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FLUGZEUG CLASSIC Im Cockpit des Wunder-Jets (Vorschau)

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10<br />

DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />

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Österreich € 6,50<br />

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Schweden SKR 89,00<br />

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Okt. 2013<br />

www.flugzeugclassic.de<br />

Ein Me-262-Pilot<br />

erinnert sich<br />

Focke-Wulf Fw 190 | Boeing B-17 | Heinkel He 111<br />

<strong>Im</strong> <strong>Cockpit</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Wunder</strong>-<strong>Jets</strong><br />

■ Fl 282 »Kolibri«<br />

Der frühe Hubschrauber!<br />

North American B-25<br />

So entstand die legendäre<br />

»Mitchell«<br />

■ Bei Tag und Nacht<br />

Luftkampf um Deutschland<br />

Die ungewöhnliche<br />

Laufbahn <strong>des</strong> Fluglehrers<br />

Egon Hummel<br />

Hawker Hurricane<br />

■ Bf 109/Me 262<br />

Holz als Baustoff<br />

Verjüngungskur für<br />

die Jäger-Legende


Schlachten, Technik,<br />

Feldherren<br />

Das neue Heft ist da.<br />

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Editorial<br />

Meister am Steuer<br />

Fluglehrer – diese souverän-abgeklärten<br />

Meister am Steuerknüppel. Denke ich an<br />

meine Flugausbildung zurück, vergesse ich<br />

nie mein Staunen, wenn der Meister neben mir das<br />

Steuer übernahm: Schlängelte und ächzte die<br />

Schulmaschine noch unter meinen unbeholfenen<br />

Steuereingaben, so schien sie sich in den Händen<br />

<strong>des</strong> Könners zu verwandeln wie eine nervös-reni-<br />

Blindflugschulung in einer Ju-52. Für Egon Hummel Alltag<br />

– bis er sich versetzten ließ … Foto P. Cronauer<br />

tente Remonte in ein diszipliniertes Dressurpferd.<br />

Mensch und Maschine bildeten eine Einheit, die<br />

an Harmonie kaum zu toppen war. Flugverngügen<br />

pur.<br />

Ob Egon Hummel vom gleichen Kaliber war?<br />

Davon darf man ausgehen, denn immerhin schien<br />

er fliegerisch so begnadet gewesen zu sein, dass<br />

er – »zu schade für die Front« – die meiste Zeit seines<br />

Fliegerlebens als Fluglehrer verbrachte. Wie<br />

es ihn aber dann noch an die Spitze der damaligen<br />

Luftfahrttechnologie katapultierte, erfahren Sie,<br />

liebe Leser, ab Seite 14.<br />

Es ist erstaunlich, in wie viele Rollen der Mensch<br />

im Laufe seines Lebens zu schlüpfen vermag. Mal<br />

ist er anhänglicher Junge, dann selbst fürsorglicher<br />

Vater, viele Jahre ein umsichtiger Kollege und<br />

vermutlich ein Leben lang ein »Kind«, wenn es<br />

um seine Hobbies geht. Könnte die Hurricane der<br />

Battle of Britain Memorial Flight reden, hätte sie<br />

gewiss ein paar Worte dazu zu sagen, denn auch<br />

sie ist ein regelrechter »Verwandlungskünstler«.<br />

So auch nach der jüngsten Restaurierung, durch<br />

die sie einen neuen Anstrich bekommen hat. Erleben<br />

Sie ab Seite 30 die faszinierende Geschichte eines<br />

echten Veteranen!<br />

1943 waren hingegen die Rollen in der Luft klar<br />

verteilt: Schier unaufhaltsam strömten die alliierten<br />

Bomber nach Deutschland, während die Jagdwaffe<br />

versuchte, das Unheil durch taktische und technische<br />

Innovationen aufzuhalten. Peter Cronauer<br />

beschreibt ab Seite 48 das hochspannende Wechselspiel<br />

aus Aktion und Reaktion – und zwar in der<br />

Rolle <strong>des</strong> objektiven Beobachters.<br />

Markus <strong>Wunder</strong>lich<br />

Markus <strong>Wunder</strong>lich,<br />

Chefredakteur<br />

Wir stellen vor<br />

Wolfgang Mühlbauer ist<br />

seit Kin<strong>des</strong>beinen von allem<br />

fasziniert, was starre<br />

Flügel hat. Darunter auch<br />

Flugzeuge, die an außergewöhnlichen<br />

militärischen<br />

Operationen teilgenommen<br />

haben. Für die jüngste Ausgabe von FLUG-<br />

ZEUG <strong>CLASSIC</strong> hat er sich die Entwicklung<br />

der eleganten B-25 »Mitchell« vorgenommen,<br />

die erstmals beim Doolittle Raid für<br />

Furore sorgte. Erstaunlich ist vor allem, wie<br />

ausgewogen deren Konzeption schon auf<br />

dem Reißbrett war.<br />

Peter Cronauer ist seit früher<br />

Jugend mit dem »Fliegervirus«<br />

infiziert und Autor für<br />

Luftfahrt-, Technik und jüngere<br />

Zeitgeschichte. In dieser<br />

Ausgabe beschäftigt er sich<br />

mit Egon Hummel. Vordergründig<br />

betrachtet wirkt <strong>des</strong>sen Fliegerleben<br />

wenig plakativ: Keine Abschüsse, kaum<br />

Kampfeinsätze, keine Orden … Allerdings<br />

zählt er mit 6799 Starts und Landungen zu<br />

den erfahrensten Flugzeugführern der gesamten<br />

Luftwaffe, seine Erinnerungen erlauben<br />

manchen Blick hinter die Kulissen.<br />

Peter Ocker hat sich den historischen<br />

Segelflugzeugen<br />

verschrieben, besonders den<br />

Entwürfen aus den 1930erund<br />

40er-Jahren. Diese waren<br />

meist vollständig aus<br />

Holz gebaut. Die britischen<br />

Kampfflugzeuge aus Holz kannte er schon,<br />

aber erst bei den Recherchen seines Buchs zu<br />

Hans Jacobs wurde er auf die Verwendung<br />

von Holz im späten Kriegsverlauf aufmerksam<br />

– und so auf die zeitweilige Rückkehr<br />

zum nachwachsenden Rohstoff auch bei den<br />

schnellsten Flugzeugen ihrer Zeit.<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

3


INHALT <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10-13<br />

14 heit,<br />

Der erfahrene Fluglehrer Egon Hummel bekam die einmalige Gelegen-<br />

Flugzeugführer einer Me 262 zu werden<br />

ZEITGESCHICHTE<br />

Vom Fluglehrer zum Me-262-Einsatzpilot<br />

TITELTHEMA<br />

Ein Flieger ohne Orden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Egon Hummel hätte es als Fluglehrer bestimmt<br />

nicht für möglich gehalten, eines Tages Kampfeinsätze<br />

zu fliegen. Doch dann fand er sich am Steuer der<br />

legendären Me 262 wieder …<br />

TITELTHEMA<br />

TECHNIK<br />

Vielseitiger mittlerer US-Bomber – Teil 1<br />

Angriffsziel Tokio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Geliebt wurde die B-25 zunächst nicht, doch das sollte sich<br />

ganz schnell ändern, als sie bei einem Angriff auf Tokio ihre<br />

Tüchtigkeit unter Beweis stellte!<br />

TITELTHEMA<br />

OLDTIMER<br />

Restaurations-Projekt der BBMF abgeschlossen<br />

Wie ein Hurricane! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

<strong>Im</strong> Juni trauten die Einwohner von Coningsby ihren<br />

Augen nicht: Eine scheinbar fabrikneue Hurricane<br />

zog am Himmel ihre Bahn.<br />

TECHNIK – TYPENGESCHICHTE<br />

Ein Meisterwerk der Rotation<br />

Flettner Fl 282 »Kolibri« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Die Fl 282 <strong>des</strong> Hubschrauber-Pioniers<br />

Anton Flettner<br />

brachte diese neue<br />

Technologie 1941<br />

einen bedeutenden<br />

Schritt nach vorne.<br />

38<br />

Fortschrittlich: die zweisitzige<br />

Fl 282 B-2<br />

TECHNIK – COCKPIT<br />

Das Flugboot Dornier Do L Delphin II<br />

Bodensee-Delphin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

Mit der Delphin II gelang Dornier in den 1920er-<br />

Jahren ein Wasserflugzeug, das zwar schlicht instrumentiert<br />

war, jedoch viele Annehmlichkeiten bot.<br />

Die Umfrage auf www.flugzeug-classic.de – Sie haben abgestimmt:<br />

Wie sagt man so schön:<br />

Ein Flugzeug, das gut<br />

aussieht, fliegt auch gut.<br />

Die B-25 ist hierfür ein<br />

schönes Beispiel – oder?<br />

25,0 %<br />

Absolut! Ausgewogenheit, Kraft und Ästhetik sind auch bei Flugzeugen untrennbar verbunden.<br />

50,0 %<br />

Stimmt nicht immer. Es sei nur an die Ju 52 erinnert: keineswegs elegant, aber<br />

ein perfekter Allrounder.<br />

25,0 %<br />

Darüber habe ich so noch nie nachgedacht – und halte es technisch<br />

auch kaum für relevant.<br />

Besuchen Sie unsere Website und machen Sie bei der aktuellen Umfrage mit!<br />

4


Die ungewöhnliche<br />

Laufbahn <strong>des</strong> Fluglehrers<br />

Egon Hummel<br />

Ein Magazin von<br />

Österreich € 6,50<br />

Schweiz sFr. 11,50<br />

Luxemburg € 6,90<br />

Italien € 7,50<br />

Schweden SKR 89,00 Okt. 2013<br />

www.flugzeugclassic.de<br />

Ein Blickfang war die B-25 gewiss, doch galt es zunächst,<br />

22 das US-Militär von ihrem Potenzial zu überzeugen<br />

Verwandlungskünstler: Die Hurricane der BBMF hat bereits viele<br />

30 Markierungen getragen, so auch nach der jüngsten Restaurierung<br />

SERIE<br />

Am Himmel über dem Reich<br />

Luftkampf mit allen Mitteln . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

Die Luft wurde buchstäblich dünn für das Deutsche<br />

Reich, als die Alliierten ihre Luftangriffe intensivierten.<br />

Was konnte die deutsche Luftwaffe dem entgegensetzen?<br />

OLDTIMER<br />

Stelldichein der fliegenden Legenden in Duxford<br />

Adrenalin pur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

Das Warten hat sich gelohnt: In Duxford röhrte,<br />

donnerte und brauste, was in der Warbird-Welt<br />

Rang und Namen hat.<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> CLAS-<br />

SIC präsentiert die<br />

Veteranen mit<br />

schönsten Aufnahmen!<br />

62<br />

In Duxford stets mit von<br />

der Partie: P-51 Mustang<br />

TECHNIK<br />

Alternativen für Aluminium<br />

Gut Holz! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

Ressourcen-Mangel zwang das Deutsche Reich,<br />

Aluminium einzusparen. Konnte Holz das Leichtmetall<br />

ersetzen?<br />

LESERALBUM<br />

Wartungsarbeiten und Reparaturen<br />

Die Arbeit der »schwarzen Männer«. . . 76<br />

Vom einfachen Auftanken und Schmieren bis hin zur<br />

Reparatur von Gefechtsschäden: Unser Leseralbum<br />

dokumentiert eindringlich<br />

die tägliche Mühsal<br />

der Luftwaffenmechaniker<br />

beim Versuch, ihre<br />

Maschinen einsatzbereit<br />

zu halten.<br />

Mechaniker betanken<br />

eine Heinkel He 111<br />

76<br />

Flugzeuge in dieser Ausgabe<br />

Avro Lancaster .................. 65<br />

Boeing B-17 ...................... 50<br />

de Havilland D.H.98 .......... 81<br />

Dakota Mk.IV ...................... 9<br />

Dornier Do 19 ................... 49<br />

Dornier Do L Delphin II ....... 44<br />

Fairey Gannet .................... 12<br />

Flettner Fl 282 .................. 38<br />

Focke-Wulf Fw 190............. 51<br />

Gloster Gladiator ............... 66<br />

Hawker Hurricane .............. 30<br />

Heinkel He 111................. 76<br />

Lockheed P-38 .................. 52<br />

Messerschmitt Me 262...... 14<br />

Messerschmitt Bf 109 ....... 68<br />

Messerschmitt Bf 110 ....... 52<br />

North American B-25 ......... 22<br />

North American P-51 ......... 63<br />

Piper L-4 .......................... 65<br />

Republic P-47 ................... 51<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

Bild <strong>des</strong> Monats. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Panorama . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Modellbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

Termine/Museumstipp/Bücher . . . . . 60<br />

Leserbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

Background. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

<strong>Im</strong>pressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

10<br />

Focke-Wulf Fw 190 | Boeing B-17 | Heinkel He 111<br />

DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />

Ein Me-262-Pilot<br />

erinnert sich<br />

<strong>Im</strong> <strong>Cockpit</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Wunder</strong>-<strong>Jets</strong><br />

North American B-25<br />

So entstand die legendäre<br />

»Mitchell«<br />

■ Fl 282 »Kolibri« ■ Bei Tag und Nacht<br />

Der frühe Hubschrauber! Luftkampf um Deutschland<br />

Hawker Hurricane<br />

■ Bf 109/Me 262<br />

Holz als Baustoff<br />

TITELBILD<br />

Me 262: R. Ringlstetter<br />

Profil: R. Ringlstetter<br />

B-25: LoC<br />

Hurricane: R. Paver<br />

€ 5,90<br />

Verjüngungskur für<br />

die Jäger-Legende<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

5


BILD DES MONATS<br />

6


Die »Vier-Staaten-Yak«<br />

Eine russische Maschine fliegt mit deutscher<br />

Kennung und amerikanischem Motor über die<br />

englische Küste: Diese himmelblaue Yak 3UA<br />

»Weiße 100« präsentiert sich hier 2008 über<br />

Essex, Großbritannien. Am Steuer sitzt ihr nunmehr<br />

ehemaliger Besitzer Chris Vogelgesang.<br />

Es handelt sich bei ihr allerdings nicht um ein<br />

Original, sondern um ein Replikat aus dem Jahr<br />

1995. Angetrieben wird die Maschine daher auch<br />

von einem Allison.<br />

Vogelgesang erwarb die Yak 2006 und lackierte<br />

sie als »Weiße 100« der sowjetischen 402. IAP<br />

aus dem Jahre 1944. Mittlerweile hat er den himmelblauen<br />

Jäger verkauft. Stationiert ist dieser<br />

nun in Bentwaters, Großbritannien.<br />

Text und Foto Richard Paver<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

7


PANORAMA<br />

■ MESSERSCHMITT ME 262/FOCKE-WULF FW 190<br />

Warbirds suchen ein Zuhause<br />

Der bekannte amerikanische Warbird- Veteranen aus dem Ersten und Zweiten bereits in Oregon eine neue Heimat gefunden.<br />

Hintergrund der Verkäufe ist<br />

Sammler Jerry Yagen hat seine umfangreiche<br />

Weltkrieg, die einzige weltweit fliegende<br />

Flotte historischer Warbirds<br />

zum Verkauf ausgeschrieben. Das in<br />

Virginia Beach beheimatete Military<br />

Aviation Museum rühmt sich, eine der<br />

größten und vielseitigsten privaten<br />

Sammlungen flugtüchtiger Militärmaschinen<br />

zu besitzen, darunter 70 seltene<br />

De Havilland Mosquito, ein Re-<br />

plikat der Messerschmitt Me 262 »Weiße<br />

3«, eine Fi 156 Storch und eine North<br />

American P-51 Mustang.<br />

Zwei von Yagens Warbirds, die Boeing<br />

B-17 Flying Fortress und die Flug-<br />

Werk FW 190 A-8/N »Weiße 11«, haben<br />

das Ziel, den Umfang der Flotte um die<br />

Hälfte zu reduzieren und anschließend<br />

zu prüfen, ob der Betrieb neu organisiert<br />

werden muss. Außerdem wird berichtet,<br />

dass der Heimatplatz <strong>des</strong> Museums<br />

ebenfalls zum Verkauf steht.<br />

Eric Janssonne ■<br />

Nein, werte Damen, der Pilot ist nicht<br />

im Preis inbegriffen, doch das Flugzeug,<br />

die Focke-Wulf FW 190 D-9/N, ist noch<br />

zu haben<br />

Fotos (3) Jerry Yagen<br />

Verkauft: Das Replikat der Fw 190 wird in den Vereinigten<br />

Staaten bleiben<br />

Ungeliebt? Noch<br />

immer auf einen<br />

neuen Platz wartete<br />

Ende Juli<br />

Yagens Replikat<br />

der Me 262<br />

■ DE HAVILLAND D.H. 84<br />

»Drache« in Friedrichshafen!<br />

Während der »Do-Days« in<br />

Friedrichshafen, die am 10.<br />

und 11. August stattgefunden haben,<br />

gastierte eine De Havilland<br />

D.H. 84 Dragon im Dornier-Museum.<br />

Bei der Maschine, die zuvor<br />

an der Klassikwelt Bodensee teilgenommen<br />

hat, handelt es sich allerdings<br />

nicht um ein Original,<br />

sondern um einen Nachbau. Sie<br />

befindet sich seit 1986 im Besitz<br />

der irischen Fluggesellschaft Aer<br />

Lingus und wurde dort von freiwilligen<br />

Helfern restauriert. Als<br />

Vorbild für den Nachbau diente<br />

die D.H. Rapid, die einst auf den<br />

Namen »Iolar« (Adler) getauft<br />

worden war und mit welcher Aer<br />

Lingus am 27. Mai 1936 den Betrieb<br />

aufgenommen hatte. Seit<br />

dem 24. Februar 2013 ist die Dragon<br />

mit der Kennung EI-ABI unterwegs.<br />

Werner Fischbach ■<br />

Während ihres Aufenthalts im<br />

Dornier Museum war die Dragon<br />

auch in der Luft zu sehen<br />

Foto Dornier Museum<br />

8


■ DAKOTA MK.IV<br />

Flügellahmer »Rosinenbomber«<br />

Endstation Ersatzteillager:<br />

die Dakota G-AMRA. Auch diese<br />

Maschine war in ihrer aktiven<br />

Zeit an der Luftbrücke beteiligt<br />

Foto Christian Borchmann-Backhaus<br />

Das Rundflugunternehmen Air Service<br />

Berlin hat am 30. Juli 2013 die Dakota<br />

G-AMRA erhalten. Sie wird jedoch nicht Teil <strong>des</strong><br />

Fuhparks werden, sondern als »Ersatzteillager«<br />

für die Dakota D-CXXX dienen. Diese Maschine<br />

befindet in Reparatur, nachdem sie 2010 bei einer<br />

Bruchlandung schwere Schäden erlitten hatte.<br />

Die D-CXXX war einst als »Rosinenbomber« an<br />

der Berliner Luftbrücke beteiligt.<br />

Ihr Einsatzleben begann Anfang 1945 als<br />

Douglas C-47B, 44-76540, bevor man sie als<br />

Dakota Mk.IV KN442 an die Royal Air Force<br />

weiterreichte. 1950 wurde die Dakota schließlich<br />

eingelagert, ehe Air Service Berlin die Maschine<br />

2001 erwarb.<br />

Um die D-CXXX wieder flugtüchtig instand<br />

zu setzen, gründete man den Förderverein Rosinenbomber<br />

e.V., der innerhalb von drei Jahren<br />

210 000 Dollar auftreiben konnte. Mit diesem<br />

Geld erwarb der Verein die Dakota G-AMRA,<br />

die nun ausgeschlachtet wird. Laut Plan wird<br />

die D-CXXX 2014 wieder fliegen, pünktlich<br />

zum 65. Jahrestag der Luftbrücke.<br />

Richard Chapman ■<br />

Es bleibt noch viel zu tun: die lädierte D-CXXX<br />

Foto Christian Borchmann-Backhaus<br />

■ DORNIER DO 217<br />

Sensationsfund in Höhle<br />

■ MESSERSCHMITT BF 109<br />

Notgelandet!<br />

Foto U. Balke<br />

Sensationeller Fund in den französischen<br />

Pyrenäen: In einer fast 100 Meter tiefen<br />

Höhle wurden die Überreste einer Do 217<br />

gefunden. Gilles Collaveri, ein französischer<br />

Flugzeughistoriker, organisiert und<br />

leitet – unterstützt von der »328 Groupe« –<br />

ein Projekt, um die Wrackteile zu untersuchen.<br />

Links: Eine Do 217 K-2<br />

der III./KG 100. Die in<br />

der Höhle (oben) gefundene<br />

Maschine trägt die<br />

gleiche Kennung<br />

Foto Lino von Garzen<br />

Es handelt sich bei dem Flugzeug mit<br />

größter Wahrscheinlichkeit um die Do 217<br />

der 9./KG 100 mit der Werknummer 4749,<br />

die in der Nacht vom 15. auf den 16. Juni<br />

1944 von einem Einsatz gegen Seeziele im<br />

Hafen von Cherbourg nicht zurückkehrte.<br />

Wir werden in einer späteren Ausgabe ausführlich<br />

berichten. Lino von Garzen ■<br />

Foto F. Ungert<br />

Hier lief der Motor der »Roten Sieben« noch<br />

Ihre Vorführung am 18. August bei der Air<br />

Show im dänischen Roskilde beendete die Bf<br />

109 G-4 <strong>des</strong> EADS Heritage Flight auf dem Bauch<br />

liegend im Kornfeld.Wie in einem Video zu hören<br />

und zu sehen, fiel ihr Triebwerk während<br />

<strong>des</strong> Fluges aus bisher noch ungeklärter Ursache<br />

aus. Pilot Klaus Plasa reagierte ebenso schnell<br />

wie souverän und brachte die Maschine sicher<br />

zu Boden. Er selbst blieb unverletzt. Soweit festzustellen,<br />

scheint die »Rote Sieben« keinen übermäßigen<br />

oder unerwarteten Schaden genommen<br />

zu haben. Noch am selben Nachmittag wurde<br />

sie fachmännisch geborgen und in eine Halle auf<br />

dem nahe liegenden Flugplatz gebracht, um sie<br />

für den raschen Rücktransport nach Manching<br />

vorzubereiten. Wolfgang Mühlbauer ■<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

9


PANORAMA<br />

Die P-51D Mustang mit den originalen<br />

Tragflächen im Volandia-Museum<br />

■ NORTH AMERICAN P-51<br />

Eine italienische Mustang<br />

Das italienische Unternehmen Celin Avio<br />

restauriert zurzeit in den Werkstätten <strong>des</strong><br />

Volandia-Museums auf dem Flughafen Malpensa,<br />

Italien, eine P-51D Mustang in flugtüchtigen<br />

Zustand. Auftraggeber ist ein Privatkunde,<br />

von dem auch der Rumpf der Maschine<br />

stammt. Um die Arbeiten durch eine passende<br />

Vorlage zu erleichtern, hat der verantwortli -<br />

che Restaurator Ali Storiche eine P-51D <strong>des</strong><br />

italienischen Luftwaffenmuseums erhalten.<br />

Ferner stehen Original-Tragflächen zur Verfügung,<br />

die er bereits probeweise anbauen<br />

konnte. Sie dienen ihm als Muster, um eigene<br />

Flügel konstruieren zu können. Besuchern <strong>des</strong><br />

Museums bietet sich hierbei die Gelegenheit,<br />

den Fortschritt der Arbeiten durch ein Fenster<br />

zu verfolgen.<br />

Gregory Alegi ■<br />

Foto Gregory Alegi<br />

Foto Roger Soupart<br />

■ HEINKEL HE 115<br />

Aufgetaucht!<br />

Nach mehr als 60 Jahren im Wasser klaffen Ideal<br />

und Realität augenscheinlich weit auseinander<br />

In Fort Veldhuis, Amsterdam, wurde das Exponat<br />

einer Heinkel He 115 enthüllt. Es zeigt die Überreste<br />

der He 115, W.Nr. 2732, von der 3./KüFlGr. 906, die<br />

1940 im IJmeer nahe der ehemaligen Wasserflugzeugbasis<br />

Schellingwoude verunglückte. 2004 barg man<br />

Bruchstücke der Maschine vom Grund <strong>des</strong> Sees, die<br />

man konservierte und inzwischen teilweise restauriert<br />

hat. Neben kleineren Teilen und einem Diorama der<br />

Basis sind die BMW-132N-Motoren passend vor dem<br />

Wandgemälde der He 115 aufgebaut.<br />

Roger Soupart ■<br />

■ SCALARIA AIRCHALLENGE<br />

Groß, größer, Catalina<br />

Vom 11. bis zum 14. Juli 2013 fand<br />

die nunmehr neunte Scalaria Airchallenge<br />

am Wolfgangsee, Österreich,<br />

statt. Ein Höhepunkt waren die Formationsflüge<br />

der Flugboot-Giganten<br />

PBY Catalina und Do 24 ATT, die zwei<br />

Vollkreise um den See flogen, ehe sie<br />

schließlich nacheinander wasserten.<br />

Mit 32 Meter Spannweite und einer<br />

maximalen Abflugmasse von 16 Tonnen<br />

gehört die 1944 gebaute PBY 5A<br />

Catalina zu den größten Wasserflugzeugen<br />

der westlichen Welt. Als Vertreter<br />

der Warbirds präsentierten die<br />

Veranstalter eine zweimotorige North<br />

American B-25 Mitchell aus dem Salzburger<br />

»Hangar 7« der Flying Bulls,<br />

die auch mit weiteren Pretiosen vertreten<br />

waren. Eskortiert wurde der<br />

Bomber obendrein von zwei Alpha<br />

<strong>Jets</strong>.<br />

Gewaltig: die PBY Catalina auf dem<br />

Wolfgangsee Foto Sandra Romanowicz<br />

Zu den artistischen Highlights gehörte<br />

die Showeinlage der Wingwalkerin<br />

Peggy Kraintz, die ihren Auftritt<br />

auf den Tragflächen einer Boeing Stearman<br />

absolvierte.<br />

Jürgen Schelling ■<br />

10


■ AIRPOWER 2013<br />

Zeltweg im Flieger-Rausch!<br />

Sie darf auf keiner Airshow fehlen:<br />

die P-51 Mustang Fotos (3) Othmar Hellinger<br />

Oben: Torpedobomber TBM-3E Avenger<br />

Unten: Chance-Vought F4U-4 Corsair<br />

Die Luftfahrt-Veranstaltung »Airpower<br />

2013« fand als Gemeinschaftsprojekt <strong>des</strong><br />

österreichischen Bun<strong>des</strong>heeres, <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>lands<br />

Steiermark und Red Bull vom 28. bis zum<br />

29. Juni 2013 am Flugplatz Zeltweg statt. Rund<br />

4500 Mitarbeiter – davon 3500 Soldaten – trugen<br />

dazu bei, dass etwa 200 Flugzeuge aus<br />

über 20 Nationen an diesen beiden Tagen präsentiert<br />

werden konnten.<br />

Eröffnet wurde die Airpower 2013 mit dem<br />

»Wake-up-Call« zweier Eurofighter <strong>des</strong> österreichischen<br />

Bun<strong>des</strong>heeres. Neben historischen<br />

Maschinen zeigten die Veranstalter anschließend<br />

modernstes Fluggerät verschiedener<br />

europäischer Staaten, während sechs Kunstflugstaffeln<br />

für Unterhaltung sorgten. Auch<br />

zahlreiche Warbirds, von denen manche in<br />

der Luft vorgeführt wurden, boten sich den<br />

Augen der Besucher dar.<br />

Zu den Highlights der Airshow gehörten<br />

eine North American Rockwell OV-10B Bronco<br />

aus Frankreich, eine Grumman TBM-3E Avenger<br />

aus der Schweiz und eine Hawker Sea Fury<br />

in den Farben der australischen Marine. Eine<br />

Besonderheit stellte darüber hinaus die Supermarine<br />

Spitfire Mk. XVIe aus England dar, die<br />

die Farben einer im Frühjahr 1945 in Zeltweg<br />

stationierten Maschine trug. Ebenfalls ins Auge<br />

stach ein zweisitziges Hawker-Hunter-Schulflugzeug,<br />

welches sich im Tigerlook präsentierte.<br />

Insgesamt bot die Airpower 2013 jeden<br />

Tag achteinhalb Stunden Flugvorführung ohne<br />

Pause.<br />

Othmar Hellinger ■<br />

Der Urahn aller Businessjets …<br />

Der erste Learjet 1963<br />

… hat seine Wurzeln ausgerechnet in der<br />

Schweiz, deren Einwohner doch als Inbegriff<br />

der Langsamkeit gelten. Genau genommen<br />

ist es ja auch ein Amerikaner, dem der<br />

Learjet, der vor 50 Jahren am 7. Oktober<br />

1963 zum Erstflug startet, seine Existenz<br />

verdankt. William Lear heißt der Mann, der<br />

Anfang der 1950er-Jahre zu Hause mit seinen<br />

Partnern aufgemotzte Propellerflugzeuge<br />

als Geschäftsreisemaschinen auf den<br />

Markt bringt. 1959 scheint ihm die Zeit reif<br />

für einen kleinen, schnellen und kostengünstigen<br />

Businessjet – mit einer Leistungsfähigkeit,<br />

die modernen<br />

Kampfflugzeugen<br />

nahe kommt.<br />

Und so verschlägt es<br />

ihn letztlich in die<br />

Schweiz, um den dort<br />

entwickelten, aber nie<br />

in Serie gebauten<br />

Jagdbomber P-16 als<br />

Foto Lear Jet passende Grundlage<br />

zu nutzen. Ein Jahr<br />

später ist die Swiss American Aviation Corporation<br />

(SAAC) ins Leben gerufen, um die<br />

SAAC-23 genannte Maschine zu verwirklichen.<br />

Doch so gut<br />

die Grundsubstanz<br />

aus Altenrhein<br />

auch ist,<br />

entpuppt sich der<br />

Gesamtaufwand<br />

für die Entwicklung<br />

wie den Bau<br />

in Europa als zu<br />

hoch. 1962 verla-<br />

Jüngster Spross: Learjet 85<br />

gert Lear darum sein Unternehmen nach<br />

Kansas, bevor im April 1963 aus der SAAC<br />

die Lear Jet Company und aus dem Flugzeug<br />

die Lear 23 wird. Die Maschine selbst<br />

weist bald alle Mitbewerber in ihre Schranken.<br />

Sie und ihre Nachkommen setzen seither<br />

den Maßstab für Geschäftsreisejets. Als<br />

William Lear am 14. Mai 1978 im Alter von<br />

76 Jahren stirbt, hat die Herstellerfirma bereits<br />

mehrfach Besitzverhältnisse und Namen<br />

gewechselt. Doch dem Erfolg der<br />

Learjet-Familie kann das nichts anhaben.<br />

Seit Juni 1990 gehört sie zur Produktpalette<br />

<strong>des</strong> Bombardier Konzerns, der sie beständig<br />

weiterentwickelt.<br />

Bis dato sind bald an<br />

die 2500 Stück <strong>des</strong><br />

flinken Fliegers mit<br />

Schweizer Wurzeln<br />

verkauft. Wie sagte<br />

der Alpöhi doch einst<br />

so treffend: »It’s cool,<br />

Foto Bombardier<br />

man!«<br />

Wolfgang Mühlbauer ■<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

11


PANORAMA<br />

PRO LUFTFAHRT JESENWANG<br />

Oldtimertreff in Bayern<br />

Foto Jürgen Schelling<br />

Foto Dornier Museum Friedrichshafen<br />

Am Donnerstag, den 3. Oktober 2013, findet<br />

am oberbayerischen Flugplatz Jesenwang<br />

zum 16. Mal das große Oldtimertreffen für<br />

Flugzeuge, Autos, Traktoren und Motorräder<br />

statt. Organisiert wird die Veranstaltung von<br />

der Initiative »Pro Luftfahrt Jesenwang«. Rund<br />

400 klassische Land- und Luftfahrzeuge werden<br />

an diesem Tag zu sehen sein, darunter<br />

beispielsweise ein Boeing-Stearman-Doppeldecker<br />

aus den 1930er-Jahren. Höhepunkt<br />

<strong>des</strong> Treffens wird ein Korso der teilnehmenden<br />

Flugzeuge, Autos, Motorräder und Traktoren<br />

sein. »Pro Luftfahrt Jesenwang« beginnt<br />

um 10 Uhr. Teilnehmende Piloten werden<br />

gebeten, sich unter www.proluftfahrt-jesenwang.de<br />

anzumelden.<br />

JS<br />

Auch mit dabei: Fw 44 Stieglitz<br />

DORNIER MUSEUM FRIEDRICHSHAFEN<br />

Rekord bei Do-Days<br />

Die Luftfahrt-Veranstaltung »Do-Days 2013«<br />

verzeichnete einen neuen Besucherrekord.<br />

So fanden sich rund 6900 Besucher am<br />

10. und 11. August in Friedrichshafen ein, wo<br />

sich unter anderem die Gelegenheit bot, an<br />

Rundflügen in der Junkers Ju 52 oder der<br />

Antonov An-2 teilzunehmen. Am Boden gab<br />

es in<strong>des</strong> den Transporthubschrauber CH-53<br />

vom Luftwaffenstandort Laupheim sowie die<br />

Do 24 ATT zu sehen. <strong>Im</strong> Hangar <strong>des</strong> Museums<br />

