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04<br />
<strong>20</strong>13<br />
<strong>Journal</strong><br />
<strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong><br />
ISSN 1616-9298<br />
7,50 [D] 8,10 [A]<br />
8,30 [EU] sfr 13,80<br />
E 54336<br />
<strong>Journal</strong><br />
MAGAZIN FÜR<br />
MODELLBAUER UND<br />
NOSTALGIE-FANS<br />
<strong>Heißluft</strong><br />
<strong>Jubiläum</strong> – <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Dampf</strong>walzen-<strong>Club</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
Einzylinder-Duplex-Vakuummotor<br />
<strong>Dampf</strong>rundum <strong>20</strong>13 in Flensburg Bau und Betrieb meiner Spur 1 Anlage
AF1-Ford Modell T Tin Lizzy<br />
Böhm Stirling-Technik e.K.<br />
Werner-von-Siemens-Str. 2<br />
D - 91413 Neustadt/Aisch<br />
Tel.: +49 (0) 91 61/18 08<br />
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Fakten zum AF1-Ford T Modell Tin Lizzie<br />
ANTRIEB:<br />
Stirlingmotor<br />
TREIBSTOFF: Brennspiritus<br />
FAHRZEIT:<br />
ca. 10-15 Minuten<br />
HOHES DREHMOMENT<br />
MATERIALIEN: Messing, Edelstahl, Aluminium,<br />
Vollgummibereifung<br />
GEWICHT:<br />
ca. 900 g<br />
ABMESSUNGEN: ca. 16 x 9 x 11,3 cm<br />
WENDEKREIS: kleiner 60 cm<br />
VERDECK ABNEHMBAR<br />
Lieferbar als Fertigmodell, oder als Bausatz mit<br />
mehr als 144 Teilen<br />
17. Laufer<br />
<strong>Dampf</strong>modell<br />
Tage <strong>20</strong>13<br />
Endurance Mk. I<br />
<strong>Dampf</strong>anlage<br />
9./10. und 16./17.<br />
November <strong>20</strong>13<br />
1017 Uhr<br />
Sonderthema<br />
Feuer & Flamme<br />
mit Kinderprogramm<br />
Sichartstraße 525<br />
91<strong>20</strong>7 Lauf a.d. Pegnitz<br />
www.industriemuseumlauf.de<br />
Einführungspreis 1.695,- Euro<br />
www.dorrington.de<br />
Tel: 06155/8781710
A<br />
Editorial<br />
Inhalt<br />
DAMPF<br />
G. Kieffer: 15. Kürnbacher <strong>Dampf</strong>-Festival Juni <strong>20</strong>13 . . 8<br />
C. König: US-<strong>Dampf</strong>lokomotiven im Krieg . . . . . . . . . 10<br />
Liebe<br />
Leserinnen<br />
und Leser!<br />
in der nun vorliegenden Oktoberausgabe des <strong>Journal</strong>s<br />
<strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> haben wir wieder interessante Berichte<br />
für Sie zusammengestellt. Gerne möchte ich hier wie<br />
immer exemplarisch auf die in der letzten <strong>Vorschau</strong> angekündigten<br />
Artikel hinweisen:<br />
Ernst-Arno Kruse zeigt uns, wie man Zahnformfräser selber<br />
herstellen kann. Seinen Dreizylinder-<strong>Dampf</strong>motor mit<br />
Ventilantrieb stellt Teofil Holka in seinem Bericht mit<br />
ausführlichem Bauplan vor. Aus einem amerikanischen<br />
Archiv hat uns Christian König eindrucksvolle Farbfotos<br />
von US-<strong>Dampf</strong>lokomotiven aus Kriegszeiten mitgebracht.<br />
Neben weiteren interessanten Berichten finden Sie in dieser<br />
Ausgabe anregende Bauvorschläge und nützliche<br />
Werkstatt-Tipps, welche auf Umsetzung in der heimischen<br />
Werkstatt warten. Auch fehlen die beliebten Praxis-Tipps<br />
nicht. Darüber hinaus berichten wir wie gewohnt von<br />
diversen Veranstaltungen und <strong>Dampf</strong>stammtischen.<br />
Wir sind stets bemüht, die Qualität des <strong>Journal</strong>s <strong>Dampf</strong><br />
& <strong>Heißluft</strong> zu steigern und haben deshalb für Anregungen<br />
und natürlich auch für Kritik offene Ohren. In der Hoffnung,<br />
dass im vorliegenden <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong><br />
wieder für jeden etwas dabei ist, verbleibe ich mit freundlichen<br />
Grüßen und wünsche<br />
viel Spaß beim Lesen!<br />
T. Holka: Dreizylinder-<strong>Dampf</strong>motor<br />
mit Ventilantrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
M. Matyscak: <strong>Dampf</strong>rundum <strong>20</strong>13 in Flensburg . . . . . . . . . 36<br />
M. Matyscak: 30 <strong>Jahre</strong> <strong>Dampf</strong>geschichte kleiner Boote . . . 46<br />
H. G. Vöge: John Fitch, mal etwas anders! . . . . . . . . . . 56<br />
R. Hoffmann: Mit <strong>Dampf</strong>kraft Brennstoff pressen oder<br />
Das Brikett-Zeitalter . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />
F. Aeberli: Bau und Betrieb meiner Spur 1 Anlage . . . . . 70<br />
WERKSTATT-TIPPS<br />
E. A. Kruse: Zahnformfräser selber herstellen . . . . . . . . 24<br />
V. Koch: Gemauertes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
G. Hundsberger: Speichen-Schwungrad ohne Hartlöten . . . . . 55<br />
J. Mittermeier: Stehende <strong>Dampf</strong>maschine aus Gussteilen . . 60<br />
B. Rübenach: Geradführungen –<br />
Klemmt oder klemmt nicht? . . . . . . . . . . . . 76<br />
STRASSENDAMPF<br />
B. Hennecke: <strong>Jubiläum</strong> – <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong><br />
<strong>Dampf</strong>walzen-<strong>Club</strong> <strong>Schweiz</strong> . . . . . . . . . . . . 30<br />
HISTORIE<br />
N. Hinder: Über Rostanfressungen in <strong>Dampf</strong>kesseln,<br />
Teil 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
S. Baum: Das kaiserliche Patent... . . . . . . . . . . . . . . 74<br />
C. Schwarzer: Über die Stärke der Pferde . . . . . . . . . . . . . 80<br />
KERZENBOOTE<br />
J. Baum: Der dicke <strong>Dampf</strong>er BS 815 . . . . . . . . . . . . . 58<br />
VAKUUMMOTOR<br />
W. Gressenbauer: Vakuummotor Bauart nach Lanz HL 12 . . . . . 50<br />
Ihr Udo Mannek<br />
Neckar-Verlag<br />
Fachbücher<br />
Baupläne<br />
Zeitschriften und mehr<br />
Besuchen Sie uns:<br />
www.neckar-verlag.de<br />
E. Schenk: Einzylinder-Duplex-Vakuummotor . . . . . . . . 62<br />
RUBRIKEN<br />
Forum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
<strong>Dampf</strong>- und Messe-Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
kurz & fündig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
<strong>Dampf</strong>stammtische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
AHA! No. 17 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />
<strong>Vorschau</strong>, Inserenten, Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13<br />
3
FORUM<br />
DELLE · ZUBEHÖR · VERANSTALTUNGEN · NEUHEITEN · VEREINE · TREFFEN · BUCHERSCHEINUNGEN · AU<br />
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IG-HFM: Interessengemeinschaft<br />
Hamburger<br />
Funktionsmodellbau<br />
Robert Zomm<br />
Wir haben uns vor <strong>Jahre</strong>n zusammengefunden,<br />
um gemeinsamen Modellbau zu<br />
betreiben. Zurzeit ist es in der Hauptsache<br />
noch der Truckmodellbau, aber es sind<br />
auch schon Schiffe im Bau. Wir sind also<br />
für alle Richtungen des Modellbaus offen.<br />
Bei Interesse ruhig mal unsere Homepage<br />
besuchen: www.IG-HFM.de<br />
Zum Gedenken an<br />
Udo Fischer<br />
Busso Hennecke · www.feflo.de<br />
Im Sommer 1999 bei der Begründung des<br />
ersten <strong>Dampf</strong>treffens in Bochum sprach<br />
mich Udo Fischer kurz vor meiner allgemeinen<br />
<strong>Dampf</strong>maschinenvorstellung auf<br />
der Zeche Hannover an. Ich lud den Interessierten<br />
zur Fahrt auf der „Feflo“ ein und<br />
stellte sofort fest, dass dieser gewisse<br />
Grundbegriffe des Fahrens mit einem<br />
<strong>Dampf</strong>traktor bereits verinnerlicht hatte<br />
– ohne jemals gefahren zu sein! So gab<br />
ich ihm noch einige Grundbegriffe zum<br />
wichtigen Wasserstand in der Maschine<br />
mit und ließ ihn vorsichtig im ersten Gang<br />
mit seinem Begleiter Horst Bösch vor der<br />
Bühne umherfahren. Bei meiner Maschinenvorstellung<br />
galt es dann, diese – sowie<br />
auch Udo mit dem <strong>Dampf</strong>traktor – im<br />
Auge zu behalten.<br />
Udo machte das gut und nach etwa <strong>20</strong><br />
Minuten erschien er gestikulierend vor<br />
der Bühne und deutete mir an, dass der<br />
Wasserstand des <strong>Dampf</strong>traktor an der<br />
untersten Marke angekommen sei. Kurz<br />
riet ich ihm, die Vorderräder zur Erhöhung<br />
des Wasserstandes irgendwo abzustellen.<br />
Danach sah ich ihn dann einige Zeit<br />
später wieder und wir sprachen uns zum<br />
Besuch der nächsten <strong>Dampf</strong>veranstaltung<br />
gemeinsam ab und so ging es dann Stück<br />
für Stück über all die <strong>Jahre</strong> weiter. Dies<br />
war der Beginn einer langen Freundschaft<br />
und beidseitigen Befruchtung zur Entwicklung<br />
und Belebung des Betriebes des<br />
<strong>Dampf</strong>traktors „Feflo“ und Förderung der<br />
allgemeinen Straßendampfszene privat,<br />
auf Märkten und Treffen. Kurzfristig beschaffte<br />
ich ihm wunschgemäß eine kleine<br />
Fünf-Zoll-<strong>Dampf</strong>lok, die er in Düsseldorf<br />
auf dem Gelände eines Wasserwerkes, in<br />
Köln und Sinsheim betreiben konnte und<br />
nach einigen <strong>Jahre</strong>n mit einem Bekannten<br />
gemeinsam im Keller restauriert hat. Auch<br />
eine große Major Beam und andere Modelle<br />
waren sein Stolz, ständig standen diese<br />
betriebsbereit im Wohnzimmer. Natürlich<br />
vermittelte ich ihm auch überall das Fahren<br />
und Mitfahren auf Originalmaschinen<br />
aller Größen- und Betriebsklassen. Aus<br />
den damals etwa fünf in Deutschland sich<br />
entwickelnden <strong>Dampf</strong>treffen sind inzwischen<br />
auch dank Udo Fischers tatkräftiger<br />
Hilfe Dutzende geworden.<br />
Udos Hilfe zeigt sich in der Maschinenpflege,<br />
Fertigung und Optimierung von<br />
Ersatzteilen, Behebung von Störungen,<br />
des Betriebes und ganz besonders zur Findung<br />
und Bindung unseres Nachwuchses<br />
in Form vom Fahren aller Veranstaltungsbesucher.<br />
Wenn der Hänger wieder voll<br />
war, ging die Fahrt unverzüglich wieder<br />
los. Es war Udo Fischer, der mir während<br />
aller gemeinsamen Veranstaltungen durch<br />
seine Übernahme der Fahrertätigkeit Zeit<br />
und Kraft gab, mich um die Veranstalter,<br />
neue Veranstaltungen und Ideen zu kümmern<br />
und jene auch durchzuführen. Mehr<br />
als 50 Tage unter <strong>Dampf</strong> kamen dabei<br />
zum Beispiel im Jahr <strong>20</strong>10 heraus. Im<br />
Schnitt waren es jährlich stets mehr als<br />
40 <strong>Dampf</strong>tage für die großen und kleinen<br />
Freunde unserer Bewegung. Dazu kamen<br />
die Zeiten der Vorbereitungen, Reparaturen<br />
An- und Abfahrten deutschlandweit<br />
in den Niederlanden und nach England.<br />
Ungezählte Stunden im Auto auf Autobahnen<br />
und Landstraßen, sicher 150.000<br />
km sind dabei im Pkw und Wohnmobil<br />
heruntergespult worden. Daneben besprachen<br />
wir all unsere Projekte, die private<br />
Vergangenheit und Zukunft. Unsere<br />
Väter und wir waren beide in artverwandten<br />
Berufen tätig. Über viele <strong>Jahre</strong> arbeitete<br />
Udo Fischer auch bei mir in meiner<br />
Praxis. Udo beantwortete auf allen Treffen<br />
die 1000fach ähnlich gestellten Besucherfragen<br />
mit immer gleicher Kraft, Sanftmut<br />
und Freundlichkeit, fuhr ruhig und sicher<br />
seine Runden mit „Feflo“ bis hin nach<br />
Dorset und auch anderswo auf der Insel<br />
des <strong>Dampf</strong>es.<br />
Udo Fischer verstarb friedlich im Schlaf<br />
nach einer Feier in der Nacht zum 31.<br />
Mai dieses <strong>Jahre</strong>s im Alter von 64 <strong>Jahre</strong>n.<br />
Ob als Ursache die ihn seit Jahrzehnten<br />
begleitenden Krankheiten waren, ist hier<br />
4<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13<br />
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unbekannt. Der Verstorbene hinterlässt<br />
zwei erwachsene Kinder und seine untröstliche<br />
Mutter.<br />
Udo war, wie er selbst einem deutschen<br />
Fernsehreporter <strong>20</strong>06 mit „Feflo“ in Dorset<br />
vor der Kamera schelmisch mitteilte,<br />
zweimal glücklich geschieden – und ein<br />
bekennender, bescheidener, stets hilfsbereiter<br />
und gutherziger <strong>Dampf</strong>sklave.<br />
In unzähligen Reportagen, Presseberichten,<br />
Fachzeitschriften sind seine straßendampfbegeisterten<br />
Fotos der Ewigkeit<br />
überliefert. In Almere schaffte Udo es, sein<br />
Abbild sogar gleich in zwei <strong>Jahre</strong>n auf die<br />
großen Plakate und die verkauften Bierflaschen<br />
zu bringen! Selbst in diesem Jahr<br />
fand ich ihn noch auf diversen Ankündigungspostern,<br />
zum Beispiel in Bocholt<br />
und Prüm für die jeweiligen <strong>Dampf</strong>treffen.<br />
Ob Udo europaweit 50 oder gar über<br />
150.000 Kinder mit dem Straßendampf<br />
glücklich in Berührung gebracht hat, mag<br />
jemand anders nachzählen. Sicher ist<br />
aber, in den Gedanken seiner Fahrgäste,<br />
Gesprächspartner, Mitdampfsklaven, ist<br />
Udo immer noch voll dabei und wird nie<br />
sterben, solange wir hier sind. Auch prominente<br />
Lokal- und Bundespolitiker wurden<br />
– privat und zu Werbezwecken – von<br />
Udo mit „Feflo“ chauffiert. Udo Fischer hat<br />
sich niemals als Selbstdarsteller zu profilieren<br />
versucht. Sondern stattdessen hat<br />
er, immer ergeben in unsere Aktivdampf-<br />
Bewegung, die Maschinen ins Zentrum<br />
des Rampenlichts und in die Öffentlichkeit<br />
gerückt.<br />
Danke Udo, Du warst, wo wir sind und Du<br />
bist nun dort, wohin wir Dir folgen. Die gemeinsamen<br />
<strong>Dampf</strong>maschinen werden uns<br />
überleben. Wir sind nur zeitweise deren<br />
Besitzer und Nutzer – kratzen jedoch nicht<br />
nur in der Asche, sondern unterhalten aktiv<br />
die lodernde Flamme. „Steam man“ –<br />
ist im <strong>Dampf</strong>heimatland England die passende,<br />
honorige Auszeichnung dafür.<br />
Udo Fischer war und bleibt ein schicksalhafter,<br />
deutscher <strong>Dampf</strong>mann – ganz und<br />
gar im englischen Sinne. Chapeau!<br />
„Die schönsten<br />
Bahnhöfe für<br />
Modelleisenbahnanlagen“<br />
Manfred<br />
Regner<br />
31. Januar 1949 –<br />
21. Juli <strong>20</strong>13<br />
Zwei Wochen nach der Veranstaltung zum 35-jährigen <strong>Jubiläum</strong> der Firma<br />
Regner <strong>Dampf</strong>- & Eisenbahntechnik in Aurach erreichte die Redaktion die<br />
traurige Nachricht vom viel zu frühen Tod von Manfred Regner.<br />
Das Buch enthält neben ausführlichen<br />
Anleitungen und ansprechenden Grafiken<br />
auch die Vollversion des „3D Eisenbahnplaner“<br />
auf CD-Rom, mit der in kürzester<br />
Zeit digitale Traumanlagen erschaffen und<br />
ohne Mühe nachgebaut werden können.<br />
So können Miniaturausgaben bekannter<br />
Bahnhöfe wie der Hauptbahnhof in Köln<br />
gestaltet werden. Das Buch unterstützt bei<br />
der Planung und bietet Lösungen für häufige<br />
auftretende Probleme beim Nachbau<br />
eines Bahnhofs.<br />
„Die schönsten Bahnhöfe für Modelleisenbahnanlagen“,<br />
Thomas Riegler, Franzis-<br />
Verlag, ISBN 978-3-645-65140-0, 160<br />
Seiten, € 19,95 inkl. CD. Weitere Informationen:<br />
www.franzis.de<br />
Im Juli 1978 machte Manfred Regner sein Hobby zum Beruf und gründete<br />
seine Firma Regner Echtdampftechnik. Seit dieser Zeit prägte er nachhaltig<br />
die <strong>Dampf</strong>modellszene mit seinen Modellen und Neuheiten, die er jedes<br />
Jahr auf der Nürnberger Spielwarenmesse vorstellte. Auch beim Echtdampf-<br />
Hallentreffen in Sinsheim und später in Karlsruhe war er eine feste Größe<br />
und gerne im Gespräch mit seinen Kunden und <strong>Dampf</strong>modellbauern vertieft.<br />
Diese Gespräche werden uns fehlen. Auf dem Messestand wurde Manfred<br />
Regner stets von seiner Frau Evelyn unterstützt.<br />
Wir werden Manfred Regner vermissen. Im Stillen Gedenken trauern wir mit<br />
seiner Familie, die das Unternehmen weiterführen wird.<br />
Neckar-Verlag GmbH, Villingen-Schwenningen<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 5<br />
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FORUM<br />
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Schiebersteuerung<br />
Bohrung:<br />
Hub:<br />
Höhe:<br />
Schwungrad 1:<br />
Schwungrad 2:<br />
15 mm<br />
22 mm<br />
187 mm<br />
Ø 75 mm<br />
Ø 45 mm<br />
Weitere Informationen erhältlich bei:<br />
Dorrington Technische Raritäten GmbH,<br />
Georgstraße 10, D 64347 Griesheim,<br />
Tel. +49(0)6155/8781710,<br />
Homepage: www.dorrington.de<br />
Endurance MK I <strong>Dampf</strong>anlage<br />
von Dorrington<br />
Die Motivation hinter der Entwicklung dieser<br />
Anlage entsprang der Tatsache, dass<br />
viele der Anlagen, die Dorrington über die<br />
<strong>Jahre</strong> im Angebot hatte, entweder nicht<br />
mehr verfügbar sind oder leider zu einfach<br />
oder zu empfindlich oder kompliziert<br />
waren. Hier bietet Dorringtion nun ein<br />
schön aussehendes Modell aus dem 19.<br />
Achtung Hersteller!<br />
Bitte senden Sie Informationen<br />
und Material von Ihren<br />
Neuheiten an die Redaktion<br />
„<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong>“.<br />
Wir werden sie in der Rubrik<br />
„Forum“<br />
veröffentlichen.<br />
Unsere Leserinnen und Leser sind<br />
stets an Neuheiten interessiert!<br />
Jahrhundert mit allen praktischen Merkmalen,<br />
in einer funktionierenden Anlage<br />
an. Ziel war es, eine leistungsfähige Anlage<br />
zu produzieren, die auch wirklich funktionsfähig<br />
ist. Es wurde darauf geachtet,<br />
dass immer genügent <strong>Dampf</strong> vorhanden<br />
ist. Aus diesem Grund ist der Kessel mit<br />
16 x 8 mm-Rohren und mit einem 62 mm-<br />
Keramikbrenner ausgestattet. Die Anlage<br />
ist ab sofort zum Einführungspreis von<br />
€ 1695, lieferbar.<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Basisplatte:<br />
Breite:<br />
370 mm<br />
Tiefe:<br />
370 mm<br />
Höhe über Schornstein: 335 mm<br />
Trockengewicht: 11 kg<br />
Kessel:<br />
Vertikal, Multirohr Kupfer hart gelötet<br />
Durchmesser<br />
inkl. Verkleidung: 88 mm<br />
Rauchrohre:<br />
16 x 8 mm<br />
Keramikbrenner: 62 mm<br />
Höhe über Schornstein: 300 mm<br />
Betriebsdruck: 60 PSI (4 bar)<br />
<strong>Dampf</strong>maschine:<br />
Vertikal, Einzylinder mit<br />
„Feuer und Flamme“<br />
17. Laufer<br />
<strong>Dampf</strong>modell-Tage<br />
am 09./10. und 16./17. Nov. <strong>20</strong>13,<br />
jeweils 10.00 – 17.00 Uhr<br />
Es ist wieder soweit: Bayerns größte<br />
<strong>Dampf</strong>modell-Schau lockt mit über<br />
40 Ausstellern, die in den historischen<br />
Fabrik räumen kleine Wunderwerke der<br />
Technik zeigen: Stationäre <strong>Dampf</strong>maschinen,<br />
<strong>Dampf</strong>-, Stirling- und Vakuummotoren,<br />
Spielzeuganlagen und Kuriositäten<br />
rattern und zischen auf 800 m² Ausstellungsfläche.<br />
Normalspurige Personen-,<br />
D-, und Güterzüge sowie Wald- und<br />
6<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13<br />
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Schmalspurbahnen dampfen auf einem<br />
dreigleisigen Schienenoval um die Wette.<br />
In zwei großen Wasserbecken tuckern<br />
<strong>Dampf</strong>schiffe um die Wette, der Nachbau<br />
einer historischen Fähre transportiert<br />
Eisenbahnen durch eine liebevoll aufgebaute<br />
Landschaft.<br />
Das große Sonderthema in <strong>20</strong>13 heißt<br />
passend zur Feuerwehr-Sonderausstellung<br />
„Feuer & Flamme“: Neben zahlreichen<br />
Flammenfressern (Vakuummotoren)<br />
präsentiert sich die IG <strong>Heißluft</strong> mit<br />
einem Stand, auf dem Außengelände treibt<br />
an den Samstagen ein dampfgetriebener<br />
Kartoffeldämpfer sein Unwesen. Auch<br />
beim Kinderprogramm dreht sich alles<br />
rund um die Frage, was mit Feuer und<br />
Flamme so alles bewegt werden kann:<br />
An den Samstagen bietet das Museum<br />
<strong>Dampf</strong>modell-Workshops an, an den<br />
Sonntagen können Nachwuchsbastler einen<br />
<strong>Dampf</strong>kreisel bauen. Täglich gibt es<br />
eine Malstation.<br />
Aber auch die Museumswerkstätten sind<br />
in Betrieb: Samstags wird im historischen<br />
Hammerwerk geschmiedet, sonntags<br />
zeigt die große Tandem-<strong>Dampf</strong>maschine<br />
von 1902 was sie kann und in der Hutwerkstatt<br />
stellt eine Hutmachermeisterin<br />
ihr Handwerk vor. Für den kleinen Hunger<br />
sorgen Grill (sonntags), Snacks, Kaffee<br />
und Kuchen. Als unverwechselbares Andenken<br />
gibt es außerdem handgefertigtes,<br />
täuschend echtes Werkzeug aus Schokolade<br />
von Mundi zu erstehen. Eintritt:<br />
Erwachsene 5,– €, Kinder 2,50 €, Ermäßigte<br />
4,– €, Familienkarte mini 6,– €, Familienkarte<br />
maxi 10,– €.<br />
Industriemuseum Lauf<br />
Sichartstraße 5–25<br />
91<strong>20</strong>7 Lauf a.d. Pegnitz<br />
Infotelefon: 09123/99030<br />
Homepage: www.industriemuseum-lauf.de<br />
Faszination Modellbau<br />
Friedrichshafen<br />
1.–3. November <strong>20</strong>13<br />
Vorfreude auf das große<br />
Modellbahn-Ereignis<br />
Die Vorbereitungen für das Modellbahn-<br />
Großereignis am Bodensee laufen auf<br />
vollen Touren. Vom 1.–3. November ist<br />
es wieder soweit! Mit mehr als 350 Ausstellern<br />
wird die Faszination Modellbau<br />
wieder zum großen Schaufenster rund<br />
um Modellbahn und Modellbau. Rund<br />
100 Aussteller repräsentieren in Halle 4<br />
das Thema Modellbahn in allen Facetten.<br />
Von Marktführer Märklin bis hin zu<br />
hoch spezialisierten Kleinserienherstellern<br />
reicht die Spannbreite des Angebots.<br />
Sehenswerte Modellbahn-Anlagen<br />
sorgen für optische Highlights. Märklin<br />
und Faller werden gemeinsam auf einer<br />
großen Aktionsfläche ein attraktives<br />
Programm für Kinder und Jugendliche<br />
anbieten. Bauen und Spielen stehen hier<br />
im Vordergrund, um den Nachwuchs zu<br />
fördern. Auch Roco wird eine Aktionsfläche<br />
für den Nachwuchs betreiben. Mit<br />
dem Modellbahn-Forum greift die Faszination<br />
Modellbau Friedrichshafen mit<br />
Workshops und Vorträgen aktuelle und<br />
informative Themen rund um die Modellbahn<br />
auf. Das Junior-College des BDEF<br />
wird wieder Anlaufstelle für zahlreiche<br />
Kinder und Jugendliche sein, die dort<br />
unter Anleitung eigene, kleine Dio ramen<br />
bauen können.<br />
Nähere Infos unter<br />
www.faszination-modellbau.de<br />
Veranstaltungsort:<br />
Messe Friedrichshafen<br />
Neue Messe 1<br />
88046 Friedrichshafen<br />
Öffnungszeiten<br />
Freitag–Samstag, 9.00–18.00 Uhr<br />
Sonntag, 9.00–17.00 Uhr<br />
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<strong>Dampf</strong><br />
15. Kürnbacher<br />
Gerhard Kieffer<br />
<strong>Dampf</strong>-Festival Juni <strong>20</strong>13<br />
Wer Kürnbach auf der Landkarte sucht, wird es<br />
nur schwerlich finden. Eigentlich ist Kürnbach<br />
der Bahnhof von Bad Schussenried und liegt<br />
halbwegs zwischen Ulm und Friedrichshafen. Die Schussen,<br />
hier noch ein kleiner Bach, eilt dem Bodensee entgegen.<br />
In dieser schönen oberschwäbischen Landschaft<br />
gibt es alljährlich am 2. Juni-Wochenende im Freiluftmuseum<br />
Kürnbach ein Rendezvous der Extraklasse für den<br />
Straßendampf. Die organisatorischen Kompetenzen sind<br />
klar geregelt. Für die großen Maschinen ist der Landkreis<br />
Biberach/Riß zuständig. Die Modelle betreut der Schwäbische<br />
Eisenbahnverein Kürnbach e. V. (SEV), zumal sich<br />
dessen großzügig angelegte Gleisanlage mit schönem<br />
Klubheim am östlichen Museumsrand befindet.<br />
Nur hier bei dieser Veranstaltung bekommen die großen<br />
„Originale“ und die Modelle ihren gemeinsamen Auftritt.<br />
Allen Teilnehmern stehen Wasser und Kohlen kostenlos<br />
zur Verfügung. Die „Großen“ heizen teilweise mit Holz. Um<br />
deren Nachschub sicherzustellen, treibt eine Lokomobile<br />
eine Säge an, die an beiden Tagen ausreichend Brennholz<br />
produzierte. Am Samstagabend spendierte der SEV<br />
im Tanzhaus allen Aktiven ein Nachtessen.<br />
Das 15. Treffen war ein voller Erfolg. Acht große Walzen<br />
und Traktoren, drei Lokomobile und nicht weniger als 14<br />
Modelle nahmen teil. Das Wetter war an beiden Tagen<br />
optimal. Auf den breiten Wegen des Museums waren alle<br />
<strong>Dampf</strong>rösser, ob groß oder klein, fleißig unterwegs. Die<br />
Fossilen einer vergangenen Zeit konnten hier in voller<br />
Beatrix Lauffer mit ihrem<br />
7 t Fowler-Traktor<br />
Carolina Schriver mit<br />
ihrem 4,5 t Traktor<br />
8 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
Bild links: Parkende Traktoren –<br />
Foto: Franz Huber<br />
Folgende Original-Maschinen<br />
standen vor Ort unter <strong>Dampf</strong>:<br />
Hersteller Gewicht Leistung Baujahr<br />
Threshing Machine Company, USA 12 t 22 PS 1912<br />
Keck & Gonnerman, USA 12 t 19 PS 1924<br />
Ruthemeyer <strong>Dampf</strong>walze, Soest 11,5 t 35 PS 1945<br />
Marshall-<strong>Dampf</strong>walze, England 12 t 35 PS 1925<br />
Henninger <strong>Dampf</strong>walze, Darmstadt 9 t <strong>20</strong> PS 1925<br />
Kemna Straßenzugmaschine, Breslau 10 t 40 PS 1918<br />
Fowler, Leeds, England, <strong>Dampf</strong>traktor 7 t 45 PS 1938<br />
Wallis & Stevens, England 4,5 t 16 PS 1905<br />
Folgende <strong>Dampf</strong>-Modelle waren anwesend:<br />
Besitzer Typ Maßstab<br />
Bernd Sieber, Bayreuth Free-Lance Einzylinder-Trakktor 1:2<br />
Adolf Bellersheim, Gladenbach Aveling & Porter Ltd Traktor 1:4<br />
Georg Böckli, <strong>Schweiz</strong> Burrell Traction Engine 1:2,7<br />
Hansueli Gassmann, <strong>Schweiz</strong> Garrett & Sons 1:2,7<br />
Wolfgang Geiger, Ludwigsburg Foden-<strong>Dampf</strong>lastwagen 1:2,7<br />
Franz Huber, Regensburg Burrell Traction Engine 1:2,7<br />
Andreas Kieffer, Ludwigsburg Burrell Traction Engine 1:2,7<br />
Dieter Knupfer, Schorndorf Burrell Traction Engine 1:2,7<br />
Heinz Kussmaul, Pfinztal Free Lance Zweizylinder 1:4<br />
Sigmund Reschke, Fürstenfeldbr. Burrell Traction Engine 1:8<br />
Günther Ronninger, Remseck Burrell Zweizylinder Traktor 1:2,7<br />
Kurt Schwarzer, <strong>Schweiz</strong> Foden-<strong>Dampf</strong>lastwagen 1:2,7<br />
Ernst Seidel, Friedrichshafen Burrell-Traction Engine 1:2,7<br />
Martin Wieland, Sontheim Foster Traction Engine 1:2,7<br />
Unter Free Lance versteht man frei entworfene Maschinen, die nicht unbedingt<br />
einem speziellen Vorbild entsprechen.<br />
Aktion besichtigt werden. So mancher<br />
Opa, der die <strong>Dampf</strong>walze noch selbst<br />
erlebt hat, blieb andächtig stehen. Die<br />
Kinder waren hell begeistert. Besondere<br />
Hingucker waren die für uns ungewöhnlich<br />
aussehenden amerikanischen Ungetüme.<br />
Wenn die Minneapolis mit ihren<br />
12 Tonnen oder der nahezu gleich große<br />
US-Traktor „Steam Engine“ laut scheppernd<br />
und ächzend daher kamen, ging<br />
man schleunigst aus dem Weg. Da sind<br />
vergleichsweise <strong>Dampf</strong>walzen oder nach<br />
englischen Vorbildern gebaute Traktoren<br />
rein optisch gesehen nur schön.<br />
Wie üblich, hatten die Modelle ihren Stützpunkt<br />
vor der Feldscheuer, die mit allen erforderlichen<br />
Dingen bestens ausgestattet<br />
ist. Einer der Höhepunkte war die übliche<br />
Ausfahrt in den Garten der Brauerei in<br />
Bad Schussenried. Neun Maschinen nahmen<br />
daran teil. Schön im Gänsemarsch<br />
ging es auf dem Radweg über drei Kilometer<br />
zum Biergarten. Beim Überqueren<br />
einer lebhaften Straße stellte sich – wie<br />
früher in England – ein Mitfahrer mit einer<br />
roten Flagge in die Straßenmitte, die<br />
Autofahrer hielten verständnisvoll an und<br />
schauten erstaunt dem ungewöhnlichen<br />
Defilee zu.<br />
Ein anderes Highlight war um 14.00 Uhr<br />
die sonntägliche Parade aller Straßendampfer.<br />
Über Lautsprecher gab es dazu<br />
interessante technische Informationen.<br />
Das dicht gedrängte Publikum dankte<br />
