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gwf Wasser/Abwasser Zwischenerkenntnisse zum Legionellenfall Warstein (Vorschau)

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11/2013<br />

Jahrgang 154<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

ISSN 0016-3651<br />

B 5399


Essen/Germany 11.-13.2.2014<br />

BusinE ss<br />

nEtwork<br />

Herausforderungen für<br />

IHre facHabteIlung –<br />

Verfügen sIe über dIe<br />

nötIge expertIse?<br />

aktuelle rechtsfragen im energierecht<br />

Wie funktioniert die umsetzung der mifId<br />

in der praxis?<br />

aktuelle entwicklungen im portfoliound<br />

risikomanagement<br />

power trading in europe<br />

programm und anmeldung fInden sIe unter<br />

www.e-world-essen.com/kongress


STANDPUNKT<br />

Industriesoftware zündet die nächste Stufe<br />

der Energieeffizienz<br />

Das Thema Energieeffizienz ist für die <strong>Wasser</strong>- und<br />

<strong>Abwasser</strong>-Branche wahrlich nicht neu. Seit<br />

Jahren verfolgen Anlagenbetreiber und Technik-<br />

Ausrüster neue Verfahren, um den Energieverbrauch zu<br />

senken. Stromsparende Komponenten wie energieeffiziente<br />

Pumpen sind mehr als ein Jahrzehnt auf dem<br />

Markt. Längst wissen die Anwender, dass es keine<br />

patentierte Lösung gibt, mit der sich auf Knopfdruck der<br />

Energieverbrauch senken lässt. Vielmehr zeigt sich Energieeffizienz<br />

als komplexes Mosaik unterschiedlicher<br />

Technologien und Maßnahmen, mit denen sich Einsparungen<br />

Schritt für Schritt und Prozent um Prozent er -<br />

arbeiten lassen.<br />

Aus dieser Komplexität der Konzepte, der Wechselwirkung<br />

der unterschiedlichen Lösungen erwächst nun<br />

zunehmend der Bedarf nach einer steuernden Instanz.<br />

Wie kann man einzelne Maßnahmen so koordinieren,<br />

dass sie in Summe den größten Effekt erzielen? Wie lässt<br />

sich auch rein wirtschaftlich betrachtet angesichts der<br />

zahlreichen Optionen die richtige Balance zwischen<br />

Investitionen und realisierten Einsparungen finden?<br />

Antworten darauf bietet immer öfter intelligente Industriesoftware.<br />

Nachdem uns inzwischen ausreichend Rechenkapazität,<br />

Speicher und Netzwerkverbindungen zur Verfügung<br />

stehen, hat die Entwicklung von passgenauen<br />

Software-Anwendungen für die Industrie in den letzten<br />

Jahren einen erheblichen Fortschritt gemacht. Zahlreiche<br />

Industrieanwendungen haben durch den Einsatz von<br />

Software ihre Effizienz und Produktivität signifikant<br />

erhöht. Und auch in unserer Branche wird Industriesoftware<br />

in zunehmendem Maße zur Verbesserung der<br />

Energieeffizienz führen.<br />

Der Beitrag der Software zu mehr Energieeffizienz<br />

lässt sich an den folgenden Beispielen illustrieren: So<br />

haben viele Anlagenbetreiber und Kommunen in den<br />

letzten Jahren bereits ihre Pumpen unter Einsatz energieeffizienter<br />

Antriebe modernisiert. Dennoch sind<br />

nicht alle Einsparpotenziale ausgeschöpft, denn nicht<br />

immer wurden die Prozesse hinreichend optimiert. Oftmals<br />

sind die stromsparenden Pumpen nicht aufeinander<br />

abgestimmt, zuweilen arbeiten Pumpen sogar<br />

aufgrund fehlender Prozesstransparenz gegeneinander.<br />

Spezialisierte Software-Anwendungen hingegen schaffen<br />

die nötige Transparenz und können im Sekundentakt<br />

das Zusammenspiel sämtlicher Pumpen auf ein<br />

Optimum hin koordinieren – und so den Energieverbrauch<br />

deutlich senken.<br />

Ein weiteres Beispiel ist die Steuerung von Entsalzungsanlagen<br />

per Software. Die Umkehrosmose benötigt<br />

hohe Drücke von 40 bis 80 bar, was immense Energiemengen<br />

verschlingt. Ähnlich wie bei der Rückgewinnung<br />

von Bremsenergie können moderne Antriebe<br />

und Umrichter den Druckabbau in elektrische Energie<br />

umwandeln und in die Anlage zurückspeisen. Die intelligente<br />

Synchronisation der unterschiedlichen Einheiten<br />

einer Anlage per Software ermöglicht wesentliche Energieeinsparungen.<br />

Auch Modellierungsalgorithmen finden in unserer<br />

Branche mehr und mehr Beachtung. Viele Trinkwasserund<br />

<strong>Abwasser</strong>netze haben eine Komplexität und Dynamik,<br />

die sich nur bedingt mit klassischen Methoden<br />

erfassen lässt. Hier kann Software helfen, Modellierungen<br />

der Netze zu erstellen, um etwa Leckagen zu er -<br />

kennen oder die <strong>Abwasser</strong>ströme zu optimieren.<br />

Aber nicht nur im Anlagen-Betrieb ist Software ein<br />

mächtiger Hebel für mehr Effizienz: Mit integrierten<br />

Anwendungen für Anlagendesign und -engineering<br />

können Ingenieure bereits vor der Inbetriebnahme Prozesse<br />

virtuell modellieren, durchrechnen und optimieren.<br />

Der Effizienz-Gewinn ist hierbei zweifach: Ein besseres<br />

Anlagen-Design bringt <strong>zum</strong> einen eine optimale<br />

Anlagenkonfiguration von Anfang an. Zum anderen<br />

benötigen die optimierten Anlagen und Prozesse per se<br />

weniger Ressourcen und verursachen damit geringere<br />

Kosten. So wird mit einer integrierten IT-Lösung die<br />

Energieeffizienz in das Lifecycle-Management eingebracht.<br />

Zusammenfassend kann man im Zusammenhang<br />

mit Industriesoftware mit gutem Recht von einer nächsten<br />

Stufe bei der Realisierung der Energieeffizienz sprechen.<br />

Software wird uns helfen, Anlagen und Prozesse<br />

weit besser zu verstehen, transparenter darzustellen<br />

und umfassender zu optimieren. Aus einzelnen Maßnahmen<br />

werden intelligente Anwendungen ein zusammenhängendes<br />

System formen und so ein Resultat<br />

erreichen, das größer ist als die Summe seiner Teile.<br />

Ronald Vrancken<br />

Leiter Branchensegment <strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong><br />

bei Siemens Industry<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1133


INHALT<br />

© Rike, pixelio.de<br />

Die Erstellung einer detaillierten <strong>Wasser</strong>mengenbilanz ist Voraussetzung für die<br />

effiziente Planung und Umsetzung von Maßnahmen des <strong>Wasser</strong>verlustmanagements.<br />

Ab Seite 1226<br />

Als Grundlage für eine Bewertung wird der PM63-Gehalt<br />

(feine Feststoffe von 0,45 μm bis ≤ 63 μm) in Dachabflüssen<br />

anhand von AFS ges -Messreihen und theoretischen<br />

Überlegungen zur Kornverteilung quantifiziert.<br />

Ab Seite 1242<br />

Fachberichte<br />

<strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

1226 A. Knobloch und Ph. Klingel<br />

<strong>Wasser</strong>mengenbilanzierung als<br />

Basis für das <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

– Stand der Technik und<br />

gegenwärtige Praxis<br />

Water Balances as a Basis for Water Loss Management<br />

– State of the Art and Current Practice<br />

1234 E. Kober<br />

Ermittlung und Bilanzierung von<br />

<strong>Wasser</strong>verlusten – Anwendung<br />

von Kennzahlen<br />

Identification and Accounting of Water Losses –<br />

Application of Key Figures<br />

Regenwasserbehandlung<br />

1242 M. Dierschke und A. Welker<br />

Feine Feststoffe (PM63) in Dachabflüssen<br />

Fine Particulate Matter (PM63) in Roof Runoffs<br />

Tagungsbericht<br />

1250 2. Deutscher Reparaturtag:<br />

Techniken, Planung und Ausschreibung<br />

im Fokus<br />

Netzwerk Wissen<br />

Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />

Forschung und Entwicklung<br />

1171 Lehrstuhl und Versuchsanstalt für Siedlungswasserwirtschaft<br />

an der TU München<br />

im Porträt<br />

Fokus<br />

Messen • Steuern • Regeln<br />

1138 <strong>Wasser</strong>wirtschaft: Fit für die Zukunft –<br />

Neue Leittechnik beim Bremer Umweltdienstleister<br />

hanse<strong>Wasser</strong><br />

1142 Prozessleitsystem für <strong>Wasser</strong>- und<br />

<strong>Abwasser</strong>betriebe<br />

1146 Standardisierte Baustein-Bibliothek für die<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft – Geringere Engineering-<br />

Kosten bei höherer Verfügbarkeit<br />

November 2013<br />

1134 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


INHALT<br />

Tagungsbericht vom 2. Deutschen Reparaturtag in Kassel:<br />

Techniken, Planung und Ausschreibung für Entwässerungssysteme<br />

im Fokus. Ab Seite 1250<br />

1150 Nachhaltigkeit mit Waterpilot<br />

1154 Gippsland Water Factory Alliance verwendet<br />

AutoPLANT für <strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlage<br />

1158 Modernisierung des Klärwerks Karlsruhe –<br />

12-Meter-breite Videowand für Visualisierung<br />

der technischen Prozesse<br />

1159 Präventive Zustandsüberwachung im Klärwerk<br />

– Condition Monitoring System vom<br />

Mitsubishi Electric mit FAG SmartCheck<br />

fördert Gesamtanlageneffektivität<br />

1164 Hochmodernes Pumpenprüffeld –<br />

Neues Prüffeld für Kreisel- und Seitenkanalpumpen<br />

1166 Von der Funkfernsteuerung bis zur Maschinendatenerfassung<br />

– Industrielle Kommunikation<br />

und Automatisierungstechnik<br />

1168 FlexNet Technologie – Erfolg in Großbritannien<br />

verspricht ökonomischen und<br />

ökologischen Nutzen<br />

1169 Weltweit erstes Wi-Fi-fähiges Messgerät<br />

für Strom-, <strong>Wasser</strong>- und Gasverbrauch<br />

Nachrichten<br />

Branche<br />

1192 <strong>Wasser</strong>gipfel in Budapest – Diskussion über<br />

die nachhaltige Nutzung der Ressource<br />

<strong>Wasser</strong><br />

1193 Nitratbelastung des Grundwassers in Frankreich<br />

– Ergebnisse eines 24 Jahre andauernden<br />

Experiments<br />

1194 Umweltschutz: Gewässerbelastung nimmt<br />

ab, aber es bleibt noch viel zu tun<br />

1195 Europäischer Gerichtshof verurteilt Belgien<br />

zur Zahlung einer Geldbuße von 10 Millionen<br />

Euro<br />

1198 <strong>Zwischenerkenntnisse</strong> <strong>zum</strong> <strong>Legionellenfall</strong><br />

<strong>Warstein</strong><br />

1200 <strong>Wasser</strong> wird in der Lipperegion knapper<br />

und wärmer<br />

1202 TU Berlin: Intelligente Kopplungen von<br />

Regenwasser- und <strong>Abwasser</strong>management<br />

1203 Zur Zukunft der kommunalen <strong>Wasser</strong>wirtschaft:<br />

Neue Lösungen mit netWORKS 3<br />

1205 Neues Zentrum für <strong>Wasser</strong>forschung – TU<br />

Dresden und UFZ bündeln ihre Kapazitäten<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1135


INHALT<br />

Im Fokus: Automatisierung in der <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft.<br />

Ab Seite 1138<br />

Netzwerk Wissen: Lehrstuhl und Versuchsanstalt für<br />

Siedlungswasserwirtschaft an der TU München im Porträt.<br />

Ab Seite 1171<br />

1207 Mission (Im)possible – Meteorologen<br />

wollen den Abfluss in großen Flusseinzugsgebieten<br />

zuverlässiger vorhersagen<br />

1208 Planung, Fachkräfte und Überwachung sind<br />

elementare Faktoren der Kanalsanierung<br />

Veranstaltungen<br />

1219 Internationale Branchengrößen entscheiden<br />

sich für analytica<br />

1219 DVGW-Schulungen <strong>zum</strong> Jahresanfang 2014<br />

– Die neue Gas-/<strong>Wasser</strong>leitungskreuzungsrichtlinie<br />

2012<br />

1220 Regenwasserbewirtschaftung – Bewertung<br />

– Maßnahmen – Planung<br />

1220 DVGW/IWW – 12. Forum <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

Leute<br />

1221 Dr. Jochen Stemplewski <strong>zum</strong> DWA-<br />

Vizepräsidenten gewählt<br />

1221 DVGW-Präsidium neu besetzt<br />

1222 Dr.-Ing. Wulf Lindner in den Ruhestand<br />

verabschiedet<br />

Recht und Regelwerk<br />

1223 DVGW-Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />

1224 DWA: Aufruf zur Stellungnahme<br />

1225 DWA: Vorhabensbeschreibung<br />

Praxis<br />

1258 KWL – Kommunale <strong>Wasser</strong>werke Leipzig<br />

GmbH – Realisierung eines digitalen<br />

Posteingangs<br />

1261 Schlauchliner für den „Sprudelhof“ – Erfolgreiche<br />

Kanalsanierung einer Jugendstil-<br />

Anlage durch grabenlose Technologie<br />

Produkte und Verfahren<br />

1264 Druckmessgerät mit trockener Messzelle<br />

1264 Der neue Sensor für Gesamtchlor<br />

1265 Neuer Wirbelzähler – Prowirl 200<br />

1266 Ultaschall-<strong>Wasser</strong>zähler „Intelis“ mit integrierter<br />

Kommunikations- und fortschrittlicher<br />

Sensortechnologie<br />

November 2013<br />

1136 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


INHALT<br />

<strong>Zwischenerkenntnisse</strong> <strong>zum</strong> <strong>Legionellenfall</strong> <strong>Warstein</strong>.<br />

Ab Seite 1198<br />

Information<br />

1254 Buchbesprechungen<br />

1267 Impressum<br />

1268 Termine<br />

Sonderausgabe nach Seite 1210<br />

<strong>Wasser</strong>Stoff 08/13<br />

Interaktiv zu den Messstellen<br />

und Sensoren in der Kläranlage:<br />

www.vega.com/abwasser<br />

Klare Messwerte.<br />

Klares <strong>Wasser</strong>.<br />

Ganz klar VEGA.<br />

Mit VEGA-Sensoren sind Sie auf dem<br />

neuesten Stand der Technik.<br />

Seit Jahrzehnten entwickelt und produziert VEGA<br />

robuste Füllstand- und Drucksensoren speziell für den<br />

Einsatz in der <strong>Abwasser</strong>aufbereitung. VEGA-Sensoren<br />

liefern präzise Messdaten als Basis für die automatische<br />

Steuerung der verschiedenen Prozessstufen – für einen<br />

zuverlässigen Betrieb der Kläranlage.<br />

<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> Dezember 2013<br />

Erscheinungstermin: 16.12.2013<br />

Anzeigenschluss: 25.11.2013<br />

www.vega.com/abwasser<br />

Telefon: +49 7836 50-500<br />

E-Mail: abwasser@vega.com<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1137


FOKUS<br />

Messen · Steuern · Regeln<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft – fit für die Zukunft<br />

Neue Leittechnik beim Bremer Umweltdienstleister hanse<strong>Wasser</strong><br />

Neben klimatischen und sozioökonomischen Veränderungen prägt vor allem der Wandel von öffentlich-rechtlichen<br />

Verwaltungsformen hin zu privatrechtlichen Unternehmen weite Teile der deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />

Die neuen Anforderungen verlangen eine entsprechende Anpassung von Arbeitsstrukturen, Konzepten und<br />

automatisierungstechnischen Lösungen. In der Hansestadt Bremen ist man den meisten dieser Herausforderungen<br />

mit Weitblick und umfassenden Modernisierungsmaßnahmen zuvorgekommen. Das Großprojekt<br />

bei der hanse<strong>Wasser</strong> Bremen GmbH veranschaulicht, wie sich <strong>Abwasser</strong>unternehmen für die Zukunft rüsten<br />

können.<br />

Spätestens mit Vorstellung der<br />

EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie bzw.<br />

deren Umsetzung in nationales<br />

Recht – in Deutschland durch das<br />

<strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz in aktueller<br />

Form aus dem Jahr 2009 – ist das<br />

Sammeln, Ableiten, Behandeln und<br />

Einleiten von <strong>Abwasser</strong> zu einem<br />

Gesamtsystem zusammengewachsen.<br />

Dadurch entstehen neue Aufgaben<br />

und neue Herausforderungen<br />

für die kommunalen <strong>Wasser</strong>entsorger:<br />

Vormals getrennte<br />

Bereiche müssen zusammengeführt<br />

werden, das gilt sowohl für einzelne<br />

Fachabteilungen und deren Mitarbeiter<br />

als auch für die automatisierungstechnische<br />

Infrastruktur. An<br />

Stelle proprietärer Systeme, die ausschließlich<br />

zur Steuerung einzelner<br />

Prozesse eingesetzt wurden, treten<br />

nun offene und standardisierte<br />

Lösungen. In diese werden für eine<br />

umfassende Überwachung und<br />

Steuerung unter anderem die Sonderbauwerke<br />

zur Niederschlagswasserbehandlung,<br />

Transportleitungen<br />

oder Pumpwerke eingebunden.<br />

Der Paradigmenwechsel durch<br />

Einführung eines solchen Systems<br />

zur <strong>Abwasser</strong>ableitung und <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

stellt besondere Anforderungen<br />

an Planer, Umsetzer und<br />

Anwender. Wie sich eine solche<br />

Umstellung erfolgreich realisieren<br />

lässt und welche Vorteile daraus<br />

entstehen, zeigt das Beispiel bei<br />

hanse<strong>Wasser</strong> in Bremen.<br />

Systemvielfalt als<br />

Leistungsbremse<br />

Die hanse<strong>Wasser</strong> Bremen GmbH<br />

sorgt an 365 Tagen im Jahr rund um<br />

die Uhr dafür, dass die <strong>Abwasser</strong> der<br />

Hansestadt abtransportiert und<br />

gereinigt werden. Dazu betreibt sie<br />

das 2300 km lange Bremer Kanalnetz,<br />

über 270 <strong>Abwasser</strong>ableitungsanlagen<br />

und zwei große Klärwerke,<br />

in denen jährlich rund 51 Mio. m 3<br />

<strong>Abwasser</strong> aus Bremen und benachbarten<br />

Gemeinden sowie von<br />

industriellen Kunden gereinigt werden.<br />

So unterschiedlich die Aufgaben<br />

dieser infrastrukturellen Einzelkomponenten<br />

sind, so inhomogen<br />

präsentierte sich die Automatisierungs-<br />

und Leittechnik.<br />

Kläranlage und<br />

Datenzentrale:<br />

Auf der Kläranlage<br />

Seehausen<br />

werden<br />

täglich über<br />

140 000 m³<br />

<strong>Abwasser</strong><br />

gereinigt. Seit<br />

der umfangreichen<br />

Modernisierung<br />

steht<br />

hier die Datenzentrale<br />

der<br />

hanse<strong>Wasser</strong><br />

Bremen GmbH.<br />

© hanse<strong>Wasser</strong><br />

November 2013<br />

1138 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Messen · Steuern · Regeln<br />

FOKUS<br />

Eine detaillierte Aufstellung der<br />

EMSR-Landschaft im Jahr 2006<br />

zeigte deutlich die Dringlichkeit<br />

des Handlungsbedarfs: Aufgrund<br />

gewachsener Strukturen befanden<br />

sich nicht weniger als neun verschiedene<br />

Leitsysteme im Einsatz.<br />

Ein Teil der eingesetzten Automatisierungskomponenten<br />

war bereits<br />

vom Hersteller abgekündigt, andere<br />

standen kurz davor. Engpässe bei<br />

der Ersatzteilversorgung und fehlender<br />

Herstellersupport stellten<br />

nur ein Problemfeld dar. Mangelnde<br />

Funktionalität verhinderte weitere<br />

Prozessoptimierung, die Integration<br />

zusätzlicher <strong>Abwasser</strong>behandlungs-<br />

und Förderungsanlagen war<br />

unmöglich und der Aufwand hinsichtlich<br />

des Know-how-Transfers<br />

aufgrund der unterschiedlichen<br />

Bedienphilosophien zu hoch.<br />

Die Betreiber entschlossen sich<br />

daher, unternehmensweit einheitliche<br />

Standards zu schaffen, den<br />

Betrieb zu optimieren und sämtliche<br />

Einzelkomponenten in ein<br />

offenes und flexibles Leitsystem zu<br />

integrieren. Darüber hinaus sollte<br />

die Modernisierung der Leittechnik<br />

auch das Erreichen der ehrgeizigen<br />

Umweltziele der hanse<strong>Wasser</strong><br />

unterstützen: Bis <strong>zum</strong> Jahr 2015 soll<br />

die Geschäftstätigkeit CO 2 -neutral<br />

werden, und zwar nicht durch finanzielle<br />

Kompensation der CO 2 -Emissionen,<br />

sondern durch Steigerung<br />

der Energieeffizienz und den Einsatz<br />

regenerativer Energien. Als<br />

Umweltdienstleister will hanse-<br />

<strong>Wasser</strong> in der <strong>Abwasser</strong>branche<br />

eine Vorbildfunktion einnehmen.<br />

Mit dem dazu ins Leben gerufenen<br />

Klimaschutz- und Energieeffizienzprojekt<br />

kliEN wird ein ganzheitlicher<br />

Ansatz verfolgt, der eine Klimaschutzkultur<br />

einführt, die von allen<br />

Mitarbeitern des Unternehmens<br />

getragen wird. kliEN ist also auf das<br />

Gesamtunternehmen ausgerichtet,<br />

die <strong>Abwasser</strong>reinigung nimmt aber<br />

aufgrund der energieintensiven<br />

Prozesse eine Sonderrolle ein. Ziel<br />

war und ist es, einen energetisch<br />

autarken Betrieb in der Kläranlage<br />

Seehausen zu erreichen sowie die<br />

Energieeffizienz in Farge zu steigern.<br />

Entsprechend hoch waren<br />

auch die Erwartungen an die leittechnische<br />

Neuausrüstung, die<br />

Umsetzung dieser Ziele zu unterstützen.<br />

Ganzheitlicher Ansatz,<br />

schrittweises Vorgehen<br />

Schon die Auflistung der eingesetzten<br />

Leitsysteme, Automatisierungskomponenten<br />

und Kommunikationsstandards<br />

verdeutlichte die<br />

Dimension des Umbauvorhabens.<br />

Neben der Vereinheitlichung der<br />

leittechnischen Infrastruktur wollte<br />

man auch sämtliche Außenanlagen<br />

anbinden, die Automatisierungstechnik<br />

umfassend erneuern und<br />

mehrere Anlagenteile der beiden<br />

Klärwerke Farge und Seehausen<br />

sanieren.<br />

Projektleiter Dipl. Ing. Jörn<br />

Haber-Quebe und sein Team behielten<br />

bei aller Herausforderung in<br />

Sachen Planung und Umsetzung<br />

die eigentliche Hauptaufgabe stets<br />

sicher im Blick: die kontinuierliche<br />

<strong>Abwasser</strong>ableitung und -reinigung.<br />

Bei der Auswahl des Leitsystems<br />

kamen fünf Systeme in die engere<br />

Wahl. Gemäß einer gutachterlichen<br />

Empfehlung setzte sich Simatic<br />

PCS 7 aus dem Hause Siemens<br />

durch, vor allem aufgrund des Funktionsumfangs,<br />

der Durchgängigkeit<br />

der Projektierung und der Wirtschaftlichkeit<br />

über den gesamten<br />

Lebenszyklus. Der hohe Verbreitungsgrad<br />

des etablierten Systems<br />

sichert der hanse<strong>Wasser</strong> zudem<br />

eine große Auswahl an spezialisierten<br />

Fremdfirmen für die Serviceund<br />

Supportaufgaben der kommenden<br />

Jahre.<br />

Schon für die Ausschreibungen<br />

teilte man das Projekt in mehrere<br />

Teile und Einzelschritte. Im ersten<br />

Teilprojekt entstand die zentrale<br />

Infrastruktur zur Integration der 270<br />

Außenanlagen. Gleichzeitig legte<br />

man die zukünftigen Projektierungsstandards<br />

in Form einer<br />

Stammdatenbibliothek fest und<br />

erweiterte die Protokollier- und<br />

Archivierungsfunktionen gemäß<br />

Merkblatt M 260 der Deutschen Vereinigung<br />

für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V. (DWA) für<br />

den Bereich der <strong>Abwasser</strong>ableitung.<br />

Außerdem wurde die Leit- und<br />

Automatisierungstechnik im Klärwerk<br />

Farge sowie in über 70 Außenanlagen<br />

modernisiert.<br />

Im Fokus des zweiten Teilprojekts,<br />

das an die auf Projektierung<br />

und Automatisierung für Anlagen<br />

aus der Energie- und Versorgungswirtschaft<br />

spezialisierte Bilfinger<br />

GreyLogix GmbH vergeben wurde,<br />

stand die Kläranlage Seehausen.<br />

Nach den Modernisierungsmaßnahmen<br />

ist sie der leittechnische<br />

Mittelpunkt der hanse<strong>Wasser</strong> in<br />

Bremen und damit das Nervenzentrum<br />

im komplexen <strong>Abwasser</strong>ge-<br />

Sicher im Griff:<br />

Das Klärwerk<br />

Farge kann<br />

sowohl über<br />

diese Operator<br />

Station vor Ort<br />

als auch von<br />

der Hauptleitwarte<br />

im<br />

rund 20 km<br />

entfernten<br />

Seehausen aus<br />

bedient und<br />

beobachtet<br />

werden.<br />

▶▶<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1139


FOKUS<br />

Messen · Steuern · Regeln<br />

Information ist alles: Auf den Bedienplätzen in Seehausen werden alle<br />

relevanten Daten für den sicheren Betrieb des gesamten Bremer<br />

Ab wassernetzes übersichtlich dargestellt. © hanse<strong>Wasser</strong><br />

schäft der Hansestadt: Die Daten<br />

sämtlicher Automatisierungsgeräte<br />

aus den <strong>Abwasser</strong>ableitungsanlagen<br />

und der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

mit allen ihren Facetten laufen hier<br />

auf zwei redundanten Serverpaaren<br />

zusammen und werden auf<br />

einem Dutzend Bedienplätzen visualisiert.<br />

In der rund um die Uhr<br />

besetzten Leitwarte werden sämtliche<br />

<strong>Abwasser</strong>ströme überwacht<br />

und gesteuert. Neben Höhenständen<br />

aus den Pumpensümpfen<br />

sämtlicher Steuerbauwerke, Regenüberlaufbecken<br />

und Pumpwerken<br />

liefern zwölf im Stadtgebiet Bremen<br />

verteilte Regenmesser die<br />

Datengrundlage für diverse Fahrweisen.<br />

Viele davon laufen automatisch<br />

ab und regeln z.B. durch intelligentes<br />

Aufstauen den gleichmäßigen<br />

Zulauf von <strong>Abwasser</strong> in die<br />

Kläranlagen trotz tageszeitabhängigen<br />

Mengendifferenzen. Darüber<br />

hinaus steuern Programme je nach<br />

Schmutzfracht, <strong>Abwasser</strong>menge<br />

etc. die Reinigungsprozesse. Bei<br />

lokalen Regenereignissen ist noch<br />

immer das Know-how der Bediener<br />

gefragt, die die Regenmengen per<br />

Handsteuerung im Kanalnetz verteilen.<br />

Dank intelligenter Maßnahmen<br />

und dem neuen Leitsystem<br />

macht ein noch zu integrierendes<br />

Assistenz-System Vorschläge zur<br />

Fahrweise bei bestimmten Wetterszenarien.<br />

Optimale Basis für mehr<br />

Effizienz<br />

Die durch die Erneuerung der EMSR-<br />

Technik erzielte Erweiterung der<br />

Datengrundlage und Informationsdichte<br />

wirkt sich auch positiv auf die<br />

Themen Energieeffizienz, Prozessoptimierung<br />

und Störungsmanagement<br />

aus. So wird das Leitsystem<br />

Simatic PCS 7 als eine der Schlüsseltechnologien<br />

eingesetzt, um die<br />

<strong>zum</strong> Ziel gesetzte unternehmensweite<br />

CO 2 -Neutralität zu erreichen.<br />

Dazu hat man in Bremen mehrere<br />

Universalmessgeräte installiert, die<br />

Energieflüsse und -verbräuche sammeln.<br />

Die Verbrauchsdaten werden<br />

zusammen mit den von modernen<br />

Antrieben bereitgestellten Wirkleistungsdaten<br />

vom Leitsystem<br />

erfasst, normiert, archiviert und<br />

über entsprechende Bildbausteine<br />

visualisiert.<br />

Die Aufbereitung der Daten<br />

macht die Energiebilanz transparent,<br />

eine spezifische Kennwertermittlung<br />

unter Einbeziehung von<br />

Produktionsdaten ermöglicht eine<br />

fundierte Aussage über Energieeffizienz<br />

und CO 2 -Bilanz. Neben dieser<br />

neu gewonnenen Transparenz sorgt<br />

das Motormanagement Simocode<br />

für die Verringerung des Energieverbrauchs<br />

bei allen Neuanlagenteilen,<br />

wie z. B. der Schlammentwässerung<br />

oder dem Schlammpumpwerk. Die<br />

Bibliothek von Simatic PCS 7 hält<br />

standardisierte Motor- und Bildbausteine<br />

für die Steuerung bzw. das<br />

Bedienen und Beobachten der<br />

Antriebe bereit.<br />

Dank der einfachen Parametrierung<br />

über die Bildbausteine ließen<br />

sich ohne Programmieraufwand<br />

bedarfsorientierte Motorfahrweisen<br />

implementieren. Da z. B. die Belebungsbecken<br />

nachts aufgrund der<br />

geringeren Schmutzfracht weniger<br />

Sauerstoff benötigen, wird die Luftzufuhr<br />

entsprechend automatisch<br />

heruntergefahren. Die Becken werden<br />

zudem dank neuer Mess- und<br />

Regeltechnik zonenspezifisch belüftet.<br />

Da Gebläse naturgemäß zu den<br />

größten Verbrauchern in Kläranlagen<br />

gehören, tragen diese und weitere<br />

Maßnahmen wesentlich zur<br />

Energieeinsparung bei.<br />

Erfolgsfaktor<br />

Standardisierung<br />

Nachdem man in Bremen durch den<br />

jahrelangen Parallelbetrieb mehrerer<br />

Systeme erfahren hatte, welch<br />

ein Zeit- und Kostenaufwand in<br />

Bis ins kleinste Detail: Mit dem<br />

unternehmensweit eingeführten<br />

Anlagenkennzeichnungssystem<br />

können selbst Steckverbindungen<br />

eindeutig zugeordnet werden.<br />

November 2013<br />

1140 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Messen · Steuern · Regeln<br />

FOKUS<br />

Sachen Pflege, Schulung, Ersatzteile<br />

etc. betrieben werden muss, zog<br />

sich das Thema Standardisierung<br />

wie ein roter Faden durch alle Projektteile.<br />

Von Anfang an holte der Projektverantwortliche<br />

Haber-Quebe alle<br />

Abteilungen mit ins Boot, um<br />

gemeinsam ein hanse<strong>Wasser</strong>-weit<br />

gültiges Anlagenkennzeichnungssystem<br />

einzuführen. Gleichzeitig<br />

wurden durchgängige Signalkennzeichen<br />

basierend auf den VGB-<br />

Standards, den Richtlinien des europäischen<br />

Fachverbands für die<br />

Strom- und Wärmeerzeugung VGB<br />

PowerTech e.V, definiert und eingeführt.<br />

Das Prozessleitsystem von<br />

Siemens unterstützte dieses Vorhaben:<br />

Mithilfe von Funktionsbausteinen<br />

aus der Standardbibliothek von<br />

Simatic PCS 7 konnte ein Großteil<br />

der verfahrenstechnischen Aufgaben<br />

in Bremen durch modulare<br />

Softwarefunktionen inklusive Bildund<br />

Meldebausteinen abgedeckt<br />

werden. Der Vorteil der Verwendung<br />

von nach Empfehlungen der<br />

Interessengemeinschaft Automatisierungstechnik<br />

der Prozessindustrie<br />

(Namur) und Spezifikationen<br />

der Profibus Nutzerorganisation e.V.<br />

erstellten und umfangreich systemgetesteten<br />

Bausteinen zeigte sich in<br />

deutlich reduziertem Engineering-<br />

Aufwand sowie kürzerer Inbetriebnahmezeit.<br />

Es mussten lediglich<br />

zehn weitere Sonderbausteine –<br />

beispielsweise einer für die Regulierung<br />

von Starkregenereignissen –<br />

entworfen werden. Dieses hohe<br />

Maß an Standardisierung erlaubt in<br />

Zukunft nicht nur reibungslose System-Updates,<br />

sondern auch die<br />

schnelle und einfache Erweiterung<br />

der Anlage, beispielsweise die Integration<br />

weiterer Sensoren oder<br />

Motoren. Eine einheitliche Bedienphilosophie<br />

über sämtliche<br />

Anlagenteile der hanse<strong>Wasser</strong> Bremen<br />

GmbH schließt die Überwachung<br />

und Bedienung der verteilten<br />

Sonderbauwerke ein. Dank<br />

standardisierter Fernwirktechnik<br />

und Integration von Webtechniken<br />

basierend auf TCP/IP-Protokollen ist<br />

auch das möglich. Zur Übertragung<br />

von Betriebszuständen dieser<br />

Außenanlagen via GPRS kommt der<br />

TCP/IP Web Connector 3xCom der<br />

Baade M2M-Solutions GmbH <strong>zum</strong><br />

Einsatz. Er ersetzt teure Standleitungen<br />

und erlaubt preisgünstiges<br />

Überwachen und Steuern im Nahund<br />

Fernbereich durch paketorientierte<br />

Datenübertragung in GSM-<br />

Netze.<br />

Ende 2012 konnten weite Teile<br />

dieses über sechs Jahre andauernden<br />

Großprojektes abgeschlossen<br />

werden. Den Erfolg führt Projektleiter<br />

Haber-Quebe auf die professionelle<br />

Arbeit der beteiligten Partnerfirmen,<br />

die sorgfältig ausgesuchten<br />

Automatisierungsprodukte und das<br />

eingesetzte Prozessleitsystem zu -<br />

rück. Einen wesentlichen Faktor<br />

sieht er aber auch im Engagement<br />

der Kolleginnen und Kollegen: „Eine<br />

solche Herkulesaufgabe lässt sich<br />

nur bewältigen, wenn alle an einem<br />

Strang ziehen – vom Bediener bis<br />

<strong>zum</strong> Abteilungsleiter. Wir haben in<br />

den letzten Jahren in vielfacher<br />

Hinsicht einen Paradigmenwechsel<br />

vollzogen: homogene Technik statt<br />

Systemchaos, standardisiertes Vorgehen<br />

über das gesamte Unternehmen<br />

sowie einheitliches Denken<br />

und Arbeiten. Das macht uns fit für<br />

zukünftige Herausforderungen und<br />

Ziele.“<br />

Autorin:<br />

Petra Geiss,<br />

Siemens AG,<br />

Industry Sector,<br />

Industry Automation,<br />

Industrial Automation Systems,<br />

Karlsruhe,<br />

Senior Marketing Manager<br />

Weitere Informationen:<br />

www.siemens.de/wasser/automation<br />

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November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1141<br />

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FOKUS<br />

Messen · Steuern · Regeln<br />

Prozessleitsystem für <strong>Wasser</strong>- und<br />

<strong>Abwasser</strong>betriebe<br />

Von Bernd Schmidt, Projektkoordinator, AUCOTEAM GmbH Berlin<br />

Für das über 2 000 km² große Betriebsführungsgebiet der Dahme-Nuthe <strong>Wasser</strong>-, <strong>Abwasser</strong>betriebsgesellschaft<br />

mbH (DNWAB) südlich von Berlin hat die AUCOTEAM GmbH ein Prozessleit- und Informationssystem<br />

entwickelt, an das eine Vielzahl von <strong>Wasser</strong>werken, Kläranlagen und <strong>Abwasser</strong>pumpwerken angeschlossen<br />

ist. Es sichert die stabile <strong>Wasser</strong>versorgung sowie umweltgerechte <strong>Abwasser</strong>entsorgung und unterstützt eine<br />

zentralisierte und effektive Betriebsführung, Wartung und Störungsbeseitigung.<br />

Die Dahme-Nuthe <strong>Wasser</strong>-,<br />

<strong>Abwasser</strong>betriebsgesellschaft<br />

mbH (DNWAB) ist ein modernes<br />

Betriebsführungsunternehmen für<br />

Anlagen der Trinkwasserversorgung<br />

und <strong>Abwasser</strong>entsorgung im Land<br />

Brandenburg. Das Unternehmen,<br />

das die regionalen Flüsse Dahme<br />

und Nuthe in seinem Namen führt,<br />

befindet sich zu 100 % in kommunalem<br />

Eigentum. Das Ver- und<br />

Entsorgungsgebiet der DNWAB<br />

erstreckt sich südlich von Berlin<br />

über Teile der Landkreise Teltow-<br />

Fläming, Dahme-Spreewald und<br />

Oder-Spree mit einer Gesamtgröße<br />

von 2200 km². Im Auftrag von<br />

Zweckverbänden und Kommunen<br />

werden wasserwirtschaftliche An -<br />

lagen betrieben, um etwa 230 000<br />

Einwohner der Region mit Trinkwasser<br />

zu versorgen und das <strong>Abwasser</strong><br />

abzuleiten sowie zu behandeln<br />

(Infokasten 1).<br />

Kurze Informationswege<br />

trotz großer Fläche<br />

Aufgrund der Vielzahl von wassertechnischen<br />

Anlagen, die auf einer<br />

Fläche entsprechend der Größe von<br />

Berlin verteilt liegen, sind die Wege<br />

zur Betreuung und Wartung der<br />

dezentralen Vor-Ort-Systeme sehr<br />

lang. „Für das Management ist es<br />

eine besondere Herausforderung,<br />

sich zeitnah über die Prozesse der<br />

<strong>Wasser</strong>ver- und <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

zu informieren, notwendige<br />

Entscheidungen schnell zu treffen<br />

Infokasten 1<br />

Betriebsgeführte Anlagen der Trinkwasserversorgung<br />

der DNWAB*<br />

• 26 <strong>Wasser</strong>werke<br />

• 16 Druckerhöhungsstationen<br />

• 3 077 km Trinkwasserleitungen<br />

Betriebsgeführte Anlagen der <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

der DNWAB*<br />

• 20 Kläranlagen<br />

• 8 Fäkalienannahmestationen<br />

• 2 403 <strong>Abwasser</strong>pumpwerke<br />

• 2 119 km <strong>Abwasser</strong>netze gesamt<br />

* Stand Dezember 2012<br />

Bild 1. Übersicht über das Prozessleitsystem der DNWAB. © AUCOTEAM<br />

November 2013<br />

1142 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Messen · Steuern · Regeln<br />

FOKUS<br />

und das Wartungspersonal entsprechend<br />

effizient einzusetzen“, sagt<br />

Mario Ziege, Verantwortlicher für<br />

die Prozessautomation bei der<br />

DNWAB. Zur Unterstützung dieser<br />

Aufgaben haben die Ingenieure der<br />

Berliner AUCOTEAM GmbH ein Prozessinformations-<br />

und Leitsystem<br />

sowie eine Prozessvisualisierung,<br />

-bedienung und Betriebsdatenerfassung<br />

installiert und in den letzten<br />

Jahren kontinuierlich erweitert.<br />

Mittlerweile sind 17 <strong>Wasser</strong>werke<br />

(WW), sechs Druckerhöhungsanlagen<br />

(DEA), 29 Trinkwassermesspunkte,<br />

210 <strong>Abwasser</strong>pumpwerke<br />

(APW), zwei Kläranlagen (KA) und<br />

vier <strong>Abwasser</strong>messpunke an das<br />

System angeschlossen.<br />

Bild 2.<br />

Beispiel für die<br />

schematische<br />

Darstellung<br />

eines<br />

<strong>Wasser</strong>werks.<br />

© DNWAB<br />

Hierarchischer Aufbau des<br />

Prozessleitsystems<br />

Die dezentralen Anlagen sind mittels<br />

Datenfernübertragung mit dem Prozessleitsystem<br />

der DNWAB verbunden<br />

(Bild 1). Um insbesondere im<br />

Bereich der einzelnen verfahrensund<br />

maschinentechnischen Anlagen<br />

eine hohe Verfügbarkeit sicherzustellen,<br />

ist das System, ausgehend<br />

vom Prozess bzw. den automatisierten<br />

betriebstechnischen Anlagen, in<br />

hierarchischen Ebenen aufgebaut.<br />

Als Leitsystemsoftware wurde ein<br />

redundantes Siemens WinCC-System<br />

installiert. „Bei AUCOTEAM kommt<br />

die SPS-Programmierung und<br />

WinCC-Prozessvisualisierung aus<br />

einer Hand, das macht das Unternehmen<br />

zu einem kompetenten<br />

Partner in Sachen Leitsysteme“, so<br />

Mario Ziege.<br />

Die dezentralen Automatisierungssysteme<br />

arbeiten für die einzelnen<br />

Teilprozesse sowie betriebstechnischen<br />

Anlagenbereiche autark.<br />

Die Informationen von den<br />

untergelagerten Systemen gelangen<br />

über Fernwirklinien (Standleitungen,<br />

Wählleitungen, GSM/GPRS)<br />

und das DNWAB-Intranet an die<br />

höhere Bedien- und Überwachungsebene.<br />

Die zentral und automatisch<br />

erfassten Daten können für<br />

das Berichtswesen, Statistiken und<br />

Abrechnungen weiterverwendet<br />

werden. Als Berichtssystem kommt<br />

die Software ACRON der Firma<br />

Videc <strong>zum</strong> Einsatz.<br />

Durch kontinuierliche Meldung,<br />

Berechnung und Protokollierung<br />

von wesentlichen Prozessgrößen ist<br />

eine komplexe Überwachung jederzeit<br />

gewährleistet. Die Protokolle<br />

können für ein beliebiges Zeitfenster<br />

generiert werden und weisen<br />

die Vorgeschichte sowie nachfolgende<br />

Verläufe von ereigniszugeordneten,<br />

frei definierbaren Messwert-Gruppen<br />

aus. „Es ist uns wichtig,<br />

dass Störereignisse, Alarme und<br />

Meldungen direkt angezeigt und<br />

bei Bedarf automatisch an den<br />

Bereitschaftsdienst weitergeleitet<br />

werden können“, so Mario Ziege.<br />

Kontrolle von jedem<br />

Standort aus<br />

Generell können die Prozesse vom<br />

Personal am Standort der Leitwarte,<br />

vom Ingenieurpersonal an den<br />

dezentralen Anlagen sowie von der<br />

Betriebsleitung (mittels pcAnywhere<br />

bzw. Webnavigator) eingesehen<br />

werden. Zur Abfrage bzw.<br />

Beobachtung der Störungs- und<br />

Betriebsdaten kommen Notebooks<br />

als mobile Clients (mobile Betriebsleitstelle)<br />

<strong>zum</strong> Einsatz. Funktionen<br />

zur Beobachtung und Bedienung<br />

der Anlage sind beispielsweise Parametrierungen,<br />

Tages- und Monatsganglinien,<br />

Prozessbilder, Anlagenschemata,<br />

Handeingabewerte so -<br />

wie Fehlererfassung und -auswertung.<br />

Ein Wechsel zwischen Automatik-<br />

und Handbetrieb und damit<br />

die zentrale Ein- und Ausschaltung<br />

von bestimmten Anlagenteilen ist<br />

jederzeit an einzelnen ausgewählten<br />

Anlagen möglich.<br />

Im Falle einer Störung an einem<br />

bestimmten Standort wird das<br />

Betriebspersonal automatisch per<br />

E-Mail an das Bereitschaftshandy<br />

informiert. „Bei Starkregen beispielsweise<br />

werden die Vorteile des<br />

Systems besonders deutlich“,<br />

berichtet Mario Ziege. „Denn dann<br />

brauchen wir nur da einzugreifen,<br />

wo tatsächlich eine Havarie auftritt.<br />

So muss nicht jede Anlage einzeln<br />

angefahren und kontrolliert werden.“<br />

Über mobile Arbeitsstationen<br />

oder Web-Clients können die Verantwortlichen<br />

auf Anlagenübersichten<br />

und -funktionen sowie Meldungen<br />

zugreifen, um den aktuellen<br />

Anlagenzustand zu beurteilen<br />

und schließlich entsprechende<br />

Maßnahmen einzuleiten. Für diese<br />

Aufgaben werden insbesondere<br />

schematische Anlagen- und Netzschaubilder<br />

sowie Messwertreihen-<br />

Darstellungen und Meldeprotokolle<br />

abgerufen (Bild 2).<br />

▶▶<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1143


FOKUS<br />

Messen · Steuern · Regeln<br />

Beispiel für ein mobiles<br />

Einsatzszenario<br />

Jede Anlage, die an das Prozessinformations-<br />

und Leitsystem der<br />

DNWAB angebunden ist, kann dank<br />

der mobilen Leit- und Service-Technik<br />

jederzeit überwacht und gesteuert<br />

werden, indem die entsprechenden<br />

Informationen aus dem zentralen<br />

Rechner genutzt werden. Auf<br />

einem Monitor des Prozessleitrechners<br />

werden beispielsweise Brunnen,<br />

Filter, Reinwasserkammern<br />

und -pumpen sowie Werksausgänge<br />

(Druck, Menge, Summe)<br />

übersichtlich dargestellt und entsprechende<br />

Störungs- und Betriebsdaten<br />

erfasst (Bild 3). Die Eingabe<br />

der erforderlichen Daten erfolgt<br />

über verschiedene Eingabemenüs.<br />

Die Grenzen für bestimmte Prozessgrößen<br />

sind über Templates visualisiert<br />

und einstellbar. Detailbilder<br />

zu den einzelnen technologischen<br />

Schemata geben Aufschluss über<br />

bestimmte Prozesse und Werte,<br />

z. B. Fördermenge, Stromstärke,<br />

Betriebsstunden und Leistung einer<br />

Reinwasserpumpe.<br />

Infokasten 2<br />

Exkurs: Automatisierte Vermeidung und Beseitigung von Verstopfungen in <strong>Abwasser</strong>pumpsystemen<br />

Auch wenn Pumpwerke in <strong>Abwasser</strong>systemen heute vielerorts<br />

per Leittechnik vernetzt sind und weitgehend automatisiert<br />

betrieben werden können, müssen nach wie vor Techniker<br />

ausrücken, um Verstopfungen vor Ort händisch zu<br />

beseitigen. Und das auch erst dann, wenn der Schaden bereits<br />

eingetreten ist und die Pumpe ihren Dienst nicht mehr verrichten<br />

kann. Während an anderer Stelle der Aufwand an<br />

Personal und Technik bei mindestens gleichbleibender Versorgungsqualität<br />

bereits erheblich reduziert werden konnte,<br />

hakt die Automatisierung der <strong>Abwasser</strong>entsorgung an dieser<br />

Stelle noch.<br />

Gemeinsam mit der TU Berlin wurde im Rahmen des<br />

Berliner Landesprogramms ProFIT das Forschungsverbundprojekt<br />

IMEBA (Innovative mechatronische Eingriffssysteme<br />

zur Betriebsoptimierung komplexer <strong>Abwasser</strong>systeme) bearbeitet.<br />

Ziel der Forschung war, Verstopfungserscheinungen<br />

an <strong>Abwasser</strong>systemen bereits im Ansatz zu erkennen und<br />

Störungen automatisch beseitigen zu können. Dadurch lassen<br />

sich Ausfälle, Technikschäden und ineffiziente Betriebsweisen<br />

reduzieren. In der Versuchshalle des Fachgebiets<br />

Fluidsystemdynamik der TU Berlin steht ein originales<br />

Pumpwerk im Maßstab 1:3 für weitere Forschungen und<br />

praktische Tests zur Verfügung. Mithilfe dieses transparenten<br />

Systems sind zahlreiche Maßnahmen zur Vermeidung und<br />

Besei tigung von Verstopfungen entwickelt worden.<br />

Aktive Maßnahmen sind:<br />

• veränderte Reinigungssequenzen (systematische<br />

Veränderung von Drehzahl und Förderstrom der<br />

<strong>Abwasser</strong>pumpe, so dass sich Verschmutzungen lösen<br />

und abschwimmen),<br />

• Rückspülen des verstopften Pumpenstrangs mittels einer<br />

anderen Pumpe oder eines Druckspeichers,<br />

• Düsen für Hochdruckstrahlen im Pumpengehäuse,<br />

• Bypässe (kritische Bestandteile des <strong>Abwasser</strong>s werden<br />

über geschickte Strömungsführung an der Pumpe<br />

vorbeigeleitet),<br />

• elektromechanische Aktoren zur Schaffung günstiger<br />

Strömungsbedingungen,<br />

• Rührwerke/Injektoren zur gezielten Vermeidung von<br />

Ablagerungen in Saugräumen und Pumpschächten.<br />

Prüfstand eines kompletten <strong>Abwasser</strong>pumpwerks. © TU Berlin<br />

Gegenwärtig laufen an realen <strong>Abwasser</strong>systemen weitere<br />

Untersuchungen zur Optimierung der Verfahren. Neuartige<br />

Sensoren und Auswerteverfahren sind derzeit Gegenstand<br />

weiterer Forschungen, gefördert durch das BMWi im ZIM-<br />

Programm (Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand).<br />

Auch der mögliche Einsatz außerhalb der frequenzgeregelten<br />

trocken aufgestellten Pumpentechnik wird zunehmend<br />

untersucht. Von den Ergebnissen der Forschungsarbeiten der<br />

AUCOTEAM und ihrer zahlreichen Partner profitieren Planer<br />

und Betreiber von <strong>Abwasser</strong>systemen gleichermaßen.<br />

November 2013<br />

1144 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Messen · Steuern · Regeln<br />

FOKUS<br />

Über die AUCOTEAM GmbH<br />

Die Berliner Ingenieurgesellschaft bietet für die <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft schon<br />

seit vielen Jahren Leistungen in den Bereichen Automatisierungs- und Leittechnik an.<br />

Das 1991 gegründete Unternehmen ist neben Automatisierungs- und Softwarelösungen<br />

auch auf Prüf- und Montageautomation, Fertigungsdienstleistungen sowie Forschungsund<br />

Entwicklungsdienstleistungen spezialisiert. Zudem entwickelt AUCOTEAM auch<br />

Softwarelösungen für die Verwaltung und bietet Prüfdienstleistungen im akkreditierten<br />

Prüflabor an. Direkt angegliedert an das Unternehmen ist auch eine Berufsfachschule<br />

zur Ausbildung von Fachkräften. Gestützt auf das Know-how von 140 erfahrenen, hochqualifizierten<br />

Ingenieuren, Informatikern und Facharbeitern garantiert die AUCOTEAM<br />

effektive Lösungen und hohe Flexibilität in der Auftragsbearbeitung bei dokumentierter<br />

Qualität. Zu den Kunden zählen Auftraggeber der öffentlichen Hand und nationale<br />

sowie internationale Unternehmen aller Größenordnungen, darunter Firmen wie Siemens,<br />

BSH, ArcelorMittal, Vattenfall, OTIS, OSRAM, Honeywell, RWE, ASSA ABLOY<br />

oder Eckert & Ziegler sowie zahlreiche Automobilunternehmen.<br />

iPERL - bahnbrechende<br />

Innovation, der Smart<br />

Water Grid Endpunkt<br />

...die Zukunft<br />

beginnt, jetzt!<br />

Bild 3.<br />

Bildschirmanzeige<br />

einer<br />

Alarmliste.<br />

© DNWAB<br />

Fazit: Zuverlässiger und effektiver<br />

Betrieb<br />

Das durch die AUCOTEAM realisierte Prozessleitsystem<br />

trägt bei der DNWAB zur sicheren<br />

und stabilen <strong>Wasser</strong>ver- und <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

bei. Die zentrale automatische Erfassung<br />

der Betriebsdaten und Beobachtung der Prozesse<br />

sowie die Möglichkeit, über die Prozesssteuerung<br />

bestimmte Anlagenteile ein- und<br />

auszuschalten sowie Störungen zu behandeln,<br />

erleichtert die Arbeit des Personals. Das<br />

Management der DNWAB kann sich zeitnah<br />

über die Prozesse der <strong>Wasser</strong>ver- und <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

sowie den Status der Bereitschaftsdienste<br />

informieren und somit notwendige<br />

Entscheidungen schneller treffen. Insbesondere<br />

die Funktionen <strong>zum</strong> mobilen Service,<br />

welche die Wege für Betreuung und Wartung<br />

minimieren, arbeitsteilige Service-Dienste besser<br />

organisieren und einen effizienteren Personal<br />

einsatz ermöglichen, werden geschätzt.<br />

Mit Hinblick auf ständig neue Datenübertragungswege<br />

und die Anbindung weiterer de -<br />

zentraler Anlagen wird das System auch in<br />

Zukunft kontinuierlich erweitert.<br />

Kontakt:<br />

AUCOTEAM GmbH,<br />

Bernd Schmidt,<br />

Projektkoordinator,<br />

Storkower Straße 115a, D-10407 Berlin,<br />

Tel. (030) 421 88-569, Fax (030) 231 54 67,<br />

E-Mail: bschmidt@aucoteam.de,<br />

www.aucoteam.de<br />

Sensus GmbH Ludwigshafen<br />

Industriestraße 16, 67063 Ludwigshafen<br />

Sensus GmbH Hannover<br />

Meineckestraße 10, 30880 Laatzen<br />

Tel.: 0621 / 6904-1113<br />

info.de@sensus.com<br />

www.sensus.com<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1145


FOKUS<br />

Messen · Steuern · Regeln<br />

Standardisierte Baustein-Bibliothek<br />

für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

Geringere Engineering-Kosten bei höherer Verfügbarkeit<br />

Von Thomas Geiz, Phoenix Contact Electronics GmbH, Bad Pyrmont<br />

In der <strong>Wasser</strong>wirtschaft steigen die Anforderungen an die Anlagen und das Personal stetig. Deshalb wird es<br />

immer wichtiger, die Vielfalt der eingesetzten Software und Ausrüstung durch die Definition von Standards zu<br />

begrenzen. Dieses Ziel lässt sich unter anderem mit einer standardisierten, anwenderfreundlichen Baustein-<br />

Bibliothek für die SPS-Programme erreichen, die bei der Senkung der Engineering-Kosten unterstützt und die<br />

Störungssuche vereinfacht.<br />

Eine solche Baustein-Bibliothek<br />

stellte ein wesentliches Entscheidungskriterium<br />

dar, als die Verantwortlichen<br />

des Zweckverbands<br />

Landeswasserversorgung Baden-<br />

Württemberg im Rahmen einer<br />

Modernisierungsmaßnahme nach<br />

einer neuen Automatisierungslösung<br />

suchten. Die Landeswasserversorgung<br />

beliefert mit ihren zwei<br />

<strong>Wasser</strong>werken rund 3 Mio. Menschen<br />

in Baden-Württemberg über<br />

ein weit verzweigtes Leitungsnetz<br />

mit Trinkwasser. Das 1912 gegründete<br />

Unternehmen zählt damit zu<br />

den größten <strong>Wasser</strong>versorgern in<br />

Deutschland. Pro Jahr werden etwa<br />

90 Mio. m 3 Trinkwasser bester Qualität<br />

an rund 250 Städte und Gemeinden<br />

– darunter Aalen, Ellwangen,<br />

Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg,<br />

Schwäbisch Gmünd, Stuttgart<br />

und Ulm – abgegeben. Das entspricht<br />

einer täglichen Menge von<br />

Bild 2. Blick in die Leitwarte im <strong>Wasser</strong>werk<br />

Langenau.<br />

Bild 1. Steuerungstechnik bei der Landeswasserversorgung.<br />

bis zu 320 000 m 3 . In der Hauptverwaltung<br />

der Landeswasserversorgung<br />

in Stuttgart sind etwa 85 Mitarbeiter<br />

tätig. Weitere 85 Personen<br />

stellen in den <strong>Wasser</strong>werken Langenau<br />

und Dischingen einen zuverlässigen<br />

Betrieb sicher, während sich<br />

rund 78 Mitarbeiter mit der Instandhaltung<br />

und Pflege der Leitungen<br />

beschäftigen sowie die Kunden im<br />

Dienstleistungsbereich betreuen.<br />

Integration vieler branchenspezifischer<br />

Funktionen<br />

Seit 2012 nutzt die Landeswasserversorgung<br />

anlässlich der Modernisierung<br />

einzelner Außenbauwerke<br />

wie Druckregelstationen und<br />

Pumpwerken bereits Steuerungstechnik<br />

von Phoenix Contact<br />

(Bild 1). In diesem Zusammenhang<br />

haben die Mitarbeiter beider Unternehmen<br />

unterschiedliche Aufgabenstellungen<br />

realisiert. Dazu<br />

gehören die Einbindung der Steuerungstechnik<br />

über das IEC-Protokoll<br />

60870-5-104 in das Leitsystem Ritop<br />

der Rittmeyer AG sowie die Integration<br />

verschiedener Feldgeräte in<br />

das Profibus- und Profinet-Netzwerk.<br />

Spe ziell für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

entwickelte Regelbausteine<br />

sorgen dabei für die einfache Regulierung<br />

des Ortsnetzdrucks, während<br />

Steuer- und Diagnosebausteine<br />

die problemlose Anbindung<br />

der Feldgeräte an den Profinet- oder<br />

Pro fibus-Master ermöglichen. Aufgrund<br />

der guten Erfahrungen aus<br />

den vorhergehenden Projekten<br />

haben sich die Verantwortlichen<br />

auch beim Bau einer Schnellentcarbonisierung<br />

im <strong>Wasser</strong>werk Langenau<br />

für eine Zusammenarbeit mit<br />

Phoenix Contact ausgesprochen.<br />

Weitere Anlagen befinden sich in<br />

November 2013<br />

1146 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Messen · Steuern · Regeln<br />

FOKUS<br />

Bild 3. Im<br />

Schaltschrank<br />

der Dosieranlage<br />

ist unter<br />

anderem ein<br />

Profinet-Controller<br />

von<br />

Phoenix<br />

Contact verbaut.<br />

Bild 4. Andreas<br />

Christoph,<br />

Projektingenieur<br />

bei der<br />

Landeswasserversorgung,<br />

vor<br />

den zur<br />

Energiegewinnung<br />

genutzten Turbinen.<br />

der Umsetzung oder Planung<br />

(Bild 2).<br />

In den ersten Gesprächen<br />

äußerte der Betreiber den Wunsch<br />

nach einer standardisierten Baustein-Bibliothek,<br />

um die Anlagen<br />

einheitlich programmieren und so<br />

die Übersichtlichkeit für das Personal<br />

erhöhen zu können. Auf der<br />

Grundlage der genau aufgeschlüsselten<br />

Anforderungen erstellten die<br />

Branchen-Experten von Phoenix<br />

Contact dann in enger Kooperation<br />

mit den Mitarbeitern der Landeswasserversorgung<br />

die <strong>Wasser</strong>-Prozessbibliothek.<br />

Das detaillierte<br />

Anlagen-Know-how des Betreibers<br />

hat dazu beigetragen, die anwenderfreundliche<br />

Prozessbibliothek<br />

um viele branchenspezifische Funktionen<br />

zu erweitern.<br />

Reduzierung des Lagerbestands<br />

an Hardware­<br />

Komponenten<br />

Vom SCADA-System über die Steuerung<br />

bis zu den Prozessen setzt<br />

die Landeswasserversorgung auf<br />

moderne Technik. Nur wenn die<br />

Ausrüstung den aktuellen Standards<br />

entspricht, lässt sich eine<br />

durchgängige Prozessoptimierung<br />

und damit eine dauerhaft hohe Effizienz<br />

und Verfügbarkeit der Anlagen,<br />

also ein wirtschaftlicher Betrieb<br />

erreichen. Über das Fernwirksystem<br />

Resy+ können die Mitarbeiter beispielsweise<br />

via IEC-Standard 60870-<br />

5-104 permanent auf alle Stationen<br />

und deren relevante Prozessdaten<br />

zugreifen. Das hohe Maß an verwendeter<br />

Technik setzt allerdings<br />

eine intuitive Bedienung voraus.<br />

Aus diesem Grund war der Grundsatz<br />

„Vom Anwender für den<br />

Anwender“ oberstes Gebot bei der<br />

Erstellung der Applikationen. Die<br />

gesamte Kommunikation zwischen<br />

den Sensoren oder Aktoren und<br />

den Steuerungen ist über das Profibus-<br />

oder Profinet-Protokoll realisiert<br />

(Bild 3).<br />

In den einzelnen Anlagenteilen<br />

sind ausschließlich Komponenten<br />

und Systeme von Phoenix Contact<br />

auf Basis der Profinet-Technologie<br />

verbaut. Durch den modularen Aufbau<br />

der Steuerungstechnik kann<br />

der Lagerbestand der verschiedenen<br />

Standard- und Funktionsmo-<br />

<strong>Wasser</strong><br />

Analytik<br />

SD 300 pH & SD 320 Con<br />

Handmessgeräte zur<br />

Messung von pH/Redox<br />

Leitfähigkeit/TDS<br />

Salinität/Temperatur<br />

■ Robust & wasserdicht (IP 67)<br />

für die Vor-Ort-Analyse<br />

■ Datenlogger- und Alarm-Funktion<br />

■ Gute Labor Praxis (GLP-Funktionen)<br />

■ PC-Schnittstelle zur Datenübertragung<br />

(USB / seriell oder analog)<br />

■ Hintergrundbeleuchtete Doppelanzeige<br />

■ Hohe Aufl ösung<br />

(0,001 pH / 0,1 mV) (SD 300 pH)<br />

■ Verschmutzungsunempfindliche,<br />

innovative 4-Pol-Technologie für ein<br />

Höchstmaß an Präzision (SD 320 Con)<br />

AQUALYTIC ®<br />

Schleefstraße 12<br />

44287 Dortmund<br />

Tel. (+49)231/94510-755<br />

Fax (+49)231/94510-750<br />

www.aqualytic.de<br />

verkauf@aqualytic.de<br />

▶▶<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1147<br />

anzeige_sd300_sd320_hoch_56x250_de.indd 1 25.10.13 11:24


FOKUS<br />

Messen · Steuern · Regeln<br />

Bild 5.<br />

Auch im<br />

Streckenbauwerk<br />

befindet<br />

sich Automatisierungstechnik<br />

von<br />

Phoenix<br />

Contact.<br />

programmiert. Er gibt einen Einblick<br />

in die Feldbuskommunikation und<br />

lässt sich somit sowohl informativ<br />

als auch für Steuerungsaufgaben<br />

verwenden. Vorgefertigte sowie mit<br />

den Feldgeräten getestete Bausteine<br />

für zahlreiche Komponenten<br />

runden die <strong>Wasser</strong>-Prozessbibliothek<br />

ab (Bild 5).<br />

dule erheblich reduziert werden,<br />

ohne die Anlagenverfügbarkeit zu<br />

beeinflussen. Denn von der 100erbis<br />

zur 300er-Leistungsklasse werden<br />

an jede SPS die gleichen I/O-<br />

Klemmen der Inline-Produktfamilie<br />

bedarfsgerecht angereiht. Direkt an<br />

den einzelnen Stationen installierte<br />

Panels dienen der Steuerung und<br />

Überwachung der unterschiedlichen<br />

Anlagenteile. Auf diese Weise<br />

können sich die Mitarbeiter die<br />

benötigten Informationen jederzeit<br />

autark anzeigen lassen und die<br />

erforderlichen Eingriffe in den Prozess<br />

vor Ort vornehmen.<br />

Übernahme bekannter<br />

Bibliotheks-Strukturen<br />

In den Applikationen der Landeswasserversorgung<br />

bildet die Software-Bibliothek<br />

Waterworx die<br />

Grundlage für die Programmierung<br />

sämtlicher Steuerungssysteme von<br />

Phoenix Contact. So konnte innerhalb<br />

der gesamten Anlage ein einheitlicher<br />

Programmierstandard<br />

umgesetzt werden. Waterworx bietet<br />

dazu eine Vielzahl von Funktionen<br />

für die verschiedenen Anlagenteile<br />

und Aggregate. Fertige Lösungen<br />

für Fallgewichts-Armaturen,<br />

Motoren und Messungen werden<br />

dabei durch die von Phoenix Contact<br />

erstellten kundenspezifischen<br />

Bausteine ergänzt. Darüber hinaus<br />

haben die Mitarbeiter des Blomberger<br />

Automatisierungsspezialisten<br />

typische Anlagenfunktionen wie<br />

Freigabe-Regelungen für die<br />

Be dienphilosophie, Hand-/Auto-<br />

Umschaltungen oder Sollwertsteller<br />

als Bibliotheks-Bausteine realisiert.<br />

Als Beispiel für eine betriebsorientierte<br />

Funktion seien die Messwert-<br />

Bausteine genannt. Sie eröffnen<br />

dem Anwender die Möglichkeit,<br />

einen Prozessersatzwert anzulegen,<br />

sodass der Prozess während einer<br />

Wartungsmaßnahme weiterlaufen<br />

kann, obwohl Kalibrierungs- oder<br />

andere Arbeiten an der Messung<br />

vorgenommen werden. „Der Aufbau<br />

der <strong>Wasser</strong>-Prozessbibliothek<br />

analog zur bereits von uns eingesetzten<br />

Fernwirk-Bibliothek Resy+<br />

vereinfacht die Handhabung für<br />

die Mitarbeiter erheblich“, stellt<br />

Andreas Christoph, Projektingenieur<br />

bei der Landeswasserversorgung,<br />

hierzu fest (Bild 4).<br />

Das auf der Basis internationaler<br />

Standards entwickelte Produkt-<br />

Portfolio von Phoenix Contact<br />

erlaubt eine herstellerunabhängige<br />

Datenübertragung. Dies kommt<br />

den vielen Anlagenausrüstern<br />

zugute, die die in den <strong>Wasser</strong>werken<br />

genutzte Prozess-, Mess- und<br />

Antriebstechnik zuliefern. Die installierten<br />

Antriebe und Klappen werden<br />

beispielsweise über Profibus DP<br />

angesteuert. Deshalb haben die<br />

Branchen-Experten von Phoenix<br />

Contact einen speziellen Baustein<br />

zur Diagnose des Profibus-Systems<br />

Fazit<br />

Der Einsatz der neuen <strong>Wasser</strong>-Prozessbibliothek<br />

unterstützt die Landeswasserversorgung<br />

bei der Optimierung<br />

ihrer Anlagen, indem sich<br />

die in den wasserwirtschaftlichen<br />

Einrichtungen verbauten Steuerungen<br />

einheitlich programmieren lassen.<br />

René Schaible, SPS-Techniker<br />

bei der Landeswasserversorgung,<br />

erklärt abschließend: „Nachdem<br />

dieses Projekt ebenfalls erfolgreich<br />

umgesetzt worden ist, werden wir<br />

die Zusammenarbeit mit Phoenix<br />

Contact fortsetzen und weitere<br />

Betriebsteile mit entsprechender<br />

Steuerungstechnik ausstatten.<br />

Neben den Komponenten und<br />

Engineering-Dienstleistungen<br />

haben uns auch die Nachhaltigkeit,<br />

Kundenorientierung und Zuverlässigkeit<br />

des Blomberger Unternehmens<br />

überzeugt“.<br />

Autor:<br />

Thomas Geiz, Industry<br />

Management<br />

Infrastructure,<br />

Industry Solutions,<br />

Phoenix Contact<br />

Electronics GmbH,<br />

Bad Pyrmont<br />

Weitere Informationen:<br />

PHOENIX CONTACT Electronics GmbH,<br />

Dringenauer Straße 30,<br />

D-31812 Bad Pyrmont,<br />

Tel. (05281) 946-0,<br />

Fax (05281) 946 11 11,<br />

E-Mail: info@phoenixcontact.de,<br />

www.phoenixcontact.de<br />

November 2013<br />

1148 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


E20001-F90-T122<br />

Unser wertvollstes Gut<br />

in besten Händen<br />

Durchgängige Automatisierungslösungen für den gesamten <strong>Wasser</strong>zyklus<br />

<strong>Wasser</strong>branche<br />

<strong>Wasser</strong> ist die wertvollste Ressource für das natürliche<br />

Gleichgewicht des Lebens. Und aufgrund des globalen<br />

Bevölkerungswachstums steigt seine Bedeutung täglich<br />

ein Stück mehr. Ein Unternehmen hat es sich zur<br />

Aufgabe gemacht, die effiziente Nutzung von <strong>Wasser</strong><br />

voranzutreiben und nachhaltig sicherzustellen – mit einem<br />

umfassenden Portfolio an Automatisierungslösungen und<br />

Antriebstechnik für die optimierte <strong>Wasser</strong>aufbereitung und<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung: Siemens.<br />

siemens.de/wasser/automation


FOKUS<br />

Messen · Steuern · Regeln<br />

Nachhaltigkeit mit Waterpilot<br />

Von Matthias Germer, Produktmanager Druckmesstechnik, Weil am Rhein<br />

Die richtige Messtechnik<br />

für effizientes<br />

<strong>Wasser</strong>management<br />

<strong>Wasser</strong> ist eine der wichtigsten Ressourcen,<br />

die unser Planet bietet.<br />

Doch genau diese Ressource wird<br />

von Jahr zu Jahr knapper. Zwar noch<br />

nicht in Europa, aber weltweit ge -<br />

sehen ist es immer schwieriger die<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung für die knapp<br />

7 Mrd. Menschen bereit zu stellen.<br />

Was heute schon weltweit ein<br />

Problem ist, wird in den nächsten<br />

Jahren auch Europa erreichen, da<br />

sind sich die Experten einig. Aus<br />

diesem Grund gilt es, effiziente und<br />

Zukunftsorientierte Lösungen für<br />

die <strong>Wasser</strong>auf- und -verarbeitung zu<br />

erstellen.<br />

Die Trends, die sich am Markt<br />

erkennen lassen, zielen genau auf<br />

diese Effizienz bei der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

und <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

ab.<br />

Auch Endress+Hauser hat diesen<br />

Trend längst erkannt und unterstützt<br />

die Effizienz der <strong>Wasser</strong>verarbeitenden<br />

Unternehmen mit Produkten,<br />

Service sowie Dienstleistungen<br />

von höchster Genauigkeit<br />

und guter Qualität. Unter den am<br />

meisten eingesetzten Produkte für<br />

effizientes <strong>Wasser</strong>management sind<br />

die Pegelsonden.<br />

Pegelsonden für jeden<br />

Einsatz<br />

Pegelsonden werden den verschiedensten<br />

Applikationsbedingungen<br />

ausgesetzt, sei es in Stauseen,<br />

Schleusen, Trinkwasserhochbehälter,<br />

Pumpenschächten, Rückhaltebecken,<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />

oder Tiefbrunnen. Um den verschiedenen<br />

Applikationen und somit den<br />

Kundenanforderung gerecht zu<br />

werden, bietet Endress+Hauser ein<br />

umfangreiches Produktsortiment<br />

von Pegelsonden an.<br />

FMX167 – die universelle<br />

Pegelsonde<br />

Die Pegelmessung in Tiefbrunnen<br />

und Pumpenschächten ist eine typische<br />

Anwendung für den Waterpilot<br />

FMX167. Waterpilot, das heißt Trinkwasserzugelassene<br />

Füllstandmessung<br />

mit einem robusten Keramiksensor<br />

und integrierter Temperaturmessung,<br />

gebündelt auf nur 22 mm<br />

Durchmesser. Kleinste Peilrohre<br />

können so zur Applikation genutzt<br />

Waterpilot in Mexiko: Der Anschlusskasten sorgt für eine direkte und sichere Anbindung<br />

der Pegelsonde an das Leitsystem.<br />

werden. Weiterhin stehen auch eine<br />

robuste Bauform für die Anwendung<br />

in Abwässern oder Schlämmen<br />

zur Verfügung oder eine<br />

metallfreie Konstruktion für den<br />

langzeitstabilen Einsatz in Salzwasser.<br />

FMX21 – die universelle<br />

Pegelsonde mit<br />

einstellbarem Messbereich<br />

Die Pegelsonde FMX21 ist die<br />

Weiter führung des FMX167. Sie<br />

besitzt alle Merkmale des FMX167<br />

und zusätzlich eine höhere Genauigkeit<br />

und einen einstellbaren Messbereich<br />

über das HART ® Protokoll.<br />

Die Kombination aus einstellbarem<br />

Messbereich und der Möglichkeit<br />

der Kabelkürzung ermöglicht es,<br />

besonders in großen Projekten, die<br />

Sonden in einer einmaligen Konfiguration<br />

zu bestellen und diese<br />

dann vor Ort, den Gegebenheiten<br />

spezifisch einzustellen und zu installieren.<br />

Somit entfällt eine komplizierte<br />

Verteilung der einzelnen<br />

Sonden vor Ort.<br />

PS70/71 – die batteriebetriebene<br />

Pegelsonde<br />

Pegelrohre von Grundwassermessstellen<br />

oder Brunnen, die oft fernab<br />

von Versorgungsleitungen liegen,<br />

müssen regelmäßig aufgesucht und<br />

der Pegelstand mit einem Lichtlot<br />

nachgemessen werden. Hier kann<br />

eine batteriebetriebene Pegelsonde<br />

PS70/71 mit integriertem Datenlogger<br />

eingesetzt werden. Statt nur<br />

einem Messpunkt <strong>zum</strong> Zeitpunkt<br />

der Messung, bekommt man die<br />

gesamten Daten mit Zeitstempel<br />

und, sofern der optionale Temperatursensor<br />

mitbestellt wurde, die<br />

aktuelle <strong>Wasser</strong>temperatur. Die<br />

Daten können entweder mit dem<br />

Handauslesegerät oder mit dem<br />

Laptop aus der Sonde übertragen<br />

werden. Die meist abgelegenen<br />

November 2013<br />

1150 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Messen · Steuern · Regeln<br />

FOKUS<br />

Messstellen müssen nicht wie bisher<br />

persönlich aufgesucht werden.<br />

Das spart Zeit und senkt die Kosten.<br />

Eine im Auslesekopf integrierte<br />

Lithium-Batterie ist wechselbar und<br />

gewährleistet die Stromversorgung<br />

für zehn Jahre bzw. für 2 Mio. Messungen.<br />

Klare Vorteile bietet die Pegelsonde,<br />

wenn sie mit einem Datenfernübertragungsmodul<br />

ausgerüstet<br />

ist (GSM oder GPRS). Die im<br />

Datenlogger gespeicherten Daten<br />

können von der Warte jederzeit ausgelesen<br />

werden, womit das Aufsuchen<br />

von entlegenen oder schwer<br />

erreichbaren Messstellen entfällt<br />

und somit Kosten eingespart werden.<br />

Im Alarmierungsfall sendet die<br />

Sonde automatisch die Daten an die<br />

Warte. Zusätzlich können Texte per<br />

SMS an Mobiltelefone oder Alarmstände<br />

(z. B. Feuerwehr) gesendet<br />

werden. Damit kann schnell auf<br />

Grenzwertüberschreitungen<br />

reagiert werden, z. B. können bei<br />

Hochwasser Gegenmaßnahmen<br />

ergriffen oder Schleusen geöffnet<br />

werden. Der Batteriestand wird<br />

ebenfalls übermittelt und stellt die<br />

Verfügbarkeit der Messstelle somit<br />

sicher. Die Einstellungen der Sonde<br />

(z. B. Grenzwerte, Lesezeiten, Telefonnummern,<br />

usw.) können von der<br />

Warte aus geändert werden. Eine<br />

Einbindung der Messsignale an vorhandene<br />

Leitsysteme ist ebenfalls<br />

kein Problem.<br />

xiblen Betrieb mit vielen unterstützenden<br />

Funktionen sowie hohe<br />

Sicherheit.<br />

Echte Effizienz wird nur mit<br />

hervorragender Qualität<br />

erreicht<br />

Für den lukrativen <strong>Wasser</strong>markt<br />

werden inzwischen zahlreiche<br />

Pegelsonden<br />

in unterschiedlicher<br />

Ausprägung,<br />

für jede<br />

Anwendung<br />

die richtige<br />

Pegelsonde.<br />

▶▶<br />

Frischwasser, Seewasser oder<br />

<strong>Abwasser</strong>? Für jede Anwendung<br />

das richtige Sondenmaterial.<br />

FMB53 – mit integriertem<br />

Feldgehäuse<br />

Dank seiner kompakten Bauform<br />

und dem Einbau am Boden oder<br />

am Auslass, bietet der FMB53 die<br />

Lösung für hydrostatische Füllstandmessungen<br />

in Tanks und<br />

Behältern. Die Bauformen mit Stab<br />

oder Seil ermöglichen den Einbau<br />

von oben, z. B. Pumpenschächte.<br />

Selbst unter schwierigsten Prozessbedingungen<br />

lassen sich die verschiedenen<br />

Varianten des Deltapilot<br />

M optimal anpassen. Der<br />

Delta pilot M kann auch vom Tank<br />

abgesetzt montiert werden. So<br />

kann das Gehäuse samt Elektronik<br />

und Display an einem leichter<br />

zugänglichen Ort montiert werden.<br />

Die Elektroniken, die modular in<br />

den Transmitter eingebaut werden,<br />

garantieren einfachste Inbetriebnahme,<br />

einen zuverlässigen und fle-<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1151<br />

Hochgenau,<br />

langzeitstabil<br />

und robust:<br />

die kapazitive<br />

keramische<br />

Messzelle.<br />

Zubehör für Pegelsonden: Anschlusskasten,<br />

Abspannklemme, Zusatzgewicht, Montageschraube.


