einer Anwendung.<br />

Umfasst neben dem Neubau des Gesamtsystems<br />

auch automatisierte Tests.<br />

Readme<br />

In Kombination mit dem Mechanismus<br />

binfmt_misc des Kernels ermöglicht es,<br />

mit Qemu und einem Linux-PC angepasste<br />

Software für den Raspberry Pi zu entwickeln<br />

und die resultierenden Images für den<br />

Single-Board-Computer zu bauen. Eine hinreichend<br />

schnelle CPU vorausgesetzt, beschleunigt<br />

dies die Arbeit deutlich.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

23


Schwerpunkt<br />

Architektur-Emulation<br />

1 In mehreren Schritten erstellen Sie aus einem Debian-Image für ARM ein angepasstes Image für den Raspberry Pi.<br />

Der Autor<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 30847<br />

Julian Pawlowski lebt in München und arbeitet<br />

als freiberuflicher IT-Projektmanager<br />

im internationalen Umfeld. Er gehört seit<br />

2012 im Core-Team der Telefonanlagensoftware<br />

Gemeinschaft und ist dort für<br />

den Release-Prozess verantwortlich.<br />

ge Gemeinschaft 5 û stammt. Der komplette<br />

Befehl sieht wie folgt aus:<br />

# mnt‐pi‐img.sh 2013‐02‐09‐wheezyU<br />

‐raspbian.img /mnt<br />

Es berücksichtigt die zwei Partitionen,<br />

die das Image enthält: Eine FAT-Partition<br />

für den Bootbereich und eine Ext4-Systempartition.<br />

Zudem setzt es Loop-<br />

Mounts für /dev/pts, /sys sowie /proc<br />

und kopiert die Qemu-Emulatordatei an<br />

die richtige Stelle im Dateisystem, damit<br />

sie innerhalb der Chroot-Umgebung zur<br />

Verfügung steht. Sie sollten das Skript<br />

auch beim finalen Aushängen der Gerätedateien<br />

verwenden.<br />

Chroot-Umgebung<br />

Mit dem Befehl sudo chroot /mnt<br />

wechseln Sie direkt in die Chroot-Umgebung.<br />

Hier nehmen Sie alle notwendigen<br />

Änderungen vor, zu denen unter<br />

anderem das Installieren und Deinstallieren<br />

von Paketen über apt‐get, das<br />

Kompilieren von Software und das Anpassen<br />

der Konfiguration gehören 1 .<br />

Es ist in der Tat fast so, als würde man<br />

tatsächlich auf einem Raspberry Pi arbeiten.<br />

Nur Dienste, die man starten muss,<br />

um sie zu konfigurieren (etwa MySQL),<br />

lassen sich in dieser Umgebung schwieriger<br />

handhaben. Läuft ein ähnlicher<br />

Netzwerkdienst mit gleichem Port bereits<br />

auf dem Hostsystem, lässt er sich<br />

nicht ein zweites Mal starten.<br />

Das tatsächliche Laufzeitverhalten unterscheidet<br />

sich also, abhängig vom Anwendungsfall,<br />

von dem auf einem echten<br />

Gerät. Im Zweifel behilft sich der clevere<br />

Image-Bastler damit, die gewünschten<br />

Kommandos in einem Init-Skript zusammenzufassen,<br />

welches das System<br />

beim ersten Booten des Image abarbeitet<br />

und das sich dann selbst löscht.<br />

Theorie und Praxis<br />

Bereitstellung und Pflege eines Images<br />

sind relativ aufwendig, und meist will<br />

man ja in primär, dass die eigene Software<br />

läuft. Wer ein von der Community<br />

betreutes Image für das Gerät verwendet,<br />

muss es nicht ständig an neue Entwicklungen<br />

auf dem RasPi selbst anpassen.<br />

Gemeinschaft 5 verwendet aus diesem<br />

Grund das originale Debian-Image.<br />

Das Erstellen der ISO-Dateien auf dem<br />

Gerät übernehmen eigens entwickelte<br />

Hook-Skripte, die in Debian Live laufen,<br />

aber unabhängig von der Architektur<br />

funktionieren. Damit diese Hook-Skripte<br />

auch auf dem Raspberry Pi laufen, erzeugen<br />

wieder andere Skripte eine Systemumgebung,<br />

die der von Debian Live<br />

entspricht. Später aktualisiert eine dritte<br />

Variante von Skripten die Software über<br />

Apt-get- oder Git-Repositories.<br />

Das Bauen eines Image mit neu angepassten<br />

Skripten dauert nun noch fünf<br />

bis sechs Stunden, was über Nacht passieren<br />

kann. Steht das Grundgerüst aber<br />

erst einmal, lassen sich Anpassungen<br />

und Erweiterungen schnell erledigen. In<br />

Kombination mit einem Git-Repository<br />

und Jenkins CI entsteht sogar auf diese<br />

Weise eine kontinuierliche Integrationsund<br />

Build-Umgebung.<br />

Fazit<br />

Die gängigen Emulations- und Virtualisierungswerkzeuge<br />

für Linux lassen<br />

sich auch bei der plattformübergreifenden<br />

Entwicklung von Software gewinnbringend<br />

einsetzen. Speziell bei der Anpassung<br />

von Programmen und Images<br />

für den Raspberry Pi kommt es aber<br />

noch mehr als bei der Virtualisierung<br />

von PC-Betriebssystemen auf die Leistungsfähigkeit<br />

und insbesondere Taktrate<br />

der Wirts-CPU an. (kki/​jlu) n<br />

24 www.linux-user.de<br />

11.2013


Genymotion<br />

Schwerpunkt<br />

Android auf dem Linux-<strong>Desktop</strong> virtualisieren mit Genymotion und Virtualbox<br />

Flinke App-Alternative<br />

Der alternative Android-Emulator<br />

Genymotion erlaubt es,<br />

eine selbst entwickelte App<br />

unter realen Bedingungen zu<br />

testen. Christoph Langner<br />

Jeder App-Entwickler tut gut daran,<br />

seine selbst gebaute Android-App möglichst<br />

umfassend zu testen. Da es sowohl<br />

für Hobby-Entwickler als auch für Einsteiger<br />

in die Materie praktisch unmöglich<br />

ist, Android-Systeme in unzähligen<br />

Formen und Versionen vorrätig zu halten,<br />

liefert Google daher seit geraumer<br />

Zeit im Android-SDK einen Emulator û<br />

für den <strong>Desktop</strong>-PC mit, der verschiedene<br />

Android-Versionen, CPU-Architekturen<br />

und Displays abbildet.<br />

Doch nicht nur Entwickler profitieren<br />

von einem virtuellen Android auf dem<br />

Computer: Auch Anwender suchen immer<br />

wieder einen Weg, um ein Android-<br />

Smartphone in ein Fenster zu bannen.<br />

Auf diesem Weg kann man dann beispielsweise<br />

gefahrlos Apps testen, das<br />

Lieblings-Handy-Spiel auch auf dem PC<br />

zocken oder bei Apps bereits vor dem<br />

Kauf prüfen, welche App sich denn nun<br />

besser auf dem Tablet macht, auch wenn<br />

dieses gerade mal nicht zur Hand ist.<br />

Lahmer Emulator<br />

Der offizielle Emulator leidet jedoch unter<br />

einer Reihe von Einschränkungen.<br />

Zum einen arbeitet die Emulation nicht<br />

wirklich flott – selbst nachdem es inzwischen<br />

möglich ist, die GPU des Hosts mit<br />

zu nutzen. Zum anderen enthält das<br />

Readme<br />

Nicht nur für Entwickler erweist es sich als<br />

nützlich, Android aus dem Gefängnis realer<br />

Hardware zu befreien. Ein virtuelles System<br />

ermöglicht gefahrlose Tests und Experimente.<br />

Genymotion macht es selbst Laien<br />

leicht, Android in einer VM zu betreiben.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

25


Schwerpunkt<br />

Genymotion<br />

emulierte System nie das Google-Framework.<br />

Maps, Chrome oder natürlich der<br />

Play Store stehen daher nicht ohne Weiteres<br />

im emulierten System bereit, das<br />

Nachinstallieren von Apps über den<br />

Google Market ist unmöglich.<br />

Als Alternative bot sich längere Zeit<br />

das Open-Source-Projekt AndroVM û<br />

an. Auf Basis der Arbeit von Android<br />

x86 û, das Android auf herkömmlicher<br />

PC-Architektur lauffähig machen möchte,<br />

verfrachtete AndroVM mithilfe von<br />

VMware oder VirtualBox Android in eine<br />

virtuelle Maschine. Das virtualisierte<br />

Android arbeitete schon damals deutlich<br />

schneller als der Emulator aus dem SDK.<br />

Inzwischen hat sich AndroVM zu einem<br />

kommerziellen Projekt entwickelt. Unter<br />

dem Namen Genymotion û steht aber<br />

weiterhin eine kostenlose Version der<br />

Android-VM bereit. Später sollen einmal<br />

zusätzliche Entwickler-Features hinzukommen,<br />

die Sie durch den Kauf einer Lizenz<br />

freischalten. Noch steht Genymotion<br />

jedoch für jeden interessierten Benutzer<br />

ohne Einschränkungen zur Verfügung.<br />

Aufgrund des Supports von OpenGL<br />

läuft das virtualisierte Android in Genymotion<br />

auf dem PC praktisch genauso<br />

schnell und flüssig, wie Sie das von aktuellen<br />

Smartphones kennen. Die Voraussetzungen<br />

dafür sind ein halbwegs aktueller<br />

PC und eine OpenGL-fähige Grafikkarte<br />

mit entsprechenden Treibern.<br />

Genymotion installieren<br />

Das virtuelle Android in Form von Genymotion<br />

bekommen Sie nach dem kostenlosen<br />

Registrieren auf der Homepage<br />

des Projekts. Downloads stehen generell<br />

für Windows, Mac OS X und Linux bereit.<br />

Für Windows-User gibt es zudem eine<br />

Variante, die Virtualbox û gleich mitbringt.<br />

Unter Linux installieren Sie Virtualbox<br />

vor dem Start von Genymotion<br />

aus den Paketquellen der verwendeten<br />

Distribution.<br />

Um Genymotion unter Linux zu betreiben,<br />

bieten die Entwickler diverse<br />

Downloads an. Für 32- oder 64-Bit-<br />

Ubuntu, Fedora oder Red Hat gibt es jeweils<br />

ein einheitliches Binary-Archiv. Für<br />

64-Bit-Debian offeriert das Projekt ein<br />

anderes Archiv, zudem sollten Sie auf<br />

diesem System noch das Paket libpng3<br />

einspielen. DEB- oder RPM-Pakete für die<br />

Installation von Genymotion über die<br />

1 Die unterschiedlichen Android-Images lädt sich Genymotion<br />

direkt aus dem Internet.<br />

Paketverwaltung gibt es bislang noch<br />

nicht. Unter Arch Linux installieren Sie<br />

die Software aus dem AUR heraus û.<br />

Zur Installation über die Binary-Pakete<br />

setzten Sie mit chmod das Execute-Bit<br />

und rufen das sich selbst extrahierende<br />

Archiv auf. Dieses entpackt alle Daten ins<br />

Verzeichnis genymotion im aktuellen<br />

Ordner, in dem Sie dann auch die ausführbare<br />

Programmdatei finden.<br />

Die Daten, also heruntergeladene<br />

OVA-Images und die aktiven virtuellen<br />

Maschinen, legt Genymotion im Ordner<br />

~/.Genymotion ab. Die aktiven Maschinen<br />

verknüpft das Tool automatisch mit<br />

der Virtualbox-Installation, sodass die<br />

Android-VMs direkt in Virtualbox bereitstehen.<br />

An dieser Stelle nehmen Sie bei<br />

Bedarf tief greifende Änderungen an<br />

den virtuellen Maschinen vor. Starten Sie<br />

eine Android-Maschine aus VirtualBox,<br />

fehlt jedoch das Genymotion-Menü an<br />

der Seite.<br />

Genymotion einrichten<br />

Nach dem ersten Start führt Genymotion<br />

noch keine virtuellen Maschinen.<br />

Über Add gelangen Sie ins Menü Create<br />

a new virtual device. Dort melden Sie sich<br />

in Ihrem Genymotion-Account an. Im<br />

Dialog finden Sie nun eine große Auswahl<br />

fertiger Android-VMs, die Sie abermals<br />

über Add herunterladen und im<br />

System ablegen 1 .<br />

Genymotion bietet Maschinen im von<br />

VirtualBox unterstützten Format Open<br />

Virtualization Archive (kurz: OVA) mit<br />

Android 4.1 und neuer an. Verschiedene<br />

Gerätetypen mit unterschiedlichen Auflösungen<br />

stehen zur Wahl. In mit with<br />

Google Apps gekennzeichneten VMs ist<br />

das Google-Framework mitsamt Play<br />

Store bereits vorinstalliert.<br />

Um später über die Android-Debug-<br />

Bridge – kurz adb – auf das virtualisierte<br />

System zuzugreifen, tragen Sie unter<br />

Menu |Settings den Path to Android SDK<br />

ein, also den Pfad zur Installation des<br />

Android-SDKs û. Geben Sie an dieser<br />

Stelle nicht den vollständigen Pfad zum<br />

Binary adb ein, also ohne abschließendes<br />

platform‐tools\adb, sondern nur zum<br />

SDK selbst.<br />

26 www.linux-user.de<br />

11.2013


Genymotion<br />

Schwerpunkt<br />

Android-VM starten<br />

Liegen nun eine oder mehr Android-VMs<br />

auf Ihrer Festplatte, starten Sie das virtualisierte<br />

Android über einen Klick auf<br />

Play. Je nach Rechenpower des Systems<br />

– empfehlenswert sind Rechner ab der<br />

ersten Intel-Core-Generation – startet<br />

die VM in nur wenigen Augenblicken.<br />

Wie bei Android üblich, gilt es, anfangs<br />

das System einzurichten und die<br />

bevorzugte Sprache auszuwählen. Nutzen<br />

Sie eine VM mit vorinstalliertem<br />

Google-Framework, dann fragt Sie der<br />

Einrichtungsassistent auch nach Ihrem<br />

Google-Konto. Legen Sie am besten für<br />

Ihre virtuellen Test-Androiden ein eigenes<br />

Google-Konto an.<br />

Das virtuelle Android bedienen Sie<br />

nun genauso wie auf dem Smartphone –<br />

die Maus ersetzt den Zeigefinger. Zur<br />

Eingabe von Texten nutzen Sie jedoch<br />

die Tastatur Ihres PCs, ein virtuelles Keyboard<br />

erscheint bei Genymotion nicht.<br />

In den Einstellungen der virtuellen Maschine,<br />

die Sie über das kleine Icon mit<br />

dem Schraubenschlüssel erreichen, oder<br />

über die App Genymotion Configurator<br />

ließe sich das virtuelle Keyboard auf<br />

Wunsch nachträglich aktivieren.<br />

Rechts neben dem Android-Screen<br />

finden Sie virtuelle Tasten für Lautstärke<br />

sowie den Ein/​Ausschalter oder die<br />

Schaltflächen für „Menü“, „Home“ und<br />

„Zurück“. Über das Symbol mit der Batterie<br />

gaukeln Sie dem virtuellen Android<br />

bei Bedarf vor, dass ihm der Strom ausgeht.<br />

Das GPS-Icon öffnet ein Fenster,<br />

über das Sie dem virtuellen Handy beliebige<br />

GPS-Koordinaten unterjubeln. Eine<br />

durchsuchbare Karte erleichtert dabei<br />

die Wahl des simulierten Standorts.<br />

Power und Play Store<br />

2 Genymotion bringt im Gegensatz zum Android Emulator des SDKs den Play Store mit.<br />

App-Entwicklern und erfahrenen Anwendern<br />

erschließt sich der Nutzen einer<br />

virtuellen Maschine ohnehin. Dageen<br />

profitieren Android-User insbesondere<br />

von der Integration des Play Stores in<br />

den Genymotion-VMs 2 und von den<br />

typischen Schaltflächen in der Oberfläche:<br />

In der virtuellen Maschine experimentieren<br />

Sie gefahrlos mit unbekannten<br />

oder verdächtigen Apps, ohne Ihr<br />

reales Handy zu gefährden.<br />

Genymotion bietet in seiner Oberfläche<br />

zwar keine Option, Snapshots einer<br />

aktiven virtuellen Maschine zu erstellen,<br />

doch über das Virtualbox-Backend ist<br />

dies, wie bei anderen <strong>Desktop</strong>- oder Server-Systemen,<br />

kein Problem. So sichern<br />

Sie eine vorkonfigurierte Maschine und<br />

kehren dann später mit wenigen Mausklicks<br />

zu einem früheren Zustand zurück.<br />

In Virtualbox selbst haben Sie zudem die<br />

Möglichkeit, die virtuelle Maschine mit<br />

Ihrer Demo-App zu archivieren und an<br />

Interessenten weiterzugeben.<br />

Fazit<br />

Die Performance des virtualisierten Androids<br />

hängt natürlich stark vom eingesetzten<br />

Host ab. Für das Schreiben des<br />

Artikels kam ein angestaubtes Debian-<br />

System zum Einsatz, mit einem schnellen<br />

Intel Core 2 Duo E84000 (3 GHz) und<br />

4 GByte RAM. Hier lief das virtuelle Android<br />

deutlich schneller und flüssiger als<br />

der Android-Emulator von Google, obwohl<br />

das System ansonsten gut ausgelastet<br />

war.<br />

Entwickler finden zudem mit der<br />

Genymotion-API eine Möglichkeit, interaktiv<br />

auf die Android-VM zuzugreifen<br />

und so etwa Features wie NFC per Software<br />

zu emulieren. (agr) n<br />

Systemvoraussetzungen<br />

• OpenGL-2.0-fähige Grafikkarte<br />

• VT-x- oder AMD-V-fähige CPU mit<br />

mindestens 2 GHz Taktrate<br />

• 2 GByte RAM<br />

• 2 GByte Speicherplatz<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 30390<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

27


Praxis<br />

Shotcut<br />

Videoschnitt mit Shotcut<br />

Schneller Schnitt<br />

Mit Shotcut trimmen Sie Videos, bauen<br />

Effekte ein und klicken das fertige Material<br />

im Handumdrehen zu einem<br />

neuen Film zusammen. Tim Schürmann<br />

© Gun, sxc.hu<br />

Der komplette Funktionsumfang von<br />

Shotcut û ist rasch beschrieben: Das<br />

Werkzeug beschneidet Videos, versieht<br />

sie mit Effekten, setzt sie zu einem neuen<br />

Film zusammen und gibt das Ergebnis<br />

in einem frei wählbaren Videoformat<br />

aus. Funktionsumfang und Konzept erinnern<br />

an das mittlerweile eingestellte<br />

Schnittprogramm Kino û, an dem Dan<br />

Dennedy ebenfalls mitgemacht hat.<br />

Die Software befindet sich derzeit im<br />

starken Wandel: Fast täglich erscheint<br />

eine neue Version mit Korrekturen und<br />

Readme<br />

Seit einem Jahr arbeitet Dan Dennedy emsig<br />

an einem kleinen, relativ einfach zu bedienenden<br />

Videoschnittprogramm, über das<br />

sich derzeit vor allem Schnitteinsteiger und<br />

Gelegenheitsfilmer freuen dürften. Allerdings<br />

hat es noch ein paar kleinere Macken,<br />

die Sie kennen sollten.<br />

kleinen, neuen Funktionen. Dennoch<br />

steht dem produktiven Einsatz des kleinen<br />

Programms nichts entgegen – wenn<br />

Sie ein paar Haken und Ösen kennen.<br />

Diesem Beitrag liegt das Release vom 13.<br />

September 2013 zugrunde.<br />

Ausgepackt<br />

Um Shotcut in Betrieb zu nehmen, installieren<br />

Sie über den Paketmanager die<br />

Pakete für Qt 4, SDL 1.2, Libsox und Libexif.<br />

Unter Ubuntu erledigt das der Befehl<br />

aus Listing 1, der zusätzlich alle Abhängigkeiten<br />

einspielt. Wechseln Sie anschließend<br />

auf die Homepage, und wenden<br />

Sie sich dem Bereich Download zu.<br />

Alternativ nutzen Sie die Version von der<br />

Heft-DVD, wenn Sie eine Media-Edition<br />

dieser Ausgabe erworben haben.<br />

Listing 1<br />

Wenn Sie Ubuntu ab Version 12.04, Debian<br />

ab Version 7, OpenSuse ab Version<br />

12 oder eine darauf aufbauende Distribution<br />

wie etwa Kubuntu einsetzen,<br />

dann klicken Sie den Link 64-bit Linux<br />

oder 32-bit Linux an – je nach Architektur<br />

des Computers. Sind Sie unsicher, hilft<br />

der Aufruf von uname ‐i in einem Terminal.<br />

Auf einem 64-Bit-System erhalten<br />

Sie dann die Ausgabe x86_64.<br />

Für Nutzer von Fedora ab Version 16<br />

steht derzeit nur ein Paket für eine<br />

64-Bit-Installation bereit. Dieses erhalten<br />

Sie mit einem Klick auf 64-bit Fedora.<br />

Wenn Sie entgegen der Empfehlung der<br />

Fedora-Developer noch die 32-Bit-Version<br />

verwenden möchten, probieren Sie<br />

andere Fassungen aus. Hier gibt es aber<br />

die Möglichkeit, dass es zu gehäuften<br />

Abstürzen kommt.<br />

sudo apt‐get install libqtcore4 libsdl1.2debian libsox2 libexif12<br />

30 www.linux-user.de<br />

11.2013


Shotcut<br />

Praxis<br />

Mit einem Klick auf einen der Links erhalten<br />

Sie ein Tar-Archiv, das Sie lediglich<br />

im Home-Verzeichnis entpacken.<br />

Anschließend rufen Sie im Unterordner<br />

Shotcut/Shotcut.app das Skript shotcut<br />

auf. Am besten starten Sie es aus einem<br />

Terminal heraus. In diesem Fall sehen<br />

Sie nicht nur eine Liste mit allen<br />

vom Programm unterstützten Videound<br />

Audio-Formaten, Sie erfahren zusätzlich,<br />

ob noch Bibliotheken oder andere<br />

Abhängigkeiten fehlen.<br />

Steuermann<br />

Nach dem Start öffnet sich das (noch)<br />

äußerst übersichtliche Fenster aus Abbildung<br />

1 . Um eine Videodatei einzuladen,<br />

klicken Sie in der Symbolleiste auf<br />

Datei öffnen (oder drücken [Strg]+[O])<br />

und wählen die gewünschte Datei aus.<br />

Wenn Ihre Kamera im heute üblichen<br />

AVCHD-Format aufzeichnet, suchen Sie<br />

die entsprechende Datei in einem Unterverzeichnis<br />

der Speicherkarte. Diese liegen<br />

unterhalb von AVCHD/BDMV/STEAM<br />

und tragen die Endung .MTS. Halten Sie<br />

dabei nach großen Dateien Ausschau.<br />

Shotcut liest Videos im alten DV-Format<br />

ein und bearbeitet diese. Hier lautet<br />

die Endung .avi. Um die Daten von der<br />

Kamera zu holen, benötigen Sie aber ein<br />

anderes Programm. Dazu bietet sich das<br />

bereits erwähnte Kino an û, das die<br />

meisten Distributionen immer noch in<br />

den Repositories vorhalten.<br />

Das geöffnete Video spielt Shotcut direkt<br />

ab, mit der Leertaste halten Sie es<br />

an. Ganz am unteren Rand des Hauptfensters<br />

finden Sie jetzt in der Mitte<br />

mehrere kleine Schaltflächen, über die<br />

Sie die Wiedergabe steuern 2 . Die Symbole<br />

mit den Dreiecken und dem Strich<br />

springen an den Anfang und ans Ende.<br />

Das Dreieck in der Mitte startet und<br />

stoppt die Wiedergabe.<br />

Die beiden Doppelpfeile starten den<br />

schnellen Vor- beziehungsweise Rücklauf.<br />

Da das Bearbeiten von hochauflösenden<br />

HD-Videos viel Rechenleistung<br />

kostet, kommt es vor, dass die Wiedergabe<br />

ruckelt oder ins Stocken gerät.<br />

Links neben den Schaltflächen für die<br />

Wiedergabe finden Sie ein Eingabefeld.<br />

Den dort vermerkten Zeitpunkt sehen<br />

Sie gerade in der <strong>Vorschau</strong>. Mit den kleinen<br />

Symbolen im Eingabefeld springen<br />

Sie ein Bild im Video vor und zurück. Die<br />

Zahl rechts neben dem Eingabefeld gibt<br />

die Gesamtlaufzeit des Films an.<br />

Um die Lautstärke zu regeln, klicken<br />

Sie am rechten Fensterrand auf den oberen<br />

der beiden Knöpfe. Shotcut präsentiert<br />

dann wie in Abbildung 2 rechts<br />

neben der <strong>Vorschau</strong> einen Regler, über<br />

den Sie die Lautstärke anpassen. Mit<br />

dem anderen Knopf schalten Sie die<br />

Tonausgabe stumm. Sie haben übrigens<br />

die Möglichkeit, das Fenster wie jedes<br />

andere zu vergrößern, zu verkleinern<br />

oder zu maximieren. Unter Umständen<br />

verlangsamt sich jedoch die Geschwindigkeit<br />

der Wiedergabe.<br />

Trimm dich<br />

Shotcut 130921<br />

LU/shotcut/<br />

Unterhalb des Videos sitzt eine Zeitleiste.<br />

Ein senkrechter grauer Strich zeigt<br />

dabei an, welche Stelle Sie gerade in der<br />

<strong>Vorschau</strong> sehen. Sie können diese sogenannte<br />

Zeitnadel mit der Maus an eine<br />

andere Position schieben und so schnell<br />

durch das Video fahren („scrubbing“).<br />

Ganz links und rechts von der Zeitleiste<br />

steht jeweils ein kleines Dreieck. Mit<br />

diesen beiden beschneiden Sie bei Bedarf<br />

das Video am Anfang und Ende<br />

(„trimmen“). Zeigt das Ende des Videos<br />

nur noch Ihre Füße, weil Sie die Kamera<br />

nicht abgeschaltet haben, halten Sie<br />

über dem Dreieck ganz rechts neben der<br />

Zeitleiste die linke Maustaste gedrückt,<br />

und ziehen Sie es nach links 3 .<br />

TIPP<br />

1 Das Hauptfenster wirkt nach dem ersten Start noch extrem aufgeräumt.<br />

Das ändert sich jedoch rasch. Shotcut öffnet übrigens eine Videodatei,<br />

wenn Sie diese aus dem Dateimanager auf den Hilfetext ziehen.<br />

Da die Oberfläche ziemlich viel Platz beansprucht,<br />

sollten Sie zum Bearbeiten von<br />

Videomaterial mit Shotcut vor einem<br />

möglichst großen Monitor sitzen.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

31


Praxis<br />

Shotcut<br />

In der Zeitleiste markiert Shotcut mit einem<br />

farbigen Balken (in Abbildung 3<br />

orange) den übrig gebliebenen Teil des<br />

Videos. Die neuen Start- und Endpunkte<br />

passen Sie jederzeit mit der Maus wieder<br />

an und holen so bereits getrimmte Teile<br />

doch wieder hervor.<br />

Sobald Sie ein neues Video öffnen,<br />

verwirft Shotcut sowohl die vorgenommenen<br />

wie alle noch folgenden Einstellungen<br />

ohne Warnung. Das ändert sich<br />

erst, wenn Sie das Video in die Wiedergabeliste<br />

übernehmen. Sie sollten sich<br />

daher beim Bearbeiten zunächst auf ein<br />

Video konzentrieren.<br />

Details am Rande<br />

2 Der Filmschnipsel hier läuft gerade einmal 21 Sekunden und ein paar Zerquetschte,<br />

wobei Shotcut gerade in der <strong>Vorschau</strong> das Geschehen an Sekunde 6 anzeigt.<br />

Sobald Sie den unerwünschten Teil nicht<br />

mehr in der <strong>Vorschau</strong> sehen, platzieren<br />

Sie das Dreieck. Nach dem gleichen Prinzip<br />

schneiden Sie bei Bedarf am Anfang<br />

einen Teil weg. Möglicherweise kommt<br />

die <strong>Vorschau</strong> nicht hinterher. In diesem<br />

Fall bewegen Sie die Maus langsamer.<br />

Wenn Sie in der Symbolleiste auf Eigenschaften<br />

klicken oder aus dem Hauptmenü<br />

Ansicht | Eigenschaften wählen, erscheint<br />

im Fenster am linken Rand eine<br />

Seitenleiste mit zahlreichen zusätzlichen<br />

Informationen und Einstellungen 4 .<br />

Wenn die Seitenleiste nur teilweise zu<br />

sehen ist, vergrößern Sie zunächst das<br />

Hauptfenster. Fahren Sie mit dem Mauszeiger<br />

auf die Trennlinie zwischen <strong>Vorschau</strong><br />

und Seitenleiste. Dieser wechselt<br />

dabei in einen Doppelpfeil. Halten Sie<br />

jetzt die linke Taste an der Maus gedrückt,<br />

und ziehen Sie die Begrenzung<br />

nach rechts. Unter Umständen verkleinert<br />

sich die <strong>Vorschau</strong>. Sobald die Seitenleiste<br />

wie in Abbildung 4 komplett<br />

zu sehen ist, lassen Sie die Maustaste los.<br />

Die Seitenleiste Eigenschaften präsentiert<br />

ein paar nützliche Informationen<br />

zum derzeit angezeigten Video, wie<br />

etwa die Auflösung oder das verwendete<br />

Format (Codec). Sofern das Material<br />

mehrere Audio-Spuren mitbringt, etwa<br />

mit verschiedenen Sprachfassungen,<br />

wechseln Sie ins Register Audio und stellen<br />

dort in der entsprechenden Liste<br />

Spur die Gewünschte ein. Alle anderen<br />

Werte sollten Sie nur ändern, wenn Sie<br />

deren Funktion genau kennen.<br />

Rosarote Brille<br />

3 Bei Bedarf kürzen Sie das Video am Anfang und am Ende. Zu welchem Zeitpunkt das<br />

Video anschließend anfängt und wann es endet, verraten die Zahlen rechts unten in der<br />

Fensterecke (im Beispiel 00:00:00:17 und 00:00:16:02).<br />

Stimmen im Video die Farben nicht oder<br />

erscheint es unscharf, so steuern Sie bei<br />

Bedarf mit einem entsprechenden Effekt<br />

32 www.linux-user.de<br />

11.2013


Shotcut<br />

Praxis<br />

gegen. Diese bezeichnet Shotcut als Filter.<br />

Um einen solchen anzuwenden, klicken<br />

Sie zunächst in der Symbolleiste<br />

auf den gleichnamigen Eintrag. Eventuell<br />

versteckt sich das Symbol hinter dem<br />

kleinen Doppelpfeil ganz rechts oben in<br />

der Ecke des Hauptfensters.<br />

Alternativ rufen Sie aus dem Hauptmenü<br />

den Punkt Ansicht | Filter auf. In<br />

jedem Fall flanscht Shotcut am unteren<br />

Teil des Hauptfensters einen neuen Bereich<br />

Filter an 5 . Aktivieren Sie dort<br />

jetzt unterhalb des weißen Feldes das<br />

grüne Pluszeichen und wählen aus dem<br />

erscheinenden Menü einen Effekt, wie<br />

etwa die Farbkorrektur.<br />

Rechts neben dem weißen Eingabefeld<br />

erscheinen wie in Abbildung 5<br />

entsprechende Einstellungen. Im Fall einer<br />

Farbkorrektur verändern Sie die Helligkeit,<br />

indem Sie den Balken auf dem<br />

schwarz-weißen Rechteck verschieben.<br />

Analog geben Sie dem Bild eine andere<br />

Farbstimmung, indem Sie den schwarzen<br />

Punkt auf dem Farbkreis umsetzen.<br />

Über den Modus bestimmen Sie, ob<br />

die Farbe die Mitteltöne (Midtones), die<br />

Highlights oder nur die Schatten (Shadows)<br />

betrifft. Das Programm bietet in<br />

der aktuellen Version keine Möglichkeit,<br />

die Farben und Helligkeiten exakt als<br />

Werte einzugeben. Ihnen bleibt der Ausweg,<br />

mit der Maus so lange im Kreis und<br />

auf dem Balken zu klicken, bis Sie eine<br />

passende Einstellung gefunden haben.<br />

Immerhin bietet das Programm die<br />

Möglichkeit, Kreis und Balken zu vergrößern.<br />

Dazu fahren Sie mit der Maus auf<br />

die Grenze zwischen dem Bereich Filter<br />

und der <strong>Vorschau</strong>. Der Mauszeiger verändert<br />

sich in einen Doppelpfeil. Ziehen<br />

Sie dann bei gedrückter linker Maustaste<br />

den Bereich Filter nach oben auf.<br />

Alle auf einmal<br />

Wenn Sie eine Einstellung gefunden haben<br />

und diese später auf weitere Videos<br />

anwenden möchten, speichern Sie sie<br />

als Vorlage (rechts neben Voreinstellung).<br />

Später wählen Sie dann bei den anderen<br />

Videos nur noch unter Voreinstellung<br />

diese Vorlage aus.<br />

Weitere Filter fügen Sie nach dem gleichen<br />

Prinzip hinzu: Klicken Sie auf das<br />

grüne Pluszeichen, wählen den Effekt<br />

aus und stellen mit den Reglern auf der<br />

rechten Seite den Filter ein. Beachten<br />

Sie, dass nicht alle Filter Einstellungen<br />

anbieten: So kontert der Effekt Spiegeln<br />

das Bild immer stur an der Vertikalen.<br />

Um den Filter vorübergehend zu deaktivieren,<br />

entfernen Sie in der Liste unter<br />

Filter den Haken. Die Einstellungen<br />

Tipp<br />

Seitenleisten und andere Bereiche schließen<br />

Sie bei Bedarf über die kleine Schaltfläche<br />

mit dem „X“ in Ihrer jeweils rechten<br />

oberen Ecke. Alternativ klicken Sie im<br />

Menü Ansicht auf den Namen des entsprechenden<br />

Bereichs.<br />

4 Die Seitenleiste liefert technische Informationen über das gerade angezeigte Video.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