mit kräftigem Applaus. Die Maschinisten<br />
quittierten den Beifall mit lautstarkem Pfeifkonzert. Die<br />
längste Anfahrt mit über 840 Kilometer hatte, wie schon<br />
im Vorjahr, Frau Carolina Schriver aus Nordholland. Sie<br />
kam mit ihrer „Lena“, einem sehr gepflegten 4,5 Tonnen<br />
<strong>Dampf</strong>traktor, den sie souverän beherrscht. Unter den<br />
Modellfahrern hatte Adolf Bellersheim aus Gladenbach<br />
bei Marburg den weitesten Weg.<br />
Hans-Ueli Gassmann aus Schaffhausen, besser bekannt<br />
unter dem Namen „Yeti“, zählt in Kürnbach längst zum<br />
Inventar. Mit seiner Garrett und dem überlangen Anhänger<br />
am Haken kutschierte er an beiden Tagen viele fröhliche<br />
Kinder. An der Haltestelle bei der großen Scheuer<br />
warteten die Kids geduldig auf die nächste Mitfahrgelegenheit.<br />
Hoch erfreut und herzlich willkommen hießen die Modellfahrer<br />
die weitere Verstärkung aus der <strong>Schweiz</strong>. Vielleicht<br />
kommen nächstes Jahr noch mehr Eidgenossen<br />
hinzu. Man kennt sich ja schon lange von anderen Veranstaltungen,<br />
aber Kürnbach ist unter allen Events das<br />
absolute „Sahnehäubchen“. Dieses Treffen verfolgt nicht<br />
nur den Zweck, die eigene Maschine zu präsentieren<br />
und die Jugend durch das weitläufige Museumsgelände<br />
zu fahren, nein, hier werden auch alte Freundschaften<br />
gepflegt und neue geschlossen. Auch dieser Aspekt ist<br />
ganz wichtig.<br />
Das <strong>Dampf</strong>festival „Kürnbach“ ist dabei, weit über die<br />
eigene Region hinaus bekannt zu werden. Schließlich<br />
kam zum ersten Mal ein Fernsehteam des Südwestrundfunks/SWR,<br />
um ein Video aufzunehmen. Ebenso<br />
zeigt die deutlich höhere Besucherzahl, vor allem die<br />
vielen Familien mit Kindern, das wachsende Interesse<br />
an diesem Event. So dürfen wir uns heute schon auf<br />
das nächs te Jahr freuen. An Pfingsten 7., 8., und 9. Juni<br />
<strong>20</strong>14 ist es wieder so weit.<br />
Mittagspause<br />
Fotos: Gerhard Kieffer<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 9
<strong>Dampf</strong><br />
Christian König<br />
1 2<br />
US-DAMPFLOKOMOTIVE<br />
4<br />
5<br />
6 7<br />
10 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
3<br />
N IM KRIEG<br />
im Zeichen der zu Ende gehenden Weltwirtschaftskrise<br />
und des sich anschließenden Zweiten Weltkriegs.<br />
Zu den Fotografen, die für die FSA/OWI durch die USA<br />
reisten, gehörten auch Howard R. Hollem und Jack Delano.<br />
Sie prägten mit ihren lebendigen Aufnahmen tausende<br />
Nachkriegsfotografen. Zwischen Ende 1939 und<br />
Sommer 1944 waren die FSA/OWI-Fotografen unterwegs<br />
und machten unzählige Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Die<br />
wirklich einmaligen Momentaufnahmen wurden allerdings<br />
ab dem Sommer 1942 gemacht, weil den Fotografen eine<br />
ganz besondere technische Ausrüstung zur Verfügung gestellt<br />
werden konnte. Agfa hatte bereits 1939 einen marktfähigen<br />
Farbfilm vorgestellt. Waren bislang Schwarz-<br />
Weiß-Filme üblich, bei denen der Käufer anschließend<br />
eine Entwicklung dazukaufen musste, kam der Agfa-Farbfilm<br />
im Paket. Das bedeutet, man erwarb die Filmrolle und<br />
bezahlte die Entwicklung gleich mit – eine Notlösung, weil<br />
die dafür erforderliche Technik noch nicht flächendeckend<br />
zur Verfügung stand.<br />
Bildtexte<br />
Bild 1: <strong>Dampf</strong>probe der Lokomotive 3266 auf dem Bahnhof von<br />
Corwith (Chicago).<br />
Bild 2: Reinigungstrupp auf der „H“-Güterzuglokomotive # 3034.<br />
Bild 3: Nach Westen fahrender Güterzug der Santa Fe wartet bei Ricardo,<br />
New Mexico, einen entgegenkommenden Zug nach Osten ab.<br />
Bild 4: Einstellungsarbeiten am Führerstand einer auf Ölfeuerung<br />
umgestellten schweren Güterzuglokomotive.<br />
8<br />
In der US-amerikanischen Library of Congress befinden<br />
sich Negative, die die Fotografen der Farm<br />
Security Administration, dem späteren Office of War<br />
Information (FSA/OWI) für propagandistische Zwecke aufnahmen.<br />
Dabei wurde der unmittelbaren Außenwirkung<br />
der Bilder nur eine nachgelagerte Rolle eingeräumt. Vielmehr<br />
bereisten die Fotografen die Vereinigten Staaten und<br />
dokumentierten die sich ändernden Lebensbedingungen<br />
Bild 5: In Topeka, Kansas, unterhielt die Santa Fe einen Betrieb zur<br />
Reparatur von <strong>Dampf</strong>kesseln.<br />
Bild 6: In Bensenville, Illinois, entstand diese Aufnahme im April<br />
1943. Die Lokomotive # 470 gehörte der Chicago, Milwaukee,<br />
St. Paul and Pacific Railroad.<br />
Bild 7: Schwere Güterzuglokomotiven # 4000 und # 3185 laden Kohle<br />
und Sand im Santa Fe-Betriebsbahnhof Argentine, Kansas City,<br />
Kansas.<br />
Bild 8: Proviso-Lokschuppen der Chicago and North Western<br />
Railroad Company im Dezember 1942.<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 11
9<br />
10<br />
12 13<br />
15<br />
16<br />
12 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
11<br />
Eastman Kodak zog 1942 nach und präsentierte den<br />
Eastman Safety Kodak „Kodacolor“-Farbfilm. Er ließ sich<br />
in der Geschwindigkeit 25/15° belichten und im Prozess<br />
C-22 entwickeln. Das geschah in den Laboren von Eastman<br />
Kodak. Die Farbaufnahmen in den Formaten 1<strong>20</strong><br />
und 122 mm lieferten etwas grobkörnige, insgesamt aber<br />
vergleichsweise farbstabile Resultate. Noch während des<br />
Krieges konnte Kodak weitere Formate auf den Markt<br />
bringen (6<strong>20</strong>, 116, 616, 127 und 35 mm). Die Fotografen<br />
besaßen damit hervorragendes Material und dokumentierten<br />
den amerikanischen Alltag in 1.600 einmaligen<br />
Farbfotografien. Wenig verwunderlich: Gut aussehende<br />
junge Männer fehlen auf den meisten Bildern, denn die<br />
standen im Fronteinsatz. Insbesondere bei der Eisenbahn<br />
dominieren erfahrene Praktiker und eine Heerschar junger<br />
Frauen. Ohne den Rückgriff auf die vielen Millionen<br />
Frauen wären die amerikanische Industrie und die für sie<br />
lebensnotwendigen Verkehrsnetze zusammengebrochen.<br />
Die USA hätten es folglich nicht vermocht, den weltweiten<br />
Kampf erfolgreich zu führen.<br />
Im Rahmen einer zu betreuenden universitären Forschungsarbeit<br />
über den Aufbau und Niedergang des<br />
US-amerikanischen Eisenbahnnetzes konnten wir einen<br />
Teil der Aufnahmen sichten. Sie sind mittlerweile als Public<br />
Domain eingestuft worden. Das bedeutet leider nicht,<br />
dass die Library of Congress für private Sammler Reproduktionen<br />
anfertigt. Wohl aber bietet es uns die Möglichkeit,<br />
Ihnen ausgewählte Aufnahmen hier zu zeigen.<br />
Bildtexte<br />
Bild 9: Hochbetrieb in den Instandsetzungsbetrieben der Chicago and<br />
North Western Railroad Company im Dezember 1942 in Chicago.<br />
14<br />
17<br />
Bild 10: Jack Delano verstand es perfekt, die morgendliche<br />
Stimmung im Lokschuppen einzufangen.<br />
Bild 11: Millionen Frauen übernahmen während des Krieges Aufgaben,<br />
die bislang von Männern erledigt wurden. Reinigungstrupp<br />
auf einer überschweren „H“-Güterzuglokomotive in Clinton, Iowa.<br />
Bild 12: Die # 3266 der A.T. & S.F. (Atchison, Topeka and Santa<br />
Fe Rail Road, kurz „Santa Fe“) vor der Abfahrt Richtung Westen.<br />
Chicago, März 1943.<br />
Bild 13: Wie im Wildwestfilm: Güterzug vor dem Cajon Pass bei<br />
Alray, Kalifornien, zur Mitte des Krieges.<br />
Bild 14: Januar 1943 – Gegenlichtaufnahme einer Lokomotive der<br />
Indiana Harbor Belt RR auf dem Rangierbahnhof von Calumet City<br />
(Chicago.)<br />
Bild 15: Vor der Inbetriebnahme musste alles abgeschmiert werden.<br />
Ein einzelner Schmierer war damit bis zu vier Stunden beschäftigt!<br />
Bild 16: Im März 1943 kennzeichnet der Wagenprüfer John Paulinski<br />
eine Lokomotive mit einer blauen Flagge. Die Lokomotive gehörte<br />
der Santa Fe.<br />
Bild 17: Jack Delano, FSA/OWI, machte diese Aufnahme von James<br />
Lynch, einem Arbeiter bei der Chicago & North Western RR in<br />
Proviso (Chicago), Dezember 1942.<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 13
<strong>Dampf</strong><br />
Teofil Holka<br />
Dreizylinder-<br />
<strong>Dampf</strong>motor<br />
mit Ventilantrieb<br />
Technische Daten<br />
Höhe:<br />
140 mm<br />
Breite:<br />
93 mm<br />
Länge:<br />
94 mm<br />
Zylinder:<br />
3 mm<br />
Kolbendurchmesser: 12 mm<br />
Kolbenhub:<br />
16 mm<br />
Ventilhub:<br />
1 mm<br />
Schon seit mehreren <strong>Jahre</strong>n befasse ich mich<br />
mit <strong>Dampf</strong>motoren, die ich selbst entwickle<br />
und baue. Im Laufe der Zeit funktionieren sie<br />
immer besser. Die meisten sind mit Ventiltrieb. Sie<br />
werden über eine Nockenscheibe gesteuert. Obwohl<br />
meine ersten Motoren noch immer funktionieren,<br />
stellte ich einen Schwachpunkt fest. Der Druck wird<br />
direkt auf das Ventil gepresst, wobei die Auflageflächen<br />
des Ventilschaftes oder Stößels eine<br />
Reibung auf der Nockenscheibe bewirken.<br />
Die se Reibung ist negativ für die Laufeigenschaften.<br />
Auf Grund dessen entwickelte ich<br />
einen <strong>Dampf</strong>motor, in dem Kipphebel die<br />
Ventile bewegen. Im Kipphebel ist ein Kugellager<br />
befestigt, dieses rollt auf der Nockenscheibe.<br />
Dadurch wird dem Verschleiß und<br />
der Reibung entgegengewirkt.<br />
Arbeitsweise<br />
Über die Kurbelwelle mittels zweier<br />
Zahnräder wird die Nockenwelle angetrieben.<br />
Auf dieser sind drei Nockenscheiben<br />
befestigt. Die Nockenscheiben<br />
bewegen die Kipphebel nach oben bzw.<br />
nach unten. Durch diesen Bewegungsablauf<br />
werden die Ventile geöffnet und<br />
geschlossen. Dadurch wird der Druck<br />
gesteuert und bewegt die Ventile.<br />
Bauanleitung<br />
Schrauben sind nicht in der<br />
Stückliste enthalten. Teile, die<br />
nicht in den Bauzeichnungen<br />
14 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
und Beschreibungen erscheinen, sind in der Stückliste<br />
gekennzeichnet. Toleranzen und Passungen sind nicht<br />
angegeben, da diese Teile zueinander angepasst werden.<br />
Die Teile <strong>20</strong>, 27 und 28 sind zur besseren Darstellung<br />
im doppelten Maßstab gezeichnet.<br />
Teil 2: Seitenteil<br />
Es ist ratsam diese zwei Teile vor dem Bearbeiten zusammen<br />
zu verspannen, bevor die zwei Bohrungen mit Durchmesser<br />
15 mm eingebracht und die Außenflächen auf<br />
Maß gefräst werden. Anschließend werden in die Seitenteile<br />
die erforderlichen Gewindebohrungen eingearbeitet.<br />
Teil 3: Zylinderplatte<br />
Bei der Zylinderplatte ist auf Übereinstimmung der Bohrungen<br />
und Fräsflächen mit den dazugehörigen Bauteilen<br />
zu achten.<br />
Lagerdeckel<br />
Seitenteil<br />
Zylinderplatte<br />
Kurbelwelle<br />
Teil 4: Lagerdeckel<br />
Beim Drehen der Lagerdeckel auf die Bohrung im<br />
Durchmesser von 11 mm achten, die Kugellager dürfen<br />
nicht klappern. Nach dem fertigen Drehen werden die<br />
Lagerdeckel mit 2-Komponentenkleber in die Seitenteile<br />
geklebt.<br />
Teil 5: Zylinder<br />
An erster Stelle müssen alle Seiten maßgenau und winkelgerecht<br />
sein, bevor man dieses Teil weiterverarbeitet.<br />
Zylinderbohrungen werden im Planfutter auf der Drehbank<br />
gefertigt. Anschließend werden laut Zeichnung die<br />
Bohrungen vorgenommen und Gewinde geschnitten,<br />
passend zu den zu befestigenden Bauteilen.<br />
Pleuel mit Kolben<br />
Pleuel<br />
Nockenscheibe<br />
Teil 6: Kurbelwelle<br />
Die Kurbelwangen werden im Außendurchmesser mit<br />
Übermaß gefertigt. Im Rundtisch werden Bohrungen für<br />
Kurbelzapfen auf der Fräsmaschine gebohrt. Die Außenwellen<br />
der Kurbelwelle werden aus 6 mm Rundstab<br />
gefertigt. Nach Fertigstellung dieser Bauteile werden<br />
diese zusammengefügt und mit Silberlot hart verlötet.<br />
Anschließend wird die Kurbelwelle ausgerichtet und in<br />
der Spannzange auf der Drehbank auf Maß gedreht.<br />
Teil 7: Pleuel<br />
Zunächst fertigt man das untere Lagerstück und verschraubt<br />
es mit dem Oberteil. Anschließend werden<br />
Kurbellagerung und Kolbenbolzenauge gebohrt bzw. gerieben.<br />
Wichtig ist es bei allen drei Pleuel das Maß von<br />
41 mm einzuhalten. Die Teile werden gefräst und Lagersitze<br />
angedreht.<br />
Teile 8–10: Kolben,<br />
Kolbenring und Feststellscheibe<br />
Diese Teile werden laut Zeichnung nach Maß gefertigt. Sie<br />
werden zueinander eingepasst. Die Feststellscheiben dürfen<br />
nicht über den Kolbenringen stehen.<br />
Pleuellager<br />
Nockenwelle mit Nockenscheibe<br />
Kipphebelwelle mit Kipphebeln<br />
Teile 13 und 14: Nockenscheiben<br />
Bei den Nockenscheiben sollte die Exzenterverschiebung<br />
des Mittelpunktes von 2 mm eingehalten werden.<br />
Teil <strong>20</strong>: Kipphebel<br />
Kipphebel mit<br />
Kugellager<br />
Es ist günstig die Seitenstruktur in einem Stück zu fräsen.<br />
Anschließend wird das Teil mit den nötigen Durchgangsbohrungen<br />
versehen. Sie werden in gleiche Stücke<br />
geschnitten und weiter bearbeitet.<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 15
Zylinderblock<br />
Zylinderkopf mit<br />
Ventilschaftführungen<br />
Ventil<br />
Teil 27: Ventil<br />
Die Ventilteller werden nach dem Fertigen auf Ventilschäfte<br />
geschraubt und verklebt. Anschließend werden<br />
die Ventile in den Ventilschaftführungen im Zylinderkopf<br />
eingeschliffen.<br />
Teile 30 und 31:<br />
Ventildeckel und Abdampfdeckel<br />
Bei diesen Teilen ist besonders auf Übereinstimmung der<br />
Bohrungen und <strong>Dampf</strong>kanäle im Zylinderblock und Zylinderkopf<br />
zu achten.<br />
Ventildeckel<br />
Abdampfdeckel<br />
Feststellmutter<br />
Stößel<br />
Montageanleitung<br />
Nach Einpressen der Kugellager in die Seitenteile werden<br />
Kurbelwelle, Nockenwelle und Kipphebelwelle in<br />
ein Seitenteil geschoben. Es werden Nockenscheiben<br />
und Kipphebel samt Buchsen, Lagern und Federn auf<br />
die Wellen montiert. Anschließend fügt man das zweite<br />
Seitenteil ein und verschraubt die Grundplatte. Pleuel<br />
komplett mit Kolben an der Kurbelwelle befestigen.<br />
Zylinderblock an die Zylinderplatte schrauben. Die Kolben<br />
in die Zylinder schieben. Die Zylinderplatte wird an<br />
den beiden Seitenteilen verschraubt. Federn in den Federhalter<br />
schieben und in der Zylinderplatte einhängen.<br />
Den Zylinderkopf am Zylinder befestigen. Dichtungen<br />
nicht vergessen. Die Ventile in die Schaftführung schieben<br />
und Mutter und Stößel einschrauben. Der Ventildeckel<br />
wird nach dem Einstellen mit Dichtung versehen<br />
und festgeschraubt. Als Letztes werden die übrigen Bauteile<br />
montiert.<br />
Zahnräder<br />
Schraube<br />
Feststellschraube<br />
Riemenscheibe<br />
Kolbenring<br />
Grundplatte<br />
Kolben<br />
Einstellen der Ventile und<br />
Nockenscheibe<br />
Zunächst bewegt man die Nockenscheibe auf die tiefste<br />
Stelle, dann wird der Stößel eingestellt und gekontert.<br />
Leerhub ist 0,8 mm. Die Kurbelwelle wird in die gewünschte<br />
Richtung bewegt. Der Kolben sollte kurz über OT stehen.<br />
Die Nockenscheibe bewegt man in die entgegengesetzte<br />
Richtung bis der Kipphebel am Stößel anschlägt.<br />
Nockenscheibe auf der Welle festschrauben. Dies wird bei<br />
jedem Zylinder einzeln getan. Das Ventil sollte über OT<br />
öffnen und beim UT geschlossen sein.<br />
Teil 25: Ventilschaftführung<br />
Nach Herstellung werden die Ventilschaftführungen in den<br />
Zylinderkopf eingelötet oder eingeklebt.<br />
Teil 26: Zylinderkopf<br />
Er wird laut Zeichnung maßgenau gefräst und mit den<br />
nötigen Bohrungen und Gewinden versehen. Danach<br />
werden Ventilschaftführungen eingepresst und befestigt.<br />
Dann werden <strong>Dampf</strong>kanäle durch den Zylinderkopf in die<br />
Ventilschaftführungen gebohrt. Die drei <strong>Dampf</strong>kanäle werden<br />
am äußeren Ende verschlossen.<br />
Probelauf<br />
Nach dem Einstellen der Nockenscheiben und Ventile<br />
etwas Öl an die beweglichen Stellen anbringen. Mit Pressluft<br />
begann sich schon nach 0,5 bar der Motor zu drehen.<br />
Bei einem Druck von 1,5 bar klang er angenehm, wie<br />
ein Viertakter. Ich testete bis 4 bar. Er lief mit einer sehr<br />
hohen Geschwindigkeit, als wollte er abheben. Dieser<br />
Motor arbeitet sehr kraftvoll und eignet sich gut als<br />
Antriebsmaschine.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Bau und Betreiben<br />
dieses Motors.<br />
Fotos und Zeichnungen: Teofil Holka<br />
16 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
STÜCKLISTE<br />
Teil Bezeichnung Material Maße in mm Anzahl<br />
1 Grundplatte Alu 94 x 80 x 6 1<br />
2 Seitenteil Alu 80 x 80 x 8 2<br />
3 Zylinderplatte Alu 68 x 34 x 8 1<br />
4 Lagerdeckel Alu Ø <strong>20</strong> x 10 1<br />
4.1 Lagerdeckel Alu Ø <strong>20</strong> x 10 3<br />
5 Zylinder Bronze 52 x 35 x 25 1<br />
6 Kurbelwelle Edelstahl Maße nach Zeichung 1<br />
7 Pleuel Messing Maße nach Zeichung 3<br />
8 Kolben Messing Ø 12 x 22 3<br />
9 Kolbenring Teflon Maße nach Zeichung 3<br />
10 Feststellscheibe Messing Ø 11,5 x 2 3<br />
11 Zahnrad Stahl Modul 0,5; 60 Zähne 2<br />
12 Riehmenscheibe Stahl Ø 17 x 10 1<br />
13 Nockenscheibe außen Stahl Maße nach Zeichung 2<br />
14 Nockenscheibe innen Stahl Maße nach Zeichung 1<br />
15 Nockenwelle Stahl Ø 5 x 78 1<br />
16 Kolbenbolzen Stahl Ø 2,5 x 8 3<br />
17 Federhalter Stahl Ø 1,5 x 40 1<br />
18 Zugfeder Stahl Ø 3 x 6 x 0,2 3<br />
19 Kipphebelwelle Stahl Ø 3 x 62 1<br />
<strong>20</strong> Kipphebel Messing Maße nach Zeichung 3<br />
21 Lagerbolzen Stahl Ø 4 x 9 3<br />
22 Kipphebelrolle (Kugellager) Stahl Ø 11 x 4 x 4 3<br />
23 Kipphebelbuchse außen Messing Ø 6 x 5,3 2<br />
24 Kipphebelbuchse innen Messing Ø 6 x 7 2<br />
25 Ventilschaftführung Messing Maße nach Zeichung 3<br />
26 Zylinderkopf Messing 52 x 45 x 8 1<br />
27 Ventil Edelstahl Teflon Maße nach Zeichung 3<br />
28 Stößel Stahl Sechskant 4 x 10 3<br />
29 Stößelmutter Stahl M2 3<br />
30 Ventildeckel Messing 58 x 12 x 6 1<br />
31 Abdampfdeckel Messing 58 x 16 x 8 1<br />
32 Kugellager für Kurbel und Nockenwelle Stahl Ø 11 x 5 x 5 4<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 17
18 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 19
<strong>20</strong> <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 21
22 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
AUSSTELLUNG · FAHRBETRIEB · VERKAUF<br />
<strong>Dampf</strong>- und<br />
Messe-<br />
Termine<br />
18 .<br />
Echtdampf-Hallentreffen<br />
Es wird empfohlen, sich vor Antritt einer längeren<br />
Anfahrt beim jeweiligen Veranstalter<br />
über evtl. Änderungen zu informieren!<br />
Stand 1.9.<strong>20</strong>13 – ohne Gewähr<br />
19.–<strong>20</strong>. Okt. <strong>20</strong>13 – Westerwälder Abdampfen,<br />
Langenbach/Westerwaldkreis,<br />
Markus Mann, E-Mail: m.mann@mann-energie.de,<br />
www.wwholzpellets.de<br />
01.–03. Nov. <strong>20</strong>13 – Faszination Modellbau<br />
Friedrichshafen, www.modellbau-friedrichshafen.de<br />
09.–10. Nov. <strong>20</strong>13 – 17. Laufer <strong>Dampf</strong>modelltage<br />
im Industriemuseum Lauf, Tel. +49(0)9123-990311,<br />
Industriemuseum Lauf, Sichartstr. 5–25,<br />
91<strong>20</strong>7 Lauf a. d. Pegnitz<br />
16.–17. Nov. <strong>20</strong>13 – 17. Laufer <strong>Dampf</strong>modelltage<br />
im Industriemuseum Lauf, Tel. +49(0)9123-990311,<br />
Industriemuseum Lauf, Sichartstr. 5–25,<br />
91<strong>20</strong>7 Lauf a. d. Pegnitz<br />
08. Dez. <strong>20</strong>13 – Der Nikolaus kommt mit der<br />
<strong>Dampf</strong>eisenbahn, <strong>Dampf</strong>LandLeute – Museum Eslohe<br />
15.00–17.00 Uhr, Tel. +49(0)2973/2455 und 800-2<strong>20</strong><br />
10.–12. Jan. <strong>20</strong>14 – 17. Echtdampf-Hallentreffen<br />
Karlsruhe, Messe Karlsruhe, Tel. +49/(0)7261/689-0,<br />
www.echtdampf-hallentreffen.de<br />
17.–19. Jan. <strong>20</strong>14 – London Model Engineering<br />
Exhibition GB, www.meridienneexhibitions.co.uk<br />
09.–13. April <strong>20</strong>14 – 36. Intermodellbau Dortmund,<br />
Tel. +49/(0)231/1<strong>20</strong>4521, www.intermodellbau.de<br />
03. Nov. <strong>20</strong>13 – <strong>Dampf</strong>maschinen-Treffen in Plauen<br />
Kontakt über E-Mail webmaster@elektro-rannacher.de<br />
Ort: Gaststätte Morgensonne, Am Preißelpöhl 2A,<br />
08525 Plauen von 10–17 Uhr<br />
<strong>Dampf</strong>betriebene<br />
Modelle von<br />
Eisenbahnen,<br />
Straßenfahrzeugen,<br />
Schiffen und stationären<br />
Anlagen<br />
10.–12.<br />
Januar<br />
<strong>20</strong>14<br />
Messe<br />
Karlsruhe<br />
Öffnungszeiten:<br />
Freitag, 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Samstag, 9.00 – 18.00 Uhr<br />
Sonntag, 9.00 – 17.00 Uhr<br />
www.echtdampf-hallentreffen-messe.de<br />
Hotel für Eisenbahner in Wernigerode<br />
Der Treffpunkt für <strong>Dampf</strong>bahnfreunde.<br />
Mit Blick auf das Betriebswerk der Schmalspurbahn!<br />
www.hotel-altora.de<br />
Hotel Altora, Bahnhofstrasse 24, 38855 Wernigerode/Harz<br />
Tel. 03943-40995-100 Täglich <strong>Dampf</strong>betrieb!!<br />
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Neulandstraße 27<br />
D-74889 Sinsheim<br />
T +49 (0)7261 689-0<br />
F +49 (0)7261 689-2<strong>20</strong><br />
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echtdampf@messe-sinsheim.de<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13<br />
23
statt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp<br />
Zahnformfräser<br />
selber herstellen<br />
Ernst-Arno Kruse<br />
Jeder Modellbauer, der eine Fräsmaschine und einen<br />
Teilapparat besitzt, hat bestimmt schon einmal daran<br />
gedacht, Zahnräder selber herzustellen, meistens<br />
immer dann, wenn für eine Maschinenkonstruktion<br />
ein Zahnrad benötigt wird, das in keiner Händlerliste zu<br />
finden ist. Beim Bau von Schaltgetrieben, die oftmals so<br />
konstruiert sind, dass Zahnradgruppen auf zwei parallelen<br />
Wellen beim Schalten der einzelnen Gänge verschoben<br />
werden, ist neben dem Übersetzungsverhältnis auch<br />
der Achsabstand sehr wichtig. Auch hier stößt man mit<br />
handelsüblichen Zahnrädern schnell an die Grenzen des<br />
Machbaren. Es ergeben sich dabei Übersetzungsverhältnisse,<br />
die immer einen Kompromiss darstellen, mit denen<br />
aber niemand so recht zufrieden sein kann. Bei Kegelradgetrieben<br />
wird es noch schwieriger. Kegelräder müssen<br />
im Winkel aufeinander abgestimmt sein, und werden deshalb<br />
immer nur paarweise verkauft. Die Übersetzungsverhältnisse<br />
reichen dabei in der Regel von 1:1 bis hin<br />
zu 1:4 in 0,5er Schritten. Wer Zwischengrößen benötigt,<br />
oder gar einen Achsenwinkel hat, der von den üblichen<br />
90° abweicht, ist auf sehr teuere Sonderanfertigungen<br />
angewiesen. Konstruktionen, die solche exotischen Zahnräder<br />
benötigen, werden deshalb meistens schon in der<br />
Entwicklungsphase verworfen, was eigentlich doch sehr<br />
schade ist. Auch Sonderbauformen, wie zum Beispiel das<br />
Kronenzahnrad sucht man vergeblich in Händlerlisten.<br />
All diese Probleme lassen sich lösen, wenn man Zahnräder<br />
selber herstellen kann. Neben den bereits genannten<br />
Maschinen müssen lediglich Zahnformfräser beschafft<br />
werden, und dabei kann es richtig teuer werden. Im Maschinenbau<br />
und im Modellbau werden fast ausschließlich<br />
Zahnräder mit Evolventenverzahnung eingesetzt, das bedeutet:<br />
Die Zahnflanke ist Teil einer Evolvente. Diese Kurvenform<br />
hat den Vorteil, dass sich die Zahnflanken aufeinander<br />
abwälzen und möglichst wenig gleiten, um den<br />
Verschleiß und die Erwärmung gering zu halten.<br />
Um eine Vorstellung von einer Evolvente zu bekommen,<br />
kann man ein einfaches Experiment durchführen. Ein Metallzylinder<br />
mit einem Durchmesser von ca. 80 mm wird<br />
auf ein großes Blatt Papier gestellt. Ein 25 cm langer Faden<br />
ist an einem Ende am Mantel des Zylinders und am<br />
anderen Ende an einem Bleistift befestigt. Der Bleistift<br />
wird so auf das Papier gesetzt, dass der gespannte Faden<br />
die Tangente zum Zylinder bildet. Wenn der Bleistift<br />
mit ständig gespanntem Faden so um den Zylinder geführt<br />
wird, dass sich der Faden dabei langsam aufwickelt,<br />
entsteht auf dem Papier eine Evolvente, bezogen auf den<br />
Grundkreis, das ist in diesem Falle der Durchmesser des<br />
24 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werksta<br />
Zylinders. Man wird beobachten,<br />
dass sich der Radius,<br />
den der gespannte<br />
Faden vorgibt, laufend<br />
verkleinert, dadurch steigt<br />
die Krümmung der Kurve<br />
ständig an, je mehr sich<br />
der Bleistift dem Zylinder<br />
nähert. Die letzten paar<br />
Millimeter, kurz bevor der<br />
Stift den Zylinder berührt,<br />
bilden die Form der Zahnflanke.<br />
Diese Krümmung<br />
ist stark davon abhängig,<br />
wie groß der Grundkreis<br />
ist, also der Durchmesser<br />
des Zylinders. Sie wird bei Skizze 1<br />
steigendem Durchmesser<br />
immer flacher, bis hin zur<br />
Zahnstange, bei der die<br />
Zahnflanke gerade ist. Rein theoretisch müsste man für<br />
jede Zähnezahl einen besonderen Zahnformfräser haben,<br />
die Unterschiede sind dabei jedoch so gering, dass man<br />
in der Praxis mit einem Satz von 8 Fräsern die gesamte<br />
Bandbreite vom kleinen Ritzel bis hin zur Zahnstange abdecken<br />
kann. Im Einzelnen werden benötigt:<br />
Fräser Nr. 1 2 3 4 5<br />
Zähnezahl 12–13 14–16 17–<strong>20</strong> 21–25 26–34<br />
Fräser Nr. 6 7 8<br />
Zähnezahl 35–54 55–134 135–Zahnstange<br />
Mit solch einem Fräsersatz kann man aber nur Zahnräder<br />
mit einem ganz bestimmten Modul herstellen. Je<br />
größer der Modul, umso größer sind die Zähne und der<br />
Zahnabstand. Um für alle Fälle gerüstet zu sein, braucht<br />
man deshalb mehrere Zahnformfräsersätze, z. B. für die<br />
Module 0,5 – 0,6 – 0,8 und 1. Fräsersätze werden im<br />
Handel in der preiswertesten Ausführung ab ca. 100,– €<br />
angeboten. Für hochwertige Sätze<br />
kann man auch sehr schnell das 6-<br />
bis 8-fache bezahlen. Hier kommt<br />
50<br />
also schnell ein Betrag zustande,<br />
für den man auch schon eine kleine<br />
Drehmaschine bekommt, also<br />
eine Investition, die für viele Modellbauer<br />
so nicht tragbar ist.<br />
Einen Modulfräser in handelsüblicher<br />
Scheibenform mit 10 bis<br />
16 Zähnen selber herzustellen,<br />
ist natürlich kaum möglich. Die<br />
vielen Zähne solcher Fräser sind<br />
notwendig für hohe Standzeiten<br />
und großen Vorschub bei der<br />
Serienproduktion. Im Modellbau<br />
ist Zeit jedoch kein Faktor. Wenn<br />
hier mit sehr geringem Vorschub<br />
gear beitet wird, genügt auch eine<br />
50<br />
18<br />
18<br />
4<br />
4<br />
Klemmvorrichtung<br />
Ø4<br />
M3<br />
25<br />
9<br />
Frässcheibe mit nur<br />
einem Zahn. Es muss<br />
noch nicht einmal eine<br />
Scheibe sein, ein einziger<br />
Frässtift mit der<br />
Form einer Zahnlücke<br />
genügt auch. Was beim<br />
Fräsen einer Fläche mit<br />
einem Schlagzahn, also<br />
einem Fräser mit nur<br />
einem Zahn hervorragend<br />
funktioniert, sollte<br />
beim Zahnradfräsen sicherlich<br />
auch möglich<br />
sein. Vorab sei noch gesagt,<br />
dass mit solchen<br />
Fräsern nur gerade verzahnte<br />
Räder hergestellt<br />
werden können.<br />
Wie kommt man nun aber<br />
zu einem Frässtift mit der gewünschten Form? Ausgangsmaterial<br />
hierzu ist eine Stange Silberstahl mit einem Durchmesser<br />