FOKUS<br />

Messen · Steuern · Regeln<br />

Deltapilot<br />

FMB 53 mit<br />

Kompaktgehäuse<br />

und<br />

Anzeige <strong>zum</strong><br />

Ablesen der<br />

Messwerte<br />

vor Ort.<br />

Pegelsonden angeboten. Einfache<br />

und preisgünstige Sonden kommen<br />

hier oft <strong>zum</strong> Einsatz. Um aber einen<br />

effizienten und nachhaltigen<br />

Betrieb sicherzustellen, müssen<br />

mögliche indirekte Folgekosten<br />

betrachtet werden.<br />

Daher ist man sich bei<br />

Endress+Hauser sicher, Qualität<br />

zahlt sich immer aus, besonders<br />

wenn es um die Messung eines so<br />

lebenswichtigen Stoffes wie <strong>Wasser</strong><br />

geht. Qualität bei Pegelsonden, das<br />

bedeutet Flexibilität, Robustheit<br />

und Langzeitstabilität.<br />

Die Kunden profitieren von dieser<br />

Denkweise, besonders wenn<br />

man die Investitionen langfristig<br />

betrachtet. Eine Pegelsonde von<br />

Endress+Hauser hat das Ziel, mindestens<br />

fünf Jahre eine Genauigkeit<br />

von < 0,25 % zu halten. Um die<br />

Langlebigkeit der Pegelsonde<br />

sicherzustellen, wird der Sensorkopf<br />

aus Edelstahl gefertigt und UVbeständiges<br />

Kabel eingesetzt. Die<br />

Platinen sind komplett vergossen<br />

und es wird nur die von<br />

Endress+Hauser patentierte ölfreie<br />

Keramikmesszelle eingesetzt, weil<br />

diese gegenüber der metallischen<br />

Messzelle den Vorteil hochgenau<br />

sowie langzeitstabil und sehr robust<br />

gegenüber Abrasion zu sein.<br />

Weil jeder Tropfen <strong>Wasser</strong> kostbar<br />

ist, wird pedantisch darauf<br />

geachtet, dieses Ziel zu erfüllen.<br />

Auch bei Zulassungen wird nicht<br />

gespart. Die Waterpiloten besitzen<br />

alle Zulassungen, die für die <strong>Wasser</strong>messung<br />

relevant sind, so z. B. KTW,<br />

NSF, ACS.<br />

Dass diese Qualitätsorientierung<br />

der richtige Weg ist, wird<br />

Endress+Hauser von seinen, immer<br />

mehr auch internationalen Kunden,<br />

bestätigt. So auch im folgenden<br />

Beispiel, bei einem Großprojekt in<br />

Mexiko.<br />

Kundenorientierung führt<br />

<strong>zum</strong> Erfolg<br />

300 Waterpiloten sorgen nun für<br />

eine sichere und nachhaltige Trinkwasserversorgung<br />

in der mexikanischen<br />

Metropole Mexico City. Juan<br />

Rojas, Abteilungsleiter Level and<br />

Pressure bei Endress+Hauser in<br />

Mexiko, berichtet: „Der Kunde ICH<br />

(Ingeniería Computacional para el<br />

Ser Humano S. A. de C. V.) ist ein<br />

mexikanischer Anlagenbauer. Die<br />

Mitarbeiter sind spezialisiert auf die<br />

Einrichtung von Tiefbrunnen für die<br />

Trinkwassergewinnung.“ Bis vor kurzem<br />

setzte ICH in der Anschaffung<br />

kostengünstige Geräte ein. Mittelfristig<br />

traten aber vermehrt technische<br />

Probleme auf: Die Tiefbrunnen<br />

liefen sogar leer, dies verursachte<br />

Umweltschäden und hohe Kosten.<br />

Juan Rojas erklärt weiter: „Wird aus<br />

einem Tiefbrunnen mehr <strong>Wasser</strong><br />

entnommen, als durch den Grundwasserstrom<br />

nachfließen kann,<br />

sinkt der Grundwasserspiegel ab.<br />

Einfaches Auslesen der Messdaten vor Ort mit dem PC oder<br />

einem optionalen Auslesegerät, oder …<br />

… Messdaten per Modem an jeden beliebigen PC schicken<br />

lassen.<br />

November 2013<br />

1152 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Messen · Steuern · Regeln<br />

FOKUS<br />

Dies führt nicht nur <strong>zum</strong> Austrocknen<br />

des Brunnens, sondern hat<br />

auch massiven Einfluss auf die Vegetation,<br />

da die Pflanzen ihre <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

verlieren.“ Für das neue<br />

Projekt wünschte sich ICH mehr<br />

Unterstützung bei der Auslegung<br />

der Messstellen und vor allem<br />

schnellere und zuverlässigere Lieferzeiten.<br />

Alle diese Vorzüge fanden<br />

sie in der Zusammenarbeit mit<br />

Endress+Hauser Mexiko.<br />

Mit dem Engineering Team von<br />

ICH wurde im Vorfeld eng zusammen<br />

gearbeitet. Der Anlagenbauer<br />

gehört zur Motorola-Unternehmensgruppe.<br />

Gemeinsam entwickelte<br />

man zusätzlich eine spezielle<br />

Lösung für die Datenübertragung:<br />

Mit GPRS-Modulen können Füllstand,<br />

Durchfluss und Druck nun<br />

drahtlos übermittelt und ausgewertet<br />

werden – ein erneuter<br />

Beweis für die Added Values von<br />

Endress+Hauser.<br />

Humberto Gonzales (CEO und<br />

Gründer von ICH) ist überzeugt:<br />

„Endress+Hauser ist eine Marke mit<br />

viel Qualität. Die Geräte überzeugen<br />

mit Kundennutzen, die Mitarbeiter<br />

mit zuverlässigem Service<br />

und entsprechendem After Sales<br />

Support.“<br />

Juan Rojas betont: „Die <strong>Wasser</strong>bzw.<br />

<strong>Abwasser</strong>industrie in Mittelund<br />

Südamerika bietet für<br />

Endress+Hauser ein großes Potenzial.<br />

Europa gilt mit seinen strengen<br />

Richtlinien als wegweisendes Vorbild.<br />

Die Nachfrage nach zuverlässiger<br />

Technik ist beachtlich in Mittelund<br />

Südamerika. Wir haben viele<br />

Möglichkeiten, Projekte für uns zu<br />

gewinnen und mit unserem Service<br />

zu überzeugen. Immer mehr Key<br />

Accounts bestätigen unsere gute<br />

und nachhaltige Qualität.“<br />

Das zeigt auch die Beteiligung<br />

an weiteren großen Projekten: Beim<br />

Atotonilco Wastewater Treatment<br />

Project, dem größten in Mexiko und<br />

einem der größten überhaupt weltweit,<br />

stammen 85 bis 90 % der<br />

gesamten Anlageninstrumentierung<br />

von Endress+Hauser.<br />

Infos<br />

Die Vorteile aller Pegelsonden<br />

• Hochgenaue, langzeitstabile und robuste Keramikmesszelle<br />

• Gleichzeitiges Messen von Füllstand und Temperatur durch optional integrierten<br />

Temperaturfühler Pt100<br />

• Alle wasserrelevanten Zulassungen (KTW, NSF, ACS, ATEX, FM, CSA)<br />

• Breites Anwendungsspektrum mit UV-beständigen PE-,FEP- oder PUR-Kabel<br />

• Kürzbares Kabel und Messbereich frei einstellbar über HART ® (optional) reduziert<br />

die Variantenvielfalt und erhöht die Flexibilität<br />

• Hochbeständiges und trinkwassertaugliches Edelstahlgehäuse<br />

Ein weltweit aufgestellter Komplettanbieter für die <strong>Wasser</strong>verarbeitung<br />

Endress+Hauser ist der weltweite Hersteller mit dem kompletten Leistungsspektrum für<br />

die Prozessautomatisierung, von der vollumfänglichen Feldinstrumentierung bis hin zu<br />

Automatisierungslösungen und attraktivem Life Cycle Management.<br />

Ganz gleich, um welche Messtechnologie es sich handelt, Endress+Hauser bietet<br />

immer die richtigen Produkte, um die richtigen Informationen aus Prozessen herauszuholen:<br />

sei es bei Füllstand, Druck, Temperatur, Durchfluss oder bei der Flüssigkeitsanalyse.<br />

Ein ergänzendes, breites Angebot an Produkten zur digitalen Erfassung und Analyse<br />

von Messdaten sowie systemtechnische Komponenten <strong>zum</strong> Speisen, Trennen und<br />

Auswerten runden das Programm ab.<br />

Single Sourcing bei Endress+Hauser bedeutet: Vieles, was für die Prozessautomatisierung<br />

gebraucht wird, bietet Endress+Hauser an. Der wichtigste Vorteil ist: nur ein<br />

Ansprechpartner. Somit wird die Anzahl der Schnittstellen deutlich reduziert, dadurch<br />

werden Abstimmungen einfacher, die Prozesse werden schlanker, sicherer und schneller.<br />

Es werden Zeit und Ressourcen gespart.<br />

Das Know-how und die Erfahrung der Mitarbeiter von Endress+Hauser decken dabei<br />

alle Branchen der Verfahrenstechnik ab: Chemie, Öl und Gas, Umwelttechnik, Lebensmittel,<br />

Pharma, Metall, klassische und erneuerbare Energien, Schiffbau und nicht zuletzt<br />

die Grundstoffindustrien.<br />

Life Cycle Management durch Endress+Hauser bedeutet die bestmögliche Ausnutzung<br />

der Potenziale einer Anlage. Der komplette Service umfasst sämtliche Engineering-<br />

Dienstleistungen und Beschaffungslösungen, die Inbetriebnahme, die fachgerechte<br />

Kalibrierung vor Ort gemäß ISO 17025 und nach maßgeschneiderten Kalibrierungsplänen<br />

für nahezu alle prozessrelevanten Messgrößen, alle Wartungsdienste und einen<br />

schnellen Ersatzteildienst, Seminare und Kurse für die Weiterbildung der Anlagenbetreiber<br />

sowie einen kompetenten 24-Stunden-Helpdesk.<br />

Bei einem <strong>Wasser</strong>-Beförderungs-<br />

Projekt in Jordanien, welches das<br />

Ziel hat, 100 Mio. m 3 Kubikmeter<br />

<strong>Wasser</strong> pro Jahr von Disi in die<br />

Hauptstadt Amman zu transportieren,<br />

um dort die wachsende Metropole<br />

mit <strong>Wasser</strong> zu versorgen,<br />

wurde Endress+Hauser als Messtechnik<br />

Lieferant gewählt. Für dieses<br />

Projekt wurde von den Pegelsonden,<br />

über Durchflussmesstechnik<br />

und Anzeigeeinheiten bis hin zu<br />

Absperrarmaturen und Grenzschalter<br />

alles aus einer Hand geliefert.<br />

Kontakt:<br />

Endress+Hauser Messtechnik GmbH+Co. KG,<br />

Colmarer Straße 6, D-79576 Weil am Rhein,<br />

Tel. (07621) 9 75 01,<br />

Fax (07621) 9 75 55 5,<br />

E-Mail: info@de.endress.com,<br />

www.de.endress.com<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1153


FOKUS<br />

Messen · Steuern · Regeln<br />

Gippsland Water Factory Alliance verwendet<br />

AutoPLANT für <strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlage<br />

Nachhaltige Infrastruktur zur <strong>Abwasser</strong>aufbereitung setzt 60 Jahre andauernder<br />

Umweltkatastrophe ein Ende<br />

Design einer nachhaltigen<br />

Lösung<br />

Gippsland Water bietet <strong>Wasser</strong>- und<br />

<strong>Abwasser</strong>dienste für 130 000 Menschen<br />

in 41 Städten in Central Gippsland,<br />

Victoria, Australien, an. Die<br />

unverarbeiteten Abwässer aus neun<br />

Städten und der Australischen<br />

Papierfabrik Maryvale wurden<br />

60 Jahre lang in einen regionalen<br />

Transportkanal geleitet, wo sie zu<br />

gravierenden Problemen in Bezug<br />

auf Geruch, Korrosion und Kapazität<br />

führten. Die 260 Millionen australische<br />

Dollar teure Gippsland Water<br />

Factory wurde als nachhaltige und<br />

umweltfreundliche Lösung entwickelt.<br />

AutoPLANT, die hochwertige<br />

Anlagen-Planungssuite von Bentley,<br />

hat die Projektkosten gesenkt, indem<br />

Arbeitsabläufe rationalisiert, Designaufgaben<br />

beschleunigt, die Beschaffung<br />

vereinfacht und originalgetreue<br />

Modelle für die Bestandsverwaltung<br />

produziert wurden.<br />

Die Gippsland Water Factory<br />

wurde in einer Projektallianz bestehend<br />

aus Gippsland Water, Transfield<br />

Services, CH2M HILL und Parsons<br />

Brinckerhoff bereitgestellt.<br />

Die Partner haben gemeinschaftlich<br />

zusammengearbeitet und die Verantwortung<br />

für Design, Bau und<br />

Inbetriebnahme untereinander<br />

geteilt. Dieses ehrgeizige Projekt<br />

war aus verschiedenen Gründen<br />

eine besondere Herausforderung.<br />

Zusätzlich zu den technischen<br />

Schwierigkeiten bei der Behandlung<br />

des stark riechenden <strong>Abwasser</strong>s<br />

aus der Papierproduktion hatte<br />

die Projektallianz mit dem gleichzeitigen,<br />

500 Millionen australische<br />

Dollar teuren Ausbau der Australischen<br />

Papierfabrik Maryvale in nur<br />

einem Kilometer Entfernung zu<br />

kämpfen. Starker politischer Druck<br />

zur Einhaltung von Zeitplan und<br />

November 2013<br />

1154 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Messen · Steuern · Regeln<br />

FOKUS<br />

Projektbudget verlangte nach einer<br />

knappen Zeitplanung, enger Koordination<br />

und sorgfältig geplanten<br />

Bauphasen.<br />

Partner bewegen sich in<br />

unterschiedliche Richtungen<br />

Der regionale Transportkanal aus<br />

den 50er-Jahren bestand jeweils zur<br />

Hälfte aus Betonrohren und aus<br />

Lehmelementen und erstreckte sich<br />

über 87 km von Maryvale in östlicher<br />

Richtung bis nach Dutson<br />

Downs. Aus dem 41 km langen offenen<br />

Abfluss trat sehr <strong>zum</strong> Unmut<br />

der Anwohner ein beträchtlicher<br />

Gestank aus. Die einfachste Lösung<br />

wäre eine Abdeckung des offenen<br />

Abflusses ge wesen. Stattdessen hat<br />

sich Gippsland Water die Probleme<br />

der Anwohner zu Herzen genommen<br />

und eine nachhaltige Lösung<br />

entwickelt, von der Umwelt und<br />

Anwohner profitieren.<br />

Die neue <strong>Abwasser</strong>aufbereitungs-Infrastruktur<br />

mit dem Namen<br />

Gippsland Water Factory umfasst<br />

die Maryvale-Aufbereitungsanlage,<br />

78 km neue Rohrleitungen und acht<br />

neue oder erneuerte Pumpstationen.<br />

Von dem Projekt profitieren<br />

48 000 Menschen in elf Städten.<br />

Da an dem Projekt vier Unternehmen<br />

und ein großes interdisziplinäres<br />

Team beteiligt waren,<br />

bestand ein nicht unerhebliches<br />

Risiko, dass die Partner das Design<br />

mit unterschiedlichen Produkten in<br />

unterschiedliche Richtungen entwickeln<br />

könnten. Dieses Risiko<br />

wurde bereits in der Anfangsphase<br />

des Projekts erkannt, nachdem<br />

etwa 100 Rohrleitungs- und Instrumentenfließdiagramme<br />

(R&I-Schemata)<br />

erstellt worden waren. Die<br />

wenig intelligenten R&I-Schemata<br />

stellten ein bedeutendes Problem<br />

dar, da inkonsistente 2D- und<br />

3D-Symbole verwendet wurden<br />

und sowohl doppelte als auch<br />

unvollständige Bestandsinformationen<br />

in der Dokumentation existierten.<br />

Gleichzeitig wurden manuelle<br />

Listen für Ausrüstung, Ventile und<br />

Instrumente erstellt. Die Listen veralteten<br />

mit jeder Änderung an den<br />

R&I-Schemata und es gab keine<br />

Möglichkeit, Listen und Diagramme<br />

zu synchronisieren.<br />

AutoPLANT bietet<br />

integriertes, datenbankgestütztes<br />

2D/3D-Design<br />

Um dieses komplexe Projekt im Zeitund<br />

Budgetrahmen fertigzustellen,<br />

benötigte die Gippsland Water Factory-Allianz<br />

Designwerkzeuge mit<br />

einem Optimum an Produktivität,<br />

Effizienz und Genauigkeit.<br />

Die Allianz erkannte, dass sie mit<br />

Bentley-Software Zeit bei Design<br />

und Nacharbeit sparen konnte. „Zu<br />

Beginn der Planungsphase haben<br />

wir uns mit unterschiedlichen Produkten<br />

in verschiedene Richtungen<br />

bewegt, und AutoPLANT hat uns<br />

tatsächlich gerettet“, sagte Mark<br />

Saunders, CAD-Manager bei Gippsland<br />

Water.<br />

Die AutoPLANT-Produktsuite<br />

wurde als gemeinsame – und verpflichtende<br />

– Design-Technologie<br />

gewählt, da diese Software mit einer<br />

zentralen Datenbank arbeitet und<br />

intelligente 2D- und 3D-Modelle<br />

erstellt, mit deren Hilfe Materialaufstellungen<br />

und Bauzeichnungen<br />

automatisch generiert werden können.<br />

Mark Saunders weiter: „Aufgrund<br />

der Beteiligung von vier verschiedenen<br />

Unternehmen, die alle<br />

über zahlreiche Mitarbeiter verfügten,<br />

brauchten wir unbedingt Zugriff<br />

auf eine zentrale Datenbank für das<br />

Projekt, aus der wir zu jedem Zeitpunkt<br />

die aktuellsten Informationen<br />

abrufen konnten.“<br />

Zunächst mussten die 100 R&I-<br />

Schemata mithilfe von AutoPLANT<br />

P&ID nachgebildet werden, um<br />

Konsistenz zu schaffen, Symbole zu<br />

vereinheitlichen, doppelte Bestände<br />

zu eliminieren und eine gemeinsam<br />

genutzte Datenbank für die verschiedenen<br />

Ingenieursbereiche zu<br />

schaffen. Die Details wurden über<br />

Bentley Data Manager und Bentley<br />

Instrumentation and Wiring hinzugefügt.<br />

Mithilfe dieser Datenbank<br />

wurden anschließend schnell und<br />

einfach konsistente und exakte Ausrüstungs-,<br />

Ventil- und Instrumentenlisten<br />

für Beschaffung und Bau<br />

erstellt.<br />

Die zentrale Datenbank diente<br />

als Informationsquelle für verschiedene<br />

Disziplinen. Die Mitglieder der<br />

Planungsteams verwendeten einmalige<br />

Tag-Nummern und einheitliche<br />

CAD-Standards. Die Projektdatenbank<br />

wurde aus den R&I-<br />

Schemata automatisch mit Daten<br />

befüllt, und die für Instrumente und<br />

Kon trolldesign zuständigen Teams<br />

arbeiteten mit denselben Daten.<br />

Das für die Mechanik zuständige<br />

Team erstellte Ausrüstungs- und<br />

Ventillisten für Ausschreibung und<br />

Beschaffung. Und das Bestandsverwaltungsteam<br />

arbeitete mit denselben<br />

Daten in der Bestandsverwaltungssoftware.<br />

Projektdatenbank<br />

erleichtert Prüfung und<br />

Stücklistenverarbeitung<br />

Vorläufige Rohrleitungspläne wurden<br />

als Input an das Bauteam<br />

geschickt und später in die Bauzeichnungen<br />

integriert. Da die<br />

Rohrleitungspläne bei der Erstellung<br />

von Rohrspezifikationen in<br />

AutoPLANT Piping automatisch<br />

geprüft wurden, war lediglich eine<br />

einfache Prüfung erforderlich,<br />

wodurch zahlreiche Arbeitsstunden<br />

eingespart wurden. Sobald das<br />

Design der einzelnen Bereiche beinahe<br />

fertig war, wurden Stücklisten<br />

für Rohre und Anschlüsse erstellt,<br />

damit das Bauteam mit der Beschaffung<br />

der Materialien beginnen<br />

konnte.<br />

Dank der automatischen Erstellung<br />

von Stücklisten in AutoPLANT<br />

hatte das Bauteam einen Vorsprung<br />

bei der Materialbeschaffung. Das<br />

Bauteam erhielt bereits früh in<br />

der Designphase Stücklisten, die<br />

anschließend vor der Ausgabe der<br />

Zeichnungen an Auftragsnehmer<br />

und Lieferanten weitergereicht<br />

wurden. Auf diese Weise konnte<br />

der Beschaffungsprozess frühzeitig<br />

abgeschlossen werden, ohne Verzögerungen<br />

beim Bau zu verursachen.<br />

▶▶<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1155


FOKUS<br />

Messen · Steuern · Regeln<br />

Zusammenfassung<br />

• Unternehmen<br />

• Lösung<br />

• Ort<br />

Intelligente 3D-Modelle<br />

bieten zahlreiche Vorzüge<br />

Beim detaillierten Design wurde das<br />

Projekt in 65 separate 3D-Modelle<br />

aufgeteilt, die zur Prüfung in einer<br />

einzigen Datei vereint werden<br />

konnten. Die Prüfungsdatei wurde<br />

mit allen teilnehmenden Unternehmen<br />

geteilt und wöchentlich aktualisiert.<br />

AutoPLANT Piping wurde<br />

umfangreich für die Erstellung von<br />

zehn separaten 3D-Modellen ge -<br />

nutzt. Auf diese Weise konnten die<br />

Rohrleitungsdesigner gleichzeitig<br />

an den separaten Modellen arbeiten.<br />

Dank der geringen Dateigrößen<br />

Gippsland Water<br />

<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>industrie<br />

Maryvale, Victoria, Australien<br />

• Projektziele<br />

• Beseitigung von Problemen mit Geruch, Korrosion<br />

und Kapazität<br />

• Nachhaltige Lösung <strong>zum</strong> Nutzen von Anwohnern<br />

und Umwelt<br />

• Recycling von <strong>Abwasser</strong> für industrielle und<br />

landwirtschaftliche Zwecke<br />

• Erhaltung der Frischwasservorräte<br />

• Verwendete Lösungen<br />

• AutoPLANT P&ID<br />

• AutoPLANT Piping<br />

• Bentley Data Manager<br />

• Bentley Datasheets<br />

• Bentley Instrumentation and Wiring<br />

• Bentley Vision<br />

• ProSteel<br />

• Fakten<br />

• Gemeinsam genutzte Datenbank für<br />

Ingenieure, Planer und andere Beteiligte<br />

• Verbessertes Design durch 3D-Visuali sierung<br />

• Früher Abschluss der Beschaffungsphase durch automatisch<br />

erzeugte Stücklisten<br />

• Die Anlage spart ca. drei Milliarden Liter Frischwasser<br />

pro Jahr ein<br />

• ROI<br />

Die Allianz hat 20 Wochen an Planungsarbeit eingespart, wodurch<br />

Software, Schulungen und Implementierung finanziert werden<br />

konnten Einsparung von über 5 000 Stunden durch automatische<br />

Erzeugung isometrischer Pläne Gippsland Water bestätigt den<br />

unschätzbaren Wert der originalgetreuen 3D-Modelle für die<br />

Bestandsverwaltung<br />

„Für die Gippsland Water Factory wurden erprobte<br />

Bentley-Produkte verwendet,<br />

um ein innovatives, nachhaltiges und sozial verantwortliches<br />

Projekt durchzuführen, das die Anforderungen mehr als erfüllt hat.“<br />

Ray Baillie, ICT-Manager, Gippsland Water<br />

konnten die Teammitglieder die<br />

Modelle an jedem beliebigen Computer<br />

öffnen.<br />

Mithilfe der datenbankgestützten<br />

Designsoftware von Bentley<br />

konnten die Planungs- und In -<br />

genieursteams außerdem effizient<br />

arbeiten und eine pünktliche Materialbeschaffung<br />

sicherstellen. Die<br />

3D-Modelle erleichterten die Erkennung<br />

von Konflikten, vereinfachten<br />

Designänderungen und garantierten<br />

Konsistenz. Somit war das<br />

Design stets aktuell und korrekt,<br />

wenn Ingenieure, Planer und andere<br />

Beteiligte darauf zugriffen. Teammitglieder<br />

konnten technische Prüfungen<br />

und Studien zu riskanten<br />

Vorgängen im gesamten Projektverlauf<br />

durchführen und somit bestmögliche<br />

technische und bauliche<br />

Ergebnisse garantieren.<br />

Anhand der aus den 3D-Modellen<br />

erzeugten Bilder konnte außerdem<br />

die hochmoderne Technologie<br />

zur <strong>Wasser</strong>aufbereitung verbessert<br />

werden. Im Verlauf des öffentlichen<br />

Informationsprogramms halfen die<br />

Bilder dabei, der Öffentlichkeit die<br />

nachhaltigen Vorzüge des Projekts<br />

nahezubringen.<br />

Die originalgetreuen Modelle<br />

inklusive Datenbank und aktuellen<br />

technischen Informationen wurden<br />

zuletzt an den Eigentümer und<br />

Betreiber, Gippsland Water, übermittelt.<br />

Die Mitarbeiter von Gippsland<br />

Water konnten auf die Datenbank<br />

mit technischen Daten zugreifen<br />

und diese aktualisieren.<br />

Mit den intelligenten 3D-Modellen<br />

zusätzlich zur Infrastruktur lieferte<br />

die Allianz ein umfangreiches<br />

Paket, das für die fortlaufende<br />

Wartung und Schulungen über<br />

den gesamten 35-jährigen Lebenszyklus<br />

der Gippsland Water Factory<br />

von großem Wert sein wird. Saunders<br />

fügte hinzu: „Gippsland Water<br />

verfügt nun nicht nur über eine<br />

hochmoderne Anlage, sondern<br />

kann außerdem die Integrität des<br />

originalgetreuen Bestands wahren<br />

und die technischen Daten für<br />

Schulungen, Betrieb und Wartung<br />

nutzen.“<br />

November 2013<br />

1156 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Messen · Steuern · Regeln<br />

FOKUS<br />

Designtechnologie spart<br />

Tausende Arbeitsstunden<br />

Die standardisierte Nutzung von<br />

Bentley-Lösungen steigerte die<br />

Rentabilität unmittelbar und half<br />

dem Team bei der planmäßigen Fertigstellung<br />

des Projekts. „Wir haben<br />

weit über 1 000 R&I-Schemata er -<br />

stellt, und dank AutoPLANT haben<br />

wir rund 20 Wochen an Planungsarbeit<br />

eingespart“, erläutert Saunders.<br />

Mithilfe der Bentley-Software<br />

wurden über 4300 Zeichnungen<br />

er stellt, über 100 intelligente R&I-<br />

Schemata mit der Projektdatenbank<br />

verknüpft, Details zu mehr als<br />

200 Endanschlüssen und 600 Rundverbindungen<br />

geplant und 450 Da -<br />

tenblätter erstellt. Saunders merkte<br />

außerdem an: „Dank der einfachen<br />

Erstellung all dieser Datenblätter<br />

und elektrischen Zeichnungen<br />

konnten die Instrumenten- und<br />

Kontrollteams ihre Arbeit pünktlich<br />

abschließen. Andernfalls wären sie<br />

hinter dem Zeitrahmen zurückgeblieben.“<br />

Außerdem wurden etwa 1000<br />

isometrische Leitungspläne anhand<br />

der AutoPLANT 3D-Rohrleitungsmodelle<br />

erstellt. Pro isometrischem<br />

Plan wurden dank der automatischen<br />

Erzeugungsfunktion ge -<br />

schätzte fünf Stunden eingespart.<br />

Andernfalls hätten die isometrischen<br />

Pläne manuell in einer<br />

nicht-intelligenten CAD-Umgebung<br />

erstellt werden müssen. (Die manuelle<br />

Erstellung dauert pro Plan normalerweise<br />

sieben Stunden, mit<br />

dem automatischen Verfahren<br />

konnte ein Plan in zwei Stunden<br />

erstellt werden.)<br />

Nachhaltige Lösung für<br />

die <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />

Die Gippsland Water Factory wurde<br />

nach fünfjähriger Arbeit im April<br />

2011 in Betrieb genommen und<br />

verarbeitet inzwischen bis zu 35 Millionen<br />

Liter an häuslichem und<br />

industriellem <strong>Abwasser</strong> pro Tag. Das<br />

übelriechende <strong>Abwasser</strong> der Maryvale-Papierfabrik<br />

wird mit einer<br />

innovativen Kombination von Technologien<br />

behandelt (einer Abfolge<br />

von anaerober, aerober und Membranfilterung),<br />

um Chemikalien zu<br />

minimieren und die <strong>Wasser</strong>qualität<br />

zu maximieren. Häusliches <strong>Abwasser</strong><br />

wird separat durch umgekehrte<br />

Osmose behandelt. Auf diese Weise<br />

entstehen täglich etwa 8 Millionen<br />

Liter aufbereitetes <strong>Wasser</strong> höchster<br />

Qualität.<br />

Das aufbereitete <strong>Wasser</strong> der<br />

Gippsland Water Factory wird zu<br />

industriellen Zwecken an Australian<br />

Paper verkauft. Als Teil des Projekts<br />

wird außerdem das <strong>Abwasser</strong> aus<br />

zwei weiteren Städten zur Aufbereitung<br />

und für landwirtschaftliche<br />

Zwecke nach Dutson Downs geleitet.<br />

Nicht recyceltes <strong>Abwasser</strong> wird<br />

frei von übelriechenden Organismen<br />

durch den regionalen Transportkanal<br />

geschickt und bei Delray<br />

Beach in den Ozean geleitet.<br />

Mit der Gippsland Water Factory<br />

wurden nicht nur die Probleme mit<br />

dem regionalen Transportkanal<br />

gelöst, sondern außerdem jährlich<br />

rund drei Milliarden Liter frisches<br />

<strong>Wasser</strong> eingespart. Die <strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlage<br />

produziert<br />

nicht nur hochwertiges Recycle-<br />

<strong>Wasser</strong> für die industrielle und landwirtschaftliche<br />

Nutzung, sondern<br />

garantiert außerdem die Frischwasserversorgung<br />

der <strong>Wasser</strong>speicher<br />

und Flüsse für insgesamt 13 Städte.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.bentley.com/wasser9<br />

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NETZWERK WISSEN<br />

Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />

Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />

im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />

Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Kontakt zur Redaktion:<br />

E-Mail: ziegler@di-verlag.de<br />

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November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1157


FOKUS<br />

Messen · Steuern · Regeln<br />

Modernisierung des Klärwerks Karlsruhe<br />

12-Meter-breite Videowand für Visualisierung der technischen Prozesse<br />

Für die Modernisierung des Klärwerks Karlsruhe erneuert die BN Automation AG in einem Großprojekt die<br />

Automatisierungs- und Prozessleittechnik der Anlage. Im Zuge der Modernisierung installiert die Reutlinger<br />

eyevis GmbH eine über zwölf Meter breite Videowand in der Leitwarte des Klärwerks.<br />

Über eyevis<br />

Die Wand aus 18 60“-Rückprojektions-Cubes<br />

vom Typ EC-<br />

60-LHD ersetzt ein bisher eingesetztes<br />

Mosaikschaltbild und soll für die<br />

Überwachung und Steuerung des<br />

gesamten Klärwerks eingesetzt<br />

eyevis, deutscher Hersteller von Großbildsystemen, ist einer der führenden<br />

Anbieter und Integratoren von Visualisierungssystemen für<br />

professionelle Anwendungen in Kontrollräumen, Virtual Reality und<br />

Simulation sowie im Broadcast- und im AV-Bereich. eyevis verfügt<br />

über ein weltweites Netzwerk an Niederlassungen und zertifizierten<br />

Händlern. Als einer von wenigen Anbietern ist eyevis in der Lage,<br />

komplette Systeme aus einer Hand anzubieten. Die Komplettlösungen<br />

von eyevis beinhalten Displaylösungen, Grafik-Controller, Softwareanwendungen<br />

sowie alles notwendige Zubehör.<br />

Luftbild des Klärwerks Karlsruhe.<br />

werden. Hierfür werden nach Fertigstellung<br />

auf der Videowand die<br />

komplette Anlage mit <strong>Abwasser</strong>behandlung,<br />

Schlammaufbereitung<br />

und Schlammverbrennung sowie<br />

die Kameraüberwachung der technologischen<br />

Prozesse dargestellt.<br />

Zur Ansteuerung der Wand und der<br />

Signalverteilung wird ein netPIX-<br />

Controller von eyevis eingesetzt.<br />

Gesteuert wird die Videowand über<br />

die eyeCON Wallmenegement-Software<br />

des Reutlingen Herstellers.<br />

Das Klärwerk Karlsruhe ist seit<br />

100 Jahren in Betrieb und ist das<br />

einzige Klärwerk der Stadt. Um den<br />

steigenden Anforderungen nach<br />

sauberen Flüssen zu genügen,<br />

wurde das Werk stetig modernisiert.<br />

So wurde 1976 die biologische Reinigung<br />

integriert. 1997 wurde eine<br />

Rezirkulation der Abwässer für die<br />

Stickstoffeliminierung in Betrieb<br />

genommen. Diese wurde bis 2007<br />

erweitert. Seit 2011 wird nun die<br />

gesamte Automatisierungs- und<br />

Prozessleittechnik der Anlage im<br />

laufenden Betrieb erneuert. Die Fertigstellung<br />

ist für 2015 geplant.<br />

Kontakt:<br />

eyevis GmbH, Martin Wagner,<br />

Hundsschleestraße 23,<br />

D-72766 Reutlingen,<br />

Tel. (07121) 4 33 03-135,<br />

Fax (07121) 4 33 03-22,<br />

E-Mail: m.wagner@eyevis.de,<br />

www.eyevis.de<br />

November 2013<br />

1158 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Messen · Steuern · Regeln<br />

FOKUS<br />

Präventive Zustandsüberwachung im Klärwerk<br />

Condition Monitoring System vom Mitsubishi Electric mit FAG SmartCheck fördert<br />

Gesamtanlageneffektivität<br />

So gut wie jeder nutzt diese Leistung täglich: 99 Prozent der Haushalte in Deutschland sind an ein Klärwerk<br />

angeschlossen. Kläranlagen reinigen unser <strong>Abwasser</strong> so weit, dass es unbedenklich in Gewässer und damit<br />

zurück in den <strong>Wasser</strong>kreislauf geführt werden kann. Diese Aufgabe erfüllen die Anlagen nonstop, 24 Stunden<br />

an sieben Tagen die Woche. Grundvoraussetzung dafür ist, dass alle Klärprozesse reibungslos funktionieren.<br />

Der Kläranlage der Stadtwerke Rotenburg an der Fulda stellt sich jedoch folgendes Problem: Im Rücklaufschlammpumpwerk<br />

kommt es immer wieder zu Getriebeausfällen der Schneckenpumpen.<br />

Der Lösungsansatz: Mitsubishi<br />

Electric und Systemintegrator<br />

Willich Elektrotechnik GmbH schlagen<br />

den Stadtwerken eine Referenzapplikation<br />

zur Zustandsüberwachung<br />

vor. Das Condition Monitoring<br />

System basiert auf<br />

Schwingungssensorik und besteht<br />

aus einem Controller vom Typ<br />

MELSEC System Q, einem eWon<br />

Router und drei FAG SmartChecks.<br />

Die vorausschauende Wartung zeigt<br />

frühzeitig mechanische Schwachstellen<br />

der Pumpanlage auf, die<br />

lokal oder via Fernwartung detailliert<br />

analysiert und zu dem Zeitpunkt<br />

noch problemlos behoben<br />

werden können. Dem kosten- und<br />

zeitintensiven Komplettaustausch<br />

defekter Getriebe wäre so vorgebeugt<br />

und die Gesamtanlageneffektivität<br />

ließe sich steigern.<br />

Über die Stadtwerke Rotenburg a. d. Fulda<br />

Konstruktionsbedingte<br />

Ausfälle<br />

Die Kläranlage der Stadtwerke<br />

Rotenburg ist für eine Belastung<br />

von maximal 34 000 Einwohnerwerten<br />

(EW) ausgelegt. Tatsächlich versorgt<br />

sie derzeit rund 20 000 Menschen.<br />

Dem Nachklärbecken sind<br />

drei Archimedes-Pumpen am Rücklaufschlammpumpwerk<br />

angeschlossen.<br />

Sie sorgen dafür, dass<br />

biologische Schlämme aus den<br />

Nachklärbecken nicht in die Fulda<br />

fließten, sondern zurück in das Belebungsbecken<br />

geführt werden. Dort<br />

bauen die Mikroorganismen gelöste<br />

und feinzerteilte organische<br />

Schmutzstoffe des <strong>Abwasser</strong>s ab.<br />

„Der Schlamm aus dem Nachklärbecken<br />

darf auf keinen Fall in die<br />

Fulda abfließen, denn dort würden<br />

die Mikroorganismen zu Umweltproblemen<br />

führen. Wir müssen<br />

sicherstellen, dass die Pumpantriebe<br />

des Rücklaufschlammbeckens<br />

kontinuierlich einwandfrei<br />

laufen. Im Notfall behelfen wir uns<br />

mit Tauchpumpen, um die Fördermenge<br />

aufrecht zu erhalten“, erklärt<br />

Antonio Genovese, <strong>Abwasser</strong>meister<br />

der Kläranlage in Rotenburg.<br />

Konstruktionsbedingt fiel jeweils<br />

eine der drei Pumpen im Abstand<br />

von zirka einem Jahr aus. Die maximale<br />

Laufzeit eines Getriebes lag<br />

bei etwa zweieinhalb Jahren. Zum<br />

Zeitpunkt des Ausfalls konnte nur<br />

Klärwerk<br />

Rotenburg.<br />

▶▶<br />

Die Stadtwerke Rotenburg a.d. Fulda sind ein Eigenbetrieb der Stadt Rotenburg a.d.<br />

Fulda. Die Dienstleistungen umfassen nach der Eigenbetriebssatzung vom 13.07.1989<br />

die Versorgung aller Kunden im Stadtgebiet mit <strong>Wasser</strong> sowie die <strong>Abwasser</strong>entsorgung.<br />

Das Ver- und Entsorgungsgebiet umfasst die Kernstadt Rotenburg a.d. Fulda mit allen<br />

Stadtteilen. Die Trinkwasserversorgung erfolgt aus vier Tiefbrunnen, zwei Flachbrunnen<br />

und mehreren Quellen. Die <strong>Abwasser</strong>entsorgung beinhaltet in erster Linie die <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

und -beseitigung der Einwohner und der ansässigen Industrie- und Dienstleistungsbetriebe.<br />

Hierzu wird im Stadtteil Braach eine zentrale <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlage<br />

betrieben. Des Weiteren wurde im Stadtteil Schwarzenhasel für den Haselgrund<br />

eine Mischwasserbehandlungsanlage errichtet.<br />

Weitere Informationen: www.stadtwerke-rof.de<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1159


FOKUS<br />

Messen · Steuern · Regeln<br />

Belebungsbecken.<br />

FAG SmartCheck.<br />

Fernüberwachung.<br />

noch ein mechanischer Schaden<br />

festgestellt werden: Infolge eines<br />

Lagerschadens war der Getriebeblock<br />

buchstäblich auseinander<br />

gerissen und musste komplett<br />

ersetzt werden – eine kostspielige<br />

Angelegenheit.<br />

Monitoring-Lösung schnell<br />

umgesetzt<br />

Die Stadtwerke Rotenburg arbeiten<br />

bereits seit 1992 mit der Firma Willich<br />

zusammen. Der Systemintegrator<br />

setzt auf Automatisierungskomponenten<br />

von Mitsubishi Electric.<br />

So finden sich in Rotenburg verschiedene<br />

Generationen von Mitsubishi<br />

Electric Umrichtern, Steuerungen<br />

und E/A-Modulen sowie<br />

Bediengeräte. Zur Lösung der Problematik<br />

im Rücklaufschlammpumpwerk<br />

schlugen Willich und Mitsubishi<br />

Electric den Stadtwerken die<br />

Condition Monitoring Lösung mit<br />

FAG SmartChecks vor, die sie in diesem<br />

Rahmen als Referenzprojekt im<br />

Feldeinsatz testen wollten. Michael<br />

Böttner, Programmierer bei Willich,<br />

beschreibt die Idee: „Durch das<br />

Monitoring mithilfe der Schwingungssensoren<br />

erhalten wir frühzeitig<br />

Informationen über Normalwert-<br />

Abweichungen, die zu einem<br />

Maschinenschaden führen können.<br />

Je nach Art der Abweichung lässt<br />

sich die genaue Ursache erkennen<br />

und das Problem kann zielgerichtet<br />

in kurzer Zeit behoben werden. Ein<br />

zeit- und kostenintensiver Totalausfall<br />

ist damit vermeidbar. Das wirkt<br />

sich positiv auf die Gesamtbetriebskosten<br />

aus.“<br />

Von der ursprünglichen Idee bis<br />

zur Implementierung des Monitorings<br />

vergingen wenige Wochen:<br />

Das System-Layout wurde in einem<br />

Gespräch vor Ort definiert, vorverdrahtet<br />

und innerhalb von einem<br />

Tag installiert und in Betrieb<br />

genommen. Der erste Voralarm kam<br />

nach neun Monaten. Nach weiteren<br />

vier Monaten versagte das Getriebe<br />

komplett. Antonio Genovese<br />

erklärt: „Die bisherige Dokumentation<br />

verdeutlicht, wie frühzeitig der<br />

erste Alarm auf eine – vermutlich<br />

leicht zu korrigierende – Normabweichung<br />

hinweist, die etwa ein<br />

viertel Jahr später <strong>zum</strong> gravierenden<br />

Totalausfall führen kann. Mithilfe<br />

der Zustandsüberwachung<br />

besteht die Möglichkeit, den Fehler<br />

gezielt zu beheben. Je nach<br />

Schwere des Problems könnte man<br />

den Motor auch bis <strong>zum</strong> Lebensende<br />

fahren, jedoch dank der Vorwarnung<br />

rechtzeitig Ersatz bestellen.<br />

Ein Austausch ließe sich damit<br />

ohne zeitliche Verzögerung durchführen.“<br />

Intelligente Sensorik meldet<br />

Alarm<br />

In der Regel überwacht ein MELSEC<br />

Controller mit dem FAG SmartCheck<br />

mechanische Teile, wie im Fall<br />

Rotenburg, oder auch elektrische<br />

Komponenten. Das speziell für die<br />

Mitsubishi Controller der Serien L<br />

und Q implementierte Kommunikationsprotokoll<br />

SLMP lässt die direkte<br />

Übertragung der Kennwerte zu. An<br />

jedem der drei Pumpenantriebe ist<br />

ein intelligenter Schwingungssensor<br />

angebracht und das System<br />

informiert frühzeitig über Vibrationsänderungen,<br />

die über dem definierten<br />

Schwellenwert des Normwertes<br />

liegen. Der einhergehende<br />

Temperaturanstieg im Schadensfall<br />

wird vom Sensor über einen Temperaturdifferenzanstieg<br />

detektiert und<br />

untermauert so die Fehlermeldung.<br />

„Ist beispielweise ein Zahnrad<br />

defekt, treten am Antrieb zunächst<br />

für den Menschen nicht wahrnehmbare<br />

Vibrationen auf. Im Laufe der<br />

Zeit verkeilen sich weitere Zahnräder<br />

ineinander. Erst einige Monate<br />

später kommen Geräusche hinzu<br />

und es dauert nur noch ein paar<br />

Wochen, bis die Temperatur des<br />

Motors steigt. Binnen weniger Tage<br />

kommt es letztlich <strong>zum</strong> Totalausfall.<br />

Die Schwingungsänderungen sind<br />

also das erste Zeichen dafür, dass<br />

etwas nicht stimmt“, erklärt Michael<br />

Böttner.<br />

Nach der Installation ermittelt<br />

das System per Auto-Tuning die<br />

Standardwerte im normalen<br />

Betrieb. Darauf basierend werden<br />

bestimmte Alarmbereiche je nach<br />

Schwingungsart, -stärke und<br />

-ursprung festgelegt. Die über den<br />

Controller an Leitwarte oder Fernwartungseinheit<br />

gesendeten<br />

Alarmmeldungen differenzieren im<br />

Klartext zwischen verschiedenen<br />

Störungstypen wie Lagerschaden,<br />

Unwucht, fehlerhafter Achsausrichtung<br />

oder Schmierstoffmangel. Die<br />

Abweichungen werden in spezifische<br />

Fehlercodes übersetzt, denen<br />

November 2013<br />

1160 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Messen · Steuern · Regeln<br />

FOKUS<br />

bestimmte Maßnahmen zugeordnet<br />

sind. Antonio Genovese erläutert:<br />

„Das System unterscheidet zwischen<br />

keinem Alarm sowie dem<br />

Vor- und Hauptalarm, also einer<br />

leichten oder massiven Abweichung<br />

von den Normalwerten.<br />

Dann liegt es an uns, dem Betreiber,<br />

zu beurteilen, ob sofortiger Handlungsbedarf<br />

besteht oder eine Wartung<br />

innerhalb der nächsten 24<br />

Stunden ausreicht. Außerdem zeigt<br />

ein LED-Lämpchen direkt am Sensor<br />

den Wartungsstatus an: Grün<br />

bedeutet kein Alarm und Gelb Voralarm,<br />

also Wartungsbedarf, bei Rot<br />

liegt ein Hauptalarm vor und sofortiges<br />

Handeln ist angesagt.“ Der im<br />

FAG SmartCheck integrierte Mikroprozessor<br />

sorgt nicht nur für die<br />

Fehlermeldungen, sondern speichert<br />

zudem alle Werte langfristig,<br />

sodass sie auch rückwirkend via<br />

integriertem Webserver von außerhalb<br />

über den MELSEC Controller<br />

eingesehen und ausgewertet werden<br />

können.<br />

Aufbau mit kleinen Hürden<br />

Die in die existierende Anlage integrierte<br />

Monitoring-Lösung besteht<br />

im Wesentlichen aus drei FAG<br />

SmartChecks von Schaeffler FAG,<br />

einem eWon Router vom Typ<br />

4005CD sowie einer MELSEC System<br />

Q Steuerung von Mitsubishi Electric.<br />

Im Rahmen der e-F@ctory Alliance<br />

arbeiten Mitsubishi Electric und<br />

Schaeffler FAG seit 2010 zusammen,<br />

eWon ist seit 2011 e-F@ctory Alliance<br />

Partner.<br />

Der kompakte FAG SmartCheck<br />

überwacht die Schwingungen im<br />

Pumpengetriebe, ist aber auch in<br />

der Lage, andere Maschinen- und<br />

Prozessparameter wie Temperatur,<br />

Drehzahl oder Druck, die der<br />

MELSEC Controller übermittelt, in<br />

Korrelation mit der Schwingung<br />

aufzuzeichnen. Dadurch erkennt<br />

das Messsystem zuverlässig und<br />

frühzeitig mögliche Maschinenschäden<br />

in Abhängigkeit der Parameter.<br />

Es trägt dazu bei, ungeplante<br />

Stillstände zu vermeiden und teure<br />

Folgeschäden auszuschließen. Die<br />

Über Willich Elektrotechnik GmbH<br />

Die Firma Willich Elektrotechnik GmbH wurde 1985 von Uwe Willich als Einmann-<br />

Unternehmen in Breitenbach bei Bebra gegründet. Heute beschäftigt das Unternehmen<br />

rund 90 Mitarbeiter.<br />

Neben der umfangreichen Gebäudesystemtechnik erbringt Willich Elektrotechnik<br />

Dienstleistungen im Bereich der Umwelttechnik, speziell in der <strong>Wasser</strong>versorgung und<br />

-entsorgung. Als Besonderheit gilt deren ganzheitliche Abwicklung. Ein weiterer<br />

Geschäftsschwerpunkt ist das Dienstleistungsangebot für Industriekunden, wie Outsourcing,<br />

Schaltschrankbau, Wartung, Energieoptimierung oder Reparaturen. Außerdem<br />

ist das Unternehmen in Kooperation mit Mitsubishi Electric Automation-Center Nordhessen<br />

sowie Stützpunkthändler von SPS-Steuerungen, Bedienterminals, Frequen<strong>zum</strong>richter<br />

etc. Ebenfalls werden in der Informationstechnik spezielle Lösungen, wie Intranet,<br />

BDE-Systeme, Netzwerke LAN oder WAN, für gewerbliche, kommunale, staatliche<br />

und industrielle Kunden entwickelt und realisiert.<br />

Weitere Informationen: www.willich.de<br />

kompakte, intelligente Anlagenüberwachung<br />

ist einfach zu bedienen.<br />

Sie ermöglicht das permanente<br />

dezentrale Online-Monitoring in<br />

Echtzeit.<br />

Für eine genaue Analyse der<br />

Schwingungen benötigt der FAG<br />

SmartCheck die Werte der Frequenz -<br />

umrichter, die die Pumpen mit variablen<br />

Drehzahlen zur Anpassung an<br />

die jeweilige Förderleistung ansteuern.<br />

Die Frequen<strong>zum</strong>richter sind im<br />

Fall Rotenburg allerdings nicht<br />

direkt an den Pumpen angebracht,<br />

sondern befinden sich in einem<br />

etwa 50 Meter entfernten Schaltschrank<br />

und werden von einer dort<br />

installierten MELSEC Steuerung<br />

angesteuert. „Was nun?“, fragten<br />

Frequenz umrichter.<br />

sich die Installateure. Ein Feldbus-<br />

Netzwerkkabel war nicht vorhanden,<br />

wohl aber ein ungenutztes<br />

siebenadriges Signalkabel. Dieses<br />

Signalkabel nutzten die Integrationsexperten<br />

zur Verbindung des<br />

MELSEC Controllers mit der Prozesssteuerung,<br />

an die die drei Frequen<strong>zum</strong>richter<br />

angeschlossen sind. Das<br />

Anbindungsproblem war gelöst.<br />

„Um die Drehzahlen für die verschiedenen<br />

Förderleistungen zu<br />

bestimmen, musste die System Q<br />

auf die Werte der Frequen<strong>zum</strong>richter<br />

zugreifen. Der direkte Zugang<br />

<strong>zum</strong> Netzwerk der Umrichter war<br />

allerdings nicht möglich. Daher<br />

haben wir die Werte auf eine vorhandene<br />

Prozesssteuerung übertra-<br />

Sandfang.<br />

▶▶<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1161


FOKUS<br />

Messen · Steuern · Regeln<br />

Schaltschrank.<br />

gen und eine analoge Anbindung<br />

über das siebenadrige Signalkabel<br />

an die System Q erzeugt“, berichtet<br />

Michael Böttner. „Der Mitsubishi<br />

Controller wandelte die Analogwerte<br />

in Frequenzwerte um und leitete<br />

diese an die FAG SmartChecks<br />

weiter. Wir konnten also die vorhandene<br />

Steuerungsinfrastruktur nutzen.<br />

Zusätzliche Netzwerkkabel<br />

waren nicht nötig.“ Der Controller<br />

erfüllt in diesem Fall keine Steuerungsaufgabe,<br />

sondern handhabt<br />

alle Informationen für die FAG<br />

SmartChecks. Er übermittelt die<br />

Drehzahlwerte der Umrichter <strong>zum</strong><br />

Abgleich an die Sensoren, erhält bei<br />

Abweichung eine Statusmeldung<br />

und leitet diese an das übergeordnete<br />

Leitsystem weiter.<br />

Bei der Projektumsetzung erwies<br />

sich die Signalübertragung an den<br />

PC auf Leitebene ohne bestehende<br />

Netzwerkverbindung als nicht ganz<br />

unproblematisch. Mit dem speziellen<br />

Fernwirk-Router 4005CD von<br />

eWon ließ sich die Informationsübermittlung<br />

jedoch schnell realisieren.<br />

Der angeschlossene Access<br />

Point am Router leitet alle Informationen<br />

von der Steuerung über eine<br />

drahtlose Ethernet-Verbindung an<br />

die Leitstelle weiter. Für den externen<br />

Zugang bietet eWon die Funktion<br />

Talk2M mit einem integrierten<br />

VPN (Virtual Private Network) an,<br />

über das der Systemintegrator die<br />

MELSEC System Q und die FAG<br />

SmartChecks konfigurieren und<br />

anzeigen kann. Die Informationen<br />

werden als Webinterface im Internet<br />

Explorer ausgeführt. Systemintegrator<br />

Willich hat damit zu jedem<br />

Zeitpunkt den schnellen, flexiblen<br />

Fernzugriff.<br />

Schneckenpumpengetriebe.<br />

Verbesserte Gesamtanlageneffektivität<br />

Der FAG SmartCheck trägt wesentlich<br />

zur Steigerung der Gesamtanlageneffektivität<br />

bei und ist Teil des<br />

OEE Control Packs von Mitsubishi<br />

Electric (OEE = Overall Equipment<br />

Effectiveness). Dieses skalierbare<br />

Echtzeit Condition Monitoring System<br />

sorgt für eine hohe Anlagenverfügbarkeit,<br />

sei es in der Produktion<br />

oder in einem Klärwerk wie in<br />

Rotenburg, bei dem es nicht um die<br />

Maximierung von Produktivität<br />

oder Gewinn geht, sondern um die<br />

Sicherstellung des störungsfreien,<br />

kontinuierlichen Betriebs. Dabei<br />

sind Gesamtanlageneffektivität und<br />

Energieeffizienz eng miteinander<br />

verknüpft, denn eine vorausschauende<br />

Wartung minimiert die<br />

Lebenszykluskosten – auch durch<br />

Reduzierung des Energieverbrauchs<br />

dank frühzeitiger Verschleißerkennung.<br />

In Kombination mit einem<br />

Energiemanagementsystem wie<br />

Über Mitsubishi Electric<br />

Die Mitsubishi Electric Corporation kann auf über 90 Jahre<br />

Erfahrung in der Herstellung zuverlässiger, qualitativ hochwertiger<br />

Produkte für Industrie- und Privatkunden in allen<br />

Teilen der Welt zurückblicken. Das Unternehmen mit weltweit<br />

rund 121 000 Mitarbeitern ist Marktführer für Elektround<br />

Elektroniklösungen und -produkte in Bereichen wie<br />

Unterhaltungselektronik, Informationsverarbeitung, Medizin-,<br />

Kommunikations-, Raumfahrt-, Satelliten- und Industrietechnik<br />

sowie in Produkten für die Energiewirtschaft, die<br />

<strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>wirtschaft, das Transportwesen und den<br />

Bausektor. Im Geschäftsjahr <strong>zum</strong> 31. März 2013 erzielte das<br />

Unternehmen einen Konzernumsatz von 29,5 Mrd. Euro*.<br />

In über 30 Ländern sind Vertriebsbüros, Forschungsunternehmen<br />

und Entwicklungszentren sowie Fertigungsstätten<br />

angesiedelt.<br />

Sitz der deutschen Niederlassung der Mitsubishi Electric<br />

Europe B.V. Industrial Automation ist in Ratingen bei Düsseldorf.<br />

Sie gehört zu der am selben Standort befindlichen Factory<br />

Automation – European Business Group, die wiederum<br />

der Mitsubishi Electric Europe B.V., einer hundertprozentigen<br />

Tochter der Mitsubishi Electric Corporation, Japan zugeordnet<br />

ist.<br />

Zu ihren Aufgaben zählt die Koordination von Vertrieb,<br />

Service und Support der regionalen Niederlassungen und<br />

Vertriebspartner in Deutschland, Österreich, der Schweiz<br />

und den Beneluxländern.<br />

* Wechselkurs 120,69 Yen = 1 Euro, Stand 31.3.2013<br />

(Quelle: Deutsche Bundesbank)<br />

November 2013<br />

1162 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Messen · Steuern · Regeln<br />

FOKUS<br />

dem Mitsubishi Electric Energy Control<br />

Pack (ECP) kann das OEE Control<br />

Pack auch Stromwerte für die<br />

Zustandsüberwachung nutzen,<br />

womit sich die Energiekosten senken<br />

lassen.<br />

Die OEE-Lösung eignet sich für<br />

verschiedene Anwendungsbereiche.<br />

Im Klärwerk in Rotenburg beispielsweise<br />

könnte das Condition<br />

Monitoring System an den Einlaufpumpen,<br />

im Belebungsbecken, an<br />

größeren Antrieben oder auch am<br />

Blockheizkraftwerk eingesetzt werden.<br />

Neben dem Einsatz in <strong>Abwasser</strong>-,<br />

Dickstoff-, Flüssigkeits-,<br />

Vakuum- oder Wärmepumpen kann<br />

der FAG SmartCheck beispielsweise<br />

auch in Ventilatoren, Belüftungseinheiten,<br />

Kompressoren, CNC-Maschinen,<br />

Abscheider oder Zentrifugen<br />

genutzt werden. „Überall dort, wo<br />

es durch mechanische, rotierende<br />

Teile <strong>zum</strong> Verschleiß kommt oder<br />

durch äußere Einwirkungen Veränderungen<br />

auftreten, kann der<br />

Schwingungssensor für eine effektive<br />

Zustandsüberwachung sorgen.<br />

In der Mitsubishi Electric Lösung<br />

misst der Sensor Zustandsänderungen,<br />

die mit einem festgelegten<br />

Normalwert verglichen werden.<br />

Wird dieser Wert überschritten,<br />

kommt es zu einer Fehlermeldung<br />

– und zwar frühzeitig, einige<br />

Monate vor einem Totalschaden.<br />

Damit lassen sich die Serviceeinsätze<br />

besser planen“, fasst Michael<br />

Böttner zusammen. „Mit den guten<br />

Ergebnissen des Testlaufs in Rotenburg<br />

können wir die Vorteile des<br />

Systems in Kundengesprächen<br />

noch besser verdeutlichen.“<br />

Nicht zuletzt bringt die Condition<br />

Monitoring Lösung von Mitsubishi<br />

Electric auch gewisse ökologische<br />

Vorteile, indem sie einwandfreie<br />

Prozessabläufe sicherstellt.<br />

Dadurch sorgt sie beispielsweise im<br />

Falle von Rotenburg dafür, dass der<br />

Klärschlamm dort bleibt, wo er hingehört,<br />

nämlich im Klärwerk – und<br />

nicht die Fulda belastet.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.mitsubishi-automation.de<br />

http://global.mitsubishielectric.com<br />

RENEXPO®<br />

HYDRO<br />

5. Internationale Fachmesse und Kongress für <strong>Wasser</strong>kraft<br />

...for a powerful future<br />

28. - 30.11.2013<br />

Messezentrum Salzburg<br />

Rabatt für Leser für alle Kongresse mit folgendem Code: SA13GwF<br />

(Nur gültig bei Onlineregistrierung)<br />

www.renexpo-austria.at, info@reeco.at<br />

Freikarte:<br />

[GWF <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong>]<br />

Bei Abgabe dieses Coupon erhalten Sie am Eingang<br />

einen kostenlosen Zutritt zur Messe<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1163


FOKUS<br />

Messen · Steuern · Regeln<br />

Hochmodernes Pumpenprüffeld<br />

Die Qualitätssicherung von Pumpen ist unabdingbar, die Anforderungen an Hersteller hoch. Untersuchungen<br />

über Wirkungsgrade und Energieeffizienzklassen erfolgen gemäß ISO 9906 und EN 60030-2. Das sind keine<br />

leichten Hausaufgaben selbst für ein renommiertes Traditionsunternehmen wie die Firma Speck Pumpen aus<br />

Roth. Jährlich produziert der Hersteller zirka 250 000 Flüssigkeits- und Vakuumpumpen. Um den steigenden<br />

Qualitätsansprüchen des Marktes weiterhin gerecht zu werden, investierte er jetzt in ein neues Prüffeld für<br />

Kreisel-und Seitenkanalpumpen. Dabei setzte Speck Pumpen einmal mehr auf die Expertise von Vogelsang &<br />

Benning.<br />

Offene Tankanlage mit 3 Prüfplätzen. Alle Abbildungen: © Speck Pumpen GmbH, Roth<br />

NPSH-Prüfplatz.<br />

ufgrund positiver Erfah-<br />

fiel die Wahl auf „Arungen<br />

Vogelsang & Benning, die über ein<br />

außerordentliches Know-how in der<br />

Planung und Errichtung von Prüfanlagen<br />

und Testsystemen für An -<br />

triebs- und Pumpentechnik verfügen“,<br />

erläutert Dr.-Ing. Marc Stricker,<br />

Geschäftsführer Speck Pumpen die<br />

Entscheidung und führt des Weiteren<br />

an, dass neben der eingesetzten<br />

Technik auch das Plus an Automatisierung<br />

ausschlaggebend war.<br />

Somit führte die konstruktive<br />

Zusammenarbeit zwischen Vogelsang<br />

& Benning und Speck Pumpen<br />

durch gemeinsame Planung, Konstruktion<br />

und Ausführung zu einem<br />

optimalen Ergebnis.<br />

Das Prüffeld dient Untersuchungen<br />

an trocken aufgestellten Kreiselpumpen.<br />

Die Prüflinge kommen<br />

als separate Pumpe oder als Komplettaggregat<br />

mit eigenem Kundenmotor<br />

auf den Prüfstand. Die<br />

Versorgung der Komplettaggregate<br />

sichert eine variable AC-Versorgung<br />

mit folgenden Leistungsdaten:<br />

110 kVA, 0 … 720 V/30 … 90 Hz/<br />

max. 250 A. Damit lassen sich alle<br />

weltweit vorkommenden Spannungsvarianten<br />

nachbilden.<br />

Das Gesamtsystem besteht aus<br />

einem Anlagenteil mit einer offenen<br />

Tankanlage und einem Anlagenteil<br />

mit einem vakuumfesten Behälter.<br />

Der offene Teil dient der Aufnahme<br />

von QH-Kennlinien auf drei Prüfplätzen.<br />

Der geschlossene Teil<br />

ermöglicht auf einem Prüfplatz<br />

neben QH-Messungen auch die<br />

Durchführung von NPSH-Untersuchungen.<br />

Hierbei handelt es sich<br />

um eine geschlossene, vakuumfeste<br />

Tankanlage aus Edelstahl mit<br />

druckseitigen Rohrdrehgelenken.<br />

Das Absenken des saugseitigen<br />

Druckes geschieht durch eine Vakuumpumpe<br />

aus eigener Fertigung.<br />

Insgesamt lassen sich mit dem<br />

neuen Prüffeld Messungen bei<br />

Durchflussmengen von bis zu<br />

700 m³/h sowie maximalen Drücken<br />

von 40 bar realisieren.<br />

Zur Fixierung und <strong>zum</strong> Antrieb<br />

der Pumpen sind drei flexibel einsetzbare<br />

Prüfwagen Teil der Anlage.<br />

Jeder verfügt über einen höhenverstellbaren<br />

Prüfmotor sowie eine<br />

höhenverstellbare Aufspannplatte<br />

für die Pumpen. Die Prüfmotoren<br />

mit 5,5 kW, 30 kW und 90 kW be -<br />

sitzen ihrer Leistung entsprechend<br />

abgestufte Drehmomentmesswellen<br />

zur Erfassung der Pumpen eingangsleistung.<br />

Jeder Antrieb verfügt<br />

November 2013<br />

1164 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Messen · Steuern · Regeln<br />

FOKUS<br />

über einen eigenen Frequen<strong>zum</strong>richter<br />

zur stufenlosen Drehzahleinstellung<br />

von 0 bis 3000 min –1 .<br />

Das neue Prüffeld ermöglicht<br />

folgende Messungen: Aufnahme<br />

der QH-Kennlinie, NPSH- und Dauer -<br />

laufuntersuchungen. Dabei werden<br />

alle erforderlichen Parameter wie<br />

Saug- und Förderdruck, Volumenstrom,<br />

Drehzahl, Drehmoment, Wellenleistung,<br />

Temperaturen, Strom,<br />

Spannung, elektrische Leistung und<br />

Leistungsfaktor ermittelt. Daraus<br />

werden unter anderem der Gesamtund<br />

die Einzelwirkungsgrade für<br />

Motor und Pumpe berechnet und<br />

umfangreiche Prüfprotokolle generiert.<br />

RI-Schema<br />

NPSH-<br />

Prüfplatz.<br />

Aufbau und Funktionsweise<br />

der Anlage<br />

Die Steuerung erfolgt durch einen<br />

zentralen Bedienrechner. Diesem ist<br />

eine SPS unterlagert, die die Ansteuerung<br />

der Stell- und Regelorgane,<br />

die Antriebsversorgung sowie alle<br />

weiteren digitalen Steuerbefehle<br />

verantwortet. Die elektrische Versorgung<br />

gewährleistet ein Frequen<strong>zum</strong>richter<br />

mit nachgeschaltetem<br />

Transformator. Die Sensorik ist<br />

größtenteils mit Profibus-Schnittstellen<br />

ausgestattet. Zum weiteren<br />

Lieferumfang gehören Messwerterfassung,<br />

Schaltanlagen, Rechnertechnik<br />

sowie Anschluss- und Systemschränke.<br />

Die Prüfdurchläufe können<br />

wahlweise manuell oder automatisch<br />

durchgeführt werden.<br />

Der modulare Aufbau der von<br />

Vogelsang & Benning entwickelten<br />

Prüf- und Auswertungssoftware<br />

(Betriebssystem Windows7) erlaubt<br />

das freie Konfigurieren eines Prüfplanes.<br />

Damit kann der Umfang der<br />

Prüfungen in Abhängigkeit von den<br />

jeweiligen Prüflingen und Erfordernissen<br />

festgelegt werden.<br />

Die Messwerte werden in einer<br />

zentralen SQL-Datenbank gespeichert<br />

und stehen dem Kunden<br />

somit unternehmensweit zur Verfügung.<br />

Weitere Informationen:<br />

Vogelsang & Benning<br />

Prozeßdatentechnik GmbH,<br />

Hansastraße 92,<br />

D-44866 Bochum,<br />

Tel. (02327) 547-0,<br />

Fax (02327) 547-100,<br />

E-Mail: info@vogelsangbenning.de,<br />

www.vogelsangbenning.de<br />

Über Vogelsang & Benning<br />

Seit nunmehr 30 Jahren ist Vogelsang & Benning<br />

für die Pumpenindustrie ein etablierter und verlässlicher<br />

Partner. Auch in anderen Industriezweigen<br />

hat sich das Bochumer Unternehmen<br />

einen Namen gemacht. Die Kunden finden sich in<br />

allen Bereichen des allgemeinen Anlagen- und<br />

Maschinenbaus und der Automobilindustrie<br />

sowie deren Zulieferer. Prüf- und Testsysteme,<br />

Automatisierungslösungen, Qualitätssicherungssysteme,<br />

Montagetechnik und Handlingsysteme<br />

sind Teil des Portfolios. Bis <strong>zum</strong> heutigen Tage<br />

sind von V&B mehr als 800 Test- und Prüfsysteme<br />

weltweit in Betrieb genommen worden.<br />

Leitsystemintegrierte Netzberechnung<br />

Online / Reconstruction / What If / Look Ahead /Reference<br />

Auslegen / Berechnen / Analysieren / Optimieren<br />

Fahrweisen / Regelungen / Zusammenhänge<br />

Realitätsnahe Stationen mit Signalmodell<br />

Dynamik / Druckstoß / Energieeffizienz<br />

Hersteller + Kontakt:<br />

E-Mail: info@3sconsult.de<br />

Web: www.3sconsult.de<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1165


FOKUS<br />

Messen · Steuern · Regeln<br />

Von der Funkfernsteuerung<br />

bis zur Maschinendatenerfassung<br />

Industrielle Kommunikation und Automatisierungstechnik<br />

Basis für die Optimierung von Prozessen oder automatisierten Abläufen ist meist die möglichst effiziente<br />

Verknüpfung von Informations- und Automatisierungstechnik. Wer hierfür nach praxistauglichen Kommunikationslösungen<br />

sucht, für den bietet sich die SPS/IPC/Drives 2013 in Nürnberg als Informationsplattform an.<br />

Welotec (vgl. Kastentext) beispielsweise<br />

präsentiert im<br />

Rahmen der Messe gemeinsam mit<br />

internationalen Partnern gleich eine<br />

ganze Reihe interessanter Neu- und<br />

Weiterentwicklungen (Bild 1). Die<br />

Palette reicht von Funkfernsteuerungen<br />

und Zustimmschaltern der<br />

neuesten Generation über intelligente<br />

Datenfunkmodems für industrielle<br />

Anwendungen bis hin zur<br />

Maschinendatenerfassung, mit<br />

deren Hilfe sich Produktionsprozesse<br />

verbessern und Rüst- und<br />

Durchlaufzeiten verkürzen lassen.<br />

Bild 2. Der<br />

neue Transceiver<br />

TIMO bietet<br />

sich aufgrund<br />

seiner<br />

zahl reichen<br />

Eingangs- und<br />

Ausgangsschnittstellen<br />

für die unterschiedlichsten<br />

Sicherheitsanwendungen<br />

an.<br />

Bild 1. Neuheiten auf der SPS: UMTS und LTE Router der TK Serie<br />

(Blau, von Welotec), Funkfern steuerung Beta (Gelb, von Jay electronique),<br />

ein WLAN Access Point (Schwarz, von ADS Tec) sowie der gelbschwarze<br />

Multimanager von Welotec sowie ein HMI-Display (oben) zur<br />

Data Station Plus von Red Lion Controls. Alle Abbildungen: © Welotec GmbH<br />

Funkfernsteuerungen,<br />

Zustimmtaster und andere<br />

Spezialitäten<br />

Die neuen Funkfernsteuerungen<br />

von Welotec mit der höchsten<br />

Sicherheitsstufe SIL3 gemäß EN<br />

61508 und PLe gemäß EN 13849<br />

sind leicht zu bedienen und eignen<br />

sich für eine Vielzahl möglicher<br />

Anwendungsbereiche. Der mit<br />

Spannung erwartete Transceiver<br />

TIMO im glasfaserverstärkten IP65-<br />

Polyamidgehäuse mit geringen<br />

Abmessungen ist einer der großen<br />

Stars der Serie (Bild 2). Transistorausgänge,<br />

Logikeingänge Analogaus-<br />

und Analogeingänge sowie<br />

optionale Feldbusprotokolle stellen<br />

die Anbindung an eine übergeordnete<br />

Steuerung sicher. Damit ist er<br />

ein idealer Partner für die zahlreichen<br />

Joystick- und Tastenhandgeräte<br />

der Serie „safir“, die ihn mit<br />

Steuerbefehlen versorgen und<br />

postwendend Feedback und Statusmeldungen<br />

per bidirektionaler<br />

Funkverbindung auf dem beleuchteten<br />

LCD angezeigt bekommen.<br />

Ein Gerät davon ist der Tastenhandsender<br />

Beta (Bild 3). Er kombiniert<br />

Robustheit mit größtmöglichem<br />

Bedienkomfort: Die zwei bis sechs<br />

Funktionstasten überzeugen durch<br />

klare Anordnung, einen gut fühlbaren<br />

Druckpunkt und lassen sich sehr<br />

gut auch mit Handschuhen be -<br />

dienen. Zusammen mit Timo bildet<br />

dieser Handsender ein starkes Team.<br />

Besondere Kommunikationsfreude<br />

beweist der neu entwickelte<br />

Bild 3. Die zwei<br />

bis sechs<br />

Funktionstasten<br />

überzeugen<br />

durch klare<br />

Anordnung,<br />

einen<br />

gut fühlbaren<br />

Druckpunkt und<br />

lassen sich sehr<br />

gut auch mit<br />

Handschuhen<br />

bedienen.<br />

November 2013<br />

1166 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Messen · Steuern · Regeln<br />

FOKUS<br />

Bild 4. Der „Multimanager“<br />

kann mit bis zu<br />

256 Empfängern aus<br />

der Welotec-ORION-<br />

Serie kommunizieren.<br />

diesen mobilen Datenaustausch<br />

findet sich im Welotec-Programm<br />

das passende Equipment, vom einfachen<br />

Modem bis hin zu komplexen<br />

Datenloggern, LTE-Modem<br />

und UTMS-Routern. Als derzeitiges<br />

Highlight dürften die neuen Router<br />

der TK-Serie gelten (Bild 4), die jetzt<br />

sowohl UMTS- als auch LTE-Unterstützung<br />

bieten. IPsec, OpenVPN<br />

und Dynamic Multipoint VPN sorgen<br />

für sichere Verbindungen.<br />

Weitere interessante Features sind<br />

VLAN (Virtual Local Area Network),<br />

dynamisches Routen und Dual-SIM,<br />

also die Möglichkeit zwei SIM-Karten<br />

zu nutzen.<br />

Bild 5. Das neue<br />

System zur<br />

Maschinendatenerfassung<br />

bringt<br />

die unterschiedlichsten<br />

Automatisierungskomponenten<br />

„unter<br />

einen Hut“, indem<br />

es die vielen proprietären<br />

Protokolle<br />

in einen offenen<br />

Standard konvertiert.<br />

„Multimanager“ (Bild 4), der mit bis<br />

zu 99 oder optional sogar 256 Empfängern<br />

aus der Welotec-ORION-<br />

Serie kommunizieren kann. Die<br />

Empfänger lassen sich über zwei<br />

Menütasten auswählen; für die<br />

Steuerung der potenzialfreien<br />

Relais in den verschiedenen Empfängern<br />

stehen vier Funktionstasten<br />

bereit.<br />

Mit den be währten Zu -<br />

stimmtastern können Bediener<br />

beruhigt in Gefahrenbereiche eintreten.<br />

Ein Nothalt wird entweder<br />

durch Veränderung des 3-Positionenschalters<br />

ausgelöst oder durch<br />

einen externen Nothaltknopf, der<br />

zusätzlich mit dem Empfänger fest<br />

verkabelt werden kann. Hohe<br />

Sicherheit für den Bediener: Der<br />

Zustimmtaster entspricht der<br />

höchsten Sicherheitsstufe SIL3<br />

gemäß EN 61508 und PLe gemäß<br />

EN 13849.<br />

Multi-Protokoll-Konverter<br />

für systemübergreifende<br />

Maschinendatenerfassung<br />

Eine Maschinendatenerfassung<br />

kann zu deutlichen Verbesserungen<br />

der Produktionsprozesse beitragen.<br />

Die bisher nötigen Programmierarbeiten<br />

und Serversysteme bedeuten<br />

aber für viele Unternehmen einen<br />

un<strong>zum</strong>utbaren Invest. Welotec hat<br />

jetzt ein neues System zur Maschinendatenerfassung<br />

im Programm,<br />

das die unterschiedlichsten Automatisierungskomponenten<br />

„unter einen<br />

Hut bringt“, indem es die vielen proprietären<br />

Protokolle in offene Standards<br />

konvertiert. Dazu nutzt die<br />

neue Data Station Plus (Bild 5) die<br />

Protokoll-Bibliothek von Red Lion<br />

Controls, um anderweitig inkompatible<br />

Geräte an kabelgebundene oder<br />

kabellose (wireless) Netzwerke anzuschließen.<br />

Eine Registerzuordnung<br />

per Drag-and-drop ermöglicht so<br />

z.B. innerhalb kürzester Zeit einer<br />

Siemens-SPS die Kommunikation<br />

mit einem Allen-Bradley-Antrieb.<br />

Eingriffe in die Steuerungsprogramme,<br />

die immer mit einem<br />

gewissen Risiko verbunden sind,<br />

werden überflüssig. Die kompakte<br />

DSP hat alle Schnittstellen zur Anbindung<br />

von S5 und S7 Steuerungen<br />

und bietet darüber hinaus aktuell<br />

noch rund 300 andere Treiber, die<br />

Liste wächst ständig. Nach der Konfiguration<br />

lassen sich die Maschinendaten<br />

in einstellbaren Abtastraten<br />

protokollieren und über den integrierten<br />

Webserver auch aus der<br />

Ferne abfragen. Von den Möglichkeiten<br />

dieser praxisgerechten Maschinendatenerfassung<br />

kann man sich<br />

auf dem Welotec-Stand in Nürnberg<br />

live überzeugen.<br />

Kontakt:<br />

Welotec GmbH,<br />

Zum Hagenbach 7, D-48366 Laer,<br />

E-Mail: info@welotec.com,<br />

www.welotec.com<br />

Halle 9, Stand 121<br />

UMTS und LTE Router der<br />

nächsten Generation<br />

Die Übertragung großer Datenmengen<br />

und die Kommunikation mit<br />

dezentralen Geräten spielen heute<br />

eine immer wichtigere Rolle. Weltweit<br />

verteilte Systeme lassen sich<br />

über das Mobilfunknetz mit schnellen<br />

Übertragungsstandards vernetzen<br />

wie LTE, UMTS (HSDPA/HSUPA/<br />

HSPA+) und GSM (GPRS/EDGE). Für<br />

Die Spezialisten für industrielle Kommunikation und Automatisierung<br />

1969 als Ingenieurbüro gegründet, hat sich Welotec im Laufe der Jahre zu einem leistungsfähigen<br />

Systemanbieter für erklärungsbedürftige Produkte mit Mehrwert weiterentwickelt.<br />

Inzwischen liefert die Welotec GmbH nicht nur Technik und Produkte, sondern<br />

steht ihren Kunden mit hochqualifizierten Beratungs- und Serviceleistungen bei<br />

der Verwirklichung ihrer Lösungen zur Seite, um so deutlich mehr Sicherheit in allen<br />

Entscheidungsfragen vor, während und nach einer Projektierung zu schaffen. Heute gelten<br />

die Münsterländer international als anerkannte Spezialisten für industrielle Kommunikation,<br />

Wireless-Lösungen und industrielle Automatisierung.<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1167


FOKUS<br />

Messen · Steuern · Regeln<br />

FlexNet Technologie – Erfolg in Großbritannien<br />

verspricht ökonomischen und ökologischen Nutzen<br />

Konsumenten können Energieverbrauch und -kosten kontrollieren und somit helfen,<br />

CO 2 -Emissionen zu verringern<br />

Sensus, ein führender Anbieter<br />

von CleanTech Lösungen, wird<br />

das Kernstück der Kommunikationstechnologie<br />

für Großbritannien<br />

liefern. Die Regierung plant die Einführung<br />

von intelligenten (smarten)<br />

Strom- und Gaszählern in 10 Millionen<br />

Haushalten in der nördlichen<br />

Region Großbritanniens. Arquiva,<br />

als Hauptvertragspartner, wird<br />

das Kommunikationsnetzwerk aufbauen<br />

und betreiben.<br />

„Wir sind hocherfreut darüber,<br />

Großbritannien eine Technologie<br />

liefern zu dürfen, welche hilft, Ressourcen<br />

zu erhalten sowie Energiekosten<br />

und CO 2 -Emissionen zu<br />

reduzieren“, sagte ‘Lou D’Ambrosio<br />

Vorstandsvorsitzender von Sensus.<br />

„Mit 16 Millionen FlexNet Endpunkten,<br />

die bereits in den USA im<br />

Einsatz sind, unterstützt die Sensus<br />

Technologie Strom-, Gas- und<br />

<strong>Wasser</strong>versorger, ihre operative und<br />

ökonomische Effizienz zu verbessern.<br />

Selbstverständlich werden wir<br />

damit fortfahren, diesen Nutzen an<br />

Kunden weltweit weiterzugeben.“<br />

Die nördliche Region Großbritanniens,<br />

mit Nordengland und<br />

Schottland, umfasst auf einer Fläche<br />

von 113 255 Quadratkilometern<br />

vielfältige städtische und ländliche<br />

Gemeinden. In diesem Gebiet befinden<br />

sich auch sechs der zehn größten<br />

Metropolregionen Großbritanniens<br />

mit, unter anderem, Manchester,<br />

Newcastle, Glasgow und<br />

Edinburgh.<br />

Sensus wird 16 Millionen Zähler<br />

in 10 Millionen Haushalten mit der<br />

FlexNet Technologie verknüpfen.<br />

Die Technologie basiert auf offenen<br />

Standards und unterstützt IPv6<br />

Kommunikation. Diese Konnektivität<br />

ist Teil des Smart Metering Programmes<br />

Großbritanniens, welches<br />

Energie spart, Arbeitsplätze schafft<br />

Über Sensus<br />

Über Arqiva<br />

Sensus ist ein führendes CleanTech Unternehmen<br />

für Versorgungsinfrastruktur, das intelligente Zähler,<br />

Kommunikationssysteme, Software und Services<br />

für die Strom-, Gas- und <strong>Wasser</strong>branche anbietet.<br />

Technologie von Sensus hilft Versorgungsgesellschaften<br />

dabei, Betriebseffizienz und Kundeneinbindung<br />

mit Anwendungen voranzubringen,<br />

zu denen moderne Zählerausleseverfahren, Datengewinnung,<br />

Lastmanagement, Verteilungsautomatisierung,<br />

Heimnetzwerke und Beleuchtungssteuerung<br />

zählen. Kunden weltweit vertrauen der Innovation,<br />

Qualität und Zuverlässigkeit der Lösungen<br />

von Sensus für die intelligente Nutzung und Einsparung<br />

von Energie und <strong>Wasser</strong>.<br />

www.sensus.com<br />

Arqiva, das Unternehmen für Kommunikations-<br />

Infrastruktur und Mediendienste, ist im Herzen<br />

des Rundfunk-, Satelliten- und Mobilfunkmarktes<br />

tätig. Das Unternehmen steht bei Netzwerklösungen<br />

und -services in der digitalen Welt an der<br />

Spitze. Arqiva stellt einen bedeutenden Teil der<br />

Infrastruktur für Fernsehen, Radio, Satellitenund<br />

Drahtloskommunikation in Großbritannien<br />

bereit. Zu den Kunden des Unternehmens gehören<br />

große Sender, wie BBC, ITV, BSkyB und die<br />

unabhängigen Radiogruppen, große Telefongesellschaften,<br />

unter ihnen die fünf größten britischen<br />

Mobilnetzbetreiber, sowie die Notdienste.<br />

www.arqiva.com<br />

November 2013<br />

1168 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Messen · Steuern · Regeln<br />

FOKUS<br />

und ein gutes Beispiel für Clean-<br />

Tech Lösungen im Einsatz ist.<br />

„Das Smart Metering Projekt in<br />

Großbritannien soll rund 8,14 Milliarden<br />

Euro an Gesamteinsparungen<br />

erbringen. Dieses Projekt wird<br />

von jedem Land, welches über die<br />

Implementierung eines Smart<br />

Metering Netzwerkes nachdenkt,<br />

genau verfolgt werden“ sagt Bob<br />

Lockhart, Forschungsleiter Navigant.<br />

„Für die ausgewählten Lieferanten<br />

ist dieses Projekt ein Meilenstein,<br />

um weitere globale Märkte zu<br />

erreichen.“<br />

Sensus Smart Metering<br />

in Zahlen<br />

16 Millionen: Smarte Zähler im<br />

Netzwerk.<br />

10 Millionen: Haushalte und Kleinbetriebe<br />

im nördlichen Großbritannien<br />

werden angebunden.<br />

Ein Unternehmen: Sensus ist das<br />

einzige US-Unternehmen, welches<br />

im weltweit größten Smart Metering<br />

Projekt involviert ist.<br />

Wie bereits die ersten Installationen<br />

bei ScottishPower und Thames<br />

Water gezeigt haben, ist die Sensus<br />

Kommunikationstechnologie be -<br />

sonders dafür geeignet, um smarte<br />

Zähler und andere Geräte in schwer<br />

zugänglichen Einbaustellen zu<br />

erreichen. Das Netzwerk gewährleistet<br />

die Interoperabilität aller<br />

Anwendungen, die über das Sensus-System<br />

kommunizieren, und<br />

bietet nachhaltige technologische<br />

Lösungen auf Jahre hinaus.<br />

Kontakt:<br />

Sensus USA<br />

Linda Palmer,<br />

Tel. +1 919-845-4021,<br />

Senior-Managerin,<br />

Unternehmenskommunikation und<br />

Medienarbeit,<br />

E-Mail: Linda.palmer@sensus.com<br />

Largemouth Communications,<br />

Heidi Deja,<br />

Tel. + 1 919-459-6461,<br />

Account Director,<br />

E-Mail: heidi@largemouthpr.com<br />

Großbritannien<br />

Rocket Communications,<br />

Jo Ashford oder Lawrie Benfield,<br />

Tel. +44 (0)8453 707 024,<br />

E-Mail: sensus@rocketcomms.net<br />

Weltweit erstes Wi-Fi-fähiges Messgerät für Strom-,<br />

<strong>Wasser</strong>- und Gasverbrauch<br />

Novum auf dem internationalen Markt: erster batteriebetriebener Power Reader<br />

hilft beim Energiesparen<br />

Der dänische Energiemanagementspezialist NorthQ hat kürzlich den weltweit ersten batteriebetriebenen Wi-Fi<br />

Power & Gas Reader präsentiert, der Nutzern Energiekosteneinsparungen von bis zu 23 Prozent ermöglicht.<br />

Das Gerät kann der Anwender einfach auf existierende mechanische und elektronische Strom- oder Gaszähler<br />

anbringen. Der Reader ist Wi-Fi-fähig und sendet die gesammelten Daten an das NorthQ-Portal (www.homemanager.tv).<br />

Hier können Haus- und Wohnungsbesitzer den Verbrauch nachverfolgen, den voraussichtlichen<br />

Betrag der Jahresrechnung einsehen und alle weiteren bereitgestellten Services nutzen. NorthQ zeigte den<br />

Wi-Fi Power & Gas Reader im Rahmen der European Utility Week 2013 die vom 15. bis 17. Oktober in Amsterdam<br />

statt fand.<br />

Der WiFi Power & Gas Reader ist<br />

eine ideale Retrofit-Lösung und<br />

lässt sich in bestehende Installationen<br />

nachrüsten. Dabei passt er auf<br />

rund 98 % aller am Markt verfügbaren<br />

Strom- und etwa 86 % der<br />

Gaszähler. Unter anderem unterstützt<br />

der Reader die meisten Ferraris-Stromzählermodelle<br />

mit Drehscheibe<br />

sowie elektronische Zähler<br />

mit Impuls-LED. Je nach Ausführung<br />

misst das Gerät die Umdrehungen<br />

der Ferraris-Scheibe pro kWh<br />

(mechanische Zähler), den Impuls<br />

der Empfängerdiode pro kWh (elektronische<br />

Zähler) oder den Kontakt<br />

mit magnetischen Rädern bei Gaszählern.<br />

Die Messgenauigkeit liegt<br />

durchschnittlich bei 97 % für Ferraris-Zähler,<br />

99,8 % bei elektronischen<br />

Zählern und 99,5 % für Gaszähler.<br />

Online-Portal bietet<br />

Verbrauchseinblicke<br />

Alle 15 Minuten übermittelt der Wi-<br />

Fi-Reader die gesammelten Daten<br />

an das Online-Portal www.home-<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1169


FOKUS<br />

Messen · Steuern · Regeln<br />

PowerReader.<br />

gasReader.<br />

Über NorthQ<br />

NorthQ ist ein dynamisches und innovatives Unternehmen, das neue Technologien zu<br />

attraktiven Preisen bereitstellt. Die Experten entwickeln in-house Hardware, Software<br />

sowie Internetportale. Das populärste Produkt ist der NorthQ Power & Gas Reader, der<br />

ursprünglich für Dong Energy konzipiert wurde, aber mittlerweile von einigen großen<br />

Energieversorgern in ganz Europa eingesetzt wird. Der Power Reader ist batteriebetrieben<br />

und kann unkompliziert von Endnutzern auf ihren vorhandenen mechanischen<br />

(Ferraris-Zähler), elektronischen oder Infrarot-nutzenden Stromzähler montiert werden.<br />

