BAHN EXTRA Bahn-Jahrbuch 2014 (Vorschau)
BETRIEB Highlights und Neuerungen im Bahnjahr 2014 HINTERGRUND Vom Hochwasser bis zum Mainzer Stellwerkdesaster FAHRZEUGE Neue Gesichter und Rückkehrer auf deutschen Gleisen 1.2014 JANUAR / FEBRUAR | € 14,90 A: € 16,90, CH: SFR 29,60, BENELUX: € 17,40 GROSSE CHRONIK Deutsche Bahn, Privatbahnen und Ausland Bahn- Jahrbuch 2014 Ersatzzüge und Fahrzeugreserven Wie belastbar ist dieDB?
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BETRIEB<br />
Highlights und<br />
Neuerungen im<br />
<strong>Bahn</strong>jahr <strong>2014</strong><br />
HINTERGRUND<br />
Vom Hochwasser<br />
bis zum Mainzer<br />
Stellwerkdesaster<br />
FAHRZEUGE<br />
Neue Gesichter und<br />
Rückkehrer auf<br />
deutschen Gleisen<br />
1.<strong>2014</strong> JANUAR / FEBRUAR | € 14,90 A: € 16,90, CH: SFR 29,60, BENELUX: € 17,40<br />
GROSSE CHRONIK<br />
Deutsche <strong>Bahn</strong>, Privatbahnen<br />
und Ausland<br />
<strong>Bahn</strong>-<br />
<strong>Jahrbuch</strong><br />
<strong>2014</strong><br />
Ersatzzüge und<br />
Fahrzeugreserven<br />
Wie belastbar<br />
ist dieDB?
Technik. Geschichte. Einsatz.<br />
NEU!<br />
Das Einsatzgebiet der V 160 reichte<br />
vom Nebenbahndienst über den<br />
Regional- und Güterverkehr bis hin<br />
zum InterCity-Betrieb. Eine Erfolgsgeschichte.<br />
160 Seiten · 180 Abb. · 19,3 x 26,1 cm<br />
€ [A] 27,80 · sFr. 36,90<br />
ISBN 978-3-86245-170-8 € 26,99<br />
Ein intensiver Einblick in die<br />
Geschichte der ersten Schnellfahrlokomotive<br />
der Bundesbahn.<br />
Kompetent geschrieben.<br />
Mit technischen Zeichnungen.<br />
160 Seiten · 180 Abb. · 19,3 x 26,1 cm<br />
€ [A] 27,80 · sFr. 36,90<br />
ISBN 978-3-95613-003-8 € 26,99<br />
Solch eine Monografie zur Lokomotivgeschichte hat es noch nicht gegeben!<br />
Mit der Baureihe 111 stellte die Bundesbahn ab 1975 ihre letzte Elektrolokomotive<br />
mit konventioneller Wechselstrom-Technik in Dienst. Die<br />
erste umfassende Monografie zu dieser Lok stellt die 111 in einen großen<br />
technikgeschichtlichen Zusammenhang und vermittelt den Lesern so völlig<br />
neue Erkenntnisse. Viele Ingenieure öffneten dafür erstmals ihre privaten<br />
Sammlungen.<br />
384 Seiten · 800 Abb. · 21,6 x 30,2 cm<br />
€ [A] 51,40 · sFr. 66,90<br />
ISBN 978-3-95613-002-1 € 49,99<br />
Die DR-Maschinen der Baureihe<br />
112/143 waren die ersten gesamtdeutschen<br />
Lokomotiven. Alles<br />
über ihre Technik, Geschichte und<br />
Einsätze weiß dieser Band.<br />
144 Seiten · 180 Abb. · 19,3 x 26,1 cm<br />
€ [A] 27,80 · sFr. 36,90<br />
ISBN 978-3-86245-171-5 € 26,99<br />
Entwicklung, Konstruktion und<br />
Einsätze der Baureihe 101. Alles<br />
über die InterCity-Lokomotiven der<br />
Deutschen <strong>Bahn</strong> berichtet dieser<br />
reich bebilderte Band.<br />
144 Seiten · 180 Abb. · 19,3 x 26,1 cm<br />
€ [A] 27,80 · sFr. 36,90<br />
ISBN 978-3-86245-188-3 € 26,99<br />
Faszination Technik<br />
www.geramond.de<br />
oder gleich bestellen unter<br />
Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)
Thomas Feldmann (oben), Philipp Kuhenne (unten links), Heiko Günther (unten rechts)<br />
Daumen hoch!<br />
Mit zwei 140ern und dem „Rollmopszug“ von Oberhausen West nach Andernach fahren,<br />
das ist eine feine Sache. So dachte wohl auch der Beimann, der am 19. Oktober 2013<br />
freundlich-jubelnd den Fotografen grüßte. Die Oldtimer-Loks der DB hatten heuer ein<br />
gutes Jahr. Ebenso die V 15, die zum 1. Mai 2013 von 60 Strickerinnen eingekleidet wurde.<br />
Bei der Draisinenbahn an der ehemaligen Militärbahn Zossen setzt die Diesellok nun ein<br />
Zeichen für den Frieden. Und es gibt weiteres Neues, bei dem man sich die Augen reibt –<br />
oder die Ohren spitzt wie der rumänische „<strong>Bahn</strong>-Hund“. Willkommen im <strong>Bahn</strong>-<strong>Jahrbuch</strong>!<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 3
Inhalt | <strong>BAHN</strong>-JAHRBUCH <strong>2014</strong><br />
Thomas Hanna-Daoud<br />
Verantwortlicher<br />
Redakteur<br />
Titelfotos<br />
Sebastian Schrader (gr. Foto, Mitte, Stammstrecken-<br />
Shuttle in Berlin Zoologischer Garten), Stefan<br />
Scheiba, Frank Barby/DB, Michael Krische (kl. Bilder<br />
o., v. l.), Josef Mauerer (kl. Bild Mitte)<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
als wir dieses Heft planten, stand vorneweg fest: Der Velaro D<br />
muss mit hinein. Er war ja schon überfällig, und die DB AG<br />
wollte ihn möglichst zur Jahresmitte in Betrieb nehmen. Aus dem<br />
Start zum kleinen Fahrplanwechsel wurde dann nichts. Aus dem<br />
Start wurde überhaupt nichts. Der Zug kämpft nach wie vor mit<br />
Mängeln und Zulassungsproblemen, er macht sich rar und<br />
nicht einmal in der Bilddatenbank der Deutschen <strong>Bahn</strong> taucht er<br />
mit dem Vermerk 2013 auf. Alles weiter in der Warteschleife.<br />
Also wurde es auch mit unserem Beitrag nichts. Eine Meldung,<br />
die den aktuellen Stand wiedergibt – mehr ist nicht drin.<br />
So wie bei dem 407 manches anders kam, hat das <strong>Bahn</strong>-Jahr<br />
2013 viele Neuigkeiten und einige Überraschungen bereitet. Mal<br />
negativ, mal positiv. Wir haben das Geschehen für Sie auf den<br />
folgenden Seiten zusammengestellt – einschließlich zahlreicher<br />
Bilder aus dem vielfältigen Betrieb von heute.<br />
Eine weitere überraschende Neuigkeit ist Ihnen vielleicht schon<br />
auf den ersten Seiten des vorliegenden Heftes aufgefallen:<br />
Wir haben <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> grafisch und inhaltlich renoviert. Kein<br />
großer „Fahrplanwechsel“, aber dafür hier und da „neue Magistrale,<br />
attraktive Nebenstrecken und beschauliche Haltepunkte“.<br />
Wir hoffen, es gefällt Ihnen, und wünschen viel Vergnügen beim<br />
Blättern, Schauen und Schmökern!<br />
38<br />
40 Seiten Chronik: Daten, Fakten,<br />
Ereignisse des <strong>Bahn</strong>-Jahres 2013<br />
Christian Gloel<br />
4
Inhalt<br />
24<br />
32<br />
Das Betriebschaos in Mainz Hauptbahnhof:<br />
Ursache und Folgen T. Schwarze<br />
Nichts geht mehr auf der<br />
Strecke Hannover – Berlin:<br />
Das Juni-Hochwasser bei<br />
der <strong>Bahn</strong> Frank Barby/DB<br />
Ausblick<br />
6 Willkommen im Club<br />
Das steht <strong>2014</strong> an<br />
Bilderbogen<br />
8 Das war 2013<br />
Themen und Trends des <strong>Bahn</strong>-Jahres<br />
26 Nicht alltäglich<br />
Episoden von Donald Duck bis Meister Adebar<br />
88 Auf Schienentouren<br />
<strong>Bahn</strong>-Impressionen aus dem In- und Ausland<br />
Fokus<br />
16 Der gordische Knoten<br />
Ersatzzüge und Fahrzeugreserven der DB<br />
22 Eine Klasse für sich<br />
Die „Wipperliese“<br />
24 Vom Chaos überrascht<br />
Die Betriebspause in Mainz Hauptbahnhof<br />
32 Zeitweise gesperrt<br />
Das Hochwasser 2013 und die Folgen für die <strong>Bahn</strong><br />
84 Eine Konkurrenz zur <strong>Bahn</strong>?<br />
Unterwegs mit dem Fernbus Hamburg – Berlin<br />
86 Vor der Rückkehr<br />
Die Wiedereröffnung Marienheide – Meinerzhagen<br />
96 Vier Köpfe – vier Konzepte<br />
20 Jahre DB AG<br />
16<br />
Anhaltende Fahrzeugprobleme zwingen<br />
die Deutsche <strong>Bahn</strong> zu Ersatzverkehr<br />
und improvisierten Leistungen. Wie gut<br />
ist sie bei den Fahrzeugreserven aufgestellt?<br />
Philipp Kuhenne<br />
Chronik<br />
38 DB allgemein<br />
40 DB Fahrzeuge<br />
46 DB Personen- und Güterverkehr<br />
50 DB Strecken und Netz<br />
54 Privatbahnen<br />
58 Museumsbahnen<br />
65 <strong>Bahn</strong>industrie<br />
68 Unfälle<br />
72 Österreich<br />
74 Schweiz<br />
76 Weltweit<br />
Ständige Rubriken<br />
98 <strong>Vorschau</strong>, Leserservice, Impressum<br />
Ein passendes Cover für Ihre DVD<br />
zum Ausschneiden finden Sie<br />
in diesem Heft auf Seite 64<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 5
Ausblick | DAS BRINGT <strong>2014</strong><br />
Auch das Jahr <strong>2014</strong> steht erst einmal wieder<br />
im Zeichen der Altlasten-Auf -<br />
arbeitung. Als alte Bekann te begrüßen<br />
wir an dieser Stelle bereits zum dritten<br />
(und vielleicht nicht zum letzten) Male die<br />
ICE-Züge der Baureihe 407 alias Velaro D.<br />
Ebenfalls mit Verspätung rollen – wenn überhaupt<br />
– die ersten und schon für 2013 geplanten<br />
weißen Doppelstockwagen für die Intercity-Linie<br />
Ostfriesland – Bremen – Hannover<br />
– Leipzig mit ihren ebenso wei ßen Zugloks<br />
der Baureihe 146 an. Bei der S-<strong>Bahn</strong> Stuttgart<br />
harrt man auch nach dem Neujahrstag <strong>2014</strong><br />
der Dinge namens 430, die da mit oder ohne<br />
funktionierende Schiebetritte an den Türen<br />
seit einem halben Jahr überfällig sind und<br />
im Ländle den „Heiligen ET“ der Bau -<br />
reihe 420 aufs Altenteil schicken sollen. Was<br />
in dem Fall, sorry, liebe andere Bundesländer,<br />
auch die Verwendung in Nordrhein-West -<br />
falen und Bayern einschließt.<br />
Weitere Verzögerungen heben die Altlasten<br />
für <strong>2014</strong> auf rekordverdächtiges Niveau.<br />
Für die bis zu dreimotorigen LINT-Trieb -<br />
wagen in Köln und die restlichen Münchner<br />
„Hamsterbacken“ auf den Strecken im<br />
Schat ten der Zugspitze heißt es ebenso:<br />
„Willkommen im Club (der Verspäteten)“.<br />
Und auch bei den nichtbundeseigenen<br />
Marktbegleitern ist die verlängerte Vor -<br />
freude die schönste Freude, etwa bei Veo -<br />
lia und ihren Stadler-Triebzügen für das „Meridian“-Netz<br />
rund um Rosen heim. Hier sind<br />
nach dem Dezember-Start weiterhin erst<br />
einmal illustre Ersatzzüge zu erwarten.<br />
Wobei man bei Veolia bzw. ihrer Verkehrssparte<br />
Transdev (vormals als „Connex“ bekannt)<br />
die grundsätzliche Frage stellen kann,<br />
ob die Firma das Jahr <strong>2014</strong> in der heute bekannten<br />
Konstellation über haupt erlebt. Die<br />
französische Mutter möch te sich möglichst<br />
schnell von <strong>Bahn</strong>- und Busgeschäft trennen.<br />
Egal, ob der 407-ICE anno <strong>2014</strong> nun ins<br />
Rennen geht oder nicht, die DB will in den<br />
kommenden Monaten weitere ICE temporär<br />
aus dem ohnehin knappen Einsatzbestand<br />
entnehmen, um sie einem „Redesign“ zu unterziehen.<br />
Willkommen im Club: Nach ICE 1<br />
und ICE 2 stehen nun die elektrischen<br />
Wackel-Dackel (momentan allerdings nur<br />
noch „Dackel“) der Baureihen 411 und 415<br />
zur Überarbeitung an. Apropos Wackeln:<br />
Die seit Jahren angestrebte Wieder zu las -<br />
sung der ICE-T für das bogenschnelle Fahren<br />
wird nach gegenwärtigem Kenntnisstand<br />
auch <strong>2014</strong> nicht kommen. Vielleicht gibt es<br />
dafür aber endlich das hinter vorgehaltener<br />
Hand ohnehin kolportierte Bekenntnis der<br />
DB, dass die Züge nie mehr mit Neigetechnik<br />
fahren. Was dann wohl aus der Bezeichnung<br />
ICE-T wird, deren T für „tilting“ = neigen<br />
steht?<br />
Spannung verspricht auch die Frage, wie<br />
es mit Lok-Veteranen wie 110, 140, 151, 155<br />
etc. weiter geht. Im Jahr 2013 hielt sich der<br />
DB-Bestand wechselhaft, aber tapfer. Unsere<br />
Prognose für <strong>2014</strong>: Die meisten bleiben im<br />
Spiel; die drei 103er sollen ja schon zum<br />
Fahrplanwechsel mehr Einsätze bekommen.<br />
Ziemlich düster sieht es hingegen für eine<br />
„Ex-Reichsbahnerin“ aus. Die Zweisystem-<br />
Ellok 180, auch bekannt als „Knödel presse“,<br />
könnte aus dem Dienst verschwinden.<br />
Neufahrzeuge und Betreiberwechsel<br />
An neuem Rollmaterial sind in dem Jahr<br />
erstmals die Dieseltriebwagen namens<br />
„Link“ der polnischen Firma PESA zu erwarten,<br />
die mit forschem Blick für die bayerische<br />
Regentalbahn in die Oberpfalz ausschwärmen<br />
sollen. Ein paar Kilometer weiter nördlich<br />
feiert auf den Strecken von Flensburg<br />
und Kiel nach Hamburg der Doppelstock-<br />
Elektrotriebwagen aus dem Hause Bom -<br />
bardier seine Premiere. Und die DB möchte<br />
ihre neue mehrmotorige Diesellok namens<br />
245 im bayerischen Allgäu und auf der<br />
Willkommen<br />
Fahrzeuge in der<br />
Warteschleife, neue<br />
Inbetriebnahmen<br />
und ein verlängertes<br />
Wochenende voller<br />
Dampf: Das sind,<br />
kurz gefasst, die<br />
Schlagzeilen für das<br />
nächste <strong>Bahn</strong>-Jahr<br />
im Club<br />
Ungewöhnliche Gäste waren die beiden<br />
140er auf der Neubaustrecke Hannover –<br />
Würzburg im August 2013. Viel spricht<br />
dafür, dass sie auch <strong>2014</strong> bei der DB im<br />
Güterverkehr nicht vor dem Aus stehen<br />
Uwe Miethe<br />
6
hes sischen Niddertalbahn in den Plan -<br />
dienst schicken. Voraussetzung ist natürlich<br />
stets die rechtzeitige Zulassung all dieser<br />
Fahrzeuge, sonst treffen wir sie im Ausblick<br />
des <strong>Jahrbuch</strong>s 2015 wieder. Läuft aber alles<br />
planmäßig, haben die von DB Regio ver -<br />
wendeten modernisierten Interregio-Wagen<br />
Ende <strong>2014</strong> zwischen Flensburg und Ham -<br />
burg ausgedient.<br />
Das „Bäumchen, wechsel’ Dich“ der Fahrzeugpalette<br />
gibt es <strong>2014</strong> noch auf anderen<br />
Strecken, dort aber aus Wettbewerbs grün -<br />
„Bäumchen, wechsel’<br />
Dich“: <strong>2014</strong> gibt es eine<br />
Reihe Betreiberwechsel<br />
den. So zum Beispiel beim Ostsachsen-Netz<br />
zwischen Dresden und Polen, das von der<br />
DB auf die nun der italienischen Staatsbahn<br />
gehörende Vogtlandbahn übergeht. Weitere<br />
Kandidaten sind das niedersächsische Dieselnetz<br />
Süd-Ost rund um Braunschweig (von<br />
der DB an Erixx), das Regionalbahnnetz<br />
nördlich von Hamburg (von der DB an die<br />
Nordbahn) oder die hessisch-rheinland-pfälzisch-saarländischen<br />
Dieselstrecken zwischen<br />
Rhein und Nahe (von der DB an die<br />
ebenfalls den Italienern gehörenden Regentalbahn<br />
bzw. einer neuen Tochter). Auch Vergaben<br />
stehen an. So wird entschieden, wer<br />
künftig auf der Marschbahn, der Dieselrennbahn<br />
Westerland – Hamburg, fährt. Auch für<br />
das Allgäu-Dieselnetz in Bayern und die<br />
Ringbahn bei der Berliner S-<strong>Bahn</strong> werden<br />
neue Betreiber gekürt. Bis Herbst <strong>2014</strong> will<br />
man außerdem in Niedersachsen entscheiden,<br />
ob und auf welchen Verbindungen aus<br />
einer ursprünglich 58 Strecken langen Liste<br />
wieder Reisezüge fahren sollen.<br />
Weitere Neuerungen<br />
Kein Betreiberwechsel und keine Reaktivierung,<br />
sondern ein spannendes Experiment<br />
kündigt sich auf der Relation Prag – Dresden<br />
– Berlin – Hamburg an, wo das tschechische<br />
Eisenbahnverkehrsunternehmen Regiojet<br />
mit der DB kooperiert. Vorgesehen ist der<br />
Einsatz von Fernreisezügen mit modernen,<br />
in DB-Farben lackierten Wagen rumä nischer<br />
Produktion. Und weil es gerade um Deutschland<br />
und Tschechien geht: <strong>2014</strong> sollen auch<br />
zwei grenzüberschreitende Strecken aktiviert<br />
werden, nämlich Selb – Asch und (als<br />
Wiederaufbau) Sebnitz – Dolni Poustevna.<br />
Stichwort Strecke: Da will DB Netz <strong>2014</strong><br />
erstmals stark belastete Verbindungen<br />
zeit weise für Instandhaltungen sperren,<br />
meist von Samstag auf Sonntag. Das betrifft<br />
Schnell fahrstrecken (Köln – Rhein/Main)<br />
wie Altbaustrecken; unter den exklusiven<br />
Clubmitgliedern findet sich beispielsweise<br />
die linke Rheinstrecke bei Oberwesel. Am<br />
Rhein dürfen die vom Zuglärm geplagten<br />
Anwohner außerdem gespannt sein, ob und<br />
welche Schutzmaßnahmen die Deutsche<br />
<strong>Bahn</strong> für sie trifft.<br />
Eisenbahn von der schönen Seite bietet<br />
unterdessen Rheinland-Pfalz im Frühjahr.<br />
Am Himmelfahrtswochenende (28. Mai bis<br />
1. Juni) verkehren im südlichen Teil des Bundeslandes<br />
und weiter nach Baden-Württemberg<br />
zahlreiche Zusatzzüge mit Dampflokomotiven;<br />
der Schwerpunkt liegt in und um<br />
Neustadt (Wein straße).<br />
Zum Schluss noch ein Blick in das Um -<br />
land von München, wo im Sommer <strong>2014</strong> die<br />
S-<strong>Bahn</strong>-Linie Dachau – Altomünster erst für<br />
Umbauten gesperrt wird und danach elektrifiziert<br />
ans Netz geht (willkommen im ...<br />
Sie wissen schon). Fahrzeugtechnisch sollen<br />
die 628-Triebwagen unter anderem aus<br />
Stuttgart übernommenen 420-Triebwagen<br />
weichen. Beides sind Fahrzeuge, die sich im<br />
Dienst seit Jahrzehnten bewährt haben. Es<br />
lebe die gute, alte Bundesbahn!<br />
Heiko Focken/Max Esser<br />
Im April 2013 weilte ein Link-Triebwagen zu<br />
Testfahrten in Geislingen an der Steige. Ob er<br />
<strong>2014</strong> Reisende durch die Oberpfalz kutschiert?<br />
Uwe Miethe<br />
Die IC-Zuglok 146 gibt es schon mal – fehlen<br />
nur noch die passenden Doppelstockwagen.<br />
Dann kann die DB den IC-Verkehr Ostfriesland –<br />
Leipzig umstellen Bodo Schulz<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 7
Bilderbogen | DAS WAR 2013<br />
Wie viele Eisenbahnfreunde sich wohl extra dafür auf den Weg gemacht haben? Ab dem Frühjahr übernehmen 103 235 und später<br />
103 113 Intercity-Leistungen am Rhein. Das Highlight ist das IC-Zugpaar 118/119 Münster – Innsbruck, das aus österreichischen<br />
Wagen besteht und bis/ab Stuttgart mit 103 fährt (Bild mit 103 235 und IC 119 in Bacharach, Juli 2013) Stefan Scheiba<br />
8
Das war<br />
2013<br />
9
Bilderbogen | DAS WAR 2013<br />
Wechselbäder<br />
Langer Winter, nasses Frühjahr, trockener Sommer:<br />
Mit seinen Extremwetterphasen geht 2013 vermutlich in<br />
die Annalen ein. Auch die <strong>Bahn</strong> bekommt die Auswirkungen<br />
zu spüren, vor allem beim Hochwasser Anfang Juni<br />
Wintermärchen oder Betriebschaos? Auf der<br />
Außerfernbahn fährt im März 2013 eine 111er<br />
mit n-Wagen durch den Schnee. Der Zug ist<br />
mangels 425-Triebzügen eingesetzt Veselin Kolev<br />
10
Sonne ist im Mai 2013 eine Rarität.<br />
Aber die blühenden Kirschbäume bei<br />
Oberachern und der Triebwagen NE 81<br />
der Südwestdeutschen Eisenbahn-<br />
Gesellschaft lohnen das Foto dennoch<br />
Heiko Focken<br />
Am 2. Juni 2013 ist die Verbindung<br />
Rosenheim – Kufstein – Innsbruck<br />
wegen Hochwasserschäden unterbrochen;<br />
im Grenzbahnhof Kiefersfelden<br />
informieren DB-Angestellte die Reisenden,<br />
wie es weiter geht. Und der Regen<br />
fällt unentwegt ... Volker Emersleben<br />
Das ist die schöne Seite des Wetterjahres:<br />
Der sonnige Juli 2013 lockt die<br />
Berliner an die Spree, zum Beispiel<br />
in Berlin-Spindlersfeld. Dort lassen<br />
sich zwei Badenixen am 18. Juli<br />
auch nicht von dem vorbei polternden<br />
Zug von RBH stören; die Elloks 143 908<br />
und 143 911 befördern an diesem Tag<br />
die Kesselwagen Sebastian Schrader<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 11
Bilderbogen | DAS WAR 2013<br />
Das vielgliedrige Triebwerk<br />
der Zahnrad-Dampflok<br />
97 501 fasziniert Museumsbahner<br />
und Fans gleichermaßen.<br />
Seit 2013 ist die<br />
württembergische Maschine<br />
wieder einsetzbar<br />
Marcus Benz<br />
12
Das SyltShuttle (Foto)<br />
verdient für die DB gutes<br />
Geld, der übrige Auto -<br />
reiseverkehr ist dagegen<br />
defizitär. Deshalb kommt<br />
DB Autozug 2013 samt<br />
SyltShuttle zu DB Fernverkehr.<br />
Neue Konzepte für<br />
die Zukunft sind gefragt –<br />
oder die Reduzierung des<br />
Angebots Bodo Schulz<br />
Seit 2013 fahren die Talent-2-<br />
Triebzüge (Baureihe 1442) bei der<br />
Leip ziger S-<strong>Bahn</strong> Volker Emersleben<br />
Am 13. Juli 2013 ist bei Coburg „Tag der offenen<br />
Baustelle“ an der Neubaustrecke Nürnberg – Erfurt.<br />
Ob hier 2017 Züge fahren? Christian Gloel, Bodo Schulz (r.)<br />
„100 % Ökostrom“ ist das Motto für den Fernverkehr,<br />
vorgestellt zur DB-Bilanzpressekonferenz im März.<br />
Dazu zeigt DB-Chef Rüdiger Grube Velaro-Modelle<br />
Zwischen heute und morgen<br />
Neue Züge vor dem Einsatz, <strong>Bahn</strong>betrieb mit Ökostrom – und zwischendrin<br />
auch so mancher Rückkehrer. Das <strong>Bahn</strong>-Jahr 2013 bietet viele Perspektiven.<br />
Aber nicht alles entwickelt sich so wie gewünscht<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 13
Bilderbogen | DAS WAR 2013<br />
Die Gravita-Dieselloks von Voith sind bei DB<br />
wie Privaten beliebt. Und so kommt es am<br />
4. September 2013 in Düsseldorf-Rath zur Begegnung<br />
der „ungleichen Brüder“: 261 310 von northrail (links)<br />
und 261 102 von DB Schenker Marcus Henschel<br />
Dieser Komfort erwartet die Reisenden beim „Meridian“ im E-Netz<br />
Rosenheim – aber das Angebot zum Fahrplanwechsel im Dezember<br />
2013 wird erst einmal anders aussehen. Die FLIRT-Triebzüge haben<br />
noch keine Zulassung, es gibt Ersatzverkehr. Auch mit Material des<br />
vorherigen Betreibers DB Michael Krische<br />
Am 21. März 2013 lädt die DB AG<br />
zur Bilanzpressekonferenz in den<br />
<strong>Bahn</strong>Tower in Berlin. Vor der Tür<br />
gibt es derweil Protest: Mitglieder<br />
des Bündnisses „<strong>Bahn</strong> für alle“<br />
demonstrieren gegen Gewinn -<br />
streben und für einen gemein -<br />
nützigen Verkehrsträger<br />
Bodo Schulz<br />
Nach Jahren der Krise geht<br />
es mit der Berliner S-<strong>Bahn</strong><br />
wieder aufwärts, auch<br />
weil sich die Fahrzeuge der<br />
Baureihe 481 stabilisieren<br />
(Foto am Ostkreuz). Aber die<br />
entstandenen Kosten bzw.<br />
Gewinnausfälle drücken die<br />
DB. Auch deshalb verklagt<br />
sie Hersteller Bombardier<br />
2013 auf Schadensersatz<br />
Volker Emersleben<br />
14
Ökonomische Interessen<br />
Rivalität hier, Kooperation da, Marktwirtschaft überall: Im Jahr 20 der <strong>Bahn</strong>reform<br />
(ja, so lange gibt es die schon!) ist ein klarer Trend im Verhältnis DB – Privatbahnen nicht<br />
auszumachen. Der große Aufschwung des Schienenverkehrs lässt ohnehin auf sich warten<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 15
Fokus<br />
| ERSATZZÜGE UND FAHRZEUGRESERVEN BEI DER DB<br />
Die DB hatte eingeladen. Am 4. Juni 2013 veranstaltete sie eine<br />
Konferenz zum Thema Fahrzeugflotten, Personenverkehrsvorstand<br />
Ulrich Homburg nahm Stellung. Was als Pressegespräch<br />
zur Fahrzeugsituation anberaumt war, entwickelte sich hier<br />
und da zur Firmenschelte. Nicht von ungefähr, denn die Lage ist prekär.<br />
Beispiel Siemens: Die 16 ICE-Züge der Baureihe 407, mit denen<br />
die DB hauptsächlich den Fernverkehr ins Ausland verbessern<br />
wollte, wurden nicht wie bestellt vom Herbst 2011 an geliefert. Es<br />
gibt inzwischen überhaupt keine Zusage mehr, wann die Züge zur<br />
Verfügung stehen. Beispiel Bombardier: Auch diese Firma hält sich<br />
nicht an die Verträge bzw. Zusagen und wenn, dann nur mit Qualitätsmängeln.<br />
27 Doppelstockzüge sollten bis Ende 2013 für den IC-<br />
Verkehr geliefert werden, die letzte Prognose lag bei <strong>2014</strong>.<br />
Und es geht weiter: Nach der<br />
Entgleisung in Köln Hbf am 9. Juli<br />
2008 sind 1.200 infolge der Belastung<br />
unzureichend bemessene<br />
Treibradsätze der ICE 3 auszuwechseln.<br />
Die stehen zwar zur<br />
Verfügung, entsprechen aber<br />
nach Maßgabe des Eisenbahn-<br />
Bundesamtes noch immer nicht<br />
Der gordische<br />
Knoten<br />
Das Jahr 2013 machte es wieder deutlich:<br />
Es läuft nicht gerade rund im Personenverkehr<br />
der Deutschen <strong>Bahn</strong>. Fahrzeugpannen,<br />
Zugausfälle, Umschichtungen<br />
behindern den Betrieb. Damit stellen sich<br />
Fragen. Wie gut ist die DB mit Reserven<br />
bestückt? Ist der Fahrzeugbestand Krisen<br />
gewachsen?<br />
16
den Anforderungen, was die Dauerfestigkeit angeht. Eine kurz -<br />
fristige Zulassung ist unwahrscheinlich, „im besten Fall“, so Hom -<br />
burg im Juni, „Ende 2013.“ Wenn die Wellen eingebaut werden dürfen,<br />
vergehen bis zum letzten Fahrzeug rund zweieinhalb Jahre. „Eine<br />
Entlastung der Betriebssituation im Winter 2013/<strong>2014</strong> durch ver län -<br />
gerte Ultraschall-Intervalle ist beim ICE 3 nicht zu erwarten.“<br />
Diese Umstände bescheren der Deutschen <strong>Bahn</strong> allerlei Ärger.<br />
Die betroffenen Reisenden lassen ihren Kummer über fehlende oder<br />
überfüllte Züge und pannenreiche Technik am DB-Personal aus. Sie<br />
sprechen auch sonst nur missmutig und herablassend über „die<br />
<strong>Bahn</strong>“. Dabei, und das war eine Intention des DB-Pressegesprächs,<br />
trägt die nicht unbedingt die Schuld daran.<br />
Buhmann <strong>Bahn</strong>?<br />
Doch stimmt das so? Und selbst wenn die Deutsche <strong>Bahn</strong> in die<br />
Rolle des Buhmanns gedrängt wäre: Gäbe es nicht Möglichkeiten,<br />
auf die Engpässe und Mängel zu reagieren? Zum Beispiel mit Fahrzeugreserven,<br />
aus denen Ersatzzüge gestellt werden? Grundsätzlich<br />
gefragt: Wie belastbar – oder auch: krisenfest – ist der DB-Betrieb?<br />
Tatsächlich hat sich die Lage, was neue Fahrzeuge betrifft, in den<br />
letzten Jahren noch zugespitzt. Immer wieder gab und gibt es Probleme<br />
mit mangelnder Qualität und Fahrzeug-Ausfällen. Siehe den<br />
Fernverkehr: Wegen der häufigeren Ultraschall-Kontrollen der Achswellen<br />
fehlen im Schnitt zwölf ICE-Züge dauerhaft. Das Platz ange -<br />
bot reduzierte sich seit 2009 um fast vier Prozent – bei steigender<br />
Nach frage. Bis zu 130 IC-Wagen sind in Modernisierungs-Maßnahmen<br />
gebunden – Stand Mitte 2013.<br />
Im Nahverkehr sieht es nicht besser aus. DB Regio musste betriebliche<br />
Einschränkungen hinnehmen (etwa durch verzögerte Anfahr-<br />
und Bremsvorgänge der Elektrotriebzüge 423, 424, 425, 426),<br />
Begrenzungen in der Verfügbarkeit (zum Beispiel durch nicht ausfahrbare<br />
Trittstufen und limitierte Türbewegungen bei der Baureihe<br />
430 der S-<strong>Bahn</strong> Stuttgart) sowie manchen Lieferaufschub.<br />
Im Vergleich zur Bundesbahn hat<br />
die DB AG ihre Umläufe gestrafft<br />
und die Fahrpläne ausgedünnt<br />
Bald nach dem Pressegespräch vom Juni folgte neues Unheil.<br />
Gerade hatte sich im Raum Berlin/Brandenburg der Betrieb mit den<br />
Talent-2-Triebzügen stabilisiert, die Kinderkrankheiten schienen<br />
über wunden. Doch dann registrierte man an den Fahrzeugen bei<br />
DB Regio Nordost erste Störungen an den Magnetschienenbremsen.<br />
An den Halterungen wurden Risse festgestellt, wegen Material -<br />
Anfang 2013 fuhren vermehrt Elloks<br />
der Baureihe 110 Züge der IC-Linie 35<br />
Norddeich – Luxembourg; die Ersatzleistungen<br />
mit Regioloks bei DB Fernverkehr<br />
sind aber eher die Ausnahme (Foto: 110 406<br />
mit IC 1936 Münster – Köln zwischen<br />
Oberhausen und Duisburg, 10. Februar)<br />
Philipp Kuhenne<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 17
Fokus<br />
| ERSATZZÜGE UND FAHRZEUGRESERVEN BEI DER DB<br />
Ein Sonderfall des Ersatzverkehrs bestand von Anfang September bis Anfang November auf der<br />
Strecke Berlin – Hannover, auf der zwei 218 mit einer Wagengarnitur als ICE-Ersatz verkehrten<br />
(gr. Bild in Berlin Hbf). Die Fahrzeuge hatte DB durch Umschichtungen der Bestände gewonnen<br />
Sebastian Schrader, Bodo Schulz (kl. Bild)<br />
Beispiel 1: Stammstrecken-Shuttle<br />
Die andere Hochwasserhilfe<br />
ermüdung. Die Personale erhielten die Anweisung, diese „Zusatzbremse“<br />
nur im Gefahrenfall zu benutzen. Im Oktober musste<br />
schließlich die Höchstgeschwindigkeit der Talent 2 von 160 auf<br />
140 km/h reduziert werden, da die Magnetschienenbremse negativ<br />
auf die Punktförmige Zugbeeinflussung wirkte und die Mindestbremshundertstel<br />
nicht mehr genügten.<br />
Die Folgen sind weitreichend. Mangelnde Qualität bzw. Fehl -<br />
leistungen verursachen eine längere Standzeit in der Werkstatt,<br />
wenn die Fahrzeuge nicht gleich ganz ausfallen. Damit entsteht –<br />
oder besser: verstärkt sich – der Engpass im Zugverkehr. Denn im<br />
Vergleich etwa zur Bundesbahn früher hat die Deutsche <strong>Bahn</strong> AG,<br />
wirtschaft lichen Vorgaben folgend, ihre Umläufe gestrafft und die<br />
18<br />
Nach dem verheerenden Juni-Hochwasser musste die<br />
Ausbaustrecke Hannover – Berlin im Bereich Stendal für<br />
mehrere Monate gesperrt werden, da die verwendete „feste<br />
Fahrbahn“ beschädigt worden war. Erst im November konnte<br />
der Verkehr wieder aufgenommen werden. Nachdem man<br />
den Fernverkehr weiträumig umgeleitet hatte, verkehrte von<br />
Anfang September zwei Monate lang der „Stammstrecken-IC“<br />
zwischen Berlin und Hannover. Der in Sandwich-Manier<br />
mit zwei Dieselloks der Baureihe 218 – ausgeliehen aus Mühldorf,<br />
Kempten und Kiel – bespannte IC bestand aus Wagen<br />
von DB Regio und DB Fernverkehr. Er benutzte die intakten<br />
Teilstücke der Schnellfahrstrecke sowie Abschnitte der<br />
parallel verlaufenden alten, nicht elektrifizierten Verbindung,<br />
der so genannten Stammstrecke. Die auf den Fernpendler-<br />
Bedarf in Richtung Berlin ausgerichteten Fahrzeiten sorgten<br />
für eine gute Inanspruchnahme des Zuges. Am 1. November<br />
verkehrten die letzten Stammstrecken-IC, da am 4. November<br />
der Verkehr auf der Schnellfahrstrecke wieder aufgenommen<br />
werden konnte. Martin Weltner<br />
Auch diese Form der Ersatzleistung gab es 2013: Wegen Lokmangels<br />
setzte DB Autozug Anfang des Jahres einige von DB<br />
Schenker Rail gemietete 140er ein. Sie stellten zum Bei spiel<br />
Nachtzüge bereit (Bild in München Ost) Manuel Hanna<br />
Fahrpläne ausgedünnt. Die geringere Zahl an benötigten<br />
Fahrzeugen senkt die Beschaffungs- und die Betriebskosten; sie erhöht<br />
aber auch die Anfälligkeit des Systems, wenn ein Fahrzeug<br />
nicht (mehr) verfügbar ist.<br />
Um für solche Situationen Ersatz zu haben, gab es bei der Bundesbahn<br />
in den 1950er- und 1960er-Jahren so genannte Direktionsreserven,<br />
die bei den einzelnen Direktionen bereitgestellt waren.<br />
Sie wurden bei Schadständen oder Unfällen verliehen bzw. regional<br />
oder überregional vermietet. Mit den solchermaßen verfügbaren<br />
Loks und Wagen bildete man Ersatzgarnituren, die den Engpass<br />
auffingen. Und heute?<br />
ERES, Pool und Stillstandsmanagement<br />
Heute hat zum Beispiel DB Fernverkehr so genannte Einsatz reser -<br />
ven (ERES) aufgestellt: lokbespannte Ersatzgarnituren, die an betrieblichen<br />
Schwerpunkten in Deutschland konzentriert sind (und<br />
daher auch „Knotenpunktreserve“ heißen). Bei Verspätungen, Zug-
Eine 111 und zwei n-Wagen: Das musste<br />
im Sommer 2013 manchmal als Ersatz<br />
für einen Talent 2 des Franken-Thüringen-<br />
Express reichen; hier auf dem Weg von<br />
Lichtenfels nach Bamberg Christian Gloel<br />
Wo eigenes Rollmaterial nicht verfügbar ist, mietet die DB Material<br />
bei Dritten an. Im Oktober 2013 bespannte Leihlok 182 525 von MRCE<br />
Züge auf der RB 20 Eisenach – Erfurt – Halle (Bild in Halle (Saale) Hbf)<br />
Ralf Kutschke<br />
Reisende des „Fugger-Express“ Donauwörth – Augsburg – München<br />
kennen es schon: Anstelle eines 440 („Mops“) fuhren 2013 bei einigen<br />
Verbindungen n-Wagen-Garnituren, bespannt mit 111er-Elloks.<br />
Auch am Morgen des 31. Oktober war dies der Fall Alexandra Wurl<br />
ausfällen oder ähnlichem greifen die regional angesiedelten Verkehrsleitungen<br />
in Abstimmung mit der über geordneten Zentralen<br />
Verkehrsleitung dispositiv darauf zurück. Konkret: Die Verkehrsleitung<br />
meldet den Ausfall eines Zuges und gibt den Auftrag, wann und<br />
wohin die Einsatzreserve fahren soll. Die Zentrale Verkehrsleitung<br />
stimmt dem Einsatz des Ersatzzuges zu. Dann fährt zum Beispiel<br />
eine IC-Wagengarnitur mit 120er-Ellok auf der Strecke München –<br />
Frankfurt anstelle des vorgesehenen, aber nicht verfügbaren ICE 3.<br />
Ähnliche Einsatzreserven unterhält DB Regio, wobei jeder Verkehrszweig<br />
der DB für sich wirtschaftet. Schließlich ist jede Sparte<br />
ein eigener Geschäftsbereich; eine Bereitstellung von Ersatzfahrzeugen<br />
für den jeweils anderen müsste man ihm in Rechnung stellen.<br />
Das wären Kosten, welche die Bilanz belasten – womit sich dieser<br />
Schritt nahezu ausschließt. Was DB Regio betrifft, so sind selbst innerhalb<br />
des Geschäftsbereichs die Fahrzeuge nicht frei verfügbar.<br />
Hat sich zum Beispiel ein Bundesland an der Beschaffung von Triebfahrzeugen<br />
bzw. Wagen beteiligt, besteht es in der Regel darauf, dass<br />
Beispiel 2: Baureihe 440<br />
Erneut mit Problemen<br />
Die „Mops“-Züge der Baureihe 440 sollten 2013 planmäßig den<br />
gesamten Regionalverkehr auf den Strecken des Fugger-Express<br />
München – Augsburg – Treuchtlingen/Ulm sowie des<br />
Donau-Isar-Express München – Passau bedienen. Technische<br />
Probleme mit Kupplungen, Klimaanlagen und Toiletten hatten<br />
schon die Betriebsaufnahme des Verkehrs 2009 beeinträchtigt<br />
und ziehen sich durch die Einsatzgeschichte der Züge. Massive<br />
Beschwerden der Kundschaft über die Inneneinrichtung führten<br />
dazu, dass die 440 in die Werkstatt kamen, um mit Gepäckablagen<br />
und Sitzen mit größerem Sitzabstand ausgestattet zu<br />
werden. Dem daraus folgenden Fahrzeugmangel begegnete die<br />
DB mit Ersatzzügen auf beiden Netzen, bestehend aus 111er-Elloks<br />
mit n-Wagen- oder Doppelstock-Garnituren. Martin Weltner<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 19
Fokus<br />
| ERSATZZÜGE UND FAHRZEUGRESERVEN BEI DER DB<br />
Neben technischen Mängeln sind es teilweise auch vom<br />
Gesetzgeber geänderte Vorgaben, welche die Inbetriebnahme<br />
neuer Fahrzeuge verzögern. Beim Velaro D<br />
(Baureihe 407) kam beides zusammen: Wann er den<br />
Dienst beginnt, ist zurzeit offen DB AG/Bartlomiej Banaszak<br />
Am 28. Juni fuhr ein Talent 2 als Sonderzug in Großenhain vor. Wenig<br />
später sorgten die Triebzüge durch Störungen an der Magnetschienenbremse<br />
für Unmut Bodo Schulz<br />
diese nur auf heimischen Strecken fahren. Die Chancen für eine Abgabe<br />
zwecks Ersatzleistung an andere Netze sind gering.<br />
Und noch ein weiteres Mal wirkt sich der Sparzwang bei der<br />
DB AG aus. Fahrzeuge, die man aufgrund verkehrsschwächerer<br />
Zeiten nicht benötigt, dienen nicht automatisch als Reserve oder<br />
kommen zum Einsatzreserve-Park. Vielmehr wird ein großer Teil in<br />
so genannten Pools vorübergehend abgestellt. In diesem Sinne dient<br />
beispielsweise Rostock Seehafen als Sammelort für nicht gebrauchte<br />
(Trieb-)Fahrzeuge mit noch laufendem Revisionsdatum. Sie wären<br />
prinzipiell als Reserve einsatzbereit, sind aber erst einmal nicht<br />
dafür eingeplant – aus Kostengründen. Unter Umständen wäre sogar<br />
eine Neuzulassung der Fahrzeuge erforderlich.<br />
Neben der Einsatzreserve und den Pools gibt es schließlich noch<br />
das Stillstandsmanagement. Dort versammelt die DB AG alle Triebfahrzeuge,<br />
die von der Ausbesserung zurückgestellt oder ausgemustert,<br />
aber noch nicht abgeschrieben sind und deshalb weder verkauft<br />
noch verschrottet werden dürfen. Solche „Fahrzeugsammlungen“<br />
gibt es in Mukran oder Hamm. Als prominente Kandidaten finden<br />
sich im Stillstandsmanagement noch immer die nicht reaktivierten<br />
Exemplare des Diesel-ICE (Baureihe 605). Prinzipiell könnte man<br />
aus diesem Bestand auch Fahrzeuge für die Einsatzreserve reak -<br />
tivieren; es wäre aber mit hohen Kosten verbunden.<br />
Unterm Strich bleibt damit für den Betriebsdienst der einzelnen<br />
Verkehrssparten nur eine verhältnismäßig dünne Fahrzeugdecke –<br />
samt Reserve. Der Reisende spürt an der nachlassenden Qualität,<br />
