gwf Wasser/Abwasser Zwischenerkenntnisse zum Legionellenfall Warstein (Vorschau)
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11/2013<br />
Jahrgang 154<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
ISSN 0016-3651<br />
B 5399
Essen/Germany 11.-13.2.2014<br />
BusinE ss<br />
nEtwork<br />
Herausforderungen für<br />
IHre facHabteIlung –<br />
Verfügen sIe über dIe<br />
nötIge expertIse?<br />
aktuelle rechtsfragen im energierecht<br />
Wie funktioniert die umsetzung der mifId<br />
in der praxis?<br />
aktuelle entwicklungen im portfoliound<br />
risikomanagement<br />
power trading in europe<br />
programm und anmeldung fInden sIe unter<br />
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STANDPUNKT<br />
Industriesoftware zündet die nächste Stufe<br />
der Energieeffizienz<br />
Das Thema Energieeffizienz ist für die <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>-Branche wahrlich nicht neu. Seit<br />
Jahren verfolgen Anlagenbetreiber und Technik-<br />
Ausrüster neue Verfahren, um den Energieverbrauch zu<br />
senken. Stromsparende Komponenten wie energieeffiziente<br />
Pumpen sind mehr als ein Jahrzehnt auf dem<br />
Markt. Längst wissen die Anwender, dass es keine<br />
patentierte Lösung gibt, mit der sich auf Knopfdruck der<br />
Energieverbrauch senken lässt. Vielmehr zeigt sich Energieeffizienz<br />
als komplexes Mosaik unterschiedlicher<br />
Technologien und Maßnahmen, mit denen sich Einsparungen<br />
Schritt für Schritt und Prozent um Prozent er -<br />
arbeiten lassen.<br />
Aus dieser Komplexität der Konzepte, der Wechselwirkung<br />
der unterschiedlichen Lösungen erwächst nun<br />
zunehmend der Bedarf nach einer steuernden Instanz.<br />
Wie kann man einzelne Maßnahmen so koordinieren,<br />
dass sie in Summe den größten Effekt erzielen? Wie lässt<br />
sich auch rein wirtschaftlich betrachtet angesichts der<br />
zahlreichen Optionen die richtige Balance zwischen<br />
Investitionen und realisierten Einsparungen finden?<br />
Antworten darauf bietet immer öfter intelligente Industriesoftware.<br />
Nachdem uns inzwischen ausreichend Rechenkapazität,<br />
Speicher und Netzwerkverbindungen zur Verfügung<br />
stehen, hat die Entwicklung von passgenauen<br />
Software-Anwendungen für die Industrie in den letzten<br />
Jahren einen erheblichen Fortschritt gemacht. Zahlreiche<br />
Industrieanwendungen haben durch den Einsatz von<br />
Software ihre Effizienz und Produktivität signifikant<br />
erhöht. Und auch in unserer Branche wird Industriesoftware<br />
in zunehmendem Maße zur Verbesserung der<br />
Energieeffizienz führen.<br />
Der Beitrag der Software zu mehr Energieeffizienz<br />
lässt sich an den folgenden Beispielen illustrieren: So<br />
haben viele Anlagenbetreiber und Kommunen in den<br />
letzten Jahren bereits ihre Pumpen unter Einsatz energieeffizienter<br />
Antriebe modernisiert. Dennoch sind<br />
nicht alle Einsparpotenziale ausgeschöpft, denn nicht<br />
immer wurden die Prozesse hinreichend optimiert. Oftmals<br />
sind die stromsparenden Pumpen nicht aufeinander<br />
abgestimmt, zuweilen arbeiten Pumpen sogar<br />
aufgrund fehlender Prozesstransparenz gegeneinander.<br />
Spezialisierte Software-Anwendungen hingegen schaffen<br />
die nötige Transparenz und können im Sekundentakt<br />
das Zusammenspiel sämtlicher Pumpen auf ein<br />
Optimum hin koordinieren – und so den Energieverbrauch<br />
deutlich senken.<br />
Ein weiteres Beispiel ist die Steuerung von Entsalzungsanlagen<br />
per Software. Die Umkehrosmose benötigt<br />
hohe Drücke von 40 bis 80 bar, was immense Energiemengen<br />
verschlingt. Ähnlich wie bei der Rückgewinnung<br />
von Bremsenergie können moderne Antriebe<br />
und Umrichter den Druckabbau in elektrische Energie<br />
umwandeln und in die Anlage zurückspeisen. Die intelligente<br />
Synchronisation der unterschiedlichen Einheiten<br />
einer Anlage per Software ermöglicht wesentliche Energieeinsparungen.<br />
Auch Modellierungsalgorithmen finden in unserer<br />
Branche mehr und mehr Beachtung. Viele Trinkwasserund<br />
<strong>Abwasser</strong>netze haben eine Komplexität und Dynamik,<br />
die sich nur bedingt mit klassischen Methoden<br />
erfassen lässt. Hier kann Software helfen, Modellierungen<br />
der Netze zu erstellen, um etwa Leckagen zu er -<br />
kennen oder die <strong>Abwasser</strong>ströme zu optimieren.<br />
Aber nicht nur im Anlagen-Betrieb ist Software ein<br />
mächtiger Hebel für mehr Effizienz: Mit integrierten<br />
Anwendungen für Anlagendesign und -engineering<br />
können Ingenieure bereits vor der Inbetriebnahme Prozesse<br />
virtuell modellieren, durchrechnen und optimieren.<br />
Der Effizienz-Gewinn ist hierbei zweifach: Ein besseres<br />
Anlagen-Design bringt <strong>zum</strong> einen eine optimale<br />
Anlagenkonfiguration von Anfang an. Zum anderen<br />
benötigen die optimierten Anlagen und Prozesse per se<br />
weniger Ressourcen und verursachen damit geringere<br />
Kosten. So wird mit einer integrierten IT-Lösung die<br />
Energieeffizienz in das Lifecycle-Management eingebracht.<br />
Zusammenfassend kann man im Zusammenhang<br />
mit Industriesoftware mit gutem Recht von einer nächsten<br />
Stufe bei der Realisierung der Energieeffizienz sprechen.<br />
Software wird uns helfen, Anlagen und Prozesse<br />
weit besser zu verstehen, transparenter darzustellen<br />
und umfassender zu optimieren. Aus einzelnen Maßnahmen<br />
werden intelligente Anwendungen ein zusammenhängendes<br />
System formen und so ein Resultat<br />
erreichen, das größer ist als die Summe seiner Teile.<br />
Ronald Vrancken<br />
Leiter Branchensegment <strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong><br />
bei Siemens Industry<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1133
INHALT<br />
© Rike, pixelio.de<br />
Die Erstellung einer detaillierten <strong>Wasser</strong>mengenbilanz ist Voraussetzung für die<br />
effiziente Planung und Umsetzung von Maßnahmen des <strong>Wasser</strong>verlustmanagements.<br />
Ab Seite 1226<br />
Als Grundlage für eine Bewertung wird der PM63-Gehalt<br />
(feine Feststoffe von 0,45 μm bis ≤ 63 μm) in Dachabflüssen<br />
anhand von AFS ges -Messreihen und theoretischen<br />
Überlegungen zur Kornverteilung quantifiziert.<br />
Ab Seite 1242<br />
Fachberichte<br />
<strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
1226 A. Knobloch und Ph. Klingel<br />
<strong>Wasser</strong>mengenbilanzierung als<br />
Basis für das <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
– Stand der Technik und<br />
gegenwärtige Praxis<br />
Water Balances as a Basis for Water Loss Management<br />
– State of the Art and Current Practice<br />
1234 E. Kober<br />
Ermittlung und Bilanzierung von<br />
<strong>Wasser</strong>verlusten – Anwendung<br />
von Kennzahlen<br />
Identification and Accounting of Water Losses –<br />
Application of Key Figures<br />
Regenwasserbehandlung<br />
1242 M. Dierschke und A. Welker<br />
Feine Feststoffe (PM63) in Dachabflüssen<br />
Fine Particulate Matter (PM63) in Roof Runoffs<br />
Tagungsbericht<br />
1250 2. Deutscher Reparaturtag:<br />
Techniken, Planung und Ausschreibung<br />
im Fokus<br />
Netzwerk Wissen<br />
Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />
Forschung und Entwicklung<br />
1171 Lehrstuhl und Versuchsanstalt für Siedlungswasserwirtschaft<br />
an der TU München<br />
im Porträt<br />
Fokus<br />
Messen • Steuern • Regeln<br />
1138 <strong>Wasser</strong>wirtschaft: Fit für die Zukunft –<br />
Neue Leittechnik beim Bremer Umweltdienstleister<br />
hanse<strong>Wasser</strong><br />
1142 Prozessleitsystem für <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>betriebe<br />
1146 Standardisierte Baustein-Bibliothek für die<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft – Geringere Engineering-<br />
Kosten bei höherer Verfügbarkeit<br />
November 2013<br />
1134 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
INHALT<br />
Tagungsbericht vom 2. Deutschen Reparaturtag in Kassel:<br />
Techniken, Planung und Ausschreibung für Entwässerungssysteme<br />
im Fokus. Ab Seite 1250<br />
1150 Nachhaltigkeit mit Waterpilot<br />
1154 Gippsland Water Factory Alliance verwendet<br />
AutoPLANT für <strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlage<br />
1158 Modernisierung des Klärwerks Karlsruhe –<br />
12-Meter-breite Videowand für Visualisierung<br />
der technischen Prozesse<br />
1159 Präventive Zustandsüberwachung im Klärwerk<br />
– Condition Monitoring System vom<br />
Mitsubishi Electric mit FAG SmartCheck<br />
fördert Gesamtanlageneffektivität<br />
1164 Hochmodernes Pumpenprüffeld –<br />
Neues Prüffeld für Kreisel- und Seitenkanalpumpen<br />
1166 Von der Funkfernsteuerung bis zur Maschinendatenerfassung<br />
– Industrielle Kommunikation<br />
und Automatisierungstechnik<br />
1168 FlexNet Technologie – Erfolg in Großbritannien<br />
verspricht ökonomischen und<br />
ökologischen Nutzen<br />
1169 Weltweit erstes Wi-Fi-fähiges Messgerät<br />
für Strom-, <strong>Wasser</strong>- und Gasverbrauch<br />
Nachrichten<br />
Branche<br />
1192 <strong>Wasser</strong>gipfel in Budapest – Diskussion über<br />
die nachhaltige Nutzung der Ressource<br />
<strong>Wasser</strong><br />
1193 Nitratbelastung des Grundwassers in Frankreich<br />
– Ergebnisse eines 24 Jahre andauernden<br />
Experiments<br />
1194 Umweltschutz: Gewässerbelastung nimmt<br />
ab, aber es bleibt noch viel zu tun<br />
1195 Europäischer Gerichtshof verurteilt Belgien<br />
zur Zahlung einer Geldbuße von 10 Millionen<br />
Euro<br />
1198 <strong>Zwischenerkenntnisse</strong> <strong>zum</strong> <strong>Legionellenfall</strong><br />
<strong>Warstein</strong><br />
1200 <strong>Wasser</strong> wird in der Lipperegion knapper<br />
und wärmer<br />
1202 TU Berlin: Intelligente Kopplungen von<br />
Regenwasser- und <strong>Abwasser</strong>management<br />
1203 Zur Zukunft der kommunalen <strong>Wasser</strong>wirtschaft:<br />
Neue Lösungen mit netWORKS 3<br />
1205 Neues Zentrum für <strong>Wasser</strong>forschung – TU<br />
Dresden und UFZ bündeln ihre Kapazitäten<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1135
INHALT<br />
Im Fokus: Automatisierung in der <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft.<br />
Ab Seite 1138<br />
Netzwerk Wissen: Lehrstuhl und Versuchsanstalt für<br />
Siedlungswasserwirtschaft an der TU München im Porträt.<br />
Ab Seite 1171<br />
1207 Mission (Im)possible – Meteorologen<br />
wollen den Abfluss in großen Flusseinzugsgebieten<br />
zuverlässiger vorhersagen<br />
1208 Planung, Fachkräfte und Überwachung sind<br />
elementare Faktoren der Kanalsanierung<br />
Veranstaltungen<br />
1219 Internationale Branchengrößen entscheiden<br />
sich für analytica<br />
1219 DVGW-Schulungen <strong>zum</strong> Jahresanfang 2014<br />
– Die neue Gas-/<strong>Wasser</strong>leitungskreuzungsrichtlinie<br />
2012<br />
1220 Regenwasserbewirtschaftung – Bewertung<br />
– Maßnahmen – Planung<br />
1220 DVGW/IWW – 12. Forum <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
Leute<br />
1221 Dr. Jochen Stemplewski <strong>zum</strong> DWA-<br />
Vizepräsidenten gewählt<br />
1221 DVGW-Präsidium neu besetzt<br />
1222 Dr.-Ing. Wulf Lindner in den Ruhestand<br />
verabschiedet<br />
Recht und Regelwerk<br />
1223 DVGW-Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
1224 DWA: Aufruf zur Stellungnahme<br />
1225 DWA: Vorhabensbeschreibung<br />
Praxis<br />
1258 KWL – Kommunale <strong>Wasser</strong>werke Leipzig<br />
GmbH – Realisierung eines digitalen<br />
Posteingangs<br />
1261 Schlauchliner für den „Sprudelhof“ – Erfolgreiche<br />
Kanalsanierung einer Jugendstil-<br />
Anlage durch grabenlose Technologie<br />
Produkte und Verfahren<br />
1264 Druckmessgerät mit trockener Messzelle<br />
1264 Der neue Sensor für Gesamtchlor<br />
1265 Neuer Wirbelzähler – Prowirl 200<br />
1266 Ultaschall-<strong>Wasser</strong>zähler „Intelis“ mit integrierter<br />
Kommunikations- und fortschrittlicher<br />
Sensortechnologie<br />
November 2013<br />
1136 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
INHALT<br />
<strong>Zwischenerkenntnisse</strong> <strong>zum</strong> <strong>Legionellenfall</strong> <strong>Warstein</strong>.<br />
Ab Seite 1198<br />
Information<br />
1254 Buchbesprechungen<br />
1267 Impressum<br />
1268 Termine<br />
Sonderausgabe nach Seite 1210<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff 08/13<br />
Interaktiv zu den Messstellen<br />
und Sensoren in der Kläranlage:<br />
www.vega.com/abwasser<br />
Klare Messwerte.<br />
Klares <strong>Wasser</strong>.<br />
Ganz klar VEGA.<br />
Mit VEGA-Sensoren sind Sie auf dem<br />
neuesten Stand der Technik.<br />
Seit Jahrzehnten entwickelt und produziert VEGA<br />
robuste Füllstand- und Drucksensoren speziell für den<br />
Einsatz in der <strong>Abwasser</strong>aufbereitung. VEGA-Sensoren<br />
liefern präzise Messdaten als Basis für die automatische<br />
Steuerung der verschiedenen Prozessstufen – für einen<br />
zuverlässigen Betrieb der Kläranlage.<br />
<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> Dezember 2013<br />
Erscheinungstermin: 16.12.2013<br />
Anzeigenschluss: 25.11.2013<br />
www.vega.com/abwasser<br />
Telefon: +49 7836 50-500<br />
E-Mail: abwasser@vega.com<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1137
FOKUS<br />
Messen · Steuern · Regeln<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft – fit für die Zukunft<br />
Neue Leittechnik beim Bremer Umweltdienstleister hanse<strong>Wasser</strong><br />
Neben klimatischen und sozioökonomischen Veränderungen prägt vor allem der Wandel von öffentlich-rechtlichen<br />
Verwaltungsformen hin zu privatrechtlichen Unternehmen weite Teile der deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />
Die neuen Anforderungen verlangen eine entsprechende Anpassung von Arbeitsstrukturen, Konzepten und<br />
automatisierungstechnischen Lösungen. In der Hansestadt Bremen ist man den meisten dieser Herausforderungen<br />
mit Weitblick und umfassenden Modernisierungsmaßnahmen zuvorgekommen. Das Großprojekt<br />
bei der hanse<strong>Wasser</strong> Bremen GmbH veranschaulicht, wie sich <strong>Abwasser</strong>unternehmen für die Zukunft rüsten<br />
können.<br />
Spätestens mit Vorstellung der<br />
EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie bzw.<br />
deren Umsetzung in nationales<br />
Recht – in Deutschland durch das<br />
<strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz in aktueller<br />
Form aus dem Jahr 2009 – ist das<br />
Sammeln, Ableiten, Behandeln und<br />
Einleiten von <strong>Abwasser</strong> zu einem<br />
Gesamtsystem zusammengewachsen.<br />
Dadurch entstehen neue Aufgaben<br />
und neue Herausforderungen<br />
für die kommunalen <strong>Wasser</strong>entsorger:<br />
Vormals getrennte<br />
Bereiche müssen zusammengeführt<br />
werden, das gilt sowohl für einzelne<br />
Fachabteilungen und deren Mitarbeiter<br />
als auch für die automatisierungstechnische<br />
Infrastruktur. An<br />
Stelle proprietärer Systeme, die ausschließlich<br />
zur Steuerung einzelner<br />
Prozesse eingesetzt wurden, treten<br />
nun offene und standardisierte<br />
Lösungen. In diese werden für eine<br />
umfassende Überwachung und<br />
Steuerung unter anderem die Sonderbauwerke<br />
zur Niederschlagswasserbehandlung,<br />
Transportleitungen<br />
oder Pumpwerke eingebunden.<br />
Der Paradigmenwechsel durch<br />
Einführung eines solchen Systems<br />
zur <strong>Abwasser</strong>ableitung und <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
stellt besondere Anforderungen<br />
an Planer, Umsetzer und<br />
Anwender. Wie sich eine solche<br />
Umstellung erfolgreich realisieren<br />
lässt und welche Vorteile daraus<br />
entstehen, zeigt das Beispiel bei<br />
hanse<strong>Wasser</strong> in Bremen.<br />
Systemvielfalt als<br />
Leistungsbremse<br />
Die hanse<strong>Wasser</strong> Bremen GmbH<br />
sorgt an 365 Tagen im Jahr rund um<br />
die Uhr dafür, dass die <strong>Abwasser</strong> der<br />
Hansestadt abtransportiert und<br />
gereinigt werden. Dazu betreibt sie<br />
das 2300 km lange Bremer Kanalnetz,<br />
über 270 <strong>Abwasser</strong>ableitungsanlagen<br />
und zwei große Klärwerke,<br />
in denen jährlich rund 51 Mio. m 3<br />
<strong>Abwasser</strong> aus Bremen und benachbarten<br />
Gemeinden sowie von<br />
industriellen Kunden gereinigt werden.<br />
So unterschiedlich die Aufgaben<br />
dieser infrastrukturellen Einzelkomponenten<br />
sind, so inhomogen<br />
präsentierte sich die Automatisierungs-<br />
und Leittechnik.<br />
Kläranlage und<br />
Datenzentrale:<br />
Auf der Kläranlage<br />
Seehausen<br />
werden<br />
täglich über<br />
140 000 m³<br />
<strong>Abwasser</strong><br />
gereinigt. Seit<br />
der umfangreichen<br />
Modernisierung<br />
steht<br />
hier die Datenzentrale<br />
der<br />
hanse<strong>Wasser</strong><br />
Bremen GmbH.<br />
© hanse<strong>Wasser</strong><br />
November 2013<br />
1138 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Messen · Steuern · Regeln<br />
FOKUS<br />
Eine detaillierte Aufstellung der<br />
EMSR-Landschaft im Jahr 2006<br />
zeigte deutlich die Dringlichkeit<br />
des Handlungsbedarfs: Aufgrund<br />
gewachsener Strukturen befanden<br />
sich nicht weniger als neun verschiedene<br />
Leitsysteme im Einsatz.<br />
Ein Teil der eingesetzten Automatisierungskomponenten<br />
war bereits<br />
vom Hersteller abgekündigt, andere<br />
standen kurz davor. Engpässe bei<br />
der Ersatzteilversorgung und fehlender<br />
Herstellersupport stellten<br />
nur ein Problemfeld dar. Mangelnde<br />
Funktionalität verhinderte weitere<br />
Prozessoptimierung, die Integration<br />
zusätzlicher <strong>Abwasser</strong>behandlungs-<br />
und Förderungsanlagen war<br />
unmöglich und der Aufwand hinsichtlich<br />
des Know-how-Transfers<br />
aufgrund der unterschiedlichen<br />
Bedienphilosophien zu hoch.<br />
Die Betreiber entschlossen sich<br />
daher, unternehmensweit einheitliche<br />
Standards zu schaffen, den<br />
Betrieb zu optimieren und sämtliche<br />
Einzelkomponenten in ein<br />
offenes und flexibles Leitsystem zu<br />
integrieren. Darüber hinaus sollte<br />
die Modernisierung der Leittechnik<br />
auch das Erreichen der ehrgeizigen<br />
Umweltziele der hanse<strong>Wasser</strong><br />
unterstützen: Bis <strong>zum</strong> Jahr 2015 soll<br />
die Geschäftstätigkeit CO 2 -neutral<br />
werden, und zwar nicht durch finanzielle<br />
Kompensation der CO 2 -Emissionen,<br />
sondern durch Steigerung<br />
der Energieeffizienz und den Einsatz<br />
regenerativer Energien. Als<br />
Umweltdienstleister will hanse-<br />
<strong>Wasser</strong> in der <strong>Abwasser</strong>branche<br />
eine Vorbildfunktion einnehmen.<br />
Mit dem dazu ins Leben gerufenen<br />
Klimaschutz- und Energieeffizienzprojekt<br />
kliEN wird ein ganzheitlicher<br />
Ansatz verfolgt, der eine Klimaschutzkultur<br />
einführt, die von allen<br />
Mitarbeitern des Unternehmens<br />
getragen wird. kliEN ist also auf das<br />
Gesamtunternehmen ausgerichtet,<br />
die <strong>Abwasser</strong>reinigung nimmt aber<br />
aufgrund der energieintensiven<br />
Prozesse eine Sonderrolle ein. Ziel<br />
war und ist es, einen energetisch<br />
autarken Betrieb in der Kläranlage<br />
Seehausen zu erreichen sowie die<br />
Energieeffizienz in Farge zu steigern.<br />
Entsprechend hoch waren<br />
auch die Erwartungen an die leittechnische<br />
Neuausrüstung, die<br />
Umsetzung dieser Ziele zu unterstützen.<br />
Ganzheitlicher Ansatz,<br />
schrittweises Vorgehen<br />
Schon die Auflistung der eingesetzten<br />
Leitsysteme, Automatisierungskomponenten<br />
und Kommunikationsstandards<br />
verdeutlichte die<br />
Dimension des Umbauvorhabens.<br />
Neben der Vereinheitlichung der<br />
leittechnischen Infrastruktur wollte<br />
man auch sämtliche Außenanlagen<br />
anbinden, die Automatisierungstechnik<br />
umfassend erneuern und<br />
mehrere Anlagenteile der beiden<br />
Klärwerke Farge und Seehausen<br />
sanieren.<br />
Projektleiter Dipl. Ing. Jörn<br />
Haber-Quebe und sein Team behielten<br />
bei aller Herausforderung in<br />
Sachen Planung und Umsetzung<br />
die eigentliche Hauptaufgabe stets<br />
sicher im Blick: die kontinuierliche<br />
<strong>Abwasser</strong>ableitung und -reinigung.<br />
Bei der Auswahl des Leitsystems<br />
kamen fünf Systeme in die engere<br />
Wahl. Gemäß einer gutachterlichen<br />
Empfehlung setzte sich Simatic<br />
PCS 7 aus dem Hause Siemens<br />
durch, vor allem aufgrund des Funktionsumfangs,<br />
der Durchgängigkeit<br />
der Projektierung und der Wirtschaftlichkeit<br />
über den gesamten<br />
Lebenszyklus. Der hohe Verbreitungsgrad<br />
des etablierten Systems<br />
sichert der hanse<strong>Wasser</strong> zudem<br />
eine große Auswahl an spezialisierten<br />
Fremdfirmen für die Serviceund<br />
Supportaufgaben der kommenden<br />
Jahre.<br />
Schon für die Ausschreibungen<br />
teilte man das Projekt in mehrere<br />
Teile und Einzelschritte. Im ersten<br />
Teilprojekt entstand die zentrale<br />
Infrastruktur zur Integration der 270<br />
Außenanlagen. Gleichzeitig legte<br />
man die zukünftigen Projektierungsstandards<br />
in Form einer<br />
Stammdatenbibliothek fest und<br />
erweiterte die Protokollier- und<br />
Archivierungsfunktionen gemäß<br />
Merkblatt M 260 der Deutschen Vereinigung<br />
für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V. (DWA) für<br />
den Bereich der <strong>Abwasser</strong>ableitung.<br />
Außerdem wurde die Leit- und<br />
Automatisierungstechnik im Klärwerk<br />
Farge sowie in über 70 Außenanlagen<br />
modernisiert.<br />
Im Fokus des zweiten Teilprojekts,<br />
das an die auf Projektierung<br />
und Automatisierung für Anlagen<br />
aus der Energie- und Versorgungswirtschaft<br />
spezialisierte Bilfinger<br />
GreyLogix GmbH vergeben wurde,<br />
stand die Kläranlage Seehausen.<br />
Nach den Modernisierungsmaßnahmen<br />
ist sie der leittechnische<br />
Mittelpunkt der hanse<strong>Wasser</strong> in<br />
Bremen und damit das Nervenzentrum<br />
im komplexen <strong>Abwasser</strong>ge-<br />
Sicher im Griff:<br />
Das Klärwerk<br />
Farge kann<br />
sowohl über<br />
diese Operator<br />
Station vor Ort<br />
als auch von<br />
der Hauptleitwarte<br />
im<br />
rund 20 km<br />
entfernten<br />
Seehausen aus<br />
bedient und<br />
beobachtet<br />
werden.<br />
▶▶<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1139
FOKUS<br />
Messen · Steuern · Regeln<br />
Information ist alles: Auf den Bedienplätzen in Seehausen werden alle<br />
relevanten Daten für den sicheren Betrieb des gesamten Bremer<br />
Ab wassernetzes übersichtlich dargestellt. © hanse<strong>Wasser</strong><br />
schäft der Hansestadt: Die Daten<br />
sämtlicher Automatisierungsgeräte<br />
aus den <strong>Abwasser</strong>ableitungsanlagen<br />
und der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
mit allen ihren Facetten laufen hier<br />
auf zwei redundanten Serverpaaren<br />
zusammen und werden auf<br />
einem Dutzend Bedienplätzen visualisiert.<br />
In der rund um die Uhr<br />
besetzten Leitwarte werden sämtliche<br />
<strong>Abwasser</strong>ströme überwacht<br />
und gesteuert. Neben Höhenständen<br />
aus den Pumpensümpfen<br />
sämtlicher Steuerbauwerke, Regenüberlaufbecken<br />
und Pumpwerken<br />
liefern zwölf im Stadtgebiet Bremen<br />
verteilte Regenmesser die<br />
Datengrundlage für diverse Fahrweisen.<br />
Viele davon laufen automatisch<br />
ab und regeln z.B. durch intelligentes<br />
Aufstauen den gleichmäßigen<br />
Zulauf von <strong>Abwasser</strong> in die<br />
Kläranlagen trotz tageszeitabhängigen<br />
Mengendifferenzen. Darüber<br />
hinaus steuern Programme je nach<br />
Schmutzfracht, <strong>Abwasser</strong>menge<br />
etc. die Reinigungsprozesse. Bei<br />
lokalen Regenereignissen ist noch<br />
immer das Know-how der Bediener<br />
gefragt, die die Regenmengen per<br />
Handsteuerung im Kanalnetz verteilen.<br />
Dank intelligenter Maßnahmen<br />
und dem neuen Leitsystem<br />
macht ein noch zu integrierendes<br />
Assistenz-System Vorschläge zur<br />
Fahrweise bei bestimmten Wetterszenarien.<br />
Optimale Basis für mehr<br />
Effizienz<br />
Die durch die Erneuerung der EMSR-<br />
Technik erzielte Erweiterung der<br />
Datengrundlage und Informationsdichte<br />
wirkt sich auch positiv auf die<br />
Themen Energieeffizienz, Prozessoptimierung<br />
und Störungsmanagement<br />
aus. So wird das Leitsystem<br />
Simatic PCS 7 als eine der Schlüsseltechnologien<br />
eingesetzt, um die<br />
<strong>zum</strong> Ziel gesetzte unternehmensweite<br />
CO 2 -Neutralität zu erreichen.<br />
Dazu hat man in Bremen mehrere<br />
Universalmessgeräte installiert, die<br />
Energieflüsse und -verbräuche sammeln.<br />
Die Verbrauchsdaten werden<br />
zusammen mit den von modernen<br />
Antrieben bereitgestellten Wirkleistungsdaten<br />
vom Leitsystem<br />
erfasst, normiert, archiviert und<br />
über entsprechende Bildbausteine<br />
visualisiert.<br />
Die Aufbereitung der Daten<br />
macht die Energiebilanz transparent,<br />
eine spezifische Kennwertermittlung<br />
unter Einbeziehung von<br />
Produktionsdaten ermöglicht eine<br />
fundierte Aussage über Energieeffizienz<br />
und CO 2 -Bilanz. Neben dieser<br />
neu gewonnenen Transparenz sorgt<br />
das Motormanagement Simocode<br />
für die Verringerung des Energieverbrauchs<br />
bei allen Neuanlagenteilen,<br />
wie z. B. der Schlammentwässerung<br />
oder dem Schlammpumpwerk. Die<br />
Bibliothek von Simatic PCS 7 hält<br />
standardisierte Motor- und Bildbausteine<br />
für die Steuerung bzw. das<br />
Bedienen und Beobachten der<br />
Antriebe bereit.<br />
Dank der einfachen Parametrierung<br />
über die Bildbausteine ließen<br />
sich ohne Programmieraufwand<br />
bedarfsorientierte Motorfahrweisen<br />
implementieren. Da z. B. die Belebungsbecken<br />
nachts aufgrund der<br />
geringeren Schmutzfracht weniger<br />
Sauerstoff benötigen, wird die Luftzufuhr<br />
entsprechend automatisch<br />
heruntergefahren. Die Becken werden<br />
zudem dank neuer Mess- und<br />
Regeltechnik zonenspezifisch belüftet.<br />
Da Gebläse naturgemäß zu den<br />
größten Verbrauchern in Kläranlagen<br />
gehören, tragen diese und weitere<br />
Maßnahmen wesentlich zur<br />
Energieeinsparung bei.<br />
Erfolgsfaktor<br />
Standardisierung<br />
Nachdem man in Bremen durch den<br />
jahrelangen Parallelbetrieb mehrerer<br />
Systeme erfahren hatte, welch<br />
ein Zeit- und Kostenaufwand in<br />
Bis ins kleinste Detail: Mit dem<br />
unternehmensweit eingeführten<br />
Anlagenkennzeichnungssystem<br />
können selbst Steckverbindungen<br />
eindeutig zugeordnet werden.<br />
November 2013<br />
1140 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Messen · Steuern · Regeln<br />
FOKUS<br />
Sachen Pflege, Schulung, Ersatzteile<br />
etc. betrieben werden muss, zog<br />
sich das Thema Standardisierung<br />
wie ein roter Faden durch alle Projektteile.<br />
Von Anfang an holte der Projektverantwortliche<br />
Haber-Quebe alle<br />
Abteilungen mit ins Boot, um<br />
gemeinsam ein hanse<strong>Wasser</strong>-weit<br />
gültiges Anlagenkennzeichnungssystem<br />
einzuführen. Gleichzeitig<br />
wurden durchgängige Signalkennzeichen<br />
basierend auf den VGB-<br />
Standards, den Richtlinien des europäischen<br />
Fachverbands für die<br />
Strom- und Wärmeerzeugung VGB<br />
PowerTech e.V, definiert und eingeführt.<br />
Das Prozessleitsystem von<br />
Siemens unterstützte dieses Vorhaben:<br />
Mithilfe von Funktionsbausteinen<br />
aus der Standardbibliothek von<br />
Simatic PCS 7 konnte ein Großteil<br />
der verfahrenstechnischen Aufgaben<br />
in Bremen durch modulare<br />
Softwarefunktionen inklusive Bildund<br />
Meldebausteinen abgedeckt<br />
werden. Der Vorteil der Verwendung<br />
von nach Empfehlungen der<br />
Interessengemeinschaft Automatisierungstechnik<br />
der Prozessindustrie<br />
(Namur) und Spezifikationen<br />
der Profibus Nutzerorganisation e.V.<br />
erstellten und umfangreich systemgetesteten<br />
Bausteinen zeigte sich in<br />
deutlich reduziertem Engineering-<br />
Aufwand sowie kürzerer Inbetriebnahmezeit.<br />
Es mussten lediglich<br />
zehn weitere Sonderbausteine –<br />
beispielsweise einer für die Regulierung<br />
von Starkregenereignissen –<br />
entworfen werden. Dieses hohe<br />
Maß an Standardisierung erlaubt in<br />
Zukunft nicht nur reibungslose System-Updates,<br />
sondern auch die<br />
schnelle und einfache Erweiterung<br />
der Anlage, beispielsweise die Integration<br />
weiterer Sensoren oder<br />
Motoren. Eine einheitliche Bedienphilosophie<br />
über sämtliche<br />
Anlagenteile der hanse<strong>Wasser</strong> Bremen<br />
GmbH schließt die Überwachung<br />
und Bedienung der verteilten<br />
Sonderbauwerke ein. Dank<br />
standardisierter Fernwirktechnik<br />
und Integration von Webtechniken<br />
basierend auf TCP/IP-Protokollen ist<br />
auch das möglich. Zur Übertragung<br />
von Betriebszuständen dieser<br />
Außenanlagen via GPRS kommt der<br />
TCP/IP Web Connector 3xCom der<br />
Baade M2M-Solutions GmbH <strong>zum</strong><br />
Einsatz. Er ersetzt teure Standleitungen<br />
und erlaubt preisgünstiges<br />
Überwachen und Steuern im Nahund<br />
Fernbereich durch paketorientierte<br />
Datenübertragung in GSM-<br />
Netze.<br />
Ende 2012 konnten weite Teile<br />
dieses über sechs Jahre andauernden<br />
Großprojektes abgeschlossen<br />
werden. Den Erfolg führt Projektleiter<br />
Haber-Quebe auf die professionelle<br />
Arbeit der beteiligten Partnerfirmen,<br />
die sorgfältig ausgesuchten<br />
Automatisierungsprodukte und das<br />
eingesetzte Prozessleitsystem zu -<br />
rück. Einen wesentlichen Faktor<br />
sieht er aber auch im Engagement<br />
der Kolleginnen und Kollegen: „Eine<br />
solche Herkulesaufgabe lässt sich<br />
nur bewältigen, wenn alle an einem<br />
Strang ziehen – vom Bediener bis<br />
<strong>zum</strong> Abteilungsleiter. Wir haben in<br />
den letzten Jahren in vielfacher<br />
Hinsicht einen Paradigmenwechsel<br />
vollzogen: homogene Technik statt<br />
Systemchaos, standardisiertes Vorgehen<br />
über das gesamte Unternehmen<br />
sowie einheitliches Denken<br />
und Arbeiten. Das macht uns fit für<br />
zukünftige Herausforderungen und<br />
Ziele.“<br />
Autorin:<br />
Petra Geiss,<br />
Siemens AG,<br />
Industry Sector,<br />
Industry Automation,<br />
Industrial Automation Systems,<br />
Karlsruhe,<br />
Senior Marketing Manager<br />
Weitere Informationen:<br />
www.siemens.de/wasser/automation<br />
Alles fließt.<br />
FLUXUS ® misst.<br />
Eingriffsfrei.<br />
Eingriffsfreie Durchflussmessung<br />
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mit hoher Messdynamik<br />
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geeignet für<br />
den direkten Erdeinbau<br />
Zuverlässige Messung auch<br />
bei hohem Feststoffanteil<br />
durch NoiseTrek-Modus<br />
Ideal zur Netzüberwachung<br />
und Leckagendedektion<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1141<br />
www.flexim.com
FOKUS<br />
Messen · Steuern · Regeln<br />
Prozessleitsystem für <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>betriebe<br />
Von Bernd Schmidt, Projektkoordinator, AUCOTEAM GmbH Berlin<br />
Für das über 2 000 km² große Betriebsführungsgebiet der Dahme-Nuthe <strong>Wasser</strong>-, <strong>Abwasser</strong>betriebsgesellschaft<br />
mbH (DNWAB) südlich von Berlin hat die AUCOTEAM GmbH ein Prozessleit- und Informationssystem<br />
entwickelt, an das eine Vielzahl von <strong>Wasser</strong>werken, Kläranlagen und <strong>Abwasser</strong>pumpwerken angeschlossen<br />
ist. Es sichert die stabile <strong>Wasser</strong>versorgung sowie umweltgerechte <strong>Abwasser</strong>entsorgung und unterstützt eine<br />
zentralisierte und effektive Betriebsführung, Wartung und Störungsbeseitigung.<br />
Die Dahme-Nuthe <strong>Wasser</strong>-,<br />
<strong>Abwasser</strong>betriebsgesellschaft<br />
mbH (DNWAB) ist ein modernes<br />
Betriebsführungsunternehmen für<br />
Anlagen der Trinkwasserversorgung<br />
und <strong>Abwasser</strong>entsorgung im Land<br />
Brandenburg. Das Unternehmen,<br />
das die regionalen Flüsse Dahme<br />
und Nuthe in seinem Namen führt,<br />
befindet sich zu 100 % in kommunalem<br />
Eigentum. Das Ver- und<br />
Entsorgungsgebiet der DNWAB<br />
erstreckt sich südlich von Berlin<br />
über Teile der Landkreise Teltow-<br />
Fläming, Dahme-Spreewald und<br />
Oder-Spree mit einer Gesamtgröße<br />
von 2200 km². Im Auftrag von<br />
Zweckverbänden und Kommunen<br />
werden wasserwirtschaftliche An -<br />
lagen betrieben, um etwa 230 000<br />
Einwohner der Region mit Trinkwasser<br />
zu versorgen und das <strong>Abwasser</strong><br />
abzuleiten sowie zu behandeln<br />
(Infokasten 1).<br />
Kurze Informationswege<br />
trotz großer Fläche<br />
Aufgrund der Vielzahl von wassertechnischen<br />
Anlagen, die auf einer<br />
Fläche entsprechend der Größe von<br />
Berlin verteilt liegen, sind die Wege<br />
zur Betreuung und Wartung der<br />
dezentralen Vor-Ort-Systeme sehr<br />
lang. „Für das Management ist es<br />
eine besondere Herausforderung,<br />
sich zeitnah über die Prozesse der<br />
<strong>Wasser</strong>ver- und <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
zu informieren, notwendige<br />
Entscheidungen schnell zu treffen<br />
Infokasten 1<br />
Betriebsgeführte Anlagen der Trinkwasserversorgung<br />
der DNWAB*<br />
• 26 <strong>Wasser</strong>werke<br />
• 16 Druckerhöhungsstationen<br />
• 3 077 km Trinkwasserleitungen<br />
Betriebsgeführte Anlagen der <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
der DNWAB*<br />
• 20 Kläranlagen<br />
• 8 Fäkalienannahmestationen<br />
• 2 403 <strong>Abwasser</strong>pumpwerke<br />
• 2 119 km <strong>Abwasser</strong>netze gesamt<br />
* Stand Dezember 2012<br />
Bild 1. Übersicht über das Prozessleitsystem der DNWAB. © AUCOTEAM<br />
November 2013<br />
1142 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Messen · Steuern · Regeln<br />
FOKUS<br />
und das Wartungspersonal entsprechend<br />
effizient einzusetzen“, sagt<br />
Mario Ziege, Verantwortlicher für<br />
die Prozessautomation bei der<br />
DNWAB. Zur Unterstützung dieser<br />
Aufgaben haben die Ingenieure der<br />
Berliner AUCOTEAM GmbH ein Prozessinformations-<br />
und Leitsystem<br />
sowie eine Prozessvisualisierung,<br />
-bedienung und Betriebsdatenerfassung<br />
installiert und in den letzten<br />
Jahren kontinuierlich erweitert.<br />
Mittlerweile sind 17 <strong>Wasser</strong>werke<br />
(WW), sechs Druckerhöhungsanlagen<br />
(DEA), 29 Trinkwassermesspunkte,<br />
210 <strong>Abwasser</strong>pumpwerke<br />
(APW), zwei Kläranlagen (KA) und<br />
vier <strong>Abwasser</strong>messpunke an das<br />
System angeschlossen.<br />
Bild 2.<br />
Beispiel für die<br />
schematische<br />
Darstellung<br />
eines<br />
<strong>Wasser</strong>werks.<br />
© DNWAB<br />
Hierarchischer Aufbau des<br />
Prozessleitsystems<br />
Die dezentralen Anlagen sind mittels<br />
Datenfernübertragung mit dem Prozessleitsystem<br />
der DNWAB verbunden<br />
(Bild 1). Um insbesondere im<br />
Bereich der einzelnen verfahrensund<br />
maschinentechnischen Anlagen<br />
eine hohe Verfügbarkeit sicherzustellen,<br />
ist das System, ausgehend<br />
vom Prozess bzw. den automatisierten<br />
betriebstechnischen Anlagen, in<br />
hierarchischen Ebenen aufgebaut.<br />
Als Leitsystemsoftware wurde ein<br />
redundantes Siemens WinCC-System<br />
installiert. „Bei AUCOTEAM kommt<br />
die SPS-Programmierung und<br />
WinCC-Prozessvisualisierung aus<br />
einer Hand, das macht das Unternehmen<br />
zu einem kompetenten<br />
Partner in Sachen Leitsysteme“, so<br />
Mario Ziege.<br />
Die dezentralen Automatisierungssysteme<br />
arbeiten für die einzelnen<br />
Teilprozesse sowie betriebstechnischen<br />
Anlagenbereiche autark.<br />
Die Informationen von den<br />
untergelagerten Systemen gelangen<br />
über Fernwirklinien (Standleitungen,<br />
Wählleitungen, GSM/GPRS)<br />
und das DNWAB-Intranet an die<br />
höhere Bedien- und Überwachungsebene.<br />
Die zentral und automatisch<br />
erfassten Daten können für<br />
das Berichtswesen, Statistiken und<br />
Abrechnungen weiterverwendet<br />
werden. Als Berichtssystem kommt<br />
die Software ACRON der Firma<br />
Videc <strong>zum</strong> Einsatz.<br />
Durch kontinuierliche Meldung,<br />
Berechnung und Protokollierung<br />
von wesentlichen Prozessgrößen ist<br />
eine komplexe Überwachung jederzeit<br />
gewährleistet. Die Protokolle<br />
können für ein beliebiges Zeitfenster<br />
generiert werden und weisen<br />
die Vorgeschichte sowie nachfolgende<br />
Verläufe von ereigniszugeordneten,<br />
frei definierbaren Messwert-Gruppen<br />
aus. „Es ist uns wichtig,<br />
dass Störereignisse, Alarme und<br />
Meldungen direkt angezeigt und<br />
bei Bedarf automatisch an den<br />
Bereitschaftsdienst weitergeleitet<br />
werden können“, so Mario Ziege.<br />
Kontrolle von jedem<br />
Standort aus<br />
Generell können die Prozesse vom<br />
Personal am Standort der Leitwarte,<br />
vom Ingenieurpersonal an den<br />
dezentralen Anlagen sowie von der<br />
Betriebsleitung (mittels pcAnywhere<br />
bzw. Webnavigator) eingesehen<br />
werden. Zur Abfrage bzw.<br />
Beobachtung der Störungs- und<br />
Betriebsdaten kommen Notebooks<br />
als mobile Clients (mobile Betriebsleitstelle)<br />
<strong>zum</strong> Einsatz. Funktionen<br />
zur Beobachtung und Bedienung<br />
der Anlage sind beispielsweise Parametrierungen,<br />
Tages- und Monatsganglinien,<br />
Prozessbilder, Anlagenschemata,<br />
Handeingabewerte so -<br />
wie Fehlererfassung und -auswertung.<br />
Ein Wechsel zwischen Automatik-<br />
und Handbetrieb und damit<br />
die zentrale Ein- und Ausschaltung<br />
von bestimmten Anlagenteilen ist<br />
jederzeit an einzelnen ausgewählten<br />
Anlagen möglich.<br />
Im Falle einer Störung an einem<br />
bestimmten Standort wird das<br />
Betriebspersonal automatisch per<br />
E-Mail an das Bereitschaftshandy<br />
informiert. „Bei Starkregen beispielsweise<br />
werden die Vorteile des<br />
Systems besonders deutlich“,<br />
berichtet Mario Ziege. „Denn dann<br />
brauchen wir nur da einzugreifen,<br />
wo tatsächlich eine Havarie auftritt.<br />
So muss nicht jede Anlage einzeln<br />
angefahren und kontrolliert werden.“<br />
Über mobile Arbeitsstationen<br />
oder Web-Clients können die Verantwortlichen<br />
auf Anlagenübersichten<br />
und -funktionen sowie Meldungen<br />
zugreifen, um den aktuellen<br />
Anlagenzustand zu beurteilen<br />
und schließlich entsprechende<br />
Maßnahmen einzuleiten. Für diese<br />
Aufgaben werden insbesondere<br />
schematische Anlagen- und Netzschaubilder<br />
sowie Messwertreihen-<br />
Darstellungen und Meldeprotokolle<br />
abgerufen (Bild 2).<br />
▶▶<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1143
FOKUS<br />
Messen · Steuern · Regeln<br />
Beispiel für ein mobiles<br />
Einsatzszenario<br />
Jede Anlage, die an das Prozessinformations-<br />
und Leitsystem der<br />
DNWAB angebunden ist, kann dank<br />
der mobilen Leit- und Service-Technik<br />
jederzeit überwacht und gesteuert<br />
werden, indem die entsprechenden<br />
Informationen aus dem zentralen<br />
Rechner genutzt werden. Auf<br />
einem Monitor des Prozessleitrechners<br />
werden beispielsweise Brunnen,<br />
Filter, Reinwasserkammern<br />
und -pumpen sowie Werksausgänge<br />
(Druck, Menge, Summe)<br />
übersichtlich dargestellt und entsprechende<br />
Störungs- und Betriebsdaten<br />
erfasst (Bild 3). Die Eingabe<br />
der erforderlichen Daten erfolgt<br />
über verschiedene Eingabemenüs.<br />
Die Grenzen für bestimmte Prozessgrößen<br />
sind über Templates visualisiert<br />
und einstellbar. Detailbilder<br />
zu den einzelnen technologischen<br />
Schemata geben Aufschluss über<br />
bestimmte Prozesse und Werte,<br />
z. B. Fördermenge, Stromstärke,<br />
Betriebsstunden und Leistung einer<br />
Reinwasserpumpe.<br />
Infokasten 2<br />
Exkurs: Automatisierte Vermeidung und Beseitigung von Verstopfungen in <strong>Abwasser</strong>pumpsystemen<br />
Auch wenn Pumpwerke in <strong>Abwasser</strong>systemen heute vielerorts<br />
per Leittechnik vernetzt sind und weitgehend automatisiert<br />
betrieben werden können, müssen nach wie vor Techniker<br />
ausrücken, um Verstopfungen vor Ort händisch zu<br />
beseitigen. Und das auch erst dann, wenn der Schaden bereits<br />
eingetreten ist und die Pumpe ihren Dienst nicht mehr verrichten<br />
kann. Während an anderer Stelle der Aufwand an<br />
Personal und Technik bei mindestens gleichbleibender Versorgungsqualität<br />
bereits erheblich reduziert werden konnte,<br />
hakt die Automatisierung der <strong>Abwasser</strong>entsorgung an dieser<br />
Stelle noch.<br />
Gemeinsam mit der TU Berlin wurde im Rahmen des<br />
Berliner Landesprogramms ProFIT das Forschungsverbundprojekt<br />
IMEBA (Innovative mechatronische Eingriffssysteme<br />
zur Betriebsoptimierung komplexer <strong>Abwasser</strong>systeme) bearbeitet.<br />
Ziel der Forschung war, Verstopfungserscheinungen<br />
an <strong>Abwasser</strong>systemen bereits im Ansatz zu erkennen und<br />
Störungen automatisch beseitigen zu können. Dadurch lassen<br />
sich Ausfälle, Technikschäden und ineffiziente Betriebsweisen<br />
reduzieren. In der Versuchshalle des Fachgebiets<br />
Fluidsystemdynamik der TU Berlin steht ein originales<br />
Pumpwerk im Maßstab 1:3 für weitere Forschungen und<br />
praktische Tests zur Verfügung. Mithilfe dieses transparenten<br />
Systems sind zahlreiche Maßnahmen zur Vermeidung und<br />
Besei tigung von Verstopfungen entwickelt worden.<br />
Aktive Maßnahmen sind:<br />
• veränderte Reinigungssequenzen (systematische<br />
Veränderung von Drehzahl und Förderstrom der<br />
<strong>Abwasser</strong>pumpe, so dass sich Verschmutzungen lösen<br />
und abschwimmen),<br />
• Rückspülen des verstopften Pumpenstrangs mittels einer<br />
anderen Pumpe oder eines Druckspeichers,<br />
• Düsen für Hochdruckstrahlen im Pumpengehäuse,<br />
• Bypässe (kritische Bestandteile des <strong>Abwasser</strong>s werden<br />
über geschickte Strömungsführung an der Pumpe<br />
vorbeigeleitet),<br />
• elektromechanische Aktoren zur Schaffung günstiger<br />
Strömungsbedingungen,<br />
• Rührwerke/Injektoren zur gezielten Vermeidung von<br />
Ablagerungen in Saugräumen und Pumpschächten.<br />
Prüfstand eines kompletten <strong>Abwasser</strong>pumpwerks. © TU Berlin<br />
Gegenwärtig laufen an realen <strong>Abwasser</strong>systemen weitere<br />
Untersuchungen zur Optimierung der Verfahren. Neuartige<br />
Sensoren und Auswerteverfahren sind derzeit Gegenstand<br />
weiterer Forschungen, gefördert durch das BMWi im ZIM-<br />
Programm (Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand).<br />
Auch der mögliche Einsatz außerhalb der frequenzgeregelten<br />
trocken aufgestellten Pumpentechnik wird zunehmend<br />
untersucht. Von den Ergebnissen der Forschungsarbeiten der<br />
AUCOTEAM und ihrer zahlreichen Partner profitieren Planer<br />
und Betreiber von <strong>Abwasser</strong>systemen gleichermaßen.<br />
November 2013<br />
1144 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Messen · Steuern · Regeln<br />
FOKUS<br />
Über die AUCOTEAM GmbH<br />
Die Berliner Ingenieurgesellschaft bietet für die <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft schon<br />
seit vielen Jahren Leistungen in den Bereichen Automatisierungs- und Leittechnik an.<br />
Das 1991 gegründete Unternehmen ist neben Automatisierungs- und Softwarelösungen<br />
auch auf Prüf- und Montageautomation, Fertigungsdienstleistungen sowie Forschungsund<br />
Entwicklungsdienstleistungen spezialisiert. Zudem entwickelt AUCOTEAM auch<br />
Softwarelösungen für die Verwaltung und bietet Prüfdienstleistungen im akkreditierten<br />
Prüflabor an. Direkt angegliedert an das Unternehmen ist auch eine Berufsfachschule<br />
zur Ausbildung von Fachkräften. Gestützt auf das Know-how von 140 erfahrenen, hochqualifizierten<br />
Ingenieuren, Informatikern und Facharbeitern garantiert die AUCOTEAM<br />
effektive Lösungen und hohe Flexibilität in der Auftragsbearbeitung bei dokumentierter<br />
Qualität. Zu den Kunden zählen Auftraggeber der öffentlichen Hand und nationale<br />
sowie internationale Unternehmen aller Größenordnungen, darunter Firmen wie Siemens,<br />
BSH, ArcelorMittal, Vattenfall, OTIS, OSRAM, Honeywell, RWE, ASSA ABLOY<br />
oder Eckert & Ziegler sowie zahlreiche Automobilunternehmen.<br />
iPERL - bahnbrechende<br />
Innovation, der Smart<br />
Water Grid Endpunkt<br />
...die Zukunft<br />
beginnt, jetzt!<br />
Bild 3.<br />
Bildschirmanzeige<br />
einer<br />
Alarmliste.<br />
© DNWAB<br />
Fazit: Zuverlässiger und effektiver<br />
Betrieb<br />
Das durch die AUCOTEAM realisierte Prozessleitsystem<br />
trägt bei der DNWAB zur sicheren<br />
und stabilen <strong>Wasser</strong>ver- und <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
bei. Die zentrale automatische Erfassung<br />
der Betriebsdaten und Beobachtung der Prozesse<br />
sowie die Möglichkeit, über die Prozesssteuerung<br />
bestimmte Anlagenteile ein- und<br />
auszuschalten sowie Störungen zu behandeln,<br />
erleichtert die Arbeit des Personals. Das<br />
Management der DNWAB kann sich zeitnah<br />
über die Prozesse der <strong>Wasser</strong>ver- und <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
sowie den Status der Bereitschaftsdienste<br />
informieren und somit notwendige<br />
Entscheidungen schneller treffen. Insbesondere<br />
die Funktionen <strong>zum</strong> mobilen Service,<br />
welche die Wege für Betreuung und Wartung<br />
minimieren, arbeitsteilige Service-Dienste besser<br />
organisieren und einen effizienteren Personal<br />
einsatz ermöglichen, werden geschätzt.<br />
Mit Hinblick auf ständig neue Datenübertragungswege<br />
und die Anbindung weiterer de -<br />
zentraler Anlagen wird das System auch in<br />
Zukunft kontinuierlich erweitert.<br />
Kontakt:<br />
AUCOTEAM GmbH,<br />
Bernd Schmidt,<br />
Projektkoordinator,<br />
Storkower Straße 115a, D-10407 Berlin,<br />
Tel. (030) 421 88-569, Fax (030) 231 54 67,<br />
E-Mail: bschmidt@aucoteam.de,<br />
www.aucoteam.de<br />
Sensus GmbH Ludwigshafen<br />
Industriestraße 16, 67063 Ludwigshafen<br />
Sensus GmbH Hannover<br />
Meineckestraße 10, 30880 Laatzen<br />
Tel.: 0621 / 6904-1113<br />
info.de@sensus.com<br />
www.sensus.com<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1145
FOKUS<br />
Messen · Steuern · Regeln<br />
Standardisierte Baustein-Bibliothek<br />
für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
Geringere Engineering-Kosten bei höherer Verfügbarkeit<br />
Von Thomas Geiz, Phoenix Contact Electronics GmbH, Bad Pyrmont<br />
In der <strong>Wasser</strong>wirtschaft steigen die Anforderungen an die Anlagen und das Personal stetig. Deshalb wird es<br />
immer wichtiger, die Vielfalt der eingesetzten Software und Ausrüstung durch die Definition von Standards zu<br />
begrenzen. Dieses Ziel lässt sich unter anderem mit einer standardisierten, anwenderfreundlichen Baustein-<br />
Bibliothek für die SPS-Programme erreichen, die bei der Senkung der Engineering-Kosten unterstützt und die<br />
Störungssuche vereinfacht.<br />
Eine solche Baustein-Bibliothek<br />
stellte ein wesentliches Entscheidungskriterium<br />
dar, als die Verantwortlichen<br />
des Zweckverbands<br />
Landeswasserversorgung Baden-<br />
Württemberg im Rahmen einer<br />
Modernisierungsmaßnahme nach<br />
einer neuen Automatisierungslösung<br />
suchten. Die Landeswasserversorgung<br />
beliefert mit ihren zwei<br />
<strong>Wasser</strong>werken rund 3 Mio. Menschen<br />
in Baden-Württemberg über<br />
ein weit verzweigtes Leitungsnetz<br />
mit Trinkwasser. Das 1912 gegründete<br />
Unternehmen zählt damit zu<br />
den größten <strong>Wasser</strong>versorgern in<br />
Deutschland. Pro Jahr werden etwa<br />
90 Mio. m 3 Trinkwasser bester Qualität<br />
an rund 250 Städte und Gemeinden<br />
– darunter Aalen, Ellwangen,<br />
Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg,<br />
Schwäbisch Gmünd, Stuttgart<br />
und Ulm – abgegeben. Das entspricht<br />
einer täglichen Menge von<br />
Bild 2. Blick in die Leitwarte im <strong>Wasser</strong>werk<br />
Langenau.<br />
Bild 1. Steuerungstechnik bei der Landeswasserversorgung.<br />
bis zu 320 000 m 3 . In der Hauptverwaltung<br />
der Landeswasserversorgung<br />
in Stuttgart sind etwa 85 Mitarbeiter<br />
tätig. Weitere 85 Personen<br />
stellen in den <strong>Wasser</strong>werken Langenau<br />
und Dischingen einen zuverlässigen<br />
Betrieb sicher, während sich<br />
rund 78 Mitarbeiter mit der Instandhaltung<br />
und Pflege der Leitungen<br />
beschäftigen sowie die Kunden im<br />
Dienstleistungsbereich betreuen.<br />
Integration vieler branchenspezifischer<br />
Funktionen<br />
Seit 2012 nutzt die Landeswasserversorgung<br />
anlässlich der Modernisierung<br />
einzelner Außenbauwerke<br />
wie Druckregelstationen und<br />
Pumpwerken bereits Steuerungstechnik<br />
von Phoenix Contact<br />
(Bild 1). In diesem Zusammenhang<br />
haben die Mitarbeiter beider Unternehmen<br />
unterschiedliche Aufgabenstellungen<br />
realisiert. Dazu<br />
gehören die Einbindung der Steuerungstechnik<br />
über das IEC-Protokoll<br />
60870-5-104 in das Leitsystem Ritop<br />
der Rittmeyer AG sowie die Integration<br />
verschiedener Feldgeräte in<br />
das Profibus- und Profinet-Netzwerk.<br />
Spe ziell für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
entwickelte Regelbausteine<br />
sorgen dabei für die einfache Regulierung<br />
des Ortsnetzdrucks, während<br />
Steuer- und Diagnosebausteine<br />
die problemlose Anbindung<br />
der Feldgeräte an den Profinet- oder<br />
Pro fibus-Master ermöglichen. Aufgrund<br />
der guten Erfahrungen aus<br />
den vorhergehenden Projekten<br />
haben sich die Verantwortlichen<br />
auch beim Bau einer Schnellentcarbonisierung<br />
im <strong>Wasser</strong>werk Langenau<br />
für eine Zusammenarbeit mit<br />
Phoenix Contact ausgesprochen.<br />
Weitere Anlagen befinden sich in<br />
November 2013<br />
1146 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Messen · Steuern · Regeln<br />
FOKUS<br />
Bild 3. Im<br />
Schaltschrank<br />
der Dosieranlage<br />
ist unter<br />
anderem ein<br />
Profinet-Controller<br />
von<br />
Phoenix<br />
Contact verbaut.<br />
Bild 4. Andreas<br />
Christoph,<br />
Projektingenieur<br />
bei der<br />
Landeswasserversorgung,<br />
vor<br />
den zur<br />
Energiegewinnung<br />
genutzten Turbinen.<br />
der Umsetzung oder Planung<br />
(Bild 2).<br />
In den ersten Gesprächen<br />
äußerte der Betreiber den Wunsch<br />
nach einer standardisierten Baustein-Bibliothek,<br />
um die Anlagen<br />
einheitlich programmieren und so<br />
die Übersichtlichkeit für das Personal<br />
erhöhen zu können. Auf der<br />
Grundlage der genau aufgeschlüsselten<br />
Anforderungen erstellten die<br />
Branchen-Experten von Phoenix<br />
Contact dann in enger Kooperation<br />
mit den Mitarbeitern der Landeswasserversorgung<br />
die <strong>Wasser</strong>-Prozessbibliothek.<br />
Das detaillierte<br />
Anlagen-Know-how des Betreibers<br />
hat dazu beigetragen, die anwenderfreundliche<br />
Prozessbibliothek<br />
um viele branchenspezifische Funktionen<br />
zu erweitern.<br />
Reduzierung des Lagerbestands<br />
an Hardware<br />
Komponenten<br />
Vom SCADA-System über die Steuerung<br />
bis zu den Prozessen setzt<br />
die Landeswasserversorgung auf<br />
moderne Technik. Nur wenn die<br />
Ausrüstung den aktuellen Standards<br />
entspricht, lässt sich eine<br />
durchgängige Prozessoptimierung<br />
und damit eine dauerhaft hohe Effizienz<br />
und Verfügbarkeit der Anlagen,<br />
also ein wirtschaftlicher Betrieb<br />
erreichen. Über das Fernwirksystem<br />
Resy+ können die Mitarbeiter beispielsweise<br />
via IEC-Standard 60870-<br />
5-104 permanent auf alle Stationen<br />
und deren relevante Prozessdaten<br />
zugreifen. Das hohe Maß an verwendeter<br />
Technik setzt allerdings<br />
eine intuitive Bedienung voraus.<br />
Aus diesem Grund war der Grundsatz<br />
„Vom Anwender für den<br />
Anwender“ oberstes Gebot bei der<br />
Erstellung der Applikationen. Die<br />
gesamte Kommunikation zwischen<br />
den Sensoren oder Aktoren und<br />
den Steuerungen ist über das Profibus-<br />
oder Profinet-Protokoll realisiert<br />
(Bild 3).<br />
In den einzelnen Anlagenteilen<br />
sind ausschließlich Komponenten<br />
und Systeme von Phoenix Contact<br />
auf Basis der Profinet-Technologie<br />
verbaut. Durch den modularen Aufbau<br />
der Steuerungstechnik kann<br />
der Lagerbestand der verschiedenen<br />
Standard- und Funktionsmo-<br />
<strong>Wasser</strong><br />
Analytik<br />
SD 300 pH & SD 320 Con<br />
Handmessgeräte zur<br />
Messung von pH/Redox<br />
Leitfähigkeit/TDS<br />
Salinität/Temperatur<br />
■ Robust & wasserdicht (IP 67)<br />
für die Vor-Ort-Analyse<br />
■ Datenlogger- und Alarm-Funktion<br />
■ Gute Labor Praxis (GLP-Funktionen)<br />
■ PC-Schnittstelle zur Datenübertragung<br />
(USB / seriell oder analog)<br />
■ Hintergrundbeleuchtete Doppelanzeige<br />
■ Hohe Aufl ösung<br />
(0,001 pH / 0,1 mV) (SD 300 pH)<br />
■ Verschmutzungsunempfindliche,<br />
innovative 4-Pol-Technologie für ein<br />
Höchstmaß an Präzision (SD 320 Con)<br />
AQUALYTIC ®<br />
Schleefstraße 12<br />
44287 Dortmund<br />
Tel. (+49)231/94510-755<br />
Fax (+49)231/94510-750<br />
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▶▶<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1147<br />
anzeige_sd300_sd320_hoch_56x250_de.indd 1 25.10.13 11:24
FOKUS<br />
Messen · Steuern · Regeln<br />
Bild 5.<br />
Auch im<br />
Streckenbauwerk<br />
befindet<br />
sich Automatisierungstechnik<br />
von<br />
Phoenix<br />
Contact.<br />
programmiert. Er gibt einen Einblick<br />
in die Feldbuskommunikation und<br />
lässt sich somit sowohl informativ<br />
als auch für Steuerungsaufgaben<br />
verwenden. Vorgefertigte sowie mit<br />
den Feldgeräten getestete Bausteine<br />
für zahlreiche Komponenten<br />
runden die <strong>Wasser</strong>-Prozessbibliothek<br />
ab (Bild 5).<br />
dule erheblich reduziert werden,<br />
ohne die Anlagenverfügbarkeit zu<br />
beeinflussen. Denn von der 100erbis<br />
zur 300er-Leistungsklasse werden<br />
an jede SPS die gleichen I/O-<br />
Klemmen der Inline-Produktfamilie<br />
bedarfsgerecht angereiht. Direkt an<br />
den einzelnen Stationen installierte<br />
Panels dienen der Steuerung und<br />
Überwachung der unterschiedlichen<br />
Anlagenteile. Auf diese Weise<br />
können sich die Mitarbeiter die<br />
benötigten Informationen jederzeit<br />
autark anzeigen lassen und die<br />
erforderlichen Eingriffe in den Prozess<br />
vor Ort vornehmen.<br />
Übernahme bekannter<br />
Bibliotheks-Strukturen<br />
In den Applikationen der Landeswasserversorgung<br />
bildet die Software-Bibliothek<br />
Waterworx die<br />
Grundlage für die Programmierung<br />
sämtlicher Steuerungssysteme von<br />
Phoenix Contact. So konnte innerhalb<br />
der gesamten Anlage ein einheitlicher<br />
Programmierstandard<br />
umgesetzt werden. Waterworx bietet<br />
dazu eine Vielzahl von Funktionen<br />
für die verschiedenen Anlagenteile<br />
und Aggregate. Fertige Lösungen<br />
für Fallgewichts-Armaturen,<br />
Motoren und Messungen werden<br />
dabei durch die von Phoenix Contact<br />
erstellten kundenspezifischen<br />
Bausteine ergänzt. Darüber hinaus<br />
haben die Mitarbeiter des Blomberger<br />
Automatisierungsspezialisten<br />
typische Anlagenfunktionen wie<br />
Freigabe-Regelungen für die<br />
Be dienphilosophie, Hand-/Auto-<br />
Umschaltungen oder Sollwertsteller<br />
als Bibliotheks-Bausteine realisiert.<br />
Als Beispiel für eine betriebsorientierte<br />
Funktion seien die Messwert-<br />
Bausteine genannt. Sie eröffnen<br />
dem Anwender die Möglichkeit,<br />
einen Prozessersatzwert anzulegen,<br />
sodass der Prozess während einer<br />
Wartungsmaßnahme weiterlaufen<br />
kann, obwohl Kalibrierungs- oder<br />
andere Arbeiten an der Messung<br />
vorgenommen werden. „Der Aufbau<br />
der <strong>Wasser</strong>-Prozessbibliothek<br />
analog zur bereits von uns eingesetzten<br />
Fernwirk-Bibliothek Resy+<br />
vereinfacht die Handhabung für<br />
die Mitarbeiter erheblich“, stellt<br />
Andreas Christoph, Projektingenieur<br />
bei der Landeswasserversorgung,<br />
hierzu fest (Bild 4).<br />
Das auf der Basis internationaler<br />
Standards entwickelte Produkt-<br />
Portfolio von Phoenix Contact<br />
erlaubt eine herstellerunabhängige<br />
Datenübertragung. Dies kommt<br />
den vielen Anlagenausrüstern<br />
zugute, die die in den <strong>Wasser</strong>werken<br />
genutzte Prozess-, Mess- und<br />
Antriebstechnik zuliefern. Die installierten<br />
Antriebe und Klappen werden<br />
beispielsweise über Profibus DP<br />
angesteuert. Deshalb haben die<br />
Branchen-Experten von Phoenix<br />
Contact einen speziellen Baustein<br />
zur Diagnose des Profibus-Systems<br />
Fazit<br />
Der Einsatz der neuen <strong>Wasser</strong>-Prozessbibliothek<br />
unterstützt die Landeswasserversorgung<br />
bei der Optimierung<br />
ihrer Anlagen, indem sich<br />
die in den wasserwirtschaftlichen<br />
Einrichtungen verbauten Steuerungen<br />
einheitlich programmieren lassen.<br />
René Schaible, SPS-Techniker<br />
bei der Landeswasserversorgung,<br />
erklärt abschließend: „Nachdem<br />
dieses Projekt ebenfalls erfolgreich<br />
umgesetzt worden ist, werden wir<br />
die Zusammenarbeit mit Phoenix<br />
Contact fortsetzen und weitere<br />
Betriebsteile mit entsprechender<br />
Steuerungstechnik ausstatten.<br />
Neben den Komponenten und<br />
Engineering-Dienstleistungen<br />
haben uns auch die Nachhaltigkeit,<br />
Kundenorientierung und Zuverlässigkeit<br />
des Blomberger Unternehmens<br />
überzeugt“.<br />
Autor:<br />
Thomas Geiz, Industry<br />
Management<br />
Infrastructure,<br />
Industry Solutions,<br />
Phoenix Contact<br />
Electronics GmbH,<br />
Bad Pyrmont<br />
Weitere Informationen:<br />
PHOENIX CONTACT Electronics GmbH,<br />
Dringenauer Straße 30,<br />
D-31812 Bad Pyrmont,<br />
Tel. (05281) 946-0,<br />
Fax (05281) 946 11 11,<br />
E-Mail: info@phoenixcontact.de,<br />
www.phoenixcontact.de<br />
November 2013<br />
1148 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
E20001-F90-T122<br />
Unser wertvollstes Gut<br />
in besten Händen<br />
Durchgängige Automatisierungslösungen für den gesamten <strong>Wasser</strong>zyklus<br />
<strong>Wasser</strong>branche<br />
<strong>Wasser</strong> ist die wertvollste Ressource für das natürliche<br />
Gleichgewicht des Lebens. Und aufgrund des globalen<br />
Bevölkerungswachstums steigt seine Bedeutung täglich<br />
ein Stück mehr. Ein Unternehmen hat es sich zur<br />
Aufgabe gemacht, die effiziente Nutzung von <strong>Wasser</strong><br />
voranzutreiben und nachhaltig sicherzustellen – mit einem<br />
umfassenden Portfolio an Automatisierungslösungen und<br />
Antriebstechnik für die optimierte <strong>Wasser</strong>aufbereitung und<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung: Siemens.<br />
siemens.de/wasser/automation
FOKUS<br />
Messen · Steuern · Regeln<br />
Nachhaltigkeit mit Waterpilot<br />
Von Matthias Germer, Produktmanager Druckmesstechnik, Weil am Rhein<br />
Die richtige Messtechnik<br />
für effizientes<br />
<strong>Wasser</strong>management<br />
<strong>Wasser</strong> ist eine der wichtigsten Ressourcen,<br />
die unser Planet bietet.<br />
Doch genau diese Ressource wird<br />
von Jahr zu Jahr knapper. Zwar noch<br />
nicht in Europa, aber weltweit ge -<br />
sehen ist es immer schwieriger die<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung für die knapp<br />
7 Mrd. Menschen bereit zu stellen.<br />
Was heute schon weltweit ein<br />
Problem ist, wird in den nächsten<br />
Jahren auch Europa erreichen, da<br />
sind sich die Experten einig. Aus<br />
diesem Grund gilt es, effiziente und<br />
Zukunftsorientierte Lösungen für<br />
die <strong>Wasser</strong>auf- und -verarbeitung zu<br />
erstellen.<br />
Die Trends, die sich am Markt<br />
erkennen lassen, zielen genau auf<br />
diese Effizienz bei der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
und <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
ab.<br />
Auch Endress+Hauser hat diesen<br />
Trend längst erkannt und unterstützt<br />
die Effizienz der <strong>Wasser</strong>verarbeitenden<br />
Unternehmen mit Produkten,<br />
Service sowie Dienstleistungen<br />
von höchster Genauigkeit<br />
und guter Qualität. Unter den am<br />
meisten eingesetzten Produkte für<br />
effizientes <strong>Wasser</strong>management sind<br />
die Pegelsonden.<br />
Pegelsonden für jeden<br />
Einsatz<br />
Pegelsonden werden den verschiedensten<br />
Applikationsbedingungen<br />
ausgesetzt, sei es in Stauseen,<br />
Schleusen, Trinkwasserhochbehälter,<br />
Pumpenschächten, Rückhaltebecken,<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />
oder Tiefbrunnen. Um den verschiedenen<br />
Applikationen und somit den<br />
Kundenanforderung gerecht zu<br />
werden, bietet Endress+Hauser ein<br />
umfangreiches Produktsortiment<br />
von Pegelsonden an.<br />
FMX167 – die universelle<br />
Pegelsonde<br />
Die Pegelmessung in Tiefbrunnen<br />
und Pumpenschächten ist eine typische<br />
Anwendung für den Waterpilot<br />
FMX167. Waterpilot, das heißt Trinkwasserzugelassene<br />
Füllstandmessung<br />
mit einem robusten Keramiksensor<br />
und integrierter Temperaturmessung,<br />
gebündelt auf nur 22 mm<br />
Durchmesser. Kleinste Peilrohre<br />
können so zur Applikation genutzt<br />
Waterpilot in Mexiko: Der Anschlusskasten sorgt für eine direkte und sichere Anbindung<br />
der Pegelsonde an das Leitsystem.<br />
werden. Weiterhin stehen auch eine<br />
robuste Bauform für die Anwendung<br />
in Abwässern oder Schlämmen<br />
zur Verfügung oder eine<br />
metallfreie Konstruktion für den<br />
langzeitstabilen Einsatz in Salzwasser.<br />
FMX21 – die universelle<br />
Pegelsonde mit<br />
einstellbarem Messbereich<br />
Die Pegelsonde FMX21 ist die<br />
Weiter führung des FMX167. Sie<br />
besitzt alle Merkmale des FMX167<br />
und zusätzlich eine höhere Genauigkeit<br />
und einen einstellbaren Messbereich<br />
über das HART ® Protokoll.<br />
Die Kombination aus einstellbarem<br />
Messbereich und der Möglichkeit<br />
der Kabelkürzung ermöglicht es,<br />
besonders in großen Projekten, die<br />
Sonden in einer einmaligen Konfiguration<br />
zu bestellen und diese<br />
dann vor Ort, den Gegebenheiten<br />
spezifisch einzustellen und zu installieren.<br />
Somit entfällt eine komplizierte<br />
Verteilung der einzelnen<br />
Sonden vor Ort.<br />
PS70/71 – die batteriebetriebene<br />
Pegelsonde<br />
Pegelrohre von Grundwassermessstellen<br />
oder Brunnen, die oft fernab<br />
von Versorgungsleitungen liegen,<br />
müssen regelmäßig aufgesucht und<br />
der Pegelstand mit einem Lichtlot<br />
nachgemessen werden. Hier kann<br />
eine batteriebetriebene Pegelsonde<br />
PS70/71 mit integriertem Datenlogger<br />
eingesetzt werden. Statt nur<br />
einem Messpunkt <strong>zum</strong> Zeitpunkt<br />
der Messung, bekommt man die<br />
gesamten Daten mit Zeitstempel<br />
und, sofern der optionale Temperatursensor<br />
mitbestellt wurde, die<br />
aktuelle <strong>Wasser</strong>temperatur. Die<br />
Daten können entweder mit dem<br />
Handauslesegerät oder mit dem<br />
Laptop aus der Sonde übertragen<br />
werden. Die meist abgelegenen<br />
November 2013<br />
1150 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Messen · Steuern · Regeln<br />
FOKUS<br />
Messstellen müssen nicht wie bisher<br />
persönlich aufgesucht werden.<br />
Das spart Zeit und senkt die Kosten.<br />
Eine im Auslesekopf integrierte<br />
Lithium-Batterie ist wechselbar und<br />
gewährleistet die Stromversorgung<br />
für zehn Jahre bzw. für 2 Mio. Messungen.<br />
Klare Vorteile bietet die Pegelsonde,<br />
wenn sie mit einem Datenfernübertragungsmodul<br />
ausgerüstet<br />
ist (GSM oder GPRS). Die im<br />
Datenlogger gespeicherten Daten<br />
können von der Warte jederzeit ausgelesen<br />
werden, womit das Aufsuchen<br />
von entlegenen oder schwer<br />
erreichbaren Messstellen entfällt<br />
und somit Kosten eingespart werden.<br />
Im Alarmierungsfall sendet die<br />
Sonde automatisch die Daten an die<br />
Warte. Zusätzlich können Texte per<br />
SMS an Mobiltelefone oder Alarmstände<br />
(z. B. Feuerwehr) gesendet<br />
werden. Damit kann schnell auf<br />
Grenzwertüberschreitungen<br />
reagiert werden, z. B. können bei<br />
Hochwasser Gegenmaßnahmen<br />
ergriffen oder Schleusen geöffnet<br />
werden. Der Batteriestand wird<br />
ebenfalls übermittelt und stellt die<br />
Verfügbarkeit der Messstelle somit<br />
sicher. Die Einstellungen der Sonde<br />
(z. B. Grenzwerte, Lesezeiten, Telefonnummern,<br />
usw.) können von der<br />
Warte aus geändert werden. Eine<br />
Einbindung der Messsignale an vorhandene<br />
Leitsysteme ist ebenfalls<br />
kein Problem.<br />
xiblen Betrieb mit vielen unterstützenden<br />
Funktionen sowie hohe<br />
Sicherheit.<br />
Echte Effizienz wird nur mit<br />
hervorragender Qualität<br />
erreicht<br />
Für den lukrativen <strong>Wasser</strong>markt<br />
werden inzwischen zahlreiche<br />
Pegelsonden<br />
in unterschiedlicher<br />
Ausprägung,<br />
für jede<br />
Anwendung<br />
die richtige<br />
Pegelsonde.<br />
▶▶<br />
Frischwasser, Seewasser oder<br />
<strong>Abwasser</strong>? Für jede Anwendung<br />
das richtige Sondenmaterial.<br />
FMB53 – mit integriertem<br />
Feldgehäuse<br />
Dank seiner kompakten Bauform<br />
und dem Einbau am Boden oder<br />
am Auslass, bietet der FMB53 die<br />
Lösung für hydrostatische Füllstandmessungen<br />
in Tanks und<br />
Behältern. Die Bauformen mit Stab<br />
oder Seil ermöglichen den Einbau<br />
von oben, z. B. Pumpenschächte.<br />
Selbst unter schwierigsten Prozessbedingungen<br />
lassen sich die verschiedenen<br />
Varianten des Deltapilot<br />
M optimal anpassen. Der<br />
Delta pilot M kann auch vom Tank<br />
abgesetzt montiert werden. So<br />
kann das Gehäuse samt Elektronik<br />
und Display an einem leichter<br />
zugänglichen Ort montiert werden.<br />
Die Elektroniken, die modular in<br />
den Transmitter eingebaut werden,<br />
garantieren einfachste Inbetriebnahme,<br />
einen zuverlässigen und fle-<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1151<br />
Hochgenau,<br />
langzeitstabil<br />
und robust:<br />
die kapazitive<br />
keramische<br />
Messzelle.<br />
Zubehör für Pegelsonden: Anschlusskasten,<br />
Abspannklemme, Zusatzgewicht, Montageschraube.