Zusätzlich unterstützt er Gas- und <strong>Wasser</strong>zähler. Die Verbrauchsinformationen werden<br />

alle 15 Minuten auf einen Cloud-Service hochgeladen.<br />

manager.tv. Die Verbrauchsdaten<br />

lassen sich in Form von Grafiken<br />

visualisieren, was es Nutzern möglich<br />

macht, Strom- oder Gasverbräuche<br />

zu überwachen. Die Prognose<br />

und die Alarmfunktion analysieren<br />

vergangene Verbräuche und kalkulieren<br />

die zu erwartende jährliche<br />

oder monatlichen Strom-/Gaskosten<br />

und warnen die Konsumenten,<br />

bevor sie ihr Budget überschreiten.<br />

Nutzer können darüber hinaus<br />

Alarme einrichten und erhalten, um<br />

sich beispielsweise vor Überspannung,<br />

ungewöhnlichem Verhalten<br />

oder atypischem Verbrauchsmustern<br />

abzusichern. Der „Elderly Care“-<br />

Service ist ebenfalls verfügbar, er<br />

ermöglicht Anwendern die Nachverfolgung<br />

von Aktivität und Routinen<br />

älterer Angehöriger.<br />

Auf alle Services kann über ein<br />

Internet-fähiges Gerät wie Smartphone,<br />

Tablet oder PC remote zu -<br />

gegriffen werden. Die Leistungen<br />

auf www.homemanager.tv reichen<br />

von statischen Services über Sicherheit,<br />

Healthcare und Komfort bis hin<br />

zur Rechnungsstellung.<br />

Der Wi-Fi Power Reader von<br />

NorthQ basiert auf der Wireless<br />

Internet Connectivity for Embedded<br />

Devices (WICED) Development-<br />

Plattform von Broadcom. Die<br />

WICED-Plattform reduziert merklich<br />

den nötigen Aufwand zur Hinzufügung<br />

drahtloser Konnektivität bei<br />

Embedded Devices, was es Entwicklern<br />

möglich macht, in kurzer Zeit<br />

mit dem Netzwerk verbundene<br />

Applikation zu erstellen. Das WICED<br />

Development System ermöglicht<br />

Wi-Fi-Konnektivität und Bluetooth-<br />

Smart-Bridging für Home-, Health<br />

und Fitness-Anwendungen. Details<br />

stehen unter www.broadcom.com<br />

bereit.<br />

„Die neueste Innovation von<br />

NorthQ ist ein optimales Beispiel für<br />

einzigartige Applikationen, die mittels<br />

unseres WICED Development<br />

Systems möglich sind“, kommentiert<br />

Brian Bedrosian, Broadcom<br />

Senior Director, Wireless Connectivity<br />

Combos. „Die Kombination<br />

eines Wi-Fi-fähigen Strom- und Gaszählers<br />

mit einem Online-Portal<br />

<strong>zum</strong> Monitoring des Verbrauchs<br />

verspricht eine dramatische Reduzierung<br />

beim Kundenenergieverbrauch.“<br />

Kontakt:<br />

NorthQ ApS,<br />

Christian von Scholten,<br />

Strandvejen 157 1. TV,<br />

2900 Hellerup, Dänemark,<br />

Tel. +45 70 27 18 18,<br />

E-Mail: cvs@northq.com,<br />

www.northq.com<br />

November 2013<br />

1170 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

NETZWERK WISSEN<br />

Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />

Forschung und Entwicklung<br />

© TUM/Albert Scharger<br />

Lehrstuhl und Versuchsanstalt für Siedlungswasserwirtschaft<br />

an der TU München im Porträt<br />

##<br />

Aufbruchstimmung: Der Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft formiert sich neu<br />

##<br />

Leiter seit 1. August 2013: Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes im Interview<br />

##<br />

Die Versuchsanstalt Siedlungswasserwirtschaft: Forschen unter realen Bedingungen<br />

##<br />

Die Arbeitsgruppe Niederschlagswasserbewirtschaftung: Wie verändern sich Leistungen<br />

dezentraler Anlagen?<br />

##<br />

Oskar von Miller: Ingenieurgenie und Bildungsvisionär<br />

Aktuelle Forschungsvorhaben und Ergebnisse<br />

##<br />

Analytische Forschungsgruppe:<br />

Spurenstoffe während der <strong>Abwasser</strong>reinigung eliminieren<br />

##<br />

Arbeitsgruppe Anaerobtechnik und Energierückgewinnung:<br />

Strategien zur Vermeidung und Produktion von Lachgas auf Kläranlagen<br />

##<br />

Arbeitsgruppe Mikrobiologische Systeme:<br />

Biogener Schwefelsäure-Korrosion in <strong>Abwasser</strong>anlagen vorbeugen<br />

##<br />

Arbeitsgruppe Natürliche Aufbereitungsverfahren:<br />

Strategien zur Prozessoptimierung natürlicher <strong>Wasser</strong>behandlungsverfahren<br />

##<br />

Arbeitsgruppe Weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung und <strong>Wasser</strong> Recycling:<br />

Spurenstoffentfernung durch weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

Das komplette Team der Siedlungswasserwirtschaft umfasst derzeit über 40 Mitarbeiter. © SWW<br />

Aufbruchstimmung in der<br />

Siedlungswasserwirtschaft<br />

Der Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft an der TU München formiert sich neu<br />

Es herrscht Aufbruchstimmung am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der Technischen Universität München<br />

(TUM): Neue Köpfe + neue Aufgaben = erweiterte Forschung und Lehre. Der Lösung dieser Gleichung<br />

widmet sich derzeit das Team um den neuen Lehrstuhlinhaber Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes, der seit dem<br />

1. August diesen Jahres die Leitung des Lehrstuhls und der Versuchsanstalt für Siedlungswasserwirtschaft an<br />

der TUM übernommen hat.<br />

Die Berufung von Prof. Drewes ist<br />

der vorerst letzte Stein in einer<br />

Reihe von personellen und inhaltlichen<br />

Veränderungen, die der Lehrstuhl<br />

für Siedlungswasserwirtschaft<br />

seit letztem Jahr gemeistert hat.<br />

Nachdem der vormalige Leiter des<br />

Lehrstuhls Prof. Harald Horn Anfang<br />

letzten Jahres nach sechsjähriger<br />

Tätigkeit ans Karlsruher Institut für<br />

Technologie gewechselt war, übernimmt<br />

Drewes mit seinem Amtsantritt<br />

die Leitung des Lehrstuhls von<br />

PD Dr. rer. nat. habil. Brigitte Helmreich,<br />

die den Lehrstuhl kommissarisch<br />

geführt hat. Die promovierte<br />

Chemikerin und Privatdozentin für<br />

das Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft<br />

kann sich nun wieder<br />

ganz der Leitung der Versuchsanstalt<br />

Siedlungswasserwirtschaft und<br />

ihrer Arbeit in den Arbeitsgruppen<br />

Niederschlagswasserbewirtschaftung<br />

sowie Weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung<br />

und <strong>Wasser</strong> Recycling<br />

widmen.<br />

Nach 16-jähriger Forschungsund<br />

Lehrtätigkeit in den USA, Australien<br />

und Saudi Arabien kehrt Drewes<br />

nach Deutschland zurück. Er<br />

hat den Lehrstuhl in sechs Arbeitsgruppen<br />

neu aufgestellt. Diese Forschungsaktivitäten<br />

ergänzen sich<br />

synergistisch, stehen in der Tradition<br />

des 145 Jahre alten Lehrstuhls,<br />

greifen aber auch neue Themenfelder<br />

auf, z. B. wie urbane Siedlungswassersysteme<br />

den Herausforderungen<br />

des 21. Jahrhunderts besser<br />

gerecht werden können (s. Interview<br />

S. 1175).<br />

Analytische<br />

Forschungsgruppe<br />

Seit Sommer letzten Jahres verstärken<br />

außerdem PD Dr. rer. nat. habil.<br />

Thomas Letzel und PD Dr. rer. nat.<br />

habil. Johanna Graßmann, die vom<br />

Wissenschaftszentrum Weihenstephan<br />

für Ernährung, Landnutzung<br />

und Umwelt der TUM an den Lehrstuhl<br />

für Siedlungswasserwirtschaft<br />

wechselten, das Team. Ihnen folgten<br />

vier wissenschaftliche Mitarbeiter,<br />

eine technische Angestellte<br />

sowie eine Auszubildende an den<br />

Lehrstuhl, die zusammen in der<br />

November 2013<br />

1172 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

neuen Analytischen Forschungsgruppe<br />

(AFG) arbeiten. Die Arbeitsgruppe<br />

verstärkt den Lehrstuhl mit<br />

einem Pool an analytischen Geräten<br />

im Bereich der Identifizierung und<br />

Quantifizierung von anthropogenen<br />

Spurenstoffen und deren Transformationsprodukten.<br />

Damit können<br />

Forschungsschwerpunkte zur<br />

biologischen und chemischen Entfernung<br />

von anthropogenen Spurenstoffen<br />

durch gezielte Analytik<br />

im Hause begleitet werden.<br />

Die Arbeitsschwerpunkte umfassen<br />

derzeit technologische, analytisch-methodische<br />

und analytischchemische<br />

Ansätze und sind im<br />

Bereich der <strong>Abwasser</strong>analyse sowie<br />

weiteren umweltrelevanten Matrices,<br />

der Lebensmittelanalyse sowie<br />

Getränke und Pflanzenextrakten<br />

und weiteren flüssigen Matrices in<br />

Anwendung. Ein besonderer Fokus<br />

liegt dabei auf der chemischen Analyse<br />

bei gleichzeitiger Funktionsanalyse<br />

sowie der Quantifizierung<br />

von Spurenstoffen durch massenspektrometrische<br />

Detektion.<br />

Weiterhin wurden am Lehrstuhl<br />

verschiedene weitergehende Me -<br />

thoden zur Charakterisierung des<br />

gelösten organischen Kohlenstoffs<br />

etabliert. Aktuell bearbeitet die<br />

AFG u. a. das Projekt Risk-Ident (s. S.<br />

1182), das sich mit der Risikobewertung<br />

anthropogener Spurenstoffe<br />

be schäftigt, Screening-Technologien<br />

und eine Stoffdatenbank etabliert<br />

sowie eine Methode zu deren<br />

Eliminierung während der weitergehenden<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

erprobt. Außerdem organisiert die<br />

AFG den Aufbau der „europäischen<br />

Ausbildung <strong>zum</strong> Chemielaboranten“<br />

im dualen Ausbildungsmodus<br />

in den Ländern Georgien, Griechenland,<br />

Polen, Tschechische Republik<br />

und der Türkei (mit finanzieller<br />

Unterstützung der Europäischen<br />

Union).<br />

Ein neues zweijähriges Projekt<br />

mit Partnern in den USA wurde<br />

gerade mit dem Ziel begonnen,<br />

gegenwärtige und alternative Strategien<br />

<strong>zum</strong> Management von Spurenstoffen<br />

in Trink- und <strong>Abwasser</strong><br />

abzuschätzen. Dieses Vorhaben fördert<br />

die Water Research Foundation<br />

(WRF, Denver, Colorado).<br />

Anaerobtechnik und<br />

Energierückgewinnung<br />

Ebenfalls im Frühjahr letzten Jahres<br />

kehrte Dr.-Ing. Konrad Koch nach<br />

zweijähriger Tätigkeit an der Bayerischen<br />

Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

an den Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft<br />

zurück. Seitdem<br />

erweitert er das Spektrum des<br />

Lehrstuhls um den Bereich anaerober<br />

Verfahren und leitet die Arbeitsgruppe<br />

Anaerobtechnik und Energierückgewinnung.<br />

Forschungsschwerpunkte<br />

sind dabei die<br />

Optimierung der anaeroben Abbauprozesse<br />

auf Kläranlagen (beispielsweise<br />

durch die Zugabe von Co-<br />

Substraten), neue Verfahren der<br />

Klärschlammvorbehandlung <strong>zum</strong><br />

verbesserten anaeroben Abbau,<br />

anaerobe Membranverfahren zur<br />

<strong>Abwasser</strong>aufbereitung und <strong>zum</strong><br />

Biomasserückhalt, Vermeidungsstrategien<br />

von Lachgasemissionen<br />

in Deammonifikationsverfahren so -<br />

wie die gezielte Generierung von<br />

Lachgas zur höheren Energieausbeute<br />

durch den Einsatz von in situ-<br />

Sensoren (s. S. 1183).<br />

Die Entwicklung und Etablierung<br />

innovativer Messverfahren zur<br />

online-Überwachung der ablaufenden<br />

Prozesse sowie die mathematische<br />

Beschreibung der ablaufenden<br />

Prozesse und deren dynamische<br />

Simulation zur Verbesserung des<br />

Prozessverständnisses sind dabei in<br />

allen Betätigungsfeldern wichtige<br />

Werkzeuge.<br />

Mikrobiologische Systeme<br />

Einen „Stillstand“ hat es auch in den<br />

anderen Arbeitsgruppen am Lehrstuhl<br />

nicht gegeben. Die Arbeitsgruppe<br />

Mikrobiologische Systeme<br />

unter der Leitung von Dr. rer. nat.<br />

Elisabeth Müller befasst sich mit der<br />

Identifizierung und der Funktion<br />

von mikrobiellen Biozönosen in<br />

aquatischen und technischen Systemen<br />

(z. B. in biologisch aktiven Filtern<br />

der Trinkwasseraufbereitung<br />

oder biologischen <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen).<br />

Relevante Forschungsschwerpunkte<br />

sind der<br />

Nachweis bestimmter funktioneller<br />

Bakteriengruppen und die Erfassung<br />

ihrer spezifischen Aktivität in<br />

den verschiedenen Biozönosen. Der<br />

Fokus liegt dabei auf der Stickstoffumsetzung<br />

(Nitrifikanten und<br />

ANAMMOX Bakterien), den anaeroben<br />

Abbauprozessen (sulfatreduzierende<br />

Bakterien, Methanbakterien)<br />

und der mikrobiell induzierten<br />

Korrosion (sulfid- und schwefeloxidierende<br />

Bakterien, biogene Schwefelsäure-Korrosion,<br />

s. S. 1185).<br />

Außerdem beschäftigt sich die<br />

Arbeitsgruppe mit dem Verbleib<br />

und Abbau von organischen Spurenstoffen,<br />

wie z. B. Antibiotika oder<br />

Benzotriazolen in Kläranlagen und<br />

der aquatischen Umwelt. Im Vordergrund<br />

stehen hierbei die taxonomische<br />

Charakterisierung von Spurenstoffen<br />

abbauenden mikrobiellen<br />

Biozönosen und die Bestimmung<br />

ihrer biologischen Abbaupotenziale<br />

durch den Einsatz modernster<br />

molekularbiologischer Verfahren<br />

(Metagenomics, Transcriptomics).<br />

Der Nachweis von fäkalen Indikatororganismen<br />

(E. coli und Enterokokken)<br />

bzw. spezifischen pathogenen<br />

Mikroorganismen, wie z. B. Pseudomonas<br />

spp. und Legionellen spp., ist<br />

als Routineanalytik ebenfalls etabliert.<br />

Diese wird aktuell in zwei Projekten<br />

eingesetzt, die sich einmal<br />

mit der hygienischen Belastung von<br />

Oberflächengewässern durch Mischwasserentlastungen<br />

und zweitens<br />

der Desinfektionseffizienz von oxidativen<br />

Verfahren beschäftigen.<br />

Niederschlagswasserbewirtschaftung<br />

Für Kontinuität am Lehrstuhl sorgt<br />

die Arbeitsgruppe Niederschlagswasserbewirtschaftung<br />

unter der<br />

Leitung von PD Dr. rer. nat. habil.<br />

Brigitte Helmreich. Seit mehr als<br />

zehn Jahren liefert diese Arbeitsgruppe<br />

zuverlässig Ergebnisse zur<br />

dezentralen und zentralen Niederschlagswasserbewirtschaftung.<br />

Ein<br />

Schwerpunkt der Arbeitsgruppe ist<br />

▶▶<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1173


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

einerseits die Erfassung bzw. das<br />

Monitoring von Schadstoffen der<br />

Abflüsse befestigter Flächen, wie<br />

beispielsweise Kupfer und Zink von<br />

Metalldachflächen sowie organische<br />

und anorganische Verunreinigungen<br />

in Verkehrsflächenabflüssen.<br />

Ein zweiter Schwerpunkt ist die<br />

Entwicklung und Evaluierung von<br />

dezentralen Behandlungsanlagen<br />

für Metalldach- und Verkehrsflächenabflüsse<br />

(s. S. 1179). In diesem<br />

Rahmen werden auch Prüfungen<br />

von Behandlungsanlagen von<br />

Metalldachabflüssen nach den<br />

„Prüfkriterien zur vorläufigen Beurteilung<br />

von Versickerungsanlagen<br />

<strong>zum</strong> Rückhalt von Metallionen aus<br />

Niederschlagsabflüssen von Metalldächern“<br />

des Bayerischen Landesamts<br />

für Umwelt (LfU) für Firmen<br />

durchgeführt.<br />

Weitergehende<br />

<strong>Wasser</strong> behandlung<br />

Die Arbeitsgruppe Weitergehende<br />

<strong>Wasser</strong>behandlung und <strong>Wasser</strong><br />

Recycling leiten Drewes und Helmreich<br />

künftig gemeinsam. Die<br />

Arbeitsgruppe besteht aus vier Forschungsteams,<br />

die von jeweiligen<br />

Team Leadern geleitet werden<br />

(Advanced Oxidation Processes –<br />

Dr. Carolin Heim; Deammonification<br />

– Dipl.-Ing. Claus Lindenblatt; Membrane<br />

Processes – Prof. Drewes;<br />

Water Recycling – Prof. Drewes). Im<br />

Vordergrund der Forschung stehen<br />

dabei Arbeiten zur weitergehenden<br />

Stickstoffentfernung (Deammonifikation)<br />

sowie zu verfahrenstechnischen<br />

Optionen der weitergehenden<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung insbesondere<br />

die Entfernung von organischen<br />

Spurenstoffen und pathogenen<br />

Keimen durch die vierte<br />

Reinigungsstufe (s. S. 1188). Diese<br />

Hybridverfahren schließen modifizierte<br />

biologische technische Filter,<br />

weitergehende Oxidationsverfahren<br />

(UV/Peroxid; nanomodifizierte<br />

Diamantelektroden; Ozone), Aktivkohle<br />

sowie Membranverfahren<br />

(Ultrafiltration, Nanofiltration) ein,<br />

die sowohl zentral wie dezentral<br />

eingesetzt werden können.<br />

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt<br />

sind energetisch optimierte Verfahren<br />

des <strong>Wasser</strong> Recyclings zur Stützung<br />

der Trinkwasserversorgung<br />

und Industriewasserversorgung.<br />

Lehrstuhl Siedlungswasserwirtschaft – Zahlen, Daten, Fakten<br />

Hochschule: Technische Universität München (13 Fakultäten)<br />

Fakultät: Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt (8 Institute)<br />

Institut: Institut für <strong>Wasser</strong> und Umwelt (3 Lehrstühle)<br />

Leitung: Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes (seit August 2013)<br />

Mitarbeiter: 46 (Lehrstuhlleitung, Arbeitsgruppenleitung, Sekretariat, wissenschaftliche<br />

und technische Mitarbeiter, Auszubildende, Gastwissenschaftler, externe Lehrbeauftragte)<br />

Arbeitsgruppen: 6 (Niederschlagswasserbewirtschaftung; Weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung<br />

und <strong>Wasser</strong> Recycling; Anaerobtechnik und Energierückgewinnung; Analytische<br />

Forschungsgruppe; Mikrobiologische Systeme; Natürliche Aufbereitungsverfahren)<br />

Studiengänge: Umweltingenieurwesen (Bachelor, Master); Bauingenieurwesen (Bachelor,<br />

Master)<br />

Forschungsschwerpunkte: Prozesssteuerung und Optimierung von energetisch effizienten<br />

Verfahren der <strong>Wasser</strong>behandlung; Anaerobtechnik und Energiegewinnung aus<br />

<strong>Abwasser</strong>strömen; Deammonifikation; Entwicklung von neuen innovativen technischen<br />

Reinigungssystemen insbesondere in Verbindung mit biologischen Systemen; Regenwassernutzung;<br />

Dynamische Simulation und Modellierung der Gewässergüte; Entwicklung<br />

ganzheitlicher Konzepte für ganze Stadtregionen; Grundlagenforschung in Bereichen<br />

der chemischen und biomolekularen Analyse der Transport- und Reaktionsmechanismen<br />

von organischen Spurenstoffen in technischen und mikrobiologischen Systemen.<br />

Die messtechnische Überwachung<br />

dieser Installationen insbesondere<br />

für dezentrale Anwendungen mit<br />

neuen Messverfahren sind eine<br />

gemeinsame übergreifende Thematik<br />

aller Arbeitsgebiete.<br />

Natürliche<br />

Aufbereitungsverfahren<br />

Der Schwerpunkt der neuen Ar -<br />

beitsgruppe Natürliche Aufbereitungsverfahren<br />

am Lehrstuhl greift<br />

Prinzipien der Langsamsandfiltration<br />

oder Uferfiltration auf, die seit<br />

über 100 Jahren technologisch etabliert<br />

sind. Durch die Kopplung mit<br />

anderen ingenieurtechnischen Prozessen<br />

und den Einsatz von chemisch-analytischen<br />

(LC/MS-MS) und<br />

modernsten biomolekularen (Metagenomics,<br />

Transcriptomics) Methoden<br />

werden diese passiven Behandlungsverfahren<br />

verfahrenstechnisch<br />

so optimiert, dass sich die Leistungsfähigkeit<br />

für die Entfernung<br />

organischer Spurenstoffe deutlich<br />

steigert und sie damit potenzielle<br />

Alternativen zu energetisch intensiven<br />

Aufbereitungsverfahren (wie<br />

Ozone) bieten können (s. S. 1187).<br />

Dabei wird der physische Platzbedarf<br />

und Chemikalieneinsatz reduziert<br />

und die Reinigungsleistung<br />

besser vorhersagbar. Laufende<br />

Arbeiten mit Projektpartnern in den<br />

USA beschäftigen sich mit der<br />

gezielten Leistungssteigerungen<br />

zur Spurenstoff elimination der<br />

Untergrundpassage im Labor- und<br />

Feldmaßstab. Darüber hinaus werden<br />

diese Konzepte auf biologisch<br />

aktive technische Filter der Trinkwasseraufbereitung<br />

und der weitergehenden<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

übertragen. Die Leitung dieser<br />

Arbeitsgruppe wird ab dem 1.<br />

Januar 2014 von Uwe Hübner übernommen,<br />

der zurzeit seine Doktorarbeit<br />

zur Kopplung der weitergehenden<br />

Oxidation und der Untergrundpassage<br />

an der Technischen<br />

Universität Berlin (Lehrstuhl Professor<br />

Martin Jekel) abschließt.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.sww.bgu.tum.de<br />

November 2013<br />

1174 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

Internationale Kontakte pflegen,<br />

fachübergreifende Forschung etablieren<br />

Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes will die <strong>Wasser</strong>forschung an der TUM neu positionieren,<br />

um den vielfältigen Herausforderungen in der Siedlungswasserwirtschaft gerecht zu<br />

werden<br />

Seit 1. August leitet Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes den Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft an der Technischen<br />

Universität München (TUM). Im Interview mit <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> erläutert er seine Pläne für Forschung<br />

und Lehre.<br />

<strong>gwf</strong>: Herr Prof. Drewes, Sie haben am<br />

1. August den Lehrstuhl und die Versuchsanstalt<br />

für Siedlungswasserwirtschaft<br />

an der TUM übernommen.<br />

Welche Schwerpunkte werden Sie<br />

dort in der Forschung setzen?<br />

Drewes: Wenn wir uns heute in<br />

Deutschland, Europa und weltweit<br />

umschauen, gibt es enorme Herausforderungen<br />

an die Siedlungswasserwirtschaft:<br />

demografische Veränderungen;<br />

eine wachsende Urbanisierung;<br />

eine alternde <strong>Wasser</strong>infrastruktur,<br />

für deren Instandhaltung<br />

enorme Investitionen nötig sind;<br />

größere Unsicherheiten bezüglich<br />

des <strong>Wasser</strong>dargebotes und Extremwetterereignisse<br />

aufgrund des Klimawandels,<br />

die mit der Infrastruktur,<br />

wie wir sie heute kennen, häufig<br />

nicht zu schultern sind; die wachsende<br />

Erkenntnis der Bedeutung<br />

des <strong>Wasser</strong>-Energie-Nexus, der<br />

energetisch günstigere Prozesse in<br />

der Gewinnung, Verteilung und<br />

Behandlung von <strong>Wasser</strong> und<br />

<strong>Abwasser</strong> erfordert oder der Verlust<br />

von Biodiversität in vielen Oberflächengewässern.<br />

Diesen Herausforderungen müssen<br />

wir uns stellen und Ingenieure<br />

und Wissenschaftler ausbilden, die<br />

auf Bewährtes zurückgreifen, aber<br />

auch mit neuen Ansätzen vorangehen<br />

und sich ihrer lokalen wie globalen<br />

Verantwortung bewusst sind.<br />

Hier setzen unsere Forschungsfelder<br />

an, die sich mit der Entwicklung<br />

zukunftsfähiger, flexibler <strong>Wasser</strong>-<br />

und <strong>Abwasser</strong>systeme insbesondere<br />

für urbane Räume sowie<br />

energetisch günstige Systeme<br />

durch Anaerobtechnik und Energierückgewinnung<br />

beschäftigen; die<br />

Nutzung modifizierter naturnaher<br />

„aktiver“ Aufbereitungsverfahren,<br />

die durch den Einsatz von modernen<br />

chemischen und biomolekularen<br />

Techniken verfahrenstechnisch<br />

optimiert werden; weitergehende<br />

<strong>Wasser</strong>behandlung einschließlich<br />

Oxidations-, Membran- und biologische<br />

Hybridverfahren; <strong>Wasser</strong> Recycling<br />

insbesondere zur Stützung der<br />

Trinkwasserversorgung sowie als<br />

übergreifende Thematik die Bereitstellung<br />

einer zeitgemäßen <strong>Wasser</strong>sensorik<br />

für Prozessüberwachung<br />

und Gewässergüte.<br />

<strong>gwf</strong>: … und in der Lehre?<br />

Drewes: Unser Lehrstuhl bietet Vorlesungen<br />

für die Bachelor Studiengänge<br />

Umweltingenieurwesen und<br />

Bauingenieurwesen an sowie für<br />

die Masterstudiengänge Environmental<br />

Engineering, Civil Engineering,<br />

Environmental Planning and<br />

Engineering sowie Sustainable<br />

Resource Management. In diesen<br />

Studiengängen werden wir neue<br />

Akzente im Bereich der weitergehenden<br />

Trink- und <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

setzen, der Energierückgewinnung<br />

aus <strong>Abwasser</strong>, dem<br />

<strong>Wasser</strong> Recycling sowie der Konzeption<br />

nachhaltiger <strong>Wasser</strong>ver- und<br />

-entsorgungssysteme für urbane<br />

Räume.<br />

<strong>gwf</strong>: Im Speziellen haben Sie zwei<br />

neue Arbeitsgruppen, naturnahe Aufbereitungsverfahren<br />

und weitergehende<br />

<strong>Wasser</strong>behandlung und <strong>Wasser</strong><br />

Recycling, am Lehrstuhl etabliert.<br />

Womit befasst sich die Arbeitsgruppe<br />

Natürliche Aufbereitungsverfahren?<br />

Drewes: Im Kern geht es hierbei um<br />

die Nutzung biologischer Prozesse<br />

in naturnahen Aufbereitungsverfahren<br />

wie der künstlichen Grundwasserreinigung,<br />

Retentionsbodenfilter<br />

oder biologischen Aktivkohlefiltern<br />

allerdings mit veränderten<br />

Auslegungs- und Betriebsbedingungen.<br />

Diese Verfahren werden<br />

seit vielen Jahrzehnten vorwiegend<br />

als passive Reinigungsverfahren eingesetzt.<br />

Mit den Erkenntnissen, die<br />

uns die moderne Umweltanalytik<br />

(zur weitergehenden Charakterisierung<br />

des organischen Kohlenstoffs<br />

sowie die Spurenanalytik zur Aufklärung<br />

von Transformationsprozessen)<br />

und biomolekulare Ansätze<br />

(wie Metagenomics und Transcriptomics)<br />

bieten, haben wir heute die<br />

Möglichkeiten, diese energetisch<br />

sehr effizienten biologischen Verfahren<br />

so auszulegen und zu betreiben,<br />

dass wir sie als aktive Reinigungsverfahren<br />

mit vorhersagbarer<br />

Ablaufqualität nutzen können.<br />

<strong>gwf</strong>: Und was dürfen Studierende<br />

und Fachwelt bei der Weitergehenden<br />

<strong>Wasser</strong>behandlung und <strong>Wasser</strong> Recycling<br />

erwarten?<br />

Drewes: Fangen wir mal mit dem<br />

Thema <strong>Abwasser</strong>wiederverwendung<br />

oder <strong>Wasser</strong> Recycling an.<br />

<strong>Wasser</strong> Recycling hat zwei Dimensionen:<br />

<strong>Wasser</strong>menge und <strong>Wasser</strong>qualität.<br />

Im wasserreichen Deutschland<br />

mit sinkenden <strong>Wasser</strong>verbräuchen<br />

erscheint eine Mehrfachnut-<br />

▶▶<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1175


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

zung von <strong>Wasser</strong> vielleicht weniger<br />

relevant, ist aber für Regionen mit<br />

angespannten <strong>Wasser</strong>haushalten<br />

(wie im Mittelmeerraum, dem Mittleren<br />

Osten, weiten Bereichen der<br />

USA oder Australiens) mittlerweile<br />

eine weit etablierte Praxis zur Stützung<br />

von lokalen <strong>Wasser</strong>ressourcen.<br />

Durch die Entwicklung technischer<br />

Systeme wollen wir dazu einen Beitrag<br />

leisten. In manchen Regionen<br />

in Deutschland kann man vielleicht<br />

eher von einem ungeplanten und<br />

daher de facto <strong>Wasser</strong> Recycling<br />

sprechen, das sich insbesondere an<br />

<strong>Wasser</strong>qualitätsbeeinträchtigungen<br />

durch <strong>Abwasser</strong>einleitungen zeigt.<br />

Beispiele dazu sind die Präsenz<br />

pathogener Keime oder ökotoxikologisch<br />

relevanter organischer Spurenstoffe<br />

in Oberflächenwässern.<br />

Dies schlägt auch die Brücke zur<br />

Bedeutung einer weitergehenden<br />

<strong>Wasser</strong>behandlung, beispielsweise<br />

die Entwicklung und weitere Optimierung<br />

von Verfahren im Rahmen<br />

einer 4. Reinigungsstufe oder notwendige<br />

technische Aufbereitungsprozesse<br />

und Überwachungsstrategien,<br />

um aus <strong>Abwasser</strong> wieder<br />

Trinkwasser zu machen.<br />

<strong>gwf</strong>: Welche Stationen in ihrer beruflichen<br />

Laufbahn haben Sie bisher als<br />

besonders herausragend, prägend<br />

oder wichtig erlebt?<br />

Drewes: Ich bin sehr dankbar, das<br />

US-amerikanische akademische<br />

System erfahren zu haben, das es<br />

mir ermöglicht hat, sich bewusst für<br />

eine Hochschulkarriere zu entscheiden,<br />

und danke insbesondere meinen<br />

Mentoren und meiner Familie,<br />

die mich dabei sehr unterstützt<br />

haben.<br />

Weiterhin hatte ich das Glück, in<br />

großen interdisziplinären Verbundvorhaben<br />

und Forschungszentren<br />

in den USA, Australien und dem<br />

Mittleren Osten mitzuarbeiten, was<br />

ich als sehr anregend und motivierend<br />

empfand, auch ganz neue Forschungsfelder<br />

zu erschließen. Mit<br />

den besten Köpfen des <strong>Wasser</strong>faches<br />

in den USA zusammenzuarbeiten,<br />

um ein nationales <strong>Wasser</strong>forschungszentrum<br />

zu etablieren, war<br />

natürlich ausgesprochen prägend<br />

und bereichernd. Diese Erfahrungen<br />

möchte ich gerne an der TU<br />

München und in der deutschen<br />

<strong>Wasser</strong>szene einbringen.<br />

<strong>gwf</strong>: Wird Ihre langjährige Forschungstätigkeit<br />

in den USA, z. B. an<br />

der Colorado School of Mines oder<br />

am NSF Engineering Research Center<br />

for Re-inventing the Nation’s Urban<br />

Water Infrastructure, Ihre jetzige<br />

Arbeit beeinflussen?<br />

Drewes: Ganz sicher und zwar<br />

gleich auf mehreren Ebenen. Wir<br />

werden diese Kontakte durch laufende<br />

und neue gemeinsame Projekte<br />

pflegen und damit auch sehr<br />

attraktive Möglichkeiten für eine<br />

internationale Erfahrung für junge<br />

Nachwuchswissenschaftler schaffen.<br />

Weiterhin empfand ich das<br />

enge Doktoranden-/Hochschullehrerverhältnis<br />

als sehr positiv für die<br />

Betreuung junger Wissenschaftler,<br />

das ja nun auch durch das Konzept<br />

der Graduate School (Anm. d. Red.:<br />

s. S. 1184) Einzug an der TU München<br />

wie auch anderen Hochschulen<br />

in Deutschland hält.<br />

Die Forschung um zentrale Themen<br />

herum zu definieren und fachübergreifend<br />

anzugehen anstatt<br />

innerhalb der Möglichkeiten eines<br />

einzelnen Lehrstuhls zu forschen,<br />

halte ich für absolut essenziell, um<br />

den vielfältigen Herausforderungen<br />

in der Siedlungswasserwirtschaft<br />

gerecht zu werden. Diesbezüglich<br />

wollen wir auch die <strong>Wasser</strong>forschung<br />

an der TU München neu<br />

positionieren.<br />

<strong>gwf</strong>: Sie haben die Nachfolge von<br />

Prof. Dr. Harald Horn angetreten, der<br />

Schwerpunkte in den Bereichen <strong>Wasser</strong>chemie<br />

und Analytik gesetzt hat.<br />

Gibt es auch hier in Ihrer Arbeit<br />

Anknüpfungspunkte?<br />

Drewes: Es gibt eine ganze Reihe<br />

von Punkten bei denen meine Interessen<br />

an die Forschungsaktivitäten<br />

meines neuen Lehrstuhls und seiner<br />

145-jährigen Geschichte sowie an<br />

die des Kollegen Horn anknüpfen.<br />

Moderne Siedlungswasserwirtschaft<br />

kann durch die Nutzung zeitgemäßer<br />

Umweltanalytik, mikrobiologischer<br />

und biomolekularer<br />

Techniken sowie der Informationstechnologie<br />

in ganz neue Dimensionen<br />

der Prozessauslegung und<br />

-optimierung vorstoßen, was ich als<br />

Ingenieur als ausgesprochen spannend<br />

empfinde.<br />

<strong>gwf</strong>: Wie sehen Ihre Pläne für Lehrstuhl<br />

und Versuchsanstalt für die<br />

nahe Zukunft aus?<br />

Drewes: Dank meiner exzellenten<br />

Mitarbeiter sind wir bereits sehr gut<br />

vorangekommen, die neuen Forschungsschwerpunkte<br />

am Lehrstuhl<br />

zu etablieren und fachübergreifende<br />

Aktivitäten mit den Kollegen<br />

der TUM, LMU, Helmholtz und<br />

der wasserwirtschaftlichen Verwaltung<br />

sowie anderen Partnern in<br />

Deutschland anzuschieben. Das<br />

wollen wir natürlich weiter ausbauen<br />

– wohl wissend, dass der Tag<br />

nur 24 Stunden hat.<br />

<strong>gwf</strong>: Zum Schluss bitte Ihre Vision für<br />

Lehrstuhl und Versuchsanstalt. Wo<br />

wollen Sie mittelfristig stehen?<br />

Drewes: Ich möchte einen Beitrag<br />

leisten, Konzepte und Technologien<br />

für eine nachhaltige energieeffiziente<br />

urbane <strong>Wasser</strong>wirtschaft zu<br />

entwickeln und voranzubringen.<br />

Dies schließt die Nutzung konventioneller<br />

und unkonventioneller <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

ein, erweitert <strong>Wasser</strong>aufbereitungsoptionen<br />

unter<br />

Berücksichtigung des gefragten<br />

Nutzens („fit for purpose“), versteht<br />

<strong>Abwasser</strong> als Ressource und fördert<br />

die Implementierung neuer Ideen<br />

in der Siedlungswasserwirtschaft.<br />

<strong>gwf</strong>: Herr Prof. Drewes, vielen Dank<br />

für das Interview.<br />

November 2013<br />

1176 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

Forschen unter realen<br />

Bedingungen<br />

Die Versuchsanstalt Siedlungswasserwirtschaft hat<br />

direkten Anschluss an die Kläranlage Garching<br />

Dem Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft an der TUM ist die Versuchsanstalt<br />

für Siedlungswasserwirtschaft angegliedert. Unter der Leitung<br />

von Dr. Brigitte Helmreich unterstützt diese den Lehrstuhl bei Prozessvalidierungen<br />

im Labor- und Pilotmaßstab und übernimmt Material-,<br />

Anlagen- und Verfahrensuntersuchungen sowie Auftragsarbeiten<br />

für Industrie, mittelständische Betriebe und Behörden in Forschung und<br />

Entwicklung sowohl im Labor- wie auch im halbtechnischen Maßstab.<br />

Technikum<br />

Die Versuchsanstalt verfügt über ein<br />

Technikum (400 m²) und Versuchsfeld<br />

mit direktem Anschluss an die<br />

kommunale Kläranlage Garching.<br />

Dieser Anschluss ermöglicht es,<br />

kommunales <strong>Abwasser</strong> in verschiedenen<br />

Qualitäten für unterschiedliche<br />

Fragestellungen einzusetzen.<br />

Für Versuche stehen diverse Laborund<br />

halbtechnische Versuchsanlagen<br />

sowie Geräte bereit wie z. B.:<br />

##<br />

Anlagen zur biologischen Ab -<br />

wasserreinigung (Sequencing<br />

batch reactors), Anaerobreaktoren,<br />

Schlammbehandlung (Sedimentationsanlagen,<br />

Kammerfilterpressen,<br />

Trocknungsanlagen),<br />

Membrananlagen (Ultrafiltration,<br />

Nanofiltration, Umkehrosmose)<br />

(Bilder 1 und 2)<br />

##<br />

der Trinkwasseraufbereitung<br />

(Ozone, biologisch-aktive Filter,<br />

Membrananlagen)<br />

##<br />

Ausrüstungsgegenstände zur<br />

Probenahme von Grund-, Oberflächen-<br />

und Abwässern<br />

So können z. B. Verfahrensprozesse<br />

oder Trinkwasser- und <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />

bis in den An -<br />

wendungsmaßstab entwickelt und<br />

validiert werden.<br />

Dach- und<br />

Verkehrs flächenabflüsse<br />

Ebenso hat die Versuchsanstalt verschiedenste<br />

Möglichkeiten, Be -<br />

handlungsanlagen für Dach- und<br />

Verkehrsflächenabflüsse zu entwickeln,<br />

weiter zu optimieren oder zu<br />

überprüfen. Hier stehen im Labormaßstab<br />

sowohl klassische Schüttelversuche<br />

wie auch Säulen in<br />

unterschiedlichster Dimension zur<br />

Verfügung, um Sorptionskapazitäten<br />

für Schwermetalle und auch<br />

organische Stoffe wie Mineralölkohlenwasserstoffe,<br />

polyzyklische aromatische<br />

Kohlenwasserstoffe oder<br />

Methyl-tert.-butylether zu ermitteln.<br />

Im halbtechnischen Maßstab<br />

können an einem Testfeld bestehend<br />

aus einem Kupferdach und<br />

notwendigen Probenehmern, Re -<br />

genschreibern und Durchflussmessern<br />

dezentrale Behandlungsanlagen<br />

für Kupferdachabflüsse bezüglich<br />

ihrer Leistung und Standzeit<br />

untersucht werden (Bild 3).<br />

Zusätzlich ermöglicht ein halbtechnischer<br />

Versuchsaufbau in der<br />

Versuchsanstalt die Überprüfung<br />

von Standzeiten für Filtersubstrate<br />

zur Behandlung von Verkehrsflächenabflüssen.<br />

Im Zuge dessen<br />

werden auch klassische Siebanalysen,<br />

Kationenaustauschkapazitäten,<br />

Schüttdichten etc. der eingesetzten<br />

Materialien nach genormten Verfahren<br />

analysiert.<br />

Laboreinrichtungen<br />

Zentrale Einrichtungen des Lehrstuhls<br />

und der Versuchsanstalt sind<br />

das angegliederte chemisch-physikalische<br />

und das mikro- bzw. mole-<br />

▶▶<br />

Bild 1. Schlaufenreaktoren zur Vergärung von hochbelasteten<br />

organischen Abwässern.<br />

© Versuchsanstalt Siedlungswasserwirtschaft<br />

Bild 2. 80 L/min Membrananlage <strong>zum</strong> Testen von<br />

Nanofiltrations- und Umkehrosmosemembranen im<br />

Pilotmaßstab.<br />

© Versuchsanstalt Siedlungswasserwirtschaft<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1177


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

kularbiologische Labor. Das chemisch-physikalische<br />

Labor ist mit<br />

modernsten Analysegeräten ausgestattet,<br />

die es erlauben, sämtliche<br />

genormte trink- und abwasserrelevante<br />

Parameter zu analysieren. Zu<br />

den Geräten zur Bestimmung genereller<br />

<strong>Wasser</strong>parameter gehören<br />

beispielsweise ein Atomabsorptionsspektrometer<br />

zur Bestimmung<br />

von Metallen und ein Ionenchromatograph<br />

zur Bestimmung gängiger<br />

Anionen wie Chlorid, Fluorid, Nitrat,<br />

Nitrit, Sulfat und Phosphat sowie<br />

Oxohalogenide wie Bromat, Chlorat<br />

und Perchlorat. Für Target, Suspected-Target<br />

und Non-Target Analysen<br />

in wässriger Matrix zur Charakterisierung<br />

und Identifizierung von<br />

organischen Molekülen stehen GC/<br />

MS, LC-TOF MS, sowie LC/MS-MS zur<br />

Verfügung. Im Bereich der Quantifizierung<br />

von organischem Kohlenstoff<br />

ist das Labor <strong>zum</strong> einen mit<br />

Geräten zur Bestimmung von Summenparametern<br />

wie CSB und TOC,<br />

aber auch mit Analysentechniken<br />

zur weitergehenden DOC Charakterisierung<br />

wie 3-D Fluoreszenz Spektroskopie<br />

ausgestattet.<br />

Das mikro- und molekularbiologische<br />

Labor verfügt über konventionelle<br />

Kultivierungstechniken zur<br />

Bestimmung der für die hygienische<br />

<strong>Wasser</strong>qualität relevanten fäkalen<br />

Indikatorkeime (E. coli und Enterokokken)<br />

und pathogenen Bakterien<br />

(z. B. Pseudomonas aeruginosa und<br />

Bild 3. Kupferdach im Versuchsfeld des Lehrstuhls. © Versuchsanstalt Siedlungswasserwirtschaft<br />

Legionella spp.). Weiterhin sind<br />

molekularbiologische Methoden<br />

wie z. B. die Fluoreszenz in situ Hybridisierung<br />

(FISH) etabliert, welche<br />

gekoppelt mit der Fluoreszenzmikroskopie<br />

<strong>zum</strong> semiquantitativen<br />

Nachweis von verschiedenen in der<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung relevanten Bakteriengruppen<br />

(z. B. Nitrifikanten,<br />

ANAMMOX Bakterien, Methanbakterien,<br />

sulfatreduzierende Bakterien)<br />

eingesetzt werden. Bestimmte<br />

Bakteriengruppen wie z. B. Enterokokken<br />

können auch mit der realtime<br />

Polymerasekettenreaktion<br />

(PCR) quantitativ erfasst werden.<br />

Zur Charakterisierung von unbekannten<br />

mikrobiellen Biozönosen<br />

aus technischen und aquatischen<br />

Systemen werden Techniken wie<br />

die PCR gekoppelt mit der denaturierenden<br />

Gradienten-Gelelektrophorese<br />

(DGGE) sowie phylogenetische<br />

Analysen eingesetzt.<br />

Kontakt:<br />

PD Dr. rer. nat. habil. Brigitte Helmreich,<br />

Leiterin der Versuchsanstalt Siedlungswasserwirtschaft,<br />

TU München,<br />

Am Coulombwall 8,<br />

85748 Garching,<br />

Tel. (089) 289 13719,<br />

E-Mail: b.helmreich@tum.de<br />

part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />

NETZWERK WISSEN<br />

Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />

Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />

im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />

Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Kontakt zur Redaktion:<br />

E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />

EAZ Netzwerk 1.indd 1 3.9.2012 15:25:06<br />

November 2013<br />

1178 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

Wie verändern sich Leistungen dezentraler<br />

Anlagen?<br />

Die Arbeitsgruppe Niederschlagswasserbewirtschaftung untersucht Anlagen zur<br />

Behandlung des Niederschlagswassers von Verkehrsflächen und Metalldächern<br />

Seit 2000 ist am Lehrstuhl die Arbeitsgruppe Niederschlagswasserbewirtschaftung unter Leitung von Dr. Brigitte<br />

Helmreich angesiedelt. In diesen 13 Jahren sind zahlreiche Projekte mit Schwerpunkt „Entwicklung und Untersuchung<br />

von dezentralen Behandlungsanlagen für Metalldach- und Verkehrsflächenabflüsse“ entstanden.<br />

Durch die zunehmende Urbanisierung<br />

werden immer mehr<br />

Flächen durch Dächer, Straßen, Hofund<br />

Parkplatzflächen versiegelt.<br />

Lange Zeit wurden die Niederschlagsabflüsse<br />

dieser Flächen, vor<br />

allem in Ballungsgebieten, hauptsächlich<br />

über die Kanalisation im<br />

Trenn- oder Mischwassersystem<br />

ab-, und schließlich punktuell in ein<br />

Gewässer eingeleitet. Im Zuge eines<br />

vorausschauenden <strong>Wasser</strong>managements<br />

liegt es jedoch nahe, anfallendes<br />

Niederschlagswasser von<br />

Dach- und Verkehrsflächen vor Ort<br />

zu versickern.<br />

In den meisten Bundesländern<br />

wird dies für neu an die Kanalisation<br />

anzuschließende Grundstücke be -<br />

reits gefordert. Bei der dezentralen<br />

Versickerung dürfen allerdings die<br />

Gefahren des möglichen Eintrags<br />

von organischen und anorganischen<br />

Stoffen aus Verkehrsflächenund<br />

Dachabflüssen in Boden und<br />

Grundwasser nicht unterschätzt<br />

werden. Eine Vorbehandlung kann<br />

notwendig werden.<br />

Dezentrale Anlagen für<br />

Verkehrsflächenabflüsse<br />

Beispielsweise wird derzeit ein vom<br />

Bayerischen Landesamt für Umwelt<br />

(LfU) gefördertes Forschungsvorhaben<br />

zur realistischen Abschätzung<br />

von Standzeiten dezentraler Be -<br />

handlungsanlagen für Verkehrsflächenabflüsse<br />

bearbeitet. Dabei<br />

erprobt die Arbeitsgruppe ein Verfahren,<br />

das Rückschlüsse auf die<br />

Schadstoffrückhaltekapazitäten<br />

und das zeitliche Verhalten fünf ausgewählter<br />

Substrate erlaubt.<br />

Hintergrund ist, dass in den letzten<br />

Jahren zahlreiche dezentrale<br />

Behandlungsanlagen für Verkehrsflächenabflüsse<br />

bei verschiedenen<br />

Firmen und Arbeitsgruppen entwickelt<br />

wurden. Solche Anlagen können<br />

durch das Deutsche Institut für<br />

Bautechnik (DIBt) geprüft werden.<br />

Die Ermittlung einer realistischen<br />

Standzeit der Anlagen ist derzeit in<br />

dem Prüfverfahren des DIBt nicht<br />

vorgesehen. Ziel des LfU-Forschungsvorhabens<br />

ist daher die<br />

Entwicklung eines Prüfverfahrens<br />

zur Ermittlung der zeitlichen Veränderung<br />

der Reinigungsleistung<br />

(Standzeitverhalten) solcher Be -<br />

handlungsanlagen (Bild 4).<br />

Die Versuche werden mit fünf<br />

ausgewählten Substraten aus<br />

bereits durch das DIBt geprüften<br />

Anlagen sowie mit Oberboden nach<br />

DWA-A 138 bzw. DWA-M 153 im<br />

Labormaßstab durchgeführt. Mit<br />

den Untersuchungen sollen Rückschlüsse<br />

auf die Schadstoffrückhaltekapazität<br />

und das zeitliche Verhalten<br />

der Substrate im Praxisbetrieb<br />

gezogen werden. Das Forschungsvorhaben<br />

wird in enger Zusammenarbeit<br />

mit der Fachhochschule<br />

Frankfurt (Prof. Antje Welker und<br />

Martina Dierschke) durchgeführt.<br />

In einem weiteren Forschungsvorhaben<br />

<strong>zum</strong> Thema Reduktion<br />

von Kohlenwasserstoffen und anderen<br />

organischen Spurenstoffen<br />

durch ein dezentrales Behandlungssystem<br />

für Verkehrsflächenabflüsse<br />

wird der Rückhalt von organischen<br />

Stoffen aus Verkehrsflächenabflüssen<br />

untersucht. Das Ministerium für<br />

Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft,<br />

Natur- und Verbraucherschutz<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

finanziert dieses Projekt, das in<br />

Zusammenarbeit mit der Ruhr-Universität<br />

Bochum (Prof. Marc<br />

Wichern) und der Fa. Dr. Pecher AG<br />

durchgeführt wird.<br />

Ziel ist es, geeignete Sorptionsmaterialien<br />

zu finden bzw. zu entwi-<br />

▶▶<br />

Bild 2. Beprobung von Versickerungsmulden.<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1179<br />

Bild 1. Säulenversuche<br />

<strong>zum</strong><br />

Rückhalt von<br />

Schadstoffen<br />

aus Verkehrflächenabflüssen.<br />

© Alle Abbildungen:<br />

Arbeitsgruppe<br />

Niederschlagswasserbewirtschaftung


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

Bild 3. Straßenabfluss (links), vorgereinigter Straßenabfluss<br />

(Mitte), behandelter Straßenabfluss (rechts).<br />

Bild 4. Versuchsanlage zur Standzeitermittlung dezentraler<br />

Behandlungsanlagen für Verkehrsabflüsse.<br />

Bild 5. Testfeld zur Beprobung von Kupferdachabläufen.<br />

ckeln, die insbesondere Polycyclische<br />

aromatische Kohlenwasserstoffe,<br />

Mineralölkohlenwasserstoffe<br />

sowie als Antiklopfmittel eingesetzten<br />

Methyl-tert-butylether bzw.<br />

Ethyl-tert-butylether effektiv zu -<br />

rückhalten. Hier wird auch untersucht,<br />

inwieweit der Rückhalt der<br />

organischen Stoffe durch die gleichzeitige<br />

Anwesenheit von Schwermetallen,<br />

wie sie ebenfalls in Verkehrsflächenabflüssen<br />

vorliegen,<br />

beeinflusst wird. Auch das Remobilisierungspotenzial<br />

durch Streusalz<br />

liegt im Fokus des Projektes. Der in<br />

Laborversuchen entwickelte und<br />

optimierte Sorptionsfilter soll im<br />

Abschluss des Projektes technisch<br />

umgesetzt werden, um zusätzlich<br />

Rückschlüsse auf Standzeit und<br />

Wartungsintensitäten zu erhalten.<br />

Dezentrale Versickerung<br />

über Oberboden<br />

Im Rahmen eines von der Oswald-<br />

Schulze-Stiftung geförderten Forschungsvorhabens<br />

wurden um -<br />

fangreiche Beprobungen von Oberböden<br />

an Versickerungsmulden<br />

entlang von Straßen unterschiedlicher<br />

Verkehrsstärke und Fahrweise<br />

durchgeführt. Die Beprobungen in<br />

unterschiedlichen Schichttiefen der<br />

Oberböden zeigten, dass Cadmium<br />

als mobilstes Schwermetall in tiefere<br />

Schichten verfrachtet wurde.<br />

Für Kupfer und Zink war jedoch eine<br />

deutliche Abnahme der Konzentrationen<br />

mit der Tiefe und im Abstand<br />

vom Straßenrand festzustellen. Es<br />

konnte eindeutig ein Einfluss der<br />

Verkehrsstärke auf die Schwermetallkonzentrationen<br />

nachgewiesen<br />

werden.<br />

Daneben beeinflusst auch die<br />

Fahrweise bzw. die Straßencharakteristik<br />

die Schwermetallkonzentrationen.<br />

Es zeigte sich, dass vor allem<br />

Stop+Go-, sowie Ampel- und Kreuzungsbereiche<br />

höhere Belastungen<br />

an Schwermetallen aufwiesen. Alle<br />

Schwermetallkonzentrationen<br />

waren für die Stop+Go-Fahrweise<br />

erhöht. An Ampel- und Kreuzungsbereichen<br />

waren die Zink- und Kupfer-Konzentrationen<br />

aufgrund des<br />

Einflusses von Reifen- und Bremsabrieb<br />

sowie verzinkten Verkehrsschildern<br />

und Ampeln signifikant<br />

erhöht. Hohe Zinkkonzentrationen<br />

befanden sich zudem in Oberböden<br />

unter Leitplanken.<br />

Dezentrale Anlagen für<br />

Metalldachabflüsse<br />

Die Arbeitsgruppe untersucht auch<br />

dezentrale Behandlungsanlagen<br />

nach den „Prüfkriterien zur vorläufigen<br />

Beurteilung von Versickerungsanlagen<br />

<strong>zum</strong> Rückhalt von Metallionen<br />

aus Niederschlagsabflüssen<br />

von Metalldächern“ des Bayerischen<br />

Landesamts für Umwelt (LfU)<br />

vom 30. Juni 2008 (AZ: 66-4402-<br />

26060/2008). Hierzu steht ein Testfeld<br />

bestehend aus einem Kupferdach<br />

und notwendigen Probenehmern,<br />

Regenschreibern und<br />

Durchflussmessern bereit (Bild 5).<br />

Für die Betrachtung (abflussgewichtete<br />

Berechnung) der Rückhalteleistung<br />

der Anlage werden zwanzig<br />

repräsentative Niederschlagsereignisse<br />

über den Zeitraum von einem<br />

Jahr ausgewählt und beprobt. Diese<br />

werden je nach Höhe ihrer mittleren<br />

Regenspende gemäß den Prüfkriterien<br />

in drei Klassen verschieden<br />

starker Regenspenden eingeteilt<br />

und ausgewertet.<br />

Kontakt:<br />

PD Dr. rer. nat. habil. Brigitte Helmreich,<br />

Arbeitsgruppe Niederschlagsbewirtschaftung,<br />

TU München, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft,<br />

Am Coulombwall 8,<br />

85748 Garching,<br />

Tel. (089) 289 13719,<br />

E-Mail: b.helmreich@tum.de<br />

November 2013<br />

1180 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

Ingenieurgenie und Bildungsvisionär<br />

Oskar von Miller trieb die Elektrizitätsversorgung voran und gründete<br />

das Deutsche Museum<br />

Er ist einer der ganz großen Absolventen der damaligen Technischen Hochschule München: 1878 schließt<br />

Oskar von Miller sein Studium des Bauingenieurwesens ab und tritt zunächst in den bayerischen Staatsbaudienst<br />

ein. Im Laufe seines weiteren beruflichen Lebens macht er sich vor allem auf dem Gebiet der Elektrotechnik<br />

einen Namen.<br />

Nach seinem Besuch der Ersten<br />

Internationalen Elektrizitätsausstellung<br />

in Paris (1881) organisiert<br />

er 1882 die erste elektrotechnische<br />

Ausstellung in Deutschland.<br />

Hier gelingt ihm erstmals eine<br />

Starkstromfernübertragung über 57<br />

km (von Miesbach nach München).<br />

Später ist er Direktor der Deutschen<br />

Edison-Gesellschaft, der späteren<br />

Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft<br />

(AEG), bevor er 1890 sein<br />

eigenes Ingenieurbüro in München<br />

gründet, das auf dem Gebiet der<br />

Energiewirtschaft führend sein wird.<br />

Oskar von Miller treibt zudem die<br />

Elektrizitätsgewinnung aus <strong>Wasser</strong>kraft<br />

maßgeblich voran. Schon sein<br />

Besuch der Pariser Elektrizitätsausstellung<br />

dient eigentlich dem Vorhaben,<br />

die Möglichkeiten der <strong>Wasser</strong>kraftnutzung<br />

für Bayern auszuloten.<br />

Aber erst 1892, als von Miller schon<br />

im eigenen Ingenieurbüro arbeitet,<br />

nimmt das nach seinen Plänen<br />

errichtete <strong>Wasser</strong>kraftwerk Schöngeising<br />

seinen Betrieb auf und versorgt<br />

die nahegelegene Kreisstadt<br />

Fürstenfeldbruck als eine der ersten<br />

Städte in Bayern mit Strom für eine<br />

elektrische Straßenbeleuchtung.<br />

Das historische Kraftwerk ist mit seinen<br />

drei Turbinen und zwei Generatoren<br />

bis heute in Betrieb und steht<br />

unter Denkmalschutz.<br />

Von 1918 bis 1924 leitet von Miller<br />

den Bau des damals größten<br />

Speicherkraftwerks der Welt. Das<br />

Walchenseekraftwerk in der oberbayrischen<br />

Gemeinde Kochel am<br />

See nutzte die <strong>Wasser</strong>kraft bei<br />

einem natürlichen Gefälle von gut<br />

200 Metern zwischen dem als<br />

„Oberbecken“ fungierenden Wal-<br />

Oskar von Miller (7. Mai 1855 –<br />

9. April 1934). Ingenieur und<br />

Gründer des Deutschen Museums.<br />

© Deutsches Museum<br />

chensee und dem tiefer gelegenen<br />

Kochelsee ursprünglich für die allgemeine<br />

Stromversorgung. Heute<br />

dient es allerdings als Spitzenlastkraftwerk<br />

zur Abdeckung von<br />

Bedarfsspitzen im Stromnetz.<br />

Auch bei der Volksbildung setzt<br />

von Miller neue Maßstäbe. 1903<br />

erfüllt er sich seinen Traum von<br />

einem naturwissenschaftlich technischen<br />

Museum und gründet das<br />

Deutsche Museum in München. Das<br />

didaktische Konzept ist völlig neu:<br />

Miller möchte ein technisches<br />

Museum <strong>zum</strong> Anfassen, das Volksbildung<br />

und Belustigung verbindet.<br />

Vorführungen und eigene Versuche<br />

sollen Interesse wecken, das dann in<br />

den Ausstellungen und der Bibliothek<br />

vertieft werden kann. Für Aufbau<br />

und Gestaltung der Abteilungen<br />

gewinnt er berühmte Wissenschaftler<br />

und Unternehmer aus den<br />

Natur- und Ingenieurwissenschaften<br />

wie Max Planck, Hugo Junkers,<br />

Wilhelm Conrad Röntgen, Gustav<br />

Krupp von Bohlen und Halbach<br />

oder Emil Rathenau. Zusammen mit<br />

Carl von Linde, dem Entwickler der<br />

Kältetechnik, und Walter von Dyck,<br />

dem Rektor der Technischen Hochschule,<br />

bildet er den ersten Museumsvorstand.<br />

Oskar von Millers Name klingt<br />

auch heute noch an der Technischen<br />

Universität München (TUM):<br />

Ganz im Sinne des visionären Ideenlieferanten<br />

für Großprojekte, genialen<br />

Ingenieurs und Förderers der<br />

Volksbildung setzt das nach ihm<br />

benannte Oskar von Miller Forum<br />

der Bayerischen Bauwirtschaft als<br />

eigenständige Bildungsinitiative<br />

Impulse für die Ausbildung des<br />

Ingenieurnachwuchses an den Baufakultäten<br />

der TUM. Die heutige<br />

„Versuchsanstalt für <strong>Wasser</strong>bau und<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft, Oskar von Miller<br />

Institut“ der TUM in Obernach nahe<br />

dem Walchensee, die alle größeren<br />

bayerischen <strong>Wasser</strong>bauprojekte<br />

untersucht und auch weltweit tätig<br />

ist, rief der große Ingenieur als wasserbauliches<br />

Forschungsinstitut in<br />

den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />

selbst ins Leben. 2009<br />

wurde außerdem der Oskar von<br />

Miller-Lehrstuhl für Wissenschaftskommunikation<br />

an der TUM School<br />

of Education gegründet, den seitdem<br />

der derzeitige Generaldirektor<br />

des Deutschen Museums, Prof. Wolfgang<br />

M. Heckl, innehat. Und der<br />

meteorologische Messturm der<br />

TUM auf dem Forschungsgelände in<br />

Garching trägt ebenfalls von Millers<br />

Namen.<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1181


NETZWERK WISSEN Aktuell<br />

Spurenstoffe während der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

eliminieren<br />

Die Analytische Forschungsgruppe entwickelt im Forschungsvorhaben RISK-IDENT<br />

eine Systematik zur Identifizierung bisher nicht nachweisbarer gewässerrelevanter<br />

Spurenstoffe<br />

Im Projekt Risk-Ident (aus der BMBF-Initiative RiskWa, siehe Kasten) wird im Sinne eines vorsorgenden<br />

Umwelt- und Gesundheitsschutzes eine übergreifende Systematik entwickelt und angewandt, mit der neben<br />

den schon bekannten auch bisher nicht nachweisbare gewässerrelevante anthropogene Spurenstoffe identifiziert<br />

werden können. Dabei arbeitet die Analytische Forschungsgruppe des Lehrstuhls für Siedlungswasserwirtschaft<br />

zusammen mit dem Bayerischen Landesamt für Umwelt, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf<br />

und weiteren Partnern.<br />

Neben der Risikobewertung dieser<br />

Spurenstoffe – auch hinsichtlich<br />

der Metabolitenbildung<br />

und der Trinkwasserrelevanz – wird<br />

eine neue Methode zur Elimination<br />

der Spurenstoffe während der<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung erprobt. Mit<br />

dieser elektrokatalytisch arbeitenden<br />

Oxidationstechnologie wird ein<br />

umweltschonendes, energiesparendes<br />

und effektives Verfahren als<br />

potenzielle vierte Reinigungsstufe<br />

bei der <strong>Abwasser</strong>behandlung eingeführt.<br />

Die Ergebnisse werden in Form<br />

von Handlungsanweisungen zur<br />

Identifizierung und <strong>zum</strong> Risikomanagement<br />

unbekannter Spurenstoffe<br />

sowie in Datenbanken zur<br />

Verfügung gestellt. Der maßgeschneiderte<br />

Wissenstransfer der<br />

erarbeiteten Ergebnisse an die Zielgruppen<br />

Kommune, Bürger und<br />

Wirtschaft zeigt die Handlungsoptionen<br />

auf und stellt die fachliche<br />

Grundlage für anstehende Entscheidungen<br />

dar. Darüber hinaus dient er<br />

auch der Bewusstseinsbildung in<br />

der breiten Bevölkerung <strong>zum</strong> verantwortungsvollen<br />

Umgang mit<br />

Produkten, die relevante Spurenstoffe<br />

enthalten.<br />

Innerhalb des Projektes werden<br />

vier Schwerpunkte bearbeitet:<br />

Die analytische Vorgehensweise<br />

<strong>zum</strong> Nachweis bisher nicht identifizierter<br />

organischer Spurenstoffe in<br />

<strong>Abwasser</strong>, Oberflächenwasser sowie<br />

Uferfiltrat soll mithilfe der LC-MS/<br />

Die analytische Vorgehensweise <strong>zum</strong> Nachweis bisher nicht identifizierter<br />

organischer Spurenstoffe in <strong>Abwasser</strong>, Oberflächenwasser sowie<br />

Uferfiltrat soll mithilfe der LC-MS/MS Technik weiterentwickelt und<br />

validiert werden. © Analytische Forschungsgruppe<br />

MS Technik weiterentwickelt und<br />

validiert werden. Dazu wird eine<br />

Datenbank mit entsprechender<br />

Funktionalität entwickelt („Stoff-<br />

Ident“), die der Fachöffentlichkeit<br />

zur Verfügung gestellt und im<br />

Anschluss vom Bayerischen Landesamt<br />

für Umwelt weiter gepflegt<br />

wird.<br />

Bewertungsgrundlagen und<br />

-verfahren in den Bereichen Eliminationsverhalten<br />

in Kläranlagen,<br />

ökotoxikologische Wirkungen sowie<br />

Mobilität und Trinkwasserrelevanz<br />

werden am Beispiel ausgewählter<br />

neu identifizierter gewässerrelevanter<br />

Spurenstoffe und deren Abbauprodukte<br />

entwickelt und angewendet.<br />

Es wird ein neues oxidatives Verfahren<br />

praxisnah erprobt, das Spurenstoffe<br />

in der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

effizient, aber gleichzeitig energiesparend<br />

eliminieren soll. Die Charakterisierung<br />

des Verfahrens<br />

umfasst neben der Effizienzermittlung<br />

auch die Erfassung potenziell<br />

ökotoxikologischer Risiken. Das Verfahren<br />

soll in einer Pilotphase seine<br />

Einsatzfähigkeit an einer realen<br />

Anlage nachweisen.<br />

Ziel ist es außerdem, Handlungsanweisungen<br />

zu erstellen, um bisher<br />

unbekannte Spurenstoffe zu<br />

November 2013<br />

1182 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Aktuell NETZWERK WISSEN<br />

identifizieren und zu eliminieren<br />

sowie dieses Wissen an die Zielgruppen<br />

Kommunen, Wirtschaft,<br />

Bürger und Fachgremien als Grundlage<br />

für anstehende (Investitions-)<br />

Entscheidungen zu übermitteln.<br />

Kontakt:<br />

PD Dr. rer. nat. Thomas Letzel,<br />

Analytische Forschungsgruppe,<br />

TU München, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft,<br />

Am Coulombwall 8,<br />

85748 Garching,<br />

Tel. (089) 28913780,<br />

E-Mail: t.letzel@wzw.tum.de<br />

RiSKWa<br />

2011 startete das Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

(BMBF) die nationale Fördermaßnahme „Risikomanagement von<br />

neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />

(RiSKWa)“. Innerhalb dieses großangelegten Forschungsvorhabens<br />

unterstützt das BMBF zwölf Verbundprojekte im Themenfeld „<strong>Wasser</strong><br />

und Gesundheit“ mit insgesamt ca. 30 Mio. Euro Fördermitteln.<br />

Ziel ist es, innovative Technologien und Konzepte <strong>zum</strong> Risikomanagement<br />

von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern zu erarbeiten<br />

und in Form von Einzelbeispielen umzusetzen.<br />

Eines dieser Beispiele ist das Projekt Risk-Ident, das 2012 startete<br />

und noch bis Mitte 2014 läuft. An diesem Teilprojekt beteiligen sich<br />

neben dem Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der TUM das<br />

Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU), die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf,<br />

der Zweckverband Landeswasserversorgung und die<br />

Firma CONDIAS.<br />

Strategien zur Vermeidung und Produktion von<br />

Lachgas auf Kläranlagen<br />

Die Arbeitsgruppe Anaerobtechnik und Energierückgewinnung geht der Frage nach,<br />

ob dieses Gas an anderer Stelle energetisch sinnvoll genutzt werden kann<br />

Seit Oktober 2013 fördert die International Graduate School of Science and Engineering (IGSSE) der TUM<br />

(s. Kasten) im Rahmen der Exzellenzinitiative ein Projekt mit dem Titel „Enabling Energy Savings and Recovery<br />

in Contemporary Wastewater Treatment Facilities through Photoacoustic-Based N 2 O Monitoring and<br />

Control Strategies“. Das dreijährige Forschungsvorhaben fokussiert sowohl auf ökonomische als auch auf<br />

ökologische Aspekte in der <strong>Abwasser</strong>reinigung.<br />

Lachgas (N 2 O) ist ein starkes Treibhausgas<br />

mit einem signifikant<br />

höheren Global Warming Potential<br />

als CO 2 . Es entsteht u. a. als Zwischenprodukt<br />

bei der Stickstoffelimination<br />

auf Kläranlagen. Obwohl<br />

bisher nur punktuelle Messungen<br />

durchgeführt wurden, zeigte sich,<br />

dass die Lachgasemissionen stark<br />

vom gewählten Verfahren und den<br />

betriebstechnischen Rahmenbedingungen<br />

abhängen.<br />

Bei den klassischen Verfahren<br />

der biologischen <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

(Nitrifikation/Denitrifkation)<br />

sind die Emissionen unter optima-<br />

▶▶<br />

© Arbeitsgruppe Anaerobtechnik und Energierückgewinnung<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1183


NETZWERK WISSEN Aktuell<br />

International Graduate School of Science and Engineering (IGSSE)<br />

Die IGSSE an der TUM wurde 2006 während der ersten Förderperiode der Exzellenzinitiative<br />

des Bundes und der Länder gegründet. Hier forschen Promovierende, Postdoktoranden<br />

und besonders begabte Masterstudenten in interdisziplinären Projektteams. Ihre<br />

Arbeiten behandeln fachübergreifende Themen der Ingenieur- und Naturwissenschaften.<br />

In Zusammenarbeit mit internationalen Forschungseinrichtungen und Industriepartnern<br />

werden die Doktoranden auf eine Karriere in der Wissenschaft oder Wirtschaft<br />

vorbereitet.<br />

In der zweiten Förderperiode (2012-2017) wird dieses grundlegende Konzept der<br />

IGSSE in einigen Aspekten weiterentwickelt: Neue Projektteams werden in sogenannten<br />

„Focus Areas“ gebündelt, um vielversprechende, übergreifende Forschungsfelder<br />

zu untersuchen – <strong>zum</strong> Beispiel das Thema <strong>Wasser</strong> und Klima oder die Anwendung biologischer<br />

Prinzipien in der Technik. Besonders qualifizierte Masterstudenten erhalten<br />

die Möglichkeit, frühzeitig an IGSSE-Forschungsprojekten teilzunehmen.<br />

Weitere Informationen:<br />

http://www.igsse.tum.de/<br />

http://www.exzellenz-initiative.de/<br />

Bisher mangelt es sowohl an<br />

zuverlässiger Messtechnik für<br />

belastbare Messkampagnen als<br />

auch am entsprechenden Verständnis<br />

der ablaufenden Prozesse. Im<br />

Gegensatz zu bisherigen Arbeiten,<br />

die i. d. R. auf Fourier-Transformations-Infrarotspektrometern<br />

(FT-IR-<br />

Sensor) basieren, wird die sogenannte<br />

Photoakustik genutzt, die<br />

von den Projektpartnern des Lehrstuhls<br />

für Analytische Chemie der<br />

TUM bereits vielfältig – etwa zur<br />

Messung der Lachgasemissionen<br />

von Verbrennungsmotoren – eingesetzt<br />

wird.<br />

Die Erhöhung des Prozessverständnisses<br />

zur Minimierung der<br />

Lachgasemissionen aus konventionellen<br />

und neuen biologischen<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigungsverfahren auf<br />

der einen, und die gezielte Produktion<br />

von Lachgas in den neu entwickelten<br />

Verfahren für eine weitere<br />

Verwendung (z. B. als Sauerstoffträger<br />

bei der Verbrennung von Klärgas)<br />

auf der anderen Seite, sind die<br />

unterschiedlichen Zielsetzungen<br />

des Vorhabens.<br />

len Bedingungen relativ gering.<br />

Neuere Verfahren zur energetischen<br />

Optimierung der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

favorisieren jedoch andere<br />

Abbauwege (Nitritation/Anammox),<br />

die zwar einen deutlich geringeren<br />

Energie- (Belüftung) und Chemikalieneinsatz<br />

(externe C-Quelle zur<br />

Denitrifikation) erfordern, allerdings<br />

auch potenziell höhere Lachgasemissionen<br />

befürchten lassen.<br />

Kontakt:<br />

Dr.-Ing. Konrad Koch,<br />

Arbeitsgruppe Anaerobtechnik und Energierückgewinnung,<br />

TU München, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft,<br />

Am Coulombwall 8,<br />

85748 Garching,<br />

Tel. (089) 28913706,<br />

E-Mail: k.koch@tum.de<br />

Vollständige Funktionalität unter<br />

WINDOWS, Projektverwaltung,<br />

Hintergrundbilder (DXF, BMP, TIF, etc.),<br />

Datenübernahme (ODBC, SQL), Online-<br />

Hilfe, umfangreiche GIS-/CAD-<br />

Schnittstellen, Online-Karten aus Internet.<br />

Gas, <strong>Wasser</strong>,<br />

Fernwärme, <strong>Abwasser</strong>,<br />

Dampf, Strom<br />

Stationäre und dynamische Simulation,<br />

Topologieprüfung (Teilnetze),<br />

Abnahmeverteilung aus der Jahresverbrauchsabrechnung,<br />

Mischung von<br />

Inhaltsstoffen, Verbrauchsprognose,<br />

Feuerlöschmengen, Fernwärme mit<br />

Schwachlast und Kondensation,<br />

Durchmesseroptimierung, Höheninterpolation,<br />

Speicherung von<br />

Rechenfällen<br />

I NGE N I E U R B Ü R O FIS C H E R — U H R I G<br />

WÜRTTEMBERGALLEE 27 14052 BERLIN<br />

TELEFON: 030 — 300 993 90 FAX: 030 — 30 82 42 12<br />

INTERNET: WWW.STAFU.DE<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH<br />

Grasstraße 11 • 45356 Essen<br />

Telefon (02 01) 8 61 48-60<br />

Telefax (02 01) 8 61 48-48<br />

www.aquadosil.de<br />

November 2013<br />

1184 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Aktuell NETZWERK WISSEN<br />

Biogener Schwefelsäure-Korrosion (BSK) vorbeugen<br />

Die Arbeitsgruppe Mikrobiologische Systeme entwickelt ein Testverfahren, um einen<br />

BSK-Angriff in <strong>Abwasser</strong>anlagen zu identifizieren<br />

Noch bis Juni 2015 fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) ein Projekt <strong>zum</strong><br />

Nachweis und zur Analyse biogener Schwefelsäure-Korrosion (BSK) in <strong>Abwasser</strong>anlagen, das am Lehrstuhl für<br />

Siedlungswasserwirtschaft in Kooperation mit der Fa. Weber-Ingenieure (Hauptsitz in Pforzheim) durchgeführt<br />

wird. Die Arbeitsgruppe Mikrobiologische Systeme unter der Leitung von Dr. Elisabeth Müller erforscht die für<br />

BSK-Angriffe relevante Biozönose mithilfe verschiedener mikro- und molekularbiologischer Methoden.<br />

Die biogene Schwefelsäure-Korrosion<br />

(BSK) ist eine häufige<br />

Schadenssituation, die sowohl das<br />

Kanalsystem (z. B. <strong>Abwasser</strong>rohre<br />

aus Beton) als auch die <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen<br />

(z. B. Faultürme,<br />

Bild 1) betrifft. Die durch mikrobiologische<br />

Umsetzungen entstandene<br />

Schwefelsäure (H 2 SO 4 ) führt<br />

<strong>zum</strong> chemischen Angriff auf Betonoberflächen<br />

und folglich zur Korrosion.<br />

Hierfür sind verschiedene Stoffwechselprozesse<br />

des Schwefelkreislaufs<br />

und spezifische Bakteriengruppen,<br />

die sulfatreduzierenden<br />

sowie sulfid-/schwefeloxidierenden<br />

Bakterien (SRB bzw. SOB), verantwortlich<br />

(Bild 2). Ungefähr 20 % der<br />

gesamten Schädigungen an Betonoberflächen<br />

im Kanalsystem werden<br />

durch BSK verursacht. Die Kosten<br />

dafür belaufen sich weltweit auf<br />

mehrere Milliarden Euro pro Jahr.<br />

Neben optischen Prüfungen und<br />

Säurenachweisen gibt es derzeit<br />

keine Möglichkeit, einen BSK-An -<br />

griff eindeutig nachzuweisen. Aus<br />

diesem Grund bewilligte das BMWi<br />

für drei Jahre (2012–2015) ein Forschungsprojekt,<br />

das das Ziel hat, ein<br />

standardisiertes biologisch-chemisches<br />

Testsystem <strong>zum</strong> Nachweis<br />

und zur Analyse der BSK in <strong>Abwasser</strong>anlagen,<br />

insbesondere in Faultürmen<br />

zu entwickeln. Infolgedessen<br />

sollen quantifizierte Aussagen<br />

über den Schädigungsgrad des<br />

Bauwerks getroffen sowie die<br />

Standsicherheit bewertet werden.<br />

Das Testsystem gliedert sich in<br />

Nachweis und Quantifizierung der<br />

SRB im Faulschlamm und SOB in<br />

Biofilm-/Betonproben sowie Be -<br />

stimmung der Korrosionsrate mithilfe<br />

spezifischer Simulationskammern<br />

(Bild 3), welche mit Faulschlamm<br />

(SRB) und SOB-Kulturen<br />

bewachsenen Betonproben angeimpft<br />

werden.<br />

Um die für den BSK-Angriff relevante<br />

Biozönose detektieren, identifizieren<br />

und quantifizieren zu kön-<br />

Bild 2. Schematische Darstellung der für den BSK-Angriff relevanten<br />

Stoffwechselprozesse des Schwefelkreislaufs und die verantwortlichen<br />

Bakteriengruppen; SRB = sulfatreduzierende Bakterien; SOB = sulfid-/<br />

schwefeloxidierende Bakterien; (modifiziert nach Wells et al. 2009).<br />

▶▶<br />

Bild 1. Korrosionsschäden<br />

an<br />

der Betonoberfläche<br />

eines<br />

Faulbehälters<br />

verursacht<br />

durch biogene<br />

Schwefelsäureproduktion<br />

(BSK-Angriff).<br />

© Rolf König,<br />

Fa. Weber-Ingenieure<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1185


NETZWERK WISSEN Aktuell<br />

Bild 3. Simulationskammer zur Bestimmung der<br />

Korrosionsrate. © Bettina Huber<br />

nen, wird eine Kombination aus verschiedenen<br />

konventionellen mikrobiologischen<br />

und molekularbiologischen<br />

Methoden (z. B. Polymerasekettenreaktion<br />

(PCR), PCR- ge -<br />

koppelt mit der denaturierenden<br />

Gradienten-Gelelektrophorese<br />

(DGGE), quantitative real-time PCR<br />

(qPCR), Sequenzierung und phylogenetische<br />

Analyse) angewandt.<br />

Mithilfe des neuen Testverfahrens<br />

wäre es erstmals möglich,<br />

einen BSK-Angriff in <strong>Abwasser</strong>anlagen<br />

eindeutig und quantitativ zu<br />

identifizieren. Dadurch können<br />

Schutzmaßnahmen in den BSKgefährdeten<br />

Bereichen frühzeitig<br />

durchgeführt und so teure Sanierungskosten<br />

eingespart werden.<br />

Literatur<br />

Wells, T., Melchers, R.E., Bond, P. (2009).<br />

Factors involved in the long term corrosion<br />

of concrete sewers. In: Australasian Corrosion<br />

Association Proceedings of Corrosion<br />

and Prevention 2009. Corrosion & Prevention<br />

- 2009, Coffs Harbour, Australia. http://<br />

hdl.handle.net/1959.13/92006<br />

Kontakt:<br />

Dr. rer. nat. Elisabeth Müller,<br />

Arbeitsgruppe Mikrobiologische Systeme,<br />

TU München, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft,<br />

Am Coulombwall 8,<br />

85748 Garching,<br />

Tel. (089) 28913720,<br />

E-Mail: e.mueller@tum.de<br />

ICWRE-2014<br />

Role of Governance in the Management<br />

of Water Resources and Environment<br />

The International Conference on Water Resources and Environmental Management (ICWRE-2014)<br />

follows successful ICWRE-2011 (20-24 November 2011; Marrakesh, Morocco) and ICWRE-2013<br />

(09-11 April 2013; Geneva, Switzerland).<br />

It aims at bridging a gap between policy, science and practice in the field of water resources and<br />

environmental management; becoming an efficient discussion platform for European, Middle Eastern<br />

and African stakeholders; contributing to debates on environment related topics that take place on<br />

national different levels; sharing knowledge and raising awareness of environmental issues.<br />

The ICWRE-2014 will take place in Antalya, Turkey, on 13-15 May 2014.<br />

Registration<br />

Deadline for “Oral presentation” or “Poster<br />

presentation” (abstract submission) — 30 November 2013<br />

Deadline for “Attendance only” — 15 March 2014<br />

Contact us<br />

icwre@giweh.ch<br />

Tel. +41 22 733 75 11<br />

Fax: +41 22 734 83 24<br />

www.icwre.com<br />

November 2013<br />

1186 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Aktuell NETZWERK WISSEN<br />

Strategien zur Prozessoptimierung natürlicher<br />

<strong>Wasser</strong>behandlungsverfahren<br />

Die Arbeitsgruppe Natürliche Aufbereitungsverfahren erprobt Betriebsmodifizierungen<br />

zur Steigerung der Wirkung mikrobiologischer Umsetzungen<br />

Natürliche Reinigungsverfahren wie die künstliche Grundwasseranreicherung vereinen den Vorteil niedriger<br />

Betriebskosten, minimaler Rückstände mit der vielfach nachgewiesenen Verbesserung der <strong>Wasser</strong>qualität.<br />

Allerdings sind diese Verfahren in ihrer herkömmlichen Ausführung für urbane Räume aufgrund ihres hohen<br />

Flächenbedarfs weniger geeignet (Bild 1). Trotz jahrzehntelanger guter Erfahrungen basieren die Auslegung<br />

und der Betrieb dieser Anlagen weitgehend auf rein empirischen Daten und großskalierten Modellierungsansätzen.<br />

Die Reinigungsleistung dieser passiven Verfahren für die Entfernung gelösten organischen Kohlenstoffs,<br />

organischer Spurenstoffe oder auch pathogener Keime hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Es<br />

stellt sich nun die Frage, ob diese Reinigungsleistung durch optimierte Betriebsbedingungen, die die mikrobiologischen<br />

Umsetzungen bevorteilen, auch bei signifikant kürzeren Verweilzeiten erfolgen kann.<br />

Die Entfernung von organischen<br />

Spurenstoffen in Grund-, Oberflächen-<br />

und Trinkwässern ist von<br />

wachsender Bedeutung, um deren<br />

potenziell negative Auswirkungen<br />

auf aquatische Systeme und die<br />

menschliche Gesundheit zu minimieren.<br />

Biologische Systeme zur<br />

weitergehenden Behandlung von<br />

Spurenstoffen sind in der Regel<br />

energetisch günstiger als beispielsweise<br />

Oxidations- oder Membranverfahren.<br />

Die Transformation dieser<br />

Spurenstoffe durch Mikroorganismen<br />

in diesen Systemen folgt im<br />

Wesentlichen cometabolischen<br />

Abbauwegen, wobei der ebenso<br />

präsente gelöste organische Kohlenstoff<br />

(DOC) im <strong>Wasser</strong> das primäre<br />

Substrat für die Biozönose<br />

darstellt.<br />

Durch den Einsatz von modernsten<br />

chemischen und biomolekularen<br />

Ansätzen haben die bisherigen<br />

Arbeiten der Arbeitsgruppe Natürliche<br />

Aufbereitungsverfahren ge -<br />

zeigt, dass die Zusammensetzung<br />

und die Konzentration des biologisch<br />

verfügbaren DOCs für die<br />

Struktur und Funktion der Biozönose<br />

entscheidend sind. „Diesen<br />

Tatbestand machen wir uns in einer<br />

veränderten Auslegung von biologisch<br />

aktiven Filtern – entweder in<br />

der künstlichen Grundwasseranreicherung<br />

oder bei modifizierten<br />

technischen Filtern – zunutze“,<br />

erklärt der Leiter der Arbeitsgruppe<br />

Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes. „Dabei<br />

stellen wir Betriebsbedingungen<br />

ein, die zur Generierung von Enzymen<br />

führen, die für die Umsetzung<br />

von Spurenstoffen besonders<br />

geeignet sind.“ Im Labor werden<br />

diese Betriebsbedingungen durch<br />

verschiedene Verfahrenskombinationen<br />

einschließlich der Kopplung<br />

mit adsorptiven Medien und einer<br />

teilweisen Oxidation (Ozone, AOP)<br />

getestet (Bild 2). In laufenden Vorhaben<br />

mit amerikanischen Projektpartnern<br />

wurde das Konzept für die<br />

künstliche Grundwasseranreicherung<br />

im Feldmaßstab bereits erfolgreich<br />

demonstriert. Dabei konnte<br />

eine Entfernung von Spurenstoffen<br />

innerhalb einiger Tage nachgewiesen<br />

werden, die bei konventioneller<br />

Betriebsweise viele Wochen Verweilzeit<br />

erfordert.<br />

Kontakt:<br />

Dr.-Ing. Uwe Hübner (ab 1. Januar 2014),<br />

Arbeitsgruppe Natürliche Aufbereitungsverfahren,<br />

TU München, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft,<br />

Am Coulombwall 8,<br />

85748 Garching,<br />

Tel. (089) 28913701,<br />

E-Mail: u.huebner@tum.de<br />

Bild 1. Konventionelles Becken zur Grundwasseranreicherung.<br />

© AG Natürliche Aufbereitungsverfahren<br />

Bild 2. Kontrollierte<br />

Bodensäulenversuche<br />

zur Optimierung<br />

der<br />

Betriebsbedingungen<br />

für den<br />

Spurenstoffabbau.<br />

© AG Natürliche<br />

Aufbereitungsverfahren<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1187


NETZWERK WISSEN Aktuell<br />

Spurenstoffentfernung durch weitergehende<br />

<strong>Wasser</strong>behandlung<br />

Die Arbeitsgruppe Weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung und <strong>Wasser</strong> Recycling<br />

bearbeitet vier Forschungsthemen<br />

Die Arbeitsgruppe Weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung und <strong>Wasser</strong> Recycling bearbeitet die vier Themenfelder<br />