konnten als Gastflugzeuge die beiden<br />

historischen Doppeldecker »Boeging Stearman«<br />

und »de Havilland D.H. 84 Dragon« besichtigt<br />

werden.<br />

Ein abschließen<strong>des</strong> Highlight stellten am<br />

Sonntagnachmittag eine Spitfire und eine<br />

P-51 dar, die nach einem Überflug auf dem<br />

Museumsgelände landeten. SK<br />

Überraschungsgast: Eine Spitfire<br />

in Friedrichshafen<br />

Strahlt mit ihren Besitzern um<br />

die Wette: die Gannet nach ihrer<br />

Restaurierung Fotos (2) Shannan Hendricks<br />

■ FAIREY GANNET<br />

Wahrhaft einzigartig<br />

Auf dem Flugplatz von New<br />

Richmond, Wisconsin, hob<br />

am 9. August 2013 die derzeit<br />

weltweit einzige flugfähige<br />

Fairey Gannet ab. Die 1954 als<br />

Prototyp der T.2-Serie gebaute<br />

Maschine erhielt die Seriennummer<br />

WN365, bevor sie<br />

nach drei Jahren zu Fairey zurückkehrte,<br />

um als Prototyp<br />

der T.5-Serie zu dienen. Die<br />

Royal Navy setzte sie anschließend<br />

mit der neuen Seriennummer<br />

XT752 auf verschiedenen<br />

Stützpunkten ein, bis<br />

man sie schließlich 1978 aus<br />

dem aktiven Dienst nahm. In<br />

den 1990er-Jahren kehrte die<br />

Gannet in die USA zurück, wo<br />

sie auch für kurze Zeit geflogen<br />

ist. 2004 erwarb schließlich<br />

Shannan Hendricks die<br />

Fairey und ließ sie von Grund<br />

auf restaurieren, ehe sie zuletzt<br />

als N752XT wieder in den<br />

Himmel stieg.<br />

Stefan Schmoll ■<br />

■ HAWKER TYPHOON<br />

Zeugen eines tragischen Unglücks<br />

Der Napier-Sabre-Motor der RB250 mit noch drei verbogenen<br />

Propellerblättern<br />

Foto Roger Soupart<br />

<strong>Im</strong> Museum <strong>des</strong> Militärflugplatzes<br />

Volkel, Niederlande,<br />

sind seit Kurzem die gereinigten<br />

und teilweise restaurierten<br />

Überreste einer Hawker Ty -<br />

phoon RB250 ausgestellt. Bei<br />

der Maschine handelt es sich<br />

um das Einsatz-Flugzeug von<br />

Sergeant Alain de Blommaert,<br />

der am 14. April 1945 mit einer<br />

anderen Typhoon kollidierte<br />

und in der Nähe der Maasbrücke<br />

von Grave, Niederlande,<br />

abstürzte. Die beiden Flugzeugführer,<br />

die zur 609 (Belgian)<br />

Squadron gehörten, kamen<br />

bei diesem schweren<br />

Zusammenstoß ums Leben.<br />

Obwohl das Wrack der RB250<br />

zunächst als verschrottet galt,<br />

wurden einige Jahre später<br />

Teile der verunglückten Maschine,<br />

darunter Motor und<br />

Propeller, an der Absturzstelle<br />

geborgen.<br />

Roger Soupart ■<br />

Fotos Shannan Hendricks<br />

12


■ ENGLISH ELECTRIC CANBERRA B.2<br />

Ein Bomber als Geschenk<br />

Das chinesische Luftfahrtmuseum<br />

in Datangshan hat ein<br />

Geschenk aus Simbabwe in Form<br />

eines English-Electric-Canberra-B.2-<br />

Bombers erhalten. Die königlich<br />

rho<strong>des</strong>ische Luftwaffe erhielt in den<br />

1960er-Jahren fünfzehn B.2, die man<br />

1967 gegen aus Sambia eindringende<br />

Terroristen einsetzte. Als<br />

Rho<strong>des</strong>ien 1980 zu Simbabwe<br />

wurde, waren lediglich noch elf der<br />

Bomber im Einsatz.<br />

Die Canberra trägt den Tarnanstrich<br />

der Luftwaffe Simbabwes,<br />

während die Hoheitsabzeichen lediglich<br />

auf der rechten Rumpfseite<br />

zu sehen sind. Die Serien- und die<br />

Baunummer sind nicht angegeben,<br />

ebenso wenig das Verbandskennzeichen.<br />

Roger Soupart ■<br />

Die Canberra B.2 im chinesischen Luftfahrtmuseum in Datangshan<br />

Die linke Seite der Canberra B.2 scheint ein Standard-Bombertarn -<br />

schema der RAF in Europa zu tragen<br />

Fotos (2) Roger Soupart<br />

■ TUPOLEW TU-134<br />

DDR-Jet verschrottet<br />

An drei Tagen durch einen Schrotthändler vor Ort in Leipzig-<br />

Halle zerlegt: Tu-134 DDR-SCF. <strong>Im</strong> Hintergrund: Antonow An-<br />

124 von Volga-Dnepr Foto Robert Kluge<br />

Anfang August 2013 wurde die Tupolew Tu-134K mit der<br />

Werknummer 9350905 auf dem Flughafen Leipzig-Halle<br />

verschrottet. Die Maschine war am 31. Oktober 1969 als<br />

Salonflieger der DDR-Luftstreitkräfte in Dienst gestellt worden,<br />

trug jedoch die Bemalung der Fluggesellschaft Interflug<br />

und das zivile Kennzeichen DM-SCF (später DDR-SCF). Als<br />

frühe Version verfügte sie noch über einen Bremsfallschirm.<br />

Von 1974 bis zu ihrem letzten Flug im Jahre 1986 war die<br />

Tupolew als Verkehrsflugzeug für etwa 70 Passagiere im<br />

Einsatz der Interflug, ehe man sie als Teil eines »Aeroparks«<br />

öffentlich zugänglich machte. Zuletzt diente sie der Ausbildung<br />

von Abfertigungspersonal. Der Flughafen Leipzig-<br />

Halle ließ die Maschine verschrotten, nachdem es nicht<br />

gelungen war, einen Geldgeber zu finden, der den Transport<br />

der Tupolew zu einem neuen Standort hätte finanzieren<br />

wollen.<br />

Robert Kluge ■<br />

■ MCDONNELL F-4F PHANTOM II<br />

Letzter Flug der Phantom<br />

Am 24. Juli 2013 wurden bei der<br />

WTD61 in Manching die beiden<br />

letzten fliegenden deutschen<br />

F-4F Phantom feierlich verabschiedet,<br />

wobei die Maschinen mit den<br />

Kennungen 37+15 und 38+13 ein<br />

kleines Flugprogramm absolvierten.<br />

Die sonderbemalte Phantom<br />

38+13, die am 30. Juli<br />

den allerletzten Flug einer F-4F in<br />

Deutschland durchführte, wird<br />

künftig in Manching als Gate -<br />

guard verbleiben. Ihre Schwestermaschine<br />

hingegen wurde tags<br />

zuvor nach Jever überstellt und<br />

dort der sogenannten »Hochwertteilegewinnung«<br />

zugeführt.<br />

Andres Zeitler ■<br />

Foto Andreas Zeitler<br />

In Deutschland gehören solche Bilder nun der<br />

Vergangenheit an: zwei Phantom in Formation<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

13


ZEITGESCHICHTE<br />

Egon Hummel<br />

VOM FLUGLEHRER ZUM ME-262-EINSATZPILOT<br />

Ein Flieger ohne<br />

Fliegerisch höchst versiert, in<br />

seinen Flugbüchern unzählige<br />

Flugzeugmuster, bekommt der<br />

Fluglehrer Egon Hummel 1945<br />

eine Chance, von der viele Flugzeugführer<br />

träumten: die Messerschmitt<br />

Me 262 zu fliegen. Doch<br />

was war tatsächlich dran an dem<br />

»Turbojäger«? Von Peter Cronauer<br />

14


Orden<br />

Traum oder Albtraum? Die Me 262<br />

sollte zum ersten und letzten Einsatzflugzeug<br />

<strong>des</strong> Fluglehrers Egon<br />

Hummel werden Foto Sammlung Cronauer<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

15


ZEITGESCHICHTE<br />

Egon Hummel<br />

Die Me 262 konnte bis zu 1000 kg<br />

Bombenlast tragen. <strong>Im</strong> Einsatz waren<br />

jedoch zwei 250-kg-Bomben üblich<br />

Foto Sammlung Ringlstetter<br />

Am 3. April 1944 betritt Oberfeldwebel<br />

Egon Hummel das Dienstzimmer <strong>des</strong><br />

Kommandeurs der Fluglehrerschule<br />

der Luftwaffe in Brandenburg-Briest. Was<br />

wird jener wohl von ihm wollen? Während<br />

Hummel militärisch grüßt, beschleicht ihn ein<br />

mulmiges Gefühl. Sein Gegenüber nimmt<br />

sich keine Zeit für Etikette, statt<strong>des</strong>sen legt<br />

der Vorgesetzte sofort los: »Haben Sie einen<br />

Vetter im Himmel? Oder eine schützende<br />

Hand im RLM? Sie sind mit sofortiger Wirkung<br />

versetzt!« Warum und wohin? Die<br />

Überraschung in Egon Hummels Gesicht ist<br />

echt, der Kommandeur fährt nun in einer gemäßigteren<br />

Tonart fort. Am Ende entlässt er<br />

den bewährten Fluglehrer mit einem »Übermorgen<br />

haben Sie sich in Straußberg zu melden!«<br />

und bereits im Hinausgehen vernimmt<br />

jener noch ein gemurmeltes »<strong>Im</strong>mer holen sie<br />

die Besten …«<br />

Zwei Tage später trifft Egon Hummel auf<br />

dem Fliegerhorst in Straußberg ein. Der dortige<br />

Kommandeur bereitet ihm einen freundlichen<br />

Empfang: »Weshalb sind Sie wohl<br />

hier?« »Ich weiß es nicht, mein letzter Aufenthalt<br />

hier liegt ungefähr ein Vierteljahr zurück.«<br />

»Na, sehen Sie«, entgegnet jener mit einem<br />

schelmischen Grinsen, »dann kennen Sie<br />

ja doch den Grund. Wer legte hier eine perfekte<br />

Landung hin? Wie aus dem Bilderbuch,<br />

bei miesestem Wetter und mit einer Ju 88 auf<br />

einem viel zu kleinen Platz?« Allmählich versteht<br />

Hummel die Anspielung, kann sich aber<br />

immer noch keinen rechten Reim darauf machen.<br />

Schließlich löst sein neuer Vorgesetzter<br />

das Rätsel auf: »Sie wissen, dass es in Straußberg<br />

eine Navigationsschule gibt? Sie sind als<br />

Fluglehrer hierher versetzt. Keine Sorge, Sie<br />

sind nicht der einzige. Ich habe hier viele erfahrene<br />

Kampfflieger. Doch die Herren wollen<br />

bei schlechtem Wetter nicht mehr fliegen,<br />

ihrer Meinung nach haben sie das über England<br />

bereits zur Genüge getan. Daher brauche<br />

ich einen unverbrauchten Flugzeugführer,<br />

der sich für eine Schlechtwetterlandung nicht<br />

zu schade ist. Deshalb sind Sie hier.«<br />

Schlechtem Wetter zum Trotz<br />

Nein, für Schlechtwetterlandungen ist sich<br />

Egon Hummel nicht zu schade. Viele hatte er<br />

bereits gemeistert, auch jene, die ihn im Ja-<br />

Bereits als Lehrling schloss sich Egon Hummel<br />

einer Segelfliegergruppe an Foto Sammlung Cronauer<br />

In seiner mehr als achtjährigen Tätigkeit als Fluglehrer vermittelte Egon Hummel einer stattlichen<br />

Anzahl von Flugschülern das fliegerische Handwerk<br />

Foto Sammlung Cronauer<br />

16


Während <strong>des</strong> »Polenfeldzuges« pendelte Hummel<br />

mit seiner Ju 52 mehrmals täglich zwischen<br />

Breslau-Gandau und Tschenstochau hin und her<br />

Foto Sammlung Cronauer<br />

nuar 1944 nach Straußberg führte. Damals bildete<br />

er in Brandenburg-Briest Flugschüler im<br />

Blindflug aus, die bereits den Flugzeugführerschein<br />

C 2 besaßen. In vielen Nächten war<br />

er unterwegs, aber auch tagsüber, bei möglichst<br />

schlechtem Wetter. Bei der allmorgendlichen<br />

Besprechung wurde an jenem 18. Januar<br />

1944 vorhergesagt, dass in der zweiten<br />

Tageshälfte ein von Nordwesten herannahender<br />

Schlechtwettereinbruch die Rückkehr<br />

zum eigenen Platz voraussichtlich unmöglich<br />

machen werde. Die Betroffenen sollten dann<br />

nach Osten ausweichen, auf irgendeinen noch<br />

offenen Platz. Egon Hummel wusste, dass<br />

sie davon betroffen sein würden, dennoch<br />

kletterten er, sein Bordfunker sowie ein Flugschüler<br />

an Bord einer Ju 88 und flogen zunächst<br />

nach Osten. »Gefechtsmäßiger Instrumentenflug«<br />

stand auf dem Programm.<br />

Der Treibstoff wird knapp<br />

Um halb zwei Uhr waren sie gestartet und<br />

nur wenig später reichte ihm der Bordfunker<br />

einen Zettel, auf dem stand, dass in Brandenburg-Briest<br />

ab sofort »QBI-QBO«, also »Landeverbot«,<br />

gilt. Die Vorhersage war eingetroffen,<br />

der Flugplatz war geschlossen, sie<br />

konnten nicht mehr nach Brandenburg-Briest<br />

zurück. Also meldete sich der Bordfunker bei<br />

Berlin-Tempelhof. Die Antwort lautete »QBI-<br />

QBO«, sie sollten nach Frankfurt an der Oder<br />

weiterfliegen. Als von dort ebenfalls nur<br />

»QBI-QBO« kam, wurde es allmählich eng.<br />

Wo sollten sie noch hin?<br />

Mittlerweile waren sie seit gut dreieinhalb<br />

Stunden in der Luft und hatten den Großteil<br />

ihres Treibstoffes verflogen. Egon Hummel<br />

Angesichts der sich weiter leerenden<br />

Treibstofftanks blieb ihnen keine andere Wahl.<br />

machte kehrt, flog zurück in Richtung<br />

Westen und wies den Funker an,<br />

er solle der Postfunkstelle »SOS«<br />

durchgeben und dass sie eine<br />

Ju 88 seien, deren Brennstoffvorrat<br />

nur noch für eine halbe<br />

Stunde reiche. Sie benötigten<br />

dringend einen Platz! Nach<br />

einigen Minuten Funkstille<br />

meldete sich der Flugleiter<br />

von Straußberg, er nehme<br />

die Maschine an. Egon<br />

Hummel konnte es kaum<br />

glauben: Straußberg? Das<br />

war doch nur ein A/B-<br />

Platz? Der war doch für eine<br />

Ju 88 viel zu klein! Doch<br />

angesichts der sich weiter leerenden<br />

Treibstofftanks blieb ihnen<br />

keine andere Wahl.<br />

Auch in Straußberg herrschte<br />

schlechtes Wetter, doch für einen<br />

erfahrenen Blindfluglehrer gehörte<br />

das ZZ-Landeverfahren zum<br />

Standardlehrprogramm. Hummel<br />

und sein Bordfunker hatten es bereits vielfach<br />

praktiziert, sie waren ein sehr gut aufeinander<br />

eingespieltes Team. Mit der bordeigenen Peilung<br />

flogen sie den Platz sauber an, erhielten<br />

vom dortigen Peilflugleiter das Zeichen<br />

»QFG« dafür, dass sie sich nun direkt über<br />

dem Platz befanden, gingen auf 700<br />

Meter Höhe herunter, flogen auf dem<br />

vorgeschriebenen Abflugkurs vom<br />

Platz weg, machten nach sieben Minuten<br />

die Kehrtkurve und flogen<br />

wieder zum Platz zurück. Weiterhin<br />

Höhe aufgebend<br />

und die Winddrift laufend<br />

korrigierend, flog<br />

Egon Hummel in dieser<br />

Phase ausschließlich<br />

nach den Bordinstrumenten<br />

und nach den<br />

Angaben seines Funkers,<br />

der laufend die<br />

Peilung durchgab.<br />

»Wir lagen gut, befanden<br />

uns exakt auf<br />

dem für Straußberg<br />

vorgegebenen Anflugkurs,<br />

insgesamt lief unser<br />

Blindlandeanflug wie<br />

aus dem Lehrbuch ab.«<br />

Peilung, Anflughöhe,<br />

Hummel 1936 in Winterkombination.<br />

Noch vor Abschluss<br />

der A/B-Schule wurde<br />

er zur Fluglehrerschule<br />

versetzt Foto Sammlung Cronauer<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

17


ZEITGESCHICHTE<br />

Egon Hummel<br />

Nach einem missglückten Start, der Hummel das Bugrad kostete,<br />

schlitterte er auf Bomben wie diesen hier noch einige Meter weit<br />

Foto Sammlung Cronauer<br />

Geschwindigkeit und zeitlicher Abstand bis<br />

zum Aufsetzen … alles klappte wie am<br />

Schnürchen! Hummel ging von 100 Metern<br />

herunter auf 50, auf 40, dann auf 20 … »Endlich<br />

tauchte vor mir das rote Licht einer Hindernisbeleuchtung<br />

auf und unmittelbar dahinter<br />

das erste weiße jenes Leuchtpfa<strong>des</strong>, der<br />

die Landebahn markierte. Wir hatten es geschafft!«<br />

Da empfing sein Bordfunker eine<br />

neue Nachricht: »JJJ!« – Sofort durchstarten!<br />

»Warum schicken die uns auf den letzten Metern<br />

wieder weg?« Für Nachfragen und Antworten<br />

blieb keine Zeit, der Treibstoff war zudem<br />

am Ende, Hummel ignorierte die<br />

Anweisung und setzte die Maschine sauber<br />

auf. – Vier Stunden und drei Minuten waren<br />

sie in der Wetterküche unterwegs gewesen<br />

und hatten dabei eine Flugstrecke von 1280<br />

Kilometern zurückgelegt.<br />

Ein Irrtum mit Folgen<br />

Anschließend begab er sich zur Flugleitung,<br />

machte die übliche Meldung und fragte den<br />

Peilflugleiter, weshalb der ihn auf den letzten<br />

Drücker durchstarten lassen wollte. »Erst<br />

als Sie am Platz waren«, antwortete jener, »erkannte<br />

ich, dass Sie keine Ju 52 sind, sondern<br />

eine schnelle Kampfmaschine, und für die ist<br />

der Platz doch viel zu klein!« Offensichtlich<br />

war er das nicht, denn Hummel bereitete die<br />

Landung keinerlei Probleme. Für ihn war das<br />

nur eine weitere Schlechtwetterlandung von<br />

vielen, und womöglich hätte er sie auch schon<br />

längst vergessen, wäre sie nicht die Ursache<br />

dafür geworden, dass man ihn ein Vierteljahr<br />

später nach Straußberg kommandierte. Mit<br />

einem »Deshalb sind Sie hier« hieß ihn der<br />

Kommandeur willkommen.<br />

Seine fliegerischen Qualitäten waren<br />

hingegen allseits unbestritten.<br />

Von seinen neuen Kameraden bekam er<br />

jedoch erst mal keinen zu Gesicht und schon<br />

am nächsten Morgen zeigte sich, warum.<br />

Beim Morgenappell der Fluglehrer sah sich<br />

Egon Hummel ausschließlich von erfahrenen<br />

Frontfliegern umgeben, sie alle trugen hohe<br />

Auszeichnungen. Das Deutsche Kreuz in<br />

Gold gehörte hier offenbar zum Dienstanzug,<br />

Der Arbeitsplatz eines Me-262-A-Piloten. Das<br />

Reflexvisier ist ausgebaut<br />

Foto US Air Force<br />

es gab Frontflugspangen in Gold, Verwundetenabzeichen,<br />

und auch das Ritterkreuz war<br />

keine Seltenheit. Nur Oberfeldwebel Hummel<br />

hatte nichts dergleichen und seine neuen<br />

Kameraden ließen ihn das spüren. Dass er als<br />

Transportflieger über Polen im Einsatz gewesen<br />

war, so wie viele andere Fluglehrer<br />

auch, und dass dort auch er durch Flakfeuer<br />

geflogen ist, ließen sie kaum gelten. Polen<br />

war schon beinahe fünf Jahre her, der Luftkrieg<br />

hatte sich seither grundlegend verändert,<br />

und wie es über England zuging, wusste<br />

nur, wer selber »drüben« gewesen war. Ein<br />

einfacher Fluglehrer konnte da doch gar<br />

nicht mitreden! Somit blieben die erfahrenen<br />

Flieger lieber unter sich und Oberfeldwebel<br />

Hummel gegenüber freund- und sachlich,<br />

aber distanziert.<br />

Düsenjäger als Chance<br />

In dieser Hinsicht hatte er in Straußberg<br />

einen schweren Stand, seine fliegerischen<br />

Qualitäten waren hingegen allseits unbestritten.<br />

Er besaß sämtliche Flugzeugführerausweise<br />

und Blindflugscheine für landgestützte<br />

Flugzeuge, hatte zig verschiedene<br />

Typen er- und geflogen und galt als erfahrener<br />

und routinierter Lehrer. Während <strong>des</strong><br />

folgenden Dreivierteljahres war er nun<br />

durchschnittlich vier Stunden täglich in der<br />

Luft, häufig nachts und bei schlechtem Wetter,<br />

vorwiegend mit Heinkel He 111 und Junkers<br />

Ju 88. Dabei fungierte er zumeist als<br />

»Luftkutscher«, flog Navigationslehrer und<br />

deren Beobachterschüler in der Gegend he-<br />

18


um … für ihn war das ein »schöner, oftmals<br />

lustiger, zugleich aber auch stinklangweiliger<br />

Dienst«.<br />

Die Fluglehrereinheit führte ein junger<br />

Oberleutnant, der sein Ritterkreuz dafür erhalten<br />

hatte, dass er im Nordabschnitt der<br />

Ostfront eine wichtige sowjetische Schiffsschleuse<br />

erfolgreich bombardiert hatte. Eines<br />

Tages verlas er beim Morgenappell folgenden<br />

Befehl: »Keine Dienststelle darf einen<br />

Flugzeugführer zurückhalten, der sich freiwillig<br />

zur Düsenjagdwaffe meldet!« Egon<br />

Hummel witterte die Chance für eine mögliche<br />

Veränderung und folgte seinem Vorgesetzten<br />

umgehend auf <strong>des</strong>sen Schreibstube:<br />

»Herr Oberleutnant, ich melde mich freiwillig<br />

zur Düsenjagdwaffe.« Zwei Tage später<br />

wurde er versetzt.<br />

In München-Riem durchliefen Freiwillige<br />

wie Egon Hummel ein Schnellausbildungsprogramm<br />

als Vorschulung für den Turbinenjäger.<br />

Da jedoch der Fluglehrer die dafür<br />

eingesetzten Fw 190 und Bf 109 bereits wie<br />

seine eigenen Westentaschen kannte, beließ<br />

man es in seinem Fall bei ein paar zusätzlichen<br />

Bombenabwurfübungen und schickte<br />

ihn rasch weiter.<br />

Alleine in der Me 262<br />

In Neuburg an der Donau begegnete er dann<br />

erstmals dem Flugzeug seiner Träume. Unter<br />

Fliegern war die Messerschmitt Me 262<br />

schon seit geraumer Zeit in aller Munde, doch<br />

die Anzahl derer, die sie aus eigener Erfahrung<br />

kannten, war vergleichsweise gering.<br />

Man wies Egon Hummel gründlich in die<br />

Me 262 A-2a, W.Nr. 170064, der<br />

2./KG(J)51 im Herbst 1944. Die Bugspitze<br />

ist in der Staffelfarbe Rot lackiert<br />

Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />

Technik ein, erklärte ihm die Besonderheiten<br />

<strong>des</strong> Turbinenjägers, sein Flugverhalten und<br />

worauf er besonders zu achten hatte. Dann<br />

ließ man ihn alleine los; einen Zweisitzer, mit<br />

dem man begleitet eine Einweisungsrunde<br />

Vielflieger-Exoten<br />

Auch wenn Egon Hummel viele verschiedene<br />

Typen »in die Hand bekam«, bei einigen<br />

blieb er nur bewundernder Augenzeuge.<br />

So zum Beispiel bei der Focke-Wulf<br />

Fw 61, mit der Hanna Reitsch die Flugschule<br />

Salzwedel besuchte, oder auch<br />

die Focke-Wulf Fw 200, mit der der Oberbefehlshaber<br />

der Luftwaffe zum Flugplatz<br />

Tschenstochau reiste, nachdem sich die<br />

Front einigermaßen beruhigt hatte. ■<br />

Die Fw 200 trägt hier noch ihre zivile<br />

Kennung<br />

Egon Hummel flog in seiner Dienstzeit als Fluglehrer oftmals Kampfflugzeuge wie die Ju 88. So<br />

gelang ihm auch die meisterliche Landung in Straußberg mit einer Ju 88 Foto Sammlung Ringlstetter<br />

Der Oberbefehlshaber der Luftwaffe Hermann<br />

Göring (mit Stock)<br />

Die Focke-Wulf Fw 190 war als Jagdflugzeug und Jagdbomber im Einsatz. Auf dem Weg zur Me 262<br />

hatte Hummel Übungsflüge mit Fw 190 samt Bombenwurf zu absolvieren Foto Sammlung Ringlstetter<br />

Die Rekord-Fliegerin Hanna Reitsch<br />

Fotos (3) Sammlung Cronauer<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

19


ZEITGESCHICHTE<br />

Egon Hummel<br />

Bei Landsberg entstand dieses<br />

Bild einer Me 262 <strong>des</strong> KG 51<br />

Foto Sammlung Cronauer<br />

Erinnerungsstück<br />

Links: Egon Hummel<br />

mit der Luftschraube,<br />

die er<br />

einst im Flugzeugpark<br />

Klagenfurt<br />

(rechts) ergattern<br />

konnte<br />

Fotos (2) Sammlung Cronauer<br />

Zum Flugzeugpark der A/B-Schule in Klagenfurt<br />

gehörten auch zwei in Prag gebaute Letov<br />

S 328. Als eine davon stillgelegt und abgewrackt<br />

wurde, erbat sich Egon Hummel die<br />

Luftschraube, sägte sie in der Mitte auseinander,<br />

baute eine Transportkiste um die eine<br />

Hälfte herum und schickte sie per Bahn<br />

drehen konnte, gab es hierfür nicht. »Als ich<br />

dann zum ersten Mal in der Maschine saß, angeschnallt,<br />

mit angelegter Sauerstoffmaske,<br />

die Haube über mir geschlossen, war ich völlig<br />

auf mich alleine gestellt.« Doch von Anfang<br />

an kam er gut damit zurecht: »Ich war<br />

begeistert! Das schöne und robuste Flugzeug<br />

flog sich einfach wunderbar. «<br />

Beim Einsatzverband, in seinem Fall bei<br />

der 5. Staffel <strong>des</strong> KG 51, kam der frisch gebackene<br />

Düsenjägerpilot dann vorerst wieder<br />

nicht zum Kampfeinsatz. Wochenlang wurde<br />

er damit beauftragt, neue Maschinen bei der<br />

Industrie abzuholen und zu den jeweiligen<br />

Einsatzplätzen zu fliegen. Darüber lernte er<br />

die Me 262 und ihre Eigenheiten kennen.<br />

»Sie hatte nur einen begrenzten Einsatzradius,<br />

weil sich die Triebwerke als wahre<br />

Spritfresser erwiesen, mehr als 45 Minuten<br />

Flugzeit waren damit nicht drin. Und rechnete<br />

man als Flugzeugführer eine Sicherheitsreserve<br />

ein, dann waren es sogar noch einige<br />

Minuten weniger. Ihre Geschwindigkeit war<br />

schlichtweg überragend. In der Horizontalen<br />

waren 850 bis 900 Sachen drin, im Bahnneigungsflug<br />

näherte man sich dann sehr schnell<br />

dem Überschallbereich und geriet unter<br />

Macheinfluss. Um das zu vermeiden, musste<br />

man die Triebwerke zurücknehmen, und das<br />

mochten die nicht gerne; zweimal blies es mir<br />

jeweils eines aus.«<br />

Zwei alliierte Flieger haben Glück<br />

Allerdings hatte die Kriegslage für den zwischenzeitlichen<br />

Düsenjägerüberführungsflieger<br />

auch noch ganz andere Überraschungen parat:<br />

»<strong>Im</strong> Februar 1945 hatte ich eine komplett aufmunitionierte<br />

Maschine von Rheine nach Essen-Mühlheim<br />

zu überführen. An jenem Tag<br />

herrschte herrlichstes Flugwetter, nur über dem<br />

zu seinen Eltern nach Hause. Zwanzig Jahre<br />

nach dem Krieg holte er den halben Propeller<br />

wieder vom Dachboden herunter, befreite ihn<br />

von der dunkelgrünen Textilbespannung, arbeitete<br />

Schlagkante und Holz auf und baute<br />

einen dreh- und beleuchtbaren Sockel für das<br />

Erinnerungsstück an seine Fliegerzeit. ■<br />

Ruhrgebiet machte sich eine dicke Dunstschicht<br />

breit. Die Obergrenze der Dunstglocke<br />

lag bei etwa 100 Meter Höhe, große qualmende<br />

Schornsteine ragten oben noch heraus und darüber<br />

zog ich meine Bahn. Plötzlich tauchten<br />

zwei alliierte Jagdflugzeuge aus dem trüben Einerlei<br />

dort unten herauf und begaben sich, eng<br />

beieinander fliegend, in eine für mich denkbar<br />

günstige Schussposition. Rund 300 Meter betrug<br />

der Abstand zwischen mir und ihnen, ich<br />

hätte mein Flugzeug nur minimal ausrichten<br />

müssen, eines der Flugzeuge hätte ich auf jeden<br />

Fall erwischt, wenn nicht gar beide.<br />

Andererseits hatte ich den strengen<br />

Befehl, keine Munition zu verbrauchen, von Essen-Mühlheim<br />

aus sollte die Maschine umgehend<br />

eingesetzt werden. Und da mich die beiden<br />

etwa drei Sekunden lang nicht bemerkten,<br />

hatte ich drei Sekunden lang Zeit zum Überlegen.<br />

Wie leicht wären diese Abschüsse gewesen,<br />

mich juckte es in den Fingern, doch am Ende<br />

siegte mein Pflichtgefühl: Befehl ist Befehl,<br />

in diesem Fall war das sogar ein strenger, daher<br />

ließ ich die beiden ungeschoren. <strong>Im</strong> selben Moment<br />

erkannten sie die von hinten nahende Gefahr,<br />

machten einen steilen Abschwung nach<br />

unten und verschwanden wieder im schützenden<br />

Dunst.«<br />

Der erste Kampfeinsatz<br />

Am Ende wurde es für Egon Hummel doch<br />

noch ernst: Als Ersatz für einen ausgefallenen<br />

Flugzeugführer hatte er bei der 5./KG 51 doch<br />

noch Fronteinsätze zu fliegen. Zu jenem Zeitpunkt<br />

hatten die US-Truppen den Rhein beinahe<br />

schon erreicht, ihre Nachschubkolonnen<br />

führten Unmengen an Material heran, zu<br />

Stoßzeiten waren die Landstraßen geradezu<br />

verstopft. Die Me 262 der 5./KG 51 griffen jene<br />

Nachschubkolonnen an und Egon Hummel<br />

hatte dabei nichts weiter zu tun, als im<br />

Tiefflug neben dem Kettenführer herzufliegen<br />

und, von diesem geführt, die beiden 250-kg-<br />

20


Splitterbomben, die die Messerschmitt unter<br />

ihrem Rumpf mit sich führen konnte, auf jene<br />

Nachschubkolonnen abzuwerfen. <strong>Im</strong> dichtgedrängten<br />

Verkehr war deren Wirkung vermutlich<br />

verheerend, beim dritten derartigen<br />

Einsatz erwischte es ihn dann beinahe selbst.<br />

Ein missglückter Start<br />

»In Essen-Mühlheim war die asphaltierte<br />

Startbahn eineinhalb Kilometer lang und so<br />

schmal, dass keine zwei Flugzeuge neben -<br />

einander starten konnten. Wieder einmal gingen<br />

wir zu dritt als Kette an den Start, und da<br />

wir nicht die Zeit hatten, um einzeln abzuheben<br />

und uns in der Luft zu formieren, starteten<br />

wir gemeinsam, leicht versetzt und dicht<br />

hintereinander. Ich hatte die zweite Position<br />

rechts hinter dem Kettenführer, blieb beim Beschleunigen<br />

eng hinter ihm und als wir bereits<br />

die Hälfte der Startbahn zurückgelegt<br />

und schon ordentlich Fahrt drauf hatten, blies<br />

mir seine Maschine das linke Triebwerk aus.<br />

Mit nur einem Triebwerk konnte ich nicht<br />

starten, ich riss sofort den Gashebel <strong>des</strong> rechten<br />

zurück und trat in die Bremsen. Diejenigen<br />

der Me 262 waren hervorragend, allerdings<br />

war unsere Geschwindigkeit bereits<br />

sehr hoch und das Startbahnende kam trotzdem<br />

bedrohlich näher. Dahinter gab es einen<br />

Abhang, und mir war bald klar, dass ich trotz<br />

der guten Bremsen nicht mehr rechtzeitig<br />

zum Stehen kommen kann. Also zog ich zusätzlich<br />

die Bugradbremse, das Bein knickte<br />

ein, mein Flugzeug ging auf die Schnauze,<br />

schlitterte auf dem Bug dahin und ich sah<br />

mich schon im Geiste den Abhang hinunterrauschen<br />

… Wenige Meter davor kam meine<br />

Maschine dann doch noch zum Stehen. Wie<br />

viel Glück ich dabei gehabt hatte, zeigte sich,<br />

als das Flugzeug geborgen wurde: Meine beiden<br />

Bomben hatten auf dem Asphalt geschleift<br />

und tiefe Riefen abbekommen. Sie waren<br />

zwar nicht scharf gewesen, das machten<br />

wir erst, sobald wir in der Luft waren, aber<br />

man weiß ja nie, wie eine aufgerissene Bombe<br />

reagiert. Wären die beiden hochgegangen,<br />

hätten sie mich sicherlich zerfetzt.«<br />

Bei Kriegsende fanden US-Soldaten etliche neben der Autobahn München-Salzburg abgestellte unklare<br />