FOKUS<br />
Messen · Steuern · Regeln<br />
Deltapilot<br />
FMB 53 mit<br />
Kompaktgehäuse<br />
und<br />
Anzeige <strong>zum</strong><br />
Ablesen der<br />
Messwerte<br />
vor Ort.<br />
Pegelsonden angeboten. Einfache<br />
und preisgünstige Sonden kommen<br />
hier oft <strong>zum</strong> Einsatz. Um aber einen<br />
effizienten und nachhaltigen<br />
Betrieb sicherzustellen, müssen<br />
mögliche indirekte Folgekosten<br />
betrachtet werden.<br />
Daher ist man sich bei<br />
Endress+Hauser sicher, Qualität<br />
zahlt sich immer aus, besonders<br />
wenn es um die Messung eines so<br />
lebenswichtigen Stoffes wie <strong>Wasser</strong><br />
geht. Qualität bei Pegelsonden, das<br />
bedeutet Flexibilität, Robustheit<br />
und Langzeitstabilität.<br />
Die Kunden profitieren von dieser<br />
Denkweise, besonders wenn<br />
man die Investitionen langfristig<br />
betrachtet. Eine Pegelsonde von<br />
Endress+Hauser hat das Ziel, mindestens<br />
fünf Jahre eine Genauigkeit<br />
von < 0,25 % zu halten. Um die<br />
Langlebigkeit der Pegelsonde<br />
sicherzustellen, wird der Sensorkopf<br />
aus Edelstahl gefertigt und UVbeständiges<br />
Kabel eingesetzt. Die<br />
Platinen sind komplett vergossen<br />
und es wird nur die von<br />
Endress+Hauser patentierte ölfreie<br />
Keramikmesszelle eingesetzt, weil<br />
diese gegenüber der metallischen<br />
Messzelle den Vorteil hochgenau<br />
sowie langzeitstabil und sehr robust<br />
gegenüber Abrasion zu sein.<br />
Weil jeder Tropfen <strong>Wasser</strong> kostbar<br />
ist, wird pedantisch darauf<br />
geachtet, dieses Ziel zu erfüllen.<br />
Auch bei Zulassungen wird nicht<br />
gespart. Die Waterpiloten besitzen<br />
alle Zulassungen, die für die <strong>Wasser</strong>messung<br />
relevant sind, so z. B. KTW,<br />
NSF, ACS.<br />
Dass diese Qualitätsorientierung<br />
der richtige Weg ist, wird<br />
Endress+Hauser von seinen, immer<br />
mehr auch internationalen Kunden,<br />
bestätigt. So auch im folgenden<br />
Beispiel, bei einem Großprojekt in<br />
Mexiko.<br />
Kundenorientierung führt<br />
<strong>zum</strong> Erfolg<br />
300 Waterpiloten sorgen nun für<br />
eine sichere und nachhaltige Trinkwasserversorgung<br />
in der mexikanischen<br />
Metropole Mexico City. Juan<br />
Rojas, Abteilungsleiter Level and<br />
Pressure bei Endress+Hauser in<br />
Mexiko, berichtet: „Der Kunde ICH<br />
(Ingeniería Computacional para el<br />
Ser Humano S. A. de C. V.) ist ein<br />
mexikanischer Anlagenbauer. Die<br />
Mitarbeiter sind spezialisiert auf die<br />
Einrichtung von Tiefbrunnen für die<br />
Trinkwassergewinnung.“ Bis vor kurzem<br />
setzte ICH in der Anschaffung<br />
kostengünstige Geräte ein. Mittelfristig<br />
traten aber vermehrt technische<br />
Probleme auf: Die Tiefbrunnen<br />
liefen sogar leer, dies verursachte<br />
Umweltschäden und hohe Kosten.<br />
Juan Rojas erklärt weiter: „Wird aus<br />
einem Tiefbrunnen mehr <strong>Wasser</strong><br />
entnommen, als durch den Grundwasserstrom<br />
nachfließen kann,<br />
sinkt der Grundwasserspiegel ab.<br />
Einfaches Auslesen der Messdaten vor Ort mit dem PC oder<br />
einem optionalen Auslesegerät, oder …<br />
… Messdaten per Modem an jeden beliebigen PC schicken<br />
lassen.<br />
November 2013<br />
1152 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Messen · Steuern · Regeln<br />
FOKUS<br />
Dies führt nicht nur <strong>zum</strong> Austrocknen<br />
des Brunnens, sondern hat<br />
auch massiven Einfluss auf die Vegetation,<br />
da die Pflanzen ihre <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
verlieren.“ Für das neue<br />
Projekt wünschte sich ICH mehr<br />
Unterstützung bei der Auslegung<br />
der Messstellen und vor allem<br />
schnellere und zuverlässigere Lieferzeiten.<br />
Alle diese Vorzüge fanden<br />
sie in der Zusammenarbeit mit<br />
Endress+Hauser Mexiko.<br />
Mit dem Engineering Team von<br />
ICH wurde im Vorfeld eng zusammen<br />
gearbeitet. Der Anlagenbauer<br />
gehört zur Motorola-Unternehmensgruppe.<br />
Gemeinsam entwickelte<br />
man zusätzlich eine spezielle<br />
Lösung für die Datenübertragung:<br />
Mit GPRS-Modulen können Füllstand,<br />
Durchfluss und Druck nun<br />
drahtlos übermittelt und ausgewertet<br />
werden – ein erneuter<br />
Beweis für die Added Values von<br />
Endress+Hauser.<br />
Humberto Gonzales (CEO und<br />
Gründer von ICH) ist überzeugt:<br />
„Endress+Hauser ist eine Marke mit<br />
viel Qualität. Die Geräte überzeugen<br />
mit Kundennutzen, die Mitarbeiter<br />
mit zuverlässigem Service<br />
und entsprechendem After Sales<br />
Support.“<br />
Juan Rojas betont: „Die <strong>Wasser</strong>bzw.<br />
<strong>Abwasser</strong>industrie in Mittelund<br />
Südamerika bietet für<br />
Endress+Hauser ein großes Potenzial.<br />
Europa gilt mit seinen strengen<br />
Richtlinien als wegweisendes Vorbild.<br />
Die Nachfrage nach zuverlässiger<br />
Technik ist beachtlich in Mittelund<br />
Südamerika. Wir haben viele<br />
Möglichkeiten, Projekte für uns zu<br />
gewinnen und mit unserem Service<br />
zu überzeugen. Immer mehr Key<br />
Accounts bestätigen unsere gute<br />
und nachhaltige Qualität.“<br />
Das zeigt auch die Beteiligung<br />
an weiteren großen Projekten: Beim<br />
Atotonilco Wastewater Treatment<br />
Project, dem größten in Mexiko und<br />
einem der größten überhaupt weltweit,<br />
stammen 85 bis 90 % der<br />
gesamten Anlageninstrumentierung<br />
von Endress+Hauser.<br />
Infos<br />
Die Vorteile aller Pegelsonden<br />
• Hochgenaue, langzeitstabile und robuste Keramikmesszelle<br />
• Gleichzeitiges Messen von Füllstand und Temperatur durch optional integrierten<br />
Temperaturfühler Pt100<br />
• Alle wasserrelevanten Zulassungen (KTW, NSF, ACS, ATEX, FM, CSA)<br />
• Breites Anwendungsspektrum mit UV-beständigen PE-,FEP- oder PUR-Kabel<br />
• Kürzbares Kabel und Messbereich frei einstellbar über HART ® (optional) reduziert<br />
die Variantenvielfalt und erhöht die Flexibilität<br />
• Hochbeständiges und trinkwassertaugliches Edelstahlgehäuse<br />
Ein weltweit aufgestellter Komplettanbieter für die <strong>Wasser</strong>verarbeitung<br />
Endress+Hauser ist der weltweite Hersteller mit dem kompletten Leistungsspektrum für<br />
die Prozessautomatisierung, von der vollumfänglichen Feldinstrumentierung bis hin zu<br />
Automatisierungslösungen und attraktivem Life Cycle Management.<br />
Ganz gleich, um welche Messtechnologie es sich handelt, Endress+Hauser bietet<br />
immer die richtigen Produkte, um die richtigen Informationen aus Prozessen herauszuholen:<br />
sei es bei Füllstand, Druck, Temperatur, Durchfluss oder bei der Flüssigkeitsanalyse.<br />
Ein ergänzendes, breites Angebot an Produkten zur digitalen Erfassung und Analyse<br />
von Messdaten sowie systemtechnische Komponenten <strong>zum</strong> Speisen, Trennen und<br />
Auswerten runden das Programm ab.<br />
Single Sourcing bei Endress+Hauser bedeutet: Vieles, was für die Prozessautomatisierung<br />
gebraucht wird, bietet Endress+Hauser an. Der wichtigste Vorteil ist: nur ein<br />
Ansprechpartner. Somit wird die Anzahl der Schnittstellen deutlich reduziert, dadurch<br />
werden Abstimmungen einfacher, die Prozesse werden schlanker, sicherer und schneller.<br />
Es werden Zeit und Ressourcen gespart.<br />
Das Know-how und die Erfahrung der Mitarbeiter von Endress+Hauser decken dabei<br />
alle Branchen der Verfahrenstechnik ab: Chemie, Öl und Gas, Umwelttechnik, Lebensmittel,<br />
Pharma, Metall, klassische und erneuerbare Energien, Schiffbau und nicht zuletzt<br />
die Grundstoffindustrien.<br />
Life Cycle Management durch Endress+Hauser bedeutet die bestmögliche Ausnutzung<br />
der Potenziale einer Anlage. Der komplette Service umfasst sämtliche Engineering-<br />
Dienstleistungen und Beschaffungslösungen, die Inbetriebnahme, die fachgerechte<br />
Kalibrierung vor Ort gemäß ISO 17025 und nach maßgeschneiderten Kalibrierungsplänen<br />
für nahezu alle prozessrelevanten Messgrößen, alle Wartungsdienste und einen<br />
schnellen Ersatzteildienst, Seminare und Kurse für die Weiterbildung der Anlagenbetreiber<br />
sowie einen kompetenten 24-Stunden-Helpdesk.<br />
Bei einem <strong>Wasser</strong>-Beförderungs-<br />
Projekt in Jordanien, welches das<br />
Ziel hat, 100 Mio. m 3 Kubikmeter<br />
<strong>Wasser</strong> pro Jahr von Disi in die<br />
Hauptstadt Amman zu transportieren,<br />
um dort die wachsende Metropole<br />
mit <strong>Wasser</strong> zu versorgen,<br />
wurde Endress+Hauser als Messtechnik<br />
Lieferant gewählt. Für dieses<br />
Projekt wurde von den Pegelsonden,<br />
über Durchflussmesstechnik<br />
und Anzeigeeinheiten bis hin zu<br />
Absperrarmaturen und Grenzschalter<br />
alles aus einer Hand geliefert.<br />
Kontakt:<br />
Endress+Hauser Messtechnik GmbH+Co. KG,<br />
Colmarer Straße 6, D-79576 Weil am Rhein,<br />
Tel. (07621) 9 75 01,<br />
Fax (07621) 9 75 55 5,<br />
E-Mail: info@de.endress.com,<br />
www.de.endress.com<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1153
FOKUS<br />
Messen · Steuern · Regeln<br />
Gippsland Water Factory Alliance verwendet<br />
AutoPLANT für <strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlage<br />
Nachhaltige Infrastruktur zur <strong>Abwasser</strong>aufbereitung setzt 60 Jahre andauernder<br />
Umweltkatastrophe ein Ende<br />
Design einer nachhaltigen<br />
Lösung<br />
Gippsland Water bietet <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>dienste für 130 000 Menschen<br />
in 41 Städten in Central Gippsland,<br />
Victoria, Australien, an. Die<br />
unverarbeiteten Abwässer aus neun<br />
Städten und der Australischen<br />
Papierfabrik Maryvale wurden<br />
60 Jahre lang in einen regionalen<br />
Transportkanal geleitet, wo sie zu<br />
gravierenden Problemen in Bezug<br />
auf Geruch, Korrosion und Kapazität<br />
führten. Die 260 Millionen australische<br />
Dollar teure Gippsland Water<br />
Factory wurde als nachhaltige und<br />
umweltfreundliche Lösung entwickelt.<br />
AutoPLANT, die hochwertige<br />
Anlagen-Planungssuite von Bentley,<br />
hat die Projektkosten gesenkt, indem<br />
Arbeitsabläufe rationalisiert, Designaufgaben<br />
beschleunigt, die Beschaffung<br />
vereinfacht und originalgetreue<br />
Modelle für die Bestandsverwaltung<br />
produziert wurden.<br />
Die Gippsland Water Factory<br />
wurde in einer Projektallianz bestehend<br />
aus Gippsland Water, Transfield<br />
Services, CH2M HILL und Parsons<br />
Brinckerhoff bereitgestellt.<br />
Die Partner haben gemeinschaftlich<br />
zusammengearbeitet und die Verantwortung<br />
für Design, Bau und<br />
Inbetriebnahme untereinander<br />
geteilt. Dieses ehrgeizige Projekt<br />
war aus verschiedenen Gründen<br />
eine besondere Herausforderung.<br />
Zusätzlich zu den technischen<br />
Schwierigkeiten bei der Behandlung<br />
des stark riechenden <strong>Abwasser</strong>s<br />
aus der Papierproduktion hatte<br />
die Projektallianz mit dem gleichzeitigen,<br />
500 Millionen australische<br />
Dollar teuren Ausbau der Australischen<br />
Papierfabrik Maryvale in nur<br />
einem Kilometer Entfernung zu<br />
kämpfen. Starker politischer Druck<br />
zur Einhaltung von Zeitplan und<br />
November 2013<br />
1154 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Messen · Steuern · Regeln<br />
FOKUS<br />
Projektbudget verlangte nach einer<br />
knappen Zeitplanung, enger Koordination<br />
und sorgfältig geplanten<br />
Bauphasen.<br />
Partner bewegen sich in<br />
unterschiedliche Richtungen<br />
Der regionale Transportkanal aus<br />
den 50er-Jahren bestand jeweils zur<br />
Hälfte aus Betonrohren und aus<br />
Lehmelementen und erstreckte sich<br />
über 87 km von Maryvale in östlicher<br />
Richtung bis nach Dutson<br />
Downs. Aus dem 41 km langen offenen<br />
Abfluss trat sehr <strong>zum</strong> Unmut<br />
der Anwohner ein beträchtlicher<br />
Gestank aus. Die einfachste Lösung<br />
wäre eine Abdeckung des offenen<br />
Abflusses ge wesen. Stattdessen hat<br />
sich Gippsland Water die Probleme<br />
der Anwohner zu Herzen genommen<br />
und eine nachhaltige Lösung<br />
entwickelt, von der Umwelt und<br />
Anwohner profitieren.<br />
Die neue <strong>Abwasser</strong>aufbereitungs-Infrastruktur<br />
mit dem Namen<br />
Gippsland Water Factory umfasst<br />
die Maryvale-Aufbereitungsanlage,<br />
78 km neue Rohrleitungen und acht<br />
neue oder erneuerte Pumpstationen.<br />
Von dem Projekt profitieren<br />
48 000 Menschen in elf Städten.<br />
Da an dem Projekt vier Unternehmen<br />
und ein großes interdisziplinäres<br />
Team beteiligt waren,<br />
bestand ein nicht unerhebliches<br />
Risiko, dass die Partner das Design<br />
mit unterschiedlichen Produkten in<br />
unterschiedliche Richtungen entwickeln<br />
könnten. Dieses Risiko<br />
wurde bereits in der Anfangsphase<br />
des Projekts erkannt, nachdem<br />
etwa 100 Rohrleitungs- und Instrumentenfließdiagramme<br />
(R&I-Schemata)<br />
erstellt worden waren. Die<br />
wenig intelligenten R&I-Schemata<br />
stellten ein bedeutendes Problem<br />
dar, da inkonsistente 2D- und<br />
3D-Symbole verwendet wurden<br />
und sowohl doppelte als auch<br />
unvollständige Bestandsinformationen<br />
in der Dokumentation existierten.<br />
Gleichzeitig wurden manuelle<br />
Listen für Ausrüstung, Ventile und<br />
Instrumente erstellt. Die Listen veralteten<br />
mit jeder Änderung an den<br />
R&I-Schemata und es gab keine<br />
Möglichkeit, Listen und Diagramme<br />
zu synchronisieren.<br />
AutoPLANT bietet<br />
integriertes, datenbankgestütztes<br />
2D/3D-Design<br />
Um dieses komplexe Projekt im Zeitund<br />
Budgetrahmen fertigzustellen,<br />
benötigte die Gippsland Water Factory-Allianz<br />
Designwerkzeuge mit<br />
einem Optimum an Produktivität,<br />
Effizienz und Genauigkeit.<br />
Die Allianz erkannte, dass sie mit<br />
Bentley-Software Zeit bei Design<br />
und Nacharbeit sparen konnte. „Zu<br />
Beginn der Planungsphase haben<br />
wir uns mit unterschiedlichen Produkten<br />
in verschiedene Richtungen<br />
bewegt, und AutoPLANT hat uns<br />
tatsächlich gerettet“, sagte Mark<br />
Saunders, CAD-Manager bei Gippsland<br />
Water.<br />
Die AutoPLANT-Produktsuite<br />
wurde als gemeinsame – und verpflichtende<br />
– Design-Technologie<br />
gewählt, da diese Software mit einer<br />
zentralen Datenbank arbeitet und<br />
intelligente 2D- und 3D-Modelle<br />
erstellt, mit deren Hilfe Materialaufstellungen<br />
und Bauzeichnungen<br />
automatisch generiert werden können.<br />
Mark Saunders weiter: „Aufgrund<br />
der Beteiligung von vier verschiedenen<br />
Unternehmen, die alle<br />
über zahlreiche Mitarbeiter verfügten,<br />
brauchten wir unbedingt Zugriff<br />
auf eine zentrale Datenbank für das<br />
Projekt, aus der wir zu jedem Zeitpunkt<br />
die aktuellsten Informationen<br />
abrufen konnten.“<br />
Zunächst mussten die 100 R&I-<br />
Schemata mithilfe von AutoPLANT<br />
P&ID nachgebildet werden, um<br />
Konsistenz zu schaffen, Symbole zu<br />
vereinheitlichen, doppelte Bestände<br />
zu eliminieren und eine gemeinsam<br />
genutzte Datenbank für die verschiedenen<br />
Ingenieursbereiche zu<br />
schaffen. Die Details wurden über<br />
Bentley Data Manager und Bentley<br />
Instrumentation and Wiring hinzugefügt.<br />
Mithilfe dieser Datenbank<br />
wurden anschließend schnell und<br />
einfach konsistente und exakte Ausrüstungs-,<br />
Ventil- und Instrumentenlisten<br />
für Beschaffung und Bau<br />
erstellt.<br />
Die zentrale Datenbank diente<br />
als Informationsquelle für verschiedene<br />
Disziplinen. Die Mitglieder der<br />
Planungsteams verwendeten einmalige<br />
Tag-Nummern und einheitliche<br />
CAD-Standards. Die Projektdatenbank<br />
wurde aus den R&I-<br />
Schemata automatisch mit Daten<br />
befüllt, und die für Instrumente und<br />
Kon trolldesign zuständigen Teams<br />
arbeiteten mit denselben Daten.<br />
Das für die Mechanik zuständige<br />
Team erstellte Ausrüstungs- und<br />
Ventillisten für Ausschreibung und<br />
Beschaffung. Und das Bestandsverwaltungsteam<br />
arbeitete mit denselben<br />
Daten in der Bestandsverwaltungssoftware.<br />
Projektdatenbank<br />
erleichtert Prüfung und<br />
Stücklistenverarbeitung<br />
Vorläufige Rohrleitungspläne wurden<br />
als Input an das Bauteam<br />
geschickt und später in die Bauzeichnungen<br />
integriert. Da die<br />
Rohrleitungspläne bei der Erstellung<br />
von Rohrspezifikationen in<br />
AutoPLANT Piping automatisch<br />
geprüft wurden, war lediglich eine<br />
einfache Prüfung erforderlich,<br />
wodurch zahlreiche Arbeitsstunden<br />
eingespart wurden. Sobald das<br />
Design der einzelnen Bereiche beinahe<br />
fertig war, wurden Stücklisten<br />
für Rohre und Anschlüsse erstellt,<br />
damit das Bauteam mit der Beschaffung<br />
der Materialien beginnen<br />
konnte.<br />
Dank der automatischen Erstellung<br />
von Stücklisten in AutoPLANT<br />
hatte das Bauteam einen Vorsprung<br />
bei der Materialbeschaffung. Das<br />
Bauteam erhielt bereits früh in<br />
der Designphase Stücklisten, die<br />
anschließend vor der Ausgabe der<br />
Zeichnungen an Auftragsnehmer<br />
und Lieferanten weitergereicht<br />
wurden. Auf diese Weise konnte<br />
der Beschaffungsprozess frühzeitig<br />
abgeschlossen werden, ohne Verzögerungen<br />
beim Bau zu verursachen.<br />
▶▶<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1155
FOKUS<br />
Messen · Steuern · Regeln<br />
Zusammenfassung<br />
• Unternehmen<br />
• Lösung<br />
• Ort<br />
Intelligente 3D-Modelle<br />
bieten zahlreiche Vorzüge<br />
Beim detaillierten Design wurde das<br />
Projekt in 65 separate 3D-Modelle<br />
aufgeteilt, die zur Prüfung in einer<br />
einzigen Datei vereint werden<br />
konnten. Die Prüfungsdatei wurde<br />
mit allen teilnehmenden Unternehmen<br />
geteilt und wöchentlich aktualisiert.<br />
AutoPLANT Piping wurde<br />
umfangreich für die Erstellung von<br />
zehn separaten 3D-Modellen ge -<br />
nutzt. Auf diese Weise konnten die<br />
Rohrleitungsdesigner gleichzeitig<br />
an den separaten Modellen arbeiten.<br />
Dank der geringen Dateigrößen<br />
Gippsland Water<br />
<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>industrie<br />
Maryvale, Victoria, Australien<br />
• Projektziele<br />
• Beseitigung von Problemen mit Geruch, Korrosion<br />
und Kapazität<br />
• Nachhaltige Lösung <strong>zum</strong> Nutzen von Anwohnern<br />
und Umwelt<br />
• Recycling von <strong>Abwasser</strong> für industrielle und<br />
landwirtschaftliche Zwecke<br />
• Erhaltung der Frischwasservorräte<br />
• Verwendete Lösungen<br />
• AutoPLANT P&ID<br />
• AutoPLANT Piping<br />
• Bentley Data Manager<br />
• Bentley Datasheets<br />
• Bentley Instrumentation and Wiring<br />
• Bentley Vision<br />
• ProSteel<br />
• Fakten<br />
• Gemeinsam genutzte Datenbank für<br />
Ingenieure, Planer und andere Beteiligte<br />
• Verbessertes Design durch 3D-Visuali sierung<br />
• Früher Abschluss der Beschaffungsphase durch automatisch<br />
erzeugte Stücklisten<br />
• Die Anlage spart ca. drei Milliarden Liter Frischwasser<br />
pro Jahr ein<br />
• ROI<br />
Die Allianz hat 20 Wochen an Planungsarbeit eingespart, wodurch<br />
Software, Schulungen und Implementierung finanziert werden<br />
konnten Einsparung von über 5 000 Stunden durch automatische<br />
Erzeugung isometrischer Pläne Gippsland Water bestätigt den<br />
unschätzbaren Wert der originalgetreuen 3D-Modelle für die<br />
Bestandsverwaltung<br />
„Für die Gippsland Water Factory wurden erprobte<br />
Bentley-Produkte verwendet,<br />
um ein innovatives, nachhaltiges und sozial verantwortliches<br />
Projekt durchzuführen, das die Anforderungen mehr als erfüllt hat.“<br />
Ray Baillie, ICT-Manager, Gippsland Water<br />
konnten die Teammitglieder die<br />
Modelle an jedem beliebigen Computer<br />
öffnen.<br />
Mithilfe der datenbankgestützten<br />
Designsoftware von Bentley<br />
konnten die Planungs- und In -<br />
genieursteams außerdem effizient<br />
arbeiten und eine pünktliche Materialbeschaffung<br />
sicherstellen. Die<br />
3D-Modelle erleichterten die Erkennung<br />
von Konflikten, vereinfachten<br />
Designänderungen und garantierten<br />
Konsistenz. Somit war das<br />
Design stets aktuell und korrekt,<br />
wenn Ingenieure, Planer und andere<br />
Beteiligte darauf zugriffen. Teammitglieder<br />
konnten technische Prüfungen<br />
und Studien zu riskanten<br />
Vorgängen im gesamten Projektverlauf<br />
durchführen und somit bestmögliche<br />
technische und bauliche<br />
Ergebnisse garantieren.<br />
Anhand der aus den 3D-Modellen<br />
erzeugten Bilder konnte außerdem<br />
die hochmoderne Technologie<br />
zur <strong>Wasser</strong>aufbereitung verbessert<br />
werden. Im Verlauf des öffentlichen<br />
Informationsprogramms halfen die<br />
Bilder dabei, der Öffentlichkeit die<br />
nachhaltigen Vorzüge des Projekts<br />
nahezubringen.<br />
Die originalgetreuen Modelle<br />
inklusive Datenbank und aktuellen<br />
technischen Informationen wurden<br />
zuletzt an den Eigentümer und<br />
Betreiber, Gippsland Water, übermittelt.<br />
Die Mitarbeiter von Gippsland<br />
Water konnten auf die Datenbank<br />
mit technischen Daten zugreifen<br />
und diese aktualisieren.<br />
Mit den intelligenten 3D-Modellen<br />
zusätzlich zur Infrastruktur lieferte<br />
die Allianz ein umfangreiches<br />
Paket, das für die fortlaufende<br />
Wartung und Schulungen über<br />
den gesamten 35-jährigen Lebenszyklus<br />
der Gippsland Water Factory<br />
von großem Wert sein wird. Saunders<br />
fügte hinzu: „Gippsland Water<br />
verfügt nun nicht nur über eine<br />
hochmoderne Anlage, sondern<br />
kann außerdem die Integrität des<br />
originalgetreuen Bestands wahren<br />
und die technischen Daten für<br />
Schulungen, Betrieb und Wartung<br />
nutzen.“<br />
November 2013<br />
1156 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Messen · Steuern · Regeln<br />
FOKUS<br />
Designtechnologie spart<br />
Tausende Arbeitsstunden<br />
Die standardisierte Nutzung von<br />
Bentley-Lösungen steigerte die<br />
Rentabilität unmittelbar und half<br />
dem Team bei der planmäßigen Fertigstellung<br />
des Projekts. „Wir haben<br />
weit über 1 000 R&I-Schemata er -<br />
stellt, und dank AutoPLANT haben<br />
wir rund 20 Wochen an Planungsarbeit<br />
eingespart“, erläutert Saunders.<br />
Mithilfe der Bentley-Software<br />
wurden über 4300 Zeichnungen<br />
er stellt, über 100 intelligente R&I-<br />
Schemata mit der Projektdatenbank<br />
verknüpft, Details zu mehr als<br />
200 Endanschlüssen und 600 Rundverbindungen<br />
geplant und 450 Da -<br />
tenblätter erstellt. Saunders merkte<br />
außerdem an: „Dank der einfachen<br />
Erstellung all dieser Datenblätter<br />
und elektrischen Zeichnungen<br />
konnten die Instrumenten- und<br />
Kontrollteams ihre Arbeit pünktlich<br />
abschließen. Andernfalls wären sie<br />
hinter dem Zeitrahmen zurückgeblieben.“<br />
Außerdem wurden etwa 1000<br />
isometrische Leitungspläne anhand<br />
der AutoPLANT 3D-Rohrleitungsmodelle<br />
erstellt. Pro isometrischem<br />
Plan wurden dank der automatischen<br />
Erzeugungsfunktion ge -<br />
schätzte fünf Stunden eingespart.<br />
Andernfalls hätten die isometrischen<br />
Pläne manuell in einer<br />
nicht-intelligenten CAD-Umgebung<br />
erstellt werden müssen. (Die manuelle<br />
Erstellung dauert pro Plan normalerweise<br />
sieben Stunden, mit<br />
dem automatischen Verfahren<br />
konnte ein Plan in zwei Stunden<br />
erstellt werden.)<br />
Nachhaltige Lösung für<br />
die <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
Die Gippsland Water Factory wurde<br />
nach fünfjähriger Arbeit im April<br />
2011 in Betrieb genommen und<br />
verarbeitet inzwischen bis zu 35 Millionen<br />
Liter an häuslichem und<br />
industriellem <strong>Abwasser</strong> pro Tag. Das<br />
übelriechende <strong>Abwasser</strong> der Maryvale-Papierfabrik<br />
wird mit einer<br />
innovativen Kombination von Technologien<br />
behandelt (einer Abfolge<br />
von anaerober, aerober und Membranfilterung),<br />
um Chemikalien zu<br />
minimieren und die <strong>Wasser</strong>qualität<br />
zu maximieren. Häusliches <strong>Abwasser</strong><br />
wird separat durch umgekehrte<br />
Osmose behandelt. Auf diese Weise<br />
entstehen täglich etwa 8 Millionen<br />
Liter aufbereitetes <strong>Wasser</strong> höchster<br />
Qualität.<br />
Das aufbereitete <strong>Wasser</strong> der<br />
Gippsland Water Factory wird zu<br />
industriellen Zwecken an Australian<br />
Paper verkauft. Als Teil des Projekts<br />
wird außerdem das <strong>Abwasser</strong> aus<br />
zwei weiteren Städten zur Aufbereitung<br />
und für landwirtschaftliche<br />
Zwecke nach Dutson Downs geleitet.<br />
Nicht recyceltes <strong>Abwasser</strong> wird<br />
frei von übelriechenden Organismen<br />
durch den regionalen Transportkanal<br />
geschickt und bei Delray<br />
Beach in den Ozean geleitet.<br />
Mit der Gippsland Water Factory<br />
wurden nicht nur die Probleme mit<br />
dem regionalen Transportkanal<br />
gelöst, sondern außerdem jährlich<br />
rund drei Milliarden Liter frisches<br />
<strong>Wasser</strong> eingespart. Die <strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlage<br />
produziert<br />
nicht nur hochwertiges Recycle-<br />
<strong>Wasser</strong> für die industrielle und landwirtschaftliche<br />
Nutzung, sondern<br />
garantiert außerdem die Frischwasserversorgung<br />
der <strong>Wasser</strong>speicher<br />
und Flüsse für insgesamt 13 Städte.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.bentley.com/wasser9<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt zur Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@di-verlag.de<br />
EAZ Netzwerk 4.indd 1 04.11.2013 13:42:48<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1157
FOKUS<br />
Messen · Steuern · Regeln<br />
Modernisierung des Klärwerks Karlsruhe<br />
12-Meter-breite Videowand für Visualisierung der technischen Prozesse<br />
Für die Modernisierung des Klärwerks Karlsruhe erneuert die BN Automation AG in einem Großprojekt die<br />
Automatisierungs- und Prozessleittechnik der Anlage. Im Zuge der Modernisierung installiert die Reutlinger<br />
eyevis GmbH eine über zwölf Meter breite Videowand in der Leitwarte des Klärwerks.<br />
Über eyevis<br />
Die Wand aus 18 60“-Rückprojektions-Cubes<br />
vom Typ EC-<br />
60-LHD ersetzt ein bisher eingesetztes<br />
Mosaikschaltbild und soll für die<br />
Überwachung und Steuerung des<br />
gesamten Klärwerks eingesetzt<br />
eyevis, deutscher Hersteller von Großbildsystemen, ist einer der führenden<br />
Anbieter und Integratoren von Visualisierungssystemen für<br />
professionelle Anwendungen in Kontrollräumen, Virtual Reality und<br />
Simulation sowie im Broadcast- und im AV-Bereich. eyevis verfügt<br />
über ein weltweites Netzwerk an Niederlassungen und zertifizierten<br />
Händlern. Als einer von wenigen Anbietern ist eyevis in der Lage,<br />
komplette Systeme aus einer Hand anzubieten. Die Komplettlösungen<br />
von eyevis beinhalten Displaylösungen, Grafik-Controller, Softwareanwendungen<br />
sowie alles notwendige Zubehör.<br />
Luftbild des Klärwerks Karlsruhe.<br />
werden. Hierfür werden nach Fertigstellung<br />
auf der Videowand die<br />
komplette Anlage mit <strong>Abwasser</strong>behandlung,<br />
Schlammaufbereitung<br />
und Schlammverbrennung sowie<br />
die Kameraüberwachung der technologischen<br />
Prozesse dargestellt.<br />
Zur Ansteuerung der Wand und der<br />
Signalverteilung wird ein netPIX-<br />
Controller von eyevis eingesetzt.<br />
Gesteuert wird die Videowand über<br />
die eyeCON Wallmenegement-Software<br />
des Reutlingen Herstellers.<br />
Das Klärwerk Karlsruhe ist seit<br />
100 Jahren in Betrieb und ist das<br />
einzige Klärwerk der Stadt. Um den<br />
steigenden Anforderungen nach<br />
sauberen Flüssen zu genügen,<br />
wurde das Werk stetig modernisiert.<br />
So wurde 1976 die biologische Reinigung<br />
integriert. 1997 wurde eine<br />
Rezirkulation der Abwässer für die<br />
Stickstoffeliminierung in Betrieb<br />
genommen. Diese wurde bis 2007<br />
erweitert. Seit 2011 wird nun die<br />
gesamte Automatisierungs- und<br />
Prozessleittechnik der Anlage im<br />
laufenden Betrieb erneuert. Die Fertigstellung<br />
ist für 2015 geplant.<br />
Kontakt:<br />
eyevis GmbH, Martin Wagner,<br />
Hundsschleestraße 23,<br />
D-72766 Reutlingen,<br />
Tel. (07121) 4 33 03-135,<br />
Fax (07121) 4 33 03-22,<br />
E-Mail: m.wagner@eyevis.de,<br />
www.eyevis.de<br />
November 2013<br />
1158 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Messen · Steuern · Regeln<br />
FOKUS<br />
Präventive Zustandsüberwachung im Klärwerk<br />
Condition Monitoring System vom Mitsubishi Electric mit FAG SmartCheck fördert<br />
Gesamtanlageneffektivität<br />
So gut wie jeder nutzt diese Leistung täglich: 99 Prozent der Haushalte in Deutschland sind an ein Klärwerk<br />
angeschlossen. Kläranlagen reinigen unser <strong>Abwasser</strong> so weit, dass es unbedenklich in Gewässer und damit<br />
zurück in den <strong>Wasser</strong>kreislauf geführt werden kann. Diese Aufgabe erfüllen die Anlagen nonstop, 24 Stunden<br />
an sieben Tagen die Woche. Grundvoraussetzung dafür ist, dass alle Klärprozesse reibungslos funktionieren.<br />
Der Kläranlage der Stadtwerke Rotenburg an der Fulda stellt sich jedoch folgendes Problem: Im Rücklaufschlammpumpwerk<br />
kommt es immer wieder zu Getriebeausfällen der Schneckenpumpen.<br />
Der Lösungsansatz: Mitsubishi<br />
Electric und Systemintegrator<br />
Willich Elektrotechnik GmbH schlagen<br />
den Stadtwerken eine Referenzapplikation<br />
zur Zustandsüberwachung<br />
vor. Das Condition Monitoring<br />
System basiert auf<br />
Schwingungssensorik und besteht<br />
aus einem Controller vom Typ<br />
MELSEC System Q, einem eWon<br />
Router und drei FAG SmartChecks.<br />
Die vorausschauende Wartung zeigt<br />
frühzeitig mechanische Schwachstellen<br />
der Pumpanlage auf, die<br />
lokal oder via Fernwartung detailliert<br />
analysiert und zu dem Zeitpunkt<br />
noch problemlos behoben<br />
werden können. Dem kosten- und<br />
zeitintensiven Komplettaustausch<br />
defekter Getriebe wäre so vorgebeugt<br />
und die Gesamtanlageneffektivität<br />
ließe sich steigern.<br />
Über die Stadtwerke Rotenburg a. d. Fulda<br />
Konstruktionsbedingte<br />
Ausfälle<br />
Die Kläranlage der Stadtwerke<br />
Rotenburg ist für eine Belastung<br />
von maximal 34 000 Einwohnerwerten<br />
(EW) ausgelegt. Tatsächlich versorgt<br />
sie derzeit rund 20 000 Menschen.<br />
Dem Nachklärbecken sind<br />
drei Archimedes-Pumpen am Rücklaufschlammpumpwerk<br />
angeschlossen.<br />
Sie sorgen dafür, dass<br />
biologische Schlämme aus den<br />
Nachklärbecken nicht in die Fulda<br />
fließten, sondern zurück in das Belebungsbecken<br />
geführt werden. Dort<br />
bauen die Mikroorganismen gelöste<br />
und feinzerteilte organische<br />
Schmutzstoffe des <strong>Abwasser</strong>s ab.<br />
„Der Schlamm aus dem Nachklärbecken<br />
darf auf keinen Fall in die<br />
Fulda abfließen, denn dort würden<br />
die Mikroorganismen zu Umweltproblemen<br />
führen. Wir müssen<br />
sicherstellen, dass die Pumpantriebe<br />
des Rücklaufschlammbeckens<br />
kontinuierlich einwandfrei<br />
laufen. Im Notfall behelfen wir uns<br />
mit Tauchpumpen, um die Fördermenge<br />
aufrecht zu erhalten“, erklärt<br />
Antonio Genovese, <strong>Abwasser</strong>meister<br />
der Kläranlage in Rotenburg.<br />
Konstruktionsbedingt fiel jeweils<br />
eine der drei Pumpen im Abstand<br />
von zirka einem Jahr aus. Die maximale<br />
Laufzeit eines Getriebes lag<br />
bei etwa zweieinhalb Jahren. Zum<br />
Zeitpunkt des Ausfalls konnte nur<br />
Klärwerk<br />
Rotenburg.<br />
▶▶<br />
Die Stadtwerke Rotenburg a.d. Fulda sind ein Eigenbetrieb der Stadt Rotenburg a.d.<br />
Fulda. Die Dienstleistungen umfassen nach der Eigenbetriebssatzung vom 13.07.1989<br />
die Versorgung aller Kunden im Stadtgebiet mit <strong>Wasser</strong> sowie die <strong>Abwasser</strong>entsorgung.<br />
Das Ver- und Entsorgungsgebiet umfasst die Kernstadt Rotenburg a.d. Fulda mit allen<br />
Stadtteilen. Die Trinkwasserversorgung erfolgt aus vier Tiefbrunnen, zwei Flachbrunnen<br />
und mehreren Quellen. Die <strong>Abwasser</strong>entsorgung beinhaltet in erster Linie die <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
und -beseitigung der Einwohner und der ansässigen Industrie- und Dienstleistungsbetriebe.<br />
Hierzu wird im Stadtteil Braach eine zentrale <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlage<br />
betrieben. Des Weiteren wurde im Stadtteil Schwarzenhasel für den Haselgrund<br />
eine Mischwasserbehandlungsanlage errichtet.<br />
Weitere Informationen: www.stadtwerke-rof.de<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1159
FOKUS<br />
Messen · Steuern · Regeln<br />
Belebungsbecken.<br />
FAG SmartCheck.<br />
Fernüberwachung.<br />
noch ein mechanischer Schaden<br />
festgestellt werden: Infolge eines<br />
Lagerschadens war der Getriebeblock<br />
buchstäblich auseinander<br />
gerissen und musste komplett<br />
ersetzt werden – eine kostspielige<br />
Angelegenheit.<br />
Monitoring-Lösung schnell<br />
umgesetzt<br />
Die Stadtwerke Rotenburg arbeiten<br />
bereits seit 1992 mit der Firma Willich<br />
zusammen. Der Systemintegrator<br />
setzt auf Automatisierungskomponenten<br />
von Mitsubishi Electric.<br />
So finden sich in Rotenburg verschiedene<br />
Generationen von Mitsubishi<br />
Electric Umrichtern, Steuerungen<br />
und E/A-Modulen sowie<br />
Bediengeräte. Zur Lösung der Problematik<br />
im Rücklaufschlammpumpwerk<br />
schlugen Willich und Mitsubishi<br />
Electric den Stadtwerken die<br />
Condition Monitoring Lösung mit<br />
FAG SmartChecks vor, die sie in diesem<br />
Rahmen als Referenzprojekt im<br />
Feldeinsatz testen wollten. Michael<br />
Böttner, Programmierer bei Willich,<br />
beschreibt die Idee: „Durch das<br />
Monitoring mithilfe der Schwingungssensoren<br />
erhalten wir frühzeitig<br />
Informationen über Normalwert-<br />
Abweichungen, die zu einem<br />
Maschinenschaden führen können.<br />
Je nach Art der Abweichung lässt<br />
sich die genaue Ursache erkennen<br />
und das Problem kann zielgerichtet<br />
in kurzer Zeit behoben werden. Ein<br />
zeit- und kostenintensiver Totalausfall<br />
ist damit vermeidbar. Das wirkt<br />
sich positiv auf die Gesamtbetriebskosten<br />
aus.“<br />
Von der ursprünglichen Idee bis<br />
zur Implementierung des Monitorings<br />
vergingen wenige Wochen:<br />
Das System-Layout wurde in einem<br />
Gespräch vor Ort definiert, vorverdrahtet<br />
und innerhalb von einem<br />
Tag installiert und in Betrieb<br />
genommen. Der erste Voralarm kam<br />
nach neun Monaten. Nach weiteren<br />
vier Monaten versagte das Getriebe<br />
komplett. Antonio Genovese<br />
erklärt: „Die bisherige Dokumentation<br />
verdeutlicht, wie frühzeitig der<br />
erste Alarm auf eine – vermutlich<br />
leicht zu korrigierende – Normabweichung<br />
hinweist, die etwa ein<br />
viertel Jahr später <strong>zum</strong> gravierenden<br />
Totalausfall führen kann. Mithilfe<br />
der Zustandsüberwachung<br />
besteht die Möglichkeit, den Fehler<br />
gezielt zu beheben. Je nach<br />
Schwere des Problems könnte man<br />
den Motor auch bis <strong>zum</strong> Lebensende<br />
fahren, jedoch dank der Vorwarnung<br />
rechtzeitig Ersatz bestellen.<br />
Ein Austausch ließe sich damit<br />
ohne zeitliche Verzögerung durchführen.“<br />
Intelligente Sensorik meldet<br />
Alarm<br />
In der Regel überwacht ein MELSEC<br />
Controller mit dem FAG SmartCheck<br />
mechanische Teile, wie im Fall<br />
Rotenburg, oder auch elektrische<br />
Komponenten. Das speziell für die<br />
Mitsubishi Controller der Serien L<br />
und Q implementierte Kommunikationsprotokoll<br />
SLMP lässt die direkte<br />
Übertragung der Kennwerte zu. An<br />
jedem der drei Pumpenantriebe ist<br />
ein intelligenter Schwingungssensor<br />
angebracht und das System<br />
informiert frühzeitig über Vibrationsänderungen,<br />
die über dem definierten<br />
Schwellenwert des Normwertes<br />
liegen. Der einhergehende<br />
Temperaturanstieg im Schadensfall<br />
wird vom Sensor über einen Temperaturdifferenzanstieg<br />
detektiert und<br />
untermauert so die Fehlermeldung.<br />
„Ist beispielweise ein Zahnrad<br />
defekt, treten am Antrieb zunächst<br />
für den Menschen nicht wahrnehmbare<br />
Vibrationen auf. Im Laufe der<br />
Zeit verkeilen sich weitere Zahnräder<br />
ineinander. Erst einige Monate<br />
später kommen Geräusche hinzu<br />
und es dauert nur noch ein paar<br />
Wochen, bis die Temperatur des<br />
Motors steigt. Binnen weniger Tage<br />
kommt es letztlich <strong>zum</strong> Totalausfall.<br />
Die Schwingungsänderungen sind<br />
also das erste Zeichen dafür, dass<br />
etwas nicht stimmt“, erklärt Michael<br />
Böttner.<br />
Nach der Installation ermittelt<br />
das System per Auto-Tuning die<br />
Standardwerte im normalen<br />
Betrieb. Darauf basierend werden<br />
bestimmte Alarmbereiche je nach<br />
Schwingungsart, -stärke und<br />
-ursprung festgelegt. Die über den<br />
Controller an Leitwarte oder Fernwartungseinheit<br />
gesendeten<br />
Alarmmeldungen differenzieren im<br />
Klartext zwischen verschiedenen<br />
Störungstypen wie Lagerschaden,<br />
Unwucht, fehlerhafter Achsausrichtung<br />
oder Schmierstoffmangel. Die<br />
Abweichungen werden in spezifische<br />
Fehlercodes übersetzt, denen<br />
November 2013<br />
1160 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Messen · Steuern · Regeln<br />
FOKUS<br />
bestimmte Maßnahmen zugeordnet<br />
sind. Antonio Genovese erläutert:<br />
„Das System unterscheidet zwischen<br />
keinem Alarm sowie dem<br />
Vor- und Hauptalarm, also einer<br />
leichten oder massiven Abweichung<br />
von den Normalwerten.<br />
Dann liegt es an uns, dem Betreiber,<br />
zu beurteilen, ob sofortiger Handlungsbedarf<br />
besteht oder eine Wartung<br />
innerhalb der nächsten 24<br />
Stunden ausreicht. Außerdem zeigt<br />
ein LED-Lämpchen direkt am Sensor<br />
den Wartungsstatus an: Grün<br />
bedeutet kein Alarm und Gelb Voralarm,<br />
also Wartungsbedarf, bei Rot<br />
liegt ein Hauptalarm vor und sofortiges<br />
Handeln ist angesagt.“ Der im<br />
FAG SmartCheck integrierte Mikroprozessor<br />
sorgt nicht nur für die<br />
Fehlermeldungen, sondern speichert<br />
zudem alle Werte langfristig,<br />
sodass sie auch rückwirkend via<br />
integriertem Webserver von außerhalb<br />
über den MELSEC Controller<br />
eingesehen und ausgewertet werden<br />
können.<br />
Aufbau mit kleinen Hürden<br />
Die in die existierende Anlage integrierte<br />
Monitoring-Lösung besteht<br />
im Wesentlichen aus drei FAG<br />
SmartChecks von Schaeffler FAG,<br />
einem eWon Router vom Typ<br />
4005CD sowie einer MELSEC System<br />
Q Steuerung von Mitsubishi Electric.<br />
Im Rahmen der e-F@ctory Alliance<br />
arbeiten Mitsubishi Electric und<br />
Schaeffler FAG seit 2010 zusammen,<br />
eWon ist seit 2011 e-F@ctory Alliance<br />
Partner.<br />
Der kompakte FAG SmartCheck<br />
überwacht die Schwingungen im<br />
Pumpengetriebe, ist aber auch in<br />
der Lage, andere Maschinen- und<br />
Prozessparameter wie Temperatur,<br />
Drehzahl oder Druck, die der<br />
MELSEC Controller übermittelt, in<br />
Korrelation mit der Schwingung<br />
aufzuzeichnen. Dadurch erkennt<br />
das Messsystem zuverlässig und<br />
frühzeitig mögliche Maschinenschäden<br />
in Abhängigkeit der Parameter.<br />
Es trägt dazu bei, ungeplante<br />
Stillstände zu vermeiden und teure<br />
Folgeschäden auszuschließen. Die<br />
Über Willich Elektrotechnik GmbH<br />
Die Firma Willich Elektrotechnik GmbH wurde 1985 von Uwe Willich als Einmann-<br />
Unternehmen in Breitenbach bei Bebra gegründet. Heute beschäftigt das Unternehmen<br />
rund 90 Mitarbeiter.<br />
Neben der umfangreichen Gebäudesystemtechnik erbringt Willich Elektrotechnik<br />
Dienstleistungen im Bereich der Umwelttechnik, speziell in der <strong>Wasser</strong>versorgung und<br />
-entsorgung. Als Besonderheit gilt deren ganzheitliche Abwicklung. Ein weiterer<br />
Geschäftsschwerpunkt ist das Dienstleistungsangebot für Industriekunden, wie Outsourcing,<br />
Schaltschrankbau, Wartung, Energieoptimierung oder Reparaturen. Außerdem<br />
ist das Unternehmen in Kooperation mit Mitsubishi Electric Automation-Center Nordhessen<br />
sowie Stützpunkthändler von SPS-Steuerungen, Bedienterminals, Frequen<strong>zum</strong>richter<br />
etc. Ebenfalls werden in der Informationstechnik spezielle Lösungen, wie Intranet,<br />
BDE-Systeme, Netzwerke LAN oder WAN, für gewerbliche, kommunale, staatliche<br />
und industrielle Kunden entwickelt und realisiert.<br />
Weitere Informationen: www.willich.de<br />
kompakte, intelligente Anlagenüberwachung<br />
ist einfach zu bedienen.<br />
Sie ermöglicht das permanente<br />
dezentrale Online-Monitoring in<br />
Echtzeit.<br />
Für eine genaue Analyse der<br />
Schwingungen benötigt der FAG<br />
SmartCheck die Werte der Frequenz -<br />
umrichter, die die Pumpen mit variablen<br />
Drehzahlen zur Anpassung an<br />
die jeweilige Förderleistung ansteuern.<br />
Die Frequen<strong>zum</strong>richter sind im<br />
Fall Rotenburg allerdings nicht<br />
direkt an den Pumpen angebracht,<br />
sondern befinden sich in einem<br />
etwa 50 Meter entfernten Schaltschrank<br />
und werden von einer dort<br />
installierten MELSEC Steuerung<br />
angesteuert. „Was nun?“, fragten<br />
Frequenz umrichter.<br />
sich die Installateure. Ein Feldbus-<br />
Netzwerkkabel war nicht vorhanden,<br />
wohl aber ein ungenutztes<br />
siebenadriges Signalkabel. Dieses<br />
Signalkabel nutzten die Integrationsexperten<br />
zur Verbindung des<br />
MELSEC Controllers mit der Prozesssteuerung,<br />
an die die drei Frequen<strong>zum</strong>richter<br />
angeschlossen sind. Das<br />
Anbindungsproblem war gelöst.<br />
„Um die Drehzahlen für die verschiedenen<br />
Förderleistungen zu<br />
bestimmen, musste die System Q<br />
auf die Werte der Frequen<strong>zum</strong>richter<br />
zugreifen. Der direkte Zugang<br />
<strong>zum</strong> Netzwerk der Umrichter war<br />
allerdings nicht möglich. Daher<br />
haben wir die Werte auf eine vorhandene<br />
Prozesssteuerung übertra-<br />
Sandfang.<br />
▶▶<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1161
FOKUS<br />
Messen · Steuern · Regeln<br />
Schaltschrank.<br />
gen und eine analoge Anbindung<br />
über das siebenadrige Signalkabel<br />
an die System Q erzeugt“, berichtet<br />
Michael Böttner. „Der Mitsubishi<br />
Controller wandelte die Analogwerte<br />
in Frequenzwerte um und leitete<br />
diese an die FAG SmartChecks<br />
weiter. Wir konnten also die vorhandene<br />
Steuerungsinfrastruktur nutzen.<br />
Zusätzliche Netzwerkkabel<br />
waren nicht nötig.“ Der Controller<br />
erfüllt in diesem Fall keine Steuerungsaufgabe,<br />
sondern handhabt<br />
alle Informationen für die FAG<br />
SmartChecks. Er übermittelt die<br />
Drehzahlwerte der Umrichter <strong>zum</strong><br />
Abgleich an die Sensoren, erhält bei<br />
Abweichung eine Statusmeldung<br />
und leitet diese an das übergeordnete<br />
Leitsystem weiter.<br />
Bei der Projektumsetzung erwies<br />
sich die Signalübertragung an den<br />
PC auf Leitebene ohne bestehende<br />
Netzwerkverbindung als nicht ganz<br />
unproblematisch. Mit dem speziellen<br />
Fernwirk-Router 4005CD von<br />
eWon ließ sich die Informationsübermittlung<br />
jedoch schnell realisieren.<br />
Der angeschlossene Access<br />
Point am Router leitet alle Informationen<br />
von der Steuerung über eine<br />
drahtlose Ethernet-Verbindung an<br />
die Leitstelle weiter. Für den externen<br />
Zugang bietet eWon die Funktion<br />
Talk2M mit einem integrierten<br />
VPN (Virtual Private Network) an,<br />
über das der Systemintegrator die<br />
MELSEC System Q und die FAG<br />
SmartChecks konfigurieren und<br />
anzeigen kann. Die Informationen<br />
werden als Webinterface im Internet<br />
Explorer ausgeführt. Systemintegrator<br />
Willich hat damit zu jedem<br />
Zeitpunkt den schnellen, flexiblen<br />
Fernzugriff.<br />
Schneckenpumpengetriebe.<br />
Verbesserte Gesamtanlageneffektivität<br />
Der FAG SmartCheck trägt wesentlich<br />
zur Steigerung der Gesamtanlageneffektivität<br />
bei und ist Teil des<br />
OEE Control Packs von Mitsubishi<br />
Electric (OEE = Overall Equipment<br />
Effectiveness). Dieses skalierbare<br />
Echtzeit Condition Monitoring System<br />
sorgt für eine hohe Anlagenverfügbarkeit,<br />
sei es in der Produktion<br />
oder in einem Klärwerk wie in<br />
Rotenburg, bei dem es nicht um die<br />
Maximierung von Produktivität<br />
oder Gewinn geht, sondern um die<br />
Sicherstellung des störungsfreien,<br />
kontinuierlichen Betriebs. Dabei<br />
sind Gesamtanlageneffektivität und<br />
Energieeffizienz eng miteinander<br />
verknüpft, denn eine vorausschauende<br />
Wartung minimiert die<br />
Lebenszykluskosten – auch durch<br />
Reduzierung des Energieverbrauchs<br />
dank frühzeitiger Verschleißerkennung.<br />
In Kombination mit einem<br />
Energiemanagementsystem wie<br />
Über Mitsubishi Electric<br />
Die Mitsubishi Electric Corporation kann auf über 90 Jahre<br />
Erfahrung in der Herstellung zuverlässiger, qualitativ hochwertiger<br />
Produkte für Industrie- und Privatkunden in allen<br />
Teilen der Welt zurückblicken. Das Unternehmen mit weltweit<br />
rund 121 000 Mitarbeitern ist Marktführer für Elektround<br />
Elektroniklösungen und -produkte in Bereichen wie<br />
Unterhaltungselektronik, Informationsverarbeitung, Medizin-,<br />
Kommunikations-, Raumfahrt-, Satelliten- und Industrietechnik<br />
sowie in Produkten für die Energiewirtschaft, die<br />
<strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>wirtschaft, das Transportwesen und den<br />
Bausektor. Im Geschäftsjahr <strong>zum</strong> 31. März 2013 erzielte das<br />
Unternehmen einen Konzernumsatz von 29,5 Mrd. Euro*.<br />
In über 30 Ländern sind Vertriebsbüros, Forschungsunternehmen<br />
und Entwicklungszentren sowie Fertigungsstätten<br />
angesiedelt.<br />
Sitz der deutschen Niederlassung der Mitsubishi Electric<br />
Europe B.V. Industrial Automation ist in Ratingen bei Düsseldorf.<br />
Sie gehört zu der am selben Standort befindlichen Factory<br />
Automation – European Business Group, die wiederum<br />
der Mitsubishi Electric Europe B.V., einer hundertprozentigen<br />
Tochter der Mitsubishi Electric Corporation, Japan zugeordnet<br />
ist.<br />
Zu ihren Aufgaben zählt die Koordination von Vertrieb,<br />
Service und Support der regionalen Niederlassungen und<br />
Vertriebspartner in Deutschland, Österreich, der Schweiz<br />
und den Beneluxländern.<br />
* Wechselkurs 120,69 Yen = 1 Euro, Stand 31.3.2013<br />
(Quelle: Deutsche Bundesbank)<br />
November 2013<br />
1162 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Messen · Steuern · Regeln<br />
FOKUS<br />
dem Mitsubishi Electric Energy Control<br />
Pack (ECP) kann das OEE Control<br />
Pack auch Stromwerte für die<br />
Zustandsüberwachung nutzen,<br />
womit sich die Energiekosten senken<br />
lassen.<br />
Die OEE-Lösung eignet sich für<br />
verschiedene Anwendungsbereiche.<br />
Im Klärwerk in Rotenburg beispielsweise<br />
könnte das Condition<br />
Monitoring System an den Einlaufpumpen,<br />
im Belebungsbecken, an<br />
größeren Antrieben oder auch am<br />
Blockheizkraftwerk eingesetzt werden.<br />
Neben dem Einsatz in <strong>Abwasser</strong>-,<br />
Dickstoff-, Flüssigkeits-,<br />
Vakuum- oder Wärmepumpen kann<br />
der FAG SmartCheck beispielsweise<br />
auch in Ventilatoren, Belüftungseinheiten,<br />
Kompressoren, CNC-Maschinen,<br />
Abscheider oder Zentrifugen<br />
genutzt werden. „Überall dort, wo<br />
es durch mechanische, rotierende<br />
Teile <strong>zum</strong> Verschleiß kommt oder<br />
durch äußere Einwirkungen Veränderungen<br />
auftreten, kann der<br />
Schwingungssensor für eine effektive<br />
Zustandsüberwachung sorgen.<br />
In der Mitsubishi Electric Lösung<br />
misst der Sensor Zustandsänderungen,<br />
die mit einem festgelegten<br />
Normalwert verglichen werden.<br />
Wird dieser Wert überschritten,<br />
kommt es zu einer Fehlermeldung<br />
– und zwar frühzeitig, einige<br />
Monate vor einem Totalschaden.<br />
Damit lassen sich die Serviceeinsätze<br />
besser planen“, fasst Michael<br />
Böttner zusammen. „Mit den guten<br />
Ergebnissen des Testlaufs in Rotenburg<br />
können wir die Vorteile des<br />
Systems in Kundengesprächen<br />
noch besser verdeutlichen.“<br />
Nicht zuletzt bringt die Condition<br />
Monitoring Lösung von Mitsubishi<br />
Electric auch gewisse ökologische<br />
Vorteile, indem sie einwandfreie<br />
Prozessabläufe sicherstellt.<br />
Dadurch sorgt sie beispielsweise im<br />
Falle von Rotenburg dafür, dass der<br />
Klärschlamm dort bleibt, wo er hingehört,<br />
nämlich im Klärwerk – und<br />
nicht die Fulda belastet.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.mitsubishi-automation.de<br />
http://global.mitsubishielectric.com<br />
RENEXPO®<br />
HYDRO<br />
5. Internationale Fachmesse und Kongress für <strong>Wasser</strong>kraft<br />
...for a powerful future<br />
28. - 30.11.2013<br />
Messezentrum Salzburg<br />
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(Nur gültig bei Onlineregistrierung)<br />
www.renexpo-austria.at, info@reeco.at<br />
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Bei Abgabe dieses Coupon erhalten Sie am Eingang<br />
einen kostenlosen Zutritt zur Messe<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1163
FOKUS<br />
Messen · Steuern · Regeln<br />
Hochmodernes Pumpenprüffeld<br />
Die Qualitätssicherung von Pumpen ist unabdingbar, die Anforderungen an Hersteller hoch. Untersuchungen<br />
über Wirkungsgrade und Energieeffizienzklassen erfolgen gemäß ISO 9906 und EN 60030-2. Das sind keine<br />
leichten Hausaufgaben selbst für ein renommiertes Traditionsunternehmen wie die Firma Speck Pumpen aus<br />
Roth. Jährlich produziert der Hersteller zirka 250 000 Flüssigkeits- und Vakuumpumpen. Um den steigenden<br />
Qualitätsansprüchen des Marktes weiterhin gerecht zu werden, investierte er jetzt in ein neues Prüffeld für<br />
Kreisel-und Seitenkanalpumpen. Dabei setzte Speck Pumpen einmal mehr auf die Expertise von Vogelsang &<br />
Benning.<br />
Offene Tankanlage mit 3 Prüfplätzen. Alle Abbildungen: © Speck Pumpen GmbH, Roth<br />
NPSH-Prüfplatz.<br />
ufgrund positiver Erfah-<br />
fiel die Wahl auf „Arungen<br />
Vogelsang & Benning, die über ein<br />
außerordentliches Know-how in der<br />
Planung und Errichtung von Prüfanlagen<br />
und Testsystemen für An -<br />
triebs- und Pumpentechnik verfügen“,<br />
erläutert Dr.-Ing. Marc Stricker,<br />
Geschäftsführer Speck Pumpen die<br />
Entscheidung und führt des Weiteren<br />
an, dass neben der eingesetzten<br />
Technik auch das Plus an Automatisierung<br />
ausschlaggebend war.<br />
Somit führte die konstruktive<br />
Zusammenarbeit zwischen Vogelsang<br />
& Benning und Speck Pumpen<br />
durch gemeinsame Planung, Konstruktion<br />
und Ausführung zu einem<br />
optimalen Ergebnis.<br />
Das Prüffeld dient Untersuchungen<br />
an trocken aufgestellten Kreiselpumpen.<br />
Die Prüflinge kommen<br />
als separate Pumpe oder als Komplettaggregat<br />
mit eigenem Kundenmotor<br />
auf den Prüfstand. Die<br />
Versorgung der Komplettaggregate<br />
sichert eine variable AC-Versorgung<br />
mit folgenden Leistungsdaten:<br />
110 kVA, 0 … 720 V/30 … 90 Hz/<br />
max. 250 A. Damit lassen sich alle<br />
weltweit vorkommenden Spannungsvarianten<br />
nachbilden.<br />
Das Gesamtsystem besteht aus<br />
einem Anlagenteil mit einer offenen<br />
Tankanlage und einem Anlagenteil<br />
mit einem vakuumfesten Behälter.<br />
Der offene Teil dient der Aufnahme<br />
von QH-Kennlinien auf drei Prüfplätzen.<br />
Der geschlossene Teil<br />
ermöglicht auf einem Prüfplatz<br />
neben QH-Messungen auch die<br />
Durchführung von NPSH-Untersuchungen.<br />
Hierbei handelt es sich<br />
um eine geschlossene, vakuumfeste<br />
Tankanlage aus Edelstahl mit<br />
druckseitigen Rohrdrehgelenken.<br />
Das Absenken des saugseitigen<br />
Druckes geschieht durch eine Vakuumpumpe<br />
aus eigener Fertigung.<br />
Insgesamt lassen sich mit dem<br />
neuen Prüffeld Messungen bei<br />
Durchflussmengen von bis zu<br />
700 m³/h sowie maximalen Drücken<br />
von 40 bar realisieren.<br />
Zur Fixierung und <strong>zum</strong> Antrieb<br />
der Pumpen sind drei flexibel einsetzbare<br />
Prüfwagen Teil der Anlage.<br />
Jeder verfügt über einen höhenverstellbaren<br />
Prüfmotor sowie eine<br />
höhenverstellbare Aufspannplatte<br />
für die Pumpen. Die Prüfmotoren<br />
mit 5,5 kW, 30 kW und 90 kW be -<br />
sitzen ihrer Leistung entsprechend<br />
abgestufte Drehmomentmesswellen<br />
zur Erfassung der Pumpen eingangsleistung.<br />
Jeder Antrieb verfügt<br />
November 2013<br />
1164 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Messen · Steuern · Regeln<br />
FOKUS<br />
über einen eigenen Frequen<strong>zum</strong>richter<br />
zur stufenlosen Drehzahleinstellung<br />
von 0 bis 3000 min –1 .<br />
Das neue Prüffeld ermöglicht<br />
folgende Messungen: Aufnahme<br />
der QH-Kennlinie, NPSH- und Dauer -<br />
laufuntersuchungen. Dabei werden<br />
alle erforderlichen Parameter wie<br />
Saug- und Förderdruck, Volumenstrom,<br />
Drehzahl, Drehmoment, Wellenleistung,<br />
Temperaturen, Strom,<br />
Spannung, elektrische Leistung und<br />
Leistungsfaktor ermittelt. Daraus<br />
werden unter anderem der Gesamtund<br />
die Einzelwirkungsgrade für<br />
Motor und Pumpe berechnet und<br />
umfangreiche Prüfprotokolle generiert.<br />
RI-Schema<br />
NPSH-<br />
Prüfplatz.<br />
Aufbau und Funktionsweise<br />
der Anlage<br />
Die Steuerung erfolgt durch einen<br />
zentralen Bedienrechner. Diesem ist<br />
eine SPS unterlagert, die die Ansteuerung<br />
der Stell- und Regelorgane,<br />
die Antriebsversorgung sowie alle<br />
weiteren digitalen Steuerbefehle<br />
verantwortet. Die elektrische Versorgung<br />
gewährleistet ein Frequen<strong>zum</strong>richter<br />
mit nachgeschaltetem<br />
Transformator. Die Sensorik ist<br />
größtenteils mit Profibus-Schnittstellen<br />
ausgestattet. Zum weiteren<br />
Lieferumfang gehören Messwerterfassung,<br />
Schaltanlagen, Rechnertechnik<br />
sowie Anschluss- und Systemschränke.<br />
Die Prüfdurchläufe können<br />
wahlweise manuell oder automatisch<br />
durchgeführt werden.<br />
Der modulare Aufbau der von<br />
Vogelsang & Benning entwickelten<br />
Prüf- und Auswertungssoftware<br />
(Betriebssystem Windows7) erlaubt<br />
das freie Konfigurieren eines Prüfplanes.<br />
Damit kann der Umfang der<br />
Prüfungen in Abhängigkeit von den<br />
jeweiligen Prüflingen und Erfordernissen<br />
festgelegt werden.<br />
Die Messwerte werden in einer<br />
zentralen SQL-Datenbank gespeichert<br />
und stehen dem Kunden<br />
somit unternehmensweit zur Verfügung.<br />
Weitere Informationen:<br />
Vogelsang & Benning<br />
Prozeßdatentechnik GmbH,<br />
Hansastraße 92,<br />
D-44866 Bochum,<br />
Tel. (02327) 547-0,<br />
Fax (02327) 547-100,<br />
E-Mail: info@vogelsangbenning.de,<br />
www.vogelsangbenning.de<br />
Über Vogelsang & Benning<br />
Seit nunmehr 30 Jahren ist Vogelsang & Benning<br />
für die Pumpenindustrie ein etablierter und verlässlicher<br />
Partner. Auch in anderen Industriezweigen<br />
hat sich das Bochumer Unternehmen<br />
einen Namen gemacht. Die Kunden finden sich in<br />
allen Bereichen des allgemeinen Anlagen- und<br />
Maschinenbaus und der Automobilindustrie<br />
sowie deren Zulieferer. Prüf- und Testsysteme,<br />
Automatisierungslösungen, Qualitätssicherungssysteme,<br />
Montagetechnik und Handlingsysteme<br />
sind Teil des Portfolios. Bis <strong>zum</strong> heutigen Tage<br />
sind von V&B mehr als 800 Test- und Prüfsysteme<br />
weltweit in Betrieb genommen worden.<br />
Leitsystemintegrierte Netzberechnung<br />
Online / Reconstruction / What If / Look Ahead /Reference<br />
Auslegen / Berechnen / Analysieren / Optimieren<br />
Fahrweisen / Regelungen / Zusammenhänge<br />
Realitätsnahe Stationen mit Signalmodell<br />
Dynamik / Druckstoß / Energieeffizienz<br />
Hersteller + Kontakt:<br />
E-Mail: info@3sconsult.de<br />
Web: www.3sconsult.de<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1165
FOKUS<br />
Messen · Steuern · Regeln<br />
Von der Funkfernsteuerung<br />
bis zur Maschinendatenerfassung<br />
Industrielle Kommunikation und Automatisierungstechnik<br />
Basis für die Optimierung von Prozessen oder automatisierten Abläufen ist meist die möglichst effiziente<br />
Verknüpfung von Informations- und Automatisierungstechnik. Wer hierfür nach praxistauglichen Kommunikationslösungen<br />
sucht, für den bietet sich die SPS/IPC/Drives 2013 in Nürnberg als Informationsplattform an.<br />
Welotec (vgl. Kastentext) beispielsweise<br />
präsentiert im<br />
Rahmen der Messe gemeinsam mit<br />
internationalen Partnern gleich eine<br />
ganze Reihe interessanter Neu- und<br />
Weiterentwicklungen (Bild 1). Die<br />
Palette reicht von Funkfernsteuerungen<br />
und Zustimmschaltern der<br />
neuesten Generation über intelligente<br />
Datenfunkmodems für industrielle<br />
Anwendungen bis hin zur<br />
Maschinendatenerfassung, mit<br />
deren Hilfe sich Produktionsprozesse<br />
verbessern und Rüst- und<br />
Durchlaufzeiten verkürzen lassen.<br />
Bild 2. Der<br />
neue Transceiver<br />
TIMO bietet<br />
sich aufgrund<br />
seiner<br />
zahl reichen<br />
Eingangs- und<br />
Ausgangsschnittstellen<br />
für die unterschiedlichsten<br />
Sicherheitsanwendungen<br />
an.<br />
Bild 1. Neuheiten auf der SPS: UMTS und LTE Router der TK Serie<br />
(Blau, von Welotec), Funkfern steuerung Beta (Gelb, von Jay electronique),<br />
ein WLAN Access Point (Schwarz, von ADS Tec) sowie der gelbschwarze<br />
Multimanager von Welotec sowie ein HMI-Display (oben) zur<br />
Data Station Plus von Red Lion Controls. Alle Abbildungen: © Welotec GmbH<br />
Funkfernsteuerungen,<br />
Zustimmtaster und andere<br />
Spezialitäten<br />
Die neuen Funkfernsteuerungen<br />
von Welotec mit der höchsten<br />
Sicherheitsstufe SIL3 gemäß EN<br />
61508 und PLe gemäß EN 13849<br />
sind leicht zu bedienen und eignen<br />
sich für eine Vielzahl möglicher<br />
Anwendungsbereiche. Der mit<br />
Spannung erwartete Transceiver<br />
TIMO im glasfaserverstärkten IP65-<br />
Polyamidgehäuse mit geringen<br />
Abmessungen ist einer der großen<br />
Stars der Serie (Bild 2). Transistorausgänge,<br />
Logikeingänge Analogaus-<br />
und Analogeingänge sowie<br />
optionale Feldbusprotokolle stellen<br />
die Anbindung an eine übergeordnete<br />
Steuerung sicher. Damit ist er<br />
ein idealer Partner für die zahlreichen<br />
Joystick- und Tastenhandgeräte<br />
der Serie „safir“, die ihn mit<br />
Steuerbefehlen versorgen und<br />
postwendend Feedback und Statusmeldungen<br />
per bidirektionaler<br />
Funkverbindung auf dem beleuchteten<br />
LCD angezeigt bekommen.<br />
Ein Gerät davon ist der Tastenhandsender<br />
Beta (Bild 3). Er kombiniert<br />
Robustheit mit größtmöglichem<br />
Bedienkomfort: Die zwei bis sechs<br />
Funktionstasten überzeugen durch<br />
klare Anordnung, einen gut fühlbaren<br />
Druckpunkt und lassen sich sehr<br />
gut auch mit Handschuhen be -<br />
dienen. Zusammen mit Timo bildet<br />
dieser Handsender ein starkes Team.<br />
Besondere Kommunikationsfreude<br />
beweist der neu entwickelte<br />
Bild 3. Die zwei<br />
bis sechs<br />
Funktionstasten<br />
überzeugen<br />
durch klare<br />
Anordnung,<br />
einen<br />
gut fühlbaren<br />
Druckpunkt und<br />
lassen sich sehr<br />
gut auch mit<br />
Handschuhen<br />
bedienen.<br />
November 2013<br />
1166 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Messen · Steuern · Regeln<br />
FOKUS<br />
Bild 4. Der „Multimanager“<br />
kann mit bis zu<br />
256 Empfängern aus<br />
der Welotec-ORION-<br />
Serie kommunizieren.<br />
diesen mobilen Datenaustausch<br />
findet sich im Welotec-Programm<br />
das passende Equipment, vom einfachen<br />
Modem bis hin zu komplexen<br />
Datenloggern, LTE-Modem<br />
und UTMS-Routern. Als derzeitiges<br />
Highlight dürften die neuen Router<br />
der TK-Serie gelten (Bild 4), die jetzt<br />
sowohl UMTS- als auch LTE-Unterstützung<br />
bieten. IPsec, OpenVPN<br />
und Dynamic Multipoint VPN sorgen<br />
für sichere Verbindungen.<br />
Weitere interessante Features sind<br />
VLAN (Virtual Local Area Network),<br />
dynamisches Routen und Dual-SIM,<br />
also die Möglichkeit zwei SIM-Karten<br />
zu nutzen.<br />
Bild 5. Das neue<br />
System zur<br />
Maschinendatenerfassung<br />
bringt<br />
die unterschiedlichsten<br />
Automatisierungskomponenten<br />
„unter<br />
einen Hut“, indem<br />
es die vielen proprietären<br />
Protokolle<br />
in einen offenen<br />
Standard konvertiert.<br />
„Multimanager“ (Bild 4), der mit bis<br />
zu 99 oder optional sogar 256 Empfängern<br />
aus der Welotec-ORION-<br />
Serie kommunizieren kann. Die<br />
Empfänger lassen sich über zwei<br />
Menütasten auswählen; für die<br />
Steuerung der potenzialfreien<br />
Relais in den verschiedenen Empfängern<br />
stehen vier Funktionstasten<br />
bereit.<br />
Mit den be währten Zu -<br />
stimmtastern können Bediener<br />
beruhigt in Gefahrenbereiche eintreten.<br />
Ein Nothalt wird entweder<br />
durch Veränderung des 3-Positionenschalters<br />
ausgelöst oder durch<br />
einen externen Nothaltknopf, der<br />
zusätzlich mit dem Empfänger fest<br />
verkabelt werden kann. Hohe<br />
Sicherheit für den Bediener: Der<br />
Zustimmtaster entspricht der<br />
höchsten Sicherheitsstufe SIL3<br />
gemäß EN 61508 und PLe gemäß<br />
EN 13849.<br />
Multi-Protokoll-Konverter<br />
für systemübergreifende<br />
Maschinendatenerfassung<br />
Eine Maschinendatenerfassung<br />
kann zu deutlichen Verbesserungen<br />
der Produktionsprozesse beitragen.<br />
Die bisher nötigen Programmierarbeiten<br />
und Serversysteme bedeuten<br />
aber für viele Unternehmen einen<br />
un<strong>zum</strong>utbaren Invest. Welotec hat<br />
jetzt ein neues System zur Maschinendatenerfassung<br />
im Programm,<br />
das die unterschiedlichsten Automatisierungskomponenten<br />
„unter einen<br />
Hut bringt“, indem es die vielen proprietären<br />
Protokolle in offene Standards<br />
konvertiert. Dazu nutzt die<br />
neue Data Station Plus (Bild 5) die<br />
Protokoll-Bibliothek von Red Lion<br />
Controls, um anderweitig inkompatible<br />
Geräte an kabelgebundene oder<br />
kabellose (wireless) Netzwerke anzuschließen.<br />
Eine Registerzuordnung<br />
per Drag-and-drop ermöglicht so<br />
z.B. innerhalb kürzester Zeit einer<br />
Siemens-SPS die Kommunikation<br />
mit einem Allen-Bradley-Antrieb.<br />
Eingriffe in die Steuerungsprogramme,<br />
die immer mit einem<br />
gewissen Risiko verbunden sind,<br />
werden überflüssig. Die kompakte<br />
DSP hat alle Schnittstellen zur Anbindung<br />
von S5 und S7 Steuerungen<br />
und bietet darüber hinaus aktuell<br />
noch rund 300 andere Treiber, die<br />
Liste wächst ständig. Nach der Konfiguration<br />
lassen sich die Maschinendaten<br />
in einstellbaren Abtastraten<br />
protokollieren und über den integrierten<br />
Webserver auch aus der<br />
Ferne abfragen. Von den Möglichkeiten<br />
dieser praxisgerechten Maschinendatenerfassung<br />
kann man sich<br />
auf dem Welotec-Stand in Nürnberg<br />
live überzeugen.<br />
Kontakt:<br />
Welotec GmbH,<br />
Zum Hagenbach 7, D-48366 Laer,<br />
E-Mail: info@welotec.com,<br />
www.welotec.com<br />
Halle 9, Stand 121<br />
UMTS und LTE Router der<br />
nächsten Generation<br />
Die Übertragung großer Datenmengen<br />
und die Kommunikation mit<br />
dezentralen Geräten spielen heute<br />
eine immer wichtigere Rolle. Weltweit<br />
verteilte Systeme lassen sich<br />
über das Mobilfunknetz mit schnellen<br />
Übertragungsstandards vernetzen<br />
wie LTE, UMTS (HSDPA/HSUPA/<br />
HSPA+) und GSM (GPRS/EDGE). Für<br />
Die Spezialisten für industrielle Kommunikation und Automatisierung<br />
1969 als Ingenieurbüro gegründet, hat sich Welotec im Laufe der Jahre zu einem leistungsfähigen<br />
Systemanbieter für erklärungsbedürftige Produkte mit Mehrwert weiterentwickelt.<br />
Inzwischen liefert die Welotec GmbH nicht nur Technik und Produkte, sondern<br />
steht ihren Kunden mit hochqualifizierten Beratungs- und Serviceleistungen bei<br />
der Verwirklichung ihrer Lösungen zur Seite, um so deutlich mehr Sicherheit in allen<br />
Entscheidungsfragen vor, während und nach einer Projektierung zu schaffen. Heute gelten<br />
die Münsterländer international als anerkannte Spezialisten für industrielle Kommunikation,<br />
Wireless-Lösungen und industrielle Automatisierung.<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1167
FOKUS<br />
Messen · Steuern · Regeln<br />
FlexNet Technologie – Erfolg in Großbritannien<br />
verspricht ökonomischen und ökologischen Nutzen<br />
Konsumenten können Energieverbrauch und -kosten kontrollieren und somit helfen,<br />
CO 2 -Emissionen zu verringern<br />
Sensus, ein führender Anbieter<br />
von CleanTech Lösungen, wird<br />
das Kernstück der Kommunikationstechnologie<br />
für Großbritannien<br />
liefern. Die Regierung plant die Einführung<br />
von intelligenten (smarten)<br />
Strom- und Gaszählern in 10 Millionen<br />
Haushalten in der nördlichen<br />
Region Großbritanniens. Arquiva,<br />
als Hauptvertragspartner, wird<br />
das Kommunikationsnetzwerk aufbauen<br />
und betreiben.<br />
„Wir sind hocherfreut darüber,<br />
Großbritannien eine Technologie<br />
liefern zu dürfen, welche hilft, Ressourcen<br />
zu erhalten sowie Energiekosten<br />
und CO 2 -Emissionen zu<br />
reduzieren“, sagte ‘Lou D’Ambrosio<br />
Vorstandsvorsitzender von Sensus.<br />
„Mit 16 Millionen FlexNet Endpunkten,<br />
die bereits in den USA im<br />
Einsatz sind, unterstützt die Sensus<br />
Technologie Strom-, Gas- und<br />
<strong>Wasser</strong>versorger, ihre operative und<br />
ökonomische Effizienz zu verbessern.<br />
Selbstverständlich werden wir<br />
damit fortfahren, diesen Nutzen an<br />
Kunden weltweit weiterzugeben.“<br />
Die nördliche Region Großbritanniens,<br />
mit Nordengland und<br />
Schottland, umfasst auf einer Fläche<br />
von 113 255 Quadratkilometern<br />
vielfältige städtische und ländliche<br />
Gemeinden. In diesem Gebiet befinden<br />
sich auch sechs der zehn größten<br />
Metropolregionen Großbritanniens<br />
mit, unter anderem, Manchester,<br />
Newcastle, Glasgow und<br />
Edinburgh.<br />
Sensus wird 16 Millionen Zähler<br />
in 10 Millionen Haushalten mit der<br />
FlexNet Technologie verknüpfen.<br />
Die Technologie basiert auf offenen<br />
Standards und unterstützt IPv6<br />
Kommunikation. Diese Konnektivität<br />
ist Teil des Smart Metering Programmes<br />
Großbritanniens, welches<br />
Energie spart, Arbeitsplätze schafft<br />
Über Sensus<br />
Über Arqiva<br />
Sensus ist ein führendes CleanTech Unternehmen<br />
für Versorgungsinfrastruktur, das intelligente Zähler,<br />
Kommunikationssysteme, Software und Services<br />
für die Strom-, Gas- und <strong>Wasser</strong>branche anbietet.<br />
Technologie von Sensus hilft Versorgungsgesellschaften<br />
dabei, Betriebseffizienz und Kundeneinbindung<br />
mit Anwendungen voranzubringen,<br />
zu denen moderne Zählerausleseverfahren, Datengewinnung,<br />
Lastmanagement, Verteilungsautomatisierung,<br />
Heimnetzwerke und Beleuchtungssteuerung<br />
zählen. Kunden weltweit vertrauen der Innovation,<br />
Qualität und Zuverlässigkeit der Lösungen<br />
von Sensus für die intelligente Nutzung und Einsparung<br />
von Energie und <strong>Wasser</strong>.<br />
www.sensus.com<br />
Arqiva, das Unternehmen für Kommunikations-<br />
Infrastruktur und Mediendienste, ist im Herzen<br />
des Rundfunk-, Satelliten- und Mobilfunkmarktes<br />
tätig. Das Unternehmen steht bei Netzwerklösungen<br />
und -services in der digitalen Welt an der<br />
Spitze. Arqiva stellt einen bedeutenden Teil der<br />
Infrastruktur für Fernsehen, Radio, Satellitenund<br />
Drahtloskommunikation in Großbritannien<br />
bereit. Zu den Kunden des Unternehmens gehören<br />
große Sender, wie BBC, ITV, BSkyB und die<br />
unabhängigen Radiogruppen, große Telefongesellschaften,<br />
unter ihnen die fünf größten britischen<br />
Mobilnetzbetreiber, sowie die Notdienste.<br />
www.arqiva.com<br />
November 2013<br />
1168 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Messen · Steuern · Regeln<br />
FOKUS<br />
und ein gutes Beispiel für Clean-<br />
Tech Lösungen im Einsatz ist.<br />
„Das Smart Metering Projekt in<br />
Großbritannien soll rund 8,14 Milliarden<br />
Euro an Gesamteinsparungen<br />
erbringen. Dieses Projekt wird<br />
von jedem Land, welches über die<br />
Implementierung eines Smart<br />
Metering Netzwerkes nachdenkt,<br />
genau verfolgt werden“ sagt Bob<br />
Lockhart, Forschungsleiter Navigant.<br />
„Für die ausgewählten Lieferanten<br />
ist dieses Projekt ein Meilenstein,<br />
um weitere globale Märkte zu<br />
erreichen.“<br />
Sensus Smart Metering<br />
in Zahlen<br />
16 Millionen: Smarte Zähler im<br />
Netzwerk.<br />
10 Millionen: Haushalte und Kleinbetriebe<br />
im nördlichen Großbritannien<br />
werden angebunden.<br />
Ein Unternehmen: Sensus ist das<br />
einzige US-Unternehmen, welches<br />
im weltweit größten Smart Metering<br />
Projekt involviert ist.<br />
Wie bereits die ersten Installationen<br />
bei ScottishPower und Thames<br />
Water gezeigt haben, ist die Sensus<br />
Kommunikationstechnologie be -<br />
sonders dafür geeignet, um smarte<br />
Zähler und andere Geräte in schwer<br />
zugänglichen Einbaustellen zu<br />
erreichen. Das Netzwerk gewährleistet<br />
die Interoperabilität aller<br />
Anwendungen, die über das Sensus-System<br />
kommunizieren, und<br />
bietet nachhaltige technologische<br />
Lösungen auf Jahre hinaus.<br />
Kontakt:<br />
Sensus USA<br />
Linda Palmer,<br />
Tel. +1 919-845-4021,<br />
Senior-Managerin,<br />
Unternehmenskommunikation und<br />
Medienarbeit,<br />
E-Mail: Linda.palmer@sensus.com<br />
Largemouth Communications,<br />
Heidi Deja,<br />
Tel. + 1 919-459-6461,<br />
Account Director,<br />
E-Mail: heidi@largemouthpr.com<br />
Großbritannien<br />
Rocket Communications,<br />
Jo Ashford oder Lawrie Benfield,<br />
Tel. +44 (0)8453 707 024,<br />
E-Mail: sensus@rocketcomms.net<br />
Weltweit erstes Wi-Fi-fähiges Messgerät für Strom-,<br />
<strong>Wasser</strong>- und Gasverbrauch<br />
Novum auf dem internationalen Markt: erster batteriebetriebener Power Reader<br />
hilft beim Energiesparen<br />