Advanced Oxidation Processes (AOP), Deammonifikation, Membranverfahren und <strong>Wasser</strong> Recycling. Im Folgenden<br />

werden aktuelle Forschungsprojekte der jeweiligen Teams vorgestellt.<br />

<strong>Wasser</strong>behandlung mithilfe<br />

nanomodifizierter<br />

Diamantelektroden<br />

Innerhalb der Arbeitsgruppe Weitergehende<br />

<strong>Wasser</strong>behandlung<br />

und <strong>Wasser</strong> Recycling erforscht das<br />

Team „Advanced Oxidation Processes“<br />

um Dr. Carolin Heim im Rahmen<br />

des vom BMBF geförderten<br />

Bild 1. Pilotanlage zur weitergehenden Oxidation<br />

mit Nanodiamantelektroden.<br />

© alle Bilder Arbeitsgruppe Weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung<br />

und <strong>Wasser</strong> Recycling<br />

Bild 2. Photo-Fenton-Reaktor im Labormaßstab.<br />

NADINE-Projektes („Nanomodifizierte<br />

Diamantelektroden für Inlinedesinfektionsprozesse<br />

in unterschiedlichen<br />

Einsatzgebieten“) den<br />

Einsatz von nanomodifizierten Diamantelektroden<br />

zur Entfernung von<br />

Mikroorganismen und persistenten<br />

Spurenstoffen aus Trink- und Ab -<br />

wasser. Dabei werden in enger<br />

Zusammenarbeit mit mehreren Projektpartnern<br />

aus Industrie und Forschung<br />

Diamantelektroden auf<br />

ihren Einsatz zur Behandlung von<br />

Wässern unterschiedlicher Qualitäten<br />

getestet und weiterentwickelt.<br />

Das Projekt wird noch bis Ende 2013<br />

vom Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung (BMBF) gefördert.<br />

Die Gesamtlaufzeit beträgt<br />

3,5 Jahre.<br />

Sogenannte AOP können dazu<br />

eingesetzt werden, um persistente<br />

organische Spurenstoffe wie Arzneimittelwirkstoffe<br />

aus dem <strong>Abwasser</strong><br />

zu eliminieren oder <strong>zum</strong>indest für<br />

den weiteren biologischen Abbau<br />

leichter zugänglich zu machen. Ein<br />

neuartiges Verfahren stellt die elektrochemische<br />

Behandlung mittels<br />

bordotierten Diamantelektroden<br />

dar. Bei der Elektrolyse werden reaktive<br />

Hydroxyl-Radikale direkt (in<br />

situ) aus <strong>Wasser</strong> gebildet, die – je<br />

nach Betriebsbedingung und <strong>Wasser</strong>qualität<br />

– zu Ozon oder auch<br />

<strong>Wasser</strong>stoffperoxid weiterreagieren<br />

können. All diese Oxidationsmittel<br />

sind in der Lage, mit organischen<br />

oder anorganischen <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffen<br />

zu reagieren und theoretisch<br />

deren Mineralisierung zu<br />

fördern. Da das Verfahren in der<br />

Lage ist, auch Mikroorganismen<br />

abzutöten, kann es ebenso zur<br />

simultanen Desinfektion eingesetzt<br />

werden.<br />

Innerhalb der bisherigen Projektlaufzeit<br />

wurden Versuche zur<br />

Abbaubarkeit von Pharmazeutika in<br />

Wässern mit unterschiedlicher <strong>Wasser</strong>qualität<br />

durchgeführt und<br />

sowohl Abbaumechanismen als<br />

auch mögliche Reaktionsprodukte<br />

bestimmt. Dabei konnte gezeigt<br />

werden, dass mithilfe der analysierten<br />

Abbauprodukte eine Charakterisierung<br />

des Reaktionsmechanismus<br />

möglich ist. Daneben wurde<br />

das Verfahren zur Desinfektion von<br />

bakterienhaltigem Trink- und Ab -<br />

wasser getestet. Die eingesetzten<br />

Bakterien konnten innerhalb von<br />

kurzer Zeit ohne zusätzlichen Chemikalieneinsatz<br />

vollständig inaktiviert<br />

werden. Außerdem wurde<br />

untersucht, ob durch die Behandlung<br />

von Arzneimittelwirkstoffen<br />

und Bakterien mit Nanodiamantelektroden<br />

schädliche Abbauprodukte<br />

bzw. Nebenprodukte entstehen.<br />

Sämtliche Versuche wurden<br />

zunächst im Labormaßstab durchgeführt.<br />

Nachdem der gesamte Prozess<br />

optimiert wurde, erfolgte ein<br />

Up-Scaling mithilfe eines Pilotreaktors,<br />

bei dem Volumina von bis zu<br />

60 Litern erfolgreich behandelt wurden<br />

(Bild 1).<br />

Neben der chemischen Charakterisierung<br />

wurde auch der Energieverbrauch<br />

der Diamantelektrode für<br />

den Abbau von Mikroschadstoffen<br />

erfasst und mit anderen AOP-Verfahren<br />

(einem photo-Fenton-Reaktor<br />

(Bild 2) und einem UV/H 2 O 2 -<br />

Reaktor) verglichen.<br />

November 2013<br />

1188 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Aktuell NETZWERK WISSEN<br />

Die Forschungsergebnisse dienen<br />

dazu, Anwendungsmöglichkeiten<br />

für den Einsatz von Diamantelektroden<br />

im Hinblick auf die<br />

Trink- und <strong>Abwasser</strong>behandlung zu<br />

finden. Potenzielle Einsatzgebiete<br />

sind die dezentrale <strong>Wasser</strong>behandlung<br />

und direkte Kopplung mit<br />

anderen weitergehenden <strong>Wasser</strong>aufbereitungsverfahren.<br />

Kontakt:<br />

Dr. rer. nat. Carolin Heim, Team Leader<br />

Advanced Oxidation Processes,<br />

Arbeitsgruppe Weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung<br />

und <strong>Wasser</strong> Recycling,<br />

TU München, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft,<br />

Am Coulombwall 8,<br />

85748 Garching,<br />

Tel. (089) 28913709,<br />

E-Mail: c.heim@tum.de<br />

Deammonifikation zur separaten<br />

Behandlung von stickstoffreichem<br />

Prozesswasser<br />

Neuere Verfahren zur Stickstoffentfernung<br />

wie die Deammonifikation<br />

sind energetisch günstiger als konventionelle<br />

Verfahren zur Nährstoffentfernung.<br />

Allerdings gibt es noch<br />

eine Vielzahl von Problemen, die<br />

während der praktischen und großtechnischen<br />

Umsetzung gelöst werden<br />

müssen. Der Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft<br />

unterstützt<br />

mit seiner Forschung auch Unternehmen<br />

der öffentlichen Hand. Für<br />

die Stadtwerke Landsberg untersuchte<br />

das Team um Dipl.-Ing. Claus<br />

Lindenblatt die Deammonifikation<br />

von Prozesswasser mit schwingendem<br />

Redoxpotential in einer 20 m³<br />

SBR Pilotanlage im Klärwerk der<br />

Stadt (Bild 3).<br />

Mit separater Behandlung von<br />

stickstoffreichem Prozesswasser aus<br />

der Schlammentwässerung kann<br />

der Hauptstrom in kommunalen<br />

Kläranlagen, besonders mit Blick auf<br />

zunehmende Co-Vergärung, von<br />

einem Teil der Stickstofffracht entlastet<br />

werden. Zur Deammonifikation<br />

sind verschiedene ein- und<br />

zweistufige Verfahrensvarianten<br />

verfügbar, denen eine Kultivierung<br />

bestimmter Mikroorganismen im<br />

temperierten Reaktor gemeinsam<br />

ist. Alle haben das Ziel einer energiereduzierten<br />

Zentratbehandlung<br />

bei minimiertem Einsatz von Additiven.<br />

Je nach Betrachtungsweise<br />

(Flocke, Granula, Biofilm) existieren<br />

unterschiedliche theoretische Mo -<br />

delle, deren Umsetzung eine Regelung<br />

von biochemischen Prozessen<br />

in Symbiose verschiedener Mikroorganismen<br />

ermöglicht.<br />

Im Technikum des Lehrstuhls für<br />

Siedlungswasserwirtschaft der TU<br />

München wurden seit mehreren<br />

Jahren Untersuchungen zur Eignung<br />

des Redoxpotentials als Regelgröße<br />

bei der Prozesswasserbehandlung<br />

durchgeführt. Dabei<br />

zeigten sich anhand messbarer<br />

Spannungsdifferenzen im zyklischen<br />

SBR-Betrieb charakteristische<br />

Merkmale, deren Übertragung auf<br />

die Prozess-Regelung den Ablauf<br />

biochemischer Reaktionen unterstützt.<br />

So wurde mit dem Postulat<br />

eines „enzymgebundenen Ladungsaustauschs<br />

zur Regeneration der<br />

Biozönose im wechselnden Milieu<br />

von Oxidation und Reduktion“ eine<br />

Variante der Deammonifikation entwickelt,<br />

bei der das gleichmäßige<br />

Schwingen des Redoxpotentials um<br />

mehr als 100 mV eine charakteristische<br />

Prozessgröße darstellt.<br />

Mit den Ergebnissen des zweijährigen<br />

Versuchsbetriebes konnten<br />

die Erfahrungen in einer 20 m³<br />

Pilotanlage im Klärwerk Landsberg<br />

umgesetzt und bestätigt werden. Es<br />

zeigte sich, dass eine Deammonifikation<br />

auch ohne größere Komplikationen<br />

und mit im Klärwerk verfügbaren<br />

Medien zu betreiben ist.<br />

So war die Landsberger Pilotanlage<br />

nach Zugabe von 1/3 deammonifizierendem<br />

Impfschlamm und<br />

2/3 frischem Kläranlagen-Belebtschlamm<br />

innerhalb von 6 Wochen<br />

anzufahren und konnte in kurzer<br />

Zeit bei Stickstoffbelastungen von<br />

mehr als 300 g/(m³d), Abbaugrade<br />

von 90 % NH 4 -N und 75 % N ges bei<br />

weniger als 1 mg/L NO 2 -N erreichen.<br />

Mittels Online-Messtechnik<br />

Bild 3. Deammonifikations-Pilotanlage in Landsberg.<br />

und automatischer Regelung wird<br />

das Gleichgewicht von Belastung<br />

und Biomassen-Kapazität gehalten<br />

und der Prozess betriebsstabil<br />

geführt. Zudem reagiert er robust<br />

gegen schwankende C/N Verhältnisse<br />

und Einflüsse von Schlämmen<br />

aus fremden Reaktionsräumen. Zur<br />

Kontrolle des anabolen Stoffwechsels<br />

ist allerdings Na/K-Lauge und<br />

Eisensalz vorzuhalten.<br />

Mit konstantem NH 4 -N Abbau<br />

und einer Verfügbarkeit von 93 %<br />

während der letzten sechs Monate<br />

zeigten die Untersuchungen im<br />

Klärwerk Landsberg die Möglichkeit<br />

einer Deammonifikation im stabilen<br />

Betrieb. Weiterer Forschungsbedarf<br />

ergibt sich aus dem Ziel, die maximalen<br />

Umsatzraten aus den Laborversuchen<br />

auf größere Praxisanlagen<br />

zu übertragen.<br />

Kontakt:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Claus Lindenblatt, Team Leader<br />

Deammonification,<br />

Arbeitsgruppe Weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung<br />

und <strong>Wasser</strong> Recycling,<br />

TU München, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft,<br />

Am Coulombwall 8,<br />

85748 Garching,<br />

Tel. (089) 289 13704,<br />

E-Mail: c.lindenblatt@tum.de<br />

Membranverfahren<br />

Für die weitergehende <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

zur Entfernung von<br />

▶▶<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1189


NETZWERK WISSEN Aktuell<br />

Bild 4. Laboranlage zur Untersuchung des Foulingverhaltens<br />

von Nanofiltrationsmembranen.<br />

Spurenstoffen sind Nanofiltrationsmembranen<br />

attraktiv, da sie mit<br />

einem Drittel des Druckes im Vergleich<br />

zu Umkehrosmosemembranen<br />

betrieben werden können. Traditionell<br />

werden diese Membranen<br />

mit aerob biologisch vorbehandeltem<br />

<strong>Wasser</strong> nach einer Mikrofiltration<br />

oder Ultrafiltration beschickt.<br />

Innerhalb der Arbeitsgruppe Weitergehende<br />

<strong>Wasser</strong>behandlung<br />

und <strong>Wasser</strong> Recycling erforscht das<br />

Team „Membranverfahren“ um Prof.<br />

Jörg Drewes das Foulingverhalten<br />

von Ultra- und Nanofiltrationsmembranen,<br />

die mit anaerob vorbehandeltem<br />

<strong>Abwasser</strong> beaufschlagt werden.<br />

Dabei steht die Charakterisierung<br />

der zu behandelnden Lösungen<br />

und der sich bildenden<br />

Foulingschichten im Vordergrund.<br />

Die se Untersuchungen werden im<br />

Labormaßstab durchgeführt (Bild 4).<br />

Energetisch günstige Verfahren<br />

des <strong>Wasser</strong> Recyclings<br />

An semi-ariden und ariden Standorten<br />

weltweit, einschließlich wasserarmer<br />

Regionen in Europa ist die<br />

Wiederverwendung kommunalen<br />

<strong>Abwasser</strong>s nach einer weitergehenden<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung zur Stützung<br />

der Trinkwassergewinnung<br />

mittlerweile gut etabliert. Ähnliche<br />

Prozesse werden auch bei Industriewasseraufbereitungen<br />

eingesetzt.<br />

Ein signifikanter Nachteil der Prozessvarianten,<br />

die in diesen <strong>Wasser</strong><br />

Recycling Projekten verwendet werden,<br />

ist der hohe Energiebedarf und<br />

die Generierung von unerwünschten<br />

Abfallströmen (Ozone oder Um -<br />

kehrosmose Konzentrate). Innerhalb<br />

der Arbeitsgruppe Weitergehende<br />

<strong>Wasser</strong>behandlung und<br />

<strong>Wasser</strong> Recycling erforscht das<br />

Team „<strong>Wasser</strong> Recycling“ um Prof.<br />

Jörg Drewes den Einsatz energieeffizienter<br />

Verfahrenskombinationen<br />

für die Elimination organischer<br />

Stoffe und Krankheitserreger bei<br />

der <strong>Abwasser</strong>wiederverwendung.<br />

Dabei werden in enger Zusammenarbeit<br />

mit mehreren Projektpartnern<br />

aus Industrie und Forschung<br />

die Kopplung von biologischen,<br />

chemischen und physischen Aufbereitungsprozessen<br />

untersucht.<br />

Im Vordergrund dieser Arbeiten<br />

stehen Prozesse, die entweder als<br />

vierte Reinigungsstufe in der weitergehenden<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

oder gezielt für <strong>Wasser</strong>-Recycling-<br />

Projekte eingesetzt werden können<br />

mit dem Ziel, organische Spurenstoffe<br />

und pathogene Keime gezielt<br />

und effizient zu eliminieren. Diese<br />

schließt die Bewertung von Transformationsprodukten<br />

ein. Weiterhin<br />

werden Strategien entwickelt, wie<br />

die Effizienz dieser weitergehenden<br />

Verfahren prozesstechnisch durch<br />

den Einsatz geeigneter Indikatoren<br />

und Surrogatparameter messtechnisch<br />

überwacht werden können.<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes, Team Leader<br />

Membranprozesse und <strong>Wasser</strong> Recycling,<br />

Arbeitsgruppe Weitergehende <strong>Wasser</strong>behandlung<br />

und <strong>Wasser</strong> Recycling,<br />

TU München, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft,<br />

Am Coulombwall 8,<br />

85748 Garching,<br />

Tel. (089) 28913713,<br />

E-Mail: jdrewes@tum.de<br />

part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />

NETZWERK WISSEN<br />

Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />

Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />

im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />

Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Kontakt zur Redaktion:<br />

E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />

EAZ Netzwerk 2.indd 1 3.9.2012 15:24:16<br />

November 2013<br />

1190 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Edition<br />

Quellfassungsanlagen zur<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Technische und naturwissenschaftliche<br />

Grundlagen für den Bau und Betrieb von<br />

Quellfassungen für die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Das neue, umfangreiche Fachbuch beschäftigt sich mit Quellen zur Trinkwasser<br />

gewinnung und klammert die Mineralwasser-, Thermalwasserund<br />

Heilwasserquellen bewusst aus, da hier andere Bewertungsmaßstäbe<br />

und Nutzungskonzepte gelten. Mit dieser Neuerscheinung über den<br />

Bau und Betrieb von Quellfassungen für die Trinkwasserversorgung wird<br />

die Reihe der Standardwerke zur <strong>Wasser</strong>gewinnung im Deutschen Industrieverlag<br />

fortgeführt. Das Buch wendet sich gleichermaßen an Betreiber<br />

wie Planer und Genehmigungsbehörden, die mit der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

beschäftigt sind.<br />

Autoren: Christoph Treskatis, Horst Tauchmann<br />

1. Auflage 2013<br />

ca. 650 Seiten, Farbdruck,<br />

Hardcover, 170 x 240 mm<br />

Erhältlich in 2 Varianten<br />

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DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

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Quellfassungsanlagen zur Trinkwasserversorgung<br />

1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7125-6<br />

für € 128,- (zzgl. Versand)<br />

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NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

<strong>Wasser</strong>gipfel in Budapest<br />

Dreitägige Diskussion über die nachhaltige Nutzung der Ressource <strong>Wasser</strong><br />

Vom 8. bis 11. Oktober fand in Budapest der globale <strong>Wasser</strong>gipfel „Budapest Water Summit“ statt. Ban<br />

Ki-moon, Generalsekretär der Vereinten Nationen sowie der Präsident Ungarns, János Áder, eröffneten dieses<br />

einmalige Forum: Hochrangige Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Nichtregierungsorganisationen<br />

diskutierten drei Tage lang über die nachhaltige Nutzung der Ressource <strong>Wasser</strong>.<br />

Im Fokus stand die Frage, wie man<br />

die aktuellen Entwicklungen im<br />

<strong>Wasser</strong>sektor stärker in die Millennium<br />

Entwicklungsziele der Vereinten<br />

Nationen einfließen lassen<br />

kann. Basierend auf den Ergebnissen<br />

verschiedener UN-Programme<br />

und Initiativen sowie des World<br />

Water Forums präsentierten die<br />

Teilnehmer „SMARTe“-Lösungsvorschläge<br />

(SMART= Specific, Measureable,<br />

Attainable, Realistic and<br />

Timely) für ein nachhaltiges <strong>Wasser</strong>management.<br />

Am Ende des Gipfels wurde eine<br />

Resolution verabschiedet, mit dem<br />

Anliegen, die Ziele <strong>zum</strong> <strong>Wasser</strong>management<br />

für die post 2015 Agenda<br />

zu formulieren.<br />

Klement Tockner, Direktor des<br />

Berliner Leibniz-Instituts für Gewässerökologie<br />

und Binnenfischerei<br />

(IGB), war einer der Sprecher auf der<br />

international hochrangig besetzten<br />

Podiumsdiskussion <strong>zum</strong> Thema<br />

„Water Quality and Sustainable<br />

Development Goals“: „<strong>Wasser</strong> ist<br />

nicht nur eine grundlegende Ressource<br />

für uns Menschen – Gewässer<br />

zählen zu den wertvollsten<br />

Lebensräumen überhaupt. So muss<br />

in jede Strategiediskussion <strong>zum</strong><br />

„Nexus“ <strong>Wasser</strong>-Energie-Nahrung<br />

die Ökologie einbezogen werden.<br />

Der Rückgang der biologischen<br />

Vielfalt ist die wohl größte Herausforderung,<br />

der wir uns stellen müssen.<br />

Ein Verlust ist unumkehrbar. Im<br />

Sinne des Vorsorgeprinzips darf die<br />

ökonomische Entwicklung nicht auf<br />

Kosten dieser Vielfalt erfolgen“, so<br />

Klement Tockner. Doch in welchem<br />

Zustand ist unsere belebte Umwelt?<br />

Wir benötigen robuste Indikatoren<br />

– eine Art Dow Jones-Index<br />

für Ökosysteme – der die Veränderungen<br />

insgesamt erfasst und zu -<br />

gleich die zugrunde liegenden Ur -<br />

sachen erkennen lässt. „Dafür benötigt<br />

es wissenschaftliche Daten von<br />

hoher Qualität. Langzeitforschung<br />

und -monitoring sind unabdingbar,<br />

um den „Puls“ der Ökosysteme zu<br />

messen. Sie sind das Frühwarnsystem<br />

und die Basis, um Prioritäten im<br />

Management unserer Umwelt zu<br />

setzen“, so Klement Tockner.<br />

Die Wissenschaftsgemeinde entwickelt<br />

derzeit innovative Methoden<br />

des Monitorings, um ökologische<br />

Prozesse in Echtzeit zu un -<br />

tersuchen. So können mittels<br />

Fernerkundung Extremereignisse<br />

wie Hochwasser und Hitzewellen<br />

besser erforscht werden. Auch gilt<br />

es, neue Wege zu gehen, was Datenverarbeitung<br />

und -bereitstellung<br />

betrifft. „Diese Daten sind öffentliches<br />

Gut, welches der Gemeinschaft<br />

frei zur Verfügung stehen muss“,<br />

betont Klement Tockner die Verantwortung<br />

von Wissenschaftlern, die<br />

Grundlage für die Entwicklung von<br />

Managementkonzepten zu schaffen.<br />

„Eine nachhaltige Welt ist eine, in<br />

der sauberes <strong>Wasser</strong> sicher verfügbar<br />

ist“, lautet der Titel, der auf dem<br />

Kongress verabschiedeten Resolution.<br />

Ein solches Treffen wie der<br />

„Budapest Water Summit“ stärkt<br />

die Zusammenarbeit der Akteure,<br />

diesem Ziel ein Stück weit näher zu<br />

kommen.<br />

Im Löcknitztal<br />

bei Berlin.<br />

© Jörg Gelbrecht,<br />

IGB<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr. Klement Tockner,<br />

Leibniz-Institut für Gewässerökologie<br />

und Binnenfischerei (IGB),<br />

Müggelseedamm 310,<br />

D-12587 Berlin,<br />

Tel. (030) 64181602,<br />

E-Mail: tockner@igb-berlin.de<br />

Weitere Informationen:<br />

http://www.budapestwatersummit.hu<br />

http://www.igb-berlin.de<br />

November 2013<br />

1192 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

© w.r.wagner / pixelio.de<br />

Nitratbelastung des Grundwassers in Frankreich<br />

Ergebnisse eines 24 Jahre andauernden Experiments<br />

In Frankreich wird das meiste Trinkwasser aus dem Grundwasser gewonnen, dessen Nitratbelastung auf lange<br />

Sicht zu einem Problem werden könnte. Für seine Studie nutzte das INRA (Institut für Agrarforschung) ein<br />

einzigartiges Testgelände: das <strong>Wasser</strong>einzugsgebiet in Bruyeres-et-Montbérault (Departement Aisne). Dieses<br />

Plateau umfasst 187 Hektar, auf dem 137 Feldkulturen (Weizen, Zuckerrüben, Raps, Erbsen etc.) angebaut<br />

werden. Am 4. Oktober 2013 veröffentlichte das INRA die wissenschaftlichen und technischen Ergebnisse<br />

seines 24 Jahre andauernden Experiments in diesem Gebiet.<br />

Im Jahr 1989 starteten das INRA,<br />

die Landwirte, der Gemeinderat<br />

und die Landwirtschaftskammer<br />

von Aisne ein partnerschaftliches<br />

Experiment, um den Nitratgehalt im<br />

<strong>Wasser</strong>einzugsgebiet zu reduzieren.<br />

Auf den einzelnen Parzellen wurden<br />

dafür bewährte landwirtschaftliche<br />

Me thoden überprüft, insbesondere<br />

die Stickstoffdüngung. So wurde<br />

beispielsweise mithilfe der Simulationssoftware<br />

„Azobil“ die zur Düngung<br />

verwendete Stickstoffmenge<br />

bei verschiedenen Kulturen getestet.<br />

Untersucht wurde auch der<br />

Anbau von stickstoffbindenden<br />

Zwischenfrüchten. Es wurde auch<br />

empfohlen, die Ausfallpflanzen auf<br />

den Feldern zu belassen und das<br />

Stroh unterzupflügen.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass sich<br />

mit den bewährten landwirtschaftlichen<br />

Methoden die Stickstoff-Belastung<br />

verringern lässt. Heute liegt<br />

der Nitratgehalt bei der <strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

bei einem stabilen Wert<br />

von etwa 50 mg pro Liter (Grenzwert<br />

laut Trinkwasserverordnung).<br />

Im Vergleich dazu lag dieser Wert<br />

1990 noch bei über 60 mg pro Liter.<br />

Die Daten bestätigen ebenfalls<br />

eine starke zeitliche Trägheit. Diese<br />

ist darauf zurückzuführen, dass das<br />

Nitrat mehrere Jahrzehnte benötigt,<br />

um ins Grundwasser zu gelangen.<br />

Aus diesem Grund gehen die Wissenschaftler<br />

davon aus, dass der<br />

Nitratgehalt in den kommenden<br />

30 Jahren weiter sinken wird.<br />

Das Experiment zeigt auch deutlich,<br />

dass sich die Nitratbelastung<br />

nur durch eine nachhaltige Zusammenarbeit<br />

zwischen den Gebietskörperschaften,<br />

Landwirten, Transfer-<br />

und Forschungseinrichtungen<br />

beherrschen lässt.<br />

Kontakt:<br />

Clément Guyot,<br />

E-Mail: clement.guyot@diplomatie.gouv.fr<br />

Wissenschaftliche Abteilung, Französische<br />

Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland<br />

http://www.wissenschaft-frankreich.de/<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1193


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

Umweltschutz: Gewässerbelastung nimmt ab,<br />

aber es bleibt noch viel zu tun<br />

Die Verunreinigung der Gewässer<br />

durch Nitrate ist in den vergangenen<br />

20 Jahren zurückgegangen,<br />

aber die <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

werden noch immer durch landwirtschaftliche<br />

Quellen belastet.<br />

Der neueste Bericht über die Umsetzung<br />

der Nitratrichtlinie zeigt, dass<br />

die Nitratkonzentrationen sowohl<br />

im Oberflächen- als auch im Grundwasser<br />

leicht zurückgehen und dass<br />

sich nachhaltige landwirtschaftliche<br />

Verfahren stärker durchsetzen. Trotz<br />

dieses allgemein positiven Trends<br />

verursachen Nitratbelastung und<br />

Eutrophierung – das übermäßige<br />

Wachstum von schädlichen Pflanzen<br />

und Algen, das das Leben in<br />

Flüssen und Seen erstickt – noch in<br />

vielen Mitgliedstaaten Probleme,<br />

und es sind weitere Maßnahmen<br />

erforderlich, um innerhalb eines<br />

vertretbaren Zeitrahmens einen<br />

guten Zustand der Gewässer in der<br />

Europäischen Union herzustellen.<br />

Hierzu erklärte EU-Umweltkommissar<br />

Janez Potočnik: „Ich freue<br />

mich, dass die lang anhaltenden<br />

Bemühungen zur Verringerung der<br />

Gewässerverunreinigung durch Nitrate<br />

Wirkung zeigen. Aber bis zur<br />

Erreichung eines guten Gewässerzustands<br />

in Europa im Jahr 2015 liegt<br />

noch eine riesige Aufgabe vor uns.<br />

Nitrate sind eine starke Belastung<br />

für die Biodiversität, die Gewässer<br />

und die Flächen, die die Grundlage<br />

für unsere landwirtschaftlichen und<br />

ökonomischen Tätigkeiten bilden.<br />

Wir müssen unsere Anstrengungen<br />

verstärken, um weitere spürbare<br />

Verringerungen bei den Nährstoffeinträgen<br />

zu erreichen. Dies erfordert<br />

eine nachhaltigere und ressourcen -<br />

effizientere Bewirtschaftung des<br />

Nährstoffzyklus. Insbesondere müssen<br />

wir die Effizienz des Einsatzes<br />

von Düngemitteln verbessern. Je<br />

länger wir warten, desto höher werden<br />

die Kosten für die Wirtschaft wie<br />

für die Umwelt.“<br />

© schemmi/pixelio.de<br />

Die Belastung der <strong>Wasser</strong>qualität<br />

durch die Landwirtschaft nimmt in<br />

einigen Gebieten immer noch zu,<br />

da einige Verfahren der Intensivlandwirtschaft<br />

stark von Düngemitteln<br />

abhängig sind, die die Gewässerqualität<br />

vor Ort verschlechtern.<br />

In mehreren Mitgliedstaaten und<br />

Regionen ist der Anteil der nitratbelasteten<br />

oder eutrophierten Gewässer<br />

immer noch hoch. In Deutschland<br />

und Malta sind die Probleme<br />

beim Grundwasser am größten,<br />

während die Verunreinigung der<br />

Oberflächengewässer in Malta, dem<br />

Vereinigten Königreich und Belgien<br />

am stärksten ist. Beinahe vier von<br />

zehn Seen in Europa leiden unter<br />

Eutrophierung; besonders akut ist<br />

die Lage in den Niederlanden, wo<br />

100 % des Süßwassers betroffen sind.<br />

Innerstaatliche Maßnahmen wie<br />

ausgewogene Düngung und nachhaltige<br />

Dungbewirtschaftung, die<br />

darauf abzielen, die Anbaukulturen<br />

mit der richtigen Menge an Nährstoffen<br />

zu versorgen, verbessern<br />

sich weiterhin. In einigen Bereichen<br />

wie dem Gartenbau erhalten die<br />

Landwirte aber noch nicht genügend<br />

Anreize, um den Einsatz von<br />

Nitratdünger einzuschränken. Problembereiche<br />

sind dem neuen<br />

Bericht zufolge neue Energiepflanzen,<br />

die Biogasindustrie, die Intensivierung<br />

der tierischen Erzeugung<br />

und der Gartenbau; sie müssen<br />

genauer beobachtet werden und<br />

erfordern künftig verstärkte Maßnahmen.<br />

Durch Schulungsprogramme<br />

und Kampagnen zur Sensibilisierung<br />

für die Notwendigkeit von<br />

Gewässerschutzmaßnahmen, die<br />

die Mitgliedstaaten in den landwirtschaftlichen<br />

Betrieben durchgeführt<br />

haben, wurde das Bewusstsein<br />

für das Problem verschärft.<br />

Hintergrund<br />

Übermäßige Nitratkonzentrationen<br />

aufgrund von Schweine-, Rinderoder<br />

Geflügeldung aus der Tierhaltung<br />

und der Düngung von Kulturpflanzen<br />

sickern in die Gewässer ein<br />

und verursachen Algenblüte, was<br />

zu Störungen der <strong>Wasser</strong>ökosysteme<br />

führt und hierdurch Luftverschmutzung<br />

und eine Bedrohung<br />

der Biodiversität verursacht. Dies<br />

November 2013<br />

1194 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

gefährdet – insbesondere wegen<br />

der Verunreinigung des Trinkwassers<br />

– auch die menschliche<br />

Gesundheit und hat wirtschaftliche<br />

Auswirkungen, da die Ökosystemleistungen<br />

der Gewässer beeinträchtigt<br />

werden. Vor mehr als<br />

20 Jahren hat die EU das Problem<br />

erkannt und die Nitratrichtlinie<br />

erlassen, die EU-weit die gute landwirtschaftliche<br />

Praxis fördert und<br />

hierdurch die Gewässerbelastung<br />

durch Nitrate aus landwirtschaftlichen<br />

Quellen verringert.<br />

Die Richtlinie ist seit 1992 in<br />

Kraft, und obwohl sie in den Mitgliedstaaten<br />

bereits gut eingeführt<br />

ist, ist ihre vollständige Umsetzung<br />

in einigen Ländern noch problematisch.<br />

So laufen derzeit gegen sechs<br />

Mitgliedstaaten (Bulgarien, Frankreich,<br />

Griechenland, Lettland, Polen<br />

und die Slowakei) diesbezügliche<br />

Vertragsverletzungsverfahren.<br />

Die letzten Bewertungen der<br />

Umsetzung der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

und Studien im Rahmen internationaler<br />

Übereinkommen machen<br />

deutlich, dass diffuse Verunreinigungsquellen<br />

die größten Hindernisse<br />

bei der Erreichung eines guten<br />

Zustands der Gewässer in der EU<br />

darstellen. Aus diesem Grund wird<br />

im unlängst veröffentlichten Blueprint<br />

für den Schutz der europäischen<br />

<strong>Wasser</strong>ressourcen die Nitratrichtlinie<br />

als eine der entscheidenden<br />

Maßnahmen zur Erreichung der<br />

Ziele der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

bezeichnet.<br />

Weitere Informationen:<br />

Link <strong>zum</strong> Bericht: http://ec.europa.eu/environment/water/water-nitrates/reports.html<br />

http://ec.europa.eu/environment/water/<br />

water-nitrates/<br />

Europäischer Gerichtshof verurteilt Belgien zur<br />

Zahlung einer Geldbuße von 10 Millionen Euro<br />

Fehlende Behandlung von kommunalem <strong>Abwasser</strong> stellt eine Beeinträchtigung des<br />

Umweltschutzes dar<br />

Belgien wird für die Nichtdurchführung<br />

des Urteils des Gerichtshofs<br />

vom 8. Juli 2004 (C-27/03) über<br />

die Behandlung von kommunalem<br />

<strong>Abwasser</strong> zur Zahlung einer Geldbuße<br />

von 10 Mio. Euro ver urteilt.<br />

Außerdem wird die Zahlung eines<br />

Zwangsgelds für den Fall verhängt,<br />

dass Belgien dem Urteil C-27/03,<br />

dessen Nichtdurchführung für fünf<br />

Gemeinden fortdauert, nicht vollumfänglich<br />

nachkommt<br />

Die Richtlinie 91/271/EWG über<br />

die Behandlung von kommunalem<br />

<strong>Abwasser</strong> regelt das Sammeln,<br />

Behandeln und Einleiten von kommunalem<br />

<strong>Abwasser</strong> und das Behandeln<br />

und Einleiten von <strong>Abwasser</strong><br />

bestimmter Industriebranchen. Ziel<br />

dieser Richtlinie ist es, die Umwelt<br />

vor den schädlichen Auswirkungen<br />

von kommunalem <strong>Abwasser</strong> zu<br />

schützen.<br />

In seinem Urteil vom 8. Juli 2004,<br />

Kommission/Belgien (C-27/03), entschied<br />

der Gerichtshof, dass Belgien<br />

gegen mehrere Bestimmungen<br />

dieser Richtlinie verstoßen<br />

hatte, weil 114 Gemeinden der Flämischen<br />

Region, 60 Gemeinden der<br />

Wallonischen Region und die<br />

Gemeinden der Region Brüssel-<br />

Hauptstadt den Anforderungen der<br />

Richtlinie 91/271 nicht nachgekommen<br />

waren. Zum Zeitpunkt der<br />

Erhebung der vorliegenden Klage<br />

durch die Europäische Kommission<br />

be stand der Verstoß für eine flämische<br />

Gemeinde, 21 wallonische<br />

Gemeinden und die Brüsseler<br />

Gemeinden fort. Später hat die<br />

Kommission in der mündlichen<br />

Verhandlung eingeräumt, dass die<br />

notwendigen Maßnahmen nur in<br />

Bezug auf fünf Gemeinden nicht<br />

ergriffen worden seien. Angesichts<br />

dieser Umstände hat die Kommission<br />

ihre Anträge geändert und<br />

den Gegenstand des Rechtsstreits<br />

enger umgrenzt.<br />

Der Gerichtshof stellt zunächst<br />

fest, dass das Königreich Belgien am<br />

Ende der in der mit Gründen versehenen<br />

Stellungnahme vom 26. Juni<br />

2009 gesetzten Frist nicht alle Maßnahmen<br />

ergriffen hatte, die erforderlich<br />

waren, um dem Urteil vom<br />

8. Juli 2004 vollständig nachzukommen,<br />

und daher gegen seine Verpflichtungen<br />

aus dem Vertrag über<br />

die Arbeitsweise der EU verstoßen<br />

hat. In Bezug auf die Berechnung<br />

des Pauschalbetrags weist der<br />

Gerichtshof darauf hin, dass die<br />

Ver tragsverletzung fast neun Jahre<br />

angedauert hat, was übermäßig ist,<br />

selbst wenn anzuerkennen ist, dass<br />

die durchzuführenden Aufgaben<br />

einen bedeutenden Zeitraum von<br />

mehreren Jahren benötigten und<br />

dass die Durchführung des Urteils<br />

vom 8. Juli 2004 als fortgeschritten,<br />

ja sogar fast abgeschlossen anzusehen<br />

ist.<br />

Zur Schwere des Verstoßes be -<br />

merkt der Gerichtshof, dass Belgien<br />

dadurch, dass es sein gesamtes<br />

Staatsgebiet gemäß der Richtlinie<br />

▶▶<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1195


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

Europäischer<br />

Gerichtshof in<br />

Luxemburg,<br />

Vorplatz mit<br />

Türmen und<br />

Anneau.<br />

© Gerichtshof der<br />

Europäischen<br />

Union<br />

als „empfindliches Gebiet“ ausgewiesen<br />

hat, die Notwendigkeit eines<br />

gesteigerten Umweltschutzes in<br />

seinem Staatsgebiet anerkannt hat.<br />

Die fehlende Behandlung von kommunalem<br />

<strong>Abwasser</strong> stellt indessen<br />

eine Beeinträchtigung des Umweltschutzes<br />

dar.<br />

Der Gerichtshof weist allerdings<br />

darauf hin, dass Belgien bedeutsame<br />

Investitionsanstrengungen<br />

unter nommen hat, um das Urteil<br />

vom 8. Juli 2004 durchzuführen,<br />

und beachtliche Fortschritte ge -<br />

macht hat. Die Fortschritte waren<br />

zudem bei Ablauf der in der mit<br />

Gründen versehenen Stellungnahme<br />

gesetzten Frist bereits substanziell.<br />

Außerdem hebt der<br />

Gerichtshof hervor, dass Belgien im<br />

Laufe des Verfahrens voll mit der<br />

Kommission zusammengearbeitet<br />

hat. Unter diesen Umständen ist der<br />

Gerichtshof der Auffassung, dass<br />

bei angemessener Würdigung der<br />

Umstände des Einzelfalls der von<br />

dem Königreich Belgien zu entrichtende<br />

Pauschalbetrag auf 10 Mio.<br />

Euro festzusetzen ist.<br />

Außerdem ist der Gerichtshof<br />

unter Berücksichtigung der Ge -<br />

samtumstände der Ansicht, dass die<br />

Verhängung eines Zwangsgelds in<br />

Höhe von 4 722 Euro pro Tag angemessen<br />

ist. In Bezug auf die Periodizität<br />

des Zwangsgelds hält es der<br />

Gerichtshof, da die Erbringung des<br />

Nachweises der Einhaltung der<br />

Richtlinie 91/271 eine bestimmte<br />

Frist erfordern kann und um dem<br />

von dem beklagten Mitgliedstaat<br />

eventuell gemachten Fortschritt<br />

Rechnung zu tragen, entsprechend<br />

dem Vorschlag der Kommission für<br />

angemessen, dass das Zwangsgeld<br />

auf der Grundlage von sechsmonatigen<br />

Zeiträumen berechnet wird<br />

und dabei der Gesamtbetrag für die<br />

jeweiligen Zeiträume (d. h. ein<br />

Zwangsgeld von 859 404 Euro pro<br />

Halbjahr der Verspätung) um einen<br />

Prozentsatz reduziert wird, der dem<br />

Anteil der Einwohnerwerte entspricht,<br />

die mit dem Urteil vom<br />

8. Juli 2004 in Einklang gebracht<br />

worden sind.<br />

Hinweis: Eine Vertragsverletzungsklage,<br />

die sich gegen einen<br />

Mitgliedstaat richtet, der gegen<br />

seine Verpflichtungen aus dem Unionsrecht<br />

verstoßen hat, kann von<br />

der Kommission oder einem anderen<br />

Mitgliedstaat erhoben werden.<br />

Stellt der Gerichtshof die Vertragsverletzung<br />

fest, hat der betreffende<br />

Mitgliedstaat dem Urteil unverzüglich<br />

nachzukommen.<br />

Ist die Kommission der Auffassung,<br />

dass der Mitgliedstaat dem<br />

Urteil nicht nachgekommen ist,<br />

kann sie erneut klagen und finanzielle<br />

Sanktionen beantragen. Hat<br />

ein Mitgliedstaat der Kommission<br />

die Maßnahmen zur Umsetzung<br />

einer Richtlinie nicht mitgeteilt,<br />

kann der Gerichtshof auf Vorschlag<br />

der Kommission jedoch bereits mit<br />

dem ersten Urteil Sanktionen verhängen.<br />

November 2013<br />

1196 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

im antiken Rom<br />

Sextus Iulius Frontinus, Leiter der antiken römischen<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Sextus Iulius Frontinus wurde im Jahre 97 n. Chr. durch Kaiser Nerva <strong>zum</strong> Leiter<br />

der <strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt Rom (curator aquarum) berufen. Aus diesem<br />

Anlass verfasste er eine Schrift, die unter dem Titel „De aquaeductu urbis Romae<br />

– Die <strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt Rom“ überliefert worden ist. Frontin gibt darin<br />

einen Überblick über den Stand des Wissens bezüglich Management, Technik und<br />

Organisation der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung. Er begegnet uns als moderner<br />

Manager einer großstädtischen <strong>Wasser</strong>versorgung; seine Schrift kann als erstes<br />

Lehrbuch des Faches gelten. Die zweisprachige Ausgabe basiert auf einer sorgfältigen<br />

Überprüfung des lateinischen Textes sowie einer neuen Übersetzung ins Deutsche.<br />

Hrsg.: Frontinus Gesellschaft e.V.<br />

4. völlig neu bearbeitete Auflage 2013<br />

284 Seiten, vierfarbig, Hardcover mit Schut<strong>zum</strong>schlag<br />

ISBN: 978-3-8356-7107-2<br />

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Das Buch erscheint im DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

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4. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7107-2 für € 89,80 (zzgl. Versand)<br />

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Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

<strong>Zwischenerkenntnisse</strong> <strong>zum</strong> <strong>Legionellenfall</strong> <strong>Warstein</strong><br />

Von Harro Bode<br />

Es wird wahrscheinlich noch<br />

einige Wochen wenn nicht<br />

Monate brauchen, bis weitgehend<br />

gesicherte Erkenntnisse über die<br />

Verbreitungswege der Legionelleninfektion<br />

in <strong>Warstein</strong> vorliegen werden.<br />

Für die Betreiber der rund<br />

10 000 deutschen Kläranlagen ist es<br />

nicht zuletzt vor dem Hintergrund<br />

der dort aufgetretenen 165 Erkrankungs-<br />

und zwei oder vielleicht<br />

sogar drei Todesfällen dennoch<br />

sicherlich bereits jetzt von großem<br />

Interesse, einen zeitnahen Zwischenbericht<br />

darüber zu bekommen,<br />

welche Rolle die dortige<br />

kommunale Kläranlage in diesem<br />

Zusammenhang aller Wahrscheinlichkeit<br />

nach gespielt hat.<br />

Die Situation stellt sich für den<br />

Ruhrverband als Betreiber dieser<br />

kommunalen Kläranlage in <strong>Warstein</strong><br />

derzeit wie folgt dar:<br />

##<br />

Die CSB-Zulauffrachten zur Kläranlage<br />

<strong>Warstein</strong>, in deren unterschiedlichen<br />

Behandlungsstufen<br />

z. T. hohe Legionellenkonzentrationen<br />

nachgewiesen wurden,<br />

stammten in der Vergangenheit<br />

etwa zur Hälfte aus dem in <strong>Warstein</strong><br />

anfallenden typischen<br />

Kommunalabwasser und zur<br />

anderen Hälfte aus dem vorbehandelten<br />

<strong>Abwasser</strong> einer Brauerei.<br />

Die Reinigungsleistung der<br />

Anlage war hervorragend, so -<br />

dass der Einleitwert beim CSB im<br />

Kläranlagenablauf von 70 mg/L<br />

auf 45 mg/L heruntererklärt werden<br />

konnte.<br />

##<br />

Das „Animpfen“ der Kläranlage<br />

<strong>Warstein</strong> mit Legionellen er -<br />

folgte nach bisheriger Erkenntnis<br />

in erster Linie über das 30 bis<br />

35 °C warme <strong>Abwasser</strong> aus der<br />

Brauerei. Die Brauerei verfügt<br />

über z.T. belüftete Misch- und<br />

Ausgleichsbecken, in denen<br />

über einen Batch-Betrieb eine<br />

Vorreinigung mit belebtem<br />

Legionella pneumophila. © Janice Haney Carr, Department of Health and Human<br />

Services, Centers for Disease Control and Prevention<br />

Schlamm erfolgte. In diesen mit<br />

warmem <strong>Abwasser</strong> und belebtem<br />

Schlamm befüllten Becken<br />

wurden hohe Legionellenkonzentrationen<br />

gemessen.<br />

##<br />

Die der <strong>Abwasser</strong>anlage der<br />

Brauerei über eine etwa 4 km<br />

lange Leitung nachgeschaltete<br />

kommunale Anlage des Ruhrverbands<br />

verfügt über eine niedrig<br />

belastete Belebungsanlage, der<br />

für einen <strong>Abwasser</strong>teilstrom ein<br />

Tropfkörper mit Zwischenklärung<br />

vorgeschaltet ist. Die im<br />

Tropfkörperablauf gemessene<br />

Legionellenkonzentration lag in<br />

etwa um eine gute Zehnerpotenz<br />

niedriger als die in dem<br />

Belebungsbecken, in dem sich<br />

die Legionellen aus dem Brauereiabwasser<br />

offensichtlich im<br />

Belebtschlammkreislauf angereichert<br />

haben. Die Legionellenkonzentration<br />

im Ablauf der<br />

Nachklärung (vor einer provisorisch<br />

nachgerüsteten UV-Desinfektion)<br />

liegt um ein bis zwei<br />

Zehnerpotenzen niedriger als im<br />

Belebungsbecken.<br />

##<br />

Mit der nachgeschalteten UV-<br />

Desinfektion lassen sich die Legionellen<br />

um etwa eine bis zwei<br />

weitere Zehnerpotenzen auf<br />

Werte zwischen 5 000 bis 500<br />

KBE/100 mL reduzieren.<br />

Nachdem die hohen Legionellenkonzentrationen<br />

im Belebungsbecken<br />

der kommunalen Kläranlage<br />

entdeckt worden waren, hat<br />

der Ruhrverband innerhalb weniger<br />

Tage die auf dem Belebungsbecken<br />

vorhandene Oberflächenbelüftung<br />

durch eine Reinsauerstoffbegasung<br />

ersetzt und das Belebungsbecken<br />

zur Verhinderung von Aerosolausbreitung<br />

abgedeckt. Darüber hinaus<br />

wurde im Ablauf der Anlage die<br />

oben erwähnte UV-Desinfektion<br />

installiert.<br />

Nach jetzigem Erkenntnisstand<br />

ist das massenhafte Auftreten der<br />

Legionellen in der kommunalen<br />

Kläranlage auf die Zuleitung von<br />

massiv mit Legionellen behaftetem<br />

Brauereiabwasser zurückzuführen.<br />

Es hat offenbar ursächlich nicht, wie<br />

in einzelnen vorschnellen Presse-<br />

November 2013<br />

1198 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

veröffentlichungen zu lesen war,<br />

mit Bauartspezifika der kommunalen<br />

Kläranlage zu tun. Hinsichtlich<br />

der Brauerei in <strong>Warstein</strong> ist an<strong>zum</strong>erken,<br />

dass die in der <strong>Abwasser</strong>anlage<br />

aufgetretene Legionellenproblematik<br />

mit dem „Produkt Bier“<br />

zu keinem Zeitpunkt in Verbindung<br />

stand, was im Übrigen auch von den<br />

Behörden nachdrücklich bestätigt<br />

wurde.<br />

Darüber hinaus ist zu vermuten,<br />

dass die Ansteckung mit Legionellose,<br />

die über Aerosole erfolgt, nicht<br />

von der Kläranlage, sondern vor<br />

allem von einem industriellen Rückkühlwerk<br />

ausgegangen ist, für das<br />

etwa 2 km unterhalb der Kläranlageneinleitung<br />

<strong>Wasser</strong> aus dem<br />

nachweislich mit Legionellen belasteten<br />

Fluss entnommen wurde.<br />

Denn der Rückgang an Neuinfektionen<br />

auf Null stand eindeutig im<br />

Zusammenhang mit der Außerbetriebnahme<br />

des erwähnten industriellen<br />

Rückkühlwerkes. Er war aufgrund<br />

der Inkubationszeit mit dem<br />

üblichen zeitlichen Nachlauf bereits<br />

<strong>zum</strong> Abschluss gekommen, bevor<br />

das Belebungsbecken der kommunalen<br />

Kläranlage, deren Legionellenbelastung<br />

zwölf Tage nach<br />

Schließung des Rückkühlwerkes<br />

festgestellt wurde, abgedeckt wur -<br />

de. Somit war die Abdeckung des<br />

Belebungsbeckens offensichtlich<br />

keine Voraussetzung für die Beendigung<br />

der Infektionswelle. Auch hat<br />

eine arbeitsmedizinische Untersuchung<br />

von 15 Mitarbeitern des<br />

Ruhrverbands, die auf der Kläranlage<br />

arbeiten oder sich dort häufiger<br />

aufhalten, ergeben, dass der<br />

Anteil von Personen mit Antikörpern<br />

gegen Legionellen genau dem<br />

des üblichen Bevölkerungsdurchschnitts<br />

(etwa einem Drittel) entspricht,<br />

ein Befund, der die oben<br />

aufgestellte These unterstützt, dass<br />

es zu den Infektionen, die im Übrigen<br />

ausschließlich über die Atemwege<br />

erfolgen können, nicht im<br />

Bereich der Kläranlage gekommen<br />

ist.<br />

Die vom Ruhrverband umgehend<br />

untersuchten sechs anderen<br />

Kläranlagen wiesen in ihren Prozessstufen<br />

sämtlich Legionellenbefunde<br />

nahe Null auf, wobei eine<br />

der Anlagen gleichfalls mit wärmerem<br />

Produktionsabwasser beschickt<br />

wird.<br />

Als Zwischenfazit ist festzuhalten,<br />

dass zu den bislang bekannten<br />

Legionellenbrutstätten wie Rückkühlwerken,<br />

Luftwäschern, Klimaanlagen,<br />

Warmwassertanks und<br />

Whirlpools nunmehr Becken mit<br />

warmem <strong>Abwasser</strong> (in Mischung<br />

mit belebtem Schlamm?) hinzuzuzählen<br />

sind. In diesem Zusammenhang<br />

ist auf einen in der Literatur<br />

geschilderten Fall hinzuweisen, bei<br />

dem es 2005 im norwegischen<br />

Sarpsborg zu einem schwerwiegenden<br />

Legionellenausbruch kam. Er<br />

ging offensichtlich auf einen Luftwäscher<br />

eines holzverarbeitenden<br />

Industriebetriebes zurück. Bei<br />

einem weiteren späteren Ausbruch<br />

an gleicher Stelle kam auch die<br />

aerobe <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlage<br />

des Betriebes in gewissen Verdacht.<br />

Mikrobiologen und Hygieniker<br />

werden aufklären müssen,<br />

warum diese Zusammenhänge bislang<br />

nicht ausreichend erkannt und<br />

bekannt gemacht wurden und welche<br />

Rollen dabei z.B. das spezielle<br />

Milieu von Belebtschlamm, Animpfprozesse<br />

von außen und die je -<br />

weiligen Temperaturbedingungen<br />

spielen. Normale kommunale Kläranlagen<br />

scheinen in unseren Breitengraden<br />

allerdings weiterhin als<br />

Ausgangsorte für Legionelleninfektionen<br />

keine Rolle zu spielen.<br />

Abschließend sei angemerkt,<br />

dass die Eindämmung und Begleitung<br />

des Legionellenausbruchs in<br />

<strong>Warstein</strong> durch engagiertes, zielgerichtetes<br />

und schnelles Handeln der<br />

beteiligten öffentlichen und öffentlich-rechtlichen<br />

Stellen und Institutionen<br />

einschließlich der involvierten<br />

Krankenhäuser und Hygieneexperten<br />

mit Blick auf andere<br />

Vorfälle dieser Art als bislang sehr<br />

glücklich und erfolgreich bewertet<br />

werden müssen. Die Reisewarnung<br />

in Bezug auf <strong>Warstein</strong> wurde am<br />

18. September 2013 nach 20 Tagen<br />

Gültigkeit aufgehoben.<br />

Prof. Dr.-Ing. Harro Bode,<br />

Ruhrverband<br />

part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />

NETZWERK WISSEN<br />

Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />

Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />

im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />

Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Kontakt zur Redaktion:<br />

E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />

EAZ Netzwerk 1.indd 1 29.11.2012 18:46:38<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1199


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

<strong>Wasser</strong> wird in der Lipperegion knapper und wärmer<br />

Klimaprojekt dynaklim: Jetzt ist Anpassung notwendig<br />

In der Lippe und ihren Zuflüssen ist durch den prognostizierten Klimawandel in trockenen Monaten mit einem<br />

erheblichen Rückgang der verfügbaren Mengen an Grund- und Oberflächenwasser und gleichzeitig mit einer<br />

Verschlechterung der <strong>Wasser</strong>qualität zu rechnen, lautet das Fazit des dynaklim-Teilprojekts „Konkurrierende<br />

<strong>Wasser</strong>nutzungen an der Mittleren Lippe“. Ein Temperaturbereich oberhalb von 25 Grad wird im Sommer<br />

künftig häufiger erreicht, selbst <strong>Wasser</strong>temperaturen über 30 Grad Celsius werden sich einstellen. Die aktuell<br />

bereits bestehenden Nutzungskonkurrenzen werden deutlich verstärkt, dadurch sind neue, innovative Anpassungsstrategien<br />

und -instrumente erforderlich.<br />

Bei einer „schwimmenden Veranstaltung“<br />

auf dem Kanal-Fahrgastschiff<br />

Santa Monika III präsentierte<br />

dynaklim Anfang Oktober die<br />

Ergebnisse des Teilprojekts. Der<br />

dynaklim-Arbeitsbereich „Konkurrierende<br />

<strong>Wasser</strong>nutzungen an der<br />

Mittleren Lippe“ beschäftigt sich<br />

seit 2009 mit den Auswirkungen<br />

von prognostizierter Trockenheit<br />

und Hitze auf das zukünftige <strong>Wasser</strong>dargebot<br />

in der Region der mittleren<br />

Lippe, konkret der Region<br />

Dorsten, Haltern am See und Marl.<br />

Ein Schwerpunkt der Forschungsaktivitäten<br />

war die Etablierung<br />

der übergreifenden Arbeitsgruppe<br />

„Lippe-Grundwasser“.<br />

© Verena N. / pixelio.de<br />

Hier ist es dem Projekt gelungen,<br />

die relevanten Akteure – dazu zählen<br />

die Bezirksregierung Münster,<br />

der Kreis Recklinghausen, die Städte<br />

Dorsten, Haltern am See und Marl,<br />

der <strong>Wasser</strong>versorger RWW, die<br />

Landwirtschaftskammer NRW und<br />

die Biologische Station des Kreises<br />

Recklinghausen – <strong>zum</strong> Thema<br />

Grundwasserbewirtschaftung an<br />

einen Tisch zu holen. Bislang fünf<br />

gemeinsame Treffen der AG Lippe<br />

dienten einerseits der Identifikation<br />

von relevanten Nutzungskonkurrenzen<br />

mit Bezug <strong>zum</strong> Klimawandel<br />

und andererseits der Unterstützung<br />

der betroffenen <strong>Wasser</strong>nutzer sowie<br />

der Entwicklung von Sektor übergreifenden<br />

Kommunikations- und<br />

Ausgleichsmechanismen im Rahmen<br />

eines regionalen Dialogprozesses.<br />

Die <strong>Wasser</strong>nutzer an der Unteren<br />

Lippe formulieren ihre Nutzungsansprüche<br />

und entwickeln gleichberechtigt<br />

die gemeinsamen Bewirtschaftungsziele.<br />

Am Ende wurden<br />

von der AG insgesamt vier verschiedene<br />

Maßnahmenbündel verabschiedet,<br />

die u.a. konkrete organisatorische<br />

und technische Maßnahmen<br />

zur Bewältigung der zukünftigen<br />

Konkurrenzen enthalten.<br />

Die AG Lippe ist bereits sehr früh<br />

zu einem Pilotprojekt („<strong>Wasser</strong> im<br />

Dialog“) des dynaklim Vorhabens<br />

ausgewählt worden. Aus der AG<br />

Lippe-Grundwasser ergab sich der<br />

Aufhänger für die Bezirksregierung<br />

Münster und die beteiligten <strong>Wasser</strong>behörden,<br />

die behandelten Aspekte<br />

der Klimafolgenanpassung in einem<br />

weiteren Pilotversuch für die nächsten<br />

zwei Jahre im Vollzug in der<br />

Praxis zu testen. Unter anderem für<br />

die Klärung von rechtlichen Randbedingungen,<br />

Finanzierung und<br />

Umsetzung ist jedoch die Einbindung<br />

des NRW-Umweltministeriums<br />

erforderlich.<br />

Von besonderer Bedeutung sind<br />

die Ergebnisse der Modellrechnungen<br />

des Forschungsinstitutes für<br />

<strong>Wasser</strong>- und Abfallwirtschaft an der<br />

RWTH Aachen (FiW) e.V. und des<br />

LIPPEVERBAND für den Einfluss des<br />

Klimawandels auf die Gewässertemperatur<br />

der Lippe. Den Berechnungen<br />

liegt das Gewässergütemodell<br />

Lippe des Verbandes zugrunde.<br />

November 2013<br />

1200 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

Allein durch die Temperaturerhöhungen<br />

aufgrund des Klimawandels<br />

wird es zu erheblichen <strong>Wasser</strong>temperaturanstiegen<br />

in der Lippe<br />

kommen. Verglichen mit dem „Jahrhundertsommer<br />

2003“ wird die<br />

Temperatur der Lippe nochmals um<br />

bis zu 3 °C zunehmen. Temperaturen<br />

von deutlich über 30 °C sind<br />

dann nicht mehr eine Seltenheit,<br />

sondern treten regelmäßig auf. Dies<br />

hätte bislang unbekannte Folgen<br />

für die Fischfauna sowie für verschiedenste<br />

<strong>Wasser</strong>nutzungen an<br />

Gewässern wie die Trinkwassergewinnung.<br />

Vor dem Hintergrund der Ende<br />

2013 auslaufenden Fischgewässerverordnung<br />

hat das Landesumweltamt<br />

in Zusammenarbeit mit weiteren<br />

Fachinstitutionen im Auftrag<br />

des Umweltministeriums NRW<br />

(MKULNV) die Anforderungen an<br />

die <strong>Wasser</strong>temperatur der Fließgewässer<br />

aus Sicht der Fische und<br />

anderen Gewässerlebewesen be -<br />

trachtet. Dort wurde z. B. festgestellt,<br />

dass als maximale <strong>Wasser</strong>temperatur<br />

im Sommer für Tieflandgewässer<br />

25 °C nicht überschritten<br />

werden sollen. Diese Werte werden<br />

in der Lippe wohl schon in naher<br />

Zukunft deutlich überschritten werden.<br />

Ebenso hätte eine in diesen<br />

Dimensionen gesteigerte <strong>Wasser</strong>temperatur<br />

auch unmittelbare Auswirkungen<br />

auf die Qualität des entnommen<br />

Rohwassers zur Trinkwasseraufbereitung<br />

aus der fließenden<br />

Welle. Dies findet zwar nicht an der<br />

Lippe statt, jedoch z. B. an der Ruhr<br />

und an anderen Gewässern. Dort<br />

droht die Gefahr der Verkeimung<br />

und zusätzlicher Aufbereitungsaufwand<br />

durch etwa Kühlung des<br />

Trinkwassers. Eine Gefährdung der<br />

Bevölkerung besteht hierdurch<br />

allerdings nicht.<br />

Nicht erst kurzfristig, sondern<br />

schon jetzt zeigt sich zudem in<br />

dieser Region eine angespannte<br />

<strong>Wasser</strong>bilanz. Mitte 2012 hat die<br />

RWW (Rheinisch-Westfälische <strong>Wasser</strong>werksgesellschaft)<br />

für die Obere<br />

<strong>Wasser</strong>behörde eine aktualisierte<br />

<strong>Wasser</strong>bilanz ihrer Einzugsgebiete<br />

Holsterhausen, Üfter Mark und<br />

Blauer See erstellt und der Bezirksregierung<br />

Münster und dem Ministerium<br />

(MKULNV) vorgestellt. Die im<br />

Rahmen von dynaklim durchgeführte<br />

Prognose bestätigt die RWW-<br />

Daten. Die <strong>Wasser</strong>bilanz ist zwar<br />

unter der heutigen Entnahmekonstellation<br />

auf das Jahr gesehen in<br />

etwa ausgeglichen, in Trockenperioden<br />

führt jedoch eine zunehmende<br />

Anzahl von Grundwassernutzern<br />

dazu, dass streckenweise Bäche und<br />

Feuchtgebiete trockenfallen.<br />

Zum Abschluss der Veranstaltung<br />

diskutierten relevante Akteure<br />

aus und für die Region – Ulf Treseler<br />

(Bezirksregierung Münster), Dr. Olaf<br />

Niepagenkemper (Fischereiverband<br />

NRW), Birgit Apel (Landwirtschaftskammer<br />

NRW), Dr. Christoph Donner<br />

(RWW - Rheinisch-Westfälische<br />

<strong>Wasser</strong>werksgesellschaft) und Prof.<br />

Dr. Burkhard Teichgräber (Emschergenossenschaft/Lippeverband,<br />

WWK – <strong>Wasser</strong>verband Westdeutsche<br />

Kanäle) – die vorgestellten<br />

Ergebnisse auf der Grundlage folgender<br />

Thesen:<br />

##<br />

Der <strong>Wasser</strong>verband WWK be -<br />

treibt ein robustes Verkehrs- und<br />

Versorgungssystem mit den<br />

Kanälen und kann den Austausch<br />

mit der Lippe auch in<br />

Zukunft aufrechterhalten.<br />

##<br />

Die Gewässergüte der Lippe<br />

wird u.a. durch die klimatischen<br />

Veränderungen erheblich beeinflusst.<br />

Allein durch die Temperaturerhöhungen<br />

aufgrund des<br />

Klimawandels wird es zu erheblichen<br />

<strong>Wasser</strong>temperaturanstiegen<br />

in der Lippe und wahrscheinlich<br />

auch ähnlicher Fließgewässer<br />

kommen.<br />

##<br />

Die Trinkwasserversorgung der<br />

Region ist sicher aufgestellt und<br />

ausreichende Möglichkeiten zur<br />

Anpassung sind vorhanden.<br />

##<br />

Die Landwirtschaft stellt sich<br />

den Chancen und Risiken des<br />

Klimawandels durch angepasste<br />

Bewirtschaftung.<br />

##<br />

Eine gemeinschaftliche Strategieentwicklung<br />

ergänzt die<br />

behördliche Mengen- und Gütebewirtschaftung<br />

der <strong>Wasser</strong>ressourcen.<br />

Die Einbindung von<br />

Wissen, Kompetenzen und Aktivierung<br />

von Akzeptanz hilft,<br />

Nutzungsverbote zu vermeiden.<br />

##<br />

Es lohnt sich, das mittlerweile<br />

etablierte Netzwerk fortzusetzen.<br />

Das dynaklim-Projekt<br />

Das Forschungsprojekt dynaklim<br />

steht für „Dynamische Anpassung<br />

an den Klimawandel in der Emscher-<br />

Lippe-Region“ und läuft zunächst<br />

bis 2014. Federführend koordiniert<br />

wird dynaklim vom Forschungsinstitut<br />

für <strong>Wasser</strong>- und Abfallwirtschaft<br />

an der RWTH Aachen e.V. (FiW).<br />

Weitere Informationen zu dynaklim:<br />

www.dynaklim.de<br />

Die Lippe westlich<br />

von<br />

Lünen, Luftaufnahme.<br />

© N. Selisky,<br />

wikipedia.de<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1201


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

TU Berlin: Intelligente Kopplung von<br />

Regenwasser- und <strong>Abwasser</strong>management<br />

Gemeinsames Projekt der TU Berlin, der Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

und Umwelt und des Kompetenzzentrums <strong>Wasser</strong> Berlin zur Verbesserung der Gewässerqualität und<br />

des Stadtklimas.<br />

Mit dem Verbundforschungsprojekt<br />

KURAS soll am Fallbeispiel<br />

Berlin gezeigt werden, wie<br />

durch intelligent gekoppeltes<br />

Regenwasser- und <strong>Abwasser</strong>management<br />

die zukünftige <strong>Abwasser</strong>entsorgung,<br />

die Gewässerqualität,<br />

das Stadtklima und die Lebensqualität<br />

in der Stadt verbessert werden<br />

kann. Das Projekt hat ein Volumen<br />

von 4,5 Mio. Euro und wird durch<br />

das Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung gefördert. Die Projektkoordination<br />

übernehmen die<br />

TU Berlin und das Kompetenzzentrum<br />

<strong>Wasser</strong> Berlin. Das Projekt startete<br />

im Oktober 2013.<br />

Die in der Berliner Innenstadt<br />

über 140 Jahre gewachsene Mischwasser-Kanalisation<br />

garantiert einen<br />

hohen Hygienestandard und<br />

schützt die Stadt vor Überschwemmungen.<br />

Bei heftigen Regenfällen<br />

kommt sie aber immer wieder an<br />

ihre Kapazitätsgrenzen mit der<br />

Folge, dass mit Regen verdünntes<br />

Schmutzwasser direkt in die Gewässer<br />

abgeleitet werden muss und<br />

deren Qualität sich dadurch verschlechtert.<br />

Sinkender Trinkwasserverbrauch<br />

und seltene Regenfälle<br />

sorgen hingegen dafür, dass Kanäle<br />

ungespült bleiben und es zu Störungen<br />

in <strong>Abwasser</strong>pumpwerken,<br />

Verstopfungen und Korrosion in<br />

Kanälen und Geruchsbelästigungen<br />

aus Gullys kommt.<br />

Vor dem Hintergrund globaler<br />

Veränderungen durch den Klimawandel<br />

müssen nachhaltige Planungs-<br />

und Baukonzepte entwickelt<br />

werden, die den Anforderungen<br />

kommender Generationen<br />

gerecht werden.<br />

Die KURAS-Strategie heißt intelligente<br />

Netzbewirtschaftung: Viele<br />

kleine im Stadtgebiet verteilte<br />

Hochwasser in Berlin. © Corinna Hölzer / pixelio.de<br />

dezentrale Maßnahmen der ge -<br />

bäude- bzw. grundstücksbezogenen<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

wie Gründächer, Versickerungsmulden,<br />

Teiche und auch klassische<br />

Regenspeicher sollen dafür sorgen,<br />

dass die Aufnahmekapazität der<br />

Kanalisation seltener an ihre Grenzen<br />

stößt. Zudem können solche<br />

dezentralen Lösungen die städtische<br />

Wohn- und Freiraumqualität<br />

verbessern: Sie bringen Kühlung im<br />

Sommer und neue Grün- und <strong>Wasser</strong>flächen<br />

für Mensch und Natur.<br />

Berlin verfügt bereits heute über<br />

ein Pumpwerksleitsystem, um das<br />

<strong>Abwasser</strong> optimal auf sechs Klärwerke<br />

zu verteilen. Die Innovation<br />

des Projekts KURAS liegt darin, das<br />

Zusammenspiel neuer, dezentraler<br />

Lösungen mit der bestehenden<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgung zu untersuchen,<br />

zu bewerten und mit weiteren<br />

Themen zu vernetzen.<br />

Das Projekt KURAS soll vor allem<br />

Antworten auf zwei Fragen liefern:<br />

Welche Konsequenzen hat die<br />

Bewirtschaftung des <strong>Abwasser</strong>kanalnetzes<br />

vor dem Hintergrund<br />

immer länger werdender Perioden<br />

von Unterlast, aber auch der gleichzeitigen<br />

Verschärfung von Überlastphasen<br />

bei Starkregen? Und wie<br />

kann in dichten Siedlungsräumen<br />

ein Umgang mit Regenwasser organisiert<br />

werden, der die <strong>Abwasser</strong>bewirtschaftung<br />

unterstützt und den<br />

Nutzen für Bewohner und Umwelt<br />

optimiert?<br />

Ziele von KURAS:<br />

##<br />

Für <strong>Abwasser</strong>entsorger und<br />

kommunale Kanalnetze, die wie<br />

Berlin ein geringes Gefälle aufweisen,<br />

werden Handlungsoptionen<br />

zur Anpassung der <strong>Abwasser</strong>infrastruktur<br />

an den Klimawandel<br />

und deren Folgen er -<br />

arbeitet. Diese sollen Empfehlungen<br />

liefern für Maßnahmen,<br />

mit denen diese Infrastruktur vor<br />

dem Hintergrund der erwarteten<br />

Veränderungen langfristig<br />

November 2013<br />

1202 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

und zukunftsorientiert weiter<br />

betrieben, angepasst und ausgebaut<br />

werden kann.<br />

##<br />

Parallel dazu sollen verschiedene<br />

Möglichkeiten der Vernetzung<br />

von Konzepten der dezentralen<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

entwickelt und hinsichtlich<br />

ihrer Effekte auf Umwelt, Stadtklima,<br />

Bauphysik und Wirtschaftlichkeit<br />

verglichen werden. So<br />

werden bereits realisierte Berliner<br />

Modellvorhaben detailliert<br />

ausgewertet und Erkenntnisse<br />

und Empfehlungen für künftige<br />

Projekte dokumentiert.<br />

##<br />

Betreiber von <strong>Abwasser</strong>infrastrukturen<br />

sollen mit Prognosen,<br />

die durch Modellierung und<br />

Simulation des bestehenden<br />

<strong>Abwasser</strong>systems erarbeitet<br />

werden, Unterstützung dabei<br />

erhalten, das Kanalnetz trotz vermehrter<br />

Extremwettersituationen<br />

(Zunahme langer Trockenperioden,<br />

aber auch von Starkregen)<br />

zukunftssicher zu bewirtschaften.<br />

##<br />

Mit diesen Prognosemodellen<br />

sollen die Effekte der Maßnahmenvorschläge<br />

zur Vermeidung<br />

von Problemen im Kanalnetz<br />

nach langen Trockenwetterphasen<br />

sowie von Mischwassereinleitungen<br />

in Gewässer bei Starkregen<br />

überprüft werden.<br />

##<br />

Entwicklung von Vorschlägen für<br />

zukunftsfähige Finanzierungsmodelle<br />

und ordnungsrechtliche<br />

Maßnahmen zur Förderung<br />

dezentraler Regenwasserbewirtschaftungsmaßnahmen.<br />

##<br />

Simulation vernetzter Maßnahmen<br />

der Regenwasserbewirtschaftung<br />

und des <strong>Abwasser</strong>managements<br />

in realen Berliner<br />

Modellgebieten.<br />

Kontakt:<br />

Dr.-Ing. Bodo Weigert,<br />

Sprecher des Kompetenzzentrums<br />

<strong>Wasser</strong> Berlin gGmbH,<br />

Tel. (030) 53653 841,<br />

E-Mail: bodo.weigert@kompetenz-wasser.de,<br />

www.kompetenz-wasser.de<br />

Zur Zukunft der kommunalen <strong>Wasser</strong>wirtschaft:<br />

Neue Lösungen mit netWORKS 3<br />

Die Bevölkerungsentwicklung in den Städten verläuft höchst unterschiedlich: Während manche Stadtteile<br />

ungebremsten Zuzug erfahren, nimmt in anderen der Leerstand zu. Solche Prozesse bereiten den <strong>Wasser</strong>wirtschaftsbetrieben<br />

Probleme: Denn die Infrastrukturen für die <strong>Wasser</strong>ver- und <strong>Abwasser</strong>entsorgung lassen sich<br />

nicht kurzfristig auf den neuen Bedarf umstellen. Für eine nachhaltige Lösung solcher wasserwirtschaftlicher<br />

Probleme entwickelt das Forschungsprojekt netWORKS 3 intelligente Systemlösungen in Frankfurt am Main<br />

und Hamburg.<br />

Einmal gebaut, ist die kommunale<br />

<strong>Wasser</strong>infrastruktur auf eine<br />

jahrzehntelange Nutzung ausgelegt.<br />

Betreiber können kaum flexibel<br />

auf veränderte Rahmenbedingungen<br />

reagieren. Die Unterauslastung<br />

von Kanälen, Leitungen und<br />

Systemen, etwa in ländlichen Regionen,<br />

stellt dabei ebenso ein Problem<br />

dar, wie die Überlastung in<br />

städtischen Teilräumen. Ineffektive<br />

Infrastrukturen sind für die Betreiber<br />

vor allem im Hinblick auf ihren<br />

Energiebedarf kritisch, weil damit<br />

hohe Kosten verbunden sind.<br />

Die kommunalen Dienstleister<br />

sind deshalb auf flexible und ressourcenschonende<br />

Lösungen angewiesen.<br />

Hier setzt das Projekt net-<br />

WORKS 3 an: Unter der Leitung des<br />

▶▶<br />

Historischer Kanal unter der Gallusanlage in Frankfurt.<br />

© Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1203


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

ISOE – Institut für sozial-ökolo gische<br />

Forschung entwickelt und erprobt<br />

das Team aus Wissenschaft und<br />

Praxis neuartige Lösungen für die<br />

kommunale <strong>Wasser</strong>wirtschaft, die<br />

für unterschiedliche Bedarfe flexibel<br />

eingesetzt werden können.<br />

Intelligente wasserwirtschaftliche<br />

Systemlösungen<br />

für neue Wohnquartiere<br />

Diese Lösungen werden damit erstmals<br />

in größerem Maßstab in der<br />

Praxis eingesetzt. „Technisch gesehen<br />

können wir längst Wärme aus<br />

dem <strong>Abwasser</strong> zurückgewinnen,<br />

um nur ein Beispiel zu nennen“, sagt<br />

Projektleiter Jörg Felmeden vom<br />

ISOE. Das Problem sei aber, dass<br />

alternative Ansätze wie die Wärmerückgewinnung<br />

oder die Nutzung<br />

von aufbereitetem Grauwasser bisher<br />

kaum in größerem Maßstab in<br />

neue Wohnbauprojekte integriert<br />

worden seien. „Dadurch stehen dem<br />

Einsatz der modernen Technik noch<br />

viele Unsicherheiten gegenüber.<br />

Mögliche finanzielle oder auch juristische<br />

Hürden, die im konkreten Fall<br />

für die Hausbesitzer und -bewohner,<br />

aber auch für die kommunalen<br />

Dienstleister entstehen können,<br />

sind kaum bekannt.“<br />

Bestehende Trink- und <strong>Abwasser</strong>systeme<br />

trennen klar zwischen<br />

privatem und öffentlichem Verantwortungsbereich.<br />

„Auch die Grenzen<br />

zwischen Vermieter und Mieter,<br />

zwischen Hausbesitzer und Dienstleister<br />

sind bisher deutlich festgelegt.<br />

Mit den neuen technischen<br />

Lösungen müssen wir jetzt aber den<br />

Rechtsraum und auch den finanziellen<br />

Spielraum aller Beteiligten neu<br />

ausloten“, sagt Jens Libbe vom<br />

Deutschen Institut für Urbanistik<br />

(Difu), Kooperationspartner im Projekt.<br />

Über das as ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung<br />

Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung koordiniert das<br />

Projekt „netWORKS 3: Intelligente wasserwirtschaftliche Systemlösungen<br />

in Frankfurt am Main und Hamburg“. Forschungs- und Projektpartner<br />

sind das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu), Berlin,<br />

das Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik (WIP) an der<br />

Technischen Universität Berlin sowie COOPERATIVE – Infrastruktur<br />

und Umwelt, Reinheim. Praxispartner im Verbund sind die ABG<br />

FRANKFURT HOLDING und ABGnova GmbH sowie die Hamburger<br />

Stadtentwässerung AöR (HSE), ein Unternehmen von HAMBURG<br />

WASSER.<br />

netWORKS 3 wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

(BMBF) innerhalb der Fördermaßnahme „Intelligente und<br />

multifunktionelle Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung und <strong>Abwasser</strong>entsorgung (INIS)“ gefördert. Mit<br />

netWORKS 3 werden die Ergebnisse aus den beiden vorangegangenen<br />

Projekten des Forschungsverbunds netWORKS weiterentwickelt<br />

und umgesetzt.<br />

http://www.networks-group.de<br />

Alternativen für <strong>Wasser</strong>nutzung<br />

und <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

In ausgewählten Wohngebieten in<br />

Frankfurt am Main und Hamburg<br />

werden die verschiedenen neuen<br />

Systemlösungen simuliert, bewertet<br />

und umgesetzt. Sie zielen vor<br />

allem auf die Steigerung der Energie-<br />

und Ressourceneffizienz und<br />

auf eine nachhaltige <strong>Wasser</strong>nutzung<br />

und <strong>Abwasser</strong>behandlung. Im<br />

Vordergrund stehen dabei u.a. die<br />

Rückgewinnung von Wärme aus<br />

<strong>Abwasser</strong> und deren Nutzung <strong>zum</strong><br />

Heizen und die Aufbereitung und<br />

anschließende Verwendung von<br />

sogenanntem Grauwasser. Dies eignet<br />

sich für die Toilettenspülung,<br />

zur Nutzung für Wasch- und<br />

Geschirrspülmaschine oder auch für<br />

die Gartenbewässerung. Im Zuge<br />

des Projekts wird es auch darum<br />

gehen, die Akzeptanz solcher alternativen<br />

Verwendungen durch die<br />

Nutzerinnen und Nutzer zu ermitteln.<br />

Modellgebiete Frankfurt am<br />

Main und Hamburg<br />

In der Salvador-Allende-Straße im<br />

Frankfurter Stadtteil Bockenheim ist<br />

ein Passivhausneubau mit rund 70<br />

Wohnungen und einer Kindertagesstätte<br />

geplant. Der Bauantrag durch<br />

die Praxispartner ABG FRANKFURT<br />

HOLDING und ABGnova wurde<br />

bereits eingereicht. Hier wird die<br />

Wärmerückgewinnung aus dem<br />

<strong>Abwasser</strong> umgesetzt und als Maßnahme<br />

der energetischen Optimierung<br />

des Wohnblocks erprobt.<br />

Zusätzlich wird in der Hälfte des<br />

Gebäudes die Verwendung des<br />

aufbereiteten Grauwassers für die<br />

Toilettenspülung umgesetzt.<br />

In Hamburg werden im Rahmen<br />

des Forschungsvorhabens geeignete<br />

Modellgebiete/Quartiere identifiziert,<br />

auf ihre Transformationsfähigkeit<br />

hin überprüft und hinsichtlich<br />

der technischen Mach -<br />

barkeit und deren Auswirkungen<br />

auf das Gesamtsystem der Hamburger<br />

Stadtentwässerung untersucht.<br />

Dazu werden die technisch-wirtschaftlichen<br />

Daten zu <strong>Wasser</strong>-, Energie-<br />

und Stoffströmen der <strong>Wasser</strong>infrastruktursysteme<br />

erhoben, aufbereitet,<br />

modelliert und analysiert.<br />

Der Schwerpunkt liegt hierbei auf<br />

Überlegungen <strong>zum</strong> Um- und Ausbau<br />

bestehender Quartiere und<br />

ihrer zeitlichen Abfolge.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.isoe.de<br />

November 2013<br />

1204 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

<strong>Wasser</strong>fall der Selke in der Umgebung von Alexisbad im Harz. An der Selke, einem Nebenfluss der Bode,<br />

studieren die UFZ-Forscher, wie morphologische Strukturen im Flussbett wie etwa Kiesbänke und Meanderschlaufen<br />

den Austausch von Flusswasser mit dem Sediment beeinflussen. Das Langzeitobservatorium<br />

TERENO ist eine der Infrastrukturen, die Teil des neuen <strong>Wasser</strong>forschungszentrums CAWR sind.<br />

© André Künzelmann/ UFZ<br />

Neues Zentrum für <strong>Wasser</strong>forschung<br />

TU Dresden und UFZ bündeln ihre Kapazitäten<br />

Mit über 500 Forschenden entsteht in Sachsen und Sachsen-Anhalt eines der größten Zentren für <strong>Wasser</strong>forschung<br />

in Europa: „Das Center for Advanced Water Research (CAWR)“. Der Kooperationsvertrag wurde im<br />

Oktober 2013, von der Technischen Universität Dresden und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung<br />

(UFZ) unterzeichnet. Beide Partner wollen durch das neue Zentrum ihre bereits bestehenden Kapazitäten bündeln,<br />

um so gemeinsam zur Lösung globaler Probleme der integrierten <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung beizutragen.<br />

Mit dem CAWR bekommt die strategische Kooperation beider Partner eine neue Qualität.<br />