33


Praxis<br />

Shotcut<br />

5 Die im unteren Bereich aktivierten Filter wendet Shotcut grundsätzlich immer auf das komplette Video an. Hier wurde das Video ein<br />

klein wenig lila gefärbt, was einen gealterten Zelluloid-Film imitiert.<br />

des Filters bleiben dabei erhalten. Um<br />

ihn zu reaktivieren, klicken Sie ihn lediglich<br />

an der gleichen Stelle wieder an. Um<br />

ihn komplett zu löschen, markieren Sie<br />

ihn in der Liste und klicken auf die rote<br />

Schaltfläche mit dem Minuszeichen unter<br />

der Liste.<br />

Die Seitenleiste Eigenschaften hält die<br />

Schaltfläche Zurücksetzen bereit. Eigentlich<br />

dient sie dazu, alle Änderungen<br />

rückgängig zu machen. Die Shotcut-Version<br />

vom 14. September 2013 enthielt<br />

aber noch einen Fehler, der die Liste mit<br />

den Filtern zerstört zurückließ. Sie sollten<br />

daher diesen Knopf vorerst meiden.<br />

Bunte Kette<br />

Shotcut kann nicht nur einen einzelnen<br />

Film bearbeiten, sondern mehrere zu einem<br />

längeren zusammensetzen. Das Zusammenstellen<br />

geschieht in einer Liste,<br />

die Sie in der Symbolleiste mit einem<br />

Klick auf Wiedergabeliste hinzuholen (alternativ<br />

wählen Sie Ansicht | Wiedergabeliste).<br />

Die Liste erscheint am linken Fensterrand<br />

und verdrängt dort die Eigenschaften<br />

6 . Zwischen den beiden schalten<br />

Sie ab sofort am unteren linken Rand<br />

über die Register um.<br />

Die Wiedergabeliste präsentiert zunächst<br />

nur einen Hilfetext. Um das bereits<br />

geschnittene und mit Effekten versehene<br />

Video in die Liste zu übernehmen,<br />

klicken Sie links unterhalb der<br />

Wieder gabeliste auf den Knopf mit dem<br />

grünen Plus-Symbol. Das Ergebnis sollte<br />

ähnlich wie in Abbildung 6 aussehen.<br />

Die Spalten zeigen die Dateinamen der<br />

Videos sowie deren Spieldauer an.<br />

Öffnen Sie jetzt ein weiteres Video via<br />

Datei öffnen, beschneiden Sie es wie gezeigt,<br />

und fügen Sie es anschließend der<br />

Wiedergabeliste über die Schaltfläche<br />

mit dem grünen Plus-Zeichen hinzu. Der<br />

komplette Film im Beispiel besteht jetzt<br />

wie in Abbildung 7 aus den zwei Videos.<br />

Shotcut spielt sie in der angezeigten<br />

Reihenfolge von oben nach unten ab.<br />

In der Zeitleiste unterhalb der <strong>Vorschau</strong><br />

zeigt Shotcut mit den Zahlen an,<br />

wann welches Video in der Gesamtkomposition<br />

beginnt. Per Doppelklick auf ein<br />

Video springt Shotcut in der <strong>Vorschau</strong> zu<br />

seinem Anfang. Um die Reihenfolge der<br />

Videos zu ändern, ziehen Sie sie in der<br />

Wiedergabeliste an eine neue Position.<br />

Stellt sich heraus, dass ein Video nachträglich<br />

doch noch eine Farbkorrektur<br />

benötigt oder Sie es anderweitig nachbearbeiten<br />

möchten, markieren Sie es<br />

mit einem Mausklick in der Wiedergabeliste.<br />

Aktivieren Sie am unteren Rand der<br />

Liste das Symbol mit den drei waagerechten<br />

Strichen, und wählen Sie aus<br />

dem Kontextmenü Als Clip öffnen.<br />

In der <strong>Vorschau</strong> erscheint jetzt wieder<br />

nur das Video, wo Sie es wie gezeigt bei<br />

Bedarf nachbearbeiten. Wenn Sie mit<br />

34 www.linux-user.de<br />

11.2013


Shotcut<br />

Praxis<br />

dem Anpassen fertig sind, klicken Sie auf<br />

das Symbol mit den drei waagerechten<br />

Strichen und aktualisieren das Video in<br />

der Liste über den Eintrag im Menü. Den<br />

kompletten Film sehen Sie wieder, wenn<br />

Sie auf eines der Videos in der Wiedergabeliste<br />

doppelklicken.<br />

Spätestens sobald Sie den Film zusammengestellt<br />

haben, sollten Sie Ihren Arbeitsstand<br />

sichern. Dazu klicken Sie auf<br />

Speichern in der Symbolleiste (oder rufen<br />

Datei | Speichern auf). Shotcut sichert dabei<br />

lediglich die Wiedergabeliste und<br />

alle Einstellungen, Sie dürfen Ihre Videodateien<br />

folglich nicht einfach löschen. In<br />

der Version vom 13. September 2013<br />

funktionierte das Speichern allerdings<br />

nicht vollständig: Die Software weigerte<br />

sich, die Einstellungen zu sichern.<br />

Um den fertigen Film auszugeben, rufen<br />

Sie den Menüpunkt Ansicht | Enkodieren<br />

auf. Am rechten Fensterrand erscheint<br />

jetzt der Bereich Enkodieren 8 . Unter<br />

Voreinstellungen wählen Sie das Videoformat.<br />

Möchten Sie den Film im Netz<br />

bereitstellen, entscheiden Sie sich für<br />

das H.264 Main Profile. Wenn Sie ihn auf<br />

eine DVD brennen möchten, wählen Sie<br />

einen Eintrag, der mit DVD beginnt.<br />

Welcher der Richtige ist, hängt vom<br />

Seitenformat des Materials ab. Haben Sie<br />

im Breitbildformat aufgenommen, wählen<br />

Sie DVD (dv_pal_wide), beim alten<br />

4:3-Format hingegen DVD (dv_pal). Experten<br />

bietet der untere Teil auf den Registern<br />

die Möglichkeit, weitere Änderungen<br />

vorzunehmen, die Vorgaben reichen<br />

jedoch normalerweise aus.<br />

6 Über die Wiedergabeliste fügen Sie einzelnen<br />

Videos zu einem Ganzen zusammen.<br />

7 Der komplette Film besteht jetzt aus den zwei Videos in der Wiedergabeliste. Beachten Sie dazu die<br />

entsprechenden Marken für die Streifen auf der Zeitleiste unterhalb der <strong>Vorschau</strong>.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

35


Praxis<br />

Shotcut<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 30391<br />

Um schließlich das Video zu erzeugen,<br />

klicken Sie auf Datei enkodieren. Nachdem<br />

Sie der Datei einen Namen verpasst<br />

haben, wechselt Shotcut in der Seitenleiste<br />

am rechten Rand auf das Register<br />

Aufträge. Dort erscheint für Ihren Film<br />

ein Eintrag. Wenn rechts daneben nach<br />

ein paar Sekunden keine Prozentzahlen<br />

erscheinen und somit das Programm<br />

nicht die Arbeit aufnimmt, klicken Sie<br />

den Eintrag mit der rechten Maustaste<br />

an und wählen Starten.<br />

Wie schnell die Software die Datei erstellt,<br />

hängt von der Geschwindigkeit<br />

des PCs, der Größe der Datei und den<br />

Effekten ab. Unter Umständen ist es notwendig,<br />

den Rechner über Nacht mit der<br />

Aufgabe zu beschäftigen. Shotcut bietet<br />

keine Möglichkeit, die fertige Datei auf<br />

eine DVD zu brennen. Dies erledigen Sie<br />

mit einem Programm wie Bombono û.<br />

Fazit<br />

Bei der Arbeit mit Shotcut zeigt sich<br />

schnell, dass dessen Entwicklung noch<br />

nicht abgeschlossen ist. Es empfiehlt sich<br />

daher, Projekte häufig zu speichern – vorausgesetzt,<br />

genau das funktioniert in allen<br />

Details richtig. Davon abgesehen,<br />

eignet sich das Programm bereits jetzt,<br />

um kleinere Filme zu schneiden, mit Effekten<br />

zu versehen und zu exportieren.<br />

Die Oberfläche ist allerdings nicht<br />

ganz so eingängig und übersichtlich wie<br />

beim altehrwürdigen Kino: Die Register<br />

mit den vielen Einstellungen und Optionen<br />

dürften Einsteiger abschrecken, für<br />

Fortgeschrittene bietet Shotcut zu wenige<br />

Funktionen. Hier sollte Dan Dennedy<br />

eine Entscheidung fällen.<br />

Wer jedoch die umfangreiche Zeitleiste<br />

von Openshot als zu kompliziert<br />

empfindet, einfach nur schnell ein kurzes<br />

Video nachbearbeiten möchte oder<br />

dem alten KDE-Programm Kino hinterhertrauert,<br />

der sollte Shotcut unbedingt<br />

im Auge behalten. Zukünftigen Versionen<br />

möchte der Entwickler weitere Filter,<br />

einen Mehrspureditor und Überblendungen<br />

spendieren. Möglicherweise<br />

entwickelt sich Shotcut so zu einem kleinen<br />

Schweizer Taschenmesser für Videofreunde.<br />

(agr) n<br />

8 Nach dem Bearbeiten wirkt das Hauptfenster des Porgramm nun wesentlich weniger übersichtlich: Am<br />

rechten Rand finden Sie alle Einstellungen, um das Video auf die Festplatte auszugeben.<br />

36 www.linux-user.de<br />

11.2013


Praxis<br />

Bump-Mapping<br />

3D-Effekte mittels Bump-Mapping erzeugen<br />

Tiefenwirkung<br />

© Dhester, sxc.hu<br />

Manche Bilder profitieren<br />

von einem leichten 3D-Effekt<br />

oder eignen sich aufgrund<br />

des Motivs für eine Projektion<br />

auf ein Objekt. Mit den<br />

richtigen Gimp-Filtern erledigen<br />

Sie diese Aufgaben mit<br />

wenigen Klicks.<br />

Karsten Günther<br />

Readme<br />

Für realistische 3D-Effekte stellt Gimp eine<br />

Gruppe von Filtern bereit, die mit enthaltenen<br />

Helligkeiten das Originalbild modifizieren.<br />

Dieses Verfahren eignet sich sowohl<br />

bei den Bilddetails als auch für das gesamte<br />

Bild und heißt Bump-Mapping.<br />

Vielen Bildern fehlt eine wichtige Eigenschaft:<br />

Sie wirken flach und damit leblos.<br />

Ein einfaches Verfahren in der umfangreichen<br />

Bildbearbeitung Gimp û hilft,<br />

dies zu beheben. Das Feature heißt<br />

Bump-Map û, und Sie finden es im<br />

Menü Filter | Abbilden. Dahinter verbirgt<br />

sich folgende Idee: Die Software korreliert<br />

die Daten zur Helligkeit und Position<br />

einer Ebene mit den (Helligkeits)-Daten<br />

einer anderen. Normalerweise bewirkt<br />

das ein Verschieben und ändert<br />

zusätzlich die Werte für die Helligkeit. So<br />

entstehen interessante 3D-Effekte.<br />

Gimp unterstützt diese Technologie<br />

neben dem eigentlichen Filter Bump-<br />

Map außerdem beim Filter Verschieben<br />

(nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen<br />

Filter aus dem Menü Verzerren)<br />

sowie dem Filter Verformen. Der Bump-<br />

Map-Filter 1 ist relativ einfach aufgebaut:<br />

Er wirkt immer auf die Ebene, die<br />

Sie aktiviert haben, wenn Sie den Filter<br />

aufrufen. Er nutzt eine virtuelle Lichtquelle,<br />

mit der Sie einen plastischen Effekt<br />

durch Licht und Schatten erzeugen.<br />

Als Nächstes wählen Sie, welche Ebene<br />

die modulierenden Helligkeiten liefert.<br />

Sie wählen diese über das gleichnamige<br />

Ausklappmenü oder ziehen sie direkt<br />

mittels Drag & Drop aus dem Dock<br />

mit den Ebenen auf die Schaltfläche. Die<br />

Wahl einer geeigneten Ebene ist entscheidend<br />

für das Ergebnis. Beide Varianten<br />

aus Abbildung 2 haben jeweils<br />

einen eigenen Charme: Ein anderes Bild<br />

zum Prägen zu verwenden, eröffnet sehr<br />

weitgehende Möglichkeiten. So erstellen<br />

Sie unter anderem Reliefs. Setzen Sie<br />

die originale Bildebene als Bump-Map<br />

ein, fallen die Effekte meistens dezenter<br />

aus, erzeugen aber oft einen subtilen<br />

3D-Eindruck. Der Filter Relief arbeitet auf<br />

die gleiche Weise. Hier sollten Sie mit<br />

dem Map-Typ experimentieren.<br />

Der Filter linear bildet die Helligkeiten<br />

proportional in Verschiebungen ab,<br />

sinusförmig moduliert zusätzlich eine Sinuskurve<br />

hinein, und sphärisch nutzt<br />

eine an die Kugelform angelehnte Funktion.<br />

Diese Form kam im Beispielbild<br />

zum Einsatz. In fast allen Fällen fallen die<br />

mit dem Filter bearbeiteten Ebenen zu<br />

dunkel aus. Hier nutzen Sie Verdunkelung<br />

kompensieren, um dem gegenzusteuern.<br />

Mit Bump-Map umkehren invertieren<br />

Sie die Wirkung von dunklen beziehungsweise<br />

hellen Bereichen in der<br />

Bump-Map. Sie sollten die Option ausprobieren,<br />

weil das eventuell einen bes-<br />

38 www.linux-user.de<br />

11.2013


Bump-Mapping<br />

Praxis<br />

1 In diesem Fall kam als Bump-Map ein zufälliges Muster (erzeugt durch Differenz-<br />

Wolken) zum Einsatz. Das führt zu den griesigen, verrauschten Strukturen.<br />

seren Effekt erzeugt. Bump-Map kacheln<br />

setzt die Bump-Map so ein, dass nahtlose<br />

Muster entstehen.<br />

Die folgenden Parameter steuern den<br />

Bump-Map-Effekt im Detail. Es lohnt<br />

sich, hier die Ergebnisse selbst von kleinen<br />

Änderungen zu testen. Azimut definiert<br />

die Richtung der virtuellen Lichtquelle,<br />

Höhenwinkel deren Winkel zur<br />

Horizontalen. Kleine Winkel erzeugen<br />

hier einen besonders deutlichen Effekt.<br />

Über Tiefe legen Sie fest, wie stark die<br />

Software die Helligkeiten in der Bump-<br />

Map berücksichtigt. Über X-Versatz und<br />

Y-Versatz steuern Sie den Versatz relativ<br />

zur Originalebene. Normalerweise benötigen<br />

Sie hier nur kleine Werte. Die Wasserhöhe<br />

wirkt auf transparente Bereiche<br />

im Bild, die die Software voreingestellt<br />

als schwarze Flächen behandelt, diese<br />

erscheinen also als Löcher. Der Parameter<br />

sorgt dafür, dass diese wie aufgefüllt<br />

wirken. Der Regler Ambient erlaubt es,<br />

die Stärke des Lichts zu regulieren. Kleine<br />

Werte verstärken den Effekt.<br />

Als Alternative zum Filter Bump-Map<br />

bietet sich der Filter Verschieben… an,<br />

der auf eine ähnliche Technik setzt 3 .<br />

Als Maps kommen hier wieder die Originalebenen<br />

oder andere, schwarz-weiße<br />

Ebenen zum Einsatz. Über die Helligkeit<br />

in diesen steuern Sie den Effekt.<br />

Wenn Ihnen die Möglichkeiten des<br />

Verbiegens und Verschiebens noch nicht<br />

ausreichen, schauen Sie sich den Filter<br />

Verformen… an, den Sie ebenfalls unter<br />

Filter | Abbilden finden. Er wirkt ähnlich<br />

wie Bump-Map, sein Interface fällt aber<br />

komplexer aus 4 . So verfügt er von allen<br />

vorgestellten Filtern über die meisten<br />

Parameter und somit die genauesten<br />

Möglichkeiten zum Einstellen. Drei Maps<br />

wirken dabei auf die bearbeitete Ebene.<br />

Die Parameter dieses Filters erschließen<br />

sich meist recht schnell: Schrittweite<br />

steuert die Weite beim Verschieben. Iteration<br />

definiert die Anzahl von Wiederholungen<br />

des Filters, wobei die Verlagerungs-Map<br />

eine Helligkeitskarte (Graustufen)<br />

für die Verschiebungen enthält.<br />

Sie muss die Größe der Originalebene<br />

2 Das gleiche Bild mit zwei unterschiedlichen Bump-Maps aber ansonsten gleichen Einstellungen: Links kam als Bump-Map das<br />

Bild selbst erneut zum Einsatz, rechts dagegen ein zufälliges, aus den Differenz-Wolken errechnetes Muster.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

39


Praxis<br />

Bump-Mapping<br />

che geben den Blick frei auf die volle<br />

Wirkung, schwarze dagegen verbergen<br />

den Effekt. Über Dither-Größe bringen<br />

Sie zusätzliche Texturen ins Bild, indem<br />

Sie die Pixel zufällig verstreuen 5 .<br />

Noch komplexer fallen die Einstellungen<br />

unter Erweiterte Optionen aus. Dort<br />

steuern Sie über Verlaufsskalierung Verschiebungen<br />

durch die Richtung des<br />

Gradienten. Bei der Vektorvergrößerung<br />

steuert der Winkel (positive Werte drehen<br />

gegen den Uhrzeigersinn) die Verschiebung<br />

durch die Map. Im Beispielbild<br />

betrug die Verlaufsskalierung 2, die<br />

Vektorvergrößerung 25 und der Winkel<br />

10. Als Maps kamen die Originalebenen<br />

zum Einsatz, was schnell zu einem<br />

3D-Effekt führte.<br />

Spielerisches<br />

4 Mit dem Filter Verformen… steuern Sie den Effekt bis ins letzte Detail.<br />

haben, was auch für die anderen Maps<br />

in diesem Filter gilt. Was an den Rändern<br />

geschieht, definieren Sie über die vier<br />

Radiobuttons darunter. Unter den Erweiterten<br />

Einstellungen haben Sie die Möglichkeit,<br />

eine Betrags-Map anzugeben.<br />

Die Helligkeiten in dieser Karte maskieren<br />

die Verlagerungs-Map: Weiße Berei-<br />

5 Oben sehen Sie<br />

ein Beispiel mit<br />

den Voreinstellungen.<br />

Dithering verstreut<br />

die Pixel<br />

beim Verformen,<br />

die Pünktchen<br />

über dem Buchstaben<br />

„o“ gingen dabei<br />

verloren.<br />

Die beschriebenen Maps nutzen auch<br />

andere Filter, aber sie tun das oft implizit.<br />

Ein Beispiel für so einen Filter ist<br />

Lupeneffekt anwenden …, den Sie unter<br />

Filter | Verzerren finden. Er funktioniert<br />

ganz einfach: Sie wählen einen Bereich<br />

aus, aktivieren den Filter und erhalten<br />

eine durch die Parameter gesteuerte<br />

vergrößerte Ansicht der Auswahl 6 .<br />

Der Effekt einer Lupe kommt dabei<br />

durch eine konzentrische Verlagerungs-<br />

Map zustande. Kopieren Sie zunächst<br />

die Auswahl in eine eigene Ebene, und<br />

ziehen Sie die Auswahl mit einer Linie<br />

nah, haben Sie noch flexiblere Möglichkeiten,<br />

diesen Filter einzusetzen.<br />

Projektion<br />

Der Filter Auf Objekt abbilden … aus dem<br />

Untermenü Abbilden berechnet die Ansicht<br />

einer Ebene, wie sie auf einer spiegelnden<br />

oder angestrahlten Oberfläche<br />

erscheinen würde 7 . Als Objekt stehen<br />

dabei eine Ebene, ein Quader, eine Kugel<br />

und ein Zylinder bereit. Der Einsatz<br />

des Filters zieht in vielen Fällen viel Rechenzeit<br />

nach sich. Die Parameter sind in<br />

vier Gruppen zusammengefasst und<br />

steuern alle Aspekte.<br />

Unter Einstellungen finden Sie die<br />

grundlegenden Einstellungen: Abbilden<br />

auf definiert das Objekt, Transparenter<br />

Hintergrund legt fest, wie der Hintergrund<br />

des Objekts gestaltet ist. Quellbild<br />

wiederholen bewirkt bei Ebenen, dass<br />

die Software mehrere Kopien des Quellbilds<br />

aneinanderfügt, falls dies erforderlich<br />

sein sollte. Normalerweise lohnt es<br />

sich, die Option Kantenglättung verwenden<br />

zu nutzen, obwohl dies erheblich<br />

40 www.linux-user.de<br />

11.2013


Bump-Mapping<br />

Praxis<br />

mehr Rechenzeit benötigt. Die besseren<br />

Ergebnisse rechtfertigen das. Die Tiefe<br />

steuert die Qualität (größere Werte sind<br />

besser) auf Kosten der Zeit. Der Schwellwert<br />

legt fest, ab wann der PC das Berechnen<br />

abbricht. Im Reiter Licht stellen<br />

Sie die Lichtquellen für das Bearbeiten<br />

ein. Meistens liefert eine Punktlichtquelle<br />

gute Ergebnisse. Die Position der Lichtquelle<br />

justieren Sie über die drei Felder<br />

für die Koordinaten 8 . Zum groben<br />

Voreinstellen nutzen Sie allerdings besser<br />

in der <strong>Vorschau</strong> die Maus.<br />

Unter Material legen Sie die optischen<br />

Eigenschaften des Objekts näher fest.<br />

Die Wirkungen fallen recht subtil aus, sodass<br />

Sie hier am besten anhand der <strong>Vorschau</strong><br />

die richtigen Werte ermitteln. Das<br />

gilt ebenfalls für Ausrichtung. Falls Sie<br />

als Objekt den Zylinder wählen, so erscheint<br />

ein weiterer Reiter, der zusätzliche<br />

Einstellungen für dessen Geometrie<br />

vorzunehmen erlaubt.<br />

6 Der Lupeneffekt erzeugt realistische Ergebnisse durch das Verschieben von Pixeln.<br />

Die Lupe braucht dabei nicht unbedingt kreisrund zu sein.<br />

Fazit<br />

Das Bildbearbeitungsprogramm Gimp<br />

macht es einfach, ansehnliche 3D-Effekte<br />

zu erzeugen. Bei Bedarf bringen Sie<br />

auf diese Weise sogar Wasserzeichen diskret<br />

in Bildern unter.<br />

Der Filter Bump-Map gehört zu den<br />

besonders leistungsfähigen Modulen. Er<br />

bietet weit mehr, als Sie regelmäßig benötigen.<br />

Manchmal genügt es bereits,<br />

Bilder nur mit den Voreinstellungen zu<br />

bearbeiten, um sehenswerte Ergebnisse<br />

zu erzielen.<br />

Die Filter Verformen und Verschieben<br />

ergänzen – zusammen mit der Möglichkeit,<br />

ein Bild auf ein Objekt abzubilden –<br />

das Bump-Mapping zu einem ausgefeilten<br />

Werkzeugkasten für Kreative. (agr) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 30419<br />

7 Der Filter Auf Objekt abbilden … bringt nur eine kleine <strong>Vorschau</strong>,<br />

aber viele Parameter zum Konfigurieren des Effekts mit.<br />

8 Der blaue Punkt in der <strong>Vorschau</strong> symbolisiert die Lichtquelle.<br />

Bei Bedarf verschieben Sie diese mit der Maus.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

41


Praxis<br />

Zeroshell (Teil 5)<br />

Zeroshell-Workshop, Teil 5:<br />

Radius-Server<br />

Sicherer<br />

Umkreis<br />

© AdrianHughes, 123RF<br />

Ein WLAN lässt sich bequemer<br />

aufbauen als ein verkabeltes<br />

Netz, bietet aber auch<br />

erheblich weniger Sicherheit.<br />

Das ändern Sie mit einem<br />

Radius-Server. Erik Bärwald<br />

Drahtlose Netze haben sich längst auch<br />

in privaten Haushalten fest etabliert – zu<br />

Lasten der Kommunikationssicherheit.<br />

Zwar stellt der aktuelle WPA2-Standard<br />

gegenüber seinen Vorgängern einen bedeutenden<br />

Fortschritt dar, er hat jedoch<br />

in der Personal-Variante mit PSK („Pre-<br />

Shared Key“) immer noch einige Mängel,<br />

die potenziellen Angreifern das Eindringen<br />

erleichtern. Für deutlich mehr<br />

Schutz sorgt die WPA2-Enterprise-Spezifikation<br />

nach dem Standard IEEE 802.11i.<br />

Mit Zeroshell kommen Sie dabei schnell<br />

und relativ einfach zum Ziel.<br />

Technik<br />

Während WPA2-PSK lediglich einen einzigen<br />

Schlüssel für das gesamte Netz<br />

verwendet, gestattet die Authentifizierung<br />

mittels WPA2-Enterprise und eines<br />

dazugehörigen Radius-Servers unterschiedliche<br />

Methoden. Zudem stellt der<br />

Radius-Server ein zentrales Benutzer-<br />

Accounting zur Verfügung: So lassen<br />

sich beispielsweise Netzzugänge für jeden<br />

Client gesondert konfigurieren und<br />

gegebenenfalls auch abrechnen. Die Authentifizierung<br />

des Anwenders über-<br />

Readme<br />

In Folge 5 des Zeroshell-Workshops bauen<br />

Sie eine PKI für Ihr Netzwerk auf und sichern<br />

die drahtlose Kommunikation mit<br />

einem Radius-Dienst ab.<br />

Serie: Zeroshell-Workshop<br />

Zentrale Dienste LU 07/​2013, S. 22 http:// www. linux‐community. de/ 29626<br />

Routing und WLAN LU 08/​2013, S. 38 http:// www. linux‐community. de/ 29993<br />

Firewall einrichten LU 09/​2013, S. 66 http:// www. linux‐community. de/ 30220<br />

Proxy und AV-Scanner LU 10/​2013, S. 63 http:// www. linux‐community. de/ 30471<br />

Radius-Server einrichten LU 11/​2013, S. 42 http:// www. linux‐community. de/ 29651<br />

42 www.linux-user.de<br />

11.2013


Zeroshell (Teil 5)<br />

Praxis<br />

nimmt bei der WPA2-Enterprise-Variante<br />

nicht mehr der Access Point, sondern<br />

der Radius-Server. Verläuft die Anmeldung<br />

erfolgreich, schaltet der Access<br />

Point den Netzzugang für den Client auf<br />

Veranlassung des Radius-Servers frei.<br />

Die Authentifizierung mittels Radius-<br />

Server baut auf einer deutlich erweiterten<br />

Infrastruktur auf: Sie können hier<br />

zwischen unterschiedlichen Authentifizierungsmethoden<br />

wählen, die komplett<br />

verschlüsselte Kommunikation und Anmeldung<br />

mit verschiedenen Schlüsseln<br />

und Zertifikaten sorgt für ein hohes Maß<br />

an Sicherheit. Bei WPA2-Enterprise meldet<br />

sich der Anwender mit Benutzername<br />

und Passwort, die der Radius-Server<br />

verifiziert, am Access Point an. Dabei sichert<br />

asymmetrische Verschlüsselung<br />

gemäß EAP-TLS-Spezifikation die Kommunikation<br />

zwischen Client („Supplicant“),<br />

Access Point („Authenticator“)<br />

und Radius-Server ab.<br />

Auf jedem Client und auf dem Radius-<br />

Server liegen X.509-Zertifikate sowie private<br />

Schlüssel, mit deren Hilfe die Geräte<br />

miteinander kommunizieren. Access<br />

Point und Radius-Server wickeln ihre<br />

Kommunikation mithilfe eines Passworts<br />

(„Shared Secret“) ab. Der Access Point<br />

selbst verfügt weder über ein Zertifikat<br />

noch einen Schlüssel, sondern arbeitet<br />

im Netz transparent. Die Zertifikate wer-<br />

den unter Zeroshell in der Regel auf dem<br />

Radius-Server generiert, wobei Sie das<br />

Stammzertifikat anschließend auf den<br />

Client-Computern installieren müssen.<br />

Stichwort PKI<br />

Zeroshell setzt somit auf eine sogenannte<br />

Public-Key-Infrastruktur (PKI) auf. Dabei<br />

kommen öffentliche Schlüssel („Public<br />

Keys“) zum Einsatz, die ein digitales<br />

Zertifikat gegen jede Verfälschung absichert.<br />

Das Zertifikat wiederum wird<br />

durch eine Signatur geschützt, die sich<br />

mit dem Public Key des Ausstellers authentifizieren<br />

lässt. Somit basiert eine<br />

PKI auf einer kaskadierten Authentifizierungsfolge,<br />

die es Angreifern praktisch<br />

unmöglich macht, den Datenverkehr<br />

und die Zugänge zu entschlüsseln.<br />

Den Dreh- und Angelpunkt einer vertrauenswürdigen<br />

PKI stellt die Certification<br />

Authority (CA) dar, welche die digitalen<br />

Zertifikate generiert. Sie können<br />

solche Stammzertifikate bei kommerziellen<br />

Dienstleistern erhalten, doch Zeroshell<br />

bietet auch eine integrierte Root-<br />

CA, die Zertifikate und Schlüssel generiert.<br />

Dazu gehören je nach Sicherheitsspezifikation<br />

und Dienst sowohl anwenderbezogene<br />

als auch hostbezogene<br />

Zertifikate. Somit bauen Sie eine private<br />

PKI komplett mit Zeroshell auf, ohne auf<br />

Software von Drittanbietern oder auf<br />

Dienstleister angewiesen zu sein.<br />

Radius-Server mit Zeroshell<br />

Das Einrichten eines Radius-Servers verursacht<br />

unter herkömmlichen Linux-Distributionen<br />

meist viel Aufwand, nicht zuletzt<br />

durch das Editieren vieler Konfigurationsdateien<br />

und das Generieren von<br />

Zertifikaten und Schlüsseln. Zeroshell<br />

bildet dagegen über seine Weboberfläche<br />

alle anfallenden Arbeitsschritte bequem<br />

aus einem Guss ab.<br />

Um die Komponenten des in Zeroshell<br />

integrierten Radius-Servers zu konfigu-<br />

1 Der Einstiegsbildschirm von Zeroshell für den Radius-Server.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

43


Praxis<br />

Zeroshell (Teil 5)<br />

2 Mithilfe von Zeroshell generieren Sie X.509-Zertifikate.<br />

rieren, wechseln Sie im Einstellungsfenster<br />

im Webbrowser links in das Menü RA-<br />

DIUS. Zeroshell zeigt Ihnen nun an, dass<br />

bereits ein Zertifikat und ein Schlüssel<br />

generiert wurden 1 . Zum Importieren<br />

extern vorhandener Stammzertifikate<br />

und Schlüssel nutzen Sie die Schaltfläche<br />

Imported rechts im Fenster und geben<br />

die entsprechenden Suchpfade an.<br />

In kleineren Installationen kommen jedoch<br />

in der Regel selbst generierte Zertifikate<br />

zum Einsatz. Sie schalten daher<br />

nun zunächst den Radius-Dienst ein, indem<br />

Sie in der Zeile Status: rechts ein<br />

Häkchen vor dem Feld Enabled setzen.<br />

Anschließend klicken Sie rechts mittig<br />

auf die Schaltfläche Trusted CAs, woraufhin<br />

sich das Fenster Trusted Certification<br />

Authorities öffnet. Im großen Bereich<br />

Trusted CAs List finden Sie den Eintrag<br />

ZeroShell (Local CA) den Sie anklicken.<br />

Oben rechts im Fenster wählen Sie<br />

nun in der Auswahlbox hinter der Schaltfläche<br />

Export die Option DER und klicken<br />

anschließend auf Export. Zeroshell öffnet<br />

daraufhin einen Dateidialog und fragt<br />

Sie, wo es das frisch generierte X.509-<br />

Zertifikat ablegen soll. Dazu geben Sie<br />

jetzt einen Pfad an und speichern das<br />

Zertifikat ab. Es bildet später die Authentifizierungsgrundlage<br />

für alle Clients und<br />

muss daher auch auf jedem Arbeitsplatzrechner<br />

im WLAN abgelegt sein 2 .<br />

Nach dem Ablegen des Zertifikats machen<br />

Sie den Radius-Server mit dem Access<br />

Point bekannt. Da der Server von<br />

sich aus keinerlei Anfragen ins Netz sendet,<br />

müssen Sie jeden im WLAN vorhandenen<br />

Access Point zunächst manuell<br />

anmelden. Sie klicken dazu oben mittig<br />

im Konfigurationsfenster auf die Schaltfläche<br />

Authorized Clients. Im sich öffnenden<br />

Bereich geben Sie einen Namen, die<br />

IP-Adresse und das Shared Secret für<br />

den Access Point ein. Mithilfe des Shared<br />

Secrets, einer variabel auszuwählenden<br />

Zeichen- und Ziffernfolge, sichern der<br />

Radius-Server und der Access Point ihre<br />

Kommunikation ab.<br />

Nach Abschluss der Eingaben klicken<br />

Sie oben rechts auf das Plus-Symbol. Zeroshell<br />

übernimmt den Access Point nun<br />

in die Liste der autorisierten Clients. Anschließend<br />

klicken Sie im Hauptmenü<br />

links auf den Eintrag Users und danach<br />

oben mittig auf die Schaltfläche Add.<br />

Rechts im Fenster öffnet sich nun ein sehr<br />

umfangreicher Konfigurationsdialog.<br />

Sie tragen hier die entsprechenden<br />

Angaben zu jedem einzelnen Anwender<br />

ein. Achten Sie bitte darauf, keinerlei<br />

Umlaute zu verwenden, da Zeroshell darauf<br />

mit Fehlermeldungen reagiert. In<br />

größeren Netzen sollten Sie sich die entsprechenden<br />

Daten notieren, um auf<br />

den jeweiligen Clients korrekte Angaben<br />

machen zu können. Zeroshell generiert<br />

für jeden User automatisch ein X.509-<br />

Zertifikat sowie einen Public Key 3 .<br />

3 Für jeden Benutzer muss<br />

Zeroshell auch ein eigenes<br />

Zertifikat generieren.<br />

44<br />

www.linux-user.de<br />

11.2013


Auf dem Router<br />

Auch den Router gilt es, als erstes Gerät<br />

hinter dem DSL-Modem entsprechend<br />

zu konfigurieren. Hier müssen Sie die Sicherheitsoptionen<br />

für das WLAN von<br />

WPA2 Personal auf WPA2 Enterprise ändern.<br />

In aller Regel verlangt der Router<br />

anschließend die Eingabe des Shared<br />

Secrets, das Sie auf dem Zeroshell-System<br />

definiert haben. Achten Sie bitte<br />

hierbei auch genauestens auf die Großund<br />

Kleinschreibung.<br />

Zusätzlich fragt der Router den verwendeten<br />

Verschlüsselungsalgorithmus<br />

sowie die IP-Adresse des Radius-Servers<br />

ab. Erst nach dem vollständigen und<br />

korrekten Konfigurieren dieser Verbindung<br />

klappt die Kommunikation zwischen<br />

dem Access Point und dem Authentifizierungsserver.<br />

Sie bleibt für die<br />

Clients transparent, sodass diese nicht<br />

direkt mit dem Authentifizierungsdienst<br />

in Berührung kommen.<br />

Auf dem Client<br />

Nun müssen Sie auch alle Workstations<br />

im Netzwerk für die Nutzung mit dem<br />

Radius-Server konfigurieren. Dazu kopieren<br />

Sie zunächst das ursprünglich auf<br />

dem Zeroshell-Rechner abgelegte Zertifikat<br />

auf jeden einzelnen Client. Anschließend<br />

öffnen Sie den auf den Rechnern<br />

befindlichen Netzwerk-Manager<br />

und stellen dort zunächst den Sicherheitsmodus<br />

von WPA & WPA2-Personal<br />

auf WPA & WPA2 Enterprise um.<br />

In unserem Beispiel wählen Sie im<br />

Feld Legitimierung: die Option Getunneltes<br />

TLS an, um eine Verbindung nach<br />

EAP-TLS-Standard zu erhalten. Im Feld<br />

CA-Zertifikat tragen Sie das auf die Festplatte<br />

kopierte, ursprünglich vom Zeroshell-System<br />

generierte Zertifikat ein. Unter<br />

Debian und dessen Derivaten erledigen<br />

Sie das bequem per Suche mithilfe<br />

des Dateimanagers, auf Mageia/​Mandriva-basierten<br />

Systemen müssen Sie im<br />

entsprechenden Feld den kompletten<br />

Suchpfad angeben.<br />

Schließlich tragen Sie noch den auf<br />

dem Radius-Server hinterlegten Benutzernamen<br />

sowie das zugehörige Passwort<br />

ein, die zusammen als Legitimation<br />

des Anwenders dienen. Das Speichern<br />

der Einstellungen schließt zu guter Letzt<br />

die Konfiguration ab 4 .<br />

Sie können sich nun problemlos im<br />

drahtlosen Netzwerk anmelden, wobei<br />

die gesamte Kommunikation verschlüsselt<br />

und digital signiert abläuft. Ein Einbrechen<br />

unbefugter Dritter ins WLAN<br />

durch Mitschneiden und Entschlüsseln<br />

des Datenverkehrs ist in dieser Konstellation<br />

ausgeschlossen.<br />

Fazit<br />

Mit Zeroshell sichern Sie Ihr WLAN professionell<br />

gegen unerwünschte Lauscher<br />

und Eindringlinge. Dabei senkt Zeroshell<br />

den Konfigurationsaufwand gegenüber<br />

herkömmlichen Distributionen erheblich,<br />

indem es alle nötigen Einstellungsdialoge<br />

sowie Kontrollmechanismen unter<br />

einer leicht zu handhabenden Oberfläche<br />

zusammenfasst. (jlu) n<br />

Accounting<br />

Ein weiterer Dienst, der mit dem Radius-Server in Ihr WLAN Einzug<br />

halten kann, ist das Accounting. Hierbei legen Sie anwender- und<br />

klassenspezifische Konten an, die zum Abrechnen und zum Einschränken<br />

des Internet-Zugangs dienen. In Zeroshell lassen sich nicht<br />

nur volumen- oder zeitbasierte Abrechnungsmodelle spezifizieren,<br />

sondern auch Limits festlegen, wobei diese daten-, zeit- oder bandbreitenbasiert<br />

ausfallen können.<br />

4 Auch auf den einzelnen Clients sind einige Einstellungen<br />

vorzunehmen, hier beispielsweise unter Knoppix.<br />

Sie erreichen den Accounting-Einstellungsdialog durch einen Klick auf<br />

den Eintrag Accounting links im Optionsfenster. Anschließend schalten<br />

Sie im rechten Bereich des Fensters das Accounting ein und definieren<br />

über Accounting Classes | Add eigene Modelle. Diese erscheinen<br />

anschließend rechts unter Accounting Classes in Listenform, Sie<br />

müssen sie je nach Kontenmodell eventuell noch aktivieren. Links im<br />

größeren Bereich sehen Sie ebenfalls in Listenform die angemeldeten<br />

Benutzer. Deren detaillierte Konten- und Abrechnungsdaten rufen Sie<br />

durch einen Doppelklick auf den jeweiligen Benutzernamen links ab.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