Der dänische Energiemanagementspezialist NorthQ hat kürzlich den weltweit ersten batteriebetriebenen Wi-Fi<br />
Power & Gas Reader präsentiert, der Nutzern Energiekosteneinsparungen von bis zu 23 Prozent ermöglicht.<br />
Das Gerät kann der Anwender einfach auf existierende mechanische und elektronische Strom- oder Gaszähler<br />
anbringen. Der Reader ist Wi-Fi-fähig und sendet die gesammelten Daten an das NorthQ-Portal (www.homemanager.tv).<br />
Hier können Haus- und Wohnungsbesitzer den Verbrauch nachverfolgen, den voraussichtlichen<br />
Betrag der Jahresrechnung einsehen und alle weiteren bereitgestellten Services nutzen. NorthQ zeigte den<br />
Wi-Fi Power & Gas Reader im Rahmen der European Utility Week 2013 die vom 15. bis 17. Oktober in Amsterdam<br />
statt fand.<br />
Der WiFi Power & Gas Reader ist<br />
eine ideale Retrofit-Lösung und<br />
lässt sich in bestehende Installationen<br />
nachrüsten. Dabei passt er auf<br />
rund 98 % aller am Markt verfügbaren<br />
Strom- und etwa 86 % der<br />
Gaszähler. Unter anderem unterstützt<br />
der Reader die meisten Ferraris-Stromzählermodelle<br />
mit Drehscheibe<br />
sowie elektronische Zähler<br />
mit Impuls-LED. Je nach Ausführung<br />
misst das Gerät die Umdrehungen<br />
der Ferraris-Scheibe pro kWh<br />
(mechanische Zähler), den Impuls<br />
der Empfängerdiode pro kWh (elektronische<br />
Zähler) oder den Kontakt<br />
mit magnetischen Rädern bei Gaszählern.<br />
Die Messgenauigkeit liegt<br />
durchschnittlich bei 97 % für Ferraris-Zähler,<br />
99,8 % bei elektronischen<br />
Zählern und 99,5 % für Gaszähler.<br />
Online-Portal bietet<br />
Verbrauchseinblicke<br />
Alle 15 Minuten übermittelt der Wi-<br />
Fi-Reader die gesammelten Daten<br />
an das Online-Portal www.home-<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1169
FOKUS<br />
Messen · Steuern · Regeln<br />
PowerReader.<br />
gasReader.<br />
Über NorthQ<br />
NorthQ ist ein dynamisches und innovatives Unternehmen, das neue Technologien zu<br />
attraktiven Preisen bereitstellt. Die Experten entwickeln in-house Hardware, Software<br />
sowie Internetportale. Das populärste Produkt ist der NorthQ Power & Gas Reader, der<br />
ursprünglich für Dong Energy konzipiert wurde, aber mittlerweile von einigen großen<br />
Energieversorgern in ganz Europa eingesetzt wird. Der Power Reader ist batteriebetrieben<br />
und kann unkompliziert von Endnutzern auf ihren vorhandenen mechanischen<br />
(Ferraris-Zähler), elektronischen oder Infrarot-nutzenden Stromzähler montiert werden.<br />
Zusätzlich unterstützt er Gas- und <strong>Wasser</strong>zähler. Die Verbrauchsinformationen werden<br />
alle 15 Minuten auf einen Cloud-Service hochgeladen.<br />
manager.tv. Die Verbrauchsdaten<br />
lassen sich in Form von Grafiken<br />
visualisieren, was es Nutzern möglich<br />
macht, Strom- oder Gasverbräuche<br />
zu überwachen. Die Prognose<br />
und die Alarmfunktion analysieren<br />
vergangene Verbräuche und kalkulieren<br />
die zu erwartende jährliche<br />
oder monatlichen Strom-/Gaskosten<br />
und warnen die Konsumenten,<br />
bevor sie ihr Budget überschreiten.<br />
Nutzer können darüber hinaus<br />
Alarme einrichten und erhalten, um<br />
sich beispielsweise vor Überspannung,<br />
ungewöhnlichem Verhalten<br />
oder atypischem Verbrauchsmustern<br />
abzusichern. Der „Elderly Care“-<br />
Service ist ebenfalls verfügbar, er<br />
ermöglicht Anwendern die Nachverfolgung<br />
von Aktivität und Routinen<br />
älterer Angehöriger.<br />
Auf alle Services kann über ein<br />
Internet-fähiges Gerät wie Smartphone,<br />
Tablet oder PC remote zu -<br />
gegriffen werden. Die Leistungen<br />
auf www.homemanager.tv reichen<br />
von statischen Services über Sicherheit,<br />
Healthcare und Komfort bis hin<br />
zur Rechnungsstellung.<br />
Der Wi-Fi Power Reader von<br />
NorthQ basiert auf der Wireless<br />
Internet Connectivity for Embedded<br />
Devices (WICED) Development-<br />
Plattform von Broadcom. Die<br />
WICED-Plattform reduziert merklich<br />
den nötigen Aufwand zur Hinzufügung<br />
drahtloser Konnektivität bei<br />
Embedded Devices, was es Entwicklern<br />
möglich macht, in kurzer Zeit<br />
mit dem Netzwerk verbundene<br />
Applikation zu erstellen. Das WICED<br />
Development System ermöglicht<br />
Wi-Fi-Konnektivität und Bluetooth-<br />
Smart-Bridging für Home-, Health<br />
und Fitness-Anwendungen. Details<br />
stehen unter www.broadcom.com<br />
bereit.<br />
„Die neueste Innovation von<br />
NorthQ ist ein optimales Beispiel für<br />
einzigartige Applikationen, die mittels<br />
unseres WICED Development<br />
Systems möglich sind“, kommentiert<br />
Brian Bedrosian, Broadcom<br />
Senior Director, Wireless Connectivity<br />
Combos. „Die Kombination<br />
eines Wi-Fi-fähigen Strom- und Gaszählers<br />
mit einem Online-Portal<br />
<strong>zum</strong> Monitoring des Verbrauchs<br />
verspricht eine dramatische Reduzierung<br />
beim Kundenenergieverbrauch.“<br />
Kontakt:<br />
NorthQ ApS,<br />
Christian von Scholten,<br />
Strandvejen 157 1. TV,<br />
2900 Hellerup, Dänemark,<br />
Tel. +45 70 27 18 18,<br />
E-Mail: cvs@northq.com,<br />
www.northq.com<br />
November 2013<br />
1170 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
NETZWERK WISSEN<br />
Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />
Forschung und Entwicklung<br />
© TUM/Albert Scharger<br />
Lehrstuhl und Versuchsanstalt für Siedlungswasserwirtschaft<br />
an der TU München im Porträt<br />
##<br />
Aufbruchstimmung: Der Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft formiert sich neu<br />
##<br />
Leiter seit 1. August 2013: Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes im Interview<br />
##<br />
Die Versuchsanstalt Siedlungswasserwirtschaft: Forschen unter realen Bedingungen<br />
##<br />
Die Arbeitsgruppe Niederschlagswasserbewirtschaftung: Wie verändern sich Leistungen<br />
dezentraler Anlagen?<br />
##<br />
Oskar von Miller: Ingenieurgenie und Bildungsvisionär<br />
Aktuelle Forschungsvorhaben und Ergebnisse<br />
##<br />
Analytische Forschungsgruppe:<br />
Spurenstoffe während der <strong>Abwasser</strong>reinigung eliminieren<br />
##<br />
Arbeitsgruppe Anaerobtechnik und Energierückgewinnung:<br />
Strategien zur Vermeidung und Produktion von Lachgas auf Kläranlagen<br />
##<br />
Arbeitsgruppe Mikrobiologische Systeme:<br />
Biogener Schwefelsäure-Korrosion in <strong>Abwasser</strong>anlagen vorbeugen<br />
##<br />
Arbeitsgruppe Natürliche Aufbereitungsverfahren:<br />
Strategien zur Prozessoptimierung natürlicher <strong>Wasser</strong>behandlungsverfahren<br />
##<br />
Arbeitsgruppe Weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung und <strong>Wasser</strong> Recycling:<br />
Spurenstoffentfernung durch weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Das komplette Team der Siedlungswasserwirtschaft umfasst derzeit über 40 Mitarbeiter. © SWW<br />
Aufbruchstimmung in der<br />
Siedlungswasserwirtschaft<br />
Der Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft an der TU München formiert sich neu<br />
Es herrscht Aufbruchstimmung am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der Technischen Universität München<br />
(TUM): Neue Köpfe + neue Aufgaben = erweiterte Forschung und Lehre. Der Lösung dieser Gleichung<br />
widmet sich derzeit das Team um den neuen Lehrstuhlinhaber Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes, der seit dem<br />
1. August diesen Jahres die Leitung des Lehrstuhls und der Versuchsanstalt für Siedlungswasserwirtschaft an<br />
der TUM übernommen hat.<br />
Die Berufung von Prof. Drewes ist<br />
der vorerst letzte Stein in einer<br />
Reihe von personellen und inhaltlichen<br />
Veränderungen, die der Lehrstuhl<br />
für Siedlungswasserwirtschaft<br />
seit letztem Jahr gemeistert hat.<br />
Nachdem der vormalige Leiter des<br />
Lehrstuhls Prof. Harald Horn Anfang<br />
letzten Jahres nach sechsjähriger<br />
Tätigkeit ans Karlsruher Institut für<br />
Technologie gewechselt war, übernimmt<br />
Drewes mit seinem Amtsantritt<br />
die Leitung des Lehrstuhls von<br />
PD Dr. rer. nat. habil. Brigitte Helmreich,<br />
die den Lehrstuhl kommissarisch<br />
geführt hat. Die promovierte<br />
Chemikerin und Privatdozentin für<br />
das Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft<br />
kann sich nun wieder<br />
ganz der Leitung der Versuchsanstalt<br />
Siedlungswasserwirtschaft und<br />
ihrer Arbeit in den Arbeitsgruppen<br />
Niederschlagswasserbewirtschaftung<br />
sowie Weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung<br />
und <strong>Wasser</strong> Recycling<br />
widmen.<br />
Nach 16-jähriger Forschungsund<br />
Lehrtätigkeit in den USA, Australien<br />
und Saudi Arabien kehrt Drewes<br />
nach Deutschland zurück. Er<br />
hat den Lehrstuhl in sechs Arbeitsgruppen<br />
neu aufgestellt. Diese Forschungsaktivitäten<br />
ergänzen sich<br />
synergistisch, stehen in der Tradition<br />
des 145 Jahre alten Lehrstuhls,<br />
greifen aber auch neue Themenfelder<br />
auf, z. B. wie urbane Siedlungswassersysteme<br />
den Herausforderungen<br />
des 21. Jahrhunderts besser<br />
gerecht werden können (s. Interview<br />
S. 1175).<br />
Analytische<br />
Forschungsgruppe<br />
Seit Sommer letzten Jahres verstärken<br />
außerdem PD Dr. rer. nat. habil.<br />
Thomas Letzel und PD Dr. rer. nat.<br />
habil. Johanna Graßmann, die vom<br />
Wissenschaftszentrum Weihenstephan<br />
für Ernährung, Landnutzung<br />
und Umwelt der TUM an den Lehrstuhl<br />
für Siedlungswasserwirtschaft<br />
wechselten, das Team. Ihnen folgten<br />
vier wissenschaftliche Mitarbeiter,<br />
eine technische Angestellte<br />
sowie eine Auszubildende an den<br />
Lehrstuhl, die zusammen in der<br />
November 2013<br />
1172 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
neuen Analytischen Forschungsgruppe<br />
(AFG) arbeiten. Die Arbeitsgruppe<br />
verstärkt den Lehrstuhl mit<br />
einem Pool an analytischen Geräten<br />
im Bereich der Identifizierung und<br />
Quantifizierung von anthropogenen<br />
Spurenstoffen und deren Transformationsprodukten.<br />
Damit können<br />
Forschungsschwerpunkte zur<br />
biologischen und chemischen Entfernung<br />
von anthropogenen Spurenstoffen<br />
durch gezielte Analytik<br />
im Hause begleitet werden.<br />
Die Arbeitsschwerpunkte umfassen<br />
derzeit technologische, analytisch-methodische<br />
und analytischchemische<br />
Ansätze und sind im<br />
Bereich der <strong>Abwasser</strong>analyse sowie<br />
weiteren umweltrelevanten Matrices,<br />
der Lebensmittelanalyse sowie<br />
Getränke und Pflanzenextrakten<br />
und weiteren flüssigen Matrices in<br />
Anwendung. Ein besonderer Fokus<br />
liegt dabei auf der chemischen Analyse<br />
bei gleichzeitiger Funktionsanalyse<br />
sowie der Quantifizierung<br />
von Spurenstoffen durch massenspektrometrische<br />
Detektion.<br />
Weiterhin wurden am Lehrstuhl<br />
verschiedene weitergehende Me -<br />
thoden zur Charakterisierung des<br />
gelösten organischen Kohlenstoffs<br />
etabliert. Aktuell bearbeitet die<br />
AFG u. a. das Projekt Risk-Ident (s. S.<br />
1182), das sich mit der Risikobewertung<br />
anthropogener Spurenstoffe<br />
be schäftigt, Screening-Technologien<br />
und eine Stoffdatenbank etabliert<br />
sowie eine Methode zu deren<br />
Eliminierung während der weitergehenden<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
erprobt. Außerdem organisiert die<br />
AFG den Aufbau der „europäischen<br />
Ausbildung <strong>zum</strong> Chemielaboranten“<br />
im dualen Ausbildungsmodus<br />
in den Ländern Georgien, Griechenland,<br />
Polen, Tschechische Republik<br />
und der Türkei (mit finanzieller<br />
Unterstützung der Europäischen<br />
Union).<br />
Ein neues zweijähriges Projekt<br />
mit Partnern in den USA wurde<br />
gerade mit dem Ziel begonnen,<br />
gegenwärtige und alternative Strategien<br />
<strong>zum</strong> Management von Spurenstoffen<br />
in Trink- und <strong>Abwasser</strong><br />
abzuschätzen. Dieses Vorhaben fördert<br />
die Water Research Foundation<br />
(WRF, Denver, Colorado).<br />
Anaerobtechnik und<br />
Energierückgewinnung<br />
Ebenfalls im Frühjahr letzten Jahres<br />
kehrte Dr.-Ing. Konrad Koch nach<br />
zweijähriger Tätigkeit an der Bayerischen<br />
Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
an den Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft<br />
zurück. Seitdem<br />
erweitert er das Spektrum des<br />
Lehrstuhls um den Bereich anaerober<br />
Verfahren und leitet die Arbeitsgruppe<br />
Anaerobtechnik und Energierückgewinnung.<br />
Forschungsschwerpunkte<br />
sind dabei die<br />
Optimierung der anaeroben Abbauprozesse<br />
auf Kläranlagen (beispielsweise<br />
durch die Zugabe von Co-<br />
Substraten), neue Verfahren der<br />
Klärschlammvorbehandlung <strong>zum</strong><br />
verbesserten anaeroben Abbau,<br />
anaerobe Membranverfahren zur<br />
<strong>Abwasser</strong>aufbereitung und <strong>zum</strong><br />
Biomasserückhalt, Vermeidungsstrategien<br />
von Lachgasemissionen<br />
in Deammonifikationsverfahren so -<br />
wie die gezielte Generierung von<br />
Lachgas zur höheren Energieausbeute<br />
durch den Einsatz von in situ-<br />
Sensoren (s. S. 1183).<br />
Die Entwicklung und Etablierung<br />
innovativer Messverfahren zur<br />
online-Überwachung der ablaufenden<br />
Prozesse sowie die mathematische<br />
Beschreibung der ablaufenden<br />
Prozesse und deren dynamische<br />
Simulation zur Verbesserung des<br />
Prozessverständnisses sind dabei in<br />
allen Betätigungsfeldern wichtige<br />
Werkzeuge.<br />
Mikrobiologische Systeme<br />
Einen „Stillstand“ hat es auch in den<br />
anderen Arbeitsgruppen am Lehrstuhl<br />
nicht gegeben. Die Arbeitsgruppe<br />
Mikrobiologische Systeme<br />
unter der Leitung von Dr. rer. nat.<br />
Elisabeth Müller befasst sich mit der<br />
Identifizierung und der Funktion<br />
von mikrobiellen Biozönosen in<br />
aquatischen und technischen Systemen<br />
(z. B. in biologisch aktiven Filtern<br />
der Trinkwasseraufbereitung<br />
oder biologischen <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen).<br />
Relevante Forschungsschwerpunkte<br />
sind der<br />
Nachweis bestimmter funktioneller<br />
Bakteriengruppen und die Erfassung<br />
ihrer spezifischen Aktivität in<br />
den verschiedenen Biozönosen. Der<br />
Fokus liegt dabei auf der Stickstoffumsetzung<br />
(Nitrifikanten und<br />
ANAMMOX Bakterien), den anaeroben<br />
Abbauprozessen (sulfatreduzierende<br />
Bakterien, Methanbakterien)<br />
und der mikrobiell induzierten<br />
Korrosion (sulfid- und schwefeloxidierende<br />
Bakterien, biogene Schwefelsäure-Korrosion,<br />
s. S. 1185).<br />
Außerdem beschäftigt sich die<br />
Arbeitsgruppe mit dem Verbleib<br />
und Abbau von organischen Spurenstoffen,<br />
wie z. B. Antibiotika oder<br />
Benzotriazolen in Kläranlagen und<br />
der aquatischen Umwelt. Im Vordergrund<br />
stehen hierbei die taxonomische<br />
Charakterisierung von Spurenstoffen<br />
abbauenden mikrobiellen<br />
Biozönosen und die Bestimmung<br />
ihrer biologischen Abbaupotenziale<br />
durch den Einsatz modernster<br />
molekularbiologischer Verfahren<br />
(Metagenomics, Transcriptomics).<br />
Der Nachweis von fäkalen Indikatororganismen<br />
(E. coli und Enterokokken)<br />
bzw. spezifischen pathogenen<br />
Mikroorganismen, wie z. B. Pseudomonas<br />
spp. und Legionellen spp., ist<br />
als Routineanalytik ebenfalls etabliert.<br />
Diese wird aktuell in zwei Projekten<br />
eingesetzt, die sich einmal<br />
mit der hygienischen Belastung von<br />
Oberflächengewässern durch Mischwasserentlastungen<br />
und zweitens<br />
der Desinfektionseffizienz von oxidativen<br />
Verfahren beschäftigen.<br />
Niederschlagswasserbewirtschaftung<br />
Für Kontinuität am Lehrstuhl sorgt<br />
die Arbeitsgruppe Niederschlagswasserbewirtschaftung<br />
unter der<br />
Leitung von PD Dr. rer. nat. habil.<br />
Brigitte Helmreich. Seit mehr als<br />
zehn Jahren liefert diese Arbeitsgruppe<br />
zuverlässig Ergebnisse zur<br />
dezentralen und zentralen Niederschlagswasserbewirtschaftung.<br />
Ein<br />
Schwerpunkt der Arbeitsgruppe ist<br />
▶▶<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1173
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
einerseits die Erfassung bzw. das<br />
Monitoring von Schadstoffen der<br />
Abflüsse befestigter Flächen, wie<br />
beispielsweise Kupfer und Zink von<br />
Metalldachflächen sowie organische<br />
und anorganische Verunreinigungen<br />
in Verkehrsflächenabflüssen.<br />
Ein zweiter Schwerpunkt ist die<br />
Entwicklung und Evaluierung von<br />
dezentralen Behandlungsanlagen<br />
für Metalldach- und Verkehrsflächenabflüsse<br />
(s. S. 1179). In diesem<br />
Rahmen werden auch Prüfungen<br />
von Behandlungsanlagen von<br />
Metalldachabflüssen nach den<br />
„Prüfkriterien zur vorläufigen Beurteilung<br />
von Versickerungsanlagen<br />
<strong>zum</strong> Rückhalt von Metallionen aus<br />
Niederschlagsabflüssen von Metalldächern“<br />
des Bayerischen Landesamts<br />
für Umwelt (LfU) für Firmen<br />
durchgeführt.<br />
Weitergehende<br />
<strong>Wasser</strong> behandlung<br />
Die Arbeitsgruppe Weitergehende<br />
<strong>Wasser</strong>behandlung und <strong>Wasser</strong><br />
Recycling leiten Drewes und Helmreich<br />
künftig gemeinsam. Die<br />
Arbeitsgruppe besteht aus vier Forschungsteams,<br />
die von jeweiligen<br />
Team Leadern geleitet werden<br />
(Advanced Oxidation Processes –<br />
Dr. Carolin Heim; Deammonification<br />
– Dipl.-Ing. Claus Lindenblatt; Membrane<br />
Processes – Prof. Drewes;<br />
Water Recycling – Prof. Drewes). Im<br />
Vordergrund der Forschung stehen<br />
dabei Arbeiten zur weitergehenden<br />
Stickstoffentfernung (Deammonifikation)<br />
sowie zu verfahrenstechnischen<br />
Optionen der weitergehenden<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung insbesondere<br />
die Entfernung von organischen<br />
Spurenstoffen und pathogenen<br />
Keimen durch die vierte<br />
Reinigungsstufe (s. S. 1188). Diese<br />
Hybridverfahren schließen modifizierte<br />
biologische technische Filter,<br />
weitergehende Oxidationsverfahren<br />
(UV/Peroxid; nanomodifizierte<br />
Diamantelektroden; Ozone), Aktivkohle<br />
sowie Membranverfahren<br />
(Ultrafiltration, Nanofiltration) ein,<br />
die sowohl zentral wie dezentral<br />
eingesetzt werden können.<br />
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt<br />
sind energetisch optimierte Verfahren<br />
des <strong>Wasser</strong> Recyclings zur Stützung<br />
der Trinkwasserversorgung<br />
und Industriewasserversorgung.<br />
Lehrstuhl Siedlungswasserwirtschaft – Zahlen, Daten, Fakten<br />
Hochschule: Technische Universität München (13 Fakultäten)<br />
Fakultät: Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt (8 Institute)<br />
Institut: Institut für <strong>Wasser</strong> und Umwelt (3 Lehrstühle)<br />
Leitung: Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes (seit August 2013)<br />
Mitarbeiter: 46 (Lehrstuhlleitung, Arbeitsgruppenleitung, Sekretariat, wissenschaftliche<br />
und technische Mitarbeiter, Auszubildende, Gastwissenschaftler, externe Lehrbeauftragte)<br />
Arbeitsgruppen: 6 (Niederschlagswasserbewirtschaftung; Weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung<br />
und <strong>Wasser</strong> Recycling; Anaerobtechnik und Energierückgewinnung; Analytische<br />
Forschungsgruppe; Mikrobiologische Systeme; Natürliche Aufbereitungsverfahren)<br />
Studiengänge: Umweltingenieurwesen (Bachelor, Master); Bauingenieurwesen (Bachelor,<br />
Master)<br />
Forschungsschwerpunkte: Prozesssteuerung und Optimierung von energetisch effizienten<br />
Verfahren der <strong>Wasser</strong>behandlung; Anaerobtechnik und Energiegewinnung aus<br />
<strong>Abwasser</strong>strömen; Deammonifikation; Entwicklung von neuen innovativen technischen<br />
Reinigungssystemen insbesondere in Verbindung mit biologischen Systemen; Regenwassernutzung;<br />
Dynamische Simulation und Modellierung der Gewässergüte; Entwicklung<br />
ganzheitlicher Konzepte für ganze Stadtregionen; Grundlagenforschung in Bereichen<br />
der chemischen und biomolekularen Analyse der Transport- und Reaktionsmechanismen<br />
von organischen Spurenstoffen in technischen und mikrobiologischen Systemen.<br />
Die messtechnische Überwachung<br />
dieser Installationen insbesondere<br />
für dezentrale Anwendungen mit<br />
neuen Messverfahren sind eine<br />
gemeinsame übergreifende Thematik<br />
aller Arbeitsgebiete.<br />
Natürliche<br />
Aufbereitungsverfahren<br />
Der Schwerpunkt der neuen Ar -<br />
beitsgruppe Natürliche Aufbereitungsverfahren<br />
am Lehrstuhl greift<br />
Prinzipien der Langsamsandfiltration<br />
oder Uferfiltration auf, die seit<br />
über 100 Jahren technologisch etabliert<br />
sind. Durch die Kopplung mit<br />
anderen ingenieurtechnischen Prozessen<br />
und den Einsatz von chemisch-analytischen<br />
(LC/MS-MS) und<br />
modernsten biomolekularen (Metagenomics,<br />
Transcriptomics) Methoden<br />
werden diese passiven Behandlungsverfahren<br />
verfahrenstechnisch<br />
so optimiert, dass sich die Leistungsfähigkeit<br />
für die Entfernung<br />
organischer Spurenstoffe deutlich<br />
steigert und sie damit potenzielle<br />
Alternativen zu energetisch intensiven<br />
Aufbereitungsverfahren (wie<br />
Ozone) bieten können (s. S. 1187).<br />
Dabei wird der physische Platzbedarf<br />
und Chemikalieneinsatz reduziert<br />
und die Reinigungsleistung<br />
besser vorhersagbar. Laufende<br />
Arbeiten mit Projektpartnern in den<br />
USA beschäftigen sich mit der<br />
gezielten Leistungssteigerungen<br />
zur Spurenstoff elimination der<br />
Untergrundpassage im Labor- und<br />
Feldmaßstab. Darüber hinaus werden<br />
diese Konzepte auf biologisch<br />
aktive technische Filter der Trinkwasseraufbereitung<br />
und der weitergehenden<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
übertragen. Die Leitung dieser<br />
Arbeitsgruppe wird ab dem 1.<br />
Januar 2014 von Uwe Hübner übernommen,<br />
der zurzeit seine Doktorarbeit<br />
zur Kopplung der weitergehenden<br />
Oxidation und der Untergrundpassage<br />
an der Technischen<br />
Universität Berlin (Lehrstuhl Professor<br />
Martin Jekel) abschließt.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.sww.bgu.tum.de<br />
November 2013<br />
1174 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
Internationale Kontakte pflegen,<br />
fachübergreifende Forschung etablieren<br />
Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes will die <strong>Wasser</strong>forschung an der TUM neu positionieren,<br />
um den vielfältigen Herausforderungen in der Siedlungswasserwirtschaft gerecht zu<br />
werden<br />
Seit 1. August leitet Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes den Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft an der Technischen<br />
Universität München (TUM). Im Interview mit <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> erläutert er seine Pläne für Forschung<br />
und Lehre.<br />
<strong>gwf</strong>: Herr Prof. Drewes, Sie haben am<br />
1. August den Lehrstuhl und die Versuchsanstalt<br />
für Siedlungswasserwirtschaft<br />
an der TUM übernommen.<br />
Welche Schwerpunkte werden Sie<br />
dort in der Forschung setzen?<br />
Drewes: Wenn wir uns heute in<br />
Deutschland, Europa und weltweit<br />
umschauen, gibt es enorme Herausforderungen<br />
an die Siedlungswasserwirtschaft:<br />
demografische Veränderungen;<br />
eine wachsende Urbanisierung;<br />
eine alternde <strong>Wasser</strong>infrastruktur,<br />
für deren Instandhaltung<br />
enorme Investitionen nötig sind;<br />
größere Unsicherheiten bezüglich<br />
des <strong>Wasser</strong>dargebotes und Extremwetterereignisse<br />
aufgrund des Klimawandels,<br />
die mit der Infrastruktur,<br />
wie wir sie heute kennen, häufig<br />
nicht zu schultern sind; die wachsende<br />
Erkenntnis der Bedeutung<br />
des <strong>Wasser</strong>-Energie-Nexus, der<br />
energetisch günstigere Prozesse in<br />
der Gewinnung, Verteilung und<br />
Behandlung von <strong>Wasser</strong> und<br />
<strong>Abwasser</strong> erfordert oder der Verlust<br />
von Biodiversität in vielen Oberflächengewässern.<br />
Diesen Herausforderungen müssen<br />
wir uns stellen und Ingenieure<br />
und Wissenschaftler ausbilden, die<br />
auf Bewährtes zurückgreifen, aber<br />
auch mit neuen Ansätzen vorangehen<br />
und sich ihrer lokalen wie globalen<br />
Verantwortung bewusst sind.<br />
Hier setzen unsere Forschungsfelder<br />
an, die sich mit der Entwicklung<br />
zukunftsfähiger, flexibler <strong>Wasser</strong>-<br />
und <strong>Abwasser</strong>systeme insbesondere<br />
für urbane Räume sowie<br />
energetisch günstige Systeme<br />
durch Anaerobtechnik und Energierückgewinnung<br />
beschäftigen; die<br />
Nutzung modifizierter naturnaher<br />
„aktiver“ Aufbereitungsverfahren,<br />
die durch den Einsatz von modernen<br />
chemischen und biomolekularen<br />
Techniken verfahrenstechnisch<br />
optimiert werden; weitergehende<br />
<strong>Wasser</strong>behandlung einschließlich<br />
Oxidations-, Membran- und biologische<br />
Hybridverfahren; <strong>Wasser</strong> Recycling<br />
insbesondere zur Stützung der<br />
Trinkwasserversorgung sowie als<br />
übergreifende Thematik die Bereitstellung<br />
einer zeitgemäßen <strong>Wasser</strong>sensorik<br />
für Prozessüberwachung<br />
und Gewässergüte.<br />
<strong>gwf</strong>: … und in der Lehre?<br />
Drewes: Unser Lehrstuhl bietet Vorlesungen<br />
für die Bachelor Studiengänge<br />
Umweltingenieurwesen und<br />
Bauingenieurwesen an sowie für<br />
die Masterstudiengänge Environmental<br />
Engineering, Civil Engineering,<br />
Environmental Planning and<br />
Engineering sowie Sustainable<br />
Resource Management. In diesen<br />
Studiengängen werden wir neue<br />
Akzente im Bereich der weitergehenden<br />
Trink- und <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
setzen, der Energierückgewinnung<br />
aus <strong>Abwasser</strong>, dem<br />
<strong>Wasser</strong> Recycling sowie der Konzeption<br />
nachhaltiger <strong>Wasser</strong>ver- und<br />
-entsorgungssysteme für urbane<br />
Räume.<br />
<strong>gwf</strong>: Im Speziellen haben Sie zwei<br />
neue Arbeitsgruppen, naturnahe Aufbereitungsverfahren<br />
und weitergehende<br />
<strong>Wasser</strong>behandlung und <strong>Wasser</strong><br />
Recycling, am Lehrstuhl etabliert.<br />
Womit befasst sich die Arbeitsgruppe<br />
Natürliche Aufbereitungsverfahren?<br />
Drewes: Im Kern geht es hierbei um<br />
die Nutzung biologischer Prozesse<br />
in naturnahen Aufbereitungsverfahren<br />
wie der künstlichen Grundwasserreinigung,<br />
Retentionsbodenfilter<br />
oder biologischen Aktivkohlefiltern<br />
allerdings mit veränderten<br />
Auslegungs- und Betriebsbedingungen.<br />
Diese Verfahren werden<br />
seit vielen Jahrzehnten vorwiegend<br />
als passive Reinigungsverfahren eingesetzt.<br />
Mit den Erkenntnissen, die<br />
uns die moderne Umweltanalytik<br />
(zur weitergehenden Charakterisierung<br />
des organischen Kohlenstoffs<br />
sowie die Spurenanalytik zur Aufklärung<br />
von Transformationsprozessen)<br />
und biomolekulare Ansätze<br />
(wie Metagenomics und Transcriptomics)<br />
bieten, haben wir heute die<br />
Möglichkeiten, diese energetisch<br />
sehr effizienten biologischen Verfahren<br />
so auszulegen und zu betreiben,<br />
dass wir sie als aktive Reinigungsverfahren<br />
mit vorhersagbarer<br />
Ablaufqualität nutzen können.<br />
<strong>gwf</strong>: Und was dürfen Studierende<br />
und Fachwelt bei der Weitergehenden<br />
<strong>Wasser</strong>behandlung und <strong>Wasser</strong> Recycling<br />
erwarten?<br />
Drewes: Fangen wir mal mit dem<br />
Thema <strong>Abwasser</strong>wiederverwendung<br />
oder <strong>Wasser</strong> Recycling an.<br />
<strong>Wasser</strong> Recycling hat zwei Dimensionen:<br />
<strong>Wasser</strong>menge und <strong>Wasser</strong>qualität.<br />
Im wasserreichen Deutschland<br />
mit sinkenden <strong>Wasser</strong>verbräuchen<br />
erscheint eine Mehrfachnut-<br />
▶▶<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1175
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
zung von <strong>Wasser</strong> vielleicht weniger<br />
relevant, ist aber für Regionen mit<br />
angespannten <strong>Wasser</strong>haushalten<br />
(wie im Mittelmeerraum, dem Mittleren<br />
Osten, weiten Bereichen der<br />
USA oder Australiens) mittlerweile<br />
eine weit etablierte Praxis zur Stützung<br />
von lokalen <strong>Wasser</strong>ressourcen.<br />
Durch die Entwicklung technischer<br />
Systeme wollen wir dazu einen Beitrag<br />
leisten. In manchen Regionen<br />
in Deutschland kann man vielleicht<br />
eher von einem ungeplanten und<br />
daher de facto <strong>Wasser</strong> Recycling<br />
sprechen, das sich insbesondere an<br />
<strong>Wasser</strong>qualitätsbeeinträchtigungen<br />
durch <strong>Abwasser</strong>einleitungen zeigt.<br />
Beispiele dazu sind die Präsenz<br />
pathogener Keime oder ökotoxikologisch<br />
relevanter organischer Spurenstoffe<br />
in Oberflächenwässern.<br />
Dies schlägt auch die Brücke zur<br />
Bedeutung einer weitergehenden<br />
<strong>Wasser</strong>behandlung, beispielsweise<br />
die Entwicklung und weitere Optimierung<br />
von Verfahren im Rahmen<br />
einer 4. Reinigungsstufe oder notwendige<br />
technische Aufbereitungsprozesse<br />
und Überwachungsstrategien,<br />
um aus <strong>Abwasser</strong> wieder<br />
Trinkwasser zu machen.<br />
<strong>gwf</strong>: Welche Stationen in ihrer beruflichen<br />
Laufbahn haben Sie bisher als<br />
besonders herausragend, prägend<br />
oder wichtig erlebt?<br />
Drewes: Ich bin sehr dankbar, das<br />
US-amerikanische akademische<br />
System erfahren zu haben, das es<br />
mir ermöglicht hat, sich bewusst für<br />
eine Hochschulkarriere zu entscheiden,<br />
und danke insbesondere meinen<br />
Mentoren und meiner Familie,<br />
die mich dabei sehr unterstützt<br />
haben.<br />
Weiterhin hatte ich das Glück, in<br />
großen interdisziplinären Verbundvorhaben<br />
und Forschungszentren<br />
in den USA, Australien und dem<br />
Mittleren Osten mitzuarbeiten, was<br />
ich als sehr anregend und motivierend<br />
empfand, auch ganz neue Forschungsfelder<br />
zu erschließen. Mit<br />
den besten Köpfen des <strong>Wasser</strong>faches<br />
in den USA zusammenzuarbeiten,<br />
um ein nationales <strong>Wasser</strong>forschungszentrum<br />
zu etablieren, war<br />
natürlich ausgesprochen prägend<br />
und bereichernd. Diese Erfahrungen<br />
möchte ich gerne an der TU<br />
München und in der deutschen<br />
<strong>Wasser</strong>szene einbringen.<br />
<strong>gwf</strong>: Wird Ihre langjährige Forschungstätigkeit<br />
in den USA, z. B. an<br />
der Colorado School of Mines oder<br />
am NSF Engineering Research Center<br />
for Re-inventing the Nation’s Urban<br />
Water Infrastructure, Ihre jetzige<br />
Arbeit beeinflussen?<br />
Drewes: Ganz sicher und zwar<br />
gleich auf mehreren Ebenen. Wir<br />
werden diese Kontakte durch laufende<br />
und neue gemeinsame Projekte<br />
pflegen und damit auch sehr<br />
attraktive Möglichkeiten für eine<br />
internationale Erfahrung für junge<br />
Nachwuchswissenschaftler schaffen.<br />
Weiterhin empfand ich das<br />
enge Doktoranden-/Hochschullehrerverhältnis<br />
als sehr positiv für die<br />
Betreuung junger Wissenschaftler,<br />
das ja nun auch durch das Konzept<br />
der Graduate School (Anm. d. Red.:<br />
s. S. 1184) Einzug an der TU München<br />
wie auch anderen Hochschulen<br />
in Deutschland hält.<br />
Die Forschung um zentrale Themen<br />
herum zu definieren und fachübergreifend<br />
anzugehen anstatt<br />
innerhalb der Möglichkeiten eines<br />
einzelnen Lehrstuhls zu forschen,<br />
halte ich für absolut essenziell, um<br />
den vielfältigen Herausforderungen<br />
in der Siedlungswasserwirtschaft<br />
gerecht zu werden. Diesbezüglich<br />
wollen wir auch die <strong>Wasser</strong>forschung<br />
an der TU München neu<br />
positionieren.<br />
<strong>gwf</strong>: Sie haben die Nachfolge von<br />
Prof. Dr. Harald Horn angetreten, der<br />
Schwerpunkte in den Bereichen <strong>Wasser</strong>chemie<br />
und Analytik gesetzt hat.<br />
Gibt es auch hier in Ihrer Arbeit<br />
Anknüpfungspunkte?<br />
Drewes: Es gibt eine ganze Reihe<br />
von Punkten bei denen meine Interessen<br />
an die Forschungsaktivitäten<br />
meines neuen Lehrstuhls und seiner<br />
145-jährigen Geschichte sowie an<br />
die des Kollegen Horn anknüpfen.<br />
Moderne Siedlungswasserwirtschaft<br />
kann durch die Nutzung zeitgemäßer<br />
Umweltanalytik, mikrobiologischer<br />
und biomolekularer<br />
Techniken sowie der Informationstechnologie<br />
in ganz neue Dimensionen<br />
der Prozessauslegung und<br />
-optimierung vorstoßen, was ich als<br />
Ingenieur als ausgesprochen spannend<br />
empfinde.<br />
<strong>gwf</strong>: Wie sehen Ihre Pläne für Lehrstuhl<br />
und Versuchsanstalt für die<br />
nahe Zukunft aus?<br />
Drewes: Dank meiner exzellenten<br />
Mitarbeiter sind wir bereits sehr gut<br />
vorangekommen, die neuen Forschungsschwerpunkte<br />
am Lehrstuhl<br />
zu etablieren und fachübergreifende<br />
Aktivitäten mit den Kollegen<br />
der TUM, LMU, Helmholtz und<br />
der wasserwirtschaftlichen Verwaltung<br />
sowie anderen Partnern in<br />
Deutschland anzuschieben. Das<br />
wollen wir natürlich weiter ausbauen<br />
– wohl wissend, dass der Tag<br />
nur 24 Stunden hat.<br />
<strong>gwf</strong>: Zum Schluss bitte Ihre Vision für<br />
Lehrstuhl und Versuchsanstalt. Wo<br />
wollen Sie mittelfristig stehen?<br />
Drewes: Ich möchte einen Beitrag<br />
leisten, Konzepte und Technologien<br />
für eine nachhaltige energieeffiziente<br />
urbane <strong>Wasser</strong>wirtschaft zu<br />
entwickeln und voranzubringen.<br />
Dies schließt die Nutzung konventioneller<br />
und unkonventioneller <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
ein, erweitert <strong>Wasser</strong>aufbereitungsoptionen<br />
unter<br />
Berücksichtigung des gefragten<br />
Nutzens („fit for purpose“), versteht<br />
<strong>Abwasser</strong> als Ressource und fördert<br />
die Implementierung neuer Ideen<br />
in der Siedlungswasserwirtschaft.<br />
<strong>gwf</strong>: Herr Prof. Drewes, vielen Dank<br />
für das Interview.<br />
November 2013<br />
1176 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
Forschen unter realen<br />
Bedingungen<br />
Die Versuchsanstalt Siedlungswasserwirtschaft hat<br />
direkten Anschluss an die Kläranlage Garching<br />
Dem Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft an der TUM ist die Versuchsanstalt<br />
für Siedlungswasserwirtschaft angegliedert. Unter der Leitung<br />
von Dr. Brigitte Helmreich unterstützt diese den Lehrstuhl bei Prozessvalidierungen<br />
im Labor- und Pilotmaßstab und übernimmt Material-,<br />
Anlagen- und Verfahrensuntersuchungen sowie Auftragsarbeiten<br />
für Industrie, mittelständische Betriebe und Behörden in Forschung und<br />
Entwicklung sowohl im Labor- wie auch im halbtechnischen Maßstab.<br />
Technikum<br />
Die Versuchsanstalt verfügt über ein<br />
Technikum (400 m²) und Versuchsfeld<br />
mit direktem Anschluss an die<br />
kommunale Kläranlage Garching.<br />
Dieser Anschluss ermöglicht es,<br />
kommunales <strong>Abwasser</strong> in verschiedenen<br />
Qualitäten für unterschiedliche<br />
Fragestellungen einzusetzen.<br />
Für Versuche stehen diverse Laborund<br />
halbtechnische Versuchsanlagen<br />
sowie Geräte bereit wie z. B.:<br />
##<br />
Anlagen zur biologischen Ab -<br />
wasserreinigung (Sequencing<br />
batch reactors), Anaerobreaktoren,<br />
Schlammbehandlung (Sedimentationsanlagen,<br />
Kammerfilterpressen,<br />
Trocknungsanlagen),<br />
Membrananlagen (Ultrafiltration,<br />
Nanofiltration, Umkehrosmose)<br />
(Bilder 1 und 2)<br />
##<br />
der Trinkwasseraufbereitung<br />
(Ozone, biologisch-aktive Filter,<br />
Membrananlagen)<br />
##<br />
Ausrüstungsgegenstände zur<br />
Probenahme von Grund-, Oberflächen-<br />
und Abwässern<br />
So können z. B. Verfahrensprozesse<br />
oder Trinkwasser- und <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />
bis in den An -<br />
wendungsmaßstab entwickelt und<br />
validiert werden.<br />
Dach- und<br />
Verkehrs flächenabflüsse<br />
Ebenso hat die Versuchsanstalt verschiedenste<br />
Möglichkeiten, Be -<br />
handlungsanlagen für Dach- und<br />
Verkehrsflächenabflüsse zu entwickeln,<br />
weiter zu optimieren oder zu<br />
überprüfen. Hier stehen im Labormaßstab<br />
sowohl klassische Schüttelversuche<br />
wie auch Säulen in<br />
unterschiedlichster Dimension zur<br />
Verfügung, um Sorptionskapazitäten<br />
für Schwermetalle und auch<br />
organische Stoffe wie Mineralölkohlenwasserstoffe,<br />
polyzyklische aromatische<br />
Kohlenwasserstoffe oder<br />
Methyl-tert.-butylether zu ermitteln.<br />
Im halbtechnischen Maßstab<br />
können an einem Testfeld bestehend<br />
aus einem Kupferdach und<br />
notwendigen Probenehmern, Re -<br />
genschreibern und Durchflussmessern<br />
dezentrale Behandlungsanlagen<br />
für Kupferdachabflüsse bezüglich<br />
ihrer Leistung und Standzeit<br />
untersucht werden (Bild 3).<br />
Zusätzlich ermöglicht ein halbtechnischer<br />
Versuchsaufbau in der<br />
Versuchsanstalt die Überprüfung<br />
von Standzeiten für Filtersubstrate<br />
zur Behandlung von Verkehrsflächenabflüssen.<br />
Im Zuge dessen<br />
werden auch klassische Siebanalysen,<br />
Kationenaustauschkapazitäten,<br />
Schüttdichten etc. der eingesetzten<br />
Materialien nach genormten Verfahren<br />
analysiert.<br />
Laboreinrichtungen<br />
Zentrale Einrichtungen des Lehrstuhls<br />
und der Versuchsanstalt sind<br />
das angegliederte chemisch-physikalische<br />
und das mikro- bzw. mole-<br />
▶▶<br />
Bild 1. Schlaufenreaktoren zur Vergärung von hochbelasteten<br />
organischen Abwässern.<br />
© Versuchsanstalt Siedlungswasserwirtschaft<br />
Bild 2. 80 L/min Membrananlage <strong>zum</strong> Testen von<br />
Nanofiltrations- und Umkehrosmosemembranen im<br />
Pilotmaßstab.<br />
© Versuchsanstalt Siedlungswasserwirtschaft<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1177
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
kularbiologische Labor. Das chemisch-physikalische<br />
Labor ist mit<br />
modernsten Analysegeräten ausgestattet,<br />
die es erlauben, sämtliche<br />
genormte trink- und abwasserrelevante<br />
Parameter zu analysieren. Zu<br />
den Geräten zur Bestimmung genereller<br />
<strong>Wasser</strong>parameter gehören<br />
beispielsweise ein Atomabsorptionsspektrometer<br />
zur Bestimmung<br />
von Metallen und ein Ionenchromatograph<br />
zur Bestimmung gängiger<br />
Anionen wie Chlorid, Fluorid, Nitrat,<br />
Nitrit, Sulfat und Phosphat sowie<br />
Oxohalogenide wie Bromat, Chlorat<br />
und Perchlorat. Für Target, Suspected-Target<br />
und Non-Target Analysen<br />
in wässriger Matrix zur Charakterisierung<br />
und Identifizierung von<br />
organischen Molekülen stehen GC/<br />
MS, LC-TOF MS, sowie LC/MS-MS zur<br />
Verfügung. Im Bereich der Quantifizierung<br />
von organischem Kohlenstoff<br />
ist das Labor <strong>zum</strong> einen mit<br />
Geräten zur Bestimmung von Summenparametern<br />
wie CSB und TOC,<br />
aber auch mit Analysentechniken<br />
zur weitergehenden DOC Charakterisierung<br />
wie 3-D Fluoreszenz Spektroskopie<br />
ausgestattet.<br />
Das mikro- und molekularbiologische<br />
Labor verfügt über konventionelle<br />
Kultivierungstechniken zur<br />
Bestimmung der für die hygienische<br />
<strong>Wasser</strong>qualität relevanten fäkalen<br />
Indikatorkeime (E. coli und Enterokokken)<br />
und pathogenen Bakterien<br />
(z. B. Pseudomonas aeruginosa und<br />
Bild 3. Kupferdach im Versuchsfeld des Lehrstuhls. © Versuchsanstalt Siedlungswasserwirtschaft<br />
Legionella spp.). Weiterhin sind<br />
molekularbiologische Methoden<br />
wie z. B. die Fluoreszenz in situ Hybridisierung<br />
(FISH) etabliert, welche<br />
gekoppelt mit der Fluoreszenzmikroskopie<br />
<strong>zum</strong> semiquantitativen<br />
Nachweis von verschiedenen in der<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung relevanten Bakteriengruppen<br />
(z. B. Nitrifikanten,<br />
ANAMMOX Bakterien, Methanbakterien,<br />
sulfatreduzierende Bakterien)<br />
eingesetzt werden. Bestimmte<br />
Bakteriengruppen wie z. B. Enterokokken<br />
können auch mit der realtime<br />
Polymerasekettenreaktion<br />
(PCR) quantitativ erfasst werden.<br />
Zur Charakterisierung von unbekannten<br />
mikrobiellen Biozönosen<br />
aus technischen und aquatischen<br />
Systemen werden Techniken wie<br />
die PCR gekoppelt mit der denaturierenden<br />
Gradienten-Gelelektrophorese<br />
(DGGE) sowie phylogenetische<br />
Analysen eingesetzt.<br />
Kontakt:<br />
PD Dr. rer. nat. habil. Brigitte Helmreich,<br />
Leiterin der Versuchsanstalt Siedlungswasserwirtschaft,<br />
TU München,<br />
Am Coulombwall 8,<br />
85748 Garching,<br />
Tel. (089) 289 13719,<br />
E-Mail: b.helmreich@tum.de<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt zur Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />
EAZ Netzwerk 1.indd 1 3.9.2012 15:25:06<br />
November 2013<br />
1178 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
Wie verändern sich Leistungen dezentraler<br />
Anlagen?<br />
Die Arbeitsgruppe Niederschlagswasserbewirtschaftung untersucht Anlagen zur<br />
Behandlung des Niederschlagswassers von Verkehrsflächen und Metalldächern<br />
Seit 2000 ist am Lehrstuhl die Arbeitsgruppe Niederschlagswasserbewirtschaftung unter Leitung von Dr. Brigitte<br />
Helmreich angesiedelt. In diesen 13 Jahren sind zahlreiche Projekte mit Schwerpunkt „Entwicklung und Untersuchung<br />
von dezentralen Behandlungsanlagen für Metalldach- und Verkehrsflächenabflüsse“ entstanden.<br />
Durch die zunehmende Urbanisierung<br />
werden immer mehr<br />
Flächen durch Dächer, Straßen, Hofund<br />
Parkplatzflächen versiegelt.<br />
Lange Zeit wurden die Niederschlagsabflüsse<br />
dieser Flächen, vor<br />
allem in Ballungsgebieten, hauptsächlich<br />
über die Kanalisation im<br />
Trenn- oder Mischwassersystem<br />
ab-, und schließlich punktuell in ein<br />
Gewässer eingeleitet. Im Zuge eines<br />
vorausschauenden <strong>Wasser</strong>managements<br />
liegt es jedoch nahe, anfallendes<br />
Niederschlagswasser von<br />
Dach- und Verkehrsflächen vor Ort<br />
zu versickern.<br />
In den meisten Bundesländern<br />
wird dies für neu an die Kanalisation<br />
anzuschließende Grundstücke be -<br />
reits gefordert. Bei der dezentralen<br />
Versickerung dürfen allerdings die<br />
Gefahren des möglichen Eintrags<br />
von organischen und anorganischen<br />
Stoffen aus Verkehrsflächenund<br />
Dachabflüssen in Boden und<br />
Grundwasser nicht unterschätzt<br />
werden. Eine Vorbehandlung kann<br />
notwendig werden.<br />
Dezentrale Anlagen für<br />
Verkehrsflächenabflüsse<br />
Beispielsweise wird derzeit ein vom<br />
Bayerischen Landesamt für Umwelt<br />
(LfU) gefördertes Forschungsvorhaben<br />
zur realistischen Abschätzung<br />
von Standzeiten dezentraler Be -<br />
handlungsanlagen für Verkehrsflächenabflüsse<br />
bearbeitet. Dabei<br />
erprobt die Arbeitsgruppe ein Verfahren,<br />
das Rückschlüsse auf die<br />
Schadstoffrückhaltekapazitäten<br />
und das zeitliche Verhalten fünf ausgewählter<br />
Substrate erlaubt.<br />
Hintergrund ist, dass in den letzten<br />
Jahren zahlreiche dezentrale<br />
Behandlungsanlagen für Verkehrsflächenabflüsse<br />
bei verschiedenen<br />
Firmen und Arbeitsgruppen entwickelt<br />
wurden. Solche Anlagen können<br />
durch das Deutsche Institut für<br />
Bautechnik (DIBt) geprüft werden.<br />
Die Ermittlung einer realistischen<br />
Standzeit der Anlagen ist derzeit in<br />
dem Prüfverfahren des DIBt nicht<br />
vorgesehen. Ziel des LfU-Forschungsvorhabens<br />
ist daher die<br />
Entwicklung eines Prüfverfahrens<br />
zur Ermittlung der zeitlichen Veränderung<br />
der Reinigungsleistung<br />
(Standzeitverhalten) solcher Be -<br />
handlungsanlagen (Bild 4).<br />
Die Versuche werden mit fünf<br />
ausgewählten Substraten aus<br />
bereits durch das DIBt geprüften<br />
Anlagen sowie mit Oberboden nach<br />
DWA-A 138 bzw. DWA-M 153 im<br />
Labormaßstab durchgeführt. Mit<br />
den Untersuchungen sollen Rückschlüsse<br />
auf die Schadstoffrückhaltekapazität<br />
und das zeitliche Verhalten<br />
der Substrate im Praxisbetrieb<br />
gezogen werden. Das Forschungsvorhaben<br />
wird in enger Zusammenarbeit<br />
mit der Fachhochschule<br />
Frankfurt (Prof. Antje Welker und<br />
Martina Dierschke) durchgeführt.<br />
In einem weiteren Forschungsvorhaben<br />
<strong>zum</strong> Thema Reduktion<br />
von Kohlenwasserstoffen und anderen<br />
organischen Spurenstoffen<br />
durch ein dezentrales Behandlungssystem<br />
für Verkehrsflächenabflüsse<br />
wird der Rückhalt von organischen<br />
Stoffen aus Verkehrsflächenabflüssen<br />
untersucht. Das Ministerium für<br />
Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft,<br />
Natur- und Verbraucherschutz<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
finanziert dieses Projekt, das in<br />
Zusammenarbeit mit der Ruhr-Universität<br />
Bochum (Prof. Marc<br />
Wichern) und der Fa. Dr. Pecher AG<br />
durchgeführt wird.<br />
Ziel ist es, geeignete Sorptionsmaterialien<br />
zu finden bzw. zu entwi-<br />
▶▶<br />
Bild 2. Beprobung von Versickerungsmulden.<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1179<br />
Bild 1. Säulenversuche<br />
<strong>zum</strong><br />
Rückhalt von<br />
Schadstoffen<br />
aus Verkehrflächenabflüssen.<br />
© Alle Abbildungen:<br />
Arbeitsgruppe<br />
Niederschlagswasserbewirtschaftung
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Bild 3. Straßenabfluss (links), vorgereinigter Straßenabfluss<br />
(Mitte), behandelter Straßenabfluss (rechts).<br />
Bild 4. Versuchsanlage zur Standzeitermittlung dezentraler<br />
Behandlungsanlagen für Verkehrsabflüsse.<br />
Bild 5. Testfeld zur Beprobung von Kupferdachabläufen.<br />
ckeln, die insbesondere Polycyclische<br />
aromatische Kohlenwasserstoffe,<br />
Mineralölkohlenwasserstoffe<br />
sowie als Antiklopfmittel eingesetzten<br />
Methyl-tert-butylether bzw.<br />
Ethyl-tert-butylether effektiv zu -<br />
rückhalten. Hier wird auch untersucht,<br />
inwieweit der Rückhalt der<br />
organischen Stoffe durch die gleichzeitige<br />
Anwesenheit von Schwermetallen,<br />
wie sie ebenfalls in Verkehrsflächenabflüssen<br />
vorliegen,<br />
beeinflusst wird. Auch das Remobilisierungspotenzial<br />
durch Streusalz<br />
liegt im Fokus des Projektes. Der in<br />
Laborversuchen entwickelte und<br />
optimierte Sorptionsfilter soll im<br />
Abschluss des Projektes technisch<br />
umgesetzt werden, um zusätzlich<br />
Rückschlüsse auf Standzeit und<br />
Wartungsintensitäten zu erhalten.<br />
Dezentrale Versickerung<br />
über Oberboden<br />
Im Rahmen eines von der Oswald-<br />
Schulze-Stiftung geförderten Forschungsvorhabens<br />
wurden um -<br />
fangreiche Beprobungen von Oberböden<br />
an Versickerungsmulden<br />
entlang von Straßen unterschiedlicher<br />
Verkehrsstärke und Fahrweise<br />
durchgeführt. Die Beprobungen in<br />
unterschiedlichen Schichttiefen der<br />
Oberböden zeigten, dass Cadmium<br />
als mobilstes Schwermetall in tiefere<br />
Schichten verfrachtet wurde.<br />
Für Kupfer und Zink war jedoch eine<br />
deutliche Abnahme der Konzentrationen<br />
mit der Tiefe und im Abstand<br />
vom Straßenrand festzustellen. Es<br />
konnte eindeutig ein Einfluss der<br />
Verkehrsstärke auf die Schwermetallkonzentrationen<br />
nachgewiesen<br />
werden.<br />
Daneben beeinflusst auch die<br />
Fahrweise bzw. die Straßencharakteristik<br />
die Schwermetallkonzentrationen.<br />
Es zeigte sich, dass vor allem<br />
Stop+Go-, sowie Ampel- und Kreuzungsbereiche<br />
höhere Belastungen<br />
an Schwermetallen aufwiesen. Alle<br />
Schwermetallkonzentrationen<br />
waren für die Stop+Go-Fahrweise<br />
erhöht. An Ampel- und Kreuzungsbereichen<br />
waren die Zink- und Kupfer-Konzentrationen<br />
aufgrund des<br />
Einflusses von Reifen- und Bremsabrieb<br />
sowie verzinkten Verkehrsschildern<br />
und Ampeln signifikant<br />
erhöht. Hohe Zinkkonzentrationen<br />
befanden sich zudem in Oberböden<br />
unter Leitplanken.<br />
Dezentrale Anlagen für<br />
Metalldachabflüsse<br />
Die Arbeitsgruppe untersucht auch<br />
dezentrale Behandlungsanlagen<br />
nach den „Prüfkriterien zur vorläufigen<br />
Beurteilung von Versickerungsanlagen<br />
<strong>zum</strong> Rückhalt von Metallionen<br />
aus Niederschlagsabflüssen<br />
von Metalldächern“ des Bayerischen<br />
Landesamts für Umwelt (LfU)<br />
vom 30. Juni 2008 (AZ: 66-4402-<br />
26060/2008). Hierzu steht ein Testfeld<br />
bestehend aus einem Kupferdach<br />
und notwendigen Probenehmern,<br />
Regenschreibern und<br />
Durchflussmessern bereit (Bild 5).<br />
Für die Betrachtung (abflussgewichtete<br />
Berechnung) der Rückhalteleistung<br />
der Anlage werden zwanzig<br />
repräsentative Niederschlagsereignisse<br />
über den Zeitraum von einem<br />
Jahr ausgewählt und beprobt. Diese<br />
werden je nach Höhe ihrer mittleren<br />
Regenspende gemäß den Prüfkriterien<br />
in drei Klassen verschieden<br />
starker Regenspenden eingeteilt<br />
und ausgewertet.<br />
Kontakt:<br />
PD Dr. rer. nat. habil. Brigitte Helmreich,<br />
Arbeitsgruppe Niederschlagsbewirtschaftung,<br />
TU München, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft,<br />
Am Coulombwall 8,<br />
85748 Garching,<br />
Tel. (089) 289 13719,<br />
E-Mail: b.helmreich@tum.de<br />
November 2013<br />
1180 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
Ingenieurgenie und Bildungsvisionär<br />
Oskar von Miller trieb die Elektrizitätsversorgung voran und gründete<br />
das Deutsche Museum<br />
Er ist einer der ganz großen Absolventen der damaligen Technischen Hochschule München: 1878 schließt<br />
Oskar von Miller sein Studium des Bauingenieurwesens ab und tritt zunächst in den bayerischen Staatsbaudienst<br />
ein. Im Laufe seines weiteren beruflichen Lebens macht er sich vor allem auf dem Gebiet der Elektrotechnik<br />
einen Namen.<br />
Nach seinem Besuch der Ersten<br />
Internationalen Elektrizitätsausstellung<br />
in Paris (1881) organisiert<br />
er 1882 die erste elektrotechnische<br />
Ausstellung in Deutschland.<br />
Hier gelingt ihm erstmals eine<br />
Starkstromfernübertragung über 57<br />
km (von Miesbach nach München).<br />
Später ist er Direktor der Deutschen<br />
Edison-Gesellschaft, der späteren<br />
Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft<br />
(AEG), bevor er 1890 sein<br />
eigenes Ingenieurbüro in München<br />
gründet, das auf dem Gebiet der<br />
Energiewirtschaft führend sein wird.<br />
Oskar von Miller treibt zudem die<br />
Elektrizitätsgewinnung aus <strong>Wasser</strong>kraft<br />
maßgeblich voran. Schon sein<br />
Besuch der Pariser Elektrizitätsausstellung<br />
dient eigentlich dem Vorhaben,<br />
die Möglichkeiten der <strong>Wasser</strong>kraftnutzung<br />
für Bayern auszuloten.<br />
Aber erst 1892, als von Miller schon<br />
im eigenen Ingenieurbüro arbeitet,<br />
nimmt das nach seinen Plänen<br />
errichtete <strong>Wasser</strong>kraftwerk Schöngeising<br />
seinen Betrieb auf und versorgt<br />
die nahegelegene Kreisstadt<br />
Fürstenfeldbruck als eine der ersten<br />
Städte in Bayern mit Strom für eine<br />
elektrische Straßenbeleuchtung.<br />
Das historische Kraftwerk ist mit seinen<br />
drei Turbinen und zwei Generatoren<br />
bis heute in Betrieb und steht<br />
unter Denkmalschutz.<br />
Von 1918 bis 1924 leitet von Miller<br />
den Bau des damals größten<br />
Speicherkraftwerks der Welt. Das<br />
Walchenseekraftwerk in der oberbayrischen<br />
Gemeinde Kochel am<br />
See nutzte die <strong>Wasser</strong>kraft bei<br />
einem natürlichen Gefälle von gut<br />
200 Metern zwischen dem als<br />
„Oberbecken“ fungierenden Wal-<br />
Oskar von Miller (7. Mai 1855 –<br />
9. April 1934). Ingenieur und<br />
Gründer des Deutschen Museums.<br />
© Deutsches Museum<br />
chensee und dem tiefer gelegenen<br />
Kochelsee ursprünglich für die allgemeine<br />
Stromversorgung. Heute<br />
dient es allerdings als Spitzenlastkraftwerk<br />
zur Abdeckung von<br />
Bedarfsspitzen im Stromnetz.<br />
Auch bei der Volksbildung setzt<br />
von Miller neue Maßstäbe. 1903<br />
erfüllt er sich seinen Traum von<br />
einem naturwissenschaftlich technischen<br />
Museum und gründet das<br />
Deutsche Museum in München. Das<br />
didaktische Konzept ist völlig neu:<br />
Miller möchte ein technisches<br />
Museum <strong>zum</strong> Anfassen, das Volksbildung<br />
und Belustigung verbindet.<br />
Vorführungen und eigene Versuche<br />
sollen Interesse wecken, das dann in<br />
den Ausstellungen und der Bibliothek<br />
vertieft werden kann. Für Aufbau<br />
und Gestaltung der Abteilungen<br />
gewinnt er berühmte Wissenschaftler<br />
und Unternehmer aus den<br />
Natur- und Ingenieurwissenschaften<br />
wie Max Planck, Hugo Junkers,<br />
Wilhelm Conrad Röntgen, Gustav<br />
Krupp von Bohlen und Halbach<br />
oder Emil Rathenau. Zusammen mit<br />
Carl von Linde, dem Entwickler der<br />
Kältetechnik, und Walter von Dyck,<br />
dem Rektor der Technischen Hochschule,<br />
bildet er den ersten Museumsvorstand.<br />
Oskar von Millers Name klingt<br />
auch heute noch an der Technischen<br />
Universität München (TUM):<br />
Ganz im Sinne des visionären Ideenlieferanten<br />
für Großprojekte, genialen<br />
Ingenieurs und Förderers der<br />
Volksbildung setzt das nach ihm<br />
benannte Oskar von Miller Forum<br />
der Bayerischen Bauwirtschaft als<br />
eigenständige Bildungsinitiative<br />
Impulse für die Ausbildung des<br />
Ingenieurnachwuchses an den Baufakultäten<br />
der TUM. Die heutige<br />
„Versuchsanstalt für <strong>Wasser</strong>bau und<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, Oskar von Miller<br />
Institut“ der TUM in Obernach nahe<br />
dem Walchensee, die alle größeren<br />
bayerischen <strong>Wasser</strong>bauprojekte<br />
untersucht und auch weltweit tätig<br />
ist, rief der große Ingenieur als wasserbauliches<br />
Forschungsinstitut in<br />
den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />
selbst ins Leben. 2009<br />
wurde außerdem der Oskar von<br />
Miller-Lehrstuhl für Wissenschaftskommunikation<br />
an der TUM School<br />
of Education gegründet, den seitdem<br />
der derzeitige Generaldirektor<br />
des Deutschen Museums, Prof. Wolfgang<br />
M. Heckl, innehat. Und der<br />
meteorologische Messturm der<br />
TUM auf dem Forschungsgelände in<br />
Garching trägt ebenfalls von Millers<br />
Namen.<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1181
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
Spurenstoffe während der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
eliminieren<br />
Die Analytische Forschungsgruppe entwickelt im Forschungsvorhaben RISK-IDENT<br />
eine Systematik zur Identifizierung bisher nicht nachweisbarer gewässerrelevanter<br />
Spurenstoffe<br />
Im Projekt Risk-Ident (aus der BMBF-Initiative RiskWa, siehe Kasten) wird im Sinne eines vorsorgenden<br />
Umwelt- und Gesundheitsschutzes eine übergreifende Systematik entwickelt und angewandt, mit der neben<br />
den schon bekannten auch bisher nicht nachweisbare gewässerrelevante anthropogene Spurenstoffe identifiziert<br />
werden können. Dabei arbeitet die Analytische Forschungsgruppe des Lehrstuhls für Siedlungswasserwirtschaft<br />
zusammen mit dem Bayerischen Landesamt für Umwelt, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf<br />
und weiteren Partnern.<br />
Neben der Risikobewertung dieser<br />
Spurenstoffe – auch hinsichtlich<br />
der Metabolitenbildung<br />
und der Trinkwasserrelevanz – wird<br />
eine neue Methode zur Elimination<br />
der Spurenstoffe während der<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung erprobt. Mit<br />
dieser elektrokatalytisch arbeitenden<br />
Oxidationstechnologie wird ein<br />
umweltschonendes, energiesparendes<br />
und effektives Verfahren als<br />
potenzielle vierte Reinigungsstufe<br />
bei der <strong>Abwasser</strong>behandlung eingeführt.<br />
Die Ergebnisse werden in Form<br />
von Handlungsanweisungen zur<br />
Identifizierung und <strong>zum</strong> Risikomanagement<br />
unbekannter Spurenstoffe<br />
sowie in Datenbanken zur<br />
Verfügung gestellt. Der maßgeschneiderte<br />
Wissenstransfer der<br />
erarbeiteten Ergebnisse an die Zielgruppen<br />
Kommune, Bürger und<br />
Wirtschaft zeigt die Handlungsoptionen<br />
auf und stellt die fachliche<br />
Grundlage für anstehende Entscheidungen<br />
dar. Darüber hinaus dient er<br />
auch der Bewusstseinsbildung in<br />
der breiten Bevölkerung <strong>zum</strong> verantwortungsvollen<br />
Umgang mit<br />
Produkten, die relevante Spurenstoffe<br />
enthalten.<br />
Innerhalb des Projektes werden<br />
vier Schwerpunkte bearbeitet:<br />
Die analytische Vorgehensweise<br />
<strong>zum</strong> Nachweis bisher nicht identifizierter<br />
organischer Spurenstoffe in<br />
<strong>Abwasser</strong>, Oberflächenwasser sowie<br />
Uferfiltrat soll mithilfe der LC-MS/<br />
Die analytische Vorgehensweise <strong>zum</strong> Nachweis bisher nicht identifizierter<br />
organischer Spurenstoffe in <strong>Abwasser</strong>, Oberflächenwasser sowie<br />
Uferfiltrat soll mithilfe der LC-MS/MS Technik weiterentwickelt und<br />
validiert werden. © Analytische Forschungsgruppe<br />
MS Technik weiterentwickelt und<br />
validiert werden. Dazu wird eine<br />
Datenbank mit entsprechender<br />
Funktionalität entwickelt („Stoff-<br />
Ident“), die der Fachöffentlichkeit<br />
zur Verfügung gestellt und im<br />
Anschluss vom Bayerischen Landesamt<br />
für Umwelt weiter gepflegt<br />
wird.<br />
Bewertungsgrundlagen und<br />
-verfahren in den Bereichen Eliminationsverhalten<br />
in Kläranlagen,<br />
ökotoxikologische Wirkungen sowie<br />
Mobilität und Trinkwasserrelevanz<br />
werden am Beispiel ausgewählter<br />
neu identifizierter gewässerrelevanter<br />
Spurenstoffe und deren Abbauprodukte<br />
entwickelt und angewendet.<br />
Es wird ein neues oxidatives Verfahren<br />
praxisnah erprobt, das Spurenstoffe<br />
in der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
effizient, aber gleichzeitig energiesparend<br />
eliminieren soll. Die Charakterisierung<br />
des Verfahrens<br />
umfasst neben der Effizienzermittlung<br />
auch die Erfassung potenziell<br />
ökotoxikologischer Risiken. Das Verfahren<br />
soll in einer Pilotphase seine<br />
Einsatzfähigkeit an einer realen<br />
Anlage nachweisen.<br />
Ziel ist es außerdem, Handlungsanweisungen<br />
zu erstellen, um bisher<br />
unbekannte Spurenstoffe zu<br />
November 2013<br />
1182 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Aktuell NETZWERK WISSEN<br />
identifizieren und zu eliminieren<br />
sowie dieses Wissen an die Zielgruppen<br />
Kommunen, Wirtschaft,<br />
Bürger und Fachgremien als Grundlage<br />
für anstehende (Investitions-)<br />
Entscheidungen zu übermitteln.<br />
Kontakt:<br />
PD Dr. rer. nat. Thomas Letzel,<br />
Analytische Forschungsgruppe,<br />
TU München, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft,<br />
Am Coulombwall 8,<br />
85748 Garching,<br />
Tel. (089) 28913780,<br />
E-Mail: t.letzel@wzw.tum.de<br />
RiSKWa<br />
2011 startete das Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) die nationale Fördermaßnahme „Risikomanagement von<br />
neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />
(RiSKWa)“. Innerhalb dieses großangelegten Forschungsvorhabens<br />
unterstützt das BMBF zwölf Verbundprojekte im Themenfeld „<strong>Wasser</strong><br />
und Gesundheit“ mit insgesamt ca. 30 Mio. Euro Fördermitteln.<br />
Ziel ist es, innovative Technologien und Konzepte <strong>zum</strong> Risikomanagement<br />
von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern zu erarbeiten<br />
und in Form von Einzelbeispielen umzusetzen.<br />
Eines dieser Beispiele ist das Projekt Risk-Ident, das 2012 startete<br />
und noch bis Mitte 2014 läuft. An diesem Teilprojekt beteiligen sich<br />
neben dem Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der TUM das<br />
Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU), die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf,<br />
der Zweckverband Landeswasserversorgung und die<br />
Firma CONDIAS.<br />
Strategien zur Vermeidung und Produktion von<br />
Lachgas auf Kläranlagen<br />
Die Arbeitsgruppe Anaerobtechnik und Energierückgewinnung geht der Frage nach,<br />
ob dieses Gas an anderer Stelle energetisch sinnvoll genutzt werden kann<br />
Seit Oktober 2013 fördert die International Graduate School of Science and Engineering (IGSSE) der TUM<br />
(s. Kasten) im Rahmen der Exzellenzinitiative ein Projekt mit dem Titel „Enabling Energy Savings and Recovery<br />
in Contemporary Wastewater Treatment Facilities through Photoacoustic-Based N 2 O Monitoring and<br />
Control Strategies“. Das dreijährige Forschungsvorhaben fokussiert sowohl auf ökonomische als auch auf<br />
ökologische Aspekte in der <strong>Abwasser</strong>reinigung.<br />
Lachgas (N 2 O) ist ein starkes Treibhausgas<br />
mit einem signifikant<br />
höheren Global Warming Potential<br />
als CO 2 . Es entsteht u. a. als Zwischenprodukt<br />
bei der Stickstoffelimination<br />
auf Kläranlagen. Obwohl<br />
bisher nur punktuelle Messungen<br />
durchgeführt wurden, zeigte sich,<br />
dass die Lachgasemissionen stark<br />
vom gewählten Verfahren und den<br />
betriebstechnischen Rahmenbedingungen<br />
abhängen.<br />
Bei den klassischen Verfahren<br />
der biologischen <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
(Nitrifikation/Denitrifkation)<br />
sind die Emissionen unter optima-<br />
▶▶<br />
© Arbeitsgruppe Anaerobtechnik und Energierückgewinnung<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1183
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
International Graduate School of Science and Engineering (IGSSE)<br />
Die IGSSE an der TUM wurde 2006 während der ersten Förderperiode der Exzellenzinitiative<br />
des Bundes und der Länder gegründet. Hier forschen Promovierende, Postdoktoranden<br />
und besonders begabte Masterstudenten in interdisziplinären Projektteams. Ihre<br />
Arbeiten behandeln fachübergreifende Themen der Ingenieur- und Naturwissenschaften.<br />
In Zusammenarbeit mit internationalen Forschungseinrichtungen und Industriepartnern<br />
werden die Doktoranden auf eine Karriere in der Wissenschaft oder Wirtschaft<br />
vorbereitet.<br />
In der zweiten Förderperiode (2012-2017) wird dieses grundlegende Konzept der<br />
IGSSE in einigen Aspekten weiterentwickelt: Neue Projektteams werden in sogenannten<br />
„Focus Areas“ gebündelt, um vielversprechende, übergreifende Forschungsfelder<br />
zu untersuchen – <strong>zum</strong> Beispiel das Thema <strong>Wasser</strong> und Klima oder die Anwendung biologischer<br />
Prinzipien in der Technik. Besonders qualifizierte Masterstudenten erhalten<br />
die Möglichkeit, frühzeitig an IGSSE-Forschungsprojekten teilzunehmen.<br />
Weitere Informationen:<br />
http://www.igsse.tum.de/<br />
http://www.exzellenz-initiative.de/<br />
Bisher mangelt es sowohl an<br />
zuverlässiger Messtechnik für<br />
belastbare Messkampagnen als<br />
auch am entsprechenden Verständnis<br />
der ablaufenden Prozesse. Im<br />
Gegensatz zu bisherigen Arbeiten,<br />
die i. d. R. auf Fourier-Transformations-Infrarotspektrometern<br />
(FT-IR-<br />
Sensor) basieren, wird die sogenannte<br />
Photoakustik genutzt, die<br />
von den Projektpartnern des Lehrstuhls<br />
für Analytische Chemie der<br />
TUM bereits vielfältig – etwa zur<br />
Messung der Lachgasemissionen<br />
von Verbrennungsmotoren – eingesetzt<br />
wird.<br />
Die Erhöhung des Prozessverständnisses<br />
zur Minimierung der<br />
Lachgasemissionen aus konventionellen<br />
und neuen biologischen<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigungsverfahren auf<br />
der einen, und die gezielte Produktion<br />
von Lachgas in den neu entwickelten<br />
Verfahren für eine weitere<br />
Verwendung (z. B. als Sauerstoffträger<br />
bei der Verbrennung von Klärgas)<br />
auf der anderen Seite, sind die<br />
unterschiedlichen Zielsetzungen<br />
des Vorhabens.<br />
len Bedingungen relativ gering.<br />
Neuere Verfahren zur energetischen<br />
Optimierung der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
favorisieren jedoch andere<br />
Abbauwege (Nitritation/Anammox),<br />
die zwar einen deutlich geringeren<br />
Energie- (Belüftung) und Chemikalieneinsatz<br />
(externe C-Quelle zur<br />
Denitrifikation) erfordern, allerdings<br />
auch potenziell höhere Lachgasemissionen<br />
befürchten lassen.<br />
Kontakt:<br />
Dr.-Ing. Konrad Koch,<br />
Arbeitsgruppe Anaerobtechnik und Energierückgewinnung,<br />
TU München, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft,<br />
Am Coulombwall 8,<br />
85748 Garching,<br />
Tel. (089) 28913706,<br />
E-Mail: k.koch@tum.de<br />
Vollständige Funktionalität unter<br />
WINDOWS, Projektverwaltung,<br />
Hintergrundbilder (DXF, BMP, TIF, etc.),<br />
Datenübernahme (ODBC, SQL), Online-<br />
Hilfe, umfangreiche GIS-/CAD-<br />
Schnittstellen, Online-Karten aus Internet.<br />
Gas, <strong>Wasser</strong>,<br />
Fernwärme, <strong>Abwasser</strong>,<br />
Dampf, Strom<br />
Stationäre und dynamische Simulation,<br />
Topologieprüfung (Teilnetze),<br />
Abnahmeverteilung aus der Jahresverbrauchsabrechnung,<br />
Mischung von<br />
Inhaltsstoffen, Verbrauchsprognose,<br />
Feuerlöschmengen, Fernwärme mit<br />
Schwachlast und Kondensation,<br />
Durchmesseroptimierung, Höheninterpolation,<br />
Speicherung von<br />
Rechenfällen<br />
I NGE N I E U R B Ü R O FIS C H E R — U H R I G<br />
WÜRTTEMBERGALLEE 27 14052 BERLIN<br />
TELEFON: 030 — 300 993 90 FAX: 030 — 30 82 42 12<br />
INTERNET: WWW.STAFU.DE<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH<br />
Grasstraße 11 • 45356 Essen<br />
Telefon (02 01) 8 61 48-60<br />
Telefax (02 01) 8 61 48-48<br />
www.aquadosil.de<br />
November 2013<br />
1184 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Aktuell NETZWERK WISSEN<br />
Biogener Schwefelsäure-Korrosion (BSK) vorbeugen<br />
Die Arbeitsgruppe Mikrobiologische Systeme entwickelt ein Testverfahren, um einen<br />
BSK-Angriff in <strong>Abwasser</strong>anlagen zu identifizieren<br />
Noch bis Juni 2015 fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) ein Projekt <strong>zum</strong><br />
Nachweis und zur Analyse biogener Schwefelsäure-Korrosion (BSK) in <strong>Abwasser</strong>anlagen, das am Lehrstuhl für<br />
Siedlungswasserwirtschaft in Kooperation mit der Fa. Weber-Ingenieure (Hauptsitz in Pforzheim) durchgeführt<br />
wird. Die Arbeitsgruppe Mikrobiologische Systeme unter der Leitung von Dr. Elisabeth Müller erforscht die für<br />
BSK-Angriffe relevante Biozönose mithilfe verschiedener mikro- und molekularbiologischer Methoden.<br />
Die biogene Schwefelsäure-Korrosion<br />
(BSK) ist eine häufige<br />
Schadenssituation, die sowohl das<br />
Kanalsystem (z. B. <strong>Abwasser</strong>rohre<br />
aus Beton) als auch die <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen<br />
(z. B. Faultürme,<br />
Bild 1) betrifft. Die durch mikrobiologische<br />
Umsetzungen entstandene<br />
Schwefelsäure (H 2 SO 4 ) führt<br />
<strong>zum</strong> chemischen Angriff auf Betonoberflächen<br />
und folglich zur Korrosion.<br />
Hierfür sind verschiedene Stoffwechselprozesse<br />
des Schwefelkreislaufs<br />
und spezifische Bakteriengruppen,<br />
die sulfatreduzierenden<br />
sowie sulfid-/schwefeloxidierenden<br />
Bakterien (SRB bzw. SOB), verantwortlich<br />
(Bild 2). Ungefähr 20 % der<br />
gesamten Schädigungen an Betonoberflächen<br />
im Kanalsystem werden<br />
durch BSK verursacht. Die Kosten<br />
dafür belaufen sich weltweit auf<br />
mehrere Milliarden Euro pro Jahr.<br />
Neben optischen Prüfungen und<br />
Säurenachweisen gibt es derzeit<br />
keine Möglichkeit, einen BSK-An -<br />
griff eindeutig nachzuweisen. Aus<br />
diesem Grund bewilligte das BMWi<br />
für drei Jahre (2012–2015) ein Forschungsprojekt,<br />
das das Ziel hat, ein<br />
standardisiertes biologisch-chemisches<br />
Testsystem <strong>zum</strong> Nachweis<br />
und zur Analyse der BSK in <strong>Abwasser</strong>anlagen,<br />
insbesondere in Faultürmen<br />
zu entwickeln. Infolgedessen<br />
sollen quantifizierte Aussagen<br />
über den Schädigungsgrad des<br />
Bauwerks getroffen sowie die<br />
Standsicherheit bewertet werden.<br />
Das Testsystem gliedert sich in<br />
Nachweis und Quantifizierung der<br />
SRB im Faulschlamm und SOB in<br />
Biofilm-/Betonproben sowie Be -<br />
stimmung der Korrosionsrate mithilfe<br />
spezifischer Simulationskammern<br />
(Bild 3), welche mit Faulschlamm<br />
(SRB) und SOB-Kulturen<br />
bewachsenen Betonproben angeimpft<br />
werden.<br />
Um die für den BSK-Angriff relevante<br />
Biozönose detektieren, identifizieren<br />
und quantifizieren zu kön-<br />
Bild 2. Schematische Darstellung der für den BSK-Angriff relevanten<br />
Stoffwechselprozesse des Schwefelkreislaufs und die verantwortlichen<br />
Bakteriengruppen; SRB = sulfatreduzierende Bakterien; SOB = sulfid-/<br />
schwefeloxidierende Bakterien; (modifiziert nach Wells et al. 2009).<br />
▶▶<br />
Bild 1. Korrosionsschäden<br />
an<br />
der Betonoberfläche<br />
eines<br />
Faulbehälters<br />
verursacht<br />
durch biogene<br />
Schwefelsäureproduktion<br />
(BSK-Angriff).<br />
© Rolf König,<br />
Fa. Weber-Ingenieure<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1185
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
Bild 3. Simulationskammer zur Bestimmung der<br />
Korrosionsrate. © Bettina Huber<br />
nen, wird eine Kombination aus verschiedenen<br />
konventionellen mikrobiologischen<br />
und molekularbiologischen<br />
Methoden (z. B. Polymerasekettenreaktion<br />
(PCR), PCR- ge -<br />
koppelt mit der denaturierenden<br />
Gradienten-Gelelektrophorese<br />
(DGGE), quantitative real-time PCR<br />
(qPCR), Sequenzierung und phylogenetische<br />
Analyse) angewandt.<br />
Mithilfe des neuen Testverfahrens<br />
wäre es erstmals möglich,<br />
einen BSK-Angriff in <strong>Abwasser</strong>anlagen<br />
eindeutig und quantitativ zu<br />
identifizieren. Dadurch können<br />
Schutzmaßnahmen in den BSKgefährdeten<br />
Bereichen frühzeitig<br />
durchgeführt und so teure Sanierungskosten<br />
eingespart werden.<br />
Literatur<br />