Obwohl der Zugang zu sauberem<br />

<strong>Wasser</strong> von den Vereinten<br />

Nationen bereits seit 2010 als Menschenrecht<br />

anerkannt ist, leidet<br />

weltweit immer noch rund eine<br />

dreiviertel Milliarde Menschen an<br />

akutem <strong>Wasser</strong>mangel. Mit zunehmender<br />

Bevölkerung werden sich<br />

diese Probleme in vielen Regionen<br />

der Erde weiter verschärfen. Schätzungen<br />

zufolge werden im Jahre<br />

2050 bereits über 2 Mrd. Menschen<br />

in Regionen mit akuter <strong>Wasser</strong>knappheit<br />

leben. Adäquate Lösungsansätze<br />

aus einer über 100-jährigen<br />

Forschungstradition in Deutschland<br />

können helfen, die großen Herausforderungen<br />

im <strong>Wasser</strong>bereich zu<br />

bewältigen. „Mit der Gründung des<br />

„Center for Advanced Water<br />

Research“ reagieren wir auf diese<br />

Herausforderungen mit integrierten<br />

Ansätzen. Komplexe Herausforderungen<br />

können nicht mit Einzellösungen<br />

bedient werden. Hand in<br />

Hand mit den wichtigsten Partnern<br />

<strong>zum</strong> Thema <strong>Wasser</strong> und nachhaltige<br />

Entwicklung wollen wir unsere<br />

wissenschaftlichen Kompetenzen<br />

bereitstellen, die Lehre strategisch<br />

entwickeln und einen erfolgreichen<br />

Transfer unserer Kompetenzen in<br />

Wirtschaft, Politik und Gesellschaft<br />

national und international ermöglichen“,<br />

betont Prof. Dr. Hans Müller-<br />

Steinhagen, Rektor der TU Dresden.<br />

▶▶<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1205


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

Sowohl für die TUD als auch für das<br />

UFZ steht das Thema <strong>Wasser</strong> an<br />

zentraler Stelle. „Bereits seit vielen<br />

Jahren kooperieren wir erfolgreich<br />

in nationalen und internationalen<br />

Projekten, in der Lehre sowie beim<br />

Aufbau der Water Science Alliance,<br />

der Plattform der deutschen<br />

<strong>Wasser</strong>forschungs-Community. Mit<br />

dem „Center for Advanced Water<br />

Research“ wird die Region Dresden-<br />

Leipzig-Magdeburg-Halle zu einem<br />

internationalen Dreh- und Angelpunkt<br />

der <strong>Wasser</strong>szene“, un terstreicht<br />

Prof. Dr. Georg Teutsch,<br />

Wissenschaftlicher Geschäftsführer<br />

des UFZ.<br />

Umfangreiche Aktivitäten<br />

<strong>Wasser</strong>forschung ist an der TU Dresden<br />

mit rund 250 wissenschaftlichen<br />

Mitarbeitern und 25 Professuren<br />

eines der Schwerpunktthemen,<br />

die die Universität im Rahmen der<br />

Exzellenzinitiative definiert hat und<br />

bei dem sie auf die einmalige Konzentration<br />

an Hydrowissenschaften<br />

setzt.<br />

Die lange Tradition der Hydrowissenschaften<br />

hat 2012 durch die<br />

Gründung des FLORES-Instituts der<br />

UN-Universität mit dem Thema<br />

„<strong>Wasser</strong>-Boden-Abfall“ neue Impulse<br />

bekommen. Seit vielen Jahren bildet<br />

die TUD nicht nur Studenten auf<br />

diesem Gebiet aus, sondern bietet<br />

im Auftrag von UNEP und UNESCO<br />

über das Postgraduiertenzentrum<br />

CIPSEM zudem Führungskräften aus<br />

Entwicklungs- und Schwellenländern<br />

eine fundierte Ausbildung im<br />

<strong>Wasser</strong>bereich.<br />

<strong>Wasser</strong>forschung bildet auch am<br />

UFZ mit rund 280 wissenschaftlichen<br />

Mitarbeitern und 23 gemeinsamen<br />

Professuren zusammen mit<br />

Partneruniversitäten einen Schwerpunkt.<br />

Das UFZ ist seit 2010 maßgeblich<br />

an der Entwicklung und am<br />

Aufbau der „Water Science Alliance“,<br />

einem Netzwerk zur Stärkung<br />

der deutschen <strong>Wasser</strong>forschung auf<br />

nationaler, europäischer und internationaler<br />

Ebene, beteiligt und<br />

koordiniert die Forschungsaktivitäten<br />

des Helmholtz <strong>Wasser</strong>-Netzwerkes.<br />

Mit den TERENO- und TERENO-<br />

MED-Beobachtungsplattformen der<br />

Helmholtz-Gemeinschaft bringt es<br />

zudem eine große Forschungsinfrastruktur<br />

in die Partnerschaft ein.<br />

Zahlreiche gemeinsame<br />

Projekte<br />

Zu einem der zahlreichen Beispiele<br />

für die fruchtbare Kooperation zwischen<br />

TUD und UFZ zählt eine interdisziplinäre<br />

Studie, die sich – vor<br />

dem Hintergrund der Umsetzung<br />

der Europäischen <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

(WWRL) – mit der Verbesserung<br />

der Gewässerqualität am<br />

Westlichen Bug, im Grenzgebiet<br />

zwischen Ukraine, Weißrussland<br />

und Polen, befasst hat. Die konkreten<br />

Arbeiten erstreckten sich dabei<br />

von naturwissenschaftlicher Forschung<br />

über sozialwissenschaftliche<br />

Forschung bis hin <strong>zum</strong> Aufbau<br />

von Kapazitäten und Verbandsstrukturen<br />

für Betreiber. Im Mittelpunkt<br />

standen Untersuchungen zu<br />

Herkunft, Transport und Abbau von<br />

Nähr- und Schadstoffen, was mit<br />

innovativen Entwicklungen und<br />

Kopplungen von Simulationsmodellen<br />

erreicht werden konnte.<br />

Damit die Ergebnisse der Forschung<br />

auch zur Anwendung kommen,<br />

wurden außerdem die politischen<br />

und sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen<br />

der Westukraine analysiert<br />

und aufgezeigt, wo die maßgebenden<br />

institutionellen und ökonomischen<br />

Hemmnisse für eine<br />

Umsetzung der Vorschläge liegen.<br />

Integriertes <strong>Wasser</strong>ressourcen-Management<br />

Das „Center for Advanced Water<br />

Research“ deckt ein breites Spektrum<br />

an Themen ab: Geforscht wird<br />

zu naturwissenschaftlichen Fragen<br />

der <strong>Wasser</strong>qualität, des integrierten<br />

Managements von <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

in Trockengebieten und urbanen<br />

Räumen als auch zu sozialwissenschaftlichen<br />

Aspekten der <strong>Wasser</strong>politik<br />

und des Wandels von<br />

Gesellschaft und Klima. Neben der<br />

Forschung wird sich das Zentrum<br />

auch der Lehre und dem Transfer<br />

der Forschungsergebnisse widmen.<br />

Das „Center for Advanced Water<br />

Research“ vereint die bisherigen<br />

Arbeitsgruppen beider Partner, wird<br />

durch ein Koordinationsbüro geleitet<br />

und durch einen internationalen<br />

Beirat unterstützt.<br />

Kontakt:<br />

Jörg Seegert<br />

Technische Universität Dresden,<br />

Tel. (0351) 463-35477<br />

Elisabeth H. Krüger<br />

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung<br />

(UFZ),<br />

Tel. (0341) 235-1671<br />

Weitere Informationen:<br />

http://„Center for Advanced Water Research“<br />

(CAWR)<br />

http://www.cawr.de/<br />

November 2013<br />

1206 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

Mission (Im)possible<br />

Meteorologen wollen den Abfluss in großen Flusseinzugsgebieten zuverlässiger<br />

vorhersagen<br />

Eine neue Forschergruppe in den Geowissenschaften verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Die Wissenschaftler wollen<br />

beweisen, dass sie mit gemessenen Daten und physikalisch-mathematischen Modellen in Flusseinzugsgebieten<br />

die wichtigsten Prozesse des fließenden <strong>Wasser</strong>s soweit erfassen können, um präzise Abflussvorhersagen<br />

zu treffen. Die gemessenen Daten stammen von Satelliten, Regenradaren und einigen konventionellen Messungen.<br />

Sprecher der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in den nächsten drei Jahren mit über<br />

zwei Millionen Euro geförderten Forschergruppe ist der Meteorologe Prof. Dr. Clemens Simmer von der Universität<br />

Bonn.<br />

Die meisten herkömmlichen Vorhersagemodelle<br />

für Flusseinzugsgebiete<br />

setzen die Menge des<br />

gefallenen Niederschlags in Form<br />

von Regen und Schnee mit den im<br />

Fluss fließenden <strong>Wasser</strong>mengen in<br />

Relation. „Hierzu werden die hochkomplexen<br />

Prozesse auf möglichst<br />

wenige konzeptionelle Beziehungen<br />

reduziert und statistisch so<br />

angepasst, dass die berechneten<br />

und die in der Realität gemessenen<br />

Daten bestmöglich übereinstimmen“,<br />

sagt Sprecher Prof. Dr.<br />

Clemens Simmer vom Meteorologischen<br />

Institut der Universität<br />

Bonn. Die Wissenschaftler der<br />

neuen Forschergruppe verfolgen<br />

weit ehrgeizigere Ziele: Sie wollen<br />

die wahren physikalischen Zusammenhänge<br />

soweit wie möglich in<br />

den Modellen reproduzieren, um<br />

den Abfluss in mehrere Tausend<br />

Quadratkilometer großen Flusseinzugsgebieten<br />

ohne statistische<br />

Anpassungen und zuverlässiger<br />

vorhersagen zu können als bisher.<br />

Wissenschaftler wollen hoch<br />

aufgelöste Satellitendaten<br />

nutzen<br />

Um diese Berechnungen zu ermöglichen,<br />

müssen neben dem Niederschlag<br />

im Einzugsgebiet des Flusses<br />

z. B. auch die Grundwasserstände,<br />

die Bodenfeuchteverteilung sowie<br />

die Verdunstung aus dem Boden<br />

und den Pflanzen erfasst werden.<br />

„Viele Wissenschaftler halten das für<br />

eine »mission impossible«, schon<br />

weil sie nicht glauben, dass es hierfür<br />

Dreidimensionales Modell eines Flusseinzugsgebietes: Die unterschiedlichen<br />

Farben stellen die Bodenfeuchte dar: rot bedeutet trocken, grün<br />

feucht und blau nass. © Prabhakar Shresta/Uni Bonn<br />

je ausreichend gute Messungen<br />

geben wird“, sagt der Meteorologe<br />

der Universität Bonn. Die Forscher<br />

sind jedoch davon überzeugt, dass<br />

es hierzu nur einer intelligenten Nutzung<br />

der bereits verfügbaren Messungen,<br />

z. B. von Satelliten, be darf,<br />

wie es derzeit bereits bei der Wettervorhersage<br />

über die sogenannte<br />

Datenassimilation praktiziert wird.<br />

Um den Beweis antreten zu können,<br />

dass scheinbar Unmögliches<br />

tatsächlich möglich werden kann,<br />

wollen sie den Supercomputer im<br />

Forschungszentrum Jülich ein<br />

künstliches Einzugsgebiet mit allen<br />

Details generieren lassen. Dabei<br />

hilft das High-Performance-Scientific<br />

Computing Centre für Terrestrische<br />

Systeme (HPC-TerrSys) des<br />

Geoverbunds ABC/J. In einem ersten<br />

Schritt sollen daraus übliche<br />

Beobachtungen, auch von Satelliten<br />

und Wetterradaren, simuliert<br />

werden. „Anschließend tun wir so,<br />

als würden wir die vorangegangenen<br />

Berechnungen nicht kennen<br />

und nutzen nur die virtuellen Mes-<br />

▶▶<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1207


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

sungen, um daraus den Abfluss im<br />

Flusseinzugsgebiet zu berechnen“,<br />

erläutert Prof. Simmer. Danach prüfen<br />

die Wissenschaftler, wie gut ihr<br />

Modell funktioniert, indem sie die<br />

Ausgangsdaten des virtuell generierten<br />

Flusseinzugsgebietes mit<br />

den Berechnungen vergleichen.<br />

Grundlagenforschung er ­<br />

möglicht viele Anwendungen<br />

Die Ergebnisse aus der Grundlagenforschung<br />

könnten auch vielen<br />

angewandten Fragestellungen zu -<br />

gutekommen. „Neben dem Abfluss<br />

in einem Flusseinzugsgebiet werden<br />

dann automatisch auch <strong>Wasser</strong>stände<br />

und damit mögliche Überflutungen<br />

prognostiziert“, sagt Prof.<br />

Simmer. Auch für die Vorhersage<br />

des <strong>Wasser</strong>stands in Talsperren und<br />

die Bodenfeuchte in der Landwirtschaft<br />

sind solche Modelle von großer<br />

Bedeutung.<br />

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) fördert die Forschergruppe<br />

„Data Assimilation for<br />

Improved Characterisation of Fluxes<br />

Across Compartmental Interfaces“<br />

in den nächsten drei Jahren mit<br />

über 2 Mio. Euro. An dem Projekt<br />

sind Boden- und Geophysiker,<br />

Hydrogeologen, Umweltphysiker,<br />

Strömungsmechaniker und Meteorologen<br />

der Universitäten Augsburg,<br />

Bonn, Hamburg, Hannover<br />

und Tübingen, die European Space<br />

Agency (ESA) sowie Institute der<br />

Helmholtz-Gemeinschaft in Jülich<br />

und Leipzig beteiligt.<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr. Clemens Simmer,<br />

Meteorologisches Institut<br />

der Universität Bonn,<br />

Tel. (0228) 73-5181,<br />

E-Mail: csimmer@uni-bonn.de<br />

Planung, Fachkräfte und Überwachung sind<br />

elementare Faktoren der Kanalsanierung<br />

Gute Planung, qualifizierte Fachkräfte und die regelmäßige Überwachung während der Bauphase – darauf<br />

kommt es bei der modernen Sanierung von Schächten, Anschlüssen und Anschlussleitungen an. Dies ist das<br />

einstimmige Ergebnis der zwölften Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung. Im September 2013 konnten<br />

280 Teilnehmer neue Erkenntnisse <strong>zum</strong> Thema Reparatur und Renovierung in Fachvorträgen und einer begleitenden<br />

Hausmesse gewinnen. Dabei ging es nicht nur um verschiedene Verfahren der Schachtsanierung, sondern<br />

auch um Vorschriften und Normen, die insbesondere bei den Reparatursystemen noch Lücken aufweisen.<br />

Fachbeirat der<br />

Nürnberger<br />

Kolloquien zur<br />

Kanalsanierung:<br />

(v.l.n.r.)<br />

Burghard Hagspiel,<br />

Dieter<br />

Walter, Dr.<br />

Ursula Baumeister,<br />

Stefan<br />

Dümler, Prof.<br />

Werner Krick.<br />

Die Nürnberger Kolloquien zur<br />

Kanalsanierung standen in diesem<br />

Jahr unter dem Motto „Reparatur<br />

und Renovierung“. Sieben Referenten<br />

gaben ihr Know-how im<br />

Bereich Kanalsanierung an Interessenten<br />

aus Gemeinden und Behörden<br />

weiter. Auf der begleitenden<br />

Hausmesse mit gut 40 Ausstellern<br />

blieb zudem genügend Zeit für weiteren<br />

Austausch und Fachgespräche.<br />

Das zentrale Thema war die<br />

Reparatur von Schächten, Anschlüssen<br />

und Anschlussleitungen.<br />

Dipl.-Ing. Dieter Walter, Prüfingenieur<br />

beim Güteschutz Kanalbau<br />

e. V., erklärte, worauf beim Neubau<br />

und nachträglicher Herstellung von<br />

Anschlüssen an den Hauptkanal zu<br />

achten ist. Neben den Grundlagen,<br />

Methoden und Materialien wurde<br />

auch die Dokumentation vor und<br />

nach den Baumaßnahmen diskutiert.<br />

„Es ist ein Umdenken in der<br />

Planung und Bauüberwachung<br />

erforderlich“, sagte Walter. „Die<br />

Umsetzung aller an die Herstellung<br />

der Anschlüsse gestellten Anforderungen<br />

ist die Grundlage für eine<br />

langfristige und betriebssichere<br />

Nutzungsdauer der Entwässerungs-<br />

November 2013<br />

1208 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

systeme. Risiken wie Querrisse im<br />

Kanal, die durch unsachgemäßen<br />

Einbau entstehen, können nur vermieden<br />

werden, wenn qualifizierte<br />

Fachleute am Werk sind.“ Den Herstellerangaben<br />

von Bauteilen und<br />

Materialien werde in der Praxis zu<br />

wenig Beachtung geschenkt, so<br />

Walter weiter. Dies zeigten insbesondere<br />

Schadensbilder wie einragende<br />

Anschlüsse, Quer- und<br />

Längsrisse sowie undichte An -<br />

schlussanbindungen am Kanalrohr.<br />

Der Fehler stecke oft im Detail: Bohrungen,<br />

die nicht den Herstellervorgaben<br />

entsprechen, unsauberes<br />

Schweißen oder falsch ausgewählte<br />

Anschlussformstücke könnten die<br />

Dichtheit des Systems negativ<br />

beeinflussen.<br />

Vor der Sanierungsplanung ist<br />

deshalb zunächst die Zustandserfassung<br />

und Dokumentation der<br />

Schäden das A und O. Erst dann<br />

können konkrete Sanierungskonzepte<br />

definiert werden, welche<br />

wiederum maßgeblich die Entscheidung<br />

für oder gegen ein Sanierungsverfahren<br />

beeinflussen. Entscheidungen,<br />

welches Sanierungsverfahren<br />

und Material zu welchem<br />

Einsatzzeitpunkt verwendet werden,<br />

sollte nur durch Planer in der<br />

Sanierung getroffen werden. Das<br />

weiß auch Dipl.-Ing. Martin Liebscher<br />

vom Institut für Unterirdische<br />

Infrastruktur (IKT), der sich mit dem<br />

Thema Schachtsanierung auseinandergesetzt<br />

hat. Denn die Verfahren<br />

und verwendbaren Materialen sind<br />

zahlreich und nicht immer ist einfach<br />

abzuschätzen, welches Vorgehen<br />

bei welchen Schäden im<br />

Schacht am besten geeignet ist. „Wir<br />

haben die Abdichtung der verschiedenen<br />

Materialen überprüft. Gele<br />

und Harze zeigen dabei eine gute<br />

Wirkung – auch bei mehrtägigem<br />

Außendruck. Nach einem Zeitraum<br />

von etwa fünf Monaten fielen<br />

jedoch nennenswerte Undichtheiten<br />

auf“, so Liebscher vom IKT.<br />

Stopfmörtel zeige schon kurzfristig<br />

eine deutlich schlechtere Abdichtwirkung<br />

und empfehle sich hauptsächlich<br />

für eine Erstabdichtung als<br />

Vorbereitung für eine weiterführende<br />

Injektionsmaßnahme.<br />

Nicht nur Material- und Verfahrensentscheidungen,<br />

sondern<br />

auch gängige Normen, Vorschriften<br />

und Rechtsgrundlagen wurden<br />

beleuchtet. Diese kommen u. a. bei<br />

An schlussleitungen von privaten<br />

Grundstücken in das öffentliche<br />

Kanalsystem <strong>zum</strong> Tragen. Denn<br />

die Gewässerverunreinigung durch<br />

eine undichte Anschlussleitung ist<br />

nach deutschem Recht strafbar.<br />

Deshalb sieht die DIN 1986-30 eine<br />

Schadensfeststellung der Anlagen<br />

nach 20 Jahren vor. Dipl.-Ing. Markus<br />

Buda, Projektleiter und Zertifizierter<br />

Kanalsanierungsberater bei<br />

Oppermann GmbH Ingenieurbüro<br />

– Beratende Ingenieure, erläuterte<br />

in Nürnberg, worauf bei der Analyse<br />

der Schäden zu achten ist. Da<br />

neben fachkundigem Personal aus<br />

Kommunen auch Privatpersonen<br />

mit der Thematik konfrontiert werden,<br />

eigne sich, so sein Vorschlag,<br />

eine Zustandsbewertung im<br />

Ampelsystem. Ob ein dringender,<br />

mittelfristiger oder gar kein Handlungsbedarf<br />

zur Sanierung vorliege,<br />

sei so für jedermann ersichtlich.<br />

In einem Punkt waren sich alle<br />

Referenten einig: Die systematische<br />

Planung bildet die Grundlage für<br />

eine ordentliche Kanalsanierung –<br />

qualifizierte Fachkräfte und eine<br />

kontinuierliche Überwachung der<br />

Baumaßnahmen führen die Sanierung<br />

schließlich <strong>zum</strong> Erfolg. Nur<br />

durch eine ordentliche Analyse und<br />

anschließenden Dokumentation<br />

der Schäden können Fehler von<br />

Anfang an vermieden werden. Deshalb<br />

liegen den Veranstaltern die<br />

Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung<br />

am Herzen, denn durch<br />

entsprechende Weiterbildung wird<br />

bestehendes Potenzial von Fachkräften<br />

optimal genutzt. „Mit den<br />

Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung<br />

bieten wir seit vielen Jahren<br />

aktuelle und praxisnahe Themen<br />

rund um die Kanalsanierung.<br />

Mit Expertenvorträgen aus Industrie,<br />

Kommune und Wissenschaft<br />

bleiben wir inhaltlich am Puls der<br />

Zeit und bieten gleichzeitig profundes<br />

Wissen“, erzählt Prof. Werner<br />

Krick, wissenschaftlicher Leiter der<br />

Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung<br />

und Professor für Siedlungswasserwirtschaft<br />

der Fakultät<br />

Bauingenieurwesen an der Technischen<br />

Hochschule Nürnberg: „Der<br />

Erfolg gibt uns seit zwölf Jahren<br />

Recht.“<br />

Weitere Informationen:<br />

www.verbund-iq.de<br />

Über 280 Teilnehmer<br />

ließen<br />

sich von den<br />

Experten der<br />

Nürnberger<br />

Kolloquien zur<br />

Kanalsanierung<br />

auf den<br />

neuesten Stand<br />

bringen.<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1209


Der neue Band aus der<br />

Reihe <strong>gwf</strong> Praxiswissen<br />

Geothermie<br />

Geothermie, die Nutzung von Erdwärme, ist auf den ersten Blick eine umweltfreundliche<br />

und wirtschaftliche Alternative zur konventionellen Wärmeerzeugung<br />

– gerade auch aufgrund der seit Jahren steigenden Kosten für fossile Energieträger.<br />

Der Wärmevorrat der Erde ist gewaltig: Theoretisch ließe sich damit der<br />

Welt energiebedarf für die nächsten 30 Millionen Jahre decken. Die zunehmende<br />

Akzep tanz dieser alternativen Technologie in der Bevölkerung beschert Handwerk,<br />

Bohrunternehmen und Planern zusätzliche Aufträge und Umsatzsteigerungen.<br />

Doch die Nutzung der Erdwärme ist nicht ganz unproblematisch: Hinsichtlich<br />

des Trinkwasserschutzes ist die oberflächennahe Geothermie ein Eingriff in die<br />

Ressource Grundwasser, dessen Langzeitfolgen noch nicht abschätzbar sind.<br />

Im vorliegenden Band der <strong>gwf</strong>-Reihe Praxiswissen werden einerseits die Spannungsfelder<br />

erörtert, andererseits wegweisende Projekte für eine nachhaltige Energiegewinnung<br />

vorgestellt.<br />

Hrsg.: Christine Ziegler<br />

1. Auflage 2013<br />

200 Seiten, vierfarbig, Broschur<br />

Erhältlich in 2 Varianten<br />

www.di-verlag.de<br />

Sie haben die Wahl!<br />

Buch<br />

Buch + Datenträger (inkl. eBook)<br />

Edition<br />

Das Buch erscheint im DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

Jetzt bestellen!<br />

WISSEN FÜR DIE<br />

ZUKUNFT<br />

Bestellung per Fax: +49 201 / 820 Deutscher 02-34 Industrieverlag oder GmbH abtrennen | Arnulfstr. und 124 im | Fensterumschlag 80636 München einsenden<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />

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<strong>gwf</strong> Praxiswissen, Band VI<br />

1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7104-1 für € 54,90 (zzgl. Versand)<br />

<strong>gwf</strong> Praxiswissen, Band VI + Datenträger (inkl. eBook)<br />

1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7105-8 für € 69,90 (zzgl. Versand)<br />

Firma/Institution<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

Straße / Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

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Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

E-Mail<br />

Branche / Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />

Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />

Bankleitzahl<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

PAPWGT0113<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />

vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


ABWASSERWÄRMENUTZUNG<br />

SONDERAUSGABE<br />

<strong>Wasser</strong>Stoff<br />

08/13<br />

D e r e . q u a N e w s l e t t e r<br />

Netzwerk Energierückgewinnung<br />

und Ressourcenmanagement<br />

Das e.qua Netzwerk berichtet<br />

Im Gespräch Aus dem Netzwerk Aus dem Netzwerk<br />

Netzwerkmitglied Sortimo<br />

International GmbH:<br />

Interview mit dem Leiter und Verantwortlichen<br />

der Abteilung Business<br />

Solution Herrn Oliver Baier<br />

Innovation und Service stehen bei<br />

Sortimo an erster Stelle. Herr Oliver<br />

Baier beantwortet Fragen <strong>zum</strong> Unternehmen.<br />

................................... Seite 2<br />

Eine für alles:<br />

AWADUKT FLEX-CONNECT –<br />

die neue universelle Rohrkupplung<br />

von REHAU<br />

Der Polymerspezialist REHAU<br />

präsentiert eine universelle Lösung<br />

für die Verbindung von Kanalrohrsystemen<br />

fast aller Materialien und<br />

Durchmesser. ........................... Seite 4<br />

Abluftbehandlung ohne<br />

Verbrauchsmaterialien:<br />

Abluftbehandlung Uni-CleanAir 3000<br />

Die Firma Unitechnics stellt den<br />

Uni-CleanAir 3000 vor, eine Art<br />

der Abluftbehandlung, die keine<br />

Verbrauchsmaterialien benötigt<br />

und einen stabilen Wirkungsgrad<br />

aufweist. .................................. Seite 5<br />

HTI<br />

HANDEL FÜR TIEFBAU<br />

UND INDUSTRIETECHNIK<br />

Aus dem Netzwerk<br />

Themenallianz AWN<br />

THEMENALLIANZ<br />

Das e.qua Netzwerkmitglied<br />

HTI stellt vor:<br />

Schnell, einfach, sicher<br />

STRAUB-PLAST-PRO<br />

Schnell, einfach, sicher –<br />

STRAUB-PLAST-PRO<br />

Die schnelle und einfache Verbindung<br />

von Druckrohren aus Polyethylen (PE)<br />

für die Verwendung in der <strong>Wasser</strong>versorgung,<br />

Druckentwässerung, Industrie<br />

und im Deponiebau. ................. Seite 7<br />

Neues innovatives Projekt<br />

zur <strong>Abwasser</strong>wärmerückgewinnung:<br />

Der Hellweg-Baumarkt<br />

Berlin-Schöneberg<br />

Die Fa. Hellweg errichtete in Berlin-<br />

Schöneberg einen neuen Baumarkt,<br />

welcher zukunftsweisend mit einer<br />

bivalent arbeitenden Wärmepumpenanlage<br />

zur Senkung des Gasverbrauches<br />

ausgerüstet wurde. ........... Seite 8


Im Gespräch<br />

Netzwerkmitglied<br />

Sortimo International GmbH:<br />

Interview mit dem Leiter und Verantwortlichen<br />

der Abteilung Sortimo Business Solution Herrn Oliver Baier<br />

Herr Baier wie würden Sie das neue Netzwerkmitglied<br />

der e.qua, Sortimo, kurz<br />

beschreiben?<br />

Sortimo entwickelt, verkauft und fertigt<br />

seit 40 Jahren intelligente Fahrzeugeinrichtungslösungen<br />

für Handwerk, Handel<br />

und Industrie. Das Unternehmen stattet<br />

Fahrzeuge mit Regalen, Boxen und individuellen<br />

Einrichtungen aus, um optimale<br />

Sicherheit und Ordnung im Laderaum zu<br />

schaffen. Als Markt- und Technologieführer<br />

stehen Innovation und Service bei Sortimo<br />

an erster Stelle. Von der kleinsten Box bis<br />

hin <strong>zum</strong> kompletten Einrichtungssystem<br />

hat das Unternehmen für jedes Fahrzeug<br />

und jedes Gewerk eine passende Lösung.<br />

Welche Kundengruppe sind die Schlüsselkunden<br />

und Hauptinteressenten Ihrer<br />

Produkte?<br />

Sortimo produziert und verbaut individuelle<br />

Fahrzeugeinrichtungen für Handwerk,<br />

Handel und Industrie. Bei allen Kundengruppen<br />

verfolgt Sortimo das gleiche Ziel:<br />

Den Arbeitsalltag der Kunden durch intelligente<br />

mobile Lösungen so leicht und effizient<br />

wie möglich zu gestalten.<br />

Mit der Mitgliedschaft im Energie-Netzwerk<br />

e.qua setzt Sortimo ein Zeichen als<br />

bekennendes Unternehmen im Bereich<br />

der Energie- und Ressourceneffizienz.<br />

Inwieweit spielt dieses Thema für Sortimo<br />

eine Rolle und wie spiegelt sich das wieder?<br />

Ressourceneffizienz hat für uns bei Sortimo<br />

eine doppelte Bedeutung:<br />

Zum einen achten wir bei den Produktionsabläufen<br />

sorgsam auf den sinnvollen Umgang<br />

mit Rohstoffen und optimieren permanent<br />

unsere Wertströme. Dabei steht<br />

die Verarbeitung von Faserverbundwerkstoffen<br />

im Vordergrund. Diese verarbeiten<br />

wir vom Rohmaterial bis <strong>zum</strong> fertigen<br />

Bauteil inhouse, womit wir Transportwege,<br />

Energieverbrauch und damit CO 2 -Ausstöße<br />

bis zu 1000 Tonnen pro Jahr minimieren.<br />

Zum anderen tragen unsere intelligenten<br />

Mobilitätslösungen, bei denen Leichtbau<br />

mit Faserverbundwerkstoffen eine zentrale<br />

Rolle spielt, einen entscheidenden<br />

Faktor zur Optimierung des Kraftstoffverbrauchs<br />

unserer Kunden bei. Denn zuletzt<br />

ist die Entwicklung der Kraftstoffkosten<br />

und Ressourcen zu einer großen Heraus-<br />

- 2 -<br />

<strong>Wasser</strong>Stoff 08/13


Im Gespräch<br />

forderung geworden. Diese führen zu der<br />

Frage, wie wir bei steigender Funktionalität<br />

den Verbrauch senken und damit die<br />

Unterhaltskosten der Flotte oder auch des<br />

einzelnen Fahrzeuges reduzieren können.<br />

Dabei verfolgt Sortimo unterschiedliche<br />

Strategien vom Leichtbau bis zur Prozessoptimierung<br />

beim Kunden.<br />

Sortimo arbeitet als Unternehmen sehr<br />

eng mit der Fahrzeugindustrie zusammen.<br />

Gibt es da gemeinsame Entwicklungen in<br />

Richtung Zukunftsmobilität?<br />

Über unser Tochterunternehmen Sortimo<br />

Speedwave arbeiten wir bereits in der<br />

Konzeptphase mit Nutzfahrzeugherstellern<br />

an Innenraumkonzepten. Unter anderem<br />

werden hier sogenannte „Tier-1-Lösungen“,<br />

sprich Produkte die zusammen mit dem<br />

Hersteller entwickelt und direkt ans Produktionsband<br />

geliefert werden,<br />

konzipiert. Momentan spielt natürlich das<br />

Thema Elektromobilität eine entscheidende<br />

Rolle, auf die Sortimo aufgrund seines<br />

Alleinstellungmerkmals – Leichtbau – eine<br />

passende Antwort hat. Daneben spielt die<br />

komplementäre Produktstrategie eine<br />

wichtige Rolle. So sind beispielsweise<br />

Anbindungspunkte für unsere Fahrzeugeinrichtungen<br />

bereits im Fahrzeug vorgesehen.<br />

Für den Kunden hat es den Vorteil,<br />

dass eine Einrichtung bereits ab Werk oder<br />

auch später nachgerüstet werden kann,<br />

ohne das Fahrzeug in irgendeiner Form<br />

zu beschädigen. Somit müssen keine Umbauarbeiten<br />

am Fahrzeug durchgeführt<br />

werden, was wiederum die Kosten für den<br />

Kunden senkt.<br />

Gibt es ein neues Produkt auf das Sie den<br />

Fokus der Leser besonders richten möchten?<br />

Neben unseren Fahrzeugeinrichtungen<br />

Globelyst C (Composite) und Globelyst M<br />

(Metall) haben wir intelligente Ordnungsund<br />

Transportlösungen, die ihren Zweck<br />

nicht nur im Fahrzeug erfüllen, sondern<br />

auch in der Werkstatt oder am Einsatzort.<br />

Hierzu gehören alle Koffer- und BOXXensysteme.<br />

Das Wort Systeme sagt es schon<br />

aus. Bei Sortimo spielt der Systemgedanke<br />

die tragende Rolle, der die Kompatibilität<br />

der einzelnen Produkte untereinander ermöglicht<br />

und damit eine höhere Effizienz<br />

im Arbeitsalltag ermöglicht.<br />

Sehr geehrter Herr Baier, wir danken Ihnen<br />

für dieses Interview!<br />

<strong>Wasser</strong>Stoff 08/13 - 3 -


Aus dem Netzwerk<br />

Eine für alles:<br />

AWADUKT FLEX-CONNECT – die neue universelle Rohrkupplung von REHAU<br />

Der Polymerspezialist REHAU präsentiert<br />

eine universelle Lösung für die<br />

Verbindung von Kanalrohrsystemen fast aller<br />

Materialien und Durchmesser. Die AWA-<br />

DUKT FLEX-CONNECT Rohrkupplung bietet<br />

eine sichere und wirtschaftliche Alternative<br />

zu klassischen Manschettendichtungen.<br />

Eine Lösung für alle Anwendungsfälle<br />

Für die Sanierung von Kanalleitungen ist<br />

vor allem aufgrund der hohen Anzahl unterschiedlicher<br />

Werkstoffe eine universelle<br />

und vor allem wirtschaftliche Lösung gefragt,<br />

wenn es um die Verbindung neuer und<br />

bestehender Leitungen geht. Die AWADUKT<br />

FLEX-CONNECT Rohrkupplung von REHAU<br />

verspricht nicht nur eine schnelle und einfache<br />

Lösung des Problems, sondern sorgt<br />

auch für erhebliche Einsparungen.<br />

Mit nur acht Produktvarianten für den Abmessungsbereich<br />

DN 110 bis DN 630 ist die<br />

AWADUKT FLEX-CONNECT Rohrkupplung<br />

für jeden Anwendungsfall gewappnet.<br />

Unabhängig von Werkstoff, Oberflächenstruktur,<br />

Wanddicke und Außendurchmesser<br />

können Leitungen im Handumdrehen<br />

miteinander verbunden werden. Ein teurer<br />

Stillstand der Baustelle kann so verhindert<br />

werden.<br />

Egal ob Beton, Steinzeug, PVC, PP oder<br />

Guss mit gewellter, gerippter oder glatter<br />

Oberflächenstruktur: AWADUKT FLEX-<br />

CONNECT meistert fast jede Herausforderung.<br />

Eine Anbindung bereits vorhandener<br />

Leitungen aus traditionellen Materialien<br />

an die bewährten REHAU Programme aus<br />

dem langlebigen und robusten Werkstoff<br />

PP ist daher jederzeit möglich.<br />

Universell, sicher, wirtschaftlich –<br />

Eigenschaften, die überzeugen<br />

Der Einsatz erstklassiger Werkstoffe wie<br />

PP, EPDM und Edelstahl sowie die zusätzliche<br />

Q-TE-C Dichtung sorgen für eine zuverlässige<br />

Verbindungsqualität bei AWA-<br />

DUKT FLEX-CONNECT. Außerdem ist die<br />

Einstecktiefe der Rohre bis zu 21 Prozent<br />

größer als bei marktüblichen Produkten.<br />

Eine geprüfte Dichtheit bis 2,5 bar sowie<br />

extra breite Edelstahlbänder bieten zusätzliche<br />

Sicherheit. Die DIBt-Zulassung<br />

wurde beantragt. Die hohe Wirtschaftlichkeit<br />

der Rohrkupplung wird <strong>zum</strong> einen<br />

durch die reduzierte Variantenanzahl für<br />

niedrige Lagerhaltungskosten erreicht.<br />

Zum anderen ermöglicht eine schnelle<br />

und vor allem einfache Montage zusätzlich<br />

enorme Zeit- und Kosteneinsparungen<br />

auf der Baustelle.<br />

- 4 -<br />

<strong>Wasser</strong>Stoff 08/13


Aus dem Netzwerk<br />

Abluftbehandlung ohne<br />

Verbrauchsmaterialien:<br />

Abluftbehandlung Uni-CleanAir 3000<br />

Es gibt viele Möglichkeiten zur Abluftbehandlung,<br />

die gängigste ist der<br />

Einsatz von Biofiltern. Diese Biofilter sind<br />

meist mit einem Verbrauchsmaterial z.B.<br />

Rindenmulch oder Holzhäcksel befüllt. Da<br />

sich dieses Filtermaterial relativ schnell<br />

verbraucht sinkt der Wirkungsgrad entsprechend<br />

schnell. Ein weiterer Nachteil<br />

ist, dass diese Biofilter meist sehr große<br />

Dimensionen haben.<br />

Mit dem Uni-CleanAir 3000 wurde eine Art<br />

der Abluftbehandlung entwickelt, die KEI-<br />

NE Verbrauchsmaterialien benötigt und<br />

einen stabilen Wirkungsgrad aufweist.<br />

Bei dem Uni-CleanAir 3000 wird durch<br />

neueste Berechnungsmethodik eine betriebsoptimale<br />

Dimensionierung gewährleistet.<br />

<br />

Abluftbehandlung Uni-CleanAir 3000 (3D CAD Modell)<br />

• Dimensionierung mittels neuester<br />

Berechnungsmethodik<br />

• Konstruktion mittels<br />

3D CAD Programm<br />

• kein Wechsel des<br />

„Filtermaterials“ nötig<br />

Funktionsschema<br />

Konstruktionszeichnung<br />

Uni-CleanAir 3000<br />

Uni-CleanAir<br />

3000 für<br />

Belastungen<br />

bis 30 ppm<br />

Uni-CleanAir<br />

3000 + Oxi-<br />

Modul für<br />

Belastungen<br />

bis 200 ppm<br />

<strong>Wasser</strong>Stoff 08/13<br />

- 5 -


Aus dem Netzwerk<br />

Anwendungsbereich:<br />

• kommunale und industrielle abwassertechnische<br />

Anlagen<br />

• Pumpwerke und Kläranlagen mit Belastungen<br />

bis zu 200 ppm<br />

Versuchsmessung Rohluft, Test-Biofilter Nr. 5<br />

Vorteile:<br />

• betriebsoptimale Dimensionierung des<br />

Filters mittels neuester UNITECHNICS<br />

Berechnungsmethodik<br />

• kein Wechsel des „Filtermaterials“ nötig<br />

• Konstruktion geschützt gegen Temperatureinflüsse<br />

• Wirkungsgrad von bis zu 98 %<br />

• niedriger Platzbedarf<br />

• hohe Verarbeitungsqualität<br />

• alle verwendeten Materialien sind langlebig<br />

und für den dauerhaften Einsatz<br />

im <strong>Abwasser</strong>bereich geeignet<br />

Versuchsmessung Reinluft, Test-Biofilter Nr. 5<br />

- 6 - <strong>Wasser</strong>Stoff 08/13


Aus dem Netzwerk<br />

Das e.qua Netzwerkmitglied HTI stellt vor:<br />

Schnell, einfach, sicher – STRAUB-PLAST-PRO<br />

Die zugfeste Verbindung für PE 80 und<br />

PE 100 Rohre STRAUB-PLAST-PRO ist<br />

ein axial zugfestes Komplettsystem für<br />

die schnelle und einfache Verbindung von<br />

Druckrohren aus Polyethylen (PE) in der<br />

Dimensionierung SDR11 (63.0–180.0 mm;<br />

PN16) und SDR17 (125.0–355.0 mm; PN10).<br />

Es eignet sich vor allem für die Verwendung<br />

in der <strong>Wasser</strong>versorgung, Druckentwässerung,<br />

Industrie und im Deponiebau. Das<br />

einzigartige Komplettsystem bietet den<br />

großen Vorteil, dass die Einzelteile ohne<br />

externe Energieversorgung und Rohrendenbearbeitung<br />

rasch durch einfache<br />

Handgriffe miteinander verbunden werden<br />

können. Die Rohre aus PE 80 und PE 100<br />

werden mit einem Innenverbinder (innendichtendes<br />

Formstück) und ein bis drei<br />

Schellen verbunden. Dank der Verwendung<br />

von hochwertigen Materialien ist STRAUB-<br />

PLAST-PRO hoch korrosionsbeständig. PE-<br />

Rohre mit additiven Schutzschichten sind<br />

in verschiedenen Ausführungen erhältlich;<br />

<strong>zum</strong> Beispiel PE-Rohre mit einer diffusionsdichten<br />

Barriereschicht aus Aluminium,<br />

welche üblicherweise für die Verlegung in<br />

kontaminierten Böden eingesetzt werden.<br />

Bestellbeispiel<br />

DIN EN: STRAUB-<br />

PLAST-PRO L d 90.0,<br />

SDR 11; Mehrschichtrohr:<br />

STRAUB-PLAST-<br />

PRO FA d 63 / DN 50,<br />

SDR11; AD 64-66 mm<br />

So wird ein Eindringen von Schadstoffen<br />

ins Rohr und das Diffundieren vom Medium<br />

ins Erdreich verhindert. STRAUB-PLAST-PRO<br />

verbindet Mehrschichtrohre einfach und sicher<br />

ohne jegliche Rohrendenbearbeitung.<br />

Montagebeispiel STRAUB-<br />

PLAST-PRO R Reduzierung<br />

Durch die verschiedensten Anwendungs- und<br />

Einsatzmöglichkeiten ist die STRAUB-PLAST-<br />

PRO die echte Alternative <strong>zum</strong> Schweissen von<br />

PE Rohren. Unser Komplettsystem ermöglicht<br />

es Ihnen in kurzer Zeit und ohne Vorbearbeitung<br />

eine saubere, kostengünstige und vor allem<br />

sichere Verbindung herzustellen. Mit dem Reparatur-Verbinder<br />

lassen sich beschädigte PE<br />

Rohre auf einfachste Weise axial kraftschlüssig<br />

reparieren. Reparaturen bis zu einer Länge von<br />

100 mm können durchgeführt werden.<br />

Schellen über die zu verbindenden<br />

Rohre schieben.<br />

Reduktion bis <strong>zum</strong> Anschlag in das<br />

Rohrende schieben.<br />

Zweites Rohr bis <strong>zum</strong> Anschlag auf die<br />

Reduktion schieben.<br />

Schellen bündig mit den Rohrenden<br />

positionieren.<br />

Schrauben mit dem Drehmomentschlüssel<br />

auf das angegebene Anzugsmoment<br />

anziehen. Wechselseitiges Wiederholen<br />

des Anziehprozesses bis alle Schrauben<br />

innerhalb einer Viertelumdrehung (90°)<br />

das angegebene Drehmoment erreichen.<br />

12 gute Gründe für<br />

den Einsatz von<br />

STRAUB-PLAST-PRO<br />

• Komplettes System aus einer Hand<br />

• Verschiedenste Formteile verfügbar<br />

• Geeignet zur Verbindung von Standard<br />

PE Rohren oder PE Mehrschichtrohren<br />

• Montage ohne externe Energieversorgung<br />

• Montage unter nassen Bedingungen<br />

möglich<br />

• Für Anwendungen in kontaminierten<br />

Böden geeignet<br />

• Hoch korrosions- und oxidationsbeständig<br />

• Keine Rohrendenbearbeitung notwendig<br />

• Schnell und einfach montierbar<br />

• Einfache Lagerung da keiner Alterung<br />

unterworfen<br />

• Keine Hohlräume<br />

• Stärker als ein PE 100 Rohr<br />

<strong>Wasser</strong>Stoff 08/13<br />

- 7 -


ABWASSERWÄRMENUTZUNG<br />

Die Themenallianz <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

Neues innovatives Projekt zur<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmerückgewinnung:<br />

Der Hellweg-Baumarkt Berlin-Schöneberg<br />

Die Fa. Hellweg errichtete in Berlin-<br />

Schöneberg einen neuen Baumarkt.<br />

Dieser Baumarkt wurde zukunftsweisend<br />

mit einer bivalent arbeitenden Wärmepumpenanlage<br />

zur Senkung des Gasverbrauches<br />

ausgerüstet. Die Eröffnung des<br />

Baumarktes erfolgte im September 2013.<br />

Als Wärmequelle für die Wärmepumpenanlage<br />

dient kommunales <strong>Abwasser</strong>. Dieses<br />

fließt an der Grundstücksgrenze in einem<br />

<strong>Abwasser</strong>druckrohr im Verantwortungsbereich<br />

der Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe entlang.<br />

Über einen speziellen Doppelmantel-Wärmeübertrager<br />

wird die benötigte Wärmeenergie<br />

entzogen.<br />

THEMENALLIANZ<br />

ZM-Auskleidung, DN1000, Abmaße:<br />

1 016 x 996 mm, nach außen mit PE-<br />

Umhüllung (Korrosionsschutz)<br />

An das Kernrohr wurden Stahlkufen zur<br />

Rohrfixierung aufgeschweißt. Um den<br />

Querschnitt wurden drei Kufenpaare vorgesehen.<br />

Aus thermodynamischer Sicht ist es<br />

nutzbringend so viele Kufen wie möglich zu<br />

montieren und diese Kufen auch gänzlich<br />

mit dem Kernrohr zu verschweißen. Sie wirken<br />

dann wie Wärmerippen und erhöhen<br />

die Wärmeübertragungsleistung.<br />

An den Enden des Mantelrohres wurden<br />

die Anschlussleitungen als Rohrstutzen<br />

aus Stahlrohr DN 200 mit den Abmaßen<br />

219,1 x 6,3 mm eingeschweißt.<br />

Durch die wärmepumpengerechte Gestaltung<br />

der Verbrauchergruppen (Niedertemperaturbetrieb)<br />

sowie der Zusammenschaltung<br />

von <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung,<br />

Wärmeerzeuger und Wärme-Pufferspeicher<br />

inkl. abgestimmter DDC-Anlage sind<br />

optimale Nutzungsgrade und geringste<br />

CO 2 - Emissionen zu erwarten.<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmeübertrager<br />

Das kommunale <strong>Abwasser</strong> aus dem Einzugsgebiet<br />

wird über eine Druckrohrleitung<br />

aus Stahl DN 1000 an der Grundstücksgrenze<br />

vorbeigeleitet. Dabei werden ca.<br />

200 … 1800 m 3 /h <strong>Abwasser</strong> ganzjährig auf<br />

dem Weg <strong>zum</strong> Klärwerk vorbeigeführt. Die<br />

Planungsarbeiten hierzu begannen bereits<br />

2011.<br />

Die bereits vorhandene <strong>Abwasser</strong>druckleitung<br />

wurde in Höhe des Baumarktes absperrbar<br />

unterbrochen. Daran schließt sich<br />

eine Rohrschleife in Haarnadelform an, die<br />

auf dem Gelände des Hellweg-Baumarktes<br />

verlegt wurde.<br />

Die beiden Rohrschenkel der „Haarnadel“<br />

wurden als Doppelrohrwärmeübertrager<br />

ausgebildet. Im Kernrohr fließt das <strong>Abwasser</strong>,<br />

im Ringspalt nach dem Gegenstromprinzip<br />

das Kaltwasser zu den Wärmepumpen.<br />

Die Ringspalte sind in Reihenschaltung<br />

miteinander verbunden.<br />

Konstruktion und Auslegung<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmeübertrager<br />

Der <strong>Abwasser</strong>wärmeübertrager ist wie folgt<br />

charakterisiert:<br />

• Kernrohr: Stahlrohr nach BWB-Werksnorm<br />

544; verstärkte Ausführung, ohne<br />

ZM-Auskleidung, DN 900 (Vorgabe<br />

durch Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe), Abmaße:<br />

914 x 894 mm<br />

• Mantelrohr Stahlrohr nach BWB-Werksnorm<br />

544; verstärkte Ausführung, ohne<br />

Verteilungsschacht<br />

Unmittelbar neben dem<br />

Wär meübertrager wurde ein<br />

geeigneter Schacht für die<br />

Verteilung der Kaltwasserrohre<br />

installiert. Die Anschlusstrasse<br />

DN 80 ist über eine<br />

Absperrarmatur mit gleicher<br />

Nennweite an das Verteilungsrohr<br />

angeschlossen.<br />

Im Bereich der Heizzentralen<br />

wird diese Anschlusstrasse<br />

über Rückschlagarmaturen<br />

in Pumpennähe abgesichert.<br />

Die Größe des Schachtes richtete sich nach<br />

der Einbaulage der Abzweige inkl. Absperrarmaturen<br />

und wurde vom Ausführungsbetrieb<br />

nach den örtlichen Gegebenheiten<br />

festgelegt.<br />

Fazit<br />

Der <strong>Abwasser</strong>-Wärmeübertrager entspricht<br />

allen Anforderungen zur effizienten Nutzung<br />

von <strong>Abwasser</strong>wärme. Aus Erfahrungen<br />

mit vergleichbaren Konstruktionen<br />

kann von einer wartungsfreien Standzeit<br />

von mind. 40 a ausgegangen werden (eine<br />

fachgerechte Montage vorausgesetzt).<br />

Energieforum Stralauer Platz 34 10243 Berlin<br />

Fon +49 30 2936457-0 Fax +49 30 2936457-10<br />

www.e-qua.de<br />

info@e-qua.de<br />

Senatsverwaltung für Wirtschaft,<br />

Technologie und Frauen<br />

Dieses Projekt wird hälftig mit Bundes- und Landesmitteln<br />

aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen<br />

Wirtschaftsstruktur“ (GRW) finanziert.


Veranstaltungen<br />

NACHRICHTEN<br />

Internationale Branchengrößen entscheiden<br />

sich für analytica<br />

Die internationale Leitmesse der weltweiten Analytik-, Labor-, und Biotechnologiebranche lädt vom 1. bis<br />

4. April 2014 <strong>zum</strong> 24. Mal nach München ein – und die Unternehmen kommen. 714 Aussteller haben sich<br />

bislang zur analytica angemeldet (vgl. 2011: 664 Aussteller). Das ist ein Plus von 7,5 Prozent.<br />

Hirschmann, Köttermann und<br />

Waldner Laboreinrichtungen<br />

sind nur einige der Branchengrößen,<br />

die nächstes Jahr im April vor<br />

Ort sind. Susanne Grödl, Projektleiterin<br />

der analytica, weiß um die<br />

Stärke der Veranstaltung: „Allein die<br />

Präsenz großer Laborausstatter<br />

sowie namhafter Hersteller von<br />

Analysegeräten beweist, dass die<br />

analytica die Nummer Eins der Branche<br />

ist.“ Weitere Unternehmen, die<br />

sich bislang angemeldet haben,<br />

sind unter anderem Analytik Jena,<br />

Becton Dickinson, Eppendorf, Fisher<br />

Scientific, GE Healthcare, Merck Millipore,<br />

Miele, Olympus Deutschland,<br />

Shimadzu Deutschland, Sigma und<br />

Waters. Mit großen internationalen<br />

Gemeinschaftsbeteiligungen präsentieren<br />

sich aktuell China, Frankreich,<br />

Großbritannien und Spanien.<br />

Und auch die Halle A3, der Treffpunkt<br />

der Biotech- und Diagnostikindustrie<br />

auf der analytica, wächst<br />

um zwei Bioregionen: Berlin und<br />

Biosaxony. Neueste Gerätelösungen<br />

für hohe Ansprüche sind vor allem<br />

bei Vertretern aus der pharmazeutischen<br />

Forschung gefragt. 2012<br />

kamen 6706 Besucher aus diesem<br />

Industriezweig. Dabei profitieren<br />

diese von einem kompletten Marktüberblick<br />

über Innovationen und<br />

marktreife Produkte. Die analytica<br />

Conference, die internationale Leitkonferenz<br />

der wissenschaftlichen<br />

Elite, lädt zudem zu Vorträgen über<br />

chemische, biochemische und<br />

labormedizinische Themen ein.<br />

Im Forum Biotech erhalten Wissenschaftler<br />

und Industrievertreter<br />

sowie Routineanalytiker und Ingenieure<br />

praktische Tipps und Inspirationen<br />

für die tägliche Laborarbeit.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.analytica.de<br />

Mit großen<br />

internationalen<br />

Gemeinschaftsbeteiligungen<br />

präsentiert<br />

sich u. a.<br />

China.<br />

© analytica<br />

DVGW-Schulungen <strong>zum</strong> Jahresanfang 2014<br />

Die neue Gas-/<strong>Wasser</strong>leitungskreuzungsrichtlinie 2012<br />

Am 15. Januar 2014 veranstaltet<br />

der DVGW in Fulda ein Seminar<br />

zur neuen Gas-/<strong>Wasser</strong>leitungskreuzungsrichtlinie.<br />

Die <strong>zum</strong> 01.<br />

April 2012 aktualisierte Gas-/<strong>Wasser</strong>leitungskreuzungsrichtlinie<br />

hat<br />

nicht nur eine geänderte Struktur,<br />

sondern wurde auch dem aktuellen<br />

Stand der Technik angepasst. So<br />

wurde unter anderem das HDD-<br />

Verfahren aufgenommen, die<br />

Berechnungstabellen integriert und<br />

die Abläufe gestrafft.<br />

Die Beiträge werden von den an<br />

der Erstellung der GWKR 2012 be -<br />

teiligten Fachleuten vorgestellt. Es<br />

werden nicht nur die Änderungen<br />

der von DVGW/BDEW/Deutscher<br />

Bahn und dem Eisenbahnbundesamt<br />

vereinbarten Regelung aufgezeigt,<br />

sondern auch die Gelegenheit<br />

gegeben, im Austausch mit Fragen<br />

und eigenen Erfahrungen die Themen<br />

zu vertiefen. Im Vordergrund<br />

stehen die technischen Regelungen,<br />

die mit den rechtlichen Regelungen,<br />

Verfahrensabläufen und<br />

Praxisbeispielen ergänzt werden.<br />

Diese Weiterbildungsveranstaltung<br />

bietet Planern, ausführenden Fachleuten<br />

und Betreibern eine Anleitung<br />

zur Umsetzung der Anforderungen<br />

in der Praxis.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.dvgw.de<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1219


NACHRICHTEN<br />

Veranstaltungen<br />

Regenwasserbewirtschaftung – Bewertung –<br />

Maßnahmen – Planung<br />

26. November 2013 in Augsburg<br />

© Carola Langer / pixelio.de<br />

Längst sind die Zeiten vorbei, in<br />

denen alles <strong>Wasser</strong> im Kanal<br />

abgeleitet wurde!<br />

Die gesonderte Behandlung und<br />

Entsorgung von Niederschlagswasser<br />

hat in den letzten Jahren zunehmend<br />

an Bedeutung gewonnen<br />

und ist ein festes Element der Infrastruktur<br />

von morgen. Planer, Kommunen<br />

und die <strong>Wasser</strong>wirtschaftsverwaltung<br />

sehen sich auf diesem<br />

Gebiet regelmäßig mit technischen<br />

Herausforderungen, Missverständnissen,<br />

Problemen aber auch guten<br />

Lösungen konfrontiert. Aus diesem<br />

Grund führt der DWA-Landesverband<br />

Bayern in Zusammenarbeit<br />

mit dem Bayerischen Landesamt für<br />

Umwelt in Augsburg ein Seminar<br />

<strong>zum</strong> Thema Regenwasserbewirtschaftung<br />

durch. Das Seminar vermittelt<br />

kompakt die Grundlagen<br />

des einschlägigen technischen<br />

Re gelwerks zur Regenwasserbewirtschaftung<br />

und greift dabei vertieft<br />

die Besonderheiten in Bayern<br />

auf. Weiterhin wird das Spannungsfeld<br />

aus Sicht verschiedener Akteure<br />

(Planer, Kommune und <strong>Wasser</strong>wirtschaftsverwaltung)<br />

aus ganz Bayern<br />

dargestellt; für fachliche Diskussionen<br />

ist ausreichend Zeit vorgesehen.<br />

Ziel der Veranstaltung ist es, die<br />

Zusammenarbeit bei Planung und<br />

Betrieb von Anlagen zur Regenwasserbewirtschaftung<br />

zu stärken.<br />

Kontakt:<br />

DWA-Landesverband Bayern,<br />

Friedenstraße 40,<br />

D-81671 München,<br />

Tel. (089) 233-62590, Fax (089) 233-62595,<br />

E-Mail info@dwa-bayern.de,<br />

www.dwa-bayern.de<br />

12. Forum <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

27. November 2013 in Mülheim an der Ruhr<br />

11. Forum „<strong>Wasser</strong>aufbereitung“ 2013: Blick in den Vortragssaal.<br />

Das DVGW-Technische Komitee<br />

„<strong>Wasser</strong>aufbereitungsverfahren“<br />

und das IWW Rheinisch-Westfälisches<br />

Institut für <strong>Wasser</strong>forschung<br />

laden ein <strong>zum</strong> 12. Forum<br />

„<strong>Wasser</strong>aufbereitung“ in Mülheim<br />

an der Ruhr. Das Forum soll der<br />

Information über aktuelle Entwicklungen<br />

und neue Forschungsergebnisse<br />

in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

und benachbarter Fachgebiete<br />

dienen und die Diskussion offener,<br />

auch strittiger Fragen ermöglichen.<br />

Es wird vom Technischen Komitee<br />

„<strong>Wasser</strong>aufbereitungsverfahren“<br />

des DVGW in jährlichem Wechsel<br />

mit dem TZW in Karlsruhe und dem<br />

IWW in Mülheim an der Ruhr veranstaltet.<br />

Themenschwerpunkte der Veranstaltung<br />

sind Grund- und Oberflächenwässer,<br />

Grundwasseraufbereitung,<br />

Membranverfahren, Enthärtung,<br />

Rückstände, Desinfektion<br />

und Korrosion.<br />

Anmeldungen und Programm:<br />

IWW Zentrum <strong>Wasser</strong>,<br />

Frau Servatius/Frau Bonorden,<br />

Tel. (0208) 40303-102/-101,<br />

E-Mail: h.servatius@iww-online.de,<br />

E-Mail: s.bonorden@iww-online.de,<br />

www.iww-online.de<br />

November 2013<br />

1220 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Leute<br />

NACHRICHTEN<br />

Dr. Jochen Stemplewski <strong>zum</strong> DWA-Vizepräsidenten<br />

gewählt<br />

Dr. Jochen Stemplewski ist neuer<br />

Vizepräsident der Deutschen<br />

Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V. (DWA). Die<br />

Mitgliederversammlung der renommierten<br />

Organisation mit insgesamt<br />

14 000 Mitgliedern in Hochschulen,<br />

Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen<br />

hat ihn in Berlin in dieses<br />

Amt gewählt.<br />

Jochen Stemplewski (64) ist seit<br />

1992 im Hauptberuf Vorstandsvorsitzender<br />

von Emschergenossenschaft<br />

und Lippeverband in Essen.<br />

Er ist seit vielen Jahren in der DWA<br />

aktiv und gehört dem Präsidium der<br />

Vereinigung bereits seit 2010 an.<br />

Daneben ist Dr. Stemplewski<br />

Vorsitzender des DWA-Hauptausschusses<br />

Wirtschaft. Auch in dieser<br />

Funktion wurde er bis 2017 von der<br />

Mitgliederversammlung bestätigt.<br />

Die DWA ist fachlich in zehn „Hauptausschüsse“<br />

gegliedert, die auf<br />

ihren jeweiligen Sachgebieten<br />

wichtige Impulse für die deutsche<br />

<strong>Wasser</strong>- und Abfallwirtschaft geben.<br />

Ausgezeichnet als „Bürger des<br />

Ruhrgebietes“ 2010 verkörpert Dr.<br />

Stemplewski weit über die Region<br />

hinaus den Emscher-Umbau. Der<br />

Emscher-Umbau als das wohl<br />

größte Gewässer-Renaturierungsprojekt<br />

in Europa leistet einen<br />

erheblichen Beitrag für den Strukturwandel<br />

der Region.<br />

www.wassertermine.de<br />

DVGW-Präsidium neu besetzt<br />

Dr. Thomas Hüwener neuer Vizepräsident Gas, Dietmar Bückemeyer neuer<br />

Vizepräsident <strong>Wasser</strong><br />

Dr. Thomas<br />

Hüwener.<br />

© Open Grid<br />

Europe GmbH<br />

Dietmar<br />

Bückemeyer.<br />

© Stadtwerke<br />

Essen AG<br />

Dr. Thomas Hüwener und Dietmar<br />

Bückemeyer sind zu neuen<br />

Vizepräsidenten Gas bzw. <strong>Wasser</strong><br />

des Deutschen Vereins des Gas- und<br />

<strong>Wasser</strong>faches (DVGW) gewählt worden.<br />

Die Wahl erfolgte einstimmig<br />

durch den DVGW-Bundesvorstand.<br />

Hüwener und Bückemeyer folgen<br />

Dr. Jürgen Lenz und Dr. Georg Grunwald<br />

nach, die nicht wieder kandidierten.<br />

In ihren Ämtern bestätigt<br />

wurden DVGW-Präsident Dr. Karl<br />

Roth sowie Michael Riechel als dritter<br />

Vizepräsident.<br />

Dr. Thomas Hüwener ist seit März<br />

2013 Mitglied der Geschäftsführung<br />

der Open Grid Europe GmbH mit<br />

dem Schwerpunkt Technik. Bevor er<br />

2010 Bereichsleiter Leitungstechnik<br />

beim Essener Fernleitungsnetzbetreiber<br />

wurde, hatte er verschiedene<br />

technische Führungspositionen bei<br />

der E.ON Ruhrgas AG inne. Im Rahmen<br />

der DVGW-Mitgliederversammlung<br />

wurde Hüwener in den Bundesvorstand<br />

des Vereins gewählt. Er ist<br />

zudem Obmann des Technischen<br />

Komitees „Gastransport“ des DVGW.<br />

Hüwener (42), in Haltern geboren,<br />

hat Maschinenbau in Bochum und<br />

College Station (USA) studiert und<br />

ist mit einer Arbeit über Strömungsmaschinen<br />

an der Universität Essen<br />

promoviert worden.<br />

Dietmar Bückemeyer ist seit<br />

2002 Technischer Vorstand der<br />

Stadtwerke Essen AG. Er ist zudem<br />

Geschäftsführer der Essener Versorgungs-<br />

und Verkehrsgesellschaft<br />

mbH. Bevor Bückemeyer in den Vorstand<br />

wechselte, war er Abteilungsleiter<br />

und Prokurist im Bereich Planung<br />

und Bau der Stadtwerke Essen<br />

AG, wo er seit 1988 tätig ist.<br />

Bückemeyer gehört dem DVGW-<br />

Bundesvorstand seit 2004 an. Darüber<br />

hinaus ist er Vorstandsvorsitzender<br />

der DVGW-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen<br />

und Obmann des<br />

DVGW-Lenkungskomitees „<strong>Wasser</strong>versorgungssysteme“.<br />

Bückemeyer<br />

(53), in Gelsenkirchen geboren, hat<br />

sein ingenieurwissenschaftliches<br />

Diplom in der Fachrichtung Maschinenbau<br />

erworben.<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1221


NACHRICHTEN<br />

Leute<br />

Dr.-Ing. Wulf Lindner in den Ruhestand<br />

verabschiedet<br />

Am 27. September 2013 wurde<br />

Dr.-Ing. Wulf Lindner, Vorstand<br />

des Erftverbandes und Geschäftsführer<br />

der Erftverband aqua tec<br />

GmbH, im Rahmen einer festlichen<br />

Feierstunde auf Schloss Paffendorf<br />

in den Ruhestand verabschiedet.<br />

Seine herausragenden Leistungen<br />

und Verdienste für den Erftverband<br />

und für das <strong>Wasser</strong>fach würdigten<br />

der Verbandsratsvorsitzende, Bürgermeister<br />

Albert Bergmann (Stadt<br />

Zülpich), der stellvertretende Vorsitzende<br />

des Verbandsrats, Dr. Dieter<br />

Gärtner (RWE Power AG), Prof. Dr.<br />

Wolfgang Firk (<strong>Wasser</strong>verband Eifel-<br />

Rur) als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft<br />

der <strong>Wasser</strong>wirtschaftsverbände<br />

agw und sein ständiger<br />

Stellvertreter als Vorstand des Erftverbandes<br />

und designierter neuer<br />

Vorstand, Norbert Engelhardt, in<br />

ihren Ansprachen.<br />

Wulf Lindner studierte von 1971<br />

bis 1977 Bauingenieurwesen an der<br />

Universität Stuttgart. Nach einem<br />

kurzen Intermezzo als Bauleiter<br />

beim Zweckverband Bodensee<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung Stuttgart wurde<br />

er 1978 Mitarbeiter an den Instituten<br />

für Siedlungswasserwirtschaft<br />

und <strong>Wasser</strong>bau der Universität<br />

Stuttgart. Hier promovierte er 1983<br />

über numerische Optimierungsmodelle<br />

zur Steuerung von Grundwasserentnahmen<br />

nach ökologischen<br />

Kriterien. Im gleichen Jahr kam Dr.<br />

Wulf Lindner als Fachbereichsleiter<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung <strong>zum</strong> Erftverband.<br />

Er wurde zuständig für die<br />

Sicherstellung der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

im Tätigkeitsbereich des Verbandes<br />

und war insbesondere verantwortlich<br />

für viele interdisziplinäre<br />

Forschungs- und Entwicklungsarbeiten.<br />

1995 verließ er den Verband und<br />

wechselte <strong>zum</strong> Deutschen Verein<br />

des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V.<br />

(DVGW), einem technisch-wissenschaftlichen<br />

Verein, wo er zunächst<br />

den Bereich <strong>Wasser</strong>versorgung leitete<br />

und später <strong>zum</strong> Leiter des<br />

Gesamtbereichs <strong>Wasser</strong> der Hauptgeschäftsführung<br />

berufen wurde.<br />

2003 kam Wulf Lindner als Vorstand<br />

zurück <strong>zum</strong> Erftverband. In<br />

der Folgezeit entwickelte er den<br />

Erftverband zu einem modernen<br />

Dienstleistungsunternehmen. Seine<br />

Vorstandszeit war vor allen Dingen<br />

geprägt durch ein gelebtes Leitbild<br />

und die Einführung eines integrierten<br />

Managementsystems, das ein<br />

Qualitäts-, Umwelt- und technisches<br />

Sicherheitsmanagement einschloss,<br />

durch zahlreiche kontinuierliche<br />

Verbesserungsprozesse und durch<br />

viele Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

im <strong>Wasser</strong>- und<br />

<strong>Abwasser</strong>bereich.<br />

Wichtige Bauprojekte wie die<br />

energetische Modernisierung von<br />

Kläranlagen und der Verbandsverwaltung,<br />

der Neubau des Labors,<br />

des Zentrallagers und der zentralen<br />

Instandhaltung sowie von Gewässermeistereien<br />

fallen ebenso in<br />

seine Amtszeit wie die Neustrukturierung<br />

der inneren Organisation.<br />

Dr. Wulf Lindner war in zahlreichen<br />

nationalen und internationalen<br />

Vorständen aktiv. Hervorzuheben<br />

ist sein Engagement z. B. als<br />

deutsches Vorstandsmitglied von<br />

EUREAU, dem Dachverband der<br />

europäischen Ver- und Entsorger,<br />

als Vorstandsvorsitzender des Instituts<br />

zur Förderung der <strong>Wasser</strong>mengen<br />

und <strong>Wasser</strong>gütewirtschaft und<br />

als Vorsitzender des Bundes der<br />

<strong>Wasser</strong>- und Kulturbauingenieure in<br />

NRW. Sein breitgefächertes Wissen<br />

zu fast allen Themen des <strong>Wasser</strong>fachs,<br />

vom Grundwasserschutz bis<br />

zur Hausinstallation, von mathematischen<br />

Modellen bis zur <strong>Wasser</strong>politik<br />

und von Klimafragen bis zur<br />

Qualitätsanforderung an Unternehmen,<br />

stellte Dr. Lindner in über<br />

150 Veröffentlichungen und Vorträgen<br />

unter Beweis.<br />

Ihre Hotlines für <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />

Redaktion<br />

Mediaberatung<br />

Dipl.-Ing. Christine Ziegler, München<br />

Inge Spoerel, München<br />

Telefon +49 89 2035366-33 Telefon +49 89 2035366-22<br />

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Brigitte Krawczyk, München<br />

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Wenn Sie spezielle Fragen haben, helfen wir Ihnen gerne.<br />

November 2013<br />

1222 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


RECHT UND REGELWERK<br />

Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />

GW 11: Qualitätsanforderungen für Fachunternehmen des kathodischen<br />

Korrosionsschutzes (KKS), 10/2013<br />

Die im März 2007 erschienene<br />

europäische Norm DIN EN<br />

15257 „Kathodischer Korrosionsschutz<br />

– Qualifikation und Zertifizierung<br />

von für den kathodischen<br />

Korrosionsschutz geschultem Personal“,<br />

machte es erforderlich, die<br />

Ausgabe vom Juli 2006 zu überarbeiten.<br />

Die Minimierung des Prüfungsaufwandes<br />

für die Fachfirmen<br />

und Erhöhung der Qualität soll<br />

durch die erneute Überarbeitung<br />

und eine bessere Abstimmung mit<br />

dem DVGW-Arbeitsblatt GW 11<br />

erreicht werden. Folgende Punkte<br />

standen bei der Überarbeitung im<br />

Fokus:<br />

##<br />

Erhöhung der Qualität der überprüften<br />

Fachfirmen<br />

##<br />

Anpassung der Tätigkeitsfelder<br />

mit der Personenzertifizierung<br />

nach DIN EN 15257<br />

##<br />

Kein erheblicher zusätzlicher<br />

Aufwand für die Fachfirmen<br />

Die von DVGW und FKKS (Fachverband<br />

Kathodischer Korrosionsschutz<br />

e. V.) wieder gemeinsam erarbeitete<br />

Fassung enthält im Wesentlichen<br />

die formalen, personellen<br />

und sachlichen Voraussetzungen<br />

für Fachfirmen im Bereich des<br />

kathodischen Korrosionsschutzes.<br />

Die Unterteilung der Tätigkeiten<br />

nach unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern<br />

wurde in der letzten Fassung<br />

erstmals getätigt und hat sich<br />

in der Praxis bewährt. Deswegen<br />

wurde dies auch in dieser Fassung<br />

beibehalten. Aufgrund der besseren<br />

Abstimmung mit DIN EN 15257<br />

wurden die Tätigkeitsfelder jedoch<br />

geringfügig modifiziert.<br />

Das DVGW-Arbeitsblatt GW 11<br />

ist als Ergänzung zur DIN EN 15257<br />

zu sehen. Im Rahmen der Präqualifikation,<br />

gemäß Vergaberichtlinien,<br />

ist die Leistungsfähigkeit der Fachfirmen<br />

zu überprüfen. Dies wird<br />

durch die Anwendung der DIN EN<br />

15257 allein nicht sichergestellt.<br />

Ebenso werden Fachkenntnisse des<br />

nationalen Regelwerkes durch die<br />

DIN EN 15257 nicht berücksichtigt.<br />

Im Vorfeld der Erstellung der<br />

Präqualifikationsanforderungen findet<br />

der Auftraggeber im DVGW-<br />

Arbeitsblatt GW 11 ein Hilfsmittel,<br />

welches für den Bereich KKS bereits<br />

zusammengefasst den Nachweis<br />

der technischen und fachlichen<br />

Leistungsfähigkeit erbringt.<br />

Weiterhin werden Kriterien, wie<br />

die Einhaltung der Unfallverhütungsvorschriften,<br />

sicherheitstechnische<br />

Anforderungen und der<br />

Nachweis der Haftpflichtversicherung,<br />

einbezogen. Zudem wird von<br />

den KKS-Fachfirmen ein Qualitätsmanagementsystem<br />

verlangt.<br />

Dieses Arbeitsblatt wird das<br />

DVGW-Arbeitsblatt GW 11:2006-07<br />

ersetzten. Gegenüber DVGW-<br />

Arbeitsblatt GW 11:2006-07 wurden<br />

folgende Änderungen vorgenommen.<br />

##<br />

Modifikation der Tätigkeitsfelder<br />

##<br />

Definition der Fachkraft und des<br />

Sachkundigen<br />

##<br />

Formulierung von Anforderungen<br />

an die Fachkraft und den<br />

Sachkundigen<br />

##<br />

Formulierung von Anforderungen<br />

an den verantwortlichen<br />

Fachmann. Grad 2 der DIN EN<br />

15257 wird mit zusätzlichen<br />

nationalen Anforderungen anerkannt<br />

##<br />

Formulierung von Anforderungen<br />

an die zur Durchführung der<br />

Prüfung beauftragten Experten<br />

##<br />

Festlegung einer Mindestanzahl<br />

von qualifizierten Mitarbeitern<br />

in Abhängigkeit der Firmengröße<br />

##<br />

Festlegung eines Grobrahmens<br />

für die Durchführung der Prüfung.<br />

##<br />

Die Fachgespräche aus dem<br />

bisherigen DVGW-Arbeitsblatt<br />

GW 11:2006-07 wurden beibehalten,<br />

unter anderem um Be -<br />

sonderheiten der nationalen<br />

Regelsetzung berücksichtigen<br />

und überprüfen zu können<br />

Das DVGW-Arbeitsblatt GW 11 lässt<br />

sich auch weiterhin in das Präqualifikationsverfahren<br />

nach VOB einordnen.<br />

Die Zertifizierung nach<br />

DVGW-Arbeitsblatt GW 11 deckt<br />

dabei einen Großteil des erforderlichen<br />

Nachweises der technischen<br />

und fachlichen Leistungsfähigkeit<br />

der KKS-Fachfirmen ab. Unterscheiden<br />

muss man klar nach nationalen<br />

und internationalen Anforderungen<br />

bzw. Vergabeverfahren. Für Unternehmen,<br />

welche ausschließlich<br />

national tätig sind, ist die Zertifizierung<br />

nach DVGW-Arbeitsblatt<br />

GW 11 das Maß der Dinge.<br />

Inhaltlich lässt sich die Personenzertifizierung<br />

nach DIN EN 15257 als<br />

Bestandteil innerhalb der Zertifizierung<br />

nach DVGW-Arbeitsblatt<br />

GW 11 einordnen. Somit wird es in<br />

Zukunft möglich sein, Kenntnisnachweise<br />

und Weiterbildungsmaßnahmen<br />

sowohl nach DIN<br />

EN 15257 und DVGW-Arbeitsblatt<br />

GW 11 zusammen durchzuführen<br />

bzw. gegenseitig anzuerkennen.<br />

Preis:<br />

€ 26,82 € für Mitglieder;<br />

€ 35,76 € für Nichtmitglieder.<br />

Bezugsquelle:<br />

wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />

Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />

Josef-Wirmer-Straße 3,<br />

D-53123 Bonn,<br />

Tel. (0228) 9191-40,<br />

Fax (0228) 9191-499,<br />

www.wvgw.de<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1223


RECHT UND REGELWERK<br />

Aufruf zur Stellungnahme<br />

Entwurf Merkblatt DWA-M 550: Dezentrale Maßnahmen zur Hochwasserminderung<br />

Die Deutsche Vereinigung für<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />

Abfall e.V. (DWA) hat den Entwurf für<br />

ein neues Merkblatt vorgelegt, das<br />

dezentrale Maßnahmen zur Hochwasserminderung<br />

vorstellt und hinsichtlich<br />

ihrer hydrologischen wie<br />

Umweltwirkung und der Kosten<br />

beschreibt. DWA-M 550 befasst sich<br />

mit Möglichkeiten, Hochwasserwellen<br />

zu reduzieren. Gemeint sind<br />

Maßnahmen, die durch Abflussminderung<br />

und verstärkte Retention<br />

Scheitelabflüsse und Wellenvolumen<br />

verringern und so einen Beitrag<br />

zur Eindämmung von Hochwasserschäden<br />

leisten. Dies sind meist integrative<br />

Maßnahmen, die auch positiv<br />

auf den <strong>Wasser</strong>kreislauf wirken,<br />

insbesondere auf die Grundwasserneubildung<br />

und auf die Umwelt.<br />

Dabei liegt der Schwerpunkt in der<br />

Entwicklung und Bewertung kleinerer<br />

Rückhaltemaßnahmen in der<br />

Fläche und in Siedlungsgebieten.<br />

Das Merkblatt leistet zudem<br />

einen Beitrag zur Umsetzung der<br />

europäischen Hochwasserrisikomanagementrichtlinie,<br />

die zur Verminderung<br />

der potenziellen hochwasserbedingten<br />

Schadfolgen nichtbauliche<br />

Maßnahmen der Hochwasservorsorge<br />

sowie Maßnahmen<br />

zur Verminderung der Hochwasserwahrscheinlichkeit<br />

fordert.<br />

Es richtet sich an Fachplaner in<br />

Länderverwaltungen, in Regierungspräsidien,<br />

Kreisen und Kommunen<br />

sowie an alle, die mit der<br />

Umsetzung der EG-Hochwasserrisikomanagementrichtlinie<br />

befasst<br />

sind.<br />

Frist zur Stellungnahme:<br />

Hinweise und Anregungen zu dieser Thematik<br />

nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />

gern entgegen. Das Merkblatt DWA-M 550<br />

wird bis <strong>zum</strong> 15. Januar 2014 öffentlich zur<br />

Diskussion gestellt.<br />

Stellungnahmen bitte schriftlich, nach<br />

Möglichkeit in digitaler Form, an:<br />

DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />

Dirk Barion,<br />

Theodor-Heuss-Allee 17<br />

D-53773 Hennef,<br />

Tel. (02242) 872-161,<br />

Fax (02242) 872-184,<br />

E-Mail: barion@dwa.de<br />

Digitale Vorlage für Stellungnahmen<br />

befindet sich unter:<br />

http://de.dwa.de/themen.html<br />

Information:<br />

Oktober 2013, 87 Seiten,<br />

ISBN 978-3-944328-06-5,<br />

Ladenpreis: 66 Euro,<br />

fördernde DWA-Mitglieder: 52,80 Euro<br />

Entwurf Arbeitsblatt DWA-A 142: <strong>Abwasser</strong>leitungen und -kanäle in<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnungsgebieten<br />

Die Deutsche Vereinigung für<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong><br />

und Abfall e. V. (DWA) hat den Entwurf<br />

für ein neues Arbeitsblatt vorgelegt,<br />

das sich mit den zusätzlichen<br />

Anforderungen für Planung,<br />

Bau und Betrieb von <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

und -kanälen in <strong>Wasser</strong>gewinnungsgebieten<br />

befasst. Die<br />

überarbeitete Fassung von DWA-<br />

A 142 enthält zudem Hinweise <strong>zum</strong><br />

Umgang mit bereits bestehenden<br />

Anlagen. Ebenfalls berücksichtigt<br />

werden Schachtbauwerke sowie<br />

deren Reparatur und Renovierung.<br />

Darüber hinaus gibt das Arbeitsblatt<br />

detaillierte Hinweise, wie<br />

mit Hilfe einer Bewertungsmatrix<br />

Gefährdungsbeurteilungen für<br />

<strong>Abwasser</strong>leitungen und -kanäle in<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnungsgebieten getroffen<br />

werden können. Die Anforderungen<br />

an Planung, Bau, Material<br />

und Betrieb wurden auf Basis des<br />

aktuellen Wissensstandes und des<br />

bestehenden Regelwerkes überarbeitet<br />

und um Anforderungen an<br />

die Sanierung ergänzt.<br />

Auf Heilquellenschutzgebiete<br />

kann das Arbeitsblatt sinngemäß<br />

angewandt werden. Wegen der<br />

besonderen Verhältnisse sind<br />

jedoch Einzelfallbetrachtungen<br />

erforderlich, die zu Abweichungen<br />

führen können.<br />

Das Arbeitsblatt wurde mit der<br />

Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren<br />

e. V. (ATT), dem Deutschen<br />

Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches<br />

e. V. (DVGW) und der Forschungsgesellschaft<br />

für Straßen- und Verkehrswesen<br />

e. V. (FGSV) gemeinsam neu<br />

gefasst.<br />

Es richtet sich an Kommunen,<br />

Betreiber von <strong>Abwasser</strong>- und <strong>Wasser</strong>gewinnungsanlagen,<br />