45


Praxis<br />

OpenTTD<br />

Vom Kleinunternehmer zum Transport-Tycoon mit OpenTTD<br />

Einfach abgefahren<br />

© Johnny Berg, sxc.hu<br />

Mit OpenTTD beweisen Sie,<br />

dass Sie erfolgreich ein<br />

eigenes Transportunternehmen<br />

betreiben können – zu<br />

Lande, zu Wasser und in der<br />

Luft, allein oder im Team.<br />

Frank Hofmann, Steven Frenzel<br />

Readme<br />

Maxis’ kommerzielles SimCity setzte im<br />

Jahr 1989 Maßstäbe im Bereich der Wirtschafts-<br />

und Transportsimulationen. Seitdem<br />

erobern etliche kommerzielle und freie<br />

Nachfolger das Spielerherz. OpenTTD sticht<br />

durch seine Vielzahl an freien Erweiterungen<br />

deutlich aus der Masse hervor.<br />

Computerbasierte Wirtschafts- und<br />

Transportsimulationen faszinieren durch<br />

ihren direkten Alltagsbezug. Besitzt das<br />

Spiel eine durchdachte Abstraktion der<br />

Realität, ein ausreichend ausgefeiltes<br />

und vielfältiges, nichtlineares, aber klar<br />

verständliches Konzept in Kombination<br />

mit ansprechender, detaillierter, aber<br />

nicht überladener Grafik, dann steigt es<br />

häufig sehr schnell zum Klassiker mit<br />

hohem Kult- und Suchtpotenzial auf.<br />

SimCity hat seit seiner Erstveröffentlichung<br />

vor mehr als 20 Jahren nichts an<br />

Attraktivität eingebüßt und gilt als Ausgangspunkt<br />

eines ganzen Genres (siehe<br />

Tabelle SimCity-Verwandte). Seit 2007<br />

dient der originale SimCity-Quellcode<br />

als Basis für Micropolis, welches auch auf<br />

dem One Laptop Per Child (OLPC) zum<br />

Einsatz kommt.<br />

Die in der Tabelle genannten Spiele<br />

unterscheiden sich neben der Ansicht –<br />

Draufsicht, isometrische Ansicht oder in<br />

alle Richtungen drehbares 3D-Modell<br />

mit diversen Zoomstufen – durch die inhaltlichen<br />

Schwerpunkte und Aufgaben<br />

des Spielers: Während SimCity, Mobility,<br />

Lincity/​Lincity-NG und Micropolis ebenso<br />

komplexere städtebauliche Prozesse<br />

mit Bebauungsplänen samt Infrastruktur<br />

wie Strom und Wasser abbilden, konzentrieren<br />

sich die anderen Programme ausschließlich<br />

auf den Aufbau und profitorientierten<br />

Betrieb eines Transportnetzes<br />

inklusive Routen- und Frachtplanung<br />

der Transportmittel.<br />

Insbesondere bei sehr großen Spielfeldern<br />

und mit mehren Spielern erweist<br />

sich diese Aufgabe als anspruchsvoll genug.<br />

Die dynamische Entwicklung des<br />

Spielbretts („Landschaft“) übernimmt in<br />

letzterem Fall die Künstliche Intelligenz<br />

(KI) der Software. Die Qualität der Verkehrswege<br />

sowie Art und Menge der<br />

transportierten Güter fließen dabei in<br />

die Kalkulation mit ein. Transportieren<br />

Sie über einen längeren Zeitraum Fracht<br />

von einem Ort zu einem anderen, entwi-<br />

46 www.linux-user.de<br />

11.2013


OpenTTD<br />

Praxis<br />

ckelt sich die verkehrstechnisch vernetzte<br />

Region stärker als das nicht befahrene<br />

Gebiet. Die zunächst noch überschaubaren<br />

Siedlungen wachsen und verdichten<br />

sich zu Ballungszentren.<br />

OpenTTD<br />

Bei OpenTTD handelt es sich um eine<br />

freie Implementation von Transport Tycoon<br />

Deluxe (TTD), das von Chris Sawyer<br />

stammt û. Dafür nutzten die Entwickler<br />

einen Großteil der Binärdaten, aber keinen<br />

Code des Spieleklassikers, und lizenzierten<br />

das Ergebnis vollständig unter<br />

der GPL. In den Debian-Paketen enthaltene<br />

Audio- und Grafikdaten haben Entwickler<br />

in Anlehnung an das Original<br />

neu programmiert, um etwaige Konflikte<br />

bei der Lizenz zu vermeiden.<br />

Als Ausgangspunkt für das Spiel dient<br />

eine virtuelle Landkarte mit Städten,<br />

Rohstoffquellen und Industrieanlagen.<br />

Auf dieser bauen Sie ein Logistikunternehmen<br />

auf und transportieren mit dessen<br />

Fuhrpark zwischen den Umschlagplätzen<br />

Personen und Fracht (Rohstoffe,<br />

Waren und Post). Ziel ist die Vormachtstellung<br />

auf dem Spielfeld zu erringen,<br />

indem Sie zum Transport Tycoon – sinngemäß:<br />

Transportmagnat – aufsteigen.<br />

Basis und Landkarte<br />

Die virtuelle Landkarte besteht aus einzelnen,<br />

quadratischen Kacheln. Deren<br />

Anzahl legen Sie zu Spielbeginn unabänderlich<br />

fest. Eine einzelne Kachel zeigt<br />

entweder Wasser oder Landmasse und<br />

ist im letzteren Fall bebaut oder unbebaut.<br />

Falls sie unbebaut ist, befinden<br />

sich darauf eine Wiese, Felsen oder Bäume<br />

und geben dem Spielfeld so ein natürliches<br />

Aussehen.<br />

Die gesamte Karte besitzt ein Höhenprofil.<br />

Dabei haben Sie die Möglichkeit,<br />

die einzelnen Stützpunkte des Profils im<br />

Verlauf des Spiels anzuheben oder abzusenken.<br />

Behalten Sie dabei die Kosten<br />

und das Budget im Blick, da Aktionen<br />

wie das Erschaffen von Inseln sehr teuer<br />

ausfallen. Nehmen Sie größere Veränderungen<br />

vor, indem Sie ganze Höhenzüge<br />

einebnen, sinkt zudem Ihr Ansehen<br />

merklich, und die betroffenen Städte<br />

und Gemeinden verweigern Ihnen den<br />

Bau oder Ausbau von Umschlagplätzen<br />

und Wegen.<br />

Klimamodell<br />

Vier Klimamodelle stehen zur Auswahl –<br />

gemäßigt, subarktisch, subtropisch und<br />

Spielzeugland („Toyland“). Ersteres erinnert<br />

an die Gegebenheiten Mitteleuropas,<br />

das zweite erlaubt Assoziationen<br />

ans französisch-schweizerische Jura oder<br />

die Pyrenäen. Beim dritten Modell stand<br />

vermutlich Südamerika Pate, während<br />

das Spielzeugland vollkommen der Fantasie<br />

der Entwickler entstammt.<br />

Listing 1<br />

# apt‐get install openttd<br />

# apt‐get remove openttd openttd‐data<br />

# dpkg ‐i openttd‐1.3.2‐linux‐debian‐wheezy‐amd64.deb<br />

Installation<br />

Pakete für OpenTTD existieren für Linux (in je einer 32- und 64-Bit-<br />

Version) sowie für alle gängigen Windows-Versionen, Mac OS X und<br />

die bekannten BSD-Varianten. Darüber hinaus gibt es Pakete für Solaris<br />

und die Spielkonsole Nintendo. Diese Pakete finden sich in den<br />

offiziellen Repositories der Distributionen. Zur Installation nutzen Sie<br />

wie gewohnt den Paketmanager.<br />

Möchten Sie die aktuellste Version spielen (bei Redaktionsschluss<br />

1.3.2), fällt die Installation dagegen etwas komplexer aus und erfordert<br />

mehrere Schritte (Listing 1). Unter Debian „Wheezy“ installieren<br />

Sie zunächst das Paket openttd aus den Repositories, welches openttd-data<br />

als Abhängigkeit mitbringt. Beide ersetzen Sie im zweiten<br />

Schritt durch das entsprechende DEB-Paket von der Projektseite û.<br />

Dieses enthält alle Daten aus openttd und openttd-data.<br />

Starten Sie das Spiel als Benutzer mit dem Aufruf openttd auf der<br />

Kommandozeile. Auf den Hinweis hin, dass die Grafik- und Sound-<br />

Sets veraltet sind, öffnen Sie den Menüpunkt Erweiterungen herunterladen.<br />

Stellen Sie als Filter open ein, wählen Sie die drei Einträge<br />

OpenGFX, OpenSFX und openMSX aus und laden diese herunter.<br />

Dabei bezeichnet OpenGFX ein freies Set mit Grafiken, OpenSFX ein<br />

freies Sound-Set und openMSX eine freie Kollektion von Musik zur<br />

Untermalung. Alle drei Pakete gestatten Ihnen, OpenTTD ohne den<br />

Besitz einer kommerziellen TTD-Lizenz zu spielen.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

47


Praxis<br />

OpenTTD<br />

2 Die Software gibt Ihnen, wenn nötig,<br />

einen eindringlichen Hinweis, dass Sie ein<br />

bestimmtes Fahrzeug ersetzen sollten.<br />

Landkarten nicht, greifen Sie auf ein anderes<br />

vorgefertigtes Szenario samt Relief<br />

zurück oder entwerfen mit dem integrierten<br />

Editor eine eigene Welt.<br />

Transportwege<br />

1 Abenteuer im Spielzeugland mit OpenTTD und einem ganz einfachen Klimamodell.<br />

SimCity-Verwandte<br />

Spiel/​Name Lizenz verfügbar ab URL<br />

Jede Landschaft hat ihre kleinen Besonderheiten.<br />

Während es nur in den Subtropen<br />

Wasserbehälter und Aufbereitungsanlagen<br />

gibt, verfügt Toyland<br />

stattdessen über Bonbon-, Luftblasenund<br />

Limonadenfabriken sowie Steinbrüche<br />

für Karamell und Batterie-Plantagen<br />

1 . Gefallen Ihnen die generierten<br />

Cities in Motion kommerziell ab 2011 http:// www. citiesinmotion2. de<br />

Lincity (​Lincity-NG) frei ab ca. 1995​ http:// lincity. sourceforge. net, http://​<br />

(2000) lincity‐ng. berlios. de<br />

Locomotion kommerziell 2004 http:// www. atari. com/ buy‐games/​<br />

strategy/ chris‐sawyers‐locomotion<br />

Micropolis GPLv3 seit 2007 http:// code. google. com/ p/​<br />

micropolis/<br />

Mobility frei ab 1999 http:// www. mobility‐online. de<br />

OpenTTD frei ab 2004 http:// www. openttd. org<br />

SimCity kommerziell ab 1989 http:// www. ea. com/ de/ sim‐city<br />

Simutrans GPL ab 1997 http:// www. simutrans. de<br />

Transport-, Industrieund<br />

Verkehrsgigant<br />

kommerziell ab 1997 http:// www. der‐verkehrsgigant. de,<br />

http:// de. wikipedia. org/ wiki/ JoWooD,<br />

http:// de. wikipedia. org/ wiki/​<br />

Transport Tycoon,​<br />

Transport Tycoon<br />

Deluxe (TTD)<br />

Industriegigant<br />

kommerziell 1994 http:// de. wikipedia. org/ wiki/​<br />

Transport_Tycoon<br />

Zum Transport benötigen Sie mehrere<br />

Dinge – Wege, Haltestellen beziehungsweise<br />

Umschlagplätze, Depots für Fahrzeuge<br />

und Transportmittel mit einer entsprechenden<br />

Route. Der Transport erfolgt<br />

über Straßen oder Schienen, zu<br />

Wasser oder über den Luftweg mit Bussen,<br />

LKWs, Zügen, Schiffen oder Flugzeugen.<br />

Die Basis dafür bildet ein entsprechend<br />

angelegtes Netz aus Wegen.<br />

Für deren Ausbau liefert OpenTTD alle<br />

notwendigen Werkzeuge mit – neben<br />

Straßen und Schienen auch Kanäle und<br />

Schleusen sowie Tunnel und Brücken für<br />

verschiedene Budgets und Passiergeschwindigkeiten.<br />

An beziehungsweise auf den Straßen<br />

errichten Sie Haltestellen oder Umschlagplätze.<br />

Diese legen Sie direkt in<br />

den Städten an (für Passagiere, Post und<br />

Waren) oder in der unmittelbaren Nähe<br />

von Rohstoffquellen oder Industrieanlagen<br />

(Frachtstationen). Je nach Standort<br />

akzeptiert oder bietet der Umschlagplatz<br />

nur Güter, die virtuellen Bewohner<br />

dort fördern oder fertigen beziehungsweise<br />

benötigen.<br />

Die Transportwege dürfen mehrere<br />

Funktionen haben, was der Aufbau vollständiger,<br />

komplexer Lieferketten ermöglicht.<br />

So besteht die Möglichkeit,<br />

Personen und Post innerhalb einer Stadt<br />

oder zwischen mehreren Siedlungen zu<br />

befördern, Eisenerz hingegen nur gewinnbringend<br />

vom Bergwerk zum Stahlwerk.<br />

Den dort produzierten Stahl transportieren<br />

Sie zur Fabrik, die daraus wie-<br />

48 www.linux-user.de<br />

11.2013


OpenTTD<br />

Praxis<br />

derum Waren herstellt. Diese bringen<br />

Sie mit einem Lastwagen oder Güterwaggon<br />

in eine größere Stadt, um sie<br />

dort wieder zu verkaufen.<br />

Der Ertrag für eine Wegstrecke hängt<br />

ab vom Transportmittel und dessen Eigenschaften,<br />

der zurückgelegten Distanz,<br />

den Aufwendungen für den Transport<br />

selbst, dessen Dauer, der Art der<br />

Fracht sowie der beförderten Menge. Je<br />

höherwertiger das Gut und je kürzer die<br />

Fahrten sind, desto mehr Ertrag dürfen<br />

Sie in der Kasse verbuchen. Bei Leerfahrten<br />

entstehen Kosten, aber kein Profit.<br />

Fahrzeuge<br />

Für Transportmittel legen Sie Depots<br />

(Busse und LKWs), Werften (Schiffe) und<br />

Hangars (Flugzeuge) an. Diese Gebäude<br />

dienen als Werkstatt und Garage. Ein<br />

Transportmittel ist nicht an ein bestimmtes<br />

Depot gebunden, sondern fährt in<br />

regelmäßigen Abständen in das nächstgelegene<br />

Depot zum Warten (die Zeitdauer<br />

passen Sie in der Konfiguration<br />

des Fahrzeugs individuell an). Spätestens<br />

nach dem Ende der Lebensdauer<br />

steht ein Austausch der Fahrzeuge an,<br />

da ansonsten die Reparaturkosten und<br />

Ausfallzeiten zu sehr ansteigen. Open-<br />

TTD weist Sie rechtzeitig und recht eindrucksvoll<br />

auf den erforderlichen Austausch<br />

hin 2 .<br />

Für jedes der Fahrzeuge vergeben Sie<br />

eine entsprechende Route zwischen den<br />

Haltepunkten. Danach starten die Fahrzeuge<br />

von einem Depot aus, pendeln<br />

zwischen den von Ihnen angegebenen<br />

Zielen und erfüllen die Aufträge. Von<br />

Zeit zu Zeit flattert Reklame eines Herstellers<br />

von Fahrzeugen auf den Bildschirm.<br />

Diese informiert Sie über in Kürze<br />

bereitstehende, neue Modelle und<br />

bietet Ihnen an, das Gefährt zu besonderen<br />

Konditionen auszuprobieren 3 . Es<br />

lohnt sich, das Angebot anzunehmen,<br />

um wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

Je nach Epoche stehen unterschiedliche<br />

Transportmittel bereit, die sich in Bezug<br />

auf die Leistungsfähigkeit immer<br />

weiter steigern. Während in der ersten<br />

Hälfte des 20. Jahrhunderts lediglich<br />

Dampflokomotiven fahren, stehen ab<br />

3 Ein neues Modell steht für Sie zur Probefahrt<br />

bereit. Sie sollten zugreifen.<br />

etwa 1950 zusätzlich verschiedene Lokomotiven<br />

mit Dieselmotor und Elektromotor<br />

bereit. Um das Jahr 2000 kommen<br />

Einschienen- und Magnetschwebebahn<br />

hinzu 4 . Ähnliches gilt für die anderen<br />

Transportmittel.<br />

Vor dem Kauf erhalten Sie zusätzliche<br />

Informationen zum Fahrzeug, wie die<br />

Geschwindigkeit und den Grad der Zuverlässigkeit.<br />

In der entsprechenden Miniaturansicht<br />

kommen unter anderem<br />

der Standort auf dem Spielfeld, die Fahrstrecke<br />

und der Auslastungsgrad hinzu.<br />

Zusatzinfo<br />

Zu jedem Objekt auf dem Spielfeld gibt<br />

es weitere Daten, die Sie per Mausklick<br />

abrufen. So erfahren Sie bei Rohstoff-<br />

4 Durch den technologischen Fortschritt in der virtuellen Welt ist diese Wüstenstadt<br />

nun über eine Magnetschwebebahn an das Verkehrsnetz angebunden.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

49


Praxis<br />

OpenTTD<br />

TIPP<br />

Eine detaillierte Übersicht zur Funktion<br />

aller anderen Parameter finden Sie bei<br />

Bedarf im offiziellen OpenTTD-Wiki û.<br />

quellen die maximale monatliche Fördermenge<br />

und bei Siedlungen, wie viele<br />

Personen dort wohnen und ob sie ausreichend<br />

versorgt sind. Abbildung 5<br />

zeigt eine kombinierte Haltestelle (Bus,<br />

Straßenbahn, Schiff). In den Details sehen<br />

Sie die Anzahl der wartenden Passagiere<br />

sowie die akzeptierten Frachtarten<br />

(Passagiere, Post, Waren). Zusätzlich sehen<br />

Sie die Liste der Fahrzeuge, die diese<br />

Haltestelle bedienen.<br />

Spielverlauf modifizieren<br />

Mehrere Faktoren passen sich den Veränderungen<br />

in der Epoche an. Das betrifft<br />

nicht nur die Art der Gebäude, sondern<br />

zusätzlich die Verfügbarkeit und<br />

die Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge.<br />

Zudem verändert sich der Geldwert und<br />

die Kosten: Die Aufwendungen für Bauleistung<br />

und Betrieb der Fahrzeuge steigen,<br />

gleichzeitig machen Sie auf den befahrenen<br />

Strecken mehr Gewinn.<br />

Siedlungen ab einer bestimmten Einwohnerzahl<br />

und Fläche akzeptieren Post<br />

und Waren, sodass sich für Sie als Unternehmer<br />

neue Wertschöpfungsketten ergeben.<br />

Beachten Sie, dass Rohstoffquellen<br />

und Industrieanlagen nur eine begrenzte<br />

Lebensdauer haben. Passen Sie<br />

Ihre Transport- und Lieferketten an, und<br />

nehmen Sie unrentable Haltepunkte aus<br />

den Routen der Fahrzeuge heraus.<br />

Obwohl OpenTTD bereits für einen einzelnen<br />

Spieler sehr reizvoll ist, steigert<br />

sich der Spaß durch den Wechsel in den<br />

Mehrspielermodus in der Regel noch<br />

weiter. Am Verlauf und der Grundidee<br />

ändert sich nicht viel – im Großen und<br />

Ganzen gelten die gleichen Regeln. Die<br />

Software erlaubt maximal 15 Firmen und<br />

255 gleichzeitige Mitspieler.<br />

Jede Firma hebt sich durch eine eigene,<br />

unverwechselbare Farbe auf dem<br />

Spielfeld von den Konkurrenten ab.<br />

Mehrere Spieler dürfen als Team im Namen<br />

einer Firma agieren. Sie können<br />

mehrere Unternehmen gründen, dürfen<br />

aber nur jeweils bei einer Firma aktiv<br />

mitarbeiten; das simultane Steuern mehrerer<br />

Firmen ist nicht möglich. Darüber<br />

hinaus erlaubt es das Programm nicht,<br />

beim Mehrspielermodus die Spielgeschwindigkeit<br />

zu verändern.<br />

Alleine oder zusammen?<br />

Möchten Sie gemeinsam mit anderen<br />

spielen, dann starten Sie OpenTTD mit<br />

dem Parameter ‐D als Dienst („Dedicated<br />

Server“). Letzterer erfordert keine grafische<br />

Oberfläche, was es erlaubt, Open-<br />

TTD auf einem Root-Server im Rechenzentrum<br />

zu betreiben.<br />

Zu diesem Dienst verbinden sich alle<br />

Mitspieler als Client, indem sie beim<br />

Spielstart zuerst den Mehrspielermodus<br />

und danach den passenden Server auswählen.<br />

Beachten Sie bitte, dass dafür<br />

die OpenTTD-Version zwischen Client<br />

und Server identisch sein muss.<br />

Konfiguration<br />

5 In der Detailansicht sehen Sie, welche Fahrzeuge diese kombinierte Haltestelle<br />

bedienen. So steuern Sie bei Problemen im Warenfluss rechtzeitig gegen.<br />

Alle für das Spiel notwendigen Einstellungen<br />

nehmen Sie über Variablen in<br />

der Datei openttd.cfg vor, die sich meist<br />

im Verzeichnis ~/.openttd/ befindet. So<br />

legt der Eintrag starting_year = 1950<br />

das Startjahr des Spiels auf 1950 fest.<br />

Das Klimamodell legen Sie über den Eintrag<br />

landscape fest. Zulässige Werte sind<br />

temperate, arctic, tropic oder toyland<br />

für das jeweilige Modell.<br />

Mit den beiden Parametern map_x und<br />

map_y regeln Sie die Größe des Feldes.<br />

Mit den Angaben map_x = 9, map_y = 8<br />

50 www.linux-user.de<br />

11.2013


OpenTTD<br />

Praxis<br />

6 Einige eingesetzte Fahrzeuge mit Erweiterungen aus den freien Paketen Generic Tram<br />

Set, Modern Tram Set, Ikarus Set und Long Road Vehicles.<br />

besteht es aus 512 Feldern in der Breite<br />

und 256 Feldern in der Tiefe. Als kleinster<br />

Wert ist 6 für 64 Felder und als größter<br />

Wert 11 für 2048 Felder zulässig. Es<br />

handelt sich bei den Zahlen also immer<br />

um den Exponenten zur Basis 2.<br />

Der Parameter min_active_clients<br />

wirkt sich auf den Verlauf des Spiels aus.<br />

Dieser Wert gibt die Anzahl an Clients<br />

an, die gleichzeitig online sein müssen.<br />

Bei weniger Spielern geht der Server in<br />

eine Zwangspause. Damit verändert sich<br />

die Spielwelt nicht weiter, die technologische<br />

Entwicklung und die Wirtschaft<br />

bleiben einfach stehen. Hilfreich ist hier<br />

der Wert 1 – hat sich ein Spieler eingeloggt,<br />

setzt sich das Spiel fort.<br />

Zu den besonderen Merkmalen von<br />

OpenTTD gehört die Vielzahl der frei zugänglichen<br />

Erweiterungen. Diese erreichen<br />

Sie direkt aus dem Spiel oder über<br />

BaNaNaS û. Die Addons stammen von<br />

begeisterten Mitstreitern, alle zeichnen<br />

sich durch einen sehr hohen Grad an Details<br />

bezüglich der Gestaltung aus.<br />

Zum Spielen stehen mehrere KIs zum<br />

Steuern des Spiels bereit. Hinzu kommen<br />

regionenbezogene Landkarten und<br />

Höhenprofile, ländertypische Städtenamen<br />

und Gebäude, zusätzliche Szenarios,<br />

weitere Industrieanlagen sowie<br />

Transportmittel jeweils in der spezifischen<br />

Farbe des Betreibers und Landes.<br />

Das umfasst LKWs und Busse verschiedener<br />

Hersteller, Straßenbahnen, Hubschrauber,<br />

Lokomotiven und Waggons<br />

oder U-Bahnen und sogar Pferdefuhrwerke<br />

und Postkutschen.<br />

Abbildung 6 zeigt die verwendeten<br />

Fahrzeuge, darunter die Straßenbahnen<br />

Combino (Siemens) und Variobahn<br />

(Bombardier) sowie eine Auswahl an<br />

Bussen von Volvo, Setra, Irisbus und Scania.<br />

Abbildung 7 zeigt den Halt eines<br />

Personenzuges, bestehend aus fünf<br />

Doppelstockwaggons mit Postwagen<br />

und gezogen von einer Bombardier<br />

TRAXX (BR 145) in der traditionell rot-<br />

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11.2013 www.linux-user.de<br />

51


Praxis<br />

OpenTTD<br />

Danksagung<br />

Die Autoren bedanken sich bei Wolfram<br />

Eifler und Arne Wichmann für ihre kritischen<br />

Anmerkungen und Kommentare<br />

im Vorfeld dieses Artikels.<br />

Die Autoren<br />

Frank Hofmann (http:// www. efho. de) und<br />

Steven Frenzel (http:// www. it‐serviceeuropa.<br />

eu/) arbeiten in Berlin im<br />

Büro 2.0, einem Open-Source Experten-<br />

Netzwerk. Beide sind Mitgründer des Berliner<br />

Schulungsunternehmens Wizards of<br />

FOSS (http:// www. wizards‐of‐foss. de/).<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 30470<br />

weißen Farbkombination von DB Regio.<br />

Gleichzeitig verlässt ein weiterer Zug<br />

den Bahnhof, diesmal bestehend aus einem<br />

von ABB gebauten Eurotunnel<br />

Class 9 mit fünf Waggons in der spielerspezifischen<br />

Farbgebung rot-weiß.<br />

Abbildung 8 zeigt eine Liste von<br />

Fahrzeugen, unter anderem mit den Erweiterungen<br />

zu Ikarus/​EAG und den<br />

Straßenbahnen und Oberleitungsbussen.<br />

Unterhalb der Liste sehen Sie die<br />

Details wie Betriebskosten, Zuverlässigkeit<br />

und Baujahr. Diese Daten erleichtern<br />

die Einschätzungen zum Fahrzeug und<br />

dessen Betriebszustand erheblich.<br />

Tipps<br />

Eine einfache Strategie für OpenTTD<br />

gibt es nicht. Dazu fallen die Möglichkeiten<br />

zu vielfältig aus. Allerdings gibt es<br />

ein paar einfache Grundsätze, die den<br />

Spielverlauf günstig beeinflussen.<br />

Der Erfolg hängt von den Transportmitteln,<br />

der beförderten Fracht, der<br />

Topo graphie und dem gewählten Klimamodell<br />

ab. Je größer eine Stadt ist, umso<br />

mehr potenzielle Passagiere, Post und<br />

Waren warten auf einen Transport.<br />

Auf das Wachstum der Städte wirken<br />

sich ein dichtes Streckennetz mit vielen<br />

Haltepunkten sowie zeitgemäße Fahrzeuge<br />

mit geringer Ausfallzeit und hoher<br />

Kapazität aus. Für Langstrecken zählt<br />

eine möglichst kurze Fahrzeit. Das erreichen<br />

Sie durch vor allem durch eine moderne<br />

Flotte an Fahrzeugen.<br />

Hinzu kommt die Kombination von unterschiedlichen<br />

Verkehrsträgern und Linien,<br />

was wiederum die Auslastung steigert.<br />

Für maximalen Profit sorgen Strecken<br />

mit wenige Kurven, Kreuzungen<br />

und Steigungen sowie das vollständige<br />

Ausnutzen von Kreisläufen bei den Waren,<br />

um Leerfahrten zu minimieren.<br />

Fazit<br />

Die Transportsimulation OpenTTD wirkt<br />

zunächst recht simpel, fällt aber mit zunehmender<br />

Menge an Fahrzeugen und<br />

Linien recht anspruchsvoll aus. Die Werkzeuge<br />

und verschiedenen Übersichten<br />

helfen, den Überblick zu behalten und<br />

flink zwischen Fahrzeugen oder einem<br />

bestimmten Ausschnitt auf dem Spielfeld<br />

zu wechseln.<br />

Das Spiel ist realitätsnah und unterhält<br />

über einen langen Zeitraum, zumal die<br />

dynamisch erzeugten Landkarten in<br />

Kombination mit den vielfältigen Erweiterungen<br />

die Neugierde am Leben halten.<br />

Ob als Einzelspieler oder mit Gegnern<br />

im Team – jeder Modus verspricht<br />

Spaß und Abwechslung, wobei das Spiel<br />

zu mehreren durch unterschiedliche<br />

Strategien und Vorgehensweisen zusätzliche<br />

Spannung erzeugt. (agr) n<br />

7 Zwei Personenzüge in<br />

vollem Einsatz – mit Erweiterungen<br />

aus dem freien Paket<br />

Generic European SeS.<br />

8 Verschiedene Fahrzeuge<br />

in der Übersicht mit Ikarus<br />

Set, Trolleybus Set und Long<br />

Road Vehicles.gen aus den<br />

Paketen Generic Tram Set,<br />

Modern Tram Set, Ikarus Set<br />

und Long Road Vehicles.<br />

52 www.linux-user.de<br />

11.2013


Praxis<br />

<strong>Desktop</strong> im Eigenbau (Teil 2)<br />

Universeller Dateimanager SpaceFM<br />

Aus der Mitte erweitert<br />

SpaceFM gibt<br />

einen soliden<br />

Dateimanager ab.<br />

Mit vielen cleveren<br />

Plugins erweitern Sie ihn<br />

zu einem optimal abgestimmten<br />

Tool fürs tägliche Arbeiten. Mario Blättermann<br />

© Mvalle, sxc.hu<br />

Readme<br />

SpaceFM entstand aus dem Code des aus<br />

LXDE bekannten Dateimanagers PcmanFM.<br />

Er erbt einerseits die Geschwindigkeit des<br />

Vorgängers, punktet darüber hinaus aber<br />

zusätzlich mit neuen Darstellungsmöglichkeiten<br />

und interessanten Funktionen.<br />

Schon die alten Unix-Gurus sprachen<br />

das Mantra: „Alles ist eine Datei!“, und so<br />

blieb es bis zum heutigen Tag. Werkzeuge<br />

zum Verschieben, Kopieren und Öffnen<br />

von Dateien gibt es daher in vielen<br />

Variationen. Die meisten folgen entweder<br />

dem Ansatz des Windows Explorers,<br />

darunter Kandidaten wie Nautilus oder<br />

Dolphin. Andere halten die Fahne des<br />

Urgesteins Norton Commander hoch,<br />

dessen Konzept mit der zweispaltigen<br />

Serie <strong>Desktop</strong> im Eigenbau<br />

Ansicht heute noch viele Benutzer dadurch<br />

überzeugt, dass es intuitiv zu bedienen<br />

ist und effizient funktioniert.<br />

Der ursprünglich aus dem Code von<br />

PcmanFM entstandene SpaceFM û<br />

gleicht auf den ersten Blick dem Explorer,<br />

wie man anhand des Hauptfensters<br />

unschwer erkennt 1 . Über das geerbte<br />

Konzept hinaus stellt SpaceFM jedoch in<br />

Bezug auf Funktionsvielfalt beinahe die<br />

ganze Konkurrenz in den Schatten.<br />

Arbeitsoberfläche: Pekwm LU 10/​2013, S.82 http:// www. linux‐community. de/ 30234<br />

Dateimanager: SpaceFM LU 11/​2013, S. 54 http:// www. linux‐community. de/ 30425<br />