dass vieles im Argen liegt: ein ICE-T statt deren zwei, Verschmutzung<br />
der Fahrzeuge innen und außen, ausgefallene Bordbistro und Speisewagen<br />
– die Liste ist lang. Selbst wenn der Zug als solches noch<br />
fährt, ein reibungsloser Betrieb sieht anders aus. Dafür spricht auch,<br />
dass Reserven zum Teil gewonnen werden, indem man reguläre<br />
Umläufe schwächt und die „frei gesetzten“ Wagen zu zusätzlichen<br />
Garnituren zusammenstellt. Oder Werkstattreserven aktiviert bzw.<br />
von Dritten Fahrzeuge anmietet – siehe die MRCE-Elloks, die für<br />
DB Fernverkehr wiederholt IC-/EC-Leistungen übernahmen.<br />
Strukturelle Probleme<br />
Lässt dies schon arg an der Krisenfestigkeit der DB zweifeln, so<br />
kommt noch eine Konsequenz des Sparzwangs hinzu. Unter dem<br />
Diktat der Kosten hat die DB Werkstatt-Kapazitäten abgebaut und<br />
die Werkstattarbeiten umorganisiert. Ein Teil davon wurde in die<br />
Nacht verlegt, in der man zwar im Betriebsdienst weniger Fahrzeuge<br />
benötigt, aber beispielsweise auch Ersatzteile schwerer zu beschaf -<br />
20<br />
Beispiel 3: ICE<br />
Der ganzjährige Mangel<br />
Die Modernisierung der IC-<br />
Wagen bindet aktuell weitere<br />
Wagen aus der Flotte von<br />
DB Fernverkehr (Foto: Fabrikschild<br />
eines umgestalteten<br />
Fahrzeugs). Das macht die<br />
Fahrzeugsituation noch<br />
schwieriger Volker Emersleben<br />
Verkürzte Wartungsintervalle, die noch nicht zugelas senen<br />
Velaro der Baureihe 407, das Redesign der Baureihe 402, technische<br />
Probleme und einige Unfälle sorgten 2013 ganzjährig<br />
für einen Mangel an einsatzbereiten ICE-Zügen aller Bauarten.<br />
Als Folge verkehrten vielerorts lokbespannte Ersatzzüge oder<br />
planmäßig mit Doppeleinheiten geführte Züge wurden einfach<br />
geführt, so bei ICE 3 oder ICE-TD. Ein Beispiel ist auch die<br />
ICE-Linie von München nach Hamburg/Bremen. Dort fahren<br />
plan mäßig zwei ICE 2 vereint bis Hannover, wo sie geflügelt<br />
bzw. in der Gegenrichtung gekuppelt werden und separat die<br />
Äste nach Hamburg bzw. Bremen bedienen. Herrschte ICE-<br />
Mangel, verkehrte im Laufe des Jahres 2013 oft nur ein ICE 2,<br />
der ab Hannover nach Hamburg weiterlief. Fahrgäste nach<br />
Bremen mussten in Hannover in einen bereitstehenden IC-<br />
Ersatzzug umsteigen, der sie dann nach Bremen brachte. Auch<br />
<strong>2014</strong> sieht dies nicht anders aus. Martin Weltner<br />
fen sind. Teilweise reichen die Werkstattgleise nicht aus, um alle zur<br />
Bearbeitung anstehenden Fahrzeuge aufzunehmen. Längere Standzeiten<br />
sind – wortwörtlich – die Folge.<br />
So dürfte die DB AG letztlich große Probleme haben, ihre Krisenfestigkeit<br />
unter Beweis zu stellen. Die wiederholten, teils improvisierten<br />
Ersatzverkehrsleistungen sprechen jedenfalls nicht dafür.<br />
Andererseits könnte das Pressegespräch im Juni 2013 ein Ansatz<br />
gewesen sein, die Dinge zu verbessern. Das ist dringend nötig, will<br />
die Deutsche <strong>Bahn</strong> nicht noch ihr restliches Renomee verspielen.<br />
Dazu braucht der DB-Vorstand allerdings auch die Energie, den gordischen<br />
Knoten aus externen Zwängen und internen Fehlentwicklungen<br />
zu zerschlagen. Anders gesagt, die nachhaltige Verbesserung<br />
der Fahrzeugsituation müsste an vielen Hebeln ansetzen. Nur mit<br />
einer Firmenschelte für die Fahrzeughersteller ist es nicht getan –<br />
bei aller Berechtigung, die diese hat. E. Preuß/D. Schmitt/K. Kunz
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Fokus<br />
| <strong>BAHN</strong>BETRIEB | OLDTIMER „WIPPERLIESE“<br />
Eine Klasse für sich<br />
Grünes Licht für die blauen Esslinger der Kreisbahn Mansfelder<br />
Land: Auch nach der Ausschreibung 2013 tuckern die Oldtimer-<br />
Triebwagen zwischen Klostermansfeld und Wippra. Ein Kleinod<br />
des aktuellen <strong>Bahn</strong>wesens bleibt erhalten; vorerst jedenfalls<br />
22
Der Viadukt in Mansfeld ist das spektakulärste Bauwerk der Strecke;<br />
18 Mal poltern die Triebwagen montags bis freitags über die Brücke<br />
Vom <strong>Bahn</strong>hof Klostermansfeld (gr. Bild) geht<br />
die gemütliche Reise im teilmodernisierten<br />
Oldtimer durch den Südharz Felix Walther (5)<br />
Damit konnte man nicht unbedingt rechnen. Die Ausschrei -<br />
bung für die 20 Kilometer lange Nebenbahn im Südharz<br />
war schließlich europaweit angelegt, da hätte durchaus harte<br />
Konkurrenz auftauchen können. Eine, die alles neu macht auf der<br />
„Wipperliese“ vielleicht. Doch das Bewährte kam zum Zuge. Buch -<br />
stäblich: Mitte August wurde der Zuschlag erteilt, und der Gewinner<br />
hieß ... DB Regio. Wie zuvor darf sie die 20 Kilometer lange Neben -<br />
bahn Klostermansfeld – Wippra betreiben. Und wie zuvor vergab<br />
DB Regio die Betriebsführung an die Kreisbahn Mansfelder Land.<br />
Alles wie gehabt: Auch über das Jahr 2013 hinaus laden die urigen<br />
Esslinger Triebwagen zu einer <strong>Bahn</strong>reise im Südharz ein.<br />
Fahrzeuge von 1959 – im Regelverkehr!<br />
Die rüstigen Diesel-Veteranen sind im deutschen Zugangebot eine<br />
Klasse für sich. Wo sonst hat man es mit Fahrzeugen aus dem Jahr<br />
1959 (oder kurz danach) zu tun? Wohlgemerkt: im Regelverkehr.<br />
1997 kamen die vier Triebwagen von der Frankfurt-Königsteiner<br />
Eisenbahn nach Sachsen-Anhalt. Behutsam modernisiert und liebevoll<br />
gepflegt, haben sich die fröhlich blau lackierten Oldtimer als<br />
Markenzeichen der „Wipperliese“ etabliert. Reisen im Esslinger, das<br />
heißt alte Eisenbahn erleben auf einer romantischen Strecke, die in<br />
den 1990er-Jahren gründlich saniert wurde. Das heißt, im Viadukt<br />
über Mansfeld zu poltern, während der Blick durch die Panoramascheiben<br />
hinaus ins Land schweift. In Biesenrode gespannt zu verfolgen,<br />
wie das Personal den länd lichen<br />
<strong>Bahn</strong>übergang für die Durchfahrt des Triebwagens<br />
sichert. Oder anschließend durch<br />
Wiese, Wald und Feld zu gondeln, bis der<br />
Endpunkt Wippra erreicht ist. Die Kreisbahn<br />
und ihre Mitarbeiter machen’s möglich, samt<br />
Verpfle gung: Wer möchte, kann „im Esslinger“<br />
Getränke und kleine Speisen kaufen.<br />
Die Vergabe vom August 2013 hat all das<br />
fürs Erste gesichert. Allerdings nur fürs<br />
Erste: Der Vertrag läuft zwar bis 2018, doch<br />
ab Dezember 2015 behält sich die Nah ver -<br />
kehrsservice Sachsen-Anhalt die jährliche<br />
Prüfung der Strecke vor. Abhängig von Fahrgastzahlen<br />
und verfügbaren Finanzen will<br />
sie dann jeweils entscheiden, ob sie die<br />
Zü ge weiter bestellt. Schwache Auslastung<br />
machte der „Wipperliese“ schon in der Vergangenheit<br />
manchmal zu schaffen. Bei den<br />
vielen Attraktionen, die sie bietet, sollte man<br />
damit nicht unbedingt rechnen. Oder?<br />
Felix Walther<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 23
Fokus<br />
| BETRIEBSEINSCHRÄNKUNGEN IN MAINZ HBF<br />
Vom Chaos<br />
überrascht<br />
Im August 2013 kam der Mainzer Hauptbahnhof in<br />
die Schlagzeilen. Urlaubs- und krankheitsbedingt<br />
herrschte Personalmangel im Fahrdienstleiter stellwerk.<br />
Über Wochen hinweg fielen Züge aus oder mussten<br />
umgeleitet werden – ein hausgemachtes DB-Desaster<br />
An den ereignisarmen Sommerferien<br />
lag es nicht, dass der Süddeutsche<br />
Rundfunk das The ma am 2. August<br />
ins Programm nahm. Die Meldung hatte einen<br />
ernsten Hintergrund. Galt es doch, Reisende<br />
vorsorglich auf das hinzuweisen, was<br />
sie ab Samstag, 3. August, im Mainzer Hauptbahnhof<br />
erwartete: ein Engpass bei der Besetzung<br />
des Stellwerks, deshalb übers Wochenende<br />
Zugausfälle und Umleitungen.<br />
Eine groteske, fast unwirkliche Situation; nie<br />
zuvor hatte die DB eine zweigleisige Hauptbahn<br />
derart abgekoppelt. Erst recht nicht<br />
einen Eisenbahnknoten wie den Hauptbahnhof<br />
von Mainz, die zentrale Verkehrsdrehscheibe<br />
einer Landeshauptstadt!<br />
Der Ärger steigerte sich noch. Waren<br />
Anfang August vor allem abendliche oder<br />
nächtliche Fernzüge betroffen, dehnte sich<br />
das Problem ab 12. August auf Tagesbetrieb<br />
und Regionalverkehr aus. Zeitweise waren<br />
mehr als die Hälfte der 18 Fahrdienstleiter<br />
des Stellwerks krank oder im Urlaub. Eine<br />
Reihe von Fernzügen musste rechtsrheinisch<br />
über Mainz-Bischofsheim bis Koblenz umgeleitet<br />
werden, Nahverkehrszüge fuhren<br />
eingeschränkt, einige gar nicht – und das<br />
über Wochen hinweg. Eine Bla ma ge für die<br />
DB, die durch provisorische Ersatz leis tun -<br />
gen noch verschlimmert wurde. Ab 19. Au -<br />
gust pendelten zwei Wochen lang Schienenbusse<br />
der Pfalzbahn als Schülerzüge zwischen<br />
Alzey und Nieder-Olm!<br />
Mainz – kein Einzelfall<br />
Die Deutsche <strong>Bahn</strong> kam über den Mainzer<br />
Notbetrieb in Erklärungsnot. Presse spre -<br />
cher Achim Stauß wollte die Vorfälle als Einzelfall<br />
sehen, verursacht vom „unvorher-<br />
gesehen hohen Krankenstand während der<br />
Urlaubszeit“ im Zentralstellwerk. Was nicht<br />
zutrifft: Wiederholt hatte es auf anderen<br />
<strong>Bahn</strong>höfen Ausfälle von Stell wer ken gegeben,<br />
weil es an Fahrdienstleitern mangelt.<br />
Bundesweit, so die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft<br />
(EVG), fehlten 1.000 Fahr-<br />
24<br />
dienstleiter, und die vorhandenen schieben<br />
einen Berg von Überstunden vor sich her.<br />
Mainz ist also kein Einzelfall, sondern die<br />
Spitze des Eisbergs, die Folge einer auf Sparsamkeit<br />
ausgelegten, verfehlten Personalpolitik.<br />
Das Personal wurde insbesondere beim<br />
geplanten Börsengang vor einigen Jahren<br />
als Kostenfaktor abgebaut, Auszubildende<br />
übernahm die DB nicht oder nur teilweise.<br />
Seit den 90er-Jahren gingen zwei Generationen<br />
verloren, die Nachwuchs für ausscheidende<br />
Fahrdienstleiter hätten sein können.<br />
Die Aussagen der<br />
DB-Oberen klangen nicht<br />
selten wie eine Posse<br />
Insgesamt wurde die Belegschaft der<br />
Staatsbahn(en) seit dem Antritt der DB AG<br />
1994 halbiert. Erst im Sommer 2013 fiel dem<br />
Vorstand auf, wie dünn die Personaldecke<br />
ist: am Beispiel Mainz. Dass bei einer Million<br />
Überstunden im Betrieb we nige Krankschreibungen<br />
genügen, um einen <strong>Bahn</strong>hof<br />
lahmzulegen, erklärt sich fast von selbst. Die<br />
im Herbst eilig begonnene Kampag ne der<br />
„Rekrutierung“ unter dem Motto „Kein Beruf<br />
wie jeder andere“ kam zu spät. Die wohlgemeinte<br />
„Beschäftigungs offensive“, unter anderem<br />
mit der Einstel lung von „Schlecker-<br />
Frauen“, bringt nur bedingt Entlastung, denn<br />
es braucht spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten,<br />
um den Beruf auszuüben – und eine<br />
entsprechende Anlern- und Einarbeitungszeit<br />
für die komplizierten Tätigkeiten.<br />
Die unhaltbaren Zustände von Mainz<br />
zogen unterdessen weitere Kreise. Der Zugverkehr<br />
in der Landeshauptstadt war noch<br />
ausgedünnt, als sich am 14. August Spitzenvertreter<br />
von Deutscher <strong>Bahn</strong>, der Gewerkschaft<br />
EVG und Betriebsräte zu einem Gespräch<br />
trafen. Das Resultat: Der Urlaubsrückstand<br />
solle erheblich reduziert, die Zahl<br />
der Auszubildenden auf hohem Niveau gehalten<br />
werden. Vereinbart wurde außerdem,<br />
die Personalplanung zu überprüfen.<br />
Am Abend des 27. Juli 2013 herrscht in Mainz<br />
Hauptbahnhof noch regulärer Betrieb: Zwei<br />
S-<strong>Bahn</strong>-Triebzüge 420 legen gerade einen<br />
Halt ein. Im August 2013 läuft der Zugverkehr<br />
hier nur noch stark eingeschränkt und<br />
zeitweise gar nicht – eine Blamage für die DB<br />
Uwe Miethe<br />
Andererseits klangen die Aussagen der DB-<br />
Oberen nicht selten wie eine Posse. Der Vorsitzende<br />
Dr. Rüdiger Grube sicherte zu, jetzt<br />
zu prüfen, wo die Schwerpunkte des Personalfehlbestandes<br />
seien. Und das in einem<br />
Unternehmen, das jedes Stellwerk mit seiner<br />
Nutzungsdauer und seinen Instandhaltungskosten<br />
erfasst! Es geht noch weiter: Bundes -<br />
verkehrs minister Peter Ramsauer (CSU)<br />
erklärte dem <strong>Bahn</strong>chef am Telefon, die Zustände<br />
in Mainz seien „nicht hinnehmbar“.<br />
Aber auch er müsste wissen, wie es um das<br />
Personal steht.<br />
Rückkehr zur Normalität?<br />
Seit dem 30. August hat der Mainzer Hauptbahnhof<br />
wieder normalen Zugver kehr,<br />
sprich, ohne Ausfälle und Umleitungen.<br />
Grube bat die Geschädigten um Entschuldigung,<br />
den Zeitkarteninhabern wird etwas
Einige Fernzüge werden während des Engpasses um Mainz Hbf herum<br />
umgeleitet. Am 16. August hat ein ICE Mainz-Bischofsheim verlassen<br />
und fährt über den Main Richtung Wiesbaden – Koblenz Fritz Traser<br />
Im Mai 2013 passiert der IC Fehmarn – Passau das Fahrdienstleiterstellwerk<br />
in Mainz Hbf. Weil Mitarbeiter krank bzw. im Urlaub sind, kann<br />
die DB dort im August nicht mehr alle Schichten besetzen Zeno Pillmann<br />
vom Fahrpreis erstattet. Hat die DB damit<br />
alle Probleme behoben? Wohl kaum.<br />
Die Blamage von Mainz geht nicht nur<br />
auf den Personalabbau unter Grubes Vorgänger<br />
Hartmut Mehdorn zurück, sie ist auch<br />
auf die Gestaltungswelle unter Mehdorns<br />
Vor-Vorgänger Heinz Dürr zurückzuführen.<br />
Bei der von Dürr und vielen anderen geschmähten<br />
„Behördenbahn“ – Bundesbahn<br />
oder Reichsbahn – war der Leiter des <strong>Bahn</strong>hofs<br />
für den Personaleinsatz verantwortlich.<br />
Er wusste, wie viele Fahrdienstleiter gleichzeitig<br />
in Urlaub gehen, wie Ausfälle durch<br />
Krankheit überbrückt werden können. Zur<br />
Not sprangen geprüfte Eisenbahner aus<br />
dem Betriebsbüro ein. Die Deutsche <strong>Bahn</strong><br />
glaubte, von Unternehmensberatern er -<br />
mutigt, mit zentraler Organisation besser zu<br />
fahren – bis zum Sommer 2013. Sie könnte<br />
bald wieder Schiffbruch erleiden. Ob die<br />
Ausbildung von über 700 im Eisenbahnbetrieb<br />
Unerfahrenen zu Fahrdienstleitern bis<br />
Ende 2013 fruchtet, bleibt abzuwarten. Und<br />
selbst darüber hinaus fehlt das Personal an<br />
allen Ecken und Enden. Bei Lokomotivführern,<br />
Zugbegleitern, Instandhaltern und vielen<br />
mehr. Erich Preuß/GM<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 25
Bilderbogen | <strong>BAHN</strong>-EPISODEN 2013<br />
Es gibt noch eine Menge zu tun, bis hier wieder<br />
jemand den Zug fahren kann. Blick in den<br />
Führerstand eines 403 Bodo Schulz<br />
26
Nicht alltäglich<br />
Seltene Gäste, erfreuliche Reaktivierungen, überraschende<br />
Wendungen: Das <strong>Bahn</strong>-Jahr 2013 bot manches Besondere.<br />
Bebilderte Anekdoten aus der Welt der Schiene<br />
Am 5. Juli bringt Diesellok 204 036 der PRESS die ersten Wagen des „Donald<br />
Duck“ genannten Triebzugs nach Neustrelitz. Fast 20 Jahre lang waren die<br />
403/404 mehr oder weniger beaufsichtigt abgestellt Bodo Schulz<br />
Donald Duck als Aschenputtel?<br />
Jahrelang fristeten die IC-Triebzüge der Baureihe 403/404 ein trauriges<br />
Dasein. Initiativen zur Aufarbeitung der einstigen Bundesbahn-Stars<br />
verliefen im Sande, Witterung und Vandalismus setzten den Fahrzeugen<br />
zu. Im Frühjahr 2013 kam alles anders: National Express Rail, Gewinner<br />
einer Ausschreibung für RE-/RB-Linien in Nordrhein-Westfalen, interes -<br />
sierte sich für die zuletzt in Halberstadt abgestellten Fahrzeuge. Im Juli<br />
ließ die Privatbahn erste Wagen zur Netinera-Werkstatt in Neustrelitz<br />
überführen, die übrigen folgten bis September. Ziel ist es, einen betriebsfähigen<br />
Zug wieder herzustellen, auch wenn dies viel Arbeit erfordert.<br />
Erlebt „Donald Duck“ die Geschichte vom Aschenputtel?<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 27
Bilderbogen | <strong>BAHN</strong>-EPISODEN 2013<br />
Meister Adebar zu Gast<br />
Dass es auf der Main-Neckar-<strong>Bahn</strong> Mannheim<br />
–/Heidelberg – Darmstadt (– Frankfurt)<br />
kräftig rollt, weiß man schon länger. Dass sich<br />
dort auch Störche ansiedeln, ist neu. Gleich<br />
zwei Paare wählten im Frühjahr 2013 den<br />
<strong>Bahn</strong>hof Bensheim-Auerbach als Standort,<br />
um ihren Nachwuchs aufzuziehen. Die Nester<br />
hatten sie auf Fahrleitungsmasten platziert<br />
und ließen sich vom lebhaften <strong>Bahn</strong>betrieb<br />
nicht im Geringsten stören. DB Energie<br />
nahm es gelassen. Die beiden Paare – sowie<br />
ein drittes an der benachbarten Riedbahn<br />
Mannheim – Frankfurt – sollten in Ruhe die<br />
Aufzucht beenden. Danach wollte man die<br />
Nester in den rund 20 Kilometer entfernten<br />
Vogelpark Viernheim umsetzen. Ob Meister<br />
Adebar sich darauf einlässt?<br />
28<br />
Große Flügelspannweite zwischen den Hochspannungs-Fahrleitungen:<br />
Der Brutplatz am <strong>Bahn</strong>hof ist<br />
nicht ungefährlich. Auch deshalb strebt DB Energie<br />
für die Weißstorch-Paare einen Ortswechsel an
Am Morgen des 8. Juni poltert<br />
ein Güterzug durch Bensheim-<br />
Auerbach Richtung Norden – business<br />
as usual für die Storchenfamilien<br />
von nebenan Karl Laumann (2)<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 29
Bilderbogen | <strong>BAHN</strong>-EPISODEN 2013<br />
Mehr auf der<br />
Feierstunde im Dampflokwerk Meiningen: Am 23. Mai wird<br />
01 150 an die Stiftung Deutsche Eisenbahn übergeben. An<br />
fünfter Stelle von links steht Olaf Teubert Stefan Thomas/DB<br />
Der Traum von der Dampflok<br />
Olaf Teubert und die 01 150 – das ist eine langjährige<br />
Verbindung. Als Lokführer fuhr er die mächtige Schnellzugdampflok<br />
und blieb ihr auch nach seiner Dienstzeit<br />
verbunden. Umso mehr schmerzte es ihn, als die Maschine<br />
im Oktober 2005 beim Brand im Nürnberger Museums-Bw<br />
schwer beschädigt wurde. Fortan engagierte er sich für<br />
01 150, sammelte Gelder, warb Sponsoren für die Wiederaufarbeitung.<br />
Auch die DB machte mit. Im Früh jahr 2013<br />
folgte das Happy End: Die betriebsfähige 01 150 rollte aus<br />
den Hallen des Dampflokwerks Meiningen. Vom Süddeutschen<br />
Eisenbahnmuseum Heilbronn rückt die stolze<br />
Pazifik maschine nun zu Sonderfahrten aus, die Organisation<br />
liegt in Händen der Stiftung Deutsche Eisenbahn.<br />
Nicht nur für Olaf Teubert ist der Traum von der Dampflok<br />
wahr geworden.<br />
Fast wie früher: Seit Mai 2013 ist 01 150<br />
wieder betriebsfähig, hier mit einem<br />
Sonderzug bei Bibra in Thüringen<br />
Waltraud Weber/DB<br />
30
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 31
Fokus | DIE EISEN<strong>BAHN</strong> UND DAS HOCHWASSER 2013<br />
Zeitweise<br />
gesperrt<br />
Schwere Regenfälle lösten im Frühsommer 2013 im<br />
Süden und Osten Deutschlands Überschwemmungen<br />
und Erdrutsche aus. Etliche <strong>Bahn</strong>strecken mussten<br />
gesperrt werden. Bei der Schnellfahrstrecke Hannover<br />
– Berlin dauerte die Betriebsruhe sogar Monate<br />
Der Deutsche Wetterdienst hat es<br />
nach gerechnet: Vom 26. Mai bis<br />
2. Juni 2013 gingen über Deutschland<br />
22,76 Billionen Liter Wasser nieder; etwa<br />
drei Billionen Liter mehr als im August 2002,<br />
bei der „Jahrhundertflut“. An Donau und<br />
Elbe kam es zu teilweise historischen Hochwasserständen.<br />
Ohnehin wurden der Süden<br />
und Osten Deutschlands besonders stark<br />
von dem Extremwetter in Mitleidenschaft<br />
gezogen. Es betraf Städte, Gemeinden, Privatleute<br />
– und auch die Eisenbahn.<br />
Sperrungen ab Anfang Juni<br />
Erste Einschränkungen durch Hochwasser<br />
zeichneten sich laut DB Ende Mai in Süddeutschland<br />
ab. Betroffen waren die Einzugsgebiete<br />
von Donau und Rhein bzw. de -<br />
ren Zuflüssen. Wenig später ging es dann<br />
Schlag auf Schlag – in Deutschland, aber<br />
auch in angrenzenden Ländern, wie Österreich,<br />
der Schweiz und Tschechien.<br />
Ab 1./2. Juni war das Streckennetz im<br />
Süden Deutschlands an vielen Stellen beeinträchtigt;<br />
etliche Strecken mussten we -<br />
gen Überflutung oder Gleisunterspülungen<br />
gesperrt werden. Das galt zum Beispiel für<br />
die Magistrale München – Salzburg, wo man<br />
den Abschnitt Übersee – Traunstein wegen<br />
eines Brückenschadens nicht befahren<br />
konn te. Die Züge wurden teilweise umgeleitet<br />
(wie die Railjets München – Salzburg –<br />
Wien über Passau), teilweise durch Busverbindungen<br />
ersetzt oder vorübergehend eingestellt.<br />
Zeitweilige Sperrungen gab es unter<br />
anderem auch auf den Strecken Bad Reichenhall<br />
– Berchtesgaden, Holzkirchen –<br />
Bay rischzell, Nürnberg – Regensburg,<br />
Straubing – Bogen und Überlingen – Ludwigshafen<br />
(am Bodensee). Schwer traf es die<br />
Strecke München – Mittenwald – Innsbruck<br />
im Abschnitt Tutzing – Weilheim. Weil grö -<br />
ßere Reparaturen erforderlich waren, ruhte<br />
hier der Verkehr bis 25. Juni; die Reisenden<br />
mussten auf Busse umsteigen.<br />
32<br />
Ab 3. Juni wurde auch der Osten der Republik<br />
von den Folgen der massiven Regenfälle<br />
heimgesucht. Zahlreiche Verbindungen<br />
in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen<br />
musste man den Betrieb einstellen. Auf mehreren<br />
Strecken gab es tagelang keinen Zugverkehr,<br />
so zum Beispiel auf den Relationen<br />
Dresden – Bad Schandau, Zittau – Görlitz,<br />
Bitterfeld – Dessau, Weißenfels – Zeitz, Gera<br />
– Greiz, Leipzig – Meißen, Leipzig – Falkenberg.<br />
Auf der Strecke Leipzig – Zwickau kam<br />
es zu einem Dammrutsch zwischen Altenburg<br />
und Lehndorf, der eine wochenlange<br />
Sperrung verursachte. Die DB-Tochter Erzgebirgsbahn<br />
stellte am 3. und 4. Juni den<br />
Reisezugbetrieb ein, die Vogtlandbahn ließ<br />
vorübergehend den Betrieb zwischen Gera,<br />
Plauen und Adorf ruhen. Auch auf der<br />
schmal spurigen Weißeritztalbahn Freital-<br />
Hainsberg – Dippoldiswalde standen die Zü -<br />
ge. Die Strecke war 2002 vom Hochwasser<br />
Als erstes schränkte das Hochwasser den <strong>Bahn</strong>betrieb in Süddeutschland erheblich ein. Blick auf<br />
die Anzeigetafel in München Hbf am 3. Juni 2013 Volker Emersleben, Max Lautenschläger/DB (Bild r.)
Durch das extreme Hochwasser der Elbe<br />
werden Gleisanlagen und Sicherungstechnik<br />
der DB Netz AG an mehreren Stellen überflutet.<br />
Besonders stark trifft es die Schnellfahrstrecke<br />
Berlin – Hannover (Foto); dort muss der Verkehr<br />
mehrere Monate ruhen Frank Barby/DB<br />
Im Juli 2013 laufen noch die Reparaturen an der Neubaustrecke Berlin – Hannover, hier bei<br />
Schönhausen. Die gute Nachricht: Die feste Fahrbahn vertrug die Überspülung recht gut<br />
zerstört und bis 2008 teilweise wieder auf -<br />
gebaut worden.<br />
Die Sperrungen allein stellten nicht die<br />
einzige Konsequenz dar. Überflutete <strong>Bahn</strong>steigzugänge<br />
(wie in Passau) oder Stell wer -<br />
ke (wie in Rosenheim und etlichen Regio -<br />
nal netzen) verlangten umfangreiche Aufräumarbeiten.<br />
Verschiedentlich machten<br />
auf ge weichte Dämme Reparaturen und<br />
Ge schwindigkeitsreduzierungen nötig.<br />
Die Strecke Hannover – Berlin<br />
Während sich um den 10. Juni herum die<br />
Lage in Bayern langsam besserte, rollte die<br />
Flutwelle Richtung Norden – mit weiteren<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 33
Fokus | DIE EISEN<strong>BAHN</strong> UND DAS HOCHWASSER 2013<br />
Wie im Jahr 2002 wurden in Dresden<br />
„Ludmilla“-Dieselloks (Baureihe 232 ff.) auf<br />
die Marienbrücke gefahren, um diese gegen<br />
die Wassermassen zu stabilisieren, hier<br />
auf genommen am 7. Juni 2013. Anders als<br />
damals blieb die Stadt aber diesmal von<br />
Schäden verschont Markus Bergelt<br />
schweren Schäden und neuerlichen Streckensperrungen.<br />
Noch Mitte Juni konnte<br />
eine Reihe von Strecken im Bereich Magdeburg/Stendal<br />
nicht befahren werden, auch<br />
die Region um Halle (Saale) litt stark unter<br />
Hochwasserfolgen. Zu den „Opfern“ zählte<br />
dabei eine prominente Magis trale: die<br />
Schnellfahrstrecke Hannover – Berlin. Sie<br />
entwickelte sich zu einem Problemfall, der<br />
die DB noch beschäftigte, als die Flut längst<br />
wieder aus den Nachrichten verschwunden<br />
war – und der Betrieb auf fast allen anderen<br />
betroffenen Strecken wieder lief.<br />
Die Schnellfahrstrecke, ausgerüstet mit<br />
der Festen Fahrbahn, hatte am 10. Juni zwischen<br />
Rathenow und Stendal gesperrt werden<br />
müssen, weil sie „nach einem Dammbruch<br />
nahe Schönhausen auf ca. fünf Kilo-<br />
34<br />
Am Rande<br />
Schnelle Hilfe<br />
Während die DB in Teilen ihres Streckennetzes<br />
vom Hochwasser betroffen<br />
war, konnte sie an anderen Stellen<br />
wertvolle Hilfe leisten. So boten die<br />
Züge der Südostbayernbahn zeitweise<br />
die einzige Möglichkeit, das von den<br />
Wassermassen der Donau bedrohte<br />
Deggendorf zu erreichen. Fluthelfer<br />
wurden kostenlos befördert. Selbsthilfe<br />
leisteten DB-Mitarbeiter dagegen<br />
in Wittenberge, wo sie mehr als<br />
40 Fahrzeuge aus dem Werk evakuierten.<br />
Die DB-Mitarbeiter dort füllten<br />
außerdem rund 100.000 Sandsäcke<br />
und türmten sie zu einem Wall auf, um<br />
einen Deich außerhalb des Werks -<br />
geländes zu verstärken. FBT<br />
Die Flutbrücke an der im Güterverkehr genutzten Strecke Zeitz – Meuselwitz (– Altenburg)<br />
wurde bei dem Hochwasser im Juni zerstört. Die DB entschied sich gegen einen Wiederaufbau,<br />
so dass dieses Bild bereits historischen Charakter hat Markus Bergelt<br />
meter Länge komplett überflutet war“. Da -<br />
ran änderte sich zunächst nichts. Mitte Juli<br />
teilte die DB mit, dass der Abschnitt bis auf<br />
weiteres gesperrt bleibe. Das Wasser sei<br />
zwar abgelaufen bzw. abgetrocknet, aber unter<br />
den Schienen beeinflusse es den Untergrund<br />
auf umgebenden Flächen „und verhindert<br />
damit aussagekräftige Messungen“.<br />
Am Schönhauser Damm, berichtete das DB-<br />
Netz-Blatt „Pegelstand“, sinke das Wasser<br />
kontinuierlich, dennoch bleibe die Situation<br />
„angespannt“.<br />
Als das Wasser abgelaufen war, räumten<br />
die DB-Mitarbeiter auf. Nach DB-Angaben<br />
wurden 100 Kilometer Kabel, 180 Signale<br />
und Oberleitungsmasten, dazu mehrere<br />
Weichen und Ingenieurbauwerke geprüft<br />
und wieder in Ordnung gebracht. Viel ent-<br />
scheidender war ein anderer Umstand: Niemand<br />
wusste, wie die Feste Fahrbahn auf die<br />
Überschwemmung reagieren würde. Probebohrungen<br />
und Georadarmessungen sollten<br />
Die DB schätzte die<br />
Hochwasserschäden auf<br />
eine Milliarde Euro<br />
Klarheit schaffen. Für die Reparatur der<br />
Schnellstrecke setzte die <strong>Bahn</strong> nach eigenen<br />
Angaben 300 Leute ein.<br />
Notbetrieb Hannover – Berlin<br />
Für den Betrieb wurde ein Notfahrplan ausgearbeitet,<br />
der zwischenzeitlich immer wieder<br />
angepasst wurde. Im Sommer sah er wie<br />
folgt aus:
Betrieb bei erhöhtem Pegelstand: Connex-Zug mit Ellok 146 521 am 15. Juni 2013 an der Elbe bei Lutherstadt Wittenberg (l.),<br />
ICE-T der Relation Frankfurt – Wien eine Woche vorher an der Isarbrücke bei Plattling (r.) Ralf Kutschke (l.), Josef Mauerer (r.)<br />
werden 10.000 Reisende täglich, die auf der<br />
Strecke Hannover – Berlin mit Problemen<br />
zu kämpfen hatten, im gesamten Fernverkehr<br />
sogar 90.000.<br />
Vom 1. bis 25. Juni 2013 geht auf dem Abschnitt Tutzing – Weilheim der Strecke München –<br />
Garmisch-Partenkirchen nichts; nach einem Murenabgang ist der Abschnitt gesperrt,<br />
die Reisenden müssen auf Busse umsteigen (Bild in Tutzing) Toni Burger (Foto), Slg. F. Napf<br />
Die Schäden und die Folgen<br />
Am 25. Juni schätzte die DB die Kosten der<br />
Hochwasserschäden auf eine Milliarde Euro<br />
– eine stattliche Summe, die sie angesichts<br />
fehlender Flut-Versicherung aus anderen<br />
Quellen, sprich Verkehrsein nahmen, finanzieren<br />
muss. Immerhin: Fahr zeuge waren<br />
2013 nicht betroffen; 2002 gab es noch Schäden<br />
an ICE-Zügen, Güter- und Personenwagen.<br />
Die Feste Fahrbahn hat sich als widerstandsfähig<br />
erwiesen oder, wie es eine DB-<br />
Sprecherin formuliert, diese Bauart „kann<br />
mit Wasser umgehen“. Und zuguterletzt wurden<br />
die vom Hochwasser betroffenen Re -<br />
lationen von der Fahrpreiserhöhung im<br />
Dezember 2013 ausgenommen, als Entschädigung<br />
für die von Zugausfällen und Umlei -<br />
tungen gebeutelten Reisenden. Wenigstens<br />
ein paar Lichtblicke bei der Misere. FBT/GM<br />
– Die ICE Köln –/Düsseldorf – Hannover –<br />
Berlin fuhren über Magdeburg – Braunschweig.<br />
Wolfsburg, Stendal und Berlin-<br />
Spandau wurden nicht bedient, einzelne<br />
Züge hielten nicht in Magdeburg, zwei<br />
Züge fuhren als IC (ohne Teilung in<br />
Hamm).<br />
– Die ICE Berlin – Braunschweig – Frank -<br />
furt – Stuttgart – München fuhren fast wieder<br />
auf dem ursprünglichen Weg (Umweg<br />
Wittenberge ohne Halt).<br />
– Die ICE von Berlin über Frankfurt – Karlsruhe<br />
nach Interlaken fuhren über Erfurt,<br />
einige Halte entfielen.<br />
– Die IC-Linie 77 Amsterdam – Berlin verkehrte<br />
meist ab/bis Hannover.<br />
– Zusätzliche RE fuhren auf dem Streckenstück<br />
Hannover – Wolfsburg.<br />
Dazu kam das „IC-Shuttle“: Mit zwei 218-<br />
Dieselloks bespannt, fuhr vom 9. September<br />
bis 3. November ein IC-Zugpaar; es benutzte<br />
zwischen Stendal und Rathenow die nicht<br />
elektrifizierte „Stammstrecke“ Stendal –<br />
Rathenow. Diese ging, weil mit konventionellem<br />
Oberbau versehen, schon Anfang<br />
September in Betrieb. Die Route des Shuttles<br />
war Berlin – Hannover, dabei hielt der Zug<br />
in Berlin Ostbahnhof, Berlin Hbf, Berlin-<br />
Spandau, Stendal und Wolfsburg. Anfang<br />
November war dann die Schnellfahrstrecke<br />
wieder verfügbar.<br />
Die Auswirkungen der siebenwöchigen<br />
Streckensperrung waren gravierend. Umleiterverkehrsleistungen<br />
führten dazu, dass die<br />
Fahrt von Berlin nach Westen und Süden<br />
rund eine Stunde länger dauerte. Genannt<br />
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<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 35<br />
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Chronik<br />
| DEUTSCHE <strong>BAHN</strong><br />
Seit mehr als zehn Jahren<br />
steht der ICE 3 nun schon im<br />
Einsatz. Aber er ist immer<br />
noch der Jüngste in der ICE-<br />
Flotte (Bild vom 25. Juli 2013)<br />
Uwe Miethe<br />
Chronik 2013:<br />
Schwierigkeiten mit dem Fahrzeugpark, Konkurrenz<br />
durch die Privaten, neue Vorgaben: Die DB hat<br />
es nicht leicht im Jahr 2013. Sie macht es sich aber<br />
auch nicht leicht, siehe die Fahrpreiserhöhung<br />
zum Dezember. Das ist fast schon eine Tradition<br />
36
Deutsche <strong>Bahn</strong><br />
Vix adlaudabilis catelli infeTremulus zothecas senesceret oratori. Bellus matrimonii vocificat agricolae. Aegre perspicax oratori circumgrediesenesceret<br />
adfa catelli infeTremulus zothecas senesceret oratori. Bellus matrimonii vocificat agricolae. Perspicax oratori circumgrediesenesceret<br />
Gegensätze bei der Deutschen <strong>Bahn</strong> 2013: Reminiszenz an die alte <strong>Bahn</strong> im <strong>Bahn</strong>hof Anklam (l.), Vorstellung des Projekts der neuen Hybrid-Lok<br />
in Berlin (M.) und <strong>Bahn</strong>betrieb mit der 182 in Bundesgartenschau-Dekor, ebenfalls in Berlin (r.) Michael Reimer (l.), Sebastian Schrader (2)<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 37
Chronik<br />
| DB ALLGEMEIN<br />
Im Sommer 2013 ist eine 186 mit ihrer Fracht auf der Strecke Augsburg – Treuchtlingen unterwegs, im Bild mit dem Schloss von Möhren.<br />
Aller Voraussicht nach drückt der Güterverkehr des Jahres das DB-Ergebnis – mit einem Rückgang von rund vier Prozent Georg Wagner<br />
Kurzmeldungen<br />
Frühjahr/Herbst 2013: Die DB AG erhielt<br />
von VoestAlpine einen zweistelligen Millionenbetrag<br />
als Schadensersatz für überhöhte<br />
Schienenpreise. VoestAlpine hatte<br />
zusammen mit anderen Herstellern<br />
über Jahre hinweg ein „Schienenkartell“<br />
gebildet und die Lieferpreise abgesprochen.<br />
In dem Zusammenhang verurteilte<br />
das Bundeskartellamt im Juli 2013 die<br />
Firma ThyssenKrupp zur Zahlung von<br />
88 Millionen Euro Bußgeld; im November<br />
zahlte ThyssenKrupp laut Medienberichten<br />
100 Millionen Euro an die DB.<br />
Frühjahr 2013: DB Arriva übernimmt das<br />
Osteuropa-Geschäft von Veolia. Es umfasst<br />
vor allem Busverkehr in Polen, der<br />
Slowakei, Tschechien, Kroatien, Serbien<br />
und Slowenien; in Tschechien sind auch<br />
regionale Schienenverkehrsleistungen<br />
enthalten. Nach eigenen Angaben ist die<br />
DB damit der größte internationale Personenverkehrsanbieter<br />
in Osteuropa.<br />
Frühjahr 2013: DB Systemtechnik erhält<br />
die Zulassung als eigenständiges Eisenbahnverkehrsunternehmen.<br />
So kann es<br />
Prüf- und Messverfahren am Markt anbieten.<br />
Im Bestand hat es unter anderem<br />
den ICE-S, einen Dieseltriebzug 612 sowie<br />
die Ellok 120 501.<br />
14. Juni 2013: Die DB darf prinzipiell Personenverkehr<br />
zwischen Frankreich und<br />
Großbritannien durch den Kanaltunnel<br />
durchführen. Die zuständige Intergovernmental<br />
Commission hat ihr das dazu<br />
nötige Zertifikat B verliehen.<br />
Konrad Rothzoll/Bela v. Derlethal<br />
38<br />
Matte<br />
Ergebnisse<br />
Kein Boomjahr für die Deutsche <strong>Bahn</strong>: Der Umsatz<br />
dürfte 2013 aller Voraussicht nach stagnieren.<br />
Wirtschaftliche Probleme und schwierige Rahmen -<br />
bedingungen sind die wesentlichen Ursachen<br />
Die Bilanz des ersten Halbjahrs 2013<br />
fiel mager aus. Zwar nahm die Zahl<br />
der Reisenden im Fernverkehr zu,<br />
doch der Umsatz stagnierte, und das Ergeb -<br />
nis vor Steuern und Zinsen sank. Die „weltweite<br />
Eintrübung der Konjunktur“, der harte<br />
Winter, die Auswirkungen des Hochwassers<br />
sowie die anhaltenden Fahrzeugengpässe<br />
machten der Deutschen <strong>Bahn</strong> zu schaffen.<br />
Gestiegene Personal- und Energiekosten<br />
seien ebenfalls Kostentreiber. Mit ihnen<br />
wurde auch die alljährliche Verteuerung der<br />
Fahrpreise im Dezember begründet. Dabei<br />
ist die Deutsche <strong>Bahn</strong> als Großabnehmer der<br />
Energie von der EEG-Umlage befreit!<br />
Höhere Verkehrsleistung<br />
Immerhin erhöhte sich die Verkehrsleistung<br />
des Personenverkehrs im ersten Halbjahr<br />
auf etwas mehr als 43 Milliarden Personenkilometer,<br />
was zum Jahresende etwa vier<br />
Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr sein<br />
könnte. Allerdings ließ die Qualität des Reisens<br />
zu wünschen übrig. Ersatzzüge, Wegfall<br />
von Speisewagen im ICE 1, verkürzte Züge<br />
oder gar deren Ausfall trüben das Bild – um<br />
nur einige Beispiele zu nennen. Im boomenden<br />
Fernbusverkehr mischt die Deutsche<br />
Ersatzzüge und ICE 1<br />
ohne Speisewagen<br />
trüben das Bild der <strong>Bahn</strong><br />
<strong>Bahn</strong> derweil munter mit, sieht dies aber<br />
nicht als Gefahr für ihren Schienenfernverkehr.<br />
Eher die Verbreitung von „konzern -<br />
externen <strong>Bahn</strong>en“ im Personennahverkehr,<br />
deren Anteil längst 20 Prozent überschritten<br />
hat. Der Schienengüterverkehr schwächelt<br />
gleichfalls. Man rechnet zum Jahresende<br />
mit einer geringeren Verkehrsleistung von<br />
4,4 Prozent.