Me-262-Jagdbomber <strong>des</strong> KG 51. Hier eine Maschine der 1. Staffel<br />

Foto US Air Force<br />

Jagdbomber Me 262 A-1a, W.Nr.<br />

110571, der 5./KG(J)51 1944/45. Die<br />

Maschinen <strong>des</strong> KG 51 trugen sämtlich veränderte<br />

Tarnanstriche Zeichnung H. Ringlstetter<br />

Am allgemeinen Kriegsverlauf änderten<br />

auch derartige Einsätze bekanntlich nichts,<br />

und das nahende Kriegsende war im Frühjahr<br />

1945 nicht zu übersehen. Am 7. April<br />

1945 flog Egon Hummel eine Me 262 von<br />

Neuburg nach Zerbst, der Flug mit der Nummer<br />

6799 war zugleich sein letzter. Später versammelten<br />

sich die Reste <strong>des</strong> KG 51 in der<br />

Nähe von Landsberg: »Wir zählten vielleicht<br />

noch 130 bis 150 Mann, und wurden mit LKW<br />

und sonstigen Transportmitteln auf den großen<br />

Platz eines Schulgebäu<strong>des</strong> auf einer<br />

Anhöhe gekarrt. Dort ließ uns der Kommandeur<br />

antreten und verkündete, dass das KG 51<br />

mit dem heutigen Tage nicht mehr existiere,<br />

ab sofort gehörten wir zur Infanterie. Daraufhin<br />

ergriff ein Hauptmann der Infanterie das<br />

Wort: »Die Einheit hört ab sofort auf mein<br />

Kommando!«<br />

Egon Hummel und ein Unteroffizier wurden<br />

als Spähtrupp losgeschickt. Sie sollten herausfinden,<br />

wo genau sich die herannahenden<br />

US-Truppen mittlerweile befanden. Die beiden<br />

blieben nicht lange unentdeckt. Über ihren<br />

Köpfen kreiste eines jener winzigen Flugzeuge,<br />

welche die US-Armee als Nahaufklärer<br />

nutzte, und als sie nach Artilleriebeschuss und<br />

›Wären die beiden Bomben hochgegangen,<br />

hätten sie mich sicherlich zerfetzt.‹<br />

auf der Flucht vor den die Gegend durchkämmenden<br />

Schützenketten wieder ihren<br />

Ausgangspunkt erreichten, war das Schulgelände<br />

vollkommen verwaist. Ihre Kameraden<br />

waren verschwunden und die beiden Verbliebenen<br />

beschlossen, es nun jenen gleich zu tun.<br />

Egon Hummel beschaffte sich einen zivilen<br />

Anzug und machte sich zu Fuß auf den Weg<br />

nach Hause. Dabei sollten ihm ein Kompass<br />

behilflich sein und auch einige Fliegerkarten,<br />

die er in seine Strümpfe schob. Neben einem<br />

Kilo Rauchfleisch, das er als Wegzehrung erhalten<br />

hatte, barg seine Umhängetasche auch<br />

seine Ausweise und Flugbücher. Die nahm<br />

nur wenige Stunden später ein US-amerikanischer<br />

Offizier genau unter die Lupe.<br />

Eine schicksalhafte Frage<br />

Schließlich wollte er wissen, ob Hummel auch<br />

ein Flugzeug geflogen habe, das vorne und<br />

hinten jeweils einen Propeller habe. »Ich verneinte<br />

wahrheitsgemäß – die Dornier Do 335<br />

hatte ich nie kennengelernt –, woraufhin der<br />

Offizier mir meine Papiere zurückgab und<br />

mich meine Sachen wieder zusammenpacken<br />

ließ. Dann rief er zwei Mann herbei, die mich<br />

in ein abgelegenes Dorf in der Nähe führten.<br />

In einer ausgebrannten Scheune wurde ich<br />

vorerst interniert.«<br />

Noch Jahrzehnte später fragte sich Egon<br />

Hummel, wie sein Leben wohl verlaufen wäre,<br />

hätte er die Frage jenes US-Offiziers bejaht. ■<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

21


TECHNIK<br />

North American B-25<br />

VIELSEITIGER MITTLERER US–BOMBER – TEIL 1<br />

Angriffsziel Tokio<br />

Obwohl vom Reißbrett weg serienreif, gilt die B-25 anfangs nur als zweite Wahl. Was<br />

tatsächlich in ihr steckt, zeigt sie erstmals beim berühmten Doolittle Raid – einem<br />

waghalsigen Kampfakt, der ihrem Namensgeber und »Vater« <strong>des</strong> strategischen Luftkrieges<br />

»Billy« Mitchell alle Ehre macht<br />

Von Wolfgang Mühlbauer<br />

22


Vielseitig und schnell: Die B-25 mausert sich<br />

im Laufe <strong>des</strong> Krieges vom anfänglich reinen<br />

Bomber zum schwer bestückten Tiefangriffsflugzeug,<br />

das insbesondere den Japanern im<br />

Südwestpazifik arg zu schaffen macht<br />

Foto LoC<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

23


TECHNIK<br />

North American B-25<br />

Die B-25A hat als erste Version<br />

<strong>des</strong> Mitchell-Bombers Passivschutz<br />

für die Besatzung sowie<br />

selbstdichtende Tanks<br />

Aller guten Dinge sind drei – ein Sprichwort,<br />

das gut zur North American<br />

Aviation (NAA) und ihren Bemühungen<br />

passt, auf dem Sektor der mittleren<br />

Kampfflugzeuge Fuß zu fassen. Den ersten<br />

Anlauf nimmt man 1936 mit der NA-21 (siehe<br />

Kasten S. 26), die im Rahmen einer Ausschreibung<br />

<strong>des</strong> US Army Air Corps (USAAC)<br />

entsteht.<br />

Sie bleibt jedoch ein Unikat, da sie letzten<br />

En<strong>des</strong> zu viel kostet. Trotz allem ein wichtiger<br />

Meilenstein für die NAA, denn bis dato hat<br />

man nur einmotorige Maschinen – vorwiegend<br />

Trainer – entwickelt und gebaut. Keineswegs<br />

entmutigt beteiligt sich die Firma darum<br />

ein Jahr später am nächsten Wettbewerb.<br />

Gesucht wird nun ein mittleres Kampfflugzeug,<br />

das ebenso schnell wie die zeitgenössischen<br />

(US) Jäger sein muss. Neben einer<br />

Höchstgeschwindigkeit nicht unter 200 mph<br />

(321 km/h) sind 1200 lb (544 Kilogramm)<br />

Bombenlast sowie 1200 Meilen (1931 Kilometer)<br />

Reichweite verlangt.<br />

Neuer Wurf, neues Glück<br />

<strong>Im</strong> kalifornischen Inglewood, dem Hauptsitz<br />

von NAA, reift bis Ende 1937 die NA-40<br />

heran, ein zweimotoriger Schulterdecker<br />

mit Doppelleitwerk und – angeblich Novum<br />

bei einem US-Bomber – Bugfahrwerk. Die<br />

Doppelsternmotoren R-1830-S6C3-G mit je<br />

1100 PS von Pratt & Whitney befinden sich<br />

in strömungsgünstig gestalteten Gondeln, die<br />

unterhalb der Tragflächen hängen. Eine Anordnung,<br />

die man sicher auch im Hinblick auf<br />

eventuelle Exportversionen <strong>des</strong> Flugzeuges<br />

wählt, um die Umrüstung auf andere Motorenfabrikate<br />

zu erleichtern – weshalb das Militär<br />

hier zahlreiche Auswahlmöglichkeiten<br />

hat. Davon abgesehen, ist die NA-40 durchaus<br />

unter Berücksichtigung auf eine schnelle<br />

und kostengünstige Fertigung konzipiert.<br />

Sie hat fünf Mann Besatzung, Pilot und<br />

Copilot sitzen hintereinander. Großen Wert<br />

legt man auf einen schmalen Rumpfquerschnitt<br />

– weniger aus aerodynamischen<br />

Gründen, sondern, um die Trefferfläche zu<br />

minimieren. Der Navigator/Bombenschütze<br />

hat seinen Arbeitsplatz in der Bugkanzel, die<br />

beiden restlichen Crew-Mitglieder haben<br />

ihren im hinteren Rumpfbereich. Zur Abwehr<br />

dienen drei bewegliche 7,62-mm-MG<br />

jeweils im Bug, am Rumpfrücken und an der<br />

Rumpfunterseite.<br />

Bei Kriegseintritt der USA zieht man auch die Mitchell zur Seeaufklärung heran – wie etwa diese B-25A der 2nd Bomb Group<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, USAF<br />

24


Wegbereiter NA-40<br />

Die NA-40 nimmt viele technische Merkmale der B-25 vorweg, etwa unter den Flächen hängende<br />

Motorgondeln, Bugfahrwerk und Zwillingsleitwerk. Ebenso entscheidend sind die bei der Erprobung<br />

gewonnenen Daten und Erkenntnisse, die bedeutende Verbesserungen am Flugzeug nach<br />

sich ziehen. Alles zusammen trägt maßgeblich zur vorzeitigen Serienreife der B-25 bei.<br />

Auffällig: schmaler Rumpf mit Tandem-<strong>Cockpit</strong><br />

Anfänglich hat die NA-40 noch keine<br />

Bugverglasung Fotos (3) NAA<br />

Die modifizierte NA-40B<br />

mit stärkeren Motoren<br />

B-25A der 34th Bombardment Squadron,<br />

17th Bombardment Group, stationiert<br />

auf dem McChord Army Air Force<br />

Field, Washington, USA, 1941<br />

Zeichnung J. Franzi/aeroillustrations.com<br />

Ende September 1938 kündigt Präsident<br />

Roosevelt massive Aufrüstungspläne an, sodass<br />

ein ungewöhnlich lukrativer Auftrag<br />

winken sollte. Die NA-40 erhebt sich am<br />

29. Januar 1939 erstmals in die Luft. Obwohl<br />

sie mit bis zu 426 km/h flott unterwegs ist,<br />

gilt sie bald als untermotorisiert. Weiterhin<br />

leidet sie an Leitwerksschütteln, Ölleckagen<br />

und zu hohen Zylinderkopftemperaturen.<br />

Man überarbeitet <strong>des</strong>halb Leitwerk, Ölkreislauf<br />

und Abgasanlage gründlich. Zusätzlich<br />

werden andere Motoren eingerüstet, nämlich<br />

Wright GR-2600-A71 mit je 1600 PS.<br />

Prototyp überflüssig<br />

Derart umgemodelt, erhält die Maschine die<br />

geänderte Bezeichnung NA-40B (oder auch<br />

NA-40-2). Ihr erster Flug findet am 1. März<br />

1939 statt, kurz darauf kitzelt man 460 km/h<br />

aus der Zweimot heraus. Lediglich vom Einmotorenflug<br />

lässt man besser die Finger, da<br />

die Blattverstellung der Curtiss-Propeller zu<br />

träge reagiert. Ein Rat, den die jungen Heißsporne<br />

in Wright Field, wo sich der Prototyp<br />

seit dem 12. März zur Erprobung durch das<br />

AAC befindet, ignorieren – und ihn am<br />

11. April in Grund und Boden fliegen. Zwar<br />

wird dabei niemand verletzt, doch das Flugzeug<br />

ist nur mehr Schrott.<br />

Die Unfallkommission schiebt alle Schuld<br />

dem Hersteller zu und fegt eine eventuelle<br />

Beschaffung vom Tisch. Die anderen Mitbewerber<br />

gehen jedoch ebenfalls leer aus, denn<br />

mittlerweile hält das Militär seine Anforderungskriterien<br />

mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen<br />

im europäischen Flugzeugbau<br />

für überholt. Schon seit dem 11. März liegt<br />

<strong>des</strong>halb die erheblich anspruchsvollere Folgeausschreibung<br />

vor.<br />

<strong>Im</strong> besagten Proposal No 39-640 fordert<br />

das USAAC einen mittleren Bomber mit<br />

300 mph (482 km/h) Höchstgeschwindigkeit,<br />

3000 lb (1360 Kilogramm) Nutzlast und<br />

2000 Meilen (3218 Kilometer) Reichweite.<br />

NAA greift kurzerhand auf die NA-40 als<br />

Ausgangsbasis zurück und schickt den darauf<br />

basierenden Entwurf NA-62 ins Rennen.<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

25


TECHNIK<br />

North American B-25<br />

Die erste B-25 absolviert ihren Erstflug am 19. August<br />

1940. Sie wird später zur Reisemaschine umgebaut<br />

und noch bis Januar 1945 eingesetzt Foto USAF<br />

Wie gehabt, gibt es zahlreiche Wahlmöglichkeiten<br />

für die Motoren, wobei sich das<br />

Entwurfsteam erneut auf den bewährten<br />

R-2600 festlegt. Wegen <strong>des</strong> drohenden Kriegsausbruchs<br />

in Europa wird es zunehmend<br />

Usus, Serienaufträge vom Reißbrett weg zu<br />

erteilen. Umso besser, wenn dann bereits ein<br />

weitgehend ausgereiftes Design vorliegt.<br />

NAA optimiert mithilfe von 38 schrittweise<br />

verfeinerten Entwurfsvorschlägen die Auslegung<br />

der NA-62 so gekonnt, dass der Bau eines<br />

eigentlichen Prototyps nicht nötig wird.<br />

<strong>Im</strong> Vergleich zur NA-40 ist die Maschine<br />

größer und als Mitteldecker mit weit über die<br />

Flächenhinterkanten hinausragenden Triebwerksgondeln<br />

konzipiert. Um die Überzieheigenschaften<br />

zu verbessern, hat man die<br />

Wölbung der Flügel, die eine durchgehende<br />

V-Stellung von drei Grad aufweisen, an den<br />

Enden umgekehrt.<br />

Zweiter Sieger<br />

Beide Piloten finden nebeneinander Platz, der<br />

Navigator/Bombenschütze sitzt mittig dahinter.<br />

In die Bugkanzel gelangt er durch einen<br />

Kriechgang im <strong>Cockpit</strong>; Heck- und Funkerschütze<br />

halten sich dagegen im hinteren<br />

Rumpfbereich auf.<br />

Zur Abwehr gibt es wie bei der NA-40<br />

drei 7,62-mm-MG an ähnlichen Positionen.<br />

Hinzu kommt ein sehr beengter Heckstand<br />

mit 12,7-mm-MG. Hat der Schütze dort seinen<br />

Platz eingenommen, muss er zunächst<br />

zwei halbschalenförmige Verglasungen öffnen,<br />

ehe er die Waffe richten kann. Zum<br />

Das amerikanische Militär ist durchaus<br />

von der NA-62 angetan.<br />

Nachladen sind nur Munitionskästen vorhanden<br />

– in dem beengten Raum eine echte<br />

Herausforderung.<br />

Das amerikanische Militär ist durchaus von<br />

der NA-62 angetan, obschon man Mitbewerber<br />

Martin und seiner Model 179 (der späteren<br />

B-26) bessere Chancen einräumt. Dass NAA<br />

am 10. Au gust 1939 dennoch einen vorläufigen<br />

Bauauftrag über 184 Maschinen einheimst,<br />

liegt daran, dass sich Martin außerstande sieht,<br />

termingerecht in vollem Umfang zu liefern.<br />

Am 9. November wird der Bau einer Attrappe<br />

freigegeben; die Abnahme findet zum<br />

Jahresende statt. Nun kann in Inglewood der<br />

Vorreiter NA/XB-21<br />

Die XB-21 ist leistungsfähig, aber dem Militär<br />

zu teuer<br />

Fotos (2) USAF<br />

Zuletzt nutzt man die XB-21 als Forschungsflugzeug<br />

Bau <strong>des</strong> offiziell B-25 genannten Bombers beginnen.<br />

Bemerkenswert ist die Unterteilung<br />

seiner Gesamtzelle in 48 Hauptbaugruppen.<br />

Das beschleunigt die spätere Massenfer -<br />

tigung und vereinfacht einsatzspezifische<br />

Änderungen.<br />

V-Stellung? Nein danke!<br />

Die erste B-25, s/n 40-2165, kann am 19. August<br />

1940 mit Werkspilot Vance Breese und<br />

Flugingenieur Roy Ferren erstmals starten.<br />

Die Flugeigenschaften sind noch etwas problematisch,<br />

denn es treten wie bei der NA-40<br />

Schwingungen am Leitwerk auf. Deren Beseitigung<br />

dauert mehrere Wochen, erst dann steht<br />

die endgültige Form <strong>des</strong> Seitenleitwerks fest.<br />

<strong>Im</strong> Anschluss gelangen die zweite und dritte<br />

Maschine nach Wright Field zur weiteren Erprobung<br />

bei den kurz zuvor ins Leben gerufenen<br />

Army Air Forces. Wie sich zeigt, neigt<br />

Der zweimotorige Höhenbomber NA-21,<br />

militärische Bezeichnung XB-21, ist North<br />

Americans erstes mehrmotoriges Flugzeug.<br />

Flächen und Rumpf sind mit Aluminium beplankt.<br />

Als Antrieb dienen R-2180-Hornet-<br />

Sternmotoren mit Höhenladern; sie leisten<br />

je 1200 PS. Die maximale Nutzlast beträgt<br />

4500 Kilogramm. Der Erstflug findet am<br />

22. Dezember 1936 statt. Als fortschritt -<br />

liche Merkmale sind unter anderem zwei<br />

Drehtürme vorgesehen; zudem gibt es einen<br />

Sperry-Autopiloten. Obwohl die XB-21 insgesamt<br />

überzeugt – die Höchstgeschwindigkeit<br />

beträgt 354 km/h –, bleibt sie ein Einzelstück.<br />

Statt<strong>des</strong>sen wird die erheblich leistungsschwächere<br />

Douglas B-18 beschafft,<br />

die nur etwa halb so viel kostet. Die XB-21<br />

dient schließlich Forschungsflügen. ■<br />

26


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TECHNIK<br />

North American B-25<br />

Die 17th Bomb Group ist der erste Verband,<br />

der die Mitchell übernimmt. Dazu<br />

gehört unter anderem die hier gezeigte<br />

B-25A der 34th Bomb Squadron<br />

An Deck der USS Hornet<br />

warten insgesamt<br />

16 B-25B, um den<br />

ersten amerikanischen<br />

Bombenangriff<br />

auf das japanische<br />

Mutterland durch -<br />

zuführen<br />

Der Abflug Richtung<br />

Tokio findet zehn<br />

Stunden früher als<br />

geplant statt, da man<br />

eine vor zeitige Entdeckung<br />

durch japanische<br />

Vorposten befürchtet<br />

18. April 1942, gut<br />

1200 Kilometer<br />

vor der japanischen<br />

Küste: Start zum bis<br />

dahin waghalsigsten<br />

Bombenangriff der<br />

USAAF, dem Doolittle<br />

Raid auf Tokio<br />

die B-25 zum gleichzeitigen Schwingen um<br />

Längs- und Hochachse (Dutch Roll). Abhilfe<br />

findet sich letzten En<strong>des</strong> im Windkanal der<br />

University of Washington, als ein genervter<br />

Ingenieur dort seine Hilfskräfte anweist, die<br />

Außenflügel <strong>des</strong> Modells abzutrennen und mit<br />

reduzierter V-Stellung wieder anzukleben.<br />

Der Trick klappt, und nach den ersten<br />

neun gebauten B-25 ist die durchgehend konstante<br />

V-Stellung der Tragfläche passé. Statt<br />

wie bisher mit vier Grad wird der Außenflügel<br />

an der Gondel nun mit etwas mehr als<br />

null Grad angebracht. Vance Breese erinnert<br />

das neue Erscheinungsbild der B-25 spontan<br />

an eine »abgeschossene Ente«.<br />

Zum Glück kein schlechtes Omen, denn<br />

die Erprobung <strong>des</strong> Bombers verläuft nahe -<br />

zu störungsfrei. Sein Beiname Mitchell<br />

stammt wohl von Konstruktionsleiter Lee<br />

Atwood – zu Ehren <strong>des</strong> gleichnamigen US-<br />

Generals, der als Vorreiter strategischer<br />

Luftkriegsführung gilt. Insgesamt werden<br />

24 Exemplare ausgeliefert; als erster Verband<br />

bekommt die 17th Bomb Group (BG) im Februar<br />

1941 den Typ zugewiesen.<br />

Voll kampftauglich: B-25<br />

Dieselbe Einheit übernimmt Mitte <strong>des</strong> Jahres<br />

als erste die B-25A, die am 25. Februar 1941<br />

Jungfernflug feiert. 40 Stück entstehen davon<br />

– mit Passivschutz für die Crew sowie selbstdichtenden<br />

Tanks. Sie fassen allerdings weniger<br />

Treibstoff als ihre Vorgänger, was die<br />

Reichweite deutlich reduziert. Mit ihren<br />

R-2600-9-Motoren kommt die B-25A auf<br />

maximal 506,80 km/h in 4000 Meter Höhe –<br />

elf km/h weniger als die etwas leichtere B-25.<br />

Zum Kampfeinsatz zieht man beide Versionen<br />

nie heran. Zwar gilt zumin<strong>des</strong>t die<br />

B-25A zunächst als gefechtstauglich, wird<br />

aber im Laufe <strong>des</strong> Jahres 1942 realistischerweise<br />

auf »restricted« (eingeschränkt) herabgestuft<br />

und trägt fortan die geänderte Typenbezeichnung<br />

RB-25A.<br />

28


Der Nachfolger B-25B, von dem 120 Exemplare<br />

zwischen August 1941 und Januar 1942<br />

gefertigt werden, ist dagegen gefechtstauglich.<br />

Die Defensivbewaffnung umfasst unter anderem<br />

zwei elektrisch angetriebene Drehtürme:<br />

einen Bendix Type N auf der Rumpfoberseite<br />

sowie einen ausfahrbaren Bendix Type K im<br />

Unterrumpf, beide bestückt mit je zwei 12,7-<br />

mm-MG. Dafür entfällt der Heckstand, was<br />

nicht immer auf Gegenliebe stößt, zumal der<br />

untere Turm wegen seines Peris kop-Zielsystems<br />

schwer zu handhaben und bald aus so<br />

mancher Maschine verschwunden ist.<br />

Feuertaufe über Japan<br />

Die Höchstgeschwindigkeit einer voll ausgerüsteten<br />

B-25B beträgt 483 km/h. Die ersten<br />

Exemplare übernimmt wiederum die 17th BG.<br />

Unmittelbar nach Kriegseintritt der USA wird<br />

die Mitchell zunächst zur Seeüberwachung<br />

herangezogen. Nichts Spektakuläres, aber für<br />

viele noch unerfahrene Besatzungen eine gute<br />

Gelegenheit, ihr Können zu verbessern.<br />

Bereits im August <strong>des</strong> Jahres hat die RAF<br />

23 der Maschinen erhalten, die sie als Mitchell<br />

B. Mk.I in Dienst stellt und der No 111 Operational<br />

Training Unit auf den Bahamas zuteilt,<br />

wo man sie zur Schulung nutzt. Die<br />

Sowjetunion übernimmt im Rahmen gegenseitiger<br />

Waffenhilfe ebenfalls einige B-25B.<br />

Ihre Feuertaufe erlebt die Mitchell im Pazifikkrieg,<br />

insbesondere am 18. April 1942<br />

beim berühmten Überraschungsangriff auf<br />

Industrieanlagen im Raum Tokio, Yokohama<br />

und Nagoya unter der Führung von Lt. Col.<br />

James H. Doolittle. Für die »erste Antwort<br />

auf Pearl Harbour« hat man die Mitchell<br />

auserkoren, da sie unter anderem leicht genug<br />

ist, um mit adäquater Bombenlast und<br />

genügend Treibstoff vom Flugzeugträger zu<br />

starten. Denn alle Landbasen, von denen aus<br />

man Japan angreifen könnte, sind in Fein<strong>des</strong>hand.<br />

So starten 16 B-25B, mit Freiwilligen bemannt,<br />

vom Deck der USS Hornet Richtung<br />

Tokio. Die unteren Drehtürme sind ebenso<br />

entfernt wie zahlreiche weitere Ausrüstung;<br />

statt<strong>des</strong>sen wird möglichst viel Zusatztreibstoff<br />

mitgeführt. Um den Gegner zu foppen,<br />

hat man mithilfe lackierter Besenstiele eine<br />

Heckbewaffnung imitiert.<br />

Der Angriff glückt und im Anschluss nehmen<br />

die Maschinen Kurs auf China. Da der<br />

Start jedoch 310 Kilometer weiter vom Ziel<br />

entfernt als geplant stattfinden musste, geht<br />

frühzeitig der Sprit aus. Zudem wird es dunkel.<br />

Eine Mitchell muss auf sowjetischem Gebiet<br />

niedergehen, vier weitere werden über<br />

See aufgegeben. Der Rest erreicht das ostchinesische<br />

Festland, wo die Crews über japanisch<br />

besetztem Gebiet notlanden oder abspringen.<br />

Die meisten Männer können sich<br />

anschließend mithilfe der einheimischen Bevölkerung<br />

absetzen.<br />

B-25B, s/n 40-2268, der 34th Bombardment<br />

Squadron. Stationiert auf der<br />

USS Hornet, nahm sie erfolgreich am<br />

Doolittle Raid teil<br />

Zeichnung J. Franzi/aeroillustrations.com<br />

Die B-25 ist unter anderem leicht genug, um<br />

vom Flugzeugträger aus zu starten.<br />

Zwar spricht man in Japan angesichts der<br />

vergleichsweise unbedeutenden Schäden<br />

vom »Donothing Raid«. Tatsächlich aber ist<br />

die Militärführung tief verunsichert wegen<br />

<strong>des</strong> allgemein für unmöglich gehaltenen<br />

Überfalls. Als direkte Konsequenz gibt das<br />

Oberkommando der kaiserlichen Marine grünes<br />

Licht für die Besetzung Hawaiis – ein<br />

Plan, der zur Schlacht bei den Midway Inseln<br />

Anfang Juni 1942 führen und dort Japans Niederlage<br />

unwiderruflich einläuten wird. Zu<br />

diesem Zeitpunkt verlassen bereits die verbesserten<br />

B-25C und B-25D die Werkshallen.<br />

Lesen Sie mehr über deren Entwicklung und<br />

Einsatz in einer der kommenden Ausgaben<br />

von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>.<br />

■<br />

Quellen (Auswahl):<br />

Scutts, J.: North American B-25 Mitchell.<br />

Crowood Press 2001<br />

Johson, F. A.: North American B-25 Mitchell.<br />

Warbird Tech 12. Speciality Press<br />

1997<br />

Technische Daten – North American B-25B<br />

Länge<br />

16,50 m<br />

Höhe<br />

4,80 m<br />

Spannweite<br />

20,60 m<br />

Tragflügelfläche 56,70 m²<br />

Triebwerk<br />

zwei luftgekühlte Wright Cyclone R-2600-9<br />

14-Zylinder-Sternmotoren mit<br />

je 1350 PS Leistung<br />

Startmasse<br />

12 909 kg<br />

Höchstgeschwindigkeit 483 km/h in 4570 m Höhe<br />

Reichweite<br />

2092 km<br />

Dienstgipfelhöhe 7160 m<br />

Bewaffnung<br />

ein bewegliches 7,62-mm-MG im Bug,<br />

vier 12,7-mm-MG in zwei Waffentürmen,<br />

1360 kg Bombenlast<br />

Besatzung<br />

5 Mann<br />

Das Seitenleitwerk der B-25 neigt in seiner ursprünglichen Form<br />

zu Schwingungen. Es dauert elf Wochen, ehe <strong>des</strong>sen endgültige<br />

Gestalt feststeht<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

29


OLDTIMER<br />

Hawker Hurricane<br />

RESTAURATIONS-PROJEKT DER BBMF ABGESCHLOSSEN<br />

Wie ein Hurricane<br />

Luftfahrt-Freunde wissen, wie schwierig es geworden ist, Warbirds aus der Zeit <strong>des</strong><br />

Zweiten Welt krieges flugfähig zu halten. Um so beeindruckender ist es daher, was<br />