54 www.linux-user.de<br />

11.2013


<strong>Desktop</strong> im Eigenbau (Teil 2)<br />

Praxis<br />

Distributionen<br />

Die Betreuer einiger Distributionen<br />

haben sich<br />

bereits dafür entschieden,<br />

SpaceFM als Standardwerkzeug<br />

auszuliefern<br />

û. So bringt etwa<br />

Parted Magic û, eine<br />

Live-CD mit Werkzeugen<br />

zum Partitionieren von<br />

Datenträgern und zum<br />

Wiederherstellen von<br />

Systemen, SpaceFM als<br />

alleinigen Dateimanager<br />

mit. Generell sind es insbesondere<br />

kleinere Distributionen<br />

und spezielle<br />

Rettungssysteme, die auf<br />

den Newcomer setzen.<br />

Einige leichtgewichtige Arbeitssysteme<br />

finden sich ebenfalls darunter, wie beispielsweise<br />

Archbang û.<br />

Um SpaceFM auf Ihrem System einzurichten,<br />

installieren Sie es entweder aus<br />

den Repositories der verwendeten Distribution<br />

oder – falls Sie die aktuellste<br />

Version des Dateimanagers nutzen wollen<br />

– bauen die Software aus den Quellen<br />

selbst (siehe Kasten Installation).<br />

Einstieg in SpaceFM<br />

Dass SpaceFM die grundlegenden Funktionen<br />

beherrscht, wie Operationen auf<br />

Dateien sowie Zugriff auf Netzwerk-<br />

1 Das Layout der Fenster erscheint zwar altbekannt, aber<br />

in Sachen Funktionsvielfalt geht SpaceFM neue Wege.<br />

ressourcen und Wechseldatenträger,<br />

versteht sich von selbst. Wechselmedien<br />

finden Sie im Menü Devices | Show. Beim<br />

Aktivieren des Menü-Eintrags macht<br />

SpaceFM einen Platz in der linken oberen<br />

Fensterecke frei, der Ihnen Zugang<br />

zu erreichbaren Medien wie CDs oder<br />

Speichersticks verschafft.<br />

Bei Bedarf binden Sie in SpaceFM-<br />

Laufwerke von anderen Rechnern ein.<br />

Das klappt möglicherweise nicht auf Anhieb,<br />

denn das Programm benötigt dazu<br />

das Tool Udevil, das aus gleichem Hause<br />

wie SpaceFM selbst stammt. Ohne die<br />

Software ist beim Einhängen solcher<br />

Ressourcen Handarbeit gefragt 2 .<br />

TIPP<br />

SpaceFM 0.8.7<br />

LU/spacefm<br />

Legen Sie in SpaceFM einen eigenen<br />

Befehl an, können Sie im Namen des<br />

Befehls einen Unterstrich vor denjenigen<br />

Buchstaben setzen, den Sie beim späteren<br />

Einsatz als Schnellzugriff per Tastenkombination<br />

verwenden möchten.<br />

Installation<br />

Die großen Mainstream-Projekte hängen den kleinen Distributionen<br />

in Sachen SpaceFM etwas hinterher. Offiziell betreute Pakete des<br />

Dateimanagers finden Sie nur für Fedora, Mageia und Arch Linux. Erwarten<br />

Sie allerdings volle Netzwerkfähigkeit, dann reduziert sich das<br />

Angebot weiter auf Arch Linux: Fedora und Mageia fehlt das notwendige<br />

Udevil-Paket û noch.<br />

Sie brauchen dennoch nicht zwangsläufig selbst zu kompilieren,<br />

denn das SpaceFM-Projekt bietet für Debian, Ubuntu und OpenSuse<br />

eigene Pakete an û, die dort durch Udevil ergänzt werden. Zwar unterliegen<br />

diese nicht dem Qualitätsmanagement der großen Distributionen,<br />

stellen aber dennoch eine gute Wahl dar.<br />

Die Installation aus den Quellen erweist sich allerdings in manchen<br />

Fällen selbst dann als sinnvoll, wenn Sie ein vorgeschnürtes Paket im<br />

Netz vorfinden. Laden Sie dazu entweder den aktuellen Tarball, oder<br />

ziehen Sie mit folgendem Befehl, den Sie in einem Terminal eingeben,<br />

die neuesten Quellen (rund 60 MByte) herunter:<br />

git clone https://github.com/IgnorantGuru/spacefm.git<br />

Nun genügt im entpackten Tarball oder im heruntergeladenen Ordner<br />

der übliche Übersetzungsdreischritt configure && make &&<br />

make install (Letzteres mit Root-Rechten), um SpaceFM auf die<br />

Platte zu bannen. Das Programm bringt zwar ein Installationsskript<br />

mit, für das jedoch die Übergabe der Optionen aber nur sehr spärlich<br />

dokumentiert ist. Kleinere Probleme kann es im Zusammenspiel mit<br />

GTK3 geben, mehr dazu im Kasten SpaceFM und GTK3.<br />

Auch udevil verleiben Sie ähnlich unkompliziert dem System ein,<br />

falls gewünscht. Auf der SpaceFM-Paketseite finden Sie die passenden<br />

Quellcode-Links, das Übersetzen verläuft ebenso einfach wie<br />

beim Dateinmanager SpaceFM selbst.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

55


Praxis<br />

<strong>Desktop</strong> im Eigenbau (Teil 2)<br />

Was SpaceFM richtig interessant macht,<br />

ist seine Fähigkeit, bis zu vier Ansichten<br />

frei anzuordnen und dabei noch an jeder<br />

Ansicht Feineinstellungen des Verhaltens<br />

vorzunehmen. So machen Sie<br />

mit etwas Aufwand aus dem Explorer einen<br />

Beinahe-Commander oder andersherum.<br />

Beispielsweise präsentiert Ihnen<br />

eine Ansicht die Objekte als Liste, eine<br />

zweite als Symbole, ganz nach Belieben.<br />

Über die Liste der Checkboxen rechts<br />

oben im Fenster blenden Sie Ansichten<br />

nach Bedarf ein oder aus, wobei Space-<br />

FM Ordner stets in der letzten aktiven<br />

Ansicht öffnet 3 . Die Elemente der<br />

sichtbaren Ansichten erscheinen dabei<br />

aktiv, die Häkchen der inaktiven Ansichten<br />

ausgegraut. Das erleichtert die Navigation,<br />

insbesondere beim Bedienen mit<br />

der Tastatur. Hinzu kommt die Variante<br />

mit Reiterleisten: Ein einfacher Klick auf<br />

das Plus-Symbol in der Werkzeugleiste<br />

fügt einen weiteren Reiter hinzu.<br />

Es erfordert etwas Übung, um innerhalb<br />

der vier Ansichten den Überblick zu<br />

behalten, um alles an die richtige Stelle<br />

zu verfrachten. Aber die Möglichkeit zu<br />

haben, bedeutet nicht zwangsläufig,<br />

dass Sie das Feature nutzen müssen.<br />

Sinnvoll erscheint als Standard eine Ansicht<br />

im Grundzustand, zu der Sie nach<br />

Bedarf weitere hinzuschalten. Das Verhalten<br />

erinnert an die dynamischen Arbeitsflächen<br />

der Gnome-Shell.<br />

2 Beim Einbinden von Netzlaufwerken ist Handarbeit<br />

angesagt, wenn das Tool Udevil nicht bereitsteht.<br />

3 Die Ansicht mit vier Fenstern erfordert beim Arbeiten schon erhebliche<br />

Konzentration, um Dateien und Ordner in die richtige Richtung zu schubsen.<br />

SpaceFM und GTK3<br />

SpaceFM vollzieht gegenwärtig den Schritt hin zu GTK3. Der Code<br />

ist allerdings noch nicht ganz ausgereift und stellt auch keine<br />

neuen Funktionen zum Einsatz, sodass sich das Kompilieren mit<br />

der Option ‐‐with‐gtk3 kaum lohnt. Stellen Sie aber ungeachtet<br />

der GTK2-Vorgabe sicher, dass die entsprechenden Entwicklerpakete<br />

für die ältere GTK-Version tatsächlich auf dem System präsent<br />

sind. Anderenfalls kommen unter Umständen doch die GTK3-<br />

Devel-Pakete zum Einsatz.<br />

Gelegentlich kommt es in Kombination mit neuesten GTK3-Engines<br />

zu Fehlern beim Darstellen und Navigieren, sodass sich aus diesem<br />

Grund der Wechsel auf deren letzte Version nicht empfiehlt. Das<br />

betrifft auch das für die Bildschirmfotos dieses Artikels verwendete<br />

Oxygen (oxygen-gtk3), dessen Fedora-Paket bereits auf GTK3 setzt.<br />

Ein Selbstbau des Programms aus den Quellen schafft hier gegebenenfalls<br />

Abhilfe.<br />

Außerdem ist die deutsche Übersetzung der letzten veröffentlichten<br />

SpaceFM-Version 0.8.7 noch unvollständig und folgt in weiten Teilen<br />

nicht den syntaktischen und grammatischen Regeln, die für andere<br />

GTK-Software gelten, wie etwa Gnome selbst, Ubuntu und<br />

XFCE. Im Git sind diese Unzulänglichkeiten weitgehend behoben.<br />

56 www.linux-user.de<br />

11.2013


<strong>Desktop</strong> im Eigenbau (Teil 2)<br />

Praxis<br />

Stilwechsel<br />

Bei Bedarf verwandeln Sie SpaceFM in<br />

eine Art Nachbau des Midnight Commanders,<br />

dessen Verhalten allerdings<br />

nicht hundertprozentig dem des Originals<br />

gleicht. Außerdem stehen alle Dateioperationen<br />

nur als Funktionen für<br />

die Maus bereit, die direkten Zugriffe<br />

insbesondere zum Kopieren oder Verschieben<br />

von Objekten fehlen derzeit<br />

noch. Mit etwas Training klappt der Umgang<br />

aber nahezu ebenso komfortabel<br />

mit der Tastatur wie bei Krusader & Co.<br />

Bei zwei geöffneten Ansichten stellen<br />

Sie zunächst den Modus auf die Listenansicht<br />

um. Das erledigen Sie über Ansicht<br />

| Style | Detailed im Kontextmenü<br />

des Fensters. Einen eventuell überzähligen<br />

Dateibaum blenden Sie über die<br />

Abwahl des Häkchens bei Ansicht | Tree<br />

im gleichen Menü aus.<br />

Im Commander-Stil benötigen Sie<br />

keine weiteren Ansichten. Das macht die<br />

Leiste mit den Checkboxen überflüssig,<br />

weswegen Sie diese im Menü Ansicht |<br />

Panel Bar deaktivieren. Uns schon ist der<br />

nostalgische Zweispalter für den Einsatz<br />

im Alltag bereit 4 .<br />

Die Bedienung ohne Maus gelingt nur<br />

über recht umfangreiche Tastenkombinationen,<br />

die geläufigen Zugriffe über<br />

Funktionstasten laufen ins Leere. Zumindest<br />

das Kopieren und Einfügen mit<br />

[Strg]+[C] und [Strg]+[V] klappt jedoch.<br />

4 Mit wenigen Handgriffen verleihen Sie dem modernen Dateimanager SpaceFM<br />

den nostalgischen Look eines altgedienten Midnight Commanders.<br />

Auch das Verschieben von Dateien zwischen<br />

den Fenstern gestaltet sich relativ<br />

umständlich: Nach dem Kopieren oder<br />

Ausschneiden mit den üblichen Tastenkürzeln<br />

wechseln Sie mit [Alt]+[A],[G],[1]<br />

oder [2] ins jeweils andere Panel und fügen<br />

dort die Datei wieder ein. Wenn Sie<br />

hier mehr Komfort wünschen, sollten Sie<br />

sich nicht scheuen, sich an die Entwickler<br />

zu wenden.<br />

Allerdings brauchen Sie sich schon<br />

jetzt nicht mit diesem Zustand abzufinden:<br />

So wie das Öffnen eines Terminals<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

57


Praxis<br />

<strong>Desktop</strong> im Eigenbau (Teil 2)<br />

6 SpaceFM gibt bei Bedarf die Ausgabe<br />

aus einem Konsolenbefehl ohne zusätzliches<br />

Terminal aus.<br />

im angezeigten Ordner mit einem einfachen<br />

Druck auf [F4] möglich ist, besteht<br />

auch die Möglichkeit, andere Einträge<br />

im Menü auf Funktionstasten zu legen.<br />

Standardmäßig legt SpaceFM die Karten<br />

allerdings nicht offen. Dazu schalten<br />

Sie zunächst mit Ansicht | Design Mode in<br />

einen speziellen Modus um. Anschließend<br />

klicken Sie einen Eintrag mit der<br />

rechten Maustaste an und ändern im<br />

sich öffnenden Kontextmenü über Key<br />

die Tastenzuordnung 5 . Das gelingt in<br />

allen Menüs, außer bei den Lesezeichen.<br />

Plugins<br />

Als ordentlicher Dateimanager ermöglicht<br />

SpaceFM es Ihnen, sich mit eigenen<br />

Befehlen die Arbeit zu erleichtern. Im<br />

Menü Tools | New Command öffnen Sie<br />

einen Assistenten, in dessen erstem Dialog<br />

Sie zunächst dem Befehl einen Namen<br />

geben und im zweiten den Befehl<br />

selbst eintragen. Dabei dürfen Sie über<br />

Formatstrings wie %d oder %F Bezug zum<br />

jeweiligen Ordner oder einer gewählten<br />

Datei nehmen.<br />

Selbst wenn Sie reine Konsolenbefehle<br />

verwenden, die eigentlich ein Terminal<br />

benötigen, hilft SpaceFM Ihnen weiter:<br />

Er bietet die Ausgabe in einem eigenen<br />

Fenster an 6 . Zum schnellen Auslesen<br />

einer Datei, zum Beispiel via Less,<br />

brauchen Sie daher kein zusätzliches<br />

Fenster zu öffnen.<br />

Bei Bedarf exportieren Sie auf diese<br />

Weise erstellte Befehle als Plugin-Datei.<br />

Das vereinfacht deren Verbreiten unter<br />

den SpaceFM-Fans im Internet oder den<br />

Import auf einem anderen PC. Einige<br />

dieser Plugins finden Sie im Wiki des Projekts<br />

û, darunter Werkzeuge zum komfortablen<br />

Einhängen von lokalen oder<br />

entfernten Laufwerken, zum Umbenennen<br />

mehrerer Dateien gleichzeitig nach<br />

einem vorgegebenen Muster oder zum<br />

Versenden von Dateien über Bluetooth.<br />

Genauso einfach wie der Export eines<br />

selbst gebauten Plugins in ein komprimiertes<br />

Archiv funktioniert auch der Import:<br />

Über Plugins | Install | Datei öffnen<br />

Sie einen Dialog, in dem Sie die entsprechende<br />

Datei auswählen. Die neue Erweiterung<br />

findet sich sofort ohne Neustart<br />

des Programms im Plugin-Menü.<br />

Alternativ übergeben Sie dem Installer<br />

eine URL. Die Software installiert das eigentliche<br />

Plugin im Hintergrund, nachdem<br />

es dieses mit dem Kommandozeilentool<br />

Wget heruntergeladen hat.<br />

Plugins<br />

Als eine Schwachstelle erweist sich die<br />

Tatsache, dass die Installation der Plugins<br />

in der Regel Root-Rechte voraussetzt.<br />

Wenn Sie auf dem Rechner nicht über<br />

diese verfügen, dann schauen Sie in die<br />

Röhre. Die systemweite Installation anstelle<br />

des Speicherns im lokalen Ordner<br />

bringt zudem unter Umständen die Paketverwaltung<br />

aus dem Tritt, weil die<br />

Plugin-Dateien meist in /usr/share/<br />

spacefm/plugins landen und die Deinstallation<br />

oder das Aktualisieren von<br />

SpaceFM verwaiste Ordner hinterlässt.<br />

Fazit<br />

SpaceFM erweist sich als ein ambitioniertes<br />

Projekt, das versucht, viele Fliegen<br />

mit einer Klappe zu erschlagen.<br />

Dazu bietet die Software nahezu unbegrenzte<br />

Möglichkeiten beim Konfigurieren.<br />

Dass etliche kleinere Distributionen<br />

SpaceFM bereits als Standardwerkzeug<br />

adoptiert haben, legt die Vermutung<br />

nahe, dass er sich langfristig neben Programmen<br />

wie PcmanFM oder Thunar<br />

etabliert. Ob Sie schon heute oder erst<br />

später einen Ersatz für Ihren derzeitigen<br />

Dateimanager suchen – ein Blick auf<br />

SpaceFM lohnt in jedem Fall. (agr) n<br />

5 Weg von der Maus mit SpaceFM: Im Design Mode ändern Sie die Tastenkürzel für die<br />

Einträge im Menü. So arbeiten Sie ohne die Hände oft von der Tastatur zu nehmen.<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 30425<br />

58 www.linux-user.de<br />

11.2013


Im Test<br />

Tracktion 4<br />

Digital Audio Workstation Tracktion 4<br />

Flotter Traktor<br />

Mit dem schlanken, stabilen und funktionsreichen<br />

Tracktion versucht nach Bitwig Studio<br />

nun eine zweite professionell orientierte<br />

proprietäre Audio-Software<br />

die Linux-Welt<br />

zu erobern.<br />

Hartmut Noack<br />

© Jakub Jirsak, 123RF<br />

Readme<br />

Schlank, intuitiv zu bedienen und dennoch<br />

vielseitig gibt sich die Digital Audio Workstation<br />

Tracktion 4. Die als kommerzielle<br />

Freeware vertriebene Software weist zwar<br />

noch minimale Kinderkrankheiten auf, sorgt<br />

aber für viel Spaß an der Arbeit.<br />

2013 wird ein interessantes Jahr für<br />

Linux-Nutzer, die gerne Musik machen.<br />

Mit Ardour 3 û ist seit Mai ein voll ausgestattetes<br />

frei lizenziertes Audio-Studio<br />

verfügbar. Die ersten Betaversionen von<br />

Bitwig û versprechen eine ebenfalls voll<br />

bestückte Bezahlsoftware mit einigen interessanten,<br />

neuartigen Konzepten, und<br />

seit Juni wetteifert mit Tracktion 4 eine<br />

weitere proprietäre Lösung um die<br />

Gunst der Linux-Nutzer.<br />

Tracktion gibt sich – ähnlich wie Bitwig<br />

– ganz anders als das klassisch orientierte<br />

Ardour. Dabei unterscheidet es<br />

sich deutlich vom opulenten, komplexen<br />

Bitwig: Tracktion 1 zielt auf einfache<br />

Bedienung und optimale Leistung.<br />

Die Installation von Tracktion 4 für Linux<br />

setzt zwar eine Registrierung auf der<br />

Website û voraus, aber keine Zahlung –<br />

es handelt sich also um eine proprietäre<br />

Freeware für Linux. Zur Installation offeriert<br />

die Seite ein Debian-Paket, das für<br />

Ubuntu 12.x (64 Bit) gebaut wurde. Es<br />

lässt sich aber auch auf Ubuntu 13.x und<br />

anderen Debian-Derivaten installieren,<br />

mithilfe von Alien spielen Sie es auch in<br />

RPM-Systemen wie Fedora oder Open-<br />

Suse ein. Offiziell unterstützt Tracktion<br />

jedoch ausschließlich Ubuntu. Eine<br />

32-Bit-Variante ist weder im Angebot<br />

noch für die Zukunft geplant.<br />

Als Systemvoraussetzungen empfiehlt<br />

Tracktion einen Intel-Core-2-Duo-Prozessor<br />

mit 2 GHz Taktrate sowie 2 GByte<br />

Arbeitsspeicher – moderate Anforderungen<br />

für eine Audio-Workstation. Bei kleineren<br />

Projekten wie etwa einer Demo im<br />

60 www.linux-user.de<br />

11.2013


Tracktion 4<br />

Im Test<br />

1 Schlank und einfach, doch mit allem, was man so braucht: Tracktion 4 unter Kubuntu 13.04.<br />

Proberaum dürfte Tracktion auch mit etwas<br />

weniger Arbeitsspeicher noch funktionieren.<br />

Bei uns belegte es bei solchen<br />

Aufgaben zusammen mit dem Jack-System<br />

etwa 400 MByte RAM, wobei die Anwendung<br />

selbst nur circa 12 MByte beanspruchte.<br />

Framework<br />

Tracktion nutzt keine der von den meisten<br />

anderen Linux-Programmen verwendeten<br />

Framework-Bibliotheken. Statt auf<br />

Qt, GTK, TCL oder Java setzt es auf JUCE,<br />

die Jules’ Utility Class Extensions û. Das<br />

„Jules“ steht für Jules Storer, den Gründer<br />

und Hauptentwickler von Tracktion.<br />

Als Storer 2001 mit der Arbeit an einer<br />

neuen Musiksoftware begann, wollte er<br />

eine Basisbibliothek, die auf möglichst<br />

vielen Betriebssystemen läuft und dabei<br />

besonders schlank ist. Er setzte diese in<br />

der Programmiersprache C++ um.<br />

An Tracktion kann man live erleben,<br />

dass er sein Ziel erreicht hat. Die unter<br />

GPL frei lizenzierte Bibliothek kommt jedoch<br />

auch in Hunderten anderen Software-Projekten<br />

zum Einsatz, darunter<br />

bei so klangvollen Namen wie M-Audio,<br />

Korg oder Sonalksis. Die Firma Codex Digital<br />

baut auf Basis von JUCE ein Gerät,<br />

das die Datenspeicherung von Hunderten<br />

großen Filmproduktionen übernommen<br />

hat. Außer den gängigen <strong>Desktop</strong>-<br />

Betriebssystemen unterstützt JUCE auch<br />

iOS und Android, weshalb auch etliche<br />

Apps für Smartphones und Tablets mit<br />

JUCE arbeiten.<br />

Da Jules Storer der einzige Entwickler<br />

von JUCE ist und bleiben möchte, pflegen<br />

einige andere Entwickler mit seiner<br />

Zustimmung eine Variante der Bibliothek<br />

unter dem Namen JUCED û. Für Linux<br />

existieren schon seit einigen Jahren<br />

Die Lizenz von Tracktion<br />

Bei Tracktion 4 handelt es sich um proprietäre<br />

Software. Eine Lizenz für Windows<br />

oder Mac OS X – sie erlaubt die gleichzeitige<br />

Installation und Nutzung auf drei<br />

Rechnern – kostet knapp 60 US-Dollar.<br />

Tracktion belastet seine Nutzer nicht mit<br />

nervigen Kopierschutztechniken wie dem<br />

auf Mac und Windows verbreiteten Ilok-<br />

Dongle. Nach der Installation fragt es den<br />

registrierten Nutzernamen und das Passwort<br />

des Kunden ab. Es verifiziert die Eingaben<br />

dann via Internet. Wer im Proberaum<br />

keinen Internet-Anschluss besitzt,<br />

kann auf der Tracktion Webseite û einen<br />

Computer für die Offline-Benutzung registrieren.<br />

Linux-Anwender dürfen Tracktion 4<br />

bis auf Weiteres kostenlos nutzen. Der Registrierungsmechanismus<br />

ist derselbe wie<br />

für die anderen Versionen, lediglich die<br />

Zahlung entfällt.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

61


Im Test<br />

Tracktion 4<br />

2 Sehr nützlich zum Kennenlernen aber lästig im Betrieb, zum Glück lassen sich die ausführlichen<br />

Tooltipps in Tracktion leicht ein- und ausschalten.<br />

Testumgebung<br />

Um herauszufinden, wie sich Tracktion 4<br />

im Alltag bewährt, installierten wir die<br />

Software auf einem mittels des KXStudio-<br />

Layers für Audio angepassten Kubun tu<br />

13.04. Wir hatten einige Testprojekte mit 8<br />

bis 32 aktiven Audio-Kanälen und bis zu<br />

20 Plugins mit Effekten und Synths eingerichtet.<br />

Diese liefen im Hintergrund weiter,<br />

während wir mit Firefox 30 Tabs geöffnet<br />

hatten, Thunderbird E-Mails lieferte und<br />

mit beiden Varianten umgesetzte Software-Pakete,<br />

die bekanntesten davon<br />

sind wie Tracktion Musikprogramme. So<br />

war der Plugin-Host JOST eines der ersten<br />

freien Linux-Programme, das in der<br />

Lage war, nativ für Linux gebaute VST-<br />

Module zu laden.<br />

Einstieg in Tracktion<br />

Nach der recht einfachen Installation begrüßt<br />

Tracktion Sie mit einer Oberfläche<br />

aus zwei fensterfüllenden Karteikarten.<br />

Die zweite bietet diverse globale Einstellungen;<br />

sie sollten dort im Unterpunkt<br />

Audio I/​O Jack einstellen, die Voreinstellung<br />

ist Alsa. Die erste Karte namens Projects<br />

zeigt eine Übersicht der mitgelieferten<br />

Projektvorlage. Ein Klick auf Edit auf<br />

dem rechten Teil dieser Karte erzeugt<br />

wir auch schon mal einen Radiostream<br />

mit VLC aufnahmen. Der KDE-<strong>Desktop</strong> lief<br />

ohne 3D-Effekte und semantische Suchfunktion,<br />

ansonsten jedoch in den Kubuntu-Voreinstellungen.<br />

Als Hardware-<br />

Basis diente ein Lenovo-U410-Laptop mit<br />

Intel-Core-i5-CPU, 8 GByte RAM und SSD.<br />

Als Audio-Gerät kam eine M-Audio MobilePre<br />

über ALSAs generischen USB-Audio-Treiber<br />

zum Einsatz.<br />

eine dritte Karteikarte, die nun endlich<br />

die eigentliche Oberfläche der Musikworkstation<br />

anzeigt.<br />

Aus deren Browser-Liste lassen sich<br />

schnell ein paar Audio-Dateien auf die<br />

Spuren des Editors ziehen. Tracktion unterstützt<br />

neben WAV und MIDI auch<br />

OGG, MP3, Flac sowie einige spezielle<br />

Loop-Formate. Ziehen Sie eine MIDI-<br />

Datei auf eine Spur, die keinen Klangerzeuger<br />

als Plugin enthält, weist Tracktion<br />

Sie darauf hin. Hinweise gibt Tracktion<br />

beim ersten Start reichlich, fast jedes<br />

Element auf der Oberfläche klappt eine<br />

Sprechblase mit ausführlichen Beschreibungen<br />

aus. Diese Geschwätzigkeit stellen<br />

Sie im Menü Help links unten ab 2 .<br />

Für Aufnahmen verwendeten wir im<br />

Test eine über das Audio-System Jack<br />

angeschlossene USB-Soundkarte. Tracktion<br />

findet automatisch die aktiven Jack-<br />

Ports und behandelt sie als Quellen für<br />

Mono-Signale. Möchten Sie in Stereo<br />

aufnehmen, markieren Sie unter Settings<br />

| Audio den ersten Jack-Eingang<br />

capture_1. In der nun unten erscheinenden<br />

Übersicht aktivieren Sie Treat as stereo-pair.<br />

Tracktion behandelt den ersten<br />

gewählten Eingang als linken Kanal und<br />

wählt automatisch den darauffolgenden<br />

als rechten Kanal.<br />

Sobald die Musik spielt, offenbart sich<br />

die größte Stärke von Tracktion: die Leistungsfähigkeit.<br />

Tracktion läuft mit seiner<br />

Basis JUCE nicht nur ressourcenschonender<br />

und stabiler als jedes andere Cross-<br />

Plattform-Programm, das wir bisher getestet<br />

haben, es läuft sogar besser als<br />

eine ganze Reihe nativ für Linux entwickelte<br />

Audio-Workstations.<br />

Einige in Internet-Foren aufgetauchte<br />

Probleme, wie fehlende Jack-Ports oder<br />

Aussetzer im Betrieb konnten wir nicht<br />

feststellen. Die Oberfläche reagierte zügig,<br />

und selbst rechenintensive Aktionen<br />

verursachten keinerlei Aussetzer im auf<br />

8 Millisekunden Verzögerung eingestellten<br />

Jack-Audio-System. Als einzige unrühmliche<br />

Ausnahme fielen einige größere<br />

Plugins auf, wie etwa der anscheinend<br />

noch nicht ausgereifte Sampler<br />

Highlife. Einige ältere LADSPA-Module<br />

verursachten auch die einzigen Abstürze,<br />

die wir beobachten konnten.<br />

62 www.linux-user.de<br />

11.2013


Tracktion 4<br />

Im Test<br />

Solche Ausfälle blieben die Ausnahme,<br />

Tracktion funktionierte mit einigen Dutzend<br />

anderen von uns getesteten Plugins<br />

tadellos. Mit den in Tracktion selbst<br />

eingebauten Funktionen ließ sich die<br />

Software gar nicht aus der Ruhe bringen.<br />

Darüber hinaus legt Tracktion im laufenden<br />

Betrieb automatisch Backups an.<br />

Stürzt eine Session ab, fragt Tracktion<br />

beim nächsten Start, ob es die letzte Sicherung<br />

zurückspielen soll 3 .<br />

Einfach anders<br />

3 Ein abgestürztes Projekt ersetzen Sie bei Bedarf durch ein Backup. Öffnen Sie dieses<br />

temporär, bleibt die Datei erhalten, und Sie können erst einmal prüfen, ob das Backup<br />

wirklich so funktioniert, wie Sie es sich vorgestellt haben.<br />

Die Karteikarte Edit zeigt alles an, was es<br />

in Tracktion zu sehen gibt – es existieren<br />

weder ein zusätzliches Mixerfenster<br />

noch ein separater Editor für MIDI- oder<br />

Audio-Clips. Alle Aufgaben, die solche<br />

Fenster in Cubase, Protools und teilweise<br />

auch Ardour übernehmen, erledigen Sie<br />

in Tracktion direkt im Edit-Fenster.<br />

Dass dieses mutige Konzept durchdacht<br />

ist, zeigt sich an einigen sinnvollen<br />

Details. So ist es nicht sehr bequem, die<br />

Lautstärke einer Spur nur an dem winzigen<br />

Regler-Icon am Spurausgang rechts<br />

einzustellen. Deshalb erscheint ein ausreichend<br />

großes, aussagekräftig beschriftetes<br />

Kärtchen mit einem Zeiger,<br />

sobald Sie mit dem Regeln von Lautstärke<br />

oder Panorama beginnen 4 .<br />

Ähnlich wie in Ardour 3 setzt auch<br />

Tracktion alles, was das Audio-Signal auf<br />

einer Spur manipuliert, als eigenständiges<br />

Modul um, also als Plugin. Tracktion<br />

nennt diese Plugins „Filter“ und hat ein<br />

Dutzend der wichtigsten Effekte sowie<br />

einen einfachen Sampler an Bord. Außerdem<br />

unterstützt Tracktion unter Linux<br />

die klassischen LADSPA-Effekte und<br />

nativ für Linux gebaute VST-Module. Die<br />

Verzeichnisse, in denen Tracktion nach<br />

den externen Modulen sucht, lassen sich<br />

in der Karteikarte Settings unter Plugins<br />

einstellen. Es empfiehlt sich, nach der Installation<br />

neuer Module in diesem Einstellungswerkzeug<br />

die Verzeichnisse neu<br />

einlesen zu lassen.<br />

Cross-Plattform: Software, die für mehrere<br />

verschiedene Betriebssysteme („Plattformen“)<br />

gleichzeitig entwickelt wird, wobei<br />

der Kern auf allen Systemen identisch ist<br />

und lediglich kleine Anpassungen an das jeweilige<br />

Zielsystem hinzukommen.<br />

4 Popups, wie diese<br />

Skala für den Lautstärkeregler,<br />

funktionieren<br />

– wie alle Oberflächenelemente<br />

– reibungslos<br />

und schnell.<br />

5 Eines der von Tracktion mitgelieferten Effekt-Netzwerke in Aktion. Der Simple Channelstrip kombiniert<br />

einen grafischen Equalizer und Dynamikprozessoren.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

63


Im Test<br />

Tracktion 4<br />

6 Auch externe Plugins wie dieses Delay-Modul lassen sich mit Kurven fernsteuern. Die Verbindungen zwischen Punkten in der Kurve<br />

bearbeiten Sie zusätzlich mit einem bezierartigen Werkzeug, um den gewünschten Verlauf zu erzeugen.<br />