Gute Nachrichten für DB-Mitarbeiter und ihre<br />
Familien: Am 30. August 2013 öffnet in<br />
Frankfurt (Main) die erste Kindertagesstätte<br />
der <strong>Bahn</strong> AG Holger Peters/DB, Veselin Kolev (Bild unten)<br />
Immer wieder fasziniert der Blick aus dem ICE<br />
auf die „vorbei rasende Landschaft“. Mancher<br />
Reisende auf der Schnellfahrstrecke Ingolstadt<br />
– Nürnberg genießt dies 2013 aber unfreiwillig:<br />
Einige Züge fahren verkürzt, so dass dem<br />
Fahrgast mangels Platz nur der Vorraum bleibt<br />
Bei der S-<strong>Bahn</strong> Rhein-Main hält sich der Elektrotriebzug 420 noch wacker auf einigen letzten<br />
Verbindungen. Zwischenstopp in Eddersheim an der S 1 zwischen Wiesbaden und Frankfurt,<br />
aufgenommen im Oktober 2013 Stefan Scheiba<br />
Für Aufregung sorgt das von der EU-Kommission<br />
vorgestellte „vierte Eisenbahn pa -<br />
ket“. Die Europäische Union will eine Europäische<br />
Eisenbahnagentur schaffen, die als<br />
einzige Behörde in Europa die Fahrzeuge zulässt<br />
und den Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
Sicherheitsbescheinigungen erteilt, und<br />
zudem die inländischen Personenverkehrsmärkte,<br />
ohne Direktvergabe im Nahverkehr,<br />
vollständig öffnet. „Das würde eine Zerschlagung<br />
der Deutschen <strong>Bahn</strong> bedeuten.<br />
Verschlechterungen seien auch für die Kunden<br />
zu befürchten, wenn der Ausschreibungszwang<br />
verschärft und damit der gesamte<br />
Schienenverkehrsmarkt dem Diktat<br />
des billigsten Preises unterworfen wird“, befürchtet<br />
die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft<br />
EVG.<br />
Die Deutsche <strong>Bahn</strong> möchte keinesfalls<br />
auf den Gewinn ihrer Tochter DB-Netze verzichten,<br />
erwartet stattdessen höhere Zuschüsse<br />
für ihr Netz. Jährlich 4,6 Milliarden<br />
Euro Ersatzinvestitionen seien zu wenig.<br />
Personelle Veränderungen<br />
Zu den gravierenden Neuerungen im Führungsbereich<br />
gehörten 2013 die Verlän -<br />
gerung des Vertrages für den Vorstandsvorsitzenden<br />
Dr. Rüdiger Grube (bis Dezember<br />
2017) und der Abgang von Oliver Kraft, Vorstandsvorsitzender<br />
der DB-Netze, am 1. Mai;<br />
sein Nachfolger ist Frank Sennhenn von DB-<br />
Regio. Es soll Meinungs verschiedenheiten<br />
zur Planung und Finanzierung von Großprojekten<br />
einschließlich „Stuttgart 21“ gegeben<br />
haben. Heike Hanagarth kam im Sommer<br />
von BMW als Vor stand für Technik, so dass<br />
Volker Kefer allein für die Infrastruktur zuständig<br />
ist. Er war angesichts der gravierenden<br />
Probleme insbesondere im Fahrzeugsektor<br />
offensichtlich mit der Doppelfunktion<br />
überfordert.<br />
Erich Preuß<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong>
Chronik<br />
| DB FAHRZEUGE UND WERKE<br />
Mehr auf der<br />
Auch 2013 hat die Deutsche <strong>Bahn</strong> neue<br />
Triebfahrzeuge erhalten, und man<br />
wundert sich schon nicht mehr, dass<br />
es bei den beiden Triebwagen-Baureihen<br />
Probleme mit der Technik und der bahnamtlichen<br />
Abnahme gibt. Noch nichts Offizielles<br />
ließ die DB AG zu den Testfahrten der neuen<br />
Dieselloks der Baureihe 245 mit ihrer revolutionären<br />
Antriebstechnik verlauten.<br />
40<br />
Drei Neue<br />
Eine Dieselloktype und zwei Triebwagen-Baureihen<br />
verstärkten 2013 den Betriebsbestand der DB.<br />
Das aber nur nominell: Der Elektrotriebzug 430 und<br />
der Dieseltriebzug 620 mussten nach Startproblemen<br />
pausieren, die Diesellok 245 wird noch erprobt<br />
Baureihe 430<br />
Manche Eisenbahnfreunde kennen noch die<br />
Züge der alten Baureihe 430, die als ET 30<br />
bei der Bundesbahn fast 30 Jahre lang im<br />
Ruhrgebiet Dienst taten. Von dieser Zuverlässigkeit<br />
ist der neue 430 für das Stuttgarter<br />
S-<strong>Bahn</strong>-Netz noch weit entfernt. Mit mehr<br />
als einem halben Jahr Verspätung erhielten<br />
die von Alstom und Bombardier gebauten<br />
Triebzüge im März 2013 ihre Zulassung<br />
durch das Eisenbahn-Bundesamt.<br />
Am 25. April wurden die ersten 430 auf<br />
der S 1 von Plochingen nach Böblingen eingesetzt<br />
– von 87 bestellten Zügen standen<br />
nur zwölf dem Betriebsdienst zur Verfügung.<br />
Im Juni 2013 blieben mehrere Triebzüge wegen<br />
Problemen mit der Tür- und Trittbrettsteuerung<br />
stehen. Daraufhin sollten zu -<br />
nächst nur noch drei Triebzüge eingesetzt<br />
und von Technikern begleitet werden. Nachdem<br />
am 2. Juli 2013 ein Triebzug 26 Minuten<br />
mit geöffneten Türen am <strong>Bahn</strong>steig stehen<br />
blieb, beschloss die Deutsche <strong>Bahn</strong>, die 430<br />
nicht weiter einzusetzen. Nach Herstellerangaben<br />
sind mechanische und elektro ni -<br />
sche Anpassungen notwendig, um die Pro-<br />
am Start<br />
bleme zu beheben. Die Deutsche <strong>Bahn</strong> rechnet<br />
mit einer Rückkehr der Züge nicht vor<br />
Jahresende 2013.<br />
Baureihen 620/622<br />
Für den Einsatz im Kölner Dieselnetz hat die<br />
Deutsche <strong>Bahn</strong> 2011 bei Alstom 38 dreiteilige<br />
Triebzüge des Typs LINT 81 (Baureihe 620)<br />
und 18 zweiteilige LINT 54 (Baureihe 622)
Die drei Neuen des Jahres 2013: Mehrmotoren-Diesellok 245 (gr. Bild, bei Testfahrten im<br />
Schwarzwald), der neue Stuttgarter S-<strong>Bahn</strong>-Zug 430 (links oben) und der Dieseltriebzug 620<br />
(links unten). Bei Redaktionsschluss befand sich allerdings keines der Fahrzeuge im Plandienst<br />
Thomas Böhme (gr. Bild), Volker Emersleben (links o.), Axel Witzke (links u.)<br />
bestellt. Ende 2012 wurden die ersten Einheiten<br />
ausgeliefert. Doch obwohl es sich lediglich<br />
um Weiterentwicklungen der seit<br />
1999 in verschiedenen Konfigurationen gebauten<br />
Coradia-LINT-Triebzüge handelt,<br />
haben die neuen 620 und 622 bislang keine<br />
Zulassung erhalten. Die Einsätze beschränken<br />
sich auf Personalschulungsfahrten. So<br />
Man wundert sich nicht<br />
mehr, dass es Probleme<br />
mit der Technik gibt<br />
kann das Kölner Dieselnetz nicht wie ge -<br />
plant zum Fahrplanwechsel im Dezember<br />
2013 auf die neuen Fahrzeuge umgestellt<br />
werden. Als neuer Termin für den Einsatz<br />
wurde bei Redaktionsschluss der Juni <strong>2014</strong><br />
genannt. Einstweilen fahren dort die 644<br />
(Talent) und andere Triebwagen.<br />
Baureihe 245<br />
Vorrangig als Ersatz für die „in die Jahre“<br />
gekommene Baureihe 218 bestellte die<br />
DB AG bei Bombardier 2011 bis zu 200 Diesellokomotiven<br />
eines Nachfolgetyps mit<br />
Mehrmotoren-Antrieb. Die Lok basiert auf<br />
der TRAXX-Plattform und wird als TRAXX<br />
P160 DE ME bezeichnet. Dabei steht P für<br />
„passenger“, 160 für die Höchstgeschwindigkeit<br />
(km/h), DE für dieselelektrisch und ME<br />
für „multi-engine“.<br />
Die ersten 20 Lokomo tiven der neuen<br />
Baureihe 245 wurden für den vorrangigen<br />
Einsatz im Personenverkehr abgerufen.<br />
Technisch stellen die Dieselloks eine radi -<br />
kale Abkehr vom bisherigen, der letzten<br />
Bundesbahn-Tradition folgenden Standard<br />
dar: Statt eines einzelnen leistungsfähigen<br />
Dieselmotors und hydraulischer Kraftübertragung<br />
besitzen die 245 vier Industrie-<br />
Dieselmotoren der Firma Caterpillar, deren<br />
Leistung auf elektrische Fahrmotoren übertragen<br />
wird. Das neue Konzept soll umweltfreundlich<br />
und spritsparend sein, da sich die<br />
vier Motoren je nach Leistungsbedarf zuund<br />
abschalten.<br />
Nach Testfahrten, so im Schwarzwald,<br />
wurden die ersten 245 im Frühjahr 2013 von<br />
den Werken Kempten, Mühldorf und Frankfurt-Griesheim<br />
aus Erprobungsfahrten unterzogen.<br />
Im November folgten Tests im<br />
Raum Kassel. Weiteres war bei Redaktionsschluss<br />
nicht bekannt. Martin Weltner<br />
Velaro D<br />
Keine Zulassung in Sicht<br />
Von den bereits Ende 2012 fertig gestellten<br />
16 Velaro D (Baureihe 407) befanden sich<br />
im Herbst 2013 drei Züge bei der DB AG<br />
zu Test- und Schulungszwecken mit dem<br />
Heimatbetriebshof Frankfurt-Griesheim.<br />
Die anderen Züge waren beim FTZ<br />
Minden oder bewacht in Baal, Frechen<br />
und Wegberg-Wildenrath zwischengeparkt.<br />
Seit August 2013 gab es regelmäßig<br />
Testfahrten von Minden aus in Einzel- und<br />
Doppeltraktion. Auch Fahrten zur bremstechnischen<br />
Untersuchung gehör ten zum<br />
Programm. Einen neuen verbind lichen<br />
Liefer- und Zulassungsplan hat Her steller<br />
Siemens bis Redaktionsschluss nicht<br />
genannt. Die DB fordert vor einer Abnahme<br />
der Züge die Zulassung des<br />
Eisenbahn-Bundesamts für den Doppeltraktions-Betrieb.<br />
Axel Witzke<br />
Baureihe 103<br />
Comeback im Fernverkehr<br />
Gleich zwei Umlaufpläne setzte DB Fern -<br />
verkehr im Jahr 2013 für die Baureihe 103<br />
in Kraft. Die Münchner Lok 103 245 be -<br />
spannte ab 6. Februar ein IC-Zugpaar auf<br />
der Relation München – Augsburg – Nürn -<br />
berg und zurück; trotz einiger reparaturbedingter<br />
Pausen erledigte sie den Dienst<br />
im Großen und Ganzen zuverlässig.<br />
Etwas schwieriger gestaltete sich der<br />
zweite Umlaufplan, bei dem abwechselnd<br />
die Frankfurter 103 113 und 103 235 zum<br />
Einsatz kommen sollten. Er umfasste<br />
Leistungen auf den Strecken Frankfurt –<br />
Stuttgart, Stuttgart – Wiesbaden bzw.<br />
Münster – Stuttgart und zurück, auf letzt -<br />
genannter Verbindung unter anderem<br />
mit dem aus ÖBB-Wagen gebildeten<br />
IC 118/119. Der zum 1. März vorgesehene<br />
Dienstbeginn mit 103 235 verzögerte<br />
sich auf den 25. April; 103 113 war erst im<br />
August einsatzbereit. Wiederholt gab es<br />
auch hier Unterbrechungen, bei 103 235<br />
unter anderem wegen eines Schadens an<br />
der E-Bremse.<br />
Die ursprünglich eingeplante 103 184<br />
stellte die DB dagegen wegen abgefahrener<br />
Radreifen ab. Am 11. Juni 2013 wurde<br />
sie dem Eisenbahnmuseum Darmstadt-<br />
Kranichstein überlassen, am 19. November<br />
aber wieder abgeholt; sie soll nun als<br />
Ersatzteilspender dienen. 103 113, 103 184<br />
und 103 235 gehören seit Auflösung des<br />
Nostalgiebereichs bei DB RegioNetz Ende<br />
2012 zu DB Fernverkehr.<br />
Ungeachtet aller Probleme bedeutete das<br />
Einsatz-Comeback der 103er für DB<br />
Fernverkehr eine wichtige Entlastung.<br />
Der Umfang der Leistungen ging deutlich<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 41
Chronik<br />
| DB FAHRZEUGE UND WERKE<br />
Schlechte Zeiten für die Ellok-Baureihe 180: In einem Lokzug werden am<br />
24. April 2013 mehrere Exemplare der Zweisystem-Maschine abgefahren<br />
(Bild in Zossen). Das Einsatzende könnte bald folgen Ralf Kutschke<br />
Noch kommen V 60 mit Übergaben auf Hauptstrecken, zum Beispiel auf<br />
die Remsbahn Stuttgart – Aalen. Am 7. Juni 2013 zieht 362 592 den<br />
nachmittäglichen EK 56090 von Aalen nach Essingen Alexander Wilkens<br />
Lok-Veteranen<br />
Bestandslage 2013<br />
Auch 2013 hielten sich verschiedene<br />
Lok-Veteranen tapfer bei der DB – es gab<br />
zeitweise sogar Reaktivierungen, etwa<br />
bei den Elloks der Baureihe 140. Hier<br />
der Bestandsüberblick mit der Stückzahl<br />
je Baureihe, Stand 18. November 2013:<br />
4 x 103 (DB Fernverkehr + FTZ); Status:<br />
Bestandsfahrzeuge Fernverkehr (FV) +<br />
Forschungs- und Technologiezentrum<br />
(FTZ), Abfahren der Fristen; bei DB Fernverkehr<br />
planmäßige Einsätze (siehe eigene<br />
Meldung)<br />
6 x 110 (DB Regio + DB Systemtechnik<br />
FTZ Minden + Umbau Werk Dessau);<br />
Bestandsfahrzeug FTZ und Abfahren<br />
der Fristen; keine Planeinsätze bei<br />
DB Regio, Einsätze bei DB Fernverkehr im<br />
Charter- und Pbz-Verkehr (Schadwagenzüge)<br />
mit 113 und 115 im Mischbetrieb.<br />
208 x 111 (DB Regio); weitere Reduzierungen<br />
zu erwarten. 111 209 ging an DB Netz.<br />
89 x 112 (DB Regio); Veränderungen im<br />
Bestand zu erwarten<br />
3 x 113 (DB Fernverkehr); Abfahren der<br />
Fristen<br />
38 x 114 (DB Regio); Veränderungen im<br />
Bestand zu erwarten<br />
10 x 115 (DB Fernverkehr); Abfahren der<br />
Fristen; Umzeichnung zur 110 möglich (da<br />
DB Autozug bei DB Fernverkehr)<br />
58 x 120 (DB Fernverkehr); Bestandsfahrzeuge<br />
FV, FTZ, Netz; Veränderungen im<br />
Bestand zu erwarten<br />
5 x 139 (DB Schenker Rail); Veränderungen<br />
im Bestand zu erwarten<br />
39 x 140 (DB Schenker Rail); Veränderungen<br />
im Bestand zu erwarten<br />
Überraschend wurde 2013 eine größere<br />
Zahl 139/140 reaktiviert und wieder ein -<br />
gesetzt. Die Abgabe an „Dritte“ wie<br />
die DB-Tochterunternehmen RBH oder<br />
MEG läuft weiter.<br />
42<br />
343 x 143 (DB Regio); Veränderungen im<br />
Bestand zu erwarten<br />
88 x 151 (DB Schenker Rail); Bestandsänderung<br />
zu erwarten; Abgaben an DB-Töchter<br />
141 x 155 (DB Schenker Rail); Veränderungen<br />
im Bestand zu erwarten<br />
6 x 180 (DB Schenker Rail); weitgehend 2013<br />
abgestellt, Rest folgt voraussichtlich <strong>2014</strong><br />
14 x 181 (DB Fernverkehr); Abfahren der<br />
Fristen, Reduzierung der Planleistungen<br />
durch Wegfall von IC-Leistungen an der<br />
Mosel zum Dezember <strong>2014</strong> zu erwarten<br />
1 x 202 (DB Regionetz); Bestandsfahrzeug<br />
Regionetz<br />
156 x 218 (DB Regio, DB Fernverkehr,<br />
DB Regionetz, DB Netz AG, DB Systemtechnik<br />
FTZ Minden, DB <strong>Bahn</strong>bau); Veränderungen<br />
im Bestand zu erwarten, erste Abgaben<br />
an <strong>Bahn</strong>töchter<br />
1 x 219 (DB Regionetz); Bestandsfahrzeug<br />
Regionetz<br />
5 x 225 (DB Schenker Rail); weitgehende<br />
Abstellung 2013; aktuell Vorhaltung von drei<br />
Reserveloks in Oldenburg/ Osnabrück für<br />
Baureihe 266 (Class 77) für <strong>2014</strong> geplant<br />
65 x 232 (DB Schenker Rail); Veränderungen<br />
im Bestand zu erwarten<br />
24 x 233 (DB Schenker Rail); Veränderungen<br />
im Bestand zu erwarten<br />
2 x 234 (DB Fernverkehr); Abfahren von<br />
Fristen, Abstellung <strong>2014</strong> möglich<br />
1 x 322 (DB Regio); Ulmer Exot<br />
41 x 335 (DB SchenkerRail, DB Fernverkehr,<br />
DB Regio, DB Netz AG) Veränderungen im<br />
Bestand zu erwarten<br />
4 x 345 (DB Fernverkehr)<br />
257 x 362-365 (DB Schenker Rail); Verän -<br />
derungen im Bestand zu erwarten<br />
3 x 798 (DB Regio) Ulmer Spatz<br />
Auch acht West-V-100 (211, 212) sind noch<br />
bei DB Fahrwegdienste, <strong>Bahn</strong>bau, Netz<br />
im Dienst! Axel Witzke/GM<br />
über die Vorjahre hinaus und soll mit dem<br />
15. Dezember 2013 noch ausgeweitet werden.<br />
Für 103 113 und 103 235 ist ein Umlaufplan<br />
vorgesehen, der beide Loks einsetzt,<br />
unter anderem mit noch mehr IC-Leistungen<br />
zwischen Frankfurt/Wiesbaden und<br />
Stuttgart. 103 245 soll zusätzlich samstags<br />
die CityNightLine zwischen München und<br />
Innsbruck fahren. Die Idee, 103 222 von DB<br />
Systemtechnik zum Fernverkehr zu holen,<br />
hatte man bei Redaktionsschluss aber<br />
verworfen. Nachdem DB Systemtechnik im<br />
September Ellok 182 506 für Mess- und<br />
Versuchsfahrten erwarb, könnte diese 103<br />
für andere Zwecke verwendet werden.<br />
L. Happ/A. Witzke/M. Frühwein<br />
ICx<br />
Nachbesserung verlangt<br />
Mehr Komfort und spätere Lieferung – das<br />
resultiert aus den DB-Entscheidungen des<br />
Jahres 2013 zum ICx. So werden die zehnteiligen<br />
Elektrotriebzüge zu Zwölf teilern<br />
erweitert. In der 2. Wa genklasse gibt es eine<br />
geringere Sitzplatzdichte, also mehr Raum<br />
für die Reisenden. Die Zwölf teiler sollen<br />
830 Sitzplätze 2. Klasse und 210 Sitzplätze<br />
1. Klasse bieten. Bei den sieben teiligen<br />
Triebzügen lässt die DB die Zahl der Sitzplätze<br />
in kleinerem Rah men senken; eine<br />
Garnitur soll 379 Sitzplätze 2. Klasse und<br />
77 Sitzplätze 1. Klasse bieten. Darüber<br />
hinaus sollen die Wagen eine großzügigere<br />
Ausstattung und ein tageszeitabhängiges<br />
Beleuchtungskonzept erhalten. Für die<br />
Siebenteiler ist eine auto matische Kupplung<br />
vorgesehen, um zwei Einheiten gemeinsam<br />
einsetzen zu können. Die Idee, die kürzeren<br />
Züge als Mehrsys tem fahr zeuge zu bestellen,<br />
wurde dagegen verworfen.<br />
Den Lieferumfang hat man ebenfalls<br />
variiert. Nach letztem Stand ordert die DB
Als 115 509 am 19. Juli 2013 mit<br />
D 2680 in Berlin-Lichtenberg bereitstand,<br />
gehörte sie noch zu DB Autozug. Inzwischen<br />
ist sie bei DB Fernverkehr – und könnte vielleicht<br />
bald wieder eine 110er-Nummer tragen Ralf Kutschke<br />
Premiere in Lindau: Mit 101 069 kommt am<br />
26. Januar 2013 erstmals eine DB-Ellok planmäßig<br />
in den Bodensee-<strong>Bahn</strong>hof. Mit gebracht<br />
hat sie IC 1218 „Ski-Express Arlberg“<br />
Felix Löffelholz<br />
189 Züge: 108 Zwölfteiler sowie 81 Siebenteiler.<br />
Durch die Änderungen stehen die<br />
Zwölfteiler statt im Dezember 2016 wohl<br />
erst ab De zember 2017 bereit, um ICE 1 und<br />
ICE 2 zu ersetzen. Die als IC-Ablösung ge -<br />
planten Siebenteiler sollen gar bis Dezember<br />
2020 auf sich warten lassen. Fritz Traser<br />
ICE 1, ICE 2, ICE 3, ICE-T<br />
Engpässe im Betrieb<br />
Wiederholt musste DB Fernverkehr im Jahr<br />
2013 aufgrund von Schadbeständen und<br />
Fahrzeugausfällen bei den ICE-Zügen<br />
umdisponieren. Kaltes Winterwetter führte<br />
ab Januar zu Ausfällen bei ICE 1 und ICE 3.<br />
Die DB verwendete daraufhin die IC-Einsatzreserven<br />
für Ersatzzüge in Hamburg,<br />
Berlin und München. Im Frankreichverkehr<br />
sank der Einsatzbestand auf zeitweise<br />
einen Zug der Baureihe 406, woraufhin die<br />
Zugläufe teilweise gebrochen wurden. Die<br />
IC-Ersatzzüge verkehrten bis in die erste<br />
Februarwoche, die Probleme im Frankreichverkehr<br />
bestanden bis 13. Februar.<br />
Weil 401/402 fehlten und ICE-T der Baureihe<br />
411 schadhaft waren, setzte die DB ab April<br />
Am 13. Juli 2013 nehmen Tübinger Eisenbahnfreunde<br />
Abschied von 110 446; die Lok be -<br />
spannt letztmals einen Planzug, bevor ihre<br />
Fristen ablaufen und die 110er-Beheimatung<br />
in Stuttgart endet Heiko Focken<br />
in einzelnen Verbindungen lokbespannte<br />
IC-Garnituren bzw. ICE-T der Baureihe 415<br />
ein. Zum Teil fuhren auch 401 anstelle von 411<br />
bzw. es entfielen Verstärkereinheiten.<br />
Im Sommer mussten dann einige 401 ohne<br />
Speisewagen verkehren; aufgrund der<br />
laufenden Revision fehlte es an BordRestaurant-Wagen.<br />
Auch bei schweiztauglichen 401<br />
herrschte Mangel, so dass die DB ein ICE-<br />
Zugpaar aus Hamburg in Basel statt in<br />
Zürich wenden ließ; diese Einschränkung<br />
galt bis Dezember 2013.<br />
Nach wie vor bereitet das Thema Achstausch<br />
bei ICE 3 und ICE-T Probleme. Durch die<br />
verkürzten Untersuchungsintervalle beim<br />
ICE 3 standen auch 2013 nicht genug Züge<br />
zur Verfügung, so dass einige Verbindungen<br />
mit einer statt zwei Einheiten bedient<br />
wurden. Die Austauschachsen für die<br />
403/406 liegen zwar vor, doch fehlte<br />
zur Jahresmitte 2013 die Zulassung seitens<br />
des Eisenbahn-Bundesamtes, das weitere<br />
Sicherheitsnachweise verlangte. Noch<br />
schwieriger ist die Lage bei den elektrischen<br />
Neigetechnik-ICE, bei denen ebenfalls ein<br />
Radsatztausch ansteht. Im März 2013 teilte<br />
die DB mit, dass es für die ICE-T-Radsätze<br />
Kurzmeldungen<br />
25. Januar: DB Fernverkehr mietet verschiedene<br />
110 von DB Regio, die als Ersatz<br />
für Elloks der Baureihen 101, 115 und 140<br />
dienen. Die 110 bespannen Schadwagenüberführungen<br />
(PbZ), aber auch IC-Züge.<br />
26. Januar: Mit dem Samstagszug IC 1218<br />
„Ski-Express Arlberg“ kommen erstmals<br />
planmäßig DB-Elloks nach Lindau. Der<br />
Zug für Winterurlauber hat den Laufweg<br />
München – Innsbruck – Bregenz – Lindau –<br />
Friedrichshafen – Ulm – Stuttgart – Frankfurt;<br />
dabei wird er von einer 101 von<br />
München über Innsbruck nach Lindau<br />
gebracht, wo zwei 218 ihn bis Ulm weiter<br />
befördern. Der Zug kommt bis 23. März<br />
zum Einsatz.<br />
Januar: Die DB gibt Siemens den Auftrag,<br />
32 Elloks der Baureihe 189 für den Einsatz<br />
in Polen und Tschechien auszurüsten.<br />
Der Umbau soll von Sommer <strong>2014</strong> bis<br />
Frühjahr 2015 geschehen.<br />
Januar: Mangels Bedarf stellt das Werk<br />
Hof mit 610 010 und 017 die ersten beiden<br />
Pendolino-Triebzüge ab.<br />
3. Februar: Die Baureihe 265 absolviert<br />
erste Planeinsätze. Der Regelbetrieb mit<br />
den modernen Dieselloks beginnt im<br />
Raum Oberhausen.<br />
März: Eine Zuggarnitur mit fünf n-Wagen<br />
verstärkt im Berufsverkehr das Angebot<br />
auf der Linie RE 9 Aachen – Siegen (Rhein-<br />
Sieg-Express).<br />
März: Wegen Bauarbeiten tritt ein Ersatzfahrplan<br />
Basel – Waldshut – Erzingen in<br />
Kraft, mit dem auch 218-Dieselloks und<br />
n-Wagen auf der Hochrheinstrecke<br />
zum Einsatz kommen. Bis Oktober wird<br />
der Betrieb auf diese Weise abgewickelt.<br />
März: Ellok 120 502 von DB Systemtechnik<br />
erhält im Werk Dessau eine gelbe Lackierung.<br />
März: In Cottbus beginnt die Reaktivierung<br />
und Hauptuntersuchung der Diesellok-Baureihe<br />
233.<br />
7. April: DB Regio muss die durchgehenden<br />
Züge München – Mittenwald – Innsbruck<br />
einstellen; die ÖBB lassen die Lok-<br />
Wagen-Garnituren wegen fehlender<br />
Notbremsüberbrückung der dabei verwendeten<br />
n-Wagen nicht mehr in ihr Netz<br />
fahren. Die Züge enden fortan in Mittenwald,<br />
wo ein ÖBB-Triebzug Anschluss<br />
bietet. Zum Dezember 2013 geht die<br />
Be dienung der Strecke auf Talent 2 von<br />
DB Regio über.<br />
19. April: Inbetriebnahme von 261 109,<br />
damit ist der Diesellok-Bestand an Voith-<br />
Gravita 10 BB bei DB Schenker komplett.<br />
25. April: Erste Einsätze der neuen S-<br />
<strong>Bahn</strong>-Triebzüge 430 im Raum Stuttgart.<br />
April: Betriebsstart für Talent 2 beim Mittelhessen-Express<br />
(Frankfurt – Gießen –<br />
Treysa/Dillenburg) und auf der Linie RE 11<br />
Cottbus – Frankfurt/Oder.<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 43
Chronik<br />
| DB FAHRZEUGE UND WERKE<br />
Ellok 146 227 wirbt für die Neubaustrecke<br />
Stuttgart – Ulm (Bild mit Regionalbahn in<br />
Ludwigsburg, Mai 2013). In dem Zusammenhang<br />
ziehen die Regio-Loks auch von<br />
Stuttgart nach Ulm um Zeno Pillmann<br />
Unterwegs mit einer Botschaft gegen Hass und Gewalt: Der Frankfurter S-<strong>Bahn</strong>-Triebzug<br />
420 350/421 350/420 850 erhielt im Dezember 2012 von Auszubildenden der DB eine<br />
Dekoration, die für mehr Toleranz wirbt Volker Emersleben<br />
Das Redesign der ICE 2 im Werk Nürnberg wurde bis<br />
August 2013 abgeschlossen. Als nächstes stehen die<br />
ICE-T zu einer Überarbeitung an Volker Emersleben<br />
„derzeit keine Anzeichen für eine kurz- oder<br />
mittelfristige technische Lösung des Problems<br />
seitens der Fahrzeugindustrie gibt.“<br />
Damit bleibt die Neigetechnik der Triebzüge<br />
weiterhin ausgeschaltet. Moritz Müller<br />
Baureihe 1442.2<br />
„Silber-Hamster“ im Einsatz<br />
Zum 18. August 2013 nahmen die ersten<br />
Talent-2-Triebzüge der S-<strong>Bahn</strong> Mitteldeutschland<br />
den Betrieb auf. Zum Start<br />
richtete die DB zwei Umläufe auf der RE-<br />
Linie Leipzig – Halle ein. Die silbern lackierten<br />
Triebzüge der Baureihe 1442.2, eine<br />
Variante des Talent 2 von DB Regio („Hamsterbacke“),<br />
werden für das im Dezember<br />
2013 gestartete S-<strong>Bahn</strong>-Netz im Raum Leip -<br />
zig beschafft. Willy Grübner<br />
IC-Wagen<br />
Neue Puffer<br />
Nach Überpufferungen und daraus folgenden<br />
Entgleisung von IC-Zügen im Stutt -<br />
44<br />
garter Hauptbahnhof hat die DB AG be -<br />
schlossen, sämtliche verbleibenden IC-<br />
Wagen mit neuen Puffern auszustatten. Am<br />
22. April 2013 schrieb sie die Fertigung<br />
von 5.620 Puffer (für 1.405 Wagen) aus. Im<br />
August 2013 begann auch die Umrüstung<br />
der 27,5-Meter-Speisewagen auf neue<br />
Puffer. Bis genügend Wagen mit den breiteren<br />
Puffern verfügbar sind, dürfen die<br />
langen Speisewagen aber noch nicht in<br />
IC-Wendezügen fahren. Vincent Volf<br />
Eisenbahn-Bundesamt<br />
Bremssand-Beschränkung<br />
Im Dezember 2012 hat das Eisenbahn-<br />
Bundesamt (EBA) die <strong>Bahn</strong>betreiber ange -<br />
wiesen, bei kurzen Zügen und niedriger<br />
Geschwindigkeit auf die Verwendung von<br />
Bremssand zu verzichten. Dahinter steht die<br />
Erkenntnis, dass Bremssand die Signal -<br />
technik beeinflussen kann und dafür sorgt,<br />
dass belegte Gleisabschnitte frei gemeldet<br />
werden. Nachdem aufgrund dieses Pro b -<br />
lems am 1. August 2013 in Mainz Hbf<br />
beinahe zwei S-<strong>Bahn</strong>-Züge zusammenstießen,<br />
hat das EBA die Regelung verschärft.<br />
Sie erstreckt sich nun generell auf alle Züge.<br />
Unterdessen forderte die Gewerkschaft<br />
GDL, nicht allein die Lokführer verantwortlich<br />
zu machen. DB Netz müsse auch eine<br />
sichere und zuverlässige Meldetechnik<br />
gewährleisten. Fritz Traser<br />
Projekt Hybridlok<br />
Prototyp vereinbart<br />
Am 1. August 2013 unterzeichneten die DB,<br />
Alstom, der Freistaat Bayern und die Deutsche<br />
Anlagen-Leasing einen Vertrag zum<br />
Bau einer Hybrid-Rangierlok. Insgesamt<br />
fünf Exemplare der Rangierlok H3 sollen<br />
gefertigt und von 2015 an in Würzburg und<br />
Nürnberg auf ihre Tauglichkeit hin getestet<br />
werden. Die Loks mit 700-kW-Leistung<br />
besitzen einen Dieselmotor, der mit einer<br />
Batterie kombiniert ist; sie sollen vier<br />
Fünftel der Dienstzeit im Batteriemodus<br />
laufen und so Emissionen sparen.<br />
Toni Burger
Kurzmeldungen<br />
3. Mai: Wegen eines Indusischadens<br />
scheidet 180 011, die letzte im DR-Rot<br />
lackierte Ellok, aus dem aktiven DB-<br />
Bestand aus.<br />
Mai: Wegen Fahrzeugmangels bei den 440<br />
fahren einzelne Ersatzzüge beim Fugger-<br />
Express.<br />
3. Juli: Wegen Mängeln am Türschließund<br />
Trittbrettsystem stoppt die S-<strong>Bahn</strong><br />
Stuttgart den Einsatz der neuen Elektrotriebzüge<br />
430/431.<br />
13. Juli: Die letzte Stuttgarter 110, 110 446,<br />
unternimmt ihre offizielle Abschieds -<br />
fahrt; sie bespannt einen RE-Umlauf Tübingen<br />
– Backnang – Ludwigsburg – Stuttgart.<br />
Mit dem Fristablauf der 110 446 am<br />
22. August endet nach mehreren Jahr -<br />
zehnten die Beheimatung der Ellok-<br />
Baureihe 110 beim Betriebshof Stuttgart.<br />
Drei Mal 218-Neuigkeiten aus dem Jahr 2013: Nach Umschichtungen im Lokbestand dieselte<br />
die altrot lackierte 218 387 im Herbst leihweise durchs Allgäu (o., Aufnahme vom 2. November).<br />
Lok 218 467 erhielt eine Werbung für das Bayern-Ticket (S. 44, rechts Mitte), 218 348 wurde am<br />
17. August zusammen mit einem Steuerwagen in Pfarrkirchen (Strecke Mühldorf – Passau) als<br />
Denkmal aufgestellt (S. 44, rechts oben) Axel Witzke (o.), Felix Löffelholz (S. 44, r. M.), Josef Mauerer (S. 44, r. o.)<br />
Werke 2013<br />
Fertigstellungen und neue Anlagenteile<br />
Kölner Regio-Werk entsteht<br />
Am 7. Mai feierte DB Regio NRW das Richtfest für<br />
das neue Instandhaltungswerk in Köln. Ab Ende<br />
2013 soll dieses die Wartung der LINT-Dieseltriebzüge<br />
für das Dieselnetz Köln übernehmen. Die DB<br />
investierte zwölf Millionen Euro in den Neubau.<br />
Graffiti-Entfernung in Düsseldorf<br />
Seit dem Sommer 2013 verfügt DB Regio im Werk<br />
Düsseldorf über eine Anlage, mit der sie Graffiti<br />
von Zügen entfernen kann. Die DB-Tochter investierte<br />
dafür 1,4 Millionen Euro. Die Graffiti-Rückstände<br />
werden zudem umweltverträglich entsorgt.<br />
Nürnberg-Gostenhof fertig<br />
Das neue Regiowerk in Nürnberg-Gostenhof<br />
wurde Anfang Juni 2013 komplett fertig gestellt.<br />
Schon seit 2012 betreut es Elloks und Elektrotriebzüge,<br />
im Frühjahr/Frühsommer 2013 kamen<br />
Dieseltriebwagen und Reisezugwagen hinzu. Auch<br />
die Verwaltung des alten Werks Nürnberg West<br />
zog in das Regiowerk um. Im Gegenzug wurde das<br />
Regiowagenwerk am Nürnberger Hauptbahnhof<br />
am 8. Juni geschlossen.<br />
Schenker-Lokwerkstatt in Nürnberg Rbf<br />
Zum 19. September ging nahe des Nürnberger<br />
Rangierbahnhofs die modernisierte Triebfahrzeugwerkstatt<br />
von DB Schenker Rail in Betrieb. Sie<br />
verfügt über eine Werkstatthalle mit 15 Arbeitsständen,<br />
einen zweigeschossigen Hallenanbau für<br />
Nebenwerkstätten und Büroräume, ein Gebäude<br />
mit Lagern und Sozialräumen sowie eine Loko -<br />
motiv-Außenreinigungsanlage. Die Lokwerkstatt<br />
ist die größte bei DB Schenker; die DB-Güter -<br />
tochter hat in die Modernisierung 24,4 Millionen<br />
Euro investiert.<br />
Enteisungs-Anlage für den ICE 3<br />
Am 6. November weihte DB Fernverkehr in<br />
Frankfurt (Main) die Anti-Icing Nordic ein, die<br />
erste Enteisungs-Anlage im DB-Netz. Sie ist<br />
für ICE-3-Züge vorgesehen, die nach Frankreich,<br />
Belgien und in die Niederlande fahren. In der<br />
Anlage sprühen Düsen ein Wasser-Glykol-Gemisch<br />
an die Fahrzeugunterseite, welches dort<br />
und an den Drehgestellen einen Schutzfilm<br />
bildet. Er soll verhindern, dass sich an den Zügen<br />
gefährliche Schnee- und Eisstücke festsetzen –<br />
in Frankreich, Belgien und den Niederlanden gibt<br />
es geschotterte Schnellfahrstrecken, auf denen<br />
herabfallende Schnee- und Eisreste Schottersteine<br />
aufwirbeln und somit große Schäden<br />
am Zug verursachen könnten. Seit 1. Dezember<br />
soll die Anlage bei Temperaturen ab fünf Grad<br />
Celsius abwärts in Betrieb gehen.<br />
Ersatz für Stuttgart-Rosenstein<br />
Noch ist Stuttgart 21 nicht realisiert, aber<br />
DB Regio plant schon für die Zeit, in der die<br />
Oberfläche samt Werk Stuttgart-Rosenstein<br />
nicht mehr zur Verfügung steht. Auf dem<br />
Gelände des stillgelegten Ulmer Rangierbahnhofs<br />
soll im Dezember 2013 ein neuer Instandhaltungskomplex<br />
für Dieseltriebwagen, Elloks<br />
und Reisezugwagen eingeweiht werden – er<br />
übernimmt auch Stuttgarter Regiofahrzeuge.<br />
Damit geht eine Umschichtung der Wartung von<br />
den bisherigen Ulmer Standorten einher.<br />
Zusätzlich wird im Werk Tübingen eine Halle mit<br />
Reinigungsanlagen für Loks und Wagen sowie<br />
eine Instandhaltungsanlage errichtet. Die Inbetriebnahme<br />
ist hier bis <strong>2014</strong> vorgesehen.<br />
Karl Laumann/Fritz Traser<br />
21. Juli: Der „Elsass-Express“ Mainz –<br />
Wissembourg wird auf 628-Triebwagen<br />
umgestellt. Nach einer Änderung der<br />
französischen Zulassungen kann die DB<br />
die dort bis dato verwendeten Doppelstock-Wagen<br />
nicht mehr einsetzen.<br />
Juli: DB Regio kündigt an, den Komfort der<br />
Elektrotriebzüge 440 des Fugger-Express<br />
zu verbessern. Die Züge erhalten weitere<br />
Gepäckablagen und größere Sitzabstände.<br />
Juli: Bei den Baureihen 440 und 442 fallen<br />
Züge aus. Die DB behilft sich mit Ersatzgarnituren<br />
aus Elloks (z.B. 111) und<br />
n-Wagen. Betroffen sind die Strecken des<br />
Fugger-Express um Augsburg, des Donau-<br />
Isar-Express München – Passau und des<br />
Franken-Thüringen-Express. Die Ersatzleistungen<br />
dauern teils über Monate an.<br />
29. August: „Super-Ludmilla“ 241 697<br />
wird als Letzte ihrer Baureihe in Halle G<br />
z-gestellt.<br />
August: Das Werk der DB Fahrzeug -<br />
instandhaltung in Nürnberg schließt<br />
das Redesign der ICE-2-Züge ab.<br />
August: DB-Dieseltriebwagen der Baureihe<br />
641 („Wal“) pendeln zwischen Walds -<br />
hut und dem Schweizer Grenzbahnhof<br />
Koblenz. Sie ersetzen Schweizer Elektrotriebzüge,<br />
die wegen Bauarbeiten nicht<br />
verkehren können. Die 641-Leistungen<br />
bleiben bis Oktober bestehen.<br />
Oktober: Ein ICE-T wird im Werk Nürnberg<br />
als Musterzug für das Redesign der Neigetechnik-ICE<br />
hergerichtet.<br />
Oktober: Die altrote 218 387 der Kurhessenbahn<br />
kommt leihweise vom Werk<br />
Kempten aus zum Einsatz.<br />
15. Dezember: Mit dem Fahrplanwechsel<br />
kommen im Dieselexpressverkehr Oberfranken<br />
neben 612er-Triebzügen auch<br />
erstmals 641-Triebwagen („Wal“) zum<br />
Einsatz. DB Regio hatte im Frühjahr den<br />
Zuschlag für die Fortsetzung der Verkehrsleistungen<br />
bekommen.<br />
Toni Burger/Karl Laumann/Fritz Traser/Luca Wilfert<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 45
Chronik<br />
| PERSONENVERKEHR/GÜTERVERKEHR<br />
Etwas zuverlässiger<br />
Die Berliner S-<strong>Bahn</strong> ist seit Jahren Stammgast in den kritischen<br />
Kolumnen. 2013 konnte sie seit langem auch wieder mit guten<br />
Meldungen auf sich aufmerksam machen<br />
Nach den Jahren der Krise im Netz<br />
der Berliner S-<strong>Bahn</strong> zeichnete sich<br />
zum Jahresende 2012 im Fahrzeugsektor<br />
ein erster positiver Trend ab – es wa -<br />
ren mehr Viertelzüge verfügbar, als Triebfahrzeugführer<br />
geplant werden konnten. Die<br />
S-<strong>Bahn</strong> GmbH bot an, dass die seit drei Jahren<br />
nicht mehr eingesetzte Linie S 85 wieder<br />