Restauratoren bei der Hurricane PZ865 vollbracht haben!<br />

Von Richard Paver<br />

Fotos Richard Paver<br />

30


Die frisch restaurierte Hurricane PZ865 der BBMF<br />

im Juni 2013. Ihre Betreiber hat die Instandsetzung<br />

ohne Zweifel sehr viel Geld gekostet, doch<br />

der Erfolg kann sich sehen lassen<br />

Die RAF wäre nicht die RAF, hätte sie in<br />

ihren Reihen keine Mechaniker, um die<br />

Oldtimer der Battle of Britain Memorial<br />

Flight (BBMF) in Duxford angemessen zu<br />

warten. Geht es aber um eine Generalüber -<br />

holung der betagten Veteranen, müssen Experten<br />

von außerhalb ran. Als Sieger beim<br />

Wettbewerb um den entsprechenden Langzeitvertrag<br />

ging die auf historische Flugzeuge<br />

spezialisierte Aircraft Restoration Co. (Arco)<br />

hervor, der man zunächst die BBMF-Spitfire<br />

MK356 und MP631 anvertraute, ehe die Reihe<br />

an die Hawker Hurricane 11c PZ865 kam.<br />

Die Hurricane ist als letzter Zugang gewissermaßen<br />

das Nesthäkchen der BBMF<br />

und wurde im November 2010 an Arco abgegeben,<br />

um eine Generalüberholung durchführen<br />

zu lassen.<br />

Die Restauratoren müssen die Zelle hierfür<br />

vollständig zerlegen. Nur so kann Arco<br />

alle Teile austauschen oder instand setzen,<br />

die Korrosion oder Risse aufweisen. Dieser<br />

aufwendigen Arbeit geht selbstverständlich<br />

eine umfassende Inspektion voran.<br />

Man sieht es der stets im Schatten der<br />

Spitfire stehenden Hurricane nicht an, doch<br />

sie ist eine recht komplizierte Maschine, was<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

31


OLDTIMER<br />

Hawker Hurricane<br />

Die PZ865 trug schon viele Kleider: Hier sitzt Group Captain Al Lockwood im<br />

Jahre 1996 am Steuer. Zu dieser Zeit war die Maschine mit dem Wüstentarnanstrich<br />

der Hurricane »J« der 261 Squadron lackiert<br />

Hier hat Flight Lieutenant Tony »Parky« Parkinson<br />

die Ehre, mit der PZ865 im Juni 2013 am Himmel<br />

über Coningsby, Großbritannien, zu fliegen<br />

32


Zwischen 1998 und 2004 stellte die PZ865 die »Q« der 5 Squadron SEAC dar. Hier ist sie im Jahr 2001 mit Paul Day am Steuer zu sehen<br />

die Generalüberholung zu einem langwierigen<br />

und technisch anspruchsvollen Verfahren<br />

macht. So besteht etwa die Zelle aus einer<br />

komplexen Warren-Rohrrahmenkonstruktion,<br />

die durch verworrene Schraubverbindungen<br />

zusammengehalten wird. Das<br />

Grundgerüst weist somit keinerlei Schweißstellen<br />

auf.<br />

Ist diese Herkules-Arbeit vollbracht, stellen<br />

die Restauratoren Leitwerk und Heckflosse<br />

wieder vollständig her. Ferner baut<br />

man auch einen neuen, von Retro Track & Air<br />

(UK) Ltd. überholten Rolls Royce Merlin ein.<br />

Zuletzt können die Arbeiter noch einmal<br />

buchstäblich auf »Holz klopfen«, als es gilt,<br />

alle aus Holz bestehenden Zellenteile sowie<br />

alle Sperrholzverkleidungen zu überholen, zu<br />

überprüfen und natürlich zu erneuern. Bespannt<br />

wird die Maschine schließlich in Irish<br />

Linen bei Eastern Sailplanes in Duxford.<br />

Frisch lackiert, stellt die PZ865 nun eine Hurricane<br />

<strong>des</strong> South East Asia Command aus<br />

dem Jahr 1944 dar.<br />

Die PZ865 im Juni 2005 in Duxford kurz vor ihrem Heimflug nach Coningsby. Sie trägt die Markierungen<br />

der JX-E »Night Reaper« der No 1 Fighter Squadron<br />

<strong>Im</strong> März 2013 ist sie so weit, dass die Motorprüfläufe<br />

und die anschließenden Rollund<br />

Bremsversuche erfolgreich durchgeführt<br />

werden können. Der große Tag aber ist der<br />

Bei der PZ865 handelt es sich um<br />

eine ganz besondere Hurricane.<br />

27. März 2013, als die Hurricane mit Dunc<br />

Mason am Steuer zum ersten Mal abhebt. Arco<br />

nimmt daraufhin noch weitere Feinabstimmungen<br />

vor, bevor die Hurricane im<br />

April 2013 nach Coningsby für die Airshow-<br />

Saison 2013 zurückfliegt.<br />

Bei der PZ865 handelt es sich um eine ganz<br />

besondere Hurricane, da sie die allerletzte<br />

von 14 533 produzierten Maschinen dieses<br />

Typs ist. Sie verließ die Fertigungsstraße in<br />

Langley am 27. Juli 1944 mit der Aufschrift<br />

»The Last of the Many« auf beiden Rumpfseiten.<br />

Hawker Siddeley nutzte sie fortan als<br />

Firmen-Vorführflugzeug mit der zivilen Zulassung<br />

G-AMAU, ehe man sie 1972 nach einer<br />

vollständigen Überholung der BBMF in<br />

Coltishall übergab.<br />

Zwischen 1993 und 1997 trug sie den Wüstentarnanstrich<br />

der »J« der 261 Squadron und<br />

stellte damit eine der ersten vom Träger HMS<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

33


OLDTIMER<br />

Hawker Hurricane<br />

Ungleiche Schwestern: die PZ865 und<br />

die ebenfalls bei der BBMF beheimatete<br />

Spitfire AB910 im Juli 2008<br />

Als wären die 1940er-Jahre zurückgekehrt:<br />

DIe PZ865 fliegt hier im Juni 2013 zusammen<br />

mit einer Spitfire und einer Avro Lancaster


Abgesehen von den weißen Streifen fügt sich die Hurricane mit ihrem Tarnstrich gut in das britische Landschaftsbild ein<br />

Argus für die Operation Hurry im September<br />

1940 nach Malta gelieferten Hurricane dar.<br />

Nach einer erneuten Grundüberholung<br />

trug die Hurricane von 1998 bis 2004 die Farben<br />

einer »Q« der 5 Squadron SEAC. 2004<br />

und 2005 führte Arco weitere Arbeiten an der<br />

Hurricane durch, und im Juni 2005 verließ sie<br />

die Werkstatt in den Farben der »JX-E« der<br />

No. 1 Fighter Squadron und schlüpfte damit<br />

in die Rolle der von dem tschechischen Jägerass<br />

Flight Lieutenant Karel Kuttlewascher geflogenen<br />

Hurricane 11c BE581 »Night Reaper«.<br />

Kuttlewascher flog die »Night Reaper«<br />

1942 bei nächtlichen Störeinsätzen von RAF<br />

Tangmere aus und gehörte mit 15 bestätigten<br />

Bomberabschüssen zu den Fliegerassen der<br />

RAF. Die Hurricane behielt diese Markierungen<br />

bis Oktober 2010, dem Zeitpunkt, an dem<br />

sie für das aktuelle große Wartungs- und Instandsetzungsprogramm<br />

nach Duxford geflogen<br />

wurde.<br />

Die PZ865 nahm daraufhin dank eines<br />

neuen Anstrichs die Identität der Hurricane<br />

11c HW840 »EG-S« der No. 34 Squadron <strong>des</strong><br />

RAF South East Asia Command an. Das<br />

Farbschema entspricht dem persönlichen<br />

Flugzeug von Flight Lieutenant Jimmy Whalen,<br />

einem kanadischen Piloten der RAF.<br />

Sie stellte eine der ersten im September 1940<br />

nach Malta gelieferten Hurricane dar.<br />

1944 stieg Jimmy Whalen mit drei bestätigten<br />

Bf-109-Abschüssen und drei ebenfalls bestätigten<br />

Abschüssen von Aichi D3A »Vals«<br />

der japanischen Marine in die Ränge der<br />

Fliegerasse auf. Von Indien aus operierend,<br />

flog Whalen Angriffe gegen die Japaner,<br />

wobei die »EG-S« seine persönliche Bugbemalung<br />

trug, die er selbst entworfen und angebracht<br />

hatte. Sie besteht aus einem Lorbeerkranz<br />

um eine geballte Faust, die einen<br />

Blitz umfasst hält, und sechs Symbolen (drei<br />

deutsche und drei japanische), welche seine<br />

Luftsiege repäsentieren. Whalen kam am 18.<br />

April 1944 während der Schlacht bei<br />

Kohima ums Leben.<br />

Zum Zeitpunkt seines To<strong>des</strong> flog er allerdings<br />

nicht seine reguläre Hurricane, da diese<br />

Die alte Dame ist auch heute noch ein regelrechter Schluckspecht: Bodenpersonal der BBMF<br />

betanken im Juni 2013 die PZ865, nachdem diese von den Luftaufnahmen zurückgekehrt ist<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

35


OLDTIMER<br />

Hawker Hurricane<br />

Lebendiger kann Luftfahrtgeschichte kaum<br />

noch dargestellt werden. Der Lorbeerkranz der<br />

Hurricane erinnert an die sechs Luftsiege ihres<br />

Piloten Jimmy Whalen<br />

am 18. April 1944 nicht einsatzklar war. Sein<br />

Mechaniker Tom Evans war daher in der in der<br />

Lage, die Motorverkleidung mit der Bugbemalung<br />

abzubauen. Er behielt sie als Erinnerung<br />

an seinen Freund Whalen bis an sein Lebensende.<br />

Als er 2006 starb, ging die Verkleidung<br />

leihweise an die BBMF über, die sie als Bemalungsvorlage<br />

für die PZ865 nutzte. Ihre originale<br />

Seriennummer ist im Übrigen weiterhin<br />

am Rumpf zu sehen, auch wenn die Hurricane<br />

nun Whalens Einsatzmaschine darstellt.<br />

Die PZ865 ist eine Hurricane in der Ver -<br />

sion 11c. Diese war mit vier 20-mm-Hispano-<br />

Kanonen bewaffnet und wurde im Juni 1941<br />

mit modifizierten Tragflächen und zusätz -<br />

lichen Aufhängepunkten für zwei 500-Pfundoder<br />

zwei 250-Pfund-Bomben in Dienst gestellt.<br />

Das Gewicht der vier Kanonen und der<br />

Bomben beeinträchtigte jedoch das Verhalten<br />

<strong>des</strong> Jägers beträchtlich, sodass er im Einzelgefecht<br />

den neuesten deutschen Jägern unterlegen<br />

war und nun überwiegend als Erdkampfflugzeug<br />

im Tiefflug eingesetzt wurde.<br />

Man bezeichnete diese Version manchmal<br />

auch als »Hurribomber«, doch mit seiner leistungsfähigen<br />

Kanonenbewaffnung kam sie<br />

auch als Nachtjäger erfolgreich zum Einsatz.<br />

<strong>Im</strong> Einzelgefecht war die Hurricane den<br />

neuesten deutschen Jägern unterlegen.<br />

Während ihrer Zeit bei Hawker Siddeley<br />

baute man ihre Kanonen aus, da man die<br />

PZ865 1950 für Luftrennen einsetzte. 1996 finanzierte<br />

die Lincolnshire Lancaster Association<br />

den Einbau von Kanonenreplikaten, damit<br />

sie wieder eine authentische Hurricane Mk 11c<br />

darstellte.<br />

Einen langen Weg ist die alte Dame bis dahin<br />

gegangen beziehungsweise geflogen. Es<br />

bleibt zu hoffen, dass ihre jetzige Rolle nicht die<br />

letzte ist.<br />

■<br />

Auch nach dem Fotoflug im Juni 2013 muss die betagte Hurricane auf der RAF-Basis Coningsby<br />

gewartet werden<br />

Flt Lt. Jimmy Whalen, der Pilot der originalen<br />

PZ865, 1942 auf Ceylon<br />

36


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TECHNIK<br />

Typengeschichte<br />

Mit der Fl 282 gelang Flettner<br />

ein ausgezeichneter Hubschrauber.<br />

Die V12, CJ+SF, erhielt als<br />

einzige »282« einen teilweise<br />

verglasten Rumpfbug und wurde<br />

als Fl 282 B-1 bezeichnet<br />

FLETTNER FL 282 »KOLIBRI«<br />

Meisterwerk der Rotation<br />

Schon mit der Fl 265 flog Flettner in eine wegweisende Richtung. Mit der Fl 282 startete<br />

am 30. Oktober 1941 ein Hubschrauber, der die noch junge Drehflügler-Technik in<br />

neue Höhen rotieren ließ<br />

Nach Tragschraubern entwickelte die<br />

Anton Flettner Flugzeugbau GmbH<br />

in Berlin-Johannisthal während der<br />

Jahre 1937 bis 1940 die Fl 185 und Fl 265. Beide<br />

waren bereits in der Lage, senkrecht zu<br />

starten, stellten also tatsächliche Hubschrauber<br />

dar.<br />

Schon die Fl 265 war aufgrund <strong>des</strong> Inter esses<br />

<strong>des</strong> Oberkommandos der Kriegsmarine<br />

(OKM) an einem Drehflügelflugzeug entstanden.<br />

Das OKM sah eine derartige Maschine<br />

als geeigneten Borderkunder für Kreuzer<br />

an. Die Einsatzerprobung der Fl 265 auf<br />

dem Kreuzer »Köln« im Juni 1941 bestätigte<br />

dies überaus eindrucksvoll.<br />

Auf den Erfahrungen mit der Fl 265 aufbauend,<br />

entwickelte die Flettner-Konstrukti-<br />

onsabteilung mit der Fl 282 bereits ab 1939 die<br />

nächste Hubschrauber-Stufe.<br />

Wie die Fl 262 war auch die Fl 282 in Gemischtbauweise<br />

gefertigt. Ihre Rumpfkonstruktion<br />

bestand aus einem stählernen, geschweißten<br />

Gitterrohrahmen. Das Heck bildete<br />

die Seitenflosse samt Ruder in Holzbauweise.<br />

Zusammen mit den zwischen –15 und +5 Grad<br />

verstellbaren Höhenflossen dienten sie zur Stabilisierung<br />

<strong>des</strong> Drehflüglers. Als Verkleidung<br />

verwendete man überwiegend eine Stoffbespannung,<br />

nur im Motorbereich Leichtmetallbleche.<br />

Ein Dreibeinfahrwerk mit Bugrad, das<br />

mit dem Seitenruder gekoppelt war, sorgte für<br />

eine gute Handhabung der »282«.<br />

<strong>Im</strong> Gegensatz zur Fl 265 mit vorne liegendem<br />

Motor baute man bei der Fl 282 den Antrieb<br />

in der Mitte <strong>des</strong> Rumpfes ein. Dies begünstigte<br />

die Sicht für den Piloten erheblich,<br />

der im Bug zunächst in einer komplett verglasten<br />

Kanzel saß. Als Triebwerk wählte man den<br />

BMW-Bramo Sh 314 (Siemens Sh 14), der eine<br />

Startleistung von 160 PS abgab. Gekühlt wurde<br />

der Siebenzylinder-Sternmotor über eine auf<br />

der Kurbelwelle sitzende Luftschraube. Die Rotorblätter<br />

bestanden aus einem Gerüst aus<br />

Stahlrohren und angenieteten Holzrippen. Die<br />

Außenhaut bildete im vorderen Bereich Sperrholz,<br />

das Ganze überzog man mit Stoff.<br />

Doppelrotor-Prinzip<br />

Ein Problem beim Hubschrauberflug bestand<br />

im Ausgleich <strong>des</strong> Rotorblatt-Drehmoments.<br />

Während die Konkurrenzmuster Focke Ach-<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Ringlstetter<br />

38


Wahrscheinlich Ende Januar 1943: Vorführung der Fl 282 vor Hitler,<br />

Himmler, Speer und hohen Wehrmachts-Offizieren<br />

Fl 282 V2 während der Erprobung. Der Rumpf ist im Vergleich zu den<br />

Maschinen der B-Reihe aufwendiger gestaltet<br />

gelis Fa 61 und Fa 223 mit zwei gegenläufig<br />

drehenden Dreiblatt-Rotoren an riesigen Auslegern<br />

flogen, setzte Flettner zwar ebenfalls<br />

auf zwei Rotoren. Doch diese drehten sich<br />

synchronisiert ineinander kämmend über eng<br />

beieinanderliegende, in einem Winkel von<br />

zwölf Grad seitlich und sechs Grad nach vorne<br />

geneigt stehende Wellen oberhalb der<br />

Rumpfmitte. Der linke Rotor drehte links herum,<br />

der rechte gegenläufig nach rechts. Gelenkt<br />

wurde über den Steuerknüppel per zyklischer<br />

und kollektiver Blattverstellung. Ein<br />

Trägheitsdämpfungssystem diente zur Minderung<br />

von Steuerknüppel-Vibrationen. Das<br />

zusätzlich stabilisierende Seitenruder bediente<br />

der Pilot über Fußpedale. Sobald die<br />

Rotordrehzahl auf unter 140 U/min (später<br />

160 U/min) fiel, schaltete die Automatik unmittelbar<br />

auf Tragschrauberbetrieb (Autorotation)<br />

um, wodurch sich die Maschine auch<br />

bei einem Motorausfall unbeschadet auf kurze<br />

Distanz landen ließ.<br />

Die Fl 282 V1 diente als Getriebeprüfstand<br />

der Bodenerprobung samt Fesselflügen. Die<br />

V4 fertigte man als Ersatzmaschine für denselben<br />

Zweck. Den ersten Freiflug absolvierte<br />

am 30. Oktober 1941 Ludwig Hofmann mit<br />

dem zweiten Versuchsmuster Fl 282 V2. Die<br />

V3, GF+YC, mit vergrößertem Seitenruder<br />

folgte am 3. Dezember 1941. Mit ihr stieg Hofmann<br />

am 27. April 1942 in 36 Minuten auf<br />

3800 Meter. Den Beinamen »Kolibri« erhielt<br />

die Fl 282 offiziell am 8. September.<br />

Abgespeckte B-Varianten<br />

Bei der Fl 282 V5 entfiel die Kanzelverglasung,<br />

der Führersitz blieb ohne Verkleidung.<br />

So saß zwar der Pilot ungeschützt im Freien,<br />

genoss dafür aber eine noch bessere Sicht. Außerdem<br />

vereinfachte man den Rumpfaufbau<br />

und vergrößerte Seitenflosse sowie Ruder.<br />

Mit der V5, GF+YE, die am 8. Januar 1942<br />

erstmals flog, erklärte Flettner die Fl 282 für<br />

serienreif. Während die ersten Maschinen bis<br />

zur V4 auch als Fl 282 A bezeichnet wurden,<br />

führte man die Variante mit komplett offenem<br />

Führersitz als B-0 und die V12 mit teilweise<br />

verkleideter Frontpartie als Fl 282 B-1.<br />

Die Fl 282 V9 war speziell für den Einsatz<br />

auf U-Booten gedacht. Um den Hubschrauber<br />

unterzubringen, ließ man den Hinterrumpf<br />

einfach weg – praktisch hatte die Fl 282 J (U),<br />

so die geplan te Typbezeichnung, kein Heck.<br />

Die Umkehr der Rotordrehrichtung sorgte für<br />

eine erhöhte Richtungsstabilität bei niedrigen<br />

Drehzahlen und Tragschrauberflug. So blieb<br />

die Kurzversion ausreichend flugfähig. Doch<br />

wurde letztlich der wesentlich kleinere und<br />

leichtere Tragschrauber Fa 330 für diesen<br />

Zweck favorisiert.<br />

Die Versuchsmaschinen V20 und V23 erhielten<br />

1944 einen zweiten, ebenfalls offenen<br />

Sitz. Untergebracht war dieser hinter dem<br />

Motor in rückwärtiger Position. Damit war es<br />

möglich, einen Beobachter inklusive Kamera<br />

mitzunehmen. Der üblicherweise dort installierte,<br />

ungeschützte 105-Liter-Treib stofftank<br />

musste weichen. Die als B-2 bezeichnete Version<br />

erhielt daher Kraftstoffbehälter links und<br />

rechts <strong>des</strong> Führersitzes.<br />

Positive Erprobung<br />

<strong>Im</strong> Frühherbst 1942 nahm die Erprobungsstelle<br />

See in Travemünde ihre Arbeit mit der<br />

Fl 282 auf. Dort stand auch das Flugsiche-<br />

Einsatz <strong>des</strong> »Kolibri« als Schiffsaufklärer<br />

Zur Landung auf einem Schiffsdeck warf der Pilot aus etwa zehn Meter Höhe ein Seil ab, das über eine Rolle gezogen wurde. Der »Kolibri« wurde<br />

dann langsam bei konstant gespanntem Seil eingeholt. So konnte der Hubschrauber die Schiffsbewegungen mitgehen und gefahrlos landen.<br />

Anschließend wurde der Borderkunder platzsparend verstaut Foto Sammlung Chapman (3)<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

39


TECHNIK<br />

Typengeschichte<br />

Hauptmann Polzin von der 3./Bordfliegergruppe 196<br />

am Steuer der V20<br />

Technische Daten – Flettner Fl 282<br />

rungsschiff »Greif« zur Verfügung, auf <strong>des</strong>sen<br />

Deck Starts und Landungen durchgeführt<br />

wurden.<br />

Um in jeder Situation sicher starten zu<br />

können, hielt man die »282« bei laufendem<br />

Rotor gefesselt am Boden und gab sie dann<br />

mit einem Mal durch Auslösen dreier elektrisch<br />

betätigter Sprengbolzen frei. Der Hubschrauber<br />

sprang daraufhin förmlich nach<br />

oben, entsprechend bezeichnete man diese<br />

Art abzuheben als Sprungstart.<br />

Erfahrungen sollten auch im praktischen<br />

Einsatzgebiet und unter realen Bedingungen<br />

gesammelt werden. Dazu kamen die Fl 282 V6<br />

Fl 282 A B-0 B-1 B-2<br />

Einsatzzweck<br />

Aufklärer/Borderkunder<br />

Erstflug 1941 1942 1943 1944<br />

Stückzahl 1 2 6 –<br />

Besatzung 1 1 1 2<br />

Antrieb<br />

BMW Bramo Sh 314 E, luftgekühlter 7-Zylinder-Sternmotor<br />

Startleistung<br />

160 PS bei 2200 U/min<br />

Rotordurchmesser 12,00 m 12,00 m 12,00 m 12,00 m<br />

Länge 6,56 m 6,15 m 6,15 m 6,40 m<br />

Breite – 2,40 m 2,40 m 2,40 m<br />

Höhe ohne Rotorblätter 2,26 m 2,40 m 2,40 m 2,40 m<br />

Leergewicht – 791 kg 810 kg –<br />

Startgewicht normal – 980 kg 1000 kg –<br />

Höchstgeschwindigkeit – 150 km/h 150 km/h 145 km/h<br />

Höchstgeschwindigkeit – 30 km/h 30 km/h 30 km/h<br />

rückwärts<br />

Höchstgeschwindigkeit seitwärts – 20 km/h 20 km/h 20 km/h<br />

Marschgeschwindigkeit – 115 km/h 115 km/h 97 km/h<br />

Min<strong>des</strong>tgeschwindigkeit als 40 km/h 40 km/h 40 km/h –<br />

Tragschrauber<br />

Anfangssteigleistung – 4,5 m/s 4,5 m/s –<br />

Steigleistung in 1500 m – 3,5 m/s 3,5 m/s –<br />

Lan<strong>des</strong>trecke als 15 m 15 m 15 m –<br />

Tragschrauber aus 20 m<br />

Dienstgipfelhöhe – 4100 m 4100 m 4000 m<br />

Reichweite – 168 km 168 km 168 km<br />

Ausrüstung Schlauchboot – –<br />

Bewaffnung – zwei 5-kg-Bomben –<br />

und V10 im Oktober 1942 auf den Minenleger<br />

»Drache«, der von Triest aus Richtung Mittelmeer<br />

in die Ägäis auslief.<br />

Untersucht wurde unter anderem, wie sich<br />

der »Kolibri«-Pilot am besten unbemerkt einem<br />

aufgetauchten U-Boot nähern und wie er<br />

ein unter Wasser sichtbares U-Boot bekämpfen<br />

kann. Klares Wasser vorausgesetzt, war es<br />

dem Fl-282-Piloten möglich, ein U-Boot in<br />

einer Tiefe von bis zu 40 Metern zu sichten.<br />

Als »Feind-U-Boot« fungierte U 617.<br />

Zur U-Boot-Bekämpfung war für den Bord -<br />

erkunder ein Magazin zur Aufnahme von<br />

zwei 5-kg-Bomben vorgesehen. Zudem konnte<br />

ein Magazin für Rauchbojen installiert werden,<br />

die zur Standortmarkierung feindlicher<br />

U-Boote dienten. So könnten nachfolgende<br />

Kampfschiffe relativ zielgenau den Gegner<br />

ansteuern.<br />

Darüber hinaus wurden im Frühjahr 1943<br />

über der Ostsee, wo andere Einsatzbedingungen<br />

herrschten, Erprobungsflüge vom<br />

U-Boot-Jäger KUJ 13 aus durchgeführt. Die<br />

Erprobung der Fl 282 verlief so erfolgreich,<br />

dass der Hubschrauber als absolut tauglich<br />

erachtet wurde, um für Sicherungsaufgaben<br />

sowie zur U-Boot-Bekämpfung selbst auf kleineren<br />

Schiffen eingesetzt zu werden.<br />

Gegenüber dem zu dieser Zeit gebräuch -<br />

lichen Bordflugzeug Arado Ar 196 hatte die<br />

Fl 282 »Kolibri« etliche gravierende Vorteile:<br />

Sie benötigte mit abgenommenen Rotorblättern<br />

nur etwa ein Zehntel <strong>des</strong> Platzes einer<br />

Ar 196. Sie war in sehr kurzer Zeit und auch<br />

bei schlechtem Wetter und hohen Wellen<br />

startklar. Die Sichtverhältnisse und die<br />

40


Flettner Fl 282 »Kolibri«<br />

Flettner Fl 282 V2 (A)<br />

W.Nr. 2820002<br />

Berlin-Johannisthal<br />

Ende 1941<br />

Lackierung:<br />

RLM 71 (oder 02)/65<br />

© Herbert Ringlstetter/Aviaticus.com<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

41


TECHNIK<br />

Typengeschichte<br />

Die in Hellblau RLM 65 lackierte Fl 282 V6 (B-0) mit Lande- und Suchscheinwerfer.<br />

Sie diente 1942/43 der Marine-Einsatzerprobung in Ägäis<br />

und Ostsee<br />

Den Antrieb übernahm ein 160 PS starker Bramo 314 E. Darüber ist<br />

das obere Getriebe zu sehen, hinter der Brandwand befindet sich der<br />

105 Liter fassende Kraftstoffbehälter<br />

Bruchlandung mit der Fl 282 V17, CJ+SK, am 13. April 1944 während<br />

der Landung auf einer speziell angefertigten Plattform bei Travemünde<br />

Um den Beobachter unterzubringen, führte die Fl 282 B-2, hier die V21,<br />

den Treibstoff in Behältern neben dem Führersitz mit<br />

Möglichkeit, auf der Stelle zu fliegen, waren<br />

zudem einzigartig.<br />

Speziell zur Erprobung und Serienreif -<br />

machung von Hubschraubern (Bord-Sonderflugzeugen)<br />

wurde am 14. Oktober 1942 die<br />

Bordfliegerstaffel 3./196 aufgestellt. Die Einheit<br />

führte unter anderem die Umschulung<br />

von Flugzeugführern und Einweisung <strong>des</strong><br />

Technischen Personals durch.<br />

Jäger gegen Hubschrauber<br />

Bewertet wurden auch die Aussichten der<br />

»282«, den Angriff eines Jagdflugzeugs zu<br />

überstehen. Scheinangriffe einer Focke-Wulf<br />

Fw 190 zeigten, dass die Wahrscheinlichkeit,<br />

Treffer einzu stecken, zumin<strong>des</strong>t für eine unter<br />

100 Metern oder gar in Bodennähe fliegende<br />

Fl 282 gering war. Die Manövrierfähigkeit<br />

<strong>des</strong> kleinen Hubschraubers war der<br />

<strong>des</strong> Jägers weit überlegen. Zudem kamen<br />

eventuell unübersichtliche Geländeverhältnisse<br />

dem Hubschrauberpiloten zu Hilfe. Als<br />

gefährlicher wurde das Feuer vom Boden aus<br />

eingestuft. Beschussversuche auf eine gefesselte<br />

Fl 282 bewiesen die Unempfindlichkeit<br />

<strong>des</strong> Hubschraubers. Selbst Rotorblatttreffer<br />

brachten sie nicht zwangsläufig zum Absturz.<br />

Bedarf an der »282«<br />

Bereits am 14. Juni 1941 hatte das Technische<br />

Amt (TA) im Reichsluftfahrtministerium den<br />

Bau von monatlich zehn Fl 282 und 20 Fa 330<br />

gefordert. Drei Wochen davor hatte man die<br />

0-Serie von 20 auf 30 Maschinen erhöht. Flettners<br />

Möglichkeiten, die »282« in Serie zu produzieren,<br />

wurden im TA sehr kritisch betrachtet.<br />

Direktor Carl Freydag meinte im Juni<br />

1942 unter anderem dazu: »Flettner ist Erfinder<br />

und hat seine Rotorgetriebe selbst gebaut.<br />

Ich habe ihm gesagt: ›So, wie Sie das machen,<br />

kommen Sie auf keinen grünen Zweig. Sie<br />

sind gar nicht darauf eingerichtet, etwa fünf<br />

Getriebe in einem Monat fertigzubringen.‹<br />

Für den Musterbau ist er sehr gut eingerichtet<br />

und die Einzelgetriebe sind auch sehr gut.<br />

Er wehrt sich aber mit Händen und Füßen, einer<br />

Zahnrad- oder Getriebefabrik die Dinger<br />

in Lizenz zu geben. Er behauptet, die können<br />

das nicht, er war nicht zu überzeugen. Das<br />

müsste vielleicht zwangsweise gemacht werden.«<br />

Dabei sollte der Flettner-Betrieb eventuell<br />

geteilt werden – die Serienfertigung<br />

könnte dann von Flettner-Mitarbeiter Glauner<br />

geleitet werden.<br />

Anfang 1943 befürchtete man im TA, die<br />

Fl 282 für das Heer bauen zu müssen, die den<br />

Hubschrauber als großen Problemlöser ansah.<br />

So geisterte die Zahl von bei BMW zu<br />

produzierenden 1000 Fl 282 für das Heer<br />

durch die RLM-Räume.<br />

42


Fl 282 V3 mit zusätzlichen Seitenflossen in<br />

Endscheibenausführung sowie weiteren Flossen<br />

unterhalb und oberhalb <strong>des</strong> Rumpfes. Die<br />

Kanzel blieb teilweise offen<br />

Die Marineleitung gab sich bescheidener,<br />

drängte aber ebenfalls auf den Bau der Fl 282.<br />

Eingesetzt werden sollte der »Kolibri« als<br />

Nahaufklärer auf Küstenstützpunkten und<br />

Borderkunder auf Schiffen.<br />

Anfang 1943 wurde die Fl 282 Adolf Hitler<br />

und hochrangigen Wehrmachtsoffizieren vorgeführt.<br />

Die Herrn zeigten sich erwartungsgemäß<br />

angetan von den Möglichkeiten <strong>des</strong><br />

kleinen Hubschraubers. Die Befürchtungen<br />

im RLM, die Luftwaffe müsse auf Hitlers Befehl<br />

hin die Forderungen von Heer und Marine<br />

erfüllen, blieben jedoch aus.<br />

Ende und Nachkriegszeit<br />

Die zunehmend prekäre Kriegslage führte im<br />

Februar 1944 sogar zur Absetzung der Hubschrauber.<br />

Die Jägerproduktion stand nun an<br />

oberster Stelle. Schon im Herbst hatte man<br />

Flettner und Focke Achgelis die Mit -tel stark<br />

gekürzt. Wegen der vermehrten Bombenangriffe<br />

auf Berlin verlegte die Firma Flettner im<br />

August 1943 ins schlesische Schweidniz.<br />

Anton Flettner<br />

Herr der Hubschrauber: Anton Flettner vor<br />

der Fl 282 V14 in Schweidnitz<br />

Anton Flettner wurde am 1. November 1885<br />

in Eddersheim am Main geboren. Er war zunächst<br />

als Lehrer tätig und äußerst interessiert<br />

an fortschrittlicher Technik. Bereits<br />

1918 machte die Erfindung <strong>des</strong> Flettner-Ruders,<br />

das heute noch verwendet wird, seinen<br />

Namen in der Flugzeugindustrie weltweit<br />

Ungewöhnlicher Passagierflug<br />

mit der V20: Hauptmann<br />

Lastig hatte Mühe, sich auf<br />

der Schaukel zu halten<br />

bekannt. 1922 gründete er die Flettner-Gesellschaft,<br />

wo beispielsweise an einem revolutionären<br />

Schiffsantrieb gearbeitet wurde,<br />

der den Magnuseffekt nutzte. Mit dem Flettner-Lüfter<br />

auf Basis eines gekauften Patentes,<br />

eingebaut z. ¿B. in Schiffen und Transportfahrzeugen,<br />

machte er hohe Umsätze.<br />

Geld, das großteils für andere Entwicklungen<br />

genutzt wurde. In Sachen Hubschraubertechnik<br />

stand Flettner 1945 mit an der<br />

Spitze. Nach der Kapitulation der Wehrmacht<br />

führte Flettner seine Arbeit ab 1947<br />

in den USA fort und arbeitete dort als Chefkonstrukteur<br />

der Firma Kaman. Anschließend<br />

leitete er die Hubschrauber forschung<br />

der US-Armee und war Präsident der Flettner<br />

Aircraft Corporation. Anton Flettner verstarb<br />

76-jährig am 29. November 1961 in New<br />

York. <strong>Im</strong> Nachlass <strong>des</strong> genialen Erfinders<br />

fanden sich mehr als 1000 Patente. ■<br />

Zyklisch und kollektiv<br />

Durch Neigung der Taumelscheibe werden<br />

die Rotorblätter zyklisch verstellt,<br />

und dadurch wird die Flugrichtung bestimmt.<br />

Zum Steigen oder Sinken wird<br />

mittels der kollek tiven Blattverstellung<br />

der Anstellwinkel aller Rotorblätter gleich<br />

verändert.<br />

Anfang 1945 rückte die Rote Armee immer<br />

näher, woraufhin Flettner nach Berlin auswich.<br />

Da dort jedoch ein großer Teil <strong>des</strong> Firmenbestan<strong>des</strong><br />

alliierten Angriffen zum Opfer<br />

fiel, ließ er die Überreste nach Bad Tölz schaffen.<br />

Arbeiten an der Fl 282 waren in den letzten<br />

Kriegsmonaten praktisch kaum mehr<br />

möglich. Wie viele »282« tatsächlich gebaut<br />

wurden, ist nicht überliefert. Belegt sind min<strong>des</strong>tens<br />

23. Zwei Fl 282 kamen noch im bayerischen<br />

Bad Tölz an, bevor amerikanische<br />

Truppen den idyllischen Ort einnahmen und<br />

Flettners hochinteressantes Restinventar beschlagnahmten.<br />

US-amerikanischen Truppen fielen zwei<br />

Fl 282 (V12 und V23) in die Hände, britischen<br />

(V20) und sowjetischen (V16?) Soldaten je eine.<br />

Die Maschinen wurden in die Heimat -<br />

länder abtransportiert und dort genauestens<br />

untersucht. Bis heute überlebt hat der Rumpf<br />

beziehungsweise der Rohrrahmen samt oberem<br />

Getriebe der Fl 282 V20 (B), Werknummer<br />

282000020, CJ+SN. Der Hubschrauber<br />

gehörte zur 3./BflGr 196 und wurde von Briten<br />

bei der E-Stelle Travemünde erbeutet. Die<br />

Überreste sind heute im Midland Air Museum<br />

in Coventry ausgestellt.<br />

■<br />

Vielen Dank an Wolfgang Gastorf vom Hubschraubermuseum<br />

Bückeburg für die großzügige<br />

und freundliche Unterstützung.<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