Die Bedienelemente von Plugins sehen<br />

Sie nach einfachem Klick auf das Plugin-<br />

Symbol in der Spur oder dem Audio-Clip<br />

in dem Bereich unten in der Mitte. Bringt<br />

ein Plugin eine eigene grafische Oberfläche<br />

mit, zeigt Tracktion diese zusätzlich<br />

in seinem einzigen modalen Fenster.<br />

Neben einzelnen Plugins bietet Tracktion<br />

„Rack Filter“ genannte Zusammenstellungen<br />

mehrerer Module 5 . Etwa<br />

20 Racks sind bereits voreingestellt. Ein<br />

Klick auf den kleinen Schalter Racks<br />

rechts oben blendet das Rack-Werkzeug<br />

ein, mit dem Sie die Racks steuern und<br />

bearbeiten. Mit einem Klick auf new rack<br />

legen Sie bei Bedarf ein neues, eigenes<br />

Rack an. Darin können Sie alle von Tracktion<br />

unterstützten Plugins auf dem System<br />

benutzen.<br />

Auch die Plugins verwalten Sie nicht<br />

in einem eigenen Fenster. Stattdessen<br />

finden Sie rechts oben im Fenster einige<br />

Schalter und ein pfeilartiges Element namens<br />

new filter. Sobald Sie es auf einen<br />

Spurausgang oder auch einen Audio-<br />

Clip ziehen, erscheint eine Liste der verfügbaren<br />

Plugins, aus der Sie eines für<br />

die gewählte Stelle wählen.<br />

Dieses Drag & Drop funktioniert auf<br />

der ganzen Oberfläche. So lassen sich in<br />

Tracktion alle Parameter von Mix und<br />

Plugins automatisieren – den einzigen<br />

Hinweis darauf in der Oberfläche liefert<br />

7 Rechts verschiedene Loops aus Audio-Clips, links der Loop-Browser mit seinen Suchfiltern.<br />

64<br />

www.linux-user.de<br />

11.2013


Tracktion 4<br />

Im Test<br />

ein a am rechten Ende jeder Spur. Ziehen<br />

Sie das a auf einen sichtbaren Regler<br />

oder ein Plugin, so klappt Tracktion<br />

eine Liste auf, in der Sie den gewünschte<br />

Parameter auswählen. Die Automatisierungskurven<br />

6 liegen direkt auf der<br />

Spur, wo Sie sie mit Doppelklick und gehaltenem<br />

Linksklick bearbeiten.<br />

Spieluhr<br />

Automatik spielt allgemein ein große<br />

Rolle in Tracktion. Das ist oft sehr praktisch,<br />

bedeutet aber auch, dass gelegentlich<br />

etwas geschieht, das man gar<br />

nicht haben will.<br />

Zum Beispiel schneidet Tracktion Audio-Clips,<br />

die Sie aus dem Dateibrowser<br />

auf eine Spur ziehen, so zurecht, dass sie<br />

in die Notenmatrix für die jeweiligen Geschwindigkeit<br />

passen. Knipst diese am<br />

Ende eines Imports ein paar Samples ab,<br />

so korrigieren Sie das, indem Sie das<br />

Ende der Region einfach nach rechts ziehen,<br />

bis die gewünschten Inhalte wieder<br />

erscheinen. Für die Notenmatrix bietet<br />

Tracktion eine interessante Extrafunktion,<br />

die es „groove templates“ nennt.<br />

Ein Klick auf edit groove templates im<br />

Menü snapping links unten öffnet ein<br />

Werkzeug, mit dem sich die Notenabstände<br />

etwas ungenauer einstellen lassen.<br />

Mit dieser von Drum-Maschinen her<br />

als „Swing“ oder „Humanize“ bekannten<br />

Funktion wirken am Notenraster ausgerichtete<br />

Arrangements oft deutlich lebendiger<br />

und dynamischer als in einer<br />

starr an mathematischen Vorgaben ausgerichteten<br />

Sequenz. Wer gerne mit in<br />

Schleifen wiederholten Klängen (Loops)<br />

arbeitet, könnte in Tracktion eine gut ausgebaute<br />

Alternative zu Ardour finden 7 .<br />

Während Ardour sich an den Bedürfnissen<br />

der klassischen Musikproduktion<br />

orientiert, kommt Tracktion eher aus<br />

dem Elektronikbereich, wo Loops ein<br />

zentrales Konzept darstellen. Aufgenommene<br />

und aus Sound-Dateien importierautomatisieren:<br />

Audio/​Video-Schnittsoftware<br />

ordnet das Material in einer Zeitleiste<br />

an. Automatisierung erlaubt es, an jedem<br />

Zeitpunkt eine Änderung eines Parameters<br />

wie etwa Lautstärke oder Echo-Geschwindigkeit<br />

einzufügen. Da die Änderungen<br />

meist kontinuierlich sind, geschieht das in<br />

Form von Kurven, deren Abstand zu einer<br />

Achse den sich in der Zeit ändernden Wert<br />

des Parameters darstellt.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

65


Im Test<br />

Tracktion 4<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/30185<br />

te Regionen befördern Sie durch einen<br />

Klick auf das l oben in der Mitte zu Loops.<br />

Darüber hinaus unterstützt Tracktion<br />

auch vorgefertigte Loop-Dateien in den<br />

Formaten Acid und Apple, wobei sich<br />

Acid-Dateien lediglich als einfache Audio-Files<br />

laden lassen.<br />

Öffnen Sie im Objektkasten unten mittig<br />

die Karteikarte loop properties, lassen<br />

sich perkussive Ansätze („Beatpoints“) in<br />

der Datei finden, und Sie können die<br />

Loop in einer Bibliothek speichern. Letztere<br />

finden Sie in der Liste links, die standardmäßig<br />

den Dateibrowser anzeigt.<br />

Für das Einsortieren in diese Bibliothek<br />

muss die Datei mit einer „Tag“ genannten<br />

Markierung versehen sein. Solche<br />

Tags beschreiben den Instrumententyp,<br />

das Genre, den möglichen Einsatzbereich,<br />

die Tonart und anderes mehr. Diese<br />

Tags lassen sich außer beim Speichern<br />

aus dem Werkzeug loop properties auch<br />

mit dem Datei browser von Tracktion per<br />

Rechtsklick auf Audio-Dateien vergeben.<br />

Sobald Sie eine unterstützte Audio-<br />

Datei (WAV, AIFF, FLAC, OGG, MP3) mit<br />

einem Tag versehen, taucht diese in der<br />

Loops-Liste auf. Die Tags schreibt Tracktion<br />

nicht in die Dateien selbst, sondern<br />

in eine Textdatei in einem XML-Format,<br />

die sich mit Grundkenntnissen in XML<br />

auch direkt bearbeiten lässt. Ein Linksklick<br />

auf die weiße Grenze zwischen<br />

zwei Loop-Durchläufen erzeugt einen<br />

Anfasser, mit dem Sie die Abstände aller<br />

Loop-Segmente gleichmäßig ändern. So<br />

fügen Sie zum Beispiel hinter einem einzelnen<br />

Drum-Sample so viel Pausenzeit<br />

ein, dass der Sound mit einer halben<br />

Note Abstand wiederholt wird.<br />

Tracktion arbeitet wie alle modernen<br />

Audio-Workstations nichtdestruktiv:<br />

Egal, was Sie oder Tracktions Automatismen<br />

am Audio-Material herumschneiden<br />

– alles lässt sich rückgängig machen,<br />

weil die Originaldateien dabei unverändert<br />

bleiben. Das gilt auch für Änderungen,<br />

die zum Beispiel in Ardour<br />

neue Dateien anlegen, wie etwa Korrekturen<br />

an Tonhöhe und Geschwindigkeit.<br />

Die Ad-hoc-Berechnung dieser Werte erwies<br />

sich allerdings im Test auch als jene<br />

Operation, die am meisten Rechenleistung<br />

und Wartezeiten verursachte 8.<br />

Falls die Echtzeitaktionen auf einer<br />

Spur Ihren Rechner überfordern, kann die<br />

Freeze-Funktion von Tracktion einen Ausweg<br />

bieten. Sie steht im Ein stel lungsbereich<br />

unten in der Mitte zur Verfügung,<br />

wenn Sie eine Spur ausgewählt haben.<br />

Eine eingefrorene Spur gibt genau das<br />

wieder, was sich im Moment des Einfrierens<br />

auf ihr abgespielt hat – in „gefrorenem“<br />

Zustand sind keinerlei Einstellungen<br />

verfügbar. Dafür lässt sich die Spur,<br />

wie auch andere eingefrorene Dinge, jederzeit<br />

mit einem Klick auf unfreeze wieder<br />

auftauen.<br />

Kinderkrankheiten<br />

8 Zwei bis drei Minuten<br />

sollten Sie manchmal einplanen:<br />

Hier berechnet<br />

Tracktion einen Audio-Clip<br />

neu, der ungefähr halb so<br />

schnell wie im Original laufen<br />

soll. Das Ergebnis klang<br />

im Test allerdings tadellos.<br />

Bei Tracktion für Mac und Windows und<br />

dem JUCE-Framework handelt es sich<br />

um ausgereifte Software; Tracktion 4 für<br />

Linux hat noch nicht den gleichen Entwicklungsstand<br />

erreicht. Neben unbedeutenden<br />

Kleinigkeiten beobachteten<br />

wir drei deutlich spürbare Probleme. Das<br />

erste ist eher kosmetischer Art: Die Projektübersicht<br />

zeigt die Namen von Projektbestandteilen<br />

nicht an. Zweitens<br />

konnten wir Tracktion nicht dazu überreden,<br />

sein Video-Fenster anzuzeigen. An<br />

sich lassen sich mit der Video-Integration<br />

der Software Filme nachvertonen, die<br />

Funktion wird für Linux noch eingebaut.<br />

Drittens gab es in der von uns getesteten<br />

Version auch ein Problem mit dem<br />

Speichern von Projektdateien: Beim Öffnen<br />

einer vorher gesicherten Edit-Datei<br />

setzt sich die Oberfläche in den Auslieferungszustand<br />

zurück, alle Lautstärkeregler<br />

stehen auf null. Die gute Nachricht:<br />

Bis das Tracktion-Team den Fehler beseitigt,<br />

können Sie sich einfach selbst helfen:<br />

Tracktion verwendet beim Speichern<br />

der Daten in Fließkommazahlen<br />

statt des üblichen angelsächsischen Dezimalpunkts<br />

das Komma. Bevor Sie ein<br />

gespeichertes Projekt wieder einlesen,<br />

öffnen Sie im Projektverzeichnis ein Terminal<br />

und geben folgenden Befehl ein:<br />

$ sed ‐i 's/','/'.'/g' Projekt\ EU<br />

dit\ 1.trkedit<br />

Dabei ersetzen Sie Projekt durch den Namen<br />

Ihres Projekts. Der Befehl ersetzt<br />

alle Kommas in der Projektdatei durch<br />

Punkte – in unseren Tests bewährte sich<br />

diese etwas krude Methode gut.<br />

Fazit<br />

Insgesamt fühlt sich Tracktion in der Bedienung<br />

logisch und reibungslos an. Wer<br />

an klassisch gestaltete Suiten wie Ardour<br />

gewöhnt ist, benötigt eine gewisse Umgewöhnungszeit.<br />

Beim Test von Tracktion<br />

stellte sich bei uns sehr schnell so viel<br />

Spaß an der Arbeit mit der Workstation<br />

ein, dass wir bald viele Stunden mit dem<br />

nur auf den ersten Blick simpel erscheinenden<br />

Programm zubrachten.<br />

Das interessante Bedienkonzept und<br />

vor allem die bemerkenswerte Stabilität<br />

und Leistung machen Tracktion zu einem<br />

vielversprechenden Neuling in der<br />

Welt der Audio-Tools für Linux. (jlu) n<br />

66 www.linux-user.de<br />

11.2013


Schwerpunkt<br />

UBUNTU<br />

user<br />

Uberwriter 12.11<br />

Schöner<br />

Professionell publizieren<br />

schreiben<br />

mit Uberwriter<br />

© aelmsu, Photocase<br />

Der für Markdown optimierte Texteditor Uberwriter richtet sich primär an Vielschreiber.<br />

Er birgt viele interessante Funktionen und leistet Erstaunliches. Stephan Lamprecht<br />

Readme<br />

An Texteditoren für Linux herrscht kein<br />

Mangel. Eine neue Software muss sich da<br />

funktional schon deutlich von der Masse<br />

absetzen, um einen Mehrwert zu bieten.<br />

Der ablenkungsfreie Editor Uberwriter hat<br />

die besten Voraussetzungen dafür.<br />

Mit Gedit ist unter Ubuntu ein solider<br />

Editor jederzeit nur einen Mausklick entfernt.<br />

Wenn eine Konfigurations- oder<br />

Textdatei zu bearbeiten ist, ruft das System<br />

als Standard diesen Editor auf. Warum<br />

also überhaupt wechseln, wenn<br />

doch alles funktioniert?<br />

Mit Uberwriter û können Sie natürlich<br />

auch die Konfigurationsdateien oder<br />

Shell-Skripte bearbeiten. Doch das Programm<br />

wendet sich eher an alle Nutzer,<br />

die bewusst auf den Start einer Textverarbeitung<br />

verzichten oder Schreibarbeiten<br />

zu erledigen haben, für die sich LibreOffice<br />

und Konsorten nicht so gut eignen.<br />

Drehbücher, Dokumentationen<br />

oder auch Wiki-Artikel basieren oft auf<br />

einfachen Textdateien. Bei der Arbeit mit<br />

solchen Dokumenten arbeiten klassische<br />

Editoren viel schneller als jede Textverarbeitung.<br />

An Uberwriter fällt besonders<br />

seine besonders schlicht und elegant<br />

gestaltete Oberfläche auf.<br />

Konzentriert arbeiten<br />

Nach dem Programmstart begrüßt Uberwriter<br />

Sie mit einer spartanischen Oberfläche.<br />

Wo andere Editoren mit Symbolleisten<br />

und Icons protzen, finden Sie hier<br />

nur eine unaufdringliche Fußleiste und<br />

ein über die Titelleiste erreichbares<br />

Menü. Wie es von einem Texteditor zu erwarten<br />

ist, suchen Sie vergeblich nach einer<br />

Funktion, um die verwendete Schriftart<br />

zu beeinflussen. Stattdessen beginnen<br />

Sie in einer nüchtern wirkenden<br />

Schriftart unmittelbar mit dem Texten.<br />

68 www.linux-user.de<br />

11.2013


Uberwriter 12.11<br />

UBUNTU<br />

Schwerpunkt<br />

user<br />

Uberwriter kennt drei verschiedene Arbeitsmodi,<br />

zwischen denen Sie mit den<br />

drei Einträgen im linken Bereich der Fußleiste<br />

wechseln. Beim Focus Mode werden<br />

mit Ausnahme des gerade in Arbeit<br />

befindlichen Satzes alle anderen Textpassagen<br />

auf dem Schirm gedimmt. Das<br />

soll Autoren dabei helfen, sich ganz auf<br />

den nächsten Satz im Manuskript zu<br />

konzentrieren.<br />

Dieser Modus lässt sich beliebig mit<br />

der Betriebsart Fullscreen kombinieren.<br />

Klicken Sie in der Fußleiste den entsprechenden<br />

Eintrag an oder drücken [F11],<br />

wechselt das Programm in die Vollbildansicht,<br />

wobei es alle anderen Bildschirmelemente<br />

überlagert.<br />

Diese besondere Form der Darstellung<br />

nennen Autoren auch gern ablenkungsfreies<br />

Schreiben oder auf Neudeutsch<br />

„distraction-free writing“. Wer den Browser<br />

mit der geöffneten Facebook-Seite<br />

nicht sieht, der läuft auch keine Gefahr,<br />

sich die neusten Einträge anzusehen –<br />

so grob zusammengefasst die Idee hinter<br />

diesem Modus.<br />

Markdown<br />

Wenn Sie in Uberwriter ein Wort zwischen<br />

zwei Sternchen setzen, ändert<br />

sich plötzlich die Darstellung: Die so umrandete<br />

Passage erscheint nun in Fettdruck.<br />

Der Grund: Sie haben damit den<br />

Text in der Beschreibungssprache Markdown<br />

als „fett“ gekennzeichnet.<br />

Markdown gehört zu den sogenannten<br />

Markup-Sprachen. Deren bekanntester<br />

Vertreter, HTML, ist Ihnen ohne Zweifel<br />

ein Begriff. Auch Markdown-Dateien<br />

basieren wie HTML auf reinem Text, in<br />

dem einige wenige Zeichenkombinationen<br />

die Aufgabe übernehmen, Passagen<br />

besondere Formate und eine Bedeutung<br />

zuzuweisen 1 . Zur Ausgabe des formatierten<br />

Textes wird ein kleines Zusatzprogramm<br />

benötigt, das die Kennzeich-<br />

Listing 1<br />

# sudo add‐apt‐repository<br />

ppa:w‐vollprecht/ppa<br />

# sudo apt‐get update<br />

# sudo apt‐get install uberwriter<br />

1 Ein Artikel in der Ansicht des Quellcodes im Markdown-Format.<br />

nungen in der Textdatei auswertet und<br />

sie dann sichtbar macht.<br />

Die Vorteile eines solchen Ansatzes:<br />

Während die Dateiformate anderer Programme<br />

mehr oder weniger Moden und<br />

Entwicklungsprozessen unterworfen<br />

sind, hat sich das reine Textformat über<br />

die Jahre gehalten. Selbst Textdateien,<br />

die vor über 20 Jahren geschrieben wurden,<br />

lassen sich auch heute noch in lesbarer<br />

Form auf wirklich jeder Rechnerplattform<br />

ansehen. Textdateien beanspruchen<br />

zudem auch noch erfreulich<br />

wenig Speicherplatz.<br />

Die Markdown-Zusätze enthalten Informationen<br />

darüber, wie die markierten<br />

Passagen dargestellt werden sollen. Und<br />

da die Zahl der Kommandos recht überschaubar<br />

bleibt, können Menschen die<br />

Texte nach wie vor auch ohne Hilfsmittel<br />

Freemium-Produkt<br />

Der Entwickler bietet Uberwriter in zwei<br />

Varianten an. Das Software-Center von<br />

Ubuntu führt die aktuelle Version für<br />

5 US-Dollar zum Kauf. Zu diesem moderaten<br />

Preis haben Sie die Chance, die weitere<br />

Entwicklung des Programms zu unterstützen.<br />

Der Kaufbetrag wandert aber<br />

nicht vollständig in die Taschen des Entwicklers,<br />

auch Canonical zweigt davon etwas<br />

ab. Mit einem Kauf unterstützen Sie<br />

also die weitere Entwicklung der Distribution.<br />

Sitzt das Geld gerade nicht so locker,<br />

haben Sie auch die Möglichkeit, Uberwriter<br />

direkt über das Entwickler-PPA zu installieren.<br />

Dazu öffnen Sie ein Terminal<br />

und geben dort nacheinander die drei Befehle<br />

aus Listing 1 ein. Danach starten Sie<br />

die Software wie gewohnt über die Dash.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

69


Schwerpunkt<br />

UBUNTU<br />

user<br />

Uberwriter 12.11<br />

2 Die <strong>Vorschau</strong> interpretiert den Code und stellt den Text dann so dar, wie er später im<br />

Zielformat erscheint.<br />

Listing 2<br />

01 # Überschrift der ersten Ebene<br />

02 <br />

03 ## Eine Headline der<br />

Gliederungsebene 2<br />

04 <br />

05 ### So sieht eine Überschrift<br />

der dritten Ebene aus.<br />

06 <br />

07 Das ist **fetter Text**. Wenn<br />

Sie *kursiv* benötigen, genügt<br />

ein Sternchen.<br />

08 <br />

09 ‐ Eintrag in einer Liste<br />

10 ‐ Zweiter Eintrag<br />

11 <br />

12 2. Nummerierter Eintrag<br />

13 3. Nummerierung<br />

14 4. Und auch dies gehört zur<br />

Nummerierung<br />

15 <br />

16 [Linktext](http://www.domain.<br />

tld)<br />

17 [Linktext][1]<br />

18 <br />

19 [1]: http://www.domain.tld<br />

gut lesen. Während Markdown auf Apple-Computern<br />

ein echtes Thema ist und<br />

dort eine Reihe von Editoren und Zusatzprogrammen<br />

angeboten werden, erobert<br />

sich die Markup-Sprache auf anderen<br />

Plattformen eher zäh ihren Platz.<br />

Uberwriter könnte das ändern.<br />

Markdown in Uberwriter<br />

Einen Text in Markdown zu schreiben, ist<br />

mit dem Editor wirklich sehr einfach.<br />

Überschriften werden durch ein vorangestelltes<br />

Kreuz gekennzeichnet. Danach<br />

folgt dann eine Leerzeile. Das sieht<br />

im Quelltext dann so aus wie in den Zeilen<br />

1 bis 5 von Listing 2. Uberwriter hebt<br />

im Text die entsprechenden Formatierungen<br />

hervor, was die Arbeit mit den<br />

Kommandos enorm erleichert.<br />

Im Menü Format finden Sie zudem<br />

auch einige wichtige Formate bereits<br />

mit Kürzel angelegt. So legen Sie fetten<br />

und kursiven Text einfach per Tastendruck<br />

an (Listing 2, Zeile 7). Das funktioniert<br />

übrigens auch mit bereits markierten<br />

Einträgen.<br />

Für Aufzählungen steht ebenfalls ein<br />

Kürzel zur Verfügung (Zeilen 9 und 10).<br />

Nummerierungen erzeugen Sie durch<br />

das Voranstellen einer Ziffer (Zeile 12<br />

bis 14). Diese müssen dann nicht einmal<br />

fortlaufend nummeriert sein – darum<br />

kümmert sich Markdown selbst.<br />

Eines der wichtigen Zielformate für<br />

Markdown sind HTML-Dokumente. Und<br />

insofern überrascht es wohl kaum, dass<br />

auch für das Schreiben von Links Code<br />

vorgesehen ist. Markdown kennt hier<br />

zwei Wege, die beide von Uberwriter<br />

unterstützt werden (Listing 2, Zeilen 16<br />

bis 19). Gerade die zweite Option mit<br />

den Referenzen erleichtert die Orientierung<br />

in Texten mit vielen Verweisen und<br />

verschafft einen guten Überblick.<br />

Ergebnis betrachten<br />

Beim Tippen schleichen sich gelegentlich<br />

Fehler ein, da bildet die Arbeit in<br />

Uberwriter mit Markdown keine Ausnahme.<br />

Damit Sie den Zwischenstand<br />

Ihrer Arbeit jederzeit überprüfen können,<br />

verfügt das Programm über eine integrierte<br />

<strong>Vorschau</strong>, die Sie via View | Preview<br />

oder [Strg]+[P] aufrufen 2 .<br />

Uberwriter wertet den Quelltext dann<br />

aus und zeigt das Ergebnis an. Sieht der<br />

Text nun nicht wie erwartet aus, gehen<br />

Sie gezielt auf Fehlersuche. In den meisten<br />

Fällen fehlt nur eine Kleinigkeit, wie<br />

beispielsweise eine Leerzeile zwischen<br />

Absätzen oder das abschließende Zeichen<br />

bei einem Format.<br />

70 www.linux-user.de<br />

11.2013


Uberwriter 12.11<br />

UBUNTU<br />

Schwerpunkt<br />

user<br />

Quelltext exportieren<br />

Uberwriter greift beim Export des Textes<br />

nicht direkt auf das Programm Markdown<br />

zurück, sondern bedient sich stattdessen<br />

des Konverters Pandoc û, der<br />

auch mit einer Reihe anderer Formate<br />

zurechtkommt. Für den Quelltext-Export<br />

aus Uberwriter stehen Ihnen vier Zielformate<br />

zur Verfügung.<br />

So kopiert der Befehl Copy raw HTML<br />

to clipboard aus dem Menü File kopiert<br />

den Markdown-Quelltext als HTML-Code<br />

in die Zwischenablage, etwa, um ihn in<br />

ein Content-Management-System wie<br />

Wordpress zu übernehmen. Aus demselben<br />

Menü speichern Sie den Text alternativ<br />

als HTML-Datei sowie als PDF- oder<br />

ODF-Dokument.<br />

Für den PDF-Export bedient sich Uberwriter<br />

des Satzprogramms TeX. Das<br />

klappt in aller Regel problemlos, auch<br />

wenn das Umwandeln hier länger dauert<br />

als bei anderen Formaten.<br />

3 Mit diesen Einstellungen exportieren<br />

Sie eine Präsentation, die anstandslos in<br />

jedem Web browser läuft.<br />

Erweiterter Export<br />

Der Aufruf von File | Advanced Export<br />

scheint zunächst nichts anderes aufzurufen<br />

als einen Dialog für weitere Einstellungen.<br />

Das Asuklappmenü am oberen<br />

Rand des Fensters hat es allerdings in<br />

sich, denn darin enthalten finden Sie alle<br />

die Formate, die Sie mit dem Text bedienen<br />

können.<br />

Neben einigen Einträgen, die so technisch<br />

sind, dass sie vermutlich nur Experten<br />

interessieren, sind auch einige<br />

Formate dabei, die insbesondere den<br />

Austausch mit der Windows-Welt erleichtern.<br />

Dazu gehören unter anderem<br />

das MS-Office-Format DOCX, das alle aktuellen<br />

Word-Versionen verstehen, sowie<br />

das gängige Rich Text Format.<br />

Die Einträge in der Liste korrespondieren<br />

mit den Ausgabenformaten, die Pandoc<br />

selbst unterstützt. Mit anderen Worten:<br />

Sie könnten direkt in einem Terminal<br />

das gleiche Ergebnis erzielen, indem<br />

Sie Pandoc mit den entsprechenden<br />

Schaltern und Optionen ausführen.<br />

Präsentation mit Uberwriter<br />

Es gibt zwei überraschende Dateiarten,<br />

die Sie mit der Kombination aus Uberwriter<br />

und Pandoc erzeugen können.<br />

Zum einen haben Sie die Möglichkeit,<br />

ein E-Book im populären EPUB-Format<br />

auszugeben, das alle gängigen Lesegeräte<br />

und Programme verarbeiten.<br />

Weit überraschender ist die Option,<br />

direkt in Uberwriter eine Präsentation zu<br />

gestalten, die später in jedem aktuellen<br />

Browser läuft und dabei auch ohne Internet-Verbindung<br />

auskommt 3 . Allerdings<br />

müssen Sie einige Abstriche in<br />

Hinblick auf die Gestaltung machen: Der<br />

Vortrag muss völlig ohne aufwendige<br />

grafische Effekte auskommen.<br />

Die Überschriften in Markdown werden<br />

dabei zu den Folientiteln. Schreiben<br />

Sie danach wie gewohnt die Folientexte<br />

oder nutzen Sie Aufzählungen, um Bullets<br />

einzubringen. Sobald Sie mit dem Ergebnis<br />

zufrieden sind, rufen Sie File | Advanced<br />

Export auf und wählen im Exportdialog<br />

aus dem obersten Listenfeld Slidy<br />

HTML and javascript slide show als Format.<br />

Gegenüber anderen Formaten weist Slidy<br />

û den Vorteil auf, dass es keine externen<br />

Skripte oder Vorlagen benötigt.<br />

Um die Präsentation auch wirklich offline<br />

nutzen zu können, klicken Sie unter<br />

HTML Options noch den Eintrag Self Contained<br />

an. Nun drücken Sie auf Export<br />

und geben den Dateinamen für die HT-<br />

ML-Seite ein. Wenige Augenblicke später<br />

ist der Export abgeschlossen.<br />

Fazit<br />

Uberwriter glänzt über den normalen<br />

Funktionsumfang anderer Editoren zum<br />

ablenkungsfreien Schreiben hinaus mit<br />

sauberer Markdown-Verarbeitung und<br />

vor allem vielen nützlichen Exportformaten.<br />

Damit bedient das Programm vor allem<br />

professionelle Vielschreiber, kann<br />

aber auch dem normalen Anwender das<br />

Leben durchaus erleichtern. (jlu) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 30565<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

71


Schwerpunkt<br />

UBUNTU<br />

user<br />

4kslideshow<br />

Mit 4kslideshow eine Diashow vorbereiten<br />

Showmaster<br />

© Edududas, sxc.hu<br />

Berichte vom letzten Urlaub<br />

erwachen durch eine gute<br />

Diashow erst zum Leben. Mit<br />

4kslideshow gestalten Sie<br />

das digitale Pendant.<br />

Karl Sarnow<br />

Readme<br />

Mit 4kslideshow erstellen Sie in wenigen<br />

Minuten eine digitale Diashow. Die Software<br />

überzeugt durch ein einfaches Be dien konzept.<br />

Für das Erstellen einer Video-CD/​DVD<br />

benötigen Sie aber ein zusätzliches Tool.<br />

Eine Diashow am Computer? Dazu<br />

müsste der Besuch mitsamt den Rotweingläsern<br />

erst einmal ins ungemütliche<br />

Arbeitszimmer wechseln. Eine Diashow<br />

via CD oder DVD am Fernseher im<br />

Wohnzimmer sorgt dagegen für Unterhaltung<br />

in angenehmer Atmosphäre.<br />

Mit 4kslideshow stellen Sie das Material<br />

für ein solches Multimedia-Ereignis mit<br />

wenigen Mausclicks zusammen.<br />

Die Installation der Software gestaltet<br />

sich (zumindest unter Ubuntu) recht einfach:<br />

Sie besuchen die Homepage û,<br />

auf der Sie schon der Link auf das richtige<br />

Programmpaket erwartet. 4kslideshow<br />

steht sowohl für Linux als auch für<br />

Windows und Mac OS X zur Verfügung.<br />

Nach dem Download reicht ein rechter<br />

Mausklick auf das DEB-Paket, in der Regel<br />

öffnet sich der Paketmanager und<br />

erlaubt die Installation.<br />

Erstellen<br />

Die Oberfläche des Programms 1 zeigt<br />

sich einfach und aufgeräumt, die paar<br />

Menüpunkte geben keine Rätsel auf. Die<br />

Anleitung û und die Homepage selbst<br />

stehen dagegen in perfektem Deutsch<br />

bereit. Der Umgang birgt ebenfalls keine<br />

besonderen Hürden: Mit Add Photos fügen<br />

Sie dem Projekt Fotos von der Festplatte<br />

oder einem anderen Datenträger<br />

hinzu. Der sich öffnende Dialog erlaubt<br />

die Auswahl von mehreren Dateien.<br />

Gleiches gilt für Add Instagram. Nach<br />

der Eingabe der Account-Daten steht das<br />

öffentliche Angebot an Bildern zur Auswahl<br />

bereit 2 . Nun fehlt nur noch Hintergrundmusik:<br />

Mit Change Music binden<br />

Sie eine Musikdatei vom PC ein. Nach<br />

dem Laden zeigt das Programm den<br />

Datei namen am unteren Fensterrand.<br />

72 www.linux-user.de<br />

11.2013


4kslideshow<br />

UBUNTU<br />

Schwerpunkt<br />

user<br />

1 Das frisch gestartete Programm gibt sich simpel: Die<br />

wenigen Menüpunkte sind leicht verständlich und erlauben<br />

es, ohne große Hilfestellung mit der Arbeit zu beginnen.<br />

2 Nach der Eingabe der Benutzerdaten für einen Instagram-Account<br />

stehen die Bilder aus einer mit diesem verknüpfte öffentliche Fotobibliothek<br />

zum Einbinden in die Diaschau bereit.<br />

Kleine Korrekturen<br />

Haben Sie Bilder und Hintergrundmusik<br />

geladen, ermöglicht 4kslideshow noch<br />

kleine Korrekturen. Im Wesentlichen beschränkt<br />

sich das jedoch auf das Drehen<br />

und Verschieben von Bildern 3 . Der<br />

Rohbau der Diashow wäre damit fertig.<br />

Nun haben Sie die Möglichkeit, eine Diashow<br />

aus den Dateien zu erzeugen.<br />

Bevor Sie dies tun, empfiehlt es sich allerdings,<br />

die <strong>Vorschau</strong> anzusehen, die Sie<br />

mit dem Knopf Show Preview aktivieren.<br />

Sie sehen die Diashow in einer reduzierten<br />

Videoqualität, die dafür aber sofort<br />

bereitsteht. Meistens fallen an dieser<br />

Stelle noch kleinere Ungereimtheiten<br />

auf, die Sie in der Regel rasch korrigieren.<br />

bei reizt die Software die Multikern-Architektur<br />

bestens aus. Im Test waren alle<br />

sechs CPU-Kerne fast voll ausgelastet 5 .<br />

Die fertige Show liegt im Verzeichnis ~/<br />

Videos/4K Slideshow Maker mit dem<br />

vorgegebenen Titel und der vom verwendeten<br />

Videoformat abhängigen Endung.<br />

Rechenarbeit<br />

Mit Make Slideshow starten Sie das Berechnen<br />

der Diashow-Datei mit den vorgegebenen<br />

Parametern. Diese stellen<br />

Sie vorher über den Menüpunkt Settings<br />

ein oder geben sie direkt vor dem Start<br />

des Berechnens an. Abbildung 4 zeigt<br />

eine Auswahl der Einstellungen.<br />

Das Berechnen dauerte im Test bei einem<br />

schnellen <strong>Desktop</strong>-PC etwa 20 Minuten<br />

für eine Show mit elf Bildern. Da­<br />

3 Erscheint ein Bild in einer falschen Ausrichtung, bringen Sie es durch<br />

einen Mausklick im Kontextmenü flugs in die richtige Lage.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

73


Schwerpunkt<br />

UBUNTU<br />

user<br />

4kslideshow<br />

4 Die Settings von 4kslideshow erlauben die Vorgabe der wichtigsten Parameter.<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/29915<br />

Fertig<br />

Zum Ausgeben der Diashow bieten sich<br />

zwei Möglichkeiten an: Verfügen sowohl<br />

der Fernseher als auch der Laptop über<br />

eine HDMI-Schnittstelle, müssen Sie beide<br />

nur verbinden. Wer einen Röhrenmonitor<br />

mit SCART-Eingang sein Eigen<br />

nennt, benötigt einen DVD-Spieler, der<br />

den SCART-Eingang bedient. Das setzt<br />

voraus, dass Sie ein Format verwenden,<br />

das der DVD-Spieler versteht.<br />

Dieses Vorhaben hört sich trivial an,<br />

scheitert aber zumindest unter Ubuntu<br />

an den Macken der meisten Brennprogramme.<br />

Die Datei muss im MP2-Format<br />

vorliegen. Brasero stieg jedoch im Test<br />

nach anfänglichen Fehlermeldungen<br />

aus. Die Meldungen deuteten auf fehlende<br />

Bibliotheken hin. Aber selbst nach der<br />

Installation der Pakete blieb die Software<br />

nach wenigen Minuten einfach stehen.<br />

K3B lehnte das Brennen direkt ab, weil<br />

die Datei nicht als MP2-Format vorlag.<br />

DeVeDe meldete einen Fehler in der verwendeten<br />

Programmbibliothek und blieb<br />

ebenfalls stehen. Letztlich gelang es, die<br />

Datei im AVI-Format auf eine CD zu brennen<br />

und anschließend abzuspielen.<br />

Dazu kamen zwei Verfahren zum Einsatz.<br />

Nach dem Kompilieren der Diashow<br />

mit 4kslideshow in ein MP4-Videoformat<br />

fügten wir die Datei als Video in<br />

Kdenlive û ein. Anschließend speicherten<br />

wir das Video im MP2-Format ab. Die<br />

so erzeugte Datei wandelten wir dann<br />

mittels Bombono in ein Video-DVD-<br />

Image um und brannten die Datei dann<br />

auf einen Datenträger.<br />

Einfacher gestaltet sich der Weg zur<br />

Video-DVD oder Video-CD mit WinFF û.<br />

Hier wandeln Sie die mit 4kslideshow<br />

kompilierte Datei einfach direkt in ein<br />

Image für eine CD oder DVD um. Im Test<br />

zeigte sich, dass die mit WinFF gewonnene<br />

Variante eine vollformatige Ausgabe<br />

bot, während beim Kompilieren mit<br />

Kdenlive ein schwarzer Rand erschien.<br />

Das Problem ließe sich durch Feinjustage<br />

der Parameter eventuell beheben.<br />

Fazit<br />

5 Die Software nutzt die Multicore-Architektur des Testrechners zu fast 100 Prozent aus.<br />

Bei 4kslideshow handelt es sich um ein<br />

leistungsfähiges Programm zum Herstellen<br />

einer Diashow am Computer in den<br />

verschiedensten Formaten. Das Bedienkonzept<br />

erscheint intuitiv; eine umfangreiche<br />

Anleitung ist nicht erforderlich.<br />

Möchten Sie die Diashow am Computer<br />

zeigen, braucht es keine weitere Arbeit.<br />

Für eine Video-CD oder ‐DVD benötigen<br />

Sie ein externes Tool.<br />

Im Test haben sich Kdenlive und<br />

WinFF erfolgreich geschlagen, allerdings<br />

mit teilweise umständlichem Workflow.<br />

Auf anderen Systemen als Ubuntu fällt<br />

das Umwandeln in eine Video-CD/​DVD<br />

möglicherweise einfacher. (agr) n<br />

74 www.linux-user.de<br />

11.2013


Netz&System<br />

IPFire mit Tor<br />

Firewall-Distribution IPFire<br />

Torhüter<br />

© Rafa Borowiec, 123RF<br />

Die Firewall-Distribution IPFire sichert nicht nur Ihr Netz<br />

gegen Angriffe von außen ab, sondern ermöglicht auch das<br />

anonyme Surfen via Tor-Netzwerk. Erik Bärwaldt<br />

Readme<br />

Die neueste Version der Firewall-Distribution<br />

IPFire bringt neben vielen kleinen Verbesserungen<br />

mit Tor auch eine echte Innovation<br />

mit, die Ihr Netz noch besser gegen<br />

unerwünschte Besucher absichert.<br />

So gut wie jeder Rechner mit Internet-<br />

Zugang verfügt inzwischen über eine<br />

ins Betriebssystem integrierte Firewall.<br />

Sobald Sie jedoch mehrere Rechner simultan<br />

über ein Netzwerk an das Internet<br />

anschließen, steigt der Administrationsaufwand<br />

enorm. Abhilfe schafft ein<br />

zwischen den DSL-Anschluss und das<br />

Intranet geschalteter Firewall-Rechner,<br />

der den gesamten ein- und ausgehenden<br />

Datenverkehr überwacht. Mit der<br />

darauf spezialisierten Linux-Distribution<br />

IPFire sichern Sie Ihr Intranet bequem<br />

und effizient gegen Angriffe ab.<br />

Los geht’s<br />

Das lediglich 102 MByte kleine ISO-<br />

Image von IPFire steht in der neuesten<br />

Version Core 72 auf der Projektseite û<br />

zum Download bereit. Als Mindestvoraussetzung<br />

für den Betrieb von IPFire<br />

nennen die Entwickler eine Pentium-I-<br />

CPU, 128 MByte Arbeitsspeicher und<br />

eine 2 GByte große Festplattenpartition.<br />

Somit steht einer Reaktivierung eines<br />

betagten PCs als Firewall nichts im Weg.<br />

Allerdings gilt es zu beachten, dass<br />

der sinnvolle Betrieb einer dedizierten<br />

Firewall nur mit mindestens zwei LAN-<br />

Schnittstellen möglich ist. Wollen Sie die<br />

Distribution auch zum Absichern eines<br />

WLAN einsetzen oder ein größeres Netz<br />

mit einer DMZ versehen, benötigen Sie<br />

hierfür ebenfalls noch die passenden<br />

Netzwerk-Interfaces. Beachten Sie, dass<br />

dass IPFire ältere 10-Mbit/​s-LAN-Karten<br />

nicht mehr unterstützt. Mit den meisten<br />

76 www.linux-user.de<br />

11.2013


IPFire mit Tor<br />

Netz&System<br />

Webbrowser unter der Adresse https://<br />

IPFire‐IP:444, alternativ via https://<br />

ipfire.localhost:444. Nach einer Zertifikatsabfrage<br />

und anschließender Authentifizierung<br />

als Administrator erscheint<br />

die Weboberfläche mit den Einstellungsdialogen<br />

1 . Misslingt eine Verbindung<br />

zu IPFire wider Erwarten, ändern<br />

Sie die Grundkonfiguration, indem<br />

Sie im Terminal des Firewallrechners<br />

set up eintippen und sie anpassen.<br />

In der horizontal am oberen Fensterrand<br />

befindlichen Reiterleiste der Weboberfläche<br />

finden Sie die Hauptgruppen,<br />

rechts davon erscheint vertikal das kontextsensitiv<br />

sogenannte Sidemenu mit<br />

den Untergruppen. Im ersten Schritt klicken<br />

Sie auf den Reiter firewall, um die<br />

auf dem Duo Netfilter/​Iptables basierenden<br />

Firewall-Einstellungen zu öffnen. Bereits<br />

vorhandene Settings zeigt das GUI<br />

links im Fenster an. Einzelne Parameter<br />

dazu rufen Sie über das Sidemenu auf.<br />

Danach bietet es sich insbesondere<br />

bei einem größeren Intranet an, im Reiter<br />

netzwerk die Proxy-Einstellungen anzupassen.<br />

Die Distribution setzt hier auf<br />

den unter Linux häufig genutzten Proxy-<br />

Server Squid, der professionelle Konfigurationsmöglichkeiten<br />

bietet. Via URL-Filter<br />

aus dem Sidemenu blocken Sie mithilfe<br />

von Sperrkategorien sowie Blackgängigen<br />

Fast- oder Gigabit-Ethernet-<br />

NICs kommt sie jedoch problemlos zurecht.<br />

Ähnliches gilt für WLAN-Karten,<br />

die IPFire erst ab dem 802.11g-Standard<br />

unterstützt. Ältere Modelle erweisen<br />

sich nicht nur als langsam, sondern aufgrund<br />

der schwachen Verschlüsselung<br />

als enormes Sicherheitsrisiko, das die<br />

beste Firewall nicht einschränken kann.<br />

Nach dem Brennen des CD-Images installieren<br />

Sie die Distribution auf dem<br />

gewünschten Rechner. Bei der Standardinstallation<br />

fragt die optisch rustikal<br />

wirkende Routine lediglich die Tastatur-<br />

Lokalisierung ab sowie die gewünschten<br />

Passwörter für den Root- und den Administrator-Zugang.<br />

Nach Abschluss der Installation<br />

und einem Neustart des Systems<br />

geht es an die Konfiguration.<br />

Farbenspiele<br />

Als ersten Schritt konfigurieren Sie im<br />

System vorhandene Netzwerkschnittstellen<br />

und Dienste. Damit Einsteigern<br />

das Aufsetzen einer komplexen Firewall<br />

gelingt, kennzeichnet IPFire die Schnittstellen<br />

farblich: Rot repräsentiert den<br />

„gefährlichen“ Zugang zum Internet,<br />

Grün das „ungefährliche“ Intranet, das<br />

blaue Interface steht für das WLAN, und<br />

eine eventuell vorhandene DMZ hängt<br />

am orangefarbenen Anschluss.<br />

Da IPFire die eingebauten Netzwerkkarten<br />

in den meisten Fällen automatisch<br />

erkennt, brauchen Sie im Einrichtungsdialog<br />

lediglich das passende<br />

Device der jeweiligen Farbe zuzuordnen.<br />

In übersichtlichen Einstellungsdialogen<br />

ohne optische Gimmicks geben Sie die<br />

gewünschten IP-Adressen der Schnittstellen<br />

an und konfigurieren die DNSund<br />

Gateway-Dienste. Danach starten<br />

Sie die Distribution neu. Wurde das Setup<br />

korrekt erledigt, erreichen Sie den<br />

Rechner übers Netzwerk.<br />

Die Konfigurationsoberfläche für alle<br />

IPFire-Dienste realisierten die Entwickler<br />

sinnvollerweise nicht mithilfe einer speziellen<br />

Applikation, sondern über eine<br />

Weboberfläche. Das gewährleistet ein<br />

problemloses Administrieren des Systems<br />

auch in heterogenen Umgebungen.<br />

Sie erreichen das System mit einem<br />

IPFire 2.13 Core 72<br />

bootfähig auf Heft-DVD Seite B,<br />

ISO-Image auf Heft-DVD Seite B<br />

/iso‐images/<br />

1 Übersichtlich und aufgeräumt präsentiert sich die zentrale Verwaltungsoberfläche<br />