betrieben solle. Doch der Besteller Verkehrsverbund<br />
Berlin-Brandenburg (VBB) lehnte<br />
ab – zum Glück.<br />
Denn der am 1. Dezember 2012 aufkommende<br />
Win ter mit Frost und Schnee setzte<br />
der S-<strong>Bahn</strong> wieder zu. Innerhalb weniger<br />
Tage standen zwei Drittel aller Züge der Baureihe<br />
485. Und gerade diese Reihe waren zuvor<br />
für Millio nen von Euro wieder aufgearbeitet<br />
worden. Der Geschäftsführer suchte<br />
Ausreden wie jene, es handele sich um Oldtimer.<br />
Waren sie doch nicht fit? Für den Inselbetrieb<br />
der S 3 mit den „Colabüchsen“ der<br />
Reihe 485 war Ersatz erforderlich. Züge wurden<br />
eilends getauscht. Schließlich brachte<br />
der folgende Fahrplanwechsel die „alten“<br />
Züge der Reihe 481 auf den Ring. Doch einen<br />
Dauerbetrieb ohne Pause vertrugen sie oft<br />
nicht mehr, es kam sogar zu Fahrzeugbränden.<br />
Und die Berliner warteten wieder lange<br />
auf einen Zug.<br />
Weitere Wintereinbrüche folgten am 21.<br />
Januar und am 10. März 2013. Doch letztlich<br />
kamen die <strong>Bahn</strong>en schneller als gedacht auf<br />
ihre Planvorgaben.<br />
Aufwind im neuen Jahr<br />
Das neue Jahr 2013 brachte den kontinuierlichen<br />
Betrieb mit der einst so sorgenvollen<br />
Baureihe 481/482. Und immer mehr neue<br />
Triebfahrzeugführer brachten Kontinuität<br />
und Entlastung der Stundenkonten der<br />
Altpersonale. Andererseits: Im September<br />
musste der Betrieb wieder auf einigen Außenlinien<br />
eingeschränkt werden, da Stellwerke<br />
mit S-<strong>Bahn</strong>-eigenem Personal kurzzeitig<br />
nicht besetzt werden konnten. Pendelbetrieb<br />
war die Folge.<br />
Aber grundsätzlich ging es aufwärts.<br />
Selbst in den heißen Sommermonaten gab<br />
es keine weiteren Hiobsbotschaften von der<br />
S-<strong>Bahn</strong> zu vermelden; die Pünktlichkeit kam<br />
wieder auf Werte um 98 Prozent. Nur der ausdauernde<br />
Regen im August brachte Störungen<br />
an den 481ern.<br />
Unterdessen machten Designstudien anderer<br />
Interessenten der S-<strong>Bahn</strong>-Ausschreibung<br />
„Ring“ für neue Züge die Runde. Auch<br />
die DB gab im November eine Fahrzeugausschreibung<br />
heraus – wenngleich ohne Zug -<br />
sicherungseinrichtung à la Indusi, PZB oder<br />
ähnlichem.<br />
EBA-Regeln anerkannt<br />
Seit Oktober hat die S-<strong>Bahn</strong> endlich auch<br />
die Regeln des Eisenbahn-Bundesamtes<br />
(EBA) zu den Fahrten ohne Zugsicherung<br />
anerkannt. Den Einsatz von ZBS, Balisen<br />
oder anderen Techniken hatte man über<br />
Jahre verschleppt. Versuche im Regelbetrieb<br />
gibt es nun auf der S1. Das EBA stimmte der<br />
Umrüstung des Netzes von 2015 bis 2025 zu,<br />
Wieder Zugausfälle, aber<br />
das sind Kleinigkeiten im<br />
Vergleich zu vorher<br />
Etliche Geschwindigkeitsbeschränkungen bremsen die Berliner S-<strong>Bahn</strong> noch aus. Doch in der<br />
Summe lief der Betrieb 2013 erheblich stabiler als in den Jahren zuvor<br />
Dieter Schmitt/Bearbeitung: Anneli Nau<br />
aber nur unter Anpassungen zum Jahreswechsel.<br />
Diese kamen jetzt bereits zum Tragen.<br />
Alle Baureihen dürfen im ganzen Netz<br />
nur 80 km/h fahren (bisher waren lediglich<br />
die 481 von 100 auf 80 km/h reduziert); vor,<br />
an und nach <strong>Bahn</strong>steigen gilt künftig Tempo<br />
40, über Weichen im abzweigenden Strang<br />
Tempo 50. Die Liste weitere Einschränkungen<br />
ist lang. Und selbst ohne diese, sank im<br />
Oktober und November die Pünktlichkeit<br />
wieder. Nach dem stabilen Betrieb mehren<br />
sich wieder Zugausfälle aufgrund von umfangreichen<br />
Fahrzeugstörungen. Auch Verspätungen<br />
und Ausfälle gibt es, als Folge von<br />
zusätzlichen Wechseln der Züge, um Bremssand<br />
zu kontrollieren und nachzufüllen.<br />
Alles in allem sind das aber Kleinigkeiten<br />
im Vergleich zu den massiven Störungen der<br />
Jahre zuvor. Würden Zeitungen nicht auf das<br />
Hick-Hack in der laufenden Ausschreibung<br />
hinweisen, der Berliner hätte es längst vergessen.<br />
Im Betrieb wiederum sind die<br />
Zeichen – nach letztem Stand – recht günstig:<br />
Die S-<strong>Bahn</strong> wird langsam wieder zum<br />
pünktlichsten und sichersten Verkehrsträger<br />
Berlins. Dieter Schmidt<br />
46
Auf dem Weg von Backnang nach Stuttgart ist ein S-<strong>Bahn</strong>-Triebzug 420 im Juli 2013 bei Marbach<br />
unterwegs. Der Abschnitt Backnang – Marbach gehört seit Ende 2012 zur Linie S 4 Zeno Pillmann<br />
Im Juni 2013 war DB Autozug noch eine<br />
eigene DB-Sparte (Foto: Pkw-Entladung<br />
in Hamburg-Altona); inzwischen gehört<br />
sie zu DB Fernverkehr Heiko Focken<br />
Bundesverwaltungsgericht<br />
Informationspflicht der DB<br />
Das Bundesverwaltungsgericht in Köln<br />
entschied im Frühjahr 2013, dass die DB AG<br />
Reisende „aktiv“ über Zugausfälle und Ver -<br />
spätungen zu informieren hat. In der Kon -<br />
sequenz heißt dies, dass bis zu 1.900 kleine<br />
<strong>Bahn</strong>höfe bzw. Haltepunkte mit elektronischen<br />
Anzeigern oder Lautsprecheranlagen<br />
nachgerüstet werden müssen. Bei kleinen<br />
Stationen mit unter 100 Reisenden am Tag<br />
wollte die DB die Regelung noch anfechten.<br />
Oskar Grodecke<br />
Europäischer Gerichtshof<br />
Ersatz bei höherer Gewalt<br />
Europas Eisenbahnen müssen zukünftig<br />
auch bei Verspätungen durch höhere Gewalt<br />
Entschädigungen zahlen. Das hat der Euro -<br />
päische Gerichtshof im September 2013<br />
entschieden. Damit hat der Kunde bei Ver -<br />
zögerungen durch Unwetter, Streiks, Selbst -<br />
mörder etc. Anspruch auf eine Teilerstattung<br />
des Ticketpreises. Die DB kündigte an, die<br />
Vorgabe schnell umzusetzen. Der Gerichtshof<br />
beschränkte die Regelung allein auf<br />
Eisenbahnen; für Flug-, Schiffs- und Busverkehr<br />
gilt sie nicht. Bela v. Derlethal<br />
In Württemberg gibt es 2013 noch einen DB-Güter -<br />
wagentransport auf der Straße. Zwischen Ummendorf<br />
und Ochsenhausen werden Wagen per Lkw zu<br />
einem Kühlgerätehersteller gebracht Felix Löffelholz<br />
DB Regio Oberbayern<br />
Neue Fahrzeuge bestellt<br />
Im Juni wurde das Netz Ringzug/West NBS<br />
an DB Regio Oberbayern vergeben. Damit<br />
bleibt die DB Betreiber des „München-<br />
Nürnberg-Express“ München – Ingolstadt –<br />
Nürn berg sowie der RE-Linien München –<br />
Ingol stadt – Treuchtlingen – Nürnberg und<br />
Treucht lingen – Donauwörth – Augsburg.<br />
Mit dem neuen Verkehrsvertrag, der von<br />
Ende 2016 bis 2028 läuft, halten zugleich<br />
neue Fahrzeuge Einzug. Für den „München-<br />
Nürnberg-Express“ bestellt DB Regio bei<br />
Skoda in Tschechien Doppelstock-Wendezüge<br />
mit Elloks der Baureihe E 109, auf den<br />
übrigen Linien sollen Bombardier-Doppelstock-Triebzüge<br />
TWINDEXX fahren.<br />
Toni Burger<br />
Sauerland-Netz<br />
Bald mit PESA-Triebwagen<br />
Im Sommer 2013 hat DB Regio den Zuschlag<br />
für den weiteren Betrieb des Sauerland-<br />
Netzes erhalten. Damit fährt die DB-Tochter<br />
über Dezember 2017 hinaus die Verbindungen<br />
RE 17 Hagen – Kassel, RE 57 Dortmund<br />
– Winterberg/Brilon Stadt, RB 52 Dortmund<br />
– Lüdenscheid, RB 53 Dortmund – Iserlohn<br />
Kurzmeldungen<br />
Dezember 2012: Die Stuttgarter S-<strong>Bahn</strong><br />
wächst um die Abschnitte Marbach –<br />
Backnang (integriert in die S 4) und<br />
Mai chingen – Renningen (Teil der Pendellinie<br />
S 60).<br />
23. Januar: Die DB schließt den Haltepunkt<br />
Burbach Mitte „auf Grund<br />
von infrastrukturellen Mängeln“. Dieser<br />
wurde erst am 12. Dezember 2012<br />
eröffnet.<br />
Januar: Die DB erhält den Zuschlag für<br />
den RE Main-Spessart über 2015 hinaus.<br />
März: Die DB kündigt für Dezember<br />
2017 stündliche Doppelstock-IC Stuttgart<br />
– Singen – Zürich an, die mit Nahverkehrsfahrkarten<br />
genutzt werden<br />
können.<br />
März: In Nordrhein-Westfalen bietet<br />
die DB einen Verspätungsalarm für<br />
Regionalzüge an. Er informiert über<br />
E-Mail oder Push-Mitteilung, wenn<br />
ausgewählte Verbindungen unpünktlich<br />
sind oder ausfallen.<br />
März: DB Regio erhält den Zuschlag<br />
für das Netz Ost-West in Mecklenburg-<br />
Vorpommern. Von Ende <strong>2014</strong> bis 2029<br />
betreibt die DB-Nahverkehrssparte<br />
die Dieselverkehrslinien Lübeck – Neubrandenburg<br />
– Stettin (bereits jetzt DB<br />
Regio) und Bützow – Pasewalk – Ueckermünde-Stadthafen<br />
(aktuell Ostseeland<br />
Verkehr).<br />
8. April: Die DB richtet unter dem Namen<br />
„IC Bus“ neue Fernbus-Verbindungen<br />
ein. Bedient werden die Relationen<br />
München – Stuttgart, Köln – Frankfurt –<br />
Nürnberg, Köln – Frankfurt – Stuttgart<br />
und Dresden – Berlin – Hamburg.<br />
15. April: An verschiedenen <strong>Bahn</strong>höfen<br />
der Schwarzwaldbahn beginnt ein<br />
Pilotprojekt, bei dem ein Bildschirm-<br />
Video-Verkauf kleine Fahrkarten-Verkaufsstellen<br />
ersetzt.<br />
1. Juni: Die DB senkt die Preise für<br />
Anrufe. Wer die neue Servicenummer<br />
01806 – 99 66 33 wählt, zahlt aus dem<br />
Festnetz 20 Cent, bei Nutzung eines<br />
Mobiltelefons 60 Cent.<br />
9. Juni: Zum kleinen Fahrplanwechsel<br />
wird der neue Verkehrsvertrag Elbe-<br />
Elster gültig; DB Regio betreibt in diesem<br />
Rahmen die Verbindungen RE 15<br />
Dresden – Hoyerswerda, RE 18 Dresden<br />
– Cottbus, RB 31 Dresden – Biehla und<br />
RB 49 Falkenberg – Cottbus. Es fahren<br />
Triebwagen 442 und modernisierte<br />
Doppelstockwagen.<br />
9. Juni: Die DB verkauft keine Thalys-<br />
Fahrscheine mehr. Sie hat sich aus dem<br />
Thalys-Konsortium zurückgezogen.<br />
1. Juli: Das Lufthansa-Angebot AirRail<br />
wird auf die Strecke Frankfurt Flug -<br />
hafen – Düsseldorf Hbf ausgedehnt.<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 47
Chronik<br />
| PERSONENVERKEHR/GÜTERVERKEHR<br />
DB Güterverkehr<br />
„Flüsterbremse“ im Einbau<br />
Offiziell seit dem 24. Juni rüstet DB Schen ker<br />
seine Güterwagen mit den neuen, lärm -<br />
mindernden LL-Bremssohlen aus. Die Sohlen<br />
bestehen aus einer Metallfaser-Kunststoff-<br />
Verbindung, welche die Radfläche nicht<br />
aufraut und die Geräuschentwicklung beim<br />
Bremsen um etwa die Hälfte mindert. Bis<br />
<strong>2014</strong> sollen 5.000 Schenker-Güterwagen die<br />
neuen LL-Sohlen erhalten, alles in allem<br />
stehen 60.000 Güterwagen zur Umrüstung<br />
an. Anders als die seit 2003 zugelassene,<br />
ebenfalls lärmmindernde Komposit-Bremssohle<br />
lässt sich die LL-Sohle leichter mon -<br />
tieren, da man sie ohne Umbauten gegen die<br />
bisher üblichen Grauguss-Bremsklötze<br />
tauschen kann (Foto oben: Bodo Schulz).<br />
Doppeltaschenwagen im Bau<br />
Seit dem Frühjahr 2013 stockt DB Schenker<br />
den Wagenpark für die Beförderung<br />
von Sattelanhängern mit neuen Doppel -<br />
taschenwagen auf. Bis 2015 sollen 500 Wagen<br />
des Typs Sddggmrss 738 aus slowa -<br />
kischer Produktion in den Bestand kommen.<br />
Außer Sattelanhängern können sie auch<br />
Container und Wechselbehälter befördern.<br />
Karl Laumann<br />
Kurzmeldungen<br />
20. Juli: Wegen Bauarbeiten wird der<br />
Betrieb der S 6 Essen – Düsseldorf – Köln<br />
zwischen Essen und Kettwig bis 1. September<br />
eingestellt.<br />
Juli: Die Polizei nimmt sechs Personen<br />
fest, die zu einer Bande von Fahrkartenfälschern<br />
gehören. Seit Mitte 2011 wurden<br />
die gefälschten, auf DB-Papier gedruckten<br />
Tickets im Rhein-Main-Gebiet verkauft;<br />
der Schaden beträgt mindestens eine<br />
Million Euro.<br />
Juli: DB Regio erhält den Zuschlag für<br />
das Dieselnetz Niedersachsen-Südost;<br />
bis 2029 fährt sie weiter den Regionalverkehr<br />
im Raum Göttingen/Bad Harzburg/<br />
Northeim/Braunschweig/Salzgitter.<br />
1. August: Zusammen mit einem<br />
Süß warenhersteller bietet die DB bis<br />
7. Dezember die „Toffifee DB Mitfahrerfreifahrt“<br />
an.<br />
Die Zeit der DB im Fährhafen Saßnitz-Mukran auf Rügen geht dem Ende entgegen. DB Netz<br />
schrieb die Normalspur-Anbindung des Geländes einschließlich der Haupt- und Nebengleise<br />
zur Abgabe aus. DB Schenker wollte sich zum Jahresende aus dem Fährhafen zurückziehen<br />
und die dortige Werkstatt samt der Umspuranlage schließen Hans Lehmann<br />
und RB 54 Unna – Neuenrade. Ende 2015<br />
übernimmt sie zudem die RB 43 Dortmund –<br />
Dorsten. Auf den Strecken wird die DB<br />
erstmals Dieseltriebwagen Link II und III<br />
des polnischen Herstellers PESA einsetzen.<br />
Josef Kempiak<br />
S-<strong>Bahn</strong> Hamburg<br />
Weiter mit der DB<br />
Am 28. Juni 2013 unterzeichneten Vertreter<br />
der DB-Tochter S-<strong>Bahn</strong> Hamburg GmbH<br />
und der Hansestadt den neuen Vertrag für<br />
den Hamburger S-<strong>Bahn</strong>-Verkehr. Damit<br />
bleibt die DB über Dezember 2018 hinaus<br />
bis 2033 Betreiber des S-<strong>Bahn</strong>-Netzes. Als<br />
Ersatz für die Züge der Baureihe 472/473<br />
beschafft die S-<strong>Bahn</strong> Hamburg GmbH bei<br />
Bombardier 60 Elektrotriebzüge der Baureihe<br />
490; die 112 Triebzüge der Baureihe 474<br />
werden modernisiert. Die ersten 490er sol -<br />
len 2016 zur Verfügung stehen.<br />
Josef Kempiak<br />
Allianz pro Schiene<br />
<strong>Bahn</strong>höfe des Jahres<br />
Im Sommer wählte die Allianz pro Schiene<br />
Göttingen, Oberursel und Murnau zu den<br />
<strong>Bahn</strong>höfen des Jahres 2013. Als Großstadtbahnhof<br />
erhielt Göttingen die Auszeichnung<br />
mit der Begründung, es handele sich um<br />
„Deutschlands besten Fahrradbahnhof“.<br />
Oberursel bekam den Preis in der Kategorie<br />
Kleinstadtbahnhöfe; laut Jury stelle er „ein<br />
Paradies für Pendler“ dar. Der Sonderpreis<br />
„Tourismus“ ging an Murnau, das konsequent<br />
auf touristische Bedürfnisse ausgerichtet<br />
sei. Oskar Grodecke<br />
Mitteldeutsche S-<strong>Bahn</strong><br />
Komplett bei DB Regio<br />
Am 1. Oktober 2013 teilte die Nahverkehrsservice<br />
Sachsen-Anhalt mit, dass Abellio<br />
sein Angebot für das Teilnetz 2 der Mitteldeutschen<br />
S-<strong>Bahn</strong> zurückgezogen hat. Da -<br />
mit übernimmt nun DB Regio die Leistungen.<br />
DB Regio war in der Ausschreibung<br />
gegen Abellio unterlegen, hatte aber Protest<br />
eingelegt, woraufhin die Vergabe überprüft<br />
wurde. Abellio begründete den Rückzug<br />
damit, dass durch den mit der Prüfung ver -<br />
kürzten Zeitrahmen zeitliche und ökono -<br />
mische Risiken entstanden seien. Das Teil -<br />
netz 2 umfasst Verbindungen in der Region<br />
Dessau-Roßlau, Lutherstadt Wittenberg,<br />
Leipzig, Halle, Magdeburg; pro Jahr kommen<br />
5,6 Milionen Zugkilometer zusammen.<br />
DB Regio ist bereits Betreiber des Teilnetzes<br />
1. Willy Grübner<br />
DB Autozug<br />
Jetzt bei Fernverkehr<br />
Zum 30. September 2013 wurde DB Autozug<br />
von DB Fernverkehr übernommen. Damit<br />
fungiert die Fernverkehrssparte auch<br />
als Betreiber der Autoreisezüge (inklusive<br />
Sylt Shuttle), der Nachtzüge sowie der<br />
Inselbahn Wangerooge. Die Elloks von<br />
DB Autozug (Baureihen 113, 115) kommen<br />
zu DB Fern verkehr zurück; die 115 sollen<br />
wieder als 110 eingereiht werden. Das Ange -<br />
bot von Autozug bleibt zunächst bestehen,<br />
Änderungen sind aber nicht ausgeschlossen.<br />
Die Autoreise sparte kämpft seit Jahren<br />
mit schrumpfendem Fahrgastaufkommen.<br />
Luca Wilfert<br />
48
DB Zugradar<br />
Pünktlichkeit prüfen<br />
Seit Mitte 2013 bietet die DB auf ihrer Inter -<br />
netseite das so genannte Zugradar an. Unter<br />
www.bahn.de/zugradar liefert es für ausgewählte<br />
Züge (ICE, IC/EC, Regionalverkehr)<br />
den Laufweg und die aktuelle Pünktlichkeit.<br />
Zum Herbst 2013 sollten S-<strong>Bahn</strong>en folgen.<br />
Luca Wilfert<br />
Fahrpreise<br />
Erhöhung im Dezember<br />
Auch 2013 hebt die DB zum Fahrplanwechsel<br />
die Fahrpreise an, allerdings nicht durchweg.<br />
Im Schnitt steigen die Preise zum 15. Dezember<br />
um 2,5 Prozent im Fernverkehr und um<br />
2,9 Prozent im Nahverkehr; davon ausgenommen<br />
bleiben vom Hochwasser besonders<br />
in Mitleidenschaft gezogene Relationen<br />
wie Köln – Berlin. Ebenso werden die<br />
Sparpreise, die <strong>Bahn</strong>Cards für Jugendliche<br />
und Senioren sowie die <strong>Bahn</strong>Card 100<br />
verschont. Der Preis von <strong>Bahn</strong>Card 25 und<br />
<strong>Bahn</strong>Card 50 steigt um bis zu 2,5 Prozent,<br />
Aufschläge gibt es auch beim Schönes-<br />
Wochenende-Ticket (44 statt 42 Euro), bei<br />
Von Freiburg nach<br />
Paris ohne Umsteigen:<br />
Seit Ende August 2013<br />
gibt es die TGV-Ver -<br />
bindung zwischen<br />
der Breisgau-Stadt und<br />
der Seine-Metropole<br />
Heiko Focken<br />
Am 10. August 2013<br />
hat Ellok 186 130 auf<br />
der letzten Etappe<br />
D 1248 aus Saratov<br />
übernommen und<br />
bringt ihn nach Berlin.<br />
Zum Fahrplanwechsel<br />
im Dezember wird<br />
der Zug eingestellt<br />
Ralf Kutschke<br />
diversen Ländertickets und Mitfahrerpreisen.<br />
Die Sitzplatzreservierung kostet neu<br />
4,50 Euro (bisher 4 Euro). Die DB begründet<br />
die Preiserhöhung mit gestiegenen Per -<br />
sonalkosten. Oskar Grodecke<br />
Fahrkartenautomaten<br />
Sprengstoff-Anschläge<br />
In verschiedenen Bundesländern wurden<br />
im Jahr 2013 Fahrkartenautomaten der DB<br />
gesprengt, um an das Fahrgeld zu kommen.<br />
Die Täter konzentrierten sich auf Automaten<br />
an kleinen <strong>Bahn</strong>höfen und nutzten ein Gas -<br />
gemisch; der Sachschaden war meist höher<br />
als die erbeutete Summe. Im Frühjahr<br />
konnte die Polizei eine 15-köpfige Bande<br />
festnehmen, die für Anschläge in Brandenburg<br />
verantwortlich ist. Im August/September<br />
verhaftete sie Täter in Frankfurt (Main)<br />
bzw. in Baden-Württemberg. Letztere<br />
wurden auch wegen Mordes angeklagt: Sie<br />
hatten ihren Komplizen am Tatort zu -<br />
rückgelassen, nachdem dieser bei einer<br />
Sprengung in Wittighausen lebensgefährlich<br />
verletzt worden war. Der Mann starb an<br />
den Verletzungen; die Beute betrug wenig<br />
mehr als 300 Euro. Veselin Kolev/GM<br />
Kurzmeldungen<br />
16. August: Beginn eines DB-Fernbus -<br />
verkehrs Hamburg – Köln; er ist vor<br />
allem gegen den privaten Hamburg-Köln-<br />
Express positioniert.<br />
26. August: Start der TGV-Verbindung<br />
Freiburg – Paris.<br />
August: Die DB verbessert das Reini gungs -<br />
konzept für die ICE-Toiletten; während der<br />
Fahrt kümmern sich nun 250 „Unterwegsreiniger“<br />
um deren Sauberkeit.<br />
1. September: Auf der Kiel-Schönberger<br />
<strong>Bahn</strong> verkehren die ersten Schülerzüge<br />
zwischen Kiel Hbf und dem Haltepunkt<br />
Schulen am Langsee, zum Einsatz kommt<br />
ein Dieseltriebwagen von DB Regio.<br />
9. September: Die DB richtet interimsweise<br />
das „Stammstrecken-Shuttle“<br />
Hannover – Wolfsburg – Berlin ein. Die<br />
Wagengarnitur mit zwei 218-Dieselloks im<br />
Sand wich-Betrieb verkehrt bis 3. November<br />
als IC über den nicht elektrifizierten<br />
Abschnitt Stendal – Rathenow; die elek -<br />
trifizierte Schnellfahrstrecke Hannover –<br />
Berlin ist nach Hochwasserschäden im<br />
Juni gesperrt.<br />
28. Oktober: Wegen des Sturmtiefs<br />
„Christian“ stellt die DB den Zugverkehr in<br />
Schleswig-Holstein vorübergehend ein.<br />
Auch einzelne Strecken in Mecklenburg-<br />
Vorpommern werden zeitweilig gesperrt.<br />
20. November: Wegen eines Bergbau -<br />
schadens muss der Betrieb auf der Strecke<br />
Köln – Duisburg – Essen – Bochum ab<br />
Essen stark eingeschränkt werden.<br />
15. Dezember: Mit dem Fahrplanwechsel<br />
entfallen fast alle D-Zug-Verbindungen<br />
nach Russland; es bleibt nur die Verbindung<br />
Paris – Moskau.<br />
Neu sind eine IC-Direktverbindung<br />
München – Freiburg – Basel, ein Nacht-ICE<br />
Dortmund – Karlsruhe – München, An -<br />
gebotsausweitungen für Bremen – Emden<br />
und München – Wien (jetzt Stundentakt).<br />
Zwischen Frankfurt und Paris fahren drei<br />
ICE und zwei TGV. Mit der Baumaßnahme<br />
Leip zig Hbf wird das Angebot dort umfangreich<br />
geändert.<br />
Die Wurmtalbahn Lindern – Heinsberg<br />
wird reaktiviert und von Zügen der RB 33<br />
Aachen – Mönchengladbach/– Duisburg<br />
bedient.<br />
Die DB richtet eine neue IC-Verbindung<br />
Aachen – Berlin ein; sie verkehrt montags<br />
bis freitags.<br />
Stilllegung der Strecke Pockau- Lengefeld –<br />
Marienberg (KBS 519) für den Personenverkehr.<br />
Das letzte, werktäglich eingesetzte<br />
Zugpaar wird eingestellt.<br />
Dezember: DB Regio nimmt den Reisezugverkehr<br />
Senden – Weißenhorn wieder auf;<br />
stündlich fährt ein Regionalzug von/bis<br />
Ulm. F. Traser/J. Loschert/O. Grodecke/J. Mauerer<br />
49
Chronik<br />
| DB STRECKEN UND NETZ<br />
Im September 2013 wird die Fahrbahnbrücke der Müngstener Brücke abgebaut,<br />
wobei eine spezielle Krankonstruktion zum Einsatz kommt (kl. Bild). Der Zustand<br />
des Bauwerks erweist sich allerdings als schlechter als erwartet Zeno Pillmann (2)<br />
Kurzmeldungen<br />
22. Januar: Das Eisenbahn-Bundesamt<br />
(EBA) gibt Gleis 10 des Stuttgarter Hauptbahnhofs<br />
wieder für den Verkehr frei,<br />
allerdings nicht für Züge mit schiebender<br />
Lok. Auf dem Gleis waren 2012 drei<br />
Mal geschobene Wendezüge entgleist.<br />
Januar: DB und der Bund vereinbaren<br />
den zweigleisigen Ausbau der Strecke<br />
Gera – Weimar.<br />
12. Februar: Wegen Bauarbeiten im<br />
Raum Bonn werden etliche Züge von<br />
der linksrheinischen auf die rechtsrheinische<br />
Strecke verlegt. Die Arbeiten<br />
dauern bis Mai.<br />
Februar: Auf der Franken-Sachsen-<br />
Magistrale beginnt die DB mit den<br />
Haupt arbeiten für die Elektrifizierung<br />
des Abschnitts Plauen – Hof. Das<br />
Streckenstück Reichenbach – Plauen<br />
ist seit Ende 2012 unter Fahrdraht.<br />
März: Die Europäische Kommission<br />
ge nehmigt 107 Mio. Euro für den Ausbau<br />
der Strecke Hannover – Hamburg<br />
zwischen Stelle und Lüneburg.<br />
2. April: Der Neubau des Eppsteiner<br />
Tunnels an der Strecke Niedernhausen –<br />
Frankfurt (M) geht in Betrieb.<br />
50<br />
Die Frischzellenkur<br />
Auf der Müngstener Brücke fuhren 2013 nicht<br />
viele Züge. Seit April läuft die Instandsetzung<br />
des imposanten Stahlbauwerks; der Zugverkehr<br />
beginnt frühestens im Sommer <strong>2014</strong> wieder<br />
Eigentlich sollte die Brücke nur vom<br />
1. April bis 3. November 2013 gesperrt<br />
bleiben. In dieser Zeit wollte DB Netz<br />
die auf dem Fachwerkträger ruhende Fahrbahnbrücke<br />
austauschen. Doch zuerst<br />
dauerte es drei Monate, bis der Abbau der<br />
Fahrbahnbrücke begann. Und nach deren<br />
Ab heben stellte sich heraus, dass auf der frei -<br />
gelegten Fachwerkbrücke liegende Knotenbleche<br />
so von Rost zersetzt waren, dass auch<br />
diese ausgetauscht werden müssen. Da an<br />
die Knotenbleche mehrere Stäbe anschließen,<br />
ist dies aufwendig.<br />
Mehr Arbeiten nötig als erwartet<br />
Damit stand fest: Bis zum 3. November<br />
konnte die Fahrbahnbrücke nicht wieder<br />
hergestellt werden. Es ist davon auszugehen,<br />
dass die Sperrung bis zum nächsten geplanten<br />
Bauabschnitt vom 1. April bis 27. Juni<br />
<strong>2014</strong> fortgesetzt wird. Frühestens im Sommer<br />
<strong>2014</strong> werden wieder Züge das Bauwerk befahren.<br />
Die 1897 gebaute Brücke bei Remscheid,<br />
mit fast 500 Metern Länge und 107 Metern<br />
Höhe ein Meisterwerk der Ingenieurskunst,<br />
blickt auf wechselhafte Jahre zurück. Nach<br />
dem Übergang auf die <strong>Bahn</strong> AG 1994 unterblieb<br />
der damals notwendige Neuanstrich,<br />
das Bauwerk rostete. Bei der Routinekontrolle<br />
im Sommer 2009 stellte man eine mangelnde<br />
Standsicherheit fest. Da die geforderten<br />
Sicherheitsnachweise nicht vorgelegt<br />
wurden, beschränkte das Eisenbahn-Bundesamt<br />
die maximale Belastung der Brücke<br />
auf 100 Tonnen pro Zug und die Höchstgeschwindigkeit<br />
auf 10 km/h.<br />
Die im September 2010 durchgeführten<br />
Belastungsfahrten bestätigten den mangelhaften<br />
Zustand, die Brücke wurde im No-
Einer von zwei neuen Hochleistungsschleifzügen<br />
der DB; sie können Schienen in doppel -<br />
ter Geschwindigkeit bearbeiten wie bisherige<br />
Schleifzüge Hauke Hass/DB<br />
vember 2010 ohne Vorankündigung gesperrt<br />
und konnte erst nach dem Einbau von Verstärkungseisen<br />
für leichte Triebwagen befristet<br />
bis zu einer Gesamtertüchtigung wieder<br />
freigegeben werden.<br />
Renovierung „light“<br />
Anfang 2012 stellte die DB das Sanierungskonzept<br />
vor. Zwecks Kostenreduzierung<br />
wird die Brücke nur noch eingeschränkt bis<br />
18 Tonnen Achslast nutzbar sein – eine<br />
„light“-Version, durch die der Güterverkehr<br />
entfällt. Auch dazu müssen die auf der Fachwerkbrücke<br />
aufliegende Fahrbahnbrücke<br />
und die Rollenlager der Fachwerkbrücke<br />
ausgetauscht werden. 700 Tonnen Stahl sind<br />
aus-, 600 Tonnen Stahl einzubauen, ein neuer<br />
Anstrich ist geplant. Der Kostenvoranschlag<br />
beläuft sich auf 30 Millionen Euro.<br />
Nach dem Beginn der Sanierungsarbeiten<br />
wurden Mitte September die ersten Teile der<br />
Fahrbahnbrücke angeliefert und vor Ort<br />
zwischengelagert. Für den Einbau wurde<br />
auf vier Drehgestellen eine Art Kran gebaut,<br />
mit dem die Fahrbahnbrückenteile vom Bau -<br />
platz zum Einbauort auf der Fachwerk -<br />
brücke gefahren werden sollen.<br />
Die Sanierung soll 2016 beendet sein, das<br />
Bauwerk dann mit eingeschränkter Lastklasse<br />
für 25 Jahre wieder befahrbar sein.<br />
Erst aunlich ist, dass die Brücke in nur vier<br />
Jahren Bauzeit errichtet wurde, die Sanierung<br />
nur eines kleinen Teiles aber deutlich<br />
länger dauert. Zeno Pillmann/GM<br />
Weite gerodete Flächen passiert der ICE-T<br />
im Frühjahr 2013 bei seiner Bergfahrt auf der<br />
Spessartrampe Laufach – Heigenbrücken. Die<br />
Freilegung ist die Vorarbeit für den Streckenneubau<br />
auf diesem Abschnitt Stefan Scheiba<br />
Sanierungsarbeiten<br />
500 Millionen zusätzlich<br />
Im Jahr 2013 und <strong>2014</strong> stellt der Bund der<br />
DB AG zusätzlich jeweils 250 Millionen Euro<br />
für Sanierungsarbeiten an <strong>Bahn</strong>höfen und<br />
Brücken zur Verfügung. Der Betrag war für<br />
den Neu- oder Ausbau von Strecken geplant,<br />
konnte von der DB dort aber mangels Kapa -<br />
zitäten nicht eingesetzt werden. K. Graf<br />
Elektronisches Stellwerk<br />
Pilotprojekt gestartet<br />
Am 12. Juli startete die Erzgebirgsbahn in<br />
Annaberg-Buchholz die Erprobung einer<br />
neuen Stellwerksbauart. In dem Pilotprojekt<br />
sind die Signale und Weichen durch genormte<br />
Datenschnittstellen an das Stellwerk<br />
angeschlossen; die DB erhofft sich davon<br />
eine einfachere Anpassung elektronischer<br />
Stellwerke an den jeweiligen <strong>Bahn</strong>hof. Bis<br />
2016 sind weitere Tests mit solchen Stell -<br />
werken geplant. B. Huber<br />
Trassennutzungspreise<br />
Neuer Lärmzuschlag<br />
Zum 1. Juni 2013 hat DB Netz bei den Tras -<br />
sennutzungspreisen einen Lärmzuschlag<br />
eingeführt. Er liegt zunächst bei einem Pro -<br />
zent des Trassenpreises und soll in Zukunft<br />
erhöht werden. Bei Güterzügen, deren Wa -<br />
gen zu mindestens 80 Prozent leise Bremstechnik<br />
besitzen, entfällt der Zuschlag. Das<br />
Preissystem ist eine der Maßnahmen, um<br />
den Schienenlärm bis 2020 – gemessen am<br />
Niveau des Jahres 2000 – zu halbieren. Seit<br />
dem Spätsommer testet DB Netz auch auf<br />
der Strecke Dresden – Elsterwerda neue<br />
Schienenprofile; sie sollen den Lärm beim<br />
Rad-Schiene-Kontakt reduzieren.<br />
K. Neuberger<br />
Kurzmeldungen<br />
3. April: Symbolischer Spatenstich für<br />
den deutsch-tschechischen Lücken -<br />
schluss Sebnitz – Dolni Poustevna.<br />
13. Mai: Die DB erhält den ersten von zwei<br />
neuen Hochleistungsschienenschleif -<br />
zügen der US-Firma Loram. Die Fahrzeuge<br />
sollen ab <strong>2014</strong> zum Einsatz kommen.<br />
17.–19. Mai: Bauarbeiten auf der Schnellfahrstrecke<br />
Fulda – Kassel-Wilhelmshöhe;<br />
zahlreiche Fernzüge nehmen den<br />
Weg über die alte Nord-Süd-Strecke.<br />
26. Mai: In Stuttgart Hbf entsteht ein<br />
neuer Querbahnsteig. Dabei verschiebt<br />
man die Prellböcke der 16 <strong>Bahn</strong>steiggleise<br />
120 Meter von der Kopfbahnsteighalle<br />
weg, um Raum für die Baugrube des Tunnelbahnhofs<br />
zu gewinnen.<br />
9. Juni: Mit rund sechs Wochen Verspätung<br />
geht die sanierte Strecke Berlin –<br />
Rostock eingleisig in Betrieb. Das zweite<br />
Gleis soll bis Ende 2013 fertig gestellt sein.<br />
19. Juni: Eröffnung des elektrischen Betriebs<br />
Borna – Geithain. Zum Start verkehrt<br />
ein Sonderzug für die Bauarbeiter,<br />
bespannt von E 44 044.<br />
Juni: Aufgrund von Hochwasserschäden<br />
werden Anfang des Monats verschiedene<br />
Strecken in Bayern, Thüringen, Sachsen<br />
und Sachsen-Anhalt gesperrt. Auf der<br />
Schnellfahrstrecke Hannover – Berlin<br />
muss die DB am 10. Juni den Betrieb einstellen;<br />
erst ab 4. November fahren dort<br />
wieder Züge.<br />
Juni: Zur Sanierung von vier Stahl -<br />
brücken über die Müglitz wird die<br />
Müglitztalbahn bis August gesperrt.<br />
7. Juli: Aufgrund von Bauarbeiten auf der<br />
Allgäubahn wird ein Teil des Zugverkehrs<br />
Kempten – Buchloe über Memmingen<br />
umgeleitet. Der Umleiterverkehr besteht<br />
bis 29. Juli.<br />
19. Juli: In Hohenstadt auf der Schwäbischen<br />
Alb wird der offizielle Tunnel -<br />
anstich für den Steinbühltunnel der Neubaustrecke<br />
Stuttgart – Ulm veranstaltet.<br />
29. Juli: Der zweigleisige Ausbau der<br />
Strecke Mühldorf – Tüßling beginnt.<br />
3. August: Wegen Personalengpässen<br />
wird der Zugverkehr in Mainz Hbf eingeschränkt.<br />
Der Ausnahmezustand hält bis<br />
30. August an.<br />
11. August: Wiederinbetriebnahme der<br />
sanierten Strecke Plaue (Thür) – Ilmenau.<br />
5. Oktober: Wiedereröffnung der ausgebauten<br />
und elektrifizierten Hochrheinstrecke<br />
Basel – Singen.<br />
11. November: Die DB beginnt Unter -<br />
suchungen zum Schallschutz im Mittelrheintal.<br />
Für die Abschnitte Eltville – Leutesdorf<br />
(rechtsrheinisch) und Bingen –<br />
Weißenthurm (linksrheinisch) sollen<br />
zusätzliche Maßnahmen zur Lärmsenkung<br />
ausgelotet werden. F. Traser/K. Neuberger<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 51
Chronik<br />
| PRIVAT<strong>BAHN</strong>EN/MUSEUMS<strong>BAHN</strong>EN<br />
Am 26. Oktober 2013 ist der<br />
„Ekol“-Güterzug Sache zweier<br />
Bundesbahn-Klassiker: Die<br />
212 249 von Lokomotion trägt<br />
jetzt Zebra-Gewand, 217 002<br />
von <strong>Bahn</strong>TouristikExpress<br />
vertritt das TEE-Schema (Bild<br />
bei Garching) Florian Martinoff<br />
Chronik 2013:<br />
Auf den ersten Blick haben sie womöglich nicht<br />
viel gemeinsam. Aber sowohl Privatbahnen<br />
als auch Museen können „alte“ DB-Fahrzeuge<br />
oft noch gut verwenden. Selbst im Jahr 2013<br />
52
Privatbahnen<br />
Museumsbahnen<br />
Vix adlaudabilis catelli infeTremulus zothecas senesceret oratori. Bellus matrimonii vocificat agricolae. Aegre perspicax oratori circumgrediesenesceret<br />
adfa catelli infeTremulus zothecas senesceret oratori. Bellus matrimonii vocificat agricolae. Perspicax oratori circumgrediesenesceret<br />
Impressionen von 2013: KISS-Ersatz für die Ostdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft im Januar 2013 in Berlin (l.), Dampfspektakel in Meiningen im<br />
April 2013 (M.), der bei der Eisenbahngesellschaft Potsdam eingestellte VT 670 in der Prignitz (r., April 2013) V. Emersleben (2, l. u. r.), S. Aldejohann (M.)<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 53
Chronik<br />
| PRIVAT<strong>BAHN</strong>EN<br />
Am 19. September 2013 stellt<br />
die BOB den für „Meridian“<br />
vorgesehenen FLIRT in<br />
Rosenheim vor. Im Internet<br />
berichtet auch schon „Paul<br />
Pünktlich“ vom Betrieb (u.);<br />
wann die FLIRT wirklich<br />
fahren, ist aber noch offen<br />
Michael Krische, BOB (u.)<br />
Triebfahrzeugführer „Paul Pünktlich“,<br />
Zugbegleiterin „Franzi Fröhlich“ und<br />
Reinigungskraft „Sascha Sauber“ arbeiten<br />
bereits hochmotiviert auf den neuen<br />
FLIRT-Elektrotriebzügen des „Meridian“ –<br />
allerdings nur im Internet auf www.dermeridian.de.<br />
Dort dokumentieren sie detailliert<br />
und begeistert fiktive Dienstschichten<br />
zwischen München und Salzburg, Kufstein,<br />
Rosenheim und Holzkirchen. Uhrzeiten,<br />
Einsatzorte und Aufgaben sind laut Fußnote<br />
beispielhaft, aber absolut realistisch.<br />
Immer weniger realistisch erschien im<br />
Laufe des Jahres 2013 dagegen, dass der<br />
Meridian tatsächlich pünktlich und voll -<br />
ständig wie geplant am 15. Dezember starten<br />
wird. Der Auslieferungs- und damit auch der<br />
Zulassungsprozess der 35 neuen FLIRT hat<br />