Wells, T., Melchers, R.E., Bond, P. (2009).<br />
Factors involved in the long term corrosion<br />
of concrete sewers. In: Australasian Corrosion<br />
Association Proceedings of Corrosion<br />
and Prevention 2009. Corrosion & Prevention<br />
- 2009, Coffs Harbour, Australia. http://<br />
hdl.handle.net/1959.13/92006<br />
Kontakt:<br />
Dr. rer. nat. Elisabeth Müller,<br />
Arbeitsgruppe Mikrobiologische Systeme,<br />
TU München, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft,<br />
Am Coulombwall 8,<br />
85748 Garching,<br />
Tel. (089) 28913720,<br />
E-Mail: e.mueller@tum.de<br />
ICWRE-2014<br />
Role of Governance in the Management<br />
of Water Resources and Environment<br />
The International Conference on Water Resources and Environmental Management (ICWRE-2014)<br />
follows successful ICWRE-2011 (20-24 November 2011; Marrakesh, Morocco) and ICWRE-2013<br />
(09-11 April 2013; Geneva, Switzerland).<br />
It aims at bridging a gap between policy, science and practice in the field of water resources and<br />
environmental management; becoming an efficient discussion platform for European, Middle Eastern<br />
and African stakeholders; contributing to debates on environment related topics that take place on<br />
national different levels; sharing knowledge and raising awareness of environmental issues.<br />
The ICWRE-2014 will take place in Antalya, Turkey, on 13-15 May 2014.<br />
Registration<br />
Deadline for “Oral presentation” or “Poster<br />
presentation” (abstract submission) — 30 November 2013<br />
Deadline for “Attendance only” — 15 March 2014<br />
Contact us<br />
icwre@giweh.ch<br />
Tel. +41 22 733 75 11<br />
Fax: +41 22 734 83 24<br />
www.icwre.com<br />
November 2013<br />
1186 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Aktuell NETZWERK WISSEN<br />
Strategien zur Prozessoptimierung natürlicher<br />
<strong>Wasser</strong>behandlungsverfahren<br />
Die Arbeitsgruppe Natürliche Aufbereitungsverfahren erprobt Betriebsmodifizierungen<br />
zur Steigerung der Wirkung mikrobiologischer Umsetzungen<br />
Natürliche Reinigungsverfahren wie die künstliche Grundwasseranreicherung vereinen den Vorteil niedriger<br />
Betriebskosten, minimaler Rückstände mit der vielfach nachgewiesenen Verbesserung der <strong>Wasser</strong>qualität.<br />
Allerdings sind diese Verfahren in ihrer herkömmlichen Ausführung für urbane Räume aufgrund ihres hohen<br />
Flächenbedarfs weniger geeignet (Bild 1). Trotz jahrzehntelanger guter Erfahrungen basieren die Auslegung<br />
und der Betrieb dieser Anlagen weitgehend auf rein empirischen Daten und großskalierten Modellierungsansätzen.<br />
Die Reinigungsleistung dieser passiven Verfahren für die Entfernung gelösten organischen Kohlenstoffs,<br />
organischer Spurenstoffe oder auch pathogener Keime hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Es<br />
stellt sich nun die Frage, ob diese Reinigungsleistung durch optimierte Betriebsbedingungen, die die mikrobiologischen<br />
Umsetzungen bevorteilen, auch bei signifikant kürzeren Verweilzeiten erfolgen kann.<br />
Die Entfernung von organischen<br />
Spurenstoffen in Grund-, Oberflächen-<br />
und Trinkwässern ist von<br />
wachsender Bedeutung, um deren<br />
potenziell negative Auswirkungen<br />
auf aquatische Systeme und die<br />
menschliche Gesundheit zu minimieren.<br />
Biologische Systeme zur<br />
weitergehenden Behandlung von<br />
Spurenstoffen sind in der Regel<br />
energetisch günstiger als beispielsweise<br />
Oxidations- oder Membranverfahren.<br />
Die Transformation dieser<br />
Spurenstoffe durch Mikroorganismen<br />
in diesen Systemen folgt im<br />
Wesentlichen cometabolischen<br />
Abbauwegen, wobei der ebenso<br />
präsente gelöste organische Kohlenstoff<br />
(DOC) im <strong>Wasser</strong> das primäre<br />
Substrat für die Biozönose<br />
darstellt.<br />
Durch den Einsatz von modernsten<br />
chemischen und biomolekularen<br />
Ansätzen haben die bisherigen<br />
Arbeiten der Arbeitsgruppe Natürliche<br />
Aufbereitungsverfahren ge -<br />
zeigt, dass die Zusammensetzung<br />
und die Konzentration des biologisch<br />
verfügbaren DOCs für die<br />
Struktur und Funktion der Biozönose<br />
entscheidend sind. „Diesen<br />
Tatbestand machen wir uns in einer<br />
veränderten Auslegung von biologisch<br />
aktiven Filtern – entweder in<br />
der künstlichen Grundwasseranreicherung<br />
oder bei modifizierten<br />
technischen Filtern – zunutze“,<br />
erklärt der Leiter der Arbeitsgruppe<br />
Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes. „Dabei<br />
stellen wir Betriebsbedingungen<br />
ein, die zur Generierung von Enzymen<br />
führen, die für die Umsetzung<br />
von Spurenstoffen besonders<br />
geeignet sind.“ Im Labor werden<br />
diese Betriebsbedingungen durch<br />
verschiedene Verfahrenskombinationen<br />
einschließlich der Kopplung<br />
mit adsorptiven Medien und einer<br />
teilweisen Oxidation (Ozone, AOP)<br />
getestet (Bild 2). In laufenden Vorhaben<br />
mit amerikanischen Projektpartnern<br />
wurde das Konzept für die<br />
künstliche Grundwasseranreicherung<br />
im Feldmaßstab bereits erfolgreich<br />
demonstriert. Dabei konnte<br />
eine Entfernung von Spurenstoffen<br />
innerhalb einiger Tage nachgewiesen<br />
werden, die bei konventioneller<br />
Betriebsweise viele Wochen Verweilzeit<br />
erfordert.<br />
Kontakt:<br />
Dr.-Ing. Uwe Hübner (ab 1. Januar 2014),<br />
Arbeitsgruppe Natürliche Aufbereitungsverfahren,<br />
TU München, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft,<br />
Am Coulombwall 8,<br />
85748 Garching,<br />
Tel. (089) 28913701,<br />
E-Mail: u.huebner@tum.de<br />
Bild 1. Konventionelles Becken zur Grundwasseranreicherung.<br />
© AG Natürliche Aufbereitungsverfahren<br />
Bild 2. Kontrollierte<br />
Bodensäulenversuche<br />
zur Optimierung<br />
der<br />
Betriebsbedingungen<br />
für den<br />
Spurenstoffabbau.<br />
© AG Natürliche<br />
Aufbereitungsverfahren<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1187
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
Spurenstoffentfernung durch weitergehende<br />
<strong>Wasser</strong>behandlung<br />
Die Arbeitsgruppe Weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung und <strong>Wasser</strong> Recycling<br />
bearbeitet vier Forschungsthemen<br />
Die Arbeitsgruppe Weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung und <strong>Wasser</strong> Recycling bearbeitet die vier Themenfelder<br />
Advanced Oxidation Processes (AOP), Deammonifikation, Membranverfahren und <strong>Wasser</strong> Recycling. Im Folgenden<br />
werden aktuelle Forschungsprojekte der jeweiligen Teams vorgestellt.<br />
<strong>Wasser</strong>behandlung mithilfe<br />
nanomodifizierter<br />
Diamantelektroden<br />
Innerhalb der Arbeitsgruppe Weitergehende<br />
<strong>Wasser</strong>behandlung<br />
und <strong>Wasser</strong> Recycling erforscht das<br />
Team „Advanced Oxidation Processes“<br />
um Dr. Carolin Heim im Rahmen<br />
des vom BMBF geförderten<br />
Bild 1. Pilotanlage zur weitergehenden Oxidation<br />
mit Nanodiamantelektroden.<br />
© alle Bilder Arbeitsgruppe Weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung<br />
und <strong>Wasser</strong> Recycling<br />
Bild 2. Photo-Fenton-Reaktor im Labormaßstab.<br />
NADINE-Projektes („Nanomodifizierte<br />
Diamantelektroden für Inlinedesinfektionsprozesse<br />
in unterschiedlichen<br />
Einsatzgebieten“) den<br />
Einsatz von nanomodifizierten Diamantelektroden<br />
zur Entfernung von<br />
Mikroorganismen und persistenten<br />
Spurenstoffen aus Trink- und Ab -<br />
wasser. Dabei werden in enger<br />
Zusammenarbeit mit mehreren Projektpartnern<br />
aus Industrie und Forschung<br />
Diamantelektroden auf<br />
ihren Einsatz zur Behandlung von<br />
Wässern unterschiedlicher Qualitäten<br />
getestet und weiterentwickelt.<br />
Das Projekt wird noch bis Ende 2013<br />
vom Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung (BMBF) gefördert.<br />
Die Gesamtlaufzeit beträgt<br />
3,5 Jahre.<br />
Sogenannte AOP können dazu<br />
eingesetzt werden, um persistente<br />
organische Spurenstoffe wie Arzneimittelwirkstoffe<br />
aus dem <strong>Abwasser</strong><br />
zu eliminieren oder <strong>zum</strong>indest für<br />
den weiteren biologischen Abbau<br />
leichter zugänglich zu machen. Ein<br />
neuartiges Verfahren stellt die elektrochemische<br />
Behandlung mittels<br />
bordotierten Diamantelektroden<br />
dar. Bei der Elektrolyse werden reaktive<br />
Hydroxyl-Radikale direkt (in<br />
situ) aus <strong>Wasser</strong> gebildet, die – je<br />
nach Betriebsbedingung und <strong>Wasser</strong>qualität<br />
– zu Ozon oder auch<br />
<strong>Wasser</strong>stoffperoxid weiterreagieren<br />
können. All diese Oxidationsmittel<br />
sind in der Lage, mit organischen<br />
oder anorganischen <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffen<br />
zu reagieren und theoretisch<br />
deren Mineralisierung zu<br />
fördern. Da das Verfahren in der<br />
Lage ist, auch Mikroorganismen<br />
abzutöten, kann es ebenso zur<br />
simultanen Desinfektion eingesetzt<br />
werden.<br />
Innerhalb der bisherigen Projektlaufzeit<br />
wurden Versuche zur<br />
Abbaubarkeit von Pharmazeutika in<br />
Wässern mit unterschiedlicher <strong>Wasser</strong>qualität<br />
durchgeführt und<br />
sowohl Abbaumechanismen als<br />
auch mögliche Reaktionsprodukte<br />
bestimmt. Dabei konnte gezeigt<br />
werden, dass mithilfe der analysierten<br />
Abbauprodukte eine Charakterisierung<br />
des Reaktionsmechanismus<br />
möglich ist. Daneben wurde<br />
das Verfahren zur Desinfektion von<br />
bakterienhaltigem Trink- und Ab -<br />
wasser getestet. Die eingesetzten<br />
Bakterien konnten innerhalb von<br />
kurzer Zeit ohne zusätzlichen Chemikalieneinsatz<br />
vollständig inaktiviert<br />
werden. Außerdem wurde<br />
untersucht, ob durch die Behandlung<br />
von Arzneimittelwirkstoffen<br />
und Bakterien mit Nanodiamantelektroden<br />
schädliche Abbauprodukte<br />
bzw. Nebenprodukte entstehen.<br />
Sämtliche Versuche wurden<br />
zunächst im Labormaßstab durchgeführt.<br />
Nachdem der gesamte Prozess<br />
optimiert wurde, erfolgte ein<br />
Up-Scaling mithilfe eines Pilotreaktors,<br />
bei dem Volumina von bis zu<br />
60 Litern erfolgreich behandelt wurden<br />
(Bild 1).<br />
Neben der chemischen Charakterisierung<br />
wurde auch der Energieverbrauch<br />
der Diamantelektrode für<br />
den Abbau von Mikroschadstoffen<br />
erfasst und mit anderen AOP-Verfahren<br />
(einem photo-Fenton-Reaktor<br />
(Bild 2) und einem UV/H 2 O 2 -<br />
Reaktor) verglichen.<br />
November 2013<br />
1188 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Aktuell NETZWERK WISSEN<br />
Die Forschungsergebnisse dienen<br />
dazu, Anwendungsmöglichkeiten<br />
für den Einsatz von Diamantelektroden<br />
im Hinblick auf die<br />
Trink- und <strong>Abwasser</strong>behandlung zu<br />
finden. Potenzielle Einsatzgebiete<br />
sind die dezentrale <strong>Wasser</strong>behandlung<br />
und direkte Kopplung mit<br />
anderen weitergehenden <strong>Wasser</strong>aufbereitungsverfahren.<br />
Kontakt:<br />
Dr. rer. nat. Carolin Heim, Team Leader<br />
Advanced Oxidation Processes,<br />
Arbeitsgruppe Weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung<br />
und <strong>Wasser</strong> Recycling,<br />
TU München, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft,<br />
Am Coulombwall 8,<br />
85748 Garching,<br />
Tel. (089) 28913709,<br />
E-Mail: c.heim@tum.de<br />
Deammonifikation zur separaten<br />
Behandlung von stickstoffreichem<br />
Prozesswasser<br />
Neuere Verfahren zur Stickstoffentfernung<br />
wie die Deammonifikation<br />
sind energetisch günstiger als konventionelle<br />
Verfahren zur Nährstoffentfernung.<br />
Allerdings gibt es noch<br />
eine Vielzahl von Problemen, die<br />
während der praktischen und großtechnischen<br />
Umsetzung gelöst werden<br />
müssen. Der Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft<br />
unterstützt<br />
mit seiner Forschung auch Unternehmen<br />
der öffentlichen Hand. Für<br />
die Stadtwerke Landsberg untersuchte<br />
das Team um Dipl.-Ing. Claus<br />
Lindenblatt die Deammonifikation<br />
von Prozesswasser mit schwingendem<br />
Redoxpotential in einer 20 m³<br />
SBR Pilotanlage im Klärwerk der<br />
Stadt (Bild 3).<br />
Mit separater Behandlung von<br />
stickstoffreichem Prozesswasser aus<br />
der Schlammentwässerung kann<br />
der Hauptstrom in kommunalen<br />
Kläranlagen, besonders mit Blick auf<br />
zunehmende Co-Vergärung, von<br />
einem Teil der Stickstofffracht entlastet<br />
werden. Zur Deammonifikation<br />
sind verschiedene ein- und<br />
zweistufige Verfahrensvarianten<br />
verfügbar, denen eine Kultivierung<br />
bestimmter Mikroorganismen im<br />
temperierten Reaktor gemeinsam<br />
ist. Alle haben das Ziel einer energiereduzierten<br />
Zentratbehandlung<br />
bei minimiertem Einsatz von Additiven.<br />
Je nach Betrachtungsweise<br />
(Flocke, Granula, Biofilm) existieren<br />
unterschiedliche theoretische Mo -<br />
delle, deren Umsetzung eine Regelung<br />
von biochemischen Prozessen<br />
in Symbiose verschiedener Mikroorganismen<br />
ermöglicht.<br />
Im Technikum des Lehrstuhls für<br />
Siedlungswasserwirtschaft der TU<br />
München wurden seit mehreren<br />
Jahren Untersuchungen zur Eignung<br />
des Redoxpotentials als Regelgröße<br />
bei der Prozesswasserbehandlung<br />
durchgeführt. Dabei<br />
zeigten sich anhand messbarer<br />
Spannungsdifferenzen im zyklischen<br />
SBR-Betrieb charakteristische<br />
Merkmale, deren Übertragung auf<br />
die Prozess-Regelung den Ablauf<br />
biochemischer Reaktionen unterstützt.<br />
So wurde mit dem Postulat<br />
eines „enzymgebundenen Ladungsaustauschs<br />
zur Regeneration der<br />
Biozönose im wechselnden Milieu<br />
von Oxidation und Reduktion“ eine<br />
Variante der Deammonifikation entwickelt,<br />
bei der das gleichmäßige<br />
Schwingen des Redoxpotentials um<br />
mehr als 100 mV eine charakteristische<br />
Prozessgröße darstellt.<br />
Mit den Ergebnissen des zweijährigen<br />
Versuchsbetriebes konnten<br />
die Erfahrungen in einer 20 m³<br />
Pilotanlage im Klärwerk Landsberg<br />
umgesetzt und bestätigt werden. Es<br />
zeigte sich, dass eine Deammonifikation<br />
auch ohne größere Komplikationen<br />
und mit im Klärwerk verfügbaren<br />
Medien zu betreiben ist.<br />
So war die Landsberger Pilotanlage<br />
nach Zugabe von 1/3 deammonifizierendem<br />
Impfschlamm und<br />
2/3 frischem Kläranlagen-Belebtschlamm<br />
innerhalb von 6 Wochen<br />
anzufahren und konnte in kurzer<br />
Zeit bei Stickstoffbelastungen von<br />
mehr als 300 g/(m³d), Abbaugrade<br />
von 90 % NH 4 -N und 75 % N ges bei<br />
weniger als 1 mg/L NO 2 -N erreichen.<br />
Mittels Online-Messtechnik<br />
Bild 3. Deammonifikations-Pilotanlage in Landsberg.<br />
und automatischer Regelung wird<br />
das Gleichgewicht von Belastung<br />
und Biomassen-Kapazität gehalten<br />
und der Prozess betriebsstabil<br />
geführt. Zudem reagiert er robust<br />
gegen schwankende C/N Verhältnisse<br />
und Einflüsse von Schlämmen<br />
aus fremden Reaktionsräumen. Zur<br />
Kontrolle des anabolen Stoffwechsels<br />
ist allerdings Na/K-Lauge und<br />
Eisensalz vorzuhalten.<br />
Mit konstantem NH 4 -N Abbau<br />
und einer Verfügbarkeit von 93 %<br />
während der letzten sechs Monate<br />
zeigten die Untersuchungen im<br />
Klärwerk Landsberg die Möglichkeit<br />
einer Deammonifikation im stabilen<br />
Betrieb. Weiterer Forschungsbedarf<br />
ergibt sich aus dem Ziel, die maximalen<br />
Umsatzraten aus den Laborversuchen<br />
auf größere Praxisanlagen<br />
zu übertragen.<br />
Kontakt:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Claus Lindenblatt, Team Leader<br />
Deammonification,<br />
Arbeitsgruppe Weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung<br />
und <strong>Wasser</strong> Recycling,<br />
TU München, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft,<br />
Am Coulombwall 8,<br />
85748 Garching,<br />
Tel. (089) 289 13704,<br />
E-Mail: c.lindenblatt@tum.de<br />
Membranverfahren<br />
Für die weitergehende <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
zur Entfernung von<br />
▶▶<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1189
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
Bild 4. Laboranlage zur Untersuchung des Foulingverhaltens<br />
von Nanofiltrationsmembranen.<br />
Spurenstoffen sind Nanofiltrationsmembranen<br />
attraktiv, da sie mit<br />
einem Drittel des Druckes im Vergleich<br />
zu Umkehrosmosemembranen<br />
betrieben werden können. Traditionell<br />
werden diese Membranen<br />
mit aerob biologisch vorbehandeltem<br />
<strong>Wasser</strong> nach einer Mikrofiltration<br />
oder Ultrafiltration beschickt.<br />
Innerhalb der Arbeitsgruppe Weitergehende<br />
<strong>Wasser</strong>behandlung<br />
und <strong>Wasser</strong> Recycling erforscht das<br />
Team „Membranverfahren“ um Prof.<br />
Jörg Drewes das Foulingverhalten<br />
von Ultra- und Nanofiltrationsmembranen,<br />
die mit anaerob vorbehandeltem<br />
<strong>Abwasser</strong> beaufschlagt werden.<br />
Dabei steht die Charakterisierung<br />
der zu behandelnden Lösungen<br />
und der sich bildenden<br />
Foulingschichten im Vordergrund.<br />
Die se Untersuchungen werden im<br />
Labormaßstab durchgeführt (Bild 4).<br />
Energetisch günstige Verfahren<br />
des <strong>Wasser</strong> Recyclings<br />
An semi-ariden und ariden Standorten<br />
weltweit, einschließlich wasserarmer<br />
Regionen in Europa ist die<br />
Wiederverwendung kommunalen<br />
<strong>Abwasser</strong>s nach einer weitergehenden<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung zur Stützung<br />
der Trinkwassergewinnung<br />
mittlerweile gut etabliert. Ähnliche<br />
Prozesse werden auch bei Industriewasseraufbereitungen<br />
eingesetzt.<br />
Ein signifikanter Nachteil der Prozessvarianten,<br />
die in diesen <strong>Wasser</strong><br />
Recycling Projekten verwendet werden,<br />
ist der hohe Energiebedarf und<br />
die Generierung von unerwünschten<br />
Abfallströmen (Ozone oder Um -<br />
kehrosmose Konzentrate). Innerhalb<br />
der Arbeitsgruppe Weitergehende<br />
<strong>Wasser</strong>behandlung und<br />
<strong>Wasser</strong> Recycling erforscht das<br />
Team „<strong>Wasser</strong> Recycling“ um Prof.<br />
Jörg Drewes den Einsatz energieeffizienter<br />
Verfahrenskombinationen<br />
für die Elimination organischer<br />
Stoffe und Krankheitserreger bei<br />
der <strong>Abwasser</strong>wiederverwendung.<br />
Dabei werden in enger Zusammenarbeit<br />
mit mehreren Projektpartnern<br />
aus Industrie und Forschung<br />
die Kopplung von biologischen,<br />
chemischen und physischen Aufbereitungsprozessen<br />
untersucht.<br />
Im Vordergrund dieser Arbeiten<br />
stehen Prozesse, die entweder als<br />
vierte Reinigungsstufe in der weitergehenden<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
oder gezielt für <strong>Wasser</strong>-Recycling-<br />
Projekte eingesetzt werden können<br />
mit dem Ziel, organische Spurenstoffe<br />
und pathogene Keime gezielt<br />
und effizient zu eliminieren. Diese<br />
schließt die Bewertung von Transformationsprodukten<br />
ein. Weiterhin<br />
werden Strategien entwickelt, wie<br />
die Effizienz dieser weitergehenden<br />
Verfahren prozesstechnisch durch<br />
den Einsatz geeigneter Indikatoren<br />
und Surrogatparameter messtechnisch<br />
überwacht werden können.<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes, Team Leader<br />
Membranprozesse und <strong>Wasser</strong> Recycling,<br />
Arbeitsgruppe Weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung<br />
und <strong>Wasser</strong> Recycling,<br />
TU München, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft,<br />
Am Coulombwall 8,<br />
85748 Garching,<br />
Tel. (089) 28913713,<br />
E-Mail: jdrewes@tum.de<br />
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NETZWERK WISSEN<br />
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Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
<strong>Wasser</strong>gipfel in Budapest<br />
Dreitägige Diskussion über die nachhaltige Nutzung der Ressource <strong>Wasser</strong><br />
Vom 8. bis 11. Oktober fand in Budapest der globale <strong>Wasser</strong>gipfel „Budapest Water Summit“ statt. Ban<br />
Ki-moon, Generalsekretär der Vereinten Nationen sowie der Präsident Ungarns, János Áder, eröffneten dieses<br />
einmalige Forum: Hochrangige Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Nichtregierungsorganisationen<br />
diskutierten drei Tage lang über die nachhaltige Nutzung der Ressource <strong>Wasser</strong>.<br />
Im Fokus stand die Frage, wie man<br />
die aktuellen Entwicklungen im<br />
<strong>Wasser</strong>sektor stärker in die Millennium<br />
Entwicklungsziele der Vereinten<br />
Nationen einfließen lassen<br />
kann. Basierend auf den Ergebnissen<br />
verschiedener UN-Programme<br />
und Initiativen sowie des World<br />
Water Forums präsentierten die<br />
Teilnehmer „SMARTe“-Lösungsvorschläge<br />
(SMART= Specific, Measureable,<br />
Attainable, Realistic and<br />
Timely) für ein nachhaltiges <strong>Wasser</strong>management.<br />
Am Ende des Gipfels wurde eine<br />
Resolution verabschiedet, mit dem<br />
Anliegen, die Ziele <strong>zum</strong> <strong>Wasser</strong>management<br />
für die post 2015 Agenda<br />
zu formulieren.<br />
Klement Tockner, Direktor des<br />
Berliner Leibniz-Instituts für Gewässerökologie<br />
und Binnenfischerei<br />
(IGB), war einer der Sprecher auf der<br />
international hochrangig besetzten<br />
Podiumsdiskussion <strong>zum</strong> Thema<br />
„Water Quality and Sustainable<br />
Development Goals“: „<strong>Wasser</strong> ist<br />
nicht nur eine grundlegende Ressource<br />
für uns Menschen – Gewässer<br />
zählen zu den wertvollsten<br />
Lebensräumen überhaupt. So muss<br />
in jede Strategiediskussion <strong>zum</strong><br />
„Nexus“ <strong>Wasser</strong>-Energie-Nahrung<br />
die Ökologie einbezogen werden.<br />
Der Rückgang der biologischen<br />
Vielfalt ist die wohl größte Herausforderung,<br />
der wir uns stellen müssen.<br />
Ein Verlust ist unumkehrbar. Im<br />
Sinne des Vorsorgeprinzips darf die<br />
ökonomische Entwicklung nicht auf<br />
Kosten dieser Vielfalt erfolgen“, so<br />
Klement Tockner. Doch in welchem<br />
Zustand ist unsere belebte Umwelt?<br />
Wir benötigen robuste Indikatoren<br />
– eine Art Dow Jones-Index<br />
für Ökosysteme – der die Veränderungen<br />
insgesamt erfasst und zu -<br />
gleich die zugrunde liegenden Ur -<br />
sachen erkennen lässt. „Dafür benötigt<br />
es wissenschaftliche Daten von<br />
hoher Qualität. Langzeitforschung<br />
und -monitoring sind unabdingbar,<br />
um den „Puls“ der Ökosysteme zu<br />
messen. Sie sind das Frühwarnsystem<br />
und die Basis, um Prioritäten im<br />
Management unserer Umwelt zu<br />
setzen“, so Klement Tockner.<br />
Die Wissenschaftsgemeinde entwickelt<br />
derzeit innovative Methoden<br />
des Monitorings, um ökologische<br />
Prozesse in Echtzeit zu un -<br />
tersuchen. So können mittels<br />
Fernerkundung Extremereignisse<br />
wie Hochwasser und Hitzewellen<br />
besser erforscht werden. Auch gilt<br />
es, neue Wege zu gehen, was Datenverarbeitung<br />
und -bereitstellung<br />
betrifft. „Diese Daten sind öffentliches<br />
Gut, welches der Gemeinschaft<br />
frei zur Verfügung stehen muss“,<br />
betont Klement Tockner die Verantwortung<br />
von Wissenschaftlern, die<br />
Grundlage für die Entwicklung von<br />
Managementkonzepten zu schaffen.<br />
„Eine nachhaltige Welt ist eine, in<br />
der sauberes <strong>Wasser</strong> sicher verfügbar<br />
ist“, lautet der Titel, der auf dem<br />
Kongress verabschiedeten Resolution.<br />
Ein solches Treffen wie der<br />
„Budapest Water Summit“ stärkt<br />
die Zusammenarbeit der Akteure,<br />
diesem Ziel ein Stück weit näher zu<br />
kommen.<br />
Im Löcknitztal<br />
bei Berlin.<br />
© Jörg Gelbrecht,<br />
IGB<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr. Klement Tockner,<br />
Leibniz-Institut für Gewässerökologie<br />
und Binnenfischerei (IGB),<br />
Müggelseedamm 310,<br />
D-12587 Berlin,<br />
Tel. (030) 64181602,<br />
E-Mail: tockner@igb-berlin.de<br />
Weitere Informationen:<br />
http://www.budapestwatersummit.hu<br />
http://www.igb-berlin.de<br />
November 2013<br />
1192 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
© w.r.wagner / pixelio.de<br />
Nitratbelastung des Grundwassers in Frankreich<br />
Ergebnisse eines 24 Jahre andauernden Experiments<br />
In Frankreich wird das meiste Trinkwasser aus dem Grundwasser gewonnen, dessen Nitratbelastung auf lange<br />
Sicht zu einem Problem werden könnte. Für seine Studie nutzte das INRA (Institut für Agrarforschung) ein<br />
einzigartiges Testgelände: das <strong>Wasser</strong>einzugsgebiet in Bruyeres-et-Montbérault (Departement Aisne). Dieses<br />
Plateau umfasst 187 Hektar, auf dem 137 Feldkulturen (Weizen, Zuckerrüben, Raps, Erbsen etc.) angebaut<br />
werden. Am 4. Oktober 2013 veröffentlichte das INRA die wissenschaftlichen und technischen Ergebnisse<br />
seines 24 Jahre andauernden Experiments in diesem Gebiet.<br />
Im Jahr 1989 starteten das INRA,<br />
die Landwirte, der Gemeinderat<br />
und die Landwirtschaftskammer<br />
von Aisne ein partnerschaftliches<br />
Experiment, um den Nitratgehalt im<br />
<strong>Wasser</strong>einzugsgebiet zu reduzieren.<br />
Auf den einzelnen Parzellen wurden<br />
dafür bewährte landwirtschaftliche<br />
Me thoden überprüft, insbesondere<br />
die Stickstoffdüngung. So wurde<br />
beispielsweise mithilfe der Simulationssoftware<br />
„Azobil“ die zur Düngung<br />
verwendete Stickstoffmenge<br />
bei verschiedenen Kulturen getestet.<br />
Untersucht wurde auch der<br />
Anbau von stickstoffbindenden<br />
Zwischenfrüchten. Es wurde auch<br />
empfohlen, die Ausfallpflanzen auf<br />
den Feldern zu belassen und das<br />
Stroh unterzupflügen.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass sich<br />
mit den bewährten landwirtschaftlichen<br />
Methoden die Stickstoff-Belastung<br />
verringern lässt. Heute liegt<br />
der Nitratgehalt bei der <strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
bei einem stabilen Wert<br />
von etwa 50 mg pro Liter (Grenzwert<br />
laut Trinkwasserverordnung).<br />
Im Vergleich dazu lag dieser Wert<br />
1990 noch bei über 60 mg pro Liter.<br />
Die Daten bestätigen ebenfalls<br />
eine starke zeitliche Trägheit. Diese<br />
ist darauf zurückzuführen, dass das<br />
Nitrat mehrere Jahrzehnte benötigt,<br />
um ins Grundwasser zu gelangen.<br />
Aus diesem Grund gehen die Wissenschaftler<br />
davon aus, dass der<br />
Nitratgehalt in den kommenden<br />
30 Jahren weiter sinken wird.<br />
Das Experiment zeigt auch deutlich,<br />
dass sich die Nitratbelastung<br />
nur durch eine nachhaltige Zusammenarbeit<br />
zwischen den Gebietskörperschaften,<br />
Landwirten, Transfer-<br />
und Forschungseinrichtungen<br />
beherrschen lässt.<br />
Kontakt:<br />
Clément Guyot,<br />
E-Mail: clement.guyot@diplomatie.gouv.fr<br />
Wissenschaftliche Abteilung, Französische<br />
Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland<br />
http://www.wissenschaft-frankreich.de/<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1193
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Umweltschutz: Gewässerbelastung nimmt ab,<br />
aber es bleibt noch viel zu tun<br />
Die Verunreinigung der Gewässer<br />
durch Nitrate ist in den vergangenen<br />
20 Jahren zurückgegangen,<br />
aber die <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
werden noch immer durch landwirtschaftliche<br />
Quellen belastet.<br />
Der neueste Bericht über die Umsetzung<br />
der Nitratrichtlinie zeigt, dass<br />
die Nitratkonzentrationen sowohl<br />
im Oberflächen- als auch im Grundwasser<br />
leicht zurückgehen und dass<br />
sich nachhaltige landwirtschaftliche<br />
Verfahren stärker durchsetzen. Trotz<br />
dieses allgemein positiven Trends<br />
verursachen Nitratbelastung und<br />
Eutrophierung – das übermäßige<br />
Wachstum von schädlichen Pflanzen<br />
und Algen, das das Leben in<br />
Flüssen und Seen erstickt – noch in<br />
vielen Mitgliedstaaten Probleme,<br />
und es sind weitere Maßnahmen<br />
erforderlich, um innerhalb eines<br />
vertretbaren Zeitrahmens einen<br />
guten Zustand der Gewässer in der<br />
Europäischen Union herzustellen.<br />
Hierzu erklärte EU-Umweltkommissar<br />
Janez Potočnik: „Ich freue<br />
mich, dass die lang anhaltenden<br />
Bemühungen zur Verringerung der<br />
Gewässerverunreinigung durch Nitrate<br />
Wirkung zeigen. Aber bis zur<br />
Erreichung eines guten Gewässerzustands<br />
in Europa im Jahr 2015 liegt<br />
noch eine riesige Aufgabe vor uns.<br />
Nitrate sind eine starke Belastung<br />
für die Biodiversität, die Gewässer<br />
und die Flächen, die die Grundlage<br />
für unsere landwirtschaftlichen und<br />
ökonomischen Tätigkeiten bilden.<br />
Wir müssen unsere Anstrengungen<br />
verstärken, um weitere spürbare<br />
Verringerungen bei den Nährstoffeinträgen<br />
zu erreichen. Dies erfordert<br />
eine nachhaltigere und ressourcen -<br />
effizientere Bewirtschaftung des<br />
Nährstoffzyklus. Insbesondere müssen<br />
wir die Effizienz des Einsatzes<br />
von Düngemitteln verbessern. Je<br />
länger wir warten, desto höher werden<br />
die Kosten für die Wirtschaft wie<br />
für die Umwelt.“<br />
© schemmi/pixelio.de<br />
Die Belastung der <strong>Wasser</strong>qualität<br />
durch die Landwirtschaft nimmt in<br />
einigen Gebieten immer noch zu,<br />
da einige Verfahren der Intensivlandwirtschaft<br />
stark von Düngemitteln<br />
abhängig sind, die die Gewässerqualität<br />
vor Ort verschlechtern.<br />
In mehreren Mitgliedstaaten und<br />
Regionen ist der Anteil der nitratbelasteten<br />
oder eutrophierten Gewässer<br />
immer noch hoch. In Deutschland<br />
und Malta sind die Probleme<br />
beim Grundwasser am größten,<br />
während die Verunreinigung der<br />
Oberflächengewässer in Malta, dem<br />
Vereinigten Königreich und Belgien<br />
am stärksten ist. Beinahe vier von<br />
zehn Seen in Europa leiden unter<br />
Eutrophierung; besonders akut ist<br />
die Lage in den Niederlanden, wo<br />
100 % des Süßwassers betroffen sind.<br />
Innerstaatliche Maßnahmen wie<br />
ausgewogene Düngung und nachhaltige<br />
Dungbewirtschaftung, die<br />
darauf abzielen, die Anbaukulturen<br />
mit der richtigen Menge an Nährstoffen<br />
zu versorgen, verbessern<br />
sich weiterhin. In einigen Bereichen<br />
wie dem Gartenbau erhalten die<br />
Landwirte aber noch nicht genügend<br />
Anreize, um den Einsatz von<br />
Nitratdünger einzuschränken. Problembereiche<br />
sind dem neuen<br />
Bericht zufolge neue Energiepflanzen,<br />
die Biogasindustrie, die Intensivierung<br />
der tierischen Erzeugung<br />
und der Gartenbau; sie müssen<br />
genauer beobachtet werden und<br />
erfordern künftig verstärkte Maßnahmen.<br />
Durch Schulungsprogramme<br />
und Kampagnen zur Sensibilisierung<br />
für die Notwendigkeit von<br />
Gewässerschutzmaßnahmen, die<br />
die Mitgliedstaaten in den landwirtschaftlichen<br />
Betrieben durchgeführt<br />
haben, wurde das Bewusstsein<br />
für das Problem verschärft.<br />
Hintergrund<br />
Übermäßige Nitratkonzentrationen<br />
aufgrund von Schweine-, Rinderoder<br />
Geflügeldung aus der Tierhaltung<br />
und der Düngung von Kulturpflanzen<br />
sickern in die Gewässer ein<br />
und verursachen Algenblüte, was<br />
zu Störungen der <strong>Wasser</strong>ökosysteme<br />
führt und hierdurch Luftverschmutzung<br />
und eine Bedrohung<br />
der Biodiversität verursacht. Dies<br />
November 2013<br />
1194 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
gefährdet – insbesondere wegen<br />
der Verunreinigung des Trinkwassers<br />
– auch die menschliche<br />
Gesundheit und hat wirtschaftliche<br />
Auswirkungen, da die Ökosystemleistungen<br />
der Gewässer beeinträchtigt<br />
werden. Vor mehr als<br />
20 Jahren hat die EU das Problem<br />
erkannt und die Nitratrichtlinie<br />
erlassen, die EU-weit die gute landwirtschaftliche<br />
Praxis fördert und<br />
hierdurch die Gewässerbelastung<br />
durch Nitrate aus landwirtschaftlichen<br />
Quellen verringert.<br />
Die Richtlinie ist seit 1992 in<br />
Kraft, und obwohl sie in den Mitgliedstaaten<br />
bereits gut eingeführt<br />
ist, ist ihre vollständige Umsetzung<br />
in einigen Ländern noch problematisch.<br />
So laufen derzeit gegen sechs<br />
Mitgliedstaaten (Bulgarien, Frankreich,<br />
Griechenland, Lettland, Polen<br />
und die Slowakei) diesbezügliche<br />
Vertragsverletzungsverfahren.<br />
Die letzten Bewertungen der<br />
Umsetzung der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
und Studien im Rahmen internationaler<br />
Übereinkommen machen<br />
deutlich, dass diffuse Verunreinigungsquellen<br />
die größten Hindernisse<br />
bei der Erreichung eines guten<br />
Zustands der Gewässer in der EU<br />
darstellen. Aus diesem Grund wird<br />
im unlängst veröffentlichten Blueprint<br />
für den Schutz der europäischen<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcen die Nitratrichtlinie<br />
als eine der entscheidenden<br />
Maßnahmen zur Erreichung der<br />
Ziele der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
bezeichnet.<br />
Weitere Informationen:<br />
Link <strong>zum</strong> Bericht: http://ec.europa.eu/environment/water/water-nitrates/reports.html<br />
http://ec.europa.eu/environment/water/<br />
water-nitrates/<br />
Europäischer Gerichtshof verurteilt Belgien zur<br />
Zahlung einer Geldbuße von 10 Millionen Euro<br />
Fehlende Behandlung von kommunalem <strong>Abwasser</strong> stellt eine Beeinträchtigung des<br />
Umweltschutzes dar<br />
Belgien wird für die Nichtdurchführung<br />
des Urteils des Gerichtshofs<br />
vom 8. Juli 2004 (C-27/03) über<br />
die Behandlung von kommunalem<br />
<strong>Abwasser</strong> zur Zahlung einer Geldbuße<br />
von 10 Mio. Euro ver urteilt.<br />
Außerdem wird die Zahlung eines<br />
Zwangsgelds für den Fall verhängt,<br />
dass Belgien dem Urteil C-27/03,<br />
dessen Nichtdurchführung für fünf<br />
Gemeinden fortdauert, nicht vollumfänglich<br />
nachkommt<br />
Die Richtlinie 91/271/EWG über<br />
die Behandlung von kommunalem<br />
<strong>Abwasser</strong> regelt das Sammeln,<br />
Behandeln und Einleiten von kommunalem<br />
<strong>Abwasser</strong> und das Behandeln<br />
und Einleiten von <strong>Abwasser</strong><br />
bestimmter Industriebranchen. Ziel<br />
dieser Richtlinie ist es, die Umwelt<br />
vor den schädlichen Auswirkungen<br />
von kommunalem <strong>Abwasser</strong> zu<br />
schützen.<br />
In seinem Urteil vom 8. Juli 2004,<br />
Kommission/Belgien (C-27/03), entschied<br />
der Gerichtshof, dass Belgien<br />
gegen mehrere Bestimmungen<br />
dieser Richtlinie verstoßen<br />
hatte, weil 114 Gemeinden der Flämischen<br />
Region, 60 Gemeinden der<br />
Wallonischen Region und die<br />
Gemeinden der Region Brüssel-<br />
Hauptstadt den Anforderungen der<br />
Richtlinie 91/271 nicht nachgekommen<br />
waren. Zum Zeitpunkt der<br />
Erhebung der vorliegenden Klage<br />
durch die Europäische Kommission<br />
be stand der Verstoß für eine flämische<br />
Gemeinde, 21 wallonische<br />
Gemeinden und die Brüsseler<br />
Gemeinden fort. Später hat die<br />
Kommission in der mündlichen<br />
Verhandlung eingeräumt, dass die<br />
notwendigen Maßnahmen nur in<br />
Bezug auf fünf Gemeinden nicht<br />
ergriffen worden seien. Angesichts<br />
dieser Umstände hat die Kommission<br />
ihre Anträge geändert und<br />
den Gegenstand des Rechtsstreits<br />
enger umgrenzt.<br />
Der Gerichtshof stellt zunächst<br />
fest, dass das Königreich Belgien am<br />
Ende der in der mit Gründen versehenen<br />
Stellungnahme vom 26. Juni<br />
2009 gesetzten Frist nicht alle Maßnahmen<br />
ergriffen hatte, die erforderlich<br />
waren, um dem Urteil vom<br />
8. Juli 2004 vollständig nachzukommen,<br />
und daher gegen seine Verpflichtungen<br />
aus dem Vertrag über<br />
die Arbeitsweise der EU verstoßen<br />
hat. In Bezug auf die Berechnung<br />
des Pauschalbetrags weist der<br />
Gerichtshof darauf hin, dass die<br />
Ver tragsverletzung fast neun Jahre<br />
angedauert hat, was übermäßig ist,<br />
selbst wenn anzuerkennen ist, dass<br />
die durchzuführenden Aufgaben<br />
einen bedeutenden Zeitraum von<br />
mehreren Jahren benötigten und<br />
dass die Durchführung des Urteils<br />
vom 8. Juli 2004 als fortgeschritten,<br />
ja sogar fast abgeschlossen anzusehen<br />
ist.<br />
Zur Schwere des Verstoßes be -<br />
merkt der Gerichtshof, dass Belgien<br />
dadurch, dass es sein gesamtes<br />
Staatsgebiet gemäß der Richtlinie<br />
▶▶<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1195
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Europäischer<br />
Gerichtshof in<br />
Luxemburg,<br />
Vorplatz mit<br />
Türmen und<br />
Anneau.<br />
© Gerichtshof der<br />
Europäischen<br />
Union<br />
als „empfindliches Gebiet“ ausgewiesen<br />
hat, die Notwendigkeit eines<br />
gesteigerten Umweltschutzes in<br />
seinem Staatsgebiet anerkannt hat.<br />
Die fehlende Behandlung von kommunalem<br />
<strong>Abwasser</strong> stellt indessen<br />
eine Beeinträchtigung des Umweltschutzes<br />
dar.<br />
Der Gerichtshof weist allerdings<br />
darauf hin, dass Belgien bedeutsame<br />
Investitionsanstrengungen<br />
unter nommen hat, um das Urteil<br />
vom 8. Juli 2004 durchzuführen,<br />
und beachtliche Fortschritte ge -<br />
macht hat. Die Fortschritte waren<br />
zudem bei Ablauf der in der mit<br />
Gründen versehenen Stellungnahme<br />
gesetzten Frist bereits substanziell.<br />
Außerdem hebt der<br />
Gerichtshof hervor, dass Belgien im<br />
Laufe des Verfahrens voll mit der<br />
Kommission zusammengearbeitet<br />
hat. Unter diesen Umständen ist der<br />
Gerichtshof der Auffassung, dass<br />
bei angemessener Würdigung der<br />
Umstände des Einzelfalls der von<br />
dem Königreich Belgien zu entrichtende<br />
Pauschalbetrag auf 10 Mio.<br />
Euro festzusetzen ist.<br />
Außerdem ist der Gerichtshof<br />
unter Berücksichtigung der Ge -<br />
samtumstände der Ansicht, dass die<br />
Verhängung eines Zwangsgelds in<br />
Höhe von 4 722 Euro pro Tag angemessen<br />
ist. In Bezug auf die Periodizität<br />
des Zwangsgelds hält es der<br />
Gerichtshof, da die Erbringung des<br />
Nachweises der Einhaltung der<br />
Richtlinie 91/271 eine bestimmte<br />
Frist erfordern kann und um dem<br />
von dem beklagten Mitgliedstaat<br />
eventuell gemachten Fortschritt<br />
Rechnung zu tragen, entsprechend<br />
dem Vorschlag der Kommission für<br />
angemessen, dass das Zwangsgeld<br />
auf der Grundlage von sechsmonatigen<br />
Zeiträumen berechnet wird<br />
und dabei der Gesamtbetrag für die<br />
jeweiligen Zeiträume (d. h. ein<br />
Zwangsgeld von 859 404 Euro pro<br />
Halbjahr der Verspätung) um einen<br />
Prozentsatz reduziert wird, der dem<br />
Anteil der Einwohnerwerte entspricht,<br />
die mit dem Urteil vom<br />
8. Juli 2004 in Einklang gebracht<br />
worden sind.<br />
Hinweis: Eine Vertragsverletzungsklage,<br />
die sich gegen einen<br />
Mitgliedstaat richtet, der gegen<br />
seine Verpflichtungen aus dem Unionsrecht<br />
verstoßen hat, kann von<br />
der Kommission oder einem anderen<br />
Mitgliedstaat erhoben werden.<br />
Stellt der Gerichtshof die Vertragsverletzung<br />
fest, hat der betreffende<br />
Mitgliedstaat dem Urteil unverzüglich<br />
nachzukommen.<br />
Ist die Kommission der Auffassung,<br />
dass der Mitgliedstaat dem<br />
Urteil nicht nachgekommen ist,<br />
kann sie erneut klagen und finanzielle<br />
Sanktionen beantragen. Hat<br />
ein Mitgliedstaat der Kommission<br />
die Maßnahmen zur Umsetzung<br />
einer Richtlinie nicht mitgeteilt,<br />
kann der Gerichtshof auf Vorschlag<br />
der Kommission jedoch bereits mit<br />
dem ersten Urteil Sanktionen verhängen.<br />
November 2013<br />
1196 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
im antiken Rom<br />
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der <strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt Rom (curator aquarum) berufen. Aus diesem<br />
Anlass verfasste er eine Schrift, die unter dem Titel „De aquaeductu urbis Romae<br />
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NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
<strong>Zwischenerkenntnisse</strong> <strong>zum</strong> <strong>Legionellenfall</strong> <strong>Warstein</strong><br />
Von Harro Bode<br />
Es wird wahrscheinlich noch<br />
einige Wochen wenn nicht<br />
Monate brauchen, bis weitgehend<br />
gesicherte Erkenntnisse über die<br />
Verbreitungswege der Legionelleninfektion<br />
in <strong>Warstein</strong> vorliegen werden.<br />
Für die Betreiber der rund<br />
10 000 deutschen Kläranlagen ist es<br />
nicht zuletzt vor dem Hintergrund<br />
der dort aufgetretenen 165 Erkrankungs-<br />
und zwei oder vielleicht<br />
sogar drei Todesfällen dennoch<br />
sicherlich bereits jetzt von großem<br />
Interesse, einen zeitnahen Zwischenbericht<br />
darüber zu bekommen,<br />
welche Rolle die dortige<br />
kommunale Kläranlage in diesem<br />
Zusammenhang aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach gespielt hat.<br />
Die Situation stellt sich für den<br />
Ruhrverband als Betreiber dieser<br />
kommunalen Kläranlage in <strong>Warstein</strong><br />
derzeit wie folgt dar:<br />
##<br />
Die CSB-Zulauffrachten zur Kläranlage<br />
<strong>Warstein</strong>, in deren unterschiedlichen<br />
Behandlungsstufen<br />
z. T. hohe Legionellenkonzentrationen<br />
nachgewiesen wurden,<br />
stammten in der Vergangenheit<br />
etwa zur Hälfte aus dem in <strong>Warstein</strong><br />
anfallenden typischen<br />
Kommunalabwasser und zur<br />
anderen Hälfte aus dem vorbehandelten<br />
<strong>Abwasser</strong> einer Brauerei.<br />
Die Reinigungsleistung der<br />
Anlage war hervorragend, so -<br />
dass der Einleitwert beim CSB im<br />
Kläranlagenablauf von 70 mg/L<br />
auf 45 mg/L heruntererklärt werden<br />
konnte.<br />
##<br />
Das „Animpfen“ der Kläranlage<br />
<strong>Warstein</strong> mit Legionellen er -<br />
folgte nach bisheriger Erkenntnis<br />
in erster Linie über das 30 bis<br />
35 °C warme <strong>Abwasser</strong> aus der<br />
Brauerei. Die Brauerei verfügt<br />
über z.T. belüftete Misch- und<br />
Ausgleichsbecken, in denen<br />
über einen Batch-Betrieb eine<br />
Vorreinigung mit belebtem<br />
Legionella pneumophila. © Janice Haney Carr, Department of Health and Human<br />
Services, Centers for Disease Control and Prevention<br />
Schlamm erfolgte. In diesen mit<br />
warmem <strong>Abwasser</strong> und belebtem<br />
Schlamm befüllten Becken<br />
wurden hohe Legionellenkonzentrationen<br />
gemessen.<br />
##<br />
Die der <strong>Abwasser</strong>anlage der<br />
Brauerei über eine etwa 4 km<br />
lange Leitung nachgeschaltete<br />
kommunale Anlage des Ruhrverbands<br />
verfügt über eine niedrig<br />
belastete Belebungsanlage, der<br />
für einen <strong>Abwasser</strong>teilstrom ein<br />
Tropfkörper mit Zwischenklärung<br />
vorgeschaltet ist. Die im<br />
Tropfkörperablauf gemessene<br />
Legionellenkonzentration lag in<br />
etwa um eine gute Zehnerpotenz<br />
niedriger als die in dem<br />
Belebungsbecken, in dem sich<br />
die Legionellen aus dem Brauereiabwasser<br />
offensichtlich im<br />
Belebtschlammkreislauf angereichert<br />
haben. Die Legionellenkonzentration<br />
im Ablauf der<br />
Nachklärung (vor einer provisorisch<br />
nachgerüsteten UV-Desinfektion)<br />
liegt um ein bis zwei<br />
Zehnerpotenzen niedriger als im<br />
Belebungsbecken.<br />
##<br />
Mit der nachgeschalteten UV-<br />
Desinfektion lassen sich die Legionellen<br />
um etwa eine bis zwei<br />
weitere Zehnerpotenzen auf<br />
Werte zwischen 5 000 bis 500<br />
KBE/100 mL reduzieren.<br />
Nachdem die hohen Legionellenkonzentrationen<br />
im Belebungsbecken<br />
der kommunalen Kläranlage<br />
entdeckt worden waren, hat<br />
der Ruhrverband innerhalb weniger<br />
Tage die auf dem Belebungsbecken<br />
vorhandene Oberflächenbelüftung<br />
durch eine Reinsauerstoffbegasung<br />
ersetzt und das Belebungsbecken<br />
zur Verhinderung von Aerosolausbreitung<br />
abgedeckt. Darüber hinaus<br />
wurde im Ablauf der Anlage die<br />
oben erwähnte UV-Desinfektion<br />
installiert.<br />
Nach jetzigem Erkenntnisstand<br />
ist das massenhafte Auftreten der<br />
Legionellen in der kommunalen<br />
Kläranlage auf die Zuleitung von<br />
massiv mit Legionellen behaftetem<br />
Brauereiabwasser zurückzuführen.<br />
Es hat offenbar ursächlich nicht, wie<br />
in einzelnen vorschnellen Presse-<br />
November 2013<br />
1198 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
veröffentlichungen zu lesen war,<br />
mit Bauartspezifika der kommunalen<br />
Kläranlage zu tun. Hinsichtlich<br />
der Brauerei in <strong>Warstein</strong> ist an<strong>zum</strong>erken,<br />
dass die in der <strong>Abwasser</strong>anlage<br />
aufgetretene Legionellenproblematik<br />
mit dem „Produkt Bier“<br />
zu keinem Zeitpunkt in Verbindung<br />
stand, was im Übrigen auch von den<br />
Behörden nachdrücklich bestätigt<br />
wurde.<br />
Darüber hinaus ist zu vermuten,<br />
dass die Ansteckung mit Legionellose,<br />
die über Aerosole erfolgt, nicht<br />
von der Kläranlage, sondern vor<br />
allem von einem industriellen Rückkühlwerk<br />
ausgegangen ist, für das<br />
etwa 2 km unterhalb der Kläranlageneinleitung<br />
<strong>Wasser</strong> aus dem<br />
nachweislich mit Legionellen belasteten<br />
Fluss entnommen wurde.<br />
Denn der Rückgang an Neuinfektionen<br />
auf Null stand eindeutig im<br />
Zusammenhang mit der Außerbetriebnahme<br />
des erwähnten industriellen<br />
Rückkühlwerkes. Er war aufgrund<br />
der Inkubationszeit mit dem<br />
üblichen zeitlichen Nachlauf bereits<br />
<strong>zum</strong> Abschluss gekommen, bevor<br />
das Belebungsbecken der kommunalen<br />
Kläranlage, deren Legionellenbelastung<br />
zwölf Tage nach<br />
Schließung des Rückkühlwerkes<br />
festgestellt wurde, abgedeckt wur -<br />
de. Somit war die Abdeckung des<br />
Belebungsbeckens offensichtlich<br />
keine Voraussetzung für die Beendigung<br />
der Infektionswelle. Auch hat<br />
eine arbeitsmedizinische Untersuchung<br />
von 15 Mitarbeitern des<br />
Ruhrverbands, die auf der Kläranlage<br />
arbeiten oder sich dort häufiger<br />
aufhalten, ergeben, dass der<br />
Anteil von Personen mit Antikörpern<br />
gegen Legionellen genau dem<br />
des üblichen Bevölkerungsdurchschnitts<br />
(etwa einem Drittel) entspricht,<br />
ein Befund, der die oben<br />
aufgestellte These unterstützt, dass<br />
es zu den Infektionen, die im Übrigen<br />
ausschließlich über die Atemwege<br />
erfolgen können, nicht im<br />
Bereich der Kläranlage gekommen<br />
ist.<br />
Die vom Ruhrverband umgehend<br />
untersuchten sechs anderen<br />
Kläranlagen wiesen in ihren Prozessstufen<br />
sämtlich Legionellenbefunde<br />
nahe Null auf, wobei eine<br />
der Anlagen gleichfalls mit wärmerem<br />
Produktionsabwasser beschickt<br />
wird.<br />
Als Zwischenfazit ist festzuhalten,<br />
dass zu den bislang bekannten<br />
Legionellenbrutstätten wie Rückkühlwerken,<br />
Luftwäschern, Klimaanlagen,<br />
Warmwassertanks und<br />
Whirlpools nunmehr Becken mit<br />
warmem <strong>Abwasser</strong> (in Mischung<br />
mit belebtem Schlamm?) hinzuzuzählen<br />
sind. In diesem Zusammenhang<br />
ist auf einen in der Literatur<br />
geschilderten Fall hinzuweisen, bei<br />
dem es 2005 im norwegischen<br />
Sarpsborg zu einem schwerwiegenden<br />
Legionellenausbruch kam. Er<br />
ging offensichtlich auf einen Luftwäscher<br />
eines holzverarbeitenden<br />
Industriebetriebes zurück. Bei<br />
einem weiteren späteren Ausbruch<br />
an gleicher Stelle kam auch die<br />
aerobe <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlage<br />
des Betriebes in gewissen Verdacht.<br />
Mikrobiologen und Hygieniker<br />
werden aufklären müssen,<br />
warum diese Zusammenhänge bislang<br />
nicht ausreichend erkannt und<br />
bekannt gemacht wurden und welche<br />
Rollen dabei z.B. das spezielle<br />
Milieu von Belebtschlamm, Animpfprozesse<br />
von außen und die je -<br />
weiligen Temperaturbedingungen<br />
spielen. Normale kommunale Kläranlagen<br />
scheinen in unseren Breitengraden<br />
allerdings weiterhin als<br />
Ausgangsorte für Legionelleninfektionen<br />
keine Rolle zu spielen.<br />
Abschließend sei angemerkt,<br />
dass die Eindämmung und Begleitung<br />
des Legionellenausbruchs in<br />
<strong>Warstein</strong> durch engagiertes, zielgerichtetes<br />
und schnelles Handeln der<br />
beteiligten öffentlichen und öffentlich-rechtlichen<br />
Stellen und Institutionen<br />
einschließlich der involvierten<br />
Krankenhäuser und Hygieneexperten<br />
mit Blick auf andere<br />
Vorfälle dieser Art als bislang sehr<br />
glücklich und erfolgreich bewertet<br />
werden müssen. Die Reisewarnung<br />
in Bezug auf <strong>Warstein</strong> wurde am<br />
18. September 2013 nach 20 Tagen<br />
Gültigkeit aufgehoben.<br />
Prof. Dr.-Ing. Harro Bode,<br />
Ruhrverband<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt zur Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />
EAZ Netzwerk 1.indd 1 29.11.2012 18:46:38<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1199
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
<strong>Wasser</strong> wird in der Lipperegion knapper und wärmer<br />
Klimaprojekt dynaklim: Jetzt ist Anpassung notwendig<br />
In der Lippe und ihren Zuflüssen ist durch den prognostizierten Klimawandel in trockenen Monaten mit einem<br />
erheblichen Rückgang der verfügbaren Mengen an Grund- und Oberflächenwasser und gleichzeitig mit einer<br />
Verschlechterung der <strong>Wasser</strong>qualität zu rechnen, lautet das Fazit des dynaklim-Teilprojekts „Konkurrierende<br />
<strong>Wasser</strong>nutzungen an der Mittleren Lippe“. Ein Temperaturbereich oberhalb von 25 Grad wird im Sommer<br />
künftig häufiger erreicht, selbst <strong>Wasser</strong>temperaturen über 30 Grad Celsius werden sich einstellen. Die aktuell<br />
bereits bestehenden Nutzungskonkurrenzen werden deutlich verstärkt, dadurch sind neue, innovative Anpassungsstrategien<br />
und -instrumente erforderlich.<br />
Bei einer „schwimmenden Veranstaltung“<br />
auf dem Kanal-Fahrgastschiff<br />
Santa Monika III präsentierte<br />
dynaklim Anfang Oktober die<br />
Ergebnisse des Teilprojekts. Der<br />
dynaklim-Arbeitsbereich „Konkurrierende<br />
<strong>Wasser</strong>nutzungen an der<br />
Mittleren Lippe“ beschäftigt sich<br />
seit 2009 mit den Auswirkungen<br />
von prognostizierter Trockenheit<br />
und Hitze auf das zukünftige <strong>Wasser</strong>dargebot<br />
in der Region der mittleren<br />
Lippe, konkret der Region<br />
Dorsten, Haltern am See und Marl.<br />
Ein Schwerpunkt der Forschungsaktivitäten<br />
war die Etablierung<br />
der übergreifenden Arbeitsgruppe<br />
„Lippe-Grundwasser“.<br />
© Verena N. / pixelio.de<br />
Hier ist es dem Projekt gelungen,<br />
die relevanten Akteure – dazu zählen<br />
die Bezirksregierung Münster,<br />
der Kreis Recklinghausen, die Städte<br />
Dorsten, Haltern am See und Marl,<br />
der <strong>Wasser</strong>versorger RWW, die<br />
Landwirtschaftskammer NRW und<br />
die Biologische Station des Kreises<br />
Recklinghausen – <strong>zum</strong> Thema<br />
Grundwasserbewirtschaftung an<br />
einen Tisch zu holen. Bislang fünf<br />
gemeinsame Treffen der AG Lippe<br />
dienten einerseits der Identifikation<br />
von relevanten Nutzungskonkurrenzen<br />
mit Bezug <strong>zum</strong> Klimawandel<br />
und andererseits der Unterstützung<br />
der betroffenen <strong>Wasser</strong>nutzer sowie<br />
der Entwicklung von Sektor übergreifenden<br />
Kommunikations- und<br />
Ausgleichsmechanismen im Rahmen<br />
eines regionalen Dialogprozesses.<br />
Die <strong>Wasser</strong>nutzer an der Unteren<br />
Lippe formulieren ihre Nutzungsansprüche<br />
und entwickeln gleichberechtigt<br />
die gemeinsamen Bewirtschaftungsziele.<br />
Am Ende wurden<br />
von der AG insgesamt vier verschiedene<br />
Maßnahmenbündel verabschiedet,<br />
die u.a. konkrete organisatorische<br />
und technische Maßnahmen<br />
zur Bewältigung der zukünftigen<br />
Konkurrenzen enthalten.<br />
Die AG Lippe ist bereits sehr früh<br />
zu einem Pilotprojekt („<strong>Wasser</strong> im<br />
Dialog“) des dynaklim Vorhabens<br />
ausgewählt worden. Aus der AG<br />
Lippe-Grundwasser ergab sich der<br />
Aufhänger für die Bezirksregierung<br />
Münster und die beteiligten <strong>Wasser</strong>behörden,<br />
die behandelten Aspekte<br />
der Klimafolgenanpassung in einem<br />
weiteren Pilotversuch für die nächsten<br />
zwei Jahre im Vollzug in der<br />
Praxis zu testen. Unter anderem für<br />
die Klärung von rechtlichen Randbedingungen,<br />
Finanzierung und<br />
Umsetzung ist jedoch die Einbindung<br />
des NRW-Umweltministeriums<br />
erforderlich.<br />
Von besonderer Bedeutung sind<br />
die Ergebnisse der Modellrechnungen<br />
des Forschungsinstitutes für<br />
<strong>Wasser</strong>- und Abfallwirtschaft an der<br />
RWTH Aachen (FiW) e.V. und des<br />
LIPPEVERBAND für den Einfluss des<br />
Klimawandels auf die Gewässertemperatur<br />
der Lippe. Den Berechnungen<br />
liegt das Gewässergütemodell<br />
Lippe des Verbandes zugrunde.<br />
November 2013<br />
1200 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
Allein durch die Temperaturerhöhungen<br />
aufgrund des Klimawandels<br />
wird es zu erheblichen <strong>Wasser</strong>temperaturanstiegen<br />
in der Lippe<br />
kommen. Verglichen mit dem „Jahrhundertsommer<br />
2003“ wird die<br />
Temperatur der Lippe nochmals um<br />
bis zu 3 °C zunehmen. Temperaturen<br />
von deutlich über 30 °C sind<br />
dann nicht mehr eine Seltenheit,<br />
sondern treten regelmäßig auf. Dies<br />
hätte bislang unbekannte Folgen<br />
für die Fischfauna sowie für verschiedenste<br />
<strong>Wasser</strong>nutzungen an<br />
Gewässern wie die Trinkwassergewinnung.<br />
Vor dem Hintergrund der Ende<br />
2013 auslaufenden Fischgewässerverordnung<br />
hat das Landesumweltamt<br />
in Zusammenarbeit mit weiteren<br />
Fachinstitutionen im Auftrag<br />
des Umweltministeriums NRW<br />
(MKULNV) die Anforderungen an<br />
die <strong>Wasser</strong>temperatur der Fließgewässer<br />
aus Sicht der Fische und<br />
anderen Gewässerlebewesen be -<br />
trachtet. Dort wurde z. B. festgestellt,<br />
dass als maximale <strong>Wasser</strong>temperatur<br />
im Sommer für Tieflandgewässer<br />
25 °C nicht überschritten<br />
werden sollen. Diese Werte werden<br />
in der Lippe wohl schon in naher<br />
Zukunft deutlich überschritten werden.<br />
Ebenso hätte eine in diesen<br />
Dimensionen gesteigerte <strong>Wasser</strong>temperatur<br />
auch unmittelbare Auswirkungen<br />
auf die Qualität des entnommen<br />
Rohwassers zur Trinkwasseraufbereitung<br />
aus der fließenden<br />
Welle. Dies findet zwar nicht an der<br />
Lippe statt, jedoch z. B. an der Ruhr<br />
und an anderen Gewässern. Dort<br />
droht die Gefahr der Verkeimung<br />
und zusätzlicher Aufbereitungsaufwand<br />
durch etwa Kühlung des<br />
Trinkwassers. Eine Gefährdung der<br />
Bevölkerung besteht hierdurch<br />
allerdings nicht.<br />
Nicht erst kurzfristig, sondern<br />
schon jetzt zeigt sich zudem in<br />
dieser Region eine angespannte<br />
<strong>Wasser</strong>bilanz. Mitte 2012 hat die<br />
RWW (Rheinisch-Westfälische <strong>Wasser</strong>werksgesellschaft)<br />
für die Obere<br />
<strong>Wasser</strong>behörde eine aktualisierte<br />
<strong>Wasser</strong>bilanz ihrer Einzugsgebiete<br />
Holsterhausen, Üfter Mark und<br />
Blauer See erstellt und der Bezirksregierung<br />
Münster und dem Ministerium<br />
(MKULNV) vorgestellt. Die im<br />
Rahmen von dynaklim durchgeführte<br />
Prognose bestätigt die RWW-<br />
Daten. Die <strong>Wasser</strong>bilanz ist zwar<br />
unter der heutigen Entnahmekonstellation<br />
auf das Jahr gesehen in<br />
etwa ausgeglichen, in Trockenperioden<br />
führt jedoch eine zunehmende<br />
Anzahl von Grundwassernutzern<br />
dazu, dass streckenweise Bäche und<br />
Feuchtgebiete trockenfallen.<br />
Zum Abschluss der Veranstaltung<br />
diskutierten relevante Akteure<br />
aus und für die Region – Ulf Treseler<br />
(Bezirksregierung Münster), Dr. Olaf<br />
Niepagenkemper (Fischereiverband<br />
NRW), Birgit Apel (Landwirtschaftskammer<br />
NRW), Dr. Christoph Donner<br />
(RWW - Rheinisch-Westfälische<br />
<strong>Wasser</strong>werksgesellschaft) und Prof.<br />
Dr. Burkhard Teichgräber (Emschergenossenschaft/Lippeverband,<br />
WWK – <strong>Wasser</strong>verband Westdeutsche<br />
Kanäle) – die vorgestellten<br />
Ergebnisse auf der Grundlage folgender<br />
Thesen:<br />
##<br />
Der <strong>Wasser</strong>verband WWK be -<br />
treibt ein robustes Verkehrs- und<br />
Versorgungssystem mit den<br />
Kanälen und kann den Austausch<br />
mit der Lippe auch in<br />
Zukunft aufrechterhalten.<br />
##<br />
Die Gewässergüte der Lippe<br />
wird u.a. durch die klimatischen<br />
Veränderungen erheblich beeinflusst.<br />
Allein durch die Temperaturerhöhungen<br />
aufgrund des<br />
Klimawandels wird es zu erheblichen<br />
<strong>Wasser</strong>temperaturanstiegen<br />
in der Lippe und wahrscheinlich<br />
auch ähnlicher Fließgewässer<br />
kommen.<br />
##<br />
Die Trinkwasserversorgung der<br />
Region ist sicher aufgestellt und<br />
ausreichende Möglichkeiten zur<br />
Anpassung sind vorhanden.<br />
##<br />
Die Landwirtschaft stellt sich<br />
den Chancen und Risiken des<br />
Klimawandels durch angepasste<br />
Bewirtschaftung.<br />
##<br />
Eine gemeinschaftliche Strategieentwicklung<br />
ergänzt die<br />
behördliche Mengen- und Gütebewirtschaftung<br />
der <strong>Wasser</strong>ressourcen.<br />
Die Einbindung von<br />
Wissen, Kompetenzen und Aktivierung<br />
von Akzeptanz hilft,<br />
Nutzungsverbote zu vermeiden.<br />
##<br />
Es lohnt sich, das mittlerweile<br />
etablierte Netzwerk fortzusetzen.<br />
Das dynaklim-Projekt<br />
Das Forschungsprojekt dynaklim<br />
steht für „Dynamische Anpassung<br />
an den Klimawandel in der Emscher-<br />
Lippe-Region“ und läuft zunächst<br />
bis 2014. Federführend koordiniert<br />
wird dynaklim vom Forschungsinstitut<br />
für <strong>Wasser</strong>- und Abfallwirtschaft<br />
an der RWTH Aachen e.V. (FiW).<br />
Weitere Informationen zu dynaklim:<br />
www.dynaklim.de<br />
Die Lippe westlich<br />
von<br />
Lünen, Luftaufnahme.<br />
© N. Selisky,<br />
wikipedia.de<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1201
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
TU Berlin: Intelligente Kopplung von<br />
Regenwasser- und <strong>Abwasser</strong>management<br />
Gemeinsames Projekt der TU Berlin, der Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
und Umwelt und des Kompetenzzentrums <strong>Wasser</strong> Berlin zur Verbesserung der Gewässerqualität und<br />
des Stadtklimas.<br />
Mit dem Verbundforschungsprojekt<br />
KURAS soll am Fallbeispiel<br />
Berlin gezeigt werden, wie<br />
durch intelligent gekoppeltes<br />
Regenwasser- und <strong>Abwasser</strong>management<br />
die zukünftige <strong>Abwasser</strong>entsorgung,<br />
die Gewässerqualität,<br />
das Stadtklima und die Lebensqualität<br />
in der Stadt verbessert werden<br />
kann. Das Projekt hat ein Volumen<br />
von 4,5 Mio. Euro und wird durch<br />
das Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung gefördert. Die Projektkoordination<br />
übernehmen die<br />
TU Berlin und das Kompetenzzentrum<br />
<strong>Wasser</strong> Berlin. Das Projekt startete<br />
im Oktober 2013.<br />
Die in der Berliner Innenstadt<br />
über 140 Jahre gewachsene Mischwasser-Kanalisation<br />
garantiert einen<br />
hohen Hygienestandard und<br />
schützt die Stadt vor Überschwemmungen.<br />
Bei heftigen Regenfällen<br />
kommt sie aber immer wieder an<br />
ihre Kapazitätsgrenzen mit der<br />
Folge, dass mit Regen verdünntes<br />
Schmutzwasser direkt in die Gewässer<br />
abgeleitet werden muss und<br />
deren Qualität sich dadurch verschlechtert.<br />
Sinkender Trinkwasserverbrauch<br />
und seltene Regenfälle<br />
sorgen hingegen dafür, dass Kanäle<br />
ungespült bleiben und es zu Störungen<br />
in <strong>Abwasser</strong>pumpwerken,<br />
Verstopfungen und Korrosion in<br />
Kanälen und Geruchsbelästigungen<br />
aus Gullys kommt.<br />
Vor dem Hintergrund globaler<br />
Veränderungen durch den Klimawandel<br />
müssen nachhaltige Planungs-<br />
und Baukonzepte entwickelt<br />
werden, die den Anforderungen<br />
kommender Generationen<br />
gerecht werden.<br />
Die KURAS-Strategie heißt intelligente<br />
Netzbewirtschaftung: Viele<br />
kleine im Stadtgebiet verteilte<br />
Hochwasser in Berlin. © Corinna Hölzer / pixelio.de<br />
dezentrale Maßnahmen der ge -<br />
bäude- bzw. grundstücksbezogenen<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
wie Gründächer, Versickerungsmulden,<br />
Teiche und auch klassische<br />
Regenspeicher sollen dafür sorgen,<br />
dass die Aufnahmekapazität der<br />
Kanalisation seltener an ihre Grenzen<br />
stößt. Zudem können solche<br />
dezentralen Lösungen die städtische<br />
Wohn- und Freiraumqualität<br />
verbessern: Sie bringen Kühlung im<br />
Sommer und neue Grün- und <strong>Wasser</strong>flächen<br />
für Mensch und Natur.<br />
Berlin verfügt bereits heute über<br />
ein Pumpwerksleitsystem, um das<br />
<strong>Abwasser</strong> optimal auf sechs Klärwerke<br />
zu verteilen. Die Innovation<br />
des Projekts KURAS liegt darin, das<br />
Zusammenspiel neuer, dezentraler<br />
Lösungen mit der bestehenden<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgung zu untersuchen,<br />
zu bewerten und mit weiteren<br />
Themen zu vernetzen.<br />
Das Projekt KURAS soll vor allem<br />
Antworten auf zwei Fragen liefern:<br />
Welche Konsequenzen hat die<br />
Bewirtschaftung des <strong>Abwasser</strong>kanalnetzes<br />
vor dem Hintergrund<br />
immer länger werdender Perioden<br />
von Unterlast, aber auch der gleichzeitigen<br />
Verschärfung von Überlastphasen<br />
bei Starkregen? Und wie<br />
kann in dichten Siedlungsräumen<br />
ein Umgang mit Regenwasser organisiert<br />
werden, der die <strong>Abwasser</strong>bewirtschaftung<br />
unterstützt und den<br />
Nutzen für Bewohner und Umwelt<br />
optimiert?<br />
Ziele von KURAS:<br />
##<br />
Für <strong>Abwasser</strong>entsorger und<br />
kommunale Kanalnetze, die wie<br />
Berlin ein geringes Gefälle aufweisen,<br />
werden Handlungsoptionen<br />
zur Anpassung der <strong>Abwasser</strong>infrastruktur<br />
an den Klimawandel<br />
und deren Folgen er -<br />
arbeitet. Diese sollen Empfehlungen<br />
liefern für Maßnahmen,<br />
mit denen diese Infrastruktur vor<br />
dem Hintergrund der erwarteten<br />
Veränderungen langfristig<br />
November 2013<br />
1202 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
und zukunftsorientiert weiter<br />
betrieben, angepasst und ausgebaut<br />
werden kann.<br />
##<br />
Parallel dazu sollen verschiedene<br />
Möglichkeiten der Vernetzung<br />
von Konzepten der dezentralen<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
entwickelt und hinsichtlich<br />
ihrer Effekte auf Umwelt, Stadtklima,<br />
Bauphysik und Wirtschaftlichkeit<br />
verglichen werden. So<br />
werden bereits realisierte Berliner<br />
Modellvorhaben detailliert<br />
ausgewertet und Erkenntnisse<br />
und Empfehlungen für künftige<br />
Projekte dokumentiert.<br />
##<br />
Betreiber von <strong>Abwasser</strong>infrastrukturen<br />
sollen mit Prognosen,<br />
die durch Modellierung und<br />
Simulation des bestehenden<br />
<strong>Abwasser</strong>systems erarbeitet<br />
werden, Unterstützung dabei<br />
erhalten, das Kanalnetz trotz vermehrter<br />
Extremwettersituationen<br />
(Zunahme langer Trockenperioden,<br />
aber auch von Starkregen)<br />
zukunftssicher zu bewirtschaften.<br />
##<br />
Mit diesen Prognosemodellen<br />
sollen die Effekte der Maßnahmenvorschläge<br />
zur Vermeidung<br />
von Problemen im Kanalnetz<br />
nach langen Trockenwetterphasen<br />
sowie von Mischwassereinleitungen<br />
in Gewässer bei Starkregen<br />
überprüft werden.<br />
##<br />
Entwicklung von Vorschlägen für<br />
zukunftsfähige Finanzierungsmodelle<br />
und ordnungsrechtliche<br />
Maßnahmen zur Förderung<br />
dezentraler Regenwasserbewirtschaftungsmaßnahmen.<br />
##<br />
Simulation vernetzter Maßnahmen<br />
der Regenwasserbewirtschaftung<br />
und des <strong>Abwasser</strong>managements<br />
in realen Berliner<br />
Modellgebieten.<br />
Kontakt:<br />
Dr.-Ing. Bodo Weigert,<br />
Sprecher des Kompetenzzentrums<br />
<strong>Wasser</strong> Berlin gGmbH,<br />
Tel. (030) 53653 841,<br />
E-Mail: bodo.weigert@kompetenz-wasser.de,<br />
www.kompetenz-wasser.de<br />
Zur Zukunft der kommunalen <strong>Wasser</strong>wirtschaft:<br />
Neue Lösungen mit netWORKS 3<br />
Die Bevölkerungsentwicklung in den Städten verläuft höchst unterschiedlich: Während manche Stadtteile<br />
ungebremsten Zuzug erfahren, nimmt in anderen der Leerstand zu. Solche Prozesse bereiten den <strong>Wasser</strong>wirtschaftsbetrieben<br />
Probleme: Denn die Infrastrukturen für die <strong>Wasser</strong>ver- und <strong>Abwasser</strong>entsorgung lassen sich<br />
nicht kurzfristig auf den neuen Bedarf umstellen. Für eine nachhaltige Lösung solcher wasserwirtschaftlicher<br />
Probleme entwickelt das Forschungsprojekt netWORKS 3 intelligente Systemlösungen in Frankfurt am Main<br />
und Hamburg.<br />
Einmal gebaut, ist die kommunale<br />
<strong>Wasser</strong>infrastruktur auf eine<br />
jahrzehntelange Nutzung ausgelegt.<br />
Betreiber können kaum flexibel<br />
auf veränderte Rahmenbedingungen<br />
reagieren. Die Unterauslastung<br />
von Kanälen, Leitungen und<br />
Systemen, etwa in ländlichen Regionen,<br />
stellt dabei ebenso ein Problem<br />
dar, wie die Überlastung in<br />
städtischen Teilräumen. Ineffektive<br />
Infrastrukturen sind für die Betreiber<br />
vor allem im Hinblick auf ihren<br />
Energiebedarf kritisch, weil damit<br />
hohe Kosten verbunden sind.<br />
Die kommunalen Dienstleister<br />
sind deshalb auf flexible und ressourcenschonende<br />
Lösungen angewiesen.<br />
Hier setzt das Projekt net-<br />
WORKS 3 an: Unter der Leitung des<br />
▶▶<br />
Historischer Kanal unter der Gallusanlage in Frankfurt.<br />
© Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1203
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
ISOE – Institut für sozial-ökolo gische<br />
Forschung entwickelt und erprobt<br />
das Team aus Wissenschaft und<br />
Praxis neuartige Lösungen für die<br />
kommunale <strong>Wasser</strong>wirtschaft, die<br />
für unterschiedliche Bedarfe flexibel<br />
eingesetzt werden können.<br />
Intelligente wasserwirtschaftliche<br />
Systemlösungen<br />
für neue Wohnquartiere<br />
Diese Lösungen werden damit erstmals<br />
in größerem Maßstab in der<br />
Praxis eingesetzt. „Technisch gesehen<br />
können wir längst Wärme aus<br />
dem <strong>Abwasser</strong> zurückgewinnen,<br />
um nur ein Beispiel zu nennen“, sagt<br />
Projektleiter Jörg Felmeden vom<br />
ISOE. Das Problem sei aber, dass<br />
alternative Ansätze wie die Wärmerückgewinnung<br />
oder die Nutzung<br />
von aufbereitetem Grauwasser bisher<br />
kaum in größerem Maßstab in<br />
neue Wohnbauprojekte integriert<br />
worden seien. „Dadurch stehen dem<br />
Einsatz der modernen Technik noch<br />
viele Unsicherheiten gegenüber.<br />
Mögliche finanzielle oder auch juristische<br />
Hürden, die im konkreten Fall<br />
für die Hausbesitzer und -bewohner,<br />
aber auch für die kommunalen<br />
Dienstleister entstehen können,<br />
sind kaum bekannt.“<br />
Bestehende Trink- und <strong>Abwasser</strong>systeme<br />
trennen klar zwischen<br />
privatem und öffentlichem Verantwortungsbereich.<br />
„Auch die Grenzen<br />
zwischen Vermieter und Mieter,<br />
zwischen Hausbesitzer und Dienstleister<br />
sind bisher deutlich festgelegt.<br />
Mit den neuen technischen<br />
Lösungen müssen wir jetzt aber den<br />
Rechtsraum und auch den finanziellen<br />
Spielraum aller Beteiligten neu<br />
ausloten“, sagt Jens Libbe vom<br />
Deutschen Institut für Urbanistik<br />
(Difu), Kooperationspartner im Projekt.<br />
Über das as ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung<br />
Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung koordiniert das<br />
Projekt „netWORKS 3: Intelligente wasserwirtschaftliche Systemlösungen<br />
in Frankfurt am Main und Hamburg“. Forschungs- und Projektpartner<br />
sind das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu), Berlin,<br />
das Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik (WIP) an der<br />
Technischen Universität Berlin sowie COOPERATIVE – Infrastruktur<br />
und Umwelt, Reinheim. Praxispartner im Verbund sind die ABG<br />
FRANKFURT HOLDING und ABGnova GmbH sowie die Hamburger<br />
Stadtentwässerung AöR (HSE), ein Unternehmen von HAMBURG<br />
WASSER.<br />
netWORKS 3 wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) innerhalb der Fördermaßnahme „Intelligente und<br />
multifunktionelle Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung und <strong>Abwasser</strong>entsorgung (INIS)“ gefördert. Mit<br />
netWORKS 3 werden die Ergebnisse aus den beiden vorangegangenen<br />
Projekten des Forschungsverbunds netWORKS weiterentwickelt<br />
und umgesetzt.<br />
http://www.networks-group.de<br />
Alternativen für <strong>Wasser</strong>nutzung<br />
und <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
In ausgewählten Wohngebieten in<br />
Frankfurt am Main und Hamburg<br />
werden die verschiedenen neuen<br />
Systemlösungen simuliert, bewertet<br />
und umgesetzt. Sie zielen vor<br />
allem auf die Steigerung der Energie-<br />
und Ressourceneffizienz und<br />
auf eine nachhaltige <strong>Wasser</strong>nutzung<br />
und <strong>Abwasser</strong>behandlung. Im<br />
Vordergrund stehen dabei u.a. die<br />
Rückgewinnung von Wärme aus<br />
<strong>Abwasser</strong> und deren Nutzung <strong>zum</strong><br />
Heizen und die Aufbereitung und<br />
anschließende Verwendung von<br />
sogenanntem Grauwasser. Dies eignet<br />
sich für die Toilettenspülung,<br />
zur Nutzung für Wasch- und<br />
Geschirrspülmaschine oder auch für<br />
die Gartenbewässerung. Im Zuge<br />
des Projekts wird es auch darum<br />
gehen, die Akzeptanz solcher alternativen<br />
Verwendungen durch die<br />