von IPFire im Webbrowser.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

77


Netz&System<br />

IPFire mit Tor<br />

Eine weitere nützliche Funktion stellt der<br />

ebenfalls im Reiter netzwerk befindliche<br />

Connection Scheduler dar. Mit ihm legen<br />

Sie Zugriffszeiten für das Internet fest sowie<br />

Aktionen, die IPFire zu vorher festgelegten<br />

Zeiten erledigt.<br />

Im Reiter dienste finden Sie weitere<br />

sicherheitsbezogene Einstellmöglichkeiten,<br />

wobei die Links IPSec, OpenVPN,<br />

Quality of Service und Einbruchdetektierung<br />

eine wichtige Rolle spielen. IPFire<br />

setzt bei der Einbruchserkennung auf<br />

den Snort-Server, der Datenpakete auf<br />

Unregelmäßigkeiten hin prüft und mutmaßliche<br />

Einbrüche meldet. Er bietet<br />

dazu vorgefertigte Regeln, die Sie aus<br />

dem Internet laden und in die Installation<br />

integrieren, sodass eine umständliche<br />

Installation von Hand entfällt 2 .<br />

2 Einbruchserkennung leicht gemacht: Dank den vorgefertigten Regeln erkennt das<br />

IDS Snort Angriffsversuche auf den Server ohne komplizierte manuelle Konfiguration.<br />

lists unerwünschte Seiten. Hier finden<br />

Sie zudem Kategorien, wie zu sperrende<br />

Dateierweiterungen oder eine netzwerkbasierte<br />

Zugriffskontrolle mit der Sperrung<br />

von IP-Adressen. Fertige Blacklists,<br />

die Sie per Knopfdruck ins System einpflegen,<br />

stehen zum Download bereit.<br />

3 Sehr komfortabel programmiert: Dank des integrierten Paketmanagers Pakfire<br />

richten Sie Tor mit wenigen Mausklicks in der Distribution ein.<br />

Addons<br />

Eines der Highlights von IPFire stellt die<br />

Möglichkeit dar, den Funktionsumfang<br />

des Systems durch Addons zu erweitern.<br />

Dazu bietet die Distribution einen eigenen<br />

Paketmanager an, der durch bequeme<br />

Installation vorbereiteter Pakete aus<br />

der Firewall-Distribution einen multifunktionalen<br />

Server macht. Der Schwerpunkt<br />

der Addons liegt dabei eindeutig<br />

auf Sicherheitsaspekten.<br />

Sie erreichen die Addon-Seite über<br />

den Reiter ipfire. Der einzige im Sidemenu<br />

gelistete Eintrag Pakfire ist bereits<br />

aktiviert. Links im Bildschirm finden Sie<br />

die vorhandenen Erweiterungen aufgelistet,<br />

rechts in einem noch leeren Bereich<br />

die installierten. Um eines der Addons<br />

zu installieren, klicken Sie darauf<br />

und anschließend unter dem Listenfenster<br />

auf das grüne Plus-Symbol. Pakfire<br />

lädt die Erweiterung nun aus dem Internet<br />

herunter, wobei er eventuelle Abhängigkeiten<br />

auflistet und nach einer Sicherheitsabfrage<br />

automatisch nachzieht 3 .<br />

Nach Abschluss der Installation zeigt<br />

der rechte Bereich der Pakfire-Konfiguration<br />

die neu hinzugekommenen Pakete<br />

an. Auf diese Weise richten Sie neben einem<br />

Datei- und Druck-Server für heterogene<br />

Umgebungen einen Mail-Server<br />

oder ein Intrusion-Prevention-System<br />

(IPS) auf Basis des Snort-Servers ein. Da-<br />

78 www.linux-user.de<br />

11.2013


IPFire mit Tor<br />

Netz&System<br />

rüber hinaus stehen mehrere multimediale<br />

Anwendungen als Addon bereit, die<br />

das System in einen Streaming-Server<br />

für das Intranet verwandeln.<br />

Anonymität mit Tor<br />

Zur bedeutendsten Neuerung der aktuellen<br />

Core-72-Version von IPFire zählt<br />

zweifellos das Tor-Addon. Der Anonymisierungsdienst<br />

Tor û, der eine Analyse<br />

des Datenverkehrs und damit des Nutzerverhaltens<br />

durch Dritte erschwert,<br />

kann sowohl als Client als auch als Mitglied<br />

des Tor-Dienstes (Tor-Relay) auf einem<br />

IPFire-System installiert werden. Sie<br />

müssen dazu im Pakfire-Installationsfenster<br />

lediglich das Tor-Paket tor-<br />

0.2.3.25-3 in der Addon-Liste anwählen<br />

und den Download anstoßen. Im Sidemenu<br />

erscheint nach Abschluss der Installation<br />

der Link Tor. Ein Klick darauf leitet<br />

Sie in eine recht umfangreiche Konfigurationsoberfläche.<br />

Der Tor-Client startet nicht automatisch,<br />

sondern erwartet zunächst ein Setup.<br />

Dazu müssen Sie im Bereich tor-konfiguration<br />

| Einstellungen entweder hinter<br />

dem Eintrag Tor einschalten: oder hinter<br />

Tor-Relay einschalten: einen Haken<br />

setzen. Anschließend tragen Sie bei Bedarf,<br />

etwa bei größeren Intranets, mehrere<br />

Subnetze für die Verwendung mit<br />

Tor ein und nehmen die Bandbreiteneinstellungen<br />

vor. Abschließend sichern<br />

Sie die Änderungen mit einem Klick auf<br />

Speichern im unteren Fensterbereich.<br />

Der Tor-Client oder Relay-Dienst startet<br />

danach, was ein grüner Balken oben im<br />

Fenster mit dem Hinweis LÄUFT anzeigt.<br />

Damit die Kommunikation über das<br />

Tor-Netzwerk läuft, gilt es, den Browser<br />

einzurichten. In Firefox öffnen Sie dafür<br />

Bearbeiten | Einstellungen | Netzwerk. Im<br />

Bereich Verbindung klicken Sie auf die<br />

Schaltfläche Einstellungen… und aktivieren<br />

anschließend die Manuelle Proxy-<br />

Konfiguration:. Nun geben Sie in der Zeile<br />

SOCKS-Host: die IP-Adresse des IPFire-<br />

Rechners an und den Port 9050. Ein Klick<br />

auf OK übernimmt die Änderungen.<br />

Nach der Konfiguration prüfen Sie die<br />

Funktion des Tor-Clients mit dem Aufruf<br />

der URL https:// check. torproject. org/.<br />

4 Die grafisch aufbereiteten Daten aus den Logdateien erleichtern Ihnen die Suche<br />

nach potenziellen Fehlern in System und Netzwerk ganz erheblich.<br />

IPFire bietet die von professionellen Systemen<br />

erwarteten umfangreichen Logund<br />

Statusfunktionen, die bei Problemen<br />

eine wertvolle Hilfe zur Fehlerlokalisierung<br />

und ‐behebung bieten. Dabei<br />

bereitet das System die gewonnenen<br />

Daten grafisch anspruchsvoll auf, sodass<br />

Sie auf einen Blick sehen, ob beispielsweise<br />

der Datentransfer zwischen verschiedenen<br />

Schnittstellen funktioniert<br />

oder nicht.<br />

Sie finden die Statistiken im Menü status<br />

und rufen anschließend im Sidemenu<br />

die gewünschten Anzeigen auf. Da<br />

diese nicht nur unterschiedliche Hardware-Komponenten<br />

umfassen, sondern<br />

auch im Menü Dienste installierte Serverapplikationen<br />

und Addons auflisten, sehen<br />

Sie auf einen Blick, ob ein Server<br />

ein- oder ausgeschaltet ist. Somit lokalisieren<br />

Sie sowohl auf Hard- als auch<br />

Softwareseite auftretende Probleme<br />

schnell und effizient 4.<br />

Fazit<br />

Auch das neue IPFire 2.13 Core 72 überzeugt<br />

wieder uneingeschränkt. Der<br />

Schwerpunkt der aktuellen Version liegt<br />

auf der Fehlerbeseitigung, sie bringt je-<br />

doch mit dem Tor-Addon auch eine echte<br />

Innovation mit. Dabei ist es den Entwicklern<br />

gelungen, die manuell oft etwas<br />

kapriziöse Tor-Konfiguration in wenige<br />

Schritte zu packen, sodass auch Laien<br />

schnell einen Sicherheitsgewinn in<br />

ihrem Intranet erzielen.<br />

IPFire gibt auch auf älteren Systemen<br />

nach wie vor eine sehr gute Figur ab, arbeitet<br />

stabil und zuverlässig ohne bemerkbare<br />

Geschwindigkeitseinbußen.<br />

Auch viele laufende Dienste belasten<br />

selbst betagte Pentium-III-Systeme<br />

kaum, sodass einer Reaktivierung solcher<br />

Rechner als Netzzugangssystem<br />

nichts im Weg steht. (tle) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 30637<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

79


Netz&System<br />

Parted Magic<br />

Massenspeicher- und<br />

Datenpflege mit Parted Magic<br />

Letzte<br />

Hilfe<br />

© Luciano De Polo, 123RF<br />

Readme<br />

Die freien Live-Distribution Parted Magic<br />

bringt alle notwendigen Tools mit, um Massenspeicher<br />

und deren Inhalte auf Fehler zu<br />

kontrollieren und bei Bedarf zu reparieren.<br />

Datenbestände wie Speicherkapazitäten nehmen rasant zu.<br />

Ärgerlich, wenn dann plötzlich die Festplatte streikt oder ein<br />

falsch eingegebener Befehl wichtige Daten löscht. Hilfe verspricht<br />

die Live-Distribution Parted Magic. Erik Bärwaldt<br />

80 www.linux-user.de<br />

11.2013


Mediathek<br />

Schwerpunkt<br />

Der in den letzten Jahren explosionsartige<br />

Anstieg der Festplattenkapazitäten,<br />

gepaart mit immer besseren multimedialen<br />

Fähigkeiten herkömmlicher Computersysteme,<br />

führten zu einem starken<br />

Anwachsen der Datenbestände – auch<br />

in vielen Privathaushalten. Doch HD-Videos,<br />

verlustfreie Audio-Dateien und<br />

aufwendige Spiele zwingen dazu, sich<br />

mit dem Sichern der Daten eingehender<br />

zu beschäftigen. Viele Anwender kaufen<br />

dafür teure, oft jährlich kostenpflichtig<br />

zu erneuernde Software, die Backups eines<br />

Massenspeichers anfertigt.<br />

Kleiner Obulus<br />

Mit der Live-Distribution Parted Magic<br />

schaffen Sie sich diese Probleme dauerhaft<br />

vom Hals. Zwar verlangt der Maintainer<br />

seit Kurzem für seine unter http://​<br />

partedmagic. com zum Download verfügbare<br />

Distribution einen Obolus, der<br />

sich aber mit knapp 5 Euro in Grenzen<br />

hält. Diese Praxis ist für GPL-lizenzierte<br />

Software zwar ungewöhnlich, jedoch<br />

durch die GNU Public License gedeckt.<br />

Die Distribution bietet Ihnen im Bootmanager<br />

Grub mehrere Startvarianten<br />

an: Sofern Sie das Betriebssystem auf einem<br />

älteren PC mit lediglich 512 MByte<br />

Arbeitsspeicher nutzen, wählen Sie die<br />

Startvariante Live with default settings 32<br />

(für 32-Bit-Maschinen) oder Live with default<br />

settings 64 (für 64-Bit-PCs). Für aktuellere<br />

Computersysteme mit mehr Arbeitsspeicher<br />

eignen sich die Varianten<br />

Default settings 32 oder Default settings<br />

64. Diese laden das gesamte Betriebssystem<br />

in den Arbeitsspeicher und beschleunigen<br />

dadurch die Arbeit enorm.<br />

Etwas barock<br />

wichtigsten Vertretern zählen Disk Cloning,<br />

Partition Editor, Erase Disk, Disk<br />

Health und – sofern Sie mit Windows arbeiten<br />

– der Virus Scanner 1 .<br />

Systemcheck<br />

Damit Sie im Fall von unerklärlichem<br />

Systemverhalten etwaigen Hardware-<br />

Defekten auf die Spur kommen, bietet<br />

Ihnen Parted Magic eine Reihe von Tools<br />

zum Prüfen der Systemintegrität an. Ein<br />

Klick auf das Icon System Profiler zeigt Ihnen<br />

zunächst die erkannte Hardware detailliert<br />

an. Daneben erlaubt das Programm<br />

auch das Benchmarking anhand<br />

spezieller Routinen.<br />

Besteht speziell bei mobilen Computern<br />

der Verdacht, dass eine Überhitzung<br />

einzelner Bauteile Probleme verursacht,<br />

lesen Sie via Psensor die im Computer<br />

verbauten Temperatursensoren aus.<br />

Kommen Sie auch damit den Problemursachen<br />

nicht auf die Spur, so empfiehlt<br />

es sich, die Festplattenintegrität zu prüfen.<br />

Dazu klicken Sie auf das Icon Disk<br />

Health, welches Gsmartcontrol startet.<br />

Darin sehen Sie im Reiter Error Log gefundene<br />

Fehler. Über den Reiter Perform<br />

Tests stoßen Sie im Zweifelsfall eine Prüfung<br />

des Massenspeichers an 2 .<br />

Im Menü System Tools finden Sie zusätzlich<br />

den Eintrag System Stability Tester<br />

(systester), der durch eingehende Tests<br />

Ihr System auf Hardware-Unzulänglichkeiten<br />

hin prüft. Zu guter Letzt prüfen<br />

Sie mit Test Audio aus dem Menü Multimedia<br />

auch die Audio-Hardware.<br />

Softwareprobleme<br />

Auch zum Eingrenzen von Softwareproblemen<br />

bietet die Distribution viele Routinen.<br />

Hier stechen besonders Tools primär<br />

für Windows-Systeme ins Auge. So<br />

finden Sie im Menü System Tools die bei-<br />

Falls Sie nach dem Start einen schwarzen<br />

Bildschirm sehen, nutzen Sie die Alternativen<br />

Alternate graphical server 32<br />

oder Alternate graphical server 64, die einen<br />

VESA-kompatiblen Grafiktreiber laden<br />

und eine Shell aufrufen.<br />

Parted Magic bootet danach in einen<br />

etwas barock wirkenden grafischen<br />

<strong>Desktop</strong>, der bereits einige Icons auf der<br />

Arbeitsoberfläche bereithält: Zu den<br />

1 Links zu den wichtigen Programmen legt Parted Magic als Icons auf dem <strong>Desktop</strong> ab.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

81


Netz&System<br />

Parted Magic<br />

den Tools PCLoginNow und Change Windows<br />

Password. Sie ermöglichen es nicht<br />

nur, Windows-Passwörter zu ändern,<br />

sondern setzen diese bei Bedarf auch<br />

zurück. Zu den typischen Windows-Tools<br />

zählen auch Antiviren-Programme, die<br />

den Rechner von Schadsoftware befreien<br />

soll. Mit einem Klick auf Virus Scanner<br />

starten Sie den ClamAV-Virenscanner.<br />

Beim ersten Start lädt dieser die aktuellen<br />

Virendefinitionen herunter.<br />

Ein weiteres Windows-spezifisches<br />

Problem stellen die Schwächen des<br />

Dateisystems NTFS dar, das bei hoher<br />

Auslastung zu Inkonsistenzen neigt. Zur<br />

Vermeidung von Datenverlusten ermöglicht<br />

das Programm Resize NTFS with Bad<br />

Sectors aus dem Menü System Tools ein<br />

Vergrößern von Windows-Partitionen –<br />

auch dann, wenn sich defekte Sektoren<br />

darauf befinden. Für Linux bietet Parted<br />

Magic mit dem Grub-doctor ein Tool, mit<br />

dessen Hilfe Sie eine defekte Grub2-Konfiguration<br />

reparieren.<br />

Daten sichern<br />

Neben dem regelmäßigen Backup empfiehlt<br />

sich unter Umständen auch das<br />

Klonen beispielsweise der Systempartition,<br />

um kaputte Installationen quasi auf<br />

Knopfdruck wiederherzustellen. Das Klonen<br />

übernimmt alle Inhalte eines Laufwerks<br />

oder einer Partition ohne Modifikationen<br />

oder Auslassungen, sodass beispielsweise<br />

beim Austausch einer Festplatte<br />

keine Neuinstallation und Konfiguration<br />

des Betriebssystems nötig ist.<br />

Parted Magic liefert dafür im Menü System<br />

Tools die Programme Clonezilla,<br />

Ghost 4 Linux und Partition Image mit.<br />

Während Clonezilla ausschließlich unveränderte<br />

Abbilder eines Laufwerks<br />

oder einer Partition anfertigt und Sie dabei<br />

in wenigen Schritten mit einer etwas<br />

rustikal wirkenden CLI-basierten Oberfläche<br />

ans Ziel bringt, deckt Ghost 4<br />

Linux ein breiteres Funktionsspektrum<br />

ab. Neben dem sektorweisen Kopieren<br />

von Daten führen Sie damit auch Backups<br />

einzelner Partitionen und sogar von<br />

Dateien durch, wofür die Software eine<br />

stattliche Anzahl unterschiedlicher<br />

Dateisysteme unterstützt. Zusätzlich erlaubt<br />

Ghost 4 Linux das Speichern und<br />

Einspielen von Backups über das Netz.<br />

Partition Image schließlich bietet einen<br />

ähnlichen Funktionsumfang wie<br />

Clonezilla und eine ebenso rustikal anmutende<br />

Oberfläche. Das Tool ermöglicht<br />

auch das Einbeziehen von Netzwerk-Shares,<br />

sichert und restauriert aber<br />

bei Bedarf zusätzlich den MBR einer<br />

Festplatte. Mit dem File System Archiver<br />

steht zudem ein Programm zum Backup<br />

von Partitionen bereit, das nicht nur<br />

über eine grafische Oberfläche verfügt,<br />

sondern zudem mit unterschiedlichsten<br />

Dateisystemen umgeht und das Verschlüsseln<br />

von Archiven erlaubt 3 .<br />

Mit dem bereits etwas betagteren Programm<br />

Unstoppable Copier for Linux kopieren<br />

Sie einzelne Dateibestände, wobei<br />

die Software auf Wunsch Dateibäume<br />

berücksichtigt und Sie darüber informiert,<br />

wenn sie Dateien aufgrund fehlerhafter<br />

Integrität nicht kopieren konnte.<br />

Schlüsselerlebnis<br />

Mittels des Tools GEncFS verwaltet Parted<br />

Magic verschlüsselte Partitionen.<br />

Zwar ermöglicht das Programm nicht<br />

das Verschlüsseln herkömmlicher Partitionen,<br />

bindet aber bereits verschlüsselte<br />

problemlos in das laufende System ein.<br />

Falls Sie beabsichtigen, künftig mit<br />

Laufwerksverschlüsselung zu arbeiten,<br />

bietet Ihnen Parted Magic zudem mit<br />

Truecrypt eines der besten erhältlichen<br />

Verschlüsselungstools an. Die Software<br />

codiert Ihre Daten sicher und bietet<br />

dazu für Einsteiger ohne tiefere Kenntnis<br />

kryptografischer Methoden eine bequem<br />

nutzbare grafische Oberfläche.<br />

Partitionierung<br />

Eine der Hauptaufgaben von Parted<br />

Magic besteht darin, die auf vorhandenen<br />

Festplatten und SSDs eingerichteten<br />

Partitionen zu bearbeiten. Dafür bietet<br />

die Distribution primär Gparted an,<br />

das Partitionen nicht nur anlegt, modifiziert<br />

oder löscht, sondern sie auch in der<br />

Größe ändert. Zudem erlaubt Gparted<br />

auch das Verschieben, Testen und Formatieren<br />

einzelner Partitionen. Dabei<br />

unterstützt die Software eine stattliche<br />

Anzahl an Dateisystemen.<br />

Datenrestaurierung<br />

2 Mit Gsmartcontrol kommen Sie eventuellen Festplattenproblemen<br />

schnell auf die Spur.<br />

Zum Rekonstruieren versehentlich gelöschter<br />

Daten gibt Ihnen Parted Magic<br />

mit PhotoRec und dessen grafischem<br />

Pendant QPhotoRec zwei außerordentlich<br />

leistungsfähige Utilities an die Hand.<br />

Qphotorec befindet sich noch in der Entwicklung<br />

und bietet daher noch nicht<br />

82 www.linux-user.de<br />

11.2013


Mediathek<br />

Schwerpunkt<br />

den kompletten Funktionsumfang, worauf<br />

ein Eingangsfenster hinweist. Vorhandene<br />

Partitionen rufen Sie damit jedoch<br />

auf und rekonstruieren vermeintlich<br />

gelöschte Daten wieder. Qphotorec<br />

arbeitet wie sein Konsolenpendant mit<br />

verschiedensten Dateisystemen zusammen<br />

4 . Das Einstellen bestimmter Auswahlkriterien<br />

zur Rekonstruktion von<br />

Daten, etwa deren Typ, erlaubt die Software<br />

bislang jedoch nicht.<br />

Mit dem Programm Testdisk steht in<br />

Parted Magic ein weiteres leistungsfähiges<br />

Tool zur Datenrekonstruktion bereit.<br />

Im Gegensatz zu Photorec ist Testdisk<br />

darauf ausgelegt, gelöschte oder beschädigte<br />

Laufwerkspartitionen wiederherzustellen.<br />

Es unterstützt dafür die<br />

Dateisysteme der gängigsten Betriebssysteme.<br />

Die Software stellt aber nicht<br />

nur die Partition als solche wieder her,<br />

sondern rekonstruiert auch defekte<br />

Bootsektoren und macht in den Linux-<br />

Dateisystemen Superblocks ausfindig.<br />

Zudem beherrscht es das Kopieren von<br />

rekonstruierten Datenbeständen, wofür<br />

es ebenfalls alle gängigen Dateisysteme<br />

unterstützt. So stellen Sie damit auch<br />

Daten von USB-Sticks oder Speicherkarten<br />

wieder her. Die an DOS-Zeiten erinnernde<br />

Oberfläche von Testdisk wirkt<br />

zwar antiquiert, erschließt jedoch die<br />

einzelnen Funktionen des Programms<br />

intuitiv durch jeweils nur wenige vom<br />

Nutzer auszuwählende Optionen.<br />

herkömmlichen Festplatten finden sich<br />

inzwischen auch in gebrauchten Computern<br />

immer öfter SSDs, die sich aufgrund<br />

einer völlig anderen Speichertechnologie<br />

nicht mit herkömmlichen<br />

Methoden sicher löschen lassen.<br />

Herkömmliche Festplatten lassen sich<br />

durch ein komplettes Überschreiben aller<br />

Sektoren mit zufällig generierten Zeichenfolgen<br />

sicher löschen, sodass selbst<br />

mithilfe eines Magnetresonanzmikroskops<br />

bis auf wenige Dateifragmente keine<br />

Rekonstruktion mehr möglich ist. Daher<br />

gibt es unzählige Programme, die<br />

unterschiedliche behördliche Standards<br />

zur sicheren Datenvernichtung umsetzen.<br />

Nachteil all dieser Methoden ist der<br />

enorme Zeitaufwand bei Speichern hoher<br />

Kapazität. Teilweise benötigt das<br />

komplette Überschreiben einer großen<br />

Festplatte bis zu mehreren Tagen.<br />

Moderne Massenspeicher auf Basis<br />

von Flash-Speichern eignen sich für diese<br />

Art des sicheren Löschens allerdings<br />

nicht. Das liegt daran, dass Löschprogramme<br />

für magnetische Datenträger<br />

Sicheres Löschen<br />

Das sichere Löschen von kompletten<br />

Datenträgern gewinnt immer mehr an<br />

Bedeutung. Möchten Sie beispielsweise<br />

eine gebrauchte Festplatte verkaufen<br />

oder einen alten PC entsorgen, sollten<br />

Sie bedenken, dass sich auch nach dem<br />

Formatieren noch sämtliche Daten auf<br />

den Massenspeichern befinden. Um<br />

Missbrauch zu verhindern, müssen Sie<br />

den Datenträger sicher löschen, sodass<br />

selbst Spezialprogramme wie Testdisk<br />

und Photorec keine Möglichkeit zur Wiederherstellung<br />

mehr bieten. Dabei wurden<br />

aufgrund der Entwicklung bei Massenspeichertechnologien<br />

in den letzten<br />

Jahren die Karten neu gemischt: Neben<br />

3 Der File System Archiver bietet sehr detaillierte Einstellungen.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

83


Netz&System<br />

Parted Magic<br />

durch das Überschreiben eine sehr große<br />

Anzahl an Schreibvorgängen produzieren,<br />

welche die Speicherbausteine einer<br />

SSD schnell überfordern, da diese<br />

nur eine begrenzte Anzahl an Schreibzyklen<br />

vertragen.<br />

Die zuverlässigste Möglichkeit, hersteller-<br />

und typenunabhängig eine SSD<br />

wieder in den Auslieferungszustand zu<br />

versetzen, bietet der Secure Erase-Befehls.<br />

Dieser setzt die im SSD-Controller<br />

geführte Liste freier und belegter Blöcke<br />

komplett zurück und löscht die Zellen,<br />

indem er alle Speicherbereiche der SSD<br />

als unbelegt markiert. Im Gegensatz zu<br />

magnetischen Datenträgern lassen sich<br />

bei SSDs vorhandene Dateifragmente in<br />

den einzelnen Speicherzellen mit konventioneller<br />

Technologie nicht wieder<br />

rekonstruieren.<br />

Linux bietet mit den Kommandozeilen-Tool<br />

Hdparm schon seit Längerem<br />

die Möglichkeit des sicheren Löschens.<br />

Allerdings ist es sehr unkomfortabel zu<br />

bedienen und erfordert mehrere Arbeitsschritte.<br />

Eine ähnliche Wirkung erreichen<br />

Sie, wenn Sie eine Neupartitionierung<br />

und ‐Formatierung der SSD vornehmen<br />

und dabei das Dateisystem Ext4<br />

mithilfe des Befehls mke2fs anlegen. Ab<br />

Version 1.41.10 führt es bei einer Neuformatierung<br />

der SSD automatisch ein ATA-<br />

TRIM durch, das alle Daten löscht. Voraussetzung<br />

ist allerdings, dass die SSD<br />

ebenfalls ATA-TRIM unterstützt.<br />

Wesentlich einfacher macht es Ihnen<br />

Parted Magic: Hier klicken Sie lediglich<br />

auf das Icon Erase Disk und erhalten ein<br />

Fenster mit mehreren Möglichkeiten<br />

zum sicheren Löschen von Datenträgern<br />

5 . Die angebotenen Löschoptionen<br />

greifen dabei auf interne Befehle<br />

des Betriebssystems zurück, sodass Sie<br />

beispielsweise durch Anklicken der Option<br />

Internal Secure Erase command writes<br />

zeros to entire data area im Hintergrund<br />

den Befehl Hdparm mit entsprechenden<br />

Optionen starten. Im weiteren Verlauf<br />

des Löschvorgangs fragt Sie das Tool<br />

nach dem zu bereinigenden Datenträger,<br />

wobei Ihnen das Frontend hier<br />

alle Geräte anzeigt, die den entsprechenden<br />

ATA-Befehl unterstützen, also<br />

neben SSDs auch Festplatten. Nach entsprechender<br />

Auswahl beginnt das Zurücksetzen<br />

des Datenträgers.<br />

Einige Computer haben jedoch im<br />

BIOS eine sogenannte Freeze-Lock-Routine<br />

implementiert, die ein Laufwerk gegen<br />

die Anwendung des Secure-Erase-<br />

Kommandos blockiert. Parted Magic bietet<br />

in diesem Fall an, den Rechner in den<br />

Sleep-Modus zu versetzen, damit nach<br />

dem Aufwecken die Freeze-Funktion abgeschaltet<br />

ist und somit das Secure-Erase-Kommando<br />

startet. Anschließend<br />

setzt die Routine das Laufwerk zurück,<br />

wobei sie zu Beginn den benötigten<br />

Zeitaufwand anzeigt. Der Vorgang dauert<br />

je nach Größe des Datenträgers mehrere<br />

Stunden, den Abschluss des Löschens<br />

zeigt ein Popup-Dialog an.<br />

Fazit<br />

Parted Magic geht in seinem Funktionsumfang<br />

weit über die meisten kommerziellen<br />

Programme zur Datenträgerbearbeitung<br />

hinaus: Die Live-Distribution<br />

eignet sich nicht nur zur Partitionierung<br />

sowie für Backup- und Imaging-Aufgaben,<br />

sondern erlaubt dank vieler Tools<br />

auch unter verschiedensten Dateisystemen<br />

die Rekonstruktion von gelöschten<br />

Daten oder deren sichere Beseitigung.<br />

Nicht zuletzt hilft Parted Magic auch<br />

durch mehrere Testroutinen beim Lokalisieren<br />

von Hardware-Fehlern. (tle) n<br />

4 Qphotorec erlaubt<br />

es, gelöschte Dateien<br />

wiederherzustellen.<br />

5 Der Disk Eraser<br />

bietet mehrere Möglichkeiten,<br />

Ihre Massenspeicher<br />

sicher zu löschen.<br />

84 www.linux-user.de<br />

11.2013


Hardware<br />

Buffalo WZR-HP-AG300H<br />

Multifunktionaler WLAN-Router von Buffalo<br />

Gesprengte Ketten<br />

© Buffalo WZR-HP-AG300H<br />

Vom Content-FIlter bis hin zum RADIUS-Server – mit der freien Firmware DD-WRT entfesseln<br />

Sie das volle Potenzial des WLAN-Routers WZR-HP-AG300H von Buffalo. Erik Bärwaldt<br />