von 3 mm. Dieses Material lässt sich recht einfach<br />
spanend bearbeiten, und hat nach dem Härten ausreichende<br />
Schneideigenschaften und Standzeit. Weiterhin<br />
benötigen wir eine Klemmvorrichtung, wie sie in der Skizze<br />
1 zu sehen ist, und Rundfeilen mit Durchmessern von<br />
2 bis 4 mm. Als Material für die Klemmvorrichtung, dessen<br />
Abmessungen übrigens ziemlich unkritisch sind,<br />
kann Alu, Messing oder Stahl verwendet werden. Um<br />
genügend Material für mehrere Versuche zu haben,<br />
beträgt die Länge der Silberstahlstange vorerst ca. 100<br />
mm. Mit einem Gewindestift M3 wird die Stange in der<br />
Klemmvorrichtung so befestigt, dass ein Ende etwa<br />
5 mm herausschaut. Die Klemmvorrichtung wird nun<br />
in den Schraubstock gespannt, und in die waagerecht<br />
24<br />
Klemmvorrichtung<br />
Fräserrohlinge<br />
48<br />
Ø4<br />
1,5 1,7<br />
M3<br />
18<br />
25<br />
9<br />
Vorderansicht<br />
Vorderansicht<br />
Skizze 2<br />
48<br />
24<br />
Seitenansicht<br />
0º 5º<br />
Ø3<br />
18<br />
liegende Stange bis 4 mm vom Ende entfernt eine<br />
waagerechte Fläche bis zur Mitte der Stange gefeilt. Diese<br />
4 x 3 mm große Fläche bildet später die Spanfläche,<br />
sie hat in diesem Beispiel einen Spanwinkel von 0°, ein<br />
Wert, der für die Bearbeitung von<br />
Messing gut geeignet ist. Wenn<br />
Zahnräder aus Stahl gefertigt<br />
Fräserrohlinge<br />
1,5 1,7<br />
Seitenansicht<br />
0º 5º<br />
Ø3<br />
werden sollen, ist es besser, wenn<br />
der Spanwinkel ca. 5° beträgt.<br />
Dazu wird die Flachfeile entsprechend<br />
verkantet. Die Skizze 2<br />
zeigt, wie solche Rohlinge aussehen.<br />
Man erkennt sofort, dass der<br />
5°-Rohling viel bruchgefährdeter<br />
ist als sein 0°-Kollege. Was nun<br />
folgt, ist das Feilen des Zahnprofils.<br />
Für die Herstellung eines<br />
Fräsers mit der Nr. 5 benötigen<br />
wir als Schablone ein Zahnrad<br />
mit 26–34 Zähnen und dem<br />
gewünschten Modul von einem<br />
Händler unseres Vertrauens. Zur<br />
Vorsicht kontrollieren wir noch<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 25
M5<br />
160<br />
M5<br />
Bohrstange<br />
Bohrstange<br />
statt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp<br />
160<br />
8<br />
Ø16<br />
Ø3<br />
9<br />
Ø16<br />
einmal, ob es sich dabei<br />
auch tatsächlich<br />
um ein Nullrad handelt,<br />
also ein Zahnrad,<br />
bei dem keine Profilverschiebung<br />
vorgenommen<br />
wurde. Der<br />
Kopfkreisdurchmesser<br />
beim Nullrad berechnet<br />
sich wie folgt:<br />
Ø3<br />
9<br />
Kopfkreisdurchmesser<br />
= (Anzahl der Zähne<br />
+ 2) x Modul<br />
Handelsübliche Zahnräder unter 14 Zähnen sind fast immer<br />
positiv profilverschoben. Das erkennt man auch schon<br />
mit bloßem Auge daran, dass diese Zahnräder die größte<br />
Breite am Zahnfuß haben, und der Zahn am Kopfkreis<br />
sehr viel spitzer ist. Auch bei größeren Zahnrädern wird<br />
gelegentlich die Profilverschiebung angewendet, nämlich<br />
immer dann, wenn bei vorgegebenem Übersetzungsverhältnis<br />
und Modul ein ganz bestimmter Achsabstand<br />
einzuhalten ist. Deshalb sollte man vorsichtig sein, wenn<br />
man beim Bau von Getrieben den Achsabstand nach der<br />
bekannten Formel berechnet:<br />
Achsabstand = Teilkreisradius Zahnrad 1<br />
+ Teilkreisradius Zahnrad 2<br />
8<br />
Skizze 3<br />
Ist der gemessene<br />
Kopfkreisdurchmesser<br />
größer als berechnet,<br />
so handelt es sich um<br />
ein V-Plus-Rad, ist der<br />
Kopfkreisdurchmes<br />
Wenn ein positiv profilverschobenes Zahnrad beteiligt<br />
ist, ergibt diese Berechnung einen zu geringen Achsabstand.<br />
Abhilfe schaffen hier nur Ausmessen, oder die<br />
Möglichkeit, den Abstand der Achsen auf der Getriebeplatte<br />
geringfügig zu verändern. Wenn dabei der optimale<br />
Wert nicht gefunden wird, ist das auch nicht so schlimm,<br />
Zahnformen bei Kegelrädern<br />
Zahnformen bei Kegelrädern<br />
konstante Zahnhöhe<br />
veränderliche Zahnhöhe<br />
Skizze 4<br />
Bild 1<br />
ser kleiner, haben wir es mit einem V-Minus-Rad zu tun.<br />
Profilverschiebung, ein Begriff, den wir uns etwas näher<br />
ansehen sollten.<br />
Bei der Normalverzahnung, also bei der Herstellung<br />
eines Nullrades, entsteht bei Zahnrädern mit weniger<br />
als 14 Zähnen ein Unterschnitt beim Profil der Zahnflanke.<br />
Der Zahn ist in der Nähe des Zahnfußes dünner<br />
als in der Zahnmitte. Solch ein Profil lässt sich jedoch<br />
mit einem Scheibenfräser nicht herstellen. Ein weiterer<br />
Nachteil ist dabei auch die höhere Bruchgefahr. Diese<br />
Probleme lassen sich sehr einfach dadurch lösen, dass<br />
man z. B. bei der positiven Profilverschiebung den genutzten<br />
Teil der Evolvente einfach etwas weiter nach<br />
außen verschiebt. Dabei vergrößern sich der Kopfkreis,<br />
der Fußkreis, aber auch der Achsabstand zum nächsten<br />
Zahnrad. Der Teilkreis, der ja bekanntlich im festen Verhältnis<br />
zum Modul und der Zähnezahl steht, wird dabei<br />
nicht verändert.<br />
ante Zahnhöhe<br />
veränderliche Zahnhöhe<br />
Teilkreisdurchmesser = Anzahl der Zähne x Modul<br />
denn bei der Evolventenverzahnung beeinträchtigt eine<br />
geringe Veränderung des Achsabstandes nicht das Abwälzen<br />
der Zahnflanken. Nun aber zurück zur Fertigung<br />
des Fräsers.<br />
Der Silberstahlrohling wird so in die Klemmvorrichtung gespannt,<br />
dass er etwa 3 mm herausschaut, und die Spanfläche<br />
parallel zu einer Kante verläuft. Die Klemmvorrichtung<br />
wird nun zur weiteren Bearbeitung in den Schraubstock<br />
gespannt, und zwar so, dass die Spanfläche zum Bearbeiter<br />
weist. Mit einer Rundfeile werden jetzt die Flächen für<br />
die Zahnflanken bearbeitet. Um den notwendigen Freiwinkel<br />
von ca. 7° einzuhalten, wird die Rundfeile parallel zu<br />
den auf dem Bild 1 zu sehenden 7° Strichen nach Augenmaß<br />
geführt. Die Rundfeile gleitet dabei auf der Oberfläche<br />
der Klemmvorrichtung. Der Druck beim Feilen richtet<br />
sich nur gegen den Silberstahlrohling. Auf diese Weise erhält<br />
man eine symmetrische Form des Fräsers. Je feiner<br />
der Feilenhieb ist, umso glatter wird später die Zahnflanke.<br />
Mit der Zeit wird man auch auf der Klemmvorrichtung Feilspuren<br />
erkennen können. Sie verschwinden aber wieder<br />
26 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werksta<br />
beim leichten Überfräsen der gesamten Fläche. Die Spitze<br />
des Fräsers wird mit einer Flachfeile bearbeitet. Dabei<br />
sollte auch hier der notwendige Freiwinkel mit beachtet<br />
werden. Bei der Fertigung kann die Klemmvorrichtung immer<br />
wieder aus dem Schraubstock ausgespannt werden,<br />
um im Gegenlicht das Profil anhand des oben genannten<br />
Zahnrades zu kontrollieren. Wenn der Fräser die Zahnlücke<br />
vollständig ausfüllt, ist er perfekt. Das alles schreibt<br />
sich sehr viel einfacher, als es bei der Durchführung ist.<br />
Auch wenn die ersten Versuche fehlschlagen, Silberstahlstangen<br />
kosten nicht die Welt, und Zeit haben wir genug,<br />
denn beim Modellbau handelt es sich ja nicht um Arbeit,<br />
sondern um sinnvoll genutzte Freizeit. Der Fräser braucht<br />
jetzt nur noch auf eine Länge gebracht zu werden, die<br />
etwa 8 mm größer als der Durchmesser der Bohrstange<br />
ist. Je nach zur Verfügung stehenden Spannzangen der<br />
Fräsmaschine kann die Bohrstange einen Durchmesser<br />
von 12 mm bis <strong>20</strong> mm haben. Der nächste Schritt bei der<br />
Bearbeitung des Fräsers ist das Härten und Anlassen, wie<br />
es schon so oft in Fachbüchern beschrieben wurde. Das<br />
Anschleifen des Fräsers erfolgt nur an der Spanfläche,<br />
Kopfkreisdurchmesser feststellen. Durch Umstellen der<br />
vorgenannten Formel lässt sich daraus der genaue Profilverschiebungsfaktor<br />
berechnen. Ein Beispiel: Wenn der<br />
Kopfkreisdurchmesser eines Zahnrades mit 12 Zähnen/<br />
Modul 0,6 einen Wert von 9 mm hat, so beträgt der Profilverschiebungsfaktor<br />
0,5. Ein Nullrad hätte einen Durchmesser<br />
von 8,4 mm. Diese ganzen Berechnungen sind<br />
allerdings reine Theorie und sollten bei der Fertigung des<br />
Rohlings nicht überbewertet werden. Wenn man bei allen<br />
Zahnrädern mit weniger als 14 Zähnen einen Profilverschiebungsfaktor<br />
von 0,5 annimmt, erhält man einen<br />
Kopfkreisdurchmesser für ein Zahnrad, dass alle Anforderungen<br />
erfüllen wird.<br />
Bei der Breite des Rohlings kommt es auf die spätere Belastung<br />
an. Als Richtwert kann man das 6- bis 10-fache<br />
des Moduls ansehen. Im Modellbau werden wir uns aber<br />
nur sehr selten an der Materialbelastungsgrenze bewegen,<br />
so dass eine Breite von 4–5 mm völlig ausreichend<br />
ist. Bei kleineren Zahnrädern kann der Rohling direkt in<br />
den Teilapparat gespannt werden, bei größeren, scheibenförmigen<br />
Rohlingen benötigen wir einen entsprechenden<br />
Bild 2<br />
Bild 3<br />
und dort auch nur minimal, damit das Profil erhalten bleibt.<br />
Jeder fertiggestellte Fräser wird einzeln in einer kleinen<br />
Plastiktüte mit entsprechender Beschriftung aufbewahrt.<br />
Wenn mehrere Fräser erst einmal durcheinandergeraten<br />
sind, lassen sie sich anhand ihrer Form nur sehr schwer<br />
voneinander unterscheiden.<br />
Kommen wir nun zur Fertigung eines Stirnzahnrades,<br />
wie es teilbearbeitet in Bild 2 zu sehen ist. Zuerst wird<br />
ein Rohling auf Kopfkreisdurchmesser nach der oben genannten<br />
Formel abgedreht. Bei Zahnrädern mit weniger<br />
als 14 Zähnen vergrößert sich dieser Wert aber noch geringfügig,<br />
so dass:<br />
Kopfkreis-Ø = (Anzahl der Zähne + 2) x Modul<br />
+2 x Profilverschiebungsfaktor x Modul<br />
Der positive Profilverschiebungsfaktor liegt meistens<br />
zwischen 0 und 1. Wenn wir den genauen Wert wissen<br />
wollen, müssen wir bei dem Zahnrad, welches bei der<br />
Herstellung des Fräsers als Schablone gedient hat, den<br />
Aufnahmedorn. Der Teilapparat wird so auf der linken Seite<br />
des Frästisches befestigt, dass die Achse des Rohlings<br />
parallel zur X-Achse liegt. Die Bohrstange mit dem darin<br />
befestigten Zahnformfräser wird so eingestellt, dass die<br />
Fräserspitze genau auf Spitzenhöhe des Teilapparates<br />
liegt, mit einer genau senkrechten Spanfläche. Eine Schablone<br />
aus Blech mit einer Kerbe in der entsprechenden<br />
Höhe (Bild 3) erleichtert die Fräserhöheneinstellung wesentlich.<br />
Bei einer falschen Höheneinstellung werden<br />
alle Zähne schief. Solche Zahnräder können nicht richtig<br />
inein ander greifen. Jetzt wird noch einmal kontrolliert, ob<br />
der Rohling genügend weit aus dem Teilapparat herausragt,<br />
damit der Fräser hinter dem Rohling noch genügend<br />
Platz hat, und nicht den Teilapparat beschädigt. Bei mittig<br />
zur Bohrstange stehendem Rohling wird mit der Y-Spindel<br />
der Rohling so eingestellt, dass der Fräser ihn gerade so<br />
eben an der Hinterseite ankratzt. Jetzt muss nur noch in<br />
der Y-Achse die Zahnhöhe zugestellt werden, die beträgt:<br />
Zahnhöhe = 2,2 x Modul<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 27
statt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp<br />
Damit sich jetzt nichts mehr verstellt, werden die Y-Achse<br />
und die Z-Achse festgeklemmt. Gefräst wird auf der X-<br />
Achse mit sehr geringem Vorschub, und zwar immer im<br />
Gegenlauf, auf der hinteren Seite des Rohlings. Vorher<br />
sollte man sich aber genau überlegen, welche Lochreihe<br />
und welcher Scherenwinkel und wie viele Kurbelumdrehungen<br />
für die gewünschte Zähnezahl erforderlich sind.<br />
Zur Kontrolle kann man sich auch eine Liste mit den genauen<br />
Gradzahlen erstellen, und mit der 360°-Skala am<br />
Teilapparat vergleichen. Auf diese Weise lassen sich problemlos<br />
Stirnräder, Segmentzahnräder und durch Ändern<br />
der Fräsrichtung auf die Y-Achse sogar Kronenzahnräder<br />
herstellen. Solch ein Rohling ist auf Bild 4 während der<br />
Bearbeitung zu sehen. Auch Zahnstangen kann man mit<br />
diesen Fräsern herstellen, allerdings ist die Länge auf den<br />
maximalen Zustellbereich der Z-Achse begrenzt. Nach jedem<br />
gefrästen Zahn wird dabei der Fräser um den Wert<br />
der Teilung, der beträgt:<br />
Teilung an der Zahnstange = Modul x 3,1416<br />
verschoben. Richtig interessant wird es aber erst bei<br />
der Herstellung von Kegelrädern. Normalerweise laufen<br />
bei geradeverzahnten und nicht achsenverschobenen<br />
Kegelradgetrieben die Kopf-, Teil- und Fußkegellinien<br />
durch den Schnittpunkt der beiden Achsen. Das hat zur<br />
Folge, dass Zähne und Zahnlücken bei beiden Rädern<br />
von der Ferse bis zur Zehe immer kleiner werden. Als<br />
Ferse bezeichnet man die Seite des Kegelrades mit dem<br />
größeren Durchmesser, die andere Seite nennt man<br />
Zehe. Es gibt aber auch eine andere Konstruktionsvariante,<br />
nämlich die mit einer konstanten Zahnhöhe. Dabei<br />
trifft nur die Teilkegellinie mit dem Schnittpunkt der<br />
beiden Achsen zusammen. Kopf- und Fußkegellinien haben<br />
den gleichen Winkel wie die Teilkegellinie. Ich habe<br />
beide Varianten ausprobiert, und konnte im Laufverhalten<br />
keine Unterschiede feststellen. Das liegt vermutlich<br />
daran, dass man mit einem Zahnformfräser nur parallel<br />
äußerer Ritzel-Ø 23,6<br />
Kopfkegelwinkel 26,6°<br />
äußerer Teilkreis-Ø <strong>20</strong><br />
Ritzel<br />
10 Z / M 2<br />
Kegelradgeometrie<br />
Kopfhöhe 2<br />
Kopfkegelwinkel 63,4°<br />
Fußhöhe 2,4<br />
Rad <strong>20</strong> Z / M 2<br />
äußerer Teilkreis-Ø 40<br />
äußerer Rad-Ø 41,8<br />
Zahnbreite 6<br />
Zahnhöhe 4,4<br />
Teilkegelwinkel 63,4°<br />
Winkel der Fersenkante 63,4°<br />
Skizze 5<br />
Bild 4<br />
verlaufende Zahnlücken fräsen kann. Die Zähne sind dabei<br />
an der Zehe überproportional zugespitzt, mit der Folge,<br />
dass sich die Zähne nur an der Ferse abwälzen, an<br />
der Zehe werden sie sich nicht mehr berühren. Dieser<br />
Fehler ist umso gravierender, je größer die Zahnbreite<br />
und je kleiner das Kegelrad ist. Bei den im Modellbau<br />
zu übertragenden Kräften kann dieser Fehler jedoch<br />
vernach lässigt werden. Wegen der einfacheren Herstellung<br />
werde ich mich in den weiteren Ausführungen nur<br />
mit Kegelrädern mit konstanter Zahnhöhe befassen. Zur<br />
Ermittlung der Maße benötigen wir erst einmal den Achsenwinkel<br />
und den äußeren Teilkreisdurchmesser beider<br />
Kegelräder. Wir nehmen einmal an, es soll ein Kegelgetriebe<br />
mit einem Achswinkel von 90° und Kegelrädern<br />
mit 10 und <strong>20</strong> Zähnen/Modul 2 hergestellt werden. Der<br />
große Modul wurde nur gewählt, damit die Zähne in<br />
der Zeichnung besser zu erkennen sind. Wer ein CAD-<br />
Programm hat, kann am PC alles nachvollziehen. Dabei<br />
kann man sich alle benötigten Winkel und Maße recht<br />
einfach anzeigen lassen. All das kann natürlich auch auf<br />
einem Blatt Papier im vergrößerten Maßstab zeichnerisch<br />
ermittelt werden.<br />
Die gesamte Geometrie zeigt die Skizze 5. Zuerst<br />
zeichnen wir den äußeren Teilkreisdurchmesser vom Ritzel<br />
und vom Rad. 180° vermindert um den Achswinkel<br />
von 90° ergibt den Winkel beider Teilkreisdurchmesser,<br />
in diesem Falle 90°. Senkrecht zu den Teilkreisdurchmessern<br />
werden mittig die beiden Achsen eingezeichnet.<br />
Wenn der Schnittpunkt der Achsen mit den Enden der<br />
beiden Teilkreisdurchmesser verbunden wird, erhalten<br />
wir die beiden Teilkegelwinkel, welche identisch mit den<br />
Kopfkegelwinkeln sind, weil wir bei dieser Konstruktion<br />
konstante Zahnhöhen haben. Rechtwinklig zur Teilkegellinie<br />
verlaufen durch die Enden der Teilkreisdurchmesser<br />
die Fersenkanten, und parallel dazu im Abstand der<br />
Zahnbreite von 6 mm die Zehenkanten. Oberhalb der<br />
Teilkegellinien liegen mit einem Abstand, der dem Modul<br />
entspricht, in diesem Falle 2 mm die Zahnkopflinien,<br />
und unterhalb mit 1,2fachem Modulabstand = 2,4 mm<br />
die Zahlfußlinien. Im Bereich, wo beide Zahnräder inein<br />
ander greifen, sind Kopf- und Fußlinien beider Zahn<br />
28 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werksta<br />
Kegelradrohlinge<br />
11,6<br />
26,6°<br />
3<br />
8,4<br />
8,7<br />
6<br />
23,6<br />
18,2<br />
26,6°<br />
41,8<br />
35,8<br />
27,1<br />
31,1<br />
63,4°<br />
6,4<br />
10,3<br />
4,7<br />
63,4°<br />
Skizze 6 Bild 5<br />
räder eingezeichnet. Man muss aufpassen, dass man<br />
beim Ausmessen des äußeren Durchmessers die richtige,<br />
zum jeweiligen Zahnrad zugehörige Kopflinie findet.<br />
Ohne komplizierte Berechnungen lassen sich jetzt alle<br />
wichtigen Maße für den Rohling der Zeichnung entnehmen.<br />
Fachleute mögen mir nachsehen, wenn nicht alle<br />
der hier genannten Vorgehensweisen und Begriffe einer<br />
wissenschaftlichen Betrachtung standhalten.<br />
In der Skizze 6 wurden alle bis hierher gewonnenen<br />
Daten zur Darstellung der Rohlinge verwendet. Die Kontur<br />
an der Zehenseite muss nicht unbedingt ausgedreht<br />
werden, es genügt auch, wenn der Rohling auf dieser<br />
Seite nur plangedreht wird. Die Zähne sind dann zwar<br />
am Fuß breiter als am Kopf, das hat aber keinen Einfluss<br />
auf die Funktion. Der Fräsvorgang ist ähnlich wie<br />
bei Stirnrädern, mit dem Unterschied, dass der Teilapparat<br />
um den Teilkegelwinkel zur X-Achse verdreht festgeschraubt<br />
wird. Die Achse des Teilapparates mit dem<br />
Rohling weist dabei schräg nach rechts hinten. Die Kopfkegelfläche<br />
des Rohlings verläuft im Bereich des Fräsers<br />
dabei genau parallel zur X-Achse. Die Frästiefe beträgt<br />
auch hier das 2,2fache des Moduls. Gefräst wird auch<br />
hier im Gegenlauf von der Zehe bis zur Ferse.<br />
Versuchen Sie es einfach mal. Auch wenn der Frässtift<br />
nicht auf den hundertstel Millimeter genau der Zahnlücke<br />
entspricht, wird das Getriebe laufen. Die wichtigsten Faktoren<br />
für ein sauber laufendes Zahnrad sind der exakte<br />
Kopfkreisdurchmesser, die präzise Teilung und die Fräsereinstellung<br />
genau auf Spitzenhöhe. Diese Anforderungen<br />
erfüllen Fräsmaschine und Teilapparat in jedem Falle. Ob<br />
die Zahnflanke genau einer Evolvente oder eher einer<br />
Kreisform entspricht, hat auf das Laufverhalten keinen<br />
merklichen Einfluss. Wenn sich die Zahnflanken etwas<br />
mehr aneinander reiben, anstatt sich optimal aufeinander<br />
abzuwälzen, sollte uns das nicht beunruhigen. Auch<br />
der optimale Achsabstand wird wahrscheinlich nicht der<br />
oben genannten Formel entsprechen, aber solche Abweichungen<br />
habe ich auch schon oft bei gekauften Zahnrädern,<br />
die als Massenware hergestellt wurden, erlebt. Die<br />
untere Grenze von 12 Zähnen, die mit dem Fräser Nr. 1<br />
hergestellt werden kann, darf man ebenfalls nicht so eng<br />
sehen. Ich habe mit solch einem Fräser auch schon erfolgreich<br />
Stirnräder mit nur 8 Zähnen gefertigt. Eine Auswahl<br />
von Zahnrädern mit Modul 0,6 und 0,8 zeigt das Bild 5.<br />
Alle diese Zahnräder wurden nach der hier vorgestellten<br />
Art hergestellt.<br />
Ob sich mit den hier vorgestellten Fräsern auch schwierige<br />
Projekte realisieren lassen, habe ich an einem Differenzialgetriebe<br />
ausprobiert. Alle hierzu notwendigen<br />
Kegelräder wurden nach der hier beschriebenen Methode<br />
gefertigt. Dieses Getriebe läuft seit längerer Zeit in<br />
einem Lkw im Maßstab 1:16 zu meiner vollsten Zufriedenheit.<br />
Was die Laufruhe und Leichgängigkeit betrifft,<br />
braucht es nicht den Vergleich mit käuflichen Getrieben<br />
zu scheuen.<br />
Fotos und Zeichnungen: Ernst-Arno Kruse<br />
Anzeigen<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 29
StraSSendampf<br />
Schuppenparade mit nassen Füßen<br />
Busso Hennecke<br />
<strong>Jubiläum</strong> – <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong><br />
<strong>Dampf</strong>walzen-<strong>Club</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
Am 1. und 2. Juni <strong>20</strong>13 feierte der <strong>Dampf</strong>walzenclub<br />
<strong>Schweiz</strong> im Füllinsdorf nahe Basel sein<br />
<strong>20</strong>-jähriges Bestehen. Der <strong>Club</strong> wurde 1992 anlässlich<br />
eines <strong>Dampf</strong>walzenrennens zum 10. <strong>Jubiläum</strong><br />
des Straßenbauerberufes begründet und hat inzwischen<br />
ca. 250 Mitglieder. Ergebnis des besagten Rennens 1992<br />
waren damals 2 beschädigte Walzen – eine davon schwer<br />
durch Wasserschlag. <strong>Dampf</strong>maschinenrennen wurden<br />
seitdem in der <strong>Schweiz</strong> nicht mehr veranstaltet. Auch in<br />
Großbritannien lange nicht mehr – aber es gibt dort oft auf<br />
Treffen – als Ersatz – sogenannte<br />
Langsamkeitsrennen,<br />
im Englischen Slow Races.<br />
Dabei gewinnt die Maschine,<br />
die am langsamsten – ohne<br />
Schwungradstillstand – fährt!<br />
In der Gesamtschweiz sind<br />
noch etwa 100 <strong>Dampf</strong>walzen<br />
erhalten. Circa 30 davon betriebsfähig!<br />
Für das Land –<br />
umgerechnet auf Fläche und<br />
Bevölkerungszahl – eine unglaublich<br />
große maschinen-<br />
Bis dato nie gesehen:<br />
Fowler Magdeburg?<br />
und industriekulturelle Leistung. Für den Erhalt der Maschinen<br />
sorgen Vereine. <strong>Dampf</strong>veranstaltungen werden<br />
langfristig und massiv gefördert – oft von Straßenbaufirmen.<br />
Die Fowler der<br />
Ziegler-Firma<br />
30 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
Das <strong>Jubiläum</strong>streffen in Füllinsdorf<br />
Auf dem riesigen Depot-, Magazin- und Materialgelände<br />
der Straßenbaufirma Ziegler bei Basel waren gut 25 aktive<br />
Maschinen unter <strong>Dampf</strong> versammelt. Von den fast <strong>20</strong><br />
Originalen war mir persönlich kein einziges Modell vorab<br />
bekannt. Aus Bildern, Schilderungen und Gesprächen<br />
kannte ich wenige. Im Unterschied zu Treffen in Deutschland<br />
sprang das Schwergewicht der nationalen Originale<br />
sofort deutlich ins Auge! In der historisch gesehenen<br />
„Friedensoase“ <strong>Schweiz</strong> hat sich eine aktive <strong>Dampf</strong>walzenkultur<br />
erhalten, die auf dem europäischen Festland<br />
ihresgleichen sucht! Alle Maschinen des Treffens sind gestandene<br />
Zeitzeugen des intensiven Straßenbaus in diesem<br />
Transitland mit zahllosen Bergpässen.<br />
Die älteste Maschine aus dem Jahr 1893 von Emil Ambrosius<br />
Saladin aus Gelterkinden stammte aus der weltweit<br />
ersten <strong>Dampf</strong>walzen-Firma: Aveling und Porter aus Rochester,<br />
GB. Diese Maschine dürfte mit ihren 1<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
die älteste noch aktive <strong>Dampf</strong>walze auf dem Kontinent<br />
sein. Bravo Ambros!<br />
Fünf <strong>Jahre</strong> später kam die <strong>Dampf</strong>walze „Liseli“ der Firma<br />
Ziegler AG in Liestal von der englischen Firma John Fowler,<br />
Leeds, direkt aus deren damaliger deutschen Dependance<br />
in Magdeburg, die kriegsbedingt 1914 ihre Pforten<br />
schließen musste. Im Jahr 1901 kam die <strong>Dampf</strong>walze von<br />
Martin Horath aus Goldau ebenfalls in Magdeburg bei der<br />
Firma Fowler auf ihre Radreifen. 1905 geschah noch einmal<br />
das Gleiche mit der Fowler-Walze „Dora“ der Firma<br />
Toller aus Eschenbach, SG, die sich im ungewöhnlichen<br />
Dunkelblau präsentierte.<br />
Ab 1906 erblickte die Aveling & Porter aus Rochester, GB,<br />
mit dem Namen „Mathilda“ die Straßen der <strong>Schweiz</strong>er<br />
Bergwelt. Die Walo Bertschinger AG aus Schlieren ist ihr<br />
stolzer Besitzer. 1912 folgte die heutige „Lucky Susi“ der<br />
Firma Landenberger und Söhne, Zürich, als Produkt von<br />
Aveling & Porter. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die<br />
ers te noch erhaltene in Deutschland gefertigte <strong>Dampf</strong>walze<br />
aus Leipzig mit dem blumigen Namen „Flora“ 19<strong>20</strong> von<br />
J. A. Maffei & Jacob GmbH an die Firma Ernst Frey geliefert.<br />
1921 folgte die nächste Aveling & Porter unter dem<br />
heutigen Namen „Firebird“, vorgestellt von Mario Bonfanti<br />
aus Luterbach.<br />
Aus dem Jahr 1923 stammten die Aveling & Porter mit<br />
dem Namen „Dan Hollings“ von Hanspeter Brandenberger<br />
aus Eschlikon sowie auch die Walze „Bertha“ der<br />
deutschen Firma Henninger, beheimatet in der Gemeinde<br />
Schlüpfen, CH. Von 1923 war auch die Henninger <strong>Dampf</strong>walze<br />
der inzwischen wieder sichereren Ausstellung Vaporama,<br />
die nun in Winterthur bei der DLM AG beheimatet<br />
ist, mit aktiv vor Ort.<br />
Die unter Fachleuten berühmteste besondere <strong>Dampf</strong>walze<br />
– der berechtigte, besondere Stolz der <strong>Schweiz</strong>er<br />
– entstand ebenfalls 1923 bei dem Hersteller SLM<br />
in Winterthur und ist heute beheimatet bei der Firma<br />
Toller & Loher in Uetikon am See. Diese flaschengrüne<br />
Walze „Eva“ war allzeit mit ihrem kleinen Modell-Kollegen<br />
Seite an Seite in Aktion zu besichtigen. Der besondere<br />
Stil mit den beidseitig untenliegenden Triebwerken<br />
erinnert stark an eine Lokomotive. Dieses Unikat war<br />
auch Vorbild für einige Straßenmodelle im Maßstab 1:3.<br />
1928 lieferte Helmut Zettelmeyer aus Konz bei Trier die<br />
Massige Fowler der Firma Toller<br />
Farbfrische Aveling und Porter<br />
Älteste aktive <strong>Dampf</strong>walze auf dem Kontinent<br />
Walze mit dem heutigen Namen „Roana“ – nun im Besitz<br />
der Firma Valli in Aargau. Ab 1930 machte die schwungradlose<br />
Wallis und Steevens aus Basingstoke als fortgeschrittener<br />
<strong>Dampf</strong>walzentyp „Advance“ Dienst auf<br />
<strong>Schweiz</strong>er Straßen mit einer Topspeed von etwa 30 km/h,<br />
zum Teil mit besonderer Vorsicht. Bei der Doppelhochdruckmaschine<br />
ist dabei sicher gut Kohle zu schaufeln,<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 31
Kleine Empfangsparade mit 3 Zettelmeyer<br />
und es gibt beim Heizer Riesenoberarme<br />
und ebensolche<br />
Nasenlöcher ... Warum<br />
schwungradlos? Damit hoffte<br />
man, die Wellen im Straßenoberflächenverlauf<br />
bei Umsteuerung<br />
vor-/rückwärts der<br />
herkömmlichen Walzen im<br />
Teerbett zu vermeiden. Und<br />
schaffte das auch! Ganz kleine<br />
Schwungräder hat allerdings<br />
auch dieser Advance-Typ.<br />
Die Zettelmeyer von Andreas<br />
Morgenthaler aus Melchau<br />
und die „Käthi“ der Firma<br />
Stämpfli kamen 1930 aus der<br />
gleichen Walzenwiege. 1934<br />
kam die Zettelmeyer „Veronika“<br />
– heute bei der Firma Ernst<br />
Frey – aus dem veranstaltungsnahen<br />
Kaiseraugst dazu.<br />
Die genauen technischen Daten<br />
aller <strong>Dampf</strong>maschinen im <strong>Club</strong> stehen im Web auf den<br />
Seiten www.dwcs.ch unter <strong>Dampf</strong>walzen.<br />
Wo auf dem Kontinent gibt es eine nationale Veranstaltung<br />
mit so vielen aktiven heimischen Maschinen? Ehrlichen<br />
Typen? Gratulation dem <strong>Dampf</strong>walzenclub <strong>Schweiz</strong><br />
zum <strong>20</strong>. Geburtstag. Bravo <strong>Schweiz</strong>! Ihr habt es verdient –<br />
Rettet, was zu retten ist! Macht weiter so!<br />
Langsam-Laufrekord Lokomobile<br />
Und es ging noch<br />
weiter ...<br />
Die Kurbelwelle von „Lena“, einer<br />
fahrbaren Einzylinder-Lokomobile<br />
der englischen Firma<br />
Clayton und Shuttleworth,<br />
GB, aus 1921, drehte sich absolut<br />
rund unter <strong>Dampf</strong> in aller<br />
Seelenruhe etwa einmal alle 4<br />