Verspätung. Und so werden die Fahrgäste<br />
auf den neuen Meridian-Linien anstatt mit<br />
„Paul Pünktlich“, „Franzi Fröhlich“ und „Sascha<br />
Sauber“ zunächst eher mit „Ernst Ersatz“,<br />
„Christine Chaos“ und „Ingmar Improvisiert“<br />
vorlieb nehmen müssen.<br />
Veolia drückt DB Regio ‘raus<br />
Rückblende: Im April 2010 schreibt die Bayerische<br />
Eisenbahngesellschaft (BEG) die<br />
Nahverkehrsleistungen im „E-Netz Rosenheim“<br />
europaweit aus: 4,8 bis 5,8 Millionen<br />
Zugkilometer pro Jahr ab Dezember 2013,<br />
Vertragslaufzeit zwölf Jahre. Im Dezember<br />
54<br />
„Paul Pünktlich“<br />
hat Verspätung<br />
Am 15. Dezember beginnt eine neue Nahverkehrs-<br />
Ära im „E-Netz Rosenheim“. Auf die neuen<br />
Fahrzeuge des „Meridian“ und bessere Fahrpläne<br />
müssen die Fahrgäste aber noch warten.<br />
Los geht es mit einem bunten Ersatzverkehr<br />
und ärgerlichen Kompromissen<br />
2010 erhält der französische Verkehrsdienstleister<br />
Veolia den Zuschlag.<br />
Veolia bestelIt im Februar 2011 insgesamt<br />
35 Elektrotriebzüge vom Typ FLIRT bei der<br />
Stadler Pankow GmbH – 28 Sechs teiler mit<br />
333 Sitzplätzen und sieben Dreiteiler mit<br />
158 Sitzplätzen. Der Nahverkehr auf den<br />
Strecken München – Rosenheim – Salzburg<br />
bzw. – Kufstein und Rosenheim – Holz kir -<br />
chen (– München) wird sich in den Farben<br />
Blau, Weiß und Gelb unter dem Namen Meridian<br />
präsentieren. Betreibergesellschaft<br />
wird die Bayerische Oberlandbahn GmbH<br />
(BOB) mit Sitz in Holzkirchen, die bislang<br />
mit 17 Integral- und vier Talent-Dieseltriebwagen<br />
von München nach Bayrischzell,<br />
Lenggries und Tegernsee fährt.<br />
In den Fokus von Presse, Öffentlichkeit<br />
und schließlich auch der Politik gerät der<br />
Meridian im Frühjahr 2013 – wegen Unstimmigkeiten<br />
bei der gegenseitigen Tarifanerkennung<br />
mit der DB. Monatelang verweist<br />
die BOB bei Anfragen auf „laufende Verhandlungen“.<br />
Zu den Tarifdiskussionen gesellen<br />
sich aber immer mehr Gerüchte über<br />
Verzögerungen bei den Zügen und somit
Seit September 2013 läuft der<br />
Zugbetrieb auf der Strecke Bad<br />
Krozingen – Münstertal elektrisch.<br />
Die Südwestdeutsche Eisenbahn-<br />
Gesellschaft hat dafür neue Triebzüge<br />
Talent 2 beschafft V. Emersleben<br />
Mit „Dispolok“-Verweis<br />
ist ES 64 U2 002<br />
im Juni 2013 im<br />
Einsatz, als sie einen<br />
Messzug von DB<br />
Systemtechnik auf<br />
der Strecke Stuttgart<br />
– Ulm befördert<br />
Lothar Köder<br />
Noch bis Oktober<br />
<strong>2014</strong> wirbt 140 002<br />
der evb/MWB für<br />
die Dienste des<br />
Solarenergieunternehmens<br />
SunRail.<br />
Dann steht die<br />
Hauptunter -<br />
suchung an, bei der<br />
die Bundesbahn-<br />
Lok in den Aus -<br />
lieferungszustand<br />
versetzt werden soll<br />
Jürgen Hörstel<br />
eine Gefährdung des geplanten Betriebsstarts.<br />
Die BOB dementiert.<br />
Anfangs wird es bunt – und eng<br />
Am 19. September präsentieren die BOB und<br />
Stadler Pankow im <strong>Bahn</strong>hof Rosenheim den<br />
ersten FLIRT – und es wird endlich Klartext<br />
gesprochen. Die Anerkennung der DB-Tarife<br />
ist fixiert, die vollständige Betriebsaufnahme<br />
zum Fahrplanwechsel dagegen unmöglich.<br />
Nur 20 statt 35 FLIRT werden anfangs zur<br />
Verfügung stehen – rechtzeitige Zulassung<br />
ungewiss. Weil seit Frühjahr 2013 von der<br />
Genehmigungs behör de ein neues Nachweisverfahren<br />
zur Festigkeit von Radsätzen<br />
gefordert werde, sei es zu Auslieferverzögerungen<br />
gekommen.<br />
Für die nachfragestärkste Relation München<br />
– Salzburg wird ein illustres Ersatzkonzept<br />
gebastelt: Es besteht aus KISS-Doppelstocktriebwagen<br />
der Ostdeutschen Eisenbahn<br />
(ODEG), den Ellok-Baureihen 1142<br />
(ÖBB) und 193 (Siemens Vectron), aus österreichischen<br />
Schlierenwagen entstandenen<br />
„City-Shuttle-Garnituren“ und ehemaligen<br />
Abteilwagen der DB, die nach Intermezzi als<br />
InterConnex und Flensburg-Express inzwischen<br />
als Fahrzeugreserve auf der Marschbahn<br />
dienen. DB Regio hilft mit drei n-<br />
Wagen-Garnituren im 111er-Sandwich aus.<br />
Die auf der Strecke bis zum Fahrplan -<br />
wechsel eingesetzten Doppelstockwagen<br />
sind ab dem 15. Dezember anders verplant.<br />
Dieselstart im „E-Netz“<br />
Mitte November, vier Wochen vor dem geplanten<br />
„Betriebsstart light“, stehen drei<br />
FLIRT für Probe- und Schulungsfahrten zur<br />
Verfügung. Eine Zulassung für den Fahrgasteinsatz<br />
scheint in weiter Ferne. Im Online-<br />
Fahrplan der DB finden sich noch immer die<br />
Vollkonzept-Fahrpläne, die bereits beim Er-<br />
scheinen Mitte Oktober Makulatur waren.<br />
Die BOB strickt mit heißer Nadel an Ersatzkonzepten<br />
auch für die anderen Linien.<br />
Man kratzt zahlreiche Talent- und Desiro-<br />
Triebwagen zusammen, die mit dem Fahrplanwechsel<br />
bei diversen Privatbahnen in<br />
Deutschland entbehrlich werden. Im Inn tal<br />
und im Mangfalltal wird das „E-Netz“ also<br />
erst einmal verdieselt.<br />
Die Politik fordert und die BOB verspricht,<br />
ab Fahrplanwechsel zumindest den Status<br />
Das Fahrtangebot wird<br />
aufrecht erhalten – aber<br />
nicht das Platzangebot<br />
Quo des bisherigen Fahrtenangebots – wohlgemerkt<br />
nicht des Platzangebotes! – aufrecht<br />
zu erhalten. Es wird also anfangs nicht nur<br />
bunt, sondern auch eng werden für die Fahrgäste,<br />
ehe im Laufe des Jahres <strong>2014</strong> nach und<br />
nach ein Upgrade auf das eigentliche Fahrplan-<br />
und Fahrzeugkonzept folgt – und<br />
„Ernst Ersatz“ und „Christine Chaos“ von<br />
„Paul Pünktlich“, „Franzi Fröhlich“ und „Sascha<br />
Sauber“ hoffentlich abgelöst werden.<br />
Noch keine Betriebswerkstatt<br />
„Ingmar Improvisiert“ wird dagegen noch<br />
mindestens bis ins Jahr 2015 beim Meridian<br />
an Bord bleiben. Frühestens dann wird die<br />
noch zu bauen de Betriebswerkstatt für die<br />
FLIRT in München-Giesing zur Verfügung<br />
stehen. Bis es soweit ist, sollen kleinere<br />
Instandhaltungs arbeiten in einer Behelfswerkstatt<br />
in Freilas sing durch geführt<br />
werden. Für größere Arbeiten müssen die<br />
neuen Züge dagegen in eine provisorische<br />
Werkstatt in Regensburg überführt werden.<br />
Das ist von München – und dem E-Netz – auf<br />
der Schiene rund 140 Kilometer entfernt.<br />
Michael Krische<br />
Abellio<br />
Neue Leistungen<br />
Das <strong>Bahn</strong>unternehmen Abellio erbringt<br />
ab Dezember 2015 die Verkehrsleistungen<br />
im E-Netz Saale-Thüringen-Südharz.<br />
Insgesamt geht es um 9,2 Millionen Zug -<br />
kilometer im Jahr, die im Raum Halle/<br />
Leipzig/Erfurt/Kassel-Wilhelmshöhe<br />
gefahren werden. Für die Leistungen<br />
sollen 350 Mitarbeiter ein gestellt werden.<br />
An welchem Standort Werkstatt und<br />
Verwaltung entstehen, ist noch offen. Für<br />
die Verkehrsleistungen gründet Abellio<br />
ein Tochterunternehmen; als Fahrzeuge<br />
sind Talent-2-Triebzüge vorgesehen. Ab<br />
2016 betreibt Abellio auch die Linien<br />
RB 33 von Mönchengladbach nach Wesel<br />
und RB 35 von Düsseldorf grenzüberschreitend<br />
ins niederländische Arnheim.<br />
Eisenbahngesellschaft Potsdam<br />
Aktivitäten ausgeweitet<br />
Die Eisenbahngesellschaft Potsdam<br />
(EGP) hat im Dezember 2012 die Nahverkehrsleistungen<br />
des Netzes Prignitz<br />
übernommen. Für zwei Jahre bedient sie<br />
die RB 73 Pritzwalk – Kyritz – Neustadt<br />
(Dosse) und RB 74 Meyenburg – Pritzwalk<br />
im Auftrag des Verkehrsverbundes<br />
Berlin-Brandenburg (VBB). Zuvor war<br />
dort die Prignitzer Eisenbahn (PEG)<br />
aktiv. Zum Einsatz kommen unter ande -<br />
rem Doppelstocktriebwagen der Baureihe<br />
670. Daneben hat die EGP im<br />
Dezember 2012 die Ostdeutsche Eisenbahn<br />
(ODEG) auf der Strecke Neustrelitz<br />
– Mirow abgelöst. Dort verkehrte zunächst<br />
„Ferkeltaxe“ 172 001, ab Anfang<br />
Juni 2013 dann der NE81-Triebwagen<br />
VT43, ehemals bei der Mandaubahn.<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 55
Chronik<br />
| PRIVAT<strong>BAHN</strong>EN<br />
Vier Mal Eisenbahngesellschaft Potsdam in<br />
Pritzwalk: Diesellok 221 106 ist mit den<br />
Kesselwagen auf dem Weg nach Wittenberge,<br />
798 610 pendelt im Schülerverkehr nach<br />
Putlitz und auch die Doppelstöcker 670 006<br />
und 007 sind im Einsatz Michael Reimer<br />
Kurzmeldungen<br />
Januar: RheinCargo und NIAG erhalten<br />
einen Transportauftrag zwischen Nordseehäfen<br />
in Belgien und den Niederlanden<br />
sowie Kraftwerken im Ruhrgebiet<br />
und an der Saar. Bis Ende <strong>2014</strong> befördern<br />
sie 6,5 Mio. Tonnen Importkohle.<br />
22. Februar: Die in TEE-Farben lackierte<br />
Diesellok 217 002 hat ihre Hauptunter -<br />
suchung erhalten. Sie fährt fortan für<br />
BTE <strong>Bahn</strong>TouristikExpress.<br />
29. April: Der Hamburg-Köln-Express<br />
erweitert das Zugangebot. Wochentags<br />
fahren nun drei Mal pro Tag Züge<br />
zwischen Hamburg und Köln.<br />
April: Der japanische Mitsui-Konzern<br />
beschließt die Umfirmierung der deutschen<br />
MRCE Dispolok in die Mitsui<br />
Rail Capital Europe (MRCE); damit ver -<br />
schwindet die Marke Dispolok.<br />
6. Mai: Der Bundestag bewilligt die<br />
Förderung Nichtbundeseigener Eisenbahnen<br />
mit mindestens 25 Millionen<br />
Euro jährlich; der Bundesrat muss noch<br />
zustimmen. Der Verband Deutscher<br />
Verkehrsunternehmen gibt den Finanzbedarf<br />
der Nichtbundeseigenen <strong>Bahn</strong>en<br />
mit 150 Millionen Euro pro Jahr an.<br />
5. Juli: Für National Limited werden die<br />
ersten Garnituren des Bundesbahn-<br />
Triebzugs 403/404 von Halberstadt zur<br />
Aufarbeitung in die Netinera-Werkstatt<br />
Neustrelitz überführt. Die weiteren<br />
Fahrzeuge folgen im September.<br />
28. Juli: Die Bocholter Eisenbahn stellt<br />
die von der DB übernommene 295 057 in<br />
ihrer neuen Lackierung vor.<br />
15. August: Die Nordwestbahn verteilt in<br />
ihrer Regio-S-<strong>Bahn</strong> kostenlos Speiseeis.<br />
August: Das ozeanblau-beige Krokodil<br />
194 178 von Rail4U wird bei einem Aufstoß<br />
durch eine Rangiereinheit beschädigt.<br />
Die Instandsetzung übernimmt die<br />
Werkstatt Uwe Adam in Eisenach.<br />
56<br />
Städtebahn Sachsen<br />
Bis 2024 im Dieselnetz<br />
Auch die zweite Ausschreibung für das<br />
Dieselnetz des Verkehrsverbunds Oberelbe<br />
(VVO) ging an die Städtebahn Sachsen.<br />
Sie ist damit bis 2024 der Betreiber. Pro Jahr<br />
erbringt sie rund 1,7 Millionen Zugkilo -<br />
meter auf den Strecken Dresden – Königsbrück,<br />
Dresden – Kamenz, (Dresden -)<br />
Heidenau – Altenberg und Pirna – Neustadt –<br />
Bad Schandau; ab <strong>2014</strong> soll die Strecke<br />
von Sebnitz nach Dolní Poustevna in<br />
Tschechien dazu kommen.<br />
Westfalenbahn<br />
Los Mittelland gewonnen<br />
Ende 2015 löst die Westfalenbahn die DB<br />
im Regionalverkehr Emsland-Mittelland<br />
(EMIL) ab. Auf den RE-Linien von Rheine<br />
bzw. Bielefeld über Hannover nach Braunschweig<br />
(RE 60 und RE 70) wird sie Doppelstock-Triebzüge<br />
einsetzen. Die Westfalenbahn<br />
hat die Ausschreibung mit jährlich<br />
drei Millionen Zugkilometer Ende 2012<br />
gewonnen.<br />
Erfurter <strong>Bahn</strong><br />
Kissinger Stern bleibt<br />
Auch über Dezember <strong>2014</strong> hinaus fährt die<br />
Erfurter <strong>Bahn</strong> die Nahverkehrsleistungen<br />
im so genannten Kissinger Stern, also<br />
zwischen Schweinfurt Stadt und Gemünden<br />
(Main) sowie Meiningen.<br />
Am 28. Juli 2013 stellt die Bocholter<br />
Eisenbahn die von der DB übernommene<br />
und in den Hausfarben<br />
lackierte 295 057 vor; die Lok zeigt<br />
sich bei der Hespertalbahn<br />
Marcus Henschel<br />
Im Jahr 2013 wurden die Kohlen -<br />
lager des ehemaligen Bergwerk West<br />
in Kamp-Lintfort leer gefahren.<br />
Im Februar schleppt RBH 830 einen<br />
solchen Zug von Kamp-Lintfort<br />
Richtung Moers Philipp Kuhenne<br />
Erixx<br />
Zuschlag für DINSO-Netz<br />
Das <strong>Bahn</strong>unternehmen Erixx, Tochter<br />
der Osthannoverschen Eisenbahnen (OHE),<br />
erhielt den Zuschlag für das Los 2 des Die -<br />
selnetzes Niedersachsen-Südost (DINSO).<br />
Auf den Strecken Hannover – Hildesheim –<br />
Bad Harzburg, Braunschweig – Uelzen,<br />
Braunschweig – Goslar/Bad Harzburg<br />
und Lüneburg – Dannenberg löst sie im<br />
De zember <strong>2014</strong> die DB ab. Die Fahrzeuge –<br />
28 Coradia LINT 54 – stellt die Landesnahverkehrsgesellschaft<br />
Niedersachsen.<br />
Hohenzollerische Landesbahn<br />
Schienenbusse an SAB<br />
Die Hohenzollerische Landesbahn (HzL)<br />
gab 2013 ihre letzten MAN-Schienenbusse<br />
ab. Der Restbestand von drei Triebwagen<br />
und einem Steuerwagen wurde an die<br />
Schwäbische Alb-<strong>Bahn</strong> (SAB) verkauft.<br />
National Express/IntEgro Verkehr<br />
RE 7 und RB 48 gewonnen<br />
Die Bietergemeinschaft aus National<br />
Express Rail und IntEgro Verkehr gewann<br />
im Februar 2013 die Nahverkehrsleistungen<br />
auf den Linien RE 7 (Rheine – Münster –<br />
Köln – Krefeld) und RB 48 (Wuppertal-<br />
Oberbarmen – Köln – Bonn-Mehlem).<br />
Betriebsstart ist im Dezember 2015. Dafür<br />
bestellte NationalExpress bei Bombardier<br />
35 Elektrotriebzüge des Typs Talent 2.
Mit leichter Verzögerung begann im Januar 2013 der Einsatz der KISS-Triebzüge der Ostdeutschen Eisenbahn-Gesellschaft (ODEG). Mittlerweile<br />
gehören sie zum <strong>Bahn</strong>-Alltag im Raum Berlin; im April 2013 ist eines der Doppelstock-Fahrzeuge beim Hauptbahnhof unterwegs Volker Emersleben<br />
Kaminski Waggonbau<br />
Bw Hameln gekauft<br />
Im Februar 2013 hat die DP Deutsche Privat -<br />
bahn das frühere Bw Hameln an Franz<br />
Kaminski Waggonbau verkauft. Die Fahrzeuge<br />
der DP wurden Anfang März nach<br />
Altenbeken gebracht.<br />
Pressnitztalbahn<br />
140er jetzt bei PRESS<br />
Die Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft<br />
Pressnitztalbahn mbH (PRESS) holte<br />
sich 2013 „neue“ Elloks der DB-Baureihe<br />
140. Die Privatbahn übernahm am 17. April<br />
140 810 (neu als 140 041 bezeichnet) und<br />
140 834 (neu 140 042).<br />
SunRail<br />
140 002 als Werbelok<br />
Am 25. Mai wurde in Halle (Saale) Ellok<br />
140 002 als Werbeträger der SunRail vor -<br />
gestellt. Die österreichische Designerin<br />
Gudrun Gablinger hatte die Folien für die<br />
1957 gebaute ehemalige Bundesbahn-Lok<br />
gestaltet. Das Unternehmen belegt Dach -<br />
flächen, zum Beispiel Werkstatthallen von<br />
Verkehrsunternehmen, mit Solaranlagen;<br />
es will rechnerisch so viel Energie auf<br />
alternativem Weg erzeugen, wie die Lok<br />
bei ihren Einsätzen benötigt. Nach dem<br />
Fristablauf im Oktober <strong>2014</strong> soll 140 002,<br />
die für MWB/evb fährt, eine Hauptunter -<br />
suchung erhalten und in den Ablieferungszustand<br />
versetzt werden.<br />
ITL<br />
Werkstatt in Pirna<br />
Am 27. Juni hat die ITL Eisenbahn der Cap -<br />
train-Gruppe ihre Werkstatt in Pirna eröffnet.<br />
Die Privatbahn hat in den Neubau sechs<br />
Millionen Euro investiert. Die Werkstatt -<br />
halle hat vier Gleise, teils mit Seiten arbeits -<br />
gruben. Es gibt ein Messgleis, Hubwerke,<br />
zwei Portalkräne und einen Dach arbeits -<br />
stand. Der Standort mit 50 Mitarbeitern soll<br />
neben eigenen Fahrzeugen auch Fremd -<br />
fahrzeuge auftragsweise warten. Bisher<br />
unterhielt ITL seine Fahrzeuge im Ringlokschuppen<br />
in Kamenz.<br />
Mittelweserbahn<br />
Übernahme durch evb<br />
Zum September 2013 ging die Mittelweserbahn<br />
(MWB) vollständig an die Eisenbahnen<br />
und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (evb).<br />
Bereits seit 2010 gehörte die MWB mehr -<br />
heitlich zur evb; die Firmengründer waren<br />
aber noch als Minderheitsgesellschafter<br />
beteiligt. Die Logos beider <strong>Bahn</strong>en trägt<br />
unter anderem 140 761; die ex-DB-Ellok<br />
war von der Privatbahn übernommen und<br />
farblich neu gestaltet worden.<br />
Karl-Heinz Siebert<br />
Kurzmeldungen<br />
August: Die Osthannoverschen Eisenbahnen<br />
verkaufen ihre vier „Blue Tiger“<br />
an die Havelländische Eisenbahn. Übrig<br />
bleibt der „Red Tiger“ 250 001.<br />
28. September: Die Südwestdt. Eisenbahn-Gesellschaft<br />
eröffnet den Elektrobetrieb<br />
Bad Krozingen – Münstertal.<br />
September: Die Westbahn aus Österreich<br />
stellt die Bedienung von Freilassing ein.<br />
8. Dezember: Die Thalys-Leerfahrten<br />
Essen – Köln sollen fortan als Plan fahrten<br />
für Fahrgäste dienen.<br />
15. Dezember:<br />
Zum Fahrplanwechsel gibt es<br />
mehrere Betreiberwechsel:<br />
– im E-Netz Rosenheim nimmt die<br />
Bayerische Oberlandbahn unter dem<br />
Namen „Meridian“ den (Ersatz-)<br />
Betrieb auf; sie löst die DB ab<br />
– Abellio ersetzt die DB auf der Relation<br />
Wuppertal – Remscheid – Solingen<br />
(RB 47, „Der Müngstener“)<br />
– die Strecken Kreiensen – Holzminden<br />
und Göttingen – Bodenfelde fallen<br />
von der DB an die NordWest<strong>Bahn</strong><br />
– die Erfurter <strong>Bahn</strong> verliert ihre Leistungen<br />
zwischen Gotha, Leinefelde und<br />
Kassel-Wilhelmshöhe an die DB;<br />
Die DB ist nicht mehr an der Regiotram<br />
Kassel beteiligt. Betreiber sind die Kasseler<br />
Verkehrs-Gesellschaft (KVG) und die<br />
Hessische Landesbahn (HLB).<br />
Karl-Heinz Siebert/S. Weber<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 57
Chronik<br />
| MUSEUMS<strong>BAHN</strong>EN<br />
97 501 dampft wieder! Im September 2013 bespannte die<br />
aufgearbeitete Württembergerin Sonderzüge auf der Strecke<br />
Schorndorf – Welzheim; noch muss sich die Zahnrad-<br />
Dampflok mit Adhäsionsstrecken begnügen Zeno Pillmann<br />
Mehr auf der<br />
97 501 ist zurück !<br />
Im Mai 1962 musste sie Schienenbussen weichen, im Oktober<br />
2013 zog sie erstmals wieder Personenzüge. Die Inbetriebnahme<br />
der Zahnrad-Dampflok 97 501 ist ein großer Erfolg des württem -<br />
bergischen Vereins ZHL. Die nächsten Planungen laufen schon<br />
Eine Sensation war 2013 die Wiederinbetriebnahme<br />
einer normalspurigen<br />
Zahnrad-Dampflokomotive. 97 501<br />
ist die einzige deutsche betriebsfähige Zahnrad-Dampflok<br />
und zudem eine der wenigen<br />
überhaupt erhalten gebliebenen Dampf -<br />
lokomo tiven württembergischer Bauart.<br />
Gerade bei einer Zahnraddampflok ist die<br />
scheinbar komplizierte Antriebstechnik der<br />
Dampfmaschine eindrucksvoller sichtbar.<br />
Insbesondere, wenn in langsamer Fahrt beim<br />
kombinierten Reibungs- und Zahnrad -<br />
betrieb sowohl das Hochdruck-Reibungstriebwerk<br />
auf die Treib- und weiter auf die<br />
Kuppelachsen arbeitet und in doppelter Geschwindigkeit<br />
gegenläufig das Niederdruck-<br />
Zahnradtrieb auf die Blindwelle und von dort<br />
auf die Zahnräder wirkt. Mangels passender<br />
58<br />
Zahnradstrecke ist das derzeit noch nicht zu<br />
erleben.<br />
Die Zahnrad-Dampflok wurde Anfang<br />
1923 unter der Betriebsnummer Z 555 in<br />
Dienst gestellt. Sie gehörte zur württembergischen<br />
Gattung Hz, von der Deutschen<br />
Die Lok wurde 1965 als<br />
Denkmal am <strong>Bahn</strong>hof<br />
Münsingen aufgestellt<br />
Reichsbahn-Gesellschaft wurde sie wenig<br />
später als 97 501 bezeichnet. Insgesamt baute<br />
die Maschinenfabrik Esslingen vier Lokomotiven,<br />
von denen noch zwei weitere im<br />
Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen<br />
(97 502) und im Deutschen Technikmuseum<br />
Berlin (97 504) erhalten sind. Bis zu ihrer Ab-<br />
stellung war die 97.5 auf der mit 100 Promille<br />
geneigten Zahnradstrecke Honau – Lichtenstein<br />
und den anschließenden Reibungs -<br />
strecken im Einsatz. Die Zahnrad-Dampf -<br />
lokomotiven wurden im Mai 1962 durch<br />
die Zahnrad-Schienenbusse der Baureihe<br />
VT 97.9 abgelöst. 97 501 wurde nach der Ausmusterung<br />
zunächst 1965 als Denkmal am<br />
<strong>Bahn</strong>hof Münsingen aufgestellt, 1975 gelangte<br />
sie nach Tübingen, 1976 nach Reutlingen<br />
und wurde 1978 verkauft, um in Obern -<br />
zell bei Passau zur Erinnerung an die dortige<br />
bayerische Zahnradstrecke als Denkmal<br />
aufgestellt zu werden.<br />
Der ZHL wird aktiv<br />
Im Jahr 1985 gründete sich der Verein<br />
Freunde der Zahnradbahn Honau – Lichten-
Ungewöhnliche Aufgabe für die Schienenbusse der Pfalzbahn: Im Zusammenhang<br />
mit dem eingeschränkten Betrieb des Mainzer Hauptbahnhofs fuhren sie Ende<br />
August neu eingelegte Schülerzüge zwischen Nieder-Olm und Alzey Dr. Frank Halter<br />
Kurzmeldungen<br />
„20 Jahre Pollo“ hieß es 2013: Das feierte die Museumsbahn in und um Lindenberg mit diversen<br />
Veranstaltungen, hier einer Sonderfahrt mit der sächsischen IV K 99 574 im Frühjahr Niels Kunick<br />
stein e.V (ZHL). Er hatte das Ziel, 97 501<br />
wieder in Betrieb zu nehmen sowie die 1969<br />
stillgelegte und anschließend abgebaute<br />
Zahnradstrecke aufzubauen. Passend zur<br />
Zahnraddampflok wurden mehrere Zahn -<br />
rad schienenbusse mit Steuerwagen sowie<br />
ein Zug aus Nebenbahnpersonenwagen der<br />
Reichsbahn („Donnerbüchsen“) beschafft.<br />
1986 überführte man die Lok nach Tübingen,<br />
wo die Arbeiten am Fahrwerk begannen. Der<br />
Kessel wurde später im Werk Meiningen aufgearbeitet.<br />
Aufarbeitung seit den 90er-Jahren<br />
Anlässlich des zehnjährigen Vereinsjubiläums<br />
1995 konnte der Verein die Tenderlok<br />
erstmals der Öffentlichkeit zeigen. 1999<br />
musste die Wiederaufarbeitung nach Reutlingen<br />
verlegt werden. Im Oktober 2012<br />
setzte man erstmals die Lokomotive unter<br />
Dampf, im März 2013 wurde das Zahnradtriebwerk<br />
fertig gestellt. Da die Zahnräder<br />
aus dem Fahrzeugprofil herausragen, verzichtete<br />
man mangels passender Zahnradstrecke<br />
zunächst auf den Einbau des Zahnrades.<br />
Der erste Einsatz mit Personenbe -<br />
förderung fand auf der Anschlussbahn in<br />
Reut lingen im August 2013 statt, als Reisezugwagen<br />
dienten zwei Steuerwagen VS 97.<br />
Der erste Einsatz auf öffentlicher Strecke<br />
folgte am 8. September 2013 auf der Schwäbischen<br />
Waldbahn Schorndorf – Welzheim,<br />
nachdem am Tag zuvor die Lokomotive<br />
ei nen Fotogüterzug gezogen hatte. Etliche<br />
Eisenbahnfreunde ließen sich diese Besonderheit<br />
nicht entgehen. Für das Jahr <strong>2014</strong><br />
sind weitere Einsätze in Württemberg vorgesehen.<br />
Der engagierte Verein ZHL denkt<br />
inzwischen weiter: Der Wiederaufbau der<br />
Zahnradstrecke Honau – Lichtenstein ist<br />
sein nächstes Ziel. Dann würde 97 501 nicht<br />
nur in den (Museums-)Betrieb zurück keh -<br />
ren, sondern auch auf ihre einstige Stammstrecke.<br />
Zeno Pillmann/GM<br />
18. Dezember 2012: V 160 002 des<br />
DB Mu seums wird zur Aufarbeitung und<br />
Hauptuntersuchung ins Netinera-Werk<br />
Neu strelitz gebracht.<br />
Dezember: Nach Auflösung des Profit-<br />
Centers „TEE Rheingold“ kommt E 10 121<br />
wieder zum DB Museum Koblenz-Lützel.<br />
110 468 und 488 gehören nun der Westfrankenbahn,<br />
um die ex-Bundesbahn-Elloks<br />
kümmert sich weiterhin die BSW-Gruppe<br />
Villingen/Rottweil.<br />
Dezember: Gründung des Vereins „Eisenbahn<br />
Nostalgiefahrten Bebra“; er geht zum<br />
Teil aus dem ehemaligen Verein „Dampfmacher<br />
Bebra“ hervor.<br />
Januar: Die Werkstatt der Vulkaneifelbahn<br />
beginnt die Aufarbeitung des VT 95 906,<br />
eines von zehn Vorserien-Schienenbussen<br />
der Bundesbahn.<br />
Januar: Das Bayerische Eisenbahn-Museum<br />
kauft das ehemalige Bw Nördlingen<br />
als Museumsgelände; bisher nutzte es<br />
das Areal nur als Pächter. Außerdem hat<br />
der Verein den 1928 gebauten Speisewagen<br />
1029 restauriert und wieder in Betrieb<br />
genommen.<br />
Januar: Wegen Mängeln am Kessel muss<br />
der Verein „Landeseisenbahn Lippe“ die<br />
Dampflok „Emil Mayrisch N.3“ abstellen.<br />
12. Februar: Die Dampflokfreunde Salz -<br />
wedel erhalten von der Mitteldeutschen<br />
Eisenbahngesellschaft zwei Dauerleihgaben.<br />
Es handelt sich um die Dieselloks 103<br />
(vormals 204 774) und 137 (232 500).<br />
1. März: Dampflok 99 715 kommt nach<br />
der Hauptuntersuchung in Meiningen<br />
zur Preßnitztalbahn in Jöhstadt zurück. Es<br />
handelt sich um die aktuell einzige einsatzbereite<br />
sächsische VI K.<br />
4. März: Lok 52 8080 der Ostsächsischen<br />
Eisenbahnfreunde wird wegen Fristablaufs<br />
abgestellt.<br />
21. März: Der Förderverein Schienenbus<br />
Menden schließt die Hauptuntersuchung<br />
der Fahrzeuge 796 690, 796 802, 996 299 und<br />
996 309 ab.<br />
23./24. März: Beim Eisenbahnfest im<br />
Traditions-Bw Staßfurt präsentiert die<br />
IG Dampflok die wieder betriebsfähige<br />
Schlepptenderlok 41 096.<br />
30. März – 1. April: Zum Jubiläum „40 Jahre<br />
Eisenbahnfreunde Zollernbahn (EFZ)“<br />
verkehren mehrere Dampfzüge, vor allem<br />
auf dem Netz der Hohenzollerischen<br />
Landesbahn im Raum Gammertingen.<br />
30. März: Bei den Osterfahrten Oschatz –<br />
Mügeln gibt es an der sächsischen I K 54<br />
einen Triebwerksschaden. Die Lok wird<br />
repariert und steht ab 10. August wieder<br />
für Sonderfahrten zur Verfügung.<br />
11.–13. April: Plandampfbetrieb der<br />
IGE Werrabahn zwischen Eisenach und<br />
Meiningen mit den Dampfloks 44 1486,<br />
44 2546 und 41 1144.<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 59
Chronik<br />
| MUSEUMS<strong>BAHN</strong>EN<br />
Kurzmeldungen Voraussichtlich <strong>2014</strong> soll ET 167 072<br />
als S-<strong>Bahn</strong>-Museumszug Besucher<br />
zu den Berliner Sehenswürdigkeiten<br />
bringen. Im Jahr 2013 wurde er erst<br />
einmal selbst gebracht, nämlich<br />
zwecks Hauptuntersuchung zur<br />
Werkstatt des Fahrzeugwerks<br />
Miraustraße Sebastian Schrader<br />
16. April: Probefahrt des wieder auf -<br />
ge arbeiteten Dieseltriebwagens VT 42<br />
(ex Akku-Triebwagen der Baureihe 515).<br />
Das Fahrzeug der Schienenflieger KG ist<br />
für Sonderfahrten vorgesehen.<br />
April: Wegen Oberbauschäden wird die<br />
Begatalbahn Barntrup – Lemgo gesperrt;<br />
damit hat die Strecke Rinteln Süd –<br />
Barntrup der Extertalbahn keinen Anschluss<br />
mehr ans Schienennetz der DB.<br />
April: Die Usedomer Bäderbahn verleiht<br />
die „Ferkeltaxen“ 971 605 und 971 669<br />
an den Lausitzer Dampflok-Club, der<br />
sie in seinem aus „Ferkel taxen“ ge -<br />
bildeten „Teichland-Express“ einsetzt.<br />
April: Im Verein „Osthavelländische<br />
Kreisbahnen“ gründet sich die „Dampflokgemeinschaft<br />
Brandenburg“.<br />
4. Mai: Zum Jubiläum „20 Jahre Pollo“<br />
verkehren bis 12. Mai zahlreiche Sonderzüge<br />
auf der 750-Millimeter-<strong>Bahn</strong> in<br />
und um Lindenberg in Brandenburg.<br />
Eingesetzt werden unter anderem die<br />
Gastloks 99 4511, 99 574 und 99 608.<br />
Weitere Veranstaltungen folgen; so fährt<br />
am 30. Oktober und 2./3. November<br />
nochmals 99 608 Sonderzüge.<br />
6. Mai: Die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde<br />
Lüneburg nimmt Trieb -<br />
wagen DT 0504 (ex Osthannoversche<br />
Eisenbahnen) und den „Samba-Wagen“<br />
1990 wieder in Betrieb.<br />
19. Mai: Die Niederlausitzer Museums -<br />
eisenbahn stellt die Nassdampflok „Gerresheim“<br />
ab. Kurz vor Fristablauf hat<br />
die Maschine einen Rohrdefekt erlitten.<br />
26. Mai: Bei der Extertalbahn fährt<br />
erstmals nach viereinhalb Jahren wieder<br />
Ellok 22. Das 1927 gebaute Fahrzeug<br />
erhielt zuvor eine Hauptuntersuchung<br />
und bespannt Züge auf dem Abschnitt<br />
Bösingfeld – Alverdissen.<br />
Mai: 98 507, bis dato Denkmallok in<br />
Ingolstadt, wird vorübergehend nach<br />
Greißelbach gebracht. Auf dem Gelände<br />
der Firma Bögl soll sie bis August an das<br />
125-jährige Jubiläum der Strecke Neumarkt<br />
– Beilngries mit der Zweigstrecke<br />
Greißelbach – Freystadt erinnern.<br />
Mai: 52 8087, jahrelang in Neuoffingen<br />
abgestellt, kommt mit einer Überführung<br />
nach Gladenbach bei Marburg. Als<br />
privates Exponat steht die rollfähig aufgearbeitete<br />
Lok fortan in einer Halle.<br />
8./9. Juni: Sommerfest beim DB Museum<br />
Koblenz-Lützel.<br />
10. Juni: Die Formsignalbrücke des<br />
<strong>Bahn</strong>hofs Müncheberg erhält einen Platz<br />
bei der Buckower Kleinbahn; als Denkmal<br />
steht sie nicht weit entfernt von der<br />
ehemaligen „Wirkungsstätte“.<br />
11. Juni: 103 184 wird zum Eisenbahnmuseum<br />
Darmstadt-Kranichstein überführt,<br />
bleibt aber nur bis 19. November.<br />
60<br />
Eisenbahn für die Jüngeren: Im<br />
Januar 2013 eröffnete das neue<br />
„Kinder<strong>Bahn</strong>Land“ im DB Museum<br />
Nürnberg Christian Gloel<br />
Museum Neuenmarkt-Wirsberg<br />
DDM mit neuem Konzept<br />
Seit dem 18. Mai 2013 empfängt das Deutsche<br />
Dampflokomotiv-Museum (DDM) in<br />
Neuenmarkt-Wirsberg seine Besucher mit<br />
einem neuen Konzept. An diesem Tag<br />
wurde das inzwischen kommunal geführte<br />
Museum nach der Umgestaltung wieder<br />
eröffnet. Der Zweckverband DDM schuf ein<br />
modernes Freilicht- und Industriemuseum<br />
im historischen Umfeld, das unter dem<br />
Motto „Eisenbahnerlebnis mit Vergangenheit,<br />
Gegenwart und Zukunft“ steht. Dabei<br />
wurde die Fahrzeugausstellung nach<br />
museumspädagogischen Erkenntnissen<br />
überarbeitet und neu konzipiert. Die Außenanlagen<br />
des ehemaligen <strong>Bahn</strong>betriebswerks<br />
präsentieren sich nun saniert und mit einem<br />
Lehrpfad. Die historischen Gebäude wie<br />
der Lokschuppen wurden teilsaniert, der<br />
„Rundweg durch das Eisenbahnerdorf<br />
Neuenmarkt“ und der „Lehrpfad Schiefe<br />
Ebene“ ins Museumskonzept integriert.<br />
Das Museum beherbergt derzeit unter<br />
anderem 22 normalspurige Dampfloks.<br />
Martin Weltner/GM<br />
Die preußische P 8 „Posen“ fuhr 2013 zeitweise<br />
für die Stadt Blumberg den kommunalen<br />
Museumszug auf der Wutachtalbahn T. Böhme<br />
Sauschwänzlebahn<br />
Mit „Kommunalverkehr“<br />
Neues bei der „Sauschwänzlebahn“: Zum<br />
April 2013 verkehrte erstmals der von der<br />
Stadt Blumberg betriebene „kommunale“<br />
Museumszug. Er fährt jeweils unter der<br />
Woche und ergänzt das Angebot des „privaten“<br />
Museumszugs des Vereins Wutachtalbahn,<br />
der wochenends zum Einsatz kommt.<br />
Damit können die Veranstalter in der Fahr -<br />
saison von April bis Oktober über die ganze<br />
Woche hinweg Dampfzüge anbieten. Zu<br />
diesem Zweck mietete die Stadt Blumberg<br />
im Frühjahr 2013 bei der DBK Historische<br />
<strong>Bahn</strong>en einen Zug an, der mit 52 7596 der
Fotozug-Impressionen 2013: oben historische Reichsbahn-Atmosphäre mit 50 3708 am<br />
Ablaufberg beim Traditionsbahnbetriebswerk Staßfurt (Ende Januar), unten historische<br />
Bundesbahn-Atmosphäre mit der wieder betriebsfähigen E 18 047 und einer 70er-Jahre-<br />
Garnitur auf der Strecke Lichtenfels – Bamberg (3. August) Peter Güttner (oben), Christian Gloel (unten)<br />
Eisenbahnfreunde Zollernbahn bzw. 64 419<br />
und 212 084 der DBK bespannt wurde. Ab<br />
Mai setzte die Stadt Blumberg Dreiachser-<br />
Umbauwagen aus eigenem Besitz und DBK-<br />
Eilzugwagen mit der preußischen P 8 2455<br />
Posen als Leihlok ein. Ab <strong>2014</strong> soll Lok 262<br />
(ex Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn) den<br />
kommunalen Museumszug ziehen. Die<br />
Tenderlok kam im Februar/März 2013 vom<br />
schweizerischen Huttwil zur Aufarbeitung<br />
ins Werk Meiningen. Das Personal des<br />
„kommunalen Zugs“ wird von der Stadt<br />
Blumberg bezahlt. Vincent Volf<br />
Erlebniswelt Horb<br />
Vier Neuzugänge<br />
Vier neue Exponate konnte die Eisenbahn-<br />
Erlebniswelt Horb im Jahr 2013 begrüßen.<br />
Neu im Ausstellungsbestand sind der Ber -<br />
liner S-<strong>Bahn</strong>-Triebwagen 477 601/877 601,<br />
die Dampflok 50 3636 (ex DR, jetzt GES), die<br />
Tenderlok 16 (ex Hohenzollerische Landesbahn,<br />
jetzt GES) und die Ellok 1316 der Nie -<br />
derländischen Eisenbahnen. Vincent Volf<br />
DB/Stiftung Deutsche Eisenbahn<br />
01 150 unter Dampf<br />
Am 23. Mai 2013 übernahm die Stiftung<br />
Deutsche Eisenbahn im Werk Meiningen<br />
offiziell 01 150. Die Stiftung ist der künftige<br />
Betreiber der Schnellzugdampflok, die zum<br />
Bestand des DB Museums gehört. Die Lok,<br />
deren Aufarbeitung maßgeblich vom<br />
ehemaligen Lokführer Olaf Teubert vorangetrieben<br />
wurde, hat jetzt ihren Heimatstandort<br />
im Museums-Bw Heilbronn.<br />
Moritz Müller<br />
Uerdinger Schienenbus<br />
Gescheiterte Sanierung<br />
Der bei der Realschule in Kißlegg im Allgäu<br />
abgestellte Uerdinger-Schienenbus-Steuerwagen<br />
998 828 wird wohl verschrottet. Er<br />
steht einem Erweiterungsbau der Schule im<br />
Weg. Sämtliche Bemühungen von Gemeinde<br />
und Schule zum Erhalt des Fahrzeugs hatten<br />
keinen Erfolg, so dass der Gemeinderat<br />