Drahtlose Netzwerke haben sich längst<br />

in Firmen, Wohnungen und Eigenheimen<br />

etabliert. Als interessante Alternative<br />

zu technisch oft eher mäßig tauglichen<br />

WLAN-Routern von Providern bieten<br />

sich dabei Geräte an, die statt proprietärer<br />

Firmware Linux als Betriebssystem<br />

verwenden: Hier dürfen Sie sicher sein,<br />

dass die Software aufgrund des offenen<br />

Quellcodes keine Hintertüren für Spitzel<br />

enthält und keine groben Fehler den Betrieb<br />

stören.<br />

Unangefochtener Platzhirsch unter<br />

den speziellen Router-Distributionen ist<br />

DD-WRT, das in mehreren – teils mit proprietären<br />

Komponenten angereicherten<br />

– Varianten existiert. Es erfreut sich bei<br />

Herstellern wachsender Beliebtheit, so<br />

Readme<br />

Wenn Sie Ihr privates Netzwerk ausbauen<br />

und absichern möchten, stellen sich die<br />

einfachen Router der Provider oft als wenig<br />

flexibel heraus. Was ein Gerät mit professioneller,<br />

aber freier Firmware auf Linux-Basis<br />

zu leisten vermag, zeigt der Kurztest des<br />

Buffalo WZR-HP-AG300H.<br />

auch beim japanischen Unternehmen<br />

Buffalo Technology. Das setzt bei seinen<br />

WLAN-Routern der AirStation-High-<br />

Power- Serie zunehmend auf DD-WRT<br />

und wirbt offensiv damit.<br />

Wir erhielten zum Test einen AirStation-Nfiniti-HighPower-Router<br />

vom Typ<br />

WZR-HP-AG300H û, der über eine beeindruckende<br />

Anzahl von technischen<br />

Schmankerln verfügt: So bietet die Hardware<br />

neben fünf Gigabit-LAN-Schnittstellen<br />

auch WLAN im 2,4- und 5-GHz-<br />

Band, wobei das Gerät alle international<br />

Spezifikationen<br />

gültigen Standards unterstützt (siehe Tabelle<br />

Spezifikationen). Ein integrierter<br />

USB-Port erlaubt zudem, ein 3G-Modem<br />

oder ein NAS-System anzubinden. Es besteht<br />

die Option, den Router statt mit<br />

dem vorinstallierten DD-WRT mit einer<br />

proprietären Firmware zu betreiben.<br />

Zum Lieferumfang zählt neben dem<br />

Router mit Netzteil ein LAN-Kabel sowie<br />

ein USB-Verlängerungskabel mit einem<br />

USB-Dock. Das ermöglicht es, einen 3G-<br />

Modem-Stick einige Meter entfernt vom<br />

Router zu betreiben. Zusätzlich liefert<br />

WAN/​LAN<br />

LAN-Schnittstellen 4<br />

WAN-Schnittstellen 1<br />

Übertragungsraten 10/​100/​1000 Mbit/​s<br />

WAN-Sicherheit Dynamische Paketfilterung, Einbruchserkennung, NAT/​SPI-Firewall<br />

WLAN<br />

Übertragungsraten 802.11n: 300 Mbit/​s, 802.11a/​g: 54 Mbit/​s, 802.11b: 11 Mbit/​s<br />

Sicherheit<br />

WPA2-PSK (AES, TKIP), WPA-PSK (AES, TKIP), 128/​64-Bit-WEP,<br />

MAC-Adressfilter<br />

Sonstiges<br />

USB 1 x USB 2.0 (Type A)<br />

Maße/​Gewicht 65 x 30 x 158mm (BxHxT) / 340 Gramm<br />

Verbrauch<br />

14 Watt (max.)<br />

Preis (ca.)<br />

95 Euro (Straßenpreis)<br />

86 www.linux-user.de<br />

11.2013


Buffalo WZR-HP-AG300H<br />

Hardware<br />

Im oberen Teil des Infofensters residiert<br />

eine horizontale Leiste mit verschiedenen<br />

Schaltflächen zur Konfiguration des<br />

Geräts. Ein Klick auf den ersten Eintrag,<br />

Setup, öffnet direkt darunter eine weiteder<br />

Hersteller noch eine kurze Anleitung<br />

und ein Faltblatt mit, welches mehrsprachig<br />

in Form einer Tabelle auf die Unterschiede<br />

zwischen den beiden Firmware-<br />

Versionen hinweist.<br />

Inbetriebnahme<br />

Der Buffalo-Router bringt kein eigenes<br />

DSL-Modem mit. Verwenden Sie einen<br />

kabelgebundenen DSL-Zugang, brauchen<br />

Sie zusätzlich ein handelsübliches<br />

DSL-Modem, das Sie an die vom Hersteller<br />

blau gekennzeichnete Buchse anbinden.<br />

Die vier weiteren schwarzen RJ45-<br />

Anschlüsse sind für Endgeräte gedacht<br />

und erlauben eine Durchsatzrate von<br />

maximal 1 Gbit/​s.<br />

Nach dem Aufbau des Routers verbinden<br />

Sie sich per WLAN mit dem Gerät.<br />

Die Standardeinstellungen für die SSID<br />

im 802.11a- und (getrennt davon) im<br />

802.11g-Netz sowie den WPA-Schlüssel<br />

finden Sie auf einem kleinen Aufkleber<br />

am Gehäuse der AirStation. Haben Sie<br />

den Kontakt zum Router hergestellt, rufen<br />

Sie in einem Webbrowser die IP-Adresse<br />

192.168.11.1 auf, um das Interface<br />

zu erreichen. Sie gelangen zunächst in<br />

einen Bildschirm, der Sie zum Ändern<br />

des Passwortes auffordert.<br />

Der entsprechende Dialog weist jedoch<br />

Schwächen auf: So akzeptiert das<br />

System ohne Murren Benutzernamen<br />

mit lediglich vier Zeichen sowie ein mit<br />

dem Namen identisches Passwort. Verwenden<br />

Sie besser unterschiedliche Zeichenfolgen<br />

für Username und Passwort<br />

sowie für beide Angaben eine Kombination<br />

aus Buchstaben, Sonderzeichen<br />

und Zahlen. Nach der Konfiguration des<br />

Router-Zugangs geleitet Sie das System<br />

in eine Seite mit ausführlichen Statusanzeigen,<br />

wobei die einzelnen Informationen<br />

sinnvoll gruppiert sind. Im Kasten<br />

Router oben links sehen Sie die wichtigsten<br />

Angaben zur Hardware.<br />

Rechts oben im Kasten Services sehen<br />

Sie die einzelnen Dienste, die auf dem<br />

Buffalo-Gerät laufen. Hier sind ab Werk<br />

alle Dienste mit Ausnahme des DHCP-<br />

Servers deaktiviert. Der Kasten WLAN<br />

mittig links enthält Angaben zum aktuell<br />

in Betrieb befindlichen drahtlosen Netz.<br />

Die Hardware verfügt über zwei Schnittstellen.<br />

Sie fragen hier die einzelnen Statusinformationen<br />

durch den Wechsel<br />

des Interface von ath0 auf ath1 ab.<br />

Der Kasten Speicher rechts mittig liefert<br />

Angaben zur Belegung des internen<br />

Speichers der AirStation. Der Kasten Paket-Info<br />

unten links bietet Zahlen zum<br />

Datentransfer, während Space Usage<br />

rechts daneben den Speicherverbrauch<br />

anzeigt, sofern entsprechende Dateisysteme<br />

gemountet sind. Abschließend finden<br />

Sie im unteren Bereich noch Informationen<br />

zu den verbundenen Clients.<br />

Konfiguration<br />

1 Die Einstellungen am Router nehmen Sie komfortabel per Webbrowser vor.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

87


Hardware<br />

Buffalo WZR-HP-AG300H<br />

re Leiste mit Optionen. Für Einsteiger<br />

bietet die Software dabei im linken<br />

Menü Basis-Setup einen Assistenten an,<br />

mit dessen Hilfe Sie in wenigen Schritten<br />

die grundlegende Konfiguration des<br />

Routers anpassen. Rechts blendet die<br />

Software kontextsensitive Texte ein.<br />

Blick fürs Details<br />

Insbesondere im Reiter WLAN Einstellungen<br />

lohnt es sich, genau hinzusehen: Da<br />

der Buffalo-Router in standardisierten<br />

Bändern bei 2,4 GHz und 5 GHz arbeitet,<br />

sind je nach Schnittstelle unterschiedliche<br />

Konfigurationen möglich. In Europa<br />

kommt primär das 2,4-GHz-Band zum<br />

Einsatz, viele hierzulande vertriebenen<br />

WLAN-Komponenten kommen daher<br />

nicht mit dem 5-GHz-Band klar. Daher<br />

sollten Sie Ihr Augenmerk zunächst auf<br />

die Schnittstelle ath0 legen.<br />

Ein weiteres Problem ergibt sich oft,<br />

wenn Sie ältere Geräte im WLAN betreiben,<br />

da diese lediglich den 802.11g-<br />

Standard unterstützen. In diesem Fall<br />

dürfen Sie im Feld WLAN-Netzwerk-<br />

Modus nicht die Option Nur-N (2.4 GHz)<br />

anwählen, da Sie die alten Geräte sonst<br />

aussperren. Beabsichtigen Sie, sehr betagte<br />

WLAN-Endgeräte nach der Norm<br />

802.11b zu nutzen, empfiehlt es sich, in<br />

der Auswahl WLAN-Netzwerk-Modus den<br />

Punkt Nur-B zu nutzen. Der reibungslose<br />

Betrieb setzt jedoch voraus, dass Sie im<br />

Bereich Sicherheitsmodus die Option<br />

WEP aktivieren. So gut wie alle alten<br />

WLAN-Endgeräte erlauben keine Verschlüsselung<br />

nach WPA- oder gar WPA2-<br />

Spezifikation 1 – entsprechend unsicher<br />

ist der Datentransfer zu diesen.<br />

Im Bereich WLAN-Sicherheit, der zu jeder<br />

physikalisch vorhandenen Schnittstelle<br />

getrennte Einstellungen erlaubt,<br />

sollten Sie für die beiden Interfaces unterschiedliche<br />

Schlüssel definieren und<br />

im Feld WPA-Algorithmus jeweils AES einstellen,<br />

sofern Sie als Sicherheitsmodus<br />

WPA2 Personal Mixed oder WPA2 Personal<br />

gewählt haben. Optionen wie RADIUS<br />

und WPA2 Enterprise deuten hier darauf<br />

hin, dass sich die Hardware durchaus an<br />

professionell orientierte Anwender richtet,<br />

die ihr WLAN mit einem Server zum<br />

Authentifizieren absichern möchten.<br />

Im letzten Reiter des Assistenten finden<br />

Sie Einstellungen zum AOSS-Modus,<br />

den insbesondere Spielkonsolen und<br />

Smartphones unterstützen. Mit einem<br />

Klick auf die Schaltfläche Anwenden<br />

schließen Sie die Konfiguration ab.<br />

Haben Sie die Konfiguration der WLAN-<br />

Schnittstellen beendet, besteht nun die<br />

Möglichkeit, Clients mit dem Router zu<br />

verbinden. Im Menü Status | WLAN zeigt<br />

die Firmware die aktuell verbundenen<br />

Maschinen an, komplett mit genutzter<br />

Schnittstelle sowie die Transferraten.<br />

Safety first!<br />

2 Mit dem Radius-Server sichern Sie Ihr WLAN professionell ab.<br />

Der Buffalo-Router bringt eine ab Werk<br />

bereits aktivierte Firewall mit und bietet<br />

zusätzlich diverse Filteroptionen an. Es<br />

empfiehlt sich, im Kasten Zusätzliche Filter<br />

die vier angebotenen Optionen einzuschalten<br />

und damit insbesondere Java-Applets<br />

und ActiveX zu blockieren.<br />

Im Menü WLAN | MAC-Filter legen Sie<br />

MAC-Adressen der Hardware fest, die<br />

sich mit dem Router verbinden darf.<br />

Nutzen Sie die Buffalo-AirStation als<br />

88 www.linux-user.de<br />

11.2013


Buffalo WZR-HP-AG300H<br />

Hardware<br />

Zugangspunkt für eine DMZ, in der ein<br />

Server mit permanenter IP-Adresse arbeitet,<br />

aktivieren Sie im Kasten Impede<br />

WAN DoS/​Bruteforce beide angebotenen<br />

Optionen, um Brute-Force-Attacken von<br />

außen zu blockieren.<br />

Um Problemen schneller auf die Spur<br />

zu kommen, sollten Sie außerdem im<br />

Kasten Log-Verwaltung die Protokollfunktion<br />

einschalten sowie im Bereich<br />

Optionen abgewiesene und zurückgewiesene<br />

Pakete aufzeichnen. Bei Bedarf<br />

sichten Sie die Logs für ein- und ausgehende<br />

Verbindungen jederzeit über einen<br />

Klick auf die Schaltfläche ganz unten<br />

im Fenster. Mit einem Klick auf den<br />

Schalter Speichern sichern Sie die Daten.<br />

Im Menü Zugriffsbeschränkung | Internet-Zugriff<br />

definieren Sie zusätzlich zu<br />

den genannten Merkmalen unterschiedliche<br />

Richtlinien für den Zugriff. Dabei<br />

bietet die Software die Möglichkeit, Zeitintervalle<br />

anzugeben, während derer<br />

Clients auf den Router zugreifen dürfen.<br />

Zudem weisen Sie bei Bedarf einzelnen<br />

Rechnern eigene Richtlinien zu, wobei<br />

hier als Kriterium die MAC-Adresse des<br />

jeweiligen Computers oder dessen IP-<br />

Adresse zur Auswahl steht. Um das Verfahren<br />

zu vereinfachen, dürfen Sie Gruppen<br />

von Adressen Richtlinien zuweisen.<br />

Weitere Filterfunktionen finden Sie im<br />

gleichen Menü in den Kästen Blockierte<br />

Services, Webseite mithilfe einer URL blockieren<br />

und Webseite mithilfe von Schlagworten<br />

blockieren. Insbesondere die unter<br />

der Rubrik Services subsumierten Filteroptionen<br />

stellen einen echten Sicherheitsgewinn<br />

dar: Hier blockieren Sie,<br />

wenn nötig, die unterschiedlichsten<br />

Peer-to-Peer-Protokolle, um so Spiele<br />

oder Dienste zum Dateitransfer aus dem<br />

WLAN auszuschließen.<br />

Radius-Server<br />

Da WPA2 Personal einige Schwachstellen<br />

aufweist und daher nicht mehr als<br />

wirklich sicher gilt, setzt das verbesserte<br />

WPA2 Enterprise auf das Anmelden über<br />

einen Radius-Server mithilfe von Zertifikaten.<br />

Die Buffalo-AirStation bringt dazu<br />

einen in die Firmware integrierten Free-<br />

Radius-Server mit. Zum Einrichten der<br />

Funktion aktivieren Sie im Menü Administration<br />

| Management die JFFS2-Unterstützung<br />

und ändern die Konfiguration<br />

der WLAN-Schnittstellen, indem Sie<br />

dort den WPA2 Enterprise zum Authentifizieren<br />

einsetzen.<br />

Danach wechseln Sie ins Menü Service<br />

| FreeRadius. Hier schalten Sie zunächst<br />

den FreeRadius-Dienst durch einen<br />

Klick auf den entsprechenden Radiobutton<br />

ein. Anschließend generiert<br />

der Dienst nach Eingabe der Optionen<br />

und einem Klick auf Erzeuge Certificate<br />

ein Zertifikat. Nun tragen Sie in der Eingabemaske<br />

des Fensters die Clients im<br />

Kasten Klienten ein. Anschließend passen<br />

Sie auf den im Netz befindlichen<br />

Workstations in der Konfiguration für die<br />

Netzwerkschnittstellen das Zertifikat sowie<br />

die neue Methode zum Authentifizieren<br />

an. Nach einem erneuten Start<br />

der entsprechenden Schnittstelle läuft<br />

diese nun über den Radius-Server 2 .<br />

Extras<br />

Beabsichtigen Sie, Ihre AirStation über<br />

UMTS/​HSPA mit dem Internet zu verbinden,<br />

nutzen Sie dazu die USB-Schnittstelle<br />

des Routers. Sie ist ab Werk ausgeschaltet,<br />

da ein aktives Interface am Router<br />

eine erhebliche Sicherheitslücke bedeutet.<br />

Um den USB-Anschluss für den<br />

Einsatz des UMTS/​HSPA-Modems zu nutzen,<br />

aktivieren Sie im Menü Services |<br />

USB die USB Kern-Unterstützung. Anschließend<br />

schalten Sie im Menü Setup |<br />

Basis-Setup im Bereich WAN-Einstellungen<br />

den Verbindungstyp auf 3G/​UMTS.<br />

In der sich öffnenden Eingabemaske<br />

hinterlegen Sie Ihre persönlichen Zugangsdaten<br />

und speichern anschließend<br />

die Konfiguration. Danach bucht sich<br />

der Router ins 3G-Netz ein. Alle anderen<br />

Einstellungen bleiben unberührt, sodass<br />

Sie bei Bedarf in diesem Menü den Zugang<br />

zum Internet schnell und unkompliziert<br />

wechseln.<br />

Auf ähnliche Weise binden Sie externe<br />

Speicher als NAS-System ins Intranet ein:<br />

Zunächst aktivieren Sie im Menü Services<br />

| USB neben der USB Kern-Unterstützung<br />

die USB Storage Unterstützung und<br />

das Automatische Drive Mount. Anschlie-<br />

ßend tragen Sie im Menü Services | NAS<br />

die Angaben ein und aktivieren den FTP-<br />

Server, um das Laufwerk bereitzustellen.<br />

Fazit<br />

Der Buffalo AirStation-WLAN-Router mit<br />

ab Werk installiertem DD-WRT punktet<br />

auf der ganzen Linie. Im Test fiel das Gerät<br />

durch ausgezeichnete Leistungen<br />

beim Senden und Empfangen im WLAN<br />

auf. Der Funktionsumfang geht jedoch<br />

weit über den eines herkömmlichen<br />

WLAN-Routers hinaus.<br />

Bei Bedarf bauen Sie die AirStation zu<br />

einer kompakten Zentrale im Netzwerk<br />

aus, wobei Sie dank der offenen Firmware<br />

keine Abstriche in Sachen Sicherheit<br />

zu machen brauchen. Für Einsteiger eignet<br />

sich der Router mit der DD-WRT nur<br />

dann, wenn Sie bereit sind, sich tiefer in<br />

die Materie einzuarbeiten.<br />

Wer den gewaltigen Funktionsumfang<br />

von DD-WRT nicht benötigt und ein einfaches<br />

Interface bevorzugt, der setzt auf<br />

der AirStation die vom Hersteller bereitgestellte<br />

Firmware ein û. (agr/​jlu) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 30617<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

89


Know-how<br />

Daten retten<br />

Daten retten und wiederherstellen<br />

Rettungsring<br />

© Sgursozlu, Fotolia<br />

Mit den Bordmitteln von<br />

Linux lassen sich in begrenztem<br />

Umfang Dateien und<br />

Partitionen wiederherstellen<br />

sowie defekte Datenträger<br />

retten. Tim Schürmann<br />

Readme<br />

Gibt die Festplatte hörbar den Geist auf,<br />

lassen sich Dateien nicht mehr lesen oder<br />

verschwinden Daten plötzlich spurlos, dann<br />

schlägt die Stunde gleich mehrerer Rettungswerkzeuge.<br />

Sie alle liegen jeder Distribution<br />

bereits bei, verlangen aber nach<br />

einem überlegten Einsatz – andernfalls gehen<br />

noch mehr Daten verloren.<br />

Völlig niedergeschlagen kommt Ihre<br />

gute Bekannte aus den Ferien zurück:<br />

Der Island-Urlaub sei der komplette<br />

Reinfall gewesen, jammert sie: schlechtes<br />

Wetter, mieses Hotel, und dann hätte<br />

auch noch ihre Digitalkamera die Speicherkarte<br />

gefressen. Sämtliche fotografierten<br />

Trolle und Geysire seien jetzt<br />

futsch. Glücklicherweise gibt es für genau<br />

solche Fälle spezielle Rettungswerkzeuge,<br />

mit denen Sie sich umgehend an<br />

die Arbeit und Ihre Bekannte glücklich<br />

machen können.<br />

Keine Panik<br />

Warnung<br />

Alle in diesem Beitrag vorgestellten Werkzeuge<br />

können zwar Daten retten, bei unsachgemäßem<br />

Gebrauch oder Unachtsamkeit<br />

aber auch vernichten. Autor und Verlag<br />

übernehmen keine Haftung für zerstörte<br />

Daten. Im Zweifelsfall sollten Sie ein<br />

Damit jedoch nicht noch mehr Schaden<br />

entsteht, gilt es, in solchen Notfällen erst<br />

einmal Ruhe zu bewahren. Erhalten Sie<br />

im laufenden Betrieb Lesefehler, sollten<br />

Sie umgehend ein Backup des Datenträgers<br />

erstellen und so schon einmal die<br />

noch lesbaren Dateien retten. Fehlen<br />

wie im Beispiel der Digitalkamera gleich<br />

mehrere Dateien und Verzeichnisse oder<br />

treten massive Lesefehler auf, schalten<br />

Sie das Gerät schnellstens aus. Nur so<br />

verhindern Sie, dass weitere Schreibzugriffe<br />

den Schaden noch vergrößern. Mit<br />

den nun anstehenden Schritten retten<br />

Sie übrigens nicht nur Festplatten, Speicherkarten<br />

und SSDs, sondern auch zerkratzte<br />

CDs, DVDs und Blu-rays – vorausgesetzt,<br />

die Scheiben benutzen keinen<br />

Kopierschutz.<br />

Zunächst sollten Sie das fehlerhafte<br />

Medium möglichst mit einem physischen<br />

Schreibschutz versehen. Damit<br />

kann beim Rettungsversuch weder das<br />

Betriebssystem noch eines der Rettungswerkzeuge<br />

die Daten weiter zerstören.<br />

Die Speicherkarte aus der Digitalkamera<br />

professionelles Datenrettungslabor beauftragen.<br />

Das ist in jedem Fall der richtige<br />

Ansprechpartner, wenn Ihre Festplatte<br />

einen mechanischen Schaden aufweist<br />

oder der Lesekopf bei jeder Bewegung<br />

deutlich hörbare Geräusche von sich gibt.<br />

90 www.linux-user.de<br />

11.2013


Daten retten<br />

Know-how<br />

entpuppte sich im eingangs beschriebenen<br />

Fall als eine etwas ältere, 2 GByte<br />

große SD-Karte, bei der man nur den<br />

kleinen Schreibschutzriegel an der rechten<br />

Seite verschieben musste.<br />

USB-Sticks, Festplatten und SSDs besitzen<br />

meist keinen Schreibschutzschalter.<br />

Bei sehr wichtigen Daten können Sie<br />

einen Schreibschutz-Adapter kaufen,<br />

wie sie in der Computerforensik zum<br />

Einsatz kommen. Dieser Hardware-<br />

Schutz kostet jedoch einige hundert<br />

Euro. Eine Festplatte oder SSD mit weniger<br />

wichtigen Daten sollten Sie ausbauen<br />

und in ein externes USB-Gehäuse stecken.<br />

Das verhindert zumindest, dass<br />

das zur Rettung gestartete Linux gleich<br />

eigenmächtig die Festplatte nutzt. Letzteres<br />

passiert gerne mit Swap-Partitionen<br />

– oder solchen, die Linux fälschlicherweise<br />

dafür hält.<br />

Wo ist Walter?<br />

Starten Sie jetzt den PC, auf dem Sie die<br />

Rettung durchführen möchten. Sofern<br />

auf ihm kein Linux installiert ist, können<br />

Sie ihn einfach von einer beliebigen<br />

Live-CD starten. Erst wenn Linux läuft,<br />

schließen Sie das defekte Medium an.<br />

Eine SD-Karte schieben Sie beispielsweise<br />

in einen USB-Kartenleser und stöpseln<br />

diesen an den Linux-PC. Lassen Sie<br />

den Datenträger noch nicht einbinden,<br />

auch wenn Linux das vorschlägt.<br />

Als Nächstes müssen Sie herausfinden,<br />

über welche Gerätedatei sich das defekte<br />

Medium erreichen lässt. Dabei hilft<br />

1 Je mehr Partitionen und Festplatten ein Computer eingebaut hat, desto unübersichtlicher<br />

ist die von blkid gelieferte Liste. Hier verfügt der Rechner über zwei Festplatten<br />

sda und sdb. Die SD-Karte kann somit nur das Laufwerk sdc sein.<br />

der Befehl blkid ‐o list, den Sie genau<br />

wie alle weiteren als Benutzer root<br />

absetzen. Der Befehl spuckt eine Liste<br />

mit allen angeschlossenen Datenträgern<br />

und ihren Gerätedateien aus 1 . Orientieren<br />

können Sie sich am label. Einen<br />

weiteren Anhaltspunkt liefert die Größe<br />

der Partitionen, die der Befehl cat<br />

/ proc/partitions ausspuckt 2 .<br />

Merken Sie sich den Namen der zu<br />

rettenden Partition oder des kompletten<br />

Datenträgers. Auf der Speicherkarte aus<br />

unserem Beispiel hat blkid eine Partition<br />

mit dem Gerätenamen /dev/sde1<br />

Prüfungskommission<br />

Moderne Festplatten und SSDs überwachen<br />

ihren Gesundheitszustand selbst und<br />

verraten ihn auf eine Anfrage mittels<br />

smartctl. Unter Ubuntu steckt es im<br />

Paket smartmontools. Den Gesundheitszustand<br />

der ersten Festplatte fragen Sie<br />

dann als Benutzer root mit dem Kommando<br />

smartctl ‐H /dev/sda ab.<br />

Sofern dabei FAILED erscheint, ist die<br />

Platte beziehungsweise SSD bereits defekt<br />

oder aber stark ausfallgefährdet. Sie<br />

sollten sie dann auf keinen Fall mehr weiter<br />

betreiben und umgehend ein Backup<br />

anlegen. Ergänzend testet das Werkzeug<br />

badblocks beliebige Datenträger auf defekte<br />

(Daten-)Blöcke. Die Partition sde1<br />

prüfen Sie beispielsweise mittels<br />

badblocks ‐sv /dev/sde1.<br />

Der nun laufende Test kann einige Zeit in<br />

Anspruch nehmen, bei über USB angeschlossenen<br />

Festplatten mehrere Stunden.<br />

Sofern die beiden Werkzeuge keine Fehler<br />

vermelden, ist das Medium selbst zumindest<br />

noch leserlich.<br />

2 Die Größe der Partitionen untermauert,<br />

dass es sich bei dem Gerät sbd1 um<br />

die SD-Karte handeln muss.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

91


Know-how<br />

Daten retten<br />

3 Der letzte Eintrag in der Ausgabe des Befehls fdisk bestätigt, dass es sich bei der<br />

Platte namens sde um die SD-Karte handelt.<br />

ausgemacht 3 . Finden die Programme<br />

bei Ihnen keine Partition, ist noch nicht<br />

alles verloren: Rufen Sie dann fdisk ‐l<br />

auf, das sämtliche angeschlossenen Datenträger<br />

nennt. Merken Sie sich dann<br />

die Gerätedatei des kompletten Datenträgers,<br />

im Beispiel also /dev/sde.<br />

Klonkrieg<br />

Versuchen Sie jetzt nicht, die Dateien direkt<br />

auf dem defekten Datenträger wiederherzustellen.<br />

Die Gefahr ist einfach<br />

zu groß, dass die Werkzeuge dabei noch<br />

mehr zerstören. Zudem gibt es dann keine<br />

Möglichkeit für einen zweiten Rettungsversuch.<br />

Aus diesem Grund empfiehlt<br />

es sich, vor der Arbeit mit diesen<br />

Tools eine bitgenaue Kopie des Datenträgers<br />

anzufertigen.<br />

Dies setzt wiederum voraus, dass die<br />

Festplatte des Rettungs-PCs genügend<br />

freien Speicher für die Kopie besitzt. Zudem<br />

müssen Sie die wiederhergestellten<br />

Daten irgendwo ablegen. Folglich sollte<br />

der komplette Datenträger zwei-, besser<br />

dreimal auf die Festplatte passen. Für<br />

eine 2 GByte große Speicherkarte sollte<br />

also mindestens 6 GByte freier Speicherplatz<br />

bereitstehen. Wenn Sie nicht nur<br />

eine Partition, sondern eine komplette<br />

Festplatte retten müssen, sollten Sie extra<br />

zur Datenrettung eine leere, größere<br />

Festplatte einbauen.<br />

Das eigentliche Duplikat erzeugt dann<br />

das kleine Programm GNU Ddrescue. Es<br />

liest einen Datenträger Bit für Bit aus<br />

und speichert den Inhalt in einer Datei,<br />

dem sogenannten Image oder Abbild. In<br />

der Regel müssen Sie Ddrescue über<br />

den Paketmanager nachinstallieren, bei<br />

Ubuntu steckt es im Paket gddrescue.<br />

GNU Ddrescue hat in vielen Distributionen<br />

das Pendant dd_rescue abgelöst, in<br />

einigen Repositories finden Sie sogar<br />

beide Werkzeuge.<br />

Die Programme unterscheiden sich<br />

ledig lich in den Parametern und ihrer<br />

Vorgehensweise: Das neuere ddrescue<br />

liest den Datenträger in recht großen<br />

Schritten aus, wobei es fehlerhafte Bereiche<br />

zunächst überspringt. Erst wenn es<br />

den kompletten Datenträger kopiert hat,<br />

sieht es sich die fehlerhaften Blöcke<br />

noch einmal an und versucht aus ihnen<br />

so viele Daten wie möglich auszulesen.<br />

Durch sein Gedächtnis können Sie den<br />

Lesevorgang zudem zwischendrin abbrechen<br />

und dann zu einem späteren<br />

Zeitpunkt fortsetzen. Das ist insbesondere<br />

bei großen Festplatten nützlich, bei<br />

denen das Auslesen mehrere Stunden<br />

dauern kann. Dagegen beißt dd_rescue<br />

sich erst einmal an den unleserlichen<br />

Stellen fest. Sofern Sie die Wahl haben,<br />

sollten Sie GNU Ddrescue vorziehen.<br />

Nullnummer<br />

4 Auch wenn Sie ddrescue wie hier später weiterarbeiten lassen können, sollten Sie es<br />

möglichst ohne Unterbrechung durchlaufen lassen. Insbesondere bei Festplatten haben<br />