Nutzerinnen und Nutzer zu ermitteln.<br />
Modellgebiete Frankfurt am<br />
Main und Hamburg<br />
In der Salvador-Allende-Straße im<br />
Frankfurter Stadtteil Bockenheim ist<br />
ein Passivhausneubau mit rund 70<br />
Wohnungen und einer Kindertagesstätte<br />
geplant. Der Bauantrag durch<br />
die Praxispartner ABG FRANKFURT<br />
HOLDING und ABGnova wurde<br />
bereits eingereicht. Hier wird die<br />
Wärmerückgewinnung aus dem<br />
<strong>Abwasser</strong> umgesetzt und als Maßnahme<br />
der energetischen Optimierung<br />
des Wohnblocks erprobt.<br />
Zusätzlich wird in der Hälfte des<br />
Gebäudes die Verwendung des<br />
aufbereiteten Grauwassers für die<br />
Toilettenspülung umgesetzt.<br />
In Hamburg werden im Rahmen<br />
des Forschungsvorhabens geeignete<br />
Modellgebiete/Quartiere identifiziert,<br />
auf ihre Transformationsfähigkeit<br />
hin überprüft und hinsichtlich<br />
der technischen Mach -<br />
barkeit und deren Auswirkungen<br />
auf das Gesamtsystem der Hamburger<br />
Stadtentwässerung untersucht.<br />
Dazu werden die technisch-wirtschaftlichen<br />
Daten zu <strong>Wasser</strong>-, Energie-<br />
und Stoffströmen der <strong>Wasser</strong>infrastruktursysteme<br />
erhoben, aufbereitet,<br />
modelliert und analysiert.<br />
Der Schwerpunkt liegt hierbei auf<br />
Überlegungen <strong>zum</strong> Um- und Ausbau<br />
bestehender Quartiere und<br />
ihrer zeitlichen Abfolge.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.isoe.de<br />
November 2013<br />
1204 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
<strong>Wasser</strong>fall der Selke in der Umgebung von Alexisbad im Harz. An der Selke, einem Nebenfluss der Bode,<br />
studieren die UFZ-Forscher, wie morphologische Strukturen im Flussbett wie etwa Kiesbänke und Meanderschlaufen<br />
den Austausch von Flusswasser mit dem Sediment beeinflussen. Das Langzeitobservatorium<br />
TERENO ist eine der Infrastrukturen, die Teil des neuen <strong>Wasser</strong>forschungszentrums CAWR sind.<br />
© André Künzelmann/ UFZ<br />
Neues Zentrum für <strong>Wasser</strong>forschung<br />
TU Dresden und UFZ bündeln ihre Kapazitäten<br />
Mit über 500 Forschenden entsteht in Sachsen und Sachsen-Anhalt eines der größten Zentren für <strong>Wasser</strong>forschung<br />
in Europa: „Das Center for Advanced Water Research (CAWR)“. Der Kooperationsvertrag wurde im<br />
Oktober 2013, von der Technischen Universität Dresden und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung<br />
(UFZ) unterzeichnet. Beide Partner wollen durch das neue Zentrum ihre bereits bestehenden Kapazitäten bündeln,<br />
um so gemeinsam zur Lösung globaler Probleme der integrierten <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung beizutragen.<br />
Mit dem CAWR bekommt die strategische Kooperation beider Partner eine neue Qualität.<br />
Obwohl der Zugang zu sauberem<br />
<strong>Wasser</strong> von den Vereinten<br />
Nationen bereits seit 2010 als Menschenrecht<br />
anerkannt ist, leidet<br />
weltweit immer noch rund eine<br />
dreiviertel Milliarde Menschen an<br />
akutem <strong>Wasser</strong>mangel. Mit zunehmender<br />
Bevölkerung werden sich<br />
diese Probleme in vielen Regionen<br />
der Erde weiter verschärfen. Schätzungen<br />
zufolge werden im Jahre<br />
2050 bereits über 2 Mrd. Menschen<br />
in Regionen mit akuter <strong>Wasser</strong>knappheit<br />
leben. Adäquate Lösungsansätze<br />
aus einer über 100-jährigen<br />
Forschungstradition in Deutschland<br />
können helfen, die großen Herausforderungen<br />
im <strong>Wasser</strong>bereich zu<br />
bewältigen. „Mit der Gründung des<br />
„Center for Advanced Water<br />
Research“ reagieren wir auf diese<br />
Herausforderungen mit integrierten<br />
Ansätzen. Komplexe Herausforderungen<br />
können nicht mit Einzellösungen<br />
bedient werden. Hand in<br />
Hand mit den wichtigsten Partnern<br />
<strong>zum</strong> Thema <strong>Wasser</strong> und nachhaltige<br />
Entwicklung wollen wir unsere<br />
wissenschaftlichen Kompetenzen<br />
bereitstellen, die Lehre strategisch<br />
entwickeln und einen erfolgreichen<br />
Transfer unserer Kompetenzen in<br />
Wirtschaft, Politik und Gesellschaft<br />
national und international ermöglichen“,<br />
betont Prof. Dr. Hans Müller-<br />
Steinhagen, Rektor der TU Dresden.<br />
▶▶<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1205
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Sowohl für die TUD als auch für das<br />
UFZ steht das Thema <strong>Wasser</strong> an<br />
zentraler Stelle. „Bereits seit vielen<br />
Jahren kooperieren wir erfolgreich<br />
in nationalen und internationalen<br />
Projekten, in der Lehre sowie beim<br />
Aufbau der Water Science Alliance,<br />
der Plattform der deutschen<br />
<strong>Wasser</strong>forschungs-Community. Mit<br />
dem „Center for Advanced Water<br />
Research“ wird die Region Dresden-<br />
Leipzig-Magdeburg-Halle zu einem<br />
internationalen Dreh- und Angelpunkt<br />
der <strong>Wasser</strong>szene“, un terstreicht<br />
Prof. Dr. Georg Teutsch,<br />
Wissenschaftlicher Geschäftsführer<br />
des UFZ.<br />
Umfangreiche Aktivitäten<br />
<strong>Wasser</strong>forschung ist an der TU Dresden<br />
mit rund 250 wissenschaftlichen<br />
Mitarbeitern und 25 Professuren<br />
eines der Schwerpunktthemen,<br />
die die Universität im Rahmen der<br />
Exzellenzinitiative definiert hat und<br />
bei dem sie auf die einmalige Konzentration<br />
an Hydrowissenschaften<br />
setzt.<br />
Die lange Tradition der Hydrowissenschaften<br />
hat 2012 durch die<br />
Gründung des FLORES-Instituts der<br />
UN-Universität mit dem Thema<br />
„<strong>Wasser</strong>-Boden-Abfall“ neue Impulse<br />
bekommen. Seit vielen Jahren bildet<br />
die TUD nicht nur Studenten auf<br />
diesem Gebiet aus, sondern bietet<br />
im Auftrag von UNEP und UNESCO<br />
über das Postgraduiertenzentrum<br />
CIPSEM zudem Führungskräften aus<br />
Entwicklungs- und Schwellenländern<br />
eine fundierte Ausbildung im<br />
<strong>Wasser</strong>bereich.<br />
<strong>Wasser</strong>forschung bildet auch am<br />
UFZ mit rund 280 wissenschaftlichen<br />
Mitarbeitern und 23 gemeinsamen<br />
Professuren zusammen mit<br />
Partneruniversitäten einen Schwerpunkt.<br />
Das UFZ ist seit 2010 maßgeblich<br />
an der Entwicklung und am<br />
Aufbau der „Water Science Alliance“,<br />
einem Netzwerk zur Stärkung<br />
der deutschen <strong>Wasser</strong>forschung auf<br />
nationaler, europäischer und internationaler<br />
Ebene, beteiligt und<br />
koordiniert die Forschungsaktivitäten<br />
des Helmholtz <strong>Wasser</strong>-Netzwerkes.<br />
Mit den TERENO- und TERENO-<br />
MED-Beobachtungsplattformen der<br />
Helmholtz-Gemeinschaft bringt es<br />
zudem eine große Forschungsinfrastruktur<br />
in die Partnerschaft ein.<br />
Zahlreiche gemeinsame<br />
Projekte<br />
Zu einem der zahlreichen Beispiele<br />
für die fruchtbare Kooperation zwischen<br />
TUD und UFZ zählt eine interdisziplinäre<br />
Studie, die sich – vor<br />
dem Hintergrund der Umsetzung<br />
der Europäischen <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
(WWRL) – mit der Verbesserung<br />
der Gewässerqualität am<br />
Westlichen Bug, im Grenzgebiet<br />
zwischen Ukraine, Weißrussland<br />
und Polen, befasst hat. Die konkreten<br />
Arbeiten erstreckten sich dabei<br />
von naturwissenschaftlicher Forschung<br />
über sozialwissenschaftliche<br />
Forschung bis hin <strong>zum</strong> Aufbau<br />
von Kapazitäten und Verbandsstrukturen<br />
für Betreiber. Im Mittelpunkt<br />
standen Untersuchungen zu<br />
Herkunft, Transport und Abbau von<br />
Nähr- und Schadstoffen, was mit<br />
innovativen Entwicklungen und<br />
Kopplungen von Simulationsmodellen<br />
erreicht werden konnte.<br />
Damit die Ergebnisse der Forschung<br />
auch zur Anwendung kommen,<br />
wurden außerdem die politischen<br />
und sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen<br />
der Westukraine analysiert<br />
und aufgezeigt, wo die maßgebenden<br />
institutionellen und ökonomischen<br />
Hemmnisse für eine<br />
Umsetzung der Vorschläge liegen.<br />
Integriertes <strong>Wasser</strong>ressourcen-Management<br />
Das „Center for Advanced Water<br />
Research“ deckt ein breites Spektrum<br />
an Themen ab: Geforscht wird<br />
zu naturwissenschaftlichen Fragen<br />
der <strong>Wasser</strong>qualität, des integrierten<br />
Managements von <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
in Trockengebieten und urbanen<br />
Räumen als auch zu sozialwissenschaftlichen<br />
Aspekten der <strong>Wasser</strong>politik<br />
und des Wandels von<br />
Gesellschaft und Klima. Neben der<br />
Forschung wird sich das Zentrum<br />
auch der Lehre und dem Transfer<br />
der Forschungsergebnisse widmen.<br />
Das „Center for Advanced Water<br />
Research“ vereint die bisherigen<br />
Arbeitsgruppen beider Partner, wird<br />
durch ein Koordinationsbüro geleitet<br />
und durch einen internationalen<br />
Beirat unterstützt.<br />
Kontakt:<br />
Jörg Seegert<br />
Technische Universität Dresden,<br />
Tel. (0351) 463-35477<br />
Elisabeth H. Krüger<br />
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung<br />
(UFZ),<br />
Tel. (0341) 235-1671<br />
Weitere Informationen:<br />
http://„Center for Advanced Water Research“<br />
(CAWR)<br />
http://www.cawr.de/<br />
November 2013<br />
1206 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
Mission (Im)possible<br />
Meteorologen wollen den Abfluss in großen Flusseinzugsgebieten zuverlässiger<br />
vorhersagen<br />
Eine neue Forschergruppe in den Geowissenschaften verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Die Wissenschaftler wollen<br />
beweisen, dass sie mit gemessenen Daten und physikalisch-mathematischen Modellen in Flusseinzugsgebieten<br />
die wichtigsten Prozesse des fließenden <strong>Wasser</strong>s soweit erfassen können, um präzise Abflussvorhersagen<br />
zu treffen. Die gemessenen Daten stammen von Satelliten, Regenradaren und einigen konventionellen Messungen.<br />
Sprecher der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in den nächsten drei Jahren mit über<br />
zwei Millionen Euro geförderten Forschergruppe ist der Meteorologe Prof. Dr. Clemens Simmer von der Universität<br />
Bonn.<br />
Die meisten herkömmlichen Vorhersagemodelle<br />
für Flusseinzugsgebiete<br />
setzen die Menge des<br />
gefallenen Niederschlags in Form<br />
von Regen und Schnee mit den im<br />
Fluss fließenden <strong>Wasser</strong>mengen in<br />
Relation. „Hierzu werden die hochkomplexen<br />
Prozesse auf möglichst<br />
wenige konzeptionelle Beziehungen<br />
reduziert und statistisch so<br />
angepasst, dass die berechneten<br />
und die in der Realität gemessenen<br />
Daten bestmöglich übereinstimmen“,<br />
sagt Sprecher Prof. Dr.<br />
Clemens Simmer vom Meteorologischen<br />
Institut der Universität<br />
Bonn. Die Wissenschaftler der<br />
neuen Forschergruppe verfolgen<br />
weit ehrgeizigere Ziele: Sie wollen<br />
die wahren physikalischen Zusammenhänge<br />
soweit wie möglich in<br />
den Modellen reproduzieren, um<br />
den Abfluss in mehrere Tausend<br />
Quadratkilometer großen Flusseinzugsgebieten<br />
ohne statistische<br />
Anpassungen und zuverlässiger<br />
vorhersagen zu können als bisher.<br />
Wissenschaftler wollen hoch<br />
aufgelöste Satellitendaten<br />
nutzen<br />
Um diese Berechnungen zu ermöglichen,<br />
müssen neben dem Niederschlag<br />
im Einzugsgebiet des Flusses<br />
z. B. auch die Grundwasserstände,<br />
die Bodenfeuchteverteilung sowie<br />
die Verdunstung aus dem Boden<br />
und den Pflanzen erfasst werden.<br />
„Viele Wissenschaftler halten das für<br />
eine »mission impossible«, schon<br />
weil sie nicht glauben, dass es hierfür<br />
Dreidimensionales Modell eines Flusseinzugsgebietes: Die unterschiedlichen<br />
Farben stellen die Bodenfeuchte dar: rot bedeutet trocken, grün<br />
feucht und blau nass. © Prabhakar Shresta/Uni Bonn<br />
je ausreichend gute Messungen<br />
geben wird“, sagt der Meteorologe<br />
der Universität Bonn. Die Forscher<br />
sind jedoch davon überzeugt, dass<br />
es hierzu nur einer intelligenten Nutzung<br />
der bereits verfügbaren Messungen,<br />
z. B. von Satelliten, be darf,<br />
wie es derzeit bereits bei der Wettervorhersage<br />
über die sogenannte<br />
Datenassimilation praktiziert wird.<br />
Um den Beweis antreten zu können,<br />
dass scheinbar Unmögliches<br />
tatsächlich möglich werden kann,<br />
wollen sie den Supercomputer im<br />
Forschungszentrum Jülich ein<br />
künstliches Einzugsgebiet mit allen<br />
Details generieren lassen. Dabei<br />
hilft das High-Performance-Scientific<br />
Computing Centre für Terrestrische<br />
Systeme (HPC-TerrSys) des<br />
Geoverbunds ABC/J. In einem ersten<br />
Schritt sollen daraus übliche<br />
Beobachtungen, auch von Satelliten<br />
und Wetterradaren, simuliert<br />
werden. „Anschließend tun wir so,<br />
als würden wir die vorangegangenen<br />
Berechnungen nicht kennen<br />
und nutzen nur die virtuellen Mes-<br />
▶▶<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1207
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
sungen, um daraus den Abfluss im<br />
Flusseinzugsgebiet zu berechnen“,<br />
erläutert Prof. Simmer. Danach prüfen<br />
die Wissenschaftler, wie gut ihr<br />
Modell funktioniert, indem sie die<br />
Ausgangsdaten des virtuell generierten<br />
Flusseinzugsgebietes mit<br />
den Berechnungen vergleichen.<br />
Grundlagenforschung er <br />
möglicht viele Anwendungen<br />
Die Ergebnisse aus der Grundlagenforschung<br />
könnten auch vielen<br />
angewandten Fragestellungen zu -<br />
gutekommen. „Neben dem Abfluss<br />
in einem Flusseinzugsgebiet werden<br />
dann automatisch auch <strong>Wasser</strong>stände<br />
und damit mögliche Überflutungen<br />
prognostiziert“, sagt Prof.<br />
Simmer. Auch für die Vorhersage<br />
des <strong>Wasser</strong>stands in Talsperren und<br />
die Bodenfeuchte in der Landwirtschaft<br />
sind solche Modelle von großer<br />
Bedeutung.<br />
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) fördert die Forschergruppe<br />
„Data Assimilation for<br />
Improved Characterisation of Fluxes<br />
Across Compartmental Interfaces“<br />
in den nächsten drei Jahren mit<br />
über 2 Mio. Euro. An dem Projekt<br />
sind Boden- und Geophysiker,<br />
Hydrogeologen, Umweltphysiker,<br />
Strömungsmechaniker und Meteorologen<br />
der Universitäten Augsburg,<br />
Bonn, Hamburg, Hannover<br />
und Tübingen, die European Space<br />
Agency (ESA) sowie Institute der<br />
Helmholtz-Gemeinschaft in Jülich<br />
und Leipzig beteiligt.<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr. Clemens Simmer,<br />
Meteorologisches Institut<br />
der Universität Bonn,<br />
Tel. (0228) 73-5181,<br />
E-Mail: csimmer@uni-bonn.de<br />
Planung, Fachkräfte und Überwachung sind<br />
elementare Faktoren der Kanalsanierung<br />
Gute Planung, qualifizierte Fachkräfte und die regelmäßige Überwachung während der Bauphase – darauf<br />
kommt es bei der modernen Sanierung von Schächten, Anschlüssen und Anschlussleitungen an. Dies ist das<br />
einstimmige Ergebnis der zwölften Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung. Im September 2013 konnten<br />
280 Teilnehmer neue Erkenntnisse <strong>zum</strong> Thema Reparatur und Renovierung in Fachvorträgen und einer begleitenden<br />
Hausmesse gewinnen. Dabei ging es nicht nur um verschiedene Verfahren der Schachtsanierung, sondern<br />
auch um Vorschriften und Normen, die insbesondere bei den Reparatursystemen noch Lücken aufweisen.<br />
Fachbeirat der<br />
Nürnberger<br />
Kolloquien zur<br />
Kanalsanierung:<br />
(v.l.n.r.)<br />
Burghard Hagspiel,<br />
Dieter<br />
Walter, Dr.<br />
Ursula Baumeister,<br />
Stefan<br />
Dümler, Prof.<br />
Werner Krick.<br />
Die Nürnberger Kolloquien zur<br />
Kanalsanierung standen in diesem<br />
Jahr unter dem Motto „Reparatur<br />
und Renovierung“. Sieben Referenten<br />
gaben ihr Know-how im<br />
Bereich Kanalsanierung an Interessenten<br />
aus Gemeinden und Behörden<br />
weiter. Auf der begleitenden<br />
Hausmesse mit gut 40 Ausstellern<br />
blieb zudem genügend Zeit für weiteren<br />
Austausch und Fachgespräche.<br />
Das zentrale Thema war die<br />
Reparatur von Schächten, Anschlüssen<br />
und Anschlussleitungen.<br />
Dipl.-Ing. Dieter Walter, Prüfingenieur<br />
beim Güteschutz Kanalbau<br />
e. V., erklärte, worauf beim Neubau<br />
und nachträglicher Herstellung von<br />
Anschlüssen an den Hauptkanal zu<br />
achten ist. Neben den Grundlagen,<br />
Methoden und Materialien wurde<br />
auch die Dokumentation vor und<br />
nach den Baumaßnahmen diskutiert.<br />
„Es ist ein Umdenken in der<br />
Planung und Bauüberwachung<br />
erforderlich“, sagte Walter. „Die<br />
Umsetzung aller an die Herstellung<br />
der Anschlüsse gestellten Anforderungen<br />
ist die Grundlage für eine<br />
langfristige und betriebssichere<br />
Nutzungsdauer der Entwässerungs-<br />
November 2013<br />
1208 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
systeme. Risiken wie Querrisse im<br />
Kanal, die durch unsachgemäßen<br />
Einbau entstehen, können nur vermieden<br />
werden, wenn qualifizierte<br />
Fachleute am Werk sind.“ Den Herstellerangaben<br />
von Bauteilen und<br />
Materialien werde in der Praxis zu<br />
wenig Beachtung geschenkt, so<br />
Walter weiter. Dies zeigten insbesondere<br />
Schadensbilder wie einragende<br />
Anschlüsse, Quer- und<br />
Längsrisse sowie undichte An -<br />
schlussanbindungen am Kanalrohr.<br />
Der Fehler stecke oft im Detail: Bohrungen,<br />
die nicht den Herstellervorgaben<br />
entsprechen, unsauberes<br />
Schweißen oder falsch ausgewählte<br />
Anschlussformstücke könnten die<br />
Dichtheit des Systems negativ<br />
beeinflussen.<br />
Vor der Sanierungsplanung ist<br />
deshalb zunächst die Zustandserfassung<br />
und Dokumentation der<br />
Schäden das A und O. Erst dann<br />
können konkrete Sanierungskonzepte<br />
definiert werden, welche<br />
wiederum maßgeblich die Entscheidung<br />
für oder gegen ein Sanierungsverfahren<br />
beeinflussen. Entscheidungen,<br />
welches Sanierungsverfahren<br />
und Material zu welchem<br />
Einsatzzeitpunkt verwendet werden,<br />
sollte nur durch Planer in der<br />
Sanierung getroffen werden. Das<br />
weiß auch Dipl.-Ing. Martin Liebscher<br />
vom Institut für Unterirdische<br />
Infrastruktur (IKT), der sich mit dem<br />
Thema Schachtsanierung auseinandergesetzt<br />
hat. Denn die Verfahren<br />
und verwendbaren Materialen sind<br />
zahlreich und nicht immer ist einfach<br />
abzuschätzen, welches Vorgehen<br />
bei welchen Schäden im<br />
Schacht am besten geeignet ist. „Wir<br />
haben die Abdichtung der verschiedenen<br />
Materialen überprüft. Gele<br />
und Harze zeigen dabei eine gute<br />
Wirkung – auch bei mehrtägigem<br />
Außendruck. Nach einem Zeitraum<br />
von etwa fünf Monaten fielen<br />
jedoch nennenswerte Undichtheiten<br />
auf“, so Liebscher vom IKT.<br />
Stopfmörtel zeige schon kurzfristig<br />
eine deutlich schlechtere Abdichtwirkung<br />
und empfehle sich hauptsächlich<br />
für eine Erstabdichtung als<br />
Vorbereitung für eine weiterführende<br />
Injektionsmaßnahme.<br />
Nicht nur Material- und Verfahrensentscheidungen,<br />
sondern<br />
auch gängige Normen, Vorschriften<br />
und Rechtsgrundlagen wurden<br />
beleuchtet. Diese kommen u. a. bei<br />
An schlussleitungen von privaten<br />
Grundstücken in das öffentliche<br />
Kanalsystem <strong>zum</strong> Tragen. Denn<br />
die Gewässerverunreinigung durch<br />
eine undichte Anschlussleitung ist<br />
nach deutschem Recht strafbar.<br />
Deshalb sieht die DIN 1986-30 eine<br />
Schadensfeststellung der Anlagen<br />
nach 20 Jahren vor. Dipl.-Ing. Markus<br />
Buda, Projektleiter und Zertifizierter<br />
Kanalsanierungsberater bei<br />
Oppermann GmbH Ingenieurbüro<br />
– Beratende Ingenieure, erläuterte<br />
in Nürnberg, worauf bei der Analyse<br />
der Schäden zu achten ist. Da<br />
neben fachkundigem Personal aus<br />
Kommunen auch Privatpersonen<br />
mit der Thematik konfrontiert werden,<br />
eigne sich, so sein Vorschlag,<br />
eine Zustandsbewertung im<br />
Ampelsystem. Ob ein dringender,<br />
mittelfristiger oder gar kein Handlungsbedarf<br />
zur Sanierung vorliege,<br />
sei so für jedermann ersichtlich.<br />
In einem Punkt waren sich alle<br />
Referenten einig: Die systematische<br />
Planung bildet die Grundlage für<br />
eine ordentliche Kanalsanierung –<br />
qualifizierte Fachkräfte und eine<br />
kontinuierliche Überwachung der<br />
Baumaßnahmen führen die Sanierung<br />
schließlich <strong>zum</strong> Erfolg. Nur<br />
durch eine ordentliche Analyse und<br />
anschließenden Dokumentation<br />
der Schäden können Fehler von<br />
Anfang an vermieden werden. Deshalb<br />
liegen den Veranstaltern die<br />
Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung<br />
am Herzen, denn durch<br />
entsprechende Weiterbildung wird<br />
bestehendes Potenzial von Fachkräften<br />
optimal genutzt. „Mit den<br />
Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung<br />
bieten wir seit vielen Jahren<br />
aktuelle und praxisnahe Themen<br />
rund um die Kanalsanierung.<br />
Mit Expertenvorträgen aus Industrie,<br />
Kommune und Wissenschaft<br />
bleiben wir inhaltlich am Puls der<br />
Zeit und bieten gleichzeitig profundes<br />
Wissen“, erzählt Prof. Werner<br />
Krick, wissenschaftlicher Leiter der<br />
Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung<br />
und Professor für Siedlungswasserwirtschaft<br />
der Fakultät<br />
Bauingenieurwesen an der Technischen<br />
Hochschule Nürnberg: „Der<br />
Erfolg gibt uns seit zwölf Jahren<br />
Recht.“<br />
Weitere Informationen:<br />
www.verbund-iq.de<br />
Über 280 Teilnehmer<br />
ließen<br />
sich von den<br />
Experten der<br />
Nürnberger<br />
Kolloquien zur<br />
Kanalsanierung<br />
auf den<br />
neuesten Stand<br />
bringen.<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1209
Der neue Band aus der<br />
Reihe <strong>gwf</strong> Praxiswissen<br />
Geothermie<br />
Geothermie, die Nutzung von Erdwärme, ist auf den ersten Blick eine umweltfreundliche<br />
und wirtschaftliche Alternative zur konventionellen Wärmeerzeugung<br />
– gerade auch aufgrund der seit Jahren steigenden Kosten für fossile Energieträger.<br />
Der Wärmevorrat der Erde ist gewaltig: Theoretisch ließe sich damit der<br />
Welt energiebedarf für die nächsten 30 Millionen Jahre decken. Die zunehmende<br />
Akzep tanz dieser alternativen Technologie in der Bevölkerung beschert Handwerk,<br />
Bohrunternehmen und Planern zusätzliche Aufträge und Umsatzsteigerungen.<br />
Doch die Nutzung der Erdwärme ist nicht ganz unproblematisch: Hinsichtlich<br />
des Trinkwasserschutzes ist die oberflächennahe Geothermie ein Eingriff in die<br />
Ressource Grundwasser, dessen Langzeitfolgen noch nicht abschätzbar sind.<br />
Im vorliegenden Band der <strong>gwf</strong>-Reihe Praxiswissen werden einerseits die Spannungsfelder<br />
erörtert, andererseits wegweisende Projekte für eine nachhaltige Energiegewinnung<br />
vorgestellt.<br />
Hrsg.: Christine Ziegler<br />
1. Auflage 2013<br />
200 Seiten, vierfarbig, Broschur<br />
Erhältlich in 2 Varianten<br />
www.di-verlag.de<br />
Sie haben die Wahl!<br />
Buch<br />
Buch + Datenträger (inkl. eBook)<br />
Edition<br />
Das Buch erscheint im DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
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ZUKUNFT<br />
Bestellung per Fax: +49 201 / 820 Deutscher 02-34 Industrieverlag oder GmbH abtrennen | Arnulfstr. und 124 im | Fensterumschlag 80636 München einsenden<br />
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<strong>gwf</strong> Praxiswissen, Band VI<br />
1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7104-1 für € 54,90 (zzgl. Versand)<br />
<strong>gwf</strong> Praxiswissen, Band VI + Datenträger (inkl. eBook)<br />
1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7105-8 für € 69,90 (zzgl. Versand)<br />
Firma/Institution<br />
Vorname, Name des Empfängers<br />
Straße / Postfach, Nr.<br />
Land, PLZ, Ort<br />
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Vulkan-Verlag GmbH<br />
Versandbuchhandlung<br />
Postfach 10 39 62<br />
45039 Essen<br />
E-Mail<br />
Branche / Wirtschaftszweig<br />
Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />
Bank, Ort<br />
Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />
Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />
Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />
Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />
Bankleitzahl<br />
Ort, Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
PAPWGT0113<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />
vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
ABWASSERWÄRMENUTZUNG<br />
SONDERAUSGABE<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff<br />
08/13<br />
D e r e . q u a N e w s l e t t e r<br />
Netzwerk Energierückgewinnung<br />
und Ressourcenmanagement<br />
Das e.qua Netzwerk berichtet<br />
Im Gespräch Aus dem Netzwerk Aus dem Netzwerk<br />
Netzwerkmitglied Sortimo<br />
International GmbH:<br />
Interview mit dem Leiter und Verantwortlichen<br />
der Abteilung Business<br />
Solution Herrn Oliver Baier<br />
Innovation und Service stehen bei<br />
Sortimo an erster Stelle. Herr Oliver<br />
Baier beantwortet Fragen <strong>zum</strong> Unternehmen.<br />
................................... Seite 2<br />
Eine für alles:<br />
AWADUKT FLEX-CONNECT –<br />
die neue universelle Rohrkupplung<br />
von REHAU<br />
Der Polymerspezialist REHAU<br />
präsentiert eine universelle Lösung<br />
für die Verbindung von Kanalrohrsystemen<br />
fast aller Materialien und<br />
Durchmesser. ........................... Seite 4<br />
Abluftbehandlung ohne<br />
Verbrauchsmaterialien:<br />
Abluftbehandlung Uni-CleanAir 3000<br />
Die Firma Unitechnics stellt den<br />
Uni-CleanAir 3000 vor, eine Art<br />
der Abluftbehandlung, die keine<br />
Verbrauchsmaterialien benötigt<br />
und einen stabilen Wirkungsgrad<br />
aufweist. .................................. Seite 5<br />
HTI<br />
HANDEL FÜR TIEFBAU<br />
UND INDUSTRIETECHNIK<br />
Aus dem Netzwerk<br />
Themenallianz AWN<br />
THEMENALLIANZ<br />
Das e.qua Netzwerkmitglied<br />
HTI stellt vor:<br />
Schnell, einfach, sicher<br />
STRAUB-PLAST-PRO<br />
Schnell, einfach, sicher –<br />
STRAUB-PLAST-PRO<br />
Die schnelle und einfache Verbindung<br />
von Druckrohren aus Polyethylen (PE)<br />
für die Verwendung in der <strong>Wasser</strong>versorgung,<br />
Druckentwässerung, Industrie<br />
und im Deponiebau. ................. Seite 7<br />
Neues innovatives Projekt<br />
zur <strong>Abwasser</strong>wärmerückgewinnung:<br />
Der Hellweg-Baumarkt<br />
Berlin-Schöneberg<br />
Die Fa. Hellweg errichtete in Berlin-<br />
Schöneberg einen neuen Baumarkt,<br />
welcher zukunftsweisend mit einer<br />
bivalent arbeitenden Wärmepumpenanlage<br />
zur Senkung des Gasverbrauches<br />
ausgerüstet wurde. ........... Seite 8
Im Gespräch<br />
Netzwerkmitglied<br />
Sortimo International GmbH:<br />
Interview mit dem Leiter und Verantwortlichen<br />
der Abteilung Sortimo Business Solution Herrn Oliver Baier<br />
Herr Baier wie würden Sie das neue Netzwerkmitglied<br />
der e.qua, Sortimo, kurz<br />
beschreiben?<br />
Sortimo entwickelt, verkauft und fertigt<br />
seit 40 Jahren intelligente Fahrzeugeinrichtungslösungen<br />
für Handwerk, Handel<br />
und Industrie. Das Unternehmen stattet<br />
Fahrzeuge mit Regalen, Boxen und individuellen<br />
Einrichtungen aus, um optimale<br />
Sicherheit und Ordnung im Laderaum zu<br />
schaffen. Als Markt- und Technologieführer<br />
stehen Innovation und Service bei Sortimo<br />
an erster Stelle. Von der kleinsten Box bis<br />
hin <strong>zum</strong> kompletten Einrichtungssystem<br />
hat das Unternehmen für jedes Fahrzeug<br />
und jedes Gewerk eine passende Lösung.<br />
Welche Kundengruppe sind die Schlüsselkunden<br />
und Hauptinteressenten Ihrer<br />
Produkte?<br />
Sortimo produziert und verbaut individuelle<br />
Fahrzeugeinrichtungen für Handwerk,<br />
Handel und Industrie. Bei allen Kundengruppen<br />
verfolgt Sortimo das gleiche Ziel:<br />
Den Arbeitsalltag der Kunden durch intelligente<br />
mobile Lösungen so leicht und effizient<br />
wie möglich zu gestalten.<br />
Mit der Mitgliedschaft im Energie-Netzwerk<br />
e.qua setzt Sortimo ein Zeichen als<br />
bekennendes Unternehmen im Bereich<br />
der Energie- und Ressourceneffizienz.<br />
Inwieweit spielt dieses Thema für Sortimo<br />
eine Rolle und wie spiegelt sich das wieder?<br />
Ressourceneffizienz hat für uns bei Sortimo<br />
eine doppelte Bedeutung:<br />
Zum einen achten wir bei den Produktionsabläufen<br />
sorgsam auf den sinnvollen Umgang<br />
mit Rohstoffen und optimieren permanent<br />
unsere Wertströme. Dabei steht<br />
die Verarbeitung von Faserverbundwerkstoffen<br />
im Vordergrund. Diese verarbeiten<br />
wir vom Rohmaterial bis <strong>zum</strong> fertigen<br />
Bauteil inhouse, womit wir Transportwege,<br />
Energieverbrauch und damit CO 2 -Ausstöße<br />
bis zu 1000 Tonnen pro Jahr minimieren.<br />
Zum anderen tragen unsere intelligenten<br />
Mobilitätslösungen, bei denen Leichtbau<br />
mit Faserverbundwerkstoffen eine zentrale<br />
Rolle spielt, einen entscheidenden<br />
Faktor zur Optimierung des Kraftstoffverbrauchs<br />
unserer Kunden bei. Denn zuletzt<br />
ist die Entwicklung der Kraftstoffkosten<br />
und Ressourcen zu einer großen Heraus-<br />
- 2 -<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff 08/13
Im Gespräch<br />
forderung geworden. Diese führen zu der<br />
Frage, wie wir bei steigender Funktionalität<br />
den Verbrauch senken und damit die<br />
Unterhaltskosten der Flotte oder auch des<br />
einzelnen Fahrzeuges reduzieren können.<br />
Dabei verfolgt Sortimo unterschiedliche<br />
Strategien vom Leichtbau bis zur Prozessoptimierung<br />
beim Kunden.<br />
Sortimo arbeitet als Unternehmen sehr<br />
eng mit der Fahrzeugindustrie zusammen.<br />
Gibt es da gemeinsame Entwicklungen in<br />
Richtung Zukunftsmobilität?<br />
Über unser Tochterunternehmen Sortimo<br />
Speedwave arbeiten wir bereits in der<br />
Konzeptphase mit Nutzfahrzeugherstellern<br />
an Innenraumkonzepten. Unter anderem<br />
werden hier sogenannte „Tier-1-Lösungen“,<br />
sprich Produkte die zusammen mit dem<br />
Hersteller entwickelt und direkt ans Produktionsband<br />
geliefert werden,<br />
konzipiert. Momentan spielt natürlich das<br />
Thema Elektromobilität eine entscheidende<br />
Rolle, auf die Sortimo aufgrund seines<br />
Alleinstellungmerkmals – Leichtbau – eine<br />
passende Antwort hat. Daneben spielt die<br />
komplementäre Produktstrategie eine<br />
wichtige Rolle. So sind beispielsweise<br />
Anbindungspunkte für unsere Fahrzeugeinrichtungen<br />
bereits im Fahrzeug vorgesehen.<br />
Für den Kunden hat es den Vorteil,<br />
dass eine Einrichtung bereits ab Werk oder<br />
auch später nachgerüstet werden kann,<br />
ohne das Fahrzeug in irgendeiner Form<br />
zu beschädigen. Somit müssen keine Umbauarbeiten<br />
am Fahrzeug durchgeführt<br />
werden, was wiederum die Kosten für den<br />
Kunden senkt.<br />
Gibt es ein neues Produkt auf das Sie den<br />
Fokus der Leser besonders richten möchten?<br />
Neben unseren Fahrzeugeinrichtungen<br />
Globelyst C (Composite) und Globelyst M<br />
(Metall) haben wir intelligente Ordnungsund<br />
Transportlösungen, die ihren Zweck<br />
nicht nur im Fahrzeug erfüllen, sondern<br />
auch in der Werkstatt oder am Einsatzort.<br />
Hierzu gehören alle Koffer- und BOXXensysteme.<br />
Das Wort Systeme sagt es schon<br />
aus. Bei Sortimo spielt der Systemgedanke<br />
die tragende Rolle, der die Kompatibilität<br />
der einzelnen Produkte untereinander ermöglicht<br />
und damit eine höhere Effizienz<br />
im Arbeitsalltag ermöglicht.<br />
Sehr geehrter Herr Baier, wir danken Ihnen<br />
für dieses Interview!<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff 08/13 - 3 -
Aus dem Netzwerk<br />
Eine für alles:<br />
AWADUKT FLEX-CONNECT – die neue universelle Rohrkupplung von REHAU<br />
Der Polymerspezialist REHAU präsentiert<br />
eine universelle Lösung für die<br />
Verbindung von Kanalrohrsystemen fast aller<br />
Materialien und Durchmesser. Die AWA-<br />
DUKT FLEX-CONNECT Rohrkupplung bietet<br />
eine sichere und wirtschaftliche Alternative<br />
zu klassischen Manschettendichtungen.<br />
Eine Lösung für alle Anwendungsfälle<br />
Für die Sanierung von Kanalleitungen ist<br />
vor allem aufgrund der hohen Anzahl unterschiedlicher<br />
Werkstoffe eine universelle<br />
und vor allem wirtschaftliche Lösung gefragt,<br />
wenn es um die Verbindung neuer und<br />
bestehender Leitungen geht. Die AWADUKT<br />
FLEX-CONNECT Rohrkupplung von REHAU<br />
verspricht nicht nur eine schnelle und einfache<br />
Lösung des Problems, sondern sorgt<br />
auch für erhebliche Einsparungen.<br />
Mit nur acht Produktvarianten für den Abmessungsbereich<br />
DN 110 bis DN 630 ist die<br />
AWADUKT FLEX-CONNECT Rohrkupplung<br />
für jeden Anwendungsfall gewappnet.<br />
Unabhängig von Werkstoff, Oberflächenstruktur,<br />
Wanddicke und Außendurchmesser<br />
können Leitungen im Handumdrehen<br />
miteinander verbunden werden. Ein teurer<br />
Stillstand der Baustelle kann so verhindert<br />
werden.<br />
Egal ob Beton, Steinzeug, PVC, PP oder<br />
Guss mit gewellter, gerippter oder glatter<br />
Oberflächenstruktur: AWADUKT FLEX-<br />
CONNECT meistert fast jede Herausforderung.<br />
Eine Anbindung bereits vorhandener<br />
Leitungen aus traditionellen Materialien<br />
an die bewährten REHAU Programme aus<br />
dem langlebigen und robusten Werkstoff<br />
PP ist daher jederzeit möglich.<br />
Universell, sicher, wirtschaftlich –<br />
Eigenschaften, die überzeugen<br />
Der Einsatz erstklassiger Werkstoffe wie<br />
PP, EPDM und Edelstahl sowie die zusätzliche<br />
Q-TE-C Dichtung sorgen für eine zuverlässige<br />
Verbindungsqualität bei AWA-<br />
DUKT FLEX-CONNECT. Außerdem ist die<br />
Einstecktiefe der Rohre bis zu 21 Prozent<br />
größer als bei marktüblichen Produkten.<br />
Eine geprüfte Dichtheit bis 2,5 bar sowie<br />
extra breite Edelstahlbänder bieten zusätzliche<br />
Sicherheit. Die DIBt-Zulassung<br />
wurde beantragt. Die hohe Wirtschaftlichkeit<br />
der Rohrkupplung wird <strong>zum</strong> einen<br />
durch die reduzierte Variantenanzahl für<br />
niedrige Lagerhaltungskosten erreicht.<br />
Zum anderen ermöglicht eine schnelle<br />
und vor allem einfache Montage zusätzlich<br />
enorme Zeit- und Kosteneinsparungen<br />
auf der Baustelle.<br />
- 4 -<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff 08/13
Aus dem Netzwerk<br />
Abluftbehandlung ohne<br />
Verbrauchsmaterialien:<br />
Abluftbehandlung Uni-CleanAir 3000<br />
Es gibt viele Möglichkeiten zur Abluftbehandlung,<br />
die gängigste ist der<br />
Einsatz von Biofiltern. Diese Biofilter sind<br />
meist mit einem Verbrauchsmaterial z.B.<br />
Rindenmulch oder Holzhäcksel befüllt. Da<br />
sich dieses Filtermaterial relativ schnell<br />
verbraucht sinkt der Wirkungsgrad entsprechend<br />
schnell. Ein weiterer Nachteil<br />
ist, dass diese Biofilter meist sehr große<br />
Dimensionen haben.<br />
Mit dem Uni-CleanAir 3000 wurde eine Art<br />
der Abluftbehandlung entwickelt, die KEI-<br />
NE Verbrauchsmaterialien benötigt und<br />
einen stabilen Wirkungsgrad aufweist.<br />
Bei dem Uni-CleanAir 3000 wird durch<br />
neueste Berechnungsmethodik eine betriebsoptimale<br />
Dimensionierung gewährleistet.<br />
<br />
Abluftbehandlung Uni-CleanAir 3000 (3D CAD Modell)<br />
• Dimensionierung mittels neuester<br />
Berechnungsmethodik<br />
• Konstruktion mittels<br />
3D CAD Programm<br />
• kein Wechsel des<br />
„Filtermaterials“ nötig<br />
Funktionsschema<br />
Konstruktionszeichnung<br />
Uni-CleanAir 3000<br />
Uni-CleanAir<br />
3000 für<br />
Belastungen<br />
bis 30 ppm<br />
Uni-CleanAir<br />
3000 + Oxi-<br />
Modul für<br />
Belastungen<br />
bis 200 ppm<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff 08/13<br />
- 5 -
Aus dem Netzwerk<br />
Anwendungsbereich:<br />
• kommunale und industrielle abwassertechnische<br />
Anlagen<br />
• Pumpwerke und Kläranlagen mit Belastungen<br />
bis zu 200 ppm<br />
Versuchsmessung Rohluft, Test-Biofilter Nr. 5<br />
Vorteile:<br />
• betriebsoptimale Dimensionierung des<br />
Filters mittels neuester UNITECHNICS<br />
Berechnungsmethodik<br />
• kein Wechsel des „Filtermaterials“ nötig<br />
• Konstruktion geschützt gegen Temperatureinflüsse<br />
• Wirkungsgrad von bis zu 98 %<br />
• niedriger Platzbedarf<br />
• hohe Verarbeitungsqualität<br />
• alle verwendeten Materialien sind langlebig<br />
und für den dauerhaften Einsatz<br />
im <strong>Abwasser</strong>bereich geeignet<br />
Versuchsmessung Reinluft, Test-Biofilter Nr. 5<br />
- 6 - <strong>Wasser</strong>Stoff 08/13
Aus dem Netzwerk<br />
Das e.qua Netzwerkmitglied HTI stellt vor:<br />
Schnell, einfach, sicher – STRAUB-PLAST-PRO<br />
Die zugfeste Verbindung für PE 80 und<br />
PE 100 Rohre STRAUB-PLAST-PRO ist<br />
ein axial zugfestes Komplettsystem für<br />
die schnelle und einfache Verbindung von<br />
Druckrohren aus Polyethylen (PE) in der<br />
Dimensionierung SDR11 (63.0–180.0 mm;<br />
PN16) und SDR17 (125.0–355.0 mm; PN10).<br />
Es eignet sich vor allem für die Verwendung<br />
in der <strong>Wasser</strong>versorgung, Druckentwässerung,<br />
Industrie und im Deponiebau. Das<br />
einzigartige Komplettsystem bietet den<br />
großen Vorteil, dass die Einzelteile ohne<br />
externe Energieversorgung und Rohrendenbearbeitung<br />
rasch durch einfache<br />
Handgriffe miteinander verbunden werden<br />
können. Die Rohre aus PE 80 und PE 100<br />
werden mit einem Innenverbinder (innendichtendes<br />
Formstück) und ein bis drei<br />
Schellen verbunden. Dank der Verwendung<br />
von hochwertigen Materialien ist STRAUB-<br />
PLAST-PRO hoch korrosionsbeständig. PE-<br />
Rohre mit additiven Schutzschichten sind<br />
in verschiedenen Ausführungen erhältlich;<br />
<strong>zum</strong> Beispiel PE-Rohre mit einer diffusionsdichten<br />
Barriereschicht aus Aluminium,<br />
welche üblicherweise für die Verlegung in<br />
kontaminierten Böden eingesetzt werden.<br />
Bestellbeispiel<br />
DIN EN: STRAUB-<br />
PLAST-PRO L d 90.0,<br />
SDR 11; Mehrschichtrohr:<br />
STRAUB-PLAST-<br />
PRO FA d 63 / DN 50,<br />
SDR11; AD 64-66 mm<br />
So wird ein Eindringen von Schadstoffen<br />
ins Rohr und das Diffundieren vom Medium<br />
ins Erdreich verhindert. STRAUB-PLAST-PRO<br />
verbindet Mehrschichtrohre einfach und sicher<br />
ohne jegliche Rohrendenbearbeitung.<br />
Montagebeispiel STRAUB-<br />
PLAST-PRO R Reduzierung<br />
Durch die verschiedensten Anwendungs- und<br />
Einsatzmöglichkeiten ist die STRAUB-PLAST-<br />
PRO die echte Alternative <strong>zum</strong> Schweissen von<br />
PE Rohren. Unser Komplettsystem ermöglicht<br />
es Ihnen in kurzer Zeit und ohne Vorbearbeitung<br />
eine saubere, kostengünstige und vor allem<br />
sichere Verbindung herzustellen. Mit dem Reparatur-Verbinder<br />
lassen sich beschädigte PE<br />
Rohre auf einfachste Weise axial kraftschlüssig<br />
reparieren. Reparaturen bis zu einer Länge von<br />
100 mm können durchgeführt werden.<br />
Schellen über die zu verbindenden<br />
Rohre schieben.<br />
Reduktion bis <strong>zum</strong> Anschlag in das<br />
Rohrende schieben.<br />
Zweites Rohr bis <strong>zum</strong> Anschlag auf die<br />
Reduktion schieben.<br />
Schellen bündig mit den Rohrenden<br />
positionieren.<br />
Schrauben mit dem Drehmomentschlüssel<br />
auf das angegebene Anzugsmoment<br />
anziehen. Wechselseitiges Wiederholen<br />
des Anziehprozesses bis alle Schrauben<br />
innerhalb einer Viertelumdrehung (90°)<br />
das angegebene Drehmoment erreichen.<br />
12 gute Gründe für<br />
den Einsatz von<br />
STRAUB-PLAST-PRO<br />
• Komplettes System aus einer Hand<br />
• Verschiedenste Formteile verfügbar<br />
• Geeignet zur Verbindung von Standard<br />
PE Rohren oder PE Mehrschichtrohren<br />
• Montage ohne externe Energieversorgung<br />
• Montage unter nassen Bedingungen<br />
möglich<br />
• Für Anwendungen in kontaminierten<br />
Böden geeignet<br />
• Hoch korrosions- und oxidationsbeständig<br />
• Keine Rohrendenbearbeitung notwendig<br />
• Schnell und einfach montierbar<br />
• Einfache Lagerung da keiner Alterung<br />
unterworfen<br />
• Keine Hohlräume<br />
• Stärker als ein PE 100 Rohr<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff 08/13<br />
- 7 -
ABWASSERWÄRMENUTZUNG<br />
Die Themenallianz <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />
Neues innovatives Projekt zur<br />
<strong>Abwasser</strong>wärmerückgewinnung:<br />
Der Hellweg-Baumarkt Berlin-Schöneberg<br />
Die Fa. Hellweg errichtete in Berlin-<br />
Schöneberg einen neuen Baumarkt.<br />
Dieser Baumarkt wurde zukunftsweisend<br />
mit einer bivalent arbeitenden Wärmepumpenanlage<br />
zur Senkung des Gasverbrauches<br />
ausgerüstet. Die Eröffnung des<br />
Baumarktes erfolgte im September 2013.<br />
Als Wärmequelle für die Wärmepumpenanlage<br />
dient kommunales <strong>Abwasser</strong>. Dieses<br />
fließt an der Grundstücksgrenze in einem<br />
<strong>Abwasser</strong>druckrohr im Verantwortungsbereich<br />
der Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe entlang.<br />
Über einen speziellen Doppelmantel-Wärmeübertrager<br />
wird die benötigte Wärmeenergie<br />
entzogen.<br />
THEMENALLIANZ<br />
ZM-Auskleidung, DN1000, Abmaße:<br />
1 016 x 996 mm, nach außen mit PE-<br />
Umhüllung (Korrosionsschutz)<br />
An das Kernrohr wurden Stahlkufen zur<br />
Rohrfixierung aufgeschweißt. Um den<br />
Querschnitt wurden drei Kufenpaare vorgesehen.<br />
Aus thermodynamischer Sicht ist es<br />
nutzbringend so viele Kufen wie möglich zu<br />
montieren und diese Kufen auch gänzlich<br />
mit dem Kernrohr zu verschweißen. Sie wirken<br />
dann wie Wärmerippen und erhöhen<br />
die Wärmeübertragungsleistung.<br />
An den Enden des Mantelrohres wurden<br />
die Anschlussleitungen als Rohrstutzen<br />
aus Stahlrohr DN 200 mit den Abmaßen<br />
219,1 x 6,3 mm eingeschweißt.<br />
Durch die wärmepumpengerechte Gestaltung<br />
der Verbrauchergruppen (Niedertemperaturbetrieb)<br />
sowie der Zusammenschaltung<br />
von <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung,<br />
Wärmeerzeuger und Wärme-Pufferspeicher<br />
inkl. abgestimmter DDC-Anlage sind<br />
optimale Nutzungsgrade und geringste<br />
CO 2 - Emissionen zu erwarten.<br />
<strong>Abwasser</strong>wärmeübertrager<br />
Das kommunale <strong>Abwasser</strong> aus dem Einzugsgebiet<br />
wird über eine Druckrohrleitung<br />
aus Stahl DN 1000 an der Grundstücksgrenze<br />
vorbeigeleitet. Dabei werden ca.<br />
200 … 1800 m 3 /h <strong>Abwasser</strong> ganzjährig auf<br />
dem Weg <strong>zum</strong> Klärwerk vorbeigeführt. Die<br />
Planungsarbeiten hierzu begannen bereits<br />
2011.<br />
Die bereits vorhandene <strong>Abwasser</strong>druckleitung<br />
wurde in Höhe des Baumarktes absperrbar<br />
unterbrochen. Daran schließt sich<br />
eine Rohrschleife in Haarnadelform an, die<br />
auf dem Gelände des Hellweg-Baumarktes<br />
verlegt wurde.<br />
Die beiden Rohrschenkel der „Haarnadel“<br />
wurden als Doppelrohrwärmeübertrager<br />
ausgebildet. Im Kernrohr fließt das <strong>Abwasser</strong>,<br />
im Ringspalt nach dem Gegenstromprinzip<br />
das Kaltwasser zu den Wärmepumpen.<br />
Die Ringspalte sind in Reihenschaltung<br />
miteinander verbunden.<br />
Konstruktion und Auslegung<br />
<strong>Abwasser</strong>wärmeübertrager<br />
Der <strong>Abwasser</strong>wärmeübertrager ist wie folgt<br />
charakterisiert:<br />
• Kernrohr: Stahlrohr nach BWB-Werksnorm<br />
544; verstärkte Ausführung, ohne<br />
ZM-Auskleidung, DN 900 (Vorgabe<br />
durch Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe), Abmaße:<br />
914 x 894 mm<br />
• Mantelrohr Stahlrohr nach BWB-Werksnorm<br />
544; verstärkte Ausführung, ohne<br />
Verteilungsschacht<br />
Unmittelbar neben dem<br />
Wär meübertrager wurde ein<br />
geeigneter Schacht für die<br />
Verteilung der Kaltwasserrohre<br />
installiert. Die Anschlusstrasse<br />
DN 80 ist über eine<br />
Absperrarmatur mit gleicher<br />
Nennweite an das Verteilungsrohr<br />
angeschlossen.<br />
Im Bereich der Heizzentralen<br />
wird diese Anschlusstrasse<br />
über Rückschlagarmaturen<br />
in Pumpennähe abgesichert.<br />
Die Größe des Schachtes richtete sich nach<br />
der Einbaulage der Abzweige inkl. Absperrarmaturen<br />
und wurde vom Ausführungsbetrieb<br />
nach den örtlichen Gegebenheiten<br />
festgelegt.<br />
Fazit<br />
Der <strong>Abwasser</strong>-Wärmeübertrager entspricht<br />
allen Anforderungen zur effizienten Nutzung<br />
von <strong>Abwasser</strong>wärme. Aus Erfahrungen<br />
mit vergleichbaren Konstruktionen<br />
kann von einer wartungsfreien Standzeit<br />
von mind. 40 a ausgegangen werden (eine<br />
fachgerechte Montage vorausgesetzt).<br />
Energieforum Stralauer Platz 34 10243 Berlin<br />
Fon +49 30 2936457-0 Fax +49 30 2936457-10<br />
www.e-qua.de<br />
info@e-qua.de<br />
Senatsverwaltung für Wirtschaft,<br />
Technologie und Frauen<br />
Dieses Projekt wird hälftig mit Bundes- und Landesmitteln<br />
aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen<br />
Wirtschaftsstruktur“ (GRW) finanziert.
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
Internationale Branchengrößen entscheiden<br />
sich für analytica<br />
Die internationale Leitmesse der weltweiten Analytik-, Labor-, und Biotechnologiebranche lädt vom 1. bis<br />
4. April 2014 <strong>zum</strong> 24. Mal nach München ein – und die Unternehmen kommen. 714 Aussteller haben sich<br />
bislang zur analytica angemeldet (vgl. 2011: 664 Aussteller). Das ist ein Plus von 7,5 Prozent.<br />
Hirschmann, Köttermann und<br />
Waldner Laboreinrichtungen<br />
sind nur einige der Branchengrößen,<br />
die nächstes Jahr im April vor<br />
Ort sind. Susanne Grödl, Projektleiterin<br />
der analytica, weiß um die<br />
Stärke der Veranstaltung: „Allein die<br />
Präsenz großer Laborausstatter<br />
sowie namhafter Hersteller von<br />
Analysegeräten beweist, dass die<br />
analytica die Nummer Eins der Branche<br />
ist.“ Weitere Unternehmen, die<br />
sich bislang angemeldet haben,<br />
sind unter anderem Analytik Jena,<br />
Becton Dickinson, Eppendorf, Fisher<br />
Scientific, GE Healthcare, Merck Millipore,<br />
Miele, Olympus Deutschland,<br />
Shimadzu Deutschland, Sigma und<br />
Waters. Mit großen internationalen<br />
Gemeinschaftsbeteiligungen präsentieren<br />
sich aktuell China, Frankreich,<br />
Großbritannien und Spanien.<br />
Und auch die Halle A3, der Treffpunkt<br />
der Biotech- und Diagnostikindustrie<br />
auf der analytica, wächst<br />
um zwei Bioregionen: Berlin und<br />
Biosaxony. Neueste Gerätelösungen<br />
für hohe Ansprüche sind vor allem<br />
bei Vertretern aus der pharmazeutischen<br />
Forschung gefragt. 2012<br />
kamen 6706 Besucher aus diesem<br />
Industriezweig. Dabei profitieren<br />
diese von einem kompletten Marktüberblick<br />
über Innovationen und<br />
marktreife Produkte. Die analytica<br />
Conference, die internationale Leitkonferenz<br />
der wissenschaftlichen<br />
Elite, lädt zudem zu Vorträgen über<br />
chemische, biochemische und<br />
labormedizinische Themen ein.<br />
Im Forum Biotech erhalten Wissenschaftler<br />
und Industrievertreter<br />
sowie Routineanalytiker und Ingenieure<br />
praktische Tipps und Inspirationen<br />
für die tägliche Laborarbeit.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.analytica.de<br />
Mit großen<br />
internationalen<br />
Gemeinschaftsbeteiligungen<br />
präsentiert<br />
sich u. a.<br />
China.<br />
© analytica<br />
DVGW-Schulungen <strong>zum</strong> Jahresanfang 2014<br />
Die neue Gas-/<strong>Wasser</strong>leitungskreuzungsrichtlinie 2012<br />
Am 15. Januar 2014 veranstaltet<br />
der DVGW in Fulda ein Seminar<br />
zur neuen Gas-/<strong>Wasser</strong>leitungskreuzungsrichtlinie.<br />
Die <strong>zum</strong> 01.<br />
April 2012 aktualisierte Gas-/<strong>Wasser</strong>leitungskreuzungsrichtlinie<br />
hat<br />
nicht nur eine geänderte Struktur,<br />
sondern wurde auch dem aktuellen<br />
Stand der Technik angepasst. So<br />
wurde unter anderem das HDD-<br />
Verfahren aufgenommen, die<br />
Berechnungstabellen integriert und<br />
die Abläufe gestrafft.<br />
Die Beiträge werden von den an<br />
der Erstellung der GWKR 2012 be -<br />
teiligten Fachleuten vorgestellt. Es<br />
werden nicht nur die Änderungen<br />
der von DVGW/BDEW/Deutscher<br />
Bahn und dem Eisenbahnbundesamt<br />
vereinbarten Regelung aufgezeigt,<br />
sondern auch die Gelegenheit<br />
gegeben, im Austausch mit Fragen<br />
und eigenen Erfahrungen die Themen<br />
zu vertiefen. Im Vordergrund<br />
stehen die technischen Regelungen,<br />
die mit den rechtlichen Regelungen,<br />
Verfahrensabläufen und<br />
Praxisbeispielen ergänzt werden.<br />
Diese Weiterbildungsveranstaltung<br />
bietet Planern, ausführenden Fachleuten<br />
und Betreibern eine Anleitung<br />
zur Umsetzung der Anforderungen<br />
in der Praxis.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.dvgw.de<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1219
NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
Regenwasserbewirtschaftung – Bewertung –<br />
Maßnahmen – Planung<br />
26. November 2013 in Augsburg<br />
© Carola Langer / pixelio.de<br />
Längst sind die Zeiten vorbei, in<br />
denen alles <strong>Wasser</strong> im Kanal<br />
abgeleitet wurde!<br />
Die gesonderte Behandlung und<br />
Entsorgung von Niederschlagswasser<br />
hat in den letzten Jahren zunehmend<br />
an Bedeutung gewonnen<br />
und ist ein festes Element der Infrastruktur<br />
von morgen. Planer, Kommunen<br />
und die <strong>Wasser</strong>wirtschaftsverwaltung<br />
sehen sich auf diesem<br />
Gebiet regelmäßig mit technischen<br />
Herausforderungen, Missverständnissen,<br />
Problemen aber auch guten<br />
Lösungen konfrontiert. Aus diesem<br />
Grund führt der DWA-Landesverband<br />
Bayern in Zusammenarbeit<br />
mit dem Bayerischen Landesamt für<br />
Umwelt in Augsburg ein Seminar<br />
<strong>zum</strong> Thema Regenwasserbewirtschaftung<br />
durch. Das Seminar vermittelt<br />
kompakt die Grundlagen<br />
des einschlägigen technischen<br />
Re gelwerks zur Regenwasserbewirtschaftung<br />
und greift dabei vertieft<br />
die Besonderheiten in Bayern<br />
auf. Weiterhin wird das Spannungsfeld<br />
aus Sicht verschiedener Akteure<br />
(Planer, Kommune und <strong>Wasser</strong>wirtschaftsverwaltung)<br />
aus ganz Bayern<br />
dargestellt; für fachliche Diskussionen<br />
ist ausreichend Zeit vorgesehen.<br />
Ziel der Veranstaltung ist es, die<br />
Zusammenarbeit bei Planung und<br />
Betrieb von Anlagen zur Regenwasserbewirtschaftung<br />
zu stärken.<br />
Kontakt:<br />
DWA-Landesverband Bayern,<br />
Friedenstraße 40,<br />
D-81671 München,<br />
Tel. (089) 233-62590, Fax (089) 233-62595,<br />
E-Mail info@dwa-bayern.de,<br />
www.dwa-bayern.de<br />
12. Forum <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
27. November 2013 in Mülheim an der Ruhr<br />
11. Forum „<strong>Wasser</strong>aufbereitung“ 2013: Blick in den Vortragssaal.<br />
Das DVGW-Technische Komitee<br />
„<strong>Wasser</strong>aufbereitungsverfahren“<br />
und das IWW Rheinisch-Westfälisches<br />
Institut für <strong>Wasser</strong>forschung<br />
laden ein <strong>zum</strong> 12. Forum<br />
„<strong>Wasser</strong>aufbereitung“ in Mülheim<br />
an der Ruhr. Das Forum soll der<br />
Information über aktuelle Entwicklungen<br />
und neue Forschungsergebnisse<br />
in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
und benachbarter Fachgebiete<br />
dienen und die Diskussion offener,<br />
auch strittiger Fragen ermöglichen.<br />
Es wird vom Technischen Komitee<br />
„<strong>Wasser</strong>aufbereitungsverfahren“<br />
des DVGW in jährlichem Wechsel<br />
mit dem TZW in Karlsruhe und dem<br />
IWW in Mülheim an der Ruhr veranstaltet.<br />
Themenschwerpunkte der Veranstaltung<br />
sind Grund- und Oberflächenwässer,<br />
Grundwasseraufbereitung,<br />
Membranverfahren, Enthärtung,<br />
Rückstände, Desinfektion<br />
und Korrosion.<br />
Anmeldungen und Programm:<br />
IWW Zentrum <strong>Wasser</strong>,<br />
Frau Servatius/Frau Bonorden,<br />
Tel. (0208) 40303-102/-101,<br />
E-Mail: h.servatius@iww-online.de,<br />
E-Mail: s.bonorden@iww-online.de,<br />
www.iww-online.de<br />
November 2013<br />
1220 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Leute<br />
NACHRICHTEN<br />
Dr. Jochen Stemplewski <strong>zum</strong> DWA-Vizepräsidenten<br />
gewählt<br />
Dr. Jochen Stemplewski ist neuer<br />
Vizepräsident der Deutschen<br />
Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V. (DWA). Die<br />
Mitgliederversammlung der renommierten<br />
Organisation mit insgesamt<br />
14 000 Mitgliedern in Hochschulen,<br />
Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen<br />
hat ihn in Berlin in dieses<br />
Amt gewählt.<br />
Jochen Stemplewski (64) ist seit<br />
1992 im Hauptberuf Vorstandsvorsitzender<br />
von Emschergenossenschaft<br />
und Lippeverband in Essen.<br />
Er ist seit vielen Jahren in der DWA<br />
aktiv und gehört dem Präsidium der<br />
Vereinigung bereits seit 2010 an.<br />
Daneben ist Dr. Stemplewski<br />
Vorsitzender des DWA-Hauptausschusses<br />
Wirtschaft. Auch in dieser<br />
Funktion wurde er bis 2017 von der<br />
Mitgliederversammlung bestätigt.<br />
Die DWA ist fachlich in zehn „Hauptausschüsse“<br />
gegliedert, die auf<br />
ihren jeweiligen Sachgebieten<br />
wichtige Impulse für die deutsche<br />
<strong>Wasser</strong>- und Abfallwirtschaft geben.<br />
Ausgezeichnet als „Bürger des<br />
Ruhrgebietes“ 2010 verkörpert Dr.<br />
Stemplewski weit über die Region<br />
hinaus den Emscher-Umbau. Der<br />
Emscher-Umbau als das wohl<br />
größte Gewässer-Renaturierungsprojekt<br />
in Europa leistet einen<br />
erheblichen Beitrag für den Strukturwandel<br />
der Region.<br />
www.wassertermine.de<br />
DVGW-Präsidium neu besetzt<br />
Dr. Thomas Hüwener neuer Vizepräsident Gas, Dietmar Bückemeyer neuer<br />
Vizepräsident <strong>Wasser</strong><br />
Dr. Thomas<br />
Hüwener.<br />
© Open Grid<br />
Europe GmbH<br />
Dietmar<br />
Bückemeyer.<br />
© Stadtwerke<br />
Essen AG<br />
Dr. Thomas Hüwener und Dietmar<br />
Bückemeyer sind zu neuen<br />
Vizepräsidenten Gas bzw. <strong>Wasser</strong><br />
des Deutschen Vereins des Gas- und<br />
<strong>Wasser</strong>faches (DVGW) gewählt worden.<br />
Die Wahl erfolgte einstimmig<br />
durch den DVGW-Bundesvorstand.<br />
Hüwener und Bückemeyer folgen<br />
Dr. Jürgen Lenz und Dr. Georg Grunwald<br />
nach, die nicht wieder kandidierten.<br />
In ihren Ämtern bestätigt<br />
wurden DVGW-Präsident Dr. Karl<br />
Roth sowie Michael Riechel als dritter<br />
Vizepräsident.<br />
Dr. Thomas Hüwener ist seit März<br />
2013 Mitglied der Geschäftsführung<br />
der Open Grid Europe GmbH mit<br />
dem Schwerpunkt Technik. Bevor er<br />
2010 Bereichsleiter Leitungstechnik<br />
beim Essener Fernleitungsnetzbetreiber<br />
wurde, hatte er verschiedene<br />
technische Führungspositionen bei<br />
der E.ON Ruhrgas AG inne. Im Rahmen<br />
der DVGW-Mitgliederversammlung<br />
wurde Hüwener in den Bundesvorstand<br />
des Vereins gewählt. Er ist<br />
zudem Obmann des Technischen<br />
Komitees „Gastransport“ des DVGW.<br />
Hüwener (42), in Haltern geboren,<br />
hat Maschinenbau in Bochum und<br />
College Station (USA) studiert und<br />
ist mit einer Arbeit über Strömungsmaschinen<br />
an der Universität Essen<br />
promoviert worden.<br />
Dietmar Bückemeyer ist seit<br />
2002 Technischer Vorstand der<br />
Stadtwerke Essen AG. Er ist zudem<br />
Geschäftsführer der Essener Versorgungs-<br />
und Verkehrsgesellschaft<br />
mbH. Bevor Bückemeyer in den Vorstand<br />
wechselte, war er Abteilungsleiter<br />
und Prokurist im Bereich Planung<br />
und Bau der Stadtwerke Essen<br />
AG, wo er seit 1988 tätig ist.<br />
Bückemeyer gehört dem DVGW-<br />
Bundesvorstand seit 2004 an. Darüber<br />
hinaus ist er Vorstandsvorsitzender<br />
der DVGW-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen<br />
und Obmann des<br />
DVGW-Lenkungskomitees „<strong>Wasser</strong>versorgungssysteme“.<br />
Bückemeyer<br />
(53), in Gelsenkirchen geboren, hat<br />
sein ingenieurwissenschaftliches<br />
Diplom in der Fachrichtung Maschinenbau<br />
erworben.<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1221
NACHRICHTEN<br />
Leute<br />
Dr.-Ing. Wulf Lindner in den Ruhestand<br />
verabschiedet<br />
Am 27. September 2013 wurde<br />
Dr.-Ing. Wulf Lindner, Vorstand<br />
des Erftverbandes und Geschäftsführer<br />
der Erftverband aqua tec<br />
GmbH, im Rahmen einer festlichen<br />
Feierstunde auf Schloss Paffendorf<br />
in den Ruhestand verabschiedet.<br />
Seine herausragenden Leistungen<br />
und Verdienste für den Erftverband<br />
und für das <strong>Wasser</strong>fach würdigten<br />
der Verbandsratsvorsitzende, Bürgermeister<br />
Albert Bergmann (Stadt<br />
Zülpich), der stellvertretende Vorsitzende<br />
des Verbandsrats, Dr. Dieter<br />
Gärtner (RWE Power AG), Prof. Dr.<br />
Wolfgang Firk (<strong>Wasser</strong>verband Eifel-<br />
Rur) als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft<br />
der <strong>Wasser</strong>wirtschaftsverbände<br />
agw und sein ständiger<br />
Stellvertreter als Vorstand des Erftverbandes<br />
und designierter neuer<br />
Vorstand, Norbert Engelhardt, in<br />
ihren Ansprachen.<br />
Wulf Lindner studierte von 1971<br />
bis 1977 Bauingenieurwesen an der<br />
Universität Stuttgart. Nach einem<br />
kurzen Intermezzo als Bauleiter<br />
beim Zweckverband Bodensee<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung Stuttgart wurde<br />
er 1978 Mitarbeiter an den Instituten<br />
für Siedlungswasserwirtschaft<br />
und <strong>Wasser</strong>bau der Universität<br />
Stuttgart. Hier promovierte er 1983<br />
über numerische Optimierungsmodelle<br />
zur Steuerung von Grundwasserentnahmen<br />
nach ökologischen<br />
Kriterien. Im gleichen Jahr kam Dr.<br />
Wulf Lindner als Fachbereichsleiter<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung <strong>zum</strong> Erftverband.<br />
Er wurde zuständig für die<br />
Sicherstellung der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
im Tätigkeitsbereich des Verbandes<br />
und war insbesondere verantwortlich<br />
für viele interdisziplinäre<br />
Forschungs- und Entwicklungsarbeiten.<br />
1995 verließ er den Verband und<br />
wechselte <strong>zum</strong> Deutschen Verein<br />
des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V.<br />
(DVGW), einem technisch-wissenschaftlichen<br />
Verein, wo er zunächst<br />
den Bereich <strong>Wasser</strong>versorgung leitete<br />
und später <strong>zum</strong> Leiter des<br />
Gesamtbereichs <strong>Wasser</strong> der Hauptgeschäftsführung<br />
berufen wurde.<br />
2003 kam Wulf Lindner als Vorstand<br />
zurück <strong>zum</strong> Erftverband. In<br />
der Folgezeit entwickelte er den<br />
Erftverband zu einem modernen<br />
Dienstleistungsunternehmen. Seine<br />
Vorstandszeit war vor allen Dingen<br />
geprägt durch ein gelebtes Leitbild<br />
und die Einführung eines integrierten<br />
Managementsystems, das ein<br />
Qualitäts-, Umwelt- und technisches<br />
Sicherheitsmanagement einschloss,<br />
durch zahlreiche kontinuierliche<br />
Verbesserungsprozesse und durch<br />
viele Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />
im <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>bereich.<br />
Wichtige Bauprojekte wie die<br />
energetische Modernisierung von<br />
Kläranlagen und der Verbandsverwaltung,<br />
der Neubau des Labors,<br />
des Zentrallagers und der zentralen<br />
Instandhaltung sowie von Gewässermeistereien<br />
fallen ebenso in<br />
seine Amtszeit wie die Neustrukturierung<br />
der inneren Organisation.<br />
Dr. Wulf Lindner war in zahlreichen<br />
nationalen und internationalen<br />
Vorständen aktiv. Hervorzuheben<br />
ist sein Engagement z. B. als<br />
deutsches Vorstandsmitglied von<br />
EUREAU, dem Dachverband der<br />
europäischen Ver- und Entsorger,<br />
als Vorstandsvorsitzender des Instituts<br />
zur Förderung der <strong>Wasser</strong>mengen<br />
und <strong>Wasser</strong>gütewirtschaft und<br />
als Vorsitzender des Bundes der<br />
<strong>Wasser</strong>- und Kulturbauingenieure in<br />
NRW. Sein breitgefächertes Wissen<br />
zu fast allen Themen des <strong>Wasser</strong>fachs,<br />
vom Grundwasserschutz bis<br />
zur Hausinstallation, von mathematischen<br />
Modellen bis zur <strong>Wasser</strong>politik<br />
und von Klimafragen bis zur<br />
Qualitätsanforderung an Unternehmen,<br />
stellte Dr. Lindner in über<br />
150 Veröffentlichungen und Vorträgen<br />
unter Beweis.<br />
Ihre Hotlines für <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />
Redaktion<br />
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Brigitte Krawczyk, München<br />
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Wenn Sie spezielle Fragen haben, helfen wir Ihnen gerne.<br />
November 2013<br />
1222 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
RECHT UND REGELWERK<br />
Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
GW 11: Qualitätsanforderungen für Fachunternehmen des kathodischen<br />
Korrosionsschutzes (KKS), 10/2013<br />
Die im März 2007 erschienene<br />
europäische Norm DIN EN<br />
15257 „Kathodischer Korrosionsschutz<br />
– Qualifikation und Zertifizierung<br />
von für den kathodischen<br />
Korrosionsschutz geschultem Personal“,<br />
machte es erforderlich, die<br />
Ausgabe vom Juli 2006 zu überarbeiten.<br />
Die Minimierung des Prüfungsaufwandes<br />
für die Fachfirmen<br />
und Erhöhung der Qualität soll<br />
durch die erneute Überarbeitung<br />
und eine bessere Abstimmung mit<br />
dem DVGW-Arbeitsblatt GW 11<br />
erreicht werden. Folgende Punkte<br />
standen bei der Überarbeitung im<br />
Fokus:<br />
##<br />
Erhöhung der Qualität der überprüften<br />
Fachfirmen<br />
##<br />
Anpassung der Tätigkeitsfelder<br />
mit der Personenzertifizierung<br />
nach DIN EN 15257<br />
##<br />
Kein erheblicher zusätzlicher<br />
Aufwand für die Fachfirmen<br />
Die von DVGW und FKKS (Fachverband<br />
Kathodischer Korrosionsschutz<br />
e. V.) wieder gemeinsam erarbeitete<br />
Fassung enthält im Wesentlichen<br />
die formalen, personellen<br />
und sachlichen Voraussetzungen<br />
für Fachfirmen im Bereich des<br />
kathodischen Korrosionsschutzes.<br />
Die Unterteilung der Tätigkeiten<br />
nach unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern<br />
wurde in der letzten Fassung<br />
erstmals getätigt und hat sich<br />
in der Praxis bewährt. Deswegen<br />
wurde dies auch in dieser Fassung<br />
beibehalten. Aufgrund der besseren<br />
Abstimmung mit DIN EN 15257<br />
wurden die Tätigkeitsfelder jedoch<br />
geringfügig modifiziert.<br />
Das DVGW-Arbeitsblatt GW 11<br />
ist als Ergänzung zur DIN EN 15257<br />
zu sehen. Im Rahmen der Präqualifikation,<br />
gemäß Vergaberichtlinien,<br />
ist die Leistungsfähigkeit der Fachfirmen<br />
zu überprüfen. Dies wird<br />
durch die Anwendung der DIN EN<br />
15257 allein nicht sichergestellt.<br />
Ebenso werden Fachkenntnisse des<br />
nationalen Regelwerkes durch die<br />
DIN EN 15257 nicht berücksichtigt.<br />
Im Vorfeld der Erstellung der<br />
Präqualifikationsanforderungen findet<br />
der Auftraggeber im DVGW-<br />
Arbeitsblatt GW 11 ein Hilfsmittel,<br />
welches für den Bereich KKS bereits<br />
zusammengefasst den Nachweis<br />
der technischen und fachlichen<br />
Leistungsfähigkeit erbringt.<br />
Weiterhin werden Kriterien, wie<br />
die Einhaltung der Unfallverhütungsvorschriften,<br />
sicherheitstechnische<br />
Anforderungen und der<br />
Nachweis der Haftpflichtversicherung,<br />
einbezogen. Zudem wird von<br />
den KKS-Fachfirmen ein Qualitätsmanagementsystem<br />
verlangt.<br />
Dieses Arbeitsblatt wird das<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 11:2006-07<br />
ersetzten. Gegenüber DVGW-<br />
Arbeitsblatt GW 11:2006-07 wurden<br />
folgende Änderungen vorgenommen.<br />
##<br />
Modifikation der Tätigkeitsfelder<br />
##<br />
Definition der Fachkraft und des<br />
Sachkundigen<br />
##<br />
Formulierung von Anforderungen<br />
an die Fachkraft und den<br />
Sachkundigen<br />
##<br />
Formulierung von Anforderungen<br />
an den verantwortlichen<br />
Fachmann. Grad 2 der DIN EN<br />
15257 wird mit zusätzlichen<br />
nationalen Anforderungen anerkannt<br />
##<br />
Formulierung von Anforderungen<br />
an die zur Durchführung der<br />
Prüfung beauftragten Experten<br />
##<br />
Festlegung einer Mindestanzahl<br />
von qualifizierten Mitarbeitern<br />
in Abhängigkeit der Firmengröße<br />
##<br />
Festlegung eines Grobrahmens<br />
für die Durchführung der Prüfung.<br />
##<br />
Die Fachgespräche aus dem<br />
bisherigen DVGW-Arbeitsblatt<br />
GW 11:2006-07 wurden beibehalten,<br />
unter anderem um Be -<br />
sonderheiten der nationalen<br />
Regelsetzung berücksichtigen<br />
und überprüfen zu können<br />
Das DVGW-Arbeitsblatt GW 11 lässt<br />
sich auch weiterhin in das Präqualifikationsverfahren<br />
nach VOB einordnen.<br />
Die Zertifizierung nach<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 11 deckt<br />
dabei einen Großteil des erforderlichen<br />
Nachweises der technischen<br />
und fachlichen Leistungsfähigkeit<br />
der KKS-Fachfirmen ab. Unterscheiden<br />
muss man klar nach nationalen<br />
und internationalen Anforderungen<br />
bzw. Vergabeverfahren. Für Unternehmen,<br />
welche ausschließlich<br />
national tätig sind, ist die Zertifizierung<br />
nach DVGW-Arbeitsblatt<br />
GW 11 das Maß der Dinge.<br />
Inhaltlich lässt sich die Personenzertifizierung<br />
nach DIN EN 15257 als<br />
Bestandteil innerhalb der Zertifizierung<br />
nach DVGW-Arbeitsblatt<br />
GW 11 einordnen. Somit wird es in<br />
Zukunft möglich sein, Kenntnisnachweise<br />
und Weiterbildungsmaßnahmen<br />
sowohl nach DIN<br />
EN 15257 und DVGW-Arbeitsblatt<br />
GW 11 zusammen durchzuführen<br />
bzw. gegenseitig anzuerkennen.<br />
Preis:<br />
€ 26,82 € für Mitglieder;<br />
€ 35,76 € für Nichtmitglieder.<br />
Bezugsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3,<br />
D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191-40,<br />
Fax (0228) 9191-499,<br />
www.wvgw.de<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1223
RECHT UND REGELWERK<br />
Aufruf zur Stellungnahme<br />
Entwurf Merkblatt DWA-M 550: Dezentrale Maßnahmen zur Hochwasserminderung<br />
Die Deutsche Vereinigung für<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall e.V. (DWA) hat den Entwurf für<br />
ein neues Merkblatt vorgelegt, das<br />
dezentrale Maßnahmen zur Hochwasserminderung<br />
vorstellt und hinsichtlich<br />
ihrer hydrologischen wie<br />
Umweltwirkung und der Kosten<br />
beschreibt. DWA-M 550 befasst sich<br />
mit Möglichkeiten, Hochwasserwellen<br />
zu reduzieren. Gemeint sind<br />
Maßnahmen, die durch Abflussminderung<br />
und verstärkte Retention<br />
Scheitelabflüsse und Wellenvolumen<br />
verringern und so einen Beitrag<br />
zur Eindämmung von Hochwasserschäden<br />
leisten. Dies sind meist integrative<br />
Maßnahmen, die auch positiv<br />
auf den <strong>Wasser</strong>kreislauf wirken,<br />
insbesondere auf die Grundwasserneubildung<br />
und auf die Umwelt.<br />
Dabei liegt der Schwerpunkt in der<br />
Entwicklung und Bewertung kleinerer<br />
Rückhaltemaßnahmen in der<br />
Fläche und in Siedlungsgebieten.<br />
Das Merkblatt leistet zudem<br />
einen Beitrag zur Umsetzung der<br />
europäischen Hochwasserrisikomanagementrichtlinie,<br />
die zur Verminderung<br />
der potenziellen hochwasserbedingten<br />
Schadfolgen nichtbauliche<br />
Maßnahmen der Hochwasservorsorge<br />
sowie Maßnahmen<br />
zur Verminderung der Hochwasserwahrscheinlichkeit<br />
fordert.<br />
Es richtet sich an Fachplaner in<br />
Länderverwaltungen, in Regierungspräsidien,<br />
Kreisen und Kommunen<br />
sowie an alle, die mit der<br />
Umsetzung der EG-Hochwasserrisikomanagementrichtlinie<br />
befasst<br />
sind.<br />
Frist zur Stellungnahme:<br />
Hinweise und Anregungen zu dieser Thematik<br />
nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />
gern entgegen. Das Merkblatt DWA-M 550<br />
wird bis <strong>zum</strong> 15. Januar 2014 öffentlich zur<br />
Diskussion gestellt.<br />
Stellungnahmen bitte schriftlich, nach<br />
Möglichkeit in digitaler Form, an:<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Dirk Barion,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17<br />
D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-161,<br />
Fax (02242) 872-184,<br />
E-Mail: barion@dwa.de<br />
Digitale Vorlage für Stellungnahmen<br />
befindet sich unter:<br />
http://de.dwa.de/themen.html<br />
Information:<br />
Oktober 2013, 87 Seiten,<br />
ISBN 978-3-944328-06-5,<br />
Ladenpreis: 66 Euro,<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 52,80 Euro<br />
Entwurf Arbeitsblatt DWA-A 142: <strong>Abwasser</strong>leitungen und -kanäle in<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnungsgebieten<br />
Die Deutsche Vereinigung für<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong><br />
und Abfall e. V. (DWA) hat den Entwurf<br />
für ein neues Arbeitsblatt vorgelegt,<br />
das sich mit den zusätzlichen<br />
Anforderungen für Planung,<br />
Bau und Betrieb von <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
und -kanälen in <strong>Wasser</strong>gewinnungsgebieten<br />
befasst. Die<br />
überarbeitete Fassung von DWA-<br />
A 142 enthält zudem Hinweise <strong>zum</strong><br />
Umgang mit bereits bestehenden<br />
Anlagen. Ebenfalls berücksichtigt<br />
werden Schachtbauwerke sowie<br />
deren Reparatur und Renovierung.<br />
Darüber hinaus gibt das Arbeitsblatt<br />
detaillierte Hinweise, wie<br />
mit Hilfe einer Bewertungsmatrix<br />
Gefährdungsbeurteilungen für<br />
<strong>Abwasser</strong>leitungen und -kanäle in<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnungsgebieten getroffen<br />
werden können. Die Anforderungen<br />
an Planung, Bau, Material<br />
und Betrieb wurden auf Basis des<br />
aktuellen Wissensstandes und des<br />
bestehenden Regelwerkes überarbeitet<br />
und um Anforderungen an<br />
die Sanierung ergänzt.<br />
Auf Heilquellenschutzgebiete<br />
kann das Arbeitsblatt sinngemäß<br />
angewandt werden. Wegen der<br />
besonderen Verhältnisse sind<br />