43


TECHNIK<br />

<strong>Cockpit</strong><br />

DAS FLUGBOOT DORNIER DO L DELPHIN II<br />

Bodensee-Delphin<br />

Auch Dornier zahlte in frühen Jahren Lehrgeld mit Entwürfen, die noch nicht<br />

ausgereift waren. Einer war die Dornier Delphin, die sich aber in einer zweiten<br />

Version zu einem tüchtigen Flugboot mauserte<br />

Von Peter W. Cohausz<br />

Die Delphin II war ein Flugboot,<br />

welches einige Annehmlichkeiten<br />

bot. Hier die D-702 beim Start.<br />

Von 1925 bis 1929 setzte man sie<br />

im Bodensee-Rundflugverkehr ein<br />

44


Bereits 1920 hatte Dornier ein kleines<br />

einmotoriges Verkehrsflugboot mit<br />

dem Namen Delphin entwickelt, das<br />

jedoch nur dürftigen Erfolg hatte. 1924 entstand<br />

<strong>des</strong>halb eine überarbeitete Version als<br />

Delphin II, die zwar auch nur in kleiner<br />

Stückzahl erschien, aber dann doch bis 1932<br />

im Einsatz war.<br />

<strong>Im</strong> Vergleich zum ersten Delphin-Entwurf<br />

hatte Dornier die Konzeption so überarbeitet,<br />

dass jetzt auch stärkere Motoren bis 300 PS<br />

eingebaut werden konnten. Es gab dann zwei<br />

Versionen, die erste mit einem 260-PS-Rolls-<br />

Royce-»Falcon« und die zweite später mit einem<br />

300-PS-BMW-VI. Die Delphin II war das<br />

Gegenstück zum Landflugzeug Komet II, Flügel<br />

und Leitwerk waren austauschbar.<br />

Auch die Arbeitsplätze wurden verbessert.<br />

Waren die Flieger im ersten Delphin noch<br />

zwischen Motor und Tragflächenvorderkante<br />

mehr oder weniger Abgas, Ölspritzer und<br />

Wetter ausgesetzt, so saßen sie nun in einer<br />

geschlossenen Kabine unter dem Motor und<br />

hatten aus relativ großen Fenstern eine gute<br />

Sicht nach den Seiten und nach vorne.<br />

Lediglich fünf Delphin II haben die Werkhallen<br />

verlassen. Drei waren Neubauten und<br />

bei zwei handelte es sich um Umbauten aus<br />

der Vorversion. Die erste Delphin II ging<br />

an das britische Air Ministry und diente<br />

als Studienobjekt im Erprobungszentrum<br />

Farnborough.<br />

Der Fahrtmesser von Bruhn war noch<br />

ein Gerät aus dem Ersten Weltkrieg.<br />

Hier mit der zugehörigen Düse<br />

Führerraum der Delphin II<br />

Foto Dornier-Stiftung<br />

Die Passagierkabine <strong>des</strong> Delphin II wirkte wie<br />

ein gemütlicher Salon<br />

Die Delphin, D-277, mit Rolls-Royce Falcon III<br />

und Vierblatt-Propeller. Vorne an der Tragfläche<br />

ist die Bruhn-Fahrtmesserdüse zu erkennen<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

45


TECHNIK<br />

<strong>Cockpit</strong><br />

Delphin II, D-277, bei Konstanz auf<br />

dem Bodensee. Mit über 10 000 Flügen<br />

war sie die erfolgreichste Delphin II<br />

Die restlichen vier Delphin II baute Dornier<br />

auf eigenes Risiko. Diese wurden dann<br />

hauptsächlich am Bodensee für Linien-, Charter-<br />

und Rundflüge eingesetzt. Drei gingen<br />

bis 1929 durch Unfälle verloren, aber die letzte<br />

stellte man erst im Herbst 1932 nach über<br />

10 000 erfolgreichen Flügen außer Dienst.<br />

Der Pilotenraum war schlicht und funktionell,<br />

aber sehr geräumig. Eine große Instrumententafel<br />

erstreckte sich über die gesamte<br />

Breite <strong>des</strong> <strong>Cockpit</strong>s und enthielt alle<br />

Geräte und Bedienhebel. Zur Flugüberwachung<br />

war lediglich ein Fahrtmesser vorhanden.<br />

Die Flughöhe spielte offensichtlich bei<br />

Sichtflügen keine große Rolle. Alle weiteren<br />

Geräte dienten der Triebwerksüberwachung.<br />

Erläuterung der Ausrüstung<br />

durch Schieben nach<br />

unten geöffnet werden.<br />

Auffallend sind<br />

auch die vor dem<br />

Gerätebrett offen ver-<br />

Die Benzinanlage entsprach noch der eines<br />

Flugzeugs aus dem Ersten Weltkrieg, bei dem<br />

der Benzindruck zunächst mit einer Luftpumpe<br />

aufgebaut wurde, bevor die Motorpumpe<br />

nach dem Anlassen den erforderlichen<br />

Betriebsdruck aufrechterhielt.<br />

Das Steuerrad war anders als bei den<br />

meisten damaligen Flugzeugen eher rechts<br />

angeordnet. Die meisten der großen recht-<br />

eckigen Fenster <strong>des</strong><br />

<strong>Cockpit</strong>s konnten<br />

laufenden Steuerseile und Stangen für die<br />

Motorbedienung.<br />

■<br />

Quellen:<br />

Frost, Günter/Kössler, Karl/Koos, Volker:<br />

»Dornier – von den Anfängen bis 1945«.<br />

Heel Verlag, Königswinter 2010<br />

Instrumentierung der Dornier Do L Delphin II<br />

Nr. Gerät Anzeigebereich Hersteller<br />

1 Fahrtmesser 50–250 km/h Bruhn<br />

2 Hebel für den Ölkühler<br />

3 Benzinhahn<br />

4 Hebel für den Wasserkühler<br />

5 Handpumpe<br />

6 Umschalthebel Haupttank-Nottank<br />

7 Hebel für Zündzeitpunktverstellung<br />

8 Hebel für Normalgas<br />

9 Umschalthebel für die Luftpumpe<br />

10 Öldruckmesser 0–5 kg/cm² Maximall<br />

11 Ölthermometer 25–115° C Baecker<br />

12 Steuerrad<br />

13 Wasserthermometer 25–115° C Baecker<br />

14 Luftdruckmesser 0–0,5 kg/cm² (?) Maximall<br />

15 Steuersäule<br />

16 Drehzahlmesser 0–2200 U/min<br />

17 Anlassmagnet Bosch<br />

18 Zündschalter Bosch<br />

19 Pumpe für Nottank/Haupttank?<br />

Die Zusammenstellung wurde auf der Basis einer historischen Fotografie durchgeführt.<br />

Nicht alle Geräte waren eindeutig erkennbar. Über den verwendeten Kompass und die<br />

Benzinuhren gibt das Foto keine Auskunft.<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Cohausz<br />

46


Mythos<br />

Erwin Rommel<br />

Ab 16.09. am Kiosk<br />

für nur € 9,90!<br />

Ab 16.09. am Kiosk oder unter:<br />

www.clausewitz-magazin.de


SERIE<br />

Der<br />

Luftkrieg<br />

von 1939–1945<br />

AM HIMMEL ÜBER DEM REICH<br />

Luftschlacht um Deutschland:<br />

Die alliierten Bomber flogen in<br />

engen Pulks, um ihr Abwehrfeuer<br />

bündeln zu können. Hier<br />

Boeing B-17F der 381st BG im<br />

Juli 1943<br />

Foto US Air Force<br />

Luftkampf mit allen Mitteln<br />

Verbissen fochten Alliierte und Deutsche die Luftschlacht um das Reich aus, ein Kampf,<br />

der geprägt war von taktischen Kniffen, technischen Neuerungen und dem teilweise an<br />

Wahnsinn grenzenden Mut einzelner Piloten<br />

Von Peter Cronauer<br />

Laut einem häufig bemühten Zitat wollte<br />

Hermann Göring »Meier« heißen,<br />

falls es einem alliierten Flugzeug gelänge,<br />

in den deutschen Luftraum einzudringen.<br />

Manchen Augen- und Ohrenzeugen zufolge<br />

soll der Reichsmarschall auch den<br />

Namen »Müller« genannt haben. Wie auch<br />

immer: Die pointierte Anekdote veranschaulicht<br />

die fatale Fehleinschätzung eines Realitätsfernen<br />

in maßgeblicher Position. Dabei ist<br />

die Geschichte <strong>des</strong> Luftkrieges über dem<br />

Deutschen Reich in den Jahren 1939 bis 1945<br />

keineswegs auf die Einschätzungen oder<br />

Entscheidungen einer Einzelperson zu reduzieren.<br />

Vielmehr hat auch die »Reichsverteidigung«<br />

eine komplexe Vor- und Entwicklungsgeschichte,<br />

die unter anderem auch auf<br />

den höchst unterschiedlichen wirtschaftlichen<br />

Voraussetzungen der am Luftkrieg beteiligten<br />

Industrienationen basiert. <strong>Im</strong> Verlauf <strong>des</strong><br />

Krieges entwickelte sich dann ein vielschichtiges<br />

Geflecht aus wechselweiser Aktion und<br />

Reaktion, taktischen Veränderungen und<br />

technischem Fortschritt.<br />

In den 1930er-Jahren begannen die USA<br />

und Großbritannien mit der Entwicklung großer<br />

viermotoriger Flugzeuge, die viel Zuladung<br />

über große Distanzen transportieren<br />

können sollten. Zivile Bestrebungen galten<br />

hierbei dem Ausbau <strong>des</strong> internationalen Flugverkehrs,<br />

aus militärischer Sicht – unter anderem<br />

beeinflusst von der Luftkriegstheorie<br />

Giulio Douhets – entstanden die technischen<br />

Voraussetzungen für den mittel- und langfristigen<br />

Aufbau einer strategischen Bomberflotte.<br />

<strong>Im</strong> Deutschen Reich gab es ähnliche Be-<br />

1.9.1939 Polenfeldzug<br />

Beginn <strong>des</strong> Zweiten Weltkriegs<br />

10.5.1940 Westfeldzug<br />

9.4.1940 »Unternehmen<br />

Weserübung«<br />

10.7. bis 31.10.1940<br />

Luftschlacht um England<br />

22.6.1941 Deutscher<br />

Angriff auf die UdSSR<br />

7.12.1941 Japanischer<br />

Überfall auf Pearl Harbor<br />

1939 1940 1941 1942<br />

48


strebungen, wenngleich unter gänzlich anderen<br />

Voraussetzungen: <strong>Im</strong> Gegensatz zu England<br />

und den USA war hier die Kontinuität<br />

von Luftfahrtindustrie und -forschung durch<br />

die Auswirkungen <strong>des</strong> Ersten Weltkriegs unterbrochen<br />

und durch die Verträge von Versailles<br />

streng reglementiert.<br />

Dass dann die Entwicklung der »Uralbomber«<br />

im Deutschen Reich bereits Mitte<br />

der 1930er-Jahre wieder eingestellt wurde, lag<br />

auch weniger am Fliegertod Generalleutnant<br />

Walther Wevers, der als erster Generalstabschef<br />

der Luftwaffe ein exponierter Fürsprecher<br />

der schweren Viermotorigen war, sondern<br />

vielmehr daran, dass die Luftwaffe quasi<br />

aus dem Nichts heraus aufgebaut wurde und<br />

dass die vielen dabei gleichzeitig zu bewäl -<br />

tigenden Aufgaben die vorhandenen Mittel<br />

und Möglichkeiten <strong>des</strong> Deutschen Reiches<br />

deutlich überstiegen. Das rohstoffarme<br />

Deutschland war importabhängig: Eisenerz<br />

aus Schweden, Erdöl aus der Sowjetunion …<br />

Das erste Versuchsmuster <strong>des</strong><br />

Großbombers Ju 89 im April<br />

1937 in Dessau. <strong>Im</strong> Hintergrund<br />

ist die Ju 88 V2 zu erkennen<br />

Die Dornier Do 19 V1 flog erstmals<br />

am 30. Oktober 1936<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Ringlstetter<br />

Verlustreiche Bombereinsätze<br />

Hingegen bezog Großbritanniens Rüstungsindustrie<br />

die benötigten Rohstoffe aus einem<br />

globalen Kolonialsystem und bekanntlich<br />

verfügten die USA über reichliche Ressourcen<br />

im eigenen Land. Dennoch fiel auch diesen<br />

wirtschaftlich starken Industrienationen der<br />

Aufbau einer strategischen Bomberflotte<br />

schwer. Es dauerte bis in die ersten Kriegsjahre<br />

hinein, ehe auf britischer Seite die ersten<br />

Short Stirling, Handley Page Halifax und<br />

Avro Lancaster zum Einsatz kamen, und auch<br />

in den USA zogen sich die entsprechenden<br />

Entwicklungen über viele Jahre hin. Auch<br />

die Boeing B-17, die den Verlauf <strong>des</strong> Luftkrieges<br />

über Europa maßgeblich prägte und<br />

beeinflusste, war keine ungetrübte Erfolgs -<br />

geschichte.<br />

Als Großbritannien im Spätsommer 1941<br />

in den USA 20 Boeing B-17C erwarb, waren<br />

die Erwartungen groß, der neue Bomber wurde<br />

reichlich mit Vorschusslorbeeren bedacht.<br />

Doch gleich der erste Einsatz der »Fliegenden<br />

Festungen« in Diensten der RAF wurde<br />

zum Fiasko: Am 8. September sollten sie in<br />

9000 Meter Höhe diverse Ziele an der norwegischen<br />

Küste angreifen, doch der Verband<br />

wurde frühzeitig vom deutschen Radar erfasst.<br />

Von Stavanger aus stürzten sich Messerschmitt<br />

Bf 109 der 13./JG 77 auf die Angreifer,<br />

zwei der »Fortress Mk I«, so lautete<br />

ihre Bezeichnung bei der RAF, wurden sofort<br />

abgeschossen und drei weitere beschädigt;<br />

die übrigen drehten ab. Nach weiteren derartigen<br />

Misserfolgen kam das britische Bomberkommando<br />

zu dem Schluss, die US-Bomber<br />

seien »völlig unsicher, unrentabel und für<br />

einen ernsthaften Einsatz ungeeignet«. Die<br />

verbliebenen Maschinen wurden anschließend<br />

dem Coastal Command unterstellt oder<br />

in den Mittleren Osten verlegt. Doch Boeing<br />

entwickelte seine Maschine weiter und die<br />

ersten von der USAAF 1942 in Europa stationierten<br />

»Flying Fortress« gehörten bereits zur<br />

deutlich verbesserten Version E.<br />

Bewaffnung versus Leistung<br />

<strong>Im</strong> Gegensatz zum Bomber Command der<br />

RAF, das seine Bombereinsätze schon bald<br />

nach Beginn der Kampfhandlungen aufgrund<br />

hoher Verluste in den Schutz der Nacht verlegte,<br />

behielt die USAAF ihre Vorgehensweise<br />

der gezielten Tagangriffe bis zum Ende <strong>des</strong><br />

Krieges bei. Dabei erlitt auch sie anfangs horrende<br />

Verluste, was jene eingangs erwähnte<br />

2.2.1943 Untergang der<br />

6. Armee in Stalingrad 5.7.1943 »Unternehmen<br />

Zitadelle«<br />

1943 1944 1945<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

49


SERIE<br />

Der<br />

Luftkrieg<br />

von 1939–1945<br />

»Fliegende Festungen« Boeing B-17F<br />

während <strong>des</strong> Angriffs auf Schweinfurt<br />

am 17. August 1943 Foto US Air Force<br />

auf das kleine Flugzeug und die Bomber führten<br />

genügend Munition mit sich, um aus großer<br />

Distanz das Feuer eröffnen zu können,<br />

noch bevor der Jäger auf Schussweite herangekommen<br />

war. Der flog dann in einen wahren<br />

Geschosshagel hinein, die Wahrscheinlichkeit,<br />

getroffen zu werden, war verhält -<br />

nismäßig hoch. Zudem flogen die Bomber in<br />

einer engen und ausgeklügelten Formation,<br />

die darauf ausgerichtet war, dass sie ihr Abwehrfeuer<br />

massieren und sich gegenseitig<br />

schützen konnten. Die deutsche Seite suchte<br />

wiederum nach Möglichkeiten, um diese<br />

»Combat Boxes« auseinanderzutreiben; einzeln<br />

fliegende Maschinen waren leichter zu<br />

bekämpfen. <strong>Im</strong> Lauf der Zeit wurden hier<br />

Mit der E-Variante kam eine deutlich verbesserte<br />

Version der B-17 zum Einsatz<br />

Spirale aus Aktion und Reaktion, aus taktischen<br />

Änderungen und technischen Neuerungen<br />

in Gang setzte. Beispielsweise flogen<br />

die schweren US-amerikanischen Bomberverbände<br />

ihre ersten Einsätze in einer für die Focke-Wulf<br />

Fw 190 optimalen Flughöhe, in der<br />

die einsitzigen Jäger ihre volle Leistung entfalten<br />

konnten. Deren 2-cm-Kanonen fielen<br />

zahlreich der an sich robusten und beschussfesten<br />

B-17 oder auch B-24 zum Opfer, worauf<br />

jene in Höhen auswichen, in denen die Flugleistungen<br />

der Focke-Wulf nachließen.<br />

Dort trafen sie dann auf die Messerschmitt<br />

Bf 109, deren Flugleistungen denjenigen der<br />

Fw 190 in großen Höhen überlegen war. Allerdings<br />

war die Bf 109 deutlich leichter bewaffnet<br />

und es gibt zahlreiche Berichte deutscher<br />

Piloten, die ihre gesamte Munition<br />

verschossen, während die Viermots trotz deutlich<br />

erkennbarer Treffer scheinbar unbeirrbar<br />

weiterflogen. Der Ein- und Anbau stärkerer<br />

Bewaffnung, beispielsweise durch unter die<br />

Tragflächen der Bf 109 montierte zusätzliche<br />

Kanonen, ging dann zu Lasten der Flugleistungen:<br />

Die zusätzlichen Waffen und ihre Munition<br />

bedeuteten mehr Gewicht, höheren<br />

Spritverbrauch, Steigleistung und Höchstgeschwindigkeit<br />

sanken, die Maschine wurde<br />

allgemein schwerfälliger. Wenn sie jedoch an<br />

die Bomber herankam, besaß sie eine den<br />

Bombern gefährlich werdende Feuerkraft.<br />

Fliegende »Wagenburgen«<br />

Jene waren derartigen Angriffen keinesfalls<br />

wehrlos ausgeliefert: Flog zum Beispiel eine<br />

einzelne Bf 109 eine Dreierkette von B-17 an,<br />

so standen dem einzelnen Jägerpiloten<br />

30 Mann fliegen<strong>des</strong> Personal gegenüber.<br />

30 schwere Maschinengewehre richteten sich<br />

Die B-17F »Idiots' Delight« (»Idioten-Spaß«) wird für den nächsten Einsatz bereit gemacht<br />

Foto US Air Force<br />

50


Republic P-47C Thunderbolt im Jahr 1943. Zwar<br />

waren diese Begleitjäger schnell und gut bewaffnet,<br />

doch fehlte es ihnen an Reichweite Foto US Air Force<br />

verschiedene Methoden erwogen, verworfen<br />

oder auch erprobt und angewandt. Unter anderem<br />

wurden die Pulks von noch höher fliegenden<br />

Maschinen aus bombardiert. Allerdings<br />

fielen die mit Zeitzünder versehenen<br />

Bomben häufig zu kurz oder durch den Pulk<br />

hindurch – explodierten sie jedoch inmitten<br />

einer engen Formation, war die Wirkung verheerend:<br />

Augenzeugen berichten, die Druckwelle<br />

konnte die Tragflächen der schweren<br />

Bomber abbrechen oder sie so vom Kurs abbringen,<br />

dass sie miteinander kollidierten …<br />

Insgesamt erwies sich diese Methode jedoch<br />

als wenig zuverlässig.<br />

Die ersten Luft-Luft-Raketen<br />

<strong>Im</strong> Frühjahr 1943 wurden dann seitens der<br />

Luftwaffe zum ersten Mal in der Luftkriegsgeschichte<br />

ungelenkte Luft-Luft-Raketen eingesetzt<br />

(siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 1/2013).<br />

Die Raketen stammten aus der Heeresartillerie,<br />

sie wurden aus unter den Tragflächen<br />

Republic P-47D-11 der 61th FS, wurde<br />

im Januar 1944 von Francis Gabreski geflogen,<br />

der bis dahin acht deutsche Maschinen<br />

abgeschossen hatte Zeichnung H. Ringlstetter<br />

montierten Werferrohren abgefeuert, ihr Feststoffantrieb<br />

ermöglichte den Abschuss aus einer<br />

verhältnismäßig sicheren Distanz von 600<br />

bis 1200 Metern hinter der anvisierten »Combat<br />

Box«. Ihr mit mehr als 40 Kilogramm Pulver<br />

beladener und von einem Zeitzünder gesteuerter<br />

Sprengkopf hatte im Umkreis von<br />

30 Metern eine vernichtende Wirkung – ein<br />

Volltreffer konnte ein bis drei »Fliegende Festungen«<br />

zum Absturz bringen. Allerdings<br />

waren Volltreffer eher die Ausnahme. Die<br />

Trefferquote der relativ langsam und in einer<br />

bogenförmigen Geschossbahn fliegenden<br />

WGr 21 war gering, die meisten explodierten<br />

vor, hinter oder neben den Zielen, und die unter<br />

den Tragflächen der Jagdflugzeuge angebrachten<br />

Werferrohre verschlechterten deren<br />

Flugleistungen genauso wie untergehängte<br />

Waffengondeln. Allerdings waren die Wer -<br />

ferrohre nach dem Abschuss der Raketen abwerfbar,<br />

und wenn mehrere Angreifer ihre<br />

Raketen gleichzeitig abfeuerten, konnten sie<br />

Einsatzbereit: Focke-Wulf Fw 190 A-5 <strong>des</strong> JG 26<br />

im Frühjahr 1943 (siehe Profil S. 53)<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