Sekunden! Ist dies ein Präzisionszeitmesser?<br />
Aus Genf?<br />
In meinen Augen war das<br />
lastfrei das absolute Spitzenergebnis<br />
an Laufruhe, Gleichförmigkeit<br />
und Einstellung der<br />
gesamten Maschine. Nicht<br />
einmal der Öler tickte – absolut<br />
nichts zu hören! Magie?<br />
Der Besitzer Jörg Brühlmann<br />
aus Neunkirch kann damit<br />
ganz sicher sehr stolz auf sich<br />
und sein erzieltes Restaurationsergebnis sein!<br />
Eine Handvoll Modelle im Maßstab 1:4 und 1:3 rundeten<br />
das Erlebnis vor Ort und insbesondere für die<br />
Kinder als Mitfahrgelegenheit ab. Ein aus 1992 stammendes<br />
Freelance-Modell (freelance = Bau nach eigenen<br />
Vorstellungen) darf ich kurz vorstellen. Der stolze<br />
Besitzer Othmar Greutmann hat dabei über <strong>Jahre</strong> mit<br />
1:3-Nachbau SLM in voller Aktion Anbauten ohne Ende Führerstand Freelance<br />
32 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
Majestät Maffei<br />
Unikat SLM Walze Betriebsnummer 13<br />
seinen eigenen Ideen und<br />
Vorstellungen eine wirklich<br />
bemerkenswerte Maschine<br />
geschaffen. Sein außergewöhnlich<br />
gut fahrendes Modell<br />
wiegt unter 400 kg, ist also<br />
leicht zu handhaben und zu<br />
transportieren! Ein wichtiges<br />
Argument für viele Modellbauer<br />
mit beschränkter Transportmöglichkeit.<br />
Das Mo dell ist je<br />
nach Wunsch langsam oder<br />
flink, dreifach übersetzt, zwischen<br />
den einzelnen Gängen<br />
ist jeweils eine Leerlaufstellung,<br />
das Modell funktioniert<br />
auch als Antriebsquelle für eine Säge oder andere Arbeitsgeräte<br />
– wie vorgeführt – leicht und ausgezeichnet.<br />
Die besonderen Leerlaufstellungen der Maschine sind<br />
wichtig, weil bei gradverzahnten Getrieben nur im Stand<br />
geschaltet werden darf.<br />
Details: In der Rauchkammer verbirgt sich ein Überhitzer,<br />
an der Hinterachse eine gut agierende, handbetriebene<br />
Scheibenbremse, die Wasserversorgung wird durch eine<br />
doppelt wirkende Wasserpumpe sichergestellt, beide<br />
Hinterräder sind mit Schutzblechen versehen (dient der<br />
Sicherheit und schont Schuhe und Fahrzeugführerhosen!),<br />
das Schwungrad liegt rechts in Fahrtrichtung,<br />
links liegen Zylinder und Kraftübertragung zur Kurbelwelle<br />
Zettelmeyer Stämpfli<br />
neben Kesseltop offen wie bei<br />
einer Case, im Schwungrad<br />
verbirgt sich ebenso wie bei<br />
amerikanischen Maschinen<br />
eine Kupplung, der Messingkamin<br />
hat einen Funkenfänger<br />
Typ Lanz, die Maschine<br />
hat elektrische Beleuchtung<br />
über dem vom Schwungrad<br />
keilriemengetriebenen Dynamo<br />
auf der rechten Seite<br />
vorn, Amperemeter gut lesbar,<br />
3 Druckanzeiger: Kessel-,<br />
Zy linder- und Pumpendruck,<br />
auf dem Kessel sitzt ein wohldimensionierter<br />
<strong>Dampf</strong>dom,<br />
das Modell ist eine 4-Wellenmaschine, das Schwungrad<br />
dreht also jeweils entgegen der Fahrtrichtung, damit<br />
werden die untenliegenden Gleitflächen des Kreuzkopfes<br />
bei Vorwärtsfahrt bevorzugt und schonend belastet, der<br />
Kraftabtrieb zur Hinterachse erfolgt per Kette, die Lenkung<br />
per beidseitigem Seilzug!<br />
Ist das genug, Fans?<br />
Mir persönlich bekannt aus den Niederlanden bzw. Sinsheim<br />
waren einzig die beiden Modelle Foden-1:3-<strong>Dampf</strong>-<br />
Lkws mit den Fahrern und Erbauern Kurt Schwarzer und<br />
Nikolaus Schlatter. Als persönliches Highlight für mich<br />
SLM Maßstab 1:3<br />
Freelance<br />
Freelance auf großer Fahrt<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 33
glänzen die historisch getreuen, vollständig messingbeschilderten<br />
Walzen von Fowler Magdeburg und die Vielzahl<br />
der unbekannten Originale. Ob die Fowler tatsächlich in<br />
Deutschland hergestellt wurden, ist unter Fachleuten strittig!<br />
Aber nachdem ich die kleinen Typ-Fabrikschilder gesehen<br />
habe, für mich nicht mehr! Die se unterscheiden sich<br />
nämlich von den Schildern aus Leeds schriftmäßig. Oder<br />
wurde bereits damals ge faked? Tatsache ist aber, dass<br />
viele Importeure deutsche Kunden durch ebensolche Beschilderung<br />
in deren Land und Sprache gewinnen wollten.<br />
Bei einigen erhaltenen Maschinen wurden die ausländischen<br />
Schilder einfach überschweißt oder abgeschraubt<br />
und mit inländisch übersetzten Schildern versehen.<br />
Fazit<br />
Die Folgen der kriegsbedingten Materialnotstände zu<br />
Nachkriegszeiten, der in Deutschland erlittenen Reparationen<br />
bis <strong>20</strong>11(!) sind an der <strong>Schweiz</strong> Gott sei Dank vorbeigegangen.<br />
Steuerung rechts der SLM<br />
Scheibenbremsendetail, Seilzug,<br />
Doppelkettenkraftübertragung<br />
Seilzuglenkung der Freelance<br />
Doppelt wirkende Wasserpumpe der Freelance<br />
<strong>Schweiz</strong>er Ordnung<br />
und Vorsorge<br />
Darum danke für die historische Nachhilfe in der Industriekulturhistorie<br />
durch Verwahrung der internationalen<br />
Zeitzeugen. Das <strong>20</strong>. <strong>Jubiläum</strong> des <strong>Dampf</strong>walzenclubs<br />
<strong>Schweiz</strong> in Füllinsdorf war wegweisend und ausgezeichnet.<br />
Danke auch allen <strong>Schweiz</strong>er <strong>Dampf</strong>begeisterten und<br />
den Gastgeber-Familien Mario und Markus Ziegler für den<br />
wunderschönen <strong>Dampf</strong>samstag in Füllinsdorf.<br />
www.@feflo.de<br />
Fotos: Busso Hennecke<br />
34 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
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<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13<br />
35
<strong>Dampf</strong><br />
Margrit Matyscak<br />
DAMPFRUNDUM <strong>20</strong><br />
Seit <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n nimmt der Verein um den Museumsdampfer<br />
ALEXANDRIA dieses „<strong>Dampf</strong> Rundum“<br />
wörtlich und im übertragenen Sinne. Flensburg<br />
feierte Hafenfest. Ehrenamtliche <strong>Dampf</strong>schiff-Crews aus<br />
Flensburg, gesamt Deutschland und Dänemark stehen<br />
für einige Zeit unter Volldampf.<br />
Wer sich über <strong>Dampf</strong>technik informieren und dabei viel<br />
Spaß haben will, der fahre im Juli nach Flensburg. Gastgeberin<br />
ist der Museumsdampfer ALEXANDRA, Flensburgs<br />
Maritimes Wahrzeichen. Jedes Jahr ein bisschen<br />
größer geht kaum noch, denn in diesem Jahr füllten rund<br />
ein Dutzend historischer Schiffe den Hafen. Dabei konnten<br />
nicht alle angemeldeten kommen. Riesenrad, Karussell,<br />
lukullische Spezialitäten in fester und flüssiger Form<br />
sorgten für Volksfestcharakter. Seildrehen, Riedschneiden,<br />
Skulpturen aus Schrott, eine Drehorgelgruppe, die<br />
nebenbei für die Kinderkrebshilfe sammelte, Musikgruppen<br />
auf zwei Bühnen und Sonderausstellungen in der<br />
Museumswerft und dem Flensburger Museum reihten<br />
sich unter die vielen Besichtigungsmöglichkeiten. Die<br />
Museumsdampfer standen alle den ganzen Tag unter<br />
<strong>Dampf</strong> und ließen sich in den Maschinenraum gucken,<br />
unternahmen auch Ausflugsfahrten. Kleine <strong>Dampf</strong>boote<br />
waren umringt und erklärten sich zu Hafenrundfahrten<br />
bereit. Man musste Glück haben, IRIS, PAULINE, HO-<br />
RUS oder MATHILDA am Steg anzutreffen. Kaum angelegt,<br />
waren sie schon wieder weg. Wenn am Zwei-<br />
Personenboot FRØJA aus Dänemark eine Aufforderung<br />
gestanden hätte, für ein Foto 50 Eurocent ins Sparschwein<br />
zu werfen, dann wären sicherlich ein paar hundert<br />
Euro zusammengekommen. Kaum eine Minute, bei<br />
der sich nicht eine Linse auf das Boot richtete.<br />
Die <strong>Dampf</strong>-Eisbrecher STETTIN (Heimathafen Hamburg)<br />
und WAL (Heimathafen Bremerhafen) wurden beide<br />
bei den Stettiner Oderwerken gebaut. Die STETTIN<br />
1933, die WAL fünf <strong>Jahre</strong> später. Mit einer Länge von<br />
Salonschiff ALEXANDRA qualmte<br />
den Hafen manchmal ein.<br />
36 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
Eisbrecher WAL<br />
13 IN FLENSBURG<br />
51,75 m, einer Breite von 13,43 m und 836/783 Bruttoregistertonnen<br />
ist die STETTIN das größte kohlebefeuerte<br />
<strong>Dampf</strong>schiff der Welt. Innerhalb der versammelten<br />
<strong>Dampf</strong>schiffflotte von Eisbrechern, Passagierdampfern,<br />
Feuerschiffen, Schleppern und Tonnenlegern ist sie mit<br />
ihrer Dreifach-Expansions-<strong>Dampf</strong>maschine mit 2<strong>20</strong>0 PS<br />
und 14,5 kn das schnellste Schiff bei der <strong>Dampf</strong>Rundum.<br />
Da die Bierbrauerei Flensburg einen Wettstreit um<br />
das „Blaue Band“ auslobt, nimmt jeder an, die Mega-<br />
Pop-Flens-Flasche, das sogenannte Blaue Band, gehe<br />
jedes Jahr an dieses Schiff. Weit gefehlt! Gefahren wird<br />
zwar auf Schnelligkeit. Selbst mit halber Kraft hängte<br />
STETTINS Kapitän Niels Heldt das Feld bereits bei der<br />
Fahrt zur Startposition außerhalb des Hafens ab. Nach<br />
dem Startschuss gab dann vor allen Dingen die Mannschaft<br />
der SCHAARHÖRN alles, klatschte der STETTIN<br />
Der Anleger der kleinen <strong>Dampf</strong>boote<br />
Zwei-Schrauben-<strong>Dampf</strong>schiff SCHAARHÖRN, Hamburg,<br />
Länge 42 m, Breite 6,80 m, Geschwindigkeit max.12,5 kn,<br />
2 Dreifach-Expansions-<strong>Dampf</strong>maschinen, 2 x 412 PS<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 37
Beeindruckender Größenvergleich Passagierdampfer SKJELKØR (1915, Frederiskssund) und <strong>Dampf</strong>boot MATHILDA<br />
Bugwellen an die Bordwand und lieferte sich mit ihr ein<br />
erbittertes Rennen. Die mitfahrenden Passagiere freute<br />
es. Karten fürs Rennen waren bereits um die Mittagszeit<br />
ausverkauft. Im Wettstreit gefahren wurde erst am frühen<br />
Abend. STETTIN fuhr als Erste über die Ziellinie, aber der<br />
Sieg wird nach einer geheimen Formel berechnet. In diesem<br />
Jahr lautete sie: Anreiseweg in Seemeilen mal Alter<br />
des Kapitäns mal Schuhgröße des Kapitäns. So erhielt<br />
der Eisbrecher/Schlepper BJØRN mit Heimathafen Helsingør<br />
die Flasche und die STETTIN ein 50-Liter-Fass.<br />
Der Salondampfer ALEXANDRA, 1908 bei Jansen &<br />
Schmilinsky in Hamburg gebaut, steht mit Heimatrecht<br />
im Historischen Hafen von Flensburg das gesamte Jahr<br />
für Charterausflüge zur Verfügung und bei der <strong>Dampf</strong>-<br />
Rundum zur Feier des Blauen Bandes. Auf den T-Shirts<br />
der Crew ist am Rücken zu lesen: „Hätte auch ich 1985<br />
wie viele andere aufgegeben ... wo wäre dann heute die<br />
ALEXANDRA?!“ Und die Brustseite erklärt stolz: „ALE-<br />
XANDRA gerettet 1980–1988“. Auf ALEXANDRA sind<br />
nicht nur alle stolz, sie ist auch ein stolzes Schiff mit einer<br />
2-Zylinder-Compound-<strong>Dampf</strong>maschine. Ihre 4<strong>20</strong> PS<br />
schaffen 12 kn.<br />
Hier floss also am späten Abend Freibier für alle Aktiven.<br />
Hier wurden zwei Blaue Bänder verliehen, denn<br />
ein Rennen der „Kleinen“ war vom Ufer aus zu bewundern.<br />
Es fand unter den Augen einer mitfahrenden Jury<br />
im Hafenbecken statt. Hubert Paulus gewann mit seiner<br />
PAULINE die Mega-Pop-Flens-Flasche im Rennen gegen<br />
seine Kollegen.<br />
Das sonnige Wetter sorgte für rund 100.000 Besucher.<br />
Wie diese gezählt wurden, bleibt Geheimnis der Veranstalter,<br />
denn Eintritt wurde keiner erhoben und auch<br />
keine Anstecknadeln verkauft. Samstag und Sonntag<br />
fuhr ein <strong>Dampf</strong>zug entlang der Hafenmeile. Damit nicht<br />
gewendet werden musste, wurde in Richtung Stadt mit<br />
Diesellok, in entgegengesetzter Richtung mit <strong>Dampf</strong>lok<br />
gefahren. Im Museumshof war ein Wasserbecken aufgebaut,<br />
in dem Modellbaugruppen aus Deutschland, Dänemark<br />
und Österreich ihre Schmuckstücke vorführten. Am<br />
Sonntag kamen die Modelleisenbahner dazu.<br />
Die Trophäe, um die<br />
sowohl die <strong>Dampf</strong>schiffe<br />
als auch die <strong>Dampf</strong>boote<br />
kämpfen, jede Gruppe<br />
für sich. Der Tonnenleger<br />
BUSSARD (1905/1906,<br />
Papenburg) stellte<br />
sie aus<br />
<strong>Dampf</strong>Rundum war Spaß rundum.<br />
Fotos: Margrit u. Kamil Matyscak<br />
FRØJA, das kleinste <strong>Dampf</strong>boot<br />
38 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
<strong>Dampf</strong>-Eisbrecher STETTIN (1933)<br />
Tonnenleger BUSSARD (1905/1906, Papenburg)<br />
Die Asche der STETTIN wird vom<br />
Kesselraum an Deck gehieft<br />
Bei der dampfgetriebenen Steuerruderanlage<br />
wird vor Ölspritzern gewarnt<br />
Bei Anlegemanövern darf kein Passagier an<br />
der Reling stehen. Die Sicherheit vor geworfenen<br />
Tauen muss gewährleistet sein<br />
Sieger um das Blaue Band bei den <strong>Dampf</strong>booten:<br />
PAULINE mit Ehepaar Paulus an Bord<br />
Die Dreifach-Expansions-<br />
<strong>Dampf</strong>maschine der STETTIN<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 39
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40 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
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<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 41
statt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp<br />
Gesamtansicht<br />
<strong>Dampf</strong>werkstatt<br />
Gemauertes<br />
Volker Koch<br />
„Man nehme …“, so beginnen die meisten Rezepte eines<br />
führenden deutschen Backmittelherstellers. Auf die Herstellung<br />
von imitiertem Modellbaumauerwerk übertragen<br />
würde das „Rezept“ folgendermaßen lauten: „Man nehme<br />
ziegel- oder kaminroten Zeichenkarton, eine feste Schnittunterlage,<br />
einen Bleistift, ein Stahllineal und ein scharf<br />
angeschliffenes Messer“. Mit diesen „Zutaten“ ist die Herstellung<br />
von imitiertem Mauerwerk für Modellbauzwecke<br />
problemlos und preiswert möglich. „Aber wieso imitiertes<br />
Mauerwerk?“, so werden Sie<br />
sich fragen. Das ginge doch im<br />
Modellbau eventuell auch, das<br />
„richtige“ Mauern! Recht haben<br />
Sie, es gibt im Fachhandel entsprechende<br />
Modellziegel und<br />
auch den dazugehörigen Mörtel.<br />
Damit ist auch im Modellbau<br />
ein vorbildgetreues Mauern<br />
grundsätzlich möglich. Für nicht<br />
ortsveränderliche Modellbauanalagen<br />
ist „echtes“ Mauerwerk<br />
sicherlich geeignet, nicht<br />
aber für ortsveränderliche Anlagen,<br />
die z. B. bei Modellbauausstellungen an wechselnden<br />
Orten gezeigt werden. Bei den sich meist holprig gestaltenden<br />
Transporten würde das „echte“ Mauerwerk brechen<br />
und die ganze schöne Arbeit ist hinüber. Bei imitiertem<br />
Mauerwerk, das z. B. auf geeignete Platten aufgeklebt<br />
wird, kann so etwas beim Transport wohl kaum passieren.<br />
Wie geht man nun vor? Als Schneidunterlage eignet<br />
sich ein altes Küchen-Schneidbrett aus Kunststoff oder<br />
aus Holz, sofern die Oberfl äche noch einigermaßen in<br />
Ordnung ist. Schneidbretter<br />
aus Glas oder Stein sind weniger<br />
geeignet, da die Klinge<br />
des eingesetzten Schneidwerkzeuges<br />
dann schnell stumpf<br />
werden wird. Als Schneidwerkzeug<br />
eignet sich besonders<br />
ein Montagemesser mit auswechselbaren<br />
oder ausbrechbaren<br />
Klingenelementen. Als<br />
Lineal genügt ein Flachstahl-<br />
„Gemauerte“ Seitenwand<br />
mit Fenster<br />
42 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werksta<br />
stück im Querschnitt 10 x 40<br />
mm, Länge mindestens 30 cm.<br />
Der Autor verwendet hierfür<br />
ein altes Schustermesser<br />
und ein schweres Stahllineal<br />
aus dem Bürobereich. Geschnitten<br />
wird auf der Werkbank,<br />
die aus einer alten Küchenarbeitsplatte<br />
besteht.<br />
Geeigneten Karton gibt´s preiswert<br />
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Abmessungen,<br />
Farben, Stärken und Qualitäten.<br />
Für Mauerwerk oder<br />
Klinker sind die starken Qualitäten<br />
in den Farben Ziegelrot, Kaminrot,<br />
Braun, Ocker oder Terrakotta<br />
besonders zu empfehlen. Die<br />
gewünschten Maße der Ziegelsteine<br />
überträgt man am besten<br />
mit Hilfe einer Zeichenplatte<br />
mittels dünner<br />
Bleistiftstriche auf den<br />
eingespannten Karton.<br />
Mit dem verschiebbaren<br />
Lineal der Zeichenplatte<br />
gelingt diese<br />
Vorarbeit rasch und<br />
hinreichend genau.<br />
Für meine Modell-<br />
Werkstätten de ich meist das Ziegelsteinmaß <strong>20</strong> x 6 mm; das passt in<br />
verwenetwa<br />
zum Maßstab. Danach werden mit dem angelegten<br />
Stahllineal und dem Messer Streifen in der gewünschten<br />
Höhe geschnitten. Mit etwas Übung gelingt das ganz gut.<br />
Die Streifen kann man anschließend übereinanderlegen<br />
und mit dem (scharfen) Messer ablängen, wobei bei jedem<br />
Abläng-Vorgang mehrere Klinker entstehen.<br />
Die so entstandenen Riemchen oder Klinker werden<br />
nun mit einem geeigneten Modellbaukleber auf bzw.<br />
an die „Wand“ geklebt. Beim Autor bestehen die Modellbauwände<br />
aus Sperrholz. Als Kleber wird „UHU-Hart“<br />
verwendet, der ist unempfi ndlich gegenüber den meisten<br />
Einfl üssen, die beim technischen Modellbau auftreten<br />
können (Öl, Wasser, Kraftstoff usw.). Da „richtiges“<br />
Mauerwerk meist auch etwas unregelmäßig angeordnet<br />
erscheint, ist es nicht weiter dramatisch, wenn die Karton-Ziegelsteine<br />
nicht exakt gerade aufgeklebt wurden.<br />
Ganz im Gegenteil, das<br />
lässt den späteren Gesamteindruck<br />
umso realistischer<br />
wirken. Versiegelt wird das<br />
Ganze abschließend mehrfach<br />
mit Bootsklarlack. Damit<br />
ist das nun entstandene<br />
„Gemäuer“ wetterfest, was<br />
für Ausstellungen im Freien<br />
besonders wichtig ist. Nach<br />
Werkzeug und Material: Messer, Stahllineal, Schneidunterlage,<br />
Karton. Die Schneidunterlage ist hier eine alte Küchenarbeitsplatte,<br />
auf der meine Mini-Werkstatt aufgebaut ist<br />
Diorama Wilesco-Lokomobile mit Zugpferden<br />
der gleichen Methode lassen sich auch prächtige Fliesenfußböden<br />
für Modellwerkstätten herstellen. „Richtige“<br />
Fliesen werden in Natura ja auch geklebt.<br />
<strong>Dampf</strong>werkstatt: <strong>Dampf</strong>werkstatt aus dem <strong>Jahre</strong> 1994<br />
mit <strong>Dampf</strong>anlage und selbstgebauten Werkzeugmaschinen.<br />
Hier wurde bei der Rückwand das Ziegelsteinmuster<br />
noch mühsam per Hand – Stein für Stein – aus der<br />
Sperrholzwand herausgeschnitten, ein mühsames Unterfangen!<br />
Die <strong>20</strong>11 beigefügte Seitenwand mit dem großen<br />
Glasfenster wurde mittels der jetzt beschriebenen Technik<br />
verschönert. Die Anlage wird mit Echt-<strong>Dampf</strong> betrieben<br />
und wirkt insgesamt recht ansprechend.<br />
Diorama Lokomobile mit Zugpferden: Die Rückwand ist<br />
nach dem beschriebenen Verfahren „gemauert“. Nach der<br />
beschriebenen Methode ist hier zusätzlich ein Fußboden<br />
mit konservativem Fliesenmuster<br />
entstanden.<br />
Diorama Wilesco-<strong>Dampf</strong>walze:<br />
Für die Rückwand<br />
gilt das bereits Gesagte.<br />
Die <strong>Dampf</strong>walze erhielt der<br />
Detailbild Rückwand<br />
mit „Werkzeug“<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 43
statt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp<br />
<strong>Dampf</strong>walze von der Grundplatte abgenommen<br />
<strong>Heißluft</strong>motor mit Rückwand<br />
<strong>Heißluft</strong>motor mit Hammerwerk<br />
Holzwerkstatt mit gemauertem Transmissionsfundament<br />
Autor zwar geschenkt, dafür aber in einem bedauernswerten<br />
Zustand. Alles ist wieder hergerichtet und mit zusätzlichen<br />
Details vervollständigt.<br />
<strong>Heißluft</strong>motor mit Hammerwerk: Hier sind das Maschinenfundament<br />
und die Mauer nach der beschriebenen<br />
Methode verkleidet worden.<br />
Rückwand neuer <strong>Heißluft</strong>motor: Für einen neu entstandenen<br />
<strong>Heißluft</strong>motor wurde hier ein entsprechendes<br />
Behältnis geschaffen. Der <strong>Heißluft</strong>motor entstand zu<br />
großen Teilen aus Altmetallen; lediglich die Gussteile für<br />
die Räder wurden käufl ich erworben.<br />
Fotos: Volker Koch<br />
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Plauen: <strong>Dampf</strong>-Stammtisch am Donnerstag, 17.10.<strong>20</strong>13, 19.00 Uhr, Gaststätte<br />
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Kontakt: Manfred Müller · Tel. +49(0)4171/4837<br />
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Gießen-Marburg-Alsfeld: Kontakt: Lothar Hoffmann · Tel. +49(0)6633/1334<br />
Hannover: Jeden 1. Montag im Monat ab 19.00 Uhr.<br />
Treffpunkt Gaststätte „Zorbas“, Friedenauer Str. 45<br />
Ostwestfalen-Lippe: Die Zusammenkünfte sind an jedem 1. Dienstag eines Quartals<br />
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Friedrich Bösch · Tel. +49(0)5741/5194 · E-Mail: f-bösch@gmx.de und Jürgen<br />
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Tel. +49(0)4<strong>20</strong>8/919360 · E-Mail: G. G. Sonneborn@web.de<br />
Niederrhein: Info und Kontakt: Tel. +49(0)2152/4226<br />
E-Mail: mannek@neckar-verlag.de.<br />
Stammtisch Münsterland: In allen ungeraden Monaten jeweils am 2. Donnerstag.<br />
Treffpunkt „Tönnis Häuschen“, „Pengel Anton“. Kontakt: Siegfried Winking, Schlehenweg<br />
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<strong>Dampf</strong>stammtisch Dortmund: (jeder 2. Dienstag im ungeraden Monat). Gaststätte<br />
„Haus Puschnik“, Grotenbachstr. 48, 44225 Dortmund.<br />
Kontakt: Gerd Katthöfer, Tel. +49(0)2317/18497<br />
Postleitzahl 50000 – 59999<br />
Leverkusen: Jeden 3. Dienstag im Monat ab 19.00 Uhr in Leverkusen Steinbüchel.<br />
Gaststätte „Kreuzbroich“ · Heinrich-Lübke-Str. 61. Kontakt: Wolfgang Weißert. Tel.<br />
+49(0)<strong>20</strong>2/84828 oder +49(0)171/5522846 · E-Mail: wolfgang.weissert@web.de<br />
Bad Neuenahr-Ahrweiler: Jeden 1. Donnerstag im Monat ab 19.00 Uhr in Bad<br />
Neuenahr-Heimesheim, Gaststätte „Zum Stern“, Johannisstr. 15.<br />
Kontakt: Wilhelm Scharrenbach, Tel. +49(0)2641/28903<br />
Postleitzahl 60000 – 69999<br />
Darmstadt: Aschaffenburg · Erbach · Miltenberg Offenbach Heppenheim. Jeden 2.<br />
Monat am letzten Samstag im Monat. Kontakt: O. Diehl · Tel. +49(0)6073/80697<br />
Großauheim: Kontakt: Dörich · Tel. +49(0)69/8072593 oder<br />
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Mainspitze-Ginsheim: Jeden 1. Mittwoch im Monat ab 19.00 Uhr. Kontakt: Manfred<br />
Treber, Tel. +49(0)6144/4682955 oder E-Mail: manfredtreber@web.de<br />
Wiesbaden: Jeden 2. Mittwoch des Monats ab 18.00 Uhr. Treffpunkt: Gaststätte „Zur<br />
Bauernschänke“, Wiesbaden-Frauenstein, Kontakt: Peter Müller · Tel. +49(0)611/<strong>20</strong>732<br />
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Region Rhein-Neckar, Karlsruhe-Maxau: Stammtisch jeweils am 1. Samstag im<br />
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Maxau am Rhein 15, in 76187 Karlsruhe-Maxau. Kontakt: G. Litty Tel. 0174/3198323<br />
oder per E-Mail: dampfstammtisch@web.de. Weitere Informationen finden Sie auch<br />
unter: www.dampfstammtisch-rhein-neckar.gerd-litty.de<br />
Sindelfingen: An jedem Sonn- und Fahrtag (Termine siehe www.dbf-s.de) ab 11.00<br />
Uhr <strong>Dampf</strong>-Frühschoppen im Biergarten am Bahnhof bei der Klostersee-Halle. Bei<br />
Regen wird der Stammtisch ins gemütliche <strong>Club</strong>heim im Bahnhof verlegt. Kontakt:<br />
Axel M. Bretzler · Schumannstr. 22 · 71034 Böblingen · Tel. +49(0)7031/67-1988 ·<br />
Fax: +49(0)7031/674688 · E-Mail: bretzler@t-online.de · <strong>Club</strong>anlage: Herrenwäldlestr.<br />
1 (an der Klosterseehalle) · 71063 Sindelfingen.<br />
Stuttgart · Verein-Furka-Bergstrecke, Sektion Stuttgart: Jeden 1. Dienstag im Monat<br />
(außer August) ab 19.00 Uhr. Stuttgart-Hofen, Max-Eyth-See · Restaurant „Haus<br />
am See“ · Mühlhäuser Str. 311. Vom Hbf Stuttgart mit der U 14 Richtung Remseck,<br />
Haltestelle Hofen Kontakt: Eberhard Kühnle · Paul-Lincke-Straße 22 · 70195 Stuttgart<br />
Tel./Fax: +49(0)711/696175.<br />
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von 12.00 Uhr–18.00 Uhr an den Lokomotivmodellen gearbeitet. Interessierte <strong>Dampf</strong>modellbauer<br />
sind hierzu jederzeit herzlich willkommen. Die Parkbahn der <strong>Dampf</strong>bahner<br />
Plochingen fährt in den Neckarauen von April–Oktober an jedem Sonn- und Feiertag<br />
von 11.00–18.00 Uhr. Witterungsbedingte Ausfälle vorbehalten. Weitere Informationen:<br />
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München: Jeden letzten Donnerstag im Monat.<br />
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Restaurant „Eibe“ in der Kaufhalle oder auf der Anlage.<br />
Anfragen: G. Rotsch · Tel. +49(0)8638/83678<br />
Starnberg: Jeden 2. Freitag im Monat (ehem. Wienerwald, Nähe S-Bahnhof).<br />
Kontakt: W. Schubert · Tel. +49(0)89/874763<br />
Rosenheim/Oberbayern: Jeden 1. Mittwoch im Monat ab 19.00 im „Mail-Keller“·<br />
Schmettererstr. <strong>20</strong>. Kontakt: R. Schuhmacher · Tel. +49(0)8055/8000<br />
<strong>Dampf</strong>freunde Friedrichshafen: Jeden 3. Freitag im Monat ab 19.30 im Gasthaus<br />
„Waldhorn“ in Fischbach. Gäste sind jederzeit willkommen.<br />
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Nürnberg: Jeden letzten Freitag im Monat. Sportgaststätte SV LaufamHolz, Schupfer<br />
Str. 81, 90482 Nürnberg. Kontakt: Ferdinand Väthröder · Tel. +49(0)911/504422<br />
Weiden-Altenstadt/Oberpfalz: Jeden 2. Mittwoch im Monat.<br />
Kontakt: G Schaffer · Tel. +49(0)9682/3750<br />
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95119 Naila. Ansprechpartner: Wilfried Zerb, Steiler Weg 2, 95119 Naila, Tel:<br />
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<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 45
<strong>Dampf</strong><br />
<strong>Dampf</strong>maschinen machten der Technik Druck. Wie<br />
sie funktionieren, lernt jeder im Physikunterricht.<br />
Praktische Anwendungen sind Publikumsmagnete:<br />
Auf der Schiene der <strong>Dampf</strong>eisenbahnen und in<br />
technischen Museen. Der Deutsche <strong>Dampf</strong>bootverein<br />
Bodman, DDV, hat sich in die Satzung geschrieben, das<br />
Interesse an der Alten Technik zu fördern, zu bewahren<br />
und in Booten vorzuführen. Weil diese Satzung schon 30<br />
30 <strong>Jahre</strong><br />
Der Weidling Joseph Conrad hat in Schaffhausen seine<br />
Bodenseezulassung erhalten. Er wurde komplett aus<br />
Materialien gebaut, die in Baumärkten zu kaufen sind.<br />
<strong>Dampf</strong>geschichte<br />
kleiner Boote<br />
Margrit Matyscak<br />
<strong>Jahre</strong> alt ist, sind die Mitgliedsnummern des Vereins in den<br />
400ertern, rund 170 Aktive diskutieren, schrauben und<br />
fahren mit den rund 60 <strong>Dampf</strong>booteignern überall, wo die<br />
Gewässer es zulassen. Seen und Flüsse in Deutschland,<br />
Die größeren Boote wurden von der Krananlage<br />
in Bodman ins Wasser gesetzt.<br />
Sein Eigner genießt besonderen Respekt, weil Boot und<br />
Maschine zu 100 Prozent selbst gebaut wurden.<br />
der <strong>Schweiz</strong>, Frankreich und Skandinavien wurden erobert<br />
mit Weidling (hölzernes Flachboot), offenen Schalenbooten<br />
bis zum Salonboot, alle Typen sind vertreten. Die<br />
Idee hierzu hatte die britische Schickeria im 19. Jahrhundert,<br />
um sich auf der Themse zu vergnügen. Robert Fulton<br />
holte die Technik für kleine Boote 1803 auf die Seine.<br />
46<br />
Das <strong>Dampf</strong>boot Max Eyth wurde wie alle anderen Boote auch per<br />
Trailer von Braunschweig nach Bodman gezogen.