jedoch Einzelfallbetrachtungen<br />
erforderlich, die zu Abweichungen<br />
führen können.<br />
Das Arbeitsblatt wurde mit der<br />
Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren<br />
e. V. (ATT), dem Deutschen<br />
Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches<br />
e. V. (DVGW) und der Forschungsgesellschaft<br />
für Straßen- und Verkehrswesen<br />
e. V. (FGSV) gemeinsam neu<br />
gefasst.<br />
Es richtet sich an Kommunen,<br />
Betreiber von <strong>Abwasser</strong>- und <strong>Wasser</strong>gewinnungsanlagen,<br />
Genehmigungsbehörden<br />
sowie Ingenieurbüros.<br />
Frist zur Stellungnahme:<br />
Hinweise und Anregungen zu dieser Thematik<br />
nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />
gerne entgegen. Das Arbeitsblatt DWA-142<br />
wird bis <strong>zum</strong> 31. Dezember 2013 öffentlich<br />
zur Diskussion gestellt.<br />
Stellungnahmen bitte schriftlich, möglichst<br />
in digitaler Form, an:<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Dipl.-Ing. Christian Berger,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872 126, Fax (02242) 872 184,<br />
E-Mail: berger@dwa.de<br />
Digitale Vorlage für Stellungnahmen<br />
befindet sich unter:<br />
http://de.dwa.de/themen.html<br />
Information:<br />
Oktober 2013, 28 Seiten,<br />
ISBN 978-3-944328-25-6,<br />
Ladenpreis:34 Euro,<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 27,20 Euro<br />
November 2013<br />
1224 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
RECHT UND REGELWERK<br />
Entwurf Arbeitsblatt DWA-A 143-1: Sanierung von Entwässerungssystemen außerhalb<br />
von Gebäuden – Teil 1: Planung und Überwachung von Sanierungsmaßnahmen<br />
Mit dem Entwurf des Arbeitsblatts<br />
DWA-A 143-1 hat die<br />
Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V.<br />
(DWA) eine Publikation vorgelegt,<br />
die sich auf die Europäischen Normen<br />
DIN EN 14654-2 und DIN EN<br />
752, die für Entwässerungssysteme<br />
außerhalb von Gebäuden gelten,<br />
bezieht und die Planung und Überwachung<br />
von Sanierungsmaßnahmen<br />
verdeutlicht.<br />
Das Arbeitsblatt veranschaulicht<br />
alle relevanten Planungsaspekte<br />
(Hydraulik, Betrieb, Bauzustand<br />
sowie Umweltrelevanz) der Netzunterhaltung<br />
und -entwicklung und<br />
verdeutlicht verschiedene Teilaspekte<br />
und den mehrstufigen Prozess<br />
der Gesamtplanung.<br />
Für den Prozess „Maßnahmenplanung<br />
und -umsetzung“ legt das<br />
Arbeitsblatt den Fokus auf den Teilaspekt<br />
bauliche Sanierung.<br />
Vorhabensbeschreibung<br />
Merkblatt DWA-M 625: Methoden und ökologische Auswirkungen der<br />
maschinellen Gewässerunterhaltung<br />
Der Schutz der Gewässer als<br />
Lebensraum für Tiere und<br />
Pflanzen ist von großer Bedeutung.<br />
Gewässerunterhaltungsarbeiten,<br />
die insbesondere bei ausgebauten<br />
Gewässern notwendig sind, um<br />
die hydraulischen Funktionen im<br />
Bereich von Siedlungsgebieten aufrechtzuerhalten,<br />
werden aus wirtschaftlichen<br />
Gründen überwiegend<br />
mit Maschinen ausgeführt und stellen<br />
daher oft einen gravierenden<br />
Eingriff in den Naturhaushalt dar. Da<br />
sich die Schutzziele, aber auch die<br />
Maschinentechnik seit Erscheinen<br />
des Merkblatts DVWK-M 224 im Jahr<br />
1992 weiterentwickelt haben, plant<br />
die Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall<br />
e. V. (DWA) die Überarbeitung der<br />
Publikation und Herausgabe unter<br />
neuer Bezeichnung.<br />
Das Arbeitsblatt gilt nicht für<br />
betrieblich veranlasste Maßnahmen,<br />
die keinen Planungsprozess<br />
erfordern, z. B. wegen „Gefahr in<br />
Verzug“.<br />
Das Arbeitsblatt richtet sich an<br />
alle im Bereich der Sanierung von<br />
Entwässerungssystemen planenden,<br />
betreibenden sowie Aufsicht<br />
führenden Institutionen.<br />
Frist zur Stellungnahme:<br />
Hinweise und Anregungen zu dieser<br />
Thematik nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />
gerne entgegen. Das Arbeitsblatt<br />
DWA-143-1 wird bis <strong>zum</strong> 31. Dezember 2013<br />
öffentlich zur Diskussion gestellt.<br />
Stellungnahmen bitte schriftlich, möglichst<br />
in digitaler Form, an:<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Dipl.-Ing. Christian Berger,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
D-53773 Hennef,<br />
Das neue Merkblatt möchte Hinweise<br />
geben, wie Gewässer möglichst<br />
naturschonend unterhalten<br />
werden können. Daher sollen<br />
Umfang, Zeitpunkt und Art der<br />
Unterhaltungsarbeiten sowie die<br />
Auswahl des richtigen Arbeitsgerätes<br />
beschrieben werden.<br />
Gewässerunterhaltung bedeutet<br />
heute nicht mehr, lediglich den<br />
Hochwasserabfluss sicherzustellen.<br />
Es geht vielmehr darum, den naturnahen<br />
Zustand der Gewässer zu<br />
bewahren und ihre ökologische<br />
Entwicklung zu fördern. Deshalb<br />
kann Gewässerunterhaltung auch<br />
das Ziel haben, naturferne Strukturen<br />
zu verbessern.<br />
Die Arbeitsgruppe GB-2.14<br />
„Maschinelle Gewässerunterhaltung“<br />
im Fachausschuss GB-2<br />
„Unterhaltung und Ausbau von<br />
Tel. (02242) 872-126,<br />
Fax (02242) 872-184,<br />
E-Mail: berger@dwa.de<br />
Digitale Vorlage für Stellungnahmen<br />
befindet sich unter:<br />
http://de.dwa.de/themen.html<br />
Information:<br />
Oktober 2013, 24 Seiten,<br />
ISBN 978-3-944328-12-6,<br />
Ladenpreis: 29 Euro,<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 23,20 Euro<br />
Herausgeber und Vertrieb: DWA Deutsche<br />
Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V.,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-333,<br />
Fax (02242) 872-184,<br />
E-Mail: info@dwa.de,<br />
DWA-Shop: www.dwa.de/shop<br />
Fließgewässern“ möchte mit diesem<br />
Merkblatt Fachleute aus Kommunen,<br />
Behörden, Verbänden, Institutionen<br />
sowie Anwender ansprechen.<br />
Wer an einer Mitarbeit interessiert<br />
ist, kann sich mit einer themenbezogenen<br />
Beschreibung des<br />
beruflichen Werdegangs an die<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle wenden.<br />
Diese nimmt auch Hinweise<br />
und Anregungen zu dem Vorhaben<br />
entgegen.<br />
Hinweise für die Bearbeitung:<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Dipl.-Geogr. Georg Schrenk,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-210, Fax (02242) 872-184,<br />
E-Mail: schrenk@dwa.de, www.dwa.de<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1225
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
<strong>Wasser</strong>mengenbilanzierung als Basis<br />
für das <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
Stand der Technik und gegenwärtige Praxis<br />
<strong>Wasser</strong>verlustmanagement, <strong>Wasser</strong>versorgung, <strong>Wasser</strong>mengenbilanz, <strong>Wasser</strong>mengenanalyse<br />
Axel Knobloch und Philipp Klingel<br />
Die Erstellung einer detaillierten <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
ist Voraussetzung für die effiziente Planung<br />
und Umsetzung von Maßnahmen des <strong>Wasser</strong>verlustmanagements.<br />
Dieser Artikel beschäftigt sich mit den<br />
Werkzeugen und Methoden, die <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
hierfür zur Verfügung stehen. Es werden<br />
Hindernisse aufgezeigt, die die praktische<br />
Umsetzung der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz erschweren und<br />
ihre Aussagekraft für das <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
einschränken. Daraus wird am Ende des Artikels Forschungs-<br />
und Entwicklungsbedarf abgeleitet und es<br />
wird ein Ausblick auf laufende Vorhaben <strong>zum</strong> Thema<br />
gegeben.<br />
Water Balances as a Basis for Water Loss Management<br />
– State of the Art and Current Practice<br />
Efficient design and implementation of water loss<br />
management activities require the preparation of a<br />
detailed water balance. This article deals with the<br />
instruments and methods which are available for this<br />
purpose. Obstacles are pointed out which hamper the<br />
practical realisation of the water balance and which<br />
limit their value for water loss management. The article<br />
ends with the identification of further research<br />
and development needs and gives an outlook on current<br />
projects on the topic.<br />
1. Einleitung<br />
Es ist die Aufgabe jedes <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmens<br />
(WVU), die Höhe der <strong>Wasser</strong>verluste in seinem<br />
Rohrnetz zu kennen und sie mittels geeigneter Maßnahmen<br />
auf einem vertretbaren Niveau zu halten. Dabei<br />
sollten nicht nur ökonomische Kriterien eine Rolle<br />
spielen, sondern auch technische Auswirkungen und<br />
öko logische Folgen in Betracht gezogen werden.<br />
Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts [1] belegen,<br />
dass im Jahr 2010 in Deutschland etwa 474 Mio. m³<br />
<strong>Wasser</strong> in <strong>Wasser</strong>versorgungssystemen verloren gegangen<br />
sind. Bezogen auf das gesamte <strong>Wasser</strong>aufkommen<br />
von 5,12 Mrd. m³ beträgt die mittlere Verlustrate<br />
9,3 % [1].<br />
Die <strong>Wasser</strong>verluste in Deutschland in 2010<br />
""<br />
entsprechen dem <strong>Wasser</strong>bedarf von etwa 10,7 Mio.<br />
Menschen [1],<br />
""<br />
verursachen Kosten in Höhe von rund 280 Mio. € [2]<br />
(mit dem Gegenwert ließen sich 700 000 Geräuschlogger<br />
installieren oder das gesamte deutsche Versorgungsnetz<br />
– etwa 500 000 km Haupt- und Versorgungsleitungen<br />
– vier Mal mit elektro-akustischen<br />
Verfahren auf Leckagen untersuchen),<br />
""<br />
verbrauchen rund 242 Mio. kWh elektrische Energie<br />
(dies entspricht dem Strombedarf von 70 000 deutschen<br />
Privathaushalten) [3] und<br />
""<br />
erzeugen 137 000 t CO 2 -Emmissionen (so viel wie<br />
60 000 Mittelklassewagen bei 15 000 km jährlicher<br />
Fahrleistung) [4, 5].<br />
Auch wenn <strong>Wasser</strong>verluste nie vollständig unterbunden<br />
werden können, zeigen die aufgeführten Zahlen dennoch,<br />
dass die Verringerung der <strong>Wasser</strong>verluste in<br />
Deutschland trotz der guten Ausgangssituation immer<br />
noch ein beträchtliches Potenzial birgt. Angesichts der<br />
Erfordernisse des Klimaschutzes, aber auch des zunehmenden<br />
Kostendrucks auf WVU sollte dieses Potenzial<br />
zukünftig weiter ausgeschöpft werden.<br />
Die Bekämpfung der <strong>Wasser</strong>verluste ist ein iterativer<br />
Prozess, der an die spezifischen Randbedingungen und<br />
Bedürfnisse eines <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmens<br />
individuell angepasst sein sollte. Die US-amerikanische<br />
Umweltbehörde United States Environmental Protection<br />
Agency (EPA) [6] stellt fest, dass effektives <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
aus der Abfolge der drei Komponenten<br />
<strong>Wasser</strong>mengenanalyse, Gegenmaßnahmen und<br />
Evaluierung besteht, wie Bild 1 veranschaulicht.<br />
Laut EPA [6] ist die <strong>Wasser</strong>mengenanalyse „die<br />
Grundlage und der entscheidende erste Schritt für die<br />
Schaffung eines effektiven <strong>Wasser</strong>verlustmanagements“.<br />
Nach Farley und Trow [7] gibt die <strong>Wasser</strong>mengenanalyse<br />
Antworten auf die folgenden Fragen:<br />
November 2013<br />
1226 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
FACHBERICHTE<br />
3<br />
Evaluierung<br />
Bild 1. Komponenten<br />
des<br />
<strong>Wasser</strong>verlustmanagements<br />
nach EPA [6].<br />
2<br />
Gegenmaßnahmen<br />
1<br />
<strong>Wasser</strong>mengenanalyse<br />
1a<br />
Schaffung<br />
der Voraussetzungen<br />
• Datenerfassung<br />
• Datenmanagement<br />
• Monitoring<br />
1b<br />
Analyse der<br />
<strong>Wasser</strong>verluste<br />
1c<br />
Strategieentwicklung<br />
• Erstellen der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
• Ermittlung von Kennzahlen<br />
• Analyse der Ursachen &<br />
Auswirkungen<br />
• Formulierung von Zielwerten<br />
• Identifikation optimaler<br />
Gegenmaßnahmen<br />
• Priorisierung der Maßnahmen<br />
""<br />
Wie viel <strong>Wasser</strong> geht verloren?<br />
""<br />
Wo geht das <strong>Wasser</strong> verloren?<br />
""<br />
Warum geht es verloren?<br />
""<br />
Mit welcher Strategie können die Verluste am<br />
effizientesten reduziert werden?<br />
Um die <strong>Wasser</strong>mengenanalyse durchführen zu können,<br />
sind zunächst die notwendigen Voraussetzungen zu<br />
schaffen (1a in Bild 1). Dies beinhaltet die Installation<br />
von Messeinrichtungen und die Erfassung von Messwerten,<br />
die für die Erstellung der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
benötigt werden (Rohrnetzeinspeisung, in Rechnung<br />
gestellte Rohrnetzabgabe). Ansätze für die Ermittlung<br />
von ungemessenen Rohrnetzabgaben, z.B. Spülmengen<br />
und Löschwasserentnahmen, und der scheinbaren<br />
<strong>Wasser</strong>verluste müssen entwickelt werden. Weiterhin<br />
sind Daten zu erfassen, die die Komponenten des Rohrnetzes<br />
und deren Zustand beschreiben, beispielsweise<br />
aus dem Netzinformationssystem, dem hydraulischen<br />
Modell und der Schadensdatenbank, um daraus Kennzahlen<br />
und mögliche Ursachen der <strong>Wasser</strong>verluste<br />
abzuleiten.<br />
Der zweite Schritt der <strong>Wasser</strong>mengenanalyse beinhaltet<br />
die Erstellung der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz, die die<br />
Frage „Wie viel <strong>Wasser</strong> geht verloren?“ beantwortet (1b<br />
in Bild 1). Dabei werden für ein System die <strong>Wasser</strong>einspeisung<br />
und die verschiedenen Komponenten der<br />
<strong>Wasser</strong>abgabe im gewählten Betrachtungszeitraum<br />
aufgeschlüsselt. Der Deutsche Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches<br />
e.V. (DVGW) weist in diesem Zusammenhang<br />
im DVGW-Arbeitsblatt W 392 Rohrinspektion und <strong>Wasser</strong>verluste<br />
– Maßnahmen, Verfahren und Bewertung [8]<br />
darauf hin, dass der Bekämpfung der <strong>Wasser</strong>verluste<br />
immer die Bestimmung der einzelnen Komponenten<br />
einer <strong>Wasser</strong>mengenbilanz vorausgehen sollte. Um die<br />
Antwort auf die Frage nach dem „Wo?“ zu erhalten, wird<br />
die <strong>Wasser</strong>mengenbilanz idealerweise nicht nur für das<br />
Gesamtsystem sondern für einzelne Versorgungszonen<br />
separat erstellt. Mit den Bilanzierungsergebnissen<br />
werden Kennzahlen gebildet, die einen Vergleich der<br />
<strong>Wasser</strong>verluste und eine Analyse der entscheidenden<br />
Ursachen („Warum?“) ermöglichen.<br />
Im dritten Schritt wird aus der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
und den entwickelten Kennzahlen eine Strategie <strong>zum</strong><br />
Einsatz optimaler Gegenmaßnahmen abgeleitet (1c in<br />
Bild 1). Die Strategie umfasst eine Maßnahmenpriorisierung,<br />
um die vorhandenen Ressourcen auf diejenigen<br />
kritischen Stellen des <strong>Wasser</strong>versorgungssystems zu<br />
konzentrieren, die das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis<br />
bieten.<br />
In diesem Artikel wird die Anwendung der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
in Deutschland diskutiert. Dazu wird<br />
zunächst der Stand der Wissenschaft und Technik zusammengefasst<br />
und dessen Umsetzung in der Praxis untersucht.<br />
Die Untersuchung basiert auf aktueller Fachliteratur<br />
und den Ergebnissen einer Umfrage, die zu diesem<br />
Zweck durchgeführt wurde. Defizite in der Anwendbarkeit<br />
des Stands der Wissenschaft und Technik sowie<br />
Hemmnisse für die praktische Umsetzung werden identifiziert<br />
und daraus Handlungsbedarf abgeleitet.<br />
2. Stand der Wissenschaft und Technik<br />
2.1 Definition<br />
Jeder Diskussion über <strong>Wasser</strong>verluste muss eine einheitliche<br />
Terminologie zu Grunde liegen [8, 9]. Die Water<br />
Loss Task Force der International Water Association<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1227
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
Rohrnetzeinspeisung Q N<br />
Rohrnetzabgabe<br />
Q A<br />
<strong>Wasser</strong>verluste<br />
Q V<br />
(IWA) um Lambert und Hirner [9] definierte daher im Jahr<br />
2000 eine standardisierte Form der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
für den international einheitlichen Gebrauch.<br />
Darin sind die verschiedenen Komponenten der <strong>Wasser</strong>abgabe<br />
und der <strong>Wasser</strong>verluste als Anteil der Netzeinspeisung<br />
aufgeschlüsselt. Außerdem wird die <strong>Wasser</strong>abgabe<br />
in verkaufte und nichtverkaufte Bestandteile<br />
unterschieden.<br />
Diese Definition wird inzwischen weltweit von vielen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen verwendet und hat<br />
Eingang in die Regelwerke vieler <strong>Wasser</strong>fachverbände<br />
gefunden, z. B. in das AWWA Manual M36 [10] der American<br />
Water Works Association (AWWA), in die ÖVGW-<br />
Richtlinie W 63 [11] der Österreichischen Vereinigung<br />
für das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach (ÖVGW) und das DVGW-<br />
Arbeitsblatt W 392 [8].<br />
Das von Lambert und Hirner [9] vorgeschlagene<br />
Grundprinzip von Einspeisung auf der einen sowie <strong>Wasser</strong>abgaben<br />
und <strong>Wasser</strong>verlusten auf der anderen Seite<br />
der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz wurde dabei in den Regelwerken<br />
übernommen. Im Detail gibt es aber auch Unterschiede<br />
bei der Terminologie, bei den in der Bilanz<br />
genannten Komponenten und den Betrachtungsgrenzen.<br />
Im DVGW-Arbeitsblatt W 392 [8] werden z. B. Rohwasserverluste<br />
nicht in der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
berücksichtigt, während sie bei Lambert und Hirner [9]<br />
In Rechnung<br />
gestellte Rohrnetzabgabe<br />
Q AI<br />
Nicht in Rechnung<br />
gestellte<br />
Rohrnetzabgabe<br />
Q AN<br />
(1)<br />
Scheinbare<br />
<strong>Wasser</strong>verluste<br />
Q VS<br />
Reale <strong>Wasser</strong>verluste<br />
Q VR<br />
In Rechnung gestellte<br />
und gemessene Rohrnetzabgabe<br />
In Rechnung gestellte<br />
und nicht gemessene<br />
Rohrnetzabgabe<br />
Nicht in Rechnung<br />
gestellte und gemessene<br />
Rohrnetzabgabe<br />
Nicht in Rechnung<br />
gestellte und ungemessene<br />
Rohrnetzabgabe<br />
Zählerabweichungen<br />
und Abgrenzungsverluste<br />
bei Ablesung<br />
Schleichverluste<br />
<strong>Wasser</strong>diebstahl<br />
Zubringerleitungen<br />
Behälter<br />
Haupt- und Versorgungsleitungen<br />
Hausanschlussleitungen<br />
bis <strong>zum</strong> Hauswasserzähler<br />
In Rechnung<br />
gestellte <strong>Wasser</strong>abgabe<br />
Q IR<br />
Nicht in Rechnung<br />
gestellte<br />
<strong>Wasser</strong>abgabe<br />
Q NR<br />
(1) Z. B. Feuerlöschbedarf, Leitungsspülungen, Bewässerung öffentlicher Flächen usw.<br />
Bild 2. <strong>Wasser</strong>mengenbilanz gemäß DVGW-Arbeitsblatt W 392 [8].<br />
und im AWWA Manual M36 [10] mit in die Bilanz eingehen.<br />
Bild 2 zeigt die <strong>Wasser</strong>mengenbilanz gemäß DVGW-<br />
Arbeitsblatt W 392 [8]. Der Rohrnetzeinspeisung Q N werden<br />
die Rohrnetzabgabe Q A und die <strong>Wasser</strong>verluste Q V<br />
gegenübergestellt. Weiter wird zwischen in Rechnung<br />
gestellter und nicht in Rechnung gestellter Rohrnetzabgabe<br />
(Q AI und Q AN ) sowie scheinbaren und realen <strong>Wasser</strong>verlusten<br />
(Q VS und Q VR ) und ihren Einzelkomponenten<br />
unterschieden. Unter scheinbaren <strong>Wasser</strong>verlusten<br />
werden Abgaben verstanden, die unrichtig oder nicht<br />
erfasst werden. Als reale <strong>Wasser</strong>verluste werden Leckagen<br />
bei der <strong>Wasser</strong>verteilung bezeichnet. Auf der rechten<br />
Seite der Bilanz ergeben sich die in Rechnung<br />
gestellte und die nicht in Rechnung gestellte <strong>Wasser</strong>abgabe<br />
(Q IR und Q NR ).<br />
2.2 Vorgehen<br />
Lambert und Hirner [9] und die o.g. Regelwerke geben<br />
eine im Prinzip gleiche standardisierte Vorgehensweise<br />
zur Erstellung der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz an. Im DVGW-<br />
Arbeitsblatt W 392 [8] wird diese wie folgt zusammengefasst:<br />
1. Messung Q N und Messung bzw. Schätzung Q AI<br />
2. Messung bzw. Schätzung Q AN<br />
3. Berechnung Q A (= Q AI + Q AN )<br />
4. Berechnung Q V (= Q N - Q A )<br />
5. Schätzung Q VS<br />
6. Berechnung Q VR (= Q V - Q VS )<br />
Um aussagekräftige und belastbare Ergebnisse zu erhalten,<br />
sind sowohl die Rohrnetzeinspeisung Q N als auch<br />
die Rohrnetzabgabe Q A möglichst genau zu messen.<br />
Ungemessene Rohrnetzabgaben sind über geeignete<br />
Ansätze möglichst genau zu schätzen. Als Ansatz für die<br />
Schätzung der scheinbaren <strong>Wasser</strong>verluste Q VS wird die<br />
Größenordnung 1,5 bis 2,0 % der Rohrnetzabgabe Q A<br />
vorgeschlagen [8].<br />
2.3 Werkzeuge<br />
In den vergangenen zehn Jahren wurden insbesondere<br />
im angelsächsischen Raum eine ganze Reihe freier und<br />
kommerzieller rechnergestützter Werkzeuge entwickelt,<br />
die die <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen bei der Erstellung<br />
der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz unterstützen sollen:<br />
Aqualibre TM , AquaLite, AWWA Free Water Audit Software,<br />
Benchleak, CheckCalcs, WB-EasyCalc, um eine Auswahl<br />
zu nennen. Im deutschsprachigen Raum werden z. B. die<br />
kommerziellen Produkte NAIS © <strong>Wasser</strong>verlustberechnung<br />
und Aquadas QS angeboten. Die ÖVGW stellt eine<br />
MS Excel-Datei für die Bilanzierung kostenlos zur Verfügung.<br />
Die meisten Werkzeuge bieten die gleichen grundlegenden<br />
Funktionen zur Ermittlung der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
und der wichtigsten Kennzahlen. Sie unterscheiden<br />
sich vorwiegend durch ihre Aufmachung und<br />
November 2013<br />
1228 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
FACHBERICHTE<br />
Tabelle 1. Vergleich von Software-Produkten zur <strong>Wasser</strong>mengenbilanzierung.<br />
Funktion<br />
Aquadas QS<br />
AqualibreTM<br />
AquaLite<br />
AWWA Free Water Audit<br />
Software<br />
Nicht-kommerzielle Software ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Excel-basiert ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Deutschsprachige Benutzeroberfläche ✓ ✓ ✓ ✓<br />
<strong>Wasser</strong>bilanz nach DVGW bzw. IWA ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Berechnung von Kennzahlen ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Angabe von Vertrauensbereichen ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />
Komponentenanalyse<br />
Empfehlung von Maßnahmen<br />
Anbindung an GIS / ext. Datenbanken ✓ ✓ ✓<br />
Automatische Datenübernahme ✓ ✓ ✓<br />
✓<br />
Grafische Ergebnis-Visualisierung ✓ ✓ ✓<br />
✓<br />
Benchleak<br />
CheckCalcs<br />
Halfawy und Hunaidi [12]<br />
NAIS©<br />
Netbase<br />
ÖVGW Excel-Datei [11]<br />
WB-EasyCalc<br />
einige sekundäre Funktionen wie beispielsweise die<br />
Angabe von Vertrauensbereichen, die Empfehlung von<br />
Maßnahmen oder die Möglichkeit, eine Komponentenanalyse<br />
durchzuführen. Den meisten Werkzeugen ist<br />
gemein, dass der Anwender die Eingangsdaten selbst<br />
erheben und über die Benutzeroberfläche manuell eingeben<br />
muss.<br />
Halfawy und Hunaidi [12] hingegen stellen einen<br />
Softwareprototyp zur <strong>Wasser</strong>bilanzerstellung vor, der<br />
als Teil eines Anlagenverwaltungssystems auf einem<br />
Geoinformationssystem (GIS) basiert und beim <strong>Wasser</strong>versorger<br />
der Stadt Regina (Kanada) implementiert<br />
wurde. Das GIS wurde über eine Schnittstelle an das<br />
Leitsystem und die Datenbank der Kundenzählerfernablesungen<br />
angeschlossen. Dadurch können Einspeisemengen<br />
und <strong>Wasser</strong>verbrauch automatisiert in die<br />
<strong>Wasser</strong>mengenbilanz eingelesen und die Effizienz der<br />
Datenverarbeitungsprozesse deutlich gesteigert werden.<br />
Netbase, dessen Anwendung in Manila (Philippinen)<br />
Dimaano und Jamora [13] sowie Dimaano [14]<br />
beschreiben, stellt ein weiteres Werkzeug dar, das sich<br />
durch die Möglichkeit auszeichnet, Daten aus verschiedenen<br />
Systemen einlesen zu können.<br />
Auch die Software Aquadas QS, die primär der Verwaltung<br />
und Dokumentation von Wartungsarbeiten<br />
und Überwachungstätigkeiten an <strong>Wasser</strong>versorgungssystemen<br />
dient, ermöglicht über die Kommunikation<br />
mit einem GIS das automatisierte Einlesen von Zählerständen<br />
und Verbrauchsmengen und den Vergleich von<br />
Einspeisung und Verbrauch [15].<br />
Einen guten Überblick über die genannten Werkzeuge<br />
und ihre Eigenschaften geben Tsitsifli und Kanakoudis<br />
[16] sowie Halfawy und Hunaidi [12]. Tabelle 1<br />
fasst die Eigenschaften der Werkzeuge zusammen.<br />
3. Gegenwärtige Praxis<br />
3.1 Literatur<br />
Zentraler Baustein der <strong>Wasser</strong>mengenanalyse ist die<br />
Erstellung detaillierter, zonenweiser <strong>Wasser</strong>mengenbilanzen.<br />
In der Praxis wird aber meist nur eine Bilanz für<br />
das gesamte <strong>Wasser</strong>versorgungssystem erstellt, wie aus<br />
der deutschsprachigen Fachliteratur geschlossen werden<br />
kann. Osmancevic [17] stellt fest, dass häufig<br />
keine <strong>Wasser</strong>mengenbilanzierung bzw. Fertigstellung<br />
der Jahresabrechnungsberichte nach Empfehlung des<br />
DVGW-Arbeitsblattes W 392 [8] stattfindet und dass es<br />
bei der Erstellung der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz keine Differenzierung<br />
der <strong>Wasser</strong>verluste nach einzelnen Versorgungsgebieten<br />
oder -zonen gibt.<br />
Ein Beispiel für eine sehr detaillierte <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
für ein Gesamtsystem, in der alle Komponenten<br />
berücksichtigt werden, gibt Tennhardt [18]. Er<br />
beschreibt, wie für das <strong>Wasser</strong>versorgungssystem der<br />
Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe systematisch die Bilanzierung<br />
aller Volumenströme durchgeführt wird, um die Hintergrundverluste<br />
aus Kleinstleckagen quantifizieren zu<br />
können. Dabei werden selbst kleinste Abgabemengen<br />
soweit möglich quantitativ erfasst: öffentliche Toiletten,<br />
Zierbrunnen, Bewässerung öffentlicher Flächen, Löschwasserentnahmen,<br />
Spülmengen und Eigenverbrauch<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1229
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
des WVU. Tennhardt weist darauf hin, dass der hohe<br />
Detaillierungsgrad für aussagekräftige Ergebnisse unerlässlich<br />
aber mit einem hohen Aufwand verbunden ist<br />
[L. Tennhardt, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, persönliche Mitteilung,<br />
16.07.2013].<br />
Kölbl und Martinek [19] halten fest, dass <strong>Wasser</strong>mengenbilanzen<br />
und daraus errechnete Kennzahlen elementare<br />
Komponenten eines <strong>Wasser</strong>verlustmanagements<br />
sind, sich in der Regel aber auf längere, bereits<br />
vergangene Zeiträume beziehen, da es sich um relativ<br />
träge Instrumente handelt. Gangl, Dietz und Sacher [20]<br />
schluss folgern, dass für eine detaillierte Betrachtung<br />
oder zur Erkennung von Schwachstellen im Netz eine<br />
<strong>Wasser</strong>mengenbilanz für ein Versorgungssystem nur<br />
bedingt zielführend ist, da die jährlich erstellte <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
immer nur den Zustand der Vergangenheit<br />
anzeigt, auf den erst zeitversetzt reagiert werden<br />
kann.<br />
Da (nicht eichpflichtige) Großwasserzähler zur Rohrnetzüberwachung<br />
häufig viele Jahre ohne Kalibrierung<br />
oder Überprüfung im Einsatz sind, kommen Gangl u. a.<br />
[21] sowie Guibentif u. a. [22] übereinstimmend zu dem<br />
Schluss, dass mögliche Zählerabweichungen in der<br />
<strong>Wasser</strong>mengenbilanz berücksichtigt werden sollten.<br />
Schon relativ kleine Messabweichungen bei der Einspeisemenge<br />
können die ermittelten <strong>Wasser</strong>verluste<br />
deutlich verfälschen.<br />
3.2 Umfrage<br />
Um die praktische Handhabung der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
besser einschätzen zu können wurden im Rahmen<br />
einer Diplomarbeit 29 <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
(mit jährlichen Einspeisemengen zwischen<br />
etwa 42 000 m³/a bis rund 43 Mio. m³/a) in Baden-Württemberg<br />
zu ihrer Vorgehensweise befragt [23]. Insgesamt<br />
69 % der befragten Unternehmen gaben an, die<br />
Erstellung von <strong>Wasser</strong>mengenbilanzen für die effiziente<br />
Reduzierung von <strong>Wasser</strong>verlusten für „wichtig“ oder<br />
„sehr wichtig“ zu halten. Allerdings verwenden nur 31 %<br />
der befragten Unternehmen die standardisierte <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
gemäß DVGW-Arbeitsblatt W 392 [8].<br />
Lediglich zwei WVU ermitteln die <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
für einzelne Versorgungszonen. Immerhin 52 % der<br />
Befragten gaben an, aus den Ergebnissen der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
Kennzahlen abzuleiten.<br />
Bei der Befragung wurde ersichtlich, dass kein WVU<br />
sämtliche Komponenten der DVGW-<strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
ermittelt. Die Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
in Bild 3 verdeutlicht, dass die meisten WVU lediglich<br />
die Rohrnetzeinspeisung Q N sowie die in Rechnung<br />
gestellte Rohrnetzabgabe Q AI ermitteln. Diese beiden<br />
Werte lassen sich anhand von Messwerten aus der<br />
betrieblichen Überwachung und der Kundenabrechnung<br />
ermitteln und liegen den meisten WVU in digitaler<br />
Form vor. Weiterhin wird die Abgabe an temporäre<br />
Abnehmer wie z. B. Baustellen von einem sehr großen<br />
Anteil (83 %) der Befragten berücksichtigt und auch mittels<br />
Zählerstandrohren gemessen.<br />
Die Komponenten der nicht in Rechnung gestellten<br />
Rohrnetzabgabe Q AN werden laut Umfrage von der<br />
Mehrheit der WVU berücksichtigt. Die meisten Werte<br />
beruhen aber auf Schätzungen, sodass eine beträchtliche<br />
Unsicherheit bezüglich der tatsächlich verbrauchten<br />
<strong>Wasser</strong>mengen besteht.<br />
In vielen Fällen wird auf Basis der Rohrnetzeinspeisung<br />
Q N und der Rohrnetzabgabe Q A nur der Gesamtwasserverlust<br />
Q V berechnet. Nur von 35 % der befragten<br />
Unternehmen werden die scheinbaren Q VS berücksichtigt.<br />
Deren Höhe wird in den meisten Fällen gemäß<br />
DVGW-Arbeitsblatt W 392 [8] pauschal als prozentualer<br />
Anteil (1,5 bis 2 %) der Rohrnetzabgabe Q A angesetzt.<br />
Lediglich eines der befragten Unternehmen gab an, mit<br />
der Abschätzung der Schleichverluste eine Unterkategorie<br />
der scheinbaren Q VS separat zu ermitteln.<br />
Die Aufteilung der realen <strong>Wasser</strong>verluste Q VR auf<br />
deren Entstehungsorte (Behälter, Zubringer-, Hauptund<br />
Versorgungs- sowie Hausanschlussleitungen) stellt<br />
sich ebenfalls als problematisch dar. Lediglich zwei WVU<br />
gaben an, die Höhe der <strong>Wasser</strong>verluste an Behältern<br />
mittels Messung bzw. Schätzung zu erfassen.<br />
4. Diskussion<br />
Die Umfrageergebnisse belegen die Einschätzung von<br />
Osmancevic [17], der bemängelt, dass viele Rohrnetzabgaben<br />
nicht gemessen sondern geschätzt werden und<br />
dass es häufig keine Differenzierung zwischen realen<br />
und scheinbaren <strong>Wasser</strong>verlusten gibt. Dass die Einzelkomponenten<br />
der scheinbaren und realen <strong>Wasser</strong>verluste<br />
gemäß DVGW-<strong>Wasser</strong>mengenbilanz häufig nicht<br />
separat ermittelt werden, lässt sich möglicherweise<br />
damit erklären, dass die WVU dafür einen hohen Aufwand<br />
betreiben müssen ohne einen direkten Nutzen in<br />
der Kenntnis dieser Komponenten zu sehen. Ein weiterer<br />
Grund ist darin zu sehen, dass derzeit keine Werkzeuge<br />
und Methoden existieren, anhand derer die verschiedenen<br />
Einzelkomponenten von nicht in Rechnung<br />
gestellter Rohrnetzabgabe Q AN sowie scheinbarer und<br />
realer <strong>Wasser</strong>verluste Q VS und Q VR in der Praxis einfach<br />
und hinreichend genau ermittelt werden können. <strong>Wasser</strong>diebstahl<br />
spielt in Deutschland nur eine untergeordnete<br />
Rolle, weshalb diese Komponente in der Regel vernachlässigt<br />
wird. Andere Komponenten der scheinbaren<br />
<strong>Wasser</strong>verluste wie beispielsweise Zählerabweichungen<br />
an Großwasserzählern sollten jedoch berücksichtigt<br />
werden.<br />
Die Umfrage zeigt weiterhin, dass die zonenweise<br />
Bilanzierung in der Praxis nur sehr selten umgesetzt<br />
wird. Dies ist vermutlich nicht nur auf den finanziellen<br />
Aufwand für die Installation der Messgeräte zurückzuführen,<br />
sondern auch auf den personellen Aufwand für<br />
die Datenbeschaffung und -aufbereitung, der für jede<br />
Bilanzierung erneut zu leisten ist. Die Umfrageergeb-<br />
November 2013<br />
1230 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
FACHBERICHTE<br />
Eingangsdaten Berechnete Komponenten Eingangsdaten<br />
Rohrnetzeinspeisung<br />
Q N<br />
Ermittelt: 100 %<br />
Vollständig gemessen:<br />
97 %<br />
Rohrnetzabgabe<br />
Q A<br />
<strong>Wasser</strong>verluste<br />
Q V<br />
In Rechnung<br />
gestellte Rohrnetzabgabe<br />
Q AI<br />
Nicht in<br />
Rechnung<br />
gestellte Rohrnetzabgabe<br />
Q AN<br />
Scheinbare <strong>Wasser</strong>verluste<br />
Q VS<br />
Reale <strong>Wasser</strong>verluste<br />
Q VR<br />
Private Haushalte, Gewerbe und Industrie<br />
Ermittelt: 93 % Davon gemessen: 90 %<br />
Temporäre Abnehmer (z.B. Baustellen)<br />
Ermittelt: 83 % Davon gemessen: 66 %<br />
Filterspülungen<br />
Ermittelt: 45 % Davon gemessen: 21 %<br />
Behälterreinigung<br />
Ermittelt: 59 % Davon gemessen: 14%<br />
Hydranten- und Leitungsspülungen<br />
Ermittelt: 62 % Davon gemessen: 17 %<br />
Löschwasser<br />
Ermittelt: 41 % Davon gemessen: 3 %<br />
Kanal- und Straßenreinigung<br />
Ermittelt: 55 % Davon gemessen: 31 %<br />
Bewässerung öffentlicher Flächen<br />
Ermittelt: 66 % Davon gemessen: 55 %<br />
Zählerabweichungen und Abgrenzungsverluste<br />
Ermittelt: 0 % Davon gemessen: 0 %<br />
Schleichverluste<br />
Ermittelt: 3 % Davon gemessen: 0 %<br />
<strong>Wasser</strong>diebstahl<br />
Ermittelt: 0 % Davon gemessen: 0 %<br />
An Zubringerleitungen<br />
Ermittelt: 0 % Davon gemessen: 0 %<br />
An Behältern<br />
Ermittelt: 7 % Davon gemessen: 3 %<br />
An Haupt- und Versorgungsleitungen<br />
Ermittelt: 0 % Davon gemessen: 0 %<br />
An Hausanschlussleitungen<br />
Ermittelt: 0 % Davon gemessen: 0 %<br />
Bild 3. Ergebnisse<br />
der<br />
Umfrage unter<br />
29 WVU in<br />
Baden-Württemberg<br />
zur<br />
Erstellung der<br />
<strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
gemäß DVGW-<br />
Arbeitsblatt<br />
W 392 [8, 23].<br />
nisse legen nahe, dass häufig auch dann keine zonenweisen<br />
Bilanzen erstellt werden, wenn Messgeräte zur<br />
Überwachung der Zoneneinspeisung vorhanden sind.<br />
Die beschriebenen Sachverhalte führen dazu, dass in<br />
den meisten Fällen nur der mittlere <strong>Wasser</strong>verlust und<br />
durchschnittliche Kennzahlen des Gesamtsystems<br />
bekannt sind. Damit sind Kernaussagen der Bilanz nur<br />
eingeschränkt brauchbar und als Grundlage für technische<br />
Entscheidungen im Rahmen des <strong>Wasser</strong>verlustmanagements<br />
untauglich. Die Fragen nach dem „Wo?“<br />
und dem „Warum?“ bleiben unbeantwortet.<br />
5. Zusammenfassung und Schlussfolgerung<br />
Die Ergebnisse der Untersuchung der Handhabung der<br />
<strong>Wasser</strong>mengenbilanz gemäß DVGW-Arbeitsblatt W 392<br />
[8] in der Praxis lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
""<br />
Viele Einzelkomponenten der DVGW-<strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
sind sehr aufwendig zu ermitteln und<br />
werden pauschal abgeschätzt oder vernachlässigt.<br />
""<br />
Eine vollständige <strong>Wasser</strong>mengenbilanz unter Be -<br />
rücksichtigung aller Komponenten wird nur selten<br />
erstellt.<br />
""<br />
Die scheinbaren <strong>Wasser</strong>verluste Q VS werden häufig<br />
gar nicht oder nur pauschal berücksichtigt. Die<br />
Annahme von 1,5 bis 2,0 % der Rohrnetzabgabe Q A<br />
ergibt für die meisten deutschen WVU einen zu<br />
hohen Wert.<br />
""<br />
Aufgrund unterschiedlicher Vorgehensweisen sind<br />
die Ergebnisse vieler WVU nicht untereinander ver-<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1231
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
gleichbar und technische Kennzahlen werden verfälscht.<br />
""<br />
Mit den zur Verfügung stehenden Werkzeugen ist<br />
eine Bilanzierung sehr aufwendig, weshalb die <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
meist für das Gesamtnetz und<br />
nicht zonenweise und nur in großen, meist jährlichen<br />
Abständen ermittelt wird.<br />
""<br />
Lange Bilanzierungszeiträume, die fehlende Bilanzierung<br />
von Zonen und die unvollständige Ermittlung<br />
der Bilanz führen zu einer eingeschränkten Aussagekraft<br />
der Ergebnisse für das <strong>Wasser</strong>verlustmanagement.<br />
Aus der beschriebenen Situation in der Praxis lässt sich<br />
schlussfolgern, dass Forschungs- und Entwicklungsbedarf<br />
besteht, um Methoden und Werkzeuge zu entwickeln,<br />
die WVU dabei unterstützen mit wirtschaftlichem<br />
Aufwand eine vollständige, korrekte <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
für adäquate Bilanzierungszeiträume zu<br />
erstellen. Es ist unter anderem zu überprüfen, ob es<br />
Komponenten gibt, die mengenmäßig einen vernachlässigbaren<br />
Einfluss auf das Ergebnis haben und daher<br />
in Zukunft aus der Bilanz herausgenommen werden<br />
können. Dies gilt insbesondere für Komponenten, die in<br />
Summe ein Vielfaches kleiner sind als die Messabweichung<br />
der großen Komponenten wie z. B. Rohrnetzeinspeisung<br />
Q N oder in Rechnung gestellte Rohrnetzabgabe<br />
Q AI . Für Komponenten, die sich bei der Untersuchung<br />
als relevant herausstellen, sind Verfahren zu<br />
entwickeln, um ihre Höhe mit wirtschaftlichem Aufwand<br />
hinreichend genau quantifizieren zu können. Der<br />
DVGW greift einige der beschriebenen Probleme, z. B.<br />
die Handhabung der scheinbaren <strong>Wasser</strong>verluste, in der<br />
Novellierung des DVGW-Arbeitsblatts W 392 [8] auf, dessen<br />
Entwurf im Juli 2013 veröffentlicht wurde [24].<br />
Weiterhin besteht Bedarf an der Entwicklung von<br />
Werkzeugen und Methoden, mit deren Hilfe die zonenweise<br />
Bilanzierung mit wirtschaftlichem Aufwand<br />
durchgeführt werden kann. Diesbezüglich wurde mit<br />
der Entwicklung von Halfawy und Hunaidi [12] sowie<br />
Netbase und Aquadas ein wichtiger erster Schritt getan,<br />
indem Eingangsdaten aus verschiedenen IT-Systemen<br />
eines WVU automatisiert in die <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
eingelesen werden. Ein aktuelles Forschungs- und Entwicklungsprojekt<br />
des Karlsruher Institut für Technologie<br />
(KIT) mit den Ingenieurbüros 3S Consult GmbH und COS<br />
Systemhaus OHG sowie den Stadtwerken Pforzheim<br />
führt die Idee einer Automatisierung der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
fort [25].<br />
Mit der Entwicklung eines GIS-basierten Werkzeugs<br />
soll die Erstellung zonenweiser <strong>Wasser</strong>mengenbilanzen<br />
über beliebige Zeiträume automatisiert ermöglicht werden.<br />
Dazu werden georeferenzierte Informationen über<br />
die Lage von Einspeisezählern und Kundenwasserzählern<br />
sowie über das Leitungsnetz und die Zonierung mit<br />
Messwerten aus der Leitstelle und Kundenzählerablesungen<br />
aus dem Abrechnungssystems verknüpft, um<br />
daraus Einspeisemengen und gemessene Rohrnetzabgaben<br />
jeder Zone im Bilanzierungszeitraum zu<br />
berechnen.<br />
Für die automatisierte Ermittlung ungemessener<br />
Komponenten werden z. B. Informationen der Zählerdatenbank<br />
verarbeitet und über den Vergleich des<br />
Messbereichs jedes Zählers mit den registrierten Messwerten<br />
aus der Leitstelle die Zählerabweichungen der<br />
Einspeisezähler abgeschätzt. Weiterhin werden durch<br />
die Analyse der Einspeiseganglinien und Informationen<br />
aus dem Auftragszentrum zu Zeitpunkt und Ort von<br />
Spülungen und Reparaturen näherungsweise Spülmengen<br />
sowie Lecklaufzeiten und Leckageraten bestimmt.<br />
Für die Strategieentwicklung im Rahmen des <strong>Wasser</strong>verlustmanagements<br />
soll die automatisierte Bilanzierung<br />
außerdem um die Analyse der Ursachen und<br />
Auswirkungen der <strong>Wasser</strong>verluste ergänzt werden.<br />
Dazu werden die Ergebnisse der zonenweisen <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
mit Informationen <strong>zum</strong> Rohrleitungsnetz,<br />
Schadens- und Instandhaltungsdaten sowie<br />
Umwelteinflüssen (Bodeneigenschaften, Verkehrsbelastung,<br />
Grundwasserspiegel, <strong>Wasser</strong>qualität usw.) verknüpft<br />
und analysiert.<br />
Literatur<br />
[1] Statistisches Bundesamt: Fachserie 19, Reihe 2.1.1, Umwelt,<br />
Öffentliche <strong>Wasser</strong>versorgung und öffentliche <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
2010. Bericht, 2013, Wiesbaden.<br />
[2] Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen:<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung in Nordrhein-Westfalen – Benchmarking-<br />
Projekt. Ergebnisbericht 2012/2013, Düsseldorf, Mai 2013.<br />
[3] Plath, M. und Wichmann, K.: Energieverbrauch der deutschen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung. energie | wasser-praxis 60 (2009) Nr. 7/8,<br />
S. 54 - 55.<br />
[4] Umweltbundesamt: Entwicklung der spezifischen Kohlendioxid-Emissionen<br />
des deutschen Strommix 1990-2010 und<br />
erste Schätzungen 2011. Bericht, Dessau-Roßlau, 2012.<br />
[5] Umweltbundesamt: CO 2 -Emmissionsminderung im Verkehr<br />
in Deutschland. Bericht, Dessau-Roßlau, März 2010.<br />
[6] United States Environmental Protection Agency: Control<br />
and mitigation of drinking water losses in distribution systems.<br />
Bericht, Washington D.C., USA, November 2010.<br />
[7] Farley, M. and Trow, S.: Losses in Water Distribution Networks.<br />
IWA Publishing, London, UK, 2007.<br />
[8] DVGW-Arbeitsblatt W 392: Rohrnetzinspektion und <strong>Wasser</strong>verluste<br />
– Maßnahmen, Verfahren und Bewertung. Ausg.<br />
05/2003. WVGW-Verlag Bonn.<br />
[9] Lambert, A. and Hirner, W.: Losses from water supply systems:<br />
Standard terminology and recommended performance<br />
measures. IWA Blue Pages, London, UK, Oktober 2000.<br />
[10] AWWA Manual M 36: Water Audits and Loss Control Programs.<br />
3 rd ed. 2009. American Water Works Association.<br />
[11] ÖVGW-Richtlinie W 63: <strong>Wasser</strong>verluste in Trinkwasserversorgungssystemen.<br />
Ausg. 09/2009. Österreichische Vereinigung<br />
für das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach.<br />
November 2013<br />
1232 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
FACHBERICHTE<br />
[12] Halfawy, M. R. and Hunaidi, O.: GIS-based water balance system<br />
for integrated sustainability management of water distribution<br />
assets. Tagungsband 60th Annual Western Canada<br />
Water and Wastewater Association Conference (WCWWA),<br />
Regina, Kanada, September 2008.<br />
[13] Dimaano, I. and Jamora, R.: Embarking on the World’s Largest<br />
Non-Revenue Water Management Project. Tagungsband<br />
Water Loss 2010, São Paulo, Brasilien, International Water<br />
Association, Juni 2010.<br />
[14] Dimaano, J.: The Challenge of Reducing Maynilad’s Non-<br />
Revenue Water. Tagungsband Water Loss 2012, Manila,<br />
Philip pinen, International Water Association, Februar 2012.<br />
[15] Aquadas consulting & software: Aquadas QS – die modulare<br />
Softwarelösung zur Verwaltung des <strong>Wasser</strong>werkes. Broschüre,<br />
Wien, Österreich, 2007.<br />
[16] Tsitsifli, S. and Kanakoudis, V.: Presenting a new user-friendly<br />
tool to assess performance level and calculate the water balance<br />
of water networks. Tagungsband 10th International<br />
Conference on Protection and Restoration of Environment<br />
(PRE10), Korfu, Griechenland, Juli 2010.<br />
[17] Osmancevic, E.: <strong>Wasser</strong>verlustbekämpfung in der Praxis. 3R<br />
international 49 (2010) Nr. 8/9, S. 455 – 460.<br />
[18] Tennhardt, L.: Realistische Bilanzierung von <strong>Wasser</strong>verlusten<br />
und die Anwendbarkeit von <strong>Wasser</strong>verlustkennzahlen. energie<br />
| wasser-praxis 63 (2012) Nr. 10, S. 34 - 41.<br />
[19] Kölbl, J. und Martinek, P.: Innovative Netzüberwachungstechnologien<br />
zur Unterstützung der Sisyphusarbeit des<br />
<strong>Wasser</strong>verlust-Managements. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 151<br />
(2010) Nr. 11, S. 1002 - 1006.<br />
[20] Gangl, G., Dietz, R. und Sacher, J.: Leckagenfrüherkennung<br />
am offenen Netz. energie | wasser-praxis 60 (2009) Nr. 3,<br />
S. 2 - 6.<br />
[21] Gangl, G., Kölbl, J., Haas, J., Hassler, E., Fuchs-Hanusch, D. and<br />
Kauch, P.: Influence of Measurement Inaccuracies at a Storage<br />
Tank on Water Losses. Tagungsband der IWA International<br />
Specialised Conference Water Loss 2007, Bukarest,<br />
Rumänien, September 2007.<br />
[22] Guibentif, H., Rufenacht, H.P., Rapillard, P. and Rüetschi, M.:<br />
Acceptable Level of Water Losses in Geneva. Tagungsband<br />
der IWA International Specialised Conference Water Loss<br />
2007, Bukarest, Rumänien, September 2007.<br />
[23] Rathgeber, S.: <strong>Wasser</strong>verluste in deutschen <strong>Wasser</strong>versorgungssystemen.<br />
Diplomarbeit, Karlsruher Institut für Technologie<br />
(KIT), Institut für <strong>Wasser</strong> und Gewässerentwicklung<br />
(IWG), Juni 2012.<br />
[24] Büschel, K.: International ausgerichteter Neuentwurf: DVGW-<br />
Arbeitsblatt W 392 „<strong>Wasser</strong>verlust in Rohrnetzen – Ermittlung,<br />
Überwachung, Bewertung, <strong>Wasser</strong>bilanz, Kennzahlen“.<br />
energie | wasser-praxis 64 (2013) Nr. 9, S. 196 - 197.<br />
[25] www.projekt-aware.de<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 17.07.2013<br />
Korrektur: 17.10.2013<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Dipl.-Ing. Axel Knobloch<br />
(Korrespondenz-Autor)<br />
E-Mail: axel.knobloch@kit.edu |<br />
Dr.-Ing. Philipp Klingel<br />
E-Mail: philipp.klingel@kit.edu |<br />
Karlsruher Institut für Technologie (KIT) |<br />
Institut für <strong>Wasser</strong> und Gewässerentwicklung (IWG) |<br />
Abt. <strong>Wasser</strong>versorgungsnetze |<br />
Kaiserstraße 12 |<br />
D-76131 Karlsruhe<br />
Zeitschrift „KA Korrespondenz <strong>Abwasser</strong> · Abfall“<br />
In der Ausgabe 11/2013 lesen Sie u. a. folgende Beiträge:<br />
Illgen u. a.<br />
Männig/Lindenberg<br />
Weinig/Joswig<br />
Hobus u. a.<br />
Schönborn u. a.<br />
Starkregen und urbane Sturzfluten: Handlungsempfehlungen zur kommunalen<br />
Überflutungsvorsorge<br />
Betriebserfahrungen mit der Abflusssteuerung des Dresdner Mischwassernetzes<br />
<strong>Abwasser</strong>exfiltration: Schadstoffe gelangen in das Grundwasser<br />
Bilanzierung der Nährstoffeinträge und der bakteriologischen Belastung eines<br />
Fließgewässers im Hinblick auf zukünftige Ausbaumaßnahmen – Beispiel der Sauer<br />
im Einzugsgebiet der Kläranlage Bleesbrück (Luxemburg)<br />
Anaerobe Reinigung von hochsalinem <strong>Abwasser</strong><br />
Zweiter Arbeitsbericht der DWA-Arbeitsgruppe KEK-1.1 „Wertstoffrückgewinnung<br />
aus <strong>Abwasser</strong> und Klärschlamm“<br />
Stand und Perspektiven der Phosphorrückgewinnung aus <strong>Abwasser</strong> und<br />
Klärschlamm – Teil 2<br />
Berner/Klawitter<br />
Anforderungen an die Aufstellung und Fortschreibung eines „doppischen“<br />
Anlagenvermögens für Haupt- und Anschlusskanäle<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1233
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
Ermittlung und Bilanzierung<br />
von <strong>Wasser</strong>verlusten –<br />
Anwendung von Kennzahlen<br />
<strong>Wasser</strong>verlustmanagement, Rohrnetz, <strong>Wasser</strong>bilanz, Benchmark <strong>Wasser</strong>verluste<br />
Erwin Kober<br />
Die Bilanzierung von <strong>Wasser</strong>mengen im Rahmen<br />
einer <strong>Wasser</strong>mengenbilanz stellt die Grundlage für<br />
die Bewertung der realen <strong>Wasser</strong>verluste und alle<br />
daraus abgeleiteten Maßnahmen zur Verlusterkennung<br />
und nachhaltigen Minimierung von <strong>Wasser</strong>verlusten<br />
dar.<br />
Identification and Accounting of Water Losses –<br />
Application of Key Figures<br />
The water balance represents the basis for the assessment<br />
of water losses. The procedure for the detection<br />
and evaluation of water losses is described in detail<br />
in the DVGW worksheet W 392 (draft version). In this<br />
worksheet, a new evaluation scheme is described for<br />
both the specific water loss as well as the Infrastructure<br />
Leakage Index. Thus, it is possible for the water<br />
supply companies to compare themselves nationally<br />
and internationally.<br />
The presented loss monitoring provides a contemporary<br />
approach for a sustainable and cost-effective<br />
monitoring of distribution networks.<br />
1. Einleitung<br />
Das DVGW Arbeitsblatt W 392:2003-05 „Rohrnetzinspektion<br />
und <strong>Wasser</strong>verluste – Maßnahmen, Verfahren und<br />
Bewertungen“ liefert die Grundlage für die Ermittlung<br />
und Bilanzierung von <strong>Wasser</strong>verlusten. Aufgrund neuer<br />
technischer Entwicklungen und der geplanten Berücksichtigung<br />
international üblicher Kennwerte wird das<br />
Arbeitsblatt aktuell neu überarbeitet.<br />
Um die aktuellen <strong>Wasser</strong>verluste in einem <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
qualifiziert beurteilen zu<br />
können, ist die Verwendung von national oder international<br />
gängigen Kennzahlen (DVGW, IWA) üblich. Diese<br />
Kennzahlen basieren auf einer aussagefähigen <strong>Wasser</strong>mengenbilanz.<br />
2. Bilanzierung von <strong>Wasser</strong>verlusten –<br />
<strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />
Die Überwachung bzw. das Monitoring von Volumenströmen<br />
dient der Erfassung und Bewertung des Netzzustands<br />
im Hinblick auf eine Verkürzung der Reaktionsund<br />
Reparaturzeiten bei Leckagen. Dazu gehört die<br />
Überwachung der Volumenströme (Zu-, Durch- und<br />
Abflüsse) insgesamt bzw. in Teilbereichen (Messzonen/<br />
District Metered Areas – DMAs). Eine solche Überwachung<br />
ist Voraussetzung einer aussagefähigen<br />
<strong>Wasser</strong>bilanz.<br />
Bei der <strong>Wasser</strong>bilanz müssen die in der Tabelle 1<br />
beschriebenen Mengenbestandteile möglichst genau<br />
bestimmt werden, damit auf dieser Grundlage eine<br />
Bewertung des <strong>Wasser</strong>verlusts und die Festlegung von<br />
Maßnahmen zur Instandhaltung des Netzes nach DVGW<br />
W 400-3 (A) im Hinblick auf eine langfristige Minimierung<br />
des <strong>Wasser</strong>verlusts erfolgen kann. Die <strong>Wasser</strong>bilanz<br />
sollte nach folgendem Muster jährlich (oder in<br />
kürzeren Zeiträumen) erstellt werden:<br />
""<br />
Ermittlung der Netzeinspeisung Q E<br />
""<br />
Bestimmung der Netzabgabe Q A durch Ermittlung<br />
und Summierung der<br />
""<br />
in Rechnung gestellten Netzabgabe Q AR und nicht<br />
in Rechnung gestellten Netzabgabe Q AN<br />
""<br />
Bestimmung des gesamten (realen und<br />
scheinbaren) <strong>Wasser</strong>verlusts:<br />
Q V = Q E – Q A (1)<br />
""<br />
Ermittlung des scheinbaren <strong>Wasser</strong>verlusts Q VS<br />
""<br />
Bestimmung des realen <strong>Wasser</strong>verlusts:<br />
Q VR = Q V – Q VS (2)<br />
Bild 1 zeigt eine beispielhafte Veranschaulichung der<br />
<strong>Wasser</strong>bilanz als Flussbild.<br />
November 2013<br />
1234 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
FACHBERICHTE<br />
Tabelle 1. <strong>Wasser</strong>bilanz (Jahresmengen).<br />
gemessen: Q ARG<br />
in Rechnung gestellt: Q AR verkaufte <strong>Wasser</strong>menge<br />
unangemessen:<br />
Q ARU<br />
Netzabgabe Q A<br />
gemessen: Q ANG<br />
nicht in Rechnung gestellt: Q AN<br />
unangemessen:<br />
Q ANU<br />
Messfehler<br />
Ablesefehler<br />
Netzeinspeisung Q E scheinbar: Q VS<br />
Abgrenzungsfehler<br />
nicht verkaufte <strong>Wasser</strong>menge<br />
<strong>Wasser</strong>diebstahl<br />
<strong>Wasser</strong>verlust Q V<br />
Behälter<br />
Zubringerleitungen*<br />
real: Q VR<br />
Anschlussleitungen<br />
* sofern innerhalb der Bilanzgrenzen<br />
realer Hintergrundverlust Q VRH<br />
3. Bewertung wichtiger Bilanzpositionen<br />
""<br />
Netzeinspeisung Q E<br />
Die Netzeinspeisung Q E ist die Summe aller eingespeisten<br />
Eigen- und Fremdwassermengen.<br />
""<br />
Netzabgabe Q A<br />
Die Netzabgabe Q A setzt sich aus der in Rechnung<br />
gestellten Netzabgabe Q AR und der nicht in Rechnung<br />
gestellten Netzabgabe Q AN zusammen, wobei Mess-,<br />
Ablese- und Abgrenzungsfehler sowie <strong>Wasser</strong>diebstahl<br />
gesondert betrachtet werden. Im Hinblick auf<br />
die nicht in Rechnung gestellte, gemessene Netzabgabe<br />
Q ANG sowie die geschätzten Anteile von Q AR und<br />
Q AN (Q ARU und Q ANU ) sollten insbesondere <strong>Wasser</strong>werke,<br />
Hydranten- und Leitungsspülungen, Bewässerung<br />
von Grünflächen, Straßen- und Kanalreinigungen<br />
und Löschwasser genau betrachtet werden.<br />
""<br />
Scheinbarer <strong>Wasser</strong>verlust Q VS<br />
Mess-, Ablese- und Abgrenzungsfehler, die jeweils<br />
positiv wie negativ ausfallen können, sowie <strong>Wasser</strong>diebstahl<br />
ergeben den scheinbaren <strong>Wasser</strong>verlust.<br />
Ein scheinbarer <strong>Wasser</strong>verlust über 0,5 % der Netzeinspeisung<br />
muss detailliert begründet werden. Im<br />
Sinne von Fehlervermeidung sind Zählanlagen sorgfältig<br />
zu bemessen (DVGW W 406 A). Sofern keine<br />
genauen Kenntnisse vorliegen, ist davon auszugehen,<br />
dass die Summe der Mess- und Ablesefehler<br />
Null ist. Besonderer Augenmerk ist auf rollierende<br />
Abrechnungen und die Abgrenzung auf Bezugszeiträume<br />
zu legen (Jahresübergreifende Effekte).<br />
""<br />
<strong>Wasser</strong>diebstahl<br />
Hierbei handelt es sich um unautorisierte <strong>Wasser</strong>entnahmen<br />
(nicht abgerechnete Standrohre, Zählermanipulationen,<br />
illegale Entnahmen vor Zählern).<br />
""<br />
Realer <strong>Wasser</strong>verlust Q VR und realer<br />
Hintergrundverlust Q VRH<br />
Der reale <strong>Wasser</strong>verlust Q VR erfasst alle tatsächlichen<br />
Leckagen im Netz und an Behältern.<br />
Fremdwassermenge<br />
Eigenwassermenge<br />
Q VRH<br />
Q V<br />
Q VS<br />
Q ANG<br />
Q ANU<br />
Als realer Hintergrundverlust Q VRH wird der Teil des<br />
realen <strong>Wasser</strong>verlusts bezeichnet, der auf Leckagen<br />
beruht, die keinen Schäden am Netz bzw. an Behältern<br />
unmittelbar zugeordnet werden können und<br />
vor allem an mechanischen Verbindungen zwischen<br />
Rohrleitungsteilen und an Armaturen auftreten<br />
können.<br />
4. Kennzahlen<br />
4.1 Prozentualer <strong>Wasser</strong>verlust [1]<br />
Weil der reale <strong>Wasser</strong>verlust in Prozent der Netzeinspeisung<br />
keine Infrastrukturmerkmale berücksichtigt, ist er<br />
für Vergleiche (Benchmarks) nicht geeignet. So führen<br />
bei gleichem absolutem <strong>Wasser</strong>verlust hohe Netzeinspeisungen<br />
(z. B. in Städten mit hohen spezifischen<br />
Netzabgaben) zu niedrigen Prozentwerten, während<br />
Q AN<br />
Q E<br />
Q A<br />
Q AR<br />
Q ARG<br />
<strong>Wasser</strong>verluste<br />
Q VR<br />
realer Verlust an<br />
Anschlussleitungen<br />
realer Verlust an Behältern sowie<br />
Zubringer-, Haupt- und Versorgungsleitungen<br />
Bild 1. Flussbild <strong>Wasser</strong>bilanz.<br />
Q ARU<br />
Kunden<br />
Q E<br />
Rohrnetzeinspeisung<br />
Q V<br />
= Q VS<br />
+ Q VR<br />
<strong>Wasser</strong>verluste<br />
Q A<br />
Rohrnetzabgabe<br />
Q AN<br />
nicht in Rechnung gestellt<br />
Q AR<br />
in Rechnung gestellt<br />
Q VR<br />
Q VS<br />
Q VRH<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1235
Q<br />
CARL =<br />
n<br />
VR<br />
AL<br />
⋅K<br />
⋅K<br />
2<br />
3<br />
q VR<br />
[(m 3 /h · km)]<br />
0,25<br />
0,20<br />
0,15<br />
0,10<br />
0,05<br />
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
geringe Netzeinspeisungen (z. B. in Landgemeinden mit<br />
niedrigen spezifischen Netzabgaben) zu hohen Prozentwerten<br />
führen. In der Praxis werden häufig die<br />
gesamten Verluste anstelle der realen Verluste für die<br />
Berechnung der prozentualen Verluste verwendet.<br />
4.2 Spezifischer realer <strong>Wasser</strong>verlust q VR [2]<br />
q<br />
VR<br />
QVR<br />
=<br />
K ⋅L<br />
1<br />
N<br />
[m 3 /(h · km)] (3)<br />
Das Arbeitsblatt W 392:2003-05 basiert auf dem spezifischen<br />
ILI = realen <strong>Wasser</strong>verlust q VR . Dieser Kennwert wird<br />
CARL<br />
UARL<br />
in den deutschsprachigen Ländern verwendet und<br />
berücksichtigt nur die Netzlänge, während andere Netzparameter<br />
CARL = unberücksichtigt bleiben. Für die Bewertung<br />
QVR<br />
⋅K2<br />
nAL<br />
⋅K3<br />
wurde in der aktuell gültigen Ausgabe von W 392<br />
zwischen ländlichen, städtischen und großstädtischen<br />
⎛ L<br />
⎞<br />
Strukturen N<br />
UARL = 15 unterschieden , 8⋅ + 0, 65+ und 0,<br />
0185 in ⋅<br />
⎝<br />
⎜<br />
IAbhängigkeit nAL<br />
⎠<br />
⎟ ⋅ AL<br />
p der<br />
realen <strong>Wasser</strong>verluste zwischen geringen, mittleren und<br />
hohen <strong>Wasser</strong>verlusten differenziert.<br />
N<br />
Bild 2 ⎛zeigt die L<br />
⎞<br />
N Klassifizierung von<br />
UBL = 480⋅ + 30 + 0,<br />
792⋅<br />
⎝<br />
⎜<br />
I<br />
n<br />
⎠<br />
⎟ ⋅ ⎛ AZ <strong>Wasser</strong>verlusten<br />
NP ⎞<br />
AL<br />
nach aktueller W 392:2003-05. ⎝<br />
⎜<br />
50 ⎠<br />
⎟<br />
76 10 5 40000 ⎤<br />
( E ) ⎥<br />
1<br />
AL<br />
4.3 Infrastructure ⎡175<br />
Leakage Index ILI [3]<br />
Die<br />
IL<br />
International<br />
Iäq<br />
= ILI + ⋅ − ⋅ −q<br />
⎣<br />
⎢ Water Association (IWA) ⎦ verwendet<br />
den „Infrastructure Leakage Index“ (ILI) als Kennzahl zur<br />
Beurteilung der ⎡ Dichtheit 7 von Netzen ⎤der öffentlichen<br />
Trinkwasserversorgung.<br />
qVRäq<br />
= qV<br />
R<br />
+ ⋅ − ⋅( − q E )<br />
⎣<br />
⎢<br />
10 5 40000<br />
38 Hierbei werden<br />
⎦<br />
⎥ die realen Verluste<br />
ins Verhältnis zu den unvermeidbaren Verlusten<br />
gesetzt.<br />
⎡ L ⎤<br />
Diese<br />
⎣<br />
⎢d⋅<br />
AL<br />
Kennzahl<br />
⎦<br />
⎥ hat sich im internationalen Kontext<br />
etabliert, weshalb in der Neufassung des Arbeitsblatts<br />
W 392 eine Beziehung zwischen q VR und ILI abgeleitet<br />
werden soll, sodass es dem Anwender überlassen bleibt,<br />
mit welcher Kennzahl er arbeiten möchte. Der ILI<br />
berücksichtigt neben der Länge der Haupt- und Versorgungsleitungen<br />
zusätzlich auch die Länge und Zahl der<br />
Anschlussleitungen, den durchschnittlichen Betriebsdruck<br />
sowie einen „unvermeidbaren jährlichen realen<br />
Verlust“.<br />
Bei neuen oder rehabilitierten Netzen kann der auf<br />
internationalen Konventionen beruhende Minimumwert<br />
von ILI = 1 unterschritten werden.<br />
> 0,10<br />
hohe Verluste<br />
> 0,05–0,10<br />
mittlere Verluste<br />
< 0,05<br />
geringe Verluste<br />
> 0,15<br />
hohe Verluste<br />
0,07–0,15<br />
mittlere Verluste<br />
< 0,07<br />
geringe Verluste<br />
> 0,20<br />
hohe Verluste<br />
0,10–0,20<br />
mittlere Verluste<br />
< 0,10<br />
geringe Verluste<br />
0,00<br />
2000 ländlich 5000 städtisch 15000 großstädtisch 40000<br />
Bereich/spezifische Netzeinspeisung<br />
Bild 2. Bewertung von <strong>Wasser</strong>verlusten nach W 392 (Ausgabe 2003).<br />
QVR<br />
qVR<br />
=<br />
⎛ L<br />
⎞<br />
N<br />
K ⋅L<br />
UARL = 15, 8⋅ + 0, 65+ 0,<br />
0185⋅<br />
1 N<br />
⎝<br />
⎜ n Q<br />
I<br />
AL<br />
⎠<br />
⎟ ⋅ AL<br />
p<br />
VR<br />
qVR<br />
=<br />
K1⋅LN<br />
CARL<br />
ILI = (4)<br />
N1<br />
UARL<br />
⎛ L<br />
⎞<br />
N<br />
= 480⋅ + 30 + 0,<br />
792⋅<br />
⎝<br />
⎜<br />
⎠<br />
⎟ ⋅ ⎛ AZNP<br />
⎞<br />
UBL<br />
CARL IAL<br />
n<br />
⎝<br />
⎜<br />
AL<br />
50 ⎠<br />
⎟<br />
ILI =<br />
Dabei ist<br />
UARL<br />
QVR<br />
⋅K2<br />
CARL = Current Annual Real Loss („jährlicher realer<br />
QnAL<br />
⋅K3<br />
⎡175<br />
Verlust“)<br />
VR<br />
qVR<br />
= IL LI qE<br />
UARL<br />
K<br />
Unavoidable<br />
⋅L<br />
76 10 5 40000 ⎤<br />
Iäq<br />
= I + ⋅ − ⋅( QVR−Q<br />
⋅KVR<br />
2)<br />
⎣<br />
⎢ CARLq<br />
=<br />
⎦<br />
⎥<br />
VR<br />
=<br />
1 N Annual Real Loss („unvermeidbarer<br />
15, 8⋅ + 0, 65+ 0,<br />
0185⋅<br />
⎝<br />
nALK⋅<br />
K<br />
1⋅L3<br />
N<br />
⎛ L<br />
⎞<br />
N<br />
UARL = ⎜<br />
jährlicher realer Verlust“) I<br />
nAL<br />
⎠<br />
⎟ ⋅ AL<br />
p<br />
CARL<br />
⎡ 7<br />
⎤<br />
ILI = qVR<br />
= qV<br />
R<br />
+ ⋅ − ⋅( − q E )<br />
Der CARL UARL wird wie folgt berechnet:<br />
⎣<br />
⎢<br />
10 5 40000 ⎛ CARL<br />
äq<br />
38 UARLILI<br />
L<br />
⎦<br />
⎥N<br />
= = 15, 8⋅ + 0,<br />
65+<br />
0<br />
⎝<br />
⎜ UARLnAL<br />
N1<br />
⎛ L<br />
⎞<br />
N<br />
UBL = 480 + 30 + 0,<br />
792⋅<br />
⎝<br />
⎜<br />
I<br />
n<br />
⎠<br />
⎟ ⋅ ⎛ AZNP<br />
⎞<br />
QVR<br />
⋅K2<br />
⎡ L ⎤ AL<br />
⎝<br />
⎜<br />
AL<br />
50 ⎠<br />
⎟<br />
CARL =<br />
nAL<br />
⋅K3<br />
⎣<br />
⎢d⋅<br />
AL⎦<br />
⎥<br />
(5) QVR<br />
⋅K2<br />
CARL ⎛ = LN<br />
UBL = 480⋅ + 30 + 0,<br />
79<br />
⎝<br />
⎜ nAL<br />
⋅K3<br />
AL<br />
Dabei ist: ⎡175<br />
IL = LI + ⋅ qE<br />
76 10 − 5 ⋅( 40000 ⎤<br />
Iäq<br />
I ⎛<br />
− )<br />
Q ⎣<br />
⎢ LN<br />
⎦<br />
⎥⎞<br />
UARL VR = realer 15, 8<strong>Wasser</strong>verlust ⋅ + 0, 65+ 0in , 0185 m 3 /a ⋅<br />
⎝<br />
⎜<br />
I<br />
nAL<br />
⎠<br />
⎟ ⋅ ⎛<br />
AL<br />
p<br />
LN<br />
UARL<br />
n AL Zahl der Anschlussleitungen IL = LI + = ⎡175<br />
15, 76 ⋅ 8⋅ 10 − +<br />
5 ⋅( 0,6<br />
Iäq<br />
I<br />
40<br />
⎣<br />
⎢⎝<br />
⎜ nAL<br />
K 2 1000 ⎡L/m³<br />
7<br />
⎤<br />
qVRäq<br />
= qV<br />
R<br />
+ ⋅ − ⋅( − q E )<br />
⎣<br />
⎢<br />
10 5 40000<br />
N1<br />
K 3 ⎛Zahl der L38Tage pro Jahr ⎞ ⎦<br />
⎥<br />
N<br />
UBL<br />
Q480⋅ + 30 + 0,<br />
792⋅<br />
⎝<br />
⎜<br />
I<br />
n<br />
⎠<br />
⎟ ⋅ ⎛ AZNP<br />
⎞ ⎛<br />
AL<br />
⎝<br />
⎜<br />
AL<br />
50 ⎠<br />
⎟ ⎡ 7 L<br />
VR<br />
N<br />
qVR<br />
=<br />
q UBL<br />
VR<br />
= q =<br />
V R<br />
+ 480⋅ − ⋅(<br />
Der ⎡UARL L wird ⎤ wie folgt berechnet:<br />
⎣<br />
⎢<br />
10 + 53040<br />
+<br />
äq<br />
K ⋅L<br />
⎝<br />
⎜<br />
38 n<br />
1 N<br />
AL<br />
⎣<br />
⎢d⋅<br />
AL⎦<br />
⎥<br />
CARL ⎡175<br />
= LI + ⋅ qE<br />
76 10 − 5 ⋅( 40000 ⎤<br />
UARL ILII<br />
äq=<br />
I ⎛ LN<br />
= −⎞<br />
)<br />
⎣<br />
⎢⋅ + + ⋅IAL<br />
p<br />
⎦<br />
⎥<br />
⎝<br />
⎜18 08 0 025<br />
n<br />
, , ⎠<br />
⎟ ⋅ ⎡ L ⎤ 175<br />
IL<br />
⎣<br />
⎢d⋅<br />
AL⎦<br />
⎥<br />
(6) LI<br />
UARL<br />
= + ⎡<br />
I<br />
⎣<br />
⎢ 76 ⋅10 −5<br />
äq<br />
I<br />
AL<br />
bzw. wenn QSchäden ⎡ 7<br />
rasch festgestellt werden können<br />
VR<br />
⋅K2<br />
⎤<br />
(z. B. CARL qVR<br />
optisch =<br />
äq<br />
qV<br />
R an + ⋅ − ⋅( − q E )<br />
⎣<br />
⎢der 10 Geländeoberfläche 5 40000<br />
⎡ 7<br />
n K38 ⎦<br />
⎥oder durch eine<br />
AL<br />
⋅<br />
qVR<br />
= qV<br />
R<br />
+ ⋅ −<br />
3<br />
entsprechend wirksame Überwachung):<br />
⎣<br />
⎢38 10 5<br />
äq<br />
⎡ L ⎤⎛<br />
L<br />
⎞<br />
N<br />
UARL<br />
⎣<br />
⎢ =<br />
d⋅<br />
AL⎦<br />
⎥ 15, 8⋅ + 0, 65+ 0,<br />
0185⋅<br />
⎝<br />
⎜<br />
I<br />
nAL<br />
⎠<br />
⎟ ⋅ p<br />
⎡ L ⎤<br />
AL<br />
⎣<br />
⎢d⋅<br />
AL⎦<br />
⎥<br />
(7)<br />
Dabei ist<br />
N1<br />
L ⎛ L<br />
⎞<br />
N<br />
UBL = 480⋅ + 30 + 0,<br />
792⋅<br />
⎝<br />
⎜<br />
I<br />
n<br />
⎠<br />
⎟ ⋅ AZNP<br />
N Netzlänge ohne Anschlussleitungen ⎛ ⎞ in km<br />
AL<br />
⎝<br />
⎜<br />
AL<br />
50 ⎠<br />
⎟<br />
n AL Zahl der Anschlussleitungen<br />
l AL durchschnittliche Länge der Anschlussleitungen<br />
⎡auf 175Privatgrund IL = LI + ⋅ qE<br />
76 10 − 5 ⋅( 40000 in m; l ⎤<br />
Iäq<br />
I<br />
− AL wird als durchschnittliche<br />
⎣<br />
)<br />
⎢ Länge der Anschlussleitungen ⎦<br />
⎥<br />
in<br />
der Entscheidungsbefugnis des Kunden<br />
bezüglich ⎡ 7 der Leitungserneuerung ⎤ aufgefasst;<br />
qVRäq<br />
= qV<br />
R<br />
+ ⋅ − ⋅( − q E )<br />
⎣<br />
⎢<br />
10 5 40000<br />
hat ein 38 Versorgungsunternehmen ⎦<br />
⎥ die Entscheidungsbefugnis<br />
über die gesamte An -<br />
⎡ L schlussleitung, ⎤<br />
gilt l AL = 0<br />
p ⎣<br />
⎢d⋅<br />
ALdurchschnittlicher ⎦<br />
⎥<br />
Betriebsdruck im Rohrnetz<br />
in mWS = 0,1 bar<br />
Für den UARL wird darüber hinaus angenommen:<br />
UARL = ULL + UBL(8)<br />
Dabei ist<br />
ULL Unavoidable Leakage Loss (unvermeidbarer<br />
Leckageverlust)<br />
UBL Unavoidable Background Leakage<br />
(unvermeidbarer Hintergrundverlust)<br />
Diese Aufteilung dient dazu, den realen Hintergrundverlust<br />
Q VRH mit dem unvermeidbaren Hintergrundverlust<br />
UBL vergleichen zu können. Der ULL bezeichnet den<br />
unvermeidbaren Verlust, der insgesamt bei bemerkten<br />
Schäden auftritt, die anschließend beseitigt werden.<br />
November 2013<br />
1236 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
FACHBERICHTE<br />
Tabelle 2. Bewertung von <strong>Wasser</strong>verlusten nach IWA und ILI.<br />
ILI<br />
Bewertung der Technischen Performance<br />
1–2 A Eine weitere Verlustverringerung erscheint unwirtschaftlich zu sein, es sei denn, es besteht <strong>Wasser</strong>knappheit;<br />
eine sorgfältige Bewertung kostensparender Verbesserungen ist angeraten<br />
2–4 B Es besteht Verbesserungspozential; ein Druckmanagement ist angezeigt;<br />
bessere aktive Verlustkontrolle und eine verbesserte Instandhaltung des Rohrnetzes werden empfohlen<br />
4–8 C Schlechte <strong>Wasser</strong>bilanz; nur tolerabel in Verbindung mit ausreichenden und günstigen Ressourcen; auch<br />
dann ist die Verlusthöhe- und deren Ursachen zu analysieren und die Anstrengungen zur Verlustverringerung<br />
zu intensivieren<br />
> 8 D Ganz schlechte Effizienz bei der Nutzung der Ressource <strong>Wasser</strong>; Verlustverringerungsmaßnahmen zwingend<br />
erforderlich und mit höchster Priorität umzusetzen<br />
Tabelle 3. Verlustbetrachtung mit unterschiedlichen Kennzahlen.<br />
Kleinstadt<br />
mit Stahlerzeugung<br />
Kleinstadt<br />
ohne Stahlerzeugung<br />
Einwohner 11 700 11 700<br />
Netzlänge [km] 80,0 80,0<br />
Anzahl Hausanschlüsse 2897 2896<br />
HA-Länge auf Privatgrund QVR<br />
[km] 34,6 34,6<br />
qVR<br />
=<br />
durchschnittlicher Netzdruck K1⋅LN<br />
[bar] 5,5 5,5<br />
⎡ L<br />
⋅ − ⋅<br />
⎤<br />
(<br />
⎣<br />
⎢<br />
− q E<br />
d⋅<br />
AL⎦<br />
⎥) 8 10 5 40000 (im<br />
⎦ ⎥ Normalfall identisch mit p aus Gleichung wurde der Jahresverbrauch des angeschlossenen Stahlerzeugungsbetriebs<br />
herausgerechnet, um aufzuzeigen,<br />
(7)).<br />
Rohrnetzeinspeisung [m 3 /a] 843 653 643 653<br />
CARL<br />
abgerechnete Verbrauchsmenge ILI =<br />
[m<br />
UARL<br />
/a] 755 570 555 750<br />
reale Verluste [m 3 /a] 87 903 87 903<br />
prozentualer Q Verlust QVR<br />
⋅K2<br />
[%] 10,4 13,7<br />
VR<br />
qVR<br />
=<br />
CARL =<br />
spezifische K Rohrnetzeinspeisung<br />
1⋅L<br />
nAL<br />
⋅K3<br />
[m 3 /km · a] 10 546 8046<br />
N<br />
spezifische <strong>Wasser</strong>verluste [m 3 /km · a] 0,13 0,13<br />
CARL<br />
⎛ L<br />
⎞<br />
N<br />
Verlustbereich ILI = nach qUARL<br />
= 15, 8⋅ + 0, 65+ 0,<br />
0185⋅<br />
UARL<br />
⎝<br />
⎜ nAL<br />
⎠<br />
⎟ ⋅<br />
VR (W 392.2003-05) IAL<br />
pmittlere Verluste mittlere Verluste<br />
Infrastructure Leakage Index (ILI) 1,0 0,92<br />
Verlustbereich Q nach<br />
VR<br />
⋅K<br />
ILI/CIWA N1<br />
gering gering<br />
2<br />
CARL =<br />
⎛ L<br />
⎞<br />
N<br />
nAL<br />
⋅K<br />
= 480⋅ + 30 + 0,<br />
792⋅<br />
3 ⎝<br />
⎜<br />
⎠<br />
⎟ ⋅ ⎛ AZNP<br />
⎞<br />
Verbrauchsmenge Stahlerzeugung UBL<br />
IAL<br />
n<br />
⎝<br />
⎜<br />
AL<br />
50 ⎠<br />
⎟ 200 000<br />
⎛ L<br />
⎞<br />
N<br />
UARL = 15, 8⋅ + 0, 65+ 0,<br />
⎡0185<br />
175 ⋅<br />
⎝<br />
⎜<br />
I<br />
n<br />
IL LI<br />
AL<br />
⎠<br />
⎟ ⋅ AL<br />
p qE<br />
76 10 5 40000 ⎤<br />
Iäq<br />
= I + ⋅ − ⋅( − )<br />
⎣<br />
⎢<br />
⎦<br />
⎥<br />
Der UBL wird wie folgt berechnet:<br />
L<br />
N1<br />
N<br />
+ 0, 65+ 0,<br />
⎛<br />
⎞<br />
L<br />
⎞<br />
N<br />
UBL<br />
0185<br />
=<br />
⋅I<br />
480⋅ + 30 + 0,<br />
792⋅<br />
⎝<br />
⎜<br />
I<br />
n<br />
⎠<br />
⎟ ⎛ AZNP<br />
⎞<br />
n<br />
AL<br />
·<br />
⎝<br />
⎜<br />
AL<br />
50 ⎠<br />
⎟<br />
AL<br />
⎠<br />
⎟ ⋅<br />
Für ILI > 1,0 ist die Differenz CARL – UARL der reduzierbare<br />
Verlust, der wiederum die Summe aus vermeid-<br />
AL<br />
p<br />
⎡ 7<br />
⎤<br />
qVRäq<br />
= qV<br />
R<br />
+ ⋅ − ⋅( − q E )<br />
⎣<br />
⎢<br />
10 5 40000<br />
38 ⎦<br />
⎥<br />
barem Verlust nach Schäden und vermeidbarem Hintergrundverlust<br />
Q<br />
N1<br />
⎞<br />
+ 30 + 0,<br />
792 ⎡175<br />
IL ⋅I<br />
= LI + ⋅ qE<br />
76 10 − 5 ⋅( 40000 ⎤<br />
Iäq<br />
I<br />
− )<br />
⎠<br />
⎟ ⋅ ⎛ AZNP<br />
⎞ ⎡ L<br />
VRH – UBL ist.<br />
⎤<br />
AL<br />
⎝<br />
⎜<br />
⎣<br />
⎢<br />
⎦<br />
⎥<br />
L<br />
50 ⎠<br />
⎟<br />
⎣<br />
⎢d⋅<br />
AL⎦<br />
⎥<br />
(9) Tabelle 2 zeigt die Klassifizierung der ILI-Werte nach<br />
dem internationalen Standard (IWA).<br />
5 ⎡ 7<br />
⋅ 10 − 5 ⋅ 40000<br />
⎤<br />
( Lq<br />
−q<br />
VRäq<br />
= Eq) N , n AL , l AL<br />
V R<br />
+ ⋅ − ⋅( − q E )<br />
⎣<br />
⎢<br />
10 5 40000<br />
⎦ ⎥ wie oben in Gleichung (7)<br />
den Verbrauchsdaten eines realen <strong>Wasser</strong>versorgers<br />
38 ⎦<br />
⎥<br />
AZNP Average Zone Night Pressure (durchschnittlicher<br />
zeigt die Bewertung der <strong>Wasser</strong>verluste unter Verwen-<br />
Dabei ist<br />
Die dargestellte Beispielrechnung (s. Tabelle 3) mit<br />
Zonen-Nacht-Druck) in mWS = 0,1 bar dung verschiedener Kennzahlen. In der Berechnung<br />
N 1 Potenz in Abhängigkeit von der Elastizität der<br />
Rohrleitungswerkstoffe (auf Basis eines Konzepts<br />
namens FAVAD – fixed and variable area<br />
discharges). Für Netze mit diversen Rohrleitungswerkstoffen<br />
wird üblicherweise N 1 = 1,0<br />
gesetzt, wonach UBL linear von AZNP abhängt.<br />
dass die Verwendung des prozentualen Verlusts für<br />