51


SERIE<br />

Der<br />

Luftkrieg<br />

von 1939–1945<br />

Lockheed P-38 Lightning. Zwar war der Typ grundsätzlich für<br />

Langstreckeneinsätze sehr geeignet. Doch gegen die deutschen<br />

Jäger konnte die Zweimot kaum bestehen<br />

Foto US Air Force<br />

Unter zunehmender Bedrängnis mussten selbst für diese Aufgabe<br />

ungeeignete Nachtjäger, hier Bf 110 F, in Tageseinsätzen gegen die<br />

Bomber starten – mit oft <strong>des</strong>aströsem Ausgang<br />

Bittere Pille für die deutschen Jagdflieger: Mit der North American<br />

P-51B und C Mustang stand ab Ende 1943 ein sehr leistungsstarker<br />

Langstrecken-Begleitjäger zur Verfügung<br />

Foto US Air Force<br />

einen Pulk tatsächlich sprengen; zumin<strong>des</strong>t<br />

war die psychologische Wirkung nicht zu unterschätzen.<br />

Die WGr 21 waren auch nicht das<br />

Ende der Entwicklung: Die gegen Ende <strong>des</strong><br />

Krieges eingesetzte R4/M war eine gefährliche<br />

und effektive Waffe gegen schwere Bomber<br />

(siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 8/2012). Doch<br />

für die Luftwaffe kam sie viel zu spät.<br />

Parallel dazu wurden auch Waffen mit<br />

größerem Kaliber ausprobiert. Beispielsweise<br />

wurden einige Messerschmitt Me 410 mit<br />

Bk 5 ausgerüstet, einer großkalibrigen Kanone<br />

mit enormer Durchschlagskraft: Ein einziger<br />

wohlgezielter Schuss konnte für eine<br />

B-17 oder B-24 jederzeit das Aus bedeuten.<br />

Allerdings brachte auch diese schwere Waffe<br />

eindeutige Nachteile mit sich: Der Bordfunker<br />

hatte sie zu bedienen und zu laden, und obwohl<br />

die Granaten in einer Art Magazin untergebracht<br />

waren, war ihre Handhabung im<br />

Flug nicht leicht. Das hohe Eigengewicht der<br />

Geschosse vertrug keine Fliehkräfte, der Ladevorgang<br />

gelang nur im horizontalen Geradeausflug<br />

reibungslos, und das zu einem<br />

Zeitpunkt, als bereits Begleitjäger die US-<br />

Bomber eskortierten.<br />

Doch zunächst waren die schweren Bomber<br />

auf sich selbst gestellt, man vertraute auf<br />

ihre starke Defensive. Und tatsächlich besaß<br />

die zunächst von der USAAF auf dem europäischen<br />

Kriegsschauplatz eingesetzte Boeing<br />

B-17E eine hohe Feuerkraft nach hinten und<br />

zur Seite, nach vorne war sie jedoch relativ<br />

gering. Darauf stellten sich die deutschen Jäger<br />

taktisch ein, griffen die US-Bomberverbände<br />

in Frontalangriffen an und erzielten<br />

dabei anfänglich große Erfolge. Dabei erforderte<br />

diese Angriffsart viel Übung, Mut und<br />

52


ein schnelles Reaktionsvermögen. Die Maschinen<br />

beider Seiten flogen mit hohen Geschwindigkeiten<br />

aufeinander zu, es blieb nur<br />

wenig Zeit fürs Zielen und Schießen und fürs<br />

Vermeiden einer Kollision. Um derartigen<br />

Angriffen zu begegnen, verpassten Boeings<br />

Konstrukteure späteren Versionen einen zusätzlichen<br />

Drehturm am Bug <strong>des</strong> Bombers,<br />

um <strong>des</strong>sen Feuerkraft auch in dieser Richtung<br />

zu erhöhen.<br />

Die Bordkanone der Me 410<br />

Eine besonders schwere<br />

Bewaffnung erhielt die<br />

Me-410-Variante A-1/U4: <strong>Im</strong><br />

modifizierten Bombenraum<br />

im unteren Rumpfvorderteil<br />

kam eine 650 Kilogramm<br />

schwere Bordka- none BK 5,<br />

Kaliber 50 mm, zum Einbau.<br />

An Munition standen<br />

22 Schuss zur Verfügung.<br />

Die beiden MG 17 wurden<br />

bei einigen dieser Maschinen<br />

zur Gewichtsersparnis<br />

ausgebaut. Um die Kanone<br />

effektiver einsetzten zu können,<br />

erhielten etliche U4 ein<br />

Zielfernrohr, das sich<br />

gut bewährte.<br />

210-mm-Werfergranate im Abschussrohr unter<br />

der Fläche einer Fw 190 A<br />

Abgeschossen: Der hintere Teil der Kabinenhaube<br />

ist abgeworfen und der Fw-190-Pilot<br />

macht sich zum Absprung bereit<br />

Focke-Wulf Fw 190 A-5, W.Nr 1197, der<br />

4./JG 26, geflogen von Staffelkapitan Otto<br />

Stammberger im Februar 1943 (siehe Foto<br />

S. 51) Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus<br />

Zunehmend verzweifelt<br />

Mit dem herkömmlichen Fliegen in Rotte<br />

und Schwarm war den US-Bomberformationen<br />

nicht beizukommen. Mehrere bei der<br />

»Reichsverteidigung« im Einsatz stehende<br />

Geschwader, beispielsweise die ursprünglich<br />

für die »Wilde Sau« – den Nachtjagdeinsatz<br />

von einmotorigen Tagjägern – aufgestellten<br />

JG 301 und 302, griffen die Bomberpulks in<br />

eng formierten Angriffskeilen an, um ihre<br />

Feuerkraft zu bündeln. Höhenjäger sollten<br />

sie dabei vor Überraschungen von oben<br />

schützen. Auch wurden spezielle Fw 190 als<br />

»Sturmböcke« eingesetzt: In und auf dem<br />

Rumpf wurden um den Flugzeugführer herum<br />

fünf Millimeter starke Panzerplatten<br />

aufgeschraubt, auf Windschutz und Schiebehaube<br />

montierte man zusätzlich mehrere<br />

Zentimeter dickes Panzerglas und bei einigen<br />

von ihnen wurden die Rumpf-MG ausund<br />

zusätzlich schwere Kaliber in die Tragflächen<br />

eingebaut … Diese gepanzerten Maschinen<br />

dienten nur einem Zweck: in das<br />

Abwehrfeuer der Bomberpulks hineinzufliegen<br />

und die schweren Viermots abzuschießen.<br />

Dagegen glich der Einsatz von »Rammjägern«,<br />

die sich dazu verpflichteten, bei<br />

jedem Einsatz einen Bomber herunterzuholen<br />

– entweder durch Abschuss oder Rammen<br />

–, schon eher einer Verzweiflungstat.<br />

Der Befehl, Nachtjäger auch am Tag einzusetzen,<br />

war jedoch eine klare taktische Fehlentscheidung.<br />

Darauf waren jene hoch spezialisierten<br />

Besatzungen nicht vorbereitet,<br />

die wertvolle Radartechnologie ihrer Maschinen<br />

war da nur unnützer Ballast, viele<br />

wurden in dieser für sie ungewohnten Einsatzart<br />

sinnlos verheizt.<br />

Luftkrieg wird zur Materialschlacht<br />

Die wichtigste Neuerung brachten jedoch<br />

die US-Amerikaner: <strong>Im</strong> Januar 1943 trafen<br />

die ersten P-47 »Thunderbold« bei der 8. US-<br />

Luftflotte in England ein. Ihr Aktionsradius<br />

reichte zwar zunächst nur bis zur holländischen<br />

Küste, doch standen sie am Anfang<br />

<strong>des</strong> Aufbaus einer starken Jagdwaffe, welche<br />

die Bomber begleiten sollte. Weitere Typen<br />

wie P-38 »Lightning« und P-51 »Mustang«<br />

folgten, und am Ende der Entwicklung dominierten<br />

Großformationen, bestehend aus<br />

Hunderten schwerer US-Bomber, die von<br />

mehreren Hundert Begleitjägern eskortiert<br />

wurden, den Taghimmel über dem Reich.<br />

Mit der ebenfalls Anfang 1943 zwischen den<br />

USA und Großbritannien in Casablanca verabredeten<br />

»Combined Bomber Offensive«,<br />

wonach die USAAF am Tag und die RAF in<br />

der Nacht angreifen sollte – möglichst rund<br />

um die Uhr –, war die Marschrichtung eindeutig:<br />

Der Luftkrieg über dem Reich wurde<br />

zur materiellen und personellen Abnutzungsschlacht,<br />

in der »Meiers Leute«, wie<br />

Angehörige der Luftwaffe von der zunehmend<br />

verzweifelten deutschen Zivilbevölkerung<br />

gelegentlich genannt wurden, am<br />

Ende unterlagen.<br />

■<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2012<br />

53


MODELLBAU<br />

Die F-102A Delta Dagger der 431st Fighter Interceptor Squadron,<br />

wie sie 1962 in Spanien stationiert war<br />

Foto Othmar Hellinger<br />

F-102A (CASE X) DELTA DAGGER 1:72 VON MENG<br />

Zeitloser Delta-Jäger<br />

Es ist gewiss alles andere als Schmeichelhaft<br />

für einen Flugzeug-Ingenieur, wenn<br />

man nach der ersten Erprobung feststellt,<br />

dass man das Muster im Grunde vollständig<br />

neu konstruieren muss. So erging es auch der<br />

YF-102, als sie am 24. Oktober 1953 erstmals<br />

von der Edwards AFB abhob.<br />

Ein besseres Händchen hatte da schon der<br />

neue chinesische Hersteller MENG, als er Ende<br />

<strong>des</strong> vergangenen Jahres den amerikanischen<br />

Delta-Jäger, wenn auch nur als Modell, auf den<br />

Markt brachte. Die sehr sauber gefertigten Bauteile<br />

verteilen sich auf sieben Spritzlinge und<br />

weisen gute Oberflächengravuren auf, die am<br />

Rumpf etwas zu tief ausgefallen sind. Die Konturen<br />

<strong>des</strong> Modells entsprechen exakt den<br />

Zeichnungen in Detail & Scale Vol. 35. Mit etwas<br />

Micro-Sol legt sich das Abziehbild genau<br />

an den Konturen <strong>des</strong> Instrumentenbrettes an.<br />

Mit ein paar Farbtupfern auf Brett und Konsolen<br />

sowie Gurten aus Tesa-Krepp am Schleudersitz<br />

ist das <strong>Cockpit</strong> schnell und realistisch<br />

gebaut. Am Rumpf gibt es zwei kleine Fehler.<br />

Oberhalb <strong>des</strong> Waffenschachts sind beidseitig jeweils<br />

die ersten Blechstöße und am Bug die<br />

Ringgravuren zu verspachteln. Für eine originalgetreuere<br />

Darstellung ist das optische Visier<br />

von der Trennwand zu entfernen und später<br />

oben an den Rahmen der Windschutzscheibe<br />

anzubauen. Zusätzlich ist die Trennwand vorne<br />

um zirka einen Millimeter zu verlängern<br />

und entsprechend der spitz zulaufenden Windschutzscheibe<br />

anzupassen. Beim Bau dieser<br />

frühen F-102 sind alle Antennen und Leuchten<br />

Der Schleudersitz, noch ohne Gurte (links), und<br />

die fertige <strong>Cockpit</strong>wanne mit Instrumentenbrett<br />

und -konsolen (rechts)<br />

Die Bewaffnung: links die AIM-4C Falcon und<br />

rechts die AIM-4D Falcon, welche im Waffenschacht<br />

untergebracht waren<br />

Der auch innen mit Silber lackierte linke<br />

Lufteinlauf mit roter Warnmarkierung<br />

(Abziehbild)<br />

Foto Othmar Hellinger<br />

Teuflisch gut: Ein kleines Kunstwerk ziert das<br />

Heck. Die Rumpfmarkierung spiegelt sich<br />

teilweise auf der Tragfläche Foto Othmar Hellinger<br />

Von oben sind die Deltaform der Tragfläche sowie der<br />

stromlinienförmige (nach der Flächenregel ausgelegte)<br />

Rumpf gut zu erkennen<br />

Foto Othmar Hellinger<br />

54


Aus Liebe<br />

zum Detail<br />

Die Pylone der Zusatztanks<br />

müssen vorne um 8,4, hinten<br />

um 3,4 mm gekürzt werden<br />

Klebenaht bis zum Seitenruder<br />

verspachteln, Beule unterhalb<br />

<strong>des</strong> Seitenruders entfernen<br />

Am Original ist die nicht vorhandene<br />

Gravur <strong>des</strong> ersten Blech -<br />

stoßes zu verspachteln<br />

Dafür, dass die F-102A nur als Zwischenlösung gedacht war, blieb sie bei der US-Luftwaffe<br />

und der Nationalgarde mit mehr als zwei Jahrzehnten lange im Einsatz Foto Othmar Hellinger<br />

auf dem Rumpfrücken zu entfernen. Nach<br />

Montage <strong>des</strong> Flügels in Schritt 5 sind auch die<br />

Tragflächenenden aus Schritt 6 einzubauen.<br />

Hierbei sind die Tragflächenenden trocken einzupassen,<br />

da auf einen gleichen Spalt bei den<br />

Rudern und einen geradlinigen Abschluss mit<br />

dem Tragflächenende zu achten ist.<br />

Bemalt habe ich das Modell als Flugzeug<br />

der 431st Fighter Interceptor Squadron. Diese<br />

Staffel war Anfang der 1960er-Jahre in Zaragoza/Spanien<br />

mit der F-102 ausgerüstet. Der Abziehbilderbogen<br />

zeigt die farbenfrohe Maschine<br />

<strong>des</strong> Kommandeurs der Staffel aus dem Jahr<br />

1962 und hat den Standardanstrich <strong>des</strong><br />

Luftverteidigungskommandos in ADC<br />

Gray FS 16473. Das Modell bekam einen<br />

Anstrich mit Humbrol 146, das genau<br />

dem Originalfarbton entspricht. Die<br />

hauchdünnen Abziehbilder lassen sich<br />

ohne Probleme aufbringen. Nur die Hoheitsabzeichen<br />

sind etwas zu groß dimen<br />

sioniert und wurden vom Erbauer<br />

durch richtige aus der Ersatzteilkiste ausge<br />

tauscht. Der Kit ist hoch detailliert und<br />

gibt das Original sehr gut wieder.<br />

Othmar Hellinger<br />

Jeden Monat<br />

neu am Kiosk!<br />

Modell Wolfgang Valenta; Fotos, soweit nicht anders angegeben, Wolfgang Valenta<br />

Modellbausatz: F-102A (Case X)<br />

Kit-Nr.: DS-003<br />

Maßstab: 1:72<br />

Hersteller: MENG<br />

Preis: ca. 35,00 €<br />

Kommentar: Neuer Spritzgussbausatz,<br />

ca. 100 Teile, Decals für drei amerikanische<br />

Maschinen<br />

Plus: Gratfreie Teile, gelungenes <strong>Cockpit</strong><br />

und Fahrwerk, offener Waffenschacht, gute<br />

Passgenauigkeit<br />

Minus: Kleinere Fehler in den Gravuren,<br />

Pylone zu lang, keine Sitzgurte<br />

Auf der Unterseite<br />

sind die Gravuren<br />

gut zu sehen.<br />

Die Fahrwerksschächte<br />

sind mit Interior<br />

Green lackiert<br />

Foto Othmar Hellinger<br />

<br />

<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013


MODELLBAU<br />

Bulliger Jäger, zierliche Nose-Art: Die F6F-5N Hellcat der VMF(N)-541,<br />

wie sie im September 1945 im Pazifik stationiert war<br />

F6F-5N HELLCAT IN 1:32 VON TRUMPETER/FALLER<br />

Die Katze wird nachtflugtauglich<br />

Nachts sind alle Katzen grau? Von wegen!<br />

Die Nachtjagdvariante der Hellcat aus<br />

dem Hause Trumpeter ist ein Hingucker, was<br />

bereits ein erster Blick in die Schachtel erahnen<br />

lässt. So sind die Bauteile, die den Karton bis<br />

oben hin ausfüllen, gratfrei und mit feinen Details<br />

an den Oberflächen gefertigt. Andreas<br />

Höhne baute für uns diese schöne Maschine<br />

einmal mit eingeklappten, dann mit ausgeklappten<br />

Flügeln.<br />

Das <strong>Cockpit</strong> ist sehr gut wiedergegeben.<br />

Ein Gerätefilm ziert das Instrumentenbrett<br />

und die Seitenkonsolen lassen die nötigen<br />

Hebel nicht missen. Der große Doppelsterntraktor,<br />

der obendrein auch sehr gut aussieht<br />

und jeden Dioramenbauer begeistern wird.<br />

Eine Zugstange liegt ebenfalls bei. Lackiert<br />

hat Höhne die Maschine mit Navy Blue, ehe<br />

Klarlack und die Abziehbilder folgten. Zuletzt<br />

trug er eine Schicht Seidenmatt auf. Mit<br />

leichten Alterungsspuren stand dann ein ansprechen<strong>des</strong><br />

Modell auf dem Tisch – und<br />

zwar ohne »Katzenjammer«.<br />

Othmar Hellinger<br />

Hier wird die Hellcat gerade an die »Stange« genommen,<br />

um sie über das Flugdeck zu ziehen<br />

Interessante Beigabe im Kit ist der Decktraktor<br />

zum Rangieren der Flugzeuge<br />

Die eingeklappte Tragfläche mit dem APS-6-Radar,<br />

das sich unter der weißen Haube befand<br />

motor macht schon Out-of-Box einiges her,<br />

aber mit etwas Detaillierungsnacharbeit kann<br />

er zu einem Juwel gesteigert werden. Der<br />

weitere Bau geht ohne Probleme vonstatten.<br />

Ein zusätzliches Highlight im Kit ist der Zug-<br />

Modellbausatz:<br />

F6F-5N Hellcat Night Fighter<br />

Kit-Nr.: 02259<br />

Maßstab: 1:32<br />

Hersteller: Trumpeter/Faller<br />

Preis: 60,00 €<br />

Kommentar: Spritzgussbausatz,<br />

374 Teile, separate Ruder und Klappen,<br />

faltbare Tragflächen, Film für Instrumen -<br />

tenbrett, geätzte Sitzgurte, Decals für<br />

zwei US-Navy-Maschinen<br />

Plus: Gratfreie Teile, tolles <strong>Cockpit</strong> und<br />

Fahrwerk, Motorimitation, Waffenanlage<br />

und Faltmechanismus<br />

Minus: Details sind nach dem Zusammenbau<br />

nicht mehr sichtbar<br />

<strong>Im</strong> Kit gut wiedergegeben ist der Faltmechanismus.<br />

Die Tragfläche kann aufgesteckt werden<br />

Die Bewaffnung bestand aus zwei 12,7-mm-MG<br />

und einer 20-mm-Kanone auf jeder Seite<br />

Modell Andreas Höhne; Fotos Othmar Hellinger<br />

56


Modell und Fotos Othmar Hellinger<br />

MACCHI C.200 SAETTA<br />

IN 1:72 VON REVELL<br />

Bäumchen<br />

wechsel dich<br />

Ein Italiener unter fremder Flagge: Wieder<br />

einmal hat der Hersteller aus Bünde die bekannte<br />

Jagdmaschine der Italiener aufgelegt,<br />

wobei er sie diesmal mit Markierungen der<br />

deutschen Luftwaffe versehen hat. Der Kit<br />

weist zwar noch erhabene Strukturen auf, aber<br />

mit ein wenig Basteleinsatz erzielt man ein passables<br />

Ergebnis. Die Bemalung war bei der<br />

deutschen Maschine eine große Herausforderung,<br />

da auf dem sandfarbenen Grundanstrich<br />

ein Gittermuster in Grün und dann noch einzelne<br />

Punkte in Braun freihändig mit der Airbrush<br />

aufgebracht wurden. Die Unterseite ist in<br />

Hellgrau gehalten. Da die Maschine aus italienischen<br />

Beständen stammte, übermalte man<br />

die ursprünglichen Hoheitsabzeichen mit deutschen<br />

Farbtönen, um dann die deutschen Hoheitsabzeichen<br />

aufzubringen. Othmar Hellinger<br />

Nein, dies ist keine seltsame Fw 190, nur eine<br />

italienische Maschine mit deutschen Markierungen.<br />

Die ursprünglichen Hoheitsabzeichen wurden mit<br />

Dunkelgrün oben und Hellblau unten übermalt<br />

Modellbausatz: Macchi C.200 Saetta<br />

Kit-Nr.: 03991<br />

Maßstab: 1:72<br />

Hersteller: Revell<br />

Preis: 4,99 €<br />

Kommentar: Wieder aufgelegter Spritzgussbausatz,<br />

30 Teile, Decals für zwei Maschinen<br />

Plus: Fast gratfreie Teile, das Fahrwerk,<br />

Motorimitation und tolle Decals<br />

Minus: Erhabene Oberflächenstruktur, Sinkstellen<br />

und befriedigende Passgenauigkeit<br />

Interessante Tarnung<br />

für eine Maschine<br />

der 3./JG 108, die im<br />

Sommer 1944 in<br />

Bad Vöslau, süd -<br />

westlich von Wien,<br />

stationiert war<br />

Modellbau-News<br />

TRUMPETER/FALLER<br />

A-3D-2 Skywarrior in 1:48<br />

(Kit: 02868). Der Hersteller<br />

aus China bringt uns den<br />

lang ersehnten Düsenbomber<br />

in die Läden. Der Kit besitzt<br />

recht gute Gravuren an den<br />

Oberflächen, ein voll eingerichtetes <strong>Cockpit</strong> und<br />

einen Bombenschacht. Hinzu kommt ein gelungenes<br />

Fahrwerk samt klappbaren Tragflächen. Mit den<br />

Decals lässt sich allerdings nur eine USN-Maschine<br />

darstellen. Preis: 65,99 €<br />

REVELL<br />

Messerschmitt Bf 110 G-4 in<br />

1:48 (Kit: 04857). Die Firma<br />

aus Bünde legt den bekannten<br />

Kit wieder auf. Trotz<br />

seines Alters ist er immer<br />

noch recht gut im Detail. Die 133 Bauteile sind<br />

exakt gespritzt und weisen fein gravierte Oberflächen<br />

auf. Auch die Inneneinrichtung überzeugt.<br />

Pilotenfiguren sind in dieser Version allerdings<br />

nicht mehr enthalten. Großartige Decals ermöglichen<br />

den Bau von zwei Maschinen. Preis: 17,99 €<br />

TRUMPETER/FALLER<br />

A-1D/AD-4 Skyraider in 1:32 (Kit: 02252). Die<br />

Chinesen bringen die erste Skyraider auf den Markt.<br />

Die Oberflächen der Teile<br />

sind fein graviert und weisen<br />

viele Details auf. Leider ist<br />

der Doppelsternmotor etwas<br />

misslungen, da sich die Zy -<br />

linder zum Kurbelgehäuse zu<br />

sehr verjüngen. Somit kann der Motor nicht offen<br />

dargestellt werden. Die Decals lassen den Bau je<br />

einer USN- und einer USMC-Maschine in Navy Blue<br />

zu. Preis: 79,99 €<br />

AIRFIX/GLOW2B<br />

Gloster Gladiator Mk. in 1:72<br />

(Kit: 02052). Der englische<br />

Hersteller bringt aus neuen<br />

Formen den berühmten<br />

Doppeldecker der RAF in die<br />

Läden. Die Bauteile besitzen sehr feine Gravuren<br />

und Stoffimitationen. Sternmotor und <strong>Cockpit</strong> sind<br />

gut detailliert. Aufgrund der überschaubaren Teile -<br />

zahl kann der Kit in kurzer Zeit vollendet werden.<br />

Mit den Decals können je eine Maschine der Royal<br />

Air Force und <strong>des</strong> Irish Flying Corps gebaut werden.<br />

Preis: 8,99 €<br />

Brandneu, eindrucksvoll und superdetailliert<br />

präsentiert sich die große<br />

B-25J Mitchell von HKM in 1:32. Lesen<br />

Sie in der neusten Ausgabe von<br />

MODELLFAN, die ab dem 16. September<br />

am Kiosk erhältlich ist, wie<br />

Sie den Kit inklusive Strafer-Nose<br />

exzellent umsetzen können!<br />

KINETIC/LUCKYMODELS<br />

Grumman S-2A Tracker in 1:48 (Kit: 48039). Das<br />

Unternehmen aus Hongkong hat eine weitere<br />

Variante <strong>des</strong> U-Boot-Jägers im<br />

Quaterscale herausgebracht.<br />

Die Teile sind sauber gefertigt,<br />

in hellgrauem Plastik ausgeführt<br />

und die Gravuren auf den Ober -<br />

flächen recht gut wiedergegeben.<br />

Die Tragflächen können ein- oder ausgeklappt<br />

angebracht werden. Die Decals von<br />

Car to graf ermöglichen je eine Maschine der USN<br />

beziehungsweise JSDF. Preis: ca. 60,00 €<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

57


Markt<br />

Anzeigen<br />

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Deutsche Luftfahrttechnik 1930 - 1945<br />

Ankauf von Originalunterlagen und Verkauf von Reproduktionen von Flugzeug-,<br />

Motoren-, Waffen- und Geräte-Handbüchern, Betriebsanleitungen, Ersatzteillisten,<br />

Bed.-Vorschriften, Luftschrauben-Anlagen, Montageanleitungen, Fl-Nummern-Listen<br />

Luftfahrt-Archiv Hafner Salonallee 5 71638 Ludwigsburg<br />

Tel. 07141 / 90 16 03 www.luftfahrt-archiv-hafner.de Fax 07141 / 92 66 58<br />

FertigmodellE<br />

www.flugzeugclassic.de<br />

Bf-109E „Adolf Galland“<br />

Spannweite: ca. 56 cm; Länge ca. 51 cm<br />

1:18<br />

Warbirdmodelle Unterberg<br />

<strong>Im</strong> Euler 24, 63584 Gründau<br />

Tel.: 06051-6189862, Fax: 06051-6189863<br />

LT-6 Texan<br />

Österreichisches Bun<strong>des</strong>heer<br />

Maßstab 1:72<br />

Spannweite ca. 17,8 cm<br />

Metallmodell;<br />

Stabiler Displayständer<br />

Best-Nr.: HA1507 18 €<br />

Arado AR196<br />

2./SAGr.125<br />

Maßstab 1:72<br />

Spannweite ca. 17,2 cm<br />

Metallmodell;<br />

Stabiler Displayständer<br />

Best-Nr.: AC027 18 €<br />

Ansteckbarer Zusatztank<br />

Detailliertes Cochpit<br />

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<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

59


TERMINE / MUSEUMSTIPP<br />

WELTWEIT<br />

SEPTEMBER<br />

11.–15. September<br />

Airrace, Reno, Nevada, USA,<br />

www.airrace.org<br />

OKTOBER<br />

4.–6. Oktober<br />

Airshow, Marine Corps Air Station Miramar,<br />

Florida, USA, www.miramarairshow.com<br />

Das Oldtimertreffen im oberbayerischen<br />

Jesenwang am 3. Oktober<br />

wird dieses Jahr zum 16. Mal stattfinden<br />

Foto Jürgen Schelling<br />

12./13. Oktober<br />

Commemorative Air Force Airsho, Midland,<br />

Texas, USA, www.airsho.org<br />

25.–27. Oktober<br />

Airshow, Seoul, Südkorea,<br />

www.seoulairshow.com<br />

TERMINE 2013<br />

FÜR DEUTSCHLAND,<br />

ÖSTERREICH UND SCHWEIZ<br />

SEPTEMBER<br />

12. September<br />

Ju-52-Rundflüge, Verkehrslandeplatz<br />

Speyer, www.dlbs.de<br />

14./15. September<br />

Int. Flugtag, Segelfluggelände Hütten-<br />

Hotzenwald, www.flugtag13.de<br />

14./15. September<br />

Flugtage, Mannheim City Airport,<br />

www.flugtage-mannheim.de<br />

27. September<br />

Ju-52-Rundflüge, Verkehrslandeplatz<br />

Speyer, www.dlbs.de<br />

29. September<br />

Flugplatzfest, Sonderlandeplatz<br />

Donauwörth-Genderkingen,<br />

www.flugplatz-genderkingen.de<br />

OKTOBER<br />

3. Oktober<br />

Oldtimertreff, Jesenwang<br />

3.–6. Oktober<br />

Herbstflugtage, Fliegen<strong>des</strong> Museum,<br />

Verkehrslandeplatz Großenhain,<br />

www.fliegen<strong>des</strong>-museum.de<br />

9./10. Oktober<br />

Fliegerschießen, Axalp, Schweiz,<br />

www.armee.ch/axalp<br />

12. Oktober<br />

35. Internationale Flugzeug-Veteranen-<br />

Teile-Börse, Technik Museum Speyer,<br />

Peter Seelinger, Tel.: 06341/809 06 od.<br />

0175/585 43 43, pseelinger@t-online.de<br />

EUROPA<br />

SEPTEMBER<br />

12. September<br />

Airshow, Kanalinsel Guernsey,<br />

www.guernseyairdisplay.co.uk<br />

12. September<br />

Airshow, Kanalinsel Jersey,<br />

www.jerseyairdisplay.org.uk<br />

13. und 15. September<br />

Sanicole Airshow, Hechtel, Belgien,<br />

www.airshow.sanicole.com<br />

21./22. September<br />

Tag der offenen Tür, 15. Airlift Wing,<br />

Melsbroek, Belgien, www.opendoor15w.be<br />

22. September<br />

Flugtag der Shuttleworth Collection,<br />

Old Warden Aerodrome, Großbritannien,<br />

www.shuttleworth.org<br />

28./29. September<br />

Airshow, Malta, www.maltairshow.com<br />

OKTOBER<br />

6. Oktober<br />

Flugtag der Shuttleworth Collection,<br />

Old Warden Aerodrome, Großbritannien,<br />

www.shuttleworth.org<br />

13. Oktober<br />

Herbst Airshow, Duxford Airfield,<br />

Großbritannien, www.iwm.org.uk<br />

NOVEMBER<br />

1./2. November<br />

Blue Angels Homecoming Airshow,<br />

Naval Air Station, Pensacola, Florida, USA,<br />

www.naspairshow.com<br />

2. November<br />

Warbirds Airshow, Temora, Australien,<br />

www.aviationmuseum.com.au<br />

17.–21. November<br />

Airshow, Dubai, Vereinigte Arabische<br />

Emirate, www.dubaiairshow.aero<br />

30. November–2. Dezember<br />

Airshow, Al Ain, Vereinigte Arabische<br />

Emirate, www.alainaerobaticshow.com<br />

Alle Angaben sind ohne Gewähr.<br />

Kurzfristige Änderungen treten häufig ein,<br />

eventuell beim Veranstalter nachfragen!<br />

Sie planen eine Veranstaltung? Teilen Sie uns<br />

diese bitte möglichst frühzeitig mit:<br />

Fax: 0951/428 23, E-Mail: janluftfahrt@aol.com,<br />

Alexander Nüßlein, J.A.N. Luftfahrtdokumentation<br />

<br />

Wulf Dieter Kisselmann<br />

Argus<br />

Flugmotoren und mehr...<br />

Lebendige Chronik eines deutschen<br />

Unternehmens und Dokumentation<br />

ihrer Produktpalette vom Anfang der<br />

Fliegerei bis zur Gegenwart<br />

Sw-Abbildungen, Dokumente, Grafiken,<br />

Reprinte von Werbeprospekten,<br />

239 Seiten, DIN A4, gebunden,<br />

1./2012 € 24,80<br />

Richard Perlia<br />

Mal oben - Mal unten<br />

Das brisante Leben <strong>des</strong><br />

Testpiloten Richard Perlia<br />

Lebenschronik <strong>des</strong> 2012 im Alter<br />

von 107 Jahren verstorbenen Fliegers<br />

- zugleich ein Zeitzeugnis der<br />

deutschen Luftfahrtgeschichte vom<br />

Ersten Weltkrieg bis zum Jahr 2001<br />

Sw-Abbildungen, zahlreiche Dokumente,<br />

368 Seiten, DIN A4, gebunden,<br />

4./2011 € 29,80<br />

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Ein Traum wird wahr<br />

Georg Baumgarten<br />

und Dr.Wölfert<br />

Die wichtigsten deutschen Luftschiffpioniere<br />

<strong>des</strong> 19.Jahrhunderts und ihr<br />

Luftschiff Deutschland, welches 1883<br />

erstmals aufstieg - Mit Reprint von<br />

Baumgartens Werk „Das Lenkbare<br />

Flügel-Luftschiff“ von 1877<br />

Sw-Abbildungen, Dokumente, viele<br />

Patente als Reprint, 249 Seiten, DIN<br />

A4, gebunden, 1./2007 € 24,80<br />

60


Bell UH-1D vom Bun<strong>des</strong>grenzschutz<br />

Kampfhubschrauber Mil Mi-24 »Hind« der<br />

russischen Armeefliegerkräfte aus Brandis<br />

MBB Bo 105 vom Kampfhubschrauberregiment<br />

36 aus Fritzlar<br />

Fotos Bernd Kienle<br />

Diese Mil Mi-8 flog in der<br />

DDR und bei der Bun<strong>des</strong>wehr<br />

Das »Grenzer«-Museum<br />

Für die junge Generation ist es kaum noch<br />

vorstellbar, dass einmal mitten durch<br />

Deutschland eine nahezu undurchdringliche<br />

Grenze verlaufen ist, an der sich zwei hochgerüstete<br />

Machtblöcke gegenüberstanden.<br />

Während nach der Wende die Grenzanlagen<br />

überall so schnell wie möglich verschwanden,<br />

machte es sich der »Arbeitskreis Grenzinformation<br />

e.V.« in Bad Sooden-Allendorf zur Aufgabe,<br />

einen kleinen Abschnitt der Grenzanlagen<br />

als Mahnmal für zukünftige Generationen<br />

zu erhalten.<br />

So zeigt das Museum Sperranlagen, Beobachtungstürme,<br />

Dioramen und Fotodokumentationen<br />

sowie Uniformen und Fahrzeuge<br />

von Bun<strong>des</strong>grenzschutz und DDR-Grenztruppen.<br />

Auch an die 26 Opfer in dem Grenzabschnitt<br />

zwischen Hessen und Thüringen<br />

wird erinnert.<br />

Für Luftfahrt-Fans finden sich hier sechs<br />

interessante Hubschraubertypen: eine Alouette<br />

und eine Bell UH-1D mit den Kennzeichen<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>grenzschutzes und eine<br />

Bo 105 der Heeresflieger, als östliche Gegenstücke<br />

eine Mil Mi-24 »Hind« der Sowjetischen<br />

Armeefliegerkräfte sowie eine Mil<br />

Mi-2 »Hoplite« und eine Mil Mi-8TB »Hip«<br />

der DDR-Luftstreitkräfte. Peter W. Cohausz ■<br />

SA-318C »Alouette« der BGS-<br />

Grenzschutzfliegerstaffel<br />

Checkliste<br />

Gedenkstätte Grenzmuseum Schifflersgrund<br />

Platz der Wiedervereinigung 1<br />

37318 Asbach-Sickenberg<br />

Tel.: 036087/984 09<br />

Fax: 036087/984 14<br />

E-Mail: info@grenzmuseum.de<br />

Website: www.grenzmuseum.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

täglich 10.00–17.00 Uhr,<br />

Heiligabend und Silvester geschlossen<br />

Eintrittspreise:<br />

Erwachsene 4,00 €<br />

ermäßigt 3,50 €<br />

Schulklassen je Teilnehmer 2,50 €<br />

Kinder bis 10 Jahre frei<br />

Dazu gibt es für eine kleine Gebühr Führungen<br />

im Museum, geführte Grenzwanderungen<br />

und Zeitzeugengespräche<br />

MUSEUMSTIPP<br />

BÜCHER<br />

Ohne Ritterkreuz und<br />

Eichenlaub<br />

Die Erlebnisse eines Nachtjagdpiloten<br />

1940–1945<br />

200 Seiten, 170 größtenteils unveröffentlichte<br />

s/w-Fotos, 1 Farbfoto,<br />

41 Abb., Format 17 x 24,<br />

Softcover. ISBN 978-3-938845-<br />

20-2. Preis: 29,80 €<br />

Bezugsquelle: Scherzer Militaer-<br />

Verlag, www.verlag-scherzer.de<br />

V. SCHERZER/M. TERLAAK<br />

Ohne Ritterkreuz<br />

Das Buch gibt Einblick in das Leben von<br />

Wilhelm »Willi« Kleebauer, der sich 1938<br />

freiwillig zur Luftwaffe meldete. Seine<br />

ersten Einsätze erlebte Kleebauer 1942 als<br />

Co-Pilot einer Ju 52. Nach der Ausbildung<br />

zum Nachtjäger flog er ab 1943 in der<br />

Reichsverteidigung, wobei er auf 61<br />

Feindflügen neun bestätigte Abschüsse<br />

erzielte. Das Werk erzählt nicht nur von<br />

den Einsätzen, sondern beschreibt auch<br />

Kleebauers Alltag als Nachtjagdpilot:<br />

vom »Budenzauber«, den im Urlaub erlebten<br />

Bombenangriffen und den verhängten<br />

Strafen wegen Befehlsanmaßung.<br />

Ein überaus interessantes, lesenswertes<br />

Buch.<br />

HR<br />

F. MARSALY UND S. PRETAT<br />

Canadairs Wasserbomber<br />

Die Feuerlöschflugzeuge CL-215 und CL-<br />

415 der Firma Canadair dürfte mancher<br />

Leser schon einmal während <strong>des</strong> Urlaubs<br />

am Mittelmeer in Aktion erlebt haben.<br />

Doch nicht nur bei der Brandbekämpfung<br />

machen die Maschinen eine wirklich gute<br />

Figur, auch als Seeaufklärer sowie für<br />

Such- und Rettungsmissionen sind sie<br />

bestens geeignet. Der ebenso ansprechend<br />

wie reichhaltig illustrierte Band<br />

vermittelt interessante Einblicke in den<br />

Einsatz der Canadairs. Zudem beinhaltet<br />

er umfangreiche Informationen über ihre<br />

Entwicklung sowie die jeweiligen Betreiber,<br />

garniert mit hochwertigen Farbprofilen.<br />

Einfach pures Lesevergnügen! WM<br />

Les Bombardiers d’eau<br />

Canadair Scoopers<br />

Zweisprachig Französisch/<br />

Englisch<br />

64 Seiten, 140 Farbfotos und<br />

Abb., 24 Farbprofile. Editions<br />

minimonde76. ISBN 978-2-<br />

9541818-0-6. Preis: 19,90 €.<br />

Bezugsquelle: Sound Tonträger/<br />

Bücher, www.sound-bm.com,<br />

Tel.: 0177/288 29 68<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

61


OLDTIMER<br />

Flying Legends 2013<br />

Nur Schall und Rauch? Keineswegs!<br />

In Duxford begeisterten<br />

die Yak-50 der Aerostars mit<br />

ihren atemberaubenden<br />

Formationsflügen<br />

FLIEGENDE LEGENDEN IN DUXFORD<br />

Adrenalin pur<br />

Wenn am Himmel über England wilde Verfolgungsjagden kraft strotzender<br />

Propellerjäger zu sehen sind, wenn die »Tante Ju« ihre Runden<br />

dreht, während russische Yak vogelwild über die Piste donnern, dann<br />

kann es nur die Duxford Airshow sein!<br />

Von Gerhard Schmid<br />

Nach all dem trüben Wetter und den<br />

schwierigen Tagen ist es nun an der<br />

Zeit für ein schönes Flugfest … Genießen<br />

Sie eine grandiose Airshow. Lächeln<br />

Sie, sagen Sie ›Hallo‹ und schütteln Sie die<br />

Hand <strong>des</strong> freundlichen Fremden, der neben<br />

Ihnen steht.«<br />

Emotionale Worte. Worte, mit denen ein<br />

ganz Großer die Airshow-Bühne verließ. Die<br />

Rede ist von Stephen Grey, dem »Joker«,<br />

dem Mann, dem Luftfahrt-Freunde aus aller<br />

Welt die »Flying Legends« zu verdanken<br />

haben.<br />

Beginnen wir mit einem kurzen Rückblick<br />

auf den Mai 1993, als der Name »Flying Legends«<br />

zum ersten Mal in den Kalendern der<br />

Airshow-Fans einen Platz einnahm. Nur einen<br />

Tag dauerte diese erste Schau, die von Stephen<br />

Grey und »The Fighter Collection« (TFC) auf<br />

Bitte <strong>des</strong> <strong>Im</strong>perial War Museum in Duxford abgehalten<br />

wurde. Doch war schnell klar, dass<br />

dies keine gewöhnliche Airshow war.<br />

Einzigartige Airshow<br />

Was war anders? Mit Ausnahme der FM-2<br />

Wildcat, die TFC kurz zuvor erworben hatte,<br />

haben alle Flugzeuge schon oft bei anderen<br />

Veranstaltungen teilgenommen. Nur<br />

<strong>Jets</strong>, die es so kurz nach dem Ende <strong>des</strong> Kalten<br />