den „Colum-Bus“ genannten Steuerwagen<br />
Kurzmeldungen<br />
21. Juni: Die Hauptuntersuchung von<br />
E 18 047 des DB Museums Nürnberg wird<br />
abgeschlossen. Damit steht die in Halle<br />
(Saale) stationierte Ellok wieder für<br />
Sonderzüge zur Verfügung.<br />
23. Juni: Beim Bayerischen Eisenbahn-<br />
Museum Nördlingen unternimmt die<br />
aufgearbeitete E 63 02 erste Fahrver -<br />
suche. Die Ellok ist nach 34 Jahren wieder<br />
betriebsfähig.<br />
30. Juni: Nach Ablauf der Fahrwerksfrist<br />
bei Dampflok 20 beendet der Achertäler<br />
Eisenbahnverein vorläufig den Museumszugverkehr<br />
Achern – Ottenhöfen.<br />
Juni: Das Werk Meiningen hat Lok 4 der<br />
Dampfbahn Fränkische Schweiz instandgesetzt.<br />
Juni: Hilfe für das Deutsche Dampflokund<br />
Modelleisenbahn-Museum in<br />
Tuttlingen: Jugendliche Ministranten<br />
ent rosten Lok 52 8138.<br />
24. Juli: Museumslok E 40 128 bringt<br />
die neuen Exponate, Diesellok 290 001<br />
und Lok 001 der RBH, zum DB Museum<br />
Koblenz-Lützel.<br />
28. Juli: 50 3552 ist wieder bei der<br />
Museumseisenbahn Hanau. Die ex-DR-<br />
Dampflok hielt sich zu Kesselarbeiten<br />
und einer Kesselhauptuntersuchung<br />
in Klostermansfeld auf.<br />
Juli: 99 222 der Harzer Schmalspurbahnen<br />
kehrt nach der Hauptuntersuchung<br />
zu ihrem Einsatzgebiet Brockenbahn<br />
zurück.<br />
3. August: Der <strong>Bahn</strong>park Augsburg<br />
erhält die Diesellok V 60 860 als neues<br />
Aus stellungsstück.<br />
17. August: Die Strausberger Eisenbahn<br />
feiert das 120-jährige Bestehen; zum<br />
Jubiläum gibt es einen Tag der offenen<br />
Tür im Depot Strausberg, ein Fotogüterzug<br />
verkehrt auf der Strecke Müncheberg<br />
– Buckow.<br />
17. August: In Pfarrkirchen (Strecke<br />
Mühldorf – Passau) werden 218 348 und<br />
ein n-Steuerwagen als Denkmal auf -<br />
gestellt.<br />
22. August: <strong>Bahn</strong>hofsfest der „Freunde<br />
der Halle-Hettstedter Eisenbahn“ in<br />
Gerbstedt; mit einer Diesellok des Typs<br />
V 22 fährt nach jahrelanger Pause<br />
wieder eine Lok auf einem Streckenstück<br />
der Halle-Hettstedter Eisenbahn.<br />
23.–25. August: Der Verein Schwarzbachbahn<br />
im sächsischen Lohsdorf veran -<br />
staltet Sonderfahrten mit der Leihlok<br />
Nr. 145, einer sächsischen IV K (99 555).<br />
23. August: Der Berliner Museums-<br />
S-<strong>Bahn</strong>-Zug ET/EB 167 072 wird zur Werkstatt<br />
der Fahrzeugwerke Miraustraße<br />
in Berlin, Holzhauser Straße überführt.<br />
Er soll <strong>2014</strong> für den Verein Historische<br />
S-<strong>Bahn</strong> in Betrieb gehen.<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 61
Chronik<br />
| MUSEUMS<strong>BAHN</strong>EN<br />
Kurzmeldungen<br />
23. August: Die Gesellschaft zur Erhaltung<br />
von Schienenfahrzeugen Stuttgart<br />
(GES) nimmt E 94 088 wieder in Betrieb.<br />
23. August: 50 0072 des Bayerischen<br />
Eisenbahn-Museums ist wieder betriebsfähig.<br />
24. August: Bei den Harzer Schmalspurbahnen<br />
verbindet ein Dampfsonderzug<br />
zum „Tag der Eisenbahnmuseen“ die an<br />
der Strecke Qued linburg – Wernigerode<br />
gelegenenen Museumsstandorte.<br />
31. August/1. September: Zum <strong>Bahn</strong>post-<br />
und Dampflokfest verkehrt bei<br />
der Museumsbahn Losheim am See ein<br />
historischer Postsonderzug.<br />
August: Die Norddeutsche Eisenbahn -<br />
gesellschaft sagt die Dampfzugfahrten<br />
Niebüll – Dagebüll wegen Grasbrand -<br />
gefahr ab. Wegen Schäden an der Bremse<br />
fährt die ex schwedische S 1916 auch zu<br />
den Ersatzterminen (19.10.–03.11.) nicht.<br />
1. September: 52 8116 der Osnabrücker<br />
Dampflokfreunde ist letztmals bei einer<br />
Publikumsveranstaltung dabei. Die Lok<br />
kommt danach als Denkmal zu einer<br />
Bielefelder Büromöbelfabrik.<br />
8. September: Der Hessencourrier in<br />
Kassel setzt erstmals den Wagen KN 18<br />
ein. Das Fahrzeug wurde 1903 für die<br />
Kleinbahn Cassel – Naumburg gebaut;<br />
es gehörte zuletzt dem DGEG-Museum<br />
Bochum-Dahlhausen, wo es der Verein<br />
Anfang 2013 erwarb.<br />
4. Oktober: Die Waldeisenbahn Muskau<br />
holt die Schmalspur-Tenderlok 99 3315<br />
zurück. Die Heeresfeldbahnlok war einst<br />
im Raum Weißwasser im Einsatz und<br />
wurde 1977 an die Dampfkleinbahn<br />
Mühlenstroth in Westfalen verkauft; bei<br />
der WEM soll sie nach einer Hauptuntersuchung<br />
Museumszüge befördern.<br />
Oktober: Der Grafschafter Modell- und<br />
Eisenbahn-Club hat Lok D 12 der Bentheimer<br />
Eisenbahn aufgearbeitet. Die<br />
Stangen-Diesellok ist für Sonderzüge<br />
vorgesehen.<br />
1.–3. November: Bei den Rottweiler<br />
Dampf-Tagen setzen die Eisenbahn -<br />
freunde Zollernbahn die Veranstaltungen<br />
zu ihrem Vereinsjubiläum fort.<br />
K. Graf/O. Rabe/S. Weber/L. Wilfert<br />
62<br />
Im April 2013 fuhr die Waldeisenbahn<br />
Muskau Fotozüge – unter anderem auf dem<br />
Abschnitt Weißwasser – Mühlrose, der<br />
im Herbst zum Kohleabbaugebiet wurde<br />
Michael Reimer<br />
2013 zum Verkauf ausschrieb. Die Chancen,<br />
einen neuen Besitzer zu finden, sind recht<br />
gering. Nicht gefährdet sind hingegen zwei<br />
Uerdinger am Kißlegger <strong>Bahn</strong>hof: 998 056<br />
und 075 dienen dem dortigen Jugendhaus<br />
als Lager- bzw. Partyraum. Felix Löffelholz<br />
Inselbahn Sylt<br />
Letzten Borgward gekauft<br />
Die Inselbahn Sylt erwarb im Sommer 2013<br />
den letzten noch existierenden Borgward-<br />
Sattelschlepper. Der bis dato beim Straßenbahnmuseum<br />
(Hannover-)Wehmingen<br />
ab gestellte Triebwagen LT4 wurde zur Self -<br />
kantbahn nach Aachen gebracht, wo seine<br />
Aufarbeitung folgen soll. Die Planungen<br />
sehen vor, das restaurierte Fahrzeug später<br />
auf der Insel auszustellen. Oskar Rabe<br />
Waldeisenbahn Muskau<br />
Foto-Dampf nach Mühlrose<br />
Am 27./28. April 2013 organisierten die<br />
Eisenbahnfreunde der Waldeisenbahn<br />
Muskau eine kleine öffentliche Fotoveranstaltung.<br />
Im besonderen Fokus stand der<br />
Abschnitt von Weißwasser zur einstigen<br />
Tongrube Mühlrose. Da der Tagebau Nochten<br />
durch den Energiekonzern Vattenfall<br />
Historische Bundesbahn-<br />
Fahrzeuge in privater<br />
Hand: Lok 333 902 –<br />
ex Kerkerbachbahn,<br />
ex Bundesbahn – trägt<br />
fast wieder die Original -<br />
lackierung, hier im<br />
Oktober 2013 im ehe -<br />
maligen Bw Alten beken<br />
(links); Lok E 63 02 wurde<br />
vom Bayerischen Eisen -<br />
bahnmuseum Nörd -<br />
lingen betriebsfähig auf -<br />
ge arbeitet (Bild vom Juni<br />
2013)<br />
Malte Werning (links),<br />
Marcus Benz (rechts)<br />
Frisches Streu, pardon, neuer <strong>Bahn</strong>steigschotter<br />
für Netzkater: Im August schlossen<br />
die Harzer Schmalspurbahnen die Sanierung<br />
des Haltepunkts an der Nordhausen-Wer -<br />
nigeroder Strecke ab HSB<br />
erweitert wird, musste dort zum 8. September<br />
2013 der Streckenabschnitt weichen.<br />
Vattenfall bietet eine Neuverlegung ab der<br />
Wasserstelle Trebendorf entlang des Tagebaus<br />
zum künftigen Aussichtsturm am<br />
Schwarzen Berg an. Dort, wo einst dichte<br />
Wälder waren, fuhren die Fotozüge zum Teil<br />
durch gerodete Brachen. Zuglokomotiven<br />
waren die Gastlokomotive 99 3462 der<br />
DKBM (Dampfkleinbahn Mühlenstroth) vor<br />
einem Güterzug mit Personenbeförderung<br />
und die einheimische „Diana“ 99 3312 vor<br />
einem Lorenzug. Hinzu kamen Dieselloks<br />
V10c und von Gmeinder mit Güter- bzw.<br />
Feuerlöschzügen.<br />
Ab <strong>2014</strong> steht die Wiederinbetriebnahme<br />
der Lokomotive 99 3315 an. Diese Maschine<br />
konnte die Waldeisenbahn Muskau im<br />
Herbst 2013 von der DKBM erwerben.<br />
Michael Reimer
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Im April 2013 herrscht auf den Anschlussgleisen des Siemens-Lokomotivenwerkes München reges Treiben. Die Vectron-Lok 193 803 für Railpool<br />
hat soeben ihre Abnahmefahrt gemacht und wird ins Werk geschleppt; Lok 193 804 steht die Abnahmefahrt noch bevor. Sechs Vectron-Exemplare<br />
hat der Lokvermieter bestellt; ein Teil der aktuell recht guten Auftragslage bei der deutschen Fahrzeugindustrie Uwe Miethe<br />
Die Bücher<br />
Zurzeit geht es aufwärts in der <strong>Bahn</strong>industrie:<br />
Im Jahr 2013 konnte sie neue Aufträge von Rekord -<br />
volumen verbuchen. Probleme bei gelieferten Fahrzeugen<br />
wirkten sich dabei offensichtlich nicht aus<br />
Der Verband der <strong>Bahn</strong>industrie in<br />
Deutschland (VDB) e. V. blickte bei<br />
seiner Halbjahrespressekonferenz<br />
Mitte Oktober 2013 auf ein erfreuliches erstes<br />
Halbjahr zurück: „Die wirtschaftliche Lage<br />
der <strong>Bahn</strong>industrie in Deutschland hat sich<br />
im ersten Halbjahr 2013, gemessen an den<br />
Auftragseingängen, spürbar erholt“, erklärte<br />
VDB-Präsident Michael Clausecker. „Das ist<br />
erfreulich und wird für eine Stabilisierung<br />
der wirtschaftlichen Lage in der <strong>Bahn</strong>industrie<br />
sorgen.“ Clausecker ist zuversichtlich,<br />
dass sich die aktuelle Umsatzdelle bei den<br />
Firmen durch den baldigen Abschluss bis -<br />
lang verzögerter Projekte in naher Zukunft<br />
kompensieren lässt. „Die Beschäftigung in<br />
der <strong>Bahn</strong>industrie hat sich dank eines soli -<br />
den Auftragsbestands weiter erfreulich entwickelt.<br />
Sie hat im ersten Halb jahr 2013 mit<br />
insgesamt 50.400 Mitarbeitern leicht um<br />
rund anderthalb Prozent zugenommen“, erklärte<br />
der VDB-Präsident.<br />
gut gefüllt<br />
Das Auftragsplus fällt<br />
mit über 47 Prozent<br />
unerwartet deutlich aus<br />
Der neue Spitzenwert der <strong>Bahn</strong>industrie<br />
bei den Auftragseingängen beläuft sich auf<br />
8,7 Milliarden Euro. Er sichert den <strong>Bahn</strong>technikherstellern<br />
in den ersten sechs Monaten<br />
des Jahres dank neuer nationaler und internationaler<br />
Großaufträge gut gefüllte Auftragsbücher.<br />
Das Auftragsplus fällt mit über<br />
47 Prozent zum Vorjahreszeitraum unerwartet<br />
deutlich aus. Von der künftigen Bundesregierung<br />
erwartet die <strong>Bahn</strong>industrie eine<br />
deutliche Aufstockung der Finanzmittel für<br />
den Bereich Schiene. Die Branche dringt<br />
weiterhin auf die rasche Umsetzung eines<br />
Gesetzgebungsverfahrens, um die Ende Juni<br />
2013 angestoßene Reform des Zulassungswesens<br />
für <strong>Bahn</strong>technik vollständig wirk -<br />
sam werden zu lassen. UM/GM<br />
Stadler<br />
KISS und FLIRT<br />
Stadler Rail erhielt 2013 mehrere Aufträge<br />
für die Elektrotriebzüge KISS und FLIRT.<br />
Im Auftrag von Alpha Trains produziert<br />
die Stadler Pankow GmbH 28 Regionaltriebzüge.<br />
15 Züge vom Typ FLIRT werden<br />
ab Ende 2015 auf der Emsland-Linie<br />
eingesetzt, 13 Züge vom Typ KISS auf der<br />
Mittelland-Linie von der Westfalen<strong>Bahn</strong><br />
eingesetzt. Die Bestellung wurde im<br />
Januar 2013 erteilt.<br />
Im Februar 2013 erhielt Stadler Rail noch<br />
drei größere Aufträge. Die Norwegischen<br />
Staatsbahnen NSB bestellten 16 FLIRT<br />
im Wert von rund 146 Millionen Euro.<br />
Weitere 48 FLIRT werden für die Staatsbahn<br />
MÁV und die Privatbahn GySEV<br />
gebaut; sie sind für den Regional- und S-<br />
<strong>Bahn</strong>-Verkehr in verschiedenen Regionen<br />
Ungarns bestimmt. Der russische <strong>Bahn</strong> -<br />
betreiber Aeroexpress orderte im Februar<br />
24 Dop pel stocktriebzüge auf Basis des<br />
KISS im Wert von rund 350 Millionen<br />
Euro. Die Züge sollen auf den S-<strong>Bahn</strong>-<br />
Linien zwischen dem Moskauer Stadt -<br />
zentrum und den drei Flughäfen fahren.<br />
Im März erteilte die Serbische Staatsbahn<br />
ŽS Stadler Rail den Auftrag für 21 FLIRT<br />
im Wert von rund 100 Millionen Euro,<br />
vorge sehen für den S-<strong>Bahn</strong>-Verkehr in<br />
der Region Belgrad.<br />
Stadler Pankow und Abellio Rail unterzeichneten<br />
im Mai einen Vertrag über<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 65
Chronik<br />
| <strong>BAHN</strong>INDUSTRIE<br />
Die 24 KISS-Züge für den russischen <strong>Bahn</strong>betreiber<br />
Aeroexpress werden zwischen<br />
dem Moskauer Stadtzentrum und den drei<br />
Flughäfen zum Einsatz kommen Stadler<br />
Aus Großbritannien erhielt<br />
die Siemens-<strong>Bahn</strong>sparte 2013<br />
einen der größten Aufträge ihrer<br />
Geschichte. Im Konsortium mit<br />
Cross London Trains (XLT) liefert<br />
Siemens ab 2016 insgesamt<br />
1.140 Wagen des neu entwickelten<br />
Desiro City für die neu gebaute<br />
Thameslink-Strecke in London Siemens<br />
Die Österreichischden<br />
Bundesbahnen rufen<br />
die ersten 100 Desiro<br />
ML ab; die Order ist Teil<br />
des seit April 2010<br />
bestehenden Rahmenvertrags<br />
mit Siemens<br />
Spirit Design<br />
Die fünfteiligen FLIRT für das Niederrhein-<br />
Netz von Abellio gibt es in der Ausführung als<br />
Ein system- und als Mehrsystemvariante Stadler<br />
Blick über das Freigelände der transport<br />
logistic 2013: Güterwagen dominieren das<br />
Bild bei den Schienen fahrzeugen Uwe Miethe<br />
transport logistic München<br />
Neuer Flächen-, neuer Ausstellerrekord:<br />
Die Messe transport logistic in München<br />
wartete Anfang Juni mit 2.013 Unternehmen<br />
aus 63 Ländern auf. Rund 53.000 Fach -<br />
besucher (2011: 51.310) wollten die Neu -<br />
heiten und Exponate zum Thema Logistik,<br />
Mobilität, IT und Supply Chain Management<br />
sehen. Auch diesmal spielte der Schienen -<br />
güterverkehr eine wichtige Rolle; fast alle<br />
namhaften Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
Europas sowie zahlreiche Fahrzeughersteller<br />
waren vertreten, im Freigelände wurden<br />
Loks und Wagen gezeigt. Lokneuheiten gab<br />
es allerdings nicht. Die nächste transport<br />
logistic findet vom 5. bis 8. Mai 2015 wieder<br />
in München statt. Uwe Miethe<br />
66<br />
Fahr zeuge für das Niederrhein-Netz. Er<br />
umfasst 20 elektrische Trieb züge: 13 fünfteilige<br />
Einsystem- und sieben fünfteilige<br />
Mehrsystem-Triebzüge vom Typ FLIRT 3 .<br />
Die Fahrzeugflotte ist für die Strecken<br />
Düsseldorf – Emmerich, Wesel – Mönchengladbach<br />
und Emmerich – Arnheim (Niederlande)<br />
ab Dezember 2016 vorgesehen.<br />
Zusätzlich werden bald FLIRT im Fern -<br />
verkehr fahren: Stadler Rail gewann im<br />
August in Polen eine Ausschreibung der<br />
PKP Intercity für 20 Fernverkehrszüge<br />
im Wert von rund 284 Mio. Euro. Sie<br />
werden auf Basis des Regionaltriebzugs<br />
FLIRT entwickelt.<br />
Siemens<br />
Britischer Großauftrag<br />
Die <strong>Bahn</strong>sparte von Siemens erhielt im<br />
Juni 2013 einen der größten Aufträge ihrer<br />
Geschichte. Für die Thameslink-Strecke<br />
in London baut sie insgesamt 1.140 Wagen<br />
des neu entwickelten Desiro City. Er ist<br />
für den S-<strong>Bahn</strong>-, Regional- und Interregionalverkehr<br />
der britischen Hauptstadt<br />
vorgesehen; das Volumen des Auftrags liegt<br />
bei 1,8 Milliarden Euro.<br />
Bereits im Dezember 2012 bestellte DB<br />
Schenker Rail Polska S.A. 23 Vectron- Elloks<br />
mit einer Option für weitere 13 Loko -<br />
motiven. Für Siemens ist dies die bislang<br />
größte Order für die Vectron-Familie.<br />
Im März gaben die Österreichischen Bundesbahnen<br />
100 Nah- und Regionalverkehrszüge<br />
vom Typ Desiro ML im Wert von 500 Millionen<br />
Euro in Auftrag. Die elektrischen Trieb -<br />
fahrzeuge sollen ab Ende 2015 ausgeliefert<br />
werden.<br />
Im Mai begann in Russland die Produktion<br />
der russischen Regionaltriebzüge vom<br />
Typ Desiro RUS. Die Russischen Eisenbahnen<br />
haben 1.200 Wagen des „Lastotschka“<br />
(„kleine Schwalbe“) geordert.<br />
Der Lokomotivvermieter Mitsui Rail Capital<br />
Europe (MRCE) bestellte im Juni 15 Wechselstrom-Elloks<br />
des Typs Vectron, von denen die<br />
ersten noch 2013 geliefert wurden.<br />
Bombardier-Werk Aachen<br />
Weiter als Talbot Services<br />
Das Werk Aachen, einer von zehn Bombardier-Produktionsstandorten<br />
in Deutschland,<br />
sollte Mitte des Jahres <strong>2014</strong> geschlossen<br />
werden. Der Personaldienstleister Quip aus<br />
Basweiler hat jedoch ein tragfähiges Konzept<br />
zur Weiterführung erarbeitet: Mit einer<br />
Landesbürgschaft Nordrhein-Westfalens<br />
und Unterstützung von Bombardier selbst<br />
begann die am Werksstandort Aachen in der<br />
Jülicher Straße neu gegründete Talbot<br />
Services GmbH am 1. Juli 2013 die Produktion.<br />
Sie hat 240 Mitarbeiter und die Auszubildenden<br />
übernommen. Neben dem Ge -<br />
schäftsbereich Schienenfahrzeuge wird
Das ist die Designstudie der vierteiligen Coradia-Continental-Triebzüge von Alstom für<br />
die Regionalbahnfahrzeuge der Großraum Braunschweig GmbH Alstom<br />
Erstmals kauft<br />
die DB AG Fahrzeuge bei<br />
einem tschechischen Hersteller. Die Elloks<br />
der Baureihe 109 E und die Doppelstockzüge baut<br />
Skoda für den München-Nürnberg-Express DB AG<br />
Bombardier liefert<br />
der DB AG zwölf<br />
neue TWINDEXX-<br />
Vario-Doppelstock-<br />
Triebzüge; sie<br />
sollen ab 2015 für<br />
mehr Komfort<br />
und Qualität in<br />
der Main-Spessart-<br />
Region sorgen<br />
Bombardier<br />
der Streetscooter, ein Elektroauto für den<br />
Kurzstreckenverkehr, in einer Vorserie für<br />
die Deutsche Post DHL gebaut.<br />
Skoda<br />
Loks und Doppelstockzüge<br />
Im August 2013 orderte die Deutsche <strong>Bahn</strong><br />
AG erstmals Fahrzeuge beim tschechischen<br />
Hersteller Skoda. Skoda Transportation<br />
liefert sechs lokbespannte Doppelstockzüge<br />
im Wert von 110 Millionen Euro, die ab 2016<br />
im Regionalverkehr auf der Strecke München<br />
– Ingolstadt – Nürnberg als München-<br />
Nürnberg- Express fahren sollen. Die neuen<br />
Züge be stehen aus einer Ellok der Baureihe<br />
109 E, fünf Doppelstock- sowie einem<br />
Steuerwagen.<br />
Alstom<br />
Werk Stendal ausgebaut<br />
Alstom fertigt 20 Elektrotriebzüge des Typs<br />
Coradia Continental für die Regionalbahnfahrzeuge<br />
Großraum Braunschweig GmbH<br />
(RGB). Der Auftrag vom Dezember 2012 hat<br />
einen Wert von mehr als 100 Millionen Euro.<br />
Die Vierteiler sollen ab Dezember 2015 auf<br />
dem Elektro-Netz Niedersachsen-Ost<br />
fahren.<br />
Wie im August bekannt wurde, investiert<br />
Alstom in den nächsten Jahren auch in neue<br />
Einrichtungen und technische Anlagen im<br />
Werk Stendal. Die Investitonssumme<br />
umfasst 10 Millionen Euro, 3 Millionen<br />
kommen aus Fördermitteln des Landes<br />
Sachsen-Anhalt. Neben einer neuen Produktionshalle<br />
richtet der Hersteller ein<br />
modernes Drehgestell-Zentrum mit Radsatzpresse<br />
ein. Dies ermöglicht auch den<br />
Produktionsstart der vor Ort entwickelten<br />
Rangierlok-Plattform H3.<br />
KOMMENTAR<br />
DB kontra Bombardier<br />
Bestellungen hier, Klagen da. Im Frühjahr<br />
2013 zog die DB AG die Konsequenzen aus<br />
den wiederholten Fahrzeugproblemen der<br />
vergangenen Jahre. Im Februar verklagte<br />
die <strong>Bahn</strong> den Hersteller Bombardier wegen<br />
fehlerbehafteter Neigetechnik bei der<br />
Baureihe 612 sowie mangelhafter Bremsanlagen<br />
bei den neuen 422-Triebzügen für<br />
die S-<strong>Bahn</strong> Rhein-Ruhr. Dabei fordert die<br />
DB AG 160 Millionen Euro Schadensersatz.<br />
Im März folgte eine weitere Klage gegen<br />
Bombardier: Wegen Mängeln an Rädern<br />
und Bremsen von 500 Berliner-S-<strong>Bahn</strong>-<br />
Zügen will die <strong>Bahn</strong> von 1,1 Milliarden<br />
gezahlten Euro fast 350 Millionen zurückbekommen.<br />
Bombardier weist die Anschuldigungen<br />
mit Hinweisen auf mangelhafte<br />
Wartung der Züge durch die DB<br />
AG zurück. Weiteres wurde bis Redak -<br />
tionsschluss nicht bekannt. Martin Weltner<br />
Bombardier<br />
TWINDEXX und TRAXX<br />
Im Jahr 2013 gingen umfangreiche Aufträge<br />
der DB an Bombardier. Im April wurde ver -<br />
einbart, zwölf TWINDEXX-Vario-Triebzüge<br />
mit Nahverkehrs-Ausstattung im Auftragswert<br />
von ca. 113 Millionen Euro zu liefern. Die<br />
Fahrzeuge sind für die Strecken der Main-<br />
Spessart-Region vor gesehen und sollen ab<br />
Ende 2015 zur Verfügung stehen.<br />
Im Mai schlossen die DB und Bombardier<br />
Transportation einen Rahmenvertrag zur<br />
Lieferung von Elektroloks auf Basis der<br />
TRAXX-Plattform. Der Vertrag umfasst bis<br />
2023 einen möglichen Umfang von bis zu<br />
450 Lokomotiven. Aus dem Rahmenvertrag<br />
ruft die DB 110 Lokomotiven für DB Schenker<br />
Rail und 20 für DB Regio sofort ab; diese<br />
Order hat einen Wert von 430 Millionen Euro.<br />
Für die S-<strong>Bahn</strong> Hamburg GmbH werden<br />
im Juni 60 neue Ein- und Zweisystemzüge im<br />
Wert von rund 327 Millionen Euro geliefert.<br />
Die ersten Fahrzeuge sollen Ende 2016 an die<br />
DB-Tochter gehen.<br />
Im August beauftragte die DB Bombardier<br />
noch mit der Lieferung von 18 elektrischen<br />
Doppelstock-Triebzügen Do2010. Die TWIN-<br />
DEXX-Züge im Wert von rund 216 Millionen<br />
Euro sollen ab Dezember 2016 auf den „Ring -<br />
zug West“-Strecken Augsburg – Treuchtlingen<br />
– Nürnberg und Treucht lingen – Ingolstadt –<br />
München fahren. Uwe Miethe<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 67
Chronik<br />
| UNFÄLLE<br />
Verhältnismäßig<br />
Die Unfallchronik nimmt sich für die Eisenbahnen<br />
in Deutschland 2013 recht gemäßigt aus. Es kam<br />
vor allem zu Zusammenprallen an <strong>Bahn</strong>übergängen<br />
Sofern nicht bis zum Jahresende noch<br />
etwas Schreckliches passiert, wird<br />
die Deutsche <strong>Bahn</strong> ihrem Ruf, das<br />
sicherste Landverkehrsmittel zu sein, alle<br />
Ehre machen. Denn 2013 fehlte es gottlob an<br />
einem spektakulären Unfall auf ihrem Netz<br />
– ganz anders als im Ausland. Was die Me -<br />
dien in Deutschland ausführlich bewerteten,<br />
waren die Ereignisse an <strong>Bahn</strong>übergängen,<br />
besonders der in Espelkamp am 9. Januar.<br />
Eine Pkw-Fahrerin übersah in der Ges -<br />
trin ger Straße den Posten, der den ansonsten<br />
Die <strong>Bahn</strong> wird ihrem Ruf,<br />
sicherstes Verkehrsmittel<br />
zu sein, alle Ehre machen<br />
glimpflich<br />
vom Zug gesteuerten, aber schon längere<br />
Zeit gestörten <strong>Bahn</strong>übergang sicherte. Die<br />
von DB-Netze beauftragte Sicherungsfirma<br />
hatte neben dem Posten einen Hilfsposten<br />
eingesetzt und die Blinklichter der Straßensignale<br />
durch weiße Kreuze wie bei Eisenbahnsignalen<br />
als ungültig gekennzeichnet.<br />
Der Pkw prallte mit dem Triebwagen der<br />
Nord-West-<strong>Bahn</strong> zusammen. Der Triebwagenführer<br />
und die Reisenden kamen mit dem<br />
Schrecken davon, die Pkw-Fahrerin allerdings<br />
starb, zwei Mitfahrer wurden schwer<br />
verletzt.<br />
Unzureichend gesichert<br />
Eine Woche später stellte sich heraus, welch<br />
traurige Ursachen der Unfall hatte: Denn die<br />
Fahrerin konnte nicht sehen, dass der <strong>Bahn</strong>übergang<br />
gesperrt war. Nichts deutete im<br />
Annäherungsbereich darauf hin. Die Straßenbeleuchtung<br />
war eingeschaltet; die Lampen<br />
reichten jedoch nicht aus, um den <strong>Bahn</strong>übergang<br />
zu beleuchten. Die quer über die<br />
Straße angebrachten Absperrgirlanden waren<br />
nur mäßig zu erkennen, im Gegenlicht<br />
der auf der anderen Seite wartenden Fahrzeuge<br />
nur als Schatten wahrzunehmen. Die<br />
Warnkleidung des Postens war ebenfalls<br />
nicht auffällig. Die weißen Kreuze, welche<br />
die Blinklichter als ungültig kennzeichneten,<br />
waren nur schwach erkennbar.<br />
Das Eisenbahn-Bundesamt reagierte mit<br />
mehreren Sicherheitsempfehlungen für den<br />
„Infrastrukturbetreiber“, sprich: DB-Netz.<br />
Erich Preuß<br />
Nur Sachschaden gab es, als in der Nacht vom 15. auf den 16. Oktober ein Zug der S 6 Essen –<br />
Köln-Nippes bei Essen-Werden von einem Bauzug touchiert wurde und entgleiste Marcus Henschel<br />
Kurzmeldungen<br />
14. Februar: Ein Güterzug entgleist bei<br />
der Einfahrt in Bremen Hbf und blockiert<br />
dort vorübergehend den Zugverkehr.<br />
15. Mai: Ein Leerwagenzug von Berlin Hbf<br />
nach Berlin-Grunewald entgleist. Der<br />
Fahrdienstleiter in der Betriebszentrale<br />
hat die fasch eingestellte Fahrstraße<br />
bemerkt (an anderen Tagen fährt der Zug<br />
nach Rummelsburg), aufgelöst und die<br />
Weiche unter dem fahrenden Zug gestellt.<br />
9. Juni: Ein Leerwagenzug entgleist in<br />
Rüdesheim.<br />
22. Juni: Auf der Strecke Marburg –<br />
Erndtebrück prallt ein 628/928-Triebzug<br />
an einem <strong>Bahn</strong>übergang auf einen Lkw.<br />
Der voraus fahrende Steuerwagen entgleist,<br />
32 Personen werden verletzt, davon<br />
fünf schwer. Der Lkw-Fahrer hatte das<br />
Warnblinklicht übersehen. Der Betrieb<br />
auf der Strecke ruht bis 24. Juni.<br />
17. Juli: In Kellmünz (Strecke Ulm –<br />
Kempten) erfasst ein 612 an einem <strong>Bahn</strong>übergang<br />
ein Auto. Es gibt 13 Verletzte,<br />
darunter drei Schwerverletzte; der<br />
Schaden beträgt ca. 3,5 Mio. Euro, die<br />
Strecke bleibt bis 21. Juli gesperrt.<br />
23. Juli: Ein Kleintransporter prallt mit<br />
einer Rangierabteilung der Hafenbahn<br />
Mülheim/Ruhr zusammen, Fahrer und<br />
Beifahrer des Pkw werden schwer verletzt.<br />
Das Fahrzeug sollte für einen Metalldiebstahl<br />
verwendet werden. Als Hafenarbeiter<br />
das Diebestrio stellten, flüchtete dies<br />
und übersah vermutlich die Rangierfahrt.<br />
2. September: Zwischen Osnabrück und<br />
Bramsche prallt ein Pkw auf einem <strong>Bahn</strong>übergang<br />
mit einem DB-Zug zusammen;<br />
drei Insassen des Pkw kommen ums<br />
Leben.<br />
9. Oktober: Auf der Strecke Nürnberg –<br />
Würzburg stürzt eine Frau auf die Gleise<br />
und wird von einem ICE getötet. Die Frau<br />
stieg in Emskirchen auf einen Güterzug,<br />
um „nach Hause zu fahren“, konnte sich<br />
aber nicht am Wagen halten.<br />
26. Oktober: In Gladbeck stoßen zwei<br />
Güterzüge zusammen; mehrere Wagen<br />
stürzen um. E. P./S. Weber/GM<br />
13 Schwerverletzte und rund 3,5 Millionen Euro<br />
Schaden sind die Bilanz des Unfalls vom 17. Juli<br />
2013. Auf der Strecke Ulm – Kempten war ein<br />
612 auf ein Auto geprallt Felix Löffelholz<br />
68
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Chronik<br />
| INTERNATIONAL<br />
Wer hätte 2012 gedacht, dass<br />
2013 noch Ae 6/6 planmäßig<br />
am Gotthard fahren? Doch die<br />
Schweizerischen Bundesbahnen<br />
reaktivieren einige der Oldtimer;<br />
und am 28. August fährt<br />
Ae 6/6 11470 mit einer Re 6/6<br />
bei Wassen bergwärts<br />
Florian Martinoff<br />
Chronik 2013:<br />
Unerwartete Wendungen, gute Traditionen, schlechte<br />
Nachrichten: Das internationale Eisenbahn-Jahr<br />
war von Kontrasten geprägt. Wegen mehrerer<br />
Unglücke bleibt es wohl noch lange in Erinnerung<br />
70
International<br />
Vix adlaudabilis catelli infeTremulus zothecas senesceret oratori. Bellus matrimonii vocificat agricolae. Aegre perspicax oratori circumgrediesenesceret<br />
adfa catelli infeTremulus zothecas senesceret oratori. Bellus matrimonii vocificat agricolae. Perspicax oratori circumgrediesenesceret<br />
Internationaler <strong>Bahn</strong>-Betrieb 2013: Personal an der Satteltanklok „Sir Berkeley“ der Museumsbahn Middleton Railway (l.), australischer Reisezug<br />
in Kuranda (M.) und eifrige Pflegearbeiten am <strong>Bahn</strong>hofsinventar im slowenischen Kranj (r.) Andrew Thompson (l.), Michael Reimer (M.), Marco Frühwein (r.)<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 71
Chronik<br />
| ÖSTERREICH<br />
Ein Murenabgang hat am 2. Juni 2013 den <strong>Bahn</strong>hof Taxenbach im Salzburger Land unpassierbar gemacht.<br />
Die Aufräumarbeiten infolge des Hochwassers werden hier noch bis <strong>2014</strong> dauern Picture-alliance/Jürgen Feichter<br />
Die ersten Beschränkungen gab es zu<br />
Jahresbeginn. Heftige Schneefälle<br />
gleich im Januar machten der <strong>Bahn</strong><br />
zu schaffen, selbst in der Bundeshauptstadt<br />
Wien. In der zweiten Februarhälfte waren es<br />
abermals große Mengen Neuschnee – bis zu<br />
40 Zentimeter im Osten des Landes, bis zu<br />
70 Zentimeter im Süden, was zu einem erneuten<br />
Verkehrschaos führ te.<br />
Noch viel schlimmer traf es die Eisenbahn<br />
aber mit dem Juni-Hochwasser. Das Unheil<br />
begann Ende Mai und zog sich bis zu den<br />
ersten Juni-Tagen hin. In der Zeit regnete es<br />
pausenlos. Die Hochwasserschäden erstreckten<br />
sich vom Tiroler Unterland (Großraum<br />
Kitzbühel) über das Bundesland Salzburg<br />
(Saalach und Salzach), die Bundesländer<br />
Ober- und Niederösterreich (Inn, Donau,<br />
einige kleinere Zuflüsse) bis nach Ungarn.<br />
Die Folgen des Hochwassers<br />
An zahlreichen Stellen – fast im ganzen Land<br />
– wurde das Schienennetz beeinträchtigt,<br />
teils musste man den Betrieb vorübergehend<br />
einstellen. Die Schäden im Überblick:<br />
Mehrere Murenabgänge (Erdrutsche)<br />
sorgten für eine Streckensperre entlang der<br />
Brennerbahn; bei Gries am Brenner entgleiste<br />
ein Zug der Rollenden Landstraße,<br />
woraufhin der Oberbau auf einer Länge von<br />
500 Metern erneuert werden musste.<br />
Die Giselabahn wurde im Bezirk Kitz -<br />
bühel an mehreren Stellen von Muren überdeckt;<br />
bei Leogang fuhr ein Güterzug in<br />
einen umgestürzten Baum und wurde später<br />
72<br />
Land<br />
unter!<br />
Naturkatastrophen<br />
beeinträchtigten 2013<br />
den <strong>Bahn</strong>betrieb in der<br />
Alpenrepublik. Am<br />
schlimmsten: das Hochwasser<br />
Anfang Juni<br />
von einer Mure bedeckt. Der Abschnitt von<br />
Bruck-Fusch bis Lend war für mehrere Wochen<br />
gänzlich gesperrt, sodann für mehrere<br />
Monate nur eingleisig befahrbar. Die Sanierungsarbeiten<br />
zwischen Taxenbach-Rauris<br />
und Lend werden sich bis <strong>2014</strong> hinziehen, da<br />
in diesem Bereich eine völlig neue Murengalerie<br />
errichtet wird. Der <strong>Bahn</strong>hof Taxenbach-Rauris<br />
stand komplett unter Wasser.<br />
Die <strong>Bahn</strong>linien der Salzburger Lokalbahn<br />
waren kurzzeitig vom Hochwasser betrof -<br />
fen. Die Pinzgauer Lokalbahn wurde vor -<br />
über gehend – ohne weitere Schäden – eingestellt,<br />
kurzzeitige Sperren gab es nördlich<br />
von Salzburg infolge von Überschwemmungen<br />
im Gleisbereich.<br />
Die Innkreisbahn (Braunau – Simbach am<br />
Inn), die Almtalbahn (Voitsdorf – Grünau im<br />
Almtal) waren nur kurzzeitig gesperrt.<br />
Ebenso kurzzeitig gesperrt, aber von Unterspülungen<br />
betroffen war die Pyhrnbahn an<br />
zwei Abschnitten (Nettingsdorf – Kirchdorf<br />
an der Krems, Hinterstoder – Ardning).<br />
Größere Schäden gab es an der Salzkammergutbahn<br />
im Abschnitt zwischen Gmunden<br />
und Bad Aussee.<br />
Zahlreiche Überschwemmungen be tra -<br />
fen die Strecken nahe der Donau, wie die<br />
Mühlkreisbahn im Nahbereich von Linz<br />
oder die Donauuferbahn (Baumgarten – Sarmingstein).<br />
In der Wachau galt ein „Hochwasser-Sonderfahrplan“<br />
mit fünf Zugpaaren<br />
der NÖVOG, nachdem sämtliche Bundesstraßen<br />
gesperrt waren und das Hochwasser<br />
bis zum <strong>Bahn</strong>damm reichte. Das Hoch was -<br />
ser beeinträchtigte auch die Franz-Josefs-<br />
<strong>Bahn</strong> nördlich von Wien und die Preßburgerbahn<br />
im Abschnitt Hainburg – Wolfsberg.<br />
Die viergleisige Westbahnstrecke zwischen<br />
Amstetten und St. Johann-Weistrach<br />
war erstmals vom Hochwasser betroffen,<br />
nachdem die unbedeutende Url massiv über<br />
die Ufer getreten war.<br />
... und nochmals Schnee<br />
Im Oktober 2013 wurde der <strong>Bahn</strong>betrieb ein<br />
weiteres Mal von Extremwetter behindert.<br />
Ein kurzer, heftiger Wintereinbruch mit bis<br />
zu 50 Zentimeter Neuschnee legte den <strong>Bahn</strong>betrieb<br />
in ganz Tirol lahm; die Betriebsruhe<br />
dauerte von einigen Stunden (Inntalstrecke,<br />
Brenner) bis zu mehreren Tagen (Mittenwald-<br />
und Außerfernbahn). Markus Inderst
Nach 102 Jahren Regelbetrieb hat die Ellok-Reihe 1099 bei<br />
der Mariazellerbahn weitgehend ausgedient; am 28. Oktober<br />
steht Lok 1099.014 mit einem Abschiedszug in St. Pölten<br />
neben einem Triebwagen „Himmels treppe“ Paul G. Liebhart<br />
die neuen Fahrzeuge um. Damit endete der<br />
tägliche Einsatz der Ellok-Reihe 1099; <strong>2014</strong><br />
fährt aber eine Lok den Zug „Ötscherbär“.<br />
Schon im Juni 2013 hatte die NÖVOG ihr<br />
neues Betriebszentrum in Laubenbachmühle<br />
eröffnet. Es umfasst <strong>Bahn</strong>hofsanlagen,<br />
eine Werkstätte mit vier Hallengleisen,<br />
eine Remise mit sechs Hallengleisen und<br />
eine Waschanlage mit einem Hallengleis.<br />
Reihe 4855<br />
Neue Einsätze<br />
Die beiden Triebwagen der Reihe 4855, die<br />
jahrelang auf der Haager Lies eingesetzt<br />
wurden, haben ein neues Einsatzgebiet. Seit<br />