eine Bewertung der Verlustsituation ungeeignet ist. In<br />
diesem Beispiel würde sich bei gleichbleibenden Parametern<br />
der prozentuale <strong>Wasser</strong>verlust bei Wegfall<br />
der Stahlproduktion deutlich verschlechtern. Dagegen<br />
bleiben die Kennzahlen spezifischer <strong>Wasser</strong>verlust und<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1237
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
Einwohner [Tsd]<br />
10 000<br />
1000<br />
100<br />
10<br />
ILI hiervon unbeeinflusst bzw. nahezu unbeeinflusst.<br />
Das Beispiel zeigt ferner, dass der international übliche<br />
Bewertungsmaßstab des ILI für Deutschland in dem<br />
neuen Arbeitsblatt W 392 schärfer gefasst werden sollte.<br />
5. Überarbeitung des Arbeitsblatts W 392 –<br />
Ausblick<br />
Bei der Überarbeitung des Arbeitsblatts W 392 hat sich<br />
gezeigt, dass die Einteilung des spezifischen <strong>Wasser</strong>verlusts<br />
nach Strukturbereichen in vielen Fällen nicht mehr<br />
zeitgemäß ist. Die Ursache liegt darin, dass durch sig -<br />
ni fikante Rückgänge des <strong>Wasser</strong>verbrauchs, dies gilt in<br />
besonderem Maß für ostdeutsche Städte und Kommunen,<br />
und durch spezifische Versorgungsverhältnisse<br />
bei kleineren und mittelgroßen Versorgern, die definierten<br />
Grenzen nicht mehr passen.<br />
Einstufung Versorger nach Versorgungsstruktur<br />
ländlich städtisch großstädtisch<br />
29<br />
205<br />
523<br />
42<br />
14<br />
Einwohner [TEW]<br />
2 2,8<br />
6,7<br />
Einspeisemenge [Mio. m³/a]<br />
1<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
96<br />
3500<br />
198<br />
74<br />
spez. Netzeinspeisung [Tm³/(km · a)]<br />
Bild 3. Einstufung Versorger nach Strukturbereichen.<br />
33<br />
607<br />
43<br />
1353<br />
105<br />
(Grafik: Kober/Tennhardt)<br />
Bild 4. Grafisches Bewertungsschema für q VR und ILI nach<br />
DVGW W 392 neu (akt. Arbeitsstand).<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
Einspeisemenge [Mio. m³/a]<br />
In Bild 3 ist zu erkennen, dass eine ostdeutsche<br />
Großstadt mit über 200 000 Einwohnern aufgrund von<br />
starken Verbrauchsrückgängen in den Bereich „städtisch“<br />
und im anderen Fall eine mittelgroße Stadt wegen<br />
hoher industrieller <strong>Wasser</strong>verbräuche in den Bereich<br />
„großstädtisch“ fällt. Diese Beispiele zeigen, dass die<br />
starre Unterteilung in die drei Strukturbereiche nicht<br />
mehr haltbar ist. Gegenüber der Kennzahl ILI ist ein<br />
weiterer Nachteil der Klassifizierung entsprechend des<br />
spezifischen <strong>Wasser</strong>verlusts darin zu sehen, dass die<br />
Hausanschlusslänge und der Netzdruck nicht berücksichtigt<br />
werden, obwohl beide Parameter nachweislich<br />
Einfluss auf die Höhe der <strong>Wasser</strong>verluste haben.<br />
Ziel der Überarbeitung des Arbeitsblatts W 392 ist<br />
die Etablierung eines Bewertungsschemas, welches<br />
sowohl die Verwendung von spezifischen <strong>Wasser</strong>verlusten<br />
als auch des Infrastructure Leakage Index zulässt<br />
und hierbei die beiden Kennwerte unter Verwendung<br />
einer breiten Datenbasis in einen mathematischen<br />
Zusammenhang bringt (Bild 4).<br />
Mit der vorgestellten Methodik können für spezifische<br />
Netzeinspeisungen q E > 2 000 m³/(km · a) auf einfache<br />
Weise die spezifischen <strong>Wasser</strong>verluste und/oder<br />
der ILI berechnet und der Verlustbereich grafisch bewertet<br />
werden. Es ist nicht zulässig, aus einer berechneten<br />
Kennzahl über das grafische Auswertungsschema die<br />
andere Kennzahl zu ermitteln. Unabhängig davon,<br />
welche Kennzahl zur Bewertung herangezogen wird, ist<br />
diese nach den vorgestellten Formeln zu berechnen.<br />
Die Zuordnung der beiden Kennwerte zur spezifischen<br />
Netzeinspeisung Q<br />
VR<br />
q<br />
(Abszisse) wurde deshalb<br />
VR<br />
=<br />
beibehalten, K<br />
1<br />
⋅<br />
L<br />
Nweil es eine Korrelation von spezifischer<br />
Netzeinspeisung bzw. Hausanschlussdichte und spezifischem<br />
CARL <strong>Wasser</strong>verlust gibt. Dieser Zusammenhang ist<br />
ILI<br />
=<br />
in die Berechnungslogik UARL<br />
des ILI eingegangen. Im Vergleich<br />
zur Bewertungstabelle nach IWA wurden die ILI-<br />
Werte deutlich Q<br />
VR<br />
⋅<br />
K<br />
nach 2<br />
CARL<br />
=<br />
unten angepasst, um dem im internationalen<br />
nVergleich AL<br />
⋅<br />
K<br />
3 guten Netzzustand in Deutschland<br />
Rechnung zu tragen. Bei kleinen ILI-Werten wird eine<br />
Daten prüfung ⎛ empfohlen.<br />
L<br />
⎞<br />
N<br />
UARL<br />
= 15 , 8 ⋅ +<br />
0<br />
, 65 + 0 ,<br />
0185<br />
⋅<br />
Um Versorger mit unterschiedlichen Netzeinspeisun-<br />
⎝<br />
⎜<br />
I<br />
nAL<br />
⎠<br />
⎟ ⋅ AL<br />
p<br />
gen miteinander vergleichen und um eine numerische<br />
Bewertung der <strong>Wasser</strong>verluste vornehmen zu N<br />
1<br />
⎛ L<br />
⎞<br />
können,<br />
N<br />
ist es möglich, Äquivalenzwerte von ILI und q VR nach<br />
= 480⋅ + 30 + 0,<br />
792⋅<br />
⎝<br />
⎜<br />
⎠<br />
⎟ ⋅ ⎛ AZNP<br />
⎞<br />
UBL<br />
IAL<br />
n<br />
⎝<br />
⎜<br />
AL<br />
50 ⎠<br />
⎟<br />
folgenden Formeln zu berechnen:<br />
⎡<br />
175<br />
IL = LI + ⋅ qE<br />
(10)<br />
76 10 − 5 ⋅( 40000 ⎤<br />
Iäq<br />
I<br />
− )<br />
⎣<br />
⎢<br />
⎦<br />
⎥<br />
q<br />
VR<br />
äq<br />
⎡<br />
7<br />
⎤<br />
= q<br />
V<br />
R + ⋅ − ⋅( − q E )<br />
⎣<br />
⎢<br />
10 5 40000<br />
38 ⎦<br />
⎥ (11)<br />
Hierbei werden die individuellen ILI- bzw. q ⎡ L<br />
VR -Werte<br />
⎤<br />
gewissermaßen ⎣<br />
⎢<br />
d ⋅<br />
AL<br />
⎦<br />
⎥<br />
auf eine einheitliche Rohrnetzeinspeisung<br />
(hier 40 000 m³/a) normiert. Die numerische<br />
Bewertung nach Tabelle 2 (W 392, Gelbdruck) ist nun<br />
durchführbar.<br />
November 2013<br />
1238 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
FACHBERICHTE<br />
6. Erkennung von <strong>Wasser</strong>verlusten<br />
Die Anwendung von Kennzahlen und die Erstellung<br />
einer <strong>Wasser</strong>bilanz sollte mindestens einmal jährlich<br />
erfolgen, um einerseits Verluste bewerten und andererseits<br />
die Strategie und Maßnahmen zur Verlustbekämpfung<br />
festlegen zu können. Insofern kann eine <strong>Wasser</strong>bilanz<br />
mit einer mehr oder minder großen zeitlichen<br />
Verzögerung einer stattgefundenen Entwicklung nur<br />
einen Zustand bewerten, ohne dass auf eine sich real<br />
ergebende Verlustentwicklung zeitnah reagiert werden<br />
könnte. Der entscheidende Parameter in der Verlustreduzierung<br />
ist die Verkürzung der Laufzeit einer<br />
Leckage, die beschrieben wird als die Zeitspanne<br />
zwischen Auftreten und Reparatur einer Leckage.<br />
7. Einrichtung von Messzonen<br />
Die International Water Association (IWA) schlägt im<br />
Sinne einer besseren Verlustüberwachung vor, das Verteilungsnetz<br />
in sogenannte Messzonen (district metered<br />
areas – DMA) zu unterteilen.<br />
Dabei werden Netzbereiche die bisher versorgungstechnisch<br />
verbunden waren, durch Schließen von<br />
Absperrorganen hydraulisch getrennt. Nur über definierte<br />
Rohrleitungen, die mit Durchflussmessgeräten<br />
versehen sind, erfolgt ein <strong>Wasser</strong>austausch zwischen<br />
den einzelnen Messzonen.<br />
Der Vorteil einer hydraulisch abgetrennten Messzone<br />
liegt in der einfachen Erfassung und Zuordnung<br />
von Durchflüssen über entsprechende Messeinrich -<br />
t ungen. Bei einem dauerhaften Anstieg der Minimaldurchflüsse<br />
(Nachtminimumwerte) kann leicht auf eine<br />
neue oder größer gewordene Leckage geschlossen und<br />
der Leckvolumenstrom quantifiziert werden.<br />
Die Messzonen sollten nach IWA nicht zu groß sein<br />
und zwischen 500 bis 3000 Hausanschlüsse aufweisen.<br />
Wenn eine Messzone (DMA) zu groß ist, können Durchflussveränderungen,<br />
die auf einer Leckage basieren,<br />
nicht mehr zuverlässig erkannt werden. Mit ansteigenden<br />
Einspeisevolumenströmen nimmt die Wahrscheinlichkeit<br />
der Erkennung von Leckagen ab (Bild 5).<br />
Die Planung einer Messzone orientiert sich an folgenden<br />
Kriterien:<br />
""<br />
Ist-Zustand in Bezug auf Verlust- und Schadensraten,<br />
Bestands- und Altersstruktur.<br />
""<br />
Netztopologie (Vermaschung, Fließ-/Verbrauchsverhältnisse,<br />
Druckniveau, Netzlänge etc.) und<br />
Versorgungsstruktur (Anschlusszahl/-dichte).<br />
""<br />
Bilanzierbarkeit der Einspeisungen.<br />
""<br />
Verfügbarkeit und Einsetzbarkeit stationärer oder<br />
mobiler Durchflussmesseinrichtungen.<br />
""<br />
Geringe Schwankungsbreite der Minimalzuflüsse<br />
durch Festlegung der Netzlänge (in der Regel bis zu<br />
20 km). Größere Messzonen können in Abhängigkeit<br />
von den vorhergenannten Punkten geplant werden.<br />
Bild 5. Ganglinien unterschiedlich großer Zonen (Messzonen).<br />
Ein wesentlicher Nachteil von Messzonen (DMA) ist in<br />
der hydraulischen Beeinflussung der Leistungsfähigkeit<br />
des Netzes infolge von Schieberschließungen zu sehen,<br />
die sich insbesondere bei kritischen Versorgungssituationen,<br />
wie bei einem Brandfall oder der Nichtverfügbarkeit<br />
einer Hauptleitung, ergeben können. Nachteilig<br />
ist auch die Entstehung von Endsträngen oder Leitungsabschnitten<br />
mit ungenügender Durchströmung zu<br />
sehen, die zu Hygieneproblemen führen können.<br />
Ferner ist festzustellen, dass die Einrichtung statischer<br />
Messzonen wegen der erforderlichen Installation<br />
von Armaturen und Umbauarbeiten, zur Vermeidung<br />
von Ringschlüssen und Endsträngen, in der Regel<br />
kostenintensiv ist.<br />
Wegen der genannten technischen und wirtschaftlichen<br />
Nachteile, verzichten insbesondere mittelgroße<br />
und große <strong>Wasser</strong>versorger auf eine statische hydraulische<br />
Unterteilung der in der Regel stark vermaschten<br />
Verteilungsnetze in Messzonen (DMA).<br />
Damit diese Unternehmen nicht auf die Vorteile<br />
eines <strong>Wasser</strong>verlustmonitoring verzichten müssen,<br />
wurde ein Lösungsansatz auf Basis virtueller Messzonen<br />
entwickelt. Dessen Grundlagen basieren auf einem<br />
sogenannten Messkonzept, bei dem eine ausreichende<br />
Zahl von Durchflussmessstellen im Verteilungsnetz so<br />
angeordnet wird, dass sich Verlustentwicklungen sicher<br />
erkennen lassen.<br />
Hierbei werden in der Konzeptionsphase zunächst<br />
die vorhandenen Siedlungsstrukturen (Hauptstraßen,<br />
Bahnlinien, Bachkreuzungen) dahingehend untersucht,<br />
ob Messgeräte so platziert werden können, dass eine<br />
differenzierte Bilanzierung einzelner Zonenbereiche<br />
ohne Schieberschließungen möglich ist. In einem zweiten<br />
Schritt wird das <strong>Wasser</strong>verlustmonitoring in Netzbereichen<br />
mit hoher Vermaschung in Form von so -<br />
genannten virtuellen Messzonen geplant. In diesen<br />
werden nur die hydraulisch relevanten Leitungen überwacht;<br />
dagegen bleiben kleinere und betrieblich<br />
we niger bedeutende Leitungen unbeachtet und ohne<br />
Überwachung. Hierbei bietet die Verwendung von<br />
Sensoren auf Basis der Ultraschall-Durchflussmessung<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1239
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
eine kostengünstige Möglichkeit vorhandene Netze<br />
nachzurüsten (z. B. System LeakControl). Die Festlegung<br />
der Messstellen für eine virtuelle Messzone kann softwaregestützt<br />
über die Simulation der relevanten<br />
Betriebszustände erfolgen.<br />
Die Überwachung von Netzen über Messzonen ist<br />
als sogenannte Vorortung zu verstehen, um Leckagen<br />
zeitnah und ohne nennenswerten Personal- und<br />
Zeiteinsatz einem mehr oder minder geografisch<br />
großen Netzgebiet zuordnen zu können. Die Feindortung<br />
selbst erfolgt mittels der bewährten akustischen<br />
Verfahren wie Geräuschüberwachung und Korrelation.<br />
Einige Unternehmen setzen auch auf eine flächendeckende<br />
Überwachung mit Geräuschloggern und verzichten<br />
auf die Einrichtung von Messzonen. Allerdings<br />
ist die Auffindbarkeit von Leckagen in Kunststoffleitungen<br />
mit akustischen Verfahren stark eingeschränkt.<br />
9. Resümee<br />
Die Grundlage für die Bewertung von <strong>Wasser</strong>verlusten<br />
stellt die <strong>Wasser</strong>bilanz dar. Die Vorgehensweise zur<br />
Erkennung und Bewertung von <strong>Wasser</strong>verlusten ist im<br />
DVGW-Arbeitsblatt W 392 (Entwurfsfassung) detailliert<br />
beschrieben. In diesem ist ein neues Bewertungsschema<br />
sowohl für den spezifischen <strong>Wasser</strong>verlust als<br />
auch den Infrastructure Leakage Index beschrieben.<br />
Damit ist es den <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen möglich,<br />
sich auch international zu vergleichen.<br />
Das vorgestellte Verlustmonitoring liefert einen zeitgemäßen<br />
Ansatz zur nachhaltigen und kostengünstigen<br />
Überwachung von Verteilnetzen.<br />
Literatur<br />
[1] DVGW W 392: 2003-05: Rohrnetzinspektion und <strong>Wasser</strong>verluste<br />
– Maßnahmen, Verfahren und Bewertungen. DVGW,<br />
Bonn.<br />
[2] DVGW W 392 (A): <strong>Wasser</strong>verlust in Rohrnetzen – Ermittlung,<br />
Überwachung, Bewertung, Kennzahlen, <strong>Wasser</strong>bilanz.<br />
[3] DVGW W 400-3-B1 (A): Technische Regeln <strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen<br />
(TRWV); Teil 3: Betrieb und Instandhaltung –<br />
Beiblatt 1: Inspektion und Wartung von Ortsnetzen.<br />
[4] Gangl, G., Kober, E. und Fischer, J.: Virtual DMA, Bluefacts<br />
2012. Publikation zur IFAT ENTSORGA 2012. wvgw, Bonn,<br />
2012.<br />
[5] Morrison, J., Tooms, S. and Rogers, D.: District Metered Areas<br />
Guidance Notes. Draft 2/2007 – Version 1, www.iwaom.org/<br />
wltf.<br />
[6] DVGW Dr. Tenhardt, L.: Gas- und <strong>Wasser</strong>fachliche Aussprachetagung:<br />
Realistische Bilanzierbarkeit von <strong>Wasser</strong>verlusten<br />
und die Anwendbarkeit von <strong>Wasser</strong>verlustkennzahlen.<br />
energie I wasser-praxis Tagungsband 2012.<br />
[7] Kober, E.: Integrated Asset Management as basis for sustainable<br />
Water Loss Reduction, IWA Conference Water Loss 2012,<br />
Manila.<br />
[8] Kober, E.: 46. Essener Tagung für <strong>Wasser</strong>- und Abfallwirtschaft,<br />
Ermittlung und Bilanzierung von <strong>Wasser</strong>verlusten –<br />
Anwendung von Kennzahlen, RWTH Aachen, 2013.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. Erwin Kober<br />
E-Mail: e.kober@rbs-wave.de |<br />
RBS wave GmbH |<br />
Kriegsbergstraße 32 |<br />
D-70174 Stuttgart<br />
Eingereicht: 24.07.2013<br />
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FACHBERICHTE Regenwasserbehandlung<br />
Feine Feststoffe (PM63) in Dachabflüssen<br />
Regenwasserbehandlung, Feststoffe, AFS, PM63, Dachabfluss, Pollenbelastung<br />
Martina Dierschke und Antje Welker<br />
Über die Einführung des Parameters PM63 (feine<br />
Feststoffe von 0,45 µm bis ≤ 63 µm) als Bewertungsgröße<br />
für die Belastung von Niederschlagsabflüssen<br />
wird derzeit in Deutschland in Fachkreisen diskutiert.<br />
Allerdings existieren wenige Studien, in denen<br />
das PM63-Aufkommen erfasst wurde. Ziel der vorliegenden<br />
Arbeit ist es, den PM63-Gehalt in Dachabflüssen<br />
anhand von AFS ges -Messreihen und theoretischen<br />
Überlegungen über die Kornverteilung zu<br />
quantifizieren. Untermauert wurden die Erkenntnisse<br />
mihilfe einer Messkampagne an einem Dach in<br />
Darmstadt-Eberstadt. Aufgrund hoher Schwankungen<br />
der Feststoffbelastung in einzelnen Regenereignissen<br />
und extremer Belastungen durch z. B. Polleneinfluss<br />
im Frühling sind aus Messprogrammen<br />
gewonnene Mediane meistens wesentlich geringer als<br />
Mittelwerte und wurden für vergleichende Betrachtungen<br />
als weniger geeignet beurteilt. Die AFSges-<br />
Konzentration in wenig belasteten Dachabflüssen<br />
konnte mit etwa 20 mg/L bis maximal 40 mg/L im<br />
Jahresmittel identifiziert werden. Verkehrsaktivitäten<br />
scheinen das Feststoffaufkommen auf Dächern wenig<br />
zu beeinflussen. Industriebeeinflusste Dachabflüsse<br />
können höhere mittlere AFSges-Konzentrationen aufweisen,<br />
in dieser Studie bis etwa 60 mg/L. Mit dem<br />
theoretisch hergeleiteten PM63-Anteil von 50 % bis<br />
80 % ergibt sich ein mittlerer jährlicher PM63-Gehalt<br />
in wenig belasteten Dachabflüssen zwischen 10 mg/L<br />
und 16 mg/L, in belasteten Gebieten bis maximal<br />
etwa 50 mg/L.<br />
Untersuchungen, um den PM63-Gehalt in Abflüssen<br />
von weiteren Flächen, wie etwa nichtbehandlungsbedürftige<br />
Verkehrsflächen, zu ermitteln, stehen derzeit<br />
noch aus, um letztendlich eine zutreffende Bewertungsgrundlage<br />
für eine Gesamtkonzentration an<br />
PM63 in nichtbehandlungsbedürftigen Herkunftsflächen<br />
zu erhalten.<br />
Fine Particulate Matter (PM63) in Roof Runoffs<br />
Recently in Germany the discussion occurs on implementation<br />
of the parameter PM63 (fine particulate<br />
matter between 0.45 µm and ≤ 63 µm) as an estimation<br />
parameter for polluted runoffs. However studies<br />
on the occurrence of PM63 exist very rarely. Therefore<br />
the main goal of this paper is a first quantification<br />
on the PM63-content in roof runoffs with literature<br />
data about total suspended solids (TSS), theoretical<br />
considerations related to the particle size<br />
distribution and a measurement program at a roof in<br />
Darmstadt-Eberstadt (Germany). Due to heterogeneous<br />
TSS-concentrations in single rain events and<br />
specific loads out of pollen, median values are not<br />
appropriate for estimation in comparison to mean<br />
values. TSS-concentrations in minor polluted roof<br />
runoffs vary between 20 mg/L up to 40 mg/L. Activities<br />
from traffic have no significant influence. Industry<br />
influenced roof runoff pollution and increases<br />
TSS-concentration in roof runoffs up to 60 mg/L in<br />
this investigation. Related to a theoretical calculated<br />
percentage of PM63 (50 % to 80 %), the average<br />
annual PM63-concentration in minor polluted roof<br />
runoffs vary between 10 mg/L und 16 mg/L, in highly<br />
polluted catchments they raise up to 50 mg/L.<br />
Measurement campaigns for calculation of PM63-<br />
concentrations in further runoffs, e.g. minor polluted<br />
street runoff, are still missing. This is a precondition<br />
for stating threshold values for PM63-concentrations<br />
in runoffs, where treatment measures are mandatory.<br />
1. Einleitung<br />
Einige fachtechnische Vorgaben für die Niederschlagswasserbehandlung<br />
der fachtechnischen Vereinigungen<br />
– beispielsweise der DWA und des BWK – werden derzeit<br />
überarbeitet. So wird im neuen DWA-A 102 „An -<br />
forderungen an Niederschlagsbedingte Siedlungsabflüsse“<br />
erstmalig der Parameter AFS (Abfiltrierbare<br />
Stoffe) als maßgebliche Bewertungsgröße definiert.<br />
Erste Überlegungen haben das Ziel, eine Vorgabe für die<br />
AFS-Feinfraktion (Korndurchmesser ≤ 63 µm) festzulegen<br />
[1]. Die Festsetzung des Parameters AFS fein ist darin<br />
begründet, dass sich viele Schadstoffe insbesondere an<br />
den feinen Fraktionen anlagern und er somit als Stellvertreter<br />
für partikulär gebundene Schwermetalle oder<br />
PAK dient. Zudem ist er vergleichsweise einfach zu analysieren.<br />
Die Höhe der Vorgabe orientiert sich an AFS-<br />
November 2013<br />
1242 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbehandlung<br />
FACHBERICHTE<br />
Gehalten von Dachabflüssen, da diese Abflüsse i. d. R. als<br />
nicht behandlungsbedürftig gelten [2].<br />
Weiterhin ist in Deutschland eine bundesweite emissionsbezogene<br />
Regelung zur Einleitung von Niederschlagsabflüssen<br />
in Gewässer in der Diskussion. Auf Initiative<br />
des Bundesumweltministeriums bzw. des<br />
Umweltbundesamtes erarbeitet die Bund-Länder-<br />
Arbeitsgruppe „Regenwasser“ einen Entwurf für einen<br />
Anhang „Niederschlagswasser“ zur <strong>Abwasser</strong>verordnung,<br />
in dem Anforderungen an die Einleitung von Niederschlagswasser<br />
von bebauten und befestigten Flächen<br />
formuliert werden. Für das Einleiten in Oberflächengewässer<br />
ist bisher geplant, die Stoffgruppen<br />
Abfiltrierbare Stoffe (AFS) und Mineralölkohlenwasserstoffe<br />
(MKW) zu betrachten [3].<br />
Um einen allgemeingültigen Emissionswert festzulegen,<br />
ist es wichtig, nicht behandlungsdürftige Flächen<br />
zu definieren. Einige Flächen (z. B. Verkehrsflächen mit<br />
einer DTV von < 2000 bzw. 300 DTV in NRW oder Dachflächen<br />
außerhalb industriell genutzter Flächen und<br />
ohne größere Metallanteile) gelten gegenwärtig als<br />
nicht behandlungsbedürftig. Der PM63-Gehalt dieser<br />
Flächen könnte somit als Maß für eine tolerierbare Emission<br />
und Bewertungsgrundlage für eine erforderliche<br />
Reduktion anderer, verschmutzter Flächen gelten,<br />
wobei die Erkenntnisse über die Verteilung der Kornfraktionen<br />
von diesen Niederschlagsabflüssen noch<br />
gering sind. Gegenwärtig wird davon ausgegangen,<br />
dass Abfiltrierbare Feststoffe (AFS) in Dachabflüssen<br />
vorwiegend aus „feinen Partikeln“ bestehen, d.h. mit<br />
einem Korndurchmesser von ≤ 63 µm. Auch diese<br />
Annahme ist bislang nicht ausreichend durch Messwerte<br />
belegt.<br />
Im weiteren Verlauf dieses Artikels wird als Ersatz für<br />
die Bezeichnung „AFS fein “ der Begriff „PM63“ (particulate<br />
matter mit einer Korngröße von > 0,45 µm und ≤ 63 µm)<br />
eingeführt.<br />
Im folgenden Beitrag wird versucht, den PM63-<br />
Gehalt von Dachabflüssen als Teilabfluss nicht behandlungsbedürftiger<br />
Flächen zunächst in theoretischer<br />
Form zu quantifizieren. Er setzt sich aus mehreren Anteilen<br />
zusammen, die abhängig von den Randbedingungen<br />
(z. B. Standort, Aktivitäten in der Umgebung, Dachmaterial)<br />
stark variieren. Anhand von Auswertungen der<br />
Kornverteilung der Einzelkomponenten wird dargelegt,<br />
welcher Anteil an PM63 im Dachabfluss zu erwarten<br />
ist. Untermauert werden die Erkenntnisse mithilfe der<br />
Ergebnisse einer zweimonatigen Messkampagne an<br />
einem Dach während der Vegetationszeit in Darmstadt-<br />
Eberstadt [4].<br />
2. AFS ges in Dachabflüssen<br />
Da kaum Untersuchungen <strong>zum</strong> PM63-Gehalt in Dachabflüssen<br />
existieren, werden zunächst einige Messprogramme<br />
über Gesamtfeststoffgehalte (AFS ges ) in<br />
Dachabflüssen dargestellt.<br />
AFS ges [mg/L]<br />
AFS ges<br />
[mg/L]<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0<br />
Mittel<br />
Median<br />
Hamburg<br />
n = 8<br />
Bild 1. AFS ges -Mittelwerte und Mediane in Dachabflüssen (n=<br />
Anzahl der Ereignisse).<br />
Pollen<br />
Pollen<br />
Pollen<br />
Wohnbebauung<br />
Pollen<br />
Bild 2. AFS ges in Abflüssen von verschiedenen Dächern in<br />
Hamburg; Mittelwerte Untersuchungszeitraum: ein Jahr;<br />
acht Ereignisse; ein Extremereignis am 06.04.1987; Pollenbeeinflussung),<br />
Auswertung nach [5].<br />
Feststoffe in Dachabflüssen stammen aus einer<br />
Grundbelastung, die sich aus Staubniederschlag, Abrieb<br />
oder Korrosionsprodukten zusammensetzt und in<br />
unterschiedlichem Ausmaß an jedem Standort vorkommt.<br />
Als besondere standortspezifische Belastung<br />
können ergänzend Pollen sowie Blüten und Laub und<br />
deren Abbauprodukte hinzukommen. Diese Feststoffe<br />
treten zeitlich in engen Zeiträumen auf. Lokal können<br />
feine Feststoffe durch industrielle Aktivitäten und in<br />
besonderen Fällen durch Bautätigkeiten in den Staubniederschlag<br />
und somit in Dachabflüsse gelangen.<br />
In Bild 1 sind zunächst exemplarisch die Mittelwerte<br />
und Mediane einiger Messergebnisse aus Untersuchungen<br />
aus Hamburg [5], Graz [6] und Darmstadt [4] an insgesamt<br />
neun Dächern dargestellt. Daraus geht hervor,<br />
dass aufgrund der Inhomogenität der Feststoffbelas-<br />
Graz<br />
n = 9<br />
Pollen<br />
Darmstadt<br />
n = 24<br />
Pollen<br />
verkehrsbeeinflusst<br />
industriebeeinflusst<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1243
FACHBERICHTE Regenwasserbehandlung<br />
AFS ges<br />
[mg/L]<br />
Perzentil [%]<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Hamburg<br />
15 Dächer<br />
n = 8<br />
1 Jahr<br />
Bayreuth<br />
6 Dächer<br />
n = 30<br />
mehrere<br />
Jahre<br />
tung in den einzelnen Regenereignissen der Mittelwert<br />
i.d.R. höher als der Median ist, dies gilt insbesondere<br />
dann, wenn pollenbelastete Ereignisse im Untersuchungszeitraum<br />
vorhanden sind.<br />
In Bild 2 sind die AFS ges -Messergebnisse einer gut<br />
dokumentierten Messkampagne an 15 Dächern in Hamburg<br />
(n = 8) geordnet nach dem Standort der Dächer<br />
dargestellt.<br />
Es ist zu erkennen, dass die wenig belasteten Dächer<br />
eine mittlere AFS ges -Belastung von etwa 20 mg/L aufweisen.<br />
Bei sechs Dächern war ein einziges Ereignis Ende<br />
April dafür verantwortlich, dass der Mittelwert extrem<br />
anstieg. Die Durchsicht der Daten ergab, dass gleichzeitig<br />
die organische Belastung (Glühverlust, BSB 5 ) sowie<br />
Gesamt-Stickstoff und -Phosphor erhöht waren. Daher<br />
wird vermutet, dass es sich um eine Belastung durch<br />
Pollen handelte.<br />
Garching<br />
Zinkdach<br />
n = 15<br />
3 Monate<br />
Sommer<br />
München<br />
Kupferdach<br />
6 Wochen<br />
Frühjahr<br />
Eberstadt<br />
1 Dach<br />
n = 24<br />
2 Monate<br />
Pollenbeeinflusst<br />
Graz<br />
1 Dach<br />
n = 9<br />
3 Monate<br />
Sommer<br />
Zürich<br />
2 Dächer<br />
n = 9<br />
Sommer<br />
Median<br />
Paris<br />
11 Dächer<br />
n = 31<br />
10 Monate<br />
Median<br />
Median<br />
Nantes<br />
4 Dächer<br />
5 Monate<br />
Median<br />
USA<br />
9 Dächer<br />
n = 1 bis 3<br />
Sommer<br />
Bild 3. AFS ges Mittelwerte in Abflüssen von verschiedenen<br />
Dächern. Hamburg [5]; Bayreuth [7], [8], [9]; Garching [10];<br />
München [11]; Eberstadt: [4]; Graz [6]; Zürich [12]; Paris [13];<br />
Nantes [14]; USA [15]; Australien [16]<br />
63 µm<br />
Australien<br />
2 Dächer<br />
n = 8<br />
5 Monate<br />
Römerbergtunnel<br />
Hauptplatz<br />
Hessenplatz<br />
Bulgariplatz<br />
Bahnhof<br />
Ziegeleistraße<br />
Posseltbrücke<br />
Steyregg<br />
Mittelwert<br />
0<br />
1 10 100 1000<br />
Korngröße [µm]<br />
Bild 4. Korngrößenverteilung im Staubniederschlag der Stadt Linz,<br />
Messungen 1973 und 1974, aus [17].<br />
Die Verkehrsbelastung (DTV) scheint den AFS-Gehalt<br />
im Dachabfluss nicht wesentlich zu beeinflussen, bei<br />
Dächern in der Nähe von verkehrsreichen Straßen lagen<br />
die meisten Mittelwerte bei etwas über 20 bis etwa<br />
40 mg/L.<br />
Bei den Dächern, deren AFS ges -Mittelwerte ohne<br />
durch Extremereignis beeinflusste Abflüsse über 40 bis<br />
etwa 70 mg/L betrugen, konnten Belastungsquellen<br />
wie eine Affinerie oder ein Kraftwerk in der Nähe identifiziert<br />
werden.<br />
Kreiling [4] fand im pollenbelasteten Dachabfluss im<br />
ländlichen Darmstadt-Eberstadt während einer 2-monatigen<br />
Messkampagne (n = 24) 52 mg/L AFS ges im abflussgewichteten<br />
Mittel. Die Schwankungen der Einzelproben<br />
waren abhängig von der vorangegangenen<br />
Trockenperiode und Windverhältnissen enorm, die<br />
Spannweite des AFS ges reichte von 5 bis 282 mg/L, der<br />
Median lag bei 29 mg/L, der 90%-Wert bei 120 mg/L.<br />
In Bild 3 sind die AFS ges -Mittelwerte der beschriebenen<br />
und weiterer Messkampagnen in verschiedenen<br />
Städten dargestellt.<br />
Die meisten Dachabflüsse weisen mittlere AFS ges -<br />
Gehalte im Bereich zwischen 20 und 40 mg/L auf.<br />
Besonders hohe oder niedrige Werte lassen sich folgendermaßen<br />
begründen:<br />
""<br />
In Hamburg beeinflusst ein Ereignis mit vermutlich<br />
Pollenbelastung und vorangehender längerer Trockenperiode<br />
das Ergebnis. Einige Dächer liegen in<br />
durch Industrie belasteter Umgebung.<br />
""<br />
Das Dach in München liegt mit 26 m relativ hoch und<br />
wird somit wenig mit Staub belastet. Es besteht aus<br />
glattem Material (Kupfer), daher ist kein Dachabrieb<br />
vorhanden.<br />
""<br />
Der Dachabfluss in Darmstadt-Eberstadt war pollenbelastet.<br />
Die Proben wiesen eine Gelbfärbung auf<br />
und die organische Belastung war hoch, siehe auch<br />
Bild 8. Nicht mit Pollen belastete Proben enthielten<br />
nur 6 bis 21 mg/L AFS ges .<br />
""<br />
In Paris sowie in Nantes wurden nur Mediane angegeben,<br />
der Mittelwert dürfte erfahrungsgemäß höher<br />
liegen, wie weiter oben bereits beschrieben wurde.<br />
""<br />
Die Dächer in Paris liegen vermutlich ähnlich hoch<br />
wie in München. Im Stadtteil Marais sind 5 bis 6<br />
Stockwerke üblich, sodass Staub- und Pollenbelastung<br />
niedrig sind.<br />
""<br />
In Nantes wurde von August bis Dezember gemessen,<br />
sodass der Dachabfluss nicht durch Pollen belastet<br />
war.<br />
""<br />
Die hohen Mittelwerte der fünfmonatigen Messkampagne<br />
in Australien wurden von der industriellen<br />
Nutzung und dem verstärktem Abrieb aus Betondachziegeln<br />
verursacht.<br />
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass wenig<br />
belastete Dächer einen AFS ges -Dachabfluss von etwa<br />
20 mg/L aufweisen. Pollen, Staubdepositionen aus<br />
November 2013<br />
1244 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbehandlung<br />
FACHBERICHTE<br />
Bild 5. Material in Dachrinnen; Fotos: links: [B1] rechts: [B2].<br />
[B1] FS-Dienstleistungen (2013): Dachrinnenreinigung. Frank Schungen. Kapellenerstraße 38,<br />
47239 Duisburg. Aus: http://fs-dienstleistungen.de.tl/Dachrinnenreinigung-.htm<br />
[B2] Dachrinnenreinigung Seyffarth (2013): Beispielbilder. Steffen Seyffarth, Geibelstraße 222,<br />
09127 Chemnitz. Aus: http://www.dachrinnenreinigung-seyffarth.de/Refernz.html<br />
Bild 6. Elektronenmikroskopische Aufnahmen von Kupferdachabflüssen in Auckland, Neuseeland.<br />
C: Kupferreiches organisches Partikel. D: Kupferkarbonathaltiges Korrosionsprodukt. Aus: [21].<br />
Industrie und Verbrennungsprozessen (Kraftwerke)<br />
sowie Dachabrieb können den AFS ges -Gehalt auf das<br />
Doppelte oder sogar darüber hinaus erhöhen.<br />
3. Einzelkomponenten der Feststoffe und<br />
deren Kornverteilung im Dachabfluss<br />
3.1 Staubniederschlag<br />
Im Staubniederschlag (trockene und nasse Deposition)<br />
werden vor allem Staubpartikel mit einer Größe von 10<br />
bis 100 µm Korndurchmesser, maximal bis 200 µm,<br />
erfasst. Partikel < 1 µm sedimentieren nicht, sie verbleiben<br />
als Suspension in der Luft [17]. Gröbere Partikel<br />
mit einem Korndurchmesser von > 50 µm sinken verhältnismäßig<br />
schnell zu Boden, sodass sie in der Luft nur<br />
wenige hundert Meter weit transportiert werden [18].<br />
Das heißt, dass gröbere Partikel überwiegend am Ort<br />
des Entstehens zu finden sind, während feine Partikel<br />
durch Wind oder auch verkehrsbedingte Turbulenzen<br />
als Feinstaub weit verteilt werden. Je höher ein Dach<br />
gelegen ist, desto eher ist dort somit eine feinere Kornverteilung<br />
zu erwarten.<br />
Die Korngrößenverteilung bezogen auf die Masse<br />
des Staubniederschlags an acht Messstellen in der Stadt<br />
Linz sowie der arithmetische Mittelwert daraus sind in<br />
Bild 4 dargestellt, Werte aus [17]. Neuere Untersuchungen<br />
dieser Art sind leider nicht bekannt.<br />
Nach dieser Darstellung ist der Korngrößenbereich<br />
kleiner 63 µm mit etwa 75 bis 95 %, im Mittel mit 88 %<br />
im Staubniederschlag enthalten.<br />
Der Staubniederschlag ist jedoch insbesondere in<br />
den 70er und 80er Jahren aufgrund von Minderungsmaßnahmen<br />
gerade in Industrie- und Verbrennungsprozessen<br />
nicht nur absolut stark gesunken [19], sondern<br />
hat sich vermutlich auch von der Zusammensetzung<br />
her geändert. Staub- und Rußfilter halten Partikel<br />
oberhalb einer bestimmten Korngröße zurück, daher<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1245
FACHBERICHTE Regenwasserbehandlung<br />
Bild 7. Überlegungen<br />
zur<br />
theoretischen<br />
Ableitung<br />
der Korngrößenverteilung<br />
in<br />
Dachabflüssen<br />
(qualitativ).<br />
müsste der Staub aus Verbrennungsprozessen, die mittlerweile<br />
mit Filtern ausgestattet sind, insgesamt feiner<br />
geworden sein. Andererseits sind Aktivitäten wie Feldabbrennen<br />
oder das Verbrennen von Gartenabfällen<br />
seit der Zeit gänzlich verboten und der Hausbrand mit<br />
Holz und Kohle ist zurückgegangen, sodass dieser Feinanteil<br />
gänzlich im heutigen Staubniederschlag fehlt.<br />
Vermutet wird, dass sich die Zusammensetzung insgesamt<br />
in Richtung „grob“ verschoben hat.<br />
3.2 Pollen und Blüten<br />
In der Vegetationsphase können Pollen oder Blüten den<br />
Staubniederschlag ganz erheblich mit Feststoffen organischer<br />
Natur belasten. Die meisten Pollenkörner sind<br />
zwischen 10 und 100 Mikrometer groß [20]. Dies bedeutet,<br />
dass die gröberen Pollenkörner eher am Ort des<br />
Entstehens zu finden sind (als Staubniederschlag) und<br />
die feineren auch im Feinstaub und über weitere Strecken<br />
transportiert werden können.<br />
Staubniederschlag/Pollen<br />
Blüten/Laub<br />
Vogelexkremente<br />
Korrosion<br />
Dachabrieb<br />
„grob“<br />
> 63 µm bis über 2000 µm<br />
„fein“<br />
≤ 63 µm<br />
„gelöst“<br />
≤ 0,45 µm<br />
3.3 Dachabrieb und Korrosion<br />
Zusätzlich <strong>zum</strong> Staubniederschlag gelangen Feststoffe<br />
aus den Dachmaterialien in den Dachabfluss. Dabei ist<br />
der Dachabrieb umso gröber, je rauer das Material ist.<br />
Die Korngrößenverteilung ist unbekannt. In Bild 5 sind<br />
Feststoffe in Dachrinnen bei Dachreinigungen dargestellt,<br />
die augenscheinlich relativ grob sind.<br />
Auch wenn die Korrosion bei Metalldächern einen<br />
Spezialfall bezüglich der Dachabflüsse darstellt, können<br />
Ergebnisse aus diesen Untersuchungen Hinweise<br />
geben.<br />
Korrosionsprodukte aus Metalldächern sind bei pH-<br />
Werten von etwa 5 vermehrt gelöst vorhanden und tragen<br />
dann kaum zu einer Erhöhung der Feststoffbelastung<br />
bei. In Bild 6 sind jedoch Korrosionsprodukte in<br />
einem Kupferdachabfluss aus Neuseeland dargestellt,<br />
die größer als 120 µm (C) bzw. etwa 300 µm (D) waren<br />
[21]. Der pH-Wert der Proben lag teilweise über 7, dies<br />
zeigt schon, dass Korrosionsprodukte nicht immer gelöst<br />
vorliegen müssen und die Kornverteilung in Dachabflüssen<br />
nicht zwangsläufig unterhalb 63 µm liegt.<br />
3.4 Kornverteilung in Dachabflüssen<br />
3.4.1 Theoretische Überlegungen<br />
Die Kornverteilung in Dachabflüssen wurde in Messprogrammen<br />
bisher wenig untersucht. Zusammenfassend<br />
aus den oben beschriebenen Ausführungen setzen sich<br />
Feststoffe in Dachabflüssen aus den folgenden Komponenten<br />
zusammen:<br />
""<br />
Staubniederschlag inklusive Pollen und Staub aus<br />
Bautätigkeiten (bis zu 200 µm)<br />
""<br />
Blüten/Laub (gelöst bis geschätzt > 2000 µm)<br />
""<br />
Vogelexkremente (gelöst bis geschätzt > 2000 µm)<br />
""<br />
Korrosionsprodukte (gelöst bis geschätzt > 63 µm)<br />
""<br />
Dachabrieb (geschätzt 0,45 µm bis > 2000 µm)<br />
Nach diesen Annahmen würde sich eine qualitative<br />
Zusammensetzung der Korngrößen der Einzelkomponenten<br />
im Dachabfluss nach Bild 7 ergeben. Allerdings<br />
ist hervorzuheben, dass nur wenige Messwerte zur<br />
Unterstützung dieser Einteilung vorliegen.<br />
Bild 8. Pollenbelastete<br />
(links)<br />
und unbelastete<br />
(rechts)<br />
Feststoffproben<br />
auf dem AFS-<br />
Filter [4].<br />
November 2013<br />
1246 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbehandlung<br />
FACHBERICHTE<br />
3.4.2 Messprogramm in Darmstadt<br />
In einer Untersuchung an der FH Frankfurt [4] wurden<br />
erstmalig die AFS- und PM63-Gehalte im Dachabfluss<br />
untersucht. Es handelt sich hierbei um ein ländliches<br />
Einzugsgebiet in Darmstadt-Eberstadt. Weiterhin<br />
besonders ist, dass die zweimonatige Messkampagne<br />
ausschließlich in der Pollenzeit von April bis Mai (n = 24)<br />
durchgeführt wurde. Die Pollenbelastung konnte<br />
optisch gut bei der AFS-Bestimmung detektiert werden.<br />
In Bild 8 sind auf der linken Seite pollenbelastete Proben<br />
(Gelbfärbung) und auf der rechten Seite nicht pollenbelastete<br />
Proben zu erkennen.<br />
Die Konzentrationen der Feststofffraktionen einer<br />
Auswahl an pollenbeeinflussten Einzelereignissen sind<br />
in Bild 9 dargestellt.<br />
Die Schwankungen der Feststoffgehalte und des<br />
PM63-Anteils in den Einzelereignissen sind demnach<br />
enorm. Im abflussgewichteten Mittel bestehen die Feststoffe<br />
zu 44 % aus PM63-Anteilen. Die nichtpollenbelasteten<br />
Proben (n = 3) wiesen einen geringeren Feinanteil<br />
von 5 bis 30 % auf.<br />
Um abhängig von den verschiedenen möglichen<br />
Randbedingungen allgemeingültige Aussagen zu erhalten,<br />
sind jedoch weitere Untersuchungen zur Quantifizierung<br />
des PM63-Gehalt im Dachabfluss notwendig.<br />
3.4.3 PM63-Gehalt in Dachabflüssen<br />
Da Staubniederschläge oft der Haupteintragspfad von<br />
AFS in Dachabflüsse sind und deren Anteil an PM63 bei<br />
etwa 80 % liegt, wird der PM63-Anteil im Dachabfluss im<br />
Bereich von 50 % bis 80 % vermutet.<br />
Dächer, die nicht in Einflussgebieten von Industrie<br />
und Gewerbe und nicht aktuell durch z. B. Pollen belastet<br />
sind, weisen einen AFS ges -Gehalt von unter 20 mg/L<br />
auf. Mit einem geschätzten PM63-Anteil von 80 % (entsprechend<br />
der Staubbelastung) ergeben sich somit<br />
16 mg/L PM63. Einzelergebnisse können allerdings<br />
davon stark abweichen, da sie beeinflusst vom Geschehen<br />
im Einzugsgebiet und den jahreszeitlichen Bedingungen<br />
sind. Ausgehend von den oben ermittelten<br />
AFS ges -Konzentrationen von etwa 20 bis 60 mg/L und<br />
dem vermuteten PM63-Anteil von 50 bis 80 % ergibt<br />
sich ein mittlerer jährlicher PM63-Gehalt in Dachabflüssen<br />
zwischen etwa 10 und maximal 50 mg/L.<br />
[mg/L]<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Bild 9. AFS ges und PM63 [mg/L] im Abfluss eines Dachs in Darmstadt-<br />
Eberstadt (Auswahl) (Untersuchungszeitraum: zwei Monate während<br />
der Pollenflugphase; n = 10 [4]).<br />
4. Fazit<br />
Feine Feststoffe (PM63) aus Dachabflüssen stellen einen<br />
Teil der Belastung in Trenngebietsabflüssen dar. Die dargelegte<br />
Untersuchung zeigt einen möglichen Konzentrationsbereich<br />
auf, der allerdings noch weiter untermauert<br />
werden müsste. Oftmals werden Messprogramme<br />
an stark belasteten, aber selten an wenig<br />
belasteten Flächen durchgeführt.<br />
Zu den Dachabflüssen kommen in Trenngebietsabflüssen<br />
Feststoffe aus Verkehrsflächen sowie aus nicht<br />
befestigten Flächen hinzu. Um letztendlich eine zutreffende<br />
Bewertungsgrundlage für eine Gesamtkonzentration<br />
an PM63 in nicht behandlungsbedürftigen Flächen<br />
zu erhalten, wären weitere Untersuchungen wichtig<br />
und sinnvoll. Insbesondere folgende Fragestellungen<br />
sind noch offen:<br />
""<br />
Aktuelle Untersuchungen zur Kornverteilung<br />
in Staubniederschlägen.<br />
""<br />
AFS ges -Gehalt in Abflüssen von nichtbehandlungsbedürftigen<br />
Verkehrs- und Dachflächen sowie von<br />
nicht befestigten Flächen.<br />
""<br />
PM63-Anteil dieser Abflüsse.<br />
""<br />
Flächenverteilung zwischen Dächern, befestigten<br />
(Verkehrs-)flächen und nichtbefestigten Flächen in<br />
typischen Einzugsgebieten.<br />
Mithilfe dieser Daten könnte schließlich eine belastbare<br />
Aussage zu mittleren PM63-Gehalten in nichtbehandlungsbedürftigen<br />
Niederschlagsabflüssen abgeleitet<br />
werden. Diese Kennzahl ist notwendig, um sinnvolle<br />
emissionsbezogene Anforderungen, formulieren zu<br />
können.<br />
Literatur<br />
AFS ges<br />
PM63<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Regenereignis<br />
[1] Schmitt, T. G.: Weiterentwicklung des DWA-Regelwerks für<br />
Regenwetterabflüsse – ein Werkstattbericht. KA – <strong>Abwasser</strong>,<br />
Abfall 59 (2012) Nr. 3, S. 192-199.<br />
[2] DWA (Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong><br />
und Abfall): Arbeitsgruppe DWA-AG ES-2.1: Erarbeitung<br />
eines Arbeitsblattes A 102 „Anforderungen an Niederschlagsbedingte<br />
Siedlungsabflüsse“, unveröffentlicht, 2010.<br />
[3] BLAG (Bund-Länder-Arbeitsgruppe): Entwürfe für einen<br />
„Anhang Niederschlagswasser“ zur <strong>Abwasser</strong>verordnung<br />
vom 04.06.2008, 21.02.2008, 19.09.2007, 21.08.2005, unveröffentlicht,<br />
2008.<br />
[4] Kreiling, J.: Belastung von Abfiltrierbaren Stoffen (PM63) in<br />
Niederschlagswasserabflüssen und Verifizierung einer<br />
Berechnungsmatrix anhand von Messdaten. Masterarbeit<br />
im Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft und Hydromechanik.<br />
Studiengang Infrastrukturmanagement der Fachhoch-<br />
282<br />
Mittelwert<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1247
FACHBERICHTE Regenwasserbehandlung<br />
schule Frankfurt am Main und der Technischen Hochschule<br />
Mittelhessen, Frankfurt, 2012.<br />
[5] Büchner, H. und Opfermann, B.: Belastung des Abflusses von<br />
Dachflächen im Bereich der Freien und Hansestadt Hamburg.<br />
Umweltbehörde Amt für Umweltschutz, Fachamt für<br />
Gewässer- und Bodenschutz, Hamburg, 1989.<br />
[6] Kobencic, R.: Verunreinigung des Regenwasserabflusses von<br />
Dachflächen. Diplomarbeit an der TU Graz am Institut für<br />
Siedlungswasserwirtschaft und Landschaftswasserbau,<br />
November 2002.<br />
[7] Förster, J. and Roof Runoff: A source of pollutants in urban<br />
storm drainage systems? Proceedings “5th International<br />
Conference on Urban Storm Drainage”. Osaka, Japan, 1990,<br />
S. 469-474.<br />
[8] Förster, J. und Herrmann, R.: Eintrag und Transport von organischen<br />
Umweltchemikalien über verschiedene Dächer in<br />
das Kanalsystem. In: Stoffaustrag aus Kanalisationen. Hydrologie<br />
bebauter Gebiete. Forschungsbericht Deutsche Forschungsgemeinschaft,<br />
Weinheim, 1996, S. 24-42.<br />
[9] Förster, J.: The influence of location and season on the concentrations<br />
of macroions and organic trace pollutants in roof<br />
runoff. Proceedings of 19th Biennial International Conference<br />
IAWQ. Vancouver, Canada, 1998, S. 80-87.<br />
[10] Athanasiadis K.: On-site Infiltration of Roof Runoff by Using<br />
Clinoptilolite as an Artificial Barrier Material. Berichte aus der<br />
Siedlungswasserwirtschaft, TU München, Bd. 187, 2005.<br />
[11] Athanasiadis K., Helmreich, B. und Horn, H.: Filtration des Niederschlagswassers<br />
von Kupferdächern <strong>zum</strong> Schutz von<br />
Boden und Grundwasser. Abschlussbericht eines Forschungsvorhabens<br />
gefördert durch das Bayerische Landesamt<br />
für Umwelt, TU München, 24. Juli 2006.<br />
[12] Zobrist, J., Müller, S. R., Amman, A., Bucheli, T.D., Mottier, V.,<br />
Ochs, M., Schoenenberger, R., Eugster, J. and Boller, M.: Quality<br />
of roof runoff for groundwater infiltration. Water Research<br />
34 (2000) No. 5, p. 1455-1462.<br />
[13] Gromaire, M. C., Garnaud, S., Saad, M. and Chebbo, G.: Contribution<br />
of different sources to the pollution of wet weather<br />
flows in combined sewers. Water Research 35 (2001) No. 2,<br />
p. 521-533.<br />
[14] Lamprea, K. and Ruban, V.: Micro Pollutants in Atmospheric<br />
Deposition, Roof Runoff and Storm Water Runoff of a Suburban<br />
Catchment in Nantes, France. 11th International Conference<br />
on Urban Drainage, Edinburgh, Scotland, UK, 2008.<br />
[15] Bannermann, R., Owens, D.W., Dodds, R.B. and Hornever, N. J.:<br />
Sources of pollutants in Wisconsin stormwater. Water, Science<br />
& Technology 28 (1993) No. 3-5, p. 241-259.<br />
[16] Thomas, P. R. and Greene, G. R.: Rainwater quality from different<br />
roof catchments, Water, Science & Technology 28 (1993)<br />
No. 3-5, p. 291-299.<br />
[17] Gruber, P.: Der chemische und mineralogische Aufbau der<br />
Stäube im Linzer Raum. Naturk. Jb. D. Stadt Linz: 27, 1981,<br />
S. 169 – 281.<br />
[18] LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz<br />
NRW): Umwelt – Luft – Immissionen – Berichte und<br />
Trends – Staubniederschlag, 2009. Aus: http://www.lanuv.<br />
nrw.de/luft/immissionen/staub/staub.htm<br />
[19] Landesumweltamt Brandenburg: Staubniederschlag und<br />
Niederschlagsdeposition im Land Brandenburg. Studien<br />
und Tagungsberichte des Landesumweltamtes Brandenburg,<br />
Bd. 36, Potsdam, 2002.<br />
[20] Schütt, P., Schuck, H. J. und Stimm, B.: Lexikon der Baum- und<br />
Straucharten. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-53-8,<br />
2002, S. 390.<br />
[21] Pennington, S. L. and Webster-Brown, J. G.: Stormwater runoff<br />
quality from copper roofing, Auckland, New Zealand. New<br />
Zealand Journal of Marine and Freshwater Research 42<br />
(2008), p. 99-108.<br />
Autorinnen<br />
Eingereicht: 04.08.2013<br />
Ohne Korrekturauflagen<br />
Dipl.-Ing. Martina Dierschke<br />
E-Mail: martina.dierschke@fb1.fh-frankfurt.de |<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Antje Welker<br />
E-Mail: antje.welker@fb1.fh-frankfurt.de |<br />
FH Frankfurt |<br />
Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft<br />
und Hydromechanik |<br />
Nibelungenplatz 1 |<br />
D-60318 Frankfurt am Main<br />
November 2013<br />
1248 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Edition<br />
Regenwasserbewirtschaftung –<br />
Stormwater Management<br />
Tagungsband <strong>zum</strong> Symposium<br />
Die lange geübte Praxis, Regenwasser als <strong>Abwasser</strong> zu behandeln und der Kanalisation<br />
zuzuführen, steht aus ökologischer und ökonomischer Sicht in Frage. Für den<br />
Umwelt- und Gewässerschutz, aber auch zur Vorbeugung gegen Hochwasserkatastrophen<br />
ist stattdessen eine nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung unabdingbar.<br />
Über den Paradigmenwechsel im Umgang mit Niederschlägen, Stand der Forschung,<br />
Eingang der gewonnenen Erkenntnisse in die DIN-Normung und in das technische<br />
Regelwerk sowie über anschauliche Beispiele aus der Praxis referierten anerkannte<br />
Kapazitäten auf dem Gebiet der Siedlungswasserwirtschaft und der Stadt- und Landschaftsplanung<br />
anlässlich des Symposiums „Regenwasserbewirtschaftung – Stormwater<br />
Management“ während der <strong>Wasser</strong> Berlin International 2013.<br />
Hrsg.: DIN, <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>, BWK<br />
1. Auflage 2013<br />
140 Seiten DIN A4, vierfarbig, Broschur<br />
ISBN: 978-3-8356-3475-6<br />
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Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />
2. Deutscher Reparaturtag: Techniken,<br />
Planung und Ausschreibung im Fokus<br />
Es war eine gelungene Veranstaltung, die mit ihren Themenschwerpunkten und ihren fundierten Vorträgen<br />
konsequent an das erfolgreiche Debüt im vergangenen Jahr anknüpfen konnte – so der Tenor unter den<br />
Teilnehmern am 2. Deutschen Reparaturtag in Kassel. Rund 270 Netzbetreiber, Planer und Mitarbeiter ausführender<br />
Unternehmen waren der Einladung vom Verband Zertifizierter Sanierungsberater für Entwässerungssysteme<br />
e.V. (VSB) und der Technischen Akademie Hannover e.V. (TAH) gefolgt, um am 19. September<br />
im Kongress Palais Kassel „Erfahrungen über den Einsatz und Wirkung der Reparaturtechniken aus Sicht der<br />
Nutzer“ auszutauschen. Offen und neutral berichteten kommunale Netzbetreiber und Planer aus Ingenieurbüros,<br />
unter welchen Gesichtspunkten und mit welchem Ergebnis Reparaturverfahren wie Injektions-, Kurzliner-,<br />
Roboter-, Manschetten- und Flutungstechnik in ihren Kommunen eingesetzt wurden. Mögliche Entscheidungskriterien<br />
für die „Technikauswahl bei Planung und Ausführung“ stellten einen weiteren Programmschwerpunkt<br />
dar. Eine Podiumsdiskussion und eine begleitende Fachausstellung mit 40 Herstellern und<br />
Verbänden rundeten den 2. Deutschen Reparaturtag in Kassel ab.<br />
„Erstmal reparieren oder gleich richtig sanieren?“ –<br />
diese Frage stellte Dipl.-Ing. Michael Hippe, Vorsitzender<br />
des Vorstands, VSB e.V., im Vorwort einer forumsbegleitenden<br />
Publikation. Sie macht die Spannbreite der seit<br />
Jahren geführten Diskussion deutlich. Immer noch<br />
haftet den Reparaturtechniken der zweifelhafte Charakter<br />
der sogenannten Feuerwehrstrategie an: Schnell<br />
und billig reparieren und dann sehen, wie lange es hält.<br />
Aber repariert ist eben nicht gleich neu. Lohnt es sich<br />
unter diesem Aspekt überhaupt, Geld für eine Reparatur<br />
auszugeben? Hinzu kommt die Vielfalt an Verfahren und<br />
Techniken: Welches Verfahren ist denn das für mein<br />
Vorhaben geeignete – nicht zuletzt im Sinne einer nachhaltigen<br />
und wirtschaftlichen Kanalunterhaltung? Dass<br />
detaillierte Qualitätsanforderungen und Normungen<br />
Herzlich willkommen: Der 2. Deutsche Reparaturtag fand im Kongress<br />
Palais Kassel statt. Alle Abbildungen: © TAH<br />
nach wie vor fehlen, macht eine Entscheidung auch<br />
nicht unbedingt leichter, sondern sorgt für weiteren<br />
Informationsbedarf. Dieser wurde auf dem 2. Deutschen<br />
Reparaturtag nachhaltig befriedigt. Ausstellung, Vorträge<br />
und die von Prof. Dr.-Ing. Volker Wagner von der<br />
Hochschule Wismar moderierte Diskussion machten<br />
deutlich, dass sich der Reparaturbereich und die in den<br />
letzten Jahren entwickelten Verfahren weiter etablieren<br />
konnten. Reparaturverfahren sind nicht nur unverzichtbar<br />
bei Vorsanierungen oder Ergänzungsarbeiten für<br />
die Renovierungsverfahren, sie sind eine wirtschaftliche<br />
Alternative bei vielen Einzelschadensbildern und -situationen:<br />
So lautet folgerichtig das Fazit von Herstellern,<br />
ausführenden Unternehmen, Auftraggebern und<br />
Planern nach dem Erfahrungsaustausch in Kassel. Von<br />
entscheidender Bedeutung für den Erfolg ist allerdings<br />
der fach- und sachgerechte Umgang mit dem gesamten<br />
Themenbereich – angefangen bei der Auswahl des<br />
Verfahrens über die detaillierte Ausschreibung bis hin<br />
zur Qualität der Ausführung und einer konsequenten<br />
Bauüberwachung.<br />
Generationsübergreifende Aufgaben<br />
Wie wichtig schlagkräftige Konzepte für den Erhalt<br />
unserer unterirdischen Infrastruktur sind, legte Dr.-Ing.<br />
Igor Borovsky von der Technischen Akademie Hannover<br />
<strong>zum</strong> Auftakt der Veranstaltung dar. Traditionsgemäß<br />
verwies er in seiner Begrüßungsansprache auf die letzte<br />
von der Deutschen Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V. (DWA) durchgeführte Umfrage<br />
<strong>zum</strong> Zustand der Kanalisation. Die Ergebnisse verdeutlichen<br />
die Notwendigkeit, dem Thema Kanalsanierung<br />
mehr Aufmerksamkeit zu widmen. „Die Branche steht<br />
hier vor generationsübergreifenden Aufgaben“, erklärte<br />
November 2013<br />
1250 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht<br />
FACHBERICHTE<br />
der 1. Vorsitzende der TAH mit Blick auf die Verantwortung,<br />
die wir für die Erhaltung eines der größten<br />
Sachwerte in Deutschland haben. Es gibt zwar eine Tendenz<br />
zu höheren Investitionen, von einer Verbesserung<br />
des Gesamtzustandes sind wir aber noch weit entfernt.<br />
Allerdings – auch das ein Ergebnis der Umfrage von<br />
2009 – sind Reparaturverfahren auf dem Vormarsch. In<br />
konkreten Zahlen bedeutet dies, dass mehr als 36 %<br />
aller Sanierungsverfahren in 2009 mit Ausbesserungs-,<br />
Injektions- oder Abdichtungsverfahren ausgeführt<br />
wurden.<br />
Positive Bilanz<br />
Hierbei stehen dem Markt mittlerweile vielfältige, allerdings<br />
auch sehr unterschiedliche Verfahren zur Verfügung.<br />
Die gängigsten Verfahren und der Stand der<br />
Technik waren Gegenstand des ersten Vortragsblocks in<br />
Kassel. Dr.-Ing. Joachim Beyert berichtete über seine<br />
Erfahrungen mit Injektionsverfahren, eine Technik,<br />
„ohne deren Einsatz kein größeres <strong>Wasser</strong>bauwerk vorstellbar<br />
wäre“, so der Referent von der RWTH Aachen.<br />
Mit Injektionen lassen sich undichte Rohrverbindungen,<br />
schadhafte Stutzen, Risse, fehlende Wandungsteile und<br />
Scherbenbrüche reparieren. Entweder werden Schadstellen<br />
im Bauwerk oder Boden und Hohlräume verfüllt,<br />
wobei eine unbegrenzte Injektionsmenge sowie die<br />
Möglichkeit zur Steuerung und Kontrolle von Injektionsdruck<br />
und -menge zu den charakteristischen Merkmalen<br />
dieser Technik gehören. Nach der Vorstellung der<br />
gängigsten Verfahren und Materialien fällte Beyert in<br />
Bezug auf die Bewertung der Nutzungsdauer ein positives<br />
Urteil: „Die Beständigkeit der Werkstoffe Kunstharz<br />
und Zementmörtel ist gut, das Ausführungsrisiko eher<br />
gering und Wirkprinzip und Abnutzungsvorrat äußerst<br />
gut“, so die Bilanz von Beyert, der gleichzeitig darauf<br />
hinwies, dass der erfolgreiche Einsatz der Injektionstechnik<br />
von Faktoren wie einer eingehenden Werkstoffüberwachung<br />
und einer Kontrolle der Ausführung<br />
abhängt.<br />
Reparieren, renovieren, erneuern<br />
Auf eine hochwertige Ausführungsqualität setzt man<br />
auch in der Domstadt Köln. Laut Dipl.-Ing. Marius<br />
Korczak, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR, hat<br />
die Kurzlinertechnik einen Anteil von knapp 12 % an<br />
den eingesetzten Reparaturtechniken im Nennweitenbereich<br />
< DN 1200. Erklärtes Ziel ist eine technisch und<br />
wirtschaftlich optimierte schnellstmögliche Besei tigung<br />
der vorgefundenen Schäden unter besonderer Berücksichtigung<br />
der finanziellen Bereitstellung, der Umsatzkapazitäten<br />
und der genehmigten wasserwirtschaftlichen<br />
und netzspezifischen Randbedingungen. „Dabei<br />
können die Bautätigkeiten in den einzelnen Stadtteilen<br />
vor Ort mit der gestuften Reihenfolge der Sanierungsverfahren<br />
nach Reparatur geschlossen und offen,<br />
Renovierung sowie Erneuerung verkehrsrechtlich und<br />
Rund 270 Netzbetreiber, Planer und Mitarbeiter ausführender<br />
Unternehmen tauschten „Erfahrungen über den Einsatz und Wirkung<br />
der Reparaturtechniken aus Sicht der Nutzer“ aus.<br />
betrieblich gut koordiniert werden“, führte der Redner<br />
aus. Mit dem Einsatz von Kurzlinersystemen hat man in<br />
Köln dabei gute Erfahrungen gemacht. Sie werden insbesondere<br />
im Nennweitenbereich von DN 150 bis<br />
DN 600 eingesetzt, um punktuelle Schäden wie z. B.<br />
Radialrisse und bedingt Streckenschäden aufgrund von<br />
leichteren Strukturschäden zu beseitigen, wobei für<br />
Korczak der erfolgreiche Einsatz des Produktes von<br />
einer detaillierten Beschreibung der Anforderungen<br />
und der Qualitätssicherung auf der Baustelle abhängig<br />
ist.<br />
Rahmenbedingungen wichtig<br />
Für Dipl.-Ing. Meike Rau von KASSELWASSER kommt es<br />
auch bei den sogenannten Spachtel- und Verpressverfahren<br />
auf die Rahmenbedingungen an. „Zum Beispiel<br />
auf den Einsatz der Blasentechnik, mit deren Anwendung<br />
der Erfolg der Reparaturmaßnahme steht und<br />
fällt.“ So schilderte die Referentin von Anwendungsgrenzen<br />
der Verfahren, etwa wenn sich die Blase nicht<br />
positionieren lässt oder der zu reparierende Kanalabschnitt<br />
ein zu großes Gefälle aufweist beziehungsweise<br />
Scherbenbildung und Risse zu ausgeprägt oder<br />
verzweigt sind. Gleiches gilt für schadhafte Rohrverbindungen<br />
mit zu großen vertikalen Lageversätzen. Ein bis<br />
zwei Roboterprojekte werden pro Jahr in Kassel ausgeschrieben,<br />
wobei es Vorgaben aus der „Zusätzlichen<br />
technischen Vertragsbedingung KASSELWASSER“ zu<br />
Robotersystem, Material, Ausführung, Qualitätssicherung<br />
und Dokumentation zu beachten gilt.<br />
Von der Vielfältigkeit bei den Typen von Innenmanschetten<br />
berichtete Dipl.-Ing. (FH) Walter Widdenhöfer,<br />
Stadt Bergisch Gladbach. Neben Elastomerprofilen,<br />
die mit Spannringen im Kanal fixiert werden, gibt<br />
es Edelstahlhülsen, die mittels Elastomeren bzw. mittels<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1251
FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />
Reaktionsharzen mit der Kanalwandung abgedichtet<br />
werden sowie Innenmanschetten aus PVC mit PE-<br />
Schaumdichtung oder Stahl mit PU-Schaumdichtung.<br />
Deren Einsatz richte sich – so Widdenhöfer – unter<br />
anderem nach der Nennweite der beschädigten Leitung<br />
sowie nach der Rohrgeometrie. Bei Schäden wie Radial-,<br />
Quer- und Längsrissen, Scherbenbildung, Löchern,<br />
undichten Rohrverbindungen und Infiltration hat man<br />
in Bergisch Gladbach mit Innenmanschetten gute<br />
Erfahrung gemacht, <strong>zum</strong>eist bei Kreisprofilen. Zu den<br />
Vorteilen zählen für Widdenhöfer eine kurze Einbauzeit<br />
sowie die Anwenderfreundlichkeit und Einfachheit des<br />
Verfahrens.<br />
Erfahrung unabdingbar<br />
Verzweigte Grundleitungen ab einer Nennweite von<br />
DN 100 sind das Einsatzgebiet für Flutungsverfahren.<br />
Laut Dipl.-Ing. (FH) Wilfried Günzel, Ingenieurbüro für<br />
Kanalinstandhaltung, Lage, wird es seit Anfang der<br />
90er-Jahre in der Kanalsanierung eingesetzt. Es handelt<br />
sich um ein reines Abdichtungsverfahren, das die statische<br />
Tragfähigkeit des Kanals nicht wieder herstellen<br />
kann. Die Anwendung erfolgt in engen Grenzen gemäß<br />
der jeweiligen DIBt-Zulassungen bzw. Verfahrenshandbücher.<br />
„Die Ausführung sollte nur durch erfahrene<br />
Fachfirmen erfolgen“, so der Rat Günzels, „wobei es sich<br />
für den Auftraggeber empfiehlt, einen Verfahrenstechniker<br />
des jeweiligen Systemanbieters für die<br />
Baustelle heranzuziehen.“<br />
Ähnliches gilt für die Reparatur begehbarer Kanäle<br />
und Schächte, wobei die Begehung des zu reparierenden<br />
Abschnitts, die Festlegung von Reparaturziel<br />
und Qualitätskriterien, die Herstellung der <strong>Abwasser</strong>freiheit,<br />
eine gründliche Reinigung bzw. Untergrundvorbereitung,<br />
die regelmäßige Kontrolle vor Ort und die<br />
Die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion waren sich einig, dass eine<br />
detaillierte Planung und Ausschreibung sowie eine konsequente<br />
Bauüberwachung und die Qualifikation der ausführenden Firma zu den<br />
Erfolgsbausteinen von Reparaturverfahren zählen.<br />
Überprüfung von Reparaturzielen und Qualitätskriterien<br />
für Sven Lietzmann von der Kommunale <strong>Wasser</strong>werke<br />
Leipzig GmbH zu den Voraussetzungen einer<br />
erfolgreichen Reparatur zählen. Insbesondere berichtete<br />
der Referent von praktischen Erfahrungen bei der<br />
Wiederherstellung oder Verbesserung der statischen<br />
Tragfähigkeit, der Wiederherstellung der Dichtheit, der<br />
Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegen Korrosion<br />
und Abrieb, den Ersatz von durch Verschleiß abgetragenem<br />
Material und die Verbesserung der hydraulischen<br />
Eigenschaften. „Die Reparatur von gemauerten<br />
Kanälen ist eine sinnvolle Alternative bei beschränkt<br />
zugänglichen Örtlichkeiten und wenn das Schadensbild<br />
vor Ort geprüft und das Reparaturziel klar ist“, lautet das<br />
Fazit von Lietzmann, für den eine qualifizierte und<br />
erfahrene Firma, eine fach- und sachgerechte Untergrundvorbereitung<br />
sowie die regelmäßige Kontrolle<br />
während der Arbeiten ebenso wie für seine Vorredner<br />
Voraussetzung für ein gutes Reparaturergebnis sind.<br />
Planung, Ausschreibung und Qualifikation<br />
sind das A und O<br />
Neben der Bausubstanz und den baulichen Rahmenbedingungen<br />
zählen in erster Linie eine detaillierte<br />
Planung und Ausschreibung sowie eine konsequente<br />
Bauüberwachung und die Qualifikation der ausführenden<br />
Firma zu den Erfolgsbausteinen von Reparaturverfahren.<br />
Eine Einschätzung, die sich wie ein roter<br />
Faden durch den Vortragsblock der Kasseler Veranstaltung<br />
zog. Hinzu kommen planerische Aspekte, die<br />
bei der Auswahl der geeigneten Reparaturtechnik von<br />
entscheidender Bedeutung sind. Eine Standardsanierungstechnik<br />
gibt es nicht – hierin bestand in Kassel<br />
Konsens. Folgerichtig auch das Statement von Dipl.-Ing.<br />
(FH) Markus Vogel, VOGEL Ingenieure, Kappelrodeck, der<br />
in seinem Vortrag die Sicht des Planers darstellte. „Die<br />
Qualität des Sanierungsergebnisses steht im direkten<br />
Zusammenhang mit der Qualität und der Weitsicht der<br />
Planung. Hinzu kommt, dass kein Unternehmen über<br />
alle geeigneten und bewährten Reparaturverfahren<br />
und Einzeltechniken verfügt“, so Vogel, der maßgeblich<br />
an der Konzeption der Veranstaltungsreihe beteiligt<br />
war.<br />
Innerhalb der Verfahrensgruppen gibt es teils<br />
sig ni fikante Unterschiede zwischen Einzeltechniken,<br />
z. B. hinsichtlich des gerätetechnischen Aufbaus und<br />
der Systemkomponenten, der Grundmaterialien und<br />
Materialkombinationen, der schadensbildbezogenen Einsatzmöglichkeiten<br />
(Art und Ausdehnung), der Ein satzgrenzen<br />
(Zugänglichkeit und Ausführungssicherheit),<br />
der Abhängigkeit von örtlichen Randbedingungen.<br />
„Deshalb ist eine dezidierte Technikauswahl je Schadensbild<br />
und örtlicher Situation durch Planer vonnöten“,<br />
so Vogel weiter. „Parameter wie Aufgabe, Technik,<br />
Nutzung und Kosten-Nutzen-Relation sind bei der Technikauswahl<br />
zu beachten.“<br />
November 2013<br />
1252 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht<br />
FACHBERICHTE<br />
Erfahrungswerte schaffen<br />
Hieraus lassen sich für den Planer verschiedene Erkenntnisse<br />
ableiten. Der funktionale Nutzen ist das prioritäre<br />
Ziel der Sanierung. Wobei die optische Erscheinung des<br />
Ergebnisses grundsätzlich von nachrangiger Bedeutung<br />
ist, denn die Qualität von Prospektfotos ist in der Realität<br />
kaum erreichbar. Auch die Rückkoppelung der<br />
Sanierungsergebnisse ist für den Planer enorm wichtig.<br />
„Der Abgleich von Ergebnis und Planung verschafft<br />
Erfahrungswerte und die Erfahrungswerte schaffen<br />
Sicherheit bei der Technikzuweisung“, ist Vogel überzeugt.<br />
Schlechte Sanierungsergebnisse haben in der<br />
Regel eine hohe Korrelation zur Qualität der Planung<br />
oder Bauüberwachung, sieht der erfahrene Ingenieur<br />
die Auftraggeber in der Verantwortung.<br />
Und Qualität hat letztendlich ihren Preis. So jedenfalls<br />
lautete das Fazit des ursprünglich von Dr.-Ing.<br />
Robert Stein, S & P Consult GmbH, Bochum, geplanten<br />
Vortrags <strong>zum</strong> Thema „Entscheidungskriterien zur Auswahl<br />
von Reparaturverfahren auf Basis einer Risikoanalyse“.<br />
Da der Referent seine Teilnahme kurzfristig<br />
absagen musste, übernahm Markus Vogel die Aufgabe,<br />
die ersten Arbeitsergebnisse der Arbeitsgemeinschaft<br />
LEWEKA vorzustellen. Die ARGE – die zwischenzeitlich<br />
in einem neuen Fachausschuss des VSB e.V. aufgegangen<br />
ist – beschäftigt sich mit empirischen, ingenieurtechnischen<br />
Überlegungen zur Quantifizierung<br />
von potenziellen Risikofaktoren, die die Nutzungsdauer<br />
von Kanalsanierungsarbeiten beeinflussen. Die in der<br />
Arbeitsgruppe erarbeiteten Überlegungen sollen vor<br />
Veröffentlichung den Technikherstellern und Anwendern<br />
zur Diskussion gestellt werden, um im besten Falle<br />
eine breite Trägerschaft der Ergebnisse erreichen zu<br />
können.<br />
Stark verzahnt<br />
Dass Planung und Ausschreibung sehr stark miteinander<br />
verzahnt sind, bestätigte M. Eng. Markus Dohmann,<br />
Stadt Backnang, in seinem abschließenden Vortrag über<br />
die „Art der Ausschreibung von Reparaturarbeiten“.<br />
Anhand von Ausschreibungen für eine Stutzensanierung<br />
und Fräsarbeiten machte der Redner deutlich, dass<br />
bereits weit vor der Ausführung die Weichen zu stellen<br />
sind, wenn man ein qualitativ hochwertiges Sanierungsergebnis<br />
erhalten möchte. „Da während bzw. nach der<br />
Bauausführung nur das überprüft oder eingefordert<br />
werden kann, was zuvor in der Ausschreibung detailliert<br />
beschrieben wurde, schreiben Sie nur Leistungen aus,<br />
die realistisch umsetzbar sind“, so Dohmanns Appell ans<br />
Auditorium.<br />
Die Beispiele aus der Praxis machten eines deutlich:<br />
Egal, wer draußen arbeitet, jemand muss ihm sagen,<br />
Eine begleitende Fachausstellung mit 40 Herstellern und Verbänden<br />
rundete die Veranstaltung in Kassel ab.<br />
was zu machen ist. Vielleicht ist das die wichtigste<br />
Erkenntnis, die die Teilnehmer am 2. Deutschen Reparaturtag<br />
mit nach Hause genommen haben. Darüber<br />
hinaus wurden Antworten auf viele Fragen gegeben.<br />
Wie ist der Stand der Technik bei den verschiedenen<br />
Reparaturverfahren? Wie kommt die richtige Technik<br />
bezüglich des Schadensbildes, der Rahmenbedingungen<br />
und in Bezug auf den Erfolg einer Sanierungsmaßnahme<br />
auf die richtige Baustelle? Die, die in Kassel<br />
dabei waren, haben mit ihrem Interesse und ihrem<br />
Engagement wesentlichen Anteil daran, dass ein für die<br />
Sanierungsbranche wichtiges Thema die notwendige<br />
Wertschätzung erfährt. Die neutrale und offene Diskussion<br />
trägt entscheidend dazu bei, weitere Entwicklungen<br />
anzustoßen und Impulse zu setzen. Nicht nur in<br />
technischer Hinsicht, sondern auch mit Blick auf die<br />
Schaffung von klaren Regelungen und Normen, wie sie<br />
bei anderen Verfahren bereits Standards sind. In diesem<br />
Sinne bleibt abzuwarten, was sich in den nächsten<br />
Monaten tut. Für genügend Gesprächsstoff auf dem<br />
3. Deutschen Reparaturtag ist jedenfalls gesorgt.<br />
Eingereicht: 04.10.2013<br />
Kontakt:<br />
Verband Zertifizierter Sanierungsberater<br />
für Entwässerungssysteme e. V. (VSB) |<br />
Wöhlerstraße 42 |<br />
D-30163 Hannover |<br />
www.reparaturtag.de<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1253
BUCHBESPRECHUNGEN<br />
Buchbesprechung<br />
Die <strong>Wasser</strong>versorgung im antiken Rom –<br />
Sextus Iulius Frontinus:<br />
sein Werk in Lateinisch und Deutsch und<br />
begleitende Fachaufsätze<br />
Die <strong>Wasser</strong>versorgung im antiken Rom.<br />
Herausgeber: Frontinus-Gesellschaft, Bonn.<br />
DIV Deutscher Industrieverlag (vormals Oldenbourg<br />
Industrieverlag), München August 2013.<br />
284 S. mit Abb. und Karten, Leineneinband mit<br />
Schut<strong>zum</strong>schlag. ISBN: 978-3-835671072. Im Buchhandel<br />
89,90 € (inkl. 7 % USt); Sonderpreis für Mitglieder<br />
der Frontinus-Gesellschaft bei Bestellung<br />
über die Gesellschaft.<br />
Die WASSERVERSORGUNG im antiken Rom<br />
FRONTINUS GESELLSChAFT e.V.<br />
Die<br />
WASSERVERSORGUNG<br />
im antiken Rom<br />
Die Frontinus-Gesellschaft e.V. hat in einer neuen<br />
kritischen Ausgabe des lateinischen Textes mit<br />
gleichfalls neuer deutscher Übersetzung das Buch<br />
von Sextus Iulius Frontinus „De Aquaeductu Urbis<br />
Romae – Die <strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt Rom“ im<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH herausgegeben.<br />
Basis ist der Codex Casinensis aus der 1. Hälfte<br />
des 12. Jahrhunderts. Die Mitglieder des Wissenschaftlichen<br />
Beirates Dr. Wolfram Letzner und Prof.<br />
Dr.-Ing. Wolfgang Merkel übernahmen die redaktionelle<br />
und fachliche Bearbeitung; Wolfram Letzner<br />
verantwortete vor allem die Anmerkungen <strong>zum</strong><br />
lateinischen und deutschen Text, Wolfgang Merkel<br />
die sprachliche Fassung der deutschen Übersetzung.<br />
Ein internationales Team von Vertretern der<br />
Archäologie, der Alten Geschichte, Altphilologie<br />
und Literaturgeschichte sowie Ingenieurwissenschaften<br />
lieferte wissenschaftliche Beiträge zur Editionsgeschichte,<br />
zur vita Frontins und zur Organisations-<br />
und Rechtslage Roms im 1. Jh. n. Chr., außerdem<br />
zur Berechnung der Rohre und Leitungen<br />
sowie zu Fernwasserleitungen, <strong>Wasser</strong>verteilung,<br />
Bädern und <strong>Abwasser</strong>entsorgung in der Stadt. Dr.<br />
Gemma Jansen (Maastricht) bereitete als Hauptredakteurin<br />
die Beiträge zur Veröffentlichung vor<br />
und fügte ergänzendes aktuelles Bildmaterial bei.<br />
Die vorliegende Ausgabe von Frontins Text<br />
zeichnet sich dadurch aus, dass der lateinische Text<br />
und die deutsche Übersetzung von den Autoren als<br />
Synopse mit eingefügten Überschriften gegenübergestellt<br />
wurden. Mit wissenschaftlicher Sorgfalt<br />
sind die Anmerkungen und Literaturangaben zur<br />
deutschen Übersetzung erarbeitet. Karten und<br />
Tabellen ergänzen das Werk.<br />
Zum Inhalt von Frontins Schrift seien ein paar<br />
Hinweise gegeben:<br />
Sextus Julius Frontinus war im Jahre 97.n.Chr.<br />
durch Kaiser Nerva <strong>zum</strong> curator aquarum – Leiter<br />
der <strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt Rom – berufen worden.<br />
Nach seinen eigenen Worten (Kap. 1,2) hält er<br />
es für „das Erste und Wichtigste, die Aufgabe kennen<br />
zu lernen, die ich übernommen habe …“, was<br />
wohl der Anlass dafür war, sein Buch zu schreiben.<br />
So beginnt er mit der Darstellung der Fernleitungen<br />
(Aquädukte), die nach Rom führen. Bereits 312<br />
v. Chr. – 441 Jahre nach der Gründung der Stadt<br />
Rom – wurde die aqua Appia (bezeichnet nach dem<br />
Erbauer Appius Claudius, dem auch die Via Appia<br />
zugeschrieben wird) gebaut. Bis dahin „waren die<br />
Römer mit dem <strong>Wasser</strong> zufrieden, das sie aus dem<br />
Tiber, aus Brunnen oder Quellen schöpften. Die<br />
Erinnerung an die Quellen wurde mit religiöser Verehrung<br />
gepflegt: man glaubte, dass sie auf Kranke<br />
heilbringend wirkten, wie <strong>zum</strong> Beispiel die Quelle<br />
der Camenae, des Apollo und der Iuturna.“ (4,1-2)<br />
Der aqua Appia folgte 40 Jahre später die Anio Vetus<br />
(272 v. Chr.), weitere 128 Jahre später die Marcia<br />
(144-140 v. Chr.) und dann schließlich die <strong>Wasser</strong>leitungen<br />
Tepula, Iulia, Virgo, Alsietina (Augusta),<br />
Augusta (Marcia), Claudia und Anio Novus (die beiden<br />
letzteren 38-52 n. Chr.). Die aqua Traiana und<br />
aqua Alexandrina entstanden erst nach Frontin.<br />
Jeweils werden Angaben gemacht <strong>zum</strong> Erbauer, zur<br />
<strong>Wasser</strong>herkunft und <strong>Wasser</strong>qualität, Trassierung<br />
(Kap. 18-22) sowie ihrer Abflussleistung (Kap.<br />
64-73). Die neueren Aquädukte sind gezielt mit<br />
geringerem Gefälle angelegt, um auch die höheren<br />
Stadtteile (Hügel) versorgen zu können.<br />
Frontins Résumé zur Beschreibung dieser<br />
beachtlichen Ingenieurbauten lautet – es dürfte der<br />
am häufigsten zitierte Text aus seinem Buch sein:<br />
„Tot aquarum tam multis necessariis molibus<br />