Genehmigungsbehörden<br />

sowie Ingenieurbüros.<br />

Frist zur Stellungnahme:<br />

Hinweise und Anregungen zu dieser Thematik<br />

nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />

gerne entgegen. Das Arbeitsblatt DWA-142<br />

wird bis <strong>zum</strong> 31. Dezember 2013 öffentlich<br />

zur Diskussion gestellt.<br />

Stellungnahmen bitte schriftlich, möglichst<br />

in digitaler Form, an:<br />

DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />

Dipl.-Ing. Christian Berger,<br />

Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />

Tel. (02242) 872 126, Fax (02242) 872 184,<br />

E-Mail: berger@dwa.de<br />

Digitale Vorlage für Stellungnahmen<br />

befindet sich unter:<br />

http://de.dwa.de/themen.html<br />

Information:<br />

Oktober 2013, 28 Seiten,<br />

ISBN 978-3-944328-25-6,<br />

Ladenpreis:34 Euro,<br />

fördernde DWA-Mitglieder: 27,20 Euro<br />

November 2013<br />

1224 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


RECHT UND REGELWERK<br />

Entwurf Arbeitsblatt DWA-A 143-1: Sanierung von Entwässerungssystemen außerhalb<br />

von Gebäuden – Teil 1: Planung und Überwachung von Sanierungsmaßnahmen<br />

Mit dem Entwurf des Arbeitsblatts<br />

DWA-A 143-1 hat die<br />

Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V.<br />

(DWA) eine Publikation vorgelegt,<br />

die sich auf die Europäischen Normen<br />

DIN EN 14654-2 und DIN EN<br />

752, die für Entwässerungssysteme<br />

außerhalb von Gebäuden gelten,<br />

bezieht und die Planung und Überwachung<br />

von Sanierungsmaßnahmen<br />

verdeutlicht.<br />

Das Arbeitsblatt veranschaulicht<br />

alle relevanten Planungsaspekte<br />

(Hydraulik, Betrieb, Bauzustand<br />

sowie Umweltrelevanz) der Netzunterhaltung<br />

und -entwicklung und<br />

verdeutlicht verschiedene Teilaspekte<br />

und den mehrstufigen Prozess<br />

der Gesamtplanung.<br />

Für den Prozess „Maßnahmenplanung<br />

und -umsetzung“ legt das<br />

Arbeitsblatt den Fokus auf den Teilaspekt<br />

bauliche Sanierung.<br />

Vorhabensbeschreibung<br />

Merkblatt DWA-M 625: Methoden und ökologische Auswirkungen der<br />

maschinellen Gewässerunterhaltung<br />

Der Schutz der Gewässer als<br />

Lebensraum für Tiere und<br />

Pflanzen ist von großer Bedeutung.<br />

Gewässerunterhaltungsarbeiten,<br />

die insbesondere bei ausgebauten<br />

Gewässern notwendig sind, um<br />

die hydraulischen Funktionen im<br />

Bereich von Siedlungsgebieten aufrechtzuerhalten,<br />

werden aus wirtschaftlichen<br />

Gründen überwiegend<br />

mit Maschinen ausgeführt und stellen<br />

daher oft einen gravierenden<br />

Eingriff in den Naturhaushalt dar. Da<br />

sich die Schutzziele, aber auch die<br />

Maschinentechnik seit Erscheinen<br />

des Merkblatts DVWK-M 224 im Jahr<br />

1992 weiterentwickelt haben, plant<br />

die Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> und Abfall<br />

e. V. (DWA) die Überarbeitung der<br />

Publikation und Herausgabe unter<br />

neuer Bezeichnung.<br />

Das Arbeitsblatt gilt nicht für<br />

betrieblich veranlasste Maßnahmen,<br />

die keinen Planungsprozess<br />

erfordern, z. B. wegen „Gefahr in<br />

Verzug“.<br />

Das Arbeitsblatt richtet sich an<br />

alle im Bereich der Sanierung von<br />

Entwässerungssystemen planenden,<br />

betreibenden sowie Aufsicht<br />

führenden Institutionen.<br />

Frist zur Stellungnahme:<br />

Hinweise und Anregungen zu dieser<br />

Thematik nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />

gerne entgegen. Das Arbeitsblatt<br />

DWA-143-1 wird bis <strong>zum</strong> 31. Dezember 2013<br />

öffentlich zur Diskussion gestellt.<br />

Stellungnahmen bitte schriftlich, möglichst<br />

in digitaler Form, an:<br />

DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />

Dipl.-Ing. Christian Berger,<br />

Theodor-Heuss-Allee 17,<br />

D-53773 Hennef,<br />

Das neue Merkblatt möchte Hinweise<br />

geben, wie Gewässer möglichst<br />

naturschonend unterhalten<br />

werden können. Daher sollen<br />

Umfang, Zeitpunkt und Art der<br />

Unterhaltungsarbeiten sowie die<br />

Auswahl des richtigen Arbeitsgerätes<br />

beschrieben werden.<br />

Gewässerunterhaltung bedeutet<br />

heute nicht mehr, lediglich den<br />

Hochwasserabfluss sicherzustellen.<br />

Es geht vielmehr darum, den naturnahen<br />

Zustand der Gewässer zu<br />

bewahren und ihre ökologische<br />

Entwicklung zu fördern. Deshalb<br />

kann Gewässerunterhaltung auch<br />

das Ziel haben, naturferne Strukturen<br />

zu verbessern.<br />

Die Arbeitsgruppe GB-2.14<br />

„Maschinelle Gewässerunterhaltung“<br />

im Fachausschuss GB-2<br />

„Unterhaltung und Ausbau von<br />

Tel. (02242) 872-126,<br />

Fax (02242) 872-184,<br />

E-Mail: berger@dwa.de<br />

Digitale Vorlage für Stellungnahmen<br />

befindet sich unter:<br />

http://de.dwa.de/themen.html<br />

Information:<br />

Oktober 2013, 24 Seiten,<br />

ISBN 978-3-944328-12-6,<br />

Ladenpreis: 29 Euro,<br />

fördernde DWA-Mitglieder: 23,20 Euro<br />

Herausgeber und Vertrieb: DWA Deutsche<br />

Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V.,<br />

Theodor-Heuss-Allee 17,<br />

D-53773 Hennef,<br />

Tel. (02242) 872-333,<br />

Fax (02242) 872-184,<br />

E-Mail: info@dwa.de,<br />

DWA-Shop: www.dwa.de/shop<br />

Fließgewässern“ möchte mit diesem<br />

Merkblatt Fachleute aus Kommunen,<br />

Behörden, Verbänden, Institutionen<br />

sowie Anwender ansprechen.<br />

Wer an einer Mitarbeit interessiert<br />

ist, kann sich mit einer themenbezogenen<br />

Beschreibung des<br />

beruflichen Werdegangs an die<br />

DWA-Bundesgeschäftsstelle wenden.<br />

Diese nimmt auch Hinweise<br />

und Anregungen zu dem Vorhaben<br />

entgegen.<br />

Hinweise für die Bearbeitung:<br />

DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />

Dipl.-Geogr. Georg Schrenk,<br />

Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />

Tel. (02242) 872-210, Fax (02242) 872-184,<br />

E-Mail: schrenk@dwa.de, www.dwa.de<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1225


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

<strong>Wasser</strong>mengenbilanzierung als Basis<br />

für das <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

Stand der Technik und gegenwärtige Praxis<br />

<strong>Wasser</strong>verlustmanagement, <strong>Wasser</strong>versorgung, <strong>Wasser</strong>mengenbilanz, <strong>Wasser</strong>mengenanalyse<br />

Axel Knobloch und Philipp Klingel<br />

Die Erstellung einer detaillierten <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

ist Voraussetzung für die effiziente Planung<br />

und Umsetzung von Maßnahmen des <strong>Wasser</strong>verlustmanagements.<br />

Dieser Artikel beschäftigt sich mit den<br />

Werkzeugen und Methoden, die <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

hierfür zur Verfügung stehen. Es werden<br />

Hindernisse aufgezeigt, die die praktische<br />

Umsetzung der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz erschweren und<br />

ihre Aussagekraft für das <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

einschränken. Daraus wird am Ende des Artikels Forschungs-<br />

und Entwicklungsbedarf abgeleitet und es<br />

wird ein Ausblick auf laufende Vorhaben <strong>zum</strong> Thema<br />

gegeben.<br />

Water Balances as a Basis for Water Loss Management<br />

– State of the Art and Current Practice<br />

Efficient design and implementation of water loss<br />

management activities require the preparation of a<br />

detailed water balance. This article deals with the<br />

instruments and methods which are available for this<br />

purpose. Obstacles are pointed out which hamper the<br />

practical realisation of the water balance and which<br />

limit their value for water loss management. The article<br />

ends with the identification of further research<br />

and development needs and gives an outlook on current<br />

projects on the topic.<br />

1. Einleitung<br />

Es ist die Aufgabe jedes <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmens<br />

(WVU), die Höhe der <strong>Wasser</strong>verluste in seinem<br />

Rohrnetz zu kennen und sie mittels geeigneter Maßnahmen<br />

auf einem vertretbaren Niveau zu halten. Dabei<br />

sollten nicht nur ökonomische Kriterien eine Rolle<br />

spielen, sondern auch technische Auswirkungen und<br />

öko logische Folgen in Betracht gezogen werden.<br />

Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts [1] belegen,<br />

dass im Jahr 2010 in Deutschland etwa 474 Mio. m³<br />

<strong>Wasser</strong> in <strong>Wasser</strong>versorgungssystemen verloren gegangen<br />

sind. Bezogen auf das gesamte <strong>Wasser</strong>aufkommen<br />

von 5,12 Mrd. m³ beträgt die mittlere Verlustrate<br />

9,3 % [1].<br />

Die <strong>Wasser</strong>verluste in Deutschland in 2010<br />

""<br />

entsprechen dem <strong>Wasser</strong>bedarf von etwa 10,7 Mio.<br />

Menschen [1],<br />

""<br />

verursachen Kosten in Höhe von rund 280 Mio. € [2]<br />

(mit dem Gegenwert ließen sich 700 000 Geräuschlogger<br />

installieren oder das gesamte deutsche Versorgungsnetz<br />

– etwa 500 000 km Haupt- und Versorgungsleitungen<br />

– vier Mal mit elektro-akustischen<br />

Verfahren auf Leckagen untersuchen),<br />

""<br />

verbrauchen rund 242 Mio. kWh elektrische Energie<br />

(dies entspricht dem Strombedarf von 70 000 deutschen<br />

Privathaushalten) [3] und<br />

""<br />

erzeugen 137 000 t CO 2 -Emmissionen (so viel wie<br />

60 000 Mittelklassewagen bei 15 000 km jährlicher<br />

Fahrleistung) [4, 5].<br />

Auch wenn <strong>Wasser</strong>verluste nie vollständig unterbunden<br />

werden können, zeigen die aufgeführten Zahlen dennoch,<br />

dass die Verringerung der <strong>Wasser</strong>verluste in<br />

Deutschland trotz der guten Ausgangssituation immer<br />

noch ein beträchtliches Potenzial birgt. Angesichts der<br />

Erfordernisse des Klimaschutzes, aber auch des zunehmenden<br />

Kostendrucks auf WVU sollte dieses Potenzial<br />

zukünftig weiter ausgeschöpft werden.<br />

Die Bekämpfung der <strong>Wasser</strong>verluste ist ein iterativer<br />

Prozess, der an die spezifischen Randbedingungen und<br />

Bedürfnisse eines <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmens<br />

individuell angepasst sein sollte. Die US-amerikanische<br />

Umweltbehörde United States Environmental Protection<br />

Agency (EPA) [6] stellt fest, dass effektives <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

aus der Abfolge der drei Komponenten<br />

<strong>Wasser</strong>mengenanalyse, Gegenmaßnahmen und<br />

Evaluierung besteht, wie Bild 1 veranschaulicht.<br />

Laut EPA [6] ist die <strong>Wasser</strong>mengenanalyse „die<br />

Grundlage und der entscheidende erste Schritt für die<br />

Schaffung eines effektiven <strong>Wasser</strong>verlustmanagements“.<br />

Nach Farley und Trow [7] gibt die <strong>Wasser</strong>mengenanalyse<br />

Antworten auf die folgenden Fragen:<br />

November 2013<br />

1226 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

FACHBERICHTE<br />

3<br />

Evaluierung<br />

Bild 1. Komponenten<br />

des<br />

<strong>Wasser</strong>verlustmanagements<br />

nach EPA [6].<br />

2<br />

Gegenmaßnahmen<br />

1<br />

<strong>Wasser</strong>mengenanalyse<br />

1a<br />

Schaffung<br />

der Voraussetzungen<br />

• Datenerfassung<br />

• Datenmanagement<br />

• Monitoring<br />

1b<br />

Analyse der<br />

<strong>Wasser</strong>verluste<br />

1c<br />

Strategieentwicklung<br />

• Erstellen der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

• Ermittlung von Kennzahlen<br />

• Analyse der Ursachen &<br />

Auswirkungen<br />

• Formulierung von Zielwerten<br />

• Identifikation optimaler<br />

Gegenmaßnahmen<br />

• Priorisierung der Maßnahmen<br />

""<br />

Wie viel <strong>Wasser</strong> geht verloren?<br />

""<br />

Wo geht das <strong>Wasser</strong> verloren?<br />

""<br />

Warum geht es verloren?<br />

""<br />

Mit welcher Strategie können die Verluste am<br />

effizientesten reduziert werden?<br />

Um die <strong>Wasser</strong>mengenanalyse durchführen zu können,<br />

sind zunächst die notwendigen Voraussetzungen zu<br />

schaffen (1a in Bild 1). Dies beinhaltet die Installation<br />

von Messeinrichtungen und die Erfassung von Messwerten,<br />

die für die Erstellung der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

benötigt werden (Rohrnetzeinspeisung, in Rechnung<br />

gestellte Rohrnetzabgabe). Ansätze für die Ermittlung<br />

von ungemessenen Rohrnetzabgaben, z.B. Spülmengen<br />

und Löschwasserentnahmen, und der scheinbaren<br />

<strong>Wasser</strong>verluste müssen entwickelt werden. Weiterhin<br />

sind Daten zu erfassen, die die Komponenten des Rohrnetzes<br />

und deren Zustand beschreiben, beispielsweise<br />

aus dem Netzinformationssystem, dem hydraulischen<br />

Modell und der Schadensdatenbank, um daraus Kennzahlen<br />

und mögliche Ursachen der <strong>Wasser</strong>verluste<br />

abzuleiten.<br />

Der zweite Schritt der <strong>Wasser</strong>mengenanalyse beinhaltet<br />

die Erstellung der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz, die die<br />

Frage „Wie viel <strong>Wasser</strong> geht verloren?“ beantwortet (1b<br />

in Bild 1). Dabei werden für ein System die <strong>Wasser</strong>einspeisung<br />

und die verschiedenen Komponenten der<br />

<strong>Wasser</strong>abgabe im gewählten Betrachtungszeitraum<br />

aufgeschlüsselt. Der Deutsche Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches<br />

e.V. (DVGW) weist in diesem Zusammenhang<br />

im DVGW-Arbeitsblatt W 392 Rohrinspektion und <strong>Wasser</strong>verluste<br />

– Maßnahmen, Verfahren und Bewertung [8]<br />

darauf hin, dass der Bekämpfung der <strong>Wasser</strong>verluste<br />

immer die Bestimmung der einzelnen Komponenten<br />

einer <strong>Wasser</strong>mengenbilanz vorausgehen sollte. Um die<br />

Antwort auf die Frage nach dem „Wo?“ zu erhalten, wird<br />

die <strong>Wasser</strong>mengenbilanz idealerweise nicht nur für das<br />

Gesamtsystem sondern für einzelne Versorgungszonen<br />

separat erstellt. Mit den Bilanzierungsergebnissen<br />

werden Kennzahlen gebildet, die einen Vergleich der<br />

<strong>Wasser</strong>verluste und eine Analyse der entscheidenden<br />

Ursachen („Warum?“) ermöglichen.<br />

Im dritten Schritt wird aus der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

und den entwickelten Kennzahlen eine Strategie <strong>zum</strong><br />

Einsatz optimaler Gegenmaßnahmen abgeleitet (1c in<br />

Bild 1). Die Strategie umfasst eine Maßnahmenpriorisierung,<br />

um die vorhandenen Ressourcen auf diejenigen<br />

kritischen Stellen des <strong>Wasser</strong>versorgungssystems zu<br />

konzentrieren, die das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis<br />

bieten.<br />

In diesem Artikel wird die Anwendung der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

in Deutschland diskutiert. Dazu wird<br />

zunächst der Stand der Wissenschaft und Technik zusammengefasst<br />

und dessen Umsetzung in der Praxis untersucht.<br />

Die Untersuchung basiert auf aktueller Fachliteratur<br />

und den Ergebnissen einer Umfrage, die zu diesem<br />

Zweck durchgeführt wurde. Defizite in der Anwendbarkeit<br />

des Stands der Wissenschaft und Technik sowie<br />

Hemmnisse für die praktische Umsetzung werden identifiziert<br />

und daraus Handlungsbedarf abgeleitet.<br />

2. Stand der Wissenschaft und Technik<br />

2.1 Definition<br />

Jeder Diskussion über <strong>Wasser</strong>verluste muss eine einheitliche<br />

Terminologie zu Grunde liegen [8, 9]. Die Water<br />

Loss Task Force der International Water Association<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1227


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

Rohrnetzeinspeisung Q N<br />

Rohrnetzabgabe<br />

Q A<br />

<strong>Wasser</strong>verluste<br />

Q V<br />

(IWA) um Lambert und Hirner [9] definierte daher im Jahr<br />

2000 eine standardisierte Form der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

für den international einheitlichen Gebrauch.<br />

Darin sind die verschiedenen Komponenten der <strong>Wasser</strong>abgabe<br />

und der <strong>Wasser</strong>verluste als Anteil der Netzeinspeisung<br />

aufgeschlüsselt. Außerdem wird die <strong>Wasser</strong>abgabe<br />

in verkaufte und nichtverkaufte Bestandteile<br />

unterschieden.<br />

Diese Definition wird inzwischen weltweit von vielen<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen verwendet und hat<br />

Eingang in die Regelwerke vieler <strong>Wasser</strong>fachverbände<br />

gefunden, z. B. in das AWWA Manual M36 [10] der American<br />

Water Works Association (AWWA), in die ÖVGW-<br />

Richtlinie W 63 [11] der Österreichischen Vereinigung<br />

für das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach (ÖVGW) und das DVGW-<br />

Arbeitsblatt W 392 [8].<br />

Das von Lambert und Hirner [9] vorgeschlagene<br />

Grundprinzip von Einspeisung auf der einen sowie <strong>Wasser</strong>abgaben<br />

und <strong>Wasser</strong>verlusten auf der anderen Seite<br />

der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz wurde dabei in den Regelwerken<br />

übernommen. Im Detail gibt es aber auch Unterschiede<br />

bei der Terminologie, bei den in der Bilanz<br />

genannten Komponenten und den Betrachtungsgrenzen.<br />

Im DVGW-Arbeitsblatt W 392 [8] werden z. B. Rohwasserverluste<br />

nicht in der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

berücksichtigt, während sie bei Lambert und Hirner [9]<br />

In Rechnung<br />

gestellte Rohrnetzabgabe<br />

Q AI<br />

Nicht in Rechnung<br />

gestellte<br />

Rohrnetzabgabe<br />

Q AN<br />

(1)<br />

Scheinbare<br />

<strong>Wasser</strong>verluste<br />

Q VS<br />

Reale <strong>Wasser</strong>verluste<br />

Q VR<br />

In Rechnung gestellte<br />

und gemessene Rohrnetzabgabe<br />

In Rechnung gestellte<br />

und nicht gemessene<br />

Rohrnetzabgabe<br />

Nicht in Rechnung<br />

gestellte und gemessene<br />

Rohrnetzabgabe<br />

Nicht in Rechnung<br />

gestellte und ungemessene<br />

Rohrnetzabgabe<br />

Zählerabweichungen<br />

und Abgrenzungsverluste<br />

bei Ablesung<br />

Schleichverluste<br />

<strong>Wasser</strong>diebstahl<br />

Zubringerleitungen<br />

Behälter<br />

Haupt- und Versorgungsleitungen<br />

Hausanschlussleitungen<br />

bis <strong>zum</strong> Hauswasserzähler<br />

In Rechnung<br />

gestellte <strong>Wasser</strong>abgabe<br />

Q IR<br />

Nicht in Rechnung<br />

gestellte<br />

<strong>Wasser</strong>abgabe<br />

Q NR<br />

(1) Z. B. Feuerlöschbedarf, Leitungsspülungen, Bewässerung öffentlicher Flächen usw.<br />

Bild 2. <strong>Wasser</strong>mengenbilanz gemäß DVGW-Arbeitsblatt W 392 [8].<br />

und im AWWA Manual M36 [10] mit in die Bilanz eingehen.<br />

Bild 2 zeigt die <strong>Wasser</strong>mengenbilanz gemäß DVGW-<br />

Arbeitsblatt W 392 [8]. Der Rohrnetzeinspeisung Q N werden<br />

die Rohrnetzabgabe Q A und die <strong>Wasser</strong>verluste Q V<br />

gegenübergestellt. Weiter wird zwischen in Rechnung<br />

gestellter und nicht in Rechnung gestellter Rohrnetzabgabe<br />

(Q AI und Q AN ) sowie scheinbaren und realen <strong>Wasser</strong>verlusten<br />

(Q VS und Q VR ) und ihren Einzelkomponenten<br />

unterschieden. Unter scheinbaren <strong>Wasser</strong>verlusten<br />

werden Abgaben verstanden, die unrichtig oder nicht<br />

erfasst werden. Als reale <strong>Wasser</strong>verluste werden Leckagen<br />

bei der <strong>Wasser</strong>verteilung bezeichnet. Auf der rechten<br />

Seite der Bilanz ergeben sich die in Rechnung<br />

gestellte und die nicht in Rechnung gestellte <strong>Wasser</strong>abgabe<br />

(Q IR und Q NR ).<br />

2.2 Vorgehen<br />

Lambert und Hirner [9] und die o.g. Regelwerke geben<br />

eine im Prinzip gleiche standardisierte Vorgehensweise<br />

zur Erstellung der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz an. Im DVGW-<br />

Arbeitsblatt W 392 [8] wird diese wie folgt zusammengefasst:<br />

1. Messung Q N und Messung bzw. Schätzung Q AI<br />

2. Messung bzw. Schätzung Q AN<br />

3. Berechnung Q A (= Q AI + Q AN )<br />

4. Berechnung Q V (= Q N - Q A )<br />

5. Schätzung Q VS<br />

6. Berechnung Q VR (= Q V - Q VS )<br />

Um aussagekräftige und belastbare Ergebnisse zu erhalten,<br />

sind sowohl die Rohrnetzeinspeisung Q N als auch<br />

die Rohrnetzabgabe Q A möglichst genau zu messen.<br />

Ungemessene Rohrnetzabgaben sind über geeignete<br />

Ansätze möglichst genau zu schätzen. Als Ansatz für die<br />

Schätzung der scheinbaren <strong>Wasser</strong>verluste Q VS wird die<br />

Größenordnung 1,5 bis 2,0 % der Rohrnetzabgabe Q A<br />

vorgeschlagen [8].<br />

2.3 Werkzeuge<br />

In den vergangenen zehn Jahren wurden insbesondere<br />

im angelsächsischen Raum eine ganze Reihe freier und<br />

kommerzieller rechnergestützter Werkzeuge entwickelt,<br />

die die <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen bei der Erstellung<br />

der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz unterstützen sollen:<br />

Aqualibre TM , AquaLite, AWWA Free Water Audit Software,<br />

Benchleak, CheckCalcs, WB-EasyCalc, um eine Auswahl<br />

zu nennen. Im deutschsprachigen Raum werden z. B. die<br />

kommerziellen Produkte NAIS © <strong>Wasser</strong>verlustberechnung<br />

und Aquadas QS angeboten. Die ÖVGW stellt eine<br />

MS Excel-Datei für die Bilanzierung kostenlos zur Verfügung.<br />

Die meisten Werkzeuge bieten die gleichen grundlegenden<br />

Funktionen zur Ermittlung der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

und der wichtigsten Kennzahlen. Sie unterscheiden<br />

sich vorwiegend durch ihre Aufmachung und<br />

November 2013<br />

1228 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

FACHBERICHTE<br />

Tabelle 1. Vergleich von Software-Produkten zur <strong>Wasser</strong>mengenbilanzierung.<br />

Funktion<br />

Aquadas QS<br />

AqualibreTM<br />

AquaLite<br />

AWWA Free Water Audit<br />

Software<br />

Nicht-kommerzielle Software ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />

Excel-basiert ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />

Deutschsprachige Benutzeroberfläche ✓ ✓ ✓ ✓<br />

<strong>Wasser</strong>bilanz nach DVGW bzw. IWA ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />

Berechnung von Kennzahlen ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />

Angabe von Vertrauensbereichen ✓ ✓ ✓ ✓ ✓<br />

Komponentenanalyse<br />

Empfehlung von Maßnahmen<br />

Anbindung an GIS / ext. Datenbanken ✓ ✓ ✓<br />

Automatische Datenübernahme ✓ ✓ ✓<br />

✓<br />

Grafische Ergebnis-Visualisierung ✓ ✓ ✓<br />

✓<br />

Benchleak<br />

CheckCalcs<br />

Halfawy und Hunaidi [12]<br />

NAIS©<br />

Netbase<br />

ÖVGW Excel-Datei [11]<br />

WB-EasyCalc<br />

einige sekundäre Funktionen wie beispielsweise die<br />

Angabe von Vertrauensbereichen, die Empfehlung von<br />

Maßnahmen oder die Möglichkeit, eine Komponentenanalyse<br />

durchzuführen. Den meisten Werkzeugen ist<br />

gemein, dass der Anwender die Eingangsdaten selbst<br />

erheben und über die Benutzeroberfläche manuell eingeben<br />

muss.<br />

Halfawy und Hunaidi [12] hingegen stellen einen<br />

Softwareprototyp zur <strong>Wasser</strong>bilanzerstellung vor, der<br />

als Teil eines Anlagenverwaltungssystems auf einem<br />

Geoinformationssystem (GIS) basiert und beim <strong>Wasser</strong>versorger<br />

der Stadt Regina (Kanada) implementiert<br />

wurde. Das GIS wurde über eine Schnittstelle an das<br />

Leitsystem und die Datenbank der Kundenzählerfernablesungen<br />

angeschlossen. Dadurch können Einspeisemengen<br />

und <strong>Wasser</strong>verbrauch automatisiert in die<br />

<strong>Wasser</strong>mengenbilanz eingelesen und die Effizienz der<br />

Datenverarbeitungsprozesse deutlich gesteigert werden.<br />

Netbase, dessen Anwendung in Manila (Philippinen)<br />

Dimaano und Jamora [13] sowie Dimaano [14]<br />

beschreiben, stellt ein weiteres Werkzeug dar, das sich<br />

durch die Möglichkeit auszeichnet, Daten aus verschiedenen<br />

Systemen einlesen zu können.<br />

Auch die Software Aquadas QS, die primär der Verwaltung<br />

und Dokumentation von Wartungsarbeiten<br />

und Überwachungstätigkeiten an <strong>Wasser</strong>versorgungssystemen<br />

dient, ermöglicht über die Kommunikation<br />

mit einem GIS das automatisierte Einlesen von Zählerständen<br />

und Verbrauchsmengen und den Vergleich von<br />

Einspeisung und Verbrauch [15].<br />

Einen guten Überblick über die genannten Werkzeuge<br />

und ihre Eigenschaften geben Tsitsifli und Kanakoudis<br />

[16] sowie Halfawy und Hunaidi [12]. Tabelle 1<br />

fasst die Eigenschaften der Werkzeuge zusammen.<br />

3. Gegenwärtige Praxis<br />

3.1 Literatur<br />

Zentraler Baustein der <strong>Wasser</strong>mengenanalyse ist die<br />

Erstellung detaillierter, zonenweiser <strong>Wasser</strong>mengenbilanzen.<br />

In der Praxis wird aber meist nur eine Bilanz für<br />

das gesamte <strong>Wasser</strong>versorgungssystem erstellt, wie aus<br />

der deutschsprachigen Fachliteratur geschlossen werden<br />

kann. Osmancevic [17] stellt fest, dass häufig<br />

keine <strong>Wasser</strong>mengenbilanzierung bzw. Fertigstellung<br />

der Jahresabrechnungsberichte nach Empfehlung des<br />

DVGW-Arbeitsblattes W 392 [8] stattfindet und dass es<br />

bei der Erstellung der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz keine Differenzierung<br />

der <strong>Wasser</strong>verluste nach einzelnen Versorgungsgebieten<br />

oder -zonen gibt.<br />

Ein Beispiel für eine sehr detaillierte <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

für ein Gesamtsystem, in der alle Komponenten<br />

berücksichtigt werden, gibt Tennhardt [18]. Er<br />

beschreibt, wie für das <strong>Wasser</strong>versorgungssystem der<br />

Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe systematisch die Bilanzierung<br />

aller Volumenströme durchgeführt wird, um die Hintergrundverluste<br />

aus Kleinstleckagen quantifizieren zu<br />

können. Dabei werden selbst kleinste Abgabemengen<br />

soweit möglich quantitativ erfasst: öffentliche Toiletten,<br />

Zierbrunnen, Bewässerung öffentlicher Flächen, Löschwasserentnahmen,<br />

Spülmengen und Eigenverbrauch<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1229


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

des WVU. Tennhardt weist darauf hin, dass der hohe<br />

Detaillierungsgrad für aussagekräftige Ergebnisse unerlässlich<br />

aber mit einem hohen Aufwand verbunden ist<br />

[L. Tennhardt, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, persönliche Mitteilung,<br />

16.07.2013].<br />

Kölbl und Martinek [19] halten fest, dass <strong>Wasser</strong>mengenbilanzen<br />

und daraus errechnete Kennzahlen elementare<br />

Komponenten eines <strong>Wasser</strong>verlustmanagements<br />

sind, sich in der Regel aber auf längere, bereits<br />

vergangene Zeiträume beziehen, da es sich um relativ<br />

träge Instrumente handelt. Gangl, Dietz und Sacher [20]<br />

schluss folgern, dass für eine detaillierte Betrachtung<br />

oder zur Erkennung von Schwachstellen im Netz eine<br />

<strong>Wasser</strong>mengenbilanz für ein Versorgungssystem nur<br />

bedingt zielführend ist, da die jährlich erstellte <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

immer nur den Zustand der Vergangenheit<br />

anzeigt, auf den erst zeitversetzt reagiert werden<br />

kann.<br />

Da (nicht eichpflichtige) Großwasserzähler zur Rohrnetzüberwachung<br />

häufig viele Jahre ohne Kalibrierung<br />

oder Überprüfung im Einsatz sind, kommen Gangl u. a.<br />

[21] sowie Guibentif u. a. [22] übereinstimmend zu dem<br />

Schluss, dass mögliche Zählerabweichungen in der<br />

<strong>Wasser</strong>mengenbilanz berücksichtigt werden sollten.<br />

Schon relativ kleine Messabweichungen bei der Einspeisemenge<br />

können die ermittelten <strong>Wasser</strong>verluste<br />

deutlich verfälschen.<br />

3.2 Umfrage<br />

Um die praktische Handhabung der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

besser einschätzen zu können wurden im Rahmen<br />

einer Diplomarbeit 29 <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

(mit jährlichen Einspeisemengen zwischen<br />

etwa 42 000 m³/a bis rund 43 Mio. m³/a) in Baden-Württemberg<br />

zu ihrer Vorgehensweise befragt [23]. Insgesamt<br />

69 % der befragten Unternehmen gaben an, die<br />

Erstellung von <strong>Wasser</strong>mengenbilanzen für die effiziente<br />

Reduzierung von <strong>Wasser</strong>verlusten für „wichtig“ oder<br />

„sehr wichtig“ zu halten. Allerdings verwenden nur 31 %<br />

der befragten Unternehmen die standardisierte <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

gemäß DVGW-Arbeitsblatt W 392 [8].<br />

Lediglich zwei WVU ermitteln die <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

für einzelne Versorgungszonen. Immerhin 52 % der<br />

Befragten gaben an, aus den Ergebnissen der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

Kennzahlen abzuleiten.<br />

Bei der Befragung wurde ersichtlich, dass kein WVU<br />

sämtliche Komponenten der DVGW-<strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

ermittelt. Die Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

in Bild 3 verdeutlicht, dass die meisten WVU lediglich<br />

die Rohrnetzeinspeisung Q N sowie die in Rechnung<br />

gestellte Rohrnetzabgabe Q AI ermitteln. Diese beiden<br />

Werte lassen sich anhand von Messwerten aus der<br />

betrieblichen Überwachung und der Kundenabrechnung<br />

ermitteln und liegen den meisten WVU in digitaler<br />

Form vor. Weiterhin wird die Abgabe an temporäre<br />

Abnehmer wie z. B. Baustellen von einem sehr großen<br />

Anteil (83 %) der Befragten berücksichtigt und auch mittels<br />

Zählerstandrohren gemessen.<br />

Die Komponenten der nicht in Rechnung gestellten<br />

Rohrnetzabgabe Q AN werden laut Umfrage von der<br />

Mehrheit der WVU berücksichtigt. Die meisten Werte<br />

beruhen aber auf Schätzungen, sodass eine beträchtliche<br />

Unsicherheit bezüglich der tatsächlich verbrauchten<br />

<strong>Wasser</strong>mengen besteht.<br />

In vielen Fällen wird auf Basis der Rohrnetzeinspeisung<br />

Q N und der Rohrnetzabgabe Q A nur der Gesamtwasserverlust<br />

Q V berechnet. Nur von 35 % der befragten<br />

Unternehmen werden die scheinbaren Q VS berücksichtigt.<br />

Deren Höhe wird in den meisten Fällen gemäß<br />

DVGW-Arbeitsblatt W 392 [8] pauschal als prozentualer<br />

Anteil (1,5 bis 2 %) der Rohrnetzabgabe Q A angesetzt.<br />

Lediglich eines der befragten Unternehmen gab an, mit<br />

der Abschätzung der Schleichverluste eine Unterkategorie<br />

der scheinbaren Q VS separat zu ermitteln.<br />

Die Aufteilung der realen <strong>Wasser</strong>verluste Q VR auf<br />

deren Entstehungsorte (Behälter, Zubringer-, Hauptund<br />

Versorgungs- sowie Hausanschlussleitungen) stellt<br />

sich ebenfalls als problematisch dar. Lediglich zwei WVU<br />

gaben an, die Höhe der <strong>Wasser</strong>verluste an Behältern<br />

mittels Messung bzw. Schätzung zu erfassen.<br />

4. Diskussion<br />

Die Umfrageergebnisse belegen die Einschätzung von<br />

Osmancevic [17], der bemängelt, dass viele Rohrnetzabgaben<br />

nicht gemessen sondern geschätzt werden und<br />

dass es häufig keine Differenzierung zwischen realen<br />

und scheinbaren <strong>Wasser</strong>verlusten gibt. Dass die Einzelkomponenten<br />

der scheinbaren und realen <strong>Wasser</strong>verluste<br />

gemäß DVGW-<strong>Wasser</strong>mengenbilanz häufig nicht<br />

separat ermittelt werden, lässt sich möglicherweise<br />

damit erklären, dass die WVU dafür einen hohen Aufwand<br />

betreiben müssen ohne einen direkten Nutzen in<br />

der Kenntnis dieser Komponenten zu sehen. Ein weiterer<br />

Grund ist darin zu sehen, dass derzeit keine Werkzeuge<br />

und Methoden existieren, anhand derer die verschiedenen<br />

Einzelkomponenten von nicht in Rechnung<br />

gestellter Rohrnetzabgabe Q AN sowie scheinbarer und<br />

realer <strong>Wasser</strong>verluste Q VS und Q VR in der Praxis einfach<br />

und hinreichend genau ermittelt werden können. <strong>Wasser</strong>diebstahl<br />

spielt in Deutschland nur eine untergeordnete<br />

Rolle, weshalb diese Komponente in der Regel vernachlässigt<br />

wird. Andere Komponenten der scheinbaren<br />

<strong>Wasser</strong>verluste wie beispielsweise Zählerabweichungen<br />

an Großwasserzählern sollten jedoch berücksichtigt<br />

werden.<br />

Die Umfrage zeigt weiterhin, dass die zonenweise<br />

Bilanzierung in der Praxis nur sehr selten umgesetzt<br />

wird. Dies ist vermutlich nicht nur auf den finanziellen<br />

Aufwand für die Installation der Messgeräte zurückzuführen,<br />

sondern auch auf den personellen Aufwand für<br />

die Datenbeschaffung und -aufbereitung, der für jede<br />

Bilanzierung erneut zu leisten ist. Die Umfrageergeb-<br />

November 2013<br />

1230 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

FACHBERICHTE<br />

Eingangsdaten Berechnete Komponenten Eingangsdaten<br />

Rohrnetzeinspeisung<br />

Q N<br />

Ermittelt: 100 %<br />

Vollständig gemessen:<br />

97 %<br />

Rohrnetzabgabe<br />

Q A<br />

<strong>Wasser</strong>verluste<br />

Q V<br />

In Rechnung<br />

gestellte Rohrnetzabgabe<br />

Q AI<br />

Nicht in<br />

Rechnung<br />

gestellte Rohrnetzabgabe<br />

Q AN<br />

Scheinbare <strong>Wasser</strong>verluste<br />

Q VS<br />

Reale <strong>Wasser</strong>verluste<br />

Q VR<br />

Private Haushalte, Gewerbe und Industrie<br />

Ermittelt: 93 % Davon gemessen: 90 %<br />

Temporäre Abnehmer (z.B. Baustellen)<br />

Ermittelt: 83 % Davon gemessen: 66 %<br />

Filterspülungen<br />

Ermittelt: 45 % Davon gemessen: 21 %<br />

Behälterreinigung<br />

Ermittelt: 59 % Davon gemessen: 14%<br />

Hydranten- und Leitungsspülungen<br />

Ermittelt: 62 % Davon gemessen: 17 %<br />

Löschwasser<br />

Ermittelt: 41 % Davon gemessen: 3 %<br />

Kanal- und Straßenreinigung<br />

Ermittelt: 55 % Davon gemessen: 31 %<br />

Bewässerung öffentlicher Flächen<br />

Ermittelt: 66 % Davon gemessen: 55 %<br />

Zählerabweichungen und Abgrenzungsverluste<br />

Ermittelt: 0 % Davon gemessen: 0 %<br />

Schleichverluste<br />

Ermittelt: 3 % Davon gemessen: 0 %<br />

<strong>Wasser</strong>diebstahl<br />

Ermittelt: 0 % Davon gemessen: 0 %<br />

An Zubringerleitungen<br />

Ermittelt: 0 % Davon gemessen: 0 %<br />

An Behältern<br />

Ermittelt: 7 % Davon gemessen: 3 %<br />

An Haupt- und Versorgungsleitungen<br />

Ermittelt: 0 % Davon gemessen: 0 %<br />

An Hausanschlussleitungen<br />

Ermittelt: 0 % Davon gemessen: 0 %<br />

Bild 3. Ergebnisse<br />

der<br />

Umfrage unter<br />

29 WVU in<br />

Baden-Württemberg<br />

zur<br />

Erstellung der<br />

<strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

gemäß DVGW-<br />

Arbeitsblatt<br />

W 392 [8, 23].<br />

nisse legen nahe, dass häufig auch dann keine zonenweisen<br />

Bilanzen erstellt werden, wenn Messgeräte zur<br />

Überwachung der Zoneneinspeisung vorhanden sind.<br />

Die beschriebenen Sachverhalte führen dazu, dass in<br />

den meisten Fällen nur der mittlere <strong>Wasser</strong>verlust und<br />

durchschnittliche Kennzahlen des Gesamtsystems<br />

bekannt sind. Damit sind Kernaussagen der Bilanz nur<br />

eingeschränkt brauchbar und als Grundlage für technische<br />

Entscheidungen im Rahmen des <strong>Wasser</strong>verlustmanagements<br />

untauglich. Die Fragen nach dem „Wo?“<br />

und dem „Warum?“ bleiben unbeantwortet.<br />

5. Zusammenfassung und Schlussfolgerung<br />

Die Ergebnisse der Untersuchung der Handhabung der<br />

<strong>Wasser</strong>mengenbilanz gemäß DVGW-Arbeitsblatt W 392<br />

[8] in der Praxis lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

""<br />

Viele Einzelkomponenten der DVGW-<strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

sind sehr aufwendig zu ermitteln und<br />

werden pauschal abgeschätzt oder vernachlässigt.<br />

""<br />

Eine vollständige <strong>Wasser</strong>mengenbilanz unter Be -<br />

rücksichtigung aller Komponenten wird nur selten<br />

erstellt.<br />

""<br />

Die scheinbaren <strong>Wasser</strong>verluste Q VS werden häufig<br />

gar nicht oder nur pauschal berücksichtigt. Die<br />

Annahme von 1,5 bis 2,0 % der Rohrnetzabgabe Q A<br />

ergibt für die meisten deutschen WVU einen zu<br />

hohen Wert.<br />

""<br />

Aufgrund unterschiedlicher Vorgehensweisen sind<br />

die Ergebnisse vieler WVU nicht untereinander ver-<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1231


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

gleichbar und technische Kennzahlen werden verfälscht.<br />

""<br />

Mit den zur Verfügung stehenden Werkzeugen ist<br />

eine Bilanzierung sehr aufwendig, weshalb die <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

meist für das Gesamtnetz und<br />

nicht zonenweise und nur in großen, meist jährlichen<br />

Abständen ermittelt wird.<br />

""<br />

Lange Bilanzierungszeiträume, die fehlende Bilanzierung<br />

von Zonen und die unvollständige Ermittlung<br />

der Bilanz führen zu einer eingeschränkten Aussagekraft<br />

der Ergebnisse für das <strong>Wasser</strong>verlustmanagement.<br />

Aus der beschriebenen Situation in der Praxis lässt sich<br />

schlussfolgern, dass Forschungs- und Entwicklungsbedarf<br />

besteht, um Methoden und Werkzeuge zu entwickeln,<br />

die WVU dabei unterstützen mit wirtschaftlichem<br />

Aufwand eine vollständige, korrekte <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

für adäquate Bilanzierungszeiträume zu<br />

erstellen. Es ist unter anderem zu überprüfen, ob es<br />

Komponenten gibt, die mengenmäßig einen vernachlässigbaren<br />

Einfluss auf das Ergebnis haben und daher<br />

in Zukunft aus der Bilanz herausgenommen werden<br />

können. Dies gilt insbesondere für Komponenten, die in<br />

Summe ein Vielfaches kleiner sind als die Messabweichung<br />

der großen Komponenten wie z. B. Rohrnetzeinspeisung<br />

Q N oder in Rechnung gestellte Rohrnetzabgabe<br />

Q AI . Für Komponenten, die sich bei der Untersuchung<br />

als relevant herausstellen, sind Verfahren zu<br />

entwickeln, um ihre Höhe mit wirtschaftlichem Aufwand<br />

hinreichend genau quantifizieren zu können. Der<br />

DVGW greift einige der beschriebenen Probleme, z. B.<br />

die Handhabung der scheinbaren <strong>Wasser</strong>verluste, in der<br />

Novellierung des DVGW-Arbeitsblatts W 392 [8] auf, dessen<br />

Entwurf im Juli 2013 veröffentlicht wurde [24].<br />

Weiterhin besteht Bedarf an der Entwicklung von<br />

Werkzeugen und Methoden, mit deren Hilfe die zonenweise<br />

Bilanzierung mit wirtschaftlichem Aufwand<br />

durchgeführt werden kann. Diesbezüglich wurde mit<br />

der Entwicklung von Halfawy und Hunaidi [12] sowie<br />

Netbase und Aquadas ein wichtiger erster Schritt getan,<br />

indem Eingangsdaten aus verschiedenen IT-Systemen<br />

eines WVU automatisiert in die <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

eingelesen werden. Ein aktuelles Forschungs- und Entwicklungsprojekt<br />

des Karlsruher Institut für Technologie<br />

(KIT) mit den Ingenieurbüros 3S Consult GmbH und COS<br />

Systemhaus OHG sowie den Stadtwerken Pforzheim<br />

führt die Idee einer Automatisierung der <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

fort [25].<br />

Mit der Entwicklung eines GIS-basierten Werkzeugs<br />

soll die Erstellung zonenweiser <strong>Wasser</strong>mengenbilanzen<br />

über beliebige Zeiträume automatisiert ermöglicht werden.<br />

Dazu werden georeferenzierte Informationen über<br />

die Lage von Einspeisezählern und Kundenwasserzählern<br />

sowie über das Leitungsnetz und die Zonierung mit<br />

Messwerten aus der Leitstelle und Kundenzählerablesungen<br />

aus dem Abrechnungssystems verknüpft, um<br />

daraus Einspeisemengen und gemessene Rohrnetzabgaben<br />

jeder Zone im Bilanzierungszeitraum zu<br />

berechnen.<br />

Für die automatisierte Ermittlung ungemessener<br />

Komponenten werden z. B. Informationen der Zählerdatenbank<br />

verarbeitet und über den Vergleich des<br />

Messbereichs jedes Zählers mit den registrierten Messwerten<br />

aus der Leitstelle die Zählerabweichungen der<br />

Einspeisezähler abgeschätzt. Weiterhin werden durch<br />

die Analyse der Einspeiseganglinien und Informationen<br />

aus dem Auftragszentrum zu Zeitpunkt und Ort von<br />

Spülungen und Reparaturen näherungsweise Spülmengen<br />

sowie Lecklaufzeiten und Leckageraten bestimmt.<br />

Für die Strategieentwicklung im Rahmen des <strong>Wasser</strong>verlustmanagements<br />

soll die automatisierte Bilanzierung<br />

außerdem um die Analyse der Ursachen und<br />

Auswirkungen der <strong>Wasser</strong>verluste ergänzt werden.<br />

Dazu werden die Ergebnisse der zonenweisen <strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

mit Informationen <strong>zum</strong> Rohrleitungsnetz,<br />

Schadens- und Instandhaltungsdaten sowie<br />

Umwelteinflüssen (Bodeneigenschaften, Verkehrsbelastung,<br />

Grundwasserspiegel, <strong>Wasser</strong>qualität usw.) verknüpft<br />

und analysiert.<br />

Literatur<br />

[1] Statistisches Bundesamt: Fachserie 19, Reihe 2.1.1, Umwelt,<br />

Öffentliche <strong>Wasser</strong>versorgung und öffentliche <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

2010. Bericht, 2013, Wiesbaden.<br />

[2] Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen:<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung in Nordrhein-Westfalen – Benchmarking-<br />

Projekt. Ergebnisbericht 2012/2013, Düsseldorf, Mai 2013.<br />

[3] Plath, M. und Wichmann, K.: Energieverbrauch der deutschen<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung. energie | wasser-praxis 60 (2009) Nr. 7/8,<br />

S. 54 - 55.<br />

[4] Umweltbundesamt: Entwicklung der spezifischen Kohlendioxid-Emissionen<br />

des deutschen Strommix 1990-2010 und<br />

erste Schätzungen 2011. Bericht, Dessau-Roßlau, 2012.<br />

[5] Umweltbundesamt: CO 2 -Emmissionsminderung im Verkehr<br />

in Deutschland. Bericht, Dessau-Roßlau, März 2010.<br />

[6] United States Environmental Protection Agency: Control<br />

and mitigation of drinking water losses in distribution systems.<br />

Bericht, Washington D.C., USA, November 2010.<br />

[7] Farley, M. and Trow, S.: Losses in Water Distribution Networks.<br />

IWA Publishing, London, UK, 2007.<br />

[8] DVGW-Arbeitsblatt W 392: Rohrnetzinspektion und <strong>Wasser</strong>verluste<br />

– Maßnahmen, Verfahren und Bewertung. Ausg.<br />

05/2003. WVGW-Verlag Bonn.<br />

[9] Lambert, A. and Hirner, W.: Losses from water supply systems:<br />

Standard terminology and recommended performance<br />

measures. IWA Blue Pages, London, UK, Oktober 2000.<br />

[10] AWWA Manual M 36: Water Audits and Loss Control Programs.<br />

3 rd ed. 2009. American Water Works Association.<br />

[11] ÖVGW-Richtlinie W 63: <strong>Wasser</strong>verluste in Trinkwasserversorgungssystemen.<br />

Ausg. 09/2009. Österreichische Vereinigung<br />

für das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach.<br />

November 2013<br />

1232 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

FACHBERICHTE<br />

[12] Halfawy, M. R. and Hunaidi, O.: GIS-based water balance system<br />

for integrated sustainability management of water distribution<br />

assets. Tagungsband 60th Annual Western Canada<br />

Water and Wastewater Association Conference (WCWWA),<br />

Regina, Kanada, September 2008.<br />

[13] Dimaano, I. and Jamora, R.: Embarking on the World’s Largest<br />

Non-Revenue Water Management Project. Tagungsband<br />

Water Loss 2010, São Paulo, Brasilien, International Water<br />

Association, Juni 2010.<br />

[14] Dimaano, J.: The Challenge of Reducing Maynilad’s Non-<br />

Revenue Water. Tagungsband Water Loss 2012, Manila,<br />

Philip pinen, International Water Association, Februar 2012.<br />

[15] Aquadas consulting & software: Aquadas QS – die modulare<br />

Softwarelösung zur Verwaltung des <strong>Wasser</strong>werkes. Broschüre,<br />

Wien, Österreich, 2007.<br />

[16] Tsitsifli, S. and Kanakoudis, V.: Presenting a new user-friendly<br />

tool to assess performance level and calculate the water balance<br />

of water networks. Tagungsband 10th International<br />

Conference on Protection and Restoration of Environment<br />

(PRE10), Korfu, Griechenland, Juli 2010.<br />

[17] Osmancevic, E.: <strong>Wasser</strong>verlustbekämpfung in der Praxis. 3R<br />

international 49 (2010) Nr. 8/9, S. 455 – 460.<br />

[18] Tennhardt, L.: Realistische Bilanzierung von <strong>Wasser</strong>verlusten<br />

und die Anwendbarkeit von <strong>Wasser</strong>verlustkennzahlen. energie<br />

| wasser-praxis 63 (2012) Nr. 10, S. 34 - 41.<br />

[19] Kölbl, J. und Martinek, P.: Innovative Netzüberwachungstechnologien<br />

zur Unterstützung der Sisyphusarbeit des<br />

<strong>Wasser</strong>verlust-Managements. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 151<br />

(2010) Nr. 11, S. 1002 - 1006.<br />

[20] Gangl, G., Dietz, R. und Sacher, J.: Leckagenfrüherkennung<br />

am offenen Netz. energie | wasser-praxis 60 (2009) Nr. 3,<br />

S. 2 - 6.<br />

[21] Gangl, G., Kölbl, J., Haas, J., Hassler, E., Fuchs-Hanusch, D. and<br />

Kauch, P.: Influence of Measurement Inaccuracies at a Storage<br />

Tank on Water Losses. Tagungsband der IWA International<br />

Specialised Conference Water Loss 2007, Bukarest,<br />

Rumänien, September 2007.<br />

[22] Guibentif, H., Rufenacht, H.P., Rapillard, P. and Rüetschi, M.:<br />

Acceptable Level of Water Losses in Geneva. Tagungsband<br />

der IWA International Specialised Conference Water Loss<br />

2007, Bukarest, Rumänien, September 2007.<br />

[23] Rathgeber, S.: <strong>Wasser</strong>verluste in deutschen <strong>Wasser</strong>versorgungssystemen.<br />

Diplomarbeit, Karlsruher Institut für Technologie<br />

(KIT), Institut für <strong>Wasser</strong> und Gewässerentwicklung<br />

(IWG), Juni 2012.<br />

[24] Büschel, K.: International ausgerichteter Neuentwurf: DVGW-<br />

Arbeitsblatt W 392 „<strong>Wasser</strong>verlust in Rohrnetzen – Ermittlung,<br />

Überwachung, Bewertung, <strong>Wasser</strong>bilanz, Kennzahlen“.<br />

energie | wasser-praxis 64 (2013) Nr. 9, S. 196 - 197.<br />

[25] www.projekt-aware.de<br />

Autoren<br />

Eingereicht: 17.07.2013<br />

Korrektur: 17.10.2013<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Dipl.-Ing. Axel Knobloch<br />

(Korrespondenz-Autor)<br />

E-Mail: axel.knobloch@kit.edu |<br />

Dr.-Ing. Philipp Klingel<br />

E-Mail: philipp.klingel@kit.edu |<br />

Karlsruher Institut für Technologie (KIT) |<br />

Institut für <strong>Wasser</strong> und Gewässerentwicklung (IWG) |<br />

Abt. <strong>Wasser</strong>versorgungsnetze |<br />

Kaiserstraße 12 |<br />

D-76131 Karlsruhe<br />

Zeitschrift „KA Korrespondenz <strong>Abwasser</strong> · Abfall“<br />

In der Ausgabe 11/2013 lesen Sie u. a. folgende Beiträge:<br />

Illgen u. a.<br />

Männig/Lindenberg<br />

Weinig/Joswig<br />

Hobus u. a.<br />

Schönborn u. a.<br />

Starkregen und urbane Sturzfluten: Handlungsempfehlungen zur kommunalen<br />

Überflutungsvorsorge<br />

Betriebserfahrungen mit der Abflusssteuerung des Dresdner Mischwassernetzes<br />

<strong>Abwasser</strong>exfiltration: Schadstoffe gelangen in das Grundwasser<br />

Bilanzierung der Nährstoffeinträge und der bakteriologischen Belastung eines<br />

Fließgewässers im Hinblick auf zukünftige Ausbaumaßnahmen – Beispiel der Sauer<br />

im Einzugsgebiet der Kläranlage Bleesbrück (Luxemburg)<br />

Anaerobe Reinigung von hochsalinem <strong>Abwasser</strong><br />

Zweiter Arbeitsbericht der DWA-Arbeitsgruppe KEK-1.1 „Wertstoffrückgewinnung<br />

aus <strong>Abwasser</strong> und Klärschlamm“<br />

Stand und Perspektiven der Phosphorrückgewinnung aus <strong>Abwasser</strong> und<br />

Klärschlamm – Teil 2<br />

Berner/Klawitter<br />

Anforderungen an die Aufstellung und Fortschreibung eines „doppischen“<br />

Anlagenvermögens für Haupt- und Anschlusskanäle<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1233


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

Ermittlung und Bilanzierung<br />

von <strong>Wasser</strong>verlusten –<br />

Anwendung von Kennzahlen<br />

<strong>Wasser</strong>verlustmanagement, Rohrnetz, <strong>Wasser</strong>bilanz, Benchmark <strong>Wasser</strong>verluste<br />

Erwin Kober<br />

Die Bilanzierung von <strong>Wasser</strong>mengen im Rahmen<br />

einer <strong>Wasser</strong>mengenbilanz stellt die Grundlage für<br />

die Bewertung der realen <strong>Wasser</strong>verluste und alle<br />

daraus abgeleiteten Maßnahmen zur Verlusterkennung<br />

und nachhaltigen Minimierung von <strong>Wasser</strong>verlusten<br />

dar.<br />

Identification and Accounting of Water Losses –<br />

Application of Key Figures<br />

The water balance represents the basis for the assessment<br />

of water losses. The procedure for the detection<br />

and evaluation of water losses is described in detail<br />

in the DVGW worksheet W 392 (draft version). In this<br />

worksheet, a new evaluation scheme is described for<br />

both the specific water loss as well as the Infrastructure<br />

Leakage Index. Thus, it is possible for the water<br />

supply companies to compare themselves nationally<br />

and internationally.<br />

The presented loss monitoring provides a contemporary<br />

approach for a sustainable and cost-effective<br />

monitoring of distribution networks.<br />

1. Einleitung<br />

Das DVGW Arbeitsblatt W 392:2003-05 „Rohrnetzinspektion<br />

und <strong>Wasser</strong>verluste – Maßnahmen, Verfahren und<br />

Bewertungen“ liefert die Grundlage für die Ermittlung<br />

und Bilanzierung von <strong>Wasser</strong>verlusten. Aufgrund neuer<br />

technischer Entwicklungen und der geplanten Berücksichtigung<br />

international üblicher Kennwerte wird das<br />

Arbeitsblatt aktuell neu überarbeitet.<br />

Um die aktuellen <strong>Wasser</strong>verluste in einem <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

qualifiziert beurteilen zu<br />

können, ist die Verwendung von national oder international<br />

gängigen Kennzahlen (DVGW, IWA) üblich. Diese<br />

Kennzahlen basieren auf einer aussagefähigen <strong>Wasser</strong>mengenbilanz.<br />

2. Bilanzierung von <strong>Wasser</strong>verlusten –<br />

<strong>Wasser</strong>mengenbilanz<br />

Die Überwachung bzw. das Monitoring von Volumenströmen<br />

dient der Erfassung und Bewertung des Netzzustands<br />

im Hinblick auf eine Verkürzung der Reaktionsund<br />

Reparaturzeiten bei Leckagen. Dazu gehört die<br />

Überwachung der Volumenströme (Zu-, Durch- und<br />

Abflüsse) insgesamt bzw. in Teilbereichen (Messzonen/<br />

District Metered Areas – DMAs). Eine solche Überwachung<br />

ist Voraussetzung einer aussagefähigen<br />

<strong>Wasser</strong>bilanz.<br />

Bei der <strong>Wasser</strong>bilanz müssen die in der Tabelle 1<br />

beschriebenen Mengenbestandteile möglichst genau<br />

bestimmt werden, damit auf dieser Grundlage eine<br />

Bewertung des <strong>Wasser</strong>verlusts und die Festlegung von<br />

Maßnahmen zur Instandhaltung des Netzes nach DVGW<br />

W 400-3 (A) im Hinblick auf eine langfristige Minimierung<br />

des <strong>Wasser</strong>verlusts erfolgen kann. Die <strong>Wasser</strong>bilanz<br />

sollte nach folgendem Muster jährlich (oder in<br />

kürzeren Zeiträumen) erstellt werden:<br />

""<br />

Ermittlung der Netzeinspeisung Q E<br />

""<br />

Bestimmung der Netzabgabe Q A durch Ermittlung<br />

und Summierung der<br />

""<br />

in Rechnung gestellten Netzabgabe Q AR und nicht<br />

in Rechnung gestellten Netzabgabe Q AN<br />

""<br />

Bestimmung des gesamten (realen und<br />

scheinbaren) <strong>Wasser</strong>verlusts:<br />

Q V = Q E – Q A (1)<br />

""<br />

Ermittlung des scheinbaren <strong>Wasser</strong>verlusts Q VS<br />

""<br />

Bestimmung des realen <strong>Wasser</strong>verlusts:<br />

Q VR = Q V – Q VS (2)<br />

Bild 1 zeigt eine beispielhafte Veranschaulichung der<br />

<strong>Wasser</strong>bilanz als Flussbild.<br />

November 2013<br />

1234 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

FACHBERICHTE<br />

Tabelle 1. <strong>Wasser</strong>bilanz (Jahresmengen).<br />

gemessen: Q ARG<br />

in Rechnung gestellt: Q AR verkaufte <strong>Wasser</strong>menge<br />

unangemessen:<br />

Q ARU<br />

Netzabgabe Q A<br />

gemessen: Q ANG<br />

nicht in Rechnung gestellt: Q AN<br />

unangemessen:<br />

Q ANU<br />

Messfehler<br />

Ablesefehler<br />

Netzeinspeisung Q E scheinbar: Q VS<br />

Abgrenzungsfehler<br />

nicht verkaufte <strong>Wasser</strong>menge<br />

<strong>Wasser</strong>diebstahl<br />

<strong>Wasser</strong>verlust Q V<br />

Behälter<br />

Zubringerleitungen*<br />

real: Q VR<br />

Anschlussleitungen<br />

* sofern innerhalb der Bilanzgrenzen<br />

realer Hintergrundverlust Q VRH<br />

3. Bewertung wichtiger Bilanzpositionen<br />

""<br />

Netzeinspeisung Q E<br />

Die Netzeinspeisung Q E ist die Summe aller eingespeisten<br />

Eigen- und Fremdwassermengen.<br />

""<br />

Netzabgabe Q A<br />

Die Netzabgabe Q A setzt sich aus der in Rechnung<br />

gestellten Netzabgabe Q AR und der nicht in Rechnung<br />

gestellten Netzabgabe Q AN zusammen, wobei Mess-,<br />

Ablese- und Abgrenzungsfehler sowie <strong>Wasser</strong>diebstahl<br />

gesondert betrachtet werden. Im Hinblick auf<br />

die nicht in Rechnung gestellte, gemessene Netzabgabe<br />

Q ANG sowie die geschätzten Anteile von Q AR und<br />

Q AN (Q ARU und Q ANU ) sollten insbesondere <strong>Wasser</strong>werke,<br />

Hydranten- und Leitungsspülungen, Bewässerung<br />

von Grünflächen, Straßen- und Kanalreinigungen<br />

und Löschwasser genau betrachtet werden.<br />

""<br />

Scheinbarer <strong>Wasser</strong>verlust Q VS<br />

Mess-, Ablese- und Abgrenzungsfehler, die jeweils<br />

positiv wie negativ ausfallen können, sowie <strong>Wasser</strong>diebstahl<br />

ergeben den scheinbaren <strong>Wasser</strong>verlust.<br />

Ein scheinbarer <strong>Wasser</strong>verlust über 0,5 % der Netzeinspeisung<br />

muss detailliert begründet werden. Im<br />

Sinne von Fehlervermeidung sind Zählanlagen sorgfältig<br />

zu bemessen (DVGW W 406 A). Sofern keine<br />

genauen Kenntnisse vorliegen, ist davon auszugehen,<br />

dass die Summe der Mess- und Ablesefehler<br />

Null ist. Besonderer Augenmerk ist auf rollierende<br />

Abrechnungen und die Abgrenzung auf Bezugszeiträume<br />

zu legen (Jahresübergreifende Effekte).<br />

""<br />

<strong>Wasser</strong>diebstahl<br />

Hierbei handelt es sich um unautorisierte <strong>Wasser</strong>entnahmen<br />

(nicht abgerechnete Standrohre, Zählermanipulationen,<br />

illegale Entnahmen vor Zählern).<br />

""<br />

Realer <strong>Wasser</strong>verlust Q VR und realer<br />

Hintergrundverlust Q VRH<br />

Der reale <strong>Wasser</strong>verlust Q VR erfasst alle tatsächlichen<br />

Leckagen im Netz und an Behältern.<br />

Fremdwassermenge<br />

Eigenwassermenge<br />

Q VRH<br />

Q V<br />

Q VS<br />

Q ANG<br />

Q ANU<br />

Als realer Hintergrundverlust Q VRH wird der Teil des<br />

realen <strong>Wasser</strong>verlusts bezeichnet, der auf Leckagen<br />

beruht, die keinen Schäden am Netz bzw. an Behältern<br />

unmittelbar zugeordnet werden können und<br />

vor allem an mechanischen Verbindungen zwischen<br />

Rohrleitungsteilen und an Armaturen auftreten<br />

können.<br />

4. Kennzahlen<br />

4.1 Prozentualer <strong>Wasser</strong>verlust [1]<br />

Weil der reale <strong>Wasser</strong>verlust in Prozent der Netzeinspeisung<br />

keine Infrastrukturmerkmale berücksichtigt, ist er<br />

für Vergleiche (Benchmarks) nicht geeignet. So führen<br />

bei gleichem absolutem <strong>Wasser</strong>verlust hohe Netzeinspeisungen<br />

(z. B. in Städten mit hohen spezifischen<br />

Netzabgaben) zu niedrigen Prozentwerten, während<br />

Q AN<br />

Q E<br />

Q A<br />

Q AR<br />

Q ARG<br />

<strong>Wasser</strong>verluste<br />

Q VR<br />

realer Verlust an<br />

Anschlussleitungen<br />

realer Verlust an Behältern sowie<br />

Zubringer-, Haupt- und Versorgungsleitungen<br />

Bild 1. Flussbild <strong>Wasser</strong>bilanz.<br />

Q ARU<br />

Kunden<br />

Q E<br />

Rohrnetzeinspeisung<br />

Q V<br />

= Q VS<br />

+ Q VR<br />

<strong>Wasser</strong>verluste<br />

Q A<br />

Rohrnetzabgabe<br />

Q AN<br />

nicht in Rechnung gestellt<br />

Q AR<br />

in Rechnung gestellt<br />

Q VR<br />

Q VS<br />

Q VRH<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1235


Q<br />

CARL =<br />

n<br />

VR<br />

AL<br />

⋅K<br />

⋅K<br />

2<br />

3<br />

q VR<br />

[(m 3 /h · km)]<br />

0,25<br />

0,20<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,05<br />

FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

geringe Netzeinspeisungen (z. B. in Landgemeinden mit<br />

niedrigen spezifischen Netzabgaben) zu hohen Prozentwerten<br />

führen. In der Praxis werden häufig die<br />

gesamten Verluste anstelle der realen Verluste für die<br />

Berechnung der prozentualen Verluste verwendet.<br />

4.2 Spezifischer realer <strong>Wasser</strong>verlust q VR [2]<br />

q<br />

VR<br />

QVR<br />

=<br />

K ⋅L<br />

1<br />

N<br />

[m 3 /(h · km)] (3)<br />

Das Arbeitsblatt W 392:2003-05 basiert auf dem spezifischen<br />

ILI = realen <strong>Wasser</strong>verlust q VR . Dieser Kennwert wird<br />

CARL<br />

UARL<br />

in den deutschsprachigen Ländern verwendet und<br />

berücksichtigt nur die Netzlänge, während andere Netzparameter<br />

CARL = unberücksichtigt bleiben. Für die Bewertung<br />

QVR<br />

⋅K2<br />

nAL<br />

⋅K3<br />

wurde in der aktuell gültigen Ausgabe von W 392<br />

zwischen ländlichen, städtischen und großstädtischen<br />

⎛ L<br />

⎞<br />

Strukturen N<br />

UARL = 15 unterschieden , 8⋅ + 0, 65+ und 0,<br />

0185 in ⋅<br />

⎝<br />

⎜<br />

IAbhängigkeit nAL<br />

⎠<br />

⎟ ⋅ AL<br />

p der<br />

realen <strong>Wasser</strong>verluste zwischen geringen, mittleren und<br />

hohen <strong>Wasser</strong>verlusten differenziert.<br />

N<br />

Bild 2 ⎛zeigt die L<br />

⎞<br />

N Klassifizierung von<br />

UBL = 480⋅ + 30 + 0,<br />

792⋅<br />

⎝<br />

⎜<br />

I<br />

n<br />

⎠<br />

⎟ ⋅ ⎛ AZ <strong>Wasser</strong>verlusten<br />

NP ⎞<br />

AL<br />

nach aktueller W 392:2003-05. ⎝<br />

⎜<br />

50 ⎠<br />

⎟<br />

76 10 5 40000 ⎤<br />

( E ) ⎥<br />

1<br />

AL<br />

4.3 Infrastructure ⎡175<br />

Leakage Index ILI [3]<br />

Die<br />

IL<br />

International<br />

Iäq<br />

= ILI + ⋅ − ⋅ −q<br />

⎣<br />

⎢ Water Association (IWA) ⎦ verwendet<br />

den „Infrastructure Leakage Index“ (ILI) als Kennzahl zur<br />

Beurteilung der ⎡ Dichtheit 7 von Netzen ⎤der öffentlichen<br />

Trinkwasserversorgung.<br />

qVRäq<br />

= qV<br />

R<br />

+ ⋅ − ⋅( − q E )<br />

⎣<br />

⎢<br />

10 5 40000<br />

38 Hierbei werden<br />

⎦<br />

⎥ die realen Verluste<br />

ins Verhältnis zu den unvermeidbaren Verlusten<br />

gesetzt.<br />

⎡ L ⎤<br />

Diese<br />

⎣<br />

⎢d⋅<br />

AL<br />

Kennzahl<br />

⎦<br />

⎥ hat sich im internationalen Kontext<br />

etabliert, weshalb in der Neufassung des Arbeitsblatts<br />

W 392 eine Beziehung zwischen q VR und ILI abgeleitet<br />

werden soll, sodass es dem Anwender überlassen bleibt,<br />

mit welcher Kennzahl er arbeiten möchte. Der ILI<br />

berücksichtigt neben der Länge der Haupt- und Versorgungsleitungen<br />

zusätzlich auch die Länge und Zahl der<br />

Anschlussleitungen, den durchschnittlichen Betriebsdruck<br />

sowie einen „unvermeidbaren jährlichen realen<br />

Verlust“.<br />

Bei neuen oder rehabilitierten Netzen kann der auf<br />

internationalen Konventionen beruhende Minimumwert<br />

von ILI = 1 unterschritten werden.<br />

> 0,10<br />

hohe Verluste<br />

> 0,05–0,10<br />

mittlere Verluste<br />

< 0,05<br />

geringe Verluste<br />

> 0,15<br />

hohe Verluste<br />

0,07–0,15<br />

mittlere Verluste<br />

< 0,07<br />

geringe Verluste<br />

> 0,20<br />

hohe Verluste<br />

0,10–0,20<br />

mittlere Verluste<br />

< 0,10<br />

geringe Verluste<br />

0,00<br />

2000 ländlich 5000 städtisch 15000 großstädtisch 40000<br />

Bereich/spezifische Netzeinspeisung<br />

Bild 2. Bewertung von <strong>Wasser</strong>verlusten nach W 392 (Ausgabe 2003).<br />

QVR<br />

qVR<br />

=<br />

⎛ L<br />

⎞<br />

N<br />

K ⋅L<br />

UARL = 15, 8⋅ + 0, 65+ 0,<br />

0185⋅<br />

1 N<br />

⎝<br />

⎜ n Q<br />

I<br />

AL<br />

⎠<br />

⎟ ⋅ AL<br />

p<br />

VR<br />

qVR<br />

=<br />

K1⋅LN<br />

CARL<br />

ILI = (4)<br />

N1<br />

UARL<br />

⎛ L<br />

⎞<br />

N<br />

= 480⋅ + 30 + 0,<br />

792⋅<br />

⎝<br />

⎜<br />

⎠<br />

⎟ ⋅ ⎛ AZNP<br />

⎞<br />

UBL<br />

CARL IAL<br />

n<br />

⎝<br />

⎜<br />

AL<br />

50 ⎠<br />

⎟<br />

ILI =<br />

Dabei ist<br />

UARL<br />

QVR<br />

⋅K2<br />

CARL = Current Annual Real Loss („jährlicher realer<br />

QnAL<br />

⋅K3<br />

⎡175<br />

Verlust“)<br />

VR<br />

qVR<br />

= IL LI qE<br />

UARL<br />

K<br />

Unavoidable<br />

⋅L<br />

76 10 5 40000 ⎤<br />

Iäq<br />

= I + ⋅ − ⋅( QVR−Q<br />

⋅KVR<br />

2)<br />

⎣<br />

⎢ CARLq<br />

=<br />

⎦<br />

⎥<br />

VR<br />

=<br />

1 N Annual Real Loss („unvermeidbarer<br />

15, 8⋅ + 0, 65+ 0,<br />

0185⋅<br />

⎝<br />

nALK⋅<br />

K<br />

1⋅L3<br />

N<br />

⎛ L<br />

⎞<br />

N<br />

UARL = ⎜<br />

jährlicher realer Verlust“) I<br />

nAL<br />

⎠<br />

⎟ ⋅ AL<br />

p<br />

CARL<br />

⎡ 7<br />

⎤<br />

ILI = qVR<br />

= qV<br />

R<br />

+ ⋅ − ⋅( − q E )<br />

Der CARL UARL wird wie folgt berechnet:<br />

⎣<br />

⎢<br />

10 5 40000 ⎛ CARL<br />

äq<br />

38 UARLILI<br />

L<br />

⎦<br />

⎥N<br />

= = 15, 8⋅ + 0,<br />

65+<br />

0<br />

⎝<br />

⎜ UARLnAL<br />

N1<br />

⎛ L<br />

⎞<br />

N<br />

UBL = 480 + 30 + 0,<br />

792⋅<br />

⎝<br />

⎜<br />

I<br />

n<br />

⎠<br />

⎟ ⋅ ⎛ AZNP<br />

⎞<br />

QVR<br />

⋅K2<br />

⎡ L ⎤ AL<br />

⎝<br />

⎜<br />

AL<br />

50 ⎠<br />

⎟<br />

CARL =<br />

nAL<br />

⋅K3<br />

⎣<br />

⎢d⋅<br />

AL⎦<br />

⎥<br />

(5) QVR<br />

⋅K2<br />

CARL ⎛ = LN<br />

UBL = 480⋅ + 30 + 0,<br />

79<br />

⎝<br />

⎜ nAL<br />

⋅K3<br />

AL<br />

Dabei ist: ⎡175<br />

IL = LI + ⋅ qE<br />

76 10 − 5 ⋅( 40000 ⎤<br />

Iäq<br />

I ⎛<br />

− )<br />

Q ⎣<br />

⎢ LN<br />

⎦<br />

⎥⎞<br />

UARL VR = realer 15, 8<strong>Wasser</strong>verlust ⋅ + 0, 65+ 0in , 0185 m 3 /a ⋅<br />

⎝<br />

⎜<br />

I<br />

nAL<br />

⎠<br />

⎟ ⋅ ⎛<br />

AL<br />

p<br />

LN<br />

UARL<br />

n AL Zahl der Anschlussleitungen IL = LI + = ⎡175<br />

15, 76 ⋅ 8⋅ 10 − +<br />

5 ⋅( 0,6<br />

Iäq<br />

I<br />

40<br />

⎣<br />

⎢⎝<br />

⎜ nAL<br />

K 2 1000 ⎡L/m³<br />

7<br />

⎤<br />

qVRäq<br />

= qV<br />

R<br />

+ ⋅ − ⋅( − q E )<br />

⎣<br />

⎢<br />

10 5 40000<br />

N1<br />

K 3 ⎛Zahl der L38Tage pro Jahr ⎞ ⎦<br />

⎥<br />

N<br />

UBL<br />

Q480⋅ + 30 + 0,<br />

792⋅<br />

⎝<br />

⎜<br />

I<br />

n<br />

⎠<br />

⎟ ⋅ ⎛ AZNP<br />

⎞ ⎛<br />

AL<br />

⎝<br />

⎜<br />

AL<br />

50 ⎠<br />

⎟ ⎡ 7 L<br />

VR<br />

N<br />

qVR<br />

=<br />

q UBL<br />

VR<br />

= q =<br />

V R<br />

+ 480⋅ − ⋅(<br />

Der ⎡UARL L wird ⎤ wie folgt berechnet:<br />

⎣<br />

⎢<br />

10 + 53040<br />

+<br />

äq<br />

K ⋅L<br />

⎝<br />

⎜<br />

38 n<br />

1 N<br />

AL<br />

⎣<br />

⎢d⋅<br />

AL⎦<br />

⎥<br />

CARL ⎡175<br />

= LI + ⋅ qE<br />

76 10 − 5 ⋅( 40000 ⎤<br />

UARL ILII<br />

äq=<br />

I ⎛ LN<br />

= −⎞<br />

)<br />

⎣<br />

⎢⋅ + + ⋅IAL<br />

p<br />

⎦<br />

⎥<br />

⎝<br />

⎜18 08 0 025<br />

n<br />

, , ⎠<br />

⎟ ⋅ ⎡ L ⎤ 175<br />

IL<br />

⎣<br />

⎢d⋅<br />

AL⎦<br />

⎥<br />

(6) LI<br />

UARL<br />

= + ⎡<br />

I<br />

⎣<br />

⎢ 76 ⋅10 −5<br />

äq<br />

I<br />

AL<br />

bzw. wenn QSchäden ⎡ 7<br />

rasch festgestellt werden können<br />

VR<br />

⋅K2<br />

⎤<br />

(z. B. CARL qVR<br />

optisch =<br />

äq<br />

qV<br />

R an + ⋅ − ⋅( − q E )<br />

⎣<br />

⎢der 10 Geländeoberfläche 5 40000<br />

⎡ 7<br />

n K38 ⎦<br />

⎥oder durch eine<br />

AL<br />

⋅<br />

qVR<br />

= qV<br />

R<br />

+ ⋅ −<br />

3<br />

entsprechend wirksame Überwachung):<br />

⎣<br />

⎢38 10 5<br />

äq<br />

⎡ L ⎤⎛<br />

L<br />

⎞<br />

N<br />

UARL<br />

⎣<br />

⎢ =<br />

d⋅<br />

AL⎦<br />

⎥ 15, 8⋅ + 0, 65+ 0,<br />

0185⋅<br />

⎝<br />

⎜<br />

I<br />

nAL<br />

⎠<br />

⎟ ⋅ p<br />

⎡ L ⎤<br />

AL<br />

⎣<br />

⎢d⋅<br />

AL⎦<br />

⎥<br />

(7)<br />

Dabei ist<br />

N1<br />

L ⎛ L<br />

⎞<br />

N<br />

UBL = 480⋅ + 30 + 0,<br />

792⋅<br />

⎝<br />

⎜<br />

I<br />

n<br />

⎠<br />

⎟ ⋅ AZNP<br />

N Netzlänge ohne Anschlussleitungen ⎛ ⎞ in km<br />

AL<br />

⎝<br />

⎜<br />

AL<br />

50 ⎠<br />

⎟<br />

n AL Zahl der Anschlussleitungen<br />

l AL durchschnittliche Länge der Anschlussleitungen<br />

⎡auf 175Privatgrund IL = LI + ⋅ qE<br />

76 10 − 5 ⋅( 40000 in m; l ⎤<br />

Iäq<br />

I<br />

− AL wird als durchschnittliche<br />

⎣<br />

)<br />

⎢ Länge der Anschlussleitungen ⎦<br />

⎥<br />

in<br />

der Entscheidungsbefugnis des Kunden<br />

bezüglich ⎡ 7 der Leitungserneuerung ⎤ aufgefasst;<br />

qVRäq<br />

= qV<br />

R<br />

+ ⋅ − ⋅( − q E )<br />

⎣<br />

⎢<br />

10 5 40000<br />

hat ein 38 Versorgungsunternehmen ⎦<br />

⎥ die Entscheidungsbefugnis<br />

über die gesamte An -<br />

⎡ L schlussleitung, ⎤<br />

gilt l AL = 0<br />

p ⎣<br />

⎢d⋅<br />

ALdurchschnittlicher ⎦<br />

⎥<br />

Betriebsdruck im Rohrnetz<br />

in mWS = 0,1 bar<br />

Für den UARL wird darüber hinaus angenommen:<br />

UARL = ULL + UBL(8)<br />

Dabei ist<br />

ULL Unavoidable Leakage Loss (unvermeidbarer<br />

Leckageverlust)<br />

UBL Unavoidable Background Leakage<br />

(unvermeidbarer Hintergrundverlust)<br />

Diese Aufteilung dient dazu, den realen Hintergrundverlust<br />

Q VRH mit dem unvermeidbaren Hintergrundverlust<br />

UBL vergleichen zu können. Der ULL bezeichnet den<br />

unvermeidbaren Verlust, der insgesamt bei bemerkten<br />

Schäden auftritt, die anschließend beseitigt werden.<br />

November 2013<br />

1236 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

FACHBERICHTE<br />

Tabelle 2. Bewertung von <strong>Wasser</strong>verlusten nach IWA und ILI.<br />

ILI<br />

Bewertung der Technischen Performance<br />

1–2 A Eine weitere Verlustverringerung erscheint unwirtschaftlich zu sein, es sei denn, es besteht <strong>Wasser</strong>knappheit;<br />

eine sorgfältige Bewertung kostensparender Verbesserungen ist angeraten<br />

2–4 B Es besteht Verbesserungspozential; ein Druckmanagement ist angezeigt;<br />

bessere aktive Verlustkontrolle und eine verbesserte Instandhaltung des Rohrnetzes werden empfohlen<br />

4–8 C Schlechte <strong>Wasser</strong>bilanz; nur tolerabel in Verbindung mit ausreichenden und günstigen Ressourcen; auch<br />

dann ist die Verlusthöhe- und deren Ursachen zu analysieren und die Anstrengungen zur Verlustverringerung<br />

zu intensivieren<br />

> 8 D Ganz schlechte Effizienz bei der Nutzung der Ressource <strong>Wasser</strong>; Verlustverringerungsmaßnahmen zwingend<br />

erforderlich und mit höchster Priorität umzusetzen<br />

Tabelle 3. Verlustbetrachtung mit unterschiedlichen Kennzahlen.<br />

Kleinstadt<br />

mit Stahlerzeugung<br />

Kleinstadt<br />

ohne Stahlerzeugung<br />

Einwohner 11 700 11 700<br />

Netzlänge [km] 80,0 80,0<br />

Anzahl Hausanschlüsse 2897 2896<br />

HA-Länge auf Privatgrund QVR<br />

[km] 34,6 34,6<br />

qVR<br />

=<br />

durchschnittlicher Netzdruck K1⋅LN<br />

[bar] 5,5 5,5<br />

⎡ L<br />

⋅ − ⋅<br />

⎤<br />

(<br />

⎣<br />

⎢<br />

− q E<br />

d⋅<br />

AL⎦<br />

⎥) 8 10 5 40000 (im<br />

⎦ ⎥ Normalfall identisch mit p aus Gleichung wurde der Jahresverbrauch des angeschlossenen Stahlerzeugungsbetriebs<br />

herausgerechnet, um aufzuzeigen,<br />

(7)).<br />

Rohrnetzeinspeisung [m 3 /a] 843 653 643 653<br />

CARL<br />

abgerechnete Verbrauchsmenge ILI =<br />

[m<br />

UARL<br />

/a] 755 570 555 750<br />

reale Verluste [m 3 /a] 87 903 87 903<br />

prozentualer Q Verlust QVR<br />

⋅K2<br />

[%] 10,4 13,7<br />

VR<br />

qVR<br />

=<br />

CARL =<br />

spezifische K Rohrnetzeinspeisung<br />

1⋅L<br />

nAL<br />

⋅K3<br />

[m 3 /km · a] 10 546 8046<br />

N<br />

spezifische <strong>Wasser</strong>verluste [m 3 /km · a] 0,13 0,13<br />

CARL<br />

⎛ L<br />

⎞<br />

N<br />

Verlustbereich ILI = nach qUARL<br />

= 15, 8⋅ + 0, 65+ 0,<br />

0185⋅<br />

UARL<br />

⎝<br />

⎜ nAL<br />

⎠<br />

⎟ ⋅<br />

VR (W 392.2003-05) IAL<br />

pmittlere Verluste mittlere Verluste<br />

Infrastructure Leakage Index (ILI) 1,0 0,92<br />

Verlustbereich Q nach<br />

VR<br />

⋅K<br />

ILI/CIWA N1<br />

gering gering<br />

2<br />

CARL =<br />

⎛ L<br />

⎞<br />

N<br />

nAL<br />

⋅K<br />

= 480⋅ + 30 + 0,<br />

792⋅<br />

3 ⎝<br />

⎜<br />

⎠<br />

⎟ ⋅ ⎛ AZNP<br />

⎞<br />

Verbrauchsmenge Stahlerzeugung UBL<br />

IAL<br />

n<br />

⎝<br />

⎜<br />

AL<br />

50 ⎠<br />

⎟ 200 000<br />

⎛ L<br />

⎞<br />

N<br />

UARL = 15, 8⋅ + 0, 65+ 0,<br />

⎡0185<br />

175 ⋅<br />

⎝<br />

⎜<br />

I<br />

n<br />

IL LI<br />

AL<br />

⎠<br />

⎟ ⋅ AL<br />

p qE<br />

76 10 5 40000 ⎤<br />

Iäq<br />

= I + ⋅ − ⋅( − )<br />

⎣<br />

⎢<br />

⎦<br />

⎥<br />

Der UBL wird wie folgt berechnet:<br />

L<br />

N1<br />

N<br />

+ 0, 65+ 0,<br />

⎛<br />

⎞<br />

L<br />

⎞<br />

N<br />

UBL<br />

0185<br />

=<br />

⋅I<br />

480⋅ + 30 + 0,<br />

792⋅<br />

⎝<br />

⎜<br />

I<br />

n<br />

⎠<br />

⎟ ⎛ AZNP<br />

⎞<br />

n<br />

AL<br />

·<br />

⎝<br />

⎜<br />

AL<br />

50 ⎠<br />

⎟<br />

AL<br />

⎠<br />

⎟ ⋅<br />

Für ILI > 1,0 ist die Differenz CARL – UARL der reduzierbare<br />

Verlust, der wiederum die Summe aus vermeid-<br />

AL<br />

p<br />

⎡ 7<br />

⎤<br />

qVRäq<br />

= qV<br />

R<br />

+ ⋅ − ⋅( − q E )<br />

⎣<br />

⎢<br />

10 5 40000<br />

38 ⎦<br />

⎥<br />

barem Verlust nach Schäden und vermeidbarem Hintergrundverlust<br />

Q<br />

N1<br />

⎞<br />

+ 30 + 0,<br />

792 ⎡175<br />

IL ⋅I<br />

= LI + ⋅ qE<br />

76 10 − 5 ⋅( 40000 ⎤<br />

Iäq<br />

I<br />

− )<br />

⎠<br />

⎟ ⋅ ⎛ AZNP<br />

⎞ ⎡ L<br />

VRH – UBL ist.<br />

⎤<br />

AL<br />

⎝<br />

⎜<br />

⎣<br />

⎢<br />

⎦<br />

⎥<br />

L<br />

50 ⎠<br />

⎟<br />

⎣<br />

⎢d⋅<br />

AL⎦<br />

⎥<br />

(9) Tabelle 2 zeigt die Klassifizierung der ILI-Werte nach<br />

dem internationalen Standard (IWA).<br />

5 ⎡ 7<br />

⋅ 10 − 5 ⋅ 40000<br />

⎤<br />

( Lq<br />

−q<br />

VRäq<br />

= Eq) N , n AL , l AL<br />

V R<br />

+ ⋅ − ⋅( − q E )<br />

⎣<br />

⎢<br />

10 5 40000<br />

⎦ ⎥ wie oben in Gleichung (7)<br />

den Verbrauchsdaten eines realen <strong>Wasser</strong>versorgers<br />

38 ⎦<br />

⎥<br />

AZNP Average Zone Night Pressure (durchschnittlicher<br />

zeigt die Bewertung der <strong>Wasser</strong>verluste unter Verwen-<br />

Dabei ist<br />

Die dargestellte Beispielrechnung (s. Tabelle 3) mit<br />

Zonen-Nacht-Druck) in mWS = 0,1 bar dung verschiedener Kennzahlen. In der Berechnung<br />