Sommer 2013 fahren sie im Regionalverkehr<br />
Attnang-Puchheim – Kammer-Schörfling<br />
(„Kammerer Hansl“).<br />
Mehrere Sonderzüge der Schafbergbahn<br />
bringen am 21. Juni die Fest- und Ehrengäste<br />
auf die Schafbergspitze Markus Inderst<br />
Der Railjet „Ski Austria“ ist eines der neuen Werbe -<br />
fahrzeuge von 2013. Hier im Umleiterverkehr bei<br />
Fieberbrunn am 26. Oktober Markus Inderst<br />
Zillertalbahn<br />
Fahrzeugtausch<br />
Die Zillertalbahn hat von der Salzburger<br />
Lokalbahn 2013 den Triebwagen VTs 11<br />
er hal ten. Sie setzt ihn als VT 1 (in Zweit -<br />
besetzung) ein. Dafür wurden der Pinz -<br />
gaubahn dringend benötigte Nieder flur-<br />
Mittelwagen und eine betriebsfähige<br />
Dampflokomotive überlassen.<br />
ÖBB<br />
Neue Werbeloks<br />
Das Jahr 2013 brachte in der Alpenrepublik<br />
viele neue Werbefahrzeuge. Bei den Österreichischen<br />
Bundesbahnen gab es:<br />
– die Railjet-Garnitur 49 zur alpinen<br />
Ski-WM in Schladming<br />
– den Kombi-Ticket-Talent 4123.013,<br />
ebenfalls zur Ski-WM<br />
– die Werbelok „Frontrunner“<br />
– den Taurus 1116.016 als RCA-Lok<br />
– den Taurus 1216.020 als Jubiläumslok<br />
für Giuseppe Verdi und Richard Wagner<br />
– den Talent 4024.103 mit Werbung für<br />
den Wiener Hauptbahnhof<br />
– den Taurus 1116.182 als „Cobra-Lok“<br />
– den Taurus 1116.143 als Werbelok<br />
„40 Jahre Montan-Spedition“<br />
– die Railjet-Garnitur 51 mit Taurus 1116.251<br />
als Ski Austria railjet<br />
– den Taurus 1216.141 als ÖAMTC-Lok<br />
(analog der ADAC-Lok 111 024 der DB)<br />
die ehemalige Cats-Lok 1116.153 ebenfalls<br />
als ÖAMTC-Lok<br />
– den Taurus 1116.222 The Red Bulletin<br />
– den Talent 4024.088 Tiroler Versicherung<br />
Als Vorgriff auf die Railjet-Verkehre Prag –<br />
Wien bzw. Graz wurden mehrere Loks der<br />
Reihe 1216.2 einer Neugestaltung unter -<br />
zogen: 1216.228 ist eine Werbelok für den<br />
Güterverkehr, die 1216.229 wurde zur ersten<br />
ÖBB-RJ-Lok umlackiert und die 1216.235<br />
wurde als erste RJ-Lok im blauen Design<br />
der Tschechischen Staatsbahn CD umge -<br />
staltet. Weitere Umlackierungen folgen bis<br />
zum Betriebsstart im Dezember <strong>2014</strong>.<br />
Zum Jahreswechsel wird die 1216.210 ihre<br />
Kapsch-Werbung verlieren. Neu bei den<br />
Privatbahnen ist die GySEV-Lok 470.503<br />
(ex „Franz Liszt“), die jetzt als Richard-<br />
Wagner-Lok fährt.<br />
Salzburger Lokalbahn<br />
„Blaues Krokodil“ wird E 94<br />
Die Salzburger Lokalbahn (SLB) übernahm<br />
zum 31. August 2013 die Ellok 1020.041 von<br />
der Mittelweserbahn. Das „blaue Krokodil“<br />
wird bei der SLB in historischer Anleh nung<br />
die Betriebsnummer E 94 erhalten. Als<br />
künftiges Einsatzgebiet werden Bedarfsverkehrsleistungen<br />
genannt.<br />
NÖVOG<br />
Neue ET und Zentrum<br />
Seit September 2013 setzt die Niederöster -<br />
reichische <strong>Bahn</strong>gesellschaft NÖVOG die<br />
neuen Triebwagen mit dem klingenden<br />
Namen „Himmelstreppe“ ein. Neun Trieb -<br />
wagen (ET 1–9) wurden von Stadler in Buss -<br />
nang gebaut. Mit dem Winterfahrplan stellte<br />
die NÖVOG den Betrieb am 28. Oktober auf<br />
Rail Cargo Austria<br />
Rückzug aus Güterverkehr<br />
Der flächendeckende Rückzug der ÖBB-<br />
Gütertochter Rail Cargo Austria samt Neu -<br />
regelung des Einzelwagenladungsverkehrs<br />
hatte 2013 Konsequenzen. Die beförderten<br />
Tonnagen sanken, etliche Leistungen gingen<br />
auf andere Unternehmen über, zum Beispiel<br />
die Steiermärkische Landesbahn oder Stern<br />
und Hafferl. Markus Inderst/GM<br />
Kurzmeldungen<br />
Januar: Lok 298.05 kommt zum Stainzer<br />
Flascherlzug.<br />
15. Juni: Die Österreiche Gesellschaft für<br />
Lokalbahnen (ÖGLB), Betreiber der Ybbstalbahn-Bergstrecke,<br />
fährt erstmals auf<br />
der Talstrecke zwischen Lunz am See<br />
und Göstling. Sie hat die Strecke von der<br />
NÖVOG übernommen.<br />
21. Juni: Die Salzkammergutbahn GmbH<br />
feiert 120 Jahre Schafbergbahn und<br />
140 Jahre Wolfgangseeschifffahrt. Unter<br />
anderem werden die neue Diesellok<br />
VTz 31 eingeweiht und das Stück „Schafberg<br />
1911“ aufgeführt.<br />
1. Juli: Die ÖBB Personenverkehrs AG<br />
stellt den Personenverkehr zwischen<br />
Deutschkreutz und Neuckenmarkt-<br />
Horitschon ein; als Ersatz fahren Postbusse.<br />
Markus Inderst<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 73
Chronik<br />
| SCHWEIZ<br />
Nur noch in den Sommermonaten soll<br />
der Glacier Express solch eine stattliche<br />
Länge aufweisen. Im August 2013 ist<br />
einer der Züge am Schmittener Viadukt<br />
unterwegs Dr. Hans-Bernhard Schönborn<br />
Mit neuem<br />
Ansatz<br />
Der Glacier Express ist nicht nur der Klassiker unter den Panoramazügen,<br />
sondern auch für die Betreiber finanziell sehr wichtig. Damit das so bleibt,<br />
ändern sie den Fahrplan des Zuges zum Dezember 2013 ab<br />
Kurzmeldungen<br />
15. Februar: Die ex-Bundesbahn-Dampflok<br />
23 058 tritt die Rückkehr von den<br />
Niederlanden in die Schweiz an. Nach<br />
der Überführung soll die auf Leichtölfeuerung<br />
umgebaute Maschine Sonderzüge<br />
zwischen Sissach und Olten fahren.<br />
2. Juni: Infolge starker Regenfälle kommt<br />
es am Gotthard zu Erdrutschen, welche<br />
die Strecke für mehrere Tage blockieren.<br />
Juni: BLS Cargo verliert DB Schenker Rail<br />
als Kooperationspartner und befördert<br />
damit nicht mehr deren Güterzüge durch<br />
die Schweiz. Einen Teil des Verlustes<br />
macht die BLS-Tochter durch die Kooperation<br />
mit einem niederländischen<br />
Verkehrsunternehmen wett.<br />
25. Juli: Mithilfe von Kränen und Lkw<br />
setzt die Rhätische <strong>Bahn</strong> das denkmal -<br />
geschützte Empfangsgebäude des <strong>Bahn</strong>hofs<br />
Schnaus-Strada auf dem Areal um.<br />
15. Dezember: Die Zentralbahn nimmt<br />
mit dem Fahrplanwechsel weitreichende<br />
Änderungen vor: Unter anderem wird<br />
das Angebot der S-<strong>Bahn</strong> Luzern verdichtet,<br />
es gibt Nonstop-Interregios Luzern –<br />
Stans bzw. – Sarnen, als Luzern-Inter -<br />
laken-Express fahren die neuen ABeh 150<br />
„Adler“; der Luzern-Engelberg-Express<br />
führt Panoramawagen. B. Uesi/HBS<br />
74<br />
Die Rhätische <strong>Bahn</strong> und die Matterhorn–Gotthard-<strong>Bahn</strong><br />
sehen es als<br />
Optimierung. Denn die Passagierzahlen<br />
aus dem Euroraum gehen zurück, die<br />
Abgeltungen von Bund und Kanton fallen<br />
weg. Da braucht es eine Änderung, um die<br />
Attraktivität und Wirtschaftlichkeit des<br />
Glacier Express zu erhalten.<br />
Bis zu drei Zugpaare im Sommer<br />
Das Ergebnis, das mit dem Fahrplanwechsel<br />
in Kraft tritt, sieht wie folgt aus: Vom 15. Dezember<br />
2013 bis 26. Oktober <strong>2014</strong> gibt es das<br />
Zugpaar 902 / 903, das Zermatt um 08:52 Uhr<br />
verlässt und St. Moritz um 16:58 Uhr erreicht<br />
bzw. in St. Moritz um 09:02 Uhr abfährt und<br />
in Zermatt um 17:00 Uhr ankommt. Auf der<br />
zum UNESCO-Welterbe zählenden Albula-<br />
Strecke wird die Kurswagen-Garnitur aus<br />
zwei Panoramawagen 1. Klasse, dem Servicewagen<br />
mit Stehbar und drei Panoramawagen<br />
2. Klasse an einen RegioExpress angehängt,<br />
auf der Strecke Chur – Zermatt wird<br />
sie als eigenständiger Zug geführt. Dadurch<br />
lässt sich die Wartezeit in Disentis, die auch<br />
dem Lokomotivwechsel dient, verkürzen.<br />
Vom 10. Mai bis 12. Oktober <strong>2014</strong> kommt<br />
das Zugpaar 900 (07:52 Uhr ab Zermatt /<br />
15:58 Uhr an St. Moritz) / 905 (10:02 Uhr ab<br />
St. Moritz / 18:00 Uhr an Zermatt) hinzu. Zusätzlich<br />
fährt zwischen 31. Mai und 21. September<br />
<strong>2014</strong> das Zugpaar 904 (09:52 Uhr ab<br />
Zermatt / 17:58 Uhr an St. Moritz) / 901 (08:02<br />
Uhr ab St. Moritz / 16:00 Uhr an Zermatt),<br />
das auch in St. Niklaus hält. Die Wagenreihung<br />
entspricht der des Zugpaars 902 / 903.<br />
Damit legt man den Schwerpunkt auf die<br />
attraktiven Jahreszeiten. Dagegen entfällt<br />
das Zugpaar Davos – Zermatt – Davos wegen<br />
der geringen Frequenzen vor allem zwischen<br />
Chur und Davos; als neues Angebot gibt es<br />
Saisonale Ausrichtung<br />
der Züge und im Sommer<br />
der „Glacier-Express-Bus“<br />
zwischen 31. Mai und 21. September <strong>2014</strong> den<br />
„Glacier Express Bus“, der in Kombination<br />
mit Zugpaar 902/903 die Verbindung Chur –<br />
Davos herstellt. Dieser Bus verkehrt über<br />
Lenzerheide und bindet damit eine weitere<br />
Bündner Tourismus-Region direkt an den<br />
Glacier Express an. Im Rahmen der Feiern<br />
„125 Jahre RhB“ wird <strong>2014</strong> auch ein Glacier-<br />
Express Disentis – St. Moritz, also nur im<br />
Netz der Rhätischen <strong>Bahn</strong>, verkehren.<br />
Ob das Konzept Erfolg hat? Das Jahr <strong>2014</strong><br />
wird es zeigen. Dr. H.-B. Schönborn
Nur noch selten zeigen sich RE-Züge am<br />
Gotthard; am 17. September 2013 bringt SBB-<br />
Lok Re 4/4 11195 einen Leerzug von Chiasso<br />
nach Lugano (Foto in Maroggia-Melano). Er<br />
fuhr zuvor als Verstärker Bellinzona – Chiasso<br />
Altes und Neues präsentiert die<br />
Zentralbahn am 26. Oktober 2013 in<br />
Meiringen. Bald sollen noch neue<br />
Triebzüge in den Bestand rücken<br />
Dr. Hans-Bernhard Schönborn, Heiko Günther (l.)<br />
Reihe Ae 6/6<br />
Rückkehr in den Plandienst<br />
Im Dezember 2012 hatten die SBB ihre<br />
letz ten Veteranen der Reihe Ae 6/6 (neu:<br />
Reihe 610) aufs Abstellgleis geschoben.<br />
Doch schon im März 2013 sorgte Lokmangel<br />
für ein Comeback von zunächst drei der<br />
Elloks, als 11419, 11427 und 11430 erneut in<br />
Dienst gestellt wurden. Pünktlich zum Start<br />
der Zuckerrüben-Kampagne des Jahres<br />
standen im Herbst wieder zehn Loks im<br />
Einsatz. Unter ihnen ist auch Lok 11419,<br />
die einzige reaktivierte Kantonslok und<br />
zu gleich die älteste eingesetzte Strecken -<br />
lokomotive von SBB Cargo. Erwähnenswert<br />
ist zudem 610 496, die als einzige Lok den<br />
Cargo-Anstrich trägt. Eingesetzt werden<br />
die Ae 6/6 vom Rangierbahnhof Limmattal,<br />
wo sie auch unterhalten werden.<br />
F. Martinoff/Martin Weltner<br />
ETR 470<br />
Weiter in Betrieb<br />
Totgesagte leben länger: Die störanfälligen<br />
„Cisalpino“ ETR 470 fahren bis mindestens<br />
2015 weiter. Die Ablieferung der nachbe -<br />
stellten ETR 610 an die Schweizerischen<br />
Bundesbahnen (SBB) verzögert sich, wes -<br />
halb die bisher eingesetzten Triebzüge<br />
vorerst im Betrieb verbleiben müssen. Um<br />
die Pünktlichkeit zu erhöhen, wird der<br />
Fahr plan Zürich – Mailand um 20 Minuten<br />
ge streckt, die Wendezeit soll mindestens<br />
50 Minuten betragen. Dafür werden einige<br />
Verbindungen ganz und der Halt in Como<br />
gestrichen. HBS<br />
BLS/Rhätische <strong>Bahn</strong><br />
100-Jahr-Feiern<br />
Gleich zwei große Streckenjubiläen gab<br />
es 2013 in der Schweiz. Die BLS feierte das<br />
100-jährige Bestehen der Lötschbergbahn,<br />
die am 28. Juni 1913 in Betrieb gegangen<br />
war. Zu dem Anlass gab es verschiedene<br />
Feierlichkeiten, darunter das große „Eisenbahnfest“<br />
am 28./29. Juni in Frutigen und<br />
das „Südrampenfest“ am 7./8. September.<br />
Sonderzüge über die Bergstrecke und Fahr -<br />
zeugparaden zogen zahlreiche Eisenbahnfreunde<br />
an. Ebenfalls 100 Jahre gibt es<br />
die Meterspurstrecke Bever – Scuol-Tarasp<br />
der Rhätischen <strong>Bahn</strong>, die am 1. Juli 1913<br />
eröffnet wurde. Das Jubiläum wurde am<br />
(leider verregneten) letzten Juni-Wochenende<br />
mit zahlreichen historischen und<br />
modernen Fahrzeugen gefeiert. HBS<br />
Transports Publics du Chablais<br />
Große Investitionen<br />
Die Transports Publics du Chablais (TPC)<br />
investieren 104 Millionen Schweizer<br />
Franken in <strong>Bahn</strong>anlagen bzw. Rollmaterial.<br />
64 Millionen Franken sind für die Erneuerung<br />
von Strecken und <strong>Bahn</strong>höfen vorge -<br />
sehen, weitere 40 Millionen Franken für<br />
den Kauf von sieben Zahnrad- und Adhäsionstriebwagen.<br />
Damit soll auch die Strecke<br />
Aigle – Ollon – Monthey – Champéry an<br />
die Strecken Aigle – Les Diablerets und<br />
Aigle – Leysin angepasst werden. Von den<br />
bisherigen Fahrzeugen werden nur die<br />
Beh 4/8 591 – 592 umgebaut, die übrigen<br />
Triebwagen durch Neubaufahrzeuge<br />
ersetzt, die ab 2015 in Betrieb gehen sollen.<br />
Die TPC entstanden aus vier <strong>Bahn</strong>gesellschaften<br />
und mehreren Busbetrieben im<br />
Raum Aigle – Bex – Monthey. Sie haben in<br />
den letzten fünf Jahren bereits 72 Millionen<br />
Franken in die Infrastruktur investiert. HBS<br />
Stadler-Fahrzeuge erobern sich<br />
mehr und mehr Anteile im<br />
Schweizer <strong>Bahn</strong>wesen. Im Mai<br />
2013 legt RABe 511 der SBB in<br />
Grandvaux in der Westschweiz<br />
einen Halt ein Armin Schmutz<br />
Westschweiz<br />
Sammelbestellung<br />
Gleich vier <strong>Bahn</strong>en der Westschweiz haben<br />
sich im März 2013 zu einer Bestellung<br />
zusammengetan. Beteiligt sind die Transportunternehmen<br />
der Regionen Morges –<br />
Bière – Cossonay (MBC, früher BAM) und<br />
Vallée de Joux – Yverdon – Sainte-Croix<br />
(TRAVYS, früher YSteC), die Montreux –<br />
Oberland Bernois (MOB) und die Freibur -<br />
gischen Verkehrsbetriebe (TPF). Sie ordern<br />
17 meterspurige Triebzüge im Wert von<br />
150 Millionen Schweizer Franken bei der<br />
Stadler Bussnang AG. Die Ablieferung<br />
findet zwischen Januar 2015 und Juli 2016<br />
statt. Durch die gemeinsame Bestellung<br />
konnten rund 28 Millionen Franken gegenüber<br />
Einzelbestellungen eingespart werden.<br />
HBS<br />
Rhätische <strong>Bahn</strong><br />
Pendelzüge renoviert<br />
Die aus den Jahren 1971 bzw. 1979 stam -<br />
menden Vorortpendelzüge der RhB mit den<br />
Triebwagen Be 4/4 511 – 516 werden in<br />
der Hauptwerkstätte Landquart für rund<br />
2,5 Millionen Franken modernisiert. Unter<br />
anderem erhalten sie neue Polster und<br />
besser abgedichtete Fenster. Die Züge<br />
werden für das Konzept „Retica 30“ gebraucht,<br />
das ab Ende <strong>2014</strong> für mehrere<br />
Strecken einen teilweisen Halbstundentakt<br />
vorsieht. Nach derzeitiger Planung sollen<br />
die Fahrzeuge bis 2018 zwischen Klosters,<br />
Davos und Filisur pendeln. HBS<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 75
Chronik<br />
| WELTWEIT<br />
Unglücksmonat Juli<br />
Drei schwere Zugunfälle mit zusammen mehr als 130 Toten<br />
sind die Bilanz vom Juli 2013. In Spanien, Kanada und Frankreich kam es<br />
jeweils zu folgenschweren Entgleisungen<br />
Die Bilder von dem Unglück gingen<br />
um die Welt. Eine Überwachungskamera<br />
hatte gefilmt, wie sich der<br />
Zug in der Kurve auf sie zu bewegte und<br />
dann aus den Gleisen geriet. Was aussah wie<br />
ein Katastrophenfilm, war am 24. Juli 2013<br />
im nordspanischen Santiago de Compostela<br />
bittere Realität – und einer der schwersten<br />
Zugunfälle der letzten Jahre in Europa.<br />
An dem Tag verließ Zug Alvia 4155 um<br />
15:00 Uhr den Madrider <strong>Bahn</strong>hof Chamartín<br />
zur Fahrt nach Ferrol im äußersten Nordwesten<br />
Spaniens, wo er um 22:36 Uhr ankom -<br />
men sollte. Er bestand aus einer 250 km/h<br />
schnellen Talgo-Neigetechnik-Garnitur mit<br />
zwei Triebköpfen (730 045 und 046); zwi -<br />
schen die niedrigen Talgo-Wagen mit ihren<br />
Einachsfahrwerken und den Triebköpfen<br />
sind bei dieser Baureihe an beiden Enden<br />
dreiachsige Diesel-Generatorwagen eingereiht.<br />
Am Unglückstag fuhren 218 Reisende<br />
und vier Zugpersonale in dem Zug mit..<br />
Entgleisung in der Kurve<br />
Um 20:39:06 Uhr informierte der Zugschaffner<br />
den Lokführer per Diensthandy, dass um<br />
22:15 Uhr in Pontedeume, dem letzten Halt<br />
vor Ferrol, eine Familie aussteigen wolle. Der<br />
Zug sollte dazu am Haus bahn steig hal ten<br />
und der Fahrdienstleiter entspre chend informiert<br />
werden. Die Fahrgeschwindigkeit betrug<br />
199 km/h. Das Telefongespräch dauerte<br />
100 Sekunden, in dieser Zeit legte der Zug<br />
fast 5,5 Kilometer zurück. In der Aufzeichnung<br />
des Gesprächs ist auch das akustische<br />
Warnsignal durch die Balise am Tunnelausgang<br />
des 1.158 Meter langen Mazorros-Tunnels<br />
zu hören. Drei Sekunden später endete<br />
das Gespräch, nach weiteren vier Sekunden<br />
ertönte ein weiteres Warnsignal im 635 Meter<br />
langen Santiago-Tunnel. Erst in diesem Moment<br />
realisierte der Lokführer, dass er sich<br />
unmittelbar vor einer Geschwindigkeitsbeschränkung<br />
befand, und aktivierte alle<br />
Bremssysteme. Ab Tunnelausgang gilt für die<br />
bis dahin für 220 km/h zu gelassene Strecke<br />
ein Limit von 80 km/h. Das konnte der Zug<br />
je doch nicht mehr schaffen. Mit einem 400-<br />
Meter-Radius wird die Neubaustrecke in die<br />
alte Trasse über führt – der führende Trieb -<br />
kopf raste mit 179 km/h in diese Kurve hinein.<br />
Die kurveninnen laufenden Räder des<br />
vorderen Generatorwagens stiegen hoch, die<br />
76<br />
Fliehkraft riss den Wagen auf die Außenseite.<br />
In diesem Moment, um 20:41:10 Uhr, betä -<br />
tigte der Lokführer den Notbremsknopf; der<br />
Tachograf registrierte Tempo 153. Der umgestürzte<br />
Wagen zog die Rückseite des Triebkopfs<br />
mit, beide schlitterten an der Betonstützwand<br />
einer Brücke entlang. Dabei<br />
wurde ein Oberleitungsmast vom umgestürzten<br />
Triebkopf umgerissen.<br />
Der führende Trieb kopf<br />
raste mit 179 km/h<br />
in die Kurve hinein<br />
Ebenso entgleisten die neun leichten<br />
Talgo-Wagen; der hintere Generatorwagen<br />
stürzte auf die Seite, der hintere Triebkopf<br />
richtete sich auf und schrammte an der<br />
Stützmauer entlang. Ein Sitzwagen wurde<br />
auf die fünf Meter höher liegende Straße geschleudert.<br />
Die ganze Horrorszene dauerte<br />
sechs Sekunden: Die beim Stillstand registrierte<br />
Zeitangabe lautete 20:41:16 Uhr. Eine<br />
Kamera, die der Überwachung der Straßenüberführung<br />
diente, hatte alles im Video festgehalten.<br />
Das Unglück forderte 79 Tote und 94 Verletzte,<br />
darunter 33 Schwerverletzte. Zwei<br />
Tage nach der Katastrophe konnte auf dem<br />
dreigleisigen Abschnitt wieder ein eingeschränkter<br />
Verkehr aufgenommen werden.<br />
Bis zum Monatsende war auch das Unfallgleis<br />
wieder hergestellt und elektrifiziert.<br />
Ursachensuche<br />
Die Ermittlungen wiesen mehrere Unfallursachen<br />
nach, vor allem menschliche Fehler.<br />
Maßgeblichen Anteil hatten das Telefongespräch<br />
über das Diensthandy, welches – eben<br />
wegen der Ablenkungsgefahr für den Lokführer<br />
– nur in ganz besonderen Fällen verwendet<br />
werden soll, und die Desorientierung<br />
des Lokführers. Er gab bei der Vernehmung<br />
an, den letzten Tunnel für den vorletzten gehalten<br />
zu haben. Diskutiert wurde auch die<br />
Rolle der schweren Dieselgeneratorwagen,<br />
deren Schwerpunkt erheblich höher liegt als<br />
der der leichten einachsigen Talgo-Wagen.<br />
Diese wären möglicherweise nicht aus den<br />
Schienen gesprungen, aber das ist nicht beweisbar.<br />
Wie kam es dazu, dass der Lokführer<br />
Orientierungsprobleme hatte? Eine Ursache<br />
könnte in der mangelhaften Signalisierung<br />
und Sicherheitseinrichtung von Strecke<br />
und Zug liegen. Die Hochgeschwindigkeits -<br />
strecke Ourense – Santiago ist seit Dezember<br />
2011 in Betrieb. Anders als alle anderen Neubaustrecken<br />
ist sie in der spanischen Breitspur<br />
1.668 Millimeter ausgeführt, nicht in<br />
Normalspur. Außer in den stadtnahen Bereichen<br />
von Ourense und Santiago erhielt sie<br />
eine Ausstattung mit dem einheitlichen europäischen<br />
Eisenbahnverkehrsleitsystem<br />
ETCS (Level 1) sowie der spanischen ASFA<br />
200, einer Art Induktiver Zugsicherung.<br />
Probleme bei Strecke und Fahrzeug<br />
Bei der Ausrüstung von Strecke wie Triebwagen<br />
zeigten sich weitere Mankos. Das<br />
ETCS ist der ASFA übergelagert, existiert<br />
aber nur im reinen Schnellstreckenbereich,<br />
nicht auf den Zufahrten von und zum Bestandsnetz.<br />
Am Eingang zum vorletzten,<br />
dem Mazorros-Tunnel, werden die Lok füh -
er durch ortsfeste Signaltafeln und akustische<br />
Warntöne aufgefordert, vom ETCS auf<br />
ASFA umzuschalten. Am Ende des Tunnels<br />
erhalten sie dann durch Schilder und akustische<br />
Signale den Hinweis, von maximal<br />
220 km/h auf 80 km/h abzubremsen. Dabei<br />
liegt die volle Verantwortung beim Lokfüh -<br />
rer; er wird nur zweimal gewarnt. Die einzige<br />
Überwachung besteht in der Sicherheitsfahrschaltung,<br />
die den Zug abbremst, wenn<br />
der Lokführer 30 Sekunden lang nicht reagiert<br />
hat. Anders als das ETCS überwacht<br />
die ASFA aber nicht die Einhaltung der Geschwindigkeit.<br />
Sie greift nur ein, wenn der<br />
Zug das 200-km/h-Limit überschreitet. Ansonsten<br />
ist für die Einhaltung niedrigerer<br />
Geschwindigkeiten allein der Lokführer zuständig,<br />
wozu ihm das Langsamfahrstellenverzeichnis,<br />
Signaltafeln und die eigene<br />
Ortskenntnis dienen. Dass nicht der gesamte<br />
Abschnitt zwischen den <strong>Bahn</strong>höfen mit<br />
ETCS ausgerüstet wurde, erklärte die Netzbetreibergesellschaft<br />
ADIF mit von der Regierung<br />
verordneten Sparmaßnahmen.<br />
Hinzu kommt, dass die Software der<br />
Trieb züge 730 nicht mit dem ETCS harmoniert,<br />
weshalb die Züge nur von der ASFA<br />
überwacht werden und mit maximal 200<br />
km/h verkehren. Am 1. August, acht Tage<br />
nach dem Unglück, installierte ADIF eine<br />
ASFA-Balise, welche die Fahrgeschwindigkeit<br />
überprüft und die Bremse aktiviert,<br />
wenn 4,4 Kilometer vor der Unglückskurve<br />
der Zug noch schneller als 160 km/h fährt.<br />
Eine weitere überprüft, dass ein Zug nicht<br />
mit mehr als 60 km/h in die Kurve einfährt.<br />
Sechs Tage später verkündete das Ministerium<br />
für Öffentliche Arbeiten, dass weitere<br />
Sicherheitseinrichtungen im spanischen Eisenbahnnetz<br />
installiert würden. Eine Konsequenz,<br />
die, betrachtet man die Zahl der Toten<br />
und Verletzten, mit einem sehr hohen<br />
Preis bezahlt wurde.<br />
Unglück in Kanada<br />
Fatale Missverständnisse und Fehlverhalten<br />
hatten bereits zu Monatsbeginn in Kanada<br />
ein schweres Eisenbahnunglück verursacht.<br />
Am Morgen des 6. Juli entgleiste in Lac-<br />
Mégantic ein mit Rohöl beladener Güterzug<br />
der Montreal, Maine and Atlantic Railway<br />
(MMA). Einige Kesselwagen fingen Feuer<br />
und explodierten; etwa 30 Gebäude wurden<br />
zerstört, mindestens 47 Personen kamen<br />
ums Leben. 2.000 Bewohner mussten evakuiert<br />
werden.<br />
Der 9.330 Tonnen schwere Güterzug war<br />
mit fünf Dieselloks auf dem Weg in Richtung<br />
Osten nach Saint John (New Brunswick) und<br />
am Vortag gegen 23 Uhr in einem Nachbar -<br />
ort abgestellt worden, damit der Lokführer<br />
übernachten konnte. Zuvor schaltete er vier<br />
der fünf Lokomotiven ab, die führende Lok<br />
blieb zur Versorgung der Druckluftbremsen<br />
des Zuges in Betrieb. Der Zug blieb unbewacht,<br />
die Lokomotiven waren unverschlos-<br />
Schwarzer Tag für Spaniens<br />
Eisenbahnen: Wegen überhöhter<br />
Geschwindigkeit entgleist am<br />
24. Juli 2013 ein Talgo-Triebzug<br />
bei Santiago de Compostela; der<br />
hintere Generatorwagen gerät<br />
in Brand (gr. Bild). Eine Überwachungskamera<br />
hat die<br />
Entgleisung gefilmt (kl. Bild)<br />
picture-alliance/AP Photo (2)<br />
Kurzmeldungen<br />
20. Dezember 2012: DB Schenker Rail<br />
Polska erhält die ersten beiden von<br />
23 Vectron-Elloks von Siemens.<br />
8. Januar: Mit der Eröffnung der<br />
Neubaustrecke Figueres – Girona ist<br />
die Normalspurverbindung zwischen<br />
Spanien und Frankreich vollendet.<br />
25. Februar: Auf der griechischen Neubaustrecke<br />
Thriaisio – Ikonio fahren<br />
erstmals Züge. Die aufwendig trassierte<br />
eingleisige Güterverkehrs-Verbindung<br />
schließt den Hafen Ikonio an das<br />
Schienennetz an.<br />
16. März: Die japanische <strong>Bahn</strong>gesellschaft<br />
JR East nimmt die Hochge -<br />
schwin digkeitstriebzüge der Baureihe<br />
E6 in Betrieb. Sie erreichen bis zu<br />
300 km/h und befahren die Strecke<br />
Tokio – Akita (Akita-Shinkansen-Linie).<br />
23. März: Die Bluebell Railway, Mu -<br />
seumsbahn im englischen Sussex, ist<br />
wieder mit dem britischen Eisenbahnnetz<br />
verbunden. Der wieder herge -<br />
stellte Abschnitt schließt eine Lücke,<br />
die über 50 Jahre lang bestand.<br />
31. März: Süd-Koreas Experimentalzug<br />
HEMU-400X erreicht zwischen Seoul<br />
und Busan 421,4 km/h – nationaler<br />
Rekord.<br />
7. April: Auf der Zugfahrt zu einem<br />
Auswärtsspiel seines Vereins AC Mailand<br />
wird der italienische Fußballstar<br />
Mario Balotelli beim Rauchen auf der<br />
Toilette erwischt.<br />
27. April: Dampflok 50 3654 der Veluw -<br />
sche Stoomtrein Maatschappij in den<br />
Niederlanden ist wieder betriebsfähig.<br />
April: HectorRail aus Schweden<br />
übernimmt 42 ICK-Wagen der Nieder -<br />
län dischen Staatsbahn. Die Wagen,<br />
um gebaute Bm 235 der DB, sollen aufgearbeitet<br />
und als komplette Reisezüge<br />
an schwedische <strong>Bahn</strong>gesellschaften<br />
vermietet werden.<br />
14. Juni: Die neue Donaubrücke zwischen<br />
Calafat in Rumänien und Vidin in<br />
Bulgarien wird eröffnet.<br />
17. Juni: Der erste von 20 bestellten<br />
250 km/h schnellen Zügen für die Polnische<br />
Staatsbahn PKP wird bei Alstom in<br />
Savigliano/Italien vorgestellt. Der Siebenteiler<br />
entspricht weitgehend dem<br />
italienischen Pendolino ETR 600, besitzt<br />
aber keine Neigetechnik.<br />
Juni: Rund 15 Lokführer und Mitarbeiter<br />
von Arriva tragen zu ihrem Dienst in<br />
Stockholmer Vorortzügen Röcke.<br />
Sie protestieren damit gegen die<br />
Kleiderordnung ihres Arbeitgebers,<br />
der ungeachtet der hochsommerlichen<br />
Temperaturen „lange Hosen oder<br />
R öcke“ vorschreibt.<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 77
Chronik<br />
| WELTWEIT<br />
Slowakei: Im Güterverkehr der slowakischen Staatsbahn<br />
leisten die Doppel-Elloks der Reihe 131 nach wie vor gute Dienste.<br />
Im Oktober 2013 ist Lok 131 021/022 mit offenen Güterwagen<br />
bei Strba unterhalb der Tatra unterwegs Marcus Benz<br />
Nach der Stilllegung<br />
der V250-Triebzüge<br />
verkehren wieder<br />
lokbespannte IC-<br />
Garnituren zwischen<br />
Belgien und den<br />
Niederlanden.<br />
186 231 (SNCB 2839)<br />
ist am 6. Mai mit<br />
IC 1218 Bruxelles-<br />
Midi – Den Haag HS<br />
unterwegs P. Kuhenne<br />
Frankreich: Schon von außen ungewöhnlich sind die Doppelstock-TGV<br />
für den Ouigo-Einsatz; sie tragen eine eigene Farbgebung Romain Viellard<br />
78<br />
sen. Nachdem ein Anwohner kurz vor Mitternacht<br />
ein Feuer an der in Betrieb befind -<br />
lichen Lok meldete, schaltete die lokale Feuerwehr<br />
die Lok ab, um den Dieselzufluss zu<br />
dem vermeintlichen Brandherd zu stoppen.<br />
Tatsächlich hatte es sich aber nur um ganz<br />
normale Dieselabgase des Triebfahrzeugs<br />
gehandelt. Alle Beteiligten verließen den Ort.<br />
Der nunmehr ungebremste Zug, der in ei -<br />
nem leichten Gefälle stand, setzte sich allmählich<br />
in Bewegung. Nach elf Kilo metern<br />
entgleiste er in Lac-Mégantic in einer engen<br />
Kurve; aus den beschädigten Wagen auslaufendes<br />
Öl entzündete sich an der Lok, floss<br />
brennend in die Kanalisation und setzte<br />
dadurch auch entfernt liegende Häuser in<br />
Brand. Es dauerte 48 Stunden, bis das letzte<br />
Feuer gelöscht werden konnte. Der Gesamtschaden,<br />
schätzungsweise 200 Millionen<br />
CAD (144 Millionen Euro), überstieg das Anlagevermögen<br />
der MMA, so dass diese Insolvenz<br />
anmelden musste. Wenig später entzog<br />
ihr die kanadische Transportbehörde die<br />
Betriebslizenz. Ohnehin war das Netz der<br />
Gesellschaft durch das Unglück zweigeteilt.<br />
Unglück in Frankreich<br />
Das dritte schwere Zugunglück des Jahres<br />
ereignete sich am 12. Juli. Gegen 17:14 Uhr<br />
entgleiste der IC 3657 von Paris nach<br />
Limoges bei der Einfahrt in den <strong>Bahn</strong>hof<br />
Brétigny-sur-Orge. Sechs Menschen starben.<br />
Dies war das schwerste Eisenbahnunglück<br />
in Frankreich seit dem Nachtzugunglück von<br />
Nancy im Jahr 2002.<br />
Der Zug bestand aus einer Ellok der Baureihe<br />
BB 26000 und sieben Corail-Wagen. Er<br />
war auf der in diesem Abschnitt viergleisigen<br />
und für 150 km/h zugelassenen Strecke von<br />
Paris nach Bordeaux unterwegs.<br />
Als der IC mit 137 km/h über eine Kreuzungsweiche<br />
200 Meter nördlich des <strong>Bahn</strong>hofs<br />
Brétigny fuhr, löste sich eine Schienenlasche<br />
und verklemmte sich am Herzstück.<br />
Die Lok und die ersten drei Wagen verblie -<br />
ben auf dem Gleis und passierten den mittleren<br />
<strong>Bahn</strong>steig; dagegen entgleisten die vier<br />
letzten Wagen, von denen zwei quer über den<br />
<strong>Bahn</strong>steig schlitterten. Der Lokführer konn -<br />
te das Unglück noch so rechtzeitig melden,<br />
dass der Gegenzug gestoppt wurde und nicht<br />
in die havarierten Wagen auf dem Nachbargleis<br />
fuhr.<br />
Die Ursache blieb weitgehend unklar. Die<br />
staatliche Infrastrukturbehörde Réseau<br />
Ferré de France (RFF) ordnete sofort eine Untersuchung<br />
aller baugleichen 5.000 Weichen<br />
und 100.000 Schienenverbinder im französischen<br />
Schienennetz an. Festgestellt wurde,<br />
dass die Schienenlasche wohl nur mit drei<br />
statt mit vier Schrauben befestigt war und<br />
sich diese aus unbekanntem Grund ge -<br />
lockert haben müssen. T. Meyer-Eppler/GM
Polen: Im <strong>Bahn</strong>hof Krosno Odrzanskie treffen sich im April<br />
ein Dampfsonderzug Wolsztyn – Gubin und ein Güterzug<br />
mit einer Diesellok ST 43 M. Reimer<br />
Kroatien: Zu den unwirtschaftlichsten Personenzügen im Land zählen die letzten<br />
Leistungen des Inselbetriebs Ploče – Metković, die aus einem Wagen und einer<br />
Ellok 1141 bestehen. Sie sollen zum Dezember 2013 eingestellt werden P. Kuhenne<br />
Slowenien: Auf der Fahrt von Kamnik Graben nach<br />
Ljubljana trifft Zug LP 3187 im August 2013 in Kamnik<br />
Stadt ein; der Triebwagen wurde zum Teil von MBB gebaut<br />
Tschechien: Die polnische Doppel-Ellok ET 41-86 ist im Frühjahr 2013 in Prag<br />
zu Gast, wo sie einen Sonderzug für britische Eisenbahnfreunde übernimmt<br />
Niels Kunick, Marco Frühwein (Bild links)<br />
Belgien/Niederlande<br />
FYRA gestoppt<br />
Nur wenige Wochen verkehrten die FYRA-<br />
Züge auf der Strecke Amsterdam Centraal –<br />
Bruxelles Midi. Nach dem Start der Triebzüge<br />
V250 am 9. Dezember 2012 kam es<br />
durch Schotter- und Eisflug sowie Softwareprobleme<br />
wiederholt zu Störungen und<br />
Ausfällen; am 17. Januar 2013 untersagte<br />
die belgische Eisenbahnsicherheitsbehörde<br />
jegliche kommerzielle Fahrten der FYRA-<br />
Züge in Belgien. Seitdem ver kehren wieder<br />
acht lokbespannte Zugpaare des BeNeLux-<br />
IC, jedoch nur zwischen Bruxelles Midi und<br />
Den Haag und nicht, wie die FYRA-Züge,<br />
auf der Schnellfahrstrecke. Ab Dezember<br />
2013 sollten wieder bis zu 16 Zugpaare<br />
des BeNeLux-IC täglich Amsterdam und<br />
Brüssel verbinden. Philipp Kuhenne<br />
Dänemark<br />
Schnellfahrstrecke im Bau<br />
Ende 2013 begannen die Bauarbeiten für<br />
die erste dänische Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />
Kopenhagen – Ringstedt. Sie wird<br />
für 250 km/h trassiert. Die anschließende<br />
Hauptbahn nach Rödby soll für 200 km/h<br />
ausgebaut werden. Über diese Strecke läuft<br />
nach Fertigstellung des Fehmarnsundtunnels<br />
der dann erheblich verstärkte Verkehr<br />
von und nach Deutschland. TME<br />
Frankreich<br />
Ouigo am Start<br />
Im Frühjahr 2013 hob die Staatsbahn SNCF<br />
eine neue Zuggattung aus der Taufe, die<br />
zumindest europaweit einmalig ist. Unter<br />
dem Namen Ouigo setzt sie vier Doppelstock-TGV<br />
mit „verdichteter“ 2.-Klasse-Ausstattung<br />
(634 Sitze statt vorher 330 Sitze<br />
2. Klasse plus 182 Sitze 1. Klasse) ein.<br />
Buchungen sind nur über das Internet<br />
möglich, die Fahrpreise variieren zwischen<br />
10 und 85 Euro. Die Zahl der Gepäckstücke<br />
ist begrenzt, Plätze an Steckdosen kosten<br />
eine zusätzliche Gebühr. Reservegarnituren<br />
gibt es nicht; fällt ein Zug aus, erhalten die<br />
Kunden, die ausschließlich übers Internet<br />
buchen können, per SMS die Aufforderung,<br />
ihre Reise auf einen anderen Tag zu verschieben.<br />
Die Ouigo-TGV verkehren auf den<br />
lukrativen Strecken von Paris nach Marseille<br />
bzw. Montpellier, halten aber teilweise<br />
auf abgelegenen <strong>Bahn</strong>höfen. Vom Start am<br />
2. April bis Anfang September wurden<br />
bereits mehr als eine Million Fahrkarten<br />
verkauft. TME<br />