Kein Wunder also, dass Maschinenteile, Rümpfe und<br />
sons tige notwendige Ausstattungsstücke aus England<br />
Hochkonjunktur haben. Die USA, die <strong>Schweiz</strong> und Frankreich<br />
stehen in Konkurrenz dazu. Im DDV sind alle seit<br />
30 <strong>Jahre</strong>n dampfbegeistert verbunden. Zur <strong>Jubiläum</strong>sfeier<br />
reisten sie über den Atlantik, kamen aus allen Himmelsrichtungen<br />
der <strong>Schweiz</strong> und Österreich und feierten mit 27<br />
Booten aller Kategorien ein publikumswirksames <strong>Dampf</strong>fest.<br />
Nur das Wetter schmollte. Offensichtlich hatte die Einladung<br />
den Weg zum permanenten Sonnenschein nicht<br />
geschafft. Schirmherr Graf Bodman freute sich über die<br />
Erinnerung an seine Familiengeschichte und der von den<br />
Engländern als schönster<br />
Raddampfer ausgezeichnete<br />
DS HOHENTWIEL<br />
schipperte die 180 Mitglieder<br />
und ihre Gäste über<br />
den See, aus Dankbarkeit<br />
für die Unterstützung beim<br />
Kampf um sein Bestehen.<br />
Gut Ding will Weile haben.<br />
In den 70er <strong>Jahre</strong>n<br />
versuchte der <strong>Journal</strong>ist<br />
Strepp durch Ausstellung<br />
englischer <strong>Dampf</strong>boote auf<br />
deutschen Bootsmessen<br />
einen Verein oder zumindest<br />
Interessenverband<br />
zu gründen. Er sammelte<br />
Adressen, blieb ansonsten<br />
jedoch erfolglos. Als<br />
das erste <strong>Dampf</strong>boot 1818<br />
<strong>Dampf</strong>boot Liberty Belle ist am Vierwaldstättersee beheimatet.<br />
Es hat eine variable Feuerung, Öl, Kohle und Holz damit seine<br />
Eigner problemlos weiteste Strecken fahren können ohne mit<br />
Brennstoff Probleme zu haben.<br />
allerdings keine Ahnung. Dennoch wagte er sich an den<br />
Schiffsbau und legte den Seitenraddampfer Stephanie<br />
auf Kiel. Aber die Passagiere der Jungfernfahrt mussten<br />
auf dem Rückweg rudern. Die 2 PS Maschine verweigerte<br />
den Betrieb. Das Schiff erhielt den Spitznamen Steh-fahrnie<br />
und wurde 1821 bereits wieder abgewrackt.<br />
Die Bodenseeschiffer sollten dennoch keine Ruhe vor der<br />
neuen Technik haben. Am 10. Dezember 1824 nahm die<br />
Wilhelm die erste regelmäßige dampfbetriebene Schiffsverbindung<br />
auf dem Bodensee auf. Die Begeisterung für<br />
den <strong>Dampf</strong>antrieb blieb erhalten, auch wenn 1962 der<br />
letzte Schaufelraddampfer von der Deutschen Bundesbahn<br />
endgültig still gelegt<br />
wurde. <strong>Dampf</strong>schiff Hohentwiel<br />
wurde fest vertäut<br />
zum Vereinsheim des<br />
Seglerklubs Bregenz. Bei<br />
seiner Rückführung in die<br />
aktive Betriebsamkeit als<br />
Museumsschiff spielte ein<br />
<strong>Dampf</strong>boot Stephanie mit.<br />
Hans Götz aus Bodman<br />
war zweiter Vorsitzender<br />
des 1983 gegründeten<br />
DDV. Er und der Schriftführer<br />
des Vereins, Peter<br />
Zimmermann, schleppten<br />
mit den <strong>Dampf</strong>booten Stephanie<br />
und Theansa die<br />
von einer Bodmaner Werft<br />
neu gebauten Rettungsboote<br />
zur rekonstruierten<br />
Das im Schwarzwald gebaute <strong>Dampf</strong>boot Heron startete über<br />
die Slippanlage von Horn im Untersee zur ersten Wanderfahrt<br />
an Konstanz vorbei in den Überlinger See nach Bodman.<br />
Große Salonboote wie die Felicitas begaben sich gemeinsam<br />
mit kleinen Booten und dem Weidling zur Geschwindigkeitsmessung<br />
auf einen 10 km Rundparcours.<br />
seinen Betrieb am Bodensee aufnahm, traten die Bodenseeschiffer<br />
in Streik. Von dem Seitenraddampfer Stephanie<br />
brauchten sie allerdings keine Erwerbseinbußen<br />
zu befürchten, denn sein Erbauer, der Baumwollspinner<br />
Johann Caspa Bodmer hatte in England an der Technik<br />
zwar Feuer gefangen. Vom Bootsbau hatte der Fabrikant<br />
Hohentwiel. Daher ist das <strong>Dampf</strong>schiff Hohentwiel eines<br />
unter rund 60 <strong>Dampf</strong>booten im Bootsregister des DDV.<br />
Aber nun der Reihe nach.<br />
Beim Oldtimer Treffen 1979 in Bodman sorgte Max<br />
Staudt, <strong>Schweiz</strong>, mit seinem selbst gebauten <strong>Dampf</strong>boot<br />
Neptun für Aufsehen. Zwei <strong>Jahre</strong> später fuhr der erste<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 47
<strong>Dampf</strong>boot Pluto konnte als schnellstes Boot den<br />
Wanderpokal erdampfen.<br />
<strong>Dampf</strong>boot Pauline hatte die längste Anfahrtsstrecke von<br />
Kronshagen bei Kiel bis Bodman.<br />
Schwabe mit einem <strong>Dampf</strong>boot auf dem See, gefolgt<br />
von einem Badener. Pfarrer Peter Zimmermann hatte<br />
sich Theansa (die Antwort) aus England beschafft, Hans<br />
Götz ließ seine Stephanie am Bodensee bauen. Seine<br />
Stephanie schleppte bereits manche fahruntüchtigen<br />
Kollegen zurück in den Hafen, denn die 2-Zylinder Verbundmachine<br />
Stuart 6A arbeitet zuverlässig. Hans Götz<br />
weiß jeden Husten seiner Stephanie zu kurieren. So feierte<br />
sie beim Vereinsjubiläum ebenfalls 30-jähriges Bestehen.<br />
Aus der Werkstatt von Hans Götz kam die Idee<br />
zur Vereinsgründung der Vereinigung-Deutscher-<strong>Dampf</strong>boot-Eigner,<br />
des VDDE. Sofort erhob sich Widerspruch,<br />
denn es gab mehr von der <strong>Dampf</strong>-Technik Begeisterte<br />
als <strong>Dampf</strong>boot Eigner. Name und Satzungsentwurf wurden<br />
umformuliert. Der Verein nannte sich nun Deutscher<br />
<strong>Dampf</strong>boot Verein und weckte ab sofort das Interesse<br />
und das Verständnis für die Geschichte der <strong>Dampf</strong>schifffahrt<br />
und förderte sie. Der Gedankenaustausch unter<br />
den an der <strong>Dampf</strong>technik Interessierten wurde durch<br />
die <strong>Schweiz</strong>er Mitglieder von Anfang an auf internationaler<br />
Ebene gepflegt. Deutsche Behörden erkannten die<br />
Satzungziele als gemeinnützig an. Da aber das Vereinsrecht<br />
auf <strong>Schweiz</strong>er Seite nicht identisch mit deutschem<br />
Vereinsrecht ist, gründeten die <strong>Schweiz</strong>er zusätzlich den<br />
VSD-ASV. In den ersten zehn <strong>Jahre</strong>n wurde gemeinsam<br />
agiert. Dann trennten sich die Wege. Über Einzelpersonen,<br />
die in beiden Vereinen Mitglied sind, blieb der<br />
enge Kontakt jedoch erhalten. Nun feierte der DDV sein<br />
30-jähriges Bestehen vom 30. Mai bis 2. Juni in Bodman<br />
und der VSD-ASV wird das Gleiche tun vom 04. bis 14.<br />
September in Stansstad, Vierwaldstättersee.<br />
Zur Tradition wurden Bootsmessen, bei denen der Verein<br />
Stände unterhält, Teilnahme an Oldtimertreffen und Informationsreisen<br />
kreuz und quer durch Europa und Besuche<br />
bei Kollegen. Das Wasserwirtschaftsamt Konstanz erstellte<br />
<strong>Dampf</strong>boot-Richtlinien. Der TÜV prüft die Kesselanlagen<br />
und die Funktion der Maschinen. Beides ist Grundlage<br />
für die Zulassung der Boote auf allen Gewässern<br />
Deutschlands. Mitglieder bemühen sich sowohl um Weiterentwicklungen<br />
als auch um die Pflege von historischen<br />
Maschinen. Die Hauptversammlungen wandern, wurden<br />
schon in Berlin und an der Ostsee, an Mosel und Neckar<br />
und immer wieder am Bodensee veranstaltet. Sie legen<br />
die Highlights der kommenden zwei <strong>Jahre</strong> fest und wählen<br />
im roulierenden System die Vorstände. Mit Michael H.<br />
Meier und Bernhard Rigling kamen sie für die ersten zehn<br />
<strong>Jahre</strong> vom Bodensee. Wechselten dann an den Rhein,<br />
dann an den Neckar nach Norddeutschland und in diesem<br />
Jahr noch Bayern. Weil jeweils eine große Zahl von Bootseignern<br />
an den Rahmenprogrammen der Hauptversammlungen<br />
teilnimmt, sind sie ein Publikumsmagnet. Aber<br />
auch ein einzelner <strong>Dampf</strong>er bleibt nicht lange allein, wenn<br />
er irgendwo anlegt. Im Computer-Zeitalter mit seinen komplexen<br />
technischen Fragestellungen gewinnt die schlichte,<br />
leicht durchschaubare <strong>Dampf</strong>-Technik an Bedeutung.<br />
Alle Bildrechte: Margrit Matyscak<br />
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Der Scotte <strong>Dampf</strong>bus<br />
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48 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
A<br />
Teil 2 Historie<br />
Über<br />
Rostanfressungen<br />
in <strong>Dampf</strong>kesseln<br />
Recherchiert von Norbert Hinder<br />
Auszug aus einem Vortrage des Inspectors<br />
der <strong>Dampf</strong>kessel-Untersuchungs- und<br />
Versicherungs-Gesellschaft a.G., J.A.<br />
Schwarz, gehalten in der Versammlung<br />
der Fachgruppe der Maschinen-Ingenieure<br />
am 23. Januar 1889 (vergl. Oesterreich-<br />
Ingenieur-Zeitung). Fortsetzung<br />
nfressungen durch unlösliche Stoffe entstehen durch<br />
chemische Verbindungen von Fetten (thierischen und<br />
pflanzlichen), die mit dem Speisewasser in den Kessel gebracht<br />
werden (Schmierung der <strong>Dampf</strong>cylinder, der Speisepumpe u.<br />
dgl.). Die genannten Fette setzen sich entweder unter dem Einfluß<br />
hoher Temperatur in unlösliche Fettsäuren (Stearinsäure,<br />
Elaínsäure, Palmitinsäure) um, oder sie werden durch Aufnahme<br />
von Sauerstoff aus dem Wasser sauer; ersteres erfolgt in den<br />
heißeren Kesseltheilen oder im <strong>Dampf</strong>raum, letzteres in kälteren<br />
(Unterkessel). In beiden Fällen greifen die entstandenen sauren<br />
Verbindungen das Kesselmaterial an den Stellen an, wo sie<br />
haften bleiben; oft geben auch herumgetragene Fetttheile durch<br />
Aufätzung Veranlassung zu Sauerstoff-Anfressungen an Stellen,<br />
wo solche sonst nicht zu erwarten sind. Als Mittel zur Verhinderung<br />
der Rostanfressungen durch Fette dient ein passender<br />
Sodazusatz zum Speisewasser, wodurch die Fette als Alkaliseifen<br />
ausgefällt werden.<br />
Anfressungen durch lösliche Stoffe können auf vielseitige Weise<br />
entstehen, und bereiten oft dadurch, daß viele Stoffe anfressungshemmend<br />
oder -fördernd aufeinander einwirken, der klaren Erkenntniß<br />
der Anfressungs-Ursachen viele Schwierigkeiten. Es<br />
sind zunächst zu unterscheiden jene Stoffe, welche, bei Lufttemperatur<br />
das Eisen nur mäßig angreifen, mit steigender Wassertemperatur<br />
und Konzentration eine gleichmäßig zunehmende<br />
Wirkung auf das Kesselmaterial ausüben; in dieser Beziehung<br />
sind Anfressungen rasch zerstörender Natur vielfach an Kesseln<br />
beobachtet worden, welche mit Salzsoole, herrührend von den<br />
Abwässern von Bädern, gespeist wurden, wo als zerstörender<br />
Theil das Chlornatrium auftrat, bei mit Ammoniumchlorid gespeisten<br />
Kesseln, wo ein großer Theil des Eisens zu Chloreisen<br />
umgewandelt wurde, ferner bei mit konzentrierter Aetznatronlauge<br />
(Honigmann’sche Kessel) gefüllten Kesseln; bei letzterer<br />
ergibt sich immer ein desto größerer Angriff auf das Eisen, je<br />
mehr die Lauge durch Schwefelverbindungen verunreinigt ist. In<br />
ähnlicher Weise, wie vorgenannte Stoffe, wirken freie Säuren auf<br />
das Kesselblech ein, bei geringerer Sättigung nur an den Punkten,<br />
wo durch die Wärme eine gesteigerte chemische Energie<br />
hervorgerufen wird, also an den heißesten Theilen (Wasserlinie,<br />
Feuerplatten). Als ziemlich häufige Beispiele dieser schädlichen<br />
Wässer sind zu erwähnen die Abwässer von Verzinkereien, welche<br />
oft Salpetersäure enthalten, die Wässer aus Kloaken mit bereits<br />
zersetzten, stickstoffhaltigen Stoffen, dann aus Torfmooren<br />
(Ulmin-, Humin-, Ameisensäure u. dgl.), ferner die Grubenwässer<br />
aus Steinkohlen-, Braunkohlen-, und Kaolingruben, welche oft<br />
freie Schwefelsäure enthalten, herrührend von der Oxydation<br />
von im Thonschiefer vorkommenden Pyriten.<br />
Im Verhalten völlig verschieden, in der Auswirkung aber gleich<br />
wie die vorerwähnten, sind jene Stoffe, welche bei gewöhnlicher<br />
Temperatur das Eisen wenig oder gar nicht angreifen, welche aber<br />
bei einer gewissen Temperaturgrenze angelangt, Zersetzungen<br />
erleiden und durch Bildung von Eisenverbindungen zerstörend<br />
auf das Kesselblech einwirken. Hierzu gehören z.B. oft die Abwässer<br />
der Eisenbeizen von Drahtziehereien, welche schwefelsaures<br />
Eisenoxyd enthalten, das sich bei einer Temperatur von 150-160°<br />
in Eisenoxyd und freie Schwefelsäure zersetzt, welche letztere das<br />
Eisen oxydirt und durch Aufnahme von Sauerstoff aus dem Wasser<br />
und folgende Zersetzung fortlaufende Zerstörung des Kesselblechs<br />
bewirken kann.<br />
Sehr zerstörend wirkt auch die in den Holzdämpfen entstehende,<br />
aus dem Holze ausgelaugte Flüssigkeit, welche Ameisensäure<br />
enthält und das Eisen oft schnell angreift. Sehr oft treten in<br />
<strong>Dampf</strong>kesseln von Zuckerfabriken schwere Schäden dadurch ein,<br />
daß Zuckerlösungen, die theils durch Undichtigkeit, theils durch<br />
zu heftiges Verdampfen in Verdampfapparaten mechanisch mitgerissen,<br />
mit den sonst sehr reinen Destillaten (Abwasser und<br />
Brüdenwasser) gemischt, in die Kessel gelangen und dort unter<br />
dem Einflusse der Temperaturen von 140-150° unter Ausscheidung<br />
kohliger Stoffe in organische Säuren sich zersetzen (Ameisensäure,<br />
Essigsäure, Lövulinsäure) und dann, besonders bei<br />
längerem Verweilen in den Kesseln oder bei Abwesenheit einer<br />
schützenden Schicht von Kesselstein, eine sehr energische wurmfraßartige<br />
Anfressungswirkung an den heißesten Kessetheilen<br />
ausüben; die Anfressung hemmend oder ganz verhindernd wirkt<br />
der Ammoniakgehalt des Drüdenwassers oder geeignete Zusätze<br />
von Kalk oder Soda. <br />
(Schluss folgt)<br />
aus: <strong>Dampf</strong> No. 9, – Sechster Jahrg. Berlin, 1. März 1889<br />
Die Abschrift erfolgte wortgetreu. Es wurden lediglich<br />
einige offensichtliche Schreibfehler korrigiert.<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 49
Vakuummotor<br />
Vakuummotor<br />
Werner Gressenbauer<br />
Bauart nach Lanz HL12<br />
Anfangs baute ich <strong>Dampf</strong>maschinen, dann kam<br />
ich über Stirlingmotoren nun bei den Vakuummotoren<br />
an. Nach dem Bau einiger stationärer Vakuummotoren<br />
kam die Frage, ob ich nicht einmal etwas<br />
bauen kann, was auch fährt. Schon länger liebäugelte ich<br />
mit dem Modell eines Lanz HL12, doch ein Verbrennungsmotor<br />
sollte es nicht sein. Schließlich möchte ich meine<br />
Modelle auch im Wohnzimmer betreiben können, genauso<br />
sprengt ein angebotener Gussteilesatz meinen<br />
finanziellen Rahmen. Nachdem mein Materialbestand<br />
gesichtet war, standen die Maße und Ausführung fest.<br />
Folgende Voraussetzungen wollte ich beim Bau unbedingt<br />
erreichen. Der Motor sollte einem Lanz Motor optisch<br />
ähnlich sehen.<br />
Fräsen der Motorteile<br />
Fertige Motorteile<br />
Kurbelgehäuse<br />
Fräsen der Pleuelstange<br />
50 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
Grundiertes Kurbelgehäuse<br />
Drehen des Zylinders<br />
Fräsen der Flansche<br />
Gewindeschneiden<br />
Kühlmantel zur Revision abgenommen<br />
Alle fertigen Zylinder-Komponenten<br />
Technische Daten:<br />
• Bohrung: 23 mm<br />
• Hub: 34 mm<br />
• Treibstoff: Spiritus<br />
• Wassergekühlt: Verdampfungskühler<br />
• Einlassventil mit Ventilschieber<br />
• Eigenes Auslassventil, Kugelventil seitlich angeordnet,<br />
vorbildähnlich<br />
• Geschlossenes Kurbelgehäuse<br />
• Glühkopf Nachbildung<br />
• Brenner als Lötlampe ausgeführt<br />
Das Fahrwerk sollte ebenso dem des angestrebten Lanz<br />
HL12 entsprechen.<br />
• Lenkung vorbildgetreu über Lenkrad, Schneckengetriebe<br />
an die Vorderachse<br />
• Bremse mittels Kurbel und Hebelanlenkung werden<br />
Holzbacken an die Hinterräder gedrückt.<br />
• Leerlauf und Fahrbetrieb, einkuppeln mittels Hebel und<br />
Kupplungsglocke, Kraftübertragung mittels Kettenantrieb<br />
auf die Hinterräder<br />
• Anhängekupplung<br />
• Rahmen aus Vollmaterial<br />
Der fertige Zylinder<br />
Auslassventil<br />
Auspuff<br />
Als ersten Abschnitt baute ich den Motor, das Kurbelwellengehäuse<br />
sowie den (beim Original) aufgesetzten Tank.<br />
Das ist in meinem Fall der Verdampfungskühler. Die Teile<br />
wurden aus 2-mm-Messingblech gefräst und hartverlötet,<br />
die Kanten wurden mit der Feile abgerundet und verschliffen.<br />
Bei der Herstellung des wassergekühlten Zylinders<br />
zweifelte ich dann schon an diesem Projekt, denn ich<br />
setzte mir in den Kopf, kein Schieber-Gestänge sehen zu<br />
wollen, und alles durch den Kühlwassermantel zu verlegen.<br />
Die Kurvenscheibe montierte ich im Kurbelgehäuse<br />
und über ein Gestänge sollte eine Verschluss-Scheibe die<br />
Ansaugbohrung verschließen. Leider wurde es im Kurbelgehäuse<br />
zu eng und der Motor war nur schwer in Gang zu<br />
bringen, wenn er einmal kurz lief, hing wieder das Ventil<br />
fest, also viel zu störungsanfällig.<br />
Als Nächstes versuchte ich die Ausführung eines zwangsgeführten<br />
Einlassventiles mittels eines Gestänges, was<br />
erstaunlicherweise gleich auf Anhieb funktionierte und<br />
Freude aufkommen ließ. Leider stellte sich aber doch noch<br />
heraus, dass die verwendeten Materialien nicht auf Dauer<br />
temperaturbeständig waren. Die kleine Feder verlor die<br />
Spannung, der Ventilbalken glühte aus und verbog sich.<br />
Auch diese Variante wurde verworfen und das Projekt zur<br />
Seite gelegt und ein anderes kleines Projekt begonnen<br />
und auch erfolgreich abgeschlossen. Nachdem ich wieder<br />
Zeit und Nerven hatte, um an dem Modell weiterzubauen,<br />
wurde die innenliegende Variante verworfen und ich baute<br />
einen neuen Zylinder, Zylinderkopf, eine Steuerwelle und<br />
einen Schieber aus Phosphorbronze, eine Kombination,<br />
welche sich bisher bestens bewährte. Das Auslassventil<br />
habe ich in den seitlich montierten Auspuff als Kugelventil<br />
integriert, um Ähnlichkeit mit dem Vorbild zu haben und<br />
somit erfüllte der Auspuff auch tatsächlich diese Aufgabe,<br />
nämlich Aus-zu-puffen.<br />
Den nachempfundenen Glühkopf musste ich zum Schluss<br />
noch einmal abändern, da anscheinend zu wenig Luft<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 51
Probelauf des Brenners<br />
Der Grundkörper entsteht<br />
Fräsen der Hinterachsschwinge<br />
Leistungstest des Motors<br />
Fertiger Grundkörper<br />
Hinterachseinheit<br />
angesaugt werden konnte. Nachdem ich unten und<br />
oben die Öffnungen vergrößerte, lief der Motor dann auch<br />
mit montierter Glühkopfattrappe. Die Lötlampe, welche<br />
beim Original zum Erwärmen der Glühnase diente, drehte<br />
ich aus einem Stück 10-mm-Messing, schnitt oben ein<br />
M5-Gewinde und schraubte einen M5-Sinter-Luftfilter ein.<br />
Den Luftfilter bohrte ich innen hohl und setzte ein Edelstahlgewebe<br />
ein, welches durch Kapillarwirkung den Spiritus<br />
aus der Lötlampe in die Spitze des Sinterfilters aufsteigen<br />
lässt.<br />
Nachdem im Modellbau nicht immer alles ohne Probleme<br />
abläuft, freut es einen umso mehr, wenn ein Brenner<br />
auf Anhieb stabil brennt und auch noch dazu genau<br />
die Leistung bringt und der Motor mit der gewünschten<br />
Drehzahl läuft. Nachdem der Motor nun zu meiner Zufriedenheit<br />
funktionierte, machte ich mich über den Rahmen<br />
her. Der Grundkörper entstand aus Corean Plattenmaterial,<br />
dieses Material gehört mittlerweile zu meinen<br />
Werkstoff-Favoriten, leicht zu bearbeiten, stabil, temperaturbeständig,<br />
usw.<br />
Nachdem der Rahmen gezeichnet war, wurden drei<br />
Schichten gefräst, verklebt und zusätzlich verschraubt,<br />
anschließend durch Fräsen, Feilen, Schleifen in Form gebracht<br />
und grundiert. Das Fahrwerk bereitete mir soweit<br />
keine Probleme, die Räder waren natürlich auch aus Corean,<br />
die Vorderachse als Pendelachse ausgeführt mit einer<br />
vorbildgetreuen Lenkung mittels Schneckengetriebe. Die<br />
Hinterräder mit den innen montierten Zahnkränzen, welche<br />
durch eine Untersetzung von der Antriebswelle über<br />
eine Kette mit zwischengeschalteter Kupplung von der<br />
Kurbelwelle angetrieben werden, verleihen dem Traktor<br />
eine vorbildgetreue Fahrgeschwindigkeit. Um bei rasanter<br />
Fahrt auch wieder anhalten zu können, wurde der kleine<br />
Lanz wie sein Vorbild mit einer Bremsanlage ausgestattet.<br />
Die beiden Holzbremsklötze, welche an Hebelgestängen<br />
montiert und über eine Welle verbunden sind, werden mit<br />
einer Kurbel gegen die Räder gedrückt.<br />
Damit die Räder auf glattem Boden nicht durchdrehen und<br />
um ein Profil auf die Räder zu bringen, fräste ich mir eine<br />
Gussform des Radprofiles aus Corean, benetzte diese mit<br />
einer Seifenwasserlösung und füllte die Negativform mit<br />
grauem Silikon. Nach ein paar Stunden konnte das Profil<br />
vorsichtig aus der Form gelöst und auf den Radreifen<br />
geklebt werden. Viel Freude bereitete mir die Anfertigung<br />
der Anhängekupplung und der Sitzschale, interessanterweise<br />
fallen diese Details dem Betrachter als Erstes auf.<br />
Pleuel<br />
Brenner<br />
Bremsbacken der Einkreis Bremsanlage<br />
Einzelteile Zahnkranz Schutzabde<br />
52 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
Rad und Abdeckung abgenommen<br />
Fräsen des Reifenprofils<br />
Anhängekupplung<br />
Konstruktion der Sitzschale<br />
Reifenprofil aus Silikon<br />
Anbauteile<br />
Alle Teile vor dem Zusammenbau<br />
ckung<br />
Fertige Schale<br />
Tankdeckel<br />
Kurbelgehäuseabdeckung<br />
Lenkrad<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 53
Teile wie Abdeckungen des Kurbelgehäuses, Tankdeckel<br />
und Fußrasten vervollständigen den kleinen Traktor abschließend<br />
noch. Nachdem nun alle Teile fertiggestellt und<br />
montiert waren und zu meiner Zufriedenheit funktionieren,<br />
wurde wieder alles zerlegt, gesäubert, nachgebessert und<br />
entfettet. Die sichtbaren Messingteile habe ich Sandgestrahlt<br />
und mit einer Schicht Klarlack versiegelt. Der Rahmen,<br />
das Schwungrad und der Motorblock wurden in den<br />
Farben Grau und Schwarz lackiert. In Kombination mit den<br />
gestrahlten Messingteilen ergibt sich eine ganz ansehnliche<br />
Optik.<br />
Um die Funktionen des Traktors vorführen zu können,<br />
baute ich noch einen Ständer, sodass die Hinterräder ein<br />
paar Millimeter über der Sockelplatte frei drehen können.<br />
Jetzt können im Stand der Motor betrieben und die Hinterräder<br />
über den Schalthebel ein und ausgekuppelt werden.<br />
Ach ja, Pannen gab es auch. Und Ausschuss wanderte in<br />
den Müll.<br />
Ein kleines Filmchen mit Probefahrt gibt es unter dem<br />
Link: http://www.youtube.com/watch?v=nGXZxDsWmFc<br />
Alle Fotos: Werner Gressenbauer<br />
Alles Ausschuss für den Müll<br />
54 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werksta<br />
Gerhard Hundsberger<br />
Speichen-Schwungrad ohne Hartlöten<br />
Zuerst werden eine Nabe mit einer Bohrung für die<br />
Kurbelwelle und Bohrungen für die Speichen mit<br />
M4-Gewinde gedreht. Als Nächstes werden die<br />
Speichen gefertigt, auf einer Seite mit M4-Außengewinde<br />
für die Nabe und auf der anderen Seite mit M4-Innengewinde<br />
für den Kranzring. Nun ist der Kranzring zu drehen.<br />
Dieser bekommt noch 4 mm-Durchgangsbohrungen, die<br />
außen noch versenkt werden müssen. Es ist darauf zu<br />
achten, dass die Senkungen nicht zu tief gebohrt werden.<br />
Die Senkungen nehmen später Messing-Senkkopfschrauben<br />
mit Schlitz DIN 936 auf.<br />
Wichtig ist das der Schlitz der Schrauben noch etwas<br />
übersteht. Nun können alle Teile hochglanzpoliert werden.<br />
Als Nächstes müssen die Speichen mit Sicherungslack<br />
bestrichen und in die Nabe fest eingedreht werden. Auf<br />
der Drehbank werden nun die Speichen auf das Innenmaß<br />
des Kranzringes gedreht. Die Speichen können jetzt<br />
in den Kranzring geschoben werden. Die Senkkopfschrauben<br />
werden nun mit Sicherungslack bestrichen und die<br />
Speichen mit dem Radkranz fest verschraubt. Die überstehenden<br />
Schraubenköpfe werden auf der Drehmaschine<br />
vorsichtig abgedreht. Die Oberfläche des Kranzrings<br />
wird noch leicht überdreht und mit Schleifpapier abgezogen<br />
und anschließend poliert. Das Schwungrad ist nun<br />
hochglanzpoliert und somit fertig. Das Hartlöten entfällt,<br />
ebenso die aufwendige Nacharbeit. Die Oberfläche des<br />
Schwungrades wird mit Never-Dull zur Konservierung eingerieben<br />
und nachpoliert.<br />
Zeichnung und Fotos: Gerhard Hundsberger<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 55
DAMPF<br />
John Fitch<br />
Hans-Georg Vöge<br />
MAL ETWAS ANDERS!<br />
Original im Deutschen Schifffahrtsmuseum<br />
Bremerhaven<br />
I<br />
n meiner Heimatstadt Bremerhaven<br />
befi ndet sich das Deutsche<br />
Schifffahrtsmuseum. Mein Hauptinteresse<br />
gilt natürlich den alten schiffsmodellen und von diesen wiede-<br />
<strong>Dampf</strong>rum<br />
den Exoten. Eines dieser seltenen<br />
Exemplare, die dort ausgestellt sind, ist<br />
ein <strong>Dampf</strong>ruderboot, erbaut im <strong>Jahre</strong><br />
1786 von dem Amerikaner John Fitch.<br />
Der Antrieb dieses Bootes erfolgt<br />
durch eine <strong>Dampf</strong>maschine, die über<br />
jeweils zwei Doppelexzenter insgesamt<br />
12 Ruder, die senkrecht ins Wasser<br />
tauchen antreibt. Ich fotografi erte das<br />
Boot und baute es nach. Dabei kam<br />
es mir vorrangig auf das Antriebssystem<br />
an. Kessel und <strong>Dampf</strong>maschine<br />
(Einzylinder – oszillierend) und<br />
auch der Schiffsrumpf (Playmobil) sind<br />
nicht funktionsfähig und dienen nur der<br />
Optik.<br />
56 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
Kessel, <strong>Dampf</strong>maschine und Getriebe<br />
vor dem Einbau<br />
Einzylinder oszillierende <strong>Dampf</strong>maschine<br />