Krieges noch in großer Typenvielfalt<br />

gab, waren nicht zu sehen. Und genau hier<br />

schufen die Macher von 1993 ihre Marke.<br />

The Flying Legends – die Fliegenden Legenden<br />

–, eine Show nur für Propellerflugzeuge.<br />

Mancher prophezeite diesem Konzept nur<br />

ein kurzes Dasein. Doch der Erfolg strafte die<br />

Zweifler Lügen. Beim Publikum mauserten<br />

sich diese historischen Flugzeuge, die »Warbirds«<br />

mit ihren kraftstrotzenden Motoren,<br />

schnell zu den Stars der Szene. Aus aller Welt<br />

folgen die Fans seither dem alljährlichen Ruf<br />

der fliegenden Legenden. Und es kamen immer<br />

mehr. Wer einmal inmitten dieser Menschenmenge<br />

gestanden hat, die sich alljährlich<br />

hier versammelt, um sich von Merlinund<br />

Griffon-getriebenen Drei-, Vier- und<br />

Fünfblattpropellern einen Schauer nach dem<br />

anderen über den Rücken jagen zu lassen, der<br />

versteht, welchen Stein Stephen Grey und seine<br />

Kameraden vor 20 Jahren ins Rollen gebracht<br />

haben.<br />

Zurück ins Jahr 2013: Sie war schon etwas<br />

länger, die Reihe der Spitfire, Hurricane und<br />

Mustang, aber die Ursachen dafür sind wohl<br />

jedem klar, der die Airshow-Szene in den letzten<br />

Jahren beobachtet hat. Die Kosten für den<br />

62


Die Re-Enactors sind ein fester Bestandteil<br />

der Flying Legends Flightline und machen<br />

die Zeitreise in die Ära der späten 1930erund<br />

frühen 1940er-Jahre erst lebendig<br />

Fotos Sammlung Schmid<br />

Yak 3, Yak 9, Yak 11 in Formation. Die drei Kraftpakete präsentierten sich äußerst dynamisch<br />

Unterhalt und Betrieb dieser Schätze haben<br />

schwindelerregende Dimensionen angenommen.<br />

Versicherungen kassieren phantastische<br />

Prämien, die behördlichen Genehmigungen<br />

sind auch nicht umsonst, die<br />

Auf lagen hoch und die Treibstoffkosten<br />

kann man grob überschlagen, wenn man<br />

weiß, dass sich ein RR-Merlin 250 Liter<br />

Kraftstoff pro Stunde genehmigt – bei Reisegeschwindigkeit<br />

wohlgemerkt. Denn Start<br />

und Vorführung werden nicht mit Reiseleistung<br />

geflogen, also rechnen wir lieber etwas<br />

mehr. Und: nein, der Liter Kraftstoff für einen<br />

70 Jahre alten Hochleistungs-Flugmotor<br />

kostet nicht das Gleiche wie an der Tankstelle<br />

nebenan …<br />

Über »Sally B«, der letzten »Fliegenden<br />

Festung« Europas, schwebt schon seit Langem<br />

das Damoklesschwert. Elly Sallingboe,<br />

die unermüdliche Chefin der Betreiberorganisation,<br />

gelang es in den letzten Jahren dennoch<br />

immer wieder, den viermotorigen Bomber<br />

mithilfe von nicht weniger als 8000<br />

Unterstützern und zahlreichen freiwilligen<br />

Helfern im Flugbetrieb zu halten. Doch Elly<br />

machte während eines Dialogs mit dem<br />

Airshow-Moderator Bernard Chabbert auch<br />

deutlich, dass unter den herrschenden Bedingungen<br />

jede Saison die letzte sein kann.<br />

Die Moderatoren Bernard Chabbert und<br />

Trevor Graham leisteten im Übrigen gute<br />

Arbeit. Interessante Informationen und Stories,<br />

unterhaltsam verpackt und verständlich<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

63


OLDTIMER<br />

Flying Legends 2013<br />

Den spanischen 109 wurde die Ehre zu Teil, die Rolle der »Bösewichte« zu spielen. Ob die Buchóns eines Tages mit DB-Motoren auftreten werden?<br />

gesprochen, sodass auch Nicht-Muttersprachler<br />

der Moderation folgen konnten …<br />

das ist nicht selbstverständlich.<br />

»Sally B« war also erfreulicherweise wieder<br />

mit von der Partie und wurde während<br />

ihrer Vorführung von der bulligen P-47G<br />

»Snafu« eskortiert. Die seltene »Razorback«<br />

Thunderbolt ist ebenfalls die letzte ihrer Art<br />

in Europa. Die Fighter Collection erwarb sie<br />

2006 und restaurierte sie vollständig, nachdem<br />

der 1944 gebaute Jäger zuvor viele Jahre<br />

in einem Frachtcontainer verbracht hatte.<br />

Ebenso bullig, nur etwas kleiner ist die<br />

Curtiss H-75A-1 Hawk. 100 Maschinen lieferte<br />

Curtiss-Wright im April 1939 an die<br />

französische Luftwaffe aus. Zunächst in<br />

Reims stationiert, nahm sie an Kampfeinsätzen<br />

über Frankreich, Tunesien, Marokko und<br />

Algerien teil. Nach Kriegsende eingemottet,<br />

erwarb TFC diese letzte flugfähige Hawk 75<br />

im Jahr 1995.<br />

Ebenfalls zur Sternmotor-Fraktion gehörten<br />

die Grumman FM2 »Martlet« der TFC, die<br />

Chance Vought F4U-4 »Corsair« der Flying<br />

Bulls und die Hawker Sea Fury von Chris -<br />

Nirgendwo in Europa sind so viele Warbirds<br />

in Action zu sehen.<br />

tophe Jacquard, der pulsierende Rauchkringel<br />

an den blauen Himmel heftete.<br />

Eine besondere Rarität war die Curtiss<br />

P-40B mit der Werknummer 41-13297. 1941<br />

gebaut, ist sie nicht nur die älteste flugfähige<br />

P-40, sie ist auch die einzige Warhawk, die<br />

den japanischen Angriff auf Pearl Harbor<br />

überstanden hat. Zum Zeitpunkt <strong>des</strong> Überfalls<br />

befand sich die Maschine allerdings nicht<br />

auf dem Flugplatz Wheeler Field, sondern lag<br />

nach einem Flugunfall in den Hügeln der<br />

Insel, wo man sie erst 1987 barg. TFC und<br />

Fighter Rebuilders restaurierten sie 2003 und<br />

2004 schließlich gemeinsam in Chino.<br />

Nummer zwei und drei der Warhawk-Formation<br />

waren die P-40F »Lee’s Hope« der<br />

Fighter Collection und die P-40N der SNC Societe<br />

de Developpement et de Promotion de<br />

L’Aviation, die von Marc Mathis etwas stilbrüchig<br />

im roten T-Shirt, aber in seiner gewohnt<br />

temperamentvollen Art vorgeführt wurde.<br />

Ein eleganter Warbird<br />

Weltweit fliegen derzeit noch mehr als 100<br />

Mustang und einige davon waren auch bei<br />

den Flying Legends vertreten: »Miss Velma«,<br />

»Moonbeam McSwine«, »Nooky Booky IV«<br />

und eine seltene »Razorback«-Mustang, nämlich<br />

die »Princess Elizabeth« der Comanche<br />

Warbirds LLC. Die P-51C erschien, wie auch<br />

die P-51D »Moonbeam McSwine«, mit der<br />

Die Buchón »Gelbe 10« war bereits als<br />

Statist in »Luftschlacht um England« von<br />

1968 und zuletzt in »Operation Walküre«<br />

aus dem Jahr 2008 zu sehen<br />

Ebenfalls aus dem 1968er-Filmfundus stammt<br />

Richard Lakes Buchon im Wüstenanstrich<br />

64


Die Hurricane der BBMF erschien am<br />

Sonntag zusammen mit der berühmten Avro<br />

Lancaster. Letztere ist eine von nur zwei<br />

Überlebenden aus einer Produktion von 7377<br />

Maschinen. Und in Formation mit der Hurricane<br />

werden dann auch die Dimensionen<br />

deutlich, sodass der Zuschauer sieht, welch<br />

gewaltiges Flugzeug die viermotorige Lancaster<br />

doch ist.<br />

Da wurde es still: Als die mächtige<br />

Avro Lancaster auftrat, verstummten<br />

die Gespräche der Zuschauer plötzlich<br />

Spitfires brauchen auch einen Gegner<br />

Es wird Zeit, sich die ehemaligen Gegner anzusehen:<br />

Auch wenn zur Enttäuschung vieler<br />

Zuschauer keine Fw 190 und auch keine originale<br />

Bf 109 den Weg nach Duxford gefunden<br />

haben, so trat die Luftwaffe doch in<br />

Gestalt zweier Buchon, den spanischen Lizenzbauten<br />

der Bf 109, auf. Es handelte sich<br />

Satte neun Tonnen bringt der »Bulle von<br />

Duxford«, die P-47 auf die Waage, die sich in<br />

der Luft allerdings sehr elegant präsentierte<br />

Eines der erfolgreichsten<br />

Leichtflugzeuge aller Zeiten:<br />

Die Piper L-4 in ihrer Urform<br />

und im militärischen Kleid<br />

blauen Nase, dem Markenzeichen der berühmten<br />

352nd Fighter Group, die mit zirka<br />

800 Luftsiegen zu den erfolgreichsten Jagdgruppen<br />

der USAAF in Europa zählte. Souverän<br />

vorgeflogen wurde die »Princess Elizabeth«<br />

übrigens von Steve Hinton Junior.<br />

Sein Vater kam dieses Jahr als Pilot der<br />

von ihm mitbegründeten Formation »The<br />

Bremont Horsemen« nach Duxford, die dieses<br />

Mal drei Supermarine Spitfire Mk I präsentierte.<br />

Die Spitfire-Riege wurde verstärkt duch<br />

die Mk. Vb »City of Winnipeg« der TFC, die<br />

Mk. IXB der Old Flying Machine Company,<br />

die Clipped Wing Griffon Spitfire FR XIV der<br />

TFC und die Mk. XVI der Aircraft Restoration<br />

Company.<br />

Hawker, der zweite berühmte Kampfflugzeug-Hersteller<br />

aus England, wurde repräsentiert<br />

durch eine 1935 gebaute Nimrod II,<br />

K3661, der Historic Aircraft Collection, eine<br />

1932 gebaute Nimrod Mk. I (S1581) der TFC,<br />

eine Hawker Demon I (K8203) von Howell<br />

Davis und die Hawker Hind der Shuttleworth<br />

Collection, die 1935 an die RAF ausgeliefert<br />

wurde.<br />

Maßgeblich am Ausgang der Luftschlacht<br />

um England beteiligt waren die stets im<br />

Schatten der Spitfire fliegenden Hurricane.<br />

Mit der Hurricane Mk. IIa, P3351, <strong>des</strong> Franzosen<br />

Jan Friso Roozen und der Hurricane<br />

Mk. IIc, LF363, der Battle of Britain Memorial<br />

Flight präsentierte man dem Publikum<br />

zwei dieser ersten Jagdeindecker der RAF.<br />

Selten: Die Marlet Mk. IV war die britische<br />

Lizenz-Version der FM2. Diese Maschine der<br />

Fighter Collection ist die einzige in Europa.<br />

dabei um die Hispano Aviacion H.A. 1112 M-<br />

1-L von Richard Lake und die von John Romain<br />

geflogene Buchon der Aircraft Restoration<br />

Company.<br />

Doch die beiden Spanier blieben nicht lange<br />

alleine in der Luft. Staunend sahen die Zuschauer,<br />

wie vier Spitfire herandonnerten, die<br />

sich mit den Buchon eine spektakuläre Verfolgungsjagd<br />

lieferten. Allerdings gönnten<br />

sich die Briten dann doch so viel Patriotismus,<br />

dass sich die Spitfire stets in der Rolle der Verfolger<br />

befanden …<br />

Aus der sehr berühmten Oldtimer-Hochburg<br />

Old Warden brachte Jean Munn, der<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

65


OLDTIMER<br />

Flying Legends 2013<br />

Bei der Flying Legends Airshow 2013 flogen erstmals wieder zwei Gloster Gladiator in Formation<br />

Chef ingenieur der Shuttleworth Collection,<br />

Peter Holloways Fi 156 A-1 Fieseler Storch<br />

nach Duxford. Es ist immer wieder ein Genuss,<br />

die unglaublichen und scheinbar auf<br />

der Stelle geflogenen Manöver dieses originalen,<br />

von den Fieseler-Werken im Jahr 1943<br />

gebauten STOL-Verbindungs- und Beobachtungsflugzeuges<br />

zu verfolgen. Bei leichtem<br />

Gegenwind demonstrierte Jean dann auch die<br />

perfekte »Punktlandung«.<br />

Lysander und Storch<br />

Die als RAF-Gegenstück zum »Storch« präsentierte<br />

Westland Lysander (ebenfalls Shuttleworth<br />

Collection) wirkt im direkten Vergleich<br />

mit ihrem 870-PS-Bristol-Mercury-<br />

Sternmotor, dem riesigen Fahrwerk und<br />

dem schwarzen Nachttarnanstrich schon eher<br />

bedrohlich.<br />

Gemütlich aus Sicht der Zuschauer, aber<br />

durchaus anspruchsvoll für die Piloten war<br />

die Vorführung dreier L-4 Cubs. Anspruchsvoll,<br />

weil bei brütender Hitze am Nachmittag<br />

die Luft über dem Flugplatz thermisch sehr<br />

aktiv war und die federleichten Cubs ihren<br />

Piloten alles abverlangten, um die enge Formation<br />

zu halten.<br />

Kommen wir zu den Transportflugzeugen,<br />

die auf deutscher Seite, wie soll es auch an-<br />

Westland Lysander und Fieseler Storch. Sie<br />

beeindruckten das Publikum mit ihrer schier<br />

unglaublichen Agilität<br />

ders sein, von der bekannten Ju 52 der Deutschen<br />

Lufthansa Berlin Stiftung vertreten<br />

wurde und in der Douglas DC-3 der Dakota<br />

Norway ihren Gegenpart fand. Die Crews der<br />

beiden Klassiker schenkten sich nichts und<br />

präsentierten eine für diese Flugzeugkategorie<br />

erstaunlich sportliche Vorführung.<br />

Klassischen Kunstflug gab in gewohnter<br />

Präzision und Eleganz Anna Walker in der<br />

Bücker Bü 131 Jungmann (CASA 1.131E) von<br />

Pete Kynsey zum Besten. Nicht wenige Piloten,<br />

die die »Jungmeister« geflogen haben, behaupten,<br />

dass dies eines der am besten abgestimmten<br />

Flugzeuge überhaupt ist. Nun, wenn<br />

man Anna zusieht, glaubt man das gerne.<br />

Warbirdfreier Showact mit viel Rauch<br />

Kunstflug in Formation boten die Aerostars<br />

mit ihren sechs Yak 50. Zwar handelt es sich<br />

bei diesen reinen Kunstflug-Einsitzern nicht<br />

um Warbirds oder Oldtimer, eine willkommene<br />

Abwechslung bieten die sechs britischen<br />

Piloten aber doch. 1997 gegründet, besteht<br />

das Team aktuell aus sieben Piloten, die<br />

sich in ihrer Freizeit ausgiebig dem Kunstflug<br />

widmen.<br />

Eine Außenseiterrolle nahm Daniel Koble<br />

ein, der mit seiner Morane 406 aus der<br />

Schweiz angereist war. Er flog außer Konkur-<br />

66


Die Fairey Swordfish wirkt wie ein Relikt aus dem Ersten Weltkrieg, jedoch<br />

war es einer dieser Doppeldecker, der das Ende der Bismarck einläutete<br />

Angesichts der fülligen Grumman Avenger war der ein oder andere Besucher<br />

genötigt, sein Objektiv auf »weit« zu stellen …<br />

renz zwischen den Einzelvorführungen und<br />

dem abschließenden »Balbo«. Es ist ihm aber<br />

zweifellos gelungen, mit seinem flotten Auftritt<br />

alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.<br />

Man würde der Morane auf den ersten Blick<br />

gar nicht zutrauen, was sie in der Hand eines<br />

geübten Piloten zu leisten vermag.<br />

Russisches Temperament außer Kontrolle<br />

… so schien es zumin<strong>des</strong>t, als Rob Davies mit<br />

der Yak C-11, Richard Grace mit der<br />

Yak-3M und Paul Boschung mit der Yak-9UM<br />

in der Luft waren. Das Dreierteam stellte die<br />

außergewöhnliche Leistungsfähigkeit der<br />

Propellerjäger aus Moskau derart waghalsig<br />

unter Beweis, dass Fußgänger auf dem Flugfeld<br />

bei den tiefen Überflügen <strong>des</strong> Trios ernsthaft<br />

gefährdet gewesen wären. Einer der letzten<br />

und leistungsstärksten Jäger auf<br />

englischer Seite ging in der Show fast etwas<br />

unter: die Hawker Sea Fury FB.11 VR930 <strong>des</strong><br />

Royal Navy Historic Flight. Sie ist eine der<br />

wenigen Maschinen dieses Typs mit dem ursprünglichen<br />

Bristol-Centaurus-Motor und<br />

Fünfblattpropeller.<br />

Mit der Fairey Swordfish Mk.II LS326<br />

brachte die Royal Navy Historic Flight einen<br />

weiteren Klassiker nach Duxford. Einigen Zuschauern<br />

mag der Torpedobomber noch aus<br />

dem Film »Sink the Bismarck« aus dem Jahr<br />

1960 bekannt sein.<br />

Nicht elegant, aber wirkungsvoll<br />

Ein Torpedo im Bauch präsentierte auch die<br />

gewaltige Grumman Avenger, die am Boden<br />

eher einer Lokomotive als einem Flugzeug<br />

ähnelt, in der Luft aber eine erstaunliche Beweglichkeit<br />

an den Tag legt, was sicherlich<br />

auch den fliegerischen Künsten von Laurent<br />

Calame zuzuschreiben ist.<br />

Es ist kein Zufall, dass dieser Bericht mit<br />

zwei der seltensten Flugzeuge endet, nämlich<br />

den beiden letzten flugfähigen Gloster<br />

Gladiator Doppeldeckern, der Gladiator I<br />

(L8032) <strong>des</strong> Shuttleworth Trust und der Gladiator<br />

II (N5903) <strong>des</strong> TFC. Sie waren für viele<br />

Zuschauer das Highlight der Flying Legends<br />

2013. Nie zuvor sind die beiden<br />

schweren Doppeldecker in Formation geflogen<br />

und sie ließen keine Flugfigur aus, um<br />

zu zeigen, dass sie keineswegs zum alten Eisen<br />

gehören.<br />

Zum Finale der Show präsentierte Nicholas<br />

Grey die TFC-Gladiator in einer<br />

atemberaubend dynamischen und dennoch<br />

sanft fließenden Vorführung. Selten sah man<br />

einen derart perfekten Einzelauftritt und es<br />

drängte sich der Eindruck auf, dass Stephen<br />

Grey nicht nur die Rolle <strong>des</strong> Jokers, sondern<br />

auch seinen ganz besonderen Flugstil an seinen<br />

Sohn weitergegeben hat. Nicholas Grey<br />

hat sich mit der Gladiator ein spezielles<br />

Flugzeug ausgewählt. Und jedermann am<br />

Boden konnte sehen, dass es eine gute Wahl<br />

war, ganz besonders Stephen Grey, der sich<br />

bei diesem Anblick entspannt zurücklehnen<br />

und die Show genießen konnte.<br />

■<br />

Sie war schon länger, die Reihe der<br />

Warbirds. Dennoch kommen die Zuschauer<br />

in Duxford stets auf ihre Kosten<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

67


TECHNIK<br />

Werkstoffe<br />

Alle Fotos Peter Ocker<br />

68


Vom Komplizierten zum Einfachen: Die<br />

lange Kriegsdauer machte es notwendig,<br />

seltene Rohstoffe zu sparen. Ein Ersatzstoff<br />

war Holz. Hier der erste Holzrumpf<br />

für die Me 262, der bei Jacobs-Schweyer<br />

in Darmstadt entstand<br />

Holz im Flugzeugbau?<br />

Klar, das gab und gibt es.<br />

Aber taugte der Werkstoff<br />

auch für Jagdflugzeuge wie<br />

die Messerschmitt Bf 109<br />

und Me 262? Er musste!<br />

Von Peter Ocker<br />

Gerade Messerschmitt hatte mit der<br />

Bauweise der Bf 108 und Bf 109 dem<br />

Aluminium-Flugzeugbau eine neue<br />

Basis gegeben. <strong>Im</strong> Vergleich zu Konkurrenzmustern<br />

aus dem Ausland waren die deutschen<br />

Muster schnell, wendig, leicht und<br />

konnten in großen Stückzahlen wirtschaftlich<br />

produziert werden. Diesem Ansatz folgten<br />

auch die anderen deutschen Hersteller, wobei<br />

ein Hauptaugenmerk auf einer langen Lebenszeit<br />

der Flugzeuge lag.<br />

Als sich das Blatt im Zweiten Weltkrieg<br />

schließlich wendete, geriet dieser Vorteil zum<br />

gravierenden Nachteil. 1942 erkannte etwa<br />

das Reichsluftfahrtministerium (RLM) zum<br />

einen, dass sich die Lebensdauer der Flugzeuge<br />

im Vergleich zum Vorjahr halbiert hatte.<br />

Zum anderen zeichnete sich bereits 1941<br />

eine drohende Knappheit an Leichtmetall ab,<br />

sodass sich die Unternehmen vermehrt bemühten,<br />

einzelne Bauteile, ganze Baugruppen<br />

oder sogar komplette Flugzeuge aus Holz zu<br />

bauen. Dies traf sich mit der Absicht, die Produktion<br />

örtlich zu entzerren.<br />

ALTERNATIVEN FÜR ALUMINIUM<br />

Gut Holz!<br />

Vereinfachung der Rüstungsproduktion<br />

Damit die Jagdflugzeuge in Zukunft nicht<br />

nur schneller, sondern auch in größeren<br />

Stückzahlen vom Band liefen, musste der<br />

Herstellungsprozess grundlegend umgestellt<br />

werden. So suchte man vermehrt Zulieferbetriebe,<br />

welche Teile oder ganze Baugruppen<br />

montagefertig anliefern konnten. Da gleichzeitig<br />

die Anzahl an Facharbeitern aufgrund<br />

<strong>des</strong> Bedarfes der Wehrmacht an Soldaten zurückging,<br />

war es nötig, einfachere Produktionsmethoden<br />

zu finden. Somit mussten sowohl<br />

die Bauteile an sich als auch deren<br />

Herstellung vereinfacht werden, sodass man<br />

anstelle von Facharbeitern vermehrt angelernte<br />

Kräfte einsetzen konnte. Ferner zog<br />

man Betriebe zur Rüstungsproduktion heran,<br />

welche nicht aus der Metallverarbeitung<br />

stammten, um die geforderte Kapazität überhaupt<br />

erreichen zu können.<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

69


TECHNIK<br />

Werkstoffe<br />

Während man bei Messerschmitt noch<br />

1940 stolz war, den Holzanteil der »Emil« von<br />

neun Kilogramm auf nur noch sechs bei der<br />

»Friedrich« gesenkt zu haben, stieg das In -<br />

ter esse <strong>des</strong> Unternehmens nach Holzbau -<br />

teilen nun wieder an – ermöglichten es diese<br />

doch, »neue« Zulieferer zu gewinnen, während<br />

man die eigene Produktion und »alte«<br />

Zu lieferer entlasten und somit eine höhere<br />

Stückzahl der notwendigen Leichtmetall -<br />

kom ponenten erzielen konnte. Zahlreiche<br />

Mö belfabriken stellten fortan Instrumentenbrett,<br />

Randbögen oder Fahrwerksklappen<br />

für die »109« aus Holz her. Schon 1942 hatte<br />

Jacobs-Schweyer für den Serienbau <strong>des</strong> Segelflugzeuges<br />

»Weihe« die weltbekannte<br />

Musik instrumentenfirma Hohner (Mundharmonika<br />

und Akkordeon) als Lieferant zugeteilt<br />

bekommen.<br />

Bei Messerschmitt Augsburg entwarf man<br />

zwischen Mai und September 1943 ein Leitwerk<br />

für die »109«, welches vollständig aus<br />

Holz bestand. Gefertigt wurde es von zahlreichen<br />

Firmen in Hessen (Jacobs-Schweyer<br />

Flugzeugbau Darmstadt), Württemberg (Wolf<br />

Hirth Nabern), Österreich (Oberlechner/<br />

Kärntner Flugzeugwerke) und der besetzten<br />

<strong>Im</strong> Juli 1944 berichteten Piloten von Leitwerksschütteln<br />

und einem verlorenen Leitwerk<br />

an einer Bf 109 G-6 aus Regensburger<br />

Produktion. Nähere Untersuchungen an zahlreichen<br />

Maschinen mit Holzleitwerk ergaben,<br />

<strong>Im</strong> Juli 1944 berichteten Piloten von Leitwerksschütteln<br />

und einem verlorenen Leitwerk.<br />

Tschechoslowakei (Deutsche Edelmöbel AG,<br />

Butschowitz). Was zuerst als gute Lösung<br />

aussah, um Aluminium einzusparen und<br />

neue Zulieferer einzubinden, entpuppte sich<br />

aber bald als Problem.<br />

Der US-Corporal Albright posiert an einem<br />

Holz leitwerk einer Bf 109 in der Nähe von<br />

Deggen dorf<br />

dass die Leitwerke aus Butschowitz nicht nur<br />

zu geringe Holzstärken in der Beplankung,<br />

sondern schlechte oder keine Konservierung<br />

erhalten haben und mangelhaft gefertigt waren.<br />

So sind manche Komponenten nicht verleimt<br />

worden und man fand Schrauben, die<br />

hemdsärmelige Arbeiter offenbar mit dem<br />

Hammer eingeschlagen haben. Alarmiert<br />

durch die Vorfälle, ermittelte die Erprobungsstelle<br />

Rechlin weitere Probleme, welche die<br />

Verwendung von Holz komplett infrage stellte.<br />

Denn aufgrund <strong>des</strong> Kriegsverlaufes waren<br />

Das gab buchstäblich Kleinholz:<br />

Eine Bf 019 G-10 lässt sich tief<br />

ins Seitenleitwerk blicken<br />

70


Holz für Strahlflugzeuge<br />

Doch wie sah es bei den Raketen- und Strahlflugzeugen<br />

aus? Schon 1928 flog auf der Wasserkuppe<br />

nach zahlreichen Modellversuchen<br />

das ungewöhnliche Entensegelflugzeug <strong>des</strong><br />

Konstrukteurs Alexander Lippisch mit einem<br />

Raketenantrieb. Lippisch verfeinerte seine<br />

Konstruktionen mit den Baureihen »Storch«<br />

und »Delta«, was schließlich zu den Mustern<br />

DFS 39 (entsprach weitestgehend dem »Delta<br />

IVc und hatte einen Zugpropeller) und zur<br />

DFS 194 (bereits mit Walter-Raketentriebwerk)<br />

führte. Nach seinem Wechsel zu Messerschmitt<br />

wurde die bereits bei der DFS in<br />

Darmstadt teilgebaute DFS 194 fertiggestellt –<br />

mit einem Holzflügel. Bei Messerschmitt<br />

entstanden die Rümpfe der Me 163 A- und<br />

B-Baureihen in der dort gewohnten Leichtmetallbauweise,<br />

während die Tragflächen aus<br />

Holz beibehalten wurden. Dies änderte sich<br />

auch in der Serienversion Me 163 B nicht. Die<br />

Flügel wurden bei der Firma Klemm gebaut.<br />

Für das Seitenleitwerk zog man ebenfalls<br />

Holz in Betracht.<br />

Am 2. Oktober 1941 startete Heini Dittmar<br />

mit dem vierten Versuchsmuster der Me 163<br />

im Schlepp hinter einer Bf 110. Nach dem<br />

Ausklinken und Starten <strong>des</strong> Triebwerkes erdie<br />

Flugzeuge meist im Freien abgestellt und<br />

damit den Witterungsbedingungen schutzlos<br />

ausgesetzt.<br />

Obwohl die Hersteller nachbesserten, kam<br />

es weiterhin zu Problemen im Flug- und<br />

Wartungsbetrieb. Erst im Dezember 1944<br />

wurde erstmalig eine Wartungsvorschrift für<br />

Holzleitwerke erstellt – man hatte die Luftwaffe<br />

auf den neuen Werkstoff schlichtweg<br />

nicht vorbereitet. Dies erklärt auch, warum<br />

man die Bf 109 nicht vollständig aus Holz<br />

fabrizierte.<br />

Focke-Wulf gelang es in<strong>des</strong> 1943, mit der<br />

Ta 154 einen komplett aus Holz gebauten, zweimotorigen<br />

Zerstörer in die Luft gekommen. Eine<br />

der Hauptproblematiken lag in der Leimqualität<br />

(siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 12/2012<br />

und 1/2013). Bei der Fw 190 und der Ta 152 H<br />

wollte man knapp 100 Kilogramm Aluminium<br />

pro Flieger durch ein Holzleitwerk sparen. Bei<br />

der Ta 152 C sollte der Aluminiumanteil von<br />

1125 auf 641 Kilogramm gesenkt werden. Hierfür<br />

beabsichtigte man, das Leitwerk aus Holz<br />

und die Tragfläche aus Stahl zu bauen.<br />

Messerschmitt Bf 109 K-4 der 12./JG<br />

27 im Frühjahr 1945. Die Maschine war<br />

mit einem Holzleitwerk ausgerüstet.<br />

Zeichnung H. Ringstetter/aviaticus.com<br />

Auch bei Junkers flog mit der Junkers<br />

Ju 352 ein Holzflugzeug. Für den Rumpf wurde<br />

eine Stahlrohrkonstruktion holzbeplankt,<br />

während die Tragflächen vollständig aus<br />

Holz bestanden.<br />

Für die Ju 388 wurden in einer ersten Stufe<br />

Landeklappe, Seitenflosse, Seitenruder,<br />

Höhenflosse, Höhenruder und Flügelverlängerung<br />

in Holzbauweise neu konstruiert.<br />

Nach dem Abschluss der Bruchversuche sollten<br />

die Serienunterlagen Anfang 1945 ausgeliefert<br />

werden. Versuchsstücke befanden sich<br />

im Oktober 1944 bereits in Arbeit. Als zweite<br />

Stufe war geplant, ab Mai 1945 auch Tragflächen,<br />

Querruder und Landeklappe serienmäßig<br />

aus Holz zu fertigen. Die für Flossen und<br />

Fläche vorgesehene Schalenbauweise war<br />

versuchsweise bereits an den Seitenflossen<br />

der Ju 352 erprobt worden. Zu einem Serieneinsatz<br />

kam es nicht mehr.<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

71


TECHNIK<br />

Werkstoffe<br />

Auf den ersten Blick erinnert dieses Gebilde an ein gewöhnliches Boot, tatsächlich<br />