Kurzmeldungen<br />
Juli: Der ehemalige chinesische Eisenbahnminister<br />
Liu Zhijun wird wegen<br />
Korruption und Amtsmissbrauchs verurteilt.<br />
Das Todesurteil wird ausgesetzt<br />
und vermutlich in eine Haftstrafe<br />
umgewandelt. Zhijun, maßgeblich am<br />
Aufbau des Hochgeschwindigkeits -<br />
netzes beteiligt, soll Bestechungs gelder<br />
in Höhe von acht Mio. Euro angenommen<br />
haben; er wurde im Februar 2011<br />
aus dem Amt entlassen.<br />
Juli: Ehemalige 628-Triebwagen der<br />
DB fahren in Kanada. Nach der Modernisierung<br />
in Hennigsdorf bei Berlin<br />
kommen 628/928 102 und 103 als<br />
Hotelzubringer rund um Baie-St. Paul<br />
in der Provinz Quebec zum Einsatz.<br />
8. September: Die Museumsbahn AMTF<br />
Train 1900 in Luxemburg nimmt die<br />
aufgearbeitete Lok ADI 12 in Betrieb. Die<br />
Tenderlok, eine preußische T 7, wurde<br />
1903 bei Hanomag gebaut und bespannt<br />
nun Züge auf der Mu seumsstrecke<br />
Pétange – Bois de Rodange.<br />
23. September: Auch in Tschechien<br />
starten 628er eine neue Karriere.<br />
628/928 246 nimmt für Arriva vlaky den<br />
Betrieb zwischen Kralupy nad Vitavou<br />
und Praha-Masarykovo auf.<br />
Karl Laumann/Tomas Meyer-Eppler<br />
79
Chronik<br />
| WELTWEIT<br />
Rumänien: Im Grenzbahnhof<br />
Curtici gastieren auch tschechische<br />
„Laminatkas“ Uwe Miethe<br />
Im Sudan kommen noch Dieselloks aus deutscher Produktion zum Einsatz. Lok 1918, ein<br />
Henschel-Fabrikat, steht am 6. November 2013 mit ihrem Zug in Khartum Nord neben einem<br />
Signal englischer Bauart – Internationalität pur Dirk Höllerhage (2)<br />
USA: Gleich zwei berühmte<br />
Dampfloks sollen wieder<br />
dampfen: Die Union Pacific<br />
plant die betriebsfähige<br />
Aufarbeitung eines<br />
„Big Boy“ und hat dazu<br />
Lok 4014 nach Cheyenne<br />
in Wyoming überführt.<br />
Die Initiative „Fire up 611“<br />
bemüht sich derweil um<br />
die erneute Wiederinbetriebnahme<br />
der Lok J611<br />
der Norfolk&Western (Abb.)<br />
Slg. Martin Weltner<br />
Großbritannien<br />
WCML weiter bei Virgin<br />
Nachdem das britische Verkehrsministerium<br />
schwere Mängel bei der Ausschreibung<br />
eingeräumt hat, bleibt Virgin Trains<br />
Betreiber der West Coast Main Line<br />
(WCML). Die Strecke, die von London<br />
Euston nach Glas gow Central führt und<br />
dabei auch Manchester und Liverpool<br />
anbindet, war Mitte 2012 zunächst an First<br />
Group gegangen. Nach Enthüllung der<br />
Fehler bei der Ausschreibung erhielt Virgin<br />
Ende 2012 den proviso rischen Auftrag, den<br />
Betrieb fortzuführen. Im Frühling 2013<br />
wurde der Betrieb bis zunächst April 2017<br />
verlängert. S. Ilo<br />
Italien<br />
Frecciarossa am Start<br />
Am 26. März 2013 veranstaltete Ansaldo-<br />
Breda in Pistoia das Rollout des neuen<br />
Hochgeschwindigkeitstriebzugs Frecciarossa<br />
1000. Die Italienische Staatsbahn<br />
beschafft 50 der „Roten Pfeile“, die mit bis<br />
zu 400 km/h zwischen Rom und Mailand<br />
fahren sollen. Nach dem Rollout begann<br />
die Erprobung des neuen Triebzugs; der<br />
Betriebsstart ist für <strong>2014</strong> geplant. M. Gobbi<br />
80<br />
Marokko: 2013 feiert die Staatsbahn ONCF<br />
ihr 50-jähriges Bestehen. Alle <strong>Bahn</strong>höfe<br />
wurden zu diesem Anlass mit einem<br />
auffälligen Schmuck versehen. Im Bild der<br />
<strong>Bahn</strong>hof Tanger Tomas Meyer-Eppler<br />
Russland<br />
Die ersten Schwalben<br />
Mitte Januar 2013 begann für die Siemens-<br />
Triebzüge Desiro RUS der Fahrgastbetrieb<br />
im Regionalverkehr der Russischen Eisen -<br />
bahnen (RZD). Unter dem Namen „Lastotschka“<br />
(Schwalbe) bedienen sie die<br />
Linien St. Petersburg – Weliki Nowgorod<br />
und St. Petersburg – Bologoje. S. Ila<br />
Spanien<br />
Neue Strecke eröffnet<br />
Am 17. Juni wurde der 165 Kilometer lange<br />
Neubauabschnitt Albacete – Alicante der<br />
Hochgeschwindigkeitsstrecke Madrid –<br />
Alicante eröffnet. Seit 18. Juni verkehren<br />
werktags 18 AVE-Zugpaare, es fahren die<br />
Baureihen 100 (Alstom, vom TGV abgeleitet)<br />
bzw. 112 (Bombardier/Talgo). Die Fahrzeit<br />
Ukraine: Aus südkoreanischer Produktion stammen<br />
die Hochgeschwindigkeitszüge HRCS-2, die bei der<br />
Ukrainischen Eisenbahn Fernverkehrsaufgaben<br />
übernehmen. Sie verbinden Kiew mit Charkow<br />
(Foto), Donezk, Dnjepropetrowsk und Lwow J. Mauerer<br />
sinkt um 50 Minuten auf zwei Stunden<br />
20 Minuten, doch kostet die Mitfahrt fast<br />
doppelt so viel wie beim Vorgänger. TME<br />
Türkei<br />
Bosporus-Tunnel eröffnet<br />
Am 29. Oktober wurde der Maramaray-<br />
Eisenbahntunnel zwischen dem europäischen<br />
und dem asiatischen Teil Istanbuls<br />
eröffnet. Er besteht aus einem 1,4 Kilo meter<br />
langen Abschnitt im Meeresboden des<br />
Bosporus sowie zwei Zufahrtstunneln mit<br />
zusammen 12,2 Kilometer Länge. Im Landbereich<br />
entstanden vier unterirdische<br />
<strong>Bahn</strong>höfe. Zunächst wird die Strecke zwi -<br />
schen Kazliçe me (Europa) und Ayrilikçesme/Ibrahimaga<br />
(Asien) nur von S-<strong>Bahn</strong>-<br />
Zügen befahren. Die vollständige Einbindung<br />
in die vor handenen Strecken ist für<br />
Juni 2015 geplant. TME
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Bilderbogen<br />
| <strong>BAHN</strong>-STILLLEBEN<br />
Eigene Perspektiven<br />
Moderne Züge, betriebsame <strong>Bahn</strong>höfe, der Verkehr rollt –<br />
das ist die eine Seite der heutigen <strong>Bahn</strong>. Die andere besteht aus den<br />
ruhigen Momenten, kleinen Details und verblüffenden Einsichten.<br />
Ein Streifzug in Sachen Stillleben<br />
Kalt erwischt: Winter-Impression an<br />
einem Kesselwagen im Rangierbahnhof<br />
München Ost, Februar 2013 Thomas Schwarze<br />
Des Lokführers Anlaufstelle seit eh<br />
und je; Hinweis-„Schild“ im Bw Würzburg,<br />
Juni 2013 Thomas Schwarze<br />
Verteiler für die Pantografen:<br />
Fahrleitungsspinne im Bw Würzburg,<br />
Juni 2013 Thomas Schwarze<br />
82<br />
Die Basis für die Fahrt: Bremszettel<br />
im Steuerwagen der Regional<strong>Bahn</strong><br />
nach Mittenwald, März 2013<br />
Veselin Kolev
Bewährte Technik: Das<br />
Stellwerk 3 im Rangierbahnhof<br />
München Ost steuert<br />
Weichen und Signale noch<br />
mechanisch, genauer, mit<br />
Drahtzug und Hebelwirkung<br />
(Februar 2013) Thomas Schwarze<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 83
Fokus<br />
| FERNBUS HAMBURG – BERLIN<br />
Straße statt Schiene: Dreieinviertel Stunden braucht „Meinfernbus“ auf der Autobahn von<br />
Hamburg nach Berlin ... Frank Berno Timm, Slg. Timm (u.)<br />
Eine Konkurrenz<br />
zur <strong>Bahn</strong>?<br />
... und ist dabei eineinhalb Stunden langsamer<br />
als der ICE; dafür kostet die Busfahrt auch nur<br />
ein Viertel Verena Brandt (o.), Georg Wagner/DB (u.)<br />
Seit 1. Januar 2013 ist der Fernbusmarkt frei, die Linien schießen<br />
nur so aus dem Boden. Was bringen sie im Vergleich zur DB? <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong><br />
machte die Probe aufs Exempel: am Beispiel Hamburg – Berlin<br />
Die Auswahl ist groß: Berlinlinienbus, Flixbus, ADAC Postbus,<br />
alle fahren von Hamburg nach Berlin. Ich entscheide mich<br />
für Meinfernbus, den, nach eigenen Angaben, Marktführer.<br />
Das Buchen läuft übers Internet, ähnlich wie der Ticketkauf bei der<br />
DB. Tags darauf geht’s zum <strong>Bahn</strong>hof, oder besser, Omnibusbahnhof.<br />
Der befindet sich gleich neben dem Hauptbahnhof, liegt also zentral.<br />
Morgens um kurz vor acht ist es dort noch vergleichsweise ruhig.<br />
Dann biegt der „große Grüne“ – alle Meinfernbus-Fahrzeuge haben<br />
einheitliche Farben – in seine Haltestelle ein, der Wagen kommt aus<br />
Kiel. Der Fahrer öffnet die Kofferräume, dann werden die Buchungsbestätigungen,<br />
auf denen QR-Codes gedruckt sind, mit dem Smart -<br />
phone geprüft. Mein Name blinkt auf, ich darf einsteigen.<br />
Drei Stunden 16 Minuten bis Berlin<br />
So viele Reisende wie befürchtet wollen nicht mit. Die Sitzplätze im<br />
Bus sind zwar bequem, aber für einen Großgewachsenen grenz wer -<br />
tig. In der Tasche des Vordersitzes steckt eine Pappe: WLAN wäre<br />
möglich, „Snacks“ sind beim Fahrer zu haben. Dann heißt es „Anschnallen“,<br />
es geht pünktlich und auf direktem Weg durch Ham -<br />
burger Freitagsberufsverkehr auf die Autobahn A24.<br />
Der Fahrer stellt sich über Lautsprecher vor, dann<br />
läuft eine deutsch/englische CD mit kurzen Hinweisen,<br />
bis Berlin kehrt Schweigen ein. Drei Stunden<br />
und 16 Minuten liegen vor uns, 277 Kilometer, fast<br />
ausschließlich Autobahn. Zwischen sta tio nen gibt es<br />
nicht. Der ICE braucht für diese Strecke eine Stunde<br />
43 Minuten, ein normaler IC zwei Stunden fünf Minuten,<br />
jeweils mit Unterwegshalten. Aber: 76 Euro<br />
ist der Normalpreis beim ICE, 62 Euro beim IC. Ich<br />
zahle für den grünen Bus 19,25 Euro. Da sind die<br />
Verhältnisse klar abgesteckt. Ein Viertel des <strong>Bahn</strong>-<br />
84<br />
Hamburg – Berlin und zurück für 38 Euro:<br />
Das ist das Angebot von „Meinfernbus“<br />
preises für eine bis eineinhalb Stunden Fahrzeit mehr – und für etwas<br />
mehr Aufwand, sich in Berlin zu orientieren. Der Omnibusbahnhof<br />
dort ist rund doppelt so groß wie das Hamburger Gegenstück. Das<br />
erfahre ich, als mein Bus um 10:36 Uhr in der Hauptstadt vorfährt.<br />
Als es abends zurück geht, herrscht Hochbetrieb: Hamburg, Warnemünde,<br />
Kopenhagen heißen die Ziele. Die Liste der Operateure<br />
ist bunt, Reisende werden mit Ansagen und einem großen Bildschirm<br />
über ankommende Busse informiert, es herrscht die gleiche Atmosphäre<br />
wie auf einem „richtigen“ <strong>Bahn</strong> hof – kleine Geschäfte, Taxistand,<br />
<strong>Bahn</strong>hofsklo und Schließfächer inbegriffen.<br />
Insbesondere junge Leute fahren mit<br />
Unser Bus kommt. Sehr schick und neu, viele Leute wollen hinein.<br />
Es ist ein bestimmter Menschenschlag, der hier unterwegs ist: Junge<br />
oder jung gebliebene, die mit wenig Geld von einem Ort zum andern<br />
fahren. Fehlt etwas? Ja. Kleiderhaken für die Jacke und ein bisschen<br />
Platz – sonst ist alles da. Ich sitze direkt hinter dem Fahrer. So tun<br />
Fernbusfahren ist eine Alternative –<br />
vor allem, wenn man günstig reisen<br />
will und ein paar Abstriche hinnimmt<br />
sich Perspektiven auf, die <strong>Bahn</strong>reisende nur in der ICE-Lounge oder<br />
im IC-Steuerwagen kriegen. Aber preislich eben erhöht. Über die<br />
Autobahn kommen wir alles in allem gut durch. Kurz vor 22 Uhr ist<br />
Hamburg erreicht, es warten schon neue Fahrgäste auf den Bus.<br />
Fest steht: Fernbusfahren ist eine Alternative – vor allem, wenn<br />
man günstig reisen will und ein paar Abstriche hinnimmt. Der<br />
Service ist professionell, gut organisiert und unaufdringlich. Die DB<br />
sagt, dass der Fernbusverkehr nahezu keine Auswirkungen auf ihr<br />
Geschäft habe. Stimmt das? Ganze Kundengruppen sind dabei, in<br />
den Fernbus abzuwandern. Und das Rennen hat gerade erst begonnen.<br />
So, wie es aussieht, muss die <strong>Bahn</strong> wohl eher einiges unternehmen,<br />
wenn sie konkurrenzfähig bleiben will. Frank Berno Timm/GM
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Fokus<br />
| WIEDERERÖFFNUNG DER VOLME-AGGER-<strong>BAHN</strong><br />
Vor der Rückkehr<br />
Im Rahmen des „Dieselnetzes Köln“ geht Ende 2013/Anfang <strong>2014</strong> der<br />
Abschnitt Marienheide – Meinerzhagen wieder in Betrieb. Es ist die nächste<br />
Etappe zur Reaktivierung der Nebenbahnverbindung Lüdenscheid – Köln<br />
Die Kursbuchstrecken 459 Köln –<br />
Gummersbach – Marienheide und<br />
434 (Dortmund –) Hagen – Brügge (–<br />
Lüdenscheid) sind heute nördlicher und südlicher<br />
Rest der „Volme-Agger-<strong>Bahn</strong>“, die<br />
ihren inoffiziellen Namen durch die hauptsächlich<br />
befahrenen Flusstäler erhielt. Bis<br />
1979 gab es hier abseits der großen Hauptstrecken<br />
durchgehende Eilzugverbindungen<br />
Hagen – Köln, quer durch westliches Sauerland<br />
und Bergisches Land im Zweistundentakt.<br />
Zunehmender Individualverkehr und<br />
Rettung nach der Ausschreibung<br />
Alle Bemühungen, den Personenverkehr<br />
wieder zu beleben, schienen Anfang 2011 im<br />
Sande zu verlaufen. Am 25. Februar des Jahsonenverkehr<br />
zwischen Marienheide und<br />
Gummersbach, so dass zwei Stichbahnen<br />
von Gummersbach aus in den Ballungsraum<br />
Köln und von Lüdenscheid/Brügge aus ins<br />
östliche Ruhrgebiet nach Dortmund übrig<br />
blieben.<br />
Schon bald aber mehrten sich die Stimmen,<br />
die eine Reaktivierung der Strecke zwischen<br />
Brügge und Gummersbach forderten.<br />
Trotz Desinteresse bei zahlreichen Lokal -<br />
politi kern wurde 1998 ein Gutachten zur<br />
Wirtschaftlichkeitsberechnung der Strecke<br />
Raum Lüden scheid, die sich ehrenamtlich<br />
im Aktionsbündnis Volme-Agger-<strong>Bahn</strong> engagierten,<br />
konnten nur die Frage der Reaktivierung<br />
weiter thematisieren. Den Entscheidungsprozess<br />
beschleunigten ihre Podiumsdiskussionen,<br />
Gesprächsrunden und die<br />
Presse arbeit nicht. Im Gegenteil!<br />
Das Netz rund um die Volme-Aggerbahn: Die Strecke Marienheide – Meinerzhagen<br />
(grau) wird 2013/<strong>2014</strong> reaktiviert, die Wiederinbetriebnahme der Verbindung Meinerzhagen<br />
– Brügge (lila) soll bis Dezember 2015 folgen. Die Strecke Meinerzhagen –<br />
Krummenerl dient nur dem Schotterverkehr Anneli Nau/Christoph Riedel<br />
unwirtschaftlicher Fahrzeugeinsatz führten<br />
zunächst zur Aufgabe dieser Züge. Immer -<br />
hin konnte aber zwischen 1981 und 1984 die<br />
ganze Strecke noch mit einmaligem Umsteigen<br />
in Brügge befahren werden. Als dann<br />
1984 nur noch ein Dreistundentakt zwischen<br />
Brügge und Dieringhausen angeboten wur -<br />
de, war das Ende des Personenverkehrs auf<br />
dem mittleren Streckenstück nur noch eine<br />
Frage der Zeit. Am 31. Mai 1986 befuhr der<br />
letzte planmäßige Nahverkehrszug die<br />
Strecke zwischen Brügge und Marienheide,<br />
im Abschnitt Meinerzhagen – Marienheide<br />
wur de sogar der gesamte Schienenverkehr<br />
eingestellt. 1987 endete dann auch der Per-<br />
86<br />
in Auftrag gegeben, das im April 1999 vorlag.<br />
Bei einer prognostizierten Zahl von 4.500 bis<br />
5.200 Reisenden täglich wurde die stufenweise<br />
Reaktivierung empfohlen. Der Hinweis,<br />
dass dies eine entsprechende politische<br />
Willensbildung der beteiligten Gebietskörperschaften<br />
voraussetze, sollte sich aber als<br />
allzu berechtigt erweisen. Zwar wurden im<br />
Frühjahr 2003 die bisher in Gummersbach<br />
endenden Züge bis Ma rienheide durchgebunden<br />
und die Strecke zwischen Marienheide<br />
und Meinerzhagen grundlegend saniert,<br />
es blieb aber seitens der politischen<br />
Verantwortlichen bei unverbindlichen Absichtserklärungen.<br />
Auch die Bürger aus dem
es schrieb die DB AG das Streckenstück<br />
Brügge – Meinerzhagen und die in Meinerzhagen<br />
abzweigende Güterstrecke nach<br />
Krummenerl zum Ver kauf aus. Der Grund:<br />
Güterverkehrs-Einnahmen in Höhe von<br />
48.600 Euro standen Ausgaben in Höhe von<br />
104.800 Euro gegenüber; ein wirtschaftlicher<br />
Betrieb schien nicht mehr möglich. Es war<br />
kaum anzunehmen, dass bei einem Kauf -<br />
preis von rund 666.000 Euro und anste hen -<br />
den Investitionen in Millionenhöhe ein anderes<br />
Eisenbahninfrastrukturunternehmen<br />
die Strecke übernehmen würde. Folglich<br />
stand die Stilllegung des Abschnitts Brügge<br />
– Meinerzhagen und mangels Perspektive<br />
auch des anschließenden Stücks bis Marienheide<br />
unmittelbar bevor. Und das, obwohl<br />
inzwischen die Anrainerkommunen den<br />
Wert einer durchgehenden <strong>Bahn</strong>linie er -<br />
kannt hatten und vehement die Wiederaufnahme<br />
des Personenverkehrs forderten.<br />
Doch es wendete sich noch zum Guten.<br />
Mit der Landtagswahl zuvor war ein Befürworter<br />
der Strecke ins Amt gekommen. Gemeinsam<br />
konnten Kommunen, der Märkische<br />
Kreis, der neue Landtagsabgeordnete<br />
und die Deutsche <strong>Bahn</strong> die Landesregierung<br />
Nordrhein-Westfalens überzeugen, die finanziellen<br />
Mittel für die Erneuerung der<br />
Bis Köln Hauptbahnhof<br />
brauchen die Triebwagen<br />
eineinhalb Stunden<br />
Strecke und den Umbau der <strong>Bahn</strong>höfe bereit<br />
zu stellen.<br />
Im Herbst 2011 begannen die Sanierungsarbeiten.<br />
Sie sollen 2015 abgeschlossen sein,<br />
so dass dann möglicherweise zum Jahresende<br />
durchgehende Züge zwischen Lüdenscheid<br />
und Köln Hansaring fahren können.<br />
Im Dezember 2013 geht bereits das erste Teilstück<br />
Marienheide – Meinerzhagen wieder<br />
in Betrieb, wobei die eigentlich im Tarifgebiet<br />
des Verkehrsverbundes Ruhr-Lippe liegende<br />
Stadt Meinerzhagen in den Tarif des Verkehrsverbunds<br />
Rhein-Sieg eingebunden ist.<br />
Die gesamte Strecke gehört zum „Dieselnetz<br />
Köln“ und wird nach Ablösung der Triebwagen-Reihen<br />
643 und 644 (Talent) von den<br />
neuen Triebwagen der Reihen 620 (LINT 54)<br />
und 622 (LINT 81) befahren. Bis Köln Hauptbahnhof<br />
brauchen sie eineinhalb Stunden.<br />
Die neuen Fahrzeuge sollen nach Auskunft<br />
der DB AG aber frühestens im Frühjahr <strong>2014</strong><br />
verkehren. Vorgesehen ist, dass ein Fahrzeug<br />
der zu zweit oder zu dritt verkehrenden Einheiten<br />
in Gummersbach vom Zugverband<br />
getrennt wird und allein bis Meinerzhagen<br />
fährt (ab 2015 weiter bis Lüdenscheid).<br />
Bis dahin gilt es im oberenVolmetal noch<br />
einige ungesicherte <strong>Bahn</strong>übergänge zu beseitigen<br />
und die <strong>Bahn</strong>höfe von Kierspe und<br />
Brügge umzugestalten. Aber: Die Reaktivierung<br />
der Volme-Agger-<strong>Bahn</strong> läuft.<br />
Christoph Riedel<br />
Als Sonderzug kamen am 30. Mai 2009 Fahrzeuge der Wiehltalbahn auf die nicht plan mäßig befahrene Strecke Meinerzhagen – Marienheide<br />
(Bild in Meinerzhagen). Mit solchen Veranstaltungen warb das „Aktionsbündnis Volme-Agger-<strong>Bahn</strong>“ für die Reaktivierung Christoph Riedel<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 87
Bilderbogen<br />
| <strong>BAHN</strong>-IMPRESSIONEN<br />
Auf<br />
Schienentouren<br />
Oben: Nostalgie, Teil eins – anlässlich „40 Jahre <strong>Bahn</strong>werk Neustrelitz“ gibt es dort am 27. September 2013 eine Fahrzeugparade. Von links<br />
nach rechts sind aufgestellt: die MAN-Schienenbusse VT 11 / VS 12 der Osning-<strong>Bahn</strong>, 221 145 (die letzte in Neustrelitz aufgearbeitete V 200.1<br />
aus Griechenland), 771 601 und 001 des Vereins Hafenbahn Neustrelitz, eine G 1206 von Alpha Trains sowie 229 181 von DB Netz S. Schrader<br />
88
Nostalgie, Teil zwei – im Mai 2013 veranstaltet SteamStoryAgency eine einwöchige Dampflok-Sonderfahrt durch Tschechien<br />
und die Slowakei (l.); der <strong>Bahn</strong>hof Nossen bietet noch historische Accessoires (r.) Martin Weltner, Volker Emersleben (r.)<br />
89
Bilderbogen<br />
| <strong>BAHN</strong>-IMPRESSIONEN<br />
Formsignale, Pilzlampen und hölzerne<br />
<strong>Bahn</strong>steigüberdachung: Im <strong>Bahn</strong>hof<br />
Nossen scheint die Zeit stehen zu bleiben.<br />
Da wirken die verkehrsroten Desiro-Triebwagen<br />
irgendwie deplatziert (Mai 2013)<br />
Volker Emersleben<br />
90<br />
Romantische Nischen<br />
Auf zur Zeitreise! Zurück in die <strong>Bahn</strong>-Vergangenheit<br />
mit Formsignalen und Pilzlampen, auf zu beschaulichen<br />
Stationen und hübschen Szenerien. Die <strong>Bahn</strong> von heute<br />
ist unromantisch? Hier nicht!<br />
Nicht nur ein Triebwagen macht<br />
in der ODEG-Abstellanlage nahe<br />
des alten Bw Berlin-Lichtenberg<br />
Pause. Auch ein Maskottchen tut<br />
es ihm dort gleich Michael Reimer
Kontrollgang im <strong>Bahn</strong>hof Tegernsee:<br />
Auch in den ruhigeren Ecken des<br />
Netzes hat alles seine Ordnung ...<br />
Veselin Kolev<br />
Selbst ist der Triebfahrzeugführer:<br />
Auf der<br />
Strecke Neustrelitz –<br />
Mirow muss er in<br />
Zirtow für seinen Zug<br />
die Schranke kurbeln<br />
Bodo Schulz<br />
91
Bilderbogen<br />
| <strong>BAHN</strong>-IMPRESSIONEN<br />
Der Hamburg-Köln-Express stockt<br />
2013 auf. Und weil kein einheit -<br />
liches Material zur Verfügung steht,<br />
werden die Züge recht bunt. Sehr<br />
zum Vergnügen von Eisenbahnfreunden<br />
und Fotografen (bei<br />
Essen-Frillendorf, 19. Juli 2013)<br />
Marcus Henschel, Stefan Aldejohann (u.)<br />
Im April 2013 ist die Strecke Dortmund – Hamm an drei Wochen -<br />
enden gesperrt, die RE-Züge fahren über Güterstrecken. So kommt<br />
es am 20. April bei Dortmund-Obereving zum Treffen mit der U 47<br />
Echte Fußball-Begeisterung in Darmstadt:<br />
Zum Spiel des SV 98 zeigt ein Stellwerker<br />
in Kranichstein Flagge (Febr. 2013)<br />
Karl Laumann<br />
<strong>Bahn</strong>-Besonderheiten<br />
Ungewöhnliche Züge, ungewöhnliche Dienste, ungewöhnlicher<br />
Betrieb – der <strong>Bahn</strong>-Alltag 2013 bietet eine Reihe von, sagen wir,<br />
Sonderlösungen. Schließlich heißt es „keine Regel ohne Ausnahme“<br />
Nochmals Eisenbahn-Gesellschaft<br />
Potsdam, nochmals<br />
Neustrelitz – Mirow:<br />
Die „Ferkeltaxe“ als<br />
Straßenbahn ist ein<br />
weiteres betriebliches<br />
Highlight 2013<br />
Heiko Focken<br />
92
England ist bekannt<br />
für spleenige Ideen –<br />
tatsächlich ist diese<br />
Loko motive aber eine<br />
belgische Konstruktion!<br />
Die Kranlok von<br />
Dubs gehört heute der<br />
englischen Museumsbahn<br />
Foxfield Railway<br />
Andrew Thompson<br />
93
Bilderbogen<br />
| <strong>BAHN</strong>-IMPRESSIONEN<br />
Zu Besuch in Südfrankreich: Auf der Strecke von Marseille<br />
nach Miramas passieren die Züge der Staatsbahn SNCF diese<br />
mächtige Drehbrücke; sie führt über die Passage zwischen<br />
dem Mittelmeer und einem Binnensee Felix Löffelholz<br />
Hier schlägt das neue<br />
(Eisenbahn-)Herz<br />
von Wien: Zugverkehr<br />
am futuristischen<br />
Hauptbahnhof<br />
Volker Emersleben<br />
94
Spannende <strong>Bahn</strong><br />
Spektakuläre Bauten, tolle Einblicke, kühne<br />
Moderne: Auch das ist das <strong>Bahn</strong>wesen von heute.<br />
Erst recht bei einem internationalen Ausflug<br />
Wer im Stadtforst von Berlin unterwegs ist, trifft bisweilen regen Fernbahnverkehr.<br />
Bei Rahnsdorf unterbricht die 152 am 29. Oktober nur kurz die herbstliche Ruhe;<br />
mit einer Schwesterlok und einem Erzzug fährt sie nach Ziltendorf Sebastian Schrader<br />
Zum Südrampenfest<br />
anlässlich „100 Jahre<br />
Lötschbergstrecke“<br />
fährt die BLS am<br />
7. September 2013 auf –<br />
mit einem Sonderzug<br />
auf dem beleuchteten<br />
Luoglkinviadukt<br />
Armin Schmutz<br />
95
Fokus<br />
| 20 JAHRE DEUTSCHE <strong>BAHN</strong> AG<br />
Foto Dürr: Picture-alliance/dpa; Ludewig: Arne Dedert/picture-alliance/dpa;<br />
Die Ära Heinz Dürr<br />
(1994 bis 1997)<br />
Aus zwei mach’ eins: Heinz Dürr, Vorstandsvorsitzender der<br />
Deutschen Bundesbahn, und derselbe Heinz Dürr, Vorstandsvorsitzender<br />
der Deutschen Reichsbahn, führten die beiden <strong>Bahn</strong>en am<br />
1. Januar 1994 zur Deutschen <strong>Bahn</strong> AG zusammen. Den Posten des<br />
DB-AG-Vorstandsvorsitzenden übernahm: Heinz Dürr. Der Stuttgarter<br />
brachte überwiegend Bundesbahn-Gut ein. Zug gattungen,<br />
Uniformen, Fahrpreise kamen von da, auch das Logo wirkte wie ein<br />
abgespecktes Bundesbahn-Emblem. Nur die Bundesbahn-Beamten<br />
wurden nicht übernommen. Zumindest nicht unmittelbar, sondern<br />
mit dem Umweg der Ausgliederung und Anmietung über das Bundeseisenbahnvermögen.<br />
Eine Art „sale and lease back“ von Humanressourcen.<br />
Man war ja nun eine Aktien gesellschaft!<br />
Frei von behördlichen Fesseln und Altschulden begann Dürrs<br />
DB AG alsbald eine beispiellose Modernisierungsoffensive im Nahverkehr.<br />
Begleitet war das von Dürrs Paradigmenwechsel, wonach<br />
die DB von der Industrie fertig entwickelte, billige Fahrzeuge „von<br />
der Stange“ kaufen wollte – technische Probleme nicht ausgereifter<br />
Typen kaufte sie dabei mehr als einmal mit ein. Um die Züge gut<br />
auszulasten, setzte die DB AG im Nahverkehr auf das „Schöne-<br />
Wochenende-Ticket“: zwei Tage Deutschland für fünf Personen zu<br />
umgerechnet 7,50 Euro! Der Nahverkehr stieg im Ansehen. Übrigens<br />
auch optisch, denn die etwas kühlen „Produktfarben“ von DB und<br />
später DR wichen dem kräftigen, bis heute aktuellen Verkehrsrot.<br />
Daneben sollten Ansehen und Prestige aufpoliert werden. Dafür<br />
stehen mehrere „21“-<strong>Bahn</strong>hofsprojekte, von denen das in Stuttgart<br />
heute als einziges vehement verfochten (und realisiert) wird. Der<br />
Zuwachs bei der ICE-Familie fällt ebenso in die Ära Dürr, bis hin<br />
zum 300-km/h-Sprinter ICE 3. Für den kleinen Bruder von ICE und<br />
IC hatte Dürr dagegen nichts übrig: Der Interregio musste weichen.<br />
So ein Mittelding zwischen Fern- und Regionalverkehr entsprach<br />
nicht der klaren Aufgabentrennung der Unternehmensbereiche.<br />
Ebendiese Atomisierung des Systems Eisenbahn führte jedoch auch<br />
zu Entfremdungen im Konzern. Blüten, dass Lokpersonale (Geschäftsbereich<br />
Traktion) ihr Mineralwasser nicht mehr in den Kühlschränken<br />
in <strong>Bahn</strong>höfen (Geschäftsbereich Netz) lagern durften,<br />
waren da noch das harmloseste. Übrigens: 100 Kilometer <strong>Bahn</strong>fahrt<br />
kosteten bei Heinz Dürr 1994 umgerechnet 10,70 Euro (ehem. Bundesbahnland)<br />
bzw. 7,50 Euro (ehem. Reichsbahnland).<br />
Die Ära Johannes Ludewig<br />
(1997 bis 1999)<br />
Eine Ära kann man die zwei Jahre unter Johannes<br />
Ludewig eigent lich kaum nennen. Wirkliche Akzente<br />
setzte der schnauzbärtige Hamburger nicht. In Erinnerung bleiben<br />
vor allem die „Info-Riesen“, große bunte Stahlfiguren auf den <strong>Bahn</strong>steigen.<br />
In seine Zeit fällt der Beginn des Online-Fahrkarten-Ver -<br />
kaufs („Surf & Rail“) und der Kahlschlag im ostdeutschen Nebenbahnnetz<br />
(durch Abbestellungen der Bundesländer, aber auch durch<br />
hausgemachte Infrastrukturmängel). Und dann ist da noch der fragwürdige<br />
Auftritt kurz nach der ICE-Katastrophe von Eschede, bei<br />
der im Juni 1998 letztlich 101 Menschen starben. Fast stoisch erklärte<br />
Ludewig im Fernsehen, die ICE-Züge seien schon Millionen Kilo -<br />
meter sicher gefahren – nicht das, was sich die Trauernden als Trost<br />
Vier<br />
Köpfe<br />
– vier<br />
Konzepte<br />
Zum 1. Januar 1994 löste die<br />
Deutsche <strong>Bahn</strong> AG Bundesbahn<br />
und Reichsbahn ab. Damit begann<br />
weit mehr als nur die Zusammenführung<br />
der beiden vorigen <strong>Bahn</strong>en.<br />
Die <strong>Bahn</strong>reform nahm Fahrt auf,<br />
bei der DB geprägt von bis heute<br />
vier Vorstandsvorsitzenden<br />
96
Foto Mehdorn: DB AG/Busse; Grube: THD<br />
wünschen. Übrigens: Für 100 Kilometer <strong>Bahn</strong>fahrt 2. Klasse nahm<br />
die DB 1997 umgerechnet 11,60 Euro (West) bzw. 10,90 Euro (Ost).<br />
Die Ära Hartmut Mehdorn<br />
(1999 bis 2009)<br />
Der Neue sollte kämpferischer sein, und der Mann,<br />
der da kam, krempelte auch gleich die Ärmel hoch. Es<br />
folgte der Umzug der Zentrale von Frankfurt nach Berlin (2000),<br />
hinein in den „<strong>Bahn</strong>-Tower“, ein Protz-Hochhaus am Potsdamer<br />
Platz und einer der teuersten Orte der Hauptstadt. Im Gegensatz zu<br />
der fröhlichen Prasserei stand Hartmut Mehdorns rigider Sparkurs,<br />
um die Deutsche <strong>Bahn</strong> AG auftragsgemäß an die Börse zu hieven.<br />
Das hieß Sparen bei der Fahrzeugbeschaffung, Sparen bei der Infrastruktur<br />
– nur das Sparsystem „PEP“, das der Hamburger 2002<br />
nach Luftfahrtvorbild seinen Fahrgästen verordnen wollte, fiel aufgrund<br />
komplizierter Gestaltung durch. Egal. Mehdorn verbiss sich<br />
in seine Aufgaben, und je länger das währte, umso verbissener wurde<br />
er. Er legte sich an mit Wirtschaftsgrößen, Fahrgastverbänden, Gewerkschaften,<br />
Politikern und Lokführern. Er quetschte seine DB AG<br />
so sehr aus, dass Züge wegen Personal- und Fahrzeugmangels ausfielen.<br />
Er träumte von der <strong>Bahn</strong> als Global Player und verkaufte heimisches<br />
Tafelsilber, wie das interne Basa-Telefonnetz. In Mehdorns<br />
Zeit fällt aber auch die Inbetriebnahme der Schnellfahrstrecken<br />
Köln – Frankfurt und Ingolstadt – Nürnberg sowie des Berliner<br />
Hauptbahnhofs, außerdem der Start des deutsch-franzö sischen ICE-<br />
/TGV-Verkehrs. Und am 10. Juni 2004 verkehrte zwischen Radebeul<br />
Ost und Radeburg mit 099 720 die letzte planmäßige Dampflok in<br />
Diensten einer deutschen Staatsbahn; weiter ging’s unter privater<br />
Regie. Auf der Zielgerade zum Börsen gang, bei dem er das bundeseigene<br />
<strong>Bahn</strong>vermögen für einen Bruch teil seines Wertes verscher -<br />
beln wollte, bremsten Mehdorn zwei Hemmschuhe aus: die Wirtschaftskrise<br />
sowie die Datenaffäre, bei der er seine Mitarbeiter bespitzeln<br />
ließ. Das war selbst der Politik zu hemdsärmelig. Übrigens:<br />
Die in Ost und West harmonisierten Fahrpreise betrugen 1999 umgerechnet<br />
13,50 Euro ab 100 Kilometer.<br />
Die Ära Rüdiger Grube<br />
(seit 2010)<br />
Nach dem Klima der Angst versuchte sich der aus<br />
der Automobilindustrie geholte Dr. Rüdiger Grube an Schadens -<br />
begrenzung und vielleicht sogar an Wiedergutmachung. Der Hamburger<br />
(wieder einer!) stellte den Schienenverkehr vor den Börsengang<br />
und zeigt sich gern mit den Mitarbeitern seines Konzerns<br />
(O-Ton: „Ihr macht einen Spitzenjob!“). Spätfolgen der Mehdorn-<br />
Ära wie die kaputt gesparte Berliner S-<strong>Bahn</strong> oder die Fahrzeug -<br />
engpässe im Fernverkehr sind aber noch zu beheben. Grube ließ die<br />
Infrastrukturkosten für die Nutzer seiner Anlagen explodieren, investierte<br />
andererseits auch wieder mehr Geld in die Gleise. Auf dem<br />
politischen Parkett versuchte er es mit leisen Tönen – bislang ohne<br />
großen Erfolg. Gegenüber der Industrie trat er entschiedener auf,<br />
besonders nach den Reinfällen mit verschiedenen Neufahrzeugen.<br />
Das Ergebnis steht noch aus.<br />
Übrigens: Für 100 Kilometer zahlt man bei der DB AG heute im<br />
Nahverkehr 19,50 Euro, im ICE unter Umständen das Doppelte. Verglichen<br />
mit 1994, ging es bei den Preisen also fleißig aufwärts. Ob<br />
das auch so für die Eisenbahn gilt? Heiko Focken/Max Esser<br />
Im August 2013 erreicht 103 235 mit IC 119<br />
Stuttgart Hauptbahnhof. Das Tunnelbahnhofsprojekt<br />
„Stuttgart 21“ wurde in der Ära Dürr<br />
aus der Taufe gehoben und von allen Nach -<br />
folgern fortgeführt. Die Kosten stiegen dabei<br />
von 2,45 auf 5,8 Milliarden Euro Heiko Focken<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/<strong>2014</strong> 97
<strong>Vorschau</strong><br />
| IM NÄCHSTEN HEFT<br />
Thema: Deutsche Reichsbahn 1939<br />
Am Vorabend des Krieges<br />
Impressum<br />
1/<strong>2014</strong> | Januar/Februar<br />
25. Jahrgang | Nummer 128<br />
Internet: www.eisenbahnwelt.de<br />
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<strong>BAHN</strong>-<strong>EXTRA</strong><br />
Postfach 40 02 09 l 80702 München<br />
Tel. +49 (0) 89.13.06.99.720, Fax -700<br />
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Redaktionsleitung: Michael Krische<br />
Verantwortl. Redakteur: Thomas Hanna-Daoud<br />
Redaktion: Martin Weltner, Alexandra Wurl<br />
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Layout: Ralf Puschmann<br />
Mitarbeit: Heiko Focken, Markus Inderst, Veselin<br />
Kolev, Philipp Kuhenne, Josef Mauerer, Tomas<br />
Meyer-Eppler, Uwe Miethe, Erich Preuß, Zeno<br />
Pillmann, Michael Reimer, Christoph Riedel,<br />
Dr. Hans-Bernhard Schönborn, Frank Berno Timm,<br />
Axel Witzke, Doreen Wolff u.v.m.<br />
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(*14 Cent pro Minute)<br />
Zwei Schnelltriebwagen der Bauart „Köln“ warten 1939 im Anhalter <strong>Bahn</strong>hof auf die Abfahrt<br />
nach München und Stuttgart. Bis zum August gibt es den Schnellverkehr mit den modernen<br />
Fahrzeugen; dann beginnt Deutschland den Krieg, die Triebzüge werden abgestellt. Das<br />
nächste <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> zeigt die Reichsbahn im Übergang von Frieden zu Krieg – an einer<br />
Zeitenwende, die alles verändern sollte Slg. Dr. Alfred Gottwaldt<br />
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<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 3/2013 – <strong>Bahn</strong>-Faszination Schweiz<br />
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<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 5/2013 – DR zu Ulbrichts Zeiten<br />
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ISSN 0937-7174 l ISBN 978-3-86245-194-4<br />
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