mit Getriebe<br />
Entgegen dem Original habe ich den Antrieb über ein<br />
Zahnradgetriebe durchgeführt. Jeweils zwei Exzenter betätigen<br />
die Gelenkwellen durch die wiederum die Ruder<br />
bewegt werden. Zur Demonstration treibt ein Elektro-Getriebemotor<br />
mit ca. <strong>20</strong> U/min die Anlage an und bewegt<br />
die zwölf Ruder wie zur Zeit des John Fitch, nur nicht auf<br />
dem Wasser. Auch musste in Ermangelung einer „Stars<br />
and Stripes“-Flagge ein englischer „Union-Jack“ herhalten.<br />
John Fitch wird mir das vergeben.<br />
Die Erfahrung, die ich mit dieser Konstruktion gemacht<br />
habe, werde ich einbringen in eine funktions- und<br />
schwimmfähige „John Fitch“, die dann mit Sicherheit unter<br />
amerikanischer Flagge fahren wird.<br />
Antriebsanlage ohne<br />
Balkenkonstruktion<br />
Fotos: Hans-Georg Vöge<br />
„John Fitch“ im nassen Element<br />
57
Kerzenboote<br />
Jost Baum<br />
Der dicke <strong>Dampf</strong>er BS 815<br />
Nach dem Bau eines Fischerdampfers (<strong>Journal</strong><br />
<strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 1/<strong>20</strong>09) stellte sich mir die Frage,<br />
ob sich ein solches Knatterboot nicht auch für<br />
den Physikunterricht eignet. Es sollten also Materialien<br />
verwendet werden, die in jedem Baumarkt erhältlich sein<br />
mussten. Hinzu kam die Frage, wie sich der „Motor“, ein<br />
gebogenes Messingrohr, so fertigen lässt, dass es beim<br />
Biegen nicht knickt. Oft sind weder Schüler noch Lehrer<br />
in der Lage, dieses Bauteil problemlos herzustellen. Aus<br />
diesen Überlegungen heraus ist in Zusammenarbeit mit<br />
dem MS-Werklehrmittelvertrieb ein Bausatz entstanden,<br />
der sich mithilfe von einfachen Werkzeugen auch von<br />
technisch nicht so versierten Bastlern montieren lässt.<br />
Der <strong>Dampf</strong>er ist komplett beim MS-Werklehrmittelvertrieb<br />
erhältlich<br />
Als Werkzeuge werden benötigt:<br />
Cuttermesser, Dekupier- oder Laubsäge, Schleifklotz und<br />
Schmirgelpapier, Bohrmaschine, Bohrer 3 mm, Holzleim,<br />
Pucksäge für Metall, Schraubendreher Kreuzschlitz, Klinge,<br />
Spitzzange, Maul- oder Ringschlüssel, Schraubstock,<br />
Hammer klein<br />
Die Fertigung des <strong>Dampf</strong>ers<br />
Das <strong>Dampf</strong>rohr besteht aus einem 400 mm langen<br />
Messingrohr mit einem Durchmesser von 3 mm. Es ist<br />
im Bausatz enthalten, kann aber von einem geschickten<br />
Bastler problemlos selbst hergestellt werden. Hierzu wird<br />
ein runder Holzstab (Besenstiel) benötigt, der in einem<br />
Schraubstock eingespannt wird. Mit<br />
einem kleinen Schlosserhammer<br />
lässt sich das Rohr nun mit leichten<br />
Schlägen um die Stange biegen.<br />
Anschließend wird das Rohr unter<br />
einem Winkel von 38° und einem Abstand von 40 mm<br />
vom Heck durch das Styrodur geschoben. Hierzu sind entsprechende<br />
Bohrungen in dem Styrodur anzubringen. So<br />
ist sichergestellt, dass die Heizspirale sich im heißesten<br />
Bereich der Kerzenflamme befindet. Das <strong>Dampf</strong>rohr kann<br />
anschließend mit Leim befestigt werden.<br />
Der Bootsrumpf hat die Maße 90 mm × 190 mm × 30 mm<br />
und ist samt Bohrung für das Teelicht im Bausatz erhalten.<br />
Ansonsten lässt sich der Rumpf mit einem Cuttermesser<br />
aus einem Stück Styrodur mit einer Dicke von 30 mm<br />
ohne großen Aufwand ausschneiden. Die Aussparung für<br />
das Teelicht kann mit einer Lochkreissäge mit dem entsprechenden<br />
Durchmesser gefertigt werden. Mithilfe des<br />
Cuttermessers können die Styrodurstücke aus der Halterung<br />
entfernt werden.<br />
Dach und Schornstein bestehen aus MDF-Platten mit<br />
den in der Materialliste angegeben Ausmaßen. Sie sind im<br />
unteren Bereich mit Lüftungsbohrungen versehen, um für<br />
die genügende Sauerstoffverorgung für die Kerzenflamme<br />
zu sorgen. Die Bauteile werden mit Holzleim miteinander<br />
verbunden. Der Schornstein besteht aus einem Messingrohr,<br />
das im Bausatz erhalten ist. Die Messinghülse wird ca.<br />
2 cm tief in gleichen Abständen eingeschnitten.<br />
Die Abschnitte werden in<br />
einem Winkel von 90° abgebogen.<br />
Die so entstehenden Laschen<br />
sollten etwa 6 mm breit sein, da<br />
sie mit 3-mm-Bohrungen versehen<br />
werden sollen, mit deren<br />
Messingspirale<br />
Schornstein<br />
58
Stück:<br />
Der Bausatz BS 815 enthält:<br />
Bezeichnung<br />
1 Achse 3 × 40 mm (Rudergestänge)<br />
1 <strong>Dampf</strong>rohr Messing 400 mm × 3 mm<br />
Durchmesser<br />
1 Aluminiumblech 85 × 80 mm (Dach-Aufbau)<br />
1 Aluminiumblech 35 × 60 mm (Ruder)<br />
2 Blechschrauben 2,9 × 19 mm<br />
(Befestigung Rudergestänge)<br />
1 Hebeelement (Steuerung Ruder)<br />
5 Linsenschrauben M 3 × 5 mm<br />
(2 × Befestigung Ruder, 3 × Dach)<br />
1 Lochband 40 mm (Halterung Ruder)<br />
2 MDF-Platten 80 × 60 × 3 mm<br />
(Aufbau Seite Steuer-und Backbord)<br />
2 MDF-Platten 70 × 60 × 3 mm<br />
(Aufbau Seite Bug und Heck)<br />
1 Messingrohr 70 × 26 × 0,5 mm (Schornstein)<br />
5 Muttern M 3 (2 × Befestigung Ruder 3 × Dach)<br />
1 Styrodur 90 × 190 × 30 mm mit Aussparung<br />
für das Teelicht<br />
1 Teelicht<br />
2 Unterlegscheiben M 3<br />
Steuerruder<br />
Schornstein<br />
Hilfe der Schornstein mit dem Dach verschraubt werden<br />
kann. Als Dach dient ein Aluminiumblech (85 × 80 mm). In<br />
der Mitte wird eine Bohrung von 26 mm angebracht, durch<br />
die der Schornstein gesteckt werden kann. Die Ränder<br />
des Blechs werden so abgekantet, dass sich das Dach<br />
samt Schornstein unter leichtem Druck auf das Gehäuse<br />
stecken lässt. Vorher wird der Schornstein mit Blechschrauben<br />
an dem Dach befestigt. Hierfür werden die<br />
erforderlichen Bohrungen angebracht.<br />
Das Ruder ist im Bausatz enthalten und wird aus Aluminiumblech<br />
(35 × 60 mm), einer Ruderpinne, einer<br />
Achse und einem Lochblech und mithilfe zweier Schrauben<br />
an dem Bootsrumpf montiert. Die Achsaufnahme<br />
wird, wie dem Foto zu entnehmen ist, gebogen. Anschließend<br />
wird die Achse mit zwei Linsenschrauben<br />
samt Muttern befestigt.<br />
Funktionsweise des <strong>Dampf</strong>ers<br />
Das <strong>Dampf</strong>rohr wird vollständig mit Wasser gefüllt. Dazu<br />
wird eine Pipette oder eine Eingwegspritze verwendet.<br />
Es darf keine Luft im Messingrohr enthalten<br />
sein, da sonst der <strong>Dampf</strong>er nicht funktioniert. Anschließend<br />
werden die Enden des Rohres mit Knetgummi<br />
verschlossen, das erst entfernt wird, wenn<br />
der <strong>Dampf</strong>er im Wasser ist! Die Kerzenflamme<br />
erhitzt über die Spirale das Wasser in dem<br />
Rohr. Das geht recht gut, da die Kerzenflamme<br />
an der heißesten Stelle etwa<br />
1<strong>20</strong>0° C heißt wird! Der Wasserdampf<br />
beginnt sich auszudehnen, hierbei entsteht<br />
ein <strong>Dampf</strong>druck, der einen Rückstoß<br />
erzeugt. Der Wasserdampf wird durch das<br />
umgebende Wasser abgekühlt und zieht sich<br />
wieder in das Rohr zurück. Hierdurch entsteht die<br />
typische ruckartige Bewegung des Knatterbootes.<br />
Das Schiff fährt so lange, wie die Kerze brennt. Das<br />
Rohr muss nicht zwischendurch nachgefüllt werden.<br />
Der Bausatz ist erhältlich bei der Firma<br />
MS Werklehrmittel, Goethestr. 1, 63589 Linsengericht<br />
Fotos: Jost Baum<br />
Anzeigen<br />
Weitere Bücher und Baupläne unter:<br />
www.neckar-verlag.de<br />
Feinmechanik und Schilder für Modell-Enthusiasten<br />
Individuelle Anfertigung nach Zeichnung oder Skizze<br />
www.sdfkft.com<br />
Tel.: 0 1 6 0 - 9 0 9 5 4 8 2 9 / E-Mail: anfrage@sdfkft.com<br />
Schwarzer DF Kft, Jokai ut 5/C, H 8142 Urhida<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 59
statt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp<br />
1 2<br />
Stehende <strong>Dampf</strong>maschine<br />
aus Gussteilen<br />
Josef Mittermeier<br />
N<br />
achdem ich einige kleinere oszillierende <strong>Dampf</strong>maschinen<br />
gebaut hatte, sollte eine größere mit<br />
einer richtigen Steuerung folgen. Nach dem<br />
Besuch des Echtdampf-Hallentreffen <strong>20</strong>10 in Karlsruhe<br />
fand ich einen Maschinentyp, der mir gefiel. Den Bauplan<br />
gab es früher einmal als Download auf der Homepage<br />
des Neckar-Verlages. Ich beschloss aber, die Maschine<br />
nicht aus Halbzeug zu fertigen, sondern aus Aluminium<br />
abzugießen, denn nur echte Gussteile sehen auch wie<br />
Gussteile aus. Als ich schließlich die Zeichnungen abgeändert<br />
hatte, konnte ich mit dem Bau der Holzmodelle<br />
für die Sandformen beginnen. Die Modelle baute ich aus<br />
Buchenholz, das gespachtelt und lackiert wurde (Bilder<br />
1 und 2).<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Schmelzofen<br />
Formkasten<br />
Fertig<br />
gegossen<br />
60 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werksta<br />
6<br />
7 Maschinenständer 8<br />
Technische Daten<br />
Bohrung:<br />
24 mm<br />
Hub:<br />
32 mm<br />
Länge:<br />
165 mm<br />
Breite:<br />
110 mm<br />
Höhe:<br />
245 mm<br />
Gussbaum<br />
Maschinenständer<br />
Schwungrad:<br />
80 mm<br />
Der Schmelzofen<br />
So, jetzt musste ein Schmelzofen her. Der Ofen besteht<br />
aus einem geschweißten Winkelstahlrahmen, der mit<br />
Schamottesteinen ausgemauert wurde. Beheizt wird der<br />
Ofen von unten mit einem Propangasbrenner. Meine Tiegel<br />
sind aus Edelstahlblech zusammengeschweißt und<br />
werden mit einer Schmiedezange aus dem Ofen genommen<br />
(Bild 3).<br />
Sandspielen für Männer<br />
Für das Einformen der Modelle braucht man verschiedene<br />
Utensilien, Siebe, Löffel, Spachteln, Stampfer usw.<br />
Der Formkasten besteht aus einem Ober- und einem<br />
Unterteil. Zuerst wird eine Hälfte des Modells in den<br />
Unterkasten eingeformt und der Sand angedrückt und<br />
gestampft. Als Trennmittel zwischen den beiden Kastenhälften<br />
benutze ich Talkumpuder. Sind Ober- und Unterkasten<br />
fertig eingeformt, Steiger und Speiser richtig<br />
gesetzt und die Anschnitte angefertigt, können die Modellhälften<br />
aus der Sandform entnommen werden. Der<br />
Kasten wird wieder zusammengesetzt und ist jetzt zum<br />
Abgießen fertig (Bild 4).<br />
Jetzt wird gegossen<br />
Nachdem die Schmelze erstarrt und abgekühlt ist, wird<br />
ausgeformt. Die Gussteile werden anschließend vom<br />
Gussbaum abgesägt und weiterbearbeitet (Bilder 5 und 6).<br />
Die ersten Späne<br />
Die Bearbeitung der Bauteile war wirklich eine Herausforderung.<br />
Viele Einrichtarbeiten, gefolgt von Dreh-, Fräs- und<br />
Bohrarbeiten. Es mussten auch einige Vorrichtungen angefertigt<br />
werden, um die Teile sicher zu spannen. Als alle<br />
Teile bearbeitet waren, konnte die Maschine zum ersten<br />
Mal montiert werden. Zum Einlaufen wurde die Maschine<br />
auf die Drehbank montiert und mit einer elastischen Kupplung<br />
vom Drehfutter angetrieben. Als Nächstes war der<br />
Drucklufttest an der Reihe. Nach einigen Einstellarbeiten<br />
am Exzenter und am Muschelschieber lief die Maschine<br />
bei etwa 0,5 bar schön gleichmäßig vor sich hin. Nun<br />
wurde wieder alles zerlegt, gereinigt, entfettet und lackiert<br />
(Bild 7 und 8).<br />
Weitere Besonderheiten der Maschine<br />
• Die Kurbelwelle wurde einteilig gedreht<br />
• Der Schieberkasten ist direkt am Zylinder angegossen<br />
• Das Schwungrad wurde mit einer konischen Spannhülse<br />
auf der Kurbelwelle befestigt (Bild 9)<br />
Fazit<br />
Eine Hinterhofgießerei ist kein Hexenwerk und kann von<br />
jedem engagiertem Modellbauer betrieben werden. Wenn<br />
jemand Fragen zur Maschine oder zum Gießen hat, bin<br />
ich über die Redaktion zu erreichen.<br />
9<br />
Fotos: Josef Mittermeier<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 61
VAKUUMMOTOR<br />
Der Einzylinder-Boxer-Vakuummotor<br />
Ernst Schenk<br />
E<br />
s ist mir nicht bekannt, ob schon jemand einen<br />
Vakuummotor nach diesem Prinzip gebaut hat.<br />
Ich habe jedoch noch nie etwas Ähnliches ge-<br />
sehen. Schon seit längerer Zeit hatte ich die Idee, man<br />
könnte doch den Zylinder eines Vakuummotors von<br />
beiden Seiten her beheizen. Die entstehende Energie<br />
müsste dann in der Mitte des Kolbens entnommen und<br />
auf ein Schwungrad übertragen werden. In einer Handskizze<br />
machte ich mir ein erstes Bild des Motors. Das<br />
Schwungrad sollte in der Mitte des Motors drehen, und<br />
seine Achse musste demzufolge natürlich über der Achse<br />
des Zylinders liegen.<br />
Als Erstes wurde der Zylinder mit Halterung und<br />
Schiebersteuerung hergestellt.<br />
Der Zylinder<br />
Die Länge des Zylinders von 190 mm, welcher aus<br />
einem Stück Präzisionsstahlrohr Durchmesser 22/26 mm<br />
besteht, ergab sich aus dem gewünschten Hub von 40<br />
mm und der Länge der beidseitigen Kolbentragfl ächen.<br />
Um den Kolben leichter zu machen, wurde dieser ausgebohrt<br />
und ausgedreht. Er wiegt nun noch 130 Gramm.<br />
62 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
Der Kolben<br />
Der aus Grauguss hergestellte Kolben muss sehr<br />
präzise hergestellt sein. Ich habe den Durchmesser<br />
3/100 mm größer als den Zylinderdurchmesser<br />
sehr fein (geschlichtet) gedreht und danach<br />
4/100 mm abgeläppt. Nach einigem Ölen, Reinigen<br />
und Bewegen lässt er sich nun ohne Widerstand<br />
hin- und herschieben. Um den Kolben<br />
leichter zu machen, habe ich diesen vorher ausgebohrt<br />
bzw. ausgedreht und natürlich an den<br />
Enden mit Scheiben wieder verschlossen. In der<br />
Mitte musste noch die Bohrung von 3,5 mm für<br />
den Bolzen angebracht werden. Der Kolben wiegt<br />
nun 130 Gramm.<br />
Die Maschine entsteht<br />
Da ich nun den Zylinder vor mir hatte, baute ich<br />
das Maschinengestell. Auf eine Messingplatte<br />
lötete ich die Träger für das Schwungrad. Ich<br />
muss zugeben, dass dies auch das Einzige am<br />
Gestell ist, das auf Anhieb gelang. Ich musste da<br />
Zur Führung des Kolbenbolzens<br />
wurde beidseitig<br />
ein Schlitz von<br />
3,5 mm Breite und 50<br />
mm Länge eingefräst.<br />
Die Kühlteile wurden<br />
aus Aluminium gedreht<br />
und mit einem Schiebesitz<br />
mit „Loctite 638“<br />
auf den Zylinder aufgezogen.<br />
Zur Befestigung<br />
des Zylinders stellte ich<br />
zwei zweiteilige Feststellringe<br />
her. Mit diesen<br />
lässt sich der Zylinder<br />
auf den Aluminiumsockeln<br />
fest verankern<br />
und bei der Montage<br />
genau ausrichten.<br />
Das<br />
Maschinengestell<br />
wurde als zweite Arbeit<br />
in Angriff genommen.<br />
Die Schwungradachse<br />
musste über der<br />
Zylinderachse zu<br />
liegen kommen. Die<br />
Nockenwelle dreht<br />
unter dem Zylinder.<br />
noch einige Änderungen, neue Bohrungen etc. anbringen.<br />
Schließlich baute ich den Motor ohne Zeichnungen.<br />
Bei der Kraftübertragung achtete ich darauf, dass diese<br />
gradlinig und ohne Verwindungsdrücke arbeitet. Der<br />
Kolben, welcher in der Mitte beidseitig über den Kolbenbolzen<br />
erfasst und auf das Gestänge zum Trapez übertragen<br />
wird, erfüllt sicher diese Bedingung.<br />
In meiner Materialsammlung fand ich passende Vierkantstangen,<br />
welche mir bei der Herstellung des Gestänges<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 63
Das Trapez<br />
Bild rechts:<br />
Die beiden<br />
Nockenscheiben<br />
um 180 Grad<br />
versetzt auf der<br />
Nockenwelle<br />
fi xiert.<br />
und des Trapezes sehr zustatten kamen. Um die Schieber<br />
an den Zylinderöffnungen zu steuern, musste die Drehzahl<br />
der Kurbelwelle 1:1 auf eine Nockenwelle übertragen<br />
werden. Beide Wellen laufen auf Kugellagern. Im Modellbauhandel<br />
fand ich einen passenden Zahnriemen und<br />
zwei gleich große Zahnräder.<br />
Nun baute ich zuerst auf der einen Seite des Zylinders<br />
den Schieber und die Steuerung mit einer Nockenscheibe<br />
ein. Nach kleineren Anpassungen am Schieber und<br />
an der Nockenscheibe lief der Motor zu meiner Überraschung<br />
auch mit diesem einseitigen Betrieb. Die andere<br />
Seite des Zylinders war natürlich dabei ganz offen. Die<br />
Kraft reichte dabei knapp aus, um das Schwungrad in<br />
Gang zu halten, was bei diesem langen Kolben eigentlich<br />
nicht anders zu erwarten war. Ganz anders arbeitet<br />
nun aber der Motor mit beidseitiger Befeuerung. Er<br />
dreht regelmäßig und gibt für einen Vakuummotor doch<br />
einiges an Kraft ab. Vorteil bei diesem System ist sicher,<br />
dass der Kolben durch seine Länge sehr stabil gleitet<br />
und durch keine Kurbelstange beeinträchtigt wird. Weiter<br />
von Vorteil ist, dass für das Ansaugen der Flamme keine<br />
Kraft gebraucht wird. Die Flamme wird nämlich durch<br />
den atmosphärischen Überdruck, welcher durch das Vakuum<br />
auf der anderen Zylinderseite entsteht, in den Zylinder<br />
eingeblasen.<br />
Auf der Nockenwelle sind die beiden Nockenscheiben,<br />
um 180 Grad versetzt, mit Stellschrauben fi xiert. Dadurch<br />
lässt sich die Position der beiden Schieber an der oberen<br />
Riemenscheibe bequem einstellen.<br />
Fotos: Ernst Schenk<br />
Technische Daten<br />
Zylinder<br />
Durchmesser:<br />
Länge:<br />
Hub:<br />
Schwungrad<br />
Durchmesser:<br />
22 mm<br />
190 mm<br />
40 mm<br />
110 mm<br />
Der Motor in Betrieb<br />
64 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
DAMPF<br />
TEI L 1<br />
Rolf Hoffmann<br />
Mit<br />
<strong>Dampf</strong>kraft<br />
Über 150 <strong>Jahre</strong><br />
Brikettherstellung in<br />
Deutschland am Beispiel der<br />
Brikettfabriken „Louise“,<br />
„Herrmannschacht“ und<br />
der Zeitzer Eisengießereiund<br />
Maschinenbau-<br />
Aktiengesellschaft.<br />
Brennstoff pressen oder<br />
Das Brikett-Zeitalter<br />
D<br />
ie Brikettfabrik Louise ist heute Technisches<br />
Denkmal und Europas älteste Fabrik zur Herstellung<br />
von Briketts aus getrockneter Braunkohle.<br />
Sie liegt bei Domsdorf in der Lausitz. Von 1882<br />
bis 1991 wurden hier Millionen Tonnen Lausitzer Braun-<br />
kohle zu Briketts verarbeitet. Louise war nicht die erste,<br />
nicht die größte und bei weitem nicht die einzige Brikettfabrik<br />
in Deutschland. Im Rheinischen Braunkohlerevier<br />
nahm die erste Brikettfabrik 1877 den Betrieb auf, im<br />
mitteldeutschen Zeitz liefen die Pressen schon ab 1873.<br />
Es müssen mehr als einhundert Brikettfabriken existiert<br />
haben. Erst durch die Trocknung und Brikettierung konnte<br />
Braunkohle nach 1900 Holz und Torf als Hausbrand ablösen<br />
bzw. überfl ügeln und in der Bedeutung als Heizmaterial<br />
gegenüber der Steinkohle aufholen.<br />
10.000 <strong>Jahre</strong> Heizen mit Holz<br />
Bild 1: Eingangsschild<br />
Seit der Steinzeit galt: Wärme kommt vom Lagerfeuer<br />
oder von der Sonne. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts<br />
gab es für „Otto Normalverbraucher“ zum Holz als Heizmaterial<br />
kaum eine Alternative. Es wurde noch Torf gewonnen,<br />
die Bewohner der waldlosen Inseln an der Küste<br />
nutzten Treibholz und getrocknete Kuhfl aden zum Heizen<br />
ihrer Häuser. Auf dem Land wohnten die Menschen mit<br />
ihren Haustieren unter einem Dach. Das, und das Feuer<br />
des Herdes hielt im Winter einigermaßen warm. Handwerk<br />
und Manufakturen in den Städten verwendeten neben<br />
dem Scheitholz in vergleichsweise geringem Umfang<br />
Holz- und Steinkohle.<br />
Im 19. Jahrhundert, besonders nach 1850, setzte ein<br />
starkes Bevölkerungswachstum ein, begleitet vom stürmischen<br />
Wachstum der Industrie, dem zügigen Aufbau<br />
eines Eisenbahnnetzes in ganz Deutschland und dem<br />
Aufblühen vieler Städte und Dörfer. Haupt-Heizmaterial<br />
der Haushalte war noch immer Holz. Der Bedarf an<br />
Brennholz wuchs und wuchs, die Wälder lichteten sich<br />
zusehends oder verschwanden ganz zu Gunsten neuer<br />
Ackerfl ächen, Siedlungsgebiete oder Verkehrstrassen.<br />
Aus Baumstämmen wurden verstärkt Balken und Bretter,<br />
Bahnschwellen, Möbel oder Schiffe hergestellt. Es war<br />
kalt im deutschen Kaiserreich, deutlich kälter, als wir es<br />
heutzutage gewöhnt sind. Auf dem Eis der Kieler Förde<br />
verdienten sich die Fischer im Winter durch den Schlittentransport<br />
wohlhabender Bürger ein Zubrot, über den<br />
zugefrorenen Bodensee trugen gläubige Menschen jährlich<br />
ihre Heiligenfi guren vom Nord- zum Südufer oder<br />
umgekehrt. Das Holz als Heizmaterial wurde knapp. Wie<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 65
konnte der Kälte und dem Brennstoffmangel<br />
begegnet werden?<br />
Die Kohle kommt ins Spiel,<br />
Brikettfabrik LOUISE<br />
Die Menschen in Bayern sind erfi nderisch.<br />
So entwickelte der bayerische<br />
Oberpostrat, Eisenbahn-Ingenieur und<br />
Erfi nder Carl Exter (Bild 2) 1855 eine<br />
Maschine mit <strong>Dampf</strong>antrieb zum Pressen<br />
von Torf.<br />
Auch in Halle an der Saale gab (und gibt) es<br />
kluge Köpfe. Sie hörten von Exter und schickten<br />
eine Tonne der bei Halle gewonnenen Braunkohle<br />
nach Bayern, wo die Kohle erfolgreich zu „Steinen“<br />
gepresst wurde. Dieser Erfolg führte zum Bau der weltweit<br />
ersten Fabrik, die 1858 in Ammendorf bei Halle auf<br />
der „Grube Theodor“ mit Exterpressen erfolgreich den<br />
Betrieb aufnahm. Eine Beschreibung von damals: „Die<br />
damit fabrizierten Steine übertreffen an Güte und sauberer<br />
äußerer Form alle ähnlichen Produkte. Dieselben<br />
sind fest, steinkohlenartig, auf der Außenseite, nament-<br />
Bild 3: Brikettfabrik LOUISE<br />
Bild 2: Carl Exter, Ingenieur und Erfi nder<br />
lich an den Seitenwänden glänzend,<br />
von bedeutender Heizkraft und lassen<br />
beim Verbrennen nur wenig weiße<br />
Asche zurück.“<br />
Ab 1861 unter dem Namen „van der<br />
Heydt“ produzierend, ist heute von dieser<br />
Fabrik kein Schuppen, keine Maschi-<br />
ne und kein Stein mehr übrig geblieben.<br />
Anders sieht es in der Lausitz aus. Neben<br />
der noch laufenden industriellen Brikettfabrikation<br />
in Schwarze Pumpe hat man die Brikettfabrik<br />
(BF) LOUISE (Bild 3) nach der Stilllegung<br />
1991 unter Denkmalschutz gestellt. Hier begann die<br />
Kohleveredlung im Jahr 1882. Mit Schubkarren wurde die<br />
Rohkohle aus der „Grube nebenan“ herangebracht. Die<br />
Transportproblematik konnte dann bald durch Seilbahnen<br />
zu den Gruben verbessert werden. Lokomobile (Bild 4)<br />
dienten als Antrieb. Später, als die Gruben der Umgebung<br />
restlos „ausgekohlt“ waren, wurde extra eine neue Bahnstrecke<br />
gebaut, um die Fabrik mit Rohstoff zu versorgen.<br />
In einem Kohlebunker wird die Kohle in großen Behältern<br />
zwischengelagert.<br />
Über Trichter wurden diese Behälter auf ein Förderband<br />
geleert, welches das Material einem Brecher (Bild 5) und<br />
dem Mahlwerk zuführte. Das Fahren des Bandes mit der<br />
Möglichkeit, einen Ausgleich zwischen verschiedenen<br />
Kohlechargen herbeizuführen und Fremdkörper, wie etwa<br />
Bild 4: Wolf-Lokomobile vor dem Kohlebunker<br />
Bild 5: Stachelwalzenbrecher<br />
Bild 6: Lignit oder „Kohlholz“<br />
Bild 7: „Jungspund“ aus der oberen Kohleschicht,<br />
Eiche, 5800 <strong>Jahre</strong> alt<br />
66 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
Bild 9: Leitbleche im Tellertrockner<br />
Bild 8: Tellertrockner für Rohbraunkohle<br />
Bild 10: Röhrentrockner<br />
Bild 11: Presse in Betrieb<br />
Steine, zu entfernen, war extrem schmutzige und äußerst<br />
anstrengende Handarbeit. Ein unerwünschter Kohlebestandteil<br />
ist das Lignit oder „Kohlholz“ (Bild 6), also<br />
Baumbestandteile oder ganze Bäume (Bild 7) aus den<br />
oberen Schichten eines Flözes. Das Lignit musste per<br />
Hand vom Band entfernt werden, die Arbeiter durften es<br />
aufteilen und als Heizmaterial mit nach Hause nehmen.<br />
Lignit verbrennt mit hoher Temperatur, weil es fast keine<br />
Asche enthält. Wer das nicht wusste oder nicht beachtete,<br />
zerfeuerte auch schon mal seinen guten Ofen in der Stube.<br />
Carl Brendgen war Unternehmer und einer der Brikett-<br />
Pioniere im Rheinland. Er besaß auch eine Ziegelei. Seinen<br />
Brennofen heizte er billig mit Lignit, grobe, verkohlte<br />
Baumstümpfe innerhalb der Kohleablagerungen. „Knabben“<br />
wurden sie im Rheinland genannt.<br />
Nach dem Mahlen kommt die zerkleinerte Kohle in die<br />
Trockner. Es gibt Tellertrockner (Bild 8) und (modernere)<br />
Röhrentrockner. Beim Tellertrockner wird die Kohle von<br />
oben auf eine Reihe dampfbeheizter Scheiben („Teller“)<br />
gegeben, die innen oder außen Löcher besitzen, wo die<br />
Kohle durchfallen kann. Zwischen den Tellern drehen sich<br />
Bauteile, vergleichbar mit Leitplanken, und schieben den<br />
Brennstoff entweder nach innen oder nach außen (Bild<br />
9). So wird die Kohle transportiert, fällt von einem Teller<br />
auf den nächsten und trocknet dabei. Braunkohle neigt<br />
im Trockenprozess zur Selbstentzündung, wenn sie nicht<br />
mehr bewegt wird und auf den heißen Tellern liegen bleibt.<br />
Dann muss schnell gehandelt werden. Trockner an der<br />
Problemzone öffnen, Schwelbrand löschen, ggf. Schaden<br />
an der Mechanik beheben. Alles ist Handarbeit bei „tropischen“<br />
Verhältnissen, unter Umständen auf der Leiter in<br />
einigen Metern Höhe, gepudert mit feinem Staub. Die Arbeitsschicht<br />
im Trocknerraum war wirklich kein Vergnügen.<br />
Der Röhrentrockner (Bild 10) ist eine Art dampfgefüllter<br />
Rauchrohrkessel, der schräg steht und langsam rotiert.<br />
Das Kohlemehl rieselt durch die eingebauten Rohre, unten<br />
angekommen, ist der Wasseranteil stark verringert.<br />
Die Kohle muss noch abkühlen und kann danach zu Brikett.<br />
gepresst werden. Auch Röhrentrockner können verstopfen<br />