pyramidas videlicet otiosas compares aut cetera<br />
inertia sed fama celebrata opera Graecorum? –<br />
November 2013<br />
1254 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
BUCHBESPRECHUNGEN<br />
Kann man diese so zahlreichen und notwendigen<br />
<strong>Wasser</strong>bauten mit den überflüssigen Pyramiden<br />
vergleichen oder ansonsten mit den nutzlosen<br />
aber weithin gerühmten Werken der Griechen?“<br />
(16, 1).<br />
Die <strong>Wasser</strong>verteilung in der Stadt erfolgte mit<br />
Bleirohren – für kleinere Durchmesser in den<br />
Grundstücken wurden auch Tonrohre verwendet.<br />
Die Bleirohre waren nach Durchmesser, (innerem)<br />
Umfang und Querschnitt genormt; der Durchmesser<br />
wurde in Finger(digitus) = 1/16 Fuß, das sind<br />
29,6/16 = 1,85 cm, angegeben. Problematisch<br />
erscheint dabei, dass Frontin und seinen Zeitgenossen<br />
nur qualitativ bewusst war, dass der Abfluss<br />
oder Durchfluss nicht nur vom Querschnitt, sondern<br />
gleichfalls vom Gefälle bzw. Druckunterschied und<br />
damit von der Geschwindigkeit abhängt. Das<br />
kleinste Normrohr von 5/4 Finger Durchmesser<br />
(quinaria) diente zugleich als Einheit des Durchflusses.<br />
Dies hat allerdings Frontin nicht daran gehindert,<br />
detaillierte Bilanzen von Zufluss (Aquädukte)<br />
und <strong>Wasser</strong>abgabe (an die verschiedenen Abnehmer)<br />
vorzulegen, die wiederum geeignet waren,<br />
Fehler in den kaiserlichen Akten (commentarii),<br />
Leckstellen, nicht genehmigte Entnahmen, <strong>Wasser</strong>diebstahl,<br />
Korruption oder anderen Missbrauch aufzudecken:<br />
„Eine gewisse Menge versickert unterwegs durch<br />
Leckstellen… Aber wir haben auch einige unerlaubte<br />
Leitungen innerhalb der Stadt vorgefunden<br />
(65, 5-6).“… „Der Grund hierfür ist der Betrug der<br />
<strong>Wasser</strong>meister, die wir dabei ertappt haben, dass sie<br />
<strong>Wasser</strong> aus den öffentlichen <strong>Wasser</strong>leitungen <strong>zum</strong><br />
Nutzen von Privatleuten ableiteten. Aber auch<br />
mehrere Grundbesitzer, um deren Felder die Leitung<br />
herumführt, bohren die Gerinnewände an (75, 2-3).“<br />
… „Wir finden, dass auf bewässerten Feldern, in<br />
Kneipen, sogar Fresslokalen und letzlich Absteigen<br />
von üblem Ruf fließendes <strong>Wasser</strong> installiert worden<br />
ist (76, 2).“ … „dass in den meisten Verteilerbauwerken<br />
größere Messrohre eingesetzt als bewilligt<br />
waren, darunter sogar solche, die nicht einmal<br />
geeicht waren (112, 2).“<br />
Wohl aufgrund von Vorlagen des Kurators, der<br />
aber das Verdienst seinem Chef, dem Kaiser<br />
zuschreibt, wurden Reformen und Maßnahmen zur<br />
Erhöhung der Versorgungssicherheit durchgeführt,<br />
wodurch sich das <strong>Wasser</strong>aufkommen nahezu verdoppelte:<br />
„Durch die Umsicht des überaus gewissenhaften<br />
Kaisers vergrößerte sich jetzt der Abfluss um all das,<br />
was durch die Betrügereien der <strong>Wasser</strong>meister<br />
unterschlagen wurde oder durch die Nachlässigkeit<br />
verloren ging, als ob man neue Quellen gefunden<br />
hätte (87, 2).“ … „Und in allen Teilen der Stadt<br />
erhielten sowohl die neuen als auch die meisten<br />
älteren Brunnenbecken je zwei Zuläufe von verschiedenen<br />
<strong>Wasser</strong>leitungen; damit bleibt die Versorgung<br />
in Betrieb, falls eine der beiden Leitungen<br />
ausfallen sollte, da der Zufluss der anderen ausreicht<br />
(87, 5).“<br />
Diese Fürsorge des Kaisers spürt Rom, „die Königin<br />
und Herrin des Erdkreises, die den Rang einer<br />
Göttin der Welt einnimmt, und der nicht gleicht und<br />
nachfolgt, von Tag zu Tag, und noch mehr wird<br />
es die Gesundheit dieser ewigen Stadt merken, weil<br />
die Zahl der Verteiler, (Betriebs)bauwerke, Zierbrunnenanlagen<br />
und Brunnenbecken erhöht wurde<br />
(88, 1).“<br />
Der Wartung der Fernleitungen (Aquädukte)<br />
kommt besondere Aufmerksamkeit zu. Regelmäßige<br />
Kontrollen (Begehung) ermöglichen die rechtzeitige<br />
Feststellung von Schäden, was erlaubt, notwendige<br />
Reparaturen vorausschauend zu planen, damit sie<br />
nicht zur heißen Jahreszeit (Gefahr der <strong>Wasser</strong>knappheit)<br />
oder bei Frost (der Zement muss ordentlich<br />
abbinden) oder gar bei zwei Leitungen gleichzeitig<br />
anfallen. „Verlässlichkeit ist ... bei jedem der<br />
einzelnen (Arbeitsschritte) einzuhalten – nach<br />
einem Gesetz, das zwar allen bekannt ist, aber nur<br />
von wenigen beachtet wird (123, 3).“<br />
Frontin zitiert die Senatsbeschlüsse, die nach<br />
heutigem Sprachgebrauch das geltende <strong>Wasser</strong>recht<br />
darstellten: Verbot der <strong>Wasser</strong>verunreinigung, Beantragung<br />
eines <strong>Wasser</strong>entnahmerechts, Grunddienstbarkeiten,<br />
Schutzstreifen, Verbot der Überbauung<br />
und Beschädigung oder der <strong>Wasser</strong>entnahme ohne<br />
kaiserliche Genehmigung mit entsprechenden<br />
Strafbestimmungen. Die Aufgaben der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
waren dem curator aquarum übertragen,<br />
dem dafür die nötigen Fachleute wie procurator,<br />
Liktoren, Staatssklaven, Schriftführer, Sekretär und<br />
die Arbeitsorganisationen zur Verfügung standen.<br />
Diese familiae umfassten 240 Leute für die staatliche<br />
und 460 Leute für die kaiserliche Verwaltung<br />
der <strong>Wasser</strong>leitungen: <strong>Wasser</strong>meister (aquarii), Inspektoren,<br />
Wärter, Streckenläufer, Pflasterer, Verputzer<br />
und andere Handwerker; sie wurden aus der<br />
Staatskasse bzw. dem kaiserlichen Fiskus bezahlt.<br />
Bestimmte Aufgaben wurden auch an private Unternehmer<br />
oder Pächter (redemptores) vergeben<br />
(Kap. 94-128).<br />
Im Schlusswort macht Frontin deutlich, dass es<br />
ihm nicht darum geht, Verfehlungen zu bestrafen,<br />
sondern Missstände zu beseitigen: „Das Vertrauen<br />
in diese (des curators) Amtsführung zu erhalten, soll<br />
den Vorrang haben, selbst wenn man sich dabei<br />
Angriffen aussetzt (130, 4).“<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1255
BUCHBESPRECHUNGEN<br />
Zu den Beiträgen des internationalen<br />
Autoren-Teams<br />
Fanny Del Chicca, Professorin für Lateinische Literaturgeschichte<br />
an der Universität Perugia und Trägerin<br />
der Frontinus-Medaille 2011, behandelt die<br />
Editionsgeschichte von De aquaeductu seit der Wiederentdeckung<br />
des Textes im 15. Jahrhundert.<br />
Prof. Dr. Werner Eck, Professor für Alte Geschichte<br />
an der Universität zu Köln und Träger der Frontinus-Medaille<br />
1995 stellt die beachtliche militärische<br />
und politische Karriere und das soziale Umfeld<br />
Frontins dar; u.a. war dieser von 81-84 Statthalter in<br />
Germania inferior (Xanten). Sein zweiter Beitrag<br />
beschreibt Organisation und Administration der<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung Roms, die gerade zur nachaugusteischen<br />
Zeit eine besondere Qualität erreichte.<br />
Prof. Dr. Christer Bruun, seit 1994 an der Universität<br />
Toronto auf den Gebieten Römische Geschichte<br />
und Literatur tätig, fragt nach der Motivation Frontins,<br />
sein Werk „De aquaeductu“ zu verfassen. Sein<br />
zweiter Beitrag diskutiert die wissenschaftlichen<br />
Bemühungen, die Kapazität der frontinischen quinaria<br />
zu berechnen oder abzuschätzen.<br />
Dr. Paul Kessener diskutiert anhand von Untersuchungen<br />
in Pompeii, Rom und Nîmes, ob Frontin<br />
und seine Zeitgenossen nicht doch in der Lage<br />
waren, einen <strong>Wasser</strong>abfluss (<strong>zum</strong>indest vergleichsweise)<br />
zu messen.<br />
Prof. Dr. Wolfgang Merkel stellt das System der<br />
25 Normrohre vor; beachtlich ist die große Genauigkeit,<br />
mit der Durchmesser, Umfang und Querschnitt<br />
berechnet wurden und dies mit Hilfe der damals<br />
verfügbaren rechnerischen Hilfsmittel.<br />
Dipl.-Ing. G. Wiplinger, Architekt und Bauforscher<br />
am Österreichischen Institut in Wien ist seit<br />
1975 bei den Ausgrabungen in Ephesos tätig. Bezugnehmend<br />
auf die Aquädukte von Siga (Algerien),<br />
Forum Iulii (Frejus, Frankreich) und der Madradag-<br />
Leitung von Pergamon (Türkei) wird am Degirmendere<br />
Aquädukt von Ephesos (Türkei) das Vorgehen<br />
bei Reparaturarbeiten mit Hilfe von Umleitungen<br />
(Bypässen) dargestellt.<br />
Die letzten Kapitel sind den <strong>Wasser</strong>leitungen<br />
und <strong>Abwasser</strong>kanälen in der Stadt Rom gewidmet.<br />
Dr. Gerda de Kleijn, Radboud Universität zu Nijmegen,<br />
deutet die Inschriften von Bleirohren; Dr.<br />
Werner Heinz, freiberuflicher Archäologe, ordnet<br />
die öffentlichen Bäder Roms in die Bau- und Kulturgeschichte<br />
ein; Dr. Wolfram Letzner, freiberuflicher<br />
Archäologe und Buchautor diskutiert die Terminologie<br />
römischer Brunnenanlagen, die ein Schwerpunkt<br />
seiner Forschungen sind.<br />
Dr. Gemma Jansen, unabhängige Wissenschaftlerin<br />
aus Maastricht, promovierte über <strong>Wasser</strong>leitungen<br />
und <strong>Abwasser</strong>systeme im römischen Italien<br />
und in der Türkei. Im Buch sind ihr Thema:<br />
„,Sachen, über die auch nur zu berichten schon<br />
abstoßend ist‘ – die Toiletten von Rom“, nämlich die<br />
Fragen zu Konstruktion, Technik, Reinigung und<br />
Hygiene von der primitivsten forica bis zur marmorverkleideten<br />
Prachtlatrine (aus dem 2. und 3. Jh.).<br />
Marco Placidi, Silvio Valenti und Inge Weustink,<br />
die im „Centro Ricerche Speleo Archeologiche –<br />
Sotteranei di Roma“ zusammenarbeiten, betrachten<br />
die Entwicklung der <strong>Abwasser</strong>kanäle in Rom, ihre<br />
Typologie (Funktion und Bauweisen) und ihre Verwaltungsorganisation<br />
zur Zeit Frontins. Der Wolfsfisch<br />
(lupus), der das nährstoffreiche (abwasserbelastete)<br />
Süßwasser des Tibers bevorzugte, wurde<br />
von römischen Feinschmeckern geschätzt. Somit<br />
lässt sich auch „den Sachen, über die auch nur zu<br />
berichten schon abstoßend ist“, ein positiver Aspekt<br />
abgewinnen.<br />
In seiner Schrift „De Aquaeductu Urbis Romae“<br />
gibt Frontin einen Überblick über den Stand des<br />
Wissens bezüglich Management, Technik und<br />
Organisation der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung. Er<br />
begegnet uns als moderner Manager eines großstädtischen<br />
Unternehmens; seine Schrift gilt als erstes<br />
Lehrbuch des Faches. Hohe Qualitäten bezüglich<br />
Organisation, Planung, Bau, Betrieb, Wartung der<br />
Anlagen und Verwaltung, einschließlich Dokumentation<br />
und Kundenservice zeichnen noch heute den<br />
verantwortlichen Chef eines <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmens<br />
aus.<br />
Das Buch ist hervorragend ausgestattet; es vermittelt<br />
durch den gut verständlichen und erläuterten<br />
Text zusammen mit den hervorragenden Fachbeiträgen<br />
einen umfassenden Eindruck der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
im antiken Rom.<br />
Prof. Dr.-Ing. Harald Roscher, Weimar<br />
Bestell-Hotline<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
München<br />
Tel. +49 (0) 201/82002-11<br />
Fax +49 (0) 201/82002-34<br />
E-Mail: S.Spies@vulkan-verlag.de<br />
www.di-verlag.de<br />
November 2013<br />
1256 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
BUCHBESPRECHUNGEN<br />
Buchbesprechungen<br />
Management groß angelegter Grundstücksentwässerungsanlagen<br />
Arbeitshilfe zur Koordination technischer und<br />
personeller Ressourcen<br />
Von Michael Scheffler. Stuttgart: Fraunhofer IRB<br />
Verlag 2013. 359 S., überwiegend farbige Abb.,<br />
geb. mit kartoniertem Einband, Format DIN A 5,<br />
Preis: 69,00 Euro, auch als E-Book, ISBN 978-3-<br />
8167-8537-8.<br />
Sie sind Betreiber einer großen Grundstücksentwässerungs-(GE-)Anlage<br />
oder zuständig für den Abbau<br />
von Instandhaltungsrückständen und für den<br />
anschließenden Regelbetrieb einer solchen Anlage?<br />
Falls ja, gehören Sie zur Zielgruppe, für die Dr.-Ing.<br />
Michael Scheffler ein Handbuch zur Organisation<br />
von Betrieb und Instandhaltung verfasst hat. Das<br />
Ziel ist ein ordnungsgemäßer und effizienter Anlagenbetrieb.<br />
Erforderliche Prozessschritte werden in<br />
strukturierte Handlungsanweisungen gefasst, durch<br />
Diagramme und Tabellen illustriert. Die grafische<br />
Gestaltung ist einheitlich, klar sowie verständlich.<br />
Fotos sind in dem 350 Seiten starkem Werk nicht zu<br />
finden – mit Ausnahme des Autorenportraits auf der<br />
Buchrückseite. Dort stellt sich Scheffler vor, unter<br />
anderem als zertifizierter Kanalsanierungsberater,<br />
beratender Ingenieur und Lehrbeauftragter für<br />
Gebäude- und Grundstücksentwässerung. Das vorliegende<br />
Buch schließt an seine Fachbuchreihe zur<br />
Gebäude- und Grundstücksentwässerung konsequent<br />
an. Es kann durchaus als Grundlagenquelle<br />
genutzt werden von denjenigen, die eine Zertifizierung<br />
nach DIN EN ISO 14001 ff. oder ein Qualitätsmanagement<br />
nach DIN EN ISO 9001 ff. vorbereiten.<br />
Meine Empfehlung, die Neuerscheinung zu nutzen,<br />
gilt insbesondere für Unternehmen der Immobilienund<br />
Wohnungswirtschaft, für große Gewerbe- und<br />
Industriebetriebe sowie Liegenschaften der öffentlichen<br />
Hand. Die beiliegende CD ist ein Beleg dafür,<br />
dass dieser Band aus der Praxis für die Praxis entstanden<br />
ist. Sie enthält u. a. prozessunterstützende<br />
Dokumente, Formblätter und Arbeitshilfen.<br />
<br />
Klaus W. König<br />
Bestell-Hotline<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
München<br />
Tel. +49 (0) 201/82002-11<br />
Fax +49 (0) 201/82002-34<br />
E-Mail: S.Spies@vulkan-verlag.de<br />
www.di-verlag.de<br />
Regeln für den Schutz von Trinkwasserfassungen<br />
in Österreich<br />
Von Hilmar Zetinigg. Schriftenreihe zur <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
Band 65. Verlag der Technischen Universität<br />
Graz 2011. Format: 21 x 15 cm, Kartoniert, 101 S.,<br />
ISBN 978-3-85125-196-8, Preis: 30,00 Euro.<br />
Ein Überblick der Behandlung des Trinkwasserschutzes<br />
in deutschsprachigen Lehrbüchern und<br />
Handbüchern der Hydrologie und Hydrogeologie<br />
leitet <strong>zum</strong> Thema dieser Arbeit ein.<br />
Nach Darstellung der Entwicklung der rechtlichen<br />
Grundlagen für die Festlegung von Schutzund<br />
Schongebieten für die Trinkwasserversorgung<br />
in Österreich wird auch die Normierung der Trinkwasserqualität<br />
kurz beleuchtet. Besonders muss hier<br />
darauf verwiesen werden, dass die hydrogeologische<br />
Sichtweite Grundlage dieser Arbeit ist.<br />
Die Darstellung der Entstehung und Entwicklung<br />
der ÖVGW-Richtlinie W 72 (Schutz- und Schongebiete)<br />
bildet somit einen Schwerpunkt dieser Arbeit.<br />
Besonderes Augenmerk wird dabei auf ihre Vorläufer<br />
und Vorbilder, insbesondere das DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 101 gelegt. Von diesem wurde vor allem die<br />
Zonierung (Schutzzone I–III) und die „Verweildauer<br />
des <strong>Wasser</strong>s“ im Untergrund (50- bzw. 60-Tagegrenze)<br />
als Dimensionierungskriterium der Schutzzone<br />
II übernommen.<br />
Leitgedanke für die Einrichtung von Schutzgebieten<br />
für die Trinkwasserversorgung ist die Erhaltung<br />
des Grundwasserstandards der Trinkwasserversorgung<br />
in Österreich, der im Begriff des „nativen <strong>Wasser</strong>s“<br />
des Österreichischen Lebensmittelbuches seinen<br />
Niederschlag gefunden hat. Aus hydrogeologischer<br />
Sicht ist dieser Standard wohl in erster Linie<br />
auf die reichen und vielfältigen Grund- und Quellwasserressourcen<br />
Österreichs zurückzuführen.<br />
Bestell-Hotline<br />
Institut für <strong>Wasser</strong>bau und <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
Technische Universität Graz,<br />
Stremayrgasse 10/II,<br />
A-8010 Graz (Östrerreich),<br />
E-Mail: hydro@tugraz.at<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1257
PRAXIS<br />
Firmensitz der<br />
Kommunale<br />
<strong>Wasser</strong>werke<br />
Leipzig GmbH.<br />
Zufriedene Kunden und höhere Produktivität<br />
Realisierung eines digitalen Posteingangs<br />
Die KWL – Kommunale <strong>Wasser</strong>werke Leipzig GmbH versorgt pro Jahr rund 64 000 Menschen bzw. 7 000 Kunden<br />
in ihrem Geschäftsgebiet mit mehr als 32 Millionen Kubikmetern Trinkwasser und entsorgt das anfallende<br />
<strong>Abwasser</strong> umweltgerecht. Leipzig ist eine der am schnellsten wachsenden Regionen Deutschlands. Dementsprechend<br />
gewinnt die KWL jedes Jahr Kunden. Und diese müssen sich an-, um-, manchmal auch abmelden,<br />
geben Zählerstände oder neue Bankverbindungen an oder stellen Anträge für neue Anschlüsse. Entsprechend<br />
hoch sind das Aufkommen und der Aufwand für die interne Verteilung der Post an die zuständigen Mitarbeiter.<br />
Um den gesamten Prozess effizienter zu gestalten, Papier einzusparen und die Zeit für den internen Durchlauf<br />
der Post zu verkürzen, entschloss sich die KWL, mit den langjährigen IT-Partnern forcont business technology<br />
gmbh und softgate gmbh einen digitalen Posteingang einzuführen.<br />
Initiator bei der KWL war der Unternehmensbereich<br />
Markt, genauer<br />
das Team Kundenservice. Nach<br />
einem ersten postalischen Kontakt<br />
zwischen Kunden und der KWL<br />
kümmern sich die Mitarbeiter des<br />
Kundenservice häufig telefonisch<br />
um Anfragen, Änderungswünsche<br />
oder Reklamationen. „Wir nehmen<br />
die Beziehung zu unseren Kunden<br />
sehr ernst und versuchen zu jeder<br />
Frage schnell und zufriedenstellend<br />
Auskunft zu geben“, so Sabine Lehmann,<br />
Projektmanagerin IT bei KWL.<br />
„Gerade auch vor dem Hintergrund<br />
eines stetig steigenden Postaufkommens<br />
wollten wir unsere Auskunftsfähigkeit<br />
noch weiter verbessern<br />
und die Effizienz unserer internen<br />
Prozessabläufe steigern.“ Dazu<br />
formulierte die KWL eine Reihe von<br />
Zielen: Man wollte so früh wie möglich<br />
einen Überblick über die eingehende<br />
Post gewinnen, um sie<br />
schneller systematisieren und den<br />
entsprechenden Mitarbeitern zur<br />
Verfügung stellen zu können. Um<br />
die Reaktions- und Bearbeitungszeiten<br />
zu beschleunigen, sollte der<br />
Aufwand für die Suche nach der<br />
jeweiligen postalischen Mitteilung<br />
reduziert, und die darin enthal -<br />
tenen Informationen sollten allen<br />
erforderlichen und berechtigten<br />
Mitarbeitern automatisiert bereitgestellt<br />
werden. Um schließlich<br />
dem Verlust von Informationen<br />
über mehrere Prozessschritte hinweg<br />
vorzubeugen, bestand eine<br />
weitere Anforderung darin, jegliche<br />
Medienbrüche zu vermeiden. Die<br />
beste Aussicht, all diese Ziele erfolgreich<br />
umzusetzen, versprach ein<br />
zentraler, digitaler Posteingang mit<br />
automatisierter Dokumentenerkennung,<br />
der auch in der Lage wäre,<br />
die etablierten Workflows der KWL<br />
abzubilden.<br />
Langjährige Partnerschaft<br />
und Erfahrung<br />
Für viele Geschäftsprozesse nutzt<br />
KWL seit Jahren SAP-Systeme. Für<br />
die Erstellung, Verarbeitung und<br />
Archivierung geschäftsrelevanter<br />
Dokumente, etwa in Kunden- und<br />
Grundstücksakten, setzt der kommunale<br />
Versorger auf die ECM-Produkte<br />
DocuLink und Archive Server<br />
von OpenText, da sie sich insbeson-<br />
November 2013<br />
1258 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRAXIS<br />
dere für den Einsatz in SAP-Umgebungen<br />
eignen. Für die Integration<br />
und die Support-Leistungen rund<br />
um die ECM-Lösungen ist seit 2003<br />
das Leipziger ECM-Softwarehaus<br />
forcont verantwortlich. forcont entwickelt<br />
auf Basis seiner eigenen<br />
ECM-Software forcont factory FX<br />
kundenspezifische Anwendungen,<br />
bietet aber auch zahlreiche standardisierte<br />
ECM-Produkte an. Mit der<br />
Digitalisierung der gedruckten<br />
Dokumente hat KWL den Capture-<br />
Spezialisten softgate beauftragt.<br />
Das Unternehmen ist seit 15 Jahren<br />
in den Bereichen Dokumentenmanagement<br />
und Capture tätig,<br />
Partner beispielsweise von Kofax<br />
oder Fujitsu und arbeitet seit Längerem<br />
erfolgreich mit forcont zusammen.<br />
„Da sich die Portfolios von forcont<br />
und softgate hervorragend<br />
ergänzen, können wir unseren Kunden<br />
All-in-One-Pakete für ihre dokumentenbezogenen<br />
Prozesse anbieten“,<br />
sagt Markus Kollotzek, der bei<br />
forcont für die KWL verantwortliche<br />
Projektleiter.<br />
Anforderungskatalog<br />
Durch das gewachsene Vertrauen<br />
war für KWL schnell klar: die beiden<br />
IT-Partner sollten auch die Integration<br />
des digitalen Posteingangs<br />
realisieren. Gemeinsam erarbeiteten<br />
sie einen umfangreichen Anforderungskatalog,<br />
der nicht nur eine<br />
Vielzahl von Mehrwerten als Ziel<br />
definierte, sondern auch die besonderen<br />
Strukturen und Workflows<br />
der KWL präzise abbildete. „Unsere<br />
Poststelle besitzt ein umfangreiches<br />
Regelwerk, das unter anderem festlegt,<br />
welchem Bearbeiter welche<br />
Dokumente zu einem bestimmten<br />
Bearbeitungszeitpunkt zugeleitet<br />
werden müssen, wie diese Dokumente<br />
zu kennzeichnen sind und<br />
wer für die Verteilung zuständig ist.<br />
Das erscheint etwas kompliziert, ist<br />
aber bei der schieren Menge an<br />
unterschiedlichen Dokumenten, die<br />
wir bearbeiten, unerlässlich.“ Diese<br />
Regeln mussten übertragen und<br />
mit einem klaren Berechtigungsund<br />
Rollensystem verknüpft werden.<br />
Die Eingangspost sollte zu<br />
dem automatisch nach bestimmten<br />
Typen und Themen kategorisiert<br />
werden, etwa Bankverbindungen,<br />
Eigentümerwechsel, Umzüge oder<br />
Verträge, um eine effiziente Verteilung<br />
und Bearbeitung zu gewährleisten.<br />
Aktueller Bearbeitungsstatus<br />
und weitere Prozessschritte sollten<br />
sich durch unternehmensspezifisch<br />
definierte Attribute kennzeichnen<br />
lassen. „Da unsere Kunden in<br />
einem Schreiben oftmals mehrere<br />
Anliegen parallel behandeln, war<br />
außerdem eine unkomplizierte<br />
Funktion für die Duplizierung und<br />
gleichzeitige Verteilung von Dokumenten<br />
über mehrere Kanäle unerlässlich“,<br />
sagt Sabine Lehmann.<br />
Eine zentrale Anforderung war<br />
die Anbindung an die SAP-basierten<br />
ECM-Prozesse. Vor der Einführung<br />
des digitalen Posteingangs<br />
hatten andere Geschäftsprozesse,<br />
beispielsweise die mit DocuLink<br />
umgesetzte Kundenakte, erst nach<br />
der Bearbeitung des aktuellen<br />
Anliegens Zugriff auf die Dokumente.<br />
Eine Anforderung an den<br />
digitalen Posteingang war daher die<br />
automatisierte Bereitstellung der<br />
gescannten Dokumente in Docu-<br />
Link und die frühzeitige Ablage auf<br />
dem OpenText Archive. Umgekehrt<br />
sollte es möglich sein, schon in der<br />
Benutzeroberfläche des Posteingangs<br />
neue SAP-Kundenkontakte<br />
zu erstellen und die Dokumente<br />
automatisch in der Kundenakte im<br />
SAP anzulegen. Für das Leipziger<br />
Softwarehaus forcont ein Kinderspiel,<br />
da es seit Jahren mit der Integration<br />
solcher Prozesse vertraut ist.<br />
Going Live<br />
Nach der Spezifikation dauerte die<br />
Umsetzung nur wenige Monate.<br />
Um ein reibungsloses Going Live zu<br />
ermöglichen, wurden dennoch alle<br />
Prozessschritte und Installationen<br />
ausführlich in einer Testumgebung<br />
geprüft. Die Einbindung der Scan-<br />
Arbeitsplätze stellte keine Schwierigkeit<br />
dar. Inklusive Schulung der<br />
KWL-Mitarbeiter benötigte softgate<br />
nur etwa fünf Wochen. Die Post wird<br />
Neuer Kundenkontakt.<br />
Protokoll.<br />
nun weitestgehend automatisiert<br />
verteilt, gleichzeitig werden die<br />
gewachsenen Strukturen und Be -<br />
arbeitungsschritte der Poststelle,<br />
des Sekretariats und beim Bereichsleiter<br />
effizient abgebildet. Über eine<br />
übersichtliche Nutzeroberfläche mit<br />
blätterbarer Dokumentenvorschau<br />
können die Mitarbeiter von KWL<br />
die Dokumente schnell auswählen,<br />
bearbeiten und mit wenigen Klicks<br />
in anderen Systemen ablegen, an<br />
andere Sachbearbeiter weiterleiten<br />
oder den aktuellen Status anpassen.<br />
Eine komfortable Vertreterregelung<br />
stellt zudem auch bei Krankheit<br />
oder im Urlaubsfall sicher, dass die<br />
Post schnell und sachgerecht be -<br />
arbeitet wird<br />
„An der Arbeitsweise von forcont<br />
gefiel uns besonders, dass auch adhoc<br />
Anpassungen das Projekt nicht<br />
verzögerten“, sagt Sabine Lehmann.<br />
▶▶<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1259
PRAXIS<br />
Recherche.<br />
eigenständig relevante Textpassagen<br />
und Schlagwörter wie Guthaben,<br />
Beschwerde oder Bankverbindung<br />
und ordnet anhand<br />
dieser Information das Dokument<br />
dem entsprechenden Bearbeiter<br />
innerhalb weniger Augenblicke zu.<br />
Eine besondere Schnittstelle garantiert<br />
zudem die Erkennung und<br />
Markierung von Dokumenten mit<br />
einem Barcode.<br />
Sekretariat.<br />
„Fast nebenbei implementierte das<br />
Projektteam ein kleines aber äußerst<br />
hilfreiches Feature. Über ein Ampelsystem<br />
wird jetzt der jeweilige Bearbeitungsstatus<br />
direkt angezeigt,<br />
was eine schnelle Einordnung und<br />
eine weitere Beschleunigung der<br />
Prozesse ermöglicht.“<br />
So schnell wie das<br />
menschliche Auge<br />
Die Grundlage für die schnelle und<br />
präzise Verteilung der eingehenden<br />
Dokumente ist deren genaue digitale<br />
Erfassung. Mit fünf professionellen<br />
Dokumentenscannern von<br />
Fujitsu besaß die Poststelle der KWL<br />
bereits leistungsfähige Hardware,<br />
um die Eingangspost zu scannen.<br />
Für die korrekte Erfassung und Validierung<br />
der Dokumente erweiterte<br />
softgate die bestehende Software-<br />
Lösung Kofax Capture 9 um das<br />
Kofax Transformation Module 5.5<br />
und implementierte ein auf die speziellen<br />
Bedürfnisse von KWL angepasstes<br />
Regelwerk. Die Erweiterung<br />
mit OCR-Funktion erkennt nun<br />
Fazit<br />
Der Einsatz des digitalen Posteingangs<br />
lieferte schnell positive<br />
Ergebnisse. Alle Dokumente liegen<br />
nun den verantwortlichen Mitarbeitern<br />
innerhalb kürzester Zeit vor.<br />
Die Durchlaufzeiten haben sich<br />
deutlich verkürzt und auch das<br />
Papieraufkommen sank, weil die<br />
KWL-Mitarbeiter dank beschleunigter<br />
und korrekter Verteilung und<br />
dem direkten digitalen Zugriff auf<br />
alle relevanten Dokumente auf eine<br />
Vielzahl an Kopien verzichten können.<br />
Damit ließen sich zudem Kosten<br />
reduzieren. Von der Lösung<br />
überzeugt, folgte schnell der Roll-<br />
Out auf die anderen Abteilungen<br />
des Unternehmensbereichs Markt.<br />
Aktuell sind neben dem Kundenservice<br />
die Teams Abrechnung,<br />
Vertriebs- und Qualitätssicherung<br />
sowie das Forderungsmanagement<br />
an den digitalen Posteingang angeschlossen.<br />
Ebenso sind E-Mails und<br />
Faxe in den zentralen Posteingang<br />
integriert. Auch ein weiterer Rollout<br />
auf andere Unternehmensbereiche<br />
ist denkbar. „Außerdem<br />
konnten wir auch die Qualität<br />
unserer Kundenbeziehungen verbessern,<br />
was für einen kommunalen<br />
Dienstleister immer ein entscheidendes<br />
Kriterium ist“, ergänzt<br />
Sabine Lehmann.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.forcont.de<br />
www.wasser-leipzig.de<br />
November 2013<br />
1260 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRAXIS<br />
Jugendstil-Baudenkmal mit sanierungsbedürftiger Infrastruktur: der Sprudelhof im Herzen Bad Nauheims.<br />
Schlauchliner für den „Sprudelhof“<br />
Erfolgreiche Kanalsanierung einer Jugendstil-Anlage durch grabenlose Technologie<br />
Im sogenannten Sprudelhof, der historischen Badeanlage des Kurortes Bad Nauheim, wurden im November<br />
2012 rund 750 Meter schadhafter <strong>Abwasser</strong>leitungen durch Experten der Swietelsky-Faber Kanalsanierung<br />
GmbH per Schlauchlining renoviert. Dabei kam in Hauptkanälen das lichthärtende Berolina Liner-System<br />
<strong>zum</strong> Einsatz, während in die Anschlussleitungen Nadelfilzliner des Brawoliner-Systems sowie Glasfaser-Longliner<br />
eingebaut wurden.<br />
Der von 1905 bis 1912 erbaute<br />
Sprudelhof im hessischen Bad<br />
Nauheim ist eines der markantesten<br />
Baudenkmäler der Jugendstil-Architektur<br />
europaweit. Während der<br />
Belle Epoque begründeten die<br />
Bäder des Sprudelhofes den Ruf von<br />
Bad Nauheim als Kurbad von<br />
Weltrang. Heute beherbergen die<br />
historischen Gebäude des Sprudelhofes<br />
u. a. ein Theater, ein Café,<br />
einen Kindergarten und Wohnungen.<br />
So altehrwürdig wie die sehenswerte<br />
oberirdische Bausubstanz<br />
sind auch die <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
der 2,4 ha großen Liegenschaft.<br />
Allerdings sind sie weit unansehnlicher<br />
als die Hochbauten über ihnen.<br />
Nicht genug damit, dass an den<br />
über 100 Jahre alten Schmutz-,<br />
Misch- und Regenwasserrohren<br />
Schäden wie Korrosion, undichte<br />
Muffen und Risse nachzuweisen<br />
sind; das knapp 1 000 Meter lange<br />
Leitungsnetz des Sprudelhofes<br />
hatte darüber hinaus mit einem<br />
Sonderproblem zu kämpfen. In Bad<br />
Nauheim steht stark mineralhaltiges<br />
Grundwasser bis knapp unter<br />
die Erdoberfläche an; auch die<br />
<strong>Abwasser</strong>leitungen des Sprudelhofes<br />
liegen in dieser mit gelösten<br />
Mineralsalzen und aggressivem CO 2<br />
gesättigten Grundwasserschicht.<br />
Undichtigkeiten, die anderswo „nur“<br />
zu massivem Fremdwassereinbruch<br />
führen, haben hier eine weitere<br />
fatale Konsequenz: Die Mineralsalze<br />
fallen beim Eintritt ins Rohr als Ablagerungen<br />
aus, die den Querschnitt<br />
der Rohre zunehmend reduzieren –<br />
irgendwann wird die für den Einsatz<br />
von Wartungstechnik benötigte<br />
Nennweite unterschritten und die<br />
Leitungen entziehen sich weiterer<br />
Instandhaltung: der Funktionsausfall<br />
des Systems droht.<br />
Bereits vorhandene Funktionseinschränkungen<br />
beseitigen und<br />
der Neubildung von Ablagerungen<br />
vorbeugen – das war die Aufgabenstellung<br />
des Sanierungskonzeptes<br />
für die Sprudelhof-Kanäle, das von<br />
dem auf Kanalsanierungskonzepte<br />
spezialisierten Ingenieurbüro Ohlsen<br />
GmbH, Grünberg, ausgearbeitet<br />
und im November 2012 bzw. im<br />
Juli 2013 durch die Niederlassung<br />
Landsberg der Swietelsky-Faber<br />
Kanalsanierung GmbH realisiert<br />
wurde. Auftraggeber war das Hessi-<br />
▶▶<br />
Problemfall: von mineralischen Inkrustationen verstopftes<br />
<strong>Abwasser</strong>rohr vor …<br />
… und nach der Sanierung durch einen GFK-<br />
Schlauchliner.<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1261
PRAXIS<br />
sche Baumanagement in Abstimmung<br />
mit dem Eigentümer, der<br />
„Stiftung Sprudelhof“. Vorangegangen<br />
war eine umfassende Zustandserfassung<br />
des Netzbestandes per<br />
TV-Inspektion. Deren Ergebnisse<br />
Lichterkette <strong>zum</strong> Aushärten der GFK-Liner mit UV-<br />
Licht.<br />
Vorbereitung des Packers für einen Longliner-Einbau<br />
in einen Hausanschluss.<br />
Noch während der Sanierungsarbeiten mussten<br />
immer wieder neu entdeckte Leitungen geortet und<br />
per TV-Kamera untersucht werden.<br />
führten nach Auswertung durch die<br />
Ohlsen-Ingenieure zu dem Befund,<br />
dass 40 % der Rohre im Hauptkanalnetz<br />
und 81 % der Anschlussleitungen<br />
akuten Sanierungsbedarf aufwiesen.<br />
In der Inspektions- und Planungs-Phase<br />
zeigte sich, dass schon<br />
die Erfassung der exakten Leitungsbestände<br />
und -verläufe eine He -<br />
rausforderung war. Da die Originalpläne<br />
nur noch teilweise vorhanden<br />
waren bzw. nachträgliche bauliche<br />
Eingriffe nicht immer nachvollziehbar<br />
dokumentiert wurden, waren<br />
umfassende und zeitaufwändige<br />
Recherchen zur Ermittlung des tatsächlichen<br />
Bestandes notwendig.<br />
Zum Auftragsbestand von Swietelsky-Faber<br />
gehörten insgesamt<br />
750 Meter Hauptsammler und<br />
Anschlussleitungen in den Nennweiten<br />
DN 100 bis DN 250. Als problematisch<br />
erwies es sich, dass große<br />
Teile des Systems in den ausgedehnten<br />
Versorgungsstollen liegen,<br />
die das gesamte Gelände fast vollständig<br />
unterkellern. Diese Stollen<br />
sind jedoch so komplex, verwinkelt<br />
und eng, dass viele Zugangspunkte<br />
selbst mit dem hoch mobilen Sanierungsequipment,<br />
über das die<br />
Sanierungskolonnen von Niederlassungsleiter<br />
Dipl.-Ing. Reiner Korn<br />
verfügen, kaum erreichbar waren.<br />
Praktisch in allen Leitungen<br />
begann die Sanierung mit umfangreichen<br />
Fräsroboter-Einsätzen, mit<br />
denen Inkrustationen beseitigt und<br />
die ursprünglichen Rohrquerschnitte<br />
so wieder hergestellt wurden,<br />
dass der Schlauchliner-Einsatz<br />
als eigentliche Sanierungsmaßnahme<br />
überhaupt möglich wurde.<br />
Bei der Sanierung setzte Swietelsky-<br />
Faber in den Hauptkanälen DN 200–<br />
250 auf den Berolina Liner, ein<br />
lichthärtendes Glasfaserliner-Linersystem.<br />
In die Anschlussleitungen<br />
DN 100 und DN 150 hingegen<br />
wurde das BRAWOLINER-System<br />
bzw. Glasfaser-Kurzliner bzw- Longliner<br />
nach dem 3P-Plus KL-System<br />
eingebaut.<br />
In die über Schächte zugänglichen<br />
Sprudelhof Hauptkanäle<br />
kamen mit thermo-reaktivem UP-<br />
Harz getränkte Berolina-Liner mit<br />
4 mm Wanddicke <strong>zum</strong> Einsatz. Diese<br />
Lösung erhält die nominellen Nennweiten<br />
weitestgehend, stellt zu -<br />
gleich aber die notwendige Dichtheit<br />
und die dauerhafte Resistenz<br />
gegen die anstehenden CO 2 -haltigen<br />
Grundwässer zuverlässig sicher.<br />
Die Glasfaser-Liner wurden mechanisch<br />
in die Leitungen eingezogen<br />
und pneumatisch formschlüssig im<br />
Rohr aufgestellt. Die Aushärtung<br />
der Liner erfolgte durch Bestrahlung<br />
mit UV-Licht, das eine durch<br />
den Liner gezogene Lampenkette<br />
emittierte.<br />
Bei der Sanierung der Anschlussleitungen,<br />
die in einigen Fällen nur<br />
einseitig zugänglich waren, kam das<br />
Reversionsverfahren <strong>zum</strong> Einsatz,<br />
bei dem die 3 mm dicken, Kunstharz-getränkten<br />
Nadelfilzliner aus<br />
einer Drucktrommel heraus mit<br />
Pressluft in die defekten Rohre eingekrempelt<br />
wurden. Bis zu 30 Meter<br />
lange Liner wurden auf diese Weise<br />
installiert.<br />
Im November 2012 und im Juli<br />
2013 baute Swietelsky-Faber auf<br />
dem Gelände des Sprudelhofes<br />
mit diesen Technologien rund<br />
500 Me ter GFK-Liner und 250 Meter<br />
Nadelfilz-Liner ein. Das Ganze ge -<br />
schah unter durchaus anspruchsvollen<br />
Randbedingungen. Angesicht<br />
der CO 2 -Ausgasungen im<br />
Untergrund galt es vor jedem<br />
Arbeitsgang festzustellen, ob sich<br />
daraus Einschränkungen im Sinne<br />
der Arbeitssicherheit ergaben bzw.<br />
es musste die Planung notwendiger<br />
Tiefbaumaßnahmen (für Zugangs-<br />
Baugruben) mit den Ergebnissen<br />
einschlägiger Messungen abgestimmt<br />
werden.<br />
Bemerkenswert war auch, dass<br />
sich der Netzbestand im Zuge der<br />
Sanierung immer wieder veränderte.<br />
An einige Anschlussleitungen<br />
kam man nur über eine Baugrube<br />
heran; per Leitungsortung wurde<br />
zuvor ermittelt, wo die Gruben zu<br />
errichten waren. In diesen Gruben<br />
fanden sich fallweise weitere, in<br />
den Plänen nicht verzeichnete Leit -<br />
November 2013<br />
1262 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRAXIS<br />
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Das führende Fachorgan<br />
für das <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>fach<br />
Inzwischen ein vertrauter Anblick für die Kurgäste:<br />
Einsatzfahrzeug von Swietelsky-Faber im Bad Nauheimer<br />
Sprudelhof.<br />
ungen. Sie wurden Hauptkanälen zugeordnet, inspiziert<br />
und ggf. auch saniert. Andererseits gab es funktionslose<br />
Leitungen, die still gelegt und <strong>zum</strong> Hauptkanal hin<br />
verschlossen wurden.<br />
Das historische <strong>Abwasser</strong>system des Baudenkmals<br />
Sprudelhof wurde durch diese Sanierungs-Kampagne<br />
nicht nur kartografisch „vervollständigt“, sondern erfolgreich<br />
für einige weitere Jahrzehnte reibungslosen<br />
Betriebes ertüchtigt – eine wichtige Voraussetzung für<br />
die künftige Nutzung des denkmalgeschützten<br />
Gebäude-Ensembles.<br />
Mit der technisch-wissenschaftlichen Fachzeitschrift<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> informieren Sie sich gezielt zu<br />
allen wichtigen Fragen rund um die <strong>Wasser</strong> versorgung<br />
und <strong>Abwasser</strong> behandlung.<br />
Jedes zweite Heft mit Sonderteil R+S - Recht und Steuern<br />
im Gas und <strong>Wasser</strong>fach.<br />
Wählen Sie einfach das Bezugsangebot, das Ihnen zusagt:<br />
als Heft, ePaper oder Heft + ePaper!<br />
Kontakt Stiftung Sprudelhof:<br />
Vorstand<br />
Frank Thielmann,<br />
Ludwigstraße 20,<br />
D-61231 Bad Nauheim,<br />
Tel. (06032) 3495588,<br />
E-Mail: frank.thielmann@sprudelhof.de<br />
Kontakt Bauausführung:<br />
Swietelsky-Faber GmbH Kanalsanierung,<br />
Niederlassung Landsberg,<br />
Dipl.-Ing. Reiner Korn,<br />
Lechwiesenstraße 58,<br />
D-86899 Landsberg,<br />
Tel. (08191) 985995-0,<br />
E-Mail: reiner.korn@swietelsky-faber.de<br />
Kontakt Ingenieurbüro:<br />
Ingenieurbüro Ohlsen GmbH,<br />
Dipl.-Ing. Katrin Jäger,<br />
Eiserne Hand 13,<br />
D-35305 Grünberg,<br />
Tel. (06401) 22320-0,<br />
E-Mail: info@ibohlsen.de<br />
<strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1263
PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
Druckmessgerät mit trockener Messzelle<br />
Die Fertigungsbedingungen in der Kosmetik-, Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie in der Biotechnik<br />
und der Pharmazie setzen die Einhaltung besonderer Hygieneanforderungen voraus, da die Verarbeitung in<br />
hochkomplexen, sterilen Prozessen erfolgt.<br />
Alle verwendeten Materialien mit Medienberührung müssen nachweislich als unbedenklich für die Verwendung<br />
in Pharma- und Food-Prozessen eingestuft sein. Üblicherweise werden für diese Messaufgaben Druckmittler<br />
eingesetzt. AFRISO hat verschiedene Druckmittler EHEDG Typ EL Klasse I zertifiziert.<br />
Die Plattenfeder-Edelstahlmanometer PF100CP und<br />
PF160CP von AFRISO können anstelle von Druckmittlern<br />
zur Druckmessung in hygienischen Prozessen<br />
eingesetzt werden, wenn die übliche Füllflüssigkeit<br />
von Druckmittlern nicht erwünscht ist. © AFRISO<br />
Die Plattenfeder-Edelstahlmanometer<br />
PF100CP und PF160CP<br />
von AFRISO haben keine Füllflüssigkeit.<br />
Sie können anstelle von Druckmittlern<br />
zur Druckmessung von<br />
gasförmigen, flüssigen, aggressiven<br />
und hochviskosen Medien in hygienischen<br />
Prozessen, z. B. in der Biotechnologie,<br />
der Lebensmittelindustrie<br />
oder in der Pharmazie,<br />
eingesetzt werden, wenn die übliche<br />
Füllflüssigkeit von Druckmittlern<br />
nicht erwünscht ist. Die Anzeigebereiche<br />
reichen von 0/1 bar bis<br />
0/6 bar in der Genauigkeitsklasse<br />
1,6 (EN 837-3). Die Manometer<br />
PF100CP und PF160CP sind geeignet<br />
für Mediumstemperaturen bis<br />
+130 °C und Umgebungstemperaturen<br />
von –20 °C bis 60 °C. Der Aufbau<br />
des robusten, kompakten Gerätes<br />
ba siert auf einer Messzelle mit<br />
frontbündiger Plattenfeder ohne<br />
Übertragungsflüssigkeit. Der Messweg<br />
wird mechanisch auf ein Zeigerwerk<br />
übertragen und angezeigt.<br />
Die Plattenfedern sind mit dem<br />
Prozessanschluss verschweißt, wo -<br />
durch eine unlösbare schock- und<br />
vibrationsbeständige sowie dichtungsfreie<br />
Einheit entsteht. Dadurch<br />
wird ein Maximum an Leckagesicherheit<br />
bei gleichzeitig hoher<br />
Langzeitstabilität erreicht. Eine Verunreinigung<br />
des zu messenden<br />
Mediums kann ausgeschlossen werden.<br />
Die Anbindung an den Prozess<br />
erfolgt über einen Clamp-Anschluss,<br />
optional sind aber auch VARIVENToder<br />
BioControl-Anschlüsse, offene<br />
Anschlussflansche und andere<br />
Anschlüsse möglich. Die Manometer<br />
können zudem optional<br />
auch mit Grenzsignalgebern oder<br />
Sonderbeschichtungen gefertigt<br />
werden.<br />
Autor/Kontakt:<br />
Jörg B. S. Bomhardt,<br />
AFRISO-EURO-INDEX GmbH,<br />
Geschäftsbereich<br />
GBII „Druck · Temperatur · Füllstand“,<br />
Lindenstraße 20,<br />
D-74363 Güglingen,<br />
Tel. (07135) 102-0,<br />
Fax (07135) 102-1 47,<br />
E-Mail: joerg.bomhardt@afriso.de,<br />
www.afriso.de<br />
Der neue Sensor für Gesamtchlor<br />
Der neue Gesamtchlorsensor JUMO tecLine TC ist ein membranbedecktes, amperometrisches Drei-Elektroden-<br />
Messsystem von JUMO. Er erfasst freies Chlor aus anorganischen Chlorungsprodukten (Chlorgas, Hypochloriten<br />
usw.) und gebundenes Chlor, z. B. Chloramine. Typische Einsatzgebiete bilden die Schwimmbad- und<br />
die Trinkwasserüberwachung.<br />
Nach DIN EN ISO 7393-2 ist<br />
Gesamtchlor die Summe aus<br />
freiem und gebundenem Chlor. Das<br />
freie Chlor ist erwünscht und dient<br />
der Desinfektion von <strong>Wasser</strong>.<br />
Beim gebundenen Chlor handelt<br />
es sich um Chloramine, die sich bei<br />
der Desinfektion von <strong>Wasser</strong> mit<br />
Chlor als unerwünschtes Nebenprodukt<br />
bilden. Sie werden durch die<br />
Reaktion des Chlors mit stickstoffhaltigen<br />
Verunreinigungen im <strong>Wasser</strong>,<br />
wie beispielsweise Harnstoff<br />
oder Aminosäuren, gebildet. Chloramine<br />
erzeugen den typischen<br />
November 2013<br />
1264 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
Schwimmbadgeruch und verursachen<br />
Haut- und Augenreizungen.<br />
Deswegen wurde ein Grenzwert<br />
festgelegt: DIN 19643-2 gibt für das<br />
gebundene Chlor eine Obergrenze<br />
von 0,2 mg/L vor.<br />
JUMO bietet zwecks Überwachung<br />
dieses Wertes den neuen<br />
Sensor JUMO tecLine TC speziell zur<br />
Bestimmung der Gesamtchlorkonzentration<br />
in wässrigen Lösungen<br />
an (die Menge des gebundenen<br />
Chlors berechnet sich aus der Differenz<br />
von Gesamtchlormenge und<br />
Menge an freiem Chlor).<br />
Dank der integrierten Elektronik<br />
steht ein temperatur-kompensiertes<br />
Stromsignal 4 ... 20 mA zur Verfügung.<br />
Die Kalibrierung erfolgt in<br />
einem nachgeschalteten Gerät<br />
(Anzeiger, Regler, Schreiber, SPS<br />
usw.).<br />
Die bewährten Anzeige-/Regelgeräte<br />
JUMO dTRANS AS 02 (Typ<br />
202553) und JUMO AQUIS 500 AS<br />
(Typ 202568) eignen sich besonders<br />
zur Kombination mit dem Sensor.<br />
Sie stellen die für die Versorgung<br />
des Sensors notwendige Spannung<br />
zur Verfügung und erlauben die einfache<br />
Kalibrierung des Messsystems.<br />
Kontakt:<br />
JUMO GmbH & Co. KG,<br />
Moritz-Juchheim-Straße 1,<br />
D-36039 Fulda,<br />
Tel. (0661) 6003-0, Fax (0661) 6003-500,<br />
E-Mail: mail@jumo.net,<br />
www.jumo.net<br />
Neuer Wirbelzähler – Prowirl 200<br />
Zusätzliche Sicherheit durch einzigartige Nassdampfdetektion<br />
Der neue Wirbelzähler Prowirl<br />
200 verbindet bewährte Sensorik<br />
mit innovativen Funktionen im<br />
einheitlichen Zweileiter-Konzept für<br />
Durchfluss und Füllstand. Zusätzliche<br />
Sicherheit für die Prozesskontrolle<br />
bietet die weltweit erste Alarmfunktion<br />
zur Erkennung von Nassdampf<br />
direkt in der Rohrleitung. Als<br />
multivariabler Wirbelzähler gewährleistet<br />
Prowirl 200 einen sicheren<br />
Messbetrieb und ein effizientes<br />
Energiemanagement rund um die<br />
Uhr.<br />
In Prowirl 200 stecken 30 Jahre<br />
Erfahrung beim Messen unterschiedlichster<br />
Medien wie Dampf,<br />
komprimierte Gase, Flüssiggase<br />
sowie Flüssigkeiten. Das robuste<br />
Gerätedesign garantiert bei Prozesstemperaturen<br />
zwischen – 200 °C bis<br />
+ 400 °C und Drücken bis 250 bar<br />
eine zuverlässige und hochgenaue<br />
Messung. Nicht zuletzt deshalb ist<br />
Prowirl 200 universell einsetzbar –<br />
in allen Industrien.<br />
Prowirl 200 ist das weltweit erste<br />
Wirbel-Durchflussmessgerät das<br />
nach der IEC61508 entwickelt<br />
wurde. Er kann für Anwendungen in<br />
SIL 2 sowie SIL 3 in homogener<br />
Redundanz eingesetzt werden. Als<br />
innovatives Zweileiter-Messgerät<br />
basiert Prowirl 200 auf einem einheitlichen<br />
Gerätekonzept, das die<br />
Komplexität für den Anwender<br />
deutlich reduziert. Das neue Konzept<br />
vereinheitlicht Bedienung,<br />
Menüstrukturen, Funktionsbezeichnungen,<br />
Software, Schnittstellen,<br />
Datenmanagement, Systemintegration,<br />
Fehleranzeige, Dokumentation<br />
bis hin zur Bestellstruktur. Diese<br />
Neuerungen schaffen für den<br />
Anwender wirtschaftlichen Nutzen<br />
über den gesamten Lebenszyklus<br />
seiner Anlage.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.de.endress.com<br />
www.at.endress.com<br />
www.ch.endress.com<br />
Prowirl 200 – Bewährte Sensorik mit fortschrittlichsten<br />
Funktionen wie z. B. SIL 2/3 und weltweit einzigartiger<br />
Nassdampfdetektion.<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1265
PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
Ultraschall-<strong>Wasser</strong>zähler<br />
„Intelis“.<br />
Ultraschall-<strong>Wasser</strong>zähler „Intelis“ mit<br />
integrierter Kommunikations- und fortschrittlicher<br />
Sensortechnologie<br />
Itron, Inc. (NASDAQ: ITRI) gab die<br />
Einführung einer neuen intelligenten<br />
Lösung für <strong>Wasser</strong> bekannt. Der<br />
neue Ultraschall-Hauswasserzähler<br />
„Intelis“ enthält die neueste Messtechnik<br />
sowie eingebettete Kommunikationstechnik<br />
und Sensoren,<br />
damit <strong>Wasser</strong>versorger den <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />
besser messen, verwalten<br />
und analysieren können.<br />
Mit dem „All-in-one“-Messgerät<br />
können Versorger genauere, detailliertere<br />
Informationen über ihre<br />
<strong>Wasser</strong>netze sammeln und erhalten<br />
somit mehr Erkenntnisse zur effizienteren<br />
Verwaltung ihrer Systeme.<br />
Der Zähler misst und erfasst erweiterte<br />
Daten zu Durchflussraten und<br />
Temperaturen und kann zusätzlich<br />
zur Messung des <strong>Wasser</strong>volumens<br />
Luft in den Rohren entdecken. Er<br />
hat des Weiteren Funktionen für die<br />
Protokollierung von Daten, indem<br />
er den Verbrauch in konfigurierbaren<br />
Abständen erfasst. Da er keine<br />
beweglichen Teile hat, schützt der<br />
Zähler gegen ungeplante Wartungskosten<br />
und liefert über die<br />
gesamte Produktlebensdauer sehr<br />
genaue Messungen.<br />
Er kann in fast allen Umgebungen<br />
eingebaut werden, sogar in<br />
Bereichen, die direktem Sonnenlicht<br />
ausgesetzt oder überflutet<br />
sind, und wird mit einem fortschrittlichen<br />
mobilen oder Festnetz-Da -<br />
tenerfassungssystem ausgelesen.<br />
Der Ultraschall-<strong>Wasser</strong>zähler<br />
„Intelis“ wurde mit einem Öko-<br />
Design-Ansatz konstruiert, der die<br />
ökologischen Auswirkungen des<br />
Produkts über seine gesamte Produktlebensdauer<br />
in Betracht zog<br />
und die Möglichkeit des Recyclings<br />
der Komponenten optimierte.<br />
„Der Ultraschall-<strong>Wasser</strong>zähler<br />
„Intelis“ ist der fortschrittlichste,<br />
heute erhältliche <strong>Wasser</strong>zähler.<br />
Indem wir Ultraschall-, Sensor- und<br />
Kommunikationstechnologien<br />
kombinierten, haben wir ein Gerät<br />
geschaffen, das den <strong>Wasser</strong>versorgern<br />
noch nie dagewesene Einsicht<br />
in ihre Verteilungssysteme gibt, so<br />
dass sie ihre <strong>Wasser</strong>ressourcen besser<br />
verwalten können,“ sagte Gavin<br />
van Tonder, Präsident der <strong>Wasser</strong>sparte<br />
von Itron. „Als ein weltweit<br />
führendes Unternehmen für Lösungen<br />
für <strong>Wasser</strong>versorger verpflichtet<br />
sich Itron, Produkte zu entwickeln,<br />
die die Anforderungen unserer<br />
Kunden erfüllen, sodass sie die<br />
unterschiedlichen Herausforderungen,<br />
denen sie sich gegenübergestellt<br />
sehen, angehen können.“<br />
Weitere Informationen:<br />
Itron<br />
Silke Schmahl,<br />
Communications Manager Germany,<br />
Tel. (04361) 625-158,<br />
E-Mail: Silke.Schmahl@itron.com,<br />
www.itron.com<br />
Edelman<br />
Nicolas Christiansen,<br />
Tel. (08941) 30-835,<br />
E-Mail: Nicolas.Christiansen@edelman.com<br />
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Redaktion<br />
Mediaberatung<br />
Dipl.-Ing. Christine Ziegler, München<br />
Inge Spoerel, München<br />
Telefon +49 89 2035366-33 Telefon +49 89 2035366-22<br />
Telefax +49 89 2035366-99 Telefax +49 89 2035366-99<br />
e-mail: ziegler@di-verlag.de<br />
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Abonnement/Einzelheftbestellungen<br />
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Leserservice <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Brigitte Krawczyk, München<br />
Postfach 9161, 97091 Würzburg Telefon +49 89 2035366-12<br />
Telefon +49 931 4170-1615 Telefax +49 89 2035366-99<br />
Telefax +49 931 4170-494<br />
e-mail: krawczyk@di-verlag.de<br />
e-mail: leserservice@di-verlag.de<br />
Wenn Sie spezielle Fragen haben, helfen wir Ihnen gerne.<br />
November 2013<br />
1266 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Impressum<br />
INFORMATION<br />
Das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />
<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />
Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift für<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung und <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />
<strong>Wasser</strong>reinigung und <strong>Abwasser</strong>technik.<br />
Organschaften:<br />
Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />
Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />
des Bundesverbandes der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />
der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />
(figawa),<br />
der DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall e. V.<br />
der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach (ÖVGW),<br />
des Fachverbandes der Gas- und Wärme versorgungsunternehmen,<br />
Österreich,<br />
der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />
der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />
Herausgeber:<br />
Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institut e.V., Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />
Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />
Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />
Dipl.-Wirtschafts-Ing. Gotthard Graß, figawa, Köln<br />
Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />
Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />
Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend Gas|Erdgas),<br />
Thyssengas GmbH, Dortmund<br />
Prof. Dr. Thomas Kolb, EBI, Karlsruhe<br />
Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />
Dipl.-Ing. Klaus Küsel, Heinrich Scheven Anlagen- und Leitungsbau<br />
GmbH, Erkrath<br />
Prof. Dr. Joachim Müller-Kirchenbauer, TU Clausthal,<br />
Clausthal-Zellerfeld<br />
Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Michael Riechel, Thüga AG, München<br />
Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />
BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />
Harald Schmid, WÄGA Wärme-Gastechnik GmbH, Kassel<br />
Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />
Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />
Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />
Redaktion:<br />
Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />
Dipl.-Ing. Christine Ziegler, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
Arnulfstraße 124, 80636 München,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-33, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: ziegler@di-verlag.de<br />
Redaktionsbüro im Verlag:<br />
Sieglinde Balzereit, Tel. +49 89 203 53 66-25,<br />
Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: balzereit@di-verlag.de<br />
Katja Ewers, E-Mail: ewers@di-verlag.de<br />
Stephanie Fiedler, M.A., E-Mail: fiedler@di-verlag.de<br />
Ingrid Wagner, E-Mail: wagner@di-verlag.de<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Jan-Ulrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />
beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />
Prof. Dr.-Ing. Mathias Ernst, TU Hamburg-Harburg, Hamburg<br />
Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der Bundeswehr<br />
München, Institut für Siedlungswasserwirtschaft und<br />
Abfall technik, Neubiberg<br />
Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />
Prof. Dr.-Ing. Werner Hegemann, Andechs<br />
Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />
Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />
Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />
Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />
Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, figawa, Köln<br />
Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />
Dipl.-Geol. Ulrich Peterwitz, AWWR e.V. (Arbeitsgemeinschaft der<br />
<strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr), Schwerte<br />
Prof. Dr.-Ing. Heiko Sieker, Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH,<br />
Dahlwitz-Hoppegarten<br />
Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz, Institut für Siedlungswasserbau,<br />
<strong>Wasser</strong>güte- und Abfallwirtschaft, Universität Stuttgart, Stuttgart<br />
Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis, Bieske und Partner<br />
Beratende Ingenieure GmbH, Lohmar<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />
Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Institut für Rohrleitungsbau an<br />
der Fachhochschule Oldenburg e.V., Oldenburg<br />
RA Beate Zimmermann, Becker Büttner Held, Rechtsanwälte<br />
Wirtschaftsprüfer Steuerberater, Berlin<br />
Verlag:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124,<br />
80636 München, Tel. +49 89 203 53 66-0, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
Internet: http://www.di-verlag.de<br />
Geschäftsführer: Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Verlagsleitung: Kirstin Sommer<br />
Anzeigenabteilung:<br />
Mediaberatung:<br />
Inge Spoerel, im Verlag,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-22 Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: spoerel@di-verlag.de<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Brigitte Krawzcyk, im Verlag,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-12, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />
Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 63.<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />
(Doppelausgabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />
„R+S – Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />
Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />
Jahresabonnementpreis:<br />
Print: 350,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
ePaper: 350,– €<br />
Einzelheft Print: 39,– €<br />
Porto Deutschland 3,– € / Porto Ausland 3,50 €<br />
Einzelheft ePaper: 39,– €<br />
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Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />
für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
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Leserservice <strong>gwf</strong> – Gas|Erdgas<br />
DataM-Services GmbH, Herr Marcus Zepmeisel,<br />
Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />
Tel. +49 931 4170 459, Fax +49 931 4170 492<br />
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Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />
Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />
strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />
der Meinung der Redaktion.<br />
Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />
Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, München<br />
Printed in Germany<br />
November 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1267
INFORMATION Termine<br />
##<br />
Trinkwasserpreise – So kalkulieren Sie richtig<br />
19.11.2013, Heidelberg<br />
EW Medien und Kongresse GmbH, Kleyerstraße 88, 60326 Frankfurt am Main, Tel. (069) 710 46 87-552,<br />
E-Mail: info@ew-online.de, www.ew-online.de<br />
##<br />
Neue Entwicklungen im <strong>Wasser</strong>recht und im technischen Gewässerschutz (Seminar Z-H090-11-104-3)<br />
21.–22.11.2013, Essen<br />
Haus der Technik e.V., Hollestraße 1, 45127 Essen, Tel. (0201) 18 03-1, Fax (0201) 18 03-269, E-Mail: hdt@hdt-essen.de,<br />
www.hdt-essen.de<br />
##<br />
sps/ips/dricves<br />
26.–28.11.2013, Nürnberg<br />
www.mesago.de<br />
##<br />
Forum <strong>Wasser</strong>aufbereitung 2013<br />
27.11.2013, Mülheim an der Ruhr<br />
IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für <strong>Wasser</strong>forschung gemeinnützige GmbH, Moritzstraße 26,<br />
45476 Mülheim an der Ruhr, Frau Servatius / Frau Bonorden, Fax (0208) 40 30 3-82,<br />
E-Mail: h.servatius@iww-online.de, s.bonorden@iww-online.de, www.iww-online.de<br />
##<br />
Auf den Punkt gebracht – 10 Jahre Praxiserfahrung rund ums Rohr<br />
28.11.2013, München<br />
Technische Akademie Hannover e.V., Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover, Tel. (0511) 39 433-30, Fax (0511) 39 433-40,<br />
E-Mail: info@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de<br />
##<br />
12. <strong>Wasser</strong>wirtschaftliche Jahrestagung<br />
03.–04.12.2013, Berlin<br />
EW Medien und Kongresse GmbH, Kleyerstraße 88, 60326 Frankfurt (Main), www.ew-online.de<br />
##<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung – <strong>Wasser</strong>gewinnung, -speicherung, -transport und -verteilung<br />
04.12.2013, Albershausen<br />
Georg Fischer GmbH, Daimlerstraße 6, 73095 Albershausen, Tel. (07161) 302-0, Fax (07161) 302-259,<br />
E-Mail: info.deps@georgfischer.com, www.georgfischer.de<br />
##<br />
Inspektions- und SanierungsTage – Inspektion und Sanierung von Entwässerungssystemen<br />
11.–12.12.2013, Dortmund<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Sarah Heimann, Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
53773 Hennef, Tel. (02242) 872-192, Fax (02242) 872-135, E-Mail: heimann@dwa.de, www.dwa.de<br />
2014<br />
##<br />
44. Internationales <strong>Wasser</strong>bau-Symposium Aachen (IWASA)<br />
09.–10.01.2014, Aachen<br />
Lehrstuhl und Institut für <strong>Wasser</strong>bau und <strong>Wasser</strong>wirtschaft (IWW), RWTH Aachen, Dipl.-Hydrol. Sabine Jenning,<br />
Mies-van-der-Rohe-Straße 1, 52056 Aachen, Tel. (0241) 80-25923, Fax (0241) 80-22348,<br />
E-Mail: iwasa@iww.rwth-aachen.de, www.iww.rwth-aachen.de<br />
##<br />
deponietechnik 2014<br />
21.–22.01.2014, Hamburg<br />
TuTech Innovation GmbH, Dipl.-Vw. Gerlinde Löbkens, Harburger Schloßstraße 6-12, 21073 Hamburg,<br />
Tel. (040) 76629-6551, Fax (040) 76629-6559, E-Mail: loebkens@tutech.de, www.tutech.de/veranstaltungen<br />
##<br />
Grundstücksentwässerung und Niederschlag – Strategien im Umgang mit <strong>Wasser</strong><br />
21.–22.01.2014, Fulda<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Sarah Heimann, Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
53773 Hennef, Tel. (02242) 872-192, Fax (02242) 872-135, E-Mail: heimann@dwa.de, www.dwa.de<br />
# # Qualitätssicherung bei grabenlosen Kanalsanierungsverfahren (Seminar-Nr. 33131.00.012)<br />
29.–30.01.2014, Ostfildern<br />
Technische Akademie Esslingen e.V., An der Akademie 5, 73760 Ostfildern, Tel. (0711) 3 40 08-0, Fax (0711) 3 40 08-27,<br />
E-Mail: info@tae.de, www.tae.de<br />
November 2013<br />
1268 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Einkaufsberater<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser.de/einkaufsberater<br />
Ansprechpartnerin für den<br />
Eintrag Ihres Unternehmens<br />
Inge Spoerel<br />
Telefon: 0 89/203 53 66-22<br />
Telefax: 0 89/203 53 66-99<br />
E-Mail: matos.feliz@oiv.de<br />
spoerel@di-verlag.de<br />
Die technisch-wissenschaftliche<br />
Fachzeitschrift für <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und <strong>Abwasser</strong>behandlung
2013<br />
Einkaufsberater<br />
Armaturen<br />
Be- und Entlüftungsrohre<br />
Bohrtechnik, <strong>Wasser</strong>gewinnung, Geothermie
2013<br />
Brunnenservice<br />
Einkaufsberater<br />
Informations- und Kommunikationstechnik<br />
Ihr „Draht“ zur Anzeigenabteilung von<br />
Inge Spoerel<br />
Tel. 089 2035366-22<br />
Fax 089 2035366-99<br />
spoerel@di-verlag.de<br />
<strong>Wasser</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>
2013<br />
Einkaufsberater<br />
Aktiver Korrosionsschutz<br />
Korrosionsschutz<br />
Passiver Korrosionsschutz<br />
Regenwasser-Behandlung, -Versickerung, -Rückhaltung<br />
Rohrleitungen<br />
Kunststoffschweißtechnik
2013<br />
Schachtabdeckungen<br />
Einkaufsberater<br />
Smart Metering<br />
<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
Chemische <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung
2013<br />
Einkaufsberater<br />
Rohrdurchführungen<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung und <strong>Abwasser</strong>ableitung<br />
Sonderbauwerke<br />
Öffentliche Ausschreibungen<br />
Verbände
Beratende Ingenieure (für das <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>fach)<br />
Darmstadt l Freiburg l Homberg l Mainz<br />
Offenburg l Waldesch b. Koblenz<br />
• Beratung<br />
• Planung<br />
• Bauüberwachung<br />
• Betreuung<br />
• Projektmanagement<br />
Ing. Büro CJD Ihr Partner für <strong>Wasser</strong>wirtschaft und<br />
Denecken Heide 9 Prozesstechnik<br />
30900 Wedemark Beratung / Planung / Bauüberwachung /<br />
www.ibcjd.de Projektleitung<br />
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<strong>Wasser</strong> Abfall Energie Infrastruktur<br />
UNGER ingenieure l Julius-Reiber-Str. 19 l 64293 Darmstadt<br />
www.unger-ingenieure.de<br />
Beratende Ingenieure für:<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
Aufbereitung<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung<br />
Telefon 0511/284690<br />
Telefax 0511/813786<br />
30159 Hannover<br />
Kurt-Schumacher-Str. 32<br />
• Beratung<br />
• Gutachten<br />
• Planung<br />
• Bauleitung<br />
info@scheffel-planung.de<br />
www.scheffel-planung.de<br />
DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />
Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />
ISO 9001<br />
ISO 14001<br />
SCC p<br />
BS OHSAS 18001<br />
GW 11<br />
GW 301<br />
• G1: st, ge, pe<br />
• W1: st, ge, gfk, pe, az, ku<br />
GW 302<br />
• GN2: B<br />
FW 601<br />
• FW 1: st, ku<br />
G 468-1<br />
G 493-1<br />
G 493-2<br />
W 120<br />
WHG<br />
AD 2000 HP 0<br />
ISO 3834-2<br />
DIN 18800-7 Klasse E<br />
DIN 4099-2<br />
Ö Norm M 7812-1<br />
TRG 765<br />
MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA, Rohrleitungs- und Anlagenbau<br />
Schwaigerbreite 17 · 94469 Deggendorf · T +49 (0) 991 330 - 231 · E rlb@streicher.de · www streicher.de<br />
Das derzeit gültige Verzeichnis der Rohrleitungs-Bauunternehmen<br />
mit DVGW-Zertifikat kann im Internet unter<br />
www.dvgw.de in der Rubrik „Zertifizierung/Verzeichnisse“<br />
heruntergeladen werden.<br />
Zertifizierungsanzeige_<strong>gwf</strong>_<strong>Wasser</strong>-<strong>Abwasser</strong>_20121112.indd 1 12.11.2012 08:47:01
Edition<br />
Praxis der Aufbereitung von<br />
Betriebs- und Prozesswasser<br />
Im vorliegenden Buch wird der Stoff <strong>Wasser</strong> einer genauen<br />
Betrachtung unterzogen. Denn seine physikalischen und chemischen<br />
Eigenschaften bestimmen die Auswahl und den richtigen Betrieb<br />
von Aufbereitungsanlagen. Wichtiger erster Schritt ist dabei<br />
die <strong>Wasser</strong>analyse. Hieraus lassen sich Korrosivität gegenüber<br />
einzusetzenden Materialien sowie entsprechende Gegenmaßnahmen<br />
ableiten. Die Eigenschaften des <strong>Wasser</strong>s werden außer von seinen<br />
Inhaltsstoffen auch von den Betriebsbedingungen Temperatur und Druck<br />
beeinflusst.<br />
Für die Umsetzung in der Praxis werden Aufbereitungsverfahren<br />
ausführlich geschildert, alle notwendigen Komponenten detailreich<br />
vorgestellt und die notwendigen Grundlagen zu Planung und Betrieb<br />
von <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen vermittelt.<br />
Autor: Reinhard Wolf<br />
1. Auflage 2013<br />
ca. 400 Seiten, Farbdruck,<br />
Hardcover, 170 x 240 mm<br />
Erhältlich in 2 Varianten<br />
www.di-verlag.de<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
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WISSEN FÜR DIE<br />
ZUKUNFT<br />
Bestellung per Fax: +49 201 / 820 Deutscher 02-34 Industrieverlag oder GmbH abtrennen | Arnulfstr. und 124 im | Fensterumschlag 80636 München einsenden<br />
Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />
___Ex.<br />
Praxis der Aufbereitung von Betriebs- und Prozesswasser<br />
1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7128-7<br />
für € 88,- (zzgl. Versand)<br />
Firma/Institution<br />
Vorname, Name des Empfängers<br />
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Praxis der Aufbereitung von Betriebs- und Prozesswasser<br />
mit interaktivem eBook (Online-Lesezugriff im MediaCenter)<br />
1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7130-X<br />
für € 108,- (zzgl. Versand)<br />
Straße / Postfach, Nr.<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
Antwort<br />
Vulkan-Verlag GmbH<br />
Versandbuchhandlung<br />
Postfach 10 39 62<br />
45039 Essen<br />
E-Mail<br />
Branche / Wirtschaftszweig<br />
Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />
Bank, Ort<br />
Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />
Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />
Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />
Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />
Bankleitzahl<br />
Ort, Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
PAPAPB2013<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />
vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
INSERENTENVERZEICHNIS<br />
Firma<br />
Seite<br />
3S Consult GmbH, Garbsen 1165<br />
Aquadosil <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, Essen 1184<br />
Aqualytic Tintometer GmbH, Dortmund 1147<br />
Endress+Hauser GmbH & Co. KG, Weil am Rhein<br />
E-World 2014, E-world energy & water GmbH, Essen<br />
Titelseite<br />
2. Umschlagseite<br />
Ing. Büro Fischer-Uhrig, Berlin 1184<br />
FLEXIM GmbH, Berlin 1141<br />
ICWRE 2014, International Conference, Antalya, Turkey 1186<br />
Keller AG, Winterthur Schweiz<br />
4. Umschlagseite<br />
KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, Kaarst 1221<br />
Renexpo Austria, Reeco GmbH, Reutlingen 1163<br />
Sensus GmbH, Ludwigshafen am Rhein 1145<br />
Siemens AG, Karlsruhe 1149<br />
VEGA Grieshaber KG, Schiltach 1137<br />
Einkaufsberater / Fachmarkt 1269–1276<br />
3-Monats-<strong>Vorschau</strong> 2013<br />
Ausgabe Dezember 2013 Januar 2014 Februar 2014<br />
Erscheinungstermin:<br />
Anzeigenschluss:<br />
16.12.2013<br />
25.11.2013<br />
28.01.2014<br />
09.01.2014<br />
18.02.2014<br />
29.01.2014<br />
Themenschwerpunkt<br />
Trinkwasserbehälter<br />
Bau und Sanierung, Beschichtung und<br />
Reinigung<br />
• Planung und Bauausführung<br />
• Materialien für Trinkwasserbehälter<br />
• Technische Ausrüstung<br />
• Beschichtungssysteme<br />
• Instandhaltungs- und<br />
Sanierungsverfahren<br />
Vorbericht <strong>zum</strong> IRO „28. Oldenburger<br />
Rohrleitungsforum: Rohrleitungen als Teil<br />
von Hybridnetzen – unverzichtbar im<br />
Energiemix der Zukunft“<br />
• Energie aus <strong>Abwasser</strong><br />
• Trinkwasserspeichersysteme<br />
• Bau und Sanierung unterirdischer Infrastruktur<br />
• Strategien gegen Infiltration von Fremdwasser<br />
• Korrosionsschutz<br />
• Digitale Videoinspektion, Kanal-TV<br />
• Geoinformationssystems (GIS) in der<br />
Siedlungswasserwirtschaft<br />
Brunnenbau – Tiefbau – Kanalbau<br />
Fördern ∙ Verteilen ∙ Ableiten<br />
• Brunnen: Regenerierung und Sanierung<br />
• Kanalbautechnik<br />
• Instandhaltung und Monitoring<br />
• Schacht- und Rohrmaterialien<br />
• Korrosionsschutz<br />
• Bohrtechnik<br />
• Geothermie<br />
• Maschinen, Geräte, Fahrzeuge<br />
Fachmessen/<br />
Fachtagungen/<br />
Veranstaltung<br />
(mit erhöhter Auflage<br />
und zusätzlicher<br />
Verbreitung)<br />
44. Intern. <strong>Wasser</strong>bau-Symposium<br />
(IWASA),<br />
Aachen (IWASA) – 09.01.-10.01.2014<br />
Tiefbaumesse Infratech,<br />
Essen – 15.01.-17.01.2014<br />
28. Oldenburger Rohrleitungsforum,<br />
Oldenburg – 06.02.-07.02.2014<br />
E-world energy & water – Intern. Fachmesse<br />
und Kongress,<br />
Essen – 11.02.-13.02.2014<br />
GeoTHERM – expo & congress,<br />
Offenburg – 20.02.-21.02.2014<br />
14. Göttinger <strong>Abwasser</strong>tage,<br />
Göttingen – 25.02.-26.02.2014<br />
Änderungen vorbehalten
GSM-2<br />
Bild:<br />
GSM-2 Mess-<br />
System im Einsatz<br />
zur Grundwasserpegelmessung<br />
Pegelsonde<br />
1x INSTALLIERT, IMMER INFORMIERT.<br />
SENKT IHRE KOSTEN. GARANTIERT.<br />
MESSDATEN PER<br />
E-MAIL ÜBER GSM-NETZ<br />
Die Zeiten, als man bei jedem Wetter täglich von Messstelle zu Messstelle laufen<br />
musste, um den letzten <strong>Wasser</strong>stand oder die installierten Datenlogger abzulesen,<br />
sind defi nitiv vorbei.<br />
Das leicht und sehr schnell zu installierende GSM-2 sendet die Messdaten jetzt per<br />
E-Mail (über eine GPRS-Internet-Verbindung) oder SMS direkt in Ihr Büro.<br />
Die Software GSM-2-DataManager ist das Herzstück des Messsystems. Die von den<br />
Messstellen versendeten Daten werden vom DataManager fortlaufend eingelesen,<br />
abgelegt und zur permanenten Überwachung Ihrer Geräte angezeigt.<br />
Leistungsmerkmale des GSM-2 Mess-Systems:<br />
- Batteriebetrieben (geringer Stromverbrauch; Lebensdauer bis zu 10 Jahre)<br />
- Kleiner als 2” im Durchmesser (passt in Ihr Pegelrohr; Vandalen-geschützt)<br />
- Im Gehäuse integrierte Batterie und Antenne<br />
- Diverse Sensor-Schnittstellen, eingebauter Luftdrucksensor<br />
- Fernkonfi guration des Gerätes (per E-Mail)<br />
- Kostenlos erhältliche PC-Software<br />
- Automatische Weiterverarbeitung der Messdaten<br />
- Anwendungen: <strong>Wasser</strong>pegel-/Füllstandsmessungen, allg. Drucküberwachungen…<br />
Mehr Info unter:<br />
www.keller-druck.com<br />
‣ Produkte ‣ Datenlogger<br />
KELLER<br />
Drucksensoren Drucktransmitter Druckkalibratoren Druckschalter Digitale Manometer<br />
Druckmesstechnik vom Feinsten…