N 1 Potenz in Abhängigkeit von der Elastizität der<br />

Rohrleitungswerkstoffe (auf Basis eines Konzepts<br />

namens FAVAD – fixed and variable area<br />

discharges). Für Netze mit diversen Rohrleitungswerkstoffen<br />

wird üblicherweise N 1 = 1,0<br />

gesetzt, wonach UBL linear von AZNP abhängt.<br />

dass die Verwendung des prozentualen Verlusts für<br />

eine Bewertung der Verlustsituation ungeeignet ist. In<br />

diesem Beispiel würde sich bei gleichbleibenden Parametern<br />

der prozentuale <strong>Wasser</strong>verlust bei Wegfall<br />

der Stahlproduktion deutlich verschlechtern. Dagegen<br />

bleiben die Kennzahlen spezifischer <strong>Wasser</strong>verlust und<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1237


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

Einwohner [Tsd]<br />

10 000<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

ILI hiervon unbeeinflusst bzw. nahezu unbeeinflusst.<br />

Das Beispiel zeigt ferner, dass der international übliche<br />

Bewertungsmaßstab des ILI für Deutschland in dem<br />

neuen Arbeitsblatt W 392 schärfer gefasst werden sollte.<br />

5. Überarbeitung des Arbeitsblatts W 392 –<br />

Ausblick<br />

Bei der Überarbeitung des Arbeitsblatts W 392 hat sich<br />

gezeigt, dass die Einteilung des spezifischen <strong>Wasser</strong>verlusts<br />

nach Strukturbereichen in vielen Fällen nicht mehr<br />

zeitgemäß ist. Die Ursache liegt darin, dass durch sig -<br />

ni fikante Rückgänge des <strong>Wasser</strong>verbrauchs, dies gilt in<br />

besonderem Maß für ostdeutsche Städte und Kommunen,<br />

und durch spezifische Versorgungsverhältnisse<br />

bei kleineren und mittelgroßen Versorgern, die definierten<br />

Grenzen nicht mehr passen.<br />

Einstufung Versorger nach Versorgungsstruktur<br />

ländlich städtisch großstädtisch<br />

29<br />

205<br />

523<br />

42<br />

14<br />

Einwohner [TEW]<br />

2 2,8<br />

6,7<br />

Einspeisemenge [Mio. m³/a]<br />

1<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

96<br />

3500<br />

198<br />

74<br />

spez. Netzeinspeisung [Tm³/(km · a)]<br />

Bild 3. Einstufung Versorger nach Strukturbereichen.<br />

33<br />

607<br />

43<br />

1353<br />

105<br />

(Grafik: Kober/Tennhardt)<br />

Bild 4. Grafisches Bewertungsschema für q VR und ILI nach<br />

DVGW W 392 neu (akt. Arbeitsstand).<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Einspeisemenge [Mio. m³/a]<br />

In Bild 3 ist zu erkennen, dass eine ostdeutsche<br />

Großstadt mit über 200 000 Einwohnern aufgrund von<br />

starken Verbrauchsrückgängen in den Bereich „städtisch“<br />

und im anderen Fall eine mittelgroße Stadt wegen<br />

hoher industrieller <strong>Wasser</strong>verbräuche in den Bereich<br />

„großstädtisch“ fällt. Diese Beispiele zeigen, dass die<br />

starre Unterteilung in die drei Strukturbereiche nicht<br />

mehr haltbar ist. Gegenüber der Kennzahl ILI ist ein<br />

weiterer Nachteil der Klassifizierung entsprechend des<br />

spezifischen <strong>Wasser</strong>verlusts darin zu sehen, dass die<br />

Hausanschlusslänge und der Netzdruck nicht berücksichtigt<br />

werden, obwohl beide Parameter nachweislich<br />

Einfluss auf die Höhe der <strong>Wasser</strong>verluste haben.<br />

Ziel der Überarbeitung des Arbeitsblatts W 392 ist<br />

die Etablierung eines Bewertungsschemas, welches<br />

sowohl die Verwendung von spezifischen <strong>Wasser</strong>verlusten<br />

als auch des Infrastructure Leakage Index zulässt<br />

und hierbei die beiden Kennwerte unter Verwendung<br />

einer breiten Datenbasis in einen mathematischen<br />

Zusammenhang bringt (Bild 4).<br />

Mit der vorgestellten Methodik können für spezifische<br />

Netzeinspeisungen q E > 2 000 m³/(km · a) auf einfache<br />

Weise die spezifischen <strong>Wasser</strong>verluste und/oder<br />

der ILI berechnet und der Verlustbereich grafisch bewertet<br />

werden. Es ist nicht zulässig, aus einer berechneten<br />

Kennzahl über das grafische Auswertungsschema die<br />

andere Kennzahl zu ermitteln. Unabhängig davon,<br />

welche Kennzahl zur Bewertung herangezogen wird, ist<br />

diese nach den vorgestellten Formeln zu berechnen.<br />

Die Zuordnung der beiden Kennwerte zur spezifischen<br />

Netzeinspeisung Q<br />

VR<br />

q<br />

(Abszisse) wurde deshalb<br />

VR<br />

=<br />

beibehalten, K<br />

1<br />

⋅<br />

L<br />

Nweil es eine Korrelation von spezifischer<br />

Netzeinspeisung bzw. Hausanschlussdichte und spezifischem<br />

CARL <strong>Wasser</strong>verlust gibt. Dieser Zusammenhang ist<br />

ILI<br />

=<br />

in die Berechnungslogik UARL<br />

des ILI eingegangen. Im Vergleich<br />

zur Bewertungstabelle nach IWA wurden die ILI-<br />

Werte deutlich Q<br />

VR<br />

⋅<br />

K<br />

nach 2<br />

CARL<br />

=<br />

unten angepasst, um dem im internationalen<br />

nVergleich AL<br />

⋅<br />

K<br />

3 guten Netzzustand in Deutschland<br />

Rechnung zu tragen. Bei kleinen ILI-Werten wird eine<br />

Daten prüfung ⎛ empfohlen.<br />

L<br />

⎞<br />

N<br />

UARL<br />

= 15 , 8 ⋅ +<br />

0<br />

, 65 + 0 ,<br />

0185<br />

⋅<br />

Um Versorger mit unterschiedlichen Netzeinspeisun-<br />

⎝<br />

⎜<br />

I<br />

nAL<br />

⎠<br />

⎟ ⋅ AL<br />

p<br />

gen miteinander vergleichen und um eine numerische<br />

Bewertung der <strong>Wasser</strong>verluste vornehmen zu N<br />

1<br />

⎛ L<br />

⎞<br />

können,<br />

N<br />

ist es möglich, Äquivalenzwerte von ILI und q VR nach<br />

= 480⋅ + 30 + 0,<br />

792⋅<br />

⎝<br />

⎜<br />

⎠<br />

⎟ ⋅ ⎛ AZNP<br />

⎞<br />

UBL<br />

IAL<br />

n<br />

⎝<br />

⎜<br />

AL<br />

50 ⎠<br />

⎟<br />

folgenden Formeln zu berechnen:<br />

⎡<br />

175<br />

IL = LI + ⋅ qE<br />

(10)<br />

76 10 − 5 ⋅( 40000 ⎤<br />

Iäq<br />

I<br />

− )<br />

⎣<br />

⎢<br />

⎦<br />

⎥<br />

q<br />

VR<br />

äq<br />

⎡<br />

7<br />

⎤<br />

= q<br />

V<br />

R + ⋅ − ⋅( − q E )<br />

⎣<br />

⎢<br />

10 5 40000<br />

38 ⎦<br />

⎥ (11)<br />

Hierbei werden die individuellen ILI- bzw. q ⎡ L<br />

VR -Werte<br />

⎤<br />

gewissermaßen ⎣<br />

⎢<br />

d ⋅<br />

AL<br />

⎦<br />

⎥<br />

auf eine einheitliche Rohrnetzeinspeisung<br />

(hier 40 000 m³/a) normiert. Die numerische<br />

Bewertung nach Tabelle 2 (W 392, Gelbdruck) ist nun<br />

durchführbar.<br />

November 2013<br />

1238 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

FACHBERICHTE<br />

6. Erkennung von <strong>Wasser</strong>verlusten<br />

Die Anwendung von Kennzahlen und die Erstellung<br />

einer <strong>Wasser</strong>bilanz sollte mindestens einmal jährlich<br />

erfolgen, um einerseits Verluste bewerten und andererseits<br />

die Strategie und Maßnahmen zur Verlustbekämpfung<br />

festlegen zu können. Insofern kann eine <strong>Wasser</strong>bilanz<br />

mit einer mehr oder minder großen zeitlichen<br />

Verzögerung einer stattgefundenen Entwicklung nur<br />

einen Zustand bewerten, ohne dass auf eine sich real<br />

ergebende Verlustentwicklung zeitnah reagiert werden<br />

könnte. Der entscheidende Parameter in der Verlustreduzierung<br />

ist die Verkürzung der Laufzeit einer<br />

Leckage, die beschrieben wird als die Zeitspanne<br />

zwischen Auftreten und Reparatur einer Leckage.<br />

7. Einrichtung von Messzonen<br />

Die International Water Association (IWA) schlägt im<br />

Sinne einer besseren Verlustüberwachung vor, das Verteilungsnetz<br />

in sogenannte Messzonen (district metered<br />

areas – DMA) zu unterteilen.<br />

Dabei werden Netzbereiche die bisher versorgungstechnisch<br />

verbunden waren, durch Schließen von<br />

Absperrorganen hydraulisch getrennt. Nur über definierte<br />

Rohrleitungen, die mit Durchflussmessgeräten<br />

versehen sind, erfolgt ein <strong>Wasser</strong>austausch zwischen<br />

den einzelnen Messzonen.<br />

Der Vorteil einer hydraulisch abgetrennten Messzone<br />

liegt in der einfachen Erfassung und Zuordnung<br />

von Durchflüssen über entsprechende Messeinrich -<br />

t ungen. Bei einem dauerhaften Anstieg der Minimaldurchflüsse<br />

(Nachtminimumwerte) kann leicht auf eine<br />

neue oder größer gewordene Leckage geschlossen und<br />

der Leckvolumenstrom quantifiziert werden.<br />

Die Messzonen sollten nach IWA nicht zu groß sein<br />

und zwischen 500 bis 3000 Hausanschlüsse aufweisen.<br />

Wenn eine Messzone (DMA) zu groß ist, können Durchflussveränderungen,<br />

die auf einer Leckage basieren,<br />

nicht mehr zuverlässig erkannt werden. Mit ansteigenden<br />

Einspeisevolumenströmen nimmt die Wahrscheinlichkeit<br />

der Erkennung von Leckagen ab (Bild 5).<br />

Die Planung einer Messzone orientiert sich an folgenden<br />

Kriterien:<br />

""<br />

Ist-Zustand in Bezug auf Verlust- und Schadensraten,<br />

Bestands- und Altersstruktur.<br />

""<br />

Netztopologie (Vermaschung, Fließ-/Verbrauchsverhältnisse,<br />

Druckniveau, Netzlänge etc.) und<br />

Versorgungsstruktur (Anschlusszahl/-dichte).<br />

""<br />

Bilanzierbarkeit der Einspeisungen.<br />

""<br />

Verfügbarkeit und Einsetzbarkeit stationärer oder<br />

mobiler Durchflussmesseinrichtungen.<br />

""<br />

Geringe Schwankungsbreite der Minimalzuflüsse<br />

durch Festlegung der Netzlänge (in der Regel bis zu<br />

20 km). Größere Messzonen können in Abhängigkeit<br />

von den vorhergenannten Punkten geplant werden.<br />

Bild 5. Ganglinien unterschiedlich großer Zonen (Messzonen).<br />

Ein wesentlicher Nachteil von Messzonen (DMA) ist in<br />

der hydraulischen Beeinflussung der Leistungsfähigkeit<br />

des Netzes infolge von Schieberschließungen zu sehen,<br />

die sich insbesondere bei kritischen Versorgungssituationen,<br />

wie bei einem Brandfall oder der Nichtverfügbarkeit<br />

einer Hauptleitung, ergeben können. Nachteilig<br />

ist auch die Entstehung von Endsträngen oder Leitungsabschnitten<br />

mit ungenügender Durchströmung zu<br />

sehen, die zu Hygieneproblemen führen können.<br />

Ferner ist festzustellen, dass die Einrichtung statischer<br />

Messzonen wegen der erforderlichen Installation<br />

von Armaturen und Umbauarbeiten, zur Vermeidung<br />

von Ringschlüssen und Endsträngen, in der Regel<br />

kostenintensiv ist.<br />

Wegen der genannten technischen und wirtschaftlichen<br />

Nachteile, verzichten insbesondere mittelgroße<br />

und große <strong>Wasser</strong>versorger auf eine statische hydraulische<br />

Unterteilung der in der Regel stark vermaschten<br />

Verteilungsnetze in Messzonen (DMA).<br />

Damit diese Unternehmen nicht auf die Vorteile<br />

eines <strong>Wasser</strong>verlustmonitoring verzichten müssen,<br />

wurde ein Lösungsansatz auf Basis virtueller Messzonen<br />

entwickelt. Dessen Grundlagen basieren auf einem<br />

sogenannten Messkonzept, bei dem eine ausreichende<br />

Zahl von Durchflussmessstellen im Verteilungsnetz so<br />

angeordnet wird, dass sich Verlustentwicklungen sicher<br />

erkennen lassen.<br />

Hierbei werden in der Konzeptionsphase zunächst<br />

die vorhandenen Siedlungsstrukturen (Hauptstraßen,<br />

Bahnlinien, Bachkreuzungen) dahingehend untersucht,<br />

ob Messgeräte so platziert werden können, dass eine<br />

differenzierte Bilanzierung einzelner Zonenbereiche<br />

ohne Schieberschließungen möglich ist. In einem zweiten<br />

Schritt wird das <strong>Wasser</strong>verlustmonitoring in Netzbereichen<br />

mit hoher Vermaschung in Form von so -<br />

genannten virtuellen Messzonen geplant. In diesen<br />

werden nur die hydraulisch relevanten Leitungen überwacht;<br />

dagegen bleiben kleinere und betrieblich<br />

we niger bedeutende Leitungen unbeachtet und ohne<br />

Überwachung. Hierbei bietet die Verwendung von<br />

Sensoren auf Basis der Ultraschall-Durchflussmessung<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1239


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

eine kostengünstige Möglichkeit vorhandene Netze<br />

nachzurüsten (z. B. System LeakControl). Die Festlegung<br />

der Messstellen für eine virtuelle Messzone kann softwaregestützt<br />

über die Simulation der relevanten<br />

Betriebszustände erfolgen.<br />

Die Überwachung von Netzen über Messzonen ist<br />

als sogenannte Vorortung zu verstehen, um Leckagen<br />

zeitnah und ohne nennenswerten Personal- und<br />

Zeiteinsatz einem mehr oder minder geografisch<br />

großen Netzgebiet zuordnen zu können. Die Feindortung<br />

selbst erfolgt mittels der bewährten akustischen<br />

Verfahren wie Geräuschüberwachung und Korrelation.<br />

Einige Unternehmen setzen auch auf eine flächendeckende<br />

Überwachung mit Geräuschloggern und verzichten<br />

auf die Einrichtung von Messzonen. Allerdings<br />

ist die Auffindbarkeit von Leckagen in Kunststoffleitungen<br />

mit akustischen Verfahren stark eingeschränkt.<br />

9. Resümee<br />

Die Grundlage für die Bewertung von <strong>Wasser</strong>verlusten<br />

stellt die <strong>Wasser</strong>bilanz dar. Die Vorgehensweise zur<br />

Erkennung und Bewertung von <strong>Wasser</strong>verlusten ist im<br />

DVGW-Arbeitsblatt W 392 (Entwurfsfassung) detailliert<br />

beschrieben. In diesem ist ein neues Bewertungsschema<br />

sowohl für den spezifischen <strong>Wasser</strong>verlust als<br />

auch den Infrastructure Leakage Index beschrieben.<br />

Damit ist es den <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen möglich,<br />

sich auch international zu vergleichen.<br />

Das vorgestellte Verlustmonitoring liefert einen zeitgemäßen<br />

Ansatz zur nachhaltigen und kostengünstigen<br />

Überwachung von Verteilnetzen.<br />

Literatur<br />

[1] DVGW W 392: 2003-05: Rohrnetzinspektion und <strong>Wasser</strong>verluste<br />

– Maßnahmen, Verfahren und Bewertungen. DVGW,<br />

Bonn.<br />

[2] DVGW W 392 (A): <strong>Wasser</strong>verlust in Rohrnetzen – Ermittlung,<br />

Überwachung, Bewertung, Kennzahlen, <strong>Wasser</strong>bilanz.<br />

[3] DVGW W 400-3-B1 (A): Technische Regeln <strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen<br />

(TRWV); Teil 3: Betrieb und Instandhaltung –<br />

Beiblatt 1: Inspektion und Wartung von Ortsnetzen.<br />

[4] Gangl, G., Kober, E. und Fischer, J.: Virtual DMA, Bluefacts<br />

2012. Publikation zur IFAT ENTSORGA 2012. wvgw, Bonn,<br />

2012.<br />

[5] Morrison, J., Tooms, S. and Rogers, D.: District Metered Areas<br />

Guidance Notes. Draft 2/2007 – Version 1, www.iwaom.org/<br />

wltf.<br />

[6] DVGW Dr. Tenhardt, L.: Gas- und <strong>Wasser</strong>fachliche Aussprachetagung:<br />

Realistische Bilanzierbarkeit von <strong>Wasser</strong>verlusten<br />

und die Anwendbarkeit von <strong>Wasser</strong>verlustkennzahlen.<br />

energie I wasser-praxis Tagungsband 2012.<br />

[7] Kober, E.: Integrated Asset Management as basis for sustainable<br />

Water Loss Reduction, IWA Conference Water Loss 2012,<br />

Manila.<br />

[8] Kober, E.: 46. Essener Tagung für <strong>Wasser</strong>- und Abfallwirtschaft,<br />

Ermittlung und Bilanzierung von <strong>Wasser</strong>verlusten –<br />

Anwendung von Kennzahlen, RWTH Aachen, 2013.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. Erwin Kober<br />

E-Mail: e.kober@rbs-wave.de |<br />

RBS wave GmbH |<br />

Kriegsbergstraße 32 |<br />

D-70174 Stuttgart<br />

Eingereicht: 24.07.2013<br />

Korrektur: 08.10.2013<br />

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FACHBERICHTE Regenwasserbehandlung<br />

Feine Feststoffe (PM63) in Dachabflüssen<br />

Regenwasserbehandlung, Feststoffe, AFS, PM63, Dachabfluss, Pollenbelastung<br />

Martina Dierschke und Antje Welker<br />

Über die Einführung des Parameters PM63 (feine<br />

Feststoffe von 0,45 µm bis ≤ 63 µm) als Bewertungsgröße<br />

für die Belastung von Niederschlagsabflüssen<br />

wird derzeit in Deutschland in Fachkreisen diskutiert.<br />

Allerdings existieren wenige Studien, in denen<br />

das PM63-Aufkommen erfasst wurde. Ziel der vorliegenden<br />

Arbeit ist es, den PM63-Gehalt in Dachabflüssen<br />

anhand von AFS ges -Messreihen und theoretischen<br />

Überlegungen über die Kornverteilung zu<br />

quantifizieren. Untermauert wurden die Erkenntnisse<br />

mihilfe einer Messkampagne an einem Dach in<br />

Darmstadt-Eberstadt. Aufgrund hoher Schwankungen<br />

der Feststoffbelastung in einzelnen Regenereignissen<br />

und extremer Belastungen durch z. B. Polleneinfluss<br />

im Frühling sind aus Messprogrammen<br />

gewonnene Mediane meistens wesentlich geringer als<br />

Mittelwerte und wurden für vergleichende Betrachtungen<br />

als weniger geeignet beurteilt. Die AFSges-<br />

Konzentration in wenig belasteten Dachabflüssen<br />

konnte mit etwa 20 mg/L bis maximal 40 mg/L im<br />

Jahresmittel identifiziert werden. Verkehrsaktivitäten<br />

scheinen das Feststoffaufkommen auf Dächern wenig<br />

zu beeinflussen. Industriebeeinflusste Dachabflüsse<br />

können höhere mittlere AFSges-Konzentrationen aufweisen,<br />

in dieser Studie bis etwa 60 mg/L. Mit dem<br />

theoretisch hergeleiteten PM63-Anteil von 50 % bis<br />

80 % ergibt sich ein mittlerer jährlicher PM63-Gehalt<br />

in wenig belasteten Dachabflüssen zwischen 10 mg/L<br />

und 16 mg/L, in belasteten Gebieten bis maximal<br />

etwa 50 mg/L.<br />

Untersuchungen, um den PM63-Gehalt in Abflüssen<br />

von weiteren Flächen, wie etwa nichtbehandlungsbedürftige<br />

Verkehrsflächen, zu ermitteln, stehen derzeit<br />

noch aus, um letztendlich eine zutreffende Bewertungsgrundlage<br />

für eine Gesamtkonzentration an<br />

PM63 in nichtbehandlungsbedürftigen Herkunftsflächen<br />

zu erhalten.<br />

Fine Particulate Matter (PM63) in Roof Runoffs<br />

Recently in Germany the discussion occurs on implementation<br />

of the parameter PM63 (fine particulate<br />

matter between 0.45 µm and ≤ 63 µm) as an estimation<br />

parameter for polluted runoffs. However studies<br />

on the occurrence of PM63 exist very rarely. Therefore<br />

the main goal of this paper is a first quantification<br />

on the PM63-content in roof runoffs with literature<br />

data about total suspended solids (TSS), theoretical<br />

considerations related to the particle size<br />

distribution and a measurement program at a roof in<br />

Darmstadt-Eberstadt (Germany). Due to heterogeneous<br />

TSS-concentrations in single rain events and<br />

specific loads out of pollen, median values are not<br />

appropriate for estimation in comparison to mean<br />

values. TSS-concentrations in minor polluted roof<br />

runoffs vary between 20 mg/L up to 40 mg/L. Activities<br />

from traffic have no significant influence. Industry<br />

influenced roof runoff pollution and increases<br />

TSS-concentration in roof runoffs up to 60 mg/L in<br />

this investigation. Related to a theoretical calculated<br />

percentage of PM63 (50 % to 80 %), the average<br />

annual PM63-concentration in minor polluted roof<br />

runoffs vary between 10 mg/L und 16 mg/L, in highly<br />

polluted catchments they raise up to 50 mg/L.<br />

Measurement campaigns for calculation of PM63-<br />

concentrations in further runoffs, e.g. minor polluted<br />

street runoff, are still missing. This is a precondition<br />

for stating threshold values for PM63-concentrations<br />

in runoffs, where treatment measures are mandatory.<br />

1. Einleitung<br />

Einige fachtechnische Vorgaben für die Niederschlagswasserbehandlung<br />

der fachtechnischen Vereinigungen<br />

– beispielsweise der DWA und des BWK – werden derzeit<br />

überarbeitet. So wird im neuen DWA-A 102 „An -<br />

forderungen an Niederschlagsbedingte Siedlungsabflüsse“<br />

erstmalig der Parameter AFS (Abfiltrierbare<br />

Stoffe) als maßgebliche Bewertungsgröße definiert.<br />

Erste Überlegungen haben das Ziel, eine Vorgabe für die<br />

AFS-Feinfraktion (Korndurchmesser ≤ 63 µm) festzulegen<br />

[1]. Die Festsetzung des Parameters AFS fein ist darin<br />

begründet, dass sich viele Schadstoffe insbesondere an<br />

den feinen Fraktionen anlagern und er somit als Stellvertreter<br />

für partikulär gebundene Schwermetalle oder<br />

PAK dient. Zudem ist er vergleichsweise einfach zu analysieren.<br />

Die Höhe der Vorgabe orientiert sich an AFS-<br />

November 2013<br />

1242 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbehandlung<br />

FACHBERICHTE<br />

Gehalten von Dachabflüssen, da diese Abflüsse i. d. R. als<br />

nicht behandlungsbedürftig gelten [2].<br />

Weiterhin ist in Deutschland eine bundesweite emissionsbezogene<br />

Regelung zur Einleitung von Niederschlagsabflüssen<br />

in Gewässer in der Diskussion. Auf Initiative<br />

des Bundesumweltministeriums bzw. des<br />

Umweltbundesamtes erarbeitet die Bund-Länder-<br />

Arbeitsgruppe „Regenwasser“ einen Entwurf für einen<br />

Anhang „Niederschlagswasser“ zur <strong>Abwasser</strong>verordnung,<br />

in dem Anforderungen an die Einleitung von Niederschlagswasser<br />

von bebauten und befestigten Flächen<br />

formuliert werden. Für das Einleiten in Oberflächengewässer<br />

ist bisher geplant, die Stoffgruppen<br />

Abfiltrierbare Stoffe (AFS) und Mineralölkohlenwasserstoffe<br />

(MKW) zu betrachten [3].<br />

Um einen allgemeingültigen Emissionswert festzulegen,<br />

ist es wichtig, nicht behandlungsdürftige Flächen<br />

zu definieren. Einige Flächen (z. B. Verkehrsflächen mit<br />

einer DTV von < 2000 bzw. 300 DTV in NRW oder Dachflächen<br />

außerhalb industriell genutzter Flächen und<br />

ohne größere Metallanteile) gelten gegenwärtig als<br />

nicht behandlungsbedürftig. Der PM63-Gehalt dieser<br />

Flächen könnte somit als Maß für eine tolerierbare Emission<br />

und Bewertungsgrundlage für eine erforderliche<br />

Reduktion anderer, verschmutzter Flächen gelten,<br />

wobei die Erkenntnisse über die Verteilung der Kornfraktionen<br />

von diesen Niederschlagsabflüssen noch<br />

gering sind. Gegenwärtig wird davon ausgegangen,<br />

dass Abfiltrierbare Feststoffe (AFS) in Dachabflüssen<br />

vorwiegend aus „feinen Partikeln“ bestehen, d.h. mit<br />

einem Korndurchmesser von ≤ 63 µm. Auch diese<br />

Annahme ist bislang nicht ausreichend durch Messwerte<br />

belegt.<br />

Im weiteren Verlauf dieses Artikels wird als Ersatz für<br />

die Bezeichnung „AFS fein “ der Begriff „PM63“ (particulate<br />

matter mit einer Korngröße von > 0,45 µm und ≤ 63 µm)<br />

eingeführt.<br />

Im folgenden Beitrag wird versucht, den PM63-<br />

Gehalt von Dachabflüssen als Teilabfluss nicht behandlungsbedürftiger<br />

Flächen zunächst in theoretischer<br />

Form zu quantifizieren. Er setzt sich aus mehreren Anteilen<br />

zusammen, die abhängig von den Randbedingungen<br />

(z. B. Standort, Aktivitäten in der Umgebung, Dachmaterial)<br />

stark variieren. Anhand von Auswertungen der<br />

Kornverteilung der Einzelkomponenten wird dargelegt,<br />

welcher Anteil an PM63 im Dachabfluss zu erwarten<br />

ist. Untermauert werden die Erkenntnisse mithilfe der<br />

Ergebnisse einer zweimonatigen Messkampagne an<br />

einem Dach während der Vegetationszeit in Darmstadt-<br />

Eberstadt [4].<br />

2. AFS ges in Dachabflüssen<br />

Da kaum Untersuchungen <strong>zum</strong> PM63-Gehalt in Dachabflüssen<br />

existieren, werden zunächst einige Messprogramme<br />

über Gesamtfeststoffgehalte (AFS ges ) in<br />

Dachabflüssen dargestellt.<br />

AFS ges [mg/L]<br />

AFS ges<br />

[mg/L]<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0<br />

Mittel<br />

Median<br />

Hamburg<br />

n = 8<br />

Bild 1. AFS ges -Mittelwerte und Mediane in Dachabflüssen (n=<br />

Anzahl der Ereignisse).<br />

Pollen<br />

Pollen<br />

Pollen<br />

Wohnbebauung<br />

Pollen<br />

Bild 2. AFS ges in Abflüssen von verschiedenen Dächern in<br />

Hamburg; Mittelwerte Untersuchungszeitraum: ein Jahr;<br />

acht Ereignisse; ein Extremereignis am 06.04.1987; Pollenbeeinflussung),<br />

Auswertung nach [5].<br />

Feststoffe in Dachabflüssen stammen aus einer<br />

Grundbelastung, die sich aus Staubniederschlag, Abrieb<br />

oder Korrosionsprodukten zusammensetzt und in<br />

unterschiedlichem Ausmaß an jedem Standort vorkommt.<br />

Als besondere standortspezifische Belastung<br />

können ergänzend Pollen sowie Blüten und Laub und<br />

deren Abbauprodukte hinzukommen. Diese Feststoffe<br />

treten zeitlich in engen Zeiträumen auf. Lokal können<br />

feine Feststoffe durch industrielle Aktivitäten und in<br />

besonderen Fällen durch Bautätigkeiten in den Staubniederschlag<br />

und somit in Dachabflüsse gelangen.<br />

In Bild 1 sind zunächst exemplarisch die Mittelwerte<br />

und Mediane einiger Messergebnisse aus Untersuchungen<br />

aus Hamburg [5], Graz [6] und Darmstadt [4] an insgesamt<br />

neun Dächern dargestellt. Daraus geht hervor,<br />

dass aufgrund der Inhomogenität der Feststoffbelas-<br />

Graz<br />

n = 9<br />

Pollen<br />

Darmstadt<br />

n = 24<br />

Pollen<br />

verkehrsbeeinflusst<br />

industriebeeinflusst<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1243


FACHBERICHTE Regenwasserbehandlung<br />

AFS ges<br />

[mg/L]<br />

Perzentil [%]<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Hamburg<br />

15 Dächer<br />

n = 8<br />

1 Jahr<br />

Bayreuth<br />

6 Dächer<br />

n = 30<br />

mehrere<br />

Jahre<br />

tung in den einzelnen Regenereignissen der Mittelwert<br />

i.d.R. höher als der Median ist, dies gilt insbesondere<br />

dann, wenn pollenbelastete Ereignisse im Untersuchungszeitraum<br />

vorhanden sind.<br />

In Bild 2 sind die AFS ges -Messergebnisse einer gut<br />

dokumentierten Messkampagne an 15 Dächern in Hamburg<br />

(n = 8) geordnet nach dem Standort der Dächer<br />

dargestellt.<br />

Es ist zu erkennen, dass die wenig belasteten Dächer<br />

eine mittlere AFS ges -Belastung von etwa 20 mg/L aufweisen.<br />

Bei sechs Dächern war ein einziges Ereignis Ende<br />

April dafür verantwortlich, dass der Mittelwert extrem<br />

anstieg. Die Durchsicht der Daten ergab, dass gleichzeitig<br />

die organische Belastung (Glühverlust, BSB 5 ) sowie<br />

Gesamt-Stickstoff und -Phosphor erhöht waren. Daher<br />

wird vermutet, dass es sich um eine Belastung durch<br />

Pollen handelte.<br />

Garching<br />

Zinkdach<br />

n = 15<br />

3 Monate<br />

Sommer<br />

München<br />

Kupferdach<br />

6 Wochen<br />

Frühjahr<br />

Eberstadt<br />

1 Dach<br />

n = 24<br />

2 Monate<br />

Pollenbeeinflusst<br />

Graz<br />

1 Dach<br />

n = 9<br />

3 Monate<br />

Sommer<br />

Zürich<br />

2 Dächer<br />

n = 9<br />

Sommer<br />

Median<br />

Paris<br />

11 Dächer<br />

n = 31<br />

10 Monate<br />

Median<br />

Median<br />

Nantes<br />

4 Dächer<br />

5 Monate<br />

Median<br />

USA<br />

9 Dächer<br />

n = 1 bis 3<br />

Sommer<br />

Bild 3. AFS ges Mittelwerte in Abflüssen von verschiedenen<br />

Dächern. Hamburg [5]; Bayreuth [7], [8], [9]; Garching [10];<br />

München [11]; Eberstadt: [4]; Graz [6]; Zürich [12]; Paris [13];<br />

Nantes [14]; USA [15]; Australien [16]<br />

63 µm<br />

Australien<br />

2 Dächer<br />

n = 8<br />

5 Monate<br />

Römerbergtunnel<br />

Hauptplatz<br />

Hessenplatz<br />

Bulgariplatz<br />

Bahnhof<br />

Ziegeleistraße<br />

Posseltbrücke<br />

Steyregg<br />

Mittelwert<br />

0<br />

1 10 100 1000<br />

Korngröße [µm]<br />

Bild 4. Korngrößenverteilung im Staubniederschlag der Stadt Linz,<br />

Messungen 1973 und 1974, aus [17].<br />

Die Verkehrsbelastung (DTV) scheint den AFS-Gehalt<br />

im Dachabfluss nicht wesentlich zu beeinflussen, bei<br />

Dächern in der Nähe von verkehrsreichen Straßen lagen<br />

die meisten Mittelwerte bei etwas über 20 bis etwa<br />

40 mg/L.<br />

Bei den Dächern, deren AFS ges -Mittelwerte ohne<br />

durch Extremereignis beeinflusste Abflüsse über 40 bis<br />

etwa 70 mg/L betrugen, konnten Belastungsquellen<br />

wie eine Affinerie oder ein Kraftwerk in der Nähe identifiziert<br />

werden.<br />

Kreiling [4] fand im pollenbelasteten Dachabfluss im<br />

ländlichen Darmstadt-Eberstadt während einer 2-monatigen<br />

Messkampagne (n = 24) 52 mg/L AFS ges im abflussgewichteten<br />

Mittel. Die Schwankungen der Einzelproben<br />

waren abhängig von der vorangegangenen<br />

Trockenperiode und Windverhältnissen enorm, die<br />

Spannweite des AFS ges reichte von 5 bis 282 mg/L, der<br />

Median lag bei 29 mg/L, der 90%-Wert bei 120 mg/L.<br />

In Bild 3 sind die AFS ges -Mittelwerte der beschriebenen<br />

und weiterer Messkampagnen in verschiedenen<br />

Städten dargestellt.<br />

Die meisten Dachabflüsse weisen mittlere AFS ges -<br />

Gehalte im Bereich zwischen 20 und 40 mg/L auf.<br />

Besonders hohe oder niedrige Werte lassen sich folgendermaßen<br />

begründen:<br />

""<br />

In Hamburg beeinflusst ein Ereignis mit vermutlich<br />

Pollenbelastung und vorangehender längerer Trockenperiode<br />

das Ergebnis. Einige Dächer liegen in<br />

durch Industrie belasteter Umgebung.<br />

""<br />

Das Dach in München liegt mit 26 m relativ hoch und<br />

wird somit wenig mit Staub belastet. Es besteht aus<br />

glattem Material (Kupfer), daher ist kein Dachabrieb<br />

vorhanden.<br />

""<br />

Der Dachabfluss in Darmstadt-Eberstadt war pollenbelastet.<br />

Die Proben wiesen eine Gelbfärbung auf<br />

und die organische Belastung war hoch, siehe auch<br />

Bild 8. Nicht mit Pollen belastete Proben enthielten<br />

nur 6 bis 21 mg/L AFS ges .<br />

""<br />

In Paris sowie in Nantes wurden nur Mediane angegeben,<br />

der Mittelwert dürfte erfahrungsgemäß höher<br />

liegen, wie weiter oben bereits beschrieben wurde.<br />

""<br />

Die Dächer in Paris liegen vermutlich ähnlich hoch<br />

wie in München. Im Stadtteil Marais sind 5 bis 6<br />

Stockwerke üblich, sodass Staub- und Pollenbelastung<br />

niedrig sind.<br />

""<br />

In Nantes wurde von August bis Dezember gemessen,<br />

sodass der Dachabfluss nicht durch Pollen belastet<br />

war.<br />

""<br />

Die hohen Mittelwerte der fünfmonatigen Messkampagne<br />

in Australien wurden von der industriellen<br />

Nutzung und dem verstärktem Abrieb aus Betondachziegeln<br />

verursacht.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass wenig<br />

belastete Dächer einen AFS ges -Dachabfluss von etwa<br />

20 mg/L aufweisen. Pollen, Staubdepositionen aus<br />

November 2013<br />

1244 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbehandlung<br />

FACHBERICHTE<br />

Bild 5. Material in Dachrinnen; Fotos: links: [B1] rechts: [B2].<br />

[B1] FS-Dienstleistungen (2013): Dachrinnenreinigung. Frank Schungen. Kapellenerstraße 38,<br />

47239 Duisburg. Aus: http://fs-dienstleistungen.de.tl/Dachrinnenreinigung-.htm<br />

[B2] Dachrinnenreinigung Seyffarth (2013): Beispielbilder. Steffen Seyffarth, Geibelstraße 222,<br />

09127 Chemnitz. Aus: http://www.dachrinnenreinigung-seyffarth.de/Refernz.html<br />

Bild 6. Elektronenmikroskopische Aufnahmen von Kupferdachabflüssen in Auckland, Neuseeland.<br />

C: Kupferreiches organisches Partikel. D: Kupferkarbonathaltiges Korrosionsprodukt. Aus: [21].<br />

Industrie und Verbrennungsprozessen (Kraftwerke)<br />

sowie Dachabrieb können den AFS ges -Gehalt auf das<br />

Doppelte oder sogar darüber hinaus erhöhen.<br />

3. Einzelkomponenten der Feststoffe und<br />

deren Kornverteilung im Dachabfluss<br />

3.1 Staubniederschlag<br />

Im Staubniederschlag (trockene und nasse Deposition)<br />

werden vor allem Staubpartikel mit einer Größe von 10<br />

bis 100 µm Korndurchmesser, maximal bis 200 µm,<br />

erfasst. Partikel < 1 µm sedimentieren nicht, sie verbleiben<br />

als Suspension in der Luft [17]. Gröbere Partikel<br />

mit einem Korndurchmesser von > 50 µm sinken verhältnismäßig<br />

schnell zu Boden, sodass sie in der Luft nur<br />

wenige hundert Meter weit transportiert werden [18].<br />

Das heißt, dass gröbere Partikel überwiegend am Ort<br />

des Entstehens zu finden sind, während feine Partikel<br />

durch Wind oder auch verkehrsbedingte Turbulenzen<br />

als Feinstaub weit verteilt werden. Je höher ein Dach<br />

gelegen ist, desto eher ist dort somit eine feinere Kornverteilung<br />

zu erwarten.<br />

Die Korngrößenverteilung bezogen auf die Masse<br />

des Staubniederschlags an acht Messstellen in der Stadt<br />

Linz sowie der arithmetische Mittelwert daraus sind in<br />

Bild 4 dargestellt, Werte aus [17]. Neuere Untersuchungen<br />

dieser Art sind leider nicht bekannt.<br />

Nach dieser Darstellung ist der Korngrößenbereich<br />

kleiner 63 µm mit etwa 75 bis 95 %, im Mittel mit 88 %<br />

im Staubniederschlag enthalten.<br />

Der Staubniederschlag ist jedoch insbesondere in<br />

den 70er und 80er Jahren aufgrund von Minderungsmaßnahmen<br />

gerade in Industrie- und Verbrennungsprozessen<br />

nicht nur absolut stark gesunken [19], sondern<br />

hat sich vermutlich auch von der Zusammensetzung<br />

her geändert. Staub- und Rußfilter halten Partikel<br />

oberhalb einer bestimmten Korngröße zurück, daher<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1245


FACHBERICHTE Regenwasserbehandlung<br />

Bild 7. Überlegungen<br />

zur<br />

theoretischen<br />

Ableitung<br />

der Korngrößenverteilung<br />

in<br />

Dachabflüssen<br />

(qualitativ).<br />

müsste der Staub aus Verbrennungsprozessen, die mittlerweile<br />

mit Filtern ausgestattet sind, insgesamt feiner<br />

geworden sein. Andererseits sind Aktivitäten wie Feldabbrennen<br />

oder das Verbrennen von Gartenabfällen<br />

seit der Zeit gänzlich verboten und der Hausbrand mit<br />

Holz und Kohle ist zurückgegangen, sodass dieser Feinanteil<br />

gänzlich im heutigen Staubniederschlag fehlt.<br />

Vermutet wird, dass sich die Zusammensetzung insgesamt<br />

in Richtung „grob“ verschoben hat.<br />

3.2 Pollen und Blüten<br />

In der Vegetationsphase können Pollen oder Blüten den<br />

Staubniederschlag ganz erheblich mit Feststoffen organischer<br />

Natur belasten. Die meisten Pollenkörner sind<br />

zwischen 10 und 100 Mikrometer groß [20]. Dies bedeutet,<br />

dass die gröberen Pollenkörner eher am Ort des<br />

Entstehens zu finden sind (als Staubniederschlag) und<br />

die feineren auch im Feinstaub und über weitere Strecken<br />

transportiert werden können.<br />

Staubniederschlag/Pollen<br />

Blüten/Laub<br />

Vogelexkremente<br />

Korrosion<br />

Dachabrieb<br />

„grob“<br />

> 63 µm bis über 2000 µm<br />

„fein“<br />

≤ 63 µm<br />

„gelöst“<br />

≤ 0,45 µm<br />

3.3 Dachabrieb und Korrosion<br />

Zusätzlich <strong>zum</strong> Staubniederschlag gelangen Feststoffe<br />

aus den Dachmaterialien in den Dachabfluss. Dabei ist<br />

der Dachabrieb umso gröber, je rauer das Material ist.<br />

Die Korngrößenverteilung ist unbekannt. In Bild 5 sind<br />

Feststoffe in Dachrinnen bei Dachreinigungen dargestellt,<br />

die augenscheinlich relativ grob sind.<br />

Auch wenn die Korrosion bei Metalldächern einen<br />

Spezialfall bezüglich der Dachabflüsse darstellt, können<br />

Ergebnisse aus diesen Untersuchungen Hinweise<br />

geben.<br />

Korrosionsprodukte aus Metalldächern sind bei pH-<br />

Werten von etwa 5 vermehrt gelöst vorhanden und tragen<br />

dann kaum zu einer Erhöhung der Feststoffbelastung<br />

bei. In Bild 6 sind jedoch Korrosionsprodukte in<br />

einem Kupferdachabfluss aus Neuseeland dargestellt,<br />

die größer als 120 µm (C) bzw. etwa 300 µm (D) waren<br />

[21]. Der pH-Wert der Proben lag teilweise über 7, dies<br />

zeigt schon, dass Korrosionsprodukte nicht immer gelöst<br />

vorliegen müssen und die Kornverteilung in Dachabflüssen<br />

nicht zwangsläufig unterhalb 63 µm liegt.<br />

3.4 Kornverteilung in Dachabflüssen<br />

3.4.1 Theoretische Überlegungen<br />

Die Kornverteilung in Dachabflüssen wurde in Messprogrammen<br />

bisher wenig untersucht. Zusammenfassend<br />

aus den oben beschriebenen Ausführungen setzen sich<br />

Feststoffe in Dachabflüssen aus den folgenden Komponenten<br />

zusammen:<br />

""<br />

Staubniederschlag inklusive Pollen und Staub aus<br />

Bautätigkeiten (bis zu 200 µm)<br />

""<br />

Blüten/Laub (gelöst bis geschätzt > 2000 µm)<br />

""<br />

Vogelexkremente (gelöst bis geschätzt > 2000 µm)<br />

""<br />

Korrosionsprodukte (gelöst bis geschätzt > 63 µm)<br />

""<br />

Dachabrieb (geschätzt 0,45 µm bis > 2000 µm)<br />

Nach diesen Annahmen würde sich eine qualitative<br />

Zusammensetzung der Korngrößen der Einzelkomponenten<br />

im Dachabfluss nach Bild 7 ergeben. Allerdings<br />

ist hervorzuheben, dass nur wenige Messwerte zur<br />

Unterstützung dieser Einteilung vorliegen.<br />

Bild 8. Pollenbelastete<br />

(links)<br />

und unbelastete<br />

(rechts)<br />

Feststoffproben<br />

auf dem AFS-<br />

Filter [4].<br />

November 2013<br />

1246 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbehandlung<br />

FACHBERICHTE<br />

3.4.2 Messprogramm in Darmstadt<br />

In einer Untersuchung an der FH Frankfurt [4] wurden<br />

erstmalig die AFS- und PM63-Gehalte im Dachabfluss<br />

untersucht. Es handelt sich hierbei um ein ländliches<br />

Einzugsgebiet in Darmstadt-Eberstadt. Weiterhin<br />

besonders ist, dass die zweimonatige Messkampagne<br />

ausschließlich in der Pollenzeit von April bis Mai (n = 24)<br />

durchgeführt wurde. Die Pollenbelastung konnte<br />

optisch gut bei der AFS-Bestimmung detektiert werden.<br />

In Bild 8 sind auf der linken Seite pollenbelastete Proben<br />

(Gelbfärbung) und auf der rechten Seite nicht pollenbelastete<br />

Proben zu erkennen.<br />

Die Konzentrationen der Feststofffraktionen einer<br />

Auswahl an pollenbeeinflussten Einzelereignissen sind<br />

in Bild 9 dargestellt.<br />

Die Schwankungen der Feststoffgehalte und des<br />

PM63-Anteils in den Einzelereignissen sind demnach<br />

enorm. Im abflussgewichteten Mittel bestehen die Feststoffe<br />

zu 44 % aus PM63-Anteilen. Die nichtpollenbelasteten<br />

Proben (n = 3) wiesen einen geringeren Feinanteil<br />

von 5 bis 30 % auf.<br />

Um abhängig von den verschiedenen möglichen<br />

Randbedingungen allgemeingültige Aussagen zu erhalten,<br />

sind jedoch weitere Untersuchungen zur Quantifizierung<br />

des PM63-Gehalt im Dachabfluss notwendig.<br />

3.4.3 PM63-Gehalt in Dachabflüssen<br />

Da Staubniederschläge oft der Haupteintragspfad von<br />

AFS in Dachabflüsse sind und deren Anteil an PM63 bei<br />

etwa 80 % liegt, wird der PM63-Anteil im Dachabfluss im<br />

Bereich von 50 % bis 80 % vermutet.<br />

Dächer, die nicht in Einflussgebieten von Industrie<br />

und Gewerbe und nicht aktuell durch z. B. Pollen belastet<br />

sind, weisen einen AFS ges -Gehalt von unter 20 mg/L<br />

auf. Mit einem geschätzten PM63-Anteil von 80 % (entsprechend<br />

der Staubbelastung) ergeben sich somit<br />

16 mg/L PM63. Einzelergebnisse können allerdings<br />

davon stark abweichen, da sie beeinflusst vom Geschehen<br />

im Einzugsgebiet und den jahreszeitlichen Bedingungen<br />

sind. Ausgehend von den oben ermittelten<br />

AFS ges -Konzentrationen von etwa 20 bis 60 mg/L und<br />

dem vermuteten PM63-Anteil von 50 bis 80 % ergibt<br />

sich ein mittlerer jährlicher PM63-Gehalt in Dachabflüssen<br />

zwischen etwa 10 und maximal 50 mg/L.<br />

[mg/L]<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Bild 9. AFS ges und PM63 [mg/L] im Abfluss eines Dachs in Darmstadt-<br />

Eberstadt (Auswahl) (Untersuchungszeitraum: zwei Monate während<br />

der Pollenflugphase; n = 10 [4]).<br />

4. Fazit<br />

Feine Feststoffe (PM63) aus Dachabflüssen stellen einen<br />

Teil der Belastung in Trenngebietsabflüssen dar. Die dargelegte<br />

Untersuchung zeigt einen möglichen Konzentrationsbereich<br />

auf, der allerdings noch weiter untermauert<br />

werden müsste. Oftmals werden Messprogramme<br />

an stark belasteten, aber selten an wenig<br />

belasteten Flächen durchgeführt.<br />

Zu den Dachabflüssen kommen in Trenngebietsabflüssen<br />

Feststoffe aus Verkehrsflächen sowie aus nicht<br />

befestigten Flächen hinzu. Um letztendlich eine zutreffende<br />

Bewertungsgrundlage für eine Gesamtkonzentration<br />

an PM63 in nicht behandlungsbedürftigen Flächen<br />

zu erhalten, wären weitere Untersuchungen wichtig<br />

und sinnvoll. Insbesondere folgende Fragestellungen<br />

sind noch offen:<br />

""<br />

Aktuelle Untersuchungen zur Kornverteilung<br />

in Staubniederschlägen.<br />

""<br />

AFS ges -Gehalt in Abflüssen von nichtbehandlungsbedürftigen<br />

Verkehrs- und Dachflächen sowie von<br />

nicht befestigten Flächen.<br />

""<br />

PM63-Anteil dieser Abflüsse.<br />

""<br />

Flächenverteilung zwischen Dächern, befestigten<br />

(Verkehrs-)flächen und nichtbefestigten Flächen in<br />

typischen Einzugsgebieten.<br />

Mithilfe dieser Daten könnte schließlich eine belastbare<br />

Aussage zu mittleren PM63-Gehalten in nichtbehandlungsbedürftigen<br />

Niederschlagsabflüssen abgeleitet<br />

werden. Diese Kennzahl ist notwendig, um sinnvolle<br />

emissionsbezogene Anforderungen, formulieren zu<br />

können.<br />

Literatur<br />

AFS ges<br />

PM63<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Regenereignis<br />

[1] Schmitt, T. G.: Weiterentwicklung des DWA-Regelwerks für<br />

Regenwetterabflüsse – ein Werkstattbericht. KA – <strong>Abwasser</strong>,<br />

Abfall 59 (2012) Nr. 3, S. 192-199.<br />

[2] DWA (Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong><br />

und Abfall): Arbeitsgruppe DWA-AG ES-2.1: Erarbeitung<br />

eines Arbeitsblattes A 102 „Anforderungen an Niederschlagsbedingte<br />

Siedlungsabflüsse“, unveröffentlicht, 2010.<br />

[3] BLAG (Bund-Länder-Arbeitsgruppe): Entwürfe für einen<br />

„Anhang Niederschlagswasser“ zur <strong>Abwasser</strong>verordnung<br />

vom 04.06.2008, 21.02.2008, 19.09.2007, 21.08.2005, unveröffentlicht,<br />

2008.<br />

[4] Kreiling, J.: Belastung von Abfiltrierbaren Stoffen (PM63) in<br />

Niederschlagswasserabflüssen und Verifizierung einer<br />

Berechnungsmatrix anhand von Messdaten. Masterarbeit<br />

im Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft und Hydromechanik.<br />

Studiengang Infrastrukturmanagement der Fachhoch-<br />

282<br />

Mittelwert<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1247


FACHBERICHTE Regenwasserbehandlung<br />

schule Frankfurt am Main und der Technischen Hochschule<br />

Mittelhessen, Frankfurt, 2012.<br />

[5] Büchner, H. und Opfermann, B.: Belastung des Abflusses von<br />

Dachflächen im Bereich der Freien und Hansestadt Hamburg.<br />

Umweltbehörde Amt für Umweltschutz, Fachamt für<br />

Gewässer- und Bodenschutz, Hamburg, 1989.<br />

[6] Kobencic, R.: Verunreinigung des Regenwasserabflusses von<br />

Dachflächen. Diplomarbeit an der TU Graz am Institut für<br />

Siedlungswasserwirtschaft und Landschaftswasserbau,<br />

November 2002.<br />

[7] Förster, J. and Roof Runoff: A source of pollutants in urban<br />

storm drainage systems? Proceedings “5th International<br />

Conference on Urban Storm Drainage”. Osaka, Japan, 1990,<br />

S. 469-474.<br />

[8] Förster, J. und Herrmann, R.: Eintrag und Transport von organischen<br />

Umweltchemikalien über verschiedene Dächer in<br />

das Kanalsystem. In: Stoffaustrag aus Kanalisationen. Hydrologie<br />

bebauter Gebiete. Forschungsbericht Deutsche Forschungsgemeinschaft,<br />

Weinheim, 1996, S. 24-42.<br />

[9] Förster, J.: The influence of location and season on the concentrations<br />

of macroions and organic trace pollutants in roof<br />

runoff. Proceedings of 19th Biennial International Conference<br />

IAWQ. Vancouver, Canada, 1998, S. 80-87.<br />

[10] Athanasiadis K.: On-site Infiltration of Roof Runoff by Using<br />

Clinoptilolite as an Artificial Barrier Material. Berichte aus der<br />

Siedlungswasserwirtschaft, TU München, Bd. 187, 2005.<br />

[11] Athanasiadis K., Helmreich, B. und Horn, H.: Filtration des Niederschlagswassers<br />

von Kupferdächern <strong>zum</strong> Schutz von<br />

Boden und Grundwasser. Abschlussbericht eines Forschungsvorhabens<br />

gefördert durch das Bayerische Landesamt<br />

für Umwelt, TU München, 24. Juli 2006.<br />

[12] Zobrist, J., Müller, S. R., Amman, A., Bucheli, T.D., Mottier, V.,<br />

Ochs, M., Schoenenberger, R., Eugster, J. and Boller, M.: Quality<br />

of roof runoff for groundwater infiltration. Water Research<br />

34 (2000) No. 5, p. 1455-1462.<br />

[13] Gromaire, M. C., Garnaud, S., Saad, M. and Chebbo, G.: Contribution<br />

of different sources to the pollution of wet weather<br />

flows in combined sewers. Water Research 35 (2001) No. 2,<br />

p. 521-533.<br />

[14] Lamprea, K. and Ruban, V.: Micro Pollutants in Atmospheric<br />

Deposition, Roof Runoff and Storm Water Runoff of a Suburban<br />

Catchment in Nantes, France. 11th International Conference<br />

on Urban Drainage, Edinburgh, Scotland, UK, 2008.<br />

[15] Bannermann, R., Owens, D.W., Dodds, R.B. and Hornever, N. J.:<br />

Sources of pollutants in Wisconsin stormwater. Water, Science<br />

& Technology 28 (1993) No. 3-5, p. 241-259.<br />

[16] Thomas, P. R. and Greene, G. R.: Rainwater quality from different<br />

roof catchments, Water, Science & Technology 28 (1993)<br />

No. 3-5, p. 291-299.<br />

[17] Gruber, P.: Der chemische und mineralogische Aufbau der<br />

Stäube im Linzer Raum. Naturk. Jb. D. Stadt Linz: 27, 1981,<br />

S. 169 – 281.<br />

[18] LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz<br />

NRW): Umwelt – Luft – Immissionen – Berichte und<br />

Trends – Staubniederschlag, 2009. Aus: http://www.lanuv.<br />

nrw.de/luft/immissionen/staub/staub.htm<br />

[19] Landesumweltamt Brandenburg: Staubniederschlag und<br />

Niederschlagsdeposition im Land Brandenburg. Studien<br />

und Tagungsberichte des Landesumweltamtes Brandenburg,<br />

Bd. 36, Potsdam, 2002.<br />

[20] Schütt, P., Schuck, H. J. und Stimm, B.: Lexikon der Baum- und<br />

Straucharten. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-53-8,<br />

2002, S. 390.<br />

[21] Pennington, S. L. and Webster-Brown, J. G.: Stormwater runoff<br />

quality from copper roofing, Auckland, New Zealand. New<br />

Zealand Journal of Marine and Freshwater Research 42<br />

(2008), p. 99-108.<br />

Autorinnen<br />

Eingereicht: 04.08.2013<br />

Ohne Korrekturauflagen<br />

Dipl.-Ing. Martina Dierschke<br />

E-Mail: martina.dierschke@fb1.fh-frankfurt.de |<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Antje Welker<br />

E-Mail: antje.welker@fb1.fh-frankfurt.de |<br />

FH Frankfurt |<br />

Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft<br />

und Hydromechanik |<br />

Nibelungenplatz 1 |<br />

D-60318 Frankfurt am Main<br />

November 2013<br />

1248 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Edition<br />

Regenwasserbewirtschaftung –<br />

Stormwater Management<br />

Tagungsband <strong>zum</strong> Symposium<br />

Die lange geübte Praxis, Regenwasser als <strong>Abwasser</strong> zu behandeln und der Kanalisation<br />

zuzuführen, steht aus ökologischer und ökonomischer Sicht in Frage. Für den<br />

Umwelt- und Gewässerschutz, aber auch zur Vorbeugung gegen Hochwasserkatastrophen<br />

ist stattdessen eine nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung unabdingbar.<br />

Über den Paradigmenwechsel im Umgang mit Niederschlägen, Stand der Forschung,<br />

Eingang der gewonnenen Erkenntnisse in die DIN-Normung und in das technische<br />

Regelwerk sowie über anschauliche Beispiele aus der Praxis referierten anerkannte<br />

Kapazitäten auf dem Gebiet der Siedlungswasserwirtschaft und der Stadt- und Landschaftsplanung<br />

anlässlich des Symposiums „Regenwasserbewirtschaftung – Stormwater<br />

Management“ während der <strong>Wasser</strong> Berlin International 2013.<br />

Hrsg.: DIN, <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>, BWK<br />

1. Auflage 2013<br />

140 Seiten DIN A4, vierfarbig, Broschur<br />

ISBN: 978-3-8356-3475-6<br />

Preis: € 78,–<br />

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Das Buch erscheint im DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

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FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />

2. Deutscher Reparaturtag: Techniken,<br />

Planung und Ausschreibung im Fokus<br />

Es war eine gelungene Veranstaltung, die mit ihren Themenschwerpunkten und ihren fundierten Vorträgen<br />

konsequent an das erfolgreiche Debüt im vergangenen Jahr anknüpfen konnte – so der Tenor unter den<br />

Teilnehmern am 2. Deutschen Reparaturtag in Kassel. Rund 270 Netzbetreiber, Planer und Mitarbeiter ausführender<br />

Unternehmen waren der Einladung vom Verband Zertifizierter Sanierungsberater für Entwässerungssysteme<br />

e.V. (VSB) und der Technischen Akademie Hannover e.V. (TAH) gefolgt, um am 19. September<br />

im Kongress Palais Kassel „Erfahrungen über den Einsatz und Wirkung der Reparaturtechniken aus Sicht der<br />

Nutzer“ auszutauschen. Offen und neutral berichteten kommunale Netzbetreiber und Planer aus Ingenieurbüros,<br />

unter welchen Gesichtspunkten und mit welchem Ergebnis Reparaturverfahren wie Injektions-, Kurzliner-,<br />

Roboter-, Manschetten- und Flutungstechnik in ihren Kommunen eingesetzt wurden. Mögliche Entscheidungskriterien<br />

für die „Technikauswahl bei Planung und Ausführung“ stellten einen weiteren Programmschwerpunkt<br />

dar. Eine Podiumsdiskussion und eine begleitende Fachausstellung mit 40 Herstellern und<br />

Verbänden rundeten den 2. Deutschen Reparaturtag in Kassel ab.<br />

„Erstmal reparieren oder gleich richtig sanieren?“ –<br />

diese Frage stellte Dipl.-Ing. Michael Hippe, Vorsitzender<br />

des Vorstands, VSB e.V., im Vorwort einer forumsbegleitenden<br />

Publikation. Sie macht die Spannbreite der seit<br />

Jahren geführten Diskussion deutlich. Immer noch<br />

haftet den Reparaturtechniken der zweifelhafte Charakter<br />

der sogenannten Feuerwehrstrategie an: Schnell<br />

und billig reparieren und dann sehen, wie lange es hält.<br />

Aber repariert ist eben nicht gleich neu. Lohnt es sich<br />

unter diesem Aspekt überhaupt, Geld für eine Reparatur<br />

auszugeben? Hinzu kommt die Vielfalt an Verfahren und<br />

Techniken: Welches Verfahren ist denn das für mein<br />

Vorhaben geeignete – nicht zuletzt im Sinne einer nachhaltigen<br />

und wirtschaftlichen Kanalunterhaltung? Dass<br />

detaillierte Qualitätsanforderungen und Normungen<br />

Herzlich willkommen: Der 2. Deutsche Reparaturtag fand im Kongress<br />

Palais Kassel statt. Alle Abbildungen: © TAH<br />

nach wie vor fehlen, macht eine Entscheidung auch<br />

nicht unbedingt leichter, sondern sorgt für weiteren<br />

Informationsbedarf. Dieser wurde auf dem 2. Deutschen<br />

Reparaturtag nachhaltig befriedigt. Ausstellung, Vorträge<br />

und die von Prof. Dr.-Ing. Volker Wagner von der<br />

Hochschule Wismar moderierte Diskussion machten<br />

deutlich, dass sich der Reparaturbereich und die in den<br />

letzten Jahren entwickelten Verfahren weiter etablieren<br />

konnten. Reparaturverfahren sind nicht nur unverzichtbar<br />

bei Vorsanierungen oder Ergänzungsarbeiten für<br />

die Renovierungsverfahren, sie sind eine wirtschaftliche<br />

Alternative bei vielen Einzelschadensbildern und -situationen:<br />

So lautet folgerichtig das Fazit von Herstellern,<br />

ausführenden Unternehmen, Auftraggebern und<br />

Planern nach dem Erfahrungsaustausch in Kassel. Von<br />

entscheidender Bedeutung für den Erfolg ist allerdings<br />

der fach- und sachgerechte Umgang mit dem gesamten<br />

Themenbereich – angefangen bei der Auswahl des<br />

Verfahrens über die detaillierte Ausschreibung bis hin<br />

zur Qualität der Ausführung und einer konsequenten<br />

Bauüberwachung.<br />

Generationsübergreifende Aufgaben<br />

Wie wichtig schlagkräftige Konzepte für den Erhalt<br />

unserer unterirdischen Infrastruktur sind, legte Dr.-Ing.<br />

Igor Borovsky von der Technischen Akademie Hannover<br />

<strong>zum</strong> Auftakt der Veranstaltung dar. Traditionsgemäß<br />

verwies er in seiner Begrüßungsansprache auf die letzte<br />

von der Deutschen Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V. (DWA) durchgeführte Umfrage<br />

<strong>zum</strong> Zustand der Kanalisation. Die Ergebnisse verdeutlichen<br />

die Notwendigkeit, dem Thema Kanalsanierung<br />

mehr Aufmerksamkeit zu widmen. „Die Branche steht<br />

hier vor generationsübergreifenden Aufgaben“, erklärte<br />

November 2013<br />

1250 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Tagungsbericht<br />

FACHBERICHTE<br />

der 1. Vorsitzende der TAH mit Blick auf die Verantwortung,<br />

die wir für die Erhaltung eines der größten<br />

Sachwerte in Deutschland haben. Es gibt zwar eine Tendenz<br />

zu höheren Investitionen, von einer Verbesserung<br />

des Gesamtzustandes sind wir aber noch weit entfernt.<br />

Allerdings – auch das ein Ergebnis der Umfrage von<br />

2009 – sind Reparaturverfahren auf dem Vormarsch. In<br />

konkreten Zahlen bedeutet dies, dass mehr als 36 %<br />

aller Sanierungsverfahren in 2009 mit Ausbesserungs-,<br />

Injektions- oder Abdichtungsverfahren ausgeführt<br />

wurden.<br />

Positive Bilanz<br />

Hierbei stehen dem Markt mittlerweile vielfältige, allerdings<br />

auch sehr unterschiedliche Verfahren zur Verfügung.<br />

Die gängigsten Verfahren und der Stand der<br />

Technik waren Gegenstand des ersten Vortragsblocks in<br />

Kassel. Dr.-Ing. Joachim Beyert berichtete über seine<br />

Erfahrungen mit Injektionsverfahren, eine Technik,<br />

„ohne deren Einsatz kein größeres <strong>Wasser</strong>bauwerk vorstellbar<br />

wäre“, so der Referent von der RWTH Aachen.<br />

Mit Injektionen lassen sich undichte Rohrverbindungen,<br />

schadhafte Stutzen, Risse, fehlende Wandungsteile und<br />

Scherbenbrüche reparieren. Entweder werden Schadstellen<br />

im Bauwerk oder Boden und Hohlräume verfüllt,<br />

wobei eine unbegrenzte Injektionsmenge sowie die<br />

Möglichkeit zur Steuerung und Kontrolle von Injektionsdruck<br />

und -menge zu den charakteristischen Merkmalen<br />

dieser Technik gehören. Nach der Vorstellung der<br />

gängigsten Verfahren und Materialien fällte Beyert in<br />

Bezug auf die Bewertung der Nutzungsdauer ein positives<br />

Urteil: „Die Beständigkeit der Werkstoffe Kunstharz<br />

und Zementmörtel ist gut, das Ausführungsrisiko eher<br />

gering und Wirkprinzip und Abnutzungsvorrat äußerst<br />

gut“, so die Bilanz von Beyert, der gleichzeitig darauf<br />

hinwies, dass der erfolgreiche Einsatz der Injektionstechnik<br />

von Faktoren wie einer eingehenden Werkstoffüberwachung<br />

und einer Kontrolle der Ausführung<br />

abhängt.<br />

Reparieren, renovieren, erneuern<br />

Auf eine hochwertige Ausführungsqualität setzt man<br />

auch in der Domstadt Köln. Laut Dipl.-Ing. Marius<br />

Korczak, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR, hat<br />

die Kurzlinertechnik einen Anteil von knapp 12 % an<br />

den eingesetzten Reparaturtechniken im Nennweitenbereich<br />

< DN 1200. Erklärtes Ziel ist eine technisch und<br />

wirtschaftlich optimierte schnellstmögliche Besei tigung<br />

der vorgefundenen Schäden unter besonderer Berücksichtigung<br />

der finanziellen Bereitstellung, der Umsatzkapazitäten<br />

und der genehmigten wasserwirtschaftlichen<br />

und netzspezifischen Randbedingungen. „Dabei<br />

können die Bautätigkeiten in den einzelnen Stadtteilen<br />

vor Ort mit der gestuften Reihenfolge der Sanierungsverfahren<br />

nach Reparatur geschlossen und offen,<br />

Renovierung sowie Erneuerung verkehrsrechtlich und<br />

Rund 270 Netzbetreiber, Planer und Mitarbeiter ausführender<br />

Unternehmen tauschten „Erfahrungen über den Einsatz und Wirkung<br />

der Reparaturtechniken aus Sicht der Nutzer“ aus.<br />

betrieblich gut koordiniert werden“, führte der Redner<br />

aus. Mit dem Einsatz von Kurzlinersystemen hat man in<br />

Köln dabei gute Erfahrungen gemacht. Sie werden insbesondere<br />

im Nennweitenbereich von DN 150 bis<br />

DN 600 eingesetzt, um punktuelle Schäden wie z. B.<br />

Radialrisse und bedingt Streckenschäden aufgrund von<br />

leichteren Strukturschäden zu beseitigen, wobei für<br />

Korczak der erfolgreiche Einsatz des Produktes von<br />

einer detaillierten Beschreibung der Anforderungen<br />

und der Qualitätssicherung auf der Baustelle abhängig<br />

ist.<br />

Rahmenbedingungen wichtig<br />

Für Dipl.-Ing. Meike Rau von KASSELWASSER kommt es<br />

auch bei den sogenannten Spachtel- und Verpressverfahren<br />

auf die Rahmenbedingungen an. „Zum Beispiel<br />

auf den Einsatz der Blasentechnik, mit deren Anwendung<br />

der Erfolg der Reparaturmaßnahme steht und<br />

fällt.“ So schilderte die Referentin von Anwendungsgrenzen<br />

der Verfahren, etwa wenn sich die Blase nicht<br />

positionieren lässt oder der zu reparierende Kanalabschnitt<br />

ein zu großes Gefälle aufweist beziehungsweise<br />

Scherbenbildung und Risse zu ausgeprägt oder<br />

verzweigt sind. Gleiches gilt für schadhafte Rohrverbindungen<br />

mit zu großen vertikalen Lageversätzen. Ein bis<br />

zwei Roboterprojekte werden pro Jahr in Kassel ausgeschrieben,<br />

wobei es Vorgaben aus der „Zusätzlichen<br />

technischen Vertragsbedingung KASSELWASSER“ zu<br />

Robotersystem, Material, Ausführung, Qualitätssicherung<br />

und Dokumentation zu beachten gilt.<br />

Von der Vielfältigkeit bei den Typen von Innenmanschetten<br />

berichtete Dipl.-Ing. (FH) Walter Widdenhöfer,<br />

Stadt Bergisch Gladbach. Neben Elastomerprofilen,<br />

die mit Spannringen im Kanal fixiert werden, gibt<br />

es Edelstahlhülsen, die mittels Elastomeren bzw. mittels<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1251


FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />

Reaktionsharzen mit der Kanalwandung abgedichtet<br />

werden sowie Innenmanschetten aus PVC mit PE-<br />

Schaumdichtung oder Stahl mit PU-Schaumdichtung.<br />

Deren Einsatz richte sich – so Widdenhöfer – unter<br />

anderem nach der Nennweite der beschädigten Leitung<br />

sowie nach der Rohrgeometrie. Bei Schäden wie Radial-,<br />

Quer- und Längsrissen, Scherbenbildung, Löchern,<br />

undichten Rohrverbindungen und Infiltration hat man<br />

in Bergisch Gladbach mit Innenmanschetten gute<br />

Erfahrung gemacht, <strong>zum</strong>eist bei Kreisprofilen. Zu den<br />

Vorteilen zählen für Widdenhöfer eine kurze Einbauzeit<br />

sowie die Anwenderfreundlichkeit und Einfachheit des<br />

Verfahrens.<br />

Erfahrung unabdingbar<br />

Verzweigte Grundleitungen ab einer Nennweite von<br />

DN 100 sind das Einsatzgebiet für Flutungsverfahren.<br />

Laut Dipl.-Ing. (FH) Wilfried Günzel, Ingenieurbüro für<br />

Kanalinstandhaltung, Lage, wird es seit Anfang der<br />

90er-Jahre in der Kanalsanierung eingesetzt. Es handelt<br />

sich um ein reines Abdichtungsverfahren, das die statische<br />

Tragfähigkeit des Kanals nicht wieder herstellen<br />

kann. Die Anwendung erfolgt in engen Grenzen gemäß<br />

der jeweiligen DIBt-Zulassungen bzw. Verfahrenshandbücher.<br />

„Die Ausführung sollte nur durch erfahrene<br />

Fachfirmen erfolgen“, so der Rat Günzels, „wobei es sich<br />

für den Auftraggeber empfiehlt, einen Verfahrenstechniker<br />

des jeweiligen Systemanbieters für die<br />

Baustelle heranzuziehen.“<br />

Ähnliches gilt für die Reparatur begehbarer Kanäle<br />

und Schächte, wobei die Begehung des zu reparierenden<br />

Abschnitts, die Festlegung von Reparaturziel<br />

und Qualitätskriterien, die Herstellung der <strong>Abwasser</strong>freiheit,<br />

eine gründliche Reinigung bzw. Untergrundvorbereitung,<br />

die regelmäßige Kontrolle vor Ort und die<br />

Die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion waren sich einig, dass eine<br />

detaillierte Planung und Ausschreibung sowie eine konsequente<br />

Bauüberwachung und die Qualifikation der ausführenden Firma zu den<br />

Erfolgsbausteinen von Reparaturverfahren zählen.<br />

Überprüfung von Reparaturzielen und Qualitätskriterien<br />

für Sven Lietzmann von der Kommunale <strong>Wasser</strong>werke<br />

Leipzig GmbH zu den Voraussetzungen einer<br />

erfolgreichen Reparatur zählen. Insbesondere berichtete<br />

der Referent von praktischen Erfahrungen bei der<br />

Wiederherstellung oder Verbesserung der statischen<br />

Tragfähigkeit, der Wiederherstellung der Dichtheit, der<br />

Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegen Korrosion<br />

und Abrieb, den Ersatz von durch Verschleiß abgetragenem<br />

Material und die Verbesserung der hydraulischen<br />

Eigenschaften. „Die Reparatur von gemauerten<br />

Kanälen ist eine sinnvolle Alternative bei beschränkt<br />

zugänglichen Örtlichkeiten und wenn das Schadensbild<br />

vor Ort geprüft und das Reparaturziel klar ist“, lautet das<br />

Fazit von Lietzmann, für den eine qualifizierte und<br />

erfahrene Firma, eine fach- und sachgerechte Untergrundvorbereitung<br />

sowie die regelmäßige Kontrolle<br />

während der Arbeiten ebenso wie für seine Vorredner<br />

Voraussetzung für ein gutes Reparaturergebnis sind.<br />

Planung, Ausschreibung und Qualifikation<br />

sind das A und O<br />

Neben der Bausubstanz und den baulichen Rahmenbedingungen<br />

zählen in erster Linie eine detaillierte<br />

Planung und Ausschreibung sowie eine konsequente<br />

Bauüberwachung und die Qualifikation der ausführenden<br />

Firma zu den Erfolgsbausteinen von Reparaturverfahren.<br />

Eine Einschätzung, die sich wie ein roter<br />

Faden durch den Vortragsblock der Kasseler Veranstaltung<br />

zog. Hinzu kommen planerische Aspekte, die<br />

bei der Auswahl der geeigneten Reparaturtechnik von<br />

entscheidender Bedeutung sind. Eine Standardsanierungstechnik<br />

gibt es nicht – hierin bestand in Kassel<br />

Konsens. Folgerichtig auch das Statement von Dipl.-Ing.<br />

(FH) Markus Vogel, VOGEL Ingenieure, Kappelrodeck, der<br />

in seinem Vortrag die Sicht des Planers darstellte. „Die<br />

Qualität des Sanierungsergebnisses steht im direkten<br />

Zusammenhang mit der Qualität und der Weitsicht der<br />

Planung. Hinzu kommt, dass kein Unternehmen über<br />

alle geeigneten und bewährten Reparaturverfahren<br />

und Einzeltechniken verfügt“, so Vogel, der maßgeblich<br />

an der Konzeption der Veranstaltungsreihe beteiligt<br />

war.<br />

Innerhalb der Verfahrensgruppen gibt es teils<br />

sig ni fikante Unterschiede zwischen Einzeltechniken,<br />

z. B. hinsichtlich des gerätetechnischen Aufbaus und<br />

der Systemkomponenten, der Grundmaterialien und<br />

Materialkombinationen, der schadensbildbezogenen Einsatzmöglichkeiten<br />

(Art und Ausdehnung), der Ein satzgrenzen<br />

(Zugänglichkeit und Ausführungssicherheit),<br />

der Abhängigkeit von örtlichen Randbedingungen.<br />

„Deshalb ist eine dezidierte Technikauswahl je Schadensbild<br />

und örtlicher Situation durch Planer vonnöten“,<br />

so Vogel weiter. „Parameter wie Aufgabe, Technik,<br />

Nutzung und Kosten-Nutzen-Relation sind bei der Technikauswahl<br />

zu beachten.“<br />

November 2013<br />

1252 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Tagungsbericht<br />

FACHBERICHTE<br />

Erfahrungswerte schaffen<br />

Hieraus lassen sich für den Planer verschiedene Erkenntnisse<br />

ableiten. Der funktionale Nutzen ist das prioritäre<br />

Ziel der Sanierung. Wobei die optische Erscheinung des<br />

Ergebnisses grundsätzlich von nachrangiger Bedeutung<br />

ist, denn die Qualität von Prospektfotos ist in der Realität<br />

kaum erreichbar. Auch die Rückkoppelung der<br />

Sanierungsergebnisse ist für den Planer enorm wichtig.<br />

„Der Abgleich von Ergebnis und Planung verschafft<br />

Erfahrungswerte und die Erfahrungswerte schaffen<br />

Sicherheit bei der Technikzuweisung“, ist Vogel überzeugt.<br />

Schlechte Sanierungsergebnisse haben in der<br />

Regel eine hohe Korrelation zur Qualität der Planung<br />

oder Bauüberwachung, sieht der erfahrene Ingenieur<br />

die Auftraggeber in der Verantwortung.<br />

Und Qualität hat letztendlich ihren Preis. So jedenfalls<br />

lautete das Fazit des ursprünglich von Dr.-Ing.<br />

Robert Stein, S & P Consult GmbH, Bochum, geplanten<br />

Vortrags <strong>zum</strong> Thema „Entscheidungskriterien zur Auswahl<br />

von Reparaturverfahren auf Basis einer Risikoanalyse“.<br />

Da der Referent seine Teilnahme kurzfristig<br />

absagen musste, übernahm Markus Vogel die Aufgabe,<br />

die ersten Arbeitsergebnisse der Arbeitsgemeinschaft<br />

LEWEKA vorzustellen. Die ARGE – die zwischenzeitlich<br />

in einem neuen Fachausschuss des VSB e.V. aufgegangen<br />

ist – beschäftigt sich mit empirischen, ingenieurtechnischen<br />

Überlegungen zur Quantifizierung<br />

von potenziellen Risikofaktoren, die die Nutzungsdauer<br />

von Kanalsanierungsarbeiten beeinflussen. Die in der<br />

Arbeitsgruppe erarbeiteten Überlegungen sollen vor<br />

Veröffentlichung den Technikherstellern und Anwendern<br />

zur Diskussion gestellt werden, um im besten Falle<br />

eine breite Trägerschaft der Ergebnisse erreichen zu<br />

können.<br />

Stark verzahnt<br />

Dass Planung und Ausschreibung sehr stark miteinander<br />

verzahnt sind, bestätigte M. Eng. Markus Dohmann,<br />

Stadt Backnang, in seinem abschließenden Vortrag über<br />

die „Art der Ausschreibung von Reparaturarbeiten“.<br />

Anhand von Ausschreibungen für eine Stutzensanierung<br />

und Fräsarbeiten machte der Redner deutlich, dass<br />

bereits weit vor der Ausführung die Weichen zu stellen<br />

sind, wenn man ein qualitativ hochwertiges Sanierungsergebnis<br />

erhalten möchte. „Da während bzw. nach der<br />

Bauausführung nur das überprüft oder eingefordert<br />

werden kann, was zuvor in der Ausschreibung detailliert<br />

beschrieben wurde, schreiben Sie nur Leistungen aus,<br />

die realistisch umsetzbar sind“, so Dohmanns Appell ans<br />

Auditorium.<br />

Die Beispiele aus der Praxis machten eines deutlich:<br />

Egal, wer draußen arbeitet, jemand muss ihm sagen,<br />

Eine begleitende Fachausstellung mit 40 Herstellern und Verbänden<br />

rundete die Veranstaltung in Kassel ab.<br />

was zu machen ist. Vielleicht ist das die wichtigste<br />

Erkenntnis, die die Teilnehmer am 2. Deutschen Reparaturtag<br />

mit nach Hause genommen haben. Darüber<br />

hinaus wurden Antworten auf viele Fragen gegeben.<br />

Wie ist der Stand der Technik bei den verschiedenen<br />

Reparaturverfahren? Wie kommt die richtige Technik<br />

bezüglich des Schadensbildes, der Rahmenbedingungen<br />

und in Bezug auf den Erfolg einer Sanierungsmaßnahme<br />

auf die richtige Baustelle? Die, die in Kassel<br />

dabei waren, haben mit ihrem Interesse und ihrem<br />

Engagement wesentlichen Anteil daran, dass ein für die<br />

Sanierungsbranche wichtiges Thema die notwendige<br />

Wertschätzung erfährt. Die neutrale und offene Diskussion<br />

trägt entscheidend dazu bei, weitere Entwicklungen<br />

anzustoßen und Impulse zu setzen. Nicht nur in<br />

technischer Hinsicht, sondern auch mit Blick auf die<br />

Schaffung von klaren Regelungen und Normen, wie sie<br />

bei anderen Verfahren bereits Standards sind. In diesem<br />

Sinne bleibt abzuwarten, was sich in den nächsten<br />

Monaten tut. Für genügend Gesprächsstoff auf dem<br />

3. Deutschen Reparaturtag ist jedenfalls gesorgt.<br />

Eingereicht: 04.10.2013<br />

Kontakt:<br />

Verband Zertifizierter Sanierungsberater<br />

für Entwässerungssysteme e. V. (VSB) |<br />

Wöhlerstraße 42 |<br />

D-30163 Hannover |<br />

www.reparaturtag.de<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1253


BUCHBESPRECHUNGEN<br />

Buchbesprechung<br />

Die <strong>Wasser</strong>versorgung im antiken Rom –<br />

Sextus Iulius Frontinus:<br />

sein Werk in Lateinisch und Deutsch und<br />

begleitende Fachaufsätze<br />

Die <strong>Wasser</strong>versorgung im antiken Rom.<br />

Herausgeber: Frontinus-Gesellschaft, Bonn.<br />

DIV Deutscher Industrieverlag (vormals Oldenbourg<br />

Industrieverlag), München August 2013.<br />

284 S. mit Abb. und Karten, Leineneinband mit<br />

Schut<strong>zum</strong>schlag. ISBN: 978-3-835671072. Im Buchhandel<br />

89,90 € (inkl. 7 % USt); Sonderpreis für Mitglieder<br />

der Frontinus-Gesellschaft bei Bestellung<br />

über die Gesellschaft.<br />

Die WASSERVERSORGUNG im antiken Rom<br />

FRONTINUS GESELLSChAFT e.V.<br />

Die<br />

WASSERVERSORGUNG<br />

im antiken Rom<br />

Die Frontinus-Gesellschaft e.V. hat in einer neuen<br />

kritischen Ausgabe des lateinischen Textes mit<br />

gleichfalls neuer deutscher Übersetzung das Buch<br />

von Sextus Iulius Frontinus „De Aquaeductu Urbis<br />

Romae – Die <strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt Rom“ im<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH herausgegeben.<br />

Basis ist der Codex Casinensis aus der 1. Hälfte<br />

des 12. Jahrhunderts. Die Mitglieder des Wissenschaftlichen<br />

Beirates Dr. Wolfram Letzner und Prof.<br />

Dr.-Ing. Wolfgang Merkel übernahmen die redaktionelle<br />

und fachliche Bearbeitung; Wolfram Letzner<br />

verantwortete vor allem die Anmerkungen <strong>zum</strong><br />

lateinischen und deutschen Text, Wolfgang Merkel<br />

die sprachliche Fassung der deutschen Übersetzung.<br />

Ein internationales Team von Vertretern der<br />

Archäologie, der Alten Geschichte, Altphilologie<br />

und Literaturgeschichte sowie Ingenieurwissenschaften<br />

lieferte wissenschaftliche Beiträge zur Editionsgeschichte,<br />

zur vita Frontins und zur Organisations-<br />

und Rechtslage Roms im 1. Jh. n. Chr., außerdem<br />

zur Berechnung der Rohre und Leitungen<br />

sowie zu Fernwasserleitungen, <strong>Wasser</strong>verteilung,<br />

Bädern und <strong>Abwasser</strong>entsorgung in der Stadt. Dr.<br />

Gemma Jansen (Maastricht) bereitete als Hauptredakteurin<br />

die Beiträge zur Veröffentlichung vor<br />

und fügte ergänzendes aktuelles Bildmaterial bei.<br />

Die vorliegende Ausgabe von Frontins Text<br />

zeichnet sich dadurch aus, dass der lateinische Text<br />

und die deutsche Übersetzung von den Autoren als<br />

Synopse mit eingefügten Überschriften gegenübergestellt<br />

wurden. Mit wissenschaftlicher Sorgfalt<br />

sind die Anmerkungen und Literaturangaben zur<br />

deutschen Übersetzung erarbeitet. Karten und<br />

Tabellen ergänzen das Werk.<br />

Zum Inhalt von Frontins Schrift seien ein paar<br />

Hinweise gegeben:<br />

Sextus Julius Frontinus war im Jahre 97.n.Chr.<br />

durch Kaiser Nerva <strong>zum</strong> curator aquarum – Leiter<br />

der <strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt Rom – berufen worden.<br />