und in Brand geraten. Es kam vor, dass sämtliche<br />
Rohre eines „glühenden“ Trockners ausgewechselt werden<br />
mussten.<br />
Das Herzstück der Brikettfabrik sind die Pressen (Bild<br />
11). Es sind „Formkanalstempelpressen“, sagt der Insider.<br />
Die ältere LOUISE-Presse gehört der Bauart nach zum<br />
„Modell 83“ (1883). Sie besteht aus dem <strong>Dampf</strong>zylinder,<br />
Übertragungsjoch, Kurbelwelle mit Schwungrädern, dem<br />
„Bär“ mit dem Stempel und dem Presskopf (Bild 12 mit<br />
Beschreibung und Prinzipskizze). Eine weitere funktionsfähige<br />
Presse der LOUISE wurde 1908 hergestellt. Es gibt<br />
„Einstrang“- und „Mehrstrang“-Pressen.<br />
Ein schwieriges, lange Zeit nicht zufriedenstellend gelöstes<br />
Problem, war die Staubentwicklung in den Brikettfabriken<br />
allgemein sowie der Staub, der direkt an den<br />
Pressen entstand. Feiner aufgewirbelter Kohlenstaub<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 67
kann sich entzünden und verbrennt<br />
explosionsartig. Wer nichts gegen<br />
den Staub unternahm, riskierte<br />
Leib und Leben. So ereignete sich<br />
in der zur Rheinischen Braunkohlenwerke<br />
AG gehörenden Brikettfabrik<br />
„Hubertus“ noch 1964 eine<br />
schwere Kohlenstaubexplosion mit<br />
vielen Opfern. Die Fabrik wurde daraufhin<br />
geschlossen.<br />
Im Laufe der Jahrzehnte ging man<br />
vom <strong>Dampf</strong>- zum Elektroantrieb<br />
der Pressen über. Aus dem Vorratsbehälter<br />
über der Presse gelangt<br />
pro Kurbelumdrehung eine<br />
genau dosierte Menge „Feinkohle“<br />
in den Kanal des Presskopfes.<br />
In diesem Kanal „klemmen“ die<br />
zuvor hergestellten Briketts, verschließen<br />
quasi den Ausgang und<br />
bewirken so den Gegendruck zum<br />
Stempel, der nun mit der Kraft von<br />
etwa 112 Tonnen die neue Portion<br />
Kohle zusammendrückt. Der Druck<br />
beim Pressen steigt in der Spitze<br />
auf über 1 Tonne pro Quadratzentimeter.<br />
Auch das Mittellager der<br />
Presse muss mit Druckkräften von<br />
weit über 100 Tonnen fertig werden.<br />
Was hält diese Kohle-Masse<br />
dann zusammen, was sind die<br />
Vorteile? Dazu sagt die Wissenschaft<br />
(Quelle: Wikipedia):<br />
Bild 12: Presse<br />
Die Brikettierung ist ein Verfahren<br />
der Pressagglomeration von Materialien.<br />
Bei der Pressagglomeration<br />
werden aufgeschüttete Partikel<br />
durch Einwirkung äußerer Druckkräfte<br />
verdichtet. Dabei nimmt die<br />
Zahl der Kontaktfl ächen zwischen<br />
den Partikeln zu; durch die Umordnung<br />
der Partikel verringert sich die<br />
Porosität und durch die plastische<br />
Verformung im Kontaktbereich<br />
wird die Haftung stark erhöht. Infolge<br />
der dabei auftretenden hohen<br />
Reibungskräfte können örtlich<br />
Versinterungsvorgänge auftreten.<br />
Mit der Brikettierung wird folglich<br />
einerseits das Volumen der zu<br />
brikettierenden Partikel erheblich<br />
reduziert, andererseits erhält das<br />
Material durch die Zusammenballung<br />
Eigenschaften, die denen von<br />
vergleichbarem massiven Material<br />
gleichkommen. Vorteile gegenüber<br />
dem Ursprungsmaterial liegen bei<br />
brikettierten Brennstoffen vor allem<br />
in der hohen Energiedichte, der<br />
damit verbundenen Brennstoffho-<br />
68 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
mogenität sowie den verbesserten Dosiermöglichkeiten.<br />
Mit der Agglomeration sind zudem logistische Vorteile,<br />
wie verbesserte Lagerstabilität und Handhabbarkeit sowie<br />
geringere Staubentwicklung bei Umschlagprozessen<br />
verbunden. Der Hauptnachteil sind die entstehenden hohen<br />
Kosten für die Brikettierung, die aber insbesondere<br />
bei den Brennstoffen durch die hohe Nachfrage und die<br />
hohen Erdöl- und Erdgaspreise ausgeglichen werden.<br />
Abhängig von der Drehzahl entstehen 1 bis 2 Briketts<br />
pro Sekunde, der <strong>Dampf</strong>zylinder besitzt einen Grundund<br />
einen Expansionsschieber und leistet etwa 80 PS.<br />
Mehrstrangpressen sind entsprechend stärker ausgelegt.<br />
Die Maschinen arbeiten im Gegendruckbetrieb, am<br />
<strong>Dampf</strong>austritt beträgt der <strong>Dampf</strong>druck noch 3,5 bar. Auch<br />
<strong>Dampf</strong>antriebe mit Ventilsteuerung wurden eingesetzt<br />
(Bild 13). Mit dem Abdampf der Pressen werden die Trockner<br />
beheizt, was die Ausnutzung der Energie des <strong>Dampf</strong>es<br />
aus dem Kesselhaus deutlich verbessert. Der Wirkungsgrad<br />
dieser Art Kraft-Wärme-Kopplung liegt bei rund 85<br />
Prozent, auch heute kein schlechter Wert. Der Presskanal<br />
heizt sich im Betrieb auf und muss gekühlt<br />
werden. Bei langsam eingestellter<br />
Geschwindigkeit (1 U/sec) entstehen<br />
3600 Briketts pro Stunde. Kohle reibt auf<br />
Stahl, der Stahl verschleißt. Normalerweise<br />
hält ein Presskanal 3 Tage, dann<br />
müssen die abgenutzten Führungsteile<br />
in möglichst kurzer Zeit ausgewechselt<br />
werden. Dies bedeutet zwei Stunden<br />
schwerste Schufterei, Presskopf<br />
auf, Wechsel zentnerschwerer Teile,<br />
Presskopf zu, weiter geht’s (Bild 14).<br />
Kohle ist nicht gleich Kohle. Sie enthält<br />
auch Asche, Ton und Sand. Ist viel Sand<br />
dabei, wird der Presskanal schon nach<br />
einigen Stunden Betrieb wieder unbrauchbar<br />
und muss erneuert werden.<br />
Da kommt Freude auf beim Personal …<br />
Zum Start einer Presse wird ein Formstück<br />
aus Hartholz in den Kanal gelegt,<br />
welches dann arg gequetscht mit dem neuen Brikett wieder<br />
zum Vorschein kommt. Die Brikettpressen der LOU-<br />
ISE wurden von der Zemag, der „Zeitzer Eisengießereiund<br />
Maschinenbau-Aktiengesellschaft“, hergestellt. Die<br />
Zemag war jahrzehntelang führend in Brikettpressenbau.<br />
In Deutschland produzierten u. a. auch die Firma Wolf,<br />
Magdeburg-Buckau und die Mitteldeutschen Stahlwerke<br />
Lauchhammer Kohlepressen. Die letzte neue Brikettpresse<br />
bekam die BF LOUISE einhundert <strong>Jahre</strong> nach der ersten<br />
in den 1980er <strong>Jahre</strong>n spendiert. Obwohl Erdöl damals<br />
relativ billig war, wollte die Ostberliner Politik Dollar sparen,<br />
weg vom Öl, zurück zu heimischen Rohstoffen, egal<br />
was es kostet. „Energieträgerumstellung“ hieß das Ganze.<br />
LOUISE hatte 1882 mit „15.000 Zentnern“ Brikett begonnen,<br />
Produktionsrekord waren <strong>20</strong>0.000 Tonnen in einem<br />
Jahr, beim Einsatz von 8 Pressen. Das war nicht schlecht<br />
für eine kleine Fabrik, aber es war nicht viel im Industrievergleich.<br />
Schon nach 1900, aber verstärkt in den 1950er<br />
und 1960er <strong>Jahre</strong>n wurden ganz andere Brikettfabriken in<br />
Betrieb genommen, oder sie wurden erweitert. So arbeiteten<br />
in der BF „Braunsbedra“ im Geiseltal bei Mücheln<br />
gleichzeitig 35! Pressen mit 68 Strängen. Etwa 4 Mio t<br />
Braunkohle wurden allein hier im Jahr 1961 zu 1,6 Mio t<br />
Brikett gepresst. Im Geiseltal gab es 8 Brikettfabriken mit<br />
insgesamt 144 Pressen! Sie sind alle stillgelegt bzw. von<br />
der Bildfl äche verschwunden. In und um LOUISE fi nden<br />
in der Gegenwart Führungen, <strong>Dampf</strong>tage für Besucher,<br />
Informations- und Lernveranstaltungen für Schulklassen<br />
und viele andere Aktionen statt. Von April bis Oktober ist<br />
täglich geöffnet. Im Internet sind unter: brikettfabrik-louise.<br />
de spezielle Veranstaltungstermine zu fi nden.<br />
Bild 13: <strong>Dampf</strong>zylinder<br />
mit Ventilsteuerung<br />
Teil 2 im nächsten Heft<br />
Bild 14: Verschraubung am Presskopf, nichts für Uhrmacher<br />
Quellenverzeichnis, Bildnachweis:<br />
Abbildung: 1, 4 bis 14, Skizze Presse: R. Hoffmann<br />
Abbildung 2: WIKIPEDIA<br />
Abbildung 3: Brikettfabrik LOUISE, mit freundlicher Genehmigung<br />
Flyer: LOUISE älteste Brikettfabrik Europas<br />
Heft Kohlebrikettierung WIKIPEDIA:<br />
http://de.wikipedia.org/licenses/by-sa/3.0<br />
K.Schwister, Hans Hartmann, Janet Witt: Brikettierung<br />
J. Thomas: Agglomeration<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 69
<strong>Dampf</strong><br />
Einblick in die Kurve. Der Abstand<br />
der beiden Wagen reicht aus, damit<br />
sich 2 LGB Fahrzeuge nicht streifen.<br />
Hier sind es 11 mm von einem<br />
Dachrand zum anderen.<br />
Bau und Betrieb<br />
meiner Spur 1 Anlage<br />
Fritz Aeberli<br />
Den Bau meiner ersten Anlage begann ich in den<br />
1980er <strong>Jahre</strong>n. Als Raum stand mir ein kleines<br />
Zimmer unserer 4-Zimmer-Wohnung zur Verfügung.<br />
Zum Bau der Anlage verwendete ich verschiedene<br />
Hölzer. Die Fahrbahnen entstanden aus Spanplatten, die<br />
Stützen aus Tannenholz, sogenannter gehobelter Dachlatten.<br />
Die Spanplatten wurden mit Hartgrund lackiert<br />
und dann mit Klarlack lackiert. Die Dachlatten wurden<br />
ebenfalls so behandelt. Die Dachlatten wurden zu einem<br />
U mit einer Querlatte verstärkt, und mittels zweier Vierkant-Leisten<br />
wurde das „Böckli“<br />
(oder der Ständer) unter dem<br />
Brett eingeklemmt. Für die Füße<br />
der Stützen baute ich zwei Ausgleichstücke<br />
an, die einen <strong>20</strong> cm<br />
langen Schlitz haben, mit denen<br />
eine Anpassung an den Boden<br />
möglich ist. Mit Flügelmuttern<br />
und sogenannten Schlossschrauben<br />
wurde die Höhe eingestellt.<br />
Am Ende der Fahrbahn<br />
habe ich eine kleine Latte <strong>20</strong> x<br />
<strong>20</strong> mm aufgeschraubt, die im<br />
nächsten Brett in einem U eingehängt<br />
wurde. Mittels eines Flacheisens<br />
wurden die beiden Bretter<br />
oben zusammengehalten. Dank<br />
Die linke Kurve mit den Stützen darunter<br />
dieser Maßnahme waren die beiden Bretter auf der gleichen<br />
Höhe. Als Schienen verwendete ich diejenigen von<br />
LEBU, einem <strong>Schweiz</strong>er Hersteller, der mich auch zur<br />
ersten Ausstellung im Verkehrshaus der <strong>Schweiz</strong> (VHS)<br />
gesponsert hatte. Dieses Schienenmaterial wurde in einer<br />
Behinderten-Werkstatt in Zürich hergestellt. Ich wählte<br />
bewusst dieses Schienenprofil (kompatibel mit LGB), da<br />
man ja nie weiß, was auf dem Transport alles geschehen<br />
kann. Zudem half es noch mit, die Fahrbahnen zu verstärken.<br />
Bei dieser Ausstellung konnte ich erst auf einem der<br />
70 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
drei vorgesehenen Ovale fahren. Das vierte Gleis sollte<br />
als Abstellgleis für die Wagen dienen. Bis zur nächsten<br />
Teilnahme an den Modellbautagen im VHS hatte ich dann<br />
die Anlage ausgebaut. In der Zwischenzeit meldete ich<br />
mich noch an weiteren Ausstellungen zum Vorführen der<br />
Anlage sowie dem Zeigen der Spur 1 <strong>Dampf</strong>lokomotiven<br />
an. Dadurch lernte ich wieder neue Kollegen kennen, die<br />
das gleiche Hobby haben wie ich. Allerdings hatten sie<br />
keine Fahrgelegenheit. So kam es, dass auf der Anlage<br />
ein immer größer werdender Fahrbetrieb gemacht werden<br />
konnte. Damit die neuen Kollegen auch auf der Anlage<br />
fahren konnten, mussten sie mir beim Umzug der Anlage<br />
helfen. Dazu gehört es, das Material aus dem Keller<br />
zu holen und auf einer Palette mit Rädern zu verladen.<br />
Anderntags wurde das ganze Material mit einem Mietfahrzeug<br />
mit Hebebühne zum Ausstellungsort transportiert<br />
und dort aufgebaut. Der Abbau und Rücktransport sowie<br />
auch das Versorgen im Keller, gehörte auch wieder dazu.<br />
Nach einer weiteren Ausstellung im VHS wurde meine Anlage<br />
teilweise stark beschädigt. Es folgte eine lange Wartezeit,<br />
bis ich die Schadensregelung in Händen hielt. Das<br />
Problem bestand darin, dass der Schaden durch die SBB<br />
(<strong>Schweiz</strong>erische Bundesbahnen) verursacht wurde. Die<br />
SBB ist für das Verschieben der Lokomotiven in der Schienenhalle<br />
verantwortlich. Nachdem für mich klar war, wie<br />
es mit dem finanziellen Teil aussieht, konnte oder musste<br />
ich entscheiden, einen Neubau der Anlage ins Auge zu<br />
fassen. Ein Kollege, der eine Schreinerei besaß, machte<br />
mir ein kollegiales Angebot für den Neubau der Anlage.<br />
Der Start zum Neubau<br />
Wie heißt es doch so schön: Durch Schaden wird man<br />
klug! So empfahl mir der Schreiner, 16 mm dickes Sperrholz,<br />
das wasserfest verleimt ist. Dazu fertigte er mir „Leitplanken“<br />
aus 4 mm dickem Birkensperrholz an. Wie bei<br />
der alten Anlage dienen diese „Leitplanken“ dazu, das Abstürzen<br />
von Fahrzeugen zu verhindern. Wie bei der ersten<br />
Anlage wollte ich die Abmessungen beibehalten:<br />
Breite:<br />
8 m<br />
Länge:<br />
15 m<br />
Parallel Gleisabstand: 130 mm Strecke,<br />
im Bahnhof 140 mm<br />
Die Tragkraft sollte 60 kg pro Meter sein.<br />
Des Weiteren müssen die gebogenen Bretter nur halb so<br />
lang sein wie bei der ersten Anlage. Ein leichterer Transport<br />
sollte so erfolgen. Damit ich wusste, welche Abmessungen<br />
die Hölzer haben müssen, die ich zur Verstärkung<br />
der Anlage brauchte (Tragkraft), hat mir ein anderer Kollege<br />
die Abmessungen der Hölzer berechnet. Dem Schreiner<br />
gab ich dann die Abmessungen bekannt, damit er mir<br />
den Holzzuschnitt erledigen konnte. Der Schreiner teilte<br />
mir mit, dass ich die Bretter abholen könne, die Verstärkungsleisten<br />
erst etwas später. Die Bretter wurden in der<br />
ganzen Wohnung, unter geeigneten Möbelstücken verstaut.<br />
Schlafzimmer inbegriffen. Überall roch es dann fein<br />
nach dem Sperrholz. Mit einem Farbenhersteller besprach<br />
ich dann den Farbaufbau. Es war gerade die Zeit, wo die<br />
wasserlöslichen Farben aufkamen. Der Berater empfahl<br />
mir Kunstharz-Farben zu verwenden, da diese beständiger<br />
sind als die wasserlöslichen. Die Anlage muss mit<br />
in Brennspiritus getränkten Lappen gereinigt werden.<br />
Also kaufte ich die entsprechenden Farben ein. Je 5 kg<br />
Porenfüller, 5 kg Grundierfarbe und 5 kg Farbe (Steingrau).<br />
Dank dem vorangegangenen Farbaufbau reichten<br />
die 5 kg Farbe. Nach dem Absaugen der Bretter mit<br />
einem Staubsauger, damit diese staubfrei sind, konnten<br />
mit dem Porenfüller die Lackierungsarbeiten begonnen<br />
werden. Alle Bretter wurden zweimal mit dem Porenfüller<br />
bearbeitet. Im Anschluss wurden alle Bretter zweimal mit<br />
Holzgrundierfarbe eingelassen. Zuletzt konnte noch der<br />
Deckanstrich (Steingrau) aufgetragen werden. Als Letztes<br />
wurden die „Leitplanken“ mit Hartgrund und anschließend<br />
mit Klarlack eingelassen, bevor sie mit den Bogenbrettern<br />
verleimt und mit Senkholzschrauben befestigt wurden. Bis<br />
auf eines (wegen des Aufstelles der Anlage) der Kurvenbretter<br />
wurde bei allen Brettern auf der einen Seite ein<br />
Flach-Alu-Profil auf einer Holzleiste aufgeschraubt. Auf<br />
diesem Flach-Alu lag dann das nachfolgende Brett auf. An<br />
einer der beiden Stirnseiten bohrte ich zwei Löcher durch<br />
das Brett und befestigte darin zwei Einschlagmuttern mit<br />
einem M6-Innengewinde. Passend bohrte ich in die Aluprofile<br />
auch zwei Löcher, durch die mit einer Sechskant-<br />
Schraube beide Bretter zusammengeschraubt werden.<br />
Aufbau der Schienen<br />
Die Geleise wurden möglichst nach NEM-Norm aufgebaut,<br />
vor allem was die Gleisabstände betraf. So können<br />
Einfahrt zu den Abstellgleisen<br />
und Anheizstellen<br />
Unsere Werkbank<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 71
Die Gerade mit den beiden Abstellgleisen<br />
und den beiden Anheizstellen<br />
Blick auf die Gleisverbindungen im Bahnhof<br />
auch LGB Fahrzeuge auf der Anlage verkehren. Dies hat<br />
sich sehr gut bewährt. Mir war klar, dass das vorhandene<br />
Schienenmaterial von der ersten Anlage nicht mehr ausreicht.<br />
Also bestellte ich die notwendigen Schienenprofile<br />
und die dazugehörende Anzahl Schwellen, Schienenverbinder<br />
und Schienenstühlchen. Die Schwellen wurden<br />
mir roh, aber gebohrt geliefert. Ich musste sie noch mit<br />
einer Holzschutzfarbe (z. B. Bondex) imprägnieren. Da ich<br />
auf das Austrocknen der Farbe warten musste, drückte<br />
ich während dem abendlichen Fernsehen die Schienenstühlchen<br />
in die Schwellen. Waren die Bretter trocken,<br />
so begann ich mit der Montage der Schienen. Damit<br />
die Schienen den gleichen Radius wie die „Leitplanke“<br />
bekamen, fertigte ich mir Distanzstücke an, die ich zwischen<br />
Schwellenkante und „Leitplanke“ legte. So wurde<br />
das äußerste Gleis verlegt und an den Enden abgesägt.<br />
Nachfolgend kamen die anderen zwei Geleise dazu.<br />
Auch hier verwendete ich wieder ein Distanzstück, damit<br />
die Radien gleich wurden, wie beim äußeren Gleis. Die<br />
drei äußeren Gleise wurden mit einer gut biegbaren<br />
Leiste 2 x 2 mm unterlegt. Durch diese Maßnahme erreichte<br />
ich eine Überhöhung von 2 mm, was dazu führt,<br />
dass die Kurven mit einer hohen Geschwindigkeit durchfahren<br />
werden können, ohne dass die Züge aus den<br />
Schienen kippten (Fliehkraft). Mit den Abschnitten der 6<br />
m langen Schienenprofile baute ich den innersten Kreis<br />
auf. Dieser war eigentlich nur zum Abstellen<br />
der nicht im Einsatz stehenden Wagen und<br />
Lokomotiven vorgesehen. Heute dient auch<br />
dieser Kreis als Fahrweg für unsere Züge.<br />
Die Weichen entstanden bis auf wenige Ausnahmen<br />
im Eigenbau. Damit möglichst viele<br />
verschiedene Fabrikate von <strong>Dampf</strong>loks und<br />
Wagen über die Weichen der Hauptstrecken<br />
fahren können, kaufte ich später sogenannte<br />
Gleisverbindungen. Diese Weichen verfügen<br />
über ein bewegliches Herzstück. Damit sind<br />
Probleme mit den unterschiedlichen Spurweiten und Abmessungen<br />
der Laufflächen von Rädern ausgemerzt.<br />
Der lange Weg zu einem<br />
geeigneten Lokal<br />
Ich war froh, dass ich jedes Mal, anlässlich einer Ausstellung<br />
wieder neue Leute kennenlernte. So kam es denn<br />
auch, dass ich jemanden traf, der gute Verbindungen zu<br />
einem Liegenschaften-Verwalter hatte. Er nahm mit ihm<br />
Kontakt auf und klärte die Möglichkeiten für die Aufstellung<br />
und den Betrieb meiner Anlage ab. Ungefähr ein Jahr<br />
mussten wir warten, bis wir das o. k. bekamen. Es ist nicht<br />
einfach, etwas zu finden, wo wir doch mit Gas, Brennspiritus<br />
und teilweise mit Kohle unsere Lokomotiven betreiben.<br />
Nach etwa einem Jahr bekamen wir einen Raum in der<br />
alten Fabrik, in welcher der Kollege gearbeitet hatte. Der<br />
Raum hat eine Größe von 2<strong>20</strong> m² Fläche. Wir bekamen einen<br />
befristeten Mietvertrag. Bevor wir mit dem Aufstellen<br />
der Anlage beginnen konnten, musste ein großer Haufen<br />
Brennholz weggeräumt werden. Die Beleuchtung wurde<br />
durch unseren Elektriker und weitere Helfer den Gegebenheiten<br />
angepasst. Den befristeten Vertrag erhielten<br />
wir nur, weil der Gebäudekomplex zu neuem Wohnraum<br />
(LOFTS) umgebaut wird. Wir alle waren froh und glücklich<br />
über diese Lösung, wenn auch das Ende bald in Sicht war.<br />
Ein Blick in unsere Küche. Die Uhr „Nächste Vorführung“<br />
wurde an Ausstellungen aufgestellt, damit<br />
die Zuschauer wussten, wann die nächste Vorführung<br />
stattfindet. Diese Uhr wurde nur gebraucht,<br />
wenn meine Frau und ich alleine waren, zum Beispiel<br />
bei einer Mittagspause.<br />
72 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
Doch ein wundersamer Zufall verhalf uns dazu, dass alles<br />
in eine andere Richtung ging. Heute sieht es so aus, dass<br />
wir sicher bis <strong>20</strong>17 in diesem Raum verbleiben dürfen.<br />
Fahrzeuge<br />
Es können alle Lokomotiven gefahren werden, die ab<br />
einem Radius von 2 m eingesetzt werden können. Unsere<br />
Lokomotiven stammen von ASTER, Regner und Mamod.<br />
Die Personen- und Güterwagen sind von verschiedenen<br />
Herstellern. Vorwiegend von Märklin, ausgestattet mit<br />
der Märklin Original Kupplung und einige mit der Märklin<br />
Schraubenkupplung.<br />
Unsere Aktivitäten<br />
Wir treffen uns jeden ersten Samstag im Monat in unserem<br />
Lokal. Fachsimpeln und das Fahren lassen unserer Züge<br />
gehören mit dazu. Unsere Frauen sorgen für das leibliche<br />
Wohl (Kaffee und Kuchen). Natürlich gibt es auch Tee,<br />
Bier und Wein. Etwas später wird der Gas-Grill in Betrieb<br />
genommen und es werden unsere Grillladen zubereitet<br />
und gegessen. Dazu gibt es Mineralwasser, Wein oder<br />
Bier. Es bringt jeder selber seine Getränke und Grillladen<br />
mit. Einmal im Jahr gibt es für alle, die wollen, Fondue.<br />
Mitglied werden<br />
Neue Mitglieder sind stets willkommen. Sie müssen einfach<br />
mit dem zufrieden sein, was vorhanden ist. Dies<br />
betrifft vor allem das Gleismaterial. Nietenzähler und<br />
Besserwisser sind bei uns fehl am Platz. Auch müssen<br />
sie wissen, dass wir nicht ewig bleiben können. Gegen<br />
ein Schlüsselpfand, das bei Austritt oder Kündigung des<br />
Raumes zurückbezahlt wird, bekommt das Mitglied einen<br />
Schlüssel. Wer einen Schlüssel hat, der kann rund um die<br />
Uhr den Raum benutzen, auch an Sonn- und Feiertagen.<br />
Wir sind kein Verein, sondern eine „Lose Vereinigung“ Als<br />
Statuten kennen wir unsere „Spielregeln“, die einzuhalten<br />
sind. Es wird ein Fahrtenbuch geführt, in dem einzutragen<br />
ist, wer im Raum war und wenn etwas nicht mehr in Ordnung<br />
ist. Weiter müssen sie sich an den Mietzinskosten<br />
beteiligen. Gastfahrer sind auch jederzeit willkommen. Sie<br />
bezahlen einen Kostenbeitrag. Wenn sich jemand für einen<br />
Besuch an unserem Stammtisch interessiert, so darf<br />
er sich bei mir melden:<br />
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Informationen und Gedanken zum Bau und<br />
Betrieb von <strong>Dampf</strong>maschinen, <strong>Dampf</strong>schiffen<br />
und Eisenbahnen von Prof. Bernoulli<br />
Christoph Bernoulli war Professor an der<br />
Universität Basel und verfasste mehrere Bücher<br />
über <strong>Dampf</strong>maschinen, Mühlen usw.<br />
Informationen zur Anzahl der<br />
<strong>Dampf</strong>maschinen, Lokomotiven<br />
und <strong>Dampf</strong>schiffe in Frankreich<br />
um 1843<br />
1854 gegeben von Prof. Bernoulli,<br />
gesammelt von C.S.<br />
1843 betrug die Anzahl der <strong>Dampf</strong>maschinen<br />
in Frankreich (mit Lokom.) 3369 mit<br />
4560 Kesseln, und die der <strong>Dampf</strong>schiffe<br />
242 mit 394 Kesseln.<br />
aus: Bernoulli, <strong>Dampf</strong>maschinenlehre<br />
Stuttgart und Tübingen 1854<br />
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Redaktionsschluss<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> <strong>Heißluft</strong><br />
01/14 15.11.<strong>20</strong>13<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 73
Historie<br />
Eine sicherlich begehrte<br />
Urkunde – die Patenturkunde<br />
vom Sommer<br />
1897. (Repro aus Nachlass<br />
von Franz Lang,<br />
heute Deutsches Museum<br />
München)<br />
Da@<br />
Kai@erliche<br />
Patent ...<br />
... das auf die Dauer<br />
so nicht<br />
funktioniert hätte!<br />
Siegfried Baum<br />
Als das Patent erteilt wurde, war der Antragsteller<br />
Franz Xaver Lang gerade 24 <strong>Jahre</strong> alt. Er<br />
hatte im gleichen Jahr seine bisherige Stelle<br />
als Schlosser beim <strong>Dampf</strong>maschinenbauer Conzelmann<br />
in Nürnberg aufgegeben und war zur Nürnberger Maschinenbau<br />
AG gewechselt, die sich kurz darauf mit der<br />
Augsburger Maschinenfabrik zusammenschloss, woraus<br />
bekanntlich die MAN wurde. Deren Monteure hatten die<br />
Idee des Rudolf Diesel, nämlich den „Selbstzünder“,<br />
zum Laufen gebracht.<br />
Und um was ging es in dem Patent, welchem das Kaiserliche<br />
Patentamt ab 29. Juni 1897 seinen Segen erteilt<br />
hatte?<br />
Franz Lang – also ohne den Zweitnamen „Xaver“ – hatte<br />
zusammen mit einem Kollegen namens Friedrich Wedel<br />
eine Vorrichtung patentieren lassen, in der auf rein mechanische<br />
Weise das aus dem Abdampf einer <strong>Dampf</strong>maschine<br />
gewonnene Kondensat „vollautomatisch“ als<br />
rückstandsfreies Kesselspeisewasser in den Kessel zurückgepumpt<br />
werden konnte. Die Beschreibung in der<br />
Patentschrift ist so knapp gehalten, dass wir diesen nun<br />
immerhin 115 <strong>Jahre</strong> alten Text unseren Lesern so nicht<br />
zumuten wollen, sondern versuchen, die nebenstehende<br />
Skizze mit unseren Worten zu erklären:<br />
Links im Bild sind der Kessel und rechts davon (auf einem<br />
Sockel) die <strong>Dampf</strong>maschine dargestellt. Der Abdampf<br />
gelangt über das Rohr „a“ in den ganz rechts gezeichneten<br />
Kondensator „b“. Nun beginnt die Sache spannend<br />
zu werden: Am Boden des kreisrunden Kondensators ist<br />
das Abflussrohr „c“ angeflanscht, das neben dem Sockel<br />
über eine drehbare Rohrverbindung „d“ zu einem Sammelbehälter<br />
„f“ führt. Rohr und Sammelbehälter werden<br />
von einer Feder „g“ gehalten.<br />
Die Zeichnung lässt die „nach unten bewegliche Klappnase<br />
„h“ nur schwer erkennen. Die „Klappnase“ liegt auf<br />
dem rechtwinkligen Gewichtshebel „k“ auf. Da die Feder<br />
und der Winkelhebel nur den leeren Behälter in der<br />
Waagerechten halten können, aber mit dem Füllen durch<br />
das Kondensat der Behälter „f“ so schwer wird, dass der<br />
Behälter „f“ (punktiert gezeichnet) in Schräglage gerät,<br />
wird über die Stange „m“ der Ausrückhebel „n“ seitwärts<br />
verschoben. Der Treibriemen wandert von der „Leerlaufscheibe“<br />
auf die „Arbeitsscheibe“, wodurch über Kurbel<br />
und Pleuelstange die Pumpe „o“ in Bewegung gesetzt<br />
wird, die nun das Kondensat aus dem schrägliegenden<br />
Behälter „f“ über die Leitung „r“ in den Kessel pumpt.<br />
Mit der Entleerung des Behälters und dessen Gewichtsabnahme<br />