handelt es sich hier aber um den ersten hölzernen Rumpf einer Me 262!<br />

reichte er als erster Mensch im Horizontalflug<br />

eine Geschwindigkeit von über 1000 km/h.<br />

Die Auswertung der Messschriebe ergab<br />

1004 km/h. Aus Geheimhaltungsgründen<br />

wurde dieser Rekord erst nach Kriegsende<br />

bekannt.<br />

Das Heckteil <strong>des</strong> ersten<br />

Holzrumpfes der Me 262<br />

Aluminiumanteil wird weiter gesenkt<br />

Seitens <strong>des</strong> RLM war ein eigener Ausschuss<br />

unter dem Namen »Umstellausschuss Industrierat«<br />

mit der untergeordneten Ent wick -<br />

lungsgruppe »Bauweisen der Flugzeugzelle«<br />

aufgestellt worden. Hier wurden Zielvorgaben<br />

festgelegt, um die Aluminiumanteile zu<br />

reduzieren. So ordnete der Ausschuss etwa<br />

im Oktober 1943 an, das Leitwerk der Me 262<br />

auf Holzbauweise zu ändern und weitere Teile<br />

zu untersuchen, die sich womöglich umstellen<br />

ließen.<br />

<strong>Im</strong> November 1943 entstanden bei Jacobs-<br />

Schweyer Flugzeugbau in Darmstadt die<br />

»Konstruk tionsrichtlinien für Umstellung Me<br />

262 auf Holz«. <strong>Im</strong> dortigen Konstruktionsbüro<br />

waren Messerschmitt-Ingenieure zusammen<br />

mit Jacobs-Personal tätig, welches bis dato<br />

an der Entwicklung <strong>des</strong> Jägers Me 328<br />

72


Diese Seitenflosse der<br />

Me 262 besteht vollständig<br />

aus Holz<br />

Auch die Höhenflosse der Me 262 entstand bei Jacobs-Schweyer aus Holz<br />

gearbeitet hatte. Da vielfältige Probleme auftraten,<br />

stellte man jedoch die Arbeiten an diesem<br />

Holzflugzeug mit Pulsstrahltriebwerken<br />

zumin<strong>des</strong>t vorübergehend ein. Die Me 328<br />

hätte ebenfalls bei Jacobs-Schweyer Flugzeugbau<br />

gebaut werden sollen. Zeitgleich begann<br />

man dort, das Leitwerk der Me 262 in<br />

Holzbauweise zu konstruieren. Die Ingenieure<br />

unter Regie ihres Chefs Hans Jacobs konnten<br />

auf langjährige Erfahrungen aus der Zeit<br />

bei der DFS (Segelflugzeuge wie etwa »Kranich«,<br />

»Habicht«, »Reiher« oder Lastensegler<br />

DFS 230 und 331) zurückblicken. <strong>Im</strong> Rahmen<br />

dieser Projekte führte man dort<br />

umfassende Untersuchungen mit Holz und<br />

Metall durch, ob beim Hochleistungssegelflugzeug<br />

»Reiher« oder bei der Me 328.<br />

Ungewohnter Werkstoff<br />

Trotzdem betrat man vollkommenes Neuland,<br />

was die Belastungsgrenzen und Geschwindigkeitsbereiche<br />

der zweistrahligen<br />

Me 262 anging, sodass die Leitwerke bei Jacobs-Schweyer<br />

Flugzeugbau in ersten Prototypen<br />

integriert und in Vorversuchen umfang<br />

reichen Belastungsversuchen unterzogen<br />

werden mussten. Nachdem die Konstruk tionsunterlagen<br />

von den Messerschmitt-Ingenieuren<br />

in Oberammergau geprüft worden<br />

waren, ging es an den Bau einer ersten Serie<br />

von Holzleitwerken. Ein Auftrag über 970<br />

Satz Seitenleitwerke erging im August 1944.<br />

Am 21. Oktober 1944 hob in Lechfeld die<br />

Me 262, Werknummer 130015, erstmals mit<br />

einem Holzseitenleitwerk ab. Schon im<br />

Folgemonat wurde auch die Me 262 V7,<br />

Werknummer 170303, mit einem Holzseitenleitwerk<br />

versehen. Dabei vertrauten die Messerschmitt-Flugerprober<br />

den Ergebnissen von<br />

Jacobs-Schweyer Flugzeugbau, denn erst im<br />

November fanden statische Labor-Belastungstests<br />

in Augsburg statt.<br />

<strong>Im</strong>mer mehr Me 262 wurden mit dem<br />

Holzseitenleitwerk ausgerüstet. Während<br />

im April 1945 in Lechfeld fünf Me 262 beim<br />

EJG 2 mit Holz flogen, waren es in Neuburg<br />

drei und in Rechlin schon vier Maschinen.<br />

Allen Holzseitenleitwerken gemein war die<br />

grobe Lackierung der Tarnung mit dem Pinsel.<br />

Zahlreiche Me-262-Fotos von verschiedenen<br />

Schrottplätzen bei Kriegsende lassen<br />

Die Bauabnahme-Leitung verfolgte den Bau <strong>des</strong><br />

zweiten und dritten Versuchsrumpfes in Sonneberg<br />

einen Blick in die Struktur der Holzseitenleitwerke<br />

zu.<br />

Beim Höhenleitwerk dauerte es etwas länger.<br />

Nach ersten Versuchen sollte nur die Flosse<br />

und nicht das Ruder auf Holz umgestellt<br />

werden. Dies änderte sich später: Jacobs-<br />

Schweyer Flugzeugbau baute ein Holzruder,<br />

während Schempp-Hirth in Kirchheim die<br />

Holzflosse konstruierte. Allerdings wurden<br />

die ersten beiden gelieferten Höhenflossen<br />

erst im Februar 1945 in Augsburg untersucht.<br />

Ein weiterer Satz ging nach Lechfeld; ob er<br />

auch im Flug genutzt wurde, konnte noch<br />

nicht ermittelt werden.<br />

Hölzerne Tragflächen<br />

<strong>Im</strong> August 1944 forderte der Umstellausschuss,<br />

den Aluminiumanteil der Me 262 von<br />

891 auf 466 Kilogramm zu reduzieren. Die<br />

Ingenieure sollten hierfür neben dem Holzleitwerk<br />

(85 Kilogramm) auch eine Holztragfläche<br />

mit Stahlholm (340 Kilogramm) verwenden.<br />

Um dies umzusetzen, tauschten sich<br />

die Messerschmitt-Ingenieure mit den Kollegen<br />

von Focke-Wulf aus, die bereits mit der<br />

Ta 154 Erfahrung im Holzflügelbau gesammelt<br />

hatten. Mit der Konstruktion der ersten<br />

Versuchstragflächen beauftragte man die<br />

Firmen Behr und Espenlaub. Dieses Projekt<br />

gedieh so weit, dass zumin<strong>des</strong>t ein Exemplar<br />

für Bruchversuche bei Messerschmitt angeliefert<br />

werden konnte. Wann dieser Bruchversuch<br />

stattfand und ob es zu einem echten<br />

Flugversuch mit Holzflügel kam, ist bisher<br />

nicht bekannt.<br />

Wenn ein Leitwerk aus Holz möglich ist,<br />

musste sich doch auch die Rumpfröhre zwischen<br />

dem Rückenspant (hinter dem Pilot)<br />

und dem Leitwerk auf diese Weise herstellen<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

73


TECHNIK<br />

Werkstoffe<br />

lassen. Bereits im November 1943 kreisten die<br />

Gedanken der Ingenieure erstmals um einen<br />

Holzrumpf. Und wieder war es Jacobs, der<br />

den Auftrag erhielt, einen hölzernen Rumpf<br />

zu entwickeln und zu konstruieren. Erste Fotos<br />

<strong>des</strong> Holzrumpfes entstanden noch auf<br />

dem Werksgelände von Jacobs-Schweyer<br />

Flugzeugbau. Dort fielen Ende Dezember<br />

1944 jedoch Bomben, sodass man das Unternehmen<br />

nach Ober-Ramstadt und Weiterstadt<br />

verlagerte. Die Versuchsrümpfe 2 und<br />

3 entstanden zu diesem Zeitpunkt bereits bei<br />

der Firma Hartwig in Sonneberg, was durch<br />

Berichte der Bau-Abnahme-Leitung belegt ist.<br />

Wie schon beim Holzflügel, ist der weitere<br />

Fortgang nicht mehr dokumentiert, da in<br />

den letzten Kriegswochen augenscheinlich<br />

größtes Chaos an der Westfront herrschte.<br />

Dies zeigte sich auch bei Jacobs, <strong>des</strong>sen<br />

Holz im Härtetest<br />

Bevor eine so große und wichtige Baugruppe wie die Tragfläche im Flug getestet werden konnte,<br />

musste der Hersteller sie zunächst einem gründlichen Belastungstest unterziehen. Dies galt natürlich<br />

insbesondere für die hölzernen Flügel, die an der Me 262 angebracht werden sollten.<br />

Der Holzflügel der Me 262 im Versuchslabor der Messerschmitt-Werke<br />

Der Holzflügel für die Me 262 als Versuchsbau<br />

Foto DEHLA<br />

Mannschaft über einen Zwischenstopp bei<br />

Schempp-Hirth in Kirchheim/Teck schließlich<br />

nach Bregenz zur Firma Kittelberger verlegt<br />

worden war.<br />

Nachdem ab 1940 die Rohstoffindustrie<br />

neue Fabrikations- und Aufbereitungsverfahren<br />

eingeführt hatte und 1942 die Vorräte der<br />

Flugzeughersteller beschlagnahmt worden<br />

waren, zeichnete sich eine Entspannung der<br />

»Aluminium-Knappheit« ab. So konnten aus<br />

Schrott neue, hochwertige Aluminium-Legierungen<br />

hergestellt werden. Bei Kriegsende fanden<br />

die Alliierten allein in Rackwitz bei Leipzig<br />

4000 Tonnen Schrott aus 1500 Flugzeugen,<br />

der im dortigen Leichtmetallwerk weiterverarbeitet<br />

werden sollte. Zwar war Aluminium<br />

somit kein knapper Werkstoff mehr, doch wurde<br />

die Herstellung zunehmend beeinträchtigt,<br />

da die Alliierten permanent Kraftwerke und<br />

Transportwege bombardierten.<br />

Darüber hinaus hielt man aus Gründen<br />

der Produktionslogistik am Holz fest. So wies<br />

etwa die zukunftsweisende Me P1101 ein<br />

Höhenleitwerk aus Holz auf, während die<br />

Heinkel He 162 und Horten IX/Gotha 229<br />

Holztragflächen besaßen. Selbst in England<br />

flogen die einstrahligen <strong>Jets</strong> »Vampire« und<br />

Um die Belastungsgrenze zu ermitteln, erhöhte man den Druck, …<br />

… bis der Flügel schließlich brach Fotos DEHLA (3)<br />

74


Bei Kriegsende nahe Innsbruck lässt diese Me 262<br />

<strong>des</strong> E.J.G. 2 einen Blick in die Seitenflosse zu<br />

»Venom« mit einem Holzrumpf, obwohl es<br />

hier keine Probleme in der Fertigungslandschaft<br />

gab. Dies war wohl auch dem Umstand<br />

geschuldet, dass der Hersteller de Havilland<br />

mit der »Mosquito« bereits genügend Erfahrung<br />

gesammelt hatte.<br />

■<br />

In München-Riem stand diese Me 262 auf dem Schrottplatz. Deutlich zeigt sie ihr Holzleitwerk<br />

Mehr zum Thema »Holz im Jagdflugzeugbau«<br />

und viele weitere Bilder finden sich im Teil 4 <strong>des</strong><br />

zweibändigen Buches von Peter Ocker »Hans<br />

Jacobs – Pionierleben im Flugzeugbau«. Neben<br />

ausführlicher Beschreibung der Bf-109-Leitwerks<br />

problematik geht es bei der Me 262 bis<br />

auf Werknummern-Ebene ins Detail. Besonders<br />

die Me 328 wird erst mals vollumfänglich<br />

beschrieben, da dieses Muster bei Jacobs-<br />

Schweyer Flugzeugbau entwickelt und gebaut<br />

werden sollte. Das Buch mit insgesamt 648<br />

Seiten und 557 meist bisher unveröffentlichten<br />

Bildern ist auf www.peterocker.de genauer<br />

beschrieben und dort auch zu bestellen.<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

75


LESERALBUM<br />

WARTUNGSARBEITEN UND REPARATUREN<br />

Die Arbeit der<br />

»schwarzen Männer«<br />

Auch wenn im Vergleich zu heute die Flugzeuge der<br />

1940er-Jahre eher schlicht und technisch einfach<br />

anmuten, gab es doch für die Warte eine Menge Arbeit<br />

zwischen den Flügen: auftanken, schmieren, nachjustieren,<br />

überprüfen, reinigen und Schäden reparieren<br />

Von Peter W. Cohausz<br />

Je größer das Flugzeug, <strong>des</strong>to dicker das<br />

Handbuch: Stumme Zeugen dieser einfachen<br />

Wahrheit sind vor allem die Betriebsanleitungen<br />

und Reparaturanweisungen, die<br />

selbst bei einmotorigen Maschinen wie bei<br />

der Bf 109 G schon kleine Bücher mit über 40<br />

Seiten darstellten. Bei größeren Typen wie<br />

der Junkers Ju 88 waren es dann schon Wälzer<br />

von 200 Seiten. Leider wurde die tägliche<br />

Mühsal der »schwarzen Männer« im Vergleich<br />

zu den Piloten von den Fotografen<br />

viel zu wenig gewürdigt.<br />

Insofern ist die Fotosammlung, die uns<br />

Leser Günther Pätzke schickte, schon etwas<br />

Besonderes. Er ist Hörsaalleiter der Lehrgänge<br />

»Aircraft Battle Damage Repair« (ABDR)<br />

bei der Technischen Schule 3 der Luftwaffe<br />

in Faßberg und erhielt einmal von einem<br />

Lehrgangsteilnehmer ohne nähere Hinweise<br />

diese Bilder.<br />

Arbeitspause vor dem nächsten Einsatz<br />

irgendwo auf einem russischen<br />

Feldflugplatz. Gebrauchte Matratzen<br />

wurden oft verwendet, um bei<br />

Reparaturen Flugzeugteile abzulegen<br />

76


Motorenwartung an einer Junkers Ju 88 A. Nach dem<br />

noch weitgehend sauberen Anstrich zu urteilen, dürfte die<br />

Maschine noch relativ neu sein<br />

Letzte Justierarbeiten im Bombenschacht einer He 111<br />

Start zum winterlichen Einsatz. Leider ist die<br />

Einheit unbekannt. Nach dem Buchstaben »P«<br />

hinten an der mittleren He 111 H dürfte es sich<br />

um die 6. Staffel einer zweiten Gruppe eines<br />

Kampfgeschwaders gehandelt haben<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

77


LESERALBUM<br />

Eine Heinkel He 111 H-16 wird<br />

aufgetankt. Nicht immer stand wie<br />

hier ein Tankwagen zur Verfügung.<br />

Da musste oft einiges noch<br />

in mühsamer Arbeit von Hand<br />

gepumpt werden<br />

Schwere Eisenwaren: Die 500-kg-Bombe SC 500 konnte nur mit einem<br />

entsprechenden Hubwagen geladen werden<br />

Kleinere Bomben wie diese SC 50 ließen sich noch<br />

mit Handarbeit einhängen. Am Leitwerk der Bombe sind<br />

Pfeifen angebracht<br />

78


Wartungsarbeiten an einer Junkers Ju 52/3m. Das zwischen 1940<br />

und 1942 verwendete Abzeichen zeigt den »rennenden Hasen« der<br />

15. Staffel <strong>des</strong> KGzbV 1. Vermutlich sollte damit auf erfahrene Flieger<br />

– »alte Hasen« – angespielt werden<br />

Gruppenbild der Flugzeugmonteure während der Reparaturarbeiten<br />

am Rumpf einer Ju 52<br />

Nietlöcher bei kleineren<br />

Schäden werden mit der<br />

Handbohrmaschine gesetzt<br />

Hier hat die Flak an der He 111 ihre Spuren hinterlassen. Nach dem<br />

vergleichsweise entspannten Gesicht <strong>des</strong> Fliegers zu schließen, hat es<br />

wohl keine Opfer unter der Besatzung gegeben und der Bordschütze<br />

war gerade nicht an seinem Platz hinter dem Fenster<br />

SIE haben seltene Bilder oder sind auf bisher unveröffentlichte Fotoalben gestoßen? Dann schicken Sie uns<br />

die Aufnahmen zur Veröffentlichung an: <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

79


LESERBRIEFE<br />

Leserbriefe<br />

Sie wollen uns schreiben?<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

GeraMond Verlag GmbH<br />

Infanteriestraße 11a<br />

80797 München<br />

Die Ju 353 mit stimmiger Motorenplatzierung<br />

Junkers Ju 352<br />

»Aus der Not geboren«<br />

in Heft 8/2013<br />

Gab es die Ju 352 auch mit<br />

asymmetrischer Triebwerksanordnung?<br />

In der August-Ausgabe ist die<br />

Ju 352 auf Seite 39, obere Zeichnung<br />

von Herbert Ringlstetter,<br />

mit asymmetrischen Triebwerken,<br />

in der mittleren Zeichnung<br />

jedoch mit symmetrischen Triebwerken<br />

dargestellt.<br />

Stefan Gödel, per E-Mail<br />

Zeichnung H. Ringlstetter<br />

gehaltene Ju 352. Als Teil eines Gewinnspiels<br />

mit der Aufgabenstellung<br />

»Schau genau!« wäre diese Stirnansicht<br />

sicher gut angerichtet gewesen.<br />

So aber möchte ich mich als<br />

Schöpfer dieser seltsamen Motoranordnung<br />

für den einseitigen Ausrutscher<br />

entschuldigen.<br />

Herbert Ringlstetter<br />

Lockheed P-38 Lightning<br />

»Fortschritt pur« in Heft<br />

8/2013<br />

Die Geschichte dieses bemerkenswerten<br />

Flugzeugs fasziniert<br />

mich immer wieder, zumal die<br />

P-38 seit frühester Jugend zu meinen<br />

»Favoriten« zählt. Der namhafte<br />

Luftfahrt-Historiker Martin<br />

Caidin schreibt in seinem Buch<br />

»The fork-tailed devil – the P-38«,<br />

Skurrile Stirnansicht der Ju 352 –<br />

wem es nicht aufgefallen sein sollte,<br />

der kann dies jetzt nachholen:<br />

Mit reichlich deplatziertem rechten<br />

Motor erschien in der August-Ausgabe<br />

die zeichnerisch frontal festdass<br />

junge Jagdpiloten mit den<br />

Qualitäten dieses Typs anfangs<br />

schlichtweg überfordert waren.<br />

So sah sich die AAF veranlasst,<br />

selbst Charles Lindbergh zu einem<br />

Verband im Pazifik zu be -<br />

ordern, um die Piloten mit der<br />

Ökonomie <strong>des</strong> Langstreckenflugs<br />

vertraut zu machen.<br />

Lockheed-Test-Pilot Tony Le-<br />

Vier musste nach England reisen,<br />

um den Jungs die notwendigen<br />

»procedures« bei einseitigem<br />

Triebwerksausfall einzutrichtern.<br />

Das Phänomen <strong>des</strong> »tail buffeting«,<br />

wie auch die meist tödlichen<br />

Auswirkungen der »compressibility-shock-loads«<br />

beim<br />

Sturzflug aus 30000 bis 40000<br />

Fuß (!) unter Volllast mit schließlich<br />

explosionsartigem Auseinanderbrechen<br />

<strong>des</strong> Flugzeugs wurde<br />

nach zahlreichen Versuchen analysiert<br />

und mittels Nachrüstung<br />

von »dive flaps« eliminiert. Von<br />

Füllstücken im Bereich der Übergänge<br />

zwischen <strong>Cockpit</strong> und Flügelvorderkante<br />

zur Behebung<br />

<strong>des</strong> Problems schreibt Caidin in<br />

seinem Buch nicht. Dank Wolf-<br />

gang Mühlbauer freue ich mich<br />

auf die nächste Folge über die P-38.<br />

Hans-Otto Nickmann, per E-Mail<br />

Vickers Wellington<br />

»Hinaus aufs Meer« in Heft<br />

3/2013<br />

In dem hochinteressanten Artikel<br />

über die Wellington schreibt der<br />

Autor, dass sie mit 11 460 Exemplaren<br />

das meistgebaute Kampfflugzeug<br />

der Westalliierten war.<br />

Ich will darauf hinweisen, dass<br />

(wenn ich »Kampfflugzeug« und<br />

»Westalliierten« richtig verstehe)<br />

die USA über 12 000 B-17 und über<br />

18 000 B-24 produziert haben. Ich<br />

danke der Redaktion herzlich für<br />

ihre hervorragende Zeitschrift und<br />

ich freue mich sehr auf je<strong>des</strong> Heft.<br />

Rick Norris, Denver, USA<br />

Sie haben natürlich recht. <strong>Im</strong> Text ist<br />

schlicht ein kleines, aber wichtiges<br />

Wort verloren gegangen: die Wellington<br />

war das meistgebaute mittlere<br />

(oder zweimotorige) Kampfflugzeug<br />

der Westalliierten.<br />

Wolfgang Mühlbauer<br />

80


Werkstoffe<br />

BACKGROUND<br />

HOLZ<strong>FLUGZEUG</strong>E – EIN RÜCKBLICK<br />

Hölzerne Spitzentechnologie<br />

Der erste Ganzmetall-Flieger der Welt, die Junkers<br />

F 13, sorgte im Jahre 1919 für großes Aufsehen.<br />

Es schien, als hätten die Holzkisten ausgedient<br />

– das neue Dural (Dur-Aluminium) war in<br />

aller Munde. Männer wie der gelernte Bauingenieur<br />

Hanns Klemm ließen sich nicht vom robusten Naturmaterial<br />

abbringen. Holz war leicht, grundsolide und<br />

billiger als Metall; dazu wuchs es vor der Haustür.<br />

Klemms stoffbespannte L20 war der beste Beweis für<br />

hölzerne Qualität: Tausendsassa Ernst Udet landete<br />

1928 damit auf dem Zugspitzmassiv.<br />

IM ZWEITEN WELTKRIEG wurde Holz überwiegend<br />

für Schulflugzeuge und Lastensegler verwendet; eine<br />

Ausnahme war das »Wooden Wonder« der Royal Air<br />

Force. Die de Havilland D.H.98 Mosquito zeigte der<br />

gebaut; sie flogen in vielen Teilen der Erde. Probleme<br />

mit der Holzbauweise gab es nur vereinzelt in feuchten,<br />

tropischen Zonen; die britischen »Mossies« gingen<br />

erst 1961 in den Ruhestand.<br />

AUF DEN »HOLZWEG« begab sich im doppelten<br />

Sinne US-Milliardär Howard Hughes 1942 beim Entwurf<br />

seiner H-4 Hercules. Der achtmotorige Riese aus<br />

bester Sitka-Fichte (Spitzname: Spruce Goose) entstand<br />

aufgrund einer Ausschreibung der US-Navy,<br />

die ein Flugboot aus »nicht kriegswichtigem Mate -<br />

rial« wünschte. Am 2. November 1947 machte die<br />

»Goose« ihren ersten und einzigen Flug in Long<br />

Beach/Kalifornien; für die Navy kam sie viel zu spät.<br />

Hughes musste den teuren Vogel einmotten; er geriet<br />

bald in Vergessenheit.<br />

»Die Mosquito<br />

zeigte der<br />

deutschen Luftwaffe,<br />

wo der<br />

Hobel hing.«<br />

Alles andere als ein »Holzweg«:<br />

Die vollständig aus Holz gebaute<br />

Mosquito war im Zweiten<br />

Weltkrieg eines der erfolgreichsten<br />

britischen Flugzeuge<br />

Foto Sammlung Mühlbauer<br />

deutschen Luftwaffe, wo der Hobel hing. Der zweimotorige<br />

Mehrzweck-Flieger, gebaut aus Sperr-, Fichten-<br />

und Birkenholz mit einer Zwischenschicht aus Balsaholz,<br />

sollte eigentlich als billiger Schnellbomber an<br />

die Front. Nach Flugtests mit über 630 km/h orderte<br />

das Ministerium auch Aufklärer und Nachtjäger, Begleitjäger,<br />

Schlacht- und Transportflugzeuge, Minen -<br />

leger und Zielschlepper. 7781 Stück wurden insgesamt<br />

Heute überlebt Holz im Leichtflugzeugbau, die CFK-<br />

Bauweise ist auf dem Vormarsch. Hughes’ »Spruce<br />

Goose« wäre wohl als Feuerholz geendet, hätten nicht<br />

Enthusiasten den Riesen zu einer würdigen Ruhe -<br />

stätte befördert: das Evergreen Aviation Museum in<br />

McMinnville/Oregon. <strong>Im</strong> Bauch <strong>des</strong> Flugzeuges, groß<br />

wie eine Arche Noah, können Besucher ein Video <strong>des</strong><br />

Jungfernfluges sehen.<br />

Rolf Stünkel ■<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 10/2013<br />

81


VORSCHAU<br />

Nr. 148 I 10/13 I Oktober I 14. Jahrgang<br />

Messerschmitt Bf 109 T<br />

Eigentlich war die Bf 109 T für den Dienst auf Flugzeugträgern gedacht. Doch dazu kam es nie.<br />

Statt<strong>des</strong>sen gelangten die meisten »Toni« zu den Jagdverbänden der Luftwaffe – wo sie mit ihrer<br />

speziellen Ausrüstung und der vergrößerten Spannweite bestens geeignet waren, um zunächst in<br />

Norwegen auf küstennahen Flugplätzen mit ihren oft nur kurzen Bahnen eingesetzt zu werden.<br />

Foto Sammlung Marshall<br />

Internet: www.flugzeugclassic.de<br />

vereinigt mit<br />

Redaktionsanschrift<br />

Flugzeug Classic<br />

Infanteriestr. 11a, 80797 München<br />

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redaktion@geramond.de<br />

Redaktion Markus <strong>Wunder</strong>lich (Chefredakteur)<br />

Richard Chapman (Koordination), Stefan Krüger (Volontär)<br />

Ständige Mitarbeiter<br />

Stefan Bartmann, Peter W. Co hausz, Dietmar Hermann,<br />

Othmar Hellinger, Lino von Gartzen, Wolfgang Mühlbauer,<br />

Alexander Nüßlein, Herbert Ringlstetter, Rolf Stünkel<br />

Layout Ralph Hellberg, Rico Kummerlöwe<br />

Leserservice, Kundenservice<br />

GeraMond-Programm<br />

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Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 20 gültig ab 1.1.2013<br />

Litho ludwigmedia, Zell am See, Österreich<br />

Druck Stürtz, Würzburg<br />

Verlag<br />

Star-Auftritt in Oshkosh<br />

Nach langwierigen Arbeiten an den Motoren der B-29 Superfortress »FiFi« fliegt die Maschine<br />

wieder zuverlässig und ist in diesem Jahr mit der »CAF AirPower History Tour« auf großer<br />

Amerika-Tournee. Ein Halt führte die Superfortress Ende Juli auch zum EAA Airventure nach<br />

Oshkosh. Sehen Sie Topbilder der weltweit größten Airshow!<br />

Film »Memphis Belle«<br />

Der 25. Feindflug einer B-17<br />

namens »Memphis Belle«<br />

am 15. Mai 1943 ist, nüchtern<br />

betrachtet, kaum mehr<br />

als eine Fußnote im Kriegstagebuch.<br />

Doch Hollywood-Regisseur<br />

William<br />

Wyler machte daraus die<br />

vielleicht berühmteste<br />

Luftkriegsdokumentation<br />

überhaupt.<br />

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Lieber Leser,<br />

Sie haben Freunde,<br />

die sich ebenso für<br />

Oldtimer der Lüfte<br />

begeistern wie Sie?<br />

Dann empfehlen Sie<br />

uns doch weiter! Ich<br />

freue mich über jeden<br />

neuen Leser.<br />

Ihr Chefredakteur<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

Markus <strong>Wunder</strong>lich<br />

Foto Andreas Zeitler<br />

GeraMond Verlag GmbH<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

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Geschäftsführung<br />

Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />

Herstellungsleitung<br />

Sandra Kho<br />

Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung<br />

Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriften handel:<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

<strong>Im</strong> selben Verlag erscheinen außerdem:<br />

Preise Einzelheft € 5,90 (D), € 6,50 (A), sFr. 11,50 (CH)<br />

(bei Einzelversand zzgl. Versandk.); Jahresabonnement<br />

(12 Hefte) € 63,72 incl. MwSt., im Ausland zzgl. Versandk.<br />

Für Mitglieder der »Freunde der Lufthansa JU 52 e.V.« gilt ein<br />

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ISSN 1617-0725 • 52469<br />

Erscheinen und Bezug<br />

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© 2013 by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge undAbbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Durch Annahme<br />

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zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte Fotos und Manuskripte<br />

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Verantwortlich für den redak tio nel len Inhalt: Markus <strong>Wunder</strong>lich; verantwortlich<br />

für die Anzeigen: Helmut Kramer, beide: Infanterie straße<br />

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Dieses Heft enthält historische Abbildungen aus der Zeit der nationalsozialistischen<br />

Diktatur, sie können Hakenkreuze oder andere<br />

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Heft veröffentlicht werden, dienen sie zur Berichterstattung über<br />

Vorgänge <strong>des</strong> Zeitgeschehens und dokumentieren die militärhistorische<br />

und wissenschaftliche Forschung. Diese Publikation befindet sich<br />

damit im Einklang mit der Rechtslage in der Bun<strong>des</strong>republik Deutschland,<br />

insbesondere § 86 (3) StGB. Wer solche Abbildungen aus diesem<br />

Heft kopiert und sie propagandistisch im Sinne von § 86 und § 86a<br />

StGB verwendet, macht sich strafbar! Redaktion und Verlag distanzieren<br />

sich ausdrücklich von jeglicher nationalsozialistischer Gesinnung.


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