Nach seinen eigenen Worten (Kap. 1,2) hält er<br />

es für „das Erste und Wichtigste, die Aufgabe kennen<br />

zu lernen, die ich übernommen habe …“, was<br />

wohl der Anlass dafür war, sein Buch zu schreiben.<br />

So beginnt er mit der Darstellung der Fernleitungen<br />

(Aquädukte), die nach Rom führen. Bereits 312<br />

v. Chr. – 441 Jahre nach der Gründung der Stadt<br />

Rom – wurde die aqua Appia (bezeichnet nach dem<br />

Erbauer Appius Claudius, dem auch die Via Appia<br />

zugeschrieben wird) gebaut. Bis dahin „waren die<br />

Römer mit dem <strong>Wasser</strong> zufrieden, das sie aus dem<br />

Tiber, aus Brunnen oder Quellen schöpften. Die<br />

Erinnerung an die Quellen wurde mit religiöser Verehrung<br />

gepflegt: man glaubte, dass sie auf Kranke<br />

heilbringend wirkten, wie <strong>zum</strong> Beispiel die Quelle<br />

der Camenae, des Apollo und der Iuturna.“ (4,1-2)<br />

Der aqua Appia folgte 40 Jahre später die Anio Vetus<br />

(272 v. Chr.), weitere 128 Jahre später die Marcia<br />

(144-140 v. Chr.) und dann schließlich die <strong>Wasser</strong>leitungen<br />

Tepula, Iulia, Virgo, Alsietina (Augusta),<br />

Augusta (Marcia), Claudia und Anio Novus (die beiden<br />

letzteren 38-52 n. Chr.). Die aqua Traiana und<br />

aqua Alexandrina entstanden erst nach Frontin.<br />

Jeweils werden Angaben gemacht <strong>zum</strong> Erbauer, zur<br />

<strong>Wasser</strong>herkunft und <strong>Wasser</strong>qualität, Trassierung<br />

(Kap. 18-22) sowie ihrer Abflussleistung (Kap.<br />

64-73). Die neueren Aquädukte sind gezielt mit<br />

geringerem Gefälle angelegt, um auch die höheren<br />

Stadtteile (Hügel) versorgen zu können.<br />

Frontins Résumé zur Beschreibung dieser<br />

beachtlichen Ingenieurbauten lautet – es dürfte der<br />

am häufigsten zitierte Text aus seinem Buch sein:<br />

„Tot aquarum tam multis necessariis molibus<br />

pyramidas videlicet otiosas compares aut cetera<br />

inertia sed fama celebrata opera Graecorum? –<br />

November 2013<br />

1254 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


BUCHBESPRECHUNGEN<br />

Kann man diese so zahlreichen und notwendigen<br />

<strong>Wasser</strong>bauten mit den überflüssigen Pyramiden<br />

vergleichen oder ansonsten mit den nutzlosen<br />

aber weithin gerühmten Werken der Griechen?“<br />

(16, 1).<br />

Die <strong>Wasser</strong>verteilung in der Stadt erfolgte mit<br />

Bleirohren – für kleinere Durchmesser in den<br />

Grundstücken wurden auch Tonrohre verwendet.<br />

Die Bleirohre waren nach Durchmesser, (innerem)<br />

Umfang und Querschnitt genormt; der Durchmesser<br />

wurde in Finger(digitus) = 1/16 Fuß, das sind<br />

29,6/16 = 1,85 cm, angegeben. Problematisch<br />

erscheint dabei, dass Frontin und seinen Zeitgenossen<br />

nur qualitativ bewusst war, dass der Abfluss<br />

oder Durchfluss nicht nur vom Querschnitt, sondern<br />

gleichfalls vom Gefälle bzw. Druckunterschied und<br />

damit von der Geschwindigkeit abhängt. Das<br />

kleinste Normrohr von 5/4 Finger Durchmesser<br />

(quinaria) diente zugleich als Einheit des Durchflusses.<br />

Dies hat allerdings Frontin nicht daran gehindert,<br />

detaillierte Bilanzen von Zufluss (Aquädukte)<br />

und <strong>Wasser</strong>abgabe (an die verschiedenen Abnehmer)<br />

vorzulegen, die wiederum geeignet waren,<br />

Fehler in den kaiserlichen Akten (commentarii),<br />

Leckstellen, nicht genehmigte Entnahmen, <strong>Wasser</strong>diebstahl,<br />

Korruption oder anderen Missbrauch aufzudecken:<br />

„Eine gewisse Menge versickert unterwegs durch<br />

Leckstellen… Aber wir haben auch einige unerlaubte<br />

Leitungen innerhalb der Stadt vorgefunden<br />

(65, 5-6).“… „Der Grund hierfür ist der Betrug der<br />

<strong>Wasser</strong>meister, die wir dabei ertappt haben, dass sie<br />

<strong>Wasser</strong> aus den öffentlichen <strong>Wasser</strong>leitungen <strong>zum</strong><br />

Nutzen von Privatleuten ableiteten. Aber auch<br />

mehrere Grundbesitzer, um deren Felder die Leitung<br />

herumführt, bohren die Gerinnewände an (75, 2-3).“<br />

… „Wir finden, dass auf bewässerten Feldern, in<br />

Kneipen, sogar Fresslokalen und letzlich Absteigen<br />

von üblem Ruf fließendes <strong>Wasser</strong> installiert worden<br />

ist (76, 2).“ … „dass in den meisten Verteilerbauwerken<br />

größere Messrohre eingesetzt als bewilligt<br />

waren, darunter sogar solche, die nicht einmal<br />

geeicht waren (112, 2).“<br />

Wohl aufgrund von Vorlagen des Kurators, der<br />

aber das Verdienst seinem Chef, dem Kaiser<br />

zuschreibt, wurden Reformen und Maßnahmen zur<br />

Erhöhung der Versorgungssicherheit durchgeführt,<br />

wodurch sich das <strong>Wasser</strong>aufkommen nahezu verdoppelte:<br />

„Durch die Umsicht des überaus gewissenhaften<br />

Kaisers vergrößerte sich jetzt der Abfluss um all das,<br />

was durch die Betrügereien der <strong>Wasser</strong>meister<br />

unterschlagen wurde oder durch die Nachlässigkeit<br />

verloren ging, als ob man neue Quellen gefunden<br />

hätte (87, 2).“ … „Und in allen Teilen der Stadt<br />

erhielten sowohl die neuen als auch die meisten<br />

älteren Brunnenbecken je zwei Zuläufe von verschiedenen<br />

<strong>Wasser</strong>leitungen; damit bleibt die Versorgung<br />

in Betrieb, falls eine der beiden Leitungen<br />

ausfallen sollte, da der Zufluss der anderen ausreicht<br />

(87, 5).“<br />

Diese Fürsorge des Kaisers spürt Rom, „die Königin<br />

und Herrin des Erdkreises, die den Rang einer<br />

Göttin der Welt einnimmt, und der nicht gleicht und<br />

nachfolgt, von Tag zu Tag, und noch mehr wird<br />

es die Gesundheit dieser ewigen Stadt merken, weil<br />

die Zahl der Verteiler, (Betriebs)bauwerke, Zierbrunnenanlagen<br />

und Brunnenbecken erhöht wurde<br />

(88, 1).“<br />

Der Wartung der Fernleitungen (Aquädukte)<br />

kommt besondere Aufmerksamkeit zu. Regelmäßige<br />

Kontrollen (Begehung) ermöglichen die rechtzeitige<br />

Feststellung von Schäden, was erlaubt, notwendige<br />

Reparaturen vorausschauend zu planen, damit sie<br />

nicht zur heißen Jahreszeit (Gefahr der <strong>Wasser</strong>knappheit)<br />

oder bei Frost (der Zement muss ordentlich<br />

abbinden) oder gar bei zwei Leitungen gleichzeitig<br />

anfallen. „Verlässlichkeit ist ... bei jedem der<br />

einzelnen (Arbeitsschritte) einzuhalten – nach<br />

einem Gesetz, das zwar allen bekannt ist, aber nur<br />

von wenigen beachtet wird (123, 3).“<br />

Frontin zitiert die Senatsbeschlüsse, die nach<br />

heutigem Sprachgebrauch das geltende <strong>Wasser</strong>recht<br />

darstellten: Verbot der <strong>Wasser</strong>verunreinigung, Beantragung<br />

eines <strong>Wasser</strong>entnahmerechts, Grunddienstbarkeiten,<br />

Schutzstreifen, Verbot der Überbauung<br />

und Beschädigung oder der <strong>Wasser</strong>entnahme ohne<br />

kaiserliche Genehmigung mit entsprechenden<br />

Strafbestimmungen. Die Aufgaben der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

waren dem curator aquarum übertragen,<br />

dem dafür die nötigen Fachleute wie procurator,<br />

Liktoren, Staatssklaven, Schriftführer, Sekretär und<br />

die Arbeitsorganisationen zur Verfügung standen.<br />

Diese familiae umfassten 240 Leute für die staatliche<br />

und 460 Leute für die kaiserliche Verwaltung<br />

der <strong>Wasser</strong>leitungen: <strong>Wasser</strong>meister (aquarii), Inspektoren,<br />

Wärter, Streckenläufer, Pflasterer, Verputzer<br />

und andere Handwerker; sie wurden aus der<br />

Staatskasse bzw. dem kaiserlichen Fiskus bezahlt.<br />

Bestimmte Aufgaben wurden auch an private Unternehmer<br />

oder Pächter (redemptores) vergeben<br />

(Kap. 94-128).<br />

Im Schlusswort macht Frontin deutlich, dass es<br />

ihm nicht darum geht, Verfehlungen zu bestrafen,<br />

sondern Missstände zu beseitigen: „Das Vertrauen<br />

in diese (des curators) Amtsführung zu erhalten, soll<br />

den Vorrang haben, selbst wenn man sich dabei<br />

Angriffen aussetzt (130, 4).“<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1255


BUCHBESPRECHUNGEN<br />

Zu den Beiträgen des internationalen<br />

Autoren-Teams<br />

Fanny Del Chicca, Professorin für Lateinische Literaturgeschichte<br />

an der Universität Perugia und Trägerin<br />

der Frontinus-Medaille 2011, behandelt die<br />

Editionsgeschichte von De aquaeductu seit der Wiederentdeckung<br />

des Textes im 15. Jahrhundert.<br />

Prof. Dr. Werner Eck, Professor für Alte Geschichte<br />

an der Universität zu Köln und Träger der Frontinus-Medaille<br />

1995 stellt die beachtliche militärische<br />

und politische Karriere und das soziale Umfeld<br />

Frontins dar; u.a. war dieser von 81-84 Statthalter in<br />

Germania inferior (Xanten). Sein zweiter Beitrag<br />

beschreibt Organisation und Administration der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung Roms, die gerade zur nachaugusteischen<br />

Zeit eine besondere Qualität erreichte.<br />

Prof. Dr. Christer Bruun, seit 1994 an der Universität<br />

Toronto auf den Gebieten Römische Geschichte<br />

und Literatur tätig, fragt nach der Motivation Frontins,<br />

sein Werk „De aquaeductu“ zu verfassen. Sein<br />

zweiter Beitrag diskutiert die wissenschaftlichen<br />

Bemühungen, die Kapazität der frontinischen quinaria<br />

zu berechnen oder abzuschätzen.<br />

Dr. Paul Kessener diskutiert anhand von Untersuchungen<br />

in Pompeii, Rom und Nîmes, ob Frontin<br />

und seine Zeitgenossen nicht doch in der Lage<br />

waren, einen <strong>Wasser</strong>abfluss (<strong>zum</strong>indest vergleichsweise)<br />

zu messen.<br />

Prof. Dr. Wolfgang Merkel stellt das System der<br />

25 Normrohre vor; beachtlich ist die große Genauigkeit,<br />

mit der Durchmesser, Umfang und Querschnitt<br />

berechnet wurden und dies mit Hilfe der damals<br />

verfügbaren rechnerischen Hilfsmittel.<br />

Dipl.-Ing. G. Wiplinger, Architekt und Bauforscher<br />

am Österreichischen Institut in Wien ist seit<br />

1975 bei den Ausgrabungen in Ephesos tätig. Bezugnehmend<br />

auf die Aquädukte von Siga (Algerien),<br />

Forum Iulii (Frejus, Frankreich) und der Madradag-<br />

Leitung von Pergamon (Türkei) wird am Degirmendere<br />

Aquädukt von Ephesos (Türkei) das Vorgehen<br />

bei Reparaturarbeiten mit Hilfe von Umleitungen<br />

(Bypässen) dargestellt.<br />

Die letzten Kapitel sind den <strong>Wasser</strong>leitungen<br />

und <strong>Abwasser</strong>kanälen in der Stadt Rom gewidmet.<br />

Dr. Gerda de Kleijn, Radboud Universität zu Nijmegen,<br />

deutet die Inschriften von Bleirohren; Dr.<br />

Werner Heinz, freiberuflicher Archäologe, ordnet<br />

die öffentlichen Bäder Roms in die Bau- und Kulturgeschichte<br />

ein; Dr. Wolfram Letzner, freiberuflicher<br />

Archäologe und Buchautor diskutiert die Terminologie<br />

römischer Brunnenanlagen, die ein Schwerpunkt<br />

seiner Forschungen sind.<br />

Dr. Gemma Jansen, unabhängige Wissenschaftlerin<br />

aus Maastricht, promovierte über <strong>Wasser</strong>leitungen<br />

und <strong>Abwasser</strong>systeme im römischen Italien<br />

und in der Türkei. Im Buch sind ihr Thema:<br />

„,Sachen, über die auch nur zu berichten schon<br />

abstoßend ist‘ – die Toiletten von Rom“, nämlich die<br />

Fragen zu Konstruktion, Technik, Reinigung und<br />

Hygiene von der primitivsten forica bis zur marmorverkleideten<br />

Prachtlatrine (aus dem 2. und 3. Jh.).<br />

Marco Placidi, Silvio Valenti und Inge Weustink,<br />

die im „Centro Ricerche Speleo Archeologiche –<br />

Sotteranei di Roma“ zusammenarbeiten, betrachten<br />

die Entwicklung der <strong>Abwasser</strong>kanäle in Rom, ihre<br />

Typologie (Funktion und Bauweisen) und ihre Verwaltungsorganisation<br />

zur Zeit Frontins. Der Wolfsfisch<br />

(lupus), der das nährstoffreiche (abwasserbelastete)<br />

Süßwasser des Tibers bevorzugte, wurde<br />

von römischen Feinschmeckern geschätzt. Somit<br />

lässt sich auch „den Sachen, über die auch nur zu<br />

berichten schon abstoßend ist“, ein positiver Aspekt<br />

abgewinnen.<br />

In seiner Schrift „De Aquaeductu Urbis Romae“<br />

gibt Frontin einen Überblick über den Stand des<br />

Wissens bezüglich Management, Technik und<br />

Organisation der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung. Er<br />

begegnet uns als moderner Manager eines großstädtischen<br />

Unternehmens; seine Schrift gilt als erstes<br />

Lehrbuch des Faches. Hohe Qualitäten bezüglich<br />

Organisation, Planung, Bau, Betrieb, Wartung der<br />

Anlagen und Verwaltung, einschließlich Dokumentation<br />

und Kundenservice zeichnen noch heute den<br />

verantwortlichen Chef eines <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmens<br />

aus.<br />

Das Buch ist hervorragend ausgestattet; es vermittelt<br />

durch den gut verständlichen und erläuterten<br />

Text zusammen mit den hervorragenden Fachbeiträgen<br />

einen umfassenden Eindruck der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

im antiken Rom.<br />

Prof. Dr.-Ing. Harald Roscher, Weimar<br />

Bestell-Hotline<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />

München<br />

Tel. +49 (0) 201/82002-11<br />

Fax +49 (0) 201/82002-34<br />

E-Mail: S.Spies@vulkan-verlag.de<br />

www.di-verlag.de<br />

November 2013<br />

1256 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


BUCHBESPRECHUNGEN<br />

Buchbesprechungen<br />

Management groß angelegter Grundstücksentwässerungsanlagen<br />

Arbeitshilfe zur Koordination technischer und<br />

personeller Ressourcen<br />

Von Michael Scheffler. Stuttgart: Fraunhofer IRB<br />

Verlag 2013. 359 S., überwiegend farbige Abb.,<br />

geb. mit kartoniertem Einband, Format DIN A 5,<br />

Preis: 69,00 Euro, auch als E-Book, ISBN 978-3-<br />

8167-8537-8.<br />

Sie sind Betreiber einer großen Grundstücksentwässerungs-(GE-)Anlage<br />

oder zuständig für den Abbau<br />

von Instandhaltungsrückständen und für den<br />

anschließenden Regelbetrieb einer solchen Anlage?<br />

Falls ja, gehören Sie zur Zielgruppe, für die Dr.-Ing.<br />

Michael Scheffler ein Handbuch zur Organisation<br />

von Betrieb und Instandhaltung verfasst hat. Das<br />

Ziel ist ein ordnungsgemäßer und effizienter Anlagenbetrieb.<br />

Erforderliche Prozessschritte werden in<br />

strukturierte Handlungsanweisungen gefasst, durch<br />

Diagramme und Tabellen illustriert. Die grafische<br />

Gestaltung ist einheitlich, klar sowie verständlich.<br />

Fotos sind in dem 350 Seiten starkem Werk nicht zu<br />

finden – mit Ausnahme des Autorenportraits auf der<br />

Buchrückseite. Dort stellt sich Scheffler vor, unter<br />

anderem als zertifizierter Kanalsanierungsberater,<br />

beratender Ingenieur und Lehrbeauftragter für<br />

Gebäude- und Grundstücksentwässerung. Das vorliegende<br />

Buch schließt an seine Fachbuchreihe zur<br />

Gebäude- und Grundstücksentwässerung konsequent<br />

an. Es kann durchaus als Grundlagenquelle<br />

genutzt werden von denjenigen, die eine Zertifizierung<br />

nach DIN EN ISO 14001 ff. oder ein Qualitätsmanagement<br />

nach DIN EN ISO 9001 ff. vorbereiten.<br />

Meine Empfehlung, die Neuerscheinung zu nutzen,<br />

gilt insbesondere für Unternehmen der Immobilienund<br />

Wohnungswirtschaft, für große Gewerbe- und<br />

Industriebetriebe sowie Liegenschaften der öffentlichen<br />

Hand. Die beiliegende CD ist ein Beleg dafür,<br />

dass dieser Band aus der Praxis für die Praxis entstanden<br />

ist. Sie enthält u. a. prozessunterstützende<br />

Dokumente, Formblätter und Arbeitshilfen.<br />

<br />

Klaus W. König<br />

Bestell-Hotline<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />

München<br />

Tel. +49 (0) 201/82002-11<br />

Fax +49 (0) 201/82002-34<br />

E-Mail: S.Spies@vulkan-verlag.de<br />

www.di-verlag.de<br />

Regeln für den Schutz von Trinkwasserfassungen<br />

in Österreich<br />

Von Hilmar Zetinigg. Schriftenreihe zur <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

Band 65. Verlag der Technischen Universität<br />

Graz 2011. Format: 21 x 15 cm, Kartoniert, 101 S.,<br />

ISBN 978-3-85125-196-8, Preis: 30,00 Euro.<br />

Ein Überblick der Behandlung des Trinkwasserschutzes<br />

in deutschsprachigen Lehrbüchern und<br />

Handbüchern der Hydrologie und Hydrogeologie<br />

leitet <strong>zum</strong> Thema dieser Arbeit ein.<br />

Nach Darstellung der Entwicklung der rechtlichen<br />

Grundlagen für die Festlegung von Schutzund<br />

Schongebieten für die Trinkwasserversorgung<br />

in Österreich wird auch die Normierung der Trinkwasserqualität<br />

kurz beleuchtet. Besonders muss hier<br />

darauf verwiesen werden, dass die hydrogeologische<br />

Sichtweite Grundlage dieser Arbeit ist.<br />

Die Darstellung der Entstehung und Entwicklung<br />

der ÖVGW-Richtlinie W 72 (Schutz- und Schongebiete)<br />

bildet somit einen Schwerpunkt dieser Arbeit.<br />

Besonderes Augenmerk wird dabei auf ihre Vorläufer<br />

und Vorbilder, insbesondere das DVGW-Arbeitsblatt<br />

W 101 gelegt. Von diesem wurde vor allem die<br />

Zonierung (Schutzzone I–III) und die „Verweildauer<br />

des <strong>Wasser</strong>s“ im Untergrund (50- bzw. 60-Tagegrenze)<br />

als Dimensionierungskriterium der Schutzzone<br />

II übernommen.<br />

Leitgedanke für die Einrichtung von Schutzgebieten<br />

für die Trinkwasserversorgung ist die Erhaltung<br />

des Grundwasserstandards der Trinkwasserversorgung<br />

in Österreich, der im Begriff des „nativen <strong>Wasser</strong>s“<br />

des Österreichischen Lebensmittelbuches seinen<br />

Niederschlag gefunden hat. Aus hydrogeologischer<br />

Sicht ist dieser Standard wohl in erster Linie<br />

auf die reichen und vielfältigen Grund- und Quellwasserressourcen<br />

Österreichs zurückzuführen.<br />

Bestell-Hotline<br />

Institut für <strong>Wasser</strong>bau und <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

Technische Universität Graz,<br />

Stremayrgasse 10/II,<br />

A-8010 Graz (Östrerreich),<br />

E-Mail: hydro@tugraz.at<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1257


PRAXIS<br />

Firmensitz der<br />

Kommunale<br />

<strong>Wasser</strong>werke<br />

Leipzig GmbH.<br />

Zufriedene Kunden und höhere Produktivität<br />

Realisierung eines digitalen Posteingangs<br />

Die KWL – Kommunale <strong>Wasser</strong>werke Leipzig GmbH versorgt pro Jahr rund 64 000 Menschen bzw. 7 000 Kunden<br />

in ihrem Geschäftsgebiet mit mehr als 32 Millionen Kubikmetern Trinkwasser und entsorgt das anfallende<br />

<strong>Abwasser</strong> umweltgerecht. Leipzig ist eine der am schnellsten wachsenden Regionen Deutschlands. Dementsprechend<br />

gewinnt die KWL jedes Jahr Kunden. Und diese müssen sich an-, um-, manchmal auch abmelden,<br />

geben Zählerstände oder neue Bankverbindungen an oder stellen Anträge für neue Anschlüsse. Entsprechend<br />

hoch sind das Aufkommen und der Aufwand für die interne Verteilung der Post an die zuständigen Mitarbeiter.<br />

Um den gesamten Prozess effizienter zu gestalten, Papier einzusparen und die Zeit für den internen Durchlauf<br />

der Post zu verkürzen, entschloss sich die KWL, mit den langjährigen IT-Partnern forcont business technology<br />

gmbh und softgate gmbh einen digitalen Posteingang einzuführen.<br />

Initiator bei der KWL war der Unternehmensbereich<br />

Markt, genauer<br />

das Team Kundenservice. Nach<br />

einem ersten postalischen Kontakt<br />

zwischen Kunden und der KWL<br />

kümmern sich die Mitarbeiter des<br />

Kundenservice häufig telefonisch<br />

um Anfragen, Änderungswünsche<br />

oder Reklamationen. „Wir nehmen<br />

die Beziehung zu unseren Kunden<br />

sehr ernst und versuchen zu jeder<br />

Frage schnell und zufriedenstellend<br />

Auskunft zu geben“, so Sabine Lehmann,<br />

Projektmanagerin IT bei KWL.<br />

„Gerade auch vor dem Hintergrund<br />

eines stetig steigenden Postaufkommens<br />

wollten wir unsere Auskunftsfähigkeit<br />

noch weiter verbessern<br />

und die Effizienz unserer internen<br />

Prozessabläufe steigern.“ Dazu<br />

formulierte die KWL eine Reihe von<br />

Zielen: Man wollte so früh wie möglich<br />

einen Überblick über die eingehende<br />

Post gewinnen, um sie<br />

schneller systematisieren und den<br />

entsprechenden Mitarbeitern zur<br />

Verfügung stellen zu können. Um<br />

die Reaktions- und Bearbeitungszeiten<br />

zu beschleunigen, sollte der<br />

Aufwand für die Suche nach der<br />

jeweiligen postalischen Mitteilung<br />

reduziert, und die darin enthal -<br />

tenen Informationen sollten allen<br />

erforderlichen und berechtigten<br />

Mitarbeitern automatisiert bereitgestellt<br />

werden. Um schließlich<br />

dem Verlust von Informationen<br />

über mehrere Prozessschritte hinweg<br />

vorzubeugen, bestand eine<br />

weitere Anforderung darin, jegliche<br />

Medienbrüche zu vermeiden. Die<br />

beste Aussicht, all diese Ziele erfolgreich<br />

umzusetzen, versprach ein<br />

zentraler, digitaler Posteingang mit<br />

automatisierter Dokumentenerkennung,<br />

der auch in der Lage wäre,<br />

die etablierten Workflows der KWL<br />

abzubilden.<br />

Langjährige Partnerschaft<br />

und Erfahrung<br />

Für viele Geschäftsprozesse nutzt<br />

KWL seit Jahren SAP-Systeme. Für<br />

die Erstellung, Verarbeitung und<br />

Archivierung geschäftsrelevanter<br />

Dokumente, etwa in Kunden- und<br />

Grundstücksakten, setzt der kommunale<br />

Versorger auf die ECM-Produkte<br />

DocuLink und Archive Server<br />

von OpenText, da sie sich insbeson-<br />

November 2013<br />

1258 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRAXIS<br />

dere für den Einsatz in SAP-Umgebungen<br />

eignen. Für die Integration<br />

und die Support-Leistungen rund<br />

um die ECM-Lösungen ist seit 2003<br />

das Leipziger ECM-Softwarehaus<br />

forcont verantwortlich. forcont entwickelt<br />

auf Basis seiner eigenen<br />

ECM-Software forcont factory FX<br />

kundenspezifische Anwendungen,<br />

bietet aber auch zahlreiche standardisierte<br />

ECM-Produkte an. Mit der<br />

Digitalisierung der gedruckten<br />

Dokumente hat KWL den Capture-<br />

Spezialisten softgate beauftragt.<br />

Das Unternehmen ist seit 15 Jahren<br />

in den Bereichen Dokumentenmanagement<br />

und Capture tätig,<br />

Partner beispielsweise von Kofax<br />

oder Fujitsu und arbeitet seit Längerem<br />

erfolgreich mit forcont zusammen.<br />

„Da sich die Portfolios von forcont<br />

und softgate hervorragend<br />

ergänzen, können wir unseren Kunden<br />

All-in-One-Pakete für ihre dokumentenbezogenen<br />

Prozesse anbieten“,<br />

sagt Markus Kollotzek, der bei<br />

forcont für die KWL verantwortliche<br />

Projektleiter.<br />

Anforderungskatalog<br />

Durch das gewachsene Vertrauen<br />

war für KWL schnell klar: die beiden<br />

IT-Partner sollten auch die Integration<br />

des digitalen Posteingangs<br />

realisieren. Gemeinsam erarbeiteten<br />

sie einen umfangreichen Anforderungskatalog,<br />

der nicht nur eine<br />

Vielzahl von Mehrwerten als Ziel<br />

definierte, sondern auch die besonderen<br />

Strukturen und Workflows<br />

der KWL präzise abbildete. „Unsere<br />

Poststelle besitzt ein umfangreiches<br />

Regelwerk, das unter anderem festlegt,<br />

welchem Bearbeiter welche<br />

Dokumente zu einem bestimmten<br />

Bearbeitungszeitpunkt zugeleitet<br />

werden müssen, wie diese Dokumente<br />

zu kennzeichnen sind und<br />

wer für die Verteilung zuständig ist.<br />

Das erscheint etwas kompliziert, ist<br />

aber bei der schieren Menge an<br />

unterschiedlichen Dokumenten, die<br />

wir bearbeiten, unerlässlich.“ Diese<br />

Regeln mussten übertragen und<br />

mit einem klaren Berechtigungsund<br />

Rollensystem verknüpft werden.<br />

Die Eingangspost sollte zu<br />

dem automatisch nach bestimmten<br />

Typen und Themen kategorisiert<br />

werden, etwa Bankverbindungen,<br />

Eigentümerwechsel, Umzüge oder<br />

Verträge, um eine effiziente Verteilung<br />

und Bearbeitung zu gewährleisten.<br />

Aktueller Bearbeitungsstatus<br />

und weitere Prozessschritte sollten<br />

sich durch unternehmensspezifisch<br />

definierte Attribute kennzeichnen<br />

lassen. „Da unsere Kunden in<br />

einem Schreiben oftmals mehrere<br />

Anliegen parallel behandeln, war<br />

außerdem eine unkomplizierte<br />

Funktion für die Duplizierung und<br />

gleichzeitige Verteilung von Dokumenten<br />

über mehrere Kanäle unerlässlich“,<br />

sagt Sabine Lehmann.<br />

Eine zentrale Anforderung war<br />

die Anbindung an die SAP-basierten<br />

ECM-Prozesse. Vor der Einführung<br />

des digitalen Posteingangs<br />

hatten andere Geschäftsprozesse,<br />

beispielsweise die mit DocuLink<br />

umgesetzte Kundenakte, erst nach<br />

der Bearbeitung des aktuellen<br />

Anliegens Zugriff auf die Dokumente.<br />

Eine Anforderung an den<br />

digitalen Posteingang war daher die<br />

automatisierte Bereitstellung der<br />

gescannten Dokumente in Docu-<br />

Link und die frühzeitige Ablage auf<br />

dem OpenText Archive. Umgekehrt<br />

sollte es möglich sein, schon in der<br />

Benutzeroberfläche des Posteingangs<br />

neue SAP-Kundenkontakte<br />

zu erstellen und die Dokumente<br />

automatisch in der Kundenakte im<br />

SAP anzulegen. Für das Leipziger<br />

Softwarehaus forcont ein Kinderspiel,<br />

da es seit Jahren mit der Integration<br />

solcher Prozesse vertraut ist.<br />

Going Live<br />

Nach der Spezifikation dauerte die<br />

Umsetzung nur wenige Monate.<br />

Um ein reibungsloses Going Live zu<br />

ermöglichen, wurden dennoch alle<br />

Prozessschritte und Installationen<br />

ausführlich in einer Testumgebung<br />

geprüft. Die Einbindung der Scan-<br />

Arbeitsplätze stellte keine Schwierigkeit<br />

dar. Inklusive Schulung der<br />

KWL-Mitarbeiter benötigte softgate<br />

nur etwa fünf Wochen. Die Post wird<br />

Neuer Kundenkontakt.<br />

Protokoll.<br />

nun weitestgehend automatisiert<br />

verteilt, gleichzeitig werden die<br />

gewachsenen Strukturen und Be -<br />

arbeitungsschritte der Poststelle,<br />

des Sekretariats und beim Bereichsleiter<br />

effizient abgebildet. Über eine<br />

übersichtliche Nutzeroberfläche mit<br />

blätterbarer Dokumentenvorschau<br />

können die Mitarbeiter von KWL<br />

die Dokumente schnell auswählen,<br />

bearbeiten und mit wenigen Klicks<br />

in anderen Systemen ablegen, an<br />

andere Sachbearbeiter weiterleiten<br />

oder den aktuellen Status anpassen.<br />

Eine komfortable Vertreterregelung<br />

stellt zudem auch bei Krankheit<br />

oder im Urlaubsfall sicher, dass die<br />

Post schnell und sachgerecht be -<br />

arbeitet wird<br />

„An der Arbeitsweise von forcont<br />

gefiel uns besonders, dass auch adhoc<br />

Anpassungen das Projekt nicht<br />

verzögerten“, sagt Sabine Lehmann.<br />

▶▶<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1259


PRAXIS<br />

Recherche.<br />

eigenständig relevante Textpassagen<br />

und Schlagwörter wie Guthaben,<br />

Beschwerde oder Bankverbindung<br />

und ordnet anhand<br />

dieser Information das Dokument<br />

dem entsprechenden Bearbeiter<br />

innerhalb weniger Augenblicke zu.<br />

Eine besondere Schnittstelle garantiert<br />

zudem die Erkennung und<br />

Markierung von Dokumenten mit<br />

einem Barcode.<br />

Sekretariat.<br />

„Fast nebenbei implementierte das<br />

Projektteam ein kleines aber äußerst<br />

hilfreiches Feature. Über ein Ampelsystem<br />

wird jetzt der jeweilige Bearbeitungsstatus<br />

direkt angezeigt,<br />

was eine schnelle Einordnung und<br />

eine weitere Beschleunigung der<br />

Prozesse ermöglicht.“<br />

So schnell wie das<br />

menschliche Auge<br />

Die Grundlage für die schnelle und<br />

präzise Verteilung der eingehenden<br />

Dokumente ist deren genaue digitale<br />

Erfassung. Mit fünf professionellen<br />

Dokumentenscannern von<br />

Fujitsu besaß die Poststelle der KWL<br />

bereits leistungsfähige Hardware,<br />

um die Eingangspost zu scannen.<br />

Für die korrekte Erfassung und Validierung<br />

der Dokumente erweiterte<br />

softgate die bestehende Software-<br />

Lösung Kofax Capture 9 um das<br />

Kofax Transformation Module 5.5<br />

und implementierte ein auf die speziellen<br />

Bedürfnisse von KWL angepasstes<br />

Regelwerk. Die Erweiterung<br />

mit OCR-Funktion erkennt nun<br />

Fazit<br />

Der Einsatz des digitalen Posteingangs<br />

lieferte schnell positive<br />

Ergebnisse. Alle Dokumente liegen<br />

nun den verantwortlichen Mitarbeitern<br />

innerhalb kürzester Zeit vor.<br />

Die Durchlaufzeiten haben sich<br />

deutlich verkürzt und auch das<br />

Papieraufkommen sank, weil die<br />

KWL-Mitarbeiter dank beschleunigter<br />

und korrekter Verteilung und<br />

dem direkten digitalen Zugriff auf<br />

alle relevanten Dokumente auf eine<br />

Vielzahl an Kopien verzichten können.<br />

Damit ließen sich zudem Kosten<br />

reduzieren. Von der Lösung<br />

überzeugt, folgte schnell der Roll-<br />

Out auf die anderen Abteilungen<br />

des Unternehmensbereichs Markt.<br />

Aktuell sind neben dem Kundenservice<br />

die Teams Abrechnung,<br />

Vertriebs- und Qualitätssicherung<br />

sowie das Forderungsmanagement<br />

an den digitalen Posteingang angeschlossen.<br />

Ebenso sind E-Mails und<br />

Faxe in den zentralen Posteingang<br />

integriert. Auch ein weiterer Rollout<br />

auf andere Unternehmensbereiche<br />

ist denkbar. „Außerdem<br />

konnten wir auch die Qualität<br />

unserer Kundenbeziehungen verbessern,<br />

was für einen kommunalen<br />

Dienstleister immer ein entscheidendes<br />

Kriterium ist“, ergänzt<br />

Sabine Lehmann.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.forcont.de<br />

www.wasser-leipzig.de<br />

November 2013<br />

1260 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRAXIS<br />

Jugendstil-Baudenkmal mit sanierungsbedürftiger Infrastruktur: der Sprudelhof im Herzen Bad Nauheims.<br />

Schlauchliner für den „Sprudelhof“<br />

Erfolgreiche Kanalsanierung einer Jugendstil-Anlage durch grabenlose Technologie<br />

Im sogenannten Sprudelhof, der historischen Badeanlage des Kurortes Bad Nauheim, wurden im November<br />

2012 rund 750 Meter schadhafter <strong>Abwasser</strong>leitungen durch Experten der Swietelsky-Faber Kanalsanierung<br />

GmbH per Schlauchlining renoviert. Dabei kam in Hauptkanälen das lichthärtende Berolina Liner-System<br />

<strong>zum</strong> Einsatz, während in die Anschlussleitungen Nadelfilzliner des Brawoliner-Systems sowie Glasfaser-Longliner<br />

eingebaut wurden.<br />

Der von 1905 bis 1912 erbaute<br />

Sprudelhof im hessischen Bad<br />

Nauheim ist eines der markantesten<br />

Baudenkmäler der Jugendstil-Architektur<br />

europaweit. Während der<br />

Belle Epoque begründeten die<br />

Bäder des Sprudelhofes den Ruf von<br />

Bad Nauheim als Kurbad von<br />

Weltrang. Heute beherbergen die<br />

historischen Gebäude des Sprudelhofes<br />

u. a. ein Theater, ein Café,<br />

einen Kindergarten und Wohnungen.<br />

So altehrwürdig wie die sehenswerte<br />

oberirdische Bausubstanz<br />

sind auch die <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

der 2,4 ha großen Liegenschaft.<br />

Allerdings sind sie weit unansehnlicher<br />

als die Hochbauten über ihnen.<br />

Nicht genug damit, dass an den<br />

über 100 Jahre alten Schmutz-,<br />

Misch- und Regenwasserrohren<br />

Schäden wie Korrosion, undichte<br />

Muffen und Risse nachzuweisen<br />

sind; das knapp 1 000 Meter lange<br />

Leitungsnetz des Sprudelhofes<br />

hatte darüber hinaus mit einem<br />

Sonderproblem zu kämpfen. In Bad<br />

Nauheim steht stark mineralhaltiges<br />

Grundwasser bis knapp unter<br />

die Erdoberfläche an; auch die<br />

<strong>Abwasser</strong>leitungen des Sprudelhofes<br />

liegen in dieser mit gelösten<br />

Mineralsalzen und aggressivem CO 2<br />

gesättigten Grundwasserschicht.<br />

Undichtigkeiten, die anderswo „nur“<br />

zu massivem Fremdwassereinbruch<br />

führen, haben hier eine weitere<br />

fatale Konsequenz: Die Mineralsalze<br />

fallen beim Eintritt ins Rohr als Ablagerungen<br />

aus, die den Querschnitt<br />

der Rohre zunehmend reduzieren –<br />

irgendwann wird die für den Einsatz<br />

von Wartungstechnik benötigte<br />

Nennweite unterschritten und die<br />

Leitungen entziehen sich weiterer<br />

Instandhaltung: der Funktionsausfall<br />

des Systems droht.<br />

Bereits vorhandene Funktionseinschränkungen<br />

beseitigen und<br />

der Neubildung von Ablagerungen<br />

vorbeugen – das war die Aufgabenstellung<br />

des Sanierungskonzeptes<br />

für die Sprudelhof-Kanäle, das von<br />

dem auf Kanalsanierungskonzepte<br />

spezialisierten Ingenieurbüro Ohlsen<br />

GmbH, Grünberg, ausgearbeitet<br />

und im November 2012 bzw. im<br />

Juli 2013 durch die Niederlassung<br />

Landsberg der Swietelsky-Faber<br />

Kanalsanierung GmbH realisiert<br />

wurde. Auftraggeber war das Hessi-<br />

▶▶<br />

Problemfall: von mineralischen Inkrustationen verstopftes<br />

<strong>Abwasser</strong>rohr vor …<br />

… und nach der Sanierung durch einen GFK-<br />

Schlauchliner.<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1261


PRAXIS<br />

sche Baumanagement in Abstimmung<br />

mit dem Eigentümer, der<br />

„Stiftung Sprudelhof“. Vorangegangen<br />

war eine umfassende Zustandserfassung<br />

des Netzbestandes per<br />

TV-Inspektion. Deren Ergebnisse<br />

Lichterkette <strong>zum</strong> Aushärten der GFK-Liner mit UV-<br />

Licht.<br />

Vorbereitung des Packers für einen Longliner-Einbau<br />

in einen Hausanschluss.<br />

Noch während der Sanierungsarbeiten mussten<br />

immer wieder neu entdeckte Leitungen geortet und<br />

per TV-Kamera untersucht werden.<br />

führten nach Auswertung durch die<br />

Ohlsen-Ingenieure zu dem Befund,<br />

dass 40 % der Rohre im Hauptkanalnetz<br />

und 81 % der Anschlussleitungen<br />

akuten Sanierungsbedarf aufwiesen.<br />

In der Inspektions- und Planungs-Phase<br />

zeigte sich, dass schon<br />

die Erfassung der exakten Leitungsbestände<br />

und -verläufe eine He -<br />

rausforderung war. Da die Originalpläne<br />

nur noch teilweise vorhanden<br />

waren bzw. nachträgliche bauliche<br />

Eingriffe nicht immer nachvollziehbar<br />

dokumentiert wurden, waren<br />

umfassende und zeitaufwändige<br />

Recherchen zur Ermittlung des tatsächlichen<br />

Bestandes notwendig.<br />

Zum Auftragsbestand von Swietelsky-Faber<br />

gehörten insgesamt<br />

750 Meter Hauptsammler und<br />

Anschlussleitungen in den Nennweiten<br />

DN 100 bis DN 250. Als problematisch<br />

erwies es sich, dass große<br />

Teile des Systems in den ausgedehnten<br />

Versorgungsstollen liegen,<br />

die das gesamte Gelände fast vollständig<br />

unterkellern. Diese Stollen<br />

sind jedoch so komplex, verwinkelt<br />

und eng, dass viele Zugangspunkte<br />

selbst mit dem hoch mobilen Sanierungsequipment,<br />

über das die<br />

Sanierungskolonnen von Niederlassungsleiter<br />

Dipl.-Ing. Reiner Korn<br />

verfügen, kaum erreichbar waren.<br />

Praktisch in allen Leitungen<br />

begann die Sanierung mit umfangreichen<br />

Fräsroboter-Einsätzen, mit<br />

denen Inkrustationen beseitigt und<br />

die ursprünglichen Rohrquerschnitte<br />

so wieder hergestellt wurden,<br />

dass der Schlauchliner-Einsatz<br />

als eigentliche Sanierungsmaßnahme<br />

überhaupt möglich wurde.<br />

Bei der Sanierung setzte Swietelsky-<br />

Faber in den Hauptkanälen DN 200–<br />

250 auf den Berolina Liner, ein<br />

lichthärtendes Glasfaserliner-Linersystem.<br />

In die Anschlussleitungen<br />

DN 100 und DN 150 hingegen<br />

wurde das BRAWOLINER-System<br />

bzw. Glasfaser-Kurzliner bzw- Longliner<br />

nach dem 3P-Plus KL-System<br />

eingebaut.<br />

In die über Schächte zugänglichen<br />

Sprudelhof Hauptkanäle<br />

kamen mit thermo-reaktivem UP-<br />

Harz getränkte Berolina-Liner mit<br />

4 mm Wanddicke <strong>zum</strong> Einsatz. Diese<br />

Lösung erhält die nominellen Nennweiten<br />

weitestgehend, stellt zu -<br />

gleich aber die notwendige Dichtheit<br />

und die dauerhafte Resistenz<br />

gegen die anstehenden CO 2 -haltigen<br />

Grundwässer zuverlässig sicher.<br />

Die Glasfaser-Liner wurden mechanisch<br />

in die Leitungen eingezogen<br />

und pneumatisch formschlüssig im<br />

Rohr aufgestellt. Die Aushärtung<br />

der Liner erfolgte durch Bestrahlung<br />

mit UV-Licht, das eine durch<br />

den Liner gezogene Lampenkette<br />

emittierte.<br />

Bei der Sanierung der Anschlussleitungen,<br />

die in einigen Fällen nur<br />

einseitig zugänglich waren, kam das<br />

Reversionsverfahren <strong>zum</strong> Einsatz,<br />

bei dem die 3 mm dicken, Kunstharz-getränkten<br />

Nadelfilzliner aus<br />

einer Drucktrommel heraus mit<br />

Pressluft in die defekten Rohre eingekrempelt<br />

wurden. Bis zu 30 Meter<br />

lange Liner wurden auf diese Weise<br />

installiert.<br />

Im November 2012 und im Juli<br />

2013 baute Swietelsky-Faber auf<br />

dem Gelände des Sprudelhofes<br />

mit diesen Technologien rund<br />

500 Me ter GFK-Liner und 250 Meter<br />

Nadelfilz-Liner ein. Das Ganze ge -<br />

schah unter durchaus anspruchsvollen<br />

Randbedingungen. Angesicht<br />

der CO 2 -Ausgasungen im<br />

Untergrund galt es vor jedem<br />

Arbeitsgang festzustellen, ob sich<br />

daraus Einschränkungen im Sinne<br />

der Arbeitssicherheit ergaben bzw.<br />

es musste die Planung notwendiger<br />

Tiefbaumaßnahmen (für Zugangs-<br />

Baugruben) mit den Ergebnissen<br />

einschlägiger Messungen abgestimmt<br />

werden.<br />

Bemerkenswert war auch, dass<br />

sich der Netzbestand im Zuge der<br />

Sanierung immer wieder veränderte.<br />

An einige Anschlussleitungen<br />

kam man nur über eine Baugrube<br />

heran; per Leitungsortung wurde<br />

zuvor ermittelt, wo die Gruben zu<br />

errichten waren. In diesen Gruben<br />

fanden sich fallweise weitere, in<br />

den Plänen nicht verzeichnete Leit -<br />

November 2013<br />

1262 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRAXIS<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

Jetzt bestellen!<br />

Das führende Fachorgan<br />

für das <strong>Wasser</strong>- und<br />

<strong>Abwasser</strong>fach<br />

Inzwischen ein vertrauter Anblick für die Kurgäste:<br />

Einsatzfahrzeug von Swietelsky-Faber im Bad Nauheimer<br />

Sprudelhof.<br />

ungen. Sie wurden Hauptkanälen zugeordnet, inspiziert<br />

und ggf. auch saniert. Andererseits gab es funktionslose<br />

Leitungen, die still gelegt und <strong>zum</strong> Hauptkanal hin<br />

verschlossen wurden.<br />

Das historische <strong>Abwasser</strong>system des Baudenkmals<br />

Sprudelhof wurde durch diese Sanierungs-Kampagne<br />

nicht nur kartografisch „vervollständigt“, sondern erfolgreich<br />

für einige weitere Jahrzehnte reibungslosen<br />

Betriebes ertüchtigt – eine wichtige Voraussetzung für<br />

die künftige Nutzung des denkmalgeschützten<br />

Gebäude-Ensembles.<br />

Mit der technisch-wissenschaftlichen Fachzeitschrift<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> informieren Sie sich gezielt zu<br />

allen wichtigen Fragen rund um die <strong>Wasser</strong> versorgung<br />

und <strong>Abwasser</strong> behandlung.<br />

Jedes zweite Heft mit Sonderteil R+S - Recht und Steuern<br />

im Gas und <strong>Wasser</strong>fach.<br />

Wählen Sie einfach das Bezugsangebot, das Ihnen zusagt:<br />

als Heft, ePaper oder Heft + ePaper!<br />

Kontakt Stiftung Sprudelhof:<br />

Vorstand<br />

Frank Thielmann,<br />

Ludwigstraße 20,<br />

D-61231 Bad Nauheim,<br />

Tel. (06032) 3495588,<br />

E-Mail: frank.thielmann@sprudelhof.de<br />

Kontakt Bauausführung:<br />

Swietelsky-Faber GmbH Kanalsanierung,<br />

Niederlassung Landsberg,<br />

Dipl.-Ing. Reiner Korn,<br />

Lechwiesenstraße 58,<br />

D-86899 Landsberg,<br />

Tel. (08191) 985995-0,<br />

E-Mail: reiner.korn@swietelsky-faber.de<br />

Kontakt Ingenieurbüro:<br />

Ingenieurbüro Ohlsen GmbH,<br />

Dipl.-Ing. Katrin Jäger,<br />

Eiserne Hand 13,<br />

D-35305 Grünberg,<br />

Tel. (06401) 22320-0,<br />

E-Mail: info@ibohlsen.de<br />

<strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1263


PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

Druckmessgerät mit trockener Messzelle<br />

Die Fertigungsbedingungen in der Kosmetik-, Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie in der Biotechnik<br />

und der Pharmazie setzen die Einhaltung besonderer Hygieneanforderungen voraus, da die Verarbeitung in<br />

hochkomplexen, sterilen Prozessen erfolgt.<br />

Alle verwendeten Materialien mit Medienberührung müssen nachweislich als unbedenklich für die Verwendung<br />

in Pharma- und Food-Prozessen eingestuft sein. Üblicherweise werden für diese Messaufgaben Druckmittler<br />

eingesetzt. AFRISO hat verschiedene Druckmittler EHEDG Typ EL Klasse I zertifiziert.<br />

Die Plattenfeder-Edelstahlmanometer PF100CP und<br />

PF160CP von AFRISO können anstelle von Druckmittlern<br />

zur Druckmessung in hygienischen Prozessen<br />

eingesetzt werden, wenn die übliche Füllflüssigkeit<br />

von Druckmittlern nicht erwünscht ist. © AFRISO<br />

Die Plattenfeder-Edelstahlmanometer<br />

PF100CP und PF160CP<br />

von AFRISO haben keine Füllflüssigkeit.<br />

Sie können anstelle von Druckmittlern<br />

zur Druckmessung von<br />

gasförmigen, flüssigen, aggressiven<br />

und hochviskosen Medien in hygienischen<br />

Prozessen, z. B. in der Biotechnologie,<br />

der Lebensmittelindustrie<br />

oder in der Pharmazie,<br />

eingesetzt werden, wenn die übliche<br />

Füllflüssigkeit von Druckmittlern<br />

nicht erwünscht ist. Die Anzeigebereiche<br />

reichen von 0/1 bar bis<br />

0/6 bar in der Genauigkeitsklasse<br />

1,6 (EN 837-3). Die Manometer<br />

PF100CP und PF160CP sind geeignet<br />

für Mediumstemperaturen bis<br />

+130 °C und Umgebungstemperaturen<br />

von –20 °C bis 60 °C. Der Aufbau<br />

des robusten, kompakten Gerätes<br />

ba siert auf einer Messzelle mit<br />

frontbündiger Plattenfeder ohne<br />

Übertragungsflüssigkeit. Der Messweg<br />

wird mechanisch auf ein Zeigerwerk<br />

übertragen und angezeigt.<br />

Die Plattenfedern sind mit dem<br />

Prozessanschluss verschweißt, wo -<br />

durch eine unlösbare schock- und<br />

vibrationsbeständige sowie dichtungsfreie<br />

Einheit entsteht. Dadurch<br />

wird ein Maximum an Leckagesicherheit<br />

bei gleichzeitig hoher<br />

Langzeitstabilität erreicht. Eine Verunreinigung<br />

des zu messenden<br />

Mediums kann ausgeschlossen werden.<br />

Die Anbindung an den Prozess<br />

erfolgt über einen Clamp-Anschluss,<br />

optional sind aber auch VARIVENToder<br />

BioControl-Anschlüsse, offene<br />

Anschlussflansche und andere<br />

Anschlüsse möglich. Die Manometer<br />

können zudem optional<br />

auch mit Grenzsignalgebern oder<br />

Sonderbeschichtungen gefertigt<br />

werden.<br />

Autor/Kontakt:<br />

Jörg B. S. Bomhardt,<br />

AFRISO-EURO-INDEX GmbH,<br />

Geschäftsbereich<br />

GBII „Druck · Temperatur · Füllstand“,<br />

Lindenstraße 20,<br />

D-74363 Güglingen,<br />

Tel. (07135) 102-0,<br />

Fax (07135) 102-1 47,<br />

E-Mail: joerg.bomhardt@afriso.de,<br />

www.afriso.de<br />

Der neue Sensor für Gesamtchlor<br />

Der neue Gesamtchlorsensor JUMO tecLine TC ist ein membranbedecktes, amperometrisches Drei-Elektroden-<br />

Messsystem von JUMO. Er erfasst freies Chlor aus anorganischen Chlorungsprodukten (Chlorgas, Hypochloriten<br />

usw.) und gebundenes Chlor, z. B. Chloramine. Typische Einsatzgebiete bilden die Schwimmbad- und<br />

die Trinkwasserüberwachung.<br />

Nach DIN EN ISO 7393-2 ist<br />

Gesamtchlor die Summe aus<br />

freiem und gebundenem Chlor. Das<br />

freie Chlor ist erwünscht und dient<br />

der Desinfektion von <strong>Wasser</strong>.<br />

Beim gebundenen Chlor handelt<br />

es sich um Chloramine, die sich bei<br />

der Desinfektion von <strong>Wasser</strong> mit<br />

Chlor als unerwünschtes Nebenprodukt<br />

bilden. Sie werden durch die<br />

Reaktion des Chlors mit stickstoffhaltigen<br />

Verunreinigungen im <strong>Wasser</strong>,<br />

wie beispielsweise Harnstoff<br />

oder Aminosäuren, gebildet. Chloramine<br />

erzeugen den typischen<br />

November 2013<br />

1264 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

Schwimmbadgeruch und verursachen<br />

Haut- und Augenreizungen.<br />

Deswegen wurde ein Grenzwert<br />

festgelegt: DIN 19643-2 gibt für das<br />

gebundene Chlor eine Obergrenze<br />

von 0,2 mg/L vor.<br />

JUMO bietet zwecks Überwachung<br />

dieses Wertes den neuen<br />

Sensor JUMO tecLine TC speziell zur<br />

Bestimmung der Gesamtchlorkonzentration<br />

in wässrigen Lösungen<br />

an (die Menge des gebundenen<br />

Chlors berechnet sich aus der Differenz<br />

von Gesamtchlormenge und<br />

Menge an freiem Chlor).<br />

Dank der integrierten Elektronik<br />

steht ein temperatur-kompensiertes<br />

Stromsignal 4 ... 20 mA zur Verfügung.<br />

Die Kalibrierung erfolgt in<br />

einem nachgeschalteten Gerät<br />

(Anzeiger, Regler, Schreiber, SPS<br />

usw.).<br />

Die bewährten Anzeige-/Regelgeräte<br />

JUMO dTRANS AS 02 (Typ<br />

202553) und JUMO AQUIS 500 AS<br />

(Typ 202568) eignen sich besonders<br />

zur Kombination mit dem Sensor.<br />

Sie stellen die für die Versorgung<br />

des Sensors notwendige Spannung<br />

zur Verfügung und erlauben die einfache<br />

Kalibrierung des Messsystems.<br />

Kontakt:<br />

JUMO GmbH & Co. KG,<br />

Moritz-Juchheim-Straße 1,<br />

D-36039 Fulda,<br />

Tel. (0661) 6003-0, Fax (0661) 6003-500,<br />

E-Mail: mail@jumo.net,<br />

www.jumo.net<br />

Neuer Wirbelzähler – Prowirl 200<br />

Zusätzliche Sicherheit durch einzigartige Nassdampfdetektion<br />

Der neue Wirbelzähler Prowirl<br />

200 verbindet bewährte Sensorik<br />

mit innovativen Funktionen im<br />

einheitlichen Zweileiter-Konzept für<br />

Durchfluss und Füllstand. Zusätzliche<br />

Sicherheit für die Prozesskontrolle<br />

bietet die weltweit erste Alarmfunktion<br />

zur Erkennung von Nassdampf<br />

direkt in der Rohrleitung. Als<br />

multivariabler Wirbelzähler gewährleistet<br />

Prowirl 200 einen sicheren<br />

Messbetrieb und ein effizientes<br />

Energiemanagement rund um die<br />

Uhr.<br />

In Prowirl 200 stecken 30 Jahre<br />

Erfahrung beim Messen unterschiedlichster<br />

Medien wie Dampf,<br />

komprimierte Gase, Flüssiggase<br />

sowie Flüssigkeiten. Das robuste<br />

Gerätedesign garantiert bei Prozesstemperaturen<br />

zwischen – 200 °C bis<br />

+ 400 °C und Drücken bis 250 bar<br />

eine zuverlässige und hochgenaue<br />

Messung. Nicht zuletzt deshalb ist<br />

Prowirl 200 universell einsetzbar –<br />

in allen Industrien.<br />

Prowirl 200 ist das weltweit erste<br />

Wirbel-Durchflussmessgerät das<br />

nach der IEC61508 entwickelt<br />

wurde. Er kann für Anwendungen in<br />

SIL 2 sowie SIL 3 in homogener<br />

Redundanz eingesetzt werden. Als<br />

innovatives Zweileiter-Messgerät<br />

basiert Prowirl 200 auf einem einheitlichen<br />

Gerätekonzept, das die<br />

Komplexität für den Anwender<br />

deutlich reduziert. Das neue Konzept<br />

vereinheitlicht Bedienung,<br />

Menüstrukturen, Funktionsbezeichnungen,<br />

Software, Schnittstellen,<br />

Datenmanagement, Systemintegration,<br />

Fehleranzeige, Dokumentation<br />

bis hin zur Bestellstruktur. Diese<br />

Neuerungen schaffen für den<br />

Anwender wirtschaftlichen Nutzen<br />

über den gesamten Lebenszyklus<br />

seiner Anlage.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.de.endress.com<br />

www.at.endress.com<br />

www.ch.endress.com<br />

Prowirl 200 – Bewährte Sensorik mit fortschrittlichsten<br />

Funktionen wie z. B. SIL 2/3 und weltweit einzigartiger<br />

Nassdampfdetektion.<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1265


PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

Ultraschall-<strong>Wasser</strong>zähler<br />

„Intelis“.<br />

Ultraschall-<strong>Wasser</strong>zähler „Intelis“ mit<br />

integrierter Kommunikations- und fortschrittlicher<br />

Sensortechnologie<br />

Itron, Inc. (NASDAQ: ITRI) gab die<br />

Einführung einer neuen intelligenten<br />

Lösung für <strong>Wasser</strong> bekannt. Der<br />

neue Ultraschall-Hauswasserzähler<br />

„Intelis“ enthält die neueste Messtechnik<br />

sowie eingebettete Kommunikationstechnik<br />

und Sensoren,<br />

damit <strong>Wasser</strong>versorger den <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />

besser messen, verwalten<br />

und analysieren können.<br />

Mit dem „All-in-one“-Messgerät<br />

können Versorger genauere, detailliertere<br />

Informationen über ihre<br />

<strong>Wasser</strong>netze sammeln und erhalten<br />

somit mehr Erkenntnisse zur effizienteren<br />

Verwaltung ihrer Systeme.<br />

Der Zähler misst und erfasst erweiterte<br />

Daten zu Durchflussraten und<br />

Temperaturen und kann zusätzlich<br />

zur Messung des <strong>Wasser</strong>volumens<br />

Luft in den Rohren entdecken. Er<br />

hat des Weiteren Funktionen für die<br />

Protokollierung von Daten, indem<br />

er den Verbrauch in konfigurierbaren<br />

Abständen erfasst. Da er keine<br />

beweglichen Teile hat, schützt der<br />

Zähler gegen ungeplante Wartungskosten<br />

und liefert über die<br />

gesamte Produktlebensdauer sehr<br />

genaue Messungen.<br />

Er kann in fast allen Umgebungen<br />

eingebaut werden, sogar in<br />

Bereichen, die direktem Sonnenlicht<br />

ausgesetzt oder überflutet<br />

sind, und wird mit einem fortschrittlichen<br />

mobilen oder Festnetz-Da -<br />

tenerfassungssystem ausgelesen.<br />

Der Ultraschall-<strong>Wasser</strong>zähler<br />

„Intelis“ wurde mit einem Öko-<br />

Design-Ansatz konstruiert, der die<br />

ökologischen Auswirkungen des<br />

Produkts über seine gesamte Produktlebensdauer<br />

in Betracht zog<br />

und die Möglichkeit des Recyclings<br />

der Komponenten optimierte.<br />

„Der Ultraschall-<strong>Wasser</strong>zähler<br />

„Intelis“ ist der fortschrittlichste,<br />

heute erhältliche <strong>Wasser</strong>zähler.<br />

Indem wir Ultraschall-, Sensor- und<br />

Kommunikationstechnologien<br />

kombinierten, haben wir ein Gerät<br />

geschaffen, das den <strong>Wasser</strong>versorgern<br />

noch nie dagewesene Einsicht<br />

in ihre Verteilungssysteme gibt, so<br />

dass sie ihre <strong>Wasser</strong>ressourcen besser<br />

verwalten können,“ sagte Gavin<br />

van Tonder, Präsident der <strong>Wasser</strong>sparte<br />

von Itron. „Als ein weltweit<br />

führendes Unternehmen für Lösungen<br />

für <strong>Wasser</strong>versorger verpflichtet<br />

sich Itron, Produkte zu entwickeln,<br />

die die Anforderungen unserer<br />

Kunden erfüllen, sodass sie die<br />

unterschiedlichen Herausforderungen,<br />

denen sie sich gegenübergestellt<br />

sehen, angehen können.“<br />

Weitere Informationen:<br />

Itron<br />

Silke Schmahl,<br />

Communications Manager Germany,<br />

Tel. (04361) 625-158,<br />

E-Mail: Silke.Schmahl@itron.com,<br />

www.itron.com<br />

Edelman<br />

Nicolas Christiansen,<br />

Tel. (08941) 30-835,<br />

E-Mail: Nicolas.Christiansen@edelman.com<br />

Ihre Hotlines für <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />

Redaktion<br />

Mediaberatung<br />

Dipl.-Ing. Christine Ziegler, München<br />

Inge Spoerel, München<br />

Telefon +49 89 2035366-33 Telefon +49 89 2035366-22<br />

Telefax +49 89 2035366-99 Telefax +49 89 2035366-99<br />

e-mail: ziegler@di-verlag.de<br />

e-mail: spoerel@di-verlag.de<br />

Abonnement/Einzelheftbestellungen<br />

Anzeigenverwaltung<br />

Leserservice <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Brigitte Krawczyk, München<br />

Postfach 9161, 97091 Würzburg Telefon +49 89 2035366-12<br />

Telefon +49 931 4170-1615 Telefax +49 89 2035366-99<br />

Telefax +49 931 4170-494<br />

e-mail: krawczyk@di-verlag.de<br />

e-mail: leserservice@di-verlag.de<br />

Wenn Sie spezielle Fragen haben, helfen wir Ihnen gerne.<br />

November 2013<br />

1266 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Impressum<br />

INFORMATION<br />

Das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />

<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />

Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift für<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung und <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />

<strong>Wasser</strong>reinigung und <strong>Abwasser</strong>technik.<br />

Organschaften:<br />

Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />

Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />

des Bundesverbandes der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />

der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />

(figawa),<br />

der DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />

Abfall e. V.<br />

der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach (ÖVGW),<br />

des Fachverbandes der Gas- und Wärme versorgungsunternehmen,<br />

Österreich,<br />

der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />

der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />

der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />

der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />

Herausgeber:<br />

Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institut e.V., Essen<br />

Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />

Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />

Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />

Dipl.-Wirtschafts-Ing. Gotthard Graß, figawa, Köln<br />

Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />

Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />

Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend Gas|Erdgas),<br />

Thyssengas GmbH, Dortmund<br />

Prof. Dr. Thomas Kolb, EBI, Karlsruhe<br />

Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />

Dipl.-Ing. Klaus Küsel, Heinrich Scheven Anlagen- und Leitungsbau<br />

GmbH, Erkrath<br />

Prof. Dr. Joachim Müller-Kirchenbauer, TU Clausthal,<br />

Clausthal-Zellerfeld<br />

Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Michael Riechel, Thüga AG, München<br />

Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />

BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />

Harald Schmid, WÄGA Wärme-Gastechnik GmbH, Kassel<br />

Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />

Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />

Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />

Redaktion:<br />

Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />

Dipl.-Ing. Christine Ziegler, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />

Arnulfstraße 124, 80636 München,<br />

Tel. +49 89 203 53 66-33, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />

E-Mail: ziegler@di-verlag.de<br />

Redaktionsbüro im Verlag:<br />

Sieglinde Balzereit, Tel. +49 89 203 53 66-25,<br />

Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: balzereit@di-verlag.de<br />

Katja Ewers, E-Mail: ewers@di-verlag.de<br />

Stephanie Fiedler, M.A., E-Mail: fiedler@di-verlag.de<br />

Ingrid Wagner, E-Mail: wagner@di-verlag.de<br />

Redaktionsbeirat:<br />

Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Jan-Ulrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />

beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />

Prof. Dr.-Ing. Mathias Ernst, TU Hamburg-Harburg, Hamburg<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der Bundeswehr<br />

München, Institut für Siedlungswasserwirtschaft und<br />

Abfall technik, Neubiberg<br />

Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />

Prof. Dr.-Ing. Werner Hegemann, Andechs<br />

Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />

Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />

Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />

Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />

Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, figawa, Köln<br />

Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />

Dipl.-Geol. Ulrich Peterwitz, AWWR e.V. (Arbeitsgemeinschaft der<br />

<strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr), Schwerte<br />

Prof. Dr.-Ing. Heiko Sieker, Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH,<br />

Dahlwitz-Hoppegarten<br />

Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz, Institut für Siedlungswasserbau,<br />

<strong>Wasser</strong>güte- und Abfallwirtschaft, Universität Stuttgart, Stuttgart<br />

Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis, Bieske und Partner<br />

Beratende Ingenieure GmbH, Lohmar<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />

Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Institut für Rohrleitungsbau an<br />

der Fachhochschule Oldenburg e.V., Oldenburg<br />

RA Beate Zimmermann, Becker Büttner Held, Rechtsanwälte<br />

Wirtschaftsprüfer Steuerberater, Berlin<br />

Verlag:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124,<br />

80636 München, Tel. +49 89 203 53 66-0, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />

Internet: http://www.di-verlag.de<br />

Geschäftsführer: Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Verlagsleitung: Kirstin Sommer<br />

Anzeigenabteilung:<br />

Mediaberatung:<br />

Inge Spoerel, im Verlag,<br />

Tel. +49 89 203 53 66-22 Fax +49 89 203 53 66-99,<br />

E-Mail: spoerel@di-verlag.de<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Brigitte Krawzcyk, im Verlag,<br />

Tel. +49 89 203 53 66-12, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />

E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />

Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 63.<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />

(Doppelausgabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />

„R+S – Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />

Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />

Jahresabonnementpreis:<br />

Print: 350,– €<br />

Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />

ePaper: 350,– €<br />

Einzelheft Print: 39,– €<br />

Porto Deutschland 3,– € / Porto Ausland 3,50 €<br />

Einzelheft ePaper: 39,– €<br />

Abo plus (Print und ePaper): 455,– €<br />

Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />

für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

ePaper für € 70,–, Heft für € 175,– zzgl. Versand<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigung 8 Wochen <strong>zum</strong> Ende des Kalenderjahres.<br />

Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>gwf</strong> – Gas|Erdgas<br />

DataM-Services GmbH, Herr Marcus Zepmeisel,<br />

Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />

Tel. +49 931 4170 459, Fax +49 931 4170 492<br />

leserservice@di-verlag.de<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />

Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />

strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />

der Meinung der Redaktion.<br />

Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />

Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, München<br />

Printed in Germany<br />

November 2013<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1267


INFORMATION Termine<br />

##<br />

Trinkwasserpreise – So kalkulieren Sie richtig<br />

19.11.2013, Heidelberg<br />

EW Medien und Kongresse GmbH, Kleyerstraße 88, 60326 Frankfurt am Main, Tel. (069) 710 46 87-552,<br />

E-Mail: info@ew-online.de, www.ew-online.de<br />

##<br />

Neue Entwicklungen im <strong>Wasser</strong>recht und im technischen Gewässerschutz (Seminar Z-H090-11-104-3)<br />

21.–22.11.2013, Essen<br />

Haus der Technik e.V., Hollestraße 1, 45127 Essen, Tel. (0201) 18 03-1, Fax (0201) 18 03-269, E-Mail: hdt@hdt-essen.de,<br />

www.hdt-essen.de<br />

##<br />

sps/ips/dricves<br />

26.–28.11.2013, Nürnberg<br />

www.mesago.de<br />

##<br />

Forum <strong>Wasser</strong>aufbereitung 2013<br />

27.11.2013, Mülheim an der Ruhr<br />

IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für <strong>Wasser</strong>forschung gemeinnützige GmbH, Moritzstraße 26,<br />

45476 Mülheim an der Ruhr, Frau Servatius / Frau Bonorden, Fax (0208) 40 30 3-82,<br />

E-Mail: h.servatius@iww-online.de, s.bonorden@iww-online.de, www.iww-online.de<br />

##<br />

Auf den Punkt gebracht – 10 Jahre Praxiserfahrung rund ums Rohr<br />

28.11.2013, München<br />

Technische Akademie Hannover e.V., Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover, Tel. (0511) 39 433-30, Fax (0511) 39 433-40,<br />

E-Mail: info@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de<br />

##<br />

12. <strong>Wasser</strong>wirtschaftliche Jahrestagung<br />

03.–04.12.2013, Berlin<br />

EW Medien und Kongresse GmbH, Kleyerstraße 88, 60326 Frankfurt (Main), www.ew-online.de<br />

##<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung – <strong>Wasser</strong>gewinnung, -speicherung, -transport und -verteilung<br />

04.12.2013, Albershausen<br />

Georg Fischer GmbH, Daimlerstraße 6, 73095 Albershausen, Tel. (07161) 302-0, Fax (07161) 302-259,<br />

E-Mail: info.deps@georgfischer.com, www.georgfischer.de<br />

##<br />

Inspektions- und SanierungsTage – Inspektion und Sanierung von Entwässerungssystemen<br />

11.–12.12.2013, Dortmund<br />

DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Sarah Heimann, Theodor-Heuss-Allee 17,<br />

53773 Hennef, Tel. (02242) 872-192, Fax (02242) 872-135, E-Mail: heimann@dwa.de, www.dwa.de<br />

2014<br />

##<br />

44. Internationales <strong>Wasser</strong>bau-Symposium Aachen (IWASA)<br />

09.–10.01.2014, Aachen<br />

Lehrstuhl und Institut für <strong>Wasser</strong>bau und <strong>Wasser</strong>wirtschaft (IWW), RWTH Aachen, Dipl.-Hydrol. Sabine Jenning,<br />

Mies-van-der-Rohe-Straße 1, 52056 Aachen, Tel. (0241) 80-25923, Fax (0241) 80-22348,<br />

E-Mail: iwasa@iww.rwth-aachen.de, www.iww.rwth-aachen.de<br />

##<br />

deponietechnik 2014<br />

21.–22.01.2014, Hamburg<br />

TuTech Innovation GmbH, Dipl.-Vw. Gerlinde Löbkens, Harburger Schloßstraße 6-12, 21073 Hamburg,<br />

Tel. (040) 76629-6551, Fax (040) 76629-6559, E-Mail: loebkens@tutech.de, www.tutech.de/veranstaltungen<br />

##<br />

Grundstücksentwässerung und Niederschlag – Strategien im Umgang mit <strong>Wasser</strong><br />

21.–22.01.2014, Fulda<br />

DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Sarah Heimann, Theodor-Heuss-Allee 17,<br />

53773 Hennef, Tel. (02242) 872-192, Fax (02242) 872-135, E-Mail: heimann@dwa.de, www.dwa.de<br />

# # Qualitätssicherung bei grabenlosen Kanalsanierungsverfahren (Seminar-Nr. 33131.00.012)<br />

29.–30.01.2014, Ostfildern<br />

Technische Akademie Esslingen e.V., An der Akademie 5, 73760 Ostfildern, Tel. (0711) 3 40 08-0, Fax (0711) 3 40 08-27,<br />

E-Mail: info@tae.de, www.tae.de<br />

November 2013<br />

1268 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Einkaufsberater<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser.de/einkaufsberater<br />

Ansprechpartnerin für den<br />

Eintrag Ihres Unternehmens<br />

Inge Spoerel<br />

Telefon: 0 89/203 53 66-22<br />

Telefax: 0 89/203 53 66-99<br />

E-Mail: matos.feliz@oiv.de<br />

spoerel@di-verlag.de<br />

Die technisch-wissenschaftliche<br />

Fachzeitschrift für <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

und <strong>Abwasser</strong>behandlung


2013<br />

Einkaufsberater<br />

Armaturen<br />

Be- und Entlüftungsrohre<br />

Bohrtechnik, <strong>Wasser</strong>gewinnung, Geothermie


2013<br />

Brunnenservice<br />

Einkaufsberater<br />

Informations- und Kommunikationstechnik<br />

Ihr „Draht“ zur Anzeigenabteilung von<br />

Inge Spoerel<br />

Tel. 089 2035366-22<br />

Fax 089 2035366-99<br />

spoerel@di-verlag.de<br />

<strong>Wasser</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>


2013<br />

Einkaufsberater<br />

Aktiver Korrosionsschutz<br />

Korrosionsschutz<br />

Passiver Korrosionsschutz<br />

Regenwasser-Behandlung, -Versickerung, -Rückhaltung<br />

Rohrleitungen<br />

Kunststoffschweißtechnik


2013<br />

Schachtabdeckungen<br />

Einkaufsberater<br />

Smart Metering<br />

<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />

Chemische <strong>Wasser</strong>- und<br />

<strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung


2013<br />

Einkaufsberater<br />

Rohrdurchführungen<br />

<strong>Wasser</strong>verteilung und <strong>Abwasser</strong>ableitung<br />

Sonderbauwerke<br />

Öffentliche Ausschreibungen<br />

Verbände


Beratende Ingenieure (für das <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>fach)<br />

Darmstadt l Freiburg l Homberg l Mainz<br />

Offenburg l Waldesch b. Koblenz<br />

• Beratung<br />

• Planung<br />

• Bauüberwachung<br />

• Betreuung<br />

• Projektmanagement<br />

Ing. Büro CJD Ihr Partner für <strong>Wasser</strong>wirtschaft und<br />

Denecken Heide 9 Prozesstechnik<br />

30900 Wedemark Beratung / Planung / Bauüberwachung /<br />

www.ibcjd.de Projektleitung<br />

+49 5130 6078 0 Prozessleitsysteme<br />

<strong>Wasser</strong> Abfall Energie Infrastruktur<br />

UNGER ingenieure l Julius-Reiber-Str. 19 l 64293 Darmstadt<br />

www.unger-ingenieure.de<br />

Beratende Ingenieure für:<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

Aufbereitung<br />

<strong>Wasser</strong>verteilung<br />

Telefon 0511/284690<br />

Telefax 0511/813786<br />

30159 Hannover<br />

Kurt-Schumacher-Str. 32<br />

• Beratung<br />

• Gutachten<br />

• Planung<br />

• Bauleitung<br />

info@scheffel-planung.de<br />

www.scheffel-planung.de<br />

DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />

Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />

ISO 9001<br />

ISO 14001<br />

SCC p<br />

BS OHSAS 18001<br />

GW 11<br />

GW 301<br />

• G1: st, ge, pe<br />

• W1: st, ge, gfk, pe, az, ku<br />

GW 302<br />

• GN2: B<br />

FW 601<br />

• FW 1: st, ku<br />

G 468-1<br />

G 493-1<br />

G 493-2<br />

W 120<br />

WHG<br />

AD 2000 HP 0<br />

ISO 3834-2<br />

DIN 18800-7 Klasse E<br />

DIN 4099-2<br />

Ö Norm M 7812-1<br />

TRG 765<br />

MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA, Rohrleitungs- und Anlagenbau<br />

Schwaigerbreite 17 · 94469 Deggendorf · T +49 (0) 991 330 - 231 · E rlb@streicher.de · www streicher.de<br />

Das derzeit gültige Verzeichnis der Rohrleitungs-Bauunternehmen<br />

mit DVGW-Zertifikat kann im Internet unter<br />

www.dvgw.de in der Rubrik „Zertifizierung/Verzeichnisse“<br />

heruntergeladen werden.<br />

Zertifizierungsanzeige_<strong>gwf</strong>_<strong>Wasser</strong>-<strong>Abwasser</strong>_20121112.indd 1 12.11.2012 08:47:01


Edition<br />

Praxis der Aufbereitung von<br />

Betriebs- und Prozesswasser<br />

Im vorliegenden Buch wird der Stoff <strong>Wasser</strong> einer genauen<br />

Betrachtung unterzogen. Denn seine physikalischen und chemischen<br />

Eigenschaften bestimmen die Auswahl und den richtigen Betrieb<br />

von Aufbereitungsanlagen. Wichtiger erster Schritt ist dabei<br />

die <strong>Wasser</strong>analyse. Hieraus lassen sich Korrosivität gegenüber<br />

einzusetzenden Materialien sowie entsprechende Gegenmaßnahmen<br />

ableiten. Die Eigenschaften des <strong>Wasser</strong>s werden außer von seinen<br />

Inhaltsstoffen auch von den Betriebsbedingungen Temperatur und Druck<br />

beeinflusst.<br />

Für die Umsetzung in der Praxis werden Aufbereitungsverfahren<br />

ausführlich geschildert, alle notwendigen Komponenten detailreich<br />

vorgestellt und die notwendigen Grundlagen zu Planung und Betrieb<br />

von <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen vermittelt.<br />

Autor: Reinhard Wolf<br />

1. Auflage 2013<br />

ca. 400 Seiten, Farbdruck,<br />

Hardcover, 170 x 240 mm<br />

Erhältlich in 2 Varianten<br />

www.di-verlag.de<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

Jetzt vorbestellen!<br />

WISSEN FÜR DIE<br />

ZUKUNFT<br />

Bestellung per Fax: +49 201 / 820 Deutscher 02-34 Industrieverlag oder GmbH abtrennen | Arnulfstr. und 124 im | Fensterumschlag 80636 München einsenden<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />

___Ex.<br />

Praxis der Aufbereitung von Betriebs- und Prozesswasser<br />

1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7128-7<br />

für € 88,- (zzgl. Versand)<br />

Firma/Institution<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

___Ex.<br />

Praxis der Aufbereitung von Betriebs- und Prozesswasser<br />

mit interaktivem eBook (Online-Lesezugriff im MediaCenter)<br />

1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7130-X<br />

für € 108,- (zzgl. Versand)<br />

Straße / Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

E-Mail<br />

Branche / Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />

Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />

Bankleitzahl<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

PAPAPB2013<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />

vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


INSERENTENVERZEICHNIS<br />

Firma<br />

Seite<br />

3S Consult GmbH, Garbsen 1165<br />

Aquadosil <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, Essen 1184<br />

Aqualytic Tintometer GmbH, Dortmund 1147<br />

Endress+Hauser GmbH & Co. KG, Weil am Rhein<br />

E-World 2014, E-world energy & water GmbH, Essen<br />

Titelseite<br />

2. Umschlagseite<br />

Ing. Büro Fischer-Uhrig, Berlin 1184<br />

FLEXIM GmbH, Berlin 1141<br />

ICWRE 2014, International Conference, Antalya, Turkey 1186<br />

Keller AG, Winterthur Schweiz<br />

4. Umschlagseite<br />

KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, Kaarst 1221<br />

Renexpo Austria, Reeco GmbH, Reutlingen 1163<br />

Sensus GmbH, Ludwigshafen am Rhein 1145<br />

Siemens AG, Karlsruhe 1149<br />

VEGA Grieshaber KG, Schiltach 1137<br />

Einkaufsberater / Fachmarkt 1269–1276<br />

3-Monats-<strong>Vorschau</strong> 2013<br />

Ausgabe Dezember 2013 Januar 2014 Februar 2014<br />

Erscheinungstermin:<br />

Anzeigenschluss:<br />

16.12.2013<br />

25.11.2013<br />

28.01.2014<br />

09.01.2014<br />

18.02.2014<br />

29.01.2014<br />

Themenschwerpunkt<br />

Trinkwasserbehälter<br />

Bau und Sanierung, Beschichtung und<br />

Reinigung<br />

• Planung und Bauausführung<br />

• Materialien für Trinkwasserbehälter<br />

• Technische Ausrüstung<br />

• Beschichtungssysteme<br />

• Instandhaltungs- und<br />

Sanierungsverfahren<br />

Vorbericht <strong>zum</strong> IRO „28. Oldenburger<br />

Rohrleitungsforum: Rohrleitungen als Teil<br />

von Hybridnetzen – unverzichtbar im<br />

Energiemix der Zukunft“<br />

• Energie aus <strong>Abwasser</strong><br />

• Trinkwasserspeichersysteme<br />

• Bau und Sanierung unterirdischer Infrastruktur<br />

• Strategien gegen Infiltration von Fremdwasser<br />

• Korrosionsschutz<br />

• Digitale Videoinspektion, Kanal-TV<br />

• Geoinformationssystems (GIS) in der<br />

Siedlungswasserwirtschaft<br />

Brunnenbau – Tiefbau – Kanalbau<br />

Fördern ∙ Verteilen ∙ Ableiten<br />

• Brunnen: Regenerierung und Sanierung<br />

• Kanalbautechnik<br />

• Instandhaltung und Monitoring<br />

• Schacht- und Rohrmaterialien<br />

• Korrosionsschutz<br />

• Bohrtechnik<br />

• Geothermie<br />

• Maschinen, Geräte, Fahrzeuge<br />

Fachmessen/<br />

Fachtagungen/<br />

Veranstaltung<br />

(mit erhöhter Auflage<br />

und zusätzlicher<br />

Verbreitung)<br />

44. Intern. <strong>Wasser</strong>bau-Symposium<br />

(IWASA),<br />

Aachen (IWASA) – 09.01.-10.01.2014<br />

Tiefbaumesse Infratech,<br />

Essen – 15.01.-17.01.2014<br />

28. Oldenburger Rohrleitungsforum,<br />

Oldenburg – 06.02.-07.02.2014<br />

E-world energy & water – Intern. Fachmesse<br />

und Kongress,<br />

Essen – 11.02.-13.02.2014<br />

GeoTHERM – expo & congress,<br />

Offenburg – 20.02.-21.02.2014<br />

14. Göttinger <strong>Abwasser</strong>tage,<br />

Göttingen – 25.02.-26.02.2014<br />

Änderungen vorbehalten


GSM-2<br />

Bild:<br />

GSM-2 Mess-<br />

System im Einsatz<br />

zur Grundwasserpegelmessung<br />

Pegelsonde<br />

1x INSTALLIERT, IMMER INFORMIERT.<br />

SENKT IHRE KOSTEN. GARANTIERT.<br />

MESSDATEN PER<br />

E-MAIL ÜBER GSM-NETZ<br />

Die Zeiten, als man bei jedem Wetter täglich von Messstelle zu Messstelle laufen<br />

musste, um den letzten <strong>Wasser</strong>stand oder die installierten Datenlogger abzulesen,<br />

sind defi nitiv vorbei.<br />

Das leicht und sehr schnell zu installierende GSM-2 sendet die Messdaten jetzt per<br />

E-Mail (über eine GPRS-Internet-Verbindung) oder SMS direkt in Ihr Büro.<br />

Die Software GSM-2-DataManager ist das Herzstück des Messsystems. Die von den<br />

Messstellen versendeten Daten werden vom DataManager fortlaufend eingelesen,<br />

abgelegt und zur permanenten Überwachung Ihrer Geräte angezeigt.<br />

Leistungsmerkmale des GSM-2 Mess-Systems:<br />

- Batteriebetrieben (geringer Stromverbrauch; Lebensdauer bis zu 10 Jahre)<br />

- Kleiner als 2” im Durchmesser (passt in Ihr Pegelrohr; Vandalen-geschützt)<br />

- Im Gehäuse integrierte Batterie und Antenne<br />

- Diverse Sensor-Schnittstellen, eingebauter Luftdrucksensor<br />

- Fernkonfi guration des Gerätes (per E-Mail)<br />

- Kostenlos erhältliche PC-Software<br />

- Automatische Weiterverarbeitung der Messdaten<br />

- Anwendungen: <strong>Wasser</strong>pegel-/Füllstandsmessungen, allg. Drucküberwachungen…<br />

Mehr Info unter:<br />

www.keller-druck.com<br />

‣ Produkte ‣ Datenlogger<br />

KELLER<br />

Drucksensoren Drucktransmitter Druckkalibratoren Druckschalter Digitale Manometer<br />

Druckmesstechnik vom Feinsten…

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