kann die Feder diesen wieder in die Waagerechte<br />
ziehen. Die nach unten bewegliche Nase“ „h“ kann<br />
den Winkelhebel überstreichen und liegt bis zur nächsten<br />
Füllung dort wieder auf. Vielleicht macht es Ihnen Spaß,<br />
verehrte Leser, den Vorgang mitttels Zeichnung und Text<br />
zu verfolgen. Die Mechanik war durchdacht und müsste<br />
„vollautomatisch“ funktioniert haben.<br />
74 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
Schemaskizze als Anlage zur Patentschrift von 1897 (Aus der digitalen Sammlung des Deutschen Patentamts)<br />
Wenn eingangs geschrieben wird, dass das System<br />
auf Dauer nicht funktioniert haben dürfte, klingt das angesichts<br />
eines „Kaiserlichen Patents“ vielleicht etwas<br />
provokativ. Aber, gute Kenner der <strong>Dampf</strong>szene werden<br />
die beiden Schwachstellen des Systems längst gefunden<br />
haben:<br />
Weder Text noch Zeichnung lassen erkennen, wie das Problem<br />
Abdampf-Entölung und Kühlung des Konden sators<br />
gelöst werden sollten. Wir kennen es von den <strong>Dampf</strong>lokomotiven.<br />
Das bekannteste Beispiel hierfür waren sicherlich<br />
die Kriegslokomotiven der Baureihe 52 condens, bei<br />
denen zur Wasserersparnis der Maschinenabdampf rückgekühlt<br />
und das entölte Kondensat in den Kessel zurückgespeist<br />
wurde. Und was war optisch das Besondere der<br />
Kondens-Tender? Die riesigen horizontalen Lüfter und die<br />
seitlichen Kühllamellen, welche trotz hoher Außentemperaturen<br />
gewährleisten sollten, dass für die Kondensation<br />
die nötige „Kühle“ vorhanden war. Und solches vermissen<br />
wir neben der Entölung bei diesem Patent!<br />
Noch ein paar Worte zum Erfinder Franz Lang. Er stammte<br />
aus dem oberbayerischen Altomünster, dem Land des<br />
Ludwig Thoma, dessen Localbahn wohl als volkstümliches<br />
Theater bayernweit bekannt und neben vielen anderen<br />
auch verfilmt wurde.<br />
Wie eingangs schon erwähnt, kam Franz Lang 1898 zur<br />
MAN. Zeitiger als viele Ingenieure erkannte Lang bereits<br />
als Monteur und ab 1904 als junger Werkmeister, dass die<br />
bis dahin praktizierte Treibstoffeinspritzung am neuen Diesel-Motor<br />
mittels Druckluft aus Flaschen nicht das „Gelbe<br />
vom Ei“ war. Sein Tüfteln hatte Erfolg und wir können in<br />
Lang den Erfinder der Dieseleinspritzpumpe sehen. Weil<br />
Lang auf dem normalen Instanzenweg der damals schon<br />
recht stattlichen Firma zu wenig Gehör fand, versuchte er<br />
auf dem kürzeren (direkten) Weg die „Oberen“ von seiner<br />
Erkenntnis zu überzeugen, was den „übergangenen“<br />
Chargen gar nicht gefiel und Lang schlussendlich 1922<br />
die MAN verlassen musste.<br />
Lang machte sich mit ein paar Geldgebern selbständig<br />
und geriet über ein Brüder-Trio (heute würde man diese<br />
als „Investoren“ bezeichnen) an den berühmten Robert<br />
Bosch. Im Gegensatz zu den MAN-Oberen erkannte<br />
Bosch die Pfiffigkeit und Bedeutung der Ideen von<br />
Lang. Um die begehrten Patente voll nutzen zu können,<br />
ließ sich Robert Bosch auf das anfängliche Angebot einer<br />
Beteiligung an der Südd. Motorengesellschaft erst<br />
gar nicht ein, sondern seine AG erwarb Langs junge<br />
Firma komplett. Womit man „ganz automatisch“ in den<br />
Besitz aller Lang-Patente kam. Das Unerfreuliche: Als<br />
man wusste, „wie’s funktioniert“, wurde Lang 1927 in<br />
einer Kündigung buchstäblich „der Stuhl vor die Tür gestellt“.<br />
Als Lang ab 1932 mit Henschel in Kassel wieder<br />
eine neue Firma, die Lanova GmbH, auf die Beine stellte,<br />
konnte die Bosch AG verlangen, dass die in Kassel<br />
gebauten Dieselmotoren ausschließlich mit der Bosch-<br />
Dieseleinspritzpumpe ausgestattet werden durften.<br />
Die Technische Hochschule München ehrte Franz Lang<br />
zu dessen 75. Geburtstag mit dem Dr. Ing. hc. Diese<br />
Ehrung sollte ursprünglich schon fünf <strong>Jahre</strong> eher vorgenommen<br />
werden, doch da hatte die MAN vehement Einspruch<br />
erhoben und ihr „Nein“ damit begründet, „dass der<br />
Charakter des Franz Lang für eine solche Ehrung absolut<br />
ungeeignet sei“! Im Geburtsort Altomünster gibt es eine<br />
(unscheinbare) Dr.-Lang-Straße und an seinem Geburtshaus<br />
eine leider sehr versteckt angebrachte Gedenktafel.<br />
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<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 75
statt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp<br />
D<br />
em Einen oder Anderen mag der Begriff Geradführungen<br />
fremd sein, aber wenn man sich im <strong>Dampf</strong>maschinenbau<br />
umschaut, findet man diese Führungen<br />
als Verbindungsglied zwischen Kolben- und Kurbelstange<br />
unter der Bezeichnung Kreuzkopfführung. Betrachtet man<br />
aber die Gesamtheit der Anwendungsfälle aller Geradführungen,<br />
darf man sich nicht auf die Kreuzkopfführungen<br />
von <strong>Dampf</strong>maschinen beschränken. Auch sollte man<br />
unterscheiden zwischen Geradführungen, die klemmen<br />
(müssen) wie z. B. Schraubzwingen und Geradführungen,<br />
die nicht klemmen dürfen wie z. B. Maschinenschlitten<br />
oder Kreuzkopfführungen. Hier stellt sich die Frage: Wann<br />
klemmt es und wann nicht? Rein gefühlsmäßig wird der<br />
Leser sagen, wenn die Führungslänge zu kurz ist, dann<br />
klemmt es. Richtig, aber es bleibt die Frage, wie lang<br />
muss die Führung denn sein, damit es nicht klemmt? Um<br />
diese Frage beantworten zu können,<br />
muss man ein wenig tiefer<br />
in die Mechanik einsteigen. Verantwortlich<br />
für das Klemmen sind<br />
eigentlich zwei Faktoren: Wie wir<br />
bereits festgestellt haben: die<br />
Führungslänge. Die in der Führung<br />
auftretenden Reibungskräfte.<br />
Nun ist das mit der Reibung<br />
so eine Sache. Die hängt nämlich<br />
von der Normalkraft F N , das<br />
ist die Kraft die senkrecht auf die<br />
Führungsflächen wirkt, und dem<br />
Reibungskoeffizienten μ ab. Sie<br />
Abb. 1<br />
Bernhard Rübenach<br />
Geradführungen – Klemmt oder klemmt nicht?<br />
ist aber vollkommen unabhängig von der Größe der Führungslänge<br />
bzw. Führungsfläche. Die Größe Reibkraft F R<br />
wird bestimmt durch die Gleichung:<br />
F<br />
R<br />
F<br />
N<br />
<br />
Der Reibungskoeffizient μ hingegen ist eine materialabhängige<br />
Größe und abhängig von der Werkstoffpaarung<br />
in den Gleitflächen. Beispielhaft sind die Reibungskoeffizienten<br />
verschiedener Werkstoffpaarungen F R<br />
F N<br />
in der folgenden<br />
Tabelle angegeben.<br />
Dass in dieser Tabelle einige Felder keinen Wert enthalten<br />
liegt einzig daran, dass sich diese Werte nicht sicher ermitteln<br />
lassen oder, wie<br />
bei F den<br />
X<br />
0 ; Kunststoffen,<br />
F<br />
Y<br />
0 ; wenig<br />
Msinn-<br />
voll sind (wer schmiert schon ein PTFE-, POM- oder PA-<br />
0<br />
Gleitlager). Außerdem erkennt man, dass in der Tabelle<br />
zwischen Haft- und Gleitreibung unterschieden wird und<br />
F<br />
dass<br />
N1 F<br />
der Haftreibungskoeffizient<br />
N 2<br />
und mit F R<br />
F N<br />
wi<br />
größer als der Gleitreibungskoeffizient<br />
ist. Was hat es damit<br />
auf sich? Wer schon einmal versuchte,<br />
einen Körper gleitend in<br />
I) F N 2<br />
F N 1<br />
0<br />
Bewegung zu setzen, hat sicher<br />
festgestellt, dass es schwerer ist,<br />
II) F die R1 Ruhelage FR<br />
2<br />
FB<br />
zu 0 überwinden, als<br />
in Bewegung zu halten. dDieser<br />
<br />
III) FTatbestand N 1<br />
l2<br />
FR1<br />
spiegelt d FB<br />
sich l1<br />
0<br />
2<br />
in den<br />
<br />
unterschiedlichen Reibungskoeffizienten<br />
wieder. Hier darf eine<br />
Besonderheit aber nicht unerwähnt<br />
bleiben. PTFE (auch<br />
Stellt man diese Formel nach F B um erhalte<br />
unter<br />
76 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13<br />
F<br />
R1 FN1
... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werksta<br />
Abb. 5<br />
Abb. 2<br />
Abb. 3<br />
Abb. 4<br />
dem Markennamen Teflon bekannt) hat in Verbindung mit<br />
Stahl einen identischen Haft- und Gleitreibungswert. Aber<br />
zurück zu den Geradführungen. Solange die zu führende<br />
Kraft keine Normalkraftkomponente erzeugt, erübrigt<br />
sich die Frage, ob es klemmt oder nicht, denn wo keine<br />
Reibungskraft erzeugt wird, kann auch keine Klemmung<br />
stattfinden (Abb. 2).<br />
Sobald aber auch nur der geringste Unterschied zwischen<br />
den beiden Führungsflächen vorliegt, ist es vorbei mit der<br />
normalkraftfreien Führung. Damit haben wir einen weiteren<br />
Schlüssel zur Beantwortung unserer Frage gefunden.<br />
Die Lage der Bewegungskraft ist, neben der Länge<br />
der Führungsfläche und dem Reibungskoeffizient, mit verantwortlich<br />
für Klemmen oder Nichtklemmen. Betrachten<br />
wir die Zusammenhänge einmal am Beispiel einer Zylinderführung<br />
mit außermittig angreifender Kraft (Abb. 3).<br />
Die belastende (bewegende) Kraft F B erzeugt mit dem<br />
Hebelarm I 1 ein Moment. Diesem Moment wirkt ein<br />
gleichgroßes Moment der Normalkräfte FN 1 und FN 2 mit<br />
dem Hebelarm I 2 entgegen. Nun ist aus den Regeln<br />
der Dynamik bekannt, dass immer dann, wenn einer<br />
Kraft keine gleichgroße Gegenkraft gegenübersteht, der<br />
Körper in eine beschleunigte Bewegung übergeht. Eine<br />
klemmende Geradführung ist aber alles andere als ein<br />
Beispiel für eine beschleunigte Bewegung, da bewegt<br />
sich sicher nichts mehr. Es muss also in diesem Fall<br />
ein Gleichgewicht der angreifenden Kräfte und Momente<br />
vorliegen. Mit dieser Erkenntnis sind wir in der Lage,<br />
alle an der Geradführung angreifenden Kräfte und Momente<br />
einzuzeichnen. Neben der belastenden Kraft F B ,<br />
den Normalkräften FN 1 und FN 2 sowie den hieraus resultierenden<br />
Momenten wirken noch zwei Reibungskräfte<br />
F R1 und F R2 an unserer F Geradführung (Abb. 4). Diese<br />
R<br />
F N<br />
<br />
Reibungskräfte sind, wie wir bereits festgestellt haben,<br />
abhängig von der Größe der Normalkräfte und dem Reibungskoeffizient.<br />
F R<br />
F<br />
N<br />
N1 N 2<br />
<br />
Nun kann man den Zusammenhang zwischen Normalkraft<br />
und Reibungskraft auch durch den sogenannten<br />
Reibungswinkel beschreiben. Auch wenn dieser neue Begriff<br />
zunächst etwas verwirrt, F<br />
X<br />
er 0 ; ist ein wunderbares F<br />
Y<br />
0 ; Mittel M 0<br />
ohne großen mathematischen Aufwand unsere Frage zu<br />
beantworten, bedarf jedoch einer kurzen Erklärung. Wenn<br />
auf einer schiefen Ebene mit dem Winkel ρ ein Körper mit<br />
gleichbleibender Geschwindigkeit F F und abwärts mit gleitet, F ent-<br />
F w<br />
spricht der Winkel dieser schiefen Ebene dem Reibungswinkel.<br />
In diesem Fall ist die abwärts gerichtete Kraft F H<br />
gleich der Reibungskraft F R zwischen dem Körper und der<br />
schiefen Ebene (Abb. 5). I) F F 0<br />
N 2 N 1<br />
<br />
R<br />
N<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 77<br />
II) F<br />
R1 FR<br />
2<br />
FB<br />
0<br />
d
statt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp<br />
Abb. 6<br />
Abb. 7<br />
Da F R = F N · µ ist, schließt die Verbindungslinie zwischen<br />
F N und F R ebenfalls den Reibungswinkel ρ ein (Abb. 6),<br />
oder mathematisch korrekt: Der Tangens des Reibungswinkels<br />
entspricht dem Wert μ. Kennen wir also den Reibungskoeffizienten<br />
μ, dann sind wir auch in der Lage, den<br />
Reibungswinkel zeichnerisch darzustellen (Abb. 7). Jetzt<br />
können wir diesen Reibungswinkel in den Angriffspunkten<br />
der Normalkraft einzeichnen. Da jedoch für diesen Einsatzfall<br />
zwei Bewegungsrichtungen möglich sind, muss<br />
auch der Reibungswinkel beidseitig abgetragen werden.<br />
Wie aus Abb. 8 hervorgeht, erzeugen die in den Angriffspunkten<br />
von F N1 und F N2 abgetragenen Reibungswinkel<br />
eine Schnittfläche. Geht nun die Wirkungslinie der belastenden<br />
Kraft F B durch diese Schnittfläche, wird unsere<br />
Führung klemmen (Abb. 9). Damit ist zumindest zeichnerisch<br />
die Frage, wann eine Geradführung klemmt, beantwortet.<br />
Wem diese Erklärung zu simpel ist, dem steht es<br />
offen, die folgende, analytische Betrachtung durchzuarbeiten<br />
und so den zeichnerischen Ansatz durch eine Berechnung<br />
zu F R beweisen. F N<br />
<br />
Kehren wir dafür noch einmal zu dem Punkt, an dem wir<br />
alle angreifenden Kräfte definierten, zurück. Wie bereits<br />
erwähnt, müssen im Fall des Klemmens alle Kräfte und<br />
Momente im F Gleichgewicht stehen und bei einer vorzeichenrichtigen<br />
Addition den Wert null ergeben. Der Ma-<br />
R<br />
F N<br />
<br />
schinenbauer beschreibt diesen Zustand mit einer Summenformel.<br />
F<br />
X<br />
0 ; F<br />
Y<br />
0 ; M 0<br />
Hierbei werden die vertikalen Kräfte in der Summe F Y , die<br />
horizontalen Kräfte in der Summe F X und die Momente in<br />
der Summe M erfasst. Nach oben oder nach rechts gerichtete<br />
Kräfte Ferhalten N1 FN 2 ein und positives, mit nach F R unten F N<br />
oder nach wird F R 1<br />
links F R<br />
gerichtete F N<br />
Kräfte ein negatives Vorzeichen. Bei den<br />
Momenten werden die linksdrehenden mit einem positiven<br />
und die rechtsdrehenden mit einem negativen Vorzeichen<br />
F<br />
versehen. R I)<br />
<br />
F<br />
F<br />
Es N ist N<br />
2<br />
<br />
<br />
F<br />
F leicht N 1<br />
einzusehen, 0<br />
dass die Normalkräfte<br />
F F N1 und F N2 , als Reaktion auf das Belastungsmoment<br />
F X<br />
<br />
R<br />
F N<br />
<br />
R<br />
F N<br />
<br />
M B = F B · lII) 1 , F gleichgroß<br />
R1 FR<br />
2<br />
Fsind. B<br />
0Wenn die Normalkräfte F N1<br />
F Y<br />
0<br />
und F N2 die gleiche Größe haben, müssen auch die Reibungskräfte<br />
F R III) F R1<br />
d <br />
F<br />
N N 1und l<br />
<br />
2<br />
<br />
F R2 R, 1<br />
als d Produkt FB<br />
l1<br />
aus Normalkraft 0 und M 0<br />
F<br />
Reibungskoeffizient R<br />
F<br />
μ, N<br />
<br />
die gleiche Größe 2 haben.<br />
F<br />
X<br />
0 ; F<br />
Y<br />
0 ; M 0<br />
Somit ist:<br />
F N1<br />
Stellt man diese Formel nach F B um erhalten wir: F<br />
= F X N2 und 0 ; mit F Y R = 0F ; N · µ wird M 0F R1 = F R2<br />
F<br />
X<br />
0 ; F<br />
Y<br />
0 ; M 0<br />
Jetzt FN1 stellen FN 2 wir und unsere mit Summenformeln F R<br />
F N<br />
wird auf, wobei FR<br />
1der<br />
FR<br />
2<br />
Drehpunkt zur Bestimmung F<br />
R1 der FNMomente 1<br />
in den Angriffspunkt<br />
der FKräfte F N2 und F R2 gelegt wird.<br />
N1 FN 2<br />
und mit F R<br />
F N<br />
wird FR<br />
1<br />
F<br />
FN1 FN 2<br />
und mit F R<br />
F N<br />
wird<br />
I) F N 2<br />
F N 1<br />
0<br />
F<br />
X<br />
0<br />
d <br />
FN1 l2<br />
FN1<br />
d 2 FN1<br />
l1<br />
0<br />
II) F 0<br />
2<br />
R1 FI) RF 2 N<br />
FB<br />
<br />
F<br />
Y<br />
0<br />
2<br />
F N 1<br />
0<br />
F<br />
X<br />
0<br />
I) F N 2<br />
F<br />
N 1<br />
0<br />
d <br />
F<br />
III) FN 1<br />
l2<br />
FR1<br />
d FB<br />
l1<br />
0 M 0<br />
II) F<br />
R1 FR<br />
2<br />
FB<br />
0 2 <br />
d<br />
F<br />
Y<br />
0<br />
<br />
l2 <br />
II) F<br />
dR<br />
1<br />
<br />
2<br />
F<br />
R2<br />
<br />
<br />
l<br />
FB<br />
1<br />
<br />
0<br />
0<br />
III) 2<br />
d<br />
F<br />
<br />
F<br />
0<br />
Wenn F N1 = N 1<br />
l<br />
N2 damit<br />
2<br />
FRauch 1<br />
d F <br />
und<br />
B<br />
F<br />
l1<br />
<br />
R1 = 2F <br />
R2 ist, dkann auch die M 0<br />
III) FN 1<br />
l2<br />
FR1<br />
d FB<br />
l1<br />
0<br />
Summenformel Stellt man diese II) Formel in F R1 + nach F R1 – FF B B<br />
um = 0 erhalten geändert 2 wir: werden. F<br />
B<br />
2 F M<br />
R1<br />
d<br />
Stellt man Stellt diese l2 man Formel d diese 2 nach Formel l1<br />
2F B<br />
nach um, erhalten 0 wir:<br />
F F F<br />
2<br />
F B um erhalten wir: F<br />
B<br />
Stellt man B diese = 2 · FFormel R1 nach F B um erhalten wir:<br />
R1 <br />
N1<br />
Abb. 8<br />
F R1 hingegen ist: F R1 =<br />
F<br />
F N1 · µ<br />
R1 FN1<br />
<br />
l2 d d 2<br />
F<br />
R 1 <br />
<br />
l<br />
F<br />
1<br />
N0<br />
1<br />
<br />
Somit können wir die Summenformel d des Momentes folgendermaßen<br />
FN1 l2<br />
FN1<br />
<br />
anpassen:<br />
d 2 FN1<br />
l1<br />
0<br />
2 <br />
l2 2 l d <br />
FN1 l2<br />
FN1<br />
1 d 2 FN1<br />
l1<br />
0<br />
2<br />
<br />
d <br />
FN1 l2<br />
FN1<br />
d 2 F<br />
N1<br />
<br />
l1<br />
0<br />
d <br />
l2 d 2 l1<br />
0<br />
2 <br />
Jetzt dividieren wir diese Gleichung durch F N1 und<br />
2<br />
erhalten:<br />
<br />
d <br />
l2 d 2 l1<br />
0<br />
2<br />
d <br />
l2 d 2 <br />
d<br />
l1<br />
0<br />
l2 d 2 l1<br />
2 0 2 <br />
2<br />
oder im Umkehrschluss sicher ermöglic<br />
78 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13<br />
d<br />
l2 d 2 l1<br />
2 0<br />
2 d<br />
l2 d l1<br />
2 0
II) F<br />
R1 FR<br />
2<br />
FB<br />
0<br />
F<br />
Y<br />
0<br />
II) F<br />
R1 FR<br />
2<br />
FB<br />
0 d F<br />
Y<br />
0<br />
III) FN 1<br />
l2<br />
FR1<br />
d FB<br />
l1<br />
0 M 0<br />
d 2<br />
III) FN 1<br />
l2<br />
FR1<br />
d FB<br />
l<br />
<br />
1<br />
<br />
<br />
0 M 0<br />
2 <br />
... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werkstatt-tipp ... werksta<br />
Stellt man diese Formel nach F B um erhalten wir: F<br />
B<br />
2 FR<br />
1<br />
Stellt man diese Formel nach F B um erhalten wir: F<br />
B<br />
2 FR<br />
1<br />
Abb. 9 Abb. 10<br />
F<br />
F<br />
F<br />
1<br />
<br />
F <br />
R1 N<br />
R1 <br />
N1<br />
X<br />
d <br />
FN1 l2<br />
FN1<br />
d 2 FN1<br />
l1<br />
0<br />
d 2<br />
FN1 l2<br />
FN1<br />
d 2 FN1<br />
l<br />
<br />
1<br />
<br />
<br />
0<br />
2 <br />
d <br />
l2 d 2 l1<br />
0<br />
d <br />
l2 d 2 l<br />
2<br />
1<br />
<br />
<br />
0<br />
2 <br />
Multiplizieren wir den Klammerausdruck mit – 2 · µ wird<br />
d<br />
hieraus l2 d 2 l1<br />
2 0<br />
d 2<br />
l2 d 2 l1<br />
2 0<br />
2<br />
geordnet und vereinfacht:<br />
l2 d d 2 l1<br />
0<br />
Und wir erhalten l2 durch d Umstellung d 2 lnach 1<br />
0 I 2 die Führungslänge,<br />
die ein Klemmen sicher verhindert<br />
l2 2 l 1 oder im Umkehrschluss sicher ermöglicht l2 2 l1<br />
.<br />
l2 2 l 1 oder im Umkehrschluss sicher ermöglicht l2 2 l1<br />
.<br />
l 2 ≥ 2 · µ · l 1 oder im Umkehrschluss sicher ermöglicht<br />
l 2 ≥ 2 · µ · l 1 .<br />
Eine wichtige Bemerkung zum Abschluss: Zum Gleiten ist<br />
immer der Gleitreibungs- und zum Klemmen immer der<br />
Haftreibungskoeffizient (siehe Tabelle) einzusetzen.<br />
Zeichnungen: Bernhard Rübenach<br />
Material 1 Material 2 μ Gleitreibung μ Haftreibung<br />
trocken geschmiert trocken geschmiert<br />
Bronze Stahl 0,18 0,07 0,19 0,1<br />
Bronze Bronze 0,2 0,06 0,19 0,11<br />
Bronze Grauguss 0,18 0,08<br />
Stahl Stahl 0,1…0,3 0,02…0,08 0,15…0,3 0,1<br />
Stahl Grauguss 0,17…0,24 0,02…0,05 0,18…0,24 0,1<br />
Stahl PTFE 0,03…0,05<br />
Stahl PA 0,3…0,5<br />
Stahl POM 0,35…0,45<br />
Grauguss Grauguss 0,1 0,16<br />
Anzeigen<br />
Willi Aselmeyer<br />
<strong>Dampf</strong> 41 – <strong>Dampf</strong>schlepper Hein<br />
ISBN 978-3-7883-1640-2<br />
Umfang 136 Seiten, DIN A4<br />
Best.-Nr. 16-<strong>20</strong>11-01<br />
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<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 79
Historie<br />
ÜBER DIE STÄRKE<br />
DER PFERDE<br />
Christian Schwarzer<br />
… und wie sie mit Straßenbau, Kanalbau<br />
und Eisenbahnbau zusammenhängt<br />
„Natürlich ist es 1 PS stark“, würde der aufgeklärte Zeitgenosse<br />
sagen. „Und was ist ein PS?“ Da kommt die Antwort<br />
nicht mehr so schnell: „1 PS ist die Kraft, die 75 kg in<br />
einer Sekunde einen Meter hoch hebt.“ Diese Festlegung<br />
ist schon sehr alt. James Watt hat sie vor ca. <strong>20</strong>0 <strong>Jahre</strong>n<br />
definiert. Was sollte jedoch im<br />
<strong>Jahre</strong> 1830 ein Bauer oder ein<br />
Kutscher damit anfangen. Er<br />
kannte wahrscheinlich nicht<br />
einmal den Begriff Kilogramm<br />
(kg) und da der einfache Bürger<br />
keine Uhr besaß und seinen<br />
Tagesablauf nach dem<br />
Schrei seines Hahnes und<br />
nach dem Schlag der Kirchturmuhr<br />
bestimmte, war ihm<br />
der Begriff der Sekunde auch<br />
unbekannt.<br />
Wie sollte man jedoch festlegen,<br />
wie viele Pferde man<br />
brauchte, um den Wagen mit Ziegelsteinen, der <strong>20</strong> Zentner<br />
wog, von Buxtehude nach Hamburg zu bringen auf<br />
matschigen ungepflasterten Straßen. Oder den Kahn mit<br />
Steinkohle auf dem Rhein von Walsum nach Köln. Und<br />
wie lange würde der Transport brauchen. Bei längeren<br />
80 <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13
Transporten musste im Voraus bestimmt<br />
werden, wo unterwegs ein<br />
Gasthaus für eine Übernachtung zu<br />
finden war. Musste man Futter für<br />
die Pferde mitnehmen oder war es<br />
dort preiswert und in genügender<br />
Menge zu erwerben. Aus all diesen<br />
Fragen entstanden Erfahrungswerte,<br />
die ständig überprüft und im<br />
täglichen Leben den örtlichen Verhältnissen<br />
und den persönlichen<br />
Umständen angepasst wurden.<br />
Ein weiterer Aspekt war der Straßenbau.<br />
Auf einer unbefestigten Straße<br />
quälten sich die Fuhrwerke in langen<br />
Kolonnen durch den Schlamm<br />
und die örtlichen Manufakturen litten<br />
unter den Verzögerungen bei der<br />
Anlieferung von wichtigen Grundstoffen<br />
und beim Versand ihrer fertigen<br />
Waren. Der Landesherr wurde<br />
gedrängt, diese Verhältnisse zu<br />
Leistungen der Pferde<br />
auf verschiedenen Wegen 1845<br />
Ein Pferd zieht Zentner 2<br />
auf einem thonigten Weg oder Lehmgrund 3<br />
auf steinigem Grunde 6<br />
auf einer sandigen, durch die Wagenräder<br />
geebneten Straße 16<br />
auf einer gepflasterten Straße <strong>20</strong><br />
auf sehr gutem Pflaster 28–30<br />
auf einer macadamisierten, vorzüglich gut<br />
erhaltenen und horizontalen Straße 36<br />
auf einer Eisenbahn mit 3 % Ansteigung 22–24<br />
auf einer Eisenbahn mit 2 % Ansteigung 30–32<br />
auf einer Eisenbahn mit 1 % Ansteigung 50<br />
auf einer horizontalen Eisenbahn 140–160<br />
auf einem reißenden Flusse 140–160<br />
auf einem ruhigen Flusse 540–800<br />
auf einem Kanal 1600–1700<br />
Demnach zieht ein Pferd auf einem Kanal 400 mal mehr als<br />
auf einem schlechten Wege und 60 mal mehr als auf der<br />
besten Straße. Soll indessen ein Pferd geschont werden,<br />
so darf seine Leistung auf der besten Straße nie höher<br />
angeschlagen werden, als zu <strong>20</strong> Zentner.<br />
Die Geschwindigkeit, mit welcher sich ein Pferd im schweren<br />
Zug auf der Straße bewegt, kann etwas über eine halbe<br />
geografische Meile 3 in der Stunde betragen. An ein<br />
Kanalboot gespannt, erreicht das Pferd, gleichfalls im<br />
schweren Zug, diese Geschwindigkeit niemals ganz.<br />
verbessern. Die Menge der durchreisenden Wagen war<br />
bekannt und die angestrebte Transportleistung ebenso.<br />
Man brauchte also Richtwerte für die Verbesserung des<br />
Straßenbaues. Sollte die Straße nur einfach ge pflastert,<br />
mit einem sehr guten Pflaster versehen oder sogar<br />
macadamisiert 1 werden?<br />
Aus den Erfahrungen der Fuhrleute und der Straßenbauer<br />
ging nebenstehende Tabelle hervor, die allgemeine Anwendung<br />
fand. Daraus geht hervor, dass vor der Eisenbahn<br />
nur der Transport auf Kanälen wirklich wirtschaftlich<br />
war. Die Folge war, dass besonders in England mit seiner<br />
früh einsetzenden Industrialisierung ein wahrer Boom im<br />
Kanalbau einsetzte. Es schossen zahlreiche Aktiengesellschaften<br />
aus dem Boden und in den <strong>Jahre</strong>n 1724 – 1793<br />
stieg die Länge des Wasserstraßennetzes von 1160 auf<br />
4000 Meilen. Es wurde alles auf dem Wasser transportiert:<br />
Kohle, Bauholz, Roheisen, Korn, Porzellan und es<br />
gab sogar eine Personenbeförderung.<br />
Aber dann kam die Wende. Am 21.02.1804 stellte der<br />
englische Ingenieur Richard Trevithick seine neue Erfindung<br />
vor. Auf einer Strecke von 15,7 km beförderte er mit<br />
seiner Lokomotive „Invicta“ (lat. Unbesiegbar) 10 t Eisen<br />
und 70 Männer mit einer Geschwindigkeit von 3,8 km/h<br />
und läutete damit den Beginn der Eisenbahnära ein und<br />
gleichzeitig das Ende der Kanalgesellschaften.<br />
Und auch für die Pferde brach ein besseres Leben an.<br />
Reproduktionen: Christian Schwarzer<br />
1<br />
Nach ihrem Erfinder McAdam benannter Aufbau eines Straßenpflasters.<br />
Es bestand aus drei Schichten Schotter von unterschiedlicher<br />
Korngröße auf einem gewölbten Untergrund. Seitlich waren Entwässerungsgräben<br />
angebracht. Die Schotterlagen wurden durch<br />
Walzen stark verdichtet. Regenwasser lief durch den Schotter in die<br />
Gräben ab. Dieser Belag war der teuerste, er garantierte aber auch die<br />
größte Haltbarkeit und die schnellste Geschwindigkeit der Fuhrwerke.<br />
2<br />
1 Zentner = 100 Pfund = 50 kg (Deutscher Zollverein 1840)<br />
3<br />
1 geografische Meile = 1/15 Äquatorgrad = 7,4<strong>20</strong>439 km<br />
<strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 4/<strong>20</strong>13 81
<strong>Vorschau</strong><br />
In den nächsten<br />
Ausgaben lesen Sie<br />
unter anderem:<br />
„Marchioness<br />
of Lorne“<br />
Thomas Hillenbrand<br />
IMPRESSUM<br />
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Der Einsatz der <strong>Dampf</strong>zugmaschine<br />
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in der Pfalz im Jahr 1863<br />
Dr. Heinrich Schmidt-Römer<br />
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Das <strong>Journal</strong> <strong>Dampf</strong> & <strong>Heißluft</strong> 1/<strong>20</strong>14 erscheint am 10.01.<strong>20</strong>14<br />
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