sie je nach Schadensbild nur einen einzigen Versuch.<br />

Beide Werkzeuge ersetzen nicht mehr<br />

lesbare Stellen in der Image-Datei durch<br />

Nullen. Damit lässt sich dann zwar nicht<br />

mehr die komplette Diplomarbeit retten,<br />

aber vielleicht zumindest doch ein Teil.<br />

92 www.linux-user.de<br />

11.2013


Daten retten<br />

Know-how<br />

Da das von ddrescue erzeugte Image extrem<br />

groß werden kann, sollten Sie es<br />

auf einer Partition speichern, die mit solchen<br />

Brocken umgehen kann. Nicht geeignet<br />

sind folglich externe USB-Festplatten<br />

mit FAT32-Dateisystem.<br />

Um mit ddrescue den Inhalt der Partition<br />

/dev/sde1 in die Datei /home/tim/<br />

kopie.img zu kopieren, rufen Sie es wie<br />

im Folgenden gezeigt auf:<br />

# ddrescue /dev/sde1 /home/tim/koU<br />

pie.img logfile<br />

Hälfte der Aufnahmen. Die nun aufzufahrenden<br />

Geschütze funktionieren nur<br />

auf ausgehängten Medien, es steht also<br />

nun zunächst ein umount /mnt an.<br />

Der Checker<br />

Sofern auf der fraglichen Partition ein<br />

Ext-Dateisystem zum Einsatz kommt,<br />

können Sie nun den Kommandozeilenbefehl<br />

fsck darauf ansetzen:<br />

# fsck.ext3 ‐p kopie.img<br />

In der Datei logfile speichert ddrescue<br />

ein paar Informationen. Nur mit ihnen<br />

lässt sich der Lesevorgang via [Strg]+[C]<br />

zwischendurch abbrechen und dann<br />

später mit dem obigen Befehl wieder<br />

fortsetzen 4 . Mit ddrescue können Sie<br />

selbstverständlich auch den kompletten<br />

Datenträger retten:<br />

Der Parameter ‐p weist fsck an, Fehler<br />

direkt zu korrigieren. Bei einem Ext4-<br />

Dateisystem nutzen Sie anstelle von<br />

# ddrescue /dev/sde /home/tim/kopU<br />

ie.img logfile<br />

Das ist vor allem sinnvoll, wenn blkid<br />

keine Partitionen erkannt hat oder Sie<br />

wissen, dass die Partitionstabelle defekt<br />

ist. Sofern möglich, sollten Sie vom erstellten<br />

Image eine Kopie anlegen.<br />

Schlägt der Rettungsversuch gleich fehl,<br />

müssen Sie den fehlerhaften Datenträger<br />

nicht erneut zeitraubend einlesen.<br />

Hängepartie<br />

5 In Testdisk wählen Sie einen Punkt mit den Pfeiltasten, die Eingabetaste<br />

löst die entsprechende Aktion aus.<br />

Wenn Sie mit ddrescue lediglich eine<br />

Partition gesichert haben, können Sie<br />

versuchen, diese anschließend zu mounten.<br />

Der folgende Befehl hängt sie sicherheitshalber<br />

schreibgeschützt in das<br />

Verzeichnis /mnt ein:<br />

# mount ‐o loop,ro /home/tim/kopiU<br />

e.img /mnt<br />

Sichern Sie jetzt aus dem Verzeichnis<br />

/ mnt alle wichtigen Dateien. Im Fall der<br />

Speicherkarte aus dem Fotoapparat<br />

tauchten so unter /mnt bereits ein paar<br />

Fotos wieder auf. Wie eine kurze Rückfrage<br />

bei der Fotografin ergab, fehlten aber<br />

dummerweise immer noch über die<br />

6 Testdisk hat hier die fehlende primäre Partition wiederentdeckt.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

93


Know-how<br />

Daten retten<br />

fsck.ext3 den Kollegen fsck.ext4.<br />

Analog verarztet fsck.vfat Partitionen<br />

mit FAT32-Dateisystem, wie es auf USB-<br />

Sticks und SD-Karten zum Einsatz<br />

kommt. Sobald fsck seine Arbeit beendet<br />

hat, hängen Sie das Image wie oben<br />

gezeigt ein und lesen die Dateien aus.<br />

Für andere Dateisysteme gibt es übrigens<br />

analoge Reparaturwerkzeuge. Bei<br />

NTFS-Dateisystemen hilft etwa ntfsfix<br />

weiter, das zu den ntfsprogs gehört, die<br />

wiederum Teil der NTFS-Treiber sind. Auf<br />

den meisten Distributionen ist das Werkzeug<br />

standardmäßig installiert, sodass<br />

Sie das Kommando ntfsfix kopie.img<br />

auf das Image ansetzen können.<br />

Plattenküche<br />

Wenn Sie mit ddrescue nicht nur eine<br />

Partition, sondern gleich den ganzen<br />

Datenträger gesichert haben, können<br />

7 Das Programm Kpartx macht die wiederherstellte, erste Partition über den<br />

Gerätenamen / dev/mapper/loop0p1 zugänglich.<br />

8 Photorec steuern Sie wie Testdisk mit den Pfeiltasten, die Eingabetaste<br />

wählt den jeweils markierten Punkt aus der Liste aus.<br />

Sie mit fdisk ‐l kopie.img überprüfen,<br />

ob die Partitionstabelle noch vorhanden<br />

und korrekt ist. Sie erhalten dann eine<br />

Liste mit allen Partitionen. Die Nummern<br />

hinter den Namen in der ersten Spalte<br />

entsprechen den jeweiligen Zahlen der<br />

Gerätedateien.<br />

Bei einer Platte mit der neueren GPT-<br />

Partitionstabelle verwenden Sie gdisk,<br />

das Sie unter Umständen erst noch über<br />

den Paketmanager nachinstallieren<br />

müssen. Unter Ubuntu steckt es im Paket<br />

gdisk. Eine Aufstellung der Partitionen<br />

im Image liefert das Kommando<br />

gdisk ‐l kopie.img.<br />

Fundstücke<br />

Wenn Sie eine oder mehrere Partitionen<br />

vermissen, dann setzen Sie Testdisk auf<br />

das Image an. Dieses Programm versucht<br />

Partitionen aufzuspüren und wiederherzustellen.<br />

Testdisk müssen Sie<br />

über den Paketmanager nachinstallieren,<br />

unter Ubuntu steckt es im Paket<br />

testdisk. Anschließend nennen Sie dem<br />

Werkzeug lediglich den Dateinamen der<br />

Image-Datei, rufen also beispielsweise<br />

testdisk kopie.img auf.<br />

Sie landen jetzt in der textbasierten<br />

Benutzeroberfläche aus Abbildung 5 .<br />

Im oberen Teil präsentiert Testdisk noch<br />

einmal die Image-Datei. Stellen Sie sicher,<br />

dass unten der Punkt [Proceed] hervorgehoben<br />

ist, und rufen Sie ihn mit<br />

der Eingabetaste auf. Jetzt müssen Sie<br />

testdisk mitteilen, ob die Festplatte bereits<br />

die moderne GPT nutzt. In diesem<br />

Fall wählen Sie den Punkt [EFI GPT], andernfalls<br />

seinen Kollegen [Intel]. Abschließend<br />

starten Sie die [Analyse].<br />

Testdisk fasst jetzt im oberen Teil die<br />

aktuelle Situation zusammen. Fehlende<br />

oder doppelt aufgeführte Partitionen<br />

weisen auf einen Defekt hin. Starten Sie<br />

in diesem Fall [Quick Search]. Testdisk<br />

geht jetzt auf die Suche und listet anschließend<br />

alle gefundenen Partitionen<br />

auf 6 . Via [P] sehen Sie sich die Dateien<br />

und Verzeichnisse der entsprechenden<br />

Partition an, die Navigation erfolgt mit<br />

den Pfeiltasten und Eingabe. Mit [Q]<br />

geht es wieder zurück zur Aufstellung aller<br />

gefundenen Partitionen.<br />

94 www.linux-user.de<br />

11.2013


Daten retten<br />

Know-how<br />

Hat das Werkzeug bereits alle Partitionen<br />

aufgespürt, aktivieren Sie [Write].<br />

Vermissen Sie noch eine oder mehrere<br />

Partitionen, wählen Sie [Deeper Search].<br />

Testdisk führt dann eine tiefergehende<br />

Analyse durch, die etwas länger dauert.<br />

Sie fördert unter Umständen uralte Partitionen<br />

zutage, die sich sogar teilweise<br />

überlappen können. Steuern Sie in der<br />

Liste die bislang vermisste Partition an,<br />

im Zweifelsfall müssen Sie raten.<br />

Über die Pfeiltasten können Sie aus<br />

der Partition eine primäre oder logische<br />

machen. Diese Partition stellt dann Testdisk<br />

gleich wieder her. Alle Partitionen<br />

mit einem D in der ersten Spalte ignoriert<br />

Testdisk, sie bleiben folglich gelöscht.<br />

Wenn Sie zufrieden sind, drücken<br />

Sie die Eingabetaste und lassen die neue<br />

Partitionstabelle mit [Write] speichern.<br />

In jedem Fall bestätigen Sie die Rückfrage<br />

mit [Y] und aktivieren Ok. Über<br />

[Quit] springen Sie immer wieder ein<br />

Menü zurück, bis sich Testdisk schließlich<br />

beendet.<br />

Auswahl<br />

Um die wiederhergestellten Partitionen<br />

einzuhängen, installieren Sie über den<br />

Paketmanager das Programm kpartx<br />

(bei Ubuntu liegt es im gleichnamigen<br />

Paket) und setzen es dann auf die<br />

Image-Datei an:<br />

# kpartx ‐a ‐v kopie.img<br />

Das Werkzeug erstellt jetzt für jede Partition<br />

im Image eine eigene Gerätedatei<br />

unterhalb von /dev/mapper. Sie müssen<br />

in den angezeigten Informationen nur<br />

die Gerätedatei für Ihre Partition ablesen<br />

und diese per mount einhängen 7 :<br />

# mount ‐o loop,ro /dev/mapper/loU<br />

op0p1 /mnt<br />

Der Befehl aus diesem Beispiel hängt die<br />

erste Partition (loop0p1) aus dem Image<br />

in das Unterverzeichnis /mnt ein.<br />

Fehlen – wie im Fall der Speicherkarte<br />

mit den Fotos – immer noch Dateien,<br />

hilft das Werkzeug Photorec weiter. Es<br />

versucht gelöschte Dateien wiederher-<br />

zustellen, indem es auf dem kompletten<br />

Datenträger nach Lebenszeichen beziehungsweise<br />

typischen Erkennungsmerkmalen<br />

von Dateien sucht. Wie der Name<br />

andeutet, wurde es einst zur Wiederherstellung<br />

von gelöschten Fotos erfunden,<br />

kann aber mittlerweile auch viele andere<br />

Dateien zurückholen.<br />

Ausreichend Platz<br />

Photorec steckt in der Regel im Paket<br />

testdisk. Sofern Sie es noch nicht installiert<br />

haben, spielen Sie es via Paketmanager<br />

ein. Anschließend übergeben Sie<br />

dem Tool nur noch mit photorec kopie.<br />

img die Image-Datei. Photorec nennt Ihnen<br />

jetzt im oberen Teil des Bildschirms<br />

noch einmal das Image, das Sie mit der<br />

Eingabetaste bestätigen. Anschließend<br />

erhalten Sie eine Auswahl aller gefundenen<br />

Partitionen.<br />

Wählen Sie jetzt mit den Pfeiltasten<br />

die Partition aus, die Photorec durchsuchen<br />

soll, und drücken Sie die Eingabetaste<br />

8 . Als Nächstes wählen Sie das<br />

Dateisystem aus, das auf der Partition<br />

zum Einsatz kommt. Wenn Sie unsicher<br />

sind, können Sie die oben vorgestellten<br />

Befehle fdisk und gdisk heranziehen.<br />

Im Fall der Speicherkarte mit den Fotos<br />

handelte es sich um FAT16, also wäre der<br />

Punkt [Other] richtig. Im nächsten Schritt<br />

aktivieren Sie [Whole]. Damit grast photorec<br />

die komplette Partition und nicht<br />

nur den leeren Speicherplatz ab.<br />

Zum Schluss müssen Sie auf Ihrem<br />

Rettungs-Computer noch ein Verzeichnis<br />

auswählen, in dem Photorec alle gefundenen<br />

Dateien speichert. Unter Umständen<br />

stellt das Werkzeug gleich einzelne<br />

Dateien mehrfach wieder her. Im<br />

gewählten Verzeichnis sollte folglich genügend<br />

freier Speicherplatz bereit stehen.<br />

Haben Sie ein passendes Verzeichnis<br />

gefunden, drücken Sie [C]. Photorec<br />

nimmt umgehend seine Arbeit auf. Je<br />

nach Größe der zu untersuchenden Partition<br />

kann dies einige Zeit in Anspruch<br />

nehmen. Sobald die Zusammenfassung<br />

erscheint, gehen Sie via [Quit] so lange<br />

zurück, bis sich Photorec beendet.<br />

Anschließend steht noch etwas Fleißarbeit<br />

auf dem Programm: Photorec verteilt<br />

alle gefundenen Dateien noch einmal<br />

in mehrere Unterverzeichnisse mit<br />

teilweise kryptischen Namen. Aus denen<br />

müssen Sie wohl oder übel die vermissten<br />

Dokumente selbst herausfischen.<br />

Fazit<br />

Im Fall der Urlaubsfotos war Photorec<br />

der Retter. Das kleine Werkzeug konnte<br />

alle vermissten Aufnahmen zurückholen.<br />

Dennoch sind die vorgestellten Programme<br />

keine Allheilmittel: Wenn eine<br />

Anwendung die Diplomarbeit mit<br />

Daten müll überschrieben hat, kann auch<br />

Photorec sie nicht mehr zurückholen.<br />

Deshalb ist Vorsorge in jedem Fall besser<br />

als Nachsorge: Erstellen Sie häufig<br />

und regelmäßig Sicherheitskopien aller<br />

Ihrer Daten. Sie können sich an die<br />

Faust regel halten: Dateien ohne Backup<br />

existieren nicht. (jlu) n<br />

TIPP<br />

In der Liste mit allen Partitionen zeigt Ihnen<br />

Photorec hinter [File Opt] alle Dateitypen<br />

an, die es wiederherstellen kann.<br />

Per [Quit] geht es wieder zurück.<br />

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CATATEC CH-3013 Bern, Dammweg 43 0041-31-3 30 26 30 www.catatec.ch √ √ √<br />

Syscon Systemberatungs AG CH-8003 Zürich, Zweierstrasse 129 0041-44-4 54 20 10 www.syscon.ch √ √ √ √ √<br />

Würth Phoenix GmbH IT-39100 Bozen, Kravoglstraße 4 0039 0471 56 41 11 www.wuerth-phoenix.com √ √ √ √<br />

1 = Hardware 2 = Netzwerk/TK 3 = Systemhaus 4 = Seminaranbieter 5 = Software 6 = Schulung/Beratung <br />

Deutschsprachige<br />

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am 8.November im RIM<br />

Messe und Kongress<br />

rund um Freie Software<br />

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09. / 10. November 2013<br />

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Oberhausen<br />

99


ADMIN und Linux-Magazin<br />

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Service<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

<strong>LinuxUser</strong> ist eine monatlich erscheinende Publikation der<br />

Linux New Media, eines Geschäftsbereichs der Medialinx AG.<br />

Anschrift Putzbrunner Str. 71<br />

81739 München<br />

Telefon: (089) 99 34 11-0<br />

Fax: (089) 99 34 11-99<br />

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Artikel und Foren<br />

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Abo-Service<br />

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Chefredakteur<br />

Stellv. Chefredakteur<br />

Redaktion<br />

Linux-Community<br />

Datenträger<br />

Ständige Mitarbeiter<br />

Grafik<br />

Sprachlektorat<br />

Produktion<br />

Druck<br />

Geschäftsleitung<br />

Mediaberatung<br />

D / A / CH<br />

USA / Kanada<br />

Andere Länder<br />

http://www.linux-user.de<br />

http://www.linux-community.de<br />

http://www.linux-user.de/bestellen/<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Jörg Luther (jlu, v. i. S. d. P.)<br />

<br />

Andreas Bohle (agr)<br />

<br />

Thomas Leichtenstern (tle)<br />

<br />

Andreas Bohle (agr)<br />

<br />

Thomas Leichtenstern (tle)<br />

<br />

Mirko Albrecht, Erik Bärwaldt, Falko Benthin,<br />

Mario Blättermann, Marko Dragicevic, Thomas Drilling,<br />

Florian Effenberger, Karsten Günther, Frank Hofmann,<br />

Christoph Langer, Tim Schürmann, Dr. Karl Sarnow,<br />

Vincze-Áron Szabó, Uwe Vollbracht<br />

Elgin Grabe (Titel und Layout)<br />

Bildnachweis: Stock.xchng, 123rf.com, Fotolia.de u. a.<br />

Astrid Hillmer-Bruer<br />

Christian Ullrich<br />

<br />

Vogel Druck und Medienservice GmbH & Co. KG<br />

97204 Höchberg<br />

Brian Osborn (Vorstand,<br />

verantwortlich für den Anzeigenteil)<br />

<br />

Hermann Plank (Vorstand)<br />

<br />

Petra Jaser<br />

<br />

Tel.: +49 (0)89 / 99 34 11 24<br />

Fax: +49 (0)89 / 99 34 11 99<br />

Michael Seiter<br />

<br />

Tel.: +49 (0)89 / 99 34 11 23<br />

Fax: +49 (0)89 / 99 34 11 99<br />

Ann Jesse<br />

<br />

Tel.: +1 785 841 88 34<br />

Darrah Buren<br />

<br />

Tel.: +1 785 856 3082<br />

Penny Wilby<br />

<br />

Tel.: +44 1787 21 11 00<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.01.2013.<br />

Pressevertrieb<br />

MZV Moderner Zeitschriften Vertrieb GmbH & Co. KG<br />

Ohmstraße 1<br />

85716 Unterschleißheim<br />

Tel.: (089) 3 19 06-0<br />

Fax: (089) 3 19 06-113<br />

Abonnentenservice Gudrun Blanz (Teamleitung) <br />

D / A / CH Postfach 1165<br />

74001 Heilbronn<br />

Telefon: +49 (0)7131 27 07-274<br />

Fax: +49 (0)7131 27 07 -78-601<br />

Abo-Preise <strong>LinuxUser</strong> Deutschland Österreich Schweiz Ausland EU<br />

No-Media-Ausgabe<br />

(ohne Datenträger 1 )<br />

€ 5,95 € 6,70 Sfr 11,90 (siehe Titel)<br />

DVD-Ausgabe<br />

(mit 2 Datenträgern)<br />

€ 8,50 € 9,35 Sfr 17,00 (siehe Titel)<br />

Jahres-DVD<br />

(Einzelpreis)<br />

€ 14,95 € 14,95 Sfr 18,90 € 14,95<br />

Jahres-DVD<br />

(zum Abo 2 )<br />

€ 6,70 € 6,70 Sfr 8,50 € 6,70<br />

Mini-Abo<br />

(3 Ausgaben)<br />

€ 3,00 € 3,00 Sfr 4,50 € 3,00<br />

Jahres-Abo<br />

(No-Media-Ausgabe)<br />

€ 60,60 € 68,30 Sfr 99,90 € 81,00<br />

Jahres-Abo<br />

(DVD-Ausgabe)<br />

€ 86,70 € 95,00 Sfr 142,80 € 99,00<br />

Preise Digital Deutschland Österreich Schweiz Ausland EU<br />

Heft-PDF<br />

(Einzelausgabe)<br />

€ 5,95 € 5,95 Sfr 7,70 € 5,95<br />

Digi-Sub<br />

(12 Ausgaben)<br />

€ 60,60 € 60,60 Sfr 78,70 € 60,60<br />

Digi-Sub<br />

(zum Abo 2 )<br />

€ 12,00 € 12,00 Sfr 12,00 € 12,00<br />

HTML-Archiv<br />

(zum Abo 2 )<br />

€ 12,00 € 12,00 Sfr 12,00 € 12,00<br />

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Mega-Kombi-Abo<br />

(LU plus LM 3 )<br />

€ 143,40 € 163,90 Sfr 199,90 € 173,90<br />

(1) Die No-Media-Ausgabe erhalten Sie ausschließlich in unserem Webshop unter<br />

http://www.medialinx-shop.de, die Auslieferung erfolgt versandkostenfrei.<br />

(2) Ausschließlich erhältlich in Verbindung mit einem Jahresabonnement der<br />

Print- oder Digital-Ausgabe von <strong>LinuxUser</strong>.<br />

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plus das Linux-Magazin-Abonnement inklusive DELUG-Mitgliedschaft<br />

(monatliche DELUG-DVD) sowie die Jahres-DVDs beider Magazine.<br />

Informationen zu anderen Abo-Formen und weiteren Produkten der Medialinx AG<br />

finden Sie in unserem Webshop unter http://www.medialinx-shop.de.<br />

Gegen Vorlage eines gültigen Schülerausweises oder einer aktuellen Immatrikulationsbescheinigung<br />

erhalten Schüler und Studenten eine Ermäßigung von 20 Prozent<br />

auf alle Abo-Preise. Der Nachweis ist jeweils bei Verlängerung neu zu erbringen.<br />

Bitte teilen Sie Adressänderungen unserem Abo-Service ()<br />

umgehend mit, da Nachsendeaufträge bei der Post nicht für Zeitschriften gelten.<br />

Linux ist ein eingetragenes Warenzeichen von Linus Torvalds und wird von uns mit<br />

seiner freundlichen Genehmigung verwendet. »Unix« wird als Sammelbegriff für die<br />

Gruppe der Unix-ähnlichen Betriebssysteme (wie beispielsweise HP/UX, FreeBSD,<br />

Solaris, u.a.) verwendet, nicht als Bezeichnung für das Trademark »UNIX« der Open<br />

Group. Der Linux-Pinguin wurde von Larry Ewing mit dem Pixelgrafikprogramm<br />

»The GIMP« erstellt.<br />

Eine Haftung für die Richtigkeit von Veröffentlichungen kann – trotz sorgfältiger Prüfung<br />

durch die Redaktion – vom Verlag nicht übernommen werden. Mit der Einsendung<br />

von Manuskripten oder Leserbriefen gibt der Verfasser seine Einwilligung zur<br />

Veröffent lich ung in einer Publikation der Medialinx AG. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte oder Beiträge übernehmen Redaktion und Verlag keinerlei Haftung.<br />

Autoreninformationen finden Sie unter http://www.linux-user.de/Autorenhinweise.<br />

Die Redaktion behält sich vor, Einsendungen zu kürzen und zu überarbeiten. Das exklusive<br />

Urheber- und Verwertungsrecht für angenommene Manus kripte liegt beim<br />

Verlag. Es darf kein Teil des Inhalts ohne schriftliche Genehmigung des Verlags in<br />

irgendeiner Form vervielfältigt oder verbreitet werden.<br />

Copyright © 1999 - 2013 Medialinx AG ISSN: 1615-4444<br />

102 www.linux-user.de<br />

11.2013


Veranstaltungen/Autoren/Inserenten<br />

Service<br />

Veranstaltungen<br />

14.-19.10.2013<br />

PyCon.DE 2013<br />

KOMED<br />

Im MediaPark 7<br />

50670 Köln<br />

https://2013.de.pycon.org/<br />

16.-18.10.2013<br />

Medientage München<br />

ICM – Internationales Congress Center<br />

Am Messesee 6<br />

81829 München<br />

http://www.medientage.de<br />

18.-20.10.2013<br />

Proyecto H<br />

Cuernavaca, Mexiko<br />

http://www.hackingmexico.mx/proyectoh/<br />

21.-23.10.2013<br />

CloudOpen Europe 2013<br />

Edinburgh, Großbritannien<br />

http://events.linuxfoundation.org/events/cloudopeneurope<br />

21.-23.10.2013<br />

LinuxCon Europe 2013<br />

Edinburgh, Großbritannien<br />

http://events.linuxfoundation.org/events/linuxconeurope<br />

24.-25.10.2013<br />

Embedded Linux Conference Europe 2013<br />

Edinburgh, Großbritannien<br />

http://events.linuxfoundation.org/events/embeddedlinux-conference-europe<br />

02.-03.11.2013<br />

Blendiberia 2013<br />

Málaga, Spanien<br />

http://3dschool.ihman.com/informacionblendiberia-2013/<br />

08.11.2013<br />

Deutsche PostgreSQL Konferenz 2013<br />

LVR-Industriemuseum<br />

Zinkfabrik Altenberg<br />

Hansastraße 20<br />

46049 Oberhausen<br />

http://2013.pgconf.de<br />

08.-10.11.2013<br />

FSCONS 2013<br />

Göteborg, Schweden<br />

https://fscons.org/2013/<br />

09.-10.11.2013<br />

OpenRheinRuhr<br />

LVR-Industriemuseum<br />

Zinkfabrik Altenberg<br />

Hansastraße 20<br />

46049 Oberhausen<br />

http://openrheinruhr.de<br />

15.-16.11.2013<br />

7. Linux-Informationstage Oldenburg<br />

Kommunale Datenverarbeitung Oldenburg<br />

Elsässer Straße 66<br />

26121 Oldenburg<br />

http://lit-ol.de<br />

22.-24.11.2013<br />

PyconES 2013<br />

Madrid, Spanien<br />

http://2013.es.pycon.org/<br />

Autoren<br />

Inserenten<br />

Erik Bärwaldt Zeroshell (Teil 5): Radius-Server aufsetzen (42),<br />

IPFire 2.13 Core 72 im Test (76),<br />

Workshop Parted Magic (80),<br />

WLAN-Router Buffalo WZR-HP-AG300N (86)<br />

Mario Blättermann Eigenbau-<strong>Desktop</strong> (Teil 2): SpaceFM (54)<br />

Karsten Günther Tricks zum Bump-Mapping mit Gimp (38)<br />

Frank Hofmann Transport-Tycoon mit OpenTTD (46)<br />

Stephan Lamprecht Ablenkungsfrei schreiben mit Uberwriter (68)<br />

Christoph Langner Android-Emulation unter Linux (25)<br />

Thomas Leichtenstern Windows 8.1 in der VM (16),<br />

Neues auf den Heft-DVDs (105)<br />

Jörg Luther Editorial 11/2013 (3)<br />

Hartmut Noack Digital Audio Workstation Tracktion 4 (60)<br />

Julian Pawlowski Raspbian-Images in der VM mastern (22)<br />

Dr. Karl Sarnow Präsentationen erstellen mit 4kslideshow (72)<br />

Tim Schürmann Virtualisierung auf der Shell mit KVM (8),<br />

Videoschnitt mit Shotcut (30),<br />

Datenrettung mit Bordmitteln (90)<br />

Uwe Vollbracht Aktuelle Software im Kurztest (6)<br />

1&1 Internet AG www.einsundeins.de 11<br />

ADMIN www.admin-magazin.de 59, 67<br />

Android Apps & Tipps www.android-user.de 51<br />

Android User www.android-user.de 21<br />

Fernschule Weber GmbH www.fernschule-weber.de 7<br />

Linux Magazine www.linux-magazine.com 101<br />

Linux-Community www.linux-community.de 101<br />

Linux-Hotel www.linuxhotel.de 65<br />

Linux-Magazin www.linux-magazin.de 100<br />

Linux-Magazin Online www.linux-magazin.de 57<br />

<strong>LinuxUser</strong> www.linuxuser.de 2, 103<br />

Medialinx IT-Academy www.medialinx-academy.de 101<br />

OpenRheinRuhr www.openrheinruhr.de 99<br />

PlusServer AG www.plusserver.de 28, 37, 53, 75, 85, 96<br />

Raspberry Pi Geek www.raspberry-pi-geek.de 108<br />

Spenneberg Training www.spenneberg.com 101<br />

Tuxedo Computers GmbH www.linux-onlineshop.de 107<br />

Webtropia www.webtropia.com 15, 19<br />

Einem Teil dieser Ausgabe liegt eine Beilage der Firma 1&1 Internet AG<br />

(www.einsundeins.de) bei. Wir bitten unsere Leser um freundliche Beachtung.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

103


<strong>Vorschau</strong><br />

auf 12/2013<br />

Die nächste Ausgabe<br />

erscheint am 21.11.2013<br />

Geodaten optimal nutzen<br />

Handliche GPS-Geräte gibt es heute<br />

schon fürs ganz kleine Geld. Die Daten<br />

aus den Trackern helfen dabei, Bilder auf<br />

einer Karte zu verorten, die Lage von<br />

Objekten zu präzisieren oder sich im unwegsamen<br />

Gelände sicher zu bewegen.<br />

Der kommende Schwerpunkt beschäftigt<br />

sich auf vielschichtige Weise mit<br />

dem Thema Geodaten. Sie erfahren unter<br />

anderem, wie Sie einen ausgedienten<br />

PC zum Offroad-Navi umfunktionieren<br />

oder welche Tools helfen, Fotos und<br />

GPS-Daten zu vereinen, um sie in einen<br />

attraktiven Reisebericht zu verwandeln.<br />

Mail im Blick mit Geary<br />

Die Mail hat als Kommunikationsmittel<br />

noch lange nicht ausgedient. Damit bei<br />

der Vielzahl der Nachrichten nicht die<br />

Übersicht verloren geht, hat das Entwicklerteam<br />

rund um den Mailclient<br />

Geary einen neuen Ansatz gewählt.<br />

Scannen mit Vuescan<br />

Das kommerzielle Programm Vuescan<br />

lockt mit dem Versprechen, die Daten<br />

vom Scanner perfekt aufzubereiten und<br />

bei der Arbeit mit vielen Funktionen zu<br />

unterstützen. Unser Test zeigt, ob die<br />

Applikation das Versprechen einlöst.<br />

© Kecmec, sxc.hu<br />

Die Redaktion behält sich vor,<br />

Themen zu ändern oder zu streichen.<br />

Ausgabe 04/2013 ist am 10.10.2013 erschienen<br />

© Ktsdesign, Fotolia<br />

DSL-Zugang aufbohren<br />

Dank DSL oder Kabel sind Sie schnell im<br />

Netz, so weit nichts Neues. Im Schwerpunkt<br />

der kommenden Ausgabe verraten<br />

wir aber Tricks, die Ihren Zugang<br />

nützlicher machen: mit Fernzugriff auf<br />

den heimischen PC oder dynamischem<br />

DNS – all das so sicher wie möglich, damit<br />

Ihre Daten privat bleiben.<br />

Neue Schriftarten für Linux<br />

TrueType-Fonts, die Sie im Internet oder<br />

auf Ihrem Windows-PC finden, können<br />

Sie leicht unter Linux nutzen. Wir zeigen,<br />

wie die Einrichtung geht, und haben uns<br />

Schriftensammlungen im Internet angesehen:<br />

Nicht jeder Font ist brauchbar.<br />

Trotzdem gibt es viele wunderschöne<br />

Schriften zu entdecken.<br />

MAGAZIN<br />

Ausgabe 12/2013 erscheint am 07.11.2013<br />

© Tiero, 123RF<br />

Raus aus dem Hamsterrad!<br />

Dass historisch gewachsene Abteilungsstrukturen<br />

„bewährt“ heißen, bedeutet<br />

nicht, dass sie effizient sind. Das nächste<br />

Magazin recherchiert in Theorie und Praxis<br />

neue Organisationsformen, anhand<br />

derer Admins Arbeiten intelligenter aufteilen,<br />

um Ressourcen zu gewinnen, die<br />

wiederum das kreative Weiterentwickeln<br />

ihrer IT ermöglichen.<br />

Kolab + Sabre = I-Rony<br />

Unter dem sinnigen Namen I-Rony versorgt<br />

Kolab mit der aktuellen Betaversion<br />

nun Clients mit Kontakten und Terminen,<br />

denen Active Sync, Sync ML oder<br />

das Kolab-XML-Format nichts nützt. Betroffen<br />

sind Thunderbird, Evolution und<br />

andere Clients. Die Kolab-Entwickler haben<br />

nämlich Sabre Dav integriert, einen<br />

Caldav- und Carddav-Server.<br />

104 www.linux-user.de<br />

11.2013


Heft-DVD-Inhalt<br />

Service<br />

Neues auf den Heft-DVDs<br />

Arch-Derivat Manjaro Linux 0.8.7.1<br />

Das Arch-Linux-Derivat Manjaro Linux 0.8.7.1<br />

versucht, die Abläufe beim Arbeiten mit einem<br />

Computer so einfach wie möglich zu<br />

gestalten. Dabei verzichten die Entwickler<br />

komplett auf undurchsichtige Automatismen,<br />

die den Anwender in der Praxis vor<br />

mehr Rätsel stellen, als ihm zu helfen. Das<br />

installierbare Live-System steht in mehreren<br />

Varianten bereit, darunter einer Version<br />

mit XFCE und Openbox als Gespann für<br />

den <strong>Desktop</strong>. Als wichtige Erweiterung<br />

von Manjaro gegenüber Arch Linux sticht<br />

der grafische Installer ins Auge, der nach<br />

dem Start des Live-Systems bereitsteht. Er<br />

basiert auf jenem von Linux Mint, der sich<br />

wiederum von der Ubuntu-Version ableitet.<br />

Während Seite A der DVD-10 die entsprechenden<br />

32-Bit-Implementationen bereithält,<br />

finden Sie auf der Rückseite die<br />

64-Bit-Ableger.<br />

BackBox Linux 3.0.9 auf Ubuntu-Basis<br />

Das auf Ubuntu basierende BackBox Linux<br />

3.0.9 liefert ein umfangreiches Software-<br />

Arsenal für Penetrationstests und zum<br />

Überprüfen von Netzwerken und Systemen<br />

auf Sicherheitslücken. Damit fühlen<br />

Sie den Clients im LAN auf den Zahn und<br />

prüfen so, ob Sicherheitslücken in den Installationen<br />

sich als potenzielles Einfallstor<br />

für einen Angreifer erweisen könnten. Die<br />

Distribution verwendet den Linux-Kernel<br />

3.8; den <strong>Desktop</strong> stellt das schlanke<br />

XFCE 4.8. Das Menü bietet insbesondere<br />

unter dem Menüpunkt Auditing reichlich<br />

Sicherheitstools, darunter Passwort-<br />

Cracker, Sniffer, Honeypots und Datenrettungstools<br />

wie Testdisk und Photorec.<br />

Anonym im Netz unterwegs mit Tails 0.20.1<br />

Der NSA-Skandal hat das Bewusstsein für<br />

die eigenen Daten geschärft. Die Live-Distribution<br />

Tails 0.20.1 hilft dabei, beim Surfen<br />

im Web möglichst wenig Spuren zu<br />

hinterlassen: Sie leitet alle Anfragen über<br />

einen Tor-Server. Allerdings lohnt es sich,<br />

hier die aktuelle Entwicklung mitzuverfolgen:<br />

Da das alte Release 0.20 einige teils<br />

gravierende Sicherheitslücken aufweist,<br />

legen die Tails-Macher allen Nutzern ans<br />

Herz, schnellstmöglich auf die neue Version<br />

0.20.1 umzusteigen. Diese Fehler betreffen<br />

unter anderem den von Tails verwendeten<br />

Browser Iceweasel sowie den<br />

Kernel. Darüber hinaus bringt die Distribution<br />

auch neue Versionen von Tor<br />

(0.2.4.17), Iceweasel (17.0.9 ESR) sowie<br />

dem Kernel (3.10.11-1) mit.<br />

Spezialist für USB-Sticks ZevenOS Neptune 3.2<br />

Die Distribution ZevenOS Neptune 3.2<br />

basiert fast vollständig auf dem stabilen<br />

Zweig des Debian-Projekts mit dem Codenamen<br />

„Wheezy“. Dessen erste Version<br />

stammt aus dem Mai 2013 und liegt mittlerweile<br />

in einer verbesserten Version 7.1<br />

vor. Die Entwickler von ZevenOS setzen<br />

den Fokus bei ihrer Arbeit auf ein schnelles<br />

Live-System, das sich vor allem für USB-<br />

Sticks eignet. Beim Einrichten eines solchen<br />

Mediums hilft Ihnen der eigens für<br />

diese Distribution entwickelte Installer. Neben<br />

den Debian-Paketquellen stellen die<br />

Maintainer zusätzlich noch eigene Repositories<br />

bereit, in erster Linie, um die sys temeigenen<br />

Programme zu aktualisieren. So<br />

findet sich in den Quellen unter anderem<br />

eine brandneue Version des Mediaplayers<br />

VLC, der ein neues Audio-System und eine<br />

neue Rendering-Pipeline mitbringt.<br />

11.2013 www.linux-user.de<br />

105


Service<br />

Heft-DVD-Inhalt<br />

ArtistX 1.5: Fundus für Künstler<br />

Das auf Ubuntu 13.04 basierende, schicke<br />

ArtistX 1.5 bringt nicht weniger als 2500<br />

Multimediapakete mit. Die Bandbreite<br />

der Programme reicht dabei von<br />

zahlreichen Grafik-Tools aus dem<br />

2D- und 3D-Bereich bis hin zu<br />

sämtlicher gängiger Audiound<br />

Video-Software. Dieses<br />

Sammelsurium vereint die<br />

Distribution in einer ästhetischen<br />

und übersichtlichen<br />

Oberfläche. Zu den<br />

enthaltenen Top-Tools<br />

zählen unter anderem die<br />

3D-Renderer Blender, Art<br />

of Illusions, K3d und<br />

Meshlabs. An Mal- und Zeichenprogrammen<br />

stehen<br />

Ihnen das bekannte Bildverarbeitungsprogramm<br />

Gimp<br />

sowie die Alternativen Krita und<br />

Pinta bereit. Mit Imgseek und<br />

Fotowall sichten und sortieren Sie<br />

Ihre Schnappschüsse. (tle) n<br />

Bei der DVD-Edition von <strong>LinuxUser</strong> ist an dieser Stelle der zweite Heft-Datenträger eingeklebt.<br />

Bitte wenden Sie sich per E-Mail an cdredaktion@linux-user.de, falls es Probleme mit der Disk gibt.<br />

Neue Programme<br />

Als „Schweizer Taschenmesser“ für Arbeiten am System und der<br />

Festplatte bringt GParted Live 0.16.2 eine Vielzahl nützlicher Tools<br />

bereits einsatzfertig mit. Zu einem der wichtigsten zählt der Namensgeber<br />

GParted, mit dem Sie komfortabel Festplatten formatieren<br />

und partitionieren. Daneben enthält die Distribution eine Reihe<br />

Programme, um Daten zu retten oder Backups anzufertigen.<br />

Mit IPFire 2.13 Core 72 schützen Sie Ihr Netz nicht nur vor Angriffen<br />

von außen: In der aktuellen Version steht zudem auch ein Tor-<br />

Addon bereit, das das anonyme Surfen im Netz erlaubt.<br />

Bei Linux from Scratch (LFS) 7.4 handelt es sich um eine freie<br />

Anleitung zum Bau eines Linux-Systems aus den Quelltexten. Die<br />

neue Major-Release aktualisiert die Beschreibungen der Toolchain<br />

auf Binutils-2.23.2, Glibc-2.18 und GCC-4.8.1.<br />

Die freie und plattformunabhängige Grafiksoftware Mypaint 1.1.0<br />

dient in erster Linie zum digitalen Malen und Zeichnen. Als Besonderheit<br />

unterstützt es dafür auch drucksensitive Grafiktabletts. Viele<br />

verschiedene Stifte und Pinsel liefert die Software bereits mit, weitere<br />

stehen auf der Webseite des Projekts zum Download bereit.<br />

Der komplette Funktionsumfang von Shotcut ist rasch beschrieben:<br />

Es hilft beim Trimmen von Videos, stellt Effekte bereit, erlaubt es,<br />

einzelne Streifen zu einem neuen Film zusammenzusetzen und ermöglicht<br />

den Export in einem frei wählbaren Videoformat.<br />

Cvechecker 3.4 vergleicht die installierte Software auf dem System<br />

mit den Einträgen in der CVE-Datenbank. Findet es dort für die<br />

installierte Programmversion einen Eintrag mit einer Schwachstelle,<br />

informiert Sie das kleine Tool über dieses Problem.<br />

Ursprünglich als Analysetool für Netzwerk-Applikationen geplant,<br />

eignet sich Cyberprobe 0.20 inzwischen dazu, Netzwerkstrukturen<br />

zu überwachen. Sie setzen es verteilt auf beliebigen Systemen ein;<br />

die erfassten Daten leitet es an eine zentrale Stelle weiter.<br />

Das Java-Tool Jtimer 1.4.2 unterstützt Sie beim Erfassen und Verwalten<br />

von Projektzeiten. Das Tool erinnert in der Bedienung an<br />

Gtimer und versteht auch dessen Dateiformat. Mit Jtimer messen<br />

Sie für hierarchisch in einer Baumstruktur gruppierte Aufgaben unabhängig<br />

die zugeordneten Zeiten. Übergeordnete Tasks erben dabei<br />

stets die für Unteraufgaben gemessenen Zeiten.<br />

106 www.linux-user.de<br />

11